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Full text of "Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung. Jahrg. 1-[38. With] Intelligenzblatt ..."

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JENAISCHE 
ALLGEMEINE 

LITERATUR ZEITUNG 

VOM JAHRE 
I 8 I 3. 



ZEHNTER JAHRGANG. 



ERSTER BAND. 



JANUAR, FEBRUAR, MÄ 



NEBST ERGÄNZUNGSBLÄTTERN. 



JENA, 

in der Expedition diefer Zeitung, 

und LEIPZIG, 

in der königl. rachrifcben Z«itnngs-£xpedition, 
« 8 > 3- 



Vorerinnerung;. 

J-'cn zehnten Jahrgang unferer A. L. Z. eröffnen wir mit der Anzeige einer dreyfachen Vcr- 
heflerung, welche £cli uns zur glücklichen Fortfetzung des Inßituts als nothw^ndig dargebo- 
tea hat. 

£rfi:licb gehendengewöhnlichenZeitiingsfiüclien nunmehr auch Ergänzungsblätter 
ZOT Seite, über deren Zweck und Einritlitung wir uns bereits in der Voreriniurung zu dem vori- 
gen Jahrgänge, fowie in dem Intclligenzblatt No. 75 und auf den b].-iucn Monatsunifddägtn, aus- 
fuhrlich erklärt haben. IViewohl wir feitherden typographifchen IVaum in unfcren Biättern mit faft 
ängfilicher Sparlamkeit benutzten ; wiewohl wir alljährlich bedeutend melirere Stücke lieferten, 
als andere ähnliche Inftilute *): fo war es uns doch nicht möglich, den reichen Vorrath an 
Aeceniionen, welchen wir hefiifsen, fo fchnell, als wir wünfchten, unferen Lefern niitzuthei- 
len; mithin auch nicht möglich, alle neu erfchienenen Bücher ungelaumt zur Kunde des Pu- 
blieums zu bringen. Einen w^eiteren Raum gew^innen wir nun durch die Ergänzungs- 
blätter, welche die Zeilung felbft als ein nothwendigev, ergänzender Theil begleiten. In 
den erJten Stücken, die wir bereits im verfloflenen Jahre geliefert haben, find die Beurthei- 
limgeu folgender Bücher enthalten: 

Eugo Lehrbnch Aca Natnrreclil«. Dritter ganz von Beeren Ideen über die Politik n. f. w- der vornehm- 

neuem aasgedr bei teter Verrucb. Clen Völker der alten Welt. 3ter Tbl. 

Soeh Handbuch bey dem Stadium der Harmonie. Denkwürdigkeiten aua dem Leben Leopoldi I, römi- 

Jhteh Verrucb, aus der harten und weichen Tonart fcben KaiTers. 

jeder Stufe der diatonifcb-chromatirdien Tonlei- TAä/e vollftändige Darftellang der erßen ÖlTentlicbeii 

ter vermitteln dee enbarmonircben TonwecbreU badberger Schulprüfung. 

in die Dur* und Moll -Tonart der übrigen Stufen Kleine Gedtcbte von Catharine, Baronin von Fol- 

aoazaweicben. kenfiein. 

Grioan Davida Erhöhung. Ein Schaufpiel in 5 Acten. Lafontaine Emma, a Bde. 

V. Goethe «nr Farbenlehre, a Thie. Aruja , oder die weibliche Treue. 

V.Lehmann vierAimmige Cefdnge ohne Begleitung. Lebens- und Hei fe- Abenteuer eines Jünglings, der 

ifles Hefe ^ die Weh nicht kannte. 

Bo-Äerj Entwurf gemeinnütziger Kenntniffe fürLand- Leben Traugott Wiirdigs, Landpredigers zu Rofen- 

bihnllebrer. ißer Bd. feld. 

^ilmfen Anleitung zu» zweckmäfiigen AbfalTnng al- VollClandiges Verzeicbnirs der nach franzBfirch-weft- 

l«rTcbrifÜichen Aufritze im bürgerlichen Leben. pbälircben Rechten vorgefchri ebenen Friiten und 

Kopp anaführliche Darßellung und Unterfuchung der Zeitbeftimmangen. 

SelbRverbTennungen des menfcblichen Körpers, Tbalie et Melpomene Fran^aise, ou Recaeil p^riodi- 

in gerichtlich- medicinifcher nnd patbologifcbei qae depieces deTh^ätre nouvelles, representes avec 

- ginbcfat. succes «ar les meilleura Th^ätres de Paris. 

ScA«r«r die Leiden der. Thiere. Ein Bach für Jeder- BUlfeld's hSbeie Seelenlebre. oder Beßafielung der 

mann. Gefühle, I Eten u. f. w. 

Butfeh^ neuer Volks -Kalender auf da* Jahr igia. Fefel Maler- oder kurzer Leitfaden zur hi- 

Die Wanderer nacbSalem. EinBucb für Leidende. Üorirchen 1 

*) So bat die Hallifche A. L. Z. im Jabre xQii mit Einfchluri mit der Zeitung in fortlaufen- 

den Numern erfcbeinenden Intelligenz-Blätter 34^ Stucke, d! hingegen apß Zeitungt- und 

Q7 Inlelligeas-Blätter, zubnimen alTo 305 Stücke, mitbin 39 Stücke mebr aUjene, geliefert. Die 
J^ipu^erLiit. Zeitung bat diefen Jahrgang, foriel wir wiflen, auch jetzt noch nicht zu Ende gebrachL 
In dem veräoHeuen Jahre enthalt die Hallifche A. Li. Z. bis zum 5 December (fo weit haben wir 
fi« bia jeut erhalten) 30a, die l.eiptig*r 304, die »nferige Sit Stücke. 



Seegemuiiii der Greis. Ein clramatircfaes Gedicht. - Schmem der %{eh9. fin Roman. 

5i^A/c^e/ überdramaHfche KunriundLÜeriitur. S Thle. Victor. Ein Roman von Meyer. ^" 

Gallatti Gefchichte der franz. Revoludoii. ifter Tbl. Hypochondrie. Ein Lnßrpid. ' 

Cotterel Tableau historique du procea des fabricateurs Moldeiikaiver's Beiträge zur Anatomie der Fflanxen. 

■dee faax biltelS de la banque de Vienne, et aatrei Kunkarät's Beyfpiele zu ryntaktifchen Übungen. 

valears reelles etc. Ammon^i Anleitung zur Kanzelberedfamkeic 

Die zwcyte Veränderung betrifft blofs die aufsere Form. Weil nämlich in den han- 
featifclien Departements durch höchfte Verordnung alle, mehr als zwey" Bogen "enthaltenden, 
auswärtigen Zeitungen dem Stempel unterworfen werden: fo mufs, um unnöthige Hem- 
mung oder Steigerung des feitherigen Preifes zu meiden, von li terarif ch en Blattern, 
welche fich faß nur in unferem Vaterlande die äufsere Torrn der Zeitungen mifsbrauchend an- 
geeignet haben, alles dasjenige entfernt werden, was fie unter jene falfche Rubrik eigentlicher 
Zeitungen bringt. Es ift daher das Datum bey den einzelnen Blättern, welches iiiit dem' 
Inhalte derfelben nicht das Geringfie zu fchaffen hat, weggelalTen worden, und ftatt der 'fonft 
übenftchenden 'Numern der Stücke begnügen wir ims mit den fortlaufenden Seitenzahlen. 
Indefs ift zur Bequemlichkeit der Käufer, welche einzelne, zuweilen fehlende Stücke nach den 
Nuniem anzugeben gewohnt find, die feitherige Buchftaben- Signatur am unteren Rande, wie 
ittzt bey den meiften Büchern gefchieht, mit einer Signatur durch Zahlen vertaufcht 
worden. Wir bitten daher, -zur Bezeichnung folclier einzelner' St.ücke neben den'Seitenzahlen 
allenfalls noch diefe Signatur anzugeben, und es kann auf folche Art durchaus keine Venpfir- 
rung Statt haben. , 

Drittens follen künftig fiatt der monatlichen Regifter Jaliresregifter geliefert werden, 
welche fich über unfere A. L. Z. und die Ergänzungsblätter zugleich erftrecken. Blofs das Ver- 
zeichnifs der Buchhandlimgen, aus deren Verlag in der A. L. Z. und in den Ergarizungsblättetn 
Schriften angezeigt worden, wird künftig immer dasletzte Intelligenzblatt jedes Monats fchliefsen.' 
Durch jene Veränderung aber bezwecken wir einen zweyfachen VortheiL Einmal wird auf diefc 
Art die Überficht deffen, was das ganze Jahr hindurch in der A. L. Z. fowohl als in den 
Ergänzungsblättem geliefert worden, und das Nachfchlagen der einzelnen Recenfionen er- 
leichtert ; fodann auch das fchnellere yerfenden der Monatshefte, welches zuweüen durch' 
die Verfertigung der Regifter verzögert ivurde, zum Beften der Käufer befördert werden. XJnd. 
da wir ohnehin, imi eine inögHcbft fchnclle Spedition zu bewirken, fcbon feither die Ein- 
riclitung getroffen hatten, dafs der Druck imferer Blätter dem Datum, welches fio trugen, 
immer um einige Wochen vorauseilte: fo wird künftig im December gerade noch Zeit geJ 
nug übrig fey«, diifs e des Jahres das Regifter verfafst, und die- letiBten Blatt 

ter fammt dem Regifi n Anfange des neuen Jahrganges auch an die entfemte- 

ften Abonnenten verfe nnen. - 

Nach folchen £ nd Verbeflerungen unferes Planes wünfchen wir, auch 

diefem neuen Jahrgange die Unteiftützung tli«Jbiehmender Lefer. 

Ten», 
den 1 JitituT »B'S. 

D(Xs Dtrectorinm der Jenaifchen A. L. Z. 



N 



H F. 



ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG 



JANUAR i 8 



TBEOLOOIE. 

FreiberO) b. Graz U. Oerlach: yorurtJieilifreye 
ff^ürdigung der mofaifchen Schriften , als Prü- 
fung der do wettrfehen liritik mofaifchcr Ge- 
jckiekten , von M. Itarl Gottfried Kelle, Pfarrer 
an KleinwaUer&dorf bcy Freyberg. Erfter Heft. 
iQii. 140 S. Z-weyter Heft — als Prüfung dor 
Diythircheii uiitl oft'enbarungsgläubigeii Bibeler' 
Uärung. t&M. i75 S. 8- (i Rtblt. 6 gr.) 

jLJi lierä ficb vorausfcben > daf> die de wttefehen 
Vntetruchungen über den Pentateucb, ilcll'cn Alter 
und hiftorifcbe Glaubwürdigkeit nicbt ohne man- 
nichfultigen Widerrpruch bleiben würden. Diefer 
Widcifpruch konnte doppelt erfolgen , fowobl von 
Seiten der Kritik , als der Hermeneutik , je nachdem 
die mit neuen Gründen beßrittene moraifche Ur- 
rprünglichkeit diefer Bücher, «der die ganz ti«u 
kufgeUeilten Grundfatze über deren durchaus mythi- 
[chen Inhalt) delTen Auslegung und Werlb für den 
Gefchicbtsforfcher , einer befoiideren Prüfung un- 
terworfen wurden. Über das Erfteie ift, fo viel llec. 
ficb erinnert, noch keine befpndcre Kritik erfcliie- 
nen; gegen dar Letztere- hat Hr. D. Meyer zu Altdorf 
in feiner Apjlogie der gefcbichtlichen Ault'ulfung 
n. f. w. miticnes i. eft'ende und btih^rzigungswertbe 
Wort geCv^t, und wir möchten beynahß hinzufe- 
izen , H/ D. de fVette felbft wird im Verfolg feiner 
Uulerf. '«Imngen feinen Begritf vom Mythus und 
deCen Bedeutung aufzugeben gezwungen .feyn. 
. Ganz unabhängig davon tft aber feine BeweisfUb- 
niiig gegen die mofairche Urfprünglichkeit des Pen- 
tateucha; und fo viel auch mit Grund gfgen die 
durchaus mythifcbe Bedeutung ' deflelben erinnert- 
werden kann: fo wenig von Gewicht, glaubt llec, 
läfsij fich gegen dicfc letztere in der Hauptfache ein- 
wenden. Der Vf. der vor uns liegenden beiden Hef- 
te hat es mit beiden zu thun , , fowohl mit dem kri- 
tifche.i ali hermencutifchen Streitpuncte. Rec. kann 
£e nicht günitig beurtheilen, weder von Seiten des 
Tons,' der in ihnen hcrrfcht, noch der darin ausge- 
führten Behauptungen. Ruhe und würtlevoUer 
£mft find Hiuptbedingeu einer jeden wahrheitslie- 
benden Unterfuchung. ünferem Vf. fehlt beides. 
Kr läufclit fich mit l'o manche]) Anderen , ^veim er 
feinen unruhigen Eifer aus einem reinen lutevefTe 
für Wahrheit herleitet ; es iil der £ifer für die eige- 
ne AnGcht, für da» eigene, vielleicht mit vieler 
Anßrenguu^ erworbeue Willen und Glauben, der 
' >M ihp) fpricht. Denn nur diefflr nimmt nicht nur 
/. A. L. Z. 18>3- £-rJiT Sand. 



für die Sache, fondem auqh die Perfon in Anfpruch, 
weil ihn felbft Liebe zum perrdnlichen Beßtz und 
Vortheil geboren hat. Warum er nicht mit mehr 
Würde aufgetreten, das wollen wir weiter nicht 
fragen. Bcherrfcht einmal ein perfünlicbe» Intereffe 
einen Schriftßeller: fo veigifat er nur zu leicht die- 
jenige Aufmerkfamkeit , ^vomit jede Aufserung der 
Lcidfcnfchaft und jeder Ausdruck gereizter Empfin- 
dung zunückgewiefen feyn will. Die Rechtferti- 
gung, dafsderTon, womit rfe ^^. gegen die Bibel 
aufgetreten, einen gleichen Ton gegen ihn notV- 
wendig mache (H. 1. S. 8)- »ß' zum mindeßen ge- 
fagt, keine Rechtfertigung; lie führt auf ein Pno- 
cip zurück, das der Vf., als chriftlichcr Prediger, gc- 
wifs nicht zu vertheidieen wilTen wird. Unfete Be- 
urtheilung feioer Schrift foll lieh blofs an die Sache' 
halten. 

Das erße Heft, nach einer kurzen. Zufchrfft aci 
Publicum , worin .der Vf. die Gründe feine» offem-» 
lieben Widerffft'Uchs gegen den fclioii raehcnyils ge- 
nannten Gelehrten au» einander fetzt, giebi eine Prü- 
fung der Revifion, welche de W. im elften Band- 
chen feiner Beyträge über die gefchichtlichen Zeug- 
. niJfe und Spuren von dem Vorbandenfeyn de» Pen- 
tateucb» ,- als gefchriebenen Ganzen, aiigeftelU hat. 
Hr. K. bringt die dfi wettefcJis Beweisführung ge- 
gen die mofaifche Ächtheit des Pentateuchs auf fechs 
einzelne Argumente zurück, und fucht fie durch feine 
Gegenbemerkungen zuentkräften.AVir werden nicht 
verfchweigen , was dem Vf. gelungen ift, inülTen 
, abetgeßehen, dafs in den meißen Fällen. fein Wi- 
derfpruch fehr leicht befeitigt >verden kann. Er 
fängt an mit den Zeugniffen der anderen blblifchen 
Bücher für das Alter der mofaifchen Schriften, .de- 
ren Beweiskraft geleugnet worden , ■ und fucht vom 
Buch Jofua , den Pfalmen, Bücher« der Könige tind 
Efra und Nehemias darzuthun, dafs fie allerding» 
ren vom Fentatcuch aufzeigen. 
wir hier die Bemerkung über 
, „Und die Jebullter, welche 
11, konnten die vom Stamm, Ju- 
und die Jebufiter wohnen un- 
a zu Jerufalcni bis atif diefen 
die Nachricht, die Judäcr hät- 
ten die Jebufiter nicht vertreiben können, aus der 
Stelle 1 Chron. 11, 8 erklären wollen: „Joab lief» 
"den Reft der Stadt leben;" und' daraus die Folge- 
-■ rung geaogen, dafs der Vf. des Buches unrichtig die 
Eroberung von Jebui, und das Sitzenbleiben der 
alten Einwohner in die Zeit Jofna'» verfetze , da erft 
mit David die Judüer zu Jerufalcm feften Fuf» faf»- . 



JENAISCHE ALLG. LITERATUR-ZEITUNQ. 



ten. . Mit P«cl)t erinnert Hr. K. dagegen , dars die 
Nachricht: fie hätten nicht vertreiben können, et- 
■was sanz anderes Tage, als die Worte: er liefs den 
Reft der Stadt leben, und weift eben To richüg jene 
Folgerung ah, da fchon Rieht, i, g die Verbrennung > 
JerufaleniB durch die Judäer, bald nach dem Tode 
]ofui^, -berichtet -wixA. Nicht bejftimmen kSnnen 
■wir nun aber demjenigen, was der Vf., übereinftim- 
mend mit Hn. D. Jahn , aus der Stelle folgert , das 
Buch müJTe vor der Eroberung lerufalema durch Da- 
vid gefchrieben feyji , ^veil es von der davidifchen 
Eroherung der Burg Jebus noch nichts wifl'e, da es 
die Jebußter unter den Kindern Juda's zu Icrtifalem 
noch bis auf den heutigen Tag wohnen laffe. Denn 
es iß fchlechterdings nicht nothwendig, die doppel- 
te Nachricht der Stelle auf ein und daffelbe Zcitda- 
tuin zu beziehen. Die erfte: die ludäer konnten 
die Jebufiter nicht vertreiben, geht allerdings auf 
Ate Zeit vor David; die z'tveyte aber: und e» ^vohnt 
der Jebuliter mit den Söhnen Juda's zu Jetufalem 
bis auf den heutigen Tag. könnte fehr gut auch auf 
das durch Joabs fchonendes Verfahren veranlafste Zu- 
fummenleben der Jebufiter mit Judäern nach Davids 
Zeit gedeutet werden. £s ift offenbar Anmerkung des 
Verfaffers felbft. Die ganze Stelle kann ja -wörtlich 
ausei^er, ungewifs wie viel älteren , Qnelle geflof- 
feo reyn; was darf man dann daraus folgern? 

Weniger glücklich ift der Vf. in der Vertheidi- 
gnng der Stelle Jof. ii, 16. si. Hier kommen die geo- 
graphifchen Beftimmungen, Oebirg Ifrael und Ge- 
birg Juda, vor, zweir Auedrücke, die die Zeit nach der 
Trennung der beiden fleiche beurkunden. Unfer Apo- 
loget tritt der eekermaitnfeken Erklärung bey, Gebirg 
Ifrael bezeichne nichts weiter, als Gebirg des gan- 
zen Landes, im Gegenfatz gegen das Gebirg im Stam- 
me Inda, und überfetzt V, 16 : „Jofna nahm ein diefs 
ganze Land; nSmlich den Norden , welcher das Ge- 
birge beifst, und den ganzen Süden; das ganze Land 
Gofen nebft Niederung und Ebene, kurz das Gebir- 

f;e Ifrael mit feiner Niederung, (V. 17) von dem kah- 
en Gebirge an , "Welches Jich gegen Seir erhebt, bis 
nach Baal-Gad im Thal des Libanons, unter dem 
- Berg Hermon." So ifi allerdings der Ausdruck: Ge- 
birge Ifraels, ein allgemeiner, und Recapitulation 
dei vorhergehenden. Allein diefer Sinn iß abhängig 
von zwey ganz willkührli« 
Vfi., einmal von der Einfeh 
der Text hat blofs die Copu 
▼or allen vorhergehenden A 
beweis, dafs der Ausdruck 
den darf. Zweytens von li 
mit den Schlufsworten von 

düng mofs mit den Anfangsworten IC^Nn^Ss'nM 
m^^n gefucht werden. V. Bi fallen die Ausdrücke: 
Gebirge Ifrael und Gebirge Juda , eine doppelte Gra- 
dation enthalten: „und vom ganzen G. Juda, über- 
haupt vom ganzen G. Ifrael.'* Welcher Sprachkun- 
dige wird hier dem Vf. beyftimmen? — Richtig iß 
die Remerkung zu der Stelle Jof. 6, aG, dab, 'wenn 



der Vf. das Ereignifs 1 Kört. 18, je ei-JAt hStte, er 
gewifs auch feine Lefer auf die Erfüllung diefes von 
Jofua über dieWiederherßellung Jericho'i ausgefpro- 
Chenen Fluches würde hingewiefen haben. Auch 
Rec. glaubt, der Fluch ift in diefer Form von Jofna 
gegeben ; aber ob das Factum , welches als feine Er- 
füllung berichtet wird , fo genau mit demfelbeu 
übereinftimnite, als uns erzählt wird, oder ob niclit 
vielleicht der fpätere Erzfihler in der Darftelinng' 
deUelben auf diefen f rüh«iren AusfpruchJo fua's Hück- 
ßcht genommen habe, das iß eine andere Frage, über 
die der kriiifche Gerchichtsforfcher leicht wird ent- 
fchetden können. Was folgt dann aber daraus für das 
ZeitallerdesVeifalTers? Die Nachricht von derBuhlc- 
rin Rahah C. 6, 15, dafs ße noch bis auf dicfcn Tag 
mit den Ihrigen unter Ifrael wohne, ift kein zwin- 
gender Beweis, dafs das Buch nicht allzulange nach 
Jofua's Zeit gefchrieben feyn könne. Denn theila 
kann hier der Ausdruck einer älteren Quelle beibe- 
halten fcyn, theils läfst fich die Sache fclbß aucb 
noch in fpäteren Zeiten als möglich denken , dali 
einzelne bcidnifche Familien, ob nun als wirkli- 
che , oder nur als angebliche Nachkommen diefer 
Rahab , unter Ifrael geduldet wurden , befonder« 
-wenn man Jericho, das Eigeuthum der Könige von 
Jfrael , als ihren Wohnort betrachten will. — Auch 
jn den Büchern Samuels findet Hr. K. deutliche Be- 
ziehungen auf Mofes Schriften; 1 Säm. s, &7. sS ei- 
ne Hinweifung auf die Stiftung des aaronfchen Prie- 
fterthums; 14,33. 34 ein Verbot des Bluieffens durch 
Saul; 15, S eine Anfpiclung auf das feindfelige Be- 
tragen Amaleks gegen Ifrael (Ex. 17, g) ; 2 Sani, i a, ö 
eine Verurtbeilung eilies Schafräubers zum vierßl- 
tigen Erfatz durch David (Ex. 23, 1). Allein zW^ 
diefer Beziehungen ßnd gefchichtlich , fetzen kei- 
neswegei unferen Fcntateuch als Quelle voraus; 
zwey andere gefetzlicb, und z-war Volizeygefetze* 
die recht gut da gewefen feyn können , olme dal» 
daraus folgt, Mofes habe ße gegeben, ja noch mehTf 
anch nieder gefchrieben. — Ähnliche Bedenklich- - 
keiten hat Rec. gegen die Pfalmen , deren Inhalt 
und innere Anlage ohne Zurück weifung auf dcnPen- 
ttteuch unerklärlich bleiben foll. So wird Pf. 78 
angeführt, in dem eine kurze Oberßcht der durdl 

f;öttliche Wohlthaten fo ausgezeichneten ifraeliti- 
cben Gefchichte, und zwar ganz nach den Büchern 
Mofes, gegeben werde. Erftere» wird Niemand be- 
zweifeln ; allein mündliche Tradition, und einzel* 
ne fchriftliche Auffätze machten dief» eben fo gnt 
möglieb, und wem ift es unbekannt, dafs der Fcn- 
tateuch in feiner gegenwärtigen Geßalt aus den 
Aufsätzen verfchiedener Verfaüer zuf ammengefetzt 
ift? Anch auf Pf. 68, i, welcher Vers wörtlich Num. 
>o> 35 ßebt, -wird ßch Niemand berufen wollen , fo- 
bald er weifs , dafs es die Formel iß , womit Mofa« 
die Bnndeslade aufheben und weiter forttragen Wftt» 
vermutblich ein Fragment an« einem gröfseren Gw 
lange. Endlich Pf. 40. 8 d»e Worte Davids: „S^ 
ich komme mit der Rolle des Buches , da« anch niK 
mich gefcbnebeii-/' erklärt man ^ewölmlkli »OB*» 



1 A K V A H 1 8 » 9^ 



nem GetetAnche ^ ttnA zwar^om Pentatench; al- 
lein es könnte eben fo gut eine Liederrolle, oder et- 
iras anderes für den gottesdienflrlichen Gebrauch Da- 
vids fchriftlich Beftimmtes feyn. £s folgeii nun die 
Bücher der Könige. Nicht ungegründet ilt der Ta- 
del gegen den Cirkelbeweis, den de TV^ bey Gelegen- 
heit der Stelle i Kön. s , 3 fich hat entfchlttpfen laf- 
fen; aber Niemand wird darum die Rede des llerben- 
den Davids an feinen Sohn Salomo mit Sicherheit 
für hiüorifche Wahrheit zu nehmen geneigt feyn. 
Die Nachricht i Kön. ß» 9» "WO bey der Eiilweihuhg 
des Tempels ausdrücklich bemerkt wird, in der 
Bundeslade fey nichts aufser den beiden ßeinemen 
Tafeln gewefen, fucht Hr. fC durch Zurückweifung 
auf den Anfang Ca, 3 zu entkräften , wo der Ge- 
fchichtfcbreiber das mofaifche Alter des Fentateuchs 
als ausgemacht vorausfetze. Allein weV lieht nicht 
ein , dafs nicht das Stillfchweigen des erft fpät am 
Ende des Exils lebenden Vfs. diefer Bücher, fon- 
dera vielmehr das Stillfchweigen der Quelle, aus 
welcher er erzählt , hier von Bedeutung ift ? Frey- 
lich follte das Gefetzbuch nach Deut. 31, 26 nicht 
in, fondem neben die Lade gelegt werden; allein 
die Sache war doch immer wichtig genug, um he- 
rührt zu werden. Die Beziehung auf Mofes Schrif- 
ten , die der Vf. C. 8 » 29 in der Rede Salomo's fin- 
det, und als Zeucnifs für das damalige Dafeyn des 
Fentateuchs für hinreichend hält, iß wiederum fehr 
xweydeutig, Abgefehen davon , dafs fie fich in ^- 
oem fehr ausführlichen Vortrag findet, der wohl 
fchwerlich fo aus Salomo*s Munde kam , betrilFt ihr 
Inhalt ein Gefetz (Deut. 12, 5- ^0» ^^^ vciKn immer- 
hin für mofaifch gelten lalFen dürfte, ohne damit 
unferem gegenwärtigen Pen tateuch eine gleiche Ent- 
fiehnng zu vindiciren. Noch weniger aber werden 
unbefangene der Anficht über das aufgefundene 
Gefetzbuch im Tempel unter Jofias (s Kön. fifl, ß ff-) 
bcytreten , welches Hr. /f., gleich allen übrigen Ver- 
theidigem der mofaifchen Authentie , nicht für ein 
ganz neues, vorher noch gänzlich unbekanntes, fon- 
dem für ein wohlbekanntes, nur unter der vori- 
gen abgöttifchen Kegierung verlegtes Buch gehal- 
ten wiffen w^ill. Es würde uns zu lange aufhalten, 
wenn wir die Darfiellung des Vfs. von diefer Er- 
zählung im Einzelnen widerlegen wollten. Es giebt 
Streitpixncte in der höheren Kritik , wo ^ wie bey 
der perlihilichen Anfchauung, jeder nur auf fein in» 
diriduelles Gefühl fich berufen mag, weil ihm jede 
höher liegende Beweisführung als unnöthigerfcheint. 
Bec. fetzt nur hinzu, dafs ihm die V^orte des Königs, 
auf welche Hr. Ä". ein fo grofses Gewicht legt : „weil 
nnfere Vorfahren auf den Inhalt diefes Buches nicht 
|^i5rt, und^ was in denselben geschrieben lieht, 
nicht befolgt haben** V. 13, , von keiner fonderlichen 
Bedeutung zu feyn fcheinen , da fie theils , als zur 
Barftellung gehörig, vielleicht nicht einmal hillorl- 
Iche Wahrheit in fich enthalten, theils aber auch, 
ik folcl^ betrachtet , bey einem ifraelitifohen Kö- 
tt{e nicht auftallen, der ficher den Unterfchied 
«wÜcbea der Ifichtbeobachtuni; des bel(a0nte0j und 



des verborgenen göttlichen Willens, und der da* 
nach verfchieden zu beftimmenden moralifcheq 
Schuld als höchft gering beachtete. Über die S. 55 
vorgetragene Vergleichung des Priefters Hilkias mit 
einem Amtmann auf feiner Amtsftube verlieren wir 
kein Wort. Es läfst fich fchwer mit einem Schrift- 
fteller rechten, der für das Alterthum und deffeu 
Erfcheinungen keinen anderen Mafsfiab kennt, als 
den von neueren Verhältniflen entlehnten, und dem 
die Kritik bey der Überlieferung alter thümlicher 
Sceneri das Detail und die Umlländlichkeit des Er- 
folgs mit gleicher Sicherheit, wie den Erfolg felbft, 
verbürgt. — Die Frage , warum blofs in Efra und 
Nehemias , und nicht auch in ^^n übrigen hldori- 
fchen Büchern, der mofaifchen Schriften fo häufig 
und beftimmt gedacht werde, da doch das Zeitda- 
tum aller erft nach dem babylonifchen Exil anzufe* 
tzen fey, hätte der Vf. leicht felbß beantworten k<)n- 
nen, vrenn er fich nur an die aus älteren Zeiten her- 
jßammenden Quellen hätte Erinnern i^rollen, aus 
welchen diefe Bücher gröfstentheils excerpirt find, 
und die natürlich vor ihrem Dafeyn ihrer noch nicht 
erwähnen konnten. Richtig ift die Bemerkung zu 
Jer. 7, 22, dafs j^4 ^^^^ foviel als nicht foioohlf nickt 
bloß heiise f Wie Pf. 44, 4. Prov. 17, la; die Stel- 
le Keines-weffs alfo die finaitifche Achtheit des Le- 
viticus pofitiv ableugne. Allein für das Dafeyn un«' 
feres jetzigen Fentateuchs folgt durchaus nichts Si- 
cheres aus den Worten. Der Prophet kann fich nur 
auf die Gefetzgebunc am Sinai überhaupt bezie- 
hen; von einer fchriftlichen Aufi&eicbnung derfel* 
ben kommt kein Wort vor. 

Mit S. 59 kommt der Vf. auf den Beweis aus 
dem Alter des famaritanifchen Codex. Gelungen 
nennen wir die Widerlegung der de wette^Jchen 
Hypothefe, dafs durch den bekannten Manafle, den 
Bruder des jüdifchen Hohenpriefters , eine Abfchrift 
des Pent. zu den Samaritern gekommen fey. Warum 
hätte diefer blofs Aen Pent. und nicht auch die übri- 
gen altteftam. Bücher, befonders die Gefchichtsbü- 
eher niitgenonmien, in -welchen doch auch die Ge- 
fchichte Samariens enthalten vrar? Warum gerade 
diefen^ nach welchem (Deut. 7, 3. Ex. 34, 16) 
feine Ehe mit einer Ausländerin verurtheilt, er felbft 
um diefer Ehe w'illen flüchtig werden mufste ? Wo- 
her die Verfchiedenheit des Schriftcharakters, da 
doch fchon feit Efra die chaldäifche Schrift einge- 
führt worden? Warum endlich fagt Jofephus nichts 
davon^ der doch der Flucht diefes ManaHe, und 
dellen hohenpriefterlicher Würde unter den Sama- 
ritern Erwähnung thut ? Alle diefe Fragen bleiben 
unbeantwortet unter Vorausfetzung jener Hypoth«- 
fe. Zu voreilig ift aber nun die Folgerung ,^ zu wel- 
cher Hr. K. übergeht, dafs fich durchaus kein wahr- 
fcheinlicher Zeitpunct entdecken laffe , in welchem 
die mofaifchen Schriften unter die Samariter gekom- 
men feyn möchten, als der, in welchem die zehu 
Stämme abfielen. Ganz abgefehen davon « dafs mit 
keinem Worte der Religionshafs zwifchen Ifrael und 
Juda gegen die voa de fV* vor^getragencn Zweifels- 



I. A. . L Z. I A N U A K I 



grnild« ^fiebert Tvorden : wanitn dürfte man nicht 
auf die Kinfiihrung des ifraelitirchen Cukiu unter 
die Mifchlinge veoveifüii (2 Ron. 17, 87- =8)? 
Könnte in fpatert-ii Zeiten, iiiichdcni detPcnt. in Ju- 
fla bekannt geworden , er nicht von da anler die Sa- 
mariter gekommen feyn? Sie halten ja Jehovahver- 

• chrung, und die Verbindung xwifchen den Recht- 
. 'gläubigen inSamarien mit denen in Juda ivird ficher 

nicht anfgchört' haben. Dus Siinfcbweigen der Bii- 
cber der Könige darüber wird Niemand befremden. 
Die Sache Isann fo zufällig und von ungefähr er- 
folgt feyn, dafs fie gar nicht Gegenftand enicr allge- 
meinen hiÜüiirchen AnfmerkTamkcit geworden, 
nee. wiinfclit, dielen Beweis nie mehr von den 
Vertheidigern der mofaifcheu Urfpn'inglichkeit an- 
geführt zu fehen. 

Hen ßebenten Abfchnitt übergeben wir. Er ent- 
hält eine kurze Kritik der de ivette'fchen Bemer- 
kungen äher den Zußand des Religiaiiscultiis der 
ifraelittii in Jlinjicht auf die Gefetzgebung des Pen- 
tateueks S, 76 — ßi. Nach unferem Dafürhal- 
ten ßnd gerade liier in der de wette' fcheii De- 
(luction die beiden au fich ganz yecrchiedenen Fragen 
über mofuifche Achtheit des Fcut. und niofuifchen 
Inhalt des Pent. zu >vcnig von einander gcfchiedcn, 
was gegen die erller« entfchicd, auch auf die letz- 
tere angewandt, mit der ausgebildeten Form, die 
allein einer fpäteren Zeit angehörte , auch die erften 
Anfänge und urfprünglicheu £inrichtuugeii verwor- 
fen worden. Hn. K., der natürlich iliefe Unter- 
fcheidung gar nicht zugiebt, wurde es hier oft 
leicht, feinem Gegner »u antworten; wir würden 
»u ausführlich werden , wenn wir das Treffende in 
diefen At1t^rorten von dem Schiefen und Fehlerhaf- 
ten ausfondern wollten. 

Wichtiger itt der folgende achte Abfchnitt, in 
' welchem der Vf. nichts weniger als diefs Geh vorge- 
nommen hat, aus den gejehichtiichen , -von de Pv. 
felbft über den Religion tcultus angefnhiten Datit 
zuDeweifen, dafs die Wirklichkeit hinter dem im 
Pent. aufgeftellten Ideale nicht mehr zurückgeblie- 
ben, als auf dififer unvollkommenen Welt zu erwar- 
ten gewefen, S. 83 — »>a. Er fän^t an, iiuL d.;m 

• Grundgefetz im Pent. über die Einheit des Orts 
der Gottesverehrung , dem die Vielheit der heiligen 
Örter in der fpäteren Gefchichte fo gerade wider- 
fprichi. Da er diefe nicht z nag: fo 
foU nun der Sinn des Gefetze n , dafs 

■ das Volk immer an einem und : zufam- 

-menkomme, um religiüfe I rzuneh- 

Dien; nur die einzelnen II 1 nicht 

opfern , wo fie wollten , unc :ht ein- 



zeln , fondem in Gemeinfcluft . feyflrn.- . Allein 
dann würde nicht in allen Gefetzen „von dem 
Orte im Singular, fondem von den Ortem im 
Plural die Rede feyn; dann würde der Ausdruck 
nicht feyn Deut, is, 5: „an dem Ort, den der Herc 
erwählen wird aus allen euren Stämmen," V. 14: „au 
dem Oit , den der Herr erwählet in irgend einem 
deiner Stämme" ; dann würde überhaupt nie von 
einem Orte die Rede .feyn, fondem nur von der 
Gemeinfchaft, womit religiöfe Handlungen vorzu* 
nehmen wären. Auch die Stelle Ex. ao , 20 wird 
Niemand als einen Be^veis gelten 1 äffen , dafs nicht 
blof» imDeiit., fondem auch in den übrigen Büchern 
die Einheit des Gottesdienftes anbefohlen werde. — 
Die Abweichungen vom levitifchcn Cereniouiell, 
die in der Gefchichte der Bundeslade vorkomment 
fucht der Vf. zunächft zu befeitigen; aber es fey 
uns erlaubt, die eigenen Worte deü'elben auf diefen 
Theil feiner Apologie anzuwenden, „dafs es uns 
verdriefse, fo etwas abzufchreiben'\; S. 39. Mit 
Recht wird man entrüftet über einen Schrifißeller, 
der feinem Gegner keine, auch nicht die gegründet- 
fte Vermuthuiig in hiftorifchen Dingen hingehen 
laffen Wfill, und fich felbft doch nicht Icheut,' fei- 
ne Widerlegungen auf Sätze zu gründen, die mit 
einem vielleicht, höchß jvakrJcheinUeh, aller fVahr- 
Jcheinlichkeit nach, feyn mochten, und ähnlichen 
"Formeln eingeführt werden. Eben fo unglücklich 
ift die S^öO vorkommende Vermutbung, dafs No- 
bc nichts 'mehr und nichts weniger als eine Prie- 
fterkolonic feyn dürfte, die bey Silo lieb aiigeßedelt 
habe. Jene» lag nach Neb. \\, 32 im Stamme 
Benjamin, uuddiefes, wieJeder wcifs , imStamme 
Ephraim , und doch foll durch jene Vermnthung Hr. 
de f^y. fich fiir widerlegt hallen, wenn ihn die Er- 
zählung 1 Sam, 21 zu Nobe ein Heiligthum nach 
Art der Stiftsbütie entdecken läfst. Dafs der leinene 
Leibrock Frießerkleidung gewefen , lehrt die Stelle 
\ Sam. 22, »a, und der Vf. brauchte nach keinem 
Verbot; im mofaifchen Gefetz zu fragen , wodurch 
das Tragen delTelben Anderen , als Prießern , uutCr- 
fagt worden. Und wenn |zu den Stellen i Sam. 
^3> 9- Z'^t 7t wo David dem Abiathar befiehlt, den 
Leibrock zu bringen , um den Herrn zu fragen , die 
B«merkuu^ hinzugefetzt wird , es ßefae ja nicht da- 
bey gefchneben, dafs David den Leibrock felbft ha- 
be anlegen wollen: fo wird Hr. K. allein es feyn, 
der damit die Folgerung feines Gegners für abge- 
wiefen hält , tjafs die priefterlicheu Verrichtungen 
zur Zeit der Stiftshütte in Silo einem Jeden freyge- 
ftanden haben müfsten. 

C Die Fonfatimng folgt im n&thßeit Stück. > 



FORTSETZUNGEN. 



Halle, b. KrimmeU JoarimJ filr Frediger. S-r Bsjides 
5tes, 41» SlücL. Auch unter dem Titel : Kenet Journal fiir 
VreJiger, . 57 BuidM JUS, 4tH Scflck. lAii. Von $. ftia'Ui 
S. 47". 9- (»6 gr.J 

Tül,mg4n,0.Uteibiuiit: Theorttifch^raktifchet Hand' 



hueh filr dautfche Schuüehrer und Eriieher. ' H<iTante«»beii 
■vju fViUipp Jacob VäUer. IV Bd. «wsvm» St. »gii f« a 
ft. VBd. erßMSi. iflui. ,5g a. fr (tßp-J CS. dw^. 
J«hrg. iflio. ^o. ai3.) 



JENA ISCHE 



I« 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



JANUAR 1813- 



■ p 



i*«i 



«M» 



THEOLOGIE. 

FRETBERi?» Tj. CraÄ u» Gerlacli': Vdnirtheilsfreye 

fVürdiguiig der mofaifchen Schriften^ als Prü- 

fting der de ivtttejchtn Ifrit'k nioTaifcher Gc^ 

fchichten , von M. Karl Gottfried neue u. f. "vr. 

(^Fortfetzun^ der im vorigen Stücke abgebrochenen JELecenßon,') 

Juine gute Bemerkung nach fo manchen fchlechten 
%Yonen wir nicht verfclnveigen. Die geringe Zahl 
Yon zwey Prieftern, welche in ^^r Gefchichte Da- 
Tids und Salouio's vorkommen , hatte Hn. de TVette 
luf die Vermuthung geführt, dafs erft unter diefen 
Königen der Gottesdienft eine gewiffe priefterliche 
Einrichtung bekomtnen zu haben fcheine. Allein 
Hr.jfiT. verweiß auf i Sam. iß» 22, wo Saul derPrie- 
ßer fo viele hatte, dafs er fünf und achtzig derfelben 
auf einmal konnte erfchlagen lallen , und macht es 
daher nicht unwährCcheinlich, dafs die beiden Prie- 
fter in der Gefchichte jener Könige Hohepriefter ge- 
wefen feyn möchten , von denen der eine dem elea- 
farfchen, der andere dem ithamärrchen Gefchlecht 
angehörte. Bey Gelegenheit des Opferns auf den Hö- 
hen fragt der Vf. S. xo5« ^voher das Eifern gegen die 
Höhen, das man die ganze Gefchichte hindurch bey 
allen Patrioten finde? Die Antwort, dafs es ganz 
im Geift der mofaifchen Gefetzgebnng liege, wird 
Niemand bedenklich finden. Wenn nun aber weiter 
gefragt wird , woher diefer Geift, wenn die Gefetz- 
gebung felbß noch nicht da gewefen ; wie fich der- 
selbe in den verdorbenen abgöttifchen Zeiten des 
jüdifchen Reichs ausgebildet, und in einem unterge- 
fchobenen Buche ausgedrückt haben könne ; fo ficht* 
jeder auf' den er ften Blick ein, dafs hier zwey ganz 
verfchiedene Dinge , mofaifche Gefetzgebnng in ih- 
rer urfprün glichen Geftalt, und fpatere Ausbildung 
und Aufzeichnung derfelben, mit einander i^erwech- 
felt werden. Durch mündliche Überlieferung, heifst 
es S. 106, wirde es nicht möglich gcvvefcn feyn, 
folch einen Geiß zu erhalten, dafs er immer und im» 
mcr wieder hervorging , felbft wo er dem Verlöf chen 
oft fo nahe WAr. Allein der Vf. möge bedenken, dafs 
der eigentliche Geift von Mofes Legislation nicht in 
jenen unzähligen Ceremonialvorfchriften und Ri^ 
tualverordnungen, fondern allein in einigen religiö- 
fen Hauptideen zu fuchen fey, AVie, Jehovah die 
alleinige Gottheit, das VerhältniCs der ifraelitifchen 
Nation *u Jehovah, ein vor anderen Völkern befön- 
derÄ begtinftigtes, die Erhaltung <leirclben nur ab- 
hängig von der treuen Verehrung diefes Gottes und 
Beobachtung feines Willens ' u. f. w. Dafs nicht 

/. A^ L Z. 1813« S^rßer Band. 



fchon Mofes einen gewilTen äufseren Cultus und an- 
dere darauf Beziehung habende Einrichtungen ge- 
troffen, wird kein vorfichtiger Hiftoriker leugnen. ' 
Eben diefe Inftitute nnd Anordnungen waren es, 
wodurch fich die mofaifche Gefetzgebung fammt ih- 
rem Geifte auf die fpätere Zeit fortpflanzte, und es 
bedurfte dazu eben keiner fchriftlichen Aufzeich- 
nung, die, -wenn fie auch vorhanden gcvrefen wäre, 
noch immer nicht unfer gegenwärtiger Pent. feyn 
mufste. — Die de w ette*Jche Behauptviiig, d&ts auch 
nach dem Tempfelbau die Freyheit des Gottesdienfte» 
noch fortgedauert haben mülle, "v^'-eil felbft untec 
frommen Königen auf den Höhen geopfert werde, 
man es daher, nicht für unrecht gehalten haben kön- 
ne , fucht Hr. if. dadurch zu widerlegen , dafs er 
fragt S. 103, was dennHiskias, noch vor Jofias, für 
ürfache gehabt habe, die Höhen abzufchafFen, wenit 
er es nicht als gefetzwidrig betrachtet. Allein kann 
man fich niclu unter den Prieftern felbft zwey Par- 
teyen denken , deren eine die Einheit des Opferorr«,- 
die andere die erlaubte Mehrheit deffelben verthei«^. 
digte? Der erilen folgte Hiskias, fie fiegte aueh un- 
ter Jofias , und ihre Girundfätze find es , die jene Ge-f 
fetze des Pent. ausfprechen. Man forfche doch nur 
unbefangen in der Gefchichte, "welche Anficht die 
von ihr gelieferten, einander widerfprechenden Data 
am heften vereinigt ! 

Eine innere Kritik des PentateuchSf oder eine Prä* 
Jung der Ur fachen ^ welche man in den ntofaifchen 
Schriften fetbß finden wollte^ fie zu verwerfen ^ ent- 
halt der folgende neunte Abfchnitt S. 112— iiR Die 
Aufrichtung der Stiftshütte, wie fie Ex. C. 35— '4<> 
befchrieben wird, fand wahrlich nicht zuerft Hr* 
de TV. aus dem Grunde für das mofaifche Zeitalter 
unglaublich, w^eil fünf Jahrhunderte fpäter Salomo 
noch fremde Künftler zum Tempelbau verfchreibeÄ 
mufs. Hier wird uns nun gefagt: ' allerdings fey da* 
mal« durch unaufhörliche Kriege die Nation verwil- 
dert gewefen; allein am Berg Sinai habe man dio 
Künftler aus Ägypten noch gehabt. Es fey ja be- 
kannt, xlafs unter den Sclaven der alten (aber auch 
der älteften?) Welt die gröfsten Künftler und die 
gefchickteften Handwerker gcWefen. In Ägyptei» 
feyen die Ifraeliten gewifs nicht blofs zutA Pyrarai- 
denbau , fondern auch zu allerley künftlichen Arbei- 
ten , fobald man Gefchick dazu bey ih^ien wahr- 
nahm , angehalten worden. Bis der Vf. dafür den 
Beweis liefert, wird er uns jede w^eitere Bemer- 
kung erlaifen. Wenn es ferner heifst, fie hätten fo 
viel Roftbarkeiten, als zur Stiftshütte nöthig wairen, 
leicht durch Taufchhandel mit den Völkern, re« 

2 



II 



JENAISCHE ALLG. LITERATUR-ZEITUNG* 



id 



iVelclien fie vorüberzögen ^ zu diefcm Behuf an (ich 
bringen können: fa fagt davon der Text gerade <tas 
Gegentheil, ein Jeder habe gebracht, was er bey fich 

?;efunden, Ex. 35, 22. 25, Auch werden lauter Putz- 
achen und koftbare Geräthe genai^nt ; in einem ab- 
fichtlich für den Bau der Stiftshiitte unternomme- 
nen T^ufchhandel würde man doch nur rohes Me- 
tall eingetaufcht haben. Endlich fucht auch Hr. ff. 
durch die völlige Zwecklofigkeit einer fpäteren Fi- 
ction, wie die der mofaifchen StiftshüLte zur Zeit 
des jerufalcmifchen Tempels gewefen feyn würile, 
clie buchftäblich hiftorifche Glaubwürdigkeit der Er- 
zählung zu befeftigcn. Allein Tvie, wenn damit ein 
Vorbild des falomonifchen Tempels hätte aufgeftellt 
yrerden follen , das Dafeyn des Heiligthums m den 
älteften Zeiten nachzuwcifen ? Überhaupt hat Mo- 
fes gewifs ein folches heiliges Zelt gehabt, von dem 
Aie Tradition Manches erhalten haben mochte; und 
gern wollen wir es dem Vf. zugeben , dafs ohne die 
Tradition von einem folchen mofaifchen Gezelt wir 
nie die Schilderung erhalten haben würden, die wir 
JLCtzt davon lefen. Aber auch hier, wie fo oft, ftrei- 
tct er mit uniichtbaren Gegnern. Eine mofaifche 
Stiftshütte will Niemand leugnen; nur diejenige, 
deren Befchr^ibung unader l?ent. liefert, kann nicht 
in Mofes Periode gehören, fondern ift Bearbeitung 
der früheren Gefchichte in fpätercm Geift und Ge- 
fchmack. DaiDTelbe Urtheil gilt von den heiden fol- 
genden Abfchnitten , worin die mofaifche Urfprüng* 
lickkeit der Opfer- und CeremoniaL - Gefetze ^ fo wie 
der jiuswahl des Stammes Levi und der Familie 
Aatons , nebfl der Anordnung der Levitenjiädte und 
frcyßädtet in der Form ihrer buchrtäblichen Über- 
lieferung vertheidigt wird, S. 117 — 122, Einzelne 
folcher Gefetze find unftreitig von Mofes gegeben« 
Sobald er einen Cultus einführte, mufste er auch 
eine Art von Ceremöniell delfelben feßfetzen. Aber 
in der Ausführlichkeit und Genauigkeit, womit wir 
letzt dallelbe lefen, kann es unmöglich von ihm her- 
kommen , theils weil feine perfönlichen Verhältnillc 
^Is Heerführer und Gefetzgeber eines Nomadenvolks 
ihn wahrlich dazu niqht auffodern mochten , theils 
liber auch, weil die ganze fpätere Gefckichte des 
Cultus bis auf Jolias dann eine ganz andere feyn 
mufste. Die Frey hei t des Gottesdienftes hätte nie 
cinreifsen können, die Leviten nie fo lange ihre Vor- 
irechte verlieren , der Kampf mit dem Götzendienft 
^eit weniger fchwierig feyn dürfen. Mofes Anord- 
liungen über die Verrichtungen der Leviten find nur 
^wenige ^ev^efen , da die frühere Gefchichte fo we- 
nig davon aufweift. Sie werden zum Theil in dem 
fpäteren ausgebildeten Ceremöniell fich erhalten ha- 
ben; allein das acht Mofaifche hier ausmitteln zu 
wollen, wird für jede Kritik wohl zu hoch feyn, 
Nur was die Auszeichnung des Stammes Levi, ala 
Priefterftamme», mit feinen Vorrechten anbetrifft, 
ftimmen.w^ir .dem Vf. vollkommen 'bey, wenn er 
4iefe als mofaifches Inßitut betrachtet. Alle feine 
^afür .angeführten Gründe haben Gewicht. Die Le- 
viten bekommen keinen Antheil mit den übrigen 



^9 

Stämmen , keine Acker , fondern Wofs Wohnftldte, 
und zwar unter rallen übrigen Stämmen,, wurden 
aber dafür durch die Abgaben des Zehnten, und 
durch ihren Antheil an dem Opferfleifche entfchfl- 
digt. Eine folche Einrichtung kann aber nur als 
gleichzeitig mit der Gründung derConftitution felbft 
gedacht werden, mit der Befitznahme des Landes. 
Wäre fie fpäler, lange nach der Eroberung erfolgt: 
fo hätten die Leviten , gleich den übrigen Stämmen, 
Landesantheil gehabt, und nicht leicht w^ürde es 
Jemand eingefallen feyn, fie daraus zu vertreiben. 
Sie^kann ferner nur einem Manne, wie Mofes, ge- 
lungen feyn. Kein Anderer \vürde die Ifraeliten da- 
hin gebracht haben, ihre Anfprüche, priefterliche 
Functionen zu verrichten, zu Gunften Eines Stammes 
aufzugeben. Nur von der Autorität des verehrten 
Gefetzgebers liefs fich die Ausführung einer folchen 
durchgreifenden Mafsregel erwarten. Dazu fetzen 
-vvir noch z\vey andere Gründe. Das abfolute Still- 
fchweigen der Gefchichte von einer fnäter erfolgten 
Auszeichnung der Leviten, als Priefterftandes , ent- 
fcheidet zuerft für deren mofaifches Alterthum. Die 
Sache wäre viel zu wchtig, zu tief eingreifend in 
die inneren Verhältniffe der Conftitution , unftreitig 
auch mit vielen anderen Reformen verbunden gewe- 
fen, als dafs die Nationaltradition ganz darüber hätte 
fchweigen dürfen. Sie mufste das Factum erhalten 
haben , tind dann konnte die Einrichtung nicht auf 
JVIofes , als Urheber , zurückgeführt werden. Es ift 
aber auch der ägyptifche Geift des Infiituts , der c« 
als mofaifch beurkundet. In Ägypten herrfchte Ka- 
fteneintheilung, w^ar eine befondere Priefterkafte 
vorhanden. Mit keinem Volke ftand Ifrael fpäterhin 
in fo genauer Berührung, dafs eine folche Einrich- 
tung von ihm hätte entlehnt werden können. In 
welcher Zeit ift es alfo natürlicher, die Entßehung 
derfelben unter der Nation zu fuchen, als in der 
mofaifchen? Alfo die Auszeichnung des Stammes 
Levi ift mofaifch ; nicht mindpr die Anordnung, dafs 
jfie kein befonderes Erbtheil erhalten, fondern un- 
ter den übrigen Stämmen zerftreut leben follten« 
Denn diefs folgt aus der Natur und Beftimmung die- 
fer Auszeichnung. Als Priefter mufsten fie natür- 
lich unter die Nation fich vertheilen. Was folgt 
daraus für die mofaifche Urfprünglichkeit des Pen- 
tateuchs ? Durchaus nichts ! Hr. IT. fagt zwar, ein 
folches Privilegium würde gewifs nicht ohne die Be- 
glaubigung mit fchriftlichen Urkunden gelaffen feyn, 
und darin geben -vvir ihm eben fo leicht Recht. Mofes 
mag immer etwas Schriftliches über diefe Auswahl des 
Stammes Levi hinterlalfcn haben ; allein diefs ift ficher 
nicht unfer Leviticus, und die anderen auf die Einrich- 
tung des Cultus Beziehung habenden Fragmente. 

Die beiden letzten Abfchnitte, die Prüfung der 
Merkmale von der fpäteren Sammlung des Deuter o- 
nomium , und die f^ertheidigung der Feßgefetze des 
fünften Buchs als mofaifch ^ enthalten noch Man- 
ches, was eine Berichtigung verdiente; allein wir 
brechen hier ab^ um noch etwas von dem zweyten 
Heft fagen zu Können, delTen befonderer Inhalt es 



^ 



I A N U A R I ! 8 t 3* 



H 



was mSglicIi'mftcbt» Itüni^r zu feyn. In der zehn 
Seiten langen Vorrede zu demfelben hat es Hr. K. 
mit einigen Recenfenten früherer Schriften von ihm 
sn thun , lyas uns hier nicht intereiTiren kann. Nur 
feine. Bemerkung in Beziehung auf die vorliegende« 
dafs er £e mit einer ArtBangigkeit herausgebe« \veil 
ihm ahnde« dafs Mancher wohl im Eifer für feine 
Meinung« oder auch als Verfechter berühniter Män- 
ner, fich alle Miihe geben \verdc, feine Prüfungen 
verdächtig zu machen« nur diefe hat uns mit Be- 
dauern für den Mann erfüllt« nicht blofs wegen fei- 
net Mangels an Zutrauen zu den Zeitgenoll'en« die 
doch wahrlich die Befchu]digung nicht verdienen« 
ihre Wahrheit hartnäckig g^g^n die Wahrheit feftzn- 
halten« fobald diefe mit überzeugenden Gründen 
auftreten follte; fondern noch mehr wegen feines 
eigenen Kleinmuths« womit er den guten Samen 
luszuftreuen wähnt« ohne Vertrauen auf eine höhere 
Macht« die demfelben Fortgang und Gedeihen ver- 
fchaffen werde, Theilte Rec. diefe Gefinnungen: 
er würde in der That fein abweichendes Urtheil dem 
Vf. gegenüber nicht auszufprechen wagen« aus Be- 
forgnifs« ihm als Eiferer für bloCs eigene Meinung« 
oda: als Verfechter fiiemder Autorität zu erfcheinen. 
Aber er hat mehr Zutrauen zu ihm « als er zu dem 
Iheologifchen Publicum ; . er will nur feine Gründe 
ihm vortragen , und die überzeugende Kraft derfel- 
ben in der Stille ab^varten. 

Diefs zweyte Heft befchäftigt fich mit zwcy , ih- 
rem Gegenßand nach höchft wichtigen Ausführun- 
gen. Zuerß eine Entwickelung der Gründe« warum 
der BegriiF von Mythus und die Mythenerklärung 
auf die biblifchen Gefchichten nicht ange^vandt 
werden dürfe« im Gegen theil die buchßäblich hifto- 
xifche I^kläHing der Vernunft -weit gemäfser fey, 
S. 11—67, tind dann dieDeduction einer neuen Of- 
fenbarungstheorie « gleichfam als Bafis für das vor- 
her anfgeftellte hermeneutifche Princip« nebft einer 
Hechtfcrtigung derfelben gegen die Vorwürfe« wel-. 
che der Supernaturalisnius und oftenbarungsgläu- 
hige Rationalismus neuerdings fich gemacht haben« 
S. 68-**>ii5. Am Schlufs ü. 119—173 liefert der 
Vf. den Anfang feiner Bearbeitung der mofaifchen 
Schriften nach den unmittelbar vorher aufgeßellten 
Grundlätzen an den beiden erften Capiteln der Ge- 
-nefis« deren, weitere Fortführung im folgenden drit- 
•tcn Heft verfprochen wird. 

Wir brauchen blofs den Begriff von Mythus an- 
»ngeben.« wie ihn der Vf. fich denXt« um "klar zu 
machen^ wie wenig feine Behauptung,, Mythus und 
Mythenerklärung fey «uf biblif che Gefchichten nicht 
anwendbar« für die Hermeneutik Gefährliches an 
Bch habe. Mythen. heifsen ihm Dichterfa^en aus der 
Vorwelt ohne hiftorifche Glaubwürdigkeit, und um 
dieCq^ Begriffs willen behauptet er« das Bibelftu- 
dium werde durch die Mythenerklärung unlicher 
.und fchwankend. So freylich hat bisher noch kein 
■Attaleger die Mythen in der Babel gefafst« und fo« 
■une Iner geCchieht> wird fich auch noch keiner die 
hiftorifc^ Bedeutung d^rfelben entwickelt haben« 



Der Vf. fragt nach dem Unlcrfchjecl zwifchen My- 
thus und Tradition « und läfst fich die Antwort von 
Bauer genügen , dafs in dem Mythus Alles ins Wun- 
derbare verarbeitet, und nach und nach verfchieden 
ausgefchmückt fey. Diefe verfchiedene Ausfchmü- 
ckung fey nichts anderes« als eine willkührliche, 
dichterifche Behandlung alter Sagen, und fo kommt 
er auf den vorher angegebenen BegriiF von Mythus 
zurück. Wir find bisher immer der Meinung ge* 
-vvefen, Älythen und poetifche Bearbeitung derfel- 
ben durch fpätere Dichter feyen zwey ganz verfchie- 
dene Dinge. ^Erftere begreifen alle traditionellen 
Überlieferungen aus einer gewiffen früheren Pieriode 
der Gefchichte , fie mögen nun hißorifchen « poeti- 
fchen oder philofophifchen Inhalts feyn. Der Aus- 
druck, was der Vf. ganz überfieht, gilt blofs für ei- 
nen gewilTen Zeitraum in der älteften Entwicke- 
lungsgefchichte der Menfchheit. Jedes Volk hat fo 
feine mythifche Periode, deren unterfcheidender 
Charakter in dem Vorherrfchen finnlicher Begriffe 
und Auffaffungen, in der ganzen, durch Sinnlich- 
keit geleiteten Art und Weife der Betrachtung zu 
fuchen ift. Aber die poetifche Ausfchmückung und 
Traveßirung durch fpätere Dichter« die freylich 
ohne mannichfaltige Ausartung diefer Mythen nicht 
erfolgen kann« hat nicht die Culturgefcfiichte eines 
jeden Volkes aufzuweifen , und gerade diefs ift der 
Punct , worin die Mythologie der Hebräer der grie- 
chifchen , man kann fagen , fowohl voran , als hin- 
tennacb fteht. Des poetifchen Schmuckes und Glan- 
aes« den der griechif che Mythenkreis unter den Hun- 
den -der Volksdichter erhalten , darf fie fich freylich 
nicht rühmen ; allein dafür hat fie für den Forfcher 
in der älteften Menfchengefchichte einen ungleich 
höheren Werth durch die lieligiofität, womit fie be- 
handelt und in ihrer urfprüiiglichen Form auf die 
Nachw^elt gekommen ift. Mit w^ie wenig Recht 
mag alfo Hr. K. behaupten , dafs durch die Voraus^ 
fetzung von Mythen in dem altteftam.Text nur will- 
kührlich erfundene Dichter fagen in denfelben ein- 
geführt ^vürden ? Er fpreche fich felbft das Urtheil, 
wie er es nicht unterdrücken konnte« da er« am 
Schlufs die Verfchiedenheit der Ausleger in der Ent- 
wickelung diefer Mythen als ein Argument gegen 
die biblifche Mythenerklärung anführend, fich hin- 
zuzufetzen gedrungen fühlt S. 27 « ««man dürfe aller- 
dings fagen, es^gefchehe der Vernunft ihr Recht, 
mag zw^eifelhaft w^erden« w^as da w^ill." Wir gehen 
zur Prüfung des zweyten Theils der erften Behaup- 
tung diefes Hefts über , w^orin der Beweis verfpro- 
chen wird, dafs die hiftorifche, und öfters felbft 
die buchftäbliche Erklärung biblifcher Erzählungen 
der Vernunft gemäfser fey, als die Mythenerklärung. 
Vier Gründe lind es, womit diefer Beweis begrün- 
det werden foll. Nehmen wir fie einzeln durch. 
,Erßens^ die mythifche Erklärung biblifcher Ge- 
fchichten habe weniger Grund « als die gefchichtli- 
che und buchftäbliche. Der gewöhnlichen BegrÜQp 
düng der erfteren durch die Verweifung auf die Ana- 
logie . der ganzen alten Völkergefchichte wird )iie1r 



i5 



J. A. L; Z. JANUAR x 8 t 3- 



a^ 



die Benierkung aitgegengefetzt , dafs da* jüdifche 
Volk wegen feines Glaubens an feinen einzigen Gott 
von. der Analogie der alten Völkergefchichte;billig 
auszunehmen, und unter allen Völkern der alten 
Welt als das einzige in feiner Art zu betrachten fey. 
Rec. , und ge\vifs mit ihm kein ächter Kenner des AI* 
terthums wird die Behauptung des Vfs. unterfchrei* 

. ben, dafs alle abgöttifchen Völker vermöge^ihrer Ab- 
gött^rey Mythen gehabt, und darum das einzige 
Volk, deffen Religion keine Abgötterey w^ar, von 
dem Befitz gleicher Mythen frcygefprochen werden 
muffe» Jeder erkennt hier leicht eine doppelte Ver- 
irrüng. Diefe Abgötterey, wie fie der Vf. nennt, 
änderte blofs den Inhalt der religio fen Mythen zwi- 
fcheu den Hebräern und anderen Nationen; der Be- 
griff des Mythus reicht aber ; viel w^eiter , umfafst 
incht blofs die religiöfen Vorftellungen der alten 
Welt, fondern auch ihre Gefchichte, Poefie, Phi- 
lofophi/e, überhaupt den ganzen Umfang ihres Ge- 
fichtskfeifes und ihrer Thätiglieit. Sind die Hebräer, 
vermöge ihrer befonderen Erkenntnifs von Gott, 
frey geblieben von der befonderen Gcllaltung, die 
die Erkenntnifs des Göttlichen bey äderen Natio- 
nen in ihren eigenthünilichen Religionsmythen ge- 
nommen : £o find , fie damit keineswegs ohne alle 
Mythologie , nicht einmal* ohne Mythologie in Hin- 
ficlit ihrer anderweitigen religiöfen Ideen , die das 
Verhältnifs Gottes zur Welt ausfprechcn und näher 
beftimmcn. Dann aber ifi: diefe Abgötterey durch^ 
aus nicht, w^ie fie dem Vf. heifst, die Quelle, fon- 
dern felbft vielmcjhr ein Product der Mythologie, 
deren Grund in et^vas ganz Anderem zu fuchen 
ift. Es beruht nämlich auf den qrlten Entwicke- 
lungsfchritten der anfangenden Cultur , und dem 
daraus hervorgehenden Verhältnifs der Reflexion im 
erwachenden Gemüthe zu der äufseren und inneren 
Naturbetrachtung. Diefe erften Anfänge find überr 
»11 im Ganzen diefelben; der Menfch tritt auf glei- 
che Weife aus dem Dunkel der blofs thierifchen Ve- 
getation in den Zuftand des klaren, befonnenen Be- 
wufstfeyns über; eine gewffe Gleichförmigkeit der 
Anfichte'n und Betrachtungsart ift das leicht ver- 
ftändliche Product gleicher Urkräfte und Anb^rey, 
die auf eine gleiche Art, und unter gleichen Ver- 
hältniffen zuerft eingeübt und befchäftigt %verden. 
Die erfte Entwickelung ift das Werk der äufseren 
Natur und Umgebung, nicht eines mit Abficht ge- 
wählten und durchdachten Planes. Unter die er- 
ften Gegenftände , die fie treften mufste, gehört auch 
das Gefühl der Abhängigkeit von 'etwas Höherem, 
■v\'as wir im Allgemeinen Religion nennen , und ^vas 
nach Verfchiedenheit des äufseren Dafeyns und der 
äufseren Gewohnheit nach verfcjiiedenen Beziehun- 
gen hin im Bewufstfeyn erwacht. Die er/ie yinre- 
gung der religiöfen Idee unter den Stammvätern der 
Hebräer, mag fie — was für uns ein beftändig ver- 

, hülltes Dunkel bleibt — unmittelbar durch den 
Schöpfer felbft, oder auf demfelben, nur nachMafs- 
gabe des verfchie^enen äufseren Dafeyns anders mo- 
«lificirten Wege^ wie bey anderen Völkern, erfolgt 



W«Wi«> 



fcyn, mufs nichts defto weniger genau den urfpning« 
liehen Formen und der urfprünglichen Betrachtungs- 
art des luenfchlichen Geiftes angcmeffen gewefen feyn. 
Ihre weitere Entwiekeliiug^ wie auch die Culturge* 
fchichte der Hebräer unverkennbar aufweift, blieb 
darum an denfelben periodifchen Stufengapg gebun- 
den, dem der nienfchiiche Geift überhaupt in der 
Erkenntnifs des Göttlichen unterworfen ift, von 
der finnlichen Auffaffung allmählich auffteigend zur 
gciftigeren Idealifirunff, wohin das tiefere Eindrin- 
gen in das Wefen der inneren und äufseren Natur am 
ficherfteii den Weg vorzeichnete. Vv^ic weit hier die 
Hebräer hinter anderen Nationen zurückgeblieben, 
ift kein Geheimnifs. Der tief eingewurzelte Aiithro- 
pomorphismus in ihrer Vorftellung vom Göttlichen 
lehrt es am heften. Die feinen Untcrfcheidungen 
und Abftufungen zwifchen Geift und Materie , die 
die griechifche und indifche Religionsphilofophie 
avifzuweifcn hab^n, finden fich bey keinem altte- 
ftam. Verfall'er , und auch in fpäteren Zeiten ift der 
Charakter der hebräifchen Gotteslehre gröfsteiitheiU 
fich felbft mifsverftehende Mifchung einer anthro- 
pomorphifchen Grundlage mit fremden, auf.geifti' 
gerem Boden erzeugten Philofophemen geblieben* 
Ein Jeder wird nun w^iffen , was er von folgenden 
Worten zu urtheilen habe , worin Hr. ff. den Grund 
der buchftäblichen Erklärung der biblifchen Ge^ 
fchichten anzugeben glaubt S. 29: „Die Entftehung 
und Ausbreitung der abgöttifchrn Religionen läfst 
fich fehr gut durch alte Dichterfagen ohne hiftori- 
f che Glaubwürdigkeit erklären, keineswegs aber die 
Enlftehung und Ausbreitung einer wahren Religion, 
Eben defshalb find die Urkunden der letzteren an*- 
ders zu erklären , als die Sagen der crfteren. Ge- 
fetzt aber, dafs bey 'anderen Völkern Mythen fich 
vorfänden, welche mit der Religion in gar keiner 
Verbindung ftänden, als z. B. rein -politif che: fo 
wäre von denfelben dennoch keine Anwendung auf 
die biblifche Urgefchichte zu machen, ^veil diefe 
durchaus nicht als Volks- oder Welt -Gefchichte, 
fondern blofs als Gefcliichte der Entftehung, Erhal- 
tung und Ausbreitung des Glaubens an einen einzi-. 
gen Gott zu betrachten ift." Wer. hat denn diefes 
Letztererem Vf. gefagt, und wie Avill er überhaupt 
leugnen, dafs die hebräifche Gotteslehre, wenn auch 
nicht in ihrem erften Urfprung, doch in ihrer wei- 
teren Entwickelung, mit den religiöfen Vorftellun- 
gen anderer Nationen verglichen werden dürfe? 
Der zufällige Umftand, dafs den Hebräern die Dich- 
ter fehlten, die, wie bey den Griechen, die Reli- 
gion im poetifchen Gewände darftellten, und der 
fpielenden Phantafie manche, eben nicht aus reli- 
giöfer Spcculation herftammende, Ausfchmückungcn 
erlaubten, fojl doch nicht als Beweis gelten, wenn 
anders nicht die Religion der Griechen, ihren Haupt- 
zügen nach, jünger gew^en ift, als ihre Religion»- 
poefie, oder darum, weil wir blofs die letztere, 
und nicht die erftere in fchriftlichen Urkunden be- 
fitzen 9 diefe gar keine Exiftenz gehabt habeu dürfte* 
C^^ Be/Mufs folgt im n&thßm StUck^O 

M ■ I 



,7' J ü N A I .S C II £ rt 

ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



JANUAR 



THEOLOGIE. 

Fhetberg, b. Graz u. Gerlach: f^orurtkeilsfreyt 
fVürdigvng der mofaijcken Schriften, als Prä- 
Jung der de mette' feiten Kritik mojaife/ier Ge- 
fehiefUen , von M. Karl Gottfried Hetle u. T. w. 

(fiefMmft der im vorigen Stück abgebroehenen Receajioiu) 

jyXit S. 33 folgt die Amführang dei zuxyteH, 
iritten und vierteil Griiiidei für den atifgelleHtcn 
Satz, dafs die hiRorirdte, und üfce» Telbft die buch- 
fiJbliche Erklärung bibliFclier Gefchicliten der Ver- 
nunft geniäCser {ey , ak die Mythen crklärmig. Sie 
ift poGtive wnd negative ausgefprochen in den Wor- 
ten, „dafs man nicht* zu erdenken brauche, um de 
ffihrrcheinlich «u machen, dafs man die Worte gel- 
ten laffie, was he ge^vülmlich gelten, und dafs man 
den Sinn, -welchen der VF. mit Teiner Erzählanz 
verband , am ficherfien ireiFe. Dagegen die mythi- 
fcbe Erklärung; ^veit mehr voraus^tze, dem Texte 
weit weniÄer angemelTen fey, und auch im Grunde 
weil ^Tcniger erkläre." Beides wird an dem Iley- 
fpiele der ParadiesgeFchicbte ent^vickelt, deren my- 
ihifche, von Hii. Dr. Gabler vorgetragene Ansle- 
gnng der Vf. Theil für Thcil durchgeht, um fein 
antgefpro ebenes Urtheil an ihr zu bewähren. Es 
würde uns zu Aveit führen , einzeln hier nachzufol* 
gen; blofs einige allgemeine Bemerkungen feycn un^ 
erlaubt. Manche treffende Erinnerung gegen die 
Voramretzung eines hiftorirdien Mjthus verkennen 
#ir nicht. Aber freylich darf lieh auch diefe An- 
ficht nicht mehr der Bey^immung derjenigen Aus- 
leger erfreuen, die aas hißorirch-kritircben Grün- 
den die mofaifche Urrprüuglichkeit des Pent. und 
das noch höhere Alter der ili der Genefis zufaminen- 
geftellien Auffätze nicht zugeben köniicn. Nur ein 
Pliilofophem, einen philo Tophi fchen Mythus werden 
diefe in den erften Cap. der GeneQs erblicken, und 
gegen diefe Auslegung fällt der gröfste Thf il der ge- 
machten Einwendungen weg, weil fie den Text 
nicht für GeCchichte im mythifclien Gewände, fon- 
dtm nur für Urtheil und Vorftellung fpäterer He- 
hrier von der Weltfchopfung und dem Untergänge, 
de* goldenen Zeitalters nimmt. Ift auch diefe Vor- 
ßellang zum Thetl noch kindifch und ungereimt: 
fo wird «Üefs unfcren Vf. am wcnigften befremden 
dürfen, da' er fvlbft bey feiner buch li ablieben hillo- 
rifcben Erklärung auf kindifchc Vorftellungcu Adains 
trifft, an welchen man fleh nicht ärgern dürfe, vgl. 
S. 4g. Was bey' diefem Stammvater des mcnfchli- 
chen Gefchlechtes Statt fand, warum foHte dief» 
nicht auch in Fpäterer Zeit bey feinen Nachkommen 
denkbar feyn? Diefe buchftäbliche Erklärung felbft 
/. J, L. Z, \%\l- Mrjler Band. 



aher , womit foll die hifiorifche Wahrheit ihres In- 
halts gerechtfertigt werden ? Selbd den Vertheidi- 
gcrn des Pent. als mofaifcher Urkunde mufs diefe* 
Ichwer fallen. Wo waren lu MoTes Zeit die Sicheren 
Quellen, welche den Anfang des irdifchen Lehcui 
und des menfchlichen Seyu« hiflorifch ficher über- 
lieferten? und ^Yürdö über diefeii Ge^enQand «in 
anderer, als ein gleichzeitiger Bericht Glanbwür- 
digkeit verdienen? So darf man immer einen Sehr ift- 
ftell«r fragen, der nicht dogmatifeh, fondern rein 
hijlorifeh zu Werke gehen will, und die Kritik 
nicht blofs für dcnGeichichtfchreibcr, fondern auch 
für den Gcfchichtforfcher als nothweiulig erklärt. 
Der grofse Unterfchied zwifchen hermcneutifchet 
and hiftorifchcr Wahrheit ift von Hii, K- gani übcr- 
fehen worden. Eine Wahrheit behalten diefe Be- 
richte allerdings, wie fie in den Betrachtungen und 
Reflexionen ihrer Urhebe^ gegründet war. Aber difr- 
Fe Wahrheit ift defswegen noch nicht äufserc Wahr- 
heit der Gefc hiebt e. Mag immerhin, was wir hief 
einmal fetzen wollen, der Inhalt diefer Urkujiden 
eine Anficht zulalTen , welche möglicher Weife den 
tiiftorifchen Erfolg als der göttlichai Allmacht und 
Weisheit nicht unwürdig betrachten liefse: fo fohl- 
te doch immer dasjenige , was das möglich Denk- 
bare zur wirklichen Realität erhebt, die fiebere 
hiftorifche Bewährung, dafs hier wirkliche Ge- 
fchichte, und nicht blofs fpäterc Vorftellung und 
Speculaiiou über diefen Anfang aller Gefchichte ge- 
liefert werde. Aller Erklärung, allerthümlicher 
Quellen, befonders folcher, die 
genlläjide behandeln , mufs doc 
hergehen eine Kritik über den 
Urfprung. Jede Kritik einer h 
bleibt ohne Balls, fobald als c 
Zeildatums zu der Zeit, welche 
erforfcht zurückgeblieben. Auch 

heit des Pent. vorausgefetzt, bleibt uns diefe Auf- 
klärung über die erften Urkunden der Genefis ver- 
'fagt, mithin jede hiftorifch buchftäbliche Auslegung 
derfelben , am gelindeften ausgedrückt, entbehrt ih- 
res Grundes. Diefs find nur propädeutifche Bemer- 
kungen für den Vf., die blofs die hiftorifche Sicher- 
heit der Quellen, nicht die hiftorifche Wahrheit de» 
Inhalts felbft angehen. Was diefe letztere b^- 
trift't; fo liat der ächte Alterthumsforfcher darüber 
fchon längft entfchieden, dafs dgl. Gegenltände, aDi 
hier verhandelt find, dem erften erwachenden NacK- 
denkt'n weder durch eigene, noch durch fremde VejT- 
nunft werden vorgeführt feyn. Man braucht hlofi 
die Entwickeln 11 gsgefchichte des Menfchen zu ken- 
nen . um f^ir diefe Wahrheit den Beweis zu findeti, 
und foll der anfängliche Zuflaiid unfere« Gefch^ch* 

3 



Jd 



JENAISCUE ALLQ. LIT£RTUR - ZEITUNG. 



üo 



tes nickt über alle bewährte Erfahrung fpltterer Ent- 
frickcliing»perioden-hinansgeTet7it werncn: fo ift''cks 
Unheil gefprochcn, das die erft^^n Berichte in der 
Genefis für das Eigentimm einer fpätereu^Zeit^rjjiÜAt 
blofs der Form , fondern auch dem Inhalt nach , an- 
erkennt. 

Den übrigen Theil des Buches können Tvir nun 
blofs dem Hauptinhalt nach noch angeben. Er ent- 
hält die Ent Wickelung einer neuen OiVenbarungstheo- 
rie zUr Rechtfertigung des Gefichtspun des, nachwel- 
chem der Vf. die mofaifchen Schriften durchzugehen 
gedenkt, und v'elcher den Inhalt derfelben als göltli- 
che Oft'enbarüng, nur menfchlich verftandeu, menfch- 
lich ausgedrückt , rind auf menfchliche Weife fort- 
gepflanzt, nimmt. Ausgegangen wird von dem Salze, 
des Menfchen Vernunft könne nur durch Sprache 
geweckt -werden, und daraus gefolgert, Gott muffe 
•\venigftens den erßen Menfchen fich wörtlich geof- 
fenbart , üe durch Rede , durch Worte aus dem Zu- - 
ftand einer thi^rifchen Gcdankenlofigkeit in den Zü- 
ftan'd denkender Menfchen verfetzt haben. Dafs der 
Menfch , ohne Worte zu vernehmen , nicht im Stan- 
de fey, denken zu lernen, wird fowohl aus der ur- 
fprünglichen Anlage feiner körperlichen , als auch 
geiftjgen Natur gezeigt. Jene, um damit zuerft an^ 
zufangen, gehöre der Sinuenwelt an, und in diefer 
Sinnenwelt gelte es als Regel , dafs die Natur ihre 
Kinder nicht weiter führe , als es zur Erreichung 
finnlicher Zwecke nothwendig fey. Diefe Zwecke 
feyen aber keine anderen, als Erhaltung und Fort- 
pflanzung i\^& Gefchlechtes. Beides konnte ohne 
Ausbildung der Vernunft erfolgen. Worte aber feyen 
Abdrücke von Gedanken , und nur durch Denken 
pvoducirbar; mithin fey, dem Menfchen, als finnli- 
chem Naturwefen, die Sprajche durchaus nix:ht noth- 
-W endig. Der Vf. mag es vor deii Pfychologen ver- 
ant'vvorten, dafs er über die Anlagen der finnlichen 
Katur , deren Beftimmung und Entwickelungsfähig- 
keit , getrennt von dem Geifteswefen des Menfchen, 
ein V^rt zu fprechen wrfgt, gleich als ob beides, in 
der genaueßen Beziehung des Einen auf das An- 
dere , nicht Eins bildete , und w^enn auch nicht im- 
mer der Ausbildung, doch der Anlage nach. Ei- 
nem uiid demfelben höchften Princip in der Ent- 
"wickclungsfähigkeit derMenfchennatur diente. Der 
Menfch , als Sinnesw^efen , hat Kräfte und Anlagen, 
die, wenn auch nicht ein geiftiges Bedürmifs 
weckt, doch diefs allein zur allumfaffenden Ent- 
faltung ihres inneren Keimes führt; und umge- 
liehrt ruhen in der geiftigen Natur nicht w^eniger 
l)ildfame Vermögen , die ohne Hülfe des Dienftes, 
den fie durch die Functionen finnlicher Organe er- 
halten , wohl fchwerlich den Anfang ihrer Entwi- 
ckelung finden würden. Beides von einander tren- 
nen, nicht fo, wie es in der Pfychologie gefchieht, 
znm Behuf einer gefchichtlichen , nach Perioden 
vertheilten Darftellung der Seelenmomente , fondern 
Naturforfchern ähnlich, die den männlichen und 
weiblichen Organismus, jeden in feiner Art, als gc- 
fcl^loITenes Ganzes betrachten, auch die finnliche 
fUid geiftige Natur des Menfchen für fich nehtnen, 
^nd die Bildfamkeit ihrer Anlagen und Vermögen, 
HQf bluMigig von einander , nur auf die jeder i^nzel- 



neii ztt Gebote ftehendcn' Hilfsmittel tinä End«w«- 
cke b^fchränken': Vliefs l^erfst eben fo viel* als- einen 
Kreis halbircn, und dann von jeder Hälfte noch be- 
Uau|iten> fie bilde einen- vollftändigen Kreis. So 
münen Urtheile entftehen, wie S. 74 : „die Natur fey 
mit ihren Anlagen freygebig, alle können, alle fol- 
len nicht. ein?"al ausgebildet werden"; und S. 75: 
„durch Denken zerftöre man eher Leben und Gc- 
fundheit , als dafs man es erhalte, und. darum kön- 
ne es unmöglich ein Refultat der ganzen menfchli- 
chen 'Natureinrichtung feyn , da alle Anlagen der 
finnlichen Natur fonft nur auf ihre Erhaltung ge- 
richtet." Wir haben nichts gegen den Satz desVfs., 
dafs dem Menfchen , als blofs finnlichem Naturwe- 
fen , die Sprache nicht nothAvendig feyn würde; 
aber wohl finden wir es verkehrt, dafs eine Behaup-. 
tung aufgeftellt wird , die in ihrem letzten Grunde 
ganz undenkbar bleibt, noch verkehrter, dafs aus 
liir etwas bcvyiefQu werden foll , was unter Voraus^ 
fetzung obiger Trennung nicht im geringften Ziu« 
fammenhange mit ihr Iteht. Denn was in aller 
Welt hat der Satz : ohne Worte von aufsen kann der 
Menfch nicht denken lernen, für den Vf., der jene 
Trennung fchulgerecht findet, mit feiner körperli» 
chen Natur zu thnn , da das Denkei^ eine geiftige 
Function ift, mithin der geifiigen Natur zugehört, 
die, losgeriffen von der finnlichen, ihren eigenen 
gefchlollenen Kreis für fich bildet, u. dgl. fremde 
Unterfiützung nicht bedürfen follte. Hier wird die 
grofse Inconiequenz fichtbar, zuerft den Menfchen, 
als Sinneswefen , für fich zu betrachten , tmd von 
feinen finnlichen Kräften nur die unmittelbar finn-, 
lachen Endzwecke als ihr Ziel aufzuftellen , nach- 
her aber die geiftige Natur in ihrer Entw^ickelupg 
abhängig zu machen von finnlichen Functionen, 
und diefen damit auf einmal eine höhere Beziehung, 
als auf blofs finnliche Gegenfiände, einzuräumen« 
Allerdings hat es Herder bewiefen, dafs der Menfch, 
um fich zu erhalten, denken mufs, w^eniaftens wenn 
er Menfch bleiben will, d. h. ein Wpfen, in welchem 
finnlicue Kräfte und Organe geiftigen Zwecken zu 
dienen beftimmt find , und das eben darum die Auf- 
gabe hat, mit Freyheit fich zu entwickeln , niclit 
aus Infiinct und blinder Naturnothwendigkeit , wie 
die Spinne ihr Gewebe zieht, und die Biene ihre 
Zellen erhaut (vgl. S. 71). Doch hören wir kurz 
den zwey ten Beweis , den der Vf. für feine Behaup- 
tung giebt. Er ift aus der urfprünglichen Anlage der 
geiftigen Natur abgeleitet. Worte feyen d^s befte 
und leichtefte Mittel, ilie menfchliche Vernunft zu^ 
weckeh, ja das einzige, denn jede fprachlofe.Vcran-( 
lafi'ung zum Denken gehe für Menfchen, welche 
noch nicht denken können, verloren. Ohne zu den- 
ken erfinde aber der Menfch keine Worte, .*lfo muf- 
fen ihm Worte zum Denken gegeben , od^r es muft 
feine Vernunft durch Worte von aufsen .gedeckt 
werden. Worte find Zeiche^ 9 die die inneren JBr- 
fcheinungen des Bewufstfeyns bedeutend aus4fu-. 
cken. Sprachvermögen ; nennen wir die Fähigkeit, 
etw^as als Zeichen irgend eines innerlich Erfchi#- 
nenen zu fetzen, und fich dadurch Anderen mitzu- 
theilen j und Sprache felbft heifst ein Aggregat von 
folchen Zeichen, "oder ein ganzes Syfiem gleichatii- 



9^ 



i A N U AR 



» 8 » * 



M 



g«f Bi^eidmimgen. flfr voTgeßellt^ti und gefübl- 
ten Oegeiißäiide. Alles Sprechen , als Bezeichnung, 
kommt d^mnacAi von Innen helraus ^ üb mrprünglich 
nicht \snat-i foniieiin wii-*l es erJt durch den Drang 
der Mittheilung an Andere , oder; durch die Stärke 
der Empfindung , die unwillKiihrlich auch in laute 
Äusserungen fich ergiefst. Damit vcrurtheilt fich 
äer Satz des Vfs. von felbft: durch Worte von aufsen 
miilTe die inenfchliche Vernunft geweckt werden. 
Worte von aufsen bleiben der noch ungeweckten 
Vernunft nnverftändliche Töne, Jedes Wort kann 
fördasBewufstfeyn erlt dann I^cdeu tun g beMommen, 
wenn eine Vorftellung fchon früher da war, die ent- 
weder wir felbft , oder Andere durch diefs beftimmte ' 
Sufsere Zeichen fixirten, und durch gegenfei tige Mi t- 
theilung dein Gedächtnifs als äufsere Bezeichnung 
überliefsei}. Der Vf, beruft Üch auf Altern , welche 
die Vernunft ihrer Kinder durch Worte wecken. 
Freylich v^rftä^den I^iuder noch nicht, was man ih- 
nen vorfage; aber wenn man ihnen mit Überlegung 
YOrfage , w^as ihre Vernunft wecken kann : fo errei- 
che man feine Abßcht unleugbar. Allein was heifst 
diefs anders , als eine Vorftellung in dem Kinde w^e- 
cken, durch Vorhalten, Hinweifen auf den äufse- 
ren Gegenftand ßc zum Bewufstfeyn bringen, und 
dann das Wort , als äufseres Zeichen , hinzufügen, 
damit das Gedächtnifs es auftaile, um in Zukunft 
felbft dem Wünfche, fich mitzutheilen , damit zu 
dienen. Im Anfang der Sprachentwickelung vertrat 
der Altem Stelle der Drang, fich mitzutheilen , und 
das dadurch in Bewegung gefetzte Vermögen, Be- 
zeichnungen zu wählen für das innerlich Erfchiene- 
ne, äufsere Laute boren zu laftcn als Deutungen 
des inneren Bewufstfejns. So mochte es freylich 
lange Zeit dauern» ehe eine nur etwas voll ftändige 
Sprache da war. Ohne. Zufamtoenleben der Men- 
fcheu "Würde fie fich nie über die erften Aufserungcn 
von Luft und Unluft, von Freude und Schmerz er- 
hoben haben, für welche innere Empfindungen 
gleichlam unwillkührlich dem Menfchen , wie dem 
Thiere, üch Zeichen darbieten. Erft als Product der 
OefeUfchaft, aus der Neigung, zu reden, und fich 
Anderen mitzutheilen , erklärt fich die Ausbildung 
und CultuT der Sprache, als Bezeichnungsvermögen. 
War diefer Trieb einmal erwacht, und er mufste es 
TOm Anfang der Vereinigung an ; fo gewöhnte man 
fich bald , nach dem Beyfpiele jener unwillkührli- . 
eben Aufserungen des Gefühls, für alle,und^ede Vor- 
fiellungen Zeichen zu fixiren, allmählich über die 
Einheit derfelben fich zu vefftändigen , und nach 
^d nach zur Verknüpfung mehrerer Gedank^en un- 
ter einander, d. fi. zur zufai^mei^häugeiiden Rede 
fleh zn erheben. Der GrundirirtUum tks Vfs. beftcht 
^rin, dafs er vorausfetzt, der Menfch fey nicht im 
Stande, von den äufseren Sinneseindrücken, und 
den dadurch geweckten Vorftellüngcn üch zum 
Denken zu erheben , er muffe fchon denken kön- 
^iien, weuM ihn diefe zum Nachdenken bringen follten, 
^^•S. go. Was dagegen zu erinnern ift, wird Jeder * 
leicht für fich erglänzen. Wir l^emerken blojTs noch j 
Zweyerley. ^ Einmal , auch ohne diefs höhere Den- 
ken \«cür(!e" doch Sprache da feyn,.iils Ausdruck 
iesblulsen ünnlichen Gefühls und feiner inneren Pro- 



ducte. Zweyteris ahndet der Vf. den Wlderfpruch 
niclit, in den er mit fich'felbft geräth. Auftere Wor-' 
te fülk'n die Vernunft wecken: aber find denn nicht 
äufsere Worte Deirtungen finnlicher ^^orftellungen', ' 
die er für keine Stufe zum höheren Denken gelten 
laiFen v/ill ? Oder füllen cliefe Worte von aufsen 
fchon überfinnliche Gedanken enthalten: wie viel 
weniger werden diefe dem Bewufstfeyn verftändlich 
feyn , das dergleichen Gedanken noch nicht kennt, 
nothwcndig aber fie kennen, müfste, Um das äuftere» 
Zeichen derfelben mit Bedeutung für fich feftzuhal- • 
ten. Zu folchen Inconfequetizen verirrt fich ein 
Schriftfteller ; wenn er ti einmal darauf angelegt 
hat, ein Paradoxon zu behaupten! 

Wir brechen hier unfere Beurtheilungab. Von 
der befonderen exegetifchen Bearbeitung der erften 
beiden Capitel der Genefis, die am Schlufs des zwey- 
ten Heftes gegeben ift, haben wir hein Wort mehr 
zu fagen, da fie durchaus auf Refultaten beruht, über 
welche wir unfer, Urtheil fchon ausgefprochen ha- 
ben. Möge der Vf. vor der Fortfetzung feiner Ar- 
beit unferer Kritik einige Aufmerkfamkeit fchenken, 
oder ihr mit Gründen widerfp rechen", die, wenn fie 
Gewicht haben, Rec. gewifs anzuerkennen bereit 
feyn -wird. H.P. 

HsiLBRONN, b. Baufche: Die Schein- PViderfprü^ 
ehe in der Schrift. Oder Erklärung folcher Stel- 
- len des neuen Teftaments , welche mit an'deren 
Ausfprüchen Jefu und der Apoftel zu ftreiten, ' 
oder eine Ungereimtheit zu enthalten fcheinen. 
Von M. Friedrich Ößerlen^ Pfarrer in Eberftadt. 
ißio. igß S. kl. g. (i6 gr.) 

Diefes Büclilein ift laut der Vorrede und Einlei- 
tung nicht für gelehrte Theologen gefchrieben, -wel- 
che darin nichts Neues linden werden, fondern für 
gemeine denkende Chriften. Die M\'-ahrfcheinlich er- 
dichtete VeranlalTung ift folgende. In einem vorher von 
Pfarrer, Kirche und Schule entblöfsten Dorfe hatten 
fich, bey Vernachläffigung des Bibellefens^ Religions- 
zweifel und SpÖttereyen namentlich über anfcheinen- 
de Widerfprüche unfrUngereimtheiten in der Bibel 
eingefchlichen. Der neue Pfarrer erhält davon Nach- 
richt, "wolint einmal, auf VeranlalTung des gutgefinn- 
ten Richters, ungefchen einer Converfation der Bau- 
ern in der Schenke bey, und nimmt den nächften 
Sonntag in der Kirche Gelegenheit, die gerügten Wi- 
derfprüche in der Bibel zu erklären ; hiemit fährt er 
fort, und erweckt fo in feiner Geraeine ein nachden- 
kendes Bibellefen. Viele nun folcher Widerfprüche 
gründen fich blofs auf die deutfche Bibelüberfetzung 
oder auf die Vernachläffigung des Zufammenhangs, : 
und find alfo mit leichter Mühe gehoben. Manchmal 
hat fichs der Vf. auch fehr leicht gemacht, und wirk- ^ 
liehe Verfchiedenheiten durch Machtfprüche befei- 
tigt: So verfährt er mit Matth. 5, 54 vom Verbot des 
Schwurs, in Vergleich mit Hehr. 6, 16, wo der Eid - 
als etwas Übliches und Beftehendes vorausgefetzt 
wirdi Jenes Verbot fchränkt der Vf. blofs auf den 
Mifsbrauch des Eides ein, \^as nidit richtig ift; es 
ift klar, dafs Jefus in moralifchem (effenifchem?) Ri- 
gorismus alle» -Siiwören verbietet* Eben fo wenig 
hat der Vf. den Ausfpruch Jefu Matth. 5, 39 : ich fa^^ 



ÄJ. 



J. A. iL, ?. JA JN ü A Jl n 8 1 3. 



^ 



0uch aber, dafs ihr mtjfitjoidtrßreben foüt dem Übel^. 
verftandeit« indem ex aha To cingefchränkt wiffen 
will, dafs man doch auf fein Recht halten folle. Ei- 
ne unbefangene Exegefe wird in diefen Worten ^vic:, 
der denfelben Rigorismus finden. Den Widerfpruch 
Äwifchen Matth. iß, 31, von der nicht zu vergeben- 
den Sünde wider den heil. Geiß, und i Joh. 1, 7, dafs 
das Blut Jefu von aller Sünde rein mache , hat d^r 
Vf. zwar richtig , aber nicht klar genug gehoben : er . 
hätte das mehr her^usfetzen follen , dafs der Verföh- 
nung«tod Jrfu nur für diejenigen diefe Wirkung ha- 
be, welche dem heil. Geift nicht widerftreben. Die ! 
Stellen Marc- 14, 25: fVahrlick, ich fage euch, dafs 
ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs aes 
TVeinJiotks bis\auf den Tag, da ichs neu trinken 

' KLEINE SC 

l*H»otooiE. . l!.«^Jtfif , b. Honkoop: Differtatio exegeti' 
#a- critica da epißoiis Pauli md Ephejiös et Colöffenfes inter 
fe coUatis, quam, praef. J. pan Voorjt cet. p. p. auctor Abrüh* 
van Bemmelen.x Delphis - Batavna , vocat. V. X). 



Ankeveen. ißeS* x^ S. gr. ß. 

iiem Abrchiede von der ürtiveifität eine Probe feiner 



M, in pago 
Der Vf. wollte bey fei- 



Tortfchritte in dem 'exegctifdhen Studium ablegen, und 
wählte dazu eine Vergleichung jener paulinifchen Briefe. 
Sowohl die Wahl feines Gegenltandes , als die Ai t und Wei- 

. fe der Ausführung gereicht ilim zur Ehre. Die Ab- 
handlung xerfällt in zwcy Abfchnitte. Der crfte handelt von 
der Übereinftimmui^g und Verfchiedenheit der beiden Biie- 
fe; Den Grund der auffallenden Ähnlichkeit derfelben in 
Inhalt , Plan , Form , Sprache und einzelnen Sentenzen findet 
d^ Vf. mt andcien Exegetou faufscr iu den «huliclkeu Be- 
Jürfniflcn beider Gemeinen) blofs in dem zufälligen Üm- 
Itande , dafs Paulus fie kui^ nach einander abfafstc , und ihm 
alfo die in beiden vorkommenden ähnlichen Ausdrücke* ge- 
läufig waren. Uns fcheint diefe Erklärung nicht hinzu- 
reichen. Denn , ohne der Gewandtheit und AgiÜtat des Apo- 
fteU,.— dem es gar nicht eigen war, fich in dem nämli- 
chen Kreife von Wörtern und Sentenzen herum sin drehen, 
fo fehr er auch an einer Sache und Walirheit feftliielt r— zu 
erwähnen , finden fich mehrere dem Sinne nach ganz Ähnliche 
Stellen in diefen Briefen , wo aber die Verfchiedenheit des 
Ausdiucks abfichtlich und mit Hiuficht auf den anderen Brief 
gewählt zu feyn fcheint. Weiui P. z. B. Eph. 6, ig. 19 
die Chrißen auffodeit , für ihn zu beten , iv« ^pi SoSti») Ao^oj 
hf «voifii roiJ erofAOLTo^ fxüv: fo hejfst es CoL 4, 3: Iva e^tog 
«voi'S^ »ii*iv Sv^otv roh koyov. So ebendafelbfi: yinootffai to 
fjkvet^iov roü ivayytkiov vrtg o5 x^neßhUM sv oikvff$i^ im B» 
an die Col.: Aaky^ctn ro fxijeri^^tov rov X^terov ^ ht hi^tfxmu 
So die auffallende hebraifiiende ConUmction Eph. 4, 16: 
xav TO 9WMa T-Jv av^tyriv roO cwfxaroq xoulrat, hat im B. an 

" die Col. das Parallele ; tav t6 ewfxa a^^fi n^v ai'^tjo'iv. Wo 
der eine Brief dxeiihvteBat , avavfoveBat , in dem einen 
naivo( JivS^xoq, in dem andern v«o« av5f . , beides dem 
xaXaiet entgegengefetzt , weil liiemit nicht konnte gewechfelc 
werden ; imd fo in mehreren anderen Fällen. Wie diefe Er- 
fcheinung bey einer Specialliemieneutik der beiden Briefe be- 
achtet zu werden verdiene, und auf welche Art fich die- 
felbe benutze liefse , leidet liier keine Ausführung. Jndefs 

' war es der Zweck des Vfs. nicht, eine foLche zu g,eben. Er 
Hellt die Beyffiele der ObereiniUmmüng , und demnächft 
die der Verfchiedenheit fehr gut nebeh einander. Bey letz- 
terer hätten wir jedoch gewflnfclijc , dafs er tiefer in das 
discrimen argumenti et confilii eingedrungen wäre , und die 
Abweichungen beider Briefe in diefer Hinficht befiimmter 
angegeben hätte. Dagegen hätte der ) de discrimine verho- 
rnm et Jormarum kürzer und belehrender gefafst -werdeA 
können.^ Der zweyte Abfchnitt handelt von ^la kritifqhen 
nnd grammatifchen Nutzen der Vergleichimg der beiden 
Briefe. In erfferer Hinficht geht er beide genau durch, 

- und prüft nicht ohno Sdmrfflnn die verfchiedenen Lcfeartcn mit 



werde^ imMeic^ GolttesimtA %p.<jttoh.%6^%ilun^', 
die ausenoählten Zeugen von Gott , die wir mit ihm 
gegejjfen und getrunkm haben, nachdem er auferßan- 
den iß von den Todten , werUen fo in Üb«reinftinirr 
niui>g gebracht: da» Reich Gottea fey. in der Stelle, 
bey Marcijs nichts aU die Anftalt der chriftlichen- 
Kirche f^ diefe habe nun eigentlich nach der Aufer-, 
ßehung Jefu fchon angefangen. Eine hochft will^^ 
kührliche und ungenügende Erklärung! Nicht im-: 
mer findet auch Rec. mit dem Vf, Widerfprüchc/ 
%. JJ^ zwifchen Rom. 5, 12 und Hebr. 9, VJ. 

• Jn feinem Kreife kann das Büchlein nüulicfc 
werden , und wenn der Vf. das in feiner Gemeine 
kiftet, was er mit diefer Schrift bezweckt: fo er-»- 
wirbt er (ich ein nicht geringes VerdienIL H 

H R I F T E N. ' ^ 

fieter Beachtung der Paralleirtellen. Z. B. Eph.^, 5 erklärt^ 
er fich ffir die Lesart «yvifj^ica, nnd vermuthetj die leich- 
tei-e Lesart tyvw^VSij fcy aus r. 5 rgl. mit CöL 1, a6 cnt-' 
flanden. 80 nimmt er mit Matthäi das 5.« L X. V.' 9 te 
Schulz , und beßätigtund erklärt es zugleich durch CöL %,' 
28 » indem er es von einer moralifchen und j^giftfeo üm-^ 
Wandlung vei lieht. — Den gröfsten Theil des Buchs macht 

n tr^?i'^^^^^*'^''^^*^^* deffelben aus. Der Vf. flcllt die Pa- 
rallelfiellen neben einander, wobey er dem B. a. d.* Eph.* 
folgt, und fügt denfelben feine Erkläiung bey. Auch hi«*^ 
kä^^en wir gewünfcht, dafs er lieber einer Ideen- und 8ach-> 
Ordnung pfolgt wäre. Es wibde dadurch über das Ganz«^ 
und Einzefne der Briefe mehr Licht verbreitet* worden feynJ 
So bindet man hier flatt Refultate nur Materialien, die in- 
deflfen allen Dank verdienen. Die Intei-pi etation de« \i^ 
zf ugt von einem liberalen Geifi , und von nicht gemeineri 
Keuntnifs und forgfältigeni Studium unfercr beAen Excge- 
ten, die ei* mit lobenSwilrdiger Befcheidenheit benutzt^ oli- 
ne fich von Autorität blenden zu laflen. — Die erot^u» 
t6ü^ ^GfffxQv Col. 2,8' erklärt er mit Recht Üureh elementa' 
religionisi wenn er aber auch die der heidnifcheu darnntcr' 
begreift, und diefcs ans Gal. 4 , 5 zu erweifen fücht: Xo fein- 
neu wir ilim nicht beyftiramen. P. nennt den mofaifclien 
Cultus fo , in fofem aus demfelben , als dem ärmlichen Ele- 
mentaruntenicht , das Chiiltenthum entfprang, und auf ihn 
gebaut wurde. Daher fpricht auch Paulus in der angeführ- 
ten Stelle communicativ (»J/xi?;) ; ebendalier der Ausdruck v>Jti» 
in der Parallelftelle Eph. 4, 14 und Gal. a. a. O. — Di« 
Stelle CoL a, ig: SiXwv iv t«», k. B^vicvl. t«v ÄyyiAwv, über« 
fctn derTf. nach J. Camorarius: vehetnenter. fibi placem 
Qaffectataj modeßia et cultu , qualis angelos decet , fiel quem 
fln«-*/! praeßare folent; — aryysXw« ßehe alfb flatt ^yyhkiK^, 
und P. bediene fich ironifch einer Redensart der heuchleri- 
fchen Irrlehrer. Er vergleicht i$t\o$^^^uU kai r«ir«ivo(J>p. 
^•^5* — ^®*- 3« 8 vttfielit er unter «iVxe»Xoyi«, wegen 
deffen Verbindung mit ßXae(f>^U. nicht fermonet obfcenoe, 

Slürif'iJL^^^/* Nachrede (^kwaadfprekendheit) , un<f weU^ 
diefe Bedeutung nicht erwiefen werden könne; fo nimmt er 
an , Pauhis habe , wie er mehrmal» thue, die eigemliche Bc 
deutung dicfes Worts nach feinem Sinn umgfbo^eiu Aüer- 
dmgs pafst j^ie erfiere Bedeutung liier weniger in den 2ufam. 
ro«nliang,um! man kann annehmen, dafs der Apoßdl dädtirch das 
pX«ff(^,,M/« v^rßÄiken wölke. Stolz überfetzt es Antü'lich^ 
keiitfi», Luther, wie uns deucht krtftiger nnd genauer, fthand* 
f IT' WV^^'i ^. "^*^^^^*"JF f^^igt <ier ff, ein rUtiees' ^^^2^ 
^^L'bf 'li^'^ ^1 grundlicher Sprachkenntnifs. ZuieiS^. 
gleicht er nicht ohne Feinheit' und Glftck den populären 

iä^^'^Ä ^?"^ Vaterlande, ^it dem AusInFck de^ 
ApoileD. Mit Recht darf man d^r von ilim f«^ die zZ 

ttS^n^ÄÄe^dt -j/^^-^^-H. «un'lortf,iaT. 



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ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



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JANUAR 



X 8 1 3- 



J JJ R J S P R U D E N Z. 

ohne Angabe des Druckorts und Verlegers (Mün- 
chen , b, d. Exped. d. k. baier. Regierungsblatts) : 
Allgemeines bürgerlicfces GefelzhuchJür das Kö- 
nigreich Baiern^ (Elfte Lieferung.) Erftcs und 
zweytes Buch. 8.1 — 224. (Zvveyte Lieferung.) 
Drittes Buch. Tit. lu.ll u. Tit. IIL Cap. 1—4. 
S. S25 — 416. (Dritte Lieferung.) Drittes Buch. 
Tit. in. Cap. 5 u. & Tit. IV— VII u. VIII. Cap. 
1 vu 2. Abtchu. i u. 2. 5. 4^7 — 49-« ^SoQ» &• 

Uiefes Werk ift keines-vre^s das, ivofür fein Ti- 
tel e» anküiidigl^. Es ift kein wirkliches , von der 
Gtfetzgebung lüaiictionirtes und promulgirtes Gcfetz- 
J>uch für die königl. baierifchen Staaten, fondern 
blofs der JEh^m;«/^ zu einem allgemeinen Gefetzbuche, 
den einige baierifche Gekhrte (fo viel uns bekaniut 
jfi, Hr. Prokanrier Gönner zu Landshut und Hr. 
Oberappellat. Gerieb ts-Director v^Aretin zuNcubur^ 
iu Auftrag des baierifchen Gouvernements ausgearbei- 
tet haben, fo weit nämlich diefer Entwurf, durch i\cn 
Drack bekannt geworden iß, Warunx derfclbi^ un- 
vollendet blieb, oder wenigftens dem Publicum un- 
vollendet gegeben wurde , und Avarum derfelbe die 
Genehmigung und Befiätigung der königl. baieri- 
fchen Gefetzgebung nicht erhielt, — alles diefs wiffen 
wir nicht ; auch liegt die Unterfuchung diefer Frage» 
außerhalb unferer Grenze. Unfere Competenz bc- 
fchränJLt &ch bloGs auf Würdigung des wiilcnfchaftli- 
chenWertbs diefer Arbeit und auf Ausmittelung und 
Bekanntmachung ihres eigent)iiunlichen Charakters. 
Fragt man aber» worin beßeht diejtr eigeuthüm- 
liehe Charakter? fo können wir im Allgemeine^ 
nichts anderes antworten , als : der vor uns liegende 
Entwurf ift nichts weiter, als eiiiefreye Überfetzung 
der beiden erften Bücher und ui^gefähr der erften 
Hälfte. des dritten Buchs des Code JNapol^on^ mit ei- 
nigen , im Ganzen genommen , unbedeutenden, und 
Xelbft hie und da (z. B. Art. 529 — 533, 54« . 543» 
W3r-665, 710 — 710» C)i8>. 925. 1090» 1^094, 1230 
und 1741 ) winöthi^en Abänderungen und Zufätzen, 
welche befonders die von der franzöüfchen Gericht«- 
vcrfaffung und dem franzöüfchen gerichtlichen Ver- 
fahren abweichend«, Or^anifation der Juftizverwal- 
tung und des proceffuahfchen Verfahrens in Baiern 
räthlicb und nöthig machte. Eine felbftftMndig, ori- 
ginell nn'd unabhängig von- fremden Gefetzgebungcn 
beftnnmte Gefetzgebung für Baiern giebt der Ent- 
¥niTf nicht; fondem das Ganze ift blofs eine Copie 
des framäfifchen Rechts j fo gut aU . m^tg/iich m£ 

J. A. L. Z. 1813. Erßer Band. 



Baiern angepaßt. Der Entwurf folgt den;i Cod^ 
J^^apoUQH niclit niyr in der Ordnung der Auf- und 
Zufammenftellung der einzelnen Materien , fondern 
auch gröfstentheils in der Folge der Ennnciation der 
einzelnen Verordnungen. Nur darin weiclR er in 
diefer letzteren Beziehung von feinem Originale et? 
Avas ab 9 dafs die einzelnen Verordnungen hie und 
da etwas mehr fyftematifch zufammengeftellt iind*, 
Beweife diefer Behauptung finden fich , z. B. Art. 
578^ — 600 bey den Dispositionen über die Rechte der 
IVliteigenthümer an gemein fchaftlichen Mauern m 
f. w. ; dann Art. 1201— * 1223 bej der Darftellung 
der allgemeinen GrundCatze über die Form d.er Vcrr 
träge, ^nd Art. 1404 — 1434 ^^' ^^^ Eiruu^iiitioB 
der Fälle, w^o Nichtigkeit oder Wiederauflöfung von 
Bechtsgefchäften durch Wiedereinfetz^Ixg itK den yo^ 
rigen Stand Statt findet. 

Unter di^ Eigen thümlichkeiten des Elntwurfs^ 
und die Hauptpuncte;, ,worin derfelbe von feinem 
Originale abweicht, gehört eftra Folgendes :»— Nacfc 
dem Entwürfe (Art 31) tritt der bürgerliche Tod 
b^ Verui:theilungen in Folge des ordentlichen Pro^ 
ceftes nicht erft vom Tage der £:^^ution , fWie di^ 
franzöfifche Gefetzgebung (C. N. Art. 26) .will,, ein, 
fondem fchon vom Tage der Rechtskraft dl^sUrtheiU^ 
und (Art. 37) die Güter, welche dem Verurtlieil- 
ten angefallen ftnd, nachdem er fich bereits den bürr 
gerlichen. Tod zugezogen hatte , . foUen nicht , nach 
den Vorfchriften der fra|>zö(ifchen Gefetzgebung 
(C»N. Art. 33), dem Staate zufallen, fondem dei)j^ 
nigen Perfonen , w-^lchfc zur Zeit des Anfalls die lur 
teftaterben des bürgerlich Todten gewefen feyn wür- 
den , wenn ihn felbft der Anfall gefetzlich .^troi^fe^ 
hätte, und er gleich darauf natürliche«* ;Xodas g^ 
ftorben wäre. (Billig ift diefer Vor fchlag a^erdingi^ 
aber confequenter ift gewifs die Sanction der /ranr 
^fifchen Gefetzgebung. ) Den Termin, binnen welr 
chem die Klage auf Annullirung einer Ehe ohnelvMV 
willigung der Altern u. f. w. angeftfellt werden kann» 
beTchränkt der Entwurf (Art. 195) fehr zwec^mär^ 
fsig — Weil hier kurze Zeitfriften dem allgemeine^ 
Beften bey weitem mehr, zi^fagen, al» längere — n»r 
auf fechs Monate von der Zeit, wo die Altern u. f. w^^ 
KenntniTs vßn diefer Ehe klangt haben; ftatt daf« 
die franzöfifche Gefetzgebung (C. N. A^'t. 033) dei^ 
Altern dazu ein volles Jahr- Zeit läfst. Weg<en E^e^n 
b.ruchs fall femer (Art. 140) (was fehr vcicbt ift)^di^ 
Frau unbedingt eben fo gut als der Maiin auf, Ehe^^ 
fcheidung klagen können, ohne Rückfix;ht auf A^ 
Unterfchied , den bey der Erfteren ; die irgnzöfi.(G^^^ 
GefetBgj3bung<(C. JN. Arw «30) macht« DU.Si^e^ 

4 



«7 



J£I7AISCH£ ALLfi. LITERATUR- ZEITUNG. 



ß8 



(cheidmipKlagt^c^e lelbft Toll ^lyar (Art. ^44). da» 
iJnte^gencjit des gei4einfcbaftliclieiifWohnßtee« der 
beiden Eheleute mftruiren können, aber die flnt- 
fcheidunE in erßer Inftanz foll — Tvas "wir nicht 
recht bilhgen können — blofs für das treffende Ap- 
pellationsgericht gejiörcn, und das Verfahren über 
die Ehefcheidung aus beftimmter Urfache foll kei- 
neswegs dh* von der franzöhfchen Ocfet^igcbting 
(^C. N. Art. 236 %• ) vorgcfchriebenen Förmlichkeiten 
haben, fondern o&' wird (Art. 24-^) beßimmt durch 
<lie bürgerliche Procefsordnung. Aus^ Blutfchande 
erzeugte Kinder, welche die franzöfifche Gefetzge- 
bung (C. N. Art. 331) ohne Einfchränkung für un- 
fähig zur Legiliniation erklärt, follen (Art, 521) 
dann legitimationsfähig feyn,wenn lie von Ahern 
erzeugt wurden, welche im dispenfations fähigen 
(jradc verwandt w^ren. Confequenter möchte es 
ihdeCs feyn , fdlche Legitimationen nur im Falle ei- 
ner dazu erlangten Dispenfationauläffig zu erklären; 
(m. Vgl, Zachäriä Handb. d. franz. Civilrechts Bd. II. 
S. 101). Statt dafs die franzöfifche Gefetzgebung 
(C. N. Art.' 469) den Vormund eines Minderjähri- 
gen nur dann zur AMegung von laufenden Rechnun- 
gen verpflichtet , wenn der FamiKenrath diefe Rech- 
nungsäblegvng angeordnet hat , foll — was wir bey 
weitem zweckmäfsiger und der richtigen Verwal- 
tung' des Pupillenvermögens »ufagender halten — 
nach dem Entwürfe (Art. 456) jeder Vormund ver- 
bunden feyn , feinem Neben Vormunde j<iArZjVÄ über 
die Verwaltung des verflollenen Jahres genaue Rech- 
nung absiulegen ,* und der Neibenvormund , w^elcher 
deniäauptvOrmtind hiezu anzuhalten untcrlaffen hat, 
foll fiir allen hieraus entßandenen Schaden und Nach- 
ihti\ haften. Sehr zweckmäfsig wird auch (Art. 485) 
bey «der Lehre von der Interdiction auf vorläufige Un- 
ierftichung des Zuftandes des zu Interdicirenden durch 
einen Genchtsarzt angetragen , ftatt dafs die franzö- 
fche Gefetzgebung (C- N. Art. 496) nach eingegan- 
genem Gutachten des Familienraths nichts weiter als 
eine fn-Beyf^ des kaiferlichen Procurators anzu- 
Ikellende Vernehmung des Leidenden fodert. Aber 
ifticfht «weckmäfsig finden wir es, daffr (Art. 469) 
Tdi^ InterdictioA oder Ernennung eines Beyftandes 
-^ft v^n dem Tage an ihre Wirkung haben foll , wo 
das li^terdictiomurtheil rechukräftig geworden ift, 
Bey weitem der Natur der Sache mehr angemeffen, 
ii%id dem Endzwecke der Interdiction mehr entfpre- 
thend , ift gewif» die Verordnung des franzöfifchcn 
Kccht»<C.N; Art. 502), daf» diefs Erkenn tnifs gleich 
von deita Tage feiner Ertheilung an in Wirkfamkeit 
treten foll. Die Frift, welche der Entwurf giebt, 
kann in manchen Fällen den ganzen Zweck der In- 
terdiction vereiteln, und widerftrebt der Tendenz 
der ganeen Inftitution. Etwas unverßändlich ift 
(Art. 511) die Erklärung: Bewegliche Sachen^ in 
ioelchen eine unbewegliche Sache ihre Beflimmung 
* hat^ J^en wegen ihrer Beßimmung unbeweglichi Die 
Jfcier emfchlagende Verordnung des franzöfifchen 
Hl»cht$ (C.N. Art.501) ift bey weitem Märer. I3bri- 
ceaa ifrilfea iffit nicht > wiium unter den angefülkr« 



teo Beyfpielea, welche, aus der franzöfifch^nGefet^- 

Sebung wörtlich entlehnt fiad, die^ ih einem Ge- 
ege eingefchlollenen Kaninchen fehlen. -Im Ent- 
^vurfe (Art. 5^7) wird ferner jede auf einem Grund- 
ßücke haftende immerwährende Rente unmittelbar 
von Rechtswegen mit beiderjeitigem Unverjiänd^ 
nijfe für loskäuüich erklärt. Aber follte wohl durch 
* die Worte : mit beiderfeitigem Einverftändniffie^ 
nicht der ganze Zweck diefer Dispofition vereitelt 
feyn? Wenn die Lo^käuflickkeit diefer Renten» 
wie es nach diefem Zufatze fcheint, bedingt fe^n 
foll durch die Einwilligung der Rente -Berechtigten 
und Pflichtigen : fo hilft dem Letzteren , genau be- 
trachtet , die zu feinetn Vortheile gemachte Verord- 
nung ganz und gar nichts; feine gefetzlich ausge- 
fprochcne Berechtigung zum Loskauf der Rente ift 
durch jenen Zufatz ganz wieder vernichtet. Bey 
der Bcftimmnng der Grundfijtze über die gefetzliche 
Erbfolge ruft die franzöfifche Gefetzgebung (C. N. 
Art. 723) nach den rechtmäfsigen Erben zucrft die 
natürlichen Kinder des Erblaifers, und erft in deren 
Ermangelung den überlebenden Ehegatten zur Suc- 
ceHion. Nach dem Entwürfe (Art. 719) dagegen 
foll — was uns fehr billig und dem Verbal tniJTe zvvi- 
fchen Ehegatten fehr entfprechend zu feyn fcheint 
— nach den rechtmäfsigen Verwandten und Erben 
zuerft der überlebende Ehegatte eintreten, und fo- 
dann erft, wenn von diefer Seite kein Erbe da ift, 
follen die natürlichen Kinder erben. Auch bey der 
gefetzlichen Erbfolge der rechtmäfsigen Verwandten 
(Art. 739 u. 746 folg. ) weicht der Entwurf von den 
Grundfätzen des franzöfifchcn Rechts (C. N. Art- 741 
Tl. 746 fg.) ab. Die Vft*. haben hier die Grundf^e 
der Linealerbfolge unmodificirt und bey weitem 
ftrenger verfolgt , als die franzöfifche Gefetzgebung. 
Die Gefchwifter und Gefchwifterkinder eines Ver- 
ßorbenen follen nicht, wie das franzöfifche Reöht 
(C. N. Art. 748) will , denfelben aus eigenem Rechte 
beerben } fie erhalten nicht bey de^ Concurrenz mit 
beiden Altern die Hälfte des Nachlafles ^ oder bey 
der Concurrenz mit Einem der beiden Altem drey 
"Vici^theile von der Erbfchaft; fondern wenn beide 
Altern noch vorhanden find: fo erben diefe ganz 
allein, und fchliefsen unbedingt die Gefchwifter 
und Gefchwifterkinder des Verftorbenen ganz von 
der Erbfchaft aus. Erft dann , wenn Eines der bei- 
den Altern , Vater oder Mutter , nicht mehr am Le- 
ben ift , und der verftorbene Vater oder die verftor- 
bene Mutter Kinder oder andere Nachkommen liin- 
terlaflen hat, fällt an diefe und deren Defcendenten 
nach dem Repräfentationsrecht (das hier eben fo 
wie in gerader abfteigender Linieins Unendliche Statt 
findet) derjenige Theil, welchen der Verftorbene 
erhalten haben würde, hätte er den Erbfall erlebt. 
Und nach eben diefen Grundfätzen vertheilt fich 
(Art. 749) die Erbfchaft weiter, wenn Grofsältem 
eines Verftorbenen mit Seitenverwandten concurri- 
ren. Vbrig^nt fchliefst jedoch jede Linie, oder rich- 
tiger jede ClaiTe von Linealerfoen, immer die fol- 
gend« am« Die folgende lionunt überftU erft dann 



•9 



I A N U A R 



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zur Erbfolge 9 Trenn von «1er fiülreren gar Nkniancl 
mehr vorhauden ift, der als Erbe auftiiit , odrr auf- 
treten kann. Aufserdem, dafs, \vre wir bereits vor- 
hin .bemerkt haben , der überlebende Ehegatte den 
natürlichen Kindern des Erblaffers vorgeht, foll der- 
felbe (wa» allerdings Beyfall verdient), fo lange er 
fcch nicht aufs Neue verheirathet (Art. 757), auch 
noch, ohne Rücklicht auf feine Vermogensumftände, 
den lebenslänglichen Niefsbrauch von einem Theile 
des den Erben- des Verftorbenen angefallenen Vermo- 

fens haben, und zwar, wenn Notherben vorhanden 
nd, von der Hälfte desjenigen Verniögenantheils, 
welcher nach Abzug des Pflichttheils übrig bleibt; 
irenn aber Verwandte , welchen kein Pflichttheil ge- 
bührt, zurErbfchaft gelangt feyn follten, von der 
Hälfte des ganzen Vermögens. Die franzößfche Ge- 
retzgebang (C. N. Art. 795) giebt dem Erben, der 
eine Erbfchaft unter der Rechts wohl that des Inven- 
tars antreten will , zur Fertigung des Inventars eine 
Zeit von drey Monaten, und dann noch vierzig Tage 
lur Überlegung , ob er die Erbfchaft antreten will 
oder nicht. Wohl ohne ausreichenden Grund weicht 
der Entwurf (Art. QoS u. 6*4) hier ab, und giebt 
dem Erben fechzig Tage Bedenkzeit über die Frage,' 
oberdie£rbfchaft antreten will, und dann noch fcch- 
zig Tage zur Fertigung des Inventars , was dem liie- 
bey vorzüglich zu berückfichtigenden Intereife der 
Erbfchafu^äubi^er gewifs bey weitem weniger zu- 
fa^, als die Beftimmungen des franzöäfchen Rechts. 
Die Deliberationsfrift vor Fertigung des Inventars iß 
oftenbar unnütz: denn et& nach aufgenommenem Iii- 
venur kann der Erbe mit Sicherheit beurtheilen, ob 
er die Erbfchaft ohne Nachtheil antreten kann oder 
nicht. Nach den Sanctionen der fraxizöfifchen Ge- 
fetzgebung (C. N. Art. 4^f5) liegt die Verbindlich- 
keit zur CoUation (rapport) alles deHen, was ein 
Erbe durch Schenkung unter Lebenden, mittelbar 
oder unmittelbar, oder durch Legate erhalten hat, 
allen Erben ohne Ausnahme ob ; im Entwürfe aber 
(Art. 872) iß diefe Verbindlichkeit nur auf die ge- 
fetzliche Erbfolge, oder auf folche Teftamentserbcu 
befchränkt, welche den Verftorbenen auch ohneTe- 
ßament nach dem Gefetze beerbt haben würtlen. 
Indefs mülTen wir zweifeln, ob diefe Abweichung 
einen aiureichenden Orund für fich habe. Uns 
fcheint es ,. als mülTe man in der Regel , und wenn 
derErblaller defsfalls nichts Befonderes beßimmt hat, 
annelimen, er wolle feine, feinen Erben zu gleichen 
Theilen verfchafl'te Erbfchaft auch von diefen in 
ganz gleiche Theile unter ßch getheilt willen , und 
diefer Vorausfetzung widerßrebt die im Entwürfe 
gemachte Änderung allerdings. Auch wilTen wir 
nicht, was die ViF. des Entwurfs (Art. 903) bewo- 
gen haben mag, bey der Enunciation, dafs der Far- 
licularlegatar , welcher die auf dem ihm vermach- 
ten Grundßücke haftende Schuld bezahlt hat, in die 
Rechte des Gläubigers gegen die Erben und Univerfal* 
legatare eintrete, noch den Zufatz beyzufügen: „fo- 
feme der ErblalFer diefen die Verbindlichkeit aufer- 
legt hat) das vermachte Gut von der Hypothek za 
Wfreyen." Diefer Zufatz Jyuin nicbts weiter erseu« 



gen , aU Verwirrung; e» ßeht mit dem kurz vorher 
(Art. goo) ausgcfprochencn Grundfatze: „der Partii 
cularlegatar haftet für die Erbfchaftsfchulden und 
Laßen nicht'% im offenbaren Widerfpruch. pie 
franzöfifche Gefetzgebung hat diefen , auch von ihr 
aufgefiellten Grundfatz (C. N. Art. 874) mit Recht 
keineswegs auf die angegebene Weife modificirt,' 
fondern iß der Regel treu geblieben ; die mit dem* 
Art. 874 des C. N. in Widerfpruch ftehende Ver- 
ordnung des C. N. Art. 1020 kann diefe Abweichung 
des Entwurfs auf keinen Fall rechtfertigen. Bey 
der Lehre von der Form der Teftamente (Art. 1005 fg.) 
find mit Recht die Grundfatze der röniifchen Gefetz- 
gebung, fo wie fie der deutfche Gerichtsbrauch mo- 
dificirt hat, möglichß beybehalten. Die Hauptfa- 
che aller Formen bey derTeßamentifaction iß immer 
möglichße Gewifsheit, dafs dasjenige der letzte 
Wille eines Verßorbenen fey , was dafür ausgegeben 
wird; und diefem Erfoderniffe eritfprechen die For- 
men der römifchen Legislation , fo wie fie der deut- 
fche Gerichtsbrauch gemodelt hat, gewifs mehr, als 
diejenigen, welche die franzöfifche Gefetzgebung 
( C. N. Art. 967 fg. ) defsfalls vorgezeichnet hat. Am 
W^enigßen jener Bedingung entfprechend finden 
wir das von der f ranzöüfchen Gefetzgebung ( C. N. 
Art. 969) für zuläffig erklärte eigenhändig gefchrie- 
bene Teßament (U test. olographe). Wer es weifs, 
wie leicht fich die Hand Anderer nachbilden läfst, 
wird gewifs niit uns einverßanden feyn , wenn wit 
fürchten , diefer Nachlafs möge Stoff zu allerley be- 
trügerifchen Unterfchiebungen geben; »und mit 
Recht hat der Entwurf diefe Teßamcntsform iiicht 
aufgenommen. Lobenswerth iß hienächß zwar auch 
das, dafs in dem Entwürfe (Art. 1171) die Fälle; 
wo der Irrthum einen Vertrag unkräftig m^hen 
kann , beßimmt und detaillirter angegeben find , als 
in der franzöfifchen Legislation (C. N. Art. 1110); 
doch fürchten wir, eine und die andere hier ent- 
haltene Beßimmung möge leicht Anlafs zu allerley 
unnöthigen Streithändeln geben. Insbefondere fürch- 
ten wir diefs von dem fünften und fechßen angege* 
benen Falle, nach welchen als Irrthum über denGe- 

f;enfiand^ und folglich als ein den Vertrag unwirk- 
am machender Irrthum betrachtet werden foll der 
Irrthum übejr die Individualität der Perfon, oder die 
zur Möglichkeit der bedwigenen Ltißung wefentlieh 
erJoderUchen Eigenfchaft derfelben , Wenn nämlich 
die bedungene Leißung in einem Thun b^ßeht; in- 
gleichen bey Aus tauf chungs vertragen , fofem dem- 
jenigen, welcher fich den Pireis bedingt, weniger 
verfprochen wird , als er will und glaubt. Werden 
wohl nicht die meißen Taufchverträge aus diefem 
.Grunde angefochten werden können? Sollte nicht 
die Chicane durch diefe und die vorhergehende Be- 
ßimmung ein möglichß weites Feld erhalten? und 
wird nicht in den meißen Fällen die Entfcheidüng 
Jolcher ßreitiger Angelegenheiten der Willkühr des 
Bichters hergegeben leyn , und diefe das beßimmen 
und entfcheiden muffen , was durch das Gefetz be- 
ßimmt und entfchieden feyn follte? Auf jeden Fall 

ift die leute Seftimmun^ mit dem »^^hhfr (Art. 



3» 



;. A. L. Z. JANUAR i 8 > 3> 



S« 



tVsS) ausgcfprochenen allgemeinen Grundratze; 
»jjVerletzuHg -w^egcn Verluftes am Werthe oder am 
Äquivalent der Sache fchadet in der Hegel der Gül- 
tig^^eit des Vertrags nicht", nicht wohl zu vereinba- 
re^., Auch können wir es nicht recht billigen, dafs 
(ArU 1^32) ein von einem Dritten gefpielter Betrug 
auf die Gültigkeit des Vertrags unter den Contra- 
hentew felbft keinen Einflufs haben foll , fondern der 
Betrogene mit feinem Rückanfpruch an den Dritten 
verwiefcn wird , von welchem der Betrug liernihrt. 
Di^fe: von der franzöfifchen Legislation nicht gege- 
bene, fondern von den Vif. des Entwurfs zugefetzte 
Enunciation widerftrebt offenbar den vorher (Art. 
1170) aufgellellten Grundbedingungen der Verbind- 
lichkeit aile^ Verträge; und wenn einige deutfche 
RecU^sgelehrte ( z. B. Glück im Pandektencommentar 
Tfb.lII. S. 135) der hier angenommenen Meinung find, 
und felbft die römifche Gefetzgebung ihr zu huldigen 
fcheint: fo ifi der Grund davon in nichts Anderem 
au fuchen , als dafs jene hier das Wefen der Verträge 
und d;e Bedingungen ihrer verbindenden Kraft und 
Wirkfamkcit nicht treu und ftrenge genug verfolgt 
haben, diefe aber, verleitet durch die röinifchen 
Anfichten von der actio de dolo , den Betrug eines 
Elritten , wodurch ein Vertrag veranlafst wurde, aus 
«iuem ganz anderen Gefichtspuncte betrachtet, als 
^r nach dem Wefen der Sache eigentlich betrachtet 
werden follte. , Die, mit Weglaffung alles def- 
fen, was Äunächft den Procefsgang betrifft, und 
ilaher in die Procefsordnung gehört , im Entwürfe 
(Art. 1201 fg.) gegebene Zufammenßcllung der ge- 
fetzlichen ürundfatze über die Form der VeriragCj 
welche im Code Napoleon in der hier beobachteten 
»weckmäfeigen überfichtlitben Manier fehlt, aber 
eigentlich nicht fehlen follte, hat unferen pnzen 
Beyfall in der HauptCache ; und Beyfall verdient es 
auch-, dafs hier die im C. N. in einer weniger fyftc- 
matifchen Ordnung aufgeftellten Grundfatze des fian- 
3&öfifchen Rechts (C. N. Art. 1317 fgO möglichft 
beybehalten find. Doch fcheint es uns , als fey die 
Regel : „alle Verträge über die Veräufserung liegen- 
der Güter, die Bcftellung eines Realrechts und Gegen- 
ftandevon mindeftens 100 Gulden am Werthe, im iflcn 
fchnftlieh verfafst werden« (Art. 1201), und: „gegen 
4ie Verordnung des Gefetzes mündlich verabredete 
• Verträge find fchlecbthin nichtig, und wirken weder 
Klage, noch Einrede, noch Compenfation" (Art. i2i6>, 
zu ftreng verfolgt, wenn diefs (Art. 1218) fo weit 
ausgedehnt wird, dafs derjenige Contrahent, dem 
Äuf den Grund eines folchcn mündlich abgefchloffe- 
aen Vertrags die Sache, worüber man contrahirtc, 
Bur Erfüllung des Vertrags übergeben wurde , be- 
rechtigt feyn foll , fich durch Zurückgabe des Em- 
pfangenen von der übernommenen Gegenleiftung zu 
befreyen. Diefe Enunciation entfpricht weder den 
Foderungen des Recbu , noch den der Verkehr5l>oli- 
tik. j So vortheilhaft es auch feyn mag , uin unnö- 
thigeVk Proceffen vorzubeugen , die Aufnahme fchrift- 
licfaer Urkunden über alle bedeutenden Gcfchäfte ge- 
fetzlich zu erfodern: fo nachtbcilig mufs diefe Re* 
gel auf dea Verkehr wirken, wenn fie fo weit ge* 



trieben wird, als hier der Vorfcblag gefchiebt. Und 
wenn es fich auch, rechtlich betrachtet, fehr wohl 
rechtfertigen läfst, wenn demjenigen, der einen 
folchen Contract feiner Scits durch ein Geben de« 
Verfprochenen erfüllt hat, (Art. ifii?) das Recht ^u- 
geftanden wird , das Gegebene von feinem Gegner, 
der noch nichts dagegen gegebeh hat, zurückzufe- 
dern — was auch die römifche Gefetzgebung, fo 
wie die franzöfifche (C. N. Art. 1134), dem Gebet* 
zugefteht — : fo läfsk fich doch keineswegs rechtfer- 
tigen , "was dem Empfänger im Entwürfe zugeftan- 
den ift. Durch "Annahme des Gegebenen hat er den 
Vertrag bekräftigt , und feine Meinung, ihn zu er- 
füllen, auf das Unwiderleglichfte zu erkennen gege- 
ben ; und will man ihm das Recht, fich durch Rück-» 
gäbe des Erhaltenen von feiner Verbindlichkeit los- 
zumachen , zugeftehen , um dem aus der Aufrecht- 
erhaltung feiner Verbindlichkeit etwa zu beforgen- 
den Proceffe zu entgehen: fo mufs man bedenken» 
dafs felbft die Rückgabe Proceffe veranlaffen kann, 
und es alfo fehr gleichgültig ift, ob man den cinitial 
zu beforgenden Procefs auf diefe Weife zuläfst, odet 
auf jene. Allein man geftatte der angeführten Regel 
die Ausdehnung auf den angegebenen Fall oder 
nicht: immer bleibt es uns problematifch, warunl 
mündliche Verabredungen ohne Rückßcht auf den 
Betrag (Art. 1204) bey dem Hinterleßungsconfracte 
unbedingt verbindliche Kraft haben k)llen. Gerade 
hier fcheinen uns fchriftliche Verabredungen nöthi- 

?jcr zu feyn , als irgendwo , denn nur durch fie läfst 
ich den Streitigkeiten begegnen , welche diefe Ver- 
tragsgar tung fo oft zu begleiten pflegen. Der einzige 
Fall, wo fich eine Ausnahme von der Regel — wenri 
fie einmal aufgeftellt ift — rechtfertigen laffen mag, 
ift in den befonderen Nothfällen, wo die franzöfifche 
Gefetzgebung (C. N. Art. 1348) diefe geftattet, fonft 
mag man es mit dem franzöfifchen Rechte (C. N. 
Art. 1341) bey der allgemeinen R^el bewenden laf- 
fen. In dem franzöfifchen Rechte find die Klagen 
auf Nichtigkeitserklärung eines nichtigen Vertrags 
und auf Wiederäufhebung eines nachtheiligen zu 
fehr identificirt. MitR^cht haben daher die ViF. des 
Entwurfs (Art. 1404 f. u. 141 s f.) beide Klagen ge- 
trennt. Aber unferer Anficht nach, hätte dieieTren- 
nung nicht fo weit getrieben werden Folien, Die 
Darftellung der Bedingungen und der rechtlichen 
Folgen der einen und der anderen Klage mögen wohl 
getrennt werden ; allein billigen können wir es kei- 
neswegs, dafs die Verjährungszeit beider nicht Eine 
und diefelbe ift, und (Art. 1432) Nichtigkeitsklagen 
in zehn Jahren, Reftitutionsklagen aber in vier Jah- 
ren verjähren foUen. Wir wenigftens können kei- 
nen Grund für diefe Verfchiedenheit finden, und 
können überhaupt den Wunfeh nicht borgen, dafs 
der Zeitraum für die ZulSlTigkeit beider Klagen von 
allen Gefetzgebungen möglichft befchränkt werden 
möge, weil durch die lange Dauer diefer Friften 
wirklich eine Unficherheit des Eisenthums veranlafst 
wird, welche die Vortheile der Sicherheit , die diefe 
lUagen bewirken feilen, bey weitem überwiegt. 
C Der BefdUmfi folgt im nächfieu SmdL.) 



m^mi 



35 



JEN 



C H E 



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ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



JANUAR 1 .8 i 5- 



SURISPRUDENZ. 

Dhne Angabe <les Drnckort« u. d. Verlegers . (Müm- 
CHBN, b. d. Exped. d. k. baier. Regierungsblatts); 
jiUgemeines bürgerliches Gefetzbuch für das Kih 
nigreich Baiern u. f. w. 

(fiejchlujs der im vorigen StfUk A^gibroeheuen üecenfurnJ} 

Zjn billigen ift -es , däfs die Vff. bey der Lehre von 
iebi Heirathseontracte und dem Güterrechte der Ehe- 

}\atten (Art.. 1471 fg.> den Grundfätzen der franzöfi- 
chen Gefetzgebung (C. N. Art. iM? fg«) möglichft 
treu zu bleiben geTucht haben. Doch 4'cheint uns 
dieEes Treubleibea darin su weit getrieben, dals 
(Art. 1516) der Pachttermin beybehalten ift, den die 
franzöüfche Gefetzgebung (C. N. Art. 14*9) ange- 
aomnien hat. Nach unferer gewöhnlichen dcutfchen 
Bewirthrchaftungsweife werden, Pachte feilen auf 
neun Jahre gefchlolTen; gewöhnlicher nur 4iuf drey 
odetjeehs Jahre. Diefer, unferer Feldwirthfchafu 
venigAens in Süddeutfchland » angemelTene Termin 
hatte daher auch fchicklichcnr am Entwürfe rocge* 
(chlagen werden könne» ; befonders da ein neunjäh- 
riger Termin die Eheweiber in der JBewirthfcbaf- 
JUmg der von ihren Ehemännern verpachteten Gii- 
ter nicht wenig befchränkt, und dadureh für fie 
im Wittwenßande leicht fehr laftig werden kann. 
Bc7 der Lehre von der Jfatur und Form des Aauf- 
eontracts (Art. 1666 folgO iß der von der franzöüfchen 
Gefetzgebung (C. N. Art. i583) etwas zu allgemein 
ausgetprochene Grundfatz: ,,da8 Eigenthum der 
Terkaiuten Sache geht auf den Käufer -über , fobald 
beide Theile über die zu verkaufende Sache und 
den Preis einig find," mit Recht dahin (Art. 1663) mo- 
dificirt : „das JEigenihum geht in dem Augenblicke 
über, -^vo die Überlieferung der Sache vertragsmä- 
fsig gefodert werden kann" (was auch wirklich 
nur der Sinn der oben angeführten Enunciation der 
franzofifchen Gefetzgebung iß). Aber nicht billigen 
können wir , dafs (Art. 1673} das Verfprechen, künf- 
tig eiw^as zu kaufen oder zu verkaufen , nicht als 
wirklicher Kauf gelten folL Diefe Enunciation 
kann leicht eine Menge Streitiffkeiten veranlalTen, 
nud öffnet der Chiltane ein weites Feld. Hey wei- 
tem dqr Natur der Sache mehr ancenieiTen iß gewif« 
ille Sanction des franzö&fciheu Rechts ,(C, JS. Art. 
i586l}* l-^ promess^ de vtnte vaut vente^ lorsqu^U 
y a fcaoseutement reeipröque des deux pärties sur la 
tJfQse et le prix. Dagegen aber hat es wieder unfe- 
l^ vollen Beyfall , dafs bejr der Frage, ob ein Kauf- 
coQtract über eiaie zur Zeit feines AbfchlulFes bereiu 

f. A. L. Z. 1813« Erßer Band. 



;sum Tbeil untergegangene Sache giiltlg oder mclrt 
gültig fey , (Art. 1635) die zwey Fälle uuterfchicden 
werden, ob der Käufer nm diefen Unter^gaug Avufs- 
>te, oder nicht, -und daTs derfelbe im erßeren Falle 
zum Abtrag de» vollen bedungenen Freifes für vcr- 
ibundeu erklärt wird, ßatt dafs die franzöfifche Ge- 
fetzgebung (C N. Art. 1601) in dem Falle eines fol- 
chen theil weifen Unterganges dem Käufer die Wahl 
läfst, entweder vom Vertrage ganz abziigehen, ^dec, 
gegen Minderung -des Freifes, den noch übrigen 
Theil der verkauften Sache zu fodern. Übrigen^ 
können wir nicht begreifen^ was die Vff. veranlaf^t 
haben mag, (Art. 1736) die Verjährungszeit der Wan- 
vdelungs- und Miaiderungs • Klage auf einen Monat, 
angerechnet von dem Tage, w^o der Mangel ent- 
declu worden iß, zu beßimmen. Dicfer Termin 
iß für den Verkäufer äufserß nachtheilig ; man konn- 
te beynahe fagen, er verewigt diefe Klagen; und 
jfiächßdem fetzt er den Verkäufer der Gefahr aii&« 
felbß für folche Schäden haften äu muffen,, .welche 
erß nach dem Abfchluffedes Kaufgefchäfies entßandeu 
And. Die allgemeinen Beßimmungen der franzöfi- 
fchen Gefetzgebung (C. N. Art. 1648) find der hier 
gegebenen gewifs vorzuziehen.; und in der Natur der 
Sache liegt es, dafs die Verjährungszeit von keinem an- 
deren Zeitpuncte an laufen kann, als von der .Zeit de« 
eu Stande gekommenen Kaufs an« Hingegen verdient 
•die Enunciation des Entwurfs (Art. 1750^9 dafs dj^ 
Hückkaufsrecht blofs ein perföuliches Recht gegen 
.den Käuferund deffen Erben gebe, den Vorzug vor dor 
Beftimmung des franzöfifchen Rechts (C. N. Art. 1664), 
.dafs diefs Recht dem Verkäufer auch gegen einen 
izweyten Käufer unbedingt Statt finden foil. Mehr der 
Natur der Sache und den Fodevungen ^er Verkehr^- 
politik imgemeffen iß endlich wieder die Sanctioc|i 
:<ler franzöfifchen Legislation (C. N. Art. 1743)9 dafs 
der Käufer einer vermietheten oder verpachteten Sa- 
x:he dem Miethamann oder Pachter in der Bjegel die 
Miethe oder den Pacht aushalten muffe, als der 
Orundfatz: liauf iricht Miethe ^ zu dem fich der 
Entwurf (Art. 1^2) beketint. Die den Fodcrun- 
gen der Verkehrspolitik angemeffene Billigkeit 
wird hier offenbar ilen zu ausgedehnten Folge- 
rungen aus dem Eigen thumsrechte geopfert. 

ZG. 

Hannovek, b.<l. Gebr. Hahn: B^chtsfäÜe, eutjchie- 
den nachdem Oefetzbuche Napoleons von^trauk- 
reichs und fVeJtphalens oberjlen Gerichtshöfen. 
Herausgegeben von Dr. B, fv. Phlff^^ > Subfti- 
tut des vGeneralpiocuieurs 9sa Appdlatio^hofe 

5 



35 



lEI^AISCHE ALLO. LITERATUR • ZEITUNG. 



36 



in Caflel. Erlten Bandes dritte Abtheilung, ißti«- 
17 B. gr. 8- (1 Rtlilr.) 
Diefes Heft, welches feinen Vorgängern (vgl. J. A. 
L. Z. 181 1- No. 49) an Werth nicht nachfteht , lie- 
fert in 12 Numern fii Rechtsfälle. Befonderes Inter- 
cffe hat die Abhandlung unter Nr. XV und XXIV : vcm 
dem EinßuJJe einer F'eränderung der öffentlichen Ver^ 
foffnng auf Verträge welche unter F'orausfetzung 
der vorigen Verfaßung eingegangen find. Ls kom- 
men nämlich faß täglich die Fälle vor, d^fs vor 18*^8 
eingetretene Pächter von Mühlen und anderen Grund- 
ftücken , "welchen unter der Vorigen VerfalTung ein 
Exclufiv-Privilegiura anklebte, jetzt nach eingeführ- 
ter Gewerb freyheit die volle Zahlung verweigern. 
Ein verhältnifsmäfsiger Erlafs mufs ihnen ^Verden, 
und dahin neigt (ich auch diepraxis der höheren Ge- 
richtshöfe. Rec. möchte aber zu Begründung diefer 
Theorie nur darauf, dafs der Gegenftand der Pacht 
sumTheil aufgehört habe zu exiftiren, und nicht mit 
dem Herausgeber auf die mit jedem Contract zu ver- 
bindende elaufula rebus fie ftantibus iich beziehen. 
Sie ift nicht gefetzlich, und üe Privatverhältnilfe 
würden wenig Feftigkeit haben, wenn allen den 
äufseren ümftänden , welche ein Contrahent als Be- 
weggründe vor Augen hatte , die Kraft von Bedin- 
gungen beygelegt würde , fo dafs mit ihrer Verände- 
rung auch der Vertrag winkte. Der in der XIII Nr. 
anfgeftellte Satz: der Zeugenbeweis über Rechtsge- 
fchäfte^ welche vor Einführung des Oefetzbuchs Na- 
poleons ihre Entßehung erhielten^ iß noch immer zu» 
läjßgi /*/ÄY? wenn deren fVerth 150 Tranken über^ 
Jleigtf ift lehr einleuchtend auseinandergefetzt. In- 
ftructionen, welche den Gefchäftsgang ordnen , kön- 
nen und muffen ^die Parteyen befolgen; aber mit 
neuen Beweismitteln fich zu verfehen , fteht in ihrer 
Macht nicht. Für. Nr. iVII: die Befugmfs derGläu- 
higer^ gewiffe ihnen nachtheilige Handlungen ihres 
Schuldners anzufechten , Kann auch gegen -einen Mit" 
gläubiger^ geltend gemacht werden, wird ein bemer- 
kensweVther Rechtsfall mitgetheilt. Der Inhaber ei- 
net Handlung überträgt fie 30 Tage, ehe er feine In- 
folenz erklärt, dem bisherigen Factor, wogegen die- 
fer einigen Foderungen an jenen entfagt, einige 
Schulden deffelben übernimnu, und noch eine Sum- 
me ihm herauszahlt. Zugleich wird verabredet, däfs 
ein Monat hindurch das ganze Gefchäft geheim ge- 
halten werden folle. Unterliegt diefer Vertrag der 
Difpolition des Art. 1167 des C. N. ? Durch ein re- 
formatorifches Erkenntnrfs des Appellationshofs wur- 
de er für ungültig erklärt, und es leidet auch keinen 
Zweifel, dafs in fofern als der Gläubiger, der Factor, 
durch die Annahme der Handlung mehr als feine Be- 
friedigung erhielt, der Contract zur Beeinträchti- 
gung der übrigen Gläubiger gefchloffen gehalten 
werden muffe. Nr. XIX : PVird der überlebende Ehe» 
gatte, welcher fieh unter dem Gejetzbuch Napoleons 
wieder verheirathet, der ihm von dem vorher verßor» 
benen zugewendeten f^ort heile verlu/iig, wenn ihm 
gleich diefe fchön unter dem^ alten hechte, angefallen 
waren f Die Frage bezieht fich auf L. 3 C. ue feCt 



nupt. und Nov. scr C. cj , und wurde ^vom Diftricls- 
Tnbunal und Appellationshof in Caffel bejahend ent* 
fchieden. Vorzüglich fchätzbar ift Nr. XX : //? der 
gefetzliche Anfpruch der natürlichen Kinder auf den 
Nachlafs ihrer Altern ein wahrer Pßichtheil, und 
wie wird er berechnet ? Der Herausgeber zeigt rich- 
tig, dafs wenn man, wie er nicht für der ßrengen 
lueorie angemeffen zu halten fcheint, den erften 
Theil der Frage bejaht, der Pilichttheil der Hälfte, 
der Inteftatporlion betragen muffe, und erörtert meh- 
rere die Berechnungsart im Fall der Concurrenz an- 
derer Notherben betreffende fchwierige Fragen/ Nr, 
XXII : /f^'er ohne zureichenden Grund von einem Ehe* 
verlöbnifs zunicktritt , mu.s dem anderen voUßändi-^ 
ge Schadloshaltung leijten, oder wenn eine Strafe 
verabredet wurde , dicfe bezahlen. Nr. XXIII. Kann 
eine Ehefcheidungsklage wegen beßimmter Urfach^ 
nach dem Tod des Klägers von denen Erben. zu dem 
Zweck fortgefetzt werden , den Beklagten der ihm 
von jenem zugewendeten Vortheile verluflig erklären 
zu laffen 9 Vom Appellationshof in CaÜel mit über- 
zeugenden Gründen verneinend entfchieden. Die 
Nrn. XIV. XVI. XVIII. XXI betreffen Fortfetzungen 
der in den beiden vorigen Heften vorgekommenen 
Erörterungen. ä 

QuEDLiNBVRG, b. Baffe : Jurisprudenee westpha* 
Henne, (ioUection d*arrits rimarquables de U^ 
eour de Cassation au royaume de Westphtdim 
au point de questions de droit intiressantes. 
Vol. I. Cäh. I et II. 

Auch unter dem deutfchen Titel : 

fV^ßphälifche Jurisprudenz. Sammlung bem^r^ 

kenswerther Befchlüffe des Caffationshofes in^ 

Königreich fVeßphalen über intereffdnte Jkechts^ 

fragen. Erften Bandes erfics und zweytes Hcfu 

igis. Zufammen 114V S. 8- (Jedes Heft &fi gr.) 

Der w^eftphälifche Moniteur theilt fchon feit meh- 
reren Jahren unter der befonderen , wiewohl nicht 
ganz paffenden Rubrik „Nationaljarisprudenz" die 
bemerkenswerthen Befchlüffe des weftphälifcheu 
^taatsraths, als Caffationshofes des -Königreichs 
Weftphalens, nach dem franzöfifchen Original-Texte 
fowohl, als der deutfchen officiellien Überfetzutig 
mit. Diefe Befchlüffe find es nun , welche in dem 
hier angezeigten Werke, ebenfalls in beiden Spra- 
chen, aber nicht einmal in chronologifcher Ord-» 
imng und noch viel weniger mit Rückficht auf die 
Gleichartigkeit oder Ungleichartigkeit der Materien, 
fondern bunt durch einander gefammelt und zufam- 
mengedruckt find. Das Ganze fcheint uns eine blo.- 
Tse Buchhändler -Speculation zu feyn, und d'er erfte 
Titel des Buchs „weßphälifche Jurisprudenz" ift 
zwar fehr anlockend, aber viel zu brillant. Man 
würde fich \venigftens gjar fehr getäufcht finden» 
wenn man darunter eine Jurisprudence des weftphä- 
lifcheu Caffationshofes in dem Gelfte und nach der 
Methode bearbeitet fuchen wollte, \vie die furispru^ 
dence der franzöfifchen Gerichtshöfe in den bekann- 
ten Werkeu von Sirey^ Baroux und LoiseaUi fo Vfim 



Sl 



JANUAR 'i 9 1 3- 



38 



die der "wcfipliäHrchen Appellationshöfe von Pfeif' 
ftr^ Oeßerley und- von Stromheck behandelt und 
dargeßellt wird. Eigene MrilTenfchaftliclie Bemer- 
Jiungen und Abhandlungen des Herausgebers^ wp- 
durch jene Werke einen fo gfofsen Werth für das 
Stadium fowohl , als die praktifche Anwendung der 
neuen franzöMchen Civillegislation erhallen, finden 
fich hier überall gar nicht, fondcm die beiden vor 
uns liegenden Hefte enthalteü , wie gefagt , nichts 
weiter, als die BefchlüJTe des Staatsraths felblt, 
wortlich abgedruckt aus demMonitcur, welche nun 
aber begreiflich keiner literärifchen Kritik unterwor- 
fen werden können. Dem praktifchen Jurlften, aber 
•auch nur diefem, mag eine folche Zufammentra«* 
gung derfelben manche Bequemlichkeit verfchaften, 
und defshalb mag denn auch diefe in einzelnen tief- 
ten, deren drey einen Band ausmachen f ollen, er- 
tcheinende Sammlung immerhin fo lange ihren Fort- 
gang haben, bis fich ein .geiftvollerer Sammler 
und Bearbeiter der StaaUrathsbefchlüiTe findet. Auf 
jeden Fall wäcß indefs dem , Werke mehr Flan- 
mäfsigkeit zu wiinfchen, deren gänzlicher Man- 
gel durch das frejlich auch höchA nothwendige Re- 
gifter, welches der Herausgeber mit dem dritten 
Hefte füt den erften Band nachzuliefern verfpricht, 
fchwerlich erfetzt werden durfte^ 9« y,. 

Cassei. , in d. kaiferl. Buchdruckerey : Almanach 
royal de FVestphalie^ pour Van i8»ö Cpar Mr. 
Fourmofid). 357 S, Q. (i Rthlr. Q gr.) 

Diefer dritte Jahrgang des St»atskalenders erfchien 
diefesmal leiKglich in franzöfifcher Sprache, da hin- 
gegen von dem J. igii auch, bey: Hahn zu Hamio- 
Ter, eine deatfche Ausgabe (i Rtjilr.) erfchienen ift. 
Sein Modell ift der bekannte Abitanach impirial de 
Trance par Testu; und in der That mufs man gefie- 
ben, dafs kein belTeres Mufter für den Staatskalen- 
der eines dem franzöfifchen Reiche, faft in allen fei- 
nen Theüen, nachgebildeten Staates hätte gewählt 
Werden können. Wer die Verfaffung Weftphalens 
genau kennen lernen will» ^tnn fich mit Sicherheit 
diefes Werkes bedienen ; er wird nicht nur die Na- 
mex^ der Behörden, fondem auch kurze Nachweifun- 
gen über ihren Gjfcliä(ts:>.\yijrKung;^l(r^s in demfel- 
ven finden , die wenig zu wüpfchen übrig laifen. 

Der dem Werke an die Spitze geftellte Artikel t 
»i^aissimees et aUranees des prinees et princesses de 
tEurope^ ift wörtlich atis dem Almanach impirial 
entlehnt. Ift es gleich nicht auAallend, unter den ew 
Topäifehen hohen Häuptern die Königin von J^r^y/Zt^n 
niit Ihrer Familie aufgeführt zu fehen ; fo' läfst fidi 
^och der Grund nicht finden , wefswegen auch dem 
Präfidenten des nor^-amerikanifthen Freyftaats diefe 
£hre zugewandt ift , da diefer Keinen Anfpruch dar* 
«af macht, eine evropäljche Macht mu (ejn. — 0t- 
hndtfchaften hatten im Anfange des gegenwärtigen 
labre$ am -w^cftphälifchen Hofe : Fra^ikreich , Rufs- 

^^dj Öfterteicb> Süchfeut fi»ieni« Wüjrtmib^rf, 



PreüITen, Dänemark, HeAen und *Bad€n ; da. hin- 
gegen Weftphalen auch wiederum Gefand tfchaften 
an denfelben Höfen unterhielt. — Der Mini/ier 
find füfiY: der Grofs - Commandeur des weftph. Or- 
dens , öimiony M. der Juftiz, Grvii Fürßenßein^ M.- 
Staats - Secretär , Graf pyoljfradtf M. des Inneren, 
Gvdillöhne, M. des Krieges, Baron Maichus^ Finanz- 
Minifter. Die Einrichtung ihrer Bureaus gicbt der 
Staatskalender genau an. — Der Orojsofficiere der 
Yixone dni ßeben: der Grofsmarfchall , der Grofs- 
kammerherr (ein Prinz von Hejfen- Philippsthal)^ 
>der Grofsftallmeifter, der Grofs jägerm^ißer, derGrofs- 
ceremonienineifier und zwey General-Capitaine der 
Garden. — Der k. Kammerherren find flehen und zwan- 
zig 9 und der £,hrenßaümeißer vierzehn. — Das 
Haus der Königin befteht aus einer Oberhofmcifterin 
(Gräfin von Bochkolz)^ W/itm. Oberhof meifter undi 
Kwölf Pallaft-Damen. — Das Hauswülitär ( maison 
militaire du Roi) des Königs befteht aus dem Gene- 
ral-Stab , einer Compagnie Gardes du corps, einem 
Bataillon Grenadiere zu Fufs, einem Bataillon Jäger 
zu Fufs, . einem Regimente Chevaux-legers-lanciers. 
£ine Batterie leichter Artillerie und ein Bataillon 
. Chaifeurs-carabiniers find der Garde zugefellet , oh- 
ne jedoch einen integrirenden Theil derfelben aus- 
zumachen. — Der Staatsrath theilt fich in drey 
Seetionen^ die der Juftiz und des Inneren, die der 
Finanzen und die des Krieges. Die erfte hatte 9, 
die zweyte lo, und die letzte nur ein Mitglied. Au- 
'fser diefen gab es noch 4 Mitglieder im ordinairen 
Dienft aufser den Sectionen , und drey im extraor- 
dinären JDienße. Unter diefen letzteren befindet 
fich auch der ehemalige preuffifche Staatsminifter, 
Graf V. d. Schulenburg'Kehnert. Es giebt auch.ftets 
eine unbeftimmte Anzahl von Staatsrat hs-Audito^ 
rejif denen, durch ein kürzlich (Novemb. i8>^) ^'* 
fchienenes k. Decret., auch fechs Jiei/uetenmeißer, 
Welche im Range unmittelbar auf die Staatsräthe fol* 
gen, hinzugefetzt find. Der König fetzt alle drey 
Monate die Lifte der Staatsräthe feft. Wer fich dann 
•auf diefer Lifte nicht findet , ift dadurcli allein vorn 
Staatsräthe ausgefchloHen ; doch bewirkt der Um^ 
ftand, dafs Jemand fünf Jahre hindurch fich fteta 
auf diefer Lifte befunden^ dafs er nun. das Patent 
eines Staatsraths auf Lehenszeit erhält. Übrigens 
würde xnjn fich fehr irren , wenn man die weftphä- 
lifchen Staatsräthe Zi. B. mit dem preuffifchen ver- 
glicher Die erften haben vielmehr diefelben Fun- 
ctionen als die franzöfifchen, und einen Rang, der 
unttlittelbar auf den der Miirtfter folgt. Wie es 
in Weftphalen überall keine Titel ohne Ämter 
giebt: fo kennt man auch nicht den Unterfchied 
unter Geheimen- upd gewöhnlichen Staatsräthen. 
— Die Commijfion des Siegels der Titel verificirt 
die alt^n Adels - Titel , und beforgt die Ausfertigung 
. der Patente über die confirmirten und vom Könige 
von neuem ertheilten Adels titel. Sie befteht aus drey 
Mitgliedern, deren Präfident der Mini&er Simion ift. 
\ Die Commijfion der Bittfchriften befteht sM^einemOe'- 

nend-Ae^uet^nm^ift^ osd xur^^iMtartthi^Audit^» 



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ren ; durch fie gelangen die Blttrchriften der Staatsbtir'* 
ger an den König. — Der Staatsrath verrichtet auch die 
Function eines Caffations^HöJes. In diefer Eigenschaft 
urtheilt er darüber, ob die in letzter Inftana abgege- 
benen Erkenntniffe der beiden Appellations - Höfe< 
»u Gaffel und zu Celle ^ der Tribunale erUer Inftans 
und, wenn es auf eine Übertretung der eingeräumt 
ten Juriftdiccions - Befugniffe {exctis de pouvoir) w- 
kömmt, fogar der Friedemgericlue , ausdrückliche 
Gefetze verletzt haben. Ift diefs der FMl : fo caffirt 
er das angegriffene Erkenntnifs , und verweifet die 
Sathe zu nochmaliger Entfcheidung an ein an* 
deres, dem erften Gerichte in Hinücht des Juris- 
dictions - Gra<les gleiches Gericht. Erfcheint dann 
das caffirte Urtheil von .neuem: fo tritt eine authen- 
tifche Interpretation des Oefetzes ein. Der Recurs 
an den Oaffations - Hof hat durch eigene Siaatsraths-^ 
Advoeaten Statt. Vor dem weftphälifchen Caffa- 
tions - Hofe wird nicht , wie vor dem franzöfi- 
fchen , mündlich , Xbndern fchriftlich verhandelt. 
Die Ftrfammlung der Stände des Königreichs be- 
fteht urfpningHch aus loo Mitgliedern, welche 
von den Departemental- CoUegien erwählt werden. 
Und zwar 70 Mitglieder unter den Grundbeßtzern^, 
15 unter den Raufleuten und Fabri^nten und 15 
unter den Gelehrten und anderen wohlverdienten 
Staatsbürgern, Der Rönig ernennt ihren Prähden- 
ten, w<rlches für das Jahr igog {feit diefem Jah^e 
bat keine Verfammlung der Stände Statt gehabt ) der 
Graf von der Sckitlenburg - PP'olfsburg war. Durch 
Tod , Ernennung »u St^atsräthen und andere üiiir 
ftände find feit der erften Ernennung der Stän-- 
de im Jahre ißoß fo viel Mitglieder abgega^n- 
gen , dafs in dem die&jährigen Staatskalender ih- 
rer nur 79 haben aufgeführt werden können. — 
Für da« ganze Königreich befteht eine Obßr - A^ 
thenkammer (ehambre des compfes), Ihr Präfident 
ift der Staatsrath von Faj^ge (aus Hannover). Sie 
lefteht aus fechs Rechen - Häthen (maitrjes des eomp^ 
ies) und 13 JELefercndarien^ •*— Der- Orden der 
^eßphäUfcken Krone zählte am Ende des Jahrs 
t^w 3 Grofscommandeurs ; 89 Comia'andeurs und 
•^87 Ritter. Nachher ift noch eine zioeyte CtaJJc 
der Ritter* M^elche mit einer ßlbemen Rrone, ab 
Orden, gefchmückt find, gefchaffen. Aufser obigen 



Mit^iedem Und auch mehrere fremde'R&nige nhd 
Fürften mit der Grofs - Commandeur- Rrone deco- 
ritt, wie es auch fremde Commandeurs und Ritter 

fiebt. -— Mit dem grof&en Adler des franzöfifchea 
leichs Bnd der Rönig , der Staatsrath Graf SchuleA- 
burg - Rehnert, 4er Graf v» Bülow (ehemaliger 
weUphälifcher Finanz- Mi nifter) und der Graf Bocb- 
holz, Ober^Ceremonienmeifter, decorirt. Der Ju- 
itizminiHer Simeon i|t Comniandant diefes Ordens. 
— ^ Der öffentliche UfUerricht fteht unter der Genc- 
cal - Direction 4es Staatsraths, Baron von Lei/t^ 
w^elcher auch die Fonds der Unterrichts - AnUal- 
ten durch eigene Adminiftratoren verwalten läfst. 
*^- Die Armee hat drey Divifixins- und 11 Brigade* 
Generale. Sie befteht ^ aufser der Gensdarmerie^ 
welche mit der Handhabung der öffditlichen Sicher* 
heit beauftragt ift« aus einem Artillerie- und Genie - 
Corps, 8 Linieu^ Infanterie - Regimentern, einem 
Bataillon in Spanien, 3 Bataillons leichter Infon- 
terie, 2 Reg. CüraHiete, 2 Regim. Cheveaux^legees- 
lancier», 2 R^gim. Hufaren, 8 Compag. Veteranen^ 
^nd 8 Departemental - Compagnieen. Zu Braun- 
fchweig ift eine fehr giir eingerichtete JitUitär* Seh»^ 
iff, bey welcher ai Lehrer angeftellt find; Sie ift 
in deiqi LocsA des ehemaligen Collegii Oarölini «in- 
gerichttet. Da die Einrichtung der Adtnim/buUi4ßft 
und der Jufti^* Vermaltung Weftphalens fchon au» 
•der Conftitutibn 4es'' R&nigreichs hinlänglich foe- 
Jcannt ift: fo unterläfst es Rec.^ hievon etwaSx an- 
zuführen, — Die ^^^rZtf üt^r den Gottes dien fi^vcdi 
noch auf die alte Weife durch katholifche Bifchofc 
und prateftantifclie Cönjißörien geführt* Die Con- 
Jiftonen find mit einem* jüdifchen vermehrt' — 
Schliefslich bemerkt Rec. , daLs Druck und Papier 
;diefes Almanachs ganz vorzüglich lind, und dab i|r 
alfo in jeder Hinücht unter feinen Mitbrüdern ioineu 
hohen Rang einnimmt. Bedeutende Fehler hat 
Rec. nicht m diefem Jahrgange bemerkt (wie wohl 
in den vorigen 4ier Fall war); doch «weifelt er fehr 
daran , dafs lieh , v^ie jS. 3x0 gefagt ift, das Oenetul-- 
yicariaf des Nordens des Bifchofs von Hildesheim 
über die ehemaligen ffanfe^ Städte erftredce, •da 
die franzöiifchen Gefetze keine auswärtige geiftlicke 
'Gewalt in Frankreich anerkennen. . 



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JususpavBBiix« Ba^mmter^ 1^. den Gebrüdern Hului; 

, Syftem^iifche Darjkej^^g des wefiphälifchen Comaßrsvmrfafi' 

,rens. Van Maximilian' Zeppenfeld, Tribunal-Bidiur in HiL- 

desheini. iStou 117 S. 3. (9 gr.) 60 yvtnig der franz. Co* 

de de 'pTOcÜure ein eigentliJches Conaurtrerfalixen , ivelches 

. das ganze unter dem joro coneurfm befindliche Vennögon des 

Genicinfchuldj^ers itmfaTste, Itemit: eben fo weni^ ilt diefes 

init der weftpliäUfclien Procefsordnung der Fall. Stets blei^ 

fcen die durch die rerfchledencn Gattnngen der Aireltanlc- 

' SUttff gebildeten Maflien .Speeildanaflen , Wenn ^icli zniföilig 

^ das Verfahren lieh, «Ober tde« Schuldnei« nin»ef Veiinö|^eu e«'- 

ib-ecken foUte. • In fojem Küntike es aiiifallend £eyn, lue^ ^in 

' cjeenes Werk über das weßpkälifchö Concursver fahren zu ei- 

' bhcketi« da man rfv-eifebi Könnte,, ob et Qberall ein folclues ^'> 

* be.« 'tMRnnniy tihMt twnwas JUa sidtt giifsbilliffln» da£s^ 4tx 



c HR i r T E |t; , 

Vf< Xeinam Buiche 4en a^gt^^iiFs&rtigfn ; tW§i katneft ao^eteii« 
Titel gab , da e^ ixv d^znlelbea dasj^en^i^ Vesfahnsn fchüdort, 

W.elches' an die Stelle aes bisherigen Concuxsprocelle^ In 
Weftphalen trat , und ^as , noch bis letit , in rraxis fo Sin- 
fserft unbekannt ift, £0 dafs eine iafiLiche Darftellutt|^ ^def- 
j[elben nicht npthweadiff emchoet irerdAa konnte, JDi« Att 

. luid Weife ^ wie der Vf. zu. Werke ^egancen ift, vecdienc 
alles Lob. Er hat im Allgemeinen das Gefetz nicht nur 
Hghtig verfianden, fondtim auch die icrfircuten GefetzAel«- 

- len auf eine swecknäisige Att aufaniAieu^i^Aeik , fo ^ji£» fei« 

.JV^ Arbeit '9ut lUc^t .eftipfohleiL wrrd«iilumu .3okade nur« 
^afs diefer, nicht zir vca-kAnaende FldLIs nicht auf .das definitive 
Ca fetz , fondetn auii oie , jetzt abgeTchatften ^ proviforifclien 

~ Decrete, tou wricllea' das erftere bcdeutetui abweicht » rei- 



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ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG 



JANUAR 1813- 



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31 E D I € X Hr. 

FflAVKPrRT a. M., b.Varren trapp u. Sohn: Grund- 
Züge einer Fhyßoicgie und Phyffk des animali- 
fchen Magnetismus t von Dr. Ernjl Bartels^ ord, 
jProf. der Medicin und Phyfiologip äu Breslau- 
ißis- XJI u. Ü03 S. ß. ( 18 ßr«) 

An Klus^e's allgemein bekanntes und mit Recht ge- 
cüloutes Werk FcUliefst fich diefe Schrift, von viel 
geringerem Umfange zwar , aber yon nicht geringc- 
rem Gehalte, auf eine Weife an^ welche in mehr 
als einer Hinficht Lob und Empfehlung verdient. 
Der Vf., Ichon früherhin mit UiUerfuchungen iibcr 
dtu von ihm fogenannten Zoo ^Magnetismus be- 
fcbäftigt, wohin ihn feine phyfiologifchen Studien 
fi.lirten , fand iu liluge's Werke eint?n reichen Stoff 
zu fernerer Bearbeitung, die er auf feine eigene Art 
und in andere;n Beziehungen vornahm. Wenn näm- 
lich Kluge hauptfächlich die Darftellung der Eifchei- 
nungen zum Gegenftande hat, und die Erklärung 
(lerfelben nur wie ein entferntes Licht in fein Ge- 
mälde hereinfchimmern läfst: fo ift dagegen die Be- 
l^ucktuag der zoo - mague.tifchen Phänomene das 
eigcnfte Augenmerk von Hn. Bartels^ indem er in 
der Darftellung derfelben treu und genau feinem 
Führer Kluge folgt. Defshalb ift^uch der erfte Ab- 
fchnitt feiner Schrift, die Überiicht der 7.00-magne- 
tifqhen ZuP.ände und Erfcheihuqgen enthaltend, nur 
liurz, und gkichfam ein Auszug aus jdiefem Theile 
\on kluge* s Werke, indem er mit Jt^luge dieselben 
Arten und Grade jener Zuftände und Erfcheinunae;! 
;)nnimmt, nämlich fechs a.n der Zahl, von welchen 
die eine Hälfte der Reihe das Wachen^ den Halb- 
fchlaf und den Schlaf, auf der phyfifchen, die an- 
dere Hälfjte hingegen das Schlaf wachen , die Selbjl- 
befchauttng, und das objeCtive Hellfehen, auf ^ler 
j)r)xhifchen Seite des Orgajiisnius enthält. Von hier 
Sil aber fclieidet Hr. Bartels von Kluge ^ nicht fo- 
Avohl indem er einen andern Weg einfchlägt als je- 
ner, fondern fo, dafs er jenen an der Greuze der 
Erfcheinungeai zurückläfst, und nun im zweytcn 
j^bfchnitte iciueii eigenen Weg in das Gebiet der 
Erldärung antritt. Um ihm ^ber auf diefem zu fol- 
|cu, ift es nöthig, uns vorher mit feinen phyfiologi- 
fchen Anflehten vertraut zu machen, wie üe in der 
Einleitung zur ganzen Schrift entfaltet find. Die- 
fen zufolge mufs die Scele^ bey der Erklarunc zoo- 
magnctifcher Zuftände, phyfiologifch , d. h. als ^a- 
turkraft, aufgefafst und beurtheilt werden. „So 
genommen ift die Seele gleichfam nur ein Zweig des 
organiHrenden Bildungstriebes, der fchönere und 

/. A. L. Z. i8i3* Erßer Band. 



feinere Blüthen treibt; xl^m Stamme nach aibcr hängt 
iie mit dem, was im JMenfchen und Thiere verdauet« 
verähnlicht, abfondert und unwillkührlich die Thei- 
le des Körpers mannichfaltig bewegt, aufs genanefte 
;!:ufammen , und ift mit diefem , Materie bildendea 
,unä verändernden Priucip aus Ejiner Wurzel, aus 
dem fchöpferifchen Urquell alles Lebens und aller 
Bewegung hervorgegangen." Indem der VE. mit die- 
f en Worten unfere eigene Meinung heller ausfpricht;, 
ils wir es zu thiyi vermocht hätten, gründet er 
liierauf die Möglichkeit der magnetifchen , phyfifch- 
pfychifchen und pfychifch - phyfifchen Erfcbeinun- 
gen und ihrer Erklärung. Nämlich nach dem fii:hereo 
Grundfatze, daCs im Organismus keine Thätigkeit oh- 
ne Organ ift, und nach den bekannten Beobachtun- 
ffen, dafs die f. g. ceiftige Thätigkeit in dem Mafse mehr 
hervortritt, als fich das Nervenfyftem in feiner hoch- . 
ften Potenz , dem Cerebral - Sjftem , mehr entwickelt, 
und dafs diefes letztere, der Willkühr unterworfene, 
dem ihr entzogenen Ganglien - Syßem entgegenge- 
fetzt, urfprünglich von ihm getreimt ift, und nur 
durch leitende Fädcn^jnit ihm in Verbindung fieht: 
bedarf es nur der Nachweifuujg diefcr Verbindung, 
und einer Erklärung der Möglichkeit, wie dennoch 
das Ganglien - Syftem in die Sphäre des Cerebral - 
Syftems gezogen werden kpune; und die Phänomene 
des Zoo - Magnetismus find , Avenn auch liicht voll- 
-ftändig begriffen , doch wenigftens gnüglich erläu- 
tert. Zum Behufdief er Erläuterung wird einedoppelte 
Verknüpfung der genannten entgegengefetzten Sy- 
fteme aufgezeigt: einerfeits durch die fogenannten 
Wurzeln des fympathifchen Nerven und die von den 
Knoten an die Nerven, des Rückenmarks gehenden 
Zweige, andererfcits durch den h'erumfch weif enden 
und den Zwerchmuskel- Nerven; von welchen Ver- 
linüpfungen eigentlich nur die letztere als die regel- 
mäfsige Leitungskette des CerebraleinflulTes auf das 
Oanglienfyftein und die von ihm beherrfchten Orga- 
ne auzufehen ift. Der herumfcl^weifende Nerve ver- 
mittelt vorzugsweife den eigentlichen Hirneinflufs, 
der Zwercümuskel- Nerve zunächft den Einflufs des 
Rückenmarks, wiewohl allerdings auch» unter be- 
fonderen Umß^nden, cbirch eben diefe Nerven in um- 
gekehrter Richtung ein Einflufs fortgeleitet werden 
kann. Wenn nun das Gehirn von der niederen Orga- 
uifation durch die grofae Ganglienkette gleichfam 
abgezäunt ift, fo dafs es mit hober Freyheit in fich 
felbft %virkt und auf die ihm dienftbaren Organe: fo 
mufs diefer Zuftand verfchwinden« in dem Fall e^ 
dafs die erwiefene mögliche Gommu nication zwi- 
fchen Ganglien- und Cerebral- Syftem wirklich su 
Stande gebracht wird, -wodurch denn, sich v^r- 

Ö 



rchwundcncm QegenUtz, das Gehirn di« Zuftände 
fle9 Ganglien fyfteras, und diefes die ThHtigkeit de3- 
Gehirns in fich aufnehmen Kann. Die Bediiignng 
diefer Ausgleichung der entgegen gefetzten Sytteine 
ift das Zoo r MagneticUm , oder dasjenige materielle 
A^ens der Nerven , welches in anderen Beziehungen 
thierifches Electricum genannt wird, Träger aller 
Nerventhätigkeit nnd Grund der thierifchen Reiz- 
barkeit ift. Dafs es wirklich ein folches, freylich 
imponderahles Fluidum gebe, welches Strömun- 
gen, fiindim^en und polarifchen Differenzirungen 
unterworfen ift, erhellet aus dem deutlichen Ge- 
fühle von Strömung, welches magiietifirte Per- 
fonen empfinden , aus dem Gewahrwerden des zoo- 
magnetifchen Lichts im magnetifchen Zuftände, und 
^endlich aus der Kraft - Abnahme des Magnetifeurs 
nach dem Act des Magnetifirens , welche nothw^en- 
dig einen Verluft von Stoff vorausfetzt, der aber 
freylich gewöhnlichen Augen unfichtbar und folg- 
lich ein höchft feines Fluidum ift. Gegen den Vor- 
wurf, dafs er hier wieder in die atomiftifche Anficht 
verfalle , die f chon längft abgedankt fey , f ucht fich 
der Vf. dadurch zu vertheidigen , dafs er bey der An- 
nahme wirkfamer Stoft'e die Kraft und ihre Gefetze 
nicht ausfchliefst, da hingegen die rein - dynamifche 
Anficht eines Trägers der Kräfte entbehre. Es müf- 
fen. Tagt er, fich beide entgegengefetzte Anfichten 
(atomiftifche und dynamifche) zu einer dritten ver- 
einigen, die eben fo wenig einen ftrengen Gegenfatz 
von Materie und Licht, von Stoft'und Thätigkeit kennt, 
als die Natur felbft. Diefes zu einer möglichen Er- 
klärung der ZOO -magnetifchen Phänomene noth- 
wendig anzunehmende Fluidum wirkt allerdings, 
gleich dem elektrifchen , nach dem Gefetz der Mit- 
theilung, nach welchem überall in der Natur Glei- 
ches das Gleiche zieht , aber darum eben nicht auf 
polarifche (anugoniftifche) Weife , weil die Verhält- 
nilTe der Sympathie oder des Strebens nach Vereini- 
gang in der Natur gerade die entgegengefetzten 
der polarifchen find. Der Stärkere theilt dem Schwä- 
cheren von der Fülle feiner Nervenkraft mit, nicht 
immer durch unmittelbare Berührung , fondem oft 
durch blofse Einwirkung auf die, (von Heil u. A. 
dargethane) fenfible Atmofj)häre des palTiven Indivi- 
duums. Diefes^Letztere affimilirt fich das mitgetheil- 
Xe zarte Fluidum, vertheilt es auf eigenthümliche 
Weife im eigenen Organismus , und wendet daffelbe 
fogar wieder nach aufsen. Es gefchicht dief% alles 
Vorzugsweife durch das Ganglienfyftem , als dasje- 
nige, welches feiner Natur nach das Gemeingefühl 
und die Affimilation behcrrfcht und leitet. Aus 
dem urfprünglichen Gegenfatz zwifchen dem Cere- 
bral - und Ganglien - Syfteme , und einer, mittelft 
der ZOO - magnetifchen Einwirkung hervorgebrachten 
Steigerung derThätigkeit diefes letzteren,laffen fich am 
vollftändigften die drey erften Grade, oder der phyfifch- 
magnetifche Zuftand herleiten. Im erften Grade 
nämlich ^iebt fich jene Steigerung nur durch Acte 
des Gemeingefühls zu erkennen, und das gefammte 
Cerebralfyftem leiftet noch Widerßand genug, um 
den Zulfancl des Wachens zu bilden ; im zweyten ift 
sugleich fchon das Ciliarfyftem des Auges fo ftark 
)iflficirt, dafs das Sehen gebunden wird und der ma- 



gnetifche Halbfchlaf erfchemt, xmä im dritten wird 
durch noch ftärkere Wirkung des Ganglienfyftems 
das Cerebralfyftem fo überviältigt , dafs fich in voll- 
kommener Bindung der äufseren Sinne der magne- 
tifchc Schlaf darftellt. Diefer ift aber nur erfte Fol- 
ge deseiiiftrömenden, belebenden Fluidums, welches, 
dem Gehirn noch un verbunden, zuerft Betäubung ver- 
urfacht. Nach gefchehener Affimilation hingegen ift 
der Anfang zum pfychifch-magnetifchen!Zuftande ge- 
macht, indem die gewohnte innere Thätigkeit des 
Senforiums zwar wieder erweckt, aber m einen 
neuen Kreis des Wirkens, nämlich durch das Me- 
dium des Ganglienfyftems, gezogen wird. Und fo 
entßeht zunächft der Somnambulismus. Die Wir- 
kungsweife des Cerebral fyftems wird hier ins Gan- 
glienfyftem hinübergeleitet, und eine fol che Verallge- 
meinerung- devfelben kann namentlich in Bezug auf 
den Gefichtsfinn fich fo ausbreiten ,* dafs die ganze 
Oberfläche des Körpers fo zu fagen Sehorgan wird. 
Die höheren Grade des pfychifch-magnetifchen Zu- 
ftandes find nur durch Steigerung und in keiner an- 
deren Hinficht von dem erften verfchieden, und ent- 
wickeln fich aus ihm. Im Grade der Selbftbefchan- 
ung geht die aufs Innere gerichtete Sinnenthätigkeit 
eben fowohl vom Gehirn aus , als im vorigen Gra- 
de die aufs Aufsere gerichtete. Und wenn jetzt die 
Kranken ihre Zuftände durch den Magen wahrzu- 
nehmen äufsern : fo beweifet diefs , dafs der in den 
INIagen fich einfenkende und endigende Stiitimnerv 
hiebey der vorzüelichfte Vermittler ift. Die thätige 
Gemeinfchaft zwifchen Cerebral- und Ganglien-Sy- 
ftem , und insbefondere zwifchen den Central-Thei- 
len beider, hat jetzt mehr Freyheit und Vollkom- 
menheit, fo dafs das Gehirn nun auch Theile des 
übrigen Nervenfyftems , ja felbft die Haupttheile 
des Ganglienfyftems , * und fogar das Rückenmark 
zu Objecten feiner Anfchauung machen kann. Da- 
her die Erkenntnifs der Krankheitszuftände und 
Heilmittel. Der letzte Grad erAveitert die Sphäre 
der Erkenntnifs auch nach aufsen hin : es entfteht 
ein anderes, als das dem Wachen gewöhnliche, Mafs 
für Raum und Zeit, das Band der Sympathie mit 
dem Zoomagneticum in entfernteren äufseren Sphä- 
ren verlängert fich , und entfernte Zuftände und Er- 
eignille gehen in das Bewufstfeyn des von gefteiger- 
ter Receptivität erfüllten, magnetifirten Individuums 
ein. Daher die Sympathie mit dem Willen und den 
Gedanken des Magnetifeurs, die Theilnahme an 
den Zuftänden entiernter und verwandter Perfonen 
u. f. w- 

Wir mülfen uns begnügen, den Ideehgang des 
Vfs. hier in einem allgemeinen Umriffe aufgcft^llt 
zu haben. Seine fcharflinnige Zufammenftellung von 
Thatfachen und den daraus gezogenen Reful taten 
bleibt ein Eigenthum feines Werkes , da fie keinen 
Auszug geftattet. Eben fo und aus eben dem Grunde 
konnten wir weder auf den Gang feiner fpeciellen 
Erklärungen und BeweiCe , noch auf die prüfenden 
Blicke Rückficht nehmen, w^elche er auf die Erklä*. 
rungsart anderer Schriftfteller über diefen Gegen- 
ßand wirft. Nur diefs zur Charakteriftik des Gan- 
zen , dafs es von einem hellen ; vielfach belehrten 
Geifte zeugt, welcher z^i Löfung der eigentlichen 



V 



JANUAR t 8 ' 3« 



40 



Aii%ib^ «Her WilTeBfcliaft : Klarheit in die MaiTe 
der Erfcheiniingen zu bringen , nicht -wenig gc- 
fchickt ilL Wenn es ihm damit auch nicht überall 
gelangen : fo ift es doch fchon fehr vevdienftvolly mit 
einem richtigen Naturblicke ans Werk gegangen zu 
feyn. Die Methode des Vfs. kann auch Andere be- 
iregen, feinem Beyfpiele zu folgen. Nur in einem 
Stücke MTünfchten ^vir nicht, dafs diefes gefchähe: 
nämlich in -wiefern zur Erklärung von Kraftäufse« 
rangen die Hülfe von Stollen angefprochen -wird. 
Jeder BegriiF von StoÜf iß und bleibt an lieh ct-was 
Todtes, und -wird nur durch die ihm beygeleglc ge- 
fetzm&fsige Thätigkeit belebt. Dcfr -wahre Träger 
der Erfcheinungen bleibt allemal die Kraft » und ein 
Stoff, der nicht Kraft ift, iß gar nichts. Man mufs 
nicht vergeffen^^ dafs Feßes und Flü(Bges nur Sin- 
nen^Erfcheinungen find , die keine Baus der Ei41ä- 
rung abgeben können. Die -wahre Aufgabe der 
WiAenfchaft bleibt immer die Auffindung der Ge- 
fetoe, nach denen die Erfcheinungen verknüpft 
find; aller Gefetze Urfprung aber iß der Geiß, -wel- 
cher, indem er d)en bemüht ift, die Erfcheinungen 
%VL erklären» nicht diefe Erfcheinungen felbft zur 
Grundlage feiner Erklärungen machen darf. 

H. 

Leipzig, b. Barth : Tafchenhuch ier medicinifeh- cht- 
rurgijchen Receptirkunji^ oA^x Anleitung zum Ver' 
fckreiben der ArzneyJ-ormeln ; von Dr. /oÄ. 
Chrijl. Mbermaier f grofsherz. berg. Diftricts- 
phynco, bentheim-tecklenb. Hof- u. Medicinal- 
Kathe u. f. -w. Z-weyte verb. Aufl. ißis- XIV 
u. 38ö S. kl. 8- (1 Rthlr.) 

Wie die übrigen, in unferer A. L. Z. 18 > 2. No. 
134 bereits angezeigten Theile diefer Encyklopädie, 
verdient auch der vorliegende angehenden Ärzten al« 
brauchbar empfohlen zu -werden. Sollte es Hn. JB. 
gefallen, bey einer ge>vifs nicht lange ausbleiben- 
den dritten Auflage einige allgemeine Regeln kiir- 
ter, und dadurch deutlicher und bequemer auszu- 
drücken, und in den als Beyfpielen aufgeßellten 
Formeln Einiges zu berichtigen: fo wird dicfe An- 
leitung allen ähnlichem den Vorzug fireitig machen. 

Es ^wäre fehr zu wünfchen, die Vff. fchickten 
dem ganzen , nun ziemlich beendigten Werke noch 
einen allgemeinen, encyklopädifchen Theil als Einlei- 
tung voraus, und liefsen dafür vor den einzelnen 
Theilen die faß nur daHelbe -wiederholenden allge- 
meinen Einleitungen "weg. Diefer einleitende Theil 
könnte dann zugleich eine Methodik des medicini- 
fchen Vor - und Haupt - Studiuais enthalten , und 
"vrürde, bey den vielfeiticen und gut geordneten 
KenntnilTen der Vff. ^ ge-wifs viel Nutzen ßiften. 

Da der in diefem Buche abgehandelten Gegen- 
'^de fo viele find , dafs die blofse Mittheilung der 
I^nbriken die Grenzen diefer Anzeige überßeigen 
yürde, und da ohnehin diefe Anleitung in den Hän- 
tien derer feyn mufs, -welche die Anzeig« intercfßren 
könnte : fo begnügt fich Rec. , hier nur auf Einige 
infmerkfam su machen , das einer Abänderung be- 
<latf. Der Ausdruck allgemeine JOofu S. 45 läfst noch 
einen anderen Sinn zu, als den hier damit verbun- 
denen^ ondMrird, -wie Rec bey wied#rh<^«n Vor- 



lefungen über diefes Fach bemerkte, nicjit feiten 
von übrigens guten Köpfen lange verwechfeU mit 
anderen. Man follte fich lieber des Ausdrucks zu ver- 
fchreibende Menge bedienen, und eine etwas aus- 
führlichere und mehr praktifche Anweifnng dazu ge- 
ben , als hier gefchehen ift- Erft aus den Prüfungen 
angehender Ärzte über diefen Gegenftand lernte ReC, 
was darüber gelehrt werden mufs, dellen Andeutung 
hier jedoch zu viel Raum wegnehmen würde. — 
S.47 (fogen. bejondere) Dnfis : Hier hätte follen (JJ. 
48. 49) gelehrt werden , dafs Senübilität erhöhemle 
und ausleerende Mittel {Moschus, Merc. dnlc.) felbft 
von reizbaren Perfonen , Kindern , Frauenzimmern, 
leichter in grofsen Pofen vertragen werden, als Ir- 
riubilität erhöbende, befonders die Narcotica. — 
Aufser der Vermeidung aller leicht zu verwechfeln- 
den Zeichen (S. 91) follte lieh jeder Arzt auch das 
Unterfuchen der aus den Apotheken gelieferten Arz- 
neyen zur Pflicht machen. Rec. verordnete noch vor 
Kurzem bey m Durchreifen durch eine bedeutende Fa- 
brikßadt einem Kranken die Tinct. ferri acet. aeth. 
IHapr, Der verfchreibende Arzt bediente fich des Ei- 
fenzeichens, und der Apotheker lieferte dem Kranken 
eine Antimonialtinctur ! — S. 152 daüßant La. vil- 
lulae ponderis granorumduorum{blnoruni). Confper- 
gantur cum (?) pulvere Cinnamomh dentur ad jcatu^ 
lam; S. mufs es kürzer und richtiger heifsen: /. 
pilL gr. ij. pulv. cinnam. confp. S. (10 Pillen fchlu- 
cken manche Kranke kaum.) — Und fo in allen ähn- 
lichen Fällen. Um möglich beftimmt und leicht ver- 
ftändlich zu feyn, mufs eine Arzneyformel alles Uber- 
flüffige vermeiden. — Es fehlt noch eine Pillenart, 
welche den Sublimat, das Jrgentum nitrie. und ähn- 
liche fehr ftark wirkende Salze in gel öfter Gefl alt ent- 
halten mufs. — Bey den Emulßonen (S. 200) hätte 
noch angegeben werden follen , dafs man ganz ein- 
fache EmuTfionen auch blofs auf demRecepte zu nen- 
nen braucht, als Rc. Ernulf. amygdal. pd. papav., 
und diefen nach Erfodernils noch andere Dinge zu- 
fetzen kann. — Eben fo bey den einfachen und con- 
centrirten Infufen und Decocten (S.öifi u. 224), was 
für vielbefchäftigte Ärzte und Apotheker eine bedeu- 
tende und den Kranken mehrfach zugute kommende 
Erleichterung ift. Die S. ßßfl. ß^S- ö38— ^45 gegebenen 
Beyfpiele follten einfacher abgefafst feyn, und die zum 
Theil fehlerhaften und ganz entbehrlichen : cum, de- 
inde, tune, M.D. u. dgl. nicht enthalten. -- Unter 
dem Infujo'decocium (S. 241) hatte auch einer fehr 
wirkfamen Form erwähnt werden können, die Rec 
fchon lange mit grofsem Nutzen anwendet, nämlich 
des Decocti pojt infufionem frigidam. Rec. läfst zu 
diefem Behuf das Chinapulver und ähnliche Arz- 
neyen mit flüchtigen und fixen Beftandtheilen 6—8 
Stunden in kaltem Waffer oder Wein infundiren, und 
dann nur kurze Zeit kochen. Dadurch werden dem 
Mittel die flüchtigen Theile gröfstentheils erhalten 
und die fixen doch hinlänglich extrahirt. — Eine fehr 
brauchbare Arzneyform , die Rec. häufig anwendet, 
aber in allen Anleitungen zum Receptfchreiben ver- 
mifst, ift der EJlieoJyrup. Doch ift die Bereitung 
deffelben, wie die des Ölzuckers, fo einfach, dafs 
es dazu kaum einer Anweifung bedarf. — Klysma^ 
ta (S.556): Rlyftiere von 8— »^ Unzen werden mei* 



^V7 



j. Ä, 1^; £s. # A W U A n 'I 8 I 5. 



48 



ftcns zu fchnell vom Maftdarm wieder ausgeworfen, 
und wirken dann, felbft als eröffnende Rlyftiere , zu 
"wenig; wogegen Klyftiere von 3 — 4 Unzen für Er- 



waclif^ne und von i« — 2 Unzen für einjährige Riii* 
der den verfchiedeneuv Zwecken am meiften ent* 
fprechen. 



•• 



i^p« 



KLEINE b 

MedtciR. Mainz, b. Kupferberg; . Die neuefitn am 
Rheine herrjchenden yoLkskrankhf.itan , oder Nachrichten unJL 
Bemerkungen über das. Jlehende Fieber der Jahre i^o'i, i§o7, 
1308 "'*^ 18^9« ^^^** ^» ^' ^' f^lttinann, Stadtarzt zu Mainz. 
1311. Qi S» ß. (6 gr.) Eine kleine, aber 1 gehaltvolle Sclu'ift, 
im Geifte Sydenhanis und Stolit gefclirieben. Es wird uns 
fchwcr, die Hauptmomente dcrleiben in gediÄngtcr Kürze 
darzuüellen , mu unfcro Lefer zum eigenen Genuffe einzu« 
laden, poch dürfen wir hoffen, mit Wenigem unferen Zw^eck 
zu eireicheii , da jetzt, ziun Rulime miferer Zeit fey es gefagt, 
cias IiUereiTe an dfem Studinxn der epidemifchen Conltitutiou 
und der daiuit in unuiittelbartin Bezug ftelicnden Gcgenfläii- 
dc unter den Ȁrzten immer allgemeiner wird. Aus voller 
"Überzeugung fcli-^eiben wir liier nieder , was der aciitungv 
wüidige Vf. mit ziemlich ;felten ge-wordener BefcheidenUeit 
von Anderen erwartet : Würden Mätiner , die, bey w^enigftens 
gleich greisem Vorrathe von KenntnilTcn, mit eben fo fei- 
nem Beobachnmgsgeifie begabt find, auf dem von ihm betre- 
tenen Wege fortgehen : fo dürfte in der dunkeln Lthro de** 
Epidemieen ein Foitfchritt gethan w^erdcn, welcher neue und 
lichtvolle Rcfultate für die Ileilknnil verfpräche. 

Im crften Abfchuitto, allgemeine Darftcllunff der ftehen» 
den Conltitutiou der Jahre 1006, 7, 8 und 9, überfchrieben, 
bcfchreibt d^r' Vf. zuvördcrft die Zufälle und den Verlauf 
des epidemifchen Katarrh »Ifiebcrs, an welches fich fait un» 
mittelbar das Hebende Fieber anichliefst, defi'en Gefchiclitc 
ei<'elitlich der Zweck vorlieg^cnder Abhaudliuig ifl. ^r' Aützt 
ficii dabey' auf die fehr richtige Walirnehmung , dafs es 
allgemeine Krankheiten giebt, die als Vorläufer und Verkünf 
di-^er von anderen allgemeinen Krankheiten zu beti'achten Aud, 
Die Erfahrung lelirt, dafs oft die bösartigften Epidemie en in 
gefaliriofe Wcchfelfieber fich auflöten, gleich vei harrenden 
Cie wittern, welche iu Regeii zcrpelien. Warum follte die 
Natur , die in keiuei* ilircr mannic)ifaltigen Schöpfungen ei» 
neu Sprung tliut, bey Erzeugung aimofphärifcher Kiankheir 
teil fich w^cnigcr ooniequcut bleioen ? Iu der Epidemie , von 
welcher hier die Rede ift, bew^aJirte fich diefs fehr auffal- 
lend. Was den Übergang ues erwalinten epidemifchen Katar- 
rhalfiebers zu dem darauf folgenden itehenden Fieber bahnte, 
war hauptfüclilich die immer wechfelnde, höcliü feindfelir 
ge Befcliaffenheit der Atmofphare, w^elche die Gcfundjicit 
der Mcnfchcn von einem ungewoluiten E:(trcm zum anderen 
fortrifs , womit fich das Elend des Kriegs vereinigte , wtfvon 
fich iiier ein grelles , aber getreues Gemälde findet. So entr 
fpaun fich ein Ncrvenfiober, w^elches in des Vfs. Gegenden 
genau eine Periode von vier Jahren aushielt. Es kehrte ge- 
w^öhnlich in» Hcrbß , Winter nnd Frühjahr zurück , um in 
feiner wahren Geftalt zu erfclieinen, nachdem es den Som» 
mer unter der Maske des Wechfelfiebcrs fortgefchlichcn war, 
nnd erzengte diuch feine Verbindungen, die es fowohl uüp 
den dazwifchen laufenden, als mit den Jahres -Krankheiten 
einging, mannichfaltige und zum Theil bösartige Übel, die 
eine ungewiihnliche Moitalirät nach fich zogen. Trefllich 
hat nun der Vf. die Regulative aufgeffellt, na(3i welchen wir 
das Wefen nnd den Charakter einer gegebenen Con/titution 
gründlich ei forfchen müCfen. Man darf fich , fagt er , durch 
den foimellen Unterfchied der Krankheiten nipht irre leiten 
laden, föndem unfer ganzes Beitreben mufs dahin gehen, 
durch eine Reihe analoger Beobachtungen das urfpiiinglich 
leidende Syßem ausfindig zu machen. Es iß (l'^"cr etwas 
fehr Verfcniedcne« , eine eiur.elne Krankheit unterfuchen und 
ei kennen, und in den Gcift einer Epidemie cindjin«^en. Hier 
ßitbt es unendlich viele Gi*ade , Fonnen und Motüficatiouon 
des Obclbcfindens, die alle aus einer eiirzigen geroeinfchaftliphen 
Quelle cntfj^ringen. Es ift eben darum eine vordeiblichp 



Maxime, bey Volkskranklieiien fogleich nur einer eir.ilgen, 
/taik ausgedrückten Form des Üoelbcfindens zu hnldi^ii. 
El^cn fo nützlich ift es hier, die kleinen Uupäfsliclikeitmi 
der Menfclien einer gröfseren Aufmerkfamkeit als fpnft zu 
würdigen. Die gefammtaMaffe ^es Volks iß der Geeenfiand 
diefer Beobachtungen. Indem wir uns bemühen, hier die 
kieinßen Abweichungen VGU dem normaUn Rhythmus des L»e» 



C H R I F T E N. 

hens Auszufpähen^ belaufchen wir gleichkam die herrfchende 
Conßitutiou iu iliren Icifcfien Tönen, und find im Stande^ 
eiu treues und umfaffeudes Gemälde derfelben zw entwer- 
fen. Meißerhaft iß , was Hr. pf^, weiterhin über diefen Ge^ 
fenßand fagt, und höchß intereßaut find die Refultat« feiner 
aliin gehörigen Beobacjitungen zu lefen. Walirlich, däfs klei- 
ne Büclielchen wiegt dicke Biinde unfcrcr Zeit auf. 

Im zweyten Abfchnitt w^ii*d die Gefchichte ^t% ftehenden 
Fiebei'S befchrieben. Wenn eine neue und ungewühnliciie 
Krankheit cntßeht { fo find, im Anfange derfelben, faß iirv* 
mer die Meinimgcu der Arzte ^etheilt, bis die Zeit und die 
El fahrung alle Üitlieile vereinigen. So gab auch das Fieber, 
deip diefe Schi ift iJir Dafeyn vei'dankt , >ls epidemifche Ab- 
weicluiiig von d^em gemeinen Typhus , zu inan^lierley wider» 
fprechenden Uitheiien Aulafs. Kuiz^clitig trennte xxuoi mit 
ie-ßi Meiler der Schule, was die Natur, cUe niigends trennt, 
und nirgends fpringt, dem unbefangenen Beobachter zwar 
unter verfchiedenen Formen, aber in gleichem imd unge* 
theiltem We£ßn aufgeßellt haue. Erß ' fpaterkin über- 
zeugte man fich nicht allein von dem I>aleyn einer ße^ 
henden Coiißitution, fondern auch davon, dafs fich der 
Geiß derfelben in Direu verfphiedenen Formen und Gra- 
den als Nerven fieber ausfprach. Der Vf. • fchildert nun 
mit Deffeuden Ztü^^n das reine , für fich beßehende Nerven- 
'fieber, nach den zwey beßimmten, in der Beobaclitung wefent- 
lich veifchiedenen Formen , nämlich als fclileichendes und ab 
hitziges Nfrvenfieber. Einige befondfi*s beiperkenswerthe 
Phänomene waren 1) die aufserordentlicU ßarken Sqhweifse 
lind Durchfälle ; 2) die uiibegreiÜich fchnelle Abmagerung 
der Kranken; 3) die lang f am e, befchwer liehe RAOonvale- 
fcenz und das Fettwer>den nach derfelben ; 4} das lange und 
hartnäckige Vei-weilen der Krankheit in den edelßeu Orga- 
nen und liöhcren Kräften des Lebens^ bey übrigens ff ortge- 
hendem vegetativem I.ebensproceffe. Was die Proguofe be- 
trifft : fo veiKündi-ten meiß unter jeder Form und m jedem 
Gr^de der lÜÄuhhcit folgende Symptopic eiupn übcAi; Aus- 
gang ; ein heftiges , ununterbrochenes phreiiitifches Delirium 
gleich im Anfange des Fiebers , verändcite Stimme und Spra- 
che, verbunden mit einer fehr hohen Indolenz des Kranken; 
4^agonale Bcttlage, anhaltender 03 urch fall, L^luniuigen ed- 
ler Theile, Coiivulfionen. Dafs das Fieber anßeckend war, 
konnte faß unuiußöfslich dargethan werden ; zur Verhütung 
der Anßeckung erwies fich der Gebrauch, der mineralfauien 
.Räuchei-ungeu fehr vvdrkfam. Was über die Heilmethode ea- 
fagt iß , zeugt von fgutem praktifchem Takt und vorurtheüs- 
freyem Blick Gegjen das pluenitifch^ Delirium in der Form 
des hitzigen Nervenfiebeis leifieten kalte Umifchlage auf den 
Kopf mit lau^vai-men Halbbädem ausgezeichneten Nutzen; 
Opium • Kamplier ui^i Wein fcliadeten. Zum Beweis deßen 
•yyerde^ einige iiißructive Fälle erzähl^. Jm folgend^en Ab- 
fchnitt gellt dpr Vf. zi; den gcmifchten Krankheiten über, 
welche durch die Verbindung des fiehen.den Fiebers mit den 
dazwifchenlauf enden und Jahi es-KrankUeiteu erzeugt wur- 
den. F4J üt uumögUch, das Intereßanteße auszuheben, ohne 
die Grenze diefer Auz-eige zu iiberfchieiten ; unfeicn LeCem 
möge die Veificlierung genügen, dafs Alles, "was fich liier 
findet, von gleichem Gehalt wie das Vorige iß; eben fo 
verhält üchs mit.dem visrten Abfchnitt, iu weldiem v/ir 
f^on dem ^inßufs der ßclvenden Conßitutio^ auf die ohioni- 
fchen Ki-anklxeiteu in Ke^n^nifs gefetzt weiden. Der letzte 
Abfchnitt kündigt eine Theorie des ßeheuden Fiebers an^ lie- 
fert aber nur Prämiffen, welche fich dem Vf- aus einer iiüch- 
remen Prüfung und Vergleichng der ganzen Reihe der von 
iluu bisher angeführten I&merkunge^ und Beobachtt^ngeu un- 
gezv/iin^n ergaben. Tadeln wird ilui defshalb iuir,J w^cr 
Wohlgefallen a;i unfi-uchtbaren Speculationeu luid an den 
Träumen eines exaltirten Kopfs findet. Für diefe aber iil das 
i^anze niciu gefckrieben. MOclit* dem wüi^geii Manna 
bald ein fo ausgedehnter W^irkung^kieis zu Tl^U werden. 



rcuufir. 



wie er ihn wünfcht mi4 verdient , und dabey Mufse g<t««^, 
um uns mit gleichen Producten feines Fleifses zu bcTchen- 
kenl ^ D.^.K. 



«p 



«iW 



49 



J E N AI S C II E 



«0 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



1 A N U A R 



1 8 » 3- 



mm 



ORIENTALISCHE LITERATUR. 

HeRLiif« in Commiir. ^ernicolairdieu^Buchhaiid- 
iuiigy auf eigene Koften: Detiknürdigkeiten 
7)Ofi Aßen in Künßen U7id I^lffSnfcJtafi€n ♦ Sit- 
ien\> iS-ebrmichen vnd AltertSümeni ^ Relif^ion 
M?id Regieruiigsivtrfaffu7ig^ avkB HaiKlfchriften 
»iid eigenen Erfahrungen gefammelt von Hein- 
rieh Friedrich veu Diez^ JkönigL preunUrcbem 
Geheimen Le|^on«rath und Prälaten , ehemals 
aufserordeiitUchem Gefandten und MiniHer des 
Königs amHofe znConftantittopel. ErfterTheiL 

1^ u XXVI u. 314 S. 8- (1 Hthln 16 gr.) 

» 

[Tob: nrsy Reccnfdnten. 3 

»«jtlerzHchen Grafs dem eifrigen Freunde des 
Orients, dem es vorbehalten su leyn fcheint, dem 
Stadium «der fogenannten morgenländifchen Litera- 
tur von Deutfehlands Norden her, wo bisher noch fo 
heilig für daiTelbe gefchehen ift und gelchehen konn- 
te, erfpriefsliche Dienße zu leiften! Möge die feile 
Beharrlichkeit , die er verfpricht , von ftrenger Aus- 
Arahl des jenigen, \vomit er uns befchenken will, und 
von forgfkltiger Bearbeitung delTelben begleitet fcyn ! *• 
So dachten und wünfchten wir, als vrir vor g«^ 
canrner Zeit die erfte Nachricht, und hernach melir 
*l» eine Probe von dem rühniiichen und feltenen 
Vorhaben des Hn. Prälaten v. Diez zuColberg in Pom^ 
niem erhielten. Seine faft 30jährige Bekanntfchaft 
mit ^cr türkifAen,' perfifchen und arabifchen Spra- 
che, fein ehemaliger fechsjähriser Aufenthalt zuCon- 
ftantinopel , in einem anfehnlichen diplomatiCchen 
Ppften,>vodurch ihm der Zugang zu manchen Kenixt- 
«ilTen und Erfahrungen, der Anderen verfchloffen 
lleibt, ganz naturlich gdöiFnet ward , feine Vorliebe 
tPiir Afien und afiatifches Wiffen, feine freye unab- 
hängige Lage und fein für einen Privatmann ^nge- 
ineiii reicher Büchervorrath — machen ihn A^ohl 
tnehr als die meiften Norddcutfchcn gefchickt dazu. — 
£r befitzt — «m nuT«Von dem tetzt^n ^Was »mehr 
«n öeen — Aber vierhundert morgenländifche Hand- 
fdiriftenm arabifeher, perfifcher, türkifchetv tata- 
rifcher, — fyrifchei^, kopttfch^ wid äthiopifcher 
Sprache — ^wie viel Stoft zur Erweiterung undBe- 
ftchtigung nnfer^ Wlffens mag wohl in diefer Men- 
ge Ton Bücherh '«^erfteckt Hegei?! Ein paar andere Na-» 
>»en*To# Sprächen; nkagoMeh und tßh^gatalfth — * 
hffcn iHr Mrcg, *W^\ itean Vferüber Aritteln kann ) ; --i 
tin* hat den Tcbafibri'Vorftti'göfafst, feine grofteri 
Hterarffch«! Schätzt %i}£!Vtf üngebratieht' zu laffen, 
ÜndeÄt 6e Actk PuMidüm^ftiitzutMilei^' Di^ M#i 

J^J.L. Z. i8i3« ErßerBand. 



«nfcripte in den drey letzten Spradien überißt er 
anderen 8achkuiidigen,die übrigen behält er ficb vor. 
Er w^ill einige gröfsere und wichtigere Werke ohne 
Abkürzung überfetzt und erläutert herausgeben«^ und 
von den kleineren in einer eigenen Sammlung 4LJber- 
fetzungen, Auszüge und Nachrichten ertheilen. Deii 
Anfang von ider Ausführung diefes lobenswerthea 
Vorfaftzes Jiai das Publicum ichon vor fich liegen, in 
dem JBu^^ des Kabus^ wovon wir aUernächftenSp 
und im erften Bande der Denkwürdigkeiten A/ienSp 
wovon wir fogleich reden wollen^ theils um fie ziur 
öffentÜchtfn Kunde zu bringen , xheik um Hn. v. IX, 
zur Fortfetzung, aber z^r bedächtlichen und vor- 
ȧchtigen Fortfetzung, aufzumuntern. Mit diefer 
zuletzt berührten Abiicht ftreitet es gar nicht, dafs 
"wir Mehreres in feiner Schrift rügen, es verträgt iich 
vieluaedir vollkommen damiL — Die arme \^^ttwe 
ward einft (Lucfii, 1 — 4) vom göltlichea Stifter 
4er <:hriÄlichen IVeligion mit Recht hochgepriefen, 
die nur zwey Scbärflein dem Heiligüiunie opferte; 
über fo prei8%vürdig würde eine Königin nicht ge- 
W^fen feyn, die von miermef suchen Schätzen nicli4: 
mehr, als jene, geopfert hätte. Daran gedenke Hr. 
^« 1^4 bey feinem Unternehmen« — Er ivähle alfo 
aus feinem grofsen Vorrathe immer nur dasjenige 
aus, tvai uns wirklich brauchbat und lehrreich in, 
-jiämli^üi aus der Gefchichte ^ des Orients, befonders 
von der Zeit an , wo die Araber als eine weltherr- 
fchende Nation auftreten, bis auf unfereTage, defs- 
gleichen aus der Geographie und Naturgefchichte je- 
ner Gegend^ und bearbeit« es fo Torgfältig, wie er 
die Gefchichte der Deilemiten vor dem Buche dät 
Kabus bearbeitet hatr er gehe dabey feinen Gang 
ruhig fort, ohne Andere, die nach einem gleich fchö- 
nen Ziele ftreben, zu Hören, oder fich von ihnen 
ftöreh zu laflen , — - und dann wird ihm der Dank 
aller Kenner in der Mit« und Nachwelt ges- 
chert feyn. 

Der errte Band der Denkipürdigheften J^fieris 
/chliefst folgende Artikel in fich : "* 

I, Sethjlerkenhtnijs^ ats eine ^ueüe der Erkennt- 
jiifs t^pttes, liach Mohammede von der Traditio^ 

aufbehaltenem Ausfpruche: OM XmJS cJrC {j^ 

Ä>A cJ^ß, „Wer fich felbft erkennet, erkennet auch 

Gott*^, — Vielehen Hr.. vi JD. rfoch ans deii ZcSten dös 
Patfi^rchen Abrahams ableitet, welches ^V^ht^alle 
Lefer zugeben werden. D^ Spruch ift mit euier 
weitltiiftiffen Erklärung,, die überfeUt mit^etheilt 
wii^# t^r&ehen« Aadire morgenläadifche Literato* 

7 



f 



5i 



JENAISCHE ALLj^- 



ATüß. Leitung. 



5^ 



rcir fclireiben diefen Spruch Mohammeds Seh wieger-^ 
fo|ine, dem Chalifcn AU, zu. 

IL Vierhundert Sprüche^ aus dem Arabifcheii^ 
Sie rühren von den vier erften Chalifen her , und 
find von Mufstafa Ben Mohammed Alkaftamuni , der 
im J. Chr. i57ü zu Kaftamuna in Natolien geboren 
worden, und zu Adnanopel Lehrer an eineih Gymna- 
fium gewefen ift, gefammelt, umfchriebe« uwd com- 
mentirt worden. Hier erhalten ^Tir die 50 erften 
vom erften Nachfolger Mohanlmeds, der als Heide 
jibdalkaha { Verehrer der Kaahe oder des uralten 
Tempels zu^Mecca), und aU Moslem /Abdallah {Got^ 
' tes Diener) hiefs, uns aber gemeiniglich nur unter 
feinem Beynamen , Abu Beer (Vater der Jungfrau ^ 
weil er der Vater von Mohammeds betühmteftcr Ge- 
mahlin, Ajefchüj der einzigen, die er nicht als Witt- 
w^e heirathete, 'V^^ftr), bekannt ift. — Dem arabifchen 
Texte ift hier eine deutfche Überfetzung deffelben 
und des Gommentars beygeftigt. Der Commentator 
trägt zuweilen , wie die jüdifchen und chriftlichen 
Ausleger der Bibel, einen Sinn in den Text, der nicht 
darin zu liegen fcheint. So macht er es unter ande-* 

ren mit dem 14 Spruche: v-WoaJI^ V^~>yO Ü^l 

„Unglück ift der Sprache überlegen." Das kann doch 
wohl bedeuten : „Ein wahres, recht grofses Unglück 
macht ftumm,*^ oder wieSeneca fagt : ^^Curae leveslö- 
^uuntur^ ingentes fiupent^- ; Muftafa aber meint, e& hei- 
fse : „Sprechen ift Urfache der meiften Unglücksfälle." 
— Zuweilen ift auch der Sinn des Arabifchen im Deut- 
fchen nicht genau genug ausgedrückt, z. B. No. le: 

JJÜ pj^-ö I3 (fo und nicht giS mufs es im Ara- 
bifchen heifsen) ^^\ (jjoVJ^äIjj \jsnjiJf ' r-Xc 
-.fsfcU) \jo {^^03 äj *-« welches heifsen mufste : 

;,Vogel , du fetzeft dich auf Bäume , verzehreß ihre 
Früchte, und weifst nicht, w^as es damit für eine 
Bewandnifs habe." No. 4. ift nur von dem Tode im 
Streite für die Religion die Rede. ^o. 15 foUte hei- 
fsen: „Wahrlich, diefer hat mich in eine gefährliche 

Lage gebracht." No. 38- 0**^S^=^rO**Ä^=^^ W^ 

^yfcüt, „Der Gottesfürchtige ift der Klügfte." In 

No# 45 bedeutet ^üUc ^i --^^ nicht : „und heftig 

'^gefchlageji würde"^ fondemi „und ihm der Kopf ab- 
gefchlagen würde." «r- Die wenigften diefer Senten- 
zen werden Europäern gefallen oder ibn^«^rieu feyn ; 
fie dienen, ihnen aber doch dazu, urh einzüfehen, 
wie fehr der Geift und das Herz der erften MohaftÄ- 
medaner von ihrer Religion durchdrungen w^ar;, »wp- 
durch eben ihre grofsen Tbaten bauptfächlich bewirkt 

wurden. . Schön ift No. 46 : /^iy^li ^X«*^Ä.f i*)) 
(J^yC^ CAmX ic^U .(i;ti letzten arJ^. Wortfe find 

jrwey Druckfehler): „Wenn ich recht han^eie« fo 
ftehet mir bey ; haack|le ich itber i?>nrechi > fa \vidiBr- 



ftehet mir." E» ift, im Grunde da/Telbe, was No. 4^ 
mit anderen Worten gefagt iß. (In der Einleitung 
zu diefem Stücke, S. 4. Z. 9 voh unten, fiud wohl 
zwifchen Reich und erhalten die Worte: enveitert 
und — in der Feder geblieben oder vom Setzer aus- 
gelallen wordea, denn unter den drey erften Chäli* 
fen w^urdcn die grofsen Eroberungen der Araber au- 
fser Arabien gemacht.) 

IIL Die Herrfchaft der Liebe , aus dem Perfi- 
fchen des berübmteu Dichters Abdarjrahman Ahmed 
Dfchami, der von 1414—14^2 gelebt hat, — aus 
dem its Gefange feines Gedichts: Jufuf we Znleiha^ 
d. i. Jofeph und Potiphars Gemahlin. Die myftifche 
Liebe gegen Gott wird in ftarken Ausdrücken , die 
von der finnlichen hergenommen find, befungen. 

IV. Bejehreibung^ eines Seeatlaffes oder einer 
Sammlung von 195 gefchriebenen türkijclien Setchar- 
ten mit Erklärung tu türkifcher Sprache , auf 50 Bo- 
gen in grofs Folio. — Der Atlas hat zum Gegen- 
ftande, dieKüften des afofifchen und fchwarzen'Mee- 
res , den Canal von Conftantinopel , das Meec von 
Marmora nebft den Infein und Dardanellen , den Ar- 
chipelagus, feine Infein und die Ki^ften von Anato- 
lien und Rumelien , die Infein des mittellätidifchen 
Meeres nebft den Küften von llaramanien ; Syrien, 
Ägypten und Afrika , bis nach Ceuta und Tctuan ^uf 
der einen Seite, und den italiänifchen, franzöfifchen 
und fpanifchen bis nach Gibraltar auf der anderen 
Seite ; in Rückficht auf Italien find das adriatifche 
Meer bis nach Venedig, und die Küften von Neapel, 
demKirchenftaat, Toscana, Genua,. Iftrien, Dalma- 
tien und Albanien mitgenotnmen. Jede einzelne 
Charte enthält einen Theil der Küfte von Europa^ 
Afien und Afrika, und den benachbarten Infein. Die 

fröfseren von diefen find fo vollftandig dargeftellt^ 
afs alle Küftenftädte , Dörfer und Plätze, Mündun^ 
gen , Häfen, Bufen und Gebirge in lebhaften Farben 
abgebildet find. Sämmtliche Charten find wirklich 
angemalt und mit Bildern und Befchreibongen 
verfehen. Überall zeigt fich grofse Genauigkeit« fo 
weit fie ohne aQf^onomifche Beobachtungen m^igljch 
war. Der Urheber ift unbekannt, er mufs aber feine 
Arbeit um 1521 und vor 152s vollendet haben; denn 
jenes Datum fteht auf der 5 Charte, und aus derBe- 
fchreibung der Infel Rhodus ficht nian , dals die^ 
felbe, als er fchrieb, noch ein Eigen thum d^r Jo* 
haimiter- Ritter war, welches ße im letzten Jahre 
jui.feyu aufliörj^e« «r^ J^. ift) zu yermuthen, dafs das 

Segenwärtige .J^emplarf das Original gewefen , und 
as einzige Exemp}^ geblieben ift ; denn es ift e^a 
fo.^ü^fame^WerH, dals es fchwerlich zum zweytea 
Male kann ges^ichnet oder gefchrieben und ausge-* 
malt worden feyn. — Es hatte übrigens ein gana 
befonderes Schickfal. PerVerfertiger dellelben mag 
es wohl den^ <gro£ien 3{iltan. Soliman I übi^reichu 
und die folgenden $ul taue mögen e^ zu.ihx^m Ge-« 
brauche aufbcii^ahrt hab^n^, ^^bdulhamia 9 d«r 1789 
ßarb, überliefs \d6 feinem j'rau^nzim^ery vermuth« 
lieh ^Is ein Qil4er)>uchj zu^'^itve^i^treibj^ Al^ di^^ 
l^aiferlMcben tl^ozep na^ S^Utltf m JMf PHbefteigiing 



.V M'A «Ji. \ 



^'•i.i 



>K^ 



^ 



JANUAR 



denPaUaß rSumen uad das alte Serail beziehen mufs- 
tea, machten lie Alle«, was fie bcfafsen, zu Gelde, 
und Hn z;. D. kaufte das fcbätzbare Werk , und ret- 
tete es vom Unterfange. — Er theilt uns d^iraus i) 
ein Verzeichnifs des Inhalts aller Charten » und s) 
dJe Befchreibung der Ii\fel I\hodas„ erft türkifch, 
danndeutfch, nebft Anmerkungen > mit. 

S. 57 fagt Hr. v.2>. , dafs.man \n feiner Überfe- 
txung mehrere Wörter finJen -werde» die Meninski 
nicht, hat. Die Ortsnamen ausgenommen, finden 

wir nur ein einziges , yLw -a^ , Avelchem Hr. v. D. 

die Bedeutung Baekßelne oeylegt. Chorajfan ift 
aber eine Gattung Mörtel aus geftofsenen Ziegeln, 
Kiilk tuid Flachs , ^vomit allgemein in der Turkey 
gemauert wird., Wir warnen Jedermann, aus Hn. 
V. Z). Öberfetzurigen Nachträge zu McniHski zu lie- 
fern. Denn wenn man \z. B. die in diefem Texte 

Torkommenden Wörter äXaIa/uÜ Bergabhangt und 
Mf4 PpMchtthurm in jenem vortrefflichen Wörter- 
bache vermifst: fo wird jeder Sprachkundige ver- 
mtithen , dafs Hr. v. D. nicht recht gelefen , oder 

da£i es im Manufcripte flatt nefchifchte (^/^X^t oder 
L/i^^mS, nnd Ratt Burghar ^^ ßehen follte; Wör- 
ter, die im Meninski wohl zu finden find. Auch 
kann im-Original nicht iJ^.*^^^^»• fondem ü^/\^-*» 

Aehen , welches nicht Gewäjjfer und Flüjfe , fondern 
ßie sende PVäJfer heifst. Die Übertragung S. 67: 
Wolke man jugtn , dajs unsere Schiffe znt See nicht 
fVaehe halten: fo bleibt es dennoch thunlich^ ift un- 
richtig und finnverftellend , fo fehr der grobtürki- 
fche Text klar ift: wollte man fragen ^ ab es nicht 
möglich Jejf dafs untere Schiffe zur See FFache haU 
ttn : jo iJL diejs woÜ möglich , allein u. f. w. 

V. Rühmliche Denkmäler der Griechen — aus- 
dem Arabifchen. £s lind Nachrichten von dem Le- 
ten griechifcher Phil'ofophen und Arzte, nebft Aus- 
fpruchen derfelben, aus Hezarfcnn Hufein Efendi 
Weltgefchichte , Mark der Gcjchichten betitelt, ge- 
nommen. Das Meifte von diefer Numer hätte ohne 
allen Schaden entbehrt werden können, und kann 
nur nützlich feyn , um lieh zu überzeugen , 1^ wie 
fchr die Morgenländer ausländifche Gefchichten ver- 
nnftaltelen, und 0) wie fehr ihre Abfchreiber fremde 
Namei) xerderhen. Über das £r(te erklärt fich Hr. 
v. 2). S. 71 jTo: „We^n ihnen" [den griechifchen 
Philofopbenj „ein morgenländil^ches Gewand ange- 
legt worden ifr: fo gcwinneir fie eine veränderte G«- - 
galt" — und das geben wir gefp zu ^ ^y^ie ihnen 
gewöhnlich heiler fleht, als der griechifche Schnitt" 
- und da» leugnen wir billig; -^ denn was in al- 
ler W^rftt' k^n^ ^^ Gefchichte durch dergleichen ün- 
facta, wovon es hier/^vijnmdt, gewiriiien? S. 74f. 
„i^i^gOF^JT "*-* da in feiner GöburtsftadbSm (Tyrus) 
Wade über^hn 'die Oberhand erhielten, ging nach 
der Stadt S<U, (Sul^)^ liels lieh dafelbft mit allen 
feinen ÜJitergebenen und Angehörigen nieder , und 
lebte in Abgefchiedenheit. Von da kam er nach An- 



tiochien [nach AtUiochien? Vermmhlich l^t ein un- 

wiffenderCopift X^^salbif Jntiöchien aus X^Jvö^f 
Italia , Magna Graecia — wo Py thagoras zuletzt ge- 
lebt hat — gemacht] 1 und lebte mit dem Statthalter 
auf dem Fufse derBrüdcrfchaft u. f. w. In den ver- 
fchiedenartigften KenntnilTcn hat er, wie man fagt, 
ß80 Schriften verfafst." S. 76. ,,Sokrates ward von 
dem Könige [von Athen] zum Tode verurtheilt, -^ 
er hatte 130 Jahre gelebt und hinterliefs zwölftau-' 
fend Schüler.". S. 78- B^Bokrat ( Hippokrates ) — 
fein Geburtsort ift auf der Iiifel Chio." ( Chios ift 
mit Coj verwechfelt.) S. 85- „Dfchalinus (Gale- 
nus) ift 2Q0 Jahre nach der Sendung Jefu auf die 
Welt gekommen." [Wo er doch fchon 60 Jahre im 
Grabe geruhet hatte.] 

Wir fehen überhaupt nicht ein , wie^ hier 
den griechifchen, einheimifchen und gleichzeitigen 
oder faft gleichzeiticen Nachrichten von Philofo- 
phen die orientalifchen , folglich ausländifchert 
und weit jüngeren Nachricnten vorgezogen werden 
können, und diefs um fo Aveniger, weil der Türke 
Hezarfenn das Seinige von dem Araber Dfchenaji 
und dem Perfer Mirchond geborgt hat; diefe haben 
dann wieder, wer weifs aus welchem Araber, der 
Araber (wie fo oft der Fall ift) aus einem Syrer, und 
diefer aus irgend einem Grafeculus gefchöpft: w^a» 
aber durch fo viele Canäle , durch das Medium fo 
viejer Sprachen geflollen ift, kann gar leicht trübe 
geworden feyn ; foUten wir uns nicht vielmehr aii 
die reinere Quelle halten ? — „Die Namen (^Norhina 
propria) werde ich^ fagt Hr. v. D. S. 72, a«« dem 
Original übertragen, damit man fehe, '^ie fie in 
morgenländifchen Sprachen lauten." Dafs aber das, 
was wir darüber oben fagten, richtiger fey, wird 
man leicht XehenV denn he find nicht fo verdreht, 
we es die afiatifchen Sprachorgane erfodern moch- 
ten, fondern gemeiniglich dadurch, dafs die diakriti- 
fchen Puncte dahin gefetzt w^urden, wohin fie nicht 
gehörten. Die arabifchen Schriftzüge, folglich auch 
dieperfifchen imd türkifchen, find, follte maii faft 
fagen, gerade fo eingerichtet, dafs Schreibfehler 
nicht ohne die gröfste Sorgfalt zu verhüten find. 
(EinBeyfpiel mac diefs erläutern. S.73 heifst Jejcu- 
lapius [oder vielmehr Asclepius^ 'AaKXyjTiOS"]. nicht 
fo, fondern Eskelinus^ nicht, weil dem Araber der , 
letztere Name wohlklingender fchien, als der erfte; 
aber "Wohl defswegen , weil ein Abfchreiber die Un* 
terfcheidungspuncte nicht richtig fetzte, fo dafs aus 

(j^wj^j^^V^jL*! das falfche (jAjyjüXb^l entftand. — 
Die meiften unrichtigen Namen hat Hr. v.D. gut er- 
klärt und Verbeffert , nur Uy^ Zitun S. 87 ift ^^' 
Aer MalchusSidon^ noch Simon Athenienß^, fondem 
{:)y^J^ Zinun , d. i. Zeno , der Vater der Stoiker. — 

Tamaton oder Tachaton S. 89 ift 6^"^ gewifs das 
griechifche aurofi«TOv • f. Jbulpharag. hift* dynaßia* 

rum p. 63. — . Den jf rifun yjiaJ^M kennen auch, 
wir liicht. Am nächßen kommt (^j^laJ-il , d. i. Kri- 



5S 



J. A. L;~ Z.' ' J ' A Ä ir *A R 1 ■ 8 « 3- 



56 



^on, der Sokratiker ; aber 3cr Icbnnte nicht, wie 
hier gefchleht, als grofser und fruchtbarer Dichter» 
mit dem Araber Amralkeis verglichen %ver(leu. Ift 

etwa gar (J^rVV^»» d,L Ilomer^ felbft gemeint? Der 

konnte auch eher, als Krito, 500 Jahre nach Mofe gefetzt 
yrerden. — Unter den Sprüchen , die jenen Weifen 
zugefchrieben werden, find manche allerdings fchön 
und im Leben brauchbar ; nur , wie viele davon ih- 
neii wirklich zugehören, läfst fich jetzt nicht aus- 
machen. — Dafs Hezarfenti feine Autoren nicht im<- 
mer recht verdanden habe, kann man zuweilen aus 
der deutfchen Uherfetzüng fehen. Z.B. S. g^* Z. 13 
bis 1.5: „daCs, wenn Ariftoteles nicht zugegen* war, 
Niemand Reden der Wahrheit fprach." (Das Rich- 
tigere erfährt -man aus 4er //*/?• dyjiaß, p. 92.) — 
S. 83. Z. 4 — 7. „Er -wollte — fetzen.** — Der Schlupf- 
iviukel, der da in der Überfetzung fteht, iß fter be- 
IfLannte Euripus^ Was mag es S. 84* Z, 2. 3 heifsen 
Tollen, wenn dafelbft.vom bekannten Mathetnatikcr 
Claudias Ptolemäus gefagt wird: „Es wird erzählt» 
dafs er von Königen viel zu hof¥en gehabt" (habe)? 
EinDruckfehler wird es \vohl feyn , ^venn S. iB5 Ga- 
letis V^ter die Arzte aus allen vier PT^elttheilen holen 
läfst, um feinen Sohn zu unterrichten u. f. w. 

VI. Unter der nich^ recht paffenden Überfchrifi: : 
ZA^ndesgfhräuche^ werden Invcntarien vpn derNach- 
lalTenfchaft des-Grofswelirs Ruftem Pafcha , der 1562 
ß^rb, und des Grofswefirs Sinan Pafcha, der um das 
J. i5go zum 4ten Mal abgefetzt ward, geliefert. Je» 
ijier foll unter anderen 730,000 Goldftücke, d. i. 
8,340,000 .Rthlr. preufllfch Geld, 8^5 Landgüter 
und 476 Waffermühlen , und diefer 53>5809000 Rthlr. 
preuff. Geld in Golde hinterlaffen haben* 

VII. Bibelerklärung — über Pred. Sal. 11, i. 
,^Lafs dein Brod über das Waffer fahren : fo 
wirft du es finden nach langer Zeit." — Diefe» 
Stück ftand fchon in den von Hn. v. ]D* herausgege- 
benen Bj^he des Kabus^ S. 340 — 349. Man liefet 
dafelbft eine ganz artige Erzählung : Der Chalife — 
Moiewackelf fein Liebling Fettich und der Schußer 
Moliammed — die man denen in der Taufend- und- 
cinen - Nacht zur Seite ftellen kann. Die Pointe in 
diefer Erzählung ift das arab« Sprichwort ( „Thue 
Gutes ; wirf das Brod ins Waffer , eines Tages w^ird 
CS dir vergolten ^Verden." Die Türken drücken daf- 
felbe fo aus: „Thue Gutes, wirf dein Prot ins Waf- 
fer: wenns der Fifch nicht weifs, weifs es dpch der 
^chöpfer*^% und Hr. t;, JD. umCchreibt es alfo : „Theile 



dein Brod jedem mit , l^ekannten und unbekannten 
Armen , wirf es felbft ins Waffer , unbekümmert, 
wohin es fchAvimme , und wem es zu Gute komme» 
Menfchen oderFifchen; felbft diefe Mildthätigkeit 
anfs Gerathewohl Avird dir von Gott früh oder fpät 
vergolten werden.« Diefer Sinn foll denn auch in 
der Stelle des Predigers gefunden werden. «— Wir 
wollen jetzt nichts von dem , was • ein ftrenger Mo- 
ral ift^gegen eine folche Mildthätigkeit aufs GeratTie* 
wohl einwenden könnte, anführen ; wir Wollen auch 
zueeben , dafs die vor^efchlagcne Erläuterung nian*» 
eher anderen , die bey der Bibel angebracht worden 
find, nicht nachzufetzen fey: allein etwas- erlaube 
uns das Publicum und Hr. v. Z)^ felbft hier anzumer- 
ken. — Nachdem von S, io6 an mehrere alte und 
neue Erklärungen jenes Verfes erwähnt und getadelt 
worden %var^n , wird S, loßgefagf:; „Die £rundfal* 
fchefte Erklärung ift für Xfoh.} JDavid Slichiaelis 
aufoelialten gewefen , ■welcher — die verkehrte Mei- 
nung vorgetragen [hat] , dafs Salomon hier den See- 
bandel empfehlen wolle, und zwar, dafs inan mit 
fieben oder acht Perfonen Mascopey macl^e, damit» 
wenn auph ein Tlieil des Vermögens verloren gehe, 
doch der andere erhalten werde. Es ift offenbar, 
dafs fich diefer fonft fchätzenswerthe Mann» der 
doch immer auf den Grundtext sehen und zur Noth 
irgend ein arabifches Wurzelwörtchen aus dem Go- 
Hus zu Hülfe nehmen wollte, dafs diefer fchätzbare 
Mann, fage ich, jene Grillß fich blofs durch Luthert 
falfche Verden tfchung hat in den Kopf fetzen laffen** 
n. f. w. Diefer Ton mifsfallt wohj nicht uns allein/ 
Unendlich mehr empfiehlt fich das Benehmen eines 
anderen grofsen Orientaliften unferer Sage, der «roA- 
X«v (wo nicht iravTwv) ivTß^ios oKkvov heifsen ka^in, 
in einem ähnlichen Falle. Als er vor etlichen Jahren 
des griechifchen Gelehrten Demetrius Alexandrides 
i^usgabe einiger Stücke von Abulfeda*s Geographie 
recenfirte; fchrieb er über gewiffe zu harte Äufserun^ 
gen gegen den f, Ritter RJichaelis, wa? folget;. ^^Nous 
sommes aisez portds ß penser , apec M. Dimetrius^ 
que V illustre membre de PUniversiti de Qotting'üe 
n*av6it qu^uno gonnpissance peu approfondie de la 
lan^ue avßbe e^c^ Mais nous noif^ interdirons tow 
JQurs une critlqup dure et offensante pour les hom- 
mes dont toute la pie a iti consacrie aux bonn^s 
6tudes^ et qui ont honorig comme F illustre Michae* 
lis 9 leur siede et leur pafrie,** — }sl wohl! JLebeK 
und leben laffcji ! 

CDer BefMufs folgt im nSchßem StÜdieJ) 



NEUE A 

ülmt in der ftetünfchen Buchliandlung : Kurte gemein* 
fäJsUche franzößfcke Elementar 'Sprachlehre für äeutfche Bür* 
gerfchulen und, zum SelkftunUrridi^ deßttfdier Bürger; nelfjk. 
den nöthieen Übungen im Lefen , Schreiben und Sprechen dte^ 
f&r Spradiet und einsr in jLupfer geflochenm 'fnunrjhf^en 
forfehrifp zum Schönfchreihen^ you Mr Joh, L>ßng. iwejtA 
durchaus umgearbeitete Auflage, ift 11. XJI u« 520 S. Q, 
C>8^0 C^« die R«c« Jabrg« igog. No« i7,) , < 



U F t A O E K 

Leipzigs in der irey^andfcken Buchhandlung ( pas Piket' 
fpieL Eine richtijg^ und faftliche Anleitung für Diejenigen« 
vi^elche diefes Spußl bald und grflndlicb ctlemen Wollen« 
Neue Auflage. igi5. 438; g- C4 8I*0 ' ''" '" *-^*' 

Breslau , b. nayfer : J. C. G. Cmn0^s OmogHtphie datpr^af* 
fifchen Staats. Zum Gebrauch in 8chul^ Bfitte Aiisgahei| 
f anz umgearbeitet und mit einer al^ememcn Ci^eit^ng yetw 
rehen ron H. G, Ziumann, IQU. ylU u. io4S. g/^ 



Sf 



J' E -N A 



I' S -C !Ö E 



4» 



ALLGEMEINE LITERATÜR-ZEITüNG 



JANUAR 1 8 « 3. 



I l»l ■! 



ORTENTAl^TSCHE LITERATUR. 

» » 

BftRinf, in Coxnitiirfion der nicolaifchen BucT> 
liandloiig, auf eigene Kojften : Denkwürdigkei- 
ten von Aßen in Künflen und fViJfenfch^ten^ 
Sitten , Oebräuchen und Mterthümeni^ Religion 
vnd Iiegierungs2?erfaffung^ aus Handfchriften 
tind eigenen Erfahrungen geCammelt von Bein* 
rieh Friedrick von JDiez u. f. yv* 

(ß^chU/s4erimPCTigmS^üJtmbgeb9:o^0mmRe$et^o^^ 

W ir kehren ^ S. loß der Denkwilrdigkeiten au- 
lück; da lieft man weiter: „Eine Grille, die deftoun- 
geziemliclier iß, jda ße mit den vorhergehenden und 
nachfolgeuden Liphren Salomons^ und felbft mit dc^ 
puzen Ablit:lit bey Abfaffuug xles Predigers im oiSen- 
baren Widerfpruch liehet. Denn/ wenn dp r ^öti^i- 
che VL <Ue Summe feine» Buch» f^lbß mit den Wor- 
ten ankündigt.- Fürchte Gott und halte [cbiß Gebo^ 
U: fo mufs man wahrlich die gemeinfte'fl^ohlanftäiv 
figkcit ai^ den Augen verloren haben. ^ wenn mau 
Xagen kaim, dali der Vf. in demCelbcn Buche ^ 
Seehaadel und die Mascopey habe empfehlen wol- 
len.** Di^ licht uns im Mindeße» nichu an. Ger 
fcut, das Buch KohÄleth wäre wirkli^ falomo. 
nifch, gefetzt e» wäre Xogar g;6tt\ic)x ^ gehöxei^ 
dann die Gebote der Klugheit, fcJbflt dieGehote tler 
ichtcn HandelsHlugheit nicht auch jju, den JGdbotpn 
Gottes? Oder, wenn wir hierin ijcrt^n: wie lA man- 
cher Ver« im iQtenxind iiteji Capiiel deffelbeö Bu- 
che» zu deuten , da die gewöhnlichen Deutuiigen 
*«if irdilche Lebensklugheit himveif«nf Wridl^rieht 
der ^famm^nhaif g q^t dem näqhAfoJg^iy^e^ ^m 
nicht auf» lautefte für äie beftrittene Erklärung ? ~ 
In den Worten S. 115: „Es iß nichj: n4>thk anzu.- 
nehmfen, dafs die Araber den Prediger geldfch [ha- 
t)en], der in ihre Sprache niemals überfetzt wQrden, 
als welches nur den fünf Büchern Mofi» widerfah- 
jen iß« , — ßeckt mehr 9I» ^iÄe üjirichtig- 
keit,. Daf« den Prediger doch in die arabifrh^ 
Sprache übei-tetzt worden fey, zeigt ein Blic.H ip 
die londoner polyglotte, wo unfer Ver» alfo lautet; 

* ' " ä:^ü. *Df äL: ;i; vüJi:i ''^^^ 




^ mK'^ Bfji£s9 (^ — und von d«a vielen uii- 

nuttelbaren un^ mittMbaren' arab.' Ver^one^ 4^ 
AeT. wird nian das Nöthigße 1^ j^lder |£inleitui>j; 
in die Bü^er de» A. &. t&. B. Von M^chkarn, ßtuiir 
XL f. w- fitnden, obgleich nicht alle iick:h sus Zeit 
J. J. £h Z. 181 3- Erßmr Band. 



eingetragen ünd^ wie unter anderen eine vom 
Pfalter, die, w^enn wir nicht irr^n^ Ht, v^ 22. 
lelbß befitzt. 

VUh Kriegskunft. Die Arai>erliaben JBücher übet 
diefe Kunß aller Kunfie gefchriehen, und foUen die 
Tactica de» Arißotele» aum Grunde 4erfelben gelegt 
haben. Br. v*p. beßtzt «wey türkifche Haudfchru- 
teil , die eine Uherfetzung oder vielmehr ^ine Umar- 
beitung eines >rab. Buches find, welche vomScheick 
Mohammed Ebn Muftafa^ ^nannt Kadi Zade — um 
1634 -7 heixührt. Sie enthält eine Einleitung unA 
40 Capital, und Ift hier in» Deutfche überfetzt. Ken- 
ner jener Kunß mögen manche» Unterhaltende darin 
finden; wir müllen un» auf einige Bemerkungen ein- 
(chränken. — Von manc^n arab. Kriegskunfiwör- 
tern bekommt mandmxh S. iS2. 130.131 beßimmte- 
re Begriffe, als man vorher hatte. — S« 1122^ »»Ein Corp» 
von 4ooo-<-a 0,000 Kriegern heifst Chamis — /jm^^»äJ 
*^ V^il e»- au» /fi//^ Abtiieilungen, der Mitte £odci: 
4em Herzen], dem rechten und linken Flügel, dem 
Vortrab und Nachtrab befteht. (Vielleicht läfst fich, 
wie wnrlängft geglai;tbt haben, da» hebräifcheO^V^On 

Exod. 13, i^u. f. w. daraus erläutern.) — S. 103« Z. 
7 — ia iß "^(ftAvBA Ahuifedds AmiaL Müstem. T«X pw 
1^4 — 197 zu b^ricktigdii. Was dort Scfääcktem keif»t» 

\^itäegt-OäluijfiMti-i^Cß\%^'^ Zügc^t a^pediti^nes^ 

fejn ; nur an 9 derfelbeiti kam -es wirklidi ;»tr S^hlmeht^ 
oder, W6il dief» Wort «u viel fagt, siuxa ^fechte -^ 

l^etaii ^)tö• — Umsichtig; ift aucli 2. 9.;^: „Dief 

erfte. war ^e fichlacht von Bcdder lOchuz).*\ Die 
to genannjte Schlacht hey Medr fiel Im L därliedfcfi- 

ra s(^ 'die bcy Oh^d — ü^ — aber im L'J vori 

in fen^r fiegte Mohammed mit 313 Gtelubiffen übei( 
beinahe 1^000 Feinde, weil, wie er fagte, diel^mm* 
Jifchen Heere für ihn ßritten, in <ßefer liingegea 
wurden feind 1000 "Streiter roH 3000 Vngläuhigefli 
befiegt und er fettrß ward verwundet. Abulfed. p. 7ft 
fq. ^1 Iq. — *S. 123 muf» der Name Afw'in Ji^Ter% 
wandelt werden. — S. ifig Z. 9 fieht ttan , wie efc 
fcheint , dafs der türkifche Überfetzer fei« . arab« 
Original umgearbeitet habe. S. 138» Zu LoofungB-* 
zeichen Toll unter anderen da» Abfchiefsen de» 6e-t 
wehr» dienen. S^ 146 kommt Sdhiefspulver vor. 

IX. Such des Oguz — aus dem Tatarifch -Tur- 
kifcben. Oguz (oll ein Nächkömthe de» Turk, "einea 
Sohne»' von Japhet, dem Sohne Noah», gevrefen Fe^ns 
pb da» ricb^g» und in Vrelche Zeh er zin fetzen fef« 

8 



m 



JENAISCIZE fi,J.L,ß^ LITE RAT UR-ZEITÜN6^ 



€d 



te6t Efh nicBt Beßimuaeir. tTnter fefneTo Namen .iK 
<iiie,'nach 3- ißi fehr felteoe, Saininl)ii^gi von eipem; 
paar taufend Sprüchen und kurzen Bemerkungen im- 
Umlaufe r deren Sprache unzählige Wörter enthalten- 
folK ^^^ feit mehr als fünf Jahrhunderten bey den? 
Osmanen nicht mehr gangbar find. Weg^n 'diefer 
Eigen thümTichkeiteh der Sprache hat Hr. v. D, hier* 
soo fJkmeni fm OrigmaT und 'uherfetzt gegeben- 

Slanche davon i\nd nicht fehr alt , denn eö kommt 
arin Vieles vor, was fich aiif die mohanimedani- 
fche neligion bezieht; eiunial wird auch fräuki- 

ßcher Damajl — Vctu^s /^ 



S i — erwähnt.. 

Viele find ohne weitere Erklärungen , die hier feh- 
len , unverlländlich , und der innere Werth der 
meiften ift fehr gering; fie verdienten es nicht, dafs 
fo viele Blätter damit angefüllt wurden. Als eine 
Ausnahme möchte aller;falls No. ig gelten: „Wer 
ohne Mühe reich geworden ift, deflen Magen mufs 
leym ElTen und Trinken fehr eng feyn, " das ift , er 
znufs fich nicht zur Völlercy verleiten laffen^ Auch 
No. 105: „Niemand hat Gott mit leiblichen Au- 
gen gefehen ; aber man findet ihn mit der» Verftan- 
de, und erkennet ihn aus d^m, was er geredet hat.** 
— Wir fügen noch einige Sptachanmerkungen* bey. 
S^flTß. No'. 66. Dieinit lesget offenem Lippen rennen^ 
werden Jßeamte werden. Wir nndten hier weder di^ 
losgelalTenen Lippen, noch die Beamten. Wen« 

(«jf^» d^lTcn Bedeutungen (S> Meninski) mit einem 
Beamten gar nichts gemein haben, hier vielleicbk 
ftatt. yL^t ßeh€n fällte: fo wäre. der Si^^, dafo die 

fchflell Laufenden fieh zu Anfehe» emporjTchwia* 
gcfn, tind dafä^die ihnen unter die Arme Greifieudei» 

Wechsler i^^rden; (^-/^ ftatt (^uö, die z« GtkT 

kommen. Statt delTen überfetzt Hr. ty.D.; die unter 
ihren Schuttern laufen^ werden die wahren Paradies^ 
vi>gel feyn. Wie., uyn HimmeU willen, kommen 
hier die Paradiesvögel hinein? Es fc&'eint,^r; v,I). 

hat das Adverb (jl^ für (Cl^A gelefen. So be-» 

segnet es ihm fehr oft, das unrichtig Gefchriebene 
nir richtig zu halten, und da» riehtig Gefchriebene 
falfch'Ztt überfetzen. — So überfetzt ^r S- 179« 

Nö. 68 j!%fö-5 roit ^geuner, während es Schild- 

^"wache hcifsl. — S* 179. No. 70. Von Huthen und 
Pfrie^ien ftebet im Texte nichts. — S. i87. No.^86- 
/jywnn du auch d^s ChaUfen Kleider anlegß, wirfi 
du doich keine Matrone. Qanz falfch, heifat: fVenn 
der Chalife auch Unterhofen anlegjt^ wir4 et de/sw^ 
gen doeh nicht zum Weibe, — S. 191- No., iii über- 
fcut Hr. V. D.; wenn häfsliche fVeiber reich ßnd^ fo 
find. der Sklavinnen SeufjAr bekannt. Nichts von 
allem dem ftehct im l*exte, der wörtlich heifst: 
Die Ldppen der Frau ßrämen vor Reichthum , die 
Seufzer der Sklavinnen find hmighifs. Hr. t;. JD, 
'iiSkt ballig mit Honigs (ür btUi^ bekannt^ srnsetehen^ 
und äa» türkifcbe Wort düddk, Xippe,' ili^hai ^Sihi» 



. nnbekannt geblreBen. , Of tfr& fiudlen ficU in den Über- 
. feteungeit des 'HH. v, JDJ Bedeutmig^n^ (lie im Ori- 
ginale fo ivenfg Grund haben, dafs fie der, Über- 
setzer geträumt zu haben fcheint. -JElin aufiallendes 
Beyfpiel davon ift S. 198 No. 153, wo das Wort 
murtedd, Apoflat^ mit Meerrettigi fiberfetzt wird. 
Vielleicht fand Hr. v. Z)'.. gar eine Etymologie darin. 
— No*. löi irt wieder fo finnlös, dafs es w^irklich 
zu verwundem ift, wie Hr. i;.J3. nicht an der Sinn- 
lofigkeit der Überfetzung die Unrichtigkeit derfel- 
ben errieth. Mühe fagte der Mühe^ dein, HinUrer 
(Hintere) iß fchwarz. Was ift der Hintere der Mü- 
he ^ und ^vas der fchwarze Hintere derfelben? Es 
heifst ^ der Fleifchtopf fagte dem P'leif^ihtopfe : deijt 
Hinterer iß fchwarz. Hr. v, JD. hätte ja nur dürfen 
das Wort GiiwedschAm Meninski nachfchlagen, und 
nicht ohne Weiteres gütsch lefen ,. welches übrigens 
nicht Mühcy fondern ihühfam ^ fchwer heifst. Übri- 
gtos ^ift die Sprache diefer Sittenlehren weder tfcha- 
ghataifch, noch alt - tatarifch, fondern die heute 
hoch in Anatolien übliche, hier durch viele örtho- 
graphifcheFehler verunftaltete grobe türkif che Mund- 
art. Das bey fo vielen Stellen, Msrie, z. B. in No. 
161, 162 und 166 vorkommende gute, reine Tür- 
kifche fj)richt offenbar wider das hohe Alterthum; 
womit Hr. v. 2>. fein Manufcript beehren will. 

X: Dynaßie der Kainiten vor Ider Sündßuth ih 
Jemen lind Ägypten^ nach dem Araber Abdarrahinari 
AlTojuti, der im J. Chr. 1505 geftorbeil iß, und ^trü 
Türken Ca teb Mohammed Zaim, der unter dem Sul- 
tan Mtn-ad III (er regierte 1 574 "94) gelebt hat. Wir 
übergehen dicfes Stück , weil wir nichts fehen , wo- 
durch fein Inhalt begründet werden könnte. 

XL Gafettf ragen ^ d. i. kurzer Begriff flcr mo- 
kammedanifchen Religion und des/enigön , wocJurch 
ein Imam, oder Voirbeter und Vorftehcr einer Ge- 
meinde wiffen muf», in Fragen und Antvyorten, aus 
dem Türkifchen. — Der Grofsvater des berübniten 
Abu Hänifa hiefs nicht, wie S. cji. 1. Z: ftchet, 

JSaJtti:,; fp^dern i^JjiCi Thabet. — Das Wort .SecU 
ift eben aafelbft und S. 030 nicht das fcbicklichfte. 

Xn. Seliih /; -^ Sultan der Osmanen von i^iö'— 
20—, eds T}icht6rund Manii von Geiß ^ als' Regent 
und Menfch. Diefer Artikel enthält i) eine Probe 
von Selims perfifchen Gedichten. Es ficht erötifch 
aus, witd aber, wie das auch des gekrönten Vfs. Ab- 
ficht war, von der myftifchen Liebe gedeutet. (Maa 
yerftatte uns hiebey eine beyläufige Bemerkung: Den 
iieuer^ chlriftlichen Bibel'ausl^ern kommt esbefrem- 
ilfeiid ior,* dafs man des Hohelied ^alömöns ehedem 
^Ucgdrifch gedeujtet hat ; allein wer die vielen ; fa 
unzähligen ähnlichen* Dichtungen* des Morgenlandes 
kennt, wird diefes ganz begreiflich finden.) Die 
dem Sultan ziigefchriebenen türkifohen Verfe rolleti 
untQrgefchoben feyn. ») -l^tifi> , Nachrichten toh 
ihm,. türkif<?h und deutfch — weilGe, wie Hr. v.D. 
ragt, in den zi? Zürich ißoo e^fchicnenen Biogra- 
phiieen'tehr abgekürzt und ' unriclAig ftandbn. '— 

^Cttött ift daf Lob, dos darin dcdi' Selim ertheilt 



6i 



J. A N U A R i 8 1 5. 



6d 



wird: ,»Veriiebie waren die eiha.igen UnterclnicKteD» 
deren Seufzer (unter feiner Regierung) sum Himmel 
aufitiegen." Stark. ift der Vers, ^w^orin er fclbft fei- 
nen Mutk befin^t i „Wenn Feindcsheere von Kaf Li« 
sam Kaf (von einem Ende der Welt bis zum lindern) 
da ftänden: fo drelite ich doch mein Haupt nicht 
vor ihnen im Schlachtgewüble." 3) Nachrichten 
von feinem Privatleben aus der türkifchen Schrift 
eines Ungenannteil , der, wie fein Vater Halfan, aus 
deffen Munde er fie meiftens ei-zählt, und fein Grofa- 
vater(f. S. «63 f.)> ^^ vertrauten Dienßen bey ihm 
^eftanden hatte. Man fieht allerdings aus diefen 
Nachrichten , dafs Selim gegen feine Bedienten fehr 
herablalfend gewefen ift ; aber das Meille , was m^n 
hier von ihm erfährt , ift der Überfetzung und des 
Drucke» nicht -würdig, und gehört zu dem, wovon 
Fielding tagt: „Es giebt Stunden, wo man den 
nackten König vom nackten Schuhüicker nicht un- 
terfcheiden kann.** .— Auch die Schreibart ift oft 
«nerträglieh* So fieht S. S96: ,»Da nun der Bruch 
des Glafes der Natur des Sultans keiner Wiederher- 
ftellung und Ergänzung mehr fähig war: fo war auf 
dem fchadenvollen Markte der Krankheit die nlitz- 
lofe Waare der Heilung ungangbar geworden»** — 
„Der Papagey feines aufgeklärten Geiftes hng an, 
ans dem zerbrochenen Kafig des Leibes , ^velcher der 
Talisman des Lebens gewefen fw^ar], in. die obere 
Welt aufzufteigen , und fo hatte er fich in der, 9ten 
Nacht des Monates Schaban des gedachten Jahres von 
diefer forgenvollen Erde in» Paradies der Wohnung 
des Friedens aufgeXchwungen.-** ~ In der überfe- 
tong kommen auch w^ieder mehref e Fehler vor. Z. B. 
Der Sinn des periifchen VerCes . S. 248 ift g^nz 
verfehlt; denn was foll heifsen: Ich dachte in der 
Hackt , dafs ich den Mond Jähe im Schlafe; als ich 
aber erwachte ^ ging unvermuthet die Sonne auf? 
Der Dichter f^gt : 

<j\ys:? f^\jfi\^ ü^^5^ r*V^ S^ 



Eines \Naehts ducht&iehy ki^nnte ich jenen Mond im 
Schlafe^ fthen ! -— jilsichfo dachte^ ß^^i ^^ S^^^S 
flötziitn die Soanenuf* Man lieht, daCs feine Ge* 
liebte m ihm kam , als er üe im Traume zu fehen 
wünfchte« Wenn er fie wirklich ina Traume gefe- 
ken hätte: fowäre dasFikr, denken, überflüifig, und 
gleichwie es mikerdem ftebt, müfste mibinem &9Xt 
Un^ittAehen* Noch .ein gröfserer Mifs^if ,ifi die 
gleich darauf folgende Üherfetzung desDiftichoQs; 

JLc"^Uc (ii^^irU. pfsäii ^ßi:)^ 



Es iß ein fcfnvarzer Schatten , der meiner ßchldnken 
Oeiiehten Oefährte nickt iß (-^ f^^r Begierde bin 
ich zu Evde geworden^ una Jie iß daeh mein Staub 
nickt. Befäfse Hr, v, D, die ^eringfte Sprachkennt- 
nifs: fo hätte er hier (S. 255) eme kageNote erfpas^- 
um fein eigenes^ Geßändnils : der crße Ker9 Jcheint 



mir keinen Sinn zu Jiahen , %n rechtfertigten« Sein,e 
Uberfetzung hat allerdings keinen Sinn, weil er 
menesti iß mein^ für men nlst, iß nicht mciu^ lieft und 
nberfetzt. — Statt de« Hn. Prof. Chabert Uberfetzung 
eben diefer Biographie Sultan Selims (im Latiß S. 
70) mit den unverdienten Ausdrücken S. 2^2:Jfie 
fey nicht blofs bis zttr yerßümmelung ah gekürzt y Jon» 
dem fie habe mit dem Originale nichts als einzelne 
herau^gegrijfene ff^örter gemein ^ herabzuwürdigen, 
hätte Hr. v. JD^ belfer gethan , deffelben zwar nicht 
w^örtliche» aber den Gedanken des Dichters ganz 
ausdrückende Übertragung diefes Diftichons W"ört- 
lich fo abzufchreiben : jius Sehufucht nach meiner 
Geliebten ^ bin ich ein Schatten geworden; — Jener 
Schatten^ der ihre anmuthige Gejflalt immer ver folgte 
bin ich, — Bey genauer Vergleichung der chabert'- 
fehen und diezifchen Überfetziing diefer Biographie 
Latifi's winl man geftehcn, dafs des JErfteren kurzer 
Auszug alles Wefentliche enthalte, und daher des 
Letzteren langweilige und unrichtige uberfetzung 
fammt dem Text hier hätte unterbleiben können. -J- 
Wir können übrigens den Überfetzern orientalirdicfr 
Werke nicht genug, mitChabert (in La tifi's Vorrede), 
den Grundfatz empfehlen , dafs man die leeren', auf- 
gedunfenen , nur durch den Schall des Sylbenmafses 
und Reims das Ohr füllenden Wiederholungen , die 
kjihlen Wortfpiele, zumal wenn fie unüberfetzbar 
find, und überhaupt alle unbefriedigenden Mittel- 
dinge weglalfenfollte; und dafs es befonders in Über- 
tragung der Dichterwerke der fchwärmenden und 
überfpannten morgenländifchen Phantafte nicht rath- 
fam, noch allzeit thunlich ift. Alles genau zu liefern. 

XIII. Stufen des Tnenfchlichen Mters , ein Ge- 
dicht, aus dem Türkifchen eines Ungenannten. 

XIV. rVas iß der Menfch f Ein Gedicht (/I Dls 
placet) aus dem Türkifch - Arabifchen des Kemal 
Pafcha Zadd. (Stand fchon in den Fundgruben des 
Orients, B. ir Heft lY. No. VU. S. unfcre A. L. Z. 

18^0- St. 57. s. 456.) n "7 

Berlin , in Commifflon der nicolaifchen Buch- 
handlung: Über Inhalt und 'Fortrag ^ Entße- 
hung und Schickfale des königlichen Buchs , ei- 
nes PP^erks'von der Regiernngskunßy als Ankün- 
digung einer Vbcrfetzung nebft Probe, aus dem 
Türkifch - Pe'rfifch - Arabifthen des PVaaJJi Ali 
Dfchelebi ( Tjhe)^ von Heinrich Friedrich von 
DieZf königl. preuff. Geheimen Legationsrath 

und Prälaten u. f. w. iQn. fii'i S. 8- (* B-thlr.) 

[Von xwey ReccBfenten.3 

i Der Vf. ift feit Kurzem in einigen, die orientali- 
fche Literatur angehenden Schriften nidht nur mit 
^ eif r em ' girofsen -Aufwände von fchätzbarer Gelehrfam- 
keit , fondern auch mit einem fo hochfahrenden 
Tone als Meifterer früherer und fpäterer Orientali- 
ften, alsSchatzmeifter|;anz unfchätzbarer Kleinodien 
des Orient»» deren Werth ih»! allein zu erkennen 
und zu würdigen vorbeh^lteHk.war, aufgetreten^ dafa 

.^ea MOk fo-mehr der^Mühe fich lohnt, feine eigenen. 
Arbeiten mit der Fackel der Kritik 2u beleuchten^ 



Ö5 



f. A. L; 'Z. I AÜ V AK' 1^8 13* 



^ 



und zu fehcn; öuid cUgnum tantoferat hie promif- 
forhiatUj da fonft viele Lefer feiner Überfetzungen 
ihm auf fein Wort zu glauben, und feine Orakel fpni- 
qjie für untrüglich anzunehmen Gefahr laufen möch- 
ten. — Wir find felbft Oricntaliften , und thun, 
'fräs in unferen Kräften liegt, das Studium der orien- 
talifchen Literatur zu verbreiten, und die Luft dazu 
durch Überfetzungen und andere aus Quellen ge- 
fchöpfte Kenntniüe aufzuregen. Allein wrir -würden 
uns an unferem Lieblingsftudium , und noch mehr 
an den Lefern zu verfündigen fürchten , wenn wir 
durch ungegründete Uberfchätzung orientalifcher 
Producte,*und durch j^npreifung nrittelmöfsiger oder 
doch nur ftellenweife vortrefflicher Werke des Mor- 
genlandes dem falfchcn Gefchmacke oder der Lang- 
weiligkeit , wie Hr. v. U, , einen Tempel errich- 
ten wollten. 

IJberfpannte Erwartungen fchaden auch der he- 
ften Sache ; und vrenn eine Rhapfodie von äufserft 
abgetragenen moralif eben Gemeinplätzen , wiez.sB. 
das Cabusname (das im Orient felbft fo wenig allge- 
mein gefchätzt und berühmt ift, diafs ffadjfu Chalfa 
es bloU dem Namen nach aufführt, ahne ;ein Wort 
darüber zu verlieren), als ein Inbeeritf aller Lebens^ 
Weisheit, als ein Buch, deffen die Welt nicht werth 
war, wenn fie feinen WertH nicht erkennen follte, 
angekündigt wird: fo ift hiedurch nichts für die 
Vortreftlichkeit der orientalifchen Ethik, und höch- 
ftens bewiefen , dafs , wenn e« im Deutfchen , unge- 
lefen bleibt, die Schuld zum Theil an dem fchlep- 
penden Stile der Überfetzung liegen mag. Mit noch 
fchwererem Tritte und noch gröfserem Pompe als 
dort trägt in dem vor un^ liegenden Werke , das 
nichu als eine Vorrede zu. einer neuen ÜberfetÄnng 
der einige und dreyfsig Mal überfetzten Apologen Bid- 
pafs enthält , Hr. v. Z>. feinem eigenen Götzen das 
Rauchfafs vor. Man follte denken # dafs ein Werk, 
das fo oft in allen lebenden Sprachen (und v6n GaU 
land, in foweit die Überfeteung reicht, wirklich 
ziemlich treu und leferlich) übertragen ward, doch 
wahrhaftig bey den Nationen Europens auch gehö- 
rig erkannt und gewürdigt worden t ^md dafs es 
nicht erft eines fo nrunkvoTlen f mit allen Ausrufer- 
künften angefchwellten Aufrufs bedarf, um eilropäi- 
Tche Lefer für den moralifcben und äfthetifchen 
Werth diefes Handbuchs orienuUfcher Regierungs- 
leunft empfänglich zu machen. ^ 

Hr. v.D^ hat lieh ungemeine Mühe gegeben, in 
diefer Vorrede nicht nur alle über die verfchiedenen 
liberfetzungen diefes vortrefflichen Werks ihm be- 
kannten literarifchen Notizen zu fammdn , fondern 



auch mit neu^n fonderbaren Behauptungen ans Licht 
zu treten , von denen bisher dem Lefer der oceiden- 
talifchen und orientalif eben Überfettungen nicht das 
Oeringfte in -den Sinn gekommen. Nur Schade, dal» 
wir jene mit fo vieler Mühe gefammelten Notizen 
hie und da falfch und unrichtig, die meiften feiner 
neuen Behauptungen für ungegründet , und endlich 
die um ihrer Treue willen von ihm felbft fo hocbge^ 
priefene Uberfetzungsprobe in vielen Stellen für gans 
unrichtig und ftnnlos erklären muffen, wozu wir 
hier in Kurzem die Belege anführen wollen; und 
diefs zwar in allen drey Sprache^ , der türkifchen,. 
arabifchen und perfifclien, aus welchen Hr. v, D. 
auf dem Titel eine ganz neue, uns unbekannte, näxn« 
lieh die türkifeh - perßfch ' arabifche macht. Hätte 
er diefelbe die arabifch' perjifch" türkifchä genannt: 
fo hätte man doch noch verftehen können, was er 
hiemit gemeint , weil das Türkifche fich mit arabi- 
fchen und perüfchen Wörtern bereichert, und die- 
felben in lieh aufnimmt , während das 4nü>ifeke al- 
len perj:fchen und türkijchen Wörtern den Zutritt vcr* 
fagt. Doch felbft dann wäre die auch auf dem Titel* 
-blatte des Kabusname gebrauchte Zufammenfetzon^ 
unftatthaft gewefen , denn eben fo gut könnte man. 
fagen , ftatt aus dem Englifchen : aus dem Säehfifch* 
FranzöJifch^EngliJchen^ um anzuzeigen, dals die 
englifche Sprache aus gemifchten Beftandtheilen zn- 
fammengefetzt ift« Diefer Ausdruck giebt einen 
eben fo unrichtigen Begriff von demWefen desTür- 
kifchen, als was über den Stil der orieatalifchen Spra- 
chen und ihren ll^chthum an (inn- und fchall- 
verwandten Wörtern überhaupt gefagt wird. Na<:h 
Hn, V. D. werden homogene und fynonyme Wörter 
nur defshalb an einander gereihet, um im Lefen dem 
Sinne , der durch die Fehler der Abfchreiber leicht 
entftellt wird, nachzuhelfen!! — Sonderbar, dafa 
das ganze Alterthum und Mittelalter bis auf die Er- 
findung der Buchdruckerkunft nicht auf diefe ftnn- 
reiche Idee gekommen, und dafs diefeibe den Orien- 
talen oder v)elm,ehr demHn*t;.X>. allein vorbehalten 
war : denn von der inneren Natur diefes im Geifte 
aller orienulifchen Poefie und Profa liegenden P^t- 
rallelismus , von diefem dem Verftantie nnd dem Ohr 
durch w^derfpie^elnde Klarheit und gleichUingen- 
' den Wortfchall fchmeichelnden Abglanz und Wider- 
fchall hat Hr. v.D. fo wenig einen Begrifft dafs er 
auf den Einfall kam , in ^tn Fundgruben des Orients 
ein Stück folcher , nicht einmal reichgereimter Piro- 
fa als eine ganz neue Ar f von Gedicht ohne Metrum 
undohneJUimvovtniegenll^^ 

(JUr ^e/ehl9/s folgt im mäthßem Stihke.^ 



- ^ 



FORTSETZUNGEN. 

Breslau f b. Wilh. Korn; Correfpondentblatt der fchlf 
fachen Ge/elljchaftfareaterländifciie CuUmr. Zweyter Jahr- 
gfing^ Zlfejte$UeSL .sgu* g6 & Dritter Jahrgang. ErAes 



Heft. 131a. 96 S. 44 ( ft Rchk. 16 fr.> (5. iU Runm^tom 
JakrgAng ißigt, No. 14«) . , 



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e J E' -K- A ISCHE es 

ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



JANUAR 18 »3- 



ORIENT-atlSCäE LI^ERJTUR. 

Beri.111 , in Commil&on der nicoUifchen Bucli' 

handltuig: t/ber Inhalt und foi 

hutig und Sckickfale des königlic) 

nes PP^erks von der Rtgierungsku 

■dem Tür^irch-Fierarch-Arabitcbe 

All Dfefulcbi iT/he), von Hein 

von JJiez u. f. TC. 
(fitfMmJs d*r im vorigm Stii«k obgAroAmtV Reetafion.^ 

UiefeEtiiythmle, «nd diefer wiederkehrende Reim- 
}iling-, ■wovon Ht.^v. Z). Nichu wähnt, ift» dcn- 
nocti, -WM» eigcntlicli den grörsten Vorzug der türki- 
itbeiiilbetiattmig-de^Jiumajun-name vor allen vor- 
hergehenden' anbifchen und pei&Tchai au&macht. 
Hätte ficä li».:v. D. (wie in den fwidgruben des 
Oritnts- Band II.- ^.07«) die Miihe, nehmen \volleii, 
:^ere' AnKlänge^es Sinns und "Worts im Deutrdien 
nachahH^end -wieder zn geben: fo ^eßehen iivir, dafs 
dieÜbcrretzune A^i Humajun - m am e unter die fcliwer- 
fien Arbeiten diefer Art gehören würde, "wegen der 
AiWath' occidentdliEc^jer Sprachen an Synonymen 
«nd Reimen in Vergleich mit den orienuHfclien. 
WaiD man lieh ab* ' diefea ZW^gS entledigt, und, 
•wie Hr. «. !>., nicht; einmal dje ■Möglichkeit einer 
flehen frbgemelTenen, gleich rchallenden Üherreizüng 
ihnen ISlst j fo Aviüsn wir wahrhaftig nicht, warum 
dai Humajun ■ uame unter die fchwerßen Bücher ge- 
hikm fpllte'. ' Anderer, der Sch-wicrigkeit des' Stil» 
■W^n bCräh'mter Werkfe", wie &6t Makamäti Hariti, 
iet Q^ichts MotenebbCs im Arabi^tchen , uiid'äör 
tfldilcbendeTchichte.jViMmiV aiuL^Vi^ä^iinFer- 
bfcben zu gefchweigen : fo giebt es felFß im Türki- 
fchen «ehn Werke für eine» , alle fch'xi'crer zu über- 
feizeii.ijl» dM,Jiuma}un-name, >vo der Kachthum 
an Wörtern zwar em tleifaigea Zuhaiulnehnaen des 
Wörterbuchs erlodert, der Bau derponflruction aber 
feJbft eiilfach und klar-ohue lalle M:k^■i'ier^gkeit Ji'th 
fortbewegt. -Die näChfte beße Seile aus einem der 
neueren, ocmanifcheu .Gerchichtfcbreibei; , ' heConden 
Jßxuid Subhi, wo ßch der Sipn zeh<unal verwirrt, 
überwirft und wieder auffpringt, hat in dieferHin- 
ficht mehr Schw'ierigkeiten als das ganze Ilumajmi- 
namt. Man könnte auf diefei Steigern nnd £nipör< 
.heben eigener Ai^eit dieNote de«^u. v.,lf. über dei\ 
loderen, Sinn der Myijie« amv^flclen,; if, ifi dicp 
nur eine Fplse A^r, Eigjviifi^e mfd]£itfiAeit\ tvelöhe 
JUet, wif'tjif treibt fj^ir^itf^h^terp 'Ar,^ äualtgebm 

Jucht, S459. rr %t ""*^ ^f V('-M'*% ?^ ««• W4S 
CT an den JNcuer^ft.nüf^'^ill^gt^ wi?.p. ^' glfit*» ^^^ 
J. 'J. L.Z, i8'3' ErßerSand. 



<ler z^weyten Seite., nachdem er die ntinc Deotang 
oler perüfchen Mythologie getadelt, bey der Erklärung 
des Simorgj. Hr. v. D. meint, die Orientalen ftell- 
ihn mit der Genügfamkeit zuCammen (S. 4s), 
letztere unter den Menfcken nicht minder zar 
sl und Seltenkeit geworden. Diefs ilt aber nicht 
er ifl ihnen das Bild der Genügfamlteit , weil er 
n häufet am Berge Kaf., und der Welt abgezo- 
;gen lebend, ihrer nicht zu bedürfen \vahnt. Defs- 
halh ftellen ße ihn uocli öfter als einen altklugen, 
langweiligen, .abrprecheoden, menrclicnfc-indlichen 
Soiulerling vor, wiewohl Wefen dlefef Art nicht« 
minder als zur Fabel nnd Seltenheit ee^vorden. Wir 
fmd daher, fowoht was den philologirtheii als ältlic- 
.tiCcheii und ethifcben Werth de» Humafun - uante 
, betrillt, ganz einer anderen Meinung als Hr. v. D.; 
jUnd indem wir in Hiuficht der letzten dem Uttheile 
der Gehrüder Qrtmm (über Reineke Fuchs im vater- 
ländifchen äJufeum) mit voller Stimme bcy treten, 
wollen wir rfie verfchiedene philologifcbc Anlicht 
jioch ferner aus uns felbß begründen. Was füll 7.. B. 
.die-mit Co vielem Aufwände ausgcfiattete, nnhjllba- 
■re, ijteue Behauptung, dafs nicht Eurßtje der tJlier- 
fßtx^r, fondern Büjerdjchüintbr der VcTtiSer dv>" 
J'aieln Bidyai's gewefen? (So nennen das Werk, 
trotz. Hn. v.D., alle Orientalen, and te:\\s& HadfcJU 
Chalja). Alle orientalifcben Gefch i cht fchr eiber, al- 
le insgefammt, erzälUen, äais Nufchirwan den ge- 
lehrten Arzt Burfuje nach Indien gefaudt, nm diefes 
bis dahin als ein Schatz verborgene Werk 'zu kau- 
fen und nach Perfien zu bringen. Hadjchi ChalFa 
giebt unter dem Titel Kelile wä deanne Cogar den Be- 
trag der auf die Reife und den Kauf ge^vandten Ko- 
Oen an. Abmlfadl, der gelehrte Weßr. de* Kaiferi 
AAber.Iigt ganz ausdrücklich: Suzerciiemehr whodi' 
vesting kimselj of ervy'found outBoazruyak t!ie /jfä- 
iosopker and sent him to Hindostait uiider the dij- 
■guhmof a merekant, Afeeni Akberi 11. ögS- Kei- 
nem £.inzigen i^ft es je eingefallen, diefe ^wey to 
verfchiedenen Perfonei] , den weifen Wefir np^ dcfi 
f elehiten Arzt, zu vermögen, ebeo fo wenig al^ ||i 
der früheren I>yiiaftiei denVle^rDfeluimasb und d^ 
mit ihm gleichseitigen Reformator Serdufcht, wie- 
wohl beide gelehrt, und beide Werke fchriehen. 
Da jdie .perüCchenGd^chichtfchreiber .namentlich die 
Werke angeben, -wovon Büferdjchüatekr derVcrfaffer 
wäri- wänuu foUtenJi« dcnil gerade^ das lierrlicbßi 
nndEchönfte ihm cntsiehen, und, einem Anderen 
Bufciireiben. wollen? Würden dieperfcr, die von 
jebrt fo- eiferfuchrig auf ihre N^tionalehre wären, 
4^ ^ togzx den ZertimnmeKr ihres Reichs, Alexan*' 



9 



JENAISCHE: ALL;». LJTE&ATUH-ZElTUlfa. 



c[cr,T»n eTnerpeTÜFcfieB Prinzeüui abRammen l^iTenr 
um dfir Ehre willen, von perfiCchem Blute bezwun- 
gen Tvordcn im feyn, "würden fie die unfterbliche 
Ehre eines folcben Werks umronfi (!en Indern iilier- 
JalTen haben, wenn es wicht hiflorifche Walirheit, 
V.-enn es nicht m allen Urkunden, wora-^s da» 
Schahnamc nml die alteften neuper&fchenüeCchicht- 
fc'ireiber eercTiÖpft, löanfgezeicBiiet gewereü Wäre? 
"Wahrhaftig, Hr. v. D. iß f ehr gütig, den Perfern 
Etwas vindiciren zn wollerr, was he Teil mehr ah 
einem lahrtaufend nie Geh anzumnCscn^ getraut. Die 
Armuth des Jlitopadefa mit dem Reichthuine dei 
Huniajun-uame, oder auch nur in dem Ejiwc 
heili xmäÜcUlc wü Denme "bewciret gar nichts 
den erden Urfprung. I>ie Lavine, welche 
ausfüllt und Ströme verfpent, hat doch im S 
Qocken den Urfprung', der lieh von der Hol 
machte, und erft in Teineni Wege von Feh zu reu 
gröfscr Hnd gröfser anwuchs r wie die Fabeln des 
Bidpai unter den Hunden der überfetzer au» dem 
Indifchen ins Pehlewi, aus dem Pehlewi ins Arabi- 
fche, au» dem Arabifchen ins Perfifcfie, und aus 
dcmPecfifchen fns Türkifcha. Wenn iUierHr. w.Ä 
anf einer Stite den alten Perfem dieEhre einerCom- 
poütion zuerkennt, die ihnen nicht gebührt ; fo 
nimmt er dafür den neueren zwey Überfetzungen 
■weg, deren eine er den Arabern zufchreibt; tind 
■wahrend er alle feine Vorgänger , namentlicb Herbe- 
lot, meißem und zurecht' weifen -will', fallt er felbft, 
aus Mangel an Sachkenntnifs und gehörigem Verfte- 
lien des Originals , in einen groben Irrthum, wel- 
chen er aus dem fo hart gemeifterten Herhelot fehr 
, -wohl hätte berichtigen können. Statt zwcy arabi- 
fcbcr Überfctzungen , die Hr. v. 2>. anführt , giebt 
Ca nur eine, uml ftatt zw^ey perfirchcr; vier. Rudegi 
■war nicht der erfte perfifchi Überfetzer, fondern 
'brachte nur die profaifche Überfetzung , welche 
NajiTy der FürÄ der Samaniden, durch einen Ge- 
lehrten feines Hofs hatte verfertigen lallen, in Verfe; 
«ntt der Gasnewidc BekramfeTia liefs das arabifcbe 
W«rk Mokaffaa's Cg***) nicht umarbeiten, "wie 
Hr. V. Z>. falfch verßeht, fondern nur ins Perfifche 
üb«tfetzen, wie es fowohl im Humajun-name, als 
im /{adfehi 7 Ckolfa ganz klar ftcht, worauf wir Hu. 
V.D., dhlladfchi-Chalfa, wie wir glauben, «a£ 
der kflnigl. BiWiothek zu Berlin exifiirt, verweifen 
wollen. Dort kannte er; noch über fo manche andere 
bibliographifche Irrthümer, von denen feine ande^ 
len Werke firotisen, Belehrung finden; alj«r um die 
■Geduld des Lefers nicht zu miftbrauehen , fchreite« 
■wir nunsur Probe Feiner Überfetstung fclbß, wobey 
■wir nicht der kleineren, häufig vorkommenden Feh- 
ler, wie X. B. S. 175 leiden ilatt Feriwe^uag 

(O-y). S.i86^ü»enftattpliM«/;^*/ej| ((j>*a,),S.ao» 
irgend ein »infamer pfeife ßatl einige einfame ffei- 
ftn (U^Ä Uäj9), Nachdenken fkattffürdigutig 
(.UäcI) u-r-w-i SU erwaiuteo bedürfen, in es tüa- 



ISpglicfaf iß*' von diefflE ans munEiJg,kTefnenrBlit- 
ieru bcfichendeii Peobe ial^nio fanfe<htn Be^vei.- 
Ee der Unkunde des ÜberfetEcrs anzuführen. S. 175: 

Durcli fein Dttejn w«« er die Freuds de* Weh, 
Qiucb fein frejeebige* Werrn wkt «t die IJiSt den 

■ • - C^AjF--p/Ä ife ■Ät>fx?"'J5^ 

Wörtlich ^ 

^elt freute: leb feine» DafcyiK, 
11 glticUicii durch bine Grofsmuth nnd , Frcj. 
gebigleit. 

und Geftdljekafi kihnmt, wie man ficht, 
nichts vor. Nur efu WortTp»! mit <J%^ 
Körper unj Oyu^ und Treygehtgkcit , macht den 
ganzen Werth diefes DiAichonsaus; Dergleichen Verfe 
follte man gar nicht überfetzen, wenn die Calein- 
hourgs usüheifetzbar find. — r S.i75t Humajun- faL, 
der wegen^ aügewieirter Freygebigkdt gegen Arme 
vom Überjluffe Kanin» beneidet Korden feyn vpärde, 
iß ein Scheeler Sinn; es. heifst klar im Texte: 

y»^ü Oj,^' cijjfi \ya Jh» ÄXjf ^jXoU Jö^ 

WUÄ+Jjt, durch feine allgemeinen Ausfchmückun- 
gen ward der Zu fi and der Armen Von Karunt Ühes- 
fiuffe beneidet. — S. 177; Der Anli,er feines geicich- 
tigen, fchweren Verjlandes hie^t das Schi ff" d^trMA»- 
Tesßüxmeim Strudel der Unru/ie befeßigt. Werglanbt 
nicht hier, dafs der Wefir duich feinen Verftartd 
Windßille machte? Allein es fojl heifsen: Das 

Schiff des Meeres der Stürme Vj*if (.^/v^ '/JüiST 
Meeresßürme hjiA Stürme des Meeres, und hier will 
man fagen: Des Meeres der Empöruitg, der C/hrw 
hen. S. 178: 

W* «nbcil^ AOü Ci^gIm KstUckllg« na RerienmjF 

das Rsicbs, 
Wo trug Jennnd, wie er, den Ring ausSUunons Zeil? 

Der Überfetzer hat diefes fchöne perlifche Difiichon 
gar nicht verbanden ; es lautet : 

HMIO Allaf du Reick fo verwalret wie er, 

■Wo kifle S*lomon jemids den Ring Terlieren Können? 

J- heifstuwnR, und \j^Sf^ verlieren. Die.oriea- 
talifche Sage erzählt, dafsSalomon einß feinen Wun- 
dcrring verlor. Der Dichter lobt hier fehr fein den 
ChudfefUfierej , rnAem er fdgt, dafs diefs nicht ge- 
fcheften wäre , hätte Affaf das Reich wie - er vrtwa!- 
tei. -V^ S. i8<*- AU vorm Anblick der iiilmen det 
L&wentdet Tages -das Reh' der bifamdiiftmdem 



S» , 3 A V V A 

Katja . ; . . sntßo^gH war. Im Texte ft«ht: 

U^^*^*^' ri'/^ . o/j Ajj hifamduftende Reh der 
üaeht vor dtm Panther mit LÖwenk'laiien dej Tages 
ttttfiohen war, Hr. v. D. hat daa^^ für ein in"ir>.i- 
[chc* Wort angefehcn , und vorm Ajibliek überletat : 
als könne man eiu.tiirkifciies Wort mit einem perfi- 
rchen*durch t-X>L«öT ^verbinden; doch rollte er wif- 
len, daf» juj anf Perfifch ein Fanther heifst. — 
S. 18»- /^»« der f^oUmond erleichtert den A 
ier Stern* t hci£at gar nichts. Das arabifche 

batet: jil^ni^ Olsuöf^ Ut^ a'-M^C ) 
Vollmond umhenoandelt unter den Slarheü 
Sterne. —~ Haben denn Golius und Meninsky sieht 

dm Überfetzer gefagt, daf» UÄ^ ify*- UJU?) 
oin-e, und OlacusL res daraa bedeuten? lu un- . 
feren vj>r Exemplaren fteht überall (..Ä&.; 'wenn es 

iber auch UÄcL ftttude : To "wäre die Überfetziing 
lieonoch unveTzeihlich; dem» was mactu man denn 
lu dem oVsupf^? — S. »fla. iftj, Jamnaerrchade 
um diefe To ganz värßümnrelte Tchöne Berchreifaung 
eine? der bekannten grofsen Jagden in Afien , und 
vanoalt unter den osmaniTchen Kaiferh, wo abge- 
richtete Läii'en, Panther und andere üau^tAi^r« wi- 
der das Wild gelaffen wurden. Man fuhrt vorzrig- 
Uch äie Panther in Eißen cingefchloITen mft fich, 
und öiVnet ditfe, Tobald ein Wild lieh in der Nahe 
leigl. ünfer Original Tagt diefs fo dentlich , dar» 
fich ein Sprachkundiger unniöglicfa irren kann. 
Denn wo Hr. w.Z). itberretzt, dal's Raubvögel die 
fFaldefet, die Hyänen und die Reh tödten (.'.'.'}, 
Hehl im Texte — aL^, ilauifrMjVrtf, und weiter an- 
teu twey Mal /*:>. Panther, welches Hr. v. D. 
diefsnul durch Spürhunde übcrretzt. Wo er unge. 
huideiu Raubvögel überträgt, Iteht : &ÄwmJ"_..U^ 
r%^i Raubthiere, deren Halfter losgebunden wurde 
(weiche losgelaJTen wurden); und 2/ro er Tagt: 
Nachdem läwenartige Räuber und furchtbare Zer- 
nifttr Felder vom fVeidvieh , und Lüfte vom Gefiü- 
Sil gereinigt hatten, ift im Original: i:^ riJ* [^i^ 

^\> yosoi -^ <^!r^^ "^^ ^'^^(^S^^ ^^^ 

r^ '^ÄJI, idi reijsende und grimmige Löwen (_^ifi* 
^d 1^ find iya.y die Felder von kriechenden Thie- 
fft gereinigt hatten. Man fleht klar, dafs mit Pan^ 
iheni und Lövren gejagt wurde , welche, gans natiiz- 
'<cli die Wald«rel tödteteo. S. 136! 



Am UiM- 4u ¥bJU» fitiBnd, «na du L«ba> iaXiiiincht 

hinbringeiid, 
Wird ttoa dJefer Rith die Welt TBrgeffen laffe«. 

Ift es möglich, fo zu überfeucn? Hier dai fchöne 
perhfche l!)iftichon : 

yft*J j-rf pöS^ ijiA^ (jfja. v^ J 

Sitia un Dfer d«* FlnOci , tmd betr*cb» iie Vwgäng* 
licIiXeit des Lebens. 

FOt nns ein Liidliigli(^ei Wink , äts hienieden Alles 
vertdiiwiiidet. 

196: So nimmt der Bienenk&nig mit der Zun- 
des Augenblicks yerfpreehung an, dafs U. 

W. Wir rügen hier die unrichtige Ubertragijng 
de« Ausdruck» sX^\ l)^ *t)^}" """"^ derfelbe häu- 
fig im Humajun-name vorkömmt. Der türkifche 
Atudruck will fagen : Mit der Zunge des Zußandts, 
der natürlichen Sprache der Dinge, der E.reigniQe, — , 
Hr. V. D. hat auch oben &. igi übeifetzt: Der Kö- 
nig\und die Beamten hielten diefen paradiejijchmi 
Ort für das ängenehmße Glücke und jagten alle m t 
der Zunge des Augenblicks diefe ^erß her. 
Man begreift nicht, was die Zunge des Augentlieks 
bedeuten foU. Der Orientale will fagen; fie recitii^ 
ten diefe Verfe nicht wirklich , fondcrn US*/ *^'* 
Zunge, der Ausdruck, die Sprache ihres 0*^ 
Zußmndes, ihrer Empfindungin, fchien jene Verfe 
herfagen iu wollen. S. 197 : Mit der Infchrift ver- ■ 
fehen iß; Hebung der Schwier igte iten in 
Genejung der Menfchen. Der Autor Tagt 
nicht, daf» die Aüftchrift der Gefäfse: Hebung der 
Schwierigkeit u. f. w^. war, fondern dafs es aiif den 
Arzneygefüfsen: zu Hebung des Irrthums, 
gefchrieben ßehet Genefung für die JUenfchen: 

Denn nicht nur dafs (j*A.*ÄJt nicht Schwierigkeit, 
wohl aiber Irrtkum, unrichtige P^erwechjelung heAeu^ 
tet, fondern e» müfste der Text, wie ihn Hr. v. D. 
gliebt, lauten {j*.UXl "Uli ^ 05I5«^f gJJ. 
Den bekannten, in den Apotheken und auf den 
Tenfnchen öfters gebrauchten Spruch : (j*AäM *liu* 
wird Hr. v. D. bey eben diefer Stelle in feinem Enwari 
Suheili ohne (j^-W^^t g» J finden. S. aoO : 

'£■ eiebt ein Antheil von Eneeln, und ein Los vom 
Te«fci ; 
Enifage dem Tenfel, und gehe Aber va. yonäg«B 
der Engel. 

Der Text fagt viel fchöner: 

^jJOäI (^fH^ <-*-** oXXe ß '«r^ 



fl 



J. A. L. Z^ J zA Ä U Jt * 



8 t S 



7* 



Dn, luft in dir einen Antheil vom Engel, iind*,einen 

Antheii vom Teufel : 
YerlidTe das Teuflifclie , und übertriflE diircb Tugend , 

den Engel. 

Man mufs lefen : meleket kestr\ dir ift, du haft. S, 202 ; 

Ich Tuche EinTjunlLeit, wcmi die Welt fich wie Wit* 

bei dreht. 
Kehricht des Glttchs iü Tchlechter «Is der Welt fcldech* 

tefter Staub. 

Wir haben in allen unferen vier Handfchriften den 
Urtext aufmerkfam verglichen , und das Kekriehf: 
nirgend als in diefer Überfetzung gefunden. Man 
uribeile : 

Wörtlich : 

Pie Einfamleit fuche Ich , auf dafs, wenn des Gefchicks 

Drehen, gleich einem fläubenden 

Wirbelwinde^ die Welt erfcliüitert , es um mich herum 

nicht komme« 

8-203: 

In des Ilerxens Knospe ift die zarte Bofe gefaniQielt; 
Sobald fie aber in Verfammhmg tritt, wird iie zerftrenet. 

Der Überfetzer fagt, dafs diefs ein feines und fchönef 
(Heichnifs fey. Ja wohl, aber nur im Original; 



^tott der Note :des ^iv v» -D*» '^velcl^e ,er erfp^nrty 
wenn er fo zu über fetzen gewufst hätte: 

-Ahgezogenheit von den Feinden ift gu^« ]^cht von den 

Freunden. 
Der Pebß ift wider, den Winter,' nicht wider den 

Soiwmer. 

f\^\ ijpa Gegenfatze voji.Aj heifs^^ nicht 4H^^^.* 

fondern Fremde ^ Nehenhnhler, Feinde. — S. 'ao4* 
Hier fagt das Original, dafs der Menfch von Natur 
aus, umi durch feine Bedürfniffe zum gefellfchaffc- 
licben Leben geneigt ift; und fügt hiezu den arabi- 

fchen Text; (ja^ j^ V^^ UUSf kJ:^*^ und du 

wuftdeft Infüfti Menfeky genauTtt^ weU du mit ln'4^ 

GeJelUgkeii^ begabt biß. (jEin Wortfpiel zwifchen 






inj an und ins). Diefs überfetzt Hr. v. Diez: Ahri 
UehkiU mit Meufchen macht fiM %u -V^rtrduten^ .Man 
ficht« dafs« aufser dem WQrte' mUiMif Menfch kein 

andere^ von diefer Überfetzung im Texte zü^ ÄWdeh 
ift. Di^üe beqi^em/e Methode^, womit Jed^n^an aus 
allen Sprachen der Welt leicht überfetzen kanii, 
erinnert uns an eine Weine, hicr^ um tb paffeiidere 
Erzählung, als ße aus der VoVr^e-^er pcrfiCohen 
iJbßiictzung (Enwari Suhaili) eten der Fabeln Bid" 

?ai*s entlehnt ift^ wovoii uns Hr. Vf Diez hier feine 
rohe vorlegt. Das ^efchichtchen wird aber dem- 
felben neu ieyu, da, wie wir g^fehen h^ben , das 
Perfifclie nicht feine Saclie ift, und fein türkifcher 
Autor die zwey erften Capitel des £,riwari Suhcilit 
als ;&ur Haupterzählung nicht gehörig , überging. 
Wir wollen die Treue unferer Üt^^rfetzufig durch 
den Urtext beiirkunden, welcher im Enwari ^uheiVh 
einige Zeilen nach 4em erften ffikajet des erften 

Capitels (j^4S^js^ ^IXÄT^o jj vW) ^^ ™ 
leCen ifts ' JJ ^ 1/ 

In der That mufs man wiffen, dats der Nutzen eines 

Buchs im Yerftehen, nicht aber im Hoclipreifen deifeiben 

'- ^. ... 1^^ .^t. «-^ beftehe; und Jeder ^ der onkimdig ein Gefchäft unternimmt, 

^^ V •• V \J \J gleicht jenem Manne« der Perll£ch fprechen wollte, und 

-C5**J/^ '^ ,r t* * *** einem feiner Freunde, der eine goldene Tafel befafs, 

^^\^ U^ff ^^^^^^ y^^ Cy^O^ ^"HSr Ugu-. fchrcibe mir Etwas darauf, was fOr mich uugt. Alt 

' f-> iJ^ <^-i^Ö^5=^ ^J^ Cyy^ ^^f iT ^""^^^^ «• gefchricben war. trug er die Tafel nach Haufe, bUckie 

: tt\5(3 Ogf^ m\S^ cV^(i^o] iii^O^ U^^y^ ^^ dann tmd wann darauf, nnd wähnte hiednrch vollendete 

»\\^ l^^f dS^Of^ (J^5^ ^J^^^-^^^ (JV'^ ^^^ SptacLhenntnifle erlangt zu haben. Einmal Iprach er 



Die Gemütbsverfanimlung (das Infichgckehrtfevn ) ift 

eine zaite Rofe in des^erzcns Knofpe. 
Sobdd Sit aber in Gcfcllfchaft tritt , wird ße entblättert. 

Da» Ä^s^, hierSubftantiv, iß eine Rofe: Oib ^ 

nicht üuixb C4A.y ^'^ M^ ^ß g^^y«™'»^- 

S. 003: 

Abeezogenheit von andern lädt uns ohne Freunde. 
FdSe fttr jeden Winter kommen nicht im Frühling. - 

Rein Lefer wird diefen zwcyten Vers verftefeen. 



nnn 



■ V 



^Va. 



^jU^ ^ äTc^ ojoAa:? uii^u. »trr y 



in einer Gefellf ehalt das Perllfche fehlerhaft; und als Je- 
mand ihn auf fein fehlerhaftes Sprechen aa^er^am mach- 
te, lachte er und erwiedeite : Itie kann über meine Zunge ein 
Fehler kommen , ich habe ja die goldene Tafel zu Haufe ! f * 



73 



■j fi:' N A I 



H E 



7i 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



JANUAR »1813- 



T H I L O S O P HIT^. 

iCiEL« b, Schmidt: GrundUp^ng einer Synonymik 

für den allgemeinen Spr^cfLgebrauch in den pki- 

lekphifchen fViJjenfchaften^ von Karl Leonard 

Jieinhold., Pro^ der Pliilofaphie zu Kiel iMid 

, Mitglied der Akademie der Wiffenfchafteii zu 
München« 1812. 330 S. 8* -(lüthlr. 16 gr.) 

VV enn der fchnelle Wechfel der eiiMmder rerdräii- 
gfmlenund herb eyfiiliren den philofojihirchen Syfte- 
me während einiger Jahre bey Manchen gegen die 
ReaHtät des philo fophifchen StodiumsMifstrauen er^ 
* regt hat : fo wird es um fo weniger auffallend feyn, 
wenn ein ehedem -berühmter und angefehener 
Sdiriflfiellier fein Publicum allmählich verfchwin- 
den fidit, weil jener Wechfel in feiner eigenen Per- 
fon anf eine beyfpiellofe Weife f»ch wiederholt hat. 
Diefer Wedhfd und diefe Wandelbarkcit in der 
philofophifchen Überzeugung wird den Augen des 
Publicuras fo wenig verhehlt , da& Hr. A in vorlie- 
geuder Schrift mit ausdrücklichen Worten bekennt, 
tr habe lieh wärhrend -des Zeitraums feiner wiffen- 
fcbaftlichen ^Laufbahn nicht weniger als viermal ge- 
irrt, und der voreiligen Behauptung fchuldig go- 
raacht , als wäre ^die erfte Aufgabe der PhilcTfophic 
fcbon wirklich vollkommen gelöft, indem er An- 
fangs der kantifchen Kritik der »einen Vernunft, 
bieraaf feiner Theorie des Vorftellwngevemiögen«, 
chnu der fichtefchen Willren fchaftsldire , und end- 
lich dem bardilifchenGrUndrifs. der erften Logik mit 
freudiger Zuvcrlicht das tvfyjyta nachgerufen habe. •— 
Indeffen glaubt er nun eben fo zuver&chtlich , dafs 
der Stein des Sifyphus^ den er bis zu feiner letzten 
Schrift {Rüge einer merkwürdigen Spraehvenvlrritng) 
vergeblich aufwärts gewälzt habe, ihm nun unver- 
irnuhet zum fellftehenden Grundfteiii geworden fey. 
Kec mufs aber oflcn bekennen, dafs diefer zuver- 
iicbtliche Glaube des Hn. R. weniger, als feine 
feit langem fchon bekannten philofophifchen Eigen- 
fchaften, ihn angetrieben habe, auch diefe feine 
Deuefte Schrift mit angeftrengter Aufmerkfamkeit zu 
Icfen. Denn follte auch wider alles Vermuthen 
der vermeintlich feftftehende Grundftein nochmals 
bergunter fiürzen, und die tragifche Arbeit des Sify- 
phiis zum fünften Male wiederholt werden : fo wür- 
den nichts ^efto weniger die ausgezeichnete Wahr- 
heitsliebe , der unvergleichliche Scharflinn , die un- 
ter den Philofophen vielleicht beyfpiellofe Demutb 
und Lembegierde, das raßlofe Ringen nach £t- 
kenntnifs der Wahrheit auch von einem Gegner des 

hA^t^ Z* 18^3* ErßerSand. 



Hn. Ä. geachtet und gelobt werden , und ron Hä- 
her für feine Werke zum Voraus InterelFe erweckt 
w^erdcn muffen. Was der viel - und allfeitig geübte 
Denker mit Kant in der Erfahrung Tind im Gewif- 
fcn , in feiner Theorie des Vorftellnngsvermogens im 
Bewnfstfeyn, mit F/rÄ^tf im Sdbftbewufstfeyn , oder 
dem "Bewufstfeyn des gemeinen Ichs, mit BarüiU 
aber im Denken als Denken gefucht hatte, und je- 
desmal gefunden zu haben glaubte, diefs fcbeiitt nun 
auf einmal nngefuclit in der Erkenntnifs eines allge- 
meinen Sprachgdbrauchs , welclier von den vulgären 
und particulären Sprachgebräuchen, durch welche 
es mifshandelt und verkannt wurde, ganz unter- 
fchieden ift , fich ihm entdeckt zu liäben. — Er 
wurde zu diefer Entdeckung veranlafst durch eine 
Stelle aus der gAaltreichen Zugabe an Erhard O. zu 
>f//7£;i7/j Brieffammlung von Fr, Heinr. Jacohi^ wel- ' 
che unter anderem fagt: „Und es fehlte nur an ei- 
ner Kritik der Sprache^ die eine Metakritik der Ver- 
nunft feyn würde, um uns Alle über Metaphyßk 
Eines Sinnes werden zu laffen.''* 

Diefes neWt der dankbaren Erinnerung an vie4 
Anderes^ welches er feit mehreren Jahren gelernt zu 
haben freymüthig bekennt, bewog den befcheidenen 
Vf. , feine neueße Schrift als ein bleibendes Denk- 
mal der Liebe , Verehrung und Dankbarkeit Fr^ 
ISeinr, Jacob ixxi widmen, afls demjenigen, der zur 
Er weckung, Belebung und Berichtigung feines philo* 
fophifchen Brflrebens wie kein anderer Wahrheitsfor- " 
fcher gewirkt habe. 7- fieym Nachdenken über die 
angeführte Stelle fand er die Quelle aller Mifsver- 
ftändniffe unter den Philofophen in -der Wandelbar- 
keit und Vieldeutigkeit des Sprachgebrauchs , durch"" 
welche die Wörter, welche dem Denken dienen foU- * 
ten , daffelbe vielmehr heherrfchen , und fo die Ver- 
nunft in die ihrem Werkzeug, der Sprache, eigen- 
thümliche Wandelbarkeit und Dienftbarkeit hinein- 
ziehen. Es ift freylich der lebendige Glaube an die , 
Wahrheit, welcher allem Philo fophiren* vorausge- 
hen^ und daffelbe ftets begleiten mufs; was aber der 
lebendige Glaube in Hinftcht auf die Wlffenfcbafi: der 
Wahrheit ohne Kritik der Sprache vermocht habe, * 
zeigt äugen fcheinlich die Gefchichte der philofophi-^ 
fcheri Syfteme. W«enn^der Buchftabe für den Geift 
genommen Lüge hervorbringt: fo erzeugt auch der 
Geift ohne Bucbftaben Irrthüm, und das wahre 
Wiffen kann nur in einem nicht trennenden Vn" ' 
terfchied und nicht mifchenden Zufammenbang des^ 
Geffies mit dem Bucbftaben beftehen. — 

Diefer nicht trennende Unterfchied und nidit 
mifcheade Zufammenhang desOeiftes mit dem Buch- 

10 



75' 



l£lffAISCH£ ALLQ, LITERAT UR-Z-IITUNG* 



76 



Rtiben Yriri vergeWfcfc angefh-ebt vrcräen , bid der 
an^meine Sprachgebrauch anerkannt und au&go- 
fprochcn, über den vulgären und particulären Sprach- 
gebrauch, von denen er. auf die verfchicdejifie Weife 
von jeher gemifsbraucht wurde , geliegt haben wird, 
Sprachgebrauch überhaupt ift die Wechfelwirkung 
zwifchen dem Denken und der gewiifen Gedanken 
gewiffe Wörter bejfcllenden , Gewohnheit, wobey 
Denken wml Gewohnheit wechfelfeitig von einander- 
abhangen. — Dringt fich nun die Gewohnheit dem 
Denken auf, und zwingt den MenCcbcn gedanken- 
los nachzufprechen: fo entfpringt der vulgäre Sprach- 
gebrauch , wie wir diefen bey jüein groisen Haufen 
alUr Stände finden, bey welchem nieiftenthefls das 
Wort für den Gedanken gilt; imponirt hingegen ein 
im; Dienße der Willkühr und Phantafie ft^hcndes^ 
Denken der Sprache, und werden die Wörter nach 
B<?lieben bald in diefem, bald in jenem Sinne gc- 
n.ommen , wie diefes mehr oder weniger bey allen 
philofophifchen Syftemeu der Fall war: fo entßeht 
ein particulärer Sprachgebrauch , welcher feine Gül- 
tigkeit nur den fubjectiven und wandelbaren Anlich- 
ten einiger Individuen verdankt. Wie aber das 
wahre und eigentliche Denken über das blofs finnli-. 
che Vorftellcn und , eingebildete Denken erhaben iß,, 
und beide beherrfchenj foll : fo mufs es auch einen 
diefem Denken angemeffenen Sprachgebraucfi geben, 
-w:elcheT , da das Denken in allen S^iehungen nur 
Eines und daffelbe feyn kann, der allgemeine Sprach- 
gebrauch genannt werden mufs. In diefem allge- 
meinen Sprachgebrauch kann kein Wort jetzt in die- 
fem , dann wieder in einem anderen Sinne genom- 
men werden; fondem fo wie der wahre Gedanke 
nur Einer und ftets derfelbe ift , bleibt es auch das . 
ihnv eigen ihümliche Wort; — und gleich wie das 
Vorltellen und willkührliche Denken dem wahren, 
«i^ntlichen Denken, find auch die vulgären und par- 
ticulären Spracbgebräuche dem allgemeinen eigent- 
lich philofophifchen Sprachgebrauch unterworfen. 

Der bisherige Mangel eines folchen allgemein- 
gjUtigen philofophifchen Sprachgebrauchs rührt kei- 
neswegs , wie von Einigen geglaubt wird , von dci^ 
Bilderlofigkert her, wodurch die Philofophie als 
WüTenfchaft fich fowohl vor dev Empirie als Mathe- 
matik auszeichnet; fondern vielmehr von einer ge- 
mein üblichen, unbemerkten, aber nicht unmerk- 
lichen Vermenfiung der Bedeutung finiiverwandter 
Wörter und gleichnamiger Begriffew Diefer gemein- 
üblichen Vermengung gemäfs , wird das Wort Ein- 
heit mitEinerleyheit, das Wort Allgemeinheit mit Ge- 
xneinfcfaaftlichkeit verwechfelt , bald alle diefe ohne 
Unterfchied für einander genonmien , wodurch ganz 
natürlich die eigenthümlichen Charaktere diefer Aus- 
drücke mifskannt werden, und daraus unzählige Irr- 
thümer in den allfeiticen Beziehungen derfelben ent- 
ft^en muffen. — Diefelbe Bewandnifs hat es mit 
den Wörtern Unterlchied und Verfchiedenheit ; Un- 
trennbarkeit , Z]ifammenhang und Vereinigung; 
Möglichkeit, Wirklichkeit, Noth wendigkeit; Urwe- 
fen, W«fen, Einzelwefen; Gewifsheit in- der rei- 



nen y Ulli Gewifsheit in der empiriTchen Bedeutung 
u, f. f. — -So w^erden dann* wegen desf gleichen- 
Lauts der Wörter oder wegen der Gleichnamigkeit der 
Begriffe auch die durch felbige bezeichneten Sachen 
für gleichbedeutend genommen ,t das Wort ßellt 
fich auf fülche Weife für die Sache hin, und macht« 
dafs diefelbe nimmer oder dann nur verkehrt gefe- 
hen werden kann. — 

Wäre nun aber einmal der eigen thümliche und 
unveränderliche Sinn jener Wörter ausgemittelt, oder, 
was Eines ift, der allgemeine w^iffenfchaftliche 
Sprachgebrauch eingeführt :. fo müfsten die gemein- 
üblichen Verwechfelungen jener Wörter und die dar- 
aus entfpringenden Irrthümer verfch winden , und 
die bewufslofe Herrfcliaft des vulgären Sprachge- 
brauchs in der Logik, fo wie auch die aus demfelben 
hervorgehenden Widerftreite der befonderen Sprach-, 
gebrauche in der Metaphyfik von felbß aufhören. 

Aber woher fall uns ein folcher allgemeiner- 
Sprachgebrauch kommen, worauf eine Kritik der 
Sprache fich gründen, welche eine Metakritik der Ver- 
nunft w^äre? — Offenbar kann ihr Fundament we- 
der in der bisherigen allgemein -geltenden Logik,, 
noch in irgend einer herrfcheuden Metaphyfik ge- 
funden werden , foudern die Ent Wickelung der Idee 
des allgemeinen Sprachgebrauchs mufs auf eine Weife 
luitemommen werden , dafs fie fich fo zu reden von 
felbß verßeht , und Jedem, der mit feinur Mutter- 
fprache vertraut iß^ und einen gefunden Sinn hat, 
die Zußimmnng gleichfam abnöthigt. — Die erfo- 
derliche Kritik der Sprache gründet ficl^ daher ledig- 
lich auf das Wahrheitsgefühl des in .jeder gebildeten 
Sprachgenoffenfchaft lebendigen Geißes, welches 
fich durch wirkliche Gefundheit des natürlichen Ver-s 
ßandes , und durchi die von Rohheit und Verbildung 

5 leichweit entfernte Ausbildung der Sprache ankün- 
igt, und weder durch den vulgären, noch durch 
den particulären , fondern nur durch den altgenui- 
n$n Sprachgebrauch fich auszufprechen vermag. — - 
Bey aep Aufßelluug diefes allgemeinen Sprachge- 
brauchs dürfen keine neuen Bedeutungen der Wörter* 
jcrfunden werden, fondern nur die eigenthümlichen, 
urfprünglichen und wechfellofen Bedeutungen, die 
von jeher ßillfchweigend anerkannt wurden, muffen 
ausdrücklich und deutlich ausgefprochcn werden. — - 
Der Lefer diefer Synonymik darf defsbalb über 
den Sinn des einen Worts im Verhältnifs des mit je- 
nem verwandten Sinnes des anderen Worts nur fich 
bey fich felber beßimmen. Um die Eigenthümlicfa- 
keit eines jeden Worts zum deutlichen und fieberen 
Bewufstfeyn zu bringen. — An diefem Mafsßabe 
geprüft werden dann alle die bedeutenden Wörter, 
welche in der Philofophie vorkommen muffen , un- 
terfucht, und ihre Unterfchiede von einander und 
Eigenthümlichkeiten mit einem Seharffinn entwi*- 
ckelt , wie wir ihn nujr bey Aeinhoid zu finden ge- 
wohnt find. — Die Wörter werden in acl^t F^ami« 
lien eingetheilt. Wovon denn jede, ihre Unterabthci- 
lungen hat, in welchen dieaui d^i^ allfei t^ei>Bezie-^ 
hungen der Wörter hervorgehendei^, bkibeu^en Cha- 



•n 



JANUAR 



913. 



78 



raktere ansgemittelt weriten. Es wiird« den Raum* 
diefer Blätter überftei^en , wenn wir von jeder ein- 
zelnen Familie insbefondere fprechen wollten, znmal 
in denfelben eine Pracifion beobachtet ift, die eine 
kürzere Darftellang erfchwert, und blofsesAbfchrei- 
bcn nothwendig machte. Kein Denker *wird diefe 
Synonymili durchlefen, ohne mit vielen wichtigen 
Ideen bereichert zu werden , wenn er auch mit 
Hn. /L ganz eines Sinnes zu feyn nicht über fich 
vermögen füllte. — Als ein hauptfächliches Reful- 
tat aus derfelben ergiebt fich das Verbältnifs der rei- 
nen zur empirifcben Erkenntnifs, woraus erhellt, 
wie jene die Wahrheit im Allgemeinen , diefe nur 
die Wabrfcheinlichkeit im Befonderen umfafst, und 
wie beide ungemifcht und ungetrennt in ihrer un- 
Teränderlicfaen Subordination im richtigen Denken 
des Mcnfchen (ich einfinden muffen. Diefes rich- 
tige Verhältnifs wurde jederzeit von unverdorbenen 
Menfchen in der Gewi ffenhaftigkeit wahrgenommen, 
ip welcher ein Überfinnliches als das allgenieinr 
Wahre, und ein Sinnliches als das Wahrfcbeinliche, 
durch jenes Beftimmbare und zu Beftimmende unter-* 
fcbieden wurde. DaiTelbe Verhältnifs hatte öian 
auch in den bisherigen Philofophieen anzudeuten 
nnd zu erklären verrucht durch die Erkenntniffe 
a priori Mr\i\ a poßeriorl. Um dem Lcfer diefer An- 
zeige im Kurzen beßimmt und wahr zu zeigen , zu 
welcher Anficht der Dinge diefe Synonymik führe, 
ßehen hier des Vfs. eigene Worte von S. 038 — 04i> 
welche den Geift feines Syilems in theoretifcher, fo 
wie von S. ß43 — C46, welche denfelben in prakti- 
fcher Htnficbt vot Au^en ftellen. 

„Sobald einmal die rein philo fophif che 'Erkennt- 
nifs nicht raiehr auf gut Glück gefucht zu werden 
Kothig hat ^ und nicht mehr in einem blofsen An- 
nähern zum Gefuchten 9 aber nicht Gefundenen be- 
fteht, fondem wirklich gefunden, und in ihrem ün- 
terfchiede von der empirifcben Erkenn tnifs zum Be- 
wufstfeyri gelangt ift: ift die fei he aucb in der voll- 
ftändigen tntwickclung ihrer felbft, welche mit der 
Unlerfcheiduiig der Einheit von der Verfchiedenheit 
und der Einerleyheit beginnt, und 'mit der Unter- 
fchcidting der Einzelheit des menfchlichen Einzel- 
wefens unter feiner Gattung befchliefst, erfchöpft, 
wirklich vollendet. Sie ift darum auch keines wei- 
teren Fortfehreitens im Wefentlichcn ihres Inhalts, 
keiner ferneren Erweiterung ihres Gebietes, keiner 
wefentlichen Veränderung ihrer Lehrfatze f^hig und 
bedürftig. Sie fteht als ein nicht weiter mehr ver- 
änderliches, unwandelbares, in keinem feiner Glie- 
der einer Vermehrung und Verminderung fähiges^ 
Ganzes, als dii; in ihren Elementen durch lieh folbft 
beftimmte, ausgemeffene und abgefchloffene Wiifen- 
fchaft des gewiffcn Wahren im AUgemeiiMn» aU da» 
^ßcm der reinen ILrkewUnils^ durch fich lelber auch 
Homer feft. {Oiscu^ione Lirnata f^eritas^ Verum In*. 
^Jui^ FerojtmUis etfalß). 

»»Hingegen bleibt die enipirifchf^ auf ihr eigen- . 
^hümliches Gebiet» die Erfahrung^ durch die reine 
^bilofophie deutlich zurückgeführt« Erfc enatn ifa » 



auf ihrem Gebiete eine« Forlfchr^itens SAAg und be-. 
dürftig, welches für die befondere Gattung der crd-, 
bewohnenden Menfchen nur durch die Fortdauer 
des Erdballs und ihrer befonderen Gattung auf dem- 
felben befcliränkt ift. Das ^virkliche Fortfehreiten 
fümmtlichcr empirifcher Wiffenfchaften wird, nach- 
dem einmal die Wiffenfchaft der reinen Erkenntirifs 
aufgeftellt und anerkannt feyn wird, nicht weiter 
mehr durch die bisherigen Anmafsungen,. Eingriffe 
und Einmifchungen der wandelbaren und ftreitigen 
Lehrgebäude der Speculation erfchwert, ^hindert, 
verzögert, fondern durch die zugleich mit der Ei- 
genthümlichkcit der reinen Erkenntnifs entdeckte 
Eigentlmmlichkeit der Erfahrungskenntnifs ficher 
geftellt, erleichtert und befördert. Man hat endlich 
nicht blofs nur meinen, vermuthen, ahnei^ fondern 
recht eigentlich wiffen gelernt: dajs 9 und warum 
es nur empirifche Pjychotogie , Sittenlehre und 
Rechtslehre j nur empirifciie thyfielogie^ Phyfik, 
Chemie^ Arzney wiffenfchaft geben könne und muffe. 
Man weifs nun , dais die reine Philofophie von al- 
len diefen Wiffenfchaften zw^ar vorausgefetzt w^erde, 
und dafs keine derfelben ihr eigen thümlicheft Stu- 
dium, ohne vorhergegangene rein« Philofophie, vor. 
den beiden herkömmlichen Abwegen der vernünf- 
telnden Fhantajie und der gemeinen Mmpirie zu 
verwahren vermöge ; dafs fich aber auch keine empi- 
rifche Wiffenfchaft über das Gebiet der Erfahrung 
erheben , keine anders als durch Verwirrung und 
Widerfpruch in das Gebiet der reinen Philofophie 
eindringen , keine die blofse WahrfcbeinlicUkeit ih- 
rer einheimrfchcn Grund - und Lehr-Säiz« in ge,- 
wiffe Wahrheit verwandeln könne. *— Man» weifs 
nun : dafs keine empirifche .Wiffenfchaft jemals ir- 
gend etwas zu entdecken , zu erfinden :uad behaup- 
ten vermöge, was der deutlich gewordenen reine- 
ren Erkenntnifs w^iderfpräche , und T\'^as nicht eben 
darum, weil es derfelben widerfpricht , auch fchon 
eine blofse Täufchung feyn müi'ste; •— dafs abct 
auch eben fo wenig aus der reinen. Erkenntnifs ir*/ 
gend eine der Erfahrung eigenthümliche prfchei- 
nung oderThatfache dem onftrirt, dcducirt, conftruift 
werden könne, und dafs daher die reine Philofo- 
phie zwar die unentbehrliche Schutzwehre — aber 
dafs auch nur die I:rfahrung sl\s folche die probe-, 
haltige Grundfeße jener Wiffenfchaften fe^jii köu-^ 
ne. Man w^eifs endlich diele« Alles, dtvnoh ein Wif- 
fen, -welches jeden künftigen tiückfali in .4?». bisher • 
herkömmliche und gemeinübliehe Imfcheii uüd Tren- 
nen des Empirifcben und des fteinein UiUBaögUch 
macht» Man hat nicht weiter mehr zu beforgen, 
dafs die wirklich geläuterte unwandelbare U,t\g^ui19 
nifsdes Unwandelharen durch Vermengung dfi^/^au-, 
deUforetn ukit derfelben, wie bisher», feiger wandet" 
bar werden, da^^ die Erfahrungserkenntnifs durch 
die Vermerigung eines angeblich anjich ünwandeU 
taten mit derfelben verfälfcht und unbräüchliar ge- 
xnacht werden dafs in der Meligionslehre die 'Streitig- 
keiten und Coaliiionen des IVIyXtijgjsiiLus ijli}^ des 
Atheismus » in der Maturwijffenjchaft die Träume- 



79 



5. A. L. Z. J -A N U A R 



« i Z- 



80 



reyen einer rpeculativenTPhylik jewietierkchren, iini. 
dafs die Arzneykunft ferner durch Speculationen heim- 
gefucht "Werde, durch welclie die Krankheit a prio- 
ri in der Einhildimg conftriuTt, und die Gefundheit 
a jw/ieriori in der Wirklichkeit deftriiirt "vvird." 
„Dadurch , dafs das reine Denken über das Eni- 
pirifche im Bewufstfeyn eines befonderen mcnfeh- 
liehen Einzelwefens deutiicli , ausdrücklich, im Be- 
griffe nicht ^veniger, als im Gefühle der ge^viircii 
Wahrheit , im pliilofophifchen Wiilen wie im Glaji- 
hen eles Gewiü'enä emporfteigt , geht für den Men^ 
fchen in feinem geläuterten SelWlbewufsifeyn ein 
neues Lehen an. Er wird im Geifte und in der 
Wahrheit für das Men fchen w^efen u,nd durph daifel- 
b« wieder gehören. Er %vird von der empirifchen 
Gattung und Einzelheit eines an feinen itdilchcn 
WohnplatÄ Gebundenen zur reinen Gattung und Ein- 
zelheit des denkenden Einzelwefens im W^eltall, -r 
Erdenbewohner zum Weltbürger — erhoben; und 
indem fich feine bcfondere Gattung und Einzelheit 
iliit ' iirrem empirifchen Be%vufstfeyn , an die über 
derfelben Hebende ewige Gattung und Einzelheit de« 
rAnen Men fchen wefens als untrennbar von derCel-. 
ben anfchliefst, erwacht der wirklich denkende Erd- 
bewobncr fchon diedeits des Grabes zitiu unfterbli^ 
ciien Lebfen eines lebendigen Zcugens der OiTenba- 
Tung des denkenden Urwefcns al? der ewigeji Wajir- 
heit. In feiner befonderen Einzelheit zum wahren 
ßfenjckenwefen reif geworden , weifs er nun , dafs 
imd^wie er , ungeachtet der Wandel barkeijt alles Be- 
fonderen, «ur unwandelbaren Theilnchmung an der 
ewigen Gcwifsheit der Wahrheit im Allgemeinen be- 
rufen ift. In feiner IJberzeugung auf immer befe- 
ftigt, kann er über das, was er der Wahrheit nach 
Ti^n und werden foll und. wird , nicht mehr zwi- 
fchen Glauben und Meinen, Ahnen und Zweifeln, 
und Kennen und Verkennen der gewiffen Wahrheit, 
und der Wahrfcheinlichkcit und des Scheins der 
Wahrheit hin- und h^rlch winken , kennt er das 
Wahre und ürwahre nicht mehr durch begrifflofe 
. Gefühle , unbelUnmite BegjrifiJe , dämmeiuide Ahnun- 
gen, fromme Wünfche und wachende Träume; fon- 
dern er kennt dailelbe, wie es fich dem wjm ieben 
im Weltall wrklich erwachten xlenkenden Ei.n/.cl- 
Wefen im Allgemeinen deutlich tm erkennen^ giebt. 
Mit gewiffer Wahrheit wiffend , WA^ Gott und die 
Natur im Allgemeinen^ uml was er felbft als Thejl- 
li^hmer am MenCchenwefen im Weltall i/i , weifs 
ef aber auch durch eben daHelbe WilFen, dafs er das 
EigentMimliche fe&ier befonderen Einzelheit« in ih- 
rer Befonderheit , fein empiri/cAes Wefen in feiner 
e^pirifeken Eigenthümiichkeit auch nur empirifch 
zu erkennen vermöge, dafs er fich nicht einfallen laf- 



fen döiirfe, daffelbe in der reinen Erkcnutnijs und 
durch diefelbe erkemien zu wollen , und dafs er fich 
in RüekÄcht auf fie durchaus ^nd auf immer nur 
mit empiriCchci-, aualogifcher, wahrfcheinlicher Ge- 
wifshcit begnügen miUTc. Die reine Erkenntnifs 
von Jeglichem wie von Allem , die Erkenntnifs de» 
Befonderen, wie daffelbe der Wahrlroit nach, folg- 
lich nicht .n.ur in feinem Unterfchiede von dem über 
ihm ftehenden Allgemeinen, fondern auch in feinem 
Unterfoliiede von jedem anderen Befonderen im Welt- 
all iil, was es ift^ die Erkenntnifs der ^rakren Eigen- 
thümlichkeiten , wodurch fich jedes Bcfondere in 
der endlofcji Mannichfaltigkeit der befojidcren Gat- 
tungen und Einzelheit^en im Weltall vx)r jedem an- 
deren Befonderen auszeichnet., ^^ fetzt das uTiendli' 
clic Denken^ das nur ^em Urwefen eigenthümlich 
ilt , voraus ; und gehört nur den^ Allgegenwärtigen 
allein an , durch de;n Alles und Jegliches ifi , was es 
ift, für Aen es keine empirifche Erkenntnifs und 
k^in durch Wortie vorgeftclltes Denken giebt und ge- 
ben kann. So gewifs die JL.eituag des Wandels des 
Wandelbaren durch das denke^ide Urwefen , die ver- 
nünftige Weltregierung, die göttliche Vorfehiuig im 
Allgemeinen 9 kein Geheimnifs ^ fondern vielmehr die 
eigentliche Offenbarung der gewijfen PVahrheit , und 
der vornehmfte Gegenftaiid des wahren philofophi- 
(cbeA WilleQs ift: fo gewifs £nd und bleiben die 
Mafsregeli^ derfelben götilichen Vorfehung im ßejon- 
deren , wie jede reine Wahrheit des Befonderen, für 
jede^ vernünftige £.in:ielwefen ein u n erfp rje hli- 
ches Qeljbeimnijs ; und die Wahrheit der, jede;ni end- 
lichen Wefen unergründlichen göttlichen Lenkung 
ihis Befonderen in feiner Belbnderheit, ift uijd bleibt 
daher auch für den Philofophen nur Glaubensfache 
des Gewijftns, Aber der Philofoph ^v£ifs, warn er 
durch fem Gewiffen glaubt. Mit defto fefterer Zu- 
verficht ü,berläf&t er es daher ddm himtnlifchen Vater^ 
Ihm , der die Haare auf u:f crem Haupte gezählt hat^ 
und ohne deffen pJ^iUen kein Sperling vom Dache 
fällte die ^t und fVeife zu befiimmen: wie die 
Einzelheit des beförderen Men fchejl wefens in ihm 
den irdifcben Leib« an welchen diefelbe für jetzt 
und bienieden gebunden ift, wirklich überleben^ wie 
fein wahres Selbft auch im Tode jenes Leibes nur 
wieder von Neuem geboren , und auf welcher der 
vielen Wohnungen 9 die der bimmlifche V^ter feinen 
Kindern bereitet h^t, jenes Selbft wieder erwachen, 
und fein fchon dicfsfeits des Grabes angefangenes, 
in der OiFeubartuig Goties durch Erkennen und Wol- 
len beltehende$ , fonach nicht blofs für dielen Erd- 
hall berechueties Leben fortfetzen werde." 

CDtfr BefMufs folgt im näehfien StOeL} 



m 



\ ^ 



BESONDERE ABDRÜCKE, 



. HtfdeWer^p h. Mohr u. Zifiiracr: Schilderung des Kind" 
hßttjiwherft welches vom Juny 18 «1 bis zum Jpril igiÄ in der 
firofshertoglicheH Ehthindungsunßalt zu Heidelberg geherrfcht 
hat. Von Dr. F. Q. MgeU. i^iSL. 488* fr Cö g'*) (Aus 



der in dem 10 Hefe der heidelberger Jshrbflcher der Liters* 
tur embalt^en Überfidü der Voriftlle in jener Anfiak be« 
fonders abgedruckt. ) 



■i* 



8> 



J E N A J S O JI Et 



8> 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



ȧ^mm^ 



wm 



JANUAR i8>?' 



PBILOSOPaiE. 

t 

Kiel, b. Sdbmidt: OrundUgung einer Synojiymik 
für den allgemeinen Sprachgebrauch in den pjü^ 
loföphifehen fViJfenfehafte/t yoi» Ciarl Laonard 
Ränholdf tu f. -w. 
(d^dätifs der im vorigeä St&ck idfgtbröchmum Beeenfi/om» ) 

jLlr. Rtinkoid glaubt offenbar mit unerfchütterli- 
dier Zmverficht , den Weg gefanden »u ha^ 
bfn,auf welchem alle Redlichen Wahrbeiuforfcher zu 
dem Gchon fo lang und febnlich enrünfchtea 
Eiorerftündnifs über die -wichtigAe Ajigelegen^ 
kfit des Menfchen , über Recht und Pflicht im ge- 
genwärtigen , und die Erwartung im künftigen Le^ 
ben gelangen mülTen; ja er fühlt üch gegenwärdig 
auf einen Standpunct verfetzt , von w^lclieni aut 
mit mhiger und freudiger Gewif»heit in dieCos ver- 
heifsene Land er hinüberzufchauen feheint^ lenea 
Einverftändnifs beruht nach Ihm weder auf Uofsem 
Gefühl, noch auf dem blofsen Begriff, fondern- auf 
dem einftimmigen Zeugnifs von beiden, weichet 
d;ircb die fich wirklich ausjprechende Ubereinftimw 
mang des bejiimmenden Gedankens und des beßimm*- 
Un Woijes möglich und unvermeidlich wird^ 

Gottes Seyn und Gottes Wort find ihm unttenn- 
bar ron jeher im Seyn gewefen , fie follen und mixU 
fen es auch im Willen werden. Die factiCche Oj^n^ 
barang Gottes durch Jefus Chriftus ift von der bisher 
gefuchtcn wiffenfchaftlichen gan^ tuid gar unabhän- 
gig; aber durch fie ift von fernher auch der Grund 
2u einer künftigen wijjenfchafüiehen gelegt worden« 
welche der facti fchen nicht zur Orundjeßät aber 
»nr Schutzwehr gegen theoretircb« Mitsdeutung^ 
durch Aberglauben und Unglauben zu dienen hat. — 
Mit der durch den allgemeinen Sprachgebriiuch ^\% 
wirkliche Wiffenfchaft fich ausrprechenden Philofo- 
hie wird, wie der Vf. der Synonymik zweifel- 
os hoffet, eine neue Machte gegen die es keine Über- 
macht der Liß und GAvalt geben kann ,^ entfprin- 
gen, die Macht nämlich der erkannten 9 nicht mehr 
durch blofs fromme Wünfche und feiige Ahnungen, 
fondem durch unwandelbare Überzeugung erweis- 
lich gewordenen und erwiefenen Wahrheit, — Wa^ 
diefe Macht auf das menfchliche Leben für einen 
Einflufs gewinnen werde, mufs die künftige Erfah- 
rung Idiren ; fovifil ift aber zum Voraus eewifs und 
einleuchtend , dafn Sittlichkeit, JBLechtfchaffenbcit 
und ergründete Wahrheit nur in der Religiö/ität 
beliehen können und ipüffen , und dafs die Phflofo- 
phie in Nichu anderem, als dem wirklichen Wiffe» 

J. 4. U ^. ijB»?- ^^1^^^ *«»* 



r, 



desjenigen ihr Wefen haben ktSnn«, was «las 6e« 
wiü'en der GewifTenhaften von jeher geglaubt hat. 
Die Einwendungen, welche fowohl gegen eine fol- 
che Kritik der Sprache , als auch gegen die daraus 
hervorgehenden &e{u]tate von vertchiedenen Seiten 
her gemacht werden können und werden , find dem 
Rec. nicht unbekannt; er kalt es aber für über-* 
üüffig, fie hier beyzufetzen, weil jeder nachdea» 
hende Lefer von felbft finden mufs, was Hr. iL 
von feinem Standpupcte aua flagegen fagen könne 
und muffe. — ^ Es ift aber das Intereffe für Wahrhjeit 
nnd Wiffenfchaft , welches uns den WunCch zu 
äufsern nöthiget, es möchte die genannte Schrift 
von vielen fcharffinnigen Philofophen gelefen und niit 
parteylofer Strenge geprüft und gewürdiget werdeiu 
Aus demfelbenjOründe können wir nicht umhin, 
hier noch folgendes Werk in Erinnerung zu bringen: 

AARiL,u, in der Sehwei«, b« SauerlHnder; Blicke in 
das ff^efen des . Menfchen von D» Troxlen ifti«* 
ff. 8- ORtblr. Qgf.f 

Der V£ diefer Blicke fteht der Naturphilofophie, 
aiu de« er früher* hervorgegangen war, auf eine 
eigen thümliche Weife entgegen, Tind findet Unter- 
fchieidungen und Beziehungen im menfchlichen We- 
fen* und miuelft deflelben in der Natur, von de* 
ntn unter den Philofophen unferer Zeit nimmer die 
Rede war. *— Diefe Schrift , obwohl fie lange vor 
dem Ausbruch des Streiu zwifchen Fr. Heinr. Jn- 
eobi und Schelling gef chrieben worden ift , fcheint 
doch fcbon die VerCöhnungsacte von Theismus und 
Natmralisnms in fich zu enthalten. Es ift über die- 
fen fo merkwürdigen Streit wohl Vieles, jedoch" 
nimmer nur parteywaife« gehört worden. Es müf« 
daher der ernfte Wunfeh des wiffenfchaftlichen Pn-^ 
blicums feyn, dafs ein Mann mit' fcharf finniger Vn-^ 
parteylichkeit über den Gegenftand des Streites ein' 
freyes und lebendiges Wort fprechen niöchte« Ein* 
folches /rey«^ und lebendiges Wort wünfchte Rec. 
noch einmal von Jieinhold zu vernehmen : denn er 
weifs aus Erfahrung, dafs feine Darftelltmg in dem* 
Mafse mehr die Gemüther einnimmt und die See- 
len bezwingt, in welchem fie die abftracte Formeln- 
fp räche verläfst^ und mit freyer ungebundener Kraft 
Gedanken und Gefühle .entfaltet. Dazu könnten 
die Blicke in da« Wefen des Menfchen von Rn. Trox^ 
ler in Bezi^ung auf den genannten Streit zwifchen 
Jaeobi und ScheUing eine ungefuchte und glückli- 
che Veranläffung feyn. Denn obwohl Rec. weit ent- 
fernt ift ^u glauben , als würde der Vf. obgenannter 
Synonymik mk dem VL der Blocke in das Wefen 4et 

U 



fö 



JENAISCHFALL©. LITERATUR-ZEITUNO. 



8* 



Sfenrc&en ganx tmcT in allen Beziehtingeü üliereiii- 
ftimzhen können: fo hat er doch dfe znverrällige 
tJbevzeu^ng, dafs eine unparteyifche und- fcharfe 
Kritil« diefes Werkes ihrr zn fehr wichtigen und rn- 
terelTanlen Dingen veranlallen müfste. Der Gang die- 
fer Kritik würde ihn nüthigcn , über manche \vicH- 
tige und unveFkciinhäve Eigeufohaft des menfchli- 
chen Wefens , von ^velcheln in feinen bisherigen 
Schriften nie oder nur fo im Vorbeygehen gcfproche» 
werden konnte, fich beftimmt und deutlich zu er- 
klären; und indem die Sprache der Schule dabey ganz 
vermieden würde , mufste Vieles in lebendiger und 
kräftiger Wirklichkeit hervortreten^ w:elches den 
Meißen bisher nur in den Abßractiouen des Verßan- 
des Realilät zu haben fchien. Wer die Wichtigkeit 
diefes Gegenßandes anerkennt, und reines IntereÜ'efür 
Wahrheit und WiffenfchaSt hat, %vird obigem Wuu- 
Jche des. Rec. gern und willig beyßimmen. Ahiji'^ 

Sulzbach, b. Seidel: Pyrvho'vnd PkilahthAs. 
Oder: Leitet die Skepfis zur fVahrheit und zur 
ruhigen Eaitfckeidung? — | Herausgegeben von 
D. Franz kolkmar Reinhard, igia. VIII und 
-ißo S. (i2gr.) Zweyte verbdlerte Auflage» iQ^S« 
Vm u- iftß S. 8* (*^g^) 
„Ein ehrwürdiger Greis, Tagt der Herausgeber 
jp, der Vorerinnerung, der fern langes Leben der £r- 
forfchung. der Wahrheit gewidmet , und Ach- rnfon- 
cUrheit um die phyßkalifchen Wiffenfchaften durch 
feine Schriften unßreilige Verdienße erworben hat, 
habe ihm die Handfchrift diefes Biiehes überfandtmit 
der Bitte, diefelbe herauszugeben, wenn er ße ge- 
£chickt fände, den Glauben an Gott zu befeßigen, 
da er, der Vf., um nieht unwichtiger Urfachen w^il-r 
len Bedenken trage, es fclbß zu thun»^"- Da nun^ die- 
le Schrift die öft'entliche Bekanntmachung verdien- 
te» über diefes den Herausgeber lebhaft an jene fchö«' 
ne Zeit erinnerte, woXin/?^, Reimarns^ Bofinet^ 
Malier f' Trembley n. A, die unverkennbaren Spu- 
ren einet unendlichen Urhebers in der Natur fan- 
den r fo hielt er es bey dem gegenwärtigen ganz ent- 
gegengefetzten und irreligiöfen Verfahren, die Natur 
%u behandeln , fogar für zeitgemäfs, diefe Schrift öf- 
fentlich bekannt zu machen. Die Hauptabßcht des 
ehrwürdigen Vfs. , einige Gründe ausführlicher zu 
entwickeln, welche zur ehtfcheidenden Annahme 
der Hauptgrundfätze der natürlichen Religion et- 
was beytragen möchten , hat aber der Herausgeber 
durch den Titel mehr verdunkelt, als hervorgeho- 
ben» indem diefer fich mehr auf die Zugaben , ah 
auf die eigentliche Abhandlung bezieht. Ein liebens- 
-prürdiger Greis , jenem Lande , Wo ein Galiltti wan- 
delt, fchon nahe; ein ruhiger, befonnener Naturfor- 
fcher, der im Endlichen immer den Unendlichen 
vor Augen hat, und in der Naturfprache die Chif- 
femfchrift einer, unficbtbarea Welt findet, delTen 
l^aturbeobachtnng daher mit Bewunderung und 
Liebe ihres Schöpfers endet, fp^icht aus diefem 
Werke , ^ welches einen berühmten und verdienft- 
voUen Lehrer der Georgia Augußa zum Verfaf- 
fer hat. Die uUologifche Anficht der Natur thut 



feinem Herzen und feinem reli'giufen' Badürftiiffe 
^vühl; und wit finden daher * liier den phy- 
fikotheologifchen Beweisgrund nicht in dichteri- 
feilen SchiWerungen , fondern in w^enigen, aber 
fehr genau und gründlich zergliederten Beobachtun- 
gen der organffchen und animalifchen Natur, ver- 
bttttden mit ruliigem^ einem Forfeher geziemendem, 
Rarfonnement vorgetragen. In der That, je genauer 
und fchärfcr man in die Erfcheinungea der organi- 
fchen Natur und in ihre Kunfrvverke eindringt: de- 
fio mehr wird der rcligiöfe Glaube genährt, defto 
höheres Leben gewinnt clerfelbe, wefshalb diefer fo- 
genannte Beweisgrund (denn da» Abfolute kann 
nie bewiefcn, und aus dem Relativen abgeleitet 
Werden, indem nur das Abfolute zuletzt felber Al- 
les begnindct und beweifet) unter den fwpulären^ 
mehr dem gefunden Verßande als der fpeculativen 
Vernunft zufagenden,. Belebuugsgründen des reL 
Glaubens immer mit hoher Achtung genannt wird. 
Dem würdigen Vf. Hegt fehr an einer gründ- 
lichen Beurtheilung feiner Schrift, um feine An-* 
ficht an der Vernunft Anderer zu meifen. Diefs 
fetzt aber voraus, dafs feine Oberzeugung in ihren 
letzten Gründen noeh nicht vollendet , noch nicht 
zur zweifellofen Gewifsheit gebracht fey , und dafs 
er in feiner Anficht vielleicht noch etwas blofs Sub- 
)eciives fürchtet,- was -ihm erfi durch dieÜbercin- 
ftimmung Anderer mit ihm objectiv werden foll. 
Wirklich beruhet feine Gewifsheit, fo weit fie näm- 
Uch die Folge philofophifcher Erkenntnifs iß (denn 
in der Tiefe feine» Gemüthes lebet, nur feinem phi- 
lofophifchen Forfehen unerreichbar^ der unmittel- 
bare Glaube), nur ^f einer höheren Wahrfchein- 
liehk^it, die er im alten Stile moralifcke Gewijsheit 
neiuit. Diefe feine Theorie der Wahrfcheinlich- 
keit und ihrer Gültigkeit trägt der Vf. vor in dem 
Anhange ergänzender Unterfuchungen. L Über die 
Natur des tkepticismus und des ihr fremden IndiJ" 
J-ereniismus* IL Über die Natur entgegengefetzter 
ff'ahrjcheinlichkeiten^ die Nothwendigkeit der fVahl 
unter ihnen und die jinerkennung der überwiegenden 
fVahrfeheifdichkeit 9 als der objectiven* fFahrheit. 
IIL heßimmungs gründe des Übergewichts entgegen^ 
gefetzter fVahrjcheinlichkeiten^ Wenn auch der Vf. 
in diefen Abhandlungen fich als einen gründlichen 
und fcharfen Denker zeigt, w^ie es fich von einem 
Manne , der feine Vernunftbildung durch Mathema- 
tik und Naturkunde errang,* nicht anders erwarten 
läfst: fo kann fich doch Kec. auf diefe Abhandlun- 

Sen nicht befonders einladen , da fie zu der Begrün- 
ung der religiöfen Grundwahrheit nichts beytra- 
gen.* Zu gefchweigen, dafs es troßlos wäre, die 
Wahrheit aller Wahrheiten auf eine Wahrfcheinlich- 
keit zu gründen , die , wenn fie auch noch fo hoch 
geßeigert würde , inamer noch unbefeitigte Zweifel 
enthält und keine Gewifsheit iß: fo fetzt, Rec. als 
etwas durch Kant und Andere Ausgemachtes voraus, 
dafs die Wahrfcheinlichkeit nur bey emuirifchen 
Gegenßänden und ihrer Erkenntnifs , nicht aber 
bey überfinnlichen und ewigen Dingen anwendbar 
fey. Was nur a priori erkannt werden kann , ver- 



85 



JANUAR I 8 > 3> 



8$ 



langt einen notliwendigen entfcheidenden Grand, 
oder es ift gar Keine philofophifche Erkenhtnifs 
davon möglich. Ift aber ein InterelTe des Herzens 
und des Lebens für diefe fpeculativ nicht zn erwei- 
fende Wahrheit vorhanden : fo müfste diefelbe aus 
den das Herz befriedigenden Principien, alfo aus 
pralitirchen^ abgeleitet werden. 

Was den Haiiptgegenftand diefer Schrift, näm- 
lich die Begründung der religiöfen Grundwahrheit 
aus der teleologifchen Anficht der Natur, tuid der 
darauf geüützten Phylikotheologie, anlangt : fo kann 
ein Jeder bey genauer SelbRbeobachtung über den 
UrCprung gew^iü'er Vorftellungen in fich leicht finden^ 
dafs wir nie die erße Bekanutfchaft mit Gott in der 
Natnr machen, fondem zum wenigften die fchon 
vorhandene , und anders woher gesehene Idee Got- 
tes zur Betrachtung der Natur mitbringen , und mit 
hoher Freude die Beß<ltigitng delTen aufser uns- fin- 
den, was wrir in uns fchon fo gewifs haben. Der 
Vf. rSLumt felbft der Phyfikotheologie , als philofo- 
phifcher Beweisart 9 denn davon allein ift^die Redje, 
nur eine überwiegende Wahrfcbeinlichkeit , alfo 
keine vollendete Gewifsheit , keine philofophifche 
Ergrnndung des überünnlichen Gegenftandcs , ein. 
So genau auch die Naturbeobachtung, und fo fcharf 
die Analyfe derfelben bey dem Vf. ift: fo hat er 
doch derjenigen Hypothefe der Erklärung der zweck- 
mäfsigen Naturformen feinen Beyfall gegeben , wel- 
che, wenn wir fo fagep dürfen, die gröfste Quan- 
tität des Übernatürlichen vorausfetzt, wcfshalb der 
Vf. das Naturganze überfpringt , und eben *da anf- 
ührt, Natiu-forfcher zn feyn. Er folgt nämlich der 
Evolutions- öder Involutions-Theorie, nach w^elcher 
z. B. in einem Sonnenblumenfamenkome nicht nUr 
der ^anze künftige Stock Aiit allen feinen fpecififchen 
Theilen völlig vorgebildet fey, fnndern auch looo 
Samenblumenilöcke der zweyten Generation, wel- 
che Vorbildung nur das Werk eines fehr verftändi- 
gen weifen Geiftes feyn könne , der ^^n Plan dazu 
entwarf, nnd. durch feine Macht denfelben auf eine 
tins unbegreifliche Art ausführte. Hier erfcheint 
alfo die 'Natur nur entwickelnd, nicht producirend, 
ihre organifchen Kinder find keine Producte , fon- 
dern nur Educte derfelben. Nicht hieher «ehört 
aher,. was gegen diefe Theorie mit Recht erinnert 
Werden mufs ,. nach w^elcher der Natur die organi- 
firende Kraft abgefprochen wird. Zugleich beftätigt 
Wer der Vf. unferen obigen Ausfpruch , dafs das Ab- 
Wttte nicht — etwa abßrahirend — aus dem Rela- 
tiven gewonnen werden könne« Er fpricht nicht von 
einer abfoluten Weisheit des Welturhebers, fon- 
dern nur von einem fehr verfiändigen Geifte. Wie 
lehr verftändig mufs nun aber der Weltengeift feyn ? 
"*^^ nicht eröfser, als uns der Erkenn tnifsgrund» 
"Je Teleologie , den Orad diefes Verllandes anzu- 
nehiüen berechtigt ? Wenn aber diefer fehr verßän- 
dige Verftand zur Allweisheit erhoben werden foll : 
^0 gefchieht diefes entweder poetifch oder phrlöfö- 
pQjfch, Im letzteren Falle bedürfen wrir dazu «ines 
^i^ctps^ welches das durch die Teleologie angefan- 



fene Werk rollendet , mti. dtefis Prind^ , mbht di^ 
'eleologie, "wäre dann der Grund der Theologie. -*- 
Genau genommen , führt die Teleologie nur zu einer 
ihr adäquaten Caufalität, aber nicht zu Gott, nur 
zu einem uns unerreichbaren Kunftverßande , nicht 
zur Allweisheit. Überdiefs iväre e« nicderfchla- 
gend, wenn nnfer Glaube nur auf einem Verftandes* 
caleul des Wahrfcheinlichen beruhete. — Die Te- 
leologie der Natur leitet femer liur auf Zwecke, fo 
fäfst wenigftens die menfchliche Vernunft jene pro- 
ducte der Natur auf, aber nicht auf einen das Welt- 
und Menfchen ^ Ganze umfaflenden , einigenden und 
vollendenden Endzweck, Wird diefer noch hinzu- 
gethan , um eine I^ftematifche Zweckverbindurg zp. 
bew^erkftelligen : fo*wird diefer anders woher, z. B. 
aus der' für die freyen Handlungen der Menfchen ge- 
fetzgebenden Vernunft entlehnt, und das teleologie 
fche Princip ift nicht zureichend und felbftftändig, 
um darauf eine Religion zu Imiien. Die Fhy ßkotheo- 
logie ftützt fich fn theoretifchcr Hinficht auf den 
kosmologifchen Beweisgrund, und in praktifcher 
Hinficht auf einen von beiden unabhängigen mora- 
lifchen Grund. - Die Teleologie der Natur führt 
ferner zu keinen moralifchen Prädicaten des Welt- 
urhebersj die Idee eines fehr verftändigen Geißes, 
der etwas Zweckmäfsiges zur höchßen Bewunderung 
hervorbringen kann , erfchöpft aber die Idee Gottes 
noch nicht. Da ift es uns hauptfächlich um einen 
eifvig unveränderlichen heiligen, gerechten > allgü- 
tigen und all weifen Willen zu thun, und wieder die 
Prädieate der Heiligkeit und Gerechtigkeit, noch 
das abfolute All der Güte und der Weisheit kann aus 
empirifcher Naturbeobachtung entlehnt werden. — 
Zur Religion gehört aber nicht blofs die Idee und 
ihre Begründung des Göttlichen, fondern auch die 
des Ewigen , des ewigen Seyns der Menfchen, oder 
die Unfterblichkeit der Seele. Könnte man auch zu- 
geben , dafs die Teleologie die Idee des Göttlichen 
begründe: fo niüfste doch diefe andere Grundwahr- 
heit der Religion aus einer anderen Erkenntnifsquelle 
abgeleitet w^erden; die Religion wäre dann kern in 
ihrem Grunde und Wefen einiges und gleichartiges 
Ganzes, fondern ein aus ganz verfclnedenen Er- 
kenn tnif ^quellen zufammen gelaufenes und zufam- 
mengeleitctes Aggregat, welches der Einheit der Re- 
ligion widerfpricht. Wenn daher der Erkenntnifs- 
oder Glaubens - Grund des Seyns eines lebendigen 
Gottes nicht in d^r Vernunft, als dem Vermögen des 
Abfoluten, zu finden ift: fo möchte ein folcher über- 
all vergebens gefucht werden. Die gereifte, zum 
Sclbftbewufstfeyn gelangte Vernunft fängt aber da- 
mit an und erweifet fich dadurch als Vernunft, dafs 
fie das Seyn Gottes nicht poftulirt, fondern unmit- 
telbar ausfpricht und glaubt. Diefer Ausfpruch und 
Glaube ift ihr erfter Act, Worin fie ihre Vernünftig- 
keit darlegt. Für den fich allmählich und unter be- 
ftimmten Bedingungen entwickelnden, zur Ver- 
nünftigkeit fortfchreitenden Menfchen ift dagegen 
das Setzen, und Glauben Gottes der höchße und letzte 
Act> der Schlufsftein feines Denkeiu und Wollens. 



87. 



J. A.^I,. rÄ., fiilß U;A * ,1 £^ i 3. 



98 



2u dielen BeditigtlngiBnt um dieVieniünfrig^fit »u 
ent^ckeln, gehört < dafs der Menfch, ficU bey ^evt 
ftw^ckmäfsigen (andlogifch fogcnanuteu) Kunßpro* 
ducten in der Natur eben fo feiner höheren Ideen 
der Vernunft b^wuf&t werde, fo wie der Verftand 
bey den/gefetzmäfsigen Erfcheinungen in der Natur 
fich feiner reinen Begriffe und der m ihm felbcr lie* 
gehden allgemeinen Naturgefetze bewufst wird» Bey 
der Teleologie gelangt alfo dei" Menfch zur Theplo^r 
gie, aber nicht durch diefelbe. Es iß hier aber kei*< 
nesMregs des Kec. Abficht, den ehrwürdigen Vf- zu 
belebten , forift müfste tiefer angefangen werden, 
fondern nur das Verfahren d^ffelben von einem an- 
deren Standpuncte aus zu beljeuchtisn » weil eine fol^ 
che Beleuchtung aus einem anderen Standpuncte vor- 
züglich geeignet ift , in 4<^m Dankenden ein ^en^ 
Licht über die eigenen Gedanken aufgehcji zu M- 
fen. Rec. wiederholt feinen fcbon oben geäufserten, 
AusfpTUch, dafs tief in dem Gemütbe des Vfs, der 
unmittelbare Glaube an Gott aus einem pr^ktifcben 
Intereife liege, und dafs er ficb, wie taufend An* 
dere, nur über den Grund diefes Glaubens täufche, 
indem er mittelbar, z. B. aus der Teleologie der Na^ 
tur, zu haben vermeint, was er doch unniittelbar in 
fich befitst. Diefes Unmittelbare mittelbar zw er- 
fqhdpfen und voUftÜndig abzuleiten, fchei^t der 
Stein des Sifyphus allejr Philofophie zu feyn. Pafs 
es aber ein praktifches InterejOfe key, welches der Vf. 
an dem Glauben eines feyenden lebendigen Göttli^ 
eben nehme, un4 ^varum er diefes unheftimmt« und 
unerfbrfcbliche Göttliche perfonißpire , hum^nihr^, 



und fa eitlen mqhffiffheuG^K imnÄbme^ gfA^bt et 

S. 54 ausdrücklich.^ — Dafs man etwas haten kon- 
nc, ohne e^ in philofophifcher ^rkenntnifs zu er- 
reichen, erhellt auch dairaus , dafs der Vf., ein Na- 
turkundiger und Mathematiker, dennoch von der 
mathematifphen Gewif§heit fagti dafs fie keine be- 
fondere Art von Gewifshei^ fey, fondern blofs auf 
ßewiilen Vorausfet^ungen beruhe. So haben Taufen- 
de z, B. von den geometrifchen Problemen eine ma- 
t^ematifche Gew^ifsJieit , und demonftriren diefelben 
untadel^ch, indefs fie doch fehr fehlerhaft über 
die geometrifche Evidenz philofophiren. Dafs der 
Vf. eben in der Philol'ophie nicht gleicher Weife zu 
-Haufe fey, wie in feiner Lieblings wilfenfchaft ; dafs 
er behauptet , Kant gründe den Beeriff der Ca^^ali^ 
tat »uf Induction; .djifs er den prijktifchen Glaubens- 

frnnd wie einen theoretifchen Beweisgrund behan- 
elt, übergehen wir. Eben fo anch die B^haup*i 
tung: das DabiixgeßelUfeynlaiTpn 9 ob A oderNon-A 
wahr tcy^ führe ^u einem Irrtbüm, weil man da 
lucht für wahr halte , was doch >yirHUch fey. Al- 
lein wer fich alles U^theilenV enthält, kann nimmer- 
mehr irren, und ift gegen die Wahrheit verwahrt, 
wie gegen den Irrthum. Rec. kann endlich von un- 
iexexi^ ehrwürdigen Greife nicht Abfchied nehmen» 
ohne^demfelben feinen Frieden zu wünfchen, und 
dafs »tdcr Schritt ^nm Grabe, deren der Jüngling 
oft />ur -yvenige hat , gcfchweige der an Jahren Ge- 
reif tere, " noch ferne fey , und oafs ficji der Vf. nur 
fpät mit ^exxi Herausgeber «,in unfer Aller Vaterlan- 
des* auf ewig vereinige. JVIc» 



^»■«^ 



] ^i * pyi wmm^imr^^mp^ 



KLEINE SCHRIFTEIJ. 



Fapaoooik. Heidelberg, b. Mohr u. ^iininer; Sind in 
kleinen Landjtädten hftrgerfchulen nöthig? Eine leichte Fra- 
ge, einfach beantwortet tou Johann Ludwig Ewald, igio. 
99 6. 8< (3 SF') ÜberflY'tffig möchte die hier aii^eTiroi fcne, 
von Hn. £. leicht, aber glücKUch beantwoitete Frage wohl 
nur folchen erfcheuien , die noch keinen Begriff von einer 
die Bildung des Menfchen, und die Bildung des Stoatsbflrgen 
unafaflendeu Nationalezziekung baben. J^iirge Fiuans^verwal«- 
tung war dchuld daran , dafs man noch vor dreyfsig Jalire^ 
nur von Landfchulen und lateinifchen Schulen wulste und 
fpracb. £rft Refewiz machte durch feine f,Ertiehung des hür^ 
gets** O77Q ^i^f die wähnende LAcke in dem Schulor^anis* 
mus. aufroerkfam. Seitdem hat man, in grofsen Städten di^fem 
BedtlrfniTs, aber aucb nur kärglich» dadurch Befriedigung zu 
gßw^hren gefucht , dafs man aie unteren ClalTen der geUihxr 
tcn Schulen in BüTe^rfchulen vei*Wandelt^ , wodurch, denn 
manche lateinifehe OKohulen häufig ein fo unlateinilclies Anfe- 
hen erhalten haben i dufs es fcheipen möchte , es wolle der 
iiärger den OeUhrten aus feinem viel jährigen , wohlerworbe!» 
iien Befitsthum verdiänreh. Alfo auch nier möchte noch 
Vieles :^u fragen und noch Q'Iehreres zn antworten feyn. Am 
roT|^lofeßen war man bisher in Abficht der Jugendbildung in, 
kleinen L4Uidftädtchen. Hr. Ewald verdient herzlichen Dank, 
dafs er tiuf diefen unbcaTcliteten Winkel der pädagogifchen und 
fcholadifchen Welt hingewiefen hat. Die gewühuiicbcn in 
kleinen Landfiädten vorhandenen Trivialfchulen, oft um vie- 
le Noten tiefer in Abfioht ikies Wertlu, ab manche JLand- 
fchule, genügen auf keine WeiiSp zur Bildung des Haudwer- 
kprs , lir^ieff uod JKau(iHMyiigg, Untenicht im Zeichnen , in 



der Naturge/chichte i einige niat^emuitifdie nnd technologUchm 
VorkenntniileK un^ einige Feitigkeit in der franzöfi/chen ^pra* 
c/i«, endlicji eine gröfsere Fertigkeit im Schreiben, Rechnen», 
in der Anfertigung fcliriftlicher Auffätze bedarf der Sohn dt% 
Bürgers allerdings, und wie feilten diefe Kenntnifle und Fer- 
tigkeiten in den Trivialfchulen,^ wie fie jetzt £1^,^ erworben 
werden kponen? WoUte man die TriviilfduiW in Bürger- 
fchulen verwandeln; fo würden die zuin X^andbau befliram' 
ten Kinder piit Lehrobjecten befchäftiget werden, welche 
dem künftigen L^ndinanii entbehrlich Ceyn möchten. - Wollte 
man ratken, die Bürgerföhne und die zum Stiidiren B.efiiinm» 
ten, fo«ort den Gvmnafien und Lyceen zutüberfeuden; fo 
legt der damit veii^undene Kolienaiifwand niclit ni»^ ein oft 
ganz unüberAeicliches Ilindernifs in den Weg, fondem t9 
wird auch durcn die Mifchuiig der Bildang des Bürgers und 
des Gel^hrtefi den Lyceen und Gymnafien eine Zwittenir- 
tigkeit aufgen^thigt, welche gefahrbringend ifi» indem fiis 
den Charakter der gelehrten Schulen und ihre Methodik 
verwifcht und fchwächt — und endlich ill die frühe Ver^ 
pflanzuug des jun?en Gemüthes aus 'dem väterlichen und müt« 
terlichen Boden ae% FamiUenlebeos in das kake Land der 
Fremde höclift gefahrdrohend, indem däduich. der zarto 
Keim der Liebe, i|n Vaterliaufe gepflegt und genährt, in 
einem fremden Klima gar leiclit erltirbt. Man errichte da- 
her B Arger fchulen auf dtm Bodeki, wo junge Bürger gedeihen 
fcrlien ; man shre -padügogifehe Einheit » und laue mcht £er'> 
»er durch Mj.fchung der pugnantia feemm pSdagoeifch^e Mon* 
Ilrofitaten walten. Charandas (S. 9.) und. Kathegorieem 
(Sr 17) find währfchiBinlich Dmckfehler. f ÜUT. 



w^p«n 



» 



JENA 



n £ 



ALLIGEMEINE LITERATUR - ZEITÜNÖ 



iANUAR i » t s. 



m^^Kßmmi 



JP J P d O O G I p. 

Magokbuko« h, Heinricbshofen : Methoätk der 

ieuifthen StU-Übungen für Lehrer aii Gymno' 

fieu. von f uJwig Srhaaff, ConveiUUffl des Stifts 

midÄlofters U nfrer Lieben Frauen sui Magdeburg. 

ißisu XII u. 1066. 8* (togr.) 

üey dem Trachten nach Einheit im Unterricht, 
dw die Oberzeugung von der Unhaltbarkeit der zer- 
ftnckelteu philantbropifciien Lehrmethode erzeugt 
hat, Kann es wohl nicht fehlen, dafs der ftrenge Ge- 
danke dcrfelben , füllte er zur Wirklichkeit werden, 
manches , durch Zeit und Umftände Erzeugte , Wi- 
dcrftrihende, iiiclit harmonifch Aufzulöfende fand, 
oder dafs crr, dennoch durchgeführt, Gezwungenes 
und Seltfames erzeugte. -— Etwas Ähnliches fcheint 
in der rar uns liejgehden Schrift vorgegangen zu 
re}n. „Hannoliifche Entwicklung und Ausbildung 
des Menfchen zu einei^ %viffenrchafilichen vuid thä- 
tigen Vemunftleben ift der Zweck alles <jyranafial- 
Untcrrichts," fagt Hr. & jj. 4. „Das Mittel zu diefem 
Zweck find die Sprachen des Alterthums. Da nun 
die deutfche Sprache durch glückliche Nacheiferung 
mit den clarfiCchen Spracheji innig verbujideu er* 
[cheint: fo rft einleuchtend, dafs auch fie neben dic- 
feu letzteren als ein geißiges Werkzeug aller höheren 
Eutwickelung behandelt werden müüe, um Jh mek\ 
dajU als Mutterf ff räche vnrzjigiicäe B^achtuns; ver^ 
diente** Rec. Würde kein Bedenken getragen haben, 
ivL fagen^ dafc unfexe Zeit eine Einheit im UiUer- 
rieht , wie fie bey den Griechen etwa möglich war, 
nicht gewähren köiuie,. IJnfere Sprache .und Litera- 
tur fey noch nicht fo geftaltet^ dafs fie dem Gerft 
tur Bildung ^as feyn k^nne^ iwas die griechifche 
und lateiniXche. Öie Mutterfprache aber mülfe ge- 
lernt werden^ weil fie Mutterfprache ift , und weil 
der Menfch nichts fein eigen nennen köuue^ was .er 
nicht mit Verßand gelernt; und wir können fie 
nicht entbehren; jedes aujdere Grofsc und Gute, wie 
jenes mit Recht gepriefene Alterthmn, foUe^s ein- 
|cführt werden in die Herzen der Menfchen, bedür- 
fe der ^!utterfpra<;he , und fie fey dem Ärniften Un- 
terihan fö njbthig als dem J^önigeu Darum füll ho 
auf Schulen gelehrt werden, und mit grofsem FhiCs. 
-~ Rec. freut fich übrigens, dafs er an die Mifsbil- 
liguiig des oben angeführten Satzes gleich die Bemer- 
kung anknüpfen kann, dafs das ganze Skich beweiA, 
von wie hoher Wichtigkeit in des Vfs. Augen die deut- 
fche Sprache ift. 

Nach einer Einleitung , die von der Jnjicht des 

J. J. Im Z* 18 ^3* Ji*rjler Band. 



äeutjehen Sprachunterrichts a^f Gymnaßen handelt 
^md worin fehr gut darceftellt wird, zu was jfür Vor- 
übungen die Schule Anlafs gebe, folgt der 1 ^L^ 
fchnitt : Vom Matc^riale der Jliiißirchen 4rheitt^ 
.{demi diefe find Hn. 5.^, tuia gewifs mit grofseiy 
Recht , die wichtigften ybung^n^. Er zerfällt wie- 
derum in zw^ey Capitel : Vom Itleeiikreife und yout 
Thema. , Wenn auch im erftereui etwas z^ \yeitt aus- 
geholt wird^ lo dünkt Rec. der Hauptgedauke doch 
trefflich durchgeführt. Ein Xchriftlich angelegtcjs 
Ideenma^azin kann dem Schüler gewifs von grofse^ 
Nutzen fejrn, . w^eun es den JLehrer zu Refultateji 
führt, wie die JJ. 15 angeführten, die uns zeigei\, 
wie pfjrchologifch genau Hr. 5. die $chüler kenn^ 
und wie auf die Natur der Sache und auf die Ver- 
nunft gegründet die Stufenfolge in Aoxi Themate:^ 
ift , die hier aufgeftellt w^erdeu. Denn das fclicjjit 
uns hier der leitende Gedanke , dafs der Knabe, del- 
fen Sinn entweder fo gern ins Weite geht und , mit 
Fhantifiegebilden beCchäftigt, um ^ch^anke und Ord- 
nung und Genauigkeit fich wwig bekümmert, oder 
träge ohne au betrachteji und zu denken hingeht, 
fich anDenken, an Ordnen, fomit frühe an Überwin- 
dung von Schwierigkeiten gewöhne^ die fpätejr 
IchwerKch ganz zk überwinden find; — dafs dar- 
auf der Erwachfenere nun auch feine eigene Anficht 
von den Dingen^ feine Gefühle und Empfindunsefi 
»darzufiellen- lerne; — dafs endlich der Jüngun^; 
Kraft gewinne, redend und lebrend Andere zu ce- 
Avinnen und ihnen zur Klarheit zu verhelfen. — Wxe 
-einer Hauptxrerinpung unferer Tage, dafs man vqr 
und an allen Dingen xlas Gemüth nur aufregen fblle« 
iladurch vorgebeugt iverde, fällt in die Augen. — Nur 
das fcheint \^c. bedenklich , daCs manche der hier 
«ufgeftelken Themata dem Schüler .zu fchwie^rig in 
der Bearbeitung fejh möchten. Man lefe S. 3 1 die 

^Üher 




jsvermo- 
ig aes UiitericAieas zwiiciien Ein- 
bildungen uud Anfchaurngen, — Die Gefchicht-e ift 
eine rückwärts gehende Prophezeihung" u, a. m. — 
Auch dünkt es Rec der Klugheit ^emäfs, poetifche 
Arbeiten fo wenig als möglich in den ordentlichen 
Kreis der Spradiübungeu aufzunehmen. Zwar ift 
es gewif«-, was S. Gi gefagt wird, dafs eine wohl- 
geleitele Befchäftigung mit der Poefie dazu beyträ- 

fe, die dem Stiliüen unentbehrliche Regfainkeit dt;r 
hantafie zu fchaffeu, den Gefchmack zu bilden und 
mit dem Reichthum der Sprache,. mit Rhythmus und 
Wohlklang bekannt zu machen. Aber das wird auch 
durch Lelen und Erklären der Mufter erreichu — 

12 



SKSAISGHE ALL& LlfTERATUU'- ZEFTUN^G. 



92 



BTnr wcaige HSenfcBen .haben eigent^oh fchöpfcri- 
GcEe%, poetifches Genie;, beyden pieiäeiv^ dia.es j&iv 
liaben "vvälinen , ift es eine blofse Leichtigkeit in der 
Nachahmung^y die zvl nichts führt. "VVozu au£ un-^ 
fruchtbare Gegenftünde die auf Schulen fo Itoftbare 
Zeit verwenden ?. — Und fände fich einmal ein her- 
▼orkeimendes <jenie unter den Schülern , „das, wie 
es SI 30 heißt, die Gäbe, einen Charakter ohne 
Einmifchung feines Ichs anfchaulicli zu entwickeln, 
Befäfse, und dadurch feinen Beruf zu dramatifcheV 
DaYftelltmg an den Tag legte": — w^o fände fich 
leicht ein Lehrer, der „VerfucHe in ei nzelnenv Mona- 
Togen und dramatirchen Scenen** gefchickt zu beur- 
theilen und zu verbefTern wüfste?— Und wäre 
nicht die Zeit, die damit hingeht,, den übrigen Schü- 
lern ganz verloren ? — * ' 

Der ft Abfchnitt, voni Formalen der ßill/l lachen 
Erheitert 9 handelt 111.3 Capitelh von der Meditatiow* 
Pispofition und Elocutio'n. Als Hülfsmittel für die 
«rftere find' aufgeführt' die Mathematik, der Sprache- 
Unterricht, und' befonders die philofophifcheh Lehr- 
ftunden , deren vorgefchfagene Einrichtung für Bil- 
dung der Mutterfprache von großer Wirkfamköit 
feyn 'mufs. 'Wir berühren hier eine der mit Lob zu 
erwähnenden Seiren des Buchs; dafs ed nämlich 
fehr gefchickt die' Zeit beftimint > iii der das Viele, 
was die Bildung der Mutterfprache erfodert, vorge- 
nommen \Mid geübt werden foU. Denn freylith itt 
immer die meillo Zeit dem Alterililim zu widmen. 
Was die Dispofitiön betrift't: fo fcHeint uns die 
Übung, Inhaltsanzeigen aus vorgelfegten Werken zu 
machen, fehr empfehlenswerth ; befonders AJ^enn 
die claffifchen Autoren dazu genommen werden. 
Überhaupt wird jede Stunde in der Schule dem Lch- 
rer^ der weifs ,. worauf es ankömmt, den, mannicH- 
faltigften Aulafs^, auf die Bildung der P*Iutterfprache 
«u wirken, geben. Wie viel ift gewonnen , wenn 
man ^tn Schüler nöthigt , bey allem mündlichen 
tJberfetzen, den richtigen AusdVuck, die Bräcifion 
des Originale zu fuchen, und behülflich ift, ihn zu 
finden ? w^enn man häufig ein cxponirtos und erklär- 
tes Penfum gleich zu Deutfeh beriefen läfst,, und 
nie eine Antwort auf irgend eine Frage annimmt, 
die nicht pallend,. deutlich und laut ausgefpro- 
chen ift?' — 

Die Mittet, zu einer gehörigen Elocution zu ge- 
langen y find Hn. S: Überfetzmigen ,. darftellcnde 
Auszüge, Nachahmungen. Billig w^ird, in Bezie- 
hung auf die IfeLzteren,. auf die Individ\ialität des. 
Schülers geachtet, und es werden Winke gegeben,, 
wie diefe zu erhalten und zu bilden ift, ohne dafs 
das Wahre, Gediegene, dus ficli in jeder Darftellung 
finden Tollte, dadurch gefährdtt -wird. Auch von 
den drey Schreibarten, dier niederen, mittleren und 
Ixöhesen , wird geredet (JJ. 60) , aber zu unbcftimmt 
und zu wenig, und mit der Bemerkung, wie di^ifs 
ein fchlvierigcfs Feld für die Schule fey; "wefshalb 
auch Äiö vorgefchlagene Übung j ftiliftirche Produ- 
cte d'pr einen Schreibart in eine andere zu über- 
tragen, wenn diefe« anders möglich ift» we R-et* 



zweifolt, nach, deffclben Meinung, Bejfei^'jgan» uu- 
terhliebe, •- : * , . . 

Im 3 Abfchnitt ift von der Correctur dtrJUlifii" 
Jfihen ^arbeiten die Rede. Rec. kann, fich hier aller 
Bemerkungen enthalten ; man wird fich leicht den- 
ken können, wie, nach den genannten Anfoderuii- 
gen an Schüler und Lehrer,^ der Letztere Alles ^eiiau 
prüfen, bezeichnen, befprectien folT, was ihnen 
entfpricht, w^as gegen fie yerftöfst. Der ganze Ab- 
fchnitt zeugt von humanen päda^gilcheh Aiifi.ch- 
ten, "wie von Erfahrung. ^ 

* Der 4. Abfchnitt endlich handelt ven dert/llli- 
ßifchcjt HülfsniitteUi , und zwar zuerft vom theo- 
retif^hen Unterricht. — Grammati Cche RemxtnilTe 
Und eilte zwifchen der gewöhnlichen Schulgraninia* 
tik und der philo Cophffchen Sprachlehre in der Mit- 
te ftehende philofophirende Grammatik der Mutter- 
fprache fcheiHcn Hn. S. das für den Gymnalial- Un- 
terricht Fallende zu feyn. An. diefe reiht fich dani^ 
die Stilißik , die mit jener philofophireiiden Gram- 
matik fchicklich als praktifche Übung den philofo- 
phifclien Lehrftunden angewiefen wird. — . Ein 
zweytes Hülfsmittel zu Bildung des Stils ift die Le- 
etüre. Zwifchen der Anficht der Gegner , die durch 
die Leetüre in der Mutterfprache auf Schulen das 
Alterthum gefährdet glauben ,. und denen , die fie 
als ein herzliches Mittel anfahen, fchnell zu man- 
nichfaltiger Bildung zu gelangen, fucht Hr. 5. ei- 
nen Mittelweg einzufchlagen , indem er vorfchlägt, 
der Lehrer folle deutfche Claffiker in einzelnen Stun- 
den (Rec. denkt, es follen' damit einzelne Stunden 
des Semefters, nicht der Woche gemeint feyn) felbft 
und in Gemeiüfchaft mft dem Schüler intcrpreti- 
ren. — Von grofsem- Gewichte fcheint uns die An- 
ficht der Gegner, wie fie S. 87 ausgefprochen ift. 
Voni Nachtheil des Romanlefens icy hier nicht die 
Rede. Lebhafte, befonders phantäfiereiclie Köpfe, 
die zu wecken befonders unfere Zeit Anlafs genug 
enthält , "vvenn fie "früh mit Leetjiire , befonders mit 
Werken des Gefchmacks,. bekannt werden, verlieren 
fich gar bald in ihnen-; der Abwege find viele, und 
der fchmale, fchwere Weg, der zum Alterthum 
führt, ift dann nicht Uicht wieder zu finden. Defs- 
halb wird ein verftändigchc Lehrer nur behutfam 
und mit grofser Einfchränkung folche Speife rei- 
chen. Auch darum ift ja das Lefen der alten Dich- 
ter fo empfehlenswerth , weil der Knabe , der Jüng- 
ling früh lernet, fich durch Arbeit und Denken den 
Genufs zu. verfchaft'en ; was ihm für das ganze Le- 
ben wohlthätig ift. Rec. würde, wie man bcy deii 
obengenannten Übungen für die Dispofitiön auch 
deutfche Mcifterftücke zum Grund legen ?ann, fo 
auch an die Übungen der Wohlredenheit, von der 
das dritte Capitel handelt, die Anleitung zur Le- 
ctiüre anknüpfen. Hier kann der Lehrer auf deut- 
Cche Claffiker aufmerkfam machen, hier können ein- 
zelnö Stellen aus ihnen erklärt w^erden, welches ja 
auch die Anleitung zum mündlichen Vortrag erfo* 
dert. Bey diefer Erklärung beobachte man (wie aucn 
Hr.. 5. will» S. y3) die Methode, deren man ficb 



a 



JANUAR kftii 



94 



tcym Erklären cTer Clafliker bedient. Um fo weni- 
ger tvird das Lefen der Werke des Gefchmacks in 
der Mut terfp räche iu ein leeres Spiel dey Pbanta- 
fic ausarten. ' ' 

Aus dem Gapitel über die' mündliche Wohlre- 
denheit machen %vir nur aufmerkfam auf eine ans 
Htrders Schulredcn aufgenommene Stelle, die trcft- 
lich ausfpricht, was Rec. oben berührte, \vie die 
tägliche Unterhaltung des Lehrers mit den Schülern 
«ine gute , reine r des Menfchen würdige Sprache 
erzeuge. 

AI» etw^s Zweckmäfsiges in diefem Buche , d«s 
Rec Jedem empfiehlt, der fich mit Unterweifung in 
der Mutterfprache befchaftigt, ift noch fchliefslrch 
anzuführen» dafs es bey jedem Capitel die heften 
Werke anführt , dJe den Lehrer undT den Schüler in 
dem, was das^^ Capitet enthält, uiuerfiützen können. 

F. i. n. k. 

BsrnLiif u. Stettik^ b. Nicolai: IXer deutfche 
Schulfreund t ein nützluhes Hand' und Leje- 
Buch für Lehrer in Bürgert und LandSehuteh. 
Herausgegeben von H* Q. Zerrenner. 4^ Bänd- 
chen. lai !• 136 Sw 47^ 48Bändc}ien. 13112. s66 S. 8* 

Auch unter dem Titel : 



entweicht auch gemefniglicli cffe häusliche Andacht, 
diefe freundliche Befchützerin und Erhalterin häm- 
lieber Tugend und häuslicher Glückfcligkeit. Kalt- 
finn gegen die Bibel war und ill immer noch Kalt^ 
finn gegen die Religion des Chriftenthums. 3) Be- 
gnindung ächrer Religion und ächten Tugendfinnes. 
Schon das* Wunderbare , worein einige derfelben ge- 
küllt lind , bcgünftigt, mit Lehrweisheit beachtet, 
diefen Zweck ganz ungemein. Auch erfüllen die 
in denfelbeö hcrrfchenden Vorftellungen das Ge- 
mtith mit grofsen Bildern göttlicher Macht und 
Güte, und gewöhnen es unvermerkt an ^qw Gre- 
dankeh , dafs Alles, was gefchieht , unter dem Wal- 
ten Gottes gefchehe. Daneben wirkt auch noch 
die Einfachheit und Kürze der Darßellung vor- 
theilhaft auf das kindliche Gemüth. Was von 
den biblifchen Erzählungen gilt , gilt auch von den 
biblifchen Charakteren. Sie gehören gleichfam ei- 
ner anderen Welt an , da ihr Denken und Handeln 
faß immer nur im Reich der Wahrheit und Tugend 
ift. (Diefs ift doch pur in vorzüglicher Stärke von 
Jefus zu Tagen.) — Nach diefem Zwecke beftimmt 
fich die Methode, die fich auf die Auswahl, den 
Vortrag und die Belehrungen über dicfelben erftreckt. 
Bey Rindern, die fchon einige Vorkenn tnifle von 



Der nCTitfA5rÄa/^n 22^-^24 Bändch. fiRthlr. 6 gr.) 'moralifchen und religiöfen Gegenftänden haben. 



Das Publicum, dem der Schulfreund beftimmt ift, 
erhält auch in diefen Bändchen mehrere recht in- 
tereffante AufCätze» Wir können nur auf einige auf- 
merkfam machen. L Gedanken über den Unter rieht in 
und nach den Befchichten der Bibeln Jo wie über die 
Metkode dejfelben. Die biblif che Erzählung folU wie 
die vollendete moralifche Erzähhing, dem fittlicheii 
Gefühle feine Richtung und dem'fittlichen ürtheile 
Übung gewähren. In früheren Zeiten l)efchränkte 
man fich in diefer Abficht faft allein auf die Bibel ; 
fpStervvard es anders; neuerdings hat mandenWerth 
der biblifchen Gefchichte wieder anerkannt. Der un- 
genannte Vf. fetzt hier einen dreyfachen Zweck beym 
Unterrichte über die Gefchichten der Bibel (nicht 
biblifche Gefchichte, welche mehr für die reifere 
lugend gehört) feft: 1) Bekanntfchaft mit den allge- 
mein interellanten , hiftorifchcn Theilen der Bibel. 
Das Intercfl'e diefer Gefchichten ift darum fo allge- 
mein y weil fie auf die Veranftaltungen aufmerkfam 
machen» welche die Vorfehung traf, unter einem Vol- 
ke di^ Alterthums diejenigen Wahrheiten dem menfch- 
licben Gefchlechte zu erhalten, und von Zeit zu Zeit 
immer reiner und vollftändiger werden zu lafl'en, 
welche für die Beftimmung des moralifchen Men- 
fchen die allerwichtigften bleiben, und deren Be- 
dürfhii« die Vernunft frühzeitig, noch auf der nie- 
drigften Stufe wirklicher Cultur, lebhaft empfindet. 
Kann auch diefes In t er elTe in den erften Jahren dos 
Unterrichts nicht in feinem ganzen Gewichte fühl- 
bar gemacht:- fo 'kann es doch vorbereitet werdeh. 
fi) Beförderung einer ehrfurchtsvollen Achtung ge» 
gen die in do» Bibel niedergelegten Urkunden des 
Chriftenthums. In demfelben Mafse, wie die Be- 
bUäftigung mit den Urkunden der Bibel abnimmt,. 



mufs man befonders folche berückfichtigen , m 
denen das Wunderbare Charakter ift. Was der Vf. 
hierüber fagt, zeugt von feinem pädagogifchem Tak- 
te, Hierauf folgen Erzählungen , die in fpeciellerem 
Bezüge auf Religion und Tugend ftehen, z. B. die 
Gefchichten von Jofeph, David u. A. Für die Geüb- 
teften ift das Leben Chrifti ^ wobey man im Vortrage 
darauf Rückficht zu nehmen hat, dafs es ein geifti- 
ges Leben war. Für den Vortrag wird verlangt, dafs 
man die Sprache der biblifchen Urkunden durch* 
cehends beybehalte, weil die Erzählungen nur in 
ihrer eigenthiimlichen Einkleidung ihren Zweck 
erreichen können. Sehr wahr ! Dafs man mit Kennt- 
nifs der Zeiten, Sitten, Denkart, in welche die Ge- 
fchichten gehören , und w^odurch fie nur allein ihr 
wahres Licht erhalten können, vortragen muffe; ver- 
ficht fich von felbft. Am heften ift es , die nöthigen 
Erläuterungen der Erzählung vorausgehen zu laffen. 
Bey dem y Avas über die Belehrungen nach Anleitung 
diefer Gefchichten gefagt wird, verbreitet fich der 
Vf. weitläuftig über die Erfindung der Themen. 
Die beigebrachten Beyfpiele werden vorzüglich ge- 
fchickt Teyn , diefe Übung' im Erfinden vorzuberei- 
ten, über die Form des Unterrichts erklärt fich der 
Vf. ganz richtig nur nach den Zwecken. Dafs er vor 
dem ausfchliefslichen Gebrauche der fokratifchen 
Lehrart beym Unterricht in der lleligion und Moral 
"warnt, ift ein Bevreis feiner tieferciv Einfichten In 
das Wefen diefer Unterrichtsform. 11; PVas können 
und fohlen I^rediger und Schullehrer thun^ den öf' 
f entlichen Kateehifationen mehr Anfehcn zu verfchaf- 
Jen ^ nnd fie gemeinnütziger zu machen? Der Vf. 'ift 
Hr. Gipfer-r Pred. zu Mackenrode im Hatzdepar- 
tement des Rönigreich» WefipUalen. Er fpricht mit 



dS 



h A. U Z. l AN U A a ^ 8 » S- 



^ 



f Elter Kenntnis der Sache und der UmßMnde, Seiqe 
orfchlä^e find: der Prediger rede oft ab&chtlich, 
.ausführlich und nachdrücklich in feinen Kanzelvor» 
trägen von dem grofscn Nutzen , der aus den öfl'cnt- 
lichen Katechifationen nicht nur für die Kinder, 
fondern auch für die Erwachfenen entfpringt; man 
mache die Kinder auf die Nutzbarkeit des öft'entlichen 
Gattesdienflies und der Katechifationen insbefondere 
Ibey .fcbicklichen Gelegenheiten aufmerkfam ; .man 
wende auf die Vorbereitung, Wahl und Behandlung 
de» Textes, des Thema, die nöthiffe Abwechfelung 
u. f. f. den gewiffenhaftcften Fleifs ( bey diefer 
Gelegenheit fagt der Vf. viel Vorzügliches, und giebt 
auch brauchbare literarifche Nächweifungen); der 
I^atechet vergeffe nicht, dafs Hie Ervrachfenen , ob- 
. ffchou üe nicht gefragt werden , doch berück (ichtigt 
werden muffen. £r vermeide defshalb die gar zu 
.änglUiche, weitläuftigeEntwickelungder erftenVer-» 
ftandesbegriife , und die gar zu umitändlichen , zu 
oft wiederkehrenden Erörterungen der bekannteßen 
Dinge , beobachte auch - befondere Vorgeht bejr 
Beyfpielen, Gleichniflen , Gemeinplätzen, Spricht 
Wörtern u. f. w. Ferner wird verlangt , dafs 
«man den Hauptinhalt der Unterredung vorher in 
der Schule durchgehe , oder durchgehen laffe, 
und die Katechifation auch in der Zeit nicht 
über die Gebühr ausdehne. Alles ift von dem Vf. 
r^cht praktifch und gut ausgeführt. 111. Einige 
fP^orte über Gefang und GeJ,n^ lehre. Es lind diefs 
Herzcnsergiefsungen des Hn. Pred. Bake iu Wollin. 
Nur eine Stelle zur Probe; „Oj könnte ich mit mei- 
jier fchwachen Stimme das Ohr der Edlen erreichen, 
die Gewalt haben in Kirchen^ und Schul - Sachen- 
.Ich würde fie bitten, mit aller M^cht -r- darauf zu 
^halten, dafs man wieder den Weg der Väter betrete, 
,und dabin zufeben, dafs ein Jeder, der heb demjPr*- 
(diger'(^) und Scbullehrer-Stande widmete, die Sin* 
ffekunft erlernen müfste , damit nicbt läncer die ed* 
Je Mitgift der Gottheit, die Gefangfähigkeit menfcb- 
^lieber Stimme, ungenutsU vergraben liege.'* t— Scbul^ 
..nacbricbten und Kecenlionen maclien, wie gewöhn- 
iicbt . auch den Schluß diefer fiändchen, IIb. 

GESCHICHTE. 

'GsftBiANiEN: Berlin und Potsdam^ od fr die Koni* 
ge von Preujfen^ deren Jjdinijier und übrige 
'Umgebungen im i^en und iyten Jahrhundert. 
Voxt C von Petrin - farnajon , k. k. franzöd^ 
Tchem Capitain en reforme, ißia. XVI u, 3iaS, 
8- (i Rthlr. 8gr.) 

Schon hey einer flüchtigen Durchficht der cr- 

' tten Blätter diefes Buchs fieht man bald, dafs der 

^ Name de* Vfs. erdichtet ift; deutfcbe Anhebten und 

' deulfche Vorftellungsart fchimmern überall »u^deut* 

lieh durch. Es gehört die Schrift, gleich' viel, 

(Wer audh immer ihr Vf. feynniajg, in di^ zahlrei. 

che Claffe derjenigen, welche in den letjiten Jah» 

reu über ITneuHfen erfohieneu ^nd , und leider uxüf^ 



fen wir bekennen « d^fs fi« ,ke!n«swe^ft ujnter die 
vorzüglicheren gezählt zu werden verdient. Schon 
der Titel verfpricht etwas ganz Anderes , i^ls d^s 
Buch ^virklich leidet , und man würde fich fehr ir- 
ren, wenn man über die Männer, welche in dem 
angegebenen Zeiträume eine wichtige Rolle in der 
preuuifchen Monarchie fpielten., hier merkwürdi- 
ge Auffcblüffe und treffende Cbarakteriftiken erwar- 
^tete; man erhält höchftens üb^r üe eii^eln^ Anekdo- 
ten. So fehr vi(;l iich auch der Vf. ^leicl^ ^u An- 
fange darauf zu Gute thut , die Gefchichte ,philofo- 
phiich behandeln au wollen , und die Urfachen und 
Wirkungen in gehöriger Verbindung dar^uftellcn 2 
fo erhält man dennoch weiter nichts , als eine j^e^- 
he Anekdoten und Stadt- und Hpf-Gefchichten, 
unter denen aber viele ganz offenbar falfch fiuii, 
dann und wann mit eini^gen obprtiä^hli|Qhen. ßeui^. 
kungen Untermifcbt, und ohne alle Angabe der 
Quellen , was doch bey einer Schrift diefer Art dop. 

eeltes Bediixfnifi gev^efcn .wäre. Mag itnmor'der 
^ f. denen, deren liöchlte» Gut-Anekdotenkrümerej 
ift, für einige Stunden eine angenehme Unterhal- 
tung verf^hattt haben : die pragnniiilche Gefchichte 
^veuigften# hat wahrhÄfUg durch fein Buch ^iiicbt 
gewonnen. Die Schrift lelbd zerfällt in mehrere 
ijapitel, welche ßcb,^ nach einigen unbedeutemieu 
Nachrichten über Friedrich den Krlttju, hauptTa^cb» 
lieh mit den üegierungsgefchichten Friedrich Wil- 
>elms des Ertten, Friedrichs des Zwejtcn, Friedrich 
Wilhelms des Zweyten und des jetzt regit^renden Kö- 
nigs befchäftigen. Allgemein bekamite Data findet 
man allenÜUalbjen wieder; Neues fucht mim ycrg^ 
bens, felült lehr bekannte Quellen bat der,5<:hrei- 
her unbenutzt gelaüeut Wer möchte doch jeui 
W9hl noch über Friedrich Wilhelm den Erften.und 
die Jugendgef^hichte Friedrichs des Einzigen fchrei- 
b^n, ohne die Memoires der Markgräftn von üai- 
. reuth, der Schwerer de^ grofsen Königs, beimtzi zu 
haben? Unfer Vf. aber kennt he .nicht! Nach 
ihm hatt^ Friedrich Wilhelm der Erfte durchaus 
keinen Günßling; und wie beynahe unumfcbränkt 
.beheryfchten ihn dennoph nicht der Deilan^r und 
QrumkowJ Von den Männern, welche unter Frie- 
drich Wilhelm dem Zvvejrten einen bedeute nd^en Ein- 
tlufs übten, erfahrt man wenig inehr al# die Na- 
mcii , und aiuch dicfe nicht ci|imal aus der Jlegie- 
rnngsgelchichte des jetzt regierenden Jiönigs. — 
Die öcbreibart ift dem übrigen Gehalte d«s Üuch» 
yollkommen gleich/ das heilst, fehr mittelmäfsig; 
mitunter ah-^r lernen wijr auch daraus artige mue 
Wörter, fo z, B. dafs die fran^^öüfchep Ausgewan- 
derten unter Ludwig dem ^ten C^ie^Qgäi Qic!) 
Hefugies heifsen. -^ Doch genug von einem Bu- 
phe, in dem gleich auf einer der erften Seiten be- 
hauptet wird , dafs wir es in aller Ewigkeit nicht 
wiüen werden» warum Alexander der Grofse den 
Latus (foU wohl heifscn iilitu^ erßach. — Armer 



«pp 



i^ü— ^n 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



vp 



JANUAR 



8 1^ 3- 



NATURGESCHICHTE. 

Bakborg, liuHoAmanii: Gtügnoftifch-geologifefu 
Auf J ätze , als F^orbereitung zu einer inneren JVä- 
turgefchichte der Erde^ von Henricfi Steffens* 
18 u). XXVII u. 337 S. gr. 8- ( « Rthlr, ) 



s. 



jthrihen des Hn. Steffens nehihen Ivir immer mit 
einer gewiflen Vorliebe zur Hand. . Pflegen wir darin 
Kwar die Fülle einzelner, neuer Beobaclitungen zu 
vermiffen , "vvie wir fie von anderen ausgezeichneten 
Naturforfchern zu erhalten gewohnt find : fo finden 
wir doch dafür reichen Erfatz in den genialen Atr- 
fichten , in den hellen, auf ein weite« Feld der Na- 
tuTfarfchung geworfenen Blichen, wodurch fich jene 
Schriften charakterlfiren., und über einen grofsen 
Häufen gewöhnlicher' VerIlande«producte glänzend 
erheben. 

Die vorliegende Schrift foll eine Einleitung feyn 
zu künftigen Untcrfuchungen über die innere Na« 
targefchichte der Erde. Den Standpuuct feinet For- 
fchungen fucht der Vf. in der Einleitung näher zu 
bezeichnen. £r fucht fich gegen die Befchuldigung 
EU verwahren» dafs er zum Haufen derjenigen giC- 
üöre, welche — wie man zu fagen pflege — die 
Natur a priori conftruiren w^ollen. Er bemerkt, dafs 
er eine folche Natur a priori durchaus nicht keiuie, 
und daEi nur ein wunderbares Mifsverfländnifs ihn 
mit jenen Verirrten , wenn es wirklich folche gäbp, 
verwechfelt haben könne. Möchte nur der Vf. die- 
fcs Mifsverfländnifs ganz aufgeklärt, möckte er nur 
in einfacher, allgemein vemändlicher Darflellung 
aosgefprochen haben« wodurch fich denn eigentlich- 
fein Sundnunct dejr Naturforfchung .von <lem ande- 
rer Naturforfcher, die dem Wege der Beobachtung 
folgen» und auf diefem zu allgemeinen Refultatefn 
andAnfichten fich leiten lalFen^ unterfcheide , und 
Vie man es anfangen müHe, um — iiach feinem -ei- 
genen Ausdrucke -<— dsis Eine, in allem Unwandel- 
bare und Unveränderliche zu erkennen , wenn man 
die Hoffnung aufgiebt, daf« es als das Letzte , als die 
Blüthe der forgfältig angeilellteii einzelnen Unterfu- 
diungen fich offenbaren werde,. — 

Die 1 AbtUeilung begreift (echt an einander ge- 
reihte AiifHitze« die zum Theil Zufammenftellungen 
eigener und fremder Beobachtungen find. Esfchemt, 
als habe der VL die Schüchternen, \velche eine Scheu 
vor allgemeinen Andeutungen , Combinationen und 
Divinationen haben, zu diefen ganz unvermerkt und 
^ider ihren Willen auf der ordinären Poft der Be- 
obachtung hinfpediren, und zugleich Anderen zd- 
gm wollen» dafs er, wenn er >gleich diefs langfame- 
und befchwerliche Fuhrwerk nicht für zum Ziele 
fährendhalte» daffelbe doch als ein fieberet und un« 

J.A.L. Z. iSiJ« Erfier Band. 



entbehrliches hochachte^ und fich hiedarch wefeal;- 
lieh von den neueren Naturforfchern unterfcheide, 
welche einzelne Beobachtungen für ganz überflüfTig 
«nd gefährlich liaken. <*— Vergleichung der Flötse 
der fcandinavifchen und norddeutfchen Gebirge, mit 
befonderer Beziehung auf HoUleiai, i& der Hauptin* 
' halt jener fechs Auff ätze* ^ I. Die äufs^re Oeßalt dss 
Landes. Eine nur 8 Seiten einnehmende Skizz^, 
keines Auszuges fähig. H. Oeognoßifqher Zufammen- 
hang Holßeins mit dem nördlichen Deutfehland. 
Diefer Auffatz enthält fchon eine Fülle der interef- 
fanteften allgemeinen Bemerkungen , die der Vf. an 
die Beobachtungen über die Flötzformationen des 
nördlichen Deutfchlands knüpft. Je jünger die Ge- 
birge werden ♦ fagt er, und überhaupt^ je gröCser 
die Zeit ift , die zwifchen der «ergriffenen und auf 
fie mechaniXch wirkenden Maffe verfloffen ift: defto 
deutlicher find fie von einander getrennt, defto w^ 
niger vermag die jünsere auf die ältere chemifch zu 
wirken, tlefto abgefchnittener ift das Bindemittel 
von -den einfeCchloITenen Steinen ; unlüda die 6e- 
fchiebe faft bis ins Unendliche getheilt find, To dafs 
das Bindemittel des grobkörnigen Sandftei^s fell/ft 
wiederum als ein feinkörniges ansufehen il^: fo wird 
dadurch diefes immer mehr mnd mehr mechanifch. 
Nachher wendet der Vf. dieEen Satz fehr fchön au<:fa 
aufxlie Gänge an. Wo die Gangmaffe mit der GJe- 
' birgsmalTe innig verbunden ift« fo 4afs diefe in {e- 
ner einen wahren Übergang bildet, Nvo kein Befteg 
ift , ift die Gängformation älteren Urfprungs ; ^ ihre 
Entßehung deutet auf eine Zeit, iie mH der Entfte- 
huhgszeit der Gebtrgsmalfe /Icy^ zafammenfiel, u^d 
wo diefe daher bey der Ausfüllung chemifch reagi- 
ren konnte. Der deutliche Befteg hingegen zeigt 
eine gröfsere Trennung zwifchen den Bild|ingse{^ 
eben beider. , : 

Bevor der Vf. in feinen Unterfuchungen wei^ 
fortfc breitet, will derfelhc einige. Begriffe heftig- 
mei) , deren unbeftimmter Gebrauch nicht wenig ich 
Verwirrungeil mancherley Art Anlafs gegeben hfit* 
Dazu gehört befonders der Begriff der -. Formation^ 
Wenn wr uns nun gleich vergebens bemüht hab^, 
aufzufinden« w^o von demVf. diefes willkommene V^r- ' 
fprechen erfüllt worden ift: Co haben wir d^ck fei|ie 
Bemerkungen über ^birgsformationen nnd dasje- 
nige, was über die ältere Flötzformation gefagt l/l, 
worin wir die Anfichten des Vis. ganz th^ilen , n^it 
Vergnügen eelefen* Man hat den älteßen Flöt^Iao^- 
ftein als eine eigene Formation aufgeftelU, ohi;ie 
Zweifel defshalb , weil er fich der Qualität na^ fo 
fehr von ilem ihn bedeckenden Mergelfchiefer ui)d 
denKalkflötzenuuierfcheidet, und weil beide Flötze, 
als 2^itglieder, in eigen thüxnliche Formationen ein- 
treten — der Sandftein der Schie£erfamui|ion, der 



99 



JKINLAiblJHE: ALLG. I^ITE-RAT ÜÄ-Zfi.ITU«C?. 



100 



I^nilterix ,Jet RaTli$)rmation zugeordnet -werden 
jnnrs* Man hat Unrecht. Es müfiS zugeftanJen trer- 
den, dafs der Mcrgelfchiefer fowohl in das rothe, 
todt liegende, als ifrden älteften Kalk üh^rg^kt,. 
und ak ein Mittelglied ^wifchen beiden anznfeheu 

ift, Ein Zweytes, was nach dem Vf. übeVfehen 

"ward, ift dre dichotome Richtung in der Entwicke- 
Tune des älteften Sandfteins. Treulich "wird diefes 
Vreiter ausgeführt v wovon "wfr, zum VerftändnilTe 
jenes Ausdrucks , nur Einiges ausheben ^wollen. In 
•einer doppelten Geftalt regt fich das Bindemittel des 
Sandfteins, indem es, aus der Menge der Gerolle 
und fandigen Körner hervorftrabend , eine eigene 
Geftalt zu erhalten fucht, und zwar auf der einen 
Seite fehen ^vir den.Thon immer reiner werden, 
den Sandftein eine eigen thümliclie Form annehmen, 
wieAvirihn äU Liegendes^ der älteren Steinkohlen- 
flötze finden, auf der -anderen Seite aber,, indem er 
immer mehr Kalk aufnimmt, aus dem Roth -Lie- 
genden in das Weifs - oder Grau - Liegende überge- 
hen, durch welche Veränderung der Übergang zum 
hituminöfen Mcrgelfchiefer vorbereitet wird. Schon 
in den älteren t) bergan gsgebirgen zeigt uns die in- 
nige Verknüpfung des Übergangkalks mit der Grau- 
wracke die Spuren von der nämlichen Dichotomie 
der Richtung. Nachdem der Sandftein in beiden 
•' Richtungen einen, eigenthümlrchen Charakter ange- 
nommen hat, geht die Entwickelun^ ihren regeK 
mäfsigenÄng: allmählich wird in beiden der Sand- 
ftein fchiefriger und bituminöCer. In der Steinkoh- 
lenformation bildet (ich der Schiefcrthon nach und 
nach , und mit den deutlichften Spuren gefeUmäfsig 
fortfchreitender Bntwickelung nimmt da* Bitumi- 
itbie zu , bis es endlich in den Steinkohlen am rein- 
iten hervortritt. Der bituminöfe Mcrgelfchiefer zeigt 
das nämliche Gefeta&, nur mit einer lehr bemerkens- 
werthen Verfchiedenheit. Die Ent Wickelung der 
SteinköWenformation ift mit der Schieferbildung 
und mit der bituminöfen Autfonderun^ vollendet, 
da hingegen der bituminöfe Mcrgelfchiefer durch 
das Dach in den Zechftein übergeht , und durch, die- 
fen in der genaueften Verbindung mit den fpäteren 
Gliedern der ganzen Formation ftebt. — Sehr ^ut 
ftellt der Vf. nachher dar, wie fich das ältere Stem- 

• iohlcngebirge an das Übergangsgebirge, vorzüglich 
' an das Grauwacken - und Porphyr- Gebirge fchliefst. 

Von ReCk in anderen Gegenden angeßellte Beobach- 
tungen beftätigen die Behauptung des Vfs. vollkom- 

• »en , dafo die Steinkohlen zu W^ettin von Porphyr 

• gedeckt worden, weichet von Manchen noch jetzt 
beftricten wird. — Der Vf. redet trcftlich über die 

' Ofcillation , durch welche . diefelben Glieder einer 
Formation fich öfters unte» den nämlichen Umftän- 
den wiederholen; dann nähert er fich dem eigen tli- 
rten Zweeke feiner Unterfuchung , der Betrachtung 
des Steinfalz- und Gyps- Gebirge«, und bereitet da- 

* durch auf den folgenden Auffate vor^ III. Segeberg 
und Lüneburg, i) Jufsere Geßalt des Gypsberges 

• her Segeberg, s) Die geognoß^chen und mineralo- 
gifcktn Ferhäitniffe des Gebirges. Qenauc Befchrei- 
"bung der Gebirgsarten an beiden Orten und Darle- 
gung der auffallenden gpognpftifchenyerwandtfchaft 
Set Fegeberger und löneburger Gypfet . Per Vf. führt 



einen, erdigen» theiU Emfanuttengebac^^nen ,. thdls 
' lofen Gyp» von Segebdrg^ kuf, der mit £äu>eiL Itro]^^ 
welches von dem Verlufte eines Thcils feiner Schwe- 
felfäure hergeleitet w^ird* Wie Gyps durch Verwit- 
terung Schwefelfäurc verlieren kann, ficht Rec.^ 
nicht ein; nicht feiten hat er aber im Gypfe, befoii- 
d.ers in dem älteren FlötzgypCe, beygemengten koh- 
lenfauren Kalk angetioften , welches auch nicht auf- 
fallen kann, wenn man das innige geognoftifche 
Verbal tnifs kennt, in welchem Gyps und Kalk, be- 
fonders als Stinkkalk , zu einander ftehen. Dor Vf. 
fand ja felbft auch zu Segeberg ein bitumiuöfes Fof- 
.fij, w^elcbes durchaus dein Stinivfi ein der füdliclieren 
Gypsflötze ähnlich jft. IV. Salzquellen am Ufer der 
Trave. Nach dem Vf. leidet es keinen Zweifel, dafs 
die Salzquellep , die bey Tralau, und von. hier an 
mehreren Orten bis nacliTravenfalza, wo fie in dem 
durch den Zufammenflurs der Beile und der Trave 
gebildeten W^inkcl am häufigften find, im Meere her- 
vorquellen, mit den holfteinfchen Gypsbergen in 
Verbindung ftehen. Man hat daraus fchliefsen 
wollen , dafs es das Richtigfte fey , die Salzquellen 
bey Segeberg aufzufuchefi , vv^elcher Meinung Hr. 
St^ aber aus mehreren ausführlich entAvickelten 
Gründen nicht beypflichtet. Wenn derfelbe. unter 
Anderen auch anführt, dafs man in den Gypsbergen 
im nördlichen Deutfchland keine einzige srtiverläffi- 
. ge Spur von Steinfalz gefunden habe, und dafs, 
wenn gleich die Möglichkeit ^ Steinfalz im fegeber- 
ger Hügel zu finden, nicht abgeleugnet werden 
könne, doch die Wahrfcheinlichkeit fehr gering 
fey: fo mufs Rec. dagegen anführen , dafs man im 
Jahre igcö im fegeberger Gypfe wirklich an einigen 
Stellen S(;einfalz aufgefunden hat, welches der Vf. 
ja felbft auch fpaterhin bemerkt, fo wie auch von 
JSausmann bekanntlich in dem älteren Flötzgypfe ies 
tieder Hügels, unweit Braun fchweig, cingelprengtes 
Steinfalz entdeckt worden ift. (S. norddeutfche Bey tr. 
' z.Berg- u. Hüttenk. IV. 88«) V. Geognojtifche Verbhi' 
. düng Holßeins und der lüneburger Ebene mit den nor- 
di fehen flöizeit. Einleuchtend wird zuerft gezeigt, 
dafs die Gypsbildung zu Segeberg und Lüneburg nicht 
zum jüngeren Flötzgypfe gehören könne. Dann fucht 
der Vf. darzuthun, dals jener Gyps' auch nicht für älte- 
ren Flötzgyps, nicht als übereinftimmend mit dem 
älteren Gyple des Harzrandes^angefehen werden dür- 
fe. Darauf fchildert er die Flötzbildungen im füdli- 
chen Schweden, und weift fehr richtig die Verbrei- 
tung der Kreide von Schonen über die dänifchen In- 
feln nach Rügen , Mecklenburg , Holftein his Lüne- 
burg nach, wo noch ein Kreideilötz mit i\cm Gypfe 
hervortritt , . und fich unmittelbar auf diefen lagert. 
Endlich ftellt der Vf. die Behauptung auf , dafs der 
lüneburger und fegeberger Gyps der Kreidefomiation 
angehöre und vormals ftockförmige Mallen in die- 
fem , fonft viel allgemeiner verbreiteten Gebirge ge- 
bildet habe, jetzt aber durch die Zerftörung der Krei- 
de als ifolirte Maile erfcheine. Hr. St. glaubt , dafs 
kein einziger geognoftifcher Satz fefter begründet 
und evidenter bewiefenfey. Diefen Auifpruch möch- 
te aber Rec. doch für etwas übereilt ,' und flie auf- 
geftellte Meinung für nicht hinreichend begründet 
halten. Um einen geognoßifchen Se^ei« über dio 



.t A n U A lA 



13*: 



von 



Stelle, welche ein Gebirge in der bekannten Forma- 
tionenfolge einnimnit, vollftändig führen zn kön- 
nen, xnxits man doch noth^vendig die unmittelbar 
nnterCenfezHle und die im Alter unmittelbar darauf 
folgemle Mafle kennen; man mufs lieh durch viel- 
fältige Beobachtungen überaMJUgt haben, dafs diefe 
und keine anderen Gebirgslager es (ind, Avelche, wenn 
die Aker«folge vollftandig fich darftelk, jenes Gebirgs- 
lager unmittelbar einrdiliefscn. Hat man es mit ei- 
ner Gebirgsmaffe zu tlJlin, die einer anderen ganz 
untergeordnet zu fejn fcheiut: fo mufs man lieh 
zur Führung^' des Beweifes durch Beobachtungen 
überzeugen, dafs die erlfere von der letzteren wirk- 
lich überall eingefchlollen wird. Wo hat fich nun 
aber der Vf. auf diefe Weife von, dem geognoftifchen 
Verhalten des Gy pfes zu Segeberg und Lüneburg 
überzeugen können? Bey Segeberg fand er kein Krei- 
dengebirge; der Gypsfels fteht ganz ifolirt, und nur 
in einem benachbarten Landlee entdeckte crKalk- 
mergcl , über deifen Verhalten aum Gypfe aber kei- 
ne Beobachttuigen möglich waren. Nur bey Lü- 
neburg fab er ein Krcideflötz unmittelbar auf den 
Gyps gelagert. Wie oft trüFt man aber ein Gebirgs- 
lager auf einem anderen , ohne dafs beide in irgend 
einer geognoftifchen Beziehung zu einander ftehcn ? 
Das blofse Aufgelagert feyn der einen JMalle kann 
noch nicht da» ü ntcrgeordnetf eyn der anderen be- 
weifen. Sind wir nun aber in der Lage» nicht hin- 
reichende Beobachtungen für einen geognoftifchen 
Beweis fammeln zu können : dann muffen wir uns 
mit der Auffuchung der gröfst€;n, nach den mehr- 
ßen Analogieen zu beftimmeuden Wahrfcheinlich- 
krit begnügen, und da fcheint in diefem Falle gar 
Manches dafür< zu reden , dafs der lüneburger und 
fegcberger Gyps zum älteren Flötzgyps gehört. Im 
Kleinen zeigt diefer Gyps niit dem entfchiedenen äl- 
teren Flötzgypfe gröfste Ähnlichkeit, und es giebt 
wenige GeUeine , denen man die Alters verfchieden- 
beii oft fo leicht im Kleinen anfehen kann, als die- 
fes bey dem Gypfe der Fall jtL Auch in der unre- 
gelmäfsiffen Structur findet Übereinftimmung Statt, 
fo wie m dem benachbarten Vorkommen von Salz- 
quellen. Das Vorkommen in ifolirtenMaffen ift auch 
dem llteren Fiötzgypfe fehr oft eigen thümlich. Je 
mehr fich dcrfelbe vom nördlichen Harzrande ent- 
fernt: um fo mehr wird fein Vorkommen auf einzel- 
ne Maücn befchränkt , wohin u. A. die Gypsmaffe 
amtieder Hügel unweit Braunfeh weig gehört. Frei- 
tsleltn hat ja anch überzeugend dargethan, dafs. der 
ältere Flötzgyps überall nur in grofsen ßockfärmi^ 



gen Majfen in dem älteren FlStzIulke vorkömmt. 
(S. geognoßifche Arbeiten 11^ löi.) Die Auffindung ei- 
nes ftinkfteinartigen Foffils in der Nähe des Gypfes, 
.welches das Dach von diefem zu bilden fcheint, 
fpricht ebenfalls für unfere Meinung. Dafs in dem 
•lüneburger und fegcberger Gypfe Borazitcn fich fin- 
den, die bis jetzt in dem älteren Fiötzgypfe noch nicht 
entdeckt Avordcn find, beweift nicht viel, da fich 
auch ^vohl in anderen üebirgsaneii ein merkwürdige« 
Foi'fil nur an einer einzigen Stelle eiiigefchlolTen findet, 
wie z.B. der Honießein in den Braunkohlen von Ar- 
tern. Wenn Hr. bt. auf das Bey fammen vorkommen 
des Gypfes und der Kreide ein Gewicht legt : fo be- 
merkt Rec. , dafs auch dem Flötzgebirge nördlich 
vom Harz Kalkmergel und Kreide mit Feuerßein 
nicht fremd find, und dafs diefe Flötze fogar auch 
in der Nachbarfchaft des Gypfes vorkommen , ohne 
zn diefem in einer geognoftifchen Beziehung zu ßc- 
hen, \vie u* A. die Kreide im Lächel-Holze zwifchen 
.Wolfenbüttel und Braun fchwjeig. Dafs grofse Mer- 
jgel- und Kreide-Maffen zerßört w^urden, während der 
Gyps und andere Flötzmalfen zum Theil fich erhiel- 
ten, läfst fich fehr gut auch in den Flötzgegenden 
nördlich vom Harze nach weifen. Im folgenden Auf- 
fatze vergleicht der Vf. das Vorkommen des lünebur- 
ger und fegcberger Gypfes mit dem der Gegend von 
Paris. Gewifs würde er diefe Vergleichung nicht ge- 
wagt haben» %venn er damals fchon das meifierhafte 
Werk von Cuvier und Brogniart^ Mssai sur la Gio- 
graphiö mindralogiifue des errvirons de Paris , hätte 
lefen können , worin mit gröfster Evidenz bewiefen 
iß, dafs die Formation des dortigen Gypfes gänzlich 
gefondert ift von der Kreideformation. — Da der be- 
rühmte Vf. feine obige Behauptung mit fo grofser Be- 
ßimmtheit und Zuverficht ausgefprochen hat : fo hiel- 
ten wir CS für unfere Pflicht, unfere entgegengefetzte 
Meinung mit diefer Ausführlichkeit darzulegen und 
zu begründen. — VI. Über das Ferhältnifs der iiörd* 
liehen Gebirge Enropa^s zu den füdlicheiu Zwifchen 
den Gebirgen des nördlichen und füdlichen Europa 
macht fich nach dem Vf. ein grofser Unterfchied be- 
merklich; nicht allein in Hin ficht ihrer Etßreckung, 
fondern auch in Hinficht ihrer inneren Zufammen- 
fetzung. Die nördlichen beobachten ein Hauptßrei- 
chen von Norden nach Süden ; die füdlichcren dage- 
gen eine Haupterfireckung von Weßfüdweß jiach 
Oßnordoß. In jenen fcheint die Urtrappformation , 
befonders hervorzutreten , wogegen in diefen der 
Urkalk in gröfseren Maffen auftritt. 

(^Der Befchlufs folgt im n&chßm St&ckeO 



KLEINE SCHRIFTEN. 



Tonne. Berlin, b. Dmiker «. Humblot: Darßellmig 
ni Kritik der Vetdunfttatgslehre , nach den neueßen , bef^n» 
^rs den daitonfchen l^ erfuehen. Von Emß GoUjried Fifcker, 
ordentl Mitglied der kdnigh Akademie der Wiflenfchalten zu 
B«Hiu 1310. 36 8. gr. 8- V »« g^^ > Hr. Giihert hatte iu fci- 
»«n Jhnmlen der Phyßk .die nencren Unterfuchuneen aber die 
Terdunftung Tehr vollßänäig ^efamnelt.* Es fehlte aber an 
*uier Scbift , welche theils che gefaHimten Refultate diefer 
liwxen und wicheigen ünterfiichungen in gedr&ngeer Kürzo 
^wlette, jtheils »lanche bjol« hypothetifche oder erweialich 
^nfichtl^- Aneckten einer genauen Kritik nnterwiofl Diefet 
tesinUfste den Vf. im vorigen ahrc, in der königU Akademie 
^erV?iä«nrcbaften>0i]ie AbhAndlung ühex diefen Gegeailaad 



vorzulefen. Nach der Zeit hat er diefe AbHandlung zu er« 
weitem gefucht, nnd verrolJüandigt , und legt lie uns als 
gegenwärtige Schrift ror. Rec. hat mit dem gröfsten Vergnü.« 
gen hey diefer LectOie verweilt , denn fie enthält durchdachte 
Refultate , mit einer Deutlichkeit vorgetragen , die nur allza 
fehr gegon das verworrene Gcwftfch vieler unferer neueren fo« 

fenannten Phyliker abiUcht. ^Und der Gegen/Und felbß, die 
.ehre yon der Verdünnung, iR, von tmgemeiner Wichtigkeit; 
£» lalfen fich gaiize grofse Theile der Naturlehre nennen, wel- 
che ohne eine genauere Kenntnifs derfelben mangeÜiaft bleiben 
muffen. M&n darf Ech freylich nicht wundem , wenn die 
Naturforfcher •!&. j^etat zu deutlichen Beeriffen von einer Na« 
turbe^ebesheit gelimgen , die zw«r «UUgUch iSL » »her einen 



lOj 



J« A* M* €*• 



J A I« ü AU 



» 8 



•104 



UUeil ilirer WirKnngen imforcn Sinnen ontzlclit, da Jahmn- 
fende rerftridien find , eke ein GaiÜi&i die Gefetie einer an^ 
deren i^araibe|;ebenlieit erkbrte 9 die, lieh tiglicb offen vor 

ttoCeren Sinnen seigt. 

Was man in den Alteren pliyfikaliröben Schriften ilber die 
Verdunftung findet, find grölstentheils nur Wahrnehmungen 
der gemeinen Erfahrung, und nicht geeignet, eine wahre, d. f. 
eine mathcmatifche Theorie darauf au grrtnden. Aber feit ei* 
ner nicht felir langen Reihe von Jahren haben mehrere treff- 
liche Phyfiker, namentlich Saujfure der Vater, Dtluc, Betaw 
court, Schmidt. Folta, Gay La ff ac. Dalton u.a. fcharffinnigc 
Manner, fehr lehrreiche Experimental^ntcl^uphunfien über dte 
Verdunftung angellcUt, und imi in Keuntuifs ihrer Gefetze 
tun Tielo Schritte vorwärts gebracht. Ja wir wilrden vielleicht 
4ctzl fchon im Bcfitz einer Tehr vollftaudigcn mathematifcheu 
Theorie diefer N«turerfcheiinuigen feyn, wenn alle die, wel- 
che ßch diefer Arbeit unterzogen , mit einer voUkoinmenen 
Kenntnifs der Mathematik au«gcriiftet gewefen wären. — Un- 
ter allen neueren Natiirforfchcrii hat Nxtunand den Gegenfiand 
Co volifländig umfafst, und durch ganze Heiljen finnreicher 
Verfuche beUuchtct, als OaUort. Daher hat unfer Vf. auch 
in gegenwärtiger Abhandlung fich giöEsteuth^ils nur an die 
KeUiltare feiner (Jnterfuchungen gehalten, und fein Zweck ift, 
eine Scheidung delTen vorzunehmen, was man für reinen Ge^ 
winn der Naturkenntnifs , und von. dem , was man ffir unfi- 
cherellypothefe halteii mufs. — Im erflen Abfclmitt theiltde|r 
Vf. eine Gberficht der Verduuftungsgefetze mit, fo wie üe 
fich aus den neuen Unterfuchun^en ergeben. £r redet zuerft 
▼on der Verdunftung des VValßis, oie man nicht mit d«r 
Verdampfung vcrwechfelu mufs. Das Waffer kann in der 
Luft als fichtbarcr DamvJ oder als unfichtbarer üunj't enthal- 
ten feyn. Wird rropfbarflftffiges Waffer in einem veränderlichen, 
aber gefperrteu leeren Kaume, z, B. in dem leeren Räume 
über dem Qucckfilbcr eines Barometers, vcrfchie.encn Tcmp/e» 
ratnren aue^gefetzt : fo bildet fleh imter jeder Temperatur un- 
ßchtbarer Dunß «her dem ^^'affer. Mit zunehmender Mem;e 
vermehrt fich feine Expanfivkraft, bis fie ein ^ewiffes für 
dicfe Temperatur unveränderliches Maxinmm cneicht hat. 
Dalton har eine lange Reilie von Veifuchen angeßellt, um 
diefcs Maximum filr jeden Thermonieiergrad zu beftimmeu, 
und feine darflber entworfene Tabelle kann als die eigentliche 
Grundlage der l ehre von der Verdunftung angefehcn werden. 
Der Vf. theilt fie hier mit, fetzt fie weiter aus einander, tmd 
vinterfucht die daraus abgeleiteten Folgerungen mit vielem 
Scharffinn. — Im zweyten Abfchnitte betrachtet er Daltons 
Tabelle der Expanfivkaäfie des V\ afferdunftes, und zeigt, dafs 
CS noch bey weitem zu frflh fey, wenn man glauben wolle, 
dafs fchon das wahre einfache mathematifche Gefetz, unter 
welchem die Verdunftung fteht, aufgefunden Xey. — Der 
dritte Abfchnitt ift mehr philofophifch r kritilchen Inhalts, 
und war nothwendig, wenn der Vf. Daltons fonderbare Hy» 
pothefe Ober den Zufiand gemifch|;er 1 uftarten giündlich 
prüfen wollte. Er handelt von dem Betriff einer phemifchen 
V«H>indiing, und unterfiujht die Begiitte einet Gemengt und 
einer Mifchung. Gemeng ift dem Vf. eine Verbindung un.. 
gleichartiger Stoffe, in welcher die ungleichartigen Iheil^ 
neben einander liegen; Mifchung hingegen ift eine VerMjidung 
ungleichartiger Stoffe , in welchen diuchaus nichts Unglcich- 
' ATt^et neben einander ift. In der That haben alle neueren 
ChMniker, die fich zur Claffe der Dynamiker bekennen , die- 
felbe Erklärung von fich gegeben. Die weitere Au5einanderr 
fetzung diefer Begriffe w&d Jeder mit vielem Vergnügen le- 
fen, fo wie die wichtigen Folgerungen, die der Vf. daraus ab» 
leitet. -^ Der vierte Abfchnitt handelt von der Verdunftung 
in einem mit Luft erfüllten Raum , und von Daltons Hypo- 
thefe yon dem Zufiand gemifchter Luftarten. D. fand zwi- 
fchen der Verdunftung im leeren Raum , und in einem mit 
atmofphärifcher, mit Oxygen-, mit Azot-, mit Hydrogen. 
Luft erfüllten keinen bemerkbaren Unterfchied. & zitht da- 
fcer aus diefer Thatfache folgende Schlüffe: i) Die Veidun- 
ftung ift lediglich eine Wirkung der Wärme, nicht einer Af* 
finita zwifchen Luft und Waffer. 2) Der In der Lwlt ent- 
Imkene Dunft kann folglich nicht betrachtet werden alt eine 
* Auflöfung derfelben in Luft. S) Es findet folglich aucli zwi^ 
fchen LuTt und Waffer im antdehnfamen ^^uftande gar keine 
Affiviität Sutt. 4) Luft und Dunft wirke» alfo nicht auf ein- 
ander, einer dieler Stoffe ift für den anderen ein leerer Baum. 
Die feo letzten SoUvtTi dehnt nun D* «u{ alb Lnftmifchungen 



aus , bey denen dnrch die MKdiAag k^iue Andemog ihret 
Zuftandes erfolfft. ^ Unfer Vf. fucht aber nun zu erweifen, dafs 
der erfte Schlult nicht ;ftreng bündig , die folgenden aber un- 
richtig find. Was den erftenSchlub betrifft: fo folgt näm» 
lieh aus den Thatfachen doeh nur« dal« bey den Ver fachen 
mit den ausdrücklich genannten Lti£tarten keine Mitwirkiuig 
einer Affinität bemerkbar geweCen fey. Aber dafs alle diele 
Lnftarten eine fchwache Affinität zum Waffer haben , ift be- 
kannt , , da das tropfbarftüCfige Waffer fehr wenig von ihnen 
aufnimmt. Bey konlenfaurer Luft fand Dalton weni^r Über- 
einftimmung , und dief^ hat bekanntlich mehr Affinität zum 
Waffer« Angenommen aber au|di, diefer erfte {Schlufs fey 
ftreng erwiefen : wie folgt denn TiiVr a«^» dafs die Vereinigung 
des Dunftes mit der Liift keine jiufiöfung deffelben in der 
Lnft genannt werden kOnne? Enijtehmng des Dunftes, und 
feine MUckaag mit der Luft, find )a nicht ein und eben die- 
felbe Sache. ^ Sehr ausfährli^ii fetzt dlefcs der Vf. hier aus ein- 
der, und widerlegt auch fo den dritten und vierten Schlafs 
Daltons, — - Der fünfte Abfchnitt enthält einen Zufatz zu dem 
dritten .über den Begi-iff der chemifchen Verbindunfi^« (Jmfaf- 
fen wir alle die Verbindungen, die wir nach des Vfs. Begriff 
ehamifvUe nennen muffen : lo zeigen fich allerdings unter ih- 
nen felu' auffallende Verfchiedenheiten. Ein allgemeiner, be- 
fonders merkwürdiger Unterfchied ift der, dafs bey einigen 
Verbindungen nur eine geringe Abändermir in den Eigeafcbif« 
ten der Beitandtheile Statt findet , bey audeien hingegen eine 
fo gänzlidie L'm Wandelung, dafs beynahe nichts als das abCo- 
lute Gewicht von den Kigenfchafren der Beftandt heile mehr 
übrig bleibt, i^o auffallend Lideffen diefer Unterfchied auch 
ift: To würde fich doch oarauf keine genaue 1 intheilung der 
chemifchen Verbindungen giilnden lanen, weil er im Allge- 
meinen nurgiaduell ift. Dochgiebt es gewiffe einzelne lalle, 
wo diefer Unterfchied nicht blo& Abfttitiing, fondern innerlich 
und wefentiich ift. Man kann nämlich in gewiffen Fälltn 
zwey homogene Mifchimgen neben einander flellen , welche 
aus denfelben Beftaudtheilen, in demfelbeu quaiuitativen Ver* 
häluüflegemifcht, beftehen, und die doch in allen ihren Eigen« 
fcluiften fi^änzlich von einander vei fchieden find. Eines der 
bekanntelten Beyfpiele diefer -^rt i^fi'ajler und Knall* L^fu 
Dafs beide als homogene Mifchune:en, alt chemifche Veibui- 
dungen betracbtet werden müden, bedarf keines neuen Bewei* 
fes. Aber worin befteht nun der innere Unterfchied zwcyer 
folcher MifchungenV — (NJan darf nur aufmerkfam die Er« 
fcheinungen betrachten, welche fich bey der Ver Wandlung der 
Knall -Luft in Wafler zeigen, um die Möglichkeit zu begrei« 
fen, wie zwey homogene IVlifchungen aus denfelben wahr- 
nehmbaren Beuandiheuen beftehen, und doch gänzlich ver* 
fchieden feyn können. Entzündet man Knall • Luft durch den 
elektriCchen Funken : fo verwandelt fich augenblicklich die 
Knall -Luft in Wafferdunft. Hier kommt kein wahrnehmba- 
rer und wägbarer Stoff weder in das Gefäfs noch aus demfel- 
felben, alfo darf der Unterfchied der IVlifchungen nicht in dif' 
fen gefucht werden; aber wer kann es verkennen, dafs gewiffe 
nicht wahrnehmbare und nicht wägbare Stoffe Uiebey in andere 
VerhäUnifl'e treten '<^ Die Liditerfcheinung bey der Verbren- 
nung, und die Hitze laffen keinen Zweifel übrig, dafs die Ur- 
fache des Lichts und der Wilrme, mögen fie feyn was ßt wol- 
len, hiebey eine Bolle fpielen, und dals diefe geoen das W'affet 
in einem anderen Vcrhäitnifs ftehen, als gegen die.|(nall-L)dt, 
und dafs hierin allein der Unterfchied beider Mifcfaungen Ue- 

fe, nicht aber darin, dafs die eine heterogen oder me<£axiirclif 
ie andere homogen oder chemifph fey. Vortrefflich find die 
Bemerkungen, die der Vf. dieler Auseinanderfetzitng beyffigt, 
und reichhaltig an nenen originellen Anfichten, die wir aber 
aus Mangel an |laum hier übergehen muffen. — Der fedifie 
Abfchnitt handelt von den Erfclieinungen det Siedent. Der Vf. 
befchäftigt fich mit der Betrachtung diefer gemeinen l^atiir- 
begebenlieit, um zu zeigen, daft die tlaUonfchr Hypothefe mit 
diefer Erfcheinimg ganz unvereinbar ift, dafs hingegen alle 
Umfiände bis ins Kleinfte Detail begi ei flieh werden, wenn man 
dem Wafferdunfte Affinität und chemifche Durchdiingung mit 
' der Luft einräumt. — Der fiebente Abfchnitt handelt von dem 
Verdunften anderer Flüffigkeiten. V\ er mit Anfmcrkfamkeii 
^ie Betrachtungen des Vft. verfolgt hat, der wird mehr als jt 
dadurch überzeugt worden feyn, daft die forgfältigfte Wieder* 
holung lind Vervielfältigung der Verfuche über die Verdiin- 
ftung für die Kfttuiiehito «im dache von BxoUn Wichtig* 
keit fey. 



uiS 



JENA ISCHE 



4^$ 



ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG 



JANUAR 18 1 3- 



N ji T UM G E S C SIC S T £i 

Hahboag, b. Hoffinanir: G^ognoßifeh^geölogif4fhä 
AuffiUzt^ als Forbertitwig zu einer inneren Na» 
turgefehiehU der £xi»^ van Henrich SttjJ^ns^ 

(ßtfehlufs de^ im vorigen Stück abgehrochenen Reeenßou*^ 

X^tr z weyte Hatipttbeil ift "betitelt : über die JB#- 
dingung der Möglichkeit einer inneren Natur g^chich» 
u der £r Je. Ziierft macht der Vf. auf die Wichtig- 
keit des geognoftifchen Studiums aufmerkfam, und 
redet daiin fehr wahr über die Schwierigkeiten, 
wekhe Äch demfelben entgegen ftellen. 0ie Haupt- 
fchlvierigKeit ift, fagt «r unter Andereih, dafa wr 
Ton einem Geognoften nicht Wob Befchreibungen 
einzelner Fofiilien und ihr Vorkommen fodern, ja * 
mckt blofs Nachrichten über die Oebirgiarten , ilie 
ti traf ♦ und den Ätifälligen Wechfel derfelben , wie 
diefer 6ch ihm auf feinem Wege darbot; dafs ün- 
terfuchungen , die einigen Wertb hab«i follen, ei- 
nen lanffwierigen Attf enthalt , abfichtlich angefteHte 
Reifen in Gegenden , die fonß niemak befucht wer- 
den, mannjchfaltige Cotaibinationen , zieren <yang 
er felbft befchreiben mufs, damit uns über die Rich- 
tigkeit feiner Schlüffe ein ürtheil bleibt, nothwen* 
digcrfodem. Möchten diefe» doch die Mineralogen 
recht beherzigen , welche in die Reihe der Geogno- 
ften einzutreten Avähnen , indem fie eine Suite von 
Gebitgsarten befchreiben oder über das Vorkommen 
emzehicr Foffilien Bemerkungen mittbeilen! — Der 
Vf. facht den Weg zu bezeichnen, auf welchem man 
nach feiner Überzeugung einzig und allein zur £in- 
ficht in die Gefchichte der Erde gelangen kann. 
Wenn euch — fo redet Hr. St, kühn die Naturfor- 
Icher an — -der Sinn für das Gefchichtiiche der Er- 
de nicht unmittelbar gegeben ift : fo werdet ilir ihn 
niemals erringen, und es ift das Rathfamfte, alle Ver- 
lache ruhen zu lallen, die doch ewig nichts Vermö- 
gen, als eure Blindheit und euren gänzlichen Man- 
f;d an ^nn zu offenbaren. Die Verhältnilfe des Eiid- 
ichcn werden euch ewig nur Verhältniffe des End* 
liehen Weihen, und an jedem Orte und hej der ge- 
naueren Erforfchung werdet ihr von der lebendigen 
Verknüpfung mit dem Ganzen gleich eiUfernt blei- 
ben, fo wie fie euch an einem jeden Puncte gleich 
nahe bleibt. Ihr beruft euch auf die Induction, aber 
ich fbdere euch auf, irgend eine Inducticn^ durch 
welche ihr dem Wefen der Natur näher gekommen ' 
feycl, aufzuweifen , wenn nicht das unmittelbar Ge- 
Äcbene einer lebendigen Idee der Mittelpunct der£el« 

J. J. L. Z. 18*3-* Erßet Band. 



iben war. — Im weiteren Verfolge tnfsert der Vf. 
. jdafs man lieh von dem Studium der alten Mythen 
befonders von verfchiedenen Völkern djcs Orients 
bedeutende Aufklärungen verfprechen dürfe^ wenn 
:»ian ihre innere Bedeutung wahrhaft ergreifen wer- 
de. Zugleich giebt er die Hoffnung, dafs -die tiefen 
Bemühungen von Friedrieh Schlegel und diejenigen, 
feines preundes Räumer^ der -fich diefen Erforfchun- 
^gen .mit kindlichem Gemüth und mit Sinn zu 
x)pfem entfchlofflen habe, den Grund zu einer würdi- 
gen Darftellung alter Mjthen legen werden. Rec. iß 
lehr begierig auf die erften Refultate diefer Erfor- 
fchungen. — Der Vf. geht nun zur eigentlichen phy- 
fifchen Unterfuchung über. Er fchildert auf eine, 
wie gewöhnlich, originelle Weife die Hauptformen 
des Feften Landes, feine Vertheilung und fein Ver- 
bal tnifs zur Walfermaife, und fchreitet dann zur all- 
gemeinen Betrachtung der inneivn ZuEammenfetzung 
der/eften Malfen. Einem leden auftallend ift das be- 
tftimnite, ftark hervortretende Übergewicht der nörd- 
lichen Hälfte der Erde gegen die füdliohe. Diefer 
merkwürdige Gegenfatz zwifcheu einer nördlichen 
und füdlichen Hälfte, und das Verhäknifs beider zu 
einander in den verfchiedenen Hauptwelttheilen, 
bleibt nach den gewöhnlichen, bekannten Hj^othe- 
Cen unbegreiflich« Wer diefes Problem — fagt der 
Vf. — , ausgerüftet mit hinlänglichen geognixftifchen • 
^emU^ilTen, und unterftützt durch eine lebendige 
Anficht der Natur, vernimmt, dem wird es nicnt 
verborgen bleiben , dafs uns hier innere und leben- 
digere Verhältnilfe der Bildung dar Erde felbft an«> 
(prechen. Vor allem aber ift es noth wendig, das 
Problem über die Bildung der Gebirge felbft mit 
jenem in Verbindung zu bringen. Über die Eorm 
^e% feften Landes und das Verhältnifs deffcl- 
ben zum Meere läfst fich offenbar kein rieb« 
tiges ürtheil föllen, fo lange wir keine andere 
Anficht kennen, als die herrfchende mechanifche 
und chemifche« die nur ein äufseres Verhäk- 
nifs, und kein inneres und lebendiges, zwifchen 
dem Flüffigen und Feften der Erde annimmt. Eine 
unbefangene Aiiiicht- der Tliat fachen würde längfi 
den Forfcher überzeugt haben , dafs die Entftehung 
der Gebirge nicht aus einer einfei tigeit Betrachtung 
der itthen Maffe derfelben begriffen ^verden kamt, 
daCs vielmehr, fowie die Befcliaffenheit diefer, auch 
die Natur des' WaUers und der Atiuofphare in einer 
jeden Epoche anders naodificirt ericheinen muls. 
Was die Naturforfcher verhinderte, diefe nahe lie- 
gemlen Betrachtungen anzuftellen und auf diefe 
Weife einen gemeinfchaf ilichen Standpunct für die 

14 



»07 



lENAISCHr ALL©. LITERATUR- ZEITüNd 



108 



BieoBacBtnng der Veränderungen alle» Elemente zn 
gewinnen, Avar das^ eingefchiäi>kte »Präcipitations- 
fyftemy -welches aus der befchränUten Anfieht der 
experimentalen Chemie auf di« Bildungsgefehich- 
tc der Erde übertragen \vard. Gegen diefe^ Syftem 
erklärt fich der Vf. noch weiter, und geht dann zur 
Begriindung und Darlegung feines eigenen, neuen, 
mit grofsem Scharfßnne ausgedachten SyHems über, 
\relchem man den Najncn der Entwickelungs^ 
theorie geben könnte. Die äluTten Gebirge zeigen 
lins in der merkwürdigen und gefetzmäCsig lieh ent- 
"wickclndeii Stufenfolge, vom Granit bis zum Thon- 
£chiefer, ,ein Ganzes, welches keine&weges durch 
irgend eine eingefch rankte chemifcho Anficht ekklärt 
werden kann. Alle Glieder der Kette greifen in 
einander ein ; bald drängt das eine , bald das andere 
Glied lieb hervor; felblt die mann ichfaltigen Lager 
unterwerfen lieh dem Haupttypus der herrfcherideu . 
' £ntwi<^kelung. Aber nicht in den Urgebirgen aUein, 
auch in den Übergangs - und Flötz-Gebirgen, bis zu 
der neueften Zeit , - erCcheinen Fortfetzungen je- 
ner merkwürdigen Entwickelung , wenn gleich 
durch andere Gebirgsmaffen zurückgedrängt, und 
felbft aus mechanifchen Nicderfchlägen in>mer müh*, 
famer, je jünger die lUldungen und, hervorßrebend. 
I^achdem diefes mei^orhaft durchgeführt worden i 
fiellt der VE den Satz auf, dafs div'jenigen Körper, 
welche,, als verfchiedene Stoffe, ihre Eigenthüm- 
lichkeit und unabänderliche Verfchiedenheit in al- 
len Verfuchen behaupten, doch, uriprünglich und 
gefchiehtlieh angefehen , aus einer Quelle entfprun- 
gen feyn muffen;- dals w^ir ferner entweder alle An- 
Iprüche auf eine gefchiehtlieh e Anficht aufgebeu,, 
oder jene lebendige EiUfaltung für die Beobachtung 
fixiren muffen. — Betrachten wir — fo fährt er 
bald nachher fort — - diejenigen Kärper , weichet als 
Bje£duen einer vergangenen Thätiskeit die Gebirge ' 
liMen: fo bemerken Avir, dafs fie in einer Rückficht 
beweglich und veränderlich find , dafs drcfem Ver- 
Snderlichen aber ein Unveränderiiches zum Grunde 
liegt, welches allen Bemühungen der experimenti- 
renden Natuvforl'cher trotzt, und als Grenze des Ex- 
periments oder als Stoff erfcheint. Alles Bewegliche 
2ler fcßeii Körper der Erde dr^ht fich um die Oxyda- 
tion und Hydrogenifation ; und der tmveränderte 
Träger jener Veränderungen i& entweder beider Rich- 
tungen gkrch fähig, Hrfprünglich keiner derfclben 
unterworfen, oder er iftjin der Potenz irgend einer 
dcrfelben fixirt. Die Oxydation und Hydrogenifa- 
tion beftimmen fich Avech feifei ti^, rufen fich gegen- 
feitig hervor, welches der Vf. die Spannung nennt, 
•welche nur bey der Trennung der Träger Statt ßn- , 
det , und fiump^n fich wechlelfeitig ab , was von 
dem Vf. Neutralifation genannt wird, welche fich 
nur bey der innigen Vereinigung und wechfelfeiti- * 
gen Durchdringung der Träger zeigt. Der Sauer- 
ftoff ftellt , wie aus weiteren Entwickelungen ge- 
folgert wird, das Extrem negativ- elcktrifcherSpan- 
nung, der Wafferßoff eben fo das Extrem pofitiver 
Spaontingen dar» in wel^lier Eigenfchaft die chemi- 



fche Tbätttkeit d^r Natur gegrün<fot f^y foU. Wie 
der Vf. diele Säue herleitet und, aul fie fich Äikzend, 
die Evolution der Gebirge, in fofern fie Gefetzeil 
polarifcher Entgegen fctzungen unterworfen find, be- 
trachtet , muffen wir dem Buche felbff &u lehren 
über] äffen. 

Gleichfam in einem Anhange zu diefen.Unter- 
fuchungen , aber doch in inniger Verknüpfung mit 
denfel.ben^ ftellt der Vf. ;iOch^ Betrachtungen an über 
die Bildung der Mineralwaffer im Allgemeinen mit 
belonderer Hinficht auf diB Salzquellen. Zufördcrft 
fucht er die gewöhnliche Annahme , dafs die mehr- 
ften Sahcquellen, befonders die aus dem Gypfe kom- 
menden, der Autlüfung von Steinfalz ihreEntftehung 
verdanken., zu widerlegen. Dann geh^ ßr zur nähe* 
ren jBcleuchtung des Meerwaffers der heifsen Quellen 
und anderer Mineral^wraffer über, und fucht zu «ci- 

feh, dafs auch die bisherigen Erklärungen ihi:erBil- 
ungsweife unzureichend feyen. Er ftellt dann fei- 
ne eigene 'finnreiche Hypethefe auf, die fich der 
Hauptfache nach in Folgendem ausfpricht. Die Ei- 
genfchafteu der mineralifchen Waffer überzeugen 
uns, dafs bey ihrer Bildung eine anhaltende, leben- 
dige Function wirkfam iß, die, von univerfcllen 
Bedingungen abhängig , Jahrtaufende hindurch fort- 
dauern kann ,. ohne aufzuhören. Reichen nun zwar 
unfere Kenntniffe nicht hin, die Bildung der man- 
nichfaltigen Beftandtheile der Quellen im Einzehien 
zu verfolgen : fo kaim uns doch diefes nicht verhin- 
dern, die univerfelleren Bedingungen derProduction 
aufzufuchen und zu beftimmen. Wir finden fife im 
Oalvanismus , wenn wir uns nämlich die veifchie- 
denarugen Flötzfchichteu ,. aus denen die Quellen 
zu Tage kommen, als galvanifche Säulen denken. 
In den Flötzgebirgen , meint der Vf., bilde der ftar- 
keGegenfatz vonThon-, Sand- und Kalk - 3chicHen 
wahre Spannungen ^ denndafs die Kicfel- luid Kalk- 
Reihe fich wie Oxydirtes zum Hydrogenifirten ver- 
halte , £ey durch fVinterl und Oerjled bewiefen, und 
was der Intenfität der Spannung im Kleinen abgehe, 
werde durch die ungeheure Ausdehnung der Flächen 
erfetzt. Nicht alle Quellen können gehaltvoll feyn, 
fondern nur felche, die eine mehr oder «i/reniger be- 
deutende Kette fchliefsen , indem einige fliefsende 
Gewäffer untere Schichten durchftrömen, in der 
Tiefe^ eroporftreben und hier folchen begegnen , die 
mit ihren mannichfaltigen Verzweigungen höhere 
Schichten umfaffen. In diefer gefchloffcuen Kette 
entftehe nun eine Spannung, und mit diefer ^ine 
chemifche Production , der Intenfität der Spannung 
proportional. — So finurcich diefe Hypothefe ißi 
und fo fehr die Darftellung des Vfs. für diefelbc ein- 
zunehmen verficht: fo fcheint es ihr doch^ bey ei- 
ner 'ruhigen Prüfung, noch gar fehr an einem halt- 
baren Grunde zu fehlen. Denn wo ift es fchon zur 
Evidenz erwiefen, dafs die ab wech feinden, ver- 
fchiedenartigen Gebirgsfchichten, die auf fo man- 
nichfaltige Weife mit einander wecjifeln , in ihrer 
Wirkung mit den Plattenpaaren der galvanifchen 
Säule übereiuftimmen? und wie wird es möglieb 



109 



J A* N Ü A R 1 8 « 5* 



110 



f<*yn, hienitcr fe GcTrirsüeit zu erlangen, da ficH 
mit Bergen nicht cxperimentircn läfst? 

Wenn wir gleich durch diefe Recenfion ttnt 
einen unvoll'koninicnen BegriiF von dem reichen Ge-* 
halte diefer Schrift an neuen Ideen haben geben kön- 
nen: fo wird Aieh Wenige doch gcT\ ffs hinreiefien^ 
itm auf das genauere Studiuna des Buchs felbft anf- 
nerkfam und begierig zu machen. Abfichtlich ha- 
ben yÜT uns bey unferen Anführungen gröfstentheils 
an die Worte des Vfs. gehalten , um dadurch mögli- 
chen MifsverftändniiTen vorzubeugen. Indem viir 
dem würdigen Vf. für den Gen ufs dankfm^ den die 
wiederholte Leetüre feiner Schrift uns gewährt hat, 
empfehlen \Tir diefelbe der ruhigen und unbefange- 
nen Prüfung gründltcher Geologen. O» «« 

LuPBio 9 • b- Keclam : OßeographifcJu Btyträge 
zur Naiurgefchichte der P^^el^ von Chrißian 
iMdwig Nitzfc7i9 Dr. der Medicin und aufseroird. 
Prof. der Naturgefchichte zu Wittenberg u. f.w* 
Mit ^ Rupfertafeln. 1^11. iiiS. gr.Q* (QO gr.) 

Die hier gelieferten Beiträge enthalten die Refuf- 
taie eigener höchfl fleifsicef Unterfuchungen , und 
2\rar in einem noch wenig bearbeiteten Fache. Die 
Knocheugebäude der Vögel bey einer beträchtlichen 
Anzahl von Gattungen und Arten zu unterfucl^en» 
hat feine eigenen Befchwerden ; aber defto grölser iCt 
auch der haare Gewinn für die WÜTenfchaft. £s 
kann nicht fehlen , dafs bey Unterfuchungen diefer 
Art viel Neues zu Tage gefordert werden follte; dre- 
fes grofse Verdienft hat auch der Vf. , und Niemand, 
dem CS um eine gründliche Erweiterung feiner 
Kenntnifs der Knochengebäude bey den Vögeln zu 
than lA 9 kann diefe zwar kleine , aber fehr gehalt- 
reiche Schrift entbehren. 

I. Über die pneumatifchen Knochen der yöeeU 
Die Kopfknochen der Vögel bilden einen Refpira- 
tionsorganismuft , vermittelß deüen die Luft aus der 
Nafe und der Mundhöhle aufgenommen wird; die 
Knochen des Rumpfs, des Haifes und der äufseren 
Bewegungsglieder ßehen hingegen mit der Luftröhre 
und Lunge in näherer Verbindung. Die Luftkno- 
chen der Vögel untertcheiden lieh dadurch , dafs fie 
markker find. Die Luftlöcher der Knochen find faft 
immer in der Nähe des einen Endes angebracht, und 
did GeAalt der Luftlöcher ifi faß immer rundlicht, 
kreisförmig, oval oder elliptifch. Bey den jungen 
Vögeln find bis gegen das Ende des erften Jahrs die 
pneumatifchen Knochen noch mit Mark gefüllt. 
£ine Bemerkung , , die auch nach Bec. Erfahrung 
fich durchaus bey allen Vögeln beftätigt, und die zur 
Berichtigung mancher bisherfgen Irrtliümer von gro- 
fscr Wichtigkeit ift. Nicht alle Vögel haben in glei- 
chem Grafde pneumatifche Knochen. Die groTsen 
Vogel fcheinen in der Regel der pneumatifchen Kno- 
chen mehrere zu haben. Zu fyftematifchen Beftim- 
iiuuigen in Abücht der Ordnungen und Gattungen 
ticr Vögel eignen fich die pneumatifchen Di^ofi- 
tionen gar nicht. Falken und Eulen gehören z. B. 
2u eiiier natürlichen Ordnung ; aber die £uten we^* 



chen durch den Mangel dcrLufthSbl^n in denSchenr' 
kelbeinen gai« fehr in ihrenpncumatifchen Verhältnif- 
fen von den Falken ab. Neu undwichtig ift die fehr, 
gegründete Bemerkung, dafs die Pnenmaticität de« 
Skeletts mit dem Flugvermögen nicht in einem ge- 
raden unS beftimmten VerhäUniffe fteht ; es giebt 
fehr gefchickte Flieger, wie z. B. die Schwalben 
und Stcrn*r, die iiirr w^enig Luftknocben haben;, 
überdiefs lernen die jungen Vögel lange vor der 
Pneuntaticität ihrer Knochen dennoch fehr gefchicht' 
fliegen.- Durch diefe Bemerkung vjerlöre demnach 
die Behauptung älterer Naturforfcher (f. Blumen- 
hachs Handbuch ) , dafs die Luftknoehen der Vögel 
mit ihrem Flugvermögen in einer engen Verbindung ' 
ftänden, fehr viel von ihrem Gewicht. Über den 
Nutzen der Luftknochen läfst fich nichts weiter fa- 
gen, als dafs fie das Vcrhältnifs der Schwere der 
Knochen zu ihrem äufseren Volumen mindern. Hier 
gerade hätte Rec. gewünfcht , dafs der Vf. etwas tie- 
fer eingedrungen wäre;^ vielleicht gefällt es ihm, 
künftig hierüber noch forgfältigere ünt<i|fuchungen 
und Vergleichuügen anzuftellen. i) Pneumatifche 
Knochen des Kopfes^ In den meiften Vögeln iß die ' 
ganze Hrrnfchaale durchaus ein Luftbehälter, und 
aHerwärts mit leeren communicirenden Zellen Juis- 
gefüUt. ft) Pneumatifche Knochen des Rumpfs. Je 
mehr fich der Hals dem Rücken nähert : defto mehr 
pflegen die Luftlöcher fich auszubilden und fichtbar 
zu werden. Die SchlüiTelbeiiie kommen am häu'fig- 
ften alfr luftführend vor. Die pneumatifche Ober- » 
armbeine find unabänderlich an einer einzigen be- 
lUmmten Stelle geöiFnet. H. Fon befoiidcreu Ver- 
hältnißen und Theilen des Kopfgerü/les einiger f^ö- 
gel. i) Vom Schädel der Schnepfe ( Scolopax rufli- ., 
eoW). Ganz eigenthümlich ift der Schädel der 
Schnepfe (Rec. f^tzt hinzu: al^r Schnepfenarten) 
gebildet. Das grofse Hinterhauptloch ift weit tiefer 
nach unten , als bey allen anderen Vögeln. Der Vf. 
hätte doch etwas bcybringen follen über die Zweck- 
mäfsigkeit der fonderbaren Stellung der Augen bey 
den Schnepfen. Die Ohren ftehen bey den Schne- 
pfen niclit hinter d^n Augen, fondern vielmehr un- 
ter denfelben. 2) Vcm Schädel des Ziegenmelkers 
( Caprimulgus). Das Kopfgerüfte dicfes Vogels ift 
dem der Mauerfchwalbe völlig ähnlich. Der Orga- 
nismus des imgeheuern Rachens bey diefem Vogel 
ift hier fehr deutlich befchrieben, und die Zweck- 
mäfsigkeit diefer Einrichtung für die Ernährung des 
Vogels dargethan. 3} Von den beweglichen Kno- 
chtnflügeln au der Unterkinnlade desBläslirigs (Fm- ^ 
lica atra). An dem oberen Rande jeder Kinnlade * 
findet fich bey diefenv Vogel eine Art knöchernen 
Flügels, welcher aus zwey flachen, lamellenartigen 
Stücken zufammengefctzt ift. Von der Bcftimmung 
diefer Theile fagt der Vf. nichu. Rec. erinnert fich 
daHelbe bey der Fulica Chiorop. gefunden zu haben. 
4) Von dem unteren Anhangsknochen der Thränen- 
beine iii der Sterna {hirundo). Bey der Sterna fin- 
det fich der Supercilialknochen am Ende der Thiä- 
nenbein«, bey anderen Vögeln über deu Augenkno- 



Sit 



J. Ai U Zf r A N ü A R 



18*3« 



;iit 



Aen. ni. Bejehreihüng des Hbekerheins am jhUro^ 
tifehen Knochenringe der Eulen. Eine abfolu^e Aus- 
«eichnung haben die Eulenaugen durch ein kleines 
Organ erhalten, nömlich durch das Rnöchelchen* 
•welches als ein kleiner Höcker über die OberflächB 
des Bulbus prominlVt, und defs wegen Höckerbein- 
eben genannt werden könnte.* Diefes^ Höckerjbein- 
chen hat in dem Mechanismus der Nickhaujt feiiie 
Bedeutung; es dient nämlich den an der Nickhaut 
ziehenden Sehnen zu einer Stütze , die die Sehne in 
ihrer rechten Lage erhält, um fie gleichfam vor dem 
Abeleiten zu üchern. Der Vf> zeigt fehr befriedi- 
<rend , wie zweckmäfsig ein folcher Organismus bef 
demganz eigenen Baue der Eulenaugen Icy, IV. Über 
die Schultercapfelbeine. Diefer Knochen findet fich 
in keinem Säucethiere, auch nicht in allen Vögeln; 
er ift eine Verdoppelung der Schulterblätter; aufser 
den hier angeführten Vögeln , bey welchen üch dier 
fer Knochen findet, hat ihn auch Rec. noch bey kßi. 
. nem anderen bemerkt. V. Über das Nagel^lied der 
Flu eelfinaer^e fonders der Daumen, Der Vi. beftrei- 
tct hier die ältere Meinung^ dafs die Flügelfpornen 
einiger Vögel zu ihrer. Vertheidigung dienen Tollten, 
mit triftigen Gründen, Indef« kajin Kec, dem Vf, 
darin nicht bey ftimmen, dA& diefes NagelgUed oh- 



ne alle Bedeutung für die Lebaisweife der Vögel rey« 
VI. Bemerkungen üher die Knochen der Füfse in eint" 
gen f^ögeln. \p Über das Knie det Steismfses- ( Fo* 
diceps minor ^P Der Vf. beftreitet atich hier die äl« 
tere Meinung, als ob einigen Vögeln dieKnieCpheibe 
ganz fehle. Auch der Fodiceps hat fie. 8. Über 
die Gliederung der Fufszehen befonders. sgc^ Ziegen- 
melker und an der Mauerfchwalbe. Sehr le^ns- 
werth; befonders auch für die, die i^ der Tüatur, 
Celbft der kleinen, ein Syftem der Abfichten aner- 
kennen. 3- Über Aen VVendezehen des Eisvogels^ 
Klein und andere Zoographen haben , Aexa Eisvogel 
einen Wendezehen bey gelegt. Es ift aber nichts ge| 
wilTer« als dafs bey dem gemeinen Eisvogel unver^ 
ünderlick 3 Zehen nach vorne ^ und nur der Daumen 
nach hinten zu gerichtet id. Der Ausdruck digitus 
v£rfatilis ist allo bey diefem Vogd gar. nicht An- 
ivendbal'; Diele Andeutungen mögen die grofse 
Eeichhaltigkeit diefes fchätzfoaren Werke» beurkun- 
den. Möchten alle ünfere Naturforfch^r mit fol- 
chem Fleifse beobachten , welche Fortfehritte ivür- 
de die wahre Naturkunde machen! Möge der VC 
uns bald neueErzeugnille feiner trefflichen BeoJ:)aclw 
tungen liefern! Die beiden Kupfertafeln enthalten 
(ehr zarte und belehrende Umrill'e* t ^ t* 



Mi 



KLEINE SCHRIFTEN. 



mß^^m^ß 



CIIIW.MSCB* LiTERATüiu Olme Anzeige Att Druck. 
ert9 C Berlin:) : Leichenjtain auf dem Grabe der chtneßjcnen 
^iL/aS des Her/n Jo/.phHa^er. Doctors auf der iiol.eu 
Schule zu PavLu "Qa «»Jaoito K«i aXAo?. 2ri$ Twatr« 71 qt^oi. 
Hom. Odyff. A. T.47- Gedruckt ia dipfejn Jahre, (igii). 56 S. 

^'. ^HrfHofrach v. KlaprotK^y^^cher fich «n ScUulTe diefer 
Schrift als VerfaiTer unterieichufit, liefert in dcifelben di^dem 
lln. D. tiager fchon vor einiger iieit gedioheta GeneralKrmk 
aller feincr^in die chüicfifche JLucratur einfclüagenden Sclirif. 
ten. Die crfte deiXelben ift die £xp/a»-/io« 0/ the eUmentary 
characters of the Chinese, London lÄpi. ,^as erfte Felxlerhal. 
te? w^ fi6h in diefem Werl^e darbietet find die Charaktere 
des chiuefifcben Titels, die, fo wie fie da Aehen, Alle drey gar 
nichts bedeuten.« Die £x^/afia tioi. der zweyluindeiti^ 
»dm chinefifchen Grundzeichen ift mchtt aU fem liberletzter 
Anszüc und fehlerliafur Abdruck der Jourmontfchen von 1737, 
bey welchem Hager nicht einmal das benutzt hat. was Des- 
Uuterayes in der^grofsen franzöBfchen Encykiopadie, ui.d m 
Pet^^Encycloped^ eUmentaire über denfciben Gegeuftaud 
richtiger, als ^er, geUcfert hat. Hr. r /w/. gelil fowuhl J^ 
Explanat. , aU die derfelben vorgeUtaeintroduction von 7öS. 
dnr'lJÖ rüs^ ^ie i" dcnlell^nWhcUen Fehk^ 
vcrftäidnilTe. Das zweyte luer kritifiite Wer/cA^Werk^ft 
das von ihm herausgegebene Monument de Yu, Paus 1502, 
bey welchem Werkl H. kein anderes Verdieaft, ab da« finc, 
Ikeptifchen Herausgebeis, habe, der ^u "-äge war, giilndhche 
Unterfuchungen über feinen Gegenftand anzuftcUen, wo^« er 
doch in PariTaUe Hiilfsmittel hatte übrieeus erkUrt fich Hr. 
». KL über jenes wichtige Denkmal des Äheithums, welches 
von r« gelitzt wuidc, nachdem er die grofse Übeifchwein. 
mung abgeleitet lutte,dieim einundfechzigften JaliredesKai- 
fers yaota2Q7vorChrifto) anfing, und ranz China verwüftete, 
hier nicht weiter, fondeni vei-weifet anleine andere, zwgleicj^ 
mit der gegenwärtigen crfchanende Schrift von hch, welche 
feine lophrigcn Unterfuchungen über diefen Gegenitand dar- 
lege . uns afijr noch nicht «i Geficht gekommen ift. Hier- 
aiS wird die hager/ehe Descriptwn des iVUdatlUs chinoues dm 
Cahinet imperiaf de France, precedte d' an essm denumuituitigu^ 
rhinohe, Paris i8o5. vorgenommen, hx der Von«de zu diefem 
Werk vcrficliertdtr VerfaiTer, fich bey oer Ausarbeitung i>ef- 



felben einher chinefifchen Schrift ftber die Münzkunde bedieni 
^u haben, die auch einen Theil der grofsen Encykiopidie San» 
zuUthui^hoci ausmache, und die Gelchichte der Münzen von }^i 
bisaMf dieDyna/UeiSnmejithake. „Di^fs inag walurfejn,'^ fa^ 
Hr. V* AI.» „aUein es ift auch ^ben fo wahr, dafs beugte cUi« 
ncilfche Abhandlmig, fpanifch überfetzt , in mehrereii Exem« 
'plar^n in Emopa, namentlich in Paris, vorhanden ift. -« 
Und eine genaue Yergleichmig diefer tjberfetzung hat nuck 
überzeugt , dafs Hager diefelbe ftillXchweigeiid beimtzt , und 
einige ihr» Febi^r nacl^fchrieben hat. Das ajlfo , was er 
über die Münzen beybringt, mufs freylich richtig feyn', weil 
es ihm nicht zugehört ; aber alles andere , was das Seinige 
ift , w^tmmek , wie gewöhnlich« von Fehlem und Verkehrt»' 
lieiten*^' Die bedeiuend/len dexfelben finden fich in der voq 
Hn. H« gegi^enen tJberfeuung einer das Papiergeld in China 
betreffendjen Stelle aus dem Wörterbuche des Kham-hy, Die 
darin gefchehenen Mifsgrifiie hatte Hr. tr. Kl- bereits in fei- 
nem ^weyten Schreiben an Herrn Smologms BeroUnenßs (jmL 
einem Quartblao«, datirt Petersburg iL $} Ott. »8><V l^^^f^ 
imd über diefen interefiantcn jiiftorifchen Punct eine StieUe 
aus der mandsliuijchen Überfetzung des Thum^kien^kam'ma 
mit einer deutfclien Überfetzung mitgethellt. X>iefs alles ift 
liier S. 34 fg^. wieder abgedruckt. Die vierte d^ hier vor Ge* 
rieht gezogenen hagerj^hen Schriften ift das Pantheon QhUioist 
ou parallele entre le culte religieux des Ortes rt cejui des Chi* 
noiSf Paris i(Jo6. Das Wichtigfte in der Kritik diefes Weiks 
ift eine von Hn. v. KL gegebene richtigere Überfetzung der 
Infchrü^tt auf einem dtn Schutzgeifteni ,von Canton gewiiU 
meten tT^nnpel, welche von //. .ganz entfiellt waren. Eud* 
lieh werden nocli einige von H. in ferner AAemoiia sulta bitp' 
sola Orientale 9 Pavia igio, begangene Felder beiiclitigt In 
einer Nachfchi'ift erklärt Hr. v. Kl-^ dafs Yon bekannten En» 
ropdem uiu* Sir George Staun ton, JJi\ MontuccL und llt.Ayd* 
Raimsat eine entfcheideude Stimme in diefer Angelegenheit 
liabeu. Uiu feinem Gegner zu zeigen, w^elche Waffen ihm zu 
Gebote ftehen , fügt er ein kurzes Yerzeiclinifs feiner cliinefi- 
fchen Bibliothek bey. Zum Schlufle giebt er deii^ii, welchs 
üch mit der chincfilchen Sprache bekannt machen wollen, ei- 
nige Kathfcliiage , wie fi« dM Studium am sweckraifsigfisii 
einzuleiten haben. A» -G« JU 



i'S 



JENA I SC HE 



»»4 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



I A N ü A R 



1 8 1 3- 



mmrmmß 



*• 



STAATS WISSENSCHAFTEN. 

Leipzig, b. Vofs: ' Aiißeht einiger Hauptzweige 
der Indnfirie und des Handels von Sachjen ^ .zur 
Berichtigung irriger VojrurtU^ileu iQiu ßiiS. 8« 
(iRjthlr.) 

XJex ungenannte Vf. riclitet Bunächß feinen Angriff 
«uf die Anflehten der neueßeji framlbßjchen uud 
fßehfißhen HaudelsverhältniJJe ^ von Karl Meyer 
(Dresden i8^i}> ^^^ ^^ ^^ diefe Anhebten durch 
Eiue Ajxficht» 4. h. durch ^llgemei^ie Grundfätze 
nndunbeftreitbareThatfacheu eben fowohl, als durch 
(eiaen Gegner felbft., oder durch deilcn uuter ciu^u^ 
4er verglichenen Behauptungen^, lUirch -die zinr Un- 
terftützung dief^r Bchauptuii^en angerufenen That* 
lachen, felbft -durch die reyerjchen Mit,tel, den Grund- 
fitzen Achtung uud Jen Thatfachen Glauben. zi|^ 
verfchjaffeA 9 bekämpft; (o nimmt zwar diefc Zu- 
xechtweifung den polemifchea Charahter in feinen 
Hanptzügen an; allein nicht mar die Grundfatze, 
wovon 4ex Vf. ausgeht, Condern auch die vielen 
Qeuen und eingreifenden Tbatfachen, die er zur Vn- 
terftützung derfelbe» anführt , müllen dem Werke, 
lAgefehen von dem fafslicben und lichtvollen Vor- 
tage, einen ehrenvollen Platz in der Lij:eratur der 
tuffewandten Staatswiflenfchaft erwerben« , Eine 
geißreiche Frejmüthigkeit 9 eine herzliche Aufrich- 
tigkeit» und eine gleich charaktervolle Wahrhaftig, 
keit in Darllellung der OrundTätze» in Augabe der 
Thatlacheo und in der Verkettung der Grundfätze 
und Thajtfachen — diefes und die Waffen» womit« 
er über feinen Gegner hegt. Sollte man auch hie 
und da gewahr w^erden» dafs der Vf. den grofsenGü* 
terbefitzen) zu febr das Wort rede; dafs er, in der 
Anwendung von Grun4fätzen die fpecielle Patholo- 
gie des Landes nicht überall berückhchtige; dafs er 
die Widerlprüche Zwilchen inländirchen Fabriken, 
und auswärtigem, die inländifche FabrikeUr befchrän- 
kendem Importohandel nicht rein Ic^fe; dalJi er 
▼orliegenden Thatfachen entgegenftehende Hoffnun-. 
Jen oder Schüchternheit unterltellt; dafs feine Vor- 
Uehe für S^chfen ihn über die Grenzen einer üu- 
parteylichkeit gegen andere deutfche Länder und . 
Staateu hinaushebe ; dafs er 0ch oft wiedcrbole, b. B. 
wie Fabriken in Unthätigkeit gerathen u. f. w^, dafs er 
feinen freylich umhchts- und anfichtsarmen Gegner- 
nicbt Icbonender behandelt» da er ihn zum.Orgau' 
finnlofler ÄuXserungen und der gröbften Unwiilen- 
beit, fogar zwejdeutig in Äufehung diefer Schrift 
(Vorrede XXI und Te^t S^ 2^) macht; fo kana ma« 

/. ä. L. Z, 1813. ErßcrBaud^ 



tiefes einer feiu 4urch den Zweck eatlciiiildigeii, 
den hch der V£ rorgefetzt hatte, einige Haaptzüge 
,der fächüCchen Induftrie und des Handels in eia hel- 
les Licht zu Cetzeu , und Mifsdeutungen und Folge- 
rungeii aus einer irrigen Dac^ellung . zu rerhindern^ 
und andererfei ts mufs das .lebendige Gefühl der Wahr^ 
hcit, und der Wnnfch, Irrthümer ausgerottet zu fe- 
hexi f 4ie leicht dem Befteii feines Va^rlandea fch|d* 
}ich werden kömien, <lem Aufdruck eine eigeüa 
Sprache leihen. Nachdem der Vf. in der Vorrede di^ 
/Hauptan&cht^ feines Gegners i[nit aj[len CeineQ Wi^ 
dcrfprüchen kurz uud bündig dargelegt hat; fo geht 
er zu feiner.DiirXleliung felbft über. Rec. tbeilt fio 
in gewiile Abfchnittej L .Acfcerbau , verhutiden mit 
f^ieh7iucht£ II. Fabriken j UI- ein ßrtyer weit ausge^ 
breiteter HandeL - 

In Anfebung des Ackerbajues behauptete Mey^^ 
dafs SachCen üch befonders auf Erzeugung neuer Pro«^ 
ducus des Bodens mnd auf belfere Cultur des Flachs- 
baues, auf Cultur der JBrennneiTelu , der fyrifchea 
Seidenpflanza, des Wpllgrafes u. f. w. legen , und 
da(s die Getreideausfuhr (in den J. 1304 und 1805 (9^ 
nachtheilig j befchränkt wer4en mülfe. UnferVf«. 
beweiA dagegen, d^s keine Ve^inderung des 6e^ 
treidebaues zum Vortheil des Anbaues anderer Pro-^ 
ducte St^tt haben dürfe., und dafs nicht die Getrei- 
deausfuhr in den J. igo^'Und iQqS^ fondern befon* 
dera der gräfslichfte Wucher ap den hohen Preifen 
Urfache w^r, d^ noeh Vorräthe genug bey d<er Ärnte 
angetroffen wurden t dafs die Stockung des Ge^rei- 
dehandels 18^1 bej allep Nachtheilen nicht fo drür 
ckenä, fey, als Afenn (ich der bish^^ri^e Actir- in 
einen nachtheiligen Pafltv - Handel verändere ^, Wo 
der Staat alsdann bejr einigem Atifsrathen der Ärnte 
den $9^reckniffen allgemeuier Huiigersnoth preis ge- 
sehen werden würde , und dafs mithin eine zweck- 
mäfsige Verbindung des Ackerbaues mit der Vieh* 
zucht zur Erhaltung des Nationalvermögens und zur 
SicherHellung der f^tchliCcheu Fabriken nöthig , und 
der Wunfeh einer gröfseren Frey hei t des Hajidels er- 
laubt fej(. In. Aniehung der Viehzucht befchräiiki^ 
fich der Vf. blofs, auf Schafzucht ♦ ' weil tferd^, Rind- 
vieh , Schweine belfer .und wohlfeiler vom Auslande 
gekauft, werden können „ und Sachfeu <Ien Flor fei- 
nes Ackerbaues und feinen Wohlftand nicht nur den. 
vor 1768 bereits befiandenen Schäferejen, fondern 
auch dem im J. ^768. durch Friedrich Auguß einge- 
führten bedeutenden. Stamme fpanifcher Schafe ver- 
dankt, da der Gewinn der Wolle den Ökonomen* die 
S^ifctel zur Urbarmachung der wüften Lehden und 
i^ert Sümpfe» luaid aur fießreitung.dvr Ackerbaus 

LS : 



»kS 



JEViitlSCHK i^LLGL LITE&ATU&- ZUTUN^O;. 



II? 



%oßcn nn^ dier vermehrte Dünger die Qelqgenlieit 
gab,; dfe Äcker, beffer wie vorlier^ zu benutzen, 
ohne zii«gedenken^ dafs« der Handel mit Wolle nach 
flenv Aaslande jährlich grofse Summen baares GeldT 
ins Land zog, and da^ delTen. Circulation , auPser 
dem "woblthät^en Einflufs auf den* erhöhten Cours 
der Staatspapiere,, die Betreibung aller Gefchäfte^ 
Befonderr der Wollenmanufectut, fehr erleichterte. 
Nach einem richtigen Galcnl fchlägt der Vf. den fon- 
ftigen Ertrag 'der Welle Vor 1763 auf 150,000 Steine 
%der 6od,eoe Rthlr. an (die Zahl der Schafe zu^ 
,1,100^00 Stück, das Stück zu 3 Pfund Wolle, 22 Pf, 
£u eitlem Steine , den Stein zu 4 Rthlt, gerechnet )i 
«nd da er Hath ieinem eben fo mäfsigen Calcul den 
jyet'!&igen BettragVön s,ooe,ooo veredelten Schafen auf 
^049545 Steine oder 4,090,900 Rthlr. annimmt (auf 
das Stück ScHaf fif Pf. Ertrag,, den Stein wie. vor- 
hin* auf 2 fl Pf. , und der Preis des Steins zu 20 Pf. 
angefetzt): fo zeigt der Unterfchied dfer Gegenwart 
gegen die Vbrzeit', 'wonach jene"54»545 Stein oder 
8^490,006 Rt^Ir. mehr als dief« ergfebt, der Wiclp- 
«igkeit undWohUWtigkeit'diefes Erwörbfcweigs hin- 
länglich. Diefe Vovtheile würden nöch weit gröfser 
Jeyn , wenn die Wolle theils mehr verfeinert , theil* 
veredelt, thdls idie^Scbafe gewichthaltiger dtirch 
die VervdllkomninüAg ihrer Ra<;e werden foUtcu. 
Bie Ei^eiifchäften der edelrt Wolle thut der Vf.. mit 
präktiicher Kenntnifs dar. Soll ftch aber diefe 
Quelle des^^Se^ehi für das ganze Land- erhalten-,'- und 
löllen die künftigen Fortichritle in: Vercdehmg der 
Schale dem Lande wohltätig werden i fo darf, ivas 
der Vf. aus mehreren Gründen beweifet, dieFreyheit 
des Wollehhiimlels auf keine Art befchr&nkt, und die 
Ausführe weder verboten, noch mit einem Impoft b^- 
. legt werden. Durch Colche Operationen , Se Meyer 
sothvtreiidig findet ^ muffen j. Vi^re der Vf. behauptet, 
die Pteife def Wolle unglaublich finken , ein grofser 
Thefl ÜerfeMien unnütz liegen bleiben und verder- 
ben, da nur ein Theil der im' Lande wachfenden 
feinen Wolle verarbeitet werden kann; jeder Öko- 
nom würde Anftand nehmen, feine Wolle zu erzeu- 
;eii^und di^Vercdelting felbli aus Mangel an Ab- 
rtz >utückgehen ; durch diefen Rückgang würde 
die ackerbautreibende Qaffe den Überffchuls von 3f 
Üill. entbehren,, diefe Eiilibufse die Befitzer und 
(achter von Mitteln en^blöfsen , ihre Pachtgelder, 
$teuern > Abgaben zu bezahlen, und den Ackerbau 
im euten Stande zu erhalten; der Mangel an Ge- 
freit würde dann bald fühlbar, und die fdireckli- 
Aeh Jahre von ißoS — 1805 fchrecklicher und häufi- 
ger unter die jetzt weit ärmer gewordene Nation zur 
rückkehren; der Mangel an Circulation würde den 
Verfuft des jeuigen Activhandels. mit Wolle,, und da- 
mit den des gewinnreiehen Zwifehenhandels und' 
Repreffidien derjenigen Regiennigen nach Ach zie- 
hen , von deren Ländern Sachfen die ihm fehlend)e 
Wqlle für ordinäre und Mittel -Waare erhielt: fo dafs 
alfo der gemeine Mann gezvrongen werde» vnirde,. 
entweder feines Tuch zu tragen» oder in Zwillidi 
»u gehen. Bey ^di^Cer Oeleg.enhett beftreitet er ana 



«, 



Thatlachen imd -Gründen däsXoxge^en' von, der im 
Jahre ißoi in grofser Quantität aufgekauften Wolle, 
um. die fäclinfchen Fabriken zu Grunde zu richten — 
ein Vorgeben, das von einem gewilTen Geiftlichen 
im ReuiTirclien, dblTen Pfarrkinder fich vom Spin- 
nen der durch die Veredfelung fei teuer gewordenen 
Kammwolle ernährt hatten , veranlafst , nach nähe- 
rer ünterfuchung muz grundlos gefunden lyurde. 

Was die Marntjacturen und Fabriken betrifft^ die 
Hey er vor allen anderen Zweigen der InduTtrie be- 
günfiigt itnd unterßützt haben will: fo erwiedgrt 
der Vf., dafs nicht jede Gattmig von ManufactuYtn 
und Fabriken für ein und daffelbe Land von glei- 
chem Nutzen fejy dafs es deren gäbe, die entweder 
durch Befchränkung oder gänzliche Verdrängung 
anderer nützlicher Ervverbzweige und des Verdici^ 
ftes ernzelher gewerbtreibender Claden von Staat«- 
bürgern, oder dadurch fchädlich werden vrürdcn,^ 
wenn fie eine den Kräften des Staats unangemeffene 
Confumtion unentbehrlicher Naturproducte, z. B. 
der Brennmaterialien veranlalTen ;^ wenn fie über- 
grofse Prämien oder Vorfchüffe erheifchen , und alfo 
anderen Erwerbzweigen die nöthige Unterftützung 
entziehen, und wenn die Staatseinkünfte dadurch 
beträchtlich vermindert werden. Er bemerkt eben 
fo wahr, dafs nicht nur.bey Anlegung und Einrieb^ 
tung,. fondern auch bey dem Fortgange derfelben, 
die nöthige ünterftützungr nur nach genauer ünter- 
fuchung aller Uniftinde ^und Jlückfich ten , gegeben 
werden, und dafs fie;' um nicht bey. eintretender Sto- 
ckung in die Verlegenheit zu' kommen , eine Menge 
brodlofer Menfchen zu ernähren, gefiebert feyn 
muffen; dafs die Wohlfährt des. Staats nicht nach 
der Menge und Gröfke der Fabriken zu beurtheilen 
fey, dafs eine zu grofse Anhäufung derfelben den 
Staat unvermeidlicher Gefahr ausfetz^, und dafs 
bey Begünfiigung derfelben die übrigen Staatsbürger» 
nicht beeinträchtigt werden dürfen. Der Fall, wo 
die Erhaltung der Fabriken nur mit Niederdrückung 
anderer Gewerbe oder deren Beläüung möglich ift, 
1^0 man z. B. um den Spinnanßaiten eines Landes 
aufzuhelfen, die Einführe fremdes Gefpinn Res ver- 
bieten oder erfchwcren wollte ^ da doch die Manu- 
facturiften , die deffcn bedürfen,, es nicht in gcho* 
riger Menge , Güte oder in den erfoderlichen Gat- 
tungen von den innländifchen Spinnereyen erhalten 
können oder es wenisßens theurer bezahlen muffen, 
als im Auslande — diefer Fall w^ird von dem Vf. auf 
alle die verfehiedenften Gattungen der Bedürfiiiff« 
zur weiteren Verarbeitung angewendet, z. B. auf 
Leder, Wagen -> Möbels -^Befthläge, Werkzeuge zu 
Holz-,. Stahl -^ Eifen- Arbeiten, KVempeln für Tuch- 
macher u. L w. AUdn diefe Anwendung pafst nic^t 
auf Manufacturen und Fabriken , die' faft nur zum» 
inneren Bedarf^ wenig fiir das Ausland liefern; fi« 
pafst nicht auf Zeiten , in welchen das Streben des 
Staau allein auf nothdürftige Befchäftigung un<l 
Ernährung feiner Bewohner geh^n mufs, und die 
Verfendung ins Ausland durch den gefchloffenen 
Ifondelsftaat » den jetzt faft alle Staaten mehr oder 



^fc 



117 



I A N U A It 



8 1 -5' 



118 



wen^^ bilden, ertchvrett iSi; uhcTdanahat detVf. 
bey diefer Anwendung vergelTen ^ dafs die ficherftea 
FaJjriken von ihip ^mit Recht diejenigen genannt 
werden, die Keiiier Veränderung unterworfene Be- 
dürfnilTe liefern. Wenn daher Reyer die Einführe 
aller fremden Manufactur- und t^abrik- Artikel ver- 
bietet, und fo in Widerfpruch niit fich geräthr fo 
gleitet er eben fo weit von der Bahn einer temporell 
richtigen Staatswirthfchaft ab, uh der Vf. , ckr fie 
ohne Ausnahme geftattet;r doch ilt zwifchen> berden 
noch der UuterDohied, dafs Rcyer vor Reichthum: 
ärmer wrd, als der Vf. vor Armuth reicher, nach 
dem Sprich woxte: Reichthum ift die gröfste Armuth,. 
wenn man nichts damit anzufangen weifs , aber Ar- 
muth wird Reichthum , wenn man etw^as damit an* 
lufanjgen weifs. Denn jener hält fogar das Unent- 
behrbche von Sachfens Grenzen ab-, ladet alle Staa*^- 
ten, mit Ausnahme Frankreichs, zu ReprelTalieii 
ein, und öffnet dem Pafchhandel Thor uad Thür, 
da diefer Alles in feinen Kreis zieht und befchwich- 
tigt, Sachfens Grenze über die Grease erweitert; je- 
der ReprellaHe xmd dem Pafchhandel b^egnet, 
aber auch über den HandelsgenoITen und Handels- 
nachbar den VaterlandsgeiioIIen und Vaterlandsnach- 
baren ztirückfetzt. Zu den nützlichjlen , d. h. jenen 
Fabriken, '^velche m^t anderen Erwerbzweige» in 
einer vortheilhaften. Vecl)indung ftehen, und zu d^n 
ßckarßertf d. h. jenen, «w^elche allgemeine keiner 
Veränderung unterworfene unentbehrliche Bedürf- 
nüle liefern , rechnet der Vf. i) die 'Idnnenmanufa' 
cturtn^ und Q) die fVoltenmanufacturen, £r em- 
pfiehlt jene als die Schule der Indußrie Sachfens 
tun f mehr, da nicht die gegenwärtigen äufseren. 
poUtifchen Verhältniile , foudern die für den Mo^ 
ment gewinnreich^re Weil - und Baumwollen - Spin- 
nerey die weniger fühlbar einträgliche aber allge- 
mein wohlthätigere Flachsfpinnerey vermindert hat. 
Hier ward ein Erwerbzweig mehreren fchädlich^ 
Die JVoUenntanufacturen litten feit der Einführung 
der 'fpanifcben Schafwolle 1769 mehrere Verbinde-, 
rangen, die fowohl vortheilhaft als nachtheilig -wa- 
ren. In eben dem Mafse , wie die Schafzucht üch 
veredelte 9 und ^ie feineare Wolle die gröbere ver- 
drängte, fanken. ^e Manufactnren , die theils in- 
theils ausländifehe Wolle zu Kamm - und 21eug - Gar- 
nen, zu glatten, feinen tmd groben Zeugen man- 
d^arlejArt^sKU ordinären und ordinären Mittehuchen 
nnd.Tüffels, zu gedruckten und weifsen Flanellen,^ 
Moltongs, Friefsen, zu Strümpfen ^ Mützen, Hand- 
fchohen verarbeitet hatten. EtwtfSjdrdinäre und ganz 
ordijväreMitteltuche und Fhnelle blieben übrig. An 
ihre Stelle traten feine Mittel- ganz feine Tuche, ' 
tuchattige Stoffe oder Halbtuche, Caiimire, Wetten^ 
tmd Holen - Zt^uge , feinere Flanelle. Diejenigen Ma- 
nufacturißen , die nicht bey Verarbeitung roher , 
WoUe flehen blieben, vielmehr mit der Veredelung 
iier Wolle foTtfchritteUr und Kenntniffe mit Tbälig- 
keit verbanden,» gelangten zur Wohlhabenheit , und 
mehrere zu Reichthum, während* andere, die das 
üegeaibeil thatea» und die grobe WoUe dei» Aus* 



lande theuer abjcaufen mufstevc^, gan2 z\;iri|c1cg|ngen. 
Üiefes letztere traf die ärmfte und zahlreichfte ClalFeJ 
Die Verlegenheit nahm mit dem Verfchwinden de^ 
ordinären Wolle, befonders in den letzten 10—15 
Jahren zu. Die Nachbaren zogen den tjisherigen 
Handel mit obigen Waaren an fich, und die auswar*, 
tijgen Quellen verfiegten. Dem Mangel an geringen 
Wollgattungen, mithin auch ap» geringeien Woll- 
waaren, kommt die Verbindung Sachfens mit Polen 
zu Hülfe, wodurch di« Manufactureii' in geringeren 
Wollen wieder in Flor gebracht werden können, da 
es in Polen am Material diefer Art nicht fehlt. Die 
Veredelung der polnifchen Walle und eiiie nicht 
Kofffpielige Anlage in diefem Lande wird zu diefei» 
Zwecke fuhren. Denn es können nicht nur aus der 
kurzen zweyfchwrigen.Wolle Tuche, Flanelle, Tüftels^ 
Strümpfe y Mützen, fondern auch ans, d^r ein f churi- 

fen Wolle Kammgarne, feine und grobe Zeuge , Bau- 
er imd andere Artikel gefertigt werden. Die gegen- 
wärtige Lage, welche die Fabrication des Unentbehr-* , 
Kchften fo nothwendig macht, und alle Artikel Aei 
Luxus verringert^ verbürgt dieFortilauer. Aber auch 
die Betrügereyen , der Gebrauch der wohlfeileren 
kurzen Wolle zuCafimir (die öhlerifche inKrimmit- 
fchan und die albrechtifche MäÄufactur in Zeiz.ma- 
ehen hierin eine ehrenvolle Ausnahme), die Anwen- 
dung kurzer zweyfchuriger Wolle zu dünnen Tü- 
chern, oder einer geringeren längeri^n Wolle zur 
Kette, und einer feinen kurzen znmEinfchlag, Man- 
gel an gehöriger Breite und Ebenmafs, ein übertrie- 
benes Ausfpannen im Rahmen , nachläfflge Appretur 
befonders beym Scheeren und Spulen — alle diefe 
Betrügereyen und Nachläfligfceiten , die fo- unglaub- 
lich fchadeten , müITeli nicht mehr Statt haben, und 
eine durchsreifende Schauanßalt, wozu der Vf. hier 
einen herrlichen Plan entwirft (S. i33), mufs eben 
fo die Betrügereyen verhindern , als die gefertigte 
Waare fo bezeichnen , dafs jeder Käufer w^eifs , was 
er kauft. Noch greift der Vf. bey diefer Gelegenheit 
feinen Gegner in Anfehung der Behauptung an, dafs 
Sachfens Intereffe durch die leipziger Meffe gar nicht 
bef()rdert,. fondern fehr gefchmälert werde, da üe 
dem verderblichen Einfuhrhandel Thor und Thür 
öffne. Er zeigt dabey, dafs w^enn Heyers angege- 
bene Handelsbefchränkungen Eingang finden follten, 
die Exißenz von blühenden Fabriken , das Empor-, 
kommen von Wollenmanufacturen , das Beftehen der 
Manufäcturen überhaupt , die Aufbringung der Mit- 
tel zur Beförderung und Unterftützung derfelben 
durchaus undenkbar feyn muffen , und dafs Sachfenr 
ganzes Wohl einen folchen Platz fodere, den man 
nicht allein als Qelddepot der färtimtlichen Geldcir- 
culatiön, als Marktplatz für die Fabrikanten, fo- 
•wohl zum Eirt - als Verkauf, als. Rathgeber in allen 
Transaetiönen ^ die Handel und Gewerbe betreffen, 
und^ fonach als das einzige grofse Triebrad der fäch- 
fifcheivlhdüftrie betrachten könne, fondern der auch 
aufser den wrehtigen Vörtheil , den er für den fäch- 
fifchen Handiel, für den Erwerb vieler Vojksclaffen 
auf fo mannieb^ikigeii. Wegea» tax die Confumtion, 



119 



J, A; L. Z; J 'A N V A R 



8 t S. 



ISO 



Geldcirculatioit, für die vermehrten Accifezölle, We^ 
f egelder und Poftgeftlle gewähre , e« allein möglich 
mache» daf# der grör»t^ Theil der fächfifchen Fa- 
brikanten, z. B. kundfchaftlare , Fabrikanten ohne 
auswärtige Verbindung, ohne Mittel zu reifen, ohne 
Fonds oder Baarverkäufer , Käufer ausländifcher ro- 
her Materialien , Mode- und Neuigkeitck*- Händler, 
Erfindungskrämer n7 f. w, ohne M^ffe nicht würden 
brilehen können, Diefe Vortheile fliefsen der Stadt 
Leipzig nicht allein zu , fondern das perfönliche Zu- 
fammeiitreffen der Käufer mit den Verkäufern, und 
die daraus entftehenden zufälligen Gefchäfte muffen 
den fämmtlichen Fabrikanten vortheilh^ft fcyn.. 

In Anfehung des Handels befchränkt fich der Vf. 
auf dieWiderlegu^ig der rcy^r^rÄtf// Behauptung, dafs 
der Handel mit ausländifchen Waaren Sachfen nach- 
tbeilig gewef en fejr , und zeigt, dafs der Handel i?iit 
Colonialwaaren , mit Fabrikaten und Manufacturen, 
und der Tranfitohandel ungemeinen Gewinn ge- 
währte» Der Vf. hatte hierin ein leichtes Spiel; 



denn da jiicht alle Manufactur-, Pa(brik- und Colo* 
liial - Waaren , die in' Deutfchlands Häfen ankommen, 
auch in Deutfchland confumirt wurden; da Sachfen 
nicht blofs die Nachbaren, Tandem auch die Ent- 
fernten mit den angekommenen Waaren verforgte; 
da nicht alle Waaren aus England kamen, einige 
3taaten fogar mehr baares Geld daher bezogen; da 
.grofse Summen durch die fächfifche Tabaks fabrica- 
tion ins Land gezogen, der inländifche Tabaksbau 
durch die Vermifchung mit den ausländifchen BlMt- 
tern untcrftützt , da für die in Plauen und anderen 
Fabriksorten gefertigten Waaren Aveit gröfsere Sum- 
men ins Land eingingen , als durch die eingeführten 
Mafchinengarne herausgingen ; da der Tranfitohan- 
del als kein für fich beftehcndes Gefchäft, fondern 
als eiK^ Folge anderer Handelsgefchäfte nur im Ver- 
hältnilTe * diefer befchränkt oder erweitert werden 
kann : fo flMlt das Jlrige in üeyrrs Behanptun^ auch 
ohne Detail auf» 

H. t. E. 



KLEINE SCHRIFTEN. 



At-VERTHÖMBU. Heidelberg, b. Eugelmanu: Symbolik 
rnrnmc^ilcher P'ölker in einigen Rechtsgewohnhtriten , von iJr, 
Korl (ieorge Ihimße. ißij. 4 Bog. 8- C8 g^O . B?v dem ftei- 
^enden Intcvcflc iiir Denkmale des dcutlchen INI ittclaltcrs, wcl- 
fcbes in unrcrcn Zehen frcylich fehr leicht erklärbar, dennoch 
«ber in fo vieler Uinficbc höcbft rühmUcb üt , mub man et 
filr «in nicht üb^rflüfüges Beltreben anfehen , wiederhol^ auf 
«in Hiilftmittel ihres gründlichen VerflindnilTe« hi|iz|ideu- 
ten. Wer es weifs ( und "w^er feilte es nicht wifl*en ? ) , dafs 
lind aus welchem Gmnfle die Symbolik eermnnifcher Völker 
zwar nie fo voUeadet daüeben wird , als die des clafüfchen 
AltSrnbums» dafs indelTen Bedeiitfamkeit , eigenthamliplier 
Charakter und unerfcböpfliche Fülle deren bis jetzt noch fo 
fehr Temjichlänietes Studium lu einem der intereflauteften er- 
heben; der wird hoffentlich nuCerem Vf. aufrichtigen Dank 
wiflen für diefen fchätzbaren Beytrag dfir Symbolik , iiisbc- 
londere zur finnbildlichen Jurisprudenz unferer Vorfahren, wo- 
hey er durch einige Beyfpielc nur den Wnnfch zu unterßü- 
tzen beabfichtigt, dafs gemianifchc Symbolik auf Akademieen^ 
wenigftens um ihrer iubfidiarifchen Vortheile willen , mehr 
beachtet werden möge. Soli fcreylich diefelbe nur irgend ein 
wahrhaft wiffcnfchaftliches lurerelTc erwecken: fo wird es 
Äöthiz fcyn, nicht nur (die Gründe, aus denen die Anhäng- 
lichkeit unferer Alrrordem an Svrobole erklärbar wird, weit 
erfchöpfender als bisher anzuheben, fo wie durchgi^eifend 
auf die bi» jetzt noch weit weniger berückrichtLg;ten vvii kuu* 

fen , welche diefelbe in der Tliat vielfältig aut das deu^fche 
echt geaufsert hat, aufinerkDim zu machen; fondern auch 
iillgemeine Bemerkungen , vorÄügli'ch in beider Beziehung, 
€er Behandlung der. eyizelnen Syinbole feibft Toraiisxnfchio 
^ken. Diefen To gegrflndeteaApfoderungen mögUchll (weno 
ttian TOn jenen allgenleinen Grundfätzen abdrahirt : denn foh- 
che fehlen ginzlicu!) nachzukommen i Ift wenigftens , wid 
sius jeder Seue der gegenwärtigen Schrift erhellet, des Vfc. 
cifrigftes Bemühen gewcfen: und wenn didfes, wie wirkUpk 
derrtdl ift, nicht überall flirten Zweck vollkommen erreicht 
bat : fo mufs man offenbar die Dürftigkeit und häufige Un- 
liahbarkeit der Quellen , welche uns hiebey zu Gebotp ttehen, 
dagegen in Anlchlaff bringen« Fre>lich liefsen fich , aacki 
was blofs diefe betrifft, mannidifadu» N«<durftge liefern; wir 




lUCT Deiianccu nna«i • una loav^u u^« y *• «"» vämm vai«^uv*j v 

rhconfequenx aufmerkfitn «i machen, in welche er bey ei- 
Jnm dwMbca r^rUku UL Dio Auswahl liM Vfs. b^i^ilt 



fioU auf folche Symbole , welche theils wegen ihret vielfälti« 
g^n Sinnes f in dem ^e vorkomnteu , theils fchon wegen du 
auf das Wefen des Gegenft^ndep bezogenen Bildlicnen ein 
voisCIgliches fntereffe'zu gewinnen- vttrmögen. £r handelt 
demnach von dem Haitd/t/iu/i , der Uhrjeige, dem Brmut* 
kaujt der Manhtta^ a^n Syni holen der liehen shörigkeit^ 
d^m Scliandgfmäide (^dthey zu^lcich^ von Einlagen^ und 
der CerichtsJ^mbolik {^ wotftber freylich , der Wlchtigkeic 
des Gegeuftandes, zumal in Crimineller Rückficht, ungeich« 
tet, die Kemerkutigen nur fehr dürftig aiugefalifn Und): 
^m Befchluffe ift noch ;eine Probe ^utfcher Parabolik aui 
4ero St^geieife von einem Rathsmanne der Stadt Worms, Nt- 
mens Ktonb^rg, niitgecheilt. — Wir begreifen nicht, wie 
der Vf. S. 2o u. sg in der Mitte behaupten n^ae« die Meinung 
des Heineccius , — - metrclieta habe bey den Deutlchen i&ie , wie 
i;i Schottland tmd England Tauch Frankreich}, den Sinn ge« 
habt , dafs dadurch ein Kecnt abgekauft worden » vermöge 
deÜen den älteren Königen diefer Lfinder bey jeder Hochzeit 
die'erfte Brautnacht gebühren follte, fondern einzig den der 
Heil athserlaubniff , -* ^jLiefe Meinung werde durca die deuc» 
fchen Ausdrücke jener Abgabe: buntzcngro feiten, ßnUten» 
geldt Strotigrofchen , Schürtentins u. ta. widerlegt. Denn 
oiefem Grunde entzieht gerade er felbft kurz vorher dadurch 
alle Kraft, dafs er'^uf derfelben 23 S. im Anfange fehr rick* 
tig bemerkt , diefe Ausdrücke würden hiufig* auch in einem 
linderen Sinne genoininen , und bezeichneten inibefondere die 
Abgabe, welche Leibeigene für die Heirathserlaubniu ^er 
Herrfchaft ej'legen mufsten. Wir halten uns defshalb Kwar 
von der Meinung des Heineceiui für vollkommen äbenengt| 
^rfuchen indeilen den Vf« bey* feiner unverkennbaren Ii& 
für dergleichen Unter fuchungen , auph diefe Frage einer wie« 
derholten Prüfung zu unterwerfen, und deren Refulute öffent- 
lich mitzutheilen. Diefe Auffoderung glauben wir mit um 
fo mehr Grund an ihn thun eu können , je treffender fchon- 
i^ diefer Schiift }iie und da die Bemei kungen find , wodnflch 
l^isherigr Irrthümer Widerlegt , gezwungene und unpaffende 
'Erklärungen und Begriffe berichtigt werden. Man veiglei- 
die "faur 2. B. S. 4. 1J5. 14. 25. 26. 27 u. a. -^ Der Verfagi- 
haodhmg gereicht es zur Ehre, wie gew'öhnlid], auch diefer 
Schrift ein ihrem Inhalte entfprecl^ndes gefälliges Äu6eie 
regeben zu haben, welches aufserdem uo3i durch Correct- 
Eeit gehoben wiid, wiewohl wir einige kleinere Veifeheo, 
z. B. S. a. Z. 17, S. as. Z. 4, ebend» ^oc iw Z.ä und 6. 42» 
Z* 14 dennoca bemerlu juben. 



3 E N 



S C H 



ALLGEMEINE LITERATüR-ZEITüNO 



j&ni;a31 ««>$. 



GBSCSXGHrE. 

CimM, b^ Fertha aiu HamliBrg: Üier Kayfir 
Jmliartui und fein Zeitalter, Ein billorircu« 
Qcaili\de von jduffuß Neaitder , aufsciord. Vto(. 
der TheoL in Heidelberg, tgis. 17s S. ^(aogs,) 

Utefe Tchätzbare Schrift e'iiiei unermüdet fleiTaigen 
Gelehrten verdient ihre« GegenlUndcs und der Be- 
lundlang ^yegen alle Anfmcrhramkeit dex Freunde 
dw Gefchicbte, und wird von Niemand Überrehen 
werden dürfen , der den GegenHaiid derfelben ein- 
tQilin reinem ganzen Umfange behandeln will. Hat- 
te Gl dem Vf. geCallen , dem Ganzen mehr Einheit 
m geben: fo "würe durdi [eine Schrift noch weit 
nwhr geleiAct, und die Lage de& Heidenthums , wie 
die Art der Sophiften, et zu behandeln, würde dar- 
■lu vollltändig zu lernen rcyn; ffatt dafi vfit jetzt 
liej der GelehrfamXeit , und der richtigen Anficht 
de* Vr». vom Chriftenthum , doch bedauern mfiß'en, 
daf» er die Spreu nicbt genug vom Korn gerondert 
hat. Aber (btt be^ Allgemeinen fteben zu bleiben, 
wollen wir lieber einem würdigen Gelehrten« wi« 
der Vf. iß, dadurch unfere Achtung. b«wcifen,- daf» 
wir ihm ins Einzelne folgen, und andeuten, wai 
geleifiet iß«, und ira* wir gewünfcht hatten, dab 

?eleißet wäre. Der Vf. theiJt fein Buch in vier Ab- 
[^iue, deren jedem er Noten anhängt, die das im 
Texte Gefagte ausfuhren, beweifen, erläutern, 
und hinreichend zeigen , dafi er mit feinen C^uellen 
ToIlluimmeD bekannt ilL Der erße Abfcluiitt von 
S. 1 — 71, das Chriftenthum im Verhallniffe zudem 
I^eitalter, in das feine Erfcheijtun^ und Ausbreitung 
fiel. Der ate von 71 — lofl, Julian bis zur Thron- 
Mlfeigujig. Der3teT.io3 — 144, Julians Religions- 
'AnüchL Der4tev.i44 — 17s, dasChrißentlmm zn 
Julians Zeit und lein Verfahren dagegen: Der erfte 
AbTchniu, fall die Hälfte des Buchs, ' fcheint uns 
täfHat allein zu weit auszuholen, fondern auch zd 
fchroff von den anderen abgefchuitlen. Wir bitte» 
gewünfcht, der Vf. hätte, lUtt den Skepticismas fo 
weit za verfolgen , üch an ApoUonins von Tyana, an 
AppulcjuB und ähnliche Männer des niTftifchea Hei- 
denthaoH mehr gehalten, er würde dann klarer über 
denWiderfcheij» haben nrtheilcn können, der durdk 
die Sopfaißen Julians levtchtete , und ihn felhA er- 
bellte; da der Skepticismiu , von dem Hr. N. redet, 
inuriüz die Schule und in derfelben wrkte, und 
Toa den Sophißen am wenigRen gefacht ward. Da 
aber der Vf. fo weit zurückgegangen iß: fo hätte er 
Wieb mit Klarheit ausfprechen Tollen, daU dei Giuiul 
V* J' l- ^> *fl>3- ^''ß'^ Band, 



cjn-iicucii iLci ctiiiuiujjiiic «Mif f^ tl/enjciiart xuio. V 

ihrer Entgegen fetziuig gegen die Dichtkunft, Aie < 
■W3iS Jehafft, -Daf» lie djefer enIgegengefeUt fej, ,1 
weitet Anßoteles daraus , dafs die Philofophie «i 



«Hei Slteptlcismtu wie alles Dogmatismna docV die 
Frage bleibte wie kommt die Vl^elt nnd ihieErfchea- 
jiungen in meinen VerAand, und ^e kann mein 
Verstand Urfache der Erfcheinangen werden ? Die 
Stellen, die der Vf. beybriitgt, und nur zum ThetI 
^uc gewühlt , fo fehr lie feine Kenntnilfe bewetfen. 
Wir erinnern diefs« weil Eeine ÄngftlicblKit in ili^- 
fer Rückficbt nachtheilig iß. Vieles fragmentarifcli 
ISfst, und uns zu nichtsEntfcheidendem bringt. Ik 
der Stelle des AriAoteles . -die Hr. K. -S. 5a «Is B»> 
leg zu dem Skeptismni anführt (wir hätten g»- 
wüufcht , er hätte genau überfetzt , ^icht den SIob 
angegeben, auch die Seite citirt, £e ßeht Arißo^ 
ed. Duval 4639. Tom. IV. p. aSs), iß doch eigwitlic^ 
von keinem Skepticismus die Hede, fondern vom 
Eiitßeben der Fhilofophie als ff^'i/Jenfchaft und von 
"" " ' lie Dichtkunft, Ji« et- 

_ . . W 

Philofophie «ine 
Erregung des innern Sinns durch den äuCsern d«t 
ZeLt nach vorausfeue, die Dichtkunfl aber in un> 
etwas Echafie und durch' den innern Sinn- den 
äufiern bewege. JMefs lagt er d- ■'' ' 
ten: en-hi oit iroii;Tix^ j^\ov i'k 
^^»VTttv, und das Ganze follte c 
zeigen, dafs die Philofophie ein 
liehe, ja die einzige menfchlicb 
weil fie vom Aufsem zum.Inne 
alfo gans uneigennützig , da jed 
£eziebiuigen mit der Luft Hebe Q.. 
«tjnj fUVH fkUiSiffA Quaa twv s; 
miTif AifT^r ^^/exiv iari). Eben fc 
Stdle des Ariftoteles , die zu b 
wir He anzuführen brauchten, wo votp Urfprwiu 
der Philofophie gefprochen wird. Arißotelei wiU 
offenbar nicbt fagen, und kann nicht fageu woI1«q, 
dafs materialiAifcher Pantheismus die erße Philofo- 
phie gewefen. DieE* iA für die ecßen poecifcbSB 
Flülofophieen zu fein , und wir ßnd mit /f^jtttit- 
boA ganz einßimmig. wenn er behauptet, dab üa 
nur nicht deutlich Geifl und Materie entgegen fetMrt. 
do^ aber dunkel unterfchieden. Er fast, in dtr 
Beurtbeilung vonMeitMrt (Bifaliothec. criticaVql.tL 
pag. *.iiß): Thaies vint Uiata eJ^eienUm potiut cmm 



ijuit. Nam ab ta oiania animari et mundinn pUnum 
ejfa deoruiH ftatuit. Deutlicher fagt und bewcililt 
er es in feiner Preitfchrift {^^uaejuerü vtitrwn phi 
lofophorum iuJ» m Ihai*t* -«< irjthagorq, -ff fmj 

lö 



sa« 



JENAISCHE ALLG. LITERATUR-ZEITUIfa 



^94 



mafn-ti^iiMe äs tuim &t Jiatu anilnorum* jHkfi ^orttT» 
0]nnw), ' Sie bätfen gelehrte animas h^minum ejjc 
jjartes mentls iilius divihae , qitae ömnia permeet et 
artimet. Wir glauben dadarch nns des Bei^eifes 
überheben zu l^önnen. Wir wollten gegen clie Stel- 
len aus dem Theätet und dem Thucydiies, die Hr. 
iV, anführt , leicht auch beweifen , dafs fie nicht« 
xur Strebe thun, und bedauern, dafs "manchmal 
4^rch Jolche . Mifsgriffe das Ganze zerriffen wird , 
*dla do^h an anderen Stellen fo vortreffliche mit ge- 
fmuet Kenntnifs der Zeit entworfene Züge derfelben 
fich finden, die wir genau verbunden geWünfcht 
liätten. Wie leicht man fich von einem einmal auf- 
geftellten Grundfatz hinreifsen läfst, beweifet, "was 
8. 9 von der dra^a^ia der Skeptiker ficht. ^,Aber 
dem menfchlichen Geift, der von Natur etwas fucht, 
das ihn erfüllt und erwärmt, konnte eine folche 
Üiauigkeit nicht angemeffen feyn, und diefe fchwan- 
kende Ruhe war für das ftürmifche Leben, zumal 
^n den oft unglücklichen Zeiten unter der Regie-* 
Tung der römifchen Kaifer, nicht gemacht." Dabey 
hat der Vf, gdtnt vergeffen , wie auch an anderen 
Stellen, dafs nicht vom Volke die Rede iß, welche» 
mic an Skepticismus , wohl an Unglauben , gelitten 
hat, dafs von* wilTenfchaftlichcn Männern gefpro- 
chen wird , und dafs gerade die unruhigften Zeiten 
^e meiften Skeptiker gehabt haben. Er dachte nicht 
4aran, dafs in Italiens unruhigften Perioden, und 
hey den Stürmen des neuem Roms am päpftlicben 
Hoftf felbft der Sitz des Zweifels war; er dachte 
tiicht an V«lnini , Bayle , nicht an die entfchloIFenen 
Zweifler während der Unruhen in England von Carll 
bis Jacob II , dachte nicht an den Cardinal Dubois 
'nnä feinen Schüler, den Regenten , die wir uns fchfi- 
nen zu nennen , die aber doch beweifen , dafs vom 
•Skepticismus nicht unbedingt selten kann, w^s hier 
Avon gefagt wird. Diefs ffilt aber von den alten 
Skeptikern um f o mehr, da fie, etwa Spötter, wie 
3Lucian, ausgenommen, Ceremonieen und Religion 
, "^res Volks achteten und mitmachten , -wie der Vf. 
ielbft hinzufetzt. Sextus fagt auch nur , der iwedk 
läes Skepticismus fey, für den Philo faphen ^ denn 
mü dem Volk hat er nichts zu fchafren, das, was 
die Meinung (nicht der Glaube) der Menfchen und 
ihre Phantaue dem nothwendigen Übel , das in der 
Natur liege, noch hinzufüge, zu vernichten, und 
^n Menfchen dahin zu bringen , dafs er vom Gefühl 
des Schmerzens nicht melir, als recht fej, gedrückt, 
tfrnd von der Überzeugung» dafs er etwas wiife oder 
«babe, nicht mehr, als erlaubt fey, erhoben werde. 
^Sextus Mmpiriais Pyrrhon. Hypotyp, ed, Fabricii 
^g* 10, am Ende von cap. XIL Sia toJto oJv iv fxiv 
f^h iö^aarois drafo^iav rsXoq Btvai (pafiiv rou tnisim- 

iwff ii rdSv ionipwv cHsmtKwv iroosi^ifKav toutoi^ 
ua) Tjjv rft raH ^ijTjJeTfö-ir »^ovyv. Man ficht leicht, 
daf»<das Sinken der Volksrellgion ganz andere Ur- 
bichtn hätte, als den Skepticisipus. Die fogenann- 
ten Philofophen in Firankreich , denn die letzten Zei- 
um 'dkfelr Monarchie geben die heften und anfchau- 



iicl^Atn Beyfpiele 4e» I][nkar^den/ rBmifch^ Reicks* 
hatten mSt altem Fanatisrnui ( maA fehe dai:üdl)er den 
Triumph der Philofophie im achtzehnten Jahrhun- 
dert. Germantqwn, Rofeublatt. iS^S- 8- ^ Bde) 
nicht bewirken können, was fie bewirkten, wenn 
nicht die Sitten und das Herkommen fchon vorher 
ganz vernichtet gewefen; das ift alfo der* Punct, 
den tn^üx befönddf s' beachfen mufs. Gibbon fühlte 
diefs ganz.i. daher machte er, wieder" zweyte Theil 
feiner Memoires befonders beweifet, ein Studium 
äfus den Satiren Juvenals , woniber man ihn nt>ch 
gar nicht zu Rath gezogen, üvas Achaintre doch 
Jiiätte thun können, da Gibbons Auszüge und Be- 
merkungen franzöfifch überfetzt find. Aus diefer 
Quelle der verfallenen Zucht und Sitte , der erfcluit- 
ierten, gellickten, aber nie erneuten Confti tu tion des 
römifchen Staats, die auf Sitte gegründet war,*aüa 
dem Luxus und fonem Gefolge , cntfprangen die Be- 
mühungen der Belfern , der alten Religion einen an- 
dern Sinn unterzulegen,, oder eine neue einzufüh- 
ren. ' Diefs zeigt ja das ganze Leben des Apollonius 
von Tyana , dem wir hey aller feiner Eitelkeit unfe- 
re Achtung nicht verfagen können. Wir find um fo 
feiler hievon überzeugt, da noch nie ein fpeculati- 
ves Bedürfnifs , wohl aber ein pratktifches , Refor- 
matoren weckte, ,u|id immer nur ein Intereife, das 
deir Menfch nicht verleugnen kann , eine neue Reli- 

Sion einführte. Luther, Zwincli, Calvin find je- 
eni Kundigen ein Beweis, und dem Unkundigen re- 
den wir nicht. D^n Philoftratus alfo hätte Hr. N. 
anführen follen, er hätte dann über Manches ganz 
anders gefprochen, und nicht bey Alexander Sever 
blofs den Aelius Lampridius erwähnt, fondem w^äre 
in die Gefchichte der Mammäa tiefer eingedrungen, 
und ihr Verhältnifs zum Origenes, wie zu den 

, heidnifchen Wunderthätern und Myftikem würden, 
von einem fo fleifsigen Mann durchforfcht, Julians 

, Zeitalter ganz anders gezeigt haben, als fein und 
feiner Sophiften Nebel der Worte. Verfehlt ift, was 
Hr. N. S. 65 in diefer Hinficht von Heliogabal 
fagt; es war eine Tollheit mehr, dafs qx aller ^ auch 

. der verachtetjlen , dahin rechnet Aelius Lampridius 
Juden und Chriften, Ceremonieen an einem Orte ver- 
fammeln wollte^^dieEs geht aus den Worten des Aelius 
Lampridius felbft hervor cap. JIJ ( Scriptt. rei Au* 
gvßae ed. Schrevelii pag. 463 ) : Dicebat praeterea 
Judaeorum et Samaritanorum religioiies et Ühri/Iia- 
nam devotionem illue transferendam , ut omniutn 
eulturarnm Jecretum ^(tchon hier liegt die Sache) 
Heliogabali faeerdotium feueret. Eben fo hält 
fich Hr. N. zu fchr an eine Nebelgeftalt; wenn 
er S. 67 meint, Themiftius hätte das, w^as 
er anführt , fo ernftUch gemeint , wie es da 
fteht » da er vielmehr hätte aus dem Ganzen 
fchliefsen follen, dafs Themiftius mitten unter fei- 
nem Wortgepränge fühlte, dafs praktifch, jiicht theo- 
retifch Vieles nötbig fey. In der Stelle nämlich, dn 
Hr. iVT. anführt (Opp. iuliarü ed. Spanhemii p. fi^S— 
254), ruft Themiftius den Julian zum praktifchen Le- 
ben vom contemplativen : hier ift aber nicbt blofs. 



iflS 



7ANUAR18 i S- 



B«6. 



•wie man atis- Hn. JR^/.' Citat fclilTefsen könnte, von 
Dionyfü» und JHercules die Rede, fondem er nimmt 
den Mund recht voll, dhneConfequenz, und fagtrhe- 
torifch, dafs Julian, iv roixmf ita^a toü Shoi nrayßrAi 

üS}jv; aber er hatte ihn auch mit Lykurg, Solon, Pit- 
takus verglichen smx srr aurol^ räv vopLod-srojv oxav- 
«nov ixijxyi/jüat E^Xcovo^, flirtÄXOü, Aüxoup^Oü. Ja The- 
miftius Figur war noch ftÄrker gewelen : gräffsre 
JDmge^ als von ihnen , ßtg/l- du , mufsten dU Men- 
fehen inin mit Recht von mir ei'warten, — Wir 
wenden uns , nachdem wir uns , vielleicht fchon 
zu lange, mit dem erftenAbrchnittbefchäftigt haben, 
*u dem zweyten, in welchem der Vf. zwar wie- 
der Alles gethan hat, was man von einem Gelehrten 
erwarten ' kann, wo man aber doch zu fehr den 
Blielt in« menfchliche Leben und in das Herz ver- 
müTet, als dafs man gelungen nennen könnte, Wfis 
derfelbe fo redlich verfuchte. Er unterfcheidet nicht 
Declamation von wahrer Empfindung, Altectation 
von innerer Kraft; er eieht aus dem Schein ein 
Tacit auf • die Wirklichkeit. Darum wollen wir, 
nicht um Julian zu tadeln , die andere Seite her- 
vorheben, damit man am Beyfpiele fehe, was 
wir wollten. Es ift nihnlich allerdings Jeder der 
befte Zeuge über fich felbft ; aber fchon lange weifs. 
man , dafs er zugleich auch der fchlechtefte ift, und 
um fo mehr, wenn er ein Redner ift, der, von Lob- 
fprüchen der Schulmeifter aufgebläht, Worte, nicht 
Gedanken facht , der immer öffentlich , immer zur 
Nachwelt redet, und immer auf der Bühne fteht. 
Julums Brief an die Atheniehfer ift Hauptquelle für 
viele ümftönde ; wie w^enig lernen -wir daraus! Kein 
Wunder. Der , den fein Lehrer Blicke zur Erde fen- 
ken lehrt, dem (alles aus diefem Briefe) die Furcht 
des Todes niedrige Bitten ausprefst, den kann der 
Ehrgeiz zum Helden machen; aber keine Kraft reifst 
die Wrapzel der Verftellung aus feiner Seele. Wie 
bitte auch Julian, wenn er aus dem Herzen gere- 
det, fich (was wir beyläufig zum Phädon erinnern) 
eine fo lahgcf Parodie der berühmten Stelle des Phä- 
don erlauben können , als er Opp. p. 276 thut? Wie 
häUe er Gallus Tod- fo erwähnen können , als er ihn 
feinen Sophiftenkünßen zpr Ehre erwähnt ? Doch, 
fchon im Anfang liegt )a die Erklärung , dafs «nan 
keine Wahrheit erwarten dürfe, defin er fa^ ja Opp. 
pw zjfoi örm si Ti hihj^sv (wenn die Athenienfer et- 
was , das ihn ahgehe*, nicht wüfsten) tinos Si hia^ 
nou SffCi ^iaara roi9 ^rSfax yvwaSijvai wQO^ifHca • vfjuh rs 
xai Si^ü^^v ToS? ÄXXoi^ *MX>;öi.* I>a Hr. Jv, diefs über- 
Iah: foTUufste er uns über 'den Entfchlufs Julians, 
die chriftUche Religion zu verlalTeii, natürlich auf 
blo(se Scheingründe führen, da uns die Phantafie 
bcy einem fo kalten Rhetor, einem fo beifsenden 
Satiriker,' als Julian, war, bey einem Manne, der zur 
grülsten Verftiellung erzogen worden , nicht fo ftark: 
^weSm %u feyn icheint, als man glauben könnte, 
*wenn man Mofs ihn felbft hhrte. Wenn er (wie er 
in der epiji. adJlex. fagt) im zwa n zi gft en Jahgg icbpa 

dw SotfcUuIii fafste » Heide su werden ; f fpbeint 



uns von Sophiften gen8hrte£ife)kdt, 'Studiniii 4et 
Alte«, und andere auf Eitelkeit fich beziehende Um* 
ftände , die wir unten erwähnen, ihn weit mehr be- 
ftimmt zu haben, als irgend etwas Anderes. - Frey* 
lieh fagt er Orat.'-in regem Salom, Opp. p. iji von 
feiner Himmelsbefchauung: „Doch, was rede ich 
davon, da ich gröfsere Beweife haben würden wenn 
ich anführte, wie ich damals von den Göttern dach- 
te; doch mein damaliges Duukel f oll vergeffen feyn ; 
das v^ill ich aber erwähnen, dafs mich «in himmli- 
fches Licht flammend umftrahlte (ir«pujdT^(ps) , und 
mich zur Befchauung weckte und trieb, dafs ich 
die eigene Bewegung des Mondes (wie kindifch ! ), 
dafs er fich nicht mittlen übrigen Sternen dreht, er- 
kannte , ohne jemals darüber mit einem Aftronomen 
gefprochen zu haben^; aber eine- leerere Declamation 
giebt es kaum. Wie vrenig Wahrheit' man in dem, 
was fein Inneres angeht, bey ihm fachen dürfe, zei- " 
gen auch die langen Stellen aus Jamblich , die er in 
jener Rede an den Sonnengott , im Ergufs der Be- 
geifterung, theils abfchreibt, theils parodirt. Liba- 
nius ift ein eben fo verdächtiger Zeuge , und es ift 
der Mühe werth, beide neben einander zu lefen, 
wie fie fich gegen einander brüften und verbeugen, 
ungefähr wie Friedrich und Voltaire und d'Alem- 
bert; aber Friedrieh hatten die Schulmeifter nicht 

-fo dreffirt, darum hat er auch keinen fo alberneu 
Brief gefchrieben , als Julian opp. p. 38ö' epift- XIV. 
Man lefe und ftaune! Zur Seite fteht diefem Briefe 
Julians der ß^gfte von Libanius (Libanii Sophißae 
epißolae graeee et latine edidit J4>hi Chr. WoÜius. 
Anaft. 1738* fpl. p. 309 u. 510). Wer wollte Wahr- 
heit, Kenntnifs des menfchlichen Herzens, Rück- 

. ficht auf Gefchichte und deren Wefen, Philofophie, 
kurz, irgend etwas als leeren Wortf chwall, von dem 
über den kaiferlichen Sophiften entzückten Syrer er- 
warten? Wie wenig er fich um Wahrheit beküm- 
mere, kann man aus feiner ganz kläglichen Decla- 
mation übet das Confulat, die er Julian felbft vor- ' 
fagt , ^ abnehmen. Die Stelle ift in der Rede £1^ 'lou- 
Xia.iv avroagoLTOfa uwarov (Libanii Sophißae or^tio^^ 

.nes et declamationes ed. Reiske Vol. I. iVÖ^-^gr* 4* 
p. 16a-*- 163). Hier fetzt smch Reishe in det Note dta- 
zu : Tota haec de natura et origine eonfulatus dis- 
putatio haudplacety peregriuitatem prodens, inq^ 
nitatem et injcitiam rerum geßarum et futili^ 
tatem ^paedagogicam^ Verutn nrqriAd poitera^ 
meliüra exfpertari ab oratore Gräeco-Syno^rrsru^ 
Rjomanarujn ignoraHtijffimo,neipie dedighabatM^haei* 

' aüamvis. cruda et jejuna^ auditoriuma^ ^^o^ 
Libanius verba faciebat.^*^ Es ^ fchadet vhier alfo jeDC 
.Uubefangenheit im Gebrauch der Autoritäten ; nicht, v 
Autoritäten , fondem ihre richtige Anwendung , die 
hier febr fchwer ift, niufs gefucht werden. Wie 

flauben defsl^alb Libanius in ^em 9rf o;(pwv]^riH6i lou« 
laviüS fo verftehen zu müifen , dafs der jung^ Ju- 
lian durch Rbetorkünfte und Schulftudien die Auf* 
merkfamkeit auf fich «og,- dafs der Sofkiften. Lob 
.üun früh« einen Dünkel gab, dafs fich diefer Dün- 
kel mit d^ Draiutbt die drai Laien bey den Clu^i- 



•^ 



h A. kU ^•: J A ^ U A & i i i S< 



.^«8 



Ken nur Pflicht j^ettiaellt.wiird^i nicht vertrug» äaft 
Tulians «hrgetsigea Gemüth ^eii erften ^ Platz « zu 
clem im Staat keine Au^cht fehlen , unter den So«- 
phiften- fachte; dafs er am. Ende von diefen durch 
die Vorftellung erhitzt ward t Gcfetzgeber und Grün- 
der einer Religion zu werden, die vpm alten Heidei^- 
thum nur Namen .und Formen lieh. Wie mufste 
et fehon erfreuen» zu denen zu gehören, die am 
buteften und in der Ccht^nften Rede priefen! Man 
denke wieder an die Encyklopädiften. Nun liiam^i» 
noch eine Menge Lieute hinzu « denen da« Chriften- 
thum verhafst war , die Erklärer der alten Schriften« 
(Julian felbft fpricht davon Orat VII. Opp. p- 235, 
-wo er feinet Lehrert gedenkt , der ihn zu allen den 
Schulktinften dreffirte^) Freylich fagt Libaniut vfo^ 
<pwvyfTiHos^- ^fto: tyVon einem Mann, Unter deSen 
•Leitung er den heftigen Haft gegen die Göttec ge^ 
mäftigt: denn JVeiJJagungcn bewogen dich,** DieCi 
wSre aber weiter mchu« alt daftdie von Angß uki^ 
Bangigkeit gedrückte Seele den jCchwächften SchinV- 
mer für hellet Licht genommen und diefem nach* 
gegangen. Aber Hr. N. hält doch den ampuUantem 
Jihetorem zu fehr beym. Worte, , wenn er Libaniut 
alt Hiftoriker behandelt und S. 88 f^g^; ,fNach Libaii. 
Panegyric haftte er in der That die Götter, bit 
die Weiffagungen,. die er dort fand, feine Gefinnung 
veränderten.^ Wir haben oben dat to .c(f>oS^v jlu- 
c^g HOfTci Twv ^swv s'frBay^ durch eine «bcnfallt 
rhetorifehe Figur zu geben verfucht, wollen aber dat 
Folgende WfO^CpwvjjTAkcs h. c, hinzufet^^en : ^wie du 
aber nach lonien kamft, und ein«) Mann fahft, der 
weife war und fcbien, und von ihm hörteft, wer dieb 
Weltall gefchaffen habe, und noch erhalte (xai irs^t rdSv 
TO 9rav rouro T&i'n)va}xev(99 rsKoiSianffoivrtav tAkovcas* 
Die Stelle cpmmentirt Liban« felbft in der Leichenrede 
auf Julian), auf die Schönheit der Philofophie fchau« 
teft, und die lieblichfte der Quellen koftetefi: da 
warfft du fchnell deinen Irrthunt ab , zerrilTeft wie 
ein Löwe die Bande, und ergriffft ßatt Unwiff^iheit 
die Wahrheit, alt du vom Nebel diph befreyt.^* Hier 
fieht man deutlich, daft bloCt philofophifche 
oder rein fingirte Gottheiten vorkommen, von denen 
die popull^en nur Bilder find. Man vergib noch lul. 
opp* Q169 wo er felbft ^ben fo redet* Weiter unten 
fpricht dann Libaniut in obiger Stelle noch von Rhe^ 
toren und Sophiften, mit denen er umgegangen, und 
von Weiflagern y die ihn getrieben. Wenn man amt 
Procopi<it , und von ihm weift , wie fehr «och mi 
Juftimanft Zeit die erfte Art von Menfehen an der 
heidnifichen Religion hing; wenn. man weift, wie 
lehr ihr Lob den Juli^ beraufchte : fo wird man in 



4er Seel^ det zwanzig)ähngen Inng^gt hcffer lefen, 
alt er felbft konnte. . Natürlich kann man dabey 
nicht vergelTen , daft' die platonifche Philofophie, 
wat auch Libaniut hinzufetzt, wie fte damalt er- 
kUrt ward , ganz diizu geeignet war , in die heidni- 
fche Religion einen philofophifchen Sinn zu brin- 
gen* Liban. 1. c. „Auch da^ war ein Werk der G5t* 
Xer, daft fie deine Seele durch Flaio fo hoch ftimm- 
ten, daft du mit erhabnem Sinne grofte Dinge zu 
unternehmen im Stande w^rft (Koi ydf rovro J^^m 
i^ov US fJLsyaSis .voi r^v iuK.}ffMt9 Sid rov IjXixwv^s 

,fi«r(uv).. Wir fiiihren diefe Stelle an^, weil dadurch 
die, die Hr. N. anführt, überflüfrig wird, da dieCe 
weit mehr fagt. (Hr. N* citif t die Stelle wieder nur 
er/tt. in nee. Sfe fteh^, ^ber dmra({>iOg iv ^lovkuoMf 
edit. Roiske pag. ^ja lin* »S -«^30.) Julians Heidea- 

-.thlim alCo war eine %9Ji^ andere Religion, alt die 
det heidnifchen Volkt,', wenn man auch gar nicht 
(einwenden will« daft die heidnifchen Schriftfteller 
der Zeit «twat darin furchten, die Götter überall im 

. Munde zu führen, wie die Chriften Gott* (Libaniut 
fagt ja in diefer Hinficht« wenn ihm einer «inwerfe, 
Julian hütte darum eefic^t, weil Sttiv ris ß^ t^^avou; 
rm rourwv sirfiuBä ßiXviw^ Co antworte ier, daft erge- 

. rade darum die Thaten der Atbenienfer höher achte, 

weil Fan und Herculet ihnen geholfen.) Zu den pbi- 

lofophifchen Göttern rechnen wir freilich auch d^n 

Mercur; nur würden wir auf eine Stelle de^ Am- 

mian, die Hr. N. S. 85 und Not* XIV S. 94. anführt, 

.keinen hiftoriCchen Werth }egenf fo gewift. die Sa- 
che felbft ift^ Wir wollen die Stelle anführen, yndl 
alle Autleger« die den Text faft in Noten ertriinken, 
eine Stelle zur Erklärung üb^rfehen hab<n ; lie felbft 
fteht nicht, wie Hn N. citirt« Hb. XVI c^p. 4 « fon- 
dern cap. 5« £t heiftt dort, (/imm. M^rcelL r^. geß, ^ 
libri ed. Gronovius. Lugd« 1693.* 4) P* ^f^* occu^e 

. Mercurio Jupplieabat quam muudi velociorem Jenßan 
e/jfe , motum mentium fuseitantem theoloßieae prodi" 
ttere doetrinae. Dazu nehme man '£9nr«^)tios p« s4ft 
lin. S5«. wat man nicht hätte üherfehen foUen : to<* 
AxitT» rohvv awayeißecK^eviFas . rois 'E^p^u nal ifmiok* 
r<£ HaiQQv To ^fulov puQOvros (d. h. im Frühling) cu- 

. S^üS cT^»T§usi. (Auch dat Vorhergehende in Ammian 
fi.. 12$: Ejt nocte dimidiata exjurgens^ non e pbaais 

. vel ßragulis fericis ambiguo fuLgore nitentUfus^ fsd 
ex tapete^ hat «Um. vernachläffigt aut Liban* p. 240 

Jitt» i5-|-s5 Sit drläntern« wodurch et ganz ^isifge- 
beUt wild*) . 

{ßerJUjMuJi fälgt %m nächßeA St&disJ) 



NEUE AUFLAGE 



X<>(/^t, b. Panli u. C: Der heiligs Gefäng heym 

römifih • katholifchen Ki^chi. $€ra«im 



GoUeidienße In der römi 
MAr£r«tt«y Mttt«« Beicht 

T«at »lltrhaili^n 



Namen Jefat , Ton mrfdrer Hebeit Fnm nnd allen HetfiMi 
Gottel : mit noch andern fehr erbauenden und nütdiokcn^»* 
,becan. Neuefie Terbelfene nnd mit VMWn'Kurchengt&ngtZ 
Termehrt« AujDtg«. iSia»* VIII u« £7» 6, g. (^ gr.^ 



mmmmtm 



tS9 



JEN 



S C H E 



>J* 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



J A N ü A R i 8 1 3- 



GESCHICHTE. 

LEiPeiG u. Hamburg, b. Perthes : Über Kaijer fu» 
Hanns und fein Zeitalter^ Von Au^vjl I^eatt- 
der u. f. "vr. 

(Bsfchlufi der im vorigen Stück ahgehrecheneu Reeenßon*^ 

Aus dem GeTagten wird man leicht einfehen , dafs 
Hr. N. an dem hätte halten fallen , was er S, 95 
"Not. 17 über Julians Aberglauben fagt; er würde 
daan das den Sophifleü Genörendia , das , was dem 
Charakter eines Numa, eines KeliEionsgründers 4ind 
Gcfetzgebefs , eines grofsen Schnftftellers , den Ju- 
lian behaupten wollte, zukam, von dem Sinn Ju» 
Uans unterfchieden haben. Was Ammian. XXI-, 1 
fagt, woäu Hr. N. noch aus Gregor von Nazianz hät- 
te fetzen können, dafs Julian durch Vorbedeutungen 
zum Zuge gegen CoiiHanCius tey bewegt w^orden 
(«aTÄ wgiyvwaiv im tmv sKaToaTilav d^B-st;), ift ganz 
uubedeutend. Nach allem die lern ift der vorletzte Ab- 
fchnitt in Hn. N's. Buche freylich fehr brauchbar 
und nützlich ; nur mufs man nicht Alles auf Julian 
anwenden, nicht, was die Worte tagen, auch für Ge- 
dajiken halten, oder gar w^irklich damals erfunden 
und gedacht glauben. Das Allerwenigfte ift Julianei- . 
gen , und obgleich der gröfste Theil der myftifchen 
Philöfophcm und Sophiften verloren ift, getrauen wir 
zu allen Behauptungen Julians die GewährmMnner zu- 
fammenznbringefl, und find zum Beweife erbötig. Wir 
reden hier, von Ideen ; will man die Pfaufedern des 
'5tils, der Sprache und einzelnen Gedanken fehen: Xb 
vergleiche man nur, was ja Jedermann zur Hand ha- 
ben wird, über die.einzige oratio iu regem Selem den 
sBand der bibllotheca critica^ deren hochgelehrter Ver- 
faffer in der heften Ab licht diefe Sammlung, die nur 
^fo machen konnte,^eranftaltetd. Schon die genaue- 
re ünterfuchung des Stils kann Jeden lehren, dafs :ei- 
ne Colche Ängfihchkeit nicht zuläfst, dafs man Wcen 
wage. Wir trauen ihm gar kein eigentliches Syftem zu^ 
fondem glauben , dafs er, nachdem das verfchiedene 
rhetorifchelnterefFe^s erfoderte, feine Ideen verfehle- 
den vorgetragen, ohne fi.ch darum ängftlich zu beküm- 
anern, wie das Ganze harmonire, da ja die Natur fei- 
ner Schriften kein harmonifches Ganzes foderte oder 
zuliefs. Hätte Hr. ZV. den 4 Abfchnitt vor den dritten 
gefteHt: fo würde Vieles anders gearbeitet feyn, weil 
man die Oppoütion der Ideen gegen chriftliclie gleich 
als gegründet oder ungegründet hätte varßellen kön- 
nen. Den Zuftand des Chnftenthums £denn auf die 
Sophißerej^, kommen wir hernach] hat der Vf. nur 
unvollkommen dargeftellt; wir wollen nur ein ^aar 
Eüge nachholen. Das fchnelle Verderben der GeiftUch« 

/• A. Ik Z. &8i}. Erßmr Bßni. 



keit lag in dem Bjefitz derTempel^üter, die von Zeit 
au Zeit der vorlier armen chnftlichen GeilHichkeit 
zugefallen waren ; arm w^arcn j>/z^ die Diener der al- 
ten Lehre; man ficht leicht, wohin das zielt. Liba- 
4iius sTWTa^ios' Mr' louA.iavJ S. «33 Z. 15 {freylich ei- 
ne Declamation , man kann aber doch daraus fchlie- 
fsen): „Sein Herz ward tief verwundet, wie er die 
Tempel danieder Heeen, die Mffterien vernichtet, di^ 
Altäre umgeftürzt, die Opfer aufgehoben, die Priefter 
vertrieben , und alle dem alten Gottesdienfie gewid- 
meten Güter den Unkeitfcheften preisgegeben fah.-** 
Ohne unfere Bemerkungen hinzuzufügen, wollen wit 
nur Reiske zu diefer Stelle citiren, %veil er Libaniut 
Schriften durchaus kannte. Clericos et monachos Chri" 
Jlianosj lagt er, ubique ßilacitatls -et impudicitiaefia" 
gitiojifftmae arguit^ id^uod nemo mir abitur^ qm repu* 
tetjecum^ homines caelibes^ tiulli arti deditoSf Jegnet^ 
otio diffluentes , opipar^ pajlos^ ßimuRs iUicitae v&' 
neris perciri^ ejffe prorfus conjentaneum,** £ine an- 
dere Stelle, die auf die politiCche Wichtigkeit Bezug 
hat, wo alfo von diefer Seite Oppofition politifch nö- 
thig w^urde, ift Julian epift. 1, 1 1 opp^ S. 4.36. ,,Often- 
bar ift das Volk von xlem X^lerus (iTÄfa rwv Xsyofiivotfp 
KXyjgiyiwv) aufgehretzt worden und im Aufftande, weil 
ihm diefe Erlaubnifs entriffen ift. Denn diejenigei^ 
welche bisher die Herrfchaft in Händen hatten, find 
nicht damit zufrieden, dafs fie für das, was fie B&fes 
gethan haben, keine Strafe erlitten , fondem verlan- 
gen nach ihrer vorigen Uerrfchaft, weil es ihnen 
jetzt nicht erlaubt ift. Aecht zu fprecken, Tejlame/t' 
iA machen zu laffen. Alles an fich zubringen, und^um 
mich des Ausdrucks zu bedienen^ jedes Seil der öe» 
Jktzloßgkeit Loszubinden^ oder nach dem Sprichwort 
Teuer mit Feuer zu fchüren. — — Wir haben daher 
befchloITen, allem Volk durch diefen Befehl kund zu 
thun und ^^ befehlen, nicht dem Citrus im Auffiänd 
Z3U helfen^ Jich nicht von ihm bereden zuluffen^ Steine 
aufzuheben oder der Obrigkeit zu trotzen ; wohl aber 
erlauben wir, fo viel es ihnen immer gefällt, ihreVet^ 
(amralungen zu befuchen, und die Gebete zu verrich- 
ten, welche bey ihnen im Gebrauch find. Wenn aber 
einer ihrer Priefier fie zum Aufftand rufen foUte : i% 
Collen fie ihm ni^ht folgen.*' Diefe Dinge hat frey- 
lich Hr. A^ benihrt, nicht aber hervorgehoben. Man 
ficht aber fciion au« diefer Stell« zugleich, woher man- 
cher Widerwille in Julians Seele entfpringen mufste, 
und wie ironifch feine Toleranz war. £ben fo mufs 
man in der f dphiftifchen Lehre wohl unterfcheiden^ 
w^as in Büchern fteht,, und wie es in der That war. 
Was wiirden wir über die franzölifchen Philofophdn 
urtheilen, wenn wir nur ihre Declamationen hätten^ 
< und das Nähere ihre« Lebens und Wirkens nicht yröXti 

17 



^Ji 



JENAISCHE ALLd. LITElUTUlk - ZEITUII& 



i3ß 



ttn ? Wie Wurtf(7n Wivihr Softem ttarft eilen? Wie Fi le«- 
dncb den Zweyten zeigen« wenn wis^ treuherziff fei- 
nen Schriften und feiner Correfpondenz folgten ? So 
fagt Z.E. Hr«J\r«.&i.i37 von Juliaii: ^r ernannte, wo 
er nur konnte, nur durch alte Literatur gebildete 
Männer zu Statthaltern, tmd freute fich, -yrertn auf 
fein^u Reifen die Städte ihm Gefandte, die fchöne 
Reden hielten , entgegen fchickten ; daher \rurde das 
Studium der Literatur, das der KaiCer £0 fehr begün- 
Xtigte,^ überall mit neuem Eifer getrieben. Freylich 
fuchten Manche den Eifey des Kaifers nur zu ihrem 
.Vortheile zu benutzen, und täufchten ilin durch den 
angenommenen Philofophenmantek'* Wir führen die- 
fe Stelle nicht als Beyfpiel des Vortrags an, denn diefer 
ift, obgleich ungleich und noch nicht gebildet, doch 
viel beffer an anderen Stellen;, auth nicht wegen des 
kräftigen Urtheils ; man konnte es hier vermfiren, da es 
/doch im Ganzen im Buche nicht vernxifst >vird: fon- 
idern um Etwas zu erinnern, was, nach unferer Mei- 
nung, der Vf. daran hätte reihen follen* Es ift das Un- 
glück der Zeiten, dafs, da die Gelehrfamkeit enl^artet 
urar, derPhilofophenmantel und die Sophiftenkünfte 
»och weniger taugten, aU Mönclwskutte und Bonzen- 
."Weisheit , dafs endlich die Sophiften ftch verfolgten, 
wie die Mönche und Bifchöie. BTindhciitalfowares, 
Blindheit der ärgften Eigenliebe,, wenn man, wicJur 
lian unterden Leuten gelebt hatte, und nicht fah, dafs 
man durch Verrückung der Ordnung das Übel nurär- 

f er mache» Was war das Stndiumder Alten? Elender 
Vortkram. Wem find nicht die elendeften Predigten 
chriftlicher Lehrer lieber, iis diete kalten gcküTt/ielten 
jkedenund Briefe des heften von ihnen, Libanius, die 
immer nurReminifcenzen geben,^ nie die Seele zeigen, 

' immer das Bild eii>es aufgeblafenen Schulmeifters uns 
vorhalten? Wir wiffen wohl, wie fchätzbar Liba* 
nius und Julian eben dsidurch werden, dafs fie ei- 
nen claffifchen Bettlermantel zuTammenflicken , an 
delTen Lappen wir entweder erkennen, zu wel- 
chem Jlleide fie gehörten, oder aus deren wunderba- 
ren Farben, die üe nicht konnten gegeben haben, 
-wir die in heileren Schriftftellern erlofchenen wieder 
auffrifcben lernen. Aber die wahrhaft grofse Seele 
Jiann fich in folchem Putze nicht gefallen, undAvenn 
man auch gern^ eine Jueendübung fo aufteilen läfsp 

, So miifs man doch Acht haben, dafs die Seele und der 
Tbat edlere Kraft nicht im Schwall der Worte erfti- 

, cke. Julian ift ganz Sophift ; in jedem feiner Briefe 
iftPlato, Hgmer, Hefiod u. f. w., follten fie auch mit 

. den Haaren herbeygeholt werden. Diefe Gelehrfam- 

.lieit ift reine .Sophiftenweisheit, und, um über ihn zu 
lu-theilen, muffen wir ihm den Galarock aufziehen. 

.Auch nicht ein Einziger unter allen 63 Briefen Ju- 
lians, der natürlich wäre, oder nicht Stellen, accom- 
xnodirte oder allegirte, enthielte. Freylich war dabey 
Julian unter Jen Regenten Jtfj Reichs ein vorzüglicher 
Mann, der viele gute Eigenfchaften hatte; nur foll er 
uns durch den Sophiftcnmantel nicht täufchen. Um 
.das Elende diefer Menfchenclaffe und ihres Treibens, 
cia wahres Bild von Schulmeifterftolz und Penlialis- 

' JQ148 in jeder Zeit, zu zeigen, wollen wir nur auf- 
BierkiTam auf das machen, wa» Libanius von fich felbft 



fchreibt. Es heifst in den» irsgi r^^ iecvrov ri^j)? Kojvo 
von Ceinet erften Ankunft in Athen : In Athen machr 
ten die Schüler eines jeden Philofophen eine Art von 
Garde ans^ welche mit Eifer und Anßrengung die 
Schule ihres Lehrers mit Schülern vermehrten, und 
z\var dadurch, dafs fie die Schüler eines Andern von 
ihm abwendeten , oder Neuangekommene auffingen. 
Den Ankömmling vireihte man mit Bad, Aufzug und 
anderen Ceremouieen ein. Anch Libanius ^vard fo 
aufgefangen, kam aus der Hand des Einen in die des 
Andern,- und konnte zu dem Sophiften eben Cd wenig 

? gelangen , als diefer zu ihm.. Wie in ein Fafs gefperrt, 
agt er, ward ich gehalten, wie Arißodem, bis ich 
eidlich verfprochen, unter dene^, die fich meiner be- 
mächtigt, zu bleiben. Dtey Sophiften lehrten öftent- 
Kch in Athen: den Einen befnchte ich, wie der Schü- 
ler den Lehrer, Andere hörte ich nur, wenn fie öffent- 
Kch declamirten. Ich halte es für mein Glück, dab 
es fich fo traf; denn wäre ich gleich Anfangs zu dem 
Sophiften gekommen : fo wäre ich bald Anführer ei- 
ner Schaar geworden^ womit denn die Meinung viel 
Ehre verband, das aber im Grunde ein läftig Ding 
w^ir; bdfondcrs weil ich, fchon ehe ich nach Athen 
kam, mein Streben darauf gerichtet, weil es Ehre 
brachte. Das Amt beftand darin , dafs ein folcher die 
Schaar feiner Mitfchüler, wie ein Oberft feine Solda- 
ten, gewaft'net gegen die der anderen Sophiften ins Feld 
führte y und iit den Piräeus und an das Vorgebir- 
.ge Sunium eilte, um die neuangekommenen Studi- 
renden aufzufangen. Stock, Schwerdt, Steine waren 
feine Begleiter, Wunden, Citationen vor den Prätqr 
von Achaja nach Corinth, Trinkgelage, Schmaufe- 
reyen , Scbuldeumachen die Folgen : clenn die Schü- 
ler wagten Alles, um ihrem Sophiften llecruten zu 
werben. — — — :- Weiter unten heifst es dann: Wie 
die Jugend (in Athen), in Parteyen getheik, ihre Un- 
ruhen zu weit trieb: da befchlofs der Prätor, dieAus- 
gelaffenheit einzufchräuken, und die drey Sophiften 
von ihren Amtern zu entfernen (oder, wie fie das 
nannten, von ihren Thronen), und ihre StellenAnderen 
zu geben. Zu ihrem Nachfolger ward ich (Libanius) 
und zwey Andere beftimmt, und man befahl uns, zu 
.warten, bis wir gerufen würden. Wir wurden nicht 
gerufen ; denn des Prätors Zorn hatte fich gelegt, und 
die alten Sophiften blieben in ihren Stellen. Nur 
Ruhm hatte ich alfo von der Ernennung; aber einen 
Ruhm, der mir Verfolgung und Neid zuzog. Denn 
w^der die alten Sophiften, noch die jungen, die mit 
ihm zum Amte beftimml ge-vvefen, ruh te;i,diefe, weil 
fie den erlangten Ruhm behaupten, jene, weil fie den 
vormaligen, der gefchwächt war, auffrifchen woll- 
ten! Nun urtheilc man über die Athenienfer, denen 
Julian Briefe fchreibt, und fie zum Himmel erhebt. 
Wir fetzen noch eine Stelle Ammians hinzu, in der 
es deutlich liegt^ dafs Julians Toleranz nicht beffer | 
begründet war, als feine Philofophie und Religioii. 
Ammian. Marcellinus ed. Gronov. 1693. 4. p. 307 oder 
lib. XXIL c 5 heifst es erft, er hätte die chriftlichen 
Parteyen in feinen Palaft r^en lallen , und die Prie- 
fter und ihre Gemeinden aufgefodert, jeder nach 
feinerWeife Gott au dienen, weil aller innereZwift^jeUt 



i?S 



JANUAR 18*3. 



m 



taUiote* Aber clann heif« t es vrei lor : qnod agehat aäeo 
ehßinatey ut dijfenßones ausbeute liceiiiia^ non tinißret 
iailmanttm po/iea^ pUhem; niillas infeßas homiuum 
hßiaSf ut Juut ßbi ferales plerique Chrf ßinnorum^ 
expertiss (leider Charakterzug der damaligen Chri- 
ficn). Saepeque dictitabat :audite me^ quem Ale- 
inanni audierunt et Fraitei: imitari putaus 
Marci principis veteris dictum ( auch da nicht fein 
eigen!). Sed parum advertit^ hoc ab eo uimium dis^ 
erepare. lue enim cumPalaeßinam transiret, Aegy» 
ptum petetUy foetentium iudaeorum et tumultuantium 
jaepe taedio percitus^ dolenter dieitur exclamaJTe : O 
Uarcomaniüy o Ouadi^ o Sarmatati tondem atios v&- 
Hs iniquiores inveni ! Und. es ift Ammian, der diefs Tagt, 
den man i^ohl nicht der Parteylichkcit gegen Julian 
anklagen möchte» D. u. A. 

ERnBESCHREIBUNG. 

DoRPAT u. LȣXPziG, inCommirfion b.Kummer : ^z/i^ 
7M§e aus den Tagebüchern und Papieren eines ih:/- 
fenden, von D. Carl Morgenjiern^ rufüfch kaiferly 
ilofrath und Prof. an der üniverfität zu Dorpat. 
Erften Bandes erßes Heft. NeapeL Zweytes Heft. 
Florenz» iS^^* Zufammen 520 S. 8* 
D«r Vf. , -welcher für feine Reife nach Italien auf 
kurze Zeit befchränkt war, legt in den beiden bis 
jetzt erfchienenen Heften dem Publicum das Merk- 
iirürdigfte vor, was er zu Neapel und in Florenz zu 
beobachten Gelegenheit fand. Auf Volllländigkeit der 
Nachrichten macht er keinen Anfpruch , indem er 
£ch in Newel mehr nicht als zwölf Tage, in Florenz 
nur drey Wochen aufgehalten ; allein fein Eifer» zu 
fehhi und Erkundigungen einzuziehen , war in der 
That fehr grofs. Als ein warmer Freund und Kenner 
der bildenden Künfte interefliren ihn vornehmlich 
die Werke derfelben, fowohl aus der alten als aus der 
neueren Zeit; und es wird fichaus diefer Anzeige er- 
geben, wie fchätzbar feine in folchem Fach gelier*irten 
Nachrichten find. Als Gelehrter verfäumte er nicht, 
auf den gegenwärtigen Zußand der Literatur in Italien 
2Q achten, Bibliotheken zu befuchen, und mit vor^ 
süglichen Gelehrten in Bekannt fchaft zutreten. Au- 
ter den Mittheilungen hierüber, welche Rec. feiner 
eigenen Stimmung und Liebhaberey gemäfs für den ' 
beften TheiXder Schrift achtet, lieft man noch Man- 
ches von den täglichen Ereignillen 9 die dem Vf. be- 
gegnet find, vonBefchafFenheit der Wirthshäufef , der 
Fiärwerke u. f. w., vrie auch von den gefelligen Un- 
terhaltungen, die er genolfen, womit vermuthlich 
dem Buch ein gröfseres Publicum foll gewonnen 
werden. Wir w^ollen jedoch keineswegs leugnen, 
dals gerade dieCe Parthie Manches enthalte, was 
künftigen Reifenden wefentHch nützen kann. Laut 
Vorrede S. I — ^XXII trat Hr. M. feine Reife von Dor- 
pat den 5 Aug. iQoQ an, ging durch Deutfchland nach 
Paris, von dort den folgenden Sommer durch die 
Schweiz nach Italien ; langte den 23 Oct. 1809 in Rom ' 
an, ging fodann nach Neapel, von da zurück üb^r 
Venedig und Veroyia durch Tyrol nach Deutfchlan4, 
imdv'wwr vm «4 Febr. 1810 wieder in Dorpat. 



Wir ireßen ihnzuerßin Neapel an, von^'clcher 
Stadt er S* i — 49 allgemeine Nachricliien mittbeili; 
er bedauert, wegen Mangel an Zeit gc^hindert Avorden 
zu feyn, Poz^^uoli und Eaja zu befnclien, wie auch ei- 
ne Wallfahrt nach tien herrlichen Ruinen von P8ftum 
anzuftellcn. — In fünf verfchicdcnen Abfchnitten, 
welche Beylagen genannt Ibid , wird umftändlichcr 
-gehandelt: L Von der Reife von Rom nach Neapel. II. 
Von der, noch gröfstentheils vorhandenen Sammlung 
antiker Gemälde im Schlofs zu Porti ci, die feither 
nach Neapel gebracht worden ; von dem verfchütte- 
ten Herculanum; fodann von des Vfs. Zug auf den 
Vefuv und von demfelben Avieder herunter nach dc^i 
eben fo merk-würdigen als berühmten Ruinen von 
Pompeji. III. Von Virgils Grab und Sänazars nahe 
dabey gelegenem Denkmal. IV. Von der CarUiaufe 
über Neapel; welche jetzt in ein Militär-Hofpital um- 
gewandelt ift; die herrliche Ausfiebt an diefem Ort 
wird befchrieben, und die in der Kirche dafelbft be- 
findlichen Gemälde vortrefflicher Mcifter. V. Bericht 
. über die Merkwürdigkeiten, welche in dem ehema- 
ligen Univerfitätsgebäude , die Studien genannt, zu- 
fammengebracbt find. Sie beftehen: 1) in' der Biblio- , 
thek; ß) in der Antiken fammlung,bey nahe den gan- 
zen ehemaligen farjiefifchen Schatz you AI terthümerri, 
nebft den gröfseren Bronzen aus Herculanum, ent- 
haltend, und dadurch eine der anfehnlichften in Ita- 
lien ; 3) in der fehr bedeutenden Sai^mlung von be- 
malten Gefäfsen in gebrannter Erde ; 4) in den her- 
culanifchen Schrift-Rollen: ein beygefügter Kupfer- 
fti^h ftellt das Bruchftück eines lateinifchen Gedichts 
dar, w^elches aufgewickelt w^orden , und worüber 
Hr. 3L fich ausführlich verbreitet; 5) in der Gemäl- 
degallerie, die nach dem , was w^ir hier davon lefen, 
trotz dem erlittenen Verluft noch immer fehr anfehh- 
lich feyn mufs» ' , ; 

Das zwey te Heft , überfchrieben : drey ff^oeheii 
in Florenz 9 ift in 14 Abfchnitte eingetheilt, welche 
wir, fo wie folchcs beym erften Heft gefchehen , ih- 
rem Inhalte nach anzeigen wollen. I. Vorerinne- 
run^. Der Vf. merkt ganz richtig an, die meiften 
Reuenden eilten viel zu fehr durch Florenz, -wel- 
ches doch feineif alten und neueren Kunftfchätzfe 
wegen der Aufmerkfamkeit fo würdig fey. H. Nähe 
von Florenz. Ankunft u. f.w. III. Molini, Landi u. 
Comp. Man erhält hier recht gute Notizen über den 
florentinifchen Buchhandel ^ v\^ie auch von den vor- 
züglichften im Verlag der genannten Handlung her- 
ausgekommenen Werken , nebft dem Preife derfel- 
bcn. IV. Haus FabronL. Von der Gefellfchaft^ wel- 
che fich in diefem llaufe einzufinden pflegt. V. Kir- 
che Santa Croce. Über einige Grabmäler in diefen% 
florentinifchen Pantheon , befonders von dem Grab- 
inid Ehren -Mal des Michel Angelo Buonarroti, 
Wenn unfer Vf. in eben diefem Abfchnitt S. 24^ ^^' 
ncs alten Gemäldes vom Giotto am (auf dem) Altar 
einer Capelle^ Erwähnung thut, „mit vielen Heiligen 
und Engeln > di^ alle nach der gekrönten (gekrönt 
werdenden) Maria hinfchaucn": fo meint er damit 
dcis in der neueren Kunßgefchichtc berühmte Altar- 



1, . 



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J. A. L. Z. I A 19 U A IL 1 8 1 3* 



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. ... 

blaft der Capellc Baroncelli, Welches ron VaCari 
(S. F^ita dl Giotto) als eines der vorzüglichften Wer- 
ke diefes für feine Zeit grofsen Meißers gelobt i^ird, 
fehr Avolil erhalten ift , und Giotto's Namen beyge- 
fchrieben hat. Portraits find die Köpfe auf diefem 
Gemälde wohl nicht , wie Hr. 2VL geneigt ift zu ver- 
muthen. Giotto beobachtete mehr die allgemeine 
Geftalt der Menfchen, il^re] Geberden und Handlun- 
gen, als das Eigenthümliche der Geüchtszüge, und hat 
in dem erwähnten Altarbild , \venn Rec. nicht fehr 
irrt, keine Bildniffe anbringen wollen, fondern blofs 
von einer allgemeinen Geuchtsform, die in feinen 
Werken Läufig vorkommt, Gebrauch gemacht. S. 243 
wird gefagt , die Sibyllen an den Winkeln unter der 
Kupnel in der prachtvollen Capelle Nicolini an ge- 
dachter Kirche feyen durch Daniele da Volterra in 
Frescb gemalt; {fie find aber Arbeiten des Balthajar 
Fraucejchini f genannt U f^olterrano ^ eines guten 
florentmifchen Malers aus dem i7 Jahrb. VI. Kirche 
San Lorenzo. Ziemlich umnändlich wird von den 
berühmten BildhauQrarbeiten des Michel Angelo Buo- 
narroti in der fogenannten neuen Sacriftey gefpro- 
chen, und zwar befriedigender als in irgend einer an- 
deren der bekannten Reifebefchreibungen. Vcn der 
königlichen Begräbnifscapelle der Mediceer werden 
ebenfalls einige Nachrichten mitgetheilt, wie auch 
von der fogenannten alten Sacriftey. VJI. Domkirche. 
Allgemeine Nachrichten über diefes grofse Gebäude, 
doch nur Weniges von den dafelbft befindlichen Wer- 
ken der Kunft. VIII. Fortfahrend, die merk würdigften 
Werke der bildenden Kundin den florentinifchen Kir- 
chen anzuzeigen, fpricht Hr.iJf. mit richtiger Anficht 
von den bronzenen Thüren des Andrea Pifani und 
des Lorenzo Ghiberti am Battifterio. Seine Apgabe 
aber, diefes Gebäude fey 1205 erbauet worden, mufs 
auf den damals angefügten Chor befchränkt wer- 
den, indem uas achteckige Hauptgebäude zuverläffig 
weit älter ift. Aus der Kirche und Klofter delU S. S* 
Annunziatu werden vornehmlich zwey Meifter/lücke 
des And. del Sarto, nämlich derChriftuskopf auf dem 
Alur, und die Madonna del Sacco» ausführlich beur^^ 
theilt, andere Kunft werke nur mit Wenigem Jxerührt. 
Die Malcreycn des Mahaccio in der Kirche del Car- 
xuine hat der Vf. mit rühmlicher Aufmerkfamkeit bie- 
trachtet, und läfst diefen ehrwürdigen Keften und ih- 
rem Meifter die verdiente Hochfehätzung widerfah- 
ren. IX. Gallerie. S. 504 wird ein wahres Wort ge- 
fprochen über die niedrig und gräfslich dargeßellte 
Judith, die den Holofernes ermordet, gemalt von der 
Artcmifia Lomi , bekannter unter dem Namen Gen- 
tilefchi, weil ihr Vater Horazio, ebenfalls ein gefchick^ 
ter Maler, diefen Najnen angenommen hatte. Sonft 
verweilt der Vf. vornehmlich bejr der Familie der Nio- 
be, den Statuen und Gemälden in der Tribüne, von 
welchen letzteren die heil. Familie von Michel An- 
gelo Buonarroli, S. 348 — 355 «"d Johannen in der 
Wüfte von Rafael S. 359 — 3^ ausführlich beut theilt 
find. Es folgen fodann S. 565 — 384- febr intcreHantc 
Bemerkungen über die Haupiftücke aus der Samm- 
lung der Malerbildniffe. Endlich findet man noch ei- 
nig« Niduicbtea ron der grofsen Sammlung Hand- 



%eichnüngen berühmter Küiifiler aebft einem Ver^ 
zeichnifs der im Band No. LXXXIh vorkommenden 
Blätter , \velche unter — Rafaels Namen geben. In 
der Abficht, Irrthümern vorzubeugen, erlauben wir 
uns die Berichtigung einiger in diefem Abfchnitt vor- 
kommender Angaben. S. Jig wird der vortrefflich 
erhoben gefchnittene Kopf des Lorenzo de* Medici 
ein Stein genannt; man mufs aber willen« dafsderfel- 
be zwar nur eine gefchnittene Mufchel ift, doch ohne 
Zweifel Arbeit eines groften Meifters ; er gehört un- 
ter die* heften modernen Werke diefer Art. Das Bild- 
nifs des Savanarola wird a> a^ O. flür einen Cameo aus- 
gegeben , da es doch ein vertieft gefchnittener fchö- 
ner Cameol ift. F. Jul. II. Bildnifs von Rafael in der 
Tribüne ^vurde von jeher für vorzüglicher geachtet, 
als das, ^veleher aus dem Pallaft Pitti nach Farii ge- 
bracht, worden ; gleichvicohl fcheint S. 357 Hr. M. 
diefes für das ächte Werk des grofsen Meifters, jenes 
in der Tribüne befindliche aber nur für eine von 
Üi<u retoufchirte Copie zu halten. Dem fcbönen 
weiblichen Bruftbild ebenfalls von Rafael in gedach- 
ter Tribüne Aviderfährt S. 357 u. f. verdiente Be- 
wunderung ; auch zweifelt der Vf. , ob die gewöhnli- 
che Benennung la Fornarina, unter welcher daffelbe 
fogar V. Raf. Morghen geftochen worden, rechtmäfsig 
iey. Wir unferes Orts fehen es für entfchieden an, der 
gedachte Name werde diefem Bilde ganz ohne Grund 
beygelegt : das wahre Bildnifs der Geliebten des Ra- 
fael, welche eine Beckerstochter gewefen feyn foü, 
und daher Fornarina genannt wird, befindet fich im 
Pallaft Barberini zu Rom, auch erkennt man diefelbe 
in mehreren Figuren der grofsen Frefco - Gemälde 
imVatican; aber fie hat durchaus andere, weniger fei- 
ne Züge. X, In diefem Abfchnitt wird Nachricht ge- 
geben: I, Von d^r Akademie der zeichnenden Künfte 
und einer während des Vfs. Anwefenheit gefchetie« 
nen jj^reis - Vertheilung. s. Von der Fabrik der Flo- 
reniiner- ^oldXk(^Lavor-comeffo). 3, Vom Steinfchnei- 
der Sanutelli und einigen Arbeiten deffelben. 4. Vom 
Kupferftecher Morghen nebft einem Supplement sum 
gedruckten Verzeichnifs feiner Blätter, welches den 
Kupferftichfanmilem fehr willkommen feyn wrd. 
5. Von Privat- Sammlungen. Hr. M. berührt nur 
beyläufiff die Gallerien Corfini, Gerini und Riccardi; 
mehr erfahren "vvir von den Kunßwerken, welche der 
fich in Florenz aufhaltende Baron v. Schellersheim bc- 
fitzt; vorzüglich ift eine antike GlaspaAe Mus diefem 
Cabinet merk\vürdig, welche das Bildnifs des philo- 
fophen Ariftippus enthält, mit delfen ^beygefchrifsbe- 
V^em Namen. Diefe# Denkmal mu(s feUbft dem berübm* 
ten Vifconti unbekannt geblieben feyn, weil derfelbe in 
(einer Icojiograpkie aneienne hein Bildnifs des Arißip- 
pus beigebracht hat^ die Patte des Hii. v, Schellers|^eim 
aber unzweifelhaft antik ift. XI. Verbreitet fiqh über 
florentinifche Bibliotheken und Gelehrte. Xil. Über 
die florentinifchen Theater. XIII. 1. Garten Boboli. 
3. Spatziergang, oder vielmehr Park, genannt le Caf- 
cine. 3. Firfole und ein Jahrmarkt da felbft. klV* Be- 
ßeht aus Anmerkungen, Floren» überhaupt beiref 



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J % TS A I S «C HE 



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ALLGiEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



Ü A N ;U A ft 



6 



^RIECmSCSE LITERJTCriL 

i) Lbiokn , :b. Haak u. Honkoop^: riAATQNOCE 
^AIAQN. Piatonis JPTiaedou* Explanattu et 
^emendatas pcöl^gomenit et SLunotseiianeDaHielis 
fpyttenbachiu ißio. liXIU u. 366,$. ^. 8- 
(5RrWr. 18 gr.) . 

Ä) BeRLiN, b. 'Hitzig: Plaionls diOiogi feleeti. 
Pha&do^ Söphi/les^ Protägoras. Cura Lud, 
Frid. Ilehtdorfti. Vol. IV. Auch als iPb/wimmx//^ 
- Pars prior contiiiens Pkaedonem. (1809.) Und 
Filter d^m Titel: PLatoiiis dialogi tres, Phae- 
40f Sophißes,^' Protagofas j emendavit et ar»^ 
jtotatiofie mftruxit L. F. Heindorßus. 181CU 
664.S. gr. 8. (SBthlr.) 

J) Ebeiidafelbll, in der Realfchufttichh. : Piatons 
ff^erke^ von F, ^cklehrmacker. Erftcn Theilcs 
crßef Band., i8ö4« 4» öS. Erften Theiles s&wej- 
terBand. t8oS* 4i5S. Zweyten Theilea effter 
IBand. i8oS« 54^ S. Zweytcn Theiles zweyter 
Band. 518 S. Zweyten Theiles dritter Band; 
A809. 534 S. gr. £f. ^lO'Äthlr. 16 gr.) 

4) Ebendafelbft , b. Nauck : Zu PlatoiCs Phädotu 
Von Fr, /lug, fVolf. Nebft einer Anzeige feiner 
Vode^Tun^en. 1811^ 44 S. 4. j^iogr.^ ^ 

Hiin crfceüliches und das eigene Bemühen hekräfti- 
gepdes Gefühl gewährt es ^ hier die regfame TJiätig- 
keit kraftvoller Männer in einer Zeit auf einen wür- 
ülgen Gegenftand gerichtet zu fehen ; wie fo Jeder 
Auffodcrung und Beruf fand, zur Reinigung und 
Irhellung deffcn,, was Alltin zu gleichem Re/Chtie 
verliehen Ift , aber nicht von Allen behandelt wer- 
den kann, .bciyzutragen ; wie fich di^JKorfcher, auch 
ohne fich zu kennen^ wechfelfeitig ergänzen, üch 
l)egegnen und dxurch die zii gleicher Zek ausg^fpro- 
«bei»e Meinung das Unheil über die Wahrheit .mög'- 
Hch machen r und endlich \vie, wenn auch der- 
lelbe Gegenßand lie befchäftigte , doch Jeder in fei- 
ner eigenen Art und zu feinem Zwecke, der Eine 
frey und' rüclilichtlos , ein Anderer wolil mehr ia 
felbßifcher Beziehung verfuhr, «nd fo des Brauch- 
baren und Treulichen viel zu Tage brachte. Stelk 
man oiberdiefs diefe Bemühungen in Rückficht zu 
Waton, ui^d fügt hinzu, wie jeti^ ebw^diefer Schrift« 
llellqr »ur yoUftändigen Bearbeitung gezogen wird, 
^ie zwey angekündigte Ausgaben der ganzen Werke 
Licht verheifsen ,. und felblt ein menfchenfreundli- 
cher Enttchlnfs dcii göttlichen Weife« für die auf 
äct Erde Unftät Wandernden durch die kleine Hülfe 
oines Tafchenformats der Bände genid[shar su niä« 

y.jtf. I«. Z. iS^i« Erfier Band, 



cthen gedenkt: dann 'kann man tfie 2eit ^tf^didk 
jiennen, die eine alte, lange Ätirückgewicrene SchüQI 
ausgleicht, und das Verfäumte erfetzt. Hiezu abe^ 
müQ'en die von uns angeführten Werke As f6hätz^ 
•bare BeytrÄge betrachtet w^erden^ und eänfe Darftel^ 
lung von -eines jeden Eigeiuhümlichkeit kann zti ei^ 
nem allgemeinen Urtheil^ was überhaupt "zu leiliem 
Tey, verhelfen. 

-Hn. Prof. fVyttenhachs Aufgabe des Phädon ük 
durch den Mangel an Exemplaren zum Behuf vom 
Vorlefungen vermittelt worden. Diefs erzählt der 
Vf. in der vom fi4Dec. *8ö6 datirten Vorrede, in wel* 
xher er, fich überdiefs wegen der Wahl diefes Dialogfe 
in Hinßcht des von Jüngmigen leichter zu faffendeA 
^egenßandes und der ein faclieren iiiid weniger 
Schwierigen Darflellung rechtfertigt. Zur Erläute- 
rung der platoriifchenAnfichten von der Unße^blicb^ 
keit der Seele , die nicht Vollßändig im Phädon ent- 
halten And^ ift die Stßtio V de Platcnie' aus PP^t^ 
Disputatio de quatjiioit^t qmae fnerit veterum phU 
ipfophoinim.^ inde a T/ialete et Pythagora , usque iH 
ßeuecam.^ Jententia de vita et ^latu animörv^ V^fi 
jniortem för/zor/j beyg^fügt w^brden. Es folgt SchO" 
iarum metaphyficarumy pfychologiae.y caput ^ di 
4inimi Jimplici natura et immortaiitate. Füglich 
jiätte diefs wegfallen Tollen. Sätze wie^ ^edfixinl- 
jnus corporeae naturae^ corporis vero ejjeniiu conßat 
^ualitate partium et modo compo/itionis ät *ex dn^ 
plicihocjant^ omnes corporum vires oriünttir, ne* 
-eeffeeß^ cogitationem effiei aut'ipjis partibus pift 
modo campoßtionis. Quorum cum -Utrumqüe repä* 
gfust^ efßcitur animum effe fimplicis ntiturae;- odÄ 
audi ala Beweiii der Ujifterblichkeit: i^xperienebt 
tejlatur^ animum extra corpus cogitandi münere me* 
■Uns perfungi, Nam qui Jerio et dUigenter quid eo- 
gitarevultf Oper am dat^ ut animum ^ Jfuoad ejus 
ßeri potejl^ a carpote avocet etinfe ülum eoillgat: 
folitudinem igitur et tranquillitatem conf^etatur ^ dt 
^ontemplatio Jlrepitu vijis alienis et omnino fenßhiür 
corporis ne perturbetur: folche S^Aitxt "werden- als B^ 
w^eis für das Ganze gelten^ und für diefe« wohl i^ 
Deutfchland wenige Lefer werben. Der Text d^ 
Dialogs ift früher, als die er^varteteu krilifchen Hül£»- 
«iittel angelangt waren, abgedruckt wt>Men, tmtl 
enthält daher in der Jiephanijchen RecenfiOö , weni^ 
ger Verbeirerungen, als von dem Herausgeber verw 
langt werden kann* Doch wie die Einlekung zm 
Atn Anmerkungen ganz abfehen läCit wii dedl ge^ 
gebenen Texte: fo bciginnt ße mit vielem' Erfrettlfc 
cherit da« dann dem ganzen Buche Wcrth tmd Vohh« 
süge fiebt. Nachdem nämlich tor ^ Jahrra 4«r 'itol 



*S9 



JENAISCHE ALLG. LJTEllATttR-ZEXTUNO- 



Ho 



ite» BjicIb jcrfehienenr yrsr: cntfchtoCi fich andKch. 
ief nmaii^eb^r , ^ die verheirsenen Anmerkwigeiv 
"Während er fich mit Plutarchos, Philo, Plotinos, 
Cicero und £una|)ios befchäftigt hatte, nachzulie- 
fern; aber diefes Säumnifs konnte ihn felbft nicht 
veuen, da er nun zu den vorhandenen Subfidten^ 
noch neue unbenutzte erhielt. Diefe beftfehen in 
drey leidner Hand fchriften der Schollen des Oly^iri- 

?iodorQ6, eine wahrfcheinlicb im zwölften Jahrhun- 
ert verfertigte lateinifche Überfetzung des Dia^ogs, 
ß,ie durch ihre wörtliche Treue einigen Werth hat, 
lind die Lesarten von zwey venetianifchen und fie- 
len wienifchen Handfchriften. So konnte Kr. fp^. 
ftuch am Schluffe des Werks die Worte widerrufen, 
die nur editionem Juhitam brevi operc confectam^ 
noii niß ad injiantem pardtumque fcholae iijum com- 
pofitam verfprachen. Der befondere Werth der An- 
i^nerkungen möchte fiph auf den Gewinn zurückfüh- 
jren lalTen, der für Piaton theils in Hinficht feiner 
Sprechweife aus den fpäteren Schriftftellern als Be- 
Häti^ng, theils in Beziehung auf feine Philoför 

Jheme aus den Neuplatonikern und anderen Schrift^ 
ellern als Erläuterung verfchafft werden kann. 
Äeiche, Sammlungen lagen hiebey dem Vf. vor, und 
er hat aus feiner umfuffendeu Leetüre der künftigen 
Bearbeitung maneherley Material zugeführt, da er 
felbft nur feiten auf Sichtung und Ordiuinc^es oft 
Widerfpirechenden eingeht, ' Aufserdem w^ird man 
^n dem Buche manche gute Bemerkung über ein* 
j^elne Fälle des Sprachgebrauchs und manche gut er- 
läuterte Stelle finden. In anderer Hin ficht der Kri- 
Jjk aber, aufser^dafs die Aufführung der Varianten 
Jehr fchätzbar ift, mufs man das Werk für w^eit älter 
halten » als es wirklich iß. Denn w^s deutfche For- 
Xcjiung anderwärts überhaupt gewonnen und für 
f Laton vorbereitet hat, iß noch ganz unbeachtet ge-^ 
ibliebeuif und den. allgemeinen Kefultaten, deren nur 
wenige fich vorfinden, geht die nun erfoderte Durchs 
«li^ingung und Aufhellung ausreichender Gründe bb, 
und man findet nicht fqlten Gelegenheit, zu bekla- 
gen, %yie fich eine gewiffe Selbßliebe, die manchen 
.Philqlogen, namentlich in Holland, hinter der Zeit 
zurückbleiben läfst,, zum eigenen Schaden rächt. 
Daher aber ficht Hr. fV. fo oft' mit dem deutfchen 
Bearbeiter imGegenfats und Widerfpruch , und läfst 
unbeachtet, was jenem reicher StoflF zur Unterfu- 
.^bong wurde. Nicht wenige Stellen finden fich 
jobne die uoth wendige Berichtigung, ' oder es iß fie 
.iveoicfien« Hr. fV* o)iiic Anfiofs vorbeygegangen, 
Xo dal« man ihm wohl mehr als blofse £ile zur Laß 
Ikgen möchte, "V^ir fprechen nämlich von Stellen, 
»Wie z.B. Cap. 4 (fi* *^ Heind.) ra avrd Xiyov. C 6 
Cfi* *4) '''«X* 7^P ^*^ **^' «KOücaio. C. 7 (JJ. ^8) iSs* 
Xmrki^aQSai 0, n äv ri^Mvroi. So hätte aber dagegen 
Vieles erfpart werden können , was w^eniger durch 
Jeine Weitläuftigkeit als durch Beßimmtheit ge- 
winnt,' und Vieles hätte als bekannt und nutzlos 
übergangen werden mülTen. Denn wie diefs mög- 
lich Ay^i^den kennte^ wird Hn. /^. nun der deut- 
fche Herausgeber lehren* Wenn z, B? Hr. ff^. 



S'. p3T durch dne ganze halbe Seft«- Toll- Beyfpiulc 
den bekannten Gebrauch von ri %6lov in der Frage 
beweifi : fagt Heindorf zu Sophiß. S. 356 : ArticuU 
verbo huic in tali junctura praemißi exempla piget 
eongerere^ quum fitiguli* fere in pagims otcurrant ; 
chnifjt poftiujr- indicabo aliquot etc. Im 26 Cap. (0. 6<) 
äXXo ti YjjxZv aurwv y ri /ixev u. f. w. hJaXl fVyttenback 
dfe Umfetzung des >; fiir exqnißtlor^ während Hein' 
dorf mit Recht Zweifel an .der Bichtigkeit der Les- 
art aufwirft, ohne fie jedoch zu löfen. Es erneuert 
"Bell daher d^as Bild, -welches ff^olf in der angezeig- 
ten Schrift von den fchlecliten, alles gelehrte Sprach- 
fiudium verunehrenden Grammatikern S. 19 entwirft, 
4af8 fie y ohne der Analogie und aller tieferen Grün- 
de fich zu bemächtigen , immer blofs im Sammeln 
von Eiiizelnem befangen , Jiie zu Urtheil und £^in* 
ficht kommen, warum und unter welchen Bedin- 
gungen etvra» •fprachrichtig feyn mülTe. Da wir un- 
ten weiter von Beyfpielen fprechen werden : fo kön- 
nen wir fie hier übergehen. Von Kleinigkeiten w^ollen 
wir aber nicht «Ervvähntmg thun; wie, wenn S. 199 
gefagt wird, dafs die Griechen in Negationen. gern 
den Buchftaben 5, wie in pA)i^)^ fjnjiivf fiafSspiav iiiva- 
ptv u. f. w^, gehäuft hätten. . Der Sprachgebrauch 
wird von /^. gewöhnlich nur bemerkt, ohne fidiere 
Angabe des Grundes oder der Bedingui^g; }a es wird 
picht einmal die Rückficht auf Zeit und Sckriftßeller 
gehalten y fo dafs auöh die Späteßen aufgeführt wer- 
den , um bey Früheren , wie bey Piaton , zu bewei- 
fen,. was diefe entweder nach allgemeingültigen 
Sprachge nutzen fagen mufsten , oder jene ohne alle 
Beziehung auf Vorgäriger und Nachahmung ausfpre- 
chen. In übermäfsiger Aiizalil findet man die äh- 
nelnden Sentenzen ' der Späteren aufgereiht , ohne 
dafs durch ächte Philofophie das Abweichende oder 
Einßimmende genau . herausgehoben worden ift. 
Doch diefs alles liegt in der Art der Behandlung, und 
fcbeiht charakterißifch zu feyn. . Wir reicheli unter 
uns mit fchimmerndem Aufputz von Gelehrfamkeit 
nicht aus, und find verwöhnt, höhere Federungen 
au die Erklärer und Reiniger platonifcher Werke zu 
thun, als man jetzt von holländifchen Gelehrten er- 
füllt zu fehen erwarten kann. Was in Hn. //'V. Werk 
für weitere Forfchung Gelegenheit und Stoff beut, 
yviti forgfam benutzt werden, und darum bleibt 
demfelben fein unleugbarer Werth unbenommen. 

Hn. Prof. jöJp/7uZor/;f Ausgabe der oben genannten 
Dialoge fchliefst fich , da keine Vorrede zu bcfonile- 
ter Rückficht Anlafs gicbt, unmittelbar an die frü* 
her erfchienenen an , und foH nach folcher Voraus- 
fetzung rnit jenen I*lan und Verfahren gemein haben. 
Keiner von allen bisherigen Bearbeitern des Piaton 
hat im Befonderen fo viel geleißet, und keiner di« 
auf vielen Stellen rauhe Bahn mehr geebnet , als Hr. 
Heindorf, Diefs iß anerkannt w^ordeii, und bedarf 
nicht weiteres* Beweifes. Aus den früheren Bänden 
ift auch das Verfahren bekannt, fo dafs wir nicht 
nöthig haben, dälTelbe jetzt erß zu charakterifiren. 
Nur gereicht es dem Vf. zu gröfserem Lobe, dafs 
man in den neueften Bänden Alles mehr ziuBeftinuu^ 



MF« 



JANUAR t : 8 t 5- 



^4? 



heit ausgebildet , in dem Uitheile feftere Sicherheti» 
in der Behandlung ü'berhaupt gröfs^re Geiiauigkek 
iudet, und lieh an dem erwecklichen Beyipiele ei- 
nes fortfchreitenden Studiums erfreuen kann. Wir 
mochten den zuletzt erfchienenen Band als fortlau- 
fenden Beleg hiezu nennen. 1(1 ff^ytienbaeh auch 
weit reicher an Leetüre der fpäteren, oft für den 
Atticismias entfcheidenden Schriftßeller: fo zeigt 
Hr. H. dagegen eine Vertrautheit der platonifchen 
Sprachweife, die fich als eine innere bezeichnen 
Ilfst» und das Wefentliche von dem Zufälligen tref- 
fend unter fcheidet. Verdankt xntai if^yttenbaeh viel- 
fache Atifhellung in Hinftcht des Wortgebrauchs: fo 
findet Inan bey Hn. H. eine nicht gemeine Treifkraft 
in Anlegung der kunftreichen Fjügungen; und hält 
£ch der holländifche Kritiker mehr an D,arftellung 
des factifcb OevvilTen: fo geht der Deutfcbe auf all- 
gemeinen Sprachgrund zurüi^ 9 und findet daher 
auch da Anftofs, wo jener ungehindertes Fufses 
Torübergebt. Was das Sächliche anlangt: fo findet 
man hty ff^yttenback allerdings mehr erörtert, al- 
lein auch oft das Gemeinfte und jedem Verftande 
Losbare . >veitläuftig verdeutlicht , ohne dafs ei- 
gentlich die tiefere philofophifche Dvirchdringung 
ftcbtbar "vri|rd. Adch Hr.,H. nimmt weniger. auf 
ToUftändige Entwickelung des Ideenganss Bückficht» 
und fein Verfahren befchräukt fich meiliens auf das 
Orammatifche ; doch überhaupt fchon .und im Ein- 
xeldto thnt fich kuud , wie er * in dem fchönen Ver- 
eine mit Schleiermacfur und dem verdorbenen Spal-^ 
iingf Pkit.on» den nie ganz Bezwingbaren, durch 
Vmfaffung zu bezwingen geßrebt, und daher auch 
in der Berichtigung fn^herer VorurtUeile und in Aus- 
l^ung einzelner JDunkelheiten Vieles geleiftet hat. 
Als auffallend bemerkbar möchten» wir eine eewilTe 
Angßlichkeit erwähnen , die fogar den Schein von 
Unücherheit auf fich ziehen kann, da fich Hr. JET., 
weit entfernt, abzufprechen, bisweilen auch von zu- 
lifliger £ntfcheidung losfagt , und was durch einen 
fieberen Griff vereint und ausgeglichen werden 
könnte ,, als getrennte einzelne Meinung hinftellt, 
ohne zu berückfichtigen ', zu %velchem falfchem Ur- 
theil diefs verleiten kann. So auch in Behandlung 
fiandfchriftlicher 'Lesarten, bey denen, veriteht fich, 
an befon neues Zaudern z\yar gerathen ifl , die aber 
l^ejr Vernichtung ihrer Wahrfcheinlichkeit ein gera- 
des Verwerfen erfodern. Mehrmals hat fich der Her- 
sinsgeber aus demfelben Grunde durch GloIIeme täu- 
Ichen lafTen , die nun wieder aus dem Texte zu ver- 
bannen find. Doch der Unterfuchung ilb fo viel 
und der Befultate eine fb grofse Menge, dafs alles 
diefs, und wäre es noch Mehreres, die grofsen Ver- 
dienfie nicht bfeeinträehtigfen oder verkennen laiTen 
kann. DieVerbeirerungeri/f««Jor/j können fich m^t 
Kecht als fol che. ankündigen, wenn uns jetzt leider 
der Name vonConjecturen an überflü/Tige, aufs Gera- 
thewohl und zur Unzeit vorgebrachte Einfälle denken 
läfst. Nur Gründe der Verderbung führen ihn aufÄn- 
derung, wau beyPlaton am meißen erfodert wird, da 
bejr,ibm der Schritt von^dem Mangel an Verftändnifs 
^vm Glauben an Verfälfchimg febr, leicht wird». 



Über Hn. Prot Seld^Urmaehers X^hexUtixix^ 
glaubten wir, uns einfchränkend auf die pearbev 
tupgen desPhädon, jedes allgemeine Unheil umge- 
iien,' und vorausfetzen zu können, dafs das Weirl^, 
welches in fc^iner Gleichheit einen befonderenWerth 
.behauptet, von Anderen hinlänglich gewürdigt.fey. 
Auchftünde zu fürchten, dafs R^c. , dem keine det 
früheren Kritiken gegenwärtig, nur wiederholte, was 
fchon, und vielleicht heller gefagt worden ift. Zu- 
fall aber hat in unfererÄ. Liter. Zeitung eine weitere 
Urwähnung diefes Werks verhindert ; z wey dazu be- 
ftimmte Anzeigen haben anderswo ihren Plati gefun- 
den. Daher verlangte die literarifche Vollftändigkeit 
-WenigfteiM die vollftändi^e Angabe des Titels un|l 
Inhaiu, und Koc. weift die dargebotene Gelegenheit 
nicht >zurück, einige Rückblicke auf das Ganie yor- 
iiuszufchicken , oder vielmehr, da er fich von einet 
eigentlichen Beürtheilung hier Tosfagt, einzufchal- 
ten. Schön kann das Werk zum Gegenftand einer 
gehaltreichen Beobachtung werden, wie fich nach 
mancherley Entgegnung die entfchiedenen Rcfultate 
delTel^en liervQrgehoben haben, und was es von fei- 
ner Aufnahme und erften Würdigung an nach einet 
Reihe von Jahren noch fey und bleiben werde ; und 
hierin liegt eine, fiebere Erprobung feines Werthes. 
Man weif», dafs das Ganze; m die allgemeine Einlei- 
tung, in die darauf fortbauenden Einleitungen zu 
den einzelnen Dialogen und in dieÜberfetzung felbft 
zerfällt; man kennt den Vf. und feine Art undKunft 
fchon langeher, fo dafs jetzt fchon Hindentung und 
Beziehung auf das längft Anerkannte genügt! Zwar 
mögen wir uns nicht täuTchen, wenn w^ir behaup- 
ten, dafs das Bemühen des Vfs. noch lange nicht 
genug w^erth geachtet worden ift , noch nicht hin- 
länglich allgemeine Berückfichtigung gewonnen 
hat, damit von ihm aus die fefteften Grundfäize für 
jedes weiterfchreitende . Verfahrc^n hätten gebildet 
werden können. Hatte keiner der Vorgänger dem 
Ni, Genüge gejeiftet: fo hat Keiner ihm gleich gc- 
than ; denn wer hat fich wohl über das Wefen der 
Dberietzung nicht blofs' des Piaton, fondern irgend 
eines Schriftftellers — w^enn wir abfehen von einer 

{gewöhnlichen Verdeutfchung — fo klar und be- 
timmt verßändigt, wer fo congenialifch frey und 
unbefangen auf ein Urbild fich hinge%vendet ? Es 
foll der Lefer, nach dem eigenen Bekenntnifl^^ des 
Vfs., durch die erneuerte Darftellung unmittelbar 
den grofsen Geift umfallen und kennen lernen, und 
kennt er ilin fchon, auf die Anordnung und den 
dargelegten Züfammenhang des grofsen Ganzen fein 
Urtheil richten. Höheren Zweck konnte der Vf. fich 
nicht vorfetzen. 

Überfchaut man das iaft vollendete Ganze: fo 
bieten fich von felbft die bedeutungsreichen Fragen 
dar : Was ift für Piaton durch das Werk gewonnen 
worden , und zwar in philo.fophifcher i^nd philolo- 
gifcher Hinficht? Was blieb nach der Prüfung An- 
derer und im w^eiteren Verfolg von der Grundlage 
aus das bleibende Refultat ? Läfst fich noch wider- 
fprechen? — Um das Ganze der platonifchen An- 
.ficbten und Lehren fyftematifch zu gewinnen» veir- 



»4ä 



1/ A. L.' Z. JA 11 17 ir & .' 1 8 t S. 



^ 



fuhr [man Mof« , und «\yar falfcU , pfydiologifcli. 
Man las die einzelnen Dialoge« um aus ihnen Ae 
einzelnen Sätze zu gewinnen und diefe unter die 
pfychologifche Nothweadigkeit eines Zufammen- 
uangs zu bringen. Statt allo das Ganze im Ganzen 
ZVL finden, übte (ich die Willkiilir, oft auch die Ver- 
legenheit, an Zufammenbauung nnd an Ausgleichung 
der Widerfprüche, Hiebey wurde freylich für den, 
der auf Kenntnifs ausging, w^enig gewonnen; .e* 
fand diefer zwar ein platonifches Syftem vor (ich, 
aber zugleich fich , da alles diefs nur mittelbar dar- 
geboten ward, vielfach getäufcht und durch Zufat^ 
und Erklärung irre geleitet. Daher Äenn die faft 
allgemeine Einbildung, den Piaton begrißen zu ha- 
lben , beym Mangel an unmittelbarer Kenntnifs , fo 
dafs ein Bekenntnifs, irre geworden zu feyn an de* 
Göttlichkeit des Pluton , oder ihn unklar und ungcr 
aiügend gefunden zu haben, bey Manchem weit klü- 
ger fchemt, als ein Brüften falfcher Vertrautheit. 
*^erden die einzelnen Werke in ihrem inneren Zur 
fammenhangc betrachtet, und dargethan, -wie fich 
.die einzelnen Ideen nicht blofs entwickelt, fondem 
XU ejhem grofsen Ganzen verbunden haben , wie 
auqh hier ein Organismus, der auf einmal in dem 
Geifte des^Denkcrs vorhanden und abgefchloffen w^ar, 
oßenbar ward tmd zur Darftellung gelangte: danii 
-nur kann eine ümfaffung des Ganzen felbft erft mög- 
lich feyn, oder ift es vielmehr fchon fdbft. Defshalb 
aber macht ein folches Unternehmen nichjt ein blo- 
fsc« Ergänzungsftück aus, wie es unfcr Vf. benennt, 
fondem den ^r^itn Act der Forfchung felbft. Wie 
vortrefflich Hr. 5. diefe unternommen, und dafs die 
allgemeine Einleitung ein Meißerftnck dialektifcher 
Kunft ausmacht, und eine volle UmfaiTujig des gro- 
ssen Ganzen vorausfetzt, ift allbekannt. Noch* hat 
Keiner unternommen,, die Unterfuchung für Piaton 
weiter fortzufetzen. Wohl aber fchemt man das 
ganze Unternehmen falfch gedeutet und nur halb 
^verftandcn zu haben, indem man einzelne Vorausr 
rfetzungen , die hier gethan wurden , überfah, 

Eine drohende Klippe blieb bey der Anprdnung 
diö Unterlage der Abfichtlichkeit , %velche bey Plasr 



ton mit klarem Bewtifstleyn' '^^auftgefetst werden 
mufs. Piaton ging von der Übenpeugung aus , dtb 
Philofophie rxicYa gelehrt, noch gelernt werden 
könne, fondern Jeder fich durch fich felbft dazu ver- 
helfen müfle. Daher lehrte er nie und fchrieb nicht 
fogleich J/ehrend in R^fullaten, fondem verfuchtc 
nur das in Jedem Vorhandene durcfh Widerfpruch 
und Einrede zu entbinden; und nur darum gins er 
von den einfachen Priacipen und dem Negativen 
über zur zufammenhängenden Darftellung und dem 
Pofitiven. In feinen Dialogen t die fich dadnrck 
nuch der Form nach rechtfertigen, finden wir ein 
fortfchreitendes Gaxizes-, und ift es diefs, auch ein 
fich ent\vicke}ndes , ob der bildenden oder nur 
der darftellenden Kraft nach, bleibt eine zm em« 
fcheidende Frage. Das bishadge Verfahren hat Hr. & 
treffend charakterifirt und ab tuiftattkaft verworfen 
%% kann bey Platen die Meinung , ^ habe «r nadi 
befonderen Huf&eren Zwecken. gearbeitet und fo fich 
den Umftänden aiigepafst, nur armfeKg fcheinen, 
fo wie die Vorausi^tziing eines «nöglickcn S3rft^n» 
unftatthaft ift. Nur möchte auch Hr. -S« zu weit 
gehen, und dadurch Mifsdeutung amf fich zie- 
hen , wenn er das Hiftorifche und die dureh Nadi- 
rieht uns bewahrte Thatfache ganz verwirft, oder 
wenigftens durch die Annahme^ Avas hiftoriCehe Be- 
;ciehung fey in Piatone Werken, verdanke feigue^Ur* 
fprung vielleicht einher fpäteren 'l^niarbeitung, ent- 
kräftet. Abgefehep von der fchwBukenden Aualo- 
eie mit der dramatifchen Umarbeitung, mufs von 
dem Philöfaphen angenommen w^rd«n, dafs er 
ein der nochmaligen Bearbeitung zu unterwerfendoi 
Werkftets als ein früheres betrachtete, und es fei- 
uem einmal angewiefepen Platz auch durch die 
kleinfte Einmifchung des Späteren nicht entziehek 
konnte. Wohl mochte er hiftorifche 3*2iehung und 
^T\vähnung von Thatfachen austilgen, «berauft Nene 
konnte er nicht, was einer fpiftterep Zeit angehörte, 
dem Früheren beyfügen, denn jedes W^k M^te 
feipe Zeit in dem Fortgänge der DarfteBun^ 

(JDie Fortfettang folgt im nächfi^n Stük^'} 



^-^ 



^im 



mgfmm^m^irmm 



^r^ 



KURZE AISZEIGEN, 



JirocvDfCNiiiFTBif. fVelniar^ im Landes « InduArier 

Conmcbir : Erzählungen^ aus der Thierwelt, Gefebenk für 

«trimlegierige uiid fl^iCsig« Kinder. Erfif Liefemtig. 1312. 

Äig^S^ Mit 12 Kupf. — Zweyt« lieferung. 1313. 2x2 S. 8« 

\ a Rthlr. 12 ^. ^ Der «ns unbekanate Vf. ai^£ßr ansdekenden 

^^ckrilc Ukv die Jugend wiU unterhalten und hdekren. Z!ur 

]£iTeicliiuig diefes Zwecks fahrt er die Juneen Lefer in die 

Tkierwelt, und macht üe mit den Kmimriiben, den Sitten 

juid.der Lebensart der Thies'e begannt, indem er eine kurze 

"l^cfcbreibnng des Thicrs in Hinficlit auf K6rperbildnng, phy- 

Cfche Kraft, Naturell u. f. w« aufftellr, und die an»ehendüen 

;|aiekdoteii Lineinwebt. Auf diefe Art behaudeh er in der 

a Liefeiuxig den Lüwen, Tirgcr, die Hyäne ^ den Wolf , Elci- 

pliantcn, O1 Äi»c;utane ♦ 14 Affeuaiten, da« Kinguruli, den 

BüfFel, Hirfch, Strand und den Riefeyikranich ; in der 4ten 

•äie Dären- und Facht «Arun, das Kan&eel, dm IMchs, Hund 

und das Rei^ithier, drey Adlerarten, den Kondor und die 

JÜigotufchlange. £>ie Anekdoten aus diefer Thierweit nehr 

mca den Haujtthefl de« £>ucli9 «in, V?«r et b^y diefeti auch 



.Cchwer su vermeiden , dafs nicKt auch mehrere tufg^omflMt 
wurden, die fchpn oft, felbft in Jugendfchriften, mitgetheut 
.worden , uud daher fchon fehr bekanxtt find , wie «. B, dia 
Anekdote vom Elephanten und Schneider : fo möchte doch 
ohne VergleieU der fr<»£ite Theü der hier mit^.tjieilten £r« 
' zihlungen den wenigften jtmgen LeCem , und v^iele (ejbft be- 
lefeneret^ Perfone;i bekannt feyn ; denn der Vf, fcheint weni« 
ger aus na^athiftorifchen Schriften , ^ auf neueren Reifebe- 
Ichreibungen, geCchöpft za haben. Überdiefs ift All^' fo ewec» 
mftfstg ej^^gekleide^ und vi Verbindung geCettc, dafs felbfl be- 
kanntere Anekdoten hier ron neuem gefallen. Der Vortrag 
hat den vollen Beyfall des Bec. ; er ift gefetzt, ernft und anr 
genehm zugfolch. Unmöglich kann es cfem Buche anBeyfalk 
"nicht blofs 70« Seiten der Jngend , fomdf^o felbft jedes Lah- 
rers der Naturgefchichte fehlen« Sie werden hier Vieles fin- 
den, X.B« im Ai'tikel vom Kingur.uh, vom Kondor, was ih- 
nen völlig neu ift. Druck tmd Papier find fehrihabfch, db 
Kupfer treu, bis auf wenige AtisnaluiMii^ 'irfohiii Ree. die 
Vorftidlung des Kamoek retSoil, f >• 



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J :E N A 1 S CHE 



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ALLGEMEINE LIITERÄTÜR- ZEITUNG 



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<iRIECTriSCH£ LJTE&ATUR. 

■ BcRLiH, in der Realfcliulbuchb« : Pläions Werkte 
Ton F, Schleiermackür, I. II Th. u. f. -w. 

BßRLiN.9 b. Nauclu :Zu Platon's Fkädoiu Von 
Fr. jiüg. Wolf u. f. Av^ 

(Tortfetzun^ der im vorigen Stück uhgehroihenen. JReeeufiotuy 

xJsis reeulirende Princip macht bcy Schleiermachhr 
äie fortlch reitende Ausbildung der Ideen aus, fo 
idafs, wai Grund eine* Anderen ift, diefem voran»* 
g/!he. Ungewif« bleibt hiebcy, obgleich eineEnt- 
foheidung vor allem Anderen gefodcrt werden 
möchte, ob da» Schreiben, der Zeit nach. Eins 
fey mit dem vorausg<;fetzten Entwurf des Ganzen 
unrl der inneren Aultaffuhg. Vielleicht ergebe (ich 
liiebey die nothwendige Unterfcheidung der Henn- 
*eichen der Reife des emften, nicht ironifcheh Spät- 
Äfters Und der Kennzeichen des «wilTenlchaftlicheil 
Zufammenhanges. Und fo, meinen wir, fey es wirk- 
lich. In Piaton eine für alle künftige Entwickdung 
cinzelnerldeen be-wufstlofe Votbildung des Früheren 
anzunehmen, wäre arger Irr th um. Das Ganze lag, 
genialifch empfangen, auf einmal in ihm, in dem 
grofsen Umfanjge von der erften Grundlage an bis 
Äum Schlufsfteme. Wenn auch als gcwifs anerkannt 
bleibt, dafs die w^iffenfchaftlichen Darftellungen im 
Staat, im Timäos und im Kritias auf den früheren 
tnterfuchungen von Aeva Wefen der Efltenutnifs 
f^erhaupt und der philofophifchen insbefondere, 
i^nd über die Anvrendbarkeit der Idee der Willen^ 
fchaft auf die in jenen Werken behandelten Gegen- 
fUnde, den Menfchen und die Natur, beruhen: fo 
liegt hierin keines w^ges die Nothwendigkeit , dafs 
Jie die fpäteften, zuletzt gefehriebejteuy und zwifchen 
?men keine andere Schrift von Piaton gefertigt 
"Worden fey. Nur andere, hicvou entlegene Grün- 
de des fpäteren Alters können ihnen diefe Stelle fi- 
^em, und es läfstiich wohl vorauafetzcn, vras Hr. & 
ÄA5 leugnet , dafs Piaton zwifchcn diefen Werken 
weh eiiis der übrigen uns gebliebenen Werke abge- 
fa&t habe. Ebcji fo in Hinücht auf die frühere Stel- 
le des Staats vor den übrigen , nicht dialogiürten 
Werken. ' Diefs aber leitet auf die Unterfcheidung 
des philo fophi feil ai Ent%vurfs und der Cchriftftcllc- 
riftien Darßellung und Ausführung, betrachten 
Am Platohs imicre Schöpfung des Ganzen : fo kann, 
abgcfchen von einzelnem Vorbereitendem, wenn wir 
cä befitzen, und von der möglichen Ein/limmung, ei- 
gentlich nicht von Früh und Spät, der Lebenszeit 
«ach, die Rede feyn, da der Abfchlufs init dem 

/• J. JL Z. iQiJ. Erßer Band. 



Entwürfe }in Eins föllt; «ur Was Sit Atufühmng 
-und Herausgabe der Schriften Tjetrifft, läfst fich un-» 
4er eine. zeitgemäfse Ordnung bringen. ^Hieraus er^ 
giebt lieh , dafs ^ine Änordwung, wie fic ^em. 
inneren Zufammenhang n^ch gefcmebt und Wich- 
tiges von dem Unwichtigeren trennt, oder eine 
folche, w^ie fie Hr. Ä gabj nur eine Anordnung i^ 
Piatons Geiß^iej^ odet wie dicfer leine vorhan- 
denen Schriften dem Inhalte nach felbft zufanih 
mengeftellt haben würde. -Ob diefn Üas einzig mög-> 
liehe Verfahren ausmache, bleibe dahin^eftellt; al- 
lein eine andere Unterfuchung, die, nicht einge« 
fchaltet, fondern für fich durchgeftihrt werdenmufsl 
verlangt die Anordnimg in Hinficht der Zeit und der 
Schriften als Bücher. Da können nur hiftorifche 
' Thatfachen -und philologifcbc Beweife, gefchöpft 
aus Con^pofition, Sprache^ Beziehung aufs Voraus 
gegangenes u. f. \v. j entfcheiden. In der rein cliro- 
nologifchen Anordnung werden fich aber auch nickt 
Neben werke und Gelegenheitsfchriften ^on Haupt- 
werken tteaihen lallen; und wenn der ^ufsere Zo^ 
fammenhang mit dem inneren auch oft einftimmt^ 
fo mn'fs liiebey auf Verhältnife und Umftftnde forgfame 
'Rückfibht genommen werderu Eine Aenweudung 
diefcr BelUmmüngen auf das Einzelne, zu der uni 
hier nicht der Raum vergönnt ift > würde die Pun- 
•cle herausheben , auf deneai das doppelle Verfahre» 
unvereinbar bleibt, und andere, auf denen fich 
Widerfprüche löfen. Auch wifd Einzelnes in der 
Entfcheidung über Achtes tmd Uhätchtes , über da^ 
was als blofser Entwurf anzufehen ift, nühere Bei 
Üiüimung erhalten, uud man vor den öfters gewag«; 
teil SchlüITen^ als lalle fich aus dem^ dafs in den 
folgenden Gefpirächen cKe früheren enthalten find^ 
für die Zeit der ausgeführten Darftellung der Schrift 
•hinreichender Grund gewinnen^ ficher geftellt feyn; 
Denn dem Stoß'ö und hihalte nach find nach innc- 
feniZufammenhtfnge alle befonderen Werke in Allen 
enthalten, %veil fie ein Ganzes ausmachen uad ei^» 
ne§ Geilles Vollftändige Darlegung. 

Wir haben nun anzuzeigen, wie weit das deut« 
fche Werk bii jetzt vorgerückt, und was deHen In- 
halt fey. Drcsy Haupttheilebilden das Ganze, von dev 
neu der dritte noch erwartet wird. Der erile Theil be-^ 
greift die dement atifchen Gefpräche, welche die Ent- 
Avickelung der dialeKtifchen Methode darftellen, F/rÄ- 
dros ^ Pratagaras, Parmenides. Zur Seite die in 
dicfclben eingreifenden Nebenwerke: JLyfis^ Lackes^ 
Charmides^ EuthyphroJh die Gelegenheitsfchriften in. 
der ytrtheidigung des Sokratts und dem Kriton^ nnd 
die für unäcjbt erklärten Jon, Hippias der Jüngere, 

10 



lE'NAIS^HEALL». LITERATUR* ZEITUNCT. 



f4d 



JftppafcJtot^ Mmc^ und üfikiblades Awr zweyte. J^ie; 
Öefprächdv wekhc die aufceftdlten Principlen Trei- 
ber fortführend auf die Ethik und die Phylik anwen- 
den , ufid fo das Wiffen und da* -vviffende Handeln, 
erklären, füllen den zwejten Theil, der nun die Gf^ 
(präche Gorgias^ Jhea^tetos^ Menon; Eutfiykemas^ 
JkratylQ^r den Sophijlen^ den Staatsmann und das 
Gajimahl und die übrigen , von denen "vvir unten 
|«eden, enthält, über die Einleitungen dief er Werkt 
dürfen wir ioi.diefer Abfch-weifung von der uns vor- 
gefetzteiL Richtung nicht weiter fprechcn. Auch 

f glauben wr einer Gharakterifirung- der Überfetzung 
elbft, überhoben zu feyn. Das Werk Hat in diefer 
Hinlicht längll fchon feinem Meifier gerechte Würdi- 
gung verfchafft,. ujidifi:;^felbrtzu einem Nationalwerk 
Seworden^ auf welches wir, wenn wir nur "wollen, 
olz feyn dürfen», Leichter undigewifl'er ate durch ir- 
gend etwa» läfst lieh dupchVergleichung de&. griechi- 
Ccheil und deutfchen Werks herausfinden ^ ob und 
wie griechifcher und^ deutft^her Geift und Sprache 
fich berühren und verwandt find, Avas es heifse, ohne 
fremdartigen Zweck ein. Vorbild in • feiner Fülle 
und Eigentlnimlichkeit treu aufzufalTen^ und im kla- 
ren Abbilde wiederzugeben,, fo daEs^die Copie un» 
kSt auf gleiche Art als das* Original zufp rieht,, ifvenn 
auch' nicht hier, wie nirgends^ an völlige ErXetzung 
gedacht werden kann ,. und* endlich wie fich Form 
und Stoff nicht alleinv bey den Alten zur fchönen 
Harmonie verbunden hat, fpndern aucbunferen Wer- 
ken den Charakter der Ganzheit verleiht^ Trew und 
Jehän kann die Überfetzung heifsen , und diefs ift 
genug. Flaton der Fhilofoph, ift erkennbar in der 
xeichen Fülle des Ausdrucks^ rwel eher bald die reife 
AusbildAing der Ideen unmittel ji^ar bezeugt, bald in 
tiifier Vieldeutigkeit die freye Schöpf img bewährt; 
flaton der Dichter ftelh fich in der Lebendigkeit der 
, Darrtellung und in der Schönheit des Rhythmus er- 
nieut dar, luid i'lkton ungethcilt in feiner herrlichen 
Menrchliehkeit prägt fich in klarer Wahrheit abu 
Jtfaiv bat viel Argeruifs genommen an dem Zwang; 
•welcher der deutfchen Sprache auferlegt worden fey i- 
doch nur wo wirkliebe GewaU fichtbar wär<^. hätte 
der Überfetzer gefehlt. Wir müifen an Piaton den 
Deutfchen glauben, wenn w^ir ihn überhaupt in 
IJberfetzungeit lefen wollen ; und wie er einll fchon 
feine Sprache fprach: fo mufs ihm auch allezeit 
folche Freyheit gefiattet werden» Sicher würde er 
felbftein fo bildfamcs Organ, als es dcutfche Sprache 
ift, -ergriffen haben, wenn er das einmal Gefprochene 
sur wiederhohen Darffellung hätte bringen wollen.: 
Wenig fruchtet es, wie zu gefcbehen phegt, neben 
«iner langen Reihe von Ueyfpielen des Gelingens 
tind der Fertigkeit Einzelnes auszufiellen , was zu 
tadeln öder zu verbeffem fey. - Nur beym Mifsver- 
itändnifs des^ Sinnt kann das Einzelne der Rüge werth 
fcheincn.. Wer möchte fich auch da , wo eine Ver- 
gleichßellung mit Anderen- faft unmöglich, wo ein 
IVlanji mit aller Kraft gerungen liat, feiner Individua- 
lität zu cntfagen, um in fich d:a& Abbild eines lui- 
cndlich grofsen Geißen treu i/rrederzugeben > 



in 



deffen-Ton und ganzer Darßelltmgsw^iTe luit frem- 
der, aber night entfremdeter 2^unge zu reien,. wer 
möchte da noch durch einzelne Zweifel die An- 
fchauungdes fchönen $eeleixbildesftören, und an ein« 
zelnen Zufälligkeiten Ärgemifs nehmen? Nachläf- 
, fieReiten finden fich in jedes Menfchcu Werk, und 
mcht immer erfcheint Jedem die glückliche Stunde. 
Wir ^kehren zurück auf den uns: eigen tireÜvor- 
liegenden fünften Theil, und können bey. dec Aner- 
kennung des immer gleichen Strebens wohl noch be- 
merken, dafs der* Vf. an Fertigkeit mit der Zeit ge- 
wonnen habe, und dafs einzelne Härten, die .früher 
noch auszureichen waren , nun leichter gemil4ert 
und feltener geworden feyen. Hat die deutfche Spra- 
che auch in Manchem, nachgeben muffen: fo war 
diefeNothwendijgkeit doch gewinnreich für fie; und 
wenn fich eine.ge^viffe Popularität noch letzt beein- 
trächtigt glaubt:, fo hat man nur zu bedenken, dafi 
Flaton ihr nicht dienen foll, und delTen Sprache 
durch iich. felbfi^ verftändlich werden kann. Der 
fünfte Sand enthält die D^aloge^ thädon PfiiUbou 
Tkeages, die Nebenbuhler^ Alkibiades der. fcgcnacn- 
teerflexe^Jilenexejios.IIißjpias^^ \x\\A Kleithophou^ Wie 
gewöhnlich , ill auch jedem, von diefeix eine Einlei- 
tung;, die theil& dem Befonderen feinen^ Platz iu dem 
Ganzen) recbtferfaigt^ und" anweiß , thtils über tHe 
Verfälfebung entfcheidet, vorgefetzt. BeymPhädon 
' mu&te der Vf. auf das Gaßmahl , und was ^r dort ee* 
£ägt hatte, zurückkommen; denn eine nähere Bezie- 
hune herrfcht unter beiden Gefpräclien, und fie 
fchhef&en den Gyklus,. der fix:b unter iliucn und dorn 
Staatsmann, und Philofophcn im zweytcn Bande bil- 
det. Blieb iiv der Diarfielluug des Wettns der Liebe 
das Verlangen nach Weisheit als dem Guttn unbe- 
rührt t fo gefchah es, vreil daJl'dbe anderswo Auf- 
hellung erhalten follte. Wie nun das, was der 
Staatsmann in der Bildung der £mpfät3glichkeit vor« 
bereitet hat, von dem Sophitten aui'genommen wird, 
um esv wenn aucli nur iu Befchränktbeit und am 
Scheine haftend, weiter^ fortzubilden: fo gewinnt 
der Philofoph für das höhere Leben \m^ das wahr- 
haft Seyende in der Erkenntnifs , und fucht die 
Seele frey zu machen, oder reiner Geift zu werden. 
Diefs bezeichnet Piaton als ein Sterbenwollen. Da 
diefes aber wieder nicht möglich wäre ^ wenn die 
Seele für die Erkenntnifs des Scyen^en und mithin 
Ew^igen nicht felbft ewig wäre: fo ift die Ewigkeit 
der Seele die Bedingung der Möglichkeit des Erken- 
nens,. und die Wirklichkeit ÜLns Erkennen s der Beweis 
für die Ewigk>eit der Seele. Diefe führt Waton auf 
die ünterfuchung von der IJuItcrblichkeit. Diu Lie- 
be (imGaftmahle^ vrar das Streben, das ünßcrbli-»^ 
che mit dem Sterblichen zu verbinden ; aufser die- 
Cem aber mufste das Streben, das Unfterbliche aus 
dem Sterblichen zurückziehend zu retten , bezeicli» 
net werden. Beides find Aufgaben für den Vhilofo- 
phen , und die beiden Gefprache, das Gaftmuhl und 
Phädon, haben ihre Lofung zum Inhalt, wie fie in 
palTendden Formen., da dort Sokrates im Glänze de% 
Lebens 9. doch mit Betrachtung, hier iu der liuhc 



Mf 



lAMU AR s8t» 



^5^. 



. der BemchttiT^y ^ch im letstei^ feUicfien^ SJ^Hfam-» 
mcnleben erfcheint, einander entrpreohen« £ekl« 
Gefpräche bilden den Übergang xu cter dritten Ab- 
theUuttg der Werke» und ge£chloJ£en ift zugleich) 
der Cykltts- de« KritiCchen Verfahren» » aber auch der 
Übergang in die' objectir-wilTenfchaftlicbe Darftel- 
lung vorbereitet. VortrelFliche Bemerkungen, findeiv 
ficb über dxeftfs Verhältnif» S. iQ u^ f. Ein grofser 
Zufammenhang wird fichtbar, m dem die Gefprä* 
cbe des zwey ten Theils ftehen , und au« der Lehre 
von der Erkenntnifs zu der der UnfterbÜchkeit: 
überleiten. Die einzelnen Beziehungen wevdeiv 
fcbarffinnig angedeutet ; und wenn irgendwo , foi 
'wird.es in diefer Einleitung oftenbar, dafs mit um-^ 
fifTendem Blicke das grofse ij9nz£^ durchdrungen und 
in feinem organirchenVerhältnüle aufgefafst w^orden 
fey, fo dafs auch jeder Zweifel an dem einzelnen- 
Unbeile ohne Berückfichtigung des Ganzen unihitt- 
halt feyn. muf«. Hr. ^. hat recht aus der innereTi> 
See]e jedes einzelne .Gefpräch verenden , und ging: 
der Vorauftfetzung hoher nach, dafs, wenn auclida«« 
Ganze auf einmal vollendet vorhanden war, fich 
doch Alle« genetifch t ntfalten , und fa nur zur- Dar- 
AeUniTg gelangen konnte. Vor treulich ift die Ent-* 
gegeuitellung des Phädon U4id des frühei*en' Phödros» 
In den Anhting &id, wie bey dem, erften Bande,' die 
«weifcUiaften und anächtci»: Gefpräche verwiefen- 
Über den Theag&s war fchon von Anderen genug* 
«ut Beweisführung der ünächtheit vorgetrageiv wor-. 
den, dafe der VL nur noch Einzelnes hinzuzufügen « 
brauchte^ Die äufsere Form und der innere Caarak« 
ter benimmt nach Hn. j'j*. Argumenta uon dem iV^^en« 
huhUr alle Anfprüche auf Piatons Namen. .Hier war 
anch leicht durchzukommen. Beym Alkibiadts dem 
«rften fand Hr. S. die Meinung derer gegen iich, die, 
wie bey der Rede des Cicero pro MareMo^ gerade da« 
Unächte als das Mußerfaafte, hier al« da«meift Plato* 
nifche gepriefen haben ,. fo dafs er zu den treffenden 
Gedanken veranlafst wurde : „Es ift freylieh gar we^ 
nig belohnend, Zweifel diefer Art als der Erftemitzu- 
theilan, und die-Griinde dafür ansr einander zu fetzen;. 
denn der kritifche Sinn ift zu fparfam^ vertheilt, und, 
vielleicht unter denen , die delTen nicht emiangeln, 
die genaue Kenntnifs des Schriftftollers, ohne w^elche 
doch nieht geurtheih werden kann, noeh fparfamep,. 
fo dafs man zuniichft wenigßens gan« allein unter 
den grofsen Haufen derer gerath, welche unempfäng- 
lich für ünterfuchungen diefer Art hernach i» Ver— 
tbeidigung jdes Hergcbrachcen weder fonderlich be- 
lekrei^ verfiihren^ noch auch ergötzlich.** Die Grün- 
de, durch welche die Ächtheit des Gefprächs. ,ver-^ 
werfen lyird, üiul die Ungleichheit def-Darftellung, 
die zwecklos eingefügten und gehal tiefen Keilen, die 
Planlofigkeit und der Mangel an Ausführung,, die 
Oberfiächlichktit, der Frevel an dem Charakter des 
geiftreichen Alkibiades und des platonifchen Sokra- 
tes und die" Widerfprüche zu anderen Gefprächen., 
Sinnreich ift die Coiijectur, daß vielleicht eiii Schü- 
lerPlatons einen Entwurf doll*elben an lieh gebr^ichc, 
uad diefen nach feiner Weife sD«-eiti«m<jefprächiier- 



arfeeitet; denn hietanf ftitiren cfHBeTnr^e Stellen«; 
Bejm gröfseren Hippias >vagt der Vf. nicht geradei* 
hin zu entfcheiden ^ den Kleitophon verwirft er, weil * 
. Sokrates den gegeniVärtigeiv Kleitophon in der drit^. 
ten Perfon anredet , und fich empfindlich über Zu« 
rückfetzung bekliYgt, und weil Platpu den Sokrates^ 
nicht würde fo abführen lalTen* — Gründe, die nicht, 
zureichend fin^^ obgleich däs Stück ficher nicht vom 
Pkton herrührt. Im Menexenos findet Hrr S, ^v^ 
Rede Platons alsOcgenitfich einer Kede des LyCuis;, 
allein der diefelbe einfaffende Dialog rühre von 
fremder Hand her, da er mehrfachen Zweifel au£ 
fich zieht. — Aufser der Überfetzung findet man^ 
wie fonft fchon,. irefüiche kritifche Bey träge iivden-, 
Anmerkungen« In^ Phädi^n ift Hv. S. der damalS' 
fchon erfchienenen Ausgabe Hehhdorfs gefolgt, fo- 
auch im Hippras ;. im Übrigen rühmt er die freund- 
fchaflliche Beyhülfe von Heindorf und Buttmann, 
Diefs- Alles- bezeugt , dafs Hr. S. dem Piaton nichts 
w^ie vrele Andere überfetzt habe , um ihn felbft erft 
zu verftehen : im Gegen theil ift feine l^berfetzung al«^ 
ein fortlaufender Comanientar zu betrachten, in wel- 
chem ftillfehweigend Andere berichtigt, nnd einem- 
künfi igen Herausgeber Viele» vergearbeitet M^orden ift.^ 
Hn. Geh. ¥^i\iJVolfs fchätzbarcr Beitrag nennt 
fich felbft „Blätter, die für eine Zahl achtungrvver- 
ther Studirender beftimmt find, *^ indem fo aypai^a 
der Vorträge in l77^«<pa verwandelt worden. Was- 
in der Vorrede von den Vortheilen gedruckter Vor^ 
lefuiigen gcfagt wnrd, hafe die Wahrheit für fich; 
und wohl kein akademifeber Lehrer hat die trauri<- 
ge Erfahrung öfter machen k<mnen, als Hr. IVoLfp 
feine Vorlefungen in fchlechten Heften verbreitet 
und roifsgedrutet zn fehen , w^ozu überdiefs .nach», 
dem Tode eilfertige Hände zur öftentlichen Bekannt« 
machung fich find^,.und oft den Lehrer nur läftern,- 
Was bey gedruckt^en Vorlcfnngen an Methode voi»^. 
i^n Anfängern gewonuen werden kann, liegt äiu- 
Tage* Nach einigen. eiitieitenden Andeutungen, be^r 
denen fich der Vf. auf feine verausgeTchickten Pro- 
legomenen bezieht, folgt die genaue Erklärung de«^. 
Eingang« bis ins* &4Cap.^nach Uemdorf^' i^s 9 > .i^aclit- 
Fifcker^ von welchem dann eine lateinifche Über^r 
fetzung beigefügt iß. Dafs das öanze als Fragmente 
zu betrachten- feyr ^H da« Ende;, welches in eine' 
nicht ausgeführte Periode^ fällt $i aber das Verfah** 
ren läfst es auch als ein Muft^er,^ wie Piaton er«^ 
klärt feyn- will, aufgeftellt feyn., Was man von HiWx 
fVelf zn erwarten bat, erwarte man. auch ^hier;,> 
diefs ift des'Urtherls genüge Wenn die Gelegenheit^ 
zu allgemeinen Sprächbemerkungen benutzt, , undt. 
vieles Bekannte erwähnt worden iftr fo macbiÄdiafi«*^ 
der Zweck und das Publicum , vor dem gefprochen 
wurde, nothw^endigj doch läCst fich Vieles auch al« 
eine Rritilt der beiden neueften Ausgaben betrach- 
ten , mid follte darauf nur bisweilen der Ton ftih- 
ren (vgL S. i g). Lernende werdeii niclit allein grie- 
chifche Sprache fcharfünnig und.ueffeud.erWiit* ftui- . 
den, fondern auch in der Methode und dem oft 
prä^fen VoEtraf ein Vorbild nachahmen köauen. 



xSt' 



i. k. ^:. t. r A «J r L «, 1 8 1 «• 



le^cr lief« SUsr* -wlrS f««cl\"die I^üivädnäHtat , ' VTU 
ja^rgen'tls melir alsiii akttdemifchen Vorträgen fioh 
aüfTpMcht, der Bercli^uung -wertll üijdcii, und fic^, 
^tf^nn-er an mancher "^Tieder iii« Gedkohtn^fs zu- 
rttchg^eriifeneQ Bemerkung erneuten Antheil iimimt; 
bey (ier vortrefflichen, in üchtem Latein gerchiri«beHe*f 
ÜhCTtrffgnng ergötzen. 
- , Wir woUen nuB, xmx wenigHene .einen Peweis 
«flfgeb'eü', daTs wnrdie ßfloher aufmerkfäm gelefen, 
l'o ireit äl» alle gdnajinten Vit den «inen Stoff im 
Rrtltoli behandeln, diefdben begleites, und was 
uns- von Z-vveifela dabey aufgeftofwn., 'inüthci-len. 
Wir ciiiren biebey nach Heindoffs Aasgabe. Jj. i; 
iftÖviroAj^aJi' 4/<affiu;v. Q7ach del von Schäfer anfgc- 
fiffllten ' RpgcJ mufs bej A'Xtaaiwv der Artikel verJ 
jnifst werden. fVytie^baek VknA- Neindorf Ctofasn 
jiicbt an, 4oeh finden wir es bey ff^oif %eäi^yx.^ 
^eSs ifO^Ta; SclUeiermacher : wie ijl er geßarbew, 
ftatt kU Jlarb er? In der Folge i/iti; — ov rpswftv 
4-ytyETO wie es dabey hergegangen iß- — ours Tty 
Jsfoj a(J}(XT<» xpöi'ou ffu^woü «'xeT^evj cffn? av i)nuv: 
<i*(p*' " (ty/sii-fti OWF t" ifv *rfpi töxItojv. Die Lesai> 
ttn find ohs-r' ^ und owsV ijv. Dieri zielit FVyt^ 
feitbacftvor, quta hie locus praeterüi temporit J)gni- 
JicatiOlitin po/tulat, Heindorf verwirft okiS t' ^ 
icnj iV^uii äiftiKTati ß ad praefmis 
ut idemferefouaret, quod vä^taTiv,' 
<a ((ij, "H- 1. tptum praeteriti tem» 
lecipere illitd propter addiia haea 
OKteati teefe Codd, ijv. fVclf hie- 
es auf beinen Fall ouf t' ijv hei- 
fsen , wenn es auch in allen oder, den bellen Handi- 
fchriften ftände, als ^vorauf in folchen Dingen niciiti 
jenkömmt. Durch den Subjun<^iv wird, ■'wieivohj 
jnlt Ävi 4» fiönneji Cchlechthin aüsgefagt, ohn« 
AlickEcht auf perföjiliclie Neigung oSki Willen: i« 
l^ Hegt eine ethiCcUe Nebejiidee;, ui ^v ^ber die Hin- 
weifung auf .eine kräftige Bedingung- „HieryermiCf 
fen wir difi niHhige Deutlichkeitj da Jich lücht he^ 
giwifen lüfst-, wie ficb die hr.äftjge Bedingung von 
der' eibiEcben Nebenidce^e« Modus au^Ccheul& Auch 
diefef Beyfpiel beruht aber in dem allgemeinen Char 
raktcr- »les Modus, welch« keineswt^gB' durch die 
Annahme x-incr TeinjMisfolge gelöft wird. Der Ojjtaj- 
tivii« drückt auch b^m ßeUtivuin die gedachte' 
Mpglichkvib aus'j d^o Satz als Möglichkeit jju reinen 
Qedanke^':- oioi av. (üft der im .Stande feyn tnöekte, 
hey d^m es -mHglith, dajs er im Stande wäre. Der 
ConiBnctivas z«gt: «ine -al«' ^Gedanke bezeichnete 
WirkUchlceit sin., wodurch der Oedante Beziehung 
auf das Wirklicbfcyn erhält, und datier die Verbinr 
duiig mit dem Prfifei)* Statt hat. per IndicativCir 



nnt'äi/' ancBich' drückt iini Vedingte ^VliUidtkeit 
aus, und zwar im Inperfecto einen bedingt geCcbei 
honen Fall. %o «las Von Heiiidorf angeführte Bey- 
fpielaus Ar^oph. Lyßftr. 109.: ou'k slSov liüä'c'liMrßin 
»HTwSiH^uXov , is ^v «v ^fifv attuTivi} 'iriKOu^'a^ toiI- 
eher — wäre. Ginge bey Flaton ein Satz voratu, 
■dei' eineBedingung zuliefse: dann könnte ^v Heben; 
S,Xi den Optativus ift weiter nicht zu. denken. Dafi 
das fnlgende ei^( in Iceine Rückficht auf die vo- 
rige Cojiltruction gebellt -werden dürfe, hat fValf 
lehr gut bemerkt, jj. s. « tis ^ijKfiv *A5;}V«ioi leiff 
nouai xetT ^rop. ff^yttenbaek erinnert nicht«, Heiii' 
ddrf ahet yviiit die Worte tv^' fns als überflüffige, 
und weileijiige Handfchriften fie nicht haben, aus. 
^oif venlieidigt de, weil folche -Beyratce oft vor^ 
lionunen , und weil hier die Angabe der jährlichen 
Sendung weit nothwecdtfisr Cey als unten xAr'.evc 
ffOräv. Wena wir die^ Notbwsndiskeit nicht 
durch die Regeln des Stils begründet £n£;n.: Co VÜA 
uns. die Wortftcllang behaupten , dafs xar' ^TOfeiM 
Gloirefeyi datier Schriftfietler, ohne . weiter Nach« 
.dmck-auf kot' frpf z^fetBeo, gefcbzieben faabea 
würde Kar' iws wei*vouai. —. tilfotpöt - übecfetzt 
Schieiermäcker ein /iufzug, was nicht yerAanden 
werden wird. ^ §. 3. orav rü^iuriv ävspiM aettihi- 
ßivrss «WTOii?. ScbUiermaeher.i.ioemt die l^i^äe ß* 
ergreifen. Viichiigcr fyolfi &' qvando was veati 
averterunt. PVyttenbach eiläutex^.den-Gäbianich yoa 
äff(>A.fl:u;8«vs(v, fügt aber eine Stelle de» Dio Cb^i 
und eine des Libanius bn-» in denen, tEOls.iles hiu- 
ßgen Gebrauchs, diefs Wort oiebt an die Stelle des 
dort befindlichen zu fetzen fey. Hie^fcgen fprichl 
M^olf , jedoch ohne dafs «r durch Gründe die Über' 
zeueung ^gewinnt. — jS- 3- ö iroXüy xpövoy. Hein*. 
^Tj ^lax. den Artiltd aufgenommen. . Hiezti tVolfi 
^inur geioaeine'deutfche üowohnheit kann uns täU' 
fc^en. '> Warum f^olf 7^ ir^rtn^aia ^s bitiifS yt- 
'jQvä; überfetzt hat priaetn quam damna.retuTfit^ 
ben wir nicht ein. — jj. 4« OvhapM$,. aXx« va- 
piviv Tivts, wt iroAA«! 'jff KeinesiuegSf fonderntt 
teorea deren , und zwar ziemlich viel« iiigegett, Soi 
Sehieiermacher , ziemUcb fchw^^^ig- Richtig be^ 
merkt /^oi^ den Mangel eines. paHeadea lateinifchcn 
Worts für Tiver. und erläutert e> fo, wie Sehtfer 
zum Gtegor. Oorinth, p. 364. Wir faeeo . im Deutr 
fchcn: es waren loetohe , und ivwar viaü da. — $•$■ 
xa't yäo oi "Kiym toiouto/ rivcf ~ ^dav. ßchleicrmacher:. 
obwohl ttufere .Unt^rredungm auch von diefer Art 
warfin. Wahr bemerkt PVolf S. 16: „Befondcrs wo)r 
len die mit yi^ beigefügten Sdtac mei^ns «bgeC«fi- 
idert gefprocben ieyn.'f 

CDerB'fchlafi folgt im nSd^ßeii ftcdb.) 



FOHTSETZÜNGEN. 

. UalU b. lienMf Nonftnttator hotanicai, ffifni plantat Ciun iiidtce a^hkbctii 

onuuu 1« CaroU äliinn/ fprtUbiu plantarum ah ithlfirl ' laiimi ,1 C. JU ff'ill' 
D. CaroU Lmdov. Pt^itldenoui enumeratar, curnVit CumM « ^- - - 

L.. F. F. Hnu^l « DoBnerimarek. CoiUiiiii«^tü> IV Toini Y: 



genenun , ad C. « Liane 

_ 'illdenow editorum. i^ia. BöcJ . 

yonS. 657-677-8- C4 p-)- ■ 



ijl 



I E NA 



S C H E 



»J% 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



JANUAJl i8i3- 



GRIECHISCHE LITERATUR. 

Befctdujs der Recenfton 
von 
Wf t t-e n b ae h s, H« i n d o r f«, Sc h 1^ i-e r ma c h er« 

«nd Wolfs 
neueften. Bearbekuugen des Blateiu 

f 8- -uTirf irs(>ijui£V€iv. So'hatHWnilor/ ftatt /'^ijtxmfv 
im einem Codex aufgeRommen. Pkoif erklärt da- 
gegen, dals diefs beifse: fich ßedulden^ j«nes : in fei* 
ner Lage bleibend erwarten ^ und dafs diefee gewoan* 
lieh abfolHt gebraucht \yerde. Diefen Gebrauck 
möchte Ti^ifiivitv mit dmfiivsiv tbeikn; nur fcheint 
aus gerade . der Sinn ron jenern hier ^rfoderlich. 
Oh fich ge^n Heindörfs Grundbcy dem $. 8 votge^ . 
zogenen reXfimf^ Aatt riAa^ra, da nämlich derAori* 
ßus nach owcoq «v hej einer im Mement vollendeten 
Handlung flehe » einwenden lafle, daf» Sokrates am 
Schierluig^rank nur langfam Aerben konnte , zwei^ 
Wn wir. — Heindorf hat im Folgenden */VtX-S'cviÄ 
ras Cod. Tubing. und PariC. fiatt M^9vr^^ aufge- 
nommen, -wogegen /iF^o//* erklärt, dafi «kcX^ovtc; 
feiner Bedeutung nach widerftrefoe , da es nach dem 
üereintretetiyAWCil währenddes Hereintreienff bedeu- 
te. Heindorf nahm wohl an dem vorausgegangenen 
ilsisvm AnftoCs. Die aufgeftelUe Regel aber* möchte 
Yiieht fowohl für «Vax-^arv als für «/;icvV enlfcheidend 
fejn. In sifsk^üV findet fich häufig die Verbindung 
d<*r Begriffe des Eintretens und des Zulaflens , alfo 
hiueingelangen 9 wie oft auch das Ztigelallenfeyn 
<Udarch befonders ausgedrückt wird; Xenoph. Cy* 
Top. II, 4, 6. o/ ie 1tp5oi tmxSivrsi Ix^gov. "Und 
deffthalb möchte auch hier die Wahl von Heindmrf 
gebilligt w^erden. — Sonderbar kann es (cheinen, 
wenn Schleiermaeher 0. 9 cS^ircp in fjuis Hoqv(pi^s 
^juivcü.äu' ivT£ überfetat: als ob fie beide oben zu* 
jammenhingen ^ und dann den folgenden Saz Kai 
f«ot ho)H£T an den vorigen anfchliefst. -— Wie wenig 
ausreichende Sorgfalt /^y^^tfTi^a^Ä in LAusgabe zeigt» 
wird 0. 10 bey iwstS^j ihro roü is^ixov >)v jv t« enixsi 
^ iKysht iasiita ^tj (pouvsTot cVaHOXou^Guv ro ijiii deut- 
lich; denn fo'liefs er im Text drucken, ohne im 
Commentar mit einem Warte von Veränderung der 
Lesart zu fprechen , obgleich Fifcker dazu auftbder- 
tc. Heindorf hat nun aus Handfchrlften ro dhy^tvivt 
m^v Äj (pa/v. aufgenommen, und I^olf die voraus- 
geCeute Rechtfertigung fehr gut ausgeführt. — - JJ»f' 
Tcv Ai'jt, |(J)>;, <ü X<6H(fmrf^j ^iyim&fuu;. Hmndorf 
faiecu: Qodd. Aug. et Tub.: tn Itji^^aras 9 ^^- /'^ 
^c plurium Codd.. valebiA auctoritat. Auch hier' 
^r giebt es B^dixigungen , welche als Regel dtfr 

I. d. Lf Z. iSiS* E^rßßv äaitd^ 



Autorität der Handfchriften gegenüber treten. *E(^ 
macht feiner Natur nachAnfpxuch auf die mögHchft 
frühefte Einfchaltung nach dem eriten Worte, das 
einen vollen Begriff enthält, niclu blo& Partikel ift. 
Daher fleht, wenn die Anrede nach einem andere 
Worte folgt , iCp^} vor den Warten der Anrede , id^Yf. 
w Zft'xp. Steht f (pj; der Anrede nach : fo habem 
die der Anrede vorausgehenden Worte Beziehung auf 
diefe Anrede, mag diefs nun in ruhiger Verbindung 
der Begriffe , oder m fchnellpr Beziehung des Aft'ects^ 
In Entgecnung und dgl gefchehen. So in -den vom 
Heindorf angeführten und anderen Bcyfpielen. Eu- 
thydcm. g. ^ aXK* eif iitrSh 4 ZttJKpÄTfc, liparov. jj. it 
AXX' oJSiv bici(pi^si^ tu ZcoKpaTf^, gCpij, in Rücfc- 
ficht auf die vorausgegangenen Worte de^ Sokra- 
tes Et fij; Ti Sia(ps^si vfjLiv. ^ — JJ. 10. Di^ Codd« Aug. 
und Tub. geben ftatt nai JSAAoi nvif ju€ &OVTO ^ 
die umgekehrte Stellung fit ^^j; i^ro^. welche 
Jf^olf für die beffere erklärt. Wijr zweifeln^ de 
Piaton entweder w>e in derVuIgata fieht , oder aXXOs 
rivss ijSv) /xE^^povTo gefchrieben h^ben würde. Gorgiaa 
32. iroKA.orc^o^ XoTOiy. Theaetet. fia «roAAoi yia m5m, w# 
Jleindorfs Note nachzufehen. — J. 11. £1 ovv ti tröi 
yiXsi roü tx^iv iixs\ Kufvw dnoK^vtMSai Xlatt ihron^ 
vsf'S-ai aus dem tübinger Codex aufgenommen. Quod 
factum probabunt. qui utriusque inßuitivi differen^ 
tiam perfpexerint. IVolf hiezu: Ob iirOKqiifia^m 
Lesart oder Schreibfehler ift, mufs man nun fchoa 
felbft verfuchen neben dem Begriffe der Temport 
durch die Beobachtung zu beftimmen, ob irgendwo 
l'X« Xi^ö« gefagt wird oder Uytiv. _ JJ. 1 1. ^a\ »(po- 
isiovjxsvo^. Schleiermaeher überfetzt: und um mich vor 
Sehaden zu hüten^ fo wie unten J. i2i bis ich mich 
auchfo yorgefehen^ ' was Aen Sinn nicht deutlicli 
wiedergiebt, da mehr Beziehung auf das göulicho 
Geheifs darin liegt, als in der blofsen Sicherßellung 
enthalten ift. JJ. 11. TTOWani^. ^^/zz^fory^ erklart mit 
Heus den : forte {fortajfe), und befchränkt diefen Ge- 
brauch auf die Stellung nach «\ jit^' und Jva jli>1. Mau 
ficht nicht, wiefortaffe in itoXkaKi^ gefunden werde,, 
und Wolf hsit mit llecht entgegnet, dafs es dem 
Grundbegriff widerfpreche. Die^r erklärt es daher 
aus der Bedeutung des Vollen durch gur^ ^oÜenUs 
wirklich, Wi^ tclion Heindorf eine Sichtung derBey- 
fpiele vornahm: fo ift bey ihm noch Ariftoph, EccleL 
1105 auszutcheiden. Unfer dcutfches f7efleicbt 
möchte nicht zu verwerfen feyn. J. I0. »^ <p4.og^ , 
<p/a9 iiiv oiSffj;^ fU7i(7r>j(j /Lcibcrm^c ef^v Si roüro irofer- 
TOVTOqJ Schleiermaeher: weil nämlich die Philo* 
fophiü die vor t reff lichße Mufik iß uud ich die. . 
Je doch triep. SöUte nicht belTer fevn: weil Phi* 
lofophil di9 höehßb Mufik i/i, ich aber diefe übe? 

20 



m 



,JENAJSCHHr ALM». UTE^R^ATüW-ZEITüN.^ 



§5« 



^ Yft UüS^j^ ««T* ^'tW WyttenBach verbreitet licüu 
übjpr, ieiT Un^rfdixed ,. aber H^is: %ur .8piufii*digkeit< 
-ober dfe Gompoßtion iir ;^ü 9-0X070«'. In der deut- 
fche» Überfetzmig hätten X0701 nicHt durch vernüJif- 
iigtfr li#i?#ir äbertrageri' werden follen,, da fie hier 
ier Fabel als Wahrheit entgegen ftehe^. §-. tß.. Hein-- 
dorf und fVolf r-echtfertigen den Übergang von- 
0T4 3*0» TVL dem pofitiven fv, allein diefer Rechtfer- 
tiguaig bedarf es^ nicht, da die Beziehung dtr Wprt.e'' 
Hat antis oJk ^v fxü^oXoyiKo; erft durch das vorausge- 
fetite. TToiäv MÜ^l^S* bewirkt -worden ift. $.12. ous*— 
j/^ffTÄftJ^v |xü5ouf TOüS" A/Viwxoü. fVolf thut Wyt' 
penbath unrecht^ wehn er fagt: ^^ff^yttenbach glaubt, 
Üe Weglaffung des Attikek neifse erwarten , Sokra- 
les habe noch andere Fabeln als Aefops gehabt; eine 
Unterfcheidung , die nach der Sprache nicht zu be- 
."weiCen ift*.*^ * ff^yttenbach führt die Variante rou 
AiVm^ou auf» und" fetzt hinzu: Ulud {jovs üiir,) eo va* 
-iet Socratem nullas^ niß Aefopi fabulas^ memoriof 
tenuijjez. hoc (rou lütrS) alias non txcludit. Und in 
Ibfem hat er Recht, d^fs f>tu-&w. toJ A/Wttou über- 
haupt heifsen äfopifche Fabeln^ unter Anderen, 
«roü? A/oWirOv aber: befagte Fabeln^ die ich eben 
wufste ^ nümlteh des Aejojrs. Diefs hat auch 
Scäleiehnacher f, nur etwas hart, ausgedrückt: und 
^e ich wufste, den Fabebp dvs Aejopos. jj. ^3. 
nÄ*' ÄrcwcJTiOüv 5v (701 ixcov moa iriiasrai über- 
fetzt derfelbe : ^wird: er auch, die mindefle Luß 
habejii^dit zu folgen. Das folgen gicbt bej dem vor- 
ausgegangenen nachkommen einen Doppelfinn. Rich- 
f%«Fi^ohl*: auf: dich zu hören ^ dir zu Willen feyjt. 
Darauf d'enn ou f jfp (flatfi ^bijurov ffvai, denn das/Ja-^ 
gen fiMy fey nicht recht. In (!f)iaGi liegt hier aber mehr, 
ab hloCfiie Verweifung auf eiue Meinung, und ou.C^a- 
w^ maft. verbunden werden durch : man räumt nicht 
mn% j$» 14L « fjUvroi rvy^avw AH})KOwg. Vorzuziehen 
i^ die von Heindorf aus Handfchriften angeführte 
Kiesart a }Jiiv ovv. §, t^ (l>$6vos ovSsis Xiysiv. Schleier- 
vtach&r überfetzt: bin ich gar nicht abgünflig euch 
ZM-fagert^ ftatt vorenthalten. Q. 14* aara ri Svj ovv 
irors ov (paai. Wie fich iroT« rechtfertigen lalle, ift 
aicht deutlich:, daher aber Hpindorf zu verargen, 
dafs ev das Richtige r/ ojv Sv^ ttotc zurückwies. \n 
der Fgl^e ofir^ S>f vuiß. adij^ov.. Heindorf verwirft die 
{«esart o^hq- vvv Si^ ,. indem nach feiner Anmerkung 
jMi Gorfiias 3 S^ zu c^£^gehört,un dvuv fürvSv S:^ fleht. 
DieCs lA möglich^ aber jenes fcheiut es nicht zu 
feyn. Anden wenn S)j ftünde, wie im Charmidea 
i S)l vüv eyci SXsyov. Mit Recht giebt f^Vyttenhach 

fem vwv Si;,. eben, deii Vorzug. Verfchieden ver- 
ält es fich^ mit d)er Stelle im. Gorgios., w^o in; 
deA Werten : 'AXj^-S*«^ xal -yap ä;j| vvv aiira ravra imjy" 
y4ikkifM)v richtig dij mit Koi yctP yerbundleu wird.. 
ß, i5t fVyttenbach hat, wie Fy2rA«r interpunprtev 
KTw^ — iartv OTS- Kaii oS?,. ßt}^Ttov rtSvoü/o^ }f (jjv^ 
•iV'Ä ß^ drucken laflen. und vertheidigt,. verlangt 
aber w^egen. iSes Zufanunenhangjes nach Olympiado- 
yo» zu lefen. ßiXrtov ^,v ^ ^^sSvavai, Heindorj uncL 
fyblf folgen der Ii^terpunction des Stephan;i:(s in. 
dem. Sinne :Porf^^^ tarnen miruni tibividebi^f JL 



J^öc-mutn^^ de €ete%i,s^ omniius ßmpiiciM\ ventmflt mt 
.ßne ulfa ezcejxiwne^Meque uutjuarmjiceidat^ut^ ifutwtm 
admodum in ceteris omnibus rehus^ interdum et c liquid 
hus hominuni fati^isßt mori^ fUflm vivere ; wogegen an 
fich nichts einzuwenden. So auch ScJdeiermacherm 
Wolf fagt: ^JVyttenbach irtt hier noch etwas fchlim- 
mer als einer feiner vier bis fünf Vöriwcr: er glaubt 
gar, die Confcquenz fodcre gerademnjek ehrt ßi\^ 
Tiov ^y M Ta-^vavoi.^ Er und Andere mögen zufam- 
mengedacht haben oJSsMt' «tfrtv er«, niemals manch- 
mal , da ovbivoTi nur auf die einleitenden Worte 
geht, rvYxJxvBi r&J etvSqiinw.^*^ Hat diefs ffrytten- 
^flc/rgethan : fo irrte er gewrfs, aber er ftiefs, wa* 
kein Anderer that, licher an dem icriv crs xai oiq 
an, was wohl manchmal und einige heifsen kann, 
aber nicht nur manchmal y nicht immer , und nur 
Einige t nicht Alle. Bis dafs diefe Bedeutuaig erwie^ 
fen ift , glauben wir ^nicht. an die Richtigkeit der 
Stelle. . Zuerft fcheint im Anfange aus Olympido^ 
ros undfSimplicius zulefen (Qaivtratf fo dafs die fol- 
gende Wiederholung derfelben Worftc nur die Tren- 
nung durch den Zwifchenfatz ausgleicht. Dann läfst 
Ech vermuthen , dafs , da 70137019 Tcft ' dvSgciictii^ 
durdi fich felbft verftändlich ift (diefen Metifchen% 
denen die Wahl des ilejfereu nicht xj^etfelhaft oieibt)^ 
^«lefcn werden könne: &onv cn Hat 0i9 ß^^rtov ^^v» 
OK bi ßiXrwv teSvx'.ai. So bildet fich der Gegehiala 
nicht feiten auch bey anderen Schriftftellem. Xwioph. 
Cyrop. Qy. $y 10 sOTiV W d-rv'^^avQv y.a) -^wf AKtv^ Kc:t 
ydpiwVf Ol bi na) utjgov ha) nviiullwi^* Xenoph. Hieio 
im Anfange egt^ fxiv ers — ^ — crs av k. t# A. Die 
Wiederholung des Wortes ßdXrtPv kann nicht anftö- 
fsig feyn. 6. Heindorf zu Georgias 171. Siniplicius 
fagt bei uttf«rer Stelle: ou r^'kjxivf To7y ö'ou* aXX* 
ÄirXcvs iriai. — JJ.. 16* 'Ü fxiv ovv iv- awof^n'T^^ X«-» 
yifxipoq K. T. X. ^'yttmibach hat fich Verdieiifi er- 
worben, indem er theils die Stellen der auf jenepla- 
tonifchep Worte hindeutenden Sjßhriftftcller , theil» 
die Beweife für die durch all« Zeit hiudurchgeführte 
Bez€uchuu«g dmi^ijroi X0701 zufamnunftelke; allein 
er hat, y^ie fj-olf tchon bemerkt, nicht berückfichtigt^ 
dafs Plotiaos d^e Stelle auf die in dem Kerker des^ 
Köppers eingefchtolTene Seele in Besug auf Cratjlua 
jj. Z&f^AeJxx.ety undvdaher >f\{/i?X>t ftatt 0/ oIvS^cotci ge* 
fetzt hat. Anders die Übrigen.^ Doch hat auch Hein^ 
dorf und Wyttenbach, jene Erklärung angenommen, 
dagegen Schleiermaeher richtig überfetzt : Dafs nur 
Menlchen wie auf einer fVacht find. Was aber jener- 
dvof fffTO^ Xoyos fey, blieb zweifelhafter., Forficr 
uncl Andere* deuteten es anf die Myfierien, daher- 
ff^yttenbhch nun zu erweifen fuchf , dafs nach den 
Stellen der Alten nicht^eigentlicli Myiterien verftan- 
den werden. £r, und fo auch fVolf:^ beziehen es auf 
einen py thagoreifchen , vrrzüflich durch Phiiolaos 
verbreiteten Satz^ Sicher aberldfst fich eine Anficht 
vom Sokrates dnrdifühTen ^ nach welcher auch ihm 
geheime JDogs|en .zugefchriebeu werden muffen ; 
nur find Urtberle wie das eine des Themiftios Orat* 
XiXVI^'p. 318 fi- bey Wyttenbach nicht einztnnen- 
geiu £ta£i anißh die py tkagom£cb«A Lehren die SelbO- 



»57 



I A NU A R I 8 t S< 



i«a 



enileibung'Tnjt harten StrafiEm bedrohte, ändert! und 
e&iCcheidet'hiebej Mrenfg, nnd eben fo lärsc die Er- 
wähnung des Philalaot an fich keinen feßen Grund 
hSttu ^— $. i6» Wenn Hciitdorf ftalt des mitten? 
nnter Optativen Oehenden in ßovKst ändern möchte' 
ßo6Xoi: fo "Wäre vielmehr zu rechtfertigen gewcfcn, 
dars die übrigen Verba auf einen einaehien mögli- 
chen Fall hinweifen , ßovksi aber den Willen über- 
haupt bezeichnet. So in der angeführten Stelle aus 
Gorgias 45 : war sl iioi — Stayivvi^atrSai — %orsQ09 
itaiu ViQi TCüV yßifffTiQV — Xifxct; ary diroSavtiV rov ia-^ 
Tpiv. Sollte in Folgendem 5'j. Überfetzung r) twv 
WVTOU Kr))/XÄTCvv^ ein Stück aus^ deiner Heer deyViicht 
Mancher anüöfsig finden ? — J. 16 irpiv ava'yyi})'^ riva 
e5w€inir«ju\L^. Heindorfhtit nach irpiv noch av auf- 
genommen. Die Note kutet, als hing^ derConjun- . 
CÜ7 von av ab* Gegen Bandfchriften ift nichi zw 
Sndern , di den Dichtern hier kein befonderes Recht 
der AuslaiTun^ zukommt. — iJ. i8* i« vpi; /u« irpsV 
Toura awpkoy^jcaffJ^ai^ ivyirse i^ .itKaanjfiw. So hat 
ü^ndorj aufgenommen 9^ da fönft Tpos raüra. Es 
hat aber fchon ff'olF dicfe Gloffe verworfen, fo dafs 
c» nun keiner wiederholten Entgegnung bedarf. — 
J. 19.^ vj^iiv wpwrov JL4SV nta^d $iovs aXA0V9 aoCpoCf 
Tf mdyaSovSf «Vara Kai — .. f^'oif hiezut „das 
«Aicv^ nach waQa Ssov9 verdient wohl angemerkt . 
ttt werden, da es in fol eher Stellung Vielen verdäch- 
tig gewefen. Es ift ein eigener Gebrauch , den ich 
jetzt nicht vollRändig aufklären kann. Dafs es- nicht 
hcifsen foU zu anderen als den Göttern der Oberwelt, 
etwa zum unterirdifchen Zeus, ift fchn eller ei nzu- 
f^hen als feine eigentliche^ Kraft, die fo fchwach 
ifii dafs man fie in anderen Sprachen gar nicht aus-' 
drucken kann. Ohne dkkov<; würde ^£OüV allzu be- 
ftirarat feyn, da Piaton fagen will: auch zu Göttern^ 
wie diejeithcr verehrten."^ Warum -^«ouV ohne a)ikov9 
zu beftimmt feyn würde, möchte fich kaum bewei- 
feü laflen. Kec. hat es fich immer alfo erklärt: oXXo^ 
dient vi doppelter Angabe, einmal des fpeciell Ge- 
lrennten ,. wo das Übrige derfelben Art angedeiUefe 
wird; äAo« !^s<u^ andere Götter als die in der Ober- 
Welt, oder ab die genannten. Dann aber dient es, 
nui anzudenken, däfs zu einem Falle oder Gegen ßan- * 
de aus allem Anderen noch Eins hinzukommt, es 
magdiefs dem Gegenftaude nacb, was unferemiiJer^ 
d^/x entfpricht , oder der Zeit nach , wo es durch 
Jonfi, Jonßig überfetzt wird. Statt finden. Xenoph; 
Anab. 1, 5^. 1501/ 7ap j^vj^ö^toj, ouhi akXo ästipov 
w^'vj^ weder — noch^ überdiep. Plat. Gorg. $.64. 

^ä überdiefj von den Fremdem Eurip. Med. 298 
X^fsS 7df akkijSr ^ ex'^vaiv apyi'a^, wo keine Ände- 
rong^nöthig ift , aufs er der noch überdiefs hinznkom-^ 
senden Beruflafigkeit. Nicht anders auch in Piatons 
StelUt wenn ich nicht glaubte zu Göttern zu kom- 
^^^r die üherdiefs^ dazu noch weife und gutjind.^ 
Öa^ aXXouc mit dem Begriff von aot^ouc verbunden 
Verden muffe, zeigt die Pofition des Wortes, wel- 
ches iii'diefem Sinne ftcts dem Woite, deni es zu- 
gehört , vorausfteht. Unrichug m^chi» «Ubw Mdm^ - 



mmaektrs Öberfetzung (eyi^i uerm ich nUTit zuerft 
glaubte^ zu anderen Göttern xU kommen ^^ die mich 
ureije und gut find^ Wenigftens follie andere feh' 
len. — fi. 20. Ka) Oi^Jia ooi j) etTrtfKCyia /<rrui. So ha^ 
Ideindorf aus- tfem parifer Code* cdirt ßatt itrrU 
fVolf erklärt drefc Änderung für nnnüthig. Wir 
möchten fie nicht dafiir halten ^vcgen des darauf foU 
gendentav — flrW<7>;$'. — 5. 20. Ti' Iz — cXktS y^ >i. 
IleindorJ ex\k\xXKtX, diefe Formel und erklärt ^\t, durch 
Supplirung ti ukko ye stTTt (ytyvsrat^ avpL/Saiysi) >; rov* 
ro in. Die Sache hat keine Schwierigkeit, w^enn. 
man davon ausgeht, dafs bey dkko y) fich das Folgen- 
d^e unmittelbar in directer Rede anfchliefst: övSiv 
akko ijf civafxtytvijaHOvTAi oItci. Nur mufs darauf Rück- 
ficht genommen werden y dafs fich die Formel ti Si 
immer auT eine vorausgegangene entweder ausgefpro- 
chene oder verfieckte Frage bezieht, wie hier auf fi 
FTTUvfo in allen angeführten Stellen^ uncf alfo gleich- 
fam zu verftehen ift: n>as erfrag ß du anders^ als — . 
Daher fchliiefst fich auch hier die Anrede unmittel- 
bar an , TI ih , cu ^wHfar9S % und im H jpp. maj. $• Q 
fteht: Ti ^01«! , 10 iMK^arss* — $. ß»- über den Un- 
terfchied von Tf-Svai/ai und aToSv>/ffK«vverbreitet fich 
Pf^ytteiibach fehr \%ceitläuftig, um erftlich dfe fubti- 
len Auslegungen des OlympiodofOs und Philonauf-, 
zuführen , danh die Form -S-vaa; auf $avw zurückzu- 
bringen, was. ein Deutfcher mit ro rausfetzender Kür- 
ze abgethnn haben würde, und endlich um die Ver- 
ba auf cKw als inchoativa zu erklären , was nicht 
^ehr nöthie war. Wenn dagegen ffo^J inJierni- 
ger Kürze leinen Schüler» andeutet, dafs ^»jjaKfiv 
den Act des Sterbens, Tfi-S^vaiaidas Geftorbcn- oder 
Todtfeyn bezeichne: fo möchte den Lernenden doch" 
noch Zweifel bleiben, -wenn fie bey Sophokles le- 
fen Oedip. Tyr. 1 13 5viJ(TK0i;<ri yd^' itkvjv k\; Ti5 und 
Philoctet 1071 (»i84) akki fxm naj •9"V;j(TaovTi cruvöi- 
cr€i. Paufan.^Eliae 1, p. 391 Ta 5vjJ<rKöVTa i. e. \9\ifi^ 
— J. 22. Die Worte oi'ou ^«vorov, wekhe Heindorf 
▼ertheidigt, werden wohl mit Recht von PTelfv^^ 
Wyttenbach aus dem Texte verwiefen. 

Bis hieher reichen, die gleichlaufenden Bearbei- 
titngen, und wir gönnen Anderen zu fehr den Platz, 
als dafs wir noch weiter fortfahren föilten, was wir 
uns angemerkt r hier mitzuthcllen. Für den yon^ 
Heindorf behandelten ProUgoras wird uns vielleicht 
ein andermal Raum verftattet. Hätten wir Auszüge 
liefern w^ollen : dann hätten wir vieles Trefflichen 
und Gehaltreichen, mehrerer gehaltvoller 'Bemerkun* 
ffen , die Schieiermacher in den Anmerkungen aufge«' 
ftelh hat, erwähnen muffen. Doch diiefe Bücher 
muffen in den Händen Aller, die fie zu gebrauchen 
verftehen r gefunden werden., und fo fey nttr noch 
der fromme Wunfeh . hinzugefügt , dhfs die würdi-^ 
gen, fremdes Lobes nicht bedürftigen Männer nicht 
müde werden mögen in dem herrlichen Streben, das 
uns zu Licht und Belehrung \*rhilft , und endliah 
die FoderUngen ausgleicht, die auf dfen mit IPla- 
tons Geifte Vertrauten und den Rennern der Grie- 
chenfprachtt lange als ein« fchweve . Sebuld laßeteur 

FfW. 



»4Ö 



J. A. L. Z. : JANUAR 1813. 



Ifc 



KLEINE SCHRIFTEN. 



KvMffltAVni. Berünp b. Ümlatig: Defcriiiatu delle 
ßtödagUe Qreche # Roman» del fu Benkowittf fatpi diLL* 
Ab. T^omenico SafiinL i8<>9- 8>*^' 4- ^^' iKtip£ (1 Ktlilr.) 

Die Sanunliuigr' eutCält 12^0 griechifche und röml- 
fche Mrtnzcn, wach« fämmdicli hier befcliriebcn "wer- 
den ; abeir 17 davon ,' die merkwürdig und feiten- iiud » 
kac Hr. S» auch Ilecheu Li [Ten. * 

Die rOmifckeu 'wolleu wir ganz übergehen, nicht, als 
\reun keine guten Stücke darunter wären , foudern weil ße 
Cammtlich , theib iili Mufeo Faruefe , tlieiU im Vaillant, 
thei}« in anderen numifmatiTcheu Werken 1 bereits bekaiuiC 
gemacht worden ßnd. Unter den Völker - und StäUte^Münzeu 
-wollen wir erll die 17 Stück herausliebcn , welche man hier 
abgebildet Endet , dann aber auch noch von den üorigen die« 
jenigen anzeigen , die eine Anzeige verdienen. No. t ift eine 
ültgallifche, die fchon defswegen merkwürdig ifi, weil Eckhel 
fie nicht allein nicht hat, fondcru weil wir auch in feinem 
Vetzeichnifle von gallifchen Anfühi'crn und kleinen Königen 
keinen Namen ßn&n, der eine Ähnlichkeit mit demjenigen 
Kamen hätte, der hier vorkommt. Die Münze felbft irt,nach 
SejtMs. Befchreibuug , folgende; yOCAÜ, Arcus cum pory- 
ta» dmva #t pharätra cum arcu. X-yOCARANT. E^ues cur* 
rens ad ßn, , fuperne duo globuU. EL 3. Auch in der alten 
Geogiaphie kennt man den Namen: yorarant, noeh niclit, — 
ft) iU eine Münze des KaiCers M# Aurel, -von Tyr^i die 
fchon Vaill«nt ( Num* irnp, ) p. 58 bekaimt gemacht hat, — 
5) ift zwar fohon aus Patin und dem Muf. iler Hünigin Chri- 
itiua bekannt ; der Vf. hat fie abei* ftechen lafleu , weil hier 
ein o als ein Pnnct erfcheint. £s ift eine von Tomi unter 
dem Kaifer Commodut gn>rägt. •«> 4) ift fchon aus Vaillant 
( Nmii« Imp, p* 149} bekannt; aber wegen einer kleiiii^n 
Verfchiedcnheit hier in Abbildung gelieieit. £s ift eine 
Münze von Byzanz , die unter Goroian III geprägt wurde, — 
5) Diefe Münze verdient hier ganz befohritfoen zu werdcn| 
weil Münzfreunde in ihs* eine oefondere MAnse von Coriutii 
kennen lernen. M. 4^11- ANTONlNyS AFO. Caput laur.^ 
C £.. /• COR» yir nudut d. duos arboris ramos praejertt ut 
viiUturt vel potius pateran%p /• remum^ ad ßn, ßutts ante 
aram maximam, in qua Ugitur: ISTHMIA, et erimo hlium 
hederae exfurgit: arae impofitus jVIelicerta delphino profoatu%: 
juxta- aram ejt arbor cum hrdera intplicita, Ae, 2. Diefe Müur 
xe n^ifst ^^°^i^^^^* ^^^^ Theil» nicht fehr deutlich ftyii,'da 
der Vf. Von der auf dem Revers ftehenden Figur in eben er- 
wähnter B^fclureibnng fagen kann : duo9 arboris ramos prae^ 
fert » ut videtur , vel potius pateram etc. / / — 6} ift eine Kai* 
fermOnze von der Infel Andros. Einige Autonom " Münzeii 
l^ennt man von diefer Infel, aber KaifermOnzen noch gar 
jiichc. Diefe Seltenheit verdient ganz befchrieben zu werden* 

M. A AYTOÜPATOPOC. Capita M. Aureiii et JL 

yeri adverfa Ituweata 1 cum parva Commodi capite incufo. X 
AN API AN. Bacchui ad /in, fian* et retrofpicieur, d, can^ 
eharum • /. thyrfum Ae, 2, — '^ Von Neocluidiopolis in Pa* 
phlagonien kennt £ckliel nur eine liaifermün^e von Marc Au- 
rel; und hier macht uns Hr. S, ^ auch mit einer von Anto- 
nin dem Frommen bekannt (8. 14.); üe ift folgende; 
ATT. KAI. ANTANEINOa Caput lamr. NEOlCAAYiilO. 
nOAEITilN. ET. P^. Aefculapius fians ad fin. Ae. 2. 
Das Original ift» wie hier gefagt wird, von fchlechter 
Fabrik, aber gm erhalten» 3) ift auch «ine merkwürdige 
Münze des Commodus von Nicäa in Bithynien ; M« 'AT» 
KOM« ANTANINOC. Caput laun eum paludamento. X 
M. AT. KO\I. ANTilNINOT. NIKAIEÜN. in fegm. 

BACI. o. KOCMOC. — Imperator equ€S citato curfu. 

d, hafiam, Ae. 2. Die Lücke auf dem Revers wbd hier fehr 
glficklich durch Ver^leichung mit einer Münze des Kwtifers 
Septimius Seveni« erKlärt , die fich im Parifer Cabinct bcfiu* 
dety und von Mionnet in feiner Description des MgdaiiUs gr, 
et rom. befchrieben ift. Die Umfchrift des Revers hängt 
nämlich mit der Schrift in der Ezergue auf diefe Art zufammen. 
^Avrwvivot; ßoffiXuCom; • lu^cc •vrvx«. — Diefes giebt einen 
fekY n«kKigift BioMk •*• 9) Ditf« MOax» darf man nur be- 



fchreiben : h üeht Jeder, dafs fie mchcs w«iiigir ak nawiiiii* 
tig ift : lOTAIA ATTOTCTA. Caput eiae.} (KTÄ IJUiNAN. 

1}, N£i).KOPilN. Mulier tmudata fians d, pateram ^ /. cerm^ 
cppiae. Äff 2. (S. 19.) -»^ ic) Sonderbar genug ift es» dafs 
diefes Stück ^ d.is fich in einigen öffentlichen Cabinetteu be- 
finden foli , noch nirgends b^annt ^gemacht worden ift. £s 
ift ein^ Miinze Ton Ephefus unter Diadumenian, auf welcher 
das Ati^nkeii des Philofophec Heraklitus, eines gebornen 
Ephefers, verew^igt w^iid. Nach Zoeea's Verficheiang foll 
fich eine ähnliche im königlich - d^uchen Gab inet befin- 
den, Aber Yon Maximin I (v. Bassirilievi antichi di Roma. 
p. i36>. «— 11) Diefe Münze von Salngafliis ift merkwür- 
dig , weil wir daraus lernen , dafs der Gott Memfts in diefer 
$tadt verehit wuide (S. 24),-* 12) ift fchon von Harduin in 
feinen Opp. fei. p. 152 und von Vaillant (Num. Impp. 
P^g^> >>8) Bekannt gemaeht worden. Sie iß von Ifauriis un- 
ter Geta geprägt, — 15) Diefe von VaüJant zu Pereamus 
gerechnete Milnze w^ird ihrem eigentlichen Vateinumde, 
Thyatira in Lydien, %vieder gegeben (S. 25 — s6}. Dieto 
Fehler konnte leder Andere eben fo gut machen, wie Vail- 
lant, denn er las -olme Zweifel auf dem Revers feiner Mün- 
ze , ^wo die erften Buchftaben fehlten, blofs: HNilN; 
auf deijenigen Münze hingegen , die Hr. S. vor fich hatte, 
ftand: 6T. . • • . UNilN, und durch Hülfe der beiden erften 
Buchftaben konnte die Wahrheit leichler gefunden vrerden. — 
14) Vaillant (pol. JI. p. 117) hat fchon fU^Oe Münze des £la« 
gabalus; fie ift von Emifa in Syrien. — 15) Aus diefer fido- 
uifchcn Münze dcflelben Kaift;rs lernen wir, dafs er nicht 
allein Sonnenpriefter war, fondein auch ein Priefier der 
' Aftarte (Luna)» — x6) kennt man fchon aus Harduin L c 
p* 773* — ^7) Ü^ ciiie undeutliche und eben defs wegen unge- 
wifle Münze. S. 30. — 

liie übrigen bemerkenswerthen Münzen tind folgende: 
S. 2 macht uns der Vf. mit einer Münze bekannt, aus der wir 
lernen t dafs unter des Kaifers Tiber Rchpierung ein Flamen 
der Colon le P.lftum, Namens L. C&lius Clemens, Mrar. S. g 
zei^tnns eine Münze von PliilippopoÜs, die uns lehrt, dafs das 
Neocoiat differ Stadt fchon imter dem Commodus, und nicht 
e^'ft unter dem Caiacalla, anfing. Cameli in feinen Numis Ckri» 
ßinae reg. öuec, p.j^ bringt un| zwar fchon vom M. Aitreleiite 
folche Münze, aber fie gen ort wohl, wie auch Hr. S, gUobt, 
dem Elaf abalns. — Eine Münze von Amaftris wird S. 14 defs- 
wegen hier mit aufgeführt , weil Mionnet 1. c. p. 594 N. 43 
die auf dem Revers vorkommende Nemefis für eine Victorie 
erkläi t. Da beide Figujen geflügelt find , kann man leicht 
diefen Feliler machen, Avenn man nicht auf die Attribute auf* 
merkfam ift. S. ig werden Morell und yaillant zurecht ^t* 
w^iefen, die auf einer Münze von Tium das Symbol des Bac> 
chns falfch fahen , und die Traube für ein Trinkgefchirre 
dei Eine, und der Andere fiU' einen Zweig fliehen», Ihre 
Münzen mögen wohl nicht fo c^entUch gewefen feyn, ab 
das Exemplar, das imfer Vf. vor fich hatte. — 

Alle römifchen Münzen, die-Aflesfowohl, als die Münzen 
der Stadt Korn, die Familien- und Kaifer^Münaen find blofi 
befchrieben, olme-weiteie Anmerkungen, und bey den fehe* 
neren find die Werke angefülirt, in denen fie fchon bekannt 
gemacht woiden find. * 

Was die Abbildungen der Münzen auf der hier bcyge- 
(ügten Kupfertafel anlangt : fo ift es auffallend , duh fie mit 
Tab. I bezeichnet ift, da es hier doch keine zweyte gebea 
kann, weil in der Vorretie gefagt ift , dafs er nur 17 Münzen 
habe zeichnen und ftechen lallen, clie man auch richtig auf 
diefer einzigen Tafel findet; und noch auffallender ift es, 
dafs der VC auch in den Befchreibungen , wo er diefe Ab- 
bildungen auf ühit , überall dazu feut : Tab. J. — Die Ku^ 
pfer find nicht fchön, indefien ftcUen fie doch die Sache vor: 
aber zu wünfchen w«re, dafs es dem Vf. gefallen haben 
möchte , bey jeder abgebildeten Münze auch die Seitenzahl 
dazu 2U fetzen »- wo, ke befchrieben und erklärt ift ; diefet 
wüide den Gebrauch diefei imereffiytten WeiikCliens fehr «• 
leichtem. Wa» 



i8i 



J E N A I 



II E 



l^J 



ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



. . / 



JANUAR 



Ö 



RÖMISCHE LITERATUR. 

pABis, :b. Scholl; Oll. Ileratii Flacti earmimim 
iibri 5 : .a<l fidem xVllI MSS- Earifienfium recen- 
fuit, notis illufttavit, «t gallicis vcrfibus recl- 
didit C. P^anderhourg. Tom. I duo» priores li- 
bro« tenens. (Auch hinter fraiizöfifchem TiteL) 
181 a. LXIV u. 430 S- ,gr. 8- (* RthlrO 

über das ETitßehcn diefer in mcbir als einer Hin- 
ficht böchft merkwürdigen Überfetaung ^ebt die 
Vorrede Auskunft. Der Vf. , -ein warmer Freund der 
Deutfchen, uqd rühmlich bekannt durch JJbeif cizun- 
pmieffui^if eher Sckriften, wurde eines Theils durCb 
die von Klofijiock unterftütÄten Verunglimpfer der 
fraiwöfifchen Sprache , „als einer ^hirch^us unfähi- 
gen, den hohen Flug und ^ie gedrängte Fülle der 
torazifchen Po^fie auszudrücken*^, andei^n Theik 
^ürch die Überfetzungen von J^ofs . „der , ohne die 
franzöfifchc Sprache zu verleumden, ^um Ruhme 
der deutfchen kräftig wirkte** , angeregt , jenes Vor- 
mheil durch die That zu widerlegen , und, fo wcK 
dicfs tbunlich war, ein fraitzöiifches Seitenftück zur 
deutfchen Horazüberfetzung aufzuftcllen. Der latei- 
difchc Text föllte Anfangs blofs nach JOacier und 
Mkfeherllch der Überfetzung gegenüber gedruckt 
und mit wenigen Anmerkungen begleitet werden. 
Da erfuhr Hr. r. , wovon bald der Au^fchein uber- 
leugte^ dafs in der kaiferlichcn Bibliothek zuPam 
vierzig noch uaiverglichene HandCchriften lägen, 
niiter denen achtzehn über die Erfindung der Buch* 
Jrackerkunft hinauswichten. S. notic^s des Manu- 
sentsete. von S. 384—4»»- Diefe letzteren nun, be- 
fchtof» er , auf das forgfiltigfte zu vergleichen , und 
ittr Grundlage eines neuen Textes zu machen: em 
Gefcbäft, wekhes ihn zugleich in einq genauere, 
ftreng philologifcbc Würdigung aller bisherigen Aus- 
gaben des JLäw*/ä«j , Torrentius, Bentley^ Cumng^ 
harn u. f. w. gleichfam mit Gewalt hineinzog. 

Denmach zerfällt das vorliegende Werk m drey 
Theilc, tberfetzung, Grundtext und Anmerkungen, 
«u denen wir auch die Einleitungen vor ieder Ode 

Nicht den Buchftaben wiederzugeben, fondem 
die ganze horazifche Eigenthümlichkeit in ihrer 
Wirkupg, war das Ziel des würdigen Über fetÄers, 

Wie die Anmerkung zu 2, 3» ^5 (^Sj" Y^"'' f' ^\} 
und noch lebendiger die Arbeit felbß ausforicht. 
Aber der Genius der franzöfifchen Sprache ertaubte 
ihm weder de/iGrad der Treue , ^den die unferige fo- 
pr fodert, nocK «cfc den vcrfchiedenarti^ea Aus- 
/. J. L. Z. J8»^ ErprBandi 



drtick des Verämafses. ^ Er hiek fich daher A ^d«i 
«äohft Erreichbare, und überfetzte in gereimten ^o- 
phen., deren ungleiche Zeilen den horazi£chen rofig" 
lichft nahe kommen, l^^ Reim fucht er durch tlo« 
razeas Vorliebe für gleiche Keimendungen zu recht- 
fertigen. Welche Feffeln ilnn Sprache und verän- 
derte 5itte «nlegtaa, beweift unter anderen Ojd. u 
fl3, 19; um fo^mehr ift das Geleiftete zu bewundern^ 
dem man den mühfeligen Fleifs , unter dem ^ ent^ 
fund, gewifs nicht anmerkt. Über 14 Tage z. B« 
hat er auf die Überfetzung von i^ 35, i? — «o ver* 
wandte und vielleicht eben Xo viel auf a^ 6^ la, 
wie der Vf. , frejr von der hochmüthigen Sprache de» 
genialen Frifchwegüberfetzer, einzugeftehen kein Be- 
denken tr)(gt. Eine ins ^inzelne gehende Beurthei« 
lung der Überfetzung wird der vE'in einem deut- 
fchen Blatte nicht fuchen; auch kann fie nur der 
franzöfifche Kritiker üud Dichter genügend leiftea« 
Darum ivollen wir nur auf zwey der auffallendft^a 
VerCchiedenheiten vom Urbilde ohn^ Lob und ohne 
Tadel — denn beides wÄre anmäfsend •.— aufmerk- 
fam machen.' Der Cberfetoer nämlich ift faft in jcr 
der Ode g^nothigt ge wefen , einen bedeutenden Zug 
oder Neben;5ug zu 4ipfern, wie 1 , 19, 1 3 das fchöne 
nee quae nihil aitinent , oder doch irgend eine Um- 
Aelhing der Gedanken« oft halber öder gar ganzei: 
Strophen -Vorzunehmen. Zweitens ill das Übergrei- 
fen einer Strophe in die andere {enjambemefU)^ ' 
wenn wir 1, iJg, 8 — 9 ausnehmen, "di^rchaus ver- 
mieden. Dadurch entfteht im Ganzen etwas {luhi- 
ge^und Gefetztes, und einige Oden, w:ie z.B. 1, 37 
auf den Tod der Cleopatra ,- die durch das kühne 
Hinüberfpringen der Strophen einen ganz befO|r^ei- * 
ren Sch^wung erhält , haben in der Überfetzung ei- 
nen anderen Charakter gewonnen. Zur Probe vo^ 
des Vfs. geiftvoller Behandlungsart ftehe die leute 
Ode im erilen Buchen . 

EnfantI laissons le faste au peupie de VAurorei 
l^ß ülleul me dcplait en comronfu treue. . 
Peu mUmporte en ^uels lieux la rose tarde eueore^ 
Quand son regne eH passe, 

Urajoute voiitt am myrte une parmre ciseuie^^ ^ 

II nous sted ä tous deux , quand sous des pampres isert» 
/# savoure ä loisir^ dans ma eoupe joyeüse, 
t*9S vins que tu me seru 

Für den Deutfchen wichtiger ift der Grundtext» 
delTen Lesarten in deih Commentare vertheidigt wer- 
den. Am meiften übereinftiinmend fanden wir ihn 
mit den fogenannten editionibus vulgatis^ befonderf 
mit der lamhinifchen und baxter - gefsnerfchen Aus- 
gabe» aber doca fo eigenthümlich^ dafs er füglich 

21 



t^ 



JENAIffCHE ALLO. LITERATUR- ZEITUNG. 



164 



eilte veae'Rec&ition fieffien darf. Nur feiten fcbeinr 
«em Herausgeber Vorliebe zu feinen Haudfchriften 
die CdiTechtere Lesart werih gemacht zu haben, yvie 
^9 7* 5r wo er das gewähltere von BentL ft^hön ver- 
theidigte arcts verfchmähty und 1 , 17» 17, wo hia 
(Amr lieft yand.) wegen des 21 Verfes uns noth- 
wendig dünkt. Doch ift ev keineswegs den heniL 
und cumngk, Änderungen abhold: mehrere von>ih- 
»eh i^erden aufgenommen , oder doch fn den An- 
merknngen lobend erwähnt. Nur diejenigen Vcr*- 
liefferungen diefer oft fpitzfindigeiv Gelehrten , die 
mehr ihreni befonderen Gefchmack als den Horaz an- 
gehen, werden entweder mit Still fchwcigen über* 
gaiiigeRy. wie 1 9 so 9 5 Bentleys clare Maeceims 
eques; 1^ ay, tg: laboras in; i, 37, 255 taceii" 
t'€m tegiam; a, 1 , 51 uncta u. f. w. ; oder kurz 
abgefertigt , wie 1, fii, i3r haec beüum 9. hie mi- 
Jtram famem^ wo Hr. y. bemerkte Je ne cite eettr 
eorrectionpuirUe, que pour dire^ quHl n^en existe 
aucime träte dans fnes'MSS* Gewifs, diefe abge- 
IDirkelte Gleichordnung wird fehr ^ß5rsig, Svenn 
man bedenkt, dafs Apollo und Diana ßch in gleiche 
Gefchäfte theilten. — Aus der Ortbographic find 
nach TVezeis und Anderer Vorgange alle Alterthüm- 
lichkeiteH, y^i^ Juppiter ^ voltus, eonlegijfe,. quo* 
jtis% fMo«u»f. w- verbannt, w^ekh es wir billigen, 
nicht weil wir dergleichen Kenntnifs für unnütz 
halten 9 fondern weil die Erfahrung lehrt, dafs hier, 
wo die Grenzen fo imficher find, ein zu ämgftliches 
Haften an der Aufsenfeite den Sirui oft vom inne- 
ren Kerne abzieht. Auf die Interpunction ift ein 
lobenswerther Fleifs gewandt. In den Einleitungen 
find die Vorgänger , befonders Dacier und Mitfcher" 
lieh 9 benutzt» Vorzüglich gut dünken uns ctie zu 
Bd. 1. Od« fi, zu Od. 14 und 15, wo ein paffendes 
Wort über das Wefen der Allegorie gefagt ift , zu 
Bd.fi. Od. 1 und 17. — - Die kurzen erklärenden An- 
merkungen enthalten des Neuen wenig , wohin wir 
die fchöne Anficht von 1 , ao, 1—4 rechnen- Von 
den kritifchen Anmerkungen abgefondert find die 
varietates leetionum. Ob aber dieCe alle Abweichun- 
gen der 18 Handfchriften Keferii, oder nur die^i^- 
deutendßen? Wegen der manchmal' geringen An- 
»ihl glauben wir das Letztere. Unleret Meinens 
mnfsten überall , wo Bentley , Cuningham und Män- 
ner von dem Gewicht Änderungen vorfchlagen , die 
Lesarten der Handfchriften aufgeführt werden. Hey 
Od. if 899 13 z. B» hätten wir gern erfahren, ob ei* 
nige Handfchriften mit Berttl. uobilis (Genitiv) le- 
fen, oder ob alle nohiles9 was wir aus Hn. /^j. Still- 
fchweigen nicht zu folgern wagen. 

Nach diefen allgemeinen Bemerkungen bleibt 
übrig das Befondere zu prüfen , und von der Aus- 
Ibeute der 18 Handfchriften Rechenfchaft zu geben. 
Bd. 1. Od. i, 6. Merkwürdig ift, dafs ^Handfchfif. 
te^i terrarum dominos, in enier durch juvenes^ in 
einer, anderen durch principes erklärt, Yon deof 
ireim^n» was durch die Wortftellung begünftigt 
V^ird. — Od. ß, 10. Alle Handfchriften cdumbis. r- 
Od. 3, 37« Funfsehu lefeu ardui, wie ÜentL und 



Cuiängk — Odl 4, *2^ Vulcamis. ardens iirit of- 
ßciftas» „Im Frühling' und Herbft, lehrt Plinius r?, 
5^ ,. nach Lucrez 6., 356, bringt die unfläte Luft die 
häufigften Gewitter hervor ; häufig find fie daher in 
Italien , wo bey milderein WiiUer und umwölktem 
Sommer faft immer Frühlings- und Herbft -Wetter 
ift; )fi in den Gegenden Italiens,, die vom Norden 
zur Wärme fich entfernen, wie um Rom und in 
Campanien, donnert el auch 'im Winter nnd Som- 
mer , welches in einer anderen Lage nicht gcfchieht. 
Wer diefe Bemerkung- im Sinn hat, den W'ird in 
dem horazifchen Frühliugsgemälde , wo dioNatur- 
herrfcherin Venus mit Grazien und Nymphen , den 
Göttinnen der Anmuth und F/ucJitbarkeit , als fröh- 
lichen Mädchen , in lauer Mondnacht wechfelnde 
Reigen anführt, der gcfchäftige Vulcdnus nicht mehr 
befremden, der mit feinen Cyclopen dem Jupiter 
neiie Donner für den Frühling zti fchmieden hat." 
So^ Fojs zVL Virg. Landb. i, 3ii. Beftätigt wird dief^ 
'£tk1ärung durch cineGloffe, die Hr. y. aiu dem 
Cod. V anführt r Injiigando eos ad fulmina fabrican- 
da 9 h^ e. ad dicendum: jan^ accedit tempus aeßh 
VHm; eo enim iWimiuente Vulcanus fabricat fulmina 
•Jovi'f quae in aejiate mittiU Um fo auffallender ift 
€^9 dafs Hr. F. Bentlcfs vißt vorzog, das,, wieD^* 
^i>r und Geßner gezeigt haben, unpoetilch ift. ful- 
eanus ardens kann gei'afst werden der eifrige Vulc; 
zugleich aber zeugt auch diefer Ausdruck ^von der 
häufigen Sitte der alten Dichter, die Götter und ihr 
Element in ciaander zu mifchen ,. dafs alfo« von Tau- 
tologie nicht die Rede feyn kann. So Od. 1, 7, is; 
Mbunea rcßonans. 2,6, igt fertilis JBaoehus 9 wo 
Bentley mit ünrcclit anftöfst. Sat. 1, ß, 124: et 
virierata Ceres % ut culruo furgeret alto. Virg. Aen, 
•1 » 701' t Cereremque eanijLris expediunt u. dgl. m. — 
Od. 6,7: nee cufßus duplicis per innre UllxeL 
Hr. F. entfcheidet fich mit Recht für duplicis als 
Gei\., wiewohl er in der Überfetzung es nicht wagt, 
fich beftimmt auszudrücken. UUxei (fo alle igj 
ftünde ohne Beywoi't zu nackt. S. Bcutl. zu x , fip, 
13; duplices zu curßu^ pafst nicht, VfiQ BentL uud 
die Vernunft lehren. Was aber diefer Gelebrte fpiu- 
findig an die Stelle fetzt ^ das überflüflige reduces^ 
ift ein fchlechtop Erfatz für duplicis 9 , das. den Cha- 
rakter des UlylTes ausdrückt. Die fcliön* geordneten 
Glieder der Periode fodern diefp Lesart. — Od. 7, 7: 
undique decerptam ßronti praepon^e oli- 
vam9 als acht anerkannt, nimmt Hr. /^. nicht mit 
Bentley für Lorbeer, der fchon von allen Seiten be- 
Tupft und ausgepflückt ift, fonderu für branches 
dolivier euelüies de tous cot 6s 9 was uns, d^ 
der Olkranz ein blofs fymbolifcher ift, fo wenig ein- 
leuchten will, als Baxter^ s: ubicunque videt olivae 
folia^^ ea ßatim dectrpit et fronti Juae praeponit. 
Unferer Meinung nach l\at Bentley Horazens Sinn 
getroffen, und find die am meiften von ihm abgeirrt, 
die indeque Icfen. - — 17. — Hr. ; . lieft perpetuOf 
wahrfcheinlich durch Bentleys niederfpredticnde Bo- 
fedfamkeit mit befiegt, da cKe.Hähie feiner Hand- 
fchriften perpetuos hat« Viei», ein adverbium in 



> ^ 



i65 



JANUAR 1 8 » 3- 



i66 



Geftalt eines* mJiVrt/ü/, Äyie fct hStrfig auch im Grie- 
chifchcn, iß, da Jhe/re vorausgeht, weniger eintö- 
nig und für das Ölir gefälliger. — Od. i2, i. Hr. y^ 
ithlh fumes ,^ obgleich die M^hrzahA fumis zuhaben 
fcheint. Diefs ift, meinen wir, das Wahre. Weil 
die Abfchreiber infumis celobrare die Bedeutung des- 
FiUufs mifskannten,» änderten lie/iimtfj. — 13. Hr. ^. 
giebt mit Recht /^ÄrtfTi^ij. — 51. Wir halten quam 
ßc voluere^ für d^ Wahre; Hr. ^. behält das in vie* 
Icn Ausgaben einheimifche quod hey^ — 57. JLatu^^ 
das die ungeheure Ausdphnmig des rdm. Rei<:hs nach 
damaligen Volksbegrilfcn inacht, dünkt uns acht, 
ketum 9 worauf Hr. /^. , ohne latum aus dem Text 
SU ftofsen, in der Überfetzung anfpielt, niclits wei- 
ter als ein finnreicher Schreibfehler. — Od. 14, 6fl 
Aufmerkfamkeit verdient die genauere Entwicke^ 
hing der baxterfchen Erklärung von ae fine' funibus 
itc.f der wir, nach den bevgebrachten Gründen, 
nnferen vollen Bey fall fchenken. , — Od. 15, 6^^ 
Teueer, tCf das kräftigere, ift aU'fgenoinaien ; cette 
U^n^ fagt Hr. ^., est d*ailleurs ctlU de mes MSS. 
Us plu/ anciens, — Schwerlich aber hat Cuningham 
V. ö6 die Lesart lUacas^ was Hr. F'. meint, aus me- 
trifcjien Gründen zurückgefctÄt , Fondem, weil Ilio 
drtj Verfe vorher da war » ward Pergamcas , angeb- 
lich die Lesart zweyer alter Handfchriften ,. vorge- 
sogen. Hr. f^. thut Ketht, ihm nicht zu folgeui ^— 
Od. 16,8: Ar, die von I^acier und Qefsiier gut vet^ 
theidigte Lesart aller Handfchriften, behält auch Hr. P^. 
bey. Wer an Benüeys mattem ß ^Behagen findet, 
dem ift Horazens Geift fern, — Hr. P^. lieft nach 
DacitrntiA yofs haeduUae ^ und verbindet mit letz- 
terem «r^ metuanl Cßbi) virldes colubras, nee hae- 
duUae (.Dativ) lupos martiales. Fofs, fo viel wir 
willen, zieht S^fLl Bentleys haeduteae vor, in dem 
Sinne: Die Fraun des Geijsbocks fürchten 

Weder die.granliche Schlanf im Dickicltt, 
Neck djiTs dem ZickleLn mörderlich droV ein- Wolf. 

Od. Ig, 15 : attoUens ohne.Ät (Hn. /^j. Lesart) dünkt 
uns zu enge-, weil dann die Reihe mit amor fuP^ 
§loria et arcani fides prodiga abgöfchloffen er- 
fcbeint, CuningHams ßiiy etAttolUiis ha?t und^ rauh- 
klingend. "Die yulg. et toUens ift unverbeirerlich; 
denn toUens malt hinreichend, Und das fchöne Poly- 
fjndetoh fegt die Phsntaftean, i\c\y neben den ge- 
Tonnttn CTntiigenden noch andere hinzuzudenken, 
welche der wortkarge Dichterweislich verfch^veigt. 
Ein ihnliche& Poly^ndeton , welches die Tugenden 
des Quintilitts aut^ählt, findet ücb 1« >s4r 5 f- — ** 
Od. 20- 14. TyiehesaTt Dauntas ^ unftreitig die hefte, 
boten Hn. P^* faft alle feine Handfchriften.— Od. 23, 1. 
Hn. f^s. ältefte Handfchriften lefen viiat ; gleich- 
wohl hält er vitas ^ nach dem Gcange der Ode , für 
öatW^Ure, und wohl jeder Gebildete mit ihm, — 
5. Die a[Ite Lesart mohilihus veris inkorruit ädvintus • 
joUis wird mit Einlif^ht als acht und po^tifch Ver- 
iheidi^"*— Od. 24, 8« J^ä* von BentL aiifgeitom- 
mene mveniet fand Hr. K. in all4en ißHändfchriÖi^n; . 
fo V. 13 — 18 die höchft vorzügliche Lesart:, ^uid? 
fi Tkrelcio • - • num vanae redeat • • - gregif — 



Od. ö5y ö^ ictibus^ als da* angemeinere, z^ehjt Hr. Fi 
mit Recht vor, obgleich feine heften Efandfchriften 
iactlbus lefen. — 17^ hedera virenSf hellgrüner 
Ephcu, bildet den Gegenfatz \on pidla inyrtus^ dun- 
kelgrüner Myrte. So Od, 01, Ji nigris aut Ery* 
manthi ßlvisj aut viridis Cragi, und Virg. Ecl. 
ftf 54- — 20. Hebro wird mit Geift als nicht finn- 
tos vertheidigt, aber Ruro für das Richtige erkannt. 
— Od. ß6, 8* Hr. F. \ie\\Ai FimpUra bey; aber da» 
iftr wie Bentl.^ unumftoffflich beweift, Name des 
OrtS', nicht der Göttin. Ehe wir aicht einen ent- 
(cheid«nden Beweis haben , dafs der Römer Pimplea 
für Pimpleis gefagl habe, halten wir uns an Bent- 
leys Lesart. — Gleich darauf ziehen w^ir mit Hn. F. 
proßint vor 9, -welches er in allen 18 Handfchriften 
fand. V Od^27, 1. Statt /la/Zj lieft eine Handfchrift 
nactiSy et je ^oudrois , fagt Hr. ^. , i/ue cette le^on 
Jitt appüySe par d^autreSi car eile nte paroit aien 
prdfdrahle ä la vulgaire. Wir verweilen auf Lam^ 
bin. und Qefsn. Tkef.j um unferen Wunfeh zu recht-» 
fertigen , dfafs in diefem Stück Wenige ihm beytre- 
ten. — 3.. verecundumque ift gut vertheidigt. Auc|> 
in Rücklicht auf prohibeterlxis 9 in fofern der Gott 
von Zank und Hade^ getrennt gedacht wird, heifst 
er beffer mrecundus , nach einer bey den Alten ge- 
wöhnlichen Figur.. Soph. Oed. CoL 1200 : twv o-cft» 
aii^H^vov 6jJifxar(w Tfj TW fxkvo^» So Od. 3, 1^,19:. 
late c ö nfpi c UyU m toller<e verticem. Ti)b. 2 , 3» 
73: nullit erat cufios ^ nuUa exclufura dolen» 
tes janua. — 09, 13. Bentleys nobilis 9 q}x{ Panaeti 
bezogen, hätten wir nicht verfchmäht. — Luftig 
ift die mitgetheike GloHe: Horatiiis reprehendit 
quemdam qui ßia clericalia officia, Jcilieet 
Ubroj^. nmtat pra militarlbus armis, die, wie der 
Schreibfehler Salamonins für Saliminius Od. 1', 
ä5» fi3> den feiftcn Mönch verräth. — Od. 31, ^^ 
Die Lesart opimas Sardiiuae fegetes feracis dünkt 
tttis wegen^ der fchönen Mifchung der Haupt- und 
B€;y- Wörter vorzüglicher, als die gewöhnliche, die 
in allen 18 Handfchriften ßehti — 4. Calena falvb 
ift gut gefchützt. — 10. dives^ et ziehen aiich wir 
vor.. Im folgenden Verfe findet lieh ein unilietr?» 
fches exßccet mercator'; durch Schuld des Setzers 
vermulben wr. — f In der: letzten Strophe, die Hr. /^. 
.we Baxter ordnet, hätten wir uns nicht von Beni* 
ley entfernt. — Od» 32, 1. Hr. F* lieftmcktig: 
pofcimur und umbra.. — . Od. 33, 1 : plus tiimiö&&A 
OTTO Kowoxi , da^um w^ünfchen w^ir das Komma nach; 
dolens weg. — Od. 34, 7. Das Komma nach ple* 
vumque fand Hr.. F. in 4 Handfchriften. — * Od. 57. 
• Sivry^s Interpunctionen und Änderungen von V. 1 
bis 8^, und des Abbe Galiani Vermuthung, unter 
contamindtus grex turpium morbo virorum ftecl^eh 
jiusf ätzige, f werden mit Laune abgefertigt. Dafs 
Ferjehnittene gemeint Xeyn, ^voran von je Wenig« 
zweifelten , zeigt Hr. F. mit gründlicjier Gelehrfam-^ 
.keit. — i6^Jortis zögen wit Kebei« Ait Bentl. zum 
JP'qlgenrfen. — Od. 3ft 5. -Die Fülg. dünkt unt rcf- 
werffich wegen des unnütz nachfchleppenden y^^u- 
lui curOi dem Gejsner durch eine künftlicbe Fügung 



l&J 



h A. L. Z. J A N U A R 



8 



ifig 



sa entgehen rergeblich (icli müht. Überaus trefFlich 
ift Cuninghams Le%^rtjfeduluf eurae,^ welche das An- 
fehen des bodlej. Cod. tiir lieh hat. Hat Horaz nicht 
£6 gefchrieben: er hätte fo fchreiben mülTen. — 
Od. 2, i, lo. Der Ausdruck publicas res ordinäre 
wird nach BentL und Mltjck, in ein helles Licht ge^ 
fetzt. So iterare mella Od. 2, 9, 12, wo Daeier nach^ 
zuTehen. — 21. au dir e magnos jam videor duces 
ift fo acht, wie Mujaeos V.g: v}|%o/li€vov r* Aettv* 
5oov i}xoZ K(Xi Xü%vov tt K ü cu. Hr. /^. behält audirs 
bey, obgleich er, tvahrfcheinlich durch den Zwang 
feiner Spräche, Bentley^s iy/i/tfr^ aus^driicht. Videra 
ftiinmt zu ünferer Art des ßillen Lefens t audire zxlx, 
römifchen des lebendigen Lautlefeos. — Od. 2, 2, 
"Hr. /^. , wiewohV er die Lesart aller Handfchriften 
abdito beybehält, neigt fich zw Lambhis abditae 
bin. Uns {(^emt Bentley über diefe Änderung ein 
gerechtes Verdammungsurtheil gefällt zu haben. «•-* 
Qcl. 3, 9 — lö« Hr. /^. reifst diefe Strophe von der 
vorigen, und fucht fie durch die Lesart i^uo - w 
quid - - rivo? t die ihm mehrere Handfchriften dar*- 
boten, mit der folgenden in Verbindung zu fetten. 
Tentmdis alors ^ fagt er, ainsi ce passage: ^^daiis 
€e beau Heu oii le pin et le pevplier riuuisseiit leur 
qtnhre^ pourquoi ce ruisseau s^empress^'tmil de s*en- 
fuiVf rnalgri le ditour qui-le ralentit?** II me sem" 
bla qüe ce reproche^ addressi par le poete «u ruis" 
sedu , retablissoit Vharmonie , ei je le joiptis ä Iß 
Strophe suivante^ en sitppUant cette traruition: Toif 
DeUius , sbis plus sage ; fais y^ porter les vins ßtc^ 
Wir begnügen uns, diefe finnreiche Erklärung mit- 
jretheilt zu haben, und bemerken nur, dafs Hora^ 
Avenn er, wie wir fett glauben, Verfaffer der Vulg. 
war, fchWerlich an des Quells unwilliges Entfliehen 
von einem fo reizenden Ort dachte, fondem viel- 
mehr an fein geheim behagliches Gemurmel , indem 
er durch krumme Windungen vom Geftein rafch her-- 
abriefelte. — Od. 6, 18 2 „Man kann nicht gewifs 
entfcheiden, ob Aulon ein Wind, Flufs oder nur die 
Gegend diefes Weines gewefen feyn folL Der Nam|5 
Ift völlig unbekannt ; yermuthlich mag es wohl ein 



HQgd, wie der Moni Falernus,- g^wefenfcTn, wie- 
wohl jetzo Wein dortiger Gegend in der Ebene ge« 
bauet wird.** Riedefel lU durch Sic. und Gr. Griech, 
S. 215. — »p. Nitniumt welches Hr. y. in mehre- 
ren Handfchriften fand , aber nicht aufnahm , giebt 
einen gefchrobenen und dabey fchielenden Sinn. — 
Od. 7* I>ie (Jberfcbrift ad Pom;/ejum f^arum "ift mit 
liegenden Gründen gerettet. — Od. 8 t fi4- aura, 
welches zu abenteuerlichen Änderungen und Erklä- 
rungen Anlals gegeben, wird einfach und richtig 
gedeutet: Les nauvelles ipouses craignent que ton 
vefit (/# venl qui pousse de pon cdte) ne retarde leurs 
maris. — Od. 10. i2. Alle ig Handfchriften haben 
fulgura, S. BentL — iß. citharae^ weniger paHend 
als cithara^ geben 6 Handfchriften ; aufserdem quan* 
do C^ulg» quondam) mit der Glolfe aliquando. — 
Od, 1 1, 23. Hr, F, lieft in comtum - - nodurn. Bent" 
■ leys nicht beantwortete Einwendungen dünken uns 
fo erheblich, dafs wir nicht einftimmen können. — 
Od, 12, 25. Der Unterfchied von dum uild cum ift 
hier febr geringe; aber dum wird durch 'die Mehr- 
zahl der Handfchriften gefchüut. * — Od. 13, ff. Bey 
quicunque primum muu pofuit ergänzt virerden. -* 
Q. Colcha^ die euizi^ richtige Lesart^ da Colchica 
gegen die Metrik ßreitet, fand Hr, f^. in den mei- 
ften feiner Handfchriften : fo auch V. 23 : discretas. 
•- 28: durafugae^ mala . , . Diefe fchöne Inter- 
punction pahm^ Hr. /^. aus ß Handfchriften. — Od. 
18» 36. Das erlefene revinxit fand Hr. y. in 3 Hand- 
fchriften. — Od. 20, 5. Hr. F. verbindet fehr gut: 
NoH ego quem vocas : Dilecte I MaecenaSy obibo — — 
nach 4 Handfchriften, und einer fünften, welche 
durch die Lesart dilcctüm dalTelbe Will. ßeTitleys, 
JVßzels und Anderer Meinungen Werden in einer 
Jungen Anmerkung gründlich widerlegt. — Zum 
Schlulfe bitten vi^ijr den wackeren Herausgeber, er 
wolle un« nicht blofs den verfprochenen zweyten 
Band; fondern auch die Epißeln und Satiren, auf 
gleiche Weife bearbeitet« fobald e« ihm leine Mufif 
(erlaubt« nachliefern» 

D. A. E« 



mmm 



KLEINE SCHRIFTEN. 



• 

TadAQOÖIk. Sttltlmehth, Seiielt PP'as katin der Land" 
pfarrer dem Staate und der Religion in Binficht auf Bürger' 
liehen , Jittlichen und reli&iöfen Unterricht der Jugend leijten» 
wid tote könnte er et dabey anfangen? Einie ^-zähiimg aus 
'der Feder einet ffeWefenen Ltnclpfarren , feinen Anitslbrüdeni 
•zur PrAfung und gefälligen (?^ f^Ackalunun^ vorgele^. ißiö. 
'VJII "• 64 S. 8- ( ^^ S^' ) I^icf« gittÄ^memte Schnft emts 
kathplifchen Geiftlicheu mag in manchen katholifchen LAn* 
^«m noch viel Gutes litefördem können, {n proteftantifchon 
'ift man von dem gröfsun Theile deflen , was er fagt , längll 
Oberzeugt , und et ift auch gewift von vielen Predigern , üud 
" felbft von Seiten der Regierungen , fo weit et die ÜJnÄänd« 
ireftatteten, in Autfibun«^ gebracht. Daft man im religiöfeu 
Unten icht das Katholifclie Sjftem findet, darf nicht befrem- 
den zumal da der Vf. mehrere Lehren und Vorfclucifcen def- 
Mbeii aad^ Yu^wä wOrdigt« Di0 lUnataüTe vom gefel^- 



fchafclichen Leben, vom Kalender/ von der Z^» Witte» 
run£sregeln, landwirthrchaftliche Anweifungen u. dgl. m. 
möclice Rec. lieber in die Sonntagsfchiden verwiefen, und 
die wöchentlichen Schuiltundeu bloft auf reiigiöfen Unter- 
richt, Buchftabir- und Lefe • Übungen , Reckneu umi Schrei- 
ben u. f. w. befckränkt Vrilfen. Übrigens >i^ilnfcht Rec« 
wenn et w^irklich noch in manchen IJludern um Oat mthoU* 
fche Scknlwefen fo fchlecht fieht« wie et der Vf: fchildert, 
dem reiben rech^ viel würdige Nachfolger unter feinen Aoatt- 
hrfldern, und ilafs feinp Stimme und (ein Bejfpiel .Aach,,von 
Regierungen nicht Uberfehen werden möge« < 7* 4« 5« 

JaoBüDtoBjuvTBif. Salzburgs in der mayrfcheit Bach* 
Handlung: JSIützUche KenntniJTe ßr die Jugend, igii. 7ftS. S* 
Cagr.^ Ein elendes Produ^. des von Fekiern wiaunclt 



•..IIW x^ 



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.3 : E N A 



S O II E 



«7» 



ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG 



J A N ü AvR i 8 1 5- 



■iMM 



VERMISCSTE SCHRIFTEN. 

Bbrcin, inderRealfcknlbucbh.: £)itf£J/l/f. Nebft 
einer EmleiHing überjiordrfche Poefie und My- 
ibolagie', u«d einem Ankange ^ber die hiftori- 
fche -Literstur der Isländer. Von Friedrich Mühs, 



A 



n diefes Werk ift zwar viel Flelfs tind Zeit und 
Tide Gelebrfamkeit gewandt : aber leider ift es weder 
.fiir den Fteund der altuordifchen Poefie und Mytho- 
logie , noch für ihren Gegner branchbar, am wenig- 
ficns aber dem Forfcher FelhH genngthiiend. 

Für d«n Freund nicht : — dennHt. Aühs thut erft- 
lick Alles, um das Schöne dc<*nordirchen Mythos durch 
die ffemeinllen Ausdriickc und Lesarten zu ftören. 
So benetzen z. B. bey Hn. R. S. 179 die Göttinnen 
des Schickfals nichrt blofs mit dem fVaffer der Ver- 
gangenheit den Weltbaum YgdrafiH, fondern fieneh- 
aa^ auch den Dünger dazu (warum fagt .er nicht 
Miß gerade heraus ?). Auch macht er die Nomen 
fclbft auf eine höchUfeltfame Art durch Vergleichung 
jAit dem angelfachfifchen Neorxnarang zu Paradies- 
Jungfern !i Die Walkyren Hriß und Mifi dürfen 
dem Göttervater Odin das Hom nicht reichen, fon- 
icm tragen { Den Gott Hermode läfst er mit dem 
ichtfüfsigen Sleipner nicht über das Hhllengitter 
"Walgrind, fondern blofs über eine Hecke fetzen (8. 
22 J). Dazu bedarf man wohl fchwerlich eines Wun- 
derpferdes 1 Im Text fteht ganz deiuKch : Heßu r 
hlidp füo Jnart yffer grindena. Allein grind 
ift ein Oiiter^ und keine Hecke. Noch jetzt heifst es 
imlslandifchen fo , und ein Oittenoerk nennt der Is- 
lander grindverk; einen Zaun dagegen gardur, auch 
gyrding und gierde. S. c43 überTetzt er das nämli- 
che grind eben fo falfch durch eine Mauer. Wie 
Tüinn man fich auf einen Kritiker verlaffen, der atw 
den Gittern hi^d Hecken^ bald Mauern macht? $• 
ü^'^ Jfmtete ßck der Gott Odin fo fehr. Auch zu 
diefem pöb^aften Ausdruck giebt ihm das Original 
leine Vcranlallung. Es heifsl: Odin hieiper fro 
mjeked vndänn. Diefs ift keineswegs ein uned- 
ler Ausdruck , fondern ec hleip vndann beifst wört- 
lich praecurrOf und zwar fowohl: ichj'prenge vor» 
flw, als ich laufe voran ^ hier alfo". Odin fprengte fo 
fehr mit Sleipnem roran ! u. f. w. Zweitens fucht 
er durch Hjrpothefcn^ denen nichts fehlt als die 
Wahrfcheinlichkeit , und durch Abfprcchungen, de- 
nen es zwar nicht an Übermuth , aber an Bewöifen 
gebricht , die Freimde des nordifchen Alterthums zu 
Pinfeln zu machen» welche den alten Schriftftelieru 

/. J. lu Z. 1813- Erßer Band. 



thörichter Weife mehr Glauben beymelTen, als Hn* 9^ 
und der Schule » aus der er abftammt. 

Für den Gegner nichtt — weil er fortfährt a1>BU- 
Fprechen , ohne feine ehemaligen Bdiauptungen ge- 
gen die büudigfien Einwendungen zu bewahrheiten« 
Denn eben fo bündig als fchonend hat ihm der treff- 
liche Vcrfaffer der Schrift über die Ächthert der Afa=* 
lehre die Nüchternheit feiner feltfamen Hfpothefe 
über die Abftammung der Eddalehre von den Angel- 
fachfen gezeigt. DeHenungeachtet beharrt er 9 oh- 
ne diefe Einwemdungen zu wideilegen , in dem ge- 
genwärtigen Büchlein bey der nämlichen Grific, 
und fcheut fich nicht» fie mitunter wahrhaft lächer- 
lich^ und nach feiner unkritifchen Art, auszuftaftireiL 

Fiir den Forfcher endlich nicht» welcher im 
diefem » trotz alles Gefchreys» noch lange nicht g^ 
nug angebauten Fel4e w^ter zu kommen fucht» we3 
feinem Werke Alles fehlt» was zu didfem Zwecke 
dient. Denn was lernen wir nun ausHn. ÜV.Eddat 
Hat er uns eine getreue überfetzung der dänifchen 
Überfetzung von Nrerup gegeben » 10 dafs der deut* 
fche Lefer oder Forfcher hiedurch fein däuifches Ori- 
ginal entwehren kann? Nein! Er gebebt das felbft» 
giebt iich aber dabey das Anfehen» als ob er nock 
ein verftändigerer Kritiker fcy als Nyerup^ Er hat 
ihn verbeffert. Verhejfert9 Das follen w^^ir glauben t 
Oder giebt er uns eine Kritik diefer Überfetzung t 
Auch das nickt. Öder giebt er uns den rejenifchen 
Text getreu? Auch das nicht. Oder hat etvv'a feine 
Überfetzung» abgefehen von aller kritifchen Tugend, 
das Verdienft einer äfthetifchen Darftellung» die alli 
übrigen Federungen zungi Schweigen bringt? Wahr- 
lich nicht] Wie g^nz anders kennen die Franzofen 
fogar die fnorronifche Edda aus Maltet i Und wir 
in deifen wiitdigem Nachbildner» Oebhardil Zur 
böfeu Stunde ift Hr. R. auf feinen ruhmhaften Ein- 
fall gerathen. Er nützt dem Gefchichtforfcher» er 
nützt dem My thenforfcher ^ er nützt dem Dichtet 
und Künßler nicht. 

Nicht einmal hat er uns , fey es aus Be- 
tiuemlichkeit» aus Eilfertigkeit» aus angewöhn- 
ter Nachläffigkeit^ oder blofs» unv' fingular» und 
ein Genie zu fcheinen, auf die Dämefagen des 
Originals hingewiefen» worauf. fich feit 1S66» mit- 
hin feit zlßfi Jahren » alle Forfcher berufen» und der 
Gewinn, fein Werk nachzufehen, ift fo unbedeu- 
tend » dafs es wahrlich den grofsen ZeitVerluft nicl^ 
lohnt» erft jedesmal durck mühfame Vergleichungen 
die Dämefagen des Originals herauszuüfinden » in 
welche feine (beynahe abfichtlich» wie es fcheint) 
f chülerhafte Überfetzung fällt. Das hinten angehäng- 

22 



IfJt 



JENAISCH&' jiLLO. Literatur; ZE^TuKte. 



17« 



te Vetericfimr« Her inythifcBen Namen', clas /er fÄr 
ein Bexichm d4r nordifthe^i 'Myi/ieUägic (!4!) aus-»- 
giebt, ift ein eben fo trauriger und unzirverläJTiger 
Wegweifer. Gleich wolil giebt er fich in der voran- 
gefetzten Note die Miene ^ als ob es ihm blofs an 
Raum (hat ihn denn derVerleger auf ein^n eirizigeft 
Bogen eingefchränkt?) gefehlt hätte, diefe Namen 
mit etymologifchen Erklärungen zu begleiten» Doch 
<lter»ii(l blofse Grofsfprecherey J Rec. fetzt feine», 
JRopt zum Pfände » wenn Hr. Ä» auf der Stelle nur 
die Hälfte diefer Namen etymologifch , cefchweige 
^tymologiCcli-richtig, erklären kann. Dals O/iriORf 
SudriSixd, P^eßri Weft, und A'or Jr/ Nord heifst, 
öder Hei Hölle, Hungur Hunger» Rhln Rhein u. f« 
yr. t wuCiten wir alle lange zuvor. . Wenn das eine 
Probe fejn foU von dem , was er blofs aus Mangel 
gji Aaüm hat zurückh^ten müfleu : To glauben wir^ 
4afs die iFolie, die diefem Spiegel zum Grunde lie£t» 
nichts anders als Mangel an Kraft und KenUtnijx\&. 
Iin Einzelnen mögen wir nicht rügen. Eine Kecen- 
^ou diefer Art könnte zw^eymal fo grofs als fein Buch 
werden. Nur das ift kaum zu verfchweigen , dafs 
^iii Schriftfteller, der Dänifph , Schwcdifch und Is- 
Jändifch aus dem Grande verfteht, und felbft in Dän^ 
neinark und Schwx'den gewefen ift, nicht wifTen 
tollte, dafs das isländifche und dfanifcheV kein deut- 
sches V oder F, foudern ein //^, und dafs es mit- 
bin unverzeihlich iftr wenn er ftatt fVaihalla^ 
fValaJkialf , Walkyreu, Pf'ingolf If'idar U; f. w* 
Ulis einer gelehrten Zierercy ValhaU Valkyriur^ Fin* 
folf u. f. w. fchreibt , welches man dpch confequen- 
lerWeife imDeutfchen FalhaU Falkyriur . Fingolf^ 
Fidarvi. f. w* und mithin durchaus falfch lefenkann 
Mild wird. 

Will man endlich noch ein Pröbchen von feiner 
liiftorifch-philologifchen Kritik: fo lefe man nur, 
wie er aufs Neue die bekannte Stelle im upfalifchen 
i^odeXy ffdafs diefes Buch (nämlich die profaifche 
^da nebft der elavis metrica^ die man doch hoffent- 
lich nicht mit den alten Liedern [elhüf und der in 
ihnen enthaltenen Mythologie ^ nocfe viel weniger 
aber lüit der Landesreligiou verwechfeln follte) 
Hofs til Jkemtunnar, d. h. zum F'ergnügen oder zum 
JieUvertreib gejehrieben /ey^** verdreht, um daran« 
4en Schlufs zu ziehen, dafs die ganze nordifche 
lAythologie eine blofse Erfindung muffiger Köpfe 
Tey. Man verfuche einmal einen lolchen Schlufs in 
Jogifche Ordnung zu ftellen» und frage fich dann, 
0b Hr. Ä. den Namen eine« Kritikers verdiene, was 
«r felbft glaubt, und was ihm aus Gefälligkeit fchon 
fo manche Zeitung andächtig nachgeglaubt hat* 
Pas fViderfprechen verfteht er, und £.imvendungen 
machen , zum Theil auch noch etwas mehr ; allein 
. ,wenn Aiefe beiden Künße die wahren und ausfchliefs- 
lichen Kriterien des Kritikers find : dann ift wahr- 
lich Hr. ü. als Kritiker gegen die Sonpe der Kritik, 
die in dem erften heften böfen Weibe leuchtet, nur 
,eine Sternfchnuppe! Der Schlufs heifst fo : „Was 
/blpls zum Vergnügen oder zum Zeitvertreib gefchrie- 
ben ift; das ift das fP'crk eines muffigen Kopfes; «- 



nvrn i^ ift dw ffriffiHfc9t0 Bdiä (kraft des eigenen 
^ Zeiigmff«s'ihre# VerkiiQ^rs) blofs-znmVei^nügefiodea- 
zum Zeitvertreib gefcbrieben; alfo ift die gejammte 
nordijch^ Mythologie bloik.eine Erfindimg muf- 
figer Köpfe. Jeder Schüler in der Logik kann 
4textk Hn. Profeffor de» Schnitzer gegen die 
erfte» Elementarregeln aller Logik nachweifen. 
Denn i) wenn in dem Oberfatze fteht:j die pro* 
Jaifche ß,däa : fo kann in^ dem Sc^lu&fat&e nicht 
ftenenz die gefammte nordifche Mythologie* fl) Wenn 
£e Confequenz des Oberfaizes nicht Weiter z^läefct, 
als attf die Arbeit oder Ad» ff'erk eines muffigen 
( d. h. Mufse habenden , denp darüber wollen^ wnr 
uicfat einmal ftreiten) Kopfes suXchliefsen: fo kann 
diefer Begrift* in ; dem Sohlufsf^tze nicht in 
Erfindung geändert werden. -^ S. 133 führt ßr. j^ 
felhft. an, daft ibm der Vcr£aller der Schrift üb«^ 
die A^hthcit der ACalehre den Vorwurf mache ^ 
obige Stelle in dem upfalifchen Codex mifsverftanden 
ZVL haben. Allein, fährt er fort: diefen Vorwurf 
lafp ich nicht un mich kommen ! So fp rieht der wahre 
KTitiker nicht l — Ein anderer äcUlufs, den er 
S. i&9 in Gedanken macht, und den Scblufsfatz fo* 
gleich zum Beweife nimmt, ift eben fo falfch. Er 
heifst fo: „Was mit einem anderen viele Ähnlich- 
keit hat 9 kann ihm nachgebildet feyi^;, nun haben 
aber die Wörter ird//wr und calcr in einigen eddi- 
fchen Liedern Ähnlichkeit mit dem l^teiniichen fa- 
bula uiid eallxi aUoßnd tliefe Wörter dem Latei- 
nifchen nachgebildet. Weifs denn Hr. ü. die alt« 
logifche Regel nicht: a pofjfe ad effe non v tlet cujut 
Je^uentia? Allein Hr. Ji. macht wenig Ümftaudiemit 
Temer Kritik. , So fchülei-haft diefer Schlufs ift: f<^ 
nimmt er ihn doch wieder, yvie eine bereits ausge- 
machte Wahrheit^ als Oberfatz zu einem neuen 
SchluiCe an, wie folgt: WasdemLateinirchennacli- 
gebildet ift, mujs in einerneuen Zeit entftanden feyii 
(NB. er drüdkt fich noch überdief« S. isg fchr kraft^ 
Toll darüber aus, und meint» aus diefem Vorderfatze 
folge de? Nachfatz unwiderleglich!); nun find 
^ber die in den my thifchen Liedern der £d,da vor- 
kommenden Ausdrücke tößur und calcr dem Latei- 
nifcl^en nachgebildet : alfo müifen' dich my thifclien 
•Lieder, in welchen gedachte Ausdrücke vor komm eti^ 
,n$bß der ganzen nojrdifeheu Mythol 
.gie (!!!) eine Erfuidwig neuerer JSeit^ und, 1 
■mentUch 
nlfchen 
skannt i 

meinter etwas anderes^?'Dann woflen wir gerirTadel 
und Spott mit aller Gerechtigkeit zurücknehmen ! 
Doch auf der gedachten Seite, fteht mit ausdrüchli* 
che» Worten: „Es mülTe die nordifche Mythologie 
aus diefer Urfache eine Erfindung^ neuerer Zeit 
,feyn! Wir wollen tilfkemtunnar (was er ja verfteht) 
annehmen, jedoch nicht zugeben, dafs die Ausdi^- 
cke tajiur und ca^cr aus dem lateinifchen tubula 
und ealix wirklich nachgebildet feyen. Ift denn 
der Hr. Profefibr wirklich fo febr unerfahren in 
den römifcheu Altertbumern» daff er die Entftebung 



na* 



»?5 



4' 



I :K U ü .K IR Zu ai» » ? 



»74 



beider WVrter quA i2»e^ BegrifFe^dorrelbm erft in 
£e Zeit ^er £infi»hriM%g des -Chriftenthums- aiif Jt> 
Imd, d. h. nngefft4irin das Xite Jahrhnndett, fetaen 
kann? Gern* g^ftehen yv\x eiti:, däf» im «fnnzen Ci* 
eerOf fo w^eit unfere Erinnerung reicht, keine tahu^ 
b ode^ tiiMlae «U Spiel » fondern nur als Votivta^ 
fdn, <}€r6t^rt>ücber, Scbuldre^uUmngen 9 Gemälde 
!i. f. ^»r.' voHtommeii , und <laf»^diefer Schriftftellefr 
nnf die eaiä^\ttiii 4 und die t&fferas mit 6 Augen 
Icennt« . All^n hat denn nicht fchon Martini die ia^ 
tuU» ktfhrio'?' ^bn fplWifen Römern vlxiA Griechen 
mit ifafem räßXl^wj tiiid ihren raßXah wollen wir 
ttiöht reden;) — Und Wann lebte ßlartiai? Wahr* 
lieh, wenn Freunde der nordifchen Mythologie und 
BfcMkunft je fieh'entfchliePien kötinten, fo Kritik* 
lös rrtif 0fof»> dießfiD^tis den Schktrsumsukehrens 
fo^arflnan 'die bertthmte^ Ölnjpa^ öhni Bedenhenr 
fthoh- in äa% er/le oder zweytb takrhund&rtt^üLtn, 
imd ße ift oder wäre alfo wenigftens i6 bis i7 Jahr^ 
liniidert« alt. Allein das ha^> unferes WifTens, feit 
Joiahren Niemand behauptet i und weiin Hn R. ftrei«- 
tetrfo nenne er doch feine Gegner, und ihreGründe. 
Da» Sehlimmfte feines gbfisen Weiiies-ift^ dafs 
fowobt' ftiine Einleitung (von löo S.) über nprdifche 
toefe und ßfytholo^Uf als- fein Anhang über Me'hi^ 
ßorifthe JJ^^utür der ii^ände' , die cloch den grdfäten 
Kauiü des Buches einnehmen^ durchaus nicht. xu ei- 
ner Ausgabe der pi^faifcbeti £dda paffen, auch fich 
nicht im mindeften darauf beziehen. ' Vielleicht lia* 
itn Siefe Abhandlungen, dje blofs darauf ausgehen» 
lias alt« Vomrtheil gegen den Norden mit gelehrten 
Scbein^rund^n in einem abfprecbenden Tone aa£s 
VtVLe rege '£U niach^, und zli erhalten, keinen Ver« 
leger gefunden, und daher entfchlofs (ich der Vf. 
noch au einer Verdeutfcbung der dtfnifehen Rdda^ 
um feinen Abhandkingen einen Auffeben- erregenden 
Titd Torfetfzen %vl können. Durch diefen. £ntft:hkiCB 
iat er fich in der That nur lelbft heruntergefetzt, 
indem man nach einem folchen Aufthtfngefchilde 
nicbtt Weniger erwarten Itmfste, al» eine griind- 
Udie, pbilolep^feh - krfdfehe Bearbeitung mit einer 
üteraHnltorifGoen Einleitung über das Alter, den 
oder dirVeiffaffer, und dieAMeht diefealVerkesy ge- 
fetzt auch» man' hätte ihm etwas Weiteres nicht &u- 
muthen dürfen. Allein auch der kleinste Theil die- 
fer Erwartung ift getXufcbt, und da» ganze Macb^ 
werk Idder nichts als ein Mefsläufer, den man be- 
dauern mufs^ fich gekattft ^u^ haben. X. Y. %, 
•*- - * . . ... 

Leipzig, b. Kummer: Über moraUfchen Ehebruch^ 
fVeibm' - ünhe^iuudf, ft^ob^r-Lauu^n , fVeiber^ 
Eiferjurht ; und die Frau.^^ wie es wenige giehL 
Acht Gefpräche. igti. VlII tuid 342 S. 8- (^ 
ÄHr. 8grO 
Der Vf* diefer Schrift ift der im Jun. igio zu Wer- 
-t)%«Eode am Harz veHlorbene Bsfkiof Michael van 
Ooem oder Cnnhtfhatne^ wie er ficb fe^bfl am lieb- 
Ben nach feiner Mutter nannte, oder Thomas ab 
Indagine (TA. ab /.^, wie er fich unter feinen Auf- 
fäuen im AUgem« Anzeiger der Deutfchen flu unter- 



»eicbnea pflegte. Kr ftaj^uuty ^Uf. den NiederJanden 
und waf zur. Zeit der .oranifchjem Unruhen R^gie- 
nmgsrath und Sohöft'e ziu Utrecht, Se^ne grnfse Ät^ 
hfinglichkcit an die oranifche Partey machte ihn del- 
anti-oranifcben fö verhafst, dafs er, um ihren Vet- 
folguAgen zu entgehen, jm Jv »783 f^i" Vaterland 
verlaffen mufHe. pr war ein Mann von Geift und 
Energie^ von Gefehrfamkeitund ßiUlung, vonWelt«. 
und MenCcben-Kei^utnifi*. , , 

Die acht Gefpräche, welclie hier aus feinem 
Nachlaffe- uiitgelbeiit find, gehören zu demliUeref- 
ümtöften und Gründlichften,,w^s man über diego- 
nannten Gegeuftflnde hat. Die vorgetragenen Wahr- 
heiten find aus der Tiefe des menfchlich^n Lebend 
mit gi^Eiem ScharfBnne ^nd cipem zarten Gefiihlfe 
^fchöpft; überall teigt fich der Mann von umfaffenr 
jd«r Erfahrung, vorurtheiisfreyemfjemUtbe und rich- 
tigem Bcobachtungsgeifte. üi^ D^filogpn haben vof 
vielen anderen das Eigene , dafs fie he^ »nfcheinci^- 
der Flanloiifckeit nicht ohne wohldurchdachten Plan 
angelegt und durchgeführt find ; auch find fie bejr 
ihrer grata neglif^ent a höchft lel^endig und anzie^ 
liend. — Die d^ey erftert Gefpi^i^l^e : über den mo- 
ralifehrn Ekebrueh, find ein fcUöper Comnientat 
über die Worte unfeipes Herrn; Wer jein Weib ai> 
-fiebet, ihr «u begehren, der hat fchon mit ihr di^ 
Ehe gebrochen in feinem Herren. Die Tendenz der- 
lelben ift, daraüthun, daf» mancher moralifche 
^Ehebruch wirklich fchädlicher, zerrüttender und 
^Ifo ftrafbarer fey, sUe mancher phyßfche Ehebruch, 
ja, dafs fchon der moralifche Ehebruch an fich und 
im Allgemeinen genommen fchädlicher und verderb- , 
lieber fey, als der phyfifche. Der let?itex:e ift an fich 
-ein augenWkklicher Haufch , «in bloCser Sinnenk^ 
i^tzel, von dem m^n iäx dpm näcbften Augenblick 
ganz genefen feyn kann ; der erßere hingegen ift ein 
freffender l^rebsfchaden, der Kopf und Herz oft attf 
immer .und unheilbar verftimmt und zerrüttet, und 
jedes ehelidie Glück zertrüminert. Unter morah- 
rfchemEbebnieh ijber v^rfti^lu Hn r, G. ^e Verbini- 
• düng zwifchen einer ve»ehlicbAein und unverehjich- 
ten Perfon , oder zwifcben .%wey bei^eiffeits vereb- 
lichten Perfonen, die alle Merkmale eine? wahren 
Ehebruchs hat, nur die pbyfifche Beywohnun^, fo- 

fjar im weiteften 5inne, d. h. alle; wollüftige |«am4- 
iaritüten «u. f, • aHsgenommeUv . Eine Verbin dune 
unter UUn angenommenj^u PerfQuen hprt nämlich 
auf reine Frenndfchaft v^ feyn, fob^d 6ch. dabe^^i- 
mf^ Gefcblaoblsneigung eiu&nd^t; fobaj^ ße ^riWs 
Heimliches hat und nicht mehr ganz öftehtlicli f^yti 
ktfOI^LUad fejn will; fpbald fie von irgend einer Sei- 
te na<;h Ausichliefslicbkeit ftrefe't (in deih Ausfchliefs- 
Hcbeh, fagtderVf., liegt meiftens das Gift: dieKich- 
tting von Hei'z und Sinnen auf einei^ eina^ige» Ge- 
genftand ift immer wenigftens* verdächtig), und die 
Eiferfjicht ,r^e Wird. Denn jdiw JEigene ^er Fremad- 
fchftft ift, fich zu freuen übe^je^^n öj?*wf* ^^* '^^^'^' 
des, der Freundin ; folglic h auc h über ibre VeAi«!- 
dungen, von 'welcher Art*ff?*feyen, mit Anderen. 
Was am&cbluffe diefer Gefprich« über deoEheftand, 



tis 



I. A. L. r. J .'A N U A Ä »315. 



#76 



aber aie Mittel, da» VergmigeH deffelbfen nicht a« 
verfclieraen , ujnft befonder» über <len NAenverkehr 
mit anderen Frauenzimmerti be^g^raeht 4ft , ift vor- 
trefflich, und von Jedem zu beherzigen', der nicht 
der muthwillige Zerftürer feines eigenen üliieksund 
der Zufriedenheit feines ganzen Gebens werden will- 
Auch die Bemerkangen über die Bitrriinihäit derWei- 
ber, die gelegentlich gegeben werden, find eben fö 
.Tvahr,, al» «'ichiig. , -- iMedrey folgenden Gef^*- 
i^ie haben den Unte/ladä, die Lemnen -und -dl* Etfer- 
fuvkt der f^tiber zum Gegenwände. Nach &in, 
yvtt der Vf. in den vorigen Dialoge« geleiftet' hatte, 
erwartete ßec. ini vierten üefprlche , über f^eiber- 
l/nheßand, mehr; al« ihm in demfelben wirklich 
Ecgeben wurde. Er fafst den Ünbeftand der Wei- 
ber auletzt in die 'allgemeine Vergängliclikeit de» 
.Wefent diefer TVelt auf. Die Anmerkung am 
SchljilTe dlefe» O'efpräch», über Wieland» Euthana- 
iui die er I^sih^naßa nennen mSobte, trägt viel 
Licht in den Charakter dei \tt. Gut dtirchg^ 
fuhrt gegen das vorige ift das Gefprich über ffti- 
^erlctune. Menfchlich und mJinnHch, walir und 
.jnild, tröfllich und ergreifend ift Alle«, ^va« darähdr 

fefaet lA- Viel von diefer Launenhaftigkeit leitet 
er Vf. »u» der pliyfrfcheji ConfEitution der Weiber 
Jier; von einerA grofsen Thcil ihrer Launen ahetr 
Xuciit er' die Urfacbe in dem Betragen der Männ«^ 

fegen die Weiber. Übrigens ' unter fcheid et der Vf. 
rankhafteLaunen und Plage-Lauilen. Die letzteren 
der ernjihafttt und dann faß aut" 
:verfuche, Mreben nach augcnblick- 
riegender Herrfchsft über den Mann ;' 
enärtige Plage - Launen^ Spiel -Lail- 
terert wiffen licli vor Allen die Fiaiv- 
:hiA^ , ifi die erfteren befonder« 
ihrer und Alle», wm in fich kräftig 
Daher erklärt fich der Vf. die Er- 
nian unter den Hagellolzen, die es 
ins Weiberfurcht und aus Bedenk- 
en Elieftand Und. Co feiten einen 
kraftvollen', männlichen Charakter 
I LawreUhahigkeit und Launen «ve< 
1, wird gefunde Profa über den Ehe^ 
, keine PQeäe, dafi man weder ücb 
ido verfpreche, noch feiner Frau; 
_ einender trage mit Lieb«, befonders 

der Mann die Frau, mit Geduld, als das {chwüehere 
C^fäfs ; und endlich dafs man durch Achtung, durch 
suTOrkommende Höflichkeit der OeiingCc^tzung 



TÖrbeuge, die abs «b» vn&usift'öichlMiKea FaniüiariUt 
entlleben mufsbe , foljald man fich gegen einander 
gans v^rnachlafligeH wollte. In d^ ganzen Ge- 
fpräch fpricbt lieh ein vieler£ahrner , rechUich den< 
kender, Itröfttger A/dmr aus, dem «in« Äufserung über 
Kant, *ie S. 153, allerdings Cehr nahe liegen ainfi- 
te. In dem Iccbfle» Gefpräcbc, .daa in. ^etr^ijcht def 
Form mit vieler GemaHl&t' angelegt' und durchge* 
ßihrt ift, könunldejt Vf. nui äia Etf'trßuht der/fei- 
ber. Die Urfeche, dafs die Weiber Tjjr. Eifer/u^ 
b> empfänglich find, ßndet er haupt^äclilicTk im 
Mangel an- Selbllüändigkeit, Feftigkeit-d^ Cl^rak* 
ters und Selfailgefühl; die Schuld hievon ab^r legt 
er grofsentbeils deoMännern bey». diedurch ibrver* 
kehrtes Betragen gegen die Weihisr blpff i^rer Ei- 
telkeit dröhnen, itatt «inen <dlen,&toU hey ihnen zu 
erregen,. Es lA nicht, zu leugnen, dab dii^ Et- 
ierfucht fehr häufig unter den «ngegebeneu Bedin- 
gungen ent&ebjt oder üch vor&ndet; allein der in* 
nerfte Grund derfelben iA wohl in der.gröfseiea 
Reizbarkeit de« weU>lichen Gefchlechti, verbunden 
mit dem nnrertilgbaren Gefühl d£r Schwäch^ , ?a 
fuchen. Auch in. diefem GefprOche werden den 
Mannten wichtige , dringende Worte ans Hen 
gelef^ ' ,. Der Grad der Eiferfucht iA . genau 
der Grad der Liebe; wenn nicht, der gegenwlr- 
tigen, doch irnnter der vorherigen, serdrückten 
vergifteten« genwrdeten. " Der unter dem Titel: 
die Frau wie pt wenige giebt, angekündigte An- 
.hang emhbk eigentlich die Beantwortung der Fra- 
ge; Wie Coli eine Frau, in dem F.all einer gegrun* 
deten Eiferfncht, Ach betragen? DaA Ganze ift vor- 
-treA'lich, ein wahre«. MeiAgrAöck der lür£ndujig 
.und DarAellung- Obfchon, T^ic die. Vorerinnerung 
.fagt, vor mehr aW vierzig Jahren in ejjieni anderen 
.'Lande und. in einer ganz afiderea Sprache n^derge- 
fchricben , doch noch io frifch und Co wahr. Grob 
von Verband und {lerzen Aeht die Fr. v. B. da, 
durch beides gleich mächtig, ergreifend durch ihre 
GeCchichte — wirklich eine Frau, wie.«» ^rcnige 
:gaben.niag. Und ddch iA dabey nichts üfaeitrieben. 
JUie Erzählung von der Verheirathnng des Kaqimer* 
niädchens mit dem Pfarrer der Frau v. B. iA fo 2U- 
fprechend, dafs man Ae Ach gern wiede^^hoU. — 
Wir wünfchen dem Buche viele Lefer^^ und vcrfpre- 
■chen üe demQelben* Denn wer wird Ach nicht gern 
über das Leben belehren lallen von einem Manne, 
der es to gut kennte Ufkl [q. rechtlich gcAnnt, i^ oh- 
ne Pedant zu feyn ? Mb. 



BESONDEKE ABDRÜCKE. 



BerU*, k. Hinrcrt Sefehreitnng tUt Conradin'" 
Jenkam bey DaHüg. Vt>H Jitialuild ßemh. Jachoßai ^' 



-•/ 



Halte n. Berllitt : 
tin Luthtr nach feinem L^m 



JM Conräüiiim. iHia- 53 S, 8- (6 g^-) (A°* demdritten "fflr deutrche JÖngünge. Nebft Luthers Bildairi und 
Stttck des ArcUTS dtulTcher Nstioi^lbildHng van JoeAnuiut treuea Nichbilthutg toiiiM H s n dtcb r ift. tflis. IV u. 09 
■• f o^« MtetlMv «bga■Wuck^} CS £''•) (A»* Cfuiftiaa Hitmuytrt deuiTcL») Pl«urGk.j 



»7J 



J3&J^AIS€HE 



«TS 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



^f^ßm^^mmmm 



JFEBRÜÄRa6i3- 



ritt« 



THEO LOG IB. 

tiBiVSTOv b. Barth: D. Chrißiani Theophili JTtunott 
Commeniarius in libras Novi Teßanienti hifiori^ 
<os. Volumen lll. EvangMUum Johanms. i^iiu 
720 S. B* (ä Rthlr. 16 gr.) 

Auch hinter dem Titel : 
EiHmgeUumJ<fhaHnlsilivAt9yitetc. C* Th.JI[uinoeL 

* 

Andi diefen dvitten Band hat Rec. ^/rie die vori« 
fcn -(vgl. J. A. L. TL 1809« No. iS7 u. igiL. Nou ßoo) 
mit dem gtöfsten Vergnügen darcbgelefen ^^ -uaid 
er ift rollkommen überzeugt , jder achtungswerthe 
Vf. werde feinen Zweck muglichft erreichen ; er hoftt 
noch aub^rAem» dafs durch diefe Arbeit dem hie und 
da ficbtbar i^erdenden oberflüchtichen Studium der 
bibUfchen Bücher und den olt nur zu rafchen Inter- 
pretationaverfuchen und gewagten Kritiken entge- 
gen gearbeitet werden foUe. Auch diefen neuen 
Band glaubt er mit Recht ein volles Repertorium des 
WilTcinswiirdigften , wai über dieCes Evangelium In 
gr5liieren und kl^neren Schriften verhandelt wor« 
den Uly nennen zu dürfen. Die umfalfende Bele- 
(enbeit> dea Vfii. veranlafst zwar zuweilen weitjäuf- 
tige Darßellungen : aber diefem fcheinbaren Übel« 
ftande wei|a er durch feine Methode abzuhelfen. 
Die kmifche Prüfung der verfchiedenen Anheilten 
verCchiedener Verfailer, die forgfältige Abwägung 
der Gründe und Gegengründe^ vor den Augen der 
Lefer angefiellt, i& gewifs dem Anfänger fehr lehr- 
reich, und der Übung leiner Urtheilskraft fehr zi;« 
träglich , zumal da der Vf. gerade hier mit fo vieler 
BeiOAnenheit und BeCcheidenheit \zu Werke geht; 
ygl. z. fi. zu Cap. I9 £9. S. 134- — ^49 ^* ^* 

Voran ftehen hier , fo wie bey den beiden vor- 
bergehenden Theilen, Frolegomena.^ j$. i. De vita 
Johannis, Am längften verweilt hier der Vf. bey den 
Notizen von dem Jbjcil d^ft Johannes, und prüft forg- 
&Uig die Nachrichten» die fich bey den Alten über 
die Raifer finden^ auf deren Befehl der Evangelift 
nach Patmua verwieCeii worden Ut. Dafs es unter 
Kero gefcheh^n, ift auch unferem Vf. die wahrfchein- 
lichile Meinung. Weitläuftiger noch würde diefer 
i^brchnitt geworden Ceyn , Wenn auch noch auf die 
vielen Fabeln, die von Johannes in Umlauf lind, 
Hück&eht genommen, und fie, wie die eine (8.6), dafs 
er ij» Ol gefotteu worden , ohne dafs es ihm etwas 
geCckadet habe« ebenfalls widerlegt w^orden wä- 
ren. Sehr gut alfo, dafs die apokryphifchen Nach- 
richten , welche den Johannes zum Bekehrer eines 
SUibenräubers machen» oder die ihm. den Ruhm 

/• jt. L. Z. i8^3< Erß^ Bsnd^ 



-sufichem sollen , -den Tempel d^r Diana «eifiSit^ 
«den JKanon des N. T. beendigt eu haben u. L w.» 
übergangen worden find. Auch des MifsTerftänd« 
nilTes , vdas den Evan^elifien zu einem Anverwand* 
ten Je£u machte., wefi man den älteren Jacobus mit 
dem lungeren verwechfelte^ wird hier nicht ge^ 
dacht. $.3. De authentia Conmientarionum Johan» 
nU. Sie iß treffend aus inneren und äufseren Grün- 
den dargethan. Vielleicht hätte doch der Umftand« 
dafs I»hannes immer um Jefu war, fehr vertraut mit 
ihm umgegaxigeu, und mit Petrus uud Jacobus 
gleichfam den engeren AusCchufs bey feinem Lehrer 
machte , folglich bey aUen wichtigeih Vorfällen dea ' 
Lebens Jefu als Augenzeuge zugegen gewefen , wie 
c. B. .auf dem Berge , bey der Wiederbeleb'ung der 
Tochter des Jairus, im Garten, bey der Kreuzigung^ 
und dafs er endlich die Maria in fein Haus aufge- 
nommen, bey der er fo Manches genauer erkunde» 
konnte, w^ie z. B. was Cap. III erzählt wird, -— als 
Einleitung dief^m $. vorausgefchickt , x>der doch 
mehr herausgehoben werden follen. B^ der Wi- 
dedegung der Meinung derer, welche den Johan- 
nes nicht für den VerfalTer des Evangeliums halten« 
bedient fich der Vf. mciftens der Worte derer Gelehr- 
ten, welche fchon vor ihm ah Gegner derCelben auf- 
getreten find. $. 3. Doeet Jokannem graeca Ungum 
'CommeMtatios fuos fcripßffe. Gegen Salmafius^ 
Groiius^ Balten und Pfamikucke. Dem Vf« fcheint 
entgangen zu feyn, dafs Boltens Gründe fchon in 
y. E. Chr. Schmidts Bibliothek für Kritik und Exe^ 
gefe desN. T., Bd. IL St. II, No. 8 fehr forgftltig 
geprüft, und ^ans unbefriedigend gefunden worden 
und. ^. 4« De operis Johaunei indole. Von den 
übrigen Evangelien unterfcheidet fich das Evanger 
lium ^hannis durch rerum . pertraclatarum dele^ 
ctum, narrationis modum^ dietionem et fcribendi 
indolem. Kurz , aber mit paffenden Beyfpielen be- 
legt. Vielleicht wollte fich der Vf. nicht vorgrei- 
fen; Conft hätte bey den Bemerkungen über die zwey 
erfien Abfchnitte diefes jj. auch Manches aus dem 
Zwecke, den der Evangelift bey Abfaffung feines 
Evangelii hatte, erklärt werden können. Eine An- 
deutung diefes Umßandes wäre aber doch wohl 
nicht uberflüQig gewefen. $. 5. De confilio^ Johan* 
fii in fcribeudis Commentariis propofuo. Die fo fehr 
abweichenden Aafichten der Ausleger find hier in ei- 
ne treftiiche Überficht gebracht worden. Alles ift 
kurz, aber bündig berichtigt. Sehr Viele nämlich 
behaupteten , der Zweck des Evangclifien fey ein po- 
lemifcher gewefen; bey der Frage aber, wer die 
Gegner des Evangeliften waren, trennten fie fi4:h 

23 



JTIf AI9Cir& AL&Xk irlTEib'lPUK - 



»a# 



inefkr.. feinfge Befaatxpteten , Jofiannes^ haBi» g^g^n^ 
jie Gnoftilter und insbefbndere gegen die VsSenti^ 
nianerpftritteiu Mit TUtrrianrr^ Li^ffleiif Schmidt 
-wird diere Anficht g3n2lich: verworfen. Andere kal- 
ten. d^Q' Gerinth für den Gegner d6a Evangeliftem 
dafs^ diefer ^8 aber nicht (eyn köiine/ wird fen» 
grüi^dlieh gezeigt.. In einer Note wird Clerieus ab*^ 
gefertigt ^ lyelcher glaubt^ Johanne» habe gegen Phi- 
Ib- polumifirt. Unter den neueren Interpreten ^mm»- 
ten fehr viel^ (deipen Namen und Werke "onfer V£i 
verzeichnet) dafür, diifs der Evangelili gegen 4ie 
Anhänger des- Johannes fle$ Täufers aufgetreten^ Der 
Vi. findet die Gründe». ^ie~für diefe Meinung ange* 
führt werden ,. ebenfalls nicht fb ganz überzeugend;. 
Wenn man auch, meint er, das erfte Gajiitel für 
«tiefe MtBinung günftig fände: fo würde» es die fol* 
genden doch weniger feyn u. f..w. Noch ^dere füh- 
ren die Doketen als Gegner des EvangelHHn an. Die* 
«fe Meinung zu w^iderlegen, hatte der V^ nioht nöthig 
weitlftuftig za feyn. Urölsere Aufmerkfamkeit un4 
Umft^ndlichkeit foderte die Widerlegung Aerer^ 
welche glauben 5 Johannet habe die Ahücht gehabt», 
die £vaneclien' des Matthäus , Marcu» und Lucas zur 
ergänzen» Zu den von dem Vf. angeführterT Gegen- 
gründen' möchte Rec. noch dehUmßand fetzen, dafs 
ja der\E)vangelift nur ff^enig^s von St^r GefchiehteJe^ 
fvLf wo doch Ib- viel zt| ergänzen^-^ewefen -wäre, "und 
vorzüglich wenig von g^wilTen Perioden des Lebens 
JeFu erwähne, wie z. B* nichu von' feiner Jugend^ 

Sefchichte, von feiner Erziehung und dem Leben 
elTelben vor dem Antritte feines Lehramtes, was 
wir docb in fo vielen Hinlichten ungern entbeh- 
ren, da, es ge-wifs dem Evangelisten, falls die angege- 
bene Anficht die feinige gewefen wäre, an Materia- 
lien nieht hätte fehlen können , - indem er Jefus Ver- 
trauter und einer feiner früheften Anhänger gewe- 
fen, auch, wie fchon oben erwähnt worden , die 
Maria bey fich hatte , von der er diefs alle» aufs zu* 
veHäffigfte hätte erkunden und erfahren könnto. — 
Die Meinting unferes Vfs. hierüber geben wir mit 
feinen eigenen Worten: Ouod Juerit (heifst es* 
nämlich S* 53). Johannis m JE^oangeUo confcrir 
hendo eonßUumr ipjc fatis aperte 20,51 his ver^ 
bis declnrat :, ravra ob yiyfamai .. ha isumvc^rh ort 
d L;aou; €<ttiv XpcTOf, vto^ töu @<ou, xai iva 

90nfdio illud confcripftt\ ni ostendertty Jffum tjj'e 
M^fJianiy^Dei ßlinm^ eiqve ßJern habendam, Idvm cun" 
pliuai etiant Er^migelißis rtliquis propofitiHn fvity 
Jed Johannes alia via 'et nitio?tv illud perjäcutus eß. 
Nempe accuratius esponere i^olvit^, quatitum ßeri 
pojftt ^ leetoribus JuiSf Hellenißis atque gentiUbuSr 
aretiffimam neceßfitudinstn quae Chrißo pum Dee 
intercedSßret ^ v. SchnUdtius L e. p. 154. I^on ßeru' 
pßit xoKijjLiHUfS 9 (ed perjonam hißorici egit etc. Kec 
fcheint aber doch aus dem Ganzen — wenigllens aus 
Cap. 1 — XI ^^- zu erhellen^ dafs Johannes lieh Gegner 
denke, d. h. Menfohen, iki^ Jefum nicht für den wah- 
ren Meffras halten wollten. Diefe Anficht des £van- 
^eliften könnte man, nnferer Meinung nach, aus den 



verfchiedenen^Abrchni tten , in d!e ficH die'tmgcfiihr- 
teh Capitel zetlegön iaijen ,. umftändlieh genug dar- 
thun. Det erfte Theil des Evangeliums, Cap. I — XI, 
beweifr auf "verßchiedvttf Weife den Hauptfatz des 
Evangeliften: Jefus iß der wahre Mejßas. Die ein- 
zelnen* Abfchnitte, die diefes darthun follen , wären 
siunB..B«. 1) €ap* 1, i*-i8* Der Logos, (der Meffias) iß 
Gott, Wejtfchöpfer, Lehrer des Menfehen ; 2) Gap. 
V, 19 — 28- .Johannes der Täufer erklärte, feyerlich 
den Gefandten der Juden: er f ey nicht der Meffias. 
ä) Cap. ly cg — 34. Verfchiedene Äufserttngen«>Job. 
des Täufers erklären Jefum für den Meffias. 4) Cap. 
»> 35 -^5^' Auch Jünger Johannis erklären ihn da- 
für wegen feiner All wilTenheit. 5) Cap.s,i — is. 
Auch Jefus Jünger überzeugten fich von feiner Mef- 
fiamtät r wegen verrichteter Wunder. &) Capf. ö, 
i^-— s4* Auch Juden erkannten ihn dafür -wegen 
der Vprausverkündig>un]g^ feines Leidens. 7) Cap. i^ 
*5 — 8> fi^ Dafür erkannte ihn auch ,ein grofser jü- 
dUicber Lehrer, Nicodemus. g) Cap^ 3, 25—36. Jo^ 
hanws der Täufer erklärt felbft^ dafs er blofs Vor- 
Mirfer des gdttlichen Gefandten, des Meffias, fey. 9} 
Cap* 4» ^ — ^^4^* ^ic Samaritaner erkennen ihn für 
den Meffias, für den fich- Jefus felbft bey ihnen er- 
klärt. M)), Cap. 4y 43 — 54. Auch einige Galiläcr er- 
klären ihn für den Meffias. 11) Cap. 5. Ein Wun- 
der nöthigt felbft Juden zum Gefiändiüfs,* dafs Jefus 
der Meffias^ f^ u. f.^ -w. — Die Sache fdieint 
Rec;' fomit ganz unbezweifelt ;. aber wie diefe Gegner 
biefsen, die Johannes zu w^iderleeenbeabfichtigt, dar- 
über willer nicht in Strek Ach emlaffen. ^. & Oßeu^ 
dltqiäbujf, quo* tempere, etunde, Mvangelium feri- 
ptumßt. Den Chriften aus den Griechen und Hei- 
den habe Johannes fein Evangelium beftimmt. Was 
die Zeit^ der Abfaflung betrifft , tritt der Vf. denen 
Gelehrten bey, welche annehmen, Johannes habe 
erft nach der Zerftöruns Jerufalems , gegen das En- 
de des erften Jahrb., da er felbit fchon ein Greis 
von etwas übcp go Jahren, gewefen, gefchrieben« 
Der Ort, wo er gefchrieben, fey wahrfchein- 
lich Ephefus. Auch Reo. iß überzeugt, dafs die- 
fes Evangelium das letzte unter* den Evangelien« 
in Hinficht der Zeit der Abfailuiig, fey. £r 
beruft fich defshalb auf das einfiimmige Zeugnifs 
der Alten,, ob er gkich übrigens weit davon entr 
fernt ift, fie als ZevLffin ^ fenju ßtrictißimo ^ gelten 
zu lalTen. Ihre ÜbereinßUmmung ift ihm hier fchon 
genügend; denn unßreitig wiederholen fie hier eine 
S^ge, an der Keiner von ihnen etw^as auszufetzen 
wufste. Aufserdem möchte Rec. auch noch für eine 
fo fjpäte AbfalTunff wegen Cap. 18« 10 ftimmen. Die 
übrigen Evangelilten nämlich , die früher als Johan- 
nes fchrieben r liefsen abfichtlich den Namen dea 
Apoftels hinweg , welcher dem Malchus das Ohr ab- 
gehauen. Sie wollten ihren Mitbruder nicht in Le- 
bensgefahr bringen; denn Feinen Feinden , den Ja* 
den, würde diefe Nachricht fehr erwüiifcht gewefen 
feyn. Davon aber ift er noch nicht überzeugt , dafs 
Johannes erft nach der ZerftörungJerufalems gefchrie- 
ben > nicht ipwohl defs wegen > weil der Stil deJOTel* 



Igt 



F' E B H U A^ E , t ^ 1 .Sr 



1^8^ 



ben mebr Feuer nni Leben Bat» alt ettra bef em«m- 
To hoch betagten Manne 2ir erwarten iftt a^ viel« 
mehr -vreil er noch von Augenzeugen der Thaten Je« 
ftt fpricht. — J. 7. Utf Ao^ Mtmmlj^ Dafa der 
Eyangelift ChriRnm J^nim unter dem XCKyo^ verfteJAr 
ift keinem Zweifel unterworfen ^ aber wie er dazu ge- 
kommeil^ diefen Auedruck tn brauchen^ darüber 
find die Ausleger gar nicht einig. Einige glauben^ 
es ßehe hier das abfiractum pro contreta i alfo Xo^o? 
für Xcyofi^vof . ui'i Gründe für diefe Darftellnng 
findet der Vf. Fehr unhaltbar^ Rec. verglitrh auch 
noch, w^a« auber den von dem Vf. für diefe Mei- 
nnitg angeführten Autoren » andere, die er nicht an« 
fühnct %. B. Cramer^ X>eyUng u. f. w.» daßir gefaet 
haben, und fond fieh bewogen , da» Urtheil des Vh* 
Bber diefe Vorftellung au unterfchreiben.- Andrere 
glaaben» Xoyos ftehe für i Xstcw, ksywv ra roo 
6(0U, doctor dioinuSf auetbr doctrinat vüliori^ 
auch gegen fie bringt der Vf. feraftvdne Oründb Vor. 
Viele neuere Ausleger erklirren Xoyo^ durch fapietu 
Harn Dei ^ f. pottntiam etjapitntiam Dti (in p^T" 

(onam mutatani^ mit Rüokficht auf die Emanalions^ 
ehre. Diefen fetzt der Vf.. die widerlegenden Be*' 
merkungen, die Storr^ Flattn.A» vorgetragen haben, 
entgegen. Hierauf führt er die Gründe derer anr 
welche unter dem Xoyo? nicht virhuttm dwinam^ 
Vsnitm Jubfiantiamf u7roarA<rc4/ verfteheni^otten, Undr 
endlich S. 80 fagt er: Equidmi atbitror^ Joha^nem^ 
ijuivetUt ojtehderef Je (um fdeßiam JubÜmiori modo 
citm Dto arctifßme fuijfe eonjunctum , per tov Aoyov 
inteUexiffh naturam intelligentem ^ omnibus genüs 
it creaturis Juperioremf Deo eonjunetijßmam r ab eo 
tarnen distiuguendam^ e Deo anter mundum conditum 
profe^am , 4jpiae adeo et D^us dici haberique pojfit 
it tUheat. . Er' fucht nim diefe feine Vorftellung' 
aufs hefte £U unterftütz^n , und bemerkir S. 90: Hac 
inUrpretatianevocabuliKoyo^ admißa^ quae fimpli^ . 
eitati Jokartnis convenientijpma «//, prologus Evan* 
i^U cum Evangelio ipjo ^ eum variis enuneiaUoni' 
iui^ quas Chrißum de fua dignitate coelejii Johan^ 
nti protuUffe refert , mirißee confentit etc. — Dre- 
fes giebt Reo. fehr gern zu , und' er möchte um Vie^ 
lei nicht die erften ig Verfe dea i Capitels für unterge- 
fchoben erklären, wie, wenn er uch nicht täufcht, 
«inft Bahrdt thun wollte, oder am Texte der- 
lelben etwas künfteln , wie Grell u« f. w. ; aber im 
Gtnsen glaubt er nicht, dafs die Acten in diefer 
Streitfache fetzt für gefchloiTen au erklären feyen.^ 
Wena fich übrigens Rec. darin nicht irrt, dafs der 
^^griff, Gott unRörperlich auszudrücken , aus Chal« 
& komme, nicht aber aus den Schriften der Juden 
wWart oder geholt "werden könne; wenn es ferner, 
"wie er glaubt, an dera> ift^ dafs X0709 damals hie- 
von dn üblicher, allgemeiner Begriif^Pk^ar, wefs- 
Jwlb ihn Cerinth, Philo, wohl auch die Johannes- 
Jöngeriu f. w. ohne Weitere» brauchten: fo -nürde* 
'^J^n, feiner Einficht, nach, vergebens daraus 'auf 
die Schale oder Secte rathen , welcher etwa Johanr 
'^»»wenn nicht fein ganzes Evangelium, doch wohl 
^Q erften Theil delTelben entgegenfctzte. Wahr- 



fdieinlich bleibt es tlec. . immer noch, daf^ die- 
fer erfte Theä- polemifcb» oder, %venn man liebc^ 
will, polemifch-dogmatifch gewefenfej, und dafs 
er ihn, wiq fchon bemerkt worden, denen entgegen- 

fefetzt,* welche Jefnm nicht für den w^ahren Mef- 
as haben halten wolfeiV Im Vorbeygehen bemerkt 
hier Rec noch, dafs man das g;anze Evangelium in S 
Haupttheil^zerleeen könnte- I. Cap.i— ^11. Indiefem 
Abfchnitte beweift Jojianpea auf verfchiedene Weife 
(vgl. das^ "v^as im Vorherg^hcinden hierüber fckon be* 
merkt wt)rden ift> feinen Hiauptfatz , dafa nämlich 
Jefus der wahre Meffias fey. Sodann II. Cap. 12— so. 
Diefer Theil umfabt die Leidensgefchichte Jefu. 
Diejenigen Gelehrten, w^elche, *wie oben bemerkt 
worden , behaupten , Johannes habe die Abficht ge- 
habt,, ein Supplement zu den jäheren Evangelien su 
fchreiben ,• könnten aus diefem Abfchnitte , wenig* 
ftena von Cap. ig. an, vielleicht einen Beweis dafür 
fähren« Ifl« Cap. fi 1 .. Ein. Anhang zum Evangelium 
Johannas , delTen Authentie auch unfer Vf. verthei- 
digjt, und S. 70 1 das Urtheil von Beck (f. dellen Ob* 
feruat. criU exeget. P. I. Lipf. 795. 4) unterfchreibt, 
dem auch ^ec. feinen Beyfall nicht verfagen kann, 
bis auf, das, was von den letzten s Verfen gefagt ift: 
denn auch diefe möchte Rec- für acht erkläiien ; we- 
nigftens konnten ihn die Gegengrnnde nicht überzeu- 
gen. Sie enthalten nichts , was Johannes nicht hät- 
te fagen können ; auch ift der Stil ganz derfelbe. 

Über einzelne Stellen w^ollen wir noch einige 
fiemerkungen beifügen» Cap. r, 39 verfteht Rec. 
düs Wort pLSvuv auch nicht von wohtfen, in dem bey 
uns üblichen Sinne. Jefus ift auf der Reife; alfo 
könnte man überfetsien:^ Wo wirft du (diefen Abend) 
dein Quartier nehmen ? Vcl. das hehr, i^ 7. Diefe 
Nachricht bitten fich die Jünger aus , w^il fie Jefum 
gerne näher kennen- fernen wollten. Der Beyfatz 
des Vfs. ^ trCommorabatur autem haud dubio Jefus 
tunc temporisi ut feite obfervaruntBoltenius acPau^ 
hts ad h. /., in vicinior in antror mag nun dahin ge- 
ftellt bleiben. — Rec. iß zwar nicht ganz gegen 
die Äufserung des Vfs.. zu Caru i, i^i-^y^uidvero Na* 
thanael ßdbßcu egerit^ num ioi preccs ad Deumßude^ 
Tiit , an meditatusßtt an cum amicis eoüocutusjjtt ut 
nonnulli interpp. voluut, de Meßia et regno MeTfiano^ 
id quidem deßniri nequiti*^ glimbt aber doch, dafs der 
Zufammenhans nicht gegen folgende Vorftellung der 
Sache fey. Philippus fpricHt zuNathanael: Wir haben 
den Meffias, den gefunden, von dem unfere heili- 
gen Bücher (h. 1. ausgedr. Mofes und die Propheten) 
fo viel Tagen. Was kjann man Grofses von Naza- 
reth erwarten? erwiedert Nathanael. Gehe mit, 
und urtheite felbft, antwortet Philippus. Darauf 
verläfst Nathanael feinen Sita unter dem Feigen- 
baum, und nähert ficb mit Philippus Jefu. Diefer 
empfängt ihn mit dem Lobfpruche: das ift ein ach- 
ter Ifraelite — der^ verdient diefen Ehrennamen 
— der fprieht, wie es ihm ums Herz ift. Höchft 
wahrfcheinlich fpielt hier Jefus auf Nathanaels vor- 
her bemerkte Aufserung über den Meflias an ; doch 
könnte eres auf- den* Umftand belogen haben^ dafs 



»83 



J. k. L. Z. F £ B S. U A K i 8 » S* 



t8* 



Matfianael» hty nnd nngeblendet von Vorurthetlea/ 
fogleicb nach dem sfr/oxi xai ßhsn's mit hingegangen. 
Nathanael — ein fchöner Zug in Ceinem Charakter — 
"Will kein unverdientes Lob haben ; er fragt Jefum, 
woher er ihn fo kenne. Die Antwort, die ihm 
Jefus giebt — ich weifs, dafs du picht viel 
Gutes von mir denkft (vgl. V. ^7; denn Philippus 
hatte gewifs nichts von diefer Aufserung verlauten 
lafTen), und dennoch fpreche ich dich deines ehrlicheu. 
offenen Charakters wegen an -^ reibt nun den Na». 
thanael zum Erftaunen hin ; er erkennt fogleich Jcr 
fum, wegen diefes Beweifes feiner AUwilTenheit» 
für den Meilias. — Ob die Erzählung Gap. d, ij ff. 
diefelbe fejr, -welche fich auch bey den anderen 3 
Evangelißen findet, darüber lind die Ausleger uneir 
Big. Ziegler vertheidigte zuletzt ausführlieh (im pten 
Bande des theol. Journ. v. Gabler) die Meinung, dafs 
es eine und diefelbe- Begebenheit fej. ünfer Vf. ift 
der Gegenmeinung. Bec. Hellt es gar nicht in Ab«* 
rede , dafs diefes Factum fich zweimal habe zutra» 
gen können , ob er gleich , hiftorifcher Wahrfchein» 
Hchkeit nach, da alle Umßände, bis auf Kleinigkei- 
ten fogar, diefelben find , Zieglers Behauptung ,vor» 
züglicher nennen möchte; hier aber glaubt er haupt- 
fächlich bemerken ^u muffen , dafs, da es demEvan^ 
gelitten Johannes nicht auf chronologifche, fondern 
auf Sach' Ordnung ankommt, man ihn daher bej dem 
Streite über diefe Frage weder pro noch contra an* 
führen dürfe. — -— Bey Cap. 3, ßo fucht^uch unfer 
Vf. den Auslegern nacnzuhelfen 9 welche gern 46 
Jahre für den Bau des Tempels herausbringen woll- 
ten. Rec, zweifelt, dafs man je hiftorifch die^ßlah«- 
re Avcrde erweifen , und fo diefe Rechliung ins Rei- 
ne bringen können. Sollte es , meint er, nicht befi- 
fer fcyn, anzunehmen, die Juden folgten bey diefer 
Angabe einer Volksmeinung? Diefe zählte 4J6 Jahre» 
und man fuhr fort diefe Phrafe zu brauchen , unbe- 
kümmert um die Probe der Rechnung. Im Ganzen 
kommt hierauf auch nicht fehr viel an. Genug» die 
Judi^n verftanden iefum nicht, oder wollten ihn viel»» 
mehr nicht verliehen. Johaihnes giebt feinen Leferii 
im V. 21 die aulhentifche Erklärung. Bekannt ift 
übrigens, ivie fehr diefe Stelle bejr lefu Verhör gci- 
mifsbraucbt worden ift. — — Einer der vorzüglich 



^•*" 



^fmmmm^ßmß 



KURZE A 

TucoLOoiE. Bielefeld^ g^dr. b. Küjler, inConiin, d. Schill« 
bnclili. in ßraunfchweig : Auszüge aus den heiligen Vätern und 
mnderen Lehrern der katholifchen Kirche über das nothwendige 
und nützliche Bibeilefen, cur Aufmuntcnin|^ der Katholiken her^ 
ausgegeben von Leander van Ejst Benedictiner der yormaligcu 
Abtej Mariain ünller im Ftlrftenthtup Paderborn, jetzt Palior zu 
Schwalenberg im Fürßenthum Lippe. igoS* ftfto S, ß. (6 ST-) ^^ 
Titel fagt deutlich, Wozu diefe Kette von Beweisllellen aus den 
KiroheiiTätei'ii und neueren SchriftHellern der hatb^Üfchen l'iirp> 
che dienen foll. So lange heylich unter den Katholihen noch das 
Yorurthcil herrfcht, dafs nur dtuReligionslelirerndieLectrne 
der h. Sclirift eilaubt» jede Überfetzung derfelben in die Muttei*- 
fpi-ache aber bedenliLich fey : fo lange >yii*d es freylich nöthig 
Icyn, auf alle Weife diefem Vorurtneile entgegen zu arbeiten^ 
Und hiezu kann auch die gegenwärtige Sammlung beyti'agen. 
Wer einmal von Autoritäten abhängt, der wird hier eiue^an* 
ze WolKc von Zeugen und daruntei* ^öfstenthells vollg^ftuige 
^aaiCH aatreffon« Uie Ztthl der bald Küi-zei'en, bald austährU- 



fchöh erläuterten Abfphnkte ift Cap. 5, 1 — 2i. 
Die übliche C^pitel ^ und Vers- Abtheilung Ccheint hier 
dem Rec. einer Verbellerung zu bedürfen. Er macht 
den letzten Ver$ von C p z.um erft^n von C. 3* we- 
nigftens machit er <Jen Übergang zu Cap. 3. Der 
Herzenskündiger, Jefus 9 heibt es V, 25, txxiute lieh 
ihnen nicht an, denn er wufaie, dafs er Cehr viele 
Feinde im Syi^edrio hatte; doch finem aus ihrer 
Mitte, fagt Johannes nun weiter, dem rech tfchaffe* 
^en Nicodemus« v^ertraute er fich unbedenklich 
und liefs fich mit ihm in ein Gefpräch ßin^ vi^eil er 
vrufste, dafs ßg di«fen} ein ßrnft war, fich genauer 
mit ihm und feiner Lebr^ bekannt g^n machen. Nach 
der Meinung dejs Rec, tritt der Vf. fehr mit Recht 
auf die Seite derer« die den Nicodemus für keinen 
boshaften« heimtückifphen Spion, fondern für ei« 
nen redlichen , wahrheitslieSenden Mann halten. 
Auch hdt es Ree. gefallen » dafs -der Vf. dem Ni^ 
codemus keine Strafpredigt darüber hält, weil er des 
Nachts zu Jefu gekommen: denn wozu würde ei 
gedient haben» wenn Nicodemus fich dem Zorn fei« 
ner Collegen, die Jefu fo gram waren f ' ausgefetzt 
hätte ? Gegen Lange ftimnit Rec auch darin 
dem Vf. bey, dafs die Antwort Jefu v, 3 etwa» 
yorausfetze« was Johannes, der voll von feiner Sa* 
che war, ausgelalTen hat. Ihm ifis wahrfcheinlich, 
dafs Nicodemus gefragt habe; was n)ufs man thun, 
wenn man Antheil an dem Melliasreiche nehmen 
und recht glücklich werden will ? — Wegen C 4» 
d glaubt Rec. iiicht gezwungen zu feyn.das kßaim^sv 
C. 3 , aa wie unfer Vf» erklären zu muffen : ^non 
V^f^9 J^^ JHII^ ^t' auctoritate ipfius, dijcipuli bapti' 
zubaut 9 V. Tob. 4» ^i ^^go sßa'jrTi^av explicari debeti 
baptizabat ita^ ut uteretur dijcipulorum miuifierio»*^ 
Was hindert uns denn, anzunehmen, Jefus habe An* 
fangs auch getauft, hernach aber diefs Gefphäft fei- 
nen Jüngern überlalTen, und fich das wichtiger^ Ce« 
fchäft der Belehrung vorbehalten? — Zu dem Wor- 
te äcvJcKa C. 909 94 bemerkt ^t Vf: ; Jolet numei us 
membrorum eollegU vjitatus retineri^ etfinpn nu» 
merus plenus ßt^ vid. Marc. 16» 14* Hier oder dort 
würde Kec, auf Judic. 9, 5. Num. ti, 16 vgl. mit 
V, «5 f, und auf i Cor, 15, 5 verwiefen haben, 

N Z £ I G E N, — 

clieren Zeugnille ift 179 , welche nach der Zeitfolg« geordnet 
find. Den gröfsten Raum nehmen die Anszflge ans den Vorre- 
den neuerer Bibelüberfetzer ein. Die Überietzungen atu den 
lürchenyätern lafleu fich im Ganzen reclit ^c lelen. Warum 
aber bey den Aussaugen aus den niederlSudifclien und plattdeiu- 
fchtfU (jberfetzimgen auch das Original der Vorreden mit aU 
gedruckt worden ifi, w^ie S. 192 — 193 n. a. St.^ läftt lieh nicht 
w^ohl abfehen. Wanun foUte man hier dem Uberfetzer nicht 
eben fo gut aufs Wort glauben, als anderwärts? Für Gelehrte 
ift ja die gnnte ^Arbeit oiclit. Dafs untei* den Zeugen auch 
manche unwichtige find , wie z. B. S. 141. 150. 76 n, a., wiid 
man dem Herausgeber fo fehr nicht verübeln. In derl^otezu 
S. 2 verrpiicht Hr. r. £. „auch noch ein anderes Buch , wel- 
ches weitl/luftigere Beytifige zur Gefcliichte des Bibellefeiu 
enthaUeuund für das ^«/<f/irtff Publicum eine-erichtetTeyn foll« 
2u liefern. '< Hiebey wird es vorzüglich darauf ankonun«^ 
dafs er nicht fowohl Fielest alt TieLaiehr fifl Uefera, 

mcr. • 



ia5 



•J: E . N. A 



S O r£ £ 



JSfi 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



< ■ ■ ■ 



♦ 1 



FEBRUAZ 18^3* 



J O fl, I S f R tr D B.N Z. 

CiBMBif« 1). Münert OffiMll * iviffenfchaftiichm 
F'oriräßä ühtr difi Codex NapoTeen uud feine 
organijchen Umgehungen.^ gehaken in den Con'> 
fepemen zu Giefseli ron Harfcher von Almen^ 
dingen ^ herzogl. naflamfch. Uberappellations« 
Tathe. £rßerBaiid* iSii« 303 S. ß. (iRthlr« 

Ijekanntlich ernmnten imJ. tgop der FürftPrhnaB, 
der Orofsheraog von Darmftadt und das Haus Naffant 
eewüTe CommiiTaTien, die zu Gfeften zufammen 
koiametir , und über die Modrficationen , unter« yireV 
chen 4er C. N. fär dentfche Staaten Gefetzbuch 
werden könne, beyachfchlagen foUten. Von Seiten 
des Grofsbuenog von Dammadt wurden die Hnn. 
Proffl Orolman und /au;; zu Giefsen; von Seiten des 
Häufet Naflau wurde Jer Hr. OAR. v. AUnendingen 
ca dtefem Gefcbäfte beauftragt. Die Sitzungen 
draerten vom 4 Sept. 1809 bis zu Ende des Monats 
October dellelben Jahres , ohne dafs man &€h jedoch 
über ein gemeinfame»Refultat, felb^ w^as die Grund- 
Isgeo des bej der £infuhrung des C N. in den <leut* 
(eben Staaten zu beobachtenden Planes betriü't, rer- 
eimgen konlnte* l^xi'V.A^ macht nun in der vorlie- 
graoen Schrift einenr Theil der Vorträge bekannt, 
die er in jener CommiiHon gehalten hat. £r fodert 
sogleich die Hnn. Grolman und Jßup in der Eigen- 
fchaft eines Sohriftfiellers auf, fich. ebeufalU alsrri^ 
vatfchriftfteller über die noch ftreiti^eu Gegenßände 
ta erklären, und fo durch ößentlichen Austaufch 
der Ideen die HauptfWgen, über i^^Iohe man fich 
nicht hatte vereinigen können , zu einer endlichen 
Entfcheidnng zu bringen. Die Hnn. ^. und Ji ha- 
ben bis jetzt diefer Aüffoderung nicht entfprochen *), 
Wohl vorzüglich um defs\villen, .weil fie zw^fel- 
ten, ob die Pflichten, die fie als grofsherzogh *Com- 
miilarien auf fich gehabt hatten , ihnen die in Vor- 
fchlag gebrachte Verhandlung der Sache geftatteten. 
Die fürftl. primatiCbhe CommifTiön läfst Hr. v, A. 
gänzlich ex neocu , da 4mmittelft Ereigniffe eingetre- 
ten find, die dem Fürfien Primas, als Grofshei'zoge 

*) Wie Hr. Grolman und Hr. Javp ilbor menrere, dahin 
gehörende Puncto urtheilen , hat jener in feinem akr- - 
führ liehen Handbuche über den Code ^apol^on, diefer jn 
verfchiedenen , der Zeltfchrift Germanun einverleibten 
Abhandlungen erklirt. Die erften 2 fiflnde des grol-' 
wianif€hen Wedu find in unferer J, X.. Z, igis. 
üo. A iF. , der 5 Band in den ErgänzuntshUttern Nd. a8 
beurtheilt: eine |(.ecenüon der ZeitfounÜ^en : Qerm^* 



]ien und Germamen und Europm lieht ia den ErgäntuuEi* 
)lä^em I9o. 30 n. f. 

/. A. L. Z: i8iS* Erßer Band, 



von Frankfurt, befondere MaCsregdn Tv«gen derEii^^ 
führung des C 'N. zm nehmen geboten. 

Die Vorträge des Vfs. (die er, fonderbar g^nUg, 
officiell-Triffenfchaftliche Vorträge nennt, gleich alt 
ob es eine officielle Wiffenfchaft gäbe!) betreffet! 
theils die Grundlagen eines Planes für die Einfüh« 
Tung des G. N. , theils einzelne Lehren des Gefetz*- 
buchs, die er den von ihm aufgeftellten Grundan^ 
fichten gemäfs aus dem Geßchtspuncte einer für 
deutfche Staaten beflimmten Gefetzgebung erörteriiL 
Wir werden uns jedoch in tliefef Anzeige blofs aut 
den erftereii Theil der Schrift, als <len Hanptth^^ 
derfelben , befchränken , und wir glauben^nicht beF- 
fer das Wefen des von dem Vf. vorgefchlagenen Plant 
charakterifiren zu können, als wenn wir die Häüfit^ 
puncte auszeichnen, in -welchen die Anfichtefn des 
Hn. V. A. von den Anflehten der Hnn, <?. und /. abf- 
wichen. Wir wei^den bey den einzelnen Sn^t^un« 
cten gelegentlich jedoch ntw kurze Beitierkiifigen' zur 
Beurtheilung des StreJtes eihftreuen. Den Grimd, 
aus welchem wir nicht tiefer in den Streit anzuge- 
hen gedenken', wird das ürth eil' Über das Gefchäft döt 
Commifflon überhaupt enthalten, w'omit wir di^ 
Anzeige befchliefsen werden. f ' .» 

Erße Streitfrage: Soll der C N. in einem eirtC 
zelnen deutfchen Staate, uild fo lange fich nicht aA^ 
Staaten zu einer gemeiiinchaftlichen Aufnahme t^e* 
einigen können, nur fuccefjiv^ oder foU er in fei» 
ner Totalität recipirt werden ? Hr. t>. A. ift für di^ 
futiceffive Ehiführunfe des C. N. Er will mit d^enjet 
nigenTheilen des Gefetzbuchs den Anfang gema^ 
Wiffen, deren Inhält blofs d^ctrineH, von der^fratlit 
VerfalTune unabhängig ift; dann foMen diej^enigeH 
folgen, die zw^r mit der franz. Verfaffung; jedOeK 
nicht mit der Gerich tsVerfäffung In VcArbindtfng ft# 
hen (die Lehre von den Acten des Civilftdndes , dai 
Hypotheken fyftem) u. f. w. Dagegen ftimiAte» -dl* 
Hnn. G. und /. für die totale und umul£an^ Einfuhr 
rung des C. N. in einem einzelnen Sta^Cie d^ «hdfA 
Bundes ; fie erklärten dagegen die Suiirpenfion «inz^ 
ner Theile und Artiktel in eiiieitt- ^nzeltren Sbatef 
felbft in dem^ Falle, 'da fich^ köin iMdere^^SUftft 
über die Art der Einführung erklärt hÄtüe,«[ir kwecili 
widrig und bedenklich. (Hier dürfte fioh w(Al ei§ 
j^er Unbefangene für die letztere Meinung erküren/ 
Wi^koririte'döch'Hr. v. A.. der Fo viel von der Ein- 
heit der franzöfifchen Gefetzgebung (f^nbht, dief 
Nachtheile veiSkenneHii'dic di<e frajmen*arifch* Ein-' 
führung des C. N. , die finagttientatüfcW Aufhebuilg'. 
des bisherigen Rechts unausbleibHch berbeyfiihreii' 
müfste?}— Zweite Streitfrage: HtogenalleTheil« 

24 



»NJII&CHK ALLOv LITCAATUA-ZSiTUNO. 



WtK'Wereittlicti mit HemC. iV^KuCammen? Können 
■umenillpb der CafTatiotuhof, das mündliche Vcrfah- 
yei>r ifaS'Tiiftitfat; äeFHttiCßtsrs darafi» geCcbietlea war- 
icai Di« Hni). G; und J. hielten einige Verände- 
rangen in der demrcheirGerichtsverfaflttng.fiir we- 
fenuicbe Sediweui^ra A^r TQtaleiuführung des C. N.. 
in einem deutCcten Staate;, andere blofs für ■wüH'-' 
.Icheaswüräig. So glanbten fie , die Einführung der 
Flaidoirie nud der HuifHers umgehen, zu können. 
lÜebJl der Be^behaltnng des fchriftlichen Verfahrens 
Jicblugen ße die Vereinigung der friedensrichterli- 
,chen Functionen mit den Functionen de* dentfchen 
Amtmanns, and die Verlegung der erßen luftaRz in. 
4^n ScfaoCs ^er Hofgerichte vor. Hr. v. >. erfodert 
dagegen zur Einführung de» ganzen O. N. die An- 
nahme dei gefamiuten franz. BerichlBverfaCung-. 
(Hier haben wobl beide Theile Kecht , nach der Ver- 
fcbiedenheit der politifchen Gs£chtspuncte, von wel- 
chea man ausgeben hann. j — "Dritte Streitfr. .- Iß 
die fran«. GerichtJTerfallung auf einen Staat i^er- 
ttagbarr deHen Gebiet nur einige .hundert Quadrat- 
meilen beträgt? Die Hnh. G. und J. fanden di« 
Sache unbedenklich.; nicht le Hr.. v. d. ( Für die 
ErftareR Ipricht da« Beyfpiel dp» iSH. B*rg.) — f'U rtt 
Strti^r.: Hiugt das Ei^re^ißrement mit dem G. N. 
snfaQuaea.% }St diefes ti>A)tut blaft finanziell, ode^ 
hat e» «ucb «ivil- and polizejrechtliche Zwecke? 
pie Hav. Q. und/, aebmen AQi dafa das £nre£iltre7 
ment mehr einen änanzisllen r als.civilrecbtlicben 
%weck'habe, )ind daf« der C, N. feßr füglicb ohne 
«Uefes Infiitut in einem deutfcben Staate eingeführt 
Verden könne. Hr. v. A. behauptet da* G.t.'gentbeiL 
(Allerdiug* gewährt da» Enregiiirement den wicbti- 
fu^ V^itheil, dala einr^giftrirte Priv^turkunden ein 
gewi£resDattini:h»ben. Allein denfelben Zweck kann 
tVl^eife erreichen, die nicht 
ifetzi ifl, die Qcb gegen di« 
machen. lalTen.} — Füit^t» 
wefentlicfaen ürundanßch^ 
rejcbs Grundv^rfalTuag und 
brang de* A^präfentativfy- 
ig der Grondherrlichkeit ? 
iateu äiefe Frage t Hr.v. j^.: 
ülen. (Sorgen ohne Noth 
— itehßf SireUjr. ; Steht 
I in der Wahrheit mit der 
OnndieMCtä, .und namentlicb mit dem Hechte, der 
jkwidesberTCQjiniEiBklang oder in WiderXprncb ?, Da^ 
«rftf^e behav^tetdn die Hau- G. vmäJ., das («tuers 
Dr. «•.<<■ (IHitn iftja^auch in anderen Fallen der rliein~ 
Bandeaaete dureb Auslegung za Hülfe gckommea-J,-^ 
Die aoeh äbrigeQ Streitfragen, die uaferVf. bemerk- 
Uch macbt, äbergehen wif, da He nur eiaselne Stel- 
Vfa oder I*chren de* Gefeubn^ betreffen.. 

Jft n äoft aun erlaubt, ü^er da* gefammte Ge- 
febäft der CemmiÜäon .^nCere Meniang za äubem: 
fo fcbeinftuu ein.Hiaptfehlei; bey der Einleitung 
der Sacbe befangen, woi'den.'xu fern, welcber-die 
Folge hatte 1 und U& lüöcliteD -wir* hiofiuiJetzen, faa- 



Sen-müfster'. dafs die Ccnutiifüen, «fcne ca vgcnd 
einetn fruchtbaren Aefultate gria»igt-zu leynlv. aiu 
einander ging; E* fehlte ihr nämlicb offenbar an ei- 
ner fpeci^len Infiruction ,. an einer lußruction , ^vie 
Ae einer Commiffion > die aiu Hecht sgelcbrten be< 
ßand,. ertbeilt -vrerden mufste. Die Frage, wie der 
C: N.. ip einem dt;utfchen Staate wirklich eingeführt 
werden follr if^eine rein politifche Frage, die nur 
von den Mänaerp, J{.\e au der Spitze .de* Regierung 
flehen, entfchieden werden kann. Für die Jurißen 
gehören nur folgende zwxy Fi|4g«n: Er/ten»: Wel- 
ches Gnd die verfcbiedenen A?;ten, ,wie überhaupt 
der C. N. in einem dcutfched Staate eingeführt wer- 
den lunn? .welches Jind die VortheJIt^ oiler Nach- 
theile, die mit ^nem jeilencinzelnen Plane verbun- 
den lind? die all^emetnei) Eegeln , <lie man hey der 
Ausführmig eines jeden einzelnen Plans zn befolgen 
bat? und zweytens: Vorausgefetzt r dafs die Regie- 
rung Ach fär einen gewilTen Plan entfchieden bat. 
wie iß dieCer Plan dursh- uad auszaCühren? Ea 
wttre daher zu wiinfchen gewefeu , da£s di» hohen 
Committenten entweder jene allgemeine, oder, nach- 
^m Ae Adi bereit» über einen beftimmten Einfüh» 
rungsplan. vereinigt gehabt hätten,, diefe fpecielle 
Frage der Commiition anr Beantwortung vorgelegt 
bitten. Dana wtire ein gemeinfames uuparteyifches 
Refultat zu erwarten gewefen. Dann wurde anoh 
der vorliegenden Schri^ nieht der Vorwucf eines un- 
aufhörlichen Schwankens zwifchen politifchen und 
jurißifcfaea Anhebten gemacht werden Können, der 
fic in ihrer dermaligen Geleit offenbar trifft. 

Wir fcblieiseR nüt der an den' Vf. gerichteten 
Bitte, nicht durch eingewiffes ftmehmthnn in der 
literarifchen Weh Ach felbß und der Wiffwfchaft 
zufcbaden. So wie inanderon Schriften, fo. iß ex 
auch in diefer nicht feiten ia diefen Fehler verfallen. 
Wir verweifen defshalh h^fpielsw^eife auf die Stelle 
S. OS. Doch bedarf es erfl eine* Zeugniffes? 

G. d. T. T. 

HAKByao, b.. Ho£ßnanni Kritik äes erjlon ~- 
Th»iU det von dtm . — Freyherrn.-ao/t Eggers 
: obgefafjieu Entwurfs eines peinlichen Gejetz~ 
bucht für die Herzogthümer Schleswig und Hol* 
Jlein. NebQ einer vorangef<^hickten vergleichen- 
den ÜherAcht der verfcbiedenen Theonecn über 
. den Gmnd de* ßtrafrechts — und einer Pni- 
fuiig der almend Ingen fchen und gönnerfchen 
Anlichten von Culpa uprL Dolus. Von fyilhelM 
von Sehiraeh, königlich dnnifchem Obcrge- 
rich^rath zu Glückßadt. iftki. XII u. s^2 S. &• 
C',Rtblr.,4gr.>.. 
Es -giebt nicht lelcbt.ein undankbareres Oefchift, 
als die Fertigung eines Entwurfes zu einem GefeU- 
buche. Wenn auch der Neid über die einem Ver- 
faffer ^urch lande&herrliehe Beauftragung gefchehe- 
sc Ansseichnung keiaegehällige Kritik veranlafst: 
fo glanbt fich doch Jeder zur Kritik berufen , Jeder 
ließ',, um zu tadeln, Jeder tadfit fchon in Gedan- 
Iten, «he ei Jiefi. £inseloe und fpecielle Mängel 



49 



F £ B R U A K I 8 1 3^ 



itgfk 



werden aasgehcybei» und ab FcliTcj^ gerchfldert, .dfe: 
den ganzen Entwurf durchgängig treffen» und man 
fpricht der^uzen- Arbeit ihren Werth ab, während 
nur einzelne Theile derfelben «u ver^nrerfien find. 
Mit der vorliegenden KritiK ift runi Theil der näm- 
liche Fat). Sie ift ein Aufzug aus der Rritrk des 
kUinfchrodifch'n £nt\vurfes von Feuerba h^ nur 
mit Anwendung auf den egf^erfch^n. Die meiften 
Capitel oder Abfchnilte fangen üch gleieh mi( F^iier- 
htLchs Ausiprüchen über lÜei'ifchrad an « zum Theil 
(wie z. B. S* 24^) find ganze Seiten derfelben» ab- 
gedruckt , die Nutzanwendung davon hingegen ift 
nicht feiten Klein und öfters nur ein Übergang auf 
Bcyfpiele aus dem egge.Jcheu Entwürfe. Von bit- 
teren und gehäiligen Äußerungen ift zwar diefe Kri- 
tik frej ;.* aber man mufs viel Gemeinfprüche itn ho- 
hen Tone hören, ohne zugleich mit hinreichen- 
den Gründen be<Uent zu werden.^ Häufig wird mit 
der Menge der Beweife für die Behauptungen * ge- 
prahlt, und am Ende find es nur einzelne Fälle, die 
den Gemeiafpruch über das Ganze nicht reehtferti- 
fem So wird z. B. S. €^ behauptet, der von eggtr" 
ick9 Entwurf fuche die Verftändlichkeit in der Au^ 
führlichkeit , oder in dem Zerftückeln und Ausdeh- 
nen der Gedanken. Den Beweis davon führt Hr. 
V. & aus den vier erften Paragraphen ^. indem er 
die Möglichkeit ihrer Zufammenziehung in Einen 
leigt. S. 66 wird der Entwurf unlogifch eenannt, 
znm Beweis davon aber nichts angeführt^ als dafs er 
verfchiedene Sätze enthält, welche nicht getecht- 
fertigt werden k4)nnen ,. und zum Theil nur un paf- 
fend ausgedrüclst find. Gleiche Bewandnifs hat es- ^ 
mit den V^orwürfen, welche der fyftematifehen Ord- 
nung der Materien S. 6ö u. f. gemacht werden. In 
dem vierten Capitel insbefondere follen die verfchie'^ 
denartigften uiul fchwierigften Lehren durch einan» 
der geworfen \vorden feyn*. R€c» will diefem Ca- 
pitel auch nicht gerade das Wort reden; allein wenn 
man es nachlieft: fo findet man die Sache gar nicht 
fo fchlimm. Denn es ift, w^ie der Titel befagt, nur 
von der An-vvcndung der Strafen die Rede ; verfchie- 
denartige Lehren kann Niemand darin finden , der 
nnr die Rückfichten des Hn. v, Rggers zu verfolgen 
Lnft hau Er redet nämlich hier won den Gemein- 
dererbrechen nur in fofern , als er die Fälle anzu- 
geben hatte, wo keine Strafe Statt finden kann, 
weil es an einem beftrafbaren Subjecte als Jolchem 
fehlt Ebento wird hierauf der Verjährung darum 
envähotr' weil fie ebenfalls den Fall , wo keinei 
Stnfe Statt findet y begründet. Mit anderen Bey- 
fpielen einer fehlerhaften fyftematifchen Anordnung 
verhält es fich eben fo , und Jedermann wird bey 
genauer Nachlefe überzeugt werden , dafs der Kri- 
tiker ans fpeciel]en Fällen zu allgemeine Folgerun- 
gen gezogen habe. Niemand hat wohl je einen £nt- 
"V^urf zu einem Gefetzbuche gefertift, an dem fich 
nicht einzelne Paragraphen tadeln liefsen, und von 
dem man nicht fagen könnte, es fey das und jenes 
darin uubefiimmt , ftünde uiKixt am rechten Orte lu 
r* \T. DelTenungeachtet kann dem Ganzen noch nicht, 
wie hier, Unbeftimmtheit, Mang^el an Logik u« 



Argl. ror^eworfen werden. Aber freylich , verliert 
eine Kritik» welche nicht .recht allgemein ui^l in 
Kraftausdrücken abgefafsi ift, das Anfehen der Wich- 
tigkeit. Spafshaft ift es, dafs fick bey diefer belieb- 
ten Manier die ganze feu^rbach-fckirachifcke Kritik 
des ton £ggerfchen Entvrurfes auf den Kntwurf des 
Gefetzhuches über /^erbrechen und Vergehenjür das 
Käuigreich Baiern (München jgio), alsdeUen Verr 
faifer doch Hr. Fenerhach felbft genannt wird, voll- 
kommen anwenden läfst. Hr. von Eggers -wird z; . 
B» S^ 75 getadelt, dafs er im 150 fi. bey der Zuer- 
kennung der Strafe vorausfetze , der Urheber müjje 
mit Freyheit gehandelt haben. Denn eine folchc 
Vorausfetzimg ftürze in. die bodenlofen Tiefen der 
Met;aphyfik, aus denen fich kein Ausweg zeige, als 
der verwerfliche der richterlichen Willkühr. Der 
126 Art. des Feuerbachijchen Entwurfes nenn/t zwar 
diefe Vorausietzung nicht ausdrücklich , er erkennt 
fie aber an, indem er die einzelnen Fälle nennt, bey 
welchen der Urheber für unf»ey bey der That be- 
trachtet werden mufs. Femer wird dem Hn.v.JSg^tfr* 
S.r 77 Verirrung in das Gebiet der Moral vorgewor- 
fen, weil er die Heue unter den Milderungsgründen 
mit auff'ühre. Der neue Entwurf für Baiern thut 
nichts anderes , denn im 60 Art. fpricht er von der 
UnterlalTung dier Vollendung des Verbrechens au« 
GewiffenjreguTtg oder aus Mitleid. Er redet im 103 
Art. I0 gut, wie der S. 78 defswegen getadelte vom 
Eggersr von der Beftrafung nach Mafsgabe der geäu- 
fserien gefährlichen Neigungen ;. er läfst im 353 Art. 
den Begrift* derBrandftiftung noch unbeftimmter, al« 
ihn von Eggers nach der Kritik S. csi gelaifen hat 
UiK f. f. , — Zu den Sonderbarkeiten der Kritik ge- ^ 
hört es , wenn von Eggers S. 25 1 wegen Aufftellung 
eiwes Gefetzes gegen die Unfruchtbarmachung eines . 
Menfchen getadelt wird , weil Feuerback fage , dafs 
diefe dem Richter zwar bey dem männlichen Ge- 
fchlechte, niclit aber bey dem weiblichen erkennbar 
fey. Denn bey dem letzteren könne man ja nicht 
wiffen , ob das f^ ermögen zu empfangen vorhanden 
gewefert fey!! Wie aber, ^venn die Geburtstheile 
einer Weibsperfon deftruirt werden , die fchon ein- 
mal geboren gehabt hat? Oder w^eifs denn der Rieh- . 
ter bey einer Mannsperfen, w^elche noch keine Nach- 
kommenfchaft aufweifen kann, mehr, als bey ei- 
nem Weibe 1 — Nach S. 66 foll die prevjfifche Crir 
minalgerichtsordnung zwar erfchienen leyn., aber . 
noch keine gefetzliche- Kraft erhalten haben. Der 
Vf. hätte beller gethan, wenn er hier, ftatt fich auf 
Henkels Gefchichte des peinlichen Rechts zu verlaffen 
( in welcher die hiftorifche Gewifsheit eben fo grof« 
nicht ift), das der preuffifchen Criminalordnung vor- 
gedruckte Publicationspatent vom 11 Dec. iQoS ge- 
lefen hätte ;. auch hätte er fich von dem erften heften 
preuffifchen Beamben über das Gegentheil beliehren 
laHen können. ^ 

Was der Lefer von der vorangefchickten über- 
ficht der Strafrechutheorie und. der Prüfung derö/* 
mgndingenfchen und gönnerfcken Knechten von Culpa 
und Dolus zu erwarten ha De, wird er fich aus dem 
Gehalte der Kritik felbft fagen können. Dr. 



»9» 



J. A. L. Z. F E «B R U AK. » 8 



*Sß 



KLEINE SrCRRIFTEM. 



I> 



' - ' " 



JoRiSPAxnDBVs* München t h, HilbfchttiMin : Freymüth!" 
0$ Gädanken über die Verminderung der Xjriminalverbrechen» 
t&eftiifseit TOn dem )(6xiiglich baicrifohen Kreism^e uini 
Strafarbeiu • Haus - Coramiffär Baron von pt'evelä, igio» 
(ohne die Yonede und bey^efilgten Tabellen ) 99 S. ^. 
Ci Bthlr. SP'O Nach der JiTklärung der Vorrede will der 
Vf. im 1 Theile diefcr Schrift von dci* zweckmAfsigcn VoU- 
Äreckuner der zuerkannten Criminalllrafen in den Criroioa|« 
ge&ngnuTen , im 2ten von der Anwendung der Mittel, ifi$ Be- 
erben der Verbrechen zu erfchweicn , handeln. Gegenwärtk^ 
lit nur der erfte Theil erfchienen , den'aber Rcc. — der ficU 
«n das Wort Criminalperbrechen auf dem Titel nicht flöfst, — 
mit grofsem Vergnügen ^elefen hat. Man erblickt überall 
den erfahrnen und vorui uieiisfreyen Vorlleher eines StiAfar- 
beitshaufes, der feine Vorfchläge über die zweckmäfsige Ein- 
riclitung folcher Anßalten zwar in gediängter Küize, aber 
mit Co viel Einßcht thnt , dafs Rec. von Herzen wünfcht , es 
möge diefe Schrift von Allen gelefen werden, welche nur ei- 
nigermafsen auf öffentliche StrafanEalten Einflufs b&ben. Der 
VI, unterfcheidet S. iß einen doppelten Zweck der ßtrafgc- 
fangnifl*e , einen poßtiven , den er in die phyfirche, und einen 
negativen , den er in die moralifche Befl^rung der Sträflinge 
fettt. Sehr richtig bemerkt er dabey , dafs jener Zweck er- 
reicht werden müUe , diefer hingegen nur indirecte befördei:t 
.werden ki>nne. Er verlangt, dais die ^trafaullalten im Staate 
nicht zu vei-vielfältigt , fondem, fo viel möglich, in gröfsere 
Anfialten zufammenrezogen w^erden, weil dadurch Ökono- 
mie und Regie wohlfeiler, Einheit und Gleichheit in der Be- 
handlung belTer bewirkt, und die nothwendige Claffißcatioii 
derSträmnge eher möglicli gemacht werden könne. Als Mit* 
tel zur Erreichung des Zwecks der Anflalt erkl&^rt er eine 
ununterbrochene BefchAftiguni^, dine fbren^e Ordnung, Sorge 
für äufsere Ehrbarkeit, Mifsigkeit, HeinUchkeit der Sträf- 
linge, müglichfte Sondei*ung der verichiedenen Gattiuigen 
von Verbrechern , Sorge für die Gefundheit derfelben , nlir 
Schulanflalten und hinreichende Relieionsübungen in den 
ZuchthSufern. Der Vf. thut hierüber eben fo zweckmafsige 
Vorfchläge, als er die Yortheile derfelben anfchaulich und 
eindiingend zu machen weifs. Nachahmungswerth und di^ 
S; 50 und 73 bcfchi'iebenen Anflalten für den Schulunterricht, 
der des Sonn- und Feyer-Tags gehalten werden, und fich 
auf 1 efen , i^chreiben, Religion und KenntniCi allgemein wif» 
fensw^erther Gefetz« beziehen fpU. Eben fo veidienen die 
■Sinrichtunffen zur Belohnung und Bellrafung, von ^velchen 
S. 76 u. f. die Rede id, allen Beyfall. überhaupt gewlnncii 
die Vorfchläge des Vfs. um (o mehr an InteielTe , als hier zu* 
gleich die Anwendung derfelben in dem ^tTafarbeitshaufe zu 
nlünchen verfichert wird , wobey die wegen der dazu aufge* 
vrendeten Koften S. 5g u. f. gegebene Verucherung, fo iVian- 
chem, deffen gutem Willen das l^eforgnifs eines allzn gröfsen 
Aufwandes entgegengeht, fehr willkommen feyn w^ird. Die 
AuvUellungen , die Rec ge^en diefe fo nützliche und gcdie^ 

Sene Schnit etwa machen konpte, werden durch den V\ unfch, 
afs fich der einfichtsvolle Vf. hie und da ausführlicher ge» 
iufsert haben möchte, erzeugt. So z.B. hätten die Vorlichts- 
mafsregeln zur Sonderung «der verfchiedenartigeu Verbre« 
chen , und insbefondere » yvhb Bt anzufangen fey , dafs man, 
vregen der Brauchbarkeit des Wien oder des anderen Sub jectt 
-für die Hausarbeiten, nicht t<pn der Strenge der Abfonde» 
rungsgrundfktze abzuweichen biaauche« umftftndlicher angege- 
ben werden können. Überhaujpt bitten die Einwürfe, die 
man hie und da der Claffificatioa der Verbrecher in den 
2uchthflufem macht, weil fie dia Arbeiten und Ökonom ifche 
Einrichtungen Höre , genauer betrachtet imd widerlegt wer- 
den follen. Auch über die Claffification felbft fehlen die nö- 
thigen VorfchlXge. Die Claffification, deren S. 66 Ei-wäh- 
nung gefchieht, bezieht (Ich blofe auf die Vertheilung der 
Arbeiten unter die verfchiedenen Strätflinge. Ein Hausgericht, 
das doch wohl in jeder Strafanftalt in mehrerer Hinficht nÖ- 
thig iil, erwähnt det Vf^^icht; auch findet fich nichts über 
^^ Maftregela gegea Yerbredier, welch« am Ende ihrer 



Strafzeit keinen fieberen Erweib nachweifen ^6hnen. — Bio 
angehängten' 14 Schemata zu den in Strafh&ufem zu führet- 
Mn labtUeu find Ew^^pkmäfsig cingdrichtet» -<- Der Preis 



des Buchs i(l zu hoch» 



F- M. 



Berlin , b. Hitzig ; Handbuch zum leichten Gehrauch der 
neuejien könisL preujß/chen Siempelsefetite , für AiUf weUke 
pärgerliche Oefchfifte tteiben^ bejonders für Staats'^ und Com* 
mftnal ' Beamte » Jußi^commijfarurn u. /*. w, • nebß einer alpha« 
l>etifchen Tabelle des in den yerfchiedenen Gefchäfteti erf6- 
derlichen Stempel papiersf, von K. Ülic^trr 1 königl. kui'matki- 
fchem Regierungaratn und RechnimgsjuAitiarius. 1B12. 100$. 
4, (1 Rthlr.^ Den preuffifchen Gefchäitsleuten ifi durch 4icfcf 
IXandbuch ein welentlicher üieui^ eßle'ifieu Ks enthält eine 
ziemlich gut angelegte fyllematifcne Zufammenfiellung des 
Inhalts jles neueiien St^mpelgefetzet vom 10 Nov. iSip,.der 
Deciaraiion vom 27 Jun. igii , und der üz/imccion zur Au- 
fwendung der in diefen beiden Verordnu^igen enthaltenen Vor- 
fchriften vom 5 Sept. iß 11. Dabey hat der \L die Wone 
des Gefetzes fad Überall beybehalten, „w^il he die verbinden- 
den find" ; und wits i\\m der Erlluterung w^gon kinsuzufü« 
gen zweckmifsig Ichien 1 iü entweder durch lUasnmem anea- 
d/Butet, oder in Noten unter deu Text geCetzt, Hey dielen 
Erlauteiimgen hat er dje feit dem 10 Nov. ig 10 erfpnienenen 
erklärenden Verfügungen der treffenden höheren SiaatsbebOf« 
den benutzt, und nur feiten auf die^AltereuStMnpelgefetzeBe* 
«ug genommen, weil folche diorch das neue ausdrücklich 
aufgenoben find. — Das hier gegebene Syfiem zerfällt fibri« 

5ens aufser der Einleitu|ig (^ (» 1— .6^ ih twey liauptthcilet 
en materiellen und formalen. Im erften '( S. 5 — Jg ) fpricht 
der Vf. von den verfeliiedenen Arten det Stempele ^ dem ge* 
wohnlichen f dem pf^arth^^ Gnaden "^ Kaitm- und ^eitungf 
Stempel. Im xweyten (8« 59**^) <^^ handelt er von den 
Vorjchriften wegen Anwendung der Stempelgejetze und Erhc 
huns der ^tempelgefulle überhaupt t und insbefondere wegen 
Anwendung der Erbfchaftsßempelgefette und wegen Verwal' 
tung des trbfchaftsjtempelwefens;^nnd in einem^ Anhange 
CS. 6g — looj giebt er noch 1^ die Inftruction für die Stew 
pelfijcale vom 1 Oct. igiij aj einen Extract aus der Stern* 
peltaxe vom 17 Sept» ig02 in Gnadenfathefi . iJü^id 3^ eine td* 
phabetifche Tabelle des zu den verjchifdenmm Gegen] tänden er* 
foderlichen Stempelpapiers , die wir für eine der nützlich/Uu 
Parthieen des ganzen Werks anfehen ; Re vertritt zugleich die 
Stelle eines hier höchfi nothwendigen Regifiers , uitd erleich- 
tert dem Gefchäftsmannb den Gebhiuch det Handbudu un- 
endlich. — Die hier epitomifirten neueiten Stempelveroid' 
nungen felbft finden wir etwas Strenge befouders möchte dez 
pf^'erthfiempel y wenn er auch vielleight die gerichtliche Ver- 
handlung der Procelle den Parteyen erleichtern mag, Y^ie und 
da den Verkehr drücken: fo ^weckmäfsig es auch ift, da& 
nach der oben angegebenen Deciariuion vom 27 Jun. igit 
($.5) bey Nichtbefolgiuig der Siempelgefetze denjenigeoy 
welcher den gewöhn liihfn und f^^erth ' Stempel in den dazuge» 
eigneten Fällen nicht gebraucht hat , nicht die, früherhin an- 
geordilete Strafe der Nuliitit des Vertrags u. f. w. trifft, fon- 
dern blofs eine Geldfirafe auf den vierfachen Betrag der zu 
zahlen gew^efenen Stempelgebühr, und wenn diefer Betrag 
weniger als Einen 1 haier betrugt, wenigßens auf diefe Sum« 
me. Am härtefien finden wir jedoch den Erbjchafujtempel, 
den' CS. 20^ fogar Defcendenten und adoptirte Kinder, wenn 
die ErbfchaK im Gefammtbetrage nicht über fünfhundert Tha* 
lern fleht, zu Ein Viertel Procent von jedem Hundort ent- 
richten follen; Afcendenten kühlen Ein halbes, überlebende 
Ehegatten t vollhürtige Gefchwifier und deren Kinder Ein Gan- 
zes, Halhgefchwifier und deren Kind^ zwey, Stiefkinderund 
Stief altem, fo wie alle übrigen p''erwandten drey, und ^ici^ 
verwandte mit EinfchluCs von Schwager and Schwägerinnen, 
fogar acht Procent. Doch möchte die Abgabe in den meifitn 
Fällen noch bey weitem weniger lädig feyii| all dia zu dem 
Ende nöthigen vielen Unterruohtmg ea« ^ 



t. 



«95 



J E N A 1 'S t: TI E 



><« 



ALLG EME I NE LITER AT ÜR - ZEITUNG 



■»II I 



II ■* 



;F E B IL tJ A R ^ 8 1 3« 



M E D I C I TJ. . 

Paus« %. Smith n. fiuisson: Mhhoires de Chi» 
rurgie militairei et ( ^amfjagnes de D. /. Lar- 
rey , Premier Chirurgien de la Garde et de THö- 
pital de la Garde de .S. M. I. <et R. , Baron de 

4*£Anpire, Commandant de la Legion d' Honneur» 

'Chevalier de TOi^dre de la Couronne de Ter, In- 
spectenr g^neral du ^erjirice de sant^ des Ar- 

-mees elc. Tome I. XX\XII u. 382 S. T. II. 
51 S. :T-41I, 499 S* ^r. jB- -Mit xx Kiipfcr- 

• tafeln. 

XJ^ giebt ein eigenthümliche« *FeTd , medicinirdhc 
Ertohrungen zu machen, -welches von jeher die 
teichften Früchte getragen hat , nämlich das der Mi- 
litärpraxis. Abgefehen von der nothwendigen Be- 
fchränkung der ärztlichen Erfahrung » entbanden 
dadurch, dafo nur «ine bellimmte Claffe von Men- 
fchen und in einem mebr oder weniger beftimmten 
Alter fich der Behandlung darbieten: fo erhält fie 
doch grofsen. Zu wachs dadurch, ^afs hier die einzel- 
nen finrankheiten , durch • gleichförmige Einflüffe ent- 
ftanden , und in einer grossen Zahl gleicher Indivi- 
duen erfcheinend, eine reinere ^Individualität, ftren- 
geren Charakter und beftimmterePörm annehmen, als 
die gleichnamigen Krankhei ten "im .bürgerlichen Xe- 
bcn haben Jiönnen, wo jede individuelle Krankheit 
von der andern gleichnamigen durch die Verfchie- 
denheit der Zeit, des Orts und der Individuellen 
Verhältniffe der Kranken unterfchieden ift, und ftets 
an Charakter und Form wandelnd erfchcinen mufs. 
Es kommt hinzu, dafs im Felde, wo der Arzt unum-. 
fchränkter gebieten kann , die Bdiandlung eine Re- 
gchnäftigkdit erhält , welche die Wirkung der Mittel 
beffer unterfcheiden ♦ das Schädliche von dem Nütz- 
lichen beffer trennen läfst. Wird diefs grofse Feld 
der Erfahrungen mit Renntnifs , Verftand nind Be- 
fonnenfaeit benutzt , vrird das der Krankheit Eigeii- 
thümliche efkannt, und von dem Zufälligen, durch 
die wechfelnden Einflüffe des Klimas , der Lebensart 
iLf.w. entftandenen, ftrenge gefondert: fo entliehen 
Rdnlute zur Erkennung der Natur und zurfiehand- 
lung der firankheiten , welche noch nach Jahrhun- 
derten daurenden Werth haben , und welche durch 
eine ganze Legion einzefner Erfahrungen nicht uin- 
gcOofsen werden k(^nnen. Die bürgciliche Praxis 
* vollendet die allfeitige Bildung des Arztes, die raHi- 
tirifche bingegen vollendet die KenntniE» der Natur 
cinielner Krankheiten, vorzüglich folcher, welche- 
ttux feiten im alltäglichen Leben vorkomme«« 
/. A. V. Z. i8iJ- ^^ß^^ Äwkf* 



Auf diefe Weife entAanden diexlallifchen'SiihriF- 
■■'ten -eines Pringle^ van Swieten u. A»^ und wir.freueit 
Ulis, diefen unllerbliclien Werken das vorliegende des 
Tchon früher auch in der Literatur tier M64icia 
rühmlichft genannten Larrey hinzugefellen zu ki>n- 
nen. Jlein. junger Arzt 9 der in* das Innere der Medi* 
ein eindringen, luid das Leben in .feiner sanzea 
Kraft und GröEse kennen lernen will, follte die jetzt 
fo oft (ich darbietende Gelegenheit, einem Feldzuge 
als Militärarzt b^yzuwohnen, unb^enutzt vorüber- 
gehen laffen, weil nur iip Felde., wie fich liier die 
f;ewaltjigften Kräfte des Geldes und iiG% Körpers ent- 
älten, fo auch die Kräfte der Natur .in Hervorbrin- 
gung und Heilung der Krankheiten üch am deutlich- 
ßen darftellea, und die einzelnen Krankheiten in 
gröfseren und reineren- Formen und an einer Mehr- 
zahl von Individuen er fch einen. Was ift* das Leben 
ohne Durchdringung des G^genßandes deflelbent 
Und ift das Streben des Arztes nach Wahrheit und 
Erkenntnifs.ernl^lich: fo n^ufs ihn diefer mit Be- 
.kämpftmg der gröfsten .Unahnehmlicl\keiten.verbua- 
dene Zuwachs feiner Kenntiiüle völlig entfchädigen 
für die Aufopferung fo mancher Bequemlichkeiten, 
weicherer mit der gleichförmigen täglichen JPraxi« 
, zu Haufe zurückläfst.' Es bewahrheitet üch uns hier 
von neuem ein wohl fchon oft aixsgefprochener, aber 
auch eben fo oft beftrittener Satz, dafs nur irii Kriege 
das Leben aufgeht, und dafs nur im gewaltigften 
Streite entgegenftehender Kräfte .üch die Blume der 
Schönheit entfaltet, und die Palme des Lebens grünt. 
Was nun das vorliegende Werk insbefondere 
'betrifft: fo ift feit -mehreren Jahren kein Buch er- 
'fchienen, welches dem ärztlichen Publicum von 
gröfserem Intereffe feyn mufs^ als diefes« *Der Titel 
des Werks könnte unfere Landsleute irre führen , zu 
glauben^ es handle vorsugsweife von Xjegenftänden 
der Chirurgie; aber es ift die Chirurgie miUtaire inx 
Sinne des franzöüfchen Wortes, welche, mehr oder 
weniger tief in iie midecine miütaire eingreift, wie 
denn auch die canze militärifche Medicmalverfaf- 
fung der Franzolen nicht fo firen^ wiebe^ den Deut- 
fchen von der Chirurgie getrennt ift, und der Chirurg 
nicht feiten dieFunctionen des Arztes verfehen mufs. 
Daher find hier der abgehandelten Gegenftände aus 
der Medicin wenigftens eben fo viele, als aus der ei- 
gentlichen Chirurgie im -deutTcheii Sinne. Wir glau- 
ben , dafs kein öffentlicher Arzt, ohne diefs Werk 
zu Rathe zu ziehen , die uns im Gefolge des Krieges 
bedrohenden Epidemieen wird behandeln-, kein Mili- 
tärarzt , und kein Militärchirurg mit Ehre wird die- 
nen können , ohne dieli daifilche Werk cum fteteii 

25 



195 



JENAISCHE ALLG. LITERATUR- ZEITUNÖ. 



tgö 



Begleiter und tagliclier Lectnre bey fich zu führen* 
Als refumirendes , das eben .Gefagte motivireiules, 
ühÄ cier folgenden detaillirteii Darllelluhg vorgrei-' 
fendes Unheil führen wir jetzt nur aa, dafs in dem-' 
felben die Refill täte des ganzen s6 jährigen prakti' 
fchen Lebens des Vfs. enthalten find; dafs derfelbe, 
feine ärztliche Laufbahn als SchilFschirurg in Nord- 
amerika eröffnend , dann von der erften Invalion der 
Franzofen in Deutfchland unter Cußine bis zu Ende 
det Jabres igii als Oberchirurg bey den Hauptar- 
hieen angeftellt, hi«ir feine in 4 Welttheilen gefam- 
hielten Beobachtungen niedergelegt hat, und in den 
^ften medicinifch - chirurgifchen Schulen der Fraix- 
flofen treQlich gebildet , und mit den nöthigen ana- 
tomifchen , phyfiologifchen und literarifchen Kennt* 
hilfen ausgerüftet« das Beobachtete und Erfahrene 
mit einer Klarheit' der Darftellunc , Unbefangenheit 
ies ürlheils, und Freyheit von dem ZAvange herr- 
fchender Theorieen wiedergiebt, welche zti allen 
Zeiten den ächten Praktiker charakterifirty und wel« 
che wir fch werlich auch von dem beßen unferer deut- 
fchen Arzte in dem Grade erhalten hätten. Der 
Kuhm muf» unferen transrhenani fchen Nachbarn blei- 
ben, wenn auch die glücklicheren , aufmunternden 
fiufseren Vcrhältniffe der franzöfifchen Gelehrten 
glicht zu iiberfeh^i fii^d, dafs fie umfalfender fich 
bilden , die Gröfse des Lebens unbefangener verfte- 
ben 9 aus dem Gegebenen richtigere Refultate ziehen, 
tmd das Savoit faire wie dais Savoir vivre auch in die 
Wiffenfchaft zu übertragen wilFen , immerhin auf 
rMe Gefahr, dafs diefe Leichtigkeit des Lebens nahe 
Tin Oberflächlichkeit der Beobachtung und frivolen 
Leichtfinn des Handels vorbeyßreicht ; da hingegen 
wit Deutfche zu oft an dem Einzehien hängen , uns 
Vom Zerfplitterten feffeln und felbß zerfplittern laf- 
fen,üb^r dem Einzelnen mühfam brütend das Ganze 
laberfehen, und uns dennoch gtofs dünken, w^enn 
wir ein Einzelnes endlich mühfam zerlegt und aus 
idem Zufammenhange mit dem es Umgebenden , Be- 
dingenden und Completirenden geriifen , als ifolirte, 
Itblofe Wahrheit dargeßellt haben. Die Erkennung 
des Fehlenden mufs der Erlangung delfelben voran- 
gehen, daher diefes nicht tchmeichelhafte unbefange* 
ne Oeßändnifs« 

Noch einen anderen Vorzug, den diefes Werk 
^vor ähnlichen deutfchen Werken voraus hat, kön- 
nen wir nicht mit Stillfchweigen übergehen, um 
tb weniger, da wir während der Reccnfion zu oft 
an denfelben jerinnert worden find, und die Recen- 
fion felbft dadurch modificirt worden iß. Der Deut- 
fche nämlich, wenn er ähnliche Erfahrungen und 
Beobachtungen dem Publicum mittheilt, gefällt fich 
l^ft zu fehr in theor^ifchen Räfonnements, und 
Verfucht Erklärungen der Thatfachen und Beobach- 
tungen, die der Stand der WilTenfchaft nicht zu ge- 
"ben vermögend iß. Präoccupirt von irgend einer 
Theorie modificirt et nicht fek^n feine Beobachtun- 

S\n nach diefer Theorie, fo dafs wir nun nicht die 
eobacbtuilg der Natur, fondern die Beobachtung 
tiäeh ein^lr Thcdrie ^nrhalten, welche in vielen Fällen 



oft gar keinen Wertb hat. Statt BeDbaefatnngen 
nach fal fchen einfeitigen Theorieen. ift es dahet 
oft wünfchenswerth, ganz theoriefreye Beobach- 
tungen zu haben, weil diefe, -wenn fie gleich 
oft mangelhaft find, doch wenigfiens den beob- 
achteten Gegenßand nicht entßellen. Diefs iß 
befonders der Fall, wo ganz neue, oder }\\vL fei- 
ten vorkommende Erfcheinungcn raitgetheilt wer- 
den , weil es djem Lefer angenehm iß, auf dif reine 
That fache feine eigene Theorie anzuwenden. Wir 
können dalier unferen Vf. nur rühmen, dafs er fet>ie 
Beobachtungen faß ganz ohne eigentliches theoreti- 
fches Räfonnement, ohne Anwendung einer vorge- 
faCsten Theorie auf den vorkommenden Fall darlegt^ 
fo dafs wir hier mehr als in irgend einem ähnlichen 
VVerke unentßellte Facta vor uns haben. Es iß w^ahr 
und fchön gedacht , was Goethe irgendw^o. fagt, dafs 
der Menfch mit dem erften Blicke in die Welt hin- 
ein theoretifire, und dafs keine Anfchauung der 
Dinge und Begebenheiten um uns ohne ein Auf- 
fuchen und Auffinden der Beziehungen der Dinge za 
einander möglich fey; aber diefs Theoretifiren mu6 
nur die Darfiellung des Gegenßandes unberührt laf- 
ftn, keine Entßellung deßelben zur Folge haben, wie 
wir es leider fo oft felbß bey unferen heueren Schrift- 
ftellern finden, wenn fie z. B. im Fleckficber immer 
Gehirnentzündung, im Croup nur locule Entzün- 
dung der Trachea u. f. w. fehen, und nach diefer 
Theorie die Wirklichkeit beobachten und das Beob- 
achtete darßellen. Auf unfere Reccnfion hat diefe 
Eigeüthümlichkeit der larreyfchen Schrift die ei- 
genthümliche Wirkung gehabt, dafs wir weiiigei 
eigentliche Kritik, mebr fummarifche Anzeige ha- 
ben geben können. Man kann nämlich nur Theo- 
rieen würdigen , den Werth oder Unwerth derfelben 
darlegen , die Richtigkeit oder Unrichtigkeit derfel- 
ben befiätigen oder niederlegen; dargeßellte Thatra- 
chen hingegen können nur ohne Weiteres kurz w^i«^ 
dergegeben werden. 

Jetzt zu dem Einzelnen des Werkes. Wir finden 
hier znerß eine kurze Lebeusgefchichte des Vfs. , in- 
tereflant, weil wir durch diefelbe vbn den Mitteln 
der Bildung deHelben unterrichtet werdeli. luTou^ 
loufe unter feinem Onkel , ^tlexis Larrey , damals 
Prof. am Generalhofpital diefer Stadt, gebildet, wur* 
de er i787 al« Chirurgien auxiliaire de La marine zu 
Breß angeßellt, und bald darauf, in einem Alter 
von ßi Jahren, gegen Sitte, als (Chirurgien major 
nach Nordamerika gefchickt. Bald nach feiner Zu- 
rückkehr wurde er in dem eben ausbrechenden Re- 
volutionskriege im J. i7c>2 bey der Rheinarmc« 
unter Lukner und fpäterhin unter Cuftine als Chi* 
rurgien major angeßellt, zeichnete fich vortheilhaft, 
vorzüglich durch die Einrichtung der fliegenden 
Hofpitäler {**mbutances volantes) aus, und diente in 
den folgenden Jahren als Chirurgien en Ckef und 
als Inspecteur en chef du service de santd des Ar^ 
mies in Spanien , Italien , Ägypten % und ip 
Deutfchland in den 3 .letzten ößerreichifehen« 
preufliTchen und ruAifch- polnifcbeo Kriegen» In 



^^ 



PEBRUAR 1813* 



>« 



Ätlpn Zwitclicnzeifcn 4^ Krieges, und fclbft im 
Kriege verfah er dann noch cm Lehramt, t^eils 
Hh Lehrer am Höpital militmrre (Tinstruction du 
Vd de Gräre^ tbeils durch klinifche und chirur- 
gifche Vorlt»fungen, die er im Felde feinen jüngeren 
Waöengenoffen hielt. Sogar bis auf die Ägyptier 
crftreckte üch fein Unterricht, indem er in Cairö 
Vorlefungen über Geburtshülfe u. f. vr. hielt. So 
nützte er dem Staate während 26 Jahren nicht 
iiür durch feine praktifche Thätigkeit in den hoch*- 
ften Stellen feiner militärifchen Laufbahn, fon- 
dem auch durch feine theoretifchen und prakti» 
tifchen Lebren, welche er von jeher feinen Unter» 
geordneten mitzutheilen bemüht w^ar. 

Das Werk felbft ift nach den Feldzügen, wel- 
chen der Vf. bcywöhnte, eingetheilt, deren Be* 
fchreibung, dann einzelne Abhandlungen über me- 
dcinifch-chirurgifclieGegenftände, \vie fie fich dem 
Vf. in feiner militärifchen Thätigkeit darboten, cinge- 
mifcht find. Loben muffen wir hiebey die häufigen 
Belege mit Krankheitsgefchichten. Der 1 Band ent« 
lält dieCampacnen in Nordamerika 1787» am Rhein 
1792 — 1794.; \ti Corfica, den Seealpen und in Ca- 
talonien 1794. — 179^; in lulien 1797$ und einen 
Theii des denkwürdigen Feldzuges unter fionaparte 
in Ägypten 1798—1801. 0er 2 Band befchäftigt fich 
noch mit dem ägyptifchen Feldznge, und mit den 
Feldzügen von Büulogne, Ulm und Aüfterlitz 1805« 
Endlich der 3 Theil giebt die ßeobaclitungen ge- 
faramell in den Feldzügen gegen Sachfen, Preuf- 
fen und Rufsland, i8<)6 und i8o7; in zw^ey Feld- 
lügen in Spjanien i8o8'» tind im ößerreichifchen Krie- 
ge im Jahr i8<^»9- ^^^ i" AgTP^^" gemachten Beob- 
achtungen erfchiehen fchon früher in einem befon- 
deren Werke: Delation historique et chirurgieale de 
ttxpiJitioH de t arm de dU'rient^ en Egypte et en 
Sjrie, par JD. ./. / arrey (Pari» 1803. X u. 480 S. 8)» 
\*elches hier mit bedeutenden Vcrmehnmgen und 
Verbefferungen wieder abgedruckt ift. Wir werden 
demGange des Werkes in unftrer Darftelluns folgen, 
indem wir den Inhalt kurz angeben , und am der 
Fülle der einzelnen mediciniichen und thirurgi- 
fchen Beobachtungen die merkwürdigften Thatfa- 
chen herausheben, und mit unferen krilifchen Be- 
tnerkungen begleiten. 

Tom. I. Campagne de VAmhiave septentriofia* 
U. Enthält fehr intereflanle Bemerkungen über die 
Seekrankheit, welche der Vf. auf feiner überfahrt 
erduldete. Er glaubt, fie entftehe durch die von 
den ungleichen Bewegungen des Schiflfs etzeugteii 
Erfchütterungen des Körpers, welche fich im Gehir- 
nc,als dem, wegen f ein er M äffe. Weich hei tun d gerin- 
gen Elaftici tat empfänglich ften Organe, concentriren. 
l)aher junge Leute, und Menfcfaen, welche ein gro- 
I*e8 Volumen des Gehirns haben , mehr leiden , als 
iltere Per fönen, und bey denen das Gehirn kleitt ift; 
Alle Symptome diefer Krankheit, welche der Vf. 
autbefoAdcf er Klarheit darßellt, laufen fich yan die^ 
Ter mechanifchen Erfchütterung des Gehirns herlei»> 
ten» auch das ßete £rbre€heut i n dem .da; V£» aa* 



nimmt , dafs die pnenmogißrirchcrt Verveti iH>i«fl|^- 
lich afiicirt werden. Eine Erklärung, w^cleher Vrar 
unferen Beyfall bis Weiteres nicht verfagen könmeii, 
Präfervativmittel giebt et nicht, auch keine lleil- 
mittel , da die Krankheitfo lange als die ürfacht 
andauert. Ruhiges Verhalten in der Hangmatte, 
leichte, ftärkende NahningsmitteT, mäfsiger Genufs 
geiftiger Getränke, w^armes Verhalten und Aufhei- 
terung des Geißes find die einzigen Mittel, <las Übel 
zu lindern. - Der Vf. verlor auf diefer ganzen 6mo- 
natlidien Reife keinen Kranken, obgleich er über 
80 Perfonen , vorzüglich am ScOrbut, zu behandeln 
hatte, welchen clücklichen Erfolg er mit Recht den 
getroffenen Einrichtungen zu Erhaltung der Gefund- 
heit der Schiffsmannfchaft zufchreibt. 

Campagne du Mhln. Hier errichtete der Vf. feinfe 
ambutancesvola7ttes,yvelche fpäterhin bey allen fmail* 
zöfifchen Armeen eingeführt wurden, und von nichft 
zu berechnendem grofsen Nutzen für die Erhaltung 
derBleffirten find. Wir werden in der Folge einen kui*- 
aen Abrifs diefer, fo viel nns bekannt, in Deutfchland 
noch nicht allgemein eingefiihrtenEinrichtung gebeil. 
Erfindung befonderer Nadeln für das Aneurisma und 
für die Nähte der Wunden. Mit Abbildungen auf 
Taf. I. Behandlung eines epidemifchen Fiebers bqfr 
der Armee. Naffer Winter, Strapazen, Entbehrtto- 
gen aller Art, Üt)erhäufung in den Quartieren wa- 
ren die Urfachen, Die Behandlung durch Verbcffe« 
rung der Lebensmittel, Auseinanderlegung derTrup^ 
pen ti. f. w. fehr glücklich. Der Vf. war vom 1 Apr. 
1792 bis Apr. i79i- bey der Armee, wtirauf er nach 
Paris zurückberufen wurde, um feine ambitknuei 
volantes vollfländig zu organifiren. 

Campagne de Corse^ des Alpes • märittmes ei 
du Catalogne. Ehe der Vf. fein Project ausführeÄ 
Itonnte, wurde er als Chirurgien en Chef de ParmS^ 
de Cörse nach Toulon gefchickt. Unter den Armeen- 
chefs, welchen der Vf. fich vorftellte, war der Ge- 
neral Bonaparte, Commandant der Artillerie der Ex* 
pedftion. Der Vf. reiße nach Nizza, die Expedi* 
tion wurde aufgebalten , und er nahm baVd darauf 
eine Einladung ^ur Armee nach Spanien an , wt) er 
zu Ende des Jahrs i'^^^. ankam. Vorher über die Be- 
handlung der Ertrunkenen ; Darßellung und Behand- 
lung einer eigen thümli eben epidemifchen Krankheit 
der Schleimhaut des Mundes, des Zahnfleifches und 
des Gaumens , ähnlich einer gleichen Krankheit^ 
welche der Vf. im polilifchen Femzage igo^heobach^ 
tete. Sie eiitßand wahrfcheinlich durch den Ge^ 
brauch des Sfchneewaffers ,, welches, aufser Rolikea 
und Durchfällen, Excoriatlonen und Aphthen an deÄ 
"Wänden dt^r Mundhöhle erzeugte. Antifcorbutica ^va- 
ren unnütz , Mercurius verfchlimmerte die Krank- 
heit. Ruhe, gute Nahrungsmittel, faure Getränke 
und Salzfäure heilten das Übel. Glückliche Behaiul«- 
lung der tiefen Brandwunden mit Safranpommade 
fiatt der kalten ümlchläge von Oxycrat, goulard« 
fcfaem Waffer und Opium in kaltem Waffer aiifgelöft. 
Dabey. gutie ftärkende. Nahrung, vreir.4^r Soldat ei- 
AMU§e Diät fchw^ccr «mägt, aU Menfchen 



*99 



J. A. L. .Z. FE B R,U ^l R * 8 i Si 



«oo 



von ßtsender liebensart. Belagerung von Rofes, 
t795'*-i796- Bej der bis — 13® Reaumur fteigend^n 
Kälte 'erfroren mehrere Schiklwachen* Rückkehr 
des Vfs. nach Toulon ru^d zur jmttelländifcbeii .£x- 
pedition im Jahr 1796, t>yelche wieder aufgefchoben 
wurde. Memoire sur J^ Anthrax. Die Brandblalter, 
welche ßch im mittäglichen Frankreich häufig fen- 
4ct, unterfcheidet ßch nicht von der PeftWatter, und 
karni als locale Peft betrachtet werden , nur ift der 
Verlauf der letzteren Xchneller. Mehr odcy: weniger 
ift ße indefs von Symptojmen des allgeixieinen Leidens 
des Kärpers begleitet; in den fchlim^leren Fällen 
tödtet fie am Jten bis gteji Tage. JVlephiritche Aus- 
^ünftungen der moraftige;n Gegenden des füdlichen 
Frankreichs fcheinen, deni Vf. die allgemein einwir- 
kenden Urfachen ziji feyn. Jiine .andere Urraelie ift 
Anftecluiug ^on acnit diefcr Jirankheit .betaftet^ 
Hausthieren, welche leichter gefchieht, :alsyon Men- 
fchen ^n Menfchen; daher Schlächter /Köche, Ger- 
ber u- X« w. häufigear yon derfelbeu befallei;! wer- 
aden. Pas Fleifch der kranken Thiere foll nicht ^- 
ftecken , doch liefs der Vf. -^lles kranke Vieh tödtej[i 
und ©infeharren. Ijiinder ^nd Greife wurde;i fel^n 
crgrijft'en. ToniCchi Mittel, innerjich ;und äufserlich 
imgewendet;, wate^ allgemein indicirt. Zu Anfange 
aromatiCche und camphorirte üatapla^men äufserlichi^ 
innerlich Brechmittel, M^neralfäuren, Campher.mit 
Salpeter; fpäuerhin China, Arnica u. f. w. Dcy ein- 
tretender Rrifis der Blatter Ausfchneäd^n alley 
brandigen Tteile, ^md Benetzen der Wunde viit qon- 
ceutrirter Schwefelfäure. ?iiletzt beym Abfallen der 
Kr»fteDigeftiy falbe und Honigwein, leichte, näh- 
xende Speifen , guter Wein. (Wir erinner.n hier an 
'4iie in 4en letzten Jahren in Idolen u^l Deutfchland 
ibekannter gewordene fogepannte fchwarze .Blatj:er 
duroh locale An/leckung der HornvieMeuche^ wel- 
t:he diefelbe Krankheit j&u feyn fcheint.) Erjie.nnung 
des Vfs. zum ProfjßssAur ß t^cole mUtairt de sant^ 
^gu.ValJU'Qriice^ 

Campagne d" Italic. Schon am i May 1797 reifte 
der Vf. wieder von Paris ab, um auf Befehl desKriegs- 
minifters die fliegenden öofpitäler bey der iuliani- 
fcheu Armee einzurichten und zoi dirigiren. Bemer- 
kungen auf eiuer Uifpectionsreife durch .Mail and, La- 
Ai , Cremona , Mantua , Venojna , Padua bis Venedig. 
Über Aie letzte Stadt mehrere inter^ante Nachrich- 
icen. Behandlung eiaes bösartigeu Petechialfiebprs, 
welche» von den ionifchen lufela fiuf Kriegsfchilfe» 
hierüber gebracht wan Die S^ 143 angegebenen MaXs- 
»egeln aur Beinigujag der inficirtcn Schiffe find rau- 
♦Suaft.. RückUehr des Vfs. über Trevifo^ Udii^e, 
Balma-Nuova (wo ein bösartiges Fieber unter den 
Feftungarbeiter^ her^fchte) nach Mailands 

Befchreibung der ambulance volante mit 5 ^u*- 
pfertafeln, PI. U — VL Sie beXland aus 3 Divifiouen 



.oder Pecurien, vonr de^en jede 12 leichte und 4 
Schwere Wagen , und iij Perfohen, unter welchen 
15 Cbirurcen, enthielt« Uniform des Perfonale«. £qui- 
pement, eingerichtet, um den nöthigen Apparat zum 
Verbände .bey fich zu füliren. Von den 10 leichten 
Wagen waren 8 zweyrädrige zum Gebrauch in Ai- 
/chen Gegenden, ;und 4 vierrädrige in Berggegen? 
den. Der in Fedeni hängende Haften ftellte ein lang- 
lichtes obc;n gewxJlbtes lyid .bedecktes Viereck dar, 
bey de^i lileinerc;n Wagen von 30 Zollbreite und Men- 
fchenlänge, fo da(^ /2 Meufchen bequem darin liejgen 
konnten,, Jb^y d^n gröfseren etwas breiter und jän- 
ger«, i^m 4 ^anke aufzunehmen. An don Seiten 
waren 4 kleine fenfter.; jswey üchyon fich felbft fchlie- 
fsepide Thüren (jj^xrtes batta^ttes) ^ftneten fich vor- 
pe und hinte;i ; der Boden Ae% Kaftens beftand AU| 
einem . beweglichen mit Pierdehaaren .und Leder ge- 
polftetteuj und uiit einem Kopfpfühl verfelvenen 
Rahmen, w^elcher yermittelft yier Kleiner I^öllen 
^uf den Bäuineii des Kaftens jicb bewegte ; 4 <ifer<r 
ixe Handhabe^ an .<iiefem I^akmen dienten dazi^ 
yennitteUt ledto'Oer Biemen die auf dem Rahmeu 
liegend t;n, ui^d auf 4€;^ifelben zu verbindenden Blef- 
^rten wie auf einer Tragbahre zu tragc;n , und iu 
jden Wagen zu bringen. Aufserdem waren Tafchen 
in dem Wagen ai^ebVacht,, um allerley Bedürfniffe 
^ufziuiehnien. An den gröfj^ere.n yierjräderlgen und 
vierrpännigen Wagen Öfinete fioh noch .die eine Sei- 
te durch zwey Coulifleuthüren„ um die Bleffirten 
jiji ihrer horizontalen Lage auf den Wagen heben zu 
könnep , ,und das Vordergeftt^ll drehte Jch um reine 
Axe* um, das Umwendeji zu erle'ichtern. Die übrj« 
gen 4 fchw.eren Wagen dienten als Trainwageu. Der 
Zweck diefer ^Einriclitung war^ allen Bewegung^ 
.der Avantgarden fchi^ell und unmittelbar zu folgen, 
4ie Bleflirten ^uf dejn Schlachtfelde zu verbindeiv 
lyid indasHoCpital der eriten Lüi^ic zu bringen ; ferne/ 
die todten zu .transportiren und ^u begraben« Di 

i'eder Wundara^t eine^ Wageji habe;i" konnte: fo 
tonnte .die Divifion in mehrejce Theile getheilt wer- 
iden^ um fi^ch Auf alle Jheile de^ Schlachtfeldes zu 
begeb«^!* Ein ,be(onderes ConseU d^adminlstration 
,dirigiite,die 3 Diviiipnen, lyid ein befonderes Regle- 
ment beftinimte die .Ordnung und den Marfch die- 
fer EtablilTements, fo wie die innere Eolizey und 
die Gefchäfte eine? jeden .lndividui\ms. Der lilutzen 
4iefer £inriqbtung (welche der von Fercy ^ge- 
gebenen, auf PI. VI abgebildeten, aus einem Wurft- 
wagen^ a^f welchem die Chirurgen fitzen, beßehen- 
den^ vjorzjaziehen ift), welcher fich vorzüglich 
in d^ . ägyptifchejii Campague zeigte, folite «ach 
unferer Überzeugung fchon längft die Einführung 
dlerXelben bey allen Armeen bewirkt haben, 

(^Die Tortfotzunf folgt im uächflsn Stikk,') 



^9m 



FORTSETZUNGEN. 

B#rlm, b. Schdne« Jrkadien. Ein Schäfer- und Ritter- ThcÜ. 18 1*. ä^ ^. 8- (1 Rdibr. 8 p.) (8. d. Rea JJag. 
E^man van <?«• ücmrich Grafen von JLoeben. Zweyter *8ii. 1^. fti4') 



♦• 



tot 



JENA 



CHE 



J302 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



m^ami^^i^ftm 



■^B* 



FEBRUAR i6>3- 



JU E D I C r N. 

t 

Paris, 1>. Smith u. Bmsson: M^moires JU CJurur* 

gie militaire , et Lampagnes de D» /• Larrey etc^ 

(^Fortfetutng. der im vorijfen Stä^ abgebrochenen Aecenßon,^ 

Jclierauf folgt (S. it8): Errichtmig mebrerer chi- 
Turgifcher Schulen au MailaAd, Cremona^ Padua 
und Udine. Behandlang jeiner £pizootie luiter •deai 
Bindviebe im veuetianircben Friaul im L 1797. Die 
Be£chreibuug der Symptome ift mufterhaft, «erlaubt 
aber keinen Auszug. Die f^isoatie trug einen bös- 
artigen inflammatorifcben Charakter, wie jiacb un- 
lertT Überzeugung wahrfcheinlich alle Epiz€>otieen. 
Btf der JÜJftnung der Cadaver zeigten üch die Mä- 
gen mit unverdaueten Kräutern angefüllt» die 
Schleimhäute 4ea Danncanak entzündet und an vie- 
len SteUen brandig « die Mafenhaut gleicbfalls\Qnt- 
xünd^t. Der ZuAand der Hirnhäute» welche Rec. 
bey ähnlichen Krankheiten oft etntzündet fand, wird 
nicht enwähiU. Di der Höhe der Krankheit war he 
(ehr anfieckend, und he verbreitete heb von Dorf 
lu Dorf, 4jelbft auf andere Thiere, £6 dafs auxdi Schafe 
mnd Geüüfiel zu^eich ei^rifi:*«^ wurden. Als merk- 
ivürdig 'Wird angetehrt, idafs das nahe an einer ei- 
lenhaltigen Schwefelquelle gelegene Hans eines X*and- 
maones gänzlich verCcfaont blieb, l Ähnliche Beob- 
achtungen bej Schw<€fel- und Saüz - Quellen und 
in mehreren Gegenden von Deutfchland bekannt.) 
Schlechtes Futter^ ^mpfweiden« grofse Hitze, 
bümple durch (J berXchwemmungen entfianden, giebt 
der Vf. als die Urfachen diefer Epizootie an. £r ent- 
ivaj;f eine iu italiänifcher Sprache vertheilte Inftru- 
cdon zcu Bthandlung diefer verheerenden , felhll 
auf die Menlchen übergehenden ^uche, welche 
durch einen glücklichen Erfolg gekrönt wurde. Die 
Sehandlung war zu Anfange: Aderlafi'en« Scarihca- 
lionen am Gaumen und am ZahnfLeifche; Klyflier«; 
khleimichte und nitröfe Getränke; WaCchen des gan- 
zen Körpers mit lauem WaHer und Efüg und Ein- 
hüllung in wollene Decken; dann Trepanation der 
Homer des IhierB an mehreren Stellen der .W.iarzel 
derfelbea, fo dafs die Öffnung in die Zellen derHör- 
Rer dringt, und hindurch die ilch in den Stirnhöhlen 
verfammehulen Feuchtigkeiten ausAiefsen kiinnen, 
ein Haarfeil am. Hälfe , und ^nzlicbe Enthaltung 
der Nahrung^ Wenn keine heilfame Krihs vor dem 
9 Tag eintritt 9 Tödten des Tbiers« um Anfteckung 
zu verhüten. Hey der Genefung Abkochungen von 
bitteren Kräutern, zuweilen kleine Dofen Jalappe 
iuid weiche leiidit verdauliche Nabrunf^smiud« Wir 

/. A.U Z. 1813. &/Z«- Bmd. 



«öcbten, nat^ unfenen Beobacbliingen woA Erfahrun- 
gen, bey ähnlichen , uns im Gefolge des Kriegs be- 
drohenden Epizootieen früher zu der Anwendung 
mehrerer Haarfeile neben dem AderlaiTe, VinA zum 
frühzeitigen Gjebrauche der MineraHauren i«i grofsen 
Dofen nach Pefßna rathen; oder nach Läentin zu 
frühzeitiger Anwendung des Sublimats. Nur in früh- 
zeitiger, äreylich bef dem Viehe wegen* der fpäten 
Erkenntnifs der Krankheit oft nicht anzuwendender 
Behandlung ift Aettung möglich, X'päterhin ift fie 
nicht mehr zu erwarten. Die Erfahrung^ dafs Mi- 
neralquellen das Vieh fcbützten , fo w^*ie manche an- 
dere Data, leiten dahia, dafs man Epizootieen vor- 
zugsweife prophylaktifch mit Salzen , MineralfäurcM 
u. L M^. behandeln follte, womit auch die Theorie, 
daCs Epizootieen tm Allgemeinen entzündlicher Na- 
tur £nd , übereinftimmt. Friedensfchlufs von Cam- 
po - Formio , und Rückkehr des Vfs. nach Paris und 
zu feiner ProfelTur. 

Campagnes d^Egypte et de Syrie. Ohne Zwei- 
fel wegen Reichhaltigkeit und Mannichfaltigkeit der 
Thatfajchen , fo wie wegen Wichtigkeit und Neuheit 
der gemachten Erfahrungen der interelTantefte Theil 
des ganzen Werks. Wie arngieführt, «rfchien diefe 
Befchreibung fchon 1^3, wo he einen Theil des 
grofsen W«rks über Ägypten ausmachen follte, aber 
wegen der verfpäteten Erfcheinuug des letzten be- 
fonders herausgesehen wurde. Da wir in unferen 
Blättern noch keine Anzeige dieCer früheren Schrift 
gageben haben , auch die jetzt erfchienene Befchrei- 
bung vofi&ändiger als die erfte ift : fo machen wir, das 
Unterlaffene nachholend, einen gedrängten Auszug. 

Section premüre^ Unter dem Befehl des Vfs. , als 
Chirurgien en chef deVarmie d^ Orient ^ ftanden aog 
Chirurgen. Am 19 May 1798 ging die Flotte mit 
30000 Mann unter Segel, landete -am. 10 Jun. auf 
Malta, und am s Jul. bey Alexandria, wo fogleich 
die fliegenden Hofpitäler in Activität kamen« Be- 
handlung des Generals en Chef Bonaparte , welcher 
zu Damanhour von einem arabifchen Pferde gefchla- 
gen w^urde. Strapazen und Entbehrungen der Armee. 
Einnahme von^Cairo am 25 Jul. 1798- Gefechte mit 
den Mammelucken« Di^Damafcenerderfelben fchnit- 
ten ganze Glieder ab, grofse Theile des Craniums^ 
der Schultern , der Hilf ten u. f. w. 

Miinoire sur f Ophthalmie endSmigue en Egypte, 
Die brennende Hitze des Tages, das von dem wei.* 
fsen Boden in Ägypten zurückgeworfene Licht, uii. 
mäßiger Gebrauch fpirituöfer Getränke, Ausfeh wei- 
fungen mit den Weibern, der in der Luft befindli- 
che 9 lach zwifchw den Augenliedern anfammelnde 

2Ö 



fio3 



JENAISCHE ALLG. LITERATÜR-ZEITÜNO. 



$04 



Staub» nnd ^^orziiglich die durch dei) fchnellen 
Wechfel der Wärme und Kälte, fo wie durch die 
fcticKte Kühle der Nächte, unterdrückte Hautaus- 
dünftung der bivouaquirenden Soldaten zählt der Vf. 
als die vorzüglichftrn ürfachen derfelben auf. Die 
Enuündung ift theils in den Au^enliedern, thcils im 
Auge felbft. Im erften Falle bilden lieh am 6 -—7 
Tage mehrere eiternde Puncte am Rande der Augen* 
lieder, an der inneren Fläche und an den Winkeln 
derfeJben, welche fich allmählich über die Hornhaut 
erftrecktn und fie durchbohren. Im letzten Falle 

Slatzt die Hornhaut oft plötzlich ohne Eiterung, in^ 
en erfien 2 1 Stunden der Krankheit, wenn die Con-' 
junctiva noch kaum roth war. Die membrana aquo- 
/a, oder die Iris, treten dann hervor und bilden ein 
Staphylom , welches in den meißen Fällen von felbft 
zurücktritt und eine kleine undurchfichtigc einge- 
drückte Narbe zurückläfst, in anderen Fällen unver- 
ändert bleibt, oder auch wohl einen krebsartigen 
Charakter, vorzüglich bey fyphilitifchen , annimmt. 
Oft gehen auch die Kryftallinfe und die gläferne 
Fetichtigkeit gänzlich verloren und das Auge finkt 
dann zufammen. Eiterung entftand nur felteui Die 
entzündliche Ophthalmie endet feiten mit Zerthei- 
lung ohne Hülfe der Kunft , die feröfe hingegen oft 
durch Schweifs, Tliränen und Diarrhöe. Blonde 
Serfonen neigen fich mehr zu diefer Krankheit, als 
braune, eben fo mehr das rechte Auge, welches 
darin feinen Grund zu haben fcheint, dafs man das 
linke Auge gewöhnlich bey hellem Lichte fchliefst, 
vielleicht auch darin , dafs die Menfchcn mehr auf 
der rechten Seite liegen, alfo der Feuchtigkeit des 
Bodens von diefer Seite mehr ausgefetzt find. Gut be- 
handelt, endet die Krankheit immer glücklich. Bey 
der entzündlichen Ophthalmie befteht die Behand- 
lung in AderlälTen am Hälfe, Arm oder Fufs« nach- 
her Blutegel an den Schläfen , fo nahe als möglich 
dem Auge. Dann Fufsbäder, heifse Dämpfe von er- 
weichenden und fchmerzftillenden Subfianzen an 
das .Auge, Wafchen mit einem Decoct von Leinfa- 
Vietif Mohnköpfen und orientalifcbem Safran, und 
9ßWar zwifchen die Augenlieder ; aufstn angebracht, 
vermehren fie das Oedem. Eine Mifchung von ge- 
fchlagenem Eyweifs mit RofenwalTer, Alaun und 
Campher , des Abends über die Augen gelegt , beru- 
lligt den Schmerz und mindert die Entzündung. In- 
nerlich erfrifchende f^uerliche Getränke , und nach 
Umfiäiiden Abführungen u. f. w. Bey Minderung 
der Entzündung Augenfalben von Bleyeffig, oder eine 
fchwacheAullöfung von Sublimat und Kupfervitriol. 
Die übrige locale Behandlung nach den Localurnftän- 
den , und eben fo die der Complicationen. Bey die- 
fer Behandluüg verlor von mehr als 3000 Augenkran» 
"ken kein einziger das Geficht, und wir können, 
tvie auch der Erfolg beweift, diefer Behandlungs» 
•rt unferen Beyfall nichjt vertagen. Es ift interef- 
fani , diefe Befchreibung der ägyptifchen Augencnt- 
Zündung mit der Relation der englifchen Arzte 
über diefclbe zu vergleichen. — Augenentzündung 
durch eine in der Conjunction:lbtefiiHiliUie vcua 



dlnenßs hervorgebracht , und durch Ausziehung des 
Wurms geheilt. 

Seciion seconde. Empörung in Cairo am siOct. 
i^gg. Zwey Wundärzte verloren bey der Vertheidi- 
gung des Hofpitals das Leben. Nach dem Gefecht 
• bey, Sedinent ünterfuchung der alten Denkmäler 
Ägyptens. Auf den Plafonds und den Wänden der 
alten Tempel von Tenlyra, Carnak un4Xuxor fieht 
man Amputationsinfirumente abgebildet, welche den 
jetzt gebräuclUichen {khr Ahnlich find. . 

A/dmoire sur U THanos traumatique. Nach dem 
Berichte des Vfs. ftarben bis dahin faß alle Kranke, bey 
w^elchen im Gefolge der Schufswunden fich Tetanus 
einftellte, zwifchen dem 3 — 6 Tage der Krankheit. 
Opium, warme und kalte Bäder, Moxa, fclbftOauteriii« 
ren der Wunde mit dem glühenden Ei fen konnte kei<« 
nen Kranken retten, bey welchem die Krankheit fchon 
t^ollftändig ausgebildet war. Da die Krankheit bey 
demEinilufs derNätfe und Kälte, und der Ab^fechfe- 
lung der Temperatur eine der gefährlichften, oft fehr 
häufig eintretenden Folgen der Schufswunden ift: fo 
fetzen wir die Behandlung, welche der Vf. in Ägyp* 
ten anwendete, hieben Die Ijidicationen find: die 
Urfache des Nervenreizes zu zerftören , und die fup- 
primirten Excretionen wieder herzuftellen. Daher 
Einfchnitte in die Wunde, ehe die Symptome der 
Entzündung fich einßellen, um alle Nervenfäden und 
membranöfe Theile , welche durch den verwunde- 
ten Körper verletzt find , zu zerftören» Cauteriüren 
in derfelben Abficht, Aderlafs und örtlich erwei- 
chende und^ fchmerzftillende Mittel^ obgleich diefe 
im Allgemeinen fchwache Wirkung habeiu Die in- 
nerlichen Mittel find faft immer unnütz, weil der 
Kranke fie nicht nehmen kann. Kann er diefs nocbr 
dann Opium, Campher, Mofchus, Cäftoreum und an- 
dere Antifpasmodica in ftarken und ßeigeiulen DoCen, 
femer Nitrum. Das Opium gab der Vf. zu 10— is 
Granen zweymnl täglich in;Verbindung mitCampber 
und Mofchus, die Krankheit entfchied fich dann oft 
durch ein^ allgemeinen heftigen Schweifs. Olichte 
Einreibungen niitzten nichts; Mercurialeinreibungen 
fchienen die Zufälle zu vermehren. Umfcbtage von 
Tabaksblättern , Alkali, Veficatorien, Moxa und glü- 
hendes Eifen hatten gleichfalls keinen Erfolg. Ve- 
ficantien auf die Wunde felbft hoben in einzelnen 
Fällen die Krankheit , eben fo Amputiren des ver- 
wundeten Gliedes. Der Vf. ftdlt daher S^i^&a die 
Frage auf 9 ob es nicht beffer fey, Cogleich, wenn 
die Symptome des Tetanus fich zeigen , das verletzte 
Glied zu amputiren, als die fo feiten eintvetende 
Heilung von den Kräften der Natur tuid von den 
fehr ungewüfen Heilmitteln zu erwarten. Mehrere 
Gefchichten der Heilung des TeUnus durch Ampu- 
tation des Gliedes, welche der Vf. hier mittheilt, 
fcheinen diefe Frage bejahend zu beantw^orten« 

Abreife nach Suez ; auf dem dreitägigen Marfcb 
dufch Sandwüfteii trafen fie nur einen eiusigen 
Baum, einen Taxus ^ aber den ganzen W^ durch 
Hefte von Menfchen und Thieren, welche zuweilen 
muinieaartig eingetrockoet wareuy beaeiduiet* iky 



20$ 



FEBRUAR 



8 



soO 



der ttrengen Kälte des Nachts wärmten fie fich am 
EiioclreiiFeuer. Alarfch durchs rothe Meer bcy Suez 
irähreml der Ebbe. WahrfcheiiiUch au derfelben Stel- 
le, WüM^^fes durch dalTelbe güig» und wo es J Stun* 
den breit ift. Doch mufsten mehrere Pferde durdi- 
fcliwimmen. Rückkehr nach Cairo. Erfte Zeichen 
derPeft in Alexjndria, Damiette ujid Manfour. Zu- 
ladungen zum Feltlzug nach Syrien. 50 Kameele 
trugen 100 wiegenförmige Korbe, um 100 lUeflirte 
Toni Schlachtfelde zu brnigen , und die ambnlances 
polatites zu erfetzen. Abbildung auf Taf. VII u. VIll. 
Section troisihiie. Marfch nach Syrien; Bouil- 
lon \'Oix Kameel- und Pferde- Fl eifch, die erfte ift 
die vorzüglichere. Peft in Jalfa. Belagerung von 
St. iean - d*Acre. Granitkugehi, von mehreren Pu- 
ten Lkirchmeirer, deren lieh die Alten zu ihren Ca- 
tapulten bedienten. Die Blefürten wurden in Stäl- 
len aufBinfen gelegt. Mangel «an Lebensmitteln und 
an Arzney mittein. Die Zahl der Blefürten nach 13 
rergeblichen Suirmen ftieg auf sooo. Tod des Ge- 
nerals Cafarelli. Bleflfuren der Generale Saufon, 
Dnrocy Beauharnois, Bon, Lannes, Arrighi; die 
Carotis externa wurde dem letzteren durch eine Ku- 
gel abg 'fchnitten , der Rranke dennoch geheilt. In 
allen Wunden entftanden fclion am s Tage federfpu» 
lendicke Larven einer grofsen blauen Fliege, wel- 
che die Heilung der Wunden befchleunigtcn, indem 
&e die Kruften des Zellengewebes verzehrten. Rück- 
kehr nach Ägypten. Alle Blefurte wurden, obgleich 
mit grofsen Befch werden, nach Ägypten gebracht. 
Selbft Bonaparte gab feine Hei tpferde zum Transporte, 
and marfchirte zu Fufse. Viele derfelben litten an 
der Peft, aber erft dann, wenn die vVumlen vernarbten. 
Wir finden hier die lehr wichtige Beobachtung, dafs 
kein mit eiternden Wunden- behafteter Bleflirter 
▼on der Peft befallen wurde, und dafs die in Ägyp- 
ten uimI Syrien wohnenden Europäer ücli durch Fon- 
tanelle vor derfelben fchützen, fo wie dafs die mit 
Hautkrankheiten Behafteten gleichfalls gewöhnlich 
ürey blieben. Diele Beobucluung erinnert uns an 
die Fonunelle , die man dem Kindvieh ^Is Präferva- 
tivmittel gtgen Vielil'euche legt. Man füllte doch 
emftliche Verfuche mit diefen Mitteln machen, etwa 
bey grofsen Fleckheberepide^nieen. Sehr viele der 
llteren Ärzte machten diefelbe Erfahrung. 

Memoire snr la t'este qni a regnd dans Parmie 
f Orient 9 pendant s*m expidition en S/rie. Wir 
'Vrünfchten von diefer fehr intereilanten Abhandlung 
einen Auszug geben zu können, müÜen uns aber 
wegen des belchränkten Baums diefes Vergnügen 
vertagen, und können üe nur allen denen , welchen^ 
CS von Wichtigkeit ift, die Natur diefer Krankheit 
näher kennen zu lernen , zum befonderen Studium 
empfehlen. Daher hier nur einzelne Notizen. Die 
Peltbeulen ergreifen nie das Gewebe der Drüfen 
fdbft, blofs das umliegende Zellengewebe wird zer- 
ft&rt^ und nicht feiten werden hiedurch die Drüfen 
iblirt« aber' unverändert blofsgelegt. Mehrere Sol-, 
daten, welche die Peft üherftanden, litten in den 
fblgendea Jahren in der Peßjahrszeit an Aecidivent 



welche aber mit der eigentlichen Pcfi nichts gemein 
hatten. Section mehrerer an der Peft Verftorbener. 
Gangrän der Eingeweide war allgemein vorhanden. 
Zwey Drittheile der von den franz. Ärzten behandel» 
ten Peftkranken genafen. Zwey verfchiedene Krank- 
heiten herrfcben feiten zu gleicher Zeit epidemifeh, 
daher Blattern, Peft, gelbes Fieber, Scorbut zu ver^ 
fchiedenen Zeiten erfchicnen. Über dieAnfteckungs* 
fähigkeit der Peft; nur in der Höhe der Krankheit 
ift he anfteckend. Die Krankheit hat vorzugsweife 
ihren Sitz im Cerebral - und Nerven - Syftem. Mafs- 
regeln zur Verhütung der Verbreitung der Peft in 
Ägypten. -^ Befchwerden auf der Kückkehr von Sy- 
rien. Blutegel im Rachen, mit dem Trinkwaffeir 
dahin gebrachu Merkwürdig ift, d^fs fie mehrere 
Wochen fich hier aufhalten. 

Tome IL Section quatriime. Schlacht be^ 
Abouqyr mit den Türken. Abreife des GeneralrBö^ 
naparte nach Frankreich. Nicht gehaltene Conven» 
tion mit den Englandern. Schlacht bey Heliopolia 
mit den Türken. Gelbes Fieber , als Complication 
der Schufswunden. Section dnquiime. Von det 
Hepatitis. \oii der Atrophie der Hoden. Mit dem 
' Schwinden der Hoden ging alle Zeugungsfähigkeit 
verloren; dieUrfache fucht der Vf. vorzüglich in dem 
mit den narkotifchen Früchten einiger NachtfchaK 
tenarten bereiteten Dattelbrantwein. Vollkommene 
Atrophie ift unheilbar. Section sixiime. Von der 
Z^pra und Elephantia/is, Der Vf. betrachtet beide 
Krankheiten als wefentlich verfchieden. Die erfte 
hat ihren Sitz mehr im Hautfyftem , die letzte im 
Lymphfyfteme. Symptome, Behandlung beider. Die 
erfte ift anfteckend, die zweyte nicht. Section sep» 
tikme. Ermordung des Generals Kleber. Die Sy- 
philis ift fehr gelinde in Ägypten und wird leicht 
geheilt. Von der Sarcocele. Sie ift endemifch in 
den warmen Klimaten. Der Vf. verfteht unter Sar^ 
cocele eine fleifchigte unempfindliche Auftreibüng 
der äufseren Hülle der Hoden , vorzüglich des Scror 
tums und der Tunica dartos^ wöbey die Hoden felbft 
gefund bleiben. Elephantiafis und Syphilis gebeii 
Anlage dazu. Die Gefchwulft erreicht oft eine enor- 
me GröCse, bis zu 50 Kilogrammen ( loo Pfund) an 
Gew^icht. Abbildung einer lolchen Gefchwulft auf 
Taf. IX. Ahnliche Gefchwülfte an den äufseren Ge* 
fchlechutheilen der Weiber Taf. X. Die Heilung 
gefchieht durch Exftirpation der Gefchwulft mit Er- 
haltung des Hodens. Section huitierne. Überficht 
der bis dahin vorgefallenen Bleüuren. An den obe* 
ren Extremitäten entftanden leicht neue Xjelenke. 
Schnelle Heilmig der Wunden in Ägypten , der Am* 
putation ganzer Glieder in 30 Tagen, des Stein- 
Ichnitts in 14 Tagen. Merkwürdiger Fall , \vo eine 
Flintenkugel die Epiglottis wegnabm. Naeh 6 Wo- 
chen kannte der Kranke fchon wieder dicken Reis, 
in Kugelform, verfchlingen. Behandlung der firuft- 
wunden; der Bauch wunden; der Wunden der Harn- 
blafe. Ablöfung des Kopfs der Überarmröhre , des 
Schenkels im Hüftgelenke. Wtuiden durch die Waf- 
fen 4^r T^ijLxk/m mid Araber. Die Fiinteukugeln der» 



£07 



J. A. L. Z. F E B R U A R ' I 8 



•0^ 



£elben haben einen eirernen oder kupfernen Stiel von 
jZoll Länge und 2 Linien Dicke, ^velcher zuweilen 
zwey Kugeln zu einer Kettenkugel vereinigt. Die 
Jlugeln felbft find gröfser und rauh. Section neuvih- 
ftie. Bemerkungen über die verfchiedenen Einwoh- 
ner Ägyptens. Maramelucken, Türken, Araber und 
Kopten. Ausführliche Befchreibung der ägyptifchen 
Bäder. Sehr interelfant; fie verdient Nachahmung 
in Europa. Zu Tivoli bey Paris hat man fie fchon 
angelegt. Ein Haupterfodernifs ift das methodifche 
Drücken der muskulöfen Theile (massement) nach 
dem Bade. Gebräuche bey den Heirathen der Ägyp- 
tier. Über die Medicin und Chirurgie derÄgyptier. 
Die Hydrophobie findet fich vreder beyThieren noch 
Menfchen. Doch zeigt fich eine Art derfelben hej 
4en jLameelen zur Brunftzeit, deren BilTe dann oit 
tödtlich werden. Die venerifche Krankheit fcheint 
^chon zu Mofes Zeiten bekannt gewefen zu feyn. Die 
grofseren chirurgifchen Operationen find den Ärzten 
unbekannt. Die Geburtshülfe ift ganz widerfinnig. 
Drey Arten von Mumien. Wir gedenken hiebey un- 
seres Blumenbachs treftlicher Abhandlung über die 
ägyptifchen Mumien im zweyten Theile feiner Bey- 
trä'^f^ zur Naturgefckichte. Göttingen ig« i. Nach der 
Schlacht bey Aulterlitz mumifirte der Vf. den Körper 
des Obriften Morlan. Klima von Ägypten; vier Jah- 
reszeiten in Ägypten. Naturhißorifche Bemerkun- 
gen über das Kameel, die arabifchen Pferde, über 
(den Luftbehälter des Tetraodon lineatus , über den 
Palmbaum, Sycomor und Mimofa uilatica, Section 
dixihne, Schlacht mit den Engländern bey Alexan- 
drien am 21 März 1801. Bemerkungen über den 
epidemifchen Scorbut; von 3500 Kranken ftarben 
Ä72. Capitulation und Rückkehr der Armee nach 

Frankreich. 

Campagne de Boulogne, d^Ulm et d* /iusterlitz. 
Der Vf. wird Officier der Ehrenlegion. Aus der eneli- 
fchen Expedition Avird nichts. Abreife nachDeutich- 
land 1305. Übergabe von Ulm. Wenig Kranke in 
iliefem Feldzuge. Der Vf. glaubt, dafs die beftändi- 
ge Bewegung der bivouaquirenden Soldaten, um 
Holz, Nahrungsmitteln, f. w. anzufchaffen, die Wir- 
kung der NälTe und Kälte aufhebt, manche Krank- 
heiten verhütet. Schlacht bey Aufterlitz. Frieden 
ÄuPrefsburg. Befchreibung der epidemifchen Krank- 
heit zu Brunn. Sic %var ein anfteckendes Flecküe- 
ber» wie wir es feitdem in Deutfchland aus eige- 
ner Erfahrung und aus den Schriften von Hilaeur 
hrand u. A. genau kennen gelernt haben. Eva- 
cuation*dcr Kranken nach Frankreich,! wodurch 
auf der ganzen Militärftrafse gleiche Epidemieen er- 
zeugt wurden. Es folgen mehrere einzelne Abhand- 
lungen. Bemerkungen über das Aneurisma; über 
die von felbft entftehenden Urfachen der arteriellen 
Hämorrhagieen bey Verwundeten ; über die Wirkun- 
gen des rheumatifchen Übels auf das fibröfe und 
Knochen - Syftem ; über die beweglichen krankhaften 
Knorpeln in den Gelenken ; über eine Cerebralepi- 
Icpfic. Alles wichtige mit vielen Krankengefchich- 
ten belegte Abhandlungen, voii denen wir leider 
niu: di« tjb^rfchriften gebea Können« 



Memoire sur les ampntatinnx. Der Vf. discutirt 
hier die von der königl. Akademie der Chirurgie 
aufgegebene, und von Faure gelöfte Frage über die 
Amputationen von Neuem. Die Privatärzte und 
Wundärzte find fo leicht geneigt, den Militärärzten 
die Sucht nach Operationen vorzuwerfen, daher 
diefe fchon defshalb der Griinde ihres Handelns fich 
völlig bewufst feyn müllen. Die primitive Amputa- 
tion .. amputatioii primitive ) , fogleich in den erften 
24 Stunden nach der Verletzung , ift nach dem Vf, 
in folgenden Fällen noth wendig': i) Wenn ein Glied 
durch eine Kanonenkugel oder durch eine zerplatzte 
Haubitze oder Bombe ^veggerilfen ift; der kürzefte 
Verzug bring't Lebensgefahr. 2) Wenn ein durch 
Schiefspulver getriebener Körper ein Glied trifft, fo 
dafs die Knochen zermalmt , die weichen Theile 
Contundirt, zerriffen und bis in die Tiefe weggerif- 
fen find. 3) Wenn durch einen gleichen Körper viele 
weiche Theile und die vorzüglichften Gefäfse eine» 
Gliedes, z. B. des Scheokels, ohne Bruch des Kno- 
chens weggenortimen vrorden. 4) Wenn eine Kano- 
nenkugel den dicken Theil eines Gliedes trifft, den 
Knochen zerbricht, die Muskeln zerreifst, die gro- 
fseh Nerven zerftört, aber die Hauptarterie unver- 
letzt läfst. 5) Wenn eine Kanonenkugel am Ende 
ihres Laufes oder durch Abprallen ein Glied fchief 
trifft, fo dafs, ohne Trennung des Zufammenhangs 
der Haut, die unter derfelben liegenden Theile zer- 
ftört w^erden. Die matte Kugel ^virkt, da fie fich 
mich um ihre Axe dreht, wie einUad, welches über 
ein Glied rollt. Man hält diefe Erfcheinun^ oft für 
die Wirkung der Luftftreifichüffe , deren Nichtexi- 
ßenz der V£ beweift. Ein Artillerieofficier wurde 
von einer Haubitzenkugel fo getroffen, dafs der linke 
Vorderarm zerfch metter t, und die vordere Spitze lei- 
nes Huts bis an deii Haarwuchs rafirt, auch dieNafe 
gefchunden wurde: dennoch fuhr er fort zu com- 
mandiren. 6) Wenn die Gelenke der Extremitäten zer- 
fchmettert find. 7) Wenn eine Kugel oder ein Bom- 
ben-Stück, indem es durch den dicken Theil eines 
Gliedes fährt, eine grofse Oberfläche des Knochens, 
ohne diefen zu zerbrechen, blofsgelegt hat. 8) Wenn 
ein Ginglymus, 2. B. das Ellenbogen oder Kniege- 
lenk, durch ein fchneidendes Inltrument in einer 
grofseii Ausbreitung und mit Blutergufs in der Ge- 
lt nkhöhle geöffnet iß. Befchreibung der Operation. 
Der Vf. zieht den Cirkelfchnitt der Amputation mit 
Fleifchlappen vor, heilt aber die Wunde durch Ei- 
terung. Die confecutive Amputation niufs gefche- 
hen; 1) wenn die Abfterbung fich nicht befchränkt; 
fl) ^venn Convulfionen des verletzten Gliedes entfte- 
hen; 3) bey Fehlern der Eiterung; 4) bey fchlechttr 
Befchaffenheit des amputirten Stumpfe«. Endlich 
führt der Vf. noch 10 Fälle an, in welchen man ver- 
fuchen mufs, das Glied zu erhalten, obgleich die 
Amputation indicirt zu feyn fcheint. — Möchten 
doch alle Militärchirurgen diefe Abhandlung, gegen 
deren Trefflichkeit nichts Erhebliches einsuwendea 
ift^ mit Verl^land ftudiren ! 

iPer B^fchlufs Jolgt im nä€hßm StückeO 



109 



S E N A I 



GH E 



«(• 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



m ■■ ! 



m^m^minimm 



FEBRUAR t8*3> 



in E Die J N. 

Paris , b. Smith u. Buitt on : Mimoires de Chirur- 
gie miUtaire^ et Campagnes de D, J, Larrey etc. 

( Befchlafs der im vorigen Stück abgebrochenen Recenfion. ) 

J- am. IIL Cnmrafines de Saxe et de Prufse. Sc* 
ction einiger in Berlin am Koblendampf erftickter 
Soldaten. Campagne de Pologne. Eine Damafcencr- 
Winge der Kofaken, welche letzteren der Vf. mit den 
Mammelncken vergleicht, hieb einen ganzen Oberarm 
bis auf einige FlechCen ab, dennoch wurde der Arm 
nach £xftirpirung des Kopfs der Oberarmröhre er- 
halten. Schlacht bey Eylau. Das reaumurfchb Ther- 
mometer ftand auf r- 14 Grad. Cetie hataiUejut la 
plus terrlble qu^on eüt sans doute jamais vue. Meh- 
rere TauCend der Blefürten n^ufsten in abgedeckten 
Scheuren auf mit Schnee bedecktem Mifte verbun- 
den werden. Die Inftrumente fielen den Operiren- 
den wegen der Kälte aus den Händen. Mimoire siir 
la gojigrgne siehe eau ^ie,par le froid , ou gangrine 
ie eongeiation. Nicht die Kälte, fondern die plötz- 
liche Einwirkung der Wärme nach grofser Kälte ift 
die Urfache des Erfrierens der Glieder. Brandbla- 
fen, wahrfcheinlich nach dem Genude des Fleifches 
von an der Viehfeuche geworbenen Thieren. Gefecht 
bey Htilsberg. Schlacht bey Friedland, Frieden zu 
Tilfit. Der ßernßein , glaubt der Vf. , entßebt aus 
den grofsen Maifen Honig nnd Wachs « welche fich 
in den grofsen Stämmen der unermefslichen Wälder 
finden, und ^velche, ins Meer gefchwemmt, fich da- 
felbß eigenthümlich verw^andeln. Zurückkehr des 
Vfs. über Wittenberg, Leipzig, Jena und Hannover. 
Zu Jena erhielt der Vf. das Doctordiplom. Wir fin- 
den hier einen , den wahrheitsliebenden Charak- 
ter deffelben entftellenden Schreibfehler, den wir 
Tninfchten nicht bemerkt zu haben. Von den Wor- 
ten S. 98: aprhs qiie feus suhi les examens usitSs et 
soutenu ma thise^ des lettres de docteur me furent 
Mivrees^ muffen nämlich die Worte: Jpris bis 
thhse geftrichen werden. 

Mimoire sur la Plique* Der Vf. betrachtet den 
•Wcichfelzopf nicht als eine eigen thümliche Krank- 
beil; fie fey eine Syphilis oderfkrophulöfeAfiectiön, 
aus Afien durch die Sarmaten nach Europa gebracht, 
^eren Symptome durch die Veränderung des Kli- 
Jna*» und des Kegimens verändert find. Die weni- 
ge Sorgfalt für die Haare, Unreinlichkeit , verhin- 
derte Ausdünftung bringt dann die Verwirrung der 
Haare zu Wege, auf ähnliche Weife, wie man fie 
bey Schafen u. f. w« findet« Wurzel und Spitze der 

/• d. L. Z. 1813. Erßer Band. 



.Haare find, nach des Vfs. angeftellten Unterfuchun- 
gen, im Weichfeizopfe immer gefund; man kaha 
.daher den Zopf abfchneiden, wenn man nur nach- 
her Erkältung der feiner Bedeckung beraubten Ober- 
fläche des Kopfe verhütet. Der Vf. machte mehrere- 
male den Verluch mit Erfolg. Der Wcichfelzopf ift 
«daher keine Krife einer anderen Krankheit, und 
ift durchaus nicht anfteckend. (Nur wiederholte, an 
Ort und Stelle gemachte , und mit den Eigenthüm- 
lichkeiten des Landes in Beziehung gefetzte Erfah- 
rung können über die Richtigkeit die(er Theorie 
ßnticheiden.) 

Premiire campagne d^Espagne. Aufruhr in Ma- 
drid. JDe la Oatigrine traumatique ou d^ternünSe 
par une cause vulne ante. Eine lefenswerthe Ab- 
handlung , YOXi der wir uns einen Auszug verfagen 
muffen. Mimoire sur la colique de Madrid. Hef- 
tiger Schmerz der Eingeweide, hartnäckige Verfto- 
pfung, ftetes Erbrechen , welches zuletzt Blut aus- 
leert, find die allgemeinen Symptome. Die der Ent- 
zündung mangeln gänzlich , fo wie die Zeichen der- 
selben bey der Section. Sie zeigte fich nur in Ma- 
drid. Metallifche Subftanzen find nicht die^ Urfa- 
che derfelben. Sie liegt nach dem Vf. vielmehr in 
den klimatifchen Verhältniffen von Madrid, und 
in den Nahrungsmitteln. Ausleerende, diaphore- 
tifche und bittere Mittel bewirkten am ficherften 
die Heilung. Memoire sur une ßhvre maligne par* 
tieuliire. Es war eine Art febris nervofa /iupida\ 
wir möchten lieber Tagen, eine Vergiftung durch 
narkötifcbe Subftanzen, w^elche die Menfchen oft iri 
wenigen Stunden tödtete. ' Sie entfiand nämlich 
durch mit narkptifchcn Mitteln verfälfchte W^eine, 
doch will der Vf. keine boshafte Verfalfchung zuge- 
ftehen, da alle Einwohner Madrids von diefen Weinen 
trinken , aber in geringer Menge , mit Waffer ver- 
mifcht, und die Wirkung deffelben durch den häufig 
gen Gebrauch der Cigarros aufheben. Piment und 
Kirfchlorbeeren folleil die zur Verfälfchungd ienen* 
den Mittel feyn. Ein Soldat ßarb , nachdem er ein 
halb Quartier Wein getrunken hatte, ein anderer 
nach einigen Gläfern Wein. Man machte einen Ex- 
tract von diefen Weinen , und i Scrupel deffelben 
reichte hin, um eine Katze zu tödten. Ähnliche 
Wirkung erregte eine halbe Drachme Aconitextract 
bey einem Hunde. Merkwürdige Heilung des Her- 
zogs von Montebello. bey einem Sturz mit dem 
Pferde ^uf einem mit Glatteis bedeckten Wege, wur- 
den durch das auf ihn fallende Pferd Bruft und Un- 
terleib fo fehr gequetfcht, dafs weni^ Hoffnung vor- 
handen war» uad Alle Symptome einen unglückli- 

27 



IKlfArSCHE ALL6. tITERTUR - ZEtTüNO. 



chen Amgaf^ vei*«nd«ien. Einer bey den Es^ 
«imatan» gemachten Erfahrnn^ folgend, lier« der 
\f. den Kranken in d« -vrarme rancfiende Fell eine* 
ilurcb «inen Schlug betäubten, dann lebendig ge* 
fcbundenen grofsen Hammels einwickeln, nachdem, 
vorher der giinze Körper des Kranken mit beifsem. 
Chamilleii- niul Caniphor-Ül eingerieben war. Es 
entdand etil fcbmerzhaftet Jüchen auf dem gahzen 
lew kritifcbe- 
int£ der Mar- 
rde folg«i. 
uf den Gebir- 
Qlber am c^ 
r. Zwey Sol- 
n fammt der 
t. Im öefol- 
rocknung der 
Gliedes, und 
es. Einfcliif- 
n den englL- 
fcben-Kriegsgefangene» wurde der Vf. mii dem La- 
sar etbfieber angeleckt. 

Campagiie tf/iutriehe. Wir können von diefent 
wichtigen Abfcbnict nur eine kurze Infaaltsanzeige 

fsben. Schlacht bcy Efslingen am 22 May ifjng. 
leffur und Tod de» Herzogs von Montebello. Diia 
linke Knie wurde durch eine Kanonenkugel zer- 
i'chmettert, und der rechte Schenksl von derfelbea 
Kugel zerfleifcht. Die Ampulation uütztenicbtii man 
' ii«f vergeblich froMÄ von Wien zuHülfe. Der Kranke 
ftarb am gTage pachder Schlaclit, Auf Lobau erhiel- 
ten die Kranken Bouillon von Pferdefleifch mit Ka- 
OOnenpnlver eefiilzeii. Die Bleffirten lagen 3 Tage 
ph^ae Obdach in der brennenden Hilze und im Stau- 
be unter Geßräucheu. Tetanus der Verwunde- 
ten. Waren die Nerven der Vorderfeite des Körper» 
Tcrietzi: fo entAand Eni/iro/ihotonut } Wenn die der 
Hinterfeite: Opifihotonusi ging die Wunde durch: fo 
ccigte ücb Tetanut. Bey einem folchen Kranken, den 
nun mit Gewalt ins Bad brachte, zerrifs beym dritten 
Bade der ^Jujcalus reetus abdominis in feiner ganzen 
t>icke. Aufzählung mehrerer fehr feltener filelluren. 
pchlacht bey Wagiara. Der Tetanu« entlieht vor- 
füglicfar 1) wenn bey Amputationen die Nerven in 
ier Ligatur der Arterien begriffen werden; 9) wenn 
die Nerven zur Zeit des Abfallens der Kniften dem 
^inÄuf* kalter und feuchter Luft ausgeTetzt find; 
J) wenn die Nerven zu feile Verbinilmiffen mft den 
entfprecheijden Puncten der Narbe eingehen; 4} 
■yrenn die Gelenke der Knochen zeri'chmectert wer- 
den, oder fremde Körper die fenliblen Thefle de» 
verletzten Gliedes reiben. Im erften Falle ift Löfung 
der Ligatur das belle Mittel; im zweyten eitererre- 
gendcEpifpaftica, Ca nth ariden p ul ver ; Im dritten 
^uteridren der ganzen Wunde mit dem glühenden 
Eifen^ im vierten Amputation. Es folgen mehrere 
intereHante Beyfpiele. Tetanus im hUcbften Grade 
i^^nirde durch da» Cauterißrcn enorm grofser Wund- 
fiitchcn, z. il. de« halben Rückens, unglaublich fchncll 
gebetU; Diefe heidifcbe glücMicbe Bebandlungsut 



verdient die. grSfste Aufmerkfamltefc, Ih. Wie wir 
früher fahcn, in Ägypten £aft alle vom Tetanus cr- 
grilfene Kranke ftarben. Wir übergehen mehrere 
ausführliche und interelTant befchriebene BlefTu- 
len, um noch einige Worte über einige diefem 
Abfcbiritt angehangle Abhandlungen zu Tagen. 

jljJinoiro sur Cllydrocile, — saivi Ja quelques 
rdetioiii sur /• o/iration de laßstvle ä V onus. Alle 
bisher bekannten fieliandlnngsarten der Hydrocele, 
felbft die heilere vcrmhcelft Injectionen geiftiger 
SubHanzen, genügten dem Vf. nicht, da auch bcy 
der letzten leicht gefthrliche Zufälle der Hei- 
zung entftehcn. Er dachte daher darauf, vermitteln 
Einbriu^ung einer elallifchen Sonde durch die Ca- 
nüle dos Trois - qiiarts , der Flüfligkeit einen Aut- 
gang zu verrcbsft'en , und nach Witlkühr die Tutiiea 
vaginalis zu reizen, niid machte hicmit iQio einen 
glücklichen Verfuch. Bis ii» Oct. »9.1 1 wurd«n\hier- 
auf 33 Militärkranke mittulll diefer Methode radical 
und in fehr kurzer Z<it geheilt, daher der Vf. diefem 
Verfahnin den Vorzug von den bisher angewendeten 
giebt. Man bedient fieh htezn eine» kleinen Troi^ 
qnarts zum Bauchßicb, um eine hinlSnglicb grof>e 
Sonde einbringen zu können, und tticht ihn in 
den tiefften Theil der Gefchwulft ein. Iß die 
Flüfügkeit ausgeleert; fo bringt man durch die 
Röhr« de» Trois - quarts einen Theil i-iiier etwa 
3| Zo>l (9 Ceiitn.itre.\) langen, an ihrem En- 
de mehrmals durchbohrten Sonde von eluftilchem 
Gummi ein', w^elche man, nachdem man tlie Höhre 
lierausgezoeen,. mit einem dicht anliegeiidin Ver- 
bände befettigt. Es entßeht wenig Schmerz; in den 
erlien i2 Stunden läuft die FiülTigkeit aus, es folgt 
eine leichte Entzündung, welche die Heilung be- 
wirkt. Die Sonde wird dann 'herausgezogen, und 
die Behandlung ift ohne An^vendung irgend eines 
anderen topifchen Mittels gefchlolli n. Diefe Behand- 
lungsart fcheint Nachahmung zn verdienen. Obter- 
vation sur une tumeur aijueiiie des tounts, Hottet 
relative ä texstir/tation des tettieutes, niceisite» imT 
ie squirrhe ou le eaneer de ees or^aiies. PLiies eottk- 
pliquics du bas- venire, äiimoire sur l*s eR'ets de 
l'opiratioa de lemfiyime. 

Wir [chli.ifsen diefe~Receüßon mit dem Wnn- 
fche, dafi es dem Vf. gefallen möge, uns bald mit 
den Hefnl taten feiner gegenwärtigen Campagnci 
velcbe im Voraus bedeUeiide Er^vartungcu erregen, 
bekannt zu machen, und indem wir eine kurze 
Anzeige der deutfchen Überfetzitng dicfea Weckes fol^ 
gen lalfen. 

LEirzio, b. Engelmann: T. Z). Larrey's, erßea 
Wundarztes der h. k. franzöhfchen Garde, Reicfaa> 
baron, Commandant der Ehrenlegion, Ritter 
der eifernen Krone, Generali nl'pector des Gefun<^ 
heitsdienf^es der franzöhrchen Armeen u. f. w>* 
^ledieinijeh- ehirurgijche Denkmürdiikeiteit aus 
feine» telilzügen. Für deutfche Ärzte nud 
Wundärzte aus dem FranzÖüfcben überletzt und 
uhAomerhungea begleitet vou<lenVec£aJIcrde>' 



itS 



r E B K ü A R 1 8 i 3. 



S14 



RecepCa tti«I C«nirt«n db? bellen Ärzte jed^r 
Zeit. Mit (0) Kupfern. igiS. XU u- 6^4 S^ 
gr. 8- ( 5 Hlhlr. 10 gr; ) - 

Den leidigen Forferungcn der framer xnelir Er- 
f^amiigen gtbietencten Zeit entfprechend ^ hat der 
tberretzer, liiit WeglalTung der topographifchen Be- 
merknn^en, Erzählungen von Gefechten und aller 
der EreigniiTe^ welchen der Vf. bcywehute, nur 
das eigentliche Medicinifche und Chirurgifche wie- 
dergegeben, und dadi^rch das 3 Bände ftarke Origi- 
nal in einen Band zufammengedrängl. Auch von 
den II Kupfertafeln find nur die 9, 10 u. iitc auf 
s Tafeln copirt, wobey wir ungern die Abbildung 
der inneren Einrichtung der fliegenden Hofpf täler vcr- 
miflen, die ftattder minder intereJOfanten Abbildungen 
derSarcocele, der Knorpel in den Gelei^khöhlen u. f. w,. 
hätte gegeben werden Collen. Da die Überfetzune 
hiedurch wohlfeiler als das Original geworden, und 
lifo leichter anzufchaften ift : fo können wir im All- 
gemeinen diefe Behandlung nicht tadeln , obgleich 
nun , da fo manche in dem Original enthaltene na* 
tnrhiRorifche,^ ftatiftifche und andere Bemerkungen 
wegfallen ♦* die Uberfetzung nur noch für den ge- 
wöbulicben Arzt und Wundarzt Intereile^ und im 
Vergleich mit dem Originale geringeren Wertk als- 
jenes hat. Es ift eine nicderfchlagende, fo oft fich 
darbietende Bemerkung, dafs es mit dem Zußand)e 
det deutfchen Literatur dahin gekommen ift,. dafs 
man aus Ökonomie nur für das. unmittelbar Prakti- 
fche noci. Sinn hat, und dafs allmählich alle entfern- 
teren licziebungen de r Dinge unter einander weni- 
ger bt^achlct, und als uuniitz viTiiachlaüigt werden. 
£s dient zur Erklärung manciit r Eigenthümlichkei* 
ten der KranKheiten,. die Localveriiältuillc der Län- 
der und Menfchcn,. uo üe lieh zeigten, zu kennen, 
daher Larreys nitifrhiftorifche und ftatiftifche He- 
uerkungen niciit fo werthlos find , als es auf den 
erften blick fchfinen möchte, und unfere Lands- 
leute in diefer l) berfetzuitg nur unvollkoimnen die 
in dem Originale enthaltenen Kefulute erbalten. 
Und foll denn der Arzt und Wundarzt nicl^t auch 
Intereffe finden an den feiner Kunft fcheinbar ent- 
fernter liegenden VerhältnillVn? Soll er denn blofs 
(choeiden und curireu , ohne in gröfserem Sinne zu 
leben, und die Begebenht^ten um fich zu beach- 
ten, ztt erkennen, zu würdigen? Die vorliegende 
Art der Bv-handlung eines ausländifchen Originals 
£eigt, auf welchem kleinlichen und befchränkten 
Standpisncte der Uberfetzer die deutfche Medicin, 
wohl nicht mit Unrecht, wenn man fie im Allge- 
meinen betrachtet, genommen bat. Die Über- 
feUuHg felbft ift iliefsend , bis auf einige kleine Un- 
richtigkeiten getreu; der Anmerkungen des Über- 
fetaers find nur wenige y unbedeutende, oft ganz 
tibcrflüAige. Druck und Papier find der Über- 
letamng angemelTen. jQL 

QuEHLiNBoRGf b. Emft: Dsr neu» Hausarzt^ 
oder mcdicinijches Uüljsbuch bsy den gewöhn" 



liehen KrarAheitgn und Vh^Iüc/LffäUcn.^ Vbiy 
einem Sachverftändigen herausgegeben. 1^1 Q. 

Wir halten et für uirfer« Pflicht, das nicht Iraf- 
liehe Poblictmd zu -warnen,, in diefem Buche, fey 
es auch zur Zeit der Noth, Hülfe und Rath zu fa- 
chen,, denn es iflr beffer, fich dem Spiele de« Zu- 
falles zu üherlaffen , als Krankheiten nach derglei- 
chen unvollftändigen Befchreibungen erkennen, und 
nach folchen fchädlichen und^unficheren ärztlichen 
Vorfchriften heilen zu wollen. Wie w^eit die Vn- 
w^iffenheit diefes^ vermeintlich faehver/ländigen Ver- 
falTers gehe, zeigt fchon die Einleitung, wo üb^r 
Krankheit, Krankheitsurfache , Symptome u . f . VK» 
ganz nach brownifchem Zufchnitte raifonnirC und 
unter anderem auch gefagt wird, die Krahkheitsan- 
)age, die in erhöhter Reizbarkeit ihren Grund babe^ 
heifse fthenift:he, und diejenige von gefcfawttchter 
Reizbarkeit afthenifche Anlage,, da e» fich doch 
nach Browns Sinne gerade umgekehrt verhält. Ferner 
"werden gegen Gelbiucfat neug«bomer Rinder Bäder 
mit aromatifdien Kräutern, Wein oder Brantwein» 
gegen Schwämmchen hofmannjcker Liquor ^ g^g^>^ 
Augenentzündung kleiner Kinder 4 Loth Decoct. 
malvae mit 6 Granen wcifsen f^itriol^ innerlich 
ftarker (!) Fenchel thee mit einigen Tropfen iuquor. 
anod. min. Hofm. ; gegen häufiges Milehbrechen 
der Säuglinge , welches immer ein krankhafter Zu- 
fiand fayn fo41, Fenchel- und Baldrian- Aufgufs , alle 
s Stunden zu 5 Theelötttjln mit 2 — 3 Tropfen Lir 

Jmor anad..; gegen Säure Infuf. von Had, vater^ 
yL C ort* falle, aä 5) rad* liquir. 7^]i Jen, anis, jj 
4qiu fönt, jiv alle Stunden zu fl Theelöfteln '^ gegen ' 
Hartleibigkeit und Verftopfung bittere Extracte mit 
Wein; gegen Gicfht Braunkohlenöl (der Vf. ift 
wahrfcheinlich auf irgend eine Weife mit Hn. JLu- 
eas zu Wetlin, dem PanegyriXten und Verkäufer 
djefes Mittels, verwandt ? ) empfohlen. Auch lef- 
nen wir hier, was denn eigentlich Hüften fey. 
•Hüften ift nämlich , nach des Vfs. eigenen Worten, 
ein afthenifcher ZuÄand mit mehr oder minder hef- 
tigem Hüften. (!!) Krampf ift derjenige Zuftand , 
der Schwäche, wobey eine fchmerzhaf te , mehr 
oder weniger lange anhaltende, fteife Zutammen^ie- 
hung der Muskeln entweder liur in einzelnen, oder' 
in mehreren oder in allen Sinnesorganen Statt fin- 
det. Gegen Wechfelfieber wird Arfenik zwar nicht 
empfohlen, aber doch eine, und zwar äufserft ge* 
fährlichc Vorfchrift zu deffeu Gebrauch gegeben* 
t)ie Krätze ficht der Vf. als eine blofs örtliche Krank- 
heit an f die auch nur mit äufserlicben Mitteln^ 
als Schwefelfalb«n , ohne oder mit ßJercur. praee. 
rub.f oder mit WafchwaÜern aus Jklerc fubl. corrof. 
behandelt werden müITe. Bcy örtlichen Entzün* 
düngen wird ohne Unterfchied der Gebrauch kalter 
Umfchläge von WaiTer, in der Folge von Wein- 
geift mit Campher, oder von verdünntem Bley waf- 
fer angerathen. Beynahe in allen Krankheiten fpielt 
Opium die Hauptrolle j^ und ^war oft in ^rofsen 



Bl5 



J. A. L. Z. F it B R U A R i Ö » 5- 



^•1« 



^aben, und ohne clafs auf die rchädlichen Wirkun- 
gen deffelben hingewieren wäre. Doch genug vpu 
einem Machwerke, das kaum der Rede werth ifl. 
Man fängt bereit» in allen gut organifirien Staaten 
an, der PfuFcherey kräftig entgegen zu arbeiten; 
follte man es nicht endlich auch einmal der Mühe 
-weith halten , dergleichen, dem nienfchlichen Ge- 



fchlechte nicht weniger nachtfieifige Buclier BuTtet 
Cours zu bringen 1 

Schreibfehler alsr Liquere; '■atkarralif k'; kon* 
vulßßfch; erzeist ß. erzeugt; leidende Cfmje/Uäge 
ft. Unirdilägc, welche man Kideii kann; feftwUris» 
Augen fiatt fch.wärcnde u, f. f., finden üch ebeu f« 
häutig als Druckfehler. Hbm. , 



K L £ I M £ S 

MiDicin. Laailthut, b. TfaoTTiaiiii i Ühtr dia fympti- 

ihetifch) PT-lrkung J«r ümge. • Eine rn.Hg<iral«ufgi<hB bey 

ErUneung J'r med, Doclorwilrdit auf dej- Ludiv, Miximi- 

lüiil - Univerfität 7.11 Landsluit von Jofrph Lätr. 1K09. 

fto S. 1. (i4 EV) Wii- wilrdrii von diefcr, an ficli itnbedeii- 

tti.Je.. Sci^l! fehweTlicl. Notit genomm«. haben , wenn fie 

«n» iiiclit, al» ein merk würdige» Bryrpiel von d«in feiifam- 

.-flen Schwanken Ewifclieu hohem Sinn iind tiefem Uufino, 

"in wäre. Eine liigellofe, aber weit 

hat die geifiieich-n Ausfprilche einfi 

Phiiofoplien iu WaUnwitr verkehrt, 

uoft, ßA r.lbfl mibewurit, xlaä. für 

Wunder rmhillU und Ahndungen der 

cken I^rii: fo rdiininien inch iu die- 

iiienvaitct ati» einem Gewebe der Wt- 

erlichften Combinniionen ein fiberra- 

rchend.r Lichtblick, der iiu» mit dem Vf. verföhiil, indem 

-dierer darin, filr uns, itutereelic 

Die Idee einer durch das gauie Uiiivcrfum hindnrcti 
»heitden, ftcLiecn Aciion, in welcher der höchAe Ur- 
grund dei 5eyni (Ich in feiner Thütjgkeit oIFenbaret , und 
hjuwiedenim durch da* ftufenweis mehr liervortretende 
Streben der b^fondereii Dinpe lu ein.r niieodlichen Extcn- 
fllüt ihrer ThitigKtit leprafeiitirt wird, liegt der Rede, all 
Thema , zum Grunde , und gewif» itlixäe ein Verfuch , die- 
fen Gegenftsnd mit dem wurdevollen Sclunuck der Rede 
IU verhenlicheii und «1 beleben, imfero -volle Achtung 
verdieiieii , wenn nnr nicht mit dem unverzeiliüclillen 
Xeichrlii-iic dasHiichfte mit dem Niedrigllen . Wardigei und 
■Unwdrdiges, Wah.:e5 urdF;ilrclies. in ermüdender Redfe- 
'ligkeit bi) zur Ununierfchoidbai keit vermengt, und das 
wahre, innere, reli<;iorD Princip, daizuletEt, all Geilt des 
Ganten, liltte ficht bar werden milOeu , in der modemfien 
rrtimnipley ertränkt wlre. Nii-^rntl* iriit daher ancli ein 
durchdachter Plan hervor , und wir Ttnd defslialb anrjer Stand, 
den eigentlichen Ideengang des Vfa.nahe» aningeben, Ualier 
-verweifen wir, um em grüfseres Beyfpiel zu geben, auf 
die Darflellnng der Mctalluit, ihrer Bedeutung und hühereu 
B. lirbung Eum Organi^mui, wo, befondErs von Seiten des 
Tibings und Tont noch der gute Beßandlheil (lb< 
(S, 87 fqq.); ■" Probe aber des i 
chenden, büfen und wilden Prjncip» ..c.i.i,.. t.. , ..... ...^..^ 

'eben die rchliminßen Stellen zu wählen, die Anordnung 
der Organe des menrdiHcheu Leibes nach der Idee des Pia- 
retenfvltems," von S. 45 bis 53. ""«I die darauf folgende, 
fchtin froher von Anderen wieder in Anregung gebrachte My- 
'fiik der Zahlen. — Bemerkt zu werden verdient nocli die 
f^hfameVerwechihinfj der höheren Empfänglichkeit der Re- 
prodiictions - Organe im Schlafe, und in gi'wilTen Krankheiti. 
infMuden, fi1r die Einwirkungen drr Aufsenwelt, mit einer 
poliliven follkommfnheU der organifdieu Function , woraus 
drnn unmittelbar eine Apotheore der KrünUichknt, und eine 
• kraftlof« Veihenlichune dos Todes -ProcelTes, der i'lbrij.ns 
' im Ganr^n hier nicht öLel aufgefafst ift , hervorgeht. Ober 
den Schlaf wird pit geredet. — Was foll aber das beifsen: 
„Vide an heftiger Pelt, an Fauliieber , an Apoplrxio, an un- 
Keheiiren Wunden, an Veiblutung und in BUuern erblimtet 
.li'ßo'heHe lind alle gefund, filfch, und ßark an Ki.lfreu, 
\vio mvor, ganz geheilt, ohne Lähmung, ohne Verlegung, 
ohne BHudlieit u. f. w. leiedej- «ricarAl" (?) Gefchah dns in 
diefer oder in jener Welt? — Nim noch, zum SchlnlTe, die 
ScÜufsrede au das hoffnungsvolle Auditorium des VU. „Ba- 
. det Euck in den Flammen At» Todes , dafl Ihr rein bleibt 
von d«a SündUl 4ie(er Zelt. Badet Euch iu den FlamVen 



C H K I F T E N. 
dia Lebens , dafs ihr lauter werdet fnr das Licht dei GeiAeil 
Badet Euch iu den Flammen der Liebe, dafs die Kraft des 
Herrn liber Euch komme , dafs die Ffilfe feiner Liebe Eitdi 
jtbeiflierse, dafs der Tempel Gottes lieh erhebe in Euch, im 
alten himmlifchen Glanre der Magie die Natur üch tmeite, 
dafs das Element Euch erkenne, MetaU und Gcftirti, Pauus 
und Geihier niil Euch rede , dafs die WalTer Euch folg^ 
aus den Tiefen, und dieLilfteBuch umwehen, wie Schwui> 

{cn der Geißcr, und die Sterne Euch veikilndeo ^ie Zu- 
unft! Badet Euch in den|Fianintrn ewiger Liebe, auf dafidia 
Geiller Euch di, neu im Namen de) Geiftes I — Ich gi Af'eEucli I" 
» Uas ifi dodi wahiHcli ein fchlimmes Zeichen der Zeit; 
dafs nun auch die H.ilkuade in den grofien Verdauutigs> 

Srocefa mit aufgenommen, und mit Gewall g.zwungen wer. 
en foll, Wunder zu ihuu > Kaum hat der Hauch der phit». 
fophircnden Vernunft gewlITe mylüfclie Tiefen unfere* We- 
fens und der Welt berübrl , — u.d fchou Aürten Amulile, 
Talismane, Lucas<Zeitel, gute und bfife Tage, Alraunen, Bt- 
rufungeu und alle ConßelUtioai-n des Himmels auf uns hti> 
ab, dl« arme Vernunft in erdißcltcn. Mfigcn doch »ufers 
JtingUiige Kilnftie wieder angrlialten Werden , Uuiiü/ch lu 
reden, und Ut^«ijcht UilTertationen zu fchreiben ! Caan 
dilrfen wir hoffen, dafs, wo nicht derGeift der ernfien, verr 
Iläniiigeii Sprache, doch w-^nigllcns das eigene Unveiroöm 
ieuev, Qe zu folchein Zwecke zu bändigen , uns vor ihulichen 
Vifionea des plülofophifciieu Sornuambuiümus bewahren 
weide, — • • », 



lehr hervorbre- 



Halle, b. llemmerd« u. ßchwfifchke! De i 



s reb. 



ramm univeifitate HalcnQ obiMindnm fciipfit C Adolphu 
'Friä. NoUr, iheiapiae Prof. pnbl. ord. 1810. *"i S. .%. {10 er.) 
Wal den rahmlicli bekannten Vf. diefer Abhandlung hanpl- 
fdchlich befchJftigt, üi die kritifph philofopfaifche PidfiiKg 
der Leitungaprii>cipien des Verffandes , bev dem ERiwnif* 
einer medicinifchen Theorie. Nachdem Hr. A'. das Beuilrf- 
Aifs eiuei Princip^s von der erwähnten Ait dargitban, und 
fich Aber deffen Veihlltnifi au drr eieentlichen mediciui- 
rchso Erkenutnifs , fo wie Tiber das Uuilatthafte der bishtt 
von deu mediciiiifchen Thi'Oriceu befolgten Principien vti- 
br.-iteC hnt; fo wtndrt er fich in dem mii gegenwärtigim 
Zeitalter etwas co.ilr.iHii-eiidcn Gtifte der in Veigerreiiheit 
gcrathi-nen kantifchi-n Schule ,■ au die MnllcrniiK und Pro- 
hing derjenigen allgemeinen VerHandetfoiniin , tUe einfi un- 
ter dem Nanien dti Kategorieen au drr Tageioidnu< e waren : 
wo er ficii zu bcwcifgu bemilht, dafs auf^er tiintu, in 
Schult Eenomnienen Piincipe der Wechftlwirkni g (r^latio 
mNCuu) in der Reihe jener Bategoricen kriue drn von fiithtm 
Lehrgebluden an ßeg. machten Foderungen Grnrige trinete, 
ui'd ihrer N..tur nach blfieti könnt.?. EinBeweis, 3er jedoch 
keine fclir ftreiige Kritik aushalten dflifie. So gern übii- 
gens Rec. bej^ Erhebung der Wichtigkeit jenes PiincipES in 
der Condniclion n.iferer auf Allgemeingniltgkeit Anipmch 
maülieuden Erfabrungserkenntnifle die IMtinUng dei Vis. nn- 
tei fclireibt : fo wenig miichte ev ihm darin beyitimm. ii , daft 
mit iei.em PrLncip einzig und alltin , und ohne Beyhlilfe 
der Verfiandesregulatlven , als den Piiucipieu odir Kaiego- 
rieen der Quantitär, der Qualität ni.d der IModaliiät, in ir< 
geiid einem theoreilfch-medicinirchen Entwürfe aaizukom- 
inen fey, um fo mehr, »Is das Princip der Wechrelwiikung, 
ilrenge gepr^lft, nur als tiefe*« Potenz anderer höbetw 
Verftandcsprineipien betrachtet werden kaoih &ip. 



Äi7 



i -E NA 



CHE 



•18 



ALLGEMEINE LITERÄTüR-ZElTüNG 



f £ B R U A ft 18 1 3» 



«I 



Salzburg, in der majrirchjen Bucbh. : Verjuch 
bitter iviJjfenJcäafUicnen JJarJlMmig der aUge» 
meinen praktifchrn Philojopkie und des Natur* 
recftts^ nich den GranJj ätzen der ahfoluten 
Jdeuti tat f! ehre für akaaemifche yorlejuugeti. 
Von Ignaz Thaniter^ köuigl. oaier. wirlu. jgeiftL 
Rath u> Prot iQiu XVI u. 156 S. gr. 8- 

Aucfh unter dem tefonderen Titel; 
LAr- und Hand- Buch der praktijchen Pkitofe* 
phic Für ahn dem* f^orlejtmgen, i Theil. All* 
gemeuie praktifchß Phtlojophie und Natur* 
recht, i^t &^i 

Ilec ill liein Gegner der alifoluten Identitätslehre, 
£0 lauge er lieh blofs Jm fpeculativcn und theoreti- 
fchen Felde frej bewegt. Er läfst jedem Verruche, 
dai Verhältnifs und den Zufammenbang des Abfolu* 
teu mit alleni Bedingten, des Unendlichen mit dem 
Endlichen, ^es Lwigen mit dem Zeitlichen, des 
Cnverändcrlicben mit .dem Veränderlichen in der 
Erfcheüiung unter menfchliche ßegriÖe und Spra- 
iHie ^u bringen , Gerechtigkeit wiederfahren — der 
deat. ^bfoliiten Linheit, wo aller ünnliche Schein 
für blofse TäuCcbuug kühn genug erklärt wird — 
der Linheit eines Jordano Bruno — der ahfoluten 
Einheit der SubAanz eines Spinoza , der alles Ände- 
re als Modificationen jener einzigen Subßanz be- 
trachtet — und allen .\rten des modernen modiäcirten 
Spinozisjnus , wohin auch die abfolute Identitäts- 
lehre ohne Widerrede gehört — ob er gleich fiir fei- 
ne Perfoix m priori überzeugt zu feyn glaubt, dafs 
^ir durch alle Speculation , he werde noch fo oft 
verfucht, nie jenes Verhältnifs ergründen, oder tXn- 
ter menfchliche Begriffe und Ausdruck bringen wer- 
den^ Haben uns die Ausblitzungen , Pulgurationen 
der Ncuplatoniker, und der Monaden eines Leibnitz, 
die Moxlificationen eines Spinoza , die Manifeßatio- 
nen, OffenbarungiCn , Darßellungen , Äufserungen 
des Abfoluten in unendlich mannichfaltigen , und 
unaufhörlich wech feinden Forn\en in der Erfchei- 
nung — in Raum und Zeit u. f, w., auch nur um ei- 
nen Schritt weiter gebracht, und ein helleres Licht 
gewährt? Df^nn was lind diefe Fonnen? Sub- 
Itanzen , die von der einzigen abfoluten unterfcbic- 
den find — oder w^echfelndc Accid^nzien des Ein- 
sigen Abfoluten? Yvonnen überhaupt die Begriffe 
und Benennungen von Stibßans und Accidenz hier 
inge wendet werden? öder: £nd wir denn fchon 
mit unferen Begriffen von Subßans und Accideoa 

h d. lä. Z. 18 iS« £rßer JBand^ 



ins Reine ?^ Und fijod jene Darßellungen in unend- 
lich mannichfalligen Formen ein beliebiges Spi^l 
des Abfoluten, in welchem diefes lieh felbß gefällt, 
oder lind fie abfolut noth wendig? Vcrmuthlich dis^ 
Letzte. Noch eine Frage.: lil das Abfolute die un- 
mittelbare Quelle aller Erfcheinun^gen in Kaum und 
Zeit? oder gieht es noch ein, wir wilTen nicht wel- 
ches , Mittelglied oder Mittelglieder zwifchen dein. 
Abfoluten und dem Erfcheiuenden in B.aum und 
Zeit? und wie gehen die Erfjcheinungen — die er- 
fcheinenden mannichfaltigen Formen — aus dei» 
Einzigen Abfoluten hervor ? Indeffen wird dieCer 
Kampf- und Übungs-Platz des menfchlichen Geißen 
nie ledig bleiben, 'Und immer zu Etwasoiützen^ 
WWn auch das Gefuchte nie gefunden wird. 

^ Aber nun , fobald v.on dem Wichtigßen und 
Heiligften für die Menfchheit, von Moralität^ di^ 
Rede ift, fobald Rec. üch in das.Praktifche hin- 
ein denkt j kann er fich unmöglich mit dem abfolu- 
ten IdentitätsXyßem ausföhnen. Moralität.^erfodert 
Freyheit — diefe Selbftßändigkeit, Wie kann maa 
£0 Etwas von dem Tagen, jder weiter nichts ift^ als 
eine von den unendlich vielen Formen, in welchem 
das Abfolute .fich nothwendig darßellt und offen- 
bart? Man fage immer, die höchße Nothwendig- 
keit fej die höchße Freyheit^ und beide völlig iden- 
tifch. Ilec. empfindet gewiCs die gröfste Hochacbr 
tung für einen Mann^ von dem man lagen kann^. 
Er kann nicht fchlecht handeln. Aber %r6nn eiji 
Mtiinfch üch zu diefer Stufe erheben , wenn £e ihm 
einen fittlichen Werth geben foll : fo war ihm eine 
gajiz andere, die tranfcendentale Freiheit und abfo- 
lute Spontaneität nöthig. Rec. hat in feinen frühe- 
ren Jahren felbß einen blendenden Verfuch gewagt» 
die entfcbiedenfte Nothwemligkeit unferer jedesma- 
lichen Entfchliefsungen mitclerMoiralität und einem ^ 
gewiffciii Begriff' der Freyheit auszugleichen. Alleii^. 
er mufste fich gar bald geßeheu, dafs er die Schwie- 
rigkeit auf die künVtlichße Weife nur fo weiti als 
möglich, jzurückeefchoben^ aber nicht gehoben hßr 
be. Man mufs iUe nioralifchen Gefühle, z, B. der 
Reue, für blofse Täufchung erklären, wenn wir 
nicht eine eigene Siel bfftbätigkeit haben, fondern nur. 
eine Form find,in welcher das einzige Abfolute fich ab- 
folut nothwendig darßellt und offenbart. Ebenliels- 
wegen bedarf auch Rec« eines aufserweltlichen Got- 
tes ( im acht leibnit^ifcben Sinn diefes Wortes) , deC- 
feil Denken von unferem Denken verfchieden» und 
unendlich darüber erhaben iß, dellen unendliche 
Denkkraft fich nicht blofs in uuCeren endlichen Vor- 
ftellungen» als eben toTielenblofiejiEormeny äufsert 

2Ö 



aaflr 



J5ENAISCH£,iLLLXJ.:LlTEllATüR-ZEITüN0. 



fito 



«i\d 65Mfff€nV-r \«r^^^^^^* ' "^^^ ^^^* fb. wenig ajs^ 
«in: nur an «lern Ganzen haftendes Be^nUat der ge- 
fammV^n. NatiirÜräfte gedacht, werden darf^ als die 
Natur 9. alfa auch mein Ich, hlofses- immanentes Ac- 
ciden^van Ihm ift. Nur bcy dem Glauben an einen* 
folchen Gott findet meine SittlichKeit, fp wie m^i- 
ne ganze Beruhigung und Zufriedenheit ihre Recb- 
nung— saiag man doch immerhin alle mit demllec. 
Gleichdenkenden der Gei^tesfcb^vächq be(cbuldigen,. 
und keiner höheren Anücht empfänglich achten, 
▼on w^elcher da» Abfolute, und deffen Formen der 
Erfcbeinung,. (nach S. iiQ Not. zum ^16) der 
Centralpunct feyn foll. 

Eine eigentliche Praxis und praktifche Pbilofo* 
phie, welche den Menfchen vom Sollen undDürfen un* 
terrichten foll, kannonan fich beymabfolutenklenti- 
itftsfyftem gar nicht denken; w^o alles in derErfchei- 
nung nur abfolutnotbwendige Darftellung des Abfo- 
hlten in unendlich mannich faltigen Formen ift. Die 
höhere Praxis, von welcher der Vf. fo viel redet, ift 
keine Praxis im eigentlichen Sinn, fo wie der Aus- 
«Lruck im Syftem der Moral genommen wi4*d, und 
werden mufs. Zum Glück nndet fichs, nach Rec. 
Vberzeusung, dafs alles Wahre und Gute,, w^as die 
Schrift des Vfs. reichlich enthält, ganz unabhängig 
▼om abfoluten Identitätsfyfiein fcft Hebt, und Aveit 
deutlicher und verftändlicher dargefteU t werdien kann. 
Wir wollen alfo den Inhalt des Werkes getreulich 
darftellen^ und mit den nöthigen. Anmerkungen 
begleitem 

In der Einleitung $• 1 -^ i5.find der Begriff, das 
Prinoip und. die Haupt- und Untcrabtheihmgen der 

Jraktilcben Philofophi« anfgeftellt. Die praktifche 
biI<)fopbie ift die WifTcnfchaft des humanen Seyns 
und Lebens— die Willenfchaft der höheren Praxis. 
DieTe ift eben die Praxis der Humanität , wie fie im 
entwickelten Menfcbcii als wirkfame Idee (ideale 
Tendenz) hervortritt. Man kann alfo auch fagen:. 
Dieuraktifcbe Philofophie fey die Wiffenfchaft der 
Darftellung der Idee der Menfchheit. Die Idee der 
IMenfcbheit kann man nicht durch einen empiri-* 
fehen BegrilF, durch blofse Reflexion erhalten. Sie 
ift vielmehr die praktifche lebendige Atificbt aus 
dem Gefichtspunct des Abfoluten. Keine blofs rela- 
tive Betrachtung des Menfcben erreicht fie. (Das 
lieifst nicht mehr und' nicht weniger, als: In der: 
pTaktilcben Pbilbfopbie muffen wir den Menfchen 
nicht nehmen , ivie er ift , fondern , wie er feyn 
kann und foll.) Die Darftellung der Idee der Menfch- 
heit erfödert, ihr Ewiges und Zeitliches zu untev- 
icheiden — das Wefen und die Form. Jenes ruht im 
Abfoluten ^ räum- und zeitlos. Diefes wohnt im 
Kelatiyen, den Bedingungen des zeitlichen und 
räumlichen Beftehens unterworfen. Die Darftellung 
hat alfo da» ewige Wefen de» Menfchen in der Idee 
xuerfalTen» und in feinen zeitlichen Formen, Ge- 
Aalken und MetamQrphofen nachzuweifen« Dasma- 
teriale metaphyfifche Princip der p. Ph. ift jenes des 
lebendigen UrwifTens^, -wie es aus der Anficht der ab- 
foluten Identität in der Triplidtät hervorgeht. Die- 



Ce, glaubt der ,Vf;, fcy da* obcrße Prfiicip aller wah- 
ren Erkenntnif^, Sie fey alfo auch in der prakti- 
fche^ Pbilofpphie das oberfte conftructive Princip, 
aber auf eine eigenthümliche andere Weife, als in 
der theoretifchen; Sie erfcheint nämlich hier in 
der menfchlichenOftenbariing und Darftellung wirk- 
fam. Sie behält ihren allgemeinen Charakt^er der le- 
bendigen Einheifund Totalität. Aber fie manifeffirt 
diefcn Charakter hier unter einer befonderen Form, 
der Humanität, ilires Seyns und Handeln*. Die Idee 
der \\1enfcbheit in der zf iilidien Erfcheinung .bietet 
drey liauptanfichten dar. Sie mufs erkannt werden 
in ihrem nothwcndigen Seyn, in ihrem frcyen Han- 
deln, und in der Synthefe beider. Das Gefetz der 
Triplicität macht fich hier, wie überall, geltend. Da- 
her drey Theile der praktilchen Philoföphie. Ma- 
turrecht, die philo Tophi fche Moral, und die höhere 
Politik.. Wie die letztere als die Synthefe des hu- 
manen Seyns und Handelns zu betrachten fey, er- 
fahrt man S.'in der Anmerkung. Nämlich durch 
die höhere Politik foll die Aufgabe gel oft werden: 
Wie in das- rechtliche Seyn und Wirken des Staats 
die ideale Tendenz der nioralifchen WXirde gelegt 
werden könne. (Ganz unabhängig vom Princip der 
abfoluten Identität in der Triplicität wird Jeder die 
gew4)hpliche Eiutheiluug der praktifchen Philofö- 
phie' in: die bekannten drey Haupttheile aus einem 
weit fafslicheren Eintheiluugserunde abzuleiten wif- 
fen. Vom Begrifie der Politik hernach.) Dieje- 
nigen Betrachtungen , welche allen drey Theilcn 
gemein find, geben eine Art von Propädeutik, 
welche aus der Metaphyfik das Dienliche aushebt, 
und nach Erfodernifs entwickelt und daiftellt. Die- 
fe Propädeutik der höheren Praxis— allgeineineprak- 
tiTche Philoföphie — ift die wiffenfchaftliche Theo- 
rie des Allgemeinen , was a) aller höheren Praxis 
zum Grunde liegt, b) zum Behuf ihrer wilfenfcbaft- 
lichen Beftimmung, und Würdigung erkannt wer- 
den mufs. Es ift nämlich die Fräse : Wie fpricht 
fich die abfolute Vernunft im Menfchen aus? nicht, 
wenn fie in fich, als dem Mittelpunct, alle Strahlen 
der Erkenntnifs ver(ammelt (theoretifche Vernunft), 
fondem, wenn fie unmittelbar: eeftaltend und bil- 
dend aus fich, aus dem Allerheiligften ihres Wefens 
hervortritt, und das Siegel ihrer Bew;ährung allen 
einzelnen Erfcheinungen aufdrückt (praktifche Ver- 
nunft)? Die Vernunft ift nur eine, fie mag fich in 
Anhebten für das Erkenntnifs oder in Handlungen 
für den Willen oftenbaren. Aber hier betrachten wir 
die Vernunft, nicht in der Erkenntnifs fich mani- 
feftirend, fondem in d^r humanen '1 hätigkeit dar- 
ftellend. Da erfahren wir nun wieder Jj. ig: die 
höhere Praxis fey die Darftellung der abfoluten Ver- 
nunft p wie fie im Menfchen unter dem Charakter 
der Humanität hervortrete. Wer, fragt Rec, und 
was, und wo ift die abfolute Vernunft? Und wa» 
heifst hier Darftellung ? Jene kann doch nichu An* 
deres feyn, als das Abfojute^ Gott — oder wie mane 
nennen wilL Und eine blofs theoretifche Darftel- 
lung^ ift lieioe Praxis ^ fondera Darftellung saufe 



2ir 



F £ B R U A R t ^ 1 3* 



sta 



hier «Ke wirkKcbe MtiniFeftaCi(>n^^ ÄuTseruHff^ Offen- 
boinng des Abfoluten, der Gottheit fefbft, im Meiv 
fchen» als einer befonderen Form der Abfohlten, be- 
deuten. Die höhere Praxis wäre alfo eine Praxis der 
Gottheit felbftv nicht aber eine Praxis des Menf eben ^ 
\relcbcr nur als eine Folge jener göulicken Praxis,,. 
als eine Form decfelben, erfcheinr.- 

Die abfolute Vernunft ift, nach0. ßi, tTas reinfte 
Scyn und Handeln. Nothwendigkeit und Freyheit 
darchdringeiT fich in ihr. Eine \refentliche Bedin* 
gnng der höheren Praxis iü,^ auch nach dem Vf., die 
Freyheit, abfolute Selbfibeilimmnng. — Jedier aucb 
noch fo fein ausgebildete Determinismus, fagt er, Cej 
dembelTer Geünnten widerlich. Das klingt ganz 
gut. — Aber nun die Vereinigung der Freyheit mit 
der Nothwendigkeit, ihre abu^lute Meniität — erft- 
lichin der Idees — Die Vernunft^ fo erklärt fich der 
Vf., erkennt die Nothwendigkeit, die abfolute un* 
unbedingte Notlnrendigkek des Gefetzes. Aber in 
der Autonomie zeict fich auch die Freyheit; — Zwey-- 
tensiii der Erfcheinung. Da ift der MenCch gebun*« 
den durch das Gefetz, aber frey vermöge der Selbft^ 
kfiinimung , kraft welcher er das Gefetz zur Maxi- 
me annehmen und befolgen kann. Auch das* lafst 
fich an urnd für fich gut hören. Aber das beweift kei- 
ne abfolute Identität der Freyheit und derNothwen*^ 
digkeit. NothwencHgkeit det Anerkenntnifs des 
Gefetzes, und Freyheit in det' Befolgung deffelben* 
find doch wefentlich verfchiedene Dinge, und nicht 
ibfolut ideiuifeh. Nach Allem, was der Vf. auch 
in den Anmerkungen darüber gefogt hat, bleibt im* 
mer.die Frage übng: Wie kann dem Menfchcn ab* 
[olute Selbftbeftiminung beygelegt werden, da die- 
fe Selbfiftandigkeit vurausfetzt, welche aber mit 
dem abfoluten Identitätsfyftem unvereinbar ift, naeh 
welchem der Menfch nur eine Form ift, in welcher 
fich das Abfolute darftellt und oftenbart. Rec. glaubt^, 
fo ziemlich, alle Verfuche zu kennen , den älteren 
luid neueren bpinozismus mit der Freyheit zU' ver- 
einigen. Aber fie befriecKgen ihn^ nicht, wie z. B. 
auch nicht das erhöhte Individualitätsprincip des 
Hn. Bouterw^eck. 

Vermöge des obigen , ganz beliebig , und dem 
fo geläufigen Spiel mit der Identität in der Triplici- 
tit zu Liebe angenommenen Lmtheilungsgrundes 
derHaupttheikder praktifchen Philofophie, des hu- 
manen Öeyns, Wirkens und der Synthefis beider, con- 
fcruirt fich der Vf. den Begrift* des Naturreehts fol- 
gendermaf&en. Die VViüenTchaft der höheren Praxis, 
welche die Idee der Menfchheit darftellt, umfafst 
von der einen Seite die Nothwendigkeit des freyen 
Seyns» Diefe Idee der Menfchheit, von der einen 
Seite der notbwendigen sefetzlichen Freyiieit er- 
kannt,, giebt uns den. Bcgriif des Naturrechtt — • in- 
dem wir auf die Idee des Rechts übeiiaupt, und 
dcir«! wirkliche Darftellung geführt w^erden. Sie 
rerkündet uns damit das einzige mögliche Seyn- der 
Menfphheit, die nicht auder8,.als auf eine freye Art, 
lubfifiiren kann, und darum einzig in der ßreygefetzli- 
cbea W«afe der Subiifteia die erße undletsie Btdisi*^ 



gnng ihres Seyns findet. Ohne Prcygefetzlichkeit 
und ilrre Idee (cHe Idee des Rechu) keine Menfch- 
heit ( kein Befl^ehen der Menfchheit ). — Diefe Idee 
d^ Reehts findet ihre Darftellung, die' fie nothwen- 
dig haben- mufs>, einzig im Staate. Der Staat ift die 
einzig' humane Weife zeitlicher Coexiftenz menfch- 
licher Individuen , £6 \vie das Recht das ewige un- 
veräüderliche Grundwefcn des Staats bildet. Das 
Noiturrecht ift alfo die Wiffenfehaft der Idee von dem 
einzig möglichen ki;)endigen Seyn der Menfchheit» 
dargeftellt m der freyen Coexiftenz der Menfcben mit- 
telft des Suates. Sonach entftehen zwey Haupttheile 
des Naturrechts — die Idee des Rechts- und die Dar- 
ftellung derfelbea im Staat. — Ab^efehen davon^ . 
dafs esr tttibegreiflioh ift, w^ie man im Naturrecht 
von einem, doch auch humanen Handeln abftrahi- 
ren könne, und dafs kein Recht ohne Beziehung auf 
Handeln, wenigftens auf Unterlaftungen, denkbar ift, 
kömmt es uns hier auf die Frage an , ob es keine 
Rechte vernünftiger Wefen aufser dem Staate gebe. Es . 
ift nicht dfe Ftace davon, ob nfcht im Staate un- 
fere Reebte vollftändiger beftimmt, und kräftiger 
gefiebert find, fondern ob überhaupt zwey oder' 
mehrere vernünftige Wefen fchon aufser dem Staat 
Rechte gegen einander anerkennen müITen. Sobald 
ich auch nur den vernünftigen Willen vorausfetze, 
dafs Menfcben bey und neben einander follen iejm 
und' beliehen können, habe ich auch die Idee yon 
Rechten — von Dürfen. Ich darf Alles, wobey Men- 
fcben gariyohl aufser und neben einander feyji 'kbn' ■ 
nen. Ich darf das, ohne welches- ich neben Ande- 
ren nicht feyn und beftehen könnte. Ich darf hin- 
gegen das nicht, wobey Andere neben mir nicht, 
leyn und beftehen könnten. Ganz richtig behauptet 
der Vf. , dafs das Recht die Befugnifs zum Zwang 
mit fich führe, jedes wahre Hecht ein Zwangsrecht 
fey, dafs diefes Zwangsreeht zmiächft negativ und 
jeden unberechtigten Eintritt in die Sphäre der Frey- 
heit verhütend fey. Es 'werde aber pofitiv und 
fremde Leiftnng erzvvingend, fobald fich die Sphäre 
fremder Freyheit einmal durch Verträge geöftnet ha- 
be, für den rechtliehen Zutritt Anderer, oder wenn 
fich durch widerrechtliche Eingriffe Anderer die ei- 
gene. Sphäre beeinträchtigt findet. Habe ich denn 
aber nicht offenbar das Recht, auch fchon aufset • 
dem Staat, jeden Angriff auf das,- wfis mein ift, mit 
phyfifcher Macht abzuweifeii — oder fehlt es denn 
dem Einzelnen aufser dem Staat in allen Fällen an 
hinlänglicher phyfifcher Macht? (Der. Vf. macht ja ' 
felbft JJ. 74 einen ünterfchied des Zwangsrecbte^^on 
der Ausübung deffelben , . welche den Befitz einer 
entfprechenden phyfifchen Kraft fodere. Dieferaber 
berühre nicht unmittelbar die Idee, fondern nur die 
Erfcheinung. ) Eben fo habe ich nicht fchon auch 
aufser dem Staate das Recht , die Erfüllung eines 
rechtmäfsigen Vertrags zu erzwingen ^ und giebt. es 
keine Fälle, wo ich auchphyfifche Kraft dazuhabe? 
Gleichwohl fagt der Vf. fi. 36, dafs alles Recht durch 
dfen Staat bedingt fey — für die Wirklichkeit, fo 
wie aUvr Staat diirch da» Recht bedingt fey, für die 



fl«3 



h A. L- Zv FE B 11 U. A R i 8 ^ 5- 



"♦ 



Wahrheit tmd da» innere Leben — der Staat fey das 
Hecht , und das Recht fey der Staat — beide feyen 
identifch, und doch verfchieden. Es gebe keinen 
Staat, ohne Begriff des Rechts, aber auch keinen 
Begriff des Rechts, ohne den Staat, und doch gebe 
es Urrechte, die jedem Staate zum Grunde lägen, — 
Und JJ. Ö7: Es gebe eine Idee des Rechts, es gebe Ur- 
rechte , aber es gebe kein abfolutes und hypotheti- 
fches — aufsergefellfchaftUches und gefellfcbaftU- 
ches Naturrecht, Alles Recht fey in und durch den 
Staat, obwohl der Staat es nicht erft mache, fou- 
dern nur darftclle. Was foll das heifsen : das Recht 
fey bedingt durch den Staat in der Wirklichkeit? 
Soll es fo viel Tagen : Es lallen ßch aufser dem Staat 
gar keine wirklichen Rechte vernünftiger Wefen ge- 
gen und auf einander denken : fo ift dieb ausgemacht . 
falfch« Soll aber das Bedingtfeyn weiter nichts an- 
deuten, als weit beßimmter, weit kräftiger und 
nachdrücklicher gefiebert feyn : fo ift der Ausdruck 
viel zu unbeftimmt. Eben fo : Der Staat mache nicht 
crft das Recht, fondern ftelle es nur dar. Wer übri* 
gens verftehen will , was die Lehrer des Naturrechts 
mit dem abfoluten Naturrecht fagen wollen, w^arum 
fie in der w^iffenfchaftlichen Bearbeitung des Natur- 
rechts mit der einfachften Idee eines abfoluten Na-" 
turftandes anfangen, und das rechtliche Verhältnifs 
£wey oder mehrerer von einander unabhängiger Men** 
fchen, blofs als Menfchen , ohne noch (jefellfchaft, 
oder Verträge, oder andere Facta vorauszufetzen, un- 
terfuchen, um von da auf die mehr zufammenge- 
fetzten und mehr befiimmten Verhältniffe der Menr 
fchen defto leichter fortzufchreiten » tadelt gewifs 
di^fes Verfahren der Naturrechulehrer nicht. Wir 
verweifen den Vf. nur auf Joh, Chrn, Fried. Melßers 
gründliche Rechtfertigung, in deffen Lehrbucn des 
N. R., ßatt aller. Dafs man fagt : die Menfchen ha- 
ben nie in einem* abf. Naturftand gelebt» macht, 
wenn es auch wahr wäre, jenes Verfahren nicht ver- 
werilich. Es hat auch nie eine einfache Bewegung 
in der Natur gegeben, und doch macht der Phyh- 
ker mit gutem V ortheil in der Lehre von den Gefe- 
tzen der Bewegung mit Betrachtung der Gefetze der 
einfachen Bewegiuig den Anfang. 

Ohne Erinnern ficht man , dafs das Naturrecht 
des Vfs. eigentlich nur ein allgemeines oder philofo- 
phifches Recht des Staats, fowohl das innere, theils 
öffentliche (Staatsrecht im engeren Sinn), theils Fri« 
vatrecht, als auch das äufsere, enthalte. Man findet 
hier allerdings in gedrungeiier Kürze überaus viel 
Gutes. und Vortreffliches, aber — auch unabhängig 
rem abfoluten Identitätsfyßem hinlänglich zu Be* 
gründendes und Feftftehendes» Es ift ganz im Gei- 



fte des Rec. , dafs der Vf. die hohdTendenz des Staats 
nicht blofs auf die Sicherung des änfserlichen recht- 
lichen Seyns der Menfchheit (ntfiativer Zweck; ein* 
gefchränkt, fondem die Regierung auch ai^f den hö- 
heren pofitiven Zweck, die Sorge für den möglich* 
ffcn phylifchen Wohlftand, für die geißige Cultur 
und fortfchreltende und ungehemmte Entwickelung 
• der Menfchheit, hin\vcift, ihr den Staat als das Or- 
gan der Vervollkommnung der Menfchheit vorhält 
Denn ob man gleich die Beförderung dcsphyüfchen 
Wohlftandep, der gciftigen Cultur mittel barer Weife 
als noth wendige und ficherße Mittel der inneren und 
äufscren Sicherheit aufßellen kann , wie auch eini- 
ge Staatsrechts - und Staatsklugheits - Lehrer diefs 
wirklich getban, und «der Regierung die Sorge für 
Aufklärung» Sittlichkeit, Religion, nur als Mittel 
empfohlen haben: fp iß es doch widrig, den hohe* 
ren und erhabenen Zweck zum blofsen Mittel herab- 
gefetzt 'j&u fehen. Auch hat der Vf. hinreichend vor- 
gebeugt, befonders^. lOä» no, iit. 147. 143, dafs 
die Regierung weder un\t>rfichtise Sprünge thue, 
den Staat, wie der Vf. fagt, gleichfam überreize, 
noch auch fich Zwang anmafse, wo ganz andei>e An- 
ßalten erfoderlich find, und der Oefpotismns unter 
jenem Vorwand freyen Spielraum finde, wohlerwor* 
bene Rechte zu plündern. 

Mit vollem Grunde giebt der Vf. der Monarchie 
unter den möglichen Regierungsformen, in Rück« 
ficht auf gröfsere Energie, Harnionie und Lebhaftig« 
keit den Vorzug. Das Staatsprincip ., die Hegicrung 
kennt als fojches keine Theilung , Oppofition und 
Gefchiedeliheit , kein perfönliches Injtereffe. Die 
Regierung iß in ihrem Interefte unzertrennlich von 
dem des Staats. Die Regierung lebt in dem Volke, 
und das Volk beßeht nur durch die Regierung« Et- 
was unbeftimmt, obgleich einer guten Erklärung 
fähig, ift der Satz (j. 96: Alles ift Volk, was nicht 
Regierung iß. Diels gelte auch von I^ndfcbaften 
und allen präfentativen stellen des Volks, . DeCswe- 
gcn» weil fie das Volk repräfentiren » hörten fic 
nicht auf , der Regierung gegenüber, Volk zu feyn. 
Unmöglich bat der Vf. damit fagen wollen» dafs 
die Landßände zufammengenommen , wenn fie 
zur Ausübung eines gewiüen Coregiminis , wie es 
die Fubliciften nennen» auf dem Landtage ver«* 
fammelt find, auch hierin den Befehlen der Re- 
gierung, und deren Gutbefinden unterworfen wä- 
ren. Denn <larin find fie an die ßändifch^ Verfaf- 
fung und Rechte gebunden, welche die Regierung 
nicht willkührlich und defpotifcfi ändern oder neb* 
men kann. 

Ci>#rB#M/«r/r folgt im nätkßmi Stüdu.'i 



BESONDERE ABDRÜCKE, 



fffeimar^ im Ltndes^InduHrie-Cömptoir : Ideen zu einem 
wuUanifchen Erdglobms oder xu ewer JJarftaliuiig jilier auf 
dor Ooerflächa unferes Erdkörpers verbreiteten, elieiriali« 
gern «nd jc^gCA YttIcsttO| nebft den für Nfttui-pkilofopliio 



• 
daraus fich ergebenden Refuluten. Von F. Sichler ^ Scliulratk 
und Direotor zu Uildbarghaufen« Nebft einer HenuTpharen« 
Charte. lÄia. 84 S. «. (iß gr.), (Aus diu ülg. £M»apk 
Epkemeriden befonders abgedruckt«) 



mm^ 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



wi I t I I < I 



^timmmmmt^mämmtmtm 



F, E B R U I K « 8 t 3. 



PffILOSVFSJE. 

fALSifa«^« in didr ' tna^fclien Bvckh. i V-etßi{% 
mrt^r "wiffmnfchafiUefren JDarftMung Amt ^Uge* 
gmimHi pruktifehän PhUofopkU^ und des Naitir^ 
fißchts^ nach den Orundfätzen der öbfoimtem 
Idetttitätilehre» Von ignaz Tkanner u. f. wv 
' (Befdth^i^mr im v&rigtn Stück ahgebrochnten RBcenfiaiu) 

iJie fofen^nnie ^T«**» ^ nmn.reftflendo fuperiö^ 
H fehetnt der Vf. doch $. 1S4 zn weit su treiben» 
Bftff Volk lef dem l^egenten unbedingten JGehorfam 
wid Unt^rwerfcmc Ibhuldig — wo nicht eine heron- 
Jdere oonRkutibneTle V^rfaffung eine ausdrücklich« 
Autnahfye mache. ^War habe das Volk tHetnal Aen 
Heckte füt fich Bii fprechen , in ehrerbietigen Vor- 
fiellnng^n. und diefe» Retht kdtnncf es durch eige» 
tie Sprecher lUnd Keprifentanten susdben. Aber 
ittber dem Rechte der Vorftellungen, wo. nicht eitti 
%€fondere Gmndverfaflung etwas mehr feßgefetstsAt 
habe, k5tine dem Volke nichto mehr mit €onro- 
qnenc eug^prochen ^werden, am allerwenigften das 
Hecht, fich mit Gewak entgegen xa fetzen^ und 
dai«h eine revolutionäre Bewegung diefer Art den 
6taat itti' Mittelpunct feiner Exiften« ^' feineto W-. 
fccns, anzugreifen. Sonath fcheint^deV'Vf. nur Mi 
riner eingerchr^nkteu Monarchie, wo die Regie- 
tang die Conftimtiöh tost Füfs^n^ tritt . detti Volk/eV 
was mehr , als das Recht ehrerbietljgerVbrftellungen, 
»u geben« allein di?r Fall kann auch in einer unein- 
ferchrfinkten Monarchie vorkommen ; wenn 'die »e- 
gierung in Defpotie ausartiet , - wenn fie auf all« ehf- 
iBrbietige« wiederholten VorRelluncen nicht aobtim 
iPnW , wenn 6e als f tind d^^ Staats fich betrigt« den 
ttaat im' Mitvelpunct TeJkier £)ciftenz; feines Lebens« 
i&lbft luttaftet , ak pyrätmns^ ^serekio talUt im icfct 
pnbliciftifchen Sinn, anaufebe« ilL , 

In dem Abfchnitte vom Oivilprivatrecht J. 105 
Ü. erhebt fiCh abermals der ungegnindeie Tadel der 
^^«wMinUckM Bebandlung ije« Naturrechts. Alle 
die fpeciidlen Rechte , weltÄe' man im reinen und 
"sngewikndHifi ' Natnrrechte 'gewöhnlich aulftihre, 
•fcyen ♦»! Orunde'^eker nichH, als' faetifche fe*- 
■weibunjftn — an &ch nicht' Unrecht, aber auch 
nicht Recht ( bis fie durch de« Staat eigen tKchies 
Recht wurden. Nicht nnr-fte*. -erbietet fich, auf 
"alleq hier gemachten Tadel «u antworten, fondern 
"« ift Wdr^fchon ftritgfti und fchoii oft, von fo vie- 
len Andd^^ grfch^heti. Der Vf.ifagte oben felbft, 
Wi der Stikia da^ Recht ni^^hf mache, fondern nur 
""ainftellc.* Wi* Waa foll das beifsent AH e. die fpe- 
ciÄcA RecHte , welche man im reinert und ange- 
iraadten Naturrechte auflÄhre, w«ren weiter nici^tii» 



> • i 



« i « 



jds facnfche Erwerbungen ? Fveyfich eifodeit jede Er« 
^Werbung auch dn Factum (den modum actfuirendi). 
Aber auch einen titulum^ ErWerbungsgrund. Giebtoä 
denn abernicht rmter r^rnünfflgen Weten^ auch aufseir 
Jem Staatvanerkenxibare Erwerbungsgründe (titulos) t 
Begierig war Rec. auf den Begriff des Vfip. vo« 
^er PolTzey ^ 146 ff. Er gefteht, dafs im Befonde- 
iren -die Linie und Grenze des Rechts und der Poli- 
Äcy fchwer zu ziehen fey , weü im Befqnderen die 
^Grenzen in einander laufen. Der Vf. weHl ihr mit 
Recht einerfeits ein gröfseres -und weiteres Gebiet 
ün, als insgemein, lelbft in Acn »eueften bekann- 
ten Verfiichen darüber, gefchieht. Die Regierung 
hat, als Oberpoliz^, alle Bedin^meen und ivirk- 
famen Anftalten humaner Entwtckelung in phyfi- 
Tcher und geißiger Beziehung als Zwecke ihrer.Thä- 
tigkeit und weilen Lenkung vor Augen. Sie hat dar- 
auf einen unmittelbaren und mittelbaren und ipdi* 
irecteq , nicht nur negativen, fondem auch pofitivea 
^inflitfs. Die Polizey befchränkt Äch' aber niclA 
trlofsauF den Gebrauch der inneren Mittel im Staa- 
:te fdbft^ fondern fie benutzt auch die dufseren Vei*- 
liältniffe des Staats zu auswärtigen. Diefs alles wird 
votidem Vf.Tehr gut und natürlich entwickelt, und 
Rec. hat nichts gefunden, was man nicht mit Grun- 
de zum Reffort dier Oberpolizey nach ihrem ganzes 
"wichtigen und würdigen ümftuig rechnen müfste. 
Aber auf der anderen Seite glaubt Rec/ noch Manches 
"ztrrPoliaey rechnen zu muffen, was nach des Vfs.An- 
'£cht nicht ungeeungen dahin gebracht werden kann. 
'■ iJm nicht die Grenzen diefer Blätter zu übcr- 
«fchretten, w^ill Rec. nur noch die Gedanken des 
"Vfs. über die habere Politik prüfen. Als Staatsklug- 
"heitslehre, in der gewtrtmlicnen Bedeutung, konnte 
fie der/ Vf. flicht aufftelten, theils weil, "wie er 
'Telbft fagt, ei* das Naturrecht als w^fentlich verbuil- 
•den mit dem Staat erlclärt, theils fall Alles^ W^sd?e 
Staatskhigheit fodert, in feinem Naturreclit fchon 
anticlpirt ift. Er glaubt alfo^S. 1 1 1 der ^^nmerkuni;, 
die höhere Politik habe die Aufgabe zu löfeif , 
wie in das rechtKcbc Seyn und Wirken des Staats 
die ideale Tendenz der moralifchen Würde gelebt 
werden könne. Darüber hätte der Vf! fich cleutH- 
cher erfdären follenu Rec. kann fich' die moralifcUe 
Würde im rechtlichen S^jn nicht anders denken, a)s 
dafs man das ,, was fonft erzwangen werden könü- 
te, auch ohne Zwiing, aus acht moralifcher Trieb- 
feder^ thuc. , Und* rechtliches Wirken des Staats, mit 
■monilifcher Würde verbunden', erfoderte, dafs nicht 
Eigennutz, nicht Privatintcreffe, fondern reines Be- 
■ ftreben , die erhabenen Staatszwecke zu befordern, 
alle Schritte der Regierung lei^e. ' Das war {a aber 
^ All^s auch fclion im Naturrecht desVfs. gcfagt. Uild 



4aB IftmT(c%e Trtre Xtt evfnnern r wttin ier Vf. •mit 
^Hem AiuAuek f» vfe> hgen wölke, Ai^, u«f»<i" ■ 
der Sicherung des rechtlichen Seyiis im Stuate, und 
der Befördenuig-tU«- phyftfcbwa- Wo hlfl ani lw ,..- a n ah 
die gciftige, intellectuelle und moralifctie CuUur 
tefördert iverden rolle. Kurx Rec. bekennt, j^eir 
Aus^liuck uLchixtt-veritelieu. Er hatte iu.dui Aq.-.. 
Bierkungen deutlicber und beftimmter entwickelt 
Verden foHeii. Übrigen» macht der Vf. von derijc^ 
-wobnhcit. mehrerer VettheitUger de* abfüluten Idi;a- 
titätsfj'ßeiaseine rühmliche Aiuniihme,durs er den Vs»- 
dieuAw eines liant Gerechtigkeit widerfahieu laCst. 
N. c. m^ e. < 

- — . j-^f^ Chm. Friedrich 

i^riininulrath und Fror, 
lau): Über die Grün- 
nheit der Philofo/ihetf 
re t bey ihrer iiii^Unif 
•rjtlbeii. Eine von deir 
ViOeiirchaften den S3 
ehrift. Mit einem An- 
irk gröj'ser« J^erfcHU' 
den\tit der ÜrJ&Vu des Naturrechts und einer 
vf hältuipmäjiig gleich grojieu in EineUehrtn 
dejjelbett. igis. lü Bogen. 4. (16 gr.)' 
Auch diefe Schrift trägt, wie alleanderen des wür- 
digen Vfi>t das Gepräge einer aUgeine>nen Uni&cht, 
Griiudlichkeit , Bündigkeit lutd eine» ßreiig meth^ 
difcheu Ganget: Vorzüge, die gewili dcsliraHzcs 
i;vertb Ovaren. Den Weg bahnt ücb .der Vi*, durch 
eine ryftematirch geordnete vallüändige Darftellung 
der Verfchiedenartigkeil der älteren und .der neue- 
ftcn Scbulen in der Uarßelluns d*;s Urptincißs der 
, Sittenlehre. Es bat erftlich zu allei: Z<'it Phiinfopben 
gegcbcB, welche die £xi/lenz aller Moral entweder 

feradeza oder indirect ableugneten, vcroiöge .einer 
nficht de* Sittlichen , al* eines hlofs conventipnel- 
len Stoiles, mittelft Verweifung auf meufchliche 
Willkuhr, auf llbereinkunft der Menfchen überdaf, 
Wa* als Gut oder Böfe, als Anfländu oder UiianCtat^ 
dig, unter ihnen gelten foll. ^]\e Sin , welche die 
ExißciiK einer Sittenlehre anerkennen, geben von 
einem einzigen gleichförmigen UrÜatze aus: nämlich 
dem des f' ernuitftmäfiigai oder f^ernunfttcidrigea. 
.Sandte vtrnütiftig. Aoer nun mit der Fräse : Wa* ift 
vemurtftgemäjs,yva*vernunftividrig? beginnt die faft 
nnabfebbare Vcrrchiedenheit, die lieh auf zwej'erley 
Bauptf^flcine bringen läfst : I) Diesen ige n,.iq ^vcIchell 
dieVeinunft den oberilenSau derSittliichk(.'it,al5ihr 
■anz eigene* reines Ptoduct, unddurch uch felbft auf- 
jagt. — 11) Diejenigen, in welcheu die Vernunft ein 
,£twa* aufser ihr heßimmti und ankündigt, 'wa* in 
' die Grundbeliimmnng der Sittlichkeit eingreife. Zu 
den letzten gehören a) diejenigen, welcjie den Willen 
Gottes znm Urprincip annehmen, entweder fo, daf* 
diefcr Wille nur durtj^ Oßenbarung oder durch Vei^ 
nanft erkannt wirdj b) diejenigen, . nach welch^ 
auch ein Etwa* auC^er der V&rnunft die Maximen der- 
ffilben dem ßnnlich verntinftigen Menfchen allt^rerft 
erkennbar macht, k,,B, da* moraltfci^e Gefühl eines 
ffritc/tefon, welche» aber docb felbß ein mittelbares 
Product der Vernunft i&; c) diejenigen, invekhcn 



dieV«rn*wft auf du Erwa* apfker (Ter^ilf cbRen obj»* 
ciftvin Sphart id4r S^iilieliktHt Ver\»elfu*^ttrt-rt( dtefemi 
als in ciiiini, Spiegel, dasWeftn derSilllichktil ru er- 
hwtaw i . Z. ft . JBUta i n f e i n t tn iLucber«-^ refuilieot 
WO er die volleiidetefitltliche Bildung derMinfchcn- 
Aator mit dtr-Idee cinis vollkominnen ge^tteten 
btuatsparalK-liürt. Cl>ieeiny-ig richt ige Tend enz jener 
Biicher'j iJie eiße Hauptclalle begreift s greise Un- 
ter c1 aßen : liinf.m^teß.ieiierfxut^ die^ffiMv/Zen Urprin- 
cipe. ßJa erteäe finÜ diejenigen, weicheeinen End* 
Kwecit,. atfo leiaeMiituvie de* Handelns, de« UkiUe^ 
desUegthrensattflUlleji, fo ,iM»^>d*-ei»^et«K Üand^ 
-lung auf djefei) iEwec^ ^isMiUelbesogen wüdn/'or- 
tueiie Moratfj'ßeme ßnd diejenigen, w» man ans der 
Handhiugs^Heif« lelhß,. ohne UnterOellung- eines 
ZM'ecKcs, alfo reiii. aiu der Form derft-lbt^t^ ,,den Cha- 
rakter ihrer Vi-rn unflmäfsigkei toder Vcmuiiftwi<lM> 
Keit herzuleiten _fi|cbk.fw_(unitaberHic^ausgeCcl]lolr 
ku wirdtdaf* die >trjiüiiftia«.JdaHdlung«\v«»iefelhA 
— für dieVernunft, — al* J)el^ft»weiek, als ZweeKM 
fichrals abfolutex Zweck, aufgcOeUt wvrd«^). Dic'iiu> 
lerialen Principe gehen entweder auif deni£weckdei 
^«/MuMnenAoni oder der ülüekfelifkaU (das ülud*- 
monißifchej. Die 6} (lerne de* f'oÜkomnieithtittfrrin' 
sif>j ftellen. entweder in ihrem «berlcen Satse weitet 
nichts auf, als den ächtep Begriff der Vollkwumenheit 
in ihrer ToUliLüt (SyfteBi«ide» Keiaexi VoUk'Ommen; 
keitspiincips), «der be wtilen hin auf eine bt Aimmt« 
£iuxelan der Vollkommenheit (gc^uifcb^e Üjyßcipe de« 
V«llkommenheitspriucips). X^ye nennen entweder 
wärtUeh die Vallkonaae nheit als. }et»l«u Zweckt oder 
nur d«r Stube na«^,. wie *. it. da* ILoilcUe triixcip: 
Leben der Natur genäfs. Zu jwwgeböit dMSyftcm 
eines i eiimifZt ft^vif, ^iex. GottlyJiaumgMWi. aucjl 
-deiVfs.felbÄ» fo wie er den ürnndfai« der, e; j«iiea 
yoUkanuaeHheit in mebrereu Schriften , uud nccb 
jieaerlicb.iu feinem Lehrbucbedes Naturr^hts ent- 
wickelt lut. Z» den genifchten h>ßemen des Vt)lt 
JipmmcnheiUprincips, wie iie derVf. nennt, nchnet 
^r da* mehr auf ^inen graben £.ud^uonitvmt gehend« 
Syfiem eines //«^fpxruj, die by&t^me de* S»ci^ uMtfiriitr 
eipt, die auf dasVrincip de» fVo^lwoUfni g«^ba,uet«B 
.S^ßenie einiger en^Iifoher f hil(ifopUui,.|tnch ^dam 
JflWtAV, gebaut Aut 6j(n;jaMiir. C^enn aUH &(^ er- 
innert, dafs nsi^äa ffutehffo» der.cigentbümliche G*- 
genftand des moralifcl^a, Gefühls -wohtwollendE Nei- 
guncen — insbefondere das al%einein.e ruhige Wofa|- 
wollen gegen alle lebendigen Wefeii ijl: fo köuinK 
«uch diefes Syße^m wieder in diefe ifpUjlei). 1 

' Da der Vf. die .wahre liJückfe.l^k^t|«ip«^ vcp- 
.BÜnfti^en WeTen* [^bicf;hterdi(^» ni)r al» ^m WÜ%^ 
che reine Refultitt feiner Yi^llJ^uiui^cnlui^ heuacblet 
(und manXannes, wenn ipan.nur den Begrill' der ' 
Ulückfeligkeit ricbfij bcJÜmmtJ^ fo glaubt er Kwur,- ; 
daf» ein lulche« eudämoitißifches Softem eb^n dicfcU 1 
.ben Hefultate ^ebeQraüife„al»da*,S}'ß«ipd«^Vollls(fttt- | 
menbeittprincip* ; 1 «her. er L^ltietj dochi/ür fdjickl»- 
cber,im Urfatze der ^jtt^ulebre d^s Pnnci^ireude.uiid 
nicht dasPrincipiat auU,i;^lfJJLen. Cbrfgfus wapit er 
^egen die Ausartung, d^ die ,Glitpljfeligkeit,in^^ ala 
Vernnn/tziveck, foadern mehr aj^ Saclie iA-kt Neigung 
und der Triebe behandelt, oderimSinneiieeiiul* 6«>- 
fucht wird. Zu den liI<Hs'furfiidienPTiÄclpit.ii recb- 



tiet derVf, die afiftoteTifcTie' Mirtelßrafse zwifchen ü 
Extreuieii, uncl zeigt deffen Unzalänglicliliert. Eigent- 
lich geht cliefet Princip nur auf die von ihm fo ge- 
h^unten eLlitfcIien Tugenden ; es bleibt aber auch in 
ditfer Rücklicht mangelliaft. Sonft gehörter melir zu 
den Eudäinonificn. £r macbt zum TkXo9 ausdrücK- 
liclX hvbatiJiO\i(X\ ; und Tchränkt diefe niclit blofs auf 
Güter der beele, wohmauch die befchauli eben Tugm- 
*den gehören, ein, fondern recbnct d«izü auch die 
Gü^er des Körpers und des äulscren Zußandes , wel- 
che die Glückleligkeit wenicfteais vermehren, fp weit 
fie mit der Tugend beftehen können. Wie der Vf. 
das käntifche Mo'ralprincip anfehe, ill bereits aus fei- 
nem Lehrbuche des Naturrechts btkapntl (V^^l, J. A. Iv 
Z. i8tS- Nö. 1 13 u. 1 1 1). £s iß hier nicht der Raum, eine 
ipologie des kantifchen formellen Moralprihcips, als 
eines blofs förmelJen , ohne dafs es auf ein veilarvtes 
tnaterielles endlich hinauskomme, zu verfucheii.» 
Und die Fr^ge Scs Vfs. zu beantworten : Wie* ich .nun 
leutthcileri Tolle , ob ich die Allgemeingüldgkcit ei- 
ner Maicime' oder einer gewiÜen Hau dl ungs weife 
lirollen könne, ohne Rücklicht auf Glückfeligkeit, 
oder * unmittelbar auf eigene Vollkommenheit ? 
Aber wie? wenn das Princip der Vollkomnient- 
heii , nach der eigentrt vortreftlichcn tntwi- 
ckeluns des Vfs. im Lelirbüch des Naturrechts , und 
nach feiner ^genen Erklärung eines Jon/iaUn Prirt" 
'tip\t in dorl hat t\nJorn*aies^ und das kantijche, in 
Teiiiem' ütift gedachte, mit dem Princip iTer Voll- 
konuneuLeit Eiiierley wäre ? Nur eine Andeutung 
fey Kec. erlaubt. Ift die wahre Gefammtvcrtlkom- 
nicnheit eines Menfchen etwas anderes, als totale in- 
laere tind äufs^re Harmonie, Kinhelligkeit, Confe- 

Juenz feiner geftnunten Hi«ndlungsv\eife, Vernlei- 
uiig aller IncoiirequertAUjid v\ iderfprüche im Den- 
ken und Handeln, hoch de ^ydematifche Einheit'alles 
tincs Begehrens, aller feiner befondcren Zwecket 
iuoXoyovfxe^u}^ ^i^v, roiifentaitce vivere? (Von partiel- 
ler Confequenz, die auch bey dem fürchterlich ften 
Böfcwicht Statt finden kann,ift hier nicht die Hede.) 
Und was fft die rein vernünftige Handlungsweife — 
Sittlichlieit — anders, als jene tu tafe Harmonie und 
Cbnfeqiienz? Ift' es nicht das VVefc^n der Vemtinft, 
Äafs fre gefchwome Feindin alles Widorfpruches, al- 
ler Inconfeqiienz im Denken und Handeln ift» und 
üc höchfte ryftematifche Einheit fudit? Und wenn 
nun nun endlich zeigen kann, dafs der Probierßein^ 
ob ich -yvollen könne', dafs' eine gewilTe Maxim^ 
Bandhihg^weife für alle unter gleichen Umßändeh 
idlgen^eineS Oefetz werde » nach Kants wahrer In- 
tenrtion'keih anderer fey^ als däfj ich nur uachdenKe» 
ob ich nicht zuletzt iii Incronfequenz tind Wider* 
%TUcto verfalle, wenn ich im Ernft das Allgemein; 
Werden w^ollte? Als nahe an das kantifche gren- 
sende betrachtet^ der Vf. das clarkifche der Schick^ 
lichkcit, und das //«o//^/(77ii/JrÄtf der Wahrheit. Den 
Befchhifs macht das ÄrÄ///Jr 6, DiÄ Intelligenz folle 
ihre Fre^lieit nach dem j^egriil* der Selbftßändigkevt 
fch1i!chthin ohne Ausnahme beßinjimen. Von der 
fthelUn glichen Schule hatte der Vf, geCchriehen : Sie 
fey gliicWitherweife noch alhsuhitzig auf dem Felde 
der •'NaturwüTenfchaft und Medicin befchaftiget, 
om aus ihrer Grundidee de* AbfQluten gaiiz~ neue 



Syfteme und ürprincipien der W oralklSt -m ertchn^ 
fen. Allein , ehe noch äie Schrift zum Preis dn^ 
Drucke gelangte, war JTköww^rjVerfuch einer wifftix- 
Tchaftlichen Darflellung der allgemeinen praktifcheti 
Philofophie und des Naturrechls nach den Grunrf- 
fätzen der abfoluten Identitätslehre crfchienen, 
worüber der Vf. in der Zugabe fein Urlheil abgiebt. 
Mit ungemeinem Scharffinne fucht nun der Vf. die 
Urfacheii der Verfchiedenheit des Urprincips der Sit- 
tenlehre auf. Wenn es fchon an und für fich 
eine der fcbwerftcn Aufgaben ift, für eine ganze Dt- 
fciplin ein genügeiides oberftes Princip zu finden: fö 
mufs mau fchon aus diefem Grunde Divergenzen er- 
warten. Aber der Urfatz der Moral läfst fich aticli 
nichterforfchen, ohne Vorderfätze und Vorderbegrifte 
ai;is den Tiefen der Methapbyfik. Welche rtichfe 
Quelle der Verfchiedenheit ! Dazu kömmt noch Sint 
nesart undGemüthsftimmung, intellectuelle undmc^ 
ralifche Verfchiedenheit der,Philofophen felbft.' §0 
zeigt z. B. der VE mit wahrem Scharfblick die Dr»» 
fachen an, warum Einige mehr formale. Andere ma^ 
teriale» und warum der Eine diefes, der Andere eim 
anderes materiales oder formales Princip angenonb> 
men haben, und erläutert es durch treffende Beyfpiele. 
Mit gleicher Befriedigung Avird man im steA 
Capitel die Löfung des zweyten Theils der Aufgab«^ 
und die Erklärung der fo erfreulichen Erfcheinuh^ 
lefen : VVie es komme,dafs,hey aller noch fo grofsenVe*^ 
fchiedenheit im Ausdruck des ürfatzes der Mora}, di* 
Fhilbfophen in den Einzellehren gröfsteniheils über* 
einkommen* Gern zeichnete Rec eine und die andere 
frappante Bemerkung aus , wenn er nicht auch noch 
Etwas über die Zugabe fagen möchte. Diefes opusjn* 
pererogatioms vermehrt das Verdienft der Preisfch^ift": 
Es führt die Überfchrif t : Über die noch greisere f^eit^ 
JchiedenheitderUrfätze^ undfelbft der EinztU ehren des 
lintur-Reehts^ und neuer f^erjuch einer Dar JleUuHg 
des Grundbegriffs des Vfs. in der ihm eigenthümlichen 
tf^ürde^ Aufser den allgemeinen Urfachen der ün»v 
einigkeit im Grundfatze des Naturrechts, welch* 
hey der Ethik Stattfanden, zeigen fich beym N'. KL 
noch einige eigenthümliche ohjective und fnbjdetvüm^ 
Die Lehrer des P^aturrechis waren und find nochVbii 
jetzt nicht völlig einftimmig über den eigentMcheil 
Inhalt und Grenze des Naturrechts. Weder bey Gric^ 
chen noch bey Kömern waren die Lehren, die wilr 
Eum Naturrecht rechnen, abgefondert von den Lek^ 
ren der Moral und Politik, fonctern mit diefen vef- 
hunden, auch wohl in Einleitungscapiteln a&um i^ 
vilrecht vorgetragen. Denn was im röhiifcheA 
'Recht Naturrecht heifst, gehört nicht hieher. pah€4r 
'konnte der Erfte» der diefes Feld befonders anbau^ft 
wollte, den eigenthümlichen Stoff, und die Grcnei 
linien feiner neuen Schöpfung fich nach Belieheh 
vorfiecken. Grotius daher, ein Staatsitiaii^, deffeA 
nächße Tendenz war , eiii Rc-cht der Stauten und 
freyen Völker unter und ge^en einander aufzußell^n, 
i^ahm die Soclalität nicht nur der einzeliienMenfcherf, 
Tondern aWh gänzer Staaten und Völker, als Princfp 
an. Fußend o ij £uhordinirte diefes dem' göttlichen 
Willen, al* detoi principio ejfferjdi^ und bahnte da- 
durch den Weg , das Naturrecht> als die Gefammt- 
lehre alles 'Guten , aller Pflichten , aller Tügendent 



'*»'• 



r. 



/• T 



AU 4yh^i?4gU^ - - '^ ^chdemntui in der Folge cntwe- 
de^^ blobe' JPhilofophen , oder blof^e Jurißen (vom 
Jtfdild^erlie) das Naturrecht bearbeit^en : je näch- 
^€fß ejnt Randen verfchiedene Aniichten des lubalu 
.«nd der Grenzen des Naturrechts. Chrißian Thöma- 
7twj,philofophifcher Selbftdenker, und Jurift augleich» 
Anfangs Puffendorfianer,' hernach Schöpfer eines eige- 
nen Syftcms, machte die wichtige ünterfcheidun^ 
der ttrengen Gerechtigkeitspßichten von den blofs fittl v 
dien. Ibm.folgten.Gw«J/i//g {Ephraim Gerhard^ auch 
Georg /ieyer)^ vorzüglich' aber Püttgr und /IchenwalL 
Blofse Philofophen hingegen, wie Tfol^j Darjes 
(d,enn eigentlicher Jurift war er nicht) und fJollmann^ 
^Wfiren mehr geneigt, das Naturrecht als Gefamiiit- 
pflichtenlehre zu bearbeiten. Hiezu liomrht noch 
Ax^ Verfchiedene Anficht der Bearbeiter des Natur- 
j^qhu nicht nur in Beziehung aixf das Gebl^^t dc^ 
jLtkih 9, fondern auch des Pdjitiv - Rechts. 
f * ff 'olf rechnete zur philofophie Alles, was nxan atu 
Ä^em. zum Grunde gelegten Begriff,' e^ mochte herge- 
j^ommen fcyn, woher er wollte, richtig folgern ItonnUe 
l^fcietUia pojhbilium^quataiusjinit pojjibitia). Daher 
jdie Lächeruchkeit einer Buchbinderphilofophie.von 
Zopf ; daher einecarpovifchei>?o^iiia^/Ain mathema- 
/^ifcher Lehrart: worin aber felbft oft unrichtige Be* 
Äriffe, aus Unkunde der Exegefe und Spracbkennt- 
«ifs, zum Grunde gelegt waren, u. drgl. mehr. Diefs 
Vi^^ckte Geh nun auch auf die Bearbeitung des Na^ 
iufrechu. Vi lehine fVolJ Q (^xxaLrXiäinten damit anfül- 
len können , wenn er nicht faß Alles, was man auj 
^Qgriffen blofs pofuiver Einrichtungen und Anftalten 
folgern konnte,als Gegcnftand des Naturrechts betrach- 
let hätte ? Daher in diefer Schule ein allgemeine* 
J^hnrecht, daher bey^ hettelbLadt eine allgemeine 
iierichts-Rcgiftraturwiffenfchaft, als Bcftandtbeile de» 
JiJaturrechts^ Kec. befitzt von parjes ein allgemeines 
Hecht der Hojpitien in üniverritätsbedeutung, wo* 
f in er, kaum dem damaligen jeuaifchen Studenten ent- 
:^^hfen, aber doch fchon Doctor der Philofophi^, 
§jaA dem erbaulichen Begriffe eines Studentenhofpi- 
j^uins, mit Zuziehung der Lehren des Naturrechts, ins* 
Ji^fpudere des natürhcheri Gefellfchaftsrephts, alle da^ 
Jiw vorkommenden fchönen Gebräuche, die Rechte des 
prälidirenden Choregus,^ felbft die Notbwen4igk«t ei- 
ÄCf Birkenraeyersdeducirte, und damit auf fich felbft 
find feine Anficht des Ümfanges des N, tt. unwiffend 
die gf öfcte Satire lieferte, In diefe Claffe gehört aber 
iiic;ht eines Hugo Philofophie des Pofitivrechts , ob» 
^l^icb auch Rec. überzeugt ift, dafs diefe Refultate ei^ 
^{[genialen philofophiTchen Anficht des Pofitivrechts, 
:v^/eU^e ^lehr ^ur Politik, insbefondere in das Capitel 
non der gefetzgeberifchen Klugheit u. f. w, > gehören, 
j^cht Naturrecht genannt werdeh können, und diefe 
Jtet|:tere;Wiffenfchaft, als eine Theorie des Erzwingbar 
re^ii, nicht entbehrlich machen. Daher viererley An- 
^(;hten'4?s Naturrechu: £///<?, wo es mit der Ethik 
veim ecl^^lt , und die Ethik eine blofse philofoühi- 
Yche ^Ice^ik wirdj' die'zivepcy^yo^ aufser jener Ver- 
inifcbung mit dcn'ethitchen Pflichten, aucU in das Ge- 
biet des pofitiven Rechts ausgefchweift, und jede plii- 
JofopLifche Beleuchtung eines gegebenen poßtivrccht- 
Jichen Stoffes auch Katurrccht genannt wird ; eine 



drift^j. ^vo eine zwar freyc »»d d^n Geifi: crhebeod^ 
Zurückfühning des Pofitivrechts, als eines Tolcheni 
unter eine reiuphilofophifchje Anficht, . a;uch Natuf» 
recht, abef richtiger Philofophie des PoBiivrechts ge- 
nannt w^ird; endlich eine i^f^r^r, für. welche fich Rec« 
mit dem Vf. erklärt, nach ^velcher ^aturrecht nichts 
mehr und nichts weniger als Vernunfttheorie des Er» 
zwingbaren unter MenCchen ift. ^ Und diefe Anfich^ 
hat der Vf. am SchluITe diefer Zugabe in ihrer >vahren 
Würde fo wohl, als Zweckmäfsigkeit^ fo' gründlich, f9 
einleuchtend und kräftig gereiqbtf er tigt» dafs alleVcr- 
ächter einef fölcben Naturrechts verßunamen muffen* 
Aber aucH. felbft diejenigen« ivelche das Natur- 
recht fonft fchr gut von' 4er Ethik untorfcheiden^ 
tiiid jenes als Theorie des Erzwingbaren botrachtea, 
lieben 9 und felbft ein ifa///, hat fich nicht« indem 
Alles fchlechthin a priori feyn follte.« in feinem^Na- 
turrecht vor aller Verwechfelung hüten können^ 
'Er denkt fich ein, Naturrecht fi^r. alle verifiünftigeij 
\Vefen überhaupt, wo durchaus nichts Empirifchei 
eintreten darf. Allein der fciiarTfinnjge Vf« hatte 
fchon in feinem iLehrbuche des Naturrecbts gezeigt* 
'und zeigt hier nocbmaU^ dafs von einem Itecht zi^ 
Zivingen pur unter Menfchen,als vernünftig finnlichea 
Wefen, die Rede fejn kann,, und ohne die epipirifck 
erkannten Un Vollkommenheiten und Einfchrankun- 
gcn des Menfchen Zwan^ , dei doch aücli, ein An- 
grilVauf die Sphäre des Seinigen, des zu 2>vipgendei^ 
ifi, nimmermehr als rechtmäfsi^ /gedacht werflen köiv 
ne. Das zwar fchwere« aber nicnt ungerechte und uiv 
billige ürtheil desVfs. über das thanuer^Jche^ auf die abr 
folute Identitätslehre gegründete Naturrf cht« und übqr 
diefe letztere überhaupt« befi^t^(it, was Rec» über 
daffelbe vorher in diefen Blättern gefagt bat» 

Nicht nur aber iniUrfat^e des Naturrechts« fon: 
dernauch in den dahin gehörigen Einzellehrjsu i& 
die VerfchiedeHheit nipht blofs aus jener Verfchiedene 
heitder Anflehten des Nalurre.chts febr begreiflich 
jgemapht« foiidern auch in treftenden Reyfpielen g^ 
zeigt« \y\ß es komme, dafs felbft diejenigen« welche das 
T^aturrecht als Theorie des Erzwingbarisn untei: Meiv- 
Ichen betrachten« dennoch in Einzellehren von eio^ 
ander abweichen« oder ]Lücken laffen muffen« welclif 
'die pofuive GefeUgobiing im St^at erft aüsfüllcii mufs, 
JNlit einer achtungswerthen Offenh(;i|: gefteht der Vf^ 
';|iafsihn die Art, wie er in fei nein M'^R. die Pflicht d^ 
Altern« ihre Kinder zu ernähren und zu erziehen* auch 
)|ufsei: dem Staat, zur Zwangspflicht zu fteigern a^ 
jTuch t« fell^ft nicht befrijjdig'e« dafs aber ^i^i? Lü/bKc der 
>Ienfchheit gar /licht wehe ihue *- f^em Bcp, Wif 
aus der Seele gefcnriebeii l Wir empfehlen piefe H^<^^ 
aber reiphhaUige Schrift« und befondei^ die Zu^ab^ 
fo wie alle anderen, auf den zwe^ letzten Blattern vejv 
zeichneten zahlreichen grofscn und kleinen Schriften 
de&Vfs., befonders angebenden Bechtsbefllflenep« vod 
welchen fo viele erft gegen das Ende ihrei* akademi» 
tthen juriftifchen Laufbahn denNachiheil d^r jhnea 
fcibft von ihren Lehrern des Rechts durch ihre un vor* 
fichtigeji und unüberlegten Urth^eile eingeflöfste» 
Veracutung und Vernachläffigung des eigentlichen 
Natürrechts elngefehen« und oft zu fpät bereuet habea. 

N. c. m. -o. 



.ii 



«55 



iE N. A I S 



H E 



^H 



ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



JFEBRUAÄ*8iS- 



STA ATS WISSENSCHAFTEN. 

LftiPziG^ "h. Barth : Über das öffentliche Schuläerh- 
tvefen. Eine ftaatswirthfchaft liehe. ünterfuchung. 
ißio. IV «. 164 S. 8- C16 &^*) 



D. 



xr Vt fagt in dem Vörberichte^, dat er, ermim* 
tert durch cfie Aufnahme einer früheren, xon ihm 
erfchienenen ftaatswirthfchaftlichen Schrift, bald 
eine neue Arbeit über -die gefammte National- und 
Suats- Wirthfchaft dem Publicum zur Prüfung vor- 
legen werde , vob welcher diefe Abhandlung «ur ei^ 
nea Abfch IM tt. ausmache, den er befojiders herauszu- 
geben lieh entfchlolTen habe, weil er, von dem 
grüfsereii Werke abgefondert , auf eine gr<ifsere Zahl 
you Lcferj! werde rechnen können. 

Hoc. ift unbewufs.t , welche frühere Schrift ge- 
meint fey ; aber er bezweifelt , dafs auch nur diefer 
ibfchnitt ein grofses Publicum finden werde, wie- 
wohl der Gegenftand Allen «ahe genug liegt. Die Art» 
wie der Vf. ihn behandelt , fetzt zu viel voraus , als 
dafs Viele ihm werden folgen können. Dabey ift iltm 
eine folche iJnbehülßichkeit in Vortrag und Rede ei- 
gen , dafs er auch dem Wobluuterrichteten zuweilen 
dunkel "bleibt, und diefer felbft genöthigt >rird, meh- 
rere Male ^urückzufeheji, wieder und wiederum 
EU lefen, um zu w^illen, was der Vf. eigentlith 
wolle. Adam Smith hat uns gezeigt, ^afs, bey grofser 
Tiefe, mit aller Klarheit und Eleganz über diefe 
Gegenßände gefohrieben werden könne; xi,nd James 
Steuart^ obwohl weit unbehülflichcr in Rede und 
Schrift, ja die abftracten Phyfiokrateai felbft, find, 
nach unferem Urtheile , weit leichter zu, lefen und 
211 verftehcn, al? der Vf. Sonft ift nicht zu leugnen, 
dafs derfelbe einen gebildeten Geift befitzt, dafs er 
der richtigen Theorie kundig ift, dafs «r manches 
Keue zur Sprach« bringt, und zum Theil zu be- 
haupten w«ifs , dafs er «lit dem PrakiiCchen im Gro- 
ifcen und Kleinen nicht unbekannt ift. Eben defs- 
halb können wir das Bu^h Allen empfehlen, welche 
^reude a^i diefen Kenntnifl'en haben., welche ihre 
Wichtigkeit einfehen, und die Schwierigkeit desGe^ 
brauchs diefes Buchs zu befiegen willen. Diefs al- 
les fageii Avir freudig, obwohl wir in Manchem 
liicht nait -dem Vf. einverßanden find , und wir uns 
uberze^i:^t halten , .dafs Ine und da Einiget überCehen 
forden, und Manches zu berichtigen ift. 

In der erften Abtheiluug, vom JBorgen und Vet^ 
Tforgeiif wird fogleich damit angehoben, dafs det 
Credit , mit welchem Worte ma,n fich. fo viel SvilEe, 
und das gleichfam wie eine Zauberformel gebraucht 

/. A. Ih Z. i8»3* Erßcr Sand. 



*werde , nur im geföHigen bürgerliAen Ldlien Statt 
linden könne, und dafs er nur aus demSchoofse der 
Ohnmacht hervorgegangen fey^ indem bey dem Ei* 
nen die Flügel des nach Gewinn ftrebenden Unter- 
nehmungsgeiftes -weiter reichten, als die eigene Kraft 
üc zu fchwingen verftatte; bey dem Anderen aber 
Kraft und Wille fehke , das Vermögen gehörig zu be- 
nutzen. <-<- Allein kann das Ohnmacht genannt 'wer- 
.den, w^enn der, wselcher aus Gemächlichkeit und 
Bequemlichkeit, wefshalb er <iieGefchäfte felbft nicht 
machen will , einem Anfderen Credit giebt^ oder 
wenn eiÄ Principal feinem Geh etablirenden Com- 
mis , dem) er wohl will , Credit und die Befugnift 
ertheilt , bis zu einem gevdffen Belaufe Wechfel auf 
ihn zu ziehen , oder, wenn der^ welchem bey gro- 
fsem Vermögen eben das nicht zu Gebote ßeht, wa» 
er in dem Momente nöthig hat, nun diefs durch 
Credit fich verfchaftt ? Auf diefe Weife können alle 
Darlehen und aller Taufch als Folge, der Ohnmacht 
auf beiden Seiten dargeftellt werden. Dafs der ünver- 
jfnögende .den Credit aus Unvermögen benutze>, filllt 
.uns nicht ein zu leugnen; aber der Satz, fo wie ihn 
der Vf. auffielk , ift zu allgemein , und in diefer All- 
gemeinheit können Avir ihn nicht hilligen. 5a der 
Vf. felbft leugnet bald nachher die \vohlthätigett 
Wirkungen des Gebrauchs des Credits für Einzelne 
xmd die Nation nicht, würdigt vielmehr fie richtige 
indem er anmerkt, dafs daraus ein gröfseres 'gegen- 
feitiges Auskommen , gröfserer Verkehr und nützli- 
che Befchäftigungen zu Stande gebracht winden, ab 
ebne Credit je hätten Statt finden können, 

^weyte Ahtheüung: ff^echfelbriefe. Der Ge- 
.brauch der Creditzeichen kann m allen UiiergängeB 
auf einem haaren Geldumsätze beruhen, in welchem 
Falle fie nicht eigentlich als Stellvertreter des Geldes 
angefehen werden dürfen; aber es kann auch das 
^ntgegengefetzte Statt finden. Beyfpiele von beiden 
^Verden beym verfchiedenen Gebrauehe der Wechfel 
angeführt: gleichwohl wird, uiul mit Recht, be- 
hauptet^ dafs auch im erften 'Falle der Credit als Mit- 
tel zur Erweiterung der nützlichen Thätigkeite« 
feine Kraft zeige, oder wenigftens zeigen könne. 
Als Grü^ide der Abweichung des WechfekourCes, zw- 
fchen zwey Orten« vom Pari, wird der verfchie- 
dene Stand des Difcants od^r Zinsfufses an beiden 
Orten zuerft a^igeführt, wefshalb hinzugefügt wird, 
idafs bey Wechfeln auf Sicht der Cours allein gan» 
zuverläffig und rein fich zeige; demnächft werden 
der genommene Schlaefchatz « oder der Mangel dar- 
an, die Art der Handelsbilanz und die Zerrüttnrig 
des öffentlichen Geldwefens als Gründe jener Abw«H 

30 



fiJ5 



JENAISCHE ALLG. LITERATUR - ZEITUNG. 



fijS 



chnng t!e* Conrfes vom Pari angegeben; danach 
iriril gezergt , dsrfs diefe letztei> Gni-nde airf diie Vei»* 
Tückung des Courfts vom Pari auf alle Arten von 
Wechfel, Sicht\yeclifeVwid aridere, wirken köiiiUen» 
Wir haben Verfchiedencs hier zu erinnern. Sol- 
len hiemit die Gründe der Erfcheinnng vollftämKg 
angegeben i^yn: fo mülTeu wir \xn^ dageg.eii erklä- 
ren; gröfsere Sicherheit, gutes VVcchfelrecht, Rechts- 
pfleg<^ oder Mangel daran, Störung des Verkehrs 
.durch ößentliche Matsregelxi und Ahnliches können 
gleichfalls als runde jener Abweichung des Courfes 
vom Pari gelten* Ferner fcheint es uns, dafs man 
fogleich hier die fchcinbare von der wirklichen Ab- 
weichung vom Pavi hätte unterfcheiden mülTen; 
dafs diefs unterlalTen ward, das hat in die fpäteren 
UiUerfuchungen manche Dunkelheit gebracht. Neh- 
men wir jetzt einen Prägfehatz ^ und nahmen wir 
snvor keinen , und hatten vrir gleichwohl eine diem 
^ßefetz entfprechende Münze , wie wir hier anneh- 
men wollen, auf welche die Wechfel lauten: fo 
kann das vormalige alte Pari nun nicht mehr gelten; 
und wenn der Conrs , nach dicfein gerechnet ,. jetzt 
unter Pari ficht: fo ^ft diefs blofser Schein, wenn 
anders das Sinken gleich ifi den Proccnteu , die als 
Schlagfchatz genommen wurden ; mächte man denn 
immer von dem Sinken des Conrfes fprechen , von 
einer Abweichung unter Pari, es wäre ein vi^irkli- 
ches und wahrhaftes Pari dennoch vorhanden. Eben 
das könnte bey Zerrüttung des öfientlichen Geldwe- 
Xcns der Fall feyn^ Uns fcheint es, dafs der Vf. 
wohl gethan hätte , ^enn er über das Pari und def- 
Ten Auffindung (ich näher erklärt hätte. Diefs Pari 
aft oft fehr fchwer aufzufinden; ivas in alte« Bü- 
chern über das Pari, welches zwifchcn zwey Plä- 
tzen Statt findet, gefchrieben ficht, ifi oft ganz und 
.gar nicht das wiriiliche Pari , fo wenig als die ge- 
naue und richtigeVergleichung des Gehaltes der voll- 
wichtigen und guten Münzen beider Orte bey der 
Ausmittelung des Paris allein ausreicht, wenn die 
. w^irkliche Zahlung zwar in denfelben , aber in ver- 
fchiedenclich abgenutzten Sorten geleifiet wird. 
Wenn «der Mangel am Prägefchatz und die daraus zu 
erwartende Verfchlechterung der umlaufenden Mün- 
ze als Urfache der Abweichung des Courfes vom 
Pari angeführt wird: fo fällt diefs mit der Zerrüt- 
:tung des Geldwefens überhaupt zufammen. Wenn 
die Handelsbilanz, in fofern üe eine Ober- und Un- 
ter - Bilanz ifi , als Grund der Abweichung des Cour- 
fes vom Pari angegeben wird: fo fagt man belTer: 
wenn unfere Schulden , die wir im Auslande con- 
trabirt, oder unfere Foderungeii, die wir an dallclbe 
AU machen haben, gröfser und, als die des Auslandes 
jin oder bej uns : fo kann diefs eine folche Abwei- 
chung bewirken ; doch ift zu bedenken , in wie- 
/erne wir oder der auswärtige Handelsplatz durck 
jfknweifung auf andere Plätze die Schulden berich- 
tigen, die Foderungen einziehen können. Das Wort 
Handelsbilanz deutet immer auf die blofs aus dem 
Handel entfprungenen VerhältnilTe hin; diefs aber 
Kann zu grohen Irrthümern führen« England^ rnufs 



feine Armee inP.ortuga} erhalten, viele Staaten hAtn 
Zinfei^ an Auswärtige zuzahlen, andere entlehnen 
Capitale vom Auslande, mehrere unferer Mitbürger 
reifen in die Fremde, halten üch dort auf, laifen üch 
dafelbfi nieder, und ziehen durch Wechfel die Mittel, 
die Reife zu machen , ihre Ausgaben in der Fremde 
au befireiten: diefs und Anderes ifi ganz unabhängig 
vom Handel. Uns ifi nicht ganz deutTfcb geworden^* 
obderVf» diefs alles unter der Handelsbilanz begreife. 
Bey den Wirkungen jener Bilanz auf den Cours, 
von Welchen alsdann gehandelt w^ird , heifst es: Be- 
iinilet üch ein Handelsplatz in der Uuterbilanz, fo 
dafs dafelbfi mehr Wechfel auf das Ausland geflieht 
als ausgeboten werden : fo erhält der VVtxhfelverkäu- 
^r fiir das fremde Gekl gröfsere Zahlen , als er dem 
Gehalte nach füllte, in dem eiuheiraifchen. (Nicht 
doch; er erhält einen gröfteroa Werth, wenn wirk- 
lich der Cours über Pari eeftiegen ifi.) ^ — Die na- 
türliche Grenze der Abweichungen des Courfes vom 
Pari wird , in fofern diefe vom Discont herrühren, 
richtig in die Verfchiedenheit des Zinsfufses an den 
verfchiedenen mit einander in Verkehr fiehenden 
Plätzen; die Grenze jener Abweichungen, in fofern 
diefe aus def Über- oder Unter -Bilanz der wechfel- 
feitigen Schulden und Foderungen heihommen, in 
üe Kofien, welche die überfendung oder Einzie- 
hung der edlen Metalle, oder des daraus geprägten 
Geldes, oder fonfi eines Äquivalents veranlailen wüp- 
den; die Grenze jener Ab,weichungen , in fofern fie 
aus Zevrüttung des Geldwefens entfiehen, in die 
Procente der Difterenz zwifchen den fchlechten 
und den guten Münzen gefetzt. Was aber die Grenze 
der Abweichungen des Courfes vom Pari fey, 
"wenn derXirund in faft alleinigem Gebrauche oder 
dem Übermafse vom Papiergelde liege (der Vf. fagt 
Münzzeichen , allein Stellvertreter des haaren Geldes 
dinrch Privatperfonen find auch Münzzeichen, fie 
Jiönnen aber nie dauernd jenes bewirken ; wir brau* 
eben den Ausdruck Papiergeld, \veil eben diefs der 
Vf. zu beabfichtigen fcheint, und daraus allein eine 
folche beharrliche Abweichung entfiehen kann): fo 
könnte man in der Differenz der Geltung zwifchen 
diefem Papier- und dem guten gehaltvollen baarep 
Gelde die Grenze finden wollen , mit anderen Wor- 
ten in dem Agio » welches man beym Umtaufche des 
Papiergeldes gegen baares geben müfste; allein der 
Vf. fagt: hier bleibe immer die Frage übrig, wel- 
ches denn^diefesAffios natürliche Grenze fey. In ei- 
nem mit Papiergelde, als Stellvertreter des haaren 
Geldes , überhäuften Lande könnten , heifst es wei- 
ter, doch nurHandelsverhältnille, und zwar haupt* 
fächlich nur die mit dem Auslande, oder fonfi hie^ 
mit zufammenhängende Umfiände, öfter oder fort- 
dauernd eine Bewerbung um Münze veranlaflerL 
Darum muffe fich denn das Agio zwifchen baarem 
und Papier -Gelde nach dem Gange der Handlung 
im Ganzen und Grofsen jenes Landes richten, wenn 
man von aller Einmifchung des Mifstrauens abfthe« 
Diefe Handelsverhältniffe müfsten aber hindern, dab 
mau für^old und Silber uud das daraus geprägte 



tSJ 



E £ B R U A R 



8 



S38 



Geld , iri wat Tmmer für einer Sache , mehr zahle, 
•Is jene Gegenftände in diefer oder fonft einer mit 
ihr verglichenen Sache, Transport- und andere Ne- 
hen-hoften etwa mit in Aufchlag gebracht, im Aus- 
lände gälten. Daraus erhelle, dalt, unter obiger 
Einrchränkune, das vorwaltende Agio a\vifchtn baa- 
lem und Papier^Gelde dem ünterfchiede des ein- 
beimifchen und aiiswärtigen Waarenpreifes, in An- 
fehung gleichartiger Dinge, ziemlicli nahe kommen 
mniTe; überhaupt aber, feinen letzten Gründen nacb, 
mehr oder minder auf einer von Seiten des Zaiil- 
irerths geftörten Verbal tnifsgleiche des Waarenprti- 
fe$ vcrfchiedener Staaten beruhe» Folglich ley et 
auch kein Zweifel, dafs der aus geftörterVerhältnifs- 
i;leiche det Waarenpreifes verfchiedener Staaten , in 
Anfehung gleichartiger Dinge, allenfalls mit Zu- 
fchlag der Verfendungskoften , hervorgehende Unter- 
fdiied als die benimmt erkennbare natürliche Gren- 
ze angefehen werden mülfe, die es für jene Abwei- 
cbnng des Wechfelcourfes vom Pari, aus Schuld des 
Umlaufs und des (Jbennafses von Papiergeld, gäbe. 
Kec. hat die Worte des Vfs. gröfstentheils beybe- 
halten, um die Lefer, die hier eine Stimme haben, 
einigermafseu in den Stand zu fetzen, felbß zu ur- 
ihcilen. Er kann der mühfamen Deduclion der 
Grenze der Abweichung des Courfes vom Pari , aus 
dem Grande eines übermäfsigrn Papiergeldes , we- 
der den hohen Nutzen abmerken , den der Vf. ihr 
zutheilt, noch fie für ganz gegnindet halten* Wer 
AVöllte es leugnen, daU, unter den mit einander in 
Verkehr ßchenden Völkern, diePreife der Güter bey 
dem einen Volke nicbt auch auf die Preife bey dem 
Inderm einigermafsen wirkten,' wiewohl diefe, aus 
verfchicdenen Urfachen, felbft bey den in einem fehr 
frcyen Verkehr mit einander ftehenden Völkern und 
unter V orausfctzung eines gleichen Mafsdabes für 
den Preis, dennoch fo fehf verfchieden find? Wäre 
ein Volk ganz abgefchnitten votß Verkehr mit ande- 
ren, und wir lind nahe bey dem Falle in der letz- 
ten Zeit gewefcn: fo müfste lieh doch auch die 
Grenze oder der Grund der Dilferenz zwifchen dem 
Papier- und dem haaren Gelde angeben laßen; und 
Xfo i^tirde diefe Grenze feyn, und worin würde die;- 
fer Grund beftehen ? In dem gröfscren oder gerin» 
geren Vertrauen zu dem Papiergelde , oder vielmehr 
XQ der Regierung, die es ausgegeben hat; in den 
terfchiedenen Arten, es anzuwenden , oder in dem 
Markte ; endlich in der Quantität dellelben , in wie- 
fern es dem fiedürfnille der inneren Circulatipn^ 
tfelches zu verfchiedenen Zeiten verfchieden ill, 
entfpräche oder darüber hinausginge. Jedes Über* 
niafs von Papiergeld führt Mi fs trauen mit fich, oder 
vermehrt das bereits vorhandene; es kann bey ei* 
ner Unterfuchung \iber delfen Geltung nicht davon , 
getrennt werden. Sucht man nicht vorzugsweife ^ 
auch im Inneren des Landes baares Geld , ja Silber- 
und Gold - Gera the , weil man folchem Papiergelde 
nicht traut? Bauern beftellten bey der Anwefenheit 
^ts Rec. in Wien, als das Papiergeld nur erft einige 
dreyfsigProc^nte verlof» Meif#ig bey den GoMfchmie» 



den filberne Geräthfchaften» um fic aufzuheben^ " 
w^eil lie diefem, nach ihrem gefunden Menfchenver- 
. fiande, einen beftändigeren Werth beylegten als dem 
Papiergelde. Ve/fchwindet nicht ein Silbemibel für 
immer, wenn er in ein ruffifches Dorf kommit? 
Wir hätten manches Andere hinzuzufügen 4 aber wir 
eilen auch über die folgenden Paragraphen diefer 
Abtbeilung hinaus, w^onn von den Folgen der Ab- 
w^eichungen de» Wechfelcourfes vom Pari aufNatio^ 
nal - Gewinn'und Verluft, von der Verwerflichkeit der 
Staatsweclifeloperationen, um den Cours w^ieder aufs 
Pari zu bringei*,, und von der Unzulänglichkeit des 
Herkommens oder der gefetzlichen Verfügungen, 
dafs Wechfel nur n>it Wechfel bezahlt werden dür- 
fen, um den dabey beabfichtigten Zweck zu errei^ 
eben, geredet wird. Die beiden letzten Puncte find 
vortrefflich und höchß belehrend dargethan ; und 
Avenn gegen die Ausführung des erften Satzes Rec. 
Einiges anführen könnte: fo unterdrückt er es doch 
um lo lieber, weil er noch Kaum für die folgenden 
Abtheilungen fich zu erhalten wünfcht. 

Dritte Abtheilung: Staats- Greditzeichsn'f als 
Stellvertreter der Münze. „Weder zur Beförderung ' 
des Wohls einzelner Glieder des Volks, noch zur Ret*- 
tung und Wiederherftellung zerrütteter Finanzen, 
fey die Einführung eines Papiergeldes zu empfeh- 
len." Diefer Satz, den unfer Vf. ausführt, ift auch 
von Anderen aufgeftellt worden. Ausnajimsw^eife 
haben wir Manche» dagegen zu erinnern. Ein z. &• 
auf ganz kurze Zeit dauerndes , vom Staate oder un* 
ter deffen Schutz und mit delTen Einwilligung und 
Beglaubigung verfehenes Papier , deffen Geltung auf 
einen gewiilen Kreis , bey einer kurz vorübergehen- 
<len Geldklemme, für den Handelsftand etwa be- 
fcbränkt %VTirde, \vie diefs in den w^eyland Hanfe- 
Städten einige Mal mit Nutzen gefchehen ift, wag- 
ten ivir wolil zu verthcidigen ; aber freylich ift die 
Gefahr, welche mit einem allgemeinen, dauernden 
und wahrhaften Papiergelde verbunden iß, fo grofs^ 
und es ift fo wenig allen Zuficherungen und fie* 
fchränkungen von Seilen der Regierungen zu trauen, 
dafs es uns nichts koftet, die etwa für ein folches zu 
billigenden Ausnahn^en ganz zu unterdrücken. — 
Nur da, heifst es w^eiter, w^o die Waarenpreifc 
zweyer mit einander lebhaft verkehrender Staaten 
bedeutend mehr von einander abwichen oder ab- 
weichen müfsten , als die Differenz betrüge, welche 
die Transport- und anderen Neben -Kofien veran- 
lafsten, könne der Cours ( Wechfelpreis) dauernd 
über oder unter Pari gehen. Wie eine folche Ab- 
weichung vom Pari , die aus der Verfchiedenartig- 
keit des Disconts, der Über- oder Unter -Bilanz der 
wechfelfeitigen Federungen und Schulden entftehe, 
von felbft w^ürde zu einer Ausgleichung führen muf- 
fen , das wird dargethan ; auch Thomtoii u. A. ha- 
ben darauf bereits aufmerkfam gemacht; Keiner, fo 
viel wir wiffen , fo ausführlich und befriedigend als 
unfer Vf. — Bey Abweichungen des Courfes vom 
Pari, wegen Münzverringerung, beruhe Alles auf 
Schein; jene entßehe etwa nur aus demStrebeui das 



&39 



L A. Li Z. FEBRUAR 



8 » S 



♦*• 



Wirkliche Pari zu erreichen. Wenn aber ein unter 
Pari gefunkener Cours fortdauernd fich alfo erhiel- 
te, fo dafs die Verrückung des Gleichgewichts deir 
Preire zwifchen verfchiedenen Staaten zwar nur 
Tcheinbar. die Abweichung aber vom Wechfel - Pari 
wirklich und von Bc^harrlichkeit wäre: fo könne 
diefs nur da Statt finden, wo iibermäfsiges Papier^ 

f;eld dem Volke aufgedrungen worden wäre. — DiCe 
en Satz werden die Kundigen fchwerlich bezwei^ 
fein; ob ße aber mit der ganzen, weitfchichtigen, 
dunkeln nnd fchwierigen Deduction des Vf». bis S. 94 
einverftanden feyn werden , das* muffen wir dahin 
geßellt feyn laffen. Wir unferes Theik glauben, 
dafs der Erweis viel einfacher geführt werden könne, 
wiewohl der Vf. auf feine Beweisart oder feine daran 
geknüpfte Theorie einen gröfsen Werth legtj wir 
muffen aber auf das Buch verweifen. Wer die 
Schwierigkeiten des Vortrags , ^yelche hier Statt ßn» 
den, befiegen kann, wer dadurch nicht abgelchreckt 
wird, der wird auch dann, wann er dem Vf. nicht 
beytritt, die Mühe des Lefens nicht ganz unl?clohnt 
aufgewandt haben. Rec. , welcher lieh nicht einer 
ganz neuen Theorie rühmt, welcher ^ber'die befleren 
befonders die brittifchen Schriftfteller kennt, ihre 
Ideen lieh zu eigen gemacht, und wo ihre Theorieen 
noch Lücken hatten • fie auszufüllen bemüht gewe- 
fen ift, ftimmt in den Refultaten mit dem Vf. nieift 
ganz überein , ob er fchon zu diefen auf einem an*- 
deren Wege* gelangt ift. Der Vf, zürnt den bisheri- 
gen Theorieen ; was er daran tadelt , ift meift nicht 
5cr Mühe werth getadelt zu werden; zum Theil 
find es Vorurtheile des Pöbels unter den SchriftfteU 
lern über diefe Wiffenfqhaft ; und auch Rec. bat be^- 
reits in diefen Blättern dem Einen oder dem Ande- 
ren fein Recht widerfahren Igffen. Wenn der Vft 
den bisherigen Theorieen vorwirft, dafs fie zur Aufi- 
recbthaltung des Werth? des Papiergeldes eine allzu 

f;rorse Wichtigkeit auf eine günftige Handelsbilanz 
egten, und defswegen die Noth wendigkeit einer 
Reklifationscaffe befonders empfohlen: fo thun diefs 
die Tboren, aber kein mit den bisherigen guten 
Theorieen einigermafsen Vertrauter. Was an eig- 
nem anderen Orte unfer Vf. über die bekannte £.rr 
fcheinung in England anführt, dafs ^venigftens ei- 
nige Zeit nach der Siftirung der haaren Healifatipn 
die Noten der Bank von England nicht gegen baareji 
Geld verloren» und dafs diefe Erfcheinnng keines» 
\vegs in der Handelsbilanz , oder nicht darin allein, 
'fondern in dem, das Bedürfnifs derCirculation nicht 
überfteigenden Mafse vornehmlich zu fuchen fey, 
welches die Bankdirectoren gehörig zu erhalten 
wufsten: fo hat der Vf. ganz Recht; Rec. bemerkt 
noch, i^hSüfch fälfchlich von der HandelsbiUnz den 
Werth diefer Banknoten ganz abhängig gemacht ha- 



be , und jene Erfcheinung fich kimm nü-erklfiren im 
Stande gewefenifey. Allein ftit /ii/TrA, u^ feit der 
Siftirung der Realifation in Ejigland» find auch 
Schriften genug darüber erfcbienen ; die richtige 
Theorie hat im Stillen mehrere» Feld gewonnen; 
das Beffore, w^as darüber vorher erfcbienen war, hat 
neue Stützen erhalten. Zu feiner Zeit )vird e^ mög- 
lich feyn , über da& Sinken der englifchen Bankno- 
ten unter ihren Nenn werth, verglichen mit dem 
haaren Gelde, zu reden, w^plche» nachher, und 
zwar in einem bedeutenden Mafse, eintrat: aber 
dazu gehören Notizen , ^velche man aus den Flug- 
blättern, die uns jetzt zugänglich find, nicht fchö- 
pfen kann^ So wird ferner, den bisherigen Theo- 
rieen vorgeworfen, dafs fie behauptet hätten, Pa- 
piergeld könne mit käuflichen und verkäuflieben 
Dingen nicht verglichen werden, und in Anfehung 
der Werthsabnahme diefes Geldes gäbe es keine Gren- 
zen. Wir >viffen nicht ^ welche Theorieen das Erfte 
behauptet haben können; die guten Theoretiker, 
welche Rec. kennt, gewifs nicht; auch . geben 
diefe, w^o und wann daslJbermafs des Papiergeldes 
eintrete, -woran es erkenntlich fevu. f.w^. , dieGren^ 
zen und Gründe an, ob fchon cliefs zum Tbeil auf 
einem anderen Wege gefunden wird , als dem , wcl- 
eben der Vf. einfchlägt. Uns fcheint diefer hej 
der Lehre vom Papiergelde noch viel au viel Werth 
auf die Handelsbilanz zu legen. Das Übermafs und 
die Grenze, oder die Gründe de^ Agio*» zwifchen 
Papier- und baarem Gelde kann und mufs angege- 
ben %verden können auch bey einem Volke» das ganz 
unabhängig* von ^Hem Verkehre mit anderen Völkern 
wäre, fonCt aber baares Geld gebraucht hätte; jenes 
tJbermafs imd d^s fehlende Vertrauen, welches vor- 
hergebt» gleichzeitig ift oder folgt, zu- oder ab- 
nimmt, muffen nominal höhere Preife im Papier- 
gelde hervorbringen $ und ein Agio zwifchen Papief- 
und baarem Gelde einführen, auch in jenem. Falle, 
Tvenn ein folches Volk ganz vom Verkehr mit ande- 
ren abgefondert wäre. Auch fcheipt e^ unst dafs 
weiter kein Vergleichen der Preife anderer Güter bey 
verfchiedenen Völkern zu jenen ^wecken nöthig fey, 
da alle an den edlen Metallen und dem »daraus ge- 
-prägten Gelde, feinem inneren^ Gebalte nach, ein 
Gut befitzen, das, aus bekannten Gründen »bej al* 
len civilifirten Völkern einen gleicheren Preis be- 
haupten kann» als die übrigen Güter, ^r* In den 
letzten j$. diefes Abfatzjss ift von den Mitteln » wie 
einem durch übermärsiges Papiergeld leidenden Volke 
^n helfen fey, die Rede. Rec. freut fich, dem einfichu- 
vollen Vf. auf- gleichem Wege zu begegnen, und will 
hier 9 da der Gegenftand vom allerhöchften Interelfe 
iß, einige feiner abweichenden Anfichten mittheileo, 
QDie FoHfHtung Jolgp im mäthßm Stüeks^y 



^■^ 



^^i^^" 



NJ^UE AUFLAGEN. 



Pmedlinkurg» b. Emft : Nam^nfpiel tum Zehvsrtreih und 
zur £nvpckmng d$s Nachdenkens, Zwtyte Auflage, ijl Tlfel- 
ckoa mit i £ogen Anweifung in i6. Ol gr.^ 



Dresdsn , in der waltherfchen Hofbuchluiidlaiig : DU kS' 
nigh fuehf. Gemälde" Galerie in Dresden. Neue darchato rw 
beifeittf Auflage. 13 ift. lY u. ftjtd. g. CSOC»^ 



«4» 



JENA ISCHE 



^4* 



ALLGEMEINE LITERATüR-ZEfTüNö 



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^Ht^m^m 



FEBRUAE ia>}- 



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STAJTSFTISSENSCHAFTEN. 

f^srnsio» b. Barth : £7i«r das ü^ßentUcke Schulden* 
wejm tu f. yr* 

^FortfH^tuig dsr im vorigen Stüdi ßbgehrockeneu Aa e m fi on O 

i-'a« Übel , fagt ^er Vf. , muft bey der Wurzel an- 
gefafst -werden ; Verminderung de» Papiergelde« bis 
ru dem Mafse, wo es feinen fch wankenden Werth 
verliert, oder deffen Vernichtting )cann allein keU 
fen. Das Eine oder das Andere kann aber nur gegen 
gebührlichen Erfatz an die Inhaber in baarem Gelde 
oder einem anderen Gute rechtlicher Weife Statfcün- 
den. Das Elftere, Realifation und Vernichtung des 
Tcalifirten Papiers, würde die empfehlenswerther« 
Methode feyn, weil dadurch keine Stockung im Ver- 
kehr cmftände. Die Wcgfchaffung foUte allmäh- 
lich gefchehen , w^eil fie nicht wohl johne drückende 
Belaftung des Volks mit Abgaben Statt finden könn* 
te, oder weil ohne diefelbe eine, alsdann kaum zu 
vermeidende, Antaftung des Nennwerthes oder des 
Miinzfufses Statt finden müfste, welche felbft in 
dem Falle , wo Alles nur auf einen Schein hinaus 
liefe, einen Hafs erwecken würde , überhaupt aber 
ohne Zwang flieht wohl möchte durchgeCefczt werden 
können. Allein einem Staate, der mit Papiergeld 
überladen wäre, würde, der Hegel nach , kein ge* 
genügender, zur Realifation hinreichender baarer 
Fonds zu Gebote (leben ; wollte man Staatsgüter da- 
gegen geben 2 fo würcle diefs nur langfam den Zweck 
erreichen laffen; bey Verwandlung des Papiergeldes 
in zinfentragende Schuldbriefe aber könnte es au- 
fserdem niclrt ohne 2wang abgehen. Welche Me- 
thode indefs gewählt würde: fo erklärt tich der Vf. 
für eine Einlöfung nach dem Cours. Def Staat giebt 
•Isdann , was dem Inhaber die Papiere noch werth 
find; diefs wäre der gebührliche Erfatz, mit Aus- 
nahme jedoch folgender Fälle, wenn der Couw un- 
ter Umftänden , von denen man mit Sicherheit an* 
nehmen könnte , dafs fie bald wegfallen würden, fo 
fthr tief herabgegangen wäre , od^r wenn der nie- 
drige Stand des Courfes ihm durch die Regierung, 
um mit deßo geringerem Gegen werthe das Einlö- 
fungsgefchäft betreiben zu können, angekünftelt 
worden wäre. Treten diefe Fälle nicht ein : fo wür- 
de das Verfahren, einen gröfseren Erfatz zu geben, al* 
der Cours foderte , tadelhaft feyn. Denn wenn der 
öifentliche Schatz in fo guten Umftänden fich beffen- 
dc: fo hätte diefer Übcrfchufs zu Gunften Aller und 
nicht Einzelner verwandt werden follen. Seltem 
möchte bey einer grofsen Maffe von Papiergeld eiue 
/. J. Im Z. »«ij. ^^rßmr Band. 



gänzliche Realifation nach dem Cour» durcihgeCetzt 
Werden können; indeCi würde felbft eine unvoU- 
konnnene Realifation und eine damit verbunden* 
Vernichtung des eingelöfeten Papiers immer einigea 
Nutzen gewähren. Wären alsdann die Schritte der 
Regierung nur fo befclialfen , dafs fie feften Willen 
verriethen, und keine Rückfälle vermuthen lie- 
fseii; fo -vrürde auch kein bcfonderes Andrän- 
gen von den Inländern, um Schätze zu fammeln, ent- 
ftehen , w^eil man auf eine noch gröfsere BelTerunf 
des Courfes hoifen könnte, und auch das Ausland 
würde nicht befonders danach eilen. (Es komixit Al- 
les auf das Zutrauen an.) Da aber diefs Realifiren 
nach dem Courfe als ein kaufmännifches Gefchäft, 
immer unvollkommen von der Regierung betrieben 
\verde, da die Unzulänglichkeit die Realifatioa 
Aurehzufetzen dem Handelsftande nicht verborgen 
bleiben würde: fo glaubt der Vf., dafs die Regie- 
rung zuvor andere Mittel ergreifen müITe , um de» 
Cours dem Pari fo nahe als möglich zu bringen, und 
dafs fie alsdann ihr Werk durch uneingefchränkte Rea- 
lifation krönen könne. Dennoch müfste die Summe 
des Papiergeldes erft durch die Anwendung anderer 
Nebenmittel gehörig vermindert -werden. Noch 
wird eine Realifation voi;« einigen Procenten zum 
Bedarf des inlän'difchen Verkehrs , fo dafs die Zah- 
lungsfähigkeit der Regierung nicht ins Gedränge kä- 
me, empfohlen. Man konnte endlich, heifst es fer- 
ner, einen leichteren Münzfufs als den, welcher 
vor dem Papiergelde üblich war, einführen; wel- 
ches alles denn den Vf. zu der Prüfung folgender 
drey Methoden führt: 1) Vollftändige coursmäfsige 
Einlöfung des Übermafses des Papiergeldes, ohne 
den Nennwerth herabzufetzen, bis zur gänzlichen 
Wiederherfteüung des gefunkenen Courfes; s) Ab- 
würdigung des Papiergeldes, in fo weit es, ohne 
Kitnfte der Regierung, im Cours gefallen wärt; 
^) Nachrücken des Münzfufses, zufolge diefes fo ge- 
fallenen Courfes; die beiden letzteren Methoden et-^ 
wa mit einander verbunden, und die Nebenhülfen« 
als Vermehrung der Abgaben , Verwandlung des Pa- 
piergeldes in zinfentragende Schuldbriefe und Ver- 
äufserung eines anderweiitigen Staatseigenthums, in 
dem einen oder anderen Falle , mit in Anfchlag ge- 
bracht : über welches alles, und in wiefern diefs mit . 
einander verbunden werden könne, viel Belehren- 
des beygebracht wird. Unter anderen wird be- 
merkt^ dafs die Verringerung des Münzfufses nur 
da ohne Verbindung mit der zweyten Mafsregel em- 
pfohlen werden könnte, - wo das Papiergeld noch 
micht bedeutend im Coucs unter feinen Nennwerth 

31 



JENAISCHE ALLG, LITERATUR- 2EITUNQ, 



gebnlivit) «Äer Aem pj« durcJ^ aiKUTwejiigi; Ver- 

Tcbahe (Ijs Letztere durch Steuern: fo fiillfeii <licjini- 
geii dazu vornehn)l)ch beitrugen, welche bey dum 
Sinken de» Courfes gewonnen halten (abtr ift djef» 
möglich zu Icifien?)- Wiirden die beiden erfteii Me- 
thodeii_ge>yahU : fumnrsley die Vcrbiiijjlichkeitün, 
die während des Sinkens dia Papiergeldes in dicfem 
ge eii>es bilHgen jäbrli- 
8-DiU'iTcnz regulirt wer- 
eiip der Cours nicht bc- 
ne gänzliche Kealii'alion 
Courfe Statt ^nde, kaum 
■er Coure bereits bcdcu- 
r fich fehr fchwankeiid : 
Herabfetzen des VVerths 
Cours, wie er hch un- 
;twa in Verbindung mit 
inzfuIÄes zu empfehlen 
i aUdann zu verfahren, 
: diu früher empfühlene, 
r Verminderung zurück, 
er Zutälligkeit neuer er- 
vendung der verfchiede- 
if gehandelt. Key Her- 
des Puj)iergeldi:s , zufol- 
wird noch der Fall un- 
pier für das alte, zufol- 
ge der Herabfclzung des Nennwerthes nach dem 
Cüurfe , eingeführt werden luüfste, wenn die Re- 

ficrung entweder das Spiel noch nicht ganz aufge- 
en, oder aber nicht Geldkrafie genug hatte, das al- 
te, auch nur zufolge des tief gefunkenen Courfes 
und der Herabfetzung von delTeii Nenn wtrlh, zu rea- 
liüren. Hier wird nun riclitig bemerkt, dafs diefi 
Verfahren, um gröfscrem -Übel zu entgehen, flets 
vorausfetze und erfodere, dafs das alte Papier verru- 
fen -würde , damit man nicht zweyerley Arten def- 
Celben neben einander habe, welches nur grüfsere* 
Übel veranlaHen und eines dem anderen fchaden 
Vürde. Den Schlufs diefes Abfchnittcs macht die 
Bemerkung, dafs in dem Falle, dafs neben tief her- 
abgefunkenem Papiergelde auch eine älinlichegehalt- 
1q^ Münze im Umlauf wäre, diefe ebenfalls, wie 
jene» Papier, nach dem Courfe einzulöfen und durch 
gutes, dem gewählten Münzfufse gemäfses, baares 
Geld zu erfelzen wäre. Was hierüber fonft Beleh- 
Tendes hier angemerkt wird, mufs man in dem Bu,* . 
che felbCl nacblefen. 

Im Ganzen und ^vir mit den von dem Vf. befolg- 
en Anflehten einvetftanden, und haben uns an ei- 
nem anderen Orte bereits vor Jahr und Tag, kurz vor 
Erfcheiuung des bekannten Ößerreichifchen letzten 
^iiianzpatents , wodurch der Nennwerih der wie- 
ner Banknoten herabgefetzt ward , auf ähnliche Art 
eeäufsert. Wo wir im Einzelnen, in minder erheb- 
lichen Puncten abweichen, iH hier nicht wohl mög- 
lich durchaus anzugehen; wir wollen indefs beym 
Allgemeinen noch einige Augenblicke verweilen, zu- 
gleich aber unfere AufmerkfainJ^it auf einige Staa* 



ten hefonders richten, -welche fielt tief in datPapier- 
gittd i«er^vick«lt haben, und die nicht nwhi wtßen, 
wie üe fleh benehmen folU-n , um mit einigem Aii> 
Hände das gefälirlicbe Spiel aufzugeben , oder die ei- 
ne oder die andere IVl^fsre^el ergrillen haben, um 
h^b und halb heraus zu fcheiden. 

ift der Wcrlh des. Papiergeldes, vcrglichcp mit 
dem Metallgelde, noch nicht bedeutend gefunkcn; 
beträgt die Diil'erenz nur einige Frocente; fo ifl diel» 
eben ein Beweis, dafs es bisher nicht in zu gtoUem 
Übernuifse vorhanden war. dafs nian ihm noch ei- 
niges Zutrauen fchenkt , und dann mag eine baare 
Einlotung oder anderweitige Verminderung, zufol- 
ge des jedesmaligen Courfes im Stillen, und ohne 
deiiNennwerth herabzurctzen.StHtthndcni w-iewobi 
CS auch da nicht ohne Wujcher und ohne llegiinrii- 
gung oder Beeinträchtigung derer, die gar iiiclu be- 
günl'tigt oder verkürzt werden Pol Hon, abgehen limiiu 
Da aber eben diefe. Nachthtile fich in jenem Falle 
nicbf in einem bedeutenden Mafse zeigen könnten: 
fo würden üe auch ohne Murren getragen werden; 
wie man denn durch die in Europa aufgekomme- 
nen öll'entUchen und Privat-SieJlvertreter des baareu 
Geldes auch da, als das Papiergeld feinem Nennwer- 
ihe noch gleich galt, felbfl in den Ländern, wo gu 
kein' Papiergeld ausgegeben word^i war, eine le- 
eile Erniedrigung der baar«n Ge1dr>,iiien heb hat g» 
falltn lallen nnilTen , und durch die Verminderung 
oder Vernichtung jener Stellvertreter , in fofern üe 
allgemein gedacht werden kanji, die in baaieu Gd- 
de f<Jftgefetzten Renten undZinfen an reellem Wer- 
tbe, alles übrige als gleich angenommen, fleigen le- 
ben wird. Vielleicht tritt jener Fall, woeiiieolme 
Ceräufch vorzunehmende Hcalifation, nach deiu je- 
desmaligen Courfe, enipfuhlen wetdtn könnte, 1"T 
den Nnien der Bank. von England ein; doch WJgtii 
wir nicht darüber zu enticheiden, da uns auf <l>in 
feilen Lande die nötbigen beglaubigten Nacbrichien 
fehlen, und auf verlorene Zeitungiitnihel ebennieU 
zu fuben ift. 

Ganz anders verhfilt e» ficli in dem Falle, -wen« 
bereits ein unmäfsigcs Papiergeld vorhanden v,U 
oder ift, wie z. B. in Öfterreich. RuCsland, Daune- 
mark, WO jenes Papiergeld fo fehr titf unter ftiniia 
Nennwerthe lieht oder iland, und zugleich die giöf»- 
ten immer wiederkehrenden Schwankungen delltl- 
ben Statt fafidcn, welche zuletzt immer ein »och 
tieferes Sinken herbeyführen. Die Notb der Ben' 
tenierer aller Art, welche ihre Renten in dicftiB 
Gelde nach dem NenUwerthe erhallt ii j das tiefe nioi- 
ralifche Venlerben, ^vorin das gefainmte Volk durch 
das ewige Mäkeln und Wucheru geftürzt wird: 
diefs fürchterliche Elend ift fo grula, dals hier einzig 
und allein die fchnellfte Hülfe ange-wandt wcrdcu 
mufs; diefe aber kann , unter folchen Vorausfetzun- 
gen , nirgends fonft gefunden verdra , als in der 
Herabfetzung des Papiergeldes in d<;r Mafse, wie der 
i'rey. entftandene Cours es herabge-würdigt hat-, iw 
dem entweder, zufolge der Herabfetzung nach dem 
Courfe ,' der VVerlh in gutem ba«ie-m (jelde dafür £» 



«« 



FEBRUAR lg 13» 



m^ 



geben Trürde, oder indem ^ diefer Heral.ft*t/nncr ge- 
mihf ein anderes interimiTtifches Papier ansi-egtben 
würde, welches, zur Erlöfung Von allem Übel, gr^ 
gen zinrentragende Schuldbriefe od* r tlen Verkauf 
Ton Staatseigen th um eingezogen und vernichtet wer* 
den müfste. 

Da nun, um das Erde auszuführen, folchen Staa- 
ten, in Colchen VerhaltnilTen, zuverläffig die nöihi« 
gen Oeldkräfte fehlen würden , iviewolil eben die- 
fe Methode bey den nöthigen G»^ldkräften die kür- 
lefte und zum Zweck am fchnellften führende wä- 
re: fo wiirde nichts als die andere Methode iibrig 
bleiben, um aus der Verwirrung auf die gerechtefte 
ttiui auch möglich fchnellfte Weile zu fcheiden. Die 
Verringerung des Miinzfufses damit zu verbinden, 
mochten wir nicht empfehlen; die Hülfe wäre nicht 
bedeutend, die Verwirrung und Berechnung gröfser 
und fchwieriger, wenn man gerecht bleiben wollte, 
tt wäre denn, dafs fchon früher und aus ganz ande- 
ren Gründen folch ein geringerer Münzfufs hätte 
empfohlen werden können. 

Wir wilFen, was die Einfältigen im Lande ge- 
gen eine folche Herabfelzung des Papiergeldes, zu- 
folge des frey gebildeten Courfes, welches, genau 
SU reden 9 keine neue Hcrabfetzilng ift , Tagen, wir 
wifTen wohl , w^as die Wucherer dagegen anführen 
mögen, da ihrem A'erruchien Spiele bey ernßem Wil- 
len und bey fefter Verfolgung des Plans dadurch 
ein Ende fcbnell gemacht würde; es iß uns nicht 
unbewulst, dafs die Regierungen felbß aus einem 
eigenen Zartgefühl ungern daran gehen , indem üe 
den Vorwurf eines Hankerottes fcheuen; es ift uns 
endlich wohl bekannt, was für fromme Vorlcliläge 
Ton Errichtung einer Bank , in folcher Lage aber 
imausführbar, geina'ht worden: allein diefs alles 
kann uns nicht hindern, unferen Vorfchlag als die al- 
leinige Hülfe unter folchen Vorausfetzuitgen zu em- 
pfehlen. Duft gegeb« ne Wort itt nicht gehalten wor- 
den^ da, als der ^aat die verfprochene Healifalion 
aufhob, und er nach deren Aufiiebung unmäfsig 
die Summe des Papierj;eldes vermehrte; Hindert- 
taafende lind dadurch hintergangen und vervor- 
theik worden, die Jobbers und Gauner haben dabey 
gewonnen, je mehr die Schäuble wegfiel, die mit 
dem niederträchtigen Gewerbe foiift verbunden war, 
indem gleichfam alte der Schuld ßch theilhaftig 
machten, und foTt dazu gezwungen wurden. Die- 
fem tiefen Verderben inufs ein Ende gemacht wer- 
den, ein fchleuniges Ende , und diefs kann , unter 
den angegebenen Bedingungen, nicht anders Statt 
finden, als auf die vorgefch lagen e Weife: aber e« 
inrd auch dabey, wenn anders für alle früher ein- 
gegangenen Verbindlichkeiten der jedesmalige Cours 
der Zeit , wo diefe Verbindlichkeit eingegangen 
'vrard, zum Grunde gelegt wird, und defshalb ei- 
ne, diefem gemäfse dcala bekannt gemacht vs^ürde, 
Ulf ditt' gerecSitcße Weife, die noch möglich wäre^ 
verfahren werden. Es ift indefs nicht zureichend, 
ydp unfer Vf. will,„ddiÄ eine folche Scala nach ei- 
nem billigen jährlichen Durchfchnitta entworfen 



würde, wenn grofse und oft fich ändernde Sprünge. 
vorwärU und rückwärts Statt gefunden haben; e%t 
iß kaum eine, aus dem Courfe der einzelnen Woi- 
eben oder Monatö gezogene Scala zureichend. Dei- 
nen ^ welche durch das Sinken des Papiergeldes frü«^ 
her unverfchuldet gelitten, fo wie denen, virelcbe. 
fchändlichen Gewinnft dabey gemacht haben, kann,, 
man mag es angreifen w^ie man will , meift keine 
Entfchädigung gegeben, oder der Raub genommen 
w^erdep. Bey Privatverhältnilfen ift e» einleuch- 
tend ; und würde der Staat die verkürzte Rente für 
feine Schulden und den verkürzten Sold den Staats- 
dienern nachzahlen wollen oder können? Aber da* 
kann und mufs gefchehen , dafs diefem höllifchen 
Zuftande fo fchnell als möglich, mid dafs ihm auf 
die gerechtefte Weife und dauernd ein Ende gemacht^ 
werde. 

Verftehen wir die Klagen recht, die ge^en da* 
letzte öfterreichifche Finanzpatent in diefer Beziehung 
entftanden find: fo beruhen üeaufünkunde, oder auf 
niedriger Gefinnung. So viel wir aus dem, ^va» hier- 
über zu uns gekommen ift, abnehmen können : f o foll 
für jeden Papiergnlden , "der bis zum Werthe ein«% 
Grofchens gleichwohl herabgefimken war,.ein wahr- 
hafter Gulden, in baarem, gutem Gelde, -oder eit^ 
Aequivaleiit eines folchen in Gütern , befonders ia 
den zu diefem Zwecke der Geiftlichkeit zu nehmen- 
den Gütern , gegeben werden. Beides müfste aller- 
dings noth wendig bewirken, dafs der Cours nach 
und nach, je länger und bedeutender die Kealition 
oder diefer Verkauf betrielien würden , fich befferte« 

Von der Unmöglichkeit, den erften Vorfchlag, 
d. i. die Realifation zufolge des Nominalwerths, aus- 
zuführen, ift fo wenig als von den grofsen Unge- 
rechtigkeiten, die damit verbunden feyn müfsten, 
Noth zu reden; auch davon nicht, wenn man die 
geiftlichen Güter nach dem Metallgeld werthe ab- 
&:hät9te, und die gefundene Summe in Papiergeld 
nach dem Nenn werthe dagegen nähme: das Letztere 
ift nie gefchehen; es wäre unlinnig. Wir w^ollen 
alfo nur den dritten Vorfchlag näher beleuchten; 
das Papier durch freyen Verkauf der Staatsgüter, fq 
dafs man den Ncnnwerth beybehielte, im Grunde 
aber nach dem jedesmaligen Courfe verkaufte ,' ein* 
zuziehen. Nur langfapi und allmählich könnte das 
Papier die pöthige Verminderung erhalten und die 
Annäherung an das Pari mit dem Metallgelde er^ 
reichen , wenn er befolgt würde ; folglich würde 
auch das Spielen und Wuchern noch lange fort-» 
dauern. Aber das Schlimmfte ^''äre, dafs ohne die 
Fefifetzung einer ScaU nach dem Cours für vor-^^ 
mals , und ohne den Cours bey den für. die Zukunft 
aus vorigen Zeiten fortdauernden oder neu einzuge- 
henden Verbindlichkeiten als Richtfchnur anneh- 
men zu diirfen; dafs durch die Beybehaltung des 
Nennwenhs als Regulators aller Verbindlichkeiten, 
eben die empörenden Ungerechtigkeiten, nxtr von 
einer anderen Seite," jetzt beym Steigen , t we voa» 
malf heym Fallen dea CoürCes-Statt finden müfsteq. 
So- z« £• würden nun beym Steigen des Courfes 



HT 



I. A. L. Z. FEBRUAR i 8 i 5- 



«4ft 



die Gläubiger von TÖrgerchofTenen Capitalien in 
Papiergeld aind die Berechtigten auf Renten in deni- 
felben ungeheuer und auf die ungerechtere Weife 
gewinnen , die Schuldner aber und die zu folcben 
Renten Verbundenen würden erdrückt werden; 
eben fo w^ie umgekehrt derfelbe Greuel beyni ^ia- 
Ken des Courfes Statt fand. £s ift aber einleuch- 
tend , dafs der Vortheil keineswegs diejenigen be- 
fonders allein treffen würde • die au vor durch das 
Sinken zu Bettlern geworden wären. Neben allen 
diefen neuen Ungerechtigkeiten aber käme die 
Rückkehr zum Beüeren der öffentlichen Caffe un- 
endlich viel höher zu (leben , und gleichwohl wür- 
den alle, oder wenigftens der gröfste Theil der Un- 
gerechtigkeiten vermieden werden , wenn nach der 
Ton uns vorgefchlagenen Weife verfahren w^ürde. 

Somit glaubt Rec. in diefer einen Beziehung 
das letzte ölterreichifche Finanz «Patent vertheidigen 
EU können; was aber andere damit verbundene Ver^ 
fügungen betrifft : fo vermag er es nicht. Die Ein- 
führung der Einlüfungsfcheine mag gerechtfertigt 
werden können , weil der Staat nicht die nöthigen 
Geldkräfte hatte, um die wieüer Banknoten auf 
einmal, zufolge des Courfes, auf w^elchen üe ge-r 
funken waren, einzulöfen; allein w^arum wurde 
ein weit höherer Werth bey der Einlöfung ange* 
fiommen, als der Cours darbot? mufste diefa nicht 
an lieh fchon auch auf die Verminderung des Cour- 
fes eben diefer Einlöfungsfcheine wieder wirken ? 
Die entworfene Scala ferner iß , wenigftens \vas die 
letzte Zeit der Banknoten betrifft, dem Courfe nicht 
gemäfs; gegen beides Ufst Geh Einiges, wenn Raum 
Wäre , mit Grund einwenden. Die erklärte Her» 
abfetzung der Zinfen der Staatsfcbulden ift eine 
Mafsregel, fchädlich den Inhabern der Schuld- 
briefe, verderblich dem Credite des Staats. Es 
ift auffallend, dafs .man , vielleicht aus einer 
Anhänglichkeit an ältere und irrige Apüchten, 
fich nicht entfchliefsen konnte , den Cours der 
Banknoten, fo wie er im Verkehr frey gefunken 
und wahrfcheinlich gar nicht. erkünftelt war, bey 
der Einlöfung zurBahs anzunehmen, und dafs man 
es dem Zartgefühle für angemeffener hielt, die 
Zinfen der Staatsfchuld herabzufetzen, wodurch 
das Eigeilthum der Inhaber diefer StaauobHgationen 
gekränkt und den Inhabern der Banknoten gefchenkt 
ward, was ihnen nicht gebührte. £s verhält fich 
ganz anders mit den Anfprüchen der Inhaber eines» 
ohne Realifation beßehenden und übermäfsig in 
den Umlauf gebrachten, bereits tief gefunkenen 
Papiergeldes und mit den Foderungen der Staatsi> 
gläubiger. Waren » was uns nicht bewufst ift , An* 



leihen vom Staate in Papiergeld gemacht Tvorden» 
als ei bereit» uuler ftiii«n Ncniiw^erth bedeutend 
gefunken w^r: fo Konnte nach der Scala das Capital» 
zufolge feii.es wirklichen VVerthes zur Zeit, als e» 
vor^et'choffen wurde, abgefchätzt und danach rc* 
ducirt werden , und Nieinund hatte ein Recht, dar- 
über zu klagen. Wer aber dem Staate fein haares 
gehaltvolles Geld geliehen hatte, wer eine lange 
iieihe von Jahren hindurch in herabgefunkenen 
Banknoten die verfprochene Rente immer mehr üch 
hatte verringern und zuletzt in ein Nichu ver- 
fchwiaden iehen; wer nun bey der Rückkehr- zum 
Üeffern hoffen konnte : der fah jetzt plötzlich feineHoft* 
/nungeü meili getäufcht, er bekam, ftatt der anfängt 
lieh verCprochenen Rente, die Hälfte zugefagt, erhielt 
aber diele wieder in Einlöfungsfcheinen ausbezahlt^ 
die anfänglich über fünfzig Procente verloren, folg- 
lich bekam er nur J der Rente. Wir wiffen wohl, 
dafs eben diefe Scheine jetzt beffer, jedoch keines« 
Wegs dein Nennwerthe im Courfe gleich find; aber 
fände diefs auch Statt: fo bekämen die Gläubiger 
doch nur die Hälfte deffen , was ihnen gebührt , und 
ihr Capital fähen fie zugleich auf die härtefte Weife 
verringert, im günfiigßen Falle auf die Hälfte, jetzt 
weit tiefer, herabgefetzt. Warum ward endlich 
den Einlcil'ungsfcheinen ein gezwungener Cours ge- 
geben und eben damit , obwohl in einem geringe* 
ren Mafse , das fllend wiederum fortgefetzt ? Die&n 
Übeln ift durph die Erlaubnifs nicht ganz abgehol* 
fen , dafs man Verträge für die Zukunft auch m . gu^ 
ten gehaltvollen Metall -Münz- Sorten abfchUefsen 
könne. Ward den Einlöfungsfcheinen kein gezwiui« 
^ener Cours gegeben , ward es überall frey geftellt^ 
ihrer beym Raufe und Verkaufe fich zu bedienen, 
oder in Lonventionsmunze die Preife zu fodeni oder 
zu bieten ; ward es erlaubt, bey den Verträgen daf- 
felbe zu thun , fo dafs z. B. bey Darlehen in Einlö« 
fün^sfcheinen nur der coursmäfsige Werth als der 
allein gültige für die, vom Gläubiger zu machen* 
den Anfprücbe auf deieinftige Wiedererftattung er» 
klärt worden wäre , welche von dem Schuldner in 
baarem üelde oder in Einlöfungsfcheinen, nach 
dem fpäter entftandeneu, bey der Rückzahlung Suit 
findenden Courfe, zu entiichten wäre:.fo wurden 
alle diefe Übel vermieden, Geij^chtigkeit gehand- 
habt worden und, wie wir züverfichtlich behaup- 
ten, das verborgen gehaltene oder ins Ausland ge- 
wanderte haare Geld früher und zahlreicher in der 
inneren Circulation erfchicnen feyn. Auf diefe Weife 
wären die Verhältniile zwü'chen Privaten vor neuen 
Verwirrungen gefiebert worden. 

Cü^rßejMu/s folgt An näckftm Stücks.^ 



FORTSETZUNGEN. 

4 

Tübitt^mt b. Heerbrandt: Th0or0tijch • praktifchss geben von Ph» J. Folter, Des fOnften und 
tbmihm^ Jur d$ut/ch0 SvhulUhrer und Ertieker. Uenuisge« zweytes Stack. 1313. 156 S. ö- (ö g^*-} 



»<«■ 



1^ 



•49 



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I S C H Jli 



,•5» 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



FEBRUAR i8>3> 



STAATSfVlSSENSCHJFTEN, 

Lbipzig', b. Barth : Über das öffentliche Schulden* 

wefen n. f. iv. 
(Be/chlufs der im vorigen Stücke abgebrochenen Receußon.) 

VV as den VeVkehr der ünterthanen mit dem Staate« 
wa» vorzüglich die Abgaben und die Zahlung der 
Beroldung an di^ Staatsdiener und der Renten an 
die Staatsgläubiger betrifft: fo mifskennen wir gar 
nicht, dalft die Zahlung und £innahme de» neuen 
Papiergeldes nach dem Courfe manche, jedoch nicht 
unüber%yindliche, Schwierigkeiten yeranlafst haben 
würde. Ohne dabey hier zu verweilen, weil un» 
der Raum fehlt, wollen wirfogleich Aqtx ungüiißig- 
ften Fall für die öffentliche Caffe annehmen, dafs 
nämlich die Regierung lieh entfchloffen gehabt hätte, 
die ^inlöfungsfcheine nach dem Nenjiwerthe hey 
den Abgaben anzunehmen, und Sold und Renten 
nach dem jedesmaligen Courfe zu bezahlen; felbft 
in diefem Falle würde lie dennoch vielleicht nicht 
in Verlegenheit bey ihren Ausgaben gerathen feyn# 
indem die zur Zeit de» Verfalls d^r Banknoten 
fo gefteigerlen Abgaben jetzt in den weit werth- 
volleren Einlöfungsfcheinen. auch einen um fo viel 
gröfseren reellen Ertrag gc^geben hätten ; eine Ver- 
minderung der Abgaben hätte dem Nennwerth' liäch 
Statt finden können , und der reelle Werih wäre be- 
deutender ais zuvor' gewefen. , Sollte aber der Er- 
trag dem Bedürfnifs zuerft noch .nicht entfprochen 
haben: fo konnte die coursniäWge Bezahlung der 
Renten fiir die Schuldner noch aufgefchoben wer^^n^ 
bis von felbft die Ausgleichung erfolgt wäre; aber 
den Staaudienern wäre doch fogleicb^ was Recht ift, 
geworden^ Hiedurch würde auch di^rRtJ^ierung 
ein gröfseres Vertrauen ihrem interimiftilchen Pa- 
piere verfchafft haben : denn üc würde durch ihren 
eigenen Vortheil angetrieben vrordcn feyn, diefet 
Papier im Courfe dem baaren Gelde nahe zu brin- 
gen> und hierin hätte das Volk die gröfste und ein- 
zige Garantie gehabt, die man ihm hätte geben kön- 
nen. Diefes annähern des neuen Papiers an das Pari 
de» Cohventionsgeldes würde aber um fo fchneller 
auf die angegebene Weife haben bewcrkftelligt wer- 
dea können« und zwar ohne alle Ware Realifation, 
wenn wir von der nothwendigen ümwechfelung 
und ümprägung deir nichtswürdigen Scheidemünze, 
die ^irdfr Küi;*e.,wegett ,|ius dem Sgiel Jaffentwol- 
.' len, ablehen. Es konnte diefe« njeue Papi^i( durch 
den Verkauf ciae» Theil« Auj Doipäwn bi« au dem 
Puncte ▼jörmi^dert werden, A^^fsi^ dem. baarep Gelde 

Sleich gekommen wSre , und diefe Domänen würde 
Lee weit meh^ *u diefem Zwecke^ ^^t 4i(| Coil&fca- 

/. M. tn. & i8i3- £rß^ Band. 



tion der geiftlichen Güter« aus Gründen, die bere!tt 
Burfie gelehrt hat, empfohlen haben. Denn obwohl 
Rec, Proteftant ift: fo überfieht er es doch gar nicht» 
wie tief eine Geißlichkeit Gnken kann , die auf ei- 
nen vom Staate zi% erhaltenden Gehalt gänzlich und 
allein reducirt ift, er überfieht es vielleicht um fa 
weniger , eben weil er Proteftant ift. Dazu komnit, 

, dafs, wie er gewifs weifs, die Domänen im Öfter- 
r^chifehen meift fo fchlecht benutzt wu^rden, daf» 

' man ihre Veräußerung fchon allein aus diefem Grün« 
de wünfcbeq konnte. Wie grofse Nachfrage aber 
danach war, das hat man bey den wenigen , die 

. yeräufsert wurden, gefehen. 

Wenn es aus einigen Erfcheinungen wahrfchein- 
lieh wird, dafs man ein immerwährend^ Papiergeld 
beybehaltei^ , .und jedesmal , durch erhöhte Abgabea 
und die dadurch bewirkte Einziehung eines TheÜt 
de^'elben, deffen Quantität in der Circulation ver- 
mindern und, feinen Cours verbeitern will : fo kana 
diefs fehr weit führen; wir können und mögen diefs 
j:iic;ht weiter verfolgen. Nur diefs eine Wort fey 
uns noch vergönnt. Soll der heilige Glaube wieder 
. entftehen; fo muf« mit Ernft und Offenheit das Ver- 

. fahren fo eingeleitet werden, dafs der Verftändige 
die Überzeugung gewinne, ma^ wolle dem Papier- 

.^ gelde gänzlich entfagen. Diefer Grundfatz mufs feß 
bey der Regierung ftehen« diefem Ziele mufs fie fe- 
ftes Schrittes entgegeneilen: dann wird auch das 

. Volk und Europa wieder , vertrauen ; dann ift auch 

\ . eine wahrhafte Verminderung der Abgaben möglich. 
Rec* hat geglaubt, bey diefer ünterfuchung län- 

. ger verweilen zu muffen ; wer Befferes weifs , mag 
Beffeifes vortragen. Rufsland fcheint nach dem, was 

( vor dem Kriege uns bekannt ward, unferen Anfich- 

, ten tich zu nähern; Dänemark beharrt bey der alten 
Anficht cfer Dinge; aber betrachtet auch den han^ 
burger. Courszettel, und bedenkt, was er lehrt! . 

Vierter Ab fatz : p^erzinsUcke Schulden des Staats» 
Fundirte und überlTragbare einheimifche Schulden 
vermehren die Zahlmittel, nicht das Capital, das 
Vermögen der Nation an fich. Zur Verbefferung zer- 
rütteter Finanzen , zur Beförderung des Wohlftandes 
des Volks, feyen zinfentragendeStaatsfchulden nicht 
zu empfehlen. — Gegen den erfien Satz ift nichts 
einzuwenden ; kann aber der zweyte in diefer All- 

.. ^genijBinheit vertheidigt werden? Kann der Staat 

.. nicht wie der Privatmann gegen Zinfen Gelder auf- 

..^n^l^men^.um jdrückendere Laßen, als die Zinfen find^ 

^ j von. fi^h^bzu wälzen? — Verzinsliche Schulden und 
Ausgabe eines Papiergeldes liefen zuletzt, heifst es 

, weiter» in Bezug auf die daraus für die Staatscaffe 
entftehenden Lafteu, auf Eins hinaus: bey jenen 

. ijrärea die Zinfen zu berichtigen, bey diefer und ^er 

32 ' ' '■ • 



r'VV-'i'UwIiruiis Jes/ ■RapiaracTileB und (I«r daraus entfte^ 
'Iti-rnTtai Wi;rfli6V'enuintSTUYig (lelTellTen erfilp« eIm» 
reelle Vemii»iilernng des Krtrags «1er Abgaben. — 
J}as Letztere leugnet Niemand; da» Elftere l^hf. fich 
aber defswegen beftreiten , -weil der Staat durch eine 
Erböhang des Ncnnwerthes dec Abgaben, zufolge- 
des^gc funken eil Courfes, %venii diefer nicht gar zir 
arge Sprünge macht , «Ten CrtTag (TerfcTb'en dem reeT- 
^Jlen Wcrtbe d«r alten Abgaben nahe br-ingea kann; 
dagegen die Zinfen von »len Schulden, wenn fie ih- 
rem wahren Werlhe und Gehalte nach, ohne triige- 
rifche« Papiergeld, entrichiet werden, ßetsdicAus- 
j^abe reell vermehren müITcn. — Ganz recht ift, wa» 
' " e Operationen ßn«t in unfe- 
fo reichen Zeiten meid 
m in einander. Über Man- 
fich ebenfalls Anmerkungen 
i zti allgemein ausgedrückt, 
svei ftan.le ausgefetzt ift, wür- 
ig znlalTen: wir mülTen in- 
Aeis untere Lefer auf das Buch verweifen; wir kön- 
' neu nna nur darauf befchränken, noch Eines oder 
da« Andere auszuheben. 

Eine Bemerkung kommt vor, dafs die Abtra- 
gung der Staatsfchulden ohne Baarfcbaften durch 
■Veräufaerung eines Staatseigentlmm» an lieh auf den 
Zinsfufs im Lande keinen Einftufs haben, und die 
Preife der Güter nur in (bfern niederdrücken würde, 
als dadurch die Zahlungsmittel im Lande, durch die 
Vernichtung der Schuldbriefe, in fofem fie dazu an- 
geivandt worden wären , verirtindert würden ; da» 
Entgegen gefetzte aber würde fich ergeben, wenn 
plöuiich oder nach' und nach die Schuldentilgung 
durch Baarfcliafteh bewirl;t würde, welche zuvor 
nicht im Umlaufe gewefen -wären. Gefchabe die 
KückzahTung vermiitelft gröfserer Auflagen, die da- 
au verwandt wnrdt-n : fo würde die dadurch be- 
Tvirkte Verminderuag" der Schuldbriefe, in fofern 
fie als Zahlungsmittel eebraucht -würtlen, auf ein 
Sinken , die gröfseren Abgaben aber auf ein Stetgen 
der Preife wirken. Die erfte Kraft würde aber die 
überwiegendere, und danach auch die Folgen zu be* 
rechnen feyn; der Zinsfufi würde he^abgehen, in 
fofern als durch haare Abtragung die Schuldbriefe 
cingelöft wurden, die zuvor nicht als Zahlungsmit- 
tel dienten; diefer Theil der abgetragenen Schuld 
■würde als auszuleihendes Ca|fiial angeboten werden, 
wodurch ein Herabgeben de» Zinsfufse» bewirkt 
■werden "würde; -wäre aber die Rückzahlung vollen- 
det:' fo würde diefer auf feinen vorigen Stand zu- 
rückkehren und Ach darauf erhalten können. Eben 
fo würden, fo lange neue Anleihen von Seiten de» 
- Staats zu erwarten wären oder wirklich gemacht 
würde, ein Eniporftreben der Preife und ein Stei- 

fen de» Zinifufses erfolgen; nach Beendigung der 
nleihen aber würdedieferzu feinem vorigen Stande 
' »uriickkchren. — Allein wenn man auch Alle» zu- 
gi>be, wa« hier vorgetragen wird: fo könnte man 
fich doch bey den darauf zu gründenden Erwartun- 

fcn gar fehr t auf eben , da fo viele» Andere auf die 
'reife der Sachen und den Zinsfuf» wirkt. So fragt 
nun z.B. billig tu Bezug auf den leuteieu; w» ' 



AeTrt e^i überal> mit der Sicherfieft im Lande, -wie 
.mia des. vortkerlhaftcK Aawondung. Aes materiellen 
Kapitale überhaupt, in wiefern nehme» Ausländer 
an dea Staatsanleihen Theil? Dief» und vielesAn- 
dere foderc zu gleicher Zeit eine genaue Erwägung; 
freylich Tagt ilcr'Vf. , an yicA betrachtet, würde die fi 
oder jenes die Folge feyn ; und wenn man dief» nie 
vcrgeffcn wilT: fo bat Rec "Weniger, obwoiil im- 
mer Einiges einzuwenden.- , . v 

Über die Trage, ob zur Abwendung eine» drin- 
genden- ölfentlicben^^dürfnilTe« z^nfentragcnde, An- 
leihen, oder dieAusgabe eines allgemeinen Papier- 
gelde» vorzuziehen fey, welche der Vf. oben be- 
rührte, und dabey bemerkte, es fcy hier der Ort noch 
nicht, darauf zu antworten, haben wir auch in der 
Folge keine weitere Auskunft gefunden. Verwerf- 
licher ift felbft in dringender Noth' die Einfüh'rung 
eines Papiergeldes als das Anleihefyftem, wenü man 
auf die fcheulilichen Folgen fiebt, wtlclie milder 
Einführung jenes gemeinhin verbunden, vollend» 
aber in folchen Umftänden fo gut als unvermeidlich 
find. Sieht man aber davon ab, und ftelli die Frage 
fo: Wa» hilft in fürchterlicher Noth, felbft dann, 
wenn es mit den Anleihen nicht mehrgelingen willt 
was kann zuletzt auf einige Zeit einige Hülfe ge- 
währen? — fo ift dJeAntwort: Papiergeld, wie die 
Gefchichfe der vereinigten Staaten von Nordamerika, 
die neuere Gefchichte Frankreichs und Örterreit!« 
bewiefen haben. Der Staat fchaJlt im erften Mo- 
mente fich entfchieden eine bedeutende Hülfe , und 
da» Volk merkt gleich Anfangs keineswegs dtn 
Druck, den es bey gleich ergiebigen Abgaben halte 
fühlen muflen, obwohl in der Folge das Verderben 
um fo grofser ^yird. Wie gewifs nun die Hülfe ifli 
fo gewif» ift es doch auch , dafs fie nur einige Zeit 
wirkfam bleibt, dafs fie fich felbft vernichtet. Ift 
der vorgefetzte Zweck grofs, heilig, die Rettung 
de* Volk» fonft unerreichbar, und wird folcher 
Zweck erreicht: fo wird man die daraus entfprin- 
genden Übel defto eher tragen. Um fo lauter aber 
wird da» Murren werden, wenn keine Noth fokhe 
Opfer foderte , wenn die Zwecke auf andere Weife 
erreicht werden konnten, oder wenn fie trotz de« 
Papiergelde» verfehlt wurden. Sie mögen aber nno 
erreicht oder verfehlt werden: fo bleibt ea gleich 
heilige Pfticht, dem Gebrauche dief e« Mittels fo fcbnell 
al« möglich zu entfagen. — 

Von gezwungenen Anleihen, von den Bedi» 
gunge» bey freyen, von einem Tilgungsfonds Cmit 
Ausnahme von zwey Worten, die daniber v.orkon^ 
men), von fo viel anderen Gege'nfiändtn, die hie- 
her gehören, wird nichts erwähnt; diefer Abfchnitt 
ift daher viel unvollftändiger als der frühere. 

S. 
e E SCHICHTE. 
MüiicHEii, b. Lindaüer: Lortnz M^^ßenrieäers, 

königl. wirklichen geiftlichen Raihs und Cano- 

nicu» , NtueBe^träge zur vattrländijchet. JJi/i» 
■■ rie, GeografihUundStati/iik. iBand. "a^tS A 

CiRthlr. ßogr.) ^-^^ * 

Der Wertli der wefimritderifthcn fieytrage für di4 



«5 



FEBRUAR 



8 1 & 



«34 



Rrkik «nrf ErMftrtmg'dcr bairifchen Oefchichte ift 
cnifchitden, undderDank hiefür und des Vf», tib^r- 
wegtfiide« Verdienft wird die befch^idenen jüngeren 
Männer nberfelien lallen, -weiyn Act Vf. lieh .manch- 
mal in leifereii oder ftärkeren Andeutungen Empiin- 
dnngen überlafst, die nicht immer ganz gerecht und 
hey von ztinftlichcr i^nficht' find. Die Abhandlun- 
gen find: I. Oenkfehrift auf Jak, Neponu Mederer ; 
ein armer Bauerföhti au» Stöckelbei^ in der Ober- 
pfalz, geb. 1754 f Lehrer der Gefchichte und Dipk)- 
matik eu Ingolftadt, ftarb ah Stadtpfarrer dafelbft 
18089 am meißen bekannt durch feine ingolflädter 
Annalen , die Heratugabe der Legum Bajuvari^runif 
rnid feiäe Abhandlungen über die agilolfinger Her- 
loge. Diefer Mann, dem das Glück M^iderfahren, 
hiera wVo laudabiU gelobt zu werden, giebt Gele- 
genheit 2u der fehr interelTanten Betrachtung^ in 
irelcher Befchränktheit ihrer äulserlichen Glücks- 
nmRInde unter karger Belohnung verdiente Leute 
damals gleichwohl viel gewirkt und zufrieden ge- 
lebt haben. II. fVo lag die aus dem Eugippius ' 
Ukamite Hauvtjif dt Tiburniaf von Aontan Zlrrt" 
^ibi Sie Jey nicht bey Regen« bürg, fondern innärn- 
then zu fuchen, die päpftliche Bulle von 798 ^^^^^ 
(im Maufoleoi S, Emerani), aus der ein Anderes fol- 
gen würde, allen Anzeigen nach für unächt zu hal- 
ten. 111. Über den f^'erfujfcr der peutingerifehen Ta» 
yW, von Sebajiian Güiitker aus Tegemfee. — Nach 
Mannen der Aiinaliil von Colmar, nach Hn. Gün^ 
thers früher fchon geäufserter, -hier aber weiter aus- 
gdührtcr Meinung der 1197 geftorbene Mönch 
Weaer aus Tegemfee. Bis jetzt kann noch 
lieiiie dcF beiden Behauptungf-n , für die vielleicht 
erft noch eine weitere zulällige Entdeckung ent- 
fchtidtn mufs , als überwiegend angenommen wer- 
den. IV. Ifber die Traditiones und Codices Tradi 
iionum^ von Plaeiduv Braun^ ehenuiligemBenedicti- 
nerztiSt. Ulrich in Augfpurg» Dient allerdings , in 
einem Lehrbuch der Üiplomatik das Capitel über 
diefe Materie zu ergänzen , oder v ielmehr einzufüh- 
ren. Der Vf. fucht aus dem jedem Jahrhundert vor 
anderen eigenen Formeln das Alter dieler Godicum zu 
enathen, z. ß. die reinen Traditionen mit dem An- 
fang £00 trado leyen vom 7 bis 10 Jahrhundert, die 
fogenannieniV(^/uiÄ^» mit dem Anfang notum Jit, fin- 
gen von der letzten Hälfte des to Jahrhunderts an; 
befondere Delegatores kämen im 11 vor; die, i^ 
^reichen alle Zeitrechnung ermangele, reichten nicht 
über das 1 \ hinaus. — Ähnliche öpuren gebe die 
Mannichfaltigkeit der Anrufungsformen. V. St^ nn' 
meranifehe RLojLerrechnung^ von iZ^S^ mit Noten von 
Roman ZirngibL^ liefert manche Beiträge zu den la- 
tein. Gloffarien. VL HißoriJ^ehe Denkwürdigkeiten. 
Von dem ehemaligen Stminarium, oder eigentlich der 
Ritterakademie zu Klofter Ettae* Zahlte A. 171 1 417 
Schüler, alle aus höheren Ständen. VIL Fortjetzung 
des kerfuchs einer Gejchiehte der baieri jenen Ge^ 
ner dien in Hin ficht auf PoUzeygegenJlände ; ift nicht 
foWohl eine räfonnirende und pragniatifch aus den 
Sitten und der Cnltur damaliger Zeit dargtftellte Oe- 
fchichte, als vielmehr ein Auszug der verfchiedenen 
Handate. VIU« Über die JLntJiehung der MaiMn. 



IX. Unterfucknng der Frttgt. o& Taßlo ZI feinen 
^ amen fehreiben gekonnt hat (habe fchr^iben kön- 
nen), von Hermann Schoäines ; ein Gegenftand aus 
der Gefchichte eine» fchwachen Prinzen, an fich 
wenig intereffant, und auch ohne bcfonderes Inter- 
efie ausgeführt. Doch non ef^o paucis offeudar ma» 
cutis. — Möge uns die Thätigkeit des verdienten Her- 
ausgebers ferner die Früchte feines rühmlichen Fki- 
fses geniefsen lalTen! D. d. u. n. 

1) Alton A, b. Hammerich: Dir Gefchichte der 
Bömer, als Lefebuch für die Jugend bearbeitet 
von J.Zachariä. i8«)g. VIII u. 247 S. 8- (^^g^) 
S) EhenäatelhR: Die Gejeliichte der GriecTierr, al» 
Lefebuch für die Jugend bearbeitet von J, Za^ 
ehariä. ißiu VIII u. 288 S. 8- (^ßg^) 
Der Vf. hat feinen beiden Lefebüchern eine Art 
campe'fcher Foim gegeben. Ein Vater erzählt fei- 
nen Kindern die römifche und griechifche Gefchich- 
te, und diefe unterbrechen, wenn fie den Vortrag 
tiicht verftehen-, oder auch fonft, die Erzählung dea 
Vaters durch allcrley naive Fragen und andere Ein- 
reden. Et ift Hn. Z's. Erfahrung (f. Vorrede zur 
Gefch. d. Griech. S.VII), dafs die Aufmerkfamkeit 
kleiner Lefer durch folche Unterbrechungen der Gc- 
fchichtserzählung mehr gef e (Tel t werde, auch.fclbft 
die Gefchichte dadurch an Jnterejfe für fie geninne. 
Das Letzte ift entweder eine Täufchung, oder da» 
wirklich gewonnene InlerelTe ein fehr unächtes. Vnä 
wa» können auch Einreden, wie z.B. ff^as bedeutet 
der Name ? oder : fVas foU das heijsen ? oder : f^om 
Naiven habe ich nie etwas gekört u. L f., der Erzählung 
Feffelndes geben? 

Im Allgemeinen verdient die Bearbeitung der 
Tömifchen Gefchichte den Vorzug vor der Bearbei-^ 
tung der griechifchen. Nur das bleibt bey jener zu 
wünfchen, dafs mehr Rückficht auf die innere Ein- 
richtung des Bömerftaats, und auch wohl auf da» 
Privatleben diefes merkwürdigen Volks möchte ge- 
nommen worden feyn. Denn gleich bey dem erften 
l/nterrichte in der Gefchichte, worüber der Vf. man- 
ches Gute in der Vorr. zur röm. Gefch. fagt, mufs e» 
mit darauf abgefehen werden , den Geift eines Volk» 
darzußellen. Aber nicht allein in den Thaten eine» 
'Volks und feiner Wirkfamkeit nach aufsen fpricht 
fich der Geift deilelben aus, fondern auch und ganz 
vorzüglich in der inneren Form und Geftaltung der 
StaaUverfalTung. Ja^ au» diefer geht erft in den mei- 
ften Fällen das Licht über jene auf; und man'foll 
auch fchon Kinder gewöhnen, in der Gefchichte auf 
die Gründe der Erfcheinungen Rückficht zu nehmen. 
So hat nun hier der Vf. kein Wort gefagt von dem to 
wichtigen Cenfus de^ röm. Volks , den comit. cent. 
und curiat,^ nichts von dem Verhältnifs der dien- 
ten zu ihren Patronen oder von den Urfacben de» 
ewigen Streites zwifchen den Patriciern und Ple- 
bejern , deflen äufsere unmittelbare Folgen nur bey 
Gelegenheit, z.B. bey der Auswanderung des Pleb» 
auf den 'heiligen Berg, wo fie^picht umgangen wer- 
den konnten, berührt find. "Die heraustretenden 
Thaten der Römer find dagegen recht palTend darge^ 
ftellt, und e» hat der Vf. Iteine derfelben übergan- 



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JC« *^AJ 



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41. 



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gen. In cliefer Hfnfidht kann 4fla» Buch als brauch« 
bar für die Jugend empfohlen werden. 

Die eriechifche Gefchichte ift, wie fchon be- 
merkt, nicht fo flcifsig und anßändig bearbeitet, als 
die römifche. Theils hat lieh der Vf. mehrere ein- 
Eelne Unrichtigkeiten zu Schulden kommen lyflen, 
theils ift die ganze Darftellung weniger zweckmäfsig. 
So fagt Hr. Z. S. 2^7, dafs der trojanifche Kriegszug 
das erde gemein fchaftli che Unternehmen einzelner 
griechifcher Staaten, die erfte Verbindung zu einem 
gemeinfchaftUchen Zwecke gewefen fty. Nicht zu 
gedenken des Argonautenzugs und des Kriegs der Sie- 
.-ben gegen Thebe: fo hatten fich ja fchon im Am- 
phiktyonen - Concilium zwölf einzelne griechifche 
Städte zu gemeinfamer Vextheidigung verbunden. 
.Weiterhin erzählt der Vf. dieVeraUlafl'ung des Irojan. 
, Krieges weitläuftig , a(ber von den Folgen dellelben 
^ fchweigt er. Dafs auch kein Wort vor? den Einfällen 
'der Herakliden in Griechenand und der dadurch 



veranJafsten dorifchen' VVa'nde^ung g^fogt- ift, die 
docli fo wichtig für daa ganze Leben der Griechen 
w ade, iit nicht wohl zu enifchuhiigen. Ebeh fo 
foiiderbar iß es, dafs die .Kriege der Meifeiiier mit 
Sparta nicht erwähnt werden» da doch Helden, wie 
Ariftonienes , wohl bey jedtm Volke eine herrliche, 
aber; auch felleneErfcheinUng hnd. Unvi'idtrftehlich 
ziehen diefes Mannes wunderbare 1 haten:und Aben- 
teuer, feine heilige Liebe für Vaterland undFreyheit 
ei}i junges Gemüth. an, S. 96 widerfpricht (ich der 
Vf, , wo er vonL)^kuirp£imichtungen fpricht. Vor- 
her hat er diefelben im Allgemeinen gelobt, tadelt 
aber hernach , und findet es entehrend , dafs Lykurg 
fo viele unglückliche Heloten geduldet. Hiebey war 
aber zu bedenken, dafs ohne diefe Heloten der gauze 
fparuhifche Staat, fo eingerichtet, wie Lykurg es 
wollte, nothwendig hätte untergehen müAen. — 
Die angehän]|ten Zeittafeln in beidt^u Sdiriften Smi 
noch nach Jahren der Welt. 7«, 



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KLEINE 



SCHRIFTEN. 



SvAATS'WissEiitcBAVTEii. Berlin 9 b« Nicolai: Über dio 
WOrtheilhaftefie Benutzung und den Ferkauf der Domänen. Ein 
Häatiwij ihfcnaftUcher Verfuch von Gottlieh H'^eknert, löii, 
ÄXIV u. 76 S. 8« ( »o g^O 1^*^ Vf. behandelt in diefer 6chrifc 
•ine Frage, welche in den inehrften ^titaten in un feien Taeen 
•ron hoher prakiifchcr Wichtigkeit geworden ift , uudbe- 
hliiidelt Iie fo. dafs man darhi einen juneen denkenden Geithr« 
ten nicht verkennen kann. An vielen Orten hat man fich in 
den letzteren Zeiten genöthi^ gefehen, xum' Verkaufe der Do- 
mänen feine Zuflucht zu nehmen, als »u einem ieuten Ret» 
tnngsmittel in den drückenden Finaniverlegenheiten ; allent- 
halben aber ift man wenigftens darauf bedacht cewcfen , die 
Art der Bewirthfchaftung der üon>ilnen zu verbeffcrn, und da- 
mit zugleich ihren Ertrag zu erhöhen. Nachdem der Vf, in 
der Eiiüeitnng einige kurze gcfchichtliche Notizen über 4ie 
Entftehung und den anfänglichen ^weck der -Domänen vor- 
.ausgefchickt hat: fpricht ei in dem erften Abfchnitte von der 
Benutzung der Domänen , und zwar in der ei ften Abtheilung 
deflelben zuerft von deren Central Verwaltung. Et will diefelbe 
einem Collegium übertragen wiffen, deften IVlitglieder aber 
als executive ßcahue jeder für einen befondereii Gegenftand 

gebraucht werden follen. Eine weitläuf tigere Prüfung diefer 
ehauptung würde zu der Erörterung tier wichtigen Frage 
führen , ob die Bureauverfaffung odtr die collegialifche dtn 
Vorzug verdiene. Hec. gefteht, dafs er, trou der mancheriev 
unleugbaren NachtheUe der Biueaukratie, welche (ich Jedoch 
durch einige notiiwendige Modificatioiyen grofstentheifs we- 
nigftens wohl vermindern liefsen, fich dennoch von den Vor» 
Zügen einer coHegialifchen Behandlungs weife aller zur Admi» 
niftratiou gehörigen Gefch^fte ^^ dafs hier von uer Jufiiz 
nicht die Kede fey, verftehl fich vop fclbft - , noch nicht 
liat übfrzeugcn können. Die zweytc Abtheilung ; Von der 
Specialverwaltung der Dominen, handelt ij von • er Adnüni» 
Uration auf Rechnung des MaaU , a) von der Zeit-, und 3) 
ron der Erb - Pacht. Vorthcile und Nachtheüe jeder diefer ver- 
fchiedenen IVTethoden werden kurz aueegeben. i em Li bpacht 
wird von dem V f. der Vorzug erthcilt , indem nicht nur der 
Staat dadurch eine betrSchtlicue heftimmte Einnahme erhalte, 
fondcTn auch fich diefe Art der Bewirthfchaftung am meiften 
dem Privateigen thume nähere. Von Zeit ^u Zeit vorzuneh- 
mende Revifionen des reinen Ertrags füllen die Regierung in 
den Stand feuen, den Kanon nach BefchaiFenheit derC'mftünde 
zu ci höhen. — Freylich geht aber eben dadurch wiederum 
der Hanptvortheil der Erbpacht verloren, dafs nämlich die 
Gewifsheit, das Gut lange ;i^eit,zu befitzeu, den zeitigen Be- 
fitzer vermögen werde, daflelbe nach Möglichkeit zu vcrbef- 
fern; wird fich diefer nicht vielmehr dieß zu thuu fcheuen, 
da er nicht wifTen kann , ob nicht bey der n&chften Revifiou 
der Kanon ihm unverhiltniTsmAfsig; gefteigezt wird? -:- wird 
dudureli dio Erbpacht der ;)«Gko nacC nichc bu einer wahren 



Zeitpacht? per zweyte Abfchnittt Von der Vertu f^ernng^ dei 
Domäntn, zeri&llt in cirey Abtlieiiiingen ; 1;^ ob Veiäufierun^dtf 
Domänen ökonomisch voitheilhaituuci poiitifch rathfasu fey. 
Audi in der erften Kückilcht, ueuu in cier zweyten laXlexi fich 
w^ohl die Doniäpen an den meiften Qitcu veitheidifen, nimmc 
dei Vf. he in ^cllutzJ theils glaubt ti , dais die Ki Dpacht alle 
Voitheile des Piivateigenthums gewähre, freylich aber 'Wohl 
mit Ein fehl Inkungen, theils yeitheidigt er die sroCseB Güter, 
und darin hat er gewifs vollkonimen Recht , dals es ein ^o* 
fscsCbel ift, wenn alle giofst-n Güter vei fch winden : aber das 
tJbel ift docii gewifs noch gröfser, wenn nur oder beynali nur 
allein giofse Güter in eiiitml «incie vorhantien find. Da^ der 
Regent in vielen btaaten durch itine Domänen stt der Clalfe 
der Meuerf] cyeu gebogen werde, worui ter eile übrigen ßeuer- 
baren Maatsbüi girr btgreiftich leiden, hält unfer Vff -fiir einen 
fehr unbedeutenden j.inwuif. Er hält eS für übeifiüXiig^, in 
allen den ^taaten die Domänen zu btiteuern , deren Rezentes 
fouverän find , w^a alfo auch Regent uitd Staat fynoiiyn»e Bc« 
grifte feyn^ dafs diefs aber nicht durct aus der lall in, lUiit 
unter anderen das i>eyfpiel von Irankieich. Dort befitzt der 
Kaifer Domänen als haifer, und diefe find alUrdings mit vol» 
lern Hechte von öftentlichen Abgubeu befreyt : er oefitet ai>cr 
auch ein Dotnatne pnve als Privatmann, und d/efes uutetl'cLei« 
det fi^h durch keine ^teueifieyiicit von Jei| Oütern der Piivat- 

S ei fönen. In mehieien neuei;en Staaten hat mau ja foigfältig 
as Vei mögen des Ue^rnt^n von dem ^taasveimögen dacKircn 
zu tieniten gefuchi, dafs nian dem lürfteh eine beftitumte 
CivilUfte ausgeletzt Jiat. — Nach dem Gtfagten, wird ttian 
fchon von fcluft ei warten, dafs der Vf. den \eikauf der Do- 
luäuen niilsbiiiigt, wenn er gleich in der zweyten ^btheilnnr 
zngelieht, dafs üitftlben allerdings wohl icchtsbeftändi^ Ter« 
äulseit w^eraen können» hec. wüufcht, der \L h^Uo aui die 
Art und VVeife, wie man bey der Dismembrationcu der LJQtiiä« 
neu in Däneniark und bchleswig zu VA eike ging, Kückilcht 
genommen: fo würue er gewifs feinen 'iadel zum 1 heil We- 
nigftens zui ückgenommen haben. In der dritten tuid lert^cen 
Ahtheiltmgbeantwoitet der Vf. enoltch die frage: Wie kou* 
neu Domänen am vortheilhafteheu veiäufsert weiden y Aller* 
dings ift es fehr rathlich, nur nach und nach, nicht Abeieiit, 
zu verkaufen, um den Markt nicht zu überfüllen; da aber uio 
fteigenden dringenden rinauzbedürfnilTe der mehreften ^Uuitcn 
fchlluiiige Mafsiegeln erfodein fo macht derVf. auf data von 
der fiiinz<»fifcheu Kegierunc, hauptlachlich in Toskana und «iem 
ehemaligen Üiicheniiaaie befolgte Verfahren aufjljerkani» eine 
NUÜe von Doniänen den 6taatsgi&ubigein anzuweifen« welche 
daraus ihre cinzise ßefiitdigung zu erwarten haben : gewila 
einQ. Methode, welche, fobald nur die (ViaiTeder Domineii im 
W^erthe den schulden gleich kömmt, urd nicht tu hoc|& 
Schlagen wird» voUkonupe^pel^ Bejfaii Tcr^icnt. 

A* m/m- 



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ALLGEMEINE LITERATüR-ZEITUNG 



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J(r J T UR G E 6 p ff J C ff t E. \ 

CSttinceH, b. Dieterich: Beyträs^e zur'N&turge* 
fchichte von JiciÄ. />. hlum^snbath ^ Pf6f. «Ä 
uöttingcn. ' Ziveyter ThelL igii. 144 S* j^, 

X^ieret fiändchen naturhiftoriCcher Beytrlgc, ^^el- 
ehes d<fr yerilieute Vf. /lach einem Zwifchcnraum 
Ton zwaiizig Jahren auf das erfle folgen fäfst, ent- 
liält 2 Abhaindlungen : i) ii^^r Jew fJomo fapieHs fe^ 
ruj LLfiuaei wid -nameiUlich über den hameinjtittu 
wilden Peter ^ 1) über die ä^yptijchen {Menjthen^ 
Muniiefu VViewolil nicht abzunel) men ift, wiefern 
Hr. B. die letztere für naturhißorirch "hiilten Jtann, 
vnd obgleich auch aus der erften nur ejn 'Vi^.itivef, 
eben nicht unerwartete^» B-efultit für die ^Naturgdr 
fcJiichte hervorgeht: fo werdpn. dock beicfö voll In- 
dern Naturforfcher ' mit grofsem Vergiiugeii *^tlTe- 
feii werden, und wir beXcnncn uns ^em Vf. TÄ 
die Bekanntmachung dcrfell^en fehr verounden. ' ^. 
In No. I erzählt Hr. B* aus zuverläffiffeil zum 
Theil ungedruckten Nachrichten zu vordem 'die l-.e- 



noveroHUS als BcytpTel des Ilorno Ferus aiifFüliVte 
■uiid andere NaturforCcher und Philolophen ah 5Wu- 
fter des, wahren. Nati^rmenfcfien darftiellten.' — ^ E» 
ift gezeigt, dafs diefer Peter nichts al^ ein blödfin- 
üiger, uummer Tropf war.' Ehen diefei vermüthA 




gegeben we^eiu. JJuV über die Pueri jjyrenat^i 
konnte Hr. Ä bis Jetzt keine nähere Nachricht auf- 
finden. Am 3chluJrs dieftt Abhandlung erklärt ^ 
Ikh dahin, dats AV^d^r ^Peter, noch ein anderer lii|- 
Jieiff^er Homo ferus ^uiu Mufterbild des urfprüng- 
lich^ wiilden Naturi^enf'chen dienen könne. ' Man 
lebe, wei^^ man,,, nach Abzug der gar zu abge- 
JCcUoiac^tea ^vcUcht^ngen in jpnen ErajShliingeri, 
das Übrige ^och fo naqhßchUg gplten laffen ;wol- 
Je, offenbar, dafs, das Ijämmilich naturwidrige Mifs- 
gelichöpfi? gewefe^; fämmtlJch zwar vcrunmenfcht, 
jiber jcdeyi auf t^^t je^cn^ Weifg, ünci nur darin 

jinwidec. 

iaio^;fi^«*r, mrf^dßmi eiger ^vereinzeltet Sitiie 

/. j. L. z. laij- £c/^^ ^^»^ 



Verglich eh. — Der MenfchTejr von Natur tttn^ vtif- 
kummenilen Hausthicr geboren; andere Haustl^erk 
feyen es erft durch ihn gevrorden. ' l3}e& arteten 
zma Theil, wie z. B. Katzen',* Zf-eged, wenn fit 
durch Zufall in Wildnifs gcriethcn, gar bald Wie- 
der ihrer Sjtai^pitace nach;, aber alle jciie fo gen^ix^- 
ten -wilden Kinder feyen m ihrem Bcfnehmen und 
Naturell auffallend von einander verfchieden' ^ew^ 
fen, ebeh weil üe in k.cittc wilde Stamttifa9fe, xb^ 
w^elche nirgends . exißire , haben zurückarten kön- 
iien. — Ob wir'^eich tm Ganzen in diefen Aiiifid/te«. 
mit dem VF. übereirtftittiifneh': -fo hatten* w^t doch, 
bie und da winiger Befangenheit des ürtbeüs \ und. 
etwas gemauere Beftimmung der Bfegtiffc gö\>nLinfcht. 
^Dic hier behauptete und fehr hcrvorgehobcnfe gro- 
Ise Unähnlichkeit der ven?v51derten* Indtviduteix läfst 
üch aus den mangelhaften: NaGbri<;hten, die w^ir 
(i.l^er die mehreßen haben« nicht recht abnehiaen. 
"tyx^ zweyte Abhandlung' iSi ttn\ einer ^^cenea 
Vorrede Veriehcn, in w^elcher >Hr. JB. ffriShlti, wie 
er zu verfchiedenen Zeilen veranlalGst *woMeii fey» 
fich mit der Gefchichte der Mumien zu befcliäfti- 
gen. Welche ^glückliche und häufige Oelegenheit 
ckr Vf. l^atte, ägjrptifche'Mumieti zu hnieriuchen, 
und was er fchod ISngft durch feine itrfeAlicheii Ar- 
beiten in Lichtenbergs G6ttii;gifchem Magazin vöa 
J. i7'?9 und in den Philoföphhal Transht:tiöns vbvtL 
J. ' i7ü4 fi**" di< Mumienkunde jgeleiftet , ift hin. 
läbglich bekannt. Gknz neuerhch aber \knhrde er 
von dem regiertoden Herzog zu Sachfen - Gotha unid 
dem Prinzen FriedricTi xhii leiner'^rehr w'ohPerhalte- 
nen Mumie befchenkt, w^elches ihn bcwog^ fi<5>, 
'Wieder mit diefem antiqüarifchen 'Gögfenl&nd zii 
'befchaf^geii iind die beideh erVr»hiit*ii'AfefI^tii^ 
zufimmen , abi^r ganz umgearbeitet uifA bi^ltthtlich 
Vermehrt, in gegenwärtiger Geftiilt^herauszttgcbett» 
i)a wir nicht z>Veifeln dürfen, daß ^i^jeiiigeh L^- 
fer^ welche ddr Inhalt diefer Abhandhing befotid^ 
intereifirt , diefe Beyträge kaufeh •werden:* fo Wtif- 
de ein Auszug darauf hi^r z^i^^UIos feyn. *^ .M-aii- 
"che hier vorgetragene Meinungelt ♦ ftttd «icht g^iÄr 
"rig begründet. So beweifert' ürifeifei E^itÜtem dSl 
Verletzungen der Nafe.'irie^e der VIf. aü Älldi Mrf. 
^üiei^köpfen benitrkt zu faalieii veftftchiett ,» nichts 4^, 
die auf diefem Wege 'Statt geftmdtene Eikkirtiun^ 
wenix nicht zugleich eine hintenjlicibe, in di* Sch>^ 
delhöhltf eingehende Öffnung da ift; imteA f<i tt^ 
'bi-echlicWe Rhochentheile , ak üe «der N^Ce find, 
fclibn durch die Salzbcfizc t)der 'aücfc'b^y def iibr>- 
^kekl i'oheii Behandlung der Leichen j^ar leicht t^ 
•fti 



ort werdea l^oaatea. AiMlererfeito iirn der 1rf.\ 



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J. A. L. 2. FEBRUAR t 8 » 5. 



m6^ 



guin intermsäium nliquöd glutrn^ vel ttliqua terra 
Utas iigaris obfervhri poffit ' Die Gattungen fiiicf : 
Granites, Gnetjpum^ Sienites (foll heifsen Syenite,i)t 
Lapis vcl faxüm fomaeiim ^ faxnm sranaticnm. fa" 
xiim metalllftnnn. Ordo II. Porphyrus. Der Vf. 
führt nur Hornftein-, Jaspis-, Thon - und Bafalt-'Por- 
phyr auf, da doch in Ungarn und Siebenbürgen auch 
Syenit-, Feldfpath-, Perl Hein*, Obfidian- und Trüm- 
mer-Porphyr vorkommen. Zum Porphyr wird auch 
Jaxum glandulojum^ und ein unbekanntes Geftein, 
faxum cüußuens vci venofum^ gezählt. Ordo III. Bre*:' 
€ia, Ordo IV. Arena. Biefe ganze OlafiificQtion zeigt» 
ivie wenig glücklich der Vf. auch in der Anordnung 
der Gebirgsarten ift. Auch wo diefelben vorkom- 
nieni ift fehr unvollftändig angezeigt. 

Hierauf folgt Pars practica^ "welche begreift : Syße» 
ma determinationis und clajjifieavonis Das. Determi- 
fiatiQnsiyftem foll dazu dienen , um die ungarifoben 
und fiebenbiirgifchen Mineralien zu erkennen, sU 
beßimmen und — wie der Vf. hinzufügt — in ei- 
ne natürliche Ordnung zu bringen. In Hinficht dcß 
erfteren Zwecks itt eiii Determinationsfyftem,' wi« 
CS der Vf. gegeben hat, gänzlich überflüffig, fobald 
die Diagnofen in dem eigentlichen Syfteme richtig 
find ; denn welche andere Zwecke kann ein Syftem 
der Naturkörper haben, als die Überficht und die 
Beßimmung derfelben möglich zu machen ? 8a lan- 
ge das Syßem nur den erUen diefer Zwecke erfülk, 
ift es gewifs noch fehr unvollkommen. ^Dafs in dem 
Syfteme des Vfs. die Foffilien' In -eirter fehr urmatüt- 
Jichpn Ordnung flehen , haben w^ir gezeigt; das ge- 
hört aber auch mit zu den vielen Fehlern feines Sy- 
ftems, und das Determinationsfyftem, in welchem der 
Vf. z.B. Pyrites fulphureus^ Mintra teüutri ßava^ 



jiuripismentum mniJfdcndoremetnUito^'JlIira mn 
fffLendore metaiUco zufammcnordnet, macht letzte- 
ren Fehler eben fo iveiiig wie die übrigen £ut. Auf 
das fosenannte DotejnnnationBfyftem läfsl der Vf. 
noch einen fehr dürftigen Abfchnii,t d^ nwntibus fol- 
gen. Das Sy/iema clajfißcatiouis 9 welches den 
zweyten Abrchnitt des praktifchen Theils ausmacht, 
ift nur eine Uberiicht der in dem erften Hauptthtile 
aufgeführten CUÜen» Ordnungen» Qattungen, Ar- 
ten und Varietäten- Der oben, gerügte Fehler der 
VerwechCelung von Spccies und Varie^as iß hier ver- 
beilert. Zuletzt iß noch eine Angabe der Ai^zahl d^ 
Gattungen und Arten angehänglu 

Wir haben es für unfere J^ßicht gehalten, auf die 
vielen Fehler diefer Schrift aiifmerkfam zu machen, 
hätten aber die Summe derfelben noch di^rch die 
Anführung von vielen anderen veirgrpberyi konneii, 
wenn wir &aum und Zeit hätten verfchtvenden wel- 
len. Übrigens geht au^ jenen Bemerkungen hin- 
länglich hervor» dafs der \i, durch diefes Buch die 
fyftiematifche Mineralogie um keinen Schritt geför- 
dert, fondern gezeigt hat, d^fs er felbß-darin noch 

.fehr.iveit aurück fey. Was aber feilten Hauptzweck 
betrilft, die Ku^de d^r topograt^hifch^n,Min^TdlO' 
gie von Ungarn und Siebenburgen jcix ei;weiternund 
au verbreiten; fo hat ejr ßch darum allerdingn ein 
mit Dank zu erkenijende«, Verdiejiß erworben. Wjr 
rathen ihm nlur » falls er in der Folge k|och einmal 
^Is mineralogifc^r , Scbrif tfteller auftreten follte» 
fich zuvor genaud^r von den neueren Fortfchritten 
der .Mineralogie zu unterrichten, überhaupt richti- 
gere Begriffe von ^Ipffification und Belchreibünff 
der Naturkörper üfli 2,u vQrfphäßeu» i^nd dann m^t 

-gröfaerar Sorgf4t 9U aj:beitc;iu O.a. 



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KURZE ANZEIGEIT. 



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., . ÖnowoMiB. Halle j^ .in Coipmi(r« b. Hemmerde u. 
ßchwetfclike ; TagliJies Ta/chenbuch JUr Landwirthe und 
^ Pl irthfhajtsvetiüatter auf das Jahr ifii3. Von dem Hcr- 
*«u§gcbei dts pj-ahti feilen Land - und H^iuwirdi^ (fonß 
•Xaudwirthfchanl^ Zeitung). Mit .eindn Kiipf. 14^ S. ^. 
jf gebunden ig ct.) Bey dem erofscn Beyjalle , wciclien die- 
les T^fchcnbucn bereits im PiiMichm gefbndt^n , habf n ^r 
^weiter xüchts nOthig, als die FoitCettung d^flblbe» aii^uz^i« 
-^en, und auf den iehri;eic)ienMnhal^ aufsei kfani ^u ma- 
-äien. Wie in d n vorigen Jalirgängen, ßclit auch in die- 
sem das gewöhnllcke Tasebuch voran ; jedoch find* diefsxn^l 
die Rubi iKen der Ausgabe und Einnahme , ^v^gen der noeh 
'immer fo verfchiedenen Münzen und GemH/se, lucht tlbtr- 
-fchiieben, damit jeder Lefer diefdb^ in Rtt^kfieht mtS fei- 
-ne Gefchäfte vjid feine Provinz entweder mit Rthlr. ß:'r. 
.pf. oder fl. l^r. , oder mit Schffl. Vtl. Mz. u. f. f. ficli 
ieibfl bezeichnen könne. Die leeren Blätter von 8« a bis 155 
*find zur Anzeichtinn^ der täglich vorfallentieu. ausgaben 
'titid Einnahmen beflimhit, fo dafs für jede Woche im Jahr 
eine Seite berechnet ift. Von S. '54 bb 108 folgen eiullicli 
das Regifter der Pflugarten, das Dttnguugsregüler , das Ait^- 
raatrcgiltcr von Getreide und Futterge-wächfen , da« Enidte- 
rcgiftcr vo» Getreide, IIc^:^ Futter - nn<i IlandeLs.G^wJich^n, d^s 
fDrcfchrcgiftcr, R^güier des Rindyieli;, 3ch»fivi^k - uad 
Sdiweinewh- Beilai ides ^ das Lohiu egiftpi- ' f(if Knechte, Mife- 
4e und Haudweikcr. Alles iß fehr ztveckmfifsi^'eingl- 
' Ticktet, und knm den fibfiCBar- £ol|r ^tev>Dienftt »XeiÄia! 



Den gWSf«eren Werdi hat jedoek ftlt den Xandwirtk 

zwe^rte Hälfte des ' Tarcluad>uch«, ivtlche Abermals fehr ee« 
diegene Auffätze enthält ,z.^£. auf Erfahrung Meerundete öe* 
lehrunoen Jiir junge Lundivirihe flbeif die Teiicmedenen Ar- 
beiten des Zu^)ehe5 u. dgl. m. ,- eiiM ClaOifieat^on der 
vei fchiedenen Bodeuarttoii^ nach den Boaitiritne^ -Piincf« 
pien imci auch |ia£U Qon)e: ein.fortgefat^tc) tabeilaiifchei 
Ve^Tcichiiifs nieLi'fiT.er u^iulcher wilU wachfeuder Laub* 
Jiölzei^, ihrer Bliithezeit, Saatzeit u. f. 'W. , n« bft ^eitierktia« 

feu über ihren mannichfahigen I^utzen' in der Ökonomie« 
orcflglich vrolleÄ^ wir die Xe(er auf toigende gehaltTolie 
Auiffitze aufnierkCam mfip^en: ,Wie viel , Zugvieh ifi zur 
BewiTthfchaftuiig eines gegebenen Ackergutes crfodeilich? 
Von deii tJnterhaltujWsköSu des Zugviehd^ , des ■ Pferdes 
und Ochfen.* In weltiiem* V^rhiltnif!» inalTdu. Ack^bau und 
Tiehzutht gegen einaadtor Jßefaen? Benjchnaiig d«: Mitt* 

.gewimiung nach de]-l^pfi^a^ ,des Viehi s^uid^iiach dien Futter • 
und StreuL • i^^erialien , uigh Berechnung ', wie viel Miü 
aus dem SiroRc, den Tuttlvkräutferh untl FnttwgeWächfcn 
eines ni;t^deburg. Morgens von 130 Qnadrati-nefaen gewonnen 
Werden kann.'''^-^ Aaoi v^ird es dem Landwirthe augenehm 
«II erfaliren fejn^ , 4*^* die ^uf dem beygefilgien Kupfer abge- 
bildete .u^d im« TafcJienbucIie naher oefclmebene Älatch&e 
des M'cchauicus Emil in Merfebarg' zttr ^rt^Ukbmmel^en Ret» 

"itigiitig des ^treidei^'t'oäk Jeder UnveinigkUt daf^iblb iBm 

ßn^ Rthlr: Coavenc. nn- habecr ift« \ 



i- , 



a. 



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~Wi-f 



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ffiS 



JEN A I 



C H E 



»66 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



I — »>■ 



FEBRUAR i8t 3. 



CHEMIE. 

VuRHBEtto, b. Z€h*8 W.: Kurzer Entwurf der Eüt^ 
perimental' Chemie^ oder nützliche und leichte 
Methode^ um ßch der Erzeugnijfe aus dem Mi^ 
neral'9 Thier- und Pflanzen - Heich in den Fa» 
briken , Künßen , Projejjionen , fo wie bey dem 
/iekerbau und bey der Landwirt hjchaft zu be^ 
dienen y für die Fajfungskraft eines Jeden ein* 
gerichtet. Enthaltend Nachrichten und prakti» 
fctie Beobachtungen in Betreff der neuen merk- 
-Würdigften Entdeckungen , der Befchreibmig 
und Figur der neuen Mal'chinen zur Vervoll- 
Iiommnung nützlicher und angenehmer Künfte, 
•der Procednr, Receple und der praktifchen Vcr- 
fabrungsart^bey allen Arten von Fabriken und 
Profeflionen , bey dem Ackerbau und bey der 
Land^ivirthrchaft 9 geprüft und bekannt gemacht 
durch die berühmtcften SchriftAeller unteres 
Jahrhunderts 9 in 3 Theileu verfafst von Peter 
Gaetani. iB^i* Erfter Theil. XXII u. 880 S. 
Zwey ter Theil. fi63 S. Dritter Theih 309 S. 8* 
(SRtblr. isgr.) 

In einer kurzen Vorcrinnerung fucht Hr. O. den ge- 
wählten Titel: Mntuurf einer txperimentalchemie^ 
zu rechtfertigen; allein diefen Titel kann die Schrift 
ganz und gar nicht führen, \reil fie im Grunde blofs 
eine Sammlung von Vorfchrifien , Recepten u. f. w. 
enthält, ohne alhs wiffenfchaftliche Gepräge. Auch 
giebt fie, obgleich die Gegenßände in eine gewilTe 
Ordnung gebracht find, nichts Vollftändiges ; über- 
tll find Lücken und Fehler; überall zeigt fich Man- 
gel an chemifchen Kenntnideii, und man ficht den 
Vf. in den Zeiten der phlogiftifchen Chemie ganz 
ruhig umher irren. Was aber am meiften gerügt 
eu werden verdient , ift der Mangel an neuen und - 
eigenthümlicfheh Gegenftänden; ein paar Sachen aus- 
genommen , enthält das Werk nichts als bekannte, 
ja oft längft verworfene Compofitionen, in denKün- 
ften gebräuchliche Öfen uncf Methoden , und man 
"Weifs nicht, für wen der Vf. eigentlich fchreibeu^ 
Wollte, da es für keine Clafle pafst. 

Der vom Vf. S. XVI befchriebenc'Revcrberofen 
ifi fahr z^veckmäfsig; er iß der aus 5 Auffäteen be- 
flehende chemifche Ofen, deffen Theile willkühr- 
lich einzeln gebraucht werden können. Übrigens 
ifl es gerade nicht nöthig, dafs derfelbe von gebrann- 
tem Thon fey, nützlicher ift er offenbar von Eifen- 
blechf und inwendig mit Lehm ausgefüttert. — • • 
S. XX. Einleitung, Die gewöhnliche Definition der 
Chemie : ,«Die Lehre von der Zerlegung und Zu£am- 
menfetzung der Körper^, ift aiich hier gegeben. &ec 

/. J. L. Z. ifliJ* ^fi^ Band. 



f^llt dabey die Bemerkung eines bedeutenden Man« 
nes ein , der in öfientlichen Blättern einen pfycho- 
logifchen Gegenftand mit den Pflichten eines Che- 
mikers verglich, und jene Definition fo übel deutete« 
dafs er meinte, ein Chemiker habe weder Ruh noch 
Raß , bevor nicht Alles in — Nichts zerfallen fey. 
Wenn auch nur von Ignoranten diefer hohen und 
vielumfaffenden Wiffenfchaft folche Begriffe gefafst 
werden könnend fo dürfte doch wohl die Analyfia 
und Synthefis , die allerdings Hauptzweck der Che- 
mie find , nur als Mittel betrachtet werden , um die 
Natur und Eigenfchaften der Körper in der Natur 
kennen zu lernen, und fie zum fieften aller Gefchö- 
pfe u. f. w. anwenden zu können. — S. i heifst es: 
Das Gold iß das fch werfte unter den Metallkörpern, 
und fie (die Schwere) ift unnachahmlich. Das Platin 
wird der Vf. doch hoffentlich ausnehmen? — S. 4* 
VI. Dafs die Uhrmacher fich der Goldauflöfungcn be- 
dienen foUten , um durch unmittelbares Eintauche« 
Eifen und Kupfer zu vergolden, wie hier bemerkt 
wird, kann Rec. nicht glauben. Gefilllet ,wird zwar 
das Gold durch jene und andere Metalle : allein Rec 
ift noch nicht fo glücklich gewefen , auf diefe Weife 
eine brauchbare Vergoldung bewerkftelligt zu haben, 
und diefer Verfuch gehört ohne Zweifel z» den vie- 
len anderen , welche der Vf. nicht gemacht, (bnderit 
nur vom Hörenfagen hat. Übrigens hätten hier noch 
mehrere Präparate und Arbeiten befchrieben werden 
können, z.B. der Goldäther; die Eifen Vergoldung, 
worin die Engländer fich fo auszeichnen, u. f. w. 
X. Hier giebt der Vf. eine Vorfchrift zur Bereitung 
einer himmelblauen Farbe, die aus einer Legirung 
von 1 Qt. Gold, 5 Gran Cupellfilber und 18 O'- fei- 
nem Stahl beftehen foll. Wir wünfchen diefe inter- 
effante Legirung- wiederholen zu können, um die* 
felbe näher kennen zu lernen. Übrigens ift bekannt, 
dafs manche Metalle durch Legirung mit anderen 
bläuliche Nuanijen erhalten. — Vom Platin. Durch 
einen fehr Übeln Fehler lieft man fcheiden ftatt auf- 
löfen. Hier fehlen aber leider alle in den Kün- 
ften gebräuchlichen Präparate des Platins, fo wie 
auch der Gebrauch diefes unfchätzbaren Meulls nicht 
angeführt ift; nur als ein VerfMlfchungsmittel des 
Goldes, welches wir denn nun wohl alle nicht mehr 
erleben dürften , ift es bekannt gemacht. Das fo|[e. 
nannte Ultramarin des Silbers, welches eigentlich 
nichts als ein mit Kupferoxyd verbundenes Hom- 
und metallifches Silber ift, wird wohl heut zu Tage, 
als völlig überflüflTig , nicht mehr in Anwendung ge- 
bracht. Ultramarin aus Lafurftein ; gehört .^ar nicht 
in diefen Abfchnitt. Die Gemengtheile des Lafur- 
fteins find nicht allein Rupferkies, fondern auch 
eben fo häufig Schwefelkies. Die Bereitungtarten 

34 



Wf 



lEWArSCnE ALLG. LITERATÜR-ZT^^aT IPNGü. 



*C8 



I • 



^ießr ItmlHicBen Farbe lind; richtig Tjfef^irieBen^ 
Gefärbte SilBerbrättchen ü. r. \v. Vom Knpf^r.- Aticii* 
hier fehlen mehrere trefFliche Präparate, z. B. blau- 
faures Kupfer^ Vom Eifen. , y,Bas Eifen Iß da» -ein— 
aige Metall > welchea mit einem glasbaren Steine. 
Funken giebt"; femer: „Das Eifen und Zink fintt* 
die einzige» bekannten n^etallifchen Subßanzeu, welr 
ehe durch den Magnet gezogen werden können**;, 
tih'd zuletzt:. „Di efs Metall ilt allgemein verbreitet, 
man kanm es in allen^ FlüfTigkeiten. auflöfen., uud 
Celfoft in. Waffer." Dergleichen falfche Behauptun- 
gen finden fich nicht feiten in diefer Schrift , und 
von dem Nickel wcifs der Vf. wohl nichts. Vom 
Zinn« Zuweilen kommen fonderbare Namen vor, 
s. B. Lapisftein ßatt Lapislazuli; Seefäuse ß^ Salz- 
fäure; Platinna ß. Flatinum; oxygene Säure ß. Oxy- 
gengas u. dgl. m. Vom Blfey. \^ heifst esJ Es iß 
nicht wahr, dafs das Neapelgelb einI?roduct der Lava 
des Vefuvs. fey u. f. w- — Wer hat denn diefs be- 
hauptet? DdBonduroy (in denlk2hn..dg l*acad. des 
Sjc. de Paris i'Tßß) und Gmelin (in feinen Grundfätzen 
der GeweKhkünde 1795.. S. 170) handeln von deni 
Neapelgelb fehr deutlich. XI. Enthält Compoiitio- 
nen zu verfchiedenen- nachgemachten Edelßeinen,.— 
Vom Queckülber. Vermillon oder g^mahlner Zinno- 
ber. Der Vf.- bemerkt , dafs. ihm nie gelungen fey, 
2innober durch blöfses Zerreiben in Vermillon., fo 
wie wir ihn von. den Holländern erhalten , zu ver- 
wandeln. Jedoch fey er fo glücklich gewefen , in . 
Amßerdam einen Arbeiter zu gewinnen, welcher ihn 
mit dei? wahren, bisher immer noch geheimen, Berei* 
tuirgsart bekannt gemacht habe. DieKunß foll darin 
beßehen, dafs man dem miueralifchen Mohr Bley 
kinzufügt. Nämlich man fiöfst 1 Th. Schwefel mit 
1 Th* Mercur fehr ßark, und zwar ohne vorherge- 
gangene Erwärmung, fo lange,, bis der Mercur gänz- 
lich verfchwundun ifi ;. mim vermifcht loo Pfund des . 
fo bereiteten Mohrs mit 5JPfund Mennig, uiul fubli- 
mirt das Gemenge u. f. w. — Es iß wohl möglich, 
dafs das Bleyoxyd , indem es den Zinnober fcliwefel- * 
ärmer macht, und vielleicht auch dcm£elben eine ge- . 
ringe Menge Saocrßoß abgiebt (wenn anders^ wie 
«8 durx:h Johns An^]yk des Zinnobers \Yahrfclieinlix:h 
wird, der- Zinnober ^auerßoß* enthält), dicVerfchö- 
nerung der Farbe vermelut. Dafs übrigens diefs Prä- 
parat nach der Art der Bereitung unter mannichfalti^ 
f;er Nuance erfcheint, iß bekannt, und der auf naf- 
em Wege mit Schwefel und Queckülber bereitete 
Zinnober hat oft die fchünße Carminfarbe.. Baro- 
meter: nach de La Chichc mit & Scalen; Hr. 6. be- 
fchreibt hier zugleich fein Niveau volant y aus eiuer 
4 Zoll langen Kupferplatte beßeheud, welche in der 
Mitte mit einem Niveau und einer Bleyfchnur , an . 
deren Ende ein bew^egliches Lineal angebracht iß, . 
verfehen iß. Es foll beym Gebrauche aus freyer Hand 
angewandt M^erden. — VomArfenik. Höchß unvoll- . 
ßändig. — Vom Kobaltkönig. Vom Nickel — ebenfo. . 
Vom Spiefsglas (richtiger Antimonium). Vom Zink*. 
Der Aamn^elsberg bey Goslar iß wohl nur durck ei- 
nen Schreibfehler nach Sachfen verlegt. — Vom Wis- . 
xrluth. DiefesCap.. fchliefst denAbfchnitt der Metalle ^ 
in diefer Chetuie; von den anderen iß nicht dieRed^e, 



lielbff des in* den Kiinfien urtentBeÜrfrcBcn Mangan^ 
arze« Ht'gar^nkht eiftiteal ftrw^inufcf gekheken. '^— 
Verfuche mit Erzen , oder die Prbbirkunß. Diefer 
Abfchnitt iß gar lieblich I — Da man. Tagt z.B. der 
Vf. , nocli nicht hinlanglrch da» Platinerz kennt : fo 
kann man auclr nichts Näheres über die Art und 
Scheidung, des Metalls fagen! Ferner:, der VerfucH 
mit Silbererz wird gerade fo gemacht, vrie mil Gold- 
erzen u. f. ^v- — Uöchßens als eine unvollkommene 
Anweifuwg, die Metalle aus einigen einzelnen Erzen 
äüu fcheiden, kann diefer ganze Abfchnitt berrjtchtet 
werden. Über die Verwandlung den Metalle oder 
Betrachtung des Steins d^V Weifen, Ein Auffata» 
der in diefem Buche gar keinen Platz finden kann. 
Sonß iß er gut erzählt, und geeignet, eine Anficht 
von den Grillen der Alchemißen zu verfchaftVn. Nuf 
mufsmaii fich hüten, das, >va$ der Vf. von den Be- 
trügereyen der Alchemißen erzählt,, nicht auf die 
eigentlichen Alchemiften au&zudehneir. Jene Be- 
trüger verdienen dielen ehrwütdigen Namen ganz 
und gar mcht ; auch hatten ^\e kamu oberflächliche 
chemifche KenntniÜe. Die wahren Alchemißen, 
wenn fie auch irrten , wenn fie fich auch bt y der 
Ausübung ihrerWillenXcfaaft, deren mannichfaltigen 
Nutzen für das bürgerliche Leben fie täglich an den 
Tag legten, durch übermcn fehl i che Spe«uldtionen 
verleiten liefsen, zu glauben , das Unmögliche iiiög- 
Kch ziv machen, waren Männer, denen der Tribut 
unterer ganzen. Achtung gebührt. AVer würde es 
wagen, die unbcfch ölten en Nameix eines At^iueta^ 
Hartmann ^ Baco^ Avicenna^ Aetius Arnold von 
VilXa nova^ BafiUns^ Falentinus^ Helmont^ Geher ^ 
Bcrrieht NeriyBaptifiaForta^ Vrice u. A. m., durch 
deren Bemerkungen in der Chemi«, Mcdicin und 
überhaupt dtn Künßen und Willen fchaften fo viel 
Nutzen geßiftet wurde, zu fchänden? — Selbft 
unter den neueren Chemikern gab es Männer von 
ausgezeichnetem Verdi^nß, welche der Welt vor- 
fagten, Gold machen 201 können,, ja fich felbft 
davon überredeben. So ging es z. B. dem be- 
rühmten Beireis in Helmßadt. Aber woher der 
Wahn, der fie bethörte? Aus der Unvollkommcn- 
heit der damaligen chemifchen Analyfcn entfprang 
er. Sie bearbeiteten Erze, in denen dicfs edle Me- 
tall verßeckt war, und welches fie nur fanden, 
wenn diedaflelbe umhüllenden-, oder damit ver- 
mifchten Erze durch vielfältige Schmelzungen ver- 
kalkt und verfchlackt "waren. Daher glaubten fie an 
eine Art Umwandlung unedler in edle Metalle. — 
Das Befirebea, Gold zu machen, kann den Alcho- 
mißen eben fo ^venig zupi Vorwurf gereichen , als 
irgend einem der neuefien Chemificn die Überzeu- 
gung von der Möglichkeit eiuer folchen Production, 
oder das Bemühen, auf eine vernünftige , der Natur 
der Körper angemeßene Weife diefs dem Unkundi* 
gen ünbegreitiiche auszuführen. Die neuen galva* 
uifchen Verfuche geben hiezu neuen Muth , uiidT 
felbß Davy^ delTen tiefe Einfichteu aus allen feinen 
Arbeiten kervojrleuehtea, glaubte noch kürzlich auf 
dem Wege zu feyn , die Kohle zu zerlegen , und fie 
in Diamant zu verwandeln. — Iß die Umwandlung 
der Stärke atis Korn- iwd KartoÜel- Stärke nicht 



q6^ 



FEBRUAR 



8 



«70 



ebemaTt für cBen fo tmm^glicB geliahen vrorden t — 
SchwefeL Hier, wie auch fchon früher, ficht man 
Aemlich', dafs der Vf. di« antiplilbgiftifche Cliemie 

Sar nicht keiuit; denn er «glaubt noch, da£» der 
ehwefel ans vitriolircher und phlogiftifcher Säure 
surammengefetzt fey. — Das^ eigene Phänomen, 
IprelcheÄ der Stangenfeh wefel darbietet, rvenn man 
ihn in der Hand drückt,, rührt Ctiner Mdnung nach 
Ton Elektricität heV; Diefe Erfcheinung ift indefs 
nach Kec Überzeugung einzig Folge von dem Zer- 
fpringen der kleineu Schwefel kyyftdlley welche dur«h- 
und m einander gelegen dietclbe MiUle des Stan- 
genfchwefels ausmachen; daher lä4'st fich, -wenn 
einmal- kein Geräufch eines Stiicks uv. der Huud mehr 
erfolgt, diefe Erfcheinung mit demfelben Stücke 
auch nicht 'wiederholen. — Alaun. — Thonerde, 
Zwifchen Thonerde und Alaunerde iß: nach Hn. G. 
ein Unterfchied ; . die Thonerde befteht aus, glasacti* 
ger Erde und vitriolifcher Säure». Welch ein Un- 
finn i — Zuvreilen weifs mau gar nicht , was man 
von dem Vf, denken 'foll. S. 130. VI iil weitlauf tig 
von der Zerfetzung des Alauns die Rede. S. 140. UI 
heifst es: „Wenn man ein Decoct von Thonerde mit 
reinem Waller verfertigt,, und tLüfFiges fixes Alkali 
hinzufchüttet : fo bildet fich alsbald ein weifser Nie- 
derfchlag. Hier ift aber die Thonerde ebenfalls 
Alaun. — Porcellan; verfchiedene Arten deifelben. 
^lles unvollftändig. Hr. G, hat in feiner Töpf«rge- 
fchirrfabrik, w^ie er S. 150 bemerkt, unter anderen 
auch das englifche Gefchirr von verfchiedener Farbe 
angefertigt, wozu er Thonerde, uiit metallifchen 
Materien vermifcht, anwendet. S, i5^. 111 fpricht' 
Hr. 6* von einem Email auf Glas , welches er aber 
felbll nicht kennt. Kec. vermutliet, dafs hierunter 
das fogenannte halb entglaste Glas zu verliehen fej. 
PaßelliUfte aus verfchiedeiven Farbefubftanzen und 
gefchlämmtem Bolus. — Gyps.. — Reaumurifcher Por- 
cellan. Eine Compofition von Gyps, Calcotar und 
Sand gab ein farbiges Porcellan , w^elches die fchon- 
fte Politur annahm, und bey allerley Schuitzereyen 
anzuwenden iß. Colorirten . Marmor zu bereiten 

mit MetallaHÜöfung. Von einem. Fi raiifs, der aus. in 
Weingeift aufgelöitem elaftifchem Gummi befteht; al- 
lein die Ärt,denfelben zu bereiten, giebt der Vf. nicht 
in* Ohne Zweifel hat er auch diefs nur von Hören- 
fa^en. Von der Kalkerde.. Heitzung des Zimmers 
mittelß einer zinnernen Büchfe, worin gebrannter 
liilk befindlich ift. Diefer Verfuch wurde zuerft in 
Gegenwart Ludwigs XVI. angeßellt. Elementar - oder 
glasbare Erden; dahin gehören Sand, Felskryftall 
u. f. w. — Glasmacherkunft. Nichts, als was Jeder- 
mann fchon wcifs. -^ Glas ohne falzige Subftanzen 
aus i Th. Sand , 4 Tb. Feldfpath , 2 Th. Kreide oder 
Kdlkftein, welche vor dem Schmelzen calcinirt Aver- 
den. Schnvarzes Burgunder- oder Champagnerbouteil- 
len -Glas aus Bafalt oder Feldfpath* Dafs^ das Braun- 
fteinerz das Glas entfärbe,, bezweifelt der Vf . , unge- 
achtet in jederHütte davon täglich Gebrauch gemacht 
wird.—» Methode, Kiipfcifti che auf Glas nachzuah- 
men. Methode, Bcrgkryftall inwendig, zu färben. 
Man foll denfelben in eint;m Gemenge von pulveriür- 
ieu^Spiefsglanzj grauem Nichts, Ü^erment und Arfe* , 



nik glilhen. BleibencTe rmrertilgBare rnidT durcBfich- 
tige Glasmalerey, ein vom Chevalier v. Pt\ Lüttich 
entdecktes Geheimnifs» — Von nachgemachten Edel- 
fteirien« Von Feuerfteinen- Enthält, wfe fo Häufig, 
viele Fafeleyen. Von den Salzen. i^Seefalz. Königs- 
waller mittelft: Koch falz und Salpeterfaure durch De- 
ftillalion zu- bereiten, wie, der Vf. S. 21 1 angiebt, wird 
^vohl jetzt keinem Chemiker oderKünftler mehr ein- 
fallen. — Der Vf. irrfc gar fehr, wenn er glaubt, dafs 
der Salmiak erft 1719 bekannt ge^vorden fcy- Schon 
1671, fand/^JW, daCs er, atif glühenden Salpeter ge- 
-worfen, Verpuftung bewirke, und 1715 niaehte Geof- 
jjm dieMifchung delffelben bekannt. Überhaupt ift 
der Salmiak eins derjenigen Medicamcntc,^ w^elche 
den Völkern am frühcften bekannt w aren. Denn Pli- 
nius erzählt fchon (/////. nat. L. 15* c. 7. L. 19. c.5), 
dafs der Salmiak aus Ägypten nach Perfien gefchickt 
werde. — Von den Salmiakfabriken. — Liqueurs in 
Sommer in Eis zu verwandeln. — Vom Borax; 
künftlieher Borax nach £az/m^ — Vom Salpeter; Sal- 
peterfaure; Salpeterrafftnerieeu. — Thecr, Steinöl 
und flüchtiges Alkali aus Steinkohlen;. Schift'stheer 
zum Calfatern der Schifte der Indier aus Kalk und 
Cpkosnufsöl. — Nachrichten von den Gypsöfen , die 
mit Steinkohlen geheitzt werden, diirch die H^^n. 
Ewillomont ^ Reuard und Cadet de / eaiix. — Ofen 
zum Brodbacken mit Anwendung der gereinigten 
Steinkohlen. DfeferOfen wird befouders in England 
gebrauefit, und Hr. (?, hat denfelben zu Colin in fei- 
ner Gefchirrfabrik mit Vortheil angewendet. Er be- 
fteht hauptfächlich aus a Theilen, dem einen, worein 
das Brod gefchoben Avird^ wJi^ «lern anderen, unter- 
halb dem erftercn befindlich , worein das Brennma- 
terial gelegt wird. Eine andere Art Backofen. — 
Gebrauch des Torfs^ Dafs der Torf häufiger in Fabri- 
ken angewandt, werden könne, als diefs gefchieht, 
ift eine BemerkuiYg,* von deren Wahrheit Kec. eben- 
falls überzeugt ift. — Ziegelbrennerofen nach des 
Vfs. Idee, um Torf anzuwenden. Vortheile des Torf- 
brennens in Werkfiätten mit KelTeln durch Hn. ^i^fl/« 
und flauet. — Verfuche, welche die Anwendung des 
Torfs beftätigen. Angeftellte Verfuche über die vcr- 
febiedene Hits^e, die durch Holzkohlen und durch 
Torfkohlen hervorgebracht wird. Eine Wiederholung 
der älteren Jage^Jehen Verfuche, welche be^veifen, 
dafs die durch Eiftickung erhaltenen Torfkohlen mit 
gröfSerer Dauer und Intenfität als die Holzkohlen 
brennen. Die durch Deftillation erhaltene Torfkohle 
entzündet fich und erhitzt langfamcr, als die erftere. 
— Von den falzigen Subftanzen. Hieher rechnet der 
Vf. a) die Schwefel-, die Salpeter- und die ^Salz- 
Säure, fo wie den Eftig. Sie werden,, bemerkt er 
noch, auch Fluftfäuren genannt. Die Fluf>- oder 
Flufsfpath- Säure ift ihm,hiebey gar nicht eingefal- 
len;, auch gefchieht derfclben nirgend Erwähnung, 
b) Die 3 Alkalien. — Von den mineralifchen Waf- 
fern. Enthaltend die gewöhnliche Bereitungsart des 
Selterwafl'ers. Den Schlnfs des i Theils macht ein 
Verzeicbnifs von mehreren Mineralwaft'crn und die 
Angabe des zu ihrer Zufammen fetzung noth wendi- 
gen proportionellen VerhältniÜ'es der Beftandt heile, 
welchem zum Xheil aber die Glaubwürdigkeit fehlt, 



2JX J* A. tj» £i. f £« 4^ 

da der Vf. nicht angefülirt hat , nach welchen Che- 
mlkern die Mifchungen beftimmt find. 

Im II Theile find die in das Thierreich gehörigen 
Gegenftände abgehandelt. Was von dem VVerthe des 
vorhergehenden Theils bemerkt wurde, gilt auch von 
diefem und dem dritteii Theile. Wir wollen die 
Brauchbarkeit vieler Vorfchriften und die Erfahrung 
gen und Beobachtungen des Vfs. in dem Fabrikwefen 
Tind der Landwirthfchaft nicht in Zweifel ziehen: 
allein fie liegen fehr fparfam und in einer Menge 
fchlechter und überflülfiger Dinge eingehüllt. Da 
in der Regel Alles, was Theorie und Käfonnement 
anlangt, im höchften Grade unbrauchbar ift: fo be- 
sieht ßch das wenig Nützliche blofs auf das Empiri- 
fche. Übrigens wollen wir fehr gern zugeben, dafs 
Mancher das Letztere um fo reichhaltigerfinden wird, 
je weniger er gewohnt ift, etwas Belleres zu lefen, 
und fich mit den neueften Entdeckungen und Fort- 
fchritten der Künfte, Ökonomie, Landwirthfchaft u. 
r, w. bekannt gemacht hat. Die hier abgehandelten 
Gegenftände find folgende: Von den Thiereii. Berei- 
tung des Bcrlinerblaues. Bereitung des flüchtigen Lau- 
genfalzes aus Harn. Salmiak durch unmittelbare Ver- 
bindung der Salpeter- oder See - Säure. Salpetcrfäure 
hat der Vf. wahrfcbeinlich nicht fchreiben wollen. 
Bereitung des Phosphoi-s avis Harn. Auflöfung des 
letzteren in Öle. Die Bemerkung, dafs der Harn fol- 
cher Individuen , welche Bier trinken , eine reichli- 
chere Ausbeute giebt, als derjenige, welchen man vom 
Weintrinker erhält, iß fehr gegründet. Auch ift diefs 
fehr einleuditend , wenn man den verhältnifsmäfsig 
reichlichen Phosphorräuregehalt des Getreides bc- 
rückfichtigt: — Hörn weich zu machen«^ um Later- 
nen u. f. w. daraus zu verfertigen. Kine gute Be- 
fchreibung. — - Von der Wolle; der Schafzucht, der 
Art, Wolle und Tücher zu färben. Verfertigung der 
Cafti^rhüte und deren Arten, Färbung der Hüte u, f. w. 
Von den Häuten; von dem Gerben derfdben. Eng- 
lifche Methode u. f. w. Sehr unvollftändig. Ver- 
fchiedene Arten zu gerben. Färbung des Leders. Ro- 
thes ruffifches Leder. Franzöfifches Ledtr. Die Kunft, 
Saffian zu machen. DerVf, eifert hier unter anderen 
gegen das Einfetzen der Häute ins Trcibfafs, nach- 
dem der Saffian fchon roth gefärbt worden ift; ein 
Verfahren, delTen man fich noch an einigen Orten 
- bedient. Er bemerkt, dafs diefes Nachtheil erwecke, 
weil die Galläpfel einen kauftifchen Schwefel enthal- 
ten , der fich in diefem Falle mit der alaunartigen 
Farbe verbinde, den Saffian durchdringe und die 
Farbe zerftörc. Solches Gewäfche findet man faft auf 
jedem Blatte. Schwerlich aber wird man jetzt noch 
in den Saffianfabriken mit dem angeführten Verfah- 
ren eine Verfchönerung der Farbe beabfichtigen; viel- 
mehr fcheint man da, wo man fich delTen bedient, 
einzig die Abficht zu haben, den Saffian dauerhafter 
zu machen. — Weifsgerberey. Sämifchgerberej. Zu- 
bereitung des Handfchuhleders. Verfchiedene Farben 
des Leders. — Von den Seiden würmern. Der Vf. fetzt 
die Erfahrungen, befondcrs des Abbi de Talfy ^ von 
dem Vorthcil, welchen dieGultur der Seiden Würmer 
im Freyen vor derjenigen im Zimmer gewährt , aus 
einander. Unter den Mitteln» welcher man fich jetzt 



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in den Seidenplantagen als Sicherheitsmittel gegen 
die fo häufigen anfteckenden Krankheiten bedient, ge« 
hören vorzüglich Gwj/o/f'j" Räucherungen,. deren hier 
aber gar nicht Erwähnung gefchieht. Don Mt^lehior 
Guardia und Prior /inton IJou waren .der Meinung, 
dafs die Seide, welche uns die Seidenwürmer liefern, 
fchon in den Bäumen völlig gebildet enthalten fey, 
und der Vf. macht feinen Leferii diefe Fafeley als 
eine merkw^ürdige Neuigkeit bekannt. Von derSei- 
denfärberey. Cochenille und Hermes. Alles fehr man- 
gelhaft. -<— Von der Bienenzucht, Bauart der Bienen« 
Itöcke, Fütterung der Bienen. Beliandlung der Bie- 
nen in den verfcliiedenen Monaten. Bereitung einet 
Meths. S. >37 wird Lemery^s unfchuldiges WalTer, 
w^elches man durch Deftillation von einer .gewiffen 
Quantität Honig erhält, als ein Mittel, däa Wachs- 
thum der Haare zu befördern, empfohlen« — ^ Wachs. 
Wachsbleich erey. Wachsmalerey. — Prüfung der 
Güte des Pelzwerks, und Art, letztere im Sommer 
aufzubewahren. Schildpatt zu prelfen, zu löthen u. 
f. w. Elfenbein zu färben, — Von der Behandlung 
der Kühe und Halber. Milch, Milchbrantwein« Effig. 
Art englifcheKäfe zu bereiten. Butter. — Von den 
Krankheiten des Viehs und den Mitteln dagegen. 
Man bemerkt leicht, dafs er felbfi über diefen Gegen- 
fiand der Ökonomie nachgedacht bat, undErfahrun- 
|,en zu machen bemüht war^ allein fein Mangel an 
thierarzneylichen Kenntniilen läfst, auch in diefem 
Felde alles zu wünfchen übrig. Von der ökonomi- 
fchen Fütterung derThiere, befonders mitBaumblit* 
tern. Von den Eyern. Confervation dex Butter. Ge- 
brauch der Vogelhäute u. f. w, Methode, Fifphe für 
ein Naturaliencabinet herzurichten. Vögel mit Atber 
zu präpariren. Larven, Raupen nnd Infecten zu prä- 
pariren, Papillons zu fangen. Federn zu färben. — 
Von der Zubereitung wohlriechender Pomaden, 
Vom Wallrath und Ambra, dem Bernftein, den Äu- 
ßern, dem Aufterkalk , Pyrophor, Fifchbein. Von 
den Excrementen der Thiere, Mift, 

Der HI Theil befchäftigt fich mit den Körpern 
desPÜanzenreichs. Die Vorfchriften, welche er ent- 
hält, und eben fo arm an den neueren Entdeckun- 
gen, welche die Chemie in den Künften, Manufactu- 
ren u. f. w. gemacht hat. Wir >vollen nur Einiges 
ausheben. Bey der Art, Flachs in eine Art Baum- 
w^olle zu verwandeln, gefteht der Vf, felbft, d«ifs 
diefe Methode nur ein fehr weifse« und fchwtr 
zu fpinnendes Product geliefert habe, Bey der Aus* 
faat führt der Vf, mehrere Beyfpiele an , nach wel* 
eben die Klagen ei ni£;er Agronomen^ dafs die gewöhn- 
liche Ausfaat für ein beftimmtes Stück Landes zu 
reichlich Statt finde, grundlos ift. Sehr brauchbar 
für die Ökonomie ift der Abfchuitt von den Seifen 
und deren Zubereitung, Spafshaft aber ift wirklich 
S, sgo die Verfertigung eines Fimiifcs zu lefen : Gum* 
niilak« gelber Ambra, Weingeift u. L w. werden in 
Flufs kommen, wenn fie in eine grofse Retorte, die 
in einem Backofen, in einem mit Sand angefüllten 
Topf u. f. w. gethan, geftellt .wexden lu f , w« <— Den 
Beichlufs machen einige gute Vorfchriften zur Be- 
reitung etlicher Liqueurs. «-• Druck und Papier find 
nicht SU tadeln. A« h 



•TS 



j E yr A I S C H E 



»74 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



FEBRUAIL i8>3* 



«i 



wmm^mmm 



GESCHICHTE. 

Hamburg, b. Schmidt: Hlßorijchts Gemälde d^r 
letzten RegUrungsjahrs des gewesenen Königs 
Gnjlav If^ Adolph. Aus den» Schwedifchen. 
ITheil. i8to. 25^ S. II Tbeil i^iu 308 ä. 8* 
(2 Rthlr.) 

Über den Begebenheiten der letstea Jahre der 
Herrfchaft König Guftav IV Adolphs (wie er fich 
(elbft zeichnete) liegt an mancher 3telle ein dichter 
Schleyer, und lie bedürfen fehr de? Aufhellung. 
Früher ♦ als wir es erwarten durften» fehen wir ei- 
nen bedeutende» Vertuch dazu gemacht. Wir erhal- 
ten hier ieine nach der Zeitfolge geordnete DariW- 
Ittug diefer Ereigniffe 'von dem Antheil des Königs 
an d^n Planen einiger Mächte zum Sturz der neuen 
i^egierung in Frankreich, während fein^ Aufent- 
l^Us in DeutCchUnd (lul, 1803 bi» Febr. a8o5) an, 
worüber freylich noch nichts weiter gefagt werden 
kann r al» dafs der Duc d'Engbien ein Opfer derfeU 
ben fiel, bis zum Anfang der fchwedifchen R^^e- 
rongsFe^änderuiig, w^ovon, als dem Plane des Werks 
fremd« ebenfalls keine weitere Nachricht j^egeben 
wird. Das Ganze ift, voll merkwürdiger AuUchlüffe 
(wo?oa durch die Jotirnaliften £clu>n weiterer Ge- 
brauch gemacht iO), und gettützt ^uf mehr als 140 
hier miigetheilte Belege , wovon indeCs fjfthon meh- 
rere früher gedruckt waren. 

Alle folcbe aus unbenutzten Actenftücken der 
geheimen Archive und den PortefeuiUen, aus der 
Eeuntnifs wohluwtcrriolitetcr , mithandelnder Per- 
fonen enlfpringende Aufklärungen haben zwar für 
4cn Eingeweihten ihre innere Beglaubigung^ aber 
wie Wenige find das? Wie oft fchdeieht lieb felbft 
für diefc Trgend eine falCche oder vcrfälfchte Note 
mit unter, ^enn wir auch nicht von einzelnen Anek- 
doten fprechen! Für den weniger unterrichteten, 
entfernter ftehenden Beobachter,/*ir d$n Htßoriker, 
bedürfen fie einer gröfseren Beglaubigung, die er felbft 
in dem FalW nicht gern entbehrt, stfunn das jürtheil 
jfner Unteirichtaeii fein Bürge für eine folche Sionm- 
long wird, und er mehrere gegen einander haUen 
kann. Ift das aber nicht einmal der Fall -- wie e» 
4enn fehr leicht gefchieht, dafs über eine folche 
Sammlung keine bedeutenden Stimmen laöt wer- 
den: fo Ijitt die volle Brauchbarkeit derfelben und 
enx bcfiründetes Urtheil über diefelbe erft mit dem 
Be^nntwerden de* Vfs. oder Herausgebers ein. Nur 
der Name erwirbt dann Zutrauen , oder beftimmt 
^n GTj|d der Zuverläfligkeit. FreyU<;h pflegt der 
ji A. Lb Z. i8»3* Erjier Band. 



Name in der grofsen diplomatifchen' Welt and an« 
ter den Männern vom Fach nicht lange verfch wie- 
gen zu bleiben ; ex iß oft bezeichnet genug, um lan- 
ge unerkannt zu feyn, und wenigftens bald unter» 
der Hand genannt zu werden. Dem HtftQriker aber, 
der nicht in folchen Verbindungen fteht, ift die fe 
Ungewifsheit immer unangenehm. Denn fo viele 
Nachrichten uad w^ichtige AufTchlüiTe und oft zu 
feltCam, um als hißorifches Factum feft ftehen zir 
können » wenn Ge nicht beglaubigt und. Man kann 
fie nicht beurtheilen, bevor man w^eifs, welchem 
Antheil der Mittheiler an den Begebenheiten iiahm,i 
welcher Partey er anhing. Wer wird z, B. bey Zü-> 
^n, wie er hier von der feigen PrahlCucht des Kö- 
nigs Guftav IV lieft (I^ 62), nicht höchft behutfam 
feyn mülTen? Es heifst nämlich bey dem Rückzüge 
nach Pütt und Stralfund am 13 Jul. 1807: „Unge* 
achtet Guftav Adolph der Erfte war , der fich nach 
Stralfund zurückbegab, und fich keinen Augen- 
blick der ^eringften Gefahr, nicht einmal der Mög- 
lichkeit, in diefelbe zugerathen, ausgefetzt hatte:, 
fuchte er doch am folgenden Tage einige Perfonen 
2^u überreden , dafs er durch eine Flintenkugel eine 
Contufion am Beine erhalten habe, und folchet 
nicht bezweifelt werden könne, indem fich wirk- 
lich ein rotber Fleck am Beine befände, und auf 
dem Stiefel eine Stelle i^ar, wo das Leder nicht 
dan gewöhnlichen Glanz hatte. Da aber diefe Er^ 
findung, obgleich von einem dienftfertigen Arzte 
unterftützt, doch nicht die gehörige Wirkung thtuv 
wollte : fo verfchwand auch noch an demfelben Ta-> 
ge die ganze angebliche Contufion.** Eben das ift> 
der Fall mit dem Briefe an den Herzog von Braun- 
feh weig vom 82 Jul. 1807, worin es I, d86 heifst: 
,4lch bin meinem Schwager noch eine Bemerkung; 
fchuldig, und diefe ift : dafs nichts in der Welt mich 
vermögen köimte, mit Neapoleon Buonaparte (fcr 
fchrieb der König den Namen , damit die Zahl 66S 
darin liegen kömie, wie er nach feiner Erklärung, 
der Oft*enbartmg wünfchte, 63) zu unterhandeln ; deni> 
Ich würde dadurch nicht allein alle Pflichten^ und 
Orundfätze, welche jedem tugendhaften Menfchen 
heilig feyn müüen , verleugnen ; fondem auch zu- 
gleich mein zeitliches und ewiges Unglück unter- 
Cchreiben.** Demi der Vf. fagt felbft S. 78» dafs der 
König während der Belagerung von Stralfund fich 
fo fehr an die Gefahren gewöhnt hatte, dafs er 
felbft zuweilen im ' Feuer war ; und letzteres 
ßimmt wieder nicht mit dem jpäteren Verkauf der 
Flotte an Frankreich (I, gö): es bedurfte wenig- 
ftens diefe Veränderung In den Oefinimngen esAcr/ 

35 



fl75 



JENAI&CHE ALLÖ. LITERTUR - ZEITUNG. 



Ä76 



ErWSrung (wie üborBanpt in der Erzählung. Meh- 
reres pfycliologifch erklärt , das Ganze philo- 
fopliircfier beliandelt feyn konnte )* Liegt diefe 
etwa darin , dafs über den Verkauf mit der franz. 
Regierung nicht w/m/iV^e/^iir unterhandelt Stvcrden 
folfte? Überhaupt ift der Brief, ohne den vorherge- 
henden des Herzogs , nicht ganz verftändlich. Wer 
ift der Schwager, von dem -darin die Rede ift? Der 
jetzige Grofsherzog von Baden? Diefe fo nothwen- 
dige Beglaubigung fehlt uns nun hier ganz; d^nn 
die Verficherung der Vorrede (S. 3): „Glücklich ge- 
nug, meine Gefchichtserzahlung auf Originalurkun- 
den gründen zu können , darf ich meinen Lefern 
verfichem , dafs nichts nach dem bloßen Gerüchte 
angeführt werden foll , " welcher wir gern alles Zu- 
trauen gewähren, ift doch davon immer bedingt. 
Wie es nun auch mit diefer Verbürgung fey, wel- 
che vielleicht bald hinzukomhit : es ergiebt ftch aus 
der Darfteilung, dafs der Vf. zu den geheimen 
Nachrichten den Zugang gehabt, dafs er mit den en- 
geren Umgebungen des Königs in näherer Verbin- 
dung geftaiiden, oder, was ziemlich daflelbe ift, von 
diefen feine Nachrichten erhalten haben muffe. Er 
fcheint fogar noch Vieles verfchwiegen zu haben. 

Anders ift es , ob der Vf. auch immer die Wahr- 
heit fagen wollte , und nicht eine befondere Ab- 
ficht bey der Herausgabe bezweckte. Diefs mufs Rec. 
nach der ganzen Anficht des Werks und feiner Form^ 
glauben. Der Vf. faet S. 3 felbft über feinen Zweck : 
„Ich für mein Theil leugne nicht , clafs ich haupt- 
fächlich nur für meine Zeitgenoffen fchreibe, in der 
jibfichti die unrichtigen Meinungen zu widerlegen^ 
welche viele nach hegen möchten , und überzeugend* 
darzutbun, dafs die grofse Erfchütterung nicht 
durch lauA^überdachte und heimliche Plane moti- 
virt wurde , fondern nichts mehr und nichts w^eni- 
ger war, als eine noth wendige Falge von überfpani^- 
ten Anßrengungen und einer falfchen Überzeugung 
von Gerechtfamen und Kräften." Verbindet man 
damit I, 5^, wo von der feften, beharrlich verfolg- 
ten Idee des Königs die Rede ift, dafs alle Kriege 
gegen Frankreich den Zweck haben müfsten, das 
Dourbonfche Haus wieder auf den Thron diefes Lan- 
des zu fetzen , und der Vf. dann fortfährt : „Abge- 
rechnet das ungereimte, in der . dermaligen Lage 
Schwedens an einen folchen Vorfchlag zu denken: 
Xo leuchtet aus^ diefem Verfahren ein Mitleiden her- 
vor, welches man gern zu den Jchönßen Tugenden 
der Menfchheit zählen möchte; aber man vergeffe 
dabey auch nicht, dafs eben um diefes Mitleide^s wil- 
len viele Taufend Schweden fallen, und noch weit 
mehrere durch die .von einem jeden Kriege unzer« 
trcnnlichen Unglücksfälle in das tieffte Elend ge- 
ftürzt werden follten , und diefes Elend nicht ein- 
mal durch die Vorftellung künftiger Vortheile für das 
Vaterland verfüfst werden konnte ", durch wel- 
che Stelle S. 4. mehr Licht bekommt, wo der Vf. die 
Lefer bittet: „erft mit fleh felbft darüber eins zu 
werden, ob fie es für Ptlicht eines Königs halten, 
die Wohlfahrt feines Volks vor allen anderen 2u be- 



röcklichtigen, oder oh üe glauben, dafs.das Volk al- 
lein vt;bundrn iü, Leib und Gut bJofsderJ^aune, 
feines Königs aufzuopfern: fo ergiebt Geh, dAfsder 
Vf. auf eine Partey wirken wollte, welche die Hand- 

* lungeh des Königs enlfchuTdigte oder gut hiefs. 
Bey diefer Anficht wird man einige mehr ver- 
fehl eyerte Stellen verßehen , und über den Zweck 
des Werks im Reinen feyn J die ganze Forift \vird 
dadurch klar, und man w^ird geneigt, dalTelbe als of* 

V ficiell zu betrachten. Wollten wir das aber auch 
nicht, annehmen : fo ift es doch offenbar, dafs der 
Vf. dtn Begebenheiten viel zu nahe fiand, um da- 
durch nicht mit fortgeriffen zu werden, und' darin 
feine Partey zu nehmen, feine Anlicht zu bilden, 
die nicht ItetÄ- mit ruhiger Ahw^ägung der Gefchich- 
te zufammentrefi'en wird. Wie fehr man auch die 
Gefinnunge;! des Vfs. über die Mafs regeln und das 
Betragfen des Königs theilen mag: fo wünfcht doch 
der Öiftoriker (und als folcher fpricht Bec. überall 
nur) den bitteren und fpitzen Ton mancher Bemer- 
kungen weg, weil er ihnbey feiner entfernten, unpar- 
tejifchen Würdigung irremacht, und nichts bey trägt, 
den Gehalt der Handlungen zu beftimmen. Dahin 
gehört die am F nde häufiger eintretende Bezeich- 
nung gewcjener König , Schreiben u, f. w. des gewc" 
Jenen Königs u, f. w. Eine folche Bezeichnung ift 
überflüflig; der Vf. wird in der Hauptfache Ti^ahr- 
fcheinlich mit dem Ausfpruch jenes alten Satirikers 
antw^orten. 

Übrigens erhalten wir hier nicht ein Gemälde 
der letzten Regierungs jähre, fondern blofs ein Por- 
trät des Königs. Um ein Gemälde zu liefern, müfs- 
ten auch die Nation , die Staauverfaffunff , die Um- 
gebungen des Königs u. f. w. gefchildert feyn 
(welches nicht der Fall ift); ohne das aber kön- 
nen die Ereignifl'e gar nicht verftanden werden, felbft 
wenn man durchaus auf keine andere Beweg;ur- 
fache, als die Stimmung, die Launen, den Starrünn 
des Königs, fleht; wie z. B. deffen Urtheilih einer 
Antwort auf eine Vorftellung über den fchlechten Zu- 
ftand der Finanzen S. 45: „Die fchwedifche Staats- 
mafchine fey fchon fo elend , dafs es nicht mehr der 
Mühe werth fey, ihrer zu fchonen." (Ende 1806.) 
Wir Cehen hier femer den König blofs auf dem gro- 
fsen Welttheater handeln, nie zu Haufe; was feine 
letzten Jahre für die Verwaltung des Reiches waren» 
wie ea. im Inneren herging, erfährt man fo wenig, 
als das Privatleben diefes Fürften; und doch durfte 
in einem Gemälde auch das fo wenig zur Vollftän- 
digkeit, als um des Gegenfatzes willen, wegbleiben. 
Der Titel dürfte alfo nicht ganz paffend gewählt 
feyn. Blofs die Handlungen des Königs erblicken 
wir alfo , andere nur nothdürftig, utid wenn fie un- 
mittelbar auf jene einwirken. Im Ganzen alfo blofa 
Materialien , aber fehr dankenswerth aufzunehmen* 
de Materialien , deren Hauptzweck ift, zu zeigen, 
wie Guftav Adolphs rückfichtslofes Fefthalten an ei^ 
ner einmal ergriftenen Idee, befonders aber der über 
Alles vorherrfchende Hafs gegen die neue Ordnung 
der Dinge in Frankreich und den aufserurdentlichea 



m 



FEBRUAR tStj. 



173 



Mann, Äer xm% gewaltiger Hand die Zügel von Eu- 
ropa crgriiF, fein und de» Landes Unglück Avurde* 
Erft dem H^toriker künftiger Zeiten ift es vorbehal- 
ten, ein vollkommen richtiges Urtheil za geben; 
nur er wird fich unparteyifch über Vieles erklären 
können, was in dem Werke Eindruck macht. Statt 
Wer tudelnswerth vorzugreifen, wollen wir lieber 
einiges Merkwürdige ausheben , und zum eigenen 
Lefen des Werkes aufmuntern. 

Von S.i7 an wird der Zank mitPreuffen über die 
Befetzung von Hannover im J. (305 und 1306 in man- 
chen . Puiipten aufgeklärt, der für die Äliirten fo 
höcbß nachtheilige Folgen hatte , indem defshalb 
der rechte Zeitpunct verfäumt wurde, Holland an- 
sugreifen (2 1). Die Nachgiebigkeit PreulTens in den 
Bewegungen , ^velche auf die Befetzung des Lauen- 
Wrgifchen folgten, ift dem Vf. noch immer eiiiKäth- 
[el (39); er kann nur^darin die 'UäUixt^ finden, dafs 
Preuüen ieinen Vorwand gebraucht h^be, um Trup- 
pen mobil zu machen , da der Krieg gegen Frank- 
reich ins Geheim fichon befchloITen war. „Für den 
König war diefs einGeheimnifs; durch eine fonder- 
lare Verkettung der Umftände verfchaffte ihm fein 
Eigenfinn das» was man allem Aufchein nach für 
TinmQglich halten mufste. Schweden felbft aber hat- 
te leider keinen Vorlheil davon; vielmehr trug die- 
ferErfolj^, -welcher der Lii.elkeit des Königs fo au- 
fserordentlicb fchmeichehe, vielleicht nicht wenig 
iu feinem und des Vaterlands Verderben bcy, indem 
erd<idurch in feinrr Überzeugung, Alles muITen fei- 
nem Willen weichen , nur noch mehr beftärkt wur- 
de."* Man kann hinzufetzen, dafs daraus für Preuf- 
fen nicht weniger nachtheilige Folgen entfprangen. 
Die öjfcntliche Meinung, die fchou durch die er- 
fol|jlafen Märfche und bewegungen geg^n Rufs- 
laiid und Frankreich im Jahr igoS nachtheilig ge- 
fiimmt war, wurde durch diefes Zaudern, die Belei- 
diEongen nnd Herausi'oderungen des Königs von 
Schweden zu rächen und zu beftrafen, immer ent- 
fchiedener, dafs Preuilen lieh Alles gefallen laffe 
und nie Krieg anfangen werde. Das Zutrauen ging 
verloren. Dagegen würde die leichte Eroberung 
Pommerns (39) fehr vortheilhaft gewirkt haben, und 
die preufhfchen Truppen wären durch den ohne 
Zweifel muthigen WWerftand der tapferen Schweden 
anf den Krieg aufmeikfamer geworden. Der Dün- 
kel mehrerer Officicre wäre wohl fchon in Pom- 
mern zerftänbt, und wohlthätig für fie wäre nicht 
erft das Feld von Auerftädt und Jena dazu nöthig ge- 
^vefen. Denn Kec. weifs aus eigener Erfahrung, 
wie preufüfche Krieger über A^w Feldzug in Pom- 
öieni dachten , den lie unter ihrer Würdehielten. 
Welche Vortheile hätte nicht auch der Befitz Pom- 
merns bey dem Rückzüge gewährt! Während nun • 
Gaftuv IV Frankreich feindlich gegenüberftand, ver- 
kauft er eine Mensr« Gewehre und Kanonen an 
Äen Kaifer von RuTsland (47). Welchen Einflufs 
hn^i Erklärung der ülfenbarung Johannis auf das 
Oemüth und die Handlungen des Königs gehabt ha- 
^ ißl * 73)» ift ^uch fchon auderwäru bekannt ge* 



macht, 'weniger der AnCheil an der Expedition ge- 
gen Kopenhagen (ßft) ; ganz neu find uuferes Willena 
die Briefe des Kaifers Napoleon an den Konig von 
Preuilen vom 6 Febr. ig^T» worin derfelbe fagt: 
„Ich wünfche dem Unglück Ihrer Familie eine Gren- 
ze zu fetzen, und die preuffifche Monarchie, deren 
I intermediäre Macht z^r Ruhe des ganzen Europas 
noth wendig ift, auf das ff:hleuhigfte ^vleder zu orga- 
niiiren ich werde keine Sch\% ierigkeiten ma- 
chen, einen Minifter nach Memel zu fchicken, um an 
einem Congreilezwifchen Frankreich, England, Rufs- 
land, Preuffen und der Türkey Theil zu nehmen. — — 
Ich würde vor mir felbft erfchrecken, wenn ich 
Schuld an fo vielen ßlutvergiefsen wäre; aber was 
kann ich thun?" (I, 166) und vom 2g Apr. 1807 
(163). Nun die Briefe des Königs von Preuffen an 
den König von Schweden vom 30 Jun. igo? C-06) 
und 16 iul. (219): „Gleich darauf hat mein Alliir- 
ter für fich allein den Frieden gefchloffen. .Auf die- 
fe Weife einfam und hülilos auf dem grofsen Kriegs- 
theater zurückgelaffen , fah ich mich genöthigt, fo 
fchwer es mir auch wurde, es eben fo zu machen, 
und den Frieden zu unterzeichnen , obgleich die 
Bedingungen durch die gegenwärtigen Umftände 
fehr hart und drückend geworden waren. In die- 
fer Lage der Sachen mufste ich natürlich wüi^fchen, 
dafs die von E\v. Maj. erfolgte Aufliüiidigung des 
Waifenftillftandes keine wirkliche Feindfei igkeit zur 

Folge haben föchte und ich befchlofs daher, 

die Sache, ganz wie fie war , dem Kaifer Napoleon 
zu berichten, indem ich ihm zugleich vorfchlug, 
feinen Generalen ohne Zeitverluß anzubefehlen, 
dafs fie die Unterhandlungen mit den Ihrigen wie- 
der anknüpfen, und allem zwecklofen Blutyer^ie- 
fsen vorbeugen möchten. Er fchien auch wirklich 
diefen Vorfchlag mit Vergnügen anzuhören, und 
hat mich fogar aufgefodert, mich dafür zu verwen- 
den, dafs die Feindfeligkeiten zwifchen Ew. Maj* 
und Ihm aufhörten, ein Unternehmen, das er für 
beide Theile gleich angenehm hält, weil Schwe- 
den, feiner geographifchen Lage nach, niemals eine 
Feindin von Frankreich feyn könne." Eben fo un- 
bekannt ift es, dafs nach dem Tode Kaifer Pauls der 
König den Malthefer-Rittem die Infel Gothland ein- 
räumen, und fie in die Oftfee verpflanzen wollte, wor- 
über ebenfalls ein merkwürdiges Actenftück (1 , 254) 
mitgetheilt wird. Mehreres von dem ftandhaften eh- 
renvollen Widerftahde und deir Siegen felbft der , 
fch wachen, aber braven finnifchen Armee. „Die 
Schlachten von Pulkila, Lappo, Kauhajocki, Alavo u, 
f. w. werden allezeit merkwürdig in der nordifchen 
Kriegshiftorie bleiben, und der Nachwelt einen Beweis 
geben, was weiter hätte ausgeführt werden können; 
wenn die Truppen , die haufenweife bey planlofen 
Landtmgsverfi^chen aufgeopfert wurden, zur Ver- 
ßärkung nach der Nordarmee gefchickt oder auf 
einmal auf einem Punct gelandet worden wären, 
der zur Vereinigung beider Armeen gelegen gewefen 
wäre, ps ift nicht eine Muthnlafung des Vft. die- • 
fer Arbeit» fondera w ifi eine y€rßcherun$ der An^ 



t79 



J. A. L. iLFEBRUAR i8»S* 



«»> 



fährer der ßrtuländtfehen ^ Armee fetbß , däfs f bono 
ron Mitte des Monats Aüguß nach Finnland ge- 
Tandte Truppen hinlänglich gewejen wären , mit ßey- 
bülfe derjenigen , die lieh hereiu da befanden , dem 
Kriege eine andere ff'endung zu geben.** (II, 54.)- 
Bey der Expedition nach Lakolax enthielt die 
Feldcaffe des dazu beftimmten Heerhaufens neun- 
hundert Riksdajer Banko. (60.) Zweymal wurde 
der Einbruch fremder Heere in Schweden durch 
Zufall verhindert. Die franzöfifchen Truppen in 
Hollfteiu und Dännemark ( 1808) Tollten über den 
Belt gehen; der Adjutant des Prinzen von Ponte - 
Corvo, Hr. Villate, Tollte voraus reifen. Gerade wie 
er überCegeln wollte , zeigte fich ^ine englifche Cor-, 
vette , die das Auslaufen des Fahrzeugs verhinderte. 
Er mufste alfo einen anderen Weg nehmen, wefswe* 
gen der Übergang der Armee aufgefchoben werden 
mufste, und während welcher Zeit mehrere engli*^ 
fche Kriegsfchift'e ankamen, die denfelben unmög* 
lieh machten. Die erften davon waren einige Fri> 
gatten, welche fich bey Gothenburg durch das Eis 
durchgefägt hatten. Im Anfang des Jahres 1809 foU" 
teil dänifche Truppen von Seeland aus über den zu- 
gefrornen Sund gehen; Alles war in Bereitfchaft, 
als unvermuthet das Eis aufging. (II, 98.) Über den 
Krieg Rufslands gegen Schweden erhalten wir hier 
keine weiteren Auffchlüffe, als die Note , welche Hr. 
von Alopäus überreichen follte , die aber der König 
nach der Abnahme der Depcfchen ölfnen und be- 
kannt machen liefs (II, iio), worauf die Gefangen- 
fetzung des Gefandten erfolgte. — Die loooo Mann, 
%vckhe England unter dem Gen, Moore Schweden im 
Anfange des Jahrs igbg zu Hülfe fandte, behielt es 
fich vor, jeden Augenblick zunick^urufen (Schwe- 
den bedung 8-^ 14 Tage vorherige Bekanntmachung 
aus), wenn ein unvermeidlicher ümftand deren Dien» 
fte anders wohin erfoderte; fie follten alfo in ei- 
nem einzigen Corps vereint, fo viel wie es niöglich 
fevn hann 9 für Jich allein und ni<ht in f^erbindung 
mit der fchwedifchen Militär - Macht (!) agiren, und 
fie müflen , wenn fie ofl:enfive oder vertheidigungs- 
wieife gebraucht werden follen, in jedem Fall im 
Stande feyn, eine freye Communication mit der 
Flotte zujbaben. (II, 150.) Auch wurde fede Mit- 
wirkung zu einem Angriff ajif Seeland ausgefchlof- 
feh. (II, 160.) Bekanntlich WDllte aber der König die 
Truppen in Schweden nicht landen lalTen ; er hoffte 
fogar (wie er gegen Moore fich äufserte) den Ge- 
geiirtafid gar nicht wieder berührt zu feben (II, 173); 
fie Tollten vielmehr bald zu Diverfionen bey Wiborg, 
bald bey Chriftiania gebraucht werden. Merkwür- 
dig ifi der Brief, den der König an den General 



Boxhövde'n fchreiben Iiefs , ei halie dien BeWoIinem 
von Finnland gelobt, dafs fie die fchwedifchen Ge-^ 
fetze beybehalten follen ; da diefe nun Strafe gegea 
die bortimmten, welche das Volk gegen feinen. 
pBchtmäfsigen König verleiteten: fo überlaffe er et 
ihm felbft zu beurtheilen, ob dieb Gefets nicht in 
dem Fall anwendbar- fey , wo Buxhdvden die fiiini- 
fchen Einwohner zum Abfall ermahne (II, 238)^ Von- 
ganz eigener Natur ift nicht weniger der Brief, oder 
die Note des Königs an den Kaifer von RuCslavid vom 
fii Jul. 1803 (II. 240) oder der vom 14 Sept. iQo^ 
(^53)* -^1^ ^*^X Generalmajor Lantingshaufen , der 
eine Landung in Finnland befehligen (blUe, fand, 
diifs auf jeden Mann nur 30 Schufs und eben foviel 
Keferve-Ammqnitidli bewilligt fey, und er bemerk« 
te , dafs diefer Vorrath in einer einzigen Afliaire ver- 
braucht werden könne : fo erhielt er die kurze Ant- 
wort: „da. der Gm« Graf Lantingshaufen das Be- 
dtirfnifs, welches in der tdge wegen der Amrnu« 
nition entliehen k^nn , angezeigt hat : fo hat er da* 
durch feine abliegende Piiicht erfuUt.** Da» letzte 
Actenfiück ift eine Nöte des engl. Gefandten fAi Loiw 
don , auf eine Note des fchwedifch^ ih London, 
worin gefagt war, dafs der Köniß von Schweden 
unter keiner anderen Bedingung einen Frieden mit 
Frankreich eingehen ivtirde, ^Is wenn die ^Ite Mo- 
narchie diefes Reichs wieder errichtet Werden folK 
te, „welcher Meinung Sr, Grofstndt. Maj. nicht 
beypflichten können.*« " . ' 

Die Überletzung läfst fich im Ganssen lefen, ift 
^ber, fo viel Wir ohne Vergleichung de» Originals 
fehen können, ^oft fehr ßeif. Es gebricht ihr' an 
den eigenthümlicben Ausdrücken , befonders in den 
Noten und diplomatifchen Verhandlungen ; eft ift 
fie ganz undeutjch (Manches* milg freylich im Qri« 
ginal dazuAnlaU geben« So tragen alle eigenen Auf« 
fSt^e Guftav IV ein ganz eigenes Gepräge von Unge« 
lenkigkeit)^ oft ganz unverftändlich. Nur ein B^y* 
fpiel (II, ^. 41); es ift von einer Expedition in den 
Scheercn die Kede; „Anfser, d^fs man auf diefer 
Aei/« einen Sund, in \¥elohen man fich getrauete 
hiiieinzufegehi , fitr nichts weiter als eine Eiübucbt 
ins Land fand , di€ fich mit einer Nafe endigte, 
worauf Dragsfierds Kapelle liegt, auch der König 
genöthigt wurde -— wegen Sturm 3 Tage in ei- 
nem Nothhafen ztizubringen , und als er folch^n ver* 
liefs , die Amadi^ auf den Grund ftie(« , wovon fi# 
erft nach violer Arbeit abgebracht werden konnte, 
(Punctum.) S* 74 heifst es: „die ruAifche Flolta 
zögerte nicht weniger**^ ^^it ^en fo wenig. So er» 
bärmlich ift es miv unferen Überf^tzung»- Fabriken 
beftellt! H. Sl F, 



«•■I" 



^«i 



FORTSETZUNGEN. 



' Leip%ig9 h, Hartknoeh: Predigtentwürfe über gewöhn* 
liehe fonniäEhge und über frhye Texte » von D. Joh, George 
^ngyfi üaAer^ königl. uom, Holprediger, Sedifto Sanim- 



limg, AiH:h unter dem Titel .• Neue Preiigtentxeürfe xu l W» 
I>iittc Samjnluiiff. 18*3. XII u. lAo 8. k. (^4 gr.) ip.^ 
Rec, JaLrg, jöob. No. ai^O « v-t e / v 



mmm 



^t 



JENAI5CHE 



•ft^ 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



^mmtm 



f E B R ü Ä K 1 8 1 3- 



DBE SCHREIB U IST Üt. 



i) St. PETBAaBUR«, auf Koften Äes Vf«. : Reife um 
du PTelt in deii Jahren 1503 — ißoö auf BefeW 
Sr. K. Majdlät Alexander I auf flen Schiften Na- 
deshda und Newa unter dem Commando de$ 
Capitains von der k. Marine A. J. von Krujen' 
ßern. ißio. I Theii. 353 S. U Theil- igiu 
436 5. 4. (isRthlr.) 

i) BBfti.xir^ b« Uaude n. Spener: ifeZ/Ir um im 
fVelt in den Jahren 1303 — 1306 auf Befehl ^t* 
kaiferl. Maj. Alexanders 1 auf 4en Schiften Isfa^ 
deshda und Nei^a uuter dem Command« de» 
Capitains von der kaiEerl* Marine d. /. von KrM'^ 
fen/tern. Z^^ey te «'eoktmifsige, nrit Be^vrilligong 
des VerfaiI«Ts yeranftaHete und mit deflen Bild* 
nifi gezierte # wörtlich nadi dem Original ge« 
druckte Ausgabe. ITheiL tQn. 450 & U Theil. 
1 Abth. ^94 S. a Ahth. iftia. S70 S. xnk^iUum. 
«L fchvr« Kupfier^. la. (5 Rthlr.) 

JLIas vorangegangene ürtheil des gebildeteren und 
unterrichteten Publicums, >vie der gröfsere TheH ^ 
der literarifchen ieitfchriften hat vortheilhaft über 
den Werth diefer Reife entfchieden , luid es würde 
iiberflüffig feyn, da wir diefe Überzeugung tlreilen, 
jenes ürtheil durch wiederholte Auszüge beftätigeii 
zu wollen. Es fe^r uiis daher erlaubt , den Grund 
Ae$ Interefle diefer Reife näher zu erörtern, und da- 
hej über die Unternehmer und die Unternehmung^ 
und über das Refultat iierfelben uns etwas Weitläuf- 
tiger zu äufsern, um den Grund auszumittebi, wor* 
auf ich der Beyfall ftützt. Schon vor ihrer Be- 
kanntmachung fuchte man das Intereile^ dair diefe 
Reife gewähren würde , theils in den Hülfsmitteln» 
die dabey ange^wandt wurden» theils in den Län* 
iern, nach welchen fie gerichtet war, theils in .der 
Nation , die fie unternahm. Allein weder der erfte, 
noch der zweyte Grund giebt über die Allgemeinheit 
delTelbeu bine beftimmte und hinlängliche Erhlä- 
nju>g. — ^ieht der erße : denn dafs zwey Schifte 
zur Entdeckung «euer Gegenden und Umfeglung 
beider Hemifphären amgerüßet, mit den heften (eng- 
lifclien) Inßrumcnten verfehcn , und mit erfahrenen 
Seeofftciereii befetzt werden , ift keine fo auftauende 
ErFcbeinung; und dauerten nicht in diefem nämli- 
chen Reiche ^ie Zlurüftüngen zu Behrings und 
. Tfchirikoffs dritter Ueife vone neun Jahre, wie zu 
IsUUngs Reife zehn Jahre? Waren die Koften, die 
man auf diefe verwendete , nicht weit gröfser « ua- 

J. J. %. Z. i8i3« ErJlerBaud.. 



•grerechnet, dafs ganze fibirifche Völkcrfchaften alleii- 
bc7 dem Transport der SchifFbau-MateriaKen nacK 
Ochotzk für Behring zu Grunde gingen? — JNühi 
der zweytej denn die glückliehen Reifen änderet 
.europäischer Nationen um die Welt müITen ein fol- 
xhes Interefle eher fchwächen, als heben. Es iff 
ÄWar wahr^ ^afs die von Krufenßeru befnchten un<l 
Änterfuchtcn Länder in der Art , wie fie unterf acht 
Wurden, eine neue Erfcheinung für uns find : alleirt 
liefern KoxSs Entdeckungen der RufFen und Pallas 
neue nordifche Beyträge nicht ährrliche^ wenn auf 
Umfange nicht £0 grofse^l doch an Zauber gleicH 
mächtig anziehende Folgen ? Will man den driüt'eii 
Grund dafür gelten lalFen: fo müfste er ßch entwe- 
der auf die Vorausfetzung gründen, dafs man dief^ 
Reife von den Ruften nicht erwartet hätte , oder auf 
die Überzeugung, dafs fie die Er Wartung übertrofteir 
habe. — Pf ''arüm nicht erwartet? MuU die Nation' 
die unter dem grofsen Peter anfing , europtifirt zur 
Werden, als eine Spätfrucht geiten, die unter feinen 
nächften Nachfolgerinnen und Nachfolgern, von ei-^ 
nem herbftlichen Fraft getroffen, verkümmerte? 
Wenn Peter fchon gezeigt hat, was er in einem Zeit" 
räume von wenig Jahren aus diefer noch unvorbc-* 
fei teten Nation machen ko^inte^ fo dürfen Unterneh-- 
muhgen von einer vorbereiteten Nation , »die der Rc- 

fierung mit gebildeterer BereitwrHigkeit entgegen^ 
ommt, fchon unter.derK. Katharina H^ gefchwei-- 
£e -denn unter einem Alexander i nicht befremden^ 

tefetzt auch, dafs iie feiten find. Sie, diefe Nation;* 
ann ihre Behrings, Tfchirikoffs, Spangenbergs, 'WaU 
tons, Scheltiiigs, Cfaemiteffskoys, Synds, Krenitzins; 
Lewafcheffs, Laxmanns, Billings , Sarjtfchefi^ u. f. \v« 
theils aU g^orene, theils als gewordene Rufl'en' (di^ 
Kräfte, di^ mich ziehen, find meine K'räfte) auf wei* 
fen. In dem Nationalcharakter liegt eine folche viel- 
feitige Beweglichkeit, und eine gleiche Empfang- 
lichkeit für GcEenftände , die eine lebhafte Phantahe 
und einen ruhigen Verftand fodern , dafs die Au^f-' 
fung folcher Ideen und Plane eben fp vvenig, als ih- 



gegen das übrige Europa, 

gegen Rufsland, von dem die Unternehmung ausging: 
Die Übermacht anderer feefahrender Nationen , der 
vergangenen und neueften Zeit (felbft Dänen imd, 
Schweden eingefchldiren),mufs eine kaum entliehen-' 
de andere Macht durch den Glanz« den fie mit ihrenf^ 
fernen Reifen uiUtfich verbreitet, fo verdunkelt, dafid 
man das Aufftreben der letzteren kaum als ciu Spi^f 
anfieht, lurd gerade hier ift es, wo fich das Interef-* 



» ^ 



30 



i* 



^83 



JENAISCHE ALLG. LITERATUR- ZEITUNG. 



•84 



Tante ÄUrcTi (las Dtinlsel liervorliebt , dds jend <lurcb 
ihretrOlöii« venirfdcht. Di* iräpoiiircfideGrÖfselt'Qrs' 
landa mdclite Jjlirhuiidene lang diu impuiiircnde Ab- 
bängigX«it uMltüllenä. D«r urlt«, wenn auch Ccbw»- 
cheVerfuch, jene in eine Bel'eindung diefer, das Ge- 
fühl dtr Sdbftftändigheit in Haiidlniig und That zu 
verwandeln, muf* belebend nebe» und um fich \vir<. 
)cen. Wenn das fnihe Experimentiren, den inneren 
"d ungeheuere Bcgünftigungen zp. 
iiiruriirclienfieichc-(U'nGruUbiin4- 
bis zur Freiheit vom Seihrteide, zu- 
UherCättigung fcbeiterte, und di« 
den Handel, die man befchwören 
forglofe» UnwiU'enbcit weiter und 
; %veiin Fremde, von Petern ins 
I Zuchtmeißer mid Lebcer der Na- 
n , und \Tenn ein Peter gciftrcicb 
:fitz von KamtrchatKa-von derEnt- 
uud alfo auch der Beütz der nahea 
Linllufs und die Richtung des Hait- 
: dereinft nützlich werden konnte : 
n dann nicht in jener Periode von 
den Erfcheinungen ergrilfen ^Terde)l , wo die Ringe 
in den FeJIehi der Vorn rthcilc rchneller und fcluielUr 
abfallen, ^vo aus der hundertjährigen Herrfchaft und 
darb^den Habgierde der Ausländer die SelbHHän- 
digkeit einer fo aasgezeichneten Nation in allen fchö- 
nen ÄuTserungen eine» regeren und vitlfeitigen Le- 
ttens hervorgeht, und wo Peters Boot auf dem klei- 
nen Ja ufa flu Ischen und dem kleinen Landree vonPe- 
reEla\v nicht bloTs ein Schiß' geworden ift, das von 
Ochatzk his nach Ramirchaika eine dir^cte Commu- 
tiicaiion zwifchen dem feilen Lande unddieferHulb- 
infel ßiftcn Toll, fondern das dem Ilürmirchen.Cap 
Hörn Trotz bietet , da» über die Grenze d^;r bishen- 
gen rumrch^ SchiHTabrt im atlantifchen Occan, die 
fich nie zu den Wendekreifen erftreckte, hinaus von 
4ßm 60° N. B. der einen bis zu dem nämlichen Gra- 
de S- B. der anderen Hemirpbäre, ohne. VerliiA 
an Mannfcbafti und mit reicher Ausheute zurück- 
Itehrt, und zwar zu einer Zeit, in welcher das 
Ileich, voa fo vielen Seiten gj^edrängt, nu,r im Fän- 
ger und HeW erCchien? 

VerllamI, Vollherzigkeit und Glück haben Geh 
liier vereinigt, um diel'er Reife das giinftigde Re- 
sultat zu gewähren. Zuerll fallt unfer Blick auf den, 
durch deffen Willen dieCe Unternehmung ward. Es 
ift nicht das Geld, was £r mit gewohnter Freyge- 
bi^eit aujn Ankauf beider Schille (17000 Pfund Ster- 
liitg ohne jooo Pfund Reparat urkoftenj und der he- 
ften Inlirumenle (die aßronomifchen -waren von 
Troughton, und unter den fechs Seeiihren waren 
Tier von Arnold, und zwey von Peuniugton), zur Aus- 
rufung derfelben (er nahm die N^deshda allein auf 
feine Rechnung) und zu Belobnungen nach der Rück- 
kunft kaiferlich fpendete, und die Art, womit Kr 
gab (fo \Ties Er lirufenjltrai Gatti^i die Revenuen 
eines Gut^ an, welche fich auf 1 joo Rubel jährlich 
belie£üj[, um ihren Mann während der Ahwefen- 
beit, wie Ex üch auidcü^kie» über den WolilfiAiid 



ftiiei" Fafjilic-sja befuhigen ? afle-Offrtiereim Bord 
bekter Sclnlfe ^vArden um dnen HaiTg bef%r-dert; 
die Capitaine erhielten den Wladimir-Orden drit- 
ter ClAlTe.. und eiiM lebenslängliche Pcnhon von 
3ono Rubel, die Lieutenants und erften Arzte von 
tooo Rubel, dte Gelehrten auf Lebenszeit jährlich 
300 Ducaten; dieGefchicbte der Reife \vard uof kai- 
ferlicheüabinetskoRen gedruckt); nicht Seine ermun- 
ternde Gegenwart am Bord beidt-J Schiffe auf der Rhe- 
de von Krouftsdl, uinScttilfe, Inftrumente, trovi- 
£ion und Arbeiten felbß zu fehcn; (licht die Aus- 
wahl des Capitains, dem Er diefe N^tionulfaclie i~ — 
und nicht die Art, wie Er fie ihm anvertraute; 
nicht die liochberzige Ahficht, neue Beweife von 
feinem Ii.tercU'e am Nationalruhm an Tag zu legem 
fondtrrn. es war auch die Conrequenz^und Beharr- 
lichkeit , vvomit Er an dicfer Idee unter niannich- 
faltigen Hindernill'en fffthing, die Mittel, die £r 
nachher datfiit in Verbindung au fetzcn wufste, und 
die grofsmuihigen Opfer, die Er dabey mehr der Er- 
weiterung der Widenfchaft, befondcrs der Erdkun- 
de, mehr dem reinßen als dem profanen IntereHe, 
nehr der Zukunft, als der Gegenwart brachte — 
diefe* Alles war eaaucb, was diele Untemebitiung 
zu einer Weltfache machte, und -worin unfere Er- 
wartung um fo mehr iiberlrofien ward, da das gan- 
se Minifievium Ein Geifi dabey befeelt«. 

Ein grofser Tfaeil der glücklichen und fbige- 
reichen Unternehmung gehört den Talenten, Kennt- 
nill'en und dem moralifchcn Charakter des Mannes, 
der den Willen feines Kailer« ausführte — dem O- 
piuin V. Knifenjlern. Seine Individualität fpricbt 
ucb in allen feinen Handlungen fo rein und laut 
aus, dafs es üch der Mühe lohnt, die einzelntu bicr 
zerflreuten Bruchflücke näher mit einander zu ver- 
binden. Der gelehrten Welt ift er befonders durch 
einen Auffatz in Storchs Annalcn bekannt, woiin 
er die Schwierigkeiten des Handels nach Ochutzk, 
und vDn danach den Infeln und Küßen von Ameri- 
ka lichtvoll aus einander fetzte, und au dem Refnl- 
Ute führte , dafs der Handel nur dann , wenn Schif- 
fe aus der Oftfee um das Cap Hörn oder das Vorge- 
birge der guten Hoifnung herum na<Ji der Nord^veß- 
küfle von Amerika gehen, Gedeihen und eine grö- 
fse're Ausbreitung in der Zukunft erwarten dürf- 
te. — Er hatte während der Jahre 17^3^1799 in 
dem Revolutionskfiege auf de» englifchen Flotte ge- 
dient. Die Wichtigkeit des englifch-offindifchen 
Handels felfelte feine AufmerkJiimkeit , und die 
Theilnehmung Rufslands an dem Handel nach Chi- 
na and Indien, felbA wenn es keine EtablilTemeiit* 
dafelbß befitze , ward ihm nach näherer Unterfu- 
cbung immer begreiflicher. Eins der Haupthinder- 
niffe, das fich der Ausführung entgegeiißelUe, wat 
der Mangel an Leuten, die nicht hlols fähig. Rauf- 
fartheyfchifle zu führen, Condern der olÜnjifchen 
GewfilTer zugleich hinlänglichkundigwaren. Erent- 
fchlofs fich daher, felbß nach Indien zu gehen, und 
der ruflifche Gefandte am englifchen Hofe, Graf Wo- 
lonxofi'j T«rfchaJl'te ibui duu GdefeBbeit. £1 Tegel- 



m 



FEBRUAR tatj. 



^Sß 



t« Hann mii einem RauffanheyfcliiiFe nach Canton, 
nnd während feine» Aufenthalts dafelbft in den Tih- 
reii i^<>8 «"*! i7i/5> lernte er durch einen Zufall (dafs 
ein h1fin€W,von einem Engländer geführtes« in Makao 
aasgerüßetes Fahrzeug von loo Tonnen nach einer 
Fahrt von 5 Monaten in Canton ankam, und feine 
nur aus Rauch werk btftchende Ladung für 60,000 Pia- 
fter verkaufte), die Vortheile kennen, die den rufti- 
fcheii Befittnngen auf der amerikanifchen Küfte aus 
einem directen Abfatae ihrer Rauchwerke erwachfen 
kdnnten. Auf ftiner Rückreife fetste er ein Memoire 
an den damaligen Commerzminifter, Hn. v. Soimo* 
Hoff, auf, und fuchte darin die Nothwendigkeit le- 
bendig zu fchildern, dafs Rufsland feinen Activhan- 
del nicht länger mehr den Ausländem überlail'en dürf- 
te. Kr that den Vorfchlag, zu den 600 adelichen 
Seecadetten 100 Nichtadeliche hinzuzufügen, die 
»war blofs zum KaulFartheydienfte, aber gans 
auf die liberale Art, wie die Adelichen, er- 
£0£en werden feilten. Hiedurch -ward dem ausge- 
zeichneten Talente felbft unter, den Mousfen ei- 
ne freye Bahn zur Bildung künftiger Seecapi- 
taine erölfnet. „So würden, fetzt er piit Unbefan- 
genheit. hinzu, ein Cook, ein Bougainville , eiiiNel- 
fon nie das geworden fcyn , was lie ihrem Vaterlaiir 
de wurden , -hütte man blofs auf ihre Geburt Rück- 
ficht genommen*^. Noch trug er darauf an, Schiff* 
bau- Materialien mit Handwerkern, Büchern, nauti- 
fchen und afironomifchen Inffrumenten aller Art von 
Kronßadt aus den aleutifchen Infein oder dexa na- 
hen Amerika zuzuführen , um die Kaufleute dafelbft 
in Stand zu Tetzen, felbft in ihren Kolouieen gu^ 
Schilfe zu bauen, oder wenn diefes, wie er fich 
fpäter überzeugte , mit zu vielen Schwierigkeiten 
verbunden fey, lieber kleine Schilfe unmittelbar 
aus den Häfen der Ofifee zum Behuf des Handels in 
den dafigen GcAvaüern hin zu fend^n , und den un- 
mittelbaren Abfatz der Pelzwaaren in Canton nicht 
nur durch Taufch, Rückfracht, fondern auch durch/ 
die Gelegenheit ergiebig zu machen , die fich zur 
Bildung tüchtiger Sf^elcute für die k. Marine dar* 
böte. Mehrere zufällige üiuftände fetzten üch der 
ilusführung ditfcs eben fo wohl verbundenen als 
durchdachten patriotifchen Plans entgegen. Er 
faud nirgends, nicht einmal bey anfehnlichen Pri*- 
vatmännern. Gehör. Aber alles das konnte feinen 
feilen Entfchlufs nicht niederfchlagen , feinem Va- 
terlande nützlich zu w^erden. Als Alexander zur Re* 
gierung kam : fo durfte er hoß'en , feinen Vorfchlag 
mit mehrerem <vlücke zu machen. £s. gelang ihm^ 
die Minifter, Grafen Romanzoff und den Admiral 
Mordwinoff, und durch ihre wahrhaft patriotifchen 
Bemühungen das für Nationalehre und für Erwei- 
terung der Wiffenfchaften und des Menfchenglücks 
gleich rege Herz des grofseu Kaifers zu gewinnen. 
Unerwartet erhielt er, was er felbß nicht jgewünfch^ 
hatte, den Auftrag, nach der Nard-Weßküfte von 
Amerika abzufegein, und diejenigen Mittel anzu- 
lir^.d«u, jdi« zur , Ausführung des Plans führten. 
Später verband .xnaa noch damit den Ne})^n:&w«ck# 



die fejt £«axmanns Reife nach Japan zerrilTencn Hau- 
dclsvc rhindungen in Nangafaky -yvieder anzuknüpfen. 
Die hochherzige - Idee : ich war meinem Vater" 
lauds ein Opfer JrhuUig^ liefs alle anderen Gefühlte 
vcrftuiiimcn , die ihn an Heimath, an feine balcl 
völlig unabhängige forgcnfreye Lage, an eine zärt- 
liche, feit einigen Monaten mit ihm verbundene 
Gattin, an die Hoffnung, bald Vater zu werden, und 
an einen trauten Cirkel von Freunden feffelten. 
F^llt auch hie und da ein Schimmer des Stolzes 
durch diefe Pflicht auf feine Handlungen und Äu- 
fserungen : fo darf diefe Erfcheinung an einem Ge- 
niütlie nicht befremden, das durch diefen Stolz 
und diefe Pflicht feinem Vaterlande in zweyfachem 
Sinne angehört. AU er den 5 Oct. 1803 die Carre- 
ger Rhede zu Falmouth verliefs , der Leuchtthurm 
Lizard 12 Meil. entfernt lag, die Nacht im hellften 
Sternenglanze eintrat , und die Officiere , noch um 
die Mitternachtsllunde auf dem Verdecke, aus dic- 
fem ungetrübten Eintritt in den Ocean ein gttteä 
Vorzeichen für die "weite Reife ahneten: fo war e» 
ihm,, als wenn der cultivirtere Thejl von Europa 
feine Blicke auf die Fahrer richtete. „Der glückli- 
che oder unglückliche Ausgang diefes Unternehmens« 
f^gter mit unterdrückter Wehmuth,mufste über mei- 
nen Ruf entfcheiden, und das Fehlfchlagen deffel* 
b^n konnte auf meinen Namen einen Schatten wer- 
fen, der auch einigermafsen mein Vaterland traf. 
Die Tadler und Verkleinerer Rufslands würden über 
ein luislückliches Ereignifs triumphirt haben , und 
der erfte «Verfuch, wenn er mifslang^ konnte für 
längere Zeit von Unternehmungen abfchreckcn.** 
In dem Glücke cfies Anfangs ftellte fich die Schwie- 
rigkeit des begonnenen Werks lebhafter als je vor 
fein Gemüth, und unter den Empfindungen, 
welthe die ganze Stärke feines Muths erheifchten, 
fand er in der Pflicht zu gehorchen feine Beruhi* 
gung, wie in dem Gedanken, den Ruhm feines Va- 
terlands vergröfsern zu können, feine Ermunte- 
rung. Die eilf Kanbnenfchüffe , die er diefen Ge- 
fühlen und der Gefundlieit des Kai fers weihte, ali 
er am fi6 Nov. , für feine Reifegefährten da» erfte 
Mal, den Äquator durchfchnitt, und die ruffifthe 
Flagge zum erften Male in beiden Hemifphären- 
wehte, machen einen tiefen Eindruck auf Jeden, det 
für folche Genüffe empfänglich ift, und in dem 
trdtheile paarenden Schifte einer erwachenden Na- 
tion neue Verfchlingungen des bürgerlichen und all- 
gemeinen Lebens und Völkerverkehrs findet. * — ■ 
Seine unaftectirte Befcheidenheit, die fich über allt 
feine Handlungen ergiefst, entfpringt aus der näm- 
lichen Quelle. Les mar ins icrivent mal , mais 
avec assez de candeur ^ ift das Motto feines Werks, 
und die erfte Hälfte deffelben, fo wenig fie fich 
in dem Vortrage und \iey Hauptgegenftänden äufsert, 
mufs als das Eigen thum wahrer Gröfse^ wie die 
zweyte als das des Gefiihls von Wahrhaftigkeit gel- 
ten^ das durch Freymuth dem Geifte, durch Auf- 
richtigkeit dem Herzen , durch fich felbft dem Cha- 
rakter angehört« Di« maucherley Verbefferungen 



/ 



«87 



J. A. L^ Zi F E B n U A R t Ä » 5^ 



^A 



feiner Vorgänger, fdbft eines Cook, Forfier. Lm 
fgroufe u. A., tragen immer das Gepräge davon, wei«? 
entfernt, fein Verdienft auf ihre Koften zu erbeben. 
Im Lobe ift er kurz , im Tadel weitläuftiger. Jenes 
gründet er auf Rechtlichkeit erworbener und aner^ 
kannter Vorzüge, diefes auf Beweis. — Das Wort, 
felbft rohen Menfchen gegeben , ift ihm heilig, dann 
npch, wenn Sicherheit und Überzeugung, der Menfch-^ 
heit oder der Wiffenfchaft einen Dienft zu erwcifen, 
ihn zu einer Untreue einladen. Nur ein - oder zwey- 
mal überrafcht ihn im Enthußasmus für das Beffer^ 
feyn , dafs er feine eigene belfere Gefmnung in den? 
Schlingen der Sophiftik verftrickt , bcfonders da, wo 
^r räth, die Bay Aniwa wegzunehmen, und der 
Vngerechtigkeit diefer Belitznahme mit der Frage 
^u begegnen; find die Anfprüche der Japaner auf 
SacliaSn gerechter? Poch diefe Anficht, die fich 
weit leichter %m Waffer als zu Lande an die über^ 
^fcitgung anbaut, ift auch die einzige fchrofffte Seite^ 
die an dem Seemanne fichtbar wird, und die in 
fich felbft zerfällt, ^enn nian ihn in ^Hen übrigeii 
Beziehungen feiner Individualität aufgreift. -^ Mit 
dem lebendigften Unwillen befchreibt er II 'tb, S. 
ii6 die Wartung und Pflege der Mannfchaft und 
der Kranken auf einem der (ruffifch) amerikani- 
fchenCompagnie gehörigen Schifte, und „wie traurig 
ift es nidit'^ fagt er l Th. S. 123, „dafs lelbft in 
4iefer Entfernung auf Infein (Nukahiwa), deren Ein- 
wohner noch rohe Sitten haben, und deren Le* 
bensweife graufam zerftörend ift, wo allein das B©- 
dürfnifs der Selbfterbaltung zwey gefittete Menfchen, 
wenn fogar die halbe Welt zwilche^i ihren Geburt»^ 
prtern läge, wie Brüder vereinigen müfste, dafs hier 
awey Europäer (ein ausgefetzter Engländer Und. ein 
den Engländern entlaufener Franzofe) fich haffen 
und auf den Tod verfolgen muffen l" — Sehr fchwer 
konnte es ihm bey feiner natürlichen Gutmütbigkeit 
nicht werden , unter fo Lehen Umftänden die Zufrie- 
denheit am Borde zu erhalten. Einen grofsen Be- 
weis gab ihm die Mannfchaft hievon, als er von 
Japan nach Kamtfchatka zurückkehrte, Er hatte 
von der Regierung zu Japan ein Gefchei^k von 
60,000 Pf. Salz erhalten, welches er nach Abzug 
von 5000 Pfund für idie Confumtion unter dieManiir 
fchaft freywilli« vertheilte. Die Officiere thaten 
auf ihren Antheil zum Betten diefer Verzicht , und 
^Is das Schift' in den Hafen von Kamtfchatka einlief, 
eilte die Mannfchaft auf feinen Antrag, ihren gan- 
Äcn Antheil an die hülfsbedürftigen Bewohner ohne 
den geringften Einwand abzugeben , voll von Freu- 
de, hier ein Andenken an die Nadeshda zurückzu^ 
laffen, da das Salz hier fo theuer war, und der ge- 
fchenkte Vorrath auf 3 Jahre zureichte. Ein einzi- 

Ser See - Officier , Peter Golowattcheff, fch eint feit 
er erften Abfahrt von Kamtfchatka diefe Harmonie 
durch feiiie melancholifche Stimmung geftört zu ha- 
ben. Er erfchofs fich kurz vor Beendigung der 
Reife. Hr. v. K. deutet nur auf *diefes kleine un- 
bedeutende Miftverßändnifs > ohne das Deuil an- 
zugeben« 



So wie durch fein Herfe^ fo «eii^hn^e fich Hr. 
V. IL auch duxjch ftincu (leift vom Anfange« bis' zuo^ 
Eiide diefer Unternehaun^ aus« Die Wahl des gan* 
zen Perfonals beider Schifte war ihm überlailQSU 
AuCser dem Aftrononaen Homer aus der Schweiz, der 
ihm von Hn» v. Zt^eh empföhlen war, den Natur* 
forfchern TiUJius und Lan^stLorf, und dem Arzte 
JUiiandf ifvar kein Ausländer am Borde. Von Auf« 
fen begonnen, foUte auch das Werk von Ruffen ge« 
krönt, ^und durch fie die edlen Früchte, die dii> Wif-* 
[enfchaft den geübteren Deutfchen und anderen Aus« 
ländern verdankt, zur Vollendung unter den Aufpi- 
eien der ruffifchen Regierung gebracht werden. Di« 
meiften Ruffen vom Range, die fich anfchloffen, ge- 
hören der w^ürdigeren Qaffe von Seemännern atnt 
und Hr. v. K* ftellt-die Verdienfte eines Jedeamit ei^ 
ner an Refignation auf Eigenverdienft gre/izendea 
Befcheidenheit dar. Sogar die ruffifchen Ji/Iatrofeu 
zieht er den englifchen vor^ Die Wahl einer IM* 
chen Mannfchaft verbürgt feinen Beruf, und fein 
Vertrauen den Beruf feines Freundes Und ehemalig 
gen Seegefährten , des Cap. Lieutenants UJmnskovt 
dem er den Ankauf der Schifte undliiftvumente, vn% 
die Leitung des ^wey ten Schiib überladen hatu^ 
und der durch Vollziehujng aller feiner Aufträge be- 
wies , "vrie fehr er deffelben würdig war. Er theilt 
mit ihm den Seekranz« unbefleckt vom Blute« Au^ 
fser von Cook und von Fancouver ift vrohl nicht 
teicht mit £0 verftändi^er Sorgfalt theils auf die Pro^ 
vifion, tUeils auf Rleidungsftücke , Wäfche« Matra'> 
tzen, Riffen, Betttüeher, Decken, ihren Wechfcl 
und die Lüftung und Reinigung RückTurht genom»' 
tuen worden» Scorbutifche und venerifche Übel 
waren fremde Die ganze Mani^chaft kam mit Ver<> 
luft eines ertrunkenen Matrofen, eines Lieutenants 
Als Sejbftmörders , u^d eines Kodbs, der (chon 
fchwindfüchtig bey dem Antritt der Reife w^ar, ge-^ 
fund upd heiter zurück* Das mit ruffifchem Salze 

f;efalzene Fleifcb, das fi|:b unter aUoi Klinuiten drcr 
ahre unveriebrt erhielt» eine Erfindung eines gewiu 
fon OJblomkoß^ zu Petersburg, trag viel dazu bey. 
Wenn if. keinen grofsen Vorrath hatte; fo ward das 
Getränk jedesmal zugemeff'en; fonft liefs er Jedem 
trinken, fp viel er wollte, aber nie ohne feine Er* 
Jaubnib. — Die Vamen der SchüEe (feine Wahl) 
^adeshda (die Hoffnung) , von ihm, die JNtwa^ von 
.dem Capit, L. Lifanskoy geführt, Loheinen finnig 
di^ frohen Erw^artungen von der Zukunft an den 
Glanz des Vaterlands und der Gegenwart, das Feme 
an das Nahe« die ganze Erde an einen bedeutenden 
Punct gebunden zu haben. Eben fo bedeutungt* 
voll find meiftens die Namen., die er 4en neu ent* 
deckten oder genauer unterfutkten Ländern, Ge- 
genden, Orten undTheilen beylegt^ Viele derfelbeA 
gehen aus einem reinen Weltfinne hervor , ohne ein 
anderes Band anzuerkennen, als das, welches das all- 
gemeine Vaterland, die Erde unddie Menfchheit um- 
Ichlingt« Hier gilt ihm ^er Amerikaner fo viel ala 
derFranzdfe, Deutfche, Spanier, Rufte und^Aude e* 



^f. 



1 E N A T- S C H- E - 



• « t 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



f £ B £. U A Ä j 8 rt 3. 



i:iLDlSE SCHREIB UN 9, 

Wefchlufs der Recenßott 



Ton 



KrurenTtejrn.8 Aeife uin die Welt. 

XJas güriftige Gqftirn, fla* fp vielen Umfiänden 
leuchtete^ z. ß. ^Ufs die fechs Seeuhren von dem vor- 
trt'fflichjen AKatleniiker nntl Altronomen Schubert zu 
Petersburg, nachher vom Prof. Büg^ß zuKopenhaceii 
genau ^prüft und'rectificirt werden koimten; dafs 
Krujenyieru eine fehr fchhtzbare Sammlung von See- 
charten und eine ausgefuchte BibliotheK vou Reifen 
zu Gebote itanden; dafs ihm Hr. v. JZash die neuen 
bürgfchen Mondstafeln zufandte, um hievon den 
erften Gebrauch zu machen u. f. w. , konnte günfi^- 
ger durch ihn der Erdkunde -aufgehen. Überall be- 
gegnet man einer genauen Vergleichung der Charte^ 
(1)eronders der arirosmithfchen), und feiten ift ihm 
auch eine bedeutende Charte oder ein literarifches 
Werk entgangen, die er nicht jbut rechten Zeit be- 
nutzte. Sogai" von Cap. Broughtout Reifej die wi- 
der fein Verhoffen während Jcineir Abw^efenheit tQo^^ 
crfchien, ift das Abweichende nachgetragen. Die. 
Charten, w^elche dieReifebefchjeibung begleiten, hat 
Kec nicht ^efchen ; nach der Charte vom nordAveß- 
Hchen Theilc des grofsen Oceans , od.er derjenigen 
zu ujrtheilen ♦ die in dem mit EVlaubnifs des Vfs. 
veranftaltetcn zweyten Abdruck feines Werks vor-, 
kommt, find darauf die w^ichtigften und iolgereich- 
tten Rcifepuncte feiner Vorgänger aufgenommen. £r 
bat die Aufficht auf Zeichnung, Stich, Abdruck und 
Beteach tuns geführt. H trner^ der äuich die KüAen 
aßronomifch aufnahm, und deHen Arbeiten weder 
die ftäfkße Hitze noch Kälte , felbft nicht am Cap 
Hom, zu unterbrechen vermögend war, nahm 
thätigen Antheil an den trigonome^rifchen Arbeiten 
der Lieutenants Löwenßern und BiUingshaufezt;^' 
letztisrem gehört das Verdienft der Zeichnung alleiiv. 
An den geognöIKfchen Anfichten und den Abbildun- . 
gen naturhiftorifcher Öegenllände hat Krufeßi/Uru 
Keinen Tbeil. Der Hofrath TiUßüs hiki ße ^ein 
aufgenommen und verfertig^. " 

Der nautifthe'iini a/tronomiJ^ch^Theil derReifc» 
der fich in dem engen llaume einer Anzj^^g^ nicl^ 
ans einander fetzen lä&t, ^ewinjit in toiJjenJchafflU 




So läfst er z.'B. fich durch zufällige glückliche' Be« ^ 
rechntmgen nach dem Log. nicht iinr'e leiten ^ da die 



Compenfation der Ströme eine 
'ObereinTtimmung zwifchen der Länge nach dem Log. 
.und der wahren Länge, trügeriCck fiür xlen ünwif- 
fenden, zufällig hervorbringen kann. £s begegnete 
ihm (II Th. S. ißj) , dafs., obgleich in den erften Ta- 
gen der Abfahrt von Kamtfchatka (5 JuL) die Rech- 
nung nach dem Log. um ij Grad von der wahren^ 
Länge abwich, diefer Fehler ^och den 4a Julius nicht 
mehr als 6 Minuten betrug. Einem | unwilTenden 
Seefahrer hätte «es hienach gelingen können, die 
Länge *der Curilen in der Parallele, -wie fie Iner am 
XX Jul. durchCchnitten vrard, nach der fehr unzu- 
yerläCfigen Methode der Schiifsrechnung zu beflim- 
men. .— ^ ^ zieht «r ebenfalls einen ^uten Sextan- 
ten den ganzen KreiCen vor, weil das Umwendea 
ein^s auqh bej der leichteßenConftruction noch im- 
mer fchwereu Infiruments nicht allein fehrbefchwer* 
lieh iii, fondern auch >das abweclifelnde Ab- und 
Zufchrauben von 3 Klammem bey jeder Meflung den 
beweglichen üreis leicht um einige Secunden vor- 
oder rück^wärts drücken« und fo die Genauigkeit 
ftören kann. <— Man wijxl ihna auch dann Recht 
geben, dafs er fich auf Unterfuchung von Sagen nur 
m fofern einläfst, als es ohne grofsen Zeitverluft und 
oline Nachthcil des Hauptzwecks gefchehen kann, 
und dafs er die Routen glaubwürdiger Vorgänger zu 
vermeiden Eucht. — Gleich Cook^ King und F^an- 
couver^ den Muftern von Genauigkeit, hat er die 
Qreite und Länge jedesmal zugleich in dem Journale 
aufführt, weil die Beftimmiuigen in dem Journale 
die wahren find, und weil man dadurch einen Drit- 
ten, der die Länge und Breite aus Beobachtungen« 
Rnmben und gefcbätzten Entfernungen ableiten 
will, vor Irrthümern fiebert. La feroujef und felbft 
Jbroughton^ die diefes unt^liefsen, werden daher 
z}x uianchen falfchen Berechnungen Anlab geben. — 
Dafs er nicht die in Rufslaiid übljdie juNanifche, 
fondern die gregorianifche Zeitrechnung zum Grunde. 
le|;^e, um dem Fehlern in *der Reduction des alten 
aiff den neuen Stil, da die^phemeriden zur Berech- 
nung def Seobachtui[ig engliCche und franz^fifche- 
waren «zu begegneni dafs er in dem tabellaril^hea; 
Journale, das nur dem Seefahrer, die afironomifche' 
Zelt von fortlaufenden ft4 Stunden« in der Reifebe- 
fchreibung aber« die dem Lefer mehr angehöirt, die' 
bürgerliche Ze^t gebrauchte; dafs er die. Länge nicht 
nach (dem Meridian^ von Petersburg, verführt durch 
Düi^kbarkeit un^ das ähnliche Beymiel mehrerer See- ' 
f^hjer« fondern i^^ch dem Meridiane von 'Green- 
wich , als dem der berühmteften feefahrenden und ' 
djorcb Reifen imd ihre Literatur am meifien ausgt« ' 

37 



sgv lENAISCH^ 4LLG. LlTERATUOi - ZE^TUN^G. 1^9 

s#if& e,Ce*i'PrÄtfon, befiiramte; dafß eriu den namtf— '«^«e;^ -W|jf) ni'c^ iimner^dit%ei dbdi inlfin'efbnte 

fthjtn W.eiJe« .ion ßo auf cineiijGrad, -und deaFadeni. Seito ub^ahgew^nea wedlk — » cin.i.cÄerea.MeckmaV 

von 6 «»nglifchen Fufs nicht ab\*rich, und im Jour- dafs jeder Gegenftand' , deir in naber oder ferner Ver- 

jiale eine eigene Colonne für die Wirkung^ J^j^^bindjing mit feiner R^iCe ftand» dem näialichen, und- 

Stroms, d. h. für den aus der nämlichen ^ mehrere »ach Verhältnifs der Wich tigkeft dem wachfenden 

Tage nach einander beebachteten Michtung gefunde- IniereiTe iwid rfnet diefem IntcrelTe eutfprechenden 

nen täglichen Ünterfehied zwif eilen der Breite und Achtung ziigehörte. Jede Seitfe gilt hiezn als Beleg; 

Länge nach'Ser SchilFsrcchnung und ^en Beobach-"' Rec. kann aber hier nur den HaupUnhalt angeben, 

iungen einrückt; diefes Alles pafst zu den Vorzüge» und mufs das Detail geographifchen Journalen über- 

und der iRnndungdt^s Ganzen. Für die aufieivaiidte: laffen. i) OleNadeshda und Aewajeoelri aus Hrori' 

ISauttk liefse &ch ein grofses Capitel lehrreicher .Be- Jiadt^ landen in Kopeikhagetty gcheu^ntch England 

^erkungen \nid Winke ausheben.' {FaUmouth}, dann nach den kanarifchen Infein, von 

Zu dem naturhijh rifchen Theile der Reffe find da nack Mrajilien. liberall ftöfst nun, in S. Cruxr auf 

»War mehrere Materialieri angedeutet: das Vorzug- allgemeines fcleiiddes^ Volks, auf Sittenlofigkeit des 

lichfte mufs man aber erft von den beiden Naturfor- anderen Gefchlechts, auf Schaaren von feiften M3n- 

ffchem in befonderen Werken erwarten.' Die Aus- cheur die in dem Dunkel der Strafsen herumziehen, 

"b^ute für den phyßfchen Theil, abgerechnet das um ihren Srnnen zu fröhncm Die Inauifition wird 

Aftronomifche , ift fo bedeutend nicht. Nach der' noch mit aller btrenge ausgeübt. — Dielnfel Afcen- 

Abfahrt van Korawall zeigte fich.am 10 Oct. Abends fao, die La Peroufe zwifchen den Pafalleh'n von 

8 Uhr im S. W. eine grofse Feuerkugel, die in ho-' ßo° 10' und 20® 5 ' S* B. bis zum 7 Grade W. von 

Tizontaler Richtung nach N. W, lief, das Schiff über Trinidadf fuchte, war, obgjeich Hr.i;. /f. 2*^ iü' weft- 

cine halbe Minute ganz erleuchtete, und in der Höhe Ucher d\% La Peroufe fegelte, und 1° -^o' W., als 

von 15 Graden einen lichten breiten Streif hinter- Daprrs die Länge angegeben hatte , nicht zu &n- 

Kefs, der noch eine ganze S^w724Z<? fichtbar blieb. — den. — Die Breite des Cap f rio ifi; 23*^, oa' , die 

Refultate mehrerer unter fuchungen über das Leuch-' Länge 4-1*^ 3^^ 3^' • ^) Reife von Braj llen nack Nu* 

tin des Meerwaffers beftätigen es jetzt' faft zur Evi-I kahiwa. Isefchreibung der fVa\klngtnn\ ' nifeln über- 

denz, dafs es mikrofkopifchen krebsähnlichen Thier- haupt und insbefondere. Das Cap Hom ward in 4 

ehen*zugefchrieben werden mülTe, — Nachdem er Wochen nach der Abfahrt von S. Catharina , und das 

die höchfte füdliclie Breite 60° 9 bey 70' 15 Länge Feuerland in 24 Tagen umfegek. Am 5 May 1304 

«ach den Seeuhren erreicht hatte; fo fand. man ei- befand er fich in der Mitte der Infel Fetugu und der. 

nitre Tage nachher bey einer Temperatur der Luft Infel Utihuga. Fetugu (Cooks Hood Island) liegt 

von 4^ die Temperatur des Meers in einer Tiefe von 133^ 29 30 L. , welche Angabe von Cooks Längen- 

100 Faden 1 J , in der von 60 Fadeh 2j , und auf der beftimmung \Q' 30", und in der Breite 3' abweicht» 

Oberfläche ö| Grad Reauuiur. — Die Gewalt der Zu den Washingtons - Infelu gehören Hiau und Fat* 

Typhons im japanifchen Meere überftieg Alles ^ was- tuuhu. Beide, reich an Kocosbäumen, find unbe- 

Hi". v\ K. von ihnen gehört hatte. " Es^ war völlig un- wohnte von tngraham Knox und Hancoks Island, 

möglich, ein doppelt gereiftes S turmbef am • Segel Von Marchand i^neMaffe, diefe Chanal^ von Her- 

^ufzuftelleii. * Da» Queckfilber fiel ganz unter die geü hoberts Island , und von Roberts jene /r^^ma/f« 

Scala. In einer Zeit von 5 Stunden betrug das Fal- tTie^ diefe Langdan Island benannt. Er fchät^t die 

len fii Zoll. Manchen Gegenden fcheiiit ein nie- Anisahl ihrer Bewohner auf isooo; fie find meiftens» 

driger "Barometerftand eigen zu feyn, Schoil LaPe-^ befonders die vom männlichen Gefchlcchte, ("chon, 

roufe hatte ein plötzliches Barometerfallen bemerkt, grofs und kraftvoll, aber fonft ein wahres Kanniba- 

gr. v. If. beßät^t diefes dadurch , dafs er, afs das lenvolk unter der Hülle äufserer Freundlichkeit, die 

Barometer unvermuthet bey dem Vorgebirge der Ruf- Forflern und andere Reifebefchreiber getäufcht hat. 

fenbis 29 Zoll 2 Linien gefallen war, einen Stttrm Menfchenfleifcb ift für fie ein LeckerbilTen , und in 

vorher verkündigte,, ftatt dt&eri aber dcn,anderea einer Hungersnoth fchlachtet der Majin gleichgültig 

Tag ein heiteres Wetter eintrat. , ' \ feine Frau. Sie fangen oft Rri^ wegen Gierde nacH 

Dei interejfantelie Thell ift unftreitfß der geo*/ Menfchenfleifch an. Menfchenopfer find nicht un- 

grmphifcher fowbhl in hiathematifcBer alä i>hyfi-* ge\VöhnKch. Männer und Altern /verkaufen ihre 

Kher, weniger in politifcher Hinficht. Kanin von' Weibtr tuicj Mädchen toft von a fahren) für den 

:fo^onßadt abgefahren, nimm^ er die Längen rti^hrc-' G^^nufs, und leiß^n dabey, treue, Dienfte. — Der 

Ter Leuchtthürme im battifchen Meere gehauer ^uf, Feucraftma^ker —ein befondertir Dienft amHoJEe de» 

•und als er wider feinen Willen in Kopenhagen auf- König» — begleitet den König \ wenn er fich nicht 

«halten, wird: Co benutzter die Zeit, um feineinftru- zu vreit entfernt. Dauert feine Abvvefenheit länger, 

»olente durch Prof. Büggc rectificiren zu laflen , und als einige Stunden : fo mufs der Feufcranraacher die 

die Sternwarte, die Reflector - Leuchtthürme des. Königin bewachen, und fein Lohn ift der Genuf^ def. 

Cap vouTLöw^iiöm:, das liönigl. Seech^rteij -Archiv fen, was er be^yacht. Das Tatuiren hat .hier den 

npd das Admiralitätscollegium zu' befchreiben.' .Sb höchften Grad der Vollkpmmenhepit erreich ü . 5) Sie 

kündigt fi,<?h ein Mann an, der für fein Fac^ Xeht' fegein nach den ^andwichsinßli^, dann nach Kumt- 

der a^r auch den bekannleßeif Gegenwänden eine Jdhätka nndvon da nach Japan ^ W ihre Mrii/artun^ 



iS3 



F. £ B a U A R 



8 



m^ 



fghlfehlag^u. Das ganze* Ufer von Owüibi ift mit 
Aooosbinnien und ein«r Menge von PÜuiisutigen unct 
Wohntuigen befetzt. Der Berg Nmona- Hoa beträgt 
aacb Homer Q 5f Toifen (alfo 37<i Toifeh inehr sils- 
der Pic vcm Teneritfa). Sei i> .Gipfel bildet an der 
Oftfeite ein« vollkcnnrnene Fläche. Weiter als Nan* 
ffafaki in Japan kamen die Raffen nicht. Der Ge* 
Huulle ward nicht an den.Hof gelallen , fondern ihm 
fward ein Deputirter zngefchickt, der ihm im Na- 
men des Kaifers eröffnete, dafs er iveder die ruiTi- 
Fche (iefandfchaft, noch Gefchenkey noch den Brief 
des Kaifers von Rufsland annehme. Der Aufenthalt 
war hier eine w^ahre Gefangenfchaft , und die Eu*- 
ropäer uiülTen &ch jede Erniedrigung gefallen lalfen^. 
4) Ahrelfe von irpau^ und Unterjttchuugen im jtrfß'fnl" 
jcken Me^re und un der Nordjfutze von Jejfo und in. 
der Bay yJmwa. Bückkunft nach Kamtfchatka» Der 
Plan ^u diefer ünterfuchung ^rar grofk Er um- 
fkfste die Ünterfuchung deröüdweft- undNerdweft- 
hdfte, die genauere BelHn^mung der Sträise Sangar^ 
deren \^'eite auf den beßen Charten von Arrofmith 
und La Pennije auf mehr als loo Meilen, von Aen 
Japanern n:ir auf eine holländifche Meile angegeben. 
W-ir, die üiiteriuehung der Weftküße von Jeffo ^ die 
Auf&ndujig der Infel Karafuta ^ eine vollitandige 
Aufnahme der Infel Sachalin vom Cap Crillon bis 
Bui NordwtTtküße, um von dort. aus die Strafse zu 
Hnterfuchen , die die Tairtarey von Sachalin trennt, 
uud den Verfuch, durch einen neuen Canal nördlic}i 
von dem Canal de la liOv/fole zurückzukehren. -— 
f^neu grofsen Theil dielüs Plans hat er glücklich 
ausgeführt, und-Cap. ^roK^ÄAo/i kann das ergänzen^ 
was Hr. v. Ha feitwarts mufate liegen lauen, nämlich 
die Ünterfuchung der Strafse Saiv^ar, dr^r Küfte von 
Korea ^ und eines Thcils der Oftfeite von Jeß^o und 
der Südcurilen. Die Südküffe von Jeffo bildet einen 
fiarken Contraft mit Japan. Denn felbß in der Nühe 
von Matfumay fand man keine VÜan.zungen und 
Kornfelder, während in Japan die hö'chfttn Berge 
(dieNordfpitze von Japao allein ausgenommen) thä- 
ligft bebauet und. *- Wahrfcheinlich (ind Japan und 
Jcifö noch nicht gar lange durch eine vulcanifche 
Revolution von einander gerilTen ; die geringe Weite 
desCanals, welcher beide trennt, die gleiche An- 
aahl der Caps an beiden Seiten , und ihre überein- 
fiimmende Lage, die ähnliche Richtung der gleich 
hoben Bergkette, und ein noch brennender Vulcan 
machen diefe Muthmafsung wahifcheinlich. Die 
Bay Anwä und Faience fiiid fchon von den Hollän- 
dern im 17 Jäbrh. (^^p. Fries) entdeckt, aber ihre 
Angaben ündLäufser^ fehlerhaft, flr. v^B. felbft fchlägt 
den curopäifchen Seemächten vor , üe den Japanern,, 
die hier tAne Niederlall uqg haben ,^ vregzunehmen ; 
die Wegnahme fey leicht, weil es ihnen an Waffen 
zum Widerftande fehle , und die japatiifche Regie- 
rung es kaum wagen ^vürde , den Ruf ihrer Macht ' 
nnd Unüberwindlichkeit aufs Spiel zu fetzen; zwey 
Kutter von x6 Kanonen mit der gehörigen Mann- 



Cchaft könnten den Stolz und Defpotisimu JapanjL 
bexigen. Wallfi.fche giebt es hier im höchften Über- 
flulle,. vielleicht nirgends fo viel; die Waldungen, 
auf beiden Seiten, hnd reich an Fichten, und die. 
Ufer reich an Äußern und Rrebfen. Die pay- 
könnte als Depot von eüropäifcheu Waaren dienen, 
und mit Japanern , Koreern, Chinefen ein vortheil- 
hafter Handel «etrieben werden. — Die Bew^obnet 
von Jejfo unU dem fndlichen Sachalin find die Aino^. 
von- mittlerem, faß gleichem Wuchfe , 5 Fufs 8-:- 4) 
Zoll, bufchigtem Barte, flruppigem Haare, regelr 
mäfsigeren ^iefichtszügen , als dieKauitfchadalen; in 
Mienen und Geberden einfach , edel , fern von Hab- 
facht, das gutmüthigße Volk; die Weiber fchämiy, 
und blöde, aber häfslich. 5) Unter Juchung der OJl- 
hijie von Sachalin. Er nimmt hier folgende , zmn 
Tneil fchon befchriebehe Caps an : Ratmanoff ^ de 
Lhle de la eroyere^ Uünenjpi^ze 51^ 53 00" N^i 
fl»6<^ 46' 30" W. , C. Löwen/iern, Elifabeth un<if 
Maria u. f. w. Das^ nördl. Sachalin hat unendliche 
Vorfcüge vor dem füdweßl. — ein üjipiges Gras in 
den Thälern , mehrere Wohnungen , die auch gut ge- 
bauet find. Hätte Ht. v. H. die ganze Küfie der Tarta- 
rey vom AusiluiTe des Amurs bis zur ruflifchen Grenze 
verfolgen dürfen: fo hätte der Gewinn für die Geo* 
graphie diefes Theils von Afieu grofs feyn muffen; 
allein in Kamtfchatka war er gewarnt worden, fix;h. 
nicht der Küfie der Tart^rey, die unter chinefifcher 
Botmäfsigkcit ficht, zu nähern, um bey diefer arg- 
w^öhnifchen und furchtfamen Regierung keinen Ver- 
dacht zu erregen , der einen Bruch und die Handels- 
fperre mit KJachta nach fich ziehen könnte. Indef- 
fen behauptet er; gcßützt auf LaPeroufe*s und feine 
Erfahrungen, jene im Süden, diefe im Norden ange- 
fiellt, dals zwJfchen Sachalin. und der Tartarey kein^ 
Durchfahrt Statt finde. 6) Fahrt nach Makao 
(China). Aufenhalvin China ^ Fahrt- durch das 
chinejijche Meer und Hnckkunft nach üronjiadt. Die 
B.efchreibung von Kamtfchatka iß, wenn man alle 
einzelnen Nachrichten zufammen zieht, eine beträcht- 
liche Erweiterung deüen, was Krafcheninikoff^ SteU 
ler, Cook hierüber gefagt haben. Der Peter- und 
Pauls -Hafen iß der wiehtigße Ort von ganz Kamt- 
fchatka, und ficht, obgleich 100 Jahre im Befitze 
von Rufsland , einer aufgegebenen Colonie ähnlich^ 
Sowx)hl die Bay von Awatfcha, als die 3 daran fiofsen-- 
den Buchten find unbewohnt. Nicht ein einziges 
ßoot ziert das fchöne Baßin im Peter- und Päuls-Häfen.- 
Statt deilen find die Ufer mit ßinkenden Fifchen he- 
ftet , in welchen hungrige Hunde wühlen , die fich 
um die verfaulten Überrefle zerreifscn; keine Spur, 
von Cultur, kein Garten, keine Wiefe, keine Pflan- 
zung oder Einzäunung, kein Weg, kein fieberet 
Fulsßei^, keine Brücke iß fichtbar. Alles, was 
Ur.'v.K. lebendig antraf , waren 5 bis 6 Kühe, ein* 
zahllofe Menge Hunde, die den Weg tinfichcr ma- 
Wien, und einige bleiche abgezehrte Gefichter. 
Nicht die Entfernung, nicht das Klima, nicht der 
lange Winter, fondern allein die theuren Lebens- 



»95 



J. A. L. Z. FEBRUAR 



t '« 



«6 



nnttel find hieran tJrfache, tiiid diefen letzteren 
kannte man mit einem Schifte abhelfen. -— Bey 
der Fahrt nach Makao macht« es ihm die Witterung 
unmöglich, das von den Spaniern 16,^4 gef eh ene 
Land und die Infeln Guadeloupa«, Malabri os und 
Don Juan näher aufzuruchen. In Makao, von wo- 
her intereffahte Bemerkuneen über den Charakter 
der Chineferi, die Unzufriedenheit mit der Regie- 
rung in den füdliche» Theilen , die Verfolgung der 
Chrißen , die Einführung der Kuhpocken , den Han«- 
del u. f. w. mitgetheilt werden, w^urden Ge nur 
durch die Engländer gegen Chi<:ane geüchert. Im 
grofsen indifchen Ocean w^urden beide Schiffe ge- 
trennt. Die Nadeshda umfegelte das Vorgebirge der 
futen Hoffnung^ und kam den 19 Auguft 1306 zu 
fironftadt an. 

In diefen gedrSngteii Andeutungen, die aus dem 
Werke felbft oder aus wörtlichen Auszügen ihr Le- 
ben und Bezeichnung erhaltei: muffen , fpricht lieh 
der Werth diefer Unternehmung von fetbft aus. Die 
Geographie von Auftralien, der japanifchen Küfte 
und Infeln des clune&Fchen Meers, und anderer ö(t- 
Hcher Gegenden und Hüften ift durch diefe Reife 
nicht biofs bereichert, erweitert und berichtigt, fon- 
dem auch^eine zähUofe Menge von geographifchen 
Purtcten für die Nautik ini weiten und engerem 
Sinne fetter beftimmt, viele Sagen widerlegt, meh*- 
rere Widerfprüche ausgeglichen, und die Grenze, was 
au thun übrig ift, genau angegeben. Die mitverbun* 
denen Nebenzwecke fcheinen fich von dem Ganzen 
durch Zufall getrennt zu haben, um das de(io reiner 
emporzuheben, was die Reife der WiffenCehaft ge- 
MTorden ift. Rec. erinnert^ fich irgendwo geiefen zu 
haben: je mehr der Nautiker Geagraph ift« defi^ 
weniger ift er Politiker» Ohne die Wahrheit diefer 



Bemerkung im Allgemeinen dhusugeftvhcn , vmfs ^ev 
doch oftenlierzig bekennen, dafs^gerade die' politi- 
fche Geographie, ^^erm man einen Theil foneiinen 
will, die Cchw^chfte Seite des Vh. ift- ^ich* Wob 
das , was Rec. fchon oben von der Anficht des Vfs.» 
die Bay Aniwa rechtmäfsig wegaiehmen »zu können» 
gefagt bat, mag als Beleg dienen, fondem auch, dafs 
Hr. V. K I Th. S. 1*76 den gewöhnlif^ien Gang aller 
politifchen Verhältnifle au» der Schadlosbaltung de» 
Herrtchei» überMenfchen, die entw^eder Eigen tJbumr 
oder keins haben , eiiilaren will Nach S. 163 foUte 
man glauben, dafs gerade der politifcheLtoterungs-r 
procefs zu einem Theile feiner ßtudien gehört häue^ 
da er die mehr gleiche Vertheiluna; des Eigen thumt 
auf der Infel Nukahiwa als Grund anfieht, warum 
nicht die Eriths x)d^r Vornehmeren allein , fondem 
die ganze Volk#maI£e (ich durch eine korpeiiicbe 
Schönheit auszeichnet, die alle Anderen Iitfulaner 
übertriftt; allein er ift gegexi dieCe Bemerkun|^ fo 
wenig auf feiner Hut , dafs man bald nachher niebt 
blofs diefe Urfache in den Mangel an Aem unmäCsi^ 
gen, auf allen Infeln fehr verbreiteten, den Körper 
entftellenden ftaw^atrinken aufgelöft fieht> fondem 
dafs er S. 1689 Mvo er den Grund in der mehr gleit 
clien Vertheilung. des Eigenthums aufjgefucht hat^ 
diefen Grund durch, die Angabe 6. iTS^^hebt, dab 
diefe Infulaner kein Eigen thum beützen. 

Der unter No. fl aufgeführte Abdruck , mit Er« 
laubnits des Vfs. veranftaltet, gereicht der Verlags*^ 
handlung zur Ehre. Er ift nicht blofs correct, mic 
eleganten Typen, guten Zeichnungen und Stichen, 
fondern , was noch mehr ift , die kleinen NachläiEg- 
keiten im Stile find fogar verbelfert; 

Sehnfuchtavoll eriwarten wir die Fortfetzimg^ 

H* F« ■£* 



mm 



KURZE 



ANZEIGEN» 



JvoiKnsCHAiVTZli. Hü/Ie» b. Kümmel ; Der-weßphälifche 
"gjmderjrtund 9 ein Lefebuch far Volksfchulen von C. C. G. 
Zerrenner» Prediger der Kirche zum hdiLGeift in Magileb«!^. 
Sgii. 306 8. 8* C^ ^O ^^y ^®^ fchon irodundeuen IVlen^ 
ee tremiohor Lefebftuier £ar ecluden , fchic^ 4em Vf. doch 
,idie Henii&gabe eines Lefebuchs für welb]^hälifche Vollsf 
fdmlen h6c£ft nöthig tax feyn , weil Vieles in den in unfe* 
ren Landen fehr gebrauchten, und ftbrigens zum Theil fehr 
Eweckmftfsiecn Jugendfchriften üch nur auf uns je^zt 6rejnde 
Ulnder una Verfalfungen bestehe Diefes LeCsbuch enthalt, 
i^ifoer den alleemeiuen, jed«m unentbehrlichen T?^ Kennt* 
niifen, zugleich einen kurzen und faifslichen Unterricht in 
iex Geographie nach den tf^ueften Beftimmungen, und über 
die Vmalfung des weftph&Ufchen 5uatt , Co wie einen ]uu> 
2vn Anszug aus dem Gefetzbnche Napoleons und den Gefetz- 
hfllletins unleres Königreiclis* Das ConCori^ionsgefe.tz iA 
wegen feiner grofsen und allgemeinen Wichtigkeit in dem 
Auszage Abgedruckt, in 'welchem es n«ch k6nigC Befehl vier» 
teljihrlich in allen Schulen vorgelefen werden folL" — ^ 
Kack diefer Erklärung föUte man glauben , der bev weitem 
^öfste Theil dieCes Lcle lm cht beziehe ildi auf oelondere 



Verhiltniffe des K^iii^eichs WeHphalen ; aber nar dxtj Ab» 
fchnitte, die 73 S. einnehmen, haben, und auch diefe nur 
zum Theil , einen folchen Inhalt. Da nun nach der ^eigenen 
Erklftrune; des Herausse^^ers im K. W'eftphalen fchon «im 
Theil Cehr zwicckmäuige Ju^gendfchriften gebmudit wer* 
den: fo wäre ein Abdiuck de« X, XI und XII Abfchnitt» 
von diefem Kinderirennd autr^i<^nd gewefen, dem vorhan- 
denen Mangel abzuhelfen. Obgleich «ndlieh die Sorgfalir 
des Herausgehers fflr eine ^allgepneine Bekanntmachung der 
Land^sgeTe^e fehr zu loben ilft fo zweifeln wir doch , dafs 
er , durch die Aufnahme des Auszurs von den merkAvdrdig^ 
Ken Landesgefetzen in diefes Schunmch, feinen Zweck ei^ 
Midien wird. Kinder find xu woiig mit den VWhJlitmlIe& 
des Staau bekannt, und die BegrilFeitr^Nai Repli^ vov^ Civ^ - imd 
peinlichen Rechte« vom £igenlhupi, ^Uefsbrauch, von Coiv> 
tracten , T«flämeuten u. f. w. , welche zum Verfif ndtdfs der 
Gefetze nothwendig find, werden nicht k?icht «fem kindit- 
chen Alter eingeprigc« Sicherer wdrde man durdi «in« Un- 
lerrichtsanEalt Itlr Erwachfene , die .fdbpti einige JjJire an& 
dem Schulunterricht emlaflen ü:iA , eine folche idlgemeiner« 
Bekanntmachung; dej Luidesgefetz« Mreioheii, o. jb, c 



' I 



•97 



i E N A I S 



JEI £j 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



F X B Ä TJ A R 1513. 



mmtm 



DMUtSCHE SPRACHKUNDE. 

I»BiF«i6» b. Redam: Übtr Jf^ortmcng^rey ^ ^on 
Marl ff^ilhelm Kotbe^ Doctor der Philofophie* 
Zweyte, fehr rermehrte Ausgabe. x^v2. XII u. 
407 S. ^. (ß Kthlr. x2 grO 

T . * 

„XmiAer und ewig Schade ift es, flaf« die neugierig^ 
Unkinder und Verrähtet "ihrer angebornen Sprache 
einen folchen unverdienten Neid auf diefelbe wer- 
fen, nn& Heter haTb BifchofF und halb Bader^ das 
ift, Stünimel-'und Urifeeutlchteutfche feyn, als der 
Welfchen, Spanifcben, Pranzöifchen und Latelni» 
ichcn Fliytwörtcr müfsig gdicn wollen. Kein Un- 
gar, B&me, Pölak, Mosliowit, wird feiner Uedß 
folche 15 ante trnd nSmTcHe Flicklappen ankleiftern, 
als die fchanÄütÄlich^ Stiefteutfche zufliun pflegen. 
Bie flöther,* ob fie gleich den halben Teil ihrer 
Sprache denen Griechen, die andere Helft« aber uns 
Tentfchcfn zu danken haben « }i^tten dennoch fich 
eher in einen Finger gebifsen , als in «Iner oft'endli-^ 
eben Kiinftrede oder bey anfehnlicher Verfammlung 
^m Orie^fck Wort eingelappet, nnd^ da -die -Grie- 
chen Tchan Von den f&mern*be«nvungen wbrden,' 
traben 0e dennoch kein LateiniTches Wort Hnder ih' 
te Sdiriffteii gemen|get, .Öer *Fränzos nimmet \vcA 
fefettch^ Soldaten ^ü:^ urtd beföMet fie, er nimmet 
aber keirie teutffche '\V<5tter mehr an-,' ifr auch de- 
nenfclben der^eftalt fpinnenfeind,, dafs er die in fei- 
BOT Sprache vo^ ^Item her gehrauclu^ Teutfche und 
Zdtif(C:h^ Wörter ^ inimer nach .und nach atL3ii;inftert, 
«nd dat^ör^i^ndere einfchaUet., fb entweder aus deiti 
«eAroibehen^tlateiti ^dehnet', oder. auf« neue von 
i^ncti etdacht wetden. Man hat fchön eine gerau- 
me Zrft her wieder. Xolche N^gieiigkeit -der Teut- 
fcheö gefangen und gefagt; Aber da hilft weder 
trarafen nöcn wfeifen, da muCs jtmpUryirttt^ etigagi^ 
firit ineatniuirek ^ dharg€^ fmrole etc. mit under- 

iiattiiet Werden^ es gerihte 'oder verderbe. Ja es 
chefiiet; als Hvton|man' iSvilsens und wjUciis barba- 
rifA wtWdehV liVid dilrch die Schantie^ fo man der 
B^rQthei^ nnd aUerrcicl^ften T^eutfchen Sptache ain- 
tuhti efneGfok^ (dann' Ruin ^ ttphs niiu £.hrd iß 
vM XU fchleelit) 'erbetteln Wolle. So toll' ut^d türicTit 
gehet crel'.^nne verfürte Teutfche mit fich felb&r um^ 
imAfirurfachet daniit, dali*er von den An&ländern 
^äc^hct/.^iiÄd iJeine' fo *geraüt^e' spräche vor eine? 
taTjdti^dhttWi göhalt^Ä w^fcrdeh muts. Wer aber 
fich f^lbÄär . fiäehrei , we* k^b 'und will dem heK 




. Fürtllichen Höfen Fran^öifcfae Trachten , Frailaöi« 
Tche Gebehrden y Franzöifche Diorter liehet, und He« 
her Franzöifch, als TeutCch {die tapfere Jiitter'^ 
fpracke) reden höret. Wo es nnr nicht ein Vorfpuk 
des Franzöifchen Joches feTu möchte l^« 

So fprach im Jahre t6gi ein kräftiger Kämpfef 
für ächte Deutfchheit, der Spate genannt' (f^orr. z. 
teutfchen Sprachfekaz) , gleichfinnig mit Miinneru 
wie Leibnitz , Rac/iel , Gottfehed , Klopßöek u. A, ^ 
Ȁie nach und nach auftraten-, undtdtirch Wart odeif 
That uns auf die Unart der Sprachmenger<^ aufmerk» 
Xam machten. Ihr Bemühen blieb nicht fruchtlos^ 
ireines Deutfcii zu fchreiben ward für eine Gemein« 
faclie des deutfchen Volks gehalten; ja einige, in 
Aachel/ Porten verfpottete, die, wie Philipp von 
:Zefen^m\t übel verilandenem Eifer ans Spraclirei- 
«igem wahre ^ptachfeger wurden , veifiiefsen nichf 
nUr alt eingebürgerte Wörter, wie JPc«/lf#r, Sioßet 
u. C w.^ Tondem fogar einbürtige, wie tiafe^ ^ufs^ 
Ohr, die iVemden zu ähnlich lauteten. Die Zeit 
derSprachreinbeit dauerte etwa bis zur vollen Blüth^ 
Klopftocks^ wo wiederum durch eiteles Prunken; 
hier mit Schul fprache, -dort mit Wehton ^ die Aus« 
länderey fich ^inCchlich , und fo zudringlich w*ard« 
-dafs jetzt mehr wie jemals aüsheimifches l^ekaudaff 
«unfere Sprache mit' barbarifcher Entartung bedrobu 
Dank alfo dem Manne, der von Neuem^, mit biede« 
rem Zorne der Vorfahren gerüHet , alle Kraft aufbie' 
tet, um den f<^hmählichen Untergang unferes heili«' 
gen Eigen thums abzuw^ehfeii 1 £s Üt derfelbe, vod 
'dfem wir berdtt ein treftliches Werk über den Wort^ 
reichthtim der deutfchen und fränaöfifchen' Spraclk^ 
(^8o7* No. jdS. 197) angezeigt haben. 

Das vorliegende Werk zerfälte in »wey Theik^ 
^}e* Abhandlung £elbft S. t — 156^ und Bemeriiun« 
gen S. 159 — 427, Über einige Mängel der oft lo- 
ckeren Anordnung und zu abgörifleneti AusBührun|} 
de$ Ganzen , woraus auch hi-n und wieder unfchick-' 
liehe Wiederholungen ^ntfprungen iuid , übifer zu 
grofse ,WeJtlihrftigkeit in* Häufung <ier Beyfpiele» 
und mehr dergl. dürften wir vielleicht ülage führeih 
Aber dicfs ift ±n unbedeutend hey der Wichtigkeil 
des 'mit Ernft und Würde abgehandelten Gegenftan« 
des. Öarum uriterlaffen wir auch eine Vergleichung 
anzußdlen 2rwifchen diefer Ausgabe und der 'ßrühe% 
ren] und eifen nur, den Lefer unferes^ Blattes mit 
dam bedeutenden Inhalte bekannt t&u machen. ^ 

Nach einer kurzen' Einleitung , worin aus Prii 
inontßl t^nd Z>;iz;az< dargethan Wird, wie gefohmacfe 
lo^ ünd'*b;sirbarirch der Oeutfcbe dei!n . feinfühle^cLeit 
Franzofeh erfcheint , wegen feiner Sucht, lateinifcht 

5Ö 



. . * 



SOS" 



]. A. L.' Z. FEBRUAR t 8 > 3' 



3*4 



ler EmDnnclungen, aller Regungen des Gemüths» 
•wie fi^ iii den feinften Übergängen , in den leifeften 
VerfcUmelsungen fich an einander reihen » ganz zu 
durchlaufen vermöchte? Wie viele Fornfien hat der 
Römer» die der Franzofe nicht kennt! (^immanitas^ 
fed^iUtas^ protervitas f calliditas ^ eoneinnitas^ pro* 
Caritas e(e*) ^Vie vielem der Franzofe» die der römi- 
I(^'^ Sprache unzugangbar find! (public^ frappant, 
lp^Q4j[uai(t * intdressaut ß fade^ piquänt^ lecture^ nu» 
ap4iß ctc, t)€hn auch die Römer kannten diefe fVör» 
/^:r picht; aber dieJBegriffe felbA kommen in manr 
<;borley Wendungen in ihren Schrifteri vor.) Je- 
cjexi^ Volk gei>ägt, was es hat. Nur der Deutfche 
i(l Dicht zu befriedigen. Nur ihm heifst jeder Fe- 
t^n 4^ Auslandes 9 den er in feinem Kreife nicht 
Yie^^r^i^^^^f unenthehrlich.*t ^ — S. 08 • »?Wer hiei*, 
wie la allem Schlechten ,' über die erde Scham tin- 
atui idfi der kennt überafl keinen h^inmenden 2ügel 
i^Jtxr. — Welches Schickfal aber eine folche Spri- 
tz unausbleiblifch erwarte, lehrt uns die römifche» 
die .von der Zeit an , da fie gefetzlos fremde Formen 
^i|;i-fic^ Zn reifsen begann, erll verwilderte, dann 
als p'rfprache in ihrem Cliarakter verdarb, und end- 
licl^.>u t^yiy ganz aiufliÖirte. Man denke nur an das 
IJi^tein iies Mittelalters, dem in Hinfitht auf buntes 
'V^ort^ekirä.ufel unfeV gegenwärtige« Deutfch (ich' be- 
rciu «u ^läharn anfänet^ —• uiä an das Z^^rJalUii 
4er Jiötrterin in iriy vier HalbfpYabheiU •* ' 

In. fdj.chc yrehmuthige Betrachtungen führt 
uns, der vaterlänAifche VK "Wollen wir es fhm 
v^rArgpp, ^wenn er bejm Anblicke der fchamlofen 



3; 



Entweihung tfnteres tieiligen Gemeingutes,' bald wt 
^ornige^ Strafreden fich erhebt» bahl in Cchmerz«' 
liehen Klagen fich ergiefst über unrere.hünde Betdv» 
bmig und mehra)s wahnfinnige Verftockthetcf Hiev 
gilt es die emfihafte Fräse: Soll «ifere Sprache, und 
mit ihr unfer Volk« fernerhin in geiftiger SelbfiTtän^ 
digkeit beharren ? oder -fteht unferen Meifterwevkeo^ 
bevor, das zu werden, wia^ di« grLech«f«heir und 
die röraifchen geworden find durch die eifeme 
Macht des Schickfals? und vielleicht fehon nah« 
bWoT, durth nnfere fehljAife« liederlicdie 6Mrglc»&g-« 
keit? Wenn je, fo gebührt unfeirem "viniMUgen Vf» 
ein inniger Dank für feine boehb^i^sigen Wamon- 
g^n. Und wie könnteii wir den reiaer darbringen^ 
als durch feurige ffeherzigung? O dafii Alle« (Ke 
Stimme haben , fich' vereinigen vmt Abwehr der ei«-« 
hreclienden Barbarey!' Daf* jjeder «lamtaafce SchvifitJ 
fteller/ jeder rjeehtfcha^rte Üitheilwund/Ans^igery 
iia;ch urfprünglicher Kraft mnd Lauterktfil «nCevea 
ehrwürdigen Sjpr^iche mit 6rneuei^m Wetteifer riki^ 
gei Dafs^ £6 oft ein Achtbarer- mit fremäen Göusin^ 
nen hurt/ es öffeiulicli ^trixEt werde, 'als AUas^ 
fchmähuiig, alf HochverrathT Untere" ekcmjJigfiift 
deutfch'en Gefellfchaften, ^die ftrengeH' Rikieriane« 
ider SptacHreinheit, find nii^ht inehn Abenifas un« 
C^en Schulen» der Volksbildung und d^rOelehrfain« 
keit, blüht ein freudiger Anwaells fUgettiHtliep <S^ 
müther. Hie, 'i^um Wahren« Guten und 'Stlhda0a.g^ 
leitet, unfer' gefiihrdet es Gemeingut fohützela ^M^er« 
den. Zu ihier Pfiege und Ki*&ftigunj^etfVi^viie Ac\t 
jeder l.ehrer^n Kalbe' ^ tref fllehemBuGfan • ■ I>4 A* & 



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^ V ' * • ' ' K ts E ' I N- S S M 
,!• acai«iiB.'K«9s«#* .B^'«> }>. SaUSaa: Qrofus. K^ßim 
tu^X^yti^eiK, Dr^* -^pii A'ß.Psliscms». ifl*»* \0Q S. ß- (ifi gr7) 
Ipi^fos Draina von' 'dtey Acten , das viele pottiCöluB Bildung 
und Gefdlimack , Applikation: und GcfchicWichlseii in d©*^ 
AnöVdliunr'lnfercffitnt^ Scenen und befonders Kfftnüwifa deri 
tlie^traHfc&m W^rWig VArrätU, h£ic oAgefähr da« Miuel, 
Mwifckcn \c;^^i^,AntU&etk PraiPn und einer niO(lcrn«ii Oper; 
aLer-iv^em es voii beiden et^as an lieh tragt, lUld 'keini' 
Tön böidPeii' ganz 'en eiclit , verfchh es ftin Ziel und giebt iu 
k^nevJ HiniAt' die vtiile Befti»ii^mg.wad dsn itoUAtndiM 



c. H Ä r F X E" N. , "/ ;' ' '- 

Sm$xfisSiud^UMBPn ubJ LeidenTcliafteix Werden zu jfdÜnUl Ag€* 
tiuau So iiigyAvu^öRi^ f bey der Lieiolie ibret EniAeiH ^-JSm 
itiWett im Sdun^rz iäu-^ Xi^be tu diNA , ämr ikn c#dfiele^ mm 
tiurken %m ioffm^ kh oft iumUmt pl6tj4ic)ic 

'^ Wlr^ aiiumtr mur . 

Deti.Maones^filld crfahiepen^ det|.ick -7^ acbf^ , 

JiJicht .hoffen luiffff. 



IGötter'I — 



^t«nuff 4ft(ff^^^^-i Soh'fn iivdem'es'u^fer^ Opcur 4?m« yrf\t\jae$ mehr nii,t theatmncHön ^litHos ausgefpto^hen . ilt 
,.^. ,3i... .. St^ J:^£iA. r «.r. \^^ ._.•f..„'«t^„._^^. ^ tief' und wahr gedacht' dud ^ ehipÄmden ift. Obarlum^ kaft 

das Stflcji ih dör ErEticboi^ tHid' AttorciMung dbr £ceiitn. vi/el 
theatralifches VerdieiiR, nnd es iß nichts raehi* su beciauern, 
al^ .difftr ef t ita^ ^tp^f^ Bpjftimj nt jcs ^ u £ev^, niclit völlig u^ einer 
€i;nßep Oper verarbeitet iÜ, Denn alsdami würde iMänchesL 
das 'j«tzt als Uutalftit^lictL itöd als £ebletladt' Milb^nt y Üäi 
^ie 3Bi£^Af;dhalt 'fkhd flVtr^sPd&ndestmttfleti .eauiiiutw^rdeu^ 




U^ß^hc^ly^ t» die einlache Grösse dei n^^ken T)rattia't 
verlaffepV ^^>i<^ ^^^h mit iiaib inülikidiXcIien Eigeufchafcen in 
erneu. Ri eii von Poderuneen , die man an jene zu machen* 
fiflegti, 'unft wek^e es lii^Sit erfüllt. Auch fciieint «s eben 
Hieltet dafr j4«r'Vf.,,b^eineT andöre» AWcht^Kr^tgfaqgg^- 
l^iybt f |xMt/e 9. dip ^liCaminfinge^Hlieii injiei*^irant^n Situatioiieh 
^ ' theatrau^hen .S<^nei^ ^u einem wifKiich tragif^h '^r^^ 
hätierndttnfeindiWk vet Verirbfeitcn.- Denn Watt Wlßit \tf 
\&^ Vbati't(iehtfkakBn,.'anddabrypW0cilchen «hid gefidmi»^ 
vöWk'^piyich« lUcU'imipei^ÄOch zvk fdir^dafl dif AiU4dr«^J(i^ 
fi^tH c^^micil^tig, »US det ^tbtnstülU Kervorzuftrdtn^n , , nur 
g^wiiiu, uVid' den Umft^ndeii angepafst ' find ; man vei^falh^ 
Jehe ÜninittclbaHicit und' fenes ünwillkfthrliche , welche* 
nl's 'die Hei a^d^t^pfacHe' der vrahthaft' tebtodi]^ Poeße gleich 
(k&0^<Üil ^illytÜt .tÜQ4)4i^ Pban^IW t.\i ^' Diolifiuig huv- 
y4U}he74r>. Dt^r 4-M^h^^ Gf ne d^ Stüels^« hat £twas y.ou der K^Ite 
des Gf IchicUtllijicn an Rc^ nehaiten lind" an.niapchenjgereiiiV» 
tcU'^SKfncn'yaiibt^nlin nt& ^dit ]>^^laiiharif»h eines der Aiv: 
r^i Migedieiiu* Gcdidits xti livrf^? Mjdbiche») <*^B«^ weimi 
b|iRl«'Uifbfh^, ^a^lvE», .4Sie Wjil^n ßffgf^pinn .V^ i» da» 

drängt und utibt £ch AioLr ftuTsMrlicL alt innerUck, und die 



d#v I\d^(4l, die.^Eojp&iMliipcen und^^lffecte nichriaugrain ent* 
-v^^fji«;!^ iverdenrkönBeh j louderp in pl6ttliche6 Udlii refoiik-i 
Un ÄulWbxi^eh'y wie ei hier fall imm^r^aer Fall .äl, zum 
y^rfeheiti kannuon mOIftft^ Aber*atich fo-güntbeujiPiiir« d^i* 
ät» VL uifdio Mitwirkung c^r Mufik (yie^leickt denkexü^ 




tl^|[fe« JBcrfokiiff«<diiBi«ibicilet4»»d>r%|»* «^T'^^^k ^tM^ifr 
I^i«I^M<M^i*«*.we*i^(feUgenbci^ dar, pbiM gleicE &iu The«i 
ter'^wfigcn, des reichen Stoffs,, wfgttr*tfer 'AMlB^ifi^ H^i^ 
inlfere/r^i^n Sceitfcti' unpd -^e^en det rUÜa AüwtUci&i "ij» 
,^t^vfpiel>?m ^'^^^^-^'^^ ^ — ''"^i''niTJiftrr]i||jiji|j|,fiJ^ 
einigen Erfolg mag verfprecken kennen« tTz^ 



»5 



JE N A li S C H E 



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' *«^ 



ALLGiEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



FEBRÜAH i8»8. 



PBILOLOOJE. 

Leipzig, b. Pleifcher: De verfibus doehmiacis 
Tragicorum Gratcorum. Scripiit Augußus Seid- 
Ur. tarsIetH. iQis. 435 S. 8- (ß Rthlr. 8gr.) 

iVXan in 'wphl einrerftandefi, ,nur ßufenw^ife kann 
.dk ^ecbifciie Metrik zu eiiier feiten Begründung 
.gdangen, durch eine kriufche, möglichil vollßän- 
dige Aufzählung ihrer mannichfaltig^n Formen » fo 
.wert nur die Reße griecbifcher Üichtkunft reichen, 
undzunäcbft» bey der FiUle des Stoffs, durch abge- 
fundene Behandlung ihrer einzebien Theile. Wie 
i^ man dieCs feit der Erfcheinung der hermannU 
Ickeu ^Metrik fühlte, beurkunden theils Porfons 
Vorerinnerungen zum Euripides, theils Hermanns 
Vorreden lelhTt, zu den von ihm hcrausgege- 
.benen euripideifchen Stücken. Porfon, wie be- 
.kannt^ machte fich hanptCächlich um den jambi- 
fchen Senarius, den trochäifchen Tetrameter und 
-den Anapäfi verdient ; über -die Grenzen diefer he- 
liannten VersarteUr gehen feine Bemerkungen nicht 
hinaus , und manche mißlungene Verbellerungsver' 
;fuche im Euripides beweifen nur zu deutlich , dafs 
.fich feine Forfchungen auch nicht weiter erßreckteii; 
ja, er benutzte nicht einmal, was fcbon damals von 
deatfchen Gelehrten, und namentlich von IJermann^ 
jüber andere Sylbenmafse ins Klare gebracht worden ' 
war, ley es, dafs er es nicht gehörig \vürdi£te, oder 
dafs er die verfäu^ite Aufklärung mit brittifchem 
iStolze von ßch wies« Hermann ^inerfeits w^ar im- 
mer mehr befchäftigt, über die mindergebräuchlichen 
Versarten in den Chören der Tragiker Licht zu ver- 
.breiten. Doch ward bis jetzt noch kein Theil der 
Metrik mit fo genauer Ausführlichkeit behandelt, 
als der Vf. der vorliegenden Schrift dem dochmifchen 
Sylbenmafs hat angedeihen lalTen ^ das er feiner Auf- 
inerkfamkeit um fo würdiger hielt, je dunkler und 
yklcUutiger er es felbß , je Tch wankender , unzurei- 
fhender, und oft felbft widerfprechender er die von 
alten find neueren Metrikern angenonuneuen und 
befolgten Regeln fand. Daher verfuchte jer, fich je- 
idesVornr theils und jeder fremden Meinung entfchla- 
gend, durch blofse forgfäitice Vergleichung der zer- 
Iheuten dochmifchen Gediente in den Tragikern, 
und durch Auffuchung der Antifirophen in dcnfel- 
hai.über die Gefetze diefes Versmafses ^uf iichere 
Ee&ilute zu I^ommen. 

So -wenig irgend e\n Zweifel über die Urform 
des Dochmius je obgewaltet hat: fo feiten war man 
doch bis jetzt einverßänden , in welche Sylbeuver- 

/. J. J^. Z. 18^3* Brßer Band. 



.änderungen diefe Urform aufgelöft oder mit wel- 
chen fie verwechfek werden könne. Wir erwarte- 
ten zunächß hier die Bruchftücke der alten Theore* 
tiker, QuintiHan, Hephäftion, ehrenlialber vorangi^ 
ßdlt, und welches Heil von der fonft gewöhnlichöii 
Annahme einer doppelten Urform für die Metrik za 
hoffen fey, kurz und bündig ausgeführt «u feben: 
aber es fcheinc, der Vf. hielt die fielfehrungen der al- 
ten Metriker für zu wenig zufammenhängend« und 
— was fie uns w^ohj immer fejn werden — für zA 
unverftändlich, um von ihnen Anwendung zu ma- 
chen, den metrifchen Dualismus aber für zu un- 
ftauhaft , als dafs er^ noch einer Widerlegung be- 
dürfe. Demnach , feinen felbftg^bahnten Weg ver- 
folgend, kam der Vf. «ach oben benanntem ^mpiri- 
fcbem Verfahren auf folgendes Aefultat^i Er fand« 
dafs in dem dochmifchen Fufse 



*» « • u • 



mm "^ — ^^ ^ 

die beiden Kurzen ein tmbeßimmtes Mafs liabea« 
jede der drey Längen aber die Auflöfung in.zw^ 
Kürzen znlaffe , fo dafs alfe folgendes Schema 



alle inögHchea Formen des dochmifeh€n 'Fufset ent- 
halte. Dem zufolge erklärt er fich gegen Hermanhs 
frühere Annahme zweyer Urformen , der antifpaßi- 
fehen (^ i ! ^ .) und der trochäifchen („ 1 o - v.% 
in der Mafse, dafs er nur Eihe, und zvrar die anti- 
Tpafiifche annimmt, und in diefer die Kürzen doppel- 
zeitig, die Längen aber alle auflösbar fejti läfst. 
Stellt man diefe Formeln einzeln auf^ fo find es an 
der Zahl zwcjr und dreyCsig, von denen die letzteren 
fechzehn die lan^e Endfylbe auflöfeh , und mithin 
nicht am Ende eines Syftems Statt finden können. 
So viel nun von den , aus diefem Typus hervorge- 
henden Abwechfelungen, ans den Uberreften der 
Tragiker nachweisbar find , folche hat der Vf. mit 
mehr oder weniger Bey fpielen forgfälti^ belegt , dfc 
Seltenheit anderer theils aus ihrem rnythmifchen 
Charakter, theils aus dem Verlufte fo vieler tragifcfaer 
Gedichte zu erklären gefucht. (Blols vier derfelbek 



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werden als tingebräuchlich angeführt, mit der bei- 
gefügten Erklärung : Eß wim fyllaiarum vicijfitu* 
do ejusnwdh ut faciüuSt quam in eaeteris^ P^Sß^, ^^ 
bigit quonam loco vox acuenda fit. S. 50.) jSTey die- 
fer Beugfamkeit des dochmifchen Rhythmus, da man 
^ft nur die Arfen anders zn ßellen braucht. Mm aäi- 

39 



1^ -fc " 



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9^ 



JEITAISCIfE MLhÜ^ UTERATUH-ZEITUHrOw 



808 



^Tere KRy^mm' «n^ erbaltewr wurile et ©ft feht 
teh-fVor feyiir ili* «» fotviden* homogenen Versarteit 
jnit ••icherheii herauszufinden, wenn nicht dieAnti- 
ftrophe». mit ihren o£t wcdifelnden Sylbenverbiu- 
düngen^ die rhythmifcbc Anordnung Erleichterte; 
für anilcre Fälle, wenn diefelbe Cfeftadt Wiederkehrt,, 
trägt das Ganze doch einen beßimmten Grundcha- 
irakter an ffch, der die Wahl motivirt ; und" wo aucH 
tiefes , fchon von Grotefend in Er.wägung gezo- 
gene ünterfcheidüngsnlerKma^ üch entzieht, tritt 
£orfortx crapirifch begründete Regel ein, dafs dfe 
metrifchen Zufamraenßtzungen fich einander oft ge- 
genfei tig nach einem gewffen GefetÄ dfer Charakter- 
verwandtfchaft anbilden. Ob der Rhythmus wech- 
feie, läfst oft der Hiatus, dielnterpunction und die 
Wortbrechune errathen. So möglich, es ift, dafs 
auch diefe Jlnterien bisYjreileH trügen, oder in ande- 
ren Fällen gänzlich fehlen^: fo har doch der Vf. nicht 
ganz Unrecht , wenn er fie immer noch an wendBa- 
ler finden wiir> afe das ürCheil des Gehörs r delTen . 
Entfcheidting über eine, der uiiferen an Vortrag 
und Betonung fo unähnliche Sprache immerfchwan- 
Itend und zuwMig fcleiben wird. 

Die drey erften Formen, welche* durch Äuflö- 
fung der doppelten Äriis fich ergeben, find, nehft 
tler Urform, alPe unbezweifelt mehr oder weniger 
im. Gebrauch. So auch die uächftfol^genden. von der- 
felben Geilalt, nur mit dbppelzeitiger Anfangs fyTbe, 
«rrter- djcnen die fünfte . I: i ^, » und fiebente 
,. 1 u u o - ^^^ ausführliche Erörterung erhalten 
haben, theih um wiederholt« MhCsverftändnilTe, in. 
die fich d^c Kritiker verwickeln Uefsen,. zubefeiti- 
gen ,. und angefochtene Lesarten für die Zukunft in 
Sicherheit su ftellen ,. theils ^uch um Sp^lraum »i 

5 elegentlichen Bemerkungen zu gewinnen^ unter 
enea w^Ir mehrere als neu- und foFgeiireich. einer 
l^efonderen Auszeichnung wexth achten ,< z^ B. über 
die Production der muta tum Uquida S. 44 (unter 
den' angeführten Beyfpielen bemerken wir mehrere 
dochmifche r und felbll )ambif«he , woraus fich die 
.von JßrJ^urdt zum h\. S. 631 fefigefetzte Befchrän- 
]iung der Production widerlegt)., über dieAuflöfuug 
der daktylifchen und choriambifchen Arfis S. 133» 
über den Gebrauch des Artikels S. 136L9 über die Par- 
tikeln 71, )kv^^% ou uw f. w. (S. li^ifi wohl noch zh 
sweifeln , ob die angeführte Lesart aus Aefch. Suppl. 
.36s fta^c '^i^im frs^ cuv, die richtige fey, derVf« hat 
£e auch S. 131 aufgeführt.) — Noch häufiger wur- 
den, weil man die Doppelzeitigkeit der Vorendfylbe 
mifskannte , die Formen diefer Art in Anfpruch ge- 
nommen., deren Gebrauclr der' Vf. in den fi^lgenden 
Paragraphen aufser Zweifel" fetzt, ohne jedoch, wi« 
%n wünCchen war , auf die Erklärung diefer aller- 
dings befremdlichen Erfcheinung einzugehen^ Bey 
der Frage, ob die Anceps zu der vorhergehenden 
eder folgenden Arfis gehöre, entfchied Hermann für 
das Erfiere; der Vf. erklärt fich geneigt, fie zu der 
nachfolgenden zu rechnen , ohne fich jedocb die 
Schwierigkeiten zu verhehlen, welche unter bei- 
derley Vör2.?usfetzungen die^ Erklärung einer folchea 



An«eprpiackti Wie i» dets, den* TMigikefn to ükli» 

eben Compofir^'on.. . . ^ ' 

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die ebenfalls mit efnem AntiTpaflF anhebt, die End- 
fylbe diefes Ä'niiTpaften gleichgültig ift: fo, meint 
er, könne der Dochmiu», als ein injeraähliger Anti- 
Ipaft betrachtet , drefefbe Freyhei't erTaubeii. '(Über 
die Stelle Hei. 694 und 710. fcheint der Vf. 8. 31 
nicht aufs Reine gekommen zu feyn'; im zweyten 
TheilS. 1:134 und ^5^ orhält man eine andere Anficht. 
In Aefch. S. cTheb* 141 (S. 35} fällt nach unferer 
Meinung die Partikel ä' heller weg, fo wie S.^a 
aus Sept. c. T^h. Gß^. S. 47 ffeht durch ein Vcrfeben 
in dem Texte d b' a^v^irof^og. Vielleicht ift zUr 
fehreiben pfpiiuj^ar''' iyjw pÄps". d 8**—', fo dafs 
S. 88 «liefe Stelle nichts bewiefe , Vi'eil man anneh* 
men könnte, dafs zwey DaktyPen den Dochmien vor- 
angingen. ) Für die beidien f^ormen. 1 1) ^ 1 * u - - 
und 15). * i J «, ., . wufste Hr. S. keine unver- 
dächtigen Beyfpiele anzufühlrn, und erklärt ihre 
Seltenheit aus- der für den Lefcr laicht zu verfehlen- 
den Stellung der Arfis auf die , von zw^ey Längen 
em^fehloil'enen beiden Kürzen; w^orans fich zu- 
gleich dxr Grad ihrer Anwendbarkeit für die Kritik 
ergiebt.. Selten, obwohl" unbezweifelt, find die 
Formen mit langer uüd kurzer Anfangsfylbe , in de- 
nen beide Arfen vor der langen Vorendfylbe aufgt- 
löft werden.. 

Wenn nach der gewöhnlichen Vorausfetzung 
die Dbchmien Afynarteten find, und alfo mit jedem 
Dochmiu» der Nmnenn gefchlolTen ift: fo crgiebt 
ficb fofort, dafs die SchTufsfylbe unauflösbar ift, und 
dafs eben fo gut der Hiatus als auch die Anceps am 
Ende einet jeAen einzelnen Dochmius eintreten 
kann. Schon früher erklärte fich der Vf. gegen diefe 
Annahme, die fo viele unnöthige Veränderungen 
veranlafste, und bekanntlich hat SLueh Hermann feit- 
d'em dief« Anficht aufgegebeir, die in der Tbat bey 
der Menge der von dem Vf. entgegengefetzten Stei- 
len, iiT denen die Endfylbe des Dochmius aufgelöft 
wird, ah unhaltbar erfcheint. Es wird fogaf S. 61 
durch fieyfpiele dargethan, was beym Erften Anblick 
fehr befremdend fcheint , dafs die beiden Kürzen 
diefer Auflöfung in zwey Worte fallen können, z. B, 
Eur. Baccfa. 988^ 

Die Auflöfung der letzten Sylbe des D. erzeugt wie* 
der fechzehn neue Bildungen , die jedoch gröfsten- 
theils weit weniger im Gebrauch find , als die des 
erßen Schema. Bey kurzer Anfangsfylbe findet fich, 
befonders beym Euripides, am häufigften die Form, 
wa beide Arfen („ i « i ^ o o o)» feltener, wo 
nur die zwey tc Arfis aufgelöft i» (« i i ^ « o o). 
und fo nach VerhältniTs die übrigen. Unter den Foi^ 
men mit langer Anfangsfylbe fand der Vf. für die 
- 1 ! V V w ^^^ zwey Beyfpiele, Herc. F. 1026 und 
Fr. Hypf. V, die er felbft fiir minder zuverläffig er- 
klärt, was auch von - ! ^ ^ v u o gilt, ob er gleich 
^ vorhandenen und vielleicht künftig noch au&»^ 



SOQ 



F E B .R U A R I 8 » 3; 



S«o 



findend» Aq^fpiele , dantitt nicht für verdächtig 

Jrehahen/wiffen wilL Pie. acht letzten Formen mit 
cheiubar dbkiylircbem Ausgang fcheiueiv die Tragi- 
ker, nach de» Vf^ Urtheil ^ \veg«n ihrer gFöfseren 
oder geringeren Declinarioa von der Urform und ih- 
rer Annäherung %vt anderen Versarten, zwar nicht 
durchaus , doch oinehr ak die erfteren , vermieden zn 
haben. Was un» be}! diefer ganzen UnterEuchung 
befremdete, iß, daCi der Vf. den Ariftophancs un- 
berückficbtigt geladen hat, der, fo vitl Rec; bekannt 
ifi,* beym Gebranch der dochmifchen. Versarten ge- 
nau dieCelbea ilegeln beobachtet, vrelche die Tra^ 
Siker befolgt haben- £r konnte alfo füglich von 
iefer Unterfuchung nicht ausgefchlolTen werden, 
samaV da er grMstei^theils nor zur Parotlie hch je-^ 
nes» Ceiuer Natur nach tragifcben Rb^ythmus bedient» 
Was^ abev die Kritiker hinderte^, lieh von der 
Anflösbarkeit . der Endfylbe des Dochmiug zu übei^ 
sengen, wav theiU die unrichtige Abtheilung der 
Cböre nach den. gewö^hnlichen Ausgaben, theils auch 
die häufige Errcheiiiung des Hiatus und der Kürze 
an der letzten Stelle,, welches man nicht für Au»- 
jiahmen von der Regel, fondern fiir regelmäfslg gel* 
ten lieCt* ttr. S,r hiiigegen erklärt, unter der be« 
gründeten Voraus fetzun£ , dafs ^ da in der Mitte der 
dochmifchen ^fteme die Endfylbe jedes eliYzelnen 
Dochmius auilösbar fey , üe ihrer Natur nach keine 
anceps feyn könne, fondem den Numerus- bis zu 
Ende des Syftems fortfetze (welcher Grund auch den 
Hidtus ausfchliefst) , die Fälle , wo beides^ erfcheint, 
für Ausnahmen , die indefs nur unter beftinunten 
Bedingtnigt*n , bey Ausruf, Anrede und, Frage, vev- 
iattet und, was fick fogleich ^us den* Freyhei* 
ten der anapäftifchen-, glyKoneilchen Versarten und 
felbft des jambifchen frimeters^ ergirbt. Allere 
dings ift nicht zu leugnen, dafs die Sätze, die in ei«- 
ne jener drej Formen eingekleidet fuid , gleichfam 
allein und von den anderen abgofondert auftreten, 
und folglich 4^tL Hiatus fowo.hl als die falfche Kur- 
se dem Gefülil weniger bemx?rkeu laHen. Nur hät- 
te genauer angegeben werden follen , dafs der Hia- 
tos und die. kurze Sylbe Cowohl im Anfang als auch 
aai£nde der Ausrufungen, Fragen und Anreden Ite- 
ken könne. Auch war die emphatifche Wiederho- 
lung der Worte, über deren profodifche Wirkung 
S. 91 eine intered'ante Bemerkung gemacht wird, 

!;leich Anfangs dea Ausrufungen beizufügen. Auf- 
iillend war es uns indefs, unter allen Beyfpielen des 
Vfs. von Hiatus und Anceps nur ein einziges (.das< 
oben berührte Philoct. 177^ zu bemerken'(weTches je- 
doch nach einef obigen Änderung des Vfs. S. 47 weg- 
fällt), in dem der Dochntius ia der Strophe üch mit 
einem Hiatus oder einer doppelzeitigen Sylbe en- 
digt, und in der Antiftrophe auf die Mitte des Worts 
triift.. £s könnte alfo wohl feyn , dafs in den ange- 
führten Stellen zwej Syfteme verbunden wären, wie 
ja auch Ariftophanes mehrere Sjiteme kretÜcher 
Verfe neben einander flelU. Die aus Sophokles. S. ^ 
angeführte Stelle : ßca riy,, w okoüat • ilj vkaHrä fxiryjv^ 
i^un nicht mit Sicherheit angewendet -vf erden , da 



vXaHTSiV hier einen ungefSIUgeA Sin» giebt , nnit 
eine unfewöknliche Kraus bildet; vielleicht ift z^ 
lefen i) >iu7Ktt; fUkT^v. Unter den angeführten; an^ 
päftiXchen Stellen vermüTen wir £ur. Med. 13^6.: 

WO' die Lesart '^^a^ mit Unrecht verdrängt worden 
OL — Es folgen Be)rfpiele von beiderley Freyhcir 
ten vor uiul nach Interjectionenr bejm Vocativ , Im- 
perativ, bisweilen auch blofs bey Worten, auf de- 
nen ein befonderer Nachdruck ruht, welches &ch 
meiftentheils durch Wiederholung delTelben Worts 
offenbart;, zuletzt w^erden die Stellen r die obi^et 
Regel entgegen zu ftehn fcheinen, entweder niit ihr 
in Übereinftimmung gebracht , oder als verdorben 
aurückgeM^ieCen. Hier hebt übrigens B!ec. nicht ei% 
warum in: fojchen Stelle» wie Aefeb. 005;^ . 

PhoeniILfi4$t 

in denen m Strophe und Antiftrophe felbS die Ihter- 
punction gleich ifi^. nicht vielmehr zwey neben «in^ 
ander ftehfsnde^ dochmifche Sjfteme angenommen 
werden follen^ fo gern er auch sugiebfc, dafs man 
diefs in Stellen , wo der Sinn fortfchreitet, wie s. B. 
Soph. Ant. loi^j: 

gegen Wahrfcheinlichkeit annehmen würde. S. 91, 
wo über die Form Jirai und hia\ gefprochen wird» 
wai- noch Aefch. Agam. 901 sv 3^ o.fipatxiv Xtirraly 
VfKAi zu. erwähnen, -— Auch den Hiatus in det 
Mitte des FuCses erlauben die dochmifchen , wie at»» 
dere,. mit einem Antifpaßr anfangende Versarten^ 
doeh nur Fo , dafs er zu der erften aufgelöften ArAi 
des Antifjpuften gehöre, wie fich auch Anapäften vor- 
finden, in denen der Hiatus auf die Arlis trifft, mit 
dem UnterCchiede, dafs liier auf die Arhs die The&t 
folgt, der antifpaßifchen Arfis aber eine zw^eyte zvck 
Seite ßeht. Aus diefem Hiatus wird auch die Ver- 
kürzung, einer langen Sylbe mitten im Worte, die in . 
dem Dochmius zuweilen an derfelbcn Stelle, vro 
fonft der Hiatus ßeht, vorkommt,, z. B. Biief. 715* 

«bend.705:. ' 

orcXw ft^frotr,. 

glücklich erklärt, und fo mehrere Lesarten* gegen 
Forforis und Anderer Änderungen vertheidigt,' (War* 
um aber S. 103 in der Note bezweifelt wird, ob eine 
Xambifche Dipodie mit der langen Sylbe zu Anfange 
dem Choriamben refpondiren könne, fehen wir 
nicht ein. Und wie überfah der fo forgfältige Vf. 
die Stelle Soph. £1. 243 : 

ncri^t'^ ie^ovca xri^vymf 

WO' der Anapäft vor dem Dochmius mit einer Kürze 
fchliefst?) Dpn Verbefferungsvorfchlägen Aefch. 5. 
Th.fi ifl. S. 93 mag fich auch der unfere beygefellen: 

W9nivuv mXvmvii wmtmyfiv if^ix?^ 



J. A. L. Z. 



F E 



■ R U A- 



< 8 > S. 



■^IM 



^i^t,Sfia. DieS. ijpy angeführte Stelle 173 und 194 

^ehSrtnicht hieher; nach des Vf«, eigener Disnoiition ' 

tB^II. S. 201 find cliereBacchienin der Mitte der 

DochiMi' Dafs, wie S. 102 veminihet wird, vatavts 

die Anfangifylbe verJtiirze, bez^veifeln wir, und 

' ' '■ ft bemerkt, daCs nur reine 

I) entgegengefetzt \THrdenj 

Fall« für irrig. Ariftophanes 

ilten eine unreine iämbifche 

in gegenüber, und auch in 

&ch Rec. ähnliche Beyfpiele 

tchung "betriftt die doppelte 
de iiberhdupt aiigenoninien 
lißichen Gründen nur bcym 
tÜndcn kann; obwohl hch 
auch auf dfelun raii, im Verhältnifs an dem häufi- 
gen Gebrauch diefer Ver»art , fich zu wenig Beyfpicle 
vorfinden, um ihre Annahme zu begründen. An- 
derwärts verfchwindet die doppelte Anakrufit durch 
die Zufammenziehung der Vocale ea, la, va a. T.w. 
Wijc hatten ^ewünfcht, dafs der Vf. entrcbeidende 
:^t7fpiele für diefe Zufammenziehung angeführt hät- 
te , die auch iii der. Kritik der epifclien Dichter ihre 
Auwentlung leidet. — Fefte Gruiidfütze, welche die 
Tragiker bey def Verknüpfung diefer mannichfalti. 
gerS'ormeh lelicten, find nicht wahrnehmbar; nur^ 
daf» lie meifi Ähnliches zu Ähnlichem gefeilten , ift 
eiuleuchlend ; vor der Hand können die aufgeftell- 
ten Formen der Kritik zur Norm dienen. Über den 
liVechlel in Strophe und Antjftrophe bemerkt der Vf, 
(lur im Allgemeinen, dafs bey Aefthylus und So- 
phokles die ungewöhnlichtren Formen meifl unverän- 
dert wiederkehren , feltcner im Euripides. Dennocti 
£ey man auch bey jenen nicht berechtigt, überall 
durchaus gleiche Formen zu erwarten , und über- 
Jiaupt könne nur eine genauere Unterfuchung uns 
iiber diefen , wirklich oder Tcheinbar regellofen 
Wechfel aufklären, der fich keineswegs mit chroiio- 
iogifchen Angaben rechtfertigen läfst, vielmehr felbft 
in den früheren und gefeilteren Stücken oft fehr 
aifffallend erfcheint. Wenn aber Rhythmen anderer 
f^^ mit den dbchmirchen in Verbindung ßehen; to 
bilden fie entweder für fich ein rhythmifches Gan- 
zes, und kommen alfo hier eigentlich nicht in Be- 
tracht, oder ße find mit jenen lo eng verkiiüpfti dafi 
fie Hch gegenfeicig fortfetzen. So wichtig nun die 
Kenntn^fs der Grundfätze'ift, nach welchen die Tra. 
giker diefe Verbindung unternommen haben: fo 
fcbwierig ift es, fie auszumitteln, und fo wenig rech- 
net- der Vf. felbft bey feinem Verfuche auf allgemeine 
Beyftimmung. Er betrachtet auch hier den fchon 
früher in- Ausübung |;ebrachten Grundfatz, die 
rhythmifchen Compofitioneii , ■womoelicli, auf ho- 
mogene Versarten zurückzuführen , als vorzüglich 
brauchbar, minder achtend, ob Interpunction oder 
Wortfchlufs für' eine andere Anordnung ftimmeii. 
Denn oft verfäumten die Tragiker in diefer Rück- 
ficht das genaue Ebenmafs der Strophe und AntiRro- 



phe, in derert Mitte oft die Rede Ben- Pmoti äbet- 
rpHiigt, aiif dem fie in der .*ttrophe rshen Uiel). 
Und wo b^de felbft fenau g^eti einander abgemef- 
fen find, mag es'leicht ein Spiel des Zufall«, oder 
aus Rückfichten der Tonfetzung, oder felbft ZurEr- 
leichternng der Schaufpieler gofcheben feyn, deren 
Gedäditnifs die Dichter oftenbar auch durch Wiedet- 
holung derfelben Worte an derfelbCn Stelle det Anti- 
ftrophc zu Hülfe kommen wollten. Dia Verbindiing 
anderer Versarten mit denDbchmien, fie m (Igen nun 
denfelben vorangehen oder fie durehkreuBen , Isfst 
'fich auf vierfaclie Art erkennen: -wenn die lange 
Endfylbe des vorangehenden Numerus in zwey Kür- 
zen aufgelöft ift; wenn derWechfel desNumerua aoF 
die Mitte des Worts trift't; drittens ' vermittelft an 
ApoftrOphs beym Eintritt des neuen Numeros; Aid- 
lich wo keine dnppelzeitige Sylbe, noch ein Hiatiu 
■bemerkbar ift. Doch find nicht alle diefe Kennzö- 
cheri gleich zuverläftig. So tritt bekanntlich der 
Apoftroph auch zuweilen bey gefchloffenen Versar- 
tcn ein, z. B. am Ende de« Hexameters, und eben 
fo haben die Dichter auch oft auf die Freyheit der 
Anceps verzichtet, fo dafs die völlige tJbere{nlHm- 
mung der Sylbcn in Strophe und Antiftropbe den- 
noch nicht immer auf eine Fortfetzung des Rhyth- 
mus fchliefsen läfst. Nur bey Versarien , die ge- 
wöhnlich die Dochraien umgeben , finden auch die 
zweifelhaften Reniizeichen ihre An wendnng, fo wie 
auch die Encliticac und andere, engverbindend «Par- 
tikeln den Numerus fortzufetzen fcheincn. Die letz- 
ten Paragtaphen zlhlen die Veraarten auf, die den 
Xlochmien vorangehen und folgen; unter den ange- 
führten Beyfpielen find jedoch mehrerei die un« ei- 
ner anderen AbmelTung fähig und alfo unanwendbar 
fcheinen. Was den Gebrauch der Jamben betrifft 
(S. 40): fo fcheint der Vf. nicht bemerkt zu haben, 
dafs die ihnen angefügten Dochmii fich in der Regd 
mit einer kurzen Sylbe anfangen. -Es verdiente 
wohl unlerfucht zu werden, ob es mit den weni- 
gen Stellen, die diefer Regel widerfprecben , feine 
Richtigkeit habe. Hr. S- vrirä fich vielleicht auf die 
verwandten kretifchen Verfe berufen, nach welchen 
ünbezweifelt die Dochmien mit einer taugen Sytte 
anfangen; allein warum folltC man nicht hier einen 
ünterfchicd machen? Erwähnung verdient äocb 
die Bemerkung, dafs auch Bhytbmen, die auf eine 
Theß« ausgehen, z. B. Trochäen und Daktylen', d« 
dochmifchen AnakrüGs unmittelbar vorgefetzt ^ver- 
den können, und noch mehr, -was über die zwi- 
fchen die Dochmien nicht feiten eingefchobenen 
oder ihnen vorangeftellten z-wey, di'ey oder vier kur- 
zen Sylben gefagt wird. Die hier gegebene Erhll- 
rung der vier Kürzen hat der Vf. neuerlich zu Troad. 
V. 1246 mit anderen Beyfpielen zu befttltigen gefacht, 
die um fo nötbiger find, da man leicht in VerTu- 
chung gerathen möchte, durch eine andere Meffnng 
der Verfe die Dochmien , und mit ihnen die teltfa- 
men Embleme und Kürzen za entß:men. 

QD«r Btfchluft folgt im »aihflm StUduO 



5<3 



lENAISCHE 



s>4 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



FEBRUJLR ^81 3* 



PHILO LOOIE. 

C>£ifzi6, b. Fleifcher: De verftbus doehmiaeis 
Tragieomm Oraecorum. Scripiit Augujlus Seid* 
ler etc. 

(Befehlufs der iih vorigen Stück ahgehrochenen Hecenßötu) 

Jjerchäftigt, tuiferen L^fem die Hanptrefultate des 
Bachs anzuzeicen • haben wir mehrere Nebenbe- 
inerknngen, die fich über andere Versarten, ana- 
pSdifche, glykoneifche u. f. w- erftrecken , und 
viele glückliche Verbefferungen d^s Vfs. unerwähnt 
lallen mülTen. Vorzügliche Leichtigkeit empfiehlt 
die meilten der letzteren, -wie z.B. S. is jusv^t 
*Ap«'xTivfivj(Äe£ch.Suppl. 444) ftatt dpcmreivciv, wo- 
lu man noch vergleichen bann SepL c. Th. 55o ''Ap- 
^« ixTiVCüv, S. 14 €^' «x** ^* (Agam. 11 09), S. 38 
^oiT«; (Hipp* 144)» S. 43 dt(T(T cüä* ova^ (Ocd. CoL 
W5)' S. 53 ^€^ (Troad. 308) und mehrere. 

Kürzer können wir von dem ß Theile der Unter- 
fuchung fpr-echen, der die weiteren Ausführungen des 
eben Angedeuteten, und des Vfs. Anfichten von ganzeii 
Chorgefäneen enthält. Atich hier kommen uns man- 
che wichtige Bemerkungen entgegen, z. B« über die 
Aafl5fung beym Wechfel der Rhythmen S. 075-, über 
die Auflöfung der Schlufsfylben des Glyconeus S. 
s6o ff., über den Hiatus in deii daktjlifchen Rh}rth- 
men S. 343, die wechfelnde Stellung des Dactylu« 
im Glyconeus S. 353 u. f. w. Vorzüglich verdient 
hat fich Hr. 5. um die richtigere Abtheilung mehre« 
rcr Chorgeßnge im Euripides gemacht; weniger ifb 
für Aefchylus und Sophokles gethan. , Ob des Vfs« 
Eifer, überall Strophen und AntiArophen zu entde- 
cken, ihiü nicht hin und wieder zu weit geführt 
habe, wird fich erft dann richtig beurtheilen lalfen^ 
wenn man die nicht geringe Zahl der übrisea, noch 
ungeordiieten Chöre aufs Reine gebracht haben 
wird. Oft fanden wir die vom Vh getroftene An- 
ordnung unferem Gefühle durchaus entfprecherid, 
vorzüglich die des Chors aiu Phoeniff. i493^-»575 
8. 335, die, fo künftlich fie ift, fo zuverläffig fcheint. 
(V. 1496 ift unftreitig ftatt ir^cwxov — aiboixdva zu 
fchreiben irpoercuTrcüv , wie anderwärts (Oed. Col. 
514), in der Mehrzahl.) Glaubten wir anderswo an- 
dere Abtheilungen gefunden zu haben: fo wolleil 
wir den möglich wahren Anfichten des Vfs. nicht 
unfere Möglichkeiten entgegenfetzen. S. i8t fetzt 
haaptfächlich die Verbindung der mit den Doch- 
mien abwecbfclnden Versarten die antiftrophifche 
Übereinftimmung der lüeiften Strophen aufser Zwei- 
fel , nur in der erftqn Hälfte, namentlich in de« 

/. J. Im. Z. iflij- Erßer Band. 



Strophen ß' y^ \i\ £ndet man fich nicbt ganz bef^ie- 
di^t , was man gern mit der vielfachen Verdorl^en- 
hdt der Handfchriften entfchuldigt. Der Chor aus 
Hippel. 205 hat durch die Abtheilung imftreitig viel 
gewonnen; nur gegen das £nde der Antiftrophe')3' 
tritt üngewifsheit ein , fo wie in der S. 015 verfuch- 
ten Anordnung des Chors Iphig. T. 807 dem erfteit 
Thrile , gegen die folgenden gerechnet. Manches aa 
Siclierheit abgeht; an der Auffindung derfelben hat 
auch Hermann Autheil. Die VerbeUerung S. Sd5 
JVcvoc Tü5ta? ftatt lawas fchlug fchon Bcthe vor , mit 
dem der Vf. ein bis zweymal unwilTend zufammen- 
getroffen üt In der Behandlung -der fo (ckwieri- 
gen Stelle Phoen. 203 , SJ 240 weicht der Vt von 
Jtl^rmann Differt. de ufu antißr. XII gänrlicli ab; 
aber die Anordivujig von Hec. 634 empfiehlt fich vor 
der frühereji durch eine noch gröbere Einfachheit. 
' (In dem.,faier angeführten Verfe des anonymen Epi- 
gramms: 00 yaf ärsf fiaarty^ iS6v€T€u iVvof a>)>vcü^ 
verCchwindet die getadelte Kürze, wenn maa ua^rt- 

Jfoq für ^ ein Gloffem von ^aShjs hält). S. 23t 
cheint der Vf. au zweifeln , ob vws ^>J9 extra ver- 
funi ftehe^ So fteht jti(pw Oed. CoL 315 und « (^^9 
Kel. 723 zwifcben Trimet^rn extra verfunu S» 247. 
Daß eine Perfon in der Antiftrophe bisweilen die 
Worte Cpricht« die eigentlich der anderen angehö- 
ren, be weift auch Oed. CoL 1726. Merkwürdig 
fmd die doppelten MiawSoi S. 937 mit der Bemer- 
kung , dafs bey forteetztem Numerus die Glykoneett 
eben fo wie die Dochmien bisweilen ihre lange 
Endfylbe in zw^ey Kürzen auflöfen« Wir fügen noch 
hinzu Ion* 4^3^ 

»ttd Ipb« AuL 573: 

S. 2^9 giebt x^?^ keinen Sinn; es mufs nothwendig 
yrafi geiefen werden. Auch S« 952 entfernt fich de^ 
Vf. von Hermanns Meinung; in Abficht der Refpon« 
fion der Strophe y^ mag er Recht haben, ob aber 
nicht die Strophe a zum Epodus gehöre (unter wel- 
cher Vorausfetzung einige Änderungen des Vfs. alt 
unnöthig wegfallen), will Rec. unentfcÜieden laf- 
fen. Wie tva rt S. 288* fo ßeht auch ^ 'r^ Iph. AuL 
573, und dafs SoSos auch zweyfylbig genommen 
werdeh kann, zeigt Oed. CoL 1533 aö-^ov oder felbli 
Jota wie Andere wollen. Den Dactyius im An- 
fange des Glyconeus S. 350 beweift auch Iph. ikxsl. 

764: 765: ! 

Te«K — — 

40 



5i5 



JENAISCHE. ALLO. LITERTUH - ZEITUNa. 



Si6 



^f opb- 753 r 'Ayv^; — 

*£jut(Pü>©9 und iixCpvXioq (S. 3f)fl) iff ganv einerlei? 
äI^x' «/Li(f)üAiov Ocd. R.^«4* 6 0^* IpCpüAov O^d. CoL 
^07. — Den Schlufs macht ein mit feltenem Fleifse 
ausgeführter Ex cur« de Dactjlo et r^ibracho in quin^ 
ta ^tnarii ^ambici jede^ aß. 

j£NAf t» Frommann: Rlementarhuch der griechi* 
Jehen Sprache für /Jr^äiiger und Geübtere von 
friedr* Jacobs. I u. II Cwrfus. Dritte ver- 
beifertc Ausgabe, igoy. XII u. 323S. 8* (^Sg'''-) 

III Curfusi (Des Werkes IITheil.) Auch unter 
dem Titel: /ittika. Oder Auszüge aus den 6>- 
Jchi cht Jchr eibern und Rednern der Griechen^ in 
ßeziehung auf die Gefchichte Athens von Fr. 
Jacobs. Für die. mittleren ClalTen gelehrter Schill 
len. Zweyte verbefferte Aufläse. 1809* XXXII 
II. 4x3 S. 8- ( » Rthlr. öder 1 S. 48 kr^ ift Ex- 
empl. 9 Rthlr. 12 gr. oder 17 fl.) 

IV Curfus oder des dritten Cnrfus zweyte Abthep- 
lung.'(lll Theil.) Auch unter dem Titel: So- 
hrates. Oder Auszüge aus den philojophifcken 
Schrift ß ellern der Griechen v. Fr, Jacobs. Für 
die mittleren Claffep gelehrter Schulen. i8o8- 
VlII u. 429 S. 8* ( ^ Kthln oder 1 ft. 48 kr. la 
Exempl. 9 Rthlr. 12 gr. oder t? fl.)^ 

IV Theil oder Poetlfche Blumenlefe. Auch unter 
dem Titel : Poetifche Blnmenlefe aus griechi- 
fchen Dichtern verfchiedener Gattungen zum 
Gebrauche für Schulen von Fr. Jacobs. Nebft 
einem Anhang von Fr. Thierfch. \^\o^ X u. 
338 S. 8- ( 20 gr. oder 1 fl. 30 kr. ) 

[Von vwtj Recettfenteiir] 

Nicht um ünfere Lefer erfl mit dem Elementar- 
buche der griechifchen Sprache von Hn. Hofr. Jacobs 
bekannt zu toachen , fondern um es in unferen Blät- 
tern nicht nrft Still fchwcigen zu übergehen, haben 
wir dieCe kurze Anzeige davon in diefelben aufge- 
nommen. Die Zwetkmäfsigkeit diefes Lehrbuche» 
wurde fchon in feiner erßen Auflage, die s8o5 er- 
fchien , anerkannt« . Bey d^ zwey ten , durchaus 
TerbeJOTerten und vermehrten 1807 bemühte fiph der 
Vf. die Fehler der erften foviel möfflich zu ent- 
fernen, und diefem Buche eine grolsere Vollkom- 
menheit zu geben. Die fite Ausgabe hat insbefon- 
dere noch diefe Vorzüge vor der erden , dafs 1) in 
den Anmerkungen öfter altf vorher und in dem Wort- 
tegifter überall bey den unregelmäfsigen ZeitAVör- 
tem auf Buttmanns ^iechifche Grammatik verwie- 
fen; fi) überall (nämlich im ßten Curfus) die Quelle 
leines jeden der aufgenommenen Artikel nachgewie- 
fen , 3) im Index die Zufainmenfetzu/ig in den mei- 
Äen Compofitis bemerkt worden ift, z. B. «v- iVtj^jlii, 
myri' Ae^w. Dafs es aber mit den in der fiten Aufla- 
ge getroffiencn Einrichtungen fein Bewenden be- 
halten Tollte, hatte der VR in derfelbcn ausdrück- 
lich erinnert, damit die Furcht vor öfteren V^rän- 



dernitgen' *xn neiiert Aitllagen fm Wcf^tltchcrf der 
Einführung diefes Bloches nicht inr Wege flehen 
möchte. Diefs hat er auch in der ^ten Aufl. ge- 
balteii:- üe iß nur von einigen übrig gebliebenen 
Mängeln und Druckfehlern gereinigt, und der An- 
frihrtmg der buttmanuifchen Grammatik ift die Sei- 
lenzahl der ^iQn Aufl. von 18^8 ^^ Klammern bey« 
gefügt worden; w^elches letztere befonders zweck- 
mäfsig ift. Au Seitenzahl ift fle der z^veyten ganz 
gleich. Wir wollen nur einige Beyfpiele von Ver- 
ben^erungei^ und Vertindeirungen in dieCer dritten 
Ausgabe anführen. & 7. No. 4 '^aari^x - e'/ovcav 
ftatt r/pira. S. 8« No. fi. \]v$u!\a ft. nvSäva. S. »6 
,^0.^ ift vor lulCfiv das ausgelalTcne ou fupplirt, und 
S. i? No. 6 Xf^^^^ ^^^ rpuTf ^Äv eingefchoben wor- 
den. S. fio No. fi Ol ft» o/« S. 37 No. 1 aHoCovisAi 
01 jxiXiadai- a. AKOÜo*'T«9- S. 40. No. 4 dypla^ btainf^ 
ft. Ä7f/oü 5. S. 3%) No. 5 ydg iivat ft. yovv dmdvau 
S. 38 No, fi T)p T^c I o^yivoi K£(J>aXjjv ft. t^^ r. tjjv 
K€(p. S, 59 No. 4 T0i9 bi akkois ft* rcly ys fijjv dL 
S. 28 No» 6 ift KVfjidrwv na) nach eyar^^e^ eingefchal- 
tet, hingegen dyri ri)9 Sa/dcöi):, nach d')^f3> und S. 
sfi No. 4 der ganze Satz nach ahavrov atiu^Sai vreg- 
gelallen worden. S. 4^» * heifst es jetzt: Ecv^xtff^ 
d^v-S-pcuTOUf« ot Kai HvvtSv ft. *^£tioi xxi hoviZv. Auch der 
Index und die Anmerkungen haben Verbefl'eruugea 
erhalten. Im erfteren heifst es nun ^a^, ayo^ ü* ancV» 
bey HarairiCpviv tödten ft. ermorden. S. flfi No. 3 ift 
zu Not. 5 noch hinzugefetzt \vorden: da Jle nofh 
Knaben waren^ und zu cirffiv^a : ich Jchicke dir hier 
^mit dem Brieje). Vgl. noch:S. 4^9 '• 43f fi« — In* 
zwifchen und doch noch einige Fehler auch in die- 
fer dritten Auflage flehen geblieben: z. B. S. 12,5 
vofitvo^ ft. 7fvofx£vo;. S. 14» ^ ixi^oika ft. ^^oxa. S. 
AI, I <9-«vaT0u ft* Saxdrov. S. 166. iXaiorlp^ ft. 
fXaif*OTop5i. Was foU S. 21,1 T>;p)jS' feyn ? Im Index 
fteht bey ä^to^ nur Brod , vi'as wegen S. 38 , i ge- 
nauer beftimmt feyn follte; bey HaTanSijfxi pafst 
hineinlegen nicht gut zu S. 4^ 9 ^« In den Anmer- 
kungen S. 18» 8 tmd fifi, 3 wundern wir uns zu 
lefen ygdo^ai mit dem Ablativ. Über roioJrov S« 166 
findet man weiter keine Nach weifung. S. 38 1 fi 
hätte Wohl der Satz *l*dSiov - soSXcv eine Anmerkung 
verdieiit. Die Anmerkung über it9 dbov ift unnö- 
thig S. 35» 6 und 39, 3 zweymal gefetzt worden. 
Übrigens erinnern w^ir noch, dafs auch im erften 
Curfus hin und -wieder Verfe vorkommen ; nur ift 
fich der Vf. hier nicht gleich geblieben , indem er fit 
bald als Verfe .bald als Profa gefchrieben hat. ' 21. 

Der Inhalt des. II — IV Theile» geht genugfam 
aus den befonderen Titeln hervor. Der Vf. ift ein 
zu einfichtsvoller Schulmann, als dafs man nicht 
in feine Anflehten über zw^ckmäfsige Auswahl des 
Stoffes und nützliche Einrichtung der erläuternden 
Anmerkungen gröfstentheils einftimmen follte.' Di« 
zweyte Auflage des zweyten Theils hat den wefentli- 
eben Vorzug vor der erften, dafs die fo häufigen 
Verweifungen auf die buitm mnijche Grammatik 
ijiicht mehr nach den Sdtenzahleu der dritten 1 fon- 



S»7 



FEBEUAR 181 3» 



818 



dem nach äen ParargrapTien tinc! Unterabtheilimgen 
der vierten Ausgabe gemacht find, die auch mit den 
neueren Arflagtn der iiranimatik zwfamniontreli'en. 
Da der zweyte Theil ausrchliefsend der Gefchichte 
von Athen gewidmet Morden, jedoch fo, dafa in 
den Umfang der politrfchen Ereignille auch dicKennt- 
nifs der Sitten imd de» Charakters der Nation gczcr* 

Senward: fo hat ihm der Vf. eine chronologifche 
Jberficlit der Begebenheiten, mit Hin weifung auf 
die ausgchobeiien Stücke, beygefiigt. Aber das 
erklärende Wortregifter ift fowohl oey diefem als 
dem drittcti Theile "WCggelalTen , weil bey ihnen 
fchon der Gebrauch. eines ausführlichen Wörterbu- 
ches von JiUwer oder :>chneider vorausgefelzt wer- 
den konnte. Warum nun der vierte Theil wieder 
mit einem fechs Bogen füllenden Wortregifter aus- 
geftattet wurde, davon kann . unmöglich als hinrei- 
chender Grund angefehen werden , weil er auch als 
ein unabhängiges Ganzes zu gebrauchen fey. Denn den 
Gebrauch des poetifchen Handbuches zugleich mit 
dem z^weyteiv Curfus des profaifchen Elementarbu- 
ches, ja wohl fchon bey der Mitte des erßen eintre- 
ten zu lullen, möchte nicht anzurathen feyn, wenn 
gleich keine befondtre GeAvandtheit dazu gehört, 
den Unterricht in der griechifchen Sprache mit der 
OdylTee zu beginnen. Die dem Wortl-egifter b^yge- 
mifchten bacherklärungen und Erläuterungen fchwe- 
rerer Wortformen fanden, wo he nöthig waren, in 
den Anmerkungen einen fchicklichen Platz ^ deren 
doch in Vergleich mit den frühereh Th^ilen nicht 
nur, fonderu noch mehr in Vergleich mit der lyrifchen 
Beylage von TkierJ'ch^ unverhältnifsmäfsig wenige 
find. In Hinhcht der ungewöhnlichen VVortfomien 
konnte alsdann, falls der Vf. nicht etwas ßeüeres 
anzuführen wufste, immer dMi Buttmanns Qvdoaixasf 
tik verwiefen werden. Im beygefügten Wortregifter 
findet der Lehrling manche Worlformen, z. B. Wc^rrJjaV» 
Welches lieh unter iriTTTcv für wT>;<xacü verirrt hat, ent- 
weder gar nicht, oder er hält Manches, wobey 
nichts weiter erinnert worden, z. B. irf^vw, für 
ganz gewöhnliche Worlform. 

In fofern das poetifche Handbuch auch ein Gan- 
zes für üch ausmacht , beftimmt , die verfchiedenen 
Formen der alten Poefie, der Sylbenmafse und Dia- 
lekte kennen zu lehre« , fo wie man es den Jahren 
und der Fall'ungskraft feiner Zöglinge angemeilen 
findet: in fofern erlauben wir uns eine ausführli- 
chere Anzeige feines' Inhaltes und feiner Behand- 
lung. £s enthält diefe mit zweckmäfsiger Mannich- 
faltigkeit ausgewählte ßlumenlefe i) 37 elegifche 
Denkfprüche; e) 93 epigrammatifche Gedichte; 3) 
7 homerifche Hymnen, nebft la Stücken aus der 
lliade; 4) 11 Idyllien; 5) unter der Auffchrift: Ly- 
nfche Gedichte, 12 anakreontifche Lieder, 9 Sko- 
lien, die Spindel des Theokritos und zwey fapphi- 
fcbe Oden ; 6) 6 Stellen aus dramatifchen Dichtern. 
Ben anakreontifchen Liedern ift das SylbenmaCi 
beygefügt, wobey wir uns über die Verkennung 
des lötiifchen Khythmos von der fteigenden Gattung 
Terwundern. Über einzelne Lesarten läfst &cb in 



4 * 

einem folchen Buche mit dem Vf. nicht rechten, 
zumal da uns der Mangel eines D ruckfehl rr-Ver- 
zeichniffes bey einzelnen Stellen in üngewifsheit 
läfst , üb die Lesart abhchtlich oder nur Verfehen 
fey. Mehr liefse fi^h über die lyrifche Ceylage von 
Thierfch fagen , da diefer felbft am Ende Nachricht 
von den im Texte vorgenommenen Änderungen ge- 
geben hat, wenn er nicht die Bemerkung machte^ 
dafs Manches nur der jungen Lefcr wegen aufge- 
nommen ward, und nicht in den Text gekommen 
wäre, wenn der Schriftftt'ller felbft hätte herausge- 
geben werden follcn. Diefer Anhang liefert einzel- 
ne Gefänge aus Aefchylus, Sophokles, Euripides, 
Ariftophanes und Pindarus, mit ausführlichen An- 
merkungen begleitet , und mit vorgefetzten Sylben- 
mafsen, welche jedoch nicht frey^ von entftelle»- 
den Druckfehlern blieben. Dafs bey den Versab- 
theilungen in den Chorgefängen der Dramatiker 
auch Wortbrechungen zugelaffen wurden, wollen 
-wir dem Vf. eben fo wenig verargen , als dafs er in 
den pindarifchen Hymnen den Beftimmungen Her- 
manus folgte. Doch möchten wir wiffen, was ihn 
bewog, im erften pythifchen Hymnus am Ende der 
Strophen die gewöhnliche Versabtheilung der her- 
mannifchen vorzuziehen ? Böckh's neue Theorie, de- 
ren Entdeckung ihm /Jklwurdt ftreitig macht, war 
Hn. Thierfch noch unbekannt. Der Päan aus So- 
phokles üedipus dem Könige ift mit Recht durch- 
aus in Strophen und Antiftrophen abgetheilt; warum 
aber zwey kleine Strophen unmittelbar auf einan- 
der folgen follen , fehen wir nicht ein. In den An- 
merkungen fiiel uns gleich Anfangs die Behauptung 
auf, es fey bey Homer noch kein Zeugnifs davon, 
dafs der Okeanos die Erde umßröme. Völlig unbe- 
greiflich aber war es uns, in der Nachricht von den 
fm Texte vorgenommenen Änderungen ganz voran 
eine Form gXmudaijuti zu finden, welche von ixi'»- 
vüjLci für iXiiü ftammen foU. Hat tiw, wup oder 
Tivvüui u. dgl. )e einen Aorift in T«vvi!aa/fx« gebil- 
det? VI — VIL 

Leipzig, b. Steinacker: Flülfsbuch zum erßen und 
zweyten Curfus des grieckif hen JJerneutarbuehs 
von Friedr. Jacobs: beftehend in einer über- 
fetzung deffelben und hiftorifchen und mytho- 
logifchen Erläuterungen. Für den Lehr - und 
Selbft- Unterricht. Elfter Theil. 1807. VlIIu. 
fl4Ö S. Zweyter Theil. Hülfsbuch zur erften Ab- 
theilung des dritten Curfus. — Auch Unter dem 
Titel: Ir. Jacobs jittica ins Deutfche über- 
fetzt und mit einzelnen hiftorifchen Erläute- 
rungen begleitet, igoß. 242 «S. Dritter Theil. 
Hülfsbuch zum vierten Curfus oder zur zwey- 
ten Abtheilung des dritten Curfus. — Auch un- 
ter dem Titel: Fr. Jacobs Soktatcs ins Deut- 
fche überfetzt. 1808- ^49 S- Vierter Theil. Poi?- 
iijche Blumenlefe in deutschen metrifchen über- 
Jetzungen. — Auch unter dem Titel: Fr. Ja^ 
cohs grieehi/che poetifche BlumenUfa nebft Frie^ 
drich Thierfeh lyrijchem Jnhange zu demfelben$ 



S^9 



J. A, L. Z. F E B R ü A R r 8 ^ 5. 



(po 



in deuifehen nutrifch^n Überfetzungen. ifi^i» 
314 S. 8- (S^thlr. 8 gif-) 



Diefes Hülfsbuch fcheint uriÄ nicht nur unnütz 
fondern fogar fchädlich zu feyn : unnütz , in wie- 
fern tüchtige und thätige Lehrer nicht leicht davon 
Gebrauch machen ^ve^den; fchädlich aber, in \vie- 
fern es untüchtigen und unfleifsigen Lehrern ein Mit- 
tel an die Hand giebt, ihre ünkunde zu verdecken, 
und ihrer Unthätigkeit Vorfchub leiftet. Und was 
der Vf. S. V fagt : „Einige Lehrer wollen fich nicht 
auf den , ohnediefs fchon befchwerlichen und lang- 
weiligen Elementar -Sprachunterricht vorbereiten, 
und befaffen fich defshalb entweder gar nicht mit 
einem neuen Lehrbuche, oder erklären es obenhin, 
*fo gal oder fo fchlecht fie können, — und die mei- 
Tten können fich nicht vorbereiten, weil es ihnen 
an Zeit , - — und nicht nachfchlagen , weil es ihnen 
'an den ^azu nöthigen Büchern fehlt, " ift nicht ver- 
'mögend, unfere Behauptung umzuftofsen, und die 
Erfcheinung dieCer uberfetzung zu rechtfertigen. 
't)ber die hinzugefügten Anmerkungen ha| der Vf. 
felbft das Urtheil gefprochen, indjem er fich S, V 
die fehr gegründete Einwendung machte: ob nicht 
die hißorijchen und mythologijchen Erläuterungen 
gerade in den Element arjiun den unrecht angebracht 
jeyen , ob fie nicht die Aujmerkjamkeit des Schülers 
von dem eigentlichen Unterichte abziehen ^ und ihm 
das Behalten der ihm dadurch beyzubringenden gram* 
viatifchen Formen und Regeln erfchweren mpchten. 
Wie war es möglich , dafs die Wahrheit diefer Be- 
merkung den Vf. nicht von der Meinung zurück- 
brachte, dafs es nützlich fey, wenn diele Anmer- 
kungen von dem Lehrer vorgelefen oder dictirtf 
und dafs fie eine nicht unangenehme und auch nicht 



nutzlofe Abwechfelung in den trockenen Sprach- 
unterricht bringen würden? Wenn irgendwo, luufs 
in dem Elementarunterrichte die goldene Regel: 
Alles hat feine '/eit^ befolgt w^erden. Doch nicht 
blofs für aen Lehr - , fondern auch für den Selbß- 
Unterricht foll diefes Hülfsbuch beftimmt feyn , und 
>es foll zur Frivatwiederholung dem Fleifsigen, und 
zur Nachhülfe dem Zurückgebliebenen dienen , der 
feine Schwäche fühlt , und fich keinem Lehrer an- 
vertrauen kann und will. Uns fcheint « was den £r- 
fteren aiilangt, es hinreichend, wenn er nur das in 
den Leljirftunden Gehörte und Getriebene forgfältig 
und öfter wiederholt; was abi^r den Letzteren und 
-die Wenigen betrifft , die ohüe alle fremde ünter- 
weifung die griechifche Sprache erlernen wollen, 
diefen gerade das, dath dieje Üöerjetzungp wie der 
Vf. felbft S. VII fagt, faß durchgängige und zwar 
abßchtlicht mehr den Sinn als die Jf^orte giebt, 
nachtheilig zu feyn. Inzwifchen fö frey durfte 
doch keineswegs überfetzt >verden, wie S. 33, wo Af- 
ysraif ifafs&yjvai Xijva AaavSov (f>iKoa6(pov x. X. (S. 
Iß, 4) gegeben wird: Man fagt ^ eine Gans Jey 
vom Fhilojophen Lakydes ^^ geliebt worden. Der V£ 
fagt in den Anmerkungen, wo und wenn diefer 
Lakydes gelebt habe, und welcher Schule er zuge- 
tha>4 gewefen fey, habe er nirgends finden kön- 
nen. £r durfte nur den Diog. Laert. nachfchlagen, 
fo wie wegen av bi /noi ~ ir« jli\}/ov S. 2S , 3 Alci- 
phron. i, 7 nachzufehen war. Übrigens ift, wie 
Ichon die lahrzahl zeigt, diefe Uberfetzung nach 
der sten Ausgabe des griechifchen Elementarbuches 
verfertigt. Was die übri|;en Theile diefes Hülfs- 
buches enthalten, zei^t ihr Titel hinlänglich aiu 
Wir finden nicht nöthig, bey einer fplchen Arbeit 
länger zu verweilen. £» 



^a^mmmmm 



KURZE ANZEIGEN. 



SOHÖRB KARITB. fi^in, in der Realfchulbuchh. : Clo* 
linde 9 eixit Tragödie in fünf Actfn von Heinrich Löfu 18 n* 
»52 S. 8* C^ ^*) l^i^^' Drama, in welchem der GtgenlUnd 
aus dem befreyten Jei-tifabm des Ta0b mit poetifchem und 
fanft und zart empfindendem Geüle aufgefatst und mit ei* 
ner nälieven Veieiuigung der handelnden Perfon in dra- 
matifcher Foim nicht oline ßnnyoli bezeichnende Cliarak- 
^eriltik der fich fachenden , fliehenden und begegnenden Na- 
turen wie<i ergegeben , und nach freyer Wahl in ecfclmiei- 
diger Behandlung durgeltellt ift , ge-wAhrt fowohi wegen 
des Inhalts , ak -wegen der liebLicheni allmählich ans Herz 
fich ichmifgenden Sprache eine angenehme Lectüre , ob es 
gleich die Phantafie niclit in den höcliUcn Umfchwung , und 
in die vuUigfte, hefeeltelle Lebenstliitigkeit verfetzt, mid 
auch w^ohl auf dem Theater mit vielen Stellen Auge ^ und 
Geift noch zu leer und mi'lfsig lafl*en möchte. Indem es mit 
einer lyrifchen Gelindigheit und Anmuth gefchrieben iü, und 
iHir feiten aus der befchanlichen Ruhe des fpifchcn Ganges» 
in w^elchem der Gegenftand urfpriluglich erfcliien, mit mäch- 
tigerem Drange KxSix heraiu bewegt , erreiclit der henfcheu- 
de Ton und das Auf - und ADwallen der handelnden 
und leidenden Kräfte darin niciit die Höhe einer wirkli- 
chen 1 ragödie , zu welcher raelu* Gedrängtheit , mehr Reg- 
famkcit uud Kraft, mehr Ti'^fe des Gefimls, mehr Sturm 
der Seele, mehr Leidenfchaft bejr der höchiten Wttrde 



des GeiHes erfodert Wird. Diefem untereeordneten Stzei- 
te det thätigen Principe fieht man nur in einem Schau- 
fpieie %\3l^ uud obgleich Perfoncn vor uns aufaeten uud 
reden und handelu ; £0 bhsibt man doch ganz in der 
Stimmung und Empfindung, in djsr mifsigcn Theilnah- 
me , als wenn mau in der erzSlilenden Form ein 
TvirXliches Epos läfe. Man erhennt daraus, wie wenig 
die äufsere Form eutfcheidet, wenn nicht die inneren Ele- 
mente gebieten. Nur der letzte Act erhebt üdi über die ge> 
wühlte Sphäre wc^fames, leidend- thätiges Leben treibt die 
Perfoneu zu mächtigeren AuAreiigungen, uud giebt in dem 
vereinigten ZufamUienßreic der verfchiedenen Neigungen 
und Gefühle wenigfteus eine Ahnung rou einem höher wal- 
tenden Scliickfal« , in weidier .wir einer tragifchen Stim- 
mung in der That nahe find. Übrigens gewinnt das Stack 
auch defshalb nicht das volle dramatifclie Leben, und die 
gänzliche obiective SelbftfUndigkeit, weil die Perfbnen zu 
viel Aber Ach felbft reflecciren, uud handelnd fich auch nock 
obendrein felbft fchildern. 

Ciorinde heifst das Drama nach der Hauptperfons 
follte fie aber wiiklich als die Heldin einer Tragödie 
dafiehen: fo mflfste Handlung und Begebenheit, und das 
Intei-efie der übrigen Perfonen noch nlHer an lie gekofipit 
und das Ganze mehr mit Einheit auf fie aurOckgef O&rt ferii. 

T. Z. 



/ 



Sai 



J E N' A I S C H E 



33« 



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> -*■ » 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



FEBRUAR 



8 



B O T A N I K. 

Heidelberg» b. Braun; franz Jojeph Schslvers^ 
ord. Prof. der Medicin 2U HLeiaelberg, Kritik 
der Lehre von de/i Gcfchlechtern der PJiaitZß* 
i8i3. 86 S. ^ria. (9gr.) 

VY ir haben diere Schrift mit gro£»er B^^erde in 
die Hand genommen, in derHoBfnang» dann -wich- 
tige AaffchlüITe über Aoch unbeiuinnte oder unbe* 
achtete UmftMnde einer der wicbtigCten Phänomene 
des Lebens der Vegetabilien zm linden, ^wenigftens 
die jeta^ bekannten Beobachtungen und Erfabma* 

5en über die Befruchtung der Gewächfe aufs Neue 
urch genaue und reine Beobachtungen und Erfah- 
rungen g^^prüft, berichtigt, oder auch widerlegt zu 
leben. Wir haben un* aber in diefer Ervrartung 
fel^ getäuCcht» indem wir auch nicht Eine .neue 
ThatCache weder für, noch wider die Befruchtung 
der GewächCe und den Gefcblechtsunterfchied ge- 
uriHer Theile der Blumen '.wahrgenommen hab^n. 

Der Vf. ßellt folgenden Satz an die Spitze feiner 
Abhandlung: »«D/d Stemuel find > das weibliehe G^ 
ßhlffht , die St^ubgefäfse ßnd dar niännlicke G«> 
fchlecht derPJi£tn7Le ; der Biumenftaub f.v/>n der JNar- 
^ ^fi^ßornj^ten^ bejruektci den i£eim^\ und fügt 
dann fogleich hinzu: diefs fey die allgemein herr- 
fchendeYorßel)ung, und w«rde fo nicht etwa bild- 
heb, fondern in der Wirklichkeit von den Botani- 
kern eben fo gedacht, w^ie bey den Thieren ddr 
mänuliche Saft den weiblichen SchoX« »befruchte. 
Ehe wir uns aber weiter wenden, muflOen wir den 
%mß Grunde gelegten $au als falfch und unrich- 
jtig beftreiten. Denq da» ewig unwiderlegliche 
Factum ift diefes: das Pollen, auf die Narbe ge- 
bracht, entleert fich feiner Flüfligkeit, vermifcht 
fleh mit derjenigen, welche aus der Narbe aus- 
fchwitzt, und nach dem Verfolg von einiger Zeit er- 
fcheiut oder «ntfteht innerhalb der Häute — in dem 
fiiiriigen Inhalt — der Samen ein Embryo , und erll 
hieraus haben die Naturforfcher die höchft wahr- 
fcheinliphe Hypothefc gefolgert, dafs die Befruch- 
tung der Samen der Pflanze^ auf ähnliche Art^ als^ 
bey den Thieren gefchehen dürfte , dafs der Staub- 
faden-Apparat dem männlichen Gefchlecht derThie- 
.][e, das .Ovarium mit feinen ^ppertinenzen aber 
dem weiblichen entfpreche* 

Der Vf. tritt nun fuit Tournefort^ MölUr^ Smel- 
/i^und Si(C^er als Gegner diefer eingewurzelten 
Lehre auf., und verfpricbt folche auf zwey Wegen 
SU prüfen :. Erftli<^)i i^ch natu^phi]oCppiu£ch«a f rin^ 

/. ^ L, Ä löiS* J^M J*«"^' 



cipien, d. i. aus der Natur des vegetativen Lebens 
8u zeigen, zu welcher Entwickelung in ihm die 
zeugenden Kräfte gelangen können, und dafs' die in 
der herrfchendcn Lehre ausgefprochene Entv^cke- 
lung dem vegetativen Leben widerfp reche; oder 
Kweytens, indem man die Gründe, worauf diefe 
Lehre beruhen folle, nach der Reihe unterfuche« 
Der Vf. verfpricbt den letzten Weg zu gehen ; wir 
w^erden fehen, ob er diefs Verfprechen gehalten» 
und wie er e^ ausgeführt habe. 

Aus den erften Verfuchen übet die Sexualität der 
Gewächfe von Camerer und Bradley (nicht Brodley) 
mit dem Ricinus und den Tulpen laHe fich weiter 
nichts folgern , fagt der Vf. , als dafs , „wenn in ei« 
ner Blume die Antheren genommen w^erden, das 
Germen nicht die Ausbildung und Reife erhalte, dafs 
alfo der Pollen nothwendig zur Vollendung der 
Frucht fey." Das Pollen aber (wunderbar genug 
macht dier Vf. gegen allen Sprachgebrauch Pollen zu 
einem Mafculinum, ob er ihm gleich alle männliche 
Kraft ableugnet —) könne eine der Reife des Germen 
nothwendig vorausgehende Excretien feyn (diefs hat 
'Toumefort fchon behauptet), fchon die Amputation 
der Filamente könne, wie jede andere Verletzung, 
fchaden. Übrigens fey diefer Einflufs (des Pollen) 
nicht fo allgemein, daCi er als Gefetz aufceßellt wer- 
den könne; denn die Natur gebe felbft durch die 
Monoecie gleichfam einen Wink für die Möglichkeit 
einer heilfamen Befchneidung der Staubfäden ; noch 
mehr gelte diefes aber bey der Dioecie, wo das 
fruchtbare Gewächs nur fruchtbar fey , in fofern es 
felbft vom Blumenftaub befreyt worden. — Sollte 
aber der Vf. nicht w^iiTen, dafs in manchen Fällen, 
wie in vielen Familien der Thiere, .die männliche 
Pflanze von der weiblichen in Foliatur, Habitus, 
Gröfse u. f. w. verfchieden ift, dafs mit diefer Tren- 
nung alfa noch mehr gegeben ift, als' die blofse 
Scheidung fonft gepaarter Blumentheile? Mufs daher 
aus diefer Vereinigung oder Trennung der bekann* 
ten Organe nicht vielmehr das tieffte Eingreifen der- 
felben in die ganze Organifation der Gewächfe ge* 
folgert werden? Hätte uns doch der Vf. das Gefetz 
bekannt gemacht, und die inne^-e pbyüfche Urfache 
entdeckt, worauf es beruhe , dafs nur 'in und durch 
die Trennung der Gefchlechter die wirkliche Be- 
fruchtung möglich werde ! 

Die hehanntenfpailanzanifchen Verf uche mit Cu- 
eurbita Citrulvs JL,, und die Verfuche- C/iin#rffr'r 
und LtOgan*s mit Zea Mmys L. werden nun kurz er- 
sählt, und daran» der Schlufs gezogen , dafs, da bey 
dielen Verl^Mihen die Pflanzen lämmtlich nach ver«« 

41 



33? 



JENAISCHE ALLG. LTTERATU[R-ZEITüNO. 



504 



heriger forgfältiper Entfernung der Äntheren und 
Antheren tragender Individuen doch einige, Wenn 
gleich nur wenige, reife keimungsfähige Samen ge-' 
tragen haben« die Samen (mit Einfchluf» d<8 Km- 
bryo) demnach ihre völlige Reife ttnd Ansbil* 
düng auch ohne materiellen Beytrag des Pollen er- 
halten können. Der Vf. hat allerdings Recht, "wenn 
er behauptet, dafst wenn aucli nur ein einaig^^ volU 
kommenes Samenkorn ohne den Beytritt des Pollen 
(wir möchten lieber fagen: ohne denZufammentritt 
der zwey bekannten Feuchtigkeiten) entfteht, die 
Sexualität der Gcwächfe auf fehr fchwachen Füfsen 
ftehe. Die unendlich vielen directen und indirecten 
Erfalirungen , Beobachtungen, und Verfuche über die 
Analogie der Sexualitätserrcheiiiungen bey Thierea 
und Pflanzen berechtigen uns aber vollkommen^ dem 
Yf*. den Beweis für feine obige Behauptung aüfeule* 
g^n , ftatt dafs er noch weitere Beweife und Verfu* 
che von den ^ek^nnern der eingewurselten Lehre 
verlangen kann. Denn nur derjenige itt im Stande, 
von der Beweiskraft der Verfuche SpallanzanPs (def* 
(en. Autorität dem Vf. in diefem Fall fo tineadUcb 
viel, gilt), Cam^r^rV und Xo^anV zu urtheilen, wel- 
cher durch Mgene Erfahrung die grofse Schwierig« 
keit einer fehlerlofen Ausführung dfirfelben hat ein^ 
(eben lernen , -— doch wir kommen weiter uiiteu 
wieder hierauf zurück. 

Die berühmten Erfahrungen Geoffroy^s mit dem 
Terpentinbaum, und noch mehr CneditfMsf JtdöU 
rcuter^s und Eklebens merkwürdige Verfuche mit 
dem CJiamaerops kumilis ftellt der Vf. in eine Kater 
gorie mit dber Wirkung, welche dasfiefchneideu der 
Wurzeln und Afte, das Schröpfen d^r Rinde und die 
Entziehung des Nahrungsftofts überhaupt, an einigen 
fonft unfruchtbaren Pflansen bervorbriugt,. indem 
«rfagt, dafs „der Blumenftaub als ein das Wachi^ 
thum befchrlnkendes tödtend«^ Gift ( ! ? X ^^ ^ 
l^arbe wirke;: diefes gefchehe durch das im Pollen 
wohnende und über die Pflanzehnatur hinaiuftre* 
bende Öl; mit diefem Übergange in CH fterbe da» 
Bflanzenwefen ab, und debwegen fey in ihm die 
das frifche S^roiTen des ^eiynen bändigende Macht.'f 
(Man vergleiche noch weiter unten, \¥i» der Vfc 
von dem durchbrechenden (H S.6s und 69 dichtet.) 
Wie pafst aber diefer Traum zu der Erfohrung , dafs 
bey weitem der gröfste Theil der Keime, felbtt in £a* 
Tinofem und fleifchigem Albiunen, vqn der Natur mit 
einem Öl, und zwar nicht feiten mit einem äufseift 
fcharfen, beynahe kaußifchen Öle» als mit einer 
nothwendigen Speife für daa erfie zarte Leben dec 
Keimpflanze verleben worden iß? Und gidbt es 
«icht auch mit ätherifchem und fettem Öl ^träi^te 
Wurzeln ? Möchten doch die Naturphilofophen un* 
lerer Zeit vorher die Natur aus ihren Werken kennen 
lernen, ehe he diefelbe in ihreGefetze zwingen wollen I 

In Hückflcht einiger, die Befruchtung vermit- 
tislnder äuTserer Umftände, nämlich ^urch Infecten 
und den Wind , nimmt der Vf. ala ausgemacht an, 
dafs die erften, nämlich dieinfecten, namentlich bey 
der Caprificalion blofa m^ghanifch wirken». iaJismk 



durch die. Verletzung des Pericatpi die uberflufn^e 
keimt;ödtfnde Feuchtigkeit entzöge^ werde, darhit 
der Same aus ficli felbfl reifen könne', und erklärt 
Linni's^ Kö'renter's , Sprengeles u. A. Beobachtung 
gen in Rtickficht der Nothwendickeit des Beytritu 
der PollinarfeuclHigkeit vermiuelu der Infecten xur 
Befruchtung der Samen für ein Mahrchen , dem ein 
wirklich -enlfche i d endc r Verfueh abgehe. Dafs die 
Feigen bey uns keine reifen Samen geben — wenn 
diefs anders wahr fey. — «Jiegfe im Rnma, und dafs 
diefe Frucht, wenn fie in wärmeren Ländern die Ca- 

{»riflcatibn nicht erfahren habe, nur taube Saincn 
iefere, ftehe noch zu beweifen. Wir wollen dem 
Vf. die erfte Behauptung wirklich zugeben, ^veil die 
Erfahrung lehrt, dafs Oewächfe ans wärmeren Zo* 
nen öfters alle Blumentheile in ihrer ganzen Eutwi* 
ckelung liefern, mit Ausfchlufs des PoHeu, wel- 
-chesnur in leeren Sätken befteht, ohne eine be* 
fruchtende Flüdlgkeit zu entkalten. Möchte una 
doch der Vf. gezeigt haben, warum das- Gewäcrht, 
wenn die Natur nicht durch den Wurzelapparat u. 
f. w. für fein längeres Leben geforgt hat, doch fter- 
be, wenn gleich — um in des Vfs. Sprache zu fpre- 
eben — „der Pollen — ak der Ent Wickelung der ci- 
genen Schranke des vegetativen Lebens — nicht zum 
Ausbruch und der Erfcheinung der auf ihrer Spitze 
gelangenden Triebe, dem aus einander geriflenen 
Wachfen der verftäubten Innigkeit gelangt ift.^« 

Gegen die Be^hülfe des Winde», und derBev^e^ 
gunff der Luft überhaupt, zur Befruchtung der Ge- 
Wächfe führt 3er Vf. abermals die Autorität SpaUan- 
%ani*s gegen taufendr«ltijge gelehrte und ungelehrte 
Erfahrungen auf. Die Einwürfe O. Sptengel^s^ ff^ill^, 
■denou^s u. A. werden damit niedergefchlagen , daG| 
der Vf. eines Theils SptUhmtani üb^r alle Sellrfkäu- 
{chung erhaben glaubt;- anderen Theils aber- be* 
hauptet, die verfchiedento Gegner diefes Naturfor- 
schers mülTen das nicht gelefen haben, was er in 
Abficht der gebrauchten Vorfichtsmafsre^eln bekannt 
gemacht hat. Den berühmten und ' fonft äufserft 
vorfichtigen und genauen Naturbeobachter Spallan- 
zani können aber bey feinen hier fo wichtigen Ver- 
fuchen mit dem Hanf zwey Umftände getäufcht !§»> 
hen, und haben ihn auch zuverläflüg getäufcht. E^ft- 
lich bemerkt SpaÜanzani felbft , d&s der Hanf hiu- 
fig einMonoecifte fey; wenn er nun, vermittelft fd- 
nesVergrÖfserungsglafes, auch alle verflechten mann* 
liehen Blumen nach und nach entdeckt und entfernt 
bat: fo konnten und mufsten einige Ovarien durch 
-die Opieration der Amputation befruchtet irorden 
•Teyn. Wir wollen aber auch zugeben , dafs Sp. fö 
glücklich gewefen fey, lauter rein vreibliche P^an^ 
sen zu erhalten: fo ift zweytens eine unerläfsli«^ 
che Vorficht bey den Verfuchen verfäumt f. nämlich 
diefe, daüs er die Pflanzen nicht einzeln aus den 
Samen in verfchloITenen Oef^fsen erzogen , fondenl 
im Freyen gepflanzt , und erft alsdann verfetzt hat, 
M er die v^iUicfaen Pflanzen von den männlichea 
unterfcheiden konnte. Nun ift es aber bekannt 
(und naitntHch beym Hanf 4er Fall), dala die mäna^ 



Safi 



PEBRüAR'i^iJ.' 



Hfl 



, liehen Pflanzen m derMonoeci^ nnd Dioecie.meh- 
tere T^ge , ja Tagar ei^iige Wochen vor d^ii weibli- 
chen qntwickt'lt find;, ef )ft ferner bekannt — r und 
der Vf- bat in dief^o* Kritik TtilbA Belege hie«iu ange- 
führt — , dab das Pollen lange 2^ir, ja fogar ein gan- 
j^ft Ja)nr hindurch fein^ befruchtende Kraft behalten 
Könne. Wir folgern demnach« auf andere Erfah- 
ruugtu (nicht Häfonuement»} geftüt^t , dab ßch öpal- 
lanzam in diefen Beobachtungen wirklich getauscht 
habe, indeai feine Pflanzen fchon yor dein Verfe* 
tzen und dem Abfchlab vor dem Wind durch (ilüs 
und Thtire durch einige früher reife männliche Bin- 
men theilweife befruchtet waren. In Rückhcht des 
Bingelkrauts {MeKcurialis annua Ij.) fehenkt der 
Vf. den fpaUaiizanifchen Vermuthungen wegen der 
Fruchtbarkeit der weiblichen y Pflanzen ohne den 
Beitrag von Blumeixßaub ihrer Art ebenfalls unbe- 
diugten Glauben , mit der. merkwürdigen Vermu- 
thiing» „dab bey gefellig vegetifenden Gewlichfen 
4er gefeUige S^nd felbß ^ur Vollendung nothwendig 
feyn könne, nicht wegen der Beßäubung, fondern 
veiL^iues in des anderen Atmofphäre lebt.^* Auf 
welche* wirkliche Factiun der Vf. diefe gewagte Hy- 
pothefe ftutzen mag« iß Kec unbekannt. 

Als einen w^eiteren Beweis» dafs Infecten und Win- 
de unihfttiff bey derBefruchtmig derGe>vächfe feycn, 
führt A&P Vx« die Seltenheit der Baßarde in botamfchep 
Garten , und überhaupt in der freyen Natur an { die- 
fcr Einwurf gegen die Sexualität der Gewächfe fey 
TOn folcber Schwierigkeit,; dafs ihn die Sexual ißen 
nie beCeitigen werden, auch habe ihn. noch keiner 
beantwortet; Rcc. glaubt aber, dafs defswegen noch 
Biemand auf dieitu Einwurf Kückücht genommen 
habe, yv^eil feine Uaftatthaftigkeit zu fehr am Ta- 

Sc Uegt4 Di^fs diefe Baßardbefruchtungen iu der 
reyen Natur nicht Statt haben, ift> wohl in dem nän^ 
Heben GruHd zu fuchen, weil der Aße heb nicht 
mit dem Meerfchwein , der Straufs nicht mit der 
Heime, der Salamander nicht mit dem Frofch u. f. w. 
begtttten . kann, bie Baitardbefruchttingen von Ar- 
ten nake unter heb verwandter Gattungen, z. B. 
Primalä ttnd Androface, Malva und Hibifcus u. f. w., 
^ felbß von mehreren Arten derfelben Gattung, wa- 
ren und bnd , ungeachtet der angeßrengteßen Mühe 
und Geduld , inmier ohne Erfolg : um wie viel we- 
niger wird eine folcbe Befruchtung im^ Freyen ge- 
fchehen bey der überwiegenden Affinität der Be- 
{ruchtungsftofte ein und derfefbeuArt und der Hete- 
TOgeneität^ diefer Stoffe bey verfchiedenen Artei»! 
Dicfes beurkundet fich auch wirklich (gleich den 
Hund- 'lind Pferde - Ra^en ) durch die an den Varie- 
aten von Diantjius , Primula, Papaver, des Kern- 
Obftcs u. f. w/iu den Gärten Slatt'habenlferfBefrücK-' 
tungen in»Bildung neuer Spielarten. 

Pa der Vf. die künßlichen Baßarde, in welchen 
die bffentliche Meinung den ficherfien Beweis für 
die Befruchtung z)i beßup» ^glaube , nicht leugnen 
kann: fo beftreitct er, dkTs diefe Erfcfreinung auf 
dem Wege der Zeugung erfolge, und behauptet, 
dafs c§ nur eine Ampfung fey, ^vrobcy di^ Impfung«-, 



\^e!fe die VerfchiedenheiieB gebe. Det Vf« 4v#^)f 
Ach hierüber folgendermafseja ans: „Bey d^^n ger 
.wohnlichen Ernten fey nur eine Vermittelung unter 
und zwif eben den zM^ey Eigenheiten (d.i. zwifcbep 
Impfling und Ernte), nicht aber eine einige -(foH 
wohl heifsen inni&e) Durchdringung. Soll di^e 
gefchehen: fo mufs fie (die Impfung) da vorgenonu- 
mcn werden , wo die Wurzel und das Auge der Vo^ 
^etation noch nicht im Gegenfatz^ der Entwickelumr 
find. Diefer Zußand iß aber im Samenkorn. 1$ 
das Samenkorn nocli Celbß im Werden (unreifes Ger» 
mcn ) , und wird ihm nun der fpecififche Saft der 
anderen Art eingeimpft: fo liegt die Vermittelung 
im Ganzen. - Die Pflanze wächji aus der Femiitta^ 
lung hervor^ da ße fonfi nur zur Fermittelung überr 
geht , mithin könne im letzten Fall nicht der Gra^ 
von Mittelfchlag erzeugt w>5rden , welcher im erften 
Fall entfieht." Aus diefen Prämiffen fucht der Vf. dif 
Verfchiedenheiten der Baßarde zu erklären, und 
nach dem Rohen oder Edlen des Auffatzes (der flüf- 
figen Ernte) den Grad der Ähnlichkeit mit den Al;> 
tem auf Gefetze zurückzuführen. In wiefern aber 
das Alles, was deriVf. hierüber räfonnirt — dennVep- 
fuche find ihm nicht gelungen — , zur Widerlegung 
der gangbaren Meinung; über die Zeugungsfähigkei^ 
der Gewächfe dienen loll, fieht Rec. nicht ein, da 
er nicht einmal in das Wefen diefer merkwürdigen, 
dem gewöhnlichen Emtungsprocefs völlig heteroge- 
nen , mit vielen Phänomenen der animalifchen Ba- 
ftardzeugung aber fehr analogen Erfcheinungen ein- 
gedrungen ifi. Wäre nicht hier der Ort gewefen, 

"wo uns der Vf. hätte belehren follen, wie der Keim 
in der FHifligkeit der vegetabilifchen Ovarien ef)tf 
fiehe, auch ohne den Beytritt befruchtender Poli- 
narflüffigkeit ? Und foll es durch Impl^iUg (wohl 
einer älmlifhen als bey animalifchen Ibrankbeitsßof- 
fen?) gefchehen: fo iß diefs Phlnoinen von deitl 
Vf. eben fo wenig erklärt , als es durch feine natur«- 
philofophifchen-Floskeln nur die mindeße Erhellung; 
erhalten hat. * - • 

' Über diejenigen Erfcheinungen , • welche ficll 
Eur Zeit der völligen Entfaltung der Blumen und ih^ 
Ter Theile als Beizbarkeits* Phänomene zeigen^ un4 
^heils als Bedingungen theils als befördernde UAr 
ftände zur Befruchtung angeCehen w^ord^n find, köa^ 
nen wir uns defswegen um fo kürzer faflen , weä 

^ die Bewegungs - Erfcheinungen der Narbe und der 
Staubfäden fchon von früheren Naturforfchem ^k 
JLebens* o<ler Begattun^s-Äufserangen befiritten yvtot> 
den find, und wir, einige naturphilofophifche An^ 
Ächten dei Vfs. Ausgenommen , nichts Neues in diei 
fcr Darßellung angetroffen haben. Die Oefchichte 

' undBeyfpiele diefer Erfcheiungen find gröfstentheilv 
aus i^/i^Jr^ui Abhandlung von der Neigung der Pßait* 
zeitf JicJt zu begatten^ ausgehoben. Das Refultat die^i» 
*fer Uiiterfuchung iß ungefähr folgendes: Die Aunär 
herung der Narbe zu den Staubfäden und umgekehrt, 
das Platzen der Antheren und des Pollen findiia«- 
4ürlich nothwendige Folgen der Entwicklung nach 
den Gefeiten der Pflanzen*MetamorphoCe, und das 



J9f 



J. A. LT a R E -B K Ü A Tl 



8 



99a 



3ege^m clicfer Theile zu dem beftimmten Zcit- 
piüict erfolgt au» dem inneren Leben diefer Organe 
um ihrer felbft %villen, und ift blofs zuföllig. Kec. 
ivill nicht in Abrede feyn, daf» mehrere Naturfoi^ 
fchdr bey der Anficht diefer Erfcbeinungen -Geh zu 
fehr von der Analogie thierifcher Bewegungen Jiaf- 
ben Irinreifften laffen, und daher den Gewächftn eine 
Art von Willkühr bey diefen Befruchtungs-Phäno- 
menen beygelegt haben; deffen ungeachtet können 
Vir aber diefe Bewegungen und das Begegnen der 
genannten Theile nicht für zufällig halten , gleich- 
wie es unmöglich zufällig feyn kann , welchen in» 
neren Bau eine gewiffe Pflanze habe, um das zuCeyn» 
w^s fic -wirklich ift. Der Vf. hat überhaupt dieEi- 
genthümlichkeit im Bau mehrerer Blumen, 'welche 
auf die Nothwendigkeit der Einrichtung in Hinlicht 
tfes Zwecks der Befruchtung hin weift, gar nicht be- 
tückfichtigt ; und andere Erfcheinungcn , die in fei- 
ne Erklärungsweife nicht paffen , ganz übergangen, 
B. B, an der Parnaljia^ Paraffetalifera odorata 
fVendl.^ Jrurrtf Falifneria etc. Der Vf. fpricht auch 
liier viel von yerjiaubung und zerfallener Leiblich" 
keit als dem Zeitpunct der Reife des Pollen, und 
Ton Beßäubung^ als dem Act der Befruchtung felbft; 
es ift aber diefe Vergleichung bey weitem nicht all- 
gemein genug , als dafs der Ausdruck paffend , und 
die Bedeutung wahr feyn könnte. Hat der Vf. auck 
keine eigene Beobachtung über das — fehr feiten bey 
der wirklichen Befruchtung Statt habende — Zeirpla- 
tzen des Pollen : lo follten ihm doch Ledermüller's 
und Howard*s Beobachtungen hierüber bekannt feyn, 
^enn er auch K^lreuter^s vielfältigen getreuen Ver- 
fuchcn hierüber keinen Glauben beymeffen wiH 

Wenn man endlich die Nothwendigkeit der Be- 
lläubung der Narbe auch zugeben wt)lle: fö fol^e 
daraus doch noch nicht , dafs diefe Beftäubunng die 
Befruchtung, und dafs das Pollen die männliche Kraft 
des Gewächfes fey, die Beftäubung diene nur zur 
£raeugung der Keime des Ovarium. „Denn — Tagt 
der Vf. — es ift unmöglich, dafs irgend ein Gefchopf 
Hermaphrodit fey. Der innere Wechfel von Männ- 
lichkeit und Weiblichkeit des eigenen Lebens fchlägt 
bothwendig in eins diefer Exueme , welches wieder 
des» anderen bedarf; kann aber nicht zu beiden Ex- 
tremen felbft gelangen , kann nicht die Mangelhaf- 
tigkeit und das Bedürfnifs überwinden. Nur das 
hunmlifche Leben der Natur ift Hermaphrodit, ift 
ewige Zeugung aus und durch lieh felbft.** Nadi 
der bisherigen Beobachtung fehlen es» als ob mit der 
Abnahme der Ausbildung un^ Vollkommenheit der 
Organifationen die Gefchlechter ftch immer* nliher 



rücken, bis (ie endlich bey den ni^erfteh organifche n 
Gefchöpfen in de^ Gemmen zufümmeiifliersen, d, l. 
aufhören. ' l'Vir lernen ferner voii dem Vf., dafs das 
Keinitn der Samenköner in der Erde erft die Zeit 
der Befruchtung im Gewächfe fey. Das PoHtri be- 
fruchte nicht das Germen, diefes fey noch nicht ein- 
mal Keim, fondern werdender Keim. Der Antheil 
des Pollen, für die Vollendung der Frucht fey alft) 
hur in der Erzeugung des Keims des Ovarium, auf 
welche dann die Befruchtung in der Erde erfolge: 
in ihm (dem Pollen) fey das Mom'ent der Keife, des 
Todes, woraus die Verjüngung fprofle, auf die Hö- 
he der Entwicklung gekoranien. Wir wollen die 
Lefer felbft über diefe Weisheit urtheilen und ratbeu 
laflen, %voher der Vf. diefe Entdeckungen geholt ha- 
be. Wir finden wvder von der eigenthümlichen or- 
-ganifchen Bildung des Pollen, noch von feinen phy- 
fifchen Eigen fchaften, Geftalt, Mengen- Verhaltnifi, 
chemifchen Mifcbung u. f. w. , als höchft wichtigen 
Factoren bey der Berechnung feiner Wirkungskraft, 
die mindefte Erwähnung. 

In gleichem Geift und Sinn , wie die letztere 
Probe, welche wir unferen Lefern vorgelegt haben, 
ift auch das Bild des eigenthüfnlirhen I ebens^r Pffan" 
ze entworfen, womit der Vf. fein Gebäude befchliefst 

Zum Nutzen und Frommen derjenigen Naturfor- 
scher , "^velche etwa die fpaüanzanijdun Schriften 
nicht felbft lefen können , oder lieh auch nicht die 
Mühe geben möchten, diefe Quelle felbft £u ftndi- 
ren , find die beiden Beobachtungen über die Schild- 
undWalTer- Melone, fo wie über den Hanf, aus def> 
fen F'erjuehen über die Erzen grdngsmgchätxgt. 

Ob nun- gleich die Acten über diefen btreit nbdi 
nicht gefchloffen find , denn der Vf. hat uns verfpro- 
clien, durch naturphilofophifckePrincipien Aprion 
zu beweif en^ dafs die Gewikbfe keine Sexualität be- 
fitsen können: fo glauben ivir doch, nach den anti- 
cipirten Beweifen zu urtheilen , wovon wir unfe- 
ren Lefern Proben vorgelegt haben, dafs uns diefe 
Beweife eben fo wenig überxeugen dürften, als die 
Gründe, w^elche wir in der vurlregenden Schrift 
fchon erhalten haben. Wenn gleich der Vf. vor fei- 
nem hohen Tribunal mit mitleidigem Blick auf die 
der Sexualität der Gewächfe zugethauen Glliubigen 
-herabfieht: fo nimmt fich doch Kec die i'rtyheit, 
den Vf. zu bitten, er möge uns die Gefchlechtlolig- 
-keit der Gewächfe durch eben fo genaue und fchöne 
Ferjuche darthun, wie die kölrevterjcheu uns von 
der Sexualität derfelben überzeugt hat)en. Tum no* 
bh erU mßgnus ApoUoi 

« Ae » « 



FORTSETZUNGEN. 



Prag 9 b. Calve: ökonomif che Neuigkeiten und Verhand" 

langen. Zeitfchrift für alle Zweige der Land- und Haut« 

»Wmüfchaft, desForfi- undjagd* Wefens im öfterrei^hifchen 

l^aifi^thuip. Uflraua^egebM» von ChrijUan Karl Andre. 3 — 8 

Heft. igia. 6.8&— 5^^* 4* (ß- diBtlep. Jahrg. i^ii, ^0.259.) 



Halle • b. Kümmel : Jonrnal für Prediger. 58 B9aie$ 
k tt. 2 Stück; Auch tmter dem Titel: Neues Joumüt für Ire* 
^iger. 33 Bandes t u. a Stüdu igia tt«* 1813, Von j^» « b«! 

*>4- 8- C»^S»-> ' 



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ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



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^RSJUtTNGSSCHRIFTBTJ. 

Rt&L, b* Schmidt: fVinterpoJiiUe oder Predig* 
tcu an. den Sotin* utid Fe/t- Tagen !»on Advent 
bis 4J (lern. Von Claus Harms ^ Diacomis inLun« 
4en iin PlorderdithmarEckeii. Erfle luul zweybc, 
Jjie und da veränderte Auflage. \Bi£. 308 S. Q. 
(iRtUln 8gr.) . 

EbendafdbTl: »5omiiw;;/j/?Üfe oAet TreSigten an 
den Sonn -und teß^ Tagen von Ojiern bisyidvent.^ 
Von Claus Harjus, Erfter Theil. Von Ofterii 
bis zum neunten ' Trinitatis. iß^^* ^S8 ^* 8* 
<i RtWr. 6gr.) 

jLJit vorliegenden Predigten tragen eine Originali- 
tät an üch, die nothweudig für den Vf. dnnehmen 
niufs. Denn unferem BediinXen nach ift die ächte 
Originalität viel woniger in dem Einzelnen einer 
•Kanzel rede zu erkennen^ als in dem Ganzen. Aus 
der Wahl des. HauptfatzeÄ, aus derart, wie derfel- 
be mit dem Text vedini^pft, oind ^aim in feine Glie- 
der zerlegt wird, am dem Gange » welchen die Ein- 
^-itung von. einer durch d^s Jf ndividuellc •hervorgcrtt- 
icnen .Reflexion auf -flen Hauptgedanken, und wel- 
chen der Sclilufs \viederum durch unmittelbare üe- 
xiehung auf den Sinn und 4as Gefühl der Hörer zu- 
rücknimmt ^^ anöchte am fichi^ften das Originelle 
liervorgehn. Rec. geßehti daTs er ficfh mit Befrie- 
digung und wahrer Erbauung in diefe -Predigten 
iiiieingelefen habe : fo vieFErnft und Liebe für das 
'Ano(t, das die Verföbnung predigt mit Gott, fo vid 
^vangt^lifcben SiUn.» fo viel Worte des Lebens find 
ihm darin entgegengekommen. Eine Stelle, die in 
^cr Vorrede aus Heydenreich an^e^qgen wird: „Wo- 
nige Schriftfteller drücken mit ihren Ideen zugleich 
das innige Interofl'e aus, mit welchem (ie gebildet 
V»rden., und von di^lTen Wärme befeelt (ie ih leben- 
diger Geftalt hätten hervorttetien foUeir^ ^ — möchten 
Wir ganz -auf den Vf, anwenden. Denn eben da- 
durch wird er originell, dals er nirgends feine Sub- 
jecüvität verbergen mag, dafs er den inneren Seelen- 
zußaud^ Welcher feine Ideen entwickelt, das Fer- 
mcüt, möchten wir fagen, wodur<ih üe gezeitigt 
und beleb^ wurden^ ja felbft den innerlichen V\fi. 
deiftreit^ der ihrer freyen Ausfprache vorherging, 
nirgenä^verheelti daCs ilin keine Scham abhält, felhß 
feine Seh wächeii einzugeftehn, und dafs er, weit ent- 
fern^ van dem Öiinkd ay«|Cher geiftlicher SpVecher^ 
Welche die Spann eji;»,«|i^ welche lie' etwa höher 
ßehn als die ZuhörerJ ^m zu Meilen verlängern 
möchten , viel lieber üch auf die Bänke neben fei- 

/. A. X, Z. iAii. . Mrjier Sadd, 



men Znhbrem liiederli^se. ^Dibeyift'^r jefloch äbe^aÜ 
der Würde feines Amts und des göttlichen Befuf« 
eingedenk, vermöge deffen er auf der heiligen Stätte 
fteht. Er vergiebt fich nichts in Rücklicht des 

.Ernfies und felbft der Strenge, womit «r den Zuh&- 

rremihrc.ftttlichen Gebrechen vorhält, und dieB^ffe^ 
rung einfchörft. Das Nachdrückliche; das Unfcho- 
nende, das Apoftolifdie in diefem Theil feiner Vor- 
träge ift nicht das Geringere., >1refshalfo wir ihreft 
Werth hbher anfchlagen. Doch es wird nöthig feyrt, 
den Charakter diefer Predigten .noch .mehr' im De- 

-tail darzulegen. 

Einige deßfdben lind über ^ie gewöhnlichen 

^vangeKa«, die mehrßen über freye Texte und be- 

.foodets epiftölifche gehalten. »Die Wahl derfelben 
entfpricbt det jedesmaligen Abhandlung, und der 
Text ift mehr als Überfchrift. Giebt er ewar dem 
Vf. nicht den Gang feiner Ideen an, oder leitet er 
ihn weniger zu analytifchen Vorträgen : fo dient er 
ihm doch 'immer als die Stimme von Oben, die ihh 

'begeiftert, und die ihn in den Ton und die Weife 
feiner Rede einführt. Wie der Vf. überall auck 

'den Schein des Künftlichen flieht: fo seigen dieb 
feine Eingänge. Sie fuhr^i mehrentheils auf dena 
nächften Wege zur Sache, und berühren immer, melrr 
oder weniger, das individuelle Interefie des Redners 
für den abzuhandelnden Gegenftand. Gern wenden 
fie fleh an das Gemüth des ZnhÖrera, und fuchen die- 
fes zu bewegen, zu befchämen, zu erfchüttern, di- 

'mit nach und nach der ganze Menfcb an die geiftt^ 

*!ge Speife, die ihm das Chriftentbum darbietet, an- 

fezogen werde. Rec. ift mit diefen Eingängen Voll* 
ommen einverftanden, und rühmt es^ dafs der V^ 
'in ihnen häufig die ganze Kraft feiner herzlichen 
Beredfamkeit walten läCst, um den Zuhörer für fei» 
:nen Gegenftand nach dem religiöfen Moment zurti 
Voraus zu erwärmen. Auf folche Weife kann diefer 
f iift nicht anders , ^Is mit Theilnahme folgen ; — an- 
ftatt dab ihn manche Redner durch ihre Eingänge 
auf weitläuftigen Umwegen herum führen, die oft 
^enug, wenn nkaii der Sache nahe war, wieder di- 
von entfernen. Jene Künft, welche aus der übeiv 
Tafchenden Verknüpfung irgend einer f ei twärts He- 
genden Reflexion mit dem Hauptgedanken hervor- 
leuchten foll, und worin mancher Redner feine 
Stärke in dem Eingange fucht, gehört oft ganz al- 
lein zu den Spielen eines ei tehi'Witzes, der am we- 
'nigften dem chrißlichen Lehrer geziemt. Vr$] beifer 
ift es , fich im Eingange nahe an den Gegenftand 
der Rede zu balten., ihn, fofern er vorbereitend ih 
das Ganze eingreifen foll» auch mit einziger Rück- 



S3^ 



»ENAIiSCMRALL«. LLTEILATUa^ZEltüNÄ 



33« 



Itcir'attr^lbfi HaTrätzwecK zu be&fbeitcil ,. un<^ darum 
Ton äem Intereffe , das den R^diier- füi- femeiv Ge- 
genßand erfüllt ^ auch dem Eingang ein wichtiges 
Theil- anzuwenden. -— Anfangssebete hat deci.^L. 
Yiichty. und man. vermifst fie wenig, indem fich oft 
genug fein Vortrag da in Gebet auii«ft , wo auch die- 
Zuhörer am ficherft^n von Herzen einftimmen werden. 

Vorzüglich läfst lieh in der Wahl der Hauptfätze 
jiieEigenthümlichk^it des V&. erkennen.. Er ift voif 
der Thorheit derei^ entfernt^ die das Höchfte erfun- 
den zu haben meinen , w.enn lie ein .aullallendes, ein 
neues oder doch der Form nach neu fcheinende&The* 
ma aufgegriffen haben. Erwählt aufdem weiten Felde 
4er chriRlichen« Glaubens- und Sitten -Lehre Wahr- 
Jbeiten aus, die in die Zeit pafl'en« und worüb^n es 
frommt Belehrung zu geben^ oder kräftigere Ermun- 
terung. Sey e» neu oder alt,^ darüber ifl: er unbe- 
kümmert; aber dafs es grüC$tentheils etwas Taugli- 
ches, Etwas, daseinen Stachel in den Gemüthern 
der Zuhörer zurückläfst , dafs es etwas Wirkendes 
Sey 9 können wir verlichera. Dabey verfchmäht er 
«s nicht, auch durch das Thema, die Auf merkfam- 
3(eit zu reizen, und ihm, wenn wir es fagen dür- 
fen, Pointe zu geben., wo lieh diels von felbß und 
-angefucht darbietet. ZUr Probe ziehen wir einige 
Themen aus. Aus der ffiiUßrpoßiUei. j^Das Lob 
der EinFalty^* am. 4ten Advent. — y^Mein Ziel und 
msineMogäf*^ am Sonnt. nachWeihnachten. — ^J^ir 
haben keinew Fpiedeii^*^ am Sonnt. Reminifcere. — 
^Ergebung, yiHßilf^y*^ am Sonnt. Palmarum. -^ „/vi 
JLebenden Tod^':* am Rillen Freytage.,-^ ^^Jm Tode das 
JLeben^^* am Ofterfell u. f. w. Aus der Sommerpoüil" 
i^i %^^o.ßet 31uth zur Demuth^^^ am. Sonni. iVlifcr. 
Dom. — ffUas Glück der U'nglückUchen,** än^Sonnt. 
£o£ate» — ifi^<</^ alle Sünder Tkoren ftndf^ am7ten 
Tnnit. Sonnte u. f. w. Hieher gehören, auch die 
jua einem Bilde ausgedrückten Themen, ah: „Der 
hreite If'^eg*'* oder ^des Lafters fiahn iil Anfangs 
«war ein breiter Weg durch Auen u. f.. Wm" am i 
Trinit. Sonnt. — rtDer fchmale fVeg**^ oder „der . 
Tugend- Bahn ÜlAnEangs ßeil** u. f. w., am 3ten 
Tnnit* Sonnt. — Liederverfe oder auch felbß verfer- 
tigte Reime wurden öfter zu Themen der- Predigten 
ausgefucht, und d^efs nicht unglücklich für das^Be- 
Jialten der Zuhörer» Aus demfelben Gefichtspunct 
.empfehlen fieh die fententiöXen Themata, die eben- 
lalls öfter vorkommen, als am 4ten Trinitatis : 
»Sey was du biß! fey Menfch^ fey Bürger und jßy 
Chvißt^*- und ähnliche. 

Den Dispofitionen, die übrigens nicht n^cli den 
^omiietifchen Kategorieen abgefafst und,- fehlt es 
weder an Geiü noch au Intereile* Sie find mehren- 
theHs einfach und genügend, fofern^fie den Uauptge- 
dianken. nxehr erklären , als logifch zergliedern, oder 
"begründen. Bey dem eben eenannten Thema i „Zio« 
J^ob der Einjalt^ ** w^ird disponirt : i) Sie zweifelt . 
nicht, w^enn fie glauben kann; c) fie zögert 
nicht, wenn fie handeln foll; 3} fie murret mcht, 
wenn fie leiden muEs; 4) fie prahlet nicht, wenn fie 
glücklich ift.** Auch hiebey liebt der Vf. den Renn. 
Der Sonderbarkeit wegen führen wir die Dispofition 



dts Thema anr ^^Fnjpft Mntk ziin Dermith:^ i^Ver- 
leugiiet, wasahr feyd, u«d fprechts o^ unfre Wenig- 
keit! 2) Vergeü'et, was ihr Wifst, und lernet doch, 
was. göulidx. ift! 3). Verachtet, was ihr thut, und 
nimmer, nimmer werd* es gut! 4) Verweigert euch 
dtm^Höchßen nfcht, und wenn euch auch das Her- 
ze bricht.** — Noch eine^ die als Probe: der Gegen- 
sätze dienen kann, mit wetclien *e8 Tfer VfT felir gern 
zu tbuH hat,, über das Thema ^ „Cr/iirA der Uiiflück- 
liehen**^ i) Je bitter (bitterer) Kreuz, Je früher Bufse; 
fi;)je heifscrGluth, je reiner Herz*; 3) je langer Kampf, 
je mehr Vertrauen;. 4) je falfcher Glück, je treuer ' 
Freund; 5) je fchwerer Laft, je leichter Beien; 6) je 
•fremder Welt, je näher Himmel.**- Einige Bctntrkun- 
gen-über drefe beiden eBen angeführten 0rspofitionen 
werden "wir fogleich zu machtiT Gelegenheit finden. 
Zuvor iAuns n^ch^ie Ausführung und Sprache in die- 
. fen Predigten zu charakterffiren.übrig» Und eben hier- 
in liegt nach Hec. Gefühl- das Auziehendfie, das Eigen- 
thümlichft<4 und Wohl gefällig ße an die fen Predigten. 
Der Vf. verßeht es vortrefllich, das,^ was er zu lagen 
hat , fafslich und klar auszureden , die wichtigfien 
Begrifie, indem, er immer darauf zurückkomint, und 
fich auch. Wiederholungen nicht verdriefsen läfst, 
recht geltend zu macheu , ihr praktifches Gewicht 
fühlbar werden zu lallen, und dadiHxh — w^as bey 
Weitem Hauptfache bleibt — das Allgemeine ftets zu 
Ipecialifiren, und es an, das eigene Herz der Zuhörer 
zu bringen. Nirgends hafcht der Vf. nach fchönen 
Worten,, und wo Tie ihm einmal entfchlüpfen, da ift 
er ehrlich genug, feinen Fehler zu gefiehn , und bald 
wiedt^r einzulenken. Auch das Gewöhnlicbfte, \\i% 
er vorträgt, gewinnt ein Intereffe durch den treuher- 
zigen Ton,, worin, es ausgedrückt wird,, und durch 
richtige Beziehung auf die Bufse, welche gepredigt, 
und auf das Heil, welches verkündigt werden folL 
Diefe geniale,, diefe in Wahrheit und Frömmigkeit 
empfangene Ausprägung rcligiöfcr Gecfanken, von 
denen des Hedners Herz, innig durchdrungen ifi, in 
einfachen und verfiändlichea Worten — w^ird es 
nicht immer die würdigfte Aufgabe für den chrifili* 
eben Prediger bleiben? 

Doch. e& UL billig« daft wir bey den^ vielen Gu- 
ten , das wir an Hn. IFs. Predigten rühmen , ihm 
eben fo ofienherzig die Mängel nachweiFen , die uns 
bey der Leetüre angefallen find«uiid worauf er wohl 
thun wird, doppelt aufmcrkfam zu feyn, je leich- 
ter er fie aus einem falfchen Licht anfehen möchte. 
Zuvördcrfi und überhaupt empfehlen wir dem Vf. 
ftrenge Aufmerkfamkelt über fich felbß, damit ja 
nicht die Weife, wie er predige, Manier für ilm 
werde, d.h. eine Gewohnheft, die ihn beherrfcht, 
und die Freyheit feines Geifies befchräukt. Gerade 
eine gewiffe Originalität kann am allerleichteßen zu 
dem Manierirten verführen ^ indem fie die Meinimg 
hervorbringt und nährt, auch den erhaltenen Bey* 
fall bald^ dazu mifsbraucht , dafs die einmal beliebte 
Weife die einzig gute„ ja die hefte unter allen mög- 
lichen fey. Wenn ii^end ein Si^reben: fo mufs das 
des Predigers heb völlig frey erhalten von jedem Ein- 
flufs der GewOÖnheic , ^ah foichfer ; iiömcrfort muCi 



*'. 



as$ 



FIBRUAIl&8>3^ 



324 

1 «. * 



ihm'^ki-Ziel ror An|^H ßelHi » das er jemals ganz zu 
erreichen verzweifelt, aber dem er dadurch am er* 
ften näher kommt , dafa er Alles , was fich ihm nach 
«nd-nacb allein Herkömmliches, als eine noth wen- 
dige Form empfehlen will, unter fich und in 
feiiier Gewall behült^ Durch diefe Freyheit und 
Kralt M>er ferne fchwüchere Nator wird er ein nicht 
Geringes in der' Befähigung u^achfen, das Höchfie 
und MeTTlichfte in feiner öfientltchen Wirkfamkeit 
SU erreichen. Der tödtenden Buchftaben auch in 
dem geßimmten Formellen feiner Rede werden im- 
mer weniger» und nur der lebenverbreitende Geift 
wird walten. — In dieCer Rücklicht ^ fo fehr wir 
^ dttrchgüngig hervorrchimmemde Individualität 
in den Ihredigten des Hji. H. fcbatzeii, lind wir doch 
der Meinung, er müil'e hie und da voriichtiger. feyn» 
in der Art, -wie er von üch felbll fpricht* Zuwei- 
len fcbeint er in dev Aufrichtigkeil:, feiner Bekennt- 
niffe es zu vergelfen , dafs er als lleligionslehrer öf- 
fentlich rede, und nicht als Freund in dem engen Krei- 
fe. Diefe Bemerkung haben wir unter anderen , bej 
mehrer^v Stellen der Predigt: ^^ncine /icit und mei' 
ne Klage^ ** KU nuichen gehabt. Man vergleiche z^B. 
S. 67; Auf derfelben» SciiQ ift dio Zurech tweifung, 
die der Vf. hch felbft giebt ,. indem, er mit den Wor- 
ten einlenkt: r»*ioch kernen Seherin hier^*^ u. f..w.y,der 
Wurde der Kanzelr aui' ^i^eldie überhaupt keine Iro- 
nie, die einem Scherz ähnlich üeht,. gehört,, durch- 
aus nicht aagemeÜeiu Aber eben dieis ill em Beweis 
des %Sich- gehen -lallen, i^as dem V£. am häuhgißien 
begegnet , und: was am erßen zu einer fehlerhaften 
Mainer- hinführt. Ein anderes. Bej^fpiel davon fin- 
det üch in der librigens fchönen Predigt : „.£>»e heh^* 
re vom ^uten ff'ujuiel äcs^ Chrfjten^^*' S. 26, ' 
wo der Vf. nach einer AbTchwcifung in der Bede, 
die er lieh erlaubt,, ebenfalls zurückkehrt mit der 
Sclbßentfchuldigung: „£;/! :^eringes ijiss Jick iu der 
Rede verirren'*^ u. f. w. So etwas hat ganz den An- 
fcbein, als gehöre es in eine extempörfrte Bede,,, und 
doch wird uuni in einer Lolchen cue Vertraulichkeit 
auf der Ranze> nieht fo weit treiben^ dafs man, üch 
fclbft vorwerfe, dc^u Haupt^egenfrand aus^ deü Angen 
verlosen zu haben». Üer Anftand ,.> das Prepon auf 
der Kanzel darf unter keiner Bedingung, auch nicht 
auf das Feinfte^ verletzt werden, und das heilige Amt 
will immer mit Eruft. behandelt feyn. Es- konnnen 
bie and da ^teilen vor (wit fehl jeben diefe Anmer- 
kung fogleich^ hit;c bey),. die wir nicht mit dem übri*^ 
gen feinen Gefühl des Vfs« zu reimen w^ilfen. Man 
vergl. S. 6 in der Predigt von der Taufe: ^-Dcr 
MenCch reicht entw-eder dem Vieh unter oder Gott 
über ihm die Hand»' — ! ? Welcher Gegenfatzl — 

Die Manieren, wovor wir den Vf. warnen , aeir 
gen üch auch in den gar nicht feiten gebrauchten, 
mitunter ziemlich, fdiwarfalligen Keimverfen, die 
überdiels zu oft wiederhol^ Werden. Wir haber hie- 
bey befoiiders die P^ed^^- im Sinn^ n^ej was du 
hijit^*^ WO (S. oöO die'J^piiphen viel zn oft vorkom- 
»ieo:. „Sey vvas du bm'^ fey Menfch! Dein Hohe» 
Nara^ iß Oeift, und wenn dein, Her* den hohen Na^ 
men preiit: fo Ucb( mim dich «i: wenn« alters, iß» 



nmn fliehet dich , du weifst, warunv! *• Wir wiff^n 
nicht, was durch ermüdendes Wiederholen fölcher «na 
ühwlicher, an fich nicht vorzüglicher, Verfe gewon- 
nen werden foll. Ein nicht ganz.richtiger Gefchmack 
verräth fich auch in der oben bey demThenia: „Ffl/^ 
Jet Muth zur Zfemuth!'* angegebenen Bartition, wc« 
1 fpielend und ^ und 5 dunkel ausgedrückt findl 
Iks Letztere iSt am meiüen zu tadehi , da eben foh 
che Verfe,. je leichter lie fich behalten, durchatw 
klar in ihrer Expofition Ceyn müiTen. Allein auch 
das Spielende, vor deffen Liehhaberey ftch dier Vf. 
gar fehr in Acht zu nehmen hat^ darf nach den Bc- 
geln der h^^üigen Redekunft eben fo wenig geduldet 
werden. Es gehört dahin „der Tugendkranz auss 
Blumen gewunden von einem kleinen Beet" u. f. w". 
S. 161.' Etwas davon ift auch in der oben angegebe»- 
nen Dispofition zu der Predfgt: ^^Glück der Un» 
glücklichcfi^^*' und wie dunkel find übcrdiefs hier die 
Gegenfätze bey 1 mid s ausgedrückt. Die LogrH' 
hat viel an diefer Eintheiluiig auszufetzen. Die 
Theile fchliefsen fich durchaus nicht einander an«» 
No. I fällt mit No* 5 und 6 dem. Hauptgedanken 
nach völlig zufammen ; auch No. c und 3 weichen 
fieh nicht aus. Diefe Bemerkung ift auf viele Dispo*' 
fitioneu (man vergl. die zn der Predigt: ,»die Men»- 
Cchenliebe in ihrer ernßhaften Geftall** S.2i3,zudert 
^uufer Wandel ift im Himmel" S. 043 u.a.) anwend- 
bar, und wir bitten den Vf., fich hier durch keiile 
ihm noch fo wohlgefällig entgegenkonunenden Ge* 
.dankenfpiele von dem felhftbewufsten und ftrengen 
^Sondern und Zerlegen der Gedanken abweifen ztt 
hill«rn. Wi« dürfen diefs. hier nicht ausführen. Rec; 
glaubt ^iieuxi Vf. sn eikennen gegeben zn haben*» 
düfs <r nicht mit denen verwechfelt feyn möge, über 
die er Klage führt, -welche die Logik für das A*und 
dus Q in der geißlichen BeredCamkeit halten, und über« 
dem kalten Verftandesgebraueh die Anfoderungen 
des Herzens vergeflen.. Gern geben wir zu, wor«- 
auf fich dfer Vf. in der Vorrede beruft, dafs „das 
Jbicrz feinen eigenen Verßand und feinen- eigenen 
Vortrag, hat" , und dafs oft „icj iarmts dedidferii 
mieux€/ue les reßexioKs,^* Aber fürPfticht halten wir 
es , zir warnen , dafs ja nicht diefex Verftand des 
Herzens da& Primat erlange unter den* geiftKchen 
Rednern» Sonft find, wir auf dem geraden Wege, 
weit mehr feichte Schwätzer zu hören, als erleuch- 
tcte^y geift- und herzvolte Ausleger rnid Herolde des 
göttlichen Worts. Kührung mid Thränen^ find — 
aufs mindefte gefagt -— ein hdchft uuficheres Kri- 
terion von der ächten Wirkfamkeit eines geiftlichen 
Vortrags. Dafs aber mit einem ftreng geregelten und 
fcharf durchdachten Vortrag fich eine Bearbeitung 
für das Herz nicht vertrage , ift eine fo fatfche An- 
ficht der Sache , dafs -wir vielmehr behaupten möch- 
ten^ dks Herz^ werde nur dann bleibend ergrißen» 
wenn der ganze Menfch ,■ lofern er denkt undur*- 
theilt und wll , überzeugt und gewönne^! iß. A'- 
les Einfeitrge in der Methodik des Religiöfen hat 
von jeher weit mehr gefchadet,- als es nn.zen konn- 
te. — Doch, es wäre überflüfiig , hier Jioch mehr 
über diefen G«^enßand zu fagen« Reo», wollte den 



'»*•■ 



^■ 



f. A* L. Z. P E a R'^U Jl R i Z * l- 



»« 



Yf.» den er viel zu fehr ehrt, al« ihn hierin rfnet 
wefentlichen Irrthum» für fthig zu halten, nur bit- 
teyi, der ßrcingen PHiPung feiner Meinung über den 
Zweck uml über Ate Mittel der geiftlichen Rede 
nie und -unter keineimVorwande aus dem Wege zu 
gehen. Ni^ch eiftigen Äufserungen iii der Vorrede 
V'ill es uns faft gemahnen, als wenn er -^ wir woUctn 
diefr ^hi>e jalle Härte gefagt wiffen — etw^s zu demü- 
tbj^ oder zu vornehm über feine Arbeiten urtheile. 

Es häiifft hiemit noch eine Bedenklichkeit zu- 
fammen, che wir über den myftifchen Ai^ftrich, den 
der Vf. 'manchen feiner Predigten oder einzelnen 
Theilen xlerftlbeu gegeben hai^ hegen. Wir düx- 
fen 4ief? jedoch hier nur kurz andeuten. An fich 
find wir fo weit davon ent/emt, das MyiHfche zn 
verurtheUen , dafs wir vielmehr urts keinen r^ligi^ 
£en Menfchen öhrte einige Myftik in feinem inne- 
.»en Wefen gedenken können. Die reine Myftik des 
Herzens führt üi:herlicb zu <jo.tt. Aher nur vor der 
J&€fangeflbeit des ürtheils föll man (ich hüten., le- 
^iglich in dem Myftifchen das ReligiöCe finden zu 
^vollen. Das einfeiti^ Myßifehe würde in dieCem 
Fall hcherlich auf die Abwege der Sdiwärmerey 
oder des Fanatismus führen. Will man dem ats ö£- 
fentUt'hei- Religionslehrer entgehen: fo mufs man 
:\vohl am geflillentlicliften dem Wohlgefallen an den 
-blofs dunktiln, dem iiüchter^nen Verband undjurclv- 
dti^gliicheu Redeforinen entfager. Denn durch 
41efe Formen kann nur «eine träge Hingebung an 
dunkele Gefühle hervorgebracht werden^ Aie mit 
der Religion des Geiftcs, die lebendig maclit, 
auf keine Weife in Harmonie zu fetzeii ift.. Auch in 

K I^ £ 1 N £ S 

BRBATT^fio«»CHRi»T»W^ liöln , b. F^^bi icuis ; Predigt am 

9 II Sonntago des Advents iflio nach ^äiizikhei' VoHe^diuig 

^r Ki^xlie und bey der Ehiwcihuiig ciiier neiiea Orgel, gcr 

Jialten vqn Maximiliaa friedruh Sckiäbler^ erang. iiuL Pc«.- 

digcr tu MoBtioic. iSio. »4 S. ft. 

Köln , hi^ Wittw-c L<9ig«n ; Predigt mm gten Junius 
tfta i , dem Taiiifefte ^r, Maj. des Königs von Rom , «ehud- 
f^ßu uiui Ä«( Verlangen des 'eräug. • liah- Kirohcniaths zu 
Möntioi« dem Drnck ahcrlaffcn von iVI^F.ScheibUrp *ßii, aiS, tt. 

EoendaL: Ubtsr das nöthtge ZufaavftnmrJatf^ d^r Leh- 
rer det Evangslii und ihr^ Gemeinen, Eine Synodalpreäi^t in 
der rvang, lutL Conßftoiialkir^Iic zu StoUbcrg hey Aachen 
am «6 Juni iß* » gehalten , imd auf Veroi d^ung des LOr 
calconfiftoiii herausgegeben von Mi, t\. Scheibler,, igii^ 

D^e Gelegenheii»pred«gteifi haben Manches « vras tfi 
ihrir Empfehlung dient. Sie benutzen die dargebc^.euen 
Un}fiä4ule, indem fie ^it;Cclben aus dem Statvdpuncre der R^ 
ligion betrachten i iic laffen nie die Würde des Orts vergefr 
f^ , wo &e gesprochen wurden ; und £nd bey vieler JUar« 
heit dicht ohiie Wiirroe. Dabey iü die jSprache rein uiui 

febiidet. In ihrer Form eilmiern £r aber zu lebhaft an frem- 
e Mufler, befonders Reinliard; auch könnte wohl die Bibel 
mehr benutzt fcyn. Die eifte Predigt, über Pf. CXXII, i, 
ffthit den Satz aus; „Wie wir das left der Volle iiduiig und 
•Verfchönerung unrercr Kirsche, das wii' heute fcyern, als 
Fremide der Religion- und als g^ugefiante Mitglieder der Ge^ 



die£er'Riickfichtgi^bt,ßch^ wie imt clnnkt;, 4er Vf. 
etwas zu viel nach. Wir bezieh;» ua* z. B. ,f uf mehr 
rere Stdkn der Predigt : Mein Ziel und meine Kla^ 
g€. Was kann iwd W4s fall lieh der Ziihörerd^kea 
bey Worten, wie die.folgendenj „Ja den Unficht» 
baren hat mein blöder Geift in Sonuendurchblicheii(?) 
des Glaubens g^eheii; den Ewigen h^b* ich w m^w 
iterbliches Fierz gedrückt -^ wkd nun nicht fterb»* 
lieh mehr, fondern e-vvig w^ie er u* f.-w.** Auch fi#d 
manche der auFgeftellten Grundfätze in 4er Pr^ 
v'/f 4ffm SacramerU der heii, Taufe hieber zu ziehen. 
Hier heifst es z. B;.: „Taufe und Abendnuhl und das 
Höchfte im Cbriftenthum, dann die heilige Schrift, 
welche iß das driue.*^' Wie leicht iß^diefs der Mifi* 
deutung ausgeCetzt! Ilahin gehört »uch/der Sats» 
dafs „wir als Heiden geboren werden'^ ierner üt 
Stellen, wo der W. in einem etwa« hohen To« vom 
litfh felbft fpricht, als S. 8 iö derfe}ben Predigt; 
^,Z\vifchon unß fchwebet der keijige Geifl, der un- 
iiclitb.are' Gott in den Tempeln -^ den alle Lehrer 
Anflehen ii. f. w^ Bringe du auf deinen Flügeln, ho- 
her GeiA« den Hauch meiner Lippen zu ihnen hini 
wehe iie an mit deiner Wunderkraft , ' dab ihre Ob- 
ren au%ehen und ihre Herzen AchoÜfnen, zu ei»- 
pfangenj u^as ich von dir empfangen habe, «odib- 
nen wiederzugeben bereit bin/* Glücklicherweife 
£nd uns dergleichen &ch felbft hinlänglich churakie- 
ril^rende Stellen lehr feiten ai;tfgefalleiK . 

£s ift Zeit, abzubrechen« Mit Hedlichl^elt, ohne 
«ins für unfehlb^ zu halten,, haben, wir dem V£. un- 
sere Bexnerhungen mitgetheüt. JVIö^ er- üe in glei- 
chem 6inne nutzen J ^ .< }iJji^ 



wm 







diger Gcgeu 

fl^fsigen ßefuchung de« öffeiitliclien Gjotteadieiiftra ; als eine 
AulFoderune zu diiifilicher Bruderliebe geeen unfere aus- 
wärtigen Glaubcnstjenoffen , imd als eine Gelegenheit zur 
ErwecKung und Beflebung des Gemeingeißes hey unfesen Hix»- 
dern und ^telikonuneu« Der letsCe Yheil ifi recht gut aus- 



C, H Ji I F T E N. 

gefalirt Hnd mit vieler Wärme. Die Pi*edigt ^m Tcufta^ 
(ies Königs ron Rom \\^l zum Text : Aj^oftel^Cch. X. 46 -^ 4^ 
4ihd ihr Thema iü : „Wie wichtig für. ms die reügiöfeFerer- 
liehkeit Cevu foll« an der heute das ganze Vaterland Tueil 
klimmt/* l)iefe FeyerliehKeit erfüllt uns .mit Freude liber 
4lie wieder «hriß.l|cu geyvordene "G^-Italt unreres Vaterlandes; 
«rinnen uiis an die Wichtigkeit der Taufe überhaupt , mid 
eitnuutert uns zu hendickeil F ürbittien fardeu «rkabeoen Tiui* 
4iiig, denn das lieiüige Feit gewidniet i^ lu der ^Uisiolirung^ 
jder mittleren AbtUellung, für die üdi eine mhige Eutwicke- 
hiug der Gründe geziemt Ii^te, iß die r|s»*r tter Fiage zu 
viel angebracht* Dio 8yuQdah)reJigt, oll^bar divi antgeap- 
tcitetftCj ift über Phil. I, 27 gt haken. I^as^ufAmmen winden, 
vrovon iie fpiicht« beliejit darin , dafs beide Theile für di^ 
Wahrheit^ welcli« das jSyangeiium lehrt, filr die Tu* 
^«nd« welcjie es lodert j und für die AiiUalten ; (II0 
llim zur Fihre und zum Voitheil gereichen , gemein- 
fchaftlich ihre ganze Thätigkeit aufbieten. JDie ^otii« 
fwendi^Jl^it diefes ^liaitime^wirkens .ergiebt lieh aus der 
Wichtigkeit der Sac^e felbft« und aus dem Bedürfaifs der 
3cit. Auch kanu nur durch eine folche Verbinaitiig der Mntk 
cier Lehrer auhecht erhalten werden , miü Ae ift die «inzig« 
Bedingnng, imter welcher (ich et was Beti^ftchtlichea ausi ichte» 
•jUlfst. Wir fO^n v^n der Xlarftellung des Vis. auf diefer Prc^ 
digt eine Probe bey. S. 27: ,^0 kUget nicht darüber« weiim 
jetzt mancher Lehrer des Evaugelü 'muthlos w^irj ; wenn er 
in feinem Eifer etm^ttec und in feinen Beftrebungen nach- 
lüfst; wenn ^r nicht Hark genug ift,- in dem Beyfali feines 
Gewifleii» und in dem BeWiiAtleyn feiger Pflichttreue aU^ 
feine Beruhigung zünden; Äbienigen« die ihn aufmuntern 
^ foUten , haben lum feinen MiÄt genommen unä feine Tiil^ 
tigkcit gelähmt ; fie haben den traurigen Gediuikan in ilun «1^ 
weckt , ein Oefchldcllt , das nicht erliemit , was man an ihm 
duit^ fe]r.aiiQb{ W»rtlif ds^s i^au fich iüf dalTeibe anfiren* 



»T 



JE N AI« C H E 



ist 



ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



MÄRZ «8«5< 



T ti B O L O ^ I K 

> 

fi£iDEi.BeRO^ b. Mohr ü. Zinmier: DU Schriften 
des alteft Tejiaments iieu über fetzt von /. C. ff^» 
Au^ujli und fV. JU. L. de ^ette. Er/ierBoird 
(die fünf BiicherMofe$ und Jofua). 1809. 520S. 
Zweyter Bniä (die Bticher der Richter^ Autli, 
Samuels , der Könige , der Chronik , Esra , Ne- 
hemia, RAher), ißog- 630 S. Dritter l'and 
(Hieb, Pfalmeii; die Sprüche 5a(1omos« Koheletfa, 
das hohe Lied). .iBP9« 443$. Vierter Bund (die 
Propheten), ißio. ÖÖßS. Fünjter Band (die 
Apokryphen). iB 11. 4528. , 8- (ßRthlr. 14 gr.^ 

XJey dor hetrSchtlichcn Anzahl der Üherretzungen, 
mit TVLlcheii. die neuteßamentlichen Urkunden in 
titn beiden letzten Jahrzehnten ' ausgeßattet "vvor- 
tlcu, mid bey allem Fleifse, womit man -einzelne Bü- 
cher iH»d Abfcl^nitte de» A. T. in die deutfche Spra* 
cbc übertragen und erläutert hat, Tchien doch bL»- 
ter der Oefammt- Inbegriff der Bücher des alten Bu'n- 
de» die Auf merk ramkeit der Bibelüberfetzer %veniger 
Huf (ich jtu eiehen , jnicht fowohl , weil man eine 
fülche Bearbeitmig der ganzen heiligen i3<^l^n{t des 
A. T. fiir minder nothwcndig hielt, als vielmclir 
darum, weil überhaupt die Anzahl derer, die fich m 
ipvferen Tagen anhaltenden u«d gelehrten Forfchun- 

Scn des hebräifchen Alterthums widmen,^ jzu gering 
i, und. das Gefühl der eigenai S/chwierigkeiten, 
tiiit denen eine treue , und doch die Reinheit und 
Richtigkeit des deutichen Ausdrucks nicht verletzen- 
4c Überfetzung der hebräifchen Urkunden unver- 
lueidßch kämpfen mufs, den Wunfch^ efn Werk 
4iffcr Art ?tu vollenden, oft nicht Eum Vorfatz rel- 
^nliets. Sehr verdieiilUich und ehrenvoll für die 
yff. felbft mufste daher Tchon der ftfte iLnt£chlurs 
feyn, den zwej kefintnifsreiche Theolügen, die 
Hn,I). yJugu/ii und D.,de fVette, vor mehreren Jahren 
f'^sten^ mit vereiuijgten Kräften eine Überfetzung 
^r gefammten Bücher des A. T. zu liefern., welche 
4/en Foderungen und Anfprüchen, die man jetzt an 
ein Werk dieCer Art zu machen pilegt, mehr ent- 
fpräcbe^ -als die alterten von Hezel^ Michaelis und 
Moldenhawer bearbeiteten überfotzungen. Die Vff." 
t)iei,\ten heb fo in ihr Gcfcbäft, dat's Hr. /4. die klei- 
neren "hiftorif dien Bücher (JofuaV Richter, Ruth,^ 
T^^^f| >y ^ Esra«,<i!'ßher), äse falomonirchen Scbrif-' 
tfu,, von den£ropheten den Jefajas, Ezechiel, Jq^^ 
n^s, von den J^olsryphqa das Buch der Weisheit,. 
Jffos Siracb » fiaruch und t'obi , Hr. de Jf^. aber^die 
ö^g^ (ämmiliich übernahm. Mit welchem fijfer ^ 

y. A. Im Z. j8»3* Erjlw Band. 



£e Ihrer verdienßlichen Arbeit fich unterzogen, zeigt 
die fchnelle Vollendung des Ganzen. Über dieGrund- 
fätze, -zu deren Beobachtung li^ fi<ch v.ereinigten, 
giebt uns Hr. A* in d<^r den erften Band eröffnende« 
Vorrede die nöthige Auskunft. Selir richtig "vvird 
;hier das ^tr^ben nach moglichfter (nicht blou mate«* 
rieller, fondem auch formeller) Treue als leit-endes 
Frincip des Xjranzen aufgefiellt. „Wir wollen (heifsf; 
^es S.Vl f.)^ die Bibel nidit verfchönern, aber aucti 
nicht entßellen; nicht verdeutlichen, aber auch 
nicht verdunkeln. -<- Nicht uns felbft und unfer« 
Zeit, fondern die alten, heiligen Schriftfteller, un^ 
ihren alten, heiligen Sinn wollen wir in dentfcher 
Zunge reden laffen, wie fie Tchon Luther reden liefs." 
Sie haben daher ( wie in der Vorrede felbft bemerkt 
wird) die lutherifche Überfetzung zum Grunde ge- 
legt, und überall beybehalten, wo es Richtigkeit^ 
Treue und Ton des Ganzen erlaubte. Ob fie ihr 
Werk blofs für gelehrte Bibelforfcher und Bibelfreun« 
de, oder für chriftliche Lefer jeder Art und jedes 
Standes beßimmten , erfahren w^ir zwar in der Vor- 
rede nicht ausdrücklich; doch wird man durch den 
Schlufs derfelben (wo Hr. A. diefe Überfetzung alt 
«inen Verfuch ankündigt^, die treffliche Arbeit des 
ehrwürdigen Luther, von welchem die Vffl überall 
mit verdienter Achtung fprechen , zu vervollkomm- 
Jien^ allerdings veranlafst, diefer neuen Überfetzung 
eben die aUgenieine fieftimmung beyzulegen,' wel-. 
che Luther der f einigen gab, und das Werk vo^ die«* 
£em Standpuncte zu beurtheilen. 

Die Vff. erklären ihre Arbeit keineswegs für cii)o 
ganz vollendete., und v^rünfchen unparteyifche Be* 
urtheilmigen/ Däfs diefe neue Übertragung der alt-*^ 
teßamentHchea Urkunden unter den feit Luthera^ 
Zeitalter erfchienenen deutfchen Überfetzungen, wel- 
che die fämmtlichen Bücher des A. T. umfalTeii , den 
erften Hatz einnimmt, und im Ganzen mit Recht 
als die gelungenfte betrachtet wird, diefs glaubt 
Aec, als das unbefangene Refultat des £indrtickS|^ 
den die Vergleichung derfelben mit 4em Grundtexte 
auf ihn gemacht hat, behaupten zu können. Von 
dem richtigen Princfp geleitet, den Sinn der heili-' 
gen Urkunden nicht willkührlich nach gewiffeii Be- 
griffen und Iffeen zu bequemen, -welche der Ausle-J 
ger, der von dem Vorfatze ausgeht, fie in gewiffen 
Meilen der Schrift zu finden , und aus ifaneu zu be- 
weifen, nicht feiten mehr hineinträgt, als aus den- 
Celben entwickelt, und eben fo wenig Begriffe und 
Mficl^ten, die fich in Stellen der Schrift wirklich 
finden, willkührlich (diefem oder jenem Syfteme 
zufolge} zu entfernen, fonde^n jene Urkunden zu- 

43 ■ 



S4f 



I. A. L. Z. ;M Ä E 2 i. 8 



S44 



('WO.crüfcctfietzt! Danaihjändiä ei* eine Taube aiis) 
würde Rec. ebenfalh nach Luthers Beyfpiel auch den 

Zufatz : IPINO in den Ausdruck der Verfion mit auf^ 

• •• 

genommen haben : Danach fendete er eine Tauhe 
von fich aus. Cap.IX, 5 fehlt das -wiederholte l'^C. 

CJap. XXXIX,6vemiifst man das SPN, fo wie v. 8 ^P>* 
(Rec* würde, nach Luthers Beyfpie!, V. 6 überle- 
tzen : Und er überlief s aUes^ ^was Jein nar, den //äw- 
den des Jojeph^ und formte ^ da er ihn hatte ^ für 
ilichts ü, 17 w. , und V. ff« Siehe, mein Herr for^U 
da er mi h hat^ für nichts im Hau je). Im zwey* 
ten Buch Mofe XIl, 50 , wo Hr. de fV, überfetzt : So 
it^ie ihnen mofe und Aaron ^e^oten ^ fo thatenjte^ 
müfste es eigentlich nach dem hebräifchcn Texte 
heifseh : So wie Jeköva dem Mole und /iaron geio^ 
ten u. t \v. Pfalmll, is (huldigt dem Sohn^ ^^fi' 
er nhht zünf . und ihr umkommet) durfte das hebräi- 
fche "!n7., felbft wenn es hier für einen Pleonasmns 

6 ehalten wird, doch in der Üb^rfetzung nicht feh- 
jn ,, da Pleonasmen diefer Art felbft zu dem pogti» 
Jchen Stile der Hebräer wefentlich gehören. Pf. XL, 
6 (verkünden macht* ich ße) ift nur das eine der bei- 
den hebräifchen Zeit^Vörter: H'^^^N^ m^^N ausge- 

drückt worden. (Warum nicht lieber: F erkünden 
7fiöc^t\ichjieundpreifen?). Zu Bemerkungen die- 
fer Ar^ fand<in wir uns auch 'bey der Vergleichung 
njehrerer Bücher und Abfchnitte, welche Hr. A. 
u^er^gen hat, veranlaf^t» und \yir glauben nicht 
feUen einen ünterfchicd zwifchen den beiden Vff. 
darin Ayahrgenommeh zu haben, dafs Hr^^. im Gan- 
zen mehr geneigt iß , von dem Ausdruck des hebräi- 
fcdieai l'extes abzuweichen» So ift z. B. im Buche 
Jofua VI, 3, als fortgehende Anrede des Jehova an den 
JpLua ausgedrückt, was zwar dem Sinne nach aller- 
c^^igs Befehle au den Jofua enthält, aber, dem Aiu- 
«Ijrujcke des bej^n Textes zufolge, eine Anrede an die 
waffenfähige Mannfchaft felbft enthält, durch wel- 



che Jofua beauftrag "«Verden fe11% jener Man^Cchafr 
diefen Befchlufs Gottes bekannt zu machen. Da^ 
TV^rxy oder ^T\^ (und es begab ücUi, es gefchab, oder 
es wird gefchehen) pflegt der Vf. gewöhiHtich gar 
nicht auszudrücken (z« fi. VI, 5. 8* i5« a^* «^ VII, 15. 
VIII, 5 u. a. O.), da es Hr. defV. (wenigftens fehr oft> 
fehr treu überfetzt. Da» hebräirehe*|2 ^^^ d;em io\^ 
gendem ""V bezeicbnetHn^^^mitden^t-infacbepi: i^ifd 

(w^odurch es 6ch von dem verbindendem xu we- 
nig unterfcheidet) , z. B. Jofua VI, -• i und .a. O. Ge- 
nauer überfetzt es Hr. de fV^ z. B. i Mof. VII, 25 
( Viom Mßnfehen an bis zum yieh u. f. w. }. Zu mo- 
dern ift Jof. VI, «3 die Wendung: Luxz^ ihre ganze 
Familie (ftatt des einfachen, ganz dem Orunotexte; 
entfprechenden uni)> In eben diefem V. ift der 
Ausdruck : ausserhalb der Stadt im Liger der Jftaeli' 
ten, nicht genau genug (richtiger; aufserhalb des 
hagers Israel). Ebendaf. V. 26 Qder Jieh daran 
machte ctiefe Stadt \vieder aufzubauen) w^ürde Rec 
die wörtliche Uberfetzung vorziehen: der aufßeht^ 
diefe Stadt u. f. w. C. VII» 11. 15 inöchttn wir dea 
Ausdruck: den Bund brechen^ Qiit dem treueren, 
das hebräifche *\^V ganz genau bezeichnenden; 

übertreten 9 vertaufchen. V. 13 (es i/l FerhofuUes 
unter dir) liefs lieh das hebn ^^*^|]^3 ebenfalls gani 

wörtlich übertragen :. in deiner Mittel VlII, 1 iß der 
Ausdruck der Uberfetzung in den Worten; ^imm 
fifit dir alles Kriegsvolk , und brich damit auf gefeit 
Äi, kürzer, als das Original r welches eigentlich fo 

ausgedrückt werden müfste: Stehe auf X^^^ • ^^' 
bebe dich) und ziehe hinauf n. C w. Jefaias c*II« 
V. 8 würden wir ßätt: Das fferk ihrer Hände he» 
ten fie an^ um das hebräifche ^IPintt^ ganz in fei- 
ner eigentlichen Bedeutung wiederzugeben, den 
Ausdruck wählen; For dem Werke ihfcr Ifäiide 
wer fenjie fich nieder. ' '■ 

(Dffr hefchiufs folgt im nSchften Stücke.'} 



KLEINE ^ 
TitsoLOOiB. 1^ NämberM» b. Lechner; fragen un die 
MMeeknmen&n nueh d*r OrUHMige^ des lutherjchen ^Katechismus» 
ZufpGe^rauch« bey den Vojrl^eitiuigtiuiteTriclue der clirifil. 
Jliffend zum eiTtemnaligen Geiiulte des heiligen Abendmahls, 
nebft' einer vorbeigehenden Einleitung in diefelben. ^ Ohne 

J|i^«ahL; 64s. 8- (Sg«*-) 

ft) Berlin t b. M Atzdorf: Fragen an Katechumenen ^ nehft 
einer Betrachtung über die Gegenjiände des Unterrichts (der 
FV^LRten^t ah Hülfe bey den Antworten. Von t.^ofck^ )U>« 
tiigfichtm Ho%>redi|;er und Jiiivhen«IiiI|pflCtor« »^07. 83 ^^ 6* 

Der Tf. von Ko. 1 glaubt , dafs man die Jugend znerft 
„YlKcr die!N*tUT und rtber da9 Wefen der VIenfchen belehren 
ra<|[Fe,^eÜ^ man ^t cnit der iUUgioii felbft bekannt * wachen 
k5nne'% «md r^hickt zu diefem Z,wiecke «ine Einleitung in 5^ )• 
TOiaus, welche diefe VorkeiintnilFe von dem iVlenfchen enthal- 
ten folL Wir wollen zwar diefen Gang^ der fchon von Mth- 
rerelt, tmd befoudersvon Campe in feinem Leitfaden zum chrtftl. 
I^ligion4tiotcrrickt fi'Lr die gebiiOete Jugend , eiiigefchla£;en 



C H H 1 F T E N. .., 

die blofie Anwendung des Vennögeiit deryemuojt teju foll, 
^V^ 30 %. behauDten : „Ein guter Verftand geht auf die Deut« 
lichXeit« Gewmheit und MannichfaltigKeit uer Krnntnille und' 
Einheilten«« V — JMe Fragen felbft, nach der Grundlage <!«• 
Ituüei ifchiBn Katechismus, find nur oberMchlich , und di^fec 
Katechismus, der von den U eiu^rten vcrltanden wird, die 
ihn vzimi Leitfaden ihre« UnteiTicüts brauchen follen, «rhilr 
dadurch keine ErUuteronr. • 

in ^0.2 erhält man blofse Fragen ohne Antworten über 
die chrifiltclie Lehre. Naclidenken'de foUen die Antworten 
nach des Vfs« Abßcht ans den beyfefilgten Kurzen fieOnchtua» 
gen felbft finden. Eine folche Methode det Untenichu kafr 
allerdingft den Vortiieil« dikft dadurch das X\ a^hdenkeia ^elTen, 
der ücli felbA unteiriphten wilU oeiTBr' geübt wir«^ alt wenn 
Frage und Antwort zugleich beyfammen Rehen. Aber drrrck 
die iufserKche Form hat der Ff. feinen Sehfllern denGebiauohr 
diefes EVAchelchene erfdhwext. Mmi würde die Jitilfe zur'Be», 
antworttinc irgend einei- Frage weit leichter finden« w^nu ün* 
ter jeden Aofchurtt Aer B^traciitunr die fich darauf beziehenden 




_ fge^d^Welfe; ^,vemnnic: lat.cssis. vermögen de«' Mcniotieu, . 

albii was er v9>ff>'t)in^'^)^>»itÜbei|i;giin|^iundNa^Me^Ken7U von 8. 5i^ an, weidie die Gefchidtte der-EeU|Jieii betfelte^ 

thun. Verftand ift 4ie Anwendung diele« Verni6ffeiia.<.< , Wie am k^BO #rUa|er|uyf jroiiu|u)ia >#• 
kbnntenüilderVf.,VÖliii der iMiWl, nach feinWeinu^ ' »^^^ .^j, .f..!,»^^ -•.«;». 



M 



I E 1^ A I S C H E 



340 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



MÄRZ i 8 » 5- 



■ ' ■ > 



THEOLOßlE. 

HfiiDELBBRO«! .b* Mobr ti. Zimmer : Die Schrrften 
des alten Teßnments neu nberjetzt von 7. £,, Jf\ 
Jktgujil imA fV. M. L,. de iVeUe. u* L w. 

( 'BefMufi der im vorigem Stüoki abgebrcchenem Reeemfion* ) 

iVlit beTonderen SchwierigfceSten -hat eine Überfe- 
tzuiig der po^tifcbcn Bücher fle« A. T. zii kämpfen. 
Der po^iirche Stil derHabräer liebt gewilTe Wendun- 
gen und Bilder , 'welcbey in unfere Sprache »wört- 
lich üb«tträgen;^MS^m'deutfchen Ohre und dcm-neiie- 
reii äßhetifchen Sinuc überhaupt xlen Schwung der 
Phantaüe und Empfindung, der inKlem b^briifchen 
Licde henfokl , 'nicht. Fo lebendig verkünden , als es 
die Worte des hebräifchen Originals bey den Orien- 
talen vermochten. 'Hier kömmt Alles darauf an, fich 
hej der Überfetzung ^nf jener glücklichen Mittel- 
ftrafse zn erhalten, .auf Jwelcher man, ohn« das t)rien- 
talifch'^ CdloTit «u vei^wiCchen , alle Mittijl , welche 
uns untere Sprache bey der ÜT)aaragung und JJach- 
hildung der dichterifcbctfi Ausdrücke und Bilder der 
Hebräer daitnetet, su Hülfe nimmt, um es auch 
dem deutfchen Lefer und dem^ der tnit -orientali- 
fcher Poelie und ihren Eigenthümlicbk^ien weni- 
ger vertraut iß^ fühlbar zu machen, dj^fs -er einen 
Dichter lieft. R©c. fand bey dertVerj^eichung poe- 
tifcher Abfchnitte in diefer neuen Überfetzung aller- 
dings viele auch in diefer Hinficht fehr wohl gelun- 
gene Stellen ; doch fchiea es ihm^ dafe es oft mög- 
lich, gewef^n wäre , okne Verletzung -der materiel- 
len und formellen Treue , dem Ausdruck der Über- 
(etzung mehr Kraft, Nachdruck, und einen gewif- 
(en poetifehen Rhythnna miuutheileu « und man- 
chen Wendungen zu entgdien , welche für ein Lied 
allzupföraifch und fchleppc-nd ericheinen. Wir be- 
rufen uns zuvörderll auf einige Stelleii, aus den von 
Hn. de fV^ übeifetzien poetifchen Abfchnitten «ent- 
lehnt. Pfahn II, 5': Und dann redet er zu ihnen im 
Grimm (numeröfer: dann redet er fie an inj einem 
Brimm). V. 8- Fodrei (^ g^b* ith dir die P" Mixer zur 
Itpttungf Und zum Ligentkum die Enden der £r- 
de. (Rec möchte dasOanze, theils «lefer nach den 
Worten; thetls, wenigften« nach feinem Gefühle, 
liiythmifcher fo ausdrücken r Fodrei fo geh* ich F^ 
her dir zum Erbe » der Erde Grenzen dir zum Eigen* 
thnm.) V. lo: Darum, ihr Könige , beUnnt eueht 
lafst euch warnen, ihr Michter der linder! (Rec: 
Jjrunt, türßen, werdet weife! Lafst euch belehren^ 
Erdenrichter l) PXalm VUI, 4: Schau' ich den Him^ 
mtl. deiner Hände fVerk^ den Mond und diß Ster^ 

J. J. L. Z. x8i3- £rß^^ Band. 



tfe. die du 4fereltet. (Des Ausdruckst ierei faf, Jiatte 
TicTi der Vf. fchon V. 5 aur überfctziing des heTwäi- 
fchen iy fllp*^ bedient : aus der Kinder und SÄug* 
iinge Mund bäreiteß du dir Lob. Da nun hier V. 4 
im hebräifchen Texte ein anderer Ausdruck gewäblt 
ift n^ralS : to h^ttc atich der tJberfetter mit einer 
änderen entfprcdienden Bezeichnung jenes Begriffs 
äbwechfelii follen^ z. B. den lyond, die Sterne, weU 
ehe du gebildet.) K. XVI, 6: Mein Erbefiel mir im 
anmuthiger ßemend, elnjchönes Bejitzthum traf mich. 
CRec. : Die MeJ^fchnur wies mir fchöne Fluren an^ 
ein reizendes Er,be wurde mir zu Theli.) V; g* Ich 
jftelle J hova mir vor allezeit , denn er ficht mir zur 
Heckten ^ ich wanke nicht. (Rec. : Stets ilelSt Jeho^ 
i)a mir vor /"ugen, zu meiner Rechten er — ich wan» 
ke nicht 1) f(. H2. V. üQ. Und vor dir beten an alU 
P öfkerßämme.fßLecz Und alle fölkerßämme fallen 
vor dir nieder:) Pf. XL, 6: Sie lind nicht zu Xähr 
len. (Ref.: ^ie übertreffeil alle Zahl!) Noch öfter 
bÄtt» Reo, in einigen von Hn. A. überfeuten fiü- 
<^ern^ namentlich in den Propheten, eine genaue* 
re Beachtung derpo^ti fchen Sprache gewünfcht. Wie 
begnügen uns, um di^fs näher zu erörtern, mitzwe^ 
Proben aiu dem Jefaias^ wo wir bey der erßen Stel- 
le die hefte uns bM jetzt bekannt gewordene Über- 
fetzung diefes Propheten von Cube (33erlin, 1735 — 
i7j6) mit diefer neueren vergldcb^. I^jaias H 
»7 — S2 überfetzt Hr. Augvfiii 

17. Und es Wiid gebeugt der Stolz ites MenTc^n, ^md. g«- 
oemüthiget der Hochaiuth der Sterblicheni und Jeliova al« 
lein wird erhaben feyn an diefem Ta^re. 13. Mit den Götzea 
aber wird es gsnz aus feyn» 19. Sie fliehen ia die FelfMitö* 
ktt und in die ErdenkluJte vor dem Schrecken Jehovas und 

2' pr xler MajeftaCj womit er geziert ift, wenn er £cli erhe« 
•et^ zu erfchrecKt n die Erde. so. An diefem Tage virerde« 
die Menfcheii wegwerfen ihre filbernen Öötzen, und. ihre 
goldenen Götzen , welche ^e fich gemacht zam Anbeten , im 
die Löcher der Maulwürfe und Fl^ennäufe , 21. indem £• 
fliehen in die Steinritzen und Felfenklafte vor dem Schre« 
cKen Jehovas luid vor der Majellat, womit «r geziert \£x^ 
weun er ficli erhebt , zu erfchrecken die £ide. sa. So lafloc 
nun ah vom Vertrauen auf Meafchen, in deren Nafe ein v«r* 
gängliclier LebenskaHch ift. Denn wie wenig find üe z« 
achten i ^ , ' .. 

GewiCs wird man der Uberfetzunff diefer Stelle 
das Lob der Richtigkeit, der Veriländlichkeit und 
einer reinen fliefsenden Sprache nicht verfagen. Aber 
man wird beym Lefdn gar zu wenig d^ran erinnert, 
dafs ein begeiiterter Seher fpricht, mit Innigkeit und 
Wärme des Gefühls, und hohem Schwünge derPhan*- 
tafie. Man vergleiche dagegen Cube*s Uberfetzung: ' 

Gebeuget foli alsdann der Übermuih der MeafohfOy' 
ExBieurigc ihre Höhnt werden ; t 

44 



947 



JENAISCH?: ALLO. LITERAT ÜJl-ZElTüNO, 



848 



.^ Jrfioyii W A\kin ^n jeii«in Tage IIolicic r . \ /- 

Die GötzfciibUi^er — g.^na, gaiiz /ollen |e rerfcliwiiidetu 
* *Verb«Tgen wird man fidi in FeU-und Erdtti-Klüften 

Vor Gottes granfender, fflanzvollcr Majeflät, 

Wenn er beginnt die Welt zu fclirecken. 

Dann -wirft ein Jeder hin fein Götzenbild von Silber^ 

Sein Götzenbild Ton GolJ, 

Das man gemacht, es anzubeten; 

In Felfengiäber hin, w^o FledermäuXe OüUUIq». 

tThi dann fich felbH in Felfeulilüften, 

In Felfeufpalten zu verftocken, 

Vor GöHes gpitlender , glansTollef Ma jeftit. 

Wenn er beginnt, die \vAt zn fohrecKeiu 

Verlafst euch nicht auf Menfchen, 
: So fehr ihr Stolz auch tchnaubt T 

Welth iMib«deutend Diag , ein MenCch l 

Allerdings hat Hr. ^. einige Ausdrücke V. 19« 9i. 
SS diefer Stelle richtiger und treuer, als Cuhe, iiber- 
fetzt. Allein Tollte fich nicht mit diefer Treue der 
poHifche Toitf welcher bey dieCem im Ganzen 
kerrfcht, doch vereinigen laffeh, wenn man z. B. 
V.'ig lo abänderte: in Felfenhölen wird man ßiehen^ 
Und in der Erde Klüfte ^ Vor Jehova^s Furcht und 
hehrer Majeßät , Wenn ^r , die Kr de Jchreckend^ 
Jieh er hebt 9 V. 2i. £///i in Feljenklüfte zu tiiehen^.Und 
in die Spalten der Oebirgf , Vor Jehova s Furcht u. 
f. w. V, S2. Verlafst euch auf den Menfchen nichts 
in deJTenNafe Lebens- Odem iveht^ Wie wenig gilt der 
Mentch! Die merkwürdige Stelle Jefaia XIV, 4 — fiö 
wird von flr. A. fo überfetzt : 

4. Wi« \St es dodi fo gar aus mit dem DrSn^er ! Wie fo 
gar aus mit der eoldprangenden Golderpreflerin I 5. Zerbro* 
< chen hat Jehova den Stab der Gottlofen , den Stook der Herr* 
fche'r • 6. w^elcher die Völker fchlug im Grimm mit Schlä- 
gen ohne Aufhören , und mit Wilthen henfchte Aber die Na- 
tionett, und' verfolgte ohne ZurAckhaltung. 7. Nun ruhet 
doch alle Welt , und ift ilille ; niin brechen alle in Jub^l aus« 
^,^ Auch die Tannen freuen lieh über dich , die Cedcm dei 
Libanons*' Seitdem du liegft [fprecKen fiel, kommt Niemand 
herauf, det" nns abhaue, g* Die Untei^welt gdiäth in ihrei^ 
Tiefe in Bewegung , als fich deine Ankunft ihr nihert ; U 
erwecket dir die Schattenbilder; alle Gewaltige der Erde 
keifst fie ftufftehen von ihren Thronen , alle Könige der Na« 
rionen. 10. Alle reden unter einander und fagen zu dir : Auch 
du bift aufgelöfet, wie wir? Auch du bift uns gleichste- 
ftelle! 11. Heruntergefahren tur Unterwelt ift deine Pracn^ 
iimhic dem Klanj^e deiner Harfen. D^s Lager unter dir find 
Motten, nnd deine Decke Würmer, ifi. Wie bift dn' VQttL 
Üimmel gefallen, du Glanzftem, Sohn der Morgen rOthef 
Wie bift au herabgefchmettert ztu: Erde , du Bedrücker dex* 
Völker t 1^ Und doch fprachft du in deinem Herzen : in den 
Himmel hinauf -will ich fteigen, und über die Stei*ne Gottes 
meinen Thron erhöhen ; ich will mich fetzen auf den Bere 
der Verfammlung im tieffien Norden. 14« Ich will hinauN 
Üeigen zu den Höhen der Wolken , und gleich feyn dem 
Alter höchften. 15. Ja , zur Unterwelt fährft du hereb $ xur 
tiefften Grube. 16. Wer dich ficht, wird dich aufmerkfam 
betrachten , imd an deinem Beyfpiele klii|; werden. Ift das 
dnr Mann [wird man fagen 1, der die Vvelt zittern, und die 
^Königreiche beben ma<3iter 17. der das be'wohnte Landi 
ftnr Wüfte machte , ^ und die Stidte delTelben zerftörte , und 
feine Gefangenen nicht entliefs in die Heimath? ig. Alle 
Könige der rTatiouen , ^t alle liegen mit Ehren , ein jeffli- 
oker in feinem Hanfe; ig du aber bift renvorfen von aei- 
Hf ni Grabe , -wie ein vera«äiteteF Zweig , bedeckt mit Rrfchla« 
f^eti^ die mit dem Schwerdte erftochen find, die hinabftei-« 
gen in die Steing^uben , w^ie eine zertretene Leiche. 90. Du 
wirft «idu mit ihnen vereinigt werden im Grabe , denn du 
luift dein Land verderbt) dein Volk erfchlafen ! Nimmer* 
Biehr wird man gedenken des Saunens der fioshafteik 



Rec. würdr fcrlgcnde übertragimg^ ^vorfchlageB: 

. Wie ftfll ifiiiWM Gcr *ringer! . . 

Wie Hill i ie goIdgefcLniückt GolderpielTtrinl 

Jehova zerbrach • eu St.-dj der Frevier, 

Das bc-^er drr T yr anm n» 

Das dir Völker fchlrg im Glimm 

Mit Schlägen ohne Haft, 

Das zürne; d lib r Nationen herrfchte, 

VerMgeud, okn« Widevftand (oder: ohne S^MMUigJt. 

Nun ruht und rafiet doch die ganze Erde, 

Man bricht in Jubelt^ine aiis* 

Die Tauneif fieifen fich über Jich^ 

^Die Cederu Libanons: . 

St-itdem du liegft r ^^'fk' Niemand mehr 

Herauf, van uns zu fillen* 

Das Todteureich dort unten regt fioh auf 

Bey deiner Ankunft , dir entgegen. 

Es weckt vor dir die ^ chatten auf» 

Die Mächtigen der Erde all«; 

Scheucht es von ihrten Thronen, 

Die Könige der .Völker alle. 

Sie alle heben an , zu dir zu fprechen i 

Auch du bift aufeelöft , wie wii', ♦ ^ 

Du bift uns gleicn geworden ? 

Hexabgefiürzt zum Todtenreich ift d^e Prabkl^. 

Der vollklang deiner Hai fen ? 

Das Lager imter dir find Motten, 

Und Würmer deine I>ecke? • 

Wie bift du von dem Himmel , MoTgenftezn» 

Der Morgenröthe >ohn , h^rabgefaliea I . 

Wie zu der Erde hingefchniettert, 
, Du Vülkerpeiniger f 

Du fprachft in deinem Heraieil: 

)Zum Himmel will ich fteigep. 

Will über Gottes Sterne meinen Thron erhdhcMf 

AuLden Verfammlungsberjs mich feUen, 

Am äufscrften des Norden! 

Ich fteige über Wolkenhöhen hinauf 

Und mache dem Erhaben ften mich gleicht 

Ja , in das Todtenreich bift du herabgeftfirs^ 

In das Äutserfte der Gruft! 

Wer dich erblickt, fchaut a\ifmerkfam. 

Und wird dur^h deinen Anblick weife : 

Ift das der Mann , vor dem die Erde zittert«» 

Die Königreiche bebten]? , 

Der das bewoluite Land auir Wüfte machte^ 

Und feine Städte niederriß ? 

Der feine Kriegsgefangene» 

In ihre Heimam nif entliefs? 

Die Könijge der Völker alle 

Sie alle hegen ehrenvoU, 

In feinem Haufe jeder. 

Du bift von deiner Gruft hinweggefchleiuleire 

Wie ein verworhier Spröfsling, 

Umhüllt von Todten , die das Schwerdt erwOrgtii 

Die man hiniintei in die Steingruft fenkte. 

Wie ein zertretner Leichnam 
. Nie wird das Grab mit ihnen dich vereinen» 

Jy\v haft dein Land verheert , dein Volk gemordet. 

jy^r Fievlei* Samen nennt man nimmermehr. 

Unßreitig würde es Hn. A^ der übrigens in de» 
Geiß der Schriftfteller , welche er behandelt, wobl 
einzudringesi w^eifs, nQch beffer gelungen feyn » die 

So^fche Sprache, welche in den Schriften 'der mei« 
en Propheten des* hebräifchen Alterthums (unter 
den eröfserenPrdpheten, vorziiglich bey dtxuJe/aias) 
herrlcht, w^iederzugeben« w^enn er von dem wund« 
£at& ausgegangen wäre, daJTs auch bey der Überfe« 
Uung der Propheten (eben fo » wie es in dem tiiob 
uaid den Pfalmen von Hn. de fp\^ in den Sprüchen 
des dolomo und dem Ldede der Ideder^ denen doch 
gewifs die mj|i|^ prophctiffd^0i,i Stellen an diclite- 






MÄRZ 1 a t s- 



^» 



rihh^iA Sdi^jmtige tr^n^ffen* glekh IhrlMM, von 
Hn. J. felbR beachtet wofrfen ift> ein gewifl'^r, ztvar 
nicht bis auf einzelne Sylben btrechndter mnd be- 
ftimmter, aber 'doch im AHgemeihen dem Gehör des 
Lefers nud dem dichterifchen Gefühle fich ankün- 
digender Rhythmus in den Zelten atisgedrticlit » und 
darch Abtheilung der Zeilen bemerklich gemacht 
werden mfÜTe. Hat der IJberfetzer eines poetifchen 
Originals einmal bey feiner Übertragung einen ge- 
wilTen rhythhiirchen* Ton angefiimmt: fo bieten fich 
(hm dann von felbft, bey dem Streben, fich in die- 
fem Tone zu erhalten, Wortverbindungen und Aus- 
drücke dar, welche es, ohne die Treue im Aus* 
^ck des Sinnes zu verletzen , jedem Lefer fühlbar 
machen , dafs er hier keinen Profaiker vor fich hat. 
Dafs fich in den prbphetifchen Büchern des A. T. 
auch pröfaifcfale Stellen finden, befoiiders da, wo 
rtiit^ Geifchichfe erzählt wird , find wir Weit entr 
femt zu leugnen. Immerhin behandle man Stellen 
diefet Art aucb bey der Überfetzung-als profaifche. 
Wir verdenken es daber Hn. A» keineswegs, wenn 
er s. B« die hiftorifchen Stücke Jefaias Vil, i. ß. 3. 
KXXVI, 1—4. II. XXXVII, 1—10. 36. 37. 38. XXXVIII, 
1— g. 39 u. dergl. oder lonas C. L III. IV als profaifche 
betrachtet. Aber dafs diefe Behandlungsart auch 
luf den ganzen übrigen TKeil des Jejaias (nur mit 
AnsfAluK der beiden Stellen II , 1—4. XXXVIII, 
io— 20, welche doch an po^tifchem Sch>vunge kei- 
neswegs alle anderen Abfchnitte diefes Propheten über- 
treffen), und auf Aen ganzen Rzechiel ausgedehnt wor- 
den ift, können wir. nicht billigen. Eben fo befrem- 
iete es unf, dafs ^r. de //'. in dem ganzen ßuche der 
Weiffagungen Jer^mia.s (der fich zwar weniger em- 
porfcbwingt, als Jefaias, aber doch auch fehr oft un- 
vcrkemibar alÄ Dichter redet) und in den poötifcheii 
Stellen des Uaniel (z. B. C.VI, 17 fg.) auf keine Ab- 
tfaeilung rbytbmifchcr Zeilen Rückficht genommen 
hat Deßo angenehmer war es uns, diefeArtderÜbfer- 
fetzung doch von ihm bey den Klagliedern des Jere» 
vnas, und bey den fämmtlichen kleinen Propheten, 
\irelche er überfetzt hat (mit Auäf6hlufs der meißen 
Steifen dfes Zacharid) beachtet zu fehen. Überhaupt 
tirtinfthtcn Wir, dafs fich die Vff. in der Vorrede über 
die Ürfacben erklärt haben möchten , warum fie den 
gröfsten Theil der prophetifchen Stellen des A. T. als 
profaifche Stellen behandeln zu müllen glaubten. Aus 
dem ünterfchiede allein, den fie, nach demBeyfpiele 
anderer überfetzer uhd Erklärer, zwifchen poetifchen 
tuid prophetifchen Schrifteti anttehmen, kann fich 
Äcc jene Verfahrungsabj nidit erklären. D^nn fo 
gerfe wir auch ^intäc/Äiert , " dafs die prophetifchen 
Büdfer desA. t. in Hihlitht aW Zweck, Inhalt, Ton 
manches EigenthümUche haben,. WPdurchßch diefe , 
ganze Claffe von den Schriften, welche man kät' 
^^9^ poetifche nennt (^io&, Pjalmen^faüamouilehe 
^chriften) charakterifch unterfcheidet : U> haben doch 
j^wetnidtentneiften Stellen und~Abfchnitteh mit die- 
fen im Allgemeinen 'po€tiJche Sprache gelhein. Dii? 
Vif. haben diefs felbft öffentlich anerkannt, indem Hr. 
it tf\ die klein^eu F/öpheteu rhy thmüch ul^erfetzte. 



Betrachtet man dk votK4i^m9e'Öb>rfetanilg'^i>« 
Seiten der Foderungen, welche in Hinficht auf oic 
Beobachtung des Genius (Wr« Mutterfprdchcj an dnek 
Überfetzer zu gefchehen pflegen : fo kann inan.^ef 
Sprache der VfF. an ^en meiften Stellen das Lob 
der Reinheit, Richtigkeit und der darauf beruhmu 
den VerftändUchkeit nicht vertagen. Getheilt iver* 
den uiißreitie die Urtheile der Lefev urwi Recenffem 
ten über geWifle Eigenheiten der Sprache fdyn , de- 
ren fie fich nicht Ceken, theils nach dem Beyf|Ad« 
der lutherifcheh Überfetzung, theils in devAbficiit^ 
felbft durch eine gewiffe antike Form A^% Stils, chts 
ehrwürdige Alterthum der heiligen Urkunden he-» 
merklich zu machen, bedient haben. So. fehlen fehs 
oft die Verba; haben und feyn (z« D. i Muf« 5, 1 1 
Und die Schlange war liftiger , denn alle Threre de» 
Feldes , welche Gott Jehova gebildet; V. fl : Und das 
Weib fahe , dafs der Baum gut xa effen , 4ind , da£i 
er eine Luft für die Augen und lieblich' aiiznfchaaeni 
vergt V. !»• 14^ 17. 4, 11. 5, ö. 6» 7* i?. 7, ^ J. 
Jofua 9, i6, 18« 90. 94. Buch der Richtet s, i^^ 
15. 17« so. 3, 10. s Samuel«, le. Qs 5. '.pf»lnS 
7a, lO. Hiob 38, s6 und an fehr vicleA andered 
Orten). Bisw^eilen finden fich Ausdrücke und Wen* 
düngen der älteren deutfchen Sprache (z. Bi' ßulevfM 
X Mof. 6, 3; o& der Erde ft. wegen der Erde 5» «94 
darob Pf. 16, g\ für der Jeremil 33, 10 u, dgi.)i 
Nach unferer Anficht der Siache ift ein Oberfetisei 
vierpflichtet, entMreder, wenn er einmal den Anfang 
gemacht hat, durch den Gebrauch folcher Eigenheit» 
ten feiner Sprache eine antike Form zu geben , den* 
felben confequent durchzuführen, 'damit Einhdt 
und Harmonie' im Ganzen i*ntli^he (diefs ift in diefei 
überfetzung flidhtgcfcheh^,WoV0rt taan fich leicht 
durch die Vergleichung ei rizelnW Bücher uiid A'b4 
fchnitte übeteeugen kann), odl^ ihfeti OcbrÄUob 
nur auf diejenigen F^lle zu befchränken^ in. denen 
es felbft zur anerkannten Gcw^ohnheit unferer*'jetzi* 
gen deutfchen Sprache gehört, fich veralteter Wen^ 
düngen urid Worte zu bedienen, d. h. ai"if die Über- . 
tragung dichierifcher Stellen; Wir billigfeh «^ d<rhel 
vollkommen, dafs diefs bey derüberreisiüng'd)^ po«i 
tifchen Bücher und der Propheten^ gefchehen '4ftl 
Hie und da finden fich übrigens. Wortfügungen ftriÄ 
Redensarten , welche der Genius der dfeutfchen Sprai 
che, nach unferem Ermeffeti ,V uifter* Kdii**'' B^dihi 
gung geftattet (z.B. 1 Mof. III, i: denn Gott weif jI 
aajs; u^dches Tages ihr davoh ^ffet^^fo üttrdtn eUtd 
jiugeH'anfgethttk n. f. w. V. iaV * Wx^ fViihv dai 
dü zu mir gegeben: V. 15: ich fette fyhdßhäß'Xfifl^ 
fchen dich und dai ff eib n. f. W. V.'i?: ii^il^M 
gehorchet der ^Stimme deines Pf^eiBes ^^ tiiid gegefftik 
JVPJI, dßm Baum, davon ich jiir geboten ^ 4mJoII/1 
nicht von ihm effen. C. VI, v. 20 : Jollen zu dir einge^ 
heu umße zu erhalten (ftatt: um erhalten zu werden^ 
oder: damit du fie erhältfi)^ oder dunkle Ausdrücke, 
tfö grdfsere Jleutlrchkeit niögiich'waf (wie 1 Mof. 
i» v\'*. m wdfpJ^fi Ihr Saame auf^der Er dp (yfrö das^j 
auf der Erde, ganz verbinduhgslos ftelit). V*. so : tiac/i 
unferem Gteichniffe , C. V» v. 5 f nach feinem Gleich^ 



zs> 



I. A. L. Z. ]» Ä Jl t 



18^5 



(9S^ 



»iße . ( in t unterer 'Sprti^e . bei^ichn« t ßleiehnifs ei- 
tlen gans anderen. Begrifft a]a liier ausgedrücKt wef^ 
denfoll). HiobXX^IU» %\ ; 4s magern f^ine Glieder /ich ; 
Doch gehören folche Unvollkommenheiten des 6til^ 
sa den felteneren, und die Vff, fcbeinen ßch geüif- , 
Ceütlich b^ der Übertragung ^er fpateren hebräir 
fchen Bücher mehr an die neuere deutfcbe Sprache 
gehalten au haben» 

- ' Unter dem Texte der ÜberCetzung ftehen hie 
icnd da ganz kurze Bemerkungen « welche den £nd« 
sweckx haben« theils an Stellen« wo die Vff* von 
dem gewöhnlichen Texte abweichep ^\x mülTeii 
glaubten« ganz kurz die kritifchen Au(>toritdten 
anzugeben, denen üe gefolgt find, oder, wo lie 
nach* einer kritifchen Conjectur über fetzten (weil 
der gewöhnliche Text bis vr eilen offenbar verdorben 
iftv und gar keinen paffenden Sinn giebt) di.efjs. be- 
üetklich «zu machen « theils da « wo hch xnerkwür* 
dige Abwjeichuttgen der Erklärung finden« auf die 
Art «-wie diefe oderJjBne Stelle nach ^iner äderen 
Interpretation überfetzt werden inüfste« mit wenig 
Worten lunauweift?iv In den Text der Überfetzung 
felbft find öfters kurze erklärende und n<ther beilim- 
tuende >Zufät;(e, w^elche zur grammatifchen VpUrtän^ 
digkeit und Deutlichkeit des Sinnes nothwendig 
waren (befonders, wo in dem hebräifchen Original 
die nähere Beftimmune des redenden oder handeln- 
SubjecU fehlt» oder .fich eine Ellipfe findet, welche, 
um des Genius unfer^r Sprache, und um der Deut* 
lichkeit wUlen, in der Verfion ergänzt werden 
mufste )« in Klammem aufgenommen worden» Wir 
billigen es vollkommen , dafs diefs von Hn» ^i. noch 
iftfterer^als vQnHU'deff^., gefchehi^nift; nur wünfeh- 
tenwir, dafs i er erklärende Gloffeme diefer Art, w<| 
fie^niicbt gerfide zur gr^immatifchen VoUftändigk^t 
des Sinnes ganz unentbehrlich waren (z« B» Jofua 3, 
XI. 1.7t' i8» ß4^ 7> 23« 8» 02, 9, 7» 10, i, Ne- 
bemia*79 61« 11, o« ^Efther 0, ai. 5, 9, Jef. 3, 
6. , to, SS. s6, IV. d7, 4- i^d an vielen anderen 
Scell^nX lieber unter den Text der Verfion gefetzt ha- 
ben möchte« um den Zufammenhan^^ der Über» 
(«t^ung wehiger oft zu unterbrechen* Überhaupt 
^ubier follte jiach unferer Anficht die Zahl der kurzen 
^gentlich erklärenden Gloffeme in dem ]gan;&en Wef* 
ke gröfser.Ceyn. Nicht, als ob wir ausJührUchß Er- 
klärungen unter dem Texte verlangt oder erwartet 
halten. DieC| lag nicht m dem Plaiie der Vff!. « uiul 
kahn^.tim.fo weniger erwartet werden, da fie fich' 
ausdrücklich vorbehalten haben • über den Sinn, ur^ 
Zuf|Lo^inc^nh^ng einzelner Ausdrücke in einei}^ be- 
fonde^en, ;be^its angefangenem, Commf.qtar fich 
«^Hhdicb.s^u verbreiten, DelTenungeacht^t würde 



Rqc. $U4:h in det DberCetfemig rfn fiir rathhoi gebal* 
l^en haben, an vielen Orten« wo die Überfetzung 
allein (eben darum, weil fie keiuie umfchreibende, 
fondern eine möglichft treue feyn follte) den Sinn 
nicht mit völliger Deutlichkeit bezeichnen konnte, 
unter dem Texte eiue kurze erklärende ümCchrei« 
buiig hin;&uzufügen « welche nur die Refultate der 
exegetifchen Forfchungen der VlF. mit wenig Worten 
darlegte« ohne Auft'übruug der Gründe, deren £rörte« 
rung allerdings lediglich in (}en Commeniar ge* 
hört, und fQ den Lefer, auqh bey dem Gebrauche 
der Verfion allein , noch mehr in^ den Stand feu« 
te, fich auch ohne, den Commentar eine fchneU 
le überficht von dem gramma^fch- philologifcb be^ 
ftimmten Sinne, einzelner Stellen ^u verfchafi'eii* 
Wir berufen uns nur z. B. aus dem erften Buch Mo* 
fes auf die Ausdrücke; Der G^iß (jq^m (i,Mof. j« 
!'• Baum der JLrkenntniJ^ (S, y), jo Jey da^ Land 
perjiucht (3, x7), die ctimme pon deines Brüden 
BlfUe Jchreyet zu niir (4» 10)« wenn du das { mu4 
ffaue/i^ Joll es dir nicht m^r fein Vemiögen gei&t 
(4, 4$;, das ' Buch des deJchlechCes C5, .1 %. aUej; 
fleifeh verderbte feinen Wandel anforden (6, lö), 
das Ende alles tleijches iß hty mir gekofnaun [ßt 
1,3)« und eure Furcht und Schrecken Jey auf alUu 
Thieren dpr Erde (9, ft). Zwar hauen die VE, 
befonders Hr. ^., an manchen Stellen erklärende Zv^ 
fätze beygefügt, auch, wo fie nii;ht gerade zur grai»- 
matifchen Jürganzung der unvollßandigen Sprache 
^i hebräifchen Originals dienten f dp^h h^tte di^üi 
öfters gefchehen follen. 

Von der gewöhnlichen Capitelabtheilung habe« 
fich die VÄ'. nicht feiten, mit vollem Beclue, ent- 
fernt, und eigene, dem Zufammenhange oder der 
Verfcbiedeuhait der Materien mehr entfprecheride 
AhTchnitte fefigefet^t (jedoch mit Bemerkui;ig der 
gewöhnlichen Capitelabtbeilung), von kui;zen» aber 
hinreichenden Inhal tsanzeigen begleitet. 

Druck und Papier machen dem Verleger Ehre, 
und die auf Gegenltände der heiligen pefchichte des 
A. T. fich beziehenden Titelkupfer, weichte die er* 
ßen. 4 Bände ^in denen die kanonifchen Bücher d^ 
A. T. enthalten find; eröffnen , find eb^n fo zweck« 
paäfsig gewählt, als gefctimackvoU ausgeführt» Übri- 
gens beu^erkeh wir ju>ch, dafs die apokryph iLchen 
Bücher des A. X^ in deni fünften Bande ^wie Hr. 
J. felbft in der Vorrede erinnert) im Ganzen nach 
eben den GruiuHatzen bearbeitet worden ünd^ wcl- 
i^ die Vff, bej den kaj^onifcben Büchern befolg- 
ten, uimJ die von Hn. 4^ im^Jahre 1804 beforgt^ Aus- 
gabe ijer Apokryplien in Hinficht der Ordnung da 
ISi^cher i^ixd des Texten zuuji Gjrunde liegt. St. . 



NEUE AUFLAGEN. 

Bmmberg u« PTUrthurg» b. Gobluirdr: Meme Lisdet riit^. Zweyte Tviinetirte und verbelCerte Aafliig^ ^g«^. t4S 3^ 
nach alten und bekannten Melodien • zum Gebrauche bey ka* g. (4 gr.) *(S. die Rec. Jjihrg. 1807. No« ay^J 
tholifeheu öffentlUhea Gottesverehrungm, Toft Jof^h Geh» 

^— — "^ I ^'^''^'mmmmmmmmmmmmmmmmmmammmmmmmmmmmm 



555 



J E N A I S C H E 



35» 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



y 



' I ' 



W 



MÄRZ 



1 8 t S. 



Quellen de» franzöfiTclieit un^d -weftp^ai. 
Rechts nebft Repcrtoriem darüber. 

i) Paris« in der kaifeirl. Dr^iAerey: Code pinah 
£<lItion originale et seule of&cielle. i^io» 
(In mehreren Fjormaten und zu vcrfchiede- 
nen PreiTen.) 

S) Ebendafelbd: Codse d^instructiou criminelU, 
jElditicMi originale et seule efficielle. iflo^* 
( Gleiclifalls in mehreren Formaten und zu ver- 
fckiedcnen Prcifen,) 

3) FfiAiiKroJLT a. M. , h. Varrentrftpp u. S*^ Na* 
po Leons peinliches und Polizey • Str^^gejetzhuch* 
Nach der Origialalansgabe überfetst, mit eiaer 
Einleitung und Bemerkungen über Franiireiclis 
Jiaßi«&*^ uod Polizey r VarFaüung^ die Motive die- 
ier Gefetsgebtmg nnA ilire VerhältmiTe «u .Ofter- 
Teichs und PreulTenft Gef etzbüchem « von D. 

Theodor H'irtlebe9i^ grofsherzogl. badifcheäi Ra- 
gierungsrathe u. Lvr. i8i>- XXVIil n. iQfl 8. 4. 
(2 Rthlr. 8g«r0 ^ 

4) MAoBKBvftO» b. Heinricbshofen : 'Straf - -Codex 
für das Jranzöjifehe Reirh, überfetzt und mit 
Ajixnerkungen' , fo wie mit eineif Überficht d^ 
neuen franzößfchen Criminal - Procefsördtmng 
jrerfchen von L^Hundrich^ Friedcnsriohter und 
Criminal - Affeffor zu Magdeburg. 18* *• UV ä* 
«08 S. 8- (i Rthlr.) 

V V tr liftben Hoffiiung , über diefe beiden CtwF^, 
ven welchen 4er Code pinaL^ dem Gegenßande nach, 
ftaerft genannt zu werden verdient^^ ob ihm gleich, 
Wenn man auf die Zeit der Promulgation ficht, nur 
der zvreyte Platz gebtihrt. In der Folge ausführliche 
kritifcbe Schüdcrungcft Hefern zu können , derglei- 
chen früher in diefen Blättern von dem Code-Kapo- 
Uohi (1807. No. 3 —8) und von dem Code de aftn- 
meree ( 1808. J*o. 195 — ij/8« No. ^fp und 258), fo- 
dann auch^- von .^ apaieons Oejetzbuch für das Kö- 
nigreich // e/rphnleft ( 1 81 o, No. 3 — 6 ) geliefert 
Mrorden find. Einftweilen begnügen wir uns', nur 
fo viel hier beyzubringen , als ndthig ift, um von 
den beideii vorliegenden Codes , als den Onelien, 
einen Übergang auf die Beurtheilun^ der iiterari- 
teilen Hülf mitte! ^ welche bereits in ziemlicher Zahl 
tu beiden Codes , vorzüglich aber zu dem zwey ten, 
erfchienen find *)♦, machen zu ki^nnen. 

•) Sthrfften tihet die Jratitö/ifche Criminalgefetügehmngt ülfon« 
derhek ^e neuefioa wichtige« Werk« von Bourguignon, ßad 
in umhtm ErgänArngMaUrnrn ^0.33. S» ^ tt^ i. inm 

J. A. L. Z. i8»3^ -fi^*'' -B««A 



Dufch den Code pinal trad den Code J^instru" 
ttion criminelle ilt der Cyklus der aUgemeifien &anz5« 
üfchen Gefetzbücher gefchloHen« welcher mit dem 
4iode NapoUon und dem Code de procidure civile 
jmhub; derCyklus hingegen der befondereu^ die aU- 
gemeinen ergänzenden Gefetze enthäk bis jetzt nur 
^en Code de comtnerce^ und wirxl bald auch durch 
AenCode rural fortgefetzt werden, ohne daCs es fioh 
bis jetzt beftimmen läfst, . w^ie grofs die Anzahl der 
fpeciellen i^des feyn wird, Methodilcher waxd 
noch keine Gefetzgebung behandelt , a]s die franzö* 
üfchc, und es gehört gewifs nicht zu den kleiuften 
Verdienften Napoleons , fo fchnell und fo umfaffead 
Licht in das frühere Chaos der Ordonnanzen , Cou* 
tumes.u. L %v. gebracht zu haben. In ^erfelben in* 
jaigen , ja man kann fagen , in einer noch inn^ere^i 
Verbipdung fteht der Code d^ Instruction crimineüe 
mit dem Code pinal^ als der Code de proeidure ci- 
jȟe mit dem < ode iXa/u>/^oif; alle vier genannten Co- 
JUs dagegen aiber auch wieder in Verbindung mit 
•einander, fo dafs eine Wechfelwürkung eil tfteht, die 
. dem aufmerkfämen Kenner d^ Gefetzgebung nicht 
jiudeps als Cehr interelTant feyn muis. Möchte doqh 
auch der fpecielle Cyklus die ergänzenden Gefetze, 
uiul auch das Verwaltan^»recht in eine folche Wech- 
sel wirkmig fetzen, und alle Widerfprüche heben, 
.^ie fich in dem letzteren nur 2U häufig darbieten 1 
Dann erß würde die gefammte franzöfiu:he Legisü* 
tion feft begründet feyn^ dann erft würden alle Mifs- 
.^ii£e zh vermeiden feyn , deren Abftellung felbft die 
.kaiCerlicfaea Geiicbtshöfe kaum zu bewirken vernui« 
gen. Diefer WnnCch ift jedoch zu fchön, als dafs 
an -defl'en Erfüllung zu denken wäre; manche LeJ^* 
Ten des Verwaltung^recbts find einer zu momentanen 
Veränderung 4er Natur der Sache nach unterworfen, 
^IsdäXs man hoifen dürfte, -dafs auch fie in fefille- 
faenden Normen ausgedi'ückt werden könnten. 

Das Verfahren in peinlichen Sachen litt ifi 
Frankreich bis tief in die Zeiten der Revolution hin- 
ein an dt^nfelben Mängeln , xivie das in Deutfchland, 
ohne jedoch die VcrbeÜerungen zu theilen , welche 
^eutfche Regenten hin und wieder hervorgehjacht 
•hatten. Die durch die politifche veraulafste pfyclii- 
fche Revolution regte auch hier neue originelle An- 
fiditen 4mf , welche durch das Gefetz vom 3 Bru- 
maire IV fanctiounirl wurden. Mit fo grofsem \^^j* 
falle auch diefes Gefetz aufgenommen wurde, und 
fo vortfeftlich es war, wieäenn auch in dem Codte 
d*iustruciion criminelle nicht nur der Geift delTelbeiu 
fondem (ogar fehr viele Artikel deJQfelben bucUßäbr 
Im^ wiederholt iia^; ^^ Huchioi dennoch die neue? 

■ ^ä' ■ ■ 



JRNAI5CHE ALLe. LrlTERATüR. ZElTülfG. 



55« 



ren Verftrcfe, cFfe C^rimihalgerich^e zwecVcmäfsiger 
zu organifircn, dieÄii\rendTing.d«irel3bei> nicht mehr 
thunlich, Hiid bereiteten den neuen Code vor, der 
fich nun iniifg an die jetzige Organifation der Ge- 
lich t»höfe anfchlfefst, Diefe "vrurde vorzüglich da- 
durch bewirl^ty dafs die Crimnialgerichtshäfe auf- 
hörten , befondere Gerichte zu feyn , mit den Civil- 
gericTitsBöftn vereinigf "wurden, urid nur als mo- 
mentane AusflüfTe der letzteren., die den umfalTen- 
deren Titel: Kaiferliche Gerichtshöfe, ethieltert, un- 
ter den Namen der Artlfeuhöfe erfchienen. Im enrg- 
ften Verhältniffe ftcht daher das Organifa tionsgefeta 
vom 20 April igto, und das kaiferliche Decret vom 
6 Julius delT. J. , über denfeJben Gegenffand, mit dem 
neuen C^de d^ Instruction criminelle^ und dürfte da- 
her -wohl nie bey einer Ausgabe des letzteren a?s 
Zugabe fehlen, wie fie denn auch mehreren Handbü- 
chern fehr zweckmäfrig angehäijgt wordien ift. Stjhr 
interelFant ift e* übrigens, die verfchiedenen Orga- 
nifationsverfuche , fo wie diefelben in dem Code 
TOm 3 Brumaire IV, dem Projet du Code crimineite^ 
welches unferem G^jfetxbuche den Weg bahnte, und 
den gedachten Gefetzen enthalten find, Itennen zn 
lernrn; vielleicht ift auch jetzt noch nicht einmal 
die FeftigXeit des Inftituts der Criminalgerichtsbar- 
>eit, in der Form, in welcher fie jetzt erfchcint, 
hegründet. 

Was infonderheft den Code phiat (No. t) be- 
triftt: fo geht er von dem, gröfstentheils auch durch 
Aiii englrfche Griminalgefetzgebung anerkannten 
Grundfatze aus, dafs es nur Criminalgefetze, aber 
heine Criminaljurisprudenz gebe , beftimmt daher ah 
Zweck diefer Gcfetze ^ie /ibjchreckung^ und zer- 
nichtet durch die hieraus gezogene Folgerung, dafs 
Iceine Strafe zugefügt werden könne, wenn fie nicht 
durch ein Gefetz angedroht fey , fo wie keine Ver- 
brechen exiftiren , ^venn die Handlung nicht mit ei- 
ner Strafe verpönt fey, auf einmal alle Theorieen 
der Straffchärfung , Milderung und Wandelung der 
Strafen; er entreifst d'em Richter die Macht, will- 
kührliche Strafen zuzufügen, und allen Autoritäten 
die Gewalt, wiUkührliche oder comventionellc Stra- 
fen anzudrohen. Klar wird diefe Anficht durch die 
Artikel 4, 65 des Code pinal u. a. erwiefen. Mit 
Aecht läfst fich daher in Gemäfsheit diefcr Grund- 
fatze behaupten, dafs fich die peinlichen von den 
bürgerlichen Gefetzen darin wefentlich unterfchei- 
den , dafs die letzteren von dem Richter ausgelegt, 
und analogifch auf andere Fälle angewandt werden 
können, dafs dicfes aber nie der Fall bey den peinli«- 
eben Gefetzen feyn könne, wo vielmehr dem Rich- 
ter nichts übrigbleibe, als bey der Dunkelheit der 
letzteren den Angeklagten zu abfolviren, wie ihm 
'auf der anderen Seite auch nicht frey ftehe, durch 
wiUkührliche Erklärung oder Umgehung des Gefe- 
izes einen Schuldigen freyzufprechen , oder mit ei- 
ner milderen Strafe zu belegen. — Daher liegt denn 
auch fo viel nicht daran, dafs die Discussion par- 
üculiire zum Code frhtal bis jetzt ungedruckt geblie- 
hen ift* Aber noch ein paar andere Folgen jene« 



. GrtmdCiitzes., wovon der C^^de f*4fial austfehtr vjer- 
^ienen b^'inx'rklich gemacht zu \v^rdej|. ^ Öie ein^i^ 
dafs ein Hauptzweck, für welchen richterliche Er- 
kenntiiiHe dem Publicum mit^etheilt werden, bey 
d^en Straferkenntnfü'en fn Frankreich grofsentheils 
wegfälli: dtr Zweck, d<?m dichter für die Zukunft 
eine Anleitung zur Intorpretation des Gefetzes zu ge- 

' ben, und ihnrrlabey gltichfanr die Hand "zu bieten. 
Es bleibt nur der N-ebenzweck übrig, 'welcher auf 
den Nutzen berechnet ift, den die Legislation felbft 
WELS den Producten der Gerichtspraxis ziehen kann. 
Sehr natürlich pflegen daher in Frankreich die pein- 
lichen Rechtsfälle, in Hinficht ihrt^ Interefl'e für 
das Publicum, vorzüglich nach ihrer factifchen ^he- 
fchaft^enhcit gewürdigt xtinX danach für den Druck 
ausgewählt zu werden ; wie man z. H. bey den Ca«- 
ses ceUbres von Mijan wahrzunehmen Gelegenheit 
bat. Die andere Folge ift , dafs der Code pimain fei- 
ne» Natur nach, weit weniger zum Commentiren 
geeignet fft, als andere ^/oJ^^. Und was die Natur 
will, das gefchieht billig, Wa* Wunder alfo, dafs 
der Code p6nal bis jetzt verhältnifsm&fsig fo w^enig 
Commentatoren gefunden hat ! 

Charakteriftifch ift ferner beym Code r^nal die 
Befchränkung feines Inhalts auf das Allgemeine. Der 
Code greift dadurch ein in den bekannten , auf die 
gefammte neue franzöfifche Legislation fich erftre- 
ckenden Mechanismus, deifen Zweck auf diemog- 
lichfte Sonderung des Allgemeinen von dem Befon- 
der^n , der Regel von der Abweichung oder Au«nah- 
me, gerichtet ift. Man vergleiche einmal in diefer 
Hinfu:ht die franzöfifche Legislation mit der prei|lli- 
fcheni In jener fpringt die Sonderung nach dem. 
Unterfchied zwifchen objectiv oder fubjectiv all- 
gemeinen und befonderen Gefetzef» (jus generale 
etfpeciaie) hervor, wahrend darin der Unterfchied 
awifchen den geographifch allgemeinen und be- 
fonderen Gef^zen (jus univerJaJe' et jarticulare)^ 
da er dem Princip von der binlieit de« Reichs nicht 
entfpricht, fo w^nig als piöglich bemerklicfa wer- 
den foU. In jener fteht in der Mitte ein Cyklus ^foa 
geographifch und objectiv allgemeinen Codes ^ be- 
ftehend aus den Codes NapoUon^ de procSdure c£m 
vUCf pinal und dUnstruction crinunelle; um denfel* 
ben herum aber wird fich mit den Codes de com* 
merce^ ruralf maritime etc. ein Kreis von objectiv 
oder fubjectiv befonderen Codes bilden. I» der 
preuftifchen Legislation hingegen ftcht in der Mitte 
das allgemeine Landrecht, als ein geographifch all- 
gemeines Gefetzbuch, von welchem aber, in objecti- 
ver oder fubjectiver Hinficht, das Befondere nichts 
weniger als ausgefchl ollen ift, und um demfelben 
heixun foll fich, w^iiigftens dem uripniuglichen 
Plane der Legislation nach , ein Kreis von Provin- 
cialgefetzbüchern bilden. 

So befchränkt aber von diefer Seite, durch Aus- 
fchliefsung alles delTen, w^as zum fogenanntenZ^m^ 
d'exiiepiion, im Gegen fatze des Uro it commun^ ge- 
hört , der Code pinal feinem Plane nach ift : fo bat 
er dagegen , (o viel feine Ausdehnung im Gebiete dei 



55T 



MÄRZ 



8 



35a 



Drott eornrnnri fefbft betrifft, fehr weite Grenzen. 
Den» innerhaiy diefer Grenzten' liegen alle Gattun- 
gen vi'rpönter Handlungen^ '. fie liegen dann nach 
drey Stufen abgetheiltt ailf der oberllen die Crlmes^ 
auf der svVeyten die Z>6Utf\ auf der nntcrften die 
Contraventil *ns. 

Man findet alfo in dem Code penal, wie mari 
es nimmt. Viel oder Wenig: Viel, wenn man aöf 
die Ejntb.eilung nach den Graden der verpönten 
Handlungen ». Wenig hingegen , ^venn man auf den 
Unterfchied awifclien dem JJrwt corwnun und Droit 
^exception Rücklicht nimmt. Wegen diefes letzte- 
ren ünterfchieds fetzt Geh Aer Code ffenal Art, ^Q^ 
felbß feine Schranken, indem es dafelbft heifst: „JE/i 
toBt €e qui n^est pas rigle frt$r U prexent Code , en 
viatiire de crimes'^ dSlits et eontraoentions^ tes eours 
et tnbuuaux eontinueront d^observer et de faire ob' 
seroer les dixpasitians des lois et des reglemenis 
actuellement en vigueun*^ Damit find aber eben 
(wie lieh au» den lUötifs näher erfehen läfst) g^- 
mtint die ^^Lois relatifs i)aux dispositioris du Code 
Tural^ qui ne sojit point entrSes da fs ce Code (^pi- 
nai ; 2) arix taxe.% ^ coutributions directes et indi' 
rectes ^ droits riunis ^ de douanes et d^oetrois ; 3) 
aux tarijs pcrur le prix de certaines denrSes ou de 
certaius Aalair es ; 4) ^^^^ Calumitis pubUques ; 5) 
aux eiitreprises de sertfiee public etc»*^ Wer nun 
weifs, \rie lang fich die Lifte folcher befonderen Ge- 
genßände ntachen läfst, worüber es in Frankreich 
Pönalverfügungtn giebt, vorzüglich in der ClalTe 
der Contraveutions ^ und wer dabey erwägt, wie 
wenig fparfam von jeher, infanderheit a'ber feit der 
Revolution , die friinz-ohfche Lt^gislatioji mit Pönal- 
veri'ügungeu über jeden folcben befouderen Oegen- 
ftaiid gewefen ill, der wird ausrufen: o,wie dicK iß 
der Code phial^ umi wie viel Criminalrecht giebt c» 
deunoch in Frankreich aufser dem Code penal! 

Die Gründe diefer Scheidung des Befonderen 
von dem Allgemeinen und aber ücherlich fehr triAYig. 
Denn diefes iü das Wiclitigere, jenes das Unwichti- 
gere; und wie oft ptiegt rra Leben das Wichtigere 
fcbon darum niciit gehörig beachtet zu werden, weil 
es Termifcht mit di m Unwichtigen erfcheint. Ein 
noch bedeutenderer Grund liegt aber darin, dafs die 
officiellen Co^^i , gleich fam die Fixfterne der neuen 
Legislation, fo laug als möglich unwandelbar feft 
ftehen, ja dafs he (wie man fich auch wohl ausge- 
drückt hat) ewig feyn follcn» Und wie könnten fie 
diefes feyn , wenn ihr Plan mit auf Dinge erftreckt 
worden wäre, die ihrer Natur nach von Zeit zu Zeit, 
und nach Umftändeu gebogen feyn wollen! Wie 
Wäre es z. B., ohne einen folcben Ausfehl iefsungs- 
plan, und ohne die planetenartigen Werke der für 
das Droit d'exception beftimmten Codes um das Fixe 
frey henuuiaufen zu laÜen , th unlieb gewefen, den 
eigenen kleinen btrafpolizeycodex für das Perfonale 
des TetUrefran^ais zu erlaifen, welcher ganz kürz- 
lich durch das kaiferl. Decret vom 1$ Oct. igis (im 
Moniteur iH'3* ^o* ^5) ^^ dem Hauptquartier za 
Moskau wirklich erlaJlen worden ift? Und doch 



läfst fich im Geringften nicht daran zweifeln , dafs . 
das genannte Theater eines folchen Strafcodex fofort 
bedurfte; wtjnigftens läfst fich nicht annehmen, dafs 
die Promulgation diefes kleinen Theatercodex bis 
zur dereinfiigen Umarbeitung des Code pinal füg- 
lich hätte ausgefetzt bleiben können. 

Aber auch noch von einer anderen Seite giebt 
es eine Menge Criminalrecht in Frankreich , wel- 
ches vom Code penal nicht mit umfafst wird, in- 
.dem diefer Code^ w^ie alle übrigen neuen franzöfi- 
fchen Codes j nur als eine Fortretzung, obwohl als 
eine Epoche machende Fortfelzung ^ der früheren 
criminalrechtlichen Legislation Frankreichs angefe* 
hen feyn will. Die Träume von der uranfängli- 
chen Neuheit, welche fich von der franzöfifchenRe- 
volution an datiren follte, find längft verflogen; 
man ift längft wieder fo befcheiden geworden , in 
der Gefchichte, nachdem man fo lange Zeit darin 
fortgelebt hatte, auch noch ferner blofs fortleben zu 
w^ollen. Auch der Code pSnal will leben, ohne da« 
Frühere ohne Unterfchied zu tödten. ^^Dans toutes 
les matiires (fpricht er felbft aus, mit Achtung auf 
das, was vor ihm war, zurückfehend ) qui ji*önt 
pas itd rSglees par le present code ^ et qui sont ri- 
gies par des lois et reglcmens particuliers , les cours 
et les trihimaux eontinueront de les faire observer,** 
Dafs aber diefe Stelle nicht ausfchlielslich blofs von 
dem früheren Droit d*exccption , fondern auch, un- 
ter den erfoderlichen Einfchränkungen, von dem 
früheren Droit commun , zu verftehen fey , ergiebt 
fich aus der DiscuIFion klar genug. 

Wirfagten, der Code penal wolle Epoche ma- 
chend feyn. Er ift es in der That, nicht blofs im 
Verhältnifs zixx Legislation ancienne^ fondern auch 
im Verbal tnifs zur Legislation intermediaire. Wie 
und -wodurch er es aber fey , das find Fragen , deren 
Beantwortung uns hier zu ^veit führen w^ürde« 
Blofs diefes fey, in Beziehung auf das letztere Ver- 
bältnifs, hier noch kiirzlich erwähnt: dafs Act Co dt 
pinal mehr von dem Geifte an lieh trägt , in wel- 
chem die franzöfifche Revolution anfing, als in w^el- 
chem fie fortlief; dafs, er es nicht feiten vorzüglicher 
gefunden hat , in das alte Recht wieder einzulen- 
ken, als dem Code penal vom J. 1791 zu folgen; 
dafs man bey Abfaflung des neuen Code pinal betlif- 
fen gewefen ift, fich \or dem falfchen ^^EnthousiaS" 
me du bien^^f diefem Fehler der Nationalverfamm- 
hing, und vor der ^^Manie de reforme ^ ä craindra 
sur tout — quand eile s'*enipare^ dUme ame honnete^ 
mais tourmentee d^une soif immoJSrde de perj-ectlbi* 
lite*'^ forgfam zu hüten. Während die Theologen 
(virie ihnen fo w^ohl anfteht) den alten fchönen Glau- 
ben an ein ftetes Fortfchreilen der Menfchheit, in 
Erwägung, dafs die Menfchen nach dem Ebenbilde 
Gottes gefchaften find, hin und wieder noch treu 
bewahren, fcheinen ihn die Gefetzgeber, nicht blofs 
in Frankreich , fondern wohl überall , in Erwägung 
der bisher gemachten Erfahrungen, wenigftens auf 
eine Zeitlang, aufgegeben zu haben, und Icheinen 
CS vielmehr darauf anzulegen » üch in dem Kreife 



3S9 



!• A« £4« Z» 



MÄRZ 



8 



360 



berum «u clrehen, in welchem die Menfdiheit «i^'ird wieder jung; doch ^r Menfeh liöift immer 

Celbß, wie die Gefchichte will, (ich von jeher her- Verbefferung.** | 

am gedreht hat. „Die Menfchheit wird alt nnd (^Die Fon/Htvng folgt im n^chfien Stücke.} 



KLEINE SCHRIFTEN. 



JüRfirRTOBW«. Bremsn , b. Hey fe : Napoleons DiJapU- 
nmrgefetzjür die JJuocaten, aui dem rranzöhfciien flberfeUt, 
mit einigen AiunerKiingen und dem beygefügten Gmiidtexte 
hcraiisccgeben von ThciJor henk, der K echte Ur. imd prakti- 
ciTcndem Juriften lu Bremen. 18««. 47^. 8- C^.fP^- J j^*« 
tat ficli von Zeit zu Zeit in gröfsercn und kleuieren deut- 
fchen Ländern mit Reformen der Civilgeletrgcbiii.g und der 
Procefsoidnungen rühmlich bcmüit; man liat uie Kichtcr 
unter nKJgliclift firenge Controle geilellt, und wundert iich 
min freylich, ddfs alle diefe Arbeit dem Zwecke nicht i.©- 
toflgeleülen will, indem die aheu Klagen «her Verwiiruiig; 
und Koftbarkeit der Jußizhäudel imniei- forttuaen. Gleioh- 
«vt>bl Uecl das \^ ort des BäihfeU fehr nahe. Der Advocat^n- 
fiand ift c«, deffen vielfeitigei' Einflufs in die Rechtsgefchifte 
und in die damit zufammenhingenden Leiden fchaltcu ißt 
Parteyen fckwerlicb geotig erkannt wird. Sanft würde mai» 
es bi» daher nicht an einer ileten und paÜeuden Aufhebt a^f 
die Alt womit die Individuen diefes Standes ihr Wjefen liei- 
bcu haben fehlen lalTen. Diefer btand ift es, der dasSchick- 
fal dci Parteyen, die mehrere oder mindere Daner und hicift* 
barkeit der ^roceffe vorzflgljch in den Händen hat Erbe, 
litat da* Vertrauen der Familie, ihre Geheimnifle; bey ;hm 
ift das Depot leidenfchaftlicher Abfichten , die unter dem 
Schein der Ilechtsverfolgung durckgefetzt werden foUen: er 
kann oft vor Anfang de« Pioceffos das Unrecht feines Uieu# 
ten leioiiter einCeben« als die Richter an deffcii Bude» 
wenn ihnen die Thaifacben entftelJt voi getragen , oder 
Beweisthfimer vorentjialten werden. Diefer Stand hat Ver- 
kehr mit allen V olksclaflcn , und von feiner Henntnifs 
oder Unwiffenheii, von feiner Beurtheilung oder Kon- 
fichtigkeit hingt oft de» Verluft. öfters wenigftcns oie 
iänem Dauer und Kofibarkeit eines Procettcs ab. Und 
für die ganze Kraft diefes Wirkungskreifcs gab es bis jetzt 
kein Gegengewicht, als eine meift x)hnm*chtige Kegiefsw 
klage welche die flbelberaihenen Cüeiiten £0 khig find tuciic 
inznß*ellen , oder einige einzeln« rtrafvcTordnuiiÄen , die die 
JUferenten der I ribunale aus mai»cherley Kfickiichten gar felr 
ten regen die Sachwalter in Ausübnng brachten. Man be- 
denke aber ; Zwey der ftärkften Iriebfedteru der menfchlich«» 
Katur Eigennutz und Huhmbegier, wirken auf diefenbtandt 
iim auek die bedenklichften Proceffie anzunehmen , und , es 
kofte vr*i es wolle, üegreich durchzufecliten. i;azu kömmr, 
dafs die öftere Vertheidigung des mr und Wider üie Ui- 
theilskraft am Ende fcliwankend maclien , und eine gewiffe 
Kälte oder Gleichgftltigkeit in den Charakter bringen inufs» 
der ohnehin durdi die Natur des Berufs fich zu einer tiotzigeu 
Haabhfingißkeit • inneigt, \^ahrhch! ein fo wirkfam in das 
Staatslebcn eingreifender Stand verdient von ^eilcn der »'e- 
cierungen alle Aufmeikfamkeit. Es war daher ein weiXer Ge- 
danke von der franzöfifcben Gefetzgebung , eine trot« aller 
KUge* fo lange offen gcbUeben« Lücke diirch das oben ge- 
Mannce. Difciplinargefetz auszufflllen , und zwar auf eine Art, 
die dem Stande die gebrthrende Achtung erhalten und feinen 
Glieden einen edeln Ehrgeiz einEöfsen , die fchlimmen 6ub- 
Xctc aber in ihren Schranken halten foll. 

Die Hauptgrnndlagen desGefetzes, das fehr gut ins Deut* 
l^e flbertragen ift, befiehen in der Wieccrherftellung der 
ehemaligen He;:iißer (^TahUaux'), in welche alle Advocaten 
eingetragen wiirden , und in der Errichtung von Difciplinar- 
conleils Diefe follen an jedem Ort, wo mehr als 20 Advo- 
caten fiiid, aus ihrer Mitte enichtet werden. Die Eiiura- 
rung in das Regifier ka^n erft nach emtr diey jährigen Pio- 
fiaeit bev einem Gerichtshof SuM finden. Jeder Advocat 
inufs, aiifser dem U ntert hanseid , fchwören: ^Dafs er die' 
den Tnbünalen und öffentlichen Autoritäten fchuldige Ach- 
tung niemals vergeffen, keine Saclie rathen oder ycrtl.eidigen 
wiU, die er nidht nsch tiberxeugung und Oewiilen für ge- 



recht hält'* (8. 16). — Der Difehdinarconfeil foll Ober die 
JLrhaltnng def Ehre des Advocaten IIa n des wachen, die t riuid« 
fätze der Keclitfchaffenheit , welch« die Bafis ihres Berufs atn- 
ntachen, aufrechterhalten, Ubtitrctung^u' des Gtolstxce odi^r 
lehirrn Eiiihalt tbun (unbefchadec der AiMdubg der Iribu* 
jiai« ; , er foll befonders aiii ^itteu und Betragcu cier juugtii 
Advocaten wählend der Probezeit merken , and — ein trcfi*- 
lieber Gedanke! •^- foll ein Btoeau yu Eftheilung unentgdt* 
lichtr Coufulurt^ionen eiricfiCen, und lo iMr^äie Vertkeidigoii^ 
4er i üritigen in gerechten aackuu loige». Eiur «liefe Cofi« 
/'uJtationtn wird uer ^löfstte Heils zur Pflicht gemacJUc bdbr 
weife 4 denn die Erlangung aes Aiue^iieidits vtrleiiet fo man* 
eben räukeffi cht igen Armen , den Aiideien mit Pix>cc|fen vi 
Vei folgen. Die Confeiis find befugt , tu warnen , zu taueJii, 
Verweife zu erth«'ileM« aui gewille i^eii, doch nitdkt über ein 
Jahr, au fn^ «udbeu, von neu Ut^iiiciu atM^zufchiiefseii oatt 
j^szulif eichen« I er beschuldigte Advocat ruufs eijt geholt 
werden ; auch ftelit ihm die Appellation an deki kaiferL Oe* 




l^gien Eifer für die schwachen uiid üuterdnickien, als we- 
fentliche EifodemiiTe des Advocateiifiandes erklärt. — N»ch 
^ffexuiichen NachHohten ift eine äitnl icke Anstalt vxyr einiger 
Zeit in Neapel crrrcbcec worden « wo frerliok das Unweioa 
jder Adviocateut wie bekannt, (chon läiigU auf das ii^kkü« 
getrieben worden war. In Frankieich üt diefcm Stand »lle 
Einmirchung in Notariats^, Agenten- und Andere Gefchift« 
fl t eng iiutei Tagt, die in Deutfchiand eile yon Advocaten mit 
betrieben werdt-ti, fogar Geldiiiiklei;e3r n. dgL Eben üeto 
4iiehi fache Einwixkun^ ins bürgerliche Leben mufs eine Auf* 
fodei ung mehr feyn « ihr mehr Aufmerkfamkeit als bisher sa 
widmen. Eb fehlt uns gewifs noch eine Juftizpolizey , die, 
^vährend diejiiftiz die Sachen erörtert, Aelit datauf bar, wie 
die Perfoaien , detten £e anvertraui üjnd , damit amgehen. Sie 
suiiXste fchncll und ernftUch Arafen, aber auch die wfltdigen 
Sachwalter, als wichtige Glieder der Gefellichaft, ehrenvoll 
Auszeichnen , und yQn Zeit zu ^SSeit in gute bteilen sn beföi^ 



dem fucheiL 



F. J. 



Scn/V«« KufiST£. Leipzig n, Elberfrld, b.BüCphler: Das 
Sßndtterk, Eine StaJtntmißkeit vom Kt*Jf*ehauJi, f'vmlef 
hßer drr edlen Griechen^ ißoS. 533;^. 8« (• Hlhlr^öß'-) 
Die Verfpäcete Anzeige diefes i^idu iLöxnmt deck utcki zu 
fpät , da das Buch felbft noch fxiftirt , was bey Büchern cer 
Alt» nach vier bis filnf Jühien, nicht Leicht oei J-aJl ifi. 1 afs 
es aber noch beyni Leben ift, verdankt ee feinet ruhigen, hei- 
teren GeniCitbsart, uimI dal» ei noch wohl gA^ilten Sft unirr 
deines bleichen« fetsem Sawair'vivre. Es ftriiint und biaulct 
nicht in dAS Tageslicht hinein, wie di4ß wilden S6hiie tieel.i- 
iialdo Kiiialüini: es debanchirt nicht niit Iriuken, wie rieJe 
der nun verbiiclienen Hiltenomane g;ethan j es hat tnit Vciff- 
snachen fidi nicht ei^chöpft, wasder netielten (leneiMion vtm 
LefebüdierB uie Aoiszelirung xaigezqgen ; UMid endliidr piiJiti- 
ürt es auch nicht/ fo frech, dafs ihm uer Denker das 1 cbrits* 
licht auszublafen hätte: mit einem V\oit, es ift ein mäfsiL«^ 
freundliches, wob Igezogenes Büchlein. Es weüs feinen VUtz 
in Zaume zu halten , damit er durch albu häufigen Gebnoch 
niclit alltäglich , und . durch jdlui unvorfichiige» Ocbnuick 
nicht ficJi lelbft gefährlich werde: es fpricbt tue verftiadU- 
che, befcheidene Sprache, nur feiten polteit es ein wenig; 
, es Isfst dem gefunden Menfchenverftande Ikin Mecht wiedei- 
fahren , und icheint nur zum Speis gelehrt zu feyn ; es ift , es 
hat, es tkut Alles, wie eineK gnttnütkigen ilecenfenien be- 
ftimincii Jii^in , c^ «u tehop«. Und fo Uy m dam hiwuti^ 

lobtl ßpt. •^ 



s^ 



J E N A I S C H E 



m 



ALLGEMEINE LITE RA TÜR. ZEITUNG 



mi' 1^ 1 1 



* J ■' I ■■ <r^m,^»-mmmmmmmmmmmmm^mmtmi 



MÄRZ i8i3* 



J U Rf 8 f R U D E NZ. 

Quellen de« franzörifcTi«!! nnd weftpliäl* 
R-ecfets n«bft Kiepert orien darüber. 

i) P AB 18 9 iii der kaireW. Druckereyj Code pinaL 
Edition original et seule officielle .etc. 

fl) Ebendarelbll: Code ^imtruction ^iwUnelU^ 
£dition origiiiale et «eule ofiicielle etc. 

3) Fbawkport a. M., b. Varrentrapp u. S.i JVa- 
poleous peinliches und Polizey - Straf gefetzbueh. 
Nach d«r Originalausgabe überletzt «tc vom D. 
Theodor Hartlehen u. f. w- 

4) Magdeburg, b. Heinricbshofen : Straf 'Codex 
für dasfrauzäßfcheApich, übecfetzt vonJ.Hun* 
dri4h n, f. vv. 

iBffchlufs. der im var.iggn Stücke mlf gebrochenen Jiecenften.y 

xlea gellt nun zum Code d^instruction 4n'imineile 
(No. 2) über^ und will , jedoch gleichfalls nur mit 
wenigen Worten, die Grundzüge, und den Geift 
deffelLen darzultellen Tuchen, da noch nirgends, fei- 
lies Willens, eine Beurthcilung diefes merkwürdigen 
Cefetzbuches ^rCchienen ift. 

Man erkennt mit Bewunderung, dafs der Ge- 
fetzgeber nicht -weniger bemüh t^ewefen ift. Jedem 
feine Freyheit, Vermögen und Leben zu lichern, als 
^uch den Verbrecher, der bis zum letzten Augen- 
blicke als Glied der Gefellfchaft und als eine mit 
Htcbten begabte P^rfon auftritt« zu fchützen. Merk- 
Würdig iß, wie nichts vernachlänigt worden, um zu 

, bewirken , dafs der Angeklagte zu gleicher Zeit ver- 
folgt, und vertheidigt werde, wie fo-woW die Ent- 
>vicke]ung der Recbtfertigungs-, als die der Über- 
führungs-iVIittel begünftigt« und wie weite fo wohl 
die Sicherheit der üefellUJiaft, als auch die indivi- 
duelle Sicherheit des Angeklagten, berückfichtigt 
wird. In diefer Hinficht hat der Gefetzgeber das 
fiecht zu ftrafen weder einem einzigen Richter, noch 
einem einzigen Gerichte übertragen; nie foll der 
Biehter gefürchtet feyn , fondern nur das Oejetz. 
Defsb^lb ift denn auch die Inftruction der Sache, fo 
wie die Entfeh ei^lun'g derfelben, in verfchicdene 
Hände gelegt. In den allgemeinen Straffachen hat 
demgemäfs das Tribunal erßer Inßanz den Jngrij^ 
(la preoeution pour crime) , der kaiferliche Gerichts- 
hof die Anklage (la viise en accusatiön)^ die 6e- 
fchwomen die JSeürtheilung der Schuld oder Uu- 

fchuld {la cotiiittion) und der Affifenhof die Ferur- 
theilung (Ja condanihaliön). Damit kein Verbrecher 



«der gefetzHchen Straffe entgAe , hat der <}rf€t«gebet 
eine Menge Beamten mit der Auffuchung und Ver* 
folgung 4er Verbrechen, unter der Aufficht und deif 
Leitung des G«ieralprocurators« beauftragt (les ofR-r 
ciers de p^lice Judiciair e); den heimlichen In tri guen» 
weflche man leider fich oft im SchooTse der V^rhand^' 
lungen bilden fah« iß die Pnblicität des Verfahren» 
und des Erkenntniffes entge^igefetzt. Die mündK* 
che Inftruction in der Audienz^ und die Debatten,* 
die in derfelben zwifchen dem öffentlichen Ankläger 
und den Angekl^tenl, fo wie zwifchen den Zeagen^ 
entftehen , haben zum Zweck, alleJLJniÄände, wel^ 
che auf die Schuld oder Unfchuld des Angeklagten 
Einflufs Ilaben köiincn^ aufatuklären , alle 'Zweifel 
zu bebto, und die Gefchwotnen in den Stand zu fe- 
tzen, mit Evidenz das Schuldig od«r UnCchuldig 
ausfprechen zu können , die Gefdiwornen, ein In- 
ftitut, welches den Angeklagten fowx)hl, als die 
Gefellfchaft von den Vorurtheilen und der Partej- 
lichkeit , die fich der gebildete Criminalricluer, vor- 
züglich, weim er die Inftruction dar Sache felbft' 
{geführt hat, nur zu leicht zu Schulden kommea 
äfst, unabhängig macht. Durch den Ausfpruch dec 
Gefchwornen wird nunmehr die Thätigkeit des Af- 
fifenhofs bedingt; er kann nur das Gefetz auf den 
Fall anwenden , welchen die Gefchwornen als exi- 
ftent vorausgefetzt haben« — Das Einzige, wav 
man dem neuen Ge fetze «um Vorwurfe machen 
könnte 9 iß, dafs die Formen zu zahlreich fejen; 
in einem folchen Verfahren mufsten fie es aber, denn 
£e find die Sauvegarde der Freyheit, und fchon 
jyjentesquieu betrachtet fie als Colche, da fie jede Ca- 
bineitsjußiz, jede nachtheilige Handlung des Rieh« 
tecs entfernen , weil in beiden Fällen er^ die entge- 
genftehenden Förmlichkeiten' befeitigt werden mufs- 
ten , um nach Willkübr handeln zu können. -^ 

Übrigens bedarf ^s kaum noch ciaer Erwäh- 
nung, dafs der Code 4*instruction criminelle fo wohl« 
als der Code penal , in die übrige;n Codes auf man- 
cherlej Weife eingreifen , und oafs fie damit gleich- 
fam verwachfen find. Die gefammte franaöfifche 
Legislation bildet ein Ganzes, deHen einzelne Tbei- 
le abfterben , fobald fie nicht mehr m der . Vtrbin-, 
düng und im Geifte des Ganzen leben. Es mag im«, 
merhin wahr feyn ^und die beiden vorliegenden* 
Codes tragen felbtt Spuren genug davon an fich), dafs' 
die mehreren Codes , ob fie eleich Werke Eines Guf- 
fes feyn follen, dennoch nicht in Einem GufTe zu 
Stande gekommen find. Aber doch auf keinen Fall 
ift ihr Güfs fo gefchehen, dafs &e geeignet fejn könii*^ 
ten, granulirter fVeife gebraucht su werden. 

4Ö 



JENAISCHE ILLO. LITERATUR- ZEITUNG. 



Wh Aie beiVIen, oben (No.,3 n. 4) auEgefiihrten- 
l^b^rCei^iui^en. betrifft: Co h«t Hr. JJaifl«leii die frii- 
ht-re ßaehsianlifcha Überfeizuiig in vifler Hinßchl 
ubcrtroftVn, und e» jft zu bedauern, daf* er nicht 
anch im Stande gewefcn, die Tpäter errchieiieiie 
Lberftt^uiig von Uaniels zu berück lieb tig^n. Auf 
allen Ful) zeichnet lieh die hartlebenjrke Verdeut- 
fcliung vor den beiden eben genannten Scbwtftern 
ben uus, ^velcbe nicht ohne Bekng 
Zugabe ift die Darfttllung der Juftiz- 
erfiillHiig Frankreichs auf 6a Seiten. 
zuerft der vormalige Zuftand der Jh- 
n di'ii verrchiedenen Hauptepochen 
n Reichs, mit den Worten, deren 
der gefetzgi'beiiden VerCammlung am 
13-Febr. igto bediente, gefchildert. Da» Übrige 
dieTer Darftellung iß nicht viel mehr, als ein raetho* 
difch geordneter Auszug aus den Geretzen und De- 
creten vom Qu April, 6 Jul. und iQ Auguß igio. 
Ben Motiven , nebft der Vergleicbung mit der prcuf- 
fifcben und Öllerreichifchen Legislation , t ah der 
^fweyten Zugabe, find die unter dem Text fortlau- 
fenden zahlreichen, und oft fehr intere Hauten No- 
ten gewidmet. In den vom Vf. gegebenen Moti- 
ven hndet man aber nur einzelne aus den officiellen 
Mötifs gezogene Bemerkungen, welche, zufam- 
mengenommen, keineswegs ein folches Ganze» bil- 
den, dafs man glaube» dürfte, in ihnen den Kern 
der officiellen Motifi zu haben. 

Hr. Uundrich, welcher dem Publicimi hier fei- 
ne erde literarifche Arbeit vorlegt, fclieint feine 
Concurrenten und die Gefährlichkeit feiner Lage, 
worin erfich als Milconcurrent befand, niclitgckannt 
zu haben, und möchte zu feiner Arbeit wohlfcbwer- 
HcTj gehörig vorbereitet gewefen feyn. Die Anmer- 
kungen, deren der Titel gedenkt, find gröfsten- 
theifs aus den Mötifs gefchtipft und wollen nicht 
viel bedeuten. Sk. M.E. 

■ Hambdro, b. Perthes: Repertorium der j'tzt 
gültige Kraft habenden franzößfchen Oejetze, 
velchi iK dem Bulletin des lais^ de fEmpire 
Jran^ais , dem '/larijeatifckeii OefetzbtiUetin , 
und in anderen Sammlungen enthalten find. 
Nebft einer dogmatifch - Itterarifchen Einlei- 
tung in das Studium der franzÖfiTchen Legis- 
lation von £.rnji Spängenberg, Dr. der Rechte,. 
General - Advocatcn bey dem k^iferl. Gerichts- 
hofe zu Hamburg. iSti. XCVIII u. 139 S. g. 
(iRthlr. 8gr.) 
' Ein Werk, wie das gegenwärtige, war den mit 
Frankreich vereinigten deutfchen Ldndern^ein drin- 
gendes Bedürfnifs, und der Vf. delTelben hat ßch 
ein neues Verdienfi um die Ausbreitung der Kennt- 
nifs der franzößfchen Gefetz gebung durch deßen 
Herausgabe erworben. Es erßreckt fich mit einer 
lobenawerthen Vollßandigkeit über die ganze fran- 
»öfifcbe Gefetzgebung, jedoch nur in fofern , als ße 
ȟr Zeit noch Anwendung findet. Nur in Hinficht 
derjenigen früheren Gtfetze machte "der Vf. eine Aus- 
nahme, die, obgleich felbA durch fptttere abge- 



fehaß't, doch drfsbslb eine genanr Ki^nntnifs (terfel- 
ben HOLhwendig' machvu, WiU.Jie deu GilA der 
noch in Kraft feycnden Legislation klarer ins Licht 
fetsen , jils die dos Dafcyn der gi fetzlichen Inßiiute 
felbft fchon \oruu«relzenden, und dir |e i,ur mudi- 
ficirenden Verordnungen. Daher hat der Vf. z. B. 
das üefelz vom iiteu firumutre VH über du^Hypo- 
tbekenwefen angeführt , obgleich d;iß<.1be durch 
den C N. günzl^ch abgeAndtrt Mordon.; Auch be- 
fchränkt äch das gegenwärtige Werk nicht auf die 
in den neu- vereinten Departeinentern verkündigfon 
Oefelze und Decrete , fondern erßreckt' ßch im All- 
gemeinen über alle im Reiche verkündigten noch 
giihigen Verordnungen. Da jedoch bey je.lem Artikel 
die Quellen angegeben fiiid:'fo wird Niemand, z. 
B. in den hanfeatifchen Departementen!, in'Vn- 
gewifsheit kommen, ob ein gewilTes Gefttz in ei- 
iiem gegebenen Tbeile des Reichs publicirt fey 
oder nicht. 

Da der Vf. bisweilen auf die einzelnen Dispofitio- 
lien des C. N. zurück weifet : fo wäre viclkicht bey dem 
Art. Gemeutheitjtheilunp eine Anführung des bekaiin- 
tcü, fehr wichtigen Art. 647. C. N. andtr rtchltnältl- 
le geweieti , da durch dell'en Ajiwendung, Freylich 
indirecter Weife, oft eine Gemeinheit* - TLeilung 
Smt findet. _ _ . . 

Auch die dogmatifch- literarifche Einleitung in 
daa Studium der frai^zöß reiben Gefelze, welche der 
Vf. dera Werke voranfeizte', kann, ■we[;en d*r in 
derfelben enthaltenen Literatur, den Anfängern in 
dem neuen Rechte fehr nützlich werden. , Wer 
freylicli tiefer in die kritifche Literatur delTelben 
dringen will . ninfs an das über diefen Gege»- 
ßand «rfcbienene vortreßliche Werk des Hofr. Set- 
denfiicker, von dem jedoch bis jetzt nur ein B^nd 
crfchienen ift, verwiefen werden. F k. 

Cabsel, b. Anbei: Bulletin des loix du royaume 
d« ff-'estphalie. Decrets rendus pendant l'an- 
nee 181». No i ä 37- i8'»- LI" "■ 75» S. (Der 
Jahrgang is Francs Subfcription.) 

(Vergl. J. A. L. 2. igii. N. 99. 100.) 

Statt, dafs bisher die neuen gefetzlicben Beftim- 
mnngen in dem Königreiche Weßphalen jährlicb 
den Raum drcyer Bände zu füllen pÜegten , werden 
ße für das lahr lyii in Einem Bande begrili'en. bin 
erwünfchtes Zeichen des Umßandes, dufs nicht nur 
die Bafis der neuen Adniiiiiftration gelegt, fondem 
ihr Gebäude felbft bereits aufgeführt, und dafs es 
jetzt nur noch nothwendig fcy, in demTelhen, denBe- 
dürfnilfen der Gegenwart gemäfs, hin und wieder 
Veründeruiigen , Verbelferungen und Zufä^ze zu be- 
wcrkß elligen. Es kann daher auch keine unerwar- 
tete Erfcheinung feyn, der allgemein intereffiren- 
dcn gefetzlicben Verfügungen in diei'em Jahrgänge 
des h. B. ungleich weniger, felhft verhaltnifsmi- 
fsig, als in den vorhergehenden, zu finden. 

(No. 3.) Das k. Beeret vxiiu 11 Jan. igii ver- 
ordnet, dafs wegen Forftfrcvel erkannte Geldßrafen 
und EntfctUdi^iigen ,' weuu'^« VerurtfceiUeu sab- 



I 8% 



MÄRZ 1 8 t s- 



566 



limpü'n'fiiliig find« in Arbeitstage venvamlelt wer* 
den£0ll£n,und fetzt^iii Hfnüciu derVolIziehuiigdierer 
Vorrchrift, einfache uiul l« hr zvveckmäfisige Normen 
feft. Die Dauisr diefejr Arbeit, welche, iiißelreÄ' der 
inerkannten £/f/yr^ i/^iii/o, auchPrivatpcrroiien zu 
Nntaen kömmt, ili in der Art t^tTtimmt, dafs lür jeden 
Franken Geldfirbfe e n Arbeitstag zu recbnen iß. Ei- 
ne unftreitig weife Vert"ügii,ng, da durch den bisher 
fatt der Geldfträfe{ wenn diefe bezahlt werden konn- 
te) erkannten Arr« ft nur Schaden und kein Nutzen 
gdüftet wurde. So ift die tiefe tzgebuqg oft genö- 
tkigt, auf die einfachen und verftändigen Verfügun- 
gen Dterer Zeiten zurückzugehen. — (No. 4.) Da» 
k. Decret vom ifi Jan* »Bi i führt, ftatt der bisherig 
gen Perfooal-Steuer , welche die erwarteten Reful- 
ttte nichf hervorbrachte^ eine neue, nach Clail'en 
ingelegte Perfonal-Stcuer, zum heften der Schuldenr 
AmortSfalions - Caße, ein. Audi diefe Steuer hat in 
I ihrer Ausführung Schwierigkeiten gefunden, und 
\ ift daher durch eine andere bereits ^vieder erfetzt 
l worden., Wefs wegen Kec. es unterläfst, etwas Nä- 
heres von derftlben mitzutb eilen. Nur diefs glaubt 
er bemerken zunuiüen, dals dit; Aniortifations-Caf- 
fe llets fortfährt, auf den Tdg die fälligen Zinfen der 
Staats fchuldea *^u berichtigen.* (Später, als diefes gc- 
rchrieben,iß die Amortifatiens-Calle aufgehoben, und 
find die älteren, d. i. vor der Errichtung des Kö- 
nigreichs contrahirien Staatsfchnlden auf ^ reducirt 
worden.) — (No. iQ.) Durch das k. r>< cret vom 20 
Febr. iQi i wird eine gleich mäfsige Erhebung des 
Chanir^e-Geldes . in d^in ganzen Umfange des Kö- 
nigreiches beßimmt: eine Anordnung, die im ho- 
hen Grade zweckmäfsig iit, da bisher }n Hinlicht 
äes Chauilee- Geldes, und felbft der Münzforten» 
^vorin es bezahlt werden mulste, .in den verfchie- 
denen Provinzen des Königreiches die grÖfste V^r-r 
fchiedenheit herrfchte. Das gegenwärtige Decret or- 
ganiürt nicht nur die Comptabilität des Chauflee* 
Geldes, fondern enthalt auch den Tarif der Erhe- 
bung. «Diefer ift mäfsig, und kann zu keiner rech t- 
mäfsigen Befchwrerde Veranlalfung geben. So be- 
zahlen z« B. Extrapoften , Lohnkuifchen, Cabrio- 
lets , Wagen mit eigenen Pferden befpannt , Wagen 
mit Getreide und Producten aller Art beladen , für 
die deutfche Meile (oder 9 Kilometer) für jedes Pferd 
13 Centimen; oder 10 Pfennige. Pferde, Maulefel 
und Efel , mit einem Reiter , 5 Cent, oder 4 Pfenni- 
ge, ledig ntir 4 Cent« oder 5 Pf. Zu gerechten Be- 
fchwerden kann aber oftmal , wie Rec. aus Erfah* 
nmg weifs , das Betrasen Aax Einnehmer Veranlaf- 
fnng geben, welch«, aller Verordnungen ungeachtet, 
in derÜegel fich weigern, die wirklich ausgepräg-* 
ten Kupfer- und Billon- Centimen -Stücke nach ih- 
rem Nominal-Werthe anzunehmen, fondern die (ei- 
nen unrechtmäfsigen Privat-Vortheil beabfichtigend) 
ihnen einen felbft gemachten Werth beigelegt ha- 
ben , nach welchem fie b* B. da» 00 Centimen- 
Stiick nur zu einem guten Grofchen hannöverifcbes 
CaUen-Geld annehmen. Eine Betrü^erey, diezAvar 
«benmäfsig ßraffällig macht: aber w^ie iß der Reifen- 
<2e lux Sumde, auf der Route die Gefetae ;&ur Anwen- 



dung bringen zu lalTeiv, die er gar oft nicht einmal 
kennt ? — Ein Keifender ift froh , wenn er zeitijg 
zu dem Orte feiner Beßimmung gelangt , und feiten 
aufgelegt, fich mit den Chauilee • Einnehmern iii 
RechtsUreitigkeiten einzulafl'en, — (No. 22.) Durch 
das k. Decret vom 6 März iQti wird verordnet, dafs 
das im iiten jj. der Privilegien der Univer&tät GÖt- 
^ tingen, und in dem Art. 51 der Statuten derfelben, 
£nthaltenene Verbot, Werke der Studirenden, oder 
anderer Mitglieder der üniverlität, welche nicht 
den Grad eines ProfeHors haben, ohne vorhergängige 
Genehmigung zu drucken, erneuert und auf die Unl- 
verfitäten Halle und Marburg ausgedehnt feyn folle. — 
(No: 46.) Durch das k. Decret vom is May ißn 
wird verordnet;, dafs ein aufserordentlicher Fonds 
von zehn Millionen Franken aus Domainen, wel- 
che von den Gütern der durch des k. Decret vom t 
Dec. 1310 aufgehobenen Stifter zu entnehmen find, 
gebildet, und zur Dispofition das Finanz- Minifiers 
gefiellt werden follen , um die aujs er ordentlichen 
Ausgaben des laufenden Rechnungs- Jahres, x^nd. die 
Rückftände d^s vorigen zu decken. Zu dem Ende 
follen fofort für zehn Mill. Domainen zum Verkau- 
fe geftellt werden, dergeßalt jedoch, dafs bey Be- 
zahlung derfelben ein Drittel in baarem Gclde und 
zwey Drittel theils in Obligationen von der erficQ 
Claiie des Anlehns, welches in Gemäfsheit des k. 
Decretes vom 1 December igio zuzahlen ift, theils 
in Zins • Scheinen zu erlegen find , welche den 
Staatsgläubigern ausgefertigt werden follen, denen 
man noch keine neuen Obligationen hat zußellen kön- 
nen. (No. 5y.) Das königl. Decret von ig May iQii 
ift ein neuer Beweis- von humanen Gefinnnngen 
der Regierung. Alle einfachen Briefe, -welche aii 
Unteroificiere und-Soldaten, die fich bey ihren Fah- 
nen befinden, gerichtet find, und frankirt auf die 
Poß gegeben w^erden , follen für die Zukunft , die 
Entfernung fey, wie fie wolle, nur einer gleich- 
förmigen Taxe von 23 Centimen ( 18 Pfennigen) 
unterworfen feyen, wenn das gewöhnliche Porto 
höher käme. Möchte es doch diefer Regierung ge- . 
fällig feyn , auch das Porto gedruckter Bücherr und 
literarifcher Manufciipte nocn mehr, als bereits ge- 
fchehen, herunter zu fetzen. Es iß unglaublich, wi^ 
viel der Buchhandel verloren hat , feit den vorzüg* 
Hchßen Buchhandlungen die Portofreyheit, derei^ 
fie, oder vielmehr das Publicum, fich erfreuten, 
entzogen w^orden. Wie mancher Jußizbeamte, Pre7 
diger oder Ökonom auf dem Lande oder in kleinen 
Städten fcheuet fich jetzt ein Buch zu verfcbreibeUi 
da er, wenn es z.-B- nur 10 gr. koßet, für Portd 
feines Schreibens und des Buchs felbß delTen Werth 
bezahlen mufs? Oder, wäre es nicht thunlidi, dei^ 
gedruckten Büchern eine völlige Porto - Freyheit zu 
verfchaü'en: fo wäre fchon ein gleichmäfsiger Porto- 
Tarif für jeden gedruckten Bogen, ohne Anfehn 
der Entfernung, fo wie es in Frankreich üblich ift, 
eijue grpfse Wohlthat für die Literatur. — (No. 65.) 
Das k« Decret vom 11 Jun, enthält die Bekanntma- 
chung einer am 28 April zwifchen Preußen und 
Weftphalen abgefchloßenen Convention, wodurch 



3 



^ 



J. A. L. Z; M Ä K Z 1 8 & S< 



34} 



vorzüglich die Liquidation und Vertheilung der 
Schulden derjenigen Provinzen bewirkt werden 
foll, w^elche zwifchen beiden Mächten nach Mafs- 
gabe des tilliter Friedens getheilt wurden. Dem 
Vernehmen nach hat die durch diefen Vertrag er- 
nannte * ommissian mixte ^ welche von weftphäli- 
f eher Seite aus den Hnn.Staatsrathe Ritter von Mariens, 
Baron von Grott , Auditeur im Staatsrathe, und Hn. 
Henold, Referendar bey der Ober- Rechnungskam- 
mer, von preuffifcher Seite aber aus den Hnn. Geh, 
Staatsrath Rüfter , Geh. Ober ^ Finanz - Rath Friedrich 
von Köpken und dem Ober- Bank- Director Hur-d 
beftand, völlig ihren Zweck erreicht* — (No. ''S,) 
Durch das k. Decret v. 4 Jul. ißn iß unter andern 
verordnet, dafs die Juden, welche noch fetine ^ey- 
nameifl angenommen hatten, folche innerhalb drey er 
Monate annehmen Tollen, widrigenfalls fie , nach 
Ablauf diefer Frift, auf die Anzeige des Conlifto- 
riums, vor dem Corrections - Tribunale belangt, und 
zu cinmonatlicher Gefängnifs - Strafe verurtheilt 
%verden follen. Man fieht hieraus, w^ie fchwer es ift, 
felbft die nützlichßen Einrichtungen gegen die Vor- 
urtheile der Menfchen durchzuletzen. Hätte man 
aiicht glauben follen, die 'weftphälifchen Juden wür- 
den die ihnen angebotenen grofsen Wohlthaten, 
wodurch fie den übrigen Staatsbürgern gleich ge- 
fetzt wnr den 9 fämmtlich mit olfenen Händen dankbai- 
cmpfangen? Keinesweges: das durch Aufklärung 
und guten Willen (ich auszeichnende jüdifche Con- 
fiftorium zu Callel, delTen Präfident bekanntlich der 
berühmte /Äco^/b// ift, hatte Mühe und Arbeit ge- 
nug , Manchem feiner GlaubensgenolTen die von 
iler Regierung verordneten wohlthätigen Einrichtun- 
gen gewiffermafsen aufzudringen. — (No. 92.) Ein 
bereits am 2Q Nov, igio gegebenes k. Decret lichert 
den Miniftem, wenn lie ihre Entlaffung erhalten, 
nachdem fie fünf auf einander folgende Jahre das 
^ortefeuille gehabt haben, ein Patent als Staatsmi- 
^ifter auf Zeitlebens und eine Pention von jährlich 
isobo Franken zu. Diele Penhon foll für jedes 
Jahr, welches fie länger als 5 Jahr im Dienfte ge- 
\vcfen, um 1000 Fr. erhöhet werden, jedoch nie 
iQooo Fr. überfteigen, und zur Hälfte bey ihrem 
Ableben ihren Wittwen zufallen. — (No. 93.) 
Das k. Decret vom 30 Jul. ißn fetzt die Pen- 
fionen der Civil- Beamten, ihrer Wittwen und Kin- 
der feft. Niemand foll ein Recht auf eine Peniion 
haben, wenn er nicht volle 55 Jahr alt ift, und 30 
Jahre in wirklichen Dienßen geftanden hat. Es foll 
Jedoch die Penfion früher ei-theilt w^erden können, 
wenn der Staats diener durch Übel, die er fich in der 
Ausübung feines Dienftes zugezogen hat, aufser Stand 
gefetzt worden ift , feine AmUgefchäfte fortzufetzen. 
Auchdiejenigen follen penfiontfähig feyn,die durchEin- 
ziehung ihrer Stelle, nach zehnjähriger Amtsführung, 
aufser Dienft gefetzt würden. Die den vorigen Regie- 



rungen geleifteten Dienfte kotrimeh bey ^er Berech- 
nung der Dienft jähre mit in Anfchlag. Der Belauf 
der Penfian \yitd nach dem Betrag des Gehalts bc- 
ftimmt. Sie kann nicht unter 150 un* nicht über 
4.000 Fr. feyn. Hievon find allein die J^enfionen 
der Minifter, Grofs - OfFiciere und Suatsräthe aus- 
genommen. Um einen- Pen fionen- Fonds zu formi» 
ren, der auf 600,000 Fr. feftgefetzt ift, follen den 
Befoldeten jährlich 3 p. C. von ihrer Beforldang 
zurückbehalten werden. — (No. 107.) Das fc 
Decret vom 4 Sept. enthSlt die Bedingungen, un« 
ter denen es erlaubt ift, MajcfratezvLÜiiten. Sie find 
faft diefelben als die bekannten im fransöftfchen 
Reiche von neuem eingeführten. So führen die Zeit« 
umftände Inftitute zurück, welche der Gentns der 
Zeit zu zertrümmern drohte , und zum Theil zer* 
trümmert hatte! 

Auch diefer Band des weftphälifchen GeCstsbäl- 
!etins iftalfo ein fcnöner Beweis von dem Fortfchrciten 
des Königreichs Weftpbalen in einer dem Zeitgeitte 
angemellenen inneren Organifation, F » • • . k« 

Braunschweio, b. Vieweg: Alphabetifches Sack- 
regijier über die im Gejetz- Bulletin des König* 
reichs fVeJiphatejt enthaltenen Gefetze und kö* 
ni§lichen L>ecrete, nebß chronologischem Fer- 
zeiclmiffe derfelben von den Jahren ißo? bis 
i8ii- Verfafst von /. A. Stromeypr^ AiTelTor 
bey dem Tribunale erfter Inftanz zu Celle, Mit 
einer Vorrede von D. 7%. Hagemann , General* 
Procurator. 1310, VIII u. JQa S. fl, (i Hthlr, 
x6 grO 

Das Gefetzbulletin de» Königreich« Weftphalen, 
von dem diefe Blätter, fo wie die einzelnen Jahr- 
gänge vollendet, die wichtigften Verfügungen, in 
einem kurzen Auszüge, mitgetheilt haben, zählt jetzt 
bereits • ilf ftark Bände , und es fehlt fehr viel daran, 
dafs Alles, was in folchen enthalten, j^zt noch an- 
wendbar fey, vielmehr haben fehr viele gefetzUche 
Verfügungen, als z. B. in Stempel-, Patent-, Confcri- 
ptions - Sachen , mehrfache Abänderungen erlitten» 
Man kann daher denken , wie grofs eines weftphäli- 
fchen Richters Verlegenheit oft fey (bey dem betten 
Gedächtnüle und dem getreuoften Studium), wenn 
er , oft auf der Stelle , eine gefetzUche Verfügung 
zur Anw^endungibriugen foll, deren Cxiftenz er ficü 
wohl erinnert , aber Jofort nachzuweifen , auCier 
Stande ift. £in allgemeines Kepertoriuii», welches, 
muf eine genügende f^eile^ diefem Bedürfniffe abge- 
holfen hätte , fehlte bislier. -^ . Hr. hSUSL. 6t. 
hat diefe Lücke auf eine fehr zweckmäCiiga Weife 
durch das gegenwärtige Werk ausgefüllt , und Hn 
G. P. Hagemann in der kurzen Vorrede darauf aof- 
merkfam gemacht, wie diefes gefchehen. Hec* em- 
pfiehlt diefes Buch jedem weftphälifchen Gefchäfts- 
mann« F • • • • k» 



KLEINE S 

JüRisFRUnsuz. Einheck ^ b. Feifei: Repertorium von 
Slempeifätien , nebjk einer Tabelle des ^tempethetragt bey den 
Ferkanälmtgen , bey welchen die Oröjse des Ubjects den 
Stempel/atz beßimmtt nach dem vorgedruckten kÖnigUehen 
P^crete vom ^ten Mär» 1309 entworfen von Carl £udwig 



C H R I F T £ N. 

Decker i Tribunals - Afleflbr und Advocat «u Eidbedi. iM. 
50 S. 4. (Sgl**) Diefs Repertorium iß, feiuer UiiuiverÜCSgaeu 
wegen, von dem Gouvernemeut utientiich^emiCsbiill^y uo^ 
daner mit yieler VorAcht zti gebranchen. Gouiuier ausgearbei- 
tet , hätte es fehr nützUck werden können« F . . , . k. 



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A LX GJETVTEINE LITE RATüR - ZJ^ITÜNÖ 



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KcRHBERX;, b. Campe :' ÜBer Ja j Prmri/; des^i^u 
Jchen - 31ag}tetisrnuSf von /o/z. S/nndler, Profeffor 
au Würzburg. i^ii. X u. *oß S. g. .(i8.g''0 

Ua& Beftrcben des'VTs. , alle ThatTachen des 'ifne- 
rifch - menrcLlicheii Maanetisnius auf atlgcmeiiie 
Gruiuirntzc der Naturphilofqpble zttrückzuführ«n, 
und ihre höheren Deziehup^etu näehzuweafen , ver- 
3ient In rofern uufere AunnerkTanikätj. als [eine 
Schrift , iiuCeres WilTeiis , die . erfte ift^ die <lie .ge- 
dachten Pbanomene . nach ihrem . ganzen' Umf4nge 
einer ConftrucHonunterivirft, und auf dieftm Wege 
ilireBcdcutuiig zu erklären trachteU-r Zu bedauern 
iftaber, dafs die Airficht, welche, der Conftruction 
zum lijfiuule liegte ^Is einfeitig., nickt nur -zur Er- 
Wärmig unzureichcnd/fonderu, da denn doeh durch- 
aus erluartrwerden Toll , als ein willkiihrliches Spie- 
len mit Worten , und häufig nur als eii>.tJnikleideu 
;uid Verhüllen xler /Erfahrung in trübe Metaphern 
crCcheiJU. Der Grund diefe^Verfehlcns der gutge- 
munten, und nicht ohne fpecülativen Sinn aufge- 
nommenen Arbeit liegt liaupffacliKch darin» dafs 
9er Vf. noch au dem allgemeinen Oegejifatz cWr^or- 
ganifchen Thäügkeit hängt» und nur die SyjUmc^ 
uicht aber die lebendigen Kräfte der Organe beriick- 
fichtigt. So bleibt zwar allenUialben das primitive 
galvanifche'Verhältnir§, wie billig, in feiner Würde; 
A\ as.abcr über daÜ'elbe hinausTit'gt, und nur aus or- 
sanifchen Verrichtungen der Tlicilganzeu, in.3enen 
üth die bcTtinnnte Spannung reflectirt, zu begreifen 
ift, kommt höchflcus als Zulliät, wie aus fremdem 
C/ebiete, oder wie ein glücklicher Einfall, hinzu; 
«ijn häufigftep aber wird die mlTl eilende Xücke nur 
ti\h Phrafen unziemlich verdeckt. Ein paaV Worte 
tüögen das Gcfagte deutlich niaclien. Die Schrift 
Verfällt in 5 .Abrchnitte, nach -ilem vcifchiedenen 
^•elaliven Thütiekeilsvtrhällnifs des Organifchen in 
öer polaren Action. Der erfte Abfchnilt (!) vom Me- 
^Uanthro/jonismus y wie der Vf. diefe Sjihäre *be- 
fciennt, fetzt den Menfchen imContlict dilfcrenzireh- 
cler Aufsendinge , als leidend ( Metall - Waller - Fü*h- 
Ler, Wünfchelruthe), und logt der Erklärung die 
Bxpofition des galvanifchen ProccHes, nach einer 
(doppelten Anficht, in fofern der organifciie Theil 
^^iiweder yiIs indifferentes drittes KSHcd in -ilie Kette 
8cr heterogenen Actiun Entgegengefetzter eingeht, 
oder felbft mit Tiomogenem Metall zur Indiilerenz 
aasgeglichen, Jtn dem heterogenen Metall in Diße*, 
j^ rcnz zerfällt, zum Grunde. X,etztere Anücht wird 

/. J, L. Z. i8»3' Er/ier Brnd. 



fowohl nach der gefc&löITenen , als einfachen Ketfe 
^Ijctrachtet, «und hicbey das Verhältnifs des Nerv« 
Zum Muskel' als das, primitive Magnetifche ange* 
ttommen. Alles in fo weit genügend, als nur voa 
Bewegungen di^r Muskeln die Rede'feyn dürfte» 
Zwar ^vird hier auch $.^14 und 15 eines fogenannteii 
ilektrifchen Verhältniffes der Gegenfätze im Pofiti* 
ven und Nt^gativen dcr-organifchen Thelle gedacht^ 
man iieht aber fchön aus den Beyfpielen : „Veno 
und Arterie, Mufcular-, Contractiv- nnd Expanfiv-Pol» 
ijinere uncUäufsere Hautgegerifätze** *-, wie fehr die 
Phy^ologie des Vfs. -am Allgemeinen hafte. — Un»* 
mittelbar auf die DemonUration der galvanifchen 
Action, w^elcherder Blutlauf, als inneres Phäno- - 
men , .^leichgefetzt wird, ß>lgt eine kurze hiftori-* 
Cche parßelluiig , der bekannten Beobachtungen an 
Metall fühlftrn, ipidnacbdem die vorzügÜchften Phä* 
nomeiie und Seiifätionen , die bey denfelben durch' 
die Nähe vnterirdifcher Adern hervorgerufen "wer* 
den, aufgezählt worclen find, geht es t-afch an die 
Erklärung. Die beftimratfe' Empfänglichkeit der Or* 
ganifation vorausgefetzt, folgt Alles aus -der* Entge« 
genfetzupg und relativen Einbildung des Tynthetifir- 
tcn Nervs und Muskels in 'die Actioh des Aufsen* 
dings, aus deren Wechfel mit der von der organi- 
fchen Totalität 'folHcilirteji Reconitruction des ur- 
fprünglichen inneren Gegenfatzes das Gittern der 
Glieder retultirt , Welches ^über Metallgängen bc^ 
merkt wird; — die Bläffe,^ der'befchleünigte Puls- 
fchlag, der Schweifs, bedürfen nun fchon einer wer- 
teren Operation, 'der Eiiibildung des IVlufcülargegeir- 
fatzes im Kreislaufe in das grofse diiferente Aufsen- 
ding (womit zugleich auch der 'Blutcegeiifatz dyna« 
mifch aufgehoben wird") , und deren lleconftruclion, 
fo dafs alfo, 'vras vielmehr als primitive Wirkung, 
oder Avenigßens als dem'Ceiitrum der irdiTchen Gra- 
vitation näher liegend, zu betrachten ift, das Pfiafiz- 
liehe ^ hier au« dem Thierjfchen abgeleitet, die ei- 
gentliche Wurzel aller Abhängigkeit von der Unter- 
ivelt aber ganz und gar unbeachtet gebliebeli ift. 
Die Erweiterung der Pupille, ein anderes hi eher ge- 
höriges $ymptom, führt den Vf. felbft auf das Bey- 
fpiel des fvurtnrtizes , unil <loch bleibt er bey dem. 
unverrückten Mafse der Muskelpolarität> in die das * 
ganze Nennen fyftem eingebildet fey. Aus dem Satz, ' 
dafs d;i8 Salz der Erde der Venofität cntfprJclit^ und 
als ein negativ -elektrifches Moment, in leiner dyna- 
mifchen Action der Winkelform, alfo dei: Spitzt, ent- 
fpriciit, wi?d die durch ihre Einwiil^ung bey M42t§ll. * 
fühlern hervorgerufene eigen thüihlicbe, ßechend^ 
und zwickende^» von 'Kältegefühl begleitete Senfa- 

47 ' ■; 



17» 



IJ^NAISCHE ALLO. LJTERATUA-Z£ITUNO. 



Vf^ 



tion^fa wie am dem Set«€h des Blutveifens in die 
Peripherie das Wärmegefübl über EifannMiieiift ab- . 
geleitet. Da« Gefühl der Hitze im Schlünde, und 
das Jucken der Haut über fchwefeligtn Blejr-, Ru- 
pfer- und Queckfilber- Minen habe feinen Grund 
darin , „weil fie eine krampfhafte Aifectioa in die- 
fen Theilen erregen, und weil alle die genannten 
Stoffe zunäcHß in Beziehung auf dielTaut ftehen.** — 
Wie das hier ßeht,, iß es doch wohl nur fo viel, als: 
Äie gedachten Dinge wirken , wie fie wirken , -weil 
Äe folche Wirkungen hervorbringen. I>er Vf. hätte ^ 
Schwefel und Haut, Queckfilber tmd Dcglutionsor- 
gane erß parallelifiren muffen. — Dann würde aber 
überhaupt Manches ganz anders , und Zweifel und 
Schwierigkeiten erß in ihrer ivahren Bedeutung 
deutlicher geworden reyn. — Wir können uns hier 
nicht auf alles Einzelne einlaffen, und übergehen da- 
her, was in den folgenden Q^.über das Phänomen der 
Wünfchelruthe gefagt wird. Wie aber ein itej auf- 
geflellter Wünfchelmagnet nach dem Vf. (J. iii) 
blofs durch die Richtung feiner Arme nach entgegen- 
gefetzten Weltgegcnden fo difterenzirt werden kön- 
ne , dafs fein einer Arm ifon Waffer und Metall an- 
gezogen werde , während fich der andere in einem 
Zußande pofitiver Indiflerenz befinde, vermögen wir 
nicht einznfehen. — IL jfnthropometallismtis. Hier 
vom Pendul. Das Thätigkeitsprincip liege in dem 
Fendulhalter, und das Pendul bewege fich zwifchen 
den beiden Polarpuncten , feinem Aufhängepunct 
nämlich und dem Dinge, worüber es fchwingt, in 
Bäumen, die das mittlere fynthetifche Verhältnifs 
diefer Polarpuncte ausdrücken, und voll dem Vf. alt 
Kreis, Ellipfe, elHptifch -hypcrbolifche, elliptifch- 
parabolifche, unbeflimmte und (fcheinbar) gerad- 
linige Bahnen bezeichnet werden. Der Grund die- 
ser Formen liest aber, nach jj. 146 und 147» in dem 
Willensacte, als dem peripherifch gefetzten Gedan- 
ken , und da diefer urfprünglich und unbewufst ein 
Schaffen und Setzen der Vernunftformen fej : fo ge» 
fchehe die Willensaction felbß nur nach mathemati- 
fchen Beßimmungen. — Der Vf. hält fich hier zu 
ftreug ^nPfaffs Anflehten, und man begreift nicht, 
tvie er, wenn der Willensact die Bewegu ngt formen 
des Penduls fchaßt, noch einfynthetifches Verhält- 
nifs in den durchlaufenen Räumen finden will. Der 
Willensact iß anzufchauen als ein directes Setzen der 
Gehivnfpannung in die Peripherie,^ und nur der Nerv 
iß es , der hier eine folarifche Polarität in dem In- 
differenten, Unorganifchen weckt. Es iß eine or- 
fanifche Erregung der Maffe, alfo Centrirung und 
^endenz zum Umlauf. Man könnte fagen , das Pen- 
dul ßrebe, indem es mit dem freygewordenen Pol 
der Unterlage adhärirt, diefe umkreifend, mit ihr, 
als Mond, feiner Sonne eingebildet^ zu werden. 
Auch die Unterlage wird centrirt, wie fich aus der 
Differenz derSenfation ergiebt, die bey gleicher qua* 
litativerBefchaßenheit des Penduls, fobald die Un^ 
t^rlage verändert wird , in dem fenfiblen Pendullial-' 
ter hervorgebracht wird. Man feilte die Pendulver- . 
fuche doch nicht fo wegwerfen, wie ihan jeut im£e* 



■ griff zu feyn fehein^ r^ IS. ^mihr^ponli^us^ So 
.nennt der Vf^» im w^iteffen Sinoe, Uiejenigco PÜ^- 
nomene, die man, zum Theil w^enigßens, unter dem 
Ausdrucke thierifcher Magnetismus, Mesmerismiu 
begreift. Hier, mehr als an irgend einer anderen 
Stelle des Werks, iß es klar, w^ie der Vf. in Allem 
nur den allgemeinfien Gegenfatz erblickt, und nir- 
gends' bis zum efgentlichen Leben im Organifchen 
hinabßeigt. — Voran geht eine lang^ Auseinander- 
fetzung der Idee, dafs alles fiefondere; in fofem es, 
der Subßanz nach , gleich , . nur durch die Belalion 
des Gegen fatzes gefchieden, mithin, n^ch dem Grade 
feiner Aufnahme in das Allgemeine, felbß w^ieder alt 
Allgemeines und Befonderes fich innerhalb der 
Sphäre des Befondereh entgegengefetzt fey. Wir 
wollen den Grundgedanken des Vfs. , hauptfächlich 
um eine Probe von der genialen Incorrectheit de« 
Stils, wonach er recht fichtbar ßrebt (denn er kann 
auch rein fchreiben), zu geben, mit den eigenen 
Worten der Schrift hier einrücken* JJ. i6>: „D'z/x 
Natur in Natur beßeht, iji ein Verhältnifs des wech- 
felfeitigen Bezugs und des. IneinanderÜiefsens de$ 
Allgemeinen insbefondere und umgekehrt entßandtn 
iß^^9 wo fleh der Grund (Allgemeines), als Mög- 
lichkeit des aus ihm gewordenen, als dieV^^rklich- 
keit der Möglichkeit, nur durch ihn als (?) Erzeug- 
tes verhält (T), und daher nicht ohne ihn beßeht, 
folglich nur in ihm zu feyn ßrebt; fein höcli&er 
Grundfatz Vealifirt fich durch die allgemeine Schwere 
oder Naturharmonie.^* — - In dem Menfcheii, als 
dem Ebenbilde der abfoluten Subßanz, entfaltet fich 
w^ieder die urfprüngliche Differenz des Allgemei- 
nen und Befonderen , und zwar reell im Gefcblecbt, 
fo dafs das männliche Gefchlecht das Allgemeine, 
das weibliche aber das fiefondere darßellt, folglich 
erßeres fich zu letzterem als das Schaffende zum Ge* 
fchaffenen , oder als die höhere Möglichkeit verhält 
Diefer allgi^meine Ausdruck der Gefchlechtsdifferenz, 
als anthropifche Schwere, liegt allem ausgleichenden 
Streben des Menfchenindividuum , als des überall 
gleichen Identifchen , die räumliche Differenz aufia- 
heben , zum Grunde ; nach demfelben Gefetze , ver- 
flöge deffen die nahen Brennpuncte zweyer Hohl- 
fpiegpl in einander überfchlagen. — Wir mufsten 
diefe Darßellung ausheben, >veil fie charakteriffifch 
iß. Phyfiologilch wird zwifchen Mann und Weib 
nur der Unterfchied des Icentralen und peripheri- 
fcheli Nervenfyßems berührt, und diefes iß der ein- 
zige örganifche Gegenfatz, welcher in die Conftru- 
ction des Mesmerismus mit hineingefiihrt wird. In 
der Entwickelung der Grundformen der Oftcnha- 
rung des anthropifchen Schwereprincips , von $, 201 
an, haben wir manche fcharffinnige Anregung nicht 
ohne Vergnügen bemerkt. Nur ßeht Alles zu ein- 
zeln , zu gefondert, und die Relationen der Zeit grei- 
fen nicht weiter in die materiale Erfcheinung des 
Magnetismus, welchen der Vf. als anthropifche 
Sch^vere, durch das indirecte Verhältnifs der Di- 
ftanz des Raums (kürzer wohl, durch Berührung) 
Vermittelt darßellt , ein, fo fehr auch /isLs Ahn- 



173 



M Ä .R Z 1 8 * 3*. 



m 



dangsremiö^nis siB« h> cUm ZuAande doi letzteren^ 
her^oigenifien t£L . Dafs« direct entgegeugefetzt, die 
jmthropifche Schilfere nicht (wie Ech.der. Vt. Idtt 
Tam geang^ aasdrückt) ^ydurch die Diftanzen de« 
Raums hi einem nmffekehrten Veriiältnirs fey^S gleich 
der Schwere des Weltkörpers» ficht er, s nachdem er 
kaum den Sats mit gefperrter Schrift hingeftellt hat, 
fell^ ein. ' 

fiietanthropifcheSeh-werey nach dem indirecten 
Verhälmiflti des Baums ieell ar^efchaut, der eigent«- 
liehe thierifthe Mikenetismus , hat- folgenden Grund* 
fais: f^S-xwder Disaliiät lyird die Identität dadurch 
crretcbty dafs das centrifche NerrenfjUem des Man- 
nes mit den Nerven det Weihes/ als der relativen 
Vielheit, eins zu werden ftrebt, der organifchen Sub* 
Sans nach (durch manuelle Frictionen)/^ ^— Über 
die ne^ativ^e Seite diefes VerhältnilTes (den Olaubeoa) 
folgt einiges (hite. •-— - Wo wir aber die magnetifehe 
Operation felbft näher beleuchtet feheU' wollen, 
heifst es blofs ganz kurz: ^Der centrifche Ge- 
hirnpcmct ftrömt fich aus in das Peripherifche des^ 
Kdrpeiü^ und vertheilt (ich in relativ - identifche 
Ontra, ak Nachbilder des iirfpi^ünglichen Gehirns. 
D^ magnetifehe Strich fuhrt das Gehirn in die rela- 
tiven Centra« ron Ganglion zu Ganglion, von Plexus 
fcu Plexus. — Hiebey tJfut er^ dafs (Jic) er mit 
^fea Nerven - Ontren durch feine Action eine Po* 
krität fctBt, wodurch fie gezrWungen w^erden aus- 
Buftrömen, und gehen dann (in diefer Verbindung) 
in die anderen relativen Centren wieder über.** — 

Nach dem hier Vorausgefchickten kaum es nun 
nicht befremden, dafs der Schlaf nur einfeitig als 
Rofultat der aufs Höchße gefteigorten peripherifchen 
Spannung derGehinithatigkeit, mit deren Minimum 
luimittelbar die Reconftruction (das £infchlafen) 
beginnt , hegriifen , der magnetifehe Schlaf aber als 
vömg gleich dem natürlichen vorgeftellt. wird» Er 
Uy das Product der Polariürunff des Gehirns in den 
Nerven -Centren, alfo DiiFerenzirung, nichts -weiter. 
So bleibt denn diefe ganze Darftellung völlig nn* 
frachtbar oti leitenden Ideen für eine gefunde Beob* 
achtmig^ wie es auch nicht anders feyn kann, fo 
lange man die reale Darftellung einer doppelten Or- 
ganifation im Thiere verkennt, die päanzlichen Le- 
bensttiittelpuncte, die Leber, die Neryengefchlech» 
te, die Ganglien, in ihrer wahren Bedeutung über- 
fieht, und nur die letzten, polateu animalilch-dj- 
tiamifchen Gegcnfatze beacht<et. Selbft die Polaus- 
gleiclmng des natürlichen Schlafs kann dann nur als 
ein umgekehrtes Spann ungsverhältnifs erfclieinen; 
Kubb des Animalifchen war« ein Unding, das nia<» 
gnetitohe Hellfehcn aber nur ein Träumen, ftatt dafs 
beide Zuftände, richtig angefchaut, lieh auf entge* 
gengefetzte Weife verhalten, wie der auimalifche- 
Tod, und das hdchfte befreytefie animalilche Le* 
ben^ — Oikr-, uxüt uns jiacb einer Analogie des Vfs. 
auszudrücken, wie die Quadratwurzel der GehiruT 
thätigkeit zu dem Cubus derfelben« — - 

Aufser den im Vorhergehenden hemfrklich ger 
machten OriginaliUtsfcbnitzern des Stils, müllen wir 



noch, die feUfame (provi^ciellie) O.r^lu^aphie man- 
cher Wörter, rügen. Der Vf, fchreit^ z. B. trettetif 
idendljck^ das JchwerePrineij^ (ftatt Scfiwere-Prin- 
Cip), thouwetutvi. f. w. Aber weit mehr noch» als alle* 
bisher in Anregung Gebrachte, fällt jene unwürdige 
Stelle. der Vorrede dem Vf. zur Laß, die, als nicht 
zur Sache gehörig, und willkübrlich herbeygeholt, 
ihren Urheber der reinen rückfichtlofen Wiffenfchaft- 
Uchkeit in demCelben Augenblicke entfrem^^t, in 
welchem es ein achtbares Streben, fich ihr zu nahen,f 
ankündigt. 

Beym Schlulle diefer Recenfion wi^ft fich Rec^ 
Delbft die Frage auf, warum er wohl eine, an fich 
w^enig ergiebige Schrift ausführlicher beurtheiU 
habe, als er Anfangs im Sinne hatte« und findet kei- 
nen anderen Grund, als eine Art von Inftinct, der 
ihn treibt, unferen fpeculativen (wenn gleich ver- 
fdilten) Beftrebungen diejenige Gerechtigkeit ange- 
deihea zu laiTen, die ev allen anderen, nicl^t nur 
den gelungenen V fondern auch den mifslungenen 
Verfuchcn in Künften, WilFenfchaften und Gewer^ 
ben täglich zu Theil werden ficht. Die Peutfchen 
fchlafen, fa^t man, in der Philofophie. Keinem 
vnferer kritifchen Blätter ^ber will es geziemen^ 
blofs zur Verfchcuohung des Schlafs zu wachen. 



« ♦ 



s. 



WiBH, b. Rötzel u, Kaulfus; JnUitung für Miitter 
zur Ernährung und Behandlung der Kinder in 
den zwey er/ien Lebensjahren, von Mmanuel 
ffolfgaiigfiTaUich. iQio. 114S. ß- C^ßg'"') 
Wenn das Gute nicht zu oft wiederholt werden 
kann: fo darfauch der Vf., wiewohl er i^ichts Neues 
fagt, auf eine beyfalUge Kritik Anfpruch machen, 
da. feine Maximen den jetzigen für richtig angenom^ 
meiuen Grundfätzen der Hcilkuuft vc^llkommen an- 
gemcllen find. Nur ifi ihm begegnet, w^as vielen 
Schriftftellern widerfährt: indem fie vor einer Sache 
warnen wollen, übertreiben fi^ die Nachtheile der- 
felben fo fehr , dafs oft die Wahrheit felbft dadurch 
verdunkelt wird und leidet. So empfiehlt der Vf, 
z. B. für die Kiuderftube Geräumlichkeit , Helle und 
Reinlichkeit, das ift fo unumgänglich i^öthig un4 
nützlich, dafs ganz und gar nichts an diefer Fode- 
rang auszufetzen ift; aber wenn er verlangt, dafs 
jede Mutter ihr bejies Prunkzimmer dazu opfern foll : 
io ift es übertrieben, und könnte kaltblütige Leferinr 
nen leicht mit einem Vorurtheile g^gen den Vf. ein-, 
nehmen. Am fchädlichften ift es allerdings, wie de^ 
Vf. fagt, wenn in den Rinderftuben gewafchen, ge- 
trocknet und gebügelt wird, wie es bey der ganz 
ni€drigftcnVolksclaire.fo. häufig der Fall ift; aber 
nicht minder fchädlich ift es, wenn die Amme, ein 
Kindermädchen und die gnädige Mama, bey einem 
Öl - Nachtlichte , mit dem Kinde in Einer Stube zu- 
fammenfchlafen , wenn die Fenfter aus Furcht vor 
flrkältiuig gar nicht, oder nur bey Südluft geöffnet 
werden,, wenn die Kinder gar nie an die Luft, oder 
nicht anders als verfchleyert , Jm warmen Mantel, 
auf eine Promenade« wo der Wind übergeht, mehr 



375 



!j. -Ä. L... Z. 



-i-a t 3. 



576 



i«r Schaa "BSr flas t'uMioim, a)s zara NulMn iIot 
Kleinen , eine Viertelßunde heruuigelrug«H werden, 
wie es bey den höheren Ständen »« gefefaehen pflegt. 
Obertrieben ifi es -ferner, \Tennd<?r Vf. -widerräüi, 
die Kinderwärohe auf einmal für das erfte halbei 
oder ganze-Jalir voraus zuzubereiten. Im erfcen hal- 
ben Jahre find die Kinder fo Biemlich einanrfor 
fleich; man weif», wie fch^ver und fturk iin Durch- 
cbititte ein iieugebomes Kind iß, und es lind nur 
feltene -Ausnahihcn von der Regal,, 'weiin Kindor 
djefe i;jQriT}alität um etwas llcdeutendes überf«hr«^. 
ten. "Obertriebeif lind die nach ilieil igen Folgen, 
yelchö der VIVS 38 '*'■ aufzählt, wviin Mütter nicW 
" rey, Gehiritenizüudung, Schlag- 
i, Abzehrung und - Wairerfuchu 
fe bedarf eine gute Sache niahu 
ifligcn Miittern empfelUenswertb 
nvernimftige laUen es deJTenuner- 
»mmeii, ob etwas davon lieh er- 
iBweil'tiln ift die GeCchlchte^. 4^ 
eiche ihr Kind nicht felbft gelHöt 
hatte, jeden Monut ciriigeTage vor dem Eintritte 
der monatHchcn Heinigung einen aufserord entlich 
heftigen Schmerz in den .Zehen und Fingerspitzen 
bekommen habe, der nicht «her nadigeluflen, al* 
bis aü» beiden Theilen .wirkliche Milch ausge- 
schwitzt fey, deren Menge eine klpineTlieeialTe voll 
betragen habe. Eben föfehrzubezwcifeln iß, däf» 
Runder durch flie Ammenniilcfa foUten rfiere -oder 
jene Laller eingefpgen haben,' z.'B.,Hang zuntBrant- 
weintrinken , Hinig z(irGranfamkert n. T. w. Wenn 
römifche SchriftfteTler die Trunkenheit rics K. Tibe- 
vius auf Keolmung feiner dem Trünke crgebenmi' 
Amme fchreibeii', w^enn man die .Granlarakeit de« 
Caligüla dem beygemolTen hat, dal's delTen Amiue 
ihre Warzen mit lllnt zu beftceichen pflegte; fo 
■ivolUeniiöfifvhe SchrinftcUer und gutmüLhige Mcn- 
fchen die Schuld jener Ingebeuer auf irgend eüie 
Art mildem, und von den Schuldigen PelbA airf 
Schiildlofe wälzen- £l>er, als <lie Mikb fclbft, juag 
man -hiebey den Trkh -der Nachahmung,, welcher 
pUen kleinen Kindern üingeprSgtiß, in Anrechnung 
bringen., und es rfl mehr in moralifcher HiiiÜcht, 
als in llnckficlrt auf da» PJiyfilohe zu einpfclUeu, eine 
möglichfl vollkommen« Amme ausznw ächten. Mi« 
recht viel Wahrheit feUzt dur Vf. aus einander, dafa 
feiten eine Mutter fo Cchwach-fey, um ihr iiinA, 
wenigßenl für die ertle fchlinunfle Zeit, .nicht fclhft 
ftillen zu können , ein Vornrtheil , welches befoi>- 
ders unter den hölieren Ständen beirfchend iß, und 
oft von Ärzten undtit^bsTiHuea, gewilfer Url'achen 
wegen, unterhalten wiid. Leid«r leben *vir .wie»- 



dcriudcm^Zeitalter^ar dltcd RCHermaAn ."-weldu 

wohl der Luft gcKiefsoB ', über wdder ihre Jüinder 
felbft -ßilkin, nach ui}t -deren >Ersielinog'.Iiclifoufi 
|;erne abguben wnllteu. .I'ie tfeiluug- dnrcliger<^e> 
ner WarzwiTtellt der'Vi.'äu leicht dar.' Kec halt 
das fiir ciua der langwiarigfien und anangenehnaßen 
Übet. der Wucheiiltuben. G«wühnHclie,Fcdge davor! 
ift Vereiterung in der Brufi. Am wenigßen mfichte 
in deiii Monde dea.Kindes^däs-Hei1iuü«el-felbft lie- 
ge«; elwr milchten <wi< denfetben.fnr-^in Hkupthin^ 
derniEs der Heilung anfehen, da'..die ReibuBg det 
Kungc. jeder SchlieTiung der Jüeinetl Wtmde^ tpfeUi 
rnigegen ijt. Ganz der Erfahrung des B«£. angenief- 
fen iß derRath, .Kindern, welche ohne Mutt«»l)niil 
Aufgezogen werden , etwa* Danureiuigciidei au ge- 
ben, das b«ifse nun Saftehen (ud«rMolkie. .Aach. da* 
tMBt find - wir einverfiauden,dafi Waflcr und Mjlfib, 
jedes abgefetten und beCoiideri aufbewabit, Jüt -den 
Anfang ein feltr fchicklich«! Mahningamitt«! fey. 
W:i* dieNahriMig felbß anlangt :.robefcliränkl: der Vf. 
Bwar die animalische Koß wit-Kecht, VeFßattot.fic 
aber fchwachlichcn Kindern (die dooh leicht damit 
überfüllt werden, ße ni.cht gehörig; verdauen^. .Die 
Sch\vämnicheii leitet der Vf. allein von Linreinlkb- 
Iteit hör, welche! -EaH'ch iR.^ Qas laue Satt cnifißelilt 
•ew mit allen neuoreji Diäte tilvern. Und widerrlth du 
iin vernünftige kulte. Um das Kind tiiglich in die 
freye Luft zubringen, en^fieiiltder Vf, dis'Metbo- 
(le, das Kind 'liegend in .«in cm langlijchten .KuTbe, 
der mit einem Kiemen über die Schulter befcßigt 
liängt, ."wie die BaYiderkramer in Oßcrreicb ihre 
.Waare, vor ißch hinautrageu. Auch -da* gdsiit 
iWiegeu, aU KcruhigungsmitteU ver,Kirft er mcbt 
ganz. Ober dae Zabneii erklärt fich:dcr Vf. ,f«hr xet- 
llaiidig.: „So .bewundes-ns.wü[(ii^ ift dec Gang dvt 
Natur (im Fhj^fiolngilch'^i^, und doch will.maM iUr 
i>eymefrea , üe habe dem unlchuldigen Kinde eüie 
£ürde aufgelegt, die .e> nicht eu trügen im ätaiule 
Xcy. Warum Tollte fie gerade hier bcym Meiifcben 
eine. Ausnahme machen, da wJr nirgends Jleyffiiele 
ähnlicher Art fuidcn? Aber f^e/lich iß q» tin guter 
Behelf für Ärzte untlNichtar%t,e, fogleicji bej'Ai i^r- 
linuiki-n eine« Kind«, und -war* (s erft € Wochen 
aU, oder bcym Tode tu den etfccn Lebcnsjahniu.eiii« 
'Urfache anzugeben, .wovon Jicb «las Gcgeiithctl niclu 
beweifen lotst, wobey miui lieh «u rechtfeftigiD 
fcheint, weil ju»a Jie.iiidb.t Iwbcu kann, und beru- 
higt wird/' Gerwifs, wcon maucbe Ärste kciiia 
Zähne und keine Würmer jnehr anzuklagefi bäitciii 
womit wollten üe ihren Hunden noch blauen, rDoull 
voEnurChw, weon ibutm ein Aiud ftirbl9 

Fj. 



FORT 



E T Z Ü 



BamhtrM "- fP'nribmrg , b. Gobhwdt ; ThMosifche Z*it- 
fthrijt , in VeTbinduitg mit einer G«rclirchxft Geleliner ber- 
iiiuegeb«iii TOnnalf vom D. Johann Joftph ßatt, uaa .vom 



D. FrUJrieh Brianer, Siebenten Baft<I« eriler bis' Teclirtci 
Meft. i8ia. 55±S. 8. (JrdM itAA koß« ß gr.> (».die 
Rec, J*bTg, «gl«. Ka. Boa.^ 



377 



J E N A I S C H Fi 



578 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



MÄRZ 1 B » 3* 



P HI LOSOPHIE. 

GSttihcei«, b. Dieteridh: Philofophijche Verthet- 
^^^H^S -^fcr Pf Wider Jeju und Jeiucr äp'^JleU 
Von D. Johann Friedrich Chrijioph Oräffc* 
igia. XIV ji. »66 S. .8. (»^fir.J 

JLIieVorrecle enthält gröfsientheiU eine pliilofopilu- 
fche Predigt gegen <lie Wun^ei'fckeueiit in ^reicher 
€4 nicht, an Unbeftimmtbeit der Begri& fehlt* 
Schon in dieCer Vorrede wird der ideale Grundj 
aus welchem ErkenntniJpB z. B. ,üb€r den Urfprung 
der Welt > und die reate Urjaohe^ am weloher jEr- 
tchelnungen und Begebenheiten in d^K Weh abge^ 
leitet werden, öfters verwechfelt. -Ohne .einen phir 
loruphifchen fiegriif über die Wunder aufiui'ßellen 
(dejin dicfe befchreibt er mir als Thaten , wie Jefu« 
(le that , und die — wie fich an« der ganzen Ab* 
handlung ergiebt« durch ^öttliclve CaulTalität hervor- 
gebrachie Wirkungen feyn föUen) , zählt der Vf. die 
iberrchiedeoien Arten der Unter fuchungen, die über die 
^Vuiider angefiellt werden können, . auf» z. B. die 
fcÄorifdien, exegetifchen u. f. w^, und uoterfchei- 
c!et v(m diefen die philofophifche. Das Princip, ans 
velchem der Vf. die Wunder vertheidigt, ift nun 
eben das, aus welchem Andere die Wunder leugnen, 
nämlich die Natur dtr Caujfalität^ und die Abband* 
lang hat eben darum doppeltes Interefle. DieCe 
Natar der CaulTalität träfft der Vf. nach kaui^ 
Jchen Ideen mit einer VollMadigkeit , Klarheit und 
Aufchaulicbkeit vor, 4ie man wohl als ein Mufter 
aufehen könnte, diefen Abfchniu der Philofophte 
etwa einem zwölfjährigen Knaben verftändlich MtU 
machen. Befonders hebt er heraus^ wie wir dazu 
komme«! 9 in die Verbindung eines A und B die 
Nothwendigkeit des Nexus zu fetzen, oder wie 
Kant fich ausdrückt, wie <ler fubjectiven Apprehen- 
hon der Wahroiehmungen in ^er Zeit ^ne objecti- 
ve Folge der Begebenheiten entfprechc. Allein ge- 
rade hier find wir, wie f<)gleich gezeigt werden 
foll, mit dem Vf. nicht ganz zufrieden, fey es, dafs 
er fich diefer Lehr^ nidit ganz und eigen thümlici^ 
bemächtigte« oder dafs die zu lebendige Idee feines 
Vorhabens ihm einige Momente diefer Lehre ver- 
duukeke. Verdächtig war un^ fchon eine frühere 
Vergleichung der Verftandesform mit einer Kugel- 
form, welche finnliche Analogie den Vf. verleitete, 
zu behaupten, fo wie es einerley fey« ob die Kugel- 
form mit Bley, Silber oder Gold gefüllt werde^ um 
demfelben feine Form aufzudrücken* «ben fo fey 
e» einerlejf ob die Verftandesform dem Sinnlicheu 



toder rÜberfinnlichen feine «igenthümliche GeTetzes« 
ibrm ertheile. Allein — wir bleiben mit dem V£ 
auf dem kantifchen Standpuncte Rehen — die Ra- 
tegorieea una die davon abgeleiteten Verllandesge* 
fetze dieiien ihrer Natirr nach nur dazu , um Erfahr 
Tung überhaupt^ und f^nthetifche Erfahrungsurthei- 
le, welche die Dignität der Allgemeinheit und Noth- 
^wendigkeit^ oder pbjeciiver Realität haben, m^g^ 
,lich zu zuMchmi. Djirch fie , und namentlich durck 
4en Grundfatz der Caulfalität wird für uns erft eine 
Aatur möglich^ i^vefshalb durch diefen Grundfatü 
nur das finnlich Wahrgenommene und das Mannich- 
faltige der Antchauun^ in -der Zelt fynthetifch ver- 
liiiüpft wird,\\^shalb dicKaiegorieen in ihrer /Ani^on- 
^ung auf das Überfinnliche/^^r find, da ja dem, waf 
jiicht in derZeitgefchicht und nicht unter den Beding 
•gungeii^der Zrit ßeht, keine Zeitfolge^ noch ein« 
i<^0thwendigkeit derfelben, beygelegt werden kann« 
tiätte ^aher der Vf. diefe Natucbeftimmung der Yer* 
Aandesgrundfätze , um Erfahrung überhaupt mögl 
lieh zu machen , und die Reftriction derfelben auf 
^s Erfahybare in der Zeit feft;gehalten; hätte er fich 
— was eine Folge ifi^ — nicht verleiten lallen, dci| 
idealen Grund mit einer realen Urfache in der Zeit 
zu verwechfeln: fo hätte er vielleicht diefes Buch 
gar nicht gefchrieben. — Nachdem der Vf. im er- 
sten Abfchniue die Natur der Cauflalität vorgetragen 
hat: macht er im zweyten die Anwendt^ng des Cauf- 
Xalitätsgefetzes auf die Beurtheilung der neutefta^ 
mentlichen Wunder. Die Wunder <jhrifti^ fagt er) 
£nd Begebenheiten in der Zeit. Bey jeder BegebeuT 
lieit aber findet fich ein Vorhergehendes und ein 
Nachfolgendes, A und B. Sobald wir aber finden^ 
dafs die zweyte Erfcheinung regelniäfsig auf die er- 
ftere folge; fo fetzen wir die erftere als Urfache, und 
jiie zweyte als Wirkung. So war es der Fall bey 
-den Wundern Jefu; er fpraöh ein Wort,^ und der 
Kranke ward gefund , der Todie richtete fich auf. 
So wie wir nun annehmen, dafs die aufgehende 
^onne ,die Urfache des Tages ift: fo müil'en wir 
auch annehmen , dafs das Wort Chrifti die Urfache 
der Genefung war , da diefe jedesmal und regdmä- 
fsig auf jenes folgte. Die Lefer haben hier in aller 
Kürze den Achilles des Vfs. 

Auch Rec, claubt an Wunder, denn er glaubt 
an eine Cauilalität ^^^ Uberfinnlichen ; nur unter- 
nimmt er e^ nicht, die Wunder aus Naturgejetzen ab- 
zuleiten. Jede rein moralifche Handlung- ilt im wei- 
teren Sinne des Wortes ein Wunder, denn fie ift 
ietwas durch eine intelligible Urfache Hervorgebrach- 
tes, unabhängig von Beftimmungsgründen in der 

48 



379 



JENAISCHE ALLG. LlTERATüR-ZEITUNa 



580 



Zeit. Jede moralifcbe Handlung fan^t an , wie die 
Welt, unmittelbar, ohne die Folge einer ii> derZojl 
vorhergehenden Urfache [zu feyn. Da nun kein 
Menfch einer fo reinen Moralität üch rühmen kann, 
>vie Jefus : fo kann man Tagen, dafs Niemand fo vie- 
le Wunder gethan habe , als er. — Indem wir jetzt 
zur Beurtheilung der Argumentation des Vfs. über- 
gehen : fo mülTen wir zuvor noch erinnern , dafs er 
die hiftorifche Richtigkeit der Wunder Jefu voraus- 
fetzt, wiewohl keine Hißorie eine Thatfache als 
Wuridet aufftellen kann, weil diefes ein Urtheil 
ift, und für die philofophifche Reflexion gehört. Der 
Vf. nimmt daher, wie es einem philofophifchen 
Unterfucher geziemt, das Aufserfte an ; ja , er nimmt 
Thaten Jefu 2ds Wunder an, wogegen fich nicht uncr* 
hebliche Einwendungen macl>en laHen. An die Spitze 
aller Wunder Jefu ftellt der Vf. die Macht Jefu über 
den Himmel , in Beziehung auf die Finftcmifs bey 
feinem Tode. Allein noch nie hat Rec. in feinem 
neuen Teftamente gefunden, dafs Finfternifs eine 
That Jeju genannt werde. Eben fo wenig weifs 
Rec. etwas davon, dafs auf ein Wort Jefu je ein 
Baum auf der Stelle verdorret fey , wohl aber, dafs 
Jefus einem kränkelnden Baume das Prognofiikon 
ftellte : von dir niag auch Keiner ivieder effen ((J)a- 
yoi), Mark. XI , 14. Warum die Exegeten gerade das 
Gegentheil von dem behaupten , was Jefus behaup* 
tete, dafs nämlich des Jairus Tochter nicht gefchla- 
fen habe , fondern todt gewefen fey, ift nicht abzu- 
fehen. Doch die Verviclfältigungsfucht der Wun- * 
der bedarf keiner Zeugnilfe. Der Hauptfatz des Vfs. 
ift auch nur der philofophifche , dafs das vorherge- 
hende Wort Jefu zu den darauf folgenden Genefun- 
gen in eben dem Verhältnifle ftehe, wie die Urfache 
zur Wirkung. Allein in dem CauQalitätsgefetze 
liegt zunächu nur, dafs auch die von Jefu bewirk- 
ten Thaten überhaupt ihre Urfache haben , aber 
nicht, welches diefe Urfache fey. Diefes hat 
die empirifche Reflexion zu beftimmen, -welche 
das Gefetz der CauiFalität auf einzelne Fälle anwei)r 
det, wobey, wie bekannt, bald aber -, bald über- 
gläubig geirrt wird. Das Cauflalitätsgefetz treibt 
uns ferner an , die Urfache in der vorhergehenden 
Zeit, und die Wirkfamkeit der Urfache ebenfalls in 
einer früheren Zeit zu fuchen , folglich das A felbft 
aU ein B anzufehen , und fo iiis Unendliche zurück. 
Das Cauffalitätsgefetz , durch welches Rrfahrung 
möglich wird, fodert, die Urfache zu einer gegebe- 
nen Wirkung in dem ganzen Zufammenhange der 
Erfahrung und der Natur zu fuchen , die natürliche 
Folge der Begebenheiten nie übernatürlich zu über- 
rpringen, und nie in der Erfahrung eine abfolute 
.Urfache anzunehmen , weil dadurch der Zufammen* 
hang der Natiur und Erfahrung unterbrochen, die 
natürliche Reihe aufgehoben , und eine neue — ei- 
ne neue Schöpfung — angefangen wird. Diefes 
Cauflalitätsgefetz, m .feiner Anwendung auf etwas 
Reales in der Zeit, fodert daher, dafs wir die Bele- 
bung eines Todten in dem Zufammenhange der Na- 
tururfachen fuchen, und, wenn ein folchcs Factum 
feine Richtigkeit hat» annehmen mü^/i». dafs in 



dem yermeinUichen Todten, deflen wirUich^tt Tod 
ntir die Zeit bcweifen konnte, Mielchen Beweis man 
aber bey den eiligen Begräbnillen in Palaftina nicht 
abwartete, noch ein verborgener Lebensfunke übrig 
gewefen fey, der durch ^ünftige Umftände wieder 
angefacht worden. Eben die fen wichtigen Umßand, 
dafs uns das Cauffalitätsgefetz einmal an ^^\ Zufam- 
menhang der Erfahrung und der Natur hinwdfe, um 
in diefer die wirkende Urfache einer I- rfcheinung 
zu fuchen ; und Äwey tens; dafs es innerhalb der Na- 
tur und in der Reihe der trfch einungen nach dem 
Naturgesetze der CauHalitat nie eine erfte abfolute 
Urfache gebe, fondem dafs die CauiFalität einer Ur- 
fache felbft etwas in der Zeit Entftandenes, felbft ein 
B fey, dellen A in dem RegrelFus , aber immer inner- 
halb der Natur und der Zeitreihe der Erfcheinungen 
g^fucht werden niülfe : diefen Umftand, der die gan- 
ze Theorie des Vfs. ftürzt, hat clerfelbe gänzlich über- 
feheii. Er fucht daher zu den Thaten Jefu, als Er- 
fcheinungen , nicht die Urfache , denn da käme er 
nie ans der Natur und Erfahrung heraus , fondem er 
fucht einen intelligiblen Grund, an welchem er fein 
Urtheil über Jefu Thaten befeftige. Sonft könnte er 
auch den Grundfatz, durch welchen eine gefchlolTe- 
ne Erfahrung und Natur erft möglich wird, nicht 
fo gebrauchen, dafs dadurch alle Erfahrung und alle 
Natur aufgehoben wird. Allein, könnte man fagen, 
der Vf. nimmt ja an, dafs eine ErCcheinnng in der 
Zeit, nämlich das Wort Jefu, die wirkende Urfache 
der wunderbaren Erfolge fey , indem auf A^^ Wort 
Jefu, wiewohl urplözlich, die Genefung folgte. Al- 
lein das Wort Jefu kann nicht die Natururfache der 
erfolgten Genefung gewefen feyn; denn fünft müFs- 
te noch immer, regelmäfsig und nothwendig, auf 
einen folchen Befehl die Krankheit weichen. Dann 
Wäre auch die Handlung kein Wunder, was fiedoch 
feyn foll, fondern eii>e regelmäfsige Naturerfchei- 
nung. Mit dem Worte Jefu, und daffelbe begleitend, 
foll vielmehr die göttliche Cauffalität, alfo die All- 
macht , unmittelbar gewirkt haben , wodurch eben 
eine Erfcheinung in der Zeit aufhört , natürlich su 
feyn , und zum Wunder wird. Denn hier wird die 
Zeitreihe der Urfachen in der Natur abgebrochen, 
nnd wir ftehen am Ende aller Naturforfchung und 
der Auffuchung der Urfachen zu den Urfachen ; 'wir 
ftehen bey ^dena idealen Abfaluten. Die göttliche 
Caulfalität aber ift nichts Wahrnehmbares in der Zeit, 
fie fteht nicht unter den Bedingungen der Zeit, 
fie ift nichts in der Zeit Btftimmbares, Anhebendes, 
fie ift vielmehr für uns nur etwas Intelligibles , und 
das Cauflalitätsgefetz, welches es blofs mit Erfchei- 
nungen und Bedingungen Jn der Zeit zu thun hat, 
kann auf die zeitlofe abfolute Caufl'alität Gottes gar 
nicht angewendet werden. Denn hier ift weder ei- 
ne Synthefts verfchiedener Zeiten noch verfchiedc- 
ner Erfcheinungen in denfelben, und eben darum ift 
der, Begrift' „CauiFalität" in Beziehung auf Gott für 
den Verftand ganz leer. So lange Hr. Ö. die Rr. 
der r. Vem. nicht von Grund aus widerlegt, mufs 
er daher auch das in derfelben begründete und fo 
oft «usgefprochene\R«fttlUt einräumen; dals alle 



58* 



M A R Z 1 8 » 3- 



38« 



xeioen VcrftÄn4e#begriife gan« nncl gar ](cii>« Bedeu- 
tung hab^u» wenn üe von Gegeiißaiideii der Er- 
fahrung absehen» pnd auf Dinge an Geh bezogen 
M^erden, weil ße dami nur willkübrlicbe Verbindung 
gen obne allen obj^ctiven — * nur durch Anfchau- 
ung möglichen -— Gehalt find. — Wie kann fer- 
ner der Vf. behaupten, dafs die Genefuug regelmä- 
ßig (nach welcher Kegel?) auf das Wort Jefu ge- 
folgt fej, wie der Tag auf den Aufgang der Son- 
net Kegelmäfftig . heifst ohne Ausnahme, zu aller 
Zeit, mit Nothwendigkeit. Die wenigen Beyfpiele 
im N. T. , berechtigen uns diefe, von einer Regel- 
jDäfsigkeic, verlieht fich, in. der Natur zu reden? 
AVa* drey bis vier Mal gefchieht, kaim man von dem 
behaupten, dafs es immer und regelmäCsiggefchehe? 
Wenn der Haifer von China einigemal niefete^ und 
a blitzte nach jedem Niefen: könnte man fagen, 
das Niefen Sr. Majedät fey die ürfache des Bli- 
tzes? Stände das Wort Jefu: fey geteinigt! mit der 
Genefung in urfachlicher Verknüpfung : fo müfste die 
zwejte aus dem erften 9Nit Nothwendigkeit^ zu aller 
Zeit, folgen. Das ift eben die Regel, die uns zwingt, ei- 
aen Nexua zwifchen zwey Erfcheinungen zu fetzen, 
und anzunehmen, dafs der fubjectiven Succeffion 
der Wahrnehmungen eine objective der Begebenhei- 
ten entfprcche, und dafs wir alfo nicht mit Vorftel- 
lungen willkührlich fpielen. In dem Worte Chrißi, 
ah einer Bewegung cl^r Luft, liegt weiter nichts, 
als dafs gefunde Sinne das Wort hören konnten; dafs 
aber^Kranke davpn urplötzlich (gcfgen die Continui- 
tät der Zeit? So fodeit es wenigitens eine göttliche 
Caaflalität!) gefund -würden, davon ift kein noth- 
wendiger Nexus erkennbai^ Wäre aber auch diefes : 
fo wäre das Wort Jefu als Erfcheinung die Urfache 
einer anderen Erfcheinung , und die Tbat wäre kein 
Wunder, weil zu diefem die göttliche CauIIalität 
hinzugedacht werden mufs , wovon das Wort böch- 
Aens nur ein Symbol ift. Diefe göttliche CauIIalität 
ilt aber kein folches an Bedingungen der Zeit ge- 
bundenes A, worauf nach einer Regel eine bejiimnh' 
t§ Erfcheinung als B folgen müiste; denn diefe 
göttliche Cauüalität ift vielmehr der ideale Grund 
alles nur gedenkbaren Seyns. — Überdiefes über- 
geht der Vf. , um das Wort Chrifti w^underbar zu er- 
heban, das Mittel, welches Jefus felbft als heilend 
angiebt. Denn Jefus fchreibt nie feinem Worte eine 
folche Wirkung zu, fondern fpricht: dein Glaube 
hat dir geholfen , wodurch er die Heilung als eine 
prjchifche charakterifirt. Nach diefen angeführten 
Gründen müilen wir daher den Ausfpruch thun, dafs 
dei Vfs. philofophijche Vertheidigung der Wunder 
ganz mifsgeglückt ley, dafs diefe Philofophie grund- 
los und leer fey , ja , dafs er den Grundfatz der Cauf- 
falität, -wodurch erft eine Natur und Erfahrung mög» 
lieh wird, dialektifch fo anwende^ , dafs beide auf- 
gehoben werden. — Wie Vieles liefse lieh nicht 
noch gegen deis Vfs« dialektifche Theorie, die einen 
Gran^fatz m^TicherJUrfafarung auf das Überfinnliche 
anwendet, wovon keine Erfahrung möglich ift, er^ 
innern, weim et ufli» der vergönnte Raum geßatte« 



te! Daher zu^i Schluße Tiur noch eini^, aus, dem 
Gefetze der CauIIalität hergeleitete Folgerungen. 
Jede Wirkung in der Natur ift eine Begebenheit , die 
zu einer boßimmten Zeit ins Dafeyn tritt. A^er 
auch die Beßimmung der ürfache zur WirkCamkeit 
ift et^vas, was lieh ereignet oder gefchieht; die ür- 
fache y^i^/ daher an zu handeln. Von einer fol- 
chen CauIIalität redet der Grundfatz, M'elchen der 
Vf. fehr mit unrecht auf das Uberii unliebe anwen- 
det. Sind nun die Thaten Jefu Wirkungen einer ür- 
fache, deren CauIIalität in der Zeit anfing, bedingt 
tmd beftimmt durch vorhergehende ürlachen: fo 
find die Thaten Jefu keine Wunder. Sind ße aber 
die Folge einer göttlichen, nicht in der Zeit anhe- 
benden, und unter dem Nexus der Natur ftehendeo» 
CauHalität: fo ift diefe ewig* Dann kann aber auch 
die Wirkung nicht angefangen haben , ße mufs viel- 
mehr eben lo ewig feyn , wie die CauHalität ihrer 
ürfache. Der Vf. erkläre diefes nicht für blofse 
Confequenzmacherey ! Es find noth wendige Folge- 
rungen und Worte Kants felber, gegen deffcn War- 
nung er ein Naturgefetz auf die Übernatur und auf 
das Wefen an fich anwendet. — Eine unmittelbare, 
urplötzliche Wirkung, etwa auf ein m!t göttlicher 
Allmacht bewaßiietes Wort, iß ein neuer Wider- 
fpruch. Die Wirkung, z. B. die Genefupg eines 
Ausfäuigen, iß eine Erfcheinung in der Zeit, ein 
Werden, welches nur durch einen flätigen Über- 
gang in der Zeit aus dem vorigen Zußand in den 
neuen möglich iß. Die Zeit zwifchen beiden Zu- 
ßändcn , wenn fie auch als noch fo Mein angcnomp 
men wird, hat doch eineGröfse; die Wirkung kann 
daher nur fucceiliv erfolgen , und eine urplötzliche 
Genefung iß ein Widerfpruch, ift nicht blofs über — , 
fondern wider die Natur , zu gefchweigen , dafs die 
Wunderfreunde oft folche urplötzliche Genefungen 
annehmen, wo keine zu finden find. So überfetzen 
%. B» alle Rec. bekannten Überfetzer, auch Hr. 
Prof. Schott^ in der Gefchichte der Cananiterin : und 
ihie Tochter ward gefund zu derfelbigen Stunde, 
da es doch heifst: airo ra^y <<jpas fK*«v>;s, von jener 
Stunde fing ihre Belferung an, jene Stunde war 
die kritifche. Matth. 15, ßg. Im dritten Abfchnitte 
beantwortet der Vf. die vornehmßen Einwürfe Hii- 
mes , Kanu und Anderer gegen die Wunder; die Wi* 
derlegungen des Vfs. ßehen und fallen mit feiner 
Theorie. Der vierte Abfchn. endlich enthält eine 
gewählte Literatur über die Wunder. — ünfere 
Achtung gegen den Vf. darf uns nicht zurückhalten, 
unfere Überzeugung und das wilfenfchaftliche ür- 
theil auszufprechen: dafs gegenwärtige Dedüctidn 
der Wunder auf theoretifchem Wege verunglückt, 
und nach uhferer Überzeugung überhaupt unmög- 
lich fey. Mc. 

LITERATURGESCHICHTE. 

Zürich» h. Qehneri Lebenslefchreihung M. ÜU 

^ rieh Zwingiis von J* L. Hefs. Aus dem Fran- 

söfifchen. Nebft einem literarifch - biftorifchen 



J. A. L Z. M A B Z 1 8 I J. 



«84- 



AnViang von L«oitk. Ußeri, Profeffor, iQii; 
648 S- 8- C3 lltlilr. a gr.) 

Da» Leben Zwingiis von Hefi ift Tchr angenetrti, 
einfach und belehiend gefchricben, es iß ei» zwcch- 
mäfsigei Lefebuch fiir das grölsere rnblicunj, und 
verdiente wohl auf dcutrchen Boden verpflanzt z« 
•werden. Allein es dringt nicht lief in den Geift 
und Charakter, in die Einfichten und Plane de« 
Helden ein; e» find in demfelben nur wenige ^uel-' 
len und Hülftmittel zu Halbe gezogen, Zwmeli» 
Schriften felbfi find wenig benutzt , und von dem 
Vf., wie ei fcheint, nicht befonders nndirt wor- 
äen; Myconius di vit. et obitu '/.w. , J. 3. Hot- 
• ■ :. Kirch. Gefcb. , 3. B- Hottmgrr Hiß. 
li Vit. theol. Oerinanor. untl einige Ma- 
iSmlich BuUingerr Chronik , ätehter 
t. und Tfehudi Htß. Glar. find fall al- 
it worden. Defio wichtiger ift der hi- 
irifcht Anhang. Verbindet der Lefer 
1er Lebensbefchreibung : fo wird lieh 
ihm erft ein wahrci nnd faß vollendetes Bild von 
dem Mann , darfteilen, welcher der Gegenftand die- 
Ter Schrift ift. Zwingiis Stbriften find zum Tbeil 
Tebr feiten, nnd noch in gar keine vollftdndige niitl 
genaue Sammlung gebracht. Hr. Ujieri liefert hier 
nicht nur ein chronologifches Verzeichnifs derfd- 
ben, welche» mit grofser literarifcher Pünctlich- 
keit und Sorgfalt gemacht ift, fondern er zeigt auch 
.'ihren Inhalt an , fügt hie nnd da Erläuterungen 
hinzu, und läfst mit treffender Auswahl einzelne 
Stellen aus denfclben abdrucken, welche für dieCha» 
rakteriftik de» Manne» und der Gerchichte befon- 
'der* merkwürdig find. Es ift von 67 Schriften auf 
djefe Art Iflachricht ertheilt. Doch fehlen noch die 
exegetifchen Schriften. Wenn uh» Hr. U. von die- 
ten ein gleiche» Verzeichnifs liefert, und uns noch 
überdief» mit der ihm zu Gebote ftehenden, weitläuf- 
tigen, gröfstentheil« noch ungedruchten Correfjion- 
denz Zwingli'» näher bekannt m^chti fo wird er 
dem Reformator feine» Vaterlandes ein würdige» 
"Denkmal errichtet und auf die öft'entl jcbe Dankbarkeit 
noch grölsere Anfprnche habe». Zwngli ragt über 
Lulhern und Calvin in mehr als einer Rücklicht tm- 
■por. Wenn diefe im Grunde nur den augu- 
ftinifchcn LehrhegriiF, welchen man l'chon vor ihneji 
'mehrmals wieder in feiner Reinheit hatte geltend 
'machen "Wollen, wiederherftelllen; fo fchuf fich 
■jener einen netten Lehrbegriff durch felbllftändige, 
■gelehrte und freye Schriftforrchung. Wenn der 
Tächfifche und genfifche Reformator fich durch 
'Hcftigkeit,HartnäckigheitundHerrr!chriicht auszeich- 



iteten; fo finden wirb^ Zw?ng1i minnliche Fefiig- 
kitt und Frr'^müthigktit , Ernit, MiMe und- Huma- 
Hitüt vereinigt' So z^igt er hth auch in dem, was 
Hr. U, in aem .■itthan^e aus feinen Schriften aus- 
zeichnet, und -zu gleicher Zeit als einen achten Pa- 
trioten und einen praktilch- weifen und gewandten 
Mann. Wir wollen auf Einiget hefonders>aufinerk> 
fam machen. Die Gewohnheit, fchweizerifcbe 
Truppen in fremden Dienft und Sold zu geben, und 
das daraus entftandene fenfionswef^n beftritt Zwing- 
li mehrmals mit eben fo viel Nachdruck als tiefer 
Ergründnng der daraus entfpring enden Folgen, S. 
5S» — 325- 38Ö- 437—438- Mit äufsetft viel Wahr- 
heit, Untericbeidung, Unpariej'üchkeit und Billig- 
keit urtheilte er über Lnthern und fein Verhaltnif« 
zu ihm, 368 — 374» ""*i i" demfelbigen Geille ver- 
theidigte und erklärte er feine Lehre vom Abendraafa- 
le, 47t — 474. 485 — 500- 573 — 6'5- 'm i. 1351 
flellte er einGutacbt^n aus wegen Luthers Streit mit 
dem Papfte, und machte Vorfchläge, wie er beyge- 
legt wei-deii könnte, 375—38»- im J.ijBJ verihei- 
digte er ücli in einer Uruckfchrift wider mehrere 
Vorwürfe, die ihm gemacht worden waren, und un- 
ter anderen wider den, dafs er eine Penfion vom 
Papfte genoffen habe, welche» er auch nicht letig- 
n'iet, doch fo, dafs er fich dadurch nicht habe beAe- 
eben laßen , dafs e» zu einer Zeit gefchehen , wo er 
noch fehr an de» Papfte» Obrigkeit gehangen , und 
dafs er die penlion baldgänelich uhgelchlagen habe; 
So vertbeidigt er fich auch fpäter gegen die Vorwür- 
fe, die ihm leine Feinde Wegen feines Einkommen* 
■und (le» Vermögens feiner Frau machten, auf eine 
meikwürdige Art, 534 f. Ungemein cbaraKleri- 
ftifch , krallig und hiftorifch belehrend find die 
Schriften wider die aufnihrerifchen Wiedertäufer, 
540 — 550- 615 — 6iß. Einschreiben an Carlo V, 
als er auf dem Reichstage zu Augsburg 1^30 war, 
630 — 1654, enthält in der Kürze Zwinglis hehtbe- 
griff, eine nachdrückliche Ermahnung, der freyenVer- 
^nndigun^ de» Evangeliums kein Hindernil« in den 
Weg Bu legen,-und eine Verlbeidigung feiner Wbft, 
welchen man bey dem Raifer angeichwarzt hatie. 
Wir machen um defto mehr auf diefe Stellen auf- 
merkfam, «la fie dazu diejien können) gewille Irr- 
thümer, die unter un» über Zwitigli im Umlaufe 
find, zu berichtigen , und Manche», was wegen der 
Seltenheit feiner Schriften auch nnti^r Gelehrten we- 
nig bekannt ift, bekannter zn miccben. — Jn der 
IJbcrfctzung der Biographie findet man fehr viele 
Helvetismen, mehr als man jetzt gewöhnlich in den 
ans der Schweiz kommenden Schriften noch an* 
trifft. , fil. 



|I E U 5 AUFLAGEN. J 

Bamhtrg u, ffurtburg, b. Göbliu-dt: Vtrfutk »»aar -Einltittmg in ih Theologit *öa' Prieiiick S^tnmr. Z#eyt* 



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ÄLLGEMErNE LITERATUR- ZEITUNG 



Mknz 1813. 



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ST JJ TS WISSENSCHAF TEN: 

Leipsig^ b. Barth: Die Staats - Finartz - ff^irth* 
Jchaft^ nach den Grundfätzen der National- 
elf onoxnie. Ein Verfuch von Julius Or. v. So" 
dfn. Auch unter dem zwey ten Titel : JDie Niu 
tional -^ Ökonomie. - Fünfter Band, x^xu VI u. 
424 S. - 8- G* Rthlr. 16 gr. ) 

„Es giAt — fagt der Vf. (S. 7) — für den Men- 
fchen keine höhere Ten-denz , für das Gemüih keine 
vohlthä tigere Erweiterung, als die Löfung des Pro- 
blems: Wie kann die Staau-Finanzwirthfchaft aus 
dem Saoctuarium dpr Nationajökoniomie felbft her- 
vorgehen, mit der fie dock imiitreite ift? Wie kaniv 
ditfe Staatsgewalt, die bisher in Äerncar RuAung 
mk zerfchmetternder Keule an der Pforte der Gefell- 
Ichaften üand, die, gleich demBriareus, ihre tap- 
fend Arme 4iurch alle Staauhaushaltungszweig« 
foeckte^ die der ^Menfchbeit bis jeizt nur als eine 
feindliche Hyder erfchien, welcher die von derPhi- 
lofophie abgefchlagenen Kjbpfe endlos ndchwuchfeu; 
wie kann fie «ur Prießerin der befchützendeii Gott- 
heit geweiht werden , die über das. Heil der gefelli- 
gen Menfchheit wohlthätig waltet?** — und derLö- 
fmig diefes Problems ift die vorliegende Schrift ge- 
widmet. — r Ob diefe Löfung hier wirklich gege- 
ben fey? Diefe Frage getrauen wir uns kaum zu 
bejahen. Hinge die verfuchte Löfung von nicht« 
weiter ab, als von der philofophifchen Hülle, vokt 
welcher der Vf, die zu dem Ende angeftellten Unter- 
fucbungen umhängt hat: fo möchte man allerding« 
meinen^ diefelbe hier finden zu können. Denn der 
Vf. hat nichts unterlalTen , von dif fer Seite her fei- 
nen Verfuch möglich reichlich auszuftatten, und ihin 
einen Anfhich von Gründlichkeit, von fyftemati- 
fcher Fettigkeit undConfequenz zu ^ebcn, der beym 
erftcn Anblicke Cehr für ihn einnimmt. Aber leider 
ift es bey folchen hoch wich ugen Dingen nicht uhi 
d4s Gewand zu thun • mit dem der Vf. feine Ideen 
zu umhüllen fucht; nicht um die ßrenge Form der 
Schule bey der Behandlung und beym V<»rtrage; 
nicht um die Wprte, in welchen gewiffe Wahrhci- 
ten gefaßt werden; nicht um die fchulgerechte Con- 
Rruaion des Syftems: fondern hier gilt es diefe 
Wahrheiten felbft, ihre möglichft genugthuendeBe- 
ETÜndung und möglichft deutliche Darftdllung. Und 
betracbt^ wir die Arbeit des V£s. von dieCer Seite, 
ziehen wir ihr da« philofophifch ausfeheAde Ge- 
wand ab ; nehmen wir keine Rückficht auf die im- 
J.A.L-Z.xZil* ErßtrBand. 



pomrenden Kunßatudrücke^ mit welchen der Vf. 
von alltäglichen Dingen fpricht; unterziehen wir 
«ns der Mühe , feine Ideen zu enthüllen und in ih- 
rem natürlichen Znftande zu befchatieiij fo können 
%vir es nicht bergen , durch feinen Verfuch haben 
wir eben Co w^enig eine ganz genugihuende Löfung 
jene« Problems erhalten , als durch die Arbeiten fei- 
ner Vorgänger. Mag er diefe auch in einem oder dem 
anderen Pnncte übertroifen haben : was die Hauptfa- 
che ift, für da« wirkliche Leben können wir wenie- 
ften« von feiner Arbeit durchaus nichts erwarten. Die 
Einführung 4er Lehren des Vfs. ins wirkliche Leben 
hindert die philafophifche Hülle, in der er &e gejge- 
ben hat; denn vne viele Gefchäfuleute mögen atAi 
wohl die Mühe nehmen , diefea maeifcben Vorhang 
zu, lüften, belbnders wenn fie, wie dief» fehr oft 
der Fall ift, dahinter nichts weiter erblicken, ids 
^e Bekannte in einem neuen fchwerfälligen Putze* 
Vfenn der Vf. die Staats- Finanz -Wiffenfchaft 
(S. ifi) die Kunde nennt, wie da« zur Erhaltung und 
Bewahrung de« Staat«vereinft erfoderliehe Siaatsv^* 
mögen auf eine nationalökonomiftifche, d. h. auf eine 
der Nationalökonomie , als dem oberften Princip der 
gefammten Staatshaiishaltung, angenaeflieae Weite am« 
dem Nationalvermögen zu centralifiren» alfo zu fam- 
-meln, dann wie e« zu verwalten und zu vertheilen 
fey: fo mag dieCi angehen. Wir wenigften« finddn 
dabey nichts zu erinnern , als dafs hier dasjenige et- 
was fch werfälliger gegeben ift, w«s der Freund der 
leichteren Verftändiichkeit etwa Co ausdrücken 
^nattchte^ Die Finanzwiflenfchaft lehrt uns die Art 
und Weife, v^ie die zur Beftreitung der offen tlicben 
Bedürfiiiife nöthigeh Gütermaffen auf eine dem all- 
gemeinen Wohlftande möglichft angemeffene Weife 
aufzubringen, zu verwalten und zu verwenden find. 
Aber mehr ift zu erinniern gegen die Idee de« Vfii., 
Finanz - Production und" Conjnmtion al« die xwty 
Hauptbeftandtheile der Finanz wir thfchaft aüfzufid- 
len, und der Erfteren die Sammlung de« zur Erhal- 
tung und Bewahrung de« Staat«verein« erfoderlichen 
Vermögen« zuzutheilen , der Letzte/en aber die Ver- 
wendung und Vertheilung diefe« seCammelten Ver- 
mögen«. \5t^ wenigften« Icheint diefe NonMnclati|r 
der- verfchiedenen Zweige der Finanz wirthfchaft 
durchaus unpaflend zu feyn , und blof« dazu geeig- 
net, in der Finanz wirthfchaft und im Kopfe de« Fi- 
nanzier« gerade da eine Menge Verwirrungen zu ver- 
anlagen, wo man die höchfte Klarheit bedarf« Der 
Ausdruck produciren für das Aufbringen der dem 
Staate zur Beftreitung feiner Bedürfnilfe nöthigen 
.GutermaJIen ift, nach unferer Anficht» durchaia un- 

49 



S87 



JENAISCHB ALLG. LITEEATV^R-ZSITUNO. 



S68 



^alTetid. Dopi^elliiin ift nirgends viel nütze, api 'we* 
. nSgßen aber hi«r. . Der vom Vf. gewählte Ausdruck 
kann den Finanzier fo leicht auf die dem allgemei- 
nen Bellen äufserß nachtheilige Meinung hin nihren^ 
fein Gefchäfte tey Güter hervorbringend , ungeachtet 
der gemeine Menfchenfinn ihn überaU nii^ f»r einen 
Verzehrer, und gewöhnlich für einen fehr läftigen 
Verzehrcr «nfieht. Wirklich fchaftt auch derFinan- 
aier (wenigßens unmittelbar) durchaus nicht». Sein 
; ganzes Oefchäft befteht nur darin , dafs er fich fchon 
' vorhandene Güter für feine Zwecke aneignet, oder, 
"Wic: üch der Vf. (S. 3d) ausdrückt^ daCs^ er einen 
Tbeil des Nationalvermögens centraliürt, oder Pri- 
vatejgeathum , Privatvermögen , in Gefammt - Staats- 
^ vermögen und Gefammt -Staatseigenthimi verwan- 
« delt. Aber vrer in aller Welt mag wohl diefs An- 
: eignen oder Centraliüren ein Produciren nennen? 
Genutzt hat alfo der Vf. durch feine Eintheilung 
weder der Wiflenfchaft m)ch der Pf axis ; eher gc- 
fchadet« Wie wir denn überhaupt m den im i Bu- 
che ffeeebenen allgemeinen Grundfätzen nichts Ver- 
dienitliches finden können , w^enn man die philofo- 

{»hifche Hülle abftreift. Was andere SchnftfteUer 
eicht verßändlich gefagt haben, ift hier in der eige- 
3ien Sprache des Vfs. fehr fcbwerfällig gegeben. Zum 
. Beweife diefes, Manchen vielleicht etwas hart fchei- 
. nenden Urtheils beziehen wir uns auf das , was der 
Vf. über die Frage fagt, an welchen Gegenfiänden 
die (foiffenannte) Staats -Finanzproduction ihreWirk- 
famkeit äufsem könne (S« fit f.)» befonders auf feine 
, Bemerkungen über die Beftimmung der Production 
vnd Confumtion , oder deutlicher, die Beftimmung 

• des Betrags der für öffentliche Zwecke aufzubringen- 
den Gütermaffen und des öffentlichen Bedarfs (S. tß f^. 

. Was er hier über die Nachtheile einer chronologi- 
i.fchen Berechnung der Production und Confumtipn, 
oder deutlicher, über das Verfahren unterer Finan-» 
ftiers, zuerft den öffentlichen Bedarf, und nachher, 
nach dem Betrag diefes Bedarfs , die Summe der für 
diefen Bedarf aufzubringenden Gütermaffe zu beftim- 
wen, fagt, mag zwar im Allgemeinen nicht un- 

• itichtig fcTn. Der Vf. mag nicht Unrecht haben, 
w^enn er (S. 17) meint, die ftaaufinanzwirthfchaft- 

. liehe Confumtion könne allerdings erft beftimmt 

. werden, wenn die Productionsmöglichkeit (die Mög- 
lichkeit des Aufbringens der crfoderlichen Güter- 
maffen) nach nationalökonomiftifchen Grundfätzen 
klar ift, und (& 19) die ftaatsfinanzwirthfchaftliche 

' Confumtion laffe heb ohne ftaatsfinanzwirthfchaft- 
liche Production nicht denken , weil erft produeirt 

.^werden muffe» ehe man confumiren kann. Allein 
claubt er denn durch diefe Aegeln etwas gefaxt zu 
haben, was nicht jeder, nur halbrerftttndige Fiaan- 
«er nicht fehon lange weiCs? und glaubt er denn 

• dadurch die Finanzwirthfchaft auf durchaus fefte 
und unwandelbare Principien zurückgeführt, und, 
.was die Hauptfache ift, den Unterthan gegen den 
Druck der zu läftigen öffentlichen Abgaben gefiebert 
SU fehen? Hat er diefen nicht ganz dem Finanzier 

hini^g^ben» durch die demexfteoGrundfatse gleidi 



— « 

au£ dem FuCie foTgendeBemeitoiig: r,1>ie9roduction 
(die aufzubringende Gütermaffe) hinge felbft wie- 
der ab von der Confumtionsnothwendigkeit (dem 
Bedarf Y.»* Und wenn er ^S. 17) weiter Tagt, die 
MalTe des vorhandenen Nationalvermögens fey nicht 
der abfolute Mafsftab der ftaaufinanzwirthfchaftli- 
chen Production:, denn die Staatsfinanzwirthfchaft 
darf nicht mehr erheben, als ihr nationalökonomi- 
ftifches Bedürfnifs, wenn auch diefe Erhebung, diefe 
Confümtidn ohne Verletzung dei Nationalökonomie- 
princi])s, alfo ohne Verletzung des Nationalwohlfian- 
des (ein FalT , der jedoch nach der Natur der Sache 
nie eintreten kann), iioch Co fehr erhöhet werden 
könnte : liegt in diefer Lehre etwas Neues, und £t>vas, 
zu dem fich nicht jeder nur einigermafsen rechtlich 
und riberal ^efinnte Finanzier fchon längft bekannt 
hat? Und itt der Finanzier nicht rechtlich; nicht 
liberal geh tint : kann er nicht jede Hebung, fie iej 
nothwendig oder nicht, felbft durch die. vom Vf. 
am Schluffe diefer ünterfuchungen (S. 54) gepre- 
digte Lehre rechtfertigen: „Mit der Staatshaushal- 
tung verhalte es fidi ganz anders, aJs mit Privat- 
wirthfchaften. Die Staatsfinanzwirthfchaft mufs 
confumiren, was der ökonomiftifche Organismus 
des Staats , alfo der Zweck der Bewahrung des Staau- 
trereins fodert. Diefer nationalökonomiftifche Orga- 
nismus ift das gebieterifche Gefetz feiner Confum- 
tion. Die Staatsfinanzwirthfchaft mufs alfo auch, 
diefem Gefetze gemäfs , alles dasjenige produciren, 
was fie nach diefem Organismus confumiren mufs 
und produciren kann. Sie kann aber auch diefe 
Confumtionsmaffe produciren , d. h. fie kann einen 
zu ihrer Confumtion hinreichenden Theil des Natio- 
nalvermögens centralifiren , ohne die Nationalöko- 
nomiegefetze zu verletzen , wenn der Staat fdbft a) 
ein nationalökonomiftifcher Staat, b) feine Verfaffung 
iiationalökonomiftifch organifirt ift.« — Kurz, wir 
müllen offenherzig geftehen , durch alle diefe philo- 
fophifch klingenden Phrafen , und durch alles das, 
was der Vf. über die nothwendige Achtung dei 
StaaUzwecks beyderFinanz-Confmntion und Produ- 
ction an mehreren Orten fagt, ift, genau betrachtet, 
der Willkühr und Habfueht illoyal und illibendge- 
finnter Finanziers und verfchwenderifcher Gouverne- 
menu fo wenig eine fiebere Grenze gefetzt, und 
dem Drucke der Abgaben durch übermäfsige Bcl^ 
ftung fo wenig begegnet, als wenn man es obne 
ümfchweife und ohne die gelehrte Hülle geradciu 
heratufagti Der Staat kann, -was er bedarf, von den 
ünterthanen erheben, und diefer Bedarf beftimrtt 
den Betrag der Hebunfien , der Bedarf mufs aber nur 
nach wahrhaft öffentlichen Bedürfniffen (nicht nach 
Privatbedürfniffen), und mit möglichfter Sparfam- 
keit beftimmt werden. Diefe nackt vorgetragene 
Lehre wird, den, der fie achten will, gewils leichter 
und ficherer vorVerirrungen fchützen, als die philo- 
Toj^hifchen Argumenutionen des Vfs. , die dem böfen 
Willen und der Habfueht einen fo ausgedehnten Spiel- 
raum laffen , trou alles Scheins von Fettigkeit und 
»uverläffiiter B^grensung des iinwsieUeo Treibe«». 



869 



M A n* Z 1 8 B 5- 



sao 



Hoienilich yveräen fichtmrereLerer durch diefe 
Bemerkungen hinreichend überzeuge^ , dafs die Un- 
teitftichungen des Vft. über die fchwierige Frage: 
ff^as oder wh viel darf ßch der Staat vom Natio- 
nalt>ermögen für die öjjenilichen Zwecke aneignen ? 
wenig KUverlMflige Auskunft geben , und dafs hiefür 
der Finanzier einen fieberen Anhalts^^unct in diefem 
Werke vergeblich fncht. Doch ift es auch fehr proble- 
matifch» ob fich, -wenigftens bej der dermalifieh Lage 
unferer Staaten ^ ein ficherer AnhaltspUnct in diefier 
Beziehung gilben l^fst; und« genau betrachtet, 
fcheint er auch nicht fogar nöthig zu teyn. Ein 
rechtlicher und liberaler Sinn und vemünftige Spar- 
Camkeit entfcheiden hier mehr, als alle Regeln, die 
immer nur bey der Allgemeinheit ftehen bleiben, 
und, nach der Verfchiedenheit der möglichen Fälle 
taufendfaehe Modificationen theils zulaiTen, theils 
YiothMren^g machen. Was mehr Noth thut, ift eine 
bedimmte und genii^thuende Erörterung der zwei- 
ten Frage; fP^e (aufweiche Weite) find die Güter- 
majjfen aufzubringen , welche die Regierung zur Oe* 
ekung der Staatsbedürfmjfe entweder überhauitt, 
oder in einzelnen befonderen Fällen bedarf^ und jioh 
aus dem Privateigenthume ihrer Unterthanen an- 
eignen mufx? In Rückficht diefer Frage ftelk der 
Vf. (S. 50) die allgemeinen Regeln auf: „1) Die 
Staatsfinanzwirthfchaft mufs alle fichtbare unmittd- 
baiae Centralifirung des individtulifirten National- 
▼ermögens , d. h. alle unmittelbare Entreifsung des 
Privateigenthums , des Productftoffs, aus dem Pri- 
vatbefitze und Übertragung delTelben in den Staats- 
be&tz zu vermeiden fuchen ; die Centralifirung mujs 
unpehtbar feyn* 9) Die mittelbare ftaatsnnani&wirtb- 
fchaftliche Production kann das Staatsvermögen, 
cL h. denfenigen Theil des Nationalvermögens , den 
&e zur Erhaltung und Bewahrung des Staatsvereins 
bedarf, nicht von deiü Nationalvermögen in MaiTe, 
&e mufs ihn von dem vertheilten Nationalvermögen 
erheben; eben defs wegen, und kraft der in diefer 
Erhebuugsart ihrer Wefenheit nach liegenden Oe- 
nufsverminderung mufs die Finan^wirthfchaft ftre- 
1>ei>, diefe Sammlung, diefe Entziehung, allent- 
halben mit deiti GcnuiTe unmittelbar zu verbinden* 
Wird fch on diefer Genufs gerade durch diefe Cen- 
tralifirung , es fey nun in der Qualität oder Quanti- 
tät, in der Made oder in der Güte unvermeidlich 
gemindert : fo ift doch der Genufs an fich eine , die 
Senfation der w^idrigen Ereigniile mildernde, das Ge- 
muth erheiternde , alfo die Operationen der Staats- 
finanzwirthfchaft erleichternde, alfo dem National- 
ökonomieprincip zufagende Situation. 3) Um jene 
widrige Senfation , als die unvermeidliche Folge der 
mitte&aren Centralifation des Nationalvermögens, 
fo viel als möglich zu mindern, lAufs die Staats- 
finanzwirthfchaft ftreben, jene Centralifirung alfo 
zu organifiren, dafs, wenn fie fchon das Staatsvermö- 
gen nicht in Maife erheben kann , doch die Erhe- 
bung das Nationalvermögen in Maffe treffe, älfo 
Hiebt das in dem Befitze und der Gewahrfame eines 
tinzelnen Nationalgliedes bereits befindliche Vermö- 



gen durch unmittelbare Enireifsung' Atttelbtn Tcr- 
ringere." — Über die Richtigkeit diefer Regeln, 
fo wie über ihre Harmonie mit den Foderungen der 
Nationalwirthfchaftslehre, wollen wir keineswe^ 
mit dem Vf. rechten. Denn im Grunde find es die 
bekannten Sätze der gewöhnlichen Finanzpolitik*: 
Indirecte Auflagen verdienen vor directen den Voi^ 
zng; alle Abgaben find möglichft gleichmiifsig zu 
vertheilen , und fo zu erhebusi , dafs ihre Erhebung 
für den Contribuenten fo wenig als möglich fühl* 
bar ift ; und über diefe Sätze , wenigftens über die 
beiden letzteren (denn gegen den evften läfst fich 
noch Manches erinnern), ift man fo ziemlich ein- 
verftanden. Indefs der Finanzier braucht etwa« 
mehr als folche allgemeine Regeln; und überdiefa 
fragt er dann gewöhnlich nach einer ausreichenden 
Anweifung zu ihrer gehörigen Anwendung* — An 
diefer Anweifung hat es nun der Vf. keineswegs feh- 
len laffen ,' fie macht vielmehr einen Hanpttheil fei- 
nes Buchs aus : allein eine andere Frage ift es , ob fie 
der Finanzier genügend finden wird; uns fcheint fie 
es nicht ganz zu feyn. — Die Abgabe, welche der 
Vf, empfiehlt, und Avelchc fich feiner Meinung nach 
allein nationalökonomiftifch rechtfertigen läfst, ift 
eine allgemeine Productenfteuer (das Wort Pro- 
duct in dem unten angegebenen eigenen Sinne ge- 
nommen). Um nun aber, was die Hauptfache ift, , 
den dem Staate gebührenden und von ihm zu erhe- 
benden Antheil an jedem einzelnen Theile das Na- 
tionalvermögens zu beftimmen, oder deutlicher, um 
auszumitteln , wieviel der Staat von jedem einzel- 
nen Theile an Auflage erheben mufs und erheben 
darf, mufs nach dem Vf. (S. 110) die Finanzwirth- 
fchaft fich zuerft alle Theile des Nationalvermögens 
frey von allen Auflagen (ohne alle Centralifirmig) 
denken; dann mufs fie die MaÜe des Staatsbedürfnif- 
fes auf diefe Theile einzeln austheilen , und zu die- 
fem Behufe, jedes nach feiner Auflagen freyen Ei- 
genfchaft, nämlich feinem pofitiven Werth und def- 
fen Gradä , fodann nach dem Meiler diefer Werth- 
grade, dem Vergleichs wer the, und dem hienach fich 
richtenden ökonomiftifchen Preife der Producte in 
Anfatz bringen; fie mufs die darauf repartirte Auf- 
lage zu diefem Preife hinzufügen, und dann den 
Emflufs , dfen jede einzelne Erhöhung auf die Preife 
aller übrigen Producte, nach den Principien des 
Werths jedes Grades und des P^eifes der Productions- 
kraft, und des Stoffs und ihrer Grade, alfo auf de- 
ren Erzeugung oder Lähmung , oder Minderung der 
Productionskraft haben wird, berechnen und ver- 
gleichen. — Ein folches Verfahren fcheint allerdings 
nicht unzweckmäfsig zu feyn; es fcheint wirklich 
beym erften Anblicke die gleichmäfsigfte Abgaben- 
vertheilung, welche erfunden werden kann. In- 
defs es fcheint nur fo. Auf jeden Fall zweifeln wir 
an der Möglichkeit feiner Ausführung. Leicht ift 
ett aw^r," nach dem Verhältniffe der Productenmaire, 
oder vielmehr nach dem Verhältniffe ihres Preifes, 
im Vergleich gegen die Maffe des öffentlichen Be- 
darfs, die Quote zu beftimmen , welche auf jedes 



9d^ 



J. A. L. Z. M ÜT B Z f 8 > Si 



sr» 



einsehie Frodttct £tt legten feyn maß. Wäre s. B* 
die Maffe der Producte (des FroductUolFes ) loo Mil- 
lionen, das Staatsbedürfnils aber i Million: fo gebe 
fedet einzelne Product den hundertften Tbeil feines 
Wcrlhs oder vielmehr feines Preifes. Aber der Vf. 
fieht felbft ein, dafs eine folche, dem erflen Scheine 
nach fehr gleiche Vertheilung der Abgaben , Avt gen 
der verfchiedenen Grade des politiven Werths der 
Froducte, fehr ungleich fejn möse, und um defswil- 
len \vill er denn (S. iis), dafadie Austheilung nach 
den Ökonomiegefetzeu erfolge, d. h. fo, dafs eines 
Theils die AuÜage dem Product nie einen Grad des 
Preifes aufdringe, der delfen Erzeugung unmöglich 
macht, und daCs anderen Theils diefelbe im AllgC' 
meinen den heiteren Lebensgenufs nicht verküm- 
mere ; was dadurch bewirkt werden foll , dafs bey 
der Belegung die Grade des poütiven Werths der Pro» 
ducte berückfichtigt, und demnach Dinge von ho- 
hem po&tivem Werthe, befonders Genu^mittel ab** 
foluten hohes Werths (unentbehrliche Lebensbe* 
dürfnÜIe) möglichft niedrig, Producte von niede- 
rem pofitivem Werthe (leicht entbehrliche Genufs- 
mittel), w^enn de auch ihrem Preife nach nicht fehr 
hoch ßänden, möglichft hoch belegt würden, je- 
doch nie fo hoch, dafs das Subject dieCentralifation 
vernichtet, und der Confument genöthigt würde, 
&ch den Genufs der belegten Producte zu verfagen ; 
wovon denn die Folge, wäre, dafs, während von 
diefem Producte (von niederem pofitivem Werthe) 
der funfzigfte Theil des Preifes als Auflage erhoben 
wird, von einem anderen (von hohem poßtivem 
Werthe) nur der tauCendfte Theil feines Preifes ge- 
glommen würde, — * Wir brauchen wohl nicht zu 
erinnern, dafs eine folche Quotifation äufserft 
fchwierig, und vielleicht ganz unmöglich fej. Der. 
pofitive Werth der Dinge , der hier als Regulator die- 
nen foll, ift ein höchft wandelbares Wefen, wie Al- 
les, was auf menfchlichen Auüchten, Meinungen 



und Unbeilen bertiht, ^\oU der höcfafte IPunct auf 
der Scale der Dinge von pöütivem Werthe mae mit 
jsiiiiger Sicherheit beftimmt werden, weil hier in 
der abfoluten Unen.tbehrlichkeit eines Geoufsmittels 
.^in feßer Anhaltspunct gegebetn ift. Aber die folgen* 
den Functe di^fer Scale mit einiger Sicherheit und 
Feftigkeit zu beftimmen (was 4^ch hier unerläß- 
lich nothwendig iß), wer möchte diefs w^igen^ 
Ein folches Wageftück kann auch w^obl Niemanden 
gelingen, wegen der ew^igeii Wandelbarkeit der 
menfchlichen Anfichten, Meinungen und.Urtheile 
von der Brauchbarkeit der Dii^e. für, n^enfchlicbe 
Zwecke, und den hienach zu beftimmenden Graden 
ihrer gröfseren oder minderen Unentbebrlichkeit. 
Bev ditrfer Schwierigkeit oder Unmöglichkeit » einen 
feßen Mafsßab für die Bafis des Auflageryßeixift des 
Vfs«, den pofitiven Werth der Dinge» zu finden, lädt 
fich aber mit Zuverläfllgkeit yorausJCeheo, daXs ^ 
Abgabefyftem, gebaut auC die Ideen des Vfa«, nie 
die gleichmäfsige Vertbeilung der Öffentlichen Abo- 
ben bewirken kann; und noch wenige^ wird d^r 
nationalökonomiegefetzlicbe Punct «u treffen feyn, 
den er dabey berückfichtigt und getroffen wiffen 
w^ill. Die ewigen Schw^ankungen des Werths und 
den Preifes der Dinge w^erden hier endlofe Befchwer* 
den und Ungerechtigkeiten veranlailen , welehe fich 
keineswegs djarch die (S. 34s f.) vorgefchlagenen Claf- 
fificationcn der Dinge von Werth befeitigen laffea; 
ßatt fie zu befeitigen , möchten diefe ClaflificatioBf n 
vielmehr auf ihre Vermehrung und Erhöhung wit« 
hen* Und follen diefe Befchwerden und Ungerecht 
tigkeiteh nicht höcbß nachtheilig auf den allge- 
meinen Wohlßand w^irken : fo liegt es in der Natur 
der Sache , dafs imnierwährende fleviüonen nöthig 
feyn werden« ohne je zum Ziele kommen zu können, 
weil vielleicht fchon w^ährend der erften Revifion 
die zweite und dritte wieder nöthig geworden ift. 

CDer Befehlufs folgt im tUUhßm SUcks.^ 



KURZE 



ANZEIGEN. 



VBmcf scHTB ScHKiVYBN. ^ Lfiptig » h, Salfcltl : Natur, 
Bildung und überhildung. Ein ^ittengcmilde für Deutfeh' 
lands Töchter. 1810. Zwey Btiidch«n von 206 tt. S40 S. g. 
( I Rtlilr. 20 gT f DuTch Clurakterrcliilderungen , £rzikltm- 

Sen und Reflexionen follen die- auf dem litel bezeiclmeten 
•eerifie anfcLauHch gemacht und erUutevt 'vrerden. Die 
Briefform , in der das Ganze abgefafst ift ( es befteht aus 45 
Briefeti^, hat den Vor theil, verrchieden« Stimmen und Ur* 
theile auf eine nngezwim^ene Weife laut werden zu laflen; 
nur fehlt den hier mitgetueilten Briefen ein innerliches Band 1 
das fxe mehr in einem Ganzen machte, und felbft der Form 
ein höheres Interelfe mittheÜte: wozu noch kommt, dafs 
der gute Gefchmack bisweilen beleidifl^ wird. 60 fchreibt 
s. B. Frau Leonore ▼. Thalheim an ihren theuren, lieben 
Freund , d. h. an ihren Mann , von dem fie fagt , dafi er das 
Erhabene und Riihrende uneemein liebe : „ . \ ähreud fie 
fnrach, gewann ich Zeit, lule Erwartungen total in die 
Ilticht zu fchiagen*'; oder: „Du weifst es nur mn gut, Co 
gern ich mich auch felbft darOber täufohte« mit wie hell^in 
jchmticiulnden Farben die Phantalle mir das Bild des früh 
verlajjenen V*tcrLuide8 ausmalte , mit welcher liebenden Sorg- 



falt ich jeder fufsen Erinnerung pflegte, und wie ich mir 
manchen Jchönen Augenblick, ' manclien wtrkiichen Genoli 
muthwillig zerftöitö, w^eii ich inmier treigiich , und unge- 
recht eenu^ war, zu T^rgcfleu, dafs titr jrijche jußemihJte 
^chm^z, in dem der i^cTiaupUtz der Veigaii^eiiheu fchim* 
merte, nur der roftxte Wiederfchein meiner ifia,nen Jugeiiil 
war.** «• Dafs die Tiier behandelten Begriffe nicht erfchöpU 
lind, bedarf wohl kaum einer Erwähnung ^ da fie, befonilrit 
der letztere , in cier i hat unerfchöpflich hiid. Aber üe h2ttra 
auch fchäifer aufgefafst, und die Grundiinien der grofsen 
Unter fcheidune beftiromter vorgezeichuet werden foUrn. 
Manches wird noch zur Bildung gerechnet. Was offeubar 
fchon Überbildung ift, und felbft Fr. t. Thaiheim hat hier 
ihre fchwachen Seiten. Doch herrfcht im Ganzen eine fjt- 




Theorie feyen die VV'endepnncte der Unterhakung unferer ce* 
bildeten CukeL : fo ift das wohl nicht fo allgemein zu verSe- 
hen, und hAtte «iienlaUe »uch befler »usgedrackt w^rdei 
können. 0i, 



399^ 



j; > E N A V 'S C H E 



3M 



ALLGEMEINE LITERATÜR^ZEITÜNG 



MÄRZ 1 B t 3. 



t ' 



ft 



t^mimmmmmmm^ßmm 



STJJTSfViaSENSCHJFTElT. 

IrEiPzio» b. Barth: Pie Staats ^ Finanz - fVirtlu 
fcJiaft^ nacli den Crundfätzen der National - 
Öltonomie. V Band. Ein Verfluch von Julius 
Gr. V. 3ödcn u, f. w- 

( Be/Mufs de9, im vorigen Stück ohgehrachejun Rectnjiotu ) 

y on diefer Seite oder, um mit dem Vf. zu reden» 
in Eeziehung auf f/iine Materie, muffen -wir alfo daa 
Auflagefyftem deJTelben für durchaus unhaltbar er- 
klären, ^y .allem ScheJnß von Harmonie 'mit den 
Geletzen der Nationalökonomie ift e» djefen völlig 
Wdtjrftrebyen4 , wenn man auf die Fo^geii ficht, >yel- , 
che daffelbe nothwendig begleiten muffen. — ^ Aber 
auch in Rück&cbt feiner Form drängt fich -die Be- 
»ierkung eine^ folchen Widerftrebens auf. Die vom 
VX empfohlene allgemeine Projductenßeuer iXl ei- 
l^iulicb nichts weiter , aU eine Gebrauchsßeucr der 
cifli^lnen Beftaudtheik des Nationalverniü^ns, oder 
wenn man ihr Wefen ganz genau analyArt, eine äu- 
f*erft fch werfällig prg»niii*rte.£*wApmm#//?axtf, erho- 
ben nicht fowohl nach Mafsgabe des wirklichen 
Einkommens, als vielmehr nach Mafsgabe der Ein- 
Kommen gewährenden Fonds. Um auf diefe Steuer 
den Namen ProductcnfLm*er ^ den feine Auflage füh- 
ren folU- paffend zu machen, erlaubt ßch der Vf. 
(was wir ganz und gar nicht billigen können), den 
Ausdruck troduct in einem ganz eigipnen Sinne zu 
nchqien. product ift ihm nämlich, in feinem finanz- 
%virthfchaftlicheri Sinne', (S. 2y6) Alles, wasGenufs 
gewährt , womit Genufs erlangt , eingetaucht wer- 
den kann; und fein ProductßoE zerfällt nach (liefer 
Definition in natürlichen , indu/iriellen und neiitra- 
Utu Der erjie fehl i'efst alle jene Genufsgegenttände 
ein, die entweder ohne irgend eine Krafläufserung 
genicfsbar find, oder vermöge der urproductiven 
Kraft zwar erft zur Geniefsbarkeit und zum Genufs 

f;ebracht, allein doch in ihrer erften (Ur-) Geftalt 
chon ganz oder zum Theil geniefsbar find, ohne 
einer Verwandlung zu bedürfen (S. 297); nament- 
lich rechnet der Vf. unter diefe Kategorie alle gc- 
nicfsbaren, zahmen und wilden Thiere der Erde und 
des XValTers^^ gleich viel, es mag ibrFleiC<?h, oder nur . 
ihre Haut, Pelzwerk oder fonft etwas von ihnen, 
genoffen (gebraucht) werden können, fo wie das 
gefanimte PiUinzenreich, Holz, Getreide u. f. w. 
Der v^eyte^ der mdujlrielle ProductftolF^ aber be- 
greift' aHe Genufsgcgeiiliände, welche vermöge ei- ' 
ncr zweyten , nämlich der indußriellen Productiv- 
kiafiäufse^ng , entweder aus der erften ^Urform in 

i^J. 4. l^:i^ »»»3^ ErßerBand, 1 > 



icine andere Genufsform^ «um Zweck einer anderen 
Oenufsgattung gebracht^ verwandelt^ oder durch 
Zufammeufetzung mehrerer natürlicher Froductftoff«, 
gegenftände, eben auch zum Zweck einer eigenei^ ^ 
Genufsgattung , erli zur Erfchejnung gebracht wor- 
jden find, oder bey deren Erscheinung die gciftige 
I^raftäufserung in Abficht ihres Werths die bedeu- 
tendfte Eigenßliaft ift (S. 298) ; dahin follen gehören 
aHe und jeden induftrielle, alle Fabrik - und Manu- 
factur-Producte, felbft Bücher, Malereyen, mufikali- 
fobe Compoßtionen u. L w. Der dritte, der neu^^ 
trale Productßoff , endlich befteht in dem Vermögen 
d^s Rentierers, glei<!:b viel, er ziehe feine Renten aus . 
Münz - Vorräihen , Uie er kraft eines Anleihe- Vertrags ' 
einem Dritten zur Benutzung gegen eine beftimmte 
Rente überliefs^ jod^r aus Renten, die er von einem 
Grrundeigehthume, als Grundgefälle oder Pachtzinfen 
zieht^ oder die er. durch Handlung, Commerz '-oder 
Fabrik - Verlag fich ervrirbt. Was die beiden erfter^n 
Vrodnctftoft&arten betrifft; fo hat der Suat (S. 302) 
an jedem Product feinen Antheil. „Erfcheint das 
nämliche Product in einer anderen Geftalt wieder: 
^R gebührt dem Staate eben auch wieder davon fein 
Antheil; für ihn ift es ein neues Product**. Der 
Ochfe, die Ruh werden hienach (S* 3o5), fo lange 
fie lebeii, als Ochfe und Ruh verfieuert, nach ihrem 
Tode aber wird die Steuer von ihrem Fleifche , Fel- 
le u. f.' w. genommen , und kommt das letztere aus 
<ler Hand des Gerbers als Leder, und diefs wieder ' 
aus der Hand des Lederarbeiters als Schuhe, Stie- ' 
felji u. L w. zum Vorfchein: fo erfcheint (S. 307) \ 
beyjeder veränderten Geftalt eine neue Auflage; doch 
fojl — was wir fehr chriftlich finden — bey der 
Berechnung des Staatsantheils vnm zweyten und drit- 
ten Stoffe derjenige gekürzt werden, welcher in der 
erften Geftalt fcbon erhoben worden ift. Damit übri- [ 
grns der ür- und induftrielle Producent nicht durch 
läftigc Inquifitionen befchw^ert werden möge, fol- 
len ^S. 3^1 ) die Urproducte nach dem Augen- 
fcheine, gewürdiget ^ die Maffe des induftriel- 
len Productftoffs aber foll — \ weil kein anderer 
Ausweg möglich ift -*- nach den Angaben der Pro- 
ducenten beftimmt werden; und der Vf. hoft't, der 
Umftand, dafs das gefammte nationalökonomifiiCche 
Staatsfinanzproductionsfyftem ( Auflagefyftem )' we- 
fentlich auf der R^chugkeit diefer Angaben ruht, 
und durch diefe Richtigkeit' die Maffe der Laften 
erleichtert wird^ werde den Producenten allen Reiz 
Bur VerCchweigung entziehen : denn \^ weniger Pro- 
ducte angegeben werden , defto gröfser wird die Laft 
des Einzelnen (eine Hoffnung, welche wit an- ' 



S9S 



JENAISKJHE ALLQ. LITjERATURtZEITUNG; 



396 



mSg^ieh mii-ikm^iUeilep l^önneif 9 da'Wir den egoi^ 
fdfcjieii Geift de« Meprqhen kennen).. Was hjnge* , 
gen — den vom Vf. fo getauften — Neutralen- 
Productftoffbefitzer, den Rentierer, angeht: fo foll 
a) der Münzcapitalift , ^veil er (S. 315) auf jeden 
Fall einen Theil feiner Renten zum Eintaufcfa mr-iind 
induftrieller Producte zu feiner Verzehrüng anwen- 
den miffff; aieferUr-timfTnrtnftrielleProdüctftoff aber 
bereits centralilirt (verßeuert) ift, eine nach liberalen. 
Grundfätzen zu beßimmende Summe feiner Renten 
(der Vf. meint et^va 500 Rtblr.) von der Centralifa- 
tion (Befteurung) freygelallen behalten und ntyr die 
, Üt^erfchüile verfteueni, jedoch auch diefe nur bis ztt 
eiiiem gcAviffen Puncte (bis zur drey - oder vierfa* 
eben Summe des notli-wendigen Aufwandes), damit 
nicht etwa durch zu grofse Genauigkeit bey ihrer 
Anlegung der Sporn aller Production, die Neigung 
zum Sammeln von Vorräthen, gelähmt, oder der 
Capitalift zur Verbergung feiner Vorräthe veran- 
lafst werden möge. Di^ Centralrßrung fclbft foll 
einzig auf Angabe des Münzcapitaliften gefchehen^ 
Jedoch die Verfchweigung einer bedeutenden fifca- 
lifchen Strafe unterworfen feyn. b ) ' Der Grund- 
eigenthümer foll in AnCehung feiner Landrente 
mit dem dritten Theile deÜen, was von Zins- 
renten gezählt wir^ , belegt werden , damit 
durch Begünßigung der Landrente vor Aet\ Zins- 
rente die Münzcapitalifteh zu vorzugsweifer Anle- 
gung ihrer Vorräthe im Grün deigen tliufti , als dem 
einzigen foliden Nationalvermögen, zu reizen (S* 
göo f.). c) Die Kaufleute und Fabrikunternehmer 
follen wegen der vori ihrem Vcrlagsgewinn zu ent- . 
richtenden Abgaben — „\^eil lieh ihre Reute nicht 
anders ergründen }9fst, alfo die Staatsquote daran nicht 
anders beltimmt werden kann, als durch inquifitori- 
fc^eMafs regeln, welche die induftrielle und commer- 
cielle Production hemmen würden", auch „die eigen- 
thümliche Befchäflfenheit der . Fabrik verlags • und 
noch, mehr der kaufraännifchen Gefchhfie an ftch 
Freyheit, Sicherheit und Geheimnifs fodert** (S. 
324. — 3c6) — in verfchiedene Claffen eingeiheilt, ein 
Maximum und ein Minimum beßlmmt, und alles 
Vermögen jenfeits diefes Maximums uncentralifirt 
(anbeßeuerQ gelalTen, jedem Kaufmannc und Fa- 
brikverleger aber freygelallen werden, in welche 
Cialle er fich innerhalb diefes Maximums und Mi- 
nimums einzeichnen lalTen wilL Übrigens aber füllen 
-— „Weil der Handel und der Fabrikverlag die bey 
weitem lucrativßc Erwerbsgattung iß" — beide in die 
niedrigße Claffe der Producte pontiven Wcrths ge- 
fetzt, alfo höher als der Capitalzins und die Land* ' 
rehte beßeuert werden. 

Wir muffen geßehen, wir können nicht begrci- ' 
fen , wie der Vf. em folches Abgabefyßem , das dem 
Froducenten und Beßtzer eines Products (S. 354) 
jBur Pflicht macht , fobald das Product zur Erfchei- 
nüng kommt, es dem ~ Aufzeichner zu melden, 
Qod die fem liächßdem noch die felbßige Aufzeich- 
nung, fo wie die Nachßcht und Cöntrollc geßattet, 
und übrigens jede Verfchweigung mit einer fchwe- ' 
Ten Strafe belegt wifl'en wiU# — wieerg^f^eu wir» 



ein. foUhes SyAem (üt in die tTrrecfite ^es Menfchen 
tmd dießaatsbürgerHchenVeichähnürenicht einfchnei- 
dend, und den heiteren Lebensgenufs nicht verküm- 
mernd achten mag. Gerade in diefem Puncte fcheint es 
nns den von dem Vf. (S. 136) felbft gegebenen Bedin- 
gungen, eines zweckmäfsigen Abgabefyßems durch- 
aus zu widerfprechen.' Weder die directen Steuern, 
noch die indirectcn findnrh: fölcheri L^ßigkeiteri Fe- 
gleitet. Aber iiuch abgefehcn hievon , widerfpricht 
Fein Syßem der bekannten und höchß wahren Lehre 
nnferer vernünfti^^en Finanziers , dafs alle Abgaben 
nur vom teinen Ein'kommen gehoben , und nur die- 
fes befieuert vr erden foll. Da die vom Vf. vo^e* 
fcblagenc Steuer am VNTerthe und Preife der Producte 
hängt: fo wird fie felbß bey dei^ gröfsten Niedrig- 
keit der Steuerquote doch in taufend Fällen felbß 
den Arbeitslohn und den Verlag treffen, und dadurch 
demContribuenten läßiger feyn, als die höchße Steuer 
von feinem ächten Einkommen erhoben. Nächß- 
dem wiflen wir auch nicht, wie fich hoch, neben 
der Beßeuerung des natürlichen und indußriellen 
Prodiictftoffs, die Beßeuerung des fogcnannten neu- 
tralen rechtfertigen laffen kann. In der Beßeuening 
des natürlichen und indußriellen Producißoß's liegt 
|a die Beßeuerung des neutralen fchon an fich; 
denn nur jener erße Stoff conßituirt die Güterniairen, 
durch welche fich der neutrale erzeugt und herßellt. 
Der ur - und indußrielle Producent zahlt in der 
Steuer von feinen Producten wirklich die Steuer für 
den Rentierer fchon mit, nnd diefer erfetzt fie 
jenem in dem Preife feiner Producte; der letzte wird 
alfo doppelt beßeuert, wenn er von feiner Rente 
nochmals Steuer .geben mufs. Auch iß es bey die- 
fem Abgabefyßem, wie bey allen Einkommenßeuteh, 
unvermeidlich , dafs nicht der Schurke leer ausgehe. 
Während der rechtliche Mann vielleicht doppelt 
zahlt. Kein Syßem begünßigt widerrechtliches Ver- 
fchweigen mehr, als das vom Vf. vorgefchlagene. Au- 
fser dem allen liegt auch noch eine Hauptfchwierig- 
keit feiner Anwendbarkeit in der Schwierigkeit, 
richtige Heberegißer herzußellen , da fich hier bey- 
nahe jeden Augenblick ; der Stand der Dinge ändert ; 
die Herßellung jener Regißer, wenn fie nur einiger- 
mafsen zuverläffig feyn follen, iß keineswegs fo 
leicht , wie der Vf. (S. 332 f.) vorzubilden fucht. 
Er mag diefs wohl felbß gefühlt haben, und fodert 
um defs willen nur ein TabUau approxlmatifXb.'^zi). 
Aber verträgt fich eine folche Foderung mit der 
Gleichheit und Gerechtigkeit, die im Abgabefyßeme 
herrfohen foll? Stehen eine blofs nahende Darßellung 
des befieuerbaren Vermögens und möglichß gleich- 
mäfsige Vertheilung der öifentlichen Abgaben auf al- 
le ünterthanen nicht im directeßen W nlerrprucHe ? 
Und endlich was wird die Realifirung diefe« Abga- 
befyßems dem Staate und der Nation nicht koßen ? 
Gewifs mehr, als die Hebung der mannichfaltigftcn 
Abgaben, welche irgendwo erhoben werden kön- 
nen. Zwaj; bringt der Vf. , um diefen Aufwand der - 
Nation zu ^rlparen, (S. 357) in'Vorichlag, die Staats- 
finanzverwäkung fülle die Pröductauflage ah die Na* 
tioa verpachten* Ai>ei^ i^r^ ki^nto i^oh^t ^uben. 



M A R Z ■ 8 



S9i^ 



daf» « Aem Vf. mit (Jicfem Vorrchlag ein Ernft tey. 
yfäs kann Ate Nation bey diefer Paclitung gewin- 
nen? Bed.jrf ße nicht die ganze Zahl von Emneh- 
mem nnd Verwaltern, welche die Finanz Verwaltung 
felbft branchen wiirtle? nnd vielleicht noch meh- 
rere? — Kurz; wir mSgeii dicfs Abgabefyllem be- 
trachten, wie wir vrollen: überall erfcheint es un« 
eben fo mangelhaft, wiedie «ns bi« jeiet bekannten 
Abgab ef^Renie. Es imponirt durch feine künßliche 
Conftrnctlon ; altein befieht man e» in feiner natür- 
lichen Nacktheit: fo dringt lieh überall die Bemer- 
kung anf, nee Uli eonligiße adire Corinthum. Und 
iiiU der Vf. felbft diefer Meinnng fey, zeigt die (S. 
V9) gegebene Erklärung, feine hier empfolilene na- 
tioiul-ahanomißifche allgemeine Frodnctßener möge 
in der Aiufnhmng nicht» weiter werden, als eine 
lufammengefetzte Grand-, Mobiliar-, Accis^, Ge- 
werb- und Cupitalien -Steuer, was wir ihm fehr 
gern zngeftehen , nur mit der Bemerkung , daf» fie' 
nicht minder drückend feyn wird, al» die meiden 
sni bis jetzt bekannten directen und indirecten Ab- 
fiben, welche urifere Gouvernement« überall *ii er- 
heben pflegen. ' Z. 

Q B SCHICHTE. 
St. 6&LI.SN n. LEinic , b. Hausknecht o. Sup- 
prian: Leonard Müjitrs Helvetische Gefckich' 
te vfähnnd der zwey letztem Jahrtaufeiide oder 
von Cäfars bit zu Bo»a/tarte'i Rpoehe. Vier 
Bände, igwi — 180Ö: 8-, (6Rlhlr. so gr.J 
Anfier einer franzößfcben Dedication an den er- 
Um Conful ift diefeiu Werke nicht» vorauagefchickt, 
wai über feinen Zwci:k und Plan, über das Verhält- 
DirtEufo munchen und grofsen Vorgängern, oder 
lu den Erwartungen der beutigen Zeit , eine nähere 
IrXIarung gSb«. Der Lefer hat diefs alles felbß zu 
üiiden. 

Kec ift liichfWillens , dem Vf. feine durch viel- 
^tigeSchriften erworbenen Vlrdienße abzufprechen, 
»m fo weniger , da er, wahrend Gegenwärtige* nie-- 
^^ifeTch rieben wird , deil'en Todesanzeige in öffent- 
licben Blättern lieft. Wir geftehen dem vorliegen- 
den Werke gerne zu, dafs es Refultate von ausge- 
Iweileter Leetüre nnd zum Theil fchätzbaren Quel- 
len foifcbnn gen enthält. Man findet eine meiftens 
gedrängte Zufaminenßelliing von Notizen, deren fich 
auch auf Wegen, welche gröfscre Forfcher fchon 
|<gmgen find, noch manche nebenbey auflefen laf- 
'^en. Allein die fleifsigfie Sammlung vaterländifcber 
Cerchichtsmaterialien giebt noch keinen Anfprucb 
iitiden Namen einer Oefchichte, wie fie nach dem 
'itel erwartet werden lollte. Von jener treffenden 
Auswahl des Stoffs, von jener Anordnung, welche 
gleicb auf den erften Anblick Aat dem Vf. vorfthwe- 
tcnde ideal atigt, finden wir w^enig, noch w^eniger 
*on bifiorircber Runft zu fagen , als ob "in der That 
die Wiederh erfiel lung derfelben nicht von einem 
Helvctier und nicht eben an der Schweizergefchtch- 
le felb&.gercbehen ward. Selbil die Schreibart i& 



kaum für eitle NotiKeri-Samnlong g1l^genug■ Vfir 
wollen von jenem« wie von diefem, einige Bele- 
ge geben. 

In Abficbt de^ Planet erkennt man die fruhere- 
Anlage des Werks : „Hauptepochen der helvetifchen. 
Gefchichte," 1793. Eine kurze Überficht pur der, 
erfteren Bande wird zur Beunheilung dellelben hin- 
reichen. 

I. Helvetiens yorgefchiehte bis zur Gründung. 

der Eidgenojfenfchaft, 1303. ^m-gefchichte foUten. 

aber eigentlich nur die drey erften Blätter beifsen, . 

welche den Zuftand vor Cäfar ode 
' Kvrey Jahrtaufenden" hefchreiben 

möchte man fragen, hat.w^ohl 

Unterabtbeilungen diefes erften A 

den gewohnlichen Epochen der 

fchen Gefchichte (des römifcbe 
.fränhifchen u. f. -vv. Zeitraums nn 

haufer) gemacht. — II. F'on der 

geHoJJ'tnjchaft bis zur Kirehen^m 

eigentlich hißorijehe diefes Abfcfa 

licht feiner Magerkeit in gar keim 

vielen anderen, weit nicht fo w 

Wahrfcheinlich wollte der Vf. ftil 

ftehen, dafs er hier nach feinen 

Neues mehr leißen köline. Es il 

Unbedeutendes kurz und trocken, ohne alle FragQiii- 

tie, zufammeneeftellt. 111. fo« der Kirchentr^f 

nung bis zur Eroberung des ff 

1536. Ansfi^hrlicher, mit mai 

Zügen , aber auch mit dem ebe 

Man weifs, dafs die fch\veiz. ] 

arm ift. Eine befondere Abthei 

BSi an die Überßcht der Kirche 

ehen Hclvetien von 1506— 1536, 

der literarifche, fittliche und v 

ftand von Helvctien während di 
XVI Jahrhunderts. Der IV Abfcl 

chentreanuHg bis zum boromüije 
thol. Cautoiie im J. 15Q6, begrei 

Unruhen vor demAusbruch des dreyfsigjährigcnKriegs. 
im V Abfchn. , vom horom. Bunde bis zum w^- 
pkälifeften Frieden, ift die Abiheilung: EidgenüSl- 
fche und btindiierifcbe Unruhen bis zur Verletzung 
der eidgeiiälT. Neutralität durch das fchwedifch« 
Kriegsheer, 1600 — 1G3S, befondcrs ausführlichJ 
DerVlAbfcbn, vom wejtphäl. Frieden bit zumj/tan. 
Erbjolgekrieg , hat vorzüglich mit der Schwierigkeit 
gekämpft, die inneren und äurserenVerhäUniire,dieall- 
gemeinen und die befoiideren Cantons- Bcgehenheiteri 
m irgend eine Ordnung oder Verbindung zu brin- 
gen. Wir können un» hier nicht auf die Aufzählung 
der veifchiedentlich geraifchten Capitel einlaffen, 
da wir noch hefonders auf den Inhalt des VII Ab- 
fchnitts aufmerkfam zu machen haben, Dieler foll 
laut der Auffchrift vom fpanifchen Erbjolgekrieg bis 
zur Beendigung des toggeiibiirgifehen 1718 gehen. 
Das erße Stück zeigt die Einmifciiung der Cantone 
in den fpanifchen Krieg. Dann folgt der Vunrag 
zwifcben Venedijg und den beiden erften Cantonen 



l*> -^ 



3^ 



J. A* .1*. Z. . M. Ä'RJSt *t 8 » 5 



4^0 



1705. Hierauf di^w«r«iJwrg//cAtf Erbfolge, J. 170*^, ' 
und gleich dazu die dpi^tigen Unruhen in der letzten . 
Hälße des. .Xy HI Jahrhunderts, Zu den verfehl e-r , 
denen Strettiglseiteh mit dei^ Bifchof von Bufel geht 
der Vf, wieder an den Anfang des Jahrhunderts zii-* 
rück, macht aber auch noch eine Parallele: von 
der Einquartirung franzöfifcher Truppen zu Gun- . 
ften des Bifchofs 174^ ^^^ ^'^ ihrer Kijiquartirung . 
zu Gunjien des f^olks 1792. Alsdann wendet üch 
&eT. Blick zu den bundnerifchen und veltinifchen . 
Streitigkeiten, abermals vom -^Anfang des XVIir Jahr- 
hunderts an. Diefe Scheinen jedoch nur Einleitung 
bU feyn zu der noch beigefügten I>arftellung von dem 
Eiiillüfs des/röwz. Devolution vgeiji es auf' GrauhUn- 
den\ 1793 -T- 1798* Zum Befchlüfs des Bandes folgen die 
genfer Unruhen während des XFlll Jahrhunderts^ 
Das Sonderbarße ift,^ dafs der Verleger bekennt, 
diefe Voreiligkeit falle einzig auf ihn zurück. Es 
feyen zwar noch zu>ey Abfchnitte der älteren helveti. 
öefchichte, welche der Zeitfolge nach in diefen BaiuU 
Buttert i^ufgenommen werden follen , im Manufcript 
vorhanden gewefen; allein da ihre Aufnahme dieBo<> 
genzahl des Bandes unverhältnifsmfifsig erhöbt, und 
die Erfcheinung'bis zur OftermelTo (iQoa) unraög«- 
lich gemacht hätte: fo habe man fie auf den dritt.ea 
Their vorbehalten u. f, w. ünfere Lefer wtJrden 
uns tiun eine weitere Inhaluanzeige in fietrel): der 
Aüordnung erlaffen. . 

*" * Auf kritifches Verdienft fcheint fich ^der Vf. 
fclbft nicht viel, zu gut zu tjiun, da er im Ganzen 
tnehr den Compilator vorßellt, an welchen nähere 
Prüfung der Thatfachen nicht gefodert wird. Ein- 
mal ift etwas zur Berichtiguug von Müllers ScliWei* 
zergefchichte gefagt, Bd. 1 8. 34. Da die ältere Ce«- 
fchichte gr5fstentheils fummarifch behandelt ift: fo 
würde es nicht fchwer feyn , hie uijd da eine Stelle 
nachitiw'eifen, welche mehr Beftimmtheit wün- 
fchen liefse. Bey der ürgefchichte gefällt fich der 
Vf. öfters in etymologifchen Ableitungen* Wir fin- 

KURZE 
Veümischte SciinirTEif. Regeruburgt in der roonug* 
lUid weü'sifclien Buchhaiidlnng : kerjuch Ober die hefte Me» 
thods, äie Zeit, als ^^*'f l^lUtel tum glücklichen JLeben, ge» 
hörig antmwenäen. Von M, A- JulUfn, Coinmaiid. Adjiic. 
«ind Infpcctoieu bcy den Rifvüen der k. k. fianzüfirclifn Är- 
ivueen ik f. w. — Kacji der z^eyten Auflage aus dem Franzö- 
fifcTien übei fetzt, von J, J. SJiuitts , K. bairifcliem Hofrathe 
und Profeffoicn d«r Medicin zu raiuithat n. f. w, Aß*»* XLiu 
502 S. 8. (i Rthlr. 16 gr.) Der Vf. der Sclirift, deren Überfcp 
tzune wir hier anzeigen , zu einem diati^en Leben geneigt,' 
uiid trühf zu bedentei>d(.n Gefcliafceh aiigewiefen ^wie nun mit 
inievtflc in den diucli den Übeifetzcr dem Werlkc vorau5ge* 
fckicXtenbiographifchen Notizen über denfelbeu lefen "wrhd), 
fißhhe, von wie unendlicher YViclitigkeit die Benutzung ner 
Zeit dem Menfciteu fcy. Er biaclite i*ie Weife , die er flieili 
telbft erfunden , tlieils von Auderen angenompien , und die er ' 
lange geübt, in eine Art von Syftem , und legte diefes in der 
renannten Schrift befondei's jungen Leuten von 1^—25 Jahren 
ans Herz. i?o düifcu wii- woJil fagen; denn, von fei^iem Ge« 
genßande voll, f^richt er mit Überzeugung und Wärme. Wer 
einigcrroafscn n'it der neueren franzjUnfchen Literatur bekannt 
ift, wird Näheres über diefet Werk wilTen , und wie es in 
Frankreich aufgenommen ifl^ mit einem Beyi'all« der den Ta- 
i'el ilberwOg , und nach einer kurzen Zeit eine neue Auflage ^ 
des Buches nütliig machte. , Für die übrigen , und wem fbiill 



den ^mehrere höchft gefacht Und unwahrfcbemlich, 
ZrB. L S.4. 10. 30. 61. Eben fo hat der Stil etwas Ge- 
fnchtes, Preciöfes ; auch felbßgemachte Worte, wie 
Cßjarapnpie^ U 6i> «nd eine Menge fcbweizerifchef 
Idiotismen. Der häufige Gebrauch 'de» Präfeps in 
der Erzählung Wäre nur auf den Fall zu e;jnt[chu]di-^ 
g«n, daf» der Vf. mehr eii^e B^fcbreibiing, iils Ge* 
fchichte hätte geben wollen. 

Was. wir dem Vf. dagegen zum Lob anrechnen, 
liegt, aufser der oft jiur zu weit getriebenen Uiipar- 
tt^ylichheit , gerade da, 'wo er die Tendenz feinet 
Werks zu vergelTen fcheint» und, ftatt zu zeigen» 
welche Proben <lie Freyheit feines Vaterlandes wäh- 
rend zwiy er Jahrtaufende beftapden » über einzelne 
Ereignille, innere VerhUUnilTe, Sitten und Charak« 
terzüge heb verbreitet. In dieCem Felde ift er be- 
fonder« glücklich. Es haben ib?3i auch hiezu, wenig- 
ftens für einen Theil der Schweiz» fo viele band- 
ichriftlicHe Quellen zu Gebot gefifndent derejs Geh 
Ändere, feiten zu (erfreuen haben* Wir bemeAen 
darunter vorzüglich d^s Züricher Stadt^rcbiy» ^^^ 
grofsen S^mmluiigen der Stadtbiblipthek» l^ircben- 
archiy.e > viele Sammlungen und Handfchriften von 
Privaten, als Friefs, Rhan» Breitinger, Zurhuben, 
Heidegger, Föfslit^, Landplt u. J^\ in. Dadurch wird 
diefes Werk in der Literatur der Schweizergefchich- 
te immer feinen Werth behalten; es würde afer.töi- 
endlich gewonnen haben , w^enn der Vf. jene Mat^ 
rialien nach irgend einem beftimmteren Plan bcar* 
beltet, oder fie lieber, gar nicht verarbeitet, wie fie 
waren , in einer cefchmackvollen Auswahl gegeben 
hätte. Der künftige Gefchichtfchreibcr würde nie 
yergellen haben, fich feiner dank.bar zu erinnern. 
Dann würde auch unfer obiger Tadel faß nur noch 
den Titel treffen. IndeÜ'en könnte dicfer für Man- 
ehe noch zur Lehre dienen. Viele wnurden leichter 
vor der Kritik wegkommen , yvenn fie nur ihrer eil* 
fertigen Arbeit gleich den rechten Namen geben 
wollten» »^ c — 

N Z E I G E N. 

daran gelegen ift , fagt Rcc. nur fo viel , dafs ei ihm i»* 
Hier ein luifsliches Unternehmen gefphieiien , bey den, wif 
dem Meufchen in Riichficht auf J^orper und Geift unci Heu 
Wachßthum geben foll, ein Tabellen -Syllem aniinvcnden. 
per Stoff der Eihrnnttiifs mtlirt fich oh zum Un^elKO» 
feü;, man kann nicht genn«^ dabey auf im W«chf<lwir« 
kende 'Ordilnng fehen; aber das Wachsthum iies Giiitet $t^ 
nach ganz anderen Gefetsen vor fich, als das Znneliniett > ei £r* 
l^enntnils. Es üt gefährlich , ja unmöglich, Heb TagfiirTaj; 
Rechen fchaft davon abzulegen. —- Auf ein«' eigene Weife ha 
Rec. in diefcm Buche die Erwähnung der einfachen Art, nitt 
der Pythagoras fich an ledem Tage Rechenfchafi nblfgte, gcrüluU 
-** Jlier möchc« es'woniheifsen; Je einfache! , je btflcr. 

Dafs es abrifens nicht an geUtvoIlcn Bef^achmugen iB 
diefem Buche fehle, was befonders von tJcr ei ften Hälfte jiJt» 
wo die Hauptgrimdfitze der Philofophia in mannichfaltigcc 
Bezieh ifng auf Wiffonfohaft und l^-ben , 'wie auf drn Gcgc»* 
ftand, der hier zunAclill abgehandeh wird» dai gelegt werütUi 
läfst fich denken. Es yerdieute defslialb eine Übo-fetzung, di» 
Ilr. S. mit Sorgfalt geliefert hat. Die SjSrachc ift, wenige Gth 
licisraen und Provincialismen abgerechnet, rein. Die Uitbo-' 
gnphie ift in der Weife des faduclien peutfchUnds. 

Angeluingc ift. der Überfctzung eine Sammlung der vor- 
zügliclülen Ürtheile über Hn. JuHierCs Schliff, aus ftrassöfi*' 
fclien literarifchcn Blättern. - * , 1 »M, 



m 



^05 



MÄRZ 



» 8 1 S* 



4o6 



fie diefe nidit: Tö müfste man' darüber einen ßren- 
gen Be^rt'is fuhren können, der noch nicht vorban- 
den, und nach unfcrer Überzeugung durchaus un- 
iBögHch ilt Wer möchte der evidenteßen aller Wif- 
fenfchaften eine fo willkührliche Grundlage unter- 
fchieben«? Auch niüfsten diefe kleinften Haumpun- 
cte irgend ^ine G^/ialt haben. Denn da man. einen 
derselben als Mittelpunct einer Kugel annehmen 
kann , aus welchen nach alleh denkbaren Stellen der 
Rugelüäche gerade Linien durch Voreinanderfetzen 
tndererPuncie möglich find, Tvelche Linien alle von 
einander verjchUden [eyn niüifen : To fetzt diefs an 
dem Mittelpuncte felbft ein Oben und Unten , ein 
Hüben und Drüben u. f. f. , oder mit anderen Wor- 
ten eine Geflalt voraua. Ob diefe nun «^ine kugel- 
Ohrmige, cylindrifche, cubifche u. f. w. fey, kann 
man nicht beftimmen, und doch müfste von ei- 
nem Pnncte,. welchen xndiw n^it fo vieler Zuverßcht 
an die Spitze der Geometrie ftcllt, wenigftens diefes 
angegeben -vrerden können. Man kann es aber nicht» 
da feine Form fo problematifch ift , wie feine £xi- 
fienz. — - Nach $. lo befteht die kleinfte mögliche 
Fläche ans zwey Linien, bey deren Scheidung keine 
Fläche mehr Sutt findet. Diefs ift felbft nach des 
Vfs. Theorie unrichtig, da nur diejenige Fläche die 
kleinfte feyn könnte, welche durch Nebeneinander- 
fetten zweyer Linien entftände» deren jede nur aus 
iwey Puncten befteht. — Da zwey unmittelbar 
vor einander gefiellte Puncte die kleinfte Linie bil- 
den , und fich noch ein dritter Piinct denken läfst» 
der mit dem erften gerade, fo in Verbindung fteht, 
"Wie mit dem zwejten , d. h. der mit j^nem und mit 
diefem eine kleinfte Linie bildet , wie der erfte mit 
demzweyten: fo entfteht die Frage, was man fich 
unter diefem Kleublatte von Puncten zu denken ha- 
be. Da es - nach dem Haumpunctenfyftem weder 
eine Linie, noch eine Fläche feyn kann: fo w^äre es 
ein Mitteldins zwifchen beiden. Wer mag aber ein 
folchcs Mittelding zwifchen Linie und Fläche in 
die Geometrie aufnehmen ? — Eben diefe Unrichtig- 
keit herrfcht in J. 8> worin gefagt wird, der kleinft- 
mögliche Körper beßehe aus zwey Flächen.* £s 
müfste heifsen: aus zwey kleinften Flächen. Auch 
urird man. hier auf ein neues Mittelding zwifchen 
Fläche tuid Körper geleitet, welches man weder 
Fläche noch Körper nennen darf. Diefes entfteht 
«. B., wenn mitten auf die kleinfte, von viel Puncten 
gebildete , Fläche ein fünfter Punct gefetzt würde. 
So viel über die Grundlage diefes neuen Qyft^nis 
der Geometrie. Bey det JusJ'ährung deffelben wer- 
den fich noch mehrere Gebtechen aufdecken lallen. 
Die Elemente der Geometrie und Stereometrie ent- 
halten zwar keine neuen D«grft;ellungen einzelner 
Lehren; wir würden fie aber, ihres meift befriedi- 

{ [enden Vortrags wegen , als einen brauchbaren Leit- 
itden fiir Anfänger empfehlen , wenn nur das neue 
Syftem de» \fs. fich nicht allztl oft in die Behand- 
lungsart wichtiger Sätze einmifchte. Wir müfsten 
es daher bedauern, wenn fic^Ji viele Anfänger, wel- 
che fo lei^t dem Worte dea Lehrers folgen , da ea 



ihnen felbft an nothigc» Kraft zu fo feinen Unterfu- 
chungen gebricht, nach diefer Lehre des Vfs. bildet 
. füllten, g. 20 fehlt die Entfteliung der Kreislinie. 
Der Foderungsfatz fi. ß4 Ibllte nach $'. J2i ftehen, da 
IJ. 82 davon Anwendung gemacht wird. Zugleich 
ficht man hier fo wenig ein , wie man Bog. BF Zt: 
Bog. DF machen könne, als man weifs, wie gvofs 
der Ausfchnitt BCF feyn muffe, damit er beym Her- 
umdrehen wieder in feine erfte Lage zurückkehre. 
JJ. 31 fehlt die Auseinanderfetzung der Methode, die 
Winkel durch Grade , Minuten u. f. w. zu meffen. 
J. 45 ift die Erklärung des Pnraileltrapez ausgelaffen 
worden. Der Ausdruck ^.46, ^^h ähnliche Figu 
ren in einander pojjfen^ ift unpaffend, da er nicht 
mit dem Sprachgebrauche übereinfiimmt. §. 48 
heifst es : , JDic Gröfse eines Gegenftandes zu beftim- 
men, w^äre das Einfachfte , alle Puncte, woraus er 
befteht, zu zählen«*; und doch foUen diefe Pnncte 
nach JJ. a ohne Ausdehnung feyn? — ö* 49 ^P"^^^ 
der Vf. von Bequemlichkeiten des Decimalmafscs, 
ohne diefelben namhaft zu machen. -^ Bey der 
Lehre von der Congruenz der Dreyecke fehlt der 
wichtige Satz, dafs zwey Seiten nebft einem entge- 
sehftehenden Winkel nicht ein euiziges Dreyeck be- 
ftimmen. — J. 67 hätte bemerkt werden follen, dafs 
durch die Conftruction der Auflöfung zwe^ Dreyecke 
auf entgegenftehenden Seiten der Grundlinie entfte- 
hen können. — Bey der Aufgabe JJ. 73 zeigt der 
ftrenge Geometer, dais die Linie AD nothwendiger- 
weife zwifchen die Schenkel des Winkels EAF fallen 
muffe, weil diefes . felbft in den Elementen des Eu- 
klides überf eben ift. — Dem 5-85» ^^^ eine Uin- 
kehrung von $.88 iß» fehlt der Beweis. — J. 87 
werden zwey Parallellinieji vorausgefetzt, d. h. nach 
J. la folche, deren entfprechende Puncte ftets in glei- 
cher Entfernung von einander bleiben. Wie folche 
Linien entftehen, hat der Vf. unbemerkt ^elaffen; 
kann Jedoch nach deffen Lehre leicht geoeigt wer- 
den. Der Hauptfatz in der Parallelentheorie idMr» 
der fich auf das nothwendige Schneiden zwejer Li- 
nien unter den bekannten Bedingungen bezieht, ift 
jj. 90 unbefriedigend erwiefen , da bekanntlich aus 
dem allmählichen Näherrüeken folcher Linien auf 
kein wirkliches Erreichen mit Strenge gefchlöffen 
werden kann* Übrigens vi^äre es nicht fchwer, aus 
den Vorderfätzen des Vfs. eine vollkommen befriedi- 
gende Parallelen theorie abzuleiten. — Da nach J. it8 
der Inhalt einer Figur aus der Summe aller ihrer 
Aaumpuncte entfpringt: fo kann hiehach eine Linie 
einer Fläche, eine Fläche einem Körper gleich feyn. 
— - Um confequent zubleiben, hätte der Vf. denj^hr* 
fatz 0. i2o von der Gleichheit der Parallelogramme 
bey einerley Höhe und Grundlinie aus den gleichin 
Summen gleicher Querlinien in einem Falle beweifen 
können. Eben fo auch 5. iss. •^- Um den inbalt 
eines Rechtecks zu finden, heifst es -j{. ifiSt diefe 
' Figur foeftehe oftenbar aus- fo viel Linien von der 
Oröfse der Grundlinie, als wie viele Puncte in jäex 
Höhe enthalten feyen; drücke daher a diePuncte- 
mU der Grundlinie, und b die der Höhe aus;, fo fey 



407 



1* A« Li« Z« 



'i ^ 



M A R Z 



i 8 



;4oa 



der Inhalt des Rechtecks — ab. — Allerdings folgt 
diefs aus des Vfs. Theorie. Allein es folgt noch mehr 
daraus; nämlich der falfche Satz, dafs der Inhalt ei- 
nes /cA/tf^en Parallelogramms ebenfalls durch dasPro- 
duct aus der Punctezahl der Grundlinie in die Pun- 
ctezahi der Jchiefen Seitenlinie beftimmt >verde. 
Denn "wenn ach m Puncte in der erften und n Pun- 
cte in der letzten Linie befinden : fo mufs auch hier 
die Summe aller Puncte dem Producte mn gleich 
fejn. Solche Irrthümer mufs man als beilige Wahr«» 
heiten verehren, wenn man dem Syfteme des Vfs. 
huldigt. Obwohl derfelbe bemerkt, „dafs wir nicht 
im Stande find, die Anzahl der Pun<:te, welche in 
einer Linie enthalten find, anzugeben": fo hebt 
diefs den Einwurf nicht auf, da jede Linie, nach 
diefer Theorie, doch immer aus einer an ßck bt" 
fUiumten Zahl folcber Puncte befteht, welche daher 
w^ohl durch obige Bucbßaben m und n dargeftellt 
werden kann, — Das Kefultat Q. 129 ift unrichtig 
ausgedrückt. — Der Satz J. 143 follte nicht beweis- 
los daßehen. — Vor §, 153 hätte gezeigt werden 
folleuj wie folche ähnliche Figuren entßehen kön» 

. nen. — Der Zufatz in jj. »74 enthält einen fehlcr-r 
haften Cirkcl, da der Kreis, welcher erft conßruirt 
werden foll, fchon als vorhanden vorausgefetzt wird. 

^ Es ift jedoch leicht , diefen Fehler zu verb^lTem, — 
Bey jj. 188 «iiif« g^^%^ werden r 1) dafs AB, BC 

. u. fw w. die verlängerten Halbmeffer fchneiden; 2) 
dafs diefer Schnitt in demfelbigen Puncte ß, C u, 
f. f. gefchehen muffe, und 3) dafs AB, BC und die 
folg. die Kreisperipherie nur in einem Puncte beruh« 

' rcn. — JJ. 057 Tagt: Die Oberfläche eines jeden Pris- 
ma (die beiden Grundflächen nicht gerechnet) ift 



'gleich dem Producte aus der H^he d^ITetb^ iß 
den Umfang der einen Gruiidiiäche. — Vipt^t 
Satz gilt oftenbar nur von dem Jenkreehten Prisma, 
und ift bey allen Jchiefen falfch. Nach des Vfs. Leh- 
re müfste er aucii auf die fchiefen Prismen paffen. 
Wie kann nun ein Syftein begründet feyn, bey def- 
fen confequenter Durchführung ,m4A zn abfurden 
Kefultaten gelangt? ' Dafs nach J$. S73 jede Pyrf- 
mid^ aus ähnlichen Flächen beftehe t mufs «rwiefen 
werden, da es nicht unmittelbar aus der £rkläi;iu|g 
folgt. Ehe diefer Beweis geführt ift, bleibt A^fih 
der Zufatz $• 274 fchrwankend. Nach j(. 879 kaiui 
die Oberfläche eines fchiefen Kegels nicht durch die 
Elementargeometrie beftimmt werden* Alleto, wenn 
man bedenkt , dafs nach dem Vf. die£e kruaukie Flä- 
che aus der Summe aller auf einander liegenden im* 
'mer kleiner werdenden Kreislinien befteht: fo 
müfste fie der krummen Oberfläche dea Cenkrechtan 
Kegels von derfelben Grundfläche und Höhe gleich 
feyn, vi^elche &n^ gleich vielen und gleich grofsen 
Kreislinien ^ufummengefetzt ift. Vollkommen eben 
fo müfsten auch bey allen Pyramiden von congruen- 
ten Grundflächen und gleichen Höhen » fo wie m«n 
nach $. 2Q6 ihren gleichen Cubikinhalt erweifet^ die 
fämmtlichen Seitenflächen .einerley Sunune geben. 
Abermals falfche Folgerungen aus diefer Lehre! 

Der I Anhang enthäU das Nothwendigfte ans 

der Buchßabenrecbenkunß^ und in dem U ift das 

' Wichtigfte von den Logarithmen zweckniälsig dar- 

' geßellt. Auch die kurze Anleitung zur ebenen Tri- 

• gonometrie zeichnet ftcb durch Gründlichkeit und 

Klarheit aus. 



mm 



Wi 



KLEINE S 

' ' MATfiBMikTiK. Franken a. M. • b. Wenner : ünterjw 
tikmngen über dU arithmetijche und geotnetrifche Ünbfjcuntn" 
hark/iit der Zahlen und ihrer Potenzen, Aus dem Fr»iizöurcheti 
Oberfetxt von Joh. Jof. Ign* Hoffmann , grofsfaerzogl. fi^nkf. 
Qbfer - Scfaid • und Stadien • Ratbe und Prof. der Matheni. und 
Phyf zu Afohaffenburg. iVlic 3 Kupfern und einer Zahlen- 
abeÜe. 18 U- 54 ^« 4* (Sgi**) ^i^ rcliwierigkeit, die irra* 
ÜCMialen V\'u)-zeln vöUic genau aus^udröcken , und Mittel, 
diefe Schwierigkeit eu heben , machen den Geeenfbind diefer 
*. Schrift ans, von welcher das Original uns nicnt xu Geliebte 
' gekommen ift. Uie Hegel, welcbe der Vf. angiebt, umVN'ur» 
' fteln «ttsauzieben , ift in folgender Formel enthalten : is ift 
. ^ a 

^n ^ *7;» C^* ^5)* ^^<^ Beweb grAndec der Vt darauf, 

dafs man ftatt 10 allemal ^ff oder ftatc i Llvre, ^o Sous fetzen 
* kann ; aber wir geftehen , dafs uns diefer Beweis nicht be« 
' friedigt , indem beym Quadriren oder Cubiren ja keine be^ 
nannte Zalil £um Cvrande gelebt werden Kann , da es gewifs 
ift , dafs jede Multiplication niemals mehr als £ine benannte 
Zahl als Factor enthalten darf. Nach den Beyfpieien (S, q, io> 
Würde die Kicbtijkeit jener Wurzeiausziehung , die wir fo- 
gleidiauf einen einzelnen Fall anwenden, fo bewiefen; £s ift 

. -rj- X a die erße Potenz von ]j7 : a • rj die zweyte , a , ^ 

a« * 

die'dritte» a • -7 S a, die feckfte Polens. Dafs diefe SchlbCH 



C H R I F T E N. » 

folge unferen gfiyvöhnlich. angenommenen Begriffm nidit 
entlpiicht, indem nach diefer ^^f^ nicht ZU {§ , fonderu S 
10 , 
- ^ — ift a und es uns nicht genügt , aus dem Zlhler die Ter» 

lar^fe Wurzel ziehen zu können, br«uphea wir aicbr jsn er« 
'w«.^.ien; wir ho^en indefs den Sinn der ganzen DarfteUung 
richtig aufgefafst, und auch hier ricfitif wieder gegeben an 
haben, obgleich das ganze Eigenthünuiche iJer UariieUoiig 
ßch unmöglich in fo wemgen ^ilen angeben ItÜK« 

Weniger von den gewöhnlich luifenommenen BagrüFen 
abweichend ift der zwcy te 1 heil diefer Schrift. Hier 6ud 
Urdinaten einer Parabel eezeichuet, imd fu uie vVtirz^ln ans 
»> 5» 4. 6, 7, 8 dargefttiJt. l/ie Eintheilang der Quadnle» 
z. B. Ät$ Quadiate», welches Z ? ift, ii^ 7 Paralltfiogramnit» 
ieän *^.'» ^'^^ diefer Pai^allelpgiaiume ip Quadrate m f 
.Lat uns« in Beziehung auf die voruin erwilinte Methode we* 
nig Licht gegeben, da die veränderte Einheit, die hier = f 
ift, immer die alten' Schwierigkeiten wi^er zunlckffihit. 
Die Seite des eingetheilien Quadrates ift ^ nmcbeioauich be* 

/*49 ^ 7 
., zeichnet, allerdings = "^T ^ /T > aber diefe. V*r ^ N«b* 

'uer mufi hier doch immer itnders woher j ä» B« durch Um 
Zeichnung der Parabel ^ gegeben fejn« 



m^ 



\. ^ 



l. 



\ ' 



4*0 



JEN AIS CHE 



4^ 



ALLGEMEINE LITERATUR ^ ZEITÜNÖ 



M 



a 



I 8 > 3< 



NAtUB-LmaRR. 

fisiüELBERO, t». Schwan n. Götz: Kosmologifcki 
Gejchicht0 dtr Natur^ Ufsbefonderc des MineraU 
und PflanxeU'Reichs der Erde. Zum Beii«f fei* 
net aKademifcheii Vortrag« entV(X}r£en von Dr^ 
Theodor Alexander von ffageUf PrivatdoceiU 
ier Medicin zu Heidel))cr|^. ügog, VI u^ 5^i S^ 
gr.Q. (i IRthlt. ifift.) 

VV ai anvöräerft die Met\6de d^ VfA. betrifft :. Cp 
Icbeint er dabey vorzüglich auf die Ärö Ute Klarheit 
imd FafsiLchjkeit der Entwicklung geLehen« y^^^r ^^' 
ser gewiilen Popularität zu Lieber die an^egendp 
Tiefe fpeculativer UnierfuchuMg ablichtUch v^mift- 
deo zu haben. Dagegen bemüht e.r liclp, ^alle -einzeül- 
ncn Momente der bekannten ConfirqcUon des r^e^ 
Uuiverfums to voüfkändis »U opLÖglich in Hl/torifcJt^ 
Folge aufzuzählen» una fiebt in diefem Befireb^O 
hie und da fogar mehr Gliedejr ah ^u Erreichung des 
beabfichtigteji Z^^eck» . noth wendig erachtet Nyerden 
dürften* In der äufaeren Form drückt Jjch diefes 
Streben aU eine djurch vielfache Wiederholungen mid 
J^wiFchenreden in die Breite Terflachtet und in u^ 

fiehemnitem $trom^ iich ergief«eiide Katheder-Keil*- 
eligkeit fku». Nicht feltei^ hefonder» im Eiogonge« 
yro von den md^lichien hyfKUhetifchen Gründ^ 4e$ 
£rkenaeA9 auf die gewohnte Wei£e die Rede ift , be^ 
dient er lieh eines gemiCchten, halb analft^fcheii 
Verfahrens» wodurch die Grupdfätze und I^riiicipien 
mit einem cewilTeu Schein von Zufä)ligkeitund Wilj* 
kübrli^dikeTt umkleidet werden» welcher auf die Evi^ 
denz undüuf die wefentlicheEinücbtiin di^ Npih Wißn- 
digkeit der folgenden ConftructipA den nachlhei» 
ligften Einflufs hat, Häuj&g denkt Tich d^r Vf. Eii^ 
und Gegen-Reden, welche zuweilen als Eiuivürfe 
befcitigt^ auweijen als des Vfs. ei^ne Meinung auf- 
genommen» «nd in der Conßruction weiter verfolgt 
werden» . wobey ,gar nicht einaufehcn ifl » wie dua» 
was ^Iß inothwencUgesRerultat einer phiioib{|bifchen 
Unterfuchnng hervqrgeheii mufs» ihn^i aui| feinem 
Wege von Auben eiuuetvttndt wfrdipn könne^ Kech- 
nen wir }iun noch hiezu dieermi^dende Weitfchwei- 
figkeit de^ Vortrags, welche vorzüglich dadurch ent- 
ftehtir daCi der Vf. faft bey ^deni fi.j vermuthÜch upi 
4ie Übergänge äufserlich recht anfchaulich zu uuii^ 
che^i» Kiicht nur das kurz zuvpr erhaltene Reful tat 
nochamls wiederholt« fondern auch» was nun noph 
fehle», und weiter herausgebracht werden ,mü£Ce, 
mit den monotonifch wiederkehrenden Fmmeln : 
,^ kma jedoch nicht ffuügbw^^hlo^tpH^Tfill^, 



mU u. C w.:^ -!- yXm die eben un« vorg^egte Fnge 
beantworten zu können» wollen wir u. f. w/* -— Eh« 




itläuftig einleitet : Co dürfte diefs Alles zufaidgman 
genommen wohl fchwerlich dem Ideale eine» natur- 
philofophifcben Sjftems» das (um als erri^en^ Pq* 
^tenz für den zur Philofophie erwachenden Geift au 
wiriifn) auch in feiner äuf»eren Form ein Bild fei- 
J9fr inneren *^thwendigkeit auszudrücken ftr^^^i 
iolA » würdig entfprechen* 

In 4^ philofophifchen Conftructio^ der Natur 
finden wir ein ziemlich iregelmäfsiges Abwinden At * 
bekaiv>t|en Faden«« vom Selbfterkenntnifsacte Qoum 
.an« u^ der damit gefetzten Drey-Einhek» wel^ie 
.der Vf. als da^ pofitive« negative und privative Seyn 
.Gpt4:es charakteriür(« in .4er dreyfaltigea Verswel- 
gong 4lvrch Natur« Geift und Weltfe^» Planeten» 
^pmeten und Sanae, Magnetismus^ Elektridtät i^iH 
cbeiuifchen Procefs« bis zur unorganifchen» organi* 
Xchen und endlich menfeblichen Natur« doch fö» 
dafs » wie auch der Titel ausfagt , aus der Sphäre des 
.Organifchen nur die erfte» den Magnetiamut repri- 
.ientir^nde Stufe» das Fflanzfnreieh» weiter ausge- 
führt« die höheren Stufen aber ei^ier künftigen Bear- 
beitung verbehahen werden. Neue Anwehten« tie-r 
feres ErfaHen einzelneir Momente» haben wir in die- 
.fer Hin&cht bis zu de^ Puncte; wo die Conftructinn 
des Pflanzenreichs beginnt» nicht bemerkt, und mjüf- 
.£en daher« um nicht leeres Stroh zu drefchen» uns 
ied^ weiteren Darftellung des hier Gelieferten ent- 
.ixalten*. Wenn (j$. 6q) zu Beantwortung der Frage: 
^^Wie offenbaret Ach die Dreyeinigkeit im Ganzen 
jind, im Einzelnen dea Univerfum» und welches find 
die äuXs^en Chamkt^e ihrer ExiAenz?««* plötzlich 
. zur Reflexion auf unfer SelbUbeWHfstfeyn abgefprun- 
gen wird , um in ihm die Begrifte von Kaum un4 
Zeit »und deren Synthefe, der Aufchauung, — * dann 
durch eine neue und höhere Entgegenfetzung diäs 
Verhältnifs der Anfcbauung» des, Begrilfs und der Idee 
.in die Ünterfuchung einzuführen: fo bleibt die£s, 
.wie es hier gefchehen, feipem WeCen nach immer 
.ein Sprung» deraufser dem gegenwärtigen» noch 
. durch verTchiedene andere Syfteme der Naturphik)- 
. fiophie fortfetzt, und. denjenigen» der noch nicht 
ani Ende angekommen ift, wo. eigentlich alle ditfe 
\ Poftulate erft ihre njKturphilofophif che Bedeutung er- 
. halten können» nothwendig verwirren.mufts. -^ Die 
. Conftruction des Sonnenfyftema i&fVitsAk SthelUngs 
Darftellung in der neumi Zeitfchriftfür Jpeeulative 
t Phxfik I ;Mli4icb von der ^er^cM ibgefdiöpf t. 

52 



♦4»» 



JENAWCHEALLO. LITEiyATirR-ZEITÜN^ 



4»» 



feftzfcQ Gattungen. voa JVekköxpierii.fehJ!t eranmar . 
thematifcher EvideiMk^Uber die höheren VeihältnilTe 
der ümlaufszeit und Axendrehung yernehmen wir 
gar nichts. Beffer ilT das Cohäfionsverhältiiifs^der 
Flanetenreihe dargeftellt; doch fcheintauch hier die 
repräfcntative Bedeutung der entfemteften Planeten» 
au 8 Mangel an t tef erer Ausführung , crfchJfclien, und" 
•vnllkührlich prädicirt. Die Cohäiionsreihe der Er-r 
*ac ift nach ihrem VcrhiUntlTe zur erften Planeten- 
confteüation ziemlich klar entvvickelC; doch kommt 
der Vf. auch hier im Befonderen nicht über Steffens 
geniale Induction hinaus. Die EntwickhiÄg der 
.Breitepolarität, die Bedeutung des Meeres, und die 
vreitere Potenzirung der Luft , bis zum zeugenden 
Äther , ift gut fferathen; überall ab^r ift das pöfitrve 
OrundverhältmCs des Centralkörpers, dieactive Äther- 
fpannimg, und ihre EntzweTung in Licht twr>d Wät- 
'me, bey -weitem nicht genug hervorgehoben, um ih- 
re active Gegenwart in allen irdifchen Proceffen lihhr 
XU machen, und diefes felbft an ihnen von der idie}- 
len Seite «u conftniiren. Wie hier die fVärme JJ. 2ög 
-als Potenz «ler Schwerkraft unt^r der Form der Ät- 
traction zur Vermittlung des magnetifchen undelek- 
trifchen Proceffen eingeführt wird, möcht^e ihrehB- 
beve wefentliche Beziehung wohl fchwerlich er- 
kannt werden kömien , >ind' dem Vf. felbft fchernt 
das 9' übrigens fo einfache Verhältnifs nicht recht 
klar gewelen zu feyn. ^— Wenn (J. 037) "bey den 
Vulkanen, aU Ltingen des Erdkörpers^, unter den 
-durch die Wirkung des Verbrennens im Inneren der 
-£rde erzeugten Materren die ^Jo genannten brennlh 
ehert' Mineralien^^ au%efiihrt -werden: fo möchte 
•'Wohl Mancher eine folche Clafle von Miiieralkör- 

{icrn in feinem mineralogifchen Handbuche vergeh- 
ich fuchen. Warum nicht Keber bezeichnend: vüU 
kanifche Producte^ Oatt eine» völlig fprachwidrig ge- 
bildeten Ausdrucks? 

Wir wollen nun noch kurze Ztit hty der Gon- 
ftmction und Anordnung des Pflanzenreichs (von f. 
S44 bis zu Ende) verweilen. --^' Nachdem die Son- 
^ ne aus der höheren Poteiiflirutig der Luft den Äther 
gebildet , und durch ihn in dem Flüffigen das erfte 
generelle Sperma der Natur, den Urqriell der organi- 
- tchen Potenz der Erde , als kugliche Monade , ge- 
nerirt hat, kann aus der Aneignung diefes Sperma 
von Seiten der Ercte die der Cohäfion untergeordnete 
Organifation , die Piianze, ihren Urfprung nehmen. 
Dtefem ihrem Urfprung gemif9, beginnt die Piianze, 
als organifcher Magnet , noth wendig mit dem DiiFc- 
renzpunct, der fich als Wurzel unterirdifch ver- 
zweigt, durch die Sonne aber , die ihren einmal ge- 
wonnenen Einflufs auf die Erde weiter verfolgt, ge- 
zwungen, über die Erde als Stiel hervorfteigt. Die- 
fe erfte Verlängerung der Wurzel über die Erde, die, 
^,wie bey dem Magnete der Nordpol dem Indiilfe- 
renzpunct am nächften liegt, gleichfalls den Nord- 
pol aer Pflanze darftellt,** zeigt an feiner Spitze ei- 
nen Knoten (Nodus)^ gleichfam den äufserftenPuuct 
des Nordpols , von wo Jim , durch w^teren Einflufs 



Sr. Senne » der tiUge^eageCf tzte^ expa^dirte Pol als 
ati, bevorgerufea Witi. Hicxuit «ivßre die jerU^ 
Metamorphofe des Pflanzenlebt ns gefchlolfen. — 
Wir wollen nun zwar dem Vf. gern zugeben, dafs 
die erfte Entftehung der Pflanzen auf folche Weife 
gedacht werden könne: aber die Noth wendigkeit ei- 
ner falchen Conftruction ift keineswegs einleuch- 
tend. Dfe Bedeüfnng des "Stiels, als von dein Kno- 
ten , oder eigentlichen Nordpol , unterfcheidbar ge- 
fetzt, ift eben fo wenig, ds die B>att;bildung, auf 
dem Wege eines, wenn gleich potenzirten Co^ä- 
ftonsverhältniHes allein begreiflich , und hier insbe- 
Ibndere ift noch die, der Cohäflonsftufe des Blatts 
entfprechende Form in der Conftruction ganz über- 

fangen. Diefe Vernachläffigung des Moments der 
llektricität in der 'Gefchichte des Pflanzenlebens 
Wird in dem Folgertden durch manche gewaltfame 
Übergänge noch aulFallender. Der Vf. ^^ht nun, 
nachdem er das Wefeii der hier bezeichneten höhe- 
ren Potenz der aötiven Cohäflon als fVachxthum be- 
zeichnet, unmittelbar zn den äufseren Bedingungen 
deffelben über. Aber die Nothwehdigkeit eben fol* 
cber ätMseren Bedingungen ift durch die blofse Be- 
merkung $. ^SpI n^afs die Pflanze ihrer Qualität 
nach , noch einem Aufseren , dem Erdmagnetismus, 
ttnterworfen fey»" zwar angedeutet , aber nicht de- 
mionftrirt. Als das irdifche, der Pflanzenron aufscn 
zukommende Element wird die Thonerde ange- 
nommen , ohne nachzuweifen , warurn^ es nicht 
auch die Kiefderde feyn könne. Das umwandelnde 
Princip, durch welches die Erde in die Subftanz des 
Pflanzenlebens übergeht, bietet das fVaffer^ den hö- 
lieren Reiz aber, welcher die Pflanze aus der Ver^ 
fchloHenheit der Wtirzel ^ur Sonne empö'rzieht , die 
lAift dar. Von Seiten ^er Pflanze aber treten, ah 
innere Bedingungen der Aufnahme jener Stofte, den- 
felben entfprechende organifcke Functionen hervor, 
die ftch , als verfchiedene Gebilde, in materieller 
Form darftellen. — Hierauf die Conftruction der 
Gefäf^e aus der, der urfpihiinglichen Kugelgeftalt des 
Sperma, oder : „"Svas dafl'elbe fagt, einer blajigten 
Fort/t* -^ durch die herrfchendc Cohäflon gegebenen 
LUngerichtung ; -^ wobey man aber fragen möchte, ob 
Kugelform des Sperma und blaßgte Form fo unbe- 
dingt als identifch angenommen werden dürften. 
Aus der Triplicität der zum lieben der Pflanze erfo- 
derlichen äufseren Einflüffe.geht die Eintheilung der 
Oefäfse in Saftgef^fse^ Lymphgefäfse und Zellge- 
webe hervor, welches letztere, als der Potenz der 
Luft angehörig, wieder als der Centralpunct der 
ganzen Pflarize zu betrachten feyn foll. Es fey febr 
wahrfcheinlich , dafs Luft - und Lymph-Gefäfse gc- 
meinfame Zellen hervorzubringen im Stande feyen, 
und überhaupt könne das Zellgewebe fchon darum 
als die gememfchaftliche Structur des ganzen Pflan- 
zenkörpers betrachtet wcrdent weil erßens alleThci- 
le der Pflanze einen gemeinfchaftlichen Berülrrungs- 
punct baben müfsten , dann ^tx^weytens diefe ge- 
mein fchaftliche Organifiition in der Structur die Vcr- 
*tilgitiifder ticfonidtr^ Organifation, ak befondera-» 



■\. ^ 



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4«! 



M A R 2. i.S t. 5. 



.1 



4>4 



■w^rclc, "Weichet titm eben bey dem* in 
drejfacher Düncniioii üch ausbildenden Zcllgewe* 
be der Fall fey, — Das Zellgcwtbo ik alfo, alt Pro* 
duct aller übrigen Pflauzcnorgünirationeu , die Wie- 
derholung ff dtr urfprüHgLUhJlen Forto^*'* und enthält 
darum auch dasjenige, was das gemeinfame Leben 
aUer noch fo verfchiedenen PHanzentheile nährt, 
diu Pflanzmtfaft (^uccus)f als Vehikel der zyeeyten 
PotensB des urfphinglichen Sperma. Gleichwohl 
wurde das Zellgewebe an Anfang diefer Conßruction 
als Luftgefä&e (vflfa pneumatica) eingeführt. Offen- 
bar befand üch der Vf. hier in einem Widerftreite 
feiner, etwas unfü^famen Conftmction mit den Re- 
faltaten,. w^elche die Pflanzenanatomie ihm als Be- 
lege an die Hand gegeben hatte , — 'ein Widerßreit, 
der durch t ein freyeres und univerfelleres Auffallen 
de« FAanzenlebens und durch ein mehr verfflei- 
cheodes und kritifches Studium der neueßen, 
sum Theil fehr fleifsigen Arbeiten über Pfian- 
tenanatomie hätte vermieden werden können. Wir 
lyänrchten befonders, dafs Hr. v. H. Treviranus un« 
befangene Beobachtungen zu Rathe gezogen haben 
möchte. Mit der Saftbildung beginnt eine neue Po- 
tenz des Pflanzenreichs, welche üch als die der vor- 
berrfchenden Blattbildung bezeichnen läfst, die hin- 
wiedemm durch ilie Bildung des Stieles, oder, da die 
WirkCamkeit des Stiels vor anderen in derütiiJ^üch 
xeigt, durchi die RindebUdung vermittelt . wird. -— 
Im Fortfehreiten der Blattbildung felbff wird end- 
lieb auf verfchiedenen Stufen die Wurzel thätigkeit, 
und mit ihr die Individualität der Pflanze, vernich- 
tet; 6e ftirbt und bildet durch die Dammerde die 
Bafift einer neuen Metamorphose des Pflanzenreichs. 
— Hierauf noch einige vergleichende Winke über das 
Terbältnibmäfsige Fortfehreiten der Pflanzenmeta- 
morphofe nach der Stufenfolge der Metamorp|iofe der 
cobirenteren Metalle; dann über das Verhältnifs der- 
lelben zu den , durch die Breitepolarität diflerenzir- 
ten Polen der Metallität , dem. Kohlen - und Stick- 
stoff. Die Wurzel enthalte eine Indißerenz von Koh- 
len- und Stick-Stoff; der Stiel und Knoten einen mit 
Sauerßoff durchdrunj^enen frejen Kohlenfioff , und 
endlich das Blatt, auUer dem Sauer fioffe, einen durch 
Wafferftoff bedingten Stickfloff. 

Wir haben bis hieher den Gang der Conftmction 
detVfs. etw^as ftrenger veprfolgt,* um anfchaulich zu 
nuchen,, veie er nach feiner Methode das , was ei- 
gentlich mit einem Schlug, und gleich fam aus einer 
Wurzel, gewonnen werden folltc, in mühfamer 
Zcrftreuunc auffuchen mufs, und wie es überall an 
dem lebendigen Bande fehlt, ohne welches die Ein- 
gebt in die Natur eines Lebendigen nie zur voll- 
kommenen BefHedigung gelangen kann. 

Gelungener , und in mehreren Beziehungen 
wahrhaft bedeutend , iß die nun folgende Entwick- 
lung der zweyten Metamorphofe des Pflanzenlebens» 
obgleich auch hier das vrahre Wefen mancher Hem- 
muags - Puncte der zur Einheit tendirenden Evolu- 
tion .9tt9 der Reconßruction de» Blatts nicht gehö- 
ng hervorgehoben, und dadutck die Conflniciiaii- 



felbß nicht gan« als nothwendig bewährt worden 
iß. Diefs möchte %. B. fogleich von der erßen Evo- 
lution des BlumenßieH und Kelchs gelten , wo man 
nicht recht einüeht, warum die Contraction des' 
Blatts als Anordnung im Kreife erfcheinen muffe, 
und überhaupt, w^ie die Kelchbildung, für üch be- 
trachtet, eine Stufe der Metamorphofe bezeichnen 
könne, da doch vielmehr der Kelch, dem Knoten 
der erßen Metamorphofe vergleichbar, die eigentliche 
Baus der höchßen Expanüon des Blumenblatts dar- 
flellt. — Intereffant iß dagegen der umgekehrte Pa- 
rallelismus inderAnücht dcrGefchlechtstheile, auch 
um defswillen, weil wir Steffens beziehungsreiche 
Ideen, in der Abhandlung : Über die Vegetation (Jahr- 
bücher der Medicin, 111 Band fttes Heft), von denen 
wir nicht entfcheiden wollen , ob fie dem Vf. bey 
feiner Arbeit fchon bekannt gewefen feyen , faß nur 
hier allein in Vergleichung bringen können. Bey 
einigen Stellen liefse üch vielleicht einwenden , dafs 
mehr der Witz, als die reine Speculation, ander 
BHdung der Analogieen Antheil gehabt habe. Mit 
dem Acte der 2^ugung durch . die beiden Gefchlech- 
ter tritt die Senfibiiität ins Organifche , — aber noch 
im Befonderen des Pfianzenorganismus verfenkt, und 
befchliefst die zweyte Metamorphofe. In der Con* 
ßruction der dritten Metamorphofe, zur Frucht' 
und Samen- Entwicklung f zeigt üch, neben mehreren 
mit Scharfünn aufgegriffenen Momenten, des Vfs. 
Ünbekanntfchaft mit dem Grundfätzen der Botanik, 
und ein üchtlicher Mangel deffen , w^as man botani«* 
fche Schule nennen könnte. Aber auch der Wurm 
krümmt üch, wenn man ihn tritt, und die gemeine 
Botanik rächt üch hier für die fie fchmäbende Ver- 
achtung des Philofophen. — Die Grenzpuncte der 
verfchiedenen Fruchtentwicklungs - Stufen find wie 
untereinander gewürfelt, und Hr. v.Ä würde nicht 
übel gethau haben, wenn er den Benennungen der 
angezogenen Fruchtarten Definitionen beygefügt 
hätte, damit erfichtlich geworden wäre, was er fich 
darunter denke. — Die Lehre vom Samen und 
Keimen iß zu flüchtig behandelt. — In der nun fol- 
genden Anordnung der Familien des Pflanzenreichs 
nach den drey Stufen der Blattbildung ^ Blnmenbil^ 
düng und Samenerzeugung f in denen üch die 
ßufenweis hervortretende Herrfchaft der Erde , des 
fVaJfers und der Luft über die Evolution des Pflan- 
zentebens verkündiget, finden wir die meißen Re- 
fultate von der Oberfläche aufgegriffen, die meiftert 
gröfseren Familien ohne Kritik, wie fie in den Com- 
peiidicn herkömmlich aufgezählt werden , mit allen 
ihnen anklebenden Widerfprt^chen in die verfchie- 
denen Entwicklungsßufen eingezwängt, — die mei- 
ßen Mittelglieder unnatürlich , und da , wo der Vt 
originell feyn will , die deutlichßen Beweife , daf» 
er wenig oder gar keine Pflanzen kennt. ' Unter 
den Pflanzen der erßen Metamorphofe, die hier, 
nicht unpaffend, Erd- Pflanzen genannt fiml, ßehen 
die Schwämme f Flechten und Moofe. ^ Erßere reprä- 
fentiren , wie leicht zu denken, die Herrfchaft der 
Wuraelbildungf die üch aber nur durcli das IJhtcA 



4'5 



h ▲• L» z, MÄaists^s- 



4*6 



irdifche offenbaren , und mehr oder weniger unter 
der Form des gequollenen Samens (der nrrprüngli- 
eben Kugclform) darftellen kann. — Wollten wir 
aucb bier, dem Syftem des Vfs. zu Liebe, an 
mebrere Schwämme aus den Gattungen Tuber und 
Sclerotium denken , und ganz vergelTen, dafs, neben 
unzähligen anderen , die ganze zweyte perfoonfche 
ClalTe ihre Beziehungen verliert : fo würde uns doch 
fchon die parafitifche Lebensweife der Sclerotien; 
die fich, felbft bey unveränderten chemifchen Qua- 
litäten, auf noch vegetirende Pflanzentbeile, Blät-i 
ter z. B. , fortfetzt , auf der anderen Seite aber ficht* 
bar in die Staubfchwämme übergeht, deren innere 
Zerfällung nur als eine Art von unmittelbarer Erzeu- 
gung erdbefruchtenden Pollens betrachtet werden 
kann, unferem Glauben fehr zum Anßofi gereichen: 
— Woher femer das Hervortreten des Stickftoffs in 
4iefer Familie, wenn die Wurzel -Potenz den durch 
Saucrßoff entzweyten RohlenftolF repräfentirt ? •»- 
Bey der Entwicklung der zWeyten Metainorphofe, 
welche die WalTerpflanzen begreift, hätte der Vf. 
entweder erklären foUen, was er unter den drey Fa«» 
milien: Meermoofe (Byjpnae,) Meergräfer (Mgae) 
und MeerliUen (Lilia marina) verftehe, oder er 
mufste zeigen , dafs er nicht, wie es hier doch faft 
Scheinen will, annehme, die Ilepräfenunten de^ 
Waffera aus dem Pflanzenreiche müfsten nun gerade 
auch im Meere leben- Ift denn nicht das Waffer, als 
zeugende Potenz in d^r organifchen Natur, zugleich 
— r Elektricität? — Was mag er fich wohl unter 
Jkleerlilien gedacht haben , die, — „im Meer lebend, 
iich wieder enger mit der Juuft^ durch Jßlatt - und 
Blumeii - Bildung , verbinden <•? -^ Der Jt? Para^ 
graph ßeht, ob er gleich an fich Recht hat, hieir 
doch ziemlich kläglich , und wie eine Art von pium 
reju^ium , durch die unbeßimmte Annahme unmit- 
telbarer Zwifcbenformen zwifohen den beiden erßen 
Entwicklungsßufen und der nun folgenden dritten, 
auf welcher die Pflanze äp die Herrfchaft der Luft, 
sm grofserer Mannichfaltigkeit und Ausdehnung der 
Evolution, hervortritt. — Es war zu er^varten, 
dafs hier eine Wiederholung der beiden erßen StUr 
fen, und dann die eigentliche Repräfentation der 
Stufe felbft, in dreyfatpher Form abgeleitet werden 
würde I und fo findet es fich auch. Unter den Re^ 
präfentantcn der Erdpflanzen f^r diefe Stufe erhaK 
tea wir die farmkräuter 9 beffer coujlruirt^ als be^ 



zeichnet. Sie foHen gefonderce und muägMUmIk 
Blüthentheile, und voUkommnere Früchte f ftit die 
Pflanzen der erften Metamorphofe > zeigen 9 iirelchct 
wir, was die Schwämme und Flechten betrifft, wt>hl 
ftugeben, von den Moofen aber nicht gelten laflea 
können^ „Ferner,*^ heifst es, „färben &ch auch 
fchofi die Blumen derfelben mannichfaldger < als 
bisher gewöhnlich zu gefchehen pflegte.** «^ Rec 
wenigß^ns hat unter fehr vielen FarmkiHutem 
kaum eine Blume und noch nie eine gefärhtm geCe^ 
hen. Auch die vollkommene f^ertu>ei^ng^ wodmrck 
^ehrei'^ Farmkräuter eine höhere Selbßftäiidigkeit 
andemen follen , dürfte leicht von der RamificatioA 
derAfimoofe {Hypnum)^ mutati* nmtandist ebt€i ü 
fehr übertroßen werden , als die Blume der' Farm- 
Kräuter von den Blüthen unferer Pbaiona« -«^ Um 
nun zu den Repräfentanten detiw^ten MeiamorpfaolB 
unter den I^uftpflaiizen herüber zu kommen, führt uns 
der Vf.' über die gebrechliche Brücke der Slnf^um 
terti Rohrarten und Orfijer^ die in det jLeiemimri mmm, 
Thei] mehr Ähnlichkeit mit den Farmkräutem haben, 
zum Thejl fich mehr an die Waflergewflchfe an^ 
fchliefsen muffen. — Die WaffergewichCe diefer 
IWctamorpbofe felbfi nennt der Vf. ^aßerrofen (^Hf* 
drocharites)^ und führt als Beyfpiel die fVaffemym» 
phen (^Nympheae aquaticae) an. Unter Wwernym- 
phen verfteht der gewöhnliche Sptachgebrauch fonft 
^e Libellen (LibeUutae)^ und es gif bt keine Njwh 
phea terreßris. -^ Indem die Wafferrofen aufs Lj>nil 
w^andem , treten fie, noch innerhalb der zweytea 
Sphäre, als Zwiebelgew ächje (Bulbiferae) ^ Tulrmt- 
arten (Tulipaceae)t 1 Alienarten (^fitiapeaei) u* f. w. 
tiuf. -^ , Aber BuWiferae bes^eichnen ja= fchon die 
Zwiebelgewächfe überhaupt, und Tulpen- und Li- 
lien-Arten dürfen, wenigßens hier» nicht /i^ unter- 
fchieden werden. Doch der 309 $• verweift um 
hierüber, und über alles der Art, zur Ruhe, „Aber 
nun wird m^n uns fragen, <* heifst es da, „woher 
"yirir dazu gelangen, durch beßimmte Churaktero 
darzuthun, dafs diefer Vbergang wrrkUch in der 
Natur gegründet fey? W?r erwiedern hierauf, dafs 
yns die gefammte Geflalt^ ffachstkum^ dh Be* 
JchafFenheit des Wohnorts 'u. f, fr datM berechtige^ 
auf-jolche PFeife^ und fn benannten Gtw^ehjen^ eu 
tien Übergang und f^erwandjchaft (lUZtUerkefüf^i^** ^^^ 
Ouod erat den^ottfirandum, 

C Per BefdUmfs folgt im nädtfhn 



■^ 



•W-^t 



KURa(£ ANZEIGEN. 



Pemigt b. Diennusnn u. Comp.; Die Kirche and die 
Götter. Ein Romun. t^, I Bd. 93^ 8. II Bd. 949 S. 8^ 
{1 Rthhr. 16 gr.) Auck unter dem Titel ; Jommal von neuen 
deut/chen. Original'* Rotumnen^ Dritten Jahrgangs dritte und 
/rierlQ Lieferung. Klar und unverkenubar lit das BeAreben 
des Vfs. , nichts Gemeines und AlltfigUches zu iitiern. So 
gewifs diefs von Seiten des Vfs. alles Xob verdient: fo fehr 
Termindert es von Seiten des Werks den Werth defifelben. 
Denn der köch/te Ptmct jedes äfUietifcken Kunflwerks i&, die 
Jlunlit oder vielmehr das Anllrengen dauach, fo viel als mög* 
Uch XU verbergen. Auch fcheint 69h 4cr Yl. der Mpde ein 



■« 



^enie zu fekr hiug«|nbtfn so hiheetp ^ifM tllerdivgt die Ver<. 
^Sni^nehkeit eines Werks gar lehr befordem muft, I>«r 
beflere Geifl, der übrigens das ganze Buch erfoUt, aber nur 
hervorfchimmerndy wilrde bey freyerer Bewegung etwas weit 
Vollkommeneres hervorgebracht haben, als er jetzt . einem 
fremden Zwange unterworfen, zu g^fen ▼ermoohte. Die 
Verwicklung der BegebnUieiten iA hmok^ und ajitariich: em 
.gefundes Auge fchaut in das meufchliche I^ben ; nur das Vor* 
nehmthun, wo nichts dahinter iß , kann nicht gefaüen. Zur 
Carricatur aber wird die Modefuckt dct yff.,'weiin er ycrl» 
macht. 0g^ 



■■■» 



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«SVMt»- 



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I B N A i S C H E 



4>8 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



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ja A li Z 1/ 8 1 3^ 



NA T URL E H Ji £. 

Heioslber«, b. SchM^an lt. G5tz : Eosinoloftfehe 
Oefchiehte der Nntur^ insheforidere des MmeraU 
und PJlanzen - Reichs der Erde. Von Dr. 2%^*- 
dor jdlexander von ffagen u. f. ^w- 

{Be/chluft der im vorigen StMcke ahgehrodienen Rec&nßonJ) 

In der Immer "weiter fortfchreitenden Individualifi- 
rung erreicht jiun die Pflanze das Gebiet d^r dritten 
Meiamorphofe, auf welchem (ie fidi unter dein über- 
wiegenden EinfluITe der Luft allfeitig ausbildet. Der 
Vf. bezeichnet hier .die verfchiedenen EvolutionsHu- 
fen der einfachen Pflanze durch diejenigen F^miHeo, 
in welchen di6 eine oder andere iderfelben vorzüg- 
lich herrfchend geworden ift^ und bt^innt ;iiit der- 
jenigen Stufe» wo der Kampf zwifchen dem Stiel 
und dem Blatte obwaltet. Was Nadellirluter {ace* 
rofae) feyen^ hätte noch näher angegeben werden 
Folien. Dann folgen die Repräfentanten der ßegen- 
den Blattfomiation f — diejenigen, in welchen lieh 
der Kampf ;swifcben JBZa<< vma Stiel ausgleicht» — 
diejenigen , in weTclien die Kelchbildung vorwaltet, 
oder wo ein Kampf zwifchen Kelch- ^ Stiel- und 
Blumen -Sildung fi.chtbar ift. — Nicht oline Ver- 
wunderung finden wir hier CtocuSf Colchicum nnd 
Lilium wieder angeführt, die wir oben, beym Aus- 
tritt aus dem WaSfer , fchon zurückgelalTen zu ha- 
ben glaubten. Mit der beginnendeai HerrCchaft der 
Blume beginnt ein neuer Kampf derfelben mit dem 
Stiele Acm Blatte , dem Kelche^ ja felbft mit ihren 
ti^cxien 9 , ief anderen Organifationen: daher Quid- 
piiahien ( / erticiUatae% Uyaciuthenge fehle cht ÜHyä- 
tinthideae) !). üöhrenblümen {Tuhißorae) (^) ^ Mal- 
venartejp (A/alvaceae). — Die völlige Herrfchaf^der 
Bluvie über den Bildungsprocefs der Pflanze bezeich- 
oen die Welken- und Rofen -Arten. — Die Stufe 
der herrfchenden Fruchtbildung wird unter der mit- 
l^etrichcndcn Jilattfonnation durch die fchoten- und 
hülfen tragenden üe wachte repräfeniirt. Wenn es 
iimn aber ferner heifst : ^Es kann die Frucht -femer 
»war felbft gefux^ht werden , aber dabej das ff ajjer^ 
oder die Luft^ oder das Lichte oder endlifh alle 
gleichförmig einpn Bildun^sprocrfs hegünftigt h^en. 
&o eatAehen alfo die. Kürbisarten , Erdbeere u. f. f.>* j 
fo verwirren. Geh plötzlich vor unferen iuug'en alle 
Fäden des fpeculativen Gewebes. — Zuletzt ^yi^d 
die Sphäre der herrfchenden ^awewWWi/iz^ in.jden 
pflanzen, mit zufaipmengefetzten Blüthen (der.Vt 
nennt n\xt Helianthusi), nicht ohne Bedeutung |;efun- 
dcn^ aber, damit^n^*^ ^^^^*^?» ffti^'*<W:"5 öW» 
/. A. L. Z. i8»S* ^fi^ ^^^ 



auch noch in dinigeil Geknüsarten die Transpofitid» 
^er Frucht in die Wurzel anerkennen, weichet nicht 
einmal etymologifch richtig ift. 

Was die Natur bisher, ihre einzelnen Hemmuntt* 
puncte reconftruirend^ in einer Mannichfahigkeit 
.befonderer Gebilde zerftreute, mufs £e auletzt auf 
ihrer höchften Stufe in falchen Vegetabilien zufam- 
inenfafl*eii, die in ihrer Individualität, jedes für fieh, 
die Gefammtheit aller übrigen durchlaufen. Diefe 
Fflanzenordnung finden w^ir in den Bäumen , wo 
lieh der frühere Gegenfatz zvnfchen Wurzel« Blalt 
und Frucht durch den Stamm ( Truneus^^ das Blatt 
und den Zweig gleichfam potenzirt. Wir müflen £a- 
gen gleichfam^ wer! uns nicht begreiflich gemacht 
xft , Mirie etwa das Blatt der Bäume eine habere Po- 
tenz desjenigen , das wir bey den niederen Pflanzein 
unterfcheiden« in fleh aufnehmen könne. Dii 
jStamm, als das wefentliche Glied der Bäame» luuin 
wieder .unter dreyfacber Modification erfcheinen , |e 
nachdem entweder die jiße {zz Wurzel) oder die 
Blätter herrfchen , oder der Stamm felbft zur freycn 
£nt Wickelung gelängt; daher Sträucher ^ Palmen^ 
Bäume. — Bej den Sträuchern kann nun abemulli 
ent'v^-eder die f^erzweigung ^ oder die Blattbildung^ 
oder die Fruchtbildung {yvstrum. aber diefe f) dae 
Qualität beherrfchen. Im erften Fall^ herrfcht die 
tndividua)i(ir^ide Tendenz , die Blattbildung hin«- 
gen weicht zurück« . Diefe Sträucher werden die 
Jfflmilation bezeichnen. „DieBlüthe ^rd gewöhli- 
lich den h5chften Grad der in fleh fdbft ruhenden 
Individualität, den Schlafe fuchen, und im Ge- 
Xchmacke eine ndJile6ie Bitterkeit^ das Zeichen des 
Narkotifchen^ fleh zeigen." Wir v^nfchten hicir- 
tiber mehr zn vernehmen , als diefe Worte, die, wie 
' fle hier ftehen« nur klingen. Übrigens war es lo- 
benswerth., dafs der Vf. hier tind im Folgenden bej 
jeder Stufe auf die mit derfelben hervortretende Fuh- 
^tioji, und den ihr entfprechenden näheren Befland^ 
theil hindeutetie; nur hätte diefe Kückflcht nicht als 
beßimmend betfachtet werden follen , da im Orga- 
nifchen das Gebilde allezeit dem Stoft* in der Bedeu- 
tung vorangehen mufs. Faft follte man glauben, 
dafs hier weni|;er ein gewifl^erphilofophifcher Tact, 
als vielmehr die kritifcheNoth wendigkeit, nach fei- 
ner Anficht der ganzen Ordnung die gefährliche 
Klippe der Blumenbildung zu umfteuem , den Vf. au 
Berü^fichtigung. diefer Seite geführt habe. -^ So 
wie auf der erften Stufe, der der Sträucher, die A0i- 
milation: fo foll auf der zweyten entgegengefctztto 
mit der. vorwaltenden Slattbildunß die Secretiän 
herritchen. £s entftehe das Scharfe ^ das Oewurt- 

' 53 ■ 



4^9 



JENAISCHE ALbG« LITEiLATVA-ZElTUNa. 



4so 



hafte. Blyfi^ele feWeh hier und in* Vorigeh. ^ Be- 
kpmnlt endlich d!e f'ruclnbildmig da^ Übergewicht* 
fo gleicht (ich Affimilation und Secretion in Nu-- 
trition aus; in der Fr»cht verräth fich der liehlichc 
fVeingciß, in der Blüthe das gemilderte Gewürz- 
hafte. — Wir dürfen diefs mit Recht als^eine phi- 
lofophifche Apotheofe des Weiuftocks rühmen , der 
fich durch die Ehre, die ihm hier wiederfährt, da- 
für entfchädigt achten mag^, dafs er nun, \ron -Gott 
und der ganzen Pflanzenwelt verlaHen, auf diefer 
Höhe allein fteht. Die Gedanken über die Palmen 
gefallen dem Rec*, vermuthlich weil er mit derPal- 
menweU' eben, auch nicht viel bekannter ift, als un- 
fer Vf. — Die eigentlichen Bäumt können (ß. 346) 
wieder nach der vorherrfchenden tvolution des 
Stamms, der Blume, der Frucht und des Samens 
h«tfachtet werden. Auf der erften Stufe herrfcht 
entweder die Längerichtung vor, Nadelhölzer ^ der 
vegetabilifche Magnet. Ihr eigenthümlicher Beftand- 
thcil, das Harz. (Richtig, aber nicht neu» fFie 
aber das Harz vegeubilifch das Eifen bedeuten kön- 
ne, hatte erörtert werden follen.) — Oder dieFer-i 
zweigung tritt ein, Adanjonia. (Das mag der Vf. mit 
den Botanikern ausmachen.) — Oder endlich, beide 

Richtungen gleichen fich in einer dritten aus. 

Die Eiche ift die höchfte Evolution diefer Potenz, 
ihr Gerbeßqff bildet den Gegenfatz des Harzes. Da 
die Blume nun einmal , nach dem Vf. , nicht in ih- 
rer JE»hi;iVAtf/ttii^ herrfchen kann: fo herrfcht fie un- 
ter den durch fie xharakterillrten Bäumen durch das 
Oeivüi-zhafte t das ätherijche Öl, z. B. Eugenia, 
JLaurus. — * Da endlich , wo die Entwickelung der 
Frucht die höchfte Stufe der Ausbildung diefer Claffe 
bezeichnet, wird, je nachdem in ihr die Frucht 
(Fruchthülle) zz Blüthe über den Samen nr Wurzel, 
oder diefer über jene Herrfchaft gewinnen, oder beide 
fich. zur Einheit verbinden, eine dreyfache Stufe der 
Evolution unterfchieden werden, a) Relativ herr- 
fchende Samenhildung individualißrt fich in Stäm- 
inigkeit des Wuchfes, — FruHus^ in deren Stein- 
Irucht die „ftrenge Verfchloflenheit nacji Innen, die 
dein Samen entfprechende Einfamkeit" fich ausge- 
biert. (Da hätten wir denn doch wieder etwas 
mehr Worte als Sache. ) b) Herrfchende Fruchthil- 
hildung^ parallel mit freyerem Wuchs und beförder- 
ter Blattbildung , -• die Capjel verfch windet all- 
mählich in dtr Beere, z.B. licus. (Ein helleres 
Beyfpiel dürfte die Sache wahrfcheinlicher gemacht 
haben.) In der Apfelfrucht (Fomum) ift die Judif- 
fetenz der Frucht- und Samen - Bildung in der That 
bedeutungsvoll ausgedrückt. Wenn es darum aber 
heifit (fi.36o): „gehet nun das Wachsthumn^^^ 
Aufsen noch immer auf die Individualität, der Trieb 
aber beftändig auf die Gattung : fo mufs der innere 
Charakter des höchften Baumgefchlechu etvras be- 
wirken, was beides zur Einheit bringt, nämlich—- 
Genufi**: dann erfcheint die ganze Conftruction in 
feltfamcrVerwechfelung der Verhältniffe, und gleich- 
iam myfttfchen Ahndungen , wie ein philofophifches 
Blendwerk. Wir finden um mit unjerem Triebe 



plötzlich »-^ wm dturcteefnerf Z«ul)«rreblag,tf mitten in 
dje PilikH&e traaiaf ubß«mziii!t « .iiu£er Qelftiifsen wisd 
ihr Genufs, und ihre veredelte Natur verklärt unfe- 
xen tlxier-iCchen Trieb. 

In dem Gefühl, daf» wr fchon zu weitläuftig 
geworden find , brechen wir ab , und erlauben uiu 
über das Folgende nur iu)ch einige zerftreute Bemer- 
kungen. — Wenn (Jj. 355) aus dem Gegenfatze 
und der wecjifelnden Oberherrfichaft der Wurzel und 
Blüthe ein Kreislauf des von Innen Wechfelsweis po- 
tei^irten Pflanz^nfaftes abgeleitet w^ird: fo fcfaemt 
CS dagegen , alsr wenn aus der Bewegung de? FHifli- 
gen zwifchcn zwcj entgegengefetzten Polen viel- 
mehr eine Fluctnation, a]s eine Kreisbewegung her- 
vorgehen mülle, welcher das gerade Auf- und Ab* 
Jl eigen des Saftes entfprechcn dürfte. £!ben daraus 
läfst fich auch das Fortleben abgefonderter Pflanz^i- 
theile und ihre Bildung zu lieuen Individuen fatt- 
fam begreifen, ohne dafs wir nöthjg haben, mit dem 
VT. noch zu einem partiellen Kreislaufe unfere Zu- 
flucht zu nehmen. -^ Über die Baftarde heifst es 
(U- 364)» dafs bey ihnen, auch aufser der gänzli- 
chen Vernichtung der Zeugungs theile der Blume, 
entweder bloCs das Staubgefafs oder der Stempel al- 
lein verkümmert werden könne, — Durch folche 
Verkümmerung aber wird blofs eine krankhafte 
Monftrofität bezeichnet, und die unfruchtbaren Ba- 
ftarde haben darum nicht immer verkümmerte Gc- 
fchlechtstheile. — Über die mit JJ* 365 anhebende 
Conftruction der krankhaften Metamorphofe des 
Pflanzenreichs bemerken wir blofs , dafs fie im Ein- 
zelnen f^hr viele fcharffinnige Anfichten und Bemer- 
kungen enthält, und ahch im Ganzen ziemlich 
ftren^ abgeleitet ift; doch fehlt zur vollen und le- 
bendigen Bedeutfamkeit ein umfalfender Oberblick 
des inneren und äufseren Pflanzenlebens, in feiner 
wechfelfeitigen Beziehung und von der Seite feines 
Normalzuftandes betrachtet. Eine Conftruction der 
Temperamente d^s Pflanzenreichs , in welcher fich 
uns die Ausficht auf die Evolution zur Thierheit er- 
öffnet, macht den Befchlufs. ♦'♦ ». 

BOTANIK. 

Eisenberg, b. Schöne: JDiagnofe der bekannte- 
ßen , befonders europäifchen Pßanzengattungea 
nach dem verbejferten hiinüfchen Syßeme , «um 
analytifchen Gebrauche für feine Vorlefungen, 
Xo wie auch zum Selbftunterricht entworfen 
von /. Chr. Fr. GraumüUer, der WW. Doctor 
und Privatlehrer zu Jena u. f. w. Nebft einer 
Vorrede vom Hn. Geh. Hofrath Grüner. lAn- 
Vm u. 435S. gr.8. (ßRthlr. 6 gr.) 
Der Plan und Hauptzweck diefer nützliche 
Schrift ift, die bekannten, vornehmlich europäi- 
fchen Pflanzengattun^en in fTftematifcher Ordnung 
aufzuftellen, und, wie der Vorredner fagt, „vorzüg- 
lich dem Anfänger das Mühfame in der Auffuchui^ 
der Pflanzen zu erleichtem, die Beftimmung a2 
Pflanzeiigattung durch das Analyfiren zu befördern.^« 
Hr. QräuniüUer, der in Jena feit mOaetenJäbxen die 



4dt 



M X R Z 



i 8 « S- 



Afift 



Botanik tnitfl^yfoll ^ekHrt, ttitd noch überdiefs dardi 
einige Schriften feine botanifchen KenutnifTe be- 
gründet liÄ^, fcheint in der ClatTification Fkunhergs 
Verbeflerung und Abänderung des linneifchenSexual- 
fydems am meinen gefolgt zu feyn. £t hat nämlich 
nur so Claffen aüfgeßellt» und die si, so und S3 
ClaiTe nach der Zalil, Stellung und Verwachfung der 
Stanbgef^fse in die erfteren ClalTen yertheilt. Dem- 
nach hnden lieh die Gattungen Salix und Fraxinus 
in der z^pmeyten, Betula und Morus in der vierten, 
Acer in der achten ^ und JüniperuSf Tkmaf JPinus 
in der fechzehnten ClaiTe vu L w. Wir verkennen 
keineswegs den Scharfiinn , welchen der Vf. bey der 
Anordnung und Stellung der in diefem Werk« abfle- 
faandelten Gattungen bewiefen hat; iudeffen wird 
man, ohne Kec. Erinnerung, fchon von felbft ein- 
fehen, dafs bej jeder tyftematifchen Stellung der 
Pflanzengattungen fich niancherley Schwierigkeiten 
darbieten , und dafs bey dem gröfsten Beßreben, das 
linneifche Syftem brauchbarer zu machen, und eine 
kürzere und zvveckmäfsigere Methode vorzulegen, 
dennoch Fehler entliehen , wovon nicht leicht ein 
Sjftem frey ift, befonders dann, wenn alle ClalTeii 
nach der Zahl und Verwachfung der Staubgefäfse ge- 
bildet und eingetheilt werden ; denn es haben viel- 
fältige Beobachtungen und Erfahrungen gelehrt, dafs 
manche Pflanzen nach 'der Verfchiedenheit ihrer 
StandÖFter, der Himmelsftriche u. f. w- in Hin- 
fiebt* auf die Zahl ihrer Staubfäden und der übrigen 
Blumentheile fehr oft variiren, auch nicht feiten 
-aus einem M onöciften ein Polygamift eutfteht. Diele 
Schwierigkeiten , welche die variirenden Gattungen 
darbieten, glaubt der Vf. dadurch gehoben zu ha- 
ben , dafs er den Namen jeder Gattung in derjenigen 
ClaiTe anzeigte 1 zu welcher einzelne odef- mehrere 
Arten gehören. Allein Rec. . zweifelt , dafs diefe Me- 
thode dem Anfänger das Auffuchen und - die Beftim- 
mungder Pflanzen erleichtert, und dafs die häufl- 
gen Wiederholungen und Trennungen mancher Gat- 
tungen wcrentliciien Nutzen gewähran. Zum Be- 
lege des Gefügten können folgende Bemerkungen die- 
nen: Die ijdiiang f^aleriMia Ijlnn. enthält Arten, die 
mit 1, 2, 5 und 4 Staubfäden verfehen find, alfo 
mufste diele Gattung , nach des Vfs. Methode, in den 
vier crften Claifen angezeigt werden. In der i Claife 
1 Ordnung find die Gattungskennzeichen , die auf 
diejenigen Arten mit einem Staubfaden paifen, fo 
angegeben : ^^F^aleriana , Baldrian : Blumenkrone 
einblätterig, fünffpaltig, am Grunde höckerig oder 
gefpornt; der einzelne Staubfaden an die Blumen- 
kroue angewachfen; Fruchtknoten unten; Narbe 
einfach oder dreyfpaltig; ein Samenkorn, mit oder 
ohne Haarkrone" u. f. w. Dann ift diefe Gattung 
FaUriana nicht nur in der dritten Clafle , wohin 
fie eigentlich nach Linne gehört, abermals fehr weit- 
liJuftig abgehandelt, fondern auchS. 557 (wo der 
Vf. die blofs weiblichen Bläthen der Pflanzen mit 
ganz getrennten und vermengtön Gefchlechtcm cha- 
Jakterifirt) faft wörtlich wiederholtr Wir könnten 
'eicht nüt mehreren Auftzägen belegen ^ dab der Vf. 



b^ allen feinen guten AbficktQn^ "das Stadium dfr 
Botanik zu erleichtern und angemehm zu machen, 
dennoch dfis Ziel , welche^ er beym flntwurfe feines 
Plans fich vorfteckte , nicht Ccharf ins Auge gefafst, 
und defswegeii in Rückficht auf Cla(Ti|ication nicht 
vollkommen erreicht habe. Da un3 diefe Auszüge 
und Bemerkungen aber zu weit führen würden : fo 
heben wir nur einige Gattungen aus, deren Arten 
variiren, und daher m den Claffen, wohin fie nach 
der Zahl ihrer Staubfäden gehören, angezeigt fejn 
follten. In der 1 ClaiTe : Salj'ola monanära ; sClailQ: 
Moroea diandra^ Holoßeum diandrum; 3 Claffe: 
Triglochin triandrum; 4 Clalle: Cordia tetrandra; 
5 Clafle : 'Ixia pentanära und Lotßingia pentandra 
u. f. w. S. 41 bemerkt der Vf., dafs Phalaris orj" 
zoides Ls. die neue Gattung Leerfia ausmache ; aber 
wir kennen fchon längfi vier Arten von diefer Gat- 
tung, nämlich Leerjia oryzoides^ i. lenticularis^ 
jL. monandra und Z>. hexandra; die beiden letzte- 
ren mufsten allerdings angezeigt werden, L. monan^ 
dra in der erßen , und L. hexandra in der fechften 
Clafl'e. Sodann ift es auf keine Weife zu loben, dafs 
der Vf. die 6 Ordnung der 19 linneifchen ClaiTe bey- 
behalten, und die Gattungen Lobelia ^ Impatiens 
lind. Viola ii^ f. w-.in derfelben aufgeflellt hat ; denn 
diefe Gattungen haben aufser ihren zufammenhän- 
genden, oft nur fch einbar verwach fenen Antheren 
mit den übrigen Gewächfen der 19 Clafl'e durchaus 
nichts gemein , und defswegen find fie von einigen 
Botanikern in die fünfte Clafle aufgenommen wor- 
den. Hätte der Vf. diefe 6 Ordnung weggelaffen : fo 
gewann die 19 Clafle ein natürliches Aniehen. — 

, Was die Diugnofe der Galtungen betrilft : fo hat 
Hr. G' vrirklich Viel geleiftet: alle Theile der Blu- 
me, vom Kelche bis znnv Samen, hat er fehr genau 
und deutlich befchriebcn , und in diefer Hinficht fOi- 
wohl feinen Zuhörern als auch Acn gebildeten Bota- 
niftcn ein recht brauchbares Buch in die Hände ge- 
geben. Nur hie und da find uns einige kleine Ver- 
fehen beygcfallen. Z. B. die Samen vom Lirioden' 
drum follen an kurzen Fäden hangen , aber der Vf. 
hat fich hier geirrt; denn die lanzettförmigen, an 
der Bafis eckig -gekielten Samenbehälter fitzen an 
einem aufrechten Säulchen , und fchliefsen i — 2 Sa- 
* men ein , die nicht an Fäden hängen , wie bey den 
Magnolien. Auch die Saftwerkzeuge, die Lintia 
fämmtlich mit dem Namen Nectarium belegt hat, 
und die bey der Angabe und Befchreibung der Gat- 
tungskennzeichen allerdings berückfichtigt werden 
müllen, find nicht immer hinreichend von einander 
unter fchieden. Bey Scoparia ,z. B. bemerkt zwar 
der Vf., dafs. die Blume im Schlünde behaart fey, 
aber diefer kreisförmig geßellte Haarbüfchel vertritt 
die Stelle einer Safthülfe (JSlttctarylima)^ wodurch 
fich Scoparia fehr gut von anderen nahe verwand- 
ten Gattungen unterfcheiden läfst. So ift auch die 
innere Krone bey ^arcijfus und Fuchßa u. f. w. nur 
alt eine Safthülle zu betrachten. S. 1S7 heifst es: 
^^Fajfißora^ Fafllonsblume ; Honiggeftfse dreyfach, 
blttmeokronförmig; äofiere länger» innerhalb der 



49^5 



J. A« L; Z. : M Ä R' Z f 8 



494 



Blumenblätter denFruchtftiel umgebend, nach oben 
mehr verengt; entweder aus Fäden oder aus einer 
Haut beftehend." Allein das eigentliche Nectarium 
bildet efne hapf - oder keffel förmige Vertiefung und 
fitzt um die Balis des Stempels, wie fchon längft 
9owerby und Chriß. Spreuoel gezeigt haben; die 
fadenförmigen , ©ft fchön gefärbtfen und in liebliche 
Kränze gefammelten Körper find demnach nur Saft- 
decken oder Saftmale. Dagegen hat Hr. G. bey an- 
deren Gattungen, z. B. Jfclepias^ Cynanchum^ Cufcu- 
la u. a., dieBefchreibungen der Nectarien -wt^iter 
ausgeführt und deutlicher dargeftellt. Sehr richtig 
wird Carduus durch die h aar förmige , fitzende Sa* 
menkrone von Cnicus unterichieden ; hej der letz«- 
teren Gattung ift die Samenkrone federartig* So ift 
auch bey Convolvulus und Ipomoea die Geftalt unü 
BefchaflFenheit der Narbe ein ficheres Kennzeichen, 
beide Gattungen von einander zu unterFcheiden- 
Auch bey Iris find die wahren Narben gut befchrie- 
ben; aber nicht Sehkuhr^ lonAcxn Patrick Blair hiit 
fie entdeckt, und den FdffcKer von der Lage und 
Bildu«,;g derfelben unterrichtet. 

Um den Anfänger mit den natürlichen Ver* 
wandtfchaften der öewächfe bekannt zu machet, 
hat der Vf. nicht allein am Ende jeder Gattung die 
natürliche Familie , wozu jede Gattung gehört , an-r 

Sezeigt, fondern' auch von S. z6y^Z95 ci"^ Über» 
cht von dem natürlichen Pflanzenfyftem gegeben, 
' wobey die natürlichen Familien , fo wie de Batjch 
und Jujnieu aufgeftellt haben, zum Grunde gelegt 
find, und wovon wir nur die t ClalTe 1 Ordnung 
ausheben : „Überficht der in diefem Werke vorkoix^* 
menden Gattungen nach dem natürlichen Pflanzen t 



Tyftem von Batfeh: 1 Clftflb. Bnfae^m.' G^wftchfe 
mit fünfblättengen Blumeii. 1 Ordnung. £rugari(H* 
Obgewächfe. 1 Familie. Drupiferag. Steinfrüchjte. 
Prunus Anty^daliu. A Familie* Prockius^ Prockien. 
In B/i^Ar7/f Anleitung zur Kenn tnifs undGefchichie 
der Pflanzen £ Th. fehlt diefe Familie , nur Jujfim 
hat i\e in feinem Syftem in der XIV ClalTe X Orda. 
aufgtftellt, und ihr folgende Gattungen zugezählt: 
ligareOf J^lhna, ProeMa^ HlrteUa^ die aber unbr 
Vf. defs wegen nicht angezeigt hat, weil (ie alle 
exotifch find und inneclialb der Wendekreife wob- 
ncn^ ^ Familie» Ponuferae. Kernfrüchte. Aibes^ 
Crataegus f SorbuSf Mtfpilus, Pyrus. 4 Familie. 
Sf'lraeae, Spierpflansen. Spiraea^ DieCe Gattui^ 
-zähl t Batfeh zur vorbergehendefi Familie. 5 Familie. 
Seriticojae. Rofenartige Gewächfe« Sanguiforba^ 
yiicheuuUa^ SibbaltUa^ y^grimonim, Boja, Mubus^ 
Dryas^ Qeumy Potentilla^ Pragariu^ Comarum^ 
Torme^ifilla^ Poierlum^ Cliffortia» 6Faniilie. Myr* 
toideae.- Myrtengewächfe. Myrtus^ ßuniea^ FAh 
ladelphus. — Nach diefer Methode hat der^Vf. alle 
Gattungen , die in diefem Werke abgehandelt find, 
in 7 Clailen eingetheilt; die 8 ClalFe, welche S« 337 
nur angezeigt ifi , enthält kryptogamifche Ge wächfe, 
wovon aber hier keine Gattung vorkommt. Auf 
gleiche Weife wird eine kurze Uberficht der Pflan- 
zengattungen und Familien nach dem jtifjieufckm 
natürlichen PAanzenfyfteme gegeben, pem Ganzen 
folgt ein lateinifch-deiitfcheft Kegißer, das mit un- 
verkennbarem Fleibe zufammengetragen ift« und 
wodurch dem Anfänger das Auffuchen der ClaiTcin 
und Pflanzengattungen, die in diefem. Werke vor- 
kommen;, erleichtert i/vdrd^ {>, 



4P 



KURZE 



ANZEIGEN« 



BoTAHiS* Berlin» b. Maurer; Der deutfche Qhjl'- und 
Frucht' Gärtner f oder Anweijung^ wie man Obßbäume aus 
dem Kern erziehen und fie in der Folge warten f oll ^ aus viel" 
jähriger praktifcher Erfahrung miigeüieilt. Ncbft Anwtir 
rang cur vonheilhaftellen Anlegung von GlathAufem und 

'zur Treibting von Baum«* und anderen Frucht -Geivächfen, 
wie auch einieen Bemerkungen aber Vertilgung der Haupeu 
und anderen Infecten, und von Zubereitung dci Düngers 
und Anlegung von iViiftbeeten , von Jug. H ilh, Manteuj}(d, 
j8i«. IV u. t6aS. > Mit 5 Kupf, C *8 g^^O l» der Voi> 

• rede fagt der Vf. : „Ich bin fehr weit entfernt . nach zu rüh- 
men, dafa ich in der Gaitenknufi fchon ganz vollKoninien wäre : 
vielmehr wOrde ich es fehr gern fehen, T^enn mir Jemand 

' hie und da mit grünti lieber Belebning an die Hand geben 

'wollte.** Diefe freymfltbigen Änfaeruugen finden fioh in die? 
Der Schrift beftitigt ; denn Rec. hat bey Durohiefung deifeU 
ben fehr wenig gefunden , was nicht fchon in ilteren Hfl- 
ehern , «. B. in aev Gartenkuufl von Blott , welche der Vf. 
in Hinficht auf die Anordnung der abgehandelten Gegenftftude 
am meiften benuut hat, deutlicher gelehrt wire. IndelTen 
Können die Abhandlungen Aber die Erziehung und Verede* 
lung der ObftbSume denjenigen Pomologen und Freunden 
der Obftcultur, die Chriß* s und DieVs bchriften. nicht be- 
fitzen , zur Belehrung dienen. Auch .Aber die Erbauung und 
Bintheiluiig der Ocwtchahinfcr » . TrftiMmft^n und Miftbeete 



redet der Vf. ausf&hrlich , aber defto Itürzer find die in 6tr- 
ten bekannten Geniüfe ^ w Erbfen , Bohnen u. f. w. , behaa- 
delt. Die angeriebenen Mittel , die Raunen und andere » den 
Pflanzen fchidliche Infecten zu vortreinen, find nicht nur 
lülgemein bekannt, fondem auch von geiinger Wirkung, 
wie z. B. Tabaksfiengel in Wafler zu kochen , und mit dem 
Decoct die Pflanzen , «uf denen Infecten fitzen , zn bcfpritsen 
11. f. w, Gryllus TalpaLinn.f IVlatil Wf^-figrjilo , welche dfr 
Vf. S. 160 mit Unrecht Reitwurm nennt , und zu den W Ar- 
inern zahlt, kann nach Rec, Verfuplie dadurch getOdtet vrer- 
den, dafs man die Höhle zti ihrem Nefie aiüTucLt, etwa 
einen oder zwej- Fingerhüte voll Öl hineinlaufen lifat und 
daim Wafler hinterher gielst. Um die Regenwfirmtrr zu 
vertreiben, lifst der Tf. Afche von Steinkohlen in die £nk 
graben, oder diefelbe-auf den Ganenbeeten ausAreuen» viro- 
von die Regen wfirmer augenblicklich Aerben follen. — Von 
dem fchwarzen Mehithau fcheint der Vf. noch keinen kla- 
ren Begriff zn haben , wenn er .8. i6a lagt: „t ec t^i'vrune 
Mehithau i& ein den Kir£chbAumen fehr fchldUches In- 
feot'MI Hat 'etwa der Vf. die Excremente von Blau Läufen 
filr Mehithau angefehen? Genug, um zu beweifen, da(t 
dem Vf. blofs um die Herausgabe einet Gartenbuchs zu tJbun 
war, wodurch aber keineawiga di» GutraJutnft einBe«i||zf- 
nifs welliger «rhdtAA.bat, 

— tr — 



■iwi 



495 



JEN AIS CHE 



A^ 



ALLGEMEINE LITE RA TÜR -ZEITUNG 



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MÄRZ 1813- 



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GESCHICHTE. 

' Kahlsruri 9 b. Macklot •: Beyträge zur KunJU ämr 
Sffentlichtn Conßitutioh Deutjchlands im Mit- 
amr. Von Di;. Chfißian Ludwig "Pfaffe grofi- 
herzo^tich-heirifchein HofratU* »Qog. 395 s. 3* 
(i Rthln 16 gr.; 

U m den gercfllfcliaftTichÄn Zuftand der Völker zja 
wiirdigen , und den Gan^ vieler Begebenheiten zu 
verftehn^ ift die Renntnib der Regierun^s formen 
unentbehrlich; fehr verfchieden aber ftnd die Grade 
der darauf zu richtenden Aüfmerkfamkeit und For- 
fchung, je nachdem die Vcrfaflung frej «nd zufam- 
mengefetzt , oder ujrfrey und einfach , alfo die Lan- 
desgefchichte mehr oder weniger fruchtbar und lehr- 
reich ift durch lieben und Bewegung aller Stände^ 
durch J&piel der Leiden fchaften , und Wechfel der Be- 
gebenheiten, Daher ift die hiftorifche Wichtigkeit 
jnancher grofser Staaten viel geringer^ als die man- 
cher Meiner. Von allen da gewefenen bürgerlich ea 
Verfaffungen verlangen die de« claffifchenAUerthumÄ 
und die des gemjanifchen Mittelalter« ohpe Ver- 
jgleichung am meiden das Studium des Gefchicht- 
ffeundes uud Staatsmanns! fo allgemein glauben 
Hvir näjnlich beide Be«ie.miungejn faffea zu dürfen, 
da, be^ alier Verfchiedenheit der Staatsgebäude des 
Alterthums in Anfehung der inneren Einrichtung, 
doch durchaus einerley Rifs und Anlage wahrzunehi- 
inen ift, und eben fo die ^us der fränkifchen Ver- 
falTnng hervorgegangenen , und ihr nachgebildeten 
Staatsforipen diefen ^emeinfchaftlichep Urfprung 
nicht yeileugnen. Wie mangelhaft unfere Rennt- 
^ifs manches Einzelnen felbft der VerfalTung desMit*- 
Jelalters noch fej, erkennt am^meiften, wer durch 
Beruf un^l Neigung auf genauere Unterfuchung die- 
]res Zeitraums geführt wurde, eines Zeitraums, der 
ohne Übeictreibung der wicluigße und reichhaltigße 
der Weltgefchichtfr genannt werden kann, Bey träge^ 
zur Kenntnifs deffelben, Aufhellung bisher dx^nkler 
Seiten, Auflöfung verwickelter Theile, Berichti- 
'gung irriger Vorftellungen : das find Verdienfte um 
4ie Gefchichte, die defto höher zu fchätzen find, je 
mehr ßch unter ^^n Staatsmännern Deutfchlands 
"dieStimmung verliert, ihre Nebenftunden der vater- 
ländiTclien Vorzeit^ und der Forfchung über Gegen^ 
fiände zu widmen, die ihren amtlichen Befchäftip 
gungen am mciften entfprechen. 

Zu folchen Erwartungen hielten wir uns von 
dem vorliegenden Buche, dem Titel zufolge, für 
berechtigt; wir übernahmen die Anzeige bereitwil- 
J. A. L» Z. i8i3* Erßer Band. 



)ig. .Nach bängter Kenntnifs des Inhaltt träten tr!r 
;gern zurück; denn es thut uns wehe, in Recenfio- 
nen nur Tadel .ausfprechen zu müflen, da ^ie Ver- 
falTer unbedingt getadelter Werke nicht feiten Män- 
ner find , die in ihren Wirkungskreifen die öffentli- 
jche Achtung geniefsen und verdienen. Das Nacfi- 
theiligfte, was wir von der gegenwärtigen Schrift 
fagen mülFen , ift« dafs fie keineswegs Bey träge ent- 
hält, fondern Zufammenftellunsen hinlänglich be- 
kannter Dinge« genommen aus folgenden theils Ge- 
f^hichtfchreibern, theils Staats - und Kirchen - Rechls« 
lehrejrn: Mäjer, Kraufe^ Pütter 9 Schmidt ^ fVeuekf 
JKindUnger, Spittler^ Fifcher (HandeisgeCchichteL 
Clefs, fVe gelin ^ Schöpflin^ Kremer ^ Falkenßeim^ 
Couringj, .Heineccius 9 Strüben^ Datt^ Malbtanep 
£ifenhart 9 Böhmer , $artori^ Günderode^ Selehdw^ 
Maler, Biener^ Taßnger, Runde^ Kopp, nebft eini- 

{;en feltener vorkommenden. Die Angabe dieferOuel- 
en gefchieht nicht in Noten, mit kleinerer Schrift, 
fondern fortlaufend im Texte, abet fo, dafs der Ti- 
tel j^des Werkes einzeln abgefetzt, und zwar bej 
jeder wiederholten Anführung wieder voUftändig ab- 

f;edruckt ift , dafs alfo diefe immer wiederkehrenden 
angen Büchertitel einen grofsen Thexl des Werks 
einnehmen; wozu kömmt, dafs nicht feiten die 
ziemlich langen Stellen der Scbrlftfteller felbß, la- 
^teinifch oder deutfch, in den Text aufgenommen 
JBind. ludet» abgefehen davon ; dafs der Vf. nicht, 
"wie der Titel erwarten läfst. Eigenes und Neue» 
^iebt, könnte feine Schrift gleichwohl für Lefer 
nützlich feyn, die fich eine allgemeine Kenntnifs 
4er merkwürdigen und folgenreichen VerfalTung de« 
deutfchen Mittelalters verfchaften wollen. Aber 
auch dazu wird fie fchwerlich zu brauchen fejn. 
Zuvörderft, was jedoch weniger in Betracht kömmt, 
herrfcjit durch das ganze Buch grofsc Unordnung fo^ 
Avohl im Allgemeinen , als im Einzelnen; planmäfsl- 
gc , leichte Anordnung der Sachen ift aber das erfte 
Erfodernifs von Werken , die für Anfänger beftimmt 
find. Hier folgt eine Überficht der Gegen ftände; wir 
wollen fie, zur Erleichterung für unfere Lefer, mit 
römiCchen Zifiern bezeichnen. 

J. Erfte Haupte Abckeilungs Urfpmng des deutfcktn 

Rfichs , diriftiiclie Religion und liirche , Notiz der Rtficlis- 

eenolTen, geograplilfche , geriehtliche , kirchliche Einthci- 

Tnu^, Staatsform, Keiclisbeiieficien, Heerbanne, Fortfetzuug, 

I«^niglic)ie Hofhaliung, römifcbe» Kaifei thum. ♦ 

II. Zwcyte Haupt ^ Abiheüitng : Keicks • und Land - Taffc, 

-ftUgemcine Keiclisgewidteu , Heichsgewaiten über die Un- 

-miuelbareu , über das Reicbsgut, über die, lliuceiialTiai 

der geiHlieben und weltlichen Gruadherrfchalten ; Gewalt 

des Aöiiigs aber die Kiicbe, Gewalt des römirchen Bl- 

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4*7 



lENÄlSCHE ALLQ. LITERATÜR-ZEITUNO. 



4«8 



Ichöfs I Gewalt Jer fibrip^en Birdiöfc , Rcdclispreratzrc- 
biing, Reichsgewaltcn ftber die Städte, weftpliälifchc Ge- 
' richte. 

III. Erßff Buch. BejrtiSge «ur Kunde der Ür-National- 
Conftitiitiou Gennaiiieiit# — . .^ 

ErRe Abtheihing. Öffentliche National • Conftittnioiu 

Äweyte Abtheilune. Privat - National - Conßitutipn# 

Zweytes Buch - fehlt. 

IVrBeytriee mur Kunde der Privat- CouftitutionDctttfcL- 
lands im MittcLilter. 

Auf der letzten Seite bemerkt der Vf. , „tim jo- 
det fremdartige Urtheil zu entfernen", — fein Vor- 
haben fey anfänglich gewefen , in drey befonderen 
j^bhandlun£en den Inhalt diefer Schrift dem Publi- 
cum vorzulegen; zufällig fey das Manufcript, das 
die Öffentliche VerfalFung des IVlfttelalters enthalte, 
zuerß abgedruckt -worden ; darauf habe er fich cnt- 
fchlolfen, Alles in einen Band zu bringen, aber, ^vas 
bereits abgedruckt gewefen, habe nicht können um- 
gedruckt werden. 

Bey diefer Unordnung wird der Gebrauch des 
Werks noch mehr dadurch erfchwert, dafs in den 
beiden Ausführungen übör das Mittelalter gar keine 
Kückficht auf die früheren und fpäteren Zeiten deffel- 
t>en genommen iftr da der Vf. doch wiff6n muls, 
dafs auf diefe Unterfcheidung Vieles ankömmt, dafs 
vom dreyzehnten Jahrhundert an Vieles eine ganz 
andere Gcftalt aniiiinmt , feitdem die Wirkungen der 
LandftSnde, derKurfürftenverfalFung, des entfchiede- 
nen Wahlreichs, des yoUendelei^ Bürgerftandes , des 
eindringenden römifchen Rechts, der Anfänge des 
Süldnerwefens u. f. w. , zufammentrafen. 

Ungeachtet diefer Mängel könnte gleichwohl das 
Werk manche Lefer finden, wäre es nicht in einer 
fo fchwerfälligen, unverßändlichen , gefuchten, ge- 
fchmacklofen , ärgerlich undeutfchen Sprache gc- 
fdiriebeii. — S. 9: „Jene glänzenden Rollen und be- 
deutungsvollen Thatengebilde fränkifcher Vereins- 
vorfteher, die ringsumher ihrem Seyn grofse Deu- 
tung 1 und zu jener merkwürdigen Umwälzung der 
Dinge den Ton angaben, und wodurch eine lange 
Reihe factifcher Fortfehritte und Entwicklungen 
herbeygeführt wurde u. f. w." — S. 1 1 : „Miffiona- 
yicn betraten die heimifchen Termineyen des nordi- 
fchen Heidenthums » redeten zu den dortigen unbe- 
fangenen Kindern der Natur; — der neue Lehr- 
vortrag wälzte natürlicherweife fch warze Schröcken 
auf ihre Seele," — S. 14 : „Man Tparte keine Mit- 
tel, das Chrißenthum auf die Trümmer des nach und 
nach unmerklich, oder mit Gewalt, gefprengten Na- 
tionalreligionsw^fens zuorganifiren.** — S. 126: „Es 
war Sache der Politik, das alte Religionswefen nicht 
auf einmal zu fprengen, fondern ein Grundveften 
deflelben nur nach und nach in Abnahme und Ver- 
fall zu bringen; daher wurde auf den Rumpf delTel- 
ben das neue Gebäude organifirt.^* «^ S« 33: ,,Das 
Seyn der Reichsbeamten wurde, zum Behuf der ob- 
|ectiven Realifirang jenes fchönen Staatseinheitsprin- 
cips, auf Perföulichkeit organihrt, und denfelben nur 
ein, auf ihre individuelle Exiftenz befchränktes. 
Recht an denen zu üben habenden Reichsgeyralten 



BUgeftanden und ertheilt.'* — 8. 4-'* »»Der Reich»* 
hcerbann exiÄirtei v le vormals die alte Genoffen- 
fchaftsmannir , nur zu B e fei tigung gemeiner Rciclis- 
unbilde, und war nicht dazu geeignet , zu Befeiti- 
tigung von P^rivatunbilden genützt werden zu dör- 
fen : indem nun aber doch viele derley abzumachen« 
de Privatunbilde exiftirten u. f. w^.** — „S. 100. 101: 
„Das Seyn der Ni«tionalen, obffhon an fich auf ho- 
he Freyheit organifirt, wurde unmerklich dem neuen 
Wefen der Dinge angepafst, der Beichsoberhaupt- 
-lichkeit, und denen, ihr anklebenden , Rechten hö- 
here Deutung gegeben « in allem Betrachte vervoll- 
Aändiget; die (utatsgenoffenfchaftlichen Handlungen 
de$ mittel- und unmittelbaren Reichsgenoilen wur- 
den civilifiifcb gefchätzt, und überhaupt die Socia- 
lität im Reiche unter einer höhern Anficht ficbtlich 
.gemischt/* — S. 107: „Dafs fich das Seyn der neu- 
en Socialitäu- Gebilde ftädtifcher Art fortbildet." — 
„S. 128- »«Wo der Ritter, inner den moosbewach- 
fenen Mauern feines burglichen Sitzes zu duftem 
Ideen geftimmt, fich wieder erheitern mochte." — 
S. 179:. „Was die nationalgenofTenfchaftliche Mili- 
tairconftitution betrifft : fo wuf de die NationalgenoP- 
fenfchaftheermanhie dur^h die Gaumannien gebil* 
det." — S. 255: „Vorliegcnheiten , die in dem ins 
heilige Dunkel der graueßen Vorzeit gehüllten Ur- ' 
nationalwefen ihren Grund hatten, und als Re- 
fultate der verfchiedenen Nuancen i;nd Schattirun» 
gen deffelben angefehen waren.** — S. fl56« 257: 
„Im alten Teutonien w^ar alles rohe Natur. Der 
Blick weilte da auf fchauerlichen Hainen, dich- 
ten Wäldern, mit ewigpm Schnee bedeckten Ge- 
birgen, und weit fich ausdehnenden Seen und Mo- 
räften; — - da w^ar das Gefiöhn der Bären, des 
Urs, fo wie des heimifchen Uhu*s und Käuz- 
leins Klaggewimmer, hörbar.'* — S. 26ij: „Ganz ver- 
fchieden von all folchen nordifchen rohen Kunß- 
gebilden vi^ar die Anficht der römifchen Kunft - und 
Wiffenfchafts- Vorliegenlieiten.** — S. 273: „Der 
peutfche war ganz Natur, und konnte fich nicht in 
das Convolut der äufseren Vorliegeuheiten finden.** 
— S. 339 • «Die Städte bildeten auf eigenthümliche, 
nach Orts- und Zeitumßänden befiimmte, Principien 
organifirte Gemeinheiten.** 

Bey der grofsen Bekanntfchaft des Vfs. mit den 
vorzüslichßen fowohl reichsgefchichtlichen,als fiaats- 
rechtli^chen Werken, verräth er doch in verfchiedenen 
Stellen, dafs er nicht vollkommen in das Wefen der 
deutfchen VerfalFung eingedrungen iß. Daher das 
nicht feiten vorkommende Halb wahre, die Fehler, 
zu denen er fich durdi andere Schriftfteller verfiih- 
ren läfst, die falfchen Vorftellungen von manchen 
ftaatsrechtlichen VerhältnilTen. Als Belege hiezu mö- 
gen folgende Beyrpiele dienen. S. 23. 2y fteht foU 
gender Satz: „Die Grundherrn waren Reichs (aflen, 
d.h. in dem Reichsbunde befindliche, des Reichs- 
rechts ^ewiirdigte, der Reichsbürgerfchaft ünmitteU 
bar theilhaftige, der Majeßät des Reichs und Ober- 
haupts deffelben mit befonderen, auf alte Freybei- 
ten organifirten« Genoüenfphaftfverplliclmingen vei- 



43» 



MÄRZ 



»8 13- 



430 



, Edle «inci Freygebome Mannen und £rb- 
graiideigenibumsherrn/* Vier Fehler find in dieiein 
Satze enthalten :• hty weitem nicht alle Grundherrn 
waren Reichsfaflen ; ihr VerhäUnifs zum Reichsober- 
hanpte beruhte nicht auf dem urrpriingliclienZufian- 
dc der Freybeit; es waren anfänglich nnd lange Zeit 
nicht lauter Freygebome ; und die wenigften w^arei^ 
£igenthtimen ») Bey weitem nicht alle Grund- 
herrn waren ReichsfalTen : zu den letzteren gehör- 
ten ja nur die unmittelbaren Reichsvafallen» und die 
Rcichtfreyherren (Alodialbeützer); Grundherren aber 
muITen doch auch die vielen Territorialvafallen oder 
Landfaflen genannt werden» aus denen der niedere 
lAdel entftanden iß. Denn w^ollte man jene Benen- 
nung den mittelbareil Vafallen des Reichs abfpre* 
eben: fo dürften de auch den unmittelbaren nicht 
sakommen* Auch & 17 und 18 denkt der Vf. nicht 
an den w^erdenden niederen Adel » der die (gegebe* 
den oder übertragenen) fürftlichen Lehngüter erblich 
inne hatten fondern Tcrfteht unter, den mittelbareu 
ReichsgenoITen die Gutsunterthanen oder Hinterfaf- 
fen, und diefe nennt er Land fallen. Di^ Stifts-Mi- 
nißerialen aber» welche der Vogt in das Feld führ- 
te, werden S. 40 unmittelbare Reichsgenoflen ge- 
nannt. 8) Dem Verhältnifs der unmittelbaren wie 
dt;r mittelbaren ReichsvafaHen zum Könige lag ur- 
fprünglich kein Znftand von Freybeit zum Grunde» 
"weder von perfönlicher noch dinglicher, w^er von 
privatrechthcher noch ßaatsrechtlicher. Erweislich 
find die Reichsminifterialen und Vafallen entftanden 
aus den ehemaligen fogenannten Leuten fowohl der 
Könige» aU derjenigen Stammfürften, die von den 
überlegenen falifchen Franken abhängig gemacht 
'Würden, und nun denfelben ihre Contingente lie- 
fern mufsten. Diefe königlichen und fürftlichen 
Liute aber waren urfprünglich unfrey, mufsten üch 
von ihren Dienftherrn vertaufchen, verfchenken, ver- 
kaufen, als Geifseln überliefern laffen; irrig behaup- 
tet der Vf. S. 245, die alten deutfchen Kriegsgefolge 
Ityen „auf^hohe Freyhcit organifirt** gewefen. Die 
Undesminißerialen und Vafallen und verjüngte 
Reichsminifterialen: was von jenen im Groften, das 
gilt von diefen im Kleinen. — 3) Bis zum drey- 
zt:bnten Jahrhundert war^n die unmittel baren Grund- 
herren nicht lauter Freygeborne: ungeachtet ihre 
Bienft- und Lehn-Güter oft von beträchtlichem Um- 
fange waren, und fte diefelben erblich befafsen, auch 
am Hoflager grofse Auszeichnung genoITen, fogar ge» 
Wiffe Rechte bey der Landesverwaltung ausübten, 
nmfsten fie doch über fich, als Uufreye, Ichalten la|| 
Jen. 4) Eigenthümer ihrer Ländereyen waren die 
irenigfien Grundherren 2 das Lehn wefen war allge- 
mein ; der alte Reichsfreyherrnftand ward von We- 
nigen behauptet. — Wenn es S. 30 heifst: der 
Herzog fey nur von Herzogen, der Graf nur von 
Crafen u. f. W. gerichtet worden : fo ift diefes eine 
IJbertreiljung des Gerichtsgrundfatzes : par parem. 
Vber einen ReichsunmittelbaMn Ipxachen die Reichi» 
beamten der Provinz ohne Untcrfchied des Ranges, 
B.R, ein und dall'elbt Fürfttnrfdit m W^rm» 1156 



verurtheiltc einen ErzbifchoiF von Mains, einen 
Rheinpfalzgrafen, und zehn Grafen <0**ä 'FrUhni^nh 
de ^eßis Friderici I^ Hb. IL c ßS)- , I»^ Sachfen, wie 
in jedem Herzogthum, war nur ein Herzog: aber 
Heinrich IV holte das Gutachten der ^^prinnpum Sa- 
xofiiae** ein, als er den Herzog Otto von Baiem ab- 
fetzen wollte, f^ifuod (Ctto Jux) ex his oriundus 
5^k.** {Lambert. Schaßnab. ad a. lo^o). Von der 
Natur der Reichsftand(chaft fowohl überhaupt, als 
der Reichsprälaten insbefondere, find die BegriftV 
des Vfs, nicht hell genug. Wie hätte er fonft S. 3^7 
fchreiben Können: „es ward endlich beynahe^ Re- 
gel, ein Reicbsftand muffe mittelbar oder unmittel- 
bar des Reichs Lehnmann feyn." — Nicht „i^- 
woÄtf", fondern vo/ZAonfiTi^ii war es Regel, es war 
Hauptbedingung in den Lehnregierungen des Mittel- 
alters , und ihr eigentliches Wefen , dafs jede ißuts- 
herrfchdft (und von folchen handelt der Vf. in der 
angeführten Stelle), um ein Standfchaftsrecht auszu- 
üben (Reichs- oder Land- Stand fchaft^, von dem 
Landesherm auch in Lehnabhängigkeit ftehen mufs- 
te. Blbfs ilie Standfchaft der Städte, Jpäter entftan- 
den , wich von der Regel ab , und gründete fich auf 
gemeinfchaftliches Eigenth'um. Rein Reichsumnit- 
telbarer konnte demnach Reicbsftand feyn , wenn et 
nicht unmittelbarer Reichsvafall war. Wenn aber 
in der angegebenen Stelle gefagt wird: mittelbar 
oder unmittelbar u. f. w. : fo ift diefes ein Irrthum J 
mittelbare Reich svaf allen , d. i. Territorialvafallen, 
konnten , dem Wefen der Verfaffung zufolge , keine 
Reichsftandfcbaft haben. — S. 64. 65 : „Jedes Reichs- 
herzogthum war ermächtigt, durch feinen Herzog 
als Repräfentanten , die Reichsverfammlung zu be^ 
fehicken^ und das, denen Herzogen gebührende, 
reichstägliche Repräfentantfchaftsrecht war Anno- 
xum und Folge ihrer reichsherzoglichen Würde, In 
befonderem Betracht gebührte auch denen Graffchaf- 
ten Reichsftandfcbaft , und denen Grafen reichstäg- 
liches Repräfentantfchaftsrecht.'' — Diefe Vorftel- 
lung ift ganz gegen das vormalige Staatsrecht. Frey- 
lich ift, was in der Politik Repräfentation heifst, 
im Mittelalter entftanden , auf Veranlailung der 
Stifter, Klöfter und unmittelbaren Städte, die, 
als ideale Perfonen , durch wirkliche vorgeftellt 
werden mufsten. (Die jährlich gewählten Mitglie- 
der des Ratbs in Athen können nicht Repräfentanten 
ihrer ({)uXi; genannt werden; und weiter findet fich 
imAlt^rthum keine Einrichtung, die einer Repräfen» 
tation nur nahekäme.) Dafs aber der Vf. den Herzog- 
tfaümern und Graffchaften die Reicbsftand fchaft bey- 
Icgt, und die Herzoge und Grafen ßlr Bevollmäch- 
tigte hält , die im Samen ihrer freyen Einjajfen auf 
Reichstagen gefprochen hätten , ift ein auffallender 
Irrthum. Die Reichsftandfcbaft der Herzoge und 
Grafen beruhte ja nicht auf einem Sachen* 
recht der Landjajjen ihrer Provinzen , fondern fie 
war eine Ferbindlichkeit der Reichsminißerialen. 
Auch von dem. Grunde, auf welchem die Reichs- 
ftandfcbaft der Reichsprälaten beruhte, und über- 
haupt von den ftaaurechtlichen Verbäliniffen derfel* 



O 



43i 



I« A. Lt Z. M Ä R Z- i 8 i 3* 



43» 



beut find die Vorftellnngen de« Vf«, mangelhaft. 
l>Afo aieie Männer ein Interefl*e an dei^ Reichsange- 
leeenheiten ba'ben tnuftten, dafs üe» als Gelehrte^ bey 
öffentlichen Verhandlungen, wo fchriftliche Aus- 
fertigungen nothwendig -wTirden , nicht entbehrt 
vrerden konnten, S. 65f ift bekanntlich nicht der 
Grund der Reichsdandfchaft ihrer geifilicheil Gefeilt 
fchaften, fondem, g^mäfs der fränkifch'deutfchen 
Grundverfaffung, die Hochftifter und Reichsabteyen 
waren defshalb reichsßändifch, weil lie Reichsle^ 
henbefafsen (wie noch in England die 26Reichsprä-^ 
laten, wegen der Staatslehen ihrer Stifter, Sitz und 
Stimme im Öberhaufe haben , der Bifchof von So- 
dor und Man aber äusgefchloITeii ift-, "weil zu der 
Zeit, aU die Pariamentsvcfrfaffung ßch bildete , die 
LXnderejen feines Stifts blof^e Privatlehen waren).* 
Irrig werden auth S. 57 die Würden der Reichsprä- 
laten denen der Herzoge und Grafen völlig gleich 



geftellt, und JinchshenefiHmt genannt AJWrdisi« 
wurden vor den wormfer Concordaten die bi- 
fchöflichen Stellen meiftentheils' von dem Könige 
vergeben ; aber erwägt nian die Sache genau : fo ef- 
giebt fich , dafs bierin die Könige ihre Eigenfchaft 
als Lehnherrn der Stiftsgiiter geltend gemacht , dab 
lie den Bifchof nicht als Obergeiftlichent foiulem 
^1s iLehninann inveftirt haben, welches von ihnen 
abhing. Pas tius der ^heften chriftlichen Oefell- 
fcbaftsverfalTung herflammende Recht der Oemein- 
d'en; ihre Geißlichen zu wählen, nachher übergegan- 
gen' in ein collegialifches Recht der Cattonicorum^ 
)iam mV |n Vergelleiiheit , Ward nicht Xelten ausge- 
übt, wenn auch gröfstentheils in dem merkwürdi- 
gen , bis %vi den gekannten ÜMcordaten dauerfide» 
Kampfe zwifchen dem Staatslehnrechte toid dem 
Privatkirchenrechte jenes in den meiften einselaea 
Fällen den Sie|xlavoifi f;r]ig, ' f<W, 



« : 



*P«»i 



•w^-^P^»^ 



KLEIN« SCHRIf^TEN. 



^ KzsiCHBiiOESCMiQBTE. QÖUißgen^ b. X)jm|iwerts ; Grumd^ 
ÜmieH d^ Oefehichte der kirchlichen Literatur der firfien fechs 
Jahrhunderte znxn Gebrauch bey Vorle funken gezD|;en von IL 
J. Pefialozzif Repetent, der theoL Facult. su Gdttuigen* ißi^ 

S6 S, R. (\2gr*) In den einleitenden Bemprhßnf^en wird von 
em Begriffe, der Methode, der Anordnung und Abthei- 
Inng der Gefchiclite der kiiichlichen Literatur überhaupt und 
ihrem Verhältniffe zu deh übrigen Theiliün der KircltcxißCT 
fchichte gehandelt. Die Grundlinien felbft fchiSnken iich 
auf die J^hs erften Jahrhunderte ein. Rec. hat fchon lan* 

tre gewüufcht, dafs ein^ deutfcber Gejebiter ein Weik lie* 
ern xnöcUte, welches die kirclilicbe lind theolbgifche Lite* 
ratur liütorifch darflelhc und, neb^ eigenem Studium, da) 
}>c(le vereinigte, was in Fahricius, Dupin , Omdin , CriUietf ' 
Cave und noch manchen Anderen zerureut Hegt, und wel- 
ches«eiiien mäfsieen Umfang h&tte. Ein folches W^i'k War* 
4ie von einer Oefchichte der theologifchen pp^tffenfchafteni wie 
fie namentlich Stuudlin feit den zTeiten der Wiederherftet 
lunf der WifTenfcluften geliefert hat , verfchieden ttjn ; ^s 
xnitiste weit umf äffender re3m und mehi* ins ^inzelnf gev 
hen , es müfste die mOgliphAe Vollß^ndigkeit haben • de^mi 
>ur Literatur gehört fear Vieles, was nicht zur ff'ljfen* 
fchaft gehört und in ihr keine Aufm^kfamkeit verdien^. 
"Bey der Gefchichte der Winenfchaft denkt man an ein i^ 
ftematifches Ganzes, an die vei-fchiedenen .Verfuche, ei|i 
folches zu bilden , a|i die Schriften , welche theilwpife 
jdazu bey getragen haben , an Principien , Methoden | das 
Unterfcheidende der verfcluedenen Scliulen, an das Höhere 
der Literatur. Doch Kennern brauchen wir diefen Unterfclüed 
nicht weiter zu erkliren» In der Gefchichte der kirchlichen 
Literatur mache das eine, beiondere Schwierigkeit , das Gaijze 
gehörig anzuordnen und einzutheilen, Uterarifcheyollitdndig.T 
Keit und Genauigkeit mit der hiflorifchen Forin zu yerbindent 
Hr. P, w^iU, w^ie natürlich, das Ganze in Perioden abge^ 
^tlieilt wiflen. Jede Periode aber foll einen aUgemeinen 'und 
he f anderen Theil unofalTen. Ehe eine foldie Gerohidite» 
fagc er, was freylich immer als ihr Hauptzweck zu be» 
^rächten iß, an die Schilderunfi' der Schriften und Schritu 
fteller jedes Zeitalters ^eht, dringt lie in den eig^nthiimlir 
chen allgemeinen kirdilichen Geiit diefe« Zeitalter« ein , und 
entw^ickelt atf^ demfelben die Urfachen, welche den Cha^ 
rakter der Schriftea und SchriftHeller in demfelben b^ 



^nnmt und geleitet haben , be/limmen und leiten mufsten. 
Aufserdcra foTlen in dem allgemeinen Theiie jeder Periode 
die in diefclbe gehörigen Schriften, nach ütfrn llaupczwe- 
cken und ' GejgenTtJfndcfi , genau clafüEcirt und tabellaiif^ 
in Ficher ^e£radic werdent Per fppcielle Theil aber foÜ 
zeigen. Wie üch der im aile;;^meinen Theiie in allen fei« 
Uen Haupr r Und Nebenbezienungen entwickelte C har ak ter 
der kirchlichen Literatur in den Schriften der ▼lerfchiedd' 
pen Schriftfieller ikuegefprocheu hat, £r foll nicht etwa 
die SchiiftjfteUer ^ der«n Schriften in die nämliche CliiTe 

Sehören» aufser der Zeitorduung an einander reihen, fon« 
ern chronologifch veifahren , doch fo , dafs er die Schrift- 
Heller, welche in der nämlichen {Sprache gefchrieben hf 
hen,' verbindet; er foU auch diejenige Schriftßellor aufr 
nehmen , von. djpren LebensumitJUiden nur^ fchwach« Spuren 
vorhanden, und dercfi Schriftep bis auf Titel oder wenige 
Fragmente untergegangen find, die pbrigen aber nach dm 
Hauptmomenten ihres Lebens und ihrer Schriften dar^ 
ien. Nach diefet Idee hat der Vf. d^ Skiagraphie d« 
Gefchidite der kirchlichen Literatur in (^en er#en fechs 
Jdirhunderten geliefert. Wir Enden den Plan fehr über» 
^cht und angemeflen ; nur dünkt uns , dafs in dem all|jeniei* 
nen Tlieile die CalTiiicationen der Schriften n#ch ihrem 
Inhake fchon fo fehr ins Einaclne £ehen, dafs hier Man» 
phes vjDrkonsmen mufs^ was eigentlich in den fpeciellfa 
Theil gehört, oder viele YViedtiholuncen eintreten müt» 
feil. per aligemeine Theil müfste . ßch unferes En^kteBl 
mciir an das wirklich Allgemeine und an die Haupcdaflca 
der Schriften halten. Wir muntern dipfen hoffnungsvolle« 
jungen Mann auf, feinp Beoühungeu lernerhin dielem ¥¥ 
oko zu widuien. J^» 

ScHöni KüNSTS. Lffipiigt % HoAntübr u. KAhaeli 

Jfi DueUini per dne voei di ^oprano coW Jccompagusmumtß 
i Piano " Forte, composti da Ferd. Pär, Par$e L 15 S, 
Querfolio, ( 16 gr. ) ' piefe di ey kleine Duette Ifir zwey 
Sbpranftimmen ivcrden ohne Zweifel den mehreren Liebha* 
herinnen des italiänifchen Gefanges um fo mehr willkonwai 
leyn , weil der Vortrag dei'felhen mit keinen Schwieii^kfi« 
ten veri>unden ift* t)brig«fis ifl du Angenehme und Flielsca* 
de der p^fän^e ie% . JfS* fchon beluuuu genug. 



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MVrii 



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ALLGEMEINE LITERATüa-ZEITUNCr 



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M Ä R Z , I S ^ 3* 



£Jll>B£ SCffnEIJB UN-0, 

l)FAiki8, b.'Biiiflbn:: PrM^ de la Oiagraphie wd- 
ver^Ue^ ou descfiptioh ^e toutes les panies äu 
notide 9 Aor un ,plan nouT^an , d*apr^ let eran- 
deä diviskms naturelles cluOlobe; prec^ee ^ 
l'Histoire de la Geograj^hic chtz les Pcuples an- 
ciens et modernes et crune Theorie generale de 
1» Geographie .» .Matfa^atique , Pby«iqne et j?o- 
litique ; et accompagn^ de hartes et Talrleauic 
anaijtiqnes , synqptioti^i et A^mentaireü» et 
d*une Table alphabeiHjtie des noms de Lienx. 
¥n M. Mahe^Brun. Tome i, Mistoire de im 
Oiograpkh. iS^O. 548 S. g. * 

i;) Leipzig» b. Mitzky: MßlterSrmVs ^brijs >der 
aU^emeinen .Geographie , oder BeCchreibüng a1- 
Jer Tbeile der Erde « nac^i einem neuen Plane 
und ^en srorsen iiatürlichen Abtbeilungeii ee- 
mäfs entworfen. Erlier Band. Enthaltei^ die 
'G^fcbichte der'EVdKunde. — Aus dem Fran^ 
Afcben. Herausgegeben von £. ji. PV. v. Zim- 
mermann, ißis. 440 S. Zweyte .Abt^eilung. 
»giß- X u. 467 S. 8* (3 RtMr- i5;gr.) 

XjLus allen wichtigen Werken <ler gebildeteren Na- 
tionen Europens fammelte Hr. Malte • Jirun «nit felur 
ausgebreiteter Belefenheit und einer clüoklichcn 
Gabe^ das Wichtige aufeufaffen , die vorhegende Ar- 
beit. Bey weitem den grörsten Theil des StoiFs ha- 
ben ihm deutfche Schriftfteller wenigftens für dtc- 
U\\ erden Band geliefert; und Jiun holt lieh der 
i)cutrche fein urfprüngliches Eigt^thum , nach aus- 
länd ifchem Zuschnitte umgemodelt« durch eine Über- 
Tetzuiif zunick. So auffallend 4litfs fcheinen jpiagj 
fo billigt dochRec. vollkomniert, dafsHr. t>. ZifrutteV' 
mann als fachkuinliger uiul eiiiftchtsvoller Gelehrter 
im Vurfalz gefafst bat, diefe Arbeit nach Deutsch- 
land zu verplianzcn. Denn find gleich die vorgetra- 
eeiien Eilt Wickelungen für uns nicht neu, oder läfst 
nch au<ii gegen manches Einzelne, welches als neu 
gelten mag, gegründete Einwendung machen: fo 
>vird das Weiük für uns doch ^vichtig, weil es ce- 
järängt und Im gefälligen Gewände die verfchie- 
denenSjftcm.e in ein Ganzes oft mit glücklicher Ei«, 
ficht zu vereinigen weifs, folglich nem Lefer eine 
famePe Überficht gewährt; ferner weil der erfte 
Theil «ine Gcifchichte der Geographie nicht blofs 
für die jjei^en des Alterthums oder de« Mit^teUJ.- 
tcrs* in welchw beiden utis gute Hülfsmittel zi; 
&t:bot€ ßeben, iliefert, fornjcrn dieb ^ewifs I^hwei% 
ijttteniebnien, an welches fich bis jet^t keinP^ut* 

J.A.Im Z. i8i3* ErfurBand. 



If eher wragen wollte , bis auf £e tieu Aea Kekep 
Jfortfetzt. 

Die Gefchiclrte der OcograpWe, weflehe is 
tlei' tJberfetzung in zwey Hälften gethjcilt ift, hat 
zugleich A^n -wohlberechneten , aber mit eini- 
ger Ungleichheit in fler AnuFüiimn^ :beband^)teik 
:Sweck, eine gedrängte Überficht der alten Geogra- 
phie, Act Länder, V&lker, vorzngHchften Städte 
u. f. Av. mit Bemerkung ihrer vorzüglichften Merte- 
Würdigkeiten und Umwandlungen in den verfchie- 
denen Zeiträumen, den Lefem in die Hände zu z^ 
ben , lyelche zwar die Geographie nicht sn ihreili 
befonderen Studium machen» dpch aber über das all- 
gemein Wichtige näher belehrt zu feyn wünfcheii. 
Dabey tritt freylich der Übelftand ein, dafs die mei» 
fien Länder mehr als einmal an die Reihe kommen, 
dafs manche fehr Kurz at^gefertigt werden muffen^ 
andere hingegen, namoiltTich Gallien, und fo via 
•möglich, auch die Nordländer Europens, reichli» 
chere Ausßattung erhalten. Doch bleibt der eigeht^ 
liche Uaiipt^wec^ immer die Darie^ung der einze^ 
ncn geographifchen Syfteme, und dadurch allge- 
meine Überacht der abwechfelnden Eaitenntnifs vom 
den älteften bis auf dieineuetlen Zeiten* Die Mate* 
<riaTien zu feinem Gebäude liefern ihm unter depi 
t^ranzofen befonders Goffelin^ g^^^n delTen Behaup- 
tungen anzuftofi»en er iich fo viel möglich hüte^ 
%venn ihn auch eigene Überzeugung auf andere Spie- 
ren zu leiten fcheint. Nur einmal tritt er, x>bgl^cll 
mitEntfchuldigungen, gegen ihn auf, weil derfelbe 
ßch von den Angaben des I^theas über Thule, welches 
der Däne S. 145 an der Küße von JFülSand wieder fin^- 
det , und über andere nördliche Länder entfernt hat. 
Übrigens nimmt er mit ihm die Verfchiedenheit deir 
^riechifchen Stadienmafse an, und bauet Ach da- 
durch eine äufserß bequeme Brücke, um jede be^ 
ge^nende, Schwierigkeit zu nberßeigen; denn wenä 
die gewöhnliche Art eines gegebenen Mafscs nicht zidr 
Erklärung paffen will: fo wählt er fich nach Believ 
ben eine andere« D^JnviUe wird gewöhnlich, öfters 
jiuch mit Recht, z.B. S. 247^ mit Tadel abgefertigd 
Andere fcanzöfifcbeSchriftfleller treten nur zn weilet 
im Vorbeygehen auf; diefs ift auch der Fall mit den 
^nglifchen, wo der einzige Rennel häufig benutzt^ 
auch zuweilen genaffint w»t<L Aber wer ynollte di* 
Menge der deutfchen und dänifchen aufzählen, dercrt 
Schriften, bedeutende und unbedeutende, nanaontlicb 
angeführt, und in derThat »it Einficht benutzt wer- 
ben? Nur die, welche für ganze Abfchmtte feii]^ 
Führer find, wollen wir benie&en und zugleich depf 
Gang der ganzen Bel^dlung vQr ^Uigei| l^es. 

55 ' 



455 



JENAUCHE;^ ALDO. UTERATUa^ZEITUSG« 



436 



^ \ Di« erfieBneh vcrlbreitet fich ühet die in derBi- 
1)d TOl-handctierr äFteften geograpbJfchcn -A^gabenr 
ivelchen er, ivie billig, keine grofse Ausdehnung 
giebty und nicht die Abltaminung aller Völker aus Gfir 
neÜÄ X und dem Thurm von Babel ableitet. Sein Ge- 
-Währ^mann ift hier vorzüglich Michaielisi Daft er 
Eichhorns xL'ichtigfie hieher gehörige Schriften ver^ 
nachläffigt, und nur kleinere Abhandlungen von ihm 
f>€f Nebenumftänden gebraucht, ift auffallend.^ An 
den Orient fchliefsen fich unmittelbar die Begriffe der 
äheftfn Griechen über die GeftaU Ui f. -vv- der £rde; 
Hr.M^ entwickelt fie liürz, aber gediegen, nach f^ojs, 
den er uur in einzelnen Angaben verläfst, wenn ^ 
si, fi. den Hades jenfeit des Qkeanos auf ebener £rde 
annimmt.. Da» zweyte Buch ift den Reffen und 
Kenntniffen Herodots gewidmet, wekhe er, £6 wie 
die Hauptinomente über die Geographie feines Jahr- 
Jiunderts» gedrängt n^ch Mannert vorträgt j, delfen 
Leitunff er von nun an den ganzen Band hindurch 
/ol^t , fich aber vor dem Vorwurfe eines Plakats , in 
HüCk&cht auf diefen und :die übrigen Schriftfteller, 
welchen er folgt,, durch eine künftliche Wendung 
zn entziehen weifs. £r ftellt die einzelnen Sätze in 

f;utgeordnetcr Verbindung fo auf, dafs jeder Lefer fie 
ür*eigenthüml^hcForfchung desVfs. zu halten ver- 
leitet vnrd, fülnrt auch äufserft fleifsig die zur Sache 
gehörigen Belege an, und citirt dann hej irgend ^i- 
>icm Nebenumftande den neueren Geographen, aus 
delTcn Quelle er fchöpftc Auf diefe Weile Kommen 
den ganzen Thcil hindurch abwechfelnd an ihre 
Itcihe Heeren f Bayer ^ Sprengel^ TVahU öattprer^ 
Heyne j ^Suhtn ^ Ekhel^ I^iehuhr^ und aufser vielen 
anderen deutfchen und anderen Schriftftellern auch 
.der Engländer Rennet^ den %x öfters anführt, nur 
S* S98 f- nicht, wo er aus ihni eine wichtige Ab- 
handlung über die Garamanten und Phazania oder 
^as heutige Fezzon,' und die Strafse nach dem in- 
neren Afrika entlehnt. Das dritte und vierte Buch 
^verbreitet fich über die verfchiedenen Syfteme der 
fpätcren Griechen bis auf Sirabo; wobey er febr 
kurz über das Scientififche in des Eratofthenes Sy- 
fteme weggeht , um die liauptfchwierigkeitcn, wel-- 
che der Annahme verfchiedener Art^n von Stadien 
entgegen ftehen, mit wenigen Worten S. 124 befei- 
^en zu können. Das fünfte und die Folgenden Bü- 
cher find aus fchliefsen d der Geographie des Strabo 
gewidmet, fo dafs die Angaben dcsPyrticas, Plinius, 
Tacitus u. f. w. mit in den Umfang verwebt wer- 
den. Öier erft, wo Hr. Ü/. jedes Land der bekann- 
ten Erde durchwandert, um die Abänderungen, das 
Wachfen und Fallen der KenntnilTe in jedem einzel- 
ne^i aufzufalTeo , wird er ausführlicher, und verbin- 
det eine kurzgefafste alte Geographie mit feineni 
Zwecke der Gefchichte und DantelJuns der Syfteme. 
Das 14 buch beendigt die Gefchichte der römifchcn 
Entdeckungen vor der durch die Völkerwanderung 
herbeygeführten grofsen Bevolution , und bcfchreibt 
die von den Römern angefangene mathematifche 
Geographie. Ptolemäus wird getadelt; Gojfelin und 
Mannen find die Führer des Vff* Das 15 Xf ucli-^nt- 



hälc die GeCchichte der Erdkunde -wütend: der VH- 
kerliranderung bi» god. Das 16- B. beCcUreibi den 
Verfall der Geographie in Europa. B. 17. Keifen 
der Narmänuer oder Scandinavier J. 800 -^ 1380. 
B. i8- Überblick der europäifchen Reifenden und 
Geographen von 1000 — i4oo» Befonders auch von 
den kaufmännifchen Reifen. B. ig. Reifen von 
Ofcelin, Garpia, Rubruquis und Marco Polo 1245 
bis 1S90. B. flo» Reifen von Pegoletti, Haithon, 
Oderich, MandeviTle, Clavijo, Jofaphat U.A. B. fii. 
Entdeckung ' der PortogieSen in Afrika /uad-A^en 
von i4qo — 1543« NiclUs als wörtliche Üherfetzung 
aas SprengeU Gefchichte der geographifchep E^tde- 
.jckungen -S. 371 ff., ^ mit abgefchriebenen Giraten. 
3. 92. Entdeckung Amerika*s 4iirchGolumbn^;[ Ent- 
deckung NeuboUandfr und der oceanifchen Lä[nder, 
Auftralien genannt, 1492— »1809. Ebenfalls aus be- 
kannten Büchern gefchöpft. 

, Aus diefer Darlegung c^r Verfabrungswei(e des 
Vfs. geht das Urtheil über feine Arbeit in di^fejn er- 
ften Theile von Celbft liervox. Eigene aus den Quel- 
len geholte Unter fuchungen darf man fei teir erwar- 
ten ; und von den auf feine eigene Rechnung kom- 
menden mifsglückt der pöfst^ Theil , weil Hr. M. 
zwar gefundes Urtheil zeigt, aber mit den Alten zu 
wenig vertragt ift. Unter diefe Zahl gehören S. 85 
'der Zweifel, ©b HerodQt Nachrichten von dem Ni- 
ger -PlulTe gehabt habe; S. soi über die Geftalt voa 
Afrika^ welcTies Strabo als Dreyeck augiebt» Hr. Ä 
aber nicht zu erklären weifs, weil ihm hier nicht 
Irinreichend vorgearbeitet war; S. 355» wo er mit 
wui^derlfcher Zufammenftellung aus den Göthen, 
Baftarnen 9 Daciern , Lygiern und Venetem in Vit- 
einigung die Nation der Slaven erwachfen läfst. 
Doch dürfen . wir nicht mit Stillfchweigen überge- 
jhen, dafs ihm einige andere, und namentlich S.S93 
die Unterfuphung über die Infulae Fortunatae febr 

Snt gelungen ftnd. Da der Lefer Geh weniger um 
ie Perfon des Unterfuchers , als um die bün£ge Zu- 
fammenftellung der Unterfuchungeii felbft beküm- 
mert: fo dürfen w^ir diefe Arbeit empfehlen, und er- 
warten , dafs fie Bejfall finden wird. In Frankreich 
hat fie ihn gefunden, Anfangs erhoben fich heftige 
Widerfacher ; nun aber ift fchon eine zweyte Auflage 
des erften Theils erfchienen, obgleich das ganze 
Werk erft zur Hälfte vollendet ift. Es umfafst in dem 
zweyten Theile die mathematifche und phyfifche 
Geographie; andere drey folgende follen dann der 
Darßellung der neueren Geographie geAvidmet feyn. 
Die deutfche überfetzung ift mit Einficht ver- 
fertigt , und lieft fich ohne Anftofs als ein Original 
weg. Wir finden keinen Tadel an denfelben, ali 
die unterlaHene Berichtigung mehrerer unrichtige!^ 
zuweilen an das Lächerliche grenzender Citate. Z.B. 
S. 5 ^sVoJs Geographie der Alten." S. flj „Strabo 
XXin in prUic.*'*' Der Druckfehler prino, anftatt^n« 
ift zwar leicht kennbar, aber Strabo hat bekanntlich 
nur 17 Bücher. S. 58 erfcheint y.PUnius de ptdcit. 

ShilofophJ'^ S. 134 find häfsliclie Druckfehler in 
en Zahlen der Breitenbefiimmungen. ' S. fl4d<»»i*^ 



• i^ 



■» « 



497 



' jMÄ'RZ sSiS- 



« « 



« - 



^ 



^ ^(»rAel, ft(t clemfclieüberretzting', engl, Ausgabe." -— 
' Eigene Unterfuchungen hat Hr. v, i5. diefem Bande 
irfcht [9 oft btygefügt , als ' wir von diefem Kenner 
der Geographie erwarteten. Wd^ Hg. 

/G E S C H l C H T.E. 

CoLMBACB,' b. Spindler: «Siftt« einer .Culturg^ 
gt^ckickte der dentfchen > ßiädte , von Jahann 
Gkrißopk Hufcher. x8o9» 8o6 Ö. 8» ( öo gr.) 
Oft genug ift erwähnt und ge-würdigt wordeii» 
d/rTsI det Bärgeirftand un^ das Städtewefen an der 
gefammteii £ntwiekelüng de^ neueren Europa den 
srorxügHchfiei^ Antheil gehärbt hat; dehnoch kann es, 
iregen der Fruchtbarkeit des Oegenßandesi lange 
noch nicht dahin hoiAmen, dafs diefe &evnerk«ng 
als yerbraucht anzufehen \tttre. In Frankreich wer- 
den » voni aw5lften Jahrhundert an, ganz neue Be> 
wegungen in der Nation fichtbar , feitdem- der Twnr 
ttat fich ankündigt , b e fond ers^ in dtn .unmittelbarea 
Königlichen Gebieten ; noch allgemeiner und ftiürker 
find m Demfchhiid die-W^rkungen des aufftehendeQ 
IkiT^erftandes , da demfelben, bey dem Verfall der 
königlichen Macht und bey der gänzlichen Zerglie- 
derujig des Reichs infürftliche Territorien, ein grö- 
fserer Spielraum geftatt^t war; den gröfsten Anblick 
diefer Art, denkwürdig und anziehend^ fo lange 
Gefchichte bcfteht , gewährt Italien im Mittelalter. 
Was in den KlOßcrn und Stiftern hervorgebracht, 
und nicht ohne Gci'ahr aufrecht ierhalten war, weil 
et blofs die Meinung und das Geiftise zur Grundlage 
hatte, das ward in den Städten weiter geführt, mit 
vielem Neuen vermelirt, und feiler gegründet, weil 
die Wirklichkeiten des Gewerbe^ und Wohlüandes 
untergelegt wurden. Die Städte find, wie im clafH- 
fchen Aherthum , fo in dei* zweyten Hälfte Aet gtt- 
inanifchen Mittelalters , und in der neueren Zeit, der 
Mittelpunct aller bürgerlichen » filtlicben und geißi- 
gen Ausbildung. 

' Eine Culttirgefchichte der deutfchen Städte ift 
demnach eine der höheren Aufgaben der Gefchicht- 
fchreibung. Wir wollen hier die Reihe der Dinge 
nicht aufzählen , deren einige den Urfprung und die 
Erweiterung des Gewerbes , und die, auf demfelben ' 
allmählich erfolgte Aufführung ' des Gebäudes der 
bürgerfchaftlichen Gemeinheiten enthalten, andere 
den vielfachen EiniLufa diefer Anßalten auf WilTen, 
Thun und Leben der neueren Europäer, tmd zwar 
m allen Abftufungen bis zu den unterßen Ständen, 
»u erkennen geben. Wir wollen noch, weniger f pi- 
chen Mafsftab an das rorliegende Werk anlegen: das 
^äre unbillig, da der Vf. nur eine Skizze ankün- 
digt» jene Ausführung aber einen gr^fsereii Umfang, 
^nd .einen Gefckichtfchreiber erfodern würde, der, 
^it dem Einzelnen vertraut , das Ganze univerfal- 
iiftöriCch zu halten wüfste. Doch hätte fich mit 
dem t*lan des Vfs. , blofs eihen Abrifs zu liefern, et- 
M^as mehr Verarbeitung der hifiorifchen Augaben, 
^thr Ordnung und Zufammenhdng unter denfelben 
"^'ereiniÄn lallen. ' Oft find die Sachen gar zu verein- 
^^It^.iijlnc Übergänge,' ohne Vcrbindwg hingewor- 



fen , Co dafs die Lefung kein^ Eindruck 2urück}af- 
fen kann«. Femer, ^venn gleich nur eine Skiiszp 
verfpvothen wird: fo foll fie es doch von einer (Jut 
turgejchichte der- deutfchen. Städte (eyn;, fall am^ 
fchliefsHch aber 'behandelt der Vf. nur die hürgerft- 
mhe Entwididung derfelben. Diefen Einwurf be; 
Tührt er felbft in der Vorrede, und meint, die Sache 
damit zu rechtfertigen, dafs ,»die politifche Cultuj: 
der Städte der Boden fey, auf dem l^cb alle Eeipif 
der wiilenfchaftlichen, moralifchen und äfihetifchei^ 
t^ltur ihrer Bewohner entwickduuiufsten." .,Gor 
fetzt auch, alles Herrliche , ^as wir den Staaten ver^ 
danken ^ wäre blofs die Frucht ihrer Verfajfung : fo 
kann man doch an eine Culturgefchichte der Städte 
die Anfoderung machen 4 fie foll darthun, u;aj nu^ 
aus „i^/4|/tfm i?cH£e/i*< hervorgegangen tey f und, wie 
et fich entfaltet habe. 

Diefe Bemerkungen über das Ganze glaubtet^ 
wir uicr .Wahrheit fchuldig zu feyn; eben derfelben 
aber find wir auch fchuldig, zu erklären, dafs der 
Vf. bejr weitem in den meiften Stellen als ein fach- 
kundiger Mann erfcheint, dafs er zwar felbft keine 
Forfchungen anfiellt, aber mit den Refultaten der 
belferen, in den Umfang feines Plans gehörenden 
Schriften bekannt ift , und nicht feiten die Quelle» 
felbft anführt; dafs feine Darftellung leicbt und un- 
gezwungen ift; dafs er, eine herzlich erfreuende 
Wahrnehmung an einem Hiftoriker , edle Gefinnunr 
gen äufsert. ^ 

Wir wollen unferen Lefem die vorzüglichften 
Theile des Inhalts ausheben. Nachdem der Vf. den 
Zuftand Deutrchlands in der früheren Zeit, ehe Städte 
waren, gefchildert hat, handelt er gründlich und 
mit lobens würdigem Fleifoe von den römifchen Co- 
lonieftädten im füdlichen Deutfohland, von deren 
Verwaltung, Kunftileifse, Handel, Münzen,. Mafsen, 
Gewichten , Bergbau. Darauf vbn dem nördlichen 
Germanien bis nach Preuilen. Von dem unterrich- 
teten, belefenen Vf. \vundert^» uns, wie er die 
neuerlich als falfch lerwiefene Vorftellung von einem 
frühen Welthandel aus Indien und der Levante nach 
dem haltifchen Norden hat aufnehmen können 
^. S7)^ Auf den Inhalt des fünften Gapitels, w^o die' 
Ye»<!ienfte der cliriftlichen Religion um den Ackei- 
bau, das Gewerbe und das Wachs thum* der Städte 
erwähnt werden # ift untere obige Äufserungr es 
fey zuweilen mehr Ordnung zu wünfchen , vorzüg- 
lich anzuwenden , wiewohl die einzelnen Angaben, 
[befonders üb^r die Betriebfamkeit in den KlSftem, 
vielfcutig ivnd g^it iind. Dafs unter der a^nge^eb^ 
nen Überfchrift auch die hoUändifchen Coloniften 
Vorkommen, die fich in Niederdeiitfchland angefiedek 
haben, rührt "vvo hl daher, weil unter den Füfßen, 
die fie aufnahmen, oder in ihr Land zogen, zwey 
breniifch - hamburgtfche Erzbifchöfe waren; freylich 
die meiften Coloniften li^fsen fich nieder in Gebie- 
ten ^Vjcltlicher Landesherren ( in' Holßein , Wagrien, 
Mecklenburg, der AltmarJc, Anlialt, Thüringen, Mei- 
fsen, der Nfederlaufitz)«^ Im f^chftcfn Capitel rückt 
AffS yt i^inpai Zwecke näh^ : dijß Rede in von d^n - 



4^ 



h A. Li i, -H Ä; R:Z MSI». 



4iK» 



"Whlttingen 9t4 KaLAftA«lib«t vmA HaAdrk aftif das ke- 
ttete der Stätbe, ihre Vcrfoffting und gemetahc kür 
l^tsti Reclite; ^yttnrflcif im fictentea rnid letoien, da« 
^I'^ jgame *^.i^'^te Hälfte des Bücl^ leiiuiimant , ei« 
Abfm dei EinfltilEe« fioigt^ de« aieVeränderu^en ül 
den Rcichrrerhaltniflen auf die Verfaffung'^derSi^tie 
gebabt haben , in gewissen Periodeii xx^n £kk)d»^ig 
WS auf upfere Zeit, £s werde uns »icht tibd gedeur 
tißt , wenn wir jnnferc AiK&eige nicht durch ApfsäJb- 
liuig von hiftdtifehenOegendänden Terläwgem, cUc 
Fo oft fbhon, 'und amif^i^rlicher , hefchrisben ^m^ 
(2/ B. StadtebürtditiiTc* Hanfa vL f, w.)? Cpnderd 
hut atxfmeTkfam macheki ^ dafe uliter Tielein Jiichti» 

fcn und Oröiidlichien *eUi{ge Unricht^kekefi v»»» 
othttien. ' 'Dahin 'gcliürt; S* lo^ find die Vicedoanc 
Vd'wethfelt mit ^n Kirchenvdgten (jene Mrurde« 
nicht von den Königen angefels^t, audb ^iclit aus« 
tchliefsÜcfa in den btftdten, fonctern ea wsweii anr 



£äi»g}i<5h Mitglieder 46s^#4U^^ fpIcbftC- 

'liclie MiniftjsrialeM, welcher die wirth(^if£tlicheaa 
6«(chilile in;|^9«^lf«^r(DJUaftciiver^^lteleB (f* Qur 
den, hiß. JEirJurU f. 59. \f^^ Ufid hifi. d€ I^(^grAr 
vUa Thuringine^ a. 1015, bey Fijior. T. L p. 1304: 
^»epljcojfus Mogvrkinus iffjktm ^cedotkinum * id eji 
-PirarUnn « |Mr tvtam Jhuratglam f€tie*^ ) ; >««r -& 1 iS 
-^wind geEaga^ es hätten mlte^btüAe orrptüt^Kohiinter 
den Königeyi geftaiiden {viele waaieU' yiön Anfange 
Jjandftlidtei f elbft die von Heinrich i; und Otto f au« 
gele^n. waren Colcbe« d^t b^d« .|^ige iwr ü^ 
Vatru^omal -I Villen d^isu .walüi^n;» .aU I>«i«kcftad4 
Jk>rdhaufe«ij» Qoedli^hua^g „ M^pigde^mg); -^ &«i9 
Tcxwit iW Vf^ , 4i« r«ii4^i^mUteU^e|i S$ädtc h|f- 
^cpa rchcm'ina swölli#ii Jiihtihunderi: dii^ ]Uifb&ft4u4- 
{cha£t et]i««§|: (eKi (^' a.3«Ji9 hcHnmea fi^pie)^ 
w^^ dafft 6e bey der Ai^iafai^i^^p^buiif nugezc^ioa 
wuicden). H(it 



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TBOtt9.0fX)Oia> Ä^n» • b. AmeUpig : Anleitung zur ratio- 
^Jlen Jusüburtg der H^ebekunft. In \ 0t1clhtigÄ|i «Ku^a^h 
von Johann GoHJrhd May^, fcönigl fabfiken-ComaninMiul 
Htt B^Bli. Mit einer Vonede bt'gleitet vo;i l). ^isnmn4 
^'rhäri$k HermhUädu Mk % Kupfeitafel;i. irfii.' ^30 S, ^ 
£ iJ6 «»•/) i^«'' iiweck de« Vfs. ift, wiflcnfchanlich« teclwi- 
Icte nciuitnifle rorafl glich nntef denjenigen Perfonen zu ve»- 
\ite^leh^ Mr^lpbe fieh mit 8pinn«riO)r, V\«ebei«v ajid fitroxoi;»^ 
-wltlMrey he£dl*ltig€|i. ßr hMidelt iw x Abich^iu zun&c^A 
von den VVirVnngen des Hebelt, und ftelU die heontnifs die«> 
in- Wirkungen hauptfachlicb uir BeuitLeiliing dei Spinni- 
rnde« , djet W cberAulils und des StrumpfwitKerftuhU «ifT & 
LetTachtet den Heb«! nicht biofji «b 6t»b oder Stange (ivi.6 
bey d«n Tritten d«r WeberfiöhlD), rond«m Mifh bey ßcheir 
l>0n(, Bollen und Rldern. Wenn auch manche Begrine nicht 
^reng und richtig angegeben oder entwickeh find : fo^chut dlefs 
doch dem Wenn d^s Buchs im (ja^en keinen Abbruch, 80 
Vira^hc der Vf. «. "B. S. 4 swifohen hörj^er nnd Materie )kt\' 
^tn Unc^üphied, i^ f^m dOfih allgemein npter Ma^rie 1^ 
l'hcitchea vcrAehCf yi^praus man Aä dfn IWrper ziiramm.eAr 
sefetzt denkt, bo lA feiner 8. 27 f. der l>nterfcl;ied iwifchcn 
pp'^rki'us und Mafthine nicht richtige dargeAeltt. Der Vf. 
fagc nSmiich: ^VVcikzeug nennt man ein HülfsmitDel %wr Äi^ 
^dt, «vvelches gewöhnJUch mit der Hand (.M^^ *^^ f"^ '^^ 
nigAens ßtUgt Mumiuelbar mit der Hflnd ) regiert wird ^ das 
^ab£7 aber im VVefentlichen keine \ ei'Sndening el'teijjet^ att^ 
lUr, dafs es fich durch d^n Gebrauch id>mitBr. 1^ yhttUm, 
eine Scheer«, eine' Feile, ein Hammer u. L-^vr, |ind''^^elr|^ 
iltuge.*' Aber nach jener l)e£nitioB gehüften ja ^ncli die 
cHaadinAhien ( fclblt mit Vorlegeweik), die mit der Hun^ in 
^ewegnng gefetzten SpinnmafchSnen. nnd viele aridere ^itk- 
uch^m äjcninen t ^vrelche Zeit ifnd Kraft fparen'. nnter dlis 
"WerkÄeu^. I ?er Begriff von Mafchitie iÜ nun 4>e«fsUs niv- 
«riohtig «tisgief alten. — Unter den brtregwd^n Äräjun , die 
dMT VI. 9. S9«uffahit| find die jetzt Ca wichtigen Wafier» 
4^mpfe vergefienj es mflfste denn der Vf. diehrail des Feuers 
ftielier reibhnen, -^' S. 30 Tagt ert M^if^ Abfioht der VerbelT«» 
^tng berf «lUn M«Co)iin«a geht voraflgUch mir 4k^in,. fie fp 
tvrsit zu TervolUiommn^ » dafii m»n zu ihrer Bewegung jed^ 
^Hraft «nwiendeu, mithin die wohlfpilAe dazu auswählen 
.kann." Warum macht er hier picht mit auf die Zeiterfpar» 
nifs , utad darauf aufmerkfam ^ dafs man dnrch die Verbelle^ 
'mng der Mfefchinen vx>rzfigiich tmchten foUte die 6^te der 
Wsaren zu, vermehivn'? -r S: 3* t befchreibt der Vf. diß 
Weikzettre^ ziun Spinnen ; die Spindd und verfch'icdene Ar- 
ten von Spinnrädern ^ mit Rflckficht auf die Beftimminig'der 
dabey anzfiwendeHden Kraft. Bi^ 9jHnnmofehmen W < r» ded tmr 
hiaorifch «agfcfftbrft. Sthada, dafs dar Vf. okht^dls Ute^t- 
tütdiluiktierpa. ihrtni I4e€ba»iimu« pdt )>«vgebrAcht hat, .was 
doch wohl hieher gchön bUla. — 0, 5$ E vom' tt^ehSn Miiä 



i^ z k i G % n. • • 

yoQ den ff eh&rJUiMm ( V»m T tstne hsnl i o ItHiflto ttedk\ 
ein Tefar. tntereflmiMr und' gMuidiacli «bgoM^^r AbWuMit 
Viele» Oeiik hMVft 4er Vf^ irex4ieiit«. .wenn er auch von de« 
Mechanismus feiner ff^ ebemmjrhtt^e einen xnOglichft deutU« 
chen B^^riff gegeben bitte. Eine votlftindige Befchreibow 
derfelben durfte man hier freylich uJLoht erwarieit. -^p» 5. gi t 
Vom StrumpUtriiken ustd Sltrmmpfmtirkem4 abenfalla^iF^iU tb- 
^eh^indel^ ]3ie BffchreibnM von den» Stru^upfwjprJier^uhk 
lit Kurs; aber für den Zwecn des Wcrl^A himeic^nd. Es lä 
bekannt, dafs diefe «uUerordcntKch' kfinftliche VlaCchinefick 
nicht ohne viele und grofse Zeiehaungeii' grdndlich befohseio 
bea iffst. ^ Zotetst lie£irt der VL oüsms beySiUewiNtiiBa 
Pitm ZM einer »^ßäßdigen .Forl^J'uHgJ^ittrr diß kP'ebrkMoßt 
•welcher ni;igleich idf eine fyfiemMifche ub.erfi^bt d^t tycj)^» 
der WebekunA betrachtet werdea kann. 

Oewifs hatder Vf. mit diefer htMt^ pngeaahigt tt9 g^ 
-rAgten kieiuea Mangel, vielen nseekanifehen Mandwcabcrn and 
^abriisaliteii (denen wir die .^chrift beßens enpfchlea kOnnca} 
pin angenehmes Gefch&nk gemacht^ und wir w^'^n^cbeu febr, 
dafi derfelbe itm einmal mit einer ausfitliriicheren Anteitour 
zur WebeknnR, nnd mft volMUndigetf tind deutlichen JkfebieF 
bunten und Abbiidmigen der vornehmHen Arten Mf^ Webst» 
Hauen befcbAid^iBia nHlchte; - J&. £••»••• dt» 

V^nMiscHTi ScnnfFTBi^^ Wannovm-t ht der helwiaff» 
Toben Hof buchliandbing x üeue ökoHoMijch • tedmaiogi)*M 
Umde^kurt^en und Juß/ätze verfchiedrnwh Anhuits, Von ijeorg 
J^hedrieh vvftl4''ehrt^ K,itter dea küAigi. fdiw^sdifchen Waf** 
prdeivi n. f. w, *8ia. . IV n. 730 S. 8- C3 H.thlr. ) Uie ökouö- 
mij[cii « technologifch'en Entdccklüigen , ^'clche der Vf hier 
tnif«lieiltj find fftmmtliehffehon, theUs in atuieren. ökonondkb- 
HteohfudogiCohea Werken tmd.iOuEi^len, theils in aUgemeise% 
diefeo G^^niUUiden .gewidmeten Zeitfchriften entiialteni dsr 
Vf. hpl hur d|bs Verdienit, dafs er diefelben über jtruen einteU ' 
Veu Gegeudaiid (über Vorzeichein der Witterung an eiirigem 
Thiei^ea , Plauzen und' lebiofen Dingen , Ober ^'^ mterblanie» 
beb, Ober Benitung des ^^uekers- n%a ^^\ip0 aus Ah^avn» Haar ■ 
iiebNajHint Tranben. tionig^ Zwetfkdsen« Apfel* Bin»an, Mail 
Vnd v^Utrke^iehl , hoer Waidihdigo und andere Indigdfuf ro* 
*gate, flber Safranbaa , über Brodüurrogate , Aber diiiielifcliea 
banmartig^en Tabak uhd über atuksreOb^eote inelur) gefiuocundt 
>und mit viekr GrOndliehi^ jond Deutlidikeic be* und abge- 
Schrieben, und immer ihrem Werth nfch beuribeilt bat« i^i* 
Beurtheilung felbli ift fehr gut geraden» und man fieht dar* 
aus , dafs dtr Vf. Allels : gut erwogen nnd Vieles praktifch g»>' 
-prüft hat. Diefes letntere ift eine fiigeafokafr , £e «uster am 



^konofenifchen Sehriltftclkm feliaii au wrvdfü'k^aiu^ 
jrafi wohl die allzu £ro(se SchreibfuAbt— derar^.^rujsd der 
Vemachtalfiguiig alÜBr praktifcbea A^baita».«* 5c6ild fi^ 
mag. -» - -•*••«;* 



44«* 



JE N AIS C H K 



44« 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



MÄRZ 1 8 I 3- 



>ii III 



eBIRCHtSCHE LITERATUR. 

laiinio^ 4». Weidmaptt t Cennnnttarii in Arifio- 
;. jfhanis Oomo4dUm4 colkgk» 4Uge£Iu, aiytit Ckn 
, JJan^ BeckiUs^ Val; L ! Profegomena; Cömmen» 
tariiau FltUmmn 4:^m tab/aenea.; tflog« XCII u« 
714 S. Vol. BL Proleg. Cornment. in I^uJbßs. igio» 
LXXH «. 4i26 S* VoL UL Ccmmsnt. in Raums H 
duMS. \^\x. X u. 749 & g. (13 Rtblr. g gr.^ 

Ak im iabtr« i^Bj^ h^ r5mirclie Recbtsgelelirte /«- 
iMmu feinen Ariftophafies beriusgab', befeblors er, 
wiediie- VornedeleUtV nicht bloTs die Seholien ver- 
beffef t vtmk T^nrnsdirc 4»' ^ifiem eigene« Bs^nde nach- 
iMlicfcms fondem ctsgl^ich einen Thejnurus Arijio* 
pkoitieus^ der Alles, W95 Kritik und £rklär«ng bis; 
her gelcület haiUei»/ enthalten foilfee. Aber Rechu- 
t^tch^^ hielten ihn rbii tiefem Vorhaben ab, und 
zu feiHeito mid unferMii d^k; denn gerckmacMö- 
fer, unkundiger der ^prartie und der Metrik, naeh*. 
U£&ger hatte fich noch kein Herautg^ber des Avifto- 
pbases he\i«rieren ,' als ^efer Mann , dem man Cogar 
das Verdienft abfprechen mufs, «ine vollftändige Li- 
fie der rai nop. tind iorg. Codex von bruneU Texte 
sbweicbendeR Lesartea aufgehellt va haben. .Was 
m nie vecmochrhäAte, wcirde'nnn einem Manne 
übertragene 4ler ganz für diefes fo fehwierige als ver« 
dieaftrolle Oefcläft gemacht war , dem Hn. Hofrath 
ttck in LeifMHg. Leider zwangen ihn kaufmänni« 
fcbe V^rbAlthid^ , fein^ Commentarien , die daher 
auch jemeu' «wiefachen Titel fuhren« an die Htii#riK- 
üjche Ausgabe anzufchliefsenj Über die Einrichtung 
£i& Cooamentars giebt die lefcnswerthe Vorrede eine 
umlUndHche und wahrhafte Auskunft. Die Anmer- 
kungen yHin Küß er ^ Span heim ^ BeniUj^ Duchmr^ 
Betßler^ Brunekf Hetn/i erhuys 9 Hermann^ und die 
mdften von Fijcher. Hotibius (hothe)^ Reiske u, A. 
find unverftünun^lt abgedruckt, bis auf wenige Stel- 
len, wo Brunck oder ein Anderer etwas von einem 
Vorgänger Gefagtes von Ne|iem fagt, was dann im- 
mer vom Herausgeber mit wenigen Worten bemerkt 
Wirdl Dafs andere Erklärer, yvie Munter ^ Oirard^ 
Eckhard^ /Vielandf Com^ nur auszugsweife auftre- 
ten« billigen wir; ja Manches inbchten wir noch 
als überflüffig verwerfen, wie z. B. in den Fröfchen 
die ungefalzenen Theaterweifungen von Höpfner^ 
die 6ch ffegen die Mitte des Stiickes im Commenta- 
re auch \o ziemlich verlieren. Häufig find des Her- 
ausgebers %\gfine Bemerkungen hinzugefügt , beCon- 
ders in den Vögeln , wo er den CommenUr der von 
thm ' ua iahre V/^ß befot gten Ausgabe «war nicht 

/• if; L. Z. iftii. Erjl0r Band. 



• 

TervoUftändigend , doch berichtigend wiederholt« 
Ein nicht geringes Verdtenft «och hat er fich durch 
die Sammlung Manches Schätzbaren erwtn-ben, das 
von Toup^ H^akefi^d^ PorJ^ön^ Uawer^ Coray^ 
Eloogeiveeu , Schäfer u. vielen A. über Ariftophanes 

Selegentlich abgehandelt ift; doch ift diefer Theil' 
es Werks ziexnUch unvollftändig. Sttphani The« 
Caurus z. B. , eitier -der vorznglichften Erklärer des 
Ariftophanes, iil fall gar nicht benutzt, und auf ei- 
mpe Schriften , die zu befragen gefrommt hätte, ift. 
Wie es fcheint , abfichtlioh keine Rückficfat genom- 
men. Di^ GlolTen der bnmekifchen Handfchriften« 
der dorviWjcken und anderer find der Regel nach 
vom Gommentare ausgeCchloffen , und werden im 
Seholienbande ihren Platz finden; dort auch die 
bedeutenden Anmerkungen einiger Gelehrten zu den 
Seholien , namentlich die von Hemßerhuys. 

Die äufsere Einrichtung des Werks ift diefe. 
Nach der Vorrede zuerft ein umftändlicher Bericht 
von den Handfchriften aller Stücke und einzelner ; 
dann ein ähnlicher von ^sen Ausgaben und Überfe« 
tzungen. ^unächft folgen Vorreden der Gelehrten, 
Lcbensbefchreibungen des Dichters, Abhandlungen 
über den Geift der arifto^hanifchen Komödie, u. dgl. 
mehr, alles zweckmäfsig auf die einzelnen Bände 
vertheilt. Dann die Commentarien felbft, fo Weit 
es thunlich war, nach der Zeitfolge anfchaulich ge- 
ordnet. Hier vermiffen wir die Benutzung der hrw%^ 
tkifcheyiVhetfetzungt di^ fofern fie durch abwei^ 
chende Erklärungen fich auszeichnet, zum Commen^ 
tare gehört ^ z. B. f^ög. 8^3 W- ^m?.) bey AöaroV, " 
1436 bey ^oiKiAoc, 1561 bey h'fxiif aKoVro^ und an vie- 
len anderen Orten. Den Befcfalufs jedes Bandes 
macht eine ' ^4ris/ai feripturäe der jedesmaligen 
Stücke. 

Wir glauben dem verdienftvollen Herausgeber 
einen nicht unwillkommenen Beweis uiiferer Auf- 
merkfamkeit zu geben, wenn wir, unter wenigeni * 
änderen, Alles, was imCommentar fein Eigenthum 
ift , kurz berühren , und befonders über die Anord- . 
nung der oft noch im Argen liegenden Chorgefänge 
unfere Meinung fagen. 

Flatus V. 10. Fifchers wunderlichen Bemerkun- 
gen, die Griechen liätten die und die Sprachform 
aus der hebräifchen Sprache hergeholt, z.B. zu vi 4, 
wird vom Herausgeber ein für allemal gut begeg- 
net. — 34- Die Lesart der Handfchriften wird gegen 
BeniL ünnreiche Emendation mit treftenden Grün- 
den gefchützt. Wer nähme wohl Anftofs an dem 
Ausdrucke: Jeh kielt mein Leben fchon für beynahe 
v^lig kingeJchnelU. -^ 3j. Vergl. v« ^50 und S^ph. 

5Ö 



4*S 



JENAISCHE.ALLa LlTElUTUft- ÄEIXUNÖ. 



4H 



Phil. r. 425. — 50. Mit Recht nennt Beck die JLes- 
aft ßlU) ein gläffifma Rdrarii Chriflitmi^ quifitnilium 
ide&rüm S. 5., ttbi jSids ita adkiHtum eß^ recördatur 
Jitf quum Hon de hacvita^ oppoßta alterif [edde 
hoc tempore f ^ppoßtü^ fttturoi «gottun •- jp. irp»^- 
V«pov ift weder ßatim noch primOt fondern in Ver- 
bindung mit ijl priusifuam. — 134« Nach v») Ai* muf* 
eine Ausrufung gedacht .\yesdea: Jamobl^ b^yZeusl 
ßü erfiehn [ich geradezu Reichthnm. Becker Verbin* 
dung ift matt. -^ i^^^v Nachgeahmt ift Finder«' 
Stelle von den Grazien, Olymp. 14» 7i ^vvyi^ viuv 
^A rBQfTva Kai ra yXvnia yhireu nivret ßfQr0i9 k. r. A.. 
— i58^ hwq ift hi^r wohl^ ttwar wie t, öfiS* — i6o» 
ileq. Rec^ ftünm;t Bpuk's Anficht über die Vmheilung 
diefer Verfe hey, und gUuht v* 169. 170 die VuT^ 
hinlänglich von Ihto vertheidigt* — £03. Ob &iXo- 
raros iO&' ttKöCtck bu lefen fey , oder isiXcrciiov, 
itft fchwer zu elitfcbeidea. So Theotr. X, 191 Tu- 
)lis S ©iJÄ ÄüTPS nx^öTöf, wo die -^. »>riiic, Tü- 
)X6V liefet. Aefckyl. Suppi. fio5: K^7(rcr«if Sc irii^/ou 
;^. .. 204. Mair emendirt itißäX' » ri# dactylus 
etanapaeftus in dipodia^ jan^ica fwigiMtur ; unnö- 
thig, da beide Füfse nebeneinander weder da» Ge- 
hör noch die Regel beleidigen^ Die folgende £chöti€ 
Verfchlingung der Periode: 

©»^ liX*'* «'C^ cinimff «Äiv Xaßklv. 

imti nkht mit Ahlwardt geäiHkrt MT^i^d'en in : 

^ ÖS*?. XfySjjTiov, ^lei/chtiegdchen hier, fcheint da» 
Ächte zu feyn. — 274« xivra;^ gehört zu «voi, nicht 
zu \)ysll(j^i. Das Fragezeichen nach tirslv -wird fchon 
def^halb nothwendig, weil die Rede des Chorfüh- 
rers, worauf fich die Rede des Karion bezieht, fra- 
gend w^r. — 285. ^uaff ziehen auch wir vor, aus 
4en von Fijcher beygebraditcn Gründen. — 237. L. 
|fliS«u$, denn Vil^as wäre m diefem Zufammenhan^ 
etwas hart. — V. 288 enthält gewifs eine Anfpie- 
lung auf dem Datisnius co^ ^Qjuat, nai, rsQicofJiCii hou 
^alüOfiuxu Fried. 291. Schol. — 097. Tcivtuvrix ift gut 
yeruieidigt. — 525. Becks Einwand : at Chremylus 
nondum dives f actus erät^ ift unhedeutend, da die- 
fer die gewiffe Erwartung, hatte, in Kurzem reich 
eu feyn, vergl. 226. Zudem iÄ noch ein Grund fei- 
ner terzlicheren Freundlichkeit, weil er von den 
Baocpi noch Beyft^nd erwartet. — 356. At non vi- 
ieo9 lagt Beck gegen JDucker^ quidni recte dieatur 
m Bhpfidemo : male Fecißi , ideoque metuere liebes, 
ß quid e templo Apollinis fueris J^uratus ^ teque de- 
aide po^nheat. Ob das der Sinn ift? .Vielmehr 
^heint u ti kjkXoC^w^ k. t. X. eine nähere Beftimr 
mung des d^ai((>wf^ ayav uVspirXoüTfiv , und H&iniT' 
j^cuc <roi jüisrafiSAfi von osJoiKivai zu feyn. ^So plöt^- 

rttch überreich und dabcy in folch er Furcht f<?yn,*.« 
%^ Blepädemos , „yerräth einen , der nichts Gutes 
an." — ftWie, .nichts Gutes?«* fragt Chremy- 
— .,,Nim, fo wiU ichs deutlicher Eagen: ich 
meint, \geftohlen haben , und dann vom QewilTen 
gepeinigt werden.*** — 56^. Die Lesart ifj^si^afst 



helfer zuxrf 3^5 Vers; ßXifXfia ift AceuT. — 400. tc3 
darf, wie Beck gut zeigt, mcht imtBi^tke in rcy ver<- 
wandelt werdeit, nocn weniger oJ rw in ojJirw. — 
414. Ha) S^ gut gefchützt. -— 418. ydp ift lebendiger 
tmd ftärkcr als ■)« fr." — 4*^- 'omf^ r mai rlvoi fxi ; 
Das nachgeftellte pronoin. interrog. ift der trefflichen 
Begrift's folge wegen merkwürdige So Frö/ch. QiQ. 

u^ivs^ ji &ii-^ %au.ra4^lML.6o^ stfu^ii-moi yij^^'Xiiyj* 
wo wir Tov nXoütov s^ut t/s nikelf lefen, nicht, wie 
gewöhnlich, dy x^Afu. Thssmoph^^ Jt/ tanv nV 
A'yaSwv 'r eine Stelle r die Brunck niifsveiPftand. — 
431. JBr. oJkoi>».-*'7fyv»Tai; gebHligl. — 45?. L. av 
rn)(7aiT0, wiewohl o^ manchmal' ^ffiOptu^ fehlt. 
461. Lieber den Vers gefchWäcfat als die Rede, rafi:t 
fchon Fijhhtr; myai^ev mi[ifs*am Schlufs der Zeüe 
ftehn. Aber »udi der Tribrächys im* fünften Fufsc 
wird demVerskundigen nicht mifsfälUgleynt •' — 468« 
a\in^Ut kisr an der SteUe^ ift das Wahre.- — 505. 
Auch wir finden nichts Schwieriges, fobaM man d^ 
Viilg. if itavim -^ ßXi'^ ummckifafti Botk.füii^u 
filUige, zum Theil ungrieciuf&he £mendatit)n wird 
mit Recht verworfen. -^. 510» L. mtBotket» itay^U 
p^iiv T iVov CLvriv. -^ 536. KoAiP^iipTor ift uatadelicfa. 
AVer aber fragt, lyie ^i^ioty H$Xotrvfriv zufammen- 
ftimme, der bedenke, dafs auf (ßtiSwv zwey andere 
Genitive folgen,: die ftch ai» 4coX. eng anfijiliefseii. 
Pie^ Figur des Zeugma tritt hier.^ti.i «-ft» V. 65g wird 
gut bemerkt: in omninarraticms hujutmodo etfor* 
Ufa imitatur Npftet napr^iones uuneiorum in Tra- 
g^ediis graeeis Jr^quentee^^^G^g. BotheMtSti ^fm^et- 
fiyy^i^' iyaa^vSßiv (sv t^ vatf) , weil in Küßwrs tm- 
^yy^ikiv HetSfvSuv • „die wihedeutendfte Sylbe den 
Hauptictus habe.** Wärje das ein Fehler: wie Vieles 
müfste ftch einer Verbefferan§unterziehn! Aber eine 
Befiittmungf fylbe» die iGenus und Nttmeni« angiebt, 
darf nicht für unhedetttend geken; und völlig un« 
paJQEend dünkt uns im diefem FaUe die PrSpoStioJi 
SV , da die Leute fchon im Tempel ftnd , und blels 
von dem Priefter «um Schlafen ermahnt werden. 
V. 74a : 0/ iiyHotraH$ips^fOt ^Ap' wh^^ die neien ihm 
im Tempd ßchliefen 9 gehört nur ^m Worte, nicht 
dem Oeifte nach hieher« -^ 704. L. ouJc 7^'^ -^ 
7iS. Diefer Vers, den die rav. Handfc^uift durch 
Nachläffigkeit entbehrt, ift gut von Fifeker erklärt* 
£• thut Unrecht, ihn iortzuwünCpheu. — 7^: 

V mfxvCfJtMvcv -rawriit tn t^( iwnkyjcias* 

Der Sinn ift: 

Hier bWbe du nun fitzen «It Bepflafiener, 
DaTs du fckwörß , geHemmt hab* ich von der VolLi* 

Via*raniinlung dich. 

Und den fcheint auch B^cA gewollt zu haben. — 7^3. 
oi (paivep^vot ift hinreichend von F^y5?A*rvertheidiget; 
fo auch der ^06 Vers, in welchem wir fjSv xf&ypa Tt, 
fobald nur t# mit ij ju verbunden gedacht wird, aicl^ 
fchleppend finden. — ^46. pßjv iy$f/tv^}f^ d^ratf* 
Uandfchrift dünkt uns, trots de«i Paotylns, dsr J3«4 
fo anftöfsig ift , eine höchft vo^rti^flicbe L^ri^ W^ 
/oll uLÜy t^ü V ip,. ? — ß6o. igiirrmv .in 4mr J^edo^^u^g 
definere, deßcer^ foUte man ^eb<^ i|i d^JB {«exica 



«* 



.M A S P. 1 « t J. 



W 



eintragen, als - durch nazeiüge Emeiid«tw>n yizg* 

y^aupft von £r. atL%«u>mmeae Äiid«ning cT« fVn 
Hyird mit Rtcht von Aklw., der Geh auf Pom 
Jönj Aab^ng zu To^p S. 46s faeroTtf sine fehr ud« 
glncKlicfaeeeaaniit. £o£A« emendirt : oX^' oux ävi^n 
C J. , /»t Jyeophantae mor/uai Jerrt non pottrUg 
fitamv.is amiulo ifio mumtus. Sinnrcicb and leicliL, 
iäUt^ardt giebt: oüSiv iari, der Ring nut^t »u 
nichu, b^m Bifa eines Sy^Ppfi^iit^» > glaubt aber, 
pnd B«c iqit ibin, dafs die Vnlg. üch yertheidigen 
laffe. . Fifr den Aüienert d^m lebendig, war, waa 
wir uni kün^merliph aus gleicbaltefigrn Schri^el' 
lern und Scholiafieubericbtea earannne)ilefen müf- 
(eo, ergänzte &cb vu der Umgebung leicht: t^ 
2aktuJI/cu Ju'vR^ir airoT^cimx». und dann ift Alles 
\\m. — 933- cfMf M TOKiff, als Hede des Sykophan- 
(en som^remflgsiirt gut ariAophanifch! Stdetihft 
4» auch iw du thu/i 9 für : btä'iihm ja u. f. w. 
$b Pritfeh. 1167: ö|>ij;f, ftTi^(*t7f. — 980. Auf Bo^A. 
doppeUc Emendatifln: c'-ytii d'^KEiv)» irävi-ci, «ä-.y, 
)Hnr^'TQiiv, Qd«r: vävra ««vä' ^i- «■ ir<i»Tws ««vt«) 
eitVicdert £. mit Recht: „neutrum probari potajl. 
Rtp&fitio talij t/afiietica i^ h. i, reetnlius magU 
^aam, ^nti^uif Jfiir^it ingtnium, nivra pro tcivTi), 
«avT<if irsiv.TWB Kiatrumrffpuit." Soll ge^wlert wer- 
ben: fo verdien t^rvi/Z. w^ja y ivSvwyif(nvv(vgTe[' 
^fiehyl. Ag. 3Qß^ uiiftieitig den Vorzug. Aber UA 
Vfjlg- «avr^ 'Mud'' kann ftebn bleibt»). Der $lnp 



i&; icti war ihm wilKUhiiig in »It den Stüoken, fc. 
]fßri^, er tjmir: war, "was beb au» dew vorigen 
VFirfe-'^n falber ergänzt. Auf das ^olgenj^e darf raÜTtt 
nicht bezogen -werden, und Bruneks Änderung in 
Tourä ift bächft uno$tb)g. ' — 1007. vi» thJ Sita 
iiS^ff- i«. SS»- W*iV- ?^) v«rftehij £r. und 
Sflf^fv. von Ceres u^id XVprerpina; Andere vo#i fia- 
fior und.Follux. Für-di«fe iCpricht GeUiuj (flOCt. att. 
XI, 6) : AI. farro affeverat antifuißimoj vlros nequ» 
p*r e»fiorMH ntifUf ptr PoäwMn d^jur^r* foUtot; 
pi id juMJnrandum futfft t^iuum ftminarum tx ini- 
His £^tmßwis »eceptum. ■^, joifi. ÄTi gut verthej- 
4^. ' Für des folgenden V«rs vergh A'n^. 966. -•- 
Mt56. yUoh^s BewerkuJflg: K^tty ftropr. viäetfu- 
hnifieaBi, iuetndßrt atiijuem afi^it,ifl jtib»- 
T', HaaaSiU inetvdtxt, iSt waenriefen. Drum 
dünkt uet ffakefifld gut geändertem haben wsirtg 
*aA«<« y tiffffiüvi), — 1079. £oth* lieft nicht übe) : 
Ulli iv. icot' äX^iv v' ('m'vfGney miHV iyü' . worai^ 
4kUa, m»cbt: «M((* rii' ««f Tf,*. e". Ab^ die Vulg. 
«Ul^ towt'J«'«^**"''?*'*'''' ''*"'*' OllfchUeb he^wei- 
feit vKard, ob fuf« fu» Ui}tti4a eine Ppljtiaa ma- 
lÄea kSone , eii)p6«UK £cb dnf ch £iH<wfaheit vnooii 
am meiAen» 

fffolktn, 1. Nach cffov fetzen wir mit f^olf ein 
Aiurnfungszeichen. So Fräfth. 1J04: to XP^f"* 
Twv KÖVwv e70v)~-T öit'f'ptniToii pBOV-(wie cufavisv otrov) 
darf ni<]^C weknäjtft :V«r4*P > wejl ^v vpraufßebt 
und Toii ST. noch durch Sie Scblufspaufe getrennt 
ift. — 94, Htnaanns irtrerffiegcnden'"iyrtIiroiT,'ftä 



auch der fcbolnl^ }xd^ 

\fej. -T- 49. dyHtKtiavfaip 

Wort, verÖdien \Ytr : Co ; 

aU wäre die alte Köl^ra 

Hajyra d^irfhahut, -— ^ 

ches einen wejcheren V« 

nachdrücklich • alt (\ie L 

ni die 4uE ein käiyigsi 

werden hindeutet. — 

<f>^VTiXitv ö2«ü. füav fod 

lung. — 94. Über $^ovt1 

bat ff'eUktr beSer und gj 

feine Vorgäikger. — iqQ, 

fiav«u$, siT; Tftf'Cp«! A- 

vom Phajis diinkt ^nf fo 

wer kann auch pur (cb 

Griechen dorther Pfcrdt 

find gemeint, die der vor 

hielt. — 133. Daf» der P 

gentlicher Schüler, foa< 

gleich eine Art von Fama 

anderswo ^u zeigen gefu( 

reclit« — 190. W s'm't ps^ 

mit fVolf ber. -r* 19J. ijj 

tbeidigen > aber ü/ilv ift 

fiinea Pförtner denkt, der 

DeokwirthfcbafteiF i^ .Mebiere von diefen, qacb 

frifcher IfUft fchnappend , . waren hervorgekot^^nen, 

was ^f f i KU v. Igg nicht hätte beftreitep follen. -:- 

414. TOÜ 'vnv mübte aufh ohne Uandfphrif^$n in 

»roij 'tff yerwandelt werden j weil jepes'^en ÜiJ- 

fenar giebt; . ' . 

'Ton Gott will ich nictit liOait, [| denn n Ifiit u« von mir. 
— 9416. DesScholiaften wunderliche ErMärupg, ich 

fchwür» dir Gütter als Münz» f.u za/äti^, yerdankt 

ihren Urfpcung dem faifchen VerltändnilTi; des Fol- 

gentlen; tftoufMU tivs ^aüi gehön z^fam^qea, nicht 
.KaraSijrtiv <r. Stopf, wie fcbon Btrglers I|ar^)lelftel- 

1e beweifet. — : aSg. HanoSaifioy' dünkt uns acht. -^ 
.074, r^xowsiv wird auch von Sckäjer z. I^mb. 

Bo», p. ^87 u. /äTo^ ip Sehnt» g — »?((■ 

.«77- Die Lesart in Ar- Aufgabe il . Hen^. 

.von B*£k gelobte Intei^unction ie Verj- 

neriodiQn dtifch unz^itige. P^uJCe • Bpili. 

Verlheidj^qng ^r rav. Lesart ijiii s'fiu'ri^ 
ift fo fchief und gefucht, ;h ; unp 

Hermanns neuefte Kritii^,. der g^nze Vers fe^ ai^ 
Ichlechtvi^/landenenGIoiremen entftanden , efnfaltp 
mortaU aus der Verlt^euheit. W.er die leidenfchaft- 

üche Sprache des gemeinen Lebens achtet, wird an 

dem Verfe, der freilich für dfn Verllaiid zur Noth 

entbehrlich ill, kcjnen Anftofi finden. Ob aber 
'Juptov au lefeo fey oder a^ptv. wird wohl nie iiv» 
B-cine gebradit, da die Hdfchr. dai Eine wie da^ 
Andere begünftigen , und keinem ^twas Unatti- 
fcbe» oder Unmetrifchcs anklebt. An dem Dactjrlui 
in .vierten Fvfse nn^a t^v ei^oioy, welches ^A/ip. 
in vpcf Tag irapiSous verändern zu mülfen glaubti 
'^ttftOjAf^'Aythmifch vorKUirageu weift» keineuAn- 



Äor§ ndimW. — 334. frr^ninai'^Xoiv Tchemt ancli uns 
^c Woftftellüng zu fodern. — 355. toivüv ift das 
flechte. — 390. Dawes Anordnung muf$ beybehal- 
ten wetden,^ und v. 394 fri^sv ai. — 401. Über 
ti'tä^cüv; und ri fjta^wv ;• läfst fich hier nicht ent- 
Cchciden. S^üj 7* verdient Aufnahme , wiewohl 
tchon das blofse igvs dtirch den Rhythmus Nach- 



h At U t.' MÄRZ 1819. 



44a 




TOK r «v^^wiTüic f?y«i WSW 5p«^ ete. 

©aft mit V. 443 der Nachfats beginnen muffe, ha* 
ben ff^iel. und Schütz eingefehn; wie aber der iniC 
der gaugbaren Lesjirt beftehen karin, begreifen wir 
nicht. Mail Xete mh fJ^olf toij ^v5pw7roi< V- — 
451. \iyovaiv airavrw*M^ mufs hergeftellt 'werden! 
Die Cäfur ift fö unnötftig wie der Artikel. ~ 456 — 
474 find nach /^(f)//j Ausgabe ab^tutheilen. Nach 
Ä&a V. 472 gehört el|i Comma. Berglern ^ der ct^tei 
zum Folgenden zog , verführten zwef Stellen au| 
den Acbarnern , die ganz Abifegen. — 483- A^cyciv 
und aTTöarapsiv hat ffdcker gut durch vortragen 
und wegtragen ausgedrückt. Der Scholiaft , weichet 
^e'n bäurifchen Witz des Strepfiades mifskannte, 
fuchte ein Wortfpiel in dem Gleichklange von «iv 
und tn, ohne zu bedenken', daft mit gleichem 
Rechte zum inindeftcn zwey taufend Stellen der Alten 
(z.B. gleich darauf v. 505 XakvfO&j^ und akoXoi;^^(r€iO 
auf ein witziges Wortfpiel AnfprUch hätten, Boih. 
Änderung As7«iv—a«Ai'>€iv ift finnreich; nur macht 
fie den Strepfiades fiimreicher, als des Dichters Ab- 
ficht war- -- V- 510— 517. 563—577 und 59Ö— 
608 ^^^^ ^^^^ fVolf äbzutheilen. — 55Z' An €i5* 
lEofxfjr-TTÖ? axiS^S siroiyfüsv. Wie an HentleyU Änderung 
der beiden vorigen Verfe, darf, unferer Meinung 
nach , nicht rtlehr gekünftelt werden, *— 576. Daß 
ein troch. Tetrameter nicht mit einem Proceleusm. 
endigen dürfe , ift eine willkührliche Behauptung. 
Das Ohr verfchmäht irpoji^^Tf , richtig ausgefpro- 
cben, gewifs nicht. Dagegen v. 59/j. die Lesart k'«^- 
MUjJpwrai zurückzurufen, ir«rräth eine ziemliche 
Unkunde in der Metrik, weil ein Spondeus äitt 
Schlulte ganz gegen den Grundrhythmus <les troch. 
Tetram. anrennt , und diefen in einen ohrzerreifsen- 
den Skazon verwandelt. — 596. auTf ift unverdor- 
ben; nur mufo man es nicht (S. // WcA.) |iuf den, 
Schlufs des vorigen Liedes beziehen: Helios und Apol- 
lon werden hier, wie durchgängig im /riiÄereii AI» 
terthum, als zwey verfchiedeue Götter gedacht« -*• 
640. Hermann*s trefflicher Lesart ir. v. fxir^wv , jJ 
fivSfxwv^ jj irtpi fiVtwv; wünfchen wir Aufnahme in 
allen künftigen Ausgiaben. — 644. noTBgov (hier und 
V. 847) ^^ ^ unverwerflich wie v, 666. dKiHrgvuh 
KaX*KTpü(üV. Die Verfchiedenheit der Gefchlechter 
her gleicher Bezeichnung ergiebt fich fchon aus der 
Wiederholung des Worte«. Hier Pogel^ dort f^ogel^ 
oder Fogel und wiedm' FQgtL — • 681. Herrn, tretf- 



• ■ • ' • 

liehe Lesart nach dem rav. Cod. fcheint auch Beck 

anzuerkennen. — 633.^ L. ^\r in 7« mit Herrn. — 

694 ':tTri^ gut vertheidigt. — 702—710 und 8^6: — 8*5 

hat H^rm, trefflich abgetheilt. — 746. Die Vulg. r^ 

^ti}x>)v XiV/;<50v ff axiro }iix\ ^vy. giebt eineü'unVcr^ 

b^fferlichen Sinn: fetze den Spürjin?i ini^eivegnrg, 

auf eben dat. undj/jerr* es ein» Herm. neueft^ Aiide« 

riing T^ yvi6fA\n x/vj/o-ov ai/ro, die eigentlich jßei*ken 

gehört, ift verwerflich, — 778* dfcoorfsyl/ats av itt 

gut. — 900. Dafs ri yag iriSco mehrmals' im Arifto- 

{»banes vorkoipmt, ift Kein Grund, das nachdnick- 
iche rl iyM i^qlSw; zii verdrängen. 'SrkAtZ'-rrs Um* 
ftellung von ri yag v, und 9v i^ IiriTQSirkis i'tchwlkch^ 
„Du erlaubft ihm, nicht zu Iferneti?** fragt derChor^ 
i— „Ich nlufs ja wohl^ , antwortet Strepf. / „er ift 
kräftig und ftarkgliedVig^ (ixS^trwfiä^l yag). Dicft 
yag , "Welches auf ivtrfiirsis «urückireift , - "würde 
"durch einen dazwifchen tretendeir Satz fich zu weit 
von feinem HauptwoVte entfertien. — i- 8^** '^öv Aii 
VOju/^fftr (]?icv erglinzeh'Wir) erkennt Htfriw.'ietzt für 
^cht. übrigens kann zu' den Stellen der Ahmnrkuhg 
iiocfh Aefch. Perf. 495 hinzukommen:* — 8^7- wfw^ 
^a^ vüri Ata; fcheint das 'Wahrev' -So 94^2 ojoiouiiat 
TOÜ? 9sov9» *— Ob das von /^o//^z«rück^erufene /ire» 
XavSavi^Xifv av k. t. X. Bfch' halten wird, müflen wir 
erwarten. — 86^- '«^<« '»*« leargi irjf-d-e/Lc^v«; e§a* 
pöpT€. Der Sinn iftT Aw'w, dem ^Mer wUtfahrend^ 
dich gefällig heweijend'9 mneh einen Streich (beidei 
^gleich imd als eins* gedacht). .Abtt dagegen ift 
^Herm, Verbindunif rw itargi TiS^ojxt^ö^ O^ach BentL 
£mend.;, sira ^^a)ua^£,. die fich auch nicht mit der 
'Wortftellteng verträgt. — 87«- L. äutcV av Tft- 
pwv, — 874* Herrn, neuefte Lesart: iioO extra verjnm^ 
und dann : , . > . . 

-wird, wie billig, yOn Ä verWopfeii. Wir behersi«* 
-gen fein rc6' vaide friget,** hh^ Aklwardts (chon 
&8<>9 ^^^^heilte Emendatidn:- 

hätte wohl eine Erwähnung verdient« — 507, vgl 
4charn. 156 und A ö^*. iß07. —935. Mit'iRecNt lii.|E 
Bothe{\\zc\x ihm Jhlw.^ ^v^ / otk. Bemerkung,* dock 
ohne ihn zu nennen, wiederholt, und fPVüj-): roo' 
Tov la }xaiv:(TSat^ was lebendiger ift ahr Ä*<a. Dafs 
äbeY /«nie teinfylWg it?y,^ ift eine zu keck^, iichaup- 
tung» — • 947—^0 und ieic^'4023 find von Hcr^ih 
unverbefferli6h abgetheilt. — 989. JSn Sri r^g Af- 
ioijS ixiXkki^ räyaXfx* «va?rA^rr>r , wrii du das Bild" 
nijs der Sehamkaftigkeit (in'dcilier Perfon; nac/tbiU 
denjöltßf giebt etneff gefchrobenfen /Siim, fiefler 
liefet man: oSXAo rt juw^iv eti(^giv icoUh^ 0» ri t^9 
klioZs ftlXA^i fäyakfA^ Uk^afrAs^vcfv, ' was der 
'ßehbo^ heiliges Mild- entweihen mag. -^^ Ahnlicheaiidftf* 
fchyl. Eum. 536. — v. lOSt feq. lefen wir: 

(^Die Fon/eumtg fcigt rm nät^ßem StäAsJ) ' 



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ALLGEMEINE LITERATUR «ZEltüNQ 



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GRIECSlSCaß LITJßßJTUa, i 

Ieipzio^ t). Weldmarm : C^mmentarii in.Arißq^ 
phßnis Comoedias; colIe|^t«, d^g^/^t, auxH CAn. 
Danieljßccktus etc. *, - . • 

(J^ortftkMMmg 4«r t|s voriigsn Stäche iä>g€ht^<^km$m üeantfiam) 

» 

ro riji^ uir;i^atfQav. So.di^Hax^dfc^rjfteii* y^äi^^^i^ 
B^auptUng gekündet, ^er Verm h^e im ^nerte^ 
Fabe einen Proceleusmatix:ns': .fo nmfste man die 
Leiirt . .0^^ -Weigeret . vQfwexfc%' ,4^^ 4«" . vierjt^ 
Ycrsfnrvi)|f wie die Wortßifsc l^bren^ ev» I^^ibrachjA, 
aer fiin|teein Anap^^ uxrd ^i^ -Verknüpfung beich^ 
kann metii|ch recht gut beliehen* Die ^w^y te Sylbe 
voA iKa$B hat den Ictus« forjqft^ Si iptuTii i& u,im^ 
thig, und fchwächt ^uch doQ Ged^ken. — 1063. 
L, Ki^tafitSv, worunter. >vir,\ji4cb der Folge der 
genannfei^r Gegen(^«de, Kriammeuvcjgd xe«e|jeö. 
0eE ftayeoner nahm die aB^ere.Bed^tlungt lUic^eM^ 
Kiehehi^ lipid fetzte lUfür M/iqMf4,mw -^ io6^ f^ 
itfv. — fo^wf*' MvrsS^sv ¥- T* X. wie /iw. — x^>8^ 
^aec nimm dijaa^um debcnt e^fivtrtp neque in duok 
verß^ feptaraud^ Juni.** Was fcll €^s ? Bey /w. ift 
^Ü^ aufft^^efte ahgciheil^j *— 2107^ Both^ Senar 
ycrÄjerbt Alle« ; tias Äechte hat. Cc^ffWt i*«^* — . *i*Ä- 
)L ^vtJi' Jo/ yif^ Worauf auch Ai^w^. Handfchr. 2* 
filhrca ffheifU. — , 1145- L. ßoi^^hf und dann hä/ 
yo^Mi. -^' &i48 f-.Die hefte AbtheUxing hat fVolf^ 
der ao^h. den. tfach 1,161 ;uit Unrecht j;eirßofsei^ 
Vers wieder einfetzc — i\l\* «iroAoiJvT ift öcnt, 
und 1174 ouTiJ '^«vöiTO.^— nag. L. ira5tiw^,i498- t*^ 
ipn% fVoifi yjhoy^ tov vV fnrpf i^cis. . MatJu Ccfanur- 
xige atrophen ^ deren dritte emer gerupften Gaui 
ai<;ht ungleich ift, ßechen feit Farn gegjenifffrm. treff- 
liche Abtheilung ab. — 1050. Die Vul^, mit ^itv 
yudigem ia extra verfum^ fcheint das Belte» 5— 1267- 
U sr^yiwHXä^dfciT^a« 7 «f^0'# — 1293—1310. Um die 
Anpri^ng diefer V^rfe hat Uerm* ein g^f^es Ve^ 
dienift« Doch möchten wir in den A^fäsigen der 
$(rQphe und Gc^enftrophe die^gevyi^hnliehe Ahthej^- 
hu«* wegen der C^hwex^luptoilirGhen V^ M g ^ i ^ i^ 

- tjt^ «Alf «x^^-g^ört »ü ^i^TjVj^^ flieht m 
^eibeb. i«i<AdfeTir^gik«iifel^q^ dmArafcriliÄuäg 
wihiit. '^ : iSS»- -^'rt'- Iw* ^ob^ ^w^J» *^»W Miad 
/. d. L. A i8»3* ^r/^^r Band. 



/^irrncfi^ -«^ .«4^^ JSTtfrm. Juterpunclioii wird m^ 
jRecht gebilligt. — * f4o8«' Wir würdesn Ür. Lesart 
4Hfi^hiBen« -* 1417, i^SKrgvomg i&li^ht, F^0hs 
Ä^^\ talfcbf -^ «448* 4^'' darf nich^ mit dem mat- 
ceu }Jf(fe<9 . v^rtat^cfat ^werden. Die Tautologie. I^Ue 
Jiyeg« .fohald wir nacM raüJT ein Komma denken^; 
iwT/jtwv^ Wpfur Herm^ i^«t 5vt<v' ov liefet» war4 
Wdhl our.a^ tt\e|:rUchi^m, Grunde dem ^av riva irov- 
|ez«(^m4 aber dei[ KJjr^nd, iß {al/kdj. — 1473. Ebep 
io ahndet Kafandra die Gegenwart d^ 6ptt^^ja/<rAj^ 
A§^ 1 fißö (Sc/p. erf. pr.). — .t4^.'L*. k«v aipiSg* wa\ — 
Fröfcßie^ 7. Die Lesart fxovov i HCtv' ift ausdrucks- 
9^^t '.^^0^11 der <lrepf Kürzen, die auf dien^clv 
fplgend^ li^kfqitlünge ib^ ganaes Gewicht werfen. -^ 
fi4- I^c beiden Optative werden gi^t durch die Be« 
Bierkung verthei^igt» d^fs im roratifgegangenenPrä- 
fen« Jmpmrfeciijn^ Aorißi fiatip enthalten Icy; oxcf' 
Isann, ntomch mgefobt werden: hh lieft ihn uuf- 
;fiizen^ .T- Sß. Ftr t^^wi^ den . un^aflenden Laut 
llea Scbi^nerce«» muCi mit dem ScboUafi^ ujud SuJ^ 
^Us flbrAir«} igele(efl^ tirerden> dem, hier unfer Pah! 
jOiitfpnckt. :An Qine peinUche Sehnfucht dachte i]i 
diefem VerCe der Dichter gewifi nicht. — %u BotK 
wunderbarer Änderung wird eine nähere Beftim« 
mung von Bruncks richtioer £sklärufig entgegenge* 
ftellt. ff^tlckers Einwand^ daa AAitentwifchen des 
iEüHpidei ow4re dem Dionyfo« kei<r ^chf^en ^ew^- 
Xen^ er hätte rvrey ftatt eines Dichters b^fiommen^, 
bedeutet nicht viel^ da da« ganze Argument |a blo- 
(aer Scherz ift* "^ .105, Das bombaftifche fiyf rqv 
ifii}hiUHii vouv, welches di^rck den Zufatz Sx^i^ yif 
cimiiv recht komi^ .wir4»-ift gleich den vorigen 
Seittenzen zur VerCpottung 4es Euripides au», defteii 
Tratilevfpiel^n etttkibnji, ohne Zweifel aus dem Verf^ 
ideti djer Scholiaft ftnführt; nur das iß Irrthum^ ent- 
weder di^ Scholiaßen, oder der Abfchreiber^ da^ 
«dieCer Vers in der Andromaehe zu finden fey. £^r 
darf unter den Fragmenten des Euripides nicht feh- 
len. >?- ifß. Sinnreich iß ConzerCs Emen<Uitioa 
*Okvou vXoKaf aiu jfveu iroKo?. Ob aber der feil- 
flechtende Oknos^. das fprechende Bild zwecklofer 
Anßrengtmg, gaifz.hieber parfst, mögen Andere ^m)» 
fcheiden. Gegen die Efelslchur, ein Symbol endlo- 
fer Nichtifkeity lälst ßch nichts einwenden. — 198. 
Dev %m^ lA^: .i^nn -er kß der Seefdtlacbt fich nicht 
tapfer ßinerJi0ut^€wehü hat* '^ tj{3. £ecAk fchläg'^ 
MKMw -^ kV^vI^ vor, gewif« richtig wegjpn öoo. 
üüX. 4t- >/i97* HMipA«? iß gfsdi^ener» als da^ zerftü- 
^elte. «T^v^a« — .Ato. Botti. Abteilungen inStro- 
idiie, Antißropbe undEpodos, und kecke iUiderungen 
«ijiicfem.QborJMft W«r4en mit Fug verworfen« — 

57 ' 



v45> 



JElTAiaQHE ALI**- L|TEftATU|l-Z£^Ulf.O. 



43« 



Mp^ cm«T<^f V w «"o3.>^<\ halten auch-Tpr für Scljt, —j ..»^»rörten mö^en^jwy ii^e(i |Hol* rüt ri-footfs Ic- 



ßoXhtvov aneXo?, afminum crus, wiijd nicl^ ofene :>^agcn .wir nicht, da ja mit gutem Fuge ein /am£. 
Grund von Welcher beßritten. — 310. Das jno« des tetram. cat, zwifchen die Chorverfe und den jamb. 
Ming: €oä.' fchcint Ä 3rir-lrH!Tgcn. •Ifrw-Afnkr-e»'-' Scnar eintreten *»n7i ; *^nd' warum dann, eiiief wlll- 



vorzüglicher als fxov oder das finnlofe tjou» "vreil dann 
Wf^^Vü^f/ÄiTff iütn felbftßändig^n Ve^K compof. ßch 
erhebt. TDrfs aber Xanthias vor Angft vheiroth wird, 
mögert Ärzte und Pfychologen dehi DicMe?*' ve^zrfi 
hen, der hier fchon, vrie ürnftändlicher* im Folgen- 
den, launig andeutet, es feymit des XAhgft nicht 
•weit her ^evrefen , um die Fnrchtramkeit de» Dionj^- 
fos dagegen noch auffallender abftechen «u lafffSn. — 
326. Die Strophe kann geordnet bleiben, wie bcy 
Brunck , v^emi man vornan Ati Herrn. C^sart folgte 
mid fo abtheilt: ' » . 

h ib^m^' ty$aht v«i'wV i*- ' 

iv aus der rav. Hanifchr. ift iFür den Rhji:hm. ^ 
Ion. a m war. noth wendig. In derAntißr. entfpricht: 

Den rchlechteii Zufatz ydQ' iJKsi^ hsit fchon Ä^m* g^ 
tilgt. "EysiQs d^f ifiicht verWatfdidt werden. Dct 
Sinn ift : Hebe IchütUlni empaf'die glutkftammtndem 
Fackeln. Denn da« Atif - tmd Nieder - Sdiwingen der 
Fackeln hält fie eben in Glnth. Von 350 an lefc» wiri 

• «aAoiwV £vmi/?oiVr 

(hiY/^tr^f 'jJn^fte'i Lesart, fcheint nothvfnendig, da fic^ 
SXf 7cc^ ' rchwerlich mit dem Metrum verträgt. — 
365. „ewpüx/eüv wv e/l}ikHi(t)wyöV. Jieponam Qog. 
WS. quöd invenijf» i)iAetur FrifehUnus, vertenst 
ficut Tko rjeio ?/.•* So Bothe , €em wohl Kein^ 
feinen Beyfall v^rfaßcn Wir«. — ^74. Alle Verfi^ 
rhe , einen ordentlichen Rhythmus In die folgenden 
Sportdeen zu bringen, unter ddÄen der bothijche 
der willkührlichftc Und verunglücktefte, werden 
durch den welcher fchen verdunkelt, der fehr einfach 
lauter akatalektifche und ka^alektifche Dimeter ab- 
vrcchfeln läfst, und dem gemäf» die Schlufsverfe, 
auch für die Wortftellung fchihwr , fo umfteHH 

Nur V. 58^ »nd 38» K^ft man rhythmifcher fo r 

— 306. Wir folgen Ahlj0. Vorfchlag«^, iy «fc extrk 
verfmn zu fctzcil und yz zu tilgen j übrfgens zi^heÄ 
wir, des Rhythmus *wcgen, die br. Abthdlung ^:f^ 
Aöo— 4i5- Was derCk)mmentar ül^t diefe Verfc^w 
tet, befriedigt nicht. Sie mafchen, nach ^^Ä/w., dr^ 
vollkommen gleiche Strophen aui, die»-., bi»^«f 
di« «wcyte, fchon richtig geortutt hat- li> d#t 



kührlichen Verstheorie zu Liebe, den Sinn verftüm- 
meln? — 430. Porjoiis treffliches itrriv *A'v«(pAü- 
(TTiof . wird ancrkannt»^ — 440. Die richtige Le^rt 
Vffefes verdoAenen Verfes geben hivernizeits ^YLaxiA.* 
fchtiften: a/W ai) W^i^*, 4' Tr»?: — . VfS— ^Si- 
Diefe Worte des Chorfiifireirs 9 Welche 'Bothey ^vun- 
Vftrlich -gering, zur^rophe und Aiitiftrbphe foltert; 
Ahlw. 111 vier afynartetifche Verfe zufammenziclit, 
brauchen keiner anderen Abtheilung, als der brünchi* 
/rAen^aufser ilafs des Rhythmus 'wegen V. 443 u. 444: 

vir ttfiv wm ihfkXov BiS; 

geordiiet, V. 448 aber' raitriv' und V. 45o ^ß^viryt^oth 
mv gelefen werden mufs. — V. 450-^ 4^1 fiHaStro- 
jrhe (von 453—457) und Antiftrophe. Alles bleibt 
abgetheilt^ wiebey J9r. , bis 'auf die letzten Zeilen, 
die JVeicher fchön herftellt: 

Den 3 und 4 Vers aber möchten wir nicht in Ei^ 
iien zufamnufrtzieh^n. 'Denn ^as fchadet die Bre- 
diunff? Dem Auge äH Ungeübten vielleicht, dem 

Sebildeten Ohre, da fie dem Rhythmus zu Hülfe 
ommt , gewifs nicht. — ^s. In dem kaAh 5f ov» 
fagen wir mit Welch, f hai man zu viel gefacht; 
^'T^^^X^*** ^HaJie« 5«i?! ift nichts weiter, ah: ich 
kackt. Huf* ddSh^i Segne Gott. — 4^: „ovJ^fl^ 
pro ivipiiws po'ni* töc videtun** ^->' Qiß. Jnv. fpitz- 
• findige Vertheidigung der alten Perfonenabtheihing 
^td gegen die bmnck. mit Recht verworfen. — 
5572 „Wenn man diefe Trochäen mit denen V. 597 f. 
vergleicht: fo bleibt kein Zweifel übrig, dafs fie un- 
ter die redenden Perfonen in vier gleiche Strophen 
aerfallen** {Welch.). Demnach hatte Bothe ^ den 
^A/ri;. mifsverftand, einen trifftigen Grund, juttr«- 
aT(4<(>$fr9»i zurückzurufen. Wir halten, da uHs der 
eingemifchte Jambus nicht ftCrt, die brunck. Abthei* 
lung der erften Strophe für die Norm aller, und ihr 
Rhythmus mufs die Wahl der Lesarten beftimmen. 
V.6o4 bleibt /m;. dXw^aif und gleich darauf )8äA«i?.— 
655. jyöpoi 9rpod:9/6i flnddie Forderreigen der Zähne. 
,,Vieneicht (Mlw.) wird ztigleich auf den Chor in 
dor'Tnigödie, der äüs einer mit eitler Reihe ZIhne 
ungefähr übereinftimmenden Zahl, nämlick^ äds 15 
Perfonen beftahd; die fich iii dnen Halbcirkel grup- 
pirten, angefpielt.«*— '558. Herrn, von B. gebilligte 
Änderung xin-^(^ay'' aus Hor^iCpay^v, TUTKdmetyio^, 01^00 
fiaefiuskßbp^gaturihetuht auf -ein«t.jrvfiuiührli- 
chea Vorausfefinmifr £» fodert blofo etneii ridiligea 
\^trag,' «ai ftfiche Bewegungen, fpnrfa« uail ma 
bedeutenden StJelksAiangebnich«, fogäf fchdn «u fii^- 



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*-..«k,ihik*. ^' • i;*»** 



455 



M Äv.R Z i 8 t. 3.^ 



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464 



Botkä^s Porfan z. Enr. ei^äneende Anmeiicung tr^- 
lich^ vertheicKgk — 6.57. Ü^J ou jua Ai" ivird nicht, 
Vfie Beck will, üh^ki v);(ra hinEUgedaoht ^ fondenAi 
ArarA^txf. Xantki» ftellt fich, den Schlag nicht 
gemerkt zu haben , was ihm darauf Aeako« halb iro- 
nifch zugiebt. ^Diis 9nfWHa;^d«8Dion7ros, nach dem 
Schlage, iß ebenfollt mit erkünftaker Gleichgültig- 
keit gcfprocheii. — 661. *//f9. Lesart wird mit Recht 
als unmetrtfch ( was verfteht auch, ein Jnv^ von Me- 
trik?) und uHpailend verworfen^ In 676 — 679 fte- 
cken gewifs, was auch fchoRi Ukbo. vermutbal^ 
vmj Trimeter. VieH<Acht Xo : 

wie Reo. mitgetheiU wfrd. Die Str. 636 -^6^ 
bleibt« wiO'bey J8r«^ nur dafs man. die beiden letz- 
ten Zeilen entweder in «inen -einzigen. «110^9. logaoeJL 
sufemmenziehen,- oder, .will man dem vhythm. Vor- 
trage zu Hülfe kommen V fo abtheilen mufs : 

Tfti » M^ j tf AI . yivmmtmt^ 

80 in der Antiftr. •— jog^^itfH Ü^ toutoi^ nach 
iergU — 780. Unter 0/ x^arouai m. • r. A. find die 
Bader gemeint. Simi : KUig» , der verruehteße im- 
t9r allen Badern , die mit Saifenerde u^ J. vx^ Monge» 
A^n,, »^ 7j2. fiDuekeri etrmndaiio • KoAoü^ Ta xoJ 
*ya$ws adterjatur etm/taxftk l»ip§endi ujui^* neaue 
plsna 4>pvaßtione> e/l ^apus»** ^^ 803* Kü/ler oat 
Recht: nicht ^o/i^^^x' räumte .dem Soph, den Thron 
ein, fondem, was d^ZuTanmaenhang fodert,' diefer 
dem AeCcbylos. »^ gafi. TaAAa- überfetzt Br. fchlecht 
durch praeUrea^ es auf4 die Athener beziehend* £s 
ftelHi in verächtlichem ^inue , wie Zeugp Faek, 
den Atbenem entgegen f und^ „müdeüt an diefer 
SteBe".</*^<^A.) »»die Verwerfung der Atbeuer><' — r 
89t. JBr. Av, daa .cHien .fchlectaten Vers^iebt , mu£» 
fort; fo aueh V. isi9. **- %3. JL..,mit AitA« auv- 
W5vJ^x' i)tioi. — Der Chor 900—911 bis €'Koy^fcpa^ - 
Ml ivvafiiv y. 907 wird am heften . nach Mr. abge- 
theilt. Das Übrige Ordnet Aoh fo : 

- X«^«^ '^^ ^* ^^"J* 

Der Chor 9dA — 931 ift trochäifcb. Im 1 Verfe mufs 
Hi|». in. fju« .verwandelt, im zweyten, was FTelck. 
TorfchlSgt, ipuiksiay vor Tivaeingefchoben werden. 
Das Übrige bleijit, wie bey Br. undJnv.; nur 
V.931 theilen wir, des Rhythmus w^gen» lieber in 

»wey Verfe: 

eve})i%lSv «oX- 

— ^57' Porfons Änderung ou faSi* ^v beruht a;>f 
der willkührliclien Regel, däfs der jamb. Tetram. 
m 4. Fufse immer einen Jamb. oder Tribr. haben 
miiire. Auch v.^ 959, und 964 babeh^dafdbft dnoi 
Anapift. .— 960. ^>^f7ov f V gefchütjjt.* — ^'Q.pmt 
fcheh \iv\mq und ixiH^Oi^ ift die Walilfchwet. Ar. 
Umftellung mufs verworfen Wetzen. — gy^^^-Civ- 
^po;siv pwt gar lii«)it in üea JEuQmnMUxang, wo 



voh'd<;r nüclit<ämen GeCcheutheit des Eurip. dzel\edc 
ift. BeHer das alte 'yvi (p^oviiv. — - 1089. 30 würden 
"Wir Co.abtbeilen: 

MAI (pvX«S»l( 

lyviV Av ro irMi/üur XtToy 
KAj MASl^njMo; Aajß>f(« 

damit, weil paWov a^si^ voraufgeht, der Reim de* 
tko hörbarer fchalle. — V. 1045 wird mit Recht dem 
JDion. zugefprochen. — 1053. -P^c/* Änderung- hilft 
dem verkrüjppelten Verfe gut auf; vielleicht führt 
eine uns mitgetheilte Änderung noch leichter zum 
Ziel : ßra hioaj^as >tai tchJs Tlippes 9 täiJt «Vi-S-. ihl- 
iafyt. Zwey Vierfe weiter lieft der Verfaffer diefer 
£mend. f^a^v piv 70SV tout' ivaKOvaoi^ ^. tou 
tkSvidrQS. — to57. tavra ydf mufs allerdings her- 
geßellt werden. — 1066. toi ift acht, ys ein un- 
metrifcber Schreibfehler. Die Anführung des Lama- 
chos ift Spou. — 1160. Both. fah das Wahre, wenn 



denn^^j antwortet der Gott, „yi reiie, mir liegt we* 
nig daran.** Ein ähnliches A^fis hört V. \2Z0 JDion. 
aua dem Munde des Euripides. — 1253. Zwey 
Handfchr. haben ruSSi-^s. Vielleicht rcbayi^ dasßalb- 
g^Jäls da. — 1259. aTo£or winl von fVelck. gut 
vertheidigt. Zum Eurip. , nicht zum Aerch. fpricht 
der Gott. — 1277. Das, 7' tilgen wir mit fVelckeri -^ 
1685. Das Kolon nach Sanpaara mufs fort; Kltr/yXo^ 
ift SuViect. — 1695«^ Von den vorgefcblagenen^ Zu- 
fammenziehungen zweyer Verfe zu Ejncm können 
wir nur die letzte billigen. Die zwey anderen ver- 
bietet der zu hörbare Abfchnitt nach 1C95 und ißgS- 
•^ V. 1345. Sinp: Der gefangkundige Delphiü tanzt 
den Meer/ckijf^en fVeiJfagungen und glückiiche Bah* 
nen. — 1373. Des Scholiaften Lesart iyiii b' d rXi- 
puv verdient, des Rhythmus wegen, den Vorzug; 
aus demfelbigen Grunde V. 1333 k$g ayogdv. — 1391 
und 9fi find bey Jnv. richtig abgetheilt. -^ ^473* 
Uöpfners >;v 7iv\ ift wohl Druckfehler. — 1474. Die 
verltofsenen Verfe paffen trefflich in den Zufammen. 
hang, und find fo ariftoph^nifch wie möglich.' Nur 
1474 niufs mit der basler Ausgabe voJv 0' t'/jti rtvop 
(ft. t/vaj) gelefeh werden* , ' ' 

Fögel. a. Dafs Euelpides fich t;or Arger die Nä- 
gel ahgebijfen habe, daran ift nicht zu denken ; noch 
weniger, dafs ihm d^t Vogel fie abgenagt, was un- 
ter Anderen /iF/ri. glaubt. Euelpides wiederholt. den 
Inhalt des 6 Verfes , nur /^rker , „er habe ficjx die 
Nägel, an den Zeh'n fchdn ab^eklittert , aufgerieben^ 
abgeäfchert*% d'^roajrob^aai r^vi; Sw^flS r. baüTukav^ 
was nicht ernfthafter ^eipeint ift, als unfer: Jlch die 
Beine ablaufen. '^ 3^ Die Cikäden.*, mitdenAthe- 
l^ern durch afäGuo-izufamiriengeftel^t, waren auch durch 
das Vorrecht^ der Autochthonie, auf die Arift. anzu- 
fpi^len fcheint, mit ihjjen ifcrbrüdert. AvriX'^ovsg 
Mßv. Ol 'A^3;vaioit (u$ 01 'Tsmys^^ Schol. %. d. ff'oU 
hßl^ V. 98«. — ^Q. Becks 9raAiv, von neuem t- \vas 
weder zu V. 2 , noch zu V. »3 pafst , darf hier fo we- 
n% als Y» i64ö ^^ ^<^ d^r HandTchriften ve^drän- 

* »* A 



>- %m 



455 



I. A. In Z, ^ M Ar .2 JL a t 3» 



*S6 



gen, weichet Mafig (namentlich bey SophbWcs) 
eine ktir2«re-ZeJtdatier ausdrncHt, die das Gegenwär- 
tige in fich rchliefst. Die Krähe hat . während die 
beiden Athener fprechen » fchon lange nach oben ge- 
deutet, ohne dafs es Peifth. merkte; n«n wird er'» 
Mvvahr^ und zvigleich,- dafs er's fchon lang hätte 
merken können. So jamdudum h^y Cic, CatiLi^ 5. — 
V. 54- Der Atticismus oKry 8 Spoo-ov, der fich bcym 
Aefchylos gar nicht, beym Sophokles Einmal (Oed. 
t. 543 > vielleicht gar mit Unrecht hineinemendirt^ 
defto häufiger bey Euripides findet, fcheJnt erft gei- 
gen die Zeit des pelopohnefifchen Krieges aufgekom- 
men %vi feyn. — 58 ^«'^5 7' ixQ^v darf nicht mit 
c i%9^'^ vertauf cht werden;, denn attfiraiWf liegt 
iler Nachdruck, lind das allgemeiner foUte man; 
ftimmt hier beffer zur Frage. — Der folgende Vers» 
ob xn^Ti nun rot ixs lieft •— was auch i/rir^ vorziehen 
— oder in fj^« gehört ganz dem Euelpides, dem 
beek nichtii entziehen durfte. Nachdem E, fein STitK 
ioi gerufen , hält er inne , und fagt darauf nnwiHig 
lum dbwefenden fViedehopf: Nun, da mach/t^ durch 
dein Zögern , dafs ich noch eintnal klopfen mnjs. ---* 
$3. Rec. lieft: oüroos ri ostvov 9 ovbi HdXhov XdyHv; 
was ift dir fo graulich, dafs du keinen belferen Grufs 
iiaftt KaXAiov kann hier fchwerlich, was A will, 
fiir i^aXwq ftehen, es weift nothwendig auf oüf^ioi ro» 
Jlaj sturück. Br^nrAj- Verbeffemng , die denfelbigen 
Sinn giebt, ift zu keck. — 65. Ai/8ühJv oQvsov (wie 
y. 1244.: ^OTfp« Au2ov ^ ^fvya fxopix^XvrrsaSatboH^ls) 
enthält eine Anfpielung auf die Feigheit der damals fo- 
genannten Barbaren, und V. 63: 0«cnai'mej eine ahn» 
liehe auf die Sykophanten, was Bergl. fchon richtig 
einfah. So V. 1700 der Ort Phanä, Luckjenheim. — 
70. iQ<iq bedeutet zugleich Haushahn ^ i. Sehßf. zu 
Mofch. 3, 50. — 75- Zur Erläuterung diene Fröfch. 
553 : St' wv avrcq iravougyo^. — ^ 85- tyPi/ihet, all0- 
guitur focium et reprehendli^** tsigt Beck Ge\vif$ 
nicht. F. fpricht die Worte für fich, nachdem der 
JJaürifchlüpfer weggegangen ift; „Dafs du verderben 
n^ögeft, wie hat mich dein Rachen in Angft gefetzt!*« 
ygl. V.5Q. — X02. Die Frage des Euelpides ; bift du 
Vogel oder ^ Pfau f ift eben fo launig, wie einige 
Verfe vorher die Vcrficherung an den Wiedehopf: 
piißht über M<h' lachen wir ^ f andern über deinen 
Schnabel. An einen Haushahn mufs man picht den- 
ken. Über die damalige Seltenheit der Pfaue vergl. 
Vofs myth. Br. Bd. 2. Br. 14. — 114, irortf , in dieler 
und den folgenden Zeilen , gehört nach denGefetzeit 
der Wörtftellurie zu :aJ , und nur iiwernizPs Stumpf« 
heit konnte es davon trennen und mit wj5a verbin» 
den wollen. Dafs' Euelp. von fich tmd feinem Ge* 
fährten fagt , fie feyen auch einmal Menfcheii gewe- 
sen, darf nicht befrertiden. Sie wollen im Lande 
der Vögel für Vögel gelten, f. V. 64, wefswegen 
fie fich V. 107 auch Sterbliche , nicht Menjchen^ 
nennen. Überhaupt gehört das zum ariftoph^nifcheil 
Muth willen, dafs eV in diefem Stücke dieMenfchen 
wie Vögel, und die Vögel wie Menfchen behandelt. ^ 
Einer ähnlichen Mifskennung der Wortftellnng hat 
ftch Beck V* 190 fcfauldig' gemacht /indem tt itiHtf 



und jt;utA5aH)fV Verbindet, was Btigleicb'eifren^ptotti. 
fchen Sinn gewählt* Flc^^tf t ijf^pof « ein bildlicher 
Ausdruck« bedeutet einer weichwollige Stadt» in der 
jnan warm und behäßlich fitzen kann; und v^rai^- 
-lafst das Gl^ichnifs eines weichen ZotCelvIiebeK -^ 
Defto trefflicher ift V. iift Becks auch von Porfon ge- 
billigte Emendation Hai Y>)y i'KiiKrov kai ^aXaTrav.— 
147. Mit Recht verwirft JS<tc&|etzt feine Vertheidi- 
gung von iawSeVf welches vielleicht nur ein Drud^- 
•fehler in der fracinifclien Ausgabe ift, und hSIlt fich 
an iaStVf das aber fchwerlich an emem fckönenjiox- 
^«zr bedeutet.^ "EvüSiv ift» wie Vtisgg^ primo diht" 
cuU^mpd zeigt hier, da£» die-Atl&ener nicht einmal 
eine ganze Nackt- in der Meerftadt ruhig zubringen 
'Wer^kn. Die MeerftadtglaubcB wir im perfifch^ 
^Rcick fnchen zu.naüfteii^ das als^isin weichiippicfs 
benichtigt wmv, — 150U l< etmi ibwv Ccheint uns etne 
-V^nniCchung der bcideii Fügnngda ouk iAwv und is 
ovK tUoW & £rf^ mxiüerm* .an Sf^ih^ ^nti&, dnU. rr 
156. Tßi^}; ift ganz ^nhch^ufenthak^ Fenveilung, 
wie Aefch, Prom. 639^ -nM». :i7S* xWennrauf cpvi^cf, 
waip/i; wil^, 4er Natshdrack «v^hte: Co;.dm(tew ^ 
^chon die angezogenen. Stellea^ beweif en» #wrcc nici^t 
-fehlen. Auf miav- lie^ das ganzeGewicht der Hede: 
9,Was 4as wohl fur*.eine Stadt fefn möchlelv. «p4 
dann ^ erft pafst ^die Antwort. -*«. i92.: I^foev-^aot in 
^derBed^tung vwa ailj^v^j^fchk. ujtoL ^/Vp.ioB* 
in y)kH H^gt d^r BtßriäL FimfurnffSf üä d^'^ Dn»&9 
^Wolke, JNebel, gleichfalls;« daher beide Worte ^ver- 
tanfcht werden können^ Vgl. V. 1^ 1%. Über die u^gia 
y. 193 und 1516 ift nachzulefen die. Rec. dei ^eyw. 
Homer A. L. Z. iQoS, N0.131, wo Sfhaeider im 
•Lexil^on berichtigt wird. -^ 9o^';5sti#»vTn ^|i^. 
So MeJtkyL Perf^ 005: i^ ^mv ^op^ «7^9 

*der Unterfuchung des «baiv gtnannteni AeyM. .Rea 
-üo, 134 find Götter und Gipitinnen gtmemu di^» der 
alten Heroenfitte getreu, nach dem-Spiele de« £b$- 
bos Apollan gemeinfchaftliche «Tlnae aufführen.^ «- 
S36. di6pava(pwva (nicht aicfidva (pwvd^ ^Kelches 
auch fchwerlich fuavi cmttu bedeuten kann » denn 
aiopBva vpujcS ift ein ganz anderer f *11 ) , fchliefst 
fich an ipvXa und oaaa an» und- bezeichnet die i?räh- 
Jige Munterkeit der gefangfrohen Vögel. — V. 23s. 9 
bat i^D^Atf nchtig als ion. a min* trim. nnd'dmtek. 
geordnet, wonach ou^ca au lefen ift. Von Vi 4411^ if& 
•federt der Rhythmus; 

maitrMS* * ioea r sCl^oyf - * j - t^ . - 

pmm,Te¥ i^^yra Mtt^^Bwvpi» ^ 

Das t5brige bleibt, wie bey BruricL — iWcht »/vreü 
avXvSvt^ Jumpßge Bergthälet find', Iverden fie iXiim 

J;jenanrit*S fpnd^m weil i\üai dabey fteht , fi»id **s 
wn^^gtf Thäler. Jeder vertiefte Ort zvnfchtn Ber- 
gen undÜferij ift auAwv, daher bald Thai;T)äiä Meer- 
enge; \g\yOrph. 104.7. Jefchyl. Prom. i^u 



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^RIECMiSCHE LITEBJTÜB. 

fJlk^tM 6*4|^?»|r|fÄ4KirÖöll^§|t^idif ^ffit^ «uxk €lu^ 

»G6. Ztt « mu^^nr durfte -Nufohlm witfl; rH^. 7? 
i«3 nicbl überfekar -wrord«!!; «^ S7S» In. ij^^tifO^ Sf*99 
vhreiiiigeii fi«h ,.injebeii. der lian%ai Itifipielüiig -«hI 
die fopäolile'rfeheiStoUev nfkh? %r9ty Bedexdnngtmn 
ef&Ulch^tflns iiaiilicfate^ i^teA^^igvi^inu^/mviileMj^ 

Mahn. fiie%t^ iiiid (Udiiwib iMieil* dtau^t/ihrte'^i^ 
<f«moÄ duso^vi^t «ipc^viy..'^ ftg^. Der, £cb»flc «WÄjr- 
te WoeAeho^K ein Naclafcomroe- des ecften « der &4k 
X« jeit«m^vjeirbÄk,.'wietdet cdlt% mid reiche i^ftlliai 
tu feiuooB ^mniften 9 > sum Bettler InnAgefmiSK^e» 
Kiikel ^gietohe» Numetts, ndxA Creflbn4 ufHl.4Mm^ 
«MiSoha.de« Philoklee und Enkel dieft*Wiedefaop£ee 
genamat Vteih df r EopiHdütoifieiie Wiedäkopf derf 
dichter yhildkles, der okne ihn nie eacfiandan • wi' 
xe^ und diefer^Wiedertim einen neuen .üVSedekapf 
gtmacht hatte , mox daturum progeniem wiüioßomm j 
So Tagt in Shakeft^, C^nAel. . Guidertu» «mn gecken- 
Wten Xldien:* ,wder Schneider ift dein ftroApSper 
er hat deinen ftock. gemacht, «ndtder dich^^ ^n^ 
lokiet empfängt^ einen derbeiL. Hieb' wegen feine* 
VerfchenCiilicIiong dea Copbokleilch^n^ Oegenftandes* 
^ 30s. fTff fcvor irpry/üurroc irsJiiwpiou bedeutet nichti 
weiter als Stamm und Wursel (Keim) einer «nge- 
lienren That: der > Begriff des Ungeheuren liegt blobi 
in ffvAauf« •«*- 3«7» Daf» Br. i)f^!v«> launig iß, gebea 
wir sn 9 ohne deCihalb s^fjuv , 4ic Lesart aller Hand«« 
(chriftan, albern au fchelteo. . Der nicht mindei^ 
knnige Sin» ift : Siefutd bej uns (d» b« bqr imr «sift 
bcj 0U€h^ ihr V^gel), wenn ivli anders zu euch ge<« 
li5re. «^^ 333 und 334 hnd luwtifch -p&onifcbe 
Tetrameter. Der letzte fodert iyivtro 7' Äp eV 
ifuiu Dab der Dichter befondeos bey der evften6tr<N 
fhe einen tvagifohen Cbor vor Au^en gehabt', ift 
wahrfcheinlicb. Die erftd Zfeile, ^wie die Farbe :de^ 
Ganzen, erinnert an AitfchyL Jßumi 138» und V. 344; 
wo A richtig bemerkt, eonßipamt nojier vmrba piia* 
ra idem indicaruia^.choros tragle49s intUatus, an J:^erß 
6s6: §$t^ piOü, ikjy bic' ÜHtpv HCfvfjißov SxSou* — ; 
306 "-*-* 453* Abgethtilt wie bey Brun€k. , *-^ 39a 
L L. : . ' ' ' ^ 

damit das bedeotende Ac^ 9 deffen erfte Sylbe lang 
iß, auch durch die Stellung gehoben werde. De» Sin» 

/. J. L. Z. iai3« Erji€r Band. 



t i i 



hat B^0k veffchlt, wenn er iyyC^ irap« rWv yjtjT^di^ 
rerbiAitet, uiid erHÄrt: iUe vute attnaini in eaßrU 
ämbUlkre nPnUng^ ah ötta rtmotos\ ^uae*extr9m& 
ki^ pojitm 0rat\ et ut ülam Jemptr rttj pictteut ^ n^ 
jMUH auQtrrtftur, Die Meinung ift: „wir wMlcn' 
nicht gan^ bewaffnet, un^ nicht ganz unbewaffnet 
ft^n; die Vögel nicht eben als Feinde, aber auch 
nicht als Freundearir^hen; nicht gerade offenen Krieg* 
Mhren , doch aUefa nicht forglos fejn , fondem auf 
jd^den^iTaU. der 'Gefahr die Waffen in «er Nihe hä*' 
IWtt^.- Dastehen ift der Grund, wurtmi fie arif Jenen^ 
Topf da vorir immer er^s deV Nähe KiAfchaun iVol-^ 
tert; 'Jti'yuV ft. #>\<J5« oder «>Yü5«ir Vci-blnaet ficK' 
aufs eit^U mit o^fe»v7ä<'.' -— 4^^- L. «v*7''*-'^ 4iö.* 
itNen aeeufate J^is ^ 'fagt B. ^ Epops nd id ijuod 
^a^ufjUnm erkt rtjpondtt**. * Irrthumi Mari verftehe^ 
nur: ,vOü Tüj^j; nofjßi^Bi fx«', cikK* "Epcvi' '<6tc. ■ In Kai' 
Mu 4i^ eme für die Vdgel fehmeichelhafte Steige- 
Aingi^aii ^üfOflOihf 90t' K. t/A. eine^noch höhere, Wo- 
durch das HerzderViVgel vollends gewlohnenr iVird. — 
433. »ph. Aj. «93.- f(pp«? i^t^t. ir^'^apVVy rfvs- 
Wroixav. DieCsÄiF die Vögel ange\rttKlt , wird * felir* 
launig. -*- . 437. Der Artikel rö«$", den ». in coli 
verwandeln möchte, ift uns, da von beftimmten. 
Worten die Hed^iift, nich» anftöfs}g. — 441. o^ur- 
T$ii v^n Augen gebraucht, ift doch nicht fo unge- 
wöhnlich. Wir erinnern nur an die i(p9akpL(io\y^o^ 
bium^ /iefchjL Eum. \^\. — V. 44r. Mit Einem} 
Mükter Jiegin, Wenn man "vier gegen fich- hatt^^* 
ift eine feine Umfchreibung für iej.egt werden. Aber 
unßreiiig liegt noch eine Satire darin auf einen da- 
maligen Kunftriehter, der alles Schlechte pries , und 
van- dein getobt zu werden Schavide brachte dem Eh- 
renmann» Nicht unähnlich ift Virgils: Qui Bavium' 

ncU folgender Abcheilüng: ' ^ 

9V Ol rov5 e^( * kiy ti{ moivov. 

So in der Gegenftrophe V. 545, wo Br. richtig ytxrtt' 
hinzufügt« — 4S4. bsiirv^Btv fXBkXofxcv^ jjl ri; BnincKi' 
der" diefe 'Worte dem £uelp. gab, ward wohl durch • 
das voffau%ehende'4MSf verleitet , welches er für eine ' 
Anrede des PeißheUlres an feinen Gefährten hielt. 
Allein der Sctave ift fo wenig eigentlich zu nehmen, * 
als der Aofmikranz und das fVojchwriffer , fondern 
dient nur , um die angefangene Metapher zu vollen- 
den , und den Gedanken : leh binjertig , jetzt frifeh 
am dmt Genufs! mit einer finnlich lebendigen An- - 
fpielung auszudrücken. „Wie?^ — - ruft nun der 
Ghorfiihrer verwundernd aus -^ ^»foir etwa ein' 
SehuMMu feyn t^-*^ >^»% er federt Pejfth«, ,,tin recht 

58 



J- ^ 



fetter Ohrcnfehiiians**. — An da» Bekränzen der Red- 
neik zn '^e^keflr r ÜQ^t^ ean^ ab ißfin^^egp. /^öfjivbiA 
X^«^ KeicbÜefstldi^^ M^tapieF, ^i^tha/lrige' 
r^düf und Xa^ivoS' darf daher nicht von Xa()0?« dutelsf 
abgeleitet virerden. Dalk im -folgcüden Varft wWy 
aX^w zu fchreiben fey ^ lehren Stellen , wie Aejch. 
pTom. 67. — 477. Die lobenswerthe ÄnTlerAng oW* 
ouv — jS aff iXf/g ; findet Geh fchpn in^BtffgZ^rj.pbej- 
fetzilxn'g. — '"492' •^*'^^* ofT«, welches ä^A nach 
ijpfo, yoi\ , no^turaif graffat^^ib^iS y^rflebt» flrirf i4f^ 
^0^^ ^rufit ijur.^plaUui^ valetfUi , di^<)^^ .u>i» yeic* 
•^jCrflicli ^ wejl diej^ Art Leiue fcrftlich g;4r fcjüöpht 
%\x d€px äandwer|iern paffen, i^dvdaAU wahligewid«i 
4iejei;iige^ ünd^ die auf d^n I^oiin^nruf »fobt Ürirm; 
l^ie Vi](|g» ift unyerdprben; e^* Ü gebl ««iif ä11^ voirrt 
^er genaimten.Arliteiter, und der Sinn ift: diefe* £0-: 
b^lci fie den Hahn vernomnien» befchuhen lach eilige 
ijnd fi^en uocli bey Nacht, an. di€^Afb«it.-»*i- .V<. 6^^ 
iinf ^i^ 0» 71 S^^OKO«»;» Die ^li^niatige Semerr 
l^png;* maUßm i^ epdic^ Ugi fi'ri.. lautet j^tifct:.f»«ic; 

^J^^l'^ß Hf ^vfi^if^f^^: JÜcfciigi deim S^iirt ci 

Sopb. \Jjux 76a. 4^^§* ^&^' Jsfeh* Ea$m^ JiHf, 
\Vas , ^eipu^lf gÄ'vvünfcht m^^A^ i "wair uwoe- 
Urifcbf f-r 513* I^^Jf (bedanke fa^le fo forigohn: 
4^r ^4/^r .,^ai äu/ den ^iamos^Jckt^ oi ^r ßd^ 
etma hejle^^mi U^fstf. natürli<;h J4j(n .ftin«?i: Aivt> 
tjxeij ab^&ut^k^Qt^men. . Statt, de« Fr>^ wird höi:b&, 
l^nig ein. , ge>ri(Ier I^y fikr9lef «atevgeCchaben , dor, 
iiu fti^e der B^echUfhkeit. ßand«? . Qlanfam irhr 
' Bun dem. Scho^9fte^y da ts dief^r L*. ein Feldhen. 
war, nnci nehnjicn wür zugleich an, daX» dcr.-irngi-' 
fcbe Friamps in der Ma»)i& del I^yfikrates aufUMftK Xo. 
ifi nicht eiuöifch», wje-P#^Ai Ansrpriich ; n.^xunt 
f,cr^ fi^stuliff lU ,JLyfic^at$m f^ßfrH^ Recht b^r 
**l}^Jten npu^. Öbefbau|)^ folUi»- wir eiofm f% 
. ^Ü^i^ifeneQ, pichte^ nicl^tt VMkiinftlerirches . iRVt) 
tn^e^^ »( wenn' unCere blöcien J^gen auch all«! 
fSpinen. Be»ic?}iungei^ ,. die ehem^U jeder Aihcner 
\;ciftand , nicitt m^to. w^hmebw.eii, — , 575 f* 
l|hef die. geflügej^en QqjtMieit^ ; wird «hingewaoti 

r|jm find f^oß'aü^f payth; Jävief^/t dit. über die^i 
t^jf Qegf^(tifi5^.ä^%. B^^deutfi^dfte «atbaU«n* übfw^^ 

J[angen worden? •— 5Qß. D^t vO» JB^ftr/uf • ansfiti 
ochtene 2e jkann füglich (lehn bleiben, nicht, 
fiiia augendi vim habet ^ autf ut in Jamiliari fermo^ 
ne^ Tedundare putari poteß^ fondern weil mit ii 
dje Reihe. def|[^aii|iten Götter beginnt» da vorbei^; 
nur von ^&i)$ im Allgemeinen die ftodewan Die> 
J^de^ Kronps /ßj}^ ^ojeidon find aU Hauptgi^ttei?^ 
de^ üchtbficeA Weltall» au>g^obe#i» — 616* Mfu/of» 
-v^l^lches, der Scboliaft durdi TtjiAiQf mnfcb»ib£, ift. 
ei|> gewöhnliches Bey wort der Göttet überhaupt^ 
n^cht blof» der Eunutnideti- Das Worrfpiel, wel- 
ches Berglp ia iX^os und sXetß^ findet» iß in den 
Text hiv^eiM^kl^elt« Auch iA gar nicbi von einena 
Ajfar (ßw}^u ikiw) die R^d#j fawdean^ von tintm 
Tfpt^jelf äV: c^em^der Q)b;yun\. dienen iXoli den Ehjr-i 
^ürdig^nUliW.den.Gpiberm — ^ G^^ jüohßvSMieb^. 

Bo^i iw.eia Q)f ffem^MHü» ,nM,,UaMthtf "ääoiigst^ 

* * * 



UIUZEI^ÜN^ 



460 



ftchl wie Aefch. Ag. 94, wo.es nnt «yy^y, wie hier 
mit riffO?,^er67ndbii ij^- '4- "7Ö4» pafs ein da\ durch 
dÄ At)fcnTeiÖdh Schuld verloren' gegangen» Teitlet 
lieinen Zweifel» da Suidas diefe Stelle ßib voce h\ 
m m iikhmv ^ Ünfaici Mcüiung mi ch hat Toup das Rieh- 
-ti^e.geU'oft^: ir^rojuic-S'a ydg «fi» neu: was auch Tyr- 
ionttt einreden nuig. Dafs der Proceleusm, vom 
axiapsiftifchen Rhy r . hmti , i antgffrhlnff a n fayj lU f t ig 
folchem Falle jedesmal w^ayßra ftatt irpoW^crs muf- 
fe geleifen tvv^tden* iftv ^v^e..fa mwxdie metairche 

Regel y uner\yeislich » und hier wird der flüchtig 
hineilende Ahy^Amras l^efofld^ts; ^4öreb 4en liiüfsät ge- 
recht fertiget^ vHn : V*^7W ^iiir#t)^9«ir ^ bJ^ K'.vr. A.» 
w^o ebenfalls nichts zu ändert ^ifli*^ ^9^ -Ainn der 
f0l§enilea^Z«ftle' ifttV^i» M* i3di|py> gtai offibnV ^^iiBOttft)- 
fxoKora^ mit ^p. r« cu^a; » w^as Botke will » darf nicl|r 
wrlmitden* Mreifidea. W 71^^ irpDr 7ixfioy ' aio^pK. üt 
l^nverdorb^a.i Dfer M«nn wird .üusfchUefiiimgtweire 
Üeaanat» sv^l. or. bey* Aheftifiim^an. dm luindeihide 
Tkeil ift:^ dis Weih der kadende. -^ 'ff^ Maik, 
fjoMcndatiaii. 4««pa!r «^K .iA ;fijisk^eich^ mio* feine 
EsM&)mni|[^ abermngrtouttatiCch/ iKiji ^'y*yae<iifMift 
düiftenichti fehlen 1 oder der lÜehtar faitt#' duwki 
g^ÜprocheK-als die Sphinx. 4^ch ift 'det FrtiUmg 
Sehen unter furgitji^ mlytt mit inbegriffen^ Wir uih 
terffeb«efb%n«.wat?iitfirA iwaeakt ; . atj^» - Im^i&res 
99nii'cur äUjMetemti noM wdeoL .\Nmm.^etiiit uä 
woieimtn^'jyf^ DieCefttanpheiaamatderAegcKtftrofdie 
find» nach Jia<A« fchöner^Bemevkung» Gelinge der 
NachtigalL Zwar ift<da§e|«n i^fUvQ^ «Vx 743^ aber 
mekreire. HaniUchriften bieten • zum Gldivk auch 
iCjfliiinf iex. -«^ 740 iff .gnt-TOn' Br^ ib Bbrmoim 
teageltdltfc ^ - . . 

•f^ 77^ A verbindet en}fiiiMtY^ fioify (iL ^;g^} mkxo« 
*Afr^A<tf » :ojt4eS «ripMp xipixoy«^» gans^sgefi dirRe* 
geln *der- Wortfiielluhg« £>a£i die S^wtiie» der alten 
Vorftellung geaüfs, nicht blofs aus- der Kehle fin» 
gen, fondern aucb nait den Fi tti^n tönten »: hixie 
er» wo tiiaht den mythob £ri#/m »^deech den dai^ 
£elbft angefiihrten^ BeweisAellen ausf^jtfiitfirflaii »1; de« 
Hynmos dai ApMon^ HoHMtis^ Himf^rw^ , .^ di^ aus 
ilteren Ditditean fcböpftefi » getreft glaiAen . dürfe« 



(Mytlu Br. Ad; iL; S. .uig ii). 



i\ 



Ql^.Bmh^ytit' 



ihfwiigung . der Lesart ouftSv» mitder ckcXiennliM 
verloren !gdit 4 iß unbefrteiUgend* Freydsch mid die 
beiden Athener du«eh;frem4e F^em oder disrch Vo- 
^Imasken zu Vögeln cewt)rd^n ; aber gerade darum 
»A^ie.ernftkaCte Vernbherung in den wohifaekann« 
tth WoEten des Aefchylos, fie lefGadurchMigemeFmderj^ 
Vdgel' .geworden^ äuliserü kdmifchi Und nooh itiebr; 
Sie haben ja von dar Wunder wurzel.|^9igeifliBn-.<V« 
6$4), nach der wohl . eig^site Federn h^srvorwacdifen 
mufsten. -<» %U^, Die Worte: 'HpoicXeir» -^ -««> <«-* 
X€i()iav ^g^cvv» werden in den älteren. Ausgaben dun 
Wiedehopf gegeben » und mitHed^ dei^^^JBr-ift es* 
mit dem Peifih. Rath hält» nicht der Spafsmacher 
Kuelpides. Dafs in d^n Worten ven einem Bette 
und Bettgurten di^ Rede i(i» darf kein iGrund feyn» 
te dem WSeddhsapf'i^' n^hxneä » • denn dem Dichter iA 
ia.idieCeoa LuIUpiel' Vbg^l -und MeaiCcfa gleichfani 



4^1 



>* 



^ 



. M^ iL R Z, \^ 1 ^. 






e|nt^ . Amik "^^ svS$ufmfr nn bk wavv fipd Worte des 
liyiedekop£s« — 303. Der Superlativ ßebt hier fo, 
-^r/^nif lUti «le» C^vipar^tivs *— uud \irie pafste der 
a^tcl^» ßf vqia verglicbeoev .GegenHande vprher. 
X^hjL 4ic,-Re4e wv?. — als b^y (Jui^y^ay ^eSiov ein 
jbi«fia «)» e^äÖKi^a. ÜL\ Wir verftcben: ,*0^z berr<> 
lieb ^exuuß du l^ukiiHswollKenbeijo jenen Ort; fonft 
%ßch könnte e».da? Phlegriagefilde feyn/* Ein Luft* 
l^nd in der-Lnit« wo JVleufcben , und ein Luftjand 
auf der Erde, iro Götter prablen 9 fiebn ücb entge- 
gen;, und wdbrffh^nlicb liegt bier eine Anfpjelung 
1^. ir|;end . ein^ I^elzenfüfsige und pausbackige Gi^ 
f/jf^jf^lifixie y.e)rbftrgen. V. Qt^S^K^gv h« S« 7r«fx\|/pv, 
tA.v .ff€v r^ '*^. «Ttfpo« ^s i — pqteß fe tueri vita^ 
^mruunis epnjiutudinp ^ Tagte JB. ebeniaU. Wir find 
d^Ler.Meinnngx wenn er ne gleich aufgegeben hat« 
& Mfch'^. j!ig. .^56* ^rrsiouo-i b' su Xi')Qyri$ ^ivifCk 
^ jkclv 01^ fWCH^ ^;v » /rov ii. r— # i/ro Schutz mit Un^ 
l^iicbt ^avjfyk? emendirt. — 850. X<'pvi\{/ Hebt gewib 
mijfiht fur^^fvij39v, fondem für ficb ielbß. Natürlich 
lunn'KUn;das WaiTer nicht ohne Gefäfs bringen, aber 
die Nenpimg ^es Wägers, als der Hauptfache, ift be-^ 
^h^un^svoller als des Gefäfses. So Hheocr. 24, 96 ; 
Unmuvf^y üvo^t bekränetes WalTer, ftatt Wafler in 
eifern, bckrinaten Gefäfse« *»- Dafs 85* — 857 und 
gg5^jTrgoi),l^bi2n Rbythmui ent(precben«. fah Bothe^ 
Jjmxi^ yrir wiiEen, ziter(l;*4b(^r feine Ab^beilun^ g(S- 
mfi^ n>ch|. Dt<& vier erile;n Zeilen könnc;ii bkiber^ 
T^begr JBr.| ujur dafs V. 895 apa yt zn fchreiben iflu 
Vbr^nf . ^i^€^ wir /ab : ^ 

IT||>, IT» $>j üjU^MTf ßo« AMf. 

D^mge^ilfs iiji 4ei; Gegenl^r. Da£i fvJav erhalten 
-frevlen inuff t- ergiebt Uch von felber. Jmkßag^ 
lfm Offmgik CJiäris. Diefsf etwfi ift die^ Farbe der 
Wor^. die dui^h Tilgung von 4^av verwifcht wird, 
^ ^ßß Reicht z^nrej V^fey wie o. bemerkt. Die Les- 
art 'OXp/üur/yaiv «ieheii wir. mi t B«rAj Ausgabe .vor, 
wegfC]^ des ^eifuf » d^ bjer b^deutqfid ift. — ^% ff» 
Die hier auftretenden Heroenvf^el mü/r<sn ihrer ^un^ 
Theil^ (ej^ei^e^ Namen wegen eipe komifche Wir- 
k|mg gethf^^ bahnen» wie etwa in folgender Überfe» 
tWW// ^Bj^tet ajv: 
. , 4nch (iie Her/»ei| , Jena Vögel • und die Hsroenkinder» 

V nd den Pprphyrion , und den Peleksn, 

Vnd den Peleliin , nnd den Dildap, 
- tUid den Birkhahn, und den Pfau, 

4fin hibifti und den Sduniiring» .. 

Sn ßchärb , und den p^eiber, . , 
n Mes^ach , und den Geierin6ncli| 
Und^das Kobelmeisle^n ! 

^r Iil* V^ 9011 fcheint eine Anfpielung zu Hegen auf 
das bekannte Knochenopfeir des Prometheus. — V* 
907 mufs gelefen werden: 

wernn nicht alle natürliche Lebendigkeit verloren 
gehen fotl^ w^s in Br. und noch mehr in Both. An» 
e^flnung ^efchieht.- Btek^ Behauptung« daf^TK (ale 
pron. iAdef.)^ann zu mohuitos gehören würde , ift fo 
^ngegründet, wie unpaflend das Beyfpiel aus dem 




JPlut. 163, wo kein fr|igjnder 5^ iß» rrr ^Ofl. T*« 
K€Cj!>aXa mufs nicht zu Trfo^^tvv, fond«rn zun| n^h^e-,** 
ren ^A« ip gezpgen werden, „was im eigenen flanp»* 
te du willft j denktt oder finnft" — dithyrambifche^' 
Ünßim , wie b^y manchem hungrigen Poeten uhf<>^' 
rer Zeit. — 933. Diefs fagt Pejjth. zu feinem Kncipli^* 
te. Vgl. V. 956. .— 96G, In Becks Ausgabe fteht eitt* 
Fragezeichen 9 welches die Sprache nicht zu erlati'-' 
ben fcheint. Der Sinn wäre übrigens gut: Jjl^^^ 
4cnn nicht v§rgpnnt u. f. w«? ^ — ioo7» Was Ä". uhrf* 
Beck gegen den Stern haben, der doch dem:ftnnH^* 
eben Auge das Scbaufpiel darbietet , wovop die Re** 
de iß, »ekennt Äec* niclu einzufehen. iBj/?er^- 
5' iari^s und eiirpXdfAicwci'j, find acht. AHe vÄ^a 
hangen von Iva ab: „dafs alle Strafsen fchnurftmdiS' 
von ihm ausgebn^S oder ausblitcn^ wie der Dichter 
fagt, der Gegenftand und Pild in einander mifcht,— ^. 
i o 13. Ä^ÄJ Erklärung ^ß trefflich: 

Wie in Lakedimon, werden hier ' ^ ^ 

Die Fremderi entfernt , und fchon Ter jagt find «di<w« 

Viel Seblig' in der Stade ringst 
— loit. i>au der Auffcher w^en de^ ßolz gebiete;ri- 
fcfaen Wefcns, womk er auftrm, ein Sardqufpflof. 
genannt wird, ift Rec ausgemachtt -^ 10^ 0««-. 
kov ßtßXiwf TtXiou. Wiar ver&eben: diefs giir/lf»|^ Di- 

?»lom , das mich der Volksverfammlung , und d<'*^A 
6 etncräglichen Gefehäfte für den -^ Farn^kes ent- 
zieht. Teleas, uaiDb i€8ein windiget fatrop^ wirft 
feiner Luftigkeit wegeli als eine Magiftratsperfon ge- 
bannt, die (ich deir Herrfchaft über die Vögel ^an- 
inafst. -^ 1 605. Becks «heinalige A btheilung : ti y3ov; 
X£i d^ra; T. /ut. — fcheint die wahre : »,Nun ^ w*J 
meinft du däzul? Nimm den Lohn ,. laf» die Gefcbäf^ 
te rahn', und geh fortan — 1040: Br. h«) djinkt 
auch un« kaUj wir lefen« mit Beck twiii t^Ij —r 
106a. Der Molofs tiJ^aJtsrr, f ür den JJr^ -vY^b^f^^^«*^" 
Heb in der Meinung, eifften Choriamb »u geben, den 
dritten Epitrit sii^aXU^- einfchob» palft allein »uy 
Gegenftrophe. Hier wäre eine »eriobuguiig ^n ihr 
rer Stelle gewefen eori/m caüfa^ qui fei/uiffUur quemr 
cuuqüe , qui eöttßdcftter imperare didicerit^ Abc^Ä 
fchweigt. ii- 1065. Die Feldfrüchte (ts fJf ¥«Ai;h%C 
Äügovo/ixfvov. So Aefch. Ag, 1403 1 ä crir^piJTe? niXvr 
«09 rfV Aox^>*<»<v.- Vörgl. Soph. Oedip. Tyn &S} . H?4 
die Barumfrücfate müil'en einen Oegenfal« bUd^Ar 
Wir fetzen uns aus dem, ^was der (Jomnaentar bruci^ 
ftückweis darbietet , folgende Lesart :(utammenf, ** 

*— V. 1069-^1071 fchein'en nach dem von Herrn* vor; 
gefchriebenen Kbythmus abgeth^ilt werden *ü muf- 
fen. Über die Wahl der Lebensarten föllt die Ent- 
fcheidung fchwer. — 1 1 15. Bruncks Emend^ion i(| 
die hefte. Aber vielleicht ift gar keine Negation no^ 
tbig, und ^5J9 verdorben. Rec ward folgeUj- 
der Vorfchlag mitgetheilt : wq vjjcwv oq av juuyvifv e^Cß^ 
den er glaubt aus Odxjffl 4, 114. 6# 3»6 ^^ ähnlii 
eben Stellen vertheidigen zu können* *t^ 1119. Pm 
Fragezeichen hinter wfiyjxaru iß nun mit Recht get 
tilgt Worden i wftr« es doch audi die Lebrö» is« fejr 



4«' 



I. A. L." 'Hi M Ä K Z ' « 8 »5- 



4^» 



dwi übcrflüffig; Daf« e$^ vor aen PrMpöfifioiicrt sh, 
«Vi und irpöff . die ein ?i;oÄm anzeigen , keinetwe^f 
ipchufagend ift, in Redemarten wie Soph. Phil. 
5& icXkU b'ivt; mos omov, hat Buttmann ins Klare ge. 
fetzt. Aber geletzt auch, es wäre: >vie pafsie ein 
qieichcs jauf avc. da» eine Bewegung woher bezeich- 
net? ßeUke h^it vallkommen Recht, wenn er ws für^ 
e^i nin^mt. und den Satzi aU Ellipfe fafst; „«« /^m* 
der do0^ iß. es, Jafs ^ —''- Am beßen thut man, 
iiÄcb i^Qayiiara ein (l) m fetzen » — 113t. Bruncks' 
KrHikJ g^is adeo ineptus ßt, ut tantac urbis moe- 
nii^ ajnbitum centpm tantmn ulnafum eßh dicatT 
n\iferrimm cujusvis pagi amhitus atnplior eß. Fro ul- 
nd pone jugära etc., die Beck zu fchnell anerkennt, 
5ft ein Hieb in die Luft, da ix^xqs hier nicht den 
UmUni, fondern' die Höhe der Mauer anzeigt So 
im Homer uaKpöj/OXü/xTTO?. ^««^«1 kioik, /^anf ^ 
«i'x««- - »»33- avlr^x^e^^/on nach Ä für it^^^^^ 
Rehn. Allierdings, Aber würde aurai diefelbige Wir- 
kung de$ l^omifchen thun? Auch in 4iefem Worte 
bJeftStigt fich, dafs Aem launigen Dichter Menfch, 
und Vogel ein» find, Sd \1791 ssqanaxi iirroro^OT 
-r«9, «o 155« «• r->^- — *\4«- ««^'-^oiv ift vorwg- 
lieber alsttüTöv, dat dem Sinne nach gut tehkn 
kann.— 1168: .^. . , . : 

jßl fö »cht, wie Jejfch. t^rom. $49: . 

lind Achäm. i75- 7«f ^'^ nicht in tk verwapdeU 
-vVerden; — ii7s, twv irae« tou äic; ilt: exner dfi? 
Öötter von Zem Pallafte, wo fte täglich verfammeH 
find, «, Aefch. Prom. loa. Orfjr^ 4» 74- Clark. -^ 
1 196. Diefer Vera bildet einen Übergang von de» 
Dochmicn zu den Senaren ,* und iit unverdorben, -r- 

auf die Worte des Peifthetäro«, die der Ina böcbftun^ 8 
feereimt vorkommen^ da fie, ab eine vernünftige Göt, 
fln, von der Herrfchaft der Vögel und von Rukuka^ 
Hvolkenkeim — obgleich mitten drin — nichts ^^eifs, 
fondeiiv nur Lufk und Leere gewahr wird, wo die 
Vögel ihre pfÄchtigften Schlöffer und Mauern erbaut 
liaben; „Da» find doch die ungereipateften Dinge, 
die ich da vemiöbme.** — ißi3^ Sinn: „Haft da von 
der Storchvogtey den PafsS^* Eine Anfpielung auf 
V. 560 liegt nicht darin. -^ ijai, aSmel^ ii «äi vyv; 
ift vielmehr: „fehrft du noch jetzt fort, Beleidiguur 
gen zu häufen ? ♦* d. h. zum Durchfliegen durch un- 



Eumenid. ijö- ^ ^^« Strophe iftöJ^ — 6ö hat Bothe 

«ut hergeftelh. V, ift66 mvd$ is^i-^vrov SaifsS^vvet' 
unden werdcm — iS4»- 8df ta^ wfOsincBra$ , dort 
kommt einer. Beck fagt falfch: redmdat ns. — 
^566. Bey wiicv 7 ergänze iifihtva^. — V. x^lg^ 
80 hat Br. glücklich hergeftellt, über üiv p,iKiiov 
vgl. Find. Olymp. 8» g«- Aejeh. Ag^ u65. '^ tSäß- 
KüAXov (yriia) auf eine Geiftes * oder G^müths-Eigen-» 
fchaft des Kinefia« ^u beziehen , wie /8o>|*f ofuv od^r 

^X^ n^U dünkt uaa.hier» wo ein Doppelünn un- 



vermeidlSch w*re, erftauntich'hart. Warnm ^r^üeh 
wir auch die^äbelftifse verfchmähen, diefo ganz zu 
den übrigen Liebreizen diefe« hageren , langgefchof- 
fenen und eeuiefeijlen Brftllpoeten paffen ? WjeweH* 
greifend wird dann <fia xoV.Xov KUxXfi^, wöfcey <A' 
nein unwillkührlich Redensarten einfallen, wie Aer, 
Jfchyl. Theb. %s6i ttirovhsf hmMwv vrofimpav^x^od^^iefh 
(SoJvl — 1399. Die Gebilde der Fdiel machen Appo* 
fition zum Luftraum , der einzig der Vögel wegen 
genannt ift. So könnte man fagen : I<;h will da» gan-^ 
ae Meer durchwandern, alle Fifche u. C w. •— ^^^5- 
Palmer* s Vorfchlag itt^KtviriSa ^v^^yvfür Hsx^onlia tii 
lefen, ift finnreich und fchön. Wcnigfteni mMtn 
wir annehmen, dafs der Dichter ZTTj^l^tch Ah ge^ 
fchwänzte Vögel , und an berumrchrivänzelnde Kc^ 
kropier dachte. — 1413 und 19 müffVn, worauf 
Bothe fchon hindeutet, verbunden, und^i!?F in oJ8^ 
verwandelt werden; — 1434. Br. lieft richtig ti; 
Becks rt , auf oro^pcürit^ov 'bezogen , • hat die- rechte 
Stelle nicht. — 1464: >t«T* mufe itfit Böthe in «fr* 
verwandelt werden; deiin dafs fes, ,J wie ttiüfig** 
(wo?), überflüflig ftehe, glauben wir 'jffer*' nicht. — 
14^5. oi/Sfii^ßeht nicht für eWv fondefn müf» diircK 
Kari ergänzt werden. — 1545- K6pap«iisi, zurecht- 
töpfert, verdient dam Vorzug, wegen ^ß^vXiav, «J- 
\0}xiav etc.' — XoiäopiÄ, daii der wacktte-Üip^VAe nicht 
„verdann** konnte, i^ iojes MäuL ^^ 156^- ^^^ 
aXoüToc , durch- Rhythmus und Wofltttllung vcrbnn^ 
den, ift eiiV Ttihü 'iiöU J^ußi ^iefB fcbeint nncA 
Reiske gewollt zu haben, wiewohl er dre Worte 
mifsverftand. Dafs übrigeiis V*. 1560*— 71 dieStro« 
phe fey zur Antiftrophe 1700—1711, ghhiben wir, in 
welchem Fall fich 1567— >57o noch einer leichten 
Änderung unter\yerfen nwifetctt,"*— i574- ^** <ipi<rrf: 
a und ^TTtii^ia bezeichnet, wi^ /f Wa«£^ vcifteht, 
lie Unk0 und die rec?Ä^tf Seite. — i627» f«cri;Tiav ßeht 
nicht als AdverbiuBti mit dem Folgendeh in Verbin*, 
düng, fondern mufs vermöge eines aüsgelaffenen hti 
zum Vorigen gezogeii werden, und bedeutete aal 
-GeiZf und Habfucht. — iSs?» « H>f ßxii^oi Y iß acht* 
^nd fchon im J. iTgö von Bp^ä richtig Erklärt wor- 
den, — ^^88 ^' mit fflbiandt &öhovv — — : kiyfi; — 
1722. Reisk' „Ky >«>40 • in orbem** wird nicht durch 
Becks Züfatt : . odor non in orbem ddjcendit, wider» 
legt, da ÄrtfA« ^ewif» tings umher dachte, was ei- 
nen guten- Sinn giebt. Doch halten wir is ßaSof 
xÜhXou für acht, und verftehii: die Tiefe des erdum« 
fangenden Himmels, Mit unnennbarem Wohleeru« 
che nalien auch die Okeaninen dem Prometneusi 
Aejchyl. Pr. V. 1 15; In der ganzen Kede des Bpttn 
find Töne, diie an Agam, 514 f, erinnern, -•- Die 
folgenden Chorverfe bleiben im Ganzenf WiQ- bef 
Brunck, abgetbeilt* V, 1707, In 

V. 1758—1750 j^rfallen in Strophe und Gegenftrophe« 

Wir wünfchen t dafs dar würdige Herausgeber 

uns bald mit einem neuen Bande befcbenken möger 

D.A.£, 



4«j 



.il. E -.Kr A l M C H E 



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ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



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AI A K Z a 8 & 3- 



«■M 



nÖMISCHE LITERATUR. 

t) CaeniiiTz« b. KretCchmar: ^STM Livii HißtiTia* 
rum Hb. XCl fragmß^tMn^ Recenfuu Joanntk 
^pi^ieb Sr€yjj^^ AA. LL. HL et Lycet Jnna^ 

»X &2»NÄE»Eiio^ b. aAiU: C. CnJpiSaaußil IR- 
ß^riarum iii. II l fragirt&ntum^^ cum' ifuiu^fn4 
aUis in hihlioth^ea i^iryienß olim rspertum^ de- 
nno edidk Vo. G^ttU Kreyjfig ^ AA* LL. M^ «t 
X^cet Annaem. Recton it8&«« «iCS. '8- (8 8^-^ 

3) Leipscio, b. Bafth: Dtffhrtath de cöäicis vitm-- 
brofuteei Titi Livil Fatavini )tißoriarum 'tibi'vs 

' 4>Ufn eofnpU±i fra^mtnto^ Norikhbtr^ae in bibtio^ 
theca Mufrinare^ertoi ftcripfit Joannes Theo" 
yhilus KreyJJig^ AA.LL.M. , Lycei Armaem. Re- 
<:tor,.Söc. lat. fenenf. Sad. iB^a. is 6. 4. (iS2^r.) 

Irlr' 1f. b^fcliäftigt fich teit Iahten -mit A^n iietier^ 
^ings aufgcfunde^ieii Fragmenten detLivins ni^5a3r 
^ußihs , und gedenkt fie , «lacb einer uns ^Ugekon)- 
menen Ankündigung, in einem ausftthrliclierfen Wefke 
zu behandeln. Bis drfs eintl die oft verhetOienen tSÜ* 
eher des Livius wirklich gefunden find, bleiben die 
gröfseren FTagmente Äufserft Gehätzbar, imd geben 
dem Scirsrrffinn eih weites Feld für mainnichfaltige 
Übung. Denn wenn auch der Ertrag aus ihnen felbft, 
mn der ünticSierheit willen,^ nicht fo groTs wäre-: 
fo können fie zu PrÄfungsfteinen für die unifaffende 
Kenntnifs der SjMrache und DärfteHungswcife des 
Schriftftellcri dienen, und die& ift fchon vieL Hr. iC 
zeigt aber wirklich den hiezu erfoderten Scharffinn, 
und weifs mit den zerftückeften Reften vorfichtijg 
und genau umzugehen , fo dafs von den Vorläufern 
aus, die Hn. ti. felbft nicht mehr genügen , ein gu- 
tes Vorurtheil für die ausführlichere Bearbeitung gc- 
fafst wtjrdeTT kann. 

Das Fragment des 91 Buchs des LiVius, welches 
zur (^efchichte des fertorianifchen Kriegs gehört, 
fand ,' wie bekannt , Hr. Bntns in der vaticanlfchen 
Bibliothek auf, und mehrere Ausgaben libben es be- 
kannt geniachl, doch fo, dals aufser den ErgSnÄun- 
^en yerCcn^edene 'tes^rten vorkommen, ^t. Bruns 
ibeiUe Hn. if. die Handfchrift*, welche er in Rom 
gefertigt hatte, und die neapoKtaiiifche Ausgabe mit, 
und ftr. fi- lifefs das Fragment aufs neue genau ab- 
drucken^ und fügte die Ergänzungen und Correctio- 
nen auf der gegenüberttehenden 6eite nach Srotiers 
und felndn VOrfchlägen bey.^ Am Schluffc lefen wit 
Anmetliuiigen zur Rdchtfertigung der vorgenomme- 
nen Änderung. Da rfne neuefiearbeitungl>evoifieht: 

JtlAih^Z.\^\i.ErJl&rBattd. 



fb woiTlen wir nicht die Veiljeirerunßen eifizeln anf- 
ühlen, fondern den Vf. nur auf wenige Stellen, wel- 
che uns der weiteren Hülfe ^cu bedürfen fchelnen« 
au^fmcrkf am machen. ZwSfchen den Wortjen in ca- 
ßris mitneb at t interdlu kann die Einfetzung des et 
Ti-eniger Statt haben, als vielmehr, nach Livius Weife^ 
zwev Sätze zu bilden find, f^arns pröelils in Ärö- 
f/cri^ Ergänzung wird dem Tadel des Vfs. nicht ent- 
gehen, fo wie -er nur mit ausreidhenden Gründen 
die Steile fmbros — cfß<^i P^Jf^^ annehmbar machen 
wird. Wir fiiift begierig auf die JBegründun|^, des* 
Einzelnen. Da im Folgenden die Lesart u^c^u^ tn 
äci^m defcenfurum tum cre4ebat gefanden \yorden 
ift : fo f^heint dieL-ücke nacü cohfalum anders getilg^^ 
werden zu müden, als es Srotier that. In dei* Stelle- 
fub ^ . . i/ü (denn fo wird fie in den Anmerkungen' 
angeführt) möchte alles Andere eher aUjubito ituruni 
Statt finden können, fiej dem Namen Autalcores er- 
warten wir Ünterfuchung; denn nicht wahrTchein; 
lieh dünkt uns die Verderbung dei Namens AutVigones, 
'^ Hr. K. wird alle Abdrücke vergleicten, Sruns 
Btief an Kennicott^ in welchem die Gefchicliie der 
Auffindung erzShk "Wird , vorausftellen, und die An- 
merkungen von yu2;e/i«//tij, BfotieVy Broßes\ Bruns^ 
Jlirje^ Enießi vlA.j eine geographifche Abhandlung 
von D^Anville, die englifche übertetzung eines Un- 
genannten und zwey franzöfifche be^^fügeiu Da mai( 
in diefer Ausgabe Alles <\(ereint zu nnden wünfcheil 
wird: fo würe es geratheil^ nicht Auszüge aus den 
Anmerkungen^ fondern dieCe yöilttändig zu lieferni 
tuid lieber die Überfetzungen bis auf Angabe der Ei- 

Senheiteii ganz wegzulaffen. Wahrfcheinllch fügt 
er Herausgeber auch das fchMpjUn^ßke Fragment 
aus dem 16 Buche bey« fo wie er mit den dazu gehöri- 

f|eu Anmerkungen die Fragmente des Salluftius an- 
chliefsen will, von denen die zweyte'der obigeil 
Schriften handelL Wir wüiifcheh^ dafr'Hn.fii eini 
üinreichende Anzahl Subfcribenfen unierftützen, unA 
das erwartete Werk bald erfcheinen möge. Man fub- 
fcribirt bej dem Vf. und bey dem Buchhändler Barth 
iü Leipzig ; der Preis ift zu 1 Thaler gefetzt worden. 
Die Fragmente des Salluftius fand man amjE^nde 
des 10 lahrh. zu Paris in der köni^l. Bibliothek^ au^ 
einzelnen Blattern, Aie vielleicht noch fpät zu einem 
vollftändigen Manufcript d^ Sali ufti^ gehört hat- 
ten. Janas van der JDocs (Doaza) machte zuerll 
drey Fragmente in feiner Ausgabe 1580 zu Antwer- 
pen bekannt, doch Freitisheini benutzte fchon alle 
fechs. Im Jahr 1728 ^^^^ Bitnatd in Dijon , unser 
wifs ift Rcc , ob daüölbe Exemplar , öder ein ande-' 
res. oder nur eine Abfchrift. und fchickte die ver- 

50 



w 



JESAIS^CHE ALLS. LtTEHATUA-ZEITURG. 



'¥S 



neintea fnferiptionen' a« ^MuratoH, 4er' fie edine ' 
(OT*/<wr. infoript. T.I. p-ij- IJ« Ä^o^j hat ße- 
neuerdings in Feiner Gerchicbte des Sallufts behan- 
delt. So verruchte auckUr. JSl, india FjiCsiapfeu. 
Freiiishoimj tretend, die zum Theil finnlofen und 
vcrftümmelten Worte der Fragmente Eerzuftellefi, 
und liefert in obiger Schrift eine Probe^ durch _ 
das dritte Stück. Die Schrift fclbft Ift keines Aus- 
Hig» fähig;, aher im Allgemeinen kann geurtheilt 
■werden; «af» derVf. auch hier feinen Scharffinn he- 
TFährt, und Mühe nicht gefpart hat. Das Refultat i(t 
folgend? Anordnung una Ergänzung des Fragments, 
■welches von der Krjcgslift handelt, init weichet 
S^artacus, a)s er, ein gefehl offen vom Prätor Vari- 
niU3, dem Untergang naliewar, fein Heer zur Nacht- 
zeit glücklich davon brachte. (Die gefperrien V^jrte 
And ließe der Handfchrift.J S/iartactts poßquam 
vid»t montibus atque copiis hojiiuni Jeft ciaujum^ 
gravem Frumenti commeatusque neque ductffus , ne- 
tfu« piaeßdii uHant fpem; optumvm factum ratus^ 
t» tali re jQTtunatn beüi ito/i tentare, ptr plures dies, 
quo F'flrirtium feeurum fuga ohjcura fatieret , ten«^ 
Jitos iiitra caßra magnis operibus Community- 
Dei}tde fugitivi, e o itjumptis jam alimen' 
tis, ne pratdaiitibus ex propinquo hofttf 
inftaret, folitas militiae vigiUai Jtati- 
cnesque et alia munia explejU; facuifda vi- 
gilia iwctis euntti egrediuiitur, Jielicto biic- 
e Inatore in caftris, et ad vigllum Jj/ecieni 
procut yiftntihus erexerant Julia jjalis re- 
ceiitia cadavera, et crehros ignes fecerant , . , 
midin '. . . rin . . . , tu . . . DerVf. wird, ob 
*r gleich grofses Intereffe' an der Sache nahm, uns 
wolil zugeftehen, dafs die Wiederherftellung ^ol- 
- clierFragmenle eigentlich nur als ein kririfches Spiel 
t>ctrachtet werden darf, da nirgend» (icherer fefier 
Börden zu gewinnen ill, und man in fo luftiger Con- 
iccturalfphäre leicht auf folche Abwege gerathea 
kann , auf denen z. B. fanitrius hey AuifiUuing der 
abgebrochenen Verfe des Virsilius irrte- Doch läfsl 
lieh, ■wie überall, auch hier Scharffinn erprohen. 
In der erllcn Zeile des Fragments, wo ßch die Worte 
HIB upkRis beftnd'cn^ folgt Hr. K. Freintheim, und 
)ieft'/nag»(:j operibitj. Diefs ift bey folchen Stellen 
fpbon fehr gewagt, und wenn auch in dem cohhvi 
rommMHiVii liegen mag: fo läfst ficli der Genitiv in 
anderer Ergänzung hcyhehaUen , ^vlc Livius fagt: 
V, 3 vtdlum joffarnque higeiitis operis. Die' fuplir- 
raedautibus ex propinquo hojlis inßa- 
n zur Stelle nicht paffenden Sinn, und 
r Wortllellung verdächtig- V^aj Jolitaf 
(/ "hatte der Vf. den Sprachgebrauch 
an deifl wir lehr zweifeln. Eben fo 
ollta militiae Statt haben, da fuUta 
Tum, was Hr. K. anführt, nach ganz 
de gefag,t wird. Ehe ferner Hr. H. 
nicht heweirl^. dafs munia axplere jemals vomDienße 
derSoldaten jgebraticht.-\vor^en ill, glaubtRcc. nicht 
jjn die ÄcUtheit der Reftitutjon. Gut fcheint dage- 
gen'tfr.'K^ aüfMorfiJgeVathen zti haben, wieer^uf 



fdar, ■Was etwa Btw Frbntinus *n gtwirtnert Trai, gle- 
'«»fae Ancttftcht' genenuneii hat. " Freinskeim'nKA th 
Broffef fand der Vf. als achtbare Vorgänger, und er 
hat. ihrem ^charfünne Gerechtigkeit widerfahren 
laffen, obgleich oft Iriil'tige Grunde dasZeugnifs von 
de Brojfes verdächtig machen. Hier konnte er we- 
_njgt:r irreführen. _. . . .. , . . 

Was die dritteSchrift anlangt: fo macht hier Hr. 
K. das Fragment einer Handfcbrift^lesLivlua bekannt, 
welches er \n der Auction der inurrifcke/t Bibliothek 
zu Nürnberg kaufte. Ks ■war zu dem' Einbaml cihc» 
Bncbr nach gewbhnlh:h» Skte verkauft -WDi-den, 
ond hat daher^ viel gelitten. Die Form der Stbrift 
und andere Kennzeichen beftimmten J^orr, dkl Al- 
ter der Handfchrift ins. cilfte Jahrhundert wo. vtaie- 
gen. was freylich aus dem inneren'Gebalt nicht er- 
wiefen werden mächte. Unfefe fchöne Erwartung, 
ein nnbekanittes Fragment zu finden , wurde durch 
die Angabe, da£* anl] dem Blatte das i5iDHd 16 Cip. 
des 27 Bucbs selefen werde, getäafeht. Hr. K. bat 
die Handfchrift felbft in einer Copie b^ygegeben, 
die Varianten angedeutet und Geh darüber . wei- 
ter Verbreitet. Sie änd folgende, gegien Drfikett' 
horchs Recenlion gehalten : 

Cap. 15, le inpelli amantem paßel impelii pofft 
amantem'. — quid fperaretl. quod, — vifa e^t\ 
vifa tfi. — pro verjuga FiffUTJ pro transfttgajiif 
jus *ji' — profeeto eonciuatmj p.eonßiiatuj. — 
deinj deinde. — blanditiis^ biaadieiit, wie unten 
fpaeio. —r *onv0nerat^ eojwenerant. ^ iiti gjti in 
aree^ kis qut i, a. ^ circuito portu] circumito p. — 
quae ab aperto mari adpuljae^ quae aperto muri 
appulfaf, — minimum pericuU^ minimum.perieulum. 
— praejettus antea clafßs} praefeetuj cla&s. ' — 
iüo locff praepoßtus^ iUi loeo.p. t^ aeeidebat^ ace»- 
debat. — exeitantes vocantesque ad arma] exeitaur 
tesque ad ärma. — inde nuUa accedebat vo^e^ und* 
nuUa areebat vox. — , SruttiorumJ Srutiorum. — 
portumque'] portamque. — Cap. 16. JViVo] Jvieho. — 
fortiter] Jerociter. — Philemenus^ , . , utenet. — 
praeeipitajfe'] praeeipitatum effe. — Karthaienem\ 
Carthalgnetn- -r- hofpitü^ aufpicü. -r- aratatoi, 
inermes^ armatos inermetque. — Karihaginieiijes] 
hart . . . nettes. —~ Jeu per errormti] fuper erro- 



rem, — Jeu ad proditionis exjtinguendam^ Je adur. 
.extingaendam. ■•— ab aiedt'\ a eaede, — capti^ ej^ta. 
— aiiri oetingeuta tria mtilia} auri LXXXJJl. 



Jlgna tahutaeque^ Jigna tabuiae. — Syracufarwit] 
Sjracujajiorum. — Sed majore aaimfß Sed et ma- 
jore aninp. ■ j ■ 

Atu diefer Angehe crgiebt lieb , dafs der Fpnd 
nicht ^edeu,tend war, und dafs die Haudfcbrift. bii 
auf eine zu erwähneode Stelle. nicb,t einq einzige 
gehaltvolle', oder auch nur der Corruption wegen 
merkwürdige Variante enthält, und mitbin der Text 
des Livius durch ße gar nichts gewinnt. Nicht ein* 
mal KU ,einem neuen Unheil gab fie unmittelbaren 
Anlafs. Daher wir dem Vf. , aefffui Eifer. lUfd Stu- 
dium wir ehren* ein^n,. beffer^^ Qcgenßand ge* 
WÜnTclit "liäbeii^ Was friulit^t'Sj Ijch «i^zic mit 



4ß9 



M Ä ' n 'Z ' % B »* 3>- 



.1 



*?<l 



dcnreiilcrn'cles Abfcli reibers licAiinÄttfchlagen, nnd 
nach^Qweifen , wie dcrfelbe Buchftaben und Worte 
verpfnfchte, ivozu Verweife nuf Drakenborch u. Ä» 
tiÄreichen mufsten? Viel Heber bitten wir ftatt 
3cr Citate; über die Schreibarten bländUiis^ eir» 
cuinito u. A. äfis Vft;*Untcrfticbung' über die Regeln 
des Gcbraticbs von quid nmJ quod^ über das Regn- 
latir, nach -vtrelchem /funct ki zu beurtbeilen ift, 
über Livrns Gebrauch der Cöpula , . über delTen Diw- 
lekt in einzelnen Wörtern u. dgl. , und fo eine tro- 
ckene Gelegenheit für reichere Ausfaat benutzt ge- 
funden. Nicht viel' aber kann austragen, wenn z.B. 
cohßliatus tait conciliatus verglichen >vird, wo je- 
nes "keinen Sinn giebt. {line Stelle ergreift Hr. Ä 
zaf befonderen Bemerkung, C. 16, 4: vagus pauUo 
j)oß equus errans ptr urbem cognitus. Obgleich 
diefe Lesart aus dem Gebrauch der Afjndeta beym 
Livius gerechtfertigt w^erden könne: fo will Hr. if. 
doch lieber mit alten Ausgaben vacuus pauUo poß 
equus irransque, oder vielmehr vagans erransqu^ 
per urBem lefen. Beide Lesarten ßehen aber der 
hatidfchriftlichen Vtilgata weit nach, und wenn 
VfiT erft bemerkt haben, dafs errans keineswegs 
adjectivifch zu nehmen fej und fprachge.uäfs ohne 
Cöpula fteht: fo können wir* auf das verweifcn, 
was wir weitläuftiger im vorigen Jahrgange un- 
terer A.'LJt. Zeitung No. 160. S. 247 hierüber getagt 
haben. Die Lehre vom Participio giebt beym Livius 
reichen Stoff zu einer befonderen Abhandlung. Die 
Stelle, in welcher die Handfchrift etwas Befonde- 
res darbietet» findet lieh in der Lesart der Zahlen 
LXXXIII , wo die übrigen Codices noch ein M hin- 
«nfügcn, ,w^s dem Glareanus zu viel fchien. Allein 
atrch hier kann der Handfchrift wenig Verdicnft zu- 
kommen ,. d^ die Zahl , nadh welcher Glareanus jene 
belHmifate, felbft' nicht gewifr ift, und die Hand- 
fchiSften fie verfch?eden angeben , fö dafs die Sache 
immer u'nbeftimmbar bleiben mufs. 

F+W. 

i>^TirrröARDT, b. Steinkopf: Lateinifck-deutfchs 
Elementar- Übungen für das frühere Knabenal* 
ter von M. Jerem. Friedr. neufs , " Rector des 
Pädagogiums in üUklingen. Erßer Cifffus.- 

., Übvuig der.DeclinatiQuen und Conjugationen 
und d^r zu. ihrer Anwendung gehörigen Grund- 
regeln. hSiü. XXIV u. 303 S. Zioeyter Curfus. 
Enthaltend die, durch die Declinations • und 
QonjiigationsTPraxis des erfien Curfus begründe- 
te, weiteren Übungen, welche dem Lefen der 
Tömifchen Claffiker vorangehen müHen. XXIV 

,11.3568. 8- (« Rthlr. 12 gr.) 

A) £bendafelbft : Beträge zn einer Methodolo- 
gie des liUeinifehen EiementarunUrrickts 9 her- 
«yugegebcn von M. Jerem. Priedr. Remfs. Als 
eine Zugabe f^r^ die Lehrer zu delfen la- 
iWiifch-deutfchen Elementarübungen. I. Ent- 
Wickelung der allgemeinen (den Büchern und 
Lehrern geltenden) Grundfätze dps lat. Elein. - 
Unterrichts. II» Bemerkungen über die Anwen- 



dung derfelben in fcntoi Eletti* * Bu«h uiid äbej( 
den Gebrauch dellelbeu. i^ia. .^V u, 167 S.,,^ 

Eine willkommene Erfcbeinung für Jed^n f wplr 
ehern die Vervollkommnung des Elementarunter- 
richts- am Herzen liegt , muJO[cn diefe beiden Bücher 
feyn, die alle billigen Wünfche befriedigen, unc| 
nicht genug empfohlen werden können. Der Y:| 
fchrieb iich ein nicht blofs für den Sprach-, fondern 
auch für den Bildungs- und Belehrungs-Zweck eim 
gerichtetes Ideal vor, und fparte keine Mübe , keiT 
nen Zeitaufwand, um diefes Ideal, fo viel nur paög^ 
lieh, felbft mit einer fcrupolöfen Genauigkeit in de^ 
kleinften Nebendingen , zu erreichen. Es ]䣻t Cioi^ 
nicht erwarten , dafs Jedermann mjt ihm in Allei^ 
gleich zufrieden fey; aber dennoch verdienen di$! 
Bücher in eines Jeden Händen zu, f^yn, der einer 
vernünfti^n und reichlich erwogenen Methodilf 
Freund ilt. Mag fich gleich der Vf. felbft noch nich^ 
überall in der Materialienfammlung Gemige leiften; 
der von ihm eingefcb lagen e. Weg hat u«ibeftreitbar^ 
Vorzüge vor allen Methoden, deren Gutes er in fei? 
nem Ideale vereinigte. Denn zu keinem beComtercn 
Syfteme fich bekennend, ergrift'er aU ein Eklektiker 
alle guten Ideen, \vodurch den Lehrern \ind Scl^ülerja 
ihr Gefchäft erleichten und fruchtbarer gemaclif 
werden könnte. Seine Bücher haben dasEigent^üu^ 
liehe , dafs die Elementarfchüler nicht nur. 4ie latci; 
nifcheu Sprachelemente mittelß des Flfim^ntarbu- 
ches durch Anwendung leiclit erlernen/, und bis zum 
Claffiker-Lefen methodifch üben könne,. fondern ilalV 
dabey auch ihr6 fämmtlichen Geifteskräfte angeregl^ 
und mittelft der Beyträge zur Methodologie y wie 
fie der befcbeidene Vf. nennt, die Lehrer felbft zm 
einem methodifchen und bildenden Verfahren aar ' 
geleitet werden. Diefe Beyträge find Hefultatf 
des Nachdenkens und der Erfahrung, die ^bcn ff 
fehr von der philofophifchen Bildung als yg^ der 
praktifchen Gewandtheit des Vfs. zeugen f befoi^ders 
für junge und angehende Lehrer gefchrieben,';4if 
noch zwifchen den entgegengefetzten Principen pde^r ' 
Maximen hin und her fch wanken. Die Grundlage 
derfelben ift eme igo^ gefchriebene Abhandlung,*^ 
worin jder Vf. feinetideen i^ev lat. Elem. - Schulbücher 
und über die rechte Methode des lat. Elem. -Unter- 
richts für fich und den engereu Kreis feiner Freunde 
und AmtsgenoHen niederlegte, jetzt aber fücjcleii*pj{- 
fentlichen Gebrauch umarbeitete und in den Druck 
beförderte. Es find darin , wie fchon der Titel^fafft, 
iiuerft die den Elem, Lelirern luid den Elem« Bii^li^^ 
■gleich geltenden allgemeinen Grundfätze entwickeli, 
und aus dtr Natur der Sprache und der leioieudeii 
Subjecte, fo wie aus den Eigcnthünilicbkciten d^ 
Lehrer und Lehranftalten abgeleitet; dann ift gj^zei^ 
w^orden , wie der Vf. diefe Grundfätze in den lat^ - 
deutfch. Elem. -Übungen angewendet habe, und w^ie 
der Lehrer das Buch beym Unterrichte gebrauchen 
folle. Doch gehen die methodologifchen und gram- 
matifchen Bemerkungen über den Gebrauch einzelner 
Parthieen der lat. - deutfch. Elem. -Übungen nur bis 



47t 



h k. Is^ tt M A R Z .: i: 8 i S* 



*7a 



«tij.gr, ^fl deren '"Waltere Portfetznng niefit nö- 
tliig fehlen. D\eiai.*»deutfetu Eiern. ^Übungen (etzen 
nichts voraiis, als dafs der Knabe das DeutTcbe und 
Lateinifche gut lefen und fchreiben gelernt habe, wo 
inofflicby an Lefe - und Schreibe - Stucken, welche ihm 
^u^eich formal ntitzlich^ find, feine Kräfte anregen» 
und ihtn paffende Vorftellungen und einige vorbcrei- 
tetide Behanntfchaft mit der Mutterfpr^iche geben, 
Führen folkn die beiden Curfus (wovon der «weyte 
Unmittelbar naohfolgenw^ird) vom erften Anfange an 
Atitch alle dieÜbungen, welche dem Lefen des clafli^ 
(cheh Römetlateins (in Chreßomathieen oder Autoren) 
vorangehen itoüiren,au einem Ziele, das Knaben, w^el* 
che im 7«*-8ten Jahre anfangen, im ii— löten ohne 
f}))errpannun^, und ohne alle Zeit dem Latein zu 
widn^n, erreichen. Der Vf. führt den Knaben gleijch 
auf der erften, Stufe der Declinations • nnd Conjuga- 
tions - Erlernung den Weg der Übun^ in £x<- und 
Co^poßtionen, damit er nicht blofs fem Gedäcktnifs, 
wie beym Memoriren abftracter Sprachformen , fon«» 
dem auch feine übrigen'* Geifteskräfte gebrauche und 
libe ; damit er zugleich, w^eil er bey der Anwendung 
ficht, w^ozu ihm diefes und jenes GramnUuikale %\i 
lernen gegeben werde, mit viel mehr Luft lerne, 
tind die Vortheile feines Lernens ^niefsend, (ich feir 
Her Fortfehritte freue. In der Anordnung der a^u erler« 
tuenden 'Sprachgegenftände, wobey zugleich auf das 
^lementarifche Erlernen der Mutterfpraöhe Rückücht 
genommen wird, befolgt der Vf. einen sanz methodir 
fchen Gang, und ftellt dic'GrammatiXahen rn der Ord- 
nung auf, in w^elcher üe 'der Knabe am leicbtefien» 
fchnelleften und fruchtbarften (für den Sprache undv 
liildungs* Zweck) lernt, ohne dabej dem fyftemati^ 
fchen Gange der Grammatiken zu viel Gewalt anaui* 
thnri. Der erfte Curfus enthält die Declinations ? und 
Conjugations * Praxis , verbunden mit den leichteften 
f^ntaktifchen Übungen; der zweite Curfus enthält 
fUe ^rch jene Praxis begründeten weiteren Übun« 
%eiif welche dem Lefen der Claf&ker vorangehen 
tnüffen. Die Materialien der dement. Expofttion und 
Compofition, ah welchen die Anwendung derGran\- 



matikalien gemacht , und eine* micli' dem aiHieren 
eingeübt werden füll, und jms der Religion» Mo- 
ral» Lebenspbilüfophie, Gefckichte, alten Geogra» 

Shie, d<;n.piaturwift*enfqhaften, und überhaupt aus 
em Sinnen** und Vorftellungs*£üreife desEnalHUi ge; 
ponunen, mit Einfchaltung .unschädlicher, Sprich- 
wörter und treftender Sitteniprüche^ die e^ne Grund; 
läge der Weisheit, eine Nahrung des Witses und der 
£eurtheilungskraft für den Knaben werden können. 
Sie und theils felbftgemacht , theils entlehnt» theils 
4US den CUftikern traveftirt , durchaus in einem 
jlcht clalTifchen Latein» und auf eine Weife , 4al^ der 
.Vf. nicht ^u viel zum Knaben herabßej^t»» XönderQ 
.ihn jdlmäblich zu ßch heraufzieht«. Die Erleicbte- 
rung, welche der Knabe bedarf, giebt. er ihm vor- 
9ÜgHch tu dem, was z^r Form der Sprache und zur 
Einkleidung, der Ideen gehört, nicht aber durch 
magere und alla^uleicht verdauliche Spetfe oder pue- 
rir^ triviale Sätze, Auch iß für zwex;kmäf8ige Ab« 
wechfelung und Mannicbfalliglieit geforgt» damit 
der Knabe nicht ermüde, wefshalb fchon yomAaifan* 
^e der Conjüg^tioiis - Praxis an kleine Lektionen 
unter die E}cpx>(itionei^ ifolifter Sätze eingfcf ehaltet 
And, So entfpricht das Expoßtionsbuch ^llen Fode- 
rungen der Methodik , und verräth eben fo, wie die 
^«^uäge zur Methodologie, durchaus die tiefen Ein- 
fichten und den feinen bii^n für das , was dem Kui^ 
ben nothft nützlich ui^d angemeUen ift». fo wie die 
mit i^iannichfaUigen Kenntn^lTen verbundene ^Erfalx- 
.|-ung, welche der Vf. zur glücklichen Ausführung 
feinem Reales nothwendig erachtete. Wir bewun- 
dern dabey die unermüdliche Geduld» womit er alle 
Schwierigkeiten feiner Arbeit überwand» und wün* 
fchen, dafs rech( Viele von dem nützUcben Buche 
Gebrauch inachen mögen« 

Per Hückücht auf die Jugend find alfe anderea 
£p weit untergeordnet» dafs auch der Preis nur auf 
s I Kr. für den Bogen Grofs « Median » be^ einem äu- 
fserft. reinei^ und correcten Druck und mit aller mög* 
liehen Raun^benutzung angefetzt ift. 

VI — vn». 



Ol 



' KLEINES 

Vbrmiscmtk ScnfviFTBR. Quedlinhurft b. BalTes Der 
trfmkrhe iVeinfchenker und Liqueurfabricant, Oder • Anwci- 
futif. mlie Art«!! Wcrine, als Jonannisbeeren • , Stsobclbeereiu, 
Jj^l&l•, KirCeb-t Schlehen • Weine und viele Midere mehr 
^#m woblfeilften zu verfertigen und aufzubewahren, wie auch 
[^la Arte |i Lioneure . Aquavite uud Ratafias auf clie leichtere 
'Art jimd v^ohtfeil zu bereiten. Nebft einem Anhang , qiied* 
-finbui^^ Arantwein su bseniwn. (Ohne Jabrzahl. ; 76 S. g« 

i6 gr.^ Diefes Bfloheidien fcheint ein Product feines Ver« 
gers zu feyu ; et ift nftnilicl« nur ein Auszug aus mehreren grö* 
uferen Werken der Getrflnkebereitungtlehre , oder vielmehr 
atts gröfseien Receptfamm langen filr Getrflnke: denn eine 
^^iffenfcharilidi bearbeitete Getrinkbereitunfslehre giebt es 
'not;h uichc Cbrigent ift das Bücblein brauchbar; es enthält 
iC VorfcLriften zur Bereitung kanftlicher (Obft.) Weine; 40 
V.orfcluiftcn zur Verfertigung eben fo rieler ti^ueurs und 



C H R I F T E M. 

18 Vorfchriften zur Darftellung einer eben fo grofsen AmaU 
zufammengefetzter oder Teredelter Gecrinke, Die meifiea 
diefer VorTchriftea fmd gut^ nur be^ eiuigeu, nameutMcb bef 
denen zur Bereitung der Liqueure, ift das ParfteUu^srer&li* 
ren nicht ganz richtig befchrieben, fo dafs «in in. diefcm Fa- 
che gAQZ Unkundiger t>e7 ftrenger Befolgung deffelben ofEen» 
bar Schaden haben, nnd ein gans «nderes KefiilUity-ats^er sü 
Laben wfinfcht ,' erhaltea TrOrde, Roo. meint hier disf Berei« 
tung des KaneelwalTers ^ des üsqueba « des Hram^ambuU, uad 
^es Goldwsfters , wo rOrgefchneben wird ,' den zuip Verffl* 
ften zuzu fetzenden Znoker mit dem Wein^eitt und den llbri- 
gen Ingredienaien in die BUfe zu thun und davsiif zn deftüli* 
reu u. T. w* — Der Zucker kann ja nicht deftiüirt werden, 
fondern er m^ils dem gewürzliafte^ geiftigsn^cAitUt |iur zu« 
gemifcbt werden , wenn er f Ofsen f oD. 



.1* .. 



). t 



473 



j E N A I s c H i: 



V4 



ALLGEMEINE LITERATÜR-ZEITÜNG 



MÄAZ 18^3* 



M 



DEUTSCHE SPRAÜHEUNDE. 

Stuttgardt, b« tlaiTelbrink: Lehrgehäudt der 
diutfchen Sprachst mit einer Oefcbiclite diefer 
Spracbe überbaupt» und jedes Redetbeiles inft- 
befondere » von F. C. P. v. Steinheil^ Prof. angi 
königU Gymnafium zu Stuttgardt. iß ^8* XXX 
U.692S. 8- (i Rtblr« is^r.) 

Uiefet Lehrgebäude der^dentfchen Spracbe refdaur 
Ken wir^ laut Vorrede i^ der Preisaufgabe der AKade- 
miezu JVfüncben. Ob der Vf. feinefür diefen Zweck 
zunäcbft ausgearbeitete Schrift wirHUcii eingefandt 
tut, ift nidb^ beitimmt gelagt Avordeu, jedoch, fipbeint 
es aus folgejxder i^ufserqng hervofrzugeben : „Da nun 
die Akademie nach gerilltem Urtheile über die einr 
gegangenen Schriften nicht für gut fand » eine Rri* 
lik derfel&rn ölVentlicb bekannt zu machen » nttd 
ickweiuger um des Freifes als um der Sae/ie uuUen ' 
^earbeUei hatte: fo nahm ich mir vor, meine Schrift 
mit mehr Mufse durchzugehen.'' Auf jeden Falt 
kiindigt ficti diefes Lehrgebäude als eine Arbeit an, 
die, weit entfernt 9, ^^e/i<y<^r/i nachzutreten, die Sa« 
che der öranimatik vielmehr weiter führen folle, 
ali lie Adeltmg geführt hat , und wir find daher be* 
Techügt, unfere Anfprüche an das Werk von eineQi 
höheren Standpuficte aus abzumeffen. Willig wer* 
den wir die Verdienfte des Vfs. anerkennen, aber 
auch unferen Adelungs den er übertreffen vfoUte, 
und daher oft zu widerlegen gefucht hat, wx> es feip 
ne Grundfätze ver^enen» männigiich in Soliuui 
nehmen. ^ . . 

Der Vf. hat mit feiner Granmiatik eine Gefchich-» 
te der deutfchen Sprache verbunden. Diefe Verbiß: 
iuirg können wir nicht billigen , und wir glauben 
um fo mehr daccfien fprechen z^ miiflfen » je allget 
meiner die Erfcnemung wird , dafs der Eine diefeUf 
dier Andere Jenen Lappen feiner Grammatik anflickt, 
und ihr daaurch einen Vorzug zu geben meint. £t* 
Was Eigenthümliches geht wohl aus folchen Anflir 
ckereyen hervor, aber kein Vorzug. Je fchärfer ei* 
ne Wiffenfcdaft durch die Bearbeitung abge|;renst« 

C' \ reiner und von fremdem Gute gereinigter ihr Ge- 
iet gehalten , je mehr üe als ein gefchlolfenes Gan- 
zes, das weder durch i^u wachs von aufsen erwei? 
tert, noch durch Aus bannung von innen verengt 
werden darf, aufgeführt wirdf defto gröfser il^ der 
VorzBg, defto unbeftrittener der Werth der Searbeir 
tung. Nicht Alles , /was mit einer VViffenfchaft ver- 
wandt iftl gehört auch als Theil in die Wiflenfchafr, 
Zar Sutiftik gehört als verwandt die Geicbiqbt« 4er 
/. A. in Z. i8»3- Erßcr Band. 



Suaten , aber dennoch ift die Trehnnrig beider aÜa 
Vorfchritt erkannt wonkn. Das Merkmal , ob eiti 
.Gegonftand su einer WiffeBfchaft ab Theil tu rech- 
nen fef, oder nicht, ift folgendes. Jeder Gegetf« 
iland , der ^ollßändig bearbeitet (nicht aU L«hirfatls 
jiusMhobett) JLU awe}r Wifleitfohaften als Theil wi- 
«ählt werde« fcinn > darf keiner £eter bei^n Wi^ 
fenfchaften als erginzeinler Theil eistveileibti ton- 
dern mufs als ein einsefaies, für fick beftehend^ 
Ganzes behandelt und dargeftelk werden; Nunk'aiift 
aber, die Gefchichte dev deutfchen 'Sprifcfae mit eben 
jfo vielem Rechte dem Wörterbuche, alr de^ Granl^ 
matik der deiafchen Sprache, als firgänzim^nheH 
▼öxgefetzt, oder eingefchoben werden: folglich ge- 
hört die Gefchichle einer Sprache weder- zu dem 
An^rterbnche, noch zu der Grammatik als ergSftnzen- 
d^r Theil, fondem beßeht als eigenes Gansi*s für 
fiih , und unabhängig voii beiden. Die Bearbeitung 
d^Ier Gefchichte rdbftoerf^llt, wie der Titel fdio£ 
befagt, ixivsYtj Theile, in die Gefchichte t) derdeutv 
Jcben Sprache überhaapt, und ü) jedes füedetkeifft 
insbefondere. Der erfte Theil ift im Buche felbft 
überCch rieben : Oefehuhte der deüifeken Naii&n uud 
Spraehe; er hat aUb noch eine bedeutende Erwefa> 
terung erhalten. Allein wozu hier eine Gefchich«e 
4er Nation? Was gewinnt die. Grammatik dac^üröl^ 
dafs en&ählt wird, die Nation Cey in Zeiten, auswe|!> 
4hea nicht einmal die kleinften Bruchftütke ibf et 
Sprache ^auf uns gekonnnen find, links oder rechtk 
gezagen, habe hie oder da fich niedergdaffeii ? Di«* 
le Kreuz- und Queer-Züge* gehören in dieGefchich^ 
te der Völker, allein fie find nicht QtKlIen,r ausVel- 
chen für die Grammatik gefchbpft werden kanii. 1% 
dem Sprach« oder grasamatikalilcfcen Theile diefet 
Gefchichte haben wir mehr allgemeines Gerede, ah 
belegte An^ben gefunden« Der Abfchnitt von Kail 
dem Grofsen bis zu den Zeiten der fchwäbifcheh 
Kaifer umfaüst 4. Seiten; fchon diefe Hefchrdnklhelt 
zeigt, zumal da die Gefchichte der Nation eingefchö^ 
heu ift^ dafs nur wenig über die Ausbildung 
der Sprache vorkommen kann. Uml wirklich ent- 
hält der ganze j. weiter nichts, als dafs die deutfc^, 
Sprache gewonnen habe, dafs diefes und jenes fftr 
fie gefchehen fey; allein die Fortfehritte felbft, Sa 
wirklich Gefchehene wird nicht angeführt. Dtfh 
üarl der Grof^ den Monaten deutfchc Namen ce^ 
beri habe , lieft man , allein die Namen felbft Uicht 
•man vergebens; dagegen findet man, dafs unter Kaflft 
der niedere Adel entftand , dafs zu diefem alle diej^ 
nigen Freyen gerechnet wurden, die zu Pfefdi 
iochten ; dafs der hohe Adel , zu welcftem die Her- 

öo 



A7S 



JENAISCHE ALLO. LITERATÜR-ZEITÜNO. 



476 



BOge und Grafen geborten, fcbon in ^er vorigen Pe- 
riode ^ntftftifcten ^var; d^fs uhter den räcbfifcben * 
Kai fern Ate Skten der Grofsen und des Adels etwas 
gefchliften -wurden, wozu die Waffenübungen, wel- 
cbe Heinrieb der Erfte eingeführt; iro der Adet 
Mann gegen Mann ßritt, febr viel beygetr^gen glät- 
ten ; dafs diefs der Grund zu den nacbberigen Tur* 
liieren, welcb^-edlere Gefühle ereevgt bttbeit, ge- 
"wefen fey u. f. w. Man fiebt, obne unfer Erinnern, 
^dab dieGefcbidite.in diefer Periode nicbt fo für die 
Graii:miatik benutzt worden ift, als fie wobl bätte 
benulzt w^erden können. Der folgende Zeitraum, 
-vrelcber bia zur Mitte de» XIV Jabrbundert$ reicbt, 
umfabt s Seiten > und docb wird auf diefem engen 
Aaume mebr von der Sprache bejgebracbt. Man er^ 
fährt, däfft der HauptcbaraXter der Minnefänger msh 
Aerifcber Ausdruck, . Stärke, Kühnheit, Naivität 
^Naivetät), Kürze, Lieblichkeit des Ausdrucks ge- 
/weC^u fey; dafs die Sprache vollttoende Vocale, 
eine Men^e kleiner Partikeln, z. B. o/, üh, dar^ da^ 
%e, cht, ner^ jocK ot^ fo^ fwm^ uht^ und Vorwört- 
eben bekommen habe; dab man eine Menge neuer 
einzelner Wörter^ neue Ableitungen, z. B. Redewör- 
ter aus l^enn Wörtern , Nenn- und Red^-Wörter aus 
Befchaflfenheits Wörtern, üttlichc Verkleinerungswör- 
ter aus granimatifchen gefchaifenbabe; dab fehr vie- 
le glückliche und kühne Zufammenfetzungen, neue 
Fügungen, Redensarten und Wendungen entßanden, 
Kü.fze durch häufige Ellipfen, Zufammenfetzungen 
und Verfehl uckungen befordert fey u, f. w, . Diefes 
alle« lieft man hier wörtlich; allein nichts ift belegt, 
nichts durch Beyfpiele zur lebendigen Aiifchauung 
gebracht , daher alles todt und unbelehrende Decla- 
V^Uoa. Auf gleiche Weife wird die Gefchicbu bis 
liuf ttnfere Zeiien fortgeführt« Sollte ja das Lehrge- 
bäude der Grammatik durch eine folche Oefchichte 
«ingeleitet werden : fo hätte der Vf. wenigftens fei* 
jie hiftorifchen und grammatikalifchen Behauptun- 
gen mit den Quellen belegen müHeu, denn wie kann 
er uns zumuthen, ihm überall auf fein Wort zu 
«lauben ? In der Oefchichte jedes Redetheiles imb*- 
Jondere^ die dem Hauptwerke einverleibt, nicht 
vorausgefchickt ift, wnrd mehr Ausbeute für die 
.Qrammatik gewonnen. .Dennoch müHen wir auch 
hier die Behauptung wiederholen, dafs die Gefchich- 
ie der allmählichen Ausbildung einer Sprache nur in 
Cofern in eine Grammatik gehöre, in wiefern die 
Sä^ze der Gegenwartsgrammatik aus den Vergangen- 
^icitsgrammatiken bewiefen vtnerden müifen. Hie- 
von abgefehen, theilen wir hiftorifch mit, was der 
J[f. geieißet bat. Bey jedem Redetheile erhalten wir 
'^nen lexikalifchen und einen grammatikalifchen 
^ ITheiK Soll jener einem bet^immten Zwecke entfpr^ 
^n; fo mufs er entweder voUßändig feyn, und 
alle neuen Gebilde jedes Zeitraums lückenlos auffuh-» 
ren* oder nur diejenigen Wörter angeben, welche 
als Statnmfonnen in die Sprache der Gegenwart über- 

{egangen find. Weder das Eine, noch das Andere 
«den wir hier; gegen Vollftändigkcit erklärt fick 
der \L felbft^ und in sweytcr His^ht fragen wir; 



Was frommt CS der deutfchen Orjitnmatik, dafs Ba- 
rit ei» Ktiegsgefcbrey der alten DeutfAen geweCen 
fey , dafs Back den Rücken , Juthid die WüÜe, 
Band die Grenze, Bath Nutzen, Barn das Kind, 
Atb einen Pfeil, Cat Krieg, China die Frau , JJihte 
Befehl bedeute u. f. -vv. Diefe veralteten Wörtergc- 
bilde gehören in ein Gloifarium; allein in einer Gram- 
matik aufgeftellt, können fle in keinem RefoHate 
führen. Der Grammatik allein angehörig ift der 
grammatikalifche Theil, welcher zeigt, wie jeder 
R^detbeil in je4er Periode von den früheften Zeiten 
an in der mörogothifch'en , angeUächfifcben , fränki- 
fcben und runucben, fkandifchen oder isländifchen 
Mundart geftaltet gewefen und in feinen Formen ab- 
geändert, declinirt und conjugirt , worden fey. Es 
fragt fleh jedoch auch hier noch, ob felbft diefer 
Theil in ein Lehrgebäude der jetzt beftebenden Spra- 
che aufgenommen werden durfte. Ein LehrgebSn- 
de ift kein Lehrbau. Zum Baue werden allerdings 
die Materialien roh angefahren ; allein wenn das Ge- 
bäude errichtet werden foll ; fo mtilTen fic bearbei- 
tet feyn, und es Würde fogar lächerlich fcb einen, 
wenn man , gleicbfam um zu zeigen , wie lauer es 
dem Baumeißer geworden , den fertigen und im Ge- 
bäude zufammengefügten Materialien auch dierohcn 
und unbearbeiteten hinzufugen wollte. Bey einem 
Gebäude der deutfchen Sprache bat der Bauxneifter, 
der Grammatiker, nur zu beweifen, erßlicb, dafs al- 
les Vorgefundene tüchtig und fehlerlos bearbeitet 
fey, und zweitens, dafs er felbft Alles auf die belle 
Art verbunden habe. Nur dann, wenn er meint, daff 
das Erfte nicht gebührend gefchehen fey , iß er ge- 
halten , eine Aevifion der rohen Materialien zu hal- 
ten, und nach Befinden das fehlerhaft bearbeitete 
Baiiftück mit einem beffer bearbeiteten zu vortan- 
fcben« Daher fcheinen uns auch in diefem Lehrge- 
bäude die gothifchen , fränkifchen und isländifchen 
Declinationen und Conjugationen als ein hors doeu- 
vre dazuftehen , wohl geeignet , uns unfere Sprache 
in ihrer Wiege zu zeieen, uns alfo gewilTermaCien 
ein hiftorifches Schaufpiel daic^ubieten , aber wenig 
oder nichts beytragend zu ihrer Bekraftung oder Ver- 
fchönerung in der vollen Mannheit. 

Im Lehrgebäude felbft war der Vf. vorzüglich 
bemüht, wie er es auch nach der Aufgabe der münch- 
ner Akademie feyn mufste , Adelungen zu übertref- 
fen ; wir werden ihn alfo auch vorzüglich da genau 
beleuchten, w^o er Adelungen namentlich anfährt 
und zu widerlegen fucht, wiewohl es fcbwerlich 
die Abficht der Akademie gewefen iß, die Gram- 
matiker zu einer namentlichen Beft'reitung und Wi- 
derleguna; der adetungifchen Sätze aufzurufen; 
heller follten fie es machen , als Adelung , weiter ge* 
hen. Alles tiefer und philofophifcher begründen, als 
er gethan hat, nicht eine Polemik gegen ihn fchrei- 
ben; und in der Tbat, iver das £rße thut, kann 
auch des Zwey ten überhoben feyn. Ohne das Lehr- 
gebäude f(. für $. durchgehen zu können , fey uns 
docb vergönnt , den erften ^ etwas genauer zu zer- 
gliedern« Perfelbe ift überfcbrieben : oijecther Be* 



473 



M Ä A Z. I $ 13. 



.1 



«7» 



grtff von Sprad^St ttad Uniet fo: ^Xitt Menfoh denkt 
m\a empfindet. £r ift zum £efelligen Leben be- 
ftimmt, und &ndet daher den Trieb in fich» feint 
Gedanken un.4 Empfindungen feinen Nebchmen* 
fcben. n^itzu^ilen» Diefs gefcjliieht in (articulir* 
U^) geJ^enXigeo f^^ten« ^welche ^il eiilan^r ippi Zn^ 
fammeühaoge ßehen, Wer diefes.thtit, Cpricbt, In 
diefen Hinfidit ift alfo die Sprache der InbegriiF bieg- 
ferner, gegliederte!* (gelenkiger) Laute, wodurch 
Mepfdiea einander ihre Vorftellungen miitheilen«*' 
Dc^ Lefer wird in diefem. ^4 mehi: als £inen Sprmig 
bemerken. Ohne ea Xo eenau zu nahmen » 4afa der 
Menfcb aufs Denken, und Empfinden reducirt.wird, 
d4 fich vielleicht fius FühleniUi^d Anfchauen noch 
Jlaih Dchafien läCst; fo fragen wir: -wie fol^t es^ 
dalii, wenn der Me^fch einen Trieb in fich hat» fei« 
ne Gedanken und Empfindungen feinen Nebenmen- 
fchen mitzutheilen 9 diefes in articulirten Lauten« 
die mit einander in Zurammenha^ge ftehen* gefche-« 
he? Qiebt e« .denn .keii^e ai^d^re ktt der Mit- 
theifung? keine Mienen - und Gebehrden • Sprache ? 
Vud wie folgt weites» daC» die Sprache in der 
angcf ebenen jkinficht der Inbegriff u* f. w« fey? 
Könnte main nicht mit gröfserem nechte folgern» die 
Sprache in jener Hinficht fey das Vermögen» feine 
Gedanken u. f. w^. Anderen auf die bezeichnete Art 
luita^utheilen ? Weiterhin wird behaifptet» die Zei- 
chen unferer Begriffe und Empfindungen hätten im* 
mer einige .Ähnlichkeit mit dem Bezeichneten. Wer 
fieht nicht ein » dafoi diefes nur von den Naturlauten 
gefagt wejrden kann » dafs folglich hier eine fpecielle 
Wahrheit» zu einer allgemeinen erhoben» Unrichtig* 
keit geworden ift? Dafs die Schrift zeichen die un- 
mittelbaren . Zeichen der hörbaren. Laute und die 
mittjslbaren unferer Vorftellui^en feyeuyläfst fich ob* 
jectiv nicht beweifen» und fubjectiv ift die Sache 

5^x häufig umgekehrt. Man kann eine Sprache 
urch blöfse Schrift lernen» ohne Atn Laut der 
Schriftzeichen mitzulernen; in diefem Falle wäre 
das Schriftzeichen das ^unmittelbare» der Laut das 
mittelbar^ Bild imferer Vorftellunff. Objectiv find 
das hör.bare un^ d^s fichtbare Zeichen» oder Laut 
und Schrift » coordinirt » keines dem anderen fubor- 
dinirt» und nur fubjectiv tritt» aber wechfdnd» daa 
letzte Verhältnifs ein. Der Vf. theilt nun die Sprach* 
lehre nach dicfen beiden Zeichen unferer Vorftellun- 

ei in die Rechtfptfchungs •- und JkßchtfchreibungS" 
hre, eine Eintheilung» die von Anderen» z. B» 
Hn., ff^ismayr, fchon aufgefiellt worden ift» uns 
aber irn^ier eben fo fonderb^r gerchienen hat ^ als 
eine Anthropologie nach den beiden Zeichen des 
Menfchen, Schatten uxid Forträt p hearbeitet, fo 
dafs deV erfie Theil die Schattenlehre» der zwcjrte 
die Porträtslebre enthielte» beidesr stifammetr «Der 
Menfchenlehre genannt würdef. Wie war es Toäg- 
lieh» dafs philofophifche Köpfe den Schatten ergrei- 
fen, mid 4cn Körper unbeachtet laffwi» daaBild auf* 
falTcn, imd daa*AbgebiMete» die Hauptfache» über* 
fehen konnten! Dem Laute», wie dem SchrifCzei* 
chen* oder« dem gefprochenen j, ivie dem gafahiia 



WMte, Ü^ alt fetneih BSMe die Vörftillttftg^ 
der Gedaniie » der Begriff zum Grunde » und di«f«i 
Subftrati im Bilde (gleichiriel» ob. im hörbare^li 
oder im fichtbaren) dargeftellt» ift der eigentliche 
G^enftand der Spradilehre» welcher unabhängig 
von Kecbtfpvechungft- Und.Rechtfckreibungi$*Lehr3 
als Hauptfacho . abgehandelt werden mufs. .Hechte 
fprechun^» Orthoepie» und Bechtfbhreibung» Ür^ 
thographie» oder beffer^ Sprechung und Schreibung 
der Begriffsbilder» find fehr untergeordnete Parthieent' 
mehr conventieAell » als Mrefentlick. Delr Schwabs 
kann immer feine fehlerhafte Auafpracfae be^behal« 
ten» alfo |egen die Reobtfpvechung verftofsen» und 
deimoch die Sprachlehre gründlich inne haben» und 
Luthers Orthographie mag noch Co buntfcheckig 
fe^n» Keiner wird es w^gen» ihm die eigenüichd 
Kenntnifs der Grammadk abzufprecheni Orthoepie 
und Orthographie machen den fubjectiven Theil 
der Grammatik ans» Etymologie und Sjrntate den 
objectiven,, Man lalle alfo doch ja eine Eintheilung 
fahren » die auf Sand gebauet ift I Wir brauchen nuj» 
nicht hinzuzufetzea » dafs Alles » was auf diefe Ein-» 
theilung gebauet» und atu derfelben hergeleitet ift« 
eben fo falfch teyn muffe » als die Eintheilung felbft« ' 
— Was der Vf. über den Sprachgebrauch gegeiv 
Adelwtg erinnert» finden w^ir fehr gegründet» und 
haben uns über d[iefen Punct felbft.mehr» als ein« 
mal» erklärt. Nur muffen wir tadeln» dafs der V^ 
zwar die Analogie genügend abhandelt» deriAbfiaxurf 
mung aber» die doch, leicht eben fo wichtig 'ift» al^ 
die Analogie» und wenigften^ eintreten mufs»'W0^ 
uns diefe verläfst » nur im Vorbejgehen mit ein . paai* 
Worten gedenkt. Diefen Mangel an Gleichmafsig^ 
keit der Behandlung bemerken wir bey mehreren Ab" 
fchnittem Soweit die EinleitunE» idxe überhaupt 
w^ohl hSite voUftändiger. und eingreifender* fefa 
können. • . « 

I Theil : Von der Meehtfprechung* . Unbedeu-' 
tend kann es zwar fcheinen » doch darf es hej Aef 
Bcurtheilung einer Grammatik bemerkt werden» daf# 
aus S}clben nicht fVorte^ fondern Wörter zufam' 
mengefetzt werden. Auch muffen, wir auf ,-die Art# 
wie der Vf. fiegrifiie mit einander verbindet » auf-"' 
merkfam machen* Um den Namen Buchftmi zu er-'^ > 
klären» fagt er: »»Der Name Buchftabe kommt vouh 
der erften Art zu fchreiben her« Die erfte Schrift- 
nämlich glich, geraden ^äben » und mehrere zufam^ 
men gebogene Blätter diejer Schrift hies (hiefr) eirf 
Buch*** Man wird vfich mitKecht über das: Untt 
r^ hißfs ein Buch, wundern^ Bey Angabe der. deut-^ 
fchen Buchftaben Ift' der Vfr> «etwas naehläffig ge-' 
wefen» denn er giebt «» 4» an» aber-^ und ü ver««* 
niifst man^^au^h meint er» dafs pk einen zuräm*' 
*inengefetzt^n Laut bilde» da derfelbe doch Ivohl fo* 
einfach feyn dürfte ^ aU das einfache f. Dafs die^ 
Vöcale» ihrer Hföhe und Tiefe nach» (o auf einan* 
der folgen : ir^ 9» ir» ^» ä^ e\ ä» i» davon habeil \yir* 
tms nie überzeugten können ; uns hat itumet a der* 
tiefße gefchienen» und w» glauben»- dafs kit^ jeder* 
Sftnget iNyflimniia -wifd^ Die Ausfprache der Vo«^ 



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1 

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«X» 



I. A. cLi 4Li M 1 iL r 1 8 t 9. 



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m foU innigefprodieii werden 1 wie cU» lateiiiif che 
0; bey dem laiMriiiifeticn a wiord der Lebrliag viel- 
leicht xor Atiftfpracbe des deutfohen fturückgewie^ 
fen; über Orthoepie liebef gor nicht» gefagt, aU 
fdldie UnbeAiiiMBitheiteti. Dafs «i kein De^pelUei« 
ter (ejr, wird damit bewieren, daf» es mit Einer 
Öflhuiig det Mundet alttsgefp rochen Werde;- dtefe» 
ift ein gewöhnlicher,- aber unftatthafter Beweis 
ji», ^i, «tf n. f.lw. werden tebtef all« mit Einer Oflf^ 
«^mg des Mundes attsgefprodieii ^ weiligftens dürfce 
dev Unterfchied idem Orthoepiften (ehwer «» be^ 
ftimmen fe^, und dennooh geböten fie sm 'deit 
Kphthol»|^n. Wir haken daför » daft jede« Sel^ft^ 
latfter einfiK^heir Vooal fe^, trenn ^er fich (ebiplen 
fef£e,'nnd Diphthong, wenn er die Schslrfung nieht 
annehmt Nun lalTen fich «u, «i« et/» äut ai nicht 
fchärfen» folglich find es Diphthonge; ä^ &^ ü laf^ 
fenfii^ fehirfen, folglich mdiTen 6e den reinen Vo* 
^len jBngezählt werden* ia, wir geten weiter nnd 
l^hanpten , dafs «wej^ ifut etmiMer verbwsdene Vo^ 
eale* geinide. dadurch, erft* Diphtbenge werden , d^rfs 
fie fic^ be7 der Änkf|irachfe int Eine Otfnung' del 
Mundes zwängen , »und dafs fie aingenblicklieh auf- 
hören« Diphthonge su fejn, fobaid eine mwe^te 
Mtmdöftnnng hinautritt* In dem Worte Laie und 
XiM/cu^ haben wIrBfeidcsr; im deütfdien Worte ift 
IN- Diphthonge ina lateinifchen nicht» und* awar 
an» kejnem axidern Grunde , als weil inv Oeutfcben 
«i mit Kiner, im Lateinirchen mit away MundöÜv 
tfiungen ansgefprocben wird. Ein ' Diphthong ift 
demnach der Verband zwejer värfchiedsiur mit 
Ein^r Mundoffnung «usge^[»rochener Vocale« Der 
Grand , ana welchem ein Diphthong nicht ^ 
fcibärft wer^n kann , Hegt m der nothwendi* 
gel»: Dehnung dee erftcw VocaU, welche durchs die 
Einzwängung des zwejten Vocals in die dem erfien 
eigenthüinlicme Mundijffnnng entftehen' mufs , und 
nicht aU%ehoben werden kann, ohne^denDiphthong( 
tu zevftören. Die Schärfting wär^ nur dann mdff- 
Uch, wenn der sweyte Vocal den Ten hfltte» wd« 
ches bej keinem imferer Diphthonge der Fall ift| 
«uch nicht Ce^n kann , ohne ein6 dopneUe Munddff^ 
«King neiülwendig sn machen ^ folglich » ohne nach 
nnferer Erklärung^ den Diphthong i^ eitlen Doppel« 
tncal äufzulöCen« Die Zeichen ä^ ö^ ü mnffen ilfit 
das genommen werden» wai fie find, unfchicklich 
gebildete Schrifizeieken ^ die, von «, tf» tf^ufser* 
fioh abgeleitet , mit ihre« Laute nichis cemein ha«- 
b^; aua im» oe^ u0 oder ui hätten nie die Laute i3^ 
m ü henroigehen können » fondern ganz ^ andere 
Diphthonge entAehen nuiflen, ähnlich dem fräHzöfi- 



fdheli Ol in r&i^ d'cr^l^fchai' BfphthOftglame fi^k 
auch im Pl^ttdeutfchen noch gefiug finden». Mbft in 
Eigennamen der Form nach noch anfbehalten find» 
z^BvtnSoeft» Thacft, Hujsburg u, dg), '*ÜbHgenft 
rermiü'eii wir bey der Behandlung derVocileülfeich- 
heit; es wird von dem einen di^^ ^on d^ ande- 
rn je^es^ geragt» von deAi z^B.» dafs es ein fehi^ 
loigenehmet Ton (!) 4 und deih A in A.iickÜcfit det 
Öltnung des Mundes fehr ähnlich F^; ob die ande* 
ren Vocale nun unangenehmeTöne fcPf eh, irHrd nicht 
gefagt* Was die Hairptfcche war, BegrüiMhih^ der 
Ausbräche, ift hite un4 da^ to 4tn Vbrbej^^^efaen, be- 
lehrt; von der AMfprache d^i^ t^^ipfctliong^» Tagt 
der Vfv', ift wei^ernicht« zn fa^ii» afls' dafs mkä &t 
genau von einander -imtelrrcheideri,uhd f6denr fei^ 
nen eigenthtimlichen Lauf geben mufs. EifieTolch^ 
Anwetiung ift teieb€» und macht eigentlich aRe Ah^ 
Weifun^ «berflnffig. Wir übergehen , was ffb^ di^ 
Confo^anten , üb^ Sjf Iben und Wört€»r gtf Agt 'Win^ 
und verweilen zmrtftchft bejr 'der Behaiidhntg dinr 
Hedetheile. ' ^ 

Da die Orainmatiker den^ B^^rAtäeSiM itoci 
gair nicht tein aufgefafst, ^eiri^'ftens nöch^ nti^ \d^ 
glich begründet dar^ftelit haben ; da ebien di^fshallk 
noch fo grol^se Verichiedeilheit Obwaltetv d:er eine 
Sprachlehrer 8t der andere 9, der dritte roUnil 1 1 Redd- 
theile a^&ählt : fo waren wir ber^cbtikt, iil diefeid 
neuen Lehrgebätide eine gründliche, mit pMIbfdbht^ 
fehem- 'Gei(<K; durchgefähree Erörterung mid endlKft^ 
ErfchÖpfung des (iegenftandes 9u erwaiten« Alhrii^ 
irir ^nden uns in unferer EfVrkrtnn^ gffn^^h ge« 
tAufcht. Der Vf. fcheint es nicht einm«! «i^chhdet 
an haben , dafs eine Begründung det vertehicfdenek 
WörterclaAen als Redetheile B^edürfnifr [^ : fo ober^ 
flichlieh und nichufagend ift Alles, was über dfefea 
Gegenftand vorgebracht wird^ ' Dafs das Fayticiu und 
die Interlection als Redetheile auf^KHirt werden» 
wolteh wi# kaum ei^ihnen » da diefes' ^an«e ijapi^ 
tel ftii< ein Lehrgebände unter der Kritik iftj und die 
aahlreichen kleinen Grammatiken dailelbe YrirkKcb 
aam Theil beller und gründlicher abgehkndelt ha^ 
h^n. -^ Die Verdeutfdiungen der lateinifchenKunft^ 
ausdHieke würden wir, ah \venig ei^heblrch, mit 
Stülfi^hweigen übergehen'; alh:in da aufser Andereü 
auch Adelung hier mehr a)s einidal in Anfpruch get 
nommcn wird: fo glauben wir hier den Todten^um 
fo niehr ^ertreteA zu mifU'eh , da gerade ddi'Umg ä«t 
Held ift, dem die Krone, die er lo lang^ tmd fo ver> 
dient trüg, genommen^ wenigftens einem Andered 
eine noch fchdnere auf dai Haupt gefetzt wer* 
den folL 

i^DU Tortfimnng folgt im liächßm SMk^."^ 



■•^ 



NEUE AUFLAGER 



Gotha f in der ettiagi|rfcheir Biic]iluui4iua|^: Mmfk 

(^hn/iiax Mamdohrs IVlaßaüß» Butun - Beha n d lmn g» mit A^n 

ititrKiuigeii und zwej Ku^feitafelni durchgefekeu uud ini^ 



4ittg«n BsBrnkuiBgan b^gltstct . voti D. JMäm» K9Umy 
Vhxret zu Tün^fte, Vierte Altfltfi«. i««!. 4fiJUy lU 
«««3. 8* (16 gr.) 



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ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



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DEVTSCHE SPRACHKUNDE. 

SruTtGÄRPT^ i). TfaiTelbriiik; LcKr^ebäude der 
deutfcken Sprache u.* L w./von F. C% J?. von 
SttuJuU u. f . w. 



JLrer Vf. Verlaingtt dafs der .deiu£ch< Name f^hi 
die lateinifchen liunftauftdrücke auf dem Wefen diea 
Begrifis hergenommen ^ erCcböpfei^^ aber jiiclxt e^, 
aUgeof^m kjn IpMe. i Wk isvagen ea« kühn xm la- 
gen^ dala kein deutCcber Ausdruck go^iaden yirjßj^ 
den könne« der die lateinifollen iianftauadrüdie nack 
diefen ErfodernifTen ausdrücke^ u^d ^laftten eafüf 
An eben fo vergebliches Beghmen , für die lateini», 
ffben Kunfiausdriicke der Grammatik (bl^e deivt- 
tgbcp die den fiegiüf erdchüpfen^ auf^uluchen:, ala 
ea leyn ^ürde, lyenn Jei^iand atff den Etn^iall käine« 
ini die oichtsCageaden Appellativ« ^TiCc^t. ipiaAk, 
Haas 4 Gerten n. C w.** bedeutrao^., ja fogardtnJBe-t 
griff erfcköpfende Ze^^^h^n aulzuftellen. Beide« i& 
Ucherlich^ t>te meiften Wdrteir der Sprache find, ii^ 
iijcb todt un^ bedeutungslos« und erhalten eift da^^ 
durch I^ben, daCs &e willkührlioh einem BegriSe^. 
als dejTen Zeichon uiuergelegt, und durch den .Gc" 
brauch init ^emfelben j^malgan^irt werde;», j^in Zei'»' 
eben obne Bedeutung« was die lateiniTchei) ^^nßrJ 
aiudhicke für den Deut£clieA hnd^ yerdienit vpw^et 
Vpjzng yor einem Zeichen mit hi^lbor oder fchpelenf . 
der Bedeutung. Aus diefem . und mehreren anderen 
Gnindem 4lürfte es rüthlich t^ysii an «den lat^iXckefi , 
Kuiiftanadrücken nicbJt w^ter «u r.^^teln» (ond^ni 
£r« wie Eigennamen., ,i^r bed^^t^ngs^chwere Be*. 
griffe bejzubehalien, un^. Co meh|r^ da alle fauber yer^ 
Cucbten Verdeuttchungen durch das (chlcppetM)e«Ai^ 
bksigfiÄ ^^fP'orV*^ iich ein, für allemal den WegRi^j 
allgemeinen Aufnahme felbß veriret^a baben^ Der. 
\L zählt die verfchiedenen VerdeutCchfu^n von |e- . 
dem Redetheile auf» ui^d wählt eine als die belle, 
aus. Für Protwmen ,wird Fürwort als d^ b|^ere ac^ > 
v^äblt, ikn^^delßingt der derVerdeutfchungi'irf^/i-^ 
ußrt den Vorzug gab , weiiläuftig su Recht gewie* 
(en. Wir pnüHen uns hier uiiC^Ees ^Meltingf 4^anel;L>- ^ 
men^ auch der Sachp yv^eßen wiaerfpreclpiefu Weifn 
der Vf. oben das Wefen eines Redetheik anfgetucht^ 
und die J^detheile felbß gehörig clafüEcirt hätte: 
fo würde er hier deryerjdi^ut(c];iung/i^lt)ort fc^^eiv,, 
liph das Wor^. geredet Ifabei^ Denfl^jerjwüfde iji.fi^ , 
ner logifchen. Eintbeilung fchweri^ PU}^^ ^^^ 
dfu haben für eine Wörtercjaffet, die nicht» w^ d^e. 
übrigjeUft. Zeichen iüc Begri^e«^ Soxi^^xf^ Z^ifkfpi ^-f 



Begriffszeichen Teju feilen. Diefer Charaktel^müi!sl# 
^as Pronomen von allen ,übrigen Redetheilen, ^ 
wefeniltch verfchiecleii, trennen; und follte daflelbe 
aljs ^edetheil^ Wjg^hrt werden: fo würden all49 
jetmigem Redetheile in swej ClalTen sufammeafalkn^ 
^ in Redetheile« die Zeichen der V^rftellangen iindi, 
i{) in Redetheile , die Zeichen von jenen Zeichen fiqd* 
Da 4er Vf. die Redetheile nicht logifch clafü&cirt 
liat: To ift es eben.nieht.su verwundern, da(s er hef 
4eaFüxworte> in keine lo^fc^ Verlt^enheit gekomn 
men ift, , Was. gegen Jdfftt^g erinnert wir4l7 daf% 
ntcbf Alles ^ wpvxm ge(prochen und wofür ein Pro<^ 
Bomen gebeut werde» Ferfoji Cej^ hat Co langie nichta, 
auf iich, als wir noch in der Conjugation die dre)r> 
JPerfoneu haben. Allein wir wollen noch etwa« We«* 
fentlicheres berühren« Wenn das Pronomen Für«v 
wort^ und nur Stellvertreter des Nomen wäre: r» 
müfste es fpäter in der Sprache entftanden fejn« alsi!^ 
iias Nomen;, denn jedes Surrogat ift jünger, als die 
Sacke, an dieffen Stelle es treten (oll. Nun lälst lieb 
aber wen^gjftens aus den morgenländifchen Sprachen! 
/der Beweis, führen , dafs dem Nomen und dem Ver-. 
bnm uivibrer Ausbildung das Pronomen zum Grunde^ 
lifgtv das Pronomen allb wenjjgftens {u feiner £nt-: 
fte^ng gleichseitig mit di^m, iu^,wa» es. vertreten 
foiL 'flt diefes — uijdwerwagtes, a^s der deutfchcn, 
•Sprache das Gegentheil.zu be weifen? — : fo muC|^ 
aMui.fchliGisentj4a(s das Pronomen einen eigenthüm^ 
liehen, keinen Uo(s ftellvertreteaden Zweck habe/ 
Vnd liegt denn nicht wirklich das Ich und Du demi 
Meafcbcp näber^. als die entferntere Aufsenwelt? 
li^ es t^ur ^u vermuthen« da£i der Menfch das £nt->^ 
feimtere hezetchnet , das lifähere nnbezeichnet gelaf* 
fen. haben irerdeft - Ma^ winl uns hoffentlich kei*, 
nefi .S^weis, .vj^m- unferen Kindern hergenommen, 
eni;gegenfetzen, als wflche eher fich mit Karl, Fritz, 
^z^xchnen« als fie anjfaiigen« zu dem irA Überzuge- 
h/^. Kinder hab^n einen Namen, und hören fich* 
nur mit diefem Namen nennen ; jener Erfolg ift alfo , 
ganz ^natürlicb* Der Menfch, von dem die erfte, 
Sprache ausgegangen gedacht wird, ift ohneNamen^* 
und bey ihm liegt daher Aie Sache anders, ab bej 
luifeven unter retdenden Menfchen aufwacl^fenden. 
Kindern. Wenn wir fonach einräumen muffen, dafs 
das Pranomen mit anderen Rede theilen gleichzeitig, 
ift: fo nml's daffelbe auch unter den Rede theilen ei«! 
neu anderen Charakter, als den eines Stellvertreters« 
e|r|ialten,'fol^ich als ein felbftfiändAges Zeichen der, 
menfc^hlic^ieji.Verftellungen auftreten. £s fragt lieh 
nun« wohin das Pronomen als felbftftändiges Begriffs- , 
seichen und als Bjedetheil zu fetzen fej« Bisher hat 

Öl 



48S 



JENAIfCHET^LLa. LITERATUR- ZEITÜNO. 



484 



iVMn ans dtmFrooameH einen ei^n^aH^^Ueil.ge^.-^ ge^mmwa , dßn g^rt^intchsifilidiiien Werensntmen 
i/^dth^U \rir UßltAi* di^a$ fitr ftUr ftlileÄaÖ,^, pud^ ' mj^diicirdj 4^?^» gefqiiieht durdi J5iU:7^4/p/v un4 
erklären uns diefen Felrkr recht gut ans dem Man- Bezugswort. Die Wahl der Verdeutfchung Fallen^ 
gel einer logifchenClaffification der Rcdetheile. Das dun^enßWch ift wohl die fchlechtefte, die unter al- 
Fronomen (perfonale) ilt kern eigener Rede ttieiTt *len (Tre/Vcrdemrchungen getroffen \verden konn- 
und kann es nicht feyn, weil das Pronomen npt dem \ te.^l Wodurcb foll diefes Wort die Sache am heften 
Nomen proprium in einer Kategorie ftcht; beide he- ausdrücken? Faüeitduttg heifst Endung der Endung, 
zeichnen ein eigenes TnffividuuriT, ^dde fteTitrf aT^*^- "bdff IKtrcfetltfüngr 'Ztenn"CaJus und cäderehdUt in 



Un|:erarten unt^r dem Subfiantive- Aber wie ift das 
fronomen im Deutfcben zu nennen? Am heften- 
Pronomen; will man aber einep deutfchen Namen: 
-^ wohl 1 man nenne es Setbjlwerrt , Selbßnamen^ 
fo wie Eigennamen ; denn die Sdhffheit , die Per-; 
ßnlichkeit, bezeichnet das PrpnDnicn. Sonach wäfei 
jidelungs PerfoTtwart hoch inimer dem v, JleinkeiU 
fchen F^ürworte vorzuziehen. Dafs die übrigen *Pro- 
nomina — pojjenivaf demonßrativa u. f, w. atichf 
anders clafhficirty und anderen Rcl^dethcileh zugewe- 
fen werden müITen , verfteht fich von felbfte — üm* 
noch an einem anderen Beyfpiele au zeigen, wie 
der Vf. feine Aufgabe, für die lateinifchcn Küiiftaus^ 
drücke der Grammatik die heften deutfcheti, untf 
arirar nach dem Wefen der Begriffe zu wählen , ge- 
löft hat, wählen wir 'das Wort Cofus. Für diefes 
werden die Verdeutfchungen Bezugsform ^ Beug f (HU 
Fallendung aufgeführt. Von dem W orte Betngsform^ 
wird geurtheflt, es fcheine zu aTlg^mciti «u feyn, 
und würde fidb auch auf die VerhältnifswÖrtcr (Pr»- 
pofitionen) anwenden laffen;. das zweite b«eichne 
allerdings das Wefen der Sache i indeffeti' fcheine 
/ doch das dritte die Sache am heften auszudrücken, 
Wefs wegen es hier beybehalten werde. — ;- An dtc-- 
fem Räföniiemeht läfiit fich Mehreres ausftelleti. Erft- 
lich ift der Vf, feinem eigenen Gnindüatze, hcy fd- 
ner Auswahl auf das Wefen der Be^ffe'«tt*Rhefc, 
Untreu geworden, denn Atenn Btugjall einmal das' 
fVefen der $ache bezeichnet: 'fd mufste diefc Ver* 
deutfchung auch gewählt werden, um fo nrohr, da 
für die Wahl der letzten gar kein beftimmtey Grtmd 
angegeben worden ift. Allein der Vf. fcheint es mit 
dem Amdrucke PVefen überhaupt fo genau nicht zu 
nehmen. Wie kann man fagen , 'dafs Bengali das 
Wefen der Sache bezeichne^ da der I^ariife nur von dw 



diefem Falle bey den Römern weiter nichts, als 
Jßndetin^ endigen^ wie aus Cicero fatefam zu *^rfe- 
hen ift; es ift auch, leich^ begr^flich, wie dicfer 
Ausdruck bey dem Redner, der am Ende der Perio- 
de die ^Sffnim'e ieii^t', fallen läfst (oratio numeroß 
eadit)^ in Gebrauch kommen, uiiddann von den 
Gtammatilittm *trf die DecHndtionen übei^etragen 
•werden konnte. Dafs man Cafus Anfangs durch 
Fall verdeutfchre, war der crffe Mitsgrifl; durcU 
Fallendung gerieth die Sache vollends ins Lächerli- 
cbc und Abgefchmackte. 

5. Uio ff, «ilterfticht der Vf.', welchen Hartem 
0ine Mehrheit zukomme, oder nicht. Dicfe Mate- 
rie hätte eint tief eingi*eifend^ Behandlung verdient, 
allein fie ift^ hier ziemlich oberflächlich abgefertigt 
worden. Der Vf. fpricht den Eigennainen den Plu- 
ral ab, weil fie ihrem BegrüFe gcmäfs nur einem 
einzelnen Dinge zukommen; den AppeTlativcn muf- 
fe aber der Plural 'zukommen, weil der Begriff der- 
felb^n ja dadurch entftanden fey, dafs man meh- 
rertti Dingesi , bey welchen man ein oder mehrere 
|emeinfcbaftKche Merkmale entdeckte, denfelben 
N^raen gegeb^ habe. Wie Tchielend, T%^e halb- 
vrahr! Gerade die IVbiwini» ;;ro^rm eAeifchen ih- 
rem Begriffe gemäfs eine Pluralform , und die No- 
mina appellativa werden alleterft dädurdi für eine 
Fluralftmn empfänglich gemacht, dafs fie aus ihrer 
Sphäre der Abftraction heraus, und in die Sphä- 
re dct Eigennamen hitieingezogen werden. Da 
diefe Behauptung nfcfat blofs der Anficht unferes 
Vfs., fondern, ^wie wir mein^fn, den An fich ten der 
meiften , wt) nicht aller Grammatiker, fchnurftracks 
entgegetiläuft, und eine immer für wahr gehaltene 
SaWhe geradezu umkehrt: fo halten wir es für nö- 



thig^, die* Behauptung näher zu begründen. Man 
Form, von dem Kdrperlichtn dtt Wortsi herg^iiofn- ^ ift von dem richtifftti Satze ausgegangen , daft Eins 
mcn ift? Wenh eine der drey Verdeutfchungen voifa nicht Ztcef fey, dafs jedes Irldividuum ein Einzel- 
Wefen desBegrifls hergenommen ift: fo ift diefes der- wefen fey, und als folches nicht verdoppelt, oder 

überhaupt vervielfacht werden könne , dafs folglich 
der Name eines Individüuips , da das Individuum 
felbft nicht vermehrt werden könne, auch in feiner 
Form nicht plüralifirt werden dürfe. Mefs ift in 
föf^rn richtig, als die Rede von einem eiifzigen In- 



Name Bezugsform 9 denn diefer Name bezieht' fich 
nicht auf den Körper , fondern auf die Bedeutung 
des Worts , und auf deren Relation zuanderen Wör* 
fem , folglich auf das Wefen der Sache. Sodann Ift' 
es auffallend , dafs der Vf. an der Verdeutfchung ß^- 



zugsform tadelt, fie laffe fidh auch auf die Vterhält^ ; dividtruni Ift; wef^rd; wer kann das £;inzelwe- 

nifswörter anwenden; gerade diefer ümftand redet' fert vervielfthigeti?' Allein nun fähren zwey, drey 

diefer Verdeutfchung das Wort! Präpofitionen und und mehrere Individuen ein und denfelben Namen, 

Cafus führen ein und daffelbe Amt m der Sprache, es ift alfo eine Mehrheit in den Individuen ; foll nun 

und die einen vertreten die Stelle der anderen; bei- nitht auch Mehrheit in dem gemein Ichaftlichen Na- 

de find einerley Wefens, beiden gebührt daher eiii meh diefer IiidiVi*ien Statt finden können? Soll ich 




48$ 



M .Ä H » i.f t/3. 



486 



znTi^recheii ? Wenn übarall ein Won io feiner Form 
pluralifirt werden foll : fo ift hier der Fall , -wo es 
gefoheben mufs. Doch Co weit ftimmen die Qram- 
Btoukar» nur unfer Vf. nicht ein, dafs auch die Ei- 
gennamen pluraliür^ werden können, und, feuen 
wir hinsi», von Rechtswegen pluralifirt werden. 
Yfix hotumen »um zweylen Theile unferejr Behaup- 
tung;, dafa die Appellative als folche gar keiner Plu- 
raliurung^^ Abig find. £in Appellativum^ als folches, 
iSl das Zeichen für einen abßrahirten Begriff, und 
beseichiiet ,. wie diefer enthält, eine ganze Claife. 
Hicmit ftimmt der Sprachgebrauch; wir fagen: Der 
Menfch ift fterblich, und bezeichnen durch den Aus- 
druck Metifehf. als Apellativ, Anh Ganzef wirfa-. 
gen:. Der Bauer ift eine geplagte Creatur, und he- 
zeichnen durch dbn Ausdruck ^^ Bauer** das Ganze« 
Wie, fragen wir, iß hier eine Fluralilirung möglich, 
da die Anadrücke Menfch und Bauer fchon das Gan- 
ze bezeichnen ? Dennoch werden beide Ausdrücke, 
Menfch MXkä Bauer ^ fo wie alle Appellative , plura- 
lilirt; wie ift diefes möglich, da die Einzahl fchon 
das Ganze umfafst? Die Antwort ift leicht. Was 
Appellativum war, alfo die ganze Clalfe umCafste, 
aKht man in die Sphäre der Individuen herunter, 
betrachtet den Clalfennameu als Eigennamen , fagt : 
diefer, Menfch und jeper Menfch, wie diefer Karl 
und jener Karl, diefer Bauer und jener Bauer, wie 
diefer Fritz und jener Fritz ^ und fo ift es denn na- 
türlich, dafs^ die Abfiraction aufgehoben , und den 
abftracten Bcgrift* iudividualifiri , das Appellativum 
einen Plural zulaffen mufs. Wenn ich fage : me/- 
ne drey Pferde : fo ift diefs , hätte ich jedes Pferd 
Ifickel genannt, nichts anders, als wenn ich fagte: 
mein^ drey Nickel. Wir tnd daher der Meinung, 
und denket^, die Logik unterftütze uns, dafs nur 
das Individuelle, nichts Abftractes als folches, in der 
Grammatik pluiialiürt werden könne, folglich die 
bisherige Theorie der Granunatik geradezu umge- 
kehrt werden müife. 

Der Vf. kömmt nun z|i den Heclinationen. £r 
geht hier hißorifch-kritifch zu Werke. Zuvörderft 
wird Adelungx Syftem deutlich vorgetragen und be- 
Tirtheilt; der Vf. ift gegen Adelungs und mit Grün- 
den. Hierauf tvird Futda^s Syttem , welcher 6 De- . 
cUnationen annimmt, angeführt, aber nur wenig 
beurtheilt. Das dritte Syftem ift das von Gottfeheat 
"Welches fJlsmayr angenommen zu haben fcheine. 
Diefes Syftem heueht aus 5 Declinationen und mifs- 
fidlt de^i Vf. nicht ganz. Krufe folgt hierauf mit 
4Dec]^nationei^., gegen vyelche der Vf. Mehrere* zu 
erimierf hat.. Den' Befcl^Iufa macht Kunradi mit 
zwey Declinationen« Pem Systeme diefes Gramma- 
tiker« fcheint der Vf. nicht abhold zu feyn, nur zu 
•vvünfchcn, Adelungs Syftem mit demfelben etwas in 
Einklang zu bringen. Man erwartet nun billig, 
dafs er irgend ein ^ßem als das feinige bejgründet 
aufftellpn werde \ , allein diefes I/l nicht gelchehen. 
Jeder Lefer hat demnacli freye Hand, unter den auf- 
geftellten .Syßemen zu wählen. Da diefer Gegen- 
wand ^anz vorzüglich kritifch zu erörtern vfar: fo 



können vvir es auf keine Weife bflligen, , data. er, 
fo gut wie mit Stillfchweijen übergangen wör-f 
den ift. 

Wir übergehen die Eigennamen, die Artikel, 
das Zahlwort, worüber viel zu fagen wäre, das 
Nebenwort, die Steigerung u. f. -vv., und fahren bey. 
der Declination der Eigenfchafts Wörter fort. -^ Hiex 
wird declinirt : 

Einzahl. 

1. Gutes . 'weifses, rc!ini?ckhAftes Brod (r), 
a. Gutes , 'weifseu , fchmackliaften Brodes. 
5. Gutem , w^eifsen , fchmackhAften Brode» 

Mehizalii. 

2. Gute, 'weifse, fchmack hafte Brode. 
a. Guter, JWtihery fdhitiackhaftffr B. 

Der Vf. begleitet diefes Declinationsfchema mit der 
Bemerkung, es fey überhaupt zu wünfchen, dafs 
die ohnehin im Deutfchen fo oft vorkommende En- 
dung en in der Mehrheit, fo wie in manchen ari- 
deren Fällen, abgefchaft't, und das n allein für den 
Dativ aufbehalten würde. Man ficht hieraus, wie ^ve-* 
nig noch der Vf. das Wefen und den Geift der deut- 
fchen Declinatiop erforfcht hat. Auch liegt am Tage, 
dafs der Vf. bey feinem Schema fehr inconfeguent 
gewefen ift. Da er einmal declinirte : gutes, weifseji, 
Jchmackhaften B.rodes : fo mufste er auch im Flurale 
fortfahren: gute^ weifsetit fchmackkaftenBrodejWnA 
hätte dann zwifchen gut und weifs das Komma ftrei- 
chen muffen. Von welchem Grundfatze der Vf. aus- 
gegangen fey , ift fchwer zu errathen. Sollte es der 
von ihm angedeutete, von der Anhäufung des en 
hergenommene, feyn: fo ift er ofienbar mit fich 
felbft im Widerfpruche , da er im Singular diefe 
Anhäufung ohne Noth begünftigt hat. Da er \oii 
Adelung fagt, dafs derfelbe gtftehe, der Sprachge- 
brauch habe diefe Fälle fehr verwirrt: fo wäre es 
feine Sache gewefen, tiefer einzugehen, und den 
Sprachgebrauch zu berichtigen; allein wir erhalten 
nichts, als noch mehr Verwirrung. — Bey der Decli- 
nation des PronoAieri Aveicht, der Vf. von den anderen 
Grammatikern ab, wenigfiens bey dem Pronomine 
reciproco. Statt dafs die übrigen Grammatiker nur ' 
in der dritten Perfon ein Reciprocum annehmen, 
dehnt der Vf. das Reciproke auch auf die erfte und 
zweyte Perfon aus, und darin hat er fehr Recht. 
Doch er geht weiter, und zieht auch den Genitiv in 
die lleciprocität; und auch hierin hat er Recht! 
Allein nun fragt man hillig, warum er den Nomi- 
nativ ganz von diefer Rubrik ausgefchlolTcn .habe. * 
Man follte doch denken, wo etwas wäre, das zu- 
rückwirke, müife auch etwas ^ feyn, "worauf jenes 
zurückwirke ! Der Vf. fagt dagegen : Da es (das Re- 
proke) fich nur auf das Subject beziehen foll , alfo 
nicht das Subject felbft feyn kann: fo felgt daraus, 
dafs es weder in der Einheit, noch in der Mehrheit in 
der erften Endung ftehen kann. Wir überlalfen dem 
Lefer die weitere Beurtheilung diefes Ausfpruchs, 
wiederholen aber, dafs, wo ein Bezogenes fey, auch 
etwas da feyn müfte, worauf diefes bezogen werde, 
und dafs ohne diefes Subject das Bezogene ein Un- . 
ding fey. Dafs in diefem Abfc}initte auch das tri- 



«T 



I. A* L- C« M A R Z 1 8 t S' 



«es 



Wile ^.nuinmn Bruder Jein Buch'' vorkotnxnö, wol- 
len wir mit SlillfchHreigen übergehen, 

f^erbum. Bey diefem Redetheile werden wir 
^nz befonders auf die Beftreitungcn RücKücht neh* 
men, die Adelungen betreffen, Züvördera wird bey 
Fcttfetzung des Begriffs Adelungs^ Definition des Ver- 
bi beftrittcn, und hierin ftimmen wir dem Vf. hcy. 
Adelungs Verfehen lag darin , dafs er feiner Defini- 
tion das Adjecti werb zum Grunde legte. Allein un« 
fcheint der Vf. in feiner Begriffsbeltimmung nicht 
viel glücklicher gewefen zu -feyn , als Aädung, 
Lag bey diefem das Adjectiwerb : fo Hegt bey jenem 
das Zeitverb der Definition zum Grunde; bey Bfeiden 
Ueibt das reine, oder eigentliche Verb ßänzlich un- 
erörtert. Zwar giebt der Vf. den Begriff des Verbs 
richtig an; allein eir fehlt, indem er binzufetzt, dafs 
Seyn und Werden die Subftrate des angegebenen 
Begriffs feyen. Diefs können diefe Zeitverbe fo we- 
nig feyn, als die adelungifchen Adjectivverbe. Dem. 
reinen Verbe ift der Zeitbegriff eben ftf fremd , ab 
die Modalität; daffelbe ift der blofse Verband zwi- 
fchen Subject und Prädicat , affirmativ in der deut- 
fchen Sprache nicht körperlich vorhanden ; negativ 
wird es durch die Verneinung A/rÄ^ rcpräfentirt, 
Dafs das reine Verb körperlich nicht in der deut^ 
fchen Sprache vorhanden ift , darf un$ nicht abhal- 
ten , daffelbe der Definition zum Grunde zu legen» 
' und es im Geifte der Sprache aufzufuchen. So par 
verfteckt ift es eben nicht. Die ganze Appofition 
beruht auf dem reinen Verbe/ Der Menfch , 4- ein 
finnnliches Wefen, füiidigt, hat gefündigt, wird 
fündigen. In diefen Sätzen ift offenbar das Prädicat 
„«/i jinnüches fp'ejen** mit feinem Subjecte ^^der 
Menjch^^ verbunden , alfo ift das cefchehen , wa« 
nur ein Verbüm bewirken kann, folglich mufs zwi- 
fchen Subject und Prädicat das nicht körperlich in 
der Sprache vorhandene Verb um als geijlig vorhan- 
den angenommen werden , und ift hier durch -|- be» 
zeichnet worden. Wollte man fich gegen diefe An- 
nahme fträuben : fo müfste man d^s logifche Abfur* 
dum zulaffen, eine Wirkung ohneürfache, oder ein 
V^irknifs ohne Wirker anzunehmen. Dafs diefes rei- 
ne Verb nun an keine Zeit und Modalität gebunden 
ift, geht gleichfalls aus dem obigen Beyfpiele hervor. 
Iii.den Verben Seyn und fVerden kömmt zu dem 
reinen Verbe der Zeit - und Modalitäts-Begriff, in den 
übrigen auch noch derPrädicatsbegriff' hinzu, daher' 
jene nicht uhpaffend Zeitverbe , diefe Prädic^ts - oder 
Adjcctiv - Verbe genannt werden können, ßey der 
Begriffsbeftimmung der beiden leU^ten Claffen kom- 
in^en nun allerdings die Merkmale in Betracht, die 
fie von dem reinen Verbe fcheiden, und in fofern 
hat Adelung nicht Unrecht , dafs er Perfon und Zeit 
in feine Definition als wefentliche Merkmale mit 
aufnahm , und der Vf. dürfte wohl feine eigene De- 
fii^ition , aus welcher jene Merkmale weggeblieben 
find, eben fo weni^ vertheidigen * können , als es 
fidh loffifch rechtfertigen läfst, in einer Definition 
des Anikaneii blofs die Merkmale des Menfchen 



überhaupt anzufilhren. — Bey Cunrudfs Eintbei- 
hing der thätigen Verbe in vollkommen thitige xayk 
unvollkommen thätige hak der Vf. den von diefem 
Grammatiker angeführten Umftand, dafs man nicht 
fagen könne: .^der Fater iß an mith gtfeknebem 
worden,*^ für merkwürdig. Uns würde «• Gegen» 
theil merkwürdig fcheinen. Übrigens hätte def 
Vf. diefe Eintheilung , die uns gar nicht fo er- 
beblich fcheint, dafs wir Cunradi*s fienMtknng, 
diefelbe fey noch von Niemandem «ngegebea 
werden, für ytrohl angebracht halten^ beurtkei* 
len follen. Hätte Hr. Cunradi. Asktt thätige. ith 
transitive Verbe gefagt : fo würde er fcbweiliek 
auf diefe unhaltbare Abtheilung gefallen fcyn. 
Die unvollkommen thätigert Verbe fand *afe folche 
nichts weiter, als verba neutra. oder intränsitiwh 
und es ift , in Bezug auf den Begriff', einericy i ob 
ich fage: er fehreibp an mich; oder: er fchläft bey 
mir; er geht mit n^ir; er rennt anmich, Dieletae* 
ten Verbe find wohl fo thätig, als das erft^, allein 
gewifs wird Hr, C (thk^en. gehen, rennen d^n im*- 
tris. oder intrausttivis zuzählen. Die Lehre von 
der Transition und Iniransition der Verbe erwartet 
ihren Bearbeiter noch , und der Vf. hätte fich diefer 
UnterfucKung billig unterziehen follen. In der Rc* 
gel nvirft man alle Intransitive in £]ne Claffe, und 
doch ift der Unterfchied der Intransition' bey febr 
vielen fo in die Augen fpringerid, z. B. der Becker 
hackt das Brodt, tr. Der Becker backt s intr^ Das 
Brodt bäckt, intr. — Was der Vf. über die Trenn- 
barkeit und Untrennbarkeit der mit FrIpofitioneA 
zufammengefetzten Verbe fagt , ift vl^enig einleuch- 
tend , und doch ift die Sache fo leicht. Er fagt, 
W^nn die Präpofition als Adverb gebraucht werde 
(dann ift fie ja aber nicht mehr Präpofition, fondem 
wirklich Adverb ) : fo feyen die Verbe trennbar. Bey 
Unter. Hinter. fVider verläfst ihn jedoch feine cH 

f;ene Theorie. Wie viel leichter war e» , das Unter» 
cheidungsmerkmal aus der Mitte des Begriffs it 
nehmen, und 9U fagen: Die mit Präpofitionen zu« 
fammengefetzten Verbe find in der eigentlichen Be^ 
deutung trennbar % in der uneigentlichen , figürii« 

eben • bildlichen untreunhar; alfo ; überjetzrn^ über 

einen Graben, fie haben ühergrfetzt; überjetzen^ eiJi 
Buch, fie haben über fetzt. Als äufseres Merkmal 
konnte dabey angeführt werden, daf» bey der Trenn- 
barkeit der Ton auf der Präpofition , bey der Un- 
trennbarkeit auf. dem Verbe lieg^. Schwiertget ift 
der Fall bey folchen Zufammenfetzungen, deren 
Trennung von den Conjunctionen abbängt. Der Vf. 
fagt, die Zufammerifetzung werde gistrennt in ddä ein« 
fachen 2^iten in allen unabhängigen Sätzen ; allein 
Foleendes ift doch gewifs kein unabhängiger 6ats, 
und dennoch wird die Zufammenietzune getrennt: 
Du lachß miiih auSf denn ichßehe auf; wogegen 
es' heifst: weü ich aufjiehe. Die Siehe verdient 
fchärfer erörtert zu werden. 

(JDer BefMufs folgt im mäskßm MM» 3 



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ALLÖEMEINE LITERATUR- ZEITÜNt?^ 



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^££/r5<;£r£ SWhACHKÜUDE. 

j <Bif<*ii# itoaü •«^«i »<dk# mbgtibn Mmim EmmfirnuY 

ISey den tventibferen ZuramttMfiFftsiittgtn, ^nd swAr 
hij clen ZuTammenreisttngen mit Achr^rbkn« jcl»int 
jmtAvum fMd^Mg weeht^ ÜiWeeht su fcrdielHm. * Ibr 
t|M' irilttriMk «Ke dkre Ziifli(|iiftfcfÄfotEUne«a v^enret- 
itm, %^U'fie iieldNläitliokeFoiW'iikht'afiMhtMii. 
aS^r Vf^ ift jn dem' ganneti f. 5I 8. ^58 '* ^ Amdettt- 
licb^-^äab kaum «* «traben ift-, m%% kr^dthm^i^ 
^etgcptlicb auy.Laft.legt, ; Wie wollen die Befchuldi- 
'gung nach eioeir' ani!eren Äuterniig * 'de« V&« *be- 
Tc^ränk^n, fihd anriehmen, e» werde jenem Sj^rach- 
toffc^ier nür*da$ zur Laft gelegt, daf» er die m>t den 
'Aivö^ien herunter, herab y hinab ^ Jäuüber^ her- 
auf ^ufammcnjgefetztto Verbe in fotern^ ver>rerfe, 
als Jiefe Zufammenfeuungen den Accur^iv b^ ficb 
baben» denn der*Vf. fucht Jdeluugw dadurch vx 
widerlegen, AdiU et anführt, ich bejinnemieh u.T. w., 
\vo aucn Accufativ fejr, und dacn kein Paffiir Statt 
'fincle. * Aucb Ta befchränkt die Befchuldi|ui\g ge- 
nommen » nat der Vf. Adetungen ficher miUvcHrftan- 
den , wel<;be» fcboji daraus hervorgeht, dafo jene Zu- 
Tammertfetzungen \ä in hundert FSllen dTe pafftvc 
Form luben, ä. B. herunterjiafsen, du ^ wirft heran- 
tergeßojsen. Wie b«tte e» A.' entfallen köhnen, 
diefc Wörtergd)ilde xu verwerfen ? Ohne einmal 
diefen befonnenen Orammatikeir befonder« einsufc- 
ben, behaupten nvir itihn, daft derfelbe etwa« ganz 
And^rei gewollt und getagt habe, ak ihn der Vt 
Wolfen und f agen lifat. 

In Anfcbung der ModaMiit erkltit 6ck der Vf. 

•mit Recht gegen ^rfe/ii««^ Htid Sacy^ welche ftiiif 

Modot annehmen ; er befchf änkt ihre Zahl auf drey:. 

Allein was witd nun aus dem Infinitive, den Parii- 

cip^n ♦ und in anderen Sprachen aus den Gerundien 

un* Supinen? Da diefe Formen doch Theifc dies 

Verbs firtdi «ö gut wie dar Indicativ, Conjun^ettv 

ttAtf imetitWx fo fcheint es, als dürften- fife aus el- 

ittt föbtfceflung, die von dem «efatnmten Verbe aus- 

•rtft>Tochen Vird, n5cht ausgefchloffen werden. Die 

EtrithrilAng eines OaMW (hier detfVerbi), die nicht 

das Ganze in ihi*en Theilen umfafst und wieder- 

•fci*t ,* ift' ohne Wideitede logifch f alfch. Wenn dte 

^. :sAÄ vom'Paifticipe fsgt, es fey nlebu ^v^B^tef, 

"-als ein .voA »edewörte abgeleitfetes Eigenfcbafti- 

-^rürt^-Cb ^frtrtidbleibi «t dai!b »ein Tbdl des VetM, 



und «mts als folther bejr feder Eintheilnnfg-^et JtM- 

zen Verbi irgendwo m der Eintheihi^a: feinen Pheb 

'exbalteffi. In fefem And alfo doch wieder Adfiung 

tind Saef eonfetfuenter und logifc^ier ; denn , ihre 

''Elinheihing erfchopft das Ganze Du xHr ifieA^ 

•^egenRand ahdevswa aUAeittanderteTetit haben: to 

<iberheben wir uns hier einer wiederholten Dinrl^ 

gung.. • Im föl^nden J* S* 367 focht der Tf.'tmt^ 

anderen zu zeigen , daGi der Umftand der Zeit k^Ki. 

* WefentHcher Theilb^riff weder des Riedeworts,, tio^ 

'^er Conjuj^ation f^; aufftllend Ift «s, dkfs der'^^ 

~hef der Modalität auch rtieht ein eim^iges ähnlich^ 

V^drtchen fkllen Itfst, da doch Modus und* Tempus 

tjnr ein und demfelben VerbSbniffe zum reinen Terbo 

ftehca. Eine foldie (Jngleichheit in Dehandluitg dtr 

Gegenftfifide herrfeht durch sdas ganze Buch,.^Aii>d 

man 'Vnrd daher oft bcjr der Beurtheilmig 5n^<Hit- 

'genlieit gefetzt. Übrigens -kommeü in diefeth 1^ 

au<fh mehrere lic)it^Gcdknken Vor, allein fl^ trerfitt 

bald wieder verdunkcUi .80 finden iVirAHetlk jel- 

'los, wa^ der Vf« über das Ahfolnte «und Relative dir 

*'Z<$ten fagt; itber |iun folgt wieder auf gtuiB- ^ 

wohnlichen Fufs: »^das -^Imperfect beicAcnnet a|e 

kaum erfi vergangene Zeit^S H^obey man denn iniS:- 

^ftaunen gerfth, wenn, man in dem erflen heften Hi- 

Iftcrrienbuche lieft: ' ^^Ahxmider Jchlug dU ^iftr*\ 

.und;annebitieii (oll, dafs di^es Fat1t%m^ Wefch^ 

'doch fo tief im Alterthum Hegi/ kat£nr tfjt 

genfey. — Bey der Coiij«i^äti6n telbft «tHttexl 

det der Vf. Atn Indicativnicht ^nti^ vom<ki 

ctive: du lobe/lf #r* l&itt;Miünxm t\tchti du läbß^ 

er lobt? Auch fchiebter hoch .im EinT^hhiKi^.e^: 

' ich li^ard gelobt « ' du wardjh getobt , er 'wMrd' geiotft : 

allefn diefes *wärd n.<L w« Tft gar /nicht Form vt^n 

dem Hülftverbe wwifeif^ fortderti gehört .de«i <M^- 

* ftändigen Verbe werden an, «u w^lobemf M^h me 

Form geworden ausfchliefslieb gehört.— -'Von 4i!in 

fogenannten irreguläreir. Verben hegt, der' Vf. .aulh 

noch die Meinung, dafs fie in die Rege) hihei^i^ 

''zwängt werden follten, Indefs* meint er doch/ data 

nnfete Sprachedadurcb an 'Wohltaut und Mannich« 

faltigkeit verlieren würde; Alfo h\o{$^'&Mlaut vfAd 

mfthntchfaJtigkeiif. Wir dächten,' djßr Begriff iftitB 

Hiruptfache. Paf^ doch ja kein Orammatiker^Jdehi 

Irrthume mebr huldige, Ms mülte Alles nfich ElMr 

Form gehen ! Schon genü^ hat di^fek-Irrtlium«dtt/eii 

Adduttg und nach ihm gefchadet» uiid^ es ift^ holN 

Zeit, ^afs w'ir umkehren uftd retten, wat noch ^ 

retten ift^; itn fchtoften Vorzug unferer 8pracb#^ 

^ ben \lnr fonft preis. -^ 'Bty der Einth^ilung der W* 

genanttten irnsguhirctt ZeitvrOrter 'vefMfst dür^. 

Ö2 



49» I£NAI$pHE, ALLG. I^TEftATUE* ZEITUQI.O. |ai 

jfdetttngen und toialVollbedingen^ "weil die Ejnthei- Verzeichnifs der verdeutfcliteii ansTändifclien W8r- 
Itfcil 4eä lÄtzleii"rJcIit%er (?) und €itifa«Tier-fey. Ge* ter,fivcl6lies V^lfe^o Seu4n foHt, ^g^e^aff A w Ord^. 
^g^'dfts jEinfucHelf^heh Avif rtichts clnztitvcirdeiil ' I>ifr5y7ȀJ:r rft duF loo Seiten* abgeWrflgf. Utet- 
denn es ift allerdings eihfaclier, \venn man die Men- auf/olgen 30 S. Profodie, und zunl Schluffe etwa 
fchen ihrer Farbe naclrm tüeifse undmeht wüifj4 nm —ße ß."^Biber Oilli o giaph ier' "Wir nrülTen diefe drey 
theilt, als -wenn man al4e einzelnen Farben aufeäblt^ ^AbCchqitte übergeben , tbeils damit unrereRecenfion 
allein ob diefes Einfache auch das Richtigere fey, ift 'die vörgefchriebenen Grenzen nicht überfchreitc, 

. thails ttb^r -auch^ -weil wir bereks^- hinlänglich ge- 
zeigt zu haben glauben , dafs die vorliegende Arbeit 
_ den >ii&lw/i^//'dk«l^^ W^rtten^kdil^swfeg» an Äfe Seite 
der irregulärcKi Verbe, üvenh Se keinem aUgwn cine n gefetzt, gefchweige vorgezogen zu Avcrden verdiene. 
Gefetze unterworfen werdefi liöanen , fich^r nicht 'Pur'diefer Zw^ckidw'BtieMfkotint^ titi^^b^weien, 



eine anderfij*xage. D^ Vf. hätte JBiJx.weUlieiCer. 

den kritifchen Adelungs als an deii populären F'oll" 

^4ing-gehsdten^ Überfaaoipt kehört die Aufztiiluag 



in die Grammatik, fondern, in da* IjexiJ^OB» und w;0 

ift bey Follb^ng allgemeines . Gefetz ? Doch der 

. Vfl hat nun einmal dielen lexjkaHfchen Theil in 

feine Grammatik aufgenommen: wir wollen den- 

felben- daher auch aus unferer Prüfung nicht aus^ 

fchliefien*. Zuvdrderft verdient es Taael, dafs der 

, Vf. blols als irregulär aufführt , was doch auch reg«- 

''l^r. ifi; Conderbar gentig wird bey e;ini^ea Vecben 

, die Bemerkung gemacht, dafs fie in thätiger l^ede«- 

,tüng regulär .gebildet werden, Wob^j man, Confe- 

2uenz vorausgefetzt, nicht anders fdiliefsen kau«, 
[s .dafs der Vf. jille übrigen Vcrbe, wo nicht dem 
'begriffe nach für intransitiv, doch der Form na^ 
fiir irrtqgulär erkläre. , Wir geben einige Proben ;^a- 
€k6Jit.hihhf i^afken^ buekß^ Hieran^ ift dreyerlef 
2U tadeln : xybuhk ßatt buk » >fi} dafs die tranutive 
' £edeutuq£ und Form ganz mi^ S(i)lfcbweig^^ üb^- 
f^ngen wordei> ift,' 3) daCs ^em. Impefrative ^ e a^*^ 

£h^gt worden ift» welches in diefem Falle nur 
m. TraoHtiye tzukömm^. Paffelbc ift^ztr erinnern 
^htj JBrate)if brieif gsbraten^ brate^ Auffallend ift, 
, ^aff der Vf, bey eiiiigepi imperativen doppelte For- 
men angiebt, w^orau« .man deutlich &cht, dafs tr 
' .fici^ far keiner j^eftpa, Regel bewufst ift. Bcyiöi 
J^cbluSTe der erftenChUfe. machte die !B«merkung» 
/daf|i> yoÜbi^Hing auch von niahUn muhlp^, imd von 
^rauben fchr.Qb bilde, dafs aber das erfte beirer(?) 
tegelmäfsig ausgedrückt würde» und das zweyte 
;^pk tegiatoiifsig ley. Be^ fplcfaenBemeckui^en hält 
! pß Xchyre^ Geduld zu benalten, v Warum wäre dei^ 
l^ifuihUt .beJXer als nwUf Und worin lie^t 0enn das 
B^htigere, dals Jehrßuben regulär gebildet -wird ? 
iWijr Rächten » es w^re fo fehlerha^ aU möglich , zu 
Algen : Die Schraube fchraubic güit i ftatt he Jckrob 

Srut. JD^dsk wir halten es der Mühe nicht werth, 
iher diefen Gegenftand i^eit'-.r zu fprechen» da der 
, Vf, über ieafelben noch fo wenig auf dem Reinen 
ift , und bemerken? jjitir n^^ch , dafs er den Genius der 



daffalbe ^wlis w«itläufrigei^ aMfu^igetl , foifft wür- 
den vrir es durch eine ganz kurze Anteeige ^ der 
I^egio» feiiMBr.Br«ld$k^'.g^wlbfeK/-)NibwK- HlU^^id^n 
uns mit Fleifs nur an das Gegebene gehalten ; hä(|e 
uns dioCes' mehr genügt: fo. wüidefn* wiri Zeit niid 
Raunt gd^abt haben * auch auf die LüddeA anfmerk- 
fam au machen. . Wiir*(ebliffsen «uCeiVkvknvei^Qtmit 
desL allgeq^ihen Vrthealer,' d^lfa .diefe Ijoho^geb^ade 
. aujr«iiKn.Preis atich nicht deai es^iferüceften'Ai^pnidi 
inackbeii konnte > dafs «s übrig^nsf jI1s( gd^dbnlicte 
Grammatik feines Gleiqhen. hat. . > « ß.. , 

1} Ikha , . in Commifuon d. akadem.*Bucbtiandlung: 

Ortkograpkifches Methodenbuch f^odf\ri,'Eänz}f 

* möglicher W^g, diffOi^h^graphie 'lieV'dcütfchep 

' • Sprache, durch leicht fafsliche Regeln und höchft 

nöthfjge T^ellen in m'ög^chff iJurzef ieit yoD- 

* 'ftäfidi^; und gründlich öhn^ mündlichen Uirtet- 

richt zu erlernen.' Nebft^ einzeln Verzeichuits 

fremder Wörter , die in der deutfchen Sprache 

häufig vorkommen. Ein Buch 'zum Selbßun- 

terrichte für Un^elehrte. . Mr/ler[ ThtiL Ver- 

zeichnifs ähnlich- und gleichlautender WSrler. 

Kach 'Adelungs Orthographie bearbeitet Von J(h 

' kann CHrißoph Stieler. ' 1806. XVI ü. '4ko S(. 8- 

(x Rthlr.) 

ß) RuDOLSTADT, lu CominüT. d. Hofl^uch- und 
Kunft- Handlung: Otthographifckes Methoden- 
buchn — Zioeyter Theil ^ yv^ejcher auch ein Gan- 
ges für ftch beftehendes Buch ausmacht« lAiu 
^ XlV H. 440 S. 9. ( i Rthlr.) 
Der Vf., dritter Lehrer an der Bdrgerfchule xtf 
Rudolftadlt, verlang! in (einen. Vqrre4cn, dafs man 
fein Buch nicht nach den Vorreden beurtheilen foll^ 
E* liegt viet Klugheit und Vorficht in diefer Fede- 
rung. Denn S« X der Vorrede zum erßeu Theil fagt 
^r: »In wie weit:m^nVerfach^^lungen f^y, i^ei^e 
ich von ^em gelehrten PubHioo erfahren ,. :und «licji 
pirthoepie ganz mifikennt, wenn er die Imperfecte dHrch ein^n fihtteUen Mfjutt 4^r eijieuAmfi^ge (^)A 

. verdrängen will. — üherseugen.** Diefer Ccbnelle AbJfiU il( " 



•fi^rbea verdürb^f fiöhle u. f . w 
.Dafs kein Verzeichuifs von intransitiren Verben auf- 
.^f^fiihrt worden ift, die mit haben oderfeyn verbun- 
, pen werden » darüber wundern wir uns^ da ein fol- 

i^es Vprzeicfrnifs feiten in den Grai^matiken felilt; 

ifv4efs muffen, wir gar fehr tadeliv,..dafs auch keine 
^Rfgel über dieCen Fall ^egieben, fondern derfelbe 

ganz mit Stiilf ch1?reig^n übergang^eu worden ift. Bef- 

m w^% «^ ?n ^^^^ Gramnuuk gewifi unnütz^ 



aber i^fiifi^ 
ecfolgt , und ^ie Vorirede »wn swey t^ Tbei^ be* 
ginnt alfoi „Endlich bin ich fe glüi^ch« na^het* 
nem Zeitraums von fechsJahr^ dem ^ ijsbegitri' 
gen Publicum den ;«&weyten, Theil meines orthogra- 
phifchen Methodenbuch» vorzuleg^.** Ui|^ jiun .ei^ 
ftählt Hr. &t.^ walufcheinlich: un» 4aa >Vor^ v)ifsb^ 
gierig ^n rechtfertigen ,, .wie ihm d|i^ ^Ifcj b/^nnte 

l?HWicujtt aHf:#eia Wri^id^r jeirtoufttf»iyiofl.3^.,fa^ 






•t k. 



^^ 



.1 , Ji r h^AH !^ 8.31 S .A .1 



i^SfgSti^Sliaben ^ w4nn **■ 'd(e Kgemhiimticlik^ 
tep» ^B; WertÜ' anä' die Vinjheile feiner iWethoae 
i^iti'%i^nhkiiäeTgefet±t, mict dkdäicTi gezeigt hätTe, 
daä ei We^igRem tel^fiklaj linÄ dentlich wiITe, wat 
und Wanim er' es -wolle. So erfahrt man aber gar 
ntchu Ordentliche* davon. ' Wai Rec. aas Hin gege< 
benen Andeutungen «u rammen zoflopp eil» Iveirmaf,' 

Sclu^ijngefälir äij folgende Stücke hioaui': i) foU 
urch (lief« onhograpMfchc Met^ioderibiicli der reihte 
Gebraacb de* b fand T tri«ichtert' W^CTi;'i^ foll 
der Lehrer in den Stand' gefetzt -werden , nach Ve*- 
häUnifs 4er lernenden Su^Cctt;, vielleicht bi* auf die 
Stundejzu berechnen und' anzugeben , in -welcher 
Zeit 'der Unterricht in det Orthographie zu beeiidl* 
Kn iejCth ,3) findet man Alle», -was man bisher 
leymOfcmen erleirrfft; nunmehr bi* te^fanimeri, 
mid ift jb auf eine bequemere (9) Art und in'karxer 
Zeit'Yni^^«™ "*" nUmlich 85o S. durchgearbeitet) 
die Ortboy ph w ■ » • tUmru im fiun d f ,;,.4> hirr e t .— 
bcfonder* der »werte Theil de* Buch* Manche* an 
finden an , \n* man in anderen Sütifterk vAgeblidl 
'ftcIiehVirdfBet.hat'lüchtafirliebliclie* gefunden); -. 
>nd ehdlich 5) "Werdmi- -vriftkegierig« Sebülerl d*- • 
durch, tön vrati^t/figfA -^taitm bcfrtTT -w«rdei1J -^ 
-Vieitcas *ü«4e e» wohl »lijr Ijaldigen Erjangung «i- 
Berj»ineytettt — ^ ^iatehxeta Aaflagjtn rfehb.i^eiiUcb 
gewefQnJ'^n.'W^*»"*^'''^** ^*^^ """ gewiJIen Deut- 



,«* 



n. Hatte, man 

nenlteit %n rÜ- 

i'on Ängß-yef- 

er iibei' (dief^ft 

n erlernt wef- 

dtinn mufi dA 

labt -vrerrlefh.** 

;e Avmuthdt» 

udrückeh Tel}- 

nen und'den- 

nbri«gt.'En*- 

im reiiieWölf- 

iiberhaoprtte 

1* ^r wiVl^i* 

i. Alltf'äSc]»- 

Wflrter, Vfc 

de lle^H' an»- 

iilfi , hätten weggelaiTert werden Collen ; s. B. -rad- 

chern und Dereicliern. Auch alle B^fchreWtttwgefc 

TonpinfCi}, die ledernlann kennt, geböten nibht'bU- 

her, f ; B. Sichel und unzShlige anda?; Oefigleichey 

«lle höchfl fcltenen ^brtet, z. B. Stajf.' Ob gteicb- 

■gefchriehene Wörter von verfchiederier Bedeutung 

Eier ejnen Platz finden durften, z. B. fcbilder«, 

ranzen n.'f., ISftt Ret. ünentfchieden. 8) Ein mehr 

'nach eiherley Plnit gearbeitetes. Schon' der Hofiere 

'Schein .^efaLe'i, daf* ia\ erKen Theile derftnfang 

ändeü( m. als das Folgende. 3) Ein zufmmwukAä- 

gendei.' Ddy einer gut^eu Methode greiftdiles'in «iw- 

ahder, und erhält nur Wei'th und Bedeutung ii^tdi 

Teine Beziehung auf das Oanze. Wie darf nun der 

aweyte Theil ein Pur fich beftehendes Ganzes- aunmi- 

chen? — Mit allen diefen Ausflelhingen "nHt ab^ 

' iRe^i. * änziich iiiibraäCti. 

'bai* T lOde iß des Metho- 

(lenbi ler'eiithtilt «» «iitte 

'Men'i it gefchickte^i LeU- 

rer z ^n einander geftelk 

'find. «-erten Theil« mit 

yolli ich Regeln die Oi^ 

ihogi ;he unö gcfchwiil- 

'de A ..^doo'.'iviwl'ftlr 

den l ie man^cAi niÜiXi- 

chel ■■•■■WH. y-n 



:. hßiMlV '^h.Sa\MA : '.Prtdigten, von J. H. Pettseus, 
- reCormirtei^ V>^c^i£?i: ^^d könie}. Frofeffpr in 
i ..Jäerlin.. ifiks« XVI iv.täa«. g. .ZiRthlr. Ugr^) 
Diefe Vörtttgc ''- ;¥vtH*n^:|Wi«A der Vetridc n« 
«wcyj wie Ge^^lteulS^il^^^i^i gedruckt erfchiiä- 
uen, die übrigenjaJKro-lfemnHnt MUuLefen, >TeitV 
ausgefnhrti wofden'Jindi'atic^an'einen' frommen re- 



Hchkeit und Beltimmtheit im Ausdru^ hatte beflei- ^ligi&fen Sinn , führen einle edXe gewählte Spricht, 

fiiicen, i'"A nVo y-3- nicht fchreiben iffollen! „Mib fgreg^n recht eigentlich vom Herzen zum Herzen, 

hat die Regeln der Orthographie'nacli J£luiig fiiet und werden, ■>va» de;- .Vf . wünfcht,' gewifs recht 
fonft dnemGelehrtenJd»^fs/*;'^■£Wtaöe^l^^If^^ae^ -. Weif )P^*%e^-h J^^» »bf^Sfldiefe Vorzüge einigen 



fpielen begleitet aufgehellt; aucl^ ^da. wo kern 
«ein gegeben werden können , eine An»ahl w 
gei«DUBelt, nn m aeieen* fric üc ■llgraein ang«* tfatiluos. 



ih atten -ffirft , ^ft d er zuweilen fichtbare Mangel an 

'arheit der Begriffe und an logifch > richtiger Ein- 

Wir füliKii auin B^eg gleich die eifte 



J. A, l£ t. 3 »I Ä^ k' S' « 8 



1 s. 



^ 



^predigt übet Sir. ?, lO *n. Wenn dn betefti fe 
»weiäe nicht. Hier Win Jer Vf. O'das Wefen Aix 
(Wbten Gebet» an ficH, aj,die .nÖ(!iige Verbindiiiife 
deileUien mit dem Cxlauben au Gou und JeTuiii, und 
5) die Wirkungen det gläutigen Gebets därftclVd. 
Genau genommen, Hegt nur No. a im ^ema. ". A^ 
«nug, der Vf. bat auch, den erften Theil ■faeyzufil- 
«eu für nöthig befunilen. und dabey das Gebet^ 
4k Unterhaltung mit Gott, b) al» Verlangen nach 
«D^, und c) ah Befehl .jGotfei .gerchil^ert. Wfa 
^Mnunt denn ^ier derBefehl Gottes unter die Rubrik 
TMn^ 4era Wefcn des Gebeta? Sodann jft das Verlatj- 
Mih nach Gottes Gnade zwar immer mit^em Gebete 
verbjDqden, machtaber docli nicht das Wefeii det- 
Calbei^ au». In der Ausführung felbft wird <res öFie- 
lenictem gedacht, was ebenfalls nicht aurDarftel- 
4nng:(eines Wefen« gehört. .Indem aw«jrtenTheite 
ÜnÄt*»"!» wieder nicht, wa» man erwarten Ipllti. 
Dwn nicht fcrwohl. Vertrauen za Gotie« gröfseiiEi- 
•enfchafWp™ wrd «um gläubige^ Gebefejgetoaert, 
^1 vi*i(nd>r 4ie;nÖthice ErHenutnirs voji Golt.'uiia 
die Gefühle der Ehrlufcht und Liebe' gegen Gott. 
■wa« doch dem gläubige« Gebete vorausgehen mnfi, 
__ In der «weyten'Predigt: Wa» ift derTod? Hin- 
1, Vater. . über Job. i6, 5 — 7^ wirfl der Tod 
:bene|i 



S af* die Beendigung der uns von ijott 'geg^b. ^ 
Jin^ige.) b) äIs das itille Ziel unterer irdilch^-n Lei- 
■<k» . 3)-ä'» *^" tjbergaug in die ZiiAände des Lphnea 
,lwd*Licbu {Zuftand;, und 4J «'• ^«r Ä"fang höhc- 
xar und feliger Vereinigung mit Gott betrachtet. 
Wenn »her No. s zu dem HailplbegriiF gehörte : konn- 
ten da -dife Ablegung des jetaigen Kßrfter», das Ver- 
laffen uflfere» gegenwärtigen W ohn<)rts u. E. w. nicht 
•eben fo gut, wie jene«, aufgeführt wcr4eii, Und 
tUefsen nicht No. 3 und 4 offenbar ziifamnicn ? Denn 
höhere Vereinigung mit Gott läfst jfich ohne Über- 
cans in einen Zuftand des Lohns und des Lichts 
nicht denken. Daraus werden nun folgende Regeln 
-abgeleitet: laffet uns a) vor dem Tode nicht ünmM' 
big fürchten • b) nicht troftlo» feyn bey dem 'lode 
««• theurer Menfchen. c) beharrlich un» a|af fein 
B((^eiiian gefaf« machen, und A) wenn er da 111, 
aicbt |n«rr«» od«' bange feyn. Hiet ßnd a) ^nd 4J 



■<ifenbaT eins." 'i- '^tfie Erlitt WeiWgt SSerflen WeiÄ | 

ifer Leiden nacji Ebr 12', ü bd^feifet', tta& Be ^ 

didii G^ift zalpriiäeiVfi^tra^bttirigcn Famuicln', bj di» 

Wrz (ich felbft nÖ>e]f br?n^eri'iind4rffi 'ÜH'tM'ab^ 

-denken /c) 4ie Öei^uld' öna «ftir W^WöiV'fcitfH'eit'iliia 

^rrken, ' d) Gott futbitn, 'ftiidfert iinU'Qcb i,ii fBtfa tiA 

Jfen lehren. Wie nahe beehrt heb Hi^r allds Änaii'- 

"der! ■ penn *e!ch'e» fintt Üie'ehften'ßettachfaliEeii, 

au welchen der Geift fich fammelt ? ISaiÜi rt fidh 

aber gebräcbt, 

•«^W> ^ 'Auch 

rfffe uiibt ge- 

Itr.W.erthder 

äaWii 'geBeigt, 

li'tfnl^thJ- 

feh;'A\i(fteUuR- 

i^tei /rtii^cheo, 

;n_^t' fecbßen 

"' vdriehallcn, 

iütitAl- 'D'kliiti 
gefetten »A äei 
rVtSabfeit, 3) 
igtinäe lijnÄlih'- 
, k) fanfte ti'n- 
■«tjirürj'füi! .jeden, Siphmera',' 6) frÖhe pbafnuHg-filr 
^äufj .^a« ün«-yerb©/K8Be Ziütnnrä'ge.', VVir lieht 
nicht. "daTs'Ng. 4- 3. a'eine fitrißa^ii tii «ÄXo ■j/vot 
'ßnfft "Die i\Kj erSen Gn4 Gefühle, .nnd Ai &tij 
letzten ßpd WirkungieÜ diefer Gefüble.' Bey cTetTon- 
'ftigen Reinheit der'Sf rachie des Vf». haben *{v doch 
hie und da einieen Ai^ofs gefunden, z.'B.'S. iK: 
Ihtdehrfain lind 4" deine Schickfale , S. 50. Atle Wir 
,h.abep^gewifs Tcban gelitten, 'S. '71": 'wo der StraM 
■der ewigen Liebe dasHe^^' tri#t, fein^ Bati^l^keit 
äufthaüt. Cnmijglich kai^h inan tagen: ' die .Bau- 
^igkeit «üfthauen.. S. gj bev etiefteV (erfter)" »et- 
Tuchung, S. 176 im Stiche lauen, iß Wohl für dJe 
Kanzel ^cht edel genug;, DeTto mehr -nrercten (ßc 
nie und ,da vorkonimend^n Schildertingett rob 
'Oefühlen dep [lueiifchlicben IJerun* d<At Lefer as- 
'ziehen. 

'■""*-— 'R^ 



K U K Z K 



•BMMAvniitcutrmn.' Jluna, b. H«ni«wick; Smmm- 
Irnnr raUtiäf'T UUfti Bin lwl«oht»- uMÄÄbwimg»- Buch. 

Lr Vf. dWw S«inpliing hogt, d«ü ^^« »h» "»dnch • htm- 
"»•• Ichi - rellgiaiM GvOtOttr m aültn Anfcnbltckeii ii«ih. 
gwAi.d«ht nUM»i «ft-^eW«!. wwd.. wird ito« |w*. 

lüv7 ^icboa noz *wAoa MMetn bMt«beiul. «rSreckt fidt 



;dMBwoh nber du g»nU G^üt in tttügBa»,. Dfh M ^ 

.TL brjt r^Ufr Munlu^ «i«lit Mf dwl>«ran4nc pJUabua- 
r^e euLgcLilIe^JMt, Huet, anb er m^t der Bclliiiimuiig 
de» [gEißGciun pe'dei,' ufid JeJßn'Ubdi'wt-^dle^B Kifodcl* 
nt^m be}annt'lK-^'(o wie atidi dM «idkte «iMn BHMü *n 



■'i'» -B f I 



ge d-if n et t % t T 






I • 



JENA ISO HE 

» 

ALL GEMEINE 

OTER ATUR ZEITUNG 



VOM JA H R E 

I 8 I 5. 



\ 



ZEHNTER JAHRGANG. 



ZWEYTER BAND. 



A P R I L, M A y, J U N I U S. 



«i^ta 



NEBST ERGÄNZUNGSBLÄTTERN. 



JENA," 

in der Expedition diefer Zei.tung, ' 

und LEIPZIG, 

in der königl. fächfifchen Zeitungs-Expedition, 

1 8 » 3. 



>, iESTAISCHE • 

ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



APRIL 



i 8 i S- 



THEOLOGIE. 

Jeva« \u Fiammann : Üb^r d^n ff^^rth und ite 
Erhaltung des ehr iftUch-'kir ekligen Gottesdien^ 
JI0S, - Zwey Abhandlungen von D. JoßiM Fried- 
rich Chrißian Löffler^ Xieneral- Superintenden- 
ten in Golba* 1311. X u. iigS^ 8« X^4g^*) 



D 



lefeAbliandlttngen, 'wovon cTic erftcrc gegen die 



Vträchur^ die andere gegen die zu weit gehenden, 
fclblt Zwang anwendenden f^ertheidiger des chrÜl- 
licb - kirchlichen öottes^enftes gerichtet iß« find 
keine neue Arbek Aet berühmten Vfa.^ fondem 
tlieils aus des Vfs^ neuen Predigten^ erfte Sammlung, 
ifleL, ihcils aus ^em Magazin für Prediger^ B. 5. 
St. 1, Xena iQio^ befonder* aFbgedrudU^ weil fie 
dort Eaft n«r Predigern zu Gcfichte kamen. Sie ver- 
dieiuen eine befondere Bekanntwerdung und ein 
^Tüfseres Publicum; 4ind obgleich Rec. eine ihm 
Yrichtige Auücht der hier befprochenen Sache ver- 
imfst: lo kann er .doch diefe Schrift mchjt allgemein 
und dringend gitfiug empfehlen , nicht blofs um der 
Wichtigkeit der^Süche, fondern auch um der Gründ- 
lichkeit, VieUeitigkeit , Ruhe und Schönheit der 
Unterfochung »nd des Vortrages ^willen. £s iß nicht 
unbekannt, wie diefe Abhandlungen, gerade darum, 
U'eil &e yon diefem geehrten und berühmten Theo- 
logen &nd, Anitofs erregten. Um fo mehr verdie- 
nen fie« da die Sache mit einer, den Theologen 
füft Cekenen, hohen UnpartejUchkeit erwogen wvd, 
eine aufeuerlbtame Prüfung. 

Die erße Abhandlung: Iß: ewwoeijer^ denchrUllU 
ehen Qotte.%dienji zu perlajjjen ^ oder zu verbejjemt 
ift ^egeu die Verächter unouleichgültigen gegen den 
diniUichen Got^esdienft gerichtet, wohin gehören 
theils Philufopben^ welche die Verbindung der Re- 
ligion mit der Moral £ur die letztere nachtheilig hal- 
iui; theils diejenigen, weiche der häuslichen An* 
4<tcUt (len Vorzug vor der Öftentlicbeii geben , und 
bebdupten» es bedürfe überall keiner an Zeit und Ort 
gebundenen Andacht; theils diefeniffen , ivelcheden 
cüriüiichea Gojttesdienß , (o >yie er iß, für unbefrie- 
digend und unerbaulidi erklären. Die Abhandlung 
k^nn uicht auf völlige ErfehöpfuHg ihres Gegenßan- 
des Anl'prüche machen, fonß hätten bey der dritten 
Art diejenigen., denen dex heilige Ernft der Religion 
fremd iß, und die, durch romanhjiftes iind poeti- 
fches N^fch werk verwöhnt und verzärtelt, alle unge- 
Kiinfielte ächte Nahrung^es Geißes und des Herzens» 
das Brud des JU^bens , verfchmähen , eine süchtigen- 
de Rückficbt verdient. Der Vf. geht nua nach der 

' J^ M JL. 2L i8i3. Zweyier Mond. 



Seßftellung und Berichtigung der luer in Rede tte^ 
lienden Begriffe die einzebien £inw^iAüngen g^en 
den dlirifllichen uottesdienß durchs würdigt didfel- 
ben , und zeiet mit Wärme, wie dertelbe das reli- 
glöfe Bedür&iifs der 'Monfchen befriedige^ moralifch 
religiöfe Gedanken , Jü^mpfindungen -und Vorfätze 
wecke* belebe^ erhalte. üin Wort der Zürecht* 
weifung hätten b^onders die ^chnßlichen Gelehrten 
und Philofophen verdient , die fich dem chrißlichen 
Gojttesdienße darum entziehen, weil fie über alle» 
das, was in den Verfammlungen jeetrieben wird^ 
weit hinweg Ceyen. Allein eben ue liedürfen des 
chrißlichen Oottesdienfies oft inehx, aU der gemeine 
Mann , da fie die Religion und Sittenlehre faß nur 
ausTchliersiich mit dem wißenfchaftlichen Vernunft- 
ihterelTe behandeln , und beide als Angelegenheit 
des Herzens ^ als etwas Lebendiges, fei teuer empfin- 
•den. Nie hört auch der Gelehrte auf * Menfch zu 
feyn; und fo fchr er die Wahrheit als gelehrte ken- 
net: fo iß fie ihm «ben darum als menfchliche oft 
um fo unbekannter. £s iß aber weder gelehrt noch 
philofophifch gedacht, wenn Jepiand in die lürche 
käme, um fein gelehrtes Interelle zu befriedigen* 
Nein] der Gelehrte foll zu Haufe bleiben und nur 
der Menfch erCcheinen^ und verftekt der öftentli- 
ehe Redner feine Kunßj fo wird jenem die Wahr- 
heit von einer Seite, mit einem Leben« mit einem 
Intereffe für alle menfchlicheu Bedürfniffe erfchei- 
nen , wie es der BegriiFskünßler, der nur feiten Ge^ 
fühlskünßler iß, nicht erwartete. — Der Vf. ^ebt 
es zu , dafs er keine unbedingte Notbwendigkeit des 
ößentlichen Gottesdienßes behaupte, und findet den 
Ausdruck „Gottesdienß^ überhaupt abergläubifch« 
I5m bey dem letzteren zuerß zu verweilen: fo hat 
doch der Ausdruck noch einen anderen als den jüdi- 
fdhen und Katechismus - Sinn. Dcim wenn Beför- 
derung; der Moralität als Endzweck Gottes augete- 
hen wird: foiß die öffentliche Andacht, in wiefern 
fie diefen Endzweck befördert, nicht blofs Selbft- 
dienß, fondern Gouesdienfl. Ein Fehler der Anficht 
uhferes Vfs. fcheiut überliaupt zu feyn, dafs ihm 
die Religion nur als Privatlache der Individuen, 
nicht als heilige allgemeine Sache der Menfchheit 
effcheuit^ wo in letzterer Rückficbt eine religiöfe 
oder kirchliche Gefellfchaft nothwendig gefetzt und 
eiiigefetzt werden mufs, oder wenn diefelbe fchon 
vorhanden^ als das heiligße Infiitut der Menfchheit, ' 
welches feiner Natur nacTi allgegenwärtig auf Erden 
zu werden ftrebt, die heili^fte und allgemeinße Ach- 
tung verdient. Was aber die unbedingte Nothwen- 
digkeit anlangt, welche von dem chrißlichen Gottes- 

Ö3 



ji;naisch& ALL<j. literatitr-zeitüng. 



4iei^ niehe bthavpt«! werden Könne rfo kann^fie 
itberbaupt ^on Niemanden »'liet den Auadrucli ver^ 
ßclit, behauptet werden. Nur derjenige Suprana^ 
turalifty der das Sabbatbsgebot für ein un^^ttelb&r 
göttliches, und auch für die Chriften verbindlich, 
erklärt , . oder ein ftrenger Pharifäer ,- der den» 
Sabbathssebote jedes andere unterordnet, könnte 
diefeTinDedingie Nothwendigkeit, oder die Pflicht- 
mUr^gkeit an fich behaupten. • Dabey bleibt aber 
die bedingte, oder relative Nothwendigkeit des öf- 
fentlichen Gottesdienftes, nämlich in Beziehung auf 
einen anderen unbedingt noth-^endigen Zweck, 
auf die Beförderung der Moralität^ unangefoch- 
ten. Wie die Selbfterkenntnifs , die Selbff^rüfungy 
das Gebet u. t. w. , eben fo iß auch der öftentliche 
Gottesdienß bedingt noth wendig, und zwar nicht 
in Hinficht eines beliebigen, fondern eines noth- 
Wendigen Zwecks. Unfer Vf. fcheint abep ein äU' 
JsereSf entweder von dem Stifter der Kirche, oder 
von dem Staate herrührendes Gefetz zu födern , mit- 
hin ein pofitives. Dafs Jefus keines dergleichen ge- 
f;eben habe , zeigt der Vf. in der zwey tcn Abhand- 
ung , man müfste denn das BeyJpUl Jeju für ein 
folches halten, da er fowohl den Tempel zii Jeru- 
falem an den Feßen , als die Synagogen an den Sab- 
bathen befuchte. Wäre aber auch ein durch die 
Autorität des Stifters unferer Kirche verordnetes Ge» 
feU da: fo ntüfste die Verbindlichkeit deflelben doch 
aus praktifchen Gründen der Vernunft deducirt, 
oder auf folehe reducirt werden, wo es dann als ein 
bedingt nothwendiges erfcheinen würde. Per Staat 
aber kann in Hinficht der Religion und der Morali- 
tät keine Zwangsgefetze geben, weil diefe alle Frey- 
heit und Morahtät aufheben, wenn auch in unferen 
Tagen öfFeni liehe Beamte nicht eher zur Kirche kom- 
men , alt bis fie durch eine öffentliche Verordnung 
etwa zur Feyer eines Nationalfeßes dazu aufgefodert 
werden, wo alfo nicht Gott und das Gewiffen, fon- 
dern ein äuCserer Zwang die ünfreywilligen treibt. 
Das iß eine auf dem Kirchengebiete ganz fremde 
iNothwendigkeit, wo man nicht, wie Symeon, aus 
Anregung des Geißes in den Tempel kommt. — Der 
Vf. fetzt mit feinen Gegnern etwas voraus , was wir 
nicht zugeben können, dafs nämlich die Religion 
und die zur Heiligkeit hinanßrebende Tugend nur 
eine Privatfache der MenCchen t «nd nicht eine ge- 
meinfame öffentliche Sache der Menfcliheit über- 
haupt fey, wefshalb diefelbe nicht anders als gefel- 
lig befördert werden kann. Diefe rcligiöfe Societät 
iß die Kirche, und ohne alle Genehmigung der Staa- 
ten iß die religiöfe Societät etwas ihrer Natur nach 
Öffentliches, obgleich in chrißlichen Suaten erß et- 
-was vom Staate genehmigtes und befchütztes Öffent- 
liches. Wir find daher nicht ganz der Meinung des 
Vfs. , dafs die Gottesverehrung blofs darum eine öf- 
fentliche heifse , weil der Staat fie genehmige , fon^ 
dem fie iß es auch aus einem höheren Grunde; 
und wärediefer nicht: fo könnte der Staat das, wa» 
feiner Naiur nach fich nicht zum Öffentlichen quali* 
ficirte , auch nicht daau erheben. In Hinficht auf 



I 



die Knrchr, als. religiöfert VÄrefh zur gtreHigehBi- 
fördemng dcr'Moralität," wird nun die innere 'V er- 
pßichturig zum öffentlichen Gottesdienße zugleich 
eine äufsere und feciale, welchen Pnnct der Vf. 
gänzlich übergangen hat. Wer daher fo handelt, ^ 
w^ie Keiner handeln darf, w:enn eine religiöfe So- 
cietät und feciale Beförderung der Moralitkt^efte- 
hen foll , der verletzt nicht blofs eine Selbßpilicht 
egen den Selbfidienß, foinl^i:n eine focfale in Kück* 
i<:ht des Gottesdienße«, indem er öffentlich erklärt, 
darfs 'er mit der öffi&ntlichen gemeinfchaftlich^h Be- 
förderung des Guten nichts zu thun haben wolle. 
In fofern iß die Kirche, als Societät, allerdings be- 
rechtigt,, eine Difciplin zu errichten, um fich zu 
verwahren gegen folehe Mitglieder , w^elche Verrä- 
ther des Kirchenzweckes find. £s verßeht fich, daGr 
die ernßhaften Mafstegeln der Kirche nie bürgerlich» 
fondern nur kirchlich feyn können , um entweder 
irrende Mitglieder wieder am gewinnen , oder fie 
unfchädlich zu machen. Indem aber der Vf. die Kir- 
che erß durch den Staat etwas Öffentliches vrerden 
läfst, eben als ob die Beförderung des Heiligen erß 
die Genehmigung der äufseren Gerechtigkeit bedür^ 
fe: fo verräth er feine Theorie, dafs er die Kirche 
und den Staat nicht für Zwillingskinder der Ver- 
nunft anerkenne, fonderai die unmündige Schweßer 
der Vormundfchaft des Bruders unterordne. 

Die zweyte Abhandlung fiellt die Unterfüchung 
an : aiu weUhen Gründen wir zur Tkeilnahms an dem 
chrUlUch' kirchliehen Gottesdienße verpflichtet ß^ä^ 
uncl verßeht darunter die äufseren , mcht mora]i- 
fchen^ Gründe. S^. 6i. £s wird daher gefragt: was 
haben Chrißus , die Apoßel, die Kirche darüber ver- 
ordnet; und was iß der Staat in diefeir Rückficht zu 
thun berechtigt? Diefe hißorifche Unterfuchung ift 
vortrefflich, und ihres gelehrten denkenden VerfaiTers 
ganz würdig. Bey dem Refultate S. 83 1 da(s die 
Apoßel weder Qefetze, die Verfammluiigen «u be- 
fuchen , noch Strafen für diejenigen , weiche ße zu 
befuchqn unterliefsen , verordneten, Minderten wir 
uns, dafs der Vf. nicht an Ebr. X, 24. 05 dachte, 
oder angab , warum er diefe Stelle als nicht hiehcr 
gehörig anfehe. Wenn es von der proteßantifchen 
Kirche heifst S.fi^, daCi fie keine Nothwendigkeit 
des äufserlichen Gottesdienßes , fondern blofs deffen 
Nützlichkeit lehre : fo könnte man wohl dem Vf. 
einige Unbeßimmtheit zur Laß legen. Giebt es denn 
keine andere Nothwendigkeit als die äufsere durch 
Z wanj^ ? Wie könnte auch eine Kirche lehren , dafs 
man die Menfchen durch Zwang in die Kirche trei- 
ben folle? Davon weifs auch Paulus in der eben ci- 
tirten Stelle nichu. Was der Vf. aber Nützlichkeit 
nennt (womit ein Jeder glaubt , es halten zu kön- 
nen, wie er wolle) , das iß in der That ein« Noth- 
wendigkeit., und zwar einmal eine bedingte innere, 
dann Auch eine bedingte äufsere , fociale , in Hin- 
ficht auf die Befördehuig des Endzwecks der chriß- 
lichen Kirche, oKkil^kovq irapo^üvdv £iV a^am^v xm 
Koka ifya. Nach unferem Dafürhalten iß es eini- 
^ermafsen des Vf». Schuld, wenn dk& Uubeftiinnl- 



A y R I t ft 8 1 s- 



'% 



t' »• 



beitdesAusiüruclies^ vertünflen niftfehiein übcrwfc» 
gendcn Anfehen, die Leichtfinnigen in ihrem Leicht- 
fittoe befi^rkte, und wenn diefe Schrift hie und da 
—wider den Willen des ehrwürdigen Vfs. — AnßoCi 
efTregte« Aus den angeführten Stellen Luthers erhel- 
let, daf» er einen Tag zu ireligiöfen Verfammluilgen 
überhaupt für nothwendig^ hielt, und nur den 
Wahn der Heiligkeit hellntt, den ein folcher Tag 
an ficht auch ohne ein heiliges Gemüth, habe. — 
Gründlich 9 vortrefflich, vum in it Wärme fetzt der 
Vf. die moralifch-religiöfcn Gründe zur Theilnah- 
me an dem öfientlichen Gottesdienfie aus einander; 
lehrreich und verdienftlich ifl die Darßellung , dafs 
die Tugend durch die Keligion nicht verunreiniget 
werde, da ja auch das Chriftenthum lehret, dafs die 
innerlich würdigfte Handlungsweife auch äufserlich 
die befeligendfte in einem Reiche Gottes fey, - Aber 
bey aller der grofsen Achtung gegen den Vf. m'ufs 
Kec. bekennen, dafs es nach feiner Anficht die fchwa- 
chc Seite diefes Buches fey , da(s der Vf. die kirch- 
lich-fociale Verpflichtung, hergeleitet aus der Idee 
einer religiöfen Societät, nicht berückfichtigte. Die- 
les Spcialverhältnifs ift überhaupt in der freyen pro- 
teßantifchen Kirche das laxefie auf Erden , und ihr 
fehlet faft Alles, am meiften ein kirchlicher Mittel- 
punct, unct eine Socialautorität, um das Ganze als 
eine Societät darzuflellen. Rec. hat nichts weniger 
als etwa einen proteftantifchen Papft im Sinne, wo- 
vor uns Gott behüte! Aber ift nicht jede einzelne 
protcftantifche Gefellfchaft in jedem Staate faft eine 
andere? Intereffirt fich die eine Kirche für die Fort-' 
oder Rückfehritte der anderen? Kirchen riebt es al-' 
lenthalben, aber Äe chriftliche ifeirche , als ein Gan- 
ae», oder auch nur eine protcftantifche Kirche, 
gleich der mährifchen Gemeinde, exiftirt nur in der 
Idee, Dennoch liegt es in der Natur der i Sache, 
dali diefe Idee, nicht die Wirklichkeit auf Erden, 
das Beurtheilungsprincip des kirchlich-Rechten und 
Wrcblich- Unrechten Xey: denn in der Idee liegt das 
Wahre, in der Erfahrung nur das Wirkliche, «o ift 
denn auch die Theilnahme. an dem chriftlich-kirch- 
hchen Gottesdienße , der feiner conftituirenden Idee 
Wohl ^ch immer nShet kommen wird , nothw^n- 
flJg. aus Gründen der Vernunft überhaupt, und ins- 
Wondere des kirchlichen SocialverhÄltnilles ; ja man 
lunn lagen, aus der Autorität Jefu felbft, der gleich- ' 
fam im Voraus das künftige Gute genehmigend 
iptach : Was ihr in meinem Geifte binden und löfen 
yerdet, das Toll auch im Himmel wahrhaft gebun- 
den und gelöfet feyn- Die Bindung zur Theilnali. 
ine an dem chriftliche» Gottesdienfte ift aber auch 
»tch des Vfs. Geftändnifs eine Bindung durch Ideen 
«er Vernunft, und ganz im Geifte Jcfu. 

Mc. 

MwasEW, b. Goedfche: Lphrbi^/i d<r Glaubens- 
wwd Sitten- Lehre des Chrißenthums ^ zum Ge- 
brauch für Schulen, von M. C fV. Camenz^ 
Sup. in Seyda. ißn. iS« Si 8- (ß gr.) 

I^a> grdfsere Handbuch des V£b., von welchem das 



' gegeiiwSrCig«!>htbiieh dirAiiimtig'fie^ Aill, iftR^» • 
nicht au Gefichte gekommen ; ie«loch: läftt fich die- . 
fes unabhängig Von jenem als eine für &ch befij^hen» . 
de Schrift beurtheilen»' Das Ganze zerfällt in 4 . 
Hauptabfchnitte: derMenJoh'^ 6ott---^ Tugend uni^ 
Religion — Ausfichten in die Zukunft* Wenn im- 
3ten Abfchnitt Tugend mid lieligion neben einander ; 
geftellt werden : fo nmb letztere nach des Vf^. Sinu.. 
unftreitig mit Gottesverehrung für gleichbedeutend i 
gehalten werden. Es ift wirMich zu bedauren; dad , 
unfere Theologen die eigentliche Bedeutung des Wor? , 
tes Religion noch nicht übereinftimmender feßge- . 
fetzt haben. In den mehrften neueren Lehrbüchern 
wird e9 freylich in dem Sinne des Vfs. gebraucht. 
Dennoch finden wir in den Compendien noch den - 
Ausdruck chrißtiehe Religion ^^ wo er offenbar Re*^ 
ligionstehre bedeutet — , den Unterfchied zwifch^n , 
öbjectiver und ßibjeetiuer Religion « Religion, der , 
Fernunft (Naturreligion) und der Bibel (geofienbar- 
te Religion), die fich alle auf ReligiofSlehref Reli" 
gionserkenntnijs beliehen. Rec* hält, >ohne dem 
Vf. dabey etwas zur liaft zu legen , diefe Bemerkung 
für fehr wichtig, weil ein folches Schwank^i der 
Begriffe zu manchen Mifsverftändniffen und Veryvir-^ 
Tungen Anlafs giebt. Indeffen hätte doch eben dal^er 
der Vf. feinen zumGrunde liegenden Begriff der ReU-, 
gion in einem Lehrbuche wohl befiimmter/ angeben,, 
und genauer unterfcheiden mögen, w^as er eigentlich 
zur Religion , und "was er zur Tugend rechnet. So 
hätte Rec. auch lieber von Gottesverehrung als Cot* 
tesfurcht (J. 8*) gefprochen; die Lehre vom Gebet, 
lieber unter den chriftlichen Übungsmitteln, als 
unter den Pflichten gegen Gott abgehandelt. Es ift 
nicht genau angegeben, für w^elchen Lehrcurfus in, 
dem Rcli^onsunterrichte das Buch beftimmt fey; 
dem Tone nach, fcheint es fich mehr für den höhe- 
ren zu eignen; aber da hätte Manches wohl, wenn . 
gleich nicht in gelehrter Form , doch philqfophifch 
genauer gefafst w^erden mögen« Gleich im 3ten $. 
ift .die üiiterfclieidung der menfchüchcn Seelenfä- 
higkeiten ^'öhl nicht pfyxhölogifch beftimmt genug, 
—- wie die des Gedächtniffes und der Erinnerungs- 
kraft, der Abfonderungskraft und des Scharffinns — 
(fene foll mit dem Verftande fynonym feyn ??)i —7* 
Der einzige Beweis für das Dafeyn Gottes aus der Ver- 
nunft , welcher angeführt wird , ift der aus dem Da- 
feyn der vorhandenen Dinge , und auch diefer nicht 
einmal vollftändig, — Dafs die Bücher der Bibel 
nicht 'don gleichem fVetthe wäre^ (JJ. 9), ift wohl 
ein zu manchen Mifsdeutungen Anlafs gebender Aus- 
druclu — Bey der Gerechtigkeit Gottes iß (ö.2i>die 
gefetzgebende vergeffen , von welcher bey der Hei" 
iigkeit geredet wird, wo es am unrechten Orte fteht, . 
weil diefe Eigenfchaft anders hätte modificjrt und 
dcducirt werden follen. * — Die Langntuth Gottea 
«tt§t£chjucht.aUfiiaäa der Zeit ($. fis) der Strafen, 
fondern auch in ihrer Art^ Majse und Dauer. — 
Gegen die Darftellung der Güte^ Gnade xmA Barm- 
herzigkeit Gottes (JJ. ß3, «4) (letztere beide dürfen ja 
nicht verwechfelt werden) liefse fich Manches einw<^n- 



^ » 



r 



h A. .1-.: 25, rA y Jl i 4. ,) 9 1 5, 



nigkeitslehre in ^mi * dogmatifchep Fdniv gehört 
tirobl für kein Jugendlebrbucb , fa "w^e die vorlie» 
gende Behandlung der Lebre. von ^en Engeln, *- 
^- Die Lehre vo|i der Perfon u^d dem Erhöhungt* 
werke Chrifti trägt, ob fie gleich manche lichte Par-. 
thieen hat, noch. viel zu fehrdie fyßematifcheFotmt 
.^^ — „Dar» es uns erlaubt fev, luch den Trieben dfs 
Eigennutzet , der . Furcht , des Khrgeis^es , der Bcr 
quemlichkeit und der Sinpenluft zu handeln , wenn 
es mit dem Sittengefetze h^^^l^^n Hann^^ (•S* 73)» 
hätte wohl jiicht mdgen auf die Art ausgedrückt 
werdeil* -^ Zhir Gottesfurcht, — die unter die Pflich- 
ten gerechnet wird (jj, gx), foll gehören, dafs wir 
uns jchämtn^ »iAus Furcht vor JcUten Strafen ßöfes 
thun.** Das ift ia id>er hiechtijchfi Furcht! Hatte 



Bir 



d^r Vf. doch an % JohJ 4, .18 gedacht!! r— Wie we- 
nig harmonirt der iS2te.0. mit der chrirUichen üeli? 
glonsphilofophie! „Da in ihm (iefu) göttliche Macht 
undOüte woknt: fo fetzen wir das feftefte Vertrauen 
atif ihn. 1 Job. $9 i^^^« P^^ wollte doch Jefus in der 
Stelle gewifs nicht fagen.. -»-- Der. £intbeilving der 
pflichten gegen uns felbß j{. iJ)3 iq Pflichten dpr 
Gerechtigkeit und der Qüfe^ möchte es doch wohl an 
dem gehbrigen fundamento diffidendi fehlen* $• iSQ 
Vermircht der Vf. Eigendünkel. und Hocbmuth » den 
er nicht vcmi Stolz unterfcbeidet , mithin von der 
Einbildung auf Scheinvorzüge gar .nipht redet. -^ 
Die Sorge für die äuf^ere Ehre zu den Pflichteh ge- 
gen den Leib zu rechnen, (JJ. 1.37) möchte doch auch 
etwa(^ unbequem kyxi, — Der Geiz unddieHabfuch( 
werden ebenfalls nicht genau genug unterfchieden. 
Bec. hätte ($. 156) die Ifüge lieber „durch C'w-r 
itahrheit g^gen diejenigen 9 denen wir fVahrheit fchulr 
dig jind^** ^f wie es hier gefchieht, überhaupt 
durch vorfätzUchc Unwahrheit definirt ; denn trotz 
des fichtilcben Verdammungsurtheils \yider jedp Vn-^ 
Wahrheit» hält er manche Unwahrheit nicht nur 



für erlautxt „ fondem gftrfur pfliphtmSfsig, weil ihm 
di^ Pflicht, Wahrheit zu redcjV, nur eine bedingte 
Pflicht ifl; der Vf. lenkt (J. 157^ felbll wieder ein. — 
Über die Pflichten der Barmherzigkeit und Wohlthi- 
tigkeit, befonders gegen Unvermögende, eilt der Vf. 
viel zu fcbneU hinweg. — Die Definition der Sa- 
cramente (§, i84) hlingl: gewaltic fcholaftifcb. — 
Wahn werden doch unfere Theologen alle in den 
Satz einßitnmen # den die ein^htsvollflen längft an« 
erkannt haben» dafs die Gevattern bey der Taufe 
blofs die Mitforge für den chriflHchen Unterricht 
nnd die Moralität der Kinder übernehmen? Unfer 
Vf. läfst fle $.156 noch in ihrem tarnen verfpre- 
chen? — Bey den Beweifen für die Unfterblichkeit 
der Seele übergeht der Vf. den aus der Einfachbcit 
der Seele und der undenkbaren Vernichtung ganz, 
welcher^ wenn gleich nicht dem fpeculirenden Phi« 
IpfjDphtn, doch dem gefunden Menfchenverftande 
völlige Genüge leiflet. «— Über die Ewigkeit der 
Höllenftrafen fpricht der Vf." fehr fcharf ab. — Ob* 
gltich der Vf, in der Vorrede den Abdruck der Bibel* 
flellen j^u vertheidigen fucht: fo kann Rec. ihm doch 
Keines weges be^Ilimmen. Denn, abgerechnet, dafs 
dfir wiederholte Abdruck eines Buches , ' welches 
millionenmal fcbon gedruckt, für einen geringen 
Preis, in Jedermanns Händen iß, den Preis kleiner 
I^ehrbücber ungemein vertheuert (im gegenwärtig 
gen nehmen die Bibelftellen faft über die Hälfte des 
Haum^ ein): fo übt d4s eigene Nachfchlagen der Rin- 
der fehr in der Bekanntfchaft mit der Bibel, zu wel- 
cher fle aufserdem w^eit weniger Veranlaffung fin- 
den. ?— Bey fo vielen Ausftellungen an diefemBu- 
che ift Rec. dennoch nicht genieint, feinen Werth 
ganz 9u beftreiten? Ob es gleich nach feiner An- 
ücht nichts Auszeichnendes hat: fo ift doch dieprak« 
tifche Tendenz » worauf alle Lehren ^ßurüchgeführt 
Weril^n» an den^f^lben »4 rühmen, * 

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Vi h % l V % SCHILIFTEN* 



- TBB0Z.O0IC. Roßocki hp Stiller; Über C^en) öffentU^ 
eheu Gotteiäirnft und (das) heiliges (^e) Jbendmahl, Eine 
beantwortete Preisaufgabe Iroii C. F, Schmidt» Prediger zu 
Moirall hn Herzogth. ]V]ec)denburepScb>veriii. iQiA)» 52 S. 
ft. (ft gr>) wSiud der öffei.tiicTie Goitesdienfl und die 
Begehting des lieÜligep Abeiidinahls folche Relf^ions» 
h|u«dlimgen» dafs lle ohne P^achtheil dtr Reiigion und 
der guten 6itteti von ii^end einem Glurüt«n ▼leniAob' 
litRgt werden können ?<< DieTiß von der fipoKiiolnier Ge* 
fdlfckafk pro fide et Chrijtianismo ai)fgeftellte Preisfrage 
fuclue der Vf. zu beantwonen, "wiiida verhindert, feine Ifef 
anfwoTtung zur gehörigen Zeit einzuftnden , und liefs £• 
nachher im Druck erfcheinen. Selten hat Rec. ein fo ober« 
flübklichee, vages, ordnungtlofes, gemeines GefchreibOsl 
tÜMlr Religtom geleftn, Wio V^m fo vielo Preiügten höi t. 



äirgfilich ohne w^ahrvn Gedankeninhalt zufiuninengefdir{ebai| 
hüchflens mit einem logiix^en Sdifin von Dispoution yeife« 
h^H, mit einigen neumodirclieii nach FJülofoplüe klingt-n« 
den WoitPn verbrämt: fo die(]e Abh^udlun^^ die eine Tili? 
wichtige, aus'deni Begriff der Religion utid des Chrifirn« 
thums philofopkifch^ zn löfende Auf&ube b«anrfr<Mten follt«. 
Doch auch als Predigt würde ße feuift vor iM«em nur mit* 
telmifsige^ Pnbiicufu nipht naillren« Etwas mehr IVKUie hat 
fich der Vf, }xti zweyten Tneile der Abhaudlu^ig^ Aber das 
Abendmahl, gegeben. Hier ISfst er ßch dooh auf ein ge» 
w^iflfes Detail der Unturfhchiuig em, da er fiph vorhetvmic 
eiingen abgerÜTenpn "^^^^^ Gedanken begnflgt. — > Ob diii 
faft durclig^ngig finnwicirige Interpunctioj) wohl *uf Recji» 
nimg des £pxr0Ctors zu fetxen iß? 



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tf90f Van JX' Giorg JFri^rifh Seiler ^ nach 
^cffen Toile -uiil einer Vorredp upd Anmejrkun- 
jen herausgegeben von p. Jokart^ ß^rg ^Ifkoje^^ 

tiin fchäU€;p»virei:th^; IJaqhljRr» ^»; clyrwürd^e» 
Vf«M 4ler j^ipych ?il« Gr^eV fid* Jii<At fch^mte.. fen\e 
ÄleOmugen' stä ändern^ l^o hajd ,er .eini?» IJefferei^ 
öberaeugt wurdp. ,I>6T iöf<iiäute alle Freund d^ 
Settgen, Hr. D. llofennmUer In Lefpzig, verdumt da- 
her den Danli ^et Publicum«, dafs er diefe IcUte 
4^chrifUMlcrii(cb!« f^t^m »Aei veretirigl^li Maun«« jge- 
jordnet, iind>nach 4«IP Wm^rche dcffelbeifi ft\iin Druck 
iöörikrt bai. Wie der feligti & «h«r ^di« Wi^ndcr 
niid ihre Beweiskraft: dachte, ift au^ feiaen iSf:hrif- 
ten )>ekannt^ bt^owdcrs au;» »der i795 crfchientnen 
Schrifu 2)<r vßniw\Fxi^4 Glaube a^ iieSVah^heit 4jef 
£hrUientIiums durch Gründe 4^ G^chicJUf isndpraJir 
4ijchen fernufift btjLätige^. Wenn man diele Schrift 
^t der gegenwärtigen vergleicht, fö eckc^^^ft »aaa^ 
.den ah^i^eicbendrni.M^ni^ugen iau|n npqh denfelbqiji 
Vf. 2*VÄr human und billig batr;eier üchfcjianvuienjjr 
Schrift erklärt, und ^^ter aodbreu in der Vorredcdie 
PUiloXqphep JeinoivZciultersipit folgenden fcböue^ 
^Vorten aqgoredet: „Ob ich gleich fchon aU,4>iiV 
fo habe iich dooh we aufgehört^ am 4hx^ ^cbriFtefi 
«u ikrnen, und w^rde j}is an ^ein JElnde ein Schühär 
bleiben, ^ gelehriger Schiikr, der aber doch aucl|, 
.:*vei^gltens wegen teines guten Willens, .einige^p)^- 
.iwjg verdient; ^eic)iwie er verficheU, dÄÜs Qi;,ihre 
\erdienfte ,um <Se MenCchheit.aiif richtig fchätzx^ ^ 
Jü'hoch ach^t, da& er.es,- um den Verdacht 4^t 
^chmtjcheley oder der .Beftechung zu yermeiden, 
.Wer nicht fagen darf.. Einift, im Verfammlungsotte 
der Weifen^ wünfcbt er Sie, die -er^um Theil a^ 
ritiue Freunde i^ion Uelbet, ku fehen, u^d attch4urch 
{^erföpliche Bekai\iuGcha£t i^it 4^e^» die er ^o^ 
, »i^ht .|i<;w>it, .einen poch tiefewjn C^iip4i ^^^ ^^^JS^ 
Litbe z,n 4«gen.*V Wahrhaftig mm. ,^x£% ,ei^oi 
Mann Uehc^,* der S^ d^e Wahrheit fucht, >^ 
da^^, vcrhcheyt der Herausgeber 4- 6.d<;r Vorr^tle, 
deredJeJWwn.ijichtj^Jtft iji fpi^teren Jahrw fci^^,^ 
k«nj^ fq, l^pte ich An, a)i^h ajs i^llfige in fjplfMqji 
kfiunw. Oft upterr^etf n wir pi^Sja^^f |Ui^<^ Sp^ 

J. d. L. Z. tftiS« Zweyter Band* 



Okvir gleich .nicht i^mejr üpig werden kQiint;ien: 1^ 

'|jCj|bieA^|i wir doch ;^nm^r f^eundf^^baftlich von ein; 

j^a^dßTy und .behlelteja uiu yor^ 4«^ pi^Cpr^^^h nb^ , 

^cix nämlichen G^gejuftan^ he^ nächßer C.etegeuheif ' 

^artA\tfotzen.** . • 

Die .^hrift Telbß lieftebt mu lobenden Abr 

(chnitten. i) 1(1 in unferen Tijgen der Glaube ^^ 

.die Wujidert,haten Je£u uiid feuier Apoßel ujpnmr 

,gJUigÜch -fltpthig ziy ^b5>»:«e»g**fl5 ^"^P^ ^^ W^hr^eijf: 

Jbes X^hri9|eutfaAUn« ? Öie Fr^e wird n^'ürlich vq^ 

sieiiu, vnd 4ßr Vf. f^^aii^ r^cl^t S. fi:^ ^ptUt^ JWi^if 

aufrichtige Verehrer Gottes jau4 ielu dt^dwegea 

nicht für yr^re Chriften halteiiv, w^eil fie des JBt-'^vßV 

Scs nicht bedürfen, der für die göttliche'Sencluiig 

Jefu aus den Sr^ftthaten hergeleitet w^jrdcn J;öiuy 

»te, welche er einR zur Gründung Ceiuier He^giofi 

h)o(s weg«n der Schwachheit der Juden ou^ Uc^idcn 

verrichtete?^* Hiezu let^ Hr. UyUofmm^r d^ 

)^ote: . ,yDiefs hstt wir :fchaii 4ängft der cichtigp .Gc^ 

^Skcb(tsjiunct.|;^chienen., aus. welchem nmn die von 

Jefu mni feinen Apoileln verrichtett^n beWunderns- 

*'w^irdigen Thaten «u betrachte liat^ und ich habe 

les Jiie billigen jtönnen , daGi man die Wahrheit d^ 

jCbriftenthüms aus W.uiidern heweif^i wollte., ^ 

jwohl ^r tUef^ Be^veU .Sük den wichtigßjen und 

.ftä ckfte>i gehal tyi ;iiat. -r Wiird 'irgendein Uugläu- 

higer. gereizt werden , ,die *cäriftUciz^ KoIiLrion zfi 

.-prüfen^, weiui man ihm tagt, er (e;^ um d^willep 

^urPrüfting derfelhon vef btinden^ w^il d^ Stift^ 

oderfelben i^nd i.e\a€ erften Bo^e^ Wfind^r T^rricbt^ 

^l^ahen?, Wird ihn .nicht eben dieCe Verficberung von 

^ller weiteren Un terfuchung;abgeiieigt machen? £s 

int doch fonderbar^ da^ man. den (regnc»r ^es (^n- 

ilemhums du^h eben d^jienigie* was ihm gerade 

.am ui}{(üubii(^bften und ^aiiftofsigrten. ilt,, yon der 

Wahrheit clesj^g/en^ wa« am ^TlerglauhwüVdigft^ 

ift, überzeugen wilL^ lIAbfcbnitt. Warum ^aren 

^ in die Sinne. fallende ßewcife, dafs iefus ein göttu- 

..ober Gefandter fejr, für fei?ie. und ftfiner Apoßef^eit- 

jt^noflen nöthig? Nicht blofs,d^r.^^>^eii|e J^aufe 4^ 

.Jn^len^ fondetii felbft ^ie Gelehrtcp ,rfützteu ibr^n 

-löhiuben an Je(um aul feine Wui^d^, ,S^ll^ ^icp^e- 

.^usj^gte^ }^ienw|id luiflf^i dieZeicl/^,th^ 

, ^huft , ^ fcfcgr ^emi . ßott init ^ihpa, ARch z^ir tjhv- 

:^^^)^t\g 4^f ii^idcfi waren fieuo^hw^nidigl penp, 

.4Mpist> ^s Sf s& hätten Griechen 4;nd wehkluge Lcft- 

giffi die (ijr.9M&hl;fngen ^fx^pofkl yt^efu, 4er v^n t^i- 

•Hei^ eigenen Volk^. zum Tode,Y^Y|rth^ilt word«^, 

^ und doch der Soh^i Gottes gewef^u t fiyr .et\ya8 a^- 

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fBNA^RE^LLI». Lipr£ILATDI(.^Z£CTUNf. 



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T^clit 4i^ Celan (^ßiV.Jefu cfurp)i ftuX5ei;ordQntl^hQ: . 
^ätd cH^i^pbejrzeUgpitg. Von-der* Wairhtftijfkeit Jh- 
rer Austagen bey ihnen hervorgebracht hätten ? Unit 
S. 33 ^ ,rWer allb annimmt,. Juden und Heiden. hät- 
ten gar "wohl ohne aurserardentUcKe uncT'fn'die' 
Sinne fallende Beglaubisungsz^eichen ^^r g5lf(li^eni, 
Sendung Jera zu^dem Gmuberi: an iha gebracht wer- 
den kOiiireir, der veiiMiii', ifaCs er vvederdw DeiiXart* 
4er, Juden noch der Heiden in den damaligen Zeiten 
Iteitne*.** .Hier fülnrr dfer Hctausgcbrer in dbr Tchöiien 
Anmerkxtngilousseaus B^kenntnifs an: fjht glaube^ 
an das- Evangelium um der Wundlsr "willen; icH 

Slauhe daran ungeachtet dter Wunder** (Conf.' defoi 
^un f^icah-e Sävoy). ffl. Von»' der nothwendigeh 
Bedingung^ unter -welch er die J^raftthaten Jefu und 
fefn^r Apätel crfolgeö konnten. S^ 37. „Die aufser.- 
erdentlichen Werke Jefu feilten das Mitt^lTeyn, ei- 
ne beflere Religion imd* reinere Sittlichkeit unter 
'den M^nfchen einzuführen. Daher war es der 
Weisheit Gottes gemäfc^ eine gewiift Bedingung 
feftzufetzeH , unter welcher ße gefchehen konnten; 
Diefc Bedingung war dfer Glaube oder das Vertrauen 
Äu Gott, dafs er diefe oder jene Übe! von'gewif- 
^en Menfchcn entfernen oder ihnen gcwiffe Wohl- 
thaten erzeigen werde, *♦ Wir kennen um davoi> 
flicht recht übetzeugeiu Sollten die Wunder eine 
•bcirete Religion , mithin Glauben und Yertraux^n auf 
Äott einführeit helfen: fo konnte ihre' Bedingung,- 
unter welchen fie gefchehen konnten i nicht Glau- 
be rcjyii/ Hier wäre ein offenbarer Cirkel. Wie man 
aber ^ns dem Folgenden fieht, trilT der Vf. ^'^t^^r 
dafs Vertrauen zu- Gott fawohl von Seiten defferty 
der etwas Aufserordentlfehes^^ verrichtcii wollte, nö- 
thig gewefen fcy, ali auch Jefus felbff von d»ncn ge- 
foijerthabe, Serien «r^ dadtirch Wohlthaten erwiei, 
S» 50. „übrigens halte ich es ^o wenig für uÄcr- 
Uubt, die aufserordentlichen Begebenheiten, welche 
'in der Gefchichte Jefu mtä feiner Apoftel vorkom- 
men, aul natürlichen Urfachen au erklüren, da& ich 
vielmehr glaube , es fey Pflicht fnr den Exegeten, da 
keine anfscrordentlichen Eingriffe det Gottheit ftt 
den Laif der Natur anaunehmen , wo ein Ereignifi 
kns natürlichen ürfachen hergeleitet werden kann. 
Aber es ift dem ScfaHFtausleger nicht erlaubt , ^twat 
aus der Gefchichte hinwcgzirfaflfeh , oder hinstiEttfe- 
' tzen, oder den Sinn der Worte zu verdrehen, um nur 
die Entftehnng und den Lauf der Begebenheiten 
recht natürlich darftcllenj; und alles Wunderbare ent- 
fernen tu können.** überhaupt möchten Alle , die 
••über di4 Wunder Jefu un^ feiner Apoftel geftritten 
'habcÄ und noch ftreiteii, Luther» Meinmig von 
Wundem beherzigen, die auch der Herausgeber S. 67 
^'ihii^n ''W Gemüthe führt. \ ,,Die Wunderwerke, 
* fchtelbt Luther Th. XL S. 127*- f^alch. Ausgabe, fo 
' taglich in der Welt gefchehen, ind gröfser, tik die 
vjon Chrifto gefchehen find, da er noch auf Erden leh- 
'jte. T)\ii ift ein gröfs und wunderbariich Werk , dali 
*!Chriftur mit fieben firodcn viertaufend Mann ge- 
fpeifah^; aber er fpeifet iloch alle Tage -die gan«e 
■^ Welt- ' ^ott iiat ihm daher etKdic AMwf ihtAplifa- 



pi0 T\üundi8rvv#sk6 fikl^bake«, «ila£fe«i;^i|^8 ^fftfvvfecke 
^pA .SJV» c^ f|«fch t>iiiedie)i vA^iiBdßr :xmU^ uni 
führe in die täglichen Wunder der weiten Welt." 
Und S» ögoi: „Die Evangelia, darin allein die 
Wunderwerke* CBfiiti befcnrieben werden , find 
. nlohc^ fo^ tdiftlich, als die, in welchen be- 
griffen find die Predigten Chrifti, die er uns 
•fo fte ir mlHth le h t f umV »/ff fl tii fcCTttgr. -tgirPTfI"fe7?^f 
fo geivijs J«r, G?ta4^;7v di^igb febe in ^en Mirakeln 
Anderen erzei^t,*^alV'weinl ich Ä^ft«, klare FVorufür 
mich habe^ ^ Es jß mir ^uch tiröfiliche^, ^u hören toi- 
che freundliche Ermahnungen uftd Loct^imgeii, d^n 
von den ;Mirakeltt predigen; ♦• Wfc grofs W4r doch 
unfef Luther!. IV, Was mr Btffchreiböngeh ui^ Be- 
nennungen hallen Jtefm und fteiue Apoftel tdlbn von 
ihren aufseroYdentlichen Thatcn gegeben f ilfi es 
inCglich, die Art tmd W^ife äu beftinimen, wie Gott 
durch diefelben gewirkt habe'? Hier heifst es 8, 80: 
„Die Frage, wie 0ott wirke,« wird wahrfclieinlich 
keiaf hilofoph aufwerfen, ^eder Denker iftiich wöll 
hewuffft, dafs er 6rft vor weüi^ fahren einige Ge- 
danken zu fannnrtn angefangen Habei und der Greis 
Iron fiebzf g' Jahi^en fteht da, wq die JMorgenröthe der 
Erkenntnifs Goites und der Welt in feiner Seele crft 
aufgeht.** — ^K.' — 



- hf.ifzt'Of h» Rein u. Comp:? IHe Bildrmgsjahre 
%umchtißlichenIi9Ugi^nslehrkr\oti\^iUppBfd' 
tenßeln^ Prediger in Marburg. 191 1. %o\ S. 8- 
(1 Äthlr.> ' 

• Unter cKefem Tftel erwartet wohl Jeder Anlei- 
tung zu zweckmäfsigen Vorbereitungen auf den 
Stand des ReKgionslehrers , vielleicht einen Studien- 
plan, deffen Befolgmig am hd^herften, leichteften und 
kürzeften dahin fahrte , — Warnung vor Umwegen 
i&nd Abwegen in der Jugendlichen Bildung, — An- 
zeige der wirkfamften Hülfsmittel , — Belehrungen 
aur Über\Vindung mancher ßch rtihon früher crg«- 
bender Hinderiiiire u. f.* w. Von dem AHen aber 
findet fich in diefem Büchlein durchaus nichts, man 
müfste denn einzelae hingeworfene Gedanken über 
theologifchc oder moralifdie und litierarifche Mate- 
rien dafür nehmen follen, welche aber mit dem Ti- 
tel doch eigentlich nichts gemein haben, und Ave- 
nigfirens beweifen, daft der Vf. fich keinen fcftcn 
Plan bey Anfertigufig feines Buches gemacht bat 
Es wird die erdichtete Gefdhichte eines zumPredigt- 
amte beftimmten Sohnes eines Predigers, von fei- 
nen früheren Jahren bis äu feiner Rückkehr von der 

* Univerfität und wirklichen Anftellung als NachfoJ- 

f er feines Vaters, erzählt. Als Fiction hat fie gar 
tm Verdienft, fpiek unter lauter alltäglichen Be- 
gebenheiten und Familienfcenen fort , gi^bt, ftatt 
' der Schildenuig feiner Methode, ^uf Schulen und 
Univcrfitäten zu ftudiren, lauter Anekddtchen ans 
'don Schul -und akademifchen Leben, von denen 
maYi MrirkUeh nicht abfieht, zu welchem Zwecke fie 
'«rcäfah find; i-i Wider die wenigen Stell^il, welcba 
eif ehtKch föf ihftructi v follen angefehen werden, 
^l»forfidi überdies fekt vid auancbmen. So ^vrird z. 



• -^ 



A 'p ft I .% »■ e 1 *-■. 



X.H 



B. nJdA lei^Tit frgeftf dfn Menri;TienKcnner «faa 9. 
5» — 53 aufgeführte Gefprfich mit einigen Juden 
fäf eine nur im geringAen zweckmäffig« Art, dieCc 
I,e«te einea BeICeren sn helehr«n, halten. DieNarb- 
Ildlnng^n, (VreJchc Mr. Friedrieh Step^am (to heifat 
3er Held dier«r Gefchichte] von einem 7eichtßnni- 
geA Miwlchen erfahrt, &m\ ein ireuig za achtbar 
angelegt, ab dah ße nicht einem Jüngling, dernicbt 
entweder Tcbon in ein folches Mädchen verliebt, 
oder ans Neignng ein WoTlüftling iß, auIFaÜen folT- 
tea, nnd die Art« -vric.er fich von demfelben loawi- 
di^.gdutit auch nit^t Ui der feinftcn. Feinheit der 
Darfteflang fcheint übtvhanpt de» Vh. Sache nicht 
safeyn. Man lefe nur den ^eundfchaftlich ange- 



fangenen, nnd itntet ihaAdieA £feleul^;*detl Am- 

drücKen ßch znr immerwährenden , fogar Rache ah- 
menden Trennung der Parteyen endigenden Streft, 
über die Frage, „vb ein Naturalis nicht hlofa ein 
redlicher Zweifler, rondem wirklich fetbfl irt Rei- 
che Gottea fey," S- 137 u. f. ^Y■ Abgerechnet, data 
dicfcr Streit felbA, da ihm ganz unberiimmte Be- 
grifUe Buiu Grunde liegen, im Grande nur ein WorJ- 
ftreit iß , debaitiren Aiefe Herren in Anafallen wie 
folgende: „Pürfcbgen, Fprich mir aua einem and^rqn 
Ton;" — „halt, den Ftifa heym Mablf" — nnBa«h 
keine Lufcftreiche, Geniebnnier ;" — „Pnrfchgeti, 
du fchweigft. " — Glaubt man nicht eine Sehatr 
von Handwerkahurfchen KU hären? — WRth. [ 



KLEINE. 

-THOLOon. Ii»!p*ig, h. Sardi: D. Caroli Oattlhb Brtt- 
tJtneidtr Dijf-cnita th*olog!maJuda»OT»tKdegmatieae »Fl-Jo- 
ftpki fetiptit lotltrt: Aocefßt nQt^m fuper Jofephi de Jf 
% Chrißo tefiimomio. iBia. 66 S. p.R. <fi P"-) Jofep'»'» 
ti nru *acn fllr di« maifche Dogmatih nicht unbenntit gi- 
blieben i vicbnehr find ßbnr die Anfichtan , -welche et von 
einigen in diefe Wiflenfaliaft einrchligeMden Marericn, tot- 
^üguch von dem K>non dea A. T, , der Torfehiing und dem 
zinUnd« des Meufdien nach dem Tode gicbc, in alter und 
neuer Zeit fehr gelehno und tiefeingchtndB UnteTfutJuiiigen 
uigcÄellet worden ; allein biiher hatte noch kein Geleliner 
■Ue eeteeentlichcn Anrierungen diefet GefchichtrcliTeibeTB 
flbei Sie elanbentlehrt friner Nation grfanimelt, nud im Zn- 
[uDVicnhaiice dargefiellt , -woin die nidit felteuea Widei- 
IpTdch« . in welchen atti bcliuinten ürrachan Jofephns tlieiJ« 
mit dem N. T- iheiT» mit Ech felbft fteht, nnd die Dnmftg- 
lichltell, feine wahre Meinung ancli nur za nratlien, da« 
Metße "beysctraeien haben mögen. Hr. B. hat fich dierem 
inahevoU(.n und fchwierigen Gefcfiäftc mit der von ihia 
fchon oft bewihiten Genanigheic und Gelehrfamkeit unter- 
locen ; luid unter die 4 Cap[>. da librii äiw. S. 5 — ig, de 
dto tjaiqu» opp. S. 19—381 «i" fp'r'"» ''"'■ >- oHg'^ii *t ilatmo- 
»ibat S. 38—44 «n^ "** homiite 8. «-« jn 17 f4. Alle« ge- 
ordnet 1 w" fich bey Jorephiis ^aiQber bildet. Wem Unier- 
luchuneen der AxT nicht b-emd find , -wird von felbA ein- 
Irhen Auf* anf To TTcnigen Seiten mehrentheils nur die Re- 
foliaie' iiicht die GrAnde derrelben , niitgeiheni -werden 
lonnten, '»l^ '''' Meinungen ftfaer mehrere Materien ge- 
lheilt Weibe» mOfftn. Rec. will nnr über einige der wid». 
ticlten Gegenßlnde {■>»■ Bunerkungen «nr Pi-flfnng Torle- 
•cn wo^y er folgende Fodernngeii, die Hr. B. walir- 
bheintich auch »1» Gekannt voTaatgefctit hat, bsrückückü- 
-— -wird I ]> voUAandige -Samminng aller zu einem Dogma 
nhdreiiden Stellen mit fleter Hinfidit auf die Kritik de» 
Textet , b) riahcice SaiAellunc des Inhilu diefer SteUen, 
8l mö^icl»« Termillelniig-iwirdien den Widerfprflchen im 
Jofepl^flnd Erlänterung des Dunkeln nnd Schwankenden, 
wober ^i" »eh> «la wahifcheiuliche Tfaatfu^a, dafs Jo/. 
is rpltercn Jahren den Pharifaisrnw veriallen hat, nicht aus 
der Acht xn lafftn iA , nnd endlich 4) beurUieilende Anfdb- 
nae dar wichllgße» abweichenden Vorrtalliuigen atideiei 
feleW«. . ZnelScU wiü Rac. bemerken, dafa er den Cica- 
len dca Ha. *. n»"* Obarthar't Ausgabe de« JoL die Seiten- 
ubl der von ilua gebraiicJitau Aiiignbe Aural. AUebr. 1611. 
Fol, in RJ»men> eisgefchloffen beyfeLieii wei^e» «» je- 
dem MifaverAanda od« ImthuniB toi aiibeugan. 

BcT der i. I, dar mtmenu libh. divp. HbeTfchrieben iA, 
eiiiTtcn Stell« c Ap. 1 , B («• »«5<) •'■'» ''•" arwibnt 
Wardan f^lan , ^(^ (>*• ^' in den Woiian ra himwK Siim 
mtvmm— d«» J^- '^'^* angehen, londeni iiaa an* 
dem Eufehini iA anigedrungen worden. — Sa gq^ndet 
•Wh j» 4. «; 4ia ftSphkü) .4ia BcnarkM« i«,. i»k JoL 



SCHRIFTEN. 



nodi an feiner Zeit die Gabe der WeiOag 

lofchen gehalten habe : fa befchrlokt er Ha 

einer einaigen Antnahma fi. J. Yll (6, 461), 

em«B hAheraa Urrpning haben, nnd^der« 

vertiante Bekanntfchaft mit den beü. Bodii 

den luiin«. Man vergL Ana. XTIII (S. 6 

SSO und VJI (S. 991). In der letiteren £ 

drfleklich : it if (fciL irvu} -^i-x*' • tou «wfxtrK ■!?»( j^ij ri~ 

fiffn>vro{, ^m,y fitv ixouei» ävanuviv, t^ iai-nm -^vtfM^i' 

Sti^ li i/tiXewmi Mora n.yyivh«( *am| fiiv tvrfpeitwai, wAA# ta 

Tiui ttafitviia itfsJxm^stn, — Eben fc> deftnt J»f, üa $. S 

(prophttt. infpiratio) ei wähnte i-riintim in der SieDe C, Aj». 

h 7 (8- 1036) nicht aof Allel, wa» fia fchiiebeii, ai», fon. 

darn befcbiänkt Jia auf dia a'vwrarw km «-■Xwsrara ; die Vt- 

gebcnheiten ihicr Zeit aeiahneten Be auf, w{ tyiMre, ^ 

}. 4 de Moje ejntqae lege find a^rar alle Stellen gcfainnelt, 
n welchen die I}ata, dafs Mofts der grüTste Prophet fanr, 
enthalten End ; allein dia Stelle c Ap; II , 16 (S. 1071) >& 
nni mit Slillfch weisen aborgangen , ia welcher MoC» mit 
Miiios vivgtJalien und geTugt wird: M. habe erft aua dem 
elilcKltclicn Erfolg feiner UMernehBiuneen eeXchlolTen, |daXs 
Gott ntit ilun fey, und dann auch das^olk auf aUe Weife 
in diefer Meinung alt erhalten geldclR. Se^ e) ,- d«fa JoT, 
alt Polemiker hier feine walire Meinung verbirgt, oder dafs 
er in fplrarcn Jahieu, denen dia BB. c. Ap- nuge hören , eine 
freyere Aulichl Heb an eigen genackt haue : di«(er Wider- 
fpiuch Aiit feinen fnlheien A>ifierungen bleibt immer ba- 
merkenswerth. — Zu dem g ^ Ja prorldemtia kann Kec. 
weuigAeus noch Eines Beleg au« JoC liefern , den einigt, 
welcJien ilun Ho. li'i. Tciirauta Bekannt fchaft mit feinem 
Schiififielier flbrig gelalTen hat. Die Stelle hndet Geh Ant. 
XV, 8 CS. 583) und, da üe laug iJt, flehe weuigften. daa 
Thema da, aber weleliea Jof. commestirtx /i>9' läv yaf ro 
Iwaiu ioTiv, fiär i'iuiH» i Sim' Sttti ii ira^vrcf xat nkuSaf 
mi avi^ia raftern, — f. 9 wird diehAchft fahwieriga Iieltje 
d' Uto abgehandeh. Um den Lafem die Überficha aia «fV 
ieichtera , tiat Hr. ti. die vai khiedanan Sulleu . in welchen 
Jof. die Meinung Einer Parier darßellt, ueben einander 
drucken lalTan ; doch ift B. J. Il, fl, 14 (S. 78&> ^^ widlU 
ligen , TOn kUen Codd. befiätigtca Leiart it^Epav Ratt 1*^ t^au 
niaht gedacUt. Überhaupt h<Ute Rec. gewfliifcht, dafi dir 
yi. jene vom Jof. angefdlircen Verfuelie der jüdifchen Ifaug. 
fecteu , die I'reyheil de* Menfchen mit Natur und Vonfa- 
huiig in Hannonie zu bringen, einer inifil lirlicheren DA-» 
ftelhing gcwfltdigt, wenigflens den Begriff der ^ittfyani 
genauer ans anderen Stellen beftimnil hatte. Was man ^ 
vröhnlieh fioifehet Fatnm nennet, dachte fich_Jor. gawift 
nicht bay jenem Won« , -wie fchen ithnlisbe Aufaerun^n . 
B. J. VII. 8- 046. 948 i»nd 957 dardinn. ~ Da der Vf. dat 
fogeiuwita nßim. d* Jefm als idu varthaüMfett lo. hiua 



i^ 



J. Ar L.rZi .^ P K I L.:i 8 » S 



fft 



^y *iw4itM^ yi^firiea UtIIciu Wenn audi nach Ilrn A'i. Er- 

Xlirone diefc Stelle filr die meffiaiiifchen Hoffnungen dei 

' Jot nichts beweiret: fo crgiebt fich ibch damus^ daft viele 

IndWi dAniA rfaulnjen , i*f A. T. fey nicht nnr der IVIeCft», 

hitddfn tMoik lelkt Sohickbks w»d WuMderthitfeH veijierjf^ 

X^, Biidtarch wkd die Ichcm mi ficli «ugewiffe M jinimg. 




^ib An^rfldie xt«8f«A «y, , vo^tA oder JLpyoc ^sot ▼OTltomn>e«, 
t^^iMe#li *ör irvfc/u* 5#o« tind ro Swev; «i hStte i«doci» mAt 
• («Millint- werdwi Mlen , daft da» ktttcwr Wcnt liÄnfig wi 
.feC ididb ai« Synonym mit • ^; gelaaucht wipd, w»e 
fcko* eimgf Tcm dei^ VL not. B und S. 48 i« ^«'2^ 
AbficjÄ ekirte StcTlwi bcweifeiu — Mit Recht hat Jb". A 
der IDarlUlhiMg Her Mefamngrti , wdchc <M p'ofsie.KjÄiMe 
der ^uden. yqä dem ZufUnde de» Menfcheii nr.cli dem Tode ^ 
hatte , eilten eigenen (. (den 15) gewidmet, ^mii Beweis, " 
daf* man die Seelen der Verß^rbenen Ä«h im Il*dcs- »«/J-. 
neni Orte unter der Frde, geJacht habcV/ird aiilEjefinirt, -d?.!» 
JoT. Vdli ^rüimitm Swwfei^ «ü 4er Unterwelt die Wuite 
JvÄ-yiiV, minmkU9 tnv il^jr^ gM>t»iicht habe. AUein difefo f ülv 
•ret ia Icei^p Tiohertfn Uefaltat^ 6emn Ageföchw«, drfs mt«. 
' cKq A'iittlj^e la der VV>lh^pW<4wj «oöh bKib«n , we» 4ie 
Vovftellttn^en , wn^' WeWirti "fite ^beruhe«, 4*ngft mfjKywwt 
Sitdf fa gebrancht auci die 'aleKandrijiiA^e Überlpfaung 
"t Sam. XXVin, ö. 11 ^<m derklben Sad*« di« Wort^ 
«vflißaiüliv iuiü «v«7iiv, Alts 4HeC^r Stelle , wie^ überhaiqpt ms 
Tot. , tnOchte CvdH daher i4\T den Volhsglauben in der crwÄhn- 
teil ««ziebiufg «Wita g^ewkwien laflen , da vora^IgMch auch 
'd#r Ahlpfe von di^n vcrijchiedenen ürtlieilen de$ groUtn 
•Uanfenf, weiche Jol. fiber die Tödcsait Henoch's und Mo* 
SkU anführt, 'äu? ^^^ Volhsmeinuiife feiner Zeit nicht ganz 
Seh^r iß- — IWr 16 §. behandelt An fo ftrekige Thema: 
vfutofophatitiinu Itttfrr JüHH. pknita dB animä tjniqu9 y^i 
inorttm tenditkme^ 4ag dmcch die fdiwanhende Alt, wie 
fieh Jot dartihcr ei^lirt, öocli ftieitig^ geworden ift. 
E« fmd der Reihe luch die MeHuingen der Phaiiläcrj Sad- 
du^Xer, Effener, eines gewiffen Eleaaai'a, als Repräfentaii^ 
ten einer plataoißrendAn Partey, und endlich de» Jofephus 
»ene Mfeinraig «ogefijkrt. in Aufehiui^ der Phaiif. ver- 



ttev^ng geghmbc hHlien. Rec. mi>($ aufrieht»e*geftehen, dal» 

midi die lacrvorgelrageiienGrfinde ihn niobt Ciberaeugt haben« 

Avckßrauir in d^ evfteu SteUe Coli n0pam mnima^ cum corpo» 

re% vel eödem, cum ifuo antea cenjmncta ßmsr^tp vet cmm alio 

ft ndva nc^tiftctiöH^M bedeuten« D.v «Beweis für dJefo Be- 

'dci^tuug wrd thcils im Äem VoQL«ghMibeii, quod tmortui 

in Huds fterf viv^e diel n^neant^ neqm^ vita finf cörpote 

'^ffg -pdffit , theils an« dem Ausdrucke i« der zwejrten SteUe 

ukraOaiv»iv fti< m^ov «nwrjto ItefgiMommen. Allein ^f» die 

Seelen leblos in denupIiMlM Verweilen folten , wird tchou 

"HiiTch dÄ»> W4a *« ^- 15' angenierlit ift, Cchr sweifellialt, 

'^Hod^ die beiden in Frage ftdfimKlen Stellen Gcheiiun diefer 

'fixitiAMt gesüdestt su widerfpr«chel^ da 4ie ti/uuii« fo wie die 

')ii«M««r»i< und 'das *^>to ri/Mtf^i« MiXa^vtSai, Was nach JöC 

\i1c9 X^oyi< gefch^^ foH, ohne Empfhidung und Bewiifsc- 

feTU* mithin ohne lieben, (durchaus nicht Statt finden kön- 

lueii.^ Auch dflrfte fleh phltologifch fchwiT erweifen- laflen, 

fl^h «v.»ßiovv die Bedeiitnifff habe, fiets an» einem Küi« 

Aftx in d<;n anderen ttbergäen', welche doch bey der See* 

. ^SBwafidernng Torausgcfetzt werden tnuCs* Das fjLtraßatyuY 

atC m^v-etoMA foU Tynonym mit ci^oißtovy (eyni twn tnim^ 

•4ic£i.fiBd die Worte 4et V^s«, diät Jof^ corporm morUm, 

:9irmriJbm4 rtfiitn^mm iri^ fäd-mmimmt rtdkuttu eße im vitalk: 

«Ml ftHbiM i unimmt ai« »o mW ^mfA^^Jed t«> ,«rif#v ffft friuMi- 

CarAiC; W0n cöntendit^ höofMod^ mtm iü» mHntmrum ießt^-fid 

•mthtkn h^b^r^ fai^iWMfv 'Mtoc -ftic^t^di, ^psmds^ igkmr ätfgttb 

animmhus ipfis^ veniam hmüc illi§ effü 'dmtanu Bu auf den 



iKzten Säte lunn iniii s31tf ^bilfetf »weAekfln^ •m^^iblgl 

daiaas mclu das po£;ma dei' Metenipiychofe ; mau dsitt fiSi. 

Iwir an 'den cigcntlicnea Sinn der Wone Kalten^ die Beeten 

gi4i€to im eilten «ndei^en Riirper 4lb^rj 4. lu fie ehalte» «in 

^modevcß Vieluhel, ckiich ^a« tm äar*i Thten^A,fai|^ui% 

<weii masi felbft ^ttge<l nicht oly» einen mneren üvtjpMV 

^denken komite. ^ Aber in den VV<>rfe*i de» JoC berecUtj^^ 

fiir» duifjdian» nidhts , eii;ien ir cn^chftclien 'Korppr 'anmj^%* 

fut^* Und fdlke die E^laubnii^ , in einen roidieniimr«<^ni^ 

iidit«n., «m» datm in ihm* «isi Mei^kSieiilelMiri g^MUt «a 

bleiben, auch, n*di>deti Prij^cmien d r PhariL ids ^BeHohuut^ 

a«^<erehes weiden J^utmen? i)i f« SchAviei igneiten werjeu 

j^och vermehrt ^urdt V^^ieichnug d«r Stelle B. J. tlT, 

B» 5 (S. ^2), itt t^eldlker 9oC. UfM Ugt ^^Aaf• 4(e TV»f»Stt«< 

jrx Tf,'(.ir^ir»^ «uo^va»« WJtf^r in < i' v^ic tfa/*uc9j: «ftAw^ Ü^k^mtk 

. Oiflb Stdile luntt mau 4iuATrit% «n* firUMn^^^ litf dM^ 

.den ;^ivdei:cn |K^bTAU£heai^ , du «^of. dastpif iidi noAh «W9 

Phariräisniu» bchaiinte. X)ie ^'rv.v>i rov Avaßioj.v iß hi^'auo 

• MuiijAnhi «nrf cKe üi.iimjiji «1109199^, -^ai^ jnysi iimyt« ffjjdl eim 

avvcv, . ^ , fcheint , Jof. aui die, den Hiariflem Apgefch. 

XJtlll*, ^ - 8 bdyi^eit^te^ AttK;i iiehungsUhre , «uiter 'welcher 

nwji .üch fi'tFiitJi noch tiicht die - cJui^lidL ^nnrrrWMdrfo 

.4*i^.iikeu tUiii, Iditc biayjMfmcteuy uud luir mu Qrfm^ttTVniHlti^ 

^egen uae JLefipr üch abiichtlich 4*uilui uud .rghwaulLenJI 

au^ud^acKeu. — Alis Aut. l, :i^ 3 (^- Ä) ^*^^ ß^** ^raW 

haimi iiiuthma£»en\» iXats itadi Üeon C'Uubeu der JiMien die 

Weit eiiifi. in Icucr uiitei^ehen \\.e\ja^i iii:iui es wjj'd war 

«r%äiiU; jälc Setliiieii hätieü , um iiat; i^ej^mnifle iu «ier ^ia« 

iiir äul die Kiichweit zu ibiiiigeu, auf zwey Spulen, diSb 



-M*-^*- § •***«- • » w", vrvjww VA4^AM^ tAM^-v^ ,» C1I.C7 . CUM AUOCI C XflBt 

ilurcliWftßer untergehen, ^>ur als 3ä^e wii4l hii:ati^elct2X, 
dafs Ach die iLeiuei'»»«n bis atff Jof. Zctttoji In Sy^l^u erh|tf« 
teu h»t>vu. — . 

X)a» Purer lon l^ifet Juwjht alk ZwexfuI, d£e g«£;ea ll« 

lo^uaiiute ^Limomain Ju/^ da Jr/« ,Ant. Xj^lli, i., 3 (3. 

6fti) Tuid .gemadii woideu. D^im 1} 4^ Z^rugi'ofs Aqt 

Ilatulfchi ih,en und doi meilieu Kiichenväter hat iuer iiicbc 

volle Bewei&kialt» weil jene vjan ChiiAcn^ <Ue ciu^n from- 

nieu Betrug iOr erUubt hielten^ ab^efchiMabeu« und düefe 

dem £uIÜeJ3iui» folgen, der iich niclit als uetieu Beicreuten 

all» Jof. bewihrt , indem er deo bubv^ den Agrippa uich Ant. 

.XIX, 7 (S- ö^a) gefehen 4iatte, auch wic^&gcfch. Jtri, sj, 

,in einen Xnjjcl T«rwaudek. j|) Ohne grofse KiiuHefeycB 

i& es unindi)glich, den JoL, wenn «r dieCe, Stelle geföhriebÄ 

l^t, aucli nur g^en die ^öbfien Widerjprüche xu reoei^ 

wie dicÜB fchou gegen i^Am^^cuia, ckr «s co«n. 3 bibiioch, 

. findobon. verfucht hätte , vcu Mehr^ven |^eaej|gt woHcn ift. 

5) Der Ausdiuck kty^h^of X^urrsi^^ den JoL Aut. XX, 9,i 

('S. 696) igtfbraucht , beweifet-nicht« dafs \ih4illu» l^dios» .vos- 

hjcr niaffe erwfihiü w^d^n Uytxi denn M^ttk JÜCVI, 5 w. 

-XX.Y11« 7 luutmit A*7»/u. Mich in .der Bec'euittng rwi «^ 

ccgnomen. Jbs ifi daher wohl iiichc an^^gÜck^ ncfee M|»> 

morrutni ^Cjgen allen VerUacht ni«]>rert;T ftntet]>«i»UQSM« 4ui 

4oliatXin. — 60 wie bey . allen Aiettigen Partliieett ta ^ka* 

Dc^matik drs Jof.» fo auch hier, wird der MdMtfel nlltf 

Literatur, die der Vf. mis fetner Ffille fo ieidithSite jiuc* 

theiken künn^^n, fehr iühlLar, n^d miiCs ee §9tr ^ma .Usaeiii» 

•gew«-theun noch nfelir^^ii. Doch «a«h Xo i& dieCe fcieLi« 

Schritt ein ni^ner Bt^v«i» mon «lern l-ieifoa «nd 4ler GcMir- 

«ian^keit iktes Vfs., der vauoh noch das^Lob dM h/bckJkitm%k^a^ 

for^e l«r idie, weUhe den Jof. «lidit beiitMu, Tfirdiii»^, 

-WMler iaü alle üittrten SteUen tlteüs in 4e«i Haste Tt^w 

tu den ^oteii,Jw{Mtlich hat abdrucken laflen» .O..Pa B. 

'Um das Puretgon des Jin. D. hrvtßhwder an wider- 
lepn, hat neulich Ut.Oak, H^ir^tD. titl^iädt in ieia« aan 
iuiao PioreeM>ftttsw«chfel im Na«ieai4er IZniv^i^fiot iieraus* 
tgegeheue» Picgaanttn Mummt; 

Ja»A ,<b. SohAoiters ^ii'iaf'MiÜ «l# Mßm Ckaßm^ k^Ümmmm 
* W51WM ^a# iüpi) na|ier rs^^^tf d^nf^fii, i^lmmrßimU, «Ao. 

. 3»fiig<r » »»fe 

Beurtheiiung übeiiaireu. 



»7 



t^ A t s c . ir^ K ■' 



(» 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



Ji ^ K 1 :L A 8 » 3« 



J ü R I S P R U D E NZ. 

Leifsig , in der gräiTfchen Buchhandhmg.: Jllge- 
meuU ElemeutatUhre der fichttrliehen £,ntfcheU 
dujtgskuude^ von Dr. Artianä Gottfried Adolph 
d/lüLbier ; königl. fächf. Advocat. tofcmders fiir 
Richter, Sachwalter imd Studirende., weldie 
einen ^ötzlichen Ühergang aus d^r alten Ord- 
nung der Dinge in eine neue furcluen. xjii^» 
«98 8.8. (illthlr. 8^rO 

f V.enn auclx die Magerl^elt der gew^hriliclien An- 
>veirungen zur Referir- und Decretir-Kunß, und 
die Geifilofigkeit »mit welcher -diele Kund Celbft fie- 
tfieben wird, To groCi und fo aUg^rocin nicht Tft, 
»18 unfer V£. in der Vorrede angieht, und in vielen 
Stellen feiner Schrift auf eine Art, und in einer Mar 
jiier, Avelche an den Fharifäer und Zöllner in di^V 
Schrift erinnert, zu erkennen giebt: fo find doch, 
was die AoweKungen betriä;^» viele, und vielleicht 
gerade diejenigen von ihnen, nach welchen zuerß und 
am öfterften gcgriflfen werden ms^, allerdings liöchft 
flach uivd trivial. Auch dürften manche praktifche 
Docenten, und gerade wederum diejenigen, welche 
als folche hej der Jugend in «einem gewiUen Rufe (le- 
ben, ^nd detihalh jum meiden gefncht werdeui, lei- 
der weit mehr darauf ausgehen , duvch eine Menge 
von Arbeiten denen, die ach eu ihnen vi^enden, eme 
gcwilTe handfeße Fertigkeit zu verfchafifen , als dem 
üeiße eine fruc}itbare Belehrung und eine wilfeiv 
fchaftliche Einficht und Richtiuig zu geben. Gleich- 
wohl ift eine Fertigkeit ohne eine folche wiflen- 
fcUaftliche Bildung m einer Kunft, die dach nichx 
ganz xnechanifch ift, etwas iiöchft Mangcflhaftes, 
und es ift daher auch eine fehr begreifliche Erfchei? 
nung, dafs Jünglinge« welche mit den heften Zeug- 
piffen aus den Händeji gewiffer handfertiger Prakti- 
ker kommen« und welche, gröfstentheils auf Koften 
würdigerer Studien > alle die Arbeiten gefertigt ha- 
ben, die ihnen der Meifter in zu reichlichem Ma* 
be zugetheilt hat, fehr bald denen nachftehen , . die^ 
ohne alle Fertigkeit, ja ohne alle Bekann tfc'haft 
mit dem Mechanifchen, aber mit richtigen Begrif- 
fen und einem xolJfenfchaftUeh gebildeten Geifte in 
die neu^ Laufbahn treten. Unter diefen ümAänden, 
und bey der von dem Vf. zugleich mit berückfichtig- 
tenLage der Dinge, nach welcher Niemand ficher ift, 
ob das Erlernte und Eingeübte noch lange nutzbar 
feyn wird, würde es, ein wahres Verdienft feyn, 
wenn die Grundfätze und Gefichtspuncte , auf wel- 
che das Gefchäft des lUchters gegründet und gerich* 
tat fejn muts» von und nach welchen er in den vqx* 

J. d* hm Z^ ft8^3« X^eyür Bandt 



i 



kommenden und Äursetlicli als innerlidh To Tehr ycr- 
Xchiedenen Fällen ausgehen Toll , «Iner ftrengen und 
eenauen Unterfuchurig unterworfen, und dann e£n] 
Gebäude aufgeführt vi^ürde , welches , nach vorgäö-" 
§iger Abfonderung alles Zufälligen und blofs Pofiti- 
ven, nur dasjenige uiu darftente«wasl)ey dieferRunft 
w^eßentlich und ewig ift, und defshalb für jegliche 
Lage .pafst und nützt. Zu einem fc^lchen Werk hat 
unfer Vf. -^ -ein einficbtsvoller uüd denkender Manu 
— ^inen Beytrag geliefert^ der in mancher Hirificht: 
Dank verdient. £s ift nur Schade, dafs das Oute 
iHid Lehrreiche in dem Buche «ines Theils in vielem 
Überflüffigen vergraben Kegt, äderen Theils , dafs 
die IVieth<>de und die Behandlung fo wenig dazu ge- 
eignet ift , um Lefer anzuziehen und ihnen das ver- 
ßehen leicht zu maclien. Denn ungeachtet der Vf. 
verfichert , dafs er nach Deutlichkeit geftrebt, und 
darum Manches entwickelt, und manches Bild und 
Beyfpiel angebracht habej fo kann Rec doch nicht 
laubeii:, daU er in >dem Einem« Wie in dem Anderen» 
en rechte« Weg und das rechte Mittel gew^Thlt ha- 
be. Denn das weite Ausholen« das ZufammenTchlep- 
pen von Begriffen, welche in ^ner allgenieinto me= 
taphyfifchen Rechtslehre allenfalls an ihfc^to Ortift 
feyn würden, dürfte weit mehreVe vom Lefen ab- 
fdxrecken als anziehen, und ^^n Aegenftand eiher 
ins Dunkele als ins Liicht ftellen.' Nächft ditfeni 
wird der häu^fige Gebrauch neuer W^&rteir ftatt der 
eingeführten Cehr paffenden, die Weitfchweifigkei|; 
welche durch die Umfchreibungen entßebt, die defii* 
halb nötlng werden, auch den^^i nicht gefallen, wel- 
che fich vom «rnften Fortiefen lucht haben abfchre^ 
eben laffen. Selbft die mittelft algebr^fcbeir Vor* 
xneln gegebenen Erläuterungen und die aus anderes 
Wiffenfciiaften — nicht inuner mit Glück und Go- 
tclimack -^ entlet>nteh Bilder imd Beyfpiele kainH 
inan weni^ens nicht immer Hifl^en^ und fie dürf* 
ien in den wenigften Fällen abßracte Voiltellungett 
fo deutlich und lo antchaulich machen , als ein mit 
tJmficht gewähltes Beyfpld aus dem gemeiüen Le- 
ben. Rec kann daher , einzig und allein aus Liebe, 
(ür die Wiffenfchaft , welcher fich der Vf. mit Kraft 
und £ifer widmet, den Wunfch und ftath nicht uiv; 
terdrüÄen, dafk der Vf. bey Umarbeitung odet beyv 
einer Fortfeuung diefes noch nicht geendigteii' 
Werks fich von den Feffein der Metaphyfik frey mar 
eben , und mehr den einfachen und riehtfgerenrWe^ 
des gefunden reifen Menfchenverftandes einfchla^di,* 
mehr feinen Ruhm iü der Intenßvität , als in der Eic- 
tenfivität des Wiffens fischen möge. Zurerläffig wird 
er als Scbriftftdler beffet dabey fahren , und feine 
Kiefer nicht minder. 

Ö5 



•9 



I£.llAISCHS ALL0. LITERATUIt-ZEITUNO. 



so 



€ V 



Dj»W«Tk fcTbff, au welchem wr uns jetat m^^^ 
d€n, enthält xwey ßücher. ""Das crtto foll nacbder 
Überfchrift von der Entfcheidung des Recht» über- 
haupt handeln» Wirklich enthält c» aber eine Reihe _ 
von Grundbegriffen , wie fie an der Spitze der ge- 
wöhnlichen Lehrbücher des Naturredhts • zu ftehe» 
pflegen j und w;elche einer jeden philofophifch be- 
handelten Rechtsmaterie ebenlb gut vorausgehen 
könnew tvic diefer, weil in jeder Abhandlung der Art 
diefe Bogriffe vorkommen. In achtzehuAbfchnitten 
find , ohne dafs man den Züfammenhang immer ein^^ 
zufehen vermag ^ die Begriffe von Freyheit', Zwang; 
I^echt, Pflicht und andere dem Thema des Vfs. näher 
liegende Materien , z. B. ürtheil , Rechtskraft, Nich- 
tigkeit u. A. , auf 105 Seiten abgehandelt; »auch ilt 
S. 90 eine Diatribe über den Grund fatz des Strafrechts 
eingefchaltet. Laut der Nachrede — 8.095 — hat ein 
Freund des Vfs» ihm über diefes weite Ausholen 
Vorhalt gethan, und ungeachtet deffen , womit fich 
der Vf. zu rechtfertigen fucht, tritt Rec doch diefem 
Freunde "bey, und zwar um fo mehr, wenn "wir 
dadurch um die Unterfuchung über das Wcferi und 
den wahren Sinn fo mancher im Procefs vorkom- 
mender Neben fcenen, z. B. Interventionen, Litis- 
denunciationen, Reflitutionen u. a*, gekommen feji) 
follten, über welche zwafr vieles in die Länge und 
Breite, ab^r Fehr wenig arus der Hohe und in die 
Tiefe gefchrieben iß. Rec. darf fich, Ae% befchräfik- 
itn Raums wegen, bey dem erßen vorbereitenden 
Xl^cil wenig atifhalten, fonR könnte man leicht über 
mehrere der gegebenen Erklärungen rechten, z. B. 
über daf , M'as Handlung und That, und was ZwaM' 
fejn Coli, welcher letztere doch etwas ganz anderes und 
mehr feyn dürfte, als ein, mittelft einer Handlung 
eines Menfchen gcleifteter Widerftand: welche ir- 
rige oder wenigßen» zu betchränkte Anficht auf den 
Begriff von Recht, wie er gegeben ift , Einflufs hat. 
Au.ch d^e Feftfctzung des Begriffs einer Gemeinheit 
iß nicht richtig und nicht erfchöpfend , da zu Con- 
ßltuirung derCelben etwas Pofitives nöihig iß, weil 
es etwas Rein - Pofitives iß, wodurch eine Gefell- 
^haft das Wefen einer phyfifchen Perfon erhält. 
l)j\)er den Zweck; und das Wefen des Staats • — VU -* 
üb^r die Staatsgewalt — IX — über die gefetzgeben- 
de und richterliche Gewall — X — mag Rec. nichts 
fagen : der Vf. könnte vielleicht antworten , dafs er 
irur von dem Staate, w^ie ihn der blofse Rechtsge- 
lehrte anficht, rede, und nicht von dem Staate, aus 
einem höheren Standpunct angefehen.| Aber dafs die 
i^erfönlichkeit unferer Staaten keine andere Gewähr- 
leißunghabe» als ihre Macht, kann Rec. weder in 
jure noch in facto zugeben. In jure nicht; fonß 
müüste man rechtlicher Weife annahmen dürfen, dafs 
die Staaten, und die, fo ihre Perfönlichkeit repräfen- 
tireQ» keine Rechtspflichten anzuerkennen nöthig 
h^ten, oder anerkennen wollten; in facto nicht, 
denn fonß müfste nie ein fchwacher Staat neben ei- 
fern, ßärkeren befiandeiji haben, welches fileichwoht 
fo fehr zu allen Zeiten der Fall ^ewefen iu, dafs man 
lagen kann, es fey die Regel, dafs einzelne, blofs 
durch ihre Macht beßehende Staaten in mehrere 



Weinere »ngleiche zerfallen« Wa» üb^ die Pflicht, 
ancb ungerechten Gefetzen Folge leißen zu mülTcn, 
gefagt wird , iß richtig ; zum Troß hätte noch be- 
merkt werden können, dafs in privalrechtlichen Ver- 
hältnideu ungerechte Gefetze,, fo lange die Befag- 
nifs, durch Willenserklärungen darin Abänderungen 
zu treffen, nicht beiromraen iß, in der Wirklichkeit 
die Übeln Folgen nicht haben, die man ihnen in der 
Speculatiön beylegen kann. Ein Anderes ^ß es frey- 
lich mit dem örfentlichen und peinlichen Rechte 
Die Bemerkungen über die ruck^vtrkende Ksaft 
neuer Gefetze zeigen die Schwierigkeiten, welche 
ßch über diefen Punct, immer finden werden, und 
w^elche. einen Grund melir enthalten, nicht ohne 
Noth mit neuen Gefetzen vorzufchreiten« Übrigens 
möchte aber doch wohl einem Erblaffer, d. i. einem 
Verßorbenen, ein Zwangsrecht gegen den Staat nicht 
wohl bcygelcgl w^erden können, wie S. 50 gefcbieht. 
In dem Artikel von der Rechtskraft — XIV — iß mehr 
TOP deninfiauzen un^ Rechsmitt^ln und deren (jxüo- 
den, als von der Rechtskraft und deren Grund und 
Wefen felbff gehandelt ; auch dürfte über die Wir- 
kung rechtskräftiger Erkenntnide in Anfehune; drit- 
ter Perfonen zu kurz abgefprochen feyh , und eine 
tiefer eindringende Unterfuchung Würde hier zum 
wenigften auf Ausnahxnen und auf Fälle ßofsen, wo 
es nicht blofs die Entfcheidungsgründe find , welche 
die Wirkung gegen dritte Perfonen hervorbringen. 
Die freylich fehr fchwicrige Materie von den Nich- 
tigkeiten iß höchß unbefriedigend abgehanilelt und 
fchwerlich aus dem richtigen Gefichtspunct betrach- 
tet. Denn es iß ja nicht jedes ungerechte und un- 
vernünftige ürtheil nichtig, und die phyfifche und 
moralifche Unmöglichkeit, es zu voUßreckcn, hat 
mit* der eigentlichen Nichtigkeit an fich nichts xa 
thun. Auch iß das eine oder das andere nicht fo in 
die Augen fallend , als in den , mit weniger Anßren- 

fung und Nutzbarkeit gewählten Bey fpielen von Er- 
enntnülen, die auf eine Reife in den Mond oder 
auf Verübung eines Brudermords gerichtet find. 

Das zweyte Buch handelt von der Entfcheidung 
des Rechts im bürgerlichen Rechtsßreit. Im erllcn 
Abfchnitt', welcher über den bürgerlichen Rechti- 
ßreit im Allgemeinen fich verbreitet, hätte das We- 
fen der Klage, noch viel mehr aber das VlTefen der 
yerfchiedenen Arten von Vertheidigungen, die einem 
Beklagten zußehen» viel einfacher und viel verfiänd- 
licher vorgetragen werden können. Befonders iß et 
hier unangenehm, dafs fich, der Vf., ßatt der bekann- 
ten Ausdrücke ^ Factum u. f. w. , änderer Ausdrücke 
bedient , und z. fi. durcH empirifche Merkmale einei 
beßehendenFreyheitsverhältnilTes uihfchreibt. Wozn 
dergleichen Veränderungen? — Die Frage, in wel- 
chem Staate die Klage anzubringen, wenn Kläger 
und Beklagter verfchiedenen Staatea angehören, 
die bisher allenthalben nach dem Grundfatze actor 
fequitur forum rei entfchieden worden , iß freylich 
der Art, dafs fie aus metapbyfifclien Gründen fchwer- 
lich allein und dergeßalt entfchieden werden kann, 
dafs eine jede andere Entfcheidung zu Abfurditäten 

und Unmöglichkeiten iführen würde.' Doch dürfte 

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es efnli*üc)iten8'fe^, cTarfs cfefsliaTb, weil jeder Staat 
beuctitigt ift, flie änfs^icFreylieiL feines Hfirgers ge- 
geu ileii Angnlf jeder J^erTon zu vcrtbeidigen ^ weil 
fie einen T heil feinar eigenen a«$macbe, dem Staate 
des Klägers das Recht -nicht ziakommen Itami,. ge- 
gen den Verpflichteten Cogar die VbllftrÄckun^ voi^ 
EiincboieA, Ayie 4^r Vf. S. i2i glaubt. Denn aiige- 
griiien wird ja der Kläger nichts und da der Staat 
des BeWa^en dem Fremden die Juftis nicht verfaßt: 
fo ift ja die Beeinträchtigung, welche ihm von lef- 
IteiPtGcgaer widerfährt, der in. einem fremden Staate 
wohnt , nickt gröfser i^s diejenige ^ die ihwi von fei- 
iient Mitbirrger trifft^ der ihm feine Schuldigkeit 
nicht leißetl Es wäre ab^r ^voh^ nicht zu tinrechter 
)&eit gewefen ,' dieTe.Fr^eijgien^auer zu unterfucheik 
tind mit Girier weniger .metapbyüfchen, Philofophie 
XU beleuchten. Nach dem Orundfatae reorum ^ft߻r 
gere virird» wenn mit den Ladungen ^ar kein Zwang, 
dagegen aber die iÖefch werde verbunden ift^vareineni 
^Yitfernten Richter, an einem vielleicht unbekannten 
Ort, nach unbekannten Oefetzen und Formen gerich- 
tet zu werden, das Nichterfcheinen des Beklagten fchr 
kättfig eintreten. Es werden mithin viele Contuma- 
cialerkenntnifle erfolgen. Diefe find aber an und 
für fich , weil fie ihren Grün \ im förmlichen Rechte 
Jbaben, nichu Gutes. Überdiefs werden aber alle£r- 
kenntniffe dem Kläger wenig helfen, weil der frem- 
de Staat ihnen natürlicherweife die VoUftreckung 
verfägen wird und verfagen mufs. Dem erkennen- 
den Staate aber kann dadurch leicht ein Schade zu- 
waehfen. Denn ein Verurtheüter wird natürlich, fo 
Tiel als möglich , alle Verbindung und alles Verkehr 
mit demfelben abbrechen, um ihm kein objectum 
€x$0iuionis in die Hände zu geben. Ja, es wird we- 
gen der vreit ausfehettden Händel » in welche man 
verwickelt werden kann, Ach Jeder möglichft hüten, 
mit einem folchen Staate Verbindungen anzuknüpfen« 
Denn keine Vorficht und Rechtlichkeit kann uns ge- 
gen die Ge£ahr , als Beklagter vor Gericht gezogen zix 
Werden, gänzlich fchntzen. Sehr richtig, aber oft 
verkannt ift es, was S. « i/f und 135 bemerkt wird, 
dtfs nämlich die Verwerfung des Suchens ,. inmafsen 
«' angebracht f nur wegen mangelhafter Klagform 
^d wegen Unverftändlichkeit der Klage gebraucht 
werden Tollte. Denn es kommt dem Richter gar 
nicht zu , in Fällen , wo eine Klage aus anderen ex 
meritis caufae hergenommenen Gründen verworfen 
wird 5 fich diefer Formel zu bedienen, um den Par- 
ken einen Wink zu geben , dafs andere Rechte, als 
die gefttchten, aus den Thatfachen herzuleiten feyen. 
£f ifi diefes ohnehin fehr mifslichi» und veranlafat 
nicht feiten Proceffe, deren Aussang den Erwartun- 
gen gar niclit entfpricht. Auch ift das, was über 
die Verwerfung der Klage gefagt wird» fehr durch- 
dacht. Befonders verdient JJ* 104 und iä5 über die 
ß^jtiffkeit freriadet Ö^fetze' beherzigt zu werden, 
Weil die InGonfcqufsnzen , aufweiche man hier tag- . 
«ch fiöbt, fehr gr»fs find. In -fielen Fällen werden 
Rechtsvethältniffe bloftf i^Bf den Grand fremder Ge^ . 
fetze ohne Bedenken anerkannt, die nach den bejr 
^^ ^«IJtadm A^tea ganz ungültig, jafogarftraf* 



bar fcyn werden ^ -^le z. 3. .bey Elien eintritt, 
die ohne priefterliche Trauung vollzogen, oder un»- 
ter Perfonen gefchloffen ßn(f, die mit einander 
in verbotenem Grade der Verwand tfchaft ftehen. 
In anderen Fällen hingegen will man fremde Get 
fetze nicht gelten lallen. Nimnit man mit dem Vf. 
an j dafs das fremde Recht als etwas Facti l'ches zu be- 
trachten, und dann der Satz, dafs einmal gültig er- 
worbene Rechte allenthalben klagbar fejren, ak 
ilechtscrund anzufehen fey: fo wird die Sache nicht 
nur ieicht,. fondern auch den Federungen der Ge- 
rechtigkeit gemäfs entfchieden. Auch dieBemerkun»- 
gen über die Verwerfung der Klage und über deren 
Ztdaffung — XXV und XXVI — verdienen nachgel^ 
fen zu werden. Dafs aber cineKlage — ^ oder Einrede 
i5*.*53 — > welche einmal zugelafi*en worden ift, und 
welche vielleicht gar zugelalTen worden , ungeach* 
tet derfelben der Einwand des ermangelnden Rech tt- 
ffrundes w^irklich entgegen fiand, dennoch nach ge- 
rührtem Beweif e, wegen eines ermangelnden Rech trf- 
grundes noch verworfen werden könne, hat Ree. 
nie einleuchten wollen, und er kann diefes w^der 
nach den pofitiven Gefetzen, noch nach einer rich- 
tigen Philofophie des Rechts auch jetzt noch nicht 
für wahr annehmen, wenn er fich gleich oft danach 
hat fügen muffen y ja in einigen Fällen , wo das In- 
terlocut auf Beweis ganz in der vagen, geiftlofeb 
Form des fächfifchen Proceffes abgefafst war, fogar 
nicht ungern darein gefiigt hat. Wenn man jedooh 
in Erwägung zieht, dafs der Richter den Rechtsgrund 
der Klage gleich Anfangs prüfen mufs, und auch, 
-wenn- nur die Klage gehörig unterfucht wird, im 
Stande ift, den Rechtsgrund vollftändig zu prüfen, 
dafs ferner dem Beklagten die Befugnifs zufteht, ge- 
een den Rechtsgrund Ausfiellungen zu machen', dafs 
. ihm endlich gegen das, die Zulallung entweder an<- 
drücklxch oder ftillfchw eigen d » durch liewfeisauft^- 
gung, ernennende Interlocut Rechtsmittel ^ufteheti: 
fo kann man doch wohl annehmen, dafs, wenn nichts , 
von diefem gefchehen ift , oder wenn es ohne Erfolg 
gefchehen ift, die Klage und das Suchen derfelben als 
in den llechtenbeftehend anzufehen feyn müITe, und 
dafa es nur noch auf den Beweis der TliatfacheU aim- 
kommen köjine. Nimmt man mit dem Vf. das GegeVi- 
theil a^: fo verliert das erfte Verfahren einen-gtd- 
fsenTheil feiner Wichtigkeit und feines Nutzens?, tmd 
man eröftnet auf Koften einer guten und pi^mte'n 
Juftiz fchlechten, Richtern und Advocaten, w^elche 
gern jede Anftrengung^ fo lange als möglich von der 
Hand, weifen j und die aii weitläuftigen Proccffeift, 
die etwas ab w-erfeu, Gefallen finden, Thür und Thor. 
Auch ift der Grund, dafs dei;n Richter kei^eEntfch^i- 
jdung über das geltende Recht zukomme , dats ihhi 
nicht zukomme, , unwiderruflich zu erklären, ein ^« 
gebener Satz fey im geltenden Rechte da, nicht paf- 
{^end und zu viel bewerfend. Denn der Richter er- 
klärt diefes ja nur für diefen Fall , und dällelbe ge- 
fchieht ja auch bey dem Definitivbefcheide, es mag 
lyan Xblcher nach geführtem Beweifcj oder gleich 
nach beeqdigtem erftem Erfahren, wenn lU ajfixma- 
tiW. c^nteßirt vrorden ift» eriolgen. Immer \vird ja 



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das DaCeyn d«s Rechtsf^tzes, auf wclcben die Klage 
oder£inrede gegründet ift, anerkannt, >vie diefes be- 
fonders hey controverCen Sitzen recht einleuchtend 
ift* Die Argumentation, ivelche S. soi und sbd 
vorkommt» dafs bis zumEndurtlieile das Rrkenntnifs 
über den Rechtfgrund nur als ein Unheil über die 
Mittel zum Zweck anzufehen fey, und dafs der Rieh- 
fter diefes Urtheil beliebig ändern kann, bat, ^ya8 
Bum wenigften das Letzte anbetrifft, den Fehler, 
dafs fie eine pctitio principii in ßch fchlicfst. So 
dürfte auch das, was der Vf, S. i6i und ^65 über den 
Grund der Rechtskraft fagt, auf einer Verwechfelung 
der Begriffe vom materiellen und formellen Rechte 
beruhen. Da man im ProcelTe zwar da? wirkliche 
Recht auszumitteln fucht, aber doch nitv eigentlich 
das formelle Recht feftfetzt: fo ift es nicht nnriclnig, 
wenn man die Rechtskraft als eine Folge einer Hand- 
• lung oder ünterlaffung der Parteyen anfi.eht , und es 
kann auf eine Vernunftnothw^endigkeit gat nicht an»- 
komipep. Jline ganz verfchiedene Frage ift es indef- 
fen, ob nickt etwa eine Nichtigkeitsklage gegen ein 
folchcs an iich rechtskräftiges Erkenntnifs znftehe. 
Hierauf kommt es jedoch hier nicht an, und es kom» 
nien bey der ünterfuchung derfelben , fowohl juri- 
ftifch als legislatorifch betrachtet, ganz andere Rück- 
.(ichten in Erwägung, — Bey der Losfprechung und 
bey. der auf eine erfolgte Losfprechung gebaueten 
exceptio rti judicatae 9 womit allerdings oft grofser 
JMifsbrauch getrieben wird, zeigt es lieh, dals über 
das eigentliche objectum litis^ über das, quod litigio' 
fum eji in proceßuy häu&g diefelben unrichtigen Be- 
griffe obwalten, als im Criminalrechte über das 
corpus delicti. 

Die Lehre Von der Rechtfertigung zur Sache, und 
TOn den Folgen, welche ein Spruch über felbige auch 
. atifser dem Reclitsftreite hat, m welchem fie als Inci* 
dcntpunct vorkommt, wäre wohl einer Revilion bc- 
düritie. Dem Vf., welcher fich — XXX — viele Mühe 
defshsub gegeben, ift es jedoch fchwerlich gelungen, 
ein neues ficher leitendes Licht darüber aufsefteckt 
, zu haben. Denn fchon dasjenige, vi^as über die Ent- 
ziehung und den Übersang von Rechten und Ver- 
^bindlicnkeiten gefaxt wird, ift der vielen Subtilitdten 
. ungeachtet y oder vielmehr wegen der vielen Subtili* 
' iäten^ wenig befriedigend, und es dürfte gerade das, 
worauf es bey dei" bi^hre von der Legitimaiio ad 
eaufam hauptfächlich ankömmt > am wenigften ge- 
troffen und herausgehoben feyn. Denn auf den fehr 
erheblichen Unterfchied, welcher zwifchen der Über« 
tragung von Foderungen und Rechten an dritte Perfo- 
nen — cejjione actionum -— und von Sachen Statt fin- 
det, und aen das ältere röm. Recht dadurch zu erken* 
nen gab, dafs es diefe Übertragung an gewiffe Formen 
band , das neuere röm. Recht aber für wichtig genug 
hält, um die Gefchäfte, mittelft deren diefes gefchieht, 
und die£igenheiten,die dabey vorkommen, in einem 
befonderen Titel, Digeß. Lib. XVIIL T. 4, abzuhan- 
dein, ift gar keine Rückncht genommen. Die Legitimm- 
tio ad eaufam hingegen, welche bey der actione eon* 
feßpria geködert y^ird^ ift gar fehr von der verfchieden, 
weiche ein Erbe, C«iIionar oder ein Kläger zu befchäf- 
fen hatyder gegen einen überwiefenen Schuldner klagt. 



D^v Beweis ifl hier viel lnc2it«r.* Anth wird di^. im %• \6q 
voii^rngene Ik^-orie weuig BeyCidi Buden, daCi nimlick 
^n Erkt-iiiitnirs, wouurcli des Klfig^rs Leeuimation filr genfi- 
gend ernannt w^coden, der Bechtskraft ai!i<3i— yvie $« 170 zeigt 
— .felbA dann itieht fihtg feyti foHe, \¥ttm darflber beComieiB 
geidriittii, und ut aUtn Inüaiizen daitlbev trkatutt woxdem, da(ä 
^Uln tiir dtm Kichter die Bi^fiigxufs xuHehe, foJckes, ohna 
„ditfs bgiiid etwas Keues TÖrgekominen , absnindeiti. Demi 
wenn es anch licbtSg wäfe, dafs alles Üm^v^eckniftTsi^emchtig 
iit, wie der Vf. alt Gmnd für feiiie Theorie, aber viel ma alf 
^tniein , bi-hauptet i £0 wCtrde et. do|ch Uhr gefährlich und 
mifslich , ancb ganz gegen den 6eift des gemeinen Proceflet 
Xeyn, depi Richter felbH zu gelUtten, das von ihm fdr nichtig 
IGelialtene nacii Belieben'utid zu jeder Zeit beyS^k« zu fetaes^ 
'Koch Weniger wird aber 4ie im %, 169 Kixm B«weKe bantitzfie 
Argumentation gelUn könneit«, idafs es defsJ^lba wedi eiu |n> 
^uni bey der/ulaflunffeiiiie^ nicht Le|giliniirten far den hieb« 
^er und tür dritte Per&nen nacht h^lige FofgeA haben könne^ 
bedeukHch feyn wilrde, dem Biekter die B^ughib sA «ntzlehii» 
fein i;Ttheil über den SyUögimru» des Übe^gnögs r^ [o Ca^ ' 
de)* Vf. — TOT BeendiffUM des. #lccduilirpits jm Andern, Jelbtt 
wenn er die Unvorüchtigkeic begangen hätte . es ohne Noch 
auszufprechen. Mit folchen Erfinden, die ohnenin nicht eiamal 
ganz richtie find , weil ^in Urtheil zu Günflen eines uniegiti* 
niinen hU£«rt dem Dritten an. und fAr Ach. nickt« fchaiit» 
kiuin man aer^leichenhnotenwohl zerhauen, aber nicht lüfeiu 
\\at für Schlaffheiten nnd ( ogewiisheiten wurden einreitten! 
und wozu würden dierormen nützen, wenn der Richter jeden 
Irithum beliebig zurücknehnieti künitteV- Ond wo ift eine 
Garantie , dafs ein sweytes Urtheil nicht auch ai^ einem Irr* 
thum beruhen konnte V J^enu Uk es nicht auch ein menfchli* 
ches V V^ ie leicht wfirde fich hier und öfter der Vorwurf 
welchen der Vf. hauHg mfi unter andeieA^. 170 der deatfchea 
Praxis macht, retoreniu'en laffen ! Ob und ui wiefern dadur^ 
dafs alle und jede Vorfragen bis zvaa oivU^ehen Erkenatniffie 
«nsgefetxt werden , und durch die j^, 171 angeführte Verord« 
^ung des fran?^«"»r. I\echcs, w^elche übrigens von jener Hieorie des 
yfs. fehr verfchieden ifl, und mit der L. 36 C.'äe appelL etWM 
Ähnliches hat, riel ^e^wonnen werden wird( mag Ree. nicht £e 
leicht entfcbeiden» oa ihm Fälle genug Torgekoromen find, ia 
welchen Rechuftreitigkeiten , welche fehr weitausfehend ge- 
worden fjeyn wilrden, wenn nach jenem Grundfatze ▼eHahren 
w^orden wäre, auf dem en^egengefetzten Wege kurz und fchneii 
ihre Erledigung fanden. VV enn dock die fo einfache Wahrheii^ 
mmdiatur et eltete pfrs. wovon der Pvechtsgeiehrtea der fich für 
.und durch feine .VViiTenfchaft gebildet bat, recht eigeutlick 
durchdrungen, und w^odurch er gegen alles einfeitige Abfpre» 
eben eewamiet feyn follte, nicht zu oftver^eflen wüidel Auch 
die Lmre von den Volhnacbten gifbt zu dsefer Bemerkung A9» 
lafs. Richdi^ ift rs, man follte keinen Machthaber obuev'oltr 
macht xulfU^ nnd es läfst fich in aMracto die Gefahr, wenn 
folches gefchieht, als fehrgrofs, und die Praxis, die folcfaee 
thut, als fehr nachUffig nndtiuverlUndig cotidemnirea. . \^'eiai 
man aber die Sache näer 'eafieht , und den pp«creten Fall b^ 
erachtet« wo der Richter dan >1ai:hth^d>er, den Principal und die 
A^g^leeenheit kennt t fo erfcheint diefe Nachlünigkeit und Un* 
verltäuaigkeit in einem ganz anderen Lichte , >vie denn der 
letzte Grund aller Legitimationfn und aller gerichtlichen Aor 
-erkennuRgeii,- welcher kein «nderer ifi,aU: i>ie Vjenfchei>ßii4 
4a der Regel Schurken« Lügner und Betrüger« unter uns Dem« 
Ichen Gottlob iu>ch nicht To allgemein gültig ifi. ' 

'Die in §. 1Q4 u. f. gegebene paiftelhmg vom Bewreife ift 
zwar an fich nicht unrichtig} do4h ift die ArcderDerfieiliing, 
befondera dieibrt, wie die Defemon und dM Vliftüngeai dba pe» 
weifet und Gegenbeweifet indatGenze hineingezogen ift, cum 
wenigfien nicht fcharf&nnig. Auch follte man nach der TtX» 
fung glauben , dafs bey jedem Zeugenbeweis ein Gesenbeweif 
vorkommen müfle, wns doch der Fall niditilL l>a&Rjee. 6mt 
Doctria , d^ Bewcisthem« kövWM nieht redbtskngig werde»» 
.wenigAens nickt fo gaox unbedingt beitritt, läfst fich aü^ 
dem Vorhergehenden fchon abnehmen. £r will daher aller 
weiteren Bemerkungen über felbige, wl^ llber mehVeiie andeie 
Ton ihm in feinen Aiiiaflgen henatsgekobene Stellen, £cb «u« 
haken, weil ' die* Lefioap aait dem* yfU^ bexgebrac|u worden ill| 
hinltagUcb wenden abnehmen kirnen , dafs das Buch vielen 
Stoff zum KAcndenken enthllt,' und der Vf. überzeugt feyn 
wkd, dtS% Eec^UiTelke mir Atthtieiktoikil^ 6«4mJijiW. 

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ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



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i) BxRti«, b. Hitdgt Df d üearie der Entzäindwiß. 
Em nob)logiCchts¥x^metktrön.i}r^jBans'^dolf/k 

s) EbendliTelbft: ÜUer dH' Natur niid Bekmndthttg 
•' d€s TypTeUs, Ein Verfi*ch in wrAenfehaffficli^ 
erfahrnem Sinjie ran Hafu Jdolpk Goeden. Her- 
ausgegeben und mit einer Vorrede verfeben woti 
DnErnßHont. ign. XXIV n. 558 S. 8- (Beide 
zaratmnen i AtMr« ^Qg^*) * 

Lßtt 'Ewedk de» Vü. jft, A^s Ideal der %€31endM 
Ktmff in febeifidfj^e Thaten zn bilden. Wer ein fot 
cbes Strebeil nickt achtun gÄW^ei^tb -Bi^det^ g^b^t *tt 
den engberzipen Naturen^ denen -der Gei"ft de« L»^ 
bens wie tterfitinft'ni<:ht verwandt ift» Nur dei* ge- 
tröbnliche Eralttiber , drt* , ohne Sinn finr das Gott- 
Kehe^9 blt>fs im Beobachten und Handeln- grau gd- 
%'^OTdett, oder der -fpgcnannte gelehrte Arat, Kami 
ÜM lüefdmrirti dacht« Werk des VA. ftiV Ironie^ fü* 
etnfe fidimgene PerMage der nedeftrai naturphiJö- 
fopbifdien Anflchlfen in ihr€r Anifv^ndung auf ei* 
iien empirifchen, dem Hairdeln unmittelbar jgege- 
benen Gegenftand erklären. Schon -die Einfnh- 
tung deffelben durch Hn. Mom kOmHe auf andere 
Gcdaifiten bringen; Wie wÄrde fi^dh «r. Hörn hnt^ 
feUoffen habM» d»Äelbe zu empfohlfen, wäre bt m<^ 
tof dte Innige von der Richtigkeit 4er In ihm eii^ 
baltenen Idtfen npd iht-em praktifcben Nutzen ühep^ 
zeiigtr Non*. 'IS^ ift dem Vf. hoher £i*nft,iie« 
daitkeln die inneren Vorgänge der Natur deckenden 
Schleyer^ der un» feit Jahrtaufenden neckt^ mt ftar- 
k6r Hand endiibh w^zuiiehen , uns nachztrvveifen; 
trie dib Id^e in der Nattnr zum Leben ' er wacWt-, wW- 
die Kraft , Sn linendHcher Metainorphofe Ibefongen; 
den Gan^ ihrer Eniwickelung befch^cibt^ wie Äa¥ 
Individueile ins Dafeyn geht^ und die Idee, aus '4Mf 
« kam* im Leben ausdrückt, wie es jetzt in eigener 
Form feinen Lebenslauf verfolg, -trie an' dem Ele- 
meut das Uriiverfum in die bahfcbe Kraft einübt, 
fidizur Einheit ih die F'orm verknti|rf end , -wie da« 
Ihiivcrfelie eingeht 4n die oiganifcheForm , T#ie der 
timf der Ooftirhe verflochten iß ih datLlebtn fle» tt^» 
dividütöm« ijeftfcmnlend den Öang der Meta*nOfJ*ofl^* 
*ie diefe'dt'ttt Zuge; der gfirpften Erdeh*iiSfte »Igt,* 
die Leiden bnd Freuden fromm und duldend' mit 
d^ ^luttinr th^fend^ wie' das Leben trngehorf^(m: 
Vritd^iirttf Idet, V^ d^s¥erf5pl5chie iSitihidJ^^uteP^ 
len ztiif MertTchaft 






weytir Jiimfk 



jiti Ij 



onartig wird wi fdoer Ausgelaflfenlieit« und wift 
idennoch ^endlich das Bafifohe in ihm obßegt» da« 
wilde Element bändigt-, den Streit in die Entfchei'» 
düng Avendet, dafs wtederkehre der gemnthliche Frie^ 
de, die lerhaltende R«ihe. — Da» ift das hohe Ziety 
jtach deth der Vf. ringt; das verfachc er hier an eini^ 

Sender *wichtiglten Krankheitsformen, an der Kntzün^ 
nng tind •dlsmTTjyhus; deren Ergrtindung die Är^to 
feit mebrxlenn fiuoolahren unansgefets^, aber erfolg- 
los befchäftigt. Wenn Tchon das Streben fö achtungs** 
werth ift-: auf w^heri rUnk4(ann der Vf. ' nicht An«^ 
fpmch machen, 'wemi ftteh« Früchte feine Bemübmi- 

?*f*h ikrönen, als UMe^i^feSchrtft; dfi^ glorreicbfleEr^ 
cbdtinrigdes lahres i8* * i^nOebiete der Medicin^-dair^' 
reich tJ Es* wird zw^i' *i8ch t an Vngläubiffen föhleti,- 
•die mit unbefchetdencn Zweifeln gegen 'die Richtig-^ 
Tteit der Auflebten des Vfs. hervortreten w-erden; rfj 
lein darüber kann fich der Vf. beruhigen. IHefes^ 
Loos'theili er nait mehreren Erfindern groCsar Wcüir^* 
iieiten« Hat man ^em'berühmteil i&ro^ fogleicfa^ 

fegtatrbt, als' er die'^ofte iind wichtige Entdeekunr 
e^ BhitunHatifs - ' fernen ' ZeStgon^fftm miAthetke f 
Welchen Kampf, i^relchte WWierfpruch hat ßennti* 
xHcht zil 'erdulden gehabt , als ^r die Wdfhkhat der 
Schtttfl^Ockeh laut und nachdrücklich pries? Dar-^ 
über mu(s und kann ein kj'äftigei , von der Idee der 
Wahrheit ergrifitenes O^ömülb Ack benthigen; -u-» 
DÖc)i'£s ift 2elt, dießs' Ausfprüebe aus^ der SckniA 
felbft zu belegen. -^ W^ «dachen lüit der HiMrl^ 
der Entlsündung dM Anfang. *- i i . 

IMe Nof olo^ie ift die Lehre von ^er ^ fick a3t 
Hrankheit Tm<ieifte bewufst gewordenen Natur. Dkl 
WilTenfchaft fafst die Krankheit ak Idee, als W€^' 
fentHche Einheit auf^ in den krankhaften Erfeh^ 
nurigen das Eine, ktriä Ideali (ch^ erkeninend.' ^ ' Die 
Idee 4^ ftrankheit ift ikis das £ln^ uk ^en j • Af^meiK 
terf ^hrer Atanlfeftation isa erfaÜM^. Sie ilt,4^ EitMT 
im Zugleich ihre^' Dfefgeftal|ring. Wir' eriiefUleM 
daran i) ür ff^fen. das Eine iii)d immer ftöh felbft> 
<3!Mche in ihrer vielCeitigen reellen Geftaltung; -^J^ 
ihre Form ^ die O^nbarung und Datftellung des Wa^* 
f^us » in dem Befc^Aderen; «p Ihre reelle Geßaii. -^ 
Die lii - Äini - Bildung und OWichfttBting <ßererf>r^*V 
g^^altn^ Ai^i die^Hi'änkhellt. 'Bei- g^enifehiM^ 
cH^lü^Srilbk iclf^fer Möhren»^* der'4dee ^d^' l^ankM^ 
heit in tlcV Entzündung ift^ Ae ciittoöndlicbev-j^toi''^ 
giftitche ' Natur.. Diele hXng«, ab von der Pdrmv' 
Woriii das Weft^ .eingepflanzt ifl: Die onteüadlK-i 
chfr;N^i# bdteht^tn der. Wfldheits In -dcttl onmäfii- • 
g€ü jBgäismiä desHmtfiMen 'Elements ^^ übd i» der ^ 
yeH&&«iiUät)indS'e&^f<^'dd'Stoffr; Datf'initaM^? 



«7 



)£KAli»GH£ 



6. LiTEÄATÜR. ZEITUNG. 



«8 



Idoe iif 5i^eT zyviytet B3tenz, flic fier:Antith(»Hs/ 
Es betHngt die Pöütion des Antitlietifchen in dem 
Selbfrifchen und Synthelifchen. Wenil die entzünd- 
liche Natur als Entziindnng attsgebildet und Kra«k- 
heit wird : fo wird zugleich der Egoismus des Ele- 
ments reell , die abfolute Form unterwirft ßch die 
nachbildliclie iu den Organen^. Bah/^r vxah dasB^uad». 
das die Potenzen der Idee im Real- Lebendigen, adä- 
quat Aer.PoütioigL der bef<)nderen Potenz^ zur Ein- 
heit verknüpft, gelöfet werden. Das Wefen der 
Entzündung erhält von der Idee der Ki^t feine nä- 
here Bedeutung. , Wir kennen 3 Weifen der Mödifi- 
catiionen, denen die Kraft im Lebendigen unterwor-, 
fen ilL litt phlogiftifchen Ausdrucke iind diefee i) 
Sjnocha. Hier ift das Unmafs ausgedrückt nach Seite 
der bafifchen Potenz , der felblUfchen Reaction. fi) 
Typhus* Das Verhältnifs ift das Umgekehrte.^ Per 
Egoismus des Elements ift herrfchend in dem univer- 
fellen Factor der Idee. .3) Maligna. Diefe ift die 
idiopathifche» Hier beginnt ft^ zwar immer mit 
dem typhdfen Charakter, aber gleich mit folcher 
KacUt» oder auf folche Gebilde vorzugsweife 0€;]:ich- 
tet, welche dem egoiftifchen Zuge nicht kräftig und 
dauernd widerftehen; Dadurch wird di^ Antithefts 
herrfchend. — A«s den Gebilden iliefsen die Spe- 
cies der Entzündung. 1 Species« Inßammatio uni» 
Verfalls i J^u eUmentaris. Diefe find die ReÜexe de« 
einigen Wefena in der Vielf eitigkeit der Sp«cies. Es 
fipd ihrer auch 3 Arten.: Syaocha» Typhus und Ma* 
KgiXd. AI« urfprüngliche Arten finden» fie auqh im 
Realen ihre correlativcn Orgama. HDie. Lunge ent- 
fpricht der Synocha, das Gehirn dem Typhus, das 
Herz Atx Maligna, fi Species. Injlammatio fphae* 
rica. Diefe ift an die urfpriinglichei\ und indivi^ 
duelleo Gebilde geknüpft, m fo^n diefe die UrbiK 
4ear find-imei? reellen nnd befonderen Geßaltupg. ^ Et 
mkht.ft viele Ar t^n dery)uir#rrica aU Grujod^ebilde 
im Organismus. ^ Species. Ta^if4^ Hier hat Ach 
4$ß wilde eAtsmndlicfae Leben im Organ erzeugt und 
gebildet, der Reiz geht aus dem Befonderen aus; 
aber er ift nicht zu dem Organ abgeleitet. Hiediurch 
ift fte- unterfchteden von der univerfafis topUa^'^ 
. iDi^^ find die Hauptidecnt^e» V&., übe^ eine 
X^nnlilieitsform , deren Erkfui^J^s die 'Ax%Xa feit 
4eili Hit»p<^krales onaufhö^icVi b«fchäftigtr hat. Es . 
fiiog Il0<». n^t>diefen Ideen ^ 7«yie ps den ni^ften Men- 
S^ben mit gro&en Wahrheiten zu gehen pflegt. Nach- 

Jcm fie gefunden find, wundert fich Jeder, dafs er 
e nicht längft gefunden hat, fo einfach fcheinen 
fie^ niid fo leicht ihre Ergründung. SmpUx yeri , 
ßgOkml Wer findet dieCm Au^fpnick »icl^t vo\^\ 
lu>mmreil beftttigt ap der Theoj|e der Entzündung, 
nsiferet Vf«;f KUfaK^h« ,klar nnd fai&lich liegl fie^ 
Tor mit; fie entrückt der platten Ge>yöhnlichkeitt t 
nnd man fühlt fich in eine andere Welt verfetzt. 
Daf» f re^lidi die m^en Ärzte , welche Hec. gefpro- 
chen hut, diefe, Abh^dlui^j; für einra Wuft w^er- 

ftündlich^ Wojrtie pim^^n, iß le^f^ W» P^J^^^f^l*' . 
geAder B^Wieii , *n£ ^elql^er niedrigen S^uife d^<M. j 

' - " ^"'' - fnfche 5ma DOiouiMt bat. 



* Der moeyU^ TUeircdieTer Schrift , über die IRamr 
uifd Behandlung des TypMs, zcrfälh in s Bacher. 
L Allgemeine wijjfeufchajtliche Anficht des Typhus» 
Da» Fieber ift eine Exaltation ^r Metamorphofe, 
eine Excentricität der Synthefis über fich felbft, oder 
da^ Fieber ift bezeichnet als eine Tendenz des Indi« 
Jtidunmft. .an feinem Maximum. Es giebt 3 Grund- 
formen, 3 Weifen der Gattung: Synocha, Typhus, 
febris maligna^ Sie «ntfpreche|i der Sthenie, der 
Afthenie und der Hyperafthenie. Der Typhus ift ein 
aithenifches^ Fieber, gefetzt und zur rynihetifchen» 
eigenthümlichen Form gebildet ,. innerhal4i uxid ge- 
mäfs der Potenz des allgtfneinen irritablen £l<fimenu 
der oigaBifchen, MetiamortJthoJTe. pie allgexnfsie Jn- 
^icatipn» welche unmittelbar dem Fieber als Art ent- 
fpticht, ifi d.i^ Beruhigung^ Stillung \md Dämpfung 
de^ ausgelaifeneil Lebens. , Im Typhus-, ^vo die Aus- 
^aifenheit vom irritablen Element ausgeht , ift die 
diluirte iSalzfäure das , fpecifif^ beruhigende. Die 
Methode gegen den Typhus rückfichtlich fein« 



Wf^feni ift dfe ß^ntifMogUlifchrhcmmgm'ßürkende. 

Wefener beym Typ 
Hilf Afthenie der Metamorphofe. Hier iit daher die 



Die innere Einlieit det 



beym Typhus berulit 



tex da» Lebeo und "der 






Stärkung die entfprechen de Methode, welche jedoch 
immer eine fpecififche feyn mufs. ^^ II. Speeieüe 
kjlinij che ^Anficht des Typhus, '^ Bildnngsgefchichtc, 
Verlauf. -~ Zeichen und verfchiedene Zufälle des 
typhös ant^elalTenen Lebem* '-^' Vier Stadien: 1) 
Cas ph)|c^tftifcb - irritable.. . Hier ift ein afthenifcb- 
entoündlicber Znftand im irritablen Syftem. a) Das 
phlogifti£c)i'fenfihle, ner\*öfe. Auf diefer Stufe tra* 

f;en alle Phänomene den entzündlich - phlogifiifch- 
enfiblen Charakter. 3) Sudium der Entfcheidung. 
4} Stadium derB^econvidafcenz. . Ruh^ und Zufrieden- 
heit des Lebens mit fich felbft kehrt zurück. — Me- 
tamorphofe des Typhus in die Maligna. Die reine 
Afthenie wdrdaurUyper-AiUionie. — Compliaitio- 
n^ des Typhus. — Prognofis* ^- Methode. Za- 
erft verfchiedene Regeln der Kunft in Beziehung auf 
den Typhus, pie Methode zerfällt in die iudirecte 
und £e directe. Durch die erftere wird dem £k- 
xneate,;u»f indirecte Weife die {Nahrung ^um Streite 
befchnitten. Hieher gehört die anfiphlog^ifch^eva- 
cuirende Methode. J^ie direcite Methode wird ausge- 
übt durch die dem gegebenctn Falle adäquat Com^in^i* 
tion der drey urfprünglichen'Indication^n. Sie ift die 
antjphlogiftifch - fpecififch - ftärkende. Die Kunft bat 
hier auf antiphl^iftifche Weife die erfchöpfte Sclbfi- 
kraft des Elemente fpecififch zu ftärken und feine 
i^isgelaffene Exaltation zu befchränken. Bas anti?| 
phlo|^fcb - I^kepde Specificum für das, er|^ ^ta*. 
4imn ift ßMM Acidyn^ muriatic. qmygemfatum^ für 
däf < zirey te dev Mofc^^« ,Au Mehanßlung des erftem 
irriUfbel • eattzuitdlich^n Stadiums. Die Indication 
ift hier: die febrilifche Ansgelailenheit zu befchrän- 
1^» die unterdrückte Selbftkraft zu wecken vom 
irritablm Element^ ans , innjcrhalb der ^ot^ns. des 
irritcblen Sy^ems , den ßtr^t in Friedeu^auaztiglei- 
cjieu» der Entfcheidftng f^gegei) 3^u führen gjcmäfs 
^l ^5ä^9? Kße}\e^ I^^ipz, Mit Rückfipht 9fä das 
Syftem iS Am der^Str^U m leiief). wd j^u ausge- 



80 



Jt F & ^I L s 8 £ S> 



laffene Elem^ht zu bewegen , dem heilenden Ztige 
zn folgen , üch der Idee wieder zn fügen. Das hefte 
und ficherfte Specificum in diefem Stadio ift die de- 
{»blogiftifirte Salzßlu^e. B. Behandlung des ztveyten 
nen^öfeA Stadiums. Die Ihdication ift hier: die Af- 
fection, das vom irritablen Elemente ausgehende 
nngeftmne lieben von^ dem fcnfiblen S^rfteme ab 
und zu dem irritablen zurück zu wenden , damit 
diätes , welches durch die Pflege der Kunft in fich 
fchon befonnen geworden, in feiner Selbftheit er- 
mächtige und den Streit entfcheide. Die Methode 
für diefes Stadium ift die aniiphlogißijck^fmlib^ 
ftärkende^ und die(\e Aufgabe erfüllt der Moixhoi« 
C. Behandlung des Stadiums der 4)rißs* ^r . D. Be^ 
Handlung der Maligna, Die Maligna typhofa geht 
von dem irritablen Element in den SyftemeJl aus, 
durch den ausgeladenen wilden Streit der irritablen 
Action gegen das Element in feiner baftfchen Redu- 
ction in den Sjrftcmen ift feine Selbfiiieit effchöpft» 
die Syfteme fügen fich nachgebend dem äusgelaire* 
nen irritablen Zuge, und bringen diefem Streben, 
dem wilden Reize derDimenfton nach ihre Selbftheit 
tum Opfer. Das reelle Seyn, das Individuelle, in 
feiner involvirenden balifchen Kraft, unterliegt dem 
ausgelaffenen , der Dimenfioii nach herrfchenden he- 
terogenen Streben zur universellen Evolution im 
Elemente. Die Indication ift hier Belebung und Er- 
resnng durch medicamenia exeitando - roborantia. 
Wie der Kampher und der Baljam» indic. jeder in 
feiner foTm fpeciell belebend wirken : fo die Amiea 
umd Serpentaria fpeciell rejlaurirend* — Bdkand^ 
lung der Reeonvaiejcent» -— Schematlfche Anficht 
der Methode* — jUlgemeine fchematifche Anjicht 
des Syjlems der Fieber. Den BeCchlufs machen treff- 
liche Receptformeln.— Rec. findet das alles fo klar, 
Ib dtirchficbtie, fo neu und dabej fo praktifch 
brauchbar , daU er kein Wort mehr zur Empfehlung 
diefes Werks hinzufügt. Er denkt: Smpienti fatl 

J. M. PF. 

BiESLAVf b. Barth: De inflammationis fcarlati- 
nofae nmtura et indale commentarium edidit 
Joannes fVendt. \^i2. IV u. s6S. 4. 

Diefe fcharffinnigen und mit Sachkenntnifs ge^ 
fcbriebenen Bemerkungen über eine der wichtigften 
Krankfaeittformen verdanken wir hauptfächlich der 
Krrcheinnng der bekannten reichfchen Schrift: Neue 
^ffcklüjffe über die Natur und Heilung des Schar- 
leehfiebers (Berlin ißio. g), w^elche der Vf. ^iner 
genftuen Prüfung iinterworfen» und mit feiner eige- 
nen reichhaltigen Erfahrung verglichen hat. Wel- 
chem denkenden und für das Wohl der Menfchheit 
^b interef&renden Arzt mufs nicht jeder Verfuch will* 
lK>mmen fejm , der uns über eine der dunkelften Re- 
fHHien des ärztlichen WilTens einiges Licht, und. 
leftere Gruadfätze zur Behandlung einer Krankheit 
▼erfpricht , die faft täglich dem unerbittlichen Tode 
rine^AJenge Opfer zuf endet ? — Rec. hat diefe wohl- 
gerathene Abhandlung mit Vergnügen gelefen , und 
Wenn er gleich im Ganzen nicht des Vfs. Meinung 
^« ftf ifrtoiieht u £c 4och in recht vieler Axioo 



3ß 

Hände, da fie eine Iffen^e ti;effeDder Bem^rkuui 

f;en enthält, wodurch über einzelne Parthieen die- 
es KrankheiUzuftandes bedeutendes Licht verbrei^ 
tet wird. — 

Der Vf. tadelt zuvdrderft , dafs man die Schf r- 
lachkrankheit zur Claffe der Exantheme zähle, da 
vielmehr alleSjmptome derfelben bewiefen, dafs ße 
zu den Entzündungen gehöre, und zwar fey di^ ei«- 
^entliehe Haut der Sitz derfelben. Wir ftiinmen 
ihm darin bey« dafs die Scharlachkrankheit mehr der 
Entzündung als dem Exanthem angehöre, da faft 
alle Symptome ihren entzündlichen Charakter oflFen- 
baren , und die kleinen fich iiuweilen einfindenden 
Ausfchläge nicht zu den pathognomonifchen* Zufäl- 
len des Scharlachs gehören , fondem auch bey ande- 
ren Entzündungen häufig bemerkt werden. Nur 
glauben wir, dafs nicht fowohl die Haut, als viel- 
mehr das zwif eben der Haut und dem malpigbifchen 
Schleim liegende Oefäfsnetz von Capillar^efäfsen der 
Sitz derfelben fey. Der Vf. nimmt nur Eine Gattung 
des Scharlachs an; er ift immer hyperfthenifcher Na- 
tur , weil es nur Eine Entzündung giebt , jede Ent- 
zündung eine hyperfthenifche ift; mithin ;kann es 
auch nur eine Gattung des Scharlachs geben. — Dafs 
fich in dem Scharlach ein Miasma entwickle, und die 
Krankheit dadurch anfteckend wirke, läfst fich nicht 
leugnen , ift aber wohl vereinbar mit de» Vfs. Theo- 
rie ; denn die Haut gehört zu dem reproductiven Sy- 
fteme, welches die Werkftatt der Miasmen ift. Es 
kann fich daher in dieter Krankheit eben fo gut ein 
Miasma entwickeln, wie in jeder anderen bedeu- 
tenden Krankheit des lymphatifchen Syftems, an 
welchem das Hautorgaa fo reich ift. Die Krankhei- 
ten mit Petechien, gangränöfen Flecken und an- 
deren bösartige Fieber charakterifirenden Zufällen 
find , nach des Vfs. Meinung , fälfchlich für Schar- 
lachkrankheiten erklärt wt)rden. Alle, bisher be- 
fchriebenen bösartigen Scharlachfieber waren typhöfe^ 
Krankheiten mit tinnlicber Entftellung der Haut, 
und haben nicht Eifi Symptom , vermöge deffen fi^' 
zur Scharlachkrankheit erhoben werden konnten. -» 
Wer die oben berührte VorfteUung des Vfs. vom- 
Scharlachfieber erwägt, der fieht leicht ein, dafs.d^r-' 
Celbe, wenn er confequent . bleiben wollte, diefe 
auffallende Bemerkung ausfprechen mufste. Aber er 
hätte diefe Klippe leicht umgehen können, wenn er' 
nicht blofs Eine Gattung der Entzündung angenom*| 
men, fondern auch die Exiftenz afthenifcher Ent-' 
Zündungen geftattet hätte. Übrigens verdient dasje- 
nige, wohl beherzigt zu .werden, was der Vf. über 
Brown und d^en Werth feiner Elemente fagt. ^ Es ift* 
ein wahres Wort, gefprochen zur rechten Zeit, wo 
man zu Extremen und zur fchnöden Verkennung der 
Verdienfte unferer Vorgänger fo fehr geneigt ift. — 
So parodox zuweilen der Vf. in fejnen theoreti- 
fchen Behauptungen erfcheint: fo rationell bewährt 
er fich. alt Praktiker, und wir wünfchen fchon aus 
diefem Grunde der Schrift recht viele Lefer. Möge; 
es dem Vf. gefallen , uns recht bald mit feinen Ipe- 
ciellen Beobachtungen über den Erfolg, feiner Be- 
h^ndlun^; diel et lür^nkheitaiaußandes zubefchei^ken! 



Jt 



r. A« Lr & Ar P .R I (« ^v 8 » S 



?? 



ftcc, nntcrfclir^fbt Akr VerMiren dcffelbfen aU dlil 
sweckmäbisße am vollkomtnencr Überzeuguag. 
® P. P. V. 

BiktAif^if , b. Junge: Arztfjformeln oder zufam^ 
mengefetzte Arzneyen , welche im. klluifchen hi-r 
jflitHie zu Erlangen üblich Jind. Entworfeh voiv 
Th. Triedr. fVendt . Stifter diefer Anfialt, Auf 
Tielfäkiges Verlangen deutfch berauftgegeben, 
mit Zufätzen. 1811. 55 S. gr. 8- (8gr-) 
So gern der Vf. mit jedem guten Arzte- die einfa-? 
eben Arzneyen unter übrigen» gleichen^ Umßänden 
vorzieht : fo giebt er doch auch eben fa gern aiv 
daf» in ge-vHffen Fällen minclie zuCammengefetate 
Mittel liräftiger und beftimmter wirken. Er läfot 
defibalb in dem ihm untergebenen klin. Inftitute öf* 
tera dergleichen Compofita verordnen , uäid ftellt in 
vorliegenden Blättern die vorzüglichßen derfelben 
auf, um nicht durch beftändige» Wiederholen beym 
Verfchreiben die für fo viele zufirömende Kranke z^ 
eng begrenzte Zeit zu verlieren. — Die noch im-- 
mer nicht genug berückfichtigten Grunde gegen da« 
Anfftellen folcher zufammengefetzterVorrchriften im 
Allgemeinen treffen die des Vf». weniger, weil e* 
ijim ein Leichtes ift, die Nächtheile , die daraus ent- 
liehen könnten, zu verhüten und zu verbeO'ern. Ein 
Arzt und Lehrer, fo erfahren und gcfdhickt, als 
Hr. 0\ f wird nicht , we Von Vielen gefchieht; dat 
felbc Compofuum in allen ähnlichen Fällen für lieh 
lind auf diefelbe Art anwenden, fondern nach den- 
vertchiedenen Umftänden modificiren laffen ; er wird 
nicht (wogegen freylich der Balß roborans No. r 
verftöfst ) durch zu vielfache Compofitionen fich die 
Möglichkeit der nöthigen AbwcchCclung unter ähn- 
lichen Mitteln benehmen , und nicht zugeben , dafo. 
feine Schüler die hier empfohlenen Formeln anwen* 
den , ohne fich jedesmal die einzelnen Beftandtheile 
derfelben zu vergegenivärtigen. Rec fah nur zu 
oft , dafs übrigens gute Ärzte häufig von ähnlichen: 
Formeln Gebrauch machten , und zuletzt ganz ver- 
gafsen , die neben dem Hauptmittel darin enthalte» 
Sen Ingredienticn mit in Anfchlag zu bringen. 

S. ö giebt eine kurze und alleemeine, aber gerade: 
defshalb fehr lobenswerthe Überßcht derDofen nach 
dem verfchiedenen Alter. Denn das ängftliche ße^ 
lUmmen der Dofen nach faft einzelnen Lebensjahren, 
^ie man es in den gewöhnlichen Arznejrmittelleb- 
ren und Receptircompendien findet , taugt durchauf 
nicht. Nur hätte eine Note dazu fagen follent wie 
einige Arzneyen (Mofchus, Merc. äuU.) in nnver- 
bältnifsmäfsig gröfseren , andere (Opium und andere 
Narcotica) nur in unverhältnifsmäfsig kleineren Do« 
(en von Rindern vertragen werden» 

Die einzelnen Vorfcbriften find , wie fich von 
einem fo trefflichen Arzte erwarten liefs, faft alle fehr 
cmpfehlenswerth. Statt des etwas überladenen Balf. 
robor. S. 4— 6 würde Rec lieber das S. 7 nutge- 
tbeiltc fogenannte Surrogat, aber nach verfcbiede- 



nen* neben einas4<V beftehenden Abäaderangeu ( Va* 
riationen) anwenden« Auch Rec. fah, wie Hr. Z^., 
einigemal fehr naebtheilige f!olgen vom inneren Ge- 
braiftch.fatcher aromattfch«r CqnipofitiQnen:» befpn- 
dets des (auch iu kleinen Dpfen gegebenen) The« 
riaks, entßeben. DtL^-Decod^t^a^tkelminthJcum \y.iir^ 
de ficher an Wirkfamkeit gewinnen» wenni es, das 
Wurmmoos in Subfbtnz enthielte. Doch hat es, auch 
fcbon in der hier gegebenen Form Hn. ff^» in meh- 
rerea Fällen überaus grofse Dienfte geleifiet« — Das 
&ummi, (oder vielmehr dieGummirefine, Cerafium\ 
von Kirf ch - ^ Pfianmen - , Ay^ iH^f^^i ', u^d^fir fcheui 
Bäumen löd fich hekanntlict^ ni^hjb gfm^ ipc^\ Wal][er^ 
und ift defshalb %mx, b^d^tgungsweife (ku,\t im 0^ 
Jtrab. f. Senegal zu empfehlen, -r*- Im Decoct, Ucnau 
JslanJL eompof. No. 4» 6 wird manchen Kranken die 
etwas. grofse Dofia des Holet* Jiuw^oL Durqh^U v.er- 
urfach^. Vor den Summii^miUefoUi verdient ia 
diefem Falle da^ weniger ^erj^iizencVe jirauf: ^her 
den Vorzug* — * Q» JJniment^ iH^lat^ ^ fn^crgor. ift 
befonderer Au&nerk&mkeit wertlu -»* ijOn PiUuii 
andfebn; daes SoCsholzpulver v^rbelTert freylich dem 
Übeln Gefchmack des Sali^iaks >veiüg, d^r Zucker 
gar nicht, und ätherifche Ole Terfchlimmern ihn fo- 
gar. Auch ift das . ätherifche Chamillenöl in diefer 
Formel zu flüchtig und zu theuer., Rep. bracht den 
Salmiak fehr häufig, und wüipd^ iiß(e$ PufiUf (^iti^ 
Jebr. etwa auf fp)g«^iKle Aprt §i^k^^ Rec iS^^^ amp^n. 
^ ( us^iie 5i/3.) Sulph^ nur. cm* ^ß^ Flaf^uhr. Ch^ 
momillt pulii.^ Sacei .liquir,^7^ix\ß. Aßd. calami 
arom. 3ij. A^»/l p» etc, Ks fcfoxneck,t und wirkt fo beC- 
fer. -*-* 13. Pulvis contra Jirumas i das Decoct da- 
von ift zu unwirkfaiii und zu theuer. .Rec verbef- 
fert den Übeln Gefchmack« und verip^r^ dis Wirk* 
Camkeit deflelben durch Settien o^er J£,laAoffr^ ßoenic^ 
und etwas Sulpk. aun ahtinu ■ Ke Jlrank^n mülTen 
dann das Pulvei meff^pitzenweife im Af^^de zer- 
gehen laflen, -4r.. i6^i Speeies .d^cofiti ßf^ij^ß^^npdiei^ 
pro elyjieribus ( $pec, pro clyjt. antifvasni. ) enthal- 
ten für fenfible Subjecte zu viel hyojcyamus. — i^ 
Tinct. antarthritiea f, formicar» Fkarntacop* HmcL 
Der Vf. er\vartet alles blof# vovn der AmeiCenGiure. 
Aber follte nicht auch das Ammonium dev Amcifen 
und das Acre und Harz drriBryoma^ ^welche oft 
fchon für fich Go wirkfam ift gegen c^pnifcbe Gicht^ 
fehr viel Antheil haben an deii guioü Wirkui^j^ des 
rinckfchen Mittels, und* ift- es ntoht eii\e nu be* 
fchränkte chemif«he Anfichiv die hcilftimeu Wirkun- 
gen Sines Mitteis blofs £.inam Reftandiheile deftelbi^n 
beyzukgen? •<-- 09, Mixt^ toborami «in W99hl(ei^: 
leres und kräftigeres Excipiens« ialf d^r Wein 9 u^ 
ein palTenderea , als Acf^ chamonu jamß « würde ein 
Gemene von Brtntwein und W^iflec abgehen*» iilfigen 
der verfchiedenen Weite der Kolben Collte daa GewKht 
des £xcipiens abgegeben feyn. — ^ Diefe eiwa« aua- 
fuhrliche Anzeige verdiente ein Bucb».daa geeignet 
ift, recht viel Nutzen zu fehaftüun. 



' 1 



-^a. 



««V 



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Druchfehler. ta No, 6ft« S. 49S« Z: ft Ton ebenftm «&fr L mifö. Z. it ^^on ektn iftd«*' WOrtcfcamaa M^tzAniclMn. 



33 



J-. .©:• -N-.A t ^ C Ui E 



.54 



ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



Wki 






• ♦ 



APKI.I- *ats. 



. t 



ÖöTTtNOEir» b.Vatrfienhock u.Rnprccfht: Der Ad" 
*' -vöeatenßänd ^ viit h^föndertr Jiückßcht auf das 
^pigreieh PVeflphalcn^ ixnd alle diejenigen JLäji" 
* der^ loeUhe Frankreichs^ Oeriehtsvcrfaffung an-' 
nahmen. Von Julius Wangenwann^ genannt von 
fVa;ngenßein 9 Staatsraths-Advocaten und Cii- 
minalgerichts-Afieiror. iß^i* XVIiuis5oS. £• 

Auf^erStuCe von Bildung, :auf der^etzo unfer bür- 
gerliches Wefeii und unfere bürgerlichen Verhält nilTe 
flehen, xft gewift das Advocateninftitut unentbehr- 
lich^ und es erfcbeini demnach feine e^weckmäfsise 
Organifatian als höchft wichtig für die Menfchheit 
und die l^ürgerliche Gfefellfcbaft, Diefs vorausge- 
Jetzl^. verdient obiges Werk allerdings Auf merk fam* 
KlrfL ' Sein Zweck ift, eine getreue Darftcllung des 

ren Standes äeir Advocaten zu g/eben , wie er aus 
verCbhiedeneil VerfalTungen und Verwaltungen 
berv^gelit, feine Beftimmu'ng^ feine Pflichten , fri- 
nen Zufiand„'fein^ GiG;)bi:echen imd Heilmittel zu er- 
.^cbbeny reia itufoufaiTe^ und dai-zuftelleu; — «lud 
Mcnn aiich di« Arbeit des Vfs. nicht alle Foderungen 
crfüOt: Co ^igt d<M^ da« Oanze^ dafs derfelb^ über 
fein Tuetnii gedarbt habet^uml es fehlt jfiichi an tref- 
fend^ Bei^erkungen , dieBeberzigung verdienen.— 
Die hier gc^eben^ünterfuchungen zerfallen in zwey 
Theile: Y) von dem Adj)Ocaten/la}ide im Allgemeiueii^ 
und II) von dem Stande der Advocaten im Königrei- 
die fVeßphaleu. Dort fpriclu der Vf. in 4 Capiteln 
von der Nothw^ndiekeit der Advocaten, ihrer Be- 
ffimiHung, den Bedingungen ihrer Ge£ch2ifu Verrich- 
tung, der hohen Wichtigkeit des ganzen Standes« 
dem bisherigen 2uftande delletben, den Gründen, 
AH^arum der Adv^atenfiand in den einzelnen Lau« 
dem nicht ganz fo befchaffen i(l« wie er feyn follte, 
und vonder VerbelTerung defTelben. Hier aber ^iebt 
er eine Darftellunjg des Zuftandes der Advocaten iai 
den zii dem Königreiche vereinigten Ländern vor 
ihrei: Teif^inigung, dann deffen« was in Weftphalen 
für delx Advocatjenftand bereits gefchehen ift,. und 
von' dei^ Hoffnungen und AttsHditen , zu welchen 
er berechtigt. 

tni Expofition der Pflichten eines Advocaten 
eiii|ifiehlt (ich durch Richtigkeit der Gtundfäue, 
VouIUndigkeit und. Deutlichkeit. Befonders beheir- 
zigpnswerth iFür jeden Advocaten, der feinen Pflich- 
^er> gehügeh i^ll » ill die hier mitgetheilte ausführ- 
liche und uipfaffende Inßruction für die Behandlung 

h Af JU Z.^ 18^3* Zw^yter Band. 



ihrer Gefchäfte (S. 34 fg.) nach der Vcrfchied^nheit 
der zu behandelnden Gegenftände, Criminal-, Civil- 
und Polizejr - Sachen. £s verdient allen Beifall, dafs 
der Vf. ihieboy die Regeln der Beredfamkeit, felbU 
bey fchrifdichen Vertilgen, mehr geachtet wÜTea 
will, als es meift gefchieht, und dafs er hej feiner 
Infiruction auf diefe Regeln (nach Ernejli initia 
doctrinae foliäiaris ^ 77» und Zachariä Anleitung 
«uk* eerichtl. Beredfamkeit^ Heidelb. ißio. g) vor- 
züglich Rückficht nimmt. Die Regel- und oft Plan- 
lofigkeit, deren fich fo viele Advocaten bey ihren 
Vorträgen fchuldig maclien , ift oft der Hauptgrund, 
warum die ErkenntnilTe nicht immer fo ausfallen, 
wie fie es wünfchen, und w^ie es die Natur der Sa- 
che an fich erheifchen möchte. Und wenn auch die 
Behauptung des Vfs. (S. 14) ganz unleugbar richtig 
ift: derAdvocat dürfe bey feinen Vorträgen nicht da« 
Intcrelle der Parteilichkeit, fondern blofs das Inter- 
eile der Aufmerkfamkeit zu erregen fuchen^ und 
(S. 17): fein Vortrag begründe überhaupt nur Wahr- 
heit und Unpärteylichkeit, und diefen fey ftets das 
Interelle untergeordnet — ^ fo ift es doch gewifs eben 
fo wahr, •daf«X)rdnung und Regelmftfsigkeit des Vor- 
trags unerläfsliche Bedingungen der Zweckmäbig- 
keit der fachwalterifchen DarAellnng find , dab von 
ihnen luiendlich Viel bey der Entfcneidung der Sa- 
che abhftngt, und dafs felbll die ^erechtefte Sache 
verloren gehen kann, wenn in diefem Puncte der 
Advocat feine Pflichten nicht erfiällt, und den Rich- 
ter durch unrichtige und unzweckmMfsige Darftd- 
lung der Gefahr ausfeut« einen unrichtigen Gefichts- 
punct aufzufalFen , und diefem bey feiner £ntfchei- 
düng zu folgen. 

Die Gründe , warum befonders in Deutfehland 
der Advocatenftand das nicht leiftet« was er leiftcn 
follte« und warum ihm insbefondere hier nicht die 
Achtung zuTheil geworden ift, welche er in Frank- 
reich und England geniefst, fetzt der Vt theils darein, 
dafs unfer procelTualiCches Verfahren fchriftlich ift, 
und die Entwickelung und allgemeine Bekanntwer- 
dung der Talente feiner Natur nach weniger begün- 
ßigt und fördert, als die mündliche Verhandlunj|t- 
weife der gerichtlichen Angelegenheiten, theils la 
dieNachiäfUgkeit, mit welcher die Regierungen die- 
fen Sund zu behandeln, und in den Druck, unter 
welchem fie ihn zu halten pflegten , theili endlich 
und vorzüglich in den Mangel an jener ^enolTen- 
fcVf tlichen Verbindung , in welcher er in Frank- 
reich und England, und —wiewohl mehr derThep- 
rie nach , als in der Wirklichkeit — in Preuffen er- 
fchcint, und in den dadurch veranlafsten Mangel an 

Ö7 



$$ 



JSNAISCHE ALU}. tlTEAATIira- ZEITUNG. 



S6 



Gemeingeifte. Die Mittel , den Advoeateaftan^ «w 
beben, aber wären^n^cb *em Vf. (Si 13t), allgemeine 
Achtung und Aufmerkfamkeit der Regierung für die- 
fen Stand : 1) durch ftcenge Auswahl und Prüfung der 
den Zutritt fuchenden Candidaten ; fi) Beftimmung 
Ton Taxen für die Arbeiten der Anwilde nach libe- 
ralen Maxinaen; 3) Auflegung der Verbindlichkeit^ 
eine baare Geldcaution für die S^trafgelder und £nt- 
(chädigungsfoderungen ^u leiftei^ r 4) Errichtung van 
Advocatenkammern 9 und 5) Errichtung von Witt* 
-wencaffeu für die Anwälde eines Landes oder einer 
Provinz durch Beyträge aller Advocaten, fie mögen 
verheirathet feyn oder nicht — ^ und wir find dem 
Vf. das Zeugnifs fchuldig, dafs er diefe Vo^-fchläge 
ziemlich befriedigend gerechtfertigt hat. H^ilentliäir 
werden fie 9 wenn mau fie irgendwo befolgt , auch 
w^irklich mehr leiften, als die gemeine Meinung, 
zur Hebung des Advocatenftandes fey eines der be-, 
ften Mittel» diefen Stand als eine Vorbereitungsfchule 
für Staatsbeamte, insbefondere für Candidaten zu 
nichteramtsßellen , zu benutzen. Diefe Meinung 
erniedrigt nicht nur wirklich den Adrocatenftand^ 
ftatt ihn zu heben , fondern der Advocaten ftand ift 
nächßdem auch allerdings eine febr unzweckmäfsige 
Vorbereitung für den künftigen Richter. Statt d^Cs 
der Advocatenßand feine Glieder zu Richtern bilden 
foll, verbildet er fie dazu» wie der Vf. S. lai f. fehr 
gut zeigt. Da» Treiben des Advo£atea führt ihn 
überall zu einfeitigen Anfichten, und zu einer Partey- 
lichkeit, ßatt dafs man vom Richter Allfeitigkeit 
und Unparteylichk^it fodert. 

Was den Advocatenßand und delTenLage iniKd- 
ni^gr^iche Wefiphalen bctiiß't: fo fcheint uns das Ge* 
mäkle, w^elches der Vf.. davon im zwcyten Theilc 

Siebt, etwas zu fchmeichclhaft zu feyn. Mag auch 
ie Ößentlichkeit des gerichtlichen Verfahrens und 
deffen ganzer Gan^ nach der neuen Procefsordnung» 
fo wie die gefetzhchc^Beßimmung der Bedingungen» 
unter welchen Jemand Auwald und Sachwalter wer- 
den kann, allerdings zur Emporhebung diefes Stan- 
des nicht ohne Nutzen feyn : fo fchnell , wie der Vf. 
meint, wird dadurch doch nicht die verbeflerte La- 
ge des Standes bewirkt werden , welche er fich da- 
von verfpricht; und mancher jetzige, auch fonft 
ganz eute Advocat , befondert wenn er fchön in die 
Jahre iß, wird nicht ganz in den lobpreifendcn Tqn 
einfiimmeii können, in welchem der Vf» von der 
jetzigen Ordnung der Dinge fpricht. Der Übergang 
in die neue Ordnung der Dinge iß wirklich nicht lo 
leicht f wie der Vf. ihn darzußellen fucht. Die 
ganze Bildungsweife unferer deutfchen Anwälde ift 
auf fchriftliche Behandlung der Rechuaiigelegenhei- 
ten berechnet, und von der fchriftlichen zur münd- 
lichen überzugehen, ift fo leicht nicht, wie man 
Tielleicht glauben mag. Erft die künftige Genera« 
tion wird wahtfcheinlich fich dahin erheben , wo- 
hin der Vf. fchon die jetzige erhoben wiflen will* 
Indeft zweifeln w^ir keineswegs, dafs diefe Erhebung 
durch Ausführung der vom Vf. vorgefchlagenen In* 
^titutionen , Cautionsbejlellung^ fVittwencüJf^ und 



^dvocatenkäTfnnem ,^ fehr gefördert werden kann. 
Do4h halten w^r düe varg^fehlaj^nenCaUtioitsfum- 
men von 1000 — 4o^ö''^''- ^^ niedrig, um demClien- 
tea die Sicherheit voUßändig zu ge^v^hren , w^elche 
dadurch gewährt w^erdcn foll. Auch dürfte durch 
die Niedrigkeit diefer Summen der Zutritt zu dem 
Advocatenftaiide mehr erleichtert feyn, als er er- 
leichtert feyn Tollte. Das beße MitteT, den Advoca- 
tenßand zu heben, ift gewifs das, dafs ipm^ ernft- 
lich darauf fieht, dafs nur wohlhabende Leute dazu 
^ugelaHen w^ti^rdeif. rDer Woixlßand ift nach unF^ren 
jetzigen Verhältniffen fchon an fich eine f^hr wich- 
. tige Bedingung der Bildung und der Achtung^ und 
.dem Advocaten iß er nm fo nöth wendiger ,^jda er 
ihm die Unabhängigkeit, Freymüthigkeit undRecht- 
lichkeit fiebert, welcher die Dürftigkeit ui^d Ar- 
muth fo oft .Gefahr drohen. — Der vom Vf. entwor- 
fene Plan für die Orjganifation der zu errichtenden 
Advocatenkammem (S. 1103 f.) hat übrigens unferen 
ganzen Beyfall. Doch müßeii wir die Lefor, \rcl- 
cbe ihn näher kennen^ lernen wollen, auf die Schriß 
felbß ver weifen , weil er eines Auszugs nicht wohl 
fähig ift. Das £inzif e glauben ^ wir bemerken «1 
mülfen , dafs dabey die VerfalTunf der franzöfifcben 
Advocatenkan^mern nach den beßimmungen des kai- 
fori. Decrets vom 14 Dec. igio zum Grunde liegt. -?- 
In einevijuhangc iß diefs Decket, fo wie das könj|^» 
weftphälifche Decret vom «3 May iß 10 über die Be- 
dingungen der Zuläffigkeit zu 5a,chwalterh und An- 
' waldsßellen , abgedruckt. ^Z• 

P J JD J ^ O O I K. 

FaavkfuHt a. M., in der andreäifchen Buchhand- 
lung: Bruchßüeke zur M^nfck^n- und £rzi#- 
hungs • Kunde religiöfen Inhalts. Zweytes Heß. 
i8» i r XXIV u. 299 S. 8* ( » Rthlr. ) 
Dalfelbe vortheilhafte Zeugnifs, welches Rec. dem 
eriden Hefte diefer Zeitfchrift (J, A. L- Z. ißio. 
No. 189) ertheilte, gebührt auch dem vorliegenden 
zweyten Hefte. Überall oßenbart fich ein frommet 
religiöfes Gemüth , ein beller Verßand , ein lebendi- 
rer, freudiger Glaube und eine vertraute Bekannt- 
chaft mit den Ausfpnicben und Gefchichten derb. 
Schrift. Der Vf. wünfcht durch diefe Hefte dem 
Dünkel der Jugend in den Weg zu treten , die AHei 
heller zu wiiTen vermeint; die, von keinem höheren 
Wiffen erleuchtet. Alles nach eigenem Gefallen und 
nach dem Gelüßen ihrer Kurzfichtigke;t ins Werk 
fetzen will; 'die nicht weifs, dafs Geborfam Gott 
wohlgefälliger iß , als Opfert und die, in deiy Wahn 
ficht, wenn fie fich zurecht weifen liefse,, fo be- 
wiefe fie fich abhängig, und verleugnete die Kraß 
eigener Selbßßändigkeit und freyer 'Hiätigkeit — ab 
wenn^ die Abh&ngi^eit von einem höheren Verfian- 
de, die Befolgung bewährt gefundener Regeln, die 
Berathung und der Beyßand einer vollkommenen 
Macht, den, der fich eines folchen Beyßandes er* 
freut und fich einer folchen Macht unbedingt bin- 

S'ebt, nicht vielmehr ehrte und erhöbe, feine folche 
berzeugung und Stimmung des Gemüths aber bildet 



f, 



$7 



A p a I i:. . t. 8< 



M 



fi'ch nur unter ctem urohlthMtigenEinflurs ein^r ac?it- 
religiöfen Erziehung von ffüner Kindheit an , oder 
ergiebt fich als das HelViItat ruhiger Weisheit uivd 
treuer iS^IbftXienntnifs hn reiferen Alter des Lebens. 
Jedoch kann es unferer Jugend nicht oft und nach- 
drücklich genug gefagt werden » dafs Dehiuth , Ge- 
korfafm und Dankbarkeit zur wahren Erhebung des 
Geifte^ und zur Bekanntfchaft mit dem Unlichtbaren 
und Ewigen führen » und dafs' äe ohne diefe Tusen* 
den dem St^ta, derUnwilTenheit und Widerfetzhch- 
keit in di^ Arme geiüithen w#rd<mr 

•Del V(, hat wiedei" an die Scbrift eine« Anderen 
feine Leliren, AiAf^en und Herzcnsergiefsiingen 
geknüpft^;' und A$L^iX"iioffmann*s Katechismus der 
ckHfLUefvMLehr» (zw^eyte Aufl« \Qo^) gewählt, eine 
Grundlage «um Religionsunterricht» auf der fich ein 
fchönes dauerhaftes Oebftude aufrichten läfst« Mate^ 
mlien da^u'entllilt di^er ^ftreiche Commentar in 
Menge. Was in der Einleitung über die Nothwen- 
digkeit?' gefegt wird» das Gedäcbtnils früh mit bibli- 
Cchen Sprüchen , religiöfen Wahrheiten und göttli- 
chen Oefchiehten zu bereichern, verdient volle Be- 
herzigung. Nur durch Bereicherung de» Gedächt- 
nilles'kann der Anbau des Verftandes und Herzens 
mit Sicherheit befördert werden. Sehr wahr be- 
merkt Hr. Hoffmann in der Vorrede zu feiner klei- 
nenMkHft : .^Aucb von.der Belieion wiffen Anrir nur 
Co vii) / «ib wir ikk G^ächtnif» fefthalten. Das Ver- 
langen wird ^osi dem (edesmaligen Wiffen , Ton der 
dem Iferftsm'de vorfchwebenden Anficht beftimmt. 



Der Skis diefer Willensbeftimmung aber, der Sitz 
des Wiffens iß das Gedächtnifs. Gebngt kein Wif- 
fen in daffelbe, oder verfliegt das Gewufste bald wie- 
der, weil die Geddchinffskrafv nicht im Fefthalten 
^t Aufgenamnienen , im Aufbewahren des Erlern- 
ten geübt ift: fo fehlt es dem Verftande an richtigen 
An&chten, dem Herzen an Motiven zum Outen. Es 
fehlt an Grundfätzen, an Sinn für das Gute, und an 
Kraft des Charakters. In der Stunde der Anfechtung 
gebricht es an Kraft zum Widerftand , in der Stunde 
der Gefahr an £ntfchlo£renheit , in der Stunde der 
■Ermattnuig an Befeurung; die Sünde beherrfcht den 
Willen, weil ink Gedttchtnib keine Anficbten ruhen, 
die, fo wie Oefahr droht, laut werden.«* ^ Mag auch 
den Geifte in den Jahren der. Kindheit Manches 
nicht verftindlich feyn: es wird ihm einft bey fpft- 
teren Afilälleu plötzlich klar werden. Ein Spruch, 
* «Im Lehre, deren Sinn Jahre lang in der Seele 
fckhdnuMrte» erwackt «i»er wartet zu einer hellen 
Flannae; die dem Mtnfchen den Ab^und zeigt, an 
delFe»' Stand er forgkis auf und nieder wanddte. 
Sine Warnung, eii^ Wabrhek» d^en er Ungft nicht 
mehr gedachte , kehren , w^enn &e dem Gedächtnifs 
tief .genug eingeprägt w^orden , oft in einem Augen- 
blick in fein Ancfenken zurück, und weifen ihm Mo- 
tive nach, ohne deren ßeyftänd er ein Raub Geift und 
Herz Yerwüftender Gelüfte ge.worden feyn würde. ^ . 

. N^.(:h diefer Einleitung folgt in dem hoßviannU 
fchen Katechismus 'die V^rtbei^ung des Religionsun- 
terrichts auf 50 Wochen« "^Jeden diefer Abfchnitte 



begkitet der Vf. mit einem freyen Com^mmti|r, aus 
dem wir nur dieHauptanfichten und Grundfütze, auf 
welche der Vf. immer wi^et zurückkommt, anfüh- 
ren wollen ( Alks kommt in der Erziehung darauf 
an, dafs die Heligionswahrheiten der Seele fo tief, 
frühzeitie und lebendig eingeprägt werden , dafs fie 
in dem Verftande Überzeugung,* und in dem flerzen 
dauernde Geneigtheit erwecken. Dafs Irrthum, Vor- 
urthdle, Thorheit und Unrerftand fo viele Gewalt 
über den Menfchen ausüben, kommt nicht daher, 
weil die Wahrheit zu fehwach, ift, ßch eben den Ein- 
.flufs auf. fein Thnn nad LalDea zu verfcbaffen, foh- 
dem weil der Irrthum früher Befitz von der Seele 
genommen und der Wahrheit zuvorgekommen ift. 
Die beHere Belehrung kommt zu fpät; der Wille ift 
fchon umfponnen, der Verftand verfinftert. £s hat 
ftcb delTelben fchon eine Vorftellungsart bemächtigt, 
welche anderen, der Jugend günftigenAnftchten und 
Vorftellungsarten l^einen Raum mehr geftattet« -* Es 
ift nichu fo nöthig, als daCi derMenfch bejDemuth 
erhalten werde, £ifs. die Quelle der Liebe und Dank- 
barkeit nicht in ihin verftege, dafs er Gott, den 
alleinigen Grund und Urheber iller Dinge, nicht aus' 
den Augen verliere und dem Befferen mehr als fich 
felbft vertraue« Die höchfte Weisheit ift, Gott lieb 
haben , feine Gebote kennen ut||} danach thun. Der 
Gehorfam ift der VorlSüfer der Tugend. Wer Gott 
nicht gehorcht i lernt fich felbft nicht gehorchen, 
und wer die Gebote nicht hält, vermag fieh nicht 
zur Wahrheit emporzufchwingen. Wer glaubt, wird , 
feiig, und wer gehorcht, lernt glauben. — Eine der 
wichtigften biblifcheii Wahrheiten , die dem Men- 
fchen das BelTerwerden erleichtert, ift die Einficht 
der Unmöglichkeit, zwrjen Herren, Gott und dem 
Mammon, zugleich dienen zu können. Dadurch 
^vird die innere Einheit des Willens gegründet, wel- 
che die Kraft und Liebe zum Guten fördert un^ 
ftärkt , uns von der Thorheit heilet , widerfprechen- 
de Dinge mit einander vereinigen zu w^ollen, und 
uns zum Frieden führt mit uns felbft. Wer aber da- 
hin gelangt, dafs er nur das Eine fischt, was Noth 
thut: der fürchtet auch nur Eins, dem nahet aufser 
der Furcht, Gott zu mifsfallen, keine ändert Furcht. 
— Ein >eder Menfch bauet fich fein eigenes Schick- 
fal; denn der Geift ift frey, und zwifchen dem Bö- 
fen und Guten ift ihm die Wahl geladen. Es giebt 
für die Tugend keinen eeßihrlicheren Feind, als den 
unglücklichen Wahn: der Menfch fej einSclave der 
Noth wendigkeit. Ohne den göttlichen Beyftand, 
aus eigener Kraft vermag er freylich nichts; aber ift 
fein Verftand erleuchtet , fein Wille frey von Tückfß 
und Hinterlifi: fo Acht er Gptt nahe und Gott ihm. 
Ift aber Gott mit uns: %er will wider uns feyn.? 
Er verleihet uns einen höheren Beyftand und Segen, 
zieht Ulis empor von der Erde zu der Wahrheit und 
Tugend, macht uns fireyeif von der Sünde, gefchick- 
tex zum Guten , täglich belfer und vollkommener, 
der Seligkeit immer würdiger, und dadurch werden 
wir Herren des Schickfals. — Es ift ein Gott, ewig, 
unendlich, allgegenwärtig, Schöpfer und Erhalter 



]. A. Lf Z. '^ A P H I f. 



aller TJtngCt an «WTeii Wekhel^keine andere WeU- 
heit reicht , deffen MaAt keine andere Macht- gleich 
kommt. Dreifach ift die ^elle feiner Offenbarun- 
gen — ^ Natur» Schrift und Oawiffen^ Aceyfjuh. das 
Werk feirier Gnade — Erfchaffung, ErloCung, Hei- 
ligung ; dreyfach unfere Verpflichtung gegen ihn — 
als Vater gebührt ihm kindliche* Vertranen, als 
Sohn dankbare Liebe, unauflösliche Anhänglichkeit, 
als heiligem Oeiß Folgfamkeit und Gehorfiom. Ditreh 
unfer Dafeyn gelangen wir «um WiffeA , durch. die 
Lehre Jefu zum Wollen, und durch den heätgcn 
Geifir «um Können und VollVringen* Wer njcht an 
den Sohn glaubt, der glaubet- auch nicht ta denVa* 
ter, und wer den Geift nicht achtet, dem £cklt es 
an einem Bewahrcr des Guten and der Wahrheit. -^ 
Die Tugend hat keinen fetteren Grund aIs den Glau- 
ben an Unfterblichkeit. Unfere Forldauer ift kein 
gröfseres Wunder als unfer Dafejm. Wo wir find, 
find wir in Gott, und aufser Gott giebt es nichts 
anderes. Der Gedanke an Vernichtung ift dem Her- 
acri eirt Grtuel, und folgen wir dtefer Stimme, vet- 
trauen wir der SchnfuÄt nach etwas Befferem : (b 
wird uns die unvei^änglicheWelt bald klar vor den 
;lugen des Geiftes liegen. — So oft der M enfch aus 
dem innerften Grunde feines Herzens , mit llührung 
und Zuverficht, rtör gXnsUcher Ergebung und Be- 
feitigung alles eigenen Willens, fein Gemüth auf 
Gott richtet, fühlt er fich zum Guten mit melir Kraft 
ausgerüftet, geftärkt und beruhigt. .Wer nicht be- 
tet, hat auch keinen Glauben, dem ift es kein rech- 
ter Ernft mk der Frömmigkeit, der fpürt das Be- 
dürfnifs nach Hülfe noch nicht in fich. In der Kir- 
che find Andacht und Frömmigkeit einheimifch; 
'nirgends fteht der Wahrheit Troft und Kraft nähen 
— Die Bibel ift ein Born der Wahrheit; an ihr hat 
.der Geift die hefte Nahrung. Sie macht uns andäch- 
tig, erhebt das Her£, erleuchtet dtn Verftand und 
bewahrt uns vor böfen Gedanken. Durch fromme, 
bcgeifterte, der Tugend getreue, in Liebe entbrannte 
Männer thut uns Gott in diefen Schriften feinen Wil- 
len kund.. Ihnen verdanken wir die Bekanntwer* 
düng des unergründlichen KathfchlniTes der göttli- 
'chen Barmherzigkeit , die Sünder felij^ zn machen 
durch Chriftum. — Alles Unrecht ift Gott ein 
Gräuel. Wahrheit, Aufrichtigkeit, Rechtfchaften- 
heit ift wohlgefUUg vor Gott, und giebt mir Ruhe 
der Seele. Überrafcht dich ein Gelüfte, frag dich, 
bevor du ihm Gehör giebft , ob dirs wohl lieb wäre, 
*tirenn ein jeder Menfch in diefem Augenblick, fo 
"wie Gott, in deinem Hersen lefen könnte? — Wer 
'feinem Brudto zürnt, der ift von Oott abgefallen^ 
und wer einem Anderen harte Worte ciebt, ift aua 
der Liebe gewichen. Eht€ dich fdbft, fo bedarfft 
da fremder Ehre nicht« Stehe mit Gott im Bunde» 



& a 



^ 



fo bedarfft du keiner * anderen- Verbindungan» In 
(jlücke Anderer wird erft der Menfch de« feinigen 
inne. Gott thut feinen Willen nur denen kuod« 
.diexaines Herzens find. Sünde ift Finfternifs, dar- 
um wer fündiget, dem geht 4as Lidit aua. — Dein 
ganzes Gemüth fey ftels und allein auf Gott geridi- 
.tet. Er Uy^ dein höchftes Gutt.gieb dich, ihm hin 
mit ganzer , ungetheilter Liebe. Diefe Liebe macht 
dich frey, und 4ie furcht vor Gott erlöfet dich aas 
der irdifchen Knechtfchaft. . Wer von Meofchea- 
furcht frey ift, über den haben MenikA^n fceine.Gc- 
<<walt. Widcurfährt dir lUnrepbt: fa 4^lde; wider- 
. fährt dir aber Gut^; fo ^^nji^Gatt ,dafw» . Anftstt 
deinem Feinde zu zürnen, gewinne |lhn d^ffib Gmli- 
muth. Friede ley iipit eufcht di^s >^v. der Grals 
Jefu, und wir werden Friede haben im oinruhigm 
Ivsben , w^enn wir Liebe haben » bis der ewige m^d 
unzerftörbare Friede kontimt* der aiu demJUifehaii« 
Gottes hervorgeht« 

Diefs find die Hauptgedanken » die in den fünf- 
zig Abfchniiten zum Grunde liag^n^ und in 4enaii 
der Charakter der 3chrift fich darftellt*. Wir habe» 
uns fo viel als möglich der eigenefi. Worte des V6, 
bedient, um {zugleich feine Sprache, und Darftd- 
lungsweife kennhar zu machen. Sie ift lebhaft, er- 
wärme»id, meiftentbeils aphorifti£ck und fentfntiö«; 
nur mitunter zu wortreich und |>aradox* HiHe (kr 
Vf. fich überaU kürzer, gefafst, öftere.Wied^holaa- 
gen mit mehr Sorgfalt vermieden , das Triviale gans 
weggelaffen und nicht Co viele Sprüche angeführt, 
da wo eine blofse CiUition für den BibelfrcBMftl hia- 
reichend war; Xo würde diefe Schrift das Gemäth 
noch kraftiger ergrül'en ytmd einen tieferen Ja«drad( 
Burückgelailen faabeui Auch Wüjrde esvowtheilhif- 
tor für das Ganfte gewefen feyn, wenn fich der Vfc 
nicht fo genau an die fünfzig Wochen (eines J^- 
fadens gdbunden, fondern nur die Hauptmomeale 
herausgehoben , und diefe durch einen freien Com* 
mentar Mifchaulicher, einleuchtender und lebendi* 
ger dargeftellt hätte. Doch wollen wir durch diefe 
Bemerkungen der trefflichen Schrift » die nach den 
nntgetheilten Atuzügen für fiich felbß fpric^ nichts 
vpn ihrem entfchiedenen'Werthe entziehen» foa- 
dem fie im Gegenthetl. religiöfen, gemüthreichen 
und wahchaft chriTilichen Lcfern Mcht driiMcad 
empfehlen. Diefe machen wir faefondefa -amd^ 
i5te, i9te» ajfte, i^fte und ganz vorzügU^ auf die 
37fte Woche im Voiaua aufmeikfam. Aeclü hm« 
lieh wnnfchen iriri dab 4er Vf. feaa«a Brttck* 
ftücken bald etwas Auigefiihvterca über J^asiefauig 
und MenfchenwoU folgen lafien, und imhcy bc- 
fondars den reUgiöCon Oefichtspunct feft ins Ange 
•faffen möchte. 

L. Tk. 



NEUE AUFLAGEN. 

Leipzig f b.^rlff: Der kUine Jaek. Em§ Folktgefehichu. fchenk fflr die Jugtnd. Zweyt«s Isltt. Dritte ««rtiA0Wte 
Nach dfcni finßUfchtn. Mit Kupfern. Ein Weilnachuge- Auflage, .ag 8. il Qioii.f ' ' ^•tMMi 



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Jv. u-R: i X- r A :: tIj a^ jl^u?. S» /. If 



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ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITÜNO 



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IktiA tu Lswato«. b. Oabfer: JOtfiM fMl9ßopläpA§ 
Sehrihem. N<K i. Üksr PkiMwpUm und Osuft 
Ton Dr. H#r/ JFW«ir«V& JlMM^iAitt '¥rmtMl«»> 
Cent (nonnubr ^vJmm)tA.lh^) dtr P)iiloIit>p]Ua 

Auch unter dem Titdj; ' :-, 

tibtrPhUofopkU und Mmtß. ^^im Ffm$mmi^> JXt 
B€yiag0 m SehßUinjts.Msd^ übftndms Fmrkdtimfs 
d€riUdm%^k»Sitftft^iMrJi0i^*^ • v <: 

erfte cntbilt ^aice Bdlexioaea.iilNa^i^.OyrAidki» 
^r Pk$l<jfofahi09 befottdim iftJAQ$ifteNlif rMMiieJRt« 
für; der sweyie einige Betiaohtungi^li über du* /f #* 

^1 i2«r Fhiiofofihie^ ein. ftrujob&Uf:K eine» ^Cseren 
etkt^ weichet . <\ieL Verwa4diColi|^ unil'du vi4gU* 
che VevtftnigQBig.d/eT nodifo verrebHidißiiMtJg^S^«^ 
we dar Pblkxfophie^ inr 4aft Li^btledieii imd^id^ 
dritte htindolt vt>& 4er S^nß und S<hMui$ ^mvf wA- 
ieren Ansivduriwg der i|i £emer ^KufißmiffenfclMfu 
darüber, vorkommenden Ideen. Der VL' Hjit &c^ 
khotk in feiner Abhcuidlung über PhUo/opfUe umd 
%hr0 Q^fehick^0. (T. J. A- L. Z. i^ta^ Np^ i08>»r 
16 wie.m Utneir KuMfimifffinf^iAft^ aU ei« Freuod^ 
der fekdUu^ifehmt, JNiNUu:pbil<Map)iie dpch z«^ 
fielen. Ulk ei>iem etwas lib^raj^^cea Süm^» be». 
kanaft ^e^Mcht« , und daher Kann ^ iMcbt £eblettit' 
daft dieCe^mii den genannten Schriften. inebnaaU in\ 
Berührung kommt«- und dieEelhen.GeMn&ände hier. 
wieder von neuem abgehandelt werden. • Indeflen 
hat di*«%anwftrtife Scbrift aiach wieder jhre« cfi-^L 
geutbunukhen Cbakakter» QeAc)|Upiin^t-i»ndt$1»feckft> 
welcher ijd dem Streben baßeht«, dio.v^Cehiedenen« 
SjSUayt vk yerei,aig,en, und ibye 4iirergir:e»den Rieb? » 
tnngea at&f ei^en gemfeinfchafitlichen-OeßchupHnct: 
xurückaubrinaen. Der Vf» ift nicht der ErAe » der 
au£ dkfea iZiel feine wiBkmTchaftlicheTbäti^^^tbin- 
rifibläet; und er beruft Ach £elbfi wtLpiifni^x4n$jUr[ 
awUfcn<yn». * Allein nicht die Aotcnritat \^ . «jaoh nicht ^ 
dea^ifttengbilofoyhen, k^nn diefet Vi^fabraa rechts i 
imumtii vrean et. nicht an fich aus Qvy^eia der Vjer^* 
immi uiad eine? ipemilnfpgen M^htWle-ficb i^cbtfer«" 
tigen Übt»; . W^n deY Zweck diefet auf Vereti^giMag : 
d^ Uneipii^en abvMcei^enden Strebena imr.; dabin 
gehtt bh iMigeA« dafii in allen philofophifclien SyQe- 
m^li Älielea gefunden, ^ird,' ^wprin di« tCMAer, ei|i* 
lunifl»ig waren^f .fdaft 'fie eine^igepieinfehaftlicbe • 
QnMMUage un4 ident^t^ben Zweck Mtt#p y . fo kann 
diefet die plUlal4>phi(cb«£infi<^)it ejb^ ^^^ 

/• d. h^ 'Z, ft8&3* Zwtytw BatidJ 



«la die Unterfncbttng d^ Dhre^gens« fie naag nun in 
d^na MaterieHen dder Fonn«Uen^ in den Refultaten 
«der in jier Methede beftehen» «amal wenn die Un* 
-tcrfwclMlag niehtrb^4«rObcKflieh0 unddemAttfeeir 

. -wefientKchen, wad den Pnidueten flehen Meibt, Um^ 
^dern m, die OeCetonriLftiglieii: dei menCehliehen Oei- 
Aet njBid das Vtrbältmb dnrlLeftcsioa n derf^en 
mmigiUb Liegt jdMidfefe«a £t»eben eiM Vorliebe 
BU irgeaid einem %jfkttvoä tut Omnde , welches durch 
lli» VenivlandtCBhafit 4er übcigm %Aeme tik^ der Mie- 
^ßkfKBLCt tfler jihilofopkiCßhen ForCdinng mid als die 
4nladliee aUeb Wakr^ herausgehoben werdeoi foH \ 
iMid trhrd dabey durch kiünft)iches Drehen und Wen* 
dini,^ dflOFch Uninrlcbiefaniig eines {remden Oefichts« 
p^ctna^ dttrcfetmksitifiekie Vtreimgung verCchieden* 
nrt^^ Deutnagen die nrfpxtiagliehe*yer(cfaiedenheit 
der SyAeme re^nnkelt^ oder Tarfebiedene. Metboden 
dnM:h Wegladteng ihrer w^ckulichen £igenthüm- 
^ohbeitiOsidentifdLdargdblk; fo J^ann dieCos affi- 
mflirende Verfahren »«nr Sevi<dMligniig der wahren 
Methede • des Vkilofophirens nhd «nr Verftindigung 
der mftihWrlmn Vexnunft nichts beftragen « fon- 
detn mnfii fie n^ noch m^ii rerwtrito.* Auf diefe Seii» 
ae hin neigel: &cfa der V£ in diefen Fragmenten« und 
whrv wüafehen daher» dab er» ehe er fein grd- 
bttves» demfelben Zwecke gewidmetes Werk her- 
ainsgiebt« noch reiflicher fernen Plan in Beziehung 
auEwJMcpCchafrlkhf Methode «ndxealem Werthüber^ 
legem möge^. . . 

Der erfke AbCdmitt enthält eine kurze» aber lo* 
bendige» DatfteUtmg der Fhilofophie in Beziehung 
auf Natur» mit vieleii fchönen Stellen; aber der 
Oeift' der Begeifterung ift nicht durchaus der Geift 
der Wahrheit. Wenn der Vf. die ttlteften eriecbi- 
fchen Dichter, wie Orpheus » Linus » als Wdtweife 
(^a(|>oi) darftellt; w^che die Natur jiicbt als ein <ae- 
fifs de»Lebendi|^» fondem felbft als etwas Leben- 
cUgos» als Dr^neu alles Guten und Vortrefflichen» be- 
trachteten; wenn er die loniker an.diefelbc^n an- 
fchliefst» und ihrer Willenfcbaft das Ziel, giebt» %vl 
erforfchen» durch welches wenn gleich noch fo fei- 
ne» doch materidle Band» . durch, welches Organ 
das. Oafeyende als das Materiell niit dem Oeiftigen 
und Göttlichen zufammenhange« .oder durch wel* 
cfaeä Organ dsr göttUths O^jl alles Sichtbars ^r- 

ffkäffhn kabm^ jHlot Daftymide leks und erhalte^^; 
w^enn er unter anderen in Beziehung ^auf Thaies 
Ciceros Stelle d# NaU Osar. I, C. lo zum Belege 
anführt;,, wenn er den dichterilchen Oeifi» die Be- 
geifterung und Raferey als dea.gemeinfamen und 
wefentlicheiv/ Charakter diefer Weifen und ihrer 
Wilenfdhaft *>6ebt» umI el ^ Frcrel an dem 

08 



t* 



ikNAlicHSf ALt%* LiTElfikTlrtt.ZEltüN«. 



4$ 

Kinrii dafs inan in ihVeh Werken nrchts'als nie ro- 
heften Anfänge der WiiTenrchaft, den erften jugend- 
lichen und noch gari g " m ifirfa eren Airffehtrtmg iJw** 
menfchKchen Geifies zur Erkenntnifs. der Dinge fin^ 
den will ; fo heruht dieCes auf ef^er 'begeifterten 
Vor ftellttng toü- feiten leiten d<» anfang e n ^ei^ *Wi 
fenfchaft, aber auf keiner hißorifch-kritifchen Kennt- 
tiirrdQr(idben.VFkito undJkriftokaleay die ds^feriW-^ 
fen fo nahe waren^ und ihre Beftrdbungen beffir 
und Tollftändiger kenHeil mufften ah , wir , hatle« 
wenigftcnt. diefe An&cht nicht^^ und glaubten der 
Natur des menfehlickea Geiftet gfemäfs^ dafs die ei^ 
Aen Anfänge dert'Wiffenfciiaften' unvollkommen. ge- 
wefen. A^efehen von d&efieinMifagviiF» ift JtaM^ wäb 
Hr. £. 'über fUt^^^nA AHßoteles {Mlx xaUchte« 
wir von dem Lotsten mcbt behaupten^ er tey im 
Hinficht auf Abftammimg.^ Sprache uiid Bildung 
ein halber Barbar gewefen» S. i8)y über .die nsmplm' 
t9nifchd und feh0lafi4fef^ Pkäa/hpido und bclai^ 
deräf über 5/yim>za gefagt hat , wahr, tte^end mid 
fchön gefagt, und es verdient voiteügHeh.ausgezeidb* 
net zu werden , dafs ei* fich nt cht v#ta AAr Vaidiebf 
der neueftea Schule hat hiiireibaa laffenr, die Eehlev 
des fpinozißifchen Syftems zvt überCehen. »,Weiiii 
der liebenswitrdige Slaum Gott felbft unter dem 
fchönen Bilde eines Künftlen darftellte , der« ewig 
gut und entfentt von allein Neide, wollte , dafs das 
WeluU ein Spiegel feiner eigenen VallUtmnenheiÄ 
ten, und foTiel ah 'nur immer ^nittgliciL* 4hm felUk 
gleich fey : (h imdet fieh dagegen, bey Spiaiosa die.fü» 
Menfchen unendlich herbe DefUnimtingy dafs GDtc 
weder Vernunft, noch fre^^en Willen, noch Güter 
befitze, indem nach der Nothwendigkeit feiner «n*^ 
wandelbaren Nattnr alles fo erfolgen muffe» wie es 
erfolgt, und fo etfcheint G^tt wiiklich ah das-ftr^n^ 
ge, unerbittliche, in graunvoller Nacht die Ldiettsft^ 
den der Sterblichen abfpinnetide SdhickAl/' ' : 

Der zweite Abfcfanitt von derJRhilafefßhie machi! 
nn$ mit der Idee und dem Zweok des Vfs. voü der 
Vervyandtfchaft aller Syfieme bekannter. „£3n Blick 
auf die Gefchichte der Philofophi^ , lagt er S. 31, 
itberzeuge uns, da£» die i^eue fich immer mehr 
verbreitende Anficht von der Natur keinesweges ei* 
ne grundlofe Hypothefe, oder das Erzen^nifs einer 
über die Grenzen der Erkenntnifs weit hinaus- 
fch weifenden Phantafie iß 9 fondern - vielmehr der - 
ältelte Glaube desjenigen Volks ge wefen, auf deffen 
wiiTenfchaftliche Unterfuchungen wir un^ fo oft> 
ui)d fo gern beziehen. Das Ältefie (eyi aber nachr 
Ariftoteles. Ausfpruche das Ehrwürdigße.'« (Det M^ > 
tefie Glaube eines Volks fe^ uns immer ehrwürdig, 
auch wenn er noch \Qn einer iliedrigen Stufe det ' 
Entwicklung zeugt; ift er aber darum auch, das^ 
Wahrfie und Vernünftigße für die Vernunft fchlecht- 
hin? Soll das Alter der Beglaubighngsgrund^der 
Wahrheit, der Glaube ein«s Volks der Kirnzm der 
Philofophie und Wiffenfchaft ßcyn ?) „E»iß«ing*o- 
fser und tiefer Zufammenhanff in allen« wiffenCohaft- ' 
Jichea Beftrebungen^ in wvichem ftdi das Mngfte' 



44 

aif 'dis .AStef^e kölTpft |)ief^ ^^fam'menhani ikr^ 
ziiftelteh 'und die Berührungsp'uncte der verfchie- 
denen Philofophieen aufzufinden, ift das Gefchäft 
' ac f q g fefiiCht e der FWlofÖphie^ Alle Syfteme find 
^lied^r eines .ewigen Organismus , einer grofsen, 
erßen abibluten WilTenfchaft als eines geißigen Ab- 

einen gew^ilTen , aber noth wendigen Moment im 
menfchlichen WiOefe^ Üre^if^'SiAriitifl^ t!^^ volle Wahr- 
heitoder nur eine Seite der Wahrheit?] kann fich 
in den verfchiedenften fich felbft '^wechJblsweife als 
efaifeitig verfchrey'endeirSyftemeK finden; das. We- 
fen dev Phik>fophie fchwebte wie ^s der Mathema- 
Jttk ühev MiRen M^ithoden imd Formen ; der Vorzug 
des einen Sjfte|nst/V0Qr 'dem aildera befteht • mar da- 
rin, dafs es das unausfprecbliche (?) nie alternde 
Wefen der Wiffeiifchaft tn gröfsferer ocfer geringerer 
lübinbett darg^eOeHt und mifar odir Vreniger ^äen 
4,er£iMfea In 4as ficht geßeilt hau Es mufs , So ge- 
wifs wir an das «mrige tMsd heilige Wefen der: Wahr- 
heit glauben , einen Punct geben , wo die verfcbi»" 
denßei»; "Amkk f^ividfeltg 'Mf einander agiraiden Na* 
tmren fi|;k frenftdiich berühffen, wo die tieCfte Spe- 
cnbtion «ait ätm felävshfen Menfchenvctftande zu* 
fftmmenfällty und Plalon, Ariftotelcs, fipiknr, Spi* 
noaa, LeibnitE, Kant, fachte, ScheMing in Har- 
monie können gebracht -werden ; es ^mufo eine Phi- 
lofophie ohne Beinamen geben , w^etdie höher fteht 
als jedes Syßem, tind fich über alle Etlichen, klima- 
tifchetr tind^atiOnal^Verfehiedeifilieicen erhebt. Dte- 
f^ g^fse Periode dö^ Wiffenfchaft ift von Kant an- 
geregt, durch Fichte und Scheliing herbeyipcföhTt 
worden. Zur Vollendung der Philofophie iß ^ber 
»och Zweyerley Äu thtt»übriff: einmal die FjtrwanJi^ 
/ehafi der verfchuieneu Syjleme kufraftei^en , wo- 
zu eiil^ gründliche KenntniCs der ^efchicht^ der 
Philofophie gehört ; zweytens die Philofophie, mitVer- 
klhing' dK% ^rtnrfHsmus und der ßreng^n pedanti» 
ßken Kun/lfprtichb,hrfL[i\get, lebendiger, eindringen- 
der und'menfchlicher dar«ußcllen." (Diefen Gedan- 
ken hätte der Vf. mit mehr Beftimmtheit «usfuhren 
fcÄlen. Er verwirft die wiffenfeha Wiche Jtenftfpra* 
che nicht fih* die I^arfiellung der Philofoplue ah 
ftrenges ' Softem , * od^r To lange fie noch an ih^ 
rer «cidichen O^iftaltüh^g arbeite, oder mit denbe- 
Aehend^nSyftemen in Kampf trete, und doch fpvieht* 
et nachher wiider fo allgetoein und unbeftimmt da- 
von-, dab es fcheint, als verlange er für die' Philo- 
fophi« überhaupt eine freyere und äßhetiCehe Form, 
ohiie die wiffenfchaftUche Unlcrfuchifcig ttö4 ihre 
Reftthate «U'ttifterfcheiden, was mafn wctil ilia*A«^ 

E behalte tbüh, auch wenn man denPUfto«!* 
uft^ der philofopbif^hen Darft«lhing '^Mführt 
DiAMi wir faftben doct nicht tein eigeiiuiches wif- 
fenfchafdiehes Sjrftem, fdndem nttr deo 'Ütiff^ 
und den Atisgartg in populärer fiatOdhin^ ' Obri- 
getii veiMirileh die Beüierkui^efi de« Vfs« üb«ar die 
Pot^riWität, »imd über den^Mifsbraueh d^ Terai'> 
nolögfe, di^ er' fehön in der^orrede^ ärusgefprocAett 
iMttetfadMklgimgi^Nach'di^fenBemei^mii^n ttkwti^ 



45 



I • 



A^ P R r Ir s '8 *^ 9^' ^ 



HC 



tct der Vf. am Aem Hauptgegenftaml cHrfer Abliand- 
Iting, nämlich dem Verfuche, die kantifthe undjehel- 
tingifeks d^etJiod* in der FhilcfopMe zu vereinigen^ 
durch JDiaiektik: Die Philofophie ift die Wiffen* 
iisbaft TOil dexa tpizten Ornnde alUr Din^e^t der feyen- 
den » m Wiefern fie &nd » und 4^r mchtfejenden, 
in i^efcrsi fie nicht find^ oder £e zei^ was «n den 
]>iagen bloft Täui4:bnng nnd Sinne^ifchein, uiid was 
inneres, an äch feyendes, unvergängliche Wefen ift. 
(Diefe Erklärung iß mangelhaft nnd unheftimmt.) 
Den Werth philofophifcher ünterfnAungen be- 
nimmt eigentlich nicht der Grad ihrer, Wahrheit» 
fondem die Art und Weife , wie der Urheber au ih- 
rem Befitze gelangt ift ^ oder die Methode'. Zu un- 
Iei;er Zeit find vorzüglich zwey folcher Methoden 
berühmt geworden » die kantijche nnd die feheUin* 
gifche* Die kantifehe fängt von der Sinnliclil(eit aii, 
und erbebt fich dann zu dem Verftande» der EinbiK 
dungskraft und der Vernunft. Da fie abfer die Ver- 
nnntt nur als Verftand (?) behandelt: fo finkt die 
Kritik in dem entfcfaeidendAen Momente, wo et 
darauf, ankam, das Sinnliche an das ÜberBnnliche 
zu knüpfen, von dem Hdchften verlalTen, kraftlos 
in fich lelbft zurück, ftatt des lebendigen Wiffens den 
Glauben und das dunkle Gefühl ergreifend. Durch 
diefes unglückliche Refultat ift der Kritik die Natur 
aus den Händen gewifchtj und ftatt der urfprünglj- 
chen Fülle leere Formen und abgezogene Begriffe 
zurückgeblieben» Die fcheiiingijche Methode be^ 
gann dagegen unmittelbar mit dem Abfoluten , mit 
der ewigen und ungetrübten Identität des Denken» 
und S<^ns , der Natur und des Geiftes^ — Darin fin* 
det nun der Vf. einen grofsen, nicht zu berechnenden 
Vorzug vot der etfteren, weil' dßs Unendliche und 
Göttliche überall in das Endliche und Jrdilche ver- 
flochten t öder das Endliche als eine Ausjtrahlung 
des Ewigen erkannt ^ die irdijche und üoerirdifehe 
Weit in die innigße Ferbindung gebracht^ für alles 
menjchliehe fVolUn und Handeln das erhaheuße Ziel 
unddiewüräigfie Laufbahn eröffnet^ und'der heili^ 
gtyuie verfugende Ouell alles 0^ahrent Guten und 
Schönen entdeckt worden, bideffen verwickelt fich 
die fchellingifche Methode in Schwierigkeiten an- 
derer Art, weil eine genügende Antwort auf die 
Frag6 nach der Jhkunjt der endlichen Dinge aus 
dem Äbjoluten und ihrem P^erhältnifs ZU demfelben 
nie gegeben worden. Tjeftend bemerkt der Vf. , dafs 
der Macht fpruch^ die Welt Jej durch einen ewigen 
Abfall von dem Abfoluten , durch ein Abbrechen^ ei* 
neu ^rung entßanäen^ hier nichts helfen könne. 
Wenn ejraber hiuzur^tzt, diefelbe Schwierigkeit tref- 
fe ajiicl^.Vlie kantifehe Philofophie, aber fie mache 
es fichVrü beammet, indem fie durch eine totale 
Scheidung und JSlntgogen fetzung des Endlichen und 
Unendlichen diefe Frage ganz befeitige: fo vermifst 
man eine gepatte Kenntnifs d^s Geiftes und der Me- 
ihode der kantifcheii Philofophie^* «iid wenn-ex die 
Allhänger Ranti,. welche* jeh^' Frage unberührt laf- 
fen, weil es ihhen in den höheren Bcgfönen nicht 
^^^ht geheuer tcheine, und fich IWber dejfn Glauben/; 
inaMiopskinde der S^ttvächeren, in die' Arme wer-- 



fen, an Be<ch«iikiiMt ttihtmüf'-vnmh T9m Haihcli 
die A^de fey, welche über ihren Horisdn« htnate 
liegen , -Und ihnen ■« Wdenken giebt^ daft mlU Ue(* 
nen Geifier amd gewMtmÜehen Menfehm von jeher m$i 
d^ Ezkenninifs deffim ver%weifek kmte», ums kein 
Ghgenßand der 8mne^ niAt mitt ieiblieften Augen 
ufht Ohren gnfehen mnd gehmt ipmUn kaam:^ [^ aatifo 
toian ' üb«r me Vcrblendong ftch wundem. . 

Diefe Schwierigkeit zu befeitigen« hält der V^ nicb^ 
etwa eine ftrenge Bearbeitung der Anfprüche nndBt- 
ftrebungen , der Speculation und Selbftverfttodigui^ 
Her Vernunft durch Kritik — < daa NatürKchfte, . w«i 
durch die gegenwärtig Lage der Wiffenfchafk bedingt 
ift, ibndern eine Vereinigung der Vorzüge der bfiideii 
Methoden ohne ihre Mängel für nothvrendSg, un4 
nennt die WilTenfchaft, welche dicfet 1eiftet,2>ia/Mr^', 
rViffmfehaft der fViffenfchaft, welche die eigentli- 
che Seele der ganzen Philofophie fe74 Damit man nicht 
verleitet M^rde, unter dicfem Name» eine gan» ai>- 
dere WilTenfchaft zu verftehen , ak weichte der Vf. 
im Sinne hatte : fo geben wir die fiefchreibung der- 
selben mit deflen eigenen Woirten. „Sie hebt, fagt 
er S. 46, mit der Sinnlichkeit an , wie die Kritik, 
und fteigt von da durch den Verftand zu der Ver^ 
- nunft als dem Vermögen der Ideen , und zei^, dab 
in allen relativen Verbal tnilTen des Verftandes, m allen 
Gegen ratzen deffelben, zwifchen Begrift*und Anfchaur 
ung, Geift und Natur u. f% w. , durchaus keine Haltung 
fej, und dafs es daher et was geben müile« worin beide * 
als gleich oder als aufgehoben gefetzt find, undXo wird 
fie denn frejlich Wifienfchaft ^i&% Aräichjeyenden nnd, 
Abfoluten 9 aber weit entfernt, dieies an die Spitze 
der ganzen Unterfuchung zufiellen, erfchcint ihrtlie* 
fes vielmehr erft am Ende als Retnltat und Schlufs- 
ßein des ganzen Gebäudes. Ohne Zweifel giebt es ei- 
nen letzten Grund alles Seyenden, und alle Philofophie^ 
ift nichts weiter als Darftellung det VerhältnilTes der 
endlichen Dinge ,zu demfelben: aber eben fa ein* 
leuchtend ift, dafs alle unfere Willenfcbaft nur von 
dem Endlichen anfängt, und in ihm eleichfam em- 
pfangen und geboren vrird , und von da erft zu denl 
Unendlichen fortfchreiten kann ; aber das Abfolute 
felbft an die Spitze der philofophifchen Unterfup 
chungen zu ftellen , ift eine unphilofophifche« den 
Gefetzen des Denkens widerftreitende Methode, weil 
das zu Suchende, was gefunden zu haben denStohfi 
der Wilfenfchaft macht, fchon vorausgefetzt vHmU 
Die Naturphilofophie, fo wie die anderen auf fie g4» 
gründeten Wiffenfchaften, muffen mit der Idee dei 
abfoluten Idealität des Denkens und Seyns beginneai 
allein die ganze WilTenfchaft erfcheiht doch» mag 
ihre Form auch noch fö lireng feyn , ohne Dtalektix 
als ein prächtiges glänzendes Gebäude ohne Gründe 
die Dialektik aber zeigt die Möglichkeit und innere 
Bildung der WilTenfchaft in dem menfchlichen Gei- 
fte, wie ^er MenTch durch die Sinne angeregt, \xm 
alle Schwierigkeiten zu löfen , zu der Annahme ei» 
ner unendliche Subftanz getrieben wird," — Da« 
Folgende ift n«h ein Verfuch, diefe Idee einer fol- 
eben Dialektik auszuführen, wovon fich ohne zu 
grofsc Weitläuftigkeit kein Auszug geben Iftlst. Wir 



w 



beflMilEMrdaliarniir (Soviel » .daCi der Hutiptgedaffike 
dahin geht» %n aeigen» daC» daa Sinnliche nicht 
blob eine Anreeung nur die Vernunft ttj .sw Annah« 
jme einer uneadUmen Subftanz»* foudern Tielnebr, 
dafii «ea -mit dem Über&nnlichei(i « daa Vergiugliohe 
mit dem Ewigen» die Natur mit Gott» wie da« In- 
-diiridtteHe mit dem Allgemeitteti » dem Wefen nach 
Eint » dafs swiüchen beiden kein ' urCprünglieber 
und wahrer Gegenfatz Sutt finde» dtb daa.Un« 
verlnderliche mit dem inneren Wefen der Din* 
ge felbft Terknüp ft » und da« Zeitige nichu an« 
ders • ab - das bew^liche Bild dea Ewigen fef • 
Gott und die Welt verhaken fich wie Seele .und 
•Leib. Gott ift der Geift der Welt , und der Äther 
4>ildet das Nenrenryftem der Gottheit* Diefe Haupt- 
idee wird auf numnichfaltige Weife erläutert. Ah- 
lein was^ man nach der eben angegebenen Idee von 
'^der Dialektik erwarten -mufste» dafs durch diefe 
Wiffenfchaft die MG^ichkeit und NothwendigKeit 
des ' «bfoluten Identnätsfyfteins begründet werden 
follt» danach hebt man fich vergebens um. Denn 
diefe Dialektik, welche das Fundament in dem Ge* 
bände f eyn follte , iß ja das Gebäude felbft , . nur auf 
eine etwas andere ^Weife als von dem Meifter ce« 
seichnet. Alles, waa noch fonft zur Bekräftigung des 
Ganzen beygefügt worden» ift nicht von der Art» 
-^Ms > es demfelben fefte Haltung und apodiktifcbe 
^Überzeugung, geben könnte. Aus den polemifchen 
Bemerkungen gegen JKant und Jacobi , welche iu 
Besyiehang.auf den Letzten humsn und gerecht, in 
Beziehung auf den Erften höchft abfprechend und 
tingereoht und» erhellet noch nicht die Nothwen* 
digkeit » fich das Verhältnifs der Welt zu Gott auf 
diefe und keine andere Art vorzußellen» gefchwei« 
ge denn die Möglichkeit einer Erkenn tnifs der Gott^ 
lu'it felbft^ Und am £nde, nachdem der Vf. alle 
Kräfte angeftrengt hat, dai Wefen der Gottheit und 
des Univerfums in Begriften für die WÜIenfdiaft 
darzulegen» mufs er doch felbft das Bekenntnifs 
ablegen, dafs das Jlndliche nicht im Stande fey» das 
Unendliche zu erfalfen , welches gerade das ift , was 
Kants Kritik znr Überzeugung gebracht hat. Wir 

^ wünfchen , der Vf. möge , ehe er feine Anücbt aus«* 
führlicher und ftrenger darzußellen» und. alle Syfi^« 
me in Wechfelwirkung und Harmonie au bringen 
fucht» diefen Punct der SelbftQrkenntnifs noch 
mehr erwägen* Dann werden feine Geiftesproduct^ 
die im Einzelnen viel Vortreffliches enthalten „ auch 
im Ganzen noch mehr die wiHenfchaftlichen Fpde« 

. cwagen befriedijgen. 

In dem dritten Abfchnitte von der Ktmß und 
Sehänkdk entwickelt der Vf. feine darüber in der 
KunftwUTenfchaft aufjgefteUten Anftchten weiter» 
und wenn gleich diefe » fo wie die zum Grunde ws- 
legten Grundfötze der abfoluten Identitätsphilofo*» 
phie (z. B. dafs die Kunß Darftellung der Ideen in 
einem finnlichen Werke fef» und dadurch erreiche» 
was die Wülenfchaft nicht vermöge) , nicht durch- 
l^üngig Einftimmnng finden ^rerdeu: fo find doch 
befonders die Betrachtungen über das Genie und. 

. die Schönheit, über welchen letzten G^enftand. 
auch die merkwürdigften Erklärungen von Flato bis 



J. A.^ Cn 2L A P: R I) I« I 8 ^^ 5« 



-4a 



muf Kant und Schilling ang^li^rt .werden» nicht ob* 
ue Intereil'e , welches auch durch die blühende ui^ 
lebendige Darftellung noch meh|c gehoben wird. 

• / Tr^n. 



|£H A » b. CrÖk^: Die Kunßwiffen^Kaft in ikrm 

allgemeineH Umrvjfe därgeßeUt mr akademifche 

* Vörlefungen von C F. Sackmanfi^ Dt. d. Philo- 

'fophie und Privatdocent (nunmehr Pirof.) ha Jd- 

na. iSiu Vin u. 1678. 8* (^6gr.) 

Sqlion der Wille» irgend eine Willenfchaft tiefer so 
b€;gi:;ünden», oder um einen Schritt vorwärts zu bria- 
.gen» heifcbt Achtung; es läfstaber etwas fonderbar» 
wenn der Vf. felbft in der Vorrede ausdrücklich ver- 
langt» man foUeXeine Schrift ^finit Hochachtung h&' 
Mandcki**9 befonders wenn er nebenbey fich mit fot 

fanden Warnungen gegen ungünftige la'theile vorliu- 
g verwahren zu miUren glaubt; ,,WerDu aber auch 
Jeyft, lieber Lefer, lafs Dich in Deinem Urth eile nicht 
.durch PaTteyejiwuth i|nd Sectengeift leiten» verdam- 
me, nicht, vreil die darin (in gegei^wärtiger Schnft) 
.herrfphendc Anficht nicht die; Peinige iß, und -^enn 
Dir etwaa dunkel bleibt: fo Corfche, bb nicht viel- 
leicht die (Jrlache in Dir felbft liege» ob Du nicht Vor- 
urtheile in Dir hegft, und durch vermeinte Wahrhei- 
ten Dich felbft täufcheft,*« 

Überha\ip( lälst die im ganzen Werke»' vorzüg- 
lich aber iu der V^orrcde herrfcheiidc) pathetifche 
Schreibart faß mehr AftectaUon » als Refultate einet 
gründlichen Nachdenkens erwarten. Hr. B. tagt %yrdx 
ganz richtig : . „Ein Lehrbuch der KunlTtwIirenfchaft 
darf nicht ausfehen wie ein Rechenbuch.** Aber 
nuch nicht wie ein in Profa überfetztes I.ehrge- 
dicht, hätte er hinsufetzen follen; «» medium tenut' 
re beatil -^ Doch Rec. lieft fich durch die vergolde- 
te Schale weder blenden , noch abhalten »^ cfen Kern 
^enau und ohne Vorurtheil zu prüfen », und er fand 
heb nur in fofern in feiner Erwartung getäufcht» als 
diefe durch den Vf. felbft etwas zu hoch gefpannt 
worden vrar. Hätte Hr, B. weiter nichU angekün- 
digt, als ein Compendium der Äßhetik zum Gebrau- 
che feiner Vörlefungen, nach feiner individuellen An- 
ficht geformt ; [b könnte ihm Rec. das Zeugnifs ^e- 
ben,er habe etwas Brauchbares geliefert» und verdie* 
n« befond^re Aufmunterung, indem er einen Geilt 

' verrathe» von welchem fich. mit der Zeit weit reifere 
Früchte erwarten laiTen. Aber da Ur. Ä. in der Von. 
behauptet : »,In der faft unüberfehbaren Menge fo^ 
nannter jifthetiCcher Schriften, jdler Art hat Inan ein« 
ei^ntliche KunftwilTenfchaft mehr gewollt alt er* 
reicht**: fo fcheint er mit dem gegenv^ärtigen Lehrbn« 
die Epoche machen zu wollfin. Rec^ deif^ ohnehin von 
aller FarteyeMiaiUh nn^ von all/em ^ciengeifie fehl 
weit entfernt ift, will noch übcrdiefs alles Mögliche 
thuii» um nicht durch vermeinte Wahrheiten fichjelbß 
zu täufehei^; er will gar nicht felbft urtheüen» ob ödfer 
in %yiefern es Hn, Ä gelungen fey» das höhere Ziel «u 
erreichen» welches er fich bey ^r Aufarbeitung dit- 
fcs Werks vorgeßeckt hatte: et V17II vielmehr durch 
eine kurze» aber getreue Überhebt des Ganzen jedea 
Leier in den Stand fetzen, diefes Uctheil f^ft zu Alka 

C Der BsfMmfs folgt im Uchftm Städu ) 



I 



^ 



7 C N A I J C if £ 






* • 



ALLGEMEINE LITERATÜB - ZEITUNG 



JA T Ik i iL 



6 



Jeha, T>. 'CtÖkcr: JSU^KunßwiJJeTiftkäft in ihrem 
allgemeinen Vmrijfe darge/Ielltiiir JOcädemifche 
Vorlefungcn ^^n C..i^ ßachmannu. f .' ^vr. 

(fißjckl^fs der im vopigen Stücke afigebrcekenen.Iiec9nfion^ 

XJie Einleitung 1)eginiit tmt fölffenfleri)^riitioiv: 
^tDieKun/lioiJfen/chaft oder Kun/llehre, ge^\yöbiilicb, 
Mriewohl nicht ganz Ticbti&Äßne^k,gena;nnt, ift die 
Entwickelung und Darßeflang d^r Principien und' 
höchften Gefcüte aller "Künfte;. und da die einzelnen 
Künße fo viele lebendige Glieder eines ^rofsen Gan- 
a(en und und zum gemein fcbaftlicben Zwodke .das 
Schöne liaben , notbwendig WilTenfcbaft des 6cbö- 
nen. — Die 'IxunftwiITenfchaft hat zwey -wefentli- 
clieTheile, eincji cigenlVich w^fenjckaftlichen^ wel- 
cher die Idee, der Kauft .und dcsScaönen anJi<ih ent- 
wickelt, und einen angewandten^ welcher die Theo- 
rie der einzelnen Künfte aufftelU." Nun fängt der 
Vf.Vnitten im J. ß gaiiz unvermuChet an^ einen kur- 
zen <&brifs AtrLitePargefehichte der Äßhetik^\^ey den 
Griechen zu lieff rn ; und nachdem er ficb im folgen- 
den 5. 3 in Hinficht der JUfrher eben fo Jturz getafst 
hat, kömmt folgenjde Stelle, welche ^wahEfcheinlicb 
der ganzen LiterargeTchichte als Üherfchrift voraji- 
gehen tollte 9 und aus Verfeben des Setzers hier im 
Context abgedruckt ift: „Darftellung des Ganges, 
welchen die Äfthetik bey den verfchiedenen Völkern 
nahm, bis fie fich durch die Bemühungen der Deut- 
fchen.zurKunftwilTenrchaft erweiterte." Dann eine 
Lifte der vorzüglichften äfthetifchcn WeAe : i) un- 
ter den Engländern f a) unter den Italiäftern^ 5) 
anter den SoUändenii 4) unter den Franzofen^ 5) un- 
ter d^ Deutfehen. Hier vermilste Rec! unter den 
Engländern.: J. Oerard Verfuche über den Ge- 
Ichmack. Breslau 1766. 8* — Th. Robertjon^ An 
Enquiry into the ßne Arts. London 1785« Ä> ^nd 
Po;;«'j Verfticb über die Kritik (über fetzt von Mül- 
ler. Dresden i745* 8« und im berlin. Archiv der Zeit 
mnd Uvres Gefchmacks. Jahrg. 1795- B. li, von Efchen- 
iurg.) -^ Unter äen Deutfchen : J. J. Efchenburg 
Entwmrf einer Theorie una Literatur der fchonen 
Wiffenfchaften. Berl. 1789- 8- ö. S. Steinbart Grund- 
begriffe zur Philoföpbie über den GefchmacJk. Zül- 
Ucbau 1785« ^ C. Meiners Grundrifs der Theorie 
und Gctchicbte der fchönen Wiffenfchaften, Lemgo 
*788« 8» ^^ ^' Ä^Äoi^^-f^Theorie-der fchönen Wiffen- 
fchaften* Tüb. 1789- 8- K*fV.namlers kurzgefafste 
Einleitung in die fchöiien Künfte. Görlitz 1798« 8* 
^ ff. l^. Fölitz Grundlegung zu einer wiffenfchaft- 

/. JU L^ Z. 18 »3- Zweyter Band. 



liehen Äfthefik. Pirna 1800. 8 X^- *^- Schnell i!k 
^ermuthlicb ein Druckfehler, *ßatt Ckrißian WH- 
-heim Snell) — und compendibfeBibTidtkck des Wlf- 
fen&würdij^ften u. f. «w. der fchöne :QeiJl und der 
KünJUer. Gotha 1793 und 1797. 8« 

Erjler Theil. Darßellung des PTefehs derTtunJt 
Hier fcheint der Vf. feine Vertrauüieit mit Aex fcheU- 
ling*föhen Naturphildropliie an den Tag legen zu 
wollen, und holt etw^s zu weitaus, um folgende 
Sätze aufzuftellen: fl. 11 — ij. Die Kiinft ift Nach^ 
iveltfchövfung. (Doch yroYd nicht Schöpfung der 
Nachwelt? Älfo richtiger nachahmende Weltfchö- 
jtung.) j. 14. 15. Dasl^roduct der Kunftiß Schön- 
heit. *DieCe ift die voltkommen/le und angemeffendße 
(angemeffeilfte) Form und Gefiak (wozu diefe Tau- 
tologie ? )., worunter eine Idee in Raum unäZeit ßch 
offenbaret 9 oAev die erjcheineude Idee. — f. 16— *i9« 
Die einzelnen Werke ((er Natur fowohl^ als das ganz« 
üniverfuip., können nicht eigentlich^ 'fondern nur 
bildlich und ,iiber tragend (lAAetm bildlich nicht je- 
derzeit übertragend? \fchön genannt werden^ denn 
^as Schöne ift der Kunft eben fo eigenthüixffich,wie 
das Walire der Wiffeiilchift und das Gute dem -Le- 
ben, --7 jj., fio. Das Organ der "Kuitft ift tKe Fhanta^ 
fie. — ff» ?*- 1^2* Vernibgen, den Oeift des Künft- 
Icrs in J'einen Weifken zu erkennen , ift der Kunfi" 
jinn. — $. fts — 07. Der GegenCatz der antiken und 
modemenYcoLxA ift demlBinfhiffe znzufchreiben, wel« 
eben B^igiön, Philoföpbie, Wiffenfchaften '^hilofo- 

{)hie wird doch auch eine Wiffenfdhaft feyn?), Oe- 
etzgebunff, Sitten, Sprache undUlima auf die Bildung 
des J(.ünttlers omd den Oharafkter feines Werks ha- 
ben. — jj. ö8* »,Ift das itunft werk Ausdruck der Idee 
(nach ff. i4)j io fcheint zu folgen, dafs alles Indivi* 
duelle in demfeloen vertilgt feyn muffe, und das ei- 
gentliche Wefen der Schönheit charakterlos tey. Al- 
lein ein folches ^barak'ierlofes Werk würde kein In- 
tereffe erregen, und jeden Befchauenden oder Hö- 
renden kalt laffen. Vielmehr ift ein Kunftwerk je 
fchön^rf auch deßo individueller.^ d. h. defto beßinim- 
tcr, lebendiger, ausdrucksvoller feine Form, f o däf $ 
das Charakteriflifcbe der Schönheit wefentKch zu 
Xejxi fcheint.** Hier ift Hr. 3. oftenbar mit fich felbft 
nicht einig, indem er zwey fich geradezu widerfpre- 
Cheiide S^tze'AU fcheinbar wahr aufftelk, x)hne auf 
den Xjrund diefes fcheinbaren Widerfpruchs einzu- 
dringen,, Tvelcher darin liegt, dafs Hr. B. die ganz 
verfdiiedcnen Begrifte: fchön^ reizend (man vet*, 
gleiche unten (ff.Jt^ dösVfs. eigene Definitioli vöiia 
Beizenden) und interejffant^ nicht gehörig uilterfchei- 
det. ' Schönheit %d^ent bloft in dem harmonifchen 

Ö9 



6^ 



JSNjLISCHK JkLLd. LITERAT ÜB -ZUTUN 6. 



5A 



Fetf^äkniffi atter Th&fle imterfieh za tin^m gefäUi* 
gen Ganztft; <ydei« i>aeh Hn. B. im {•ntfprechendeuy 
AusdrucXe der {gefälligen) Idee* Da« Charakteri- 
ßifche ift alfo der ScJiönheit nicht wefenilich^ 
Scoöniieit an Jieh gefällt bloft; char akter ißlfcke 
Schönheit aber r^/yi/ hin (re/z^), und Charakter 
ohne Schönheit ift intereffant. Die mediceijche Ve- 
nus \^ fchön, eine büf sende Magdalena iß reizend^ 
nnd die hogarthfchen Carricatureff find intcreffant. 
Nicht jeder Ausdruck einer jeden Idee iß alfo ein 
fchänes Kunftwerk (denn es giebt auch erhabene 
und blo& intereffante Kunß werke/ die eben nicht 
fchöu find); fondern nur der entfprechende Aus- 
druck einer TirÄi^eTJ Idee* — JJ. 09. „Die Ktfnß ift' 
ein unendliciies Ganzes, eine' Idee, in deren vollßän- 
digem Befitze kein tinzelner iß; fie läfst fich alfo 
auch von den verfehl edenften Seiten auffallen, ohne 
dafs dadurch ihrWefen verfehlt wird* Diejenfge An- 
ficht nun, -vrclche jeder Künftkr nach feiner Indivi- 
dualität von ihr bat, eleiclifam die Seele feiner An- 
fchauung d^rKünftweh, als Princip zum praktilchea 
Sjfteme entvrickelt, iß der Stil des Künßlers. — 
Artet der Stil aus: fo entfleht die Manier.** — $. 30.* 
^Ift die Idee, welche dargeftellt werden foll, zu 
grob, als dafs fie, das Werk ganz ausdrucken könn- 
te, wird aber den^iocb der Geift fo davon ergrif- 
fen, dafs die Idee in ihrer Unendlichkeit ihm er- 
öffnet ;wird , und er fich v9n dem Werke* in die Ün- 
ermcfslidikeit derfelben erhebt: fo ift uns das Er- 
Atfi^w gegeben/* — J»3i* ,*Die innigfteVerfchmel- 
zung des Allgemeinen^ und Befonderen , der Form 
uhd des Charakters, des Kunßwerks und der Natur 
iß die Grazie. — Das Reizende entfgringt aus einem 
ümfien Übergewichte des Endlichen und Sinnlichen, 
das iVaiv«. aber aus dem Gegen f atze zwifchen Natur 
m\d Kunß." --. J. 32. „Dem Erhabenen entgegen- 
gefetzt ift das Komi f che. In diefem tritt das Endli- 
che und Einzelne lo keck hervor, dafs es fcheint 
Selbftzweck äu feyn." — JJ. 33. „Der reinßeGegen- 
fatz des Erhabenen iß das Lächerliche; wie ycne^ 
d^is Untfidlich'Grofse: fo iß diefes das Unendlich' 
Üleine. Es ift das.lJnverßändige aus dem Reiche des 
Verßandes., zur Verachtung zu unwichtig und zum 
Haife zu gut." — $• 34* „Wenn die innere ange- 
fchaute Unendlichkeit abfolute Macht und Feßigkeit 
erhfilt, und das Äufscre dagegen als vergänglich und 
nichtig erfcheint: fo entfteht der Humor. Er ift das 
umgekehrte Lächerliche oder die Erfcheinung des 
Krhabencn felbft im menfchlichen Geiße. — Die 
Jrgnie beruht auf dem Contraße zwifchen der Vor- 
ftellung und dem angefchauten Objecte, und in der 
iJberzeugung , dafsin relativen Verhältniilen keine 
Haltung fey, dafs jeder Satz feinen GegenfaU finde 
und habe, und dafs mit jeder aussefprochenen Be- 
hauptung eine andere ihr wiederßreitende (wider- 
ßreitende) gegeben fey." Hier hätte Rec vorzüglich' 
i^ehr Prlcifion gewünfcbt. — ^ „Den Gegenfatz der 
Tronic, d.h. den rein- fubjectiven Cohtraß,- bildet 
di^ Laune.** -r- 6: 35 Y^i^d die Frage: Was ift der 
Vfitzf folgendermafsen beantwortet: »,£r ift eine 



vrrprnrn gliche Kraft, erfindend und bil<}end« ew ge* 
• nlaliAcher^ Fuaiken oA^t ein Blit^ au^ der .Welt des 
Genie», um eine einzelne Stelle der Wirklichkeit 
spg.6Jihlicklich zu erleuchten^ und mit der göttli- 
chen Idee zu entzünden. Da alfo der Witz bewirkt, 
dafs das Unendliche an dem Endlichen, wenn auch 
nur auf Augenblicke aufgeht, theils um es durch 
diefen Schein zu verklären und zu mildern, theils 
um es in defio tieferes Dunkel zu. hüllen : fo ift er 
wefentlich und in Wahrheit iprhaben. Seine Wir- 
kung hängt davon ab , wie grofs .die Stelle iß , w^el* 
che er erleuchtet, und wie viel Puncte er fichtbUr 
macht, und wie oft er herniederfährt, und wie* un- 
erwartet er kommt. Denn in manchen Werken er- 
fcheint er fo feiten, und trifft ein Ta kleines Fleck- 
chen , das man kaum bemerkt und ohne etwas gefe^ 
hen zu haben; in anderen Werken dagegen, z. B. 
imAriftophanes, folgt Blitz auf Blitz fo ichnell, dafs- 
die £anze Gegend in Feuer und Flammen zu ftehen 
fcheint , und das Auge des Schauenden ganz gehlen-- 
det wird.** — Was würde am Ende aus unferen 
Wiffenfchaften \verden, wenn folcheTiraden an die 
Stelle der Definitionen treten dürfte l Hr. B. mufs* 
felbß gefühlt haben, dafs diefer ^anze 0. mit all fei** 
nem Wetterleuchten dennoch keinen klaren Begriff 
vom fVitze gewähre;* darum fährt er JJ. 36 fort die-' 
fen Begriff dadurch näher zu beleuchten, dafs er, 
nach Jean Pauls Beyfpiele , den Witz mit dem Scharf- 
finne und Tieffinnc vergleicht. Aber auch hier iß 
der Witz' wieder „e/w Strahl aus einer höheren J^ 
gioUf der plötzlich niederfährt 9 das f Vir klicke trifft' 
und entzündet.** Wenn die Wirkuiigen des- Wittes* 
fo zerfiörend für das fVlrkliche find: dann ift für 
uns arme Sterbliche freylich kein befferer Rath,'ala 
dafs wir uns fofori in die Regionen des Idealismus 
flüchten, um nicht über lang oder kurz 'von irgend 
einem witzigen Kopfe möskowifirt zu werden ! — 
$• 38 und 39 werden die Künfte nach Raum and 
Zeit abgetheilt in Plaßik, Mufik und Pogjie. 

Zweyier Theil. Theorie der einzelnen * Künfte.* 

Erßer AbfehniU. Die bildenden Künfte, ^. i. Die 

bildende Kunft zerfällt in zwey Theile, Plaflik und' 

Malerey. Erßes Capitel. Von der Plaftik. Hier 

führt Hr.B. unter der Überfchrift : ^^Literatur**^ die 

Titel von 17 Werken an, welche von antiken Sta* 

tuen , Gemmen u. dgl. handeln , wobey Jakobs xrnd 

Schellings akademifche Reden nicht vergeffen find. 

Dann kömmt, ohne weitere ^berfchrift, jj. 2 — 6 

die Theorie der Plaftik, welche mager ausgefallen 

ift. Eben fo behandelt der Vf. im xwejten CapitA 

die Malerey; dann im Anhange zum erßinjbfchnitt^ 

dieBaukunft und Gartenkunft , im zweyten Abfcknittm 

die Mufik , im dritten die Poefie. Diefer Abfchnitt 

wird in vier Capitel abgetheil^, deren das erfte vaH 

der Sprächet als dem Organ der Poifie^ das zvreyte 

von der epijchen^ das dritte von der lyrifchen Pasfim^ 

und das vierte (welches, durch einen DruckfeMer» 

wieder das zweyte heifst) von der dramatifchen Po€* 

ße. Endlich werden in einem Anhange ( von s^vrey 

Seiten) dia Joßenannte Lehrgedicht^ das eigentUckm 



5» 









A 



fMtfJojMfrbf Oodtchtf üfop^^idiondere Gatmn-i 

Sen (Arten )^ief gewöhnlichen rogenann|ten Lehrge- 
ichtiv.di^ befchreibenda^ ^mßhrlfche Foisfie^ aje 
poetiphs JErztUtiluttQ» A^xyoctifcneErief und die 
ähpiffht F,0^l f, xoid. füdüiqh 4ie OW, abgefertigt. 

p A n ^ e^jK. 

i) BERLIIV9 im Tanblhinimen -Ififtittite und i<» 
CommilF. b; Maurer r Tauhfiufnm^n - fn/lHui zm» 
B^rÜn. Befchrieben Von jEmfi- Adolf EjcWuhi 
* königl. preuff. Oberfchuhrfathe, Ditefctot und Äif-^ 
ter des Taubftumdien - Ihßitntt ui f. 1^. Zweyfc^ 
geänderte Auflage, ifiii. VHI u. logS» 8* (^og^*) 
fl) Ebendafelbft: Jbebuch für Taubßumme. Von 
jE, jf. Efchke. Vierte geänderte Auflage, igii. 
93 S. 8- (8gr.) 
Die Taubßummen-In(litute, worin an und fui* 
£ch untaugliche M^enTcheu zu dttlich - guten erzo^ 
gtüf zu ni^tzlich€;n Staatsbürgern umgefdiaffen, und 
itt ge willen technircheii Wertigkeiten angeleitet wer- 
den fallen » gehören unllreitig zu den rühm würdig- 
ten Anftalten der cultivirten Menfcbheit« Jeder 
wohleingerichtete Staat ift, von Rechts wegen, ver- 
pflichtet» ^cb der unglücklichen Taubftummen mit 
der gröfsten Sorgfalt anzunehmen » und dahin zu' fe- 
hen, daft die. Leiden derfelbeU gemildert, und daft 
diejenigen Männer im Staate, die das hÖchft be- 
fchwerliche , mühevolle Gefchäft der £rziehung und 
des Unterrichts derfelben. übernehmen , gehörig un- 
terfiützt und aufgemuntert werden. Diefs virird 
freylich nv|r in wenigen Staaten anerkannt; und um 
fo mehr gebührt dem preujfifchen und dänijchen 
Staate y.erehruiig und Lob, denn beide haben fich in 
der neueren Zeit in diefer Hinucht, wie in fo man- 
cher anderen, rühmlichA ausges^eichnet. Der ufi- 
Tergebliche £fchkß bat üch, während feines Lebens, 
Ton FrUdrich Wilhelm Hl mannichfaltiger Aufmun- 
terari|en und einer kräftigen Unterftützung zu er- 
freuen Urfach gehabt, und noch, nach feinem Tode, 
hat der.erhabene Monarch es an der Wittwe des Ver- 
dorbenen bewiefen, dafs er feltenes Verdienß zu 
"Würdigen und zu belohnen weifs. Zu Kiel find deni 
um 4en Taubftummen - Unterricht hochverdieuteu 
^ßngflen^ und zu Kopenhagen dem Dr. Caßherfy 
Welcher Vorfteher des im J. 1806 dort eröffneten 
Taubftununen - Inftituts ift , ähnliche Ermunterun- 
gen und Unterftützungen zu Theil geworden, und 
die dänifcbe Regierung bat unlängft noch verfügt, 
daff die unglücklichen Tau^fiummen in den beiden 
HerfOgthümern Schleswig und Holftein , die npcl^ 
irgend bildungsfähig find, in das treifliche Infiitut 
des Prof. Pßn^en gebracht ^yerden f ollen, um fie 
ZQ veraünfligen , für die Oef^llfchaft brauchbaren^ 
guten und frommen Menfchen zu erziehen. 

Eine vollftändige Oefchichte des TaubAvnuBM- 



i 



Caflherg hat w^ntgfteut, fi^lebw wir niirbc79liififf 
bcmerlien, in feiner Abbandluhr'ftfiei« JU^flitkäfirifi 
digkeit der Unter:rti:htsanßalten^rTAUbßmmmm 0b 
itr JEgeriß, einer "^onPiinit, Sniid/nr uria H^iik hcri 
aufgegebenen ffebahvolkn Quamlfehfift^ftbrdat £f« 
ziehuiigs- und Unterriebls •* Wefen in Dftnaeinark 
und Norwegen, B. 1. St. 1 und öT«*^^ «tirondlogii 
fche Überficht der Gefchichte des Taub(Vi»nniew- Uui 
terrichtf railg'etheilt, welche fich über Spanien, Frank« 
reich, England, Holland, Deutfehland, dieSehwM) 
, Italien, Ungarn und Dänemark ^erbr^feiteti fie b«» 
ginnt mit dem J. 1600 und endigt tuk i^atf-' ' ^ \ 
Dem Abb^ d^ TEpie und feinimi l<ickfbl§e4 
dem Abb^ Sicard, gebührt unftreittg im fetAMtS^ 
die Theilnabme und Unterftüttung f§r die «n^tkC 
liehen Taubftummen in neueren Zeiten bie und da( 
und vor allem in Frankreich i kräftig aufgeregt s« 
haben. Indefs ftehen , nach dem Urtheil^ bewähre 
ter Sachkenner, eit\e$ Franko eine% Rudotffhi m* ik4 
die Anftalten für '{^aubfttiihme in Frankreitlr dfUMl 
zu Berlin; und Kiel weit nach. Der betüfanüeDn 
Frank neiint in feiner inTerelTanten JRjeifs nmehBoiiß 
und London (Wien, b. Camefina i8ö5) daa bejrli*' 
ner Taubftummen - Infiitut als das vorzüglicfafte, wnä 
f^gt: „In demfelben fey der Unterricht auf dem 
böchften Grad von Vollkommenheit g^f^lkyeB 
werden ausgezeichnete Talente in demfelben' gebifr 
det, und fogar Gehülfen aus den Zöglingen geadgen./>^ 
Und diefen höhen Grad vOn Vortreftlichkeit hat dii 
.^nßitut unter der Leitung des edlen; leider zu irüt 
verftorbenen Efchke erreicht. Die Annalen der deub> 
fchen Pädagogik werden ihn und Pßngßen der fpä» 
tefien Nachwelt noch, als die vorzüglichften Beför^ 
derer und Pfleger eines der mühev0lleften und bb- 
fchwerlichfien Theile der Erziehungspraxis, dankbar 
nennen. Efchke war nicht nur durch feine ausge» 
zeichneten Kenntnill'e und durch feine gereifte £1^ 
fahrung, fondern vorziiiglich durch feinen Geift der 
Liebe , der Geduld , der kindlichen Hingebung und 
Aufopferung, fo wie durch feinen feurigen Bertifs*- 
eifer , ganz dazu geTchaifen , der Vater und Wohlthä»- 
ter der unglücklichen Taubftummen zu feyn.* Drcy 
und zwanzig Jahre lang widmete der edle Mann feine 
Kraft und feine Zeit jenöm heilbringenden Gefcbäfte, 
und man glaubt es ihm gern, wenn er iii ^6r ^Vor- 
rede zu der üefchreibung feines Inftituts fagt : „Mei* 
ne Liebe zu den Taubftummen ift, w^enn ich einem 
alten gekrönten Dichter diefen Ausdruck abbjDirgeii 
darf, mehr als Frauenlieb^.«« • 

Die Schrift No. i enthält viele ii^teteffartte allge- 
meine Bemerkungen und Erfabrnngen ubtt die £y« 
;(iehung und den tjnterricbt der Taubftummen, und 
verbreitet ßph dann vorzuglich über die von Efchke' 
felbß befolgte Methode, über die Ökonomie d^ In- 
ftituts, über die eingeführten Belohnungen uiulStr«« 
fie&, Überprüfungen, über die Bedingungen, unter 



Unterrichts in Europa , vroran es uns bis jetzt noch ^ welchen ,^ein Zögling aufgenommen w^erden kann 

fehlt, würde^ für den Pädagogen, für den erleuchte- ' Ui'f. w. 'Eint Abhandlung über die Zeichenfprach« 

ten Suatamann und fSr Jeden Freund der'tiuiuanii «der Taubftummen, die Fleucht 'eines langen Umgan- 

tlt da höcbft YriUkommehea 6et<^benk feyii. . Hr. Dr. gea lüit deufelben uaA ei««» Cdbflrf ^us^ «glüd^tb 



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bcobiditcnden OeiHei., beFdilierst <Iai Ganze, Der 
milde, taufK, liebevolle Geifi äe» Verewigten fp/ichj: 
Ach f^^auf jedem blatte ^ue. Efehht forgte. nicht 
i»ttt viterlich für Hie BU^mjg un4 für den Unterricht 
dlcT ihm-anviertEapten Zuginge. Tondcrn such für 
ihre £rb«it«rung tmd £ü« |hreii frohen Lebenagenufs, 
„AnunfcremTifche, Tagt er S. 35, herrfcht Mittag» 
»nd Abends Aer Ton de» »nftändigen Vergnügen», 
der gefeUrchaftUcben Munterbeij^ uml meinBeyfpiel 



htn*-')^ V>£ wi" uu den fäiiagogijchen Unterhal'^ 
tumgm für die ßriiehtr uiid das Piiolicum >, Tahr^. 3. 
pinltt.-4. ■ S. 407 wilTeo — während Jer 51 Jahre 
7 Monat« feiner -A'ratsfühKüng, nach einer mäfs igen 
BcceofanuAg aiugetheik hat: ,ii$ii5s7 Stockfchläge, 
as^oioKutbenhiebe, 20959 Pfütchen undGUpfe mit 
AemtAp^f i367«5HandrcUmiire, jo«35Maul[chclr 
tori* 79»5 Ohrfeigen, 1 MilHoii iiSäOo Ropfnüffe 
liad SS7G3 Notabene« mitBibel, Kitte ch isra ns , Gc* 
Jangbuch und Graniniattfc ; ferner 777 Knaben auf 
trbfcn, .613 auf ein dreyeckige» Hol» Itnieen , 50001 
-den Efei tragen^ and 1707 die IVutbe hoch halten 
liefs", eiiliger nicht fo gewöhnlicher Strafen zu ge- 
fchweigen , die' er im Falle der Noth aus dem Steg- 
reif e^wnd,— der widme J'eiiie Faujl jiicht der 
JCmiehung lajihüununer Menfchen! Warum will er 
die TaublEunimen.l welche ohnehin elend genug 
find, noch unglücklicher machen ? " 

Der Titel von No. s ift, wie der Vf. felbft Tagt, 
eigentlich falfch, denn da» Lefenlernen i^ürde ei- 
^e« TauLftumiüen anefceln, wenn er, wie die C» in 
den gewöhnlichen Abcbüchem der Fall ift, gleich 
Tiele fiuchfiaben erblickte; hauptfäcblich def*we- 
gen, weil die Buchflaben mit gar keinem Dinge 
ihnUchkeit haben. Der Vf. wollte indefs den Titel 
jtbtUtch nicht gern. abändern, da es denfelben fchon 
-feit \o lahrcn in drey Auflage;» geführt hat. Da» 
Büchlein zeichnet Geh unter den nir den erften Un- 
terricht der Taubflnmmen vorhandenen Büchern als 
eiafehr wohlgeratbene» au». Wenn die erfletJbung 
in Suct Institution des souräs H desmuetsAeMKh\M 
-dt f£lpi* mit der dißnition du mot de saeremant be- 
ginnt, oder wenn der Abbe Stock in Wien den Anfang 
■ dea Unterrichts infeinemTaubftumihen-Inftitutemil 
-dem kUintn Normalfchulenkateehismus macht: fo 
ift dagegen das rorli^ende Büchjein ganz iiach den 



Bedürfniffen der Taabft u mrnen , Äie der Vt. in ei- 
nem Ununterbrochenen C3)ährigen Umgange, bey ei- 
ncih höchß glücklichen fieoliadhtungsgeift« , beHer 
a^s XoriR Jemand , kanneri xu lernen Gelegenheit hat- 
te -, fetir zweckmafsig eingerichtet. -Man ' er&ebt 1 
übrigen» daraut mit Vergnügen , dafs der Vf. et lieh 
während feineaLfib^^ angelegen fA^nliefs, mit den 
Fidrtfchriuen i welche die Üediode dea Lefeni in 
desn let&tcn Decennium durch Olivier, Siephani 
vnd Krug gemacht hat, vertraut «1 werden. Um 
£0 -mehr tbat ^:Kec. Leid, vot^ dem edlen Manne 
S-A? ein.aifi.biftwes Urtiieil üb£r den verdienQvo]. 
lei>( nur stwa^ su annw&etiden und mit feiner Jiisuen 
Methode Anfangt zu vi^ Lünn machenden OUvitr 
auseefpuichen zu t^en. „Meine» Bedünkens , \ip. 
er S. 27, hat noch Niemand auf Anatomie und Me- 
chanismus der Sprachwerkseeuge eine fo rieht ige Theo- 
rie gebaut als Hr. Krug, derfen auifäkrtiche Ameti- 
fuug, die hochdeutsche Sptache recht aiisfprtehat, It- 
fen und fcbreibth Xu lehrtn (Leipzig, b. Griff t0o4), 
zwar nicht fo dick ift, als 0/it)«rj orAo-epogra- 
phifqhes Eleraeinari'i'erfi , aber' gewifs tmehr Gehalt 
in fich fafst.« Gern unierfchreibt Ret, da« Urtheil 
^her Enigs hedeotetide Verdienfte; aber nnger« 
vermifat er da» Suum cuitjue in dem, wjis über OU- 
viers Elemehtarweili gefagt wird. 

Kicht ohne Schitierzgefiihl undWelmnith konnte 
Bec. den Schlufs der Einleitung 'mi dem Abcbucbe 
lefen. „Da ich , fagt der Vf. S. 3Ö , von dem Mittel- 
puncte de» Leben» fclion einige Jahre faerabdeigCt' 
lind täglich mehr Gelegenheit habe, an mir felbil zu 
erfahren, wie Wahr da» virgflifche faelÜj defeenfut 
Averni in mehr als einem Sinne in: fo gereicht et 
mir zn nicht geringer Ermunterung, '^nen vortreff- 
lichen Mann , Hn. Prof. Grafshoff, an meiner Seite 
KU fehen, und mit feiner und des bekannten g^ 
fchickten^Lehrers Hn. /rai«rfna/> Unterfiütznng darf 
ich siemlicb üdier hoffen, disTaubdummen-InftittU 
feinem grofsen gemeinnützigen Zvrecke in Knrrem 1 
auf eine fehr merkHche Art nüher bringen «u ItSo- 
nen." Diefc liebliche Hofihung des edeln Manne» 
ift leider durch feinen frühen Tod vereitelt ^Verden; 
aber die von ihm, während feines Leben», mit feite* 
nerLiebe und Treue gefticute und gepflegte Saat blüht , 
und reife noch nach feinem Tode. Freuffent erha* 
henerMonarch, derBildungsanfialten aller Art pflegt, 1 
hebt und fordert, hat auch das berliner Taub&um- 
men-InfHtut in feinen Schutz genommen, und Min- l 
ner, ytie Qrajskaff vm.A Habermafs , £fekAes GebvA- 
fen und Vertraute, fchon wihrend feine« Lebens, we*» 
den den Kubm und die Ehre de« von dem Vereng* 1 
ten , zum Segen eine« Theilt der leidenden Henfcb- | 
faeit, geftiftetcD Inftitau wohl sn erhalten vrüTai« i 



NEUE AUFLAGEN. 
M«rhBTg, ia d«r akaAtmitokea Biie kh « « J liii > g 1 Johmm I<n* und mit Obonnfruen ▼•nndute Aiugaba. iQi±. ] 



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ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



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APRIL a 8 I 5- 



ERBJUl/NOSSCHRIFTEN. 

>) LeirziG^ 1). Vqgel : Predigten voa p. HHnrick 
Goitlieh Tzfchimer^ ord. Prof. der TheoX auf 
der Unifrej;mät Leipzig, Erße San^mlung« i^ia. 
VI u. ß45 S. ^r, 5. ( I EthlrO . < 

:#) Bbüun » b. Maurer: Setraehtimgtn 4iber dm 
Wchti^/UH Aug<legtnhciteii des mligiöfin Sinnes 
MndJLeheium Tredigteu für gebildete ^hriftett. 
VanFri^dritk Ehtea^gy königl.Hof-nhdDom-' 
Fvedigeriui^Berlüi. ißiß* JUI<u. 459 & Jg^* St 
(i KtWr. »€gn) 

J) Lf.ip«i«9 b. Fleifcher a. Tf. : TreSigten über aus-* 
erlefene Stellen der heiligen &ehrift für alle 
SonH' nndFeß'Tage des Jahres^ voii IX Johann 
^eerg AofenmüUer^ Superintendenten in Leip- 
zig. igM. Erfter Band. VIH tt. 3Ö0.S- Zweyter 
Band* 383 S. gt. 8- ( ^ fkhlt. t€gr.) 

4) LtiF£iG^ gedruckt aufKoftendes Vfs.*: Predigten 
aber die Vorjehung Gottes nach Jnleitün^ aller 
Sonn- und Fe/ltagS'!Evangelien durch das ganze 
Jahr^ von D. F. Heinrich y Paftor in jf^lau« 
Erfter Theil. XVI u. 496 !Su Zweyter TJieiL 
4fi6 S. gr. 8- ( 2 Rtldr.) 

v-lhglcicti /EnreckuBg «md Stärkung oreligiörer 
GrundTäts^ und Cefiuniuigeia und eine dadurch ^u 
1)cwirkentte Verfittlichung des Lebens der Zweck, 
iijid das Verdienft aller VerEafller vorliegender Pre- 
digten iki fo wird doch von jedem diefer ^wegk auf> 
eine befondere und eigen tbüiulicbe Weife erreickt. 
"Dud Icbon die AngemelTenheit diefer Predigten für 
das befondere Publicum der Vit eine groTse Ver-, 
fchiodenbeit in der Wahl , Behaudluiig und Ausfuhr, 
rung det Materien heifcbte^ indem die Predigt^a 
Klo. i in einer ünivertkäiskirche vor ^äfstcntUeils 
xriffciifchaftlicbai , die No. 2 in einer Hofkircbe 
vor gebildeten Zuhörern auf den höheren Stufen des 
Lebens» iÜe Na. 3 vor einer gemifchten Verfamm- 
bing« ^nd die No. 4 ^or einer Landge2;neine ,gebal* 
t^n 'wurden, übergehen wir jetzt, da iich diefes bey 
^edcBi befonnenen Prediger van.felbft verßeht. Mehr 
verdienet hervor^gehobeÄ zu werden, wie jedei: 
Vf. Heb felbft,» feine eigene Bildung, und die bf^ 
ihux vorherrfchende Weife, religiöfe und üttliche 
Wal^üeiten anzufehen und zu behandeln, ausfpre* 
che, yr\ß beydep einen der Geiß und die Idee, bey 
dem andern dasGemüth luid^l^ Gefnlil, bey dem 
ändern frommer prs^ktifcber Siaui innerhalb des 
St^ndpunctes des I^el^iu heryon^e. Die PredigtieA. 

/• d* L. Z. 1813. Zweyter Band. 



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Vo« t, die^ nioht ibl&fs nach der Vefficberung dm 
Vfs«, fondecn iiftcbidemZengniffederP«edigteti kilbft; 
mit Luft und Lieb^,, mit FJoiGi uud Sörgfok ansge* 
arbeitet ßnd, verdieiien vor allen vorzüglich in ar^ 
chitektonifcher'Hiaßfikt als Mufter gepriefen zn^wer<- 
den, die in g^nanater Hinfieht den reinkardfeÜen 
am. näebßen fiehen, wi^w^hl »Tich unfer Vf. jeae 
fehlerhafte Zer(plitteruitg' der Begriffe^ die niclit 6iA 
Deutlichkeit des Begriftes, fanderntfehr ^ffniftr .dia 
SymuBietrieder Anordnong bey Mäinhard fodertci^ 
nicht <eu Schulden kommen läfst Wahl, f'üUe und 
A)i»fühBMsg d^, Qadttnkc^^ vftodnge Ordjning.> 1 bün^ 
^iger Zufammenhane", Abgefchlafi«nhrit desGaiiflsm^ 
lifShtvoUe JDütwick^iIng, «Reinheit und Ade) des 
Ausdrucks» und -eine «rtthige (anfte Wärme empfehlpitf 
Ck Bis Mufter für das Studium. Faft . zu ifiildbar ifl^ 
b«y Hü* Ttfßh. der ZwaUg d^r AejeeU wökhe im 

CÄichvollQ Vf..von No. # an» öf»erften4ttrohft)ricbfM 
tttnuDv .Jkfck. fettcbfcet« in der AnlkHt uitA Ik^ 
handlung der Matedeii «^ovsaigKchvhyecror der wJ^ 
renfc)uiftlicha Geifi. > Ub#r 1 dato Gatoon fchmrebet 
d^e Idee^ die dauGegenftftiid in rmner W^bnhivit ut%Ä 
Tiiulität -txiAickU und ttdl klarer ErkeniUi^fs a«« 
digt. Der G^buFtsort der Gedanktn ift der G.eift# 
dec feine wÜIenCchaftliche^Tended» venäth. Daheim 
fteht. der Vf. über dem LebeA^ berabiiliokeüd au& 
daAelbe a«iu dem Sounenwagen der Meea. Wir mein 
jien nicht etw:a die bisrrlichen Voiträjge; diet^t^^em 
fchafifen^. ^n- Mittel der Erziehung des BienfeheHh 
gefchlecJUes 4 Mrmahnung^ den eig^nthümlich^ ^^^ 
w^ferer Kirche Jeßzuhaken^ foiidern auch in andere 
ren Predigten , z. B. wie der ^Weije den ff^etfhfpl 
der y Zeiten beUachte^ über die Erzählung von der ^ 
HfUhaUf/tung Johannes des Täufers^ eine Homilieif 
u. f. w^ , ift die Betrachtung und die Reile^oa ro^i^ 
herrfchend» Gerade dem wiffienfchaftlichen Penkerr 
möchte die Vollendung der Predigt am fch\yerfteix 
fcyn, wo die Gedanken aus. Geift und Herz ^ugleichf 
geboren werden^ als etwas Lebejidiges aus dem In-- 
nem hervortreten, Geift. -und Herz der Höi;ei; aju^. 
gleich anfprechen^ > nicht theor^ifch zeigfu^ yrtfi 
die Religion das. Leben ^eftalte uud veredele, fon^i 
d^n f n der AnCchauung uud im Gefühl^ des p.ednera) 
es beiurkuj^eii , fo dafs man «ft felber nicbt weifs»^ 
ab der Redner Gedanken , Geünnuc\gen oder Gj^füh-, 
1(5 ausfpr^be, weil feine . geweiheteu Worte Alles 
umfaffea. £s ift aber ein giiols'er uiid füUbarer! Unq 
t^rfchied, ob die Ideen aus dem Geifte geboren, und. 
mit Hinzutriu des Herzens ferner ausgebild<^;wer-, 
den , oder ob fte urfprünglich praktifch \ind leben- 
dig, als Th^tfacb^ der iimeren W^t^ hervortreten,^ 

7Ö * 



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I. A. L. * 'A * fl 4 % 



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ß^ 



die ReUgtott ßdh ftlner bemäclitlgt , nielit trenn er 
über den Geiß des Iferrn, fond^r» wenn diefer über 
ihn l^jiimt. Wir fprechen diefen Predigten lirine«-» 
ivegs ibre.praktifcbe Tendenz, ihre Ai;gemeffenhett** 
EU dem beabllchügten Zwecke, ihren bibjifelien X¥e- - 
halt und ihr-e Nutzbarkeit ab. Aber jenes höhete !>•** 
ben, wjelches von Gott Kömmt uüd.zü'Gott PÄhrt, 
wo die Rejigion in dem Gemüthe des Redners et^ 
was Lebendiges « die befeetende Seele feiner ©^dan- • 
ken« der Hau^h feiner Worte geworden ift,diefc:8' 
vermiffen wir. Darum erfcheinen diefe Predigten* 
^uch mehr als Arbeilen, denn als Ergüffe au^ der* 
Fülle des Herzens. Wir kennen das Auditdriiftn Aes- 
V{$^,,kerin^n.die t^fonderer^ Urfachen nicht, wafnira* 
a;^ B- die achte predigt diefer Sammlung: drejAuf*- 
f/oderungen zum ßandhafteii und treuen BeherhHniJfe'' 
des Chriflenthumi ndcjk ihrem Sinn und ihrer heil^ 
fameii Anioenduhgi über i Tim. 6, iß»— 14, am Refor-' 
matiOnsfefte vor dreyzehhZuhörerrt" gehalten ^»^rde,- 
ia'cineffjlirthe« die 1500 MejiCchen £af^. Wir kön- 
»cn dahe« ,aujch^ djen Grad der Copdefcenäen;? nicht 
beurtheileR, die der Vf. für nothwenclig erachtet. 
Wenigßens für Rec. ift ip der letzten Predigt; über 
die Rechtmäfsigkeit und ^nrechtrn^Tsigh^it des Sjfiels^ 
Manches enthalten» w«i8 feinem Gefüh|e zuwider.war, 
und, den Adel der rejigiöfen Rede zu v^rl^izen fc^ien. 
Nijchu.fiöfst 4ber ein Auditorium mehr zurüqk^ als 
wenn der Redner demfelben zu w^enigSinn für das 
F«ine und Anftjündige, zu wenig dftUetifche und^nio- 
ralifchc t>elicatefle zjuurauetr Frovincialismen, z. II. 
hprdurchbrinsm für durchbringen S, ßQ3, wird d^er 
Vf, zu vermeiden fachen. Wenn nu|i diefe Vorträge, 
auch dem. Ideale einer Predigt nipht gleich kommen, 
und wie w^enige fblcber Kunftwerke möchten ßch; 
i§inden !— ': fo werden doch diefelben vorzüglic)i feinen 
Zuhörern und Landsleuten eine erbauliche L^ctüre 
gewähren , in Zeiten , wo der Menfch feine Auf- 
rechth^tung pipht um Ach« fondern hur fiber dcti 
fachen kann. *- g. 

Maopeborg» b. Heinrichfihofen ; Amtsvortri^m im 
Jahre \%og gehalten in der St. FetrUdrdhd %u 
Magdeburg und zur Belebung des religiöjen öi?e^ 
"' nes und Muthes herausgegeben von ff^.jD.Kefsr 
hr» erftem Prediger an g^chter Kirche, ^ebA 
einem Anhang von einigen Gelegenheiureden^ 
18^0. 151 S. 8« (10 g^O 

Piefe AmUvoiträge (warum nicht Predigten 1 Oder 
i[ft das Wort durch den häufigen Gebrauch fo ver«^ 
braucht', difo vor dieferlofen Speife ekelt?) behan- 
deln lauter prAtifcbe Wahrheiten, find in einer deut^ 
liehen lichtvoll^nSpraehe abgefafst, u^d fprechenzum 
Herzen. Gründe genu|/ warum wir glauben , dafr 
fie ihren Zweck erreichen und zur häuslichen Er- 
bauung der Zuhörer des Vfe. , wefswegen er fie zum 
Druck beförderte , beyltragen werden. Die Themen 
haben freylich nichts Ausgezeichnetes , fondern be»^ 
handeln allgemein bekannte Sätze, I. Am Neujahrs- 
lage. Das Bekenntnifs : bis hieher hat der Herr ge- 
holfen. Hier fliefsen die Abtheilungen: bir hiehe1^ 



Wbten wir unter Goket Beyllande , Ws liieker wir 
e^ unfer £rhaLter uod Verforger , bis hieher war er 
ilnfer Söhutz beyden knancherlej^Widerwärtigkeiteii 
des zurückgelegten labiles ^ noAnveildlg 4e<hr ira«- 
fa^mien. ' Denn labten wir unter O^t^s Beyftan^e« 
foift da« fehon d&rJn'f)egriilfeif ,daCs er iini ei^ktt 
und verforgte , fo wie dafs et* uns f>^ Widerwlrtig- 
kelten fchützte^ IL Am Sönntagte Lätare. Chriftli- 
che Troilgründe hef den Sorgen der Nahruns. a) Sott 
hat felbft die Sorgen der Nahrung mit unfermn Le-* 
ben verbunden -/ fr) er ift aber auch delr allgemein; 
V€*rforger ; <?) die Sorgen de*^ Nahrung <oH«n auch zu* 
ifnferem Bebten dieiieil. Autfe hier find a und e iöf- 
ffenbat eins; Deni» Kvelch eki Troß läge fonife darta,^ 
cfaf* Gott die Sotgeti mit uiifetfem Leben verbunden^ 
hat, w^hH fie ni-cht zu Unterem BeftendteiWn feilen t 
Unter c- keifst es S: 39: „Man würde es ficJh ((Ane 
diefe Sorgen), eben nicht »ngelegen fe^n taffen , übet 
nützliche und wiffenswürdige Din^e ernllln(ft naeh*' 
zudenken, -f^iiie -lÖerfnVriiirfe' zu ^rwöitern oindtfich 
imtner mehr zu ^r^öllkömmen. Die meiAeh^ Wir-'; 
den fich begniig«n mit ihrer ib)snge)haft^ Erkennt-. 
nifs, mit ihrem dürftigen Wiffen u. H w," So im All- 
gemeinen gefagt, ift das ofi'enbar übertrieben undmi- 
wahr. Gerade umgekehrt, die Sorgen der Nahrung 
halten Millionen Menfch^n von ihrem CkAftigen ab, 
und veranUlfen fie, n«i»Din|;e zub^reiben, die ih^ 
nen Brod bringt. Wi&ntan^t#rausg4(zeichn«teKdp( 
felbft würde in feinem Fliehe mehr leiften, w^nn er 
nicht Manches des lieben Brods wegen unternehmen 
ihufste ! Aber der Vf. wollte vermuthlich fagen, dtfc 
die Sorgen der Nahrung zu manchen Speculatkinen, 
und nützlichen Erfin^lungenVeranlaffung geben» und 
darin hat er gänzReoht, III. 'AmHrmmelfalirtata^. 
Per Himmel Anfer Vateriah*. Ift d«r ganzen^redigt^ 
wird nicht fowohl gezeigt', däßs der Hinnnel unfer 
Vaterland fey , als dats uns ein anderes Leben bevor« 
ftehe. Zwey Dinge, die aber fehr von einander ver- 
fchieden find, IV. Am 9' Sonnt, nach Trinit, Wir 
find Haushalter eines fremden Gutes. Nirgends wird 
hier gefagt, wovon wir eigehtlich Haushalter find, 
ob auöh von unfei^ngeiftfgen Gütern, oderblofa von 
irdifchen ; auch wird der Begrifi* des Haushalters nicht 
genug entwickelt. V. Am 15 Sonnt, nach Trin,- Was 
mufs uns immer bewegen ,' den Armen Hülfe zu lei- 
ftcn? a) Die Noth der Armen ;b) untere Chriftenp flicht; 
e) der S^en Gottes. Wie fonderbarl Gehört denn 
iß und tf, wenn anders 'a ein reiner Grund fevn foH, 
hiebt offenbar unter it VI, Ahi 175 Somit, lütwTrin. 
Die Zeichen der Zeit, „Das, Wodurch ficfr die Zeit, 
in dei^ man lebt, auszeichnet,- wodurch ke U^A'with* 
tig und ilxjferkwürdig wird, flennt w^r Betehen der 
Zeit, '^ Man fieht , der Vf ; niimnt* das WoM: Zeichen 
ziemlich willkübrlich. Das Zeichen einer SiK:he heifsC 
doch fonft nicht ihr Wichtigftes und Merkwürdiges« 
•*t- Angehängt find noch ^ytey Altarredenf^eiiieGon' 
firmations*-, Tauf-|TrÄuungi« un>4 BegröMttAri^llMe, 
wobef wir uns nicht JEHifhalten k'inneii, (Mlternanr 
das eine bemerken , daEi üna dfo 4}di»ete de» Vff« 
nicht gefialle« wollen« \ «^Kw«^« 



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LJTZ&JTUJBLGESCKICHTE. 

Berlin u.* Leipzig, b« r^lcqlai: Die fchöne Utt', 
ratur ]Deutfckland£ 9 wJLhrend des ^chtzef^iUen 
Jahrhunderts. D^geftcllt von Frqui;^ Horn> i^ 1 2^ 
Xil u. 3^4 3. 8- (i Äthlr. 4 gel) 

Jljs iftuns Deutfchen In den 1>eiden letst«a Jabr- 
aehntjfa fo' o£t ZfUgerufen worden« wir haben ei<> 
gentlich gar KeiAq Literatur« iüi4 vor Allem Uejge^ 
4as |ii:ht;iehnte Jahr^odext in diefer Hückficht knf 
irgen. .dab wpbl Mamsben die firfcbeinu&g einet 
Bu^hjy über die pOwnc IMnratuf JOeutfchlands irA 
ßehtzek^iesf. Jahrktatdert faefvenden« Mancher da^. 
j^uch ung^e£etK auf die Seite fcbieben mag* Ge^vifs 
aber giebt e» auch noch Lefer^ die einem ruhigen» 
bercheidenevi Wort über jene Zeit und ihre Erzeuff*- 
qilTe r^iit Verjangea entgegenfeheni » und dai in {ol* 
qher^Weife' Pargebatctne dankbar empfangen. Rac/ 
hekenal £kch zu diefeii« Dean« wohl wiilend, ^afs^ 
M('eni£rteni da» i;ieuere» JQeutfchland iieine Literatur 
habe m dem Sinne, wie Griechenland , oderfelbft 
Frankreich fich muer rühmeo kaiui^ ift er der Mei- 
nung, daCa dem Deutfchen merkwürdig fcyn Colle,; 
ijras, (einer 4^inach bedeutend, den Ztäläaden fei- 
im Vaterlandes gemäfs &cb gefialtet hat; dafs aujck 
Vcrirrungeb lehrreich und« und das Wahr« in das. 
cecbte. Licht Hellen; und dafs unter den Verirru«- 
gpn. Von denen hier die Rede ift, jwjcb manches 
ichöne, deutfche Wort ertönt, den Zeitgenoffen er- 
freüUdi • und d^rum auch denä Enkel werth und 
ijjxvergefslioh. — • Solcfie, oder ähnliche Gedanken 
i^ögen deoi VL das vor uns liegenden Werks zu Ab£aC- 
fiing deffelben bewogen haben. Aus den verfchie- 
4enen Lagen Deutfchlimds aber^ aus dem Zufiande 
der Wifflcnfchaften find bey den einzelnen Ca^iteln 
des Boches nur feiten Reful täte gezogen; wie fich 
Mtch der Vf.» Lehre au ertheilen^ nicht berausge- 
nemmen hat. Diefe «i nehmen^ fühlt fich der auf-- 
iherkfame Lefcr oft genug felbft au%er^; und gut, 
dab Hr. Ä die in der Vorrede (S. VIH) gelobte par- 
t€f\eSe Milde da^ wo fie ron Anderen fo oft vergef- 
tenifiä, ^ohtchtct^ und fo am heften dem ürtheil 
d^ licfersi Hörkeaacbeitet hat. Eine Milde, die Je-, 
doch, wib Jer Vf. fich frfbft ausdruckt (S; V), die 
ewicePat»^Hchkekyjlr allös Sch&ne und Gute, und 
mitr «Hes Sdblechte und Verkehrte nicht allein 
niobü uuäficbiiefst» fondern vorausfetzt. 

Bewvafe hirfür liegen nicht fem. Wir dürfet!^ 
mir auf! das yensreifen , was über Hagedorns ,,ge^ 
UBton fröhlichen, joait fich felbft, #er Üaiariund 4«» 
/. J. L. Ä i8»3« Zwejter Band^ 



Menfchen zufriedenen Sinn" fretmdHch gefagt wird, 
nur erinnern , wie des grofsen Hauers Elegieen und 
d^lTen erhabene Naturanficht ^ Gleims KriegsUeder^ 
und des edlen Kleiß (wenn auch nicht gelungene) 
Darßellung^ feines reinen Gemüthes mit Liebe und 
Achtung anerkannt werden^' wie dagegen Bodmers 
Barbarej nach Verdienft und in edlem Eifer an dal 
Licht gefiellt wird. * 

Schwerlich muj^ wird dem einfichtiBvolkn Le- 
ier die Literatur Deutfchlands im iß Jahrhundert 
käer zu Fragmenten ehtftellt dünken, und es be- 
durfte kaunk einer Erörterung von Seiten des Vfs. 
darüber. Wo durch keine feTtgel^e Wurzel lebend 
*i«r Saft getrieben wird^ da können Stamm und 
Äffe und Blätter und Früchte kein Ganzes bilden« 
Wx> war im Anfange de» iQ Jahrhunderts eine fol- 
che Wurzel , oder ein Stamm , aus wek^em Zweige* 
hätten herrorgehen kennen ? > 

t Dennoch ift Rec. der Bif^inung^ dafs es eineMf 
öefichtsptmct gebe, von dem aus lelbft das iQ Jahr« 
hundert mit feinen dichteriCchen Erzeugniflen fielt 
in einem gewiHGn Zufammenhange zeigt« Zwar 
«licht von der Art , dafs alles Einzelne wie Wurzel, 
Stamm , 2 weig , Blatt oder Blüthe erfcheint ; doch 
merkwürdig und lehrreich genug , um ihn hier dar- 
zuiejgen. «— Man hat in unferer Zeit darauf auf- 
merkfam gemacht , wi^ in der' Kunft fich die Zeit 
abfpiegele , fo dafs ihr-e Penoden gleichfam ein Bild 
zurückwerfen von der gleichzeitigen Geftak d^ 
Volkes, uiiter dem fi« entftanden. Bey den Grie^ 
«hen HWt diefes ins Au^e. Die Heröenzeit, der Übeiw 
ganff.zur Freiheit, die Blüthe dea^ Volks in Sitte, 
V^rUffupg und Kunft liegt in jenen unfterblicheui 
Qfedichte klar, wie in ^inem Bilde, vor uns. £in€f 
Vergleichung dj^% deutfchen Liedes der Nibelungen 
mit der Ili^s und Odyflee würde zu merkwürdigen 
und fruchtbaren Betrachtungen führen. •— Der 
grofse Dichter erfcheint uns wie dereddUl^, kräf- 
tigfie Sohn des Geiftes , der diefe , oder jene Zeit re^* 
giert, und wir dürfen hier wohl das Wort anwen- 
den^ den Vater kennt Niemand denn der Sohn. — 
Eine fchwache Zeit freylich wird fch wache Söhne 
aengen, welche, traurige Denkmale des Erzeugers, fei- 
ne Art an fich tragen , ohne es zu wiflen, und nicht 
ahnen , welches Geiftes Kinder fie find. Aber auch 
eine zerftörende Zeit , in der das Schwache fich auf- 
toft und «erfällt, kann grofse Dichter hervorbringen J 
nur dafs diefe, wie die wahrhaft vernichtende Zeit, 
neben dem Gefühl der Vernichtung, auch den Keim 
zu einer neuen Schöpfung in fich tragen. In die- 
fem Sinne ift der Dichtet' Vorbild » Lehrer. Wir 

71 



6J 



JENAISCHE ALLG. LITERATÜR-ZEITÜNÖ. 



68 



fchenen uns nicht, cliefes Wort zu gebraueben , da^ 
in unferen Tagen Taft verrufen iß, yreil mahi den 
Satz als etVvas* Grofscs anfah, der ' Dichter fotte 
nicht lehren. Dann foUte ei auch wohl die Gott- 
heit nicht. 

Denkwürdig, In feiner Art wie die Zeit, d» 
mit dem Untergange des römifchen Reichs Europa 
eine neue Geßalt gewann, ift das achtzehnte ^Jahr- 
hundert, ift unfere Zeit. Alle Grundpfeiler, au^ de- 
nen das Lehen ^ die Sitte, die Verbin duug, der Men- 
fchen ruhete, find erfcbüttert. Was iß nicht fchlaiF 
geworden, w^as iß un^ngetaßet geblieben in Reli- 

f;ion , in Politik, im Herkommen r in der Willen» 
chaft? Die Erfchütterung hat noch nicht aufgehört.. 
Bis in das Innerße der Familien iß ße gedrungen ; 
^nd bedeutender, als da ße zuerß gcfproehea wur* 
den , ertönen jetzt die Worte des Dichters : 

• 

AUes regt fich, sls wollte die Welt, die geftaltet«, 

, rfickvirira 
LöTeB in Chaos und' Nseht fi«h auf, und nen £ok 

gehalten. 

Sehnfuchtsvoll fehen die Edleren nach neuen feßen 
Stützen fich um. Was iß das arme , fchwinkende 
Gcfchlecht der Menfchen ohne einen Halt? — 

Lange vorbereitet war in Deutfchland diefe Z«It 
der ZerßöTung. Sie mufste kommen, daher oder 
dorther; von innen ging ße aus; das Äufsere fcheint 
zufällig» Geahnet ^uch wurde ße von Viekn. Man 
hätte fchon ans den Gedrehten , die gelefen und ge- 
liebt und .bewundert wurden, die VerderbniCs, auf 
die die Zerßörung folgen mufste, abnehmen kön- 
nen.- Denn "welche Kraft, welche Liebe und Wahr- 
heit mochte unter den Gebildeten feyn (diefe haben 
doch den weiteßen Einßufs) , die ßch an dürftigen 
Nachahmungen der Franzofen, an füfslichen ana« 
kreonti fchen Liedern ergötzen konnten? — in der 
Zeit, die fich wirklich einen Horax^ einen Tjrtaeus^ 
eine Sappho zii beßtzen einbildete, und faß nur in 
der Elegifß wahr erfchien ? — Ferne fey es, dafs wir 
hier die belferen Laute , die von der deutfchen Har- 
fe erklangen , wie in jenen Mifstdnen ganz verklun- 
gen anfeheu. Klopjiock durfte nur mit gröfseren 
Gedanken erfchcinen , und Vieler Herzen , auch der 
Beßere n , wandten fich ihm zu. Das Bedürfnifs des' 
Bcffcren ward wohl gefühlt. Klopßock iß feinet 
Zcitgewefcn, was in den neueren Jahrhunderten nur 
wenige und nur fehr hohe Geißer den Zeitgenoßen 
waren. Aber feine Gedanken (hier iß von feinem 
gröfsten Werk die Rede) bewegten fich in einer Re- 
gion, die wohl nicht darzußellen war; Celbß einen 
Chrißus vermochte er nicht darzußellen, wie Äa- 
• phatlf oder auch Dürer. — Auch &3^nd ^Klopßock 
wohl höher als feine Zeit, aber nicht über ihr. Er 
hätte feinen Zeitgenoßen gern das Beße , das -er 
kannte , gegeben ; das wäre aber ein fViedergcben 
irewefen , und wiedergtf^eben hat noch kein Dich- 
ter. In dem vor uns liegenden Buche (g. 38 — 44) 
• iß viel Wahres über Hlop/lock gelagt worden , wie 
denn Hr. H.^ nach unferem Bedünkcn , die Quellen, 
aus denen Mlop/iocks Yl^vke floffei^,: Freuudfchaf( 



(niolit jrnc l he, antike, ab^ eine fehr zarte, gei- 
fti^« ) r Rtjigioa und Vaterlandsliebe, . richtig darge- 
fitTlL Fiaf. Kec. ihcilt mit ihm die Ehrfurcht vor 
dem grofsen Mann, der ewig unvergefslich feyn 
wird. * • - - 

Weniger richtig dünkt uns in Manchem über 
Lcfjlng geurtheilu Von einem Manne, der, über- 
zeugt von der Uuhakbarkeit -detF ^hf iflliehe n Reli- 
gion, wie ße zu feiner Zeit fieh wies, in edlem Zorn 
entbrannt über die Zeloten ^ die'ddr mit Macht her- 
einbrechenden Wahrheit, fich widerfetzten, der, WC- 
nigßens für die XViffenfcbaffe ahnend , dafs das Alte 
vergangen fey und eine neue Ordnung der Dinge 
kommen muße, nicht auf den Weg der modernen 
Aufklärung gei^eth, fondcm zu der Idee von der 
Erziehung des Mcnfchcngefchlechts gelangte — von 
dem f^lte man wohl nicht bedauernd fagen, „dafl 
er die Dornenkrone des Unglaubens trug, aus der 
nie Rofen erblühen können^ (S. loß). Wie muffen 
hier einer Eigenheit des Hn. Ä Erwähnung thun, 
die aufliefe fond^rbare Äufserung und «kf manches 
Andere in feinem Buche Liebt wirft. Hr. Ä. iß der 
Meiirang^ der Dichter müße chrißUch feyn. Da 
Chrißenthum, d. h* „die Religion der Sehnfncbt, 
des Gemüths und des Todes" (S. 150), müße in fei. 
neu Werken wieder klingen. — Wie Lejßng bcy 
diefer Anficht fahren müße, fällt in die Augen. Doch 
wollen wir nicht zu erwähnen vergeßrn , dafs Hr. 
Ä über Lejfmgj poetifches Talent milder fpricht, 
als viele Andere unferer Tage,r und dafs er die Form 
feiner Polemik, die auch in der That des Mannes 
Ruhm für alle Zeiten fiebern wird, gebührend zu 
fchätzen weifs. — Wie der Prediger in der Wüße, 
der einem gröfseren den Weg bereitete, ftreng und 
.muh (fo fcheint es uns) , ßeht Lefftng da , und mit 
fcharfem Wort fchilt er die falfchen Leiter, die Pha- 
TiDker und Schriftgelehrten« So ift es immer gewe- 
fen. Nur auf das Herbe und Strenge folgt die 
Schönheit. 

Wir kommen jetzt anf Hn. ITs. Urtheil über 
Goethe; wobey wir wohl länger verweilen dürfen, 
d^ auch der Beurtheiler , der fonß oft nur au kura 
iß, und die meißen Dichter in nur Einem Paragra- 
phen darßdlt, felbß lejjfingen nur fünf widmete, 
leine Gedanken über dielen Dichter in zwanzig Pa- 
ragraphen (fi.69 — 88. S. iü6— 160) dargelegt hat 
Die Beurthcilung iß acht verfchiedenen Perfonen 
in den Mund gelegt, die, in einer Gefellfchaft ver- 
einigt, redend üch um einander' in Leb und Tadel 
ergiefsen. Die Form fcheint nicht unpaffend; wc- 
nigßens (da die ganze Anlage des Auch* keiner ge- 
diegenen , auch in der Form groben Kritik Aaum 
giebt) iß. es immer angenehmer, Menfchen in gebil- 
deter Sprache mit oder gegen einander reden zu hd- 
ren, als nach jedem aaagt:fprochenen Urtheil ein 
befithränkendes , oder niifsbilligendes aber zu fin- 
den. Hn.ITs. eigenes Urtheil, und wie^ feinck: An- 
ficht zufolge, den Aecfeu eines jeden diefer acht et- 
was Wahres zucn Grunde liegt, ^bdet man leicht 
heraus. .Er. fdbß giebt t:ineu WinLctaröbet (^. 87> 



"• ♦ 



* 'u - -• • i . :. , 



«9 



A P HI L S^\ ^ 



! 



70 



Nachclerü Techs der Redner maiiclieflcy Lob und 
Tadel aiisgcfprocben , tritt ein, durch feine Zahl 
fcbim zum böfen Tadlev bcAlmmter, Siebenter auf, 
und beginnt altöT ,', ^» »-t Idi geftehe ahrlieh» daft 
ich nur £in«n Tüdet für QnethoAn^f aber einen 
farfaweren, tiefen , der wie «in böfes / rein antilcet 
Sckklifiil auf ihm rUbt: es ift fein Mängel an ähtifi^ 
Ucker Religion.** — Ans dierenh Umheil, wenn wir 
uns erimnem , -was Hr. //. als die Hauptbeftandtbei« 
le der ebriftlichen Religion anfah, f^llt uns ein Licht 
lof allen Tadel , der die einzelnen Werbe G^ethe^s 
tnSt, Alles Lob kann kiegegen nur bedingt erfchei« 
ten. Diefs M^rd fich* leicht zeigen bey Betrachtung 
einzelner Abfchnitt^. — » Dafs im Werther ^ den^ 
nach feiner Anfrcht der Dinge, Hx, M. für eins der 
vortrefflichlbm'Werke Ooethe^s b^ten mufs und hiltf 
mehr „Anklänge des Höchften , als Darftellnng des 
Höchßen felbß*« (S. 1^9) erkannt werden, doch 
nicbt gefagt wird^ ivelch ein Gefühl für Form und 
BarftelluDg in dem Bufen de» Jüngling» leben mufs« 
te% 'fdet die wechfehidbn iahrszeiten dem Gefchick 
Aei.unglüoiilich Liebenden, wie eine reiche Um^e-" 
lrang,zugefe}ltev in der &ch gleichfam jenes GeCchick 
nährt und fpiegelt (obgleich Werthers blauer Frack 
und gelbe Unterkleider ^r wähnt werden), — daa 
möchte hingehn; aber unfäglich ungerecht dünkt es 
Bm,r<len VVeg, auf w^elch^m ein grofser Geift &ch 
entfaltet, überCehend, heb auf einen Gefichtspunct 
XU ßellen , von dem uns ,,maaiche Stellen in Oötz 
voH Berüchingen ein w^enig. liederlich ausgea^ei- 
tet fcheinen/^ Ähnliche Bewandtnifs hat es "mit 
Cla»if!a und Stella, -— Dias Höchfte, was Ooethe 
geleitet, hndet Hr. HAn der Periode, ^¥elcher//^/M^#- 
nia^ Egmont , Taßo ihr Dafeyn verdanken. War- 
um aber Co engherzig liach einer gegebenen Form, 
der der Tragödie ; den TaJTo beurtbeilen ? Bevrährt 
£ch nicht ein grofser Gern auch darin ,- dafs er et- 
wa« fchafft, was ganz fein Eigen thum iß? ündwir 
wü&ten zu diefem pjychijchen Schaufpiel (die Ti- 
telvignette hat zu diefem Ausdruck , der gern alles 
Zarte^ Reine, das eigentliche Leben und Weben, -vvie 
das Gefchick der Seele andeuten möchte, verführt) 
wahrlich kein Gegenbild zu finden. — Wie man 
den Fauß als den 4eutfchen Hamlet betrachten 
könne, hätte klarer, oder. lieber gar nicht gefagt 
werden foUoi. Wo»u folcbe lofe Vergleichungen? 
and warum nicht, ftatt eines oberflächlichen Lob- 
preifens und einer weitläüftigen Schilderung einer 
Scene* aus dem Püppenfpiel Fauft, lieber ein kräf- 
ttget.Wort über Goetäe^s Tragödie felbft ? oder einen 
Gedanken über das. Verbal tnifs, in diem der neuer* 
fchienene Fa«ft »u dcwi jljteren ft«bt? — W^ einmal 
ernßlich über Goethe^s Kunft wird reden wollen; 
wird'hierein tre'ffliclies Docmneiit *nd«ii ; tHe der " 
Dichter , nachdem er den feüerif u«erfehütterlichi»n : 
Grund auf der Erde gele^, fich zu den höheren, 
heitetfenÄeÄ^hek dfe^Kuhft|erhbb^l '" '^' ' 

Über ^. /l^ei/ter ^eiTsi' es X^^ik^'\ ^^^^^M: 
den hi^ eme üeihe v6n leichten und änmüthigen 
Novellen, in einem kößJich^biWejen Stile vorge- ^^ 
iiagen, wir finden einen durcl^au« neuin ^ einzig 



vollendeten TÄÄrflÄir^ in Mipnon und einen Harf- 
ner, den die Poefie felbft einführt, aber die Prof a 
hart genug von dannen fchleppt. Der vierte Theil 
de« Wirket erfcheint faft durchgängig Aar£, rauh 
Und herbe, und eine gewiHe anfiändige Unpoefie 
/«nd geiftreicheHalb>Unfittlichkeir ftellt fich triumf 
phirend in den Hintergrund. Jarno r Lothario und 
^^ Abforf bilden die Thefis , Antithefis und Synthe» 
fis der kryftallifirten Profa , und es ift zu beklagen, 
dafs die drejftiche Krone , die der Göttin felbft ge- 
bührt , hier in drey Theile hat zerbrochen werden 
mülFen , um keinen diefer würdigen Competenten 
leer auigehn zu laflen."— Freylich, ein chriftli- 
eher Dichter, wie ihn Mr. H. wünfcht, möchte 
wob) den Harfher und Sperata gern als Hauptper- 
fonen eines Romans erblicken; und in feinem Mun- 
de ift die Klage fehr natürlich , dafs die Profa den 
poetifchen HarAier fo hart von dannen fchleppt« 
Wir haben fie öfter gehört, und fo empfindfam zu 
klagen , mag leichter feyn , aU begreifen , wie Mig- 
non rnid der Harfner nicht der Profa und dem Ver^ 
ßande^ fondern der Vernunft aU noth wendige Opfer 
fallen. Unferen ebriftlichen Poeten mufste ftatt ei- 
nes Lothario und eines Abb^ wenigftens ein. Heili-v 
ger in dem bedeutenden Thurme fitzen. Dennoch 
möchte die Mufe , ehe fie delTen , wenn auch aus 
der tiefften Myftik hervorgeholte, Sprüche für ihr 
Wort erkennte, mit Freude auf Lothario, als ihren 
Sohn, blicken, auch wenn diefer nur Briefe fal- 
tet. — * Wie ein Gedicht, das fo lebendig die zer- 
ftreute, grundlofe Bildung des Zeitalters erfafst hat 
und darftellt, aber einen anderen Weg zur Wahrheit 
zeigt, als den leichten, den wir in jenen Poeten 
fo oft gepriefen finden , einem Kritiker bedenklich 
feh\einen müife, der „die Religion der Sehnfucht, 
des Gemüths und des Todes" als den Quell anlieht, 
aus dem die Dichtung %u fchöpfen fey (wenn er an- 
ders jene Gedanken des Buches erkannt^), fällt in- 
die Augen. Dicfe Religion foll dem Vf. des Wilhelm 

Meifter mangeln. Es dünkt Rec. wenig zart, 

bey fdlchen Puhcten lange zu verweilen ; aber w^a« 
mixfs das für ein Lefer feyn, der in der Weife, mit 
der Mignon bis an ihren Tod ■ behandelt ift, öden 
mit der Mariane betmiftert wird , nicht ein Gemuth , 
erkennt, das reich genug ift, durch alle feine Schö-; 
pfungen das wärmfte Leben zu hauchen ! — 'Ein fol- 
cher Lefer mufste ohne Zweifel der fechfte Redner 
ieyti^ der von hermanu und Dorothea ^ \ Aielexxk 
deutfchenv Tvewe und alte Sitte und Tugend atU-; 
xnenden, j genlüthvoUcn Buche nur in Veirgkich^ing, 
mit dem Homer -fpfrech^n kanw. &afs def- ein;&ig, 
f<:hönen Darftelluiig des.Z^taker», Jund v^ dm^] 
diefes Gedicht „Muth in die Seele" geflöfst wird, 
nicht gedacht "ift i wollen wir eher überfehen, fo 
;nahe es auch lijqgt./ 

Unverftändig; führt eben diefer Re4n6r den 
Spruth magnis exddit aufif an,' wie nafcn dleTen 
freylich feigen auf G. anwenden jliönne. Dafs der 
F^ujc ein magmim aufum war, mischte Uf.,H* doi^h 
yohl felbft dgmJB^njic einwenden. Dafs er in der 
neuen GefuTt louner mehr als ein folchet erfcheint. 



f» 



I. A^ CS. tA .P B. r lA 1 8 » s< 



7» 



*N 



mödittn tHi^ Anführen*, \reiiit jtoer Redner für Toi- 
cbe Gröfse empfänglich Tchiene. — Welch ein gro- 
fcer, ilie tiefften Tiefen dör Natsur und de« Mm- 
fehen erfaffender Gedanke den fVMMrvMmdtfchafr 
ten va Grunde liegt» alinle er. nI<dDkl; fey es^ da£i 
ihm dieTe Region überhaupt tuis^ugUngliob wari oder 
aafi der moderne Schauplatz, die gewölmliche üa>- 
gebung, ihn die Wahrheit «u erblicken hinderte; 
wie wir einen anderen Kritiker klagen hörten , wa» 
wohl Grofse» aus einer Mäxichen- Penfion hervor* 
gehn könne ! — Rea findet gerade in diefet DarAel- 
lung der neueftcn Zeit und. Umgebung den Dichter 
grof» und wahrhaft fchöpferifch. So viele Dichter, 
auch von den beffewi, fuchon» um etwas Unge* 
wohnliche* hervoraubringen ». ihren Stoff »an den 
fernften Zeiten und Zonen* Dinge , die für fieh p^e» 
tifch find, beftechctt den Lefer. und machen es 
leicht, eine poctifcbe Wirkung Uervoraubringea; 
Qoeth^^ io^ Gefühl fdnev Kraft, Terfchm^hend die 
Hülfe von aufsen, niimnü die einfachßen Motive^ 
den »achften^ wirklakihfte». Stoff, und ein Feucv« 
werk thut die ungeheuierße Wirkung, 

Eben dicfe W^aktveridandtjchafUn fahren hefi 
nnferem Kritiker am fchlimmften ; ihrOeift wird ^e* 
radezu Pharifäismus genannt (S. 149). Wie fie hie^ 
mit das klare Factum verträgt, dafs Ottilie, um den 
Möchten der Sünde zu entrinnen , I^b und Leben 
hingiebt, vermögen wir nicht ein^ufehn. Denn 
Pharifäismus ift doch wohl ftrengea Anhalten an dem 
blofsen Buchftaben des Gefetzes, das der Geift nicht 
erkannt. Und nur diefen Buch/ia^n zu übertreten. 
foll fich Ottilie fchcuen? fie, die, allen Verfuchun^ 
gen und Sophismen zum Trotz, das ewige Gefetz in 
ihrem Innern hört und ehrt, und ßch ihm felbft 



a\im Opfet giebt. -V „Die . chemifche Zerlegung 
der Sünde** (S, i'48) machen wir keineswegs dem 
Werk ^um Vorwurf. Der Stern leuchtet nur in der 
Nacht; und kein Buch hat tiefer in die Verirrungen 
der Welt gefchaut, und wie die Natur auf die Secr 
le und der Geift auf die Natur einwirkt, lebendiger 
dargeftelU, die fittlich^?. Noth der Zeit mit diefer 
Wahrheit ausgef prochen # und von Noth wendigkeit 
utid Freiheit und Sünde und Tugend klarer gerer 
dtet , als die Wahlveirvi«ändtCchaften* Dafs hey einer 
K^rafichtigkeit , die über ,fdie chemifche Zerlegung 
der Sünde'^ hinaus nichts in dem Buche erblickte^ 
Tim dev B5he nicht die Rede ift, die hier das künlU 
l^ifche Bilden erreicht hat, befremdet nicht* Den- 
nobh leaim wohl nichts H&ßUcherea exfunden wer«» 
d0tk, als» die /Umgebung dear handelnden PerfoneQt 
ifie V voll der tieffte« » zarteften Bilder^ wie em 
Hti^B ftch um da» Ganze fchlingt, und in die tnn* 



vollen Aftern jcuilteft, die die'verldirte Stirn Dtti- 
liens umgeben. 

. Wir brcN^en hier ab, und find vielleicht fdion zil 
Wöitläiotftiggewefen^ £ine unbeha^it^e StimUiung 
Rijioht zitwe^iknciredfelig; rbid unbehaglich ift die 
Bemerkung, yvvi die Mfe Neigung deir menfcfalicheii 
Natui;, zu kriti&r^t und suinikeln^ durch fb mäiH 
chen SchriftfteUeif teförder* vrird,- der doth ehe« 
zu Freudd und zum Genufs' deffen, vras das Vaterland 
beut» ftimmen foUte. Eben haben ^r eineit Diclh 
ter , den die Ouasft einer gütigen Gottheit xtnfem 
traurigen Zeit ge&henkt za ihabeii ik^kebü: , . und 
H^ritiker kdnnen kaum dl&2»^ic er^rarten^ ikn mit 
de« kurzen gebrecklidhen- Mafsftäbite der Sotsii 
WkttSjen ; vrie fie ihn . denil i mtdk äxt^ befchrKnki 
ten Anficht,, fo tsnd < ^vi^iedet alfo babieü woHea; 
J>a$ Gbriftenthüm iftr Jetzt an «der Tageso^dnuAgi 
riun foll alka, chriftlich tefn; und kein Wnhdet 
t(üee.es, Avenn man ausfindig/ miokte ^ entw^dnv 
Homer fe)r. dennoch din Chrifr gevireCeni «djef'et- fie^E 
kein groiser Dichter,. Weil >'er.'kei» Gttrift» wai3 
Wie aber,i.w^as in fiedem grotttn Didü^^hotMiHm 
mer bis 4en auf uidferer Tagä, ^ebtr umdreht,! frifch^ 
Lebenski^ft und heiteret Geimfii der Cchteen Qot* 
teswelt und. Darftellung ihvei^ Wunder* rxtid Anbe« 
lung derfelben, die Hxaftigiebt und za Tliat €r<< 
weckB -r- wie ^iefe« fteligiönr^mit jenev Jogenawn 
a^fi' i^iiftiichen beftefaenrntög^^' daran habett die 
chrif^liciien Dichter wohX nidhti gedachte .Het^ aber 
ift es hochft erfreulich'^ einen r Dichter zu betraah« 
ten, der fich zu Jener Religion der Sehnfucht ,. des 
Gemüthes und des Todes nicht' bekennt: w^eil di^ 
Sehnfucht nicht fchöpferifch wiritt, das Gemütli 
jenen Tadlern fich wohl wenig unterfchcidct vom 
Gefiihl (diefes aber erfchlafft) , und vreil das Ikbea 
beffer ift ak der Tod, 

Um nicht' unbillig zu fe^n, mufa Rec. hie« 
die Bemerkung hipzufü^en, dafs. Hr. H* fich do(^ 
nicht zu der Poefie hinneige, die mit heiligen Bildern 
und Worten klingelt; er erklärt fich in manchen SteV> 
len dagegen, und vi^as bef Gelegenheit Lavater's gs* 
(^gtift ($. i49)t ift vortrefflich midi äekt ehrißlieh. 

Wie Hi% JIp ficlv über die Scheinbare PHiAo6ff 
keit feines Budi^ entfchüldiM, ift oben betührt» 
Aber feltfam ift es doch, wie der Ordnung nach 
^or &mx, Göckingk, MilUr, Qottär^ Bür^ 
( Rec hebt nur Namen aus , die ihm in der i»< 
haltsanz^ige eben' in die Angen fallen), Goethe aof- 
eeführt ift, ein Dichter^ d^rnoidi {etzt inderFid' 
Je dicktarifcber Schöpfatigsfcraft daftebt; mKbrer 
angedeuteter Dmftände nicht ^u^«rwähnen« 

(^Dßr- Befchlä/t fdigt im nSähßeh ySnuke.y ^ 



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LITERAT URßEJSCHJCHTE. 



•4i. 



ItEftUlf n^ L^w^'tte » 1i« Nicolai : Di^ fcJ^n^ Uuj, 
ratur Deutf^hlanis , wähttud d0$\ achtpßhiite^ 
Jahrhunderts, pargeftellt von Fran^-ßcrn u. f. w^ 

(ßefMmfi Ast 4m vorige MUh ^tßehr^ihmmtRtelm^iüm) • 

lYXk Wenigem beralireii "wir «nodi, ^sm «ne zuhe* 
rubren wichtig fcbcint. Von SchiUer ift mit Liebe 
and Achtiuig, wie ^der eriiabene^ ed}e Dickter £e 
T^dient^ geredet;* «her &cc &ßht midit^ -ein.» yne 
<• YOtk ilun «tt gleieher Zeit heifseia kommet . «»Da« 
herrfchende Prihcip ift m £cA. üicht das /yntliffiffen«* 
de des gebornen Poelen^ ; ond^: 9,ftiii Blick fchaueC 
tief ia de« Leben» Mitta; «ber ^r giebt mickt dieCo» 
fondern nur die Endesu^' (f. i&flu) Ift aiHer .dejv 
Enden die Erfcheiuung verftMiden : fo ift ja da«» wna 
wir begehren:» hinter der der £n^£ü«igüche den Le*» 
bensottejl, idie Mitte^abfien und finden mag. •-<- Im 
Wauen/löin vtni, deftenPexfonen fand Hr. ZT. amr eiia 
durch BieflexkMi erseügtea Juala^i^n 4er Podfie. 
($•1^0 ^i^ Amck bier wiederum« ^inea gefabtea 
Vorßellung s^ Liebev die wahrhaft grofte Rnnft und 
Foefie überfehen ift^ mit der in Wallenfteins ße-^ 
fchick da« der beiden Ziehenden Verfehlungen ift! 
Das iß doch WiihrHch kein blofBes Analogon von 
Poe&e ! Durch dieCe £rfind«iig Allein hijUe Seh* die 
Unfteriblichkeit verditotj 

AU tadeis werth bemerkt. Rec femer noeh» daCi 
bej manchem Dick^er auf ein fremdes Urtheil hin- 
gewiefen .wird: fo bey Herder t deffen» nach der 
genannten Weife, ertheiltet Lob 0ch« Jtrota aller 
beigefügter Erinnerung, fehr dürftig Atttninunt. 

Mit grofsem Lobj^ ift Jaan Paul üherCchüttet, der 
»ein TOlUkändiger romantifcher Dkhfeer*% |a »»de» 
reichße und g^mzffA/i^i^tf aller Dichter det acht- 
zehnten Jahrhuttde^tfl** genannt wird {$*i4ö)> Wa« 
Hn.. £^s. Meinung über die Romantik fej« ift Rec. 
durch j[.iQ6 nipht klar geworden; wemgßena fehen 
frir nicht ein, yyie dielem jj* zufolge ftch Sophoklea 
Vn Shakineare ßnde, was der folgende behauptet* — ^ 
la Hinlidit |iuf das Prädicat reich erinnert nee aa 
4ie bekannte Xejiie, die /• Paul ermahnt, feinen. 
Reichthjum beiTer zu Ratbe zu halten^ Denn wahr* 
lich| nicht ohne Bed|iuen> kapn man es lefen, wie 
s. B. im TUan ( der von Hn. Ü. als Beleg zu feinem 
Urtheil angeführt wird) die reiche Quelle des j&e- 
müths in |edenji Moment überfprudelt,und J^h felbft, 
trübe und ungeniefsbar macht* An Wefen, die vor 
lauter öefühl m ewigem Krampf und in Zuckungen 
cu liegen fcheinen, Kan^ man doch keinen Qefiulcn 

/. J. L. Z. 1819. Zweiter Band, 



finden* Wie weife rft an diefer Hinficht •O^ethe im 

W. Meifter j Wie viel kunftreicher und mit men^ch- 

lii^em Bedüjrfnife erCcheint hier Sterne^ a}a derXoaft 

[ß reiche« vielvermögende /• Pauli 

,,Dte Runft bWibt DLimft ! W«r fio mda dtuoekgedMbc; • 
JJtcjr darf iUJt keinen KOnftler nennen/* 

Bftt diefen Worten wünCcht &ec. zum Schluls den 
Traft zu mäbigea^ den diefer oder jener mit Hn. ff. 
aus der Betrachtung «feiozelner grofser Dichterhe- 
toen*' Cchöpfen möchte,, deren .ganzen Werth aus 
elj^iander zu fetzen ^ der Gefchichte de» erßen De« 
cenniums des neunzehnten lahrkanderts überlalTeil 
bleibt" (^ $o8> Von Kunft und Meifterfchaft läfst 
der Abfchnitt« Aer die Dichter der neuefien Zeit auf* 
zähk (j$. ao5), wenig ahnen. Dnd Co endet da^ 
Buch, ohne wahre Hoffnung zu geben. Der Mei- 
fter, um den fich alles dichterifcbe Beftreben^ wie' 
um ein würdiges Haupt, veifammcln könnte, War 
zu frühe genannt, der Lebende» wie unter deneit 
^U5 verganj;eperZeat; und wo er genanilt feyn foUte» 
zu Troft und Hoffnuo^g« Xuchen wir ihn umfonft. 

a. /S. Y- 

Stuttoarst , 1>. Metzler:: BeytHige zur Oefehiehtc 
altdeutscher Sprache und Dichtkunfi. Von Per* 
dinanß fVeckheriin. tßio. xjiS. kl. 8- (12 gi^*) 
80 lange die Denkmäler unferer Ulteren Po^üe und 
Sprache noch nicht vollftändig^ verzeichnet fiiid^ 
wird fchwerlich eine umfaflende Darftellung derOe- 
fchichte unferer Literatur fich bilden , deren fuccef- 
five Entwickelung man bisher wohl obenhin nach' 
Perioden zu beftimmen verfuchte, aber an der Hufse- 
reji Schale klebend , weder den inneren Grund der 
wandelnden £rf<!:heinuuen zu erforfchen» noch 
auch die einzelne Erfchemun^ in ihren Theilen %vt 
erkennen bekümmert war^ wie das am klärften der 
vor fünf Jahren begonnene Streit üt>er die Minne* 
und Meifter- Sänger beweift, der auf fo Vieles, bis 
dahin gänzlich nicht Berückfichtigtes, uns aüfzumer^» 
ken gelehrt hat. Jeder Bey trag, welcher der Literatur 
unferer älteren Dichtkunft und Sprache dargebrachc 
wird« ift mit Dank anzunehmen, in fofern unfer 
Gefichukreis in diefem Felde dadurch erweitert wer- 
den mag, öder ein neues Material zur Ausbildtln|[ 
eines gefonderten Fachs dadurch gev^önnen w'iri 
In diefem Sinne haben wir die vorliegende Schrift 
einea jüngeren Freundes unferies literarifchen Alter- 
thums mit Vergnügen zur Hand genommen, die zu- 
erft mit den Uandfchriftlichen Vorräthen der königL 
Bibliothek zu Stuttgardt uns bekannter macht , und 
der es hoftentUcb an. einer reichlichen Folge nickt 

72 



l^riAISQHE^^LLf». LITEI) AT Uft- ZEITUNG; 



f^hlefi mti.- -Der VC l>at den ^lutjiijea Suicly:» . 
ttflfr-tJl.eius pi^Vii^u Biul^liMg yftrangertellt, wor- 
niiter die zum WiUeram jedoch etwas vom Ziel ab- 
geht, wie denn auch die Literatur irr der Note S. /)7 
hier entbehrlich war: ivas dello eher erwSBht wer- 
den liann,'da in anderen Noten manche .wUlkom- 
mene Notiz ertheilt wtrd. 

1. Ulrich vött Efckeiib ach , vnd fiffn^üiht vvft ' 
Jltxander dem Gcoj'sen, , , Differ Autfatz giebt zuerft 
eine nBhere Kunde Tiber TöncsGediclit, deÜen (fräJ 
her von uns voramgefetztc )' Mittehnäfsigkeit hic^ 
Beftätigungeriiält. Das Werk erfthien nacli de* Bi- 
fchofs Friderich II von Salzburg Tode, nach itß^.' 
Die Stelle'S, «a— «S fuchle der Vf. forgftltig b» er- 
klären, nurüberfah er, da Ts Jener Ulrich t dein "der 
Poet fich To anhäiigHch bezeigt , e4ne nähere Beftini- 



iniing durch den nicTit bi 



wonach b 
ifeutnhaHJ 
und nicht 
Ermeffeo ; 
iejs Lfiudt 
cwlau» , u 
gefchriebei 
tc, alle Kigeniitunen i 



Vers S. Q4 erhSll) 
vrocht", 
Gefchlecht von 
man in BShmeiit 
Denn «nrerem 
5. SS unter „irt 
den König Wen-' 
U Buch ZB Prag 
uniGcfetz rtiach- 
folchcn alten Werken fteta 



.aitgrorsepÄufaii^buchßdben zu drucken! DerScru- 
pel wegen der diplomatifclLen Genauigkeit! wäre hier 
dar äriplkhlle Punct von der Welt. So Tollte S. aa 
fiatt vnd «r kviie vöii Gutrat" Hellen : vnd er RvM 
(Cuna) von' G. S. a? foH „Minen Herren zu dien- 
ßu'* eine Zueignung an üblehrere bttweifen; über da* 
Dalli Tolgende „Siittr gnade" zeigt, dafe mintn 
QcUreib.fehler fej, «v^^Vr „min-em herrtn" zu Uren. 
Jeije Handrchrift, imTexte telbft mitunter nicht ?u- 
v^rläfTtgi zeigt eine gemirchte Orthographie, die au^ 
die Be füll ruuetli nie de* nördlichen und mittleren 
D^ulfchland* deutet ; das SultCurnftt Ift die Änderung 
4e» l in/c uad Jch : Jciveiri, Jchueht ß. zueht , feha- 
gen S. lö, wo irrig fehlageii vermuthel wird, ift 
lagen; gefchiert S. 31 ilt geziert (fchter gehört 
öichj liieher), dallejbe ift gejlyret, wo vermuthlich 
gefcxrt n^hen fujlte» Wären wir, nicht, bey allenl 
ubiigen Beßreben, in der älteren deutfchen Sprach- 
kuiide,noch To fchr.züiücjk: Todürfti; Tchon jetzt di« 
Foderung etuidcht werden, ddfs für den- jcl;£ig'en 
l'^ITz. B. Siei'roviiiz beftimmt nachgcwiefcn wür- 
de", in der diefes Mfcpt. copirt worden. (Stammt 
' c« vielleicht, wie ein anderes hier genanntes, aus der 
Bibliothek der Grafen von Waldt;ck?J In der That, 
ti|ir^r'eß'^'tik ift noch fehr mangelhaft zu nennen, fa 
lang« '\vir einer folcheu Frage auszuweichen genS- 
t1)igt Jind. ^ Wie wichtie es fer(ier fey, an fchwie- 
ri^en Stellen dielnterpuiiction nicht fehlen zu lalTen, 
beweif?, der hier befindliche Eingang des Gedichts: 

Oot ilyncT wunder nuiiklBll 

jUllir iinge b.rdu gcwaU 
' Wie vil'^er iA dcii -trjUn VnM Doeb u. f. w. 
io lann Niemand dt« Syntaxis dei-Hede yerftchen; 
abertvre-klarirtAlles, Vermtaim Ncft: '_ ' 



; . CAii-r diirg, ii«A £ gjwdt) , ; : ' 

-1 Vh ia Vil dit-i'de* V^utrf«r-niinl > iA Jen wikt^kans, 
J)och deiiuocb ivut nie fo wi[er rount, Ueru. Lw. 

"Mair tttfe die fnvcrfion-anf (die dem Autor nicht zur 
Unohro. gereicht), und der Satz ift diefer: Gott, dn 
'Mdchthaber aller Dinge, wie viele deiner zahlrei* 
■baw-W iMu l uF -owctp dt» Watfen erforfchten , doch 
vermochte noch keines Menfchen Verftand, ße alle 
2u nennen. WiH' usioi 'liibrägeni in der crOen Zeile 
den Genitiv vertheidigen , als in unmittelbarer Ab- 
bAngigkeit von dt-r^drftten ßehcnd, K-dafs hier keiii 
Anakohilb Sf»tt f^nde {Qnt, diner wunder — wie vil 
dir */*).• fo -werde« wir nitiht Fehr entgegen fcyn. — 
S. 15 (.aueb ffiltcr t44>,Kubt«.ein: /«ttitinder Vert 
bemerkt werden. S. es ift gmie, ft. gut, verfchri^ 
hta. S. «9 -iJDat mioh ' Me-^rmtrt rpktade** ift et-. 
klärt i iah die Arninth v6n -mir weiche. Da* Unit - 
gekehrte winde das Hechte Eeyn, wenn die Schrei- 
biuig richtig 'wäK; mnü 1, jBhiz: t* min arm, pki 
Die .oben. &at5 fteljenden viarVmithi\t Heci Eiirua- 
tcxcerchobcn. ..£.'d6 ifÄ iwm^j. nicbt nenns, nel 
M.t.\v. Sw-a? 'Üirrv rtJe; dier Dativ kann hiei 
nichb ftehc»,' der Cod. wird -wohl DizA» habeiL 
Sl Je erfftrajttte mufs heifseu erjpraiicte, das folgen- 
i£ faudtB, (Et wärfe doch hohe Zeh, einmal U 
eine dcutlbhe Pallogtaphie zu denken. J . S. 34 ge- 
hrit^n kann anf 'keine"We>Ic g«6rsiVK bedenten. 
yz fyden galt ift.eline Sin«; v//. g.i^ uUein rich- 
tig. —1 DerUmftand, dafs diele» W«rk, einesüeift. 
Koben «Abc Zweifel, für diefoMie niAt viei b<- 
«kutend ift, verleitet den Vf^ zu der Ausfage S. i'', 
ndafs der Chai^kter einer niederen und uudichUri- 
fchen Schreibart bey(?)den deutfcfaen Werken die- 
fc« Zeiultera, die bloj'te ÜberfetzungtM rint) (das bnd 
6e nic^,. faß dnrcligiNgig verkomme", was denn 
auch jiudolfs Weltchronik und Conrads trojan. 
Krieg beweife. Leteterev hat eine in vorzüglich cm 
Grade glänzende Diction; zeige man uns doch- brf 
irgend einem Alten ein fo gemnthliches Gleichniti, 
wie jenes, wo jedes der Mäidclien den verkleideten 
Achilles ^ern für tich gehabt bitte! Aach Jiud/ttft 
SpvBchc ift fehr arlefeBj aber ans des Gotfr. van tti- 
teirbo Chr^mHtoi» konnte frejdicfa kein Qeditht wei- 
den; in Colchem FaU iß bloJii daranf za fehcn, ww 
die poj(ti(cbe FonnrVorstigli$hes bsbe. 

II. fVillaram*s {9. 1070) haket Lte3. Wir CT- 
balten hier die Lesarten der Buttgardter Handfcbrift, 
verglichen mit dem Text "bey Sehilter. Soll ein fot- 
eher Aushub üch recht der Mühe lohnen: fo ift d» 
Abweichende zuerft unter allgemeinen Beziehungen 
zu kennzeichnen, z.h, fniOn^ u. f. W. , und die wei- 
cheren Laute, die auf eine befondere Provinz den- 
ten; Fodann zeige man, wodurch die n«(*rtw For- 
men fich zu erkennen geben; die ei^ntlicben Va- 
rianten endlich mnflVn nie ohne die Beßimmnng 
deften, was wohl d^* Vorzüglichere, angeführt wei- 
den ; z. B. warum I, 5 geiunget belfer als geuuiget, 
wa» Scherz vertheidigl, wovon zwey Gründe lieh 
angebe» laffeu: 1) würde" ffyteroai, wenn c* g^ 



tpeiftt hciftem vtptstß, gßyriCs ^^fuidhet^f gcfclurie- 
beB haben, — uuig — führt auf ivig\ Kainpf; 
^) •»c^^'^e?^^" machi den Sinn deH Autors corife- 
quenter: »»dt^rshalb minnen dich dlej Jungfrauen. 
4. !• die Seelen, die d^ ix\ der Taufe ^Hj'in^ct^ und 
ipit der Ünfchuld (T^Qwanäe fcekleidet. und." " Nun 
iiljilar» dafs eine fö durchgeführte Behandlung eii) 
votlßändiges Studium de& Autors und groTse Kennt? 
pi£s -^i^ ^Uen Franke nfprache vorausfetze; aber 
bloft der hier hefcliriebenen Hai>dfchrift zu gefallen 
wird wohl Keiner üch hierauf einlallen wollen. £lii 
Anderes ^väre es^ wenn man z. B. glau'ben' könnte^ 
einen von ff^Ulfram felbß re vidirt^i Codex yot iic]j^ 
9u haben. 

UI. PriameUi* Den erneuerten Üruck in Efeheh" 
iur^'x Denkmälern, hat, der Vf. nic^t t^enutzt; diefe 
Sammlung ift durch die Methode und den richtigen 
Sinn der Behandlung zu empfehlen! Au« 54 hand- 
fchriftlichen Epigrammen der A|rt theilt der Vf. hier 
ii5 mity yfoyon Q bi» 18 auch in den hejMich.Man" 
§cr g^drupkteh Sprüchen. unter f^q. gi. 63. 34. 9}. 
59.917» i«oy 15. 20. 13. lä vorkoi^men; 1, 4. 10.. ii 
tat awh ^f^lunburg ui^ter l^o. 60. 50, 10. 56' (eine 
Verglei<:^^ng mit $en Texi^n bey Bjchenhürg wäre 
üier fehr an ihrem Platz gc\v^fen{ verflehi ficb, dafs 
nur auf das. Bedeutende wäre Kückficht gehomnien 
worden). Die CCCj Jahre Ai^f^uigs No. 7 miilTeh auf 
}o (XiyC) reducirt werden. BeJ'uchin No. 13 ß. Wu- 
cher, fteht vielleicht irrig für Geffich» Ob die Verl- ' 
lein No. 15 nicht eine Art von Hesd^m'etern vörftellie^ 
lolleu? Sie \yilren fodann die äl teile fol eher Proben. ^- 
ly« LAeder des XF Jahrhundert^. Zuerft Anzeige 
cin^rHandfchrift f^€e^etimeyer*s oianc^erley Inhalts« 
deren lief cbreibuDg viel zu kurz abgefertigt worden» 
Ind^ Jahrz4hl>»75,* 1359» wird wohl ein Hundert 
Jahre ausgefallen fey i>. Die fodann folgenden 6 Lie* 
der und zi^m Thcil nicht oline Werth ; S. 79 ßeht 
g.eleit irrig IL ^^iein^^ angelehnt; b^y 6) mufs es 
9^or einer bürge tore^* neifsen. Die fchlechte 
Orthographie wäre beifer ftillfchweigend entfernt 
t^9rden; folche Schreibungen, wie „my// hertz nach 
dirhjfi^W^ fiud unausftehlich; w^arum nicht: ^^Min 
kene nach dir ringet?** Die nachherigen geiftlichen 
Lieder aus dem Franenklofter Pf«ill«iAdo«£ wjumUa*, 
mehr IntereiTe erhalten^ wenn man heßimmt wüfs- 
te, dafs fie von einer weiblichen Hand herrührten, 
£e freylic^ die geiftliche Minne ftaA getrieben ha« 
ben müfste , um fagen zu können : ^^des tages tufent 
ßuu$ ^mal) latlie ir öugli fchiejfen tief in des her- 
*M gmni**j und fpäter: ,^JnfüJser minnejiricke tut 
ße der herUn zuck** (Raub). 

IV. V. Zwey zufammenhängende Auffitze: IV; 
^nr Gefchiehte und X»iteratur der altßandrifchen 
Spra^u überhaupt. Der Vf. giebt hier, eine (wir 
'vHinrchen, weiter föiPtzufeuiende) Nachricht übet 
eine ftaitlj^he Handfchrift von 1404 , mehrere Denk- 
mäler des ^ilandrifchen, vormals herrfcbenden Dia- 
leku (S. iofl) enthaltend. Zuerß eine Überfetzttng * 
des Roman de la Bjose^ 14S00 Verfe. S. 107. „So 
wiejo wUehouden nv in- dien ^ weder Jo icjie vroet. 



^ P j^ I» *• : «A 8 ^3- 



1 .A .1 



7« 



foCot**,htjSj^t : Mag hierunter mich Jetnaml nuA für 
gelchcüt oder ntiverlhlndfg Tiilten J fenft "kfeitt in- 
dien^inlojerf^. S* lOQ iettel goet ^ i, ffr^et^ ga# we- 
nig, gheweghen iß ein leicht zn beffernder SiJÜtfib- 
fehlel:, ß. gkesicegen. Hierauf folgt «ineÜbflrts^ 

5ung der Secreta Seeretorum (vott ArißöieLJ^ durefaa 
acob 'üan Merlant (S. 115 hcifst er ,,ä«' vaderden 
dietjcher dichter al- gader^) um i«80y der dielten 
Werk einem feiner Neffen znfchri^b. Anfeerdenf 
fcheint er uns der Vf. jener Alexandrei» »n fcyn , «u^ 
welcher in den Mifcellaneen II, 156 eine Stelle an^ 
geführt wird, (f^indire yet in S. iäo hcifst »icbtfc 
t^Fßnde er*\ fondem : Findet ihr, lieber N«flret et- 
,tV^as darin ff.)^ S. 12s iß Beiverken Scbteibfcbkt ftalt 
Lewerken, Lerchen. S. la^ „we§ menegre jiokn^^ 
vnrd erklärt: in manche^ Schwärmen; viellÄcbt ift 
ßoten (griech. (sroXos) äu lefeit. -*- V. Zur Ce^ 
Jchichte und Literatur des Reineke Fnch*. Diefel 
mtereifante Beitrag erzählt von eiiiefr Beaffbeilttn|( 
jenes Fabel - Romans in ftandrifchem Dfaleiit (rnadf 
einem fränzöfefeheri Original) in 77 Cap.; fie e«^ 
fpricht dem criftehBuch des plattdentfchen Gedichts» 
und beWährt (f. S. 141 y von neuem, dafs diefes^au» 
zwey verfchiedenen Theilen beftehe, wi>voft Ae» erlt# 
WährfcTieinlich auch, der" Erfindung nach, der *1^ 
tere iff. Der Eingang iß nach dem 5 Vcirfe nndeut* 
lieh, und es iß niclit klar, ob der genannte ff^iUev^ 
der Autor fey. Die vollßlndige Verglcichung wt 
dein' plattd^utfcheh Gedachte müfste yön 4iidkt.gen 
rihgem IntereJfe feyn; ein Vers S. 149 ßiwimt auf beii 
den Seiten faß wörtlich überein. — = Ongh€wr&kfi§% 
S. 146 iß uiigeVScht,' nicht trngetügt. 

Die luhaksanzeige des vorliegenden BändcheU* 
möge bewähren , dafs das vielfeitige Beftrebe» de« 
Herausgebers für die Folgezeit die beßen Früchte 
hülfen laire, der hier frühzeitig fchon fo videa ge* 
lehrten Fleits und fenen Gefchmack bewieCen» cue* 
freylich erß bey ei iie^ durch längere übwng erwor- 
benen Methode fich ganz in feiner SJchevbeit dafr-if 
ßellen wifd (wie denn Jeder, ^tr hief auftretCÄ 
will, diefc Erfahrung an fich machen wird, %vb 
der Rec. 'fich \Yillig bekennt). Es ift fehr zit 
wünfclien, d^fs eine zweyte Samttilung bald AiIk 
g^n mögtfj iudftti UoXcxfuicJiungen diefer Art durch 
eine gewilTe Vielfältigkeit ihr meißes liitereße ge- 
winnen. Vorzüglich mödite der weingartener Min^ 
nefjfrnger - Codex zuein^r awSuhrlichen kritrCohen 
Befchreibung geeignet feyn ^ in welchem u. a. 4^ 
fchöuße aller gnomologifchen Gedichte , die Lehven 
der Winsbekin au. ilire Tochter» vollßändi^; entbat^ 
teil tsfn folL — I . ' , 

B. h b-r-Ht 



• «) 



m B jy I c I j!f^ 

Berlih u. Stettin-, b. Nicolai: Über die Öai» 
und Schlamm - Bäder bey den Schwef/eUjfueUen 
zu Eiljen und deren ausgezeichneten Nutsben in 
ijungenjchwtndfuehten , Lähmungen , veralteten 
Hautkrankheiten u, m. chronifchen Übeln ^ von 
Dr. Jolu Chrißoph Gebhard, Stadtphyficus in 



7» 



h A. t. Z. A' P & I t 



/'S 



^ 



r ^ 



8Ufk]i«|;mi vnd Bnüineiurzt su Eiirea, i8ii» 

XXU 11. «DO S. kU 8* ( ^8 e^') 
Diefe gehaltreiche Schrift hat. das doppelte Ver- 
dienft, zuerft die tec^hnifche Bereitung und Benu- 
tzung zyreyev bisher vernachläffigter fenr wirkfanjer 
Formen der Schwefelbäder, nämlich der ScbWefel^ 
Fchlanuki- und der Schwefelgas -Bäder, genauer ge- 
lehrt, und die therapeutifche Anwendung derfelbeu 
gegen einaelne Krankheitsformen mit weifer Aus- 
wahl, nicht, -wie fonft wohl gefchieht, cegen ein 
ganzes Heer von Krankheiten empfohlen zu haoen» -*- 

I. Von den Hfilmitielrit welche Eilfen darbietet: a)- 
die StkwefeUfHUJer find fehr ergiebig» und enthaUeii 
in 1 bürgerh Pfunde ungefähr 40 Gr^n Schwefel'j 
Hnd Salz - Theil^, la Cubikzoll Schwefehvafferftoftgas 
und loCubikzoll kphlehfaures Gas 9 b) der S^hwe^ 
felfeUamm^ welcher iich vielleicht l^it Jahrhun- 
derten mgeTammelt und zu einer eigenthümlichen 
t/iaSe verarbeitet hat, enthält nach ff^efirf^mii un- 
gefähr den vierten Theil feines Gewicht? wirWaipe; 
Schwefel- und Salz-Theile; c) die mit Scbiwefd'J 
wafferftöft- und kohlenfaurem Gas gefchwängerte At- 
inorpkite; d) eifeuhaltige Quellen , welche wenig- 
fteni zu etwa nöthigen Harkenden Zwifcbencuren 
zureichen mdi^en; e) ein gutes reines Flursw3irer, 
welches, an fich fchoneine Wobltbat für einen 
Brunnenort, in Eilfen noch zum Abrpiihien nach 
den Schlambädern benutzt wird , um von den Wir^ 
kungen der letzteren das mi^gliph reinfte Refultat zu. 
♦rUalten («in tbeoretifcher Zweck » welchen m^n 
nöthigen Falls gern aufgeben wird); f) die vor-» 
theilhafte, vpr dem fchädlichen EinfluITe der ^ord- 
«nd Oft - Winde gefchüute , Lage de$ Badeortes. -.— 

II, Von den phyßfch^n und chemijchen fVirkungeu 
gaif^rmiger Stojfe auf den Organismus rnittelfl der 
Lungien, der äulserenHaut und der Cavitäten. Sehr 
gut; von den letzten nur etwas zu kurz, und mit 
Ubergefatuig des Magens und Darmcanals. III, Von 
Aen ff^irkuHgen d^s eUfener GasgtmengeSf enthält 
eine grofse Menge gut zufammengeßelUer Erfahrun- 
gen der heften Praktiker über ähnliche Gasgemenge, 
mit befiätigendeu Erfahrungen c^es Vfs, — IV. Ein- 



richtung äer Oashäier'zu Milfnt. Me Kranken adi- 
men das Gas frej, und Wenn nichts dagegen ift, Tag 
und Nacht unausgefetzt in derAtmofphäre ihrer Zim- 
mer ein. (Zu wünfchen wäre, daU die wichtige- 
ren Badecuren , und fo befonders die Schwefelbäder 
und Schwefelgasbäder beßändig zu haben vriren. 
Diefem Wunfcne liefse fich vielleicht zu Eilfen, yro 
tction ein fo vortrefflicher Anfang gemacht ift, am 
heften Genüge leiften ! ) Das Schwefelga^ wird theib 
aus dem durch SchwefeHünfte erwärmten Bad^ 
rphlamme, theils aus\dem in vielen feinen Strablen 
durch einen Theil des Krankenzimmers gefpritzten 
WälTer entwickelt. Lungenkranke werden vorfich- 
tig erft mit den niederen und nach und nach mit 
(den höheren Graden der Oasbäder behandelt. lir. 0. 
beobachtete die Wirkungen der verfchiedenen 6a** 
büder auf Gefnnde und Kranke fehr genau, und 
|:heilt darüber mehrere intereflante Krankengefcbich- 
ten mit. -^ V. JDiätetifchc Regeln für Kranke, wel- 
che die Gasbäder gebrauchen. — - VI. Schlammbad 
4er, Dör ciltener Badefchlamm enthält nach fFeß'* 
rumbin i Pfunde: 645 Gr. Stidiftoff, »56 Gr. Selenit, 
131 1 Gr. h)rd|rothionfauren Kalk, isg^J Gr. Schwe* 
Wf 598 Gr. kalk, i7i Gr. Thonerde, 105 Gr. Talk; 
er wird mit einem Wärmegrade von 26 bis sg^ Reanm. 
angevrandt. Hr. 6. verhehlt nicht, dafs d^mSchlam« 
me manche wirkfame flüchtige Theije und die inni- 
ge natürliche Mifchuhg des Sfchwefelquellwaffer» 
abgehen, glaubt aber mit Recht, dafür die neuen 
Verbindungen^, welche durch einen eigenthnmli^ 
eben Gäbrung5procefs (?) in dem an wirkfamen Be^ 
ftandtheilcn I^ reichhaltigen Schlamme bewirkt wer« 
denV in Anfchlag bringen zu können. — * Gicht, 
Bheumatismen 9 Mhmtrngen, herpetifche Ausfchli^ 
ge, Contracturen und Ank^lofen , chronifchesRopf- 
weh(f), Skropheln^ Beinfrab (warum nickt auch 
Afterorganifationen nach Syphilid und i^eckfilber- 
krankheit?) find die Krankheitsformen , gegen wel« 
phe fich rpn den Schlammbädern am meiften erwar« 
ten läfst, und gegen \velche fie fich Hn. Q., nach meh- 
reren mitgetheilten Krankengefchichtcn $ am wirk^ 
famften bevriefen, «^«^ 



■^ 



*•■• 



KLEIN« SCHEIFI^EN^ 



'* MsDtcni. Frankfurt m. ilf. , b. Varreatnipp u, Wennars 
Commentmriolms m Tkeod, O0O. AmM. Rooje de Juperjoeta^ 
$iotf0 uötmmila Ub^üwm* Auctoro Jo. Conrad f^arrentrapp» 
iM^ a6 8. 4. (5 gl.) Die Abficht des Vf». ift, die Möe» 
Ucuheic der ubertruchtang gegen Hn. Prof, Roofe zu bewei- 
fen , von welcher der numnehr Verfiprbene gUubce , dtSi fie 
nur in normehridrigen FAÜen , wo ein Weib swey Geblr» 
matter hat, Suu finden könne« (Ü0 fmperfoetatione non» 
nuUa^ Auct. Th» G. Roffe^ Bremse i^t. 4 , fiberf. im 
^ Stncke. feiner BeiftrSge ißr öffentlichen und gericktlkh^u 
Jrtney künde': Frankfurt*, M. iSpa* 963. 8* D H*^* ^- ^^* 
mnthet indeflen , dafs allerding« eine Uberfraclitung möglich 
fiy ,.dock gefckihe diefes fehr bald naok der erAen Sehwia- 



gerung, höeb(Une vn ewandgilen Tage. Durdi die B«ab» 
aclitung Ton Boer und Walter , dafs der Muttermund dofdi 
die Membr, deeid, gleiöhfam als ein Pfropf rerfchloflen (cf, 
würde diefe Meinung nicht widerlegt , da keiner Toa diita 
beiden MAnnem bewiefen , dals diefee fchon in der a w eyea 
oder dritten Woche gelbnehe. Alt einen Beweis dar Rick" 
tigkeit feiner VorEelhms , fahrt Hr. f^. auch dia bekannte 
Oefchicbre ans büffons x9a(urgefchichte an^ nach welcher 
eine Frau Zwillinge ^ebio' , woron der eine wttls , der a» 
dere dunkelbraun war, weleke, im Fall fie wahr wire,'daa 
Möglichkeit der ÜbernriMbtuig TJeUaidil aufkr aUen Zwti^ 
fei leuen wOrde« 

Bf. H. 



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ALLGEMEINE UTERATüR-ZEITüNa 



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APRIL 18*5« 



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[ N J T UA Q ES € H ix: H T E. 

Salzburg» ia der mayr^rchen Buchhandlung: Bajr- 
träge zur ^unjlwii PVirth^dinft der Aufher ei- 
tuHg der Er:ze.. Von Cafp* ßiL B* Schrott 9 kö- 
nigl. bair. prov. Re^eriiJigsrathe und Berg- 
.werlis - pirector in Salzburg. Nebft zwej Än^ 
hängen: a} BefehreÜung eiu^ neu erhauten gro' 
Jsen Treihmajchine. b) Üher die Mittel zu £r* 
kaltung tauglicher Berg- und Hütten-Arlftiterf 
, iftia. XXIV jo: 37« S. g-, X* B-thlr. 8 grO 

$, giqbr viell^ieh^ \einen Zweig d^« Bergwerk«*» 
wefens » bey welcbein der Pf a)i^tiker mit gröberea 
Schwieragkerlen t,xi, käippfea hätte, und d^ Tbeore« 
tiker i»ehr im Dunkdn wäre, wie bqr der me- 
ckaniFcben Aufbereitung der Erze. Gemeiniglich iü 
dief^ Fach.— welche« mit fo grofscm Unrechte ia 
^igen Bergwerka^gend^n )ct»t fpgar n<xch gering^ 
grfcbätat wird — in den H^dea blofser Empiri- 
ker; feiten widmen fich deaU'^ben Mänijier v9n Biln 
da^: daher nuin ^b nicht wundern darf, dafs e#v 
noch fo yiele Bergwerksgejgenden ^ebt » w^o die me- 
dunifche Aufbereitung der Erze mcht verftändig be-^ 
tiiieben wird^ und — dafs man |o wenig Qrauchba-. 
AM darüber gißf<:inrieben findet« IJm fo erfrei^^licher. 
11IU& die £r(Sheinung de« vorliegenden Werkes feyiv 
deffea Vf, fich (chon durch mehrere treffliche Arbei- 
tea sAß eipen üb^^ns gründlichen» theoreufch und« 
piiiktifeb gebildeten und 4ab^ erfahrenen Be^^-, 
werk«veiftändigen bekannt gemacht hat«. Die Er- 
wartung^ mit welcher Rec das Buch in die Hand 
nahm» ift vollkommen befriedigt w^orden« Denn, 
wenn es gleich nicht ^ein 4urchau« fjftematifch ge- 
ordnete«^ dti« Ganze der m'echauifchen Aufberei*».' 
t«og der Erze um&ITende« Lehrbuch ift« rondei;n--r. 
wie auch der Titel fagt -* nur B«y träge zu diefer. 
Lehre Üelert ; (0 id es ^ch unßreitig das gründlich- 
ße und umfaflJendfte Buch, welx^he« bis jetzt indiefem. 
Fjkche erfchienen ift« Durch eine ausführliche Darle- 
gung de« InhaU« wollen wir unferUrtbeil bekräftigen« 
Du» ganz«^ Werk ift in üeben Abfchnitte ge* 
ikeilu I Abfch«iit,t, f^tm der Scheidung* nut der, 
Häud^ A* Fm .dpr,.Ausfchlage- ut$d jibfonde^s 
rmüpt^^Ji^k in dßKi^ruhe, Mit Becht k;gt der- Vf#/ 
einen groÄei» W^rih,(kuf «die forgfältige Aüsübtmg; 
dieCet Ai1i^>. welche Wy vielen ßergwerkmx noch > 
fq- fehriveruacbläfßgtiwird ». und giebt zweckmäfsi- , 
geMMuÄ an» wiene fon yorthGilbafteft^n.Aus2^äh^i 
rcn ifti B. F0m 4» jlu^cMugtßatbeit iAet Tmge. 
Ganz au« der £tfak«ung gen^^nmen ift». wü« $• iS^ 



und 56 gefagt wird-: dafs 4ie Einnchtung 4er Aiif> 
fchlagearbeit weder dem Berg- noch dem Hürteiv 
Manne allein überlaffen werden dürfe, inde(u Erft^e 
a-er zuweilen ohne Bückficht auf 4len HüttenhaHir 
hah die Ausfchlage « und HeinCcheide- Arbeit» um 
Schichten zu erCparen, zu fehr «vereinfache , ' wälv 
rend Letzterer x>hne Berückfichti^ung . des Grubeak- 
liaushaltens^» wegen Erzielung eine« reiciieren <jOi> 
halte« -oder einer beUebisen Befchickung de^ Erzfoc»» 
ten, leicht .ei^^. zcu weitläuftigen Äufhereit^ngsm4^ 
thode nachhänge^ G^ruben- ^lnd. Hütten.- Beamte 
mülTeii Bpthwendig ül^er eine ajagemeilene Sora^ 
rung der Scheid^gä^nge und der davo^^ abhängigen 
Sgcheideerz^ Sorten Biickfpracbe nehm^i; .4er voier 
beiden gemeinrchaftlich entworfene Plan mub Von 
der Qberbehörd^ -*t bey welcher man dann freylich 
genaue Kenntnifs de« Fach« vorausfeiet ^ geprüft 
und es muffen von 49^c£dben.ii| zwe^elhaften Fällen 
Vecfuche, angeord^iet wefdei^ — . C ^Pom^JRjMm^ 
fcheiden mit der, Hand* Wenn die au£iwbefeitc£nt 
den Gänge von der ArX find» dafs fie wenig Scheide« 
u^d 6etz-Gänge.^eb\3n: fo kann nach dem Vf. in 
manchen Fällen die für da« naiTe Pochwerk erfoder-i 
liehe Zerkleinerung auf dem kürzeften und wohlfeile 
ften Wege mit Hülfe eine« eigends dazu angebrach- 
ten» mit fcbweren Pochftetp|>e}n verfchenen Tr«, 
cken • Pochwerk« geCchehen» wie ein foMiGs z. Br 
mit Vortheil bey dem Goldberg weilce zv. Gafteia 
eingerichtet wurde. — Sehr wÄr werden diefVo»* 
theile gefcbildert, w^elche mit der Ausfeheidteg -dei 
Setzgänge verbunden find; zugleich aber auch di^ 
Ausnahmen gelehrt» 'Vielehe in Hinficht diefer A«*^ 
fcheidung gemacht, werden muffen. Eine Aiunah-i 
me kann z. B. vorzügUcb bey GoldbergweKkea 5tat% 
finden , wo überjbaupt öfters nur wenig Scheideertf 
bricht, dagegen faft alles Gang- oder Lager-Oefi€^i» 
iiiiteinem aufbereitungswürdi^^en Gehalte vorhotnmt^ 
— - Sehr gründlich und mit ausgebreiteter Erfahrung^ 
die verCchiedenen Gefchicke bcrückfichtigeml» bann 
deU der Vf. von der Gröjfse, bis .zu welcher man da«; 
Scheidewerk. (Stuferz) zerkleinet^ Coli» um fid-* 
ftuiigs - und Schmelz - Proceffe am. vortheilhafte-» 
ßen zu betreiben; — &ih Gegenftand^ der ronäutseW 
fter Widitiffkeit ift, .und doch pft Ib wenig heachtclb 
wird. Beyläufig erwähnt der VL eine- merkwürdi-^ 
geErfcheinung» die fioh zu Agordo im. V4t)eU«nit) 
fchen bey.dem Ruften in grobe Stücke zerf^hlage<^ 
nen kupferhaltigen Schwefelkiefes zeigt» .da£i fich» 
nämlich ein Theiil de« l^upfergcbalte« in der Mijttei- 
eines jeden Stücke« in dieEnge zieht, ^und einen grd« 
fseren oder kleineren, bunt angelauf^en» theilt.kuir, 

- 73 . } 



es 



JENAlSCHE ALL«. LttEKATVH'-ZElTaVfQ. 



i\ 



ftkrkTes't tliei|sT<*ßejnäBnlichciJi K^vn bildet. Oan^. 
«rwa» AhnlicHes Balte Rec. auf mehrereri'Kupför wer- 
ken, u. a. bey dem Rollen des Kupferkiefes zu Röraas 
in Norwegen» zu beobachten Gelegenheit. — ^ Bey 
dem Reinfcheiden der Eifenfteine ift.es» wi« der 
Vf. richtig bemerkt , in der Regel allerdings am vor- 
theilhafteften , das Stufwerk i bis sr Fanft grof» xmr- 
ehen , und es dann diirch ein Trockenpochwerk — 
Weniger vortheiThaffc durch einen Waflerhammer ^— 
^der durch zwey Walzen von Gufseiren weiter zer- 
kleinern zu lalTen* Nach Rec. Erfahrungen können 
aber hin und" wieder doch auch Fälle eintreten, in 
^enen es vortheüfeafter ift , den Eifenßein ganz mit 
4em Schcideeifcn zerkleinern au lauen, wenn^ er 
Mmlick einen folchen' Aggrcgat^uftand befitzt , dafs 
€T durch jene Proceduren m ein zu feines MehF ver* 
wandelt werden würde. — Gelegentlich erwähnt 
Aer Vf^ , d^f^ durch ftarkes Brennen Gold föfarenden 
^uarzer, worin dem unbewaffneten Auge oft kaum 
ein 6o)dftäubchen üchtbar ift, auf deffen Oberfläche 
mehr Gdid heraus - und zu fammcn gezogen werde, 
wodurch es fich theils in kleinen Rügelehen , theils 
in Blättch^n , und fleckenweife als dünner' Überzug 
temerklich mache. — D. F'on der Klauharbeit. In 
diefem Abfchnitte liätte wohl die harzer fogeaannte 
Mätterwäfchs und ihre Man^pnKrung eine' Er- 
Wäbuinig TerAent, deren: Anwendung^ unftreitig 
£ehr vortheilhaft ift, daher man fie d^nn atiLCh 
bereits in naehrere andere B<srg^Verksgegenden 
verpflanzt hat. Vielleicht war aber der YL nicht 
in der Lage, eigene Erfahr aifigen darüber zu fam- 
meln^ 

II Abfchnitt. f^en dem Raushake hey der Sekei' 
dujig mit der Hand. Der Vf. zeigt, dafs es nicht 
-wirthfchaftlich f^y, wenn bey den Erzarbeiten wan- 
dernde Avsfchlage - und Bergfetz-Jungen angelegt 
werden; dafs es zweekmäfsig fey, den beftimmten 
Lohn derfelben mit in das Häuer-Geding zu fehla- 
gen, damit der Ganghäuer angetrieben werde, auf 
die lleifstge Arbeit der Jungen fergföltig zu achten. 
Bey feften-Erz- und Geftein- Arten fey die AnfteDiuig 
eigener Ausfchlagejangeii jederzeit unwirthfchaft- 
Uch, weil zur Manipulation fchwererGang-Fäiftftel 
•rwachfene Perfonen gehören. Nach den ErfaWun* 
gen des- Vfs. ift das Reinfcheiden gegen ein angemef<^ 
fenes Gedingegeld nach dem Gewichte oder nach 
d(Bm Gcmä£ie am wirthfchaftlicbften. Bey der Klaub* 
arbeit ift es am vortheilhafteften, wenn den Klaube- 
jungen das Quantum der in einer Schicht zu klau- 
benden Erzforte beftimmt wird. Bey einer- gtiten 
Wirthfclraft mufs durchaus auf inöglicfafie Vereinfa- 
chung der Scheide* und Klauberz -Sorten Bedacht 
Enomn^en werden. Durch diefe Operation und 
ireh die Einführung der Gedingearbeit bey der 
Aufbereitung mit der Hand ift , nach dem Vf., bey 
einigen falzburgifehen Gruben der ' Scheide - und 
Klaube-Koftenbetrag wohl ttm die Hälfte gemindert 
irorden; •— welches zu beherzigen ift bey Berg- 
-werken, wo die genannten Arbeiteiti noch därch- 
gehends in Schichten geben, und wo man die ver* 



fchiied^neh £xzfo«{en' visflmelr zn vcfmdfäTtlgefc, 
als zu vereinfächeif fichbefttebt. 

III Abfchnitt. Fori der Setzwäfche^ A. Von 
'9äU' und MattiptdntronS' Qegenfiänden. Mit Vor- 
tfieil wenden in der Regel zwey Setzfiebe von ver- 
fchiedener Lochweite hinter einander angewandt, 
damit das bey "dem erften in^das Unterfa& d1lTehg^ 
hende, mit Anwendung des zwey ten zur erfoderli- 
eben* Reinheit gebracht werdien könne. • Hie und 
da , wiewohl feiten , kann man mit Vortheil fpeat 
noch ein drittes Sieb aufwenden. In manchen nl* 
ifen, befonders bey groben Öfefchickch, ift aber fdbft 
diie Anwendung de^ zWeyt:en Setzfiebe^ übeirflüf» 
ßg. Der Vf. giebt unbedingt dem Siebfetzen mit 
der fogenannten Setzmafchine den Vorzug vor dem 
Siebfetzen mit Menfchenhänden , weil* man bej j^ 
ner Siebe vGn gröfserem DtirchmelTer anwenden, 
und daher in gleicher Zeit mehr befchicken Kdnne, 
wobey' auch der "Setzei» leichlere Handgriffe ha- 
be. Diefes ift allerdings wahr; hin und wicckr 
fehdiit iiber d^ Erfohnftng dafüv SU rpr^chen , dafi 
die Separation bey dertt Setzen mit der Hand voll- 
kommener von Statten geht, weil der Arbeiter dai 
Sieb mehr in feiner Gewalt hat w^ie böy der Ma- 
fchine,. und befonder» die fehr wirkfame, drehen- 
de Bewegung befter hervorbringen kann. Rec. find 
Bergwei^e bekamit, bey denen man aas diefem 
Grunde zu dem ahen SiebfetÄen wieder zurückge- 
kehrt ift, nachdem man Verfucke' gemacht ha;tte, 
die Arbeit mit der Mafchine einzufühten. thi man 
im Allgemeinen nicht fo leicht die Erze am dem 
Setzkorn von Setzgängen gewöhnlichen OehaU« 
durch die Setzmauipulation zu fo reichhaUigeai 
Setzerze au&ziehen, als Ate Scheidegänge derfelben 
Erzgatttmg vermöge der gröfseren , mehr derben 
Gangftücke Irein fcheiden kann: fo ift es nach den 
tTTundl^tzen guter Hüttenökonomie bellery auf ei- 
nen angemellenen hohen Gehalt der Scheidecnfo^ 
ten, als auf eben fo hohen derSetzerze, zubaltea. 
Eine dem Erzvorkommen Bnangeitieirene hohe (j€- 
baltsbeßimmung der Setzerze macht die Setznani- 
pulation Weitläuftiger und koftfjfrii&ligeri — B. V(f^ 
der Aufbereitung der Setzgänge dutth * Fachen und 
fVafchen. Bey Aufbereitung der Scheide- Setzgänge 
durch Pochen und Wafchcn kann ein mdgKchft ge- 
ringer Metalkbgang nach dein Vf. dadurch erzielt 
^Verden , i). dafs man ein fo röfches Pochkom er- 
zeugt , aU es nur imn^r auf St<f fsheerden mit Vor- 
theil verwafchen werden« kann; 2) dafs das von der 
erften Anwäfche über den Heetd abgehende Poch- 
mehl in den Heerdfumpf geleitet , «nd ttiitbin 3) 
erft diefe« Sumpfmehl auf eiheu Mehlhterd^ ge- 
wafcken und das hiebey übet den Heerd Abg^M«^ 
in die wilde Fhith gejagt wird ; 4) dafs man fQvrohl 
das grobe Pochkom , welches bey der Mehhmrl- 
fche und Läuterarbeit in^ dem leuten Heerdabfatse» 
als auch das, vras in' der fogenannten Kemftieg« 
liegen bleibt , wieder «um Pochwerke zürückaiebi» 
damii die. noch imgetrenntw £#ztheilchen aiurch 
noch z&iieres Poebeo vc^ends L^fpir^sint Yfm^^ 



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IV AbfcBmtt. l^onlPocJütfitrken. A. f^ön Bau- 
gegenßänäeit. ' Wenn bey den Grubengebäuden we- 

fen des Bedarfs an Ä uff crhlaffe waffern «war di^ 
öcbwerRe, tiicht abfer. zügleicbr die Wafchwerke 
init Sto'ßh^ferden errichtet werden können: fo mS*- 
jgen — nach dem Vf. — letztere an einem wohl ein 

Saar Stnrfden entferlnten Orte ^ Wb fich nämlidb für 
le AtifTchlage waffer gute Oelegetaheit findet, ier- 
banet werden ; nur nmfs der Standpunct der Poch- 
werke deto der Wafchwerke zum Bebufe der Mehl-^ 
fühmng an iföhe beträcbtlfcb ' überfteigen. Die 
Pocbwerlie am Hatfahausberge z.fi.' liegen ton äen 
Wafchwerken zu Bö^ckitein zwcy gute Stunden «it- 
fernt. Die' Leitung de» Pöchmehl« gefchiehl -vÄ- 
mittelft druimi^hren. Bejihttr attmählichen Ab- 
nutrang werden &ejamge\y endet , fo dafs der obere 
Theil unten zu liegen kommt. Damit die mit dem 
PochwalTer einßrömende («uft nicht etwa an ge- 
willen Stellen fich anhäufb» e^ei' fta^ken Cibm^i-, 
mimng unterliege». Leitröbren fprenge oder eine 
Stockung des jPoc&oiebl - Abfluffes bewirke, find 
ungefähr vovk loo au aoo. Lacbter feiger Sehende 
Luftröhren in die Leitungsrohren eingezapfu Adcv 
flerMündunff der letzten Leitr&hre ift •— febr in- 
genügt — ein Pfeifchen angel^ rächt» delTen gleich* 
Idieibender Ton Ordaunff bey dem EinpocbeiA. ui^d 
bey der gansen Meblleitung bewährt. Vordem 
lYurde das Pochmefal in SMcken von Zwillich mit 
untergelegten Schweiuahäuten at^ einer hölzernen 
B<tba herabgezogen , ^e'^^ aber» wie fich leicht 
einlehcn läfat» mit einem ungleich gröberen lHo^ 
fitnaufwande verknüpft war, — Im Allgemeinen 
haben» naclvde$ Vft. Erfahrungen», die Poch>verke 
mit iJchwer«n Stempeln — im Salzburgifcbcn. vdur 
90 — %BO Pfund — vor d^U; leichten — A)rt von 
40 — 50 Pfund — einen nicht geringen Vorzugs 
DiePocheifeu fieben» wie fich verfiehtr in Hinficht 
der Grobe ufid Schwere mit dien Pochfiempeln im 
Verhältmr» — bey den feh weren w^iegen fie im Salz- 
burgirphen 150 Pfund. Die Stteipel werden» in 
Ermangelung des Eicbenbolzet dafelbfi, aus Ler- 
cli^nhol« gei'chnitten» XKe. fVorzüge der fchweren 
Tempel beAehen 'dasin » 1) dab fie im Verbahniffe 
ihrer beil'eren Wirkfamk^it — unter übrigens glei- 
chen Umßäuden pochen fie mehr als um dae Hälfte 
auf wie jene •*— ungefähr um die Hälfte kleinere 
Geblude erfodem ; ü) dafi fie geringere Unterhai- 
tungskoften in Binficbt auf Höh - iind Eifen - Ver- 
brauch erfodem » 3} dab fie einer verhältnibmäfsig 
geringeren Friction unterworfen find», und 4) dafs- 
fie verhaknibmäbig geringere AuffchlagewaAer be- - 
hülfen. In man'ibeKi Fällen können aber doch au^b 
leichte Pochgezeuge ^ortbeile gewähren, wenn 
nämliich . 1) an Aufrcbiagew^ailern zum Umtriebe 
der erfoderlichen verbal tnifsmäfsig grö beren Men- 
ge an Pocbftempeln kein MangcT^ilf; öJTPbcli^Sh. 
gc von geprägen Gängarten» z. B." von mildem 
Glimmerfcbiefer mit wenig Quarz , oder von Tbcm- 
fchicfer» aufzubereiten find^ und wo 3) diefe Poch- 
|äQge milde firzarten, s. fi^ filejglanz oder Kupfer* 



lea» ftibten. — Diel^cheir^H ^netüen ai»'keßent 
aus wribem Kobeifen o^d^ atis Dnrcblab - oder- 
Hartrinm- Eifen gegolten. Graues Robeifen ift dazuT 
iVL weich ; man kann es aber durch» Ablöfehen ,^ktu 
WalTer beträchtlich härter machen.'' -Diefea,^« iaucbl 
nach Rec; Erfabrtingen bewährte iR^ittel ift^ihcfoMr« 
ders da zvt empfehlen» wo maii an» ^ökonlonnfcheni 
Gründen genöthigt ift, zu den Poeheifen gnuies»' 
halbirtes Roheifen zu nehmen ^ Ktn folches» na<^I 
dem Verbrauche derfelben, noch mit Vortheil, auf . 
Stabeifen nutzen zu ktfntien; — Die AtutiKige«^ BLe-it 
ehe werden im Salzburgifch^ von Knnfier g^ertigt* . 
Man IcfCbt fie fo, dafs auf der einen Seite des Blech«»/ 
die bey de» Pochtrom - die Aubenfeite det Poch-., 
wand' atistnacbt, dfe-Offirrangen tnt^^rförmig ge^ 
Aaltet » mithin merklich gröber als auf der innern 
find. Um das Steckenbleiben Vieler Mehlköm?r in 
den Austrage - Öffnungen zu verhindern» find foge- 
' nSnnte*1/^bkionfhämmer afigebracbt» welche die Aus- 
^g^ Bleche ftcts angemelTen erfchüttern. — B. f^on 
Manivutathus- ^tgenjländm der' P&chU)9rk&i* Das 
aufzuleitende Poch- oder Satz- Waffer Toll fjtnmer mit,^ 
der Menge der Pochfätze in gutem Verhältmife Re- 
hen. In jeden Pochfatz xnufs gleich vlrt "^iaffer ein- 
fiieben» indem fonft der eine Satz, der mehr Waf- ^ 
fer erhflU ». röfch^ », ein ai>derer hingegen » dem w^ 
nigcr %a Theil ivrird, zäher pocht. AJlentha^ben ift ; 
die in Rückfid>t der örtlichen Verhäknille angeraef- -. 
fenße SatzwalTerfiibrune durch Vdrfnche zu be- 
fi^mmen, und dann dieOllnung des liahns» woraus 
das SatzwalTer in die WalEertheüungsrinne fliefst, fo 
zu bezt'ichnen , dab der Pochwerks - Vorfteher das 
mehr oder minder weite ÖÄnen delTelben fogleich 
bemeirkcn kann. Auch in der Theilungsrinne ift 
folche Vorrichtung zu treÜen» dafs jeder Pochfaia 
genau eine gleiche Waffermaffe bekommt. — In Ab- 
ficht auf geringeren Metall veihift' ift es beffer, lie- 
her äufserft feine . Erztheilchen in unbedeutender, 
Menge in der Gangart ungetrennt zu laffen » ab zu . 
ihrer vollftändigen Trennung die Poehgänge in fol- 
chem Mabe zähe zu pochen^ dab ein grober Tbeil 
davon zu fiaubairtigem $4:blamme wird* -^ C. f'^om 
Qrohjßogheu, Am fchwierigfien ift es » einen gerin- .. 
gen Poch - und Wafeh- Werksverluft bey fokhen Poch- 
gSngen zu. erzitjlen » Welche aus fcften Oeftemsaiten 
und aus milden Erzen beftehen. Das hefte Mittel» \ 
um beyfolcber Befchafienbeit zum Zwecke zu ge- : 
langen» ift eine dapptite Pochmanipulation» wie fie 
z. B. be^ dem GoTdb^r^erke in Gaftem nnd zu 
Schellgaden eingeführt iSL Bey dem erften, dem ^ 
fogenannten Grobpoehen » wird zum Theil ein febr . 
röfches ». erbfengrofse* Po(:;hkom erzeugt. Zur 
A})foBderung des zugleich mit gebildeten Poch- 
mehls » .welches auf a^fi W^fchheerden mit Vprtbeil,. 
bebandelt werden kann » bedient man fich eines 
dreyfacheii Tyftters, Das abgefonderte grobe Poch* 
körn wird dann zum zweyten Male durch das Blech 
zu wafchfähigem Pocbmeble gepocht. — Anhang. 
Von der groisen Treihmajehine bey dem Göldbere* 
werke in &ajleiiu Eine überaus lehrreiche Befehlet- 



«B 



J. A..-L, l., KjViKliiLj^x S I 3. 



» 



Ton dem Kunft meift^r Joß Qaaifehnigg gcbaäeteo. 
W^ki« .w€lcb«4 deo Zweck bat,' BaiunaA^iaUe|^ 
und aU6BergW^tk«r^^,«M^t^n, den Heilen &ai;bb|iuj|« 
berg hinan zu fpirdera. Bewirkt wird folob^ss dufcW 
ein nahe bey dem^unterft^n Grub.engebäude yo,rgei>( 
richtefaeftKebrradt. weWbes>^ auf einem £aa* Klafter^ 
langen» yerfcbieden fallenden , euweilen bejnab^.. 
fenkrecbtenGeßänge, niitteUCt eine« hänfenen Treib-J 
feUa , cihen Fracbtwagen bewegt. Da« Treibfeil be*, 
fMitl au» 9> Stücken. D^% erftc^ Stügk, W^lipli^ am, 
S^kovbe befieftigt ift, , bat 6| Zoll , das. letzte, nur» 
&,f ZolL im Durchmefler. Da^ Seil id mit fonft u|i5 
gel/röbnlich fcbwacber Dtwhung der Fä^en und Li*, 
tsea gefertigt — » »nacMem man ßch zuwQifi, d^rcl^ 



Verfucbe vojx d^r ZweckmSf&if^eLt ^iet«? »£in ich- 
tung . überzeugt ha^te •»-* miduie Fädpn find» ehp 
4avon die Litten gefponpeni^ordeiij» mit. einer Seil- 
fchmiere ge^-änl^t. , ßcy dei;vc;rhältnir»ini%ig; gerin- 
gen Stärke ^cf.Tfumxp;^ b<at xi^^i.^daran.mne Laß 
vöp ^^»^ 45..C}enlnerfi,ocler (ks ,(je\vic,^t des Fracht- 
yr^en» un^ ,de^ $^\\ mitge^rechqet«. vofi,7o — ßo 
Centnem» aufgewogene unge^cbt^t meWere , Stellen 
d<?s öelüpges bejnahe (ei^krecbt fich erhebe^. Aui 
der Wirkung und Haftbarkeit, diefe» Seils kafin man 
url^eilen«. wie^unnvit;; d^^bey; den o|ehrfi;en f^örderr 
i^a(cbiiv^^ tiefer }pE,uben , im Gisbri^u^che Ütehendeii^ 
ungleich dicki;ren,,Hber auch viel ((ärk^ |je^eh^ 
ten Tr^fcile L^& und Ko(t^n|^Verm^^^n^; , , ' , 



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K I. E I N K $, C H R l 






M .< * 



^^__ ^^ ^ . 2> CiV/r«i^ b, JHky^r; foiÄi 

#W iii- rwaii^^i* r^^t^typ"" X'Ouis da Meseritz. ißii, 59 5.* 

8- («P-O • . "V ■ '. . 

j) FrünkluTt 'a, M^ b, Guilhauman i Über StamUeinkßnf» , 
te , vorzüglich nach dem Ökonomiafyfieme, Eia Beyn ag- zur 
luigewandten StMulolnre« 131 ft. 3a S. 3. (3 gr.) 

Wir wiffen nichr, wia« iitnyi, von No. x 2?un Heransgn-' 
be dxefer^ kleinen Schrift veranlAfst hiAmx mag; «beyxMtei 
niöohtm wir ße fOr tinSpecimen feinH U^Torfit^tsE^irset, 
LalUiir Aber fie fer verajjlarst , wodurch fio will : weiter 
gefördert iß die V^iucufcliaft dadurch keiiiesweges. X)*r Vf. 
gicbt nidin , ais Dinge, welche jedes* Compendium dw 
Staats wirthfchaft enthält. Er tlieik die* Queilen des Staats- > 
eiukommetit in ft Claffen » in Revenüea) welche der dow^ 
VfFain umnittelbar aus feinen eigeuthfunlichen Belitzungen' 
{dt safortune particuliere^ zielu, und folclie, welche durch 
"Ab^^aben vom Einkommen der Untetthänen atr%ebrächt wer*' 
d#n ; u«d Ugt weiter nichts, als : daüi es fich iftr den Re|^cn»' 
ten nicht khicke,.felb^ Gewerbe zu treiben, oder den Capi-. 
taUlien z*a xnacben (was ohnediefs leider in unferen Tagen' 
nirgends möglich ift^ ; dafs es bcffer fey; die Domänen zu^ 
sericklagen und in Erbpacht auszuthnn^ als.Iie beyfammen* 
XU }a(Ä»n, und durch eigeite AdminÜb-atien oder Zeitpacht, 
zu bl^nutzen; und' dafs die Abgaben, welche ron den Üaitcr* 
tl^eh gehoben w^erden , nach dem VerhältiiüTe des Yer* 
mögens der Abg^abepflichtigen ^uoti&cirt, das Quantum der* 
felben und d^e 2eit der Ehtn^tung «i6glichft genau be- 
Aimnit, zur stodgliohft bcquemßan Zeit fOi- den CfiBtiibua.blev,. 
erhoben, . und oey diefer Uebimg. dahin zu fehan.Iey, dafs 
dcar Abgabepflichtige nicht mehr zu zalilen habe, als was 
▼on feiner %abe wirklich in die öffentticheu Caifcn ^efst; 
djffs die Abgabe vom Grundeigenthume nicht fOr immer' 
beftimttit fejn dürfe, föndeni mit dem fteigeaden und fal- 
lenden Ertrage der Grund/lücke fich erhöhen und erniedri- 
fen mfllTe, und zu dem Ende von Zeit zu Zeit — nach der ' 
leinung des Vfs. alle tfrey Jahre (?) — eine Grundfteuerre- * 
vifion vorzunehmen fey; oals Abgaben vom den Brseugniflen 
dös Bodens fclbft , s. B. Zekwmdeth ^oh nuch .tichtigen ßaats* 
wj^fchaftlichen Grundfltsea. nicht wohl billigen lalTen, ^ 
und folchen Abgaben eine fiehende Grundabgabe voi-ziizie* 
hen fey; dafs Hänferfteueni — wdche nach richtigen Fi* 
QCtizpnjicipien «ntwodor gar miohti oder doch auf eine ganz 



andere Weife, als gew(^hnUch gefchiehr, aufgelegt und ff^ 
hoben werden foUteu — nof <Rii Theil de^ Haivrenre trcfi 
f^tt foUen^, dtirch den ßöh' der reUie G^wiAH deS^HataAtifi» 
txt/ts conltitnirt^ 1 kcdaeswege« «b«r dif. Zin&arfeuiär desl 
Hausbau gewidmeten Capitalt ; dafs Abgaben auf Capitak m^ 
mit grofsei* Vorilcht aulgelegt weraen Tolleu,'uhd wenn die- 
le Fonds belleuert 'werden (ollen , nicht die Subßanz derfd« 
blBR befteurrt ^wenieti diirfe, ünimn blob-c^ie Rence^ wsi« 
die .i!k96f Beiuianiig ^wifan,. ft-. iti^ dc«gi« DiugtliiDchrj 
nitj ^dtx^^ Auf^äiiluyg. wir un(b;ei^ l^^T^ ^'Y^ J^fdliwer« 
IJch fallen wollen. Wer Jie allefammt kennen zu lerneii wt'lnlcht, 
mag die Schrift IVjlbfi: lefen. — Ift diete «biij^ent, wie yrit 
oben VemiHcheten, ^ht ßpettnen' des •Um^ei&itsieifses dal 
Vfs«: Co gebührt ilim daaXo^, dsfs.inr di^.hiet k^hmiti^ 
Matetie gut gefal^ hat. 

Nd. s ift nfchtr weker , als eine th>errectinig' -^ oätr 
Wk es der hds unbekannte^ Überlstzet* lieber g^nannl wiBni 
will, tuyt^ g^mz\fray0 tUiuftlth» BmarUaitun^ rxm Ko« wsu»- 

fellattet ^mii siner lei^ilicheu M^n^e. j^on aUerley Koten, 
nrch welche der tJbeifctzer den vf. zurecht zu Weifen, 
oder zu erläutern fiuiht. Kaeh untei>em ErmelTen find jedodt 
diefe Noten eben fo ' tiberfioirig uiid ^erdiettfllos , ak di« 
tiberfetzung 4'elbfi, Der WHTenlchaft frocpmen Sm. wenige 
flens nicht; höchftens beweifeu £e die , B^leCenkeit dei, 
Obertetzers. ' ' ' Z. 

KutftoiWtssaKscBAyviii« Mif dWWg, b. HeinrSdisiUifi a- 
Deßnkiommdfir §0fmHfnM^9kiiri9Uw\lfn9^c^ien\ thelhNreife 
herausge^beu durch £. J.^t». ffunJbert^ Linigi weÄphlli- 
fchcm Capitaui - Commandant der Sapcur - Compagnicu »K»o. 
IS und 28 Wcft. 53 B, k, (8 gr;) JDer Vf. ItfstdiefsVf Ar- 
terbuch theilweifa erfeheinen, uns zu jeder 'bcfanderen Wif* 
fetifohalt Zalät^^macl^cn au können ^ oli^e^M Ganze umtf- 
beite^ zu dürfen, . Welchen Kuuen die Airbeit verfchafica 
foll, zu dei- man l^^ichts als eine Hand braucht, ift fcbwer 
abzufehen. Denn Wer eine Wiffettfcliaft ; ^e die üfarW* 
niafeili, lernen uMl amoben- wsU ,.. witdi ^eb auch jctsa 
ausv jd^ti T<Ofhandenei|.|l>|ndhfl€^-n mit ^ihre« B#w«UB«M>f^ 
und Aus4rücl»enbekaxint gemacht i^ben; in öffenüichenSut- 
tern und Journalen' aber (Wenb eS mclit rein w^Urenfchafi- 
liehe fihd) ift die Anweoduttg' i#ii^ AuS^O«^ niefat' 
übUch. JN, M. ÄL 



.1 



» .. 



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I . E N A J S CHE 



90 

J i 



ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



■**< 



AP&I.L ißiS« 



iV^^ TURGESCBiCHTE. 

Salfbtvrg, in der iiia7ir*rclien Buchhandlung : J9^- 
/r^^e zut Kunft und JViffenJchaft der Aujberti^ 
tung der Erze. Von Caffj. ikf. B. SchroU u. £. ^v; 
(^B9f(hlmfs der im vorigen Stücke abgebrochenen Recenfuuu) 

vAbfclinitt^ yon fVafchwerken. A. VonBaug^ 
genjländen. Der gröfste Theil diefes Abfchnittes 
handelt von den Stojsheerden , welchen der Vf. da, 
wo nur hinreichende AuffchlagCMraffer ihre Anlage 
geßatten, unbedingt jgröfsc Vorzüge vor deti ]iegen> 
den Heerden beylegt. Da, -wo man diefes noch 
nicht anerkennt, nnd fich gegen» die Ei ntührung der 
Stofsheerde fträubt, fcheint man ihren gehörigen 
Gebrauch und die Ven-^oUkommnungen derfelben 
nicht zu kennen. Vortreftlich ift Alles — unftreitig 
das Vorziiglichfte in der ganzen Schrift — , was d^r 
Vf., der fiich felbft um die Vervollkommnung der 
Stofsheerds- Manipulation Verdienfte erworben hat, 
über die Conftructioh rnid die Behandlung der Stofs- 
lieerde lehrt. DieVortheile wohl eingerichteter Stofs- 
heerde im Vergleiche der liegenden beftehen nach 
ihi^ vorzü|;lich darin, daf« i) die Separation, der Ge- 
ficin«- und Erz-Theile leichter und reiner von Stat- 
ten geht; claGs 2) die Manipulation felbft gefchwin- 
der gefchiebt ; mithin in gleicher Zfeit und mit glei- 
cher Anzah 1 von Heerden eine gröfsere Menge Poch- 
liorn» gewafchen wird ; daCs 3) eine Heerdwäfche 
mit Stofshcerden ein geringeres Perfonal crfodert, 
indem im Durchfchnitt ein Arbeiter zwey Stofsheer- 
de verfehen kann; dafs endlich 4) die Manipulations- 
Übung auf Stofshcerden, des Zweckes unbefcliadet, 
eine mindere Ränftausübung erfbdert, indem dem W*- 
fcher fchon die gute Wirkung der künftlichen Heferd- 
bewegung «u Hülfe kommt. Rec. wünfchte, dafs 
der Vf. bey der Vergleichung auch auf das Ahlage- 
capital, die Ünterhaltungskoftcn und auf das Alter 
des anzuwendenden Perfonals llückficht genommen 
hätte. In manchen Bergwerksgegenden, wo man 
nicht fowohl darauf zu fehen hat , die arbeitende 
Menge zu vÄrringcrti, fondern wo man es gern ficht, 
durch Bcfchäftigung derKinder den Altern einoBey- 
hülfe zu verfchafFen , möchte fich Manches ßkr die 
Anwendung liegender Heerde — vorausgefetzt, dafs 
diefefo zweckmäfsig eingerichtet find, wie die in 
Ungarn und jetzt allgemein am Oberharze gebräuch- 
lichen fagen lallen, welches an anderen Orten 

nicht berückfichtigt zu werden braucht. Angenehm 
würde es auch Rec. geweCen feyn, des Vfo. ürtheil übeir 
den Gebrauch der verkleinerten Stofsheerde» de» — 

7. A. L. Z. i8»3« Zweyter Sand^ 



eigentlich mit Unrecht — fogenannten fdilefifchen 
Sivhertröge zu lefen, die man am Harz hin nnd w^i^ 
der den höchft unvollkommenen, fiir Kinder Ich wer 
^u manipulirenden fogenannten Schlemmgräben mit 
Vortlieil fubftituirt hat. — • Die neueren falzbuv^ 
Cchen Stofsheerde find im Lichten 14-— 15 FuCs lang, 
tind 6 bis 6| Fufs breit. Der Heerdboden ift mu 
»wey Abfätzen verfehen. — • B. F'on Manipulations* 
gegenfiänden. Bey der Behandlung der Stofsheerde 
Jiömmt es hauptfächlich darauf. an, dsl» MaCi der 
SpamwHgf des Stofses^ der Neigung des Heerdes^ 
das Mafs des Hecrdwaffers vaiA delTen Dicht ^ und 
Dünn- Ablaufens gehörig iu regulircu. Die Kenii- 
zeichen einer guten Heerddirigirüng find , wenn 1^ 
fich am Heerdkopfe nach dem Verhältnifie eine» 
mehr oder minder fchliecfareichen Pochkoxns bald 
ein feftwerdender Schliechkeii anlegt; wenn ß) dio 
Gefteifistheile auf der Oberfläche des Schliechkeils 
in einem dünnen Überzuge locker und gleichfam 
fehwimmend die SchltecbmalTe decken; 3) dafi 
Heerdwalfer mit den Gefteinstheileji Ung^fäju: vop 
der Häjfte des Schliechkeiles weg in Geftalt von 
fchmalen Schnüren oder Streifen abfliefs4:, und 4) 
der Schliech den bey der erften Anwäfche verlang- 
ten Reinheitsgrad erhält. Das Mehlwafchen^ und 
Läuteni gefchieht auf verfchiedenen Heerden; der 
Läute^heerd ift aber von einem gemeinen. -M^hl - 
oder Schlamm -Heerde nicht ujiterU;l\ieden; nuri^c^ 
dert er, um 4efto reineren Schliech zu ^rbaltep , gt* 
wohnlich einen gröCserenStofs, eine ftärkere Heerd- 
fpannung , ftärkere Neigung und eine gröfsere Maflb 
Heerdwaflers^ überhaupt einen lebhafteren Gang. 

VI Abfchnitt. f^om H-aushalte der Setzmäfcke 
und der Fach* und ff^afeh- fVerke. Der Vf. ta^tielt 
die in einer berühmten Bergwerksgegend Dejitfch- 
lands — (am Harz?) — altherkömmuche Einrich- 
tung der Aufbereitung der After durch Pen&onifton 
zum Vortheil der Knapfchafts - CalTe , und wirft die 
Frage auf, ob dort nicht der wohkhätige Zweck 
auch durch ein^ einfache , kunftgemäfse Manipula- 
tion-, ftatt auf dem V^ege einer Manipulatioi^swif* 
derholung , eben fo gut und ökonomifcher erreicht 
werden könnte. Das,« was er über diefen Gegen- 
ftand fagt, fcheint Rec. fehr einleuchtend ond^ »der 
Beaditung werth zu (eyn; «— Sehr mit Recht, eipi- 
pfiehlt der Vf. bey mehreren Gelegenheiten drin- 
gend den Gebrauch des Sichertroges zu Proben, im 
Kleinen über den Gehalt der Schliecbe, zur Coi^- 
troUe des Ganges der Atiftereitungstirbeiten , w^b^y 
der Sichertrog, wenn er gefchiekt manipulirt wir^ 
oft viel geCchwinder und wohlfeiler ein ficheres Re- 

74 



s> 



J£NAISCHE^ ALL%. LITERATUR- ZEITüI4g, 



5» 



ifultat liefern lanxTy äl$ Feuerproben* Hefonde^ "bey 
Goldbergwerken itt der Gebrauch des Sichertroge* 
ganz unentbehrlich» 

VII Äbfchnitu Uff er Nachtheil al^äHtgtn Man* 
geh an Berg - und Hütten - Arbeitern für Gewerkt 
und Staat , und über Mittel zu Anwerbung und Her* 
anzichung ttmglieher /Arbeiter. A« f^on den. Mitteln . 
im pf^irkuHgskreife der Oberbergbehörde. B. Von 
Mitteln' im Rejfort der' Landesregieruhg. Auch ia 
diefem Anhange Tagt der Vf. viel Wahres und aus der 
Erfahrung Genommenes, zumTheil veranlafst ^urcb 
einige dem falz burger ßergbaue nachtheilige Ereig- 
viiTe lienerer Zeit, befonders zur Beherzi^ung für 
folche Regierungen, welche keinen Begriff davon 
haben, iivrie wichtig es für den Staat ift, Mafsregeln 
SU ergreifen r welche dem Bergbaue eine hinrei- 
chende Anzahl brauchbarer Arbeiter erhalten. 

Die Schreibart des Vfs. ift im Oltnzen fdhwer- 
fiülig, bnd hjn und wieder ftdjbt man fegar auf 
Sprachunrichtigkeit^n» So z. B. braucht er „der 
tVaJjfergefrier y^e^tvi^* ftatt wiegen des Gefrieren» 
iÄes IVaü'ers ; „Pochwerks - £?StfrfetzuBg** ftatt Poch- 
werks - Verlegung ; 9^koh** ftatt hoch; Buchhalterin 
Jlen ftatt Buchhalter ; der Scheide^ und Klaube - Kcf* 
ßen":^ ftatt die Scheide- und Klaube - Koften. Sol- 
che kleine Mängel und aber leicht zu überfeben bey 
4er Vortrefflichkeit der ganzen Schrift, -^e allen 
•Freunden des Bergwerluwefeti« nicht genug em- 
pfohlen werden kann» O. ä. 

Hamau, im Verl» der Gefellfchaft, tmd in Com- 
miffion b. Uerrmann; Annaltn der weiteraui» 

. Echen Gefellfchaft Jür die gejammte Naturkunde. 
III Bandes i Heft. 18*2. 190 S. 4. (0 Rlhlr.) 

Das, über die elften Hefte ausgefprochene Unheil 
(J. A.' L. Z. iBio. No. fl58. iZ^u No. 293, und 
'iQi^« No. 106) wird durch das erfte Heft diefes 
-lil Bandes^ vollkommen beftätigt; die Herkusgeber 
fimd in der Wahl der mitzutheilenden Auffätze noch 
eben fo forgf^ltig. Die Anzeige der gelieferten Sa- 
chen mag es aufc Neue beweifen , und diefem treff- 
lichen Inftitute einen glücklichen Fortgang fichera. 
I. Beyträge zu einer mineralogijchen Topogra- 
phie der Wetterau. Von Hn. Dr. C- C Leonhard. 
•Die vftterländifchen Erzeugniffe aus den drey Natur- 
reichen verdienen immer die gröfsere Aufmerkfam- 
'keit, und fie wird ihnen auch in diefen Annalen 
vor allen anderen eewidmet. Es ift fehr unterrich- 
•tend,' hier mit emcm Blicke zu überfeben, wie 
'reich oder arm ein Laiid an diefen oder anderen Na- 
'ttnrerzeugniffen ift. Unter den Metallen fehlen der 
''Wettett'au z. B. da» Gold , Silber und Bley gänzlich» 
•In der AufzÄhlung der Oabirasanen wäre eine grö- 
fsere Vollftändigkeit zu wünfchen ; es ift für die Geo- 
gndße fehr wichtig , aufser der blofsen Aufzählung 
4er ^ Gebirgsarten auch die Lagemngs^ und Forma- 
tforts * Verhältniffe angedeutet zu fehen. Vielleicht 
•^fällt es dem Vf. , künftig in einem Nachtrage diefe 
l/uck« noch auszufüllen. 11^ Über den fogenannte^ 
Tutenmergel von Oörarp in Schonen. Von Hn« Dr. /• 



triedr. J . Hausmann, Prof* in G5ttmgen. Einnüte- 
licher'Beyträg zur Kenntntfs der FlÖtzgebirgsarten. 
Gharakteriftifch für den Tutenmergel ift feine co- 
«iTfe4>^ha*14ge Abf^ndemng«. Diefe Art der Abfon- 
derung, welche man mit in einander gefteckten Tu- 
ten vergleichen kann , . hat veririuthlich den Namen 
-Tutenmergcl veranlafst. Derfelbe i/t oftenbar flalag' 
mitifcher Bildung. Die beygefügte Abbildung ift fehr 
unterrichtenit . III. JDer Bleyberg im Roir-Depar' 
tementf befchrieben in mineralogifcher Hinftcht von 
Hn. /.. facabNoeggei'ath^mrBonu^ ^ie ^r^uiieder- 
Tage des Blejberges ift iti bunten- Sandftein . einge- 
fchlolTen. Nach Rec« DafürhaUen] ift das^^iixi/eSand- 
.fteingebirge bisher Avenig oder gar iiicht als erzfüL* 
rend bekannt gewefen ; daher find die hier bevge- 
brachten Bemerkungen um. fo - Jcbrreicher und nierkf 
würdiger^ Aus dem SchoofsQ des Ble);ber£es ent- 
f;^ringt der Blejbach,; in welchen^ i^an. nicht ein 
einziges lebendiges Wefen findet; .eben fo \>;emg 
dürfen Menfchen und Vieh daraus trinken, ^ohne ih: 
rer Gefundheit zu fghaden. IV. Neue/ie, F'erändc: 
rungen in Hn* Bergrath Werners Mlneralfyßenu Von 
Hn. P. £. J^ßoj* der Bergwerk5*\Viüenfchaft ße- 
flilTenem in Hanau. Piefe Befchreibungen ftnd nüts; 
lieh, wenn gleich nicht alle un^er die Rubrik dej 
Neuen gehöien. Kec fügt eini^evAnmerkungcn hin- 
zu. Der & 47 f. befchri ebene Anthophylit kömmt au- 
fser den angezeigten Orten auch an^ Harz und zwar 
in der fogenannte^ Paße im h^rzburger Forft vor. 
Den wernerfchen Blaufpath fübrt Karßen in feinf n 
mineralogifchei^ Tabellen von igaQ S. 46 unter dem 
Namen fplittriger Lazulith auf. Endlich finden fich 
4ie Kryft^UfB des , S. 58 befchriebenen ftrahlichten 
Coeleftins auch grofs und von mittlerer Gröfse. Reg. 
ift ihre äufsere Oberfläche immer nur glatt und nie 
geftreift vorgekommen. V. Betrachtungen über die 
Claffification der Moofe* Von Hn. Director Schrank 
in München. Der Vf. führt die 33 bisherigen Gat- 
tungen auf »1 zurück, und beßimmt fie alle nach 
4len Befrachtungstheilen. Diefe Betrachtungen find 
befonders defsM^egen fehr lefenswerth, weil fie fich 
auf das fo natürliche Princip der Vereinfachung der 
Gattungen gründen. VI. Kritif che Bemerkungen über 
meine Laubmoofe. Von Hn. Inf^ector Böhlijtg in 
Maffenheim. 1* qrtfetzun^. Auch diefe Fortfetzunc 
fpricht den fcharfen Beo);achtungsgeift des Vfs. aun 
Neue aus, und fie wird den Freunden diefer klei- 
nen Pflanzenwelt fehr willkommen feyn. VU. Über 
die Oeioächfe f jvelche den Torf erzeugen. Von Hn. 
Prof. Crome zu Mögelin. Der Torf entfteht aus den 
in den Torfmooren wachfenden Pflanzen^ aus den 
auf ihnen lebenden kleinen Thieren , durch Hülfe 
de» Waffers, der Wärme und der atmofphärifchen 
Stoffe. Die Torfpflanzen find hier mit grofser Sorg- 
falt angedeutet, firdharz ift nach Rec. Erfahrung 
bey den Torfmooren weit häufiger, als'SchwefeL 
Zur Wiedererzeugung des Torfs ift wenigftens eine 
^eihe von 7a Jahren nöthig. Rec. hat indefs in den 
.ihm bekanntep Torfmooren wenig oder gar keine 
Infecten u. i; w^ gefunden. Die thierifchen Theile 



93 



APRIL 



Ö » s. 



94 



mnffcil alfo wohl zur Erzetrgang des Torf« wenig 
bey tragen. VI 11. Über den wahren Samenlappen 
(Cotyledojj) bey den Getreidearten und Gräfern, Von 
Hn. Dr. Tittmann in Dresden. Nach den ünterfu- 
chungen des Vfs. ift das fogenannte Schildchen (Scu^ 
teUum) an den Getreidefamen der wahre Samenlap- 
pe; dieCes Schildchen dauert fö lange, his die Wur- 
zeln der jungen Pflanzen allein im Stande find, ia 
hinreichender Menge Nahrung aus der Erde an fi(fh 
zu ziehen , dann verwelkt es , und fällt endlich ab* 
Unter dem Vergröfserungsglafe ficht man in diefem 
Schildchen die einlaugenden Gefäfse« die den Ej- 
weifsftofF aufnehmen und der jungen PQanze zufüh- 
ren. Ganz deutlich vertritt alfa hier das Schildchen 
die Stelle des Mutterkuchens. IX« Über den Funi^ 
€ului umbilicalis bißdus bey der Pf^icke und Platt" 
frbfe. Von Hn. Dr. Tittmann in Dresden« Von glei- 
chem Gehalt mit dem Vorigen. Solche ITnterfuchun- 
gen und ein wahrer Gewinn für die Naturgefchichte« 
X. Beytruge zur Natur gejc fachte einiger ff^afferv^- 
fa<. von Hn. Benicken, Stadtfecretär in Schleswig. 
Enthält Befchreibungen der Farben , der. Länge und 
Breite und des Aufenth;ilts der Vögel; übrigens nichts 
Ton Bedeutung. XI. Über das Saugen und das Ge- 
mehsorgan der Jnfecten und über den Nutzen der 
Sckwimmblaje bey den Fifchen. Von Hn. G. ü. Tre^ 
viranus. I Abtheilung. Eine treffliche, in dem al* 
teil Geifte Swammerdamms ^ Aeaumurs und Röfels^ 
verfafste Abhandlung, wie üe jetzt nicht oft vorkom- 
men. Das Refultat diefer unendlich tbühevollen Un- 
terfuchungen iß: Das Saugeh der Schmetterlinge 
wird nicht durch das Zufammenziehen der Luftröh- 
ren (wie Swammerdamm glaubte), fondefh durch 
die Erweiterung der Blafe bey verfchloffenem obe- 
rem Magenmunde bewirkt. Das beygefügte zarte 
Kupfer erläutert! diefe mühfamen Unterfuchungen, 
die den wahren Naturförfcher bezeichnen , auf das 
Befiriedigendße. Kec. freuet fich zum Voraus auf die 
baldige Fortfetzung eines fo gelungenen Auffatzes. 
XIL Berichtigung der Natur gel chichte der loeifs' 
^auen Meve , Larus glaucus Lmn. Von Hn. Hofr» 
Dr. Meyer in OlFenbach. Wieder ein Mufter voll- 
lUndigerNaturbefchreibungen, wie man fie von dem 
Vf. immer zu erwarten gewohnt iß. XIIL Beytrag 
SKr deutfchen Ornithologie ^ oder Jßrfcheinung eini* 
gerjeltener P^ögel in der fVetterau , nebft Zufätzen 
widi Verbefferungen zu Meyers und JVolfs Tafchen- 
Wh der deutfchen Vögelkunde. Von Hn. Hofrath 
Dr. Meyer in Offenbach. Ift von gleichem Gehalt 
snit dem Vorigen. BemerkensWerth find Nachrich- 
ten von der Erfcbeinung des Phoeuicopterus ruber 
Linn* in dem mittäglichen Deutfchland im Jahre^ßi i. 
Ein Trupp Von 27 Vögeln diefer Art liefs fich in je- 
nem heifsen Sommer gegen den Anfang des Junius 
am Rhein Ceheu» 6 Stück vvurden von diefen felte- 



nen , fonft nur in Afrika § Südamerika und. an den 
Kurten des füdlichen Europa lebenden Vögeln erlegt. 
XIV. Über die Kunft , Schmetterlinge nach dem £f- 
ben abzudrücken. Von Hn. Legationsrath v. Struve. 
Die hier yorgefchlagene Methode liefert zwar fchöi/e 
und treue Abdrücke von den Schmetterlingen, abet 
doch nie das vollkommene Infect, einümfiand, wo- 
durch die heften Methoden diefer Art viel von ük* 
rem Werth verlieren. + d + * 

Leipsig, b. Gerh. Fleifcher d. L: Die Schmetter^ 
linge von Europa. Von Ferdinand Ochfenheir 
mer, Schaufpieler bey dem k. k* Hoftheater ia 
Wien u. f. w. 111 Band. 1810. VIU u. 360S. 8- 
( Rthlr. ) 
Auch in diefem, mit Fleifs und Scharffinn bearbei- 
teten Theile (vgl. J. A. L. Z. 1809. No. 039) fpricht fich 
die Bemühung unferer jetzigen Syftematiker, die Gat?- 
tungen aufzulöfen, deutlich genug aus. Wenn dabey 
auf iler einenSeite der Scharffinn und das Fortfchrei- 
ten in der Beobachtung nicht zu verkennen ift : fo 
dringt fich auf der anderen Seite die Bedenklichkeit 
auf, ob nicht auf diefem Wege in die Naturwiffenfchaf- 
ten ein Geift der Kleinigkeit hinübergehen möchte, der 
vondemGrofsen unvermerkt abzieht. In diefem Baiir- 
de find die Spinner und Eulen als Gattungen aufgelöft, 
und aus ihnen aiidere und mehrere gebildet worden. 
Unni hatte Alles-, was hier vorkommt, in die bei- 
den Gattungen Bombyx und Noctua zufammeng«»- 
tragen. Fabricius hatte daraus Bombyx^ CoJJuu 
Hepialus^ Phycis^ Uthofia gebildet; unfer Vf. bil- 
det daraus 15 Gattungen: 1) Satumla, 2) /i^lia^ 3) 
Endromis^ 4) Harpyia^ 5) Notodonta, 6) Cojfus^ 
7) Hepialus, 8) Phycis, Q) Lithoßa^ 10) Pjycfie^ 11) 
Liparisf iß) Orgyia^ '»^Z) Fygaera^ 14) Gajlropa^ 
cha, isy Euprepia. — Die Gattungsnamen find aus 
dem Griccbifchen entlehnt, aber oft fehr gezwun- 
gen. Rec. ficht nicht ein , warum fie nicht lieber 
m der Mutterfprache gewählt worden find? ^ Die 
Zurückfetzung der deutfchen Sprache in diefem 
Sinne follte doch endlich aufhören, da fie keines- 
wegs fo arm ift , um nicht auch im Syfteme für die 
Bildung der Gattungs- und Art -Namen gebraucht 
zu werden. Die Gattungszeichen nimmt der Vf. 
von den Fühlern , den Flügeln , den Saugern ; dann 
von der Bildung der Raupen , der Puppen und der 
Gefpinnfte. Sehr vollftändig ift diefe Schrift in Hin- 
ficht der Citate, die vielleicht nichts zu wünfchen 
übrig lalTen. Auch die Befchreibungen verdienen 
das Lob der Vollftändigkeit , fo dafs es Jedem leicht 
wird , feinie Infecten zu beftimmen. In diefen bei- 
den liückfichten gehört das Werk zu den befferen, 
befonders für diejenigen, die an der Vervielfälti- 
gung der Gattungen noch Vergnügen finden. 

-»- d 4- 



KL£IN£ SCHRIFTEN. 



. BoTA«». Eifenherg, h. Sch&ne: Tabelhri/che Über» 
Jicht de9^ alten Knndifcken Pflanzenfyjtems und des verbejfer* 
t^ff voH^Thtütbtrgt fo wie auch der natürlichen Syfteme von 
^•Jßen uad Batjeh » f fir [tint Vorlefattg«ri «Mw^ric» vo» /• 



1 

Chr, Fr. Granmüller i der WW. I^. und Privatlehrer su Jena, 

fr&fl, fckönbiirgifcliem ForArathe ü. f. w. lAii. XU u. igS. 4. 
9 gr. ) l>er 'i itel zeigt fckon den Zwec£ diefer Schritt an i 
wi» Mbca diJ^tn iiidus X<lf ues zu enrsiten 1 fondem niu* xu 



95 



J. A. L. Z. APRIL 18 



9» 



(eben, ob das Alte in der gebetigea Ordnnn^, ntk' Zwecb- 
sitrsigkeit und Vollßandigbeit , rerbnnden mit dex nöthigen 
Kürze und Bandiekeit, vorgetragen hy. 

Nacb einem Zueignunfsblatt an feine Zubörer fingt der 
Vf. feine Einleitung mit dem Beweife der Nothwenaiglieit 
einet Pflanzenfyftems bey? der gegenwilni«n grofsen Anzabl 
der bebannten GewÄchfe an. Diefem BedüiTnirs fey auf zrrvyf 
fache >.rt abzuhelfen ^facbi^ 'worden .* nimlick durch ein 
kfktflliches und durch ein natürlichfs Syftem , welche der Vf., 
lind mit ihm freyiich auch noch viele Andere, als Gegen fätzi 
betrachtet. Er charakierifirt das natörliche Syßem rorxilg- 
licb dadurch , dafs es die Gewichfe nach dem Äufserlichen 
Cttabitus") ordne* das kfln Ali che aber, indem der Verglei- 
chung der Gewicnfe imter üch und bey ibrer Anordnung: ir* 
^nd ein willkühi'liohes fixes Merkmal zum Grunde gelegt 
TVir glauben 

angegebei 

Wie es feyn foll , nna wie es der berühmte Jujfieu . zum 
Iheil auch wuklicb fchon au8gef(ll\rt hat, ciarf^und foll" 
£ch gar nicht an die Oberfläche halten* fonderu foUte ei- 
gentlich aus denr Grund - und Fundamental - Gefetz des ^ere- 
t.ibilifchen Organismus gefchöpft feyn, woraus die OberflA- 
«he als nothwendig lieh von felbft ergiebt. So ^xndJuJjlfus 
tmenfra voll der tiefßen , aber noch ganz unbenutzteh Blicke 
Snd Winke über dicfcn wichtigen Ge^enftand, imd ganz und 
^ar nicht obeTflacblich. Diemit wollen wir aber rar nicht 
Tilgen , dafs ein abfolutcs Gebiiude der Art 1e werde aufge* 
f fi tirt 'werden , vielleicht felbll dann nocn nicht , w^enh 
«uch — wie der Vf ßch ausdrückt — keine Pflanze zu ent- 
«kcken mehr übrig feyn foUte. 

Nach einer ganz kurzen Erklärung der BegrifFe von daße^ 
Ordnung f Guttung , jirt und Jbart als Beltandtheilen eines 
Gewäd^sfyAems geht der Vf. zu einer ehronologifchen Auf- 
s&hluiig der meinen bekannten Pflanzen fy Herne über. Wir 
verminen ungern die Bemerkung der Jahrzabl bey den ange- . 
'führten Schnftflellern. Den gröfsten Platz hat bey diefear , 
AufzJiblung das linn^ifche Syflem erhalten , ^ ungeachtet fich 
der V f. hier um fo kürzer bitte falTen, und diefen verfchwen- 
deten Raum für eine gründlichere ErklUning, z. B. des jujfiew 
[chm und bat/Mfchtn Syftems verwenden können, weil er alles 
das in der tabellarifchen Überficht nochmals wiederholen 
mufste. Überhaupt tadeln' wir die zu offenbare Darlegung 
4er Vorliebe des vfs. zu dem linn^ifchen S^xualfyflem , weU 
«8 das bequemere Regifier ift. Die weitlSuftie erzahlten Lü- 
cken und Minge) diefes Syflems h&tten ebenfalls können hier 
nur angedeutet, im mündlichen Vortrag aber, fo wie die 
Bequemuchkeit des einen oder anderen Byllems . weiter aus 
Einander gefetzt werden. Da die Unterfuchung der Pflanzen- 
Gattungen nach dem jujpaufchen Sj ftem ohne Widerrede mehr 
£^ fahrung und Kenntnifle vorausletzt, als nach dem Sexuai- 
rj^ßem Luinc's : fo foUte der Lehrer fcbon um der abfchrt- 
ckenden Schwierigkeit willen feine Vorliebe für eine Unter- 
fttchnngs- und Anordnungs- Weife nicht zu früh kund wer- 
den laflen, damit feine Zuhörer die Wiflenfchaft, nicht die 

Bequemlichkeit lernen. , „ .^ , ^%^ \, ^ , *. , «,. 

Nun folgt erft die tabellanfche Uberucht der auf dem Ti- 
telblatt genannten Syfteme ,^ nach ihren Clafl*en und Ordnun* 




"wendet, fondem « « ,. 

Beyfpiele getroffen werden können. So nStte ßatt SaUcornia 
ein beflferesBeyfpiel flehen können, da die häufigere Art die- 
ser Gattung y. herhaeea X*- meiftens *wey Staubfäden hat; 
Catlitrichs verna und autnmnalis find meiilens Monoeciflen: 
folcher Beyfpiele könnten wir noch mehrere anführen. Eben- 
falls haben wir uns fehr gewundert , dafs der Vf. die. längft 
bekannten Veränderungen , welche Jußieu an einigen feiner 
Claflen theils in der Eintheilung , theils in dmr Benennung 
vorgenommen, nicht in fciiy Tabelle aufgenommen hat, 
was wir für einen Hauptmangel anfehen. So hat bekanntlich 
Jujfieu einige Ordnungen nach den Haupttypen der felben in 
der Benennung verändert : die Elmeagni nennt er jeut Ofyri* 
dem^i die TnrinWaea heifsen Daphmoideaet die Primw 



tacaae Lyftmachimet die Pedtcalärei A^tfSAK-t&eae, 

die yUicos F erhanaceae^. nn^i die S^rophulartae haben die 
alte Benennung Perfonatae wieder erhalten. Ganz übergaa- 

fen find die neuen Ordnungen ^yrohalancABt Orohanchidcm*^ 
ejomeae^ Ardißmctfae und Lorantheae, 

Diefen Mängeln hilft der Vf. vielleicht mit itr Zeit bey 
einer etwa herauszugebenden zw^yten Auflage ab, und dans 
dürfte diefer Leitfaden «uch für Andere von einigem Nutzea 
feyn« • Ae • • 

1^ Giefttsn* b. Tafch^ u. Müllers JnlekmHg für Garten 
freunde zu einer gefchmackvoUen Behandlung und Anlegung vom 
Gärten $ von Ferdinand Majer, 1804., IV u. 1448. ß. C^^ß'O 

Sl) Ebeudafelbll : Belehrungen über praktijche Gartenarbei» 
ten» von Ferd, Majer. 1804. lOft S. 'S. C»ögr.) 

3) Ebendafelbit: Kleiner Mgnatsgärtner für GarteMlieh' 
ftuber nebfi den monatliehen Verti^htungen ij% Holzpflaniungeu 
und einer kurzen Über/icht der nöthigen Gartenger äthe ^ TOa 
Ferd. Majrr. igo4. ^t S. g (4 g:^-) 

No. 1 ift, wie die Vorrede melaet, für junge Garfemklnft* 
1er befiimmt , welche fich mit den Anlagen der fogenanntsn 
Naturgärteu befchäftigen„ und das V^ cfentUche der Gartentheo- 
rie in -cedrangter Kürze zu überfehen wünfchen. In diefer 
Abficht Iiat der Vf. bey der Ausarbcitrinej diefer Stbrift HiV/c&* 
felds Theoiie der Gartenknnft zum Gitinue gelegt, und wk lun 
dünkt j den 4'Band am meiften benitt£t, 2£uerft AflU er die 
Iheoiie der fchünen Gartenknnft im Allgemeinen . auf , ia 
Verbindung mit einigen praktifchen Bemerkungen. Dana 
giebt er Anleitung, wie ein Terrain, welches man zttrAnbgs 
eines Naturgartens beftimmt, am zwcckmäfsigften m benntzea 
fey , und w^as der Gartenanlefer bey der Auswahl der kiezu 
bräuchbaren Pflanzen zu beaciiten habe. S. 42 w^ird richtig 
bemerkt, dafs in grofsen Anlagen oie Pflameungen von lauter 
Nadelhölzern eine beflere Wirkung aufs Gante machen, ib 
wenn Nadel- und Laub- Bäume mit einander gemifoht ftehea» 
Sollte indeflen eine -gemifchte Pflanzung aus gewiflen UHacbea 
durchaus nöthig feyn : fo mufs man folche Lai^bhölzer ausfu- 
eben und in die Parthiecn vertheilen, welche neben den Na« 
delhölzem am heften gedeihen. Der Vf. hat einige hiexo 
brauchbare Sträucher angeaeifrt ; nur hätte er auch ihre natür- 
lichen Standörter berückfichtigen und fiberlefen (ollen, daii 
z. B. Ledum paloftre und IJlex europaeus defsivegen nickt 
wohl neben einander ftehen können , weil JLed, ptUuJire eia 
ftimpfie;es Erdreich oder Moorboden liebt, UL europ, hlngegea 
einen Richten, mehr trockenen als naflSsn Boden lodert. Wit 
wenig der Vf. die Oewächfe nach ihrem Habitiu , Standort 
und ihrer Dauer einzutheilen verficht » erhellt endlich no<^ 
daraiu, dafs er S.-64 Pyrola uniflora unter den Schlinefliäa* 
cheni aufeeführt . und Polianthes tuberofa unter den p£uuem 
die in unterem Klima im Freyen ausdauem und im Norembcr 
.und December(?3 blühen, angezeigt hat. Die kurzM Be- 
fchreibungeu von verfchiedenen Gärten in Deutfchland, -ntV 
che hier unmittelbar auf die Befchreibungen der Bäume imd 
Sträucher folgen , haben für Gartenfreunde defswegen weni- 
ger Interefle , weil die meiften der befcimebenen JUilagen, To 
tchön ^e auch zur Zeit ihrer Entftehung waren, jetst Teraiitf 
find, theils mancherley Veränderungen erlitten haben, wis 
z. B. dieFavorite bey Mainz. — Auch dieiuszüge aus boti- 
nifchen Handbüchern , welche der Vf. auf di« BeCrliretbungca 
der Gärten folgen läfst, erheben fich kaum über daa Mittetoi- 
fsiee. Indeflen können de den ^nUngem in der Botanik na 
Belehrung dienen; iipd da die vorhergehenden Dea-achtoBfta 
über Theorie der ichönen GartenkuuA , welche de^ erffeniuid 

fröfserenTheil des Buchs ausmachen, zurKenntnifs der erft« 
rincipien der äfthetifohen Gärtneirey auszurriohen fcheincn: 
■fo können wir diefe Schrift den GartenkOnftlem empfekiea! 
Minder wichtig ift die Schrift No. 2. Sie enthält Belaii* 
rungen, die nicht nur allgemein bekannt find, fondem auch 
in mehreren alten Gartenbüchem vorkommen, und die dcrV£ 
hier nur mit e in i g en Abftndenmgen vorgetnigen hat. Z. B. 
Kenntnifs des Bodens, Düngung, Bearbeitungdeflelben, Slco 
imd Pflanzen, Jäten! — Verwahrungsmittel gegen fchädlidM . 
Infecten u. f. w. Auf gleiche Weife ift audi No. 1 



-mjr - -% -•*.» .---5 der kleine 

Monatsgartner ^ deren WUT fchon inJUcnge kennen,' abre^£it 



und behand^ 



um 



^mtm 



97 



J E NA IS 



G ' li ' -ß 



s» 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



APRIL 16&S« 



GESCHICHTE. 

(JöTTiMOEN, b. Vandcnlioek iL Ruprecht: Neßor^ 
Rußijche jinnaUn in ihrer Jlavomjchen Grund* 
fprache: vergliclien , von Schrei bfelilem und 
Interpolationen möglichft gereinigt , erklärt und 
überfetzt von Atißujt Ludwig von Schlözer, Prof. 
derStaatsvriifenfchaften bey der Georgia AuguHa, 
Geh. Jußizrath und kaiferl. ruff. Ritter vom Or- 
den des heil. Wladimirs. Fünfter TheiL lQo^. 
XXXV u. fli5 S. 8- (i Rthlr.) 

X^as Ende, aber nicht die Vollendung einer der 
xuühfamfiifeny und, wie es fchcint, undankbarllen Un- 
ternehmungen des verehrten Vfs. hat eine fpätere 
Hand anziizeigen , da indelfen bis zur Erfchemung 
diefes fünften Theils auch der Rec. der vier erfteren 
Thcile,, Schlözers gröfserer Schüler, Joh. vonlUüllert 
. gleich 4i -fem , die Schuld der Natur bezahlt hat. 

Ob es blofs Folge der traurigen Lage des deut- 
fchen Buchhandels Tey, oder ob feit dem Beginn 
diefes Werks auch die Liebe zur Kritik felbft, oder 
wenigftens für diefes Feld der Gefchithte und für 
Schlözers Entdeckungen fo fehr abgenommen habe, 
dafs der Vf. , wie er Celbß berichtet, zwey Jahre ver- 
geblich einen Verleger zu diefer Fortfetzupg fuchte, 
ja, dafs endlich für den als Gefchenk ausgebotenen 
.Verlag nur mit Mühe ein alter Bekannter uch gefun- 
,den, darüber wollen wir nicht entfcheiden, können 
aber ^ben fo wenig den Eindruck diefer Nachricht 
bergen. Es fcheint wirklich, als ob man, was 
hauptfächlich das Verdienft des Vfs. ausmacht, ihm 
znr Laft legen, oder es ihn entgalten laiTen wollte, 
dafs hier^ im Vcrhältnifs zu der geringen Ausbeute, 
ein Aufwand von Fiel fs , Gelehr famkeit und Scharf- 
finn geflacht worden iß, dellen nicht leicht ein äl- 
.teres oder neueres Zeitbuch fich zu erfreuen hat. Das 
.g^en ihii erhobene Gefchrey hat der Vf. felbft nicht 
zu verbergen gcfucbt. Aber er hätte die Antwort 
fchuldig bleiben können. Man weifs ja, dafs nichts 
leichter ift, als mit Verfprechungen, wie feine Geg- 
ner thaten , grofsen Lärmen zu machen. 

Um von unferer Literatur den Vorwurf zu ent- 
fernen, als fey ein folches Werk, demAnfchein nach 
(wenn der mercantilifcheAbfatz eine Stimme wäre), 
durchgefallen : fo ma<:hen wir hier vorzüelich noch 
auf die Reichhaltigkeit diefes fünften Theils und die 
dabey angebrachten VerbeiTerungen aufmerkfam, mit 
Vorausfetzung delTen, w^as fchon über die vier er- 
itenTheileJ.A.L. Z. 1806. N0.56 gefagt worden ift. 

Der Hauptinhalt, begreift in 3 Abfchnitten die 
Gefchichte der heil. Olga^ und der Orofsfürft» 

/• A. L. Z* i8i}» Zweytcr Bandr 



^Saiatoslav nndJaropolk, oder den Zeitraum TQn945 
bis 980. Am forgfilltigßen ift die Gefchichte de;* Er« 
fteren bearbeitet, ungeachtet nur die kurze und lelir 
in Fabeln gehüllte Periode ihrer Reicbsverwefun^ 
etwa bis ^4 darunter begriffen ift ; Einiges komntt 
noch bey der Gefchichte ihres Sohnes vor. Voraus 
geht eine dreyfache Einleitung über den gansen Zeit- 
raum von Igor's bis zu Sviatoslav's Tode, 945"^ 97$« 
.da hier der 2ieitpunct eintritt, wo dieRuffen als Volk 
auch bey den Byzantinern und Franken genannt 
werden. Erft jetzt , durch Vergleichung mit AuJ- 
.wärtigen, zeigt fich die ganze Erbärmlichkeit ddr 
Überarbeitungen Neftors, der, wie unfer ür- Evan- 
gelium, eigentlich nirgends mehr vorhanden ift. 
abgekürzt hat der Vf. feine Arbeit dadurch, dafs er 
nun nicht mehr mit blofs erammatifchen Varianten, 
oder mit einem uniftändlichen Protocoll aller Ausl^- 
gerfünden lieh befafst hat. Er glaubte, nach deüa 
^Bisherigen fo viel Zutrauen ^fodern zu können , dals 
er nicht mehr über jeden einzelnen Zufatz oder Et- 
dichtung werde Rechenfchaft zu geben haben. ' 

Zu näherer Würdigung der ruflifchen Gefchichte 
ift in der Einleitung ein Auszug von der Familien- 
und Regierungs-Geu:hichte der Kaifer in Conftanti- 
nopel von 905 — 973 gegeben, und noch eine un- 
überfetzte ruffifche Compilation ; ob aus einem oder 
mehreren byzantinifchen Annaliften, oder als ein ei- 
genes Werk, giebt der Vf. künftigen Unterfuchern 
zur Beantwortung auf. Zugleich macht er aufmer !• 
fam nicht nur auf das Schwülftige der flavonifchen 
Sprache., fondern auch auf die Leichtigkeit, Wörter 
zufammenzufetzen, worin fie das Glück der griechi- 
fchen Sprache habe. 

In Rückücht Ne/iors felbft ift der alte, nur, wie 
w^ir eben bemerkten, etwas eingefchränkterg Plan 
befolgt. Der flavonifche Text ift abgedruckt nadi 
fcchs der älteren Quellen , w^elchen Schlözer vor al- 
len anderen den Vorzug giebt, jedoch ohne ihnen 
eine befondere Autorität beyzulegen, da fie allzumal 
Sünderfcyen. Dann folgt die Überfetzung mit be- 
fonderen und allgemeinen Anmerkungen. Auf dif- 
felbe Art ift die Periode von Sviatoslav und Jaropolk 
behandelt. Bey der h« Olga ift ein befonderer An- 
hang zur Vergleich ung einiger Avich tigerer Thatfa- 
chen , wie fie durch die fpecielle Kritik eruirt wor- 
den find, mit den auswärtigen, byz^antinifchen und 
fränkifchen Nachrichten , namentlich die Reife der 
Olga nachConftantinopel, ihre dortige Taufeiind die 
Religionsunterhandlungcu mit K. Otto I betreftend. 

Diefes ift bcfonders er>vünfcht, dafs der Vf. durch 
jene öden Steppen der erften einhcimifchen ruffifchen 
Gefchichuquelle fich bis zu dem Punct hiudurchgc* 

■' 75 



^ 



lENAISCHE ALI»0. LITERATUR -ZEITUNG; 



t«o 



arbeitet bat, .tro cliefe- mit den priechifehmi unA 
iAbendländifchen lahrlbücbfriT in «me^ gldche Reihe ^ 
derünterfuchnng eintreten kann. S^in Wünfch war^ 
noch die -wichtigen Perioden von Vladimir, Sviato- 
polk und Jaroslav hinzuzuthun » und damit feine Ar- 
beit zu endigen. Aber er hat nun das Seinige. ge- 
than, und durfte auch dabey keck fodem, daCs An- 
dere» mit belTereni Hülfsmitteln Terfehene, fich ein- 
mal felbft verfuchei}" möchten. 

In diefer Beziehung haben wir noch zWeyer klei- 
ne Streitfchriften zu gedenken , di^ der Vf. ebenfalls 
dem vorliegenden Theil einverleibt hat. Die eine 
ift gegen Hn. Buhle, feinen „Excollcgen** (Hofrath 
und Prof. zu Moskwa); gerichtet; die andere ftellt 
als Anhang \,deii ChÄfarendichter , einen Selbßver- 
träuer feltcner Art" (eir meint Ewers y^ dar^ Beide 
Schriften find gewilTermafsen äbgedrungen, -aber 
^räfiigl Der * letztere Gegner wird aus feinen eige- 
|ien Briefen gefchildert und abgeferti^. Für das Pu- 
blicum ift der b^fte Gewinn der, dafs der Vf. fich zu- 
fleich aufgefodert fühlte, feine eigene >,Neftorslauf- 
aün" als ein Segment feiner Autobiographie bey- 
zugeben. ' 

So viel von dem mafncherley Intereffanten diefet 
fünften Theils. Schldzers Art ift bekannt. Er ift 
fich auch hier na^h allen TÜeilen gleichgeblieben. 
Nicht unbemerkt kann Rec. lailen, daf» in feinen 
Augen viele Ähnlichkeit, felbft, bis auf die Orthogra- 
phie, mit dwn biederen, zu wenig gekannten /iiWa 

gefunden wird. 

Noch Vcrfchiedenef Wäre zu fagcn, was Rec. 
theils gegen das ÄuJFsere de^s Werks und die Anord- 
nung; deffelben, auch rückflcbtlich mant:hcr Wieder- 
holungen, theils gegen einzelne Stellen desVfs. dn- 
56U wenden hätte, bey welchen er mit dem Refultat 
feiner Kritik oder auch mit manchen Anmerkungen, 
befonders wenn fie unwürdige Seitenhiebe enthal- 
ten, wie 5.51 gegen Herodot, nicht übereinlKmmen 
kann ; andererfeits folltcn aber auch einige der wich- 
tigeren Stücke ausgezeichnet werden , zu Erreg;ung 
der Anfmcrkfamkeit der Gefchichtforfchet ; cndlicn 
könnte noch der Überfetzung erwähnt werden, und 
der Bereicherung unferer Sprache durch Worte, wie: 
^hrißiien^ S.63, nach dem rufüfchen Krestit\ 1) zum 
Chriftenthum bekehren , 0) taufen , 3) Pathenftelle 
vettreten, 4) das Kreuz machen (fchwed. und dä- 
nifch:^ Kristnd); allein wir fürchten, es möchte der 
Recenfion hiebey ergehen, Wie dem Buch felbft, und 
.begnügen uns, diefem, wie Schlözer felbft bemerkt, 
fchon wegen der kleinen Auflage, bald in den cata^ 
logum librorum rariorum kommenden Werke die eh- 
renvolle Stelle, die es in unferer Literatur einzuneh- 
men hat, bezeichnet zu haben. — C« — - 

/.Frbtboro u.Cok0TANz, in der herder*fchen Buch- 
handlung: Joh, Anton Mertens 9 Dr. der Rechte, 
grofsherzogl* badifchen Hofraths und ord. öftentl. 
Profeffors an der hohen Schule zu Freyburg, 
Gefchichte der Deutfchen von den ältejien Zei» 
ien bit üifn Jahre 18 lo. Zum Gebrauche bey 
den öffentlichen VorleXungen; £rfter Band. Von 



den , älteften ^Gefchichtsnacbriehten über jie 
: Deutfchen , bis zxLm Tode Maximilians I. . igio. 
IV u. 305 S. Zweyter Band. Von Maximilians I 
Tode bis zum J. iß^o* »81 »• «96 S. er. ft. 
(ÄÄthlr. 6gr.) ^ b o- 

Dem Vf. und unter der Menge von deutfchen 6c« 
fchichtbüchern einige zu weitläuftig, wahre Ar- 
chive, andere zu enge zu f ammenge prejst ^ kaum Ge- 
rippe der deutfchw Gefchichte; mehrere dcrfelben 
mit fcholaftifch - polemifchen Tiraden , oder mit po- 
litifch-religiöfer Satire angefüllt ♦ der hiftorifchen 
Sectirerey^ oder blofsen Hypothefengebäuden erge- 
ben, die meiften aber mit oft unrichtigem, gröfsten- 
theils zur leeren Osten tation daftehcndcm eitelemU' 
teraturkram überladen. Er\ feines Orts , giebt die 
Gefchichte der Deutfchen fo, wie er fie in der Wirk- 
lichkeit fand, ohne he durch Räfonniren in irgend 
ein lieblingsfyftem hineinzupalTen , hauptfäcWich 
nach der Beftimmung feiner Zuhörer , als küoftiger 
Staatsbeamten und Gefcbäftsmänner. 

Diefs find gröfstentheils eigene, Worte derVo^ 
rede, worin der Vf. fich und feinen Plan hinrci* 
chend kund gethan hat. Er wird uns jedoch erlao- 
ben, unfererfeita einige freymüthige Bemerkungen 
beyzufiigen. . 

Es ift an diefem Werke nichts , als die Hauptan- 
lage, zu tadeln. Diefe entfpricht nicht dem Zweck 
öü'entlicher Vorlefungen, wenn diefe auch nur fär 
künftige Staatsbeamte und GefchäftsmSnner berech- 
net feyn follten. Vielmehr hat der Vf. blofs die Zahl 
jener Handbücher vermehrt, nach wel eben Vorlefun- 
gen über Gefchichte nichts anderes leißen follen, alf 
dafs fie diefe, fo weit es der Curfus erlaubt, vorep' 
zählen. Belehrung über die Quellen , ihren Gcift, 
die dab^ anzuwendende allgemeine und befondere 
Kritik , ^ tieferes Eindringen in den Ton des Zciul- 
ters , mit einem Wort , Alles , was den jungen Gfr 
fchichtsfreund aufmuntern und anleiten kann, dlt 
Gefchichte felbfi zußudiren^ ift hier ausdrücklich 
ausgefchloflen. Die wenigen Seiten der Einleitung, 
welche die wichtigeren Quellen und Sammlungen 
nennen f find vTo mager, dafs man mit Recht, vnt 
der Vf. von den gelehrten Citaten Anderer fagt, „zna 
vorhinein überzeugt feyn darf, fie werden nicht 
ängftlich nachzufchlagen begierig machen." Ocfcttt 
auch, es wäre ihm wirkbch gelungen, die Ge- 
fchichte der Deutfchen völlig ohne Mängel und Vor- 
urtheile, und von allen Einfeitigkeiteu entfernt, 
darzuftellen — was doch wirklich viel gefagtift — '• 
dürfte er deflenungeachtet verlangen , dafs feine Zb- 
hörer ihm Alles aufs Wort glauben , fchlechthin nur 
"bey feinen Anfichten ftehen bleiben folken? lü* 
Mann, der fich in feinem Selbftforfchen fo febr fühlt, 
wie der Vf. , kann das nicht wollen. — Sollte ai» 
dem angeblichen JVTifftbrauch der Literatur fofort der 
gänzliche Nichtgebrauch folgen? Würde es demVt 
nicht beHer geftanden haben, ftatt jener allgemeinen 
harten Befchtildigungen , wirkliche Beweife von fol* 
eben falfchen oder eitclen Ostentationen zu geben, 
und eben dadurch zu wefentlichen Verbeiferuiigeo 
zu führen ? Oder foUte es rühmlicher feyn, demöt- 



101 



APRILiS'^Si: 



lOfi 



lote des Zeitgeiftas ficb fcluniegend, ABes nur jrecht 
leicht uad praktirch zu machen ? 

Wenn wir hingegen davon abfehen, dafs diefes 
Handbuch dem Hauptzwecke öffentlicher Vorlefun- 
gen auf hohen Schulen, nach Rec Anficht, i^icht 
entfpricht, wenn es nur auf den eben bezeichneten 
Zweck ^ingefchränkt feyn foll: fo mag es immer- 
hin verfchiedene gute fiigenfchaften an fich haben, 
die wir ihm ^anz abzufprechen nicht Willens find. 

£s ift für feinen Umfang ziemlich gedrängt« und 
gewährt, wenus auch nicht gerade eine fyftematifche, 
doch grölstentheils £af suche Überficht ; es wird, je 
näher den neueren Begebenheiten, defto ausführli- 
cher , fafst den gröfseren Theil , ohne fich in höhe- 
re Anfichten zu verlieren, mit dem Eewöhnlichen 
praktifchen Blick richtig auf, und giebi auch die 
nöthigen ßaatorechtlichen Beftimmungen, wie et 
Ton dem Vf. mit Recht zu erwarten ift. Jenen^ 
in fcientififcher Hinßcht allerdings barfchen Ton 
könnte man, wieder Tergeiren über der Freymüthig- 
keit, welche der Vf. durchaus auch in politifchen 
Oegenßänden. zeigt, wenn nur nicht zuweilen Kraft- 
worte, wie „plumpe Affienfigtnren^* (I, 130), „Pa- 
nii- oder. Frefs- Briefe** (S. 010), ^er Feder entfal- 
len wären. Befonders hat der Vf. die £hre der deut- 
fchen Sprache (I, 38) ^i^d die £hre der JUutfchen 
Gefetzkundigen (II, S93) männlich behauptet. Auch 
darin hat diefs Handbuch einen Vorzug, dafs noch 
keines die deutfche Gefchichie fo weit bis, zu dem 
neuefien Zeitintereffe fortgeführt hat. 

Neu ift die Haupteintheilung und der Sprach- 
gebrauch des Vfs. , wenn er nach dem I Buch , das 
die alu Oefchichte oder die f^orgefchichte des deut- 
fchen Reichs enthält, im II Buche unter der Auf- 
fchrift: mittlere Oefchichte, die ganze eigentliche 
htichsg^fchichte bis 1806 begreift , und dann im III 
Bnch erit die 7itfi<# Oefchichte derDeutfchcn beginnt. 
Hr. M* führt uns bereits einige Jahrhunderte yor- 
ans. Das gegenwärtige Mifsverhähnifs des letzten 
Bnchs zu den beiden erfteren fcheint er übrigens 
(elbft zu fühlen, indem ergeftebt, dafs diefe neue 
Gefcl^ichte noch zu neu fey, als dafs man jetzt 
fchon Abtheilungen und Epochen beftimmen könnte; 
diefe müITe erß die Zeitfolge an die Hand, und da- 
dturch auch dem Buche die nöthige Oröfse geben. 
£inßweilen ift er dem Umfang deflelben dadurch zu 
Hülfe gekommen , dafs er zur Einleitung die fämmt- 
licben Oründe der Auflöfung des deutfchen Staats- 
körpers zufammengefafst hat. . In den Unterabthei- 
Inngen der beiden erfteren Bücher hat der Vf. die 
bisher faft allgemein angenommenen Epochen gröfs- 
tentheils beybehalten. 

Aufserdem wäre etwa noch zu zeigen , dafs die- 
fes Handbuch doch auch, wie alle and;eren, VerbeiTe- 
rungen zuläfst, und dafs des Vfs. Urtheil nicht im- 
nier als entfcheidend gelten könne. Wir geben nur 
Einiges, wie es uns gerade vorkommt, und fo weit 
t% der Raum erlaubt, ins Einzelne einzugehen. Bey 
S. 19 oder so ift üfario^ der Stifter ddi Markmannen- 
leiciu, übergangen; er verdiente eben fowobl ge* 



nannt sn werden » ak Anovift und llemiann ) feine 
Eiferfudit mit dem letzteren könnte zu wichtigen 
Parallelen AnlaÜB geben. .Das Markmannenyolk konn- 
te der Vf. erft dann pin die Gegenden des heutigen Böh- 
mens und Mährens" fetzen, wenn zuvor gezeigt wor- 
den, wie &e unter Marbod aus den oberen' Gegen- 
den tiefer w^aldeinwäru gezogen find. Zu Ariovifts 
Zeit werden fie am Rhein gefunden. Überhaupt foU- 
ten in diefem erften Stück nähere ^eograpliifche 
Beftimmungen über den ( anfänglich viel gröfseren ) 
Umfang der deutfchen Völkerfchaften gegeben wpr- 
den feyn. — S. 35 hat der Vf. zwey alte irrige.Vor- 
ftellungen beybehalten , dafs die Sueven mit den M" 
lemanniern (als zwej verfchiedene Völker) fich ver- 
einigt haben , da es doch nur ein Spiel mit den Na- 
men ift, und da(s 4i« Letzteren iküren Namen vom 
Fkiffe JltmühU , Almona , den £e s^ber w^hrfcheiu-> 
lieh gar nicht berührten, erhalten hätten« Wie er 
S. 15 die Benennung der Germanen richtig ableitet : 
fo hätte er auch darauf geführt werden follen, d^fs 
der Name der Menw^mn ganz von der nämlichen Art 
ift. — Von dem Anfang der FränKifehen Schenkun?: 
gen an den päpftlichen Stuhl la^t der Vf. S.64» ^n^it 
dem eroberten Ezarchat, das Pipip dem K.^ Arißolf 
abgejagt, Iiabe er dem rcMnifchefiPapfte ei ißweileu ein 
Oefchenk gemacht.** Wie fich aber das O^P^^ unter 
Harlf dem Grofsen u. f. w« ausgebildet j nach allen 
jenen Veril&ltnifien« welche in unferen Tagen wie- 
der zur Sprache gekommen lind, und worüber Spitt- 
ler Staatengefch. II. S. &5 ff. die befriedigendft^n Auf- 
fchlüfle giebt, findet man weder S. 68« noe)i auclt 
S. 75» "WO es etwa zu erwarten gewefen wäre. — 
S. tß giebt der Vf. die ivechten Gründe an , warum 
der ver düner Vertrag nicht der eigentliche Anfang 
des deutfchen Reichs ift; dft er Ae aber verwerfen 
will: fo hätte er billig auch. Gegengründe geben fol- 
len. Den Ausdruck Oienjßherzoge von den unter 
den letzten Carolingern wieder aufgekommenen deutf 
fchen Herzogen S. 90 finden wir nirgends gegrün- 
det. Eben fo wenig läfst&cbfagen» dafs die altei^ 
Herzoge der Alemannen, l^nwn \^* L vf.Mrjbregen- 
ten gewefen. Der Unterfehied ift, die/e w^^deii 
vom Volk gewählt , wenn auch .die Würde gewöhn- 
lich bey Einer Familie blieb ; jene wurden vom Kö- 
nige eingefetzt, aber auch mit Rückficbt ^uf die bei- 
den eben genannten VerhältniiTef Die ^m^xverrich* 
tungen waren diefelben. Befonders wäre zu bemer- 
ken gewefen, dafs mit dem Abgang 4er CaroUnger 
eigentlich die alten NationaIher^0gthüni<r., wieder 
hergeftellt wurden; diels zu & 104« — Die Tour' 
niere leitet der Vf. ab von Tyroney^ SteckenfpieU 
S. loS« Die ÜberCchrift. bej j$. fißS; S. fii6 Bildung 
der Aeichsritterfchaft t follte heifaen: der Ritieror* 
den; denn jene fällt bekanntlich viel fpäter. — 
Blanche hingeworfene Behauptungen, z. B. dafs 
H. Friedrich I doch das Steigbügclhalten verrich- 
tet habe S. 196, äafs man über diefes Kaifers To- 
desart nichts mit Gewifsheit angeben könne S. ^03» 
dab K. Budolf I, zum Theil noch ehe er König war» 
in Schwaben und in der Schw^is gegen 70 adeliche 



»05 



J. A. li. Z. A. 1? -R:I L . t 8 



iS04 



RaiibfcHlSrfcr zerßörtliake; «meutet« jedesm^ den 
Wunfcb, durch irgcAd ein Ciut did näheren Grün- 
de angegeben zn finden. • — • Wenn der rheinijchö 
Bund von i355 anch weiiig^ dauerhaft war, ab die 
Hanfe, S. 241: To war er doth in feiner Anlage ge- 
wif« nicht 'Weniger \i^ichtig , ja anfänglich noch 
wichtiger, als diefe. — Dem Herzog Friedrich von 
Öfterroch wird die Ehre der B^fiegung der tar tari- 
fchen Horden aHein zngefchrieben , während Kaifer 
und Pipft , und die dentfehen Fürften fich unter, em- 
ande^ herumgefchlagen hätten , S. 254- E» ift aber, 
erwiefen, daf« der Kaifer feinen Sohn Conrad IV 
mit der deulfchen Ritterfchaft dem Herzoge zu Hülfe 
ffcfchickt. — Etwa» ungcocraphifch ift gefagt S. 
255, Rudolf I' fey auf der Rückreije von Frankfurt 
' nach Speier zu -Oermersheim geftarbön. Die Chro- 
niken erzählen atisdrücWidi , er ley von Straöburg 
herab gereift. — Die erfte Spur von Erfcheinung der 

• Städte bey den R^ichsvcrfammlungen findet der Vf. 
' unter K. Adolf, und widerlegt damit die „gemeine 
' Meinung der Gefchichtfchreiber*«, daf» die Städte 

erft unter K. Heinrich VII auf die Reichstage gekom- 

• men feyen. Allein fchon hey Lehmann fpeyer. Chron. 
S. 555 iE ift derBewei«, dafa die Städte bereits un- 

' ter K; Rudolf I beygezogen wurden. Bey der 

• Schlacht bey ^Nancy ift« blöfs dei Herzogs von Loth- 
tiitgen gedrfcht, Ö.-S^O'^ei«^ ^^^^ ^^^ '^^*" Schw^i- 

• zern tiiid von der niederen^Vcreinigung, die doch 
■ beide damals auch noch zur deutfchen Gefchichie 

gehörten. Von K. Maximilian 1 ift es zu wenig, 
wenn der Vf. bemerkt, er habe in Anfehung des 
ewigen Landfriedens dem Verlangen der SUnde blofs 

' nachgegebeni — Dafs iMther die , bey der Kirche 
verworfene, Untrüglichkeit/wr/«//* Perfon fich an- 

^ geinäfst habe, wird Mancjien neu feyn, S, 334. Aus 
dem zweyten 'Bande bemerken wir der Hürze hal- 

' her nur noch, dafs, fo ausführlich der Inhalt des 

- -weßphälifchen Friedens dargeftellt ift, die Verhand- 

lungen vor demfelben, das eigentliche Hißorifche 

• an der Sache, ganz obenhin genommen find, S* 69, 

• In Anfehung der ürtheile über Perfonen undj Bege- 
benheiten der neueren Gefchichte ift hier der Ort 
nicht, mit dem Vf. zu rechten,- doch werdtu ihm 
in dem unbedingten Lobe Jofcphs II und in dein 
zum Theil bitteren Tadel Friedrichs II die Wenig- 
ften ganz bey ftimmen. Dem Fürftenbund ift er gar 
nicht hold, und fehein« fich faft zu vergeffen» wenn 

' er 8. «06 hinzufügt , der Baupturhebe^ felbft habe 
' ihn im Jahre 1796 fehr fchlecht beobachtet. Im Icte- 

- tenBuch hätte bey den Gründen der Auflöfung des 
. deutfcben Suatskörpers das, was übel bereehnete 

Politiken die Hand gab, näher ausgefondert wer- 
den mögen , von dem , w^s etwa in der FerfaJJuug 
lag. Was hat fich das Reich nicht fchon alles nach- 
^ fagen^ lallen m^ifen , in und aufser den Lehrfälen ! 
Das Äufsere des Buchs ift. durch fein graues Fa- 

- pier niahc fehr empfehlend. — ^ C- — r 

Magdebob<3> b. Creutz: Oejchichte der Stadt 
' 3(laQdebui[S^VQJi':Uurer erßan£ntßehungau,bis 



' ^nf gegenwärtige' Zeiterit ' vöA' HeifilriA' AotiU 
manUf Infpector Und Paflor zu Pechaa und Ca- 
lenberge. 4Uand. iHeft. igoß. VIU u.S«3S. 8- 
(i Rthlr* 8g^-) 
Erft' kürzlich ift uns diefes Heft zugefendet wor- 
den , vielleicht verfpätet in Erwartung des verfpro- 

• ebenen, aber nicht erfchienenen, zvreyten. Die Gc- 
, fchichte ift darin (f. J. A. L. Z. 1806. No, 95) von 

'det Regierung Erzbifchof Siegmunds 1551 bis zur 
bekannten Zetftörung 10 May 1631 heral^cführt, 
und zwar, vra« die früheren Zeiten betrifft, mit 
allen Fehlem , die wir in jener Anzeige von den 
erften Bänden daiiegten. Die gleich* Anfülhmg uh- 
brauchbarer Bauftücke , ohne alle Auswahl , Kritik 
und Gefchmack, trift't man hier wieder. Wer will 
z. B. in diefer Gefchichte der Stadt Magdeburg wif- 
fen, dafs einft ein Gewitter {wenn auch im Januar) 

• in einem Thurm , ohne Schaden au thun , einfchhijg 
' (76) ? Was frommt die Nachricht vom Umgiefsen ei- 
- ner Glücke und ihrem etften Leuten, vollends da fic 

daffelbe Schickfal baW wieder litt? Oft ift gar keine 
Beziehung der Nachrichten auf die Stadt Magdeburg, 
dagegen aber die -wichtigften Puncte, nach welchen 
uns verlangt, vergeffen. Doch wir wollen — den 

-Raum garend — das.vorigeürtheil' nicht wieder- 
holen , *nür darauf ve^fwcifenl 

So wie irideft aus manchen üngedruckten Nach- 
richten ; die bey deutfchen Specialgefchichten da« 
Belle thun muffen, hie und da einige brauchbare 
Nachrichten gegeben find , die den , w^elchem jene 

'nicht zugänglich find, zu diefem Buche führen: fo 
wird befönders defshalb die zWeyte' Abtbeilung — 
di^ Belagerung und Zerftörung erzählend — fehr 
wichtig, 'durch die Benutzung des diefe Zeit b^^- 
fenden, vom Vf. (^kein kleines yei-dienft!> vncdcr 
aufgefundenen 3 Tneib der magdeburger Gefchichte 

• Otto^s von Gericke (VII). Wir leugnen aber nicht, 
dafs wir doch recht gern diefe Quelle felbft lefeu 
möchten, da der Vf. oft ohneGeift daraus abgefchrie- 
ben hat (feilten in Magdeburg die Druckkoften 
nicht gedeckt werden?) und Manches mehr darin 
enthalten zu feyn fcheint, als der Vf. auszog, z.B. 
die Vorftellungen und Warnungen Gerickens an den 

"fchwediPchen Commaiidanten von Falkenberg (VI) 
über zweckmäfsigere Vertheidigungsanftalten, von de- 
nen Rec. im Werke -weiter keinen Gebrauch gemacht 
fah. (Später hat Hr. Ä^/i — (Jahrg. 18 »o d.B. St, 293 
S. 541) — nach diefem, wie es fcheint, etwas ftark he- 
nutzten , Hefte und der von Rathmofin erhaltenen 
gerickefchenHandfchrift (vielleicht find alfö die glei- 
chen Quellen an der oft wörtlichen Übereinitim- 
mung Schuld), einen Verfuch geliefert, wie diefer 
Stoft' zWeckmäftiger, gefchmackvoller und gefchicht- 
lieber bearbeitet werden könne.) 

Das Schlufscapitel zu diefem Hefte: über Grofie, 

yolksmenge, Handel und VerfalFung Ma^debur^ von 
1513 bis 1651 , das zum Druck faft fertig lag ^,111), 
fcheint nun wohl nicht gedruckt zu werden. 



- / 



H.St.F^ 



v«5 J E N A r S C H ^ ^'f 

ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 

A P R I L 1 8 I 3- 



M R ÜBE S Q HR E I B UN O. 

Bekliw, b. Salüeld: Btifen im Jüdliehm Afrika 
in dtn Jabrea igoS. 1804, i8o5 "'"^ i-QoQ- Von 
Hainrieh Lichtea/iern, vormaligem Cliirureie- 
'Mkjor bcy dem Bauillon bottentouifchex leich- 
ter Infant, in bolUnd. Di^nflea axa Vorgebir|;e 
der euteH' Ho^FnuDg, Dr. der Med. und Fhilo- 
fopfaie, ofd. Prof. der NatHrg. auf der Univerß- 
tat flu Beilin n. f. w. I Xfaeil. 6qs S. Mit fi Kji- 
pfetn. U Tbeil. 661 S. Mit 4 K.upf. u. 4 Chw 
te. *8tt- 8- (it Htblr.) 

Xuftalle ReUebercbreiber, fclbft die bewKbrteAen, 

vrie Jiolb» , • Sparminn , t.a Caille, Minnd, Bmr- 
row, tf ffaillaiit, und diejonigeu i die ihnen folg- 
ten, \Tie Ehrmann, Bruas u. f. w. habtin in deiDjir- 
ßelluiig derjenigen Linder und Oegtodcn . die djOn 
Inhalte dicf-e» Werkt angebären, nie lit blofi betr^cht- 
liclie LücXen gelaffen.. fonderu auch die Zahl der 
Widerfpniehe, die fie in ihrer wechreireitigen Befeh- 
dung ent\Hekelten , febr gehäuft, und ta bliej) )in- 
entfchieden, wer in den ftreitigen Thatfachen Recht 
oder Unrecht hatte. Der belehne und geübte i^h- ■ 
tenßem -fcheint durch feine Wabrheiwliebe , ^e- , 
ren treuen Abdruck in diefem Werke er beCcheiden 
ah da* gröfite Verdienft anfleht, und durch fein Ta- 
lent, wi« durch feine-mannichfaltigen Kenntnilfe 
berufen, die Acten, die Ach im Verlaufe von mobr 
als anderthalb Jahrhundert gammelt hahen, tu . 
fclitieTten, und dann in letzter In ßane zurentfcbei- 
den. Ein vorläufiger Anffatz über die Sprachen füd- 
Bfrikanifcher VBlkerllänimc (Ä«r*u»A/ and /-«(er* all- 
gemeines Archiv für die Ethnographie und Lingui- 
ttih, ISd. 1S06. S. 1189) -ßt-lk ihn in dem Felde aller 
mit dem Sprach Rudi um verwandten Wiil'enfchaften 
wenigften« nicht ah incompetenten Richter auf, uad 
fo haben wir ihn auch hier gefunden. Zwar kehrt er 
oft ni fich felbli zurtick, wiederholt dch fogarin Aus- 
drucken, z. B. mit der Feitfche lenh«i | hie und da ilt i 
er der Sprache nicht mächtig,' und in dtfr Grammatik . 
nicht rein;^ def edle und paQ'ende Aufdruck fügt ihm . 
nidit iiberutl ku ; den erflen Eindrucken und tj bena- 
fchubgen giebt Cr nicht feiten zuviel nach (diefe» geht ■ 
foweiti daf» er dtcAualicht vonderHühe desGebirgs 
Kaiman fi^r den einzigen Schönpunct der Weit erklärt, . 
und dafa er von den drey Fichiereyen und L«hnplä- 1 
tzcn;. z.B. game hfaat^ G»UTku>aard, Bruintjet ■ 
hoagu, faft dife nliiAlicheA Superlativeii briBoht) ; er - 
"verfmt auch felbft, - wenn man den Zweak' feiner 
Relfebefcfareibmig abrechnet, in ein zu. giofte* De- . 



Uli des nberlUndenen Un^emachi, z.B. dafs RcH die 
Samen, an den 1 ~ 
für die Koloniß 
kein unanlländig 
triebene Betheiu 

- geßehc, daf* il; 
nicht aufhören; 
der vorgezcic:hn« 

. uro er die Cefchii 
. in der Bezeichni 
.lichtvoll und bej 

- die Zeit , Tage t 

- deren Beybehaltr 
begegnen, und d, 

, le .erleichtern kä; 
der naturgefchicV 
felbli der zQologi 
bearbeitet fcbcia 
diefe Mangel f<^hi 
Züge, die da^ 6a 
man ihm den Vor 
gereeh^.genijg, 1 
wefcn Bu4"eyn. Di 
dttfe Barroie i» B-' 
Und Feines Flc^fsi 
.er ihm feht viej v 
Verfolge de» Wei 
Htm gefunden hal 
kcit ira Tadel der 
te bal^n, die f 
Zvm Theil ward 
.dem Zwe<.kc eebc 
zuK Gfunde hc^t 
deutfche.oddr eur 
.dem er wollte zi 
befpnder« aber fei 
feivden im füdlicb 
war ihm eine ge 
lichkeit nÖlhig, 
vorerft ein topogr. 
die An&chten An 
feinig<eii aufnahip, 
aufi vier Banden 1 
und befchrtnbendi 

jedent fiad zwey 1 . 

Icfide Darllellung macht et den Lefcr atif dem ßoTen 
von Sf:b(iU »*>■ Schritt einlheiniirch, und zieht XAne 
Anfmerkfamkeit befonders auf j'eneGegeiiftände l^n, 
die in der allgemeinen bcfch reibenden DarftelMng 
nicht, blofs Jbren angewiefeiien Plau und Bezrffh- 
nüng.erhajfjea. f9^dern auch Theitti werden, iifbr- 

76 ■ •; ■ '- .. . ;. 



to7 



J£NAISCH£ AtLÖ. LITERATUR- ZEITUNO. 



io( 



#tfB d# Blofatli znDimiiiepgeretzt wird. Alles »/^as 
das Land, die Bewohner und VerfalTung in der ge- 
fchloITenen Fläche und Ausdehnune als Refultat aus 
dem Vorigen betriflft, gehört der bclchreihenden Har- 
ftellung an. Rec. giebt diefer Methode feinen voll- 
kommenen Beyfall. Der erzählende Theil , der die 
Befultate zu dem befchrcibenden vorbereitet, fetzt 
den Lefer in den Stand, &ch aus den einzelnen Zügen 
ifelbft ein Werk zu J[)ilden, und den Vf. in den> Mehr 
und V^^eriiger feiner Angaben feßzuhahen. tJbor- 
diefs ift es der <janjg aller WilTenfchäften , die auf 
Erfahrung beruhen , Facta und Data zu fammlen, 
um Folgen daraus zu ziehen. 

Der erftc Band bricht im vierten Abfchnitle, wo- 
rin Hr. JL. bis zu Oraf Rieynett kömmt, ab. Der 
swe^te Band enthält die /Rückreife nebft anderen 
Excurfioiien auf - und fdtwärts. Der dritte und 
vierte %\rird die Befcfareibnng des füdlichen Afrika 
vom Cap Agulhas bi^ zum Wendekreifä des Stein- 
bocks, voran ein literarifch - kritifches Verzeich- 
jbifs allier über das füdliche Afrika erfchienenen Schrif- 
ten, die l^atur m ihren Wirkungen, ihre und der 
Kunft Er^eugnifTe, die Gefchichte vor und na<^ der 
.(Colonifation (diefe müfste eigentlich nach dem kri- 
tifchen Bücherverzcichnifle folgen), die ßttlichen, 
fcientififchen, artiftifclien, tecbnifchem , mercanti- 
JTchen Beziehungen, und die ttrilitftrifche Lage ent- 
.iialten. Der Reichthum aller im I Baiide niederge- 
legten Notizen (Rec. macht befonders auf dieSal- 
danhabay S. 54« das Roggeveld S. 153 — 177» die 
iprofse Karpo S. ig5, den Schurfdeberg S. so6, die 
beifse Quelle an Brandvalloy S. 940, den NeisnaCee 
S« 318, die Algoabay S. 387» die Befchreibung des 
Ratternftamms der RooITa S. 390 — 500, Graf Rey- 
vief t S. 608« und auf die Bemerkungen über die Spra- 
che der Koofla S. 635 aufmerkfam) gehört zwar 
aaciRens feinem Verdienfte an : allein nicht alle Be* 
saerkungen gründen fich auf eigene Beobachtungen ; 
' viele derfelb^en hat er feinen Reifegefährten zu dan- 
ken 9 nnd zwar ztinächft dem Oeneralcommiftär /• 
^ de Miß , der die Capcolonie aus den 'Händen der 
Engländer zu übernehmen , von dem Staatsbewind 
a8os beauftragt war. /• fV* Janffen^ der ernannte 
Gouverneur, nahm ihn, obgleich beftimmt, der 
Lehrer und Führer feines dreyzehnjährigen Sohns zu 
Styiif nicht nur mit, fondern unterRützte ihn auch 
auf dem Cap mit mehreren Nachrichten; felbft ein 
druchftück aus dem Tagebuche des G. Janjfen ift 
$• 500 eingerückt. „Die Gunft der wackeren Män- 
ner, fagt er, verbietet mir ^ über fie zU reden ; aiu 
dem Munde eines fo tief Verfchuldetcn würde jedes 
I^b und Jeder Dank eine Scbmeicheley erfcheinen.** 
«*- Aufser'diefen haben noch zwey Andere, nämlich 
^ 4^ Miffionär Fan der Ketrtp und Ob. 'L.sAlbertii be- 
. tltächtlich beygetragen , jener, watirfcheiidich auch 
VfrfalFer des evangelieas magazin i8ofi , durch die 
(initgetheiUe Befchreibung des Kafternftamms der 
KopfT^a» diefer äurch fein Werk de Kaßers aan de 
Jkuidhu/l vanjfriea ndtuur m^gejehiedkuitdig ie^ 
Jühr^vem <*• 



i)en: 5 Auguft 1800 fegelte die Flotte mi d«m 
Texet, und den 03 Decemb. warf fie' Anker indtr 
Tafelbay. Hr. Hofr. Bruns hat in den allgem. geo- 

f;raph. Ephemeriden 180^ ^^ Bruch Aitek diefer Hei« 
e aus dem Mfpte. des Vfs. bereits abdrucken laffen. 
— In einer leifen Andeutung giebt er bey feiner 
Ankunft zu verftehen, daf» der .Zuftand der Anarchie 
und Zerrüttung, worein einige Abenteurer d^s Cap 
durch den aus Europa mitgebcachten Freybeaufana- 
tismus verfetzten, die Wegnahme delFelben durch 
die Engländer fehr erleichtert hatten, indem man 
fie für Anhänger der oranifchen Partey hielt, und 
rhnen lieber das Cap anvertrauen, als es einer Partey 
von wilden Schwärmern preisgeben wollte. Aber 
felbß die Engländer vermochten mit «iner grdfseren 
Macht nicht, den Aufhihr und die Unzufriedenheit 
zu erftidien; die- feindlichen VerhJttiniUe währten 
zwifchen ihnen und den Raffern fort, als die Hol- 
länder -es vermdge^ des Friedens von Amieas wieder 
befetzten. •— Eine' Reife in die weftlichcan und 
füdlichen Gegenden mit einem ftarken Gefolge^ 
das znigleich Ichrecken und blenden follte, fcbien 
defswegen' um. fo ndihiger; weil man an Ort und 
Stelle die ficherften und heften Mafsregeln zur Her- 
ftellung der alten Ordnung und Verfaffmig ergr^- 
fen, und den Localmängeln und ^edürfnillen wirk- 
fam abhelfen konnte. Ohnehin waren folehe JEleiren 
feit der Gründung der Colonie von Zeit zu Zeit von 
hohen Magiftratsperfoncn vorgenommen worden, 
und von ihr hing auch die Möglichk^t allein at>f 
«inen voHftändigen Bericht, den das Mutterland 
erwartete^ über die gegenwärtige Lage zu erßatun. 
Der Gouverneur .blieb zur Scfanuwehr der Caplbdt 
zurück, und die Gefellfchaf t , worin de MijL die 
Stelle des Gouverneurs vertrat , und woran üch fei- 
ne jüngfte neunzehnjährigeTochter Augufte und fein 
Sohn angefchloflen hatten» beftand aus 40 .Perfonen. 
Der Vf. machte den Arzt. Was die Linie der Reife 
betrifft : fo weicht der Text diefes Werks,^ mit der bar- 
rowfchen Charte verglichen, nicht nur in der Hieb- 
tung, fondem auch in der Orthographie beträchüicb 
ab, und man *mufs üch mehren Un. X. halten, da 
er die meiften Puncte doch genauer aufnehmen 
konnte, und in der Orthographie üch blofs auf ei- 
ne anderthalbhundertjährige Gewohnheit beziehen 
durfte. 

Die Reife geht von der Capftadt aus« und 
fchliefst im erAen Abfchnitte mit Aoodezand. KIs* 
vervallej (Kleelhal) und ganze Kraal, jcn^ dem Sß^ 
haßian^ diefes feinem Bruder Jacob von Reeuen ge- 
hörig (letzterer bekannt durch ein Journal of TouT' 
ney from the Cape of good hope in thc Years 1790— 
1791 by iJap. Ed* Rion. London 1790. Deut fch 179})» 
werden als die heften und fruchtbarften Gegenden der 
Colonie (^ aagefehen«. Ein Lucerner-Feld kann acbt^ 
mal gemäht wurden ; aber man fchliefse nicht von 
diefer Fruchtbarkeit auf d\^ der ganzen Colonie. Sei- 
ne Stuterey mit einem englifchen Befchäler fängt an» 
die einheinüfche Aa^e (die au des. älteren, van der 
Stell Zeiten, »na Ferren, und iu der Miue des vori- 



109 



IPJII.I« ifaS* 



ato 



gen Jahrlitinclertt äui Südamerika eingeführt wur- 
de) zu verbeffern. Am Klipberge find er in einem 
abgcTegenci^ Häuschen Le Vaillants Freund und 
Jagdgefährten Jan Slabet^ der mit vieler Wärme von 
Xf Paillai^t fprach^ aber Vieles übertrieben fand, 
was diefer von der TiegerjaEd ersählt. Den Schatten 
hoher Bäume» wie fie ebenfalls / « yaillants Kupfer 
darfeilen , fncht man bey üyle (Eulen) Kraal und 
Teefantein vergebens^ Von deir füdafrikanifchen 
Fauna fammehe Hr, Lu 6-^700 Arten Inf eaen , wo- 
von nach Itligers Verücherung 340 neu waren. Ei- 
ne' Schlangt » die er Pof- Adder nennt, die giftigfto 
und böfefte , 1 1 Elle lang , 6 Zoll dick , mit fchwar- 
-sen und weifsen Flecken auf bräunlichem Grunde, 
die ergrimmt den Hals aufbläht, foheint noch unbe- 
kannt %a teyii. Diö Saldanhabay^ ein Gouveme- 
mentsplatz und sugleich Signalpoften , von Antonio 
SaUanha^ Befehlshaber der dritten Divifion einer 
portugieAfchen Flotte unter Albuquerque, fo benannt, 
nach Kolbe tief landeinivärts, nach Airrow unter 
33^ 10' füdl. Br., lie£t unter 3c® 54' füdl.Br., und 
es fehlt ihr atur höchften Vollkommenheit nichu als 
fafses Wafler und Brennholz. Barrow*s Vorfchläge, 
diefen Übeln abzuhelfen, find unzulänglich, und felbft 
ausführbar , würden fie das Verarmen der Capftadt 
und der Simonsbay nach fich ziehen. Die Flamin- 
gosheerden, die er in grofser Anzahl hier antraf, brü- 
ten nicht an der Küße ; in der heifsen Jahrszeit ver- 
fch winden fie, und man kennt hier den Werth ih- 
rer Zungeii wenig, die die tollen römifchen Kaifer 
fo fehr zu fchätzen wnfsten. Das fiergrivier, wo 
lacob Lanfcher eine Pachterey hat, die 8^ Pferde, 
ßifi Rinder , 9470 Schaafe, 030 Ziegen und täglich 
105 Perfonen nährt, und wo fich ein loo^riger 
Sciave aufhält, ift der Landungspunct von J'ascode 
Goina 't497, und der Aufenthalt von Flulspferden, 
die fich auf das Land wagen. Die Piketberge find 
ein gröfsea Gebirge, welches faft parallel mit der 
grofsen Gebirgskette von'Norden nach Süden ftreicht, 
ergiebig an Eichen- und Mandarinen-Bäumen , de- 
ren Frucht einer Art von Sinaäpfeln ähnlich, aber 
weniger faftig und dickhäutiger ift« Der Diflrict 
von 94 Flüffien (joUr en twintig JUvUren) hat «nur ei- 
nen Hauptftrom, die übrigen find Bäche, die aber 
in der Regenzeit fo anfch wellen, dafs alle Com- 
munication unterbrochen, fogar gefährlich wird. 
Bie Pachterey eines gewiffen Leisles aus Deutfch- 
land, der vor 36 Jahren hieher kam, ift eine 
kenrUcbe Meyerey mit weiten Alleen von Ei- 
chen , worunter eine s4)ährige von Q Fufs im 
Vnifange war , mit künftlichen Wiefen , ausgedehn- 
tem Weinbergen und Saatfddem*, felUb mit Reis- 
^d Indigo - Plantagen. Die meiften ErzeugnilTe 
tragen den Charakter des capifchen Rlima's d. )h. 
def Vorzeitigkeit; defswegen kommt hier auch die , 
Uiide, Uhkie i Buche , £fche gär Hiebt , die KirfcJl^e, . 
Paa^me, der Apfel nur mittelmäfsig fort; dieJeSohe, . 
Aonfkaftanie; die Nad<dhdlz«c> werden nicht lo f eft, . 
^d kernig, fondem vielfpliritig« Der. Fihaair- , 
^^f%mm ab JSli^f iikbt441jifi^«, fondern un- 



ter Kloof verfieht mair auch jeden Weg über ein 
hohes Gebirge, das sooo — 0500 F. über clie Lait- 
desfläche, wie diefe wieder 1000 Fufs über die 
Meeresfläche erhaben ift. Der Berg Valley, die Woh- 
nung eines von franzöfifchen Refiigies abftamtnen- 
den Veldcomets (Klein - auch Grenzftrciti^eils- 
Richters in erfter Inftanz) Gideon RolTouw (Rous- 
seans). Lange Velley, eine malerifche Gebirgsge- 
gend^ Jakhalsvalley , wo der Vf« in einer £ntfeiv 
nung von 100 Stunden von der Capftadt einen fo 
hohen Grad von Cultur und Tugend, von Reinlich- 
keit und Anftand, von Milde gegen Sclaven und 
Freundlichkeit gegen Fremde antraf, die ihm Ach- 
tung einflöfste, imd Barrow^s, wie die Berichte 
franzöfifcher Reifebefchreiber, hinlänglich wider- 
legt. Das Thal Moed verloren, das den Namen in der 
That hat, da die Pferde oft gegen c bis 3 Fufs hohe 
. Bänke hinangetrieben werden mufsten. Onderbok- 
keveld und Uye (Zwiebel)^ Valley, mit einem Reich- 
. thum von 17000 Schaafen,* cooo Rindern, iooi> Pfer- 
den, unter so Hausväter diefes düimbewohnten 
Landes vertheilt, und wo man anfängt die Wolle 
tragende fpanifche Schaafra^e einzuführen. Han^ 
tamsdifirict mit ^5,900 Schaafen , zum Theil ver- 
edelt durch Jan van Reenen, der auch 300 Zttcht- 
Sferde von der heften Ra^e unterhält. Am £n- 
e diefes Diftricts na^h Often ( de onwetende 
Fontein van Dauniskloof) findet man afuf ei- 
. ner Höhe von 5000 Fuls über der Meeresfläche 
die einzigen Spuren einer Vorwelt in diefer Ge- 
gend; nämlich in dem Thonfchiefergefteine ei<» 
ne zahllofe Menge auf einander gehäufter Abdrü- 
cke von Fifchen, z. B. von Aalen, die mitunter 5 
Fufs haben. Unfern von hier ward auch aufser der 
gehörnten noch die fogenannte Sprützfchlange von 
3 bis 4 Fufs Länge angetrolfen; fie ift fchwarz von 
Farbe, und läfst ihr Gift (?) beymi Angriff von fich. 
Mittel Roggeveld mit 62 Lehnplätzen und 36 Haus- 
v^ätem, wovon jeder fi — 4^00 Schaafe (Gefammt- 
zahl 100,000) befitzt, und wo diö Ehen am Kom- 
berg fo fruchtbar find, dafs man auf )ede 10 Kinder, 
auf 5 Eben in 3 Häufern 51 zählt. Das kleine Rog- 
geveld, von Bosjesmens (Bufchmännerh) häufig be- 
sucht , die eine eigene Nation ausmachen , ihre eige- 
ne Sprache fprechen, und nicht, wie. andere Reifebe- 
fchreiber behaupten, aus zufammengelaufenen fluch- 
' tigen Sclaven und Hottentotten beftehen. Die grofse 
Karoo, ein grofser, loöo Quadratmeil^n an Flächenin- 
halte umfassender, zur Zeit der Dürre unbewohnter, 
th eilsaus Ebenen, theils aus bedeutenden ThonTehie- 
fernbeftehender, in feiner mittleren Höhe ^000 Fufs 
über^ die Meeresfläche erhabener Landftrich, der fith 
zwifchen den beiden erften- grofsen Gebirgen, die 
mit der Südküfte und mit einander parallel von 
.Oft nach Weft laufen, hinftreckt; die Grenzen in 
Qfien. machen die Schneeliierge Roub undl^mbeboo, 
iji Wefieu ein Thejl des j[^bkkeveld- Gebirgs, und die 
Kadei^l^erge^ pas] £lrdr^idi dörrt im' Sonlmer wie 
•cisi^ ^ebr^nte Ziegel aus; alle Vegetation erftirbt; 
nur «wgc jSaf t^ewächfc }eben igit^ und Wter der 



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lobten B|nde*die Wtirfcfeln Set ^ottei*en; After, ttnd 
• die Zwiebeln der LilienffeWächfe, die die» Natur 
.milt -einem, zehnfachen elaftifchen N^tze holziger Pa- 
fcrn überzog, und daäurc^h vor dem * Erdrücken iia 
.erhärteten Lelime fchüczte. Dringt in der Regen- 
. zeit die Feuchtigkeit' bi« zu 4hrcrii Lager durch: fo 
.dehnen die einfaügendfen ' Fafem quellend« den 
. Thon aufwärts , fprengen die Erddecke',- ' urtd neh- 
1 men den nächften Regefi erquickend auf. Die>gaii- 
. ^, unabf^hbare Gegend deckt dann in w^ig Tagen 



noch iM gegen Barram fu fta^en p , (^(& et. hier kei- 
jie Seevögel giebt. Kaimans r^vier, Zwartrivicr, der 
Neisna^See. . £arro</;j Meinung, dafs'der Neisoa 
Ach bey befonderer Anfch^ellung den Weg i;utt Ge- 
M^alt gebahnt habe, ^Qd.der grüne See feine Verei- 
ai^ung mit dem lyieere be^KerklTtelligen könne, wird 
miir Sach-und Local- Kenntpi£| ^lenfalls widerlegt 
Plettenbergftbay, Lange Klooff Kommerrivier, \ro 
I die Gefellfchaft zuerß ,mit reifenden Kaffiern zufam- 
mentraf;. Habeljaurivie^ ; Chamt^osrivier. Der Tf. 



;.ein Teppich des fdiünften Grüns} TMere u?ml Men- -, hörte hier aus dem Mundß eines gewÜTen Müllers, 
. fcken k9mmen von den Gebirgen, und das ntunterfte * des Gefährten von iVüL Frittf ai;^. einer £lephanten- 
. Leben beginnt : aber kaum einen ' Mbnüt fteht die * ja^d (vergl. JBarrouA), wie («etzterer ums Leben kam. 
.^herrliche Natur in ihrer fchün den 'Pracht. — - IMis . Prma verfäunate, dem Eleph 



-kalte JLokkaveld mit 32 Lehnplätzen ift für 'Apfel, 

V liii:i\en t europäifche Holzarten, Federvteh gedeih- 
. lieh; o^ fällt hier oft Fufshoher Schnee. Der 
.Schurfdebejrg.. ein Theil der grofsen Gebirgskette, 
. die ßch parallel mit derWeß- Knfte von Norden her- 
i abzieht, eine hohe fchräg eingefenkte Mauer, die 
/ in -einer geraden, ununterbrochenen, üj Ml. langen 
. Linie von Norden nach Süden die Weftgrtenze von nrey 
, Diftrict^ macht. Jetzt ift eine Strafse über ihn und 
. den Witferiibcrg angefegt; wodurch 'ein Umweg 
-.yon'ii^iehri als der doppelten Lifnge der geraden 
c. Richtung, erfpart w^rd. Öas an Getreide (Waizen) 
r, und Obft fruchtbare Thal ttoödezand wird Von 40 

V Familien bewohnt, die fefit i74-3 hier eine Kirche 
. haben.., -Die Bigotterie ift eiftheimifch, woran die 
. MilTionarien Schuld iind; nicht einmal der Prediger 
• JDalloty gebildet auf cleutfchen Univerfitäteti^ vier- 
, m«)g dawider etwas..- , ' 

Im II Abfcbnitte geht die Reife von Roödezatid 

;; imch Zwelleirdam und längs der Südküfte nach 

uiitx/jlgoabay. Die Hauptpuncte find folgende: 

Bräudvallejr , eine heifse Quelle ( ißo® Fabrenh.), 

-mit klarem, völlig geCchmackbarem Waffer, üppiger 

Vegetation am Kande des 40 Fufs' grofsen BalUhs, 

wellig, befucbt, w^eil der Reifende Alles mitbringen 

inufs, und das.Badehaui fogar verfallen ift. Bös- 

^ jesveJd; Rivicrzonder End; Bavianskloof.' Die da- 

..iige ^Brüdergemeinde , Iron Sparmann und Bari-flw 

hinlänglich ptTcb rieben, zlihk jetzt 1 loo Lelnifiige, 

200 Häufer uml Hütten mit tlaran ftofsendeii Gär- 

- ten, in ordentliche Sträfsen vertheilt Die Kirche 

ift I IQ f* im Quadrat, der daran ftofsende Garten ßoo 



an ten die Höhe abzuge- 
imnneai £r fchof^ aus zu weiter Ferne; da^ er- 
^grimmte Thier, fchneller auf .einem, giinfticen Ter- 
rain, ab' ein Pferd, holte i^n ein» hob ihn über 
Müliera* Kopf .weg aui dem Sattel» fchleuderte' ihn 
h> die Luft, und zertrat ihn mit den Füfsen. Noch 
einmal kehrte es wieder, als die Gefellfchaft die 
traurigen Refte des Zertretenen fammeln*wollte; e» 
vertrieb die Gefellfchaft , und als es £cb mit neuer 
Wuth über den Zertretenen warf» ward e« erJejt. 
Von .Stadesrivier brachte er Bleyftufen mit. Nach 
IMuu Unterfuchung hifslt der Centner Erz 50 — 60 
Pfund reines BJ^ und 14 l^ofh Silber; Mlaprotli 
aber fand in hundert Theilen nur 53, 2 ßlej, 13,2 
Schwefel und einen> kaum bemerkbaren Antheil von 
Silber. Fort Frederic, das 1799 vpn den Englän- 
derüi angelegt wurde, befteht aus einem viereckigen 
hölzecnen Blockhaufe, von einem gemauerten Wal- 
le in eb^n^diefer Figmc umgeben, mit einef dichten 
Reihe Pallifaden^ und einem ziemlich breit«;n waHer- 
leeren Graben. Acht ^wölfpfüuder beherrfchen den 
Strand, ^iind der^Oii. Alberti^ hatte es dahin ge- 
bracht, daf^ die G^uifon (30 M.) ihr Brodkorn, 
Kartoü'eln, HülCenfrücUie felbft gewann« Die ^1- 
goabay ift zu keinem lipheren Ha/en^ wohl al)fF zu 
einem guten militärifchen ^tabliffement geeignet, 
weil eine f^ndliche Landung» die. hic^t leicht bey 
anderen, als Südol^- Windei;! 1, .u^d nur ia&erß 
fchwer wegen der fiarke^i Brandung jgcfchehen kann, 
mit. wenig Aufwand von Bjcä(ten Ägewehrt vird. 
Die. Ergiebigkeit der benachbaift^n Diftricte an Holz, 
Wild, Salz, Viehweiden, yfelcLe ^leifch, Milch/But- 
ter, Seife ivohlfeil machen; der Fifchreicbtkum und 



Schuld giebt, lohnt Geh der Mühe nicht, und Bar- 
row fcheint durch das Wort Söopjcf das das ^Inks- 
\Aaij der Orenziiachbaren verdrängt hat, irre gelei- 
stet; darin hat aber der yf. mit weit mehr Glü<flc, 
' Wahxfcheinliclikeit und Bedeutenheit ÄirroKJt Mii- 



[ Schritte lang, und 150 breit. Die MefTerfabrik ift -. dieN^aderkafterfc|icnQfenzeerleichteyildioS^bneI- 
. ein Hnfehnl;iches Gebäu<i(e. Thätigkcit and religiöfer ' Irgkeit^ wiXPQit man Angriil'eii z}; begegnen, undZwi- 
!. Sii^, W^ren einheimifch. ' Zoetemelksvafley^, Mffa- ' ftigkeitea w^rkfan^ilblwlf^n ^nn. per iSÜfhonärTan 
i quasklooff Breedriv.ier' Moffclbay. ' Die Widerle- der Kcmip hat hier (GyJaijflenmuinije das Etablillement 
* ganz Barr oivs, der den Bewohnern Trunkenheit * Bctholsdiorf) »ein^i Hotten to ttjtqifcb lile jeiprichtet, (iJe, 
' * ' * ' . /• 1 j »ir., .1.. , ^ vergiicheäfc mit.d^m.li))^ralereaiu^itute zu ßaviao*- 

kloof , einen fchreyenden Contraft macht. £r ift Pre* 
'diger von i25<^£[ottentplteo, jehrwürdjg durch Kennt« 
nifle, BtUgio6tJlt u^id SelbAverjeugnujn^j, aber «h'-i^ 
gröOser fkthuiiaft un^Gqldbiprte]: 3uptJVlil4onär miuvg- 
jiioh.' £r verdarb d^n^Geifttdejc Thatigkeit, ^nd locke 



nung» 'daff Vogel die Miifchjeln in di^'Moffelbay ge- . . .^ . ^i » - 

tragen 6aben müfsteH', beftmten« und wehn cfr ^- ,*i viele Tavgeniabi£e. ai^» fo d^.cUs inmtat 2L^^^^ 

\ geg^n behauptet ^ däfs dieft öf otte den HottentOttein, • «ai Recht verdien^ ' 

die fich be^ailiitKch* aütbr von SohadthiaieA *nili. 
ren, zum Aufenthalt gedient habel fo. kommt ihm 



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XDi»'fii^'t*Mg^:fctgi iHr MMb/tw ^MM«Ov 



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ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



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APRIL Y^8 » 3- 



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ERDSESCHREtSUNQ. 

BfiALiir, b. Salfeld: Reifen im ßldlichen Afrika 
in den Jahren 1809» 1804» iS^'S und 1306. Von 
Heinrieh Liehtenjtern ^ u. L \y. 

ifortfettung der im vorigem Stack abgebreekeneu Bißcenfiotu) 

JLIem gedachten Millionär Und dem- OL. Alber« 
ti verdankt der VL faft Alles » -was er uns im III 
Abfchniite über Namen, Avudehmuig, Charakteriftikr 
der KafFern, das Kafiem * Land» den Stamm ddr KooITay 
Leibesgeftalt, Krankheiten, Aberglaube». Zaubereien, 
rntliche Unreinlichkeit, Trauerceremonieen , phyü- 
fche Erziehung, Befchneidung der Jünglinge, Viel«. 
"Weibcrey, Heirathen, Ehen, Wohnungen, Vieh«. 
zQcbt, Nafarnng, Jagd, Landbau, Hleidung, Putz, 
Waffen, Hriegsart« Kanftferti^keiten der Koofla, Be- 
Cchreibung ihres Landes , politifche VerfalTting, An-c 
fehn der Könige , Gerichte und Strafen , Gefchichte. 
^efes Stammes und des Kriegs mit den Engländern* 
und ColoniAen , und die Kattemftämme im Innern 
mittheilt. 

So verpflichtet wir diefe Notizen, die wirklich 
eine feeroiclierung der £rd - und Volks - Kunde find, 
annehmen: fo hätten wir doch erwarten dürfeji, 
dafsder Vf. , feinem Plane treu, fie für die befchrei* 
bende Darftellung aufgehoben , und das Buntunter* 
einander mehr geordnet haben würde. Rec kann 
(ich aus Mangel Ae^ Raums nur noch auf ein paar 
Bemerkungen beCchränken. Wir geben dem Vf. darin 
vollkommen Recht, dafs er unter Kaffem alle jene 
Vollmer und Wilden füdlich von Quikm (fogar bi« 
nach Mombaza) und öftlich von der Capcolonie, 
als zu einer Nation gehörig, bereift, und fie eben 
To fcharf von den Negern und Mahomedanern , ala 
von den Hottentotten fcheidet. Dtefem nach läuft 
ihre Weftgrenze bis an den Meridian des Caps 
Agulhas S5° füdl. B. und in füdöftlicher Rieh- 
tung bis an die Quellen des OranjefluiTcs , von 
Vfo diefe Linie, die fie von den Korana -Hot- 
tentotten, den fiosjesmens, und Gapcolonißen ab- 
fchneidet, nach Süden gezogen iß; allein darin hat - 
erUnTCcht, wenn er annimmt, dafs man dieKaifern 
bis jetzt nur auf den kleinen Stamm inOften derGo* 
lonic befchränkt, fie von den Fambukis, Imbot« 
Briquas u, f. w. unterfchieden und den Mofambi- 
quem entgegengefetzt habe. -*- Unter dieferB^zeich* 
nuiig hat man 'aber nur die Kaftem in der engero 
Bedeutung verftanden, und ihr in dem weiteften 
Sinne eine Ausdehnung gegeben, die das ganze Un- 
terfüdafiika von \69 $^ Cüdl* Br. eiöen Küftea- 

/• J. L. Si. i8»5- ^1^*7^^ ^^^ 



ßrich von wenigßens 70,000 geogr. Q. M. FUchen* 
räum begreift , und den man m den Wefttheil (von 
Cap Negro bis Cap VoUas), in den Südtheil (das 
ei^entliäie Hottentotten - Land) , und den Ofttheil 
(die eigentliche Kafierey) fchied. — Die Muthma- 
fang, dafs äie Kaftern von äthiopifchen Völkern 
abßammen« läCst fich durch etjmologifirende und 
vergleichende Gefchichte, wovon ^tfer^n einen Theil 
berührt hat, beftätigen; allein annehmen wollen« 
dafs das füdliche von dem nördlichen Afrika bevöl- 
kert, die gebirgige Oßküfte von den Kaftem , die 
kargere Weftküße von den Hottentotten befetzt, 
dtete letzteren aber von dem Klima, und der in dem 
Gefolge des güterlofen Lebens eintretenden Unthä- 
tigkelt gezwungen worden wären, fich fchneller 
nach Süden y und dann nach dem ergiebigeren Ollcn 
auszubreiten , wo &e von den aus dem Norden hier 
zuCammentreffenden Kaffern zurückgedrängt fe/n 
müfsten , heifst nicht Mofa die gegenwärtige Wirk- 
lichkeit fcheinbar aus der Vergangenheit erklären, 
fondern felbft der hinkenden G^chichte eine Krücke 
geben « und fie noch als krükenlos anfehen. Nicht 
zu gedenkoAi, dafs mit diefer Idee verfchiedcne hl- 
Aorifcbe Data ftreiten: fo liegt auch hierin die Un- 
auflösbarkeit des Räthfels, warum die Gonaaguat 
an den fruchtbaren Ufern des Chamtoosflufles fich 

* 

zu friedlichen Hirtenvölkern 2ur nämlichen 2^it um- 
geftaltet haben follen , während die Bufchmänner 
auf den öden und dürren Thonbergen zurückblie- 
ben , und nicht , von dem nämlichen Stachel eine« 
guter- und freudenlofen Heimath d. h. der Noth ge- 
trieben , dem Herabfinken in die niedrigfle Stufe 
des phyfifchen Lebens durch eine gleiche Auswan- 
derung zuvorgekommen wären , oder zuvorzukom- 
men verfucht hätten. — - Noch läfst Rec. die Bemer- 
kung dahin geftellt , dafs der Vf. keinen KoolTakaf- 
fer habe gähnen, niefen, huften, fich räuspern, und 
von Ungeziefer geplagt, wovon er nicht rein ift, 
fich habe kratzen fehen. -*- Wenn befonders das( 
Letztere (im erfteren Falle müfsten fie weniger mit 
Lungen - und Langeweile - ßefch werden behaftet 
feyn, als ein Volk des ungünftigfien Landes) blofs 
aus Anftand gegen die Oefellfchaft unterlalTen wjur- 
de, w^s der Vf. behauptet : fo könnte man demfbl- 
ben mehr gefell ige Tugenden zueignen, als es wirk- 
lich hat. Pie Gcfchichte des Stammes hat der Vf. 
durch eine gcnealogifche Tabelle erläutert , die über 
Barrow viel Licht verbreitet , und in ihm Manches 
berichtigt. Unter dem Titel Ammakooßna bezeich- 
nen . die KooIFa den Inbegriff ihrer Völkerfcbaften« 
und fie nehmen es übel, wenn man fie 

77 



j* 



115 



J£NAI8CH£ ALLa LltERATUR-ZEITUÜrO. 



ito 



nlp^tf (f(y,teirsen aie Hehkeislui^clitd iii def* Cap* 
ftadt). Man trifift unter ihnen keineSpür Suts^rer* 
Gottesverehrung. Ihre Anzahl fchätzt der Vf. auf 
ßo — 30,000; das Letztere mochte TVahrfchcinHchery- 
als das Erfte feyn. Die Topographie ift unhekannt, 
weil nur die FlüiTe daurende Namen hahen. Das 
dem ni Abfchnitte angebängte ReiCejoumal de» 6* 
JanJTen hetriflft mehrere Unterhandlungen mit den 
Kafferchefs, und dem Könige Oeika. — Nach dic- 
tktn Intermezzo fetzt der Vf. feine Reife über Zwart- 
kops - 2ondag5 - Bosjesmens- rivier, Nieutre jaars- 
drift , Modderfontehi , dann an den Ufern des gro- 
fsen FifchflüITes fort, und kommt über Bmintjes* 
hoogte und Camdeboo nach Graf Beynett. £in 
Hottentouenchef (Bruinte, Bräunchen) gab Bruint- 
jeshoogte (Agter en Voorbruititjeshoogte) den Na- 
men. Der Bezirk gehört , der Entfernung von der 
Capftadt ungeachtet, zu den reic^hften in der gan« 
2en Colbnie. Bey Graf Rejnett, einem nach dem 
Gouverneur F'an der Oraf und feiner Gemahlin Rey^ 
nett fogenannten Dorfe , das aus einer ziemlich 
Jireiten Strafse mit 20 Häufern und Gärten befteht, 
und von vielen Handwerkern bevfohnt wird, liegt 
ein Berg, dem ein PreuiTe {Werner} den Namen 
Spandauberff gegeben hat, und der in einemKupfer 
dargeftellt ift. Die letzten Unruhen zur Zeit der 
Freyheitsfchwärmerey und der englifchen Occnpa- 
tton müden fchrecklich gewüthet haben. Dehn ob- 
gleich zwey Drittheile der Colonißen dicfer Gegend 
iHren Bericht noch picht eingefchickt hatten: fo 
belief fich , ungerechnet die verbrannten und ver- 
wüfteten Häufer, der Verluft am Viehe allein auf 
858 Pferde , 4475 Zugochfen , 35474 ^ühe und 
Kälber, 34,023 Schaafe , 2430 Ziegen. Die Beylff- 
gen enthalten Bemerkungen über die Sprache der 
Koofla nebft einem kleinen Wörterbuche. Sie Tol- 
len dazu dienen, die Vorftellungen von dem Grade 
rfer Cultur und Rohheit einzelner Völker zu vervoll- 
(ländigch und zu berichtigen. Der Dialekt des 
KoolTa unterfcheidet fich von der KaiHTern - Sprache 
durch gewiffe Schnalzlaute, die ihr - eigenthümlich 
find, Und durch den Mangel an dem Schnarrlaute 
R. Sie reden langfäm, deutlich, in kurzen Abfetzen, 
zwifchen welchen fie gröfsere und kleinere Paufen 
machen. IhreDeclamation iß fingend, und rhythmifch, 
di^ Conftruction einfach, faft ohne Artikel, ohnö 
Bülfswörter und Endbeugungen. 

Der zweyte Thcil fängt mit demlV Abfchnitte, 
der Rütkreife von OrafReynett durch die grofse Ea^ 
i^öo nach atr Capßadt^ an. Die Hauptpuncte fei« 
ner Bemerkungen bey diefer auf eiiieni von dem vo* 
rigeh Verfchiedenen Wege angetretenen Rückreife 
"beCchränken fich auf die Schneebf rge mit dem Com- 
pafsberge, Matjesfontefn , Rhenofterfontein , Nieu« 
weveld Und deren Gebirge , Chakafiufs , Katnvier, 
Woll^eföntein , Zoüte Vlakte, Klipfontein, Hexen* 
thal, Rodezand, Wagenmakersvalley, Paarl, Stellen« 
böfdh und bis zur Capfbdt. Die Schneeberge, wo« 
von Akt Cömfpafsberg ' der höcbfte Ptmct und etwa 
5500 Fufs über die Meeresfläche erhaben iR , . unter- 
fcbeiden ficb dnrch die Kegelgeftalt und die Bewohn« 



;bariceic im^iAtkr \itt iemfclrl^aelien Iftoggevild» 
gelHrg^ö ,. Uhd dxftcfi fhife -Vvtnfgfet iföiifte tage;- "tnt 
durch die allfeitig abgefiuften Erhöhungen und de- 
-ren gtt fa t nmenhang mk^^er -Ebene von allen füda- 
frikanifchen Gebirgen. Die drej Flüife, die aus ih- 
nen entfpringen , die Ergiebigkeit an Quellen , die 
Fruchtbarkeit des Bodens , der Überfiufs an Wild, 
die Möglichkeit r mehrere Schafheerden von 6-^000 
Stück zu halten , die d^rcji fpaniCcbe Böcke vere- 
delt find ^ und hiemit die Rindvieh - und Pferde- 
Zucht zu verbitideh , machto die £inwt>hn'er -^ 4i- 
nen Schlag fröhlicher Menfchen ^^ wohlhabend, 
trotz der grofsen Zuge von verduftenden Heufchrc- 
cken , der vielen Löwen URd Leopard'en*, wie det 
räuberifchen Bufchmänner, durch die gevrifs 5Pr(K 
cent. verloren gehen. In^ MatjesSönteio , .^nem^Ort« 
vor dem Sc^neeberge, traf der Vf. die gefleckte Hyä- 
ne {Hyaena Orocuta) axiy ^e ihm bey Naofat gröfser 
und heller, faft weifs erfchien. Sie ßlUt keinen 
Menfchen ah. Die Hunde -*- eine döilifche Ra^ — 
die nützlichften Gefellfchafter det eJnCamen afirika- 
nifchen Colonifiieii , gehen nicht nur fre/wilUg auf 
die Jaffd, fondem halten Diebe und Rjluber ab, 
und beftehen den Kampf mit reiCsenden, an Kraft über- 
legenen Thieren. Hunds wuth kennt man nicht; der 
Vf. glaubt , dafs das natronhaltige Wafler dazu bey- 
trage. Rhenofterfontein, eine herrliche, aa aus- 
gedehnten Obftgärten und Kornfeldern reiche, 
durch abgeleitete künßltche Canäle befrucbtetcv 
und zugleich die höchfte Gegend der Schnee» 
berge. Köub (Feldlandftrich) odei' Nieuwe Veld, 
dürr und unbewohnbar, macht einen Theil dei 
grofsen Karoo aus. Die Towerquelle ^Zauber, 
nicht wie Barrow überfetzt, Thurm * Quelle) 
macht fie zum Theil fruchtbar. Hr. JU fchofs hier 
eine Antilope von 800 Pfund, diegröfste, die er 
fah. Die Antilopen , die fich hier in gro(«en Heer- 
*en aufhalten (zu ßo und Ja Stück), erreichen eine 
Länge von 7—8 F«f» (nicht 10 J , wie Barrow be- 
hauptet) und eine Höbe voa^Fwfs und etwas darü- 
ber. Ein Straufsenneft mit i^Eyern verleitet ihn, 
die Natur diefes fchlauen Thiers näher «u entwi- 
ckeln, wovon er bereits in dem braunfchweiger 
Magazin Oct. 1909 und in H. Q. Flörkest Reperto* 
rium für das Neuefte und Wiffenswürdigfte aus der 
gefammten Naturkunde N. XXXII S. 585 gefpro- 
eben hatte. Der Cba.mka (LÖwenfl.), in den grofsea 
und kleinen unterfchieden , durchläuft die Karoo in 
ihrer ganzen Breite , und filllt in dea Olifansiivicr, 
der fich in den Gau r itar i vier ergiefst. .Abraham de 
Klerk wohnt hier einfam in feinem Gebiete, dsi 
d^m eines kleinen Fürften gleicht. In feinem Ga^ 
ten wachfen Pfirfchen und Weintranben im Ühe^ 
flufle. Der gekelterte Wein, obgleich, von der bcfteo 
Sorte , war fchlecht ; 4er Vf. glaubt den Gramd im 
Keltern zu finden. Das Nieuweveldsgcbirge ift eiJÄi 
der anfehnliehAen in Südafrika« Es lä«n parallel 
mit den 2wertbergen und begrenzt die'Karoo in ih^ 
rer ganzen Länge «ach Norden. Man* kann, das Ro|* 
geveldssebiigi nnc^ de^,£ombef^ A deff^n iofser- 
ßea WcUenarund die Schneeberge als feine Oftg««*- 



l^ 



1 P E I L I 8 c 3. 



»18 



%t anfeti#n, llift WelcliMl letsiaren « darch eine 
ReihcBerghöhen zufammenhängt. & 61—103 fchiebt 
er dai Tagebncb einer Reife des General Jmfijfm von 
dem Schneeballe nach (dem Oranjerivier oder gro» 
fien Floflte mit rmtergemifchten Beäierkungen ein. 
Das Intereflantefte dieies Tagebachs , dem wahrfchein- 
lich aus gleicher Achtung gegen den Vf. und den 6e- 
genihii?]d "ein Raum vergönnt ward^be trifft dieBefchrei* 
btme der BafchmMnner , die wir , da fie aus anderen 
Zeitichriften bekannt ift, übergehen. leisehr der Vf. 
bey der' Fort(«t2ung^ der Reife fich den Zwertgebir> 
gen näherte : defto hüglicher f^nd er die Gegend, Bej 
dem gewöhnlichen AusfpannplataBluvrekrans mach- 
te er einen Abßecher nach Kweekvallej f Tageireife 
feitwSrts, wo ein gewilTer Sam. Beer-— ein Mann 
von vielen Tchroften Seiten» und ein fo leidenfchaft- 
licher Anhänger der franz. Revolution » dafs er feine 
beiden letzten Söhne Jan Bonaparte und den ande^ 
ren Clas^Moreau taufen liefs— den erften und glück- 
lichen Verfuch machte, Pfeffermünze» Anis^ Fenchel 
zu bauen , und fich fein Öl felbft zu ziehen. Am 
Dweikaflufle, der Grenze zM^ifchen- den Dißricten 
Oraf Reynett und Stellenbofch » befunders in man- 
chen . Gegenden des GebirgSy halten fich Löwen in 
grT^Csen 'Part^ieen (zu flo) auf. Das Natron amWol- 
vefontein liegt in fchmalen Schichten unter der Er- 
de. Die Zoute Vlakte gehört ungeachtei der Entfer? 
nnng von 3 Tagereifen zu dem Bezirke von kaltem 
Bokkeveld. Von Rietfontein» wo ein Deutfcher» 
Namens Heftler aus Jülich , der lange Jahre in öfier- 
reicbifchen Dienften gewefeh war, angetroffen ward» 
"Wand fich der Vf. füdhch gegen das Gebirge ; er lobt 
Klipfontein (Felfenquelle) wegen des guten Waf- 
[m%i der frifchen Milch und &t frifcheren Vegeta- 
tion. Das Hexenthal hat A Pachtereyen ; auf einer 
derfelben, Jordans, wächft ein trefflicher Madera» 
auf einer anderen, Vendutiekraal» einem gewülen Ro- 
lof van der Meerwe gehörie , fend er ein acht afri- 
hnifches Gericht/ Kalebafs breedi ffenannt (Kürbifa* 
mnfrmit eingehackten Zwiebeln, einffefalzenem See- 
Ucbe imd Cayennepfeffer). Man wird dem Vf. in 
Allem Reäit geben, was er S. 141 über den Eigen- 
imtsb^ df e Bequemlichkeit, Befchrftnktheit Ae% Kopfs 
nnd ^es Herzens der Miffionarien und über die glei- 
fenden Berichte und Briefe fagt, die in den Oedenk* 
jehriften dmr ZtneUUngs Maaifehapfty U Harl&m 
über und von den bekehrten Hottentotten abgedruckt 
find; Wenn eraberbej Gelegenheit, daCs er einen 
gewiifen Vofter »^^ einen Mifnonar nennt, der auch 
Bichtnehae einzige empfeh^ingsfrärdigo-Eigenrchaft 
befafs, unpi^end hinzufetzt: ward doch in Neapel 
«in Lazerone als Heiliger verehrt; wenn er bey die- 
fer flüchtigen Ideenverbindung einia merkwürdige 
Ilhereinftimmung in dem Char^ter der Südafrika- 
ner imd Italiener, weil fie beide. unter einem äbnli« 
^•QHianneliftricbeiebenj finden und diefe aus, dei^ 
^i^Uiiia abkitM will: lo hat er vei^JEen, dafs d^ 
Menfch unter allen Klimaten in feiner. Achtung über^ 

ftU du^ Arbt«wip'«r<>rtfr^^ y»^ 4fi^ tiaTifiTOXlfi da« flpjli- ^ 

l^t nicht den Heiligen ehrt» daCs das ^u;an iür das 



Sichtbare, Höfbar^, PfiWBUHl ein g^menj^eres Orr 
gan , als da» Organ für d«« Unßnnliche i(| , dab die^ 
fchwdnneriiche , mit Vißonen und Verzückungen 
begleitete Übjer^ugung » böhj?rer Eingebunjgen ge- 
wturdigt zu feyn, wie er da^ Irrende der Get^csthi-. 
tigkeiten nennt, dem Muttcrlande in d^r Myftik des ' 
Calvinismus, in den Quäkern, Pieuften u. f. w^ un- 
ter einem ganz entgeg/^ngeCe^ten HimmelsAriche ei- 
gen ift. Uin Rodeland trifft n^n viele kleine Plätze 
(von 60 rheinlind. .Morgen Fläcjieninhah) im vollen 
Befitze und Eigenthum der Coloniften an ; fie find' 
meifiena Artland nnd gut btebauejt, weil fie klein^ 
imd alle VerbeJOTerungen meißefis an das Interefle der 
Vererbung gebunden ßijd. V^agenmakers valley an 
der Südfeite des grünen Bergs , worum fich der gro- 
fse Bergflufs fchlängelt. Die Ufer diefes Fluffes fin- 
det man von Hugenotten bevölkert , die fich nach 
Aufhebung des Edicts von Nantes anfiedelten. Die 
einzelnen Berge find meißens mit Namen aus dem 
gelobten Lande belegt, weil fie hier ihr Canaan fuch- 
ten. Von hier aus hat fich der religiöfe Sinn über 
die ganze Gegend verbreitet , der ein ganzes, Jahr- 
hundert das Volk vor Verwilderung und Ausartung 
bewahrt hat. In dem Diorfe Paarl ift eine fchöne 
Kirche und eine Erziehungsanftalt für Knaben— die 
Unternehmung eines Deulfchen, Namens Linde- 
baum , die einzige im ganzen Lande , worin Söhne 
aus angeCehenen HäuTern .aufgenommen , und mit 
den übrigen in den lebenden Spracl^en , in der Ge- 
fchichte , Erdbefcbreibung und einigen Rünften un- 
terrichtet werden. Stellenbofch, wo der Vf. fich von 
der Reifegefellfchaft trennt, um 2M Arzt feinem 
Landsmann Jicisle auf d^m Gute von 04 Flüfl'en be^- 
zufiehen, und wohin er wieder zurückkehrt, ift 
eher eine kleine Stadt als Dorf, von 1000 Einwoh- 
nern, ß Gaßhöfen, 3 langen, geraden, parallel laufen- 
den Gaffen , die Alleen von Eichen haben , und von 
mehreren Queergaffen rechtwinklicht durchfchnit- 
ten £nd, von geräumigen maffiven, aber meiften» 
mit Stroh gedeckten Häufern, fchon im Anfange des 
vorigen Jahrhunderts angelegt, 17*0 abgebrannt, 
wieder erbauet, und 1803 im Dec. durch ein ange- 
legtes Feuer fehr befchädigt. Nach einer Abwefen- 
heit von 167 Tagen imd einer glücklich zurückge- 
legten .Reife von beynahe 400 Ml. kam er über Hot- 
tentottenbufch und Hollandskloof in der Capßadt an. 
— Im V Abfchnitte, Darflellung der durch dien WTie- 
derausbruch des Kriegs pQthwendig gewordenen, 
und von einigen Officieren zur Auffuchung eines 
günftigen Terrains im Falle .eines Angriffs auf die 
Capßadt angetretenen Reifenach Zwellendam^ kann 
nur das feffeln, was er von feiner reichen Pflanzen- ^ 
Beute (w;enig(lens 150 neue Arten), von feinem Ent- 
fchluffe» ein SpeciUgium Jlorae Cii;;e7f/i^ herauszu- 
geben , von dem Charakter der füdafrikanifchen Ge- 
wä^hfe, fowohl in Anfehung des Bodens, der z. Bs 
faß ^nter gleichen V^rhälfniffen feine eigenen Proteen 
und den Silberba|im faß nur an eigner Stelle erzeugt, 
alf aijph in Anfehung der grofsen Formen und leb- 
oaften ^Farben J^ von den verfchiedeneu neuen Hei- . 



119 



h A«. L. 'Z.* k V IL I X ;.t 8 t 5 



i%ö 



'4earten , clie im TafclAalc nicht rorkommen , voii 
dem Schilfe (Acorus valmita); von dem Charakter. 
ftFrikanircher Frauenzimmer , den er gegen Barrow 
dadurch , dafs er eine Afrikanerin heirathete» am Be«- 
ßen in Schutz nimmt; von feinem viertägigen Auf- 
enthalte in Zwellendam , und den dort getroffenen 
Anftalten» und befonder» von feinem ^efuche bey 
Joh. Andreas Juge^ und von der Quelle bey Roode- 
bloemsklöof fagt. /• Andr. Auge^ nach dem Thun- 
herg eine Pilanzengattung benannt hat, 1711 zu 
Stollberg am Harze geboren , von unwiderftehlicher 
Liebe zur Pflanzenkunde fchon in feinem, &• Jahre 
nach Holland getrieben , wo er unter Boerhaven 
feltene KenntnilTe fammehe, durch Oldenlands und 
Bergs Sammlungen capifcher GewJichfe und Boerha- 
vens Aufmunterung 1747 zur Reife nach dem Cap 
verleitet, vi^ard von dem "damaligen Gouverneur 
ZwelVsngrebel als Gehülfe in Compagnies Garten 
und vom Gouv. Tülbagh als Auffeher angeftellt. £r> 
vermehrte den botanifchen Garten mitfeltenenPflan* 
zcn , fammelte -visildwachfende für fein Herbariupa, 
und überfendete fie an Burmann» der nachher öffent- 
lichen Gebrauch davon machte. Aus dem Lande 
der Namaaquat, wohin er 1761 die CommifGon unter 
Hop begleitete, brachte er viele neue Pflanzen mit. 
10 Jahre fpäter begleitete erThunberg u. MalTon, und 
machte auch mit Sparmanh Bekanntfchaft. Wegen 
zunehmender Gelichtsfchw*che erhielt er eine Pen* 
fion, die ihm die Engländer nahmen, vrie die Kaf- 
fcrn feine Sammlungen. Er ift völlig blind, fein 
Haar fchneeweifs, fein Gedächtnifs treu, feine Mut* 
terfprache hat er faß ganz verlernt. Mit befonderem 
InterelTe erkundigte er fich nach dem capifchen Gar* 
len. Sein grobes Wammes erhöhte die Ehrfurcht. — p 
Die heifse Quelle, oder vielmehr drey derfelben 

^^ so Schritt von einander, kohlenf^ure^ und ei* 

fenhaltig, hcllgelblich gefärbt, mit pricklendcm 
Dihtengefchmacke und einer Temperatur von 29 — 
30^ Keaumur, werden in cbronifohen Rheumatis«> 
inen, Nervcnfchwäche, Ausfchlägen gebraucht. Der 
Uiaernehmer der BadeanAalt ift ein JDeutfcher aus 
Breslau, Namens liafstur. Der Wachsbaum erreicht 
in unferen Treibhäufern eine Höhe von ifi, hier nur 
von 2 Fufs. — VI Abfchnilt. iieife ins Land der 
Sufehmänner^ Koranen^ Beehjuanen. Bey feiner 
Zurüclvkunft nach der Capftadt wurden die kriegert- 
fchen Anflalten vermehrt. Selbft fein i5jähriger Ele- 
ve trat in Soldatendienft , und er nahm den Poften 
eines Chirurg. Major bey dem Bataillon hottentotti- 
{eher leichter Infanterie an. Die grofscf Sterblich* 



keit (täglich !• Mann, die-an'ein^ vo« ihm in J7ii* 
felaiids Journal der praktifch«n He^ilkunde XXVII B. 
befchriebenen Leberentzündung ßarben), die fchlech« 
te Kornämdte , die Entzündung des Laboratoriums 
in Zw^ellendam, die Abreife des Generalcomm. de- 
Mift vergröfserten die Gefahr. Eine der Hauptmafs* 
regeln zur Vertheidigüng war die Vertheilung in 
mehrere Diftricte oder Drofterieeii* und da der Lan- 
droft zu Tülbach den Auftrag erhielt, mit denBufcb« 
luännern an den fernften Grenzen feines jDi(bricu 
in Unterhandlung zu treten: Xo benutzte er diefe Ge- 
legenheit, ihn zu begleiten, und empfing noch ei- 
ne befondere Inßruction, die Natur des Landes jeu- 
feits des Granieflufles und den Zußand der Bewoh- 
ner näher zu uuterffichen^ Die Keife ging über 
Paarlberg, Roodezand, Tülbach, Mofterlshök, das 
vrarme Bokkeveld, Lakenvalli^, Karoospoort, Häng- 
lip, Jal^lsfontein, Selderyfont^in» Channakraal, SaX- 
rivier nach dem Oranjerivi^r. Das warme ^ök- 
keveld, einer der fchönften und fruchtbarften Be- 
zirke , bildet ein faß vollkommenes Parallelogramm, 
von allen Seiten durch hohe Berge eingefchloHeOf 
4 Stunden lang , und 3 Stunden von Norden nach 
Süden breit, 500 Fufji höber als Tülbach. Das 
immer gemäfsigte Klima macht das Land im 
ftrengften W^inter bewohnbar. Das Thermome- 
ter ftand im . May sur Mittagszeit nur .17^. Vor- 
treffliche Weiden, alle Obßarten, Äpfel, Bim, 
Pflaumen machen die 11 Pachtereyen ausnehmend 
einträglich. An Karoosport, einem engen Fafle 
zwifchen 8 hohen Felfen, fand er die Lilienpfianze, 
die Graf v. Hofimansegg und Willdenow Lichten- 
fltinia imdulatap wie eine andrere am Oranjeflufs 
L> laevigata^ genannt haben, fenfeits Hänglip, 
die erfte Anhöhe am Ongeluksrivier (W^indhetivel) 
nehmen die Winterwohnungen immer mehr zn. 
In der Nähe von Jakalsfontein wäcbft der Harz- 
ftrauch a bis s j* Fufs hoch* Willdenow rechnet ihn 
2u den Cinerarien 9 und taufte ihn Cineirefuiijera 
und Folygaloides ; von Kuilenburgsrivier beugt 
fich das Land nach Norden. Beym Erwachen war 
alles mit Reif bedeck^ Die Karoo fcheint eine la- 
chende Gegend im Vergleich mit der am Channa- 
kraal; keine Vegetation , ärmliche Hütten, das fifch- 
reiche Wailer mit ^iner dicken Natronrinde bedeckt, 
und überall unßcher vor Anfällen von den Büfch- 
männern. Zu Barrowt 2^it war der kleine Rietri- 
vier, jetzt ift der Sakriyier die Grenze» weil jeo- 
feits jenem noch WeiCie wohnen. 

QDer BefMmfi folgt im uäehße» Stüd^^ 



NEUE AUFLAGEN. 



»', 



Halle u. Berlin , in den Buchluuidlungtn des hadlifchen 
Wadfenbaufef : Die Gefehichun und Lehren der heiligen 
Schrift alten und neuen Teftanunts zmm Gebrauch der Schw 
i»n und des Privatunterrichts bearbeitet VOfn Friedrieh KoM^ 
raufeh. Mit einer Vorrede von D. Jug. Henm. Niemeyer» 



Csnzler, Reetor und FrofeiTor der Theologie, and Bireecor 
der fiankirclien Stiftungen zu Halle. Zweyte (nach derYop 
rede d«8 Vfs. ganz unrerAnderte) Auflage« £rfle AbcheüasS* 
iftis. Vni u. st4 8. Zweyte ^theiiunf. 944 S. ^ (tlr*) 
(S. die lUc Jakrg. i^ig. Mo. 45. 46«) 



, J 



N 



I S 



H E 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



A F n I t i s 



£iiDB£SCaR£IBUNO. 

Bebuh, b. Salfelfl: Rtifat im füdUchen Afrika- 
in d^n Jakren igoj, i8o4t '8<>5 ""<' >8'>^* ^OU 
B^inrUh X^UhtatJleru u. f. w. 

CBtfMufi i^ im vorigem Stäak ahgtiroA»HmMeetmfu>n.^ 

IN acb Sakrivieiport lioninit man diicck eine Hügel- 
leib« von Duktea SasdQeinfeirflii. . Neben Vielem 
PaTi lut der Mii&onu Sirc/urer 1799 ein Inßitut tm 
Bekehruoi; der Heiden ingel^t. Sie waren gute 
ChriAen, to lan^e der Msndvorrath dauerte, aber 
fobald diefer xu fehlen aa^ng, aucb die Erfien , die 
et bequemer fanden, dem IiiAitute das Vieh zu fleh' 
Jen, als e* lieh durch die geringe Mühe de« unvei- 
fiindlichen Predigthären« und Mundbetea* eu ver- 
dienen. Kircbecer vi^'Üef« bef Kunehmendem Man^ 
fei das Inftitut 1S03, £>b 3 Hottentotten, die der 
Prediger Fledt unierriditet haue, in £uropa für 
feine Zöglinge aus. Die ganze Zahl der Lehr- 
linge unter einem geborenen Afrikaner, Chriflian 
Bouna, beliiift &ch auf 40 Köpfe, worunter nur 
8 webrbare Männer, ineiäena fiaßardhoucntotteii, 
:nele weift von Farbe, find. Die Eirche ohne 
Bilder hat dte.Geflalt einer kleinen Scheune, ifi 40 
Fub, lang, 17 foreiL Neben dieCem Gebäude ßeheu 
6— A fogenanntePondoken, kleine, von Binfen über 
ein iiöixerne» GerüHe geflochtene, halb mit Lebm 
überftrichene Hauschen ; ^die Armeren haben Ach nie- 
dere hemifpblriCcbe Hatten gebauet i die nur aus ei- 
sein bölzernen üerippe beßehen , das mit Mauen 
öbercpBcn ilL Der Salirivier untetdem 30° 16' nördl. 
Breite aft bedeutender geworden, feit er die uördli- 
cbeGxeaxederColonie ausmachl. Alle Orte jenfeiu 
luben den Namen von Colon iXten, die hier auf die Jagd 
geben. Von der Wildnit» der Gegend au Careebei;g 
fdgLer.in einem fchönen, vielleicht etwai übertriebe- 
«cnBild«.: man möchte die ganaeGegend mit einem 
im ^ftig&en Wogenftnrm erfiarrten Meere verglei- 
fiben. Nach 4, Tagerei fen Kam er über Graft- Biar- 
lUikiMwlderfontein an den Orangerivier an. Da« 
cigemlicba, Flufsbelt ift et*a.BO Eufc tiefer als die 
MWlchft «ngrenaende^Mche, und derAbftand dic- 
terUfer an der breileften Stelle von der darin hegen- 
den Infel Ijeirägt n*ch genauer Mcllung 1700 rhein. 
^1. . icder der beiden Arn»*, die die XnEcVumfaf- 
fcu,r war 140 — 150. F. breit; die Infel mochte et* 
waieo.FuftBMite haben. Wenn der Fluüani fei- 
•wn Ufers tri«,, welche» nich* fejten «efohieht: Co 
betritet die Breit« mehr fja eine..get«r«pbiCcie Meije» 
U(UMacH(ttie.j«FaClM«)v. #Xa«>;:W^ifFf«|«l4 



Diefe groGie bcrfchwemmna g rührt aber mcbt fo« 
wohl von der Maffe WaJTei, -ali von einer engen 
Schlucht her, die den Lauf de« WaQ'era fperrt. Ao- 
fier den mancher)^ Bäumen und Geftränchcn . WO- 
riiit die Flafsufer bewachfen und, uud worunter 
der 3 Fufs dicke Büü'elidorn ( Zizyphus mucronattu 
fViüdenowii) ansgeaeichnet ^vird, auber der neuea 
Gebirgiart, die Klaprotk unter dem Namen Slaueifen- 
Qein in dem Magazin derGeEellfcbaft naturfo^fchender 
Freunde v^i.\ näher befchrieben hat, und aiiiaer meh- 
reren Bufchnüinnern, die er hier antraf, iß das merk- 
würdig, was er von den xwey MifÜonarien, vaa der 
L-ingen^ einem Holländer, und Jek. Matthias Kok, 
einem Afrikaner, fagt, die beide unter maacberlcy 
Vorwaad nach der CapAadt znrüclikehren v/olUen. 
Schon Oberft Gardon fand in der Gegend des Oran- 
geriviert eine k)eine Colonie ausgetretener Baüard- 
bottentotten , aber weder durch ibn noch einen An- 
deren ward mehr darüber bekannt, als daft diefe 
Menfchen lieh atif europäifche Art kleiden, Vieh-, 
sucht treiben) oder von der Jagd leben, gute Ge-, 
wehre, Pulver und Ble^ Heb durch Taufchhandd 
verfchaffen, und Bekenner dei Chriftenthums lind. 
Der Vf. befcbreibt den LandAricb genauer. £[ ^ 
etwa aoo QuadraUneilen grofs, von ungefähr loc^j 
Menfchen bevölkert (meiüens Baflard bottentotten 
von alter chri&Ucher AbQammung, bcfonden Na- 
maaqua«, deren Ausrottung Barroto fälfchlicfa be- 
hauptete), die vom engl. Mifüonär Anderfon 1304 
an fcfle Wohnungen und Ackerbau gewöhnt lind. 
Er theilt fich in 6 Orte , Laauwwater-, Biet-, Wit; 
tvater-, Taj'faofch-, Ongeluksfontein undLeeuwwen- 
kuil, deren einer Hälfte Anderfon, wie Kircherer 
der anderen Hälfte predigte. An dem Lauwaterklottf 
wohnen ungefähr 30 Familien , die Hälfte BaOarden, 
in reinlichen groCten Hütten, und in Tuch undLein- 
W^and gekleidet, die andere Hälfte Namaaquas, in . 
fchmutzigen Pondokken wohnend und mit Felle^ 
bebangen. ItiBietfc 
noch «ine Kirche, it 
Witwatter. wo faf 
und nur eine Baflan 
ranahoueutoiten bei 
chen Bewohnern di 
mü Chi gen xalilreiche 
c^e fpricht, wie die 
tenftänune innerhallj 
Bufchmäiincr, fondei 
len heb in mehrere i 
keif und Khureman{ 
l^bcB i&' kleineu Dör 

78 



a*S 



JENAISCHE ALL^ LITERATUR-ZEITUNG 



194 



gelformJeen Hütten.. Sie treiben Viehzucht, tin^, 
]|aften viel* au^ ihr Vieh , das-fie , befoodcrs (Ipn Och- j 
fen , zw allen Arten des Rittes abzurichten verliehen^ * 
Die ZügeT find an einem ^urch die Nafenlöcher ge- 
fteckten Pflocke befeßigt. Ackerbau treiben Ge gar 
nichts Als Nopaaden können fie den Ackerbau nicht 
lieben. Ihre Regierungsform ift wie die der übrigen 
Hottentottenftämme. Ohne da fs Polygamie Gefet» ift^- 
haben fie nur eine Frau. An Körperbildung und 
Gröfse find fie den Hottentotten gleich. Einige d<et 
Weiber haben eine faß monftröfe Stärke der Hinter- 
theile, welche die Bemerkung aufdringt, dafs die- 
fc» Land ebenfalk die fettgefchwänzten Schafe her- 
vorbringt. Männer und Weiber find wollufti^» und 
fie tragen um ih»en Mund einen charakterifiifchen 
2ug, der ihnen ein air debauck^ giebt. Leeuwen» 
kuil ift dat gröfst« Hotten lottendorf von % — 400 Ein- 
wohnern» der Wohnort des Miffionär Anderl'on, ei- 
nes liebenswürdigen , etwa 30jährigen Mannes , von 
ftiller Gemüthsart , verdient um die Gemeinde , der 
er vier Jahre vorfteht, ein Patriarch im Haufe;. 
Freund und Richter aufser demCelben. Die Kirche, 
an Gröfse der in Sakrivier gleich , ift halb vollendet. 
Von hier aus ward die weftliche Richtung nach dem 
Lande der Beetjuvaneii über die Ongeluksfontein, 
den nördlichften von Anderfons Lehrlingen bewohn- 
ten Platz i und Jon Blomsfontein genommen. Letz- 
tere ift der Aufenthalt eines geächteten Coloniften» 
der unter allen Weifseh die erfte Bekanntfchaft mit 
den Beetjuahen machte — ein Ungeheuer, lagt Hr. 
la.y das raubte und mordbrennte, und den J^eetjua- 
lienHaf« gegen alle Weifsen einflöfste. Der Ort liegt 
tinter 26® 07'Br. ImVIIAbfchnittc befchreibt der Vf. 
feinen Aufenthalt unter den Beetfiantnßamme der 
moatjaping amFtnJJeJKuruhman und iein^ Rüekreife 
nach dem Cap. Diefe Gegend ift zuerft (denn von 
Caledons ausgefchickter Öefellfchaft in Begleitung 
des Arzles Cowen hat man keine Nachricht) ißoi von 
swey cnglifchen Commiffarien, Trüter und Sommer^ 
VHU9 befucht und befchrieben (älTgem. geogr. Ephenii 
1805. Febr. und März). Hr. L, fi«ndet alle cbarakte- 
Tifiirehen Züg^ der grofsen Kaffemnarion auf fi« an- 
wendbar; in deniRörperwuchfe und der Farbe kom^ 
meto fi« äen KoolTa bey , von denen fie fich. zu ihrem 
Vortheile durch den feftcn Bau ihrer Dörfer und Häu- 
fer, die gröfsei^eKunft in Bereitung derWaften, Klei- 
dung, Hausgeräthe, durch das höhere Anfehen der 
dürften uuterfcheiden. Der Koolla ift rauher , krie- 

{^erifcher, heftiger in feinen Begierden und Hand^ 
tfilg^si, in' feiner KÖrpergröfse und Kraft ausgezeich- 
fitt ; der BeetjUäne induftriöfer , beharrlicher » dem 
ruhi'^en Leben und dem Ackerbau! mehi» ergeben, 
und im letzteifen viel erfahrener, in feinen Geficht«- 
sügen fanft , das weibliche Gefchlecht viel fchöner* 
Jhren gentein fchaftlichen UrfpVung be weift auch die 
Sprache. ^ Unter, den Namen Beetjuank und Sthtjua- 
na , oder Muthjuana , bezeifchÄet fich düe' ganze Na* 
tidn, ^s ein Volk,' daSJ fieh Von Moatjaping an*KuV 
Tubman , Ms dem füdlichften Vtintit , Jo — 46 Tafge- 
Yi^tfM Via^h Norden eirftretkt lintt 4on welciteiki mebi 



r^e §ltän^e t^ils an.dip OffküilejTi3)bnai- In Wfften 
lA es- v^oi^ de^ jgrofsen Nopn<^'uas >ii^ pamara^um^ 
geben. Hr. L^ führt neun verfchredene Stämme an.* 
DieRefidenz des Königs iftMulihawang» unfern von 
den Ufern des FiuIIes Ruruhman ,. der mitten im of- 
fenen Felde aus einer Quelle hervorbricht. Der Kö- 
nig, ein grofser Mann von ernften Zügen, dem An- 
rchetne nach über ÄO'jahicy mit emem wcileii^Ian- 
tel behangen, und auf dem Kopfe eine reiche Zipffl- 
mütze, von vier •Männern- { fti*ien4:(tithew) und fei- 
nen beiden jüngeren 3;Qhuen,, worunter auch jder 
Thronerbe, felbtt von feinem Leibkricchte, der den 
Hofnarren machte, begleitet, reichte traulich die 
Hand. Seine, Macht ift fehr ausgedehnt. Keiner 
darf fich feinen Ansfprüchen widerfetzen , und er ift 
fogar Vollftrecker derfelben, felbft der TodesftraÄ 
Sein Titel ift Mui^inna (Herr). Der • Oberprießef 
PoUachani (welebes Wort der Vf. Penis imp'eteni 
überfetzt) hätte den bedenteindften Einflüfs — ein 
trockener einfylbigerMenfch. ■ Der König hatte drej-, 
meiftens'junse Weiber* Das Dorf von 600 Häufcm 
und 5000 Einwohnern, worin der Köhi^ wohnt, 
verdient eher den Namen einer Stadt. Die Häufcr 
unkerfchetdeh fich durch eine gröfsete Scfrgfak von 
denen der öftlichen Rafterftümme. Sie find in der 
Mitte eines grofsen Mimofengehölees , das hier'einen 
beträchtlichen Stamnk^reibt, angelegt. Man braruchc 
la — 14 folcher Stämme, g — lO von 9Fufs Höbe, die 
übrigen um 3 — 4 Fufs länger. Das Dach ift aus 
Schilf und Rohr künftlich geflochten. Der Haopt- 
erwerb der Beet Juanen , worunter es gefchiclte 
Schmiede gitbt, befteht ih der Ltindwirthfchafti 
Viehzucht und Äckerbau. Es ift faß kein Wild (Fi- 
fehe und Amphibien ausgenommen ) , das fie nicht 
verzehren , felbft Hyänen. Ihre Felder , die Hirfc, 
xwej Arten Bohnen, Kürbifl'e tragen, und vonWei» 
berU bebauet w^etden, find regelmäfsig umzäant 
Künftlich gegerbte Thierfelle find das einzige Mate- 
Tial ihrer Kleidung. Die Sitte des Tabakraocfaeni 
und Schnupfens ift lange vor der Bekanntfchaft mit 
den Europäern und 9th warben eingeführt gewefc», 
— Nach einer Abwefenhett Ton ^ Monaten und ei- 
ner 'E;ntfemung von 178 Meilen; den entlegehftta 
'Punct ak £ndpünct angenommen^ kommt Hr. I>^ soa 
Theil auf anderen Wegen nach der Capftadt zurück, 
und nachdem er eine vierte Reife nach den Öebirgen 
an den Quellen des Riviers zonder £nd mit fl Offr 
eieren gemacht hatte^^m diefe näherzuuntcirAidiea: 
fo erlebt er i^och 'den Q Jan. 1806 die Scklacht, & 
das Schickfal der Capftadt efitfchied. . Er kehrte da«- 
^uf im März nacli DeutfchlmiA zurück^ lind kta 
über Hetena' Afcenftou u. f. vv. den 5 Ju». in Viie£> 
fingen an. '• . 

Die SprSöhe und Darftellung den Vft. haben wir 
fehon im Eingange detRecenli<m berührt^ wirwol- 
leti jeuM Bemerkungeia' nur noch -einige Belege a» 
d^m zwejHten "iftieiJe bcyfögenJ In Kncldicbt da 
S{>racfae^V5D ü. 44« SeWhndtr; S. S^'^i^otUiito^ 
tenlä'mme* käuJU^n^ ^^^ g»^ *Bruken-W^u; S. 194 
PrwndeaMK^Ettr^pa^tfAivrWüiilcbco; S4 i/fif^jdäff An- 



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'\*4il, 



* • 



125 



APRIL 



t 8 



126 



g€az^n(ff;*S* ^lijoljie Jagen noch eins fo groTs 
Tßac^utt} .und rtann der ebenfalU platte Ausdruck viel 
Auffy^Ms machen. Wiederholungen finden fich z, B* 
|,ftö6, wie l>a)d eine afrikanifche Landfcbaft durch 
einen Regen neu gefchaffen wird; S. 537, dafs man 
nicht hier in den Wirthshäufcrn, wie in {Inropa, ber 
zahlt I ß. 63 und lag, dafs Ktifiereu Spazierenreiten 
^edeutftj.S^Tß, wie die Bufchmänner rauben, weK 
che» er im .erften Theile fchon berchrieben hatte. 
Die Weit fchvveifigkeit fäll^ Towohl in dem kleinli- 
chen Deuil a^s in denRäfonnements auf, z. B^ S. 10, 
yf\Q das unpartefifche ürth<?il über ein Volk verloren 
gehe, nebft 4er Gefchichte einer Übeln Bewirthun^r 
die mehrere Seiten durchläuft, und wefawegen er 
Äuleut felbft um Verzeihung, biuet; aber gleich dar- 
auf 3- ^^ eraählt er ebeiv £<;► weitlä\iftig die harte 
Drefiur d^Hunde, und das, was,er uberUimde weifs^ 
S. 8iS entfchvMdigt er auf die nämliche Art und fehr 
geküiiftelt das Betragen der Coloniften gegen die 
Bufchmänner, die er doch S. 97 nicht unempfind- 
lich gegen Wohlthaten nennt; S. aßS die Riagen 
über den VeJdcornet Marits; S. 401 über die Beßim- 
mung der Miffionarien. So ftreng der Vf. in Mit- 
theilung der Nachrichten hey der Wahrheit zu blei- 
ben fchi»ia|: fooweo^ können wiip bey verfchiede- 
nen SehlüHea utnl Gründerif die er aus diefen Nach- 
richt^i. zieht , oder ihnen zum Grunde legt, feiner 
Meinung feyn* S. 4^ Wenn ein Menfch^ Tagt er, 
ruhig vor einem Löwen Aehen bleibt: fo wa^t die- 
fer lieh kaum an jenen , weil ihm die eifhabene Ge- 
ßalt des Menfcben Elirfurcht und Mifstra^en in fei^ 
ne Kräfte ei n&äf^t ; foU bc'ifseii^i.weil ihm diefer un; 
gewohnt ift, und der ruliige Wid^rftand von der ei- 
nen denJknfftll von der anderen Seite augenblicklich, 
wie bey. aUeix Thieren, .lähmt. QaEs Abraham de 
Klerk, der 51 Löwen, 9 Parier, eine Menge Hyä*' 
nen erlegt hat , fich in feinem 46 Jahre von- feiner 
75iäkiigen- etgen&qnigen Mutter tyrannifiren lieCs, 
leitet er 8« 56 von der Ehrfiucht der Rinder gegei^ 
ikreAkem ab; dießf^niclu^andieres ^Is eine Frucht 
^er öewoiinheit y und der IpdoJ^nzi, oft blofs deli^ 
cate Schonung der Seh wache ift. S. 83 findet es^den 
Grund d6r den Bufchmannrern- eigenen Ze iilOmug s- 
Wnth in ihreir Entfernung von gröfsexen Verbindun- 
gen,, um fich leichter ernähren zu können, woher 
auck ihre Gefräfsrgkeit ^ ihre Mifsgunft, mit Ande- 
reu zu.theilen, entfp^inge, ipiefe Z^rftörungswuth, 
die all^roken Völkern,, al JBL den Vandalen, Silin^ 
feem, 'iiläiien» 4f unns^n u^a. , charakteriftifch eigen 
ill, lachte ^<f|il hey den JBufchmä^fmern durch die 
harte £^biin41vi^g genährt . werden , di^ der Vf. zu 
entfeh^digen Celbft für nöähig findet. S. 483 wagt 
n es nicht, die Refidenz des Köni^ Mulihawang 
Sudt ziii nennen, 'weil der Ort k^me Thore und 
Mauren liat,i jo^bfchon er 600, Häufer und 5000 See- 
len ztthltt ,6»fAi>md«nParis, Haag* u.Lw. auch keine 
Städte^^und mancberM(ftfklfl6ckeir^iii« Stadt feyn. 

Die Beylageu enthalten 1) wae»b«reit»^i« Bw^*- 
tuehs und Vaters ethnoeraphifch - linguillifchem Ar- 
chiv abgedruckte fehr latereJüante Abhwdlung über 



die Sprache der wilden Hottemtottenftämwe^ infonder^ 
helt devK(yrßnen und Bufchmänner ; 2) über dte Spra* 
che der Beetjuaneru Die Bemerkungen über dief§ 
Sprache hat der Vf. deniMiffionarKok und feinen ei* 
genen Prüfungen zu danken. Sie ift, obgleich in viel 
fem dem Dialekte derKooITa ähuMch, doch bedeutenil 
tmterfchieden» Es fehlt das Schnalzen; das F mit 
den verwandten Lauten: dagegen hört man- den 
Schnarrlaut (R) in vielen Wörtern; . aT;ich wird der 
lallende Zungenfiofs mehr gebraucht. Sie haben 
wirkliche Hülfszeit Wörter für die vergangene, und 
zukünftige 2^it (^Acho haben, ilc^a wollen). Da« 
Wort der gegenwärtigen Zeit, oder des Seyns man- 
gelt gänzlich. In den Namen der Stämme und Ober- 
häupter zeigen fich die meiften arabifch klingenden 
Wörter, Die Zahlen drückt man feiten durch das 
Wort, fdndern durch aufgehobene Finger aus» Kt 
Makua (ichColonift, oder ich binColonift) bezeich- 
net in dem Coloniften zugleich alle Fremdlinge, die 
nicht Hottentotten oder Raffern find. * Ein Wort 
{Rukoa) bezeichnet hören, riechen , fchmeck^n^ 
fühlen, empfinden, verftehen, finden, gewahr wer- 
den,. i),£rUärung der Kupfer und Charte, Die 
Charte, im kleineren Mafsftabe, nach gew^öhnlichem 
Landch arten forma te projectirt und ausgeführt von 
//. Hf Gottholdt , geftochcn von Karl Marc in Ber* 
lin, ftellt den genommenen Weg zu den Beetjuanen^ 
die Südfpitze Afrika'is bis zum 24® füdl. Breite dar» 
Sie ift früher und correct. Wäre das Schild mehr 
verkleinert, und der indifche und atlantifche Oceaü 
weniger berückfichtigt, das Continent mehr verbrei»- 
p^% worden.: fq w.ürd^ fich das Verdickende und Zu- 
fi^mmenhäufende auf vielen Stellen deutlicher her*» 
ausgehoben haben ; befonders ian den Bäyen des 
krpmmen Riviers-, Plettenbergs-,. MolTel- und der 
Fals-Bay. Gegen die Wahl der Kupfer läfst ficU 
viel einwenden. „Alle diefe Kupfer, fagt der Vf^ 
erfcheinen mehr mit Anfprüchen auf die Billigkeit 
des Publicums, als auf die Bewtmderung. Die Zeit, 
in der wir leben, gebietet Entfagung.** Rec. würd« 
daher einige , z. B. No. 5, 5 u. o zum 1 Theile, ün»- 
terdrückt, und dafür einige^drträte, 2. B. vonJanf'- 
fen, van derlVIift und van der Kemp ^ ierner des Kö- 
nigs Mi^lih^wang , feines Hofftaats, eines bekleide- 
ten und nackten Beetjüanen, oder auch dieRefidenz 
des Königs , oder doch einzelne iiftereffantere Dar- 
.fiellungen, z. B. Rödezand, Zwellendam u.- f. w„ 
mitgetheilt haben. 4) Das Regißer zum erßen und 
zaveyten Bande fcheint .uns wegen der nachfolgen- 
den Bände überflüffig. H. ]?. E. 

Erlanoen, b. Palm: Umrifs der G&o^rajihle und 
Statiftik von Baiern. Zum' Gebrahich der Lehk* 
anßalten diefes Reichs. WonG.H^Kayfer^ Prof. 
der gefcbichtlichen Stadien am königl. Real 7 lif^ 
fiitut in Augsburg. 18« 1. ß26 S. 8* *(i6gr.)it 

Wenn gleich das, jvaft djer Vf». liier liefert, nljr 
«i^Leitfadensu-einer umfalTen deren baierifchen Geo- 
graphie und Staatenkunde zu betrachten ift : fo 
bleibt et doch immer eine verdienßliche Arbeit, die 



M7 



J. A. LJ Z. APRIL I 8 > 3 



133 



dahin gehörigen GegenßSnde zn rammeln, und in fy- 
Ikematuche Ordnung zu bringen. Wir find auch 
überzeugt, dafs ein zweckmäfsiger Gebrauch diefes 
Buchs in öffentlichen Lehranftalten fehr nützlich 
Und unterrichtend feyn werde; doch hätten wir ge- 
Wünfcht , dafs für joden Abfchnitt ♦ in Hinficbt der 
darin enthaltenen Lehrgegenftände , die betten Bü- 
cher und Hülfsquellen angezeigt feyn möchten , aus 
denen die Lehrer fich die weitere Renntnifs ver- 
fchaften u^ ihren Unterricht vervollßändigen Könn- 
ten. Wir fetzen abef dabey voraus, dafs dergleichen 
notwendige Hülfsmittel auf öffentliche Koften an- 
gefcliafft und in den Schulbibliotheken zum Ge- 
brauch der jedesmaligen Lehrer aufbewahrt werden. 
Der Plan, nach weichem Hr. üf.. dem Lehrer den 
LehrftQff vorzeichnet, ift folgender: I Abfchnitt. 
Jieingeographifoke Darjiellung des Landes Baiern. 
Dahin gehören : Naturbegrenzungen , Befchaftenheit 
des Landes, die drey Hairptgebirgszüge , merk^vür- 
dige Naturerfcheinungen im Gebirgslande (z. B. die 
Eisberge , , Lauwinnen , Höhlen , die Eiscapelle in 
Berchtesgaden u. a. m. ) , die Stromgebiete Baierns, 
mehr- und mindere Fruchtbarkeit des Bodens, Klima, 
Naturproducte und Einwohner. Wir vermiffen hier 
^ne Zufammenftellung der einzelnen Beftandtheile, 
aus welchen fich der dermalige Umfang des König- 
reichs Baiern, durch die neueften ZeitereignilTej, ge- 
bildet hat. Der II Abfchnitt begreift unter der Ru- 
brik; Conßitutiqn^ Alles, was auf die nöthigen Vor- 
kenntniffe der balerifchenStaatsverfaffung Bezug hat. 
Inx 111 Abfchnitt giebt der Vf. von den Gewerbszwei* 
Jen manche intereffante Nachrichten. Sie bettehen 
im Anbau der Erdoberfläche , die in einigen Gegen- 
den ungemein fruchtbar ift , in der Viehzucht , in 
Gewinnung der Mineralien (Gold, Silber und Ku- 
pfer werden, jedoch mit einem koftfpieligen Bau, 
imlnn- und Salzach -Kreife erbeutet), und in der 
Verarbeitung der Naturftoffe durch Handwerker, 
Xlimftler, Fabriken und Manufacturen. Unter an- 
deren geben die vier grofsen Sal^swerke jährlich eine 
^bedeutende Ausbeute» und befchäftigen viele ioo6 



Einwohner. Die Salzfohle zu Reichenhall foM jttr* 
lieh 3oe«ooo, und die zu Hall täglich 170 Centner 
liefern. — Sehr beträchtlich ift die Bierhraueref^ 
als ein Hauptnahrungszweig des Landes. Man zSlüt 
in Baiem, Tyrol ausgenommen, 3857 Brauereyen, 
die jährlich bej 839» *7* Scheffel Malz verbrauen. — 
Aus der Zucker fuderey aus Kunkelrüben wurden 
im L 1809 sooo Centner Zucker gewonnen, der (ich 
fq gitt als der indifche raffiniren läfst. IV Abfchnitt 
National ' Sittenkunde, V Abfchnitt. Oieograpkifehe 
Darjiellung der einzelnen Kreife. Bey jedem derfel- 
ben werden zuerft die natürlichen Grenzen, fodann 
die Beßandtheile, mit kurzer Bemerkung der natür- 
lichen ßefchaffenheit des Landes und der vorzüglich- 
ßen Gewerbszweige, und zuletzt die Hauptorte^ 
hebß deren Häuf er- und £in Wohner- Zahl, nadk 
den Stromgebieten eines jeden Kr^ifes angegebeB. 
Man findet in diefem Abfchnitt fchon eine gute Vor« 
arbeit zu einem vollftändigen l^andbuch der baieri- 
.fchen Geographie, weil bey jedem Orte die Vorzug- 
lichften Merkwürdigkeiten bcrück&chtig^ worden, 
die künftig nur einer weiteren Ausführung bedär« 
fen. 8.14.1 hat der Vf. Aex frohen MoorjTrecke tx* 
Wähnt, welche im Oberdonaukreis am linken Ufer 
der Donau anzutreft'<bn ift. Ihr Flächengehalt er- 
ftreckt fich auf 3f Q. Meilen. Neuerer ^iteu hat 
man ernftliche V'erfuche gemacht, diefe unfrilcht* 
bare Strecke durch Trockenlegung für die Cultur sa 
gewinnen , und man ift dainit fo weit gekommen, 
dafs bej 40,500 Tagewerk urbar gemacht , und an 
viele Coloniften überlalTen Avorden. Über Mähehen 
hat fich Hr. K, ausführlich verbreitet. Die Stadt 
zählt 48«ooo £in wohner, und Alles vereinigt fich, 
fie zu einer der erften Städte DeutCchlands ^u erh^ 
ben. Bej ihter geographifchen Lage ift «war der 
auswärtige Handel von keiner Bedeutung; aber defto 
anfehnlicher ift der Abfatz an Victualien , indem im 
1. 1809 bey io,Sdi,57S Scheffel Getreide verkauft wur- 
den. Der gefammte Fiächengehalt des Kdnigreicb 
lätst fich auf 1760 Q. Meilen mit ungefilhr 3,^00,000 
Ein wx>hnern berechnen* A*'S. 



K U R Z £ A t^ Z E I G E N. 



i 



'' ' Yermischte 8chäi»t»!I. Bamberg 9 b. Csxnpes Prakdr 
/che Vorfchrifteu und Ferfuche aus der Ökonomie , Tecknolo» 
iiV, (ikemie und Gewerhtkunde. Für Freunde dieler Wiiren- 
Xchafteii^ Von Joh. Conr. Güdet' LAxet der Matlieinatik, 
Fhyfik und Chemie (wp ?)• ^ift. XXVIII u. 340 S. 8- 
( 1 Rtblr. la gr. ^ Der Titel diefe^ Buchs iR ganz falfch ; er 
inuTste heiften: Nfitzliches Hunderterlev (Allerley.wäre viel 
*-«a wenig gelegt) für Feld - , Hsus - una Küchen - Ökonomen, 
.filr Haus&rzte imd Quackralber, für Mäufe- und hatten - Fan- 
C«r» für Wein- und Bier • i^lnfUer , für Bleicher, Flecken- 
ausmacher. Stiefelwichfer , Frifeurs, Zuckerbecker, und für 
I^ute, welche uub, lahm, ausßitsig, gichtbrüchig, und von 
tllen Arten üngeüefer geplagt find , oder fonft-an Seele und 
Jjtih leiden u/T. w^ Denn diefes ift eigentlich der Inhalt die« 
fes Terwonreasn nnd buntfohedüfea ^ichs. Sollte mtm glau- 



ben, da£s ein Mann» der üch Lehrer derMathematQs, Vhyßk 
und Chemie nennt, ein folches Pröduct zu Tage fOrdem laim? 
tJnbegreiflich iil et, wie die fbnft fo mufterhafte medieÜiücltt 
Polixey in Baiem 69 augeben h&nitte, diefies^Bwck evfdteiiMs 
und fo die darin fall für alle Krankheiuf^le vorffefcfiriebeoci 
Mittel einem Publicum bekannt werden zu lalfeuf wJ^Ml 
Krankheiten weder beurtheilen noch heilih darf und laiia. 
Wie werden fich die Quackfalber, die Sckärtii-ichter , ^cklier 
undConforten ^uea, wenn &e dnnh diefdifiuch auf enuml 
hinter die neneAen Entdeckungen der Ärzie kommen nnd 1D^ 
thodifch curiren lernen! — Schade, dxfs der Vf. nicht aack 
die, wie es fcheint, yerloren geeangene Kunfl, Teufel za ba- 
nen, befchrieben, und fo fein &ä noch YoUiladieer Mnadt 
hat. VieileUht thnt er diefes in einer Fowthbsm^'diAm^ Im 
der Vorrede, n^di (eb«» su hümt^a kf>St^ lAiv 



"* 



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tS9 



J E N A I S C K El 



130 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



APRIL 



1 8 1 S< 



■?-•• 



KRIEG SfVlSSENSC HAFTEN. 

lAiPZMyb. Barth: Vwjuch einer EncyhlopäMe der 
für die Infanterie Ofßeierevorzüglichß näthigen 
wiUtdrifchenfViJfenfchaJten^ bearbeitet zum Vor' 
trage in MHitärakademieen und zum Selb/lunler^ 
richte ron IV. IL A. v. Sehlieben^ kdnigl. Tächf. 
liemoiaiiC und Ober -Landfeldmeiler. I Band« 
Anfangsgründe der reinen Taktik, iQßg* 131 S« 
nebft 4 Kopf. li Band. Anfangsgründe der Feld- 
befeßigungskunß , nebß aer P'ertheidigung und 
dem ingrijfe der Schanzen, perfchan^er Dörfer 
ju fw. 1^1., fii7 & und SKnpfert. Q. (1 AtUr« 
10 gr.) 

Jetst, da die hfk mmaterhrwikegi tottdaiieraden 
firiege dco Nnteen kriegawiiTenfcbafilicber Bildung 
lo onfaesweiCelt darthan » ift die £rfclieia«mg dabin 
abaweckender Lehrbücher nicht befremdend; Tsel- 
mehr mab der Soldat fich darüber freuen » weil <die 
Wifenfchaft durch jede neue Bearbeitung gewinnt^ 
Es fcheint jedoch, ala werde das voidiegende Wed^ 
dielm Zweck nicht p;ans erfüllen, weil e« — für dieer- 
Aea Anßünger beftimmt — tkeils feinen Gegenwand 
SU oberflÄchlich behandelt, theils aber audi unrichiir 
g£ Gnmdfitse aufftellt, dÜie den nodtk Unwülenden 
leicht irre führe» können. 

Im I Baade heibt eaS.fi: ««In waldigen, bei^ 
gen Gegenden, W9 auf einem kleinen Räume Heb eixie 
grobe Armee bewegen foU. ift et oft erfoderiicb, riei; 
ii fünf Mann hoch zu fteÜen. Will num den Feind 
auf einmal mit rid SchülCen empCangen^ fo werden 
drey Glieder miftreitig mehr Wirknag thun, als ^wtf. 
£rfodert es aber das su leiftende Manövre »^ dafs mit 
hnger Fronte agirt wird, will man den Feind über- 
flügeln oder wohl gar in Rücken nehmen , oder ift 
der anzuführende Trupp an fich fcbwach: fo muff 
man in zwe^ Gliedern , auch öfters wohl gar nur in 
Einem GUede fieUen.'* Nicht die hier angeführten 
Urrochen aber find es , welche die Tiefe der Stellang 
beUmmen , fondevn vielmehr die Wirkung des feind- 
lichen Feuers tmd der Nachdruck , wdchen man den 
Choc geben« oder womit man dem An^rifie des 
Feindes widerftehen will. Ift tnan dem feindlichen 
StückGeuer fehrausgefetzt : fo f^Qt in die Augen« dafi 
die Treppen bey einer flachen Stellung ungleich we- 
aigerl^den, als. hej einer tieferen, während dieCe 
gegen den Angriff der Reuterey mehr Sicherheit ge* 
\rährt db jene. Nach S. 4 f oll die lutervalle dazu 
dienen, xan entweder die hinter der Infanterie aufge« 
fteltte GavaUerie durch die Linie paffifen zu lliil«^ 

/« AU l»k & i^iS« Zweyter Bant^ 



■^ 



•' <^ 



oder «m Qeidkntm hinein zu ftdlen. Beides ift nidit 
ihre wahre Beftimmung; ' ridmehr dienen fie, b«f 
dem Avandren den erfoderlichen Batmi zu rerfohaf- 
fen und das Drtegen zu vermeiden. Denn keine ipoll- 
geftellte Linie Ton mehreren Bataillonen wird im 
Stande fejn, en front zu marfchiren, ohne dmrdi das 
dabey unvermeidliche Schwanken und Drlhgen in 
Unordnung zu fconftmen. •*- Zu unbeftimmt habt es 
3«'5: «»Der Major und der ihm zugetheilte Adjutant 
halte fich vor oder hinter der Front da aiitf^ wo ihre 
Gegenwart am nothwendigftea ift.<« £8 ift klar, daft 
im Gefecht der Major nur hiftter 4er Front fejm kann« 
weil das Feuer aus dem kleinen Gewdur das Auf- 
halten vor derfelben von felbft vierbietet. Nach S. 6 
foU die Richtung um defiAalb nothwendig Cejn^ weil 
durch das zm uwte Vor* oder Zurück flehen eines 
Theils der Mannfchaft in einer Liißie die übrigen 
gehindert werden, dahin zufehen^ wohin ße fehen 
Jollen (?). Ja « nach 6. 7 ift der andere £ndpunct der 
Linie eines BataiHons «in unbedeutender G^genftand 
auf dem Felde. Hr. v. S^ bedenkt nicht« dafs be)r 
der Befolgung diefea Grundfatzes jede Sehlachtord- 
laung ein Unding feyn würde. Wie könnte wohl 
der General die Anlehnungspuncte der Flügel beftim- 
man , wenn die BataiUons-Cotnmandanten den zwe^- 
^n Punct ihrer Linie für unbedeutend aditen w^- 
ten? Beym Au&narfch würde auf diefe Weife der ei* 
Ae Flügel Stunden weit vor oder hinter den Anleh- 
nungspunct zu ftehen kommen. Die Fo%en bedüi^ 
fen kwier AuseinanderCetzuug. i. 

Im 2 Capitd, vom Marfch eu front, wird dcr£el> 
be GrundCatz wiederholt, indem es heibt: ^Ȇbrigens 
kommt ja auf eine kleine Drehung Nichts an,* und 
diefe entfcheidet gewifs nicht.** Da Hr* i). & eiA ' 
Geometer ift : fo kann ihm der Grundfatz von den di«^z- 
girenden Linien nicht unbekannt feyn. Aus dieCem 
aber geht hervor: dafs jede kus ihrer urfprnnglidteaa 
Richtung^ weichende Linie fich immer mehr von dev- 
felben entfernt, je länger fie wird; nothwendig mub 
daher eine Anfangs unbedeutend fcheineade Dcehunf 
fehr wefentlichen Einflufs auf die Direction des Ma» 
fshes haben. Der Vf. fcheint di^fs auch fdbft einzog 
fahen« weil er unmittelbar darauf die fohaltungder 
Richtung eines Bauillons, fowohl in fich als mit deü 
Neben-Bataillonen , foderC 

Beiler find die Definitionen des dritten und der 
folgenden Capitel: von dem FlankenmarCeh, den Uvm- 
dtionsveründerungen , den Formirnngen der Colon? 
neu • . den Bewegungen en Echdon und £chi^uiei\ 
und dem Treft*en - Durdiziehen. .3. aa wird die Frage 
aufgeworfen « ob fich das Seitwärtsziehen Aicht durch 

. 79 






• 9. 






.»J« 



JENArSCHE ALLG. LITERATUR- 2EITÜN6. 



^3* 



fli« AchteTrvrendtifig bewerkßelTfgen lalTe^ da et mit Se-^ 
Gtionen fame eigenen Unbequemlichkeiten babe ? Allein 
es ift fcbon bej jedem Flankenmarfch durch die blo- 
f»e Wendung nnmögtteh , die Leute dicht genug ssu- 
fammenzubalten , dafs die Linie ficb nicht verlän- 
gert: wie darf man hoffen, auf diefe Weife den fchrä- 
gen Marfcb mit der erfoderlicben Genauigkeit au be* 
-werkftelligen , wo der gemeine Mann, u> zu fagen, 
:fich felbft überlaffen iß, tmd 'weder durch <ÜeRieh- 
timg noch durch die Fühlung geleitet wird? Rec. 
•kann nicht beßimmt angeben , ob* wirkliche Verfuche 
angeftellt worden find ; ck>ch iß diefa bey der fo weit 
getriebenen Bearbeitung der Elementar-Taktik in der 
•prenffifchen und ößerreichifchen Armee wohl zu 
vermuthen. 

Das 14^ Cap. iß befondere f^ertheidigung der Li^ 
nieji- Infanterie gegen CavalUrie überfchrieben , und 
bandelt von den Quarrees, der Formirung auf die ge* 
.wohnliche Weife, fo wie der Anfmarfch aus denfel- 
ben in eine Linie gezeigt wird. Mit Recht wird jj. 
g7 zur Vertheidigung die Maße ^tm Quarree vorgezo* 
gen; jedoch ebenfalls fehr richtig dabey bemerkt» 
dab man nichts von dem feindlichen Gefchütz zu 
fürchten haben dürfe, deüen Wirkung gegen die Maf- 
fe nothi^endig fehr verbeerend fejn würde. Diefs 
findet aber auch fchon in Abgeht des hohlen Quarrees 
Sutt, das in fireyem Terrain der Caval>erie nidit lange 
Widerßand leifieu wird, fobald diefe Gefchütz bey 
fich hat, 

• In dem Anhange zum etßen Abfchnitte wird von 
den Gebrauch der Infanteriewafien gehandelt, und der 
mit einem Bajonet verfehenen Flinte (nicht Muskete) 
der Vorzug vor |edem Stangengewehr gegeben , auch 
beyläufig der Unbranchbarkeit des Seitengewehres für 
den Infanteriften erwähnt. Das Kleingewehrfcuer wiH 
der Vf. erß auf 70 bis go Schritt anfangen laHen; al- 
lein die Erfohrung hat lingft gelehrt , dab die auf 
gröbere Entfernung vom Feinde fchon Verwundeten 
dann zu fehr auf die Einbildung des Soldaten wirken, 
un4 ibn muthlos machen, befonders wenii er nicht 
felbß angreift, fondem den Angriff des Feindes ße- 
' bendea Fubes «Erwarten mufs. Sind die Trappen to 
gut geübt, dafs fie nicht gleich ins Plackerfeuer fal- 
len: fokann man fie gar wohl durch ein langbmesPe* 
l^tonfeuer befchäftigen , bis der Feind nahe genug iß, 
«m ihm nach einer Bataillons-Salve mit dem Bajonet 
«uf den Leib zu gehen. Bey den verfchiedenen Char- 
gimngsarten vermifst Rec; das bey den Franzofen 
cingenihrte Rotten- oder fogenannte SatatUen- Feuer 
jganz. Das follte fchon defshalb nicht fehlen, weil es 
>6n den Sachfen (für die diefs Weikchen zunächß be- 
Aimmt iß), wie von allen übrigen Truppen des Rhein- 
bundes, angenommen worden« 

Ganz überflüffig find die S. 85 gegebenen 5& Com- 
«landoworte. Sie muffen immer aus dem Exercierre- 
glement eriemt werden ; hätten auch fchicklicher ih- 
jetn Platz bey der Befchreibung der nach ihnen, ans- 
anführenden Manövres gefunden. 

' Der II Abfchnitt redet von der Taktik der Jäger^ 
Sthütun und leichten Infanterie^ wo die Stdlung 



derfelbenr in Bataillone und Divifionen zu atufüjhr- 
lidi behandelt wird, da fie fich in Nichts von der der 
Linieninfanterie unterfcheidet. Vorzüglich hat hier 
Rec. anßiitt des Quarrees die S. 97 vorgefchlagene Auf- 
ftellung kleiner Maffen von halben Divifionen gefal- 
len, die zuerß von dem Marchefe Pescari in der 
Schlacht bey Pavia gebrattcht , und nachher vo« dem 
bekannten Grafen von Bückeburg noch mehr auege- 
bildet wurd, Diefer ganze Abfchnitt iß gut und fei- 
ner Ab'ficht entfprechend. 

Der in Abfchnitt Don der Gavaüerie- Taktik \aX 
Rec. weniger befriediget. Die Wendungen werden 
blofs zu dreyen angegeben, da doch neuere und ge- 
nauere Verfuche lehren , dafs auf diefe Art bey dicht 
aufgefchloffenen Gliedern und fchnellen Bewegungen 
die Pferde einander hinderlich find. Es ift daher vor- 
theilhafter, die Wendungen und Flankenbewegun- 
gen zu Vieren zu machen, wo alsdann der zwifchen 
den Gliedern entftehende Raum den Pferden die Be^ 
wegungen erleichtert. Bey der Stellung zum Angriff 
haben wir die zu der fogenannten Attaque en Murailr 
le — wo die Escadrons keine oder nur fdir kleine 
Intervallen haben — und dann die neuerdings ange- 
nommene vermifst, wo auf beiden Flügeln die flufser- 
ßen halben Züee en Colonne ßehen, um nadi gefche- 
henem Einbrueb dem Feindein die Flanke zu fdiwen- 
ken. Ein Inhaltsverzeichnifs und ein Regißer der 
vorzüglichßen Kunßwörter machen d^ Befchlufs. 

„Die Elemente der Feldbefeßigungskunß m^* 
lichß deutlich , gedrängt und auf gefchmackvolle (?) 
Weife vorzutragen *S war das Ziel, welches Hr. r. 
5. fich bey Bearbeitung des zweyte7i Theiles vor- 
ßeckte. Die vielen über diefenGegenßand erfchiene* 
Ben guten Schriften machten ihm diefs leicht. £s be* 
durfte nichts als einer verßändigeh Auswahl des b^ 
reits Vorhairdenen , um etwas Brauchbares zn liefern. 
Das Ganze handelt in 9 Capiteln: von den ein- 
zelnen Theilen einer Schanze, der Brußwefar, den 
Graben u. f. w* ; ^on dem Traciren der Schanze; von 
den Bekleidnngsmaterialien ; von dem Bau an fich 
felbß; von den HindemilTen, um dem Feinde die 
Annäherung an die Schanze zu verwehren ; von det 
Einrichtung einzelner Schanzen, in Abficht ihrer ror- 
theilhafteßen Vertheidigung; vom Gebrauch der Waf- 
fien zu Vertheidigung einer Schanze ; von der Befcfii- 
gung einzelner Terraingegenßände; und vom Angriff 
und Vertheidigung der Feldfchaiazen und befefiigtea 
Orte. — 8. 43 heilst es; „Unter allen anderen Re- 
douten find die fünf* und fechsechigen die b^luchbs^ 
fien und zumAbftecken für -den In&nterieofficier an 
bequemßen; denn wie fchon erwähnt worden iftt 
beßimmt in den meifien FäUen das Terrain die G^ 
ftalt der S<^anze." Rec. ficht nicht ab, welche Vor* 
züge die fünf- und fechseckigen Redouten haben fol* 
len , wenn es nicht vielleicht der einer M^tläufttgep 
Berechnung und eines fchwierigen Ban6s iß. . I& 
Berechnung der Gr5£ie einar fiDlchen Schanze in^sicht 
bekanntlich fehr von der einer viereckigen ab , nnd 
aus den £ür letztere gegeboaen Begeln Übt fich jene 
nicht herleiten. -* jls iß nicbt gegnan<tet.^d&(s auf 



»SS 



APRILiS^S. 



194 



Einer Pafcliinenbanl^ In jeder Stunde 5 zcbnfchtN 
hige Fafchinen gebunden Trerden kennen , wie S. 55 
und 64 angegeben wird. Nach allen vielfachen £r- 
bbrnngen des Rec. ßnd 3 ziyölfTchuhige Fafchinen 
das Höchfte» waa geübte Arbeiter in Einer Stunde 
liefern können. — Bey den von Seharnhorjt vorge- 
fchlagenen PfUilgen heibt et S. 100: »,man bediene 
fich ihrer befondera in neueren Kriegen fehr häufig.*' 
Allein üec. find » ihrer erwiefenen Nützlichkeit ohn- 
erachtet, nur wenig Bejfpiele ihrer wirklichen An- 
wendung bekannt geworden. Man kannte vielleicht 
ihren Gebrauch nicht , oder hielt ihre Verfertigung 
fnr zu langweilig. — ,S. 14^ wird der Schanzen 
mit ganzen Bollwerken gedacht. Allein » abgefehea 
von dem fchwierigeren Bau folcher Verfchinzongen» 
gewähren fie durchaus keinen Vortheil» Atn man nicht 
auch bey einem einfachen Tenaillenwerke erlangen 
könnte. Sie haben inwendig wenig Ri^um , und die 
Seitenvertheidigune der Flanken ift blofa eingebildet. 
— Bey Gelegenheit der Blockhäufer fagt' der Vf. S. 
143: „kein Werk mit ein- und anagehenden Winkeln 
fdiickt fich hiezu.'* Dennoch haben bejnahe alle, 
von Mütter mit fo vieler Genauigkeit angegebenen 
Blockhäufer eine achteckige Form; die einzige, we^ 
che einige Seiten vertheidigung gewähret» und dadurch 
die todten Winkel auafchliefet. Man läuft bej die- 
fer Form nicht Gefahr, dafa fich der Feind an die 
tinbeftricbenen £cken hängt, und das Blockhaus in 
Brand ßeckt. — Von der Befeftigung und Verthei- 
digung einsein ftehender Häufer, Kirchen u. f. w. 
fowöU als ganzer Dörfer und kkriner Städte wird 
S. 160 folg. das Bekannte beygebracht; Rec. kann 
fich hier im Allgemeinen der Bemerkung nicht ent- 
balten, dafs es der Fälle nur fehr w^enige giebt, wo 
eine dergleichen Befeftigung Statt findet. Wirft fich 
ein Trupp in ein folches Gebäude : foift ihm auch ge- 
"wohnlich der Feind fo nahe, dafs zu allen Vertheidi- 
gongsanflalten keine Zeit ift, und man fich mehr auf 
die Tapferkeit der Soldaten als auf jtae kiinßlichen 
Hnlfemittel verlailen mufs. -^ Die Vertheidigung 
der Flülfe S. i77 enlliält zwar alle dazu beftimraten 

! gewöhnlichen Mafsregeln , wird aber geg^n einen ra* 
chen und thätigen Feind gewifs allezeit ihres Zwe- 
ckes verfehlen, wie die vielen Beyfpiele aus der neue- 
ren Kriegsgefchichte zur Genüge beweifen. S. 178 
foUen die fteinemen Brücken der Längenach durch ein 
kreuzendes Kanätfdienfener beftrichen werden. Diefs 
ift ein Wlderfpruch , oder würde eine Brndte von 
Qogehetirer Breite vorausfetzen. Immer ift gegen 
tieSiColonnen von fchmaler Front der KUgelfchurs 
vorzüglicher und von fürchterlicher Wirkung. £s 
bedarfnicht gerade einer förmlichen Mine , um eine 
fteineme Brücke zu zerftören; ein Fafs Pulver, auf 
denSchlufsftein eines Bogens gefetzt und angezündet, 
wird diefe Abficht eben fo gut erfüllen. — S. 189 
hätten diejenigen Werke angegeben werden follen, 
in wdcbenman nähere Auskunft über die Befeftigimg 
gröfserer Terrain -Strecken, der Meeresküften u. f. w* 
findet, damit der Officier, wenn er fich näher un- 
terricbttn will» dnrin fi^ Baths erholen kann. — 



Nidtt allezeit ift 3er ^orfpringende Winkel einer 
Schanze ihr fchwächfter Punct. Bey Redouten wer- 
den gewöhnlich die Kanonen auf diefelben geftel]t, 
und es vrürde dann nicht gerathen feyn, die Angrifts- 
Colonne dahin zu dirigiren. Beüer ift es, das Kano« 
nenfener durch einen Tirailleur - Angrift* zu fixiren, 
und mittlerweile fich im vollen Lauf der Schanze zu 
nähern. Gegen einzelne Feldfchanzen nach S. 191 
Ach der AicofchetfchüiTe zu bedienen , wird bey den 
To groben Difterenzen der Auffchläge nur wenig Nu- 
tzen gewähren. Mit bey weitem gröfserem Erfolg 
bedient man fich auf 600 Schritt des vollen SchuiTeet 
der fehr bald die Bruftwehr durchdringen und fie 
abkämmen wird. Die Granaten werden mit fehr 
fchwachen Ladungen und mit der höchften £leva* 
tion geworfen, wo fie am erften in der Schanze 
liegen bleiben. 

N. M. M. 

Halle, b. Schimmelpfennig: JDU paßagere oder 
Feld'FortißeatioJu Min Ijeit faden für den Un* 
terricht von Friedrieh Meinert^ Capitain im kö- 
nigl. preuff. Ingenieur- Corps. Mit 4 Kupfertaf. 
iSifi. s6o S. 8- (^ Kthlr. is gr.) ^ . 

Ein eigentliches Lehrbuch, blofs zur Hülf« bey dem 
mündlichen Unterrichte beftimmt, hat, vorzüglich 
in den KriecswiHenfchaften , feine eigenthümlichen 
Schwierigkeiten. Während man auf der einen Seite, 
und mit Aecht, das Zuviel zu vermeiden fuchenmufs : 
kann man fehr leicht in den entgegengefet^ten Feh- 
lerverfallen, und au wenig thun. In einer, nicht 
rein philofophifchen , ' fondem mehr praktifchcn WiC- 
fenfchaftf wie die Kriegsbaukunft (fowohl die per* 
manentemla die Feldverichanzungskunft) und die Ar- 
tillerie, ift es bey weitem nicht hinreichend, blofs ihre 
Hauptmomente und allgemeinen Grundfätze anzuge- 
ben; hier dürfen auch die zu den praktifcben An- 
wendungen der letzteren unentbehrlichen Dimenfio- 
nen der befonderen Theile nicht fehlen. Diefs ift 
nach Rec. Anficht der Malsftab , welcher den Beur- 
theiler eines Werkes, wie das vorliegende, bey feiner 
Arbeit leiten mufs, und nach dem auch wir unterfu« 
chen wollen , in wiefern dJtt V£. die an ihn zu ma- 
chenden Foderungen erfüllt hat. 

Die Einleitung enthält dfe Erklärung der in der 
Feldverfchanzungskunft vorkommenden Benennun- 
gen. S. 4 wird die Fortification in die beßändi^e^ 
flüchtige und pravif orif che xmiettchieAen, Uns fchemt 
die einfache Eintheilung in Kriegsbaukunft und Feld" 
verfchanzuHgskwift zweckmäCsiger, denn die letzter« 
ift mit der provilorifchen Fortification unbezweifelt 
etnerley. Nicht allein die Möglichkeit, felbft den 
Auftrag zu Erbauung von Feldfchanzen zu bekoni- 
men, mufs den Officier, vorzüglich den Infanteri- 
ften, antreiben, fich mit den Gmndfätzen der Feldver- 
fchanzungkunß bekannt zu machen ; er wird ohne ei- 
ne hinreichende Kenntnifs derfelben, aus welcher die 
der Stärke^ und Schwäche jeder Schanze hervorgeht, 
nie im Stande feyn , ^hörige Anordnungen zur Ver- 
theidigung oder zum llngrilt zumachen. Sdbß di# 



:*35 



f. A.^L« ^. AP B. I L;i 8 > 3« 



136 



liditig^ Benftheflong 'M Terrtifit ih Hinficbt der vol 
nehmenden Stellangen beruhet auTden Qrundräuen 
der Kriegsbaukmift , ohne die üch Niemand fcbpiei- 
^dn darf, ein guter Feldherr su werden. . 

Daa ganse Werk zerfällt übrigens in zwey Jh- 
fchnitie, von denen der erße die Anlegung der Feld- 
Ichansen an lieh felbft, der zweyte aber den Angriff 
ttnd die Vertheidigunff derfelben enthälL Man 6ndet 
daher im 1 Cap, die allgemeinen Grundlätse der F^l^* 
fortification : »«1) Sich überall, felbft von oben, ^en 
das Einfehen und gegen die Wirkung der feindlicHeo 
Waffen jeder Art sn decken. 2) Die deckenden Weiw 
ke fo zu ordnen , dafa fie den Gebrauch der verfcbie* 
denen Waffen amir Vertheidigung nidit bindern , vieU 
mehr denfelben noch beCöidern. 3) Durch natürlir 
che oder künßliche Hinderniffe* dem Fein.de <tie,An«- 
näherung zu erfchweren , und ihn dadurch läpg^r im 
vvirkfamften Feuer aufzuhalten. 4) Endlich, .durch die 
künftlichen Hinderniffe den Feind vom Angriff mit 
den blanken Waffen abzuhalten , und den Vortkeil 
ihres Gebrauchea auf die Seite der Vertheidiger zu 
Menden.** Rec. fugt noch hinzu : die Verfchanzung 
mufa auch nach Verhfiltnifa ihrer Beftimmnng in- 
vrendig den gehörigen Raum haben ^ um fowohl 
die darin vorhandenen Kriegageräthe bergen » rala 
auch eine hinreichende Referve zu (Jntcrftützung 
der den Wall befetsenden MannCchaft auffteUen zu 
können. 

Im sten Cap. geht der Vf. zu den gewöhnlichen 
Dimenfionen der befonderen Theile einer V.etfchan- 
zung über. In Abficht der Dicke der Bruftwehr ift 
zwar 10 bis ifi Fufa als daa Maximum angegeben; al- 
lein Rec. weifa aus Frfahrung» dafa in den mei* 
den Fällen diefe Stärke zu gering iß, um dem gut 
gerichteten Feuer zweyer fechspfündiger Batterieen 
Widerftand zu leißen. Der obere Theil der Bruft- 
wehr wird ' fehr bald bia auf eine Höhe von etwa 3 
Fufa abgekämmt werden, und die nun blofa geftellie 
Befatzung ihr Zutrauen, und folglich auch den Muth 
verlieren. Den leeren Raum zwifchen den Schrankwän- 
den der ßlockhäufer, anftatt des Auaßampfeus mit £r- 
de, nach S. 32 mit Steinen auszufüllen, ift we^en der 
dadurch vermehrten Erfchütterung, die fich der hin- 
teren Wand mittbeilt, und dadurch die Verbindung 
der Balken fchwächt, nicht wohl anzurathen. — 
Obgleich mit Recht S. 42 die dreyfacbe Höhe zur Un» 
ge der Auffahrten angegeben wird : fo mub Rec. doch 
bemerken , dafs bej einer Höhe der Bank von etwa 
S Fufa man fich kein Bedenken machen darf, bcy 
nachtheiligem Mangel innerea Räumet in einer Schäu- 



ble oder Foften; d«r AulEahrtbloCa die Höbe mm Anh« 
;e zu geben. Mit is bia 16 Mann läfat fich jeder 
richte Secbapfünder hinaufbringen. Rec war ein- 
mal in der Lage» einen Foften mit Gefchütz verthei- 
digen zu foUen , der zwar eine 4 j Fufa hohe firoft* 
wehr, aber weder Bänke noch Schiefafcharten hat* 
.te, während der Feind im Begriff war, zu ftürmen. 
Zwey leichte Feldkanonen wurden hier, und ohne 
^ofae Anßrenffung, auf den beiden flaukirenden Win- 
keln durch lü bis so Mann über die etwas eingerollte 
InnereBöfchung der Bruftwehr auf diefe gefchoben,mnd 
durch einen gut angepfählten Stofabalken gegen dai 
Herabrollen in den Graben gefiebert, um daa ang^ 
griffene Thor durch ein in diefer Nähe (ehr wirk- 
iomes . Kartätfcbenfeuer zu beftreichen. — Der S. 
44. ejwähqte Abfonderniigagraben zwifchen der 6^ 
^hützbank ^n^^ der Qrußwehr gewibrt zwar al- 
lerdings den von Hn. iK/. angegebenen Vortbeil, darin 
nach dem Zurückziehen dea Gefchützes In^nterie 
zur Vertheidigung auffteUen zu können ; bat aber da- 
bey den wefentlichen -^ .felbft von Scharnhorß 
iflandbuch für Officierü 11 Theil) nicht beachteten 
•— Nachtheil, dala -wegen der gegen dea fich nl- 
kemden Feind tief gerichteten Mündung deaGefcbütui 
die Schufslinie nur eben über den obem Rand der 
Bruftwehr hinftreicht, und der letztere ohnfehlbar 
durch den Dunft herabgeßofsen , fo wie die oberen 
Bekleidungfifafchinen angezündet werden nuÜTen. 
Ganz unnütz aber würde ea feyn , nach S. 47 ^clie 
^chiefsfcharten inwendig 3 bia 4 Fufa , und äobcr- 
lieb lu Fuls zu n^achen» damit daa Gefchütz bejm 
^efchwindfeuer nicht nach jedem*Schufa vor und mit 
4em Kopfe in die Schiefafcbarte gebracht werden 
darf.'* Jeder Artillerift wird hier dc»i Vf- fagen, 
dafs diefs nie Statt finden köi^ne, weil derKartitfcben- 
Xchufs hey der geringßen Abweichung .von der Di* 
rectionslinie Ilsit wärta in die Brußwefar gehen , un- 
fehlbar aber die innere Bekleidung der Schiefsfchir- 
t^n verbrannt werden würde. Demnäcfaft würde ei- 
ne fo weite Schiebfcharte dem Artillenfien gar kei- 
|ie Deckung gewähren, und daher die auf fie gewand- 
te Arbeit eben fo zweckloa als überflüllig leTn. «— 
Wenn nach S. 54 die Traverfen der Feldfchanaen, 
anftatt der Fafchinen,mit Flecbtwerk verkleidet we^ 
den : fo hat diefs den Nacbthei], daCs eine in der Tra- 
verfe ftecken gebliebene und hinter der Verkleidni^ 
fpringende Granate jene ganz umftürtzt, anftatt dili 
bej der Fafchinirung nur n pder 3 zu nächft ßn üv 
liegende Fafchinen berauagetrieben werdep. -« 
QDw Bsfihlm/s folgt am End^ du uädißeß StMtU^ 



ZVEUE AUFLAGEN. 



puedlMurgf b. Emil: UmUrhtiftmnMen für die Jumend* 
Zur Bfttzliohen delbftbefobifdgung und BeiAkrung. ^«uo 
Auflage, tgia. ai6 S. A* (10 gr.) 

Hannover y b. d. Gebrüdern Hahn: Unterhaltungen mit 
Qott im dem Ähendßundem auf jeden Tag des Jahres von Jo* 



kann Friedrich Tiede » köniffL preaif. Oonfiftcviab^dH» sa 
Schweidnitz. £1 fter TheiL JNeunta Auflage, DimJirelclica 
und ycr mehrt von F. P, fVilmfen. 1813. Vt u, «74 S, fi. 
(i Rmlr. la gr,) 



.9 • 



*w 



J EKA I S C HE 



»58 



ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



APRIL 



8 



0>mm 



KRIEG SFP'TSSE]SrSCHJFT£N. 

Ballm, b. Schimmdpfieiinig : Dis paffagers oißr 
Fdd* Fortißcatien, Min Leitfäden für denUn" 
tarricht. Von Friedrieh Meinert n. f . w. 

(Bifchlufs der im vorigen Stücke abgebrochenen RecenfionO 

Uk Anwendnng der Deckrafen^ ntch & 6t , d. ^. 
die Belegungen det BAfcbangen mit Rafenpatzen» die 
bewik:hfene Sehe anawSrts, ift bey dem Schanzbau 
ganz zwecklos. Diefes Verfabren gewäbrt darchan« 
keine Feftigbeit; und die Raren w^den von dem er- 
ften Regen tbeflweife berabgefpühlt , wenn fie auch 
noeh to (eft angepflöckt fitid. — In Hinficht der Fa- 
fchinenbekleidung vermUTen wir die Beftimmung der 
Mifse der FaCebinenbänke , fo wie aller fick aaf die 
Verfert^ong und Anwendnng der Fardiinen bezie- 
haidenuimenfionen^ Sie Tollten debhalb nicht fehlen, 
weil gerade die Eafchinen bey Feldfchanzen am bäii- 
figften und keTnabe nnr allein gehrancbt werden. 
Schanzkörbe find, aufaer in den Laufgräben, zu Be- 
hleidung der Feldarbeiten nicht gewöfanlich; ihreVer- 
ferdgiiha ertodett zu viel Mühe und Arbeit» Neben 
den Weiden und Birken find auch Tannen* und Fich- 
ten • Zweige cEazu br^techban - ^ 

Im 4 Cap*. handelt der Vf. von der Anordnung der 
Linien, aua welchen die gröberen und ^deinerei^ Ver- 
fcbanzungen beliehen, auf eine fehr zweckmäfaige 
Weife. Nächft der Schwierigkeit der Verfertigung 
derCremaillieTen ift wohl ihre entfchiedene Nutzfofi^- 
keit, die auch fchon Scharnhorß dargethan hat, die 
>vabxe Drfache ihrea Nichtgebraucha. Hr.üf. fcheint 
fie nicht ganz verwerfen zu wollen ; Rec. hingegen 
iil feß überzeugt, dafa fie aua dem angeführten urun^ 
de bald ganz ^ua der Feldverfcbanzungakunft ver- 
tchwinden werden. 

Daa 5 Cap« befchäftigt fich mit der Eintheilunff 
der Verfchanzunsen nach ihrer änfseren Form und 
der Lage ihrer Linien i) in folche, die blofse Fron- 
talvertbeidigung haben; 2) in mit Flanken verfebene; 
und endlich 3) in oben bedeckte Schanzen. Von al- 
len werden die wefentlichßen Eigeiifchaftcn und 
die Conftructionen angegeben. Ziemlich weitläuflig 
wird S. 99 f. von der Wagenburg und ihrer Verthei- 
^igung gehandelt, obgleich die letztere gegenwärtig 
wohl nur hoch in einem Feldzuge gegen irreguläre 
Tartarenborden ihre Anwendung finden kann; denn 
die leichten Vortruppen aller übrigen Völker fahren 
gewohnlich auch reitende Artillerie bey fich, gegen 
deren Wirkung die Wagenburg nicht lange aushalten 
würde.; Die Befchreibang der ßlockhüafer uiid be-, 
deckten Caponnieren ift ausfuhrlich und gut. Ihr Bau 
ond ibr G^ebrauch verdiente weit mehr Rückficht, ala 
ihnen gewöhnlich wird. Sie gehören ganz befondera 

J. ä.1m Z* 1813» Zwejter Band, 



in die Kategorie derjenigen Verfchanzungen , die 
ihre Beftimmung wirklich erfüllen, d. h. die AtfOL 
Feinde einen kräftigen Widerftand entgegenfetzen tmd 
nicht beym erfien Anlauf genommen werden. 

Es Cef Rec hier vergönnt, ein Wort über däi 
Feldverfchanzungen überhaupt zu (agen. Je weniger 
ea in diefem Theile der Knegakunu an Lehr* und 
Hülfa- Büchern fehlt: um fo mehr muCa man er(Uu- 
nen, wenn man ficht, waa darin wirklich im|Felde 
geleiftet wird. Man könnte ohne Unwahrheit be- 
haupten: fich verfchanzen heifs^ die Erde umwüh- 
len, um dann in den Flugfchriften die Thaten dea 
Feindea zu vergröfsern « wenn die Nichtkenner lefen, 
ea feyen Schanzen mit Cavallerie genommen wor- 
den u. L w« Eine Redoute« deren Graben über ic 
Fufa breit und pallifadirt ift, wird auch von der he- 
ften Cavallerie der Welt nicht erobert werden kön- 
nen , fo lange die Befatzung noch Mnth und Kaltblü- 
tigkeit zur Gegenwehr hat. -^ Sehr zwe^kmälaig 
fcheint Rec. die Verftärkung der Redouten jj. 140 
pach Scharnhorßi Vorfchla^, durch im Graben an« 
gelegte hölzerne Capohnieren. — Nachdem der Vf. 
Regeln und Beyfpiele zu Berechnung der Grobe und 
dea inneren Raums gegeben, ftellt er $• 155 folgende 
zni^cy — * übrigena auch fchon bekannte -— Grund* 
ßltze auf: „Jede Schanze mufa fo placirt werden, 
daCs fich kein Terrain theil um fie herum befindet, auf 
tvelchf^m der Feind aua ihr nicht befehen und be- 
fchoflen werden kann. Und dann mufa jeder Zugang 
SU einer Verfchanzung innerhalb der Feuerwirkung, 
nicht allein von vom, fondem auch von der Seite 
aua, von ihr gefeben und beftrichen, und alfo der 
ihn paffirende Feind in Front und Flanken , und in 
dev Nähe, wo möglich auch, im Rücken befcholTen 
werden können.** •— 

Unter den Hindemillen , dem Feinde die Annä- 
herung zu den Schanzen zu erfchweren, wii^d zwar 
Cap. 6 auch der bedeckte fVeg mit aufgeführt, jedoch 
zugleich feine Unbrauchbarkeit'bey Feldverfchanzun- 
gen überhaupt bemerkt. Selbft bey Brückenfchanzen 
würde Rec ihn für unnütz halten, und blofa bej 
den tiefen Gräben alter Städte ihn für zuläffig erken- 
nen» unter der Vorauafetzung, daCs ea weder an Zeit 
noch Holz fehlt, um ihn wenig/lpns mit Einer Reihe 
Fallifaden zu verfeben. Hierauf folgen die übrigen 
bekannten Hindemifle : Vorgraben ; deufchirte Wer- 
ke; Wolfsgruben; Fallifaden; Sturmpfähle; fpanifche 
Leiter; kl^nePfählgcn; E^gcn; Fufaangeln; Verhaue j 
Fladderminen und Überfchwemmungen. Bey den 
Fiadderminen werden Tafeln der Ladungen in ver- 
fchiedenem Boden und im Veaüältnifa dea Durchmcf« 
fera dea Trichters für 5, 6, 6 wnd 10 Fuft Tiefe, fo 
wie zu Beftimmung der Gröfae dea Kaftena für La« 
düngen von 10 \n% ago Pfunden beygebracht. 



80 



^» 



JEN AISCHE ALLe. L.ITEEATUR - ZEITUNG. 



i¥^ 



, ' Im 7Ctp. geht Ib.M an dffSk grft&cfen Verfcha»-, 
smigien und ganzen Linien über, defen verfebiede^et 
Zafanimenfetzangen hier angegeben werden. Sehr 
wahr iß die za Anfang dieret CapiteU befindliche Be^ 
xnerkung, dafa aMe Vcrfchanzungen nichu taugen, die 
nicht von gehöriger Stärke» fowohl in Abßcht dea 
Profils als in Abficht derHinderniffe gegen den feind- 
lichen Angriff, ßnd , nm eine krSftige nnd dauernde 
Yertheidignng zu gewähren. 

Das 8 C>P* handelt vom Commandement (Ober- 
hohen > und DefUemeni der Feldwerke. In Hinficht 
des erfteren wird 4J Fub fdr die kleinfte, 9 Fürs als 
die gröfste Höhe des Kammes einer Bruftwehr angenöm^ 
Inen, hej welcher in der£bene das ganse umliegende 
Terrain beherrfcht wird. Um diefe Höhe in unebenem 
Boden «x beftimmen, dient das Defilement, nach 0. S41 : 
,,die Entsiehung des Inneren der Werke einer Ver- 
fchanaung aus dem Auge und der geraden Feuerwir- 
liung des Gegnersw*^ DieCer ganse Abfchnkt ift fekr 
Bweckmarsig bearbeitet , und giebt eine binreiebend 
^eutüche Darftellting des Verfahrens hey demDefiliren 
siSner Verfchansung. 

Das 9 Capitd xeigt endlidi die taktifche Anwen* 
düng der Verfchanzungskunft nach Befchaffenhcit der 
Torgefundenen Terrain^egenftinde fowohl im Oro«> 
Isen, als b<^ kleineren ifoHrten Foften. 

Im loCap. kommt Hr. M. wieder auf die AusfSli- 
fung des Baues der Fddverfchanaungen zurück , wo 
▼erlchiedenepraktifche Notizen über die zumBauerfo» 
derliche Zeit, über die Zahl der Arbeitern, f. w. gegebea 
werden. £s wird zwar hier nach ^rueif/irtf und anderen 
Kriegsbaumeiftern vorausgefetzt, „dab Ein Mann Ug- 
Iichai6Würfelfufs£rde ausgraben und^ zur Seite wer- 
fen kann«* ;, allein Rec. bat die Erfahrung gelehrt, dab 
ein fleibiger Arbeiter in fandigem lockerem Boden bis 
auf 1400a WTürfdfub in to Stunden ausgraben kann. 
Obfchon nun diefe Arbeiter im Gedinge arbeiteten: 
fo llbt ficb doch danach leicht die Arbeit bejm Scbans- 
bau berechnen und der Fleib der Arbeiter beurdiei» 
len • die offenbar wdt mdnr leiften könnten , als ge* 
wohnlich gefchiebt. Man follte daher auch inmier 
den Fddfchanzen dn fo ftarkes Profil geben, als es 
nur immer Zeit und UmftSnde verßatten ; denn nivr 
Ton einer hinlänglich gegen die Wirkung der feindli- 
chen Gefchoffe geficherten und durch maucherley Hin- 
demilTe rerOärkten Verfcbanzung läfst fieh ein kräfti- 
ger Widerftand erwarten. Bej dem Fafchinenbinden 
werden zwar nach der in der lächfifchen Artillerie 
eingeführten Vorfchrift a Mann zu dem Ausäficn dea 
Strauches gegeben. Ein Mann ift jedoch völlig hin- 
* rdchend zu diefer Arbeit, die blofs im Ausfnchen und 
Sbirichten der Bindewieden befteht. Auf eine Anzahl 
Fafchinenbänke mufs jedoch noch befondera i Mann 
SU Unterhaltung des Feuers gerechnet werden, um 
die Äfte zu den Wieden darauf zu bähen. 

Obgldch die Verfertigung der fpanifdien Rdter, 
der Gattertbore, Gefcbüubettungen u. f. w. durch die 
Zimmerleute gefchiebt: fo läfst üch doch die dazu er- 
iodarlicbe Hohumenge, fo wie Zahl der Arbeiter und 
das Workaeug für fie Idcht beftimmen, und Rec 
hätte im alle diefe Gegenfiände genauere Angaben ge- 
Wüi>Tcbt » die nachher bey der Berechnung ihlilicber 
ÖagenOände «mr Grundlage dienen könnten. 



Im ztveyten siifchnHtt yom Angriff «ni V^ftbli* 
digcmg äer Verfdhanzuugen r wix4 der eine ilrle 4i« 
andere als indirect und direct unterfebieden. Jener, 
der mittelbare Angriff« wo der Fdnd durcb ftrategi- 
fche Bewegungen genöthigt wird, feine Verfcbanziitt* 
gen zu verlailen , kann wohl nicht füglich mit dem 
Namen eines Angriffs belegt werden, und bedürfte defi- 
balb hier keiner Erwähnung; nur dfer wir£liche Angriff 
und die wirkliebe Vertheidigung mit Gefcbütz und 
Gewehr kommt im Verfchanzungskriege in Betracht 

Ea ift irfeht eben notbwendig', cBe Sdien dner 
Verfcbanzung mit RieofcbetfdRfffen au enfilireti ; fie 
find zu unzuverlälfig »^ wenn fie auf dem firejen Felde, 
ohne eigens dazu beftimmte Ladungen und ohne vor* 
läufige Verfnche gefcheben muffen , als dab ficb eine 
bedeutende Wtrknn|; von ihnen erwarten liebe. Ei 
ift voribeilhafter, die Bruftwehr durch directeSchüHe 
SU zerftören und das Gefcbütz durch HaubJtzgranaten 
SU demontiren. Man mub zu dem Ende ficbi bey 
leuterem fchwacber Ladungen bedienen, oder, in£r^ 
mangdnng derfdben , die Haubitzen wdt genug ron 
der &dhanze abfetzen , damit die Granaten b^ dem 
fi oder 3 AufFcblage darin liegen Udben. 

Dieb ift es, was wir b^ der DurcUefung des 
Torliegenden Werks bemerken su muffen ghubten, 
das wir übrigens |edem Lehrer derKriegsbaukunft als 
gut und Bweckmäbig empfehlen dürfen. Eine knne 
Anzeige der neueften Werke über die Terfcbiedenen, 
in die FddfrerCcbanzungskunft dnfcblagenden Gegen- 
ftände macht das findi noch nützlicher. 

N. M. M. 

M A T H E M J T J IT. 

Salzbübo, b. Duyle: Das mairanifche IProhUm^ 
erwdtert und allgemein au&elöfet, fammt einem 
Anhange u. L w.f von Jojeph Schujier^ Rq>e- 
titor der Mathematik an der ehemal. UniTerfiUt 
zu Salzburg, tön- Xu.7oS. 8- (^^g^O 
Diefe Schrift bezeugt das gute mathematiGdie Ta- 
lent des Vfs. , und verdient mpfoblen zuwerdoa. Ihr 
Hauptgegenftand ift eine intereffante ' arithmetifcbs 
Aufgabe, wdche der bekannte de Mairan in dea 
Denkfchriften der Akademie der Wiffenfcbaften la 
Paria r. J. 170g bekannt gemacht hat; Sie lautet: 
Warum iß die Differenz zivejer ganzer ZahUit^ wo» 
von die eine die umgekehrte der anderen ijL (z- B. 
^3/^7.^7/1.53), immer durch g ohne Beß theilbarf 
und warum hat diefes auch bey den Differenzen ihrer 
gleichnamigen Potenzen (z. B. gSß" — 059") Statte 
deren eine nun nicht mehr die umgekehrte andere ijßf 
Der Vf. begnügt ficb nicht, diefes Problem, fo wie 
es hier äusgeddidit ift, ftrengzu erweiCen, Cpndera 
erweitert daffdbe erft fünfmal, indem er es immer 
niiter allgemeineren Gefichtspuncten betrachtet und 
dieRichugkdt deffdben vor der Hand an.einzelnea 
Zablenbejfpiden prüft Die er fie Erweiterung bdbt: 
Ift die Dift'erenz der ganzen Potenzen zweyer ganzer 
Zahlen, die gleiche Ziffern, aber in verCchiedenen Ord- 
nungen haben., immer ein Multiplum von 9, und 
warum? Die zweyte: Ift die Differenz der |;ansea 
Potenzen zweyer ganzer Zahlen , deren .Zifterfom- 
men gldchviel betragen» immer dn Mult^lna von 



i4i 



S V ü 1 h 



»8*5. 



14t 



9, miä warioti? Sfe dritte: Ift die bitferenss der 
ganzen PotfeWzen zw^yer ganzer Zahlen , welche 
(oder dach ntir deren ZiiFerfnmmen)^ durch 9 diridirtp 
gleiche Refte geben , immer ein Multiplam von 9, 
und wamni ? Die vierte : Iß die Diflerens der gan* 
aen Potenzen zvrejer ganzer Zahlen » welche, durch 
eine dritte Zahl a dividirt, gleiche Refte sehen , im- 
mer ein Mnltiplum von 9, und warum f uie fünfte: 
Wann ift die Summe oder die Diftcrenz der ganzen 
Potenzen zweier ganzer Zahlen ein Multiplnm einet 
dritten ganten Zahl a, und warum? -— üua diefer 
allinählichen Steigerung des mairantfchen Problema, 
welche man leicht durch Zahlenbeyfpiele erläutern 
kann» geht der Ideengang des Vfa. deutlich hervor« 
Durch Hülfe dea binomifchen Lehrfatzea wird nun die 
letite Erweitening allgemein unterfucht» nnd es er* 

Sieben fich 3 Formeln für die Mefsharkeit der 21afalen- 
njsmen und 6 für die der Zahlendifterenzen« Lefer, 
welchen die Anwendung dea ßinomialtheorema ge« 
liafig ift y werden diefem Vortrage mit Vergnügen toy 
gen. Da jedoch, diefe Schrift vorzüglich auch Anfiin- 
gem gewidmet ift: fo fehlen noch die Beweife der 
wichtigen Sätze, data die Mebbarkeit derZahlenfum« 
men nur unter den drey, und die der Zahlendifteren- 
sen nur ventet deq fecha erwierenenBediiigniflen Statt 
finden könne t und folglich bey keinen anderen f^or- 
ausjetzungen möglich ley« Diefe Zweifel werden hier 
nicht gelöfet. Von Ceinem fehr allgemeinen Stand- 
puficte fteigt der Vf. nun allmählich zu den fieweifen 
der einzelnen Erweiterungen herab, nnd fchliefat 
diefen Rreia mit dem mairanifcken Problem felbft ab. 
Obgleich man nirgepda die ftrenge Gründlichkeit mer- 
mibt: To wünfehen wir doch, zum Beften der erßen 
Anfänger, eine einfachere Bezeichntmgsart, und fo* 
dann , dafs bey den Erweiterungen, "welche vorläufig 
jedesmal in Zahlen geprüft werden, auch Iblche Fälle 
wären aufgeführt worden, b^ denen das erweiterte 
Problem nicTu Statt findet. PieCa gilt häufig von den 
unßleicknamigen Potenzen. Öftera triftt eaaber auch 
1>ey diefen ein. Die Regel und ihre Auanahmen zu 
erforfchra ^ ift eben hier der Hauptpunct der Unter-" 
fuchong. Femer wäre ea fehr lehrreich gewefen, 
wenn bey diefer fiiifen weifen Erweiterung der Pro- 
bleme bisweilen eine Panfe gemacht, und über die 
bis dahin zur erweiterten Sphäre sehörigen Fälle 
hirse und leicht verfiändliche Beweiie geführt wor- 
den wären.. DieGs veranlafat nna, einige diefer Sätze, 
nebft unteren Bew^eifen , btyznbnngen. I Lekrfatz. 
lede dekadifch geCchiiebene ganze Zahl befteht 1) aus 
der Summe ihrer tämmtlichen Ziffern , nnd fi) aus ei* 
ner Mehrfachen von 9. Beweis. Ea feyen a, b, 
€ .... X unmittelbar auf einander folgende Ziffern 
der Zahl 9: fo ift 

zna. 10" + b. 10«— '+c 10»— «+. . . . TL 
Da nun jede Potenz von 10 fo viele neben einander 
ft^iende 9 enthält, ^s der Exponent Einheiten jbat, 
»Aft 1 : fo wird 
•=• (99999 ...-•- t) ••- b (999 • . . -^ 1) ■♦- < 

_ (999 ••-»*.»)• ••«» 

<^def , wenn man die «na lauter 9 beftehenden Zahlen, 

alsMdirfache von 9, durch m, m» m" . • • bezeichnet, ' 
c=;;a(m-f*i)-f- bCm •M)'*' ^(^' '^^) ■♦•••••x 
ik B XtVa + • 4- bm' -f b •♦- cm' •♦• c •♦• • r • • x 



• • • • 



nte «=»•»- b+ e-f«' .:.x4xm-f hm'^'Ctti' 

Da aber die Summe von am -f- bm' 4- cm" n. t w; 
ein Mehrfaches von 9 wird; fo ift der Satz bewiefem 
II Lekrfatz. Der UnierfcUed jeder zwey ganzer Zah^ 
len, deren Ziffern gleiche Summen geben, ift ein Mehr- 
faches von 9. Bew. Unter diefer Vorausfetzung ift 
der Unterfchied der Zahlen dem IJnterfchiede ihrer 
Mehrfachen von 9 gleich (I Lehrt), und mufo folg» 
lieh felbft wieder ein Mehrfaches von 9 feyn. III 
Lehrf Wenn man die gleichnamigen Potenzen zwey 
beliebij^er ganzer Zahlen , derei^ Ziffern gleiche Snm^ 
Inen bilden, ven einan^ «bzieht: fo ift derUntev« 
fchied ein Mehrfaches von o, Bew. Wenn M und jui 
Mehrfache von 9 , nnd Z, z die beiden Zahlen bedeu* 
te»; fo ift nach I Ldirf. 

Z=Ä -♦• b + c -»• d 4- r . . . 4- My nnd 

Da nun, nuch der Annahme 

af•♦•b4•c^•d4-....z=«-^•Ä-^*y-f- . ..: 
fo wird, wenniede ^fer Summen S heilst, Z=S -h M 
«nd z-sS-^fi; folglich 2"zz (S ■♦- M)«* und z«rr 
(S -^ |i)». Entwichelt man diefe Potenzen nach dem 
bjaomifchen Lehrfatze : fo wird 

Z* — S»* -f Mehrfachen von 9 4- M. nnd 
*• — S" 4» Mehrfachen von 9 + ji«, 
£ieht man die untere Reihe von der oberen ab: fo 
mnla, da S«— S"=o, nothwendiger Weife Z«— »« 
ein Mehrfaches von 9 feyn. IV Lehrf. Wenn man 
die ungleichnamigen Potenzen zwej ganzer Wahlen 
von gleicher Zifferfnmme von einander abzieht : fo ift 
ihre Differenz ein Mehrfachea von 9, wenn der Un- 
terfchied diefer zu den felben Potenzen erhobenen Zif- 
ferfunune ein folches MehrSiches ift« Beu>^ Hier wird 
( nach dem Bisherigen ) Z« — ( S 4* M )'» , und z» n 
( S 4- ft )» . Werden diefe Potenzen entwickelt : fo ift 
Z» zi: S" 4- Mehrfachen von 9 4- M«, und z" = S«» +• 
Mehrfachen von 94-u>i, folglich Z»-^z<^ ein Mehr« 
faches von 9, wenn S"> — S" ein folches ift. Zuf. \^ 
Setzt man S=:9: fo wird S"» — S" ~9« — 9^* c^g"« 
^gm— n — i^ immer ein Mehrfaches von 9 feyn, da 
9^ ein folches, nnd 9n>— » ..^ eine iranze Zahl ift* 
Folglich mufs hier auch Z°^ — z<^ ein Meh|f faches von 
9 werden. Oder : Wenn die Zifferfnmme der zwey 
gegebenen ganzen Zahlen eine 9 ift : fo mufs auch deir 
Unterfchied ihxtt fämmtliehen (gleidi- und ungleich- 
namigen ) Potenzen ein Mehrfaches von 9 feyn. --^ 
Wenn S eine Potenz yon 9 ift; fo bleibt der Beweis 
dem vorigen. ähnlidi» Zuf. 8. Der Znfatz i.^t 
auch für Szrio, oder S =Z 10" • Denn hier wird 
S« — S>*ziio« — lo^zrio"*. (^o**— « — 1). Da nun 
10"» — « — 1 imnier ein Mehrfaches von o. ift : fo mufa 
auch wohl 10™. (10*—"* ^-i) und folglich Z™ — z» 
ein folches feyn. -^ Der Raum veabietet uns , hiet 
noch mehrere Beweife über die folgenden Sätze an- 
zuführen. Vielleicht gefchieht dieCs anderswo. — 
Der Atüiang enthält zuerft in vier Lehrl^tzen einige 
befondere Eigenfchaften der Zahlen, in Beziehung au^ 
die Zahl 11, und fodann eine analytifche Unterfu- 
chung der Neunerprobe. Zuerft yrlri die ältere,.Nen« 
nerprobe der Addition erklärt, nnd bewiefen, dala fta 
nothwendig fey , wenn die Rechnung richtig ift, dafs 
fie aber audi bev fehlerhaften Rechnungen Statt fin- 
den hDnn^ Hienliif wüd swar ihre Verbeff«nmg 



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dieri in di^&r verbeffcrten ßeüalt grümlUch aufg«- 
dedkt Da» fiefultaft dieCer Betrachtiing ift : ,,Weiui 
4ieZiff^GainiD6 dferPoft» gldch ift dcripfachen Sum- 
me deibej der Addition derColonnen hinüber gezählt 
ten Zehner, vermehrt mit der Snmme» welche (ich 
«rgiebt» wenn man im Facit von der Rechten aur 
Lmlcen fo viele Ziffern, tU der gröfste Addendu« ent* 
hält, nach ibrem^abfoluten, nnd die übrigen, als ifo- 
lirteZaM beütachtet, nach ihrem ganzen WerAe zihh 
und addirt — ; fo kann man aufß^chtigkeit derRech«» 
iwng fchlieben/* Da nun diefe Froher fo richtig fie 
in theorctifcheir Rückficfat iß , für die gewöbnlichg 



Praxis ihre Anwemjtuig errchwerticTo mochten. .wrir 
immer als praktifches und fo ziemlich znieichend^ 
Frqbirmittel das bekannte Addiren vq^ unten nach 
oben, nud fodann von oben nach unten empfehlen.— 
Den Schhifs macht eine. Darftellong der Additionroro- 
be von Lacraix nebft Beweis, und eine Anweifang 
über die fiebere Aasführung der Neunerprobe bev der 
Multijplication. ^ Wir wünfchen diefer nützhchea 
Schritt recht viele («eCer, und fehen dem, was der 
Vf. in der Vorrede, und .am SchlnlTe derfelben ver- 
fpricht, mit Vergnügen entgegen. ^ Auch die Conect- 
heit des mühevollen Drucks verdient rühmliche Er« 
w^ähnuhg. ^. 



iR L E I • N E S 

MatrbmATIX. Paris i b. Patris u. Comp. • Statique eio» 
metriqmt. ^emmtth ä la manlhr^ d" Archim^e. Pät F. Pey- 
rard professcur de Matk«ipatiques sp^Uies au hjc^^ Boim- 
paAe. iRia. 88 S. gr.g. Nebß a Rupfen. - Hr.. P. hat, ß{ih 
durph die HeTÄi|gabc fier Werke des Arclumedcs und derEle- 
Viente des Euilides als Überfetter lUid Cbft^mentator t'Oi:tbAil7 
haft^lwtint gemacht. Hier fucht er nun in einer eigenen 
Schrift die Gnindlc^iren der Statik nach mrchimedifcker Mr* 
thode darauüelleu. Im Gänsen iftihm diefes, Vertraut mit dem 
Geifte de» alten Geomeiers, gelungen. In der Entwicitclung 
nnd pegründung einzelner tlenienfarbegriflFb und Elemen- 
f arlehreri' hingegen fehlt er nicht feiten gegen das itrenge 
Syfiem eine» acht geon^trircKen Vortrags, nnd darin hat 
ifin :d#r Geiil der Alten verlaflen. Wer Reh daher 410 Eli> 
ment« der Statik bereit» nach einer guten Methode zu eig^n 
reroacht hat, dem können wir diefe» Werkchcn empfehlen. 

rem Exen 

, .^ igentlich< 

E« beßeht au» zwey Btlchem: im erftcn wird vorzflgüch 
die Lehre von dem Gleichgewichte der Kräfte am Hebel darge- 
Qellt, und da» zweite lehrt dieBellimmung de» Schwerpuncts 
TOH manoherley Linien, Flächen und KOrpem. 

Naph der 1 Erklärung heifst Xra/t dasjenige, was Bewe« 
gnng hervorbringt, oder liervorbrin£en kann. Aber ift denn 




^^. ^weytenY Unter den Urundfi 

Wenn zwey gleiche und parallele Kräfte an den Endpuncten 
einer geraden, nur um ihren Mittelpunct beweglichen Linie 
wirken ; fo find ße im Gleichgewichte. — Nimmt man hicbcy 
an, daf» dieEichtun^n derKififte auf der geraden Liuie j^Vitit« 
recht find: fo kann diefer Satz T nach Kmjiner z. B. ) bewiefen^ 
werden. Wirken aber die JirÄite nach fchUjen Richtung'en : 
to kann die Behauptung nicht mehr als Axiom gelten, fondern 
mufs cTwiefcn werden. Der n GrumKatz fagt: Wenn zwey 
gleiche und parallele Kräfte an den Endpuncten einer geraden, 
nicht um ihren Mittelpunct beweglichen Linie wirken : fo 
»»'^fich der ertfcrr.tere Endpnnct gegen die an ihm ange- 
brachte Kraft bewegen. — Welcher gi ilndliclier Lehrer der Sta^ 
^k mag diefen Satz al» Axiom gelten laHen? Was kann der 
Vf. antworten, wenn man fragt, warum fich die c^erade Linie 
hier nicht nach der entgegenge fetzten Richtung urefaen kön« 
ve? -* Tm 13 Gnmdfatze wird behauBtet, daf» e» einerley feji 
ob eine Kraft fenkrecht auf einen Hebelarm wirkt, oder ob he 
flire Wirkung nach der Taneente eine» Kreifes äufsert, welchen 
man m^t dielem Hebelarm, m Radius, befchreiben kann; und 
in dem nicht beftunmt f^tnnft abgedrückten x4 heifst e», daf» 
•in Hebelarm, der hey einer Unkrecht darauf wirkenden Kraft 
in Ruhe ift , nicht mehr in Ruhe bleiben könne , wenn jene 
Kraft fchief auf ihn einwirkt. -» Wer fieht nicht, dafs es die- 
fen Sit^n an jenem Grade der Evidenz fehle, der fie allein zu 
^xiomen erheoen kann ? *-- Auch^räth der Vf. mit fich felbft 
Ml Widerfpruch , vrenn er nach folchen Grundfätzen nun den 
I Lehr f atz folgen läfst , den er mit gleichem Rechte , da tt^ 
der umgekehrte detobi^An 10 ift, unter feine Axiome hätte auf- 
nehmen mfiflen. Er beif»t : Wenn zwey Parallelkräfte an den 
Endnuncten einer nm i]*re Mitte bewefflichen jgeradm Linie 
im Gleichgewichte Aehen: fo find diefelben gfiich« — Der 
Beweit des Vfs. Aattt fich auf den obigen 10 und i% Grundfats, 



C H K I F T E N. 
Der nr Lehrfatz : Wenn zwey ungleiche Pardlelkriib an dsn 
Enden einer geraden, um einen ihrer Zwi£dieitpiincte bcveg^ 
liehen Linie Soh im Gleichgewichte befinden v 1» bat ii\ß,^gtih 
fsere Kraft eine kleinei e Entfernung von diefem Zwifchenpan- 
^te, al» die andere Kraft, — wird vorzüglich auf da» oben be- 
merkte 11 Axiom ge|;rüttdet , imd ift fcdc^lieh, gkiöh diefem, 
unbefriedigend bewiefen. — AuCnr die&a maa^eUuftsn^An- 
fang»Iehren müflcn wir noch rflf en, dal» nir||ends erklibrt wii^ 
was mau unter dem Hahel verUehe, . und, wie vielerley er fej, 
Weni^ften» hätte diefs in einer Nöte gefchehen follen. — De« 
Beweis Aber das Giimdgefetz des Gleicngewiehts^er Kräfte im 




die Beweisarten von Alaurolicus^ Galileu Stevfe. Huythms'ixnA 
laUire an, imd fagt die Bemerkung hey | d«£e ü^ Mnnntlick 
der archimedifchen naehftindeny indem es keinem Geomecor gt* 
lungen fey , einen befriedigenderen Beweis diefes Gefetzei tn 

feben. Wenn die franziifiuhen Gelehrten wenigften» mit den 
lauptwerken der deutfchen Literatur bekannt wiLren : fö biltte 
Hr. B, hier unferert verewigten Käfinsr nicht vergeifen , d«r 
bekanntlich in demPro^amm: yecdi ^eompoßtionis mrmM 
theörim Mämtius exp^fiia. Lipf^xTSSs und Später in feiafa 
Anjangsf runden der Statik zuerft einen Bewek diefe» Haupt- 
fatzes geliefert hat , der nicht» zu wünfchen fibri^ lifst , nnl 
dem archimedifclien vorzuziehen ift. — Alle flDrigen 6Stie 
diefe» I Bück» enthalten fehr ausftihrliche und (w^ena nun di» 
erflen Axiomen zugiebt^ auch befriedigende Darftellnngea da 
Lehre vom Gleichgewichte am Hebel und von der Zufjunroea- 
fetzung und Aufiöfuns der Kräfte. Doch vermifsten wir on- 
gern Aufgaben , v^elcne fich auf die Beftirtmung des Kühe* 
pnnot» bey gegebener Hebellinge und bekannten Kräften, aaf 
die Betrachtungen der Hebel der anderen Art tt. f . f. beiiehfa. 
Das zwevte Buch beginnt mit 5 Foderungem ( Üemaniei), 
Die zweyte iieifst: E» giebt fdrlinien, Flächen und Rfinca 
einen einzi|^en Punct, welcher die Eigenfchaft hat , daf» diels 
GrOr»en in jeder Lage, Welche man ihnen um denfblhen gibct 
kann , in Ruhe verbleiben« Dieter Punct heifat Sckwerpumt 
Da diefor Satz eine Behauptung au»fpri<;ht , wekhe erfl nu 
der abgefchloGTencn Lehre vom geometrifchen Schwerpuncts 
hervorgeht : fo fteht fie hier am unrechten < >ite, nnd follte elier 
den Stnhifaftein dt^ Gebäudes , als einen feikier Gnaukifeütt^ 
bilden. Die Erklärung des Worts Schwerpanct hätte hier sia» 
fchicklicbere Stelle £eiunc)en. In dem «^ Satze wunoL die B|f- 
hauptung, dafs fich der Schwerpunct einesParallelogranixm is 
der Mitte feiner Diagonale befindet, durch Hiilfe des 9ohwe^ 
puncts der beiden Dreyecke bewiefen, in welchen die.Di»|<^ 
nallinie das Parallelogramm abtbeilt. Da nun aber, erft im it 
Satze der Schwerpunct imDreyeckeeometrifch beflimmt wir^ 
und diefer iSatz wieder auf dem iiheruht, worin der Schwer- 
punct des Parallelofframms als gefunden voratisrefetzt wtfd: 
10 liegt hierin ein. Yerftof» gegen den wiflenfcluiltlicJiBn Vo^ 
trag. Leicht kann diefer vermieden iverden , weim man sn- 
ctS zcif;t , daf» der Schwerpunct de» Parallelogramms in dem 
Durch[chnitt»puhcte der beiden Linien lieei, welche ans der 
Mitte je zweyer, e^itgegeftehender Seiten der Figur geioero 
iF^erden , was fowohlauf directe ab indireot» Art gMchiEea 
kann. — Übrigens enthält diefe Schrift fcharffinni|^ fitll>tiA^ 
obgleich ^e bisweilen etwa» w^itlftuftic; find, 

Druck» Papier and RunfertafehiTtfSienea Lob« A^ 



N ■ A 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITÜNQ 



IL & a 1 3- 



S C n N ^ KÜNSTE. 

\) Di»ii»nTÄ»T, b. Heyern. L«ke! Rh^nffikafTa- 
fcfunhufhfär das Jahr tüi3.39oS.it»ihir.iagr.) 

B) Fbakbpurt «. M., h. Wilmani: Tafehmbitch 
für das Jahr ißiS, dtr Litbe und Freund fchaft ge- 
w.iWnw(.Miti8K"pfern.3i6S. i2. (jRthlr. i2gr) 

3) WiBM, b. Suaufi: Sff/ojn. Bin Almauach für 
Freunda de^. Manniehfaltigen auf das Jahr iQi$ 
Ytn/.F. CaßeUi. afl* S. ta. 

4) Wim n. Tkisst, b. Geiftingeri TAiJe/ej' hm^ 
Etb/I. Ein TafehenkHch für gefrlifektiftUeh» 
Utuerkattutigtn. Mit Knptem und Mnak. igiS 
•3SS. la. (a Rtblr. ß p.J) 

5) GöTTiitapM, bi DJetericb * A'^MffJ- $ötlittglfches 
Tafeherihteh zum Niitzmi und f^ergnügen für 
diu Jahr t8»3- Mit Ki^ifern. XIV n. «i6S. i3. 
(»RtUr. .16 gr.) 

6) BeKLiH. in' der ReaHVbulbtichb. : Tafchenbueh 
dir Sagen und Legenden, heraoigcgtben von 
AmaUe v. ffelwig, geb. v. ImHaf, und Fr. Baron 
de ta Motte Fouqul 188S. i=- (ohne lahtnMy. 
MitgKopfern. (a Rthlr. i6gr.) 

Uen Eingang za No. I machen fechi Kupfer, von 
ziemlich gutem, aber etwaa nncbteriiem Änrehn, über 
Etiäblangen des vorigen labrgangs, \telche Tren- 
nung wegen dei Nachlchlagen« oder der oft fcbwa^ 
rben Erinnerung immer einen Weinen Übeißand gicbtl 
Vier fchöne Landfchaften , welche diefen folgen, 
mochlen in diefer HiiiGcht dem Lefer oder Anfcbaue* 
willkomniBner feyn. Nach einer Genealogie der re- 
gierenden Hänpier in Europa begmot das Bndfleitl 
fdbft mit feinen zwey Abtheilungeri — den bißori- 
fchen Auffätzen und kleinen Romanen nndErzählmif 
fai. Ju/ii liefert Züge aus dem Laben PHiUpf's äei 
Oroßmüthigeu , Landgrafen von Heffen, die beCon- 
dm über die Reformation mancbea TnterelTante ent- 
halten, und nur siu abgeriffen da Ileheii. Eine mehr 
laramnienhangende Sthildening gicbt der folgende 
AuffaU: EUfabeth von öflerreieh, Gemahlin Katll 
des IX. König» von Frankreich, von Cätilia, worid 
fowohl Inhalt ah Voriiag Wohlgefallen und herilieho 
Theilnahmfe erweckt. Unter den KrzätJungea «leitet 
die von Reinbeek : die ffakl, in einem vollen , leicht 
bintcbwebenden Ton angenehm voräVr, und wurde 
mit denZügen welleifemden Edelniutba vielleicht mehr 
Eindruck machen , wenn der Vf. Teiner Rede weni- 
ger allgemeinen Schmuck verliehen, und dafür da« 
Einzdne Uefer an» d^m qetnüthe anfgefafat hSttt, fo 
da&mthr eine fort^ebenfieSteigerung darin wirken 
tonnte. — nie.heußhe Elorinde, ißne. Novelle der 
Rünigiri Margarettaf von'Navarra, mit einem gedio- 
1. A. Li Ä"i8'l*' ZweyterBaiiä. 



fencn, zufammen gehaltenen Stil erfrent, In AV 
cht des Inhalts, mehr Anfangs durch die Zartheit 
und Entbaltfamkeit de« aufgeßdlten Ritter« iis aa> 
Ende durch den gewahfatn ausbrechenden UngeflnM 
deifelben. Die wankende Treu« von Friedrieh Laifif 
erinnert durch die nicht Übel gefugte Verknüpfans 
einiger Umßände an eine italilnifcbe Novdle, 'auf 
-\vdcber die Hauptracbe entlehnt zu feyTJ fcheiht^ 
•Der ff^efptujlleh von Fr. Rind ftellt nach einem et*- 
-was nn^cn geformten Anfange das intereffante Bild 
einer heif« liebenden Spanierin auf, deren Gdlebter 
zufälliger Weif« durch einen WeTpenftich zur Kund« 
der Übrigen kommt , welcher Umfiand recht gut xitf 
Entwickelung des Knotens benutzt ift. Da« Mabi«-' 
chenvon/if'Vf^r: der goldene Zweig, entfallt' in ei- 
t)(.m einfachen Ton manche nicht fibel rerbundene 
^hantaßebilder, die bin Nnd wieder nar so vid Ber^' 
hülfe ■ und unzeitige Unterbrechung haben,: wobin 
wir aiicb rechnen , wenn ein« der Ungeheuer eirieri: 
Recenfenten der leipzieet Licer^turzeitang wegen 
eine« Tadelstiber die Mafarchen der Scbeherazade de« 
Vfe. eih .blSkend«« Schaf nennt. -^ Alles zäfan^en- 
senommen, liefert diel« Tafchenbueh viel Gutes und 
Lefenawerthes. 

Da« Tafchenbueh No. a fthrt fort, ßch de« Ver- 
traUeiia wcrih zu zeigen, da« fchon lange das t'ubli' 
cum demfelben gefchenkt bat; fowolu die Suftere 
AusQa^tung als der Inball empfehlen 
Mal zu einer angenehmen Peßesgabe ' 
den Lec^üre. In drey Kupfern befon 
herg den komlfishea fowohl ala ernfl 
feilen Ausdruck der f iguren febf gm 
dab man be^ dem Anblicke derfdbcn i 
verweilt,' Ein dramatifcher Prolog vf 
^röifiiet da* Ganze." lo diefem treten 
ten, da« h/jigramm und das Sonett ^ 
über den ihm erwiefenen Unglimpf b< 
finduiig und Anla;ge find lobenawerthL Ernft- uUd 
Laune wcehCelt in den hierauf folgenden ErzIbMrf- 
gdn und Gedichten, f^ie gewoTiiien, jo zerronnen, 
eine Erzählung von 5('.5<:Aä«;(>, ift unterhaltend: Un' 
ter den Poelieeii die fes' Dichter« heben' ßch d.\t tUdg» 
eines Mädekeiis vud der Sänger vorzüglich her^öY; 
Ein recht leLbendiges Gemählde märinichfacher lirieK 
gerifcher Auftritte, .die um das Schitkfal einer TchS- 
nen Mülleratochter ßch fchlingen und zu eiiier rnitii* 
haltenden Gefchicbtc fich verknüpfen, liefert Fr. KiyiS " 
in derErzählung: Prinzeßin Rösehen; CharlottewA 
Ahlefeld g\tht 1» einem fanft - erhabenen; Arut hi» 
und wieder etwa« gefuchien Stil eine EltzSliluftg asl* 
den Ritteizeitcn , die un« da« Beyfpid einer' edettf 
Selbßverleugnung auffi^t; Langbein fchild«! eine« 
^kinen pomerlichei; Raufbold in' horieSket MtnEt^f 
Vifbey dem Att«^i)Ke der Oefchichfe nur eitfe'iiAiei^ 



^K^ 



I£NAISCH£ 



G. LITERTU& . ZEITU.no. . 



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filÄnt^ Wjpnättng ao vrttnfchen w^te; B^iiregard dichte vom Chr. Schreiber, and i^s »offirKcb trii^- 
tvndiifU^et ans dem Bandello *imt periodiCdier 0«> ' mälfirle Concert ron 'xiambu-g %a mam Oedmie^ 
diegenheit ein Gemälde heftiger C^eidcnfchaft neben zehn Freier um «ine Braut von St. Schütze, m» Bt- 
den Züsen twftfcen^&dabantb» wi .oml biniihf r,, unil .chers. .IaIcl*.e>\bwcUs, JCgnompaen.. .Souft ..findet man 



jfpel unterhält uns in einem witzig - leichteij Tone 
nicht ohne fatirifch'e Beymifchung mit einem' finn-' 
xeicheaJE*€enmährcben ; derU^hn und die Körbe ^ in 
welches die Entftehung mancher fprich wörtlichen 
BjedeQfart recht gefchickt und paffend Verfehlungen 
ift. -^ Unter d^n Gedichten ftebt die fanj^te Frau 
vpn Fr. Bind in romantifcher J^nfachheit neben 
^m fch&nen Kupfer von Ramberg einladend da ; vou 
ia/z^i^/w4^. Gediicbten möchte Feters Heirath wegen 
feiner launigen Sprache, jund unter den Poefieen der 
iMife Brachmann A&t Sänger .an PFilhelniinen wegen 
der Sorten Enqpfindnng den Vorzug verdienen , fo 
wie^n^er den vermifchten Gedichten drey Lilien für 
ilagdala von Friedrich Schubare wegen des fie um- 
fchw^enden magifchen Blumenduftes; und' Johan- 
nfjkraut von Friedrich Stricker mit dem gut getrolFe- 
Dßn altfd^ottjlchen Romanzentone hier nach befon- 
4^a genannt werden mülTen. 

In No, 3, einem Tafchenbuche, da« äufserlich 
nett auageftattet imd ngit ziemlich niedlichen Kupfern, 
4uch jmit'einigen^Compofitioneix zu Liedern verlehea 
ift, Vvd das Verfprechen der Mannichfaltigkei^ wor- 
auf der Titd hin weiß, jzyrät in einem (oljsh^n M«- 
tße erfüllt« dafs ein und zw^^hzi^ verschiedene Artikel 
den aus Frofa und Poeüe gemifcbten Inhalt ausma- 
chenj* worin nicht allein Fabeln , Sonette , Idyllen« 
Balladen, Romanzen, Oden und dergL, fondern auch 
Erzählungen, Anekdoten, Mifcellen und Aphorismen 
Torkommeir; abef unter der Manniohf^ltigkeijt, wenn 
wir aiich zugebeiv da^ls ße f ür Viele uinerhalj^end feyn 
ipüge, findet, üch kein einziges Kunfterzengnifs von 

Sinz vorzüglichem Werthe oder befonderer Kraft pnd 
riginalität. .Zu den bejfhren un^ter den Gedichten 
gehört der Kynaft von Theodor Körner ^ ein paar 
erotifche Kleinigkeiten von M. von CoUin , eine Fa- 
bel von Feith und ^ine andere yon Hajfaureck. Auch 
fin paar gereimte An|Bkdo|.en vpi^ Co// «//f finff ergötz- 
Schi,. wenn auch bekannt. Aber was m^afs derfelbe 
ftir humoriftifch halten^ wenn er, wie hier,* Gedich- 
te damr ausgiebt, worin nur Si^hlechtigkciten erzählt 
werden? —7 Die KomaiifKen von M. v. Cotlin hni 
car :«i leer an Inhalt, und eben fo auch die £rzäh- 
mogini von Feith und fVallner^ die lehr gemächlich 
xurammengefügt find. Und was foUcn wir zu fo 
TJ^fen^ anderen mälsigen und alltäglichen^ Verfen fa- 

fen? Gut, dafs die bi^te Mannichfaltigkeit die Leer- 
eit des Einzelnen weniger empfinden läfst Das 
GaoiKe geht leicht vorüber. , 

Wie in einem zufammengerafiten Haufep. ent- 
wendeter fachen — ungefähr fo fieht es in No. 4 
lins ,, denn es ift nur aus anderen Büchern zufammen- 
ruen^ Weil nun gewöhnlich nicht das Schlechte- 
A^ehlt: fo ift ancn hier manches Gute zu finden; 
aber weil man im Vorbeigehen auch das Geringere 
nicht verfcbmäht: fo hat fich gezwungener Weife 
i|HUiche.jmbedeutende Kleinigkeit und alltägliche Sa- 
^e M^^ier verloren. Sogar die Kupfpr find entlehn^ 
aber.fehr netl wiedergegeben. So fehen wir Wer drey 
Bläuer aus dem Leben eines Amors ^ u^^bti dem Gö- 



fetruei 
Bef^ 



hier Poefie und Profa, von bekannten und unbekanu- 
Ijen Verfiiffern, fowohl Gedichte in der üblichen Spra- 
che der Zeit, z. B. von Fr. Kind, Conz, Lappe, 
Th, Hellt Fr. Laun, Sieigentefch ünS Kndereh , als 
auch Gedichte in der bekannten fripmdliichugcn 
Sprache der Schule, z. Ä. von Tiek\ Bonaven- 
tura r Roftorf tind dergl. £9 find, auch Mdodi^n 
beygogeben » Tänze rait oinepa Tanzliede Yon /r. r. 
Köpke, und einem Walzerliede ATon JETtfii^, und Spie- 
le, unter welchen das Wortverbergen einer weite- 
ren Verbreitung vorzüglich werth zu feyn fcheint 
Da manGeftdhlnes wohlfeil erlaffen kann : fo wird du 
Buch für die, welche nchts Neues darin fuchen; mch 
Verhältnifs des Preifes immer gut genug feyn. 

In rte. 5 ift mehr für den Nutzen als für das Ver- 
langen gefbrgt, und wir rechnen dahin, auiser der 
Genealogie der regierenden Hfitq^ter und anderetfuril- 
liehen Perfonen , die 74 S. einnimmt, befondeisdeu 
Anhang von 46 S., wdcher ein Verzeif:hni6^er Län- 
gen und Breiten von tooörtera, die Volksmenge mdi- 
rerer Länder und Städte, das^eue franzöfiCche Jtfuns , 
Mafs- und GewAcbt-iSyftaw, eine Überfidit der deut- 
fchen Münzfübe, eine Meilem^belle, eip Verseicb- 
nifs von den vidhefoehten Meilen und Märkten und 
eine IntererfenUbelle entbält. Auch die übrigen Äuf- 
lätze jfind gröÜBtentfaeils unterrichtend und belehrend; 
und dabey nicht vöUig für daslntereile eines gemifcb- 
ten Publicums berechnet. Die Nachricht über die 
tibetanifche Bersziege, die das Vi^oUbaar zu dem fu- 
perfeinen S^ wls giebt,^ vouJ?rof. 4ilumenbafh^:md 
Jedermann gern lefeiK DieErinnermig^n an dkDenE- 
Würdigkeiten der Königin Margaretha von Navarra 
von Prof. Sartorius find anziehend und unterhalund, 
obgleich gar zu fragmentarifch und nur die Neugier- 
de weckend, ohne fie zu befriedigen. Specialer und 
nicht bis zur allgemeinen VerftändlicUkeit verarbeitet 
ift fchpn der folgende Auffatz von Prof. Tyehjen: 
Bifchof Meinwerk von Paderborn, und cbai fo dw 
Porphyrwerk zu Elfdalen in Schweden, aus den Bei- 
febemerkungen eines Deutfchen von Prof. Hausmann, 
Einen guten Anblick gewähren die Kupfer, durch die 
Raphads Gefchichte der Pfyche in der Fameßm im 
Kleinen wiedergegeben werden ; aber die Erkläniag 
darüber ift ein Beyfpiel, wie ein deutfcher Gelehrter 
für Unkundige nicht fchreihen foU , obgleich häofij 
zu fchfeiben. pflegt. Denn auf drey Seiten Tagt der 
Vf. nur, was er hier nicht fagen könne, und ffigr 
dem Gebrauche des Ausdrucks: mit unbejiimmtfr 
. Kürze, unten noch die Anmerkung bey : Eine ändert 
Kür9ie dürfte es wohl nicht werden — in den Gren- 
»en , welche uns vorgefchrieben find , oder mit »a- 
deren Worten, in einem kleinen Auffatz^, welcher 
bey diefem Tajchenbuche nur Nebenjaehe bleiben 
mufs. Man fieht, der Vt beliebt über das , wa« er 
thun foU, nur zu fpafsen'f und da konnu bey ^dür 
jfiTörxe zur Erklärung der Kupfer freylich nicht fiel 
herauskommciv * T*'^ 

V No. 6 verdient Auszeichnungr Wiewo&l wir b^ 
fbnders von ^em erften Theile der liegenden fagei 



i49 



APRIL 18^7* 



130 



k&ümtMt fie leigan tma cBe Bilder der kirchlicheii 
und wdtlühen • Sage nur in* dem Spiegel der fenti» 
meiMleit Poefie. einer Tpäteren Zeit: fo werden fich 
Einige dadurch mn to mehr angesogen fühlen ; Jbade»» 
re fidi an die übrigen , unferer AnQcht nach vortreff- 
lichften, Stücke haken: der Siegeskranz, dat Grab 
des kelL Clemens , die Nacht im PValde , eine dra- 
matffche Sage, dnrch welche der ireuefte Schilderer 
Öner romamifchen Welt, der uns früher Bginhard 
Und Emma fchenkte, und bald mit einer aufgeführ- 
ten Dichtung über Karl ^. Qr. befcbenken wird, eine 
uifereffiint« Situation äua diefea von ihm To herrlich 
itifgefafnea Helden Leben dargeftellt h^t , — es wä- 
re fehr SU wünfchen , dafa der Vf. uns mehrere ähnli- 
die Darftellungen, dnrch welche die leidigen Lücken- 
büfaer auf öffentlichen und Privat-Theatem verdrängt 
Wetden* Kdnnten , mittheihe, — endlich an die mit 
Aift fiänUcher Wahrheit fchildernde Sage : der Oanß 
durek Cöin,^ welefae die innigfte Verwandtfchaft mit 
den eibOItig* rührenden Bildern deutfcher Malerkmft 
aoafpridbt. Zehn* gröfatentbeila fehr finnig gearbeitete 
Kupfer, s. B. die Rückkehr der Pförtnerin , Elifabeth, 
Karl d. Gr., nnd die Aqnatinta-Darftellnngen des Um- 
fchlagi, geleiten die Phantafie über die Schranken des 
Oewdhnlichen. A. « . a. 

\ Gtoo^xi^^n der neuen güntherfchen Buchhandlung : 
4uiwaitl aus Petrarca^ s QeJängeUf als Probe ei- 
ner voll/ländigen Überfettung die/es Dichters, 
von 5* G. Laube. ißoS- V u. 107 S. 8« (^^gr-) 

Die treuen Übertragungen au« füdlichen Sprachen, 
deren Möglichkeit und au erreichende Vollendung zu- 
trft durch J. f^. Schlegel^ näcbftdem vorzüglich durch 
Gries und ^01/911^ pnäuifch erwiefen ift. haben swar 
manchen Widerl^rnd»,' und nicht b)o(a von einer 
äckcCdxeuen und £anlen Schaar formlofer Nachklim^ 
perer, erleben mülTen: indeb wird die Wahrheit 
ficU £äon durch ihre eigene Kraft oben erhalten ; 
und £e fteta erneuten, oft durch den fdiönßen 
Fleib anageseichneUfn Beftrebungen in diefem Fach 
■eigen genngfam, wie hohl yeneallmählicfa verklingen- 
den Emwendungen gewefen» DietOefänge dea P^ 
trarea indefii fchienen lange Zeit in ihren höchft 
kiüiftreicben Formen unüberfteig^iche Hinderniffe zu 
haben f und eine Anaahl rerunglüdUer Nachbildun- 
gen diohtesi daa thörichte Vorurtheil zu bekräfti- 
gen. Die beiden fpanifcfaen .Überfetanngen van Fran- 
cisco Trenado de.AUlon und von SalustfuM Lufitano 
(l^teres fehr felune und fchStzbare Buch fand Reo« 
auf ier lUth^bibBothek sa Leipzig« Auch J>iez« in 
der Überf. dea F'elasque S. 485 kennt es nicht) hatten 
hier keine BeweiCeakraft, uiid die £bineöliCQhe von 
Filippe de Maldeghetgif seignemr deLeyscheit JDouay 
1606b fcbeint man eben nidit gekannt zu haben. Ea war 
d.fV, Schlegel aufbewahrt, auch diefe antiqnirte Mei- 
nung auazurotten , und einzelne Vecfnche find nach 
ihm in die glücklieh |ehrochen0 Bahn.' eiagetieten» 
ohsüB &e jedoch mexkhch weitericzu bringen., Ben 
er&en I giOJberen und fchsD /darum allein unfeier 
TheilMbme wtirdipn Verfuch bat nun Hr. Lttaie 
geiaacht ; >und wenn wir auch von ihm. nicht -loben 
&oi)(Bn'» .die . Sache felbft eigeuiüch gefördert zu iia- 
l)en;. f^ift doch hief d«r Wule» nua den ganzen P^f- 



trarca in ttnferer Mutter (pradbe zu gebeyit m di-, 
ren, und von ganz richtigen Anfichten unveribennbai; 
zeugend. 

Gegenwärtige iProbefchrift giebt junfzjg Sonette« 
von denen fiebenzdm auch durch Schlegel überfetzt 
find ; fecha Balladen von denen Schlegel zwey , neui^ 
Canzonen, von denen Schlegel eben fo viele hat.; zwey 
Seßinen und den erßen Capitolo vom Trionfod*Jmo- 
re , -v^o der Überf. giüiz ohne Vorgang arbeitete; Die 
getroffene Auawahl felbd aber fcheint unt in bohen^ 
Grade zweckmäfaiff, und vorzüglich geeignet« ein fe- 
ftea Unheil über den Geift, daa.Streben und daa Er- 
reichte in dieCer Arbeit möglich zu machen. Denn 
nicht genug, daf« une von allen Bjeim weifen, deren 
fich Petrarca hedient hat,, hinreichende Proben geg^ 
ben find : fo ift auch auf die innere Mannichfaltigkci^ 
feiner Poefie verftändige Rückficht genommen. Weni) 
wir in Manfo^s Nachbildungen Xin feinen vermifchten 
Schrißett, Th. II. S.39— 1^ uarErgüflen uämnen- 
fcher und klagender Liebe begegnen ; fb ejr(cheiuen 
diefe hier abgewecbfelt und gehoben durch Gefän^e 
voll muthiger VaterlandaJiebe und glühender Theil- 
nahme am allgemeinen Wohl und Wehe (Ganz.. 1 6. 
Fernows KMSg.) ^ die allein daa Gegengewicht halten 
würden gegen jene fentimentale Ifolirim^» ai:^ die ev- 
ne einfeitige Blumenlefe au8>uiiGer€mDlicl\^r Reuten 
würde; mit leiden fcbaftlichen Ausbrüchen gegen herr- 
fchende Mif8bräuche(Son. 107); mit emften, ficlf zun^t 
Theil in myftifchea Bnnkel verdenkenden Reflexionen 
über fein innerilea Leben, meiftena die fchwierigfteu 
Stücke im ganzen Canzonieris (Son. 15$. cji* 3i3« S^^* 
4); mit rein objectiven Betrachtungen über die menfchli- 
che Natur^ ähnlich den philofophirendeu Epigramtixeu 
der griech. Anthologie (Son. i§6^; mit. treuen Worten 
inniger .Zuneigung an verehrte -oder tn^^lißVLni^^^^ 
Menfchen, tmd frommer Klage über- -ihren Ver^uft 
(Son. 7. 7t- 246); mit dem erbabenften Auffcbwung 
«eligiöfer Begeiferung (Ganz. 29). -^ Diefe einzelnen 
Züge dea edelften Bildes hat Hr. L. fiimvoll herauszu- 
heben und zu verbinden gewüfat, fo dafs wir un^e- 
ilhr gleiches Talent für die Darßellung dieCer verfchie- 
4)enen Gattnn^n hey ihm wahrnehmen. .Pie Canzo- 
ixe an die heUige JungBrau ift freylich am w^ni^f^^n 
gelungen: aber auch ohne Vergleich die ichwierjgl^ 
Aufgabe. -^ So loben wir ca audh , dafs der Überi. 
una mehrere Proben von folchen petrarchifchen Ge- 
fangen giebt« die durch Wort- und Buchftaben - Spiefe 
ihre eigenen Schwierigkeiten haben, und fich oft gegen 
jede Verpflanzung auf Juemden Boden zu wehren Icbai* 
;ien (Son. 5. 173 ♦ xs. ftgo, i«— 114. ^Seft. jB)i ^<^ich 
kann man es nicht .anders als «gut huUtSK% ^4^t^ er fich 
weder durch falfche Futcht, no<% dusch ifalfche Qe- 
fc'heidenbetit hat abhalten laiTen« mit SahUgel um den 
Vorrang in einzelnen Stücken au wetteifern, und da- 
4urch eine fefte Befiimmung 6^b Verhältniffes zu fei- 
«em Vorbild zu erleichtem. Wir achten .dü^- der 
IWahrheit gebrachte Op£er *um {^ mehr* ala Hr. i^rS^ 
-wift^&dhft fühlte^ .dab Niemandikihe^gewim^W wür- 
}de,.ala.&A/i^ei und der prüfende Lefer. .. ' : 
. . Wai alfo Jtuerft den metrifchen Thei| ang^: fo 
dbedarf ea kaum der Erwähnung« dafs^hier.ein Au$»er- 
fiea von Mühe auf die allergenauefte Nachbildung dez 
.Formen dea Originala verwandt ift. Nur iu den Ter- 



•*• mm 



* -• 



t5i 



J. A/ L. Z. MÄRZ 



» 8 1 3« 



95« 



sfnen tler Sonl^tte T«rarif6t Rec. die gleidie Sozgfalt; 
iffdem Mer die gewöluütofae rima inten^atu^ txL oft ge- 
braucht ift, So Son. 3. 5- 43- 7ß. ipS- ^SÖ- S^ö- ßoadcr^ 
^ar genug, difis^ die(e kleine Untreue da übwadl ver- 
mieden ift, wo Schlegel mit dem belTaren Bcyfpiel vor- 
umgegangen ; das einzige Mal anagenommen, wo fich der 
Meifter feflbft ihrer fchuldig gemacht, im dritten So-' 
nett. Zu mehreren Foderun gen berechtigen uns Co wohl 
die Reime, als aüoh der Bau des EndecasyUabo, ü«*w- 
heit im Gnrtzßn^ woHen wir den Reimen des Überf. 
nicht ^bfprfechen. • Freylich Reime wie J^^ind^ uml 
Gründe^ die bey Schiege^l höchft feiten (ind, finden 
wir hier auf jeder Seite: dodi wagen wir nicht, ß« 
unbedingt zu verwarfen, da fie durch die erftenDich» 
tcr der Nation fancttonim find , und etwas Charakte- 
riftifcjties, nicht unbedachtCam oder nach todten Theo- * 
tieen zu Verwifchendea darin liegen' möchte , dafii die 
d^utfche P^aeße äiefc Freyheit mit den übrigen, metri- 
Tcher Bildung fähigen Stachen des Notdens gemein 
hat. Freylich Zufammenklängen, YrieJBöfen^ErUfeng 
Höhlen, Quälen; Träume^ Keime; möchten wir nicht 
das Wort reden. Geradezu verwerfen aber mülTen wir ^ 
den ^cim Itente^ und zeihte, wegen der durch die ver- 
■fchiedenen Confooanten ganz verfchiedenen Betonung; 
weichet Verdaoimungsurtheil wir auch über fag»9 
JarÄ^^, üb^*/^7*Ar#, JndH/^ttf ansfprechen müiTen, S. löo 
' findeh y^it gnt Th^äJiejitnitgeJcheken gereimt. Übeip- 
hat^t aber find die Mitlautcr vomgröCst^nEinflufsauf 
unteren Reim, da von ihnen die Mannichfalti^keit der- 
Telben abhängt^ und find uns bey ihnen kemeswegs 
die Freyheiten vergönnt^ die wir uns bey den Selbft^ 
lautehi erlauben dürfen :* f rey lieh keine der vortheü- 
haften Seiten unfere« Sprache. •*- Minder geachtet 
Hat rir. Z/.'airf di^ ^bwieehskenß der Reime ; d^nman 
braucht tlür die' vier erften. Sonette geleCen zu haben, 
um d^ Reim <ahe7t fcbon in drejlr Quademarien be- 
g^gnet zu feyn. Uns . ifi diefe Mannichfaltigkeit um 
fo nothwendiger, da wir für unfere Reime bey weip 
tem nicht fo viel Wörter haben , als die luliXner, 
und dadurch vielmAr in Gefahr geradien, una zu wie- 
derholen und eintönig zu werden. Hierin, fo wie im 
Gebrauch edler uridgew*hlaer Reimen wäre viel zu 1er* 
'iiHn gewef^ti von Scfäegeimd von Griei\ w^dieanicht 
*^u verOluRien wir dem Überf. empfehlen möchten. 

Die Nadbbildiing deretK-*nxld fiebenfylbigen iu- 
liänifchcn Verfe mit weiblichem Ausgang hat ihre Be^ 
denklichkeit^. Da die italiänifche , unrythinjü^he 
'£pracl:e ihr^Sy4ben nur zählt, nicht mifst, und^er.- 
^^ctB dicEKficmeu an^nommen werden ( fp?ift es in 
^ferer fefter- organtfirten %rache rein unorögUch, 
'End^cäsyUal^ ntck petrarchifchem* Mufter wa bilden« 
Th dieltatil'nerbeymLefen der Verfe weder tcamdiren, 
4ibch elitÜren : fo bekommt ihre ganze dichterifche 
Sprache dadurch eine aufirarordentliche Beweglichkeit» 
und die Abwechslung in den Verszeilen geht ins ün» 
endl^he, worin We) Schönes, aber auch viel Tadeins- 
W^rihev, «uf For«alofigkeit Dm tendes unverkennbar^iiT. 
In unft#e¥Mrtitter^aehewur^ alfo niofau «brtg Mai- 
^n, als den EndeiasyUabo fnitdem zarteften'Ohnund 
Sinn naOh Art'ttnCsreeftinffufaken, wetblidien Jam- 
bus auszuarbeiten; und wänhäite fi«h> Jemand- ein 
Voii>!ld dazu : fo würden wir ihni kein trefflicheres und 
v^Uetideteros 9l»Qx^tlu>t Eugenik sia^ nennen wiffeA. 



Dagegen müflen wir an Wn» X.. taddn , ftras-fr^ylidi 
{chon Viele vor ihm VjerGämldet haben ,. Niemand )& 
doch mehr ala Jiek^ wenn er feinen iamben widct« 
&[ebende.Füfse, vorzüglich Trochäen, emmegt; z.B* 

-TT *. ' ' 

Tod, iiickt nur fierblich, ile ein» Vsddart« «* 

Pügcl, einll xncqje Luft) niin ohne FiiTcUc. u.f.w. 

Auch können wir nicht fagen« d|ib di^ richtiger 
^emelTenen Verf^, deren Übsr^l jedoch bedeutend 
ift, durch Cäfur uiad WortrerbiadUHg dem Ohre wol^ 
thun, d^ 6e meifi^s kr^fUoa und ein^rm% Qeb^vtfiBd, 
Eigentliche Verftöfa^. gegen dtsn Sim» des Dick- 
ters finden wir nirgends, und wir kdnnmi nicht zwei» 
fein , dafs Hr. ^« ihn ^^ße^t. Wo e9 dem elften 
Jülich ^anders fcheinen m<Mite, hab<n o|r die n^ecba? 
nitchen Schwierigkeiten des &e}ms euig«W9rkt;.ii^ 
>vepn wir freylich ^rgleichen Zwans »or ungem 
fühlen: C(^. wäre ea doch hoch AeUnbid^kAki eme«^ 
^iftlingi^verfucb , wie diefcmi fnichlf der hn naol^ 
lehn *u wollen. Wir^nögjen dejsbalh nicbÄ bey ein- 
^Inen Stellen, verweilen . deren Ansdieuck ni^sht der 
gewähltefte feyti möchte, und dereia Ach ♦lletdingi 
eine beträchtliche Anzahl na<;hweifen liebe. Peigki- 
eben VerzeichnifTe haben für das Pubjjiuuii gar keiz 
Intereüe, und dem Überfetzer nützen Skß nur dann, 
wenn fogleich das Beffere hinzujjfefägt wird. Dielii 
ift aber im Petravca nicht andeYB mö^ch, als wenn 
man gleich das ganze Sonett, ^der in den Canzoneii 
eine ganze Strophe binftellen will. Denn hier zieht 
die Veränderung einea etazigen WorU den Sturz des 
Ganzen unfehlbar nach ܣh. Nun hat z>v;ar Rec. gar 
manches petraEchiCche Gedicht in eigeiierlJbex£teiing 
liegen,, daaiich vielleicht neben Hp* i.*/. V«r£aebe fid- 
len dürfte; aber zu Mittheilun^ea dieCer Artifr hier 
jderBaum nidit, und wir'.ver^iänm es filreineXchiGk- 
Jüchere Ge^genbat« 

i>afs noch viei fehlt, am SMegels trefflidieVer* 
dmtfphungen nur zu erreichen, würde eigendich gar 
kein Tadel C^n , und 'wir ilirollea es auch aicfak fo 
l^etracbtet bab^n. Hier.tisut die Übung mehr» abiich 
lagoa lä{at> und Fleifs .vtermiiTen wir nicht. J)ock 
Würde» wir rathen , dea lonft ruhmlicheii WettBreit 
mit SchUgeL Uti&ugebte , da zumal die nach ihm bc* 
^rheiteten^Stücke gerade die atm wenigfteii getungeoai 
&nd» auch das Vorbild überzU, nur etwas entßdlt^ 
hervor£chimsnect. Wenn uns alCo Hr. L. de» ganaea 
Fetraixa geben wÜl: fo würden wir wünfchea, daber 
Ach von SdUegcLdint Eadaubmfs auawirkte, die von 
ahm über£itz4en Stücke lesner Verdeutfchn^ einm- 
flrzrifiibenfl. ^ - t 

DaCs.Hc X^ (ein Yerfprechen, «aa tine yerdea^ 
fchung das gtazai Petrarca zu geben, erfiillen möge, 
iprünfthen wir gar Cehr^ Oa(a eine folche Arbeit nicht 
gUicfa vollkommen feyn kann » liegt in 4ler Sa- 
che ; eine mittelmäfsige vollftändige Übertragung abtf 
jDotafis . eimr j^nten vorangehn » und ihr die Bahn In»* 
i^hte, «nd hlea;£iidräi wir immer %eben efaizeinez 
TFerfeUten Stellen ein wfttkei'esiSireb^n^ Wenn du» 
«»sh ditle erfte Arbeit noch 'mznaheBMfsta giebt: b 
enthält fie^ooii aaich daaZeugnifs, 'daff# det ff* bef 

■" [KckeaJlieleAi^wd 



bzld£ck/elbft übertreffen wdrd. 



'«Äf« 



"m^mmm^mf^mu^m 



»55 



J E N A r S G H E 



*5\ 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



APRIL i8»5- 



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■F*- 



FE^B-MISCHTE SCHILIFTEN. 

i) BUU.IH • b. Wittich : Coßümc auf dem känigL 
Nationalthcater zu Berlin. 9—21 Heft. 1805— 
1810. 9$ colorirte Kupfertafdn. 4« 

«) £bendafelbft, im Kunft- und Indnfhrie-Comp- 
toir; Abbildung theatralifcker Dar/ieUwigen auf 
dem königi, Nationaltheater zu Berlin* 1 Heft. 
6 cdorine Kupfertafeln , nach derNatw gezeich« 
net und Realst, von F. fVeifse^ 4. ohne JahrzaU. 

S) £bendafelb£: Ifflari^ mimifche DarßtUungen 
für Sehaufpieler und Zeichner. Während der 
Vorftellttng' gesefchyiet ztt Oerlin in den J. tßoS 
bit %%\x von den Oebr. HenfeheL 1 Lieferung. 
I-— 10 Heft. 7S Kopfertafeln. 4. — Das 6 Heft 
enthalt aoch Gbaralttere der Mdine. Bethmann. 

4) Wien , b. Geiftinger : Coßume der kaiferl, hö- 
rÜgU National^ und der anderen privilegirten 
'Theater in fVien. ifiO?— -iStfi* 1 — 21 Heft. 
is6 c<rforirt^ Kupfertafeln. 4. 

5) Paris, in d. Druckerej b. Gille u. b. Herausge- 
ber: Gglerle Thiatrale y oii Collection gravSe et 
imprimie en Couleur y des Portraits en pied des 
principaux Acteiirs des trois Premiers ThJatres de 
ta Capitale. \^\2. Livraison I et IL 24 S. Text 
11.6 Kupfer. (a6*Franc8.) ^ 

XJey der Anzeige der erften^ Hefte der berliner Thea- 
ter- Coßume in diefer L A. L. Z. (1806. No. 66) ift 
bereiu von dem Nutzen folcher Sammlungen gefpro- 
chen worden , die man zum Beßen der Sehaufpieler 
fowoÜ, als zur Vergnü^ichkeit der Scbauluitigen 
Teranftaltet, und welche auch von Liebhabern 4er 
Maskeraden benutzt werden können. ^ Selbft diejeni- 
gen» wdche Theater zu befuchen verhindert werden, 
oder keine Gelegenheit dazuhaben, können auf eine 
«igenehme Unterhaltung bey der Durchücht diefer 
Hefte rechnen r zumal wenn he die angegebenen 
Schaufpiele durch Leetüre kennen. In beiden Hin&ch- 
teil find alfo dergleichen Kupferwerke erwünfch- 
te £rfcheinungen • wenn nur bey denfelben die 
billigen Anfodenmgen des Kritik gehörig 'befi^' 
digt wei^den. , 

No. 1. <Dai 9 Heft enthält fecb« Coftume «n« dem 
ScbanfiNbole: ^TotUay £önig dmr Gothen, von denen 
die liebliehe ^ Kleidung dea artigen Bauemmädchens 
Rofa^ wenn auch tlurchaoa idealilirt, das Auge be- 
fenden.'Mif fid^^ziekt. Antike. Abbildungen vxm dem 
lUeidim|8wdbii^ tdez Gothen , befondera der unkrie^e- 
ri(chen.^lfinde,;£nd feiten» und et mafealfo an die- 
Tep Falle nothwendig der Fhantafie* etwaa geftattet 

/• J. L. Z. i8»3* Zwe^ittt Band. 



<: werden. Die 7 und 8 Figur diefea Hefita, Hidruot vaA 
übaldoy ans der Oper Amddty nehmen fich gut ans« 
nur ift letztere ein wenig franzöfitt, vecmuthlich der 
Oper wegen. Im 10 Heft erfcheint ij^an<{, als JG^ 
nig Leary fehr gut coftnmirt, in fofern wirnttmlioh 
diefes Meifterfiück dramatifcher Schöpfung dem Mit- 
.telalter ein wenig niher rücken ; ferner: WaUenftein, 
Gordon, Götz von Berlichingen , Lerfe., ein nnm« 
berger Kauftnann, und Fegefack (Iffland als Geiziger). 
-Götz von Berlichingen in feiner Haaskleiduna; fieht 
aber doch ein wenig zu ftntzermifsig aus, una hfttte 
^hne Unterfchrift eher für fVeislingen gehalten wer- 
den können. So ift auch im w.Htd Butler zu bunt 
gddeidet Die franzöfifchen Coftume find allediebft, 
befonders IJfland als Svlly^ und der chinefifche Kai« 
fer aus Turandoty dem romantifchen Übcrhauche des 
italiänifchen Schaofpiels, ganz angemeffen coftu« 
mirt» Das ifl und 13 Heft enthält Coftume aus dar 
-yerfchoUenen Weihe der Eraft^ unter denen Kaifer 
Earl V da fteht, wie ein franzöfifcher Hofmann aus 
.firatttome*s Zeitalter ; auch hat uns die Kleidune d66 
-Kurfürßen von Sachfen nicht gefallen; belTer nimmt 
•Herzog Erich voti Braunfchweig fich atis. Luthers 
Famulus, Theobald^ fteht gar au ftauenzimmerhaft ge- 
.putzt da. Unter den Trabanten aber teigt der fächfi« 
(che fich isSk fchäferm&fsig, der braun&hweigifche 
.etwas fcythilch. Im 14 Hdfte möchten wir ifabeilen^ 
.ans der Braut von Meffina, anszeichnen. Von d^ 
^neudeutfchen Carricaturen läfst fich nur Tagend daCi 
«die meiften örtlich berechnet find , was fich auf dem 
Theater auch wohl erhalten wird, und oft gar Cehr 
zur £rfchütterung desZwenfdls derZufehauer dient. 
Das 15 Heft giebt gute Coftume aus dem'nothdürfti• 
-sen Schanfpide , Fridoliuy das 16 und 17 feine alt- 
franzöfifche , für Theaterwirkung berechnete Traeli* 
,ten , unter denen uns Johanna von Navarra^ am be* 
ftei^^fallen hat,^was wir jedoch von der artigen ißtUe 
nicnt %gen möchten. Im. t8 Hefte find die Coftume 
aus deOTDrama Salomons Unheil fehr gefchmackvoll 
und auf theatralifchen Effisct berechnet, fo wie die 
im 19 Heft, wo wir auch den Weltentdecker Colum* 
hus finden, dem es aber in der Tracht eben fo wie 
in ^ der Charakteriftik deilelben in dem Schaufpiele 
felbft ergangen ift; er ift zu fehr manierirt, der gute 
Seefahrer! Die Coftume aus Aera^Kaufmann von^M^ 
nedig im to Hefte find recht anziehend gut, und be- 
sonders erfcheint iffland als Jude Schylock vortreff- 
lich coftnsairt. Auch ift die Figur deffelbeii gut gera- 
then; man glaubt ihn fprecbend vor fich zu fehen, 
und fo fteht er ebenfalls im si Heft als M. Lämmm^ 
meycTy an» dem« nothgedrungenen Künßlers .Erdeii^ 
wallen, und als Nathan, in dem Meifter werke Lef 

82 



^s& 



I£NAISCHE ALLG. LITEftATUE- ZEITUNG» 



,»56 



fings^ vor 111)9. BeclU gnt caftttmirt iß nnAJOaja^ äi^ 
Ji^bl^neFrau^ngeßaJL , . ' ' 

Nb. 2^ Iii diefer kleinen Coftum - Sammlung i(E 
dem Künftlqr befonders Jjpand, ak JEßlghändler, 
ganz vorzüglich gut gerathen. Von den Carricattnrc» 
gilt, was fcfaon eben gefagt -worden iSt. Di« Kjinft 
liat von denfelben keinen Gewinn. 

No. 3. £9 ift ein würdiger und lobenswertberGe» 
danke der Gebrüder Henjchely, einen Cjklus von Jff* 
lands mimifcheji JDar/Jetiungefi zu geb^n. Denn des 
^Scfaaufpielers (auch des bellen) Walten und Wirken 
aft tranfitorifcb, und kann nur vomKünftler ia mimi* 
Jeher Hinficht als darAellend momentan aufgefafst 
Werden; und wenn diereAuffalTungen Mußer genannt 
werden können : fo find diefelben eben fo angenehm 
als nützlich und belehrend. Dieb nun ift hier ganz 
»««^macht der Fall. Wa5 Lejßng von ^ckhof lagt: 
jyDiefer Mann ift alles; und wohin et auch geftellt 
wird» erfteht auf feinem Ffaitze^S — gilt auch von fei« 
neni Schüler, auf welchem fein Geift ruht, dem vol- 
lendeten Künftler Iffland. Dafs jedoch ein folcher 
Mann auch zuweilen fogar Lämmermeyer darftellen 
mufs» das beklagen wirl Dem Schlechten dürfte nie 
Raum gegeben » gefchweige Vorfchub geleiftet wer- 
den« Wie fehr hingegen fühlt man Ach vom den mi« 
mifchen Darfiellungen des Künftlers, als K. Lear^ ün- 
geafogen, welche iM 4 Heft diefer l^iefevung giebt! 
Vorkieftlich ift der Ausdruck desGeficbta, die Stdlimg 
v« f. w. in der Scene, wo er fragt: ^Sagt mir wer 
ich bin^^? Wie vollendet treten die Gruppen Ceines 
Wahnfinns hervor ,1 vom erften Mom(mt an, bis zu 
dem fchrecklichen : ^tMan macht mir gräuHohe £Und' 
werke** I Es ift gewifs ein hoher, wiewohl erfchüt- 
ternder Gen üb» denKünftler in diefer Rolle zu Cehest 
die er mit einer Kraft zu upafangen weifs, welche in 
Verwunderung fetzt, und das Herz aufs tieffte rührt. 
Man nrnia ihn gefehen haben, um das zu empfinde». 
Da^ 5 Heft giebt Ißlanden als Effighändler. Auch 
in.dtefer Rolle wird er einzig bfeit^n, und foll in 
derfelbcn JEckkofertf ganz gerecht, aur}Seite ftehen 
hönnen« Das 7 Heft giebt des Meifters Darftellungen 
als Schylok» Da» gte, als Luther. Die Attitüdeii 
find vortreiflich, und alle Imd Studien für angehen* 
4€ Schaufpieler und Künftler, was auch von deaea 
«b Nathan und Wilhelm Teil, im 10 und ift Hefte, 
SU fagen ift* — Das 6 Heft enthält nitmifche Dar- 
Heilungen der Mdme. Betkmann , und ftellt hier die 
Künftlerin als Lady Makbeth dar. Alle Situationen 
können wohl überlegt und gr öfstentheils gerathen ge« 
iiannt werden, befonders aber die bey Lefung des 
rBrtefe», indem fie (ganz zweckmäfsig am Tifche 
fitzend^ Tagt: ^ßlamis biß dut ufid C^wdor-^^und 
foliji feyn was dir verfprochen worden.** — Die 
ilerausgeber diefer Hefte verdienen Aufmunterung 
und Belohnung ihres Fleibes durch einen guten Ab- 
iatz derfdben. 

No. 4. Von rühmlichem Nachahmnngacifer ange^ 
trieben , haben ungenannte Künftler angefangen, uns 
auch Zeichnungen von Coftnmen der Theater der gro- 
fiea Saiferftadt zu ^ben » ifr^lche der Untarhaltung 



durch Schaufpiele fo entfpherdend huI4]gt. Selbft aU 
Vvrgleichung ipuEft die Durah&cht ^^elr ]I^t^ J^^Cfni, 
'welche die oerliner 'und dresdener Theatercoftume 
kennen, äuberft angenehm feyn, und Mbft in diefer 
' Hingeht dürfte Manches bey dar gewählten Anficht 
hh beftimmtem Anfchlag zu bringen feyn. Im 1 Hefte 
ift Baiboa vortrefilich cofttmairt, was auch von dem 
jyraknjer Tyrannen aou Eagen ift, wiewohl wir eine 
andere Farbe feines Unterkleides gewählt haben wor- 
den. Der K. Semiramis hAikf<egttt liätleB wir ra- 
then wollen, Jo coftumirt, nur in eipem Ballette auf- 
zutreten. Sie trägt ein Ballkleid, aber nicht ein^Ge- 
wa nd, einer folchen Königin würdig. Held /^^r er- 
fcheint zu bunt und ziemlich griechifch. Im zwei- 
ten Hefte finden vrir IDutims , ' Eichenhor/l , Fe^fekt 
sut coftumirt, und vorzüglich wahr und fchdn £ue- 
lina. Hingegen ift^ Jgnej Sorel abermals eine Balle- 
rina. Die altitaliänifchen Coftume in 3 Hefte find 
gut und zu loben^ Oroes^ der ParUier König, im 4 
Hefte, giebt (den Knopf des Schwertes abgerechnet) 
eiii fchönes Coftum, aber Emireuna ift abermals zxa 
Tänzerin, geworden , und doch nicht gefchmackvoll 
genug gekleidet. Die fiebeahmTgifchen und altitalil- 
nifchen Trachten, welche das 5 Heft giebt, find gut 
und gefUÜg, und.eben das müllen* wi» von den Co- 
ftümen der K. Zenobia und des K. Mäon im 6 Hefte 
. fagen. Aber Cafpar des Thoringers Coftum möchte 
wohl eher ins i? Jahrhundert, ala in das, worin er 
lebte, gehören. Die Coftume aus Makbeth im 7 Hefte 
wollen uns durchaus nicht anfprechen, und Muri 
Moor im 8ten tritt gar zu pickethäririgsmäfsig ge- 
kleidet einher. Das Coftum des Pr. von Oranien im 
g Hefte ift zu loben ; von den ifraelitifchen Trachten 
aber wüfslen wir nur zu fagen , dafs diefdbei^ viel- 
leicht aus Gottfrieds Bilderchronik genommen find, 
in welcher die damaligen nürnberger Künftler ihrem 
befchränkten Kunftgefühle fo bemerkbar freyin 
Lauf gelalTen haben. Indeflen , auf dem Ilieater nnd 
in einem Melodrama , mögen diefer H, Saul und diefe 
Pr. Merob in diefen Kleidungen doch wohl das Ih- 
rige zur Zufriedeiibeit der Zufchauer geleiftet teiben. 
Ganz artig treten im 10 Hefte Helene und Gedeminxn 
dem Schaufpiele Beufs von Planen einher , wiewohl 
letzterem keine erbauliche- Stellung gegeben worden 
ift. Wäre fie die des Schaufpielers : fo müfste fie fidi 
fehr fonderbar ausgenommen haben. Die Coftome 
aus dem Schaufpiele Columbus im 11 Hefte find d^ 
nen des berliner Theaters weit vorzusrehen ; die dei 
12 Hefts aus dem bremer Bürgetmeifier Fasmer find 
jenem Zeitalter ganz angemeilen und richtig. Im 13 
Hefte zeichnet Cäcilie aus dem obfcuren Schatifpide 
Raphael fich aus. Die römifdien Coftume find thefli 
derGriechheit, theils derPhanufie df s Theiterfchnei- 
deis zu fehr hingegeben worden. Angenehm und 
lieblich erfcheinen im 14. Hefte die Trachten avi der 
Oper Jfchenbrödel ; hingegen möchte es dodi wsU 
-befler ieyn, Camilla trüge in ihreia Kerker kein bsB- 
bUucs Kleid. Im 15 Hefte find die fpanifchen CoAu- 
me vorzüglich gut und den Schm%>idera luir Nach- 
ahmung SU empfehlen; X. Lear ebtt fieht, auch in 



157 



APKIL «8^3« 



m 



to Wählbar KMAer, äem ^tartätfchen weft nadb, 
der Nomr fedoch 4ft befldr «k mt berliner^ vmä die P^. 
^^ ift, iftir*ihve RoHe, voktrefflich colhiinirt Die 
ahdratfchen Tracbten de» i§H4^ts ßnul wifUich gxtnz 
TondgKch^ Covrohl die der' Ritter, als die der gefäl* 
ligen Clara'9 *a» einer* rielleic^t nur in Wien be- 
kuinten Oper, die Feuerprobe genahnt. Aoeh die 
dtenglifchen Trachten find fehr lobenewerth gewählt. 
Eben dieb ift auch TOn den Coftiunen des 17 und ig 
Hete £11 rükmen, die nach fehr gmten gleichzeitigen 
Oeiftälden gemiadit find. Gleicbltills lobentwerth find 
die Coftnme ans den^ ziemlich bey uns unbekannten 
Schiafpiele Johann von Finnland im 19 Hefte. Dae 
so und 31 Heft ftiUen Coftume der parifer Theater. 
Waram» wird nicht gefagt. Reichten die CoftunM 
ie$ wiener «Theaters nicht hin ? Schwerlich mag 
£^ der Grund feyn. Bey einer Fortfetzung diefer 
Sammhing wollen wir uns doch lieber mehrere wie« 
ner Theater- Coftume ausbitten, und Tollte es auch 
nur feyn, um dem Titel des Werks getreu zu blei- 
ben, der fonft aufhören würde palTend zu reyn. Den 
Befdila& (wir hoflBsn jedoch nicht den diefer Samm« 
Itiz^) machen achf von f^. Gröntr inventirte und 
geftodielie, colorirte Charakterköpfe » unter denen 
die mtoAlichefi , Now 4 und 7, wohl leicht die bedeu- 
tendften feyn dlürften; von den weiblichen Köpfen 
und Gefidttem» No. \ und 6» läÜBt fich nur fagen, dafs 
in den Situatioiien , in welchen wir diefelben erUi- 
cken, fürs Theatec wohl die eine zu fimpel, die an- 
dere cn fnride leyn möchte. Jedoch kömmt auch 
UergirVielea auf den Oefchmack an, undRec. kennt 
lo numchea fchaidnftige PnUicnmt wo ein Medufen- 
ge&dit» wie No. 6 a. B. in der Rolle einer Orfina, 
gans TorsügUoben Beyfall eriialten, und den, von 
der Sättufpielerin , die ihr Publicum kannte , berech- 
neten Eftect nicht verfelik hat. Der Gefchmack hat 
bmieadlich viele Nuan9en , dafs diefe, Wie Scru- 
pd, vom Gewichte abgezo^» zuletzt kein Ganzes 
inf der Wage mjehr» und nichts als zerftückelte Bro- 
Aen, gisbeR "würden. 

Bey. einer Nebenetoanderffellung diefer Samm- 
hmgen zeigt fi^ daCs« w^s die altdentlehen und ita- 
Kinifchen.-ttnd die fpanifchea Coftume unterer und 
der Vorzeit betriXt» .im Ganzen genommen, und 
einaelne Fälle abgerechnet , die Wiener den Berlinern 
den Vorzug durchaus ftreitig machen, dafs hingegen 
in franzö&fchen , griechifcheÜ, römifchen Coftumcn 
bey der berliner Bühne mehr TorgCÄme W^hl und 
Konftgefchmack hetrfchen, 4afs die wiener Damen 
ihrclOeider zu tänzermäfsig wählen, und die berlinei^ 
die peuen Moden mit den alten zu auffallend ver- 
mengen ^ dafs auf der berliner Bühne in den Kleidun- 
gen mehr EinfachÄicit, und auf der wiener Bühne 
mehr prangender und flimmernd hervortretender Staat 
herrfcht^ da das Theatergold auf allen Ecken , wo es 
nur gdien will» angebracht i(L In Anfehung der Zeich- 
nungen aber^ als Kunftwerke betrachtet, gehen die 
berlmef. befteidÄS die der Gebirtidef Henfchel, deji 
wiehern- vo^i' ^'''Mlöi ttiefen Sariiiblüngcn ift übri-^ 
ffPHA Mn.mmnterbrocbenerFort^airg zirwoftfcheflT*" ' 



No, 5. Seit die Cöstumes ^es granäs Thlatres auf- 
hörten, hatte Frankreidi, fb viel w^ willen, kein Werk 
diefer Art mehr, was woU ein neues Untemdimen, wio 
£egen wärtiges, befonders mit begünftigen mufs. Diefes 
toll aber nicht allein die Coftume enthalten, fondern 
auch die Porträts der berühmteren Schaufpieler der pa- 
rifer Bühnen, ,,cltf;////x l^itahlissement de Vartdramati- 
que entFrance^ c*est - ä '\dlre de puls laßn du iGe^Slücle.** 
„Über jeden in einer feiner Hauptrolle abgebildeten 
Schaufpieler, fo wie über jede Sdiaufpielerm , wird 
das Nöthigfte aus ihrem Leben gefagt, die Gefchichte 
ihrer Bildung kurz berührt, von ihrem Äufseren, ihp 
rer Mimik, ihrer Declamation, ihrer Kunftkraft, und 
dem allen, was fie als Künftler angeht, gefprochen, 
jungen Künftlern zum Beyfpiel, zur Nacluihmung, 
um diefelben auf fich felbft aufmerkfam zu machen, 
den Liebhabern der Bühne aber und Zufchauern zur 
Unterhaltung. Daraus wird (ich nun beftimmen laf* 
fen, wie Kunft und Gefchmack fi6h vervollkomm- 
nen, und auf welchem Wege der Wahrheit die Fackel 
vorgetragen werden. kann. Dann find Vergleichungen 
zwifchen fonß und y^tcf *anzuftellen, und Künftler 
und Freunde der Bühne können beide dadurch nur 
gewinnen. Belehrende Anmerkungen foUen mitge- 
theilt, treftende und witzige, noch nicht bekannte 
Anekdoten erzählt werden , alles aus deh heften Quel- 
len gefchöpft. Das Ganze wird aus igo Kupfertafela 
mit Text beftehen , welche in 5 Bände vertheilt wer- 
den. Die Zeichnungen werden nach der Natur oder 
nach guten Porträts von berühmten Meiftern fo ähn- 
lich wie möglich gemacht, und das Werk wird Aus- 
zeichnvmg fo unverkennbar an fich tragen, dafs daf- 
felbe keiner Theaterbibliothek fehlen darf.** 

In den beiden vor lins liegenden Heften finden 
wir 1) Talma als Titus inVoltaire'sBrutur. Ein fehr 
gelungener und ähnlicher Kopf! 9) Mlle. Mars als 
Betty in dem Schau fpieleJezm^jj-^ d* Henry V von 
Duval. Ein feines Figürchen. Das Geficht , mit vie- 
lem Fleifse gemacht, wie auch das 3) derMdme. Oon- 
thier als Perette, in der Oper Fanfan und Colas; 4) 
Orandmesml als Arpagon in Moliere*s Geizigem ; 5) 
Mlle. Uuckenois als Alzire (die uns am wenigften 
gefallen will), und 6)Derivis als Zethus, in der 
Qper: Die Amazonen; fehr gut coftumirt. Die Künftler 
HaottCf Chaponnier , und befonders Godefroy , wel- 
che die Figuren zu diefen Heften lieferten, haben 
fehr brav gearbeitet , und laffen in diefer Hinficht die 
meiften, welche an den Coßumen der deutfchen Thea- 
ter Theil ge^nommen h4ben , hinter fich zurück. Was 
aber den Text betrißt: fo ift zu hoffen, dafs der- 
felbe in den folgenden Lieferungen den Ton ein we- 
nig herunterßimmen wird. Man möchte fonft vor 
lauter Heroen und Heroihnen keine Menfchen mehr 
leben können, die uns denn doch gezeigt werden 
foUen. Wo alles von Lobe überiiiefst, und von 
.nichts ids von Vollkommenheiten die Rede ift, da 
wird es alten denen , die da wilFeW, dafs doch jede 
MedatUe ihre Rehrfeite hat^, ein w^nig foiiderbar' zu 
Mttthe/ w^nn fie diefelbe nicht auch fehen follen. 
*Wir -vfuafcbea nur zu erfahren , wU 0s iß. Von 



t$» 



h A. U Z* A P H I L : f 8 1 3- 



i6o 



Ut ohnehin £u fturcl^mit dab nach ^ii^d nach da« 
Schema ▼erloren gehen i^Schte.^. - 

Nnl. L. V. ' 

Haknovbr, b. A. Gebr. Hahn: Camillus^ Bild ei- 
nes im Glück und Unglück grofsen Mannes. Von 
Johann Georg Heinrich Feder, i^og. VIII u. 
iMS- 8» (12 gr,) 
Sich Telbft bu in&ften und ^u ftärken» hat Hr. F. 
di^Get hiftorifche Gemälde unternommen. »,Zu einer 
Z^t, Tagte er, wo die Gegenwart -wenig Erfifeuljcbe» 
für mich aufßelltet sog ich mich in die alte Gerchichte 
surück • die mich in meiner Jugend Co oft begeiftert 
hat. Da verweilte meine Anfmerkfamkeit beym Ca- 
millns« und ich befchlob, die zerftreuten Züge au 
(ammelnff um an dem fchönen Bilde mit deßo volle- 
rem Vergnüffen mich zu laben.'« Wie hätte auch die 
Wahl glücklicher fexn können ? Ein Mann , wie Ca- 
toiiUua, der in gemeinnütaiger Thätigkeit, faft bia 
sur böchften Stufe de$ menlchlichen Lebene» unter 
den drobendften inneren tmd äufseren Beftürmungen 
(einea Vaterlandee, dem Neide und der Undankbar- 
keit felbß ausgefetet, feinen edlen und erhabenen 
Charakter flcsckenloa behauptete» mufa einem fittlich- 
.tmpfindCamen v Gemütbe die feligfte Ergötzung und 
Stärkung gewähren. Hr. F. beginnt fein Gemälde 
mit einer kurzen» aber hinreichenden Schilderung dea 
inneren und äufaeren Zuftandea dea römifchen Staata 
zur Zeit dea Camillua. Die Verhältnille dea Adele 
•um Volk werden aua einander gefetzt» und befondera 
auch puf die Mittel aufaierkfam gemacht» deren fich 
die herrfchende Partey dea Adela zur Erreichung ih- 
^^r Zwecke und zur Befchwichtigung dea Volka be^ 
4ient6^ Die Hauptzüge dea Gemädea find aua Lii^iua 
und Plntarch, und fo zufammengeßellt» dafa una der 
Kündler bey feiner edeln Einfalt nur um fo lieber 
wird» und er wird feinen Zweck» auch Andere zu 
ßärken und zu tröften» gewifs nicht verfehlen. Mit 
Weiaheit ift daa» waaauf unfere Zeiten und auf nnCeren 
Zußand triift » jedea LeCera eigenem Nachdenken und 
{Gefühl überlaHen. Mit S. 90 hört die Biographie dea 
Xiamiilua auf» und den übrigen*^Raum füllen Et5n«- 
rungea einiger bey der Gerchichte und Beurtfaeilung 
dea Camillua wichuger BegriA'e. Hier ftellt nun der 
Vi. anerfl gründliche Betrachtungen über Eigenthum 

— ^ 



und J^tck)L jie^ Stärket^en ati. Hi^vAUf.hWictaet ef 
den leidenden und thätigeuMutb» und feiCht AeF». 
gf n zu beantworten« wdchea beider •(künde and Be- 
dingungen» und welche« die; lIr£a<dMSB' find» wtnmi 
fie fich beym MenCc^n nicht imaajtov wie inaldeik, 
vereinigen. D^ duldenden Muthea erften Grund 
fetzt der Vf. » und mit vollem Rechte» in die Genug- 
fchätzung de& Äufaeren » verbunden mit der tJbenea* 

fung von dem hoben Werthe dea fameien* Trefflidi 
Igt hier der Vf.: »»Ea bleibt ein hidietf Vorzug des 
Menfchen» dafa er fioh fdbft eine WditiEchaffieiilEnin 
in feinem Inneren • die kein Gewultthätiger ibiii na- 
hen» ihm zerßören kann; eine Welt dtt Efkemtinip^ 
an denen der Verftaad fortfchreitend arbeitet und 
fich ftärkt ; kaum w^mehmend» waa janfaer ihm rer- 
^eht; eine Welt AexJdealeim den hdheron Sim, & 
•von .ihm abhialten daa Unbeha|^iche nnd Ärgedidte 
im Äufaeren» und eine Welt der Hoffnun^n^ k da 
;er diefe Ideale realifirt fiekf. Oiefc Uo£rmiig ift ihm 
Jchon jetzt Erfatzi für daa » waa er duldet tis^ vaicr 
lentbebrt.'* Nach Aufzählung einiger anderer Antri^ 
be zum duldenden Ebfuthe kömmt der Vf. aucSi auf die 
chrifiliche Religion» nnd rühoat ihre Kraft in wenif«), 
aber herzlichen Worten. Beym thitigen Mathe ift 
daa Verhältnifa in vielen Füllen andera. Oktchgäl- 
tigkeit gegen daa Äu£iere ift nur in den. Cdteafica & 
fcheioungen mit demCelben verbcniden: Daiftnadi 
Gold^ nach Mackt» nach Ruhm .find deffenrftirkffe 
Erregungen , und die VorfteBungen vOn^Zwedi «nd 
Mitteln find ea» wdche hier die Verfchtedenheit nadi 
Art und Grad beftimmen. Ergreifend ift et^ wie der 
Vf* der Anftrengungen, der'Sdiwserigkeilen» der 66 
fahren erwähnt» deren fich Oelehite und Erfinder i«* 
fetzen» um ihra.Zwecfce zu reälifiren* »»Mit.£]idia- 
fiaamna huldigt deinem Mutheiiier auch maineDsab- 
barkeit» edler Humboldt^ Und audi dir; guter iSinw- 
mann 9 dem Verdienfte» nach dem da ^^'^ht#tiroU 
zu frühe entriffen» auch dir eine lidyevoüe'WPoe!*' 
Der ganze Auflatz ift einea edlen » ^ biedc;reirlbimfli 
würdig. — »»Über daa polittfdw Vorherfebingfver- 
mögen'' Ift die Anffchrift dea. dritten Anflataai diefei 
Anhanga. Ohne den Gegenftand gerade eifcböpfan 
zu woUen» giebe derVf. ^nige BemeihnngeQs wei- 
che hinreidmi» Vorficht beym Gebraut .deffdbei 
zu empfehlen.. 

Hd, 



KURZ 



V> 



ANZEIGEN. 



' ScrSnb Kv9stb. Gotha t b. Strudel: Adonis nnd Zer* 

'hine» od^r die Leiden einer edlen Familie auf St. DomingOm 

'FflT'gebüdbte jängeLefer von 10 bis x6 Jahren. H«raiis£;ege* 

ben von J. Chr. if^. i8«»- 1918. A (lagr.) „Die Gefcmcli- 

u» "Welche in diefen Briefen erz&nlt wird» ift urrprünelioh 

ein franzöfifches Product 1 welches vor einigen Jahren durcb 

'tfxnen beliebten SchriftAeller ins DeiuCche überfetzt warJe. 

. iHr. Pf^, bitte fich über das Product und den Überfetset be- 

liiinaMer erÜiren fallen.]^ DieCe ilberfetzung aber War iflr 

ein reijewes PablieankheRimmt^ und enthielt defsfaalb iVfm- 

chel) 1f>i f0r dal jogendlicho Alter nicht gehöru JQieles 



habe ich nicht nur \yegj;elairen» fonJern auch dat Game foBa* 

geändert, wie ich es für junge Leute von 10 bia 16 Jahitaftöwj 
ielt. Übrigens habe ich. zwar hh mit den Worten ^^ 
fetzers (des l^liebten ntmlich) «rz&hlt » doch land ich iaRfi»* 
fichr des Stils Q^ beliebton Schfiftftellers nimlieh) hftioj^ 
der Periode etwas lu anderiii« So erklärt fich aer H«nB|l^ 
fiber fein Product. Eee. hat zu diefer Erklärung weiterniots 
hinzuzufftg^n, als die Vetfichemng, dafs juu^o Leute toh^ 
«tigesei0t«n Alter » . in fo£em ihr. GeGcdiasacK ao^b atcbt nt- 
wohnt ift» allerdings au«:«Uefen Brufen ainf ^MenehnviB»'' 
eOante und ieljbn nt^tlJKhQ Lecfil^ihfbai werden, U 



. I 






N 



I' SC HE' 



ALLGEMEIN E L 1 TE RA TÜR - ZEIT ÜNG 



.THE.OLOGIE. 

£up>iG, KBarth: Aaalehltn für das Studium der 
«xtgetifeken und fyi/lemaufehaii Theologie, ber- 
aiiuegeben von D. C- A. G. Keil und D. Ji. G. 
Ttlchimm-, Proff. der Tbeol. zu Leipzig. JLrßet 
Stndt. aftul. Vi n. Ai6 S. gr. 3. (10 gr.} . 

Lßta wif rtUg^ tTetmfg«bcm fehlen , ttm ille VVnw 

lede bemerkt, 'ein ftepenoriaiU, üß welchem «inxelm 

r ibhtndhingeniiiidUnterfachangen, die oft der Wif- 

fenf^kaft mehr, ala gfofie Werke, Nutzen bangen, 

: iriedergdegt urfirda)!, tia, den BedürfniiTen unfervrSeit 

, in gelAreti. Mit flwcbt «ber ghubien 6e Recenfionea 

r tbebk^lBier Schiriften eben f&wohl jdi liierBrifche 

: NoviiMen ven-ein^rfAtcben Sanimfiing snjfcbliefscb, 

und üe einzig auf Abhandlungen beft^rknken an miif^ 

ko. V« aber liein bnntei OemiCch T-erFchiadenartiget 

Oeemfilnde daraiu werden tu laffcn, 'beftimniten fia' 

me Anilekten nur der txegHifcheu undfyflemMi- 

/c^n Tltcologie ; jedoch erkläven fie, d^fa fica« der 

I nftcien Mch die biblifcbe Kritik 4ind dis Theone de* 

Anik^ongUcanft; «nd au der anderen anch die KtHJ 

gioii^hi)n('ophie rechnen. Auch Etilen Afohandlmgen 

aiu der DogmengeCchükte darin' Aufn ahme bnden,-' 

veä di«fe mit der DttgtnatUt in nnaertreiMilicher Vcr- : 

bindnng Seht. Auffatze dagegen über Gegcnftlnd»' 

JerUfMD^eük nnd der Katecfaetifc, (b >fnepra)itircbe' 

I Arbenfett, bleiben den feit igio «rfcheiuenden Memv- 

Tohiliert für das Studium und die ^mtiführvne dee 

PrfnJig0>j äbenaHen, and eins des Jlirchengelchichte 

Eewi£»ete Zeitfchrift bat anwr dem Titel : Archiv 

färeäte imd neue Kirchcitgefehiektei, mit «iem Aafaaga 

deilahres 1813 heranakommcn follcn. 

Onen die Zwechmübigkeit eiaor fachen Kek- 
fcbriFt Kfst Geh nichts einwenden ; wir wünfchle« 
oiif, dab M fBCttfch gezeigt whw, wie Cehr lie für 
di« theologifche Welt Bedärfnifs fey. Es fcheinea 
mit nSmlich die in diefem erßeq Heft enthalt'enen Ab- 
lundlungen, wentf;e aui^DOmmen, eher am des Initi- 
tnu willen da an fern, ala daa Inftitut dnrch den Zo- 
<htng einer Fülle von Arbeiten, welche auf dicfe Wei- 
le ins Publicnm gebracht werden fotlten , «ntlhinden 
n fejn. Die Herausgeber felber fcfaeinen für üch 
das iCedärfnirs einer rolcben Zeitfchrift nicht eben ge- 
fohlt zu haben, indent Hr. Tzfekimer nichli, Ht.Heil 
aber nnr eine An von Recenlion von den Schriften 
Andern geliefert bati die cbert fo gut anch, nurnicht 
foweitliaftig, ineinerLitentvrzeitang hätte Tlats (in- 
dm'kSnneo. ■ Doch wir getten zur Anaeige de« Eis- 
wlnen öW. ' 

/. J. L, Z, i8>3> Zu-'ytgr Band. 



I. Frohe aus J. E. Fahers, Prof. der morgen? 
landiTchen Lit«*tur zu Jena, bihlifcher Pßanzen- 
kunde, mitgeüteilt von Hn. Prof. Mofettraüuer C-deip 
der litexarifche J^achlafs dieCes an Erüh ver&orbene» 
trefflichen Mannea vom Hn. Pted. paber in An^cb, 
ein^m Verwandten deHelben, tiberlalTen worden). 
Der feHge Faber hatte «ine bibltfche PflaiMfis künde 
vorbereUeC, and com Theil ausgearbeitet, auf die^ra 
$ch in einigw Stollen Xeiner Anmerkungen au H^ny, 
vtar's Beobacklungeu über den Orient vorlüu&g besieht, 
Einise der ausgearbeiteten Artikel werdcnhieralnPre* 
be njit^etheilt, nämlich ni;H HJD'Jn. PiCOZ, HEKa«- 
Was die tflanae >"/o// hetriflt : to geht der Vf. von 
der fiebaqpttuas 'aus, dab der griecbifdie , mit wel- 
chem der arabivche AinerlQr fey, von dem bibliftÄen 
durchaus verfcbieden fej, undnur durch VeHni(clran< 
dicfer varfchiedensn Pilzen. Cey die Ungewifshcit 
iib«r diefea öegenßind der biblifchen Pflauzeit^nndo 
sntftanden. Ciüch Maimonides und andeiao Aal^l- 
nen (denen dw Vf. vollkpmmet^ea Glauben beyntiftt, 
fo wie «r auch gegen CelGsa und Bochart aeigt , ttafs 
die.Talnudiften fehr jMrotil gewiffst haben, waa Yfop 
Ce;), heiCst der hebuifche ifop im Arabif^hea nrtfrJC 
Zatar, nicht l*«;, welches der acabiCche Nam* 
dea Vfops ift. Zatar aber erMärt Maimonfdea dorcfa! 
•»JJnS d. i. Orl^aimm, dcutfch Dofieii. f^ohi^e-^ 
muth, welches auch Jlajfeltjuiß und Projper Mpi-,^ 
mt's bcRätigen. Und die Araber überfetacn auch Ort-' 
garnim nie anders als durch 2 
verfcbieden e Speciea vor Zata; 
focht, welche Art unter don b 
Heben tey, und für den kret 
^en, welche Pilanze fich auch 
det na«h dem Zeügnifa der He 
riecbende Calhanum wurde d 
Eaucbwerk genommen, weil 
Kraft^t, die Infecten zu vei 
vergleicht der Vf. nach Main 
^^J^p, welches drcy Pflanz 
eheni , Lathyrus oder Cieercu 

nun das hebr. Kujfemeth auch Aictiem bezeichnet hMr. 
he, wird auf die Autorität des famarit. Üherfetemi 
■ngenommen; dafa Saadias das Wort mit u}C(Ji^. 
Gilbaii, überfetzt, welches wabrfcheinltch 2!.aeA)Tta«l 
ift, wird Bor Beftätignng jener zweiten Bedentm^' 
gcbraucbt, und die dritte wird durch Maimomdesi 
noteißiitzt, welcher das ulmudifobe P3^U;'^3 tax.ia-e 
nea arabifcbe Wort und das hebräilctae nC03 «AläH: ■ 
Von dem Gebraocb de» WorU I^QOD im A. T. ift au - 
di« MeinoBg des V£s. dieCe : a Mof. IX bedf otot-^. 



83 



tes 



lEVAlSCHS. ALL& LITERATUR • ZEITUNO. 



■V ' 



r64 



^peltt weil es mit y^i^i^ verlmad^ i^ « i un^ Xq 
ftuch^ Jer. . :3{XVIII ; bingogen. Ezech. ) V bedeut^^ ef 
Kichern 9 yv&\ es dafelbll mit roebrercn Hülfenfrücb- 
ten verbunden wird. (Allein es ftebt ja ancb vorher 
Waizen und Gerde. Überhaupt bat uns dicfer Artikel 
nicht ganz gefallen : der Vf. geht nicht ganz^den ficb/e* 
ren Gang der kritifchen Forfchnng). — Zaphza- 
vha fr in ' dei Vft nm den Rabbinen für ein« ^eitU 
halten , deren die Reirebefchreiber unter dem Namen 
SniEaf gedenWen. 

II. Cujus ßtneris iß Pentateuehusf von D. /. F» 
^^nge." Mit ziemlicher Ausführlichlieit wird gezeigt, 
4afli es generis neutrius fey, und daher atai beßen 
griedblfch gefchrieben werde. Wenn ein gelehrter 
Manu dergleichen zu unterfuchen unternimmt: fo 
folhe man die sröfste Pönctlicbheit und Richtigkeit 
erwarten, damit eine folche Sache abgethan werdet 
und nicht wieder .die Rede davon fey. Attein hier 
findet fich nicht wenig Unrichtiges. Oleich vorn be-^ 
fchtildi^ Hr. St. den biraven Le^kograi^cn Scheiter; 
die Autorität des Tertullian für das Gefchlechi diefes 
Worts auf gut Glück angeführt zu haben. Tertullian 
habe diefes Wort fchwerlich gekannt; wenigßens er-' 
innere fich Hr. St. nicht, es |ein deOen Sehrifteh' 
gelefen zu haben; im Index der J^mlerifckttr Ansgsibe 
loche man es vergebens. Aber alle grofseren lateini«- 
fchen Lexica, felbft d^B fthellerifehe ^ führen das rieh«' 
tigeCitat Tertull, adv. Marc, i; lO an, und Oesner 
im thtjauro , den der Vf. anfuhrt, hat nicht nur daa 
Cküt /liervu. adv.' Rvf.tl^ 'j, fbnderh auch jenes,' 
Aatt dafs Hr. St. fagt: „Mit mehrerem Recht macht 
Gesiter im Thefauro den I^ieroi^mus und Rufinus zu' 
lUnen SdiriftiUleni , die fich defleb zuerft bedient 
hßihep.*^ ^ Wo hatte Hr. St. feine Augen, dafs 
er Tö falfch lefen Jionnte? Freyiich eotfcheidet jene 
Stelle nicht für das Gefchlecbt, fo wenig als die bejr 
Hieronymus a. a. O. und in der Vorrede zum Fenta-^ 
t^ch ; aber fo viel ift gewifs, dafs beide entweder 
pentateuchns als majc. oder peutateuchum als neutr. 
gebraucht haben, und beides geben auch Seltener^ 
Oesner u. A. an. Mit Unrecht ferner verwirft Hr. St. 
die Meinung Carpzovs^ Schöttgens u. A. , die (ich 
auf die Autorität des /. Daniafcenus und anderer 
fpSterer griechifcher Schriftßeller gründet, dafs 9r£v*' 
rar^xrxo^ fc. ßißXos fetnin. fej. Dafs diefes ein Pleo- 
nasmus fey, kann man zugeben, aber auch nicht : 
i^;heifst 4tber quitique voluminum. Diefer griechi- 
fcbeii Etymologie ungeachtet kann man im Lateini- 
fchen peutateuchus als ein mafc, brauchen, indem 
rtuin nimlicb //^rr hinzudenkt, und Hr. St. h&tie da- 
Jier Carpzov und andere defswegen, dafs fie imGrie- 
diifchen ßtßXos fuppliren, und im Lateinifcfaen pen* 
tßUuchus als mafc. brauchen , nicht fo heftig tadeln 
r#Uen. Dafs, yreiA tb\j%os ein neutrum tej ^ das zu- 
f SIMM I eiigefetzte irsvrar(u;^09 auch neutrum teyn müt 
fe, ift ganz falfch; denn diefes Wort ift ein adjecti* 
vumc^mm.j wie ircvroXi^es', irf vto)3oAo9 > ^rsvr^ryco 
V09, 4r«»'T4xxXr;c^ und fo manche andere, die- Hr. Su 
mar isiia Lexikon hätte nachzufchlagen gebraucht. Di^ 
Asia|»gie vpd to irsvral^uXXov erlaubt allerdings, pen^. 



t^eu^un\ zu fch^eibep» nöthjigt «b^. ket^^cgf$ 
zi^ d^ ^xmvihrAi ^nesncutr.l pejitateu^J^s, : V^d. to 
' hat fich Hr. ot. unnotbige Mühe gegeben ; die Sache 
bleibt, wie fie vorher war, und wie fie Scheller an- 
giebt: peiitateüchüs^ f. mäfc. oder pentateuehum, 
I. neutr. 

III. Gehört das Buch Daniel zu den grofsen pro- 
^phetifehen Schriften? V^n Eheuü mm f ^ ^w«i4 fo 
gründlich, aber auch fo weitläuftig; wie möglich, 
gezeigt, dafs au» keinem haftorifdiea.Z^ngnifs, etwa 
des Jofephüs und des N. T., dargethan werden kön- 
ne, dafs Daniel |e z« den Propheten geredmet wnnicn,^ ^ 
fondern dafs fich eher das Gegentheil beweiCen lalTe, 
z.B. durch lef. Sir.; fodann, dafs er feinem Inhalt 
und Charakter nach nicht zu den IVopheteo Kabe ge- 
rechnet .werden könneiW Dabey- wir4 die Vifoo&t* 
fe Eichhorns widerlegt, dafs Daniel darum m dis* 
driuc Ordnung der Hagiogl'a|>ha gefiptzt wordo« t w^l 
zur Zeit teiner £ntfteh|iiig die.Samm)anff,der Froplie-. 
ten fchon^gefchloITeii gewefen fe3r. Zulstzt wiU der 
Vf. den Daniel, nach unfever Eintheilung des A. T., 
nicht unter die grofsen Propheten , Condem eher un- 
ter die kkinen , am licbftea «her unter die Hf^ogrs« 
pha nach dem B. £ara, gefeut wiffeiv Übrigem 
erficht man aus einigen AuSsesungou.f daf^-Hr« Sl_ 
den Daniel für ficht hält. • 

IV. FcrlheidigUtig d^r grammatifch»fiifior:iJchai 
Interpretation der Bücher d^s N, 2\ gfgen diißimer^ 
lieh wider fie. erregten Zweifel Hnd ihr gewichten 
Vorwürfe von D. C A. G. KeiL Gegen die Abhand- 
longen von Joh^ Oiim^ Schadz^ (in JugvfiSs tbcol. 
Mtoatafchrift*i8ai. i £. S.1S34; ft.) und D. Stäudlai 
(progr. de Interpretation^ librorum N. T. hifioricü 
non umc& vera igoT), btidet eigantli<;U nicht dasu ge- 
etgnet, die Vertheidigung einer Sache zu v^raulalWa, 
weldie SU gut begründet iß t um von irgend einen 
Angriff erfchüttert zu werden. Beide beruhen aof 
MiUverßändniflen, und wer diefe nicht fogldcfa er- 
kennt, verdient gar nicht, d^fs man einen Fedenag 
zu feiner Belehrung thne. .Denn für Andnger in der 
biblifcken Auslegungskunft- foll man doch .MCohl4)icfat 
allein . fidireiben. Hr. Schuhe verfteht uutejr hiAori- 
fcher Interpretation Erklärung neuteßamentlicherVor- 
ftellnngenitusZeitvoraellungen und Nich weifung der- 
felben in der Zeitgefchicbte ; allein diefe ift nur ein 
Mittel derfelben, und dicfe Auslegung ift in fofeni 
hiftorifch, als es ihr einzig und aUein>um, die fie- 
ftimmung des Facturas zu thun ift, was ein Schrift- 
fteller bey jeder vorliegenden Stelle feiner Schrift g^ 
dacht habe, und allen vorhandenen Datis zufolge g^ 
dacht haben mülFe« Der Vorwurf, den Hr. Seh. der 
hiftoriCchen Auslegung macht , dafs die Quellen der 
damaligen Zeitvorßellnnffen nicht reichhaltig genug 
fejen, könnte, wenn er gegründet wfire , nurVor- 
fioht beym Gebrauch empfeUen» abt^disn Oebraock 
felbft nicht aufheben« Was den Ho. Stäudlinva- 
langt: fo klagt diefen der Vf. mit Recht darum an, 
dafs er den Begriff der hiftori£dben Interpretation 
nicht genug bcftimmi habe. £r gebe zwar eine nm- 
Afindliche Definition , die jedoch nichu ent)ialiiet vra« 



,6$ 



M A T I 8 I S^ 



^^■EfWrun^pi.ynteRr^i^y nnd cfaarakteri&ircli 
WlreJ' 5a ^. ß. rechnet. er ihe Annahme der Accom- 
modation hinzu, da «liefe erfl IVefulut detfelben feyn 
L iano. D«n Au«ftf;lliingcn, die nun Hr. St. gegen 
die hißorifclie Auilegung macht, liegen ähnliche 
lUiüverlUindniQe xam Grunde, wie den Zweiftrln de* 
Hn. Schuhe. Wenn er z. B. Tagt, diefe Auslegung 
Könne die Anarprüche hta njcht nach ihrem Urjpruif 
^«, Siwtf vn^ Iferthe voTIßändig nnd befiiidigend - 
I erkliren: fo verlangt e* von' ihr Zwcyerley, was lie 
gar nicht tj^iften will und roll; nur den Siiin rolITie 
erklären, das Andere zu hcftiramen, ifl Sache der Kri- 
tik, der hißorirchen nnd philo fopbirchen. DnU fi« 
t\>a unfähig f^, den Sinn der Aasfprücbe Jeta xu 
fiHen, AüXzt ^r durch die Behauptung, dafi^ JeFui 
i1leD,.Zeita]teni ewige, unabinderÜcbe Wahrheiten 
habe offenbaren wollen, und es daher keineawege«! 
' ünc Schere Regel fe^j dah man den Sinn Teiner Aua- 
Ipiüche fo beßinimen müITe, wie er lieh für feine er- 
Itea' Zuhörer am beßen fchicke n. f. w- Hr. K4H 
tagt dagegen zuvördcrß, dafa Jefua wirklich not auf 
feine Zpii Rückücbt genommen habe, und dafs der 
. Flia der Vorfehnng, zufolge deffen daa Chrißenthunl 
den KQnfügcn Zciultem überliefert worden , Jefa 
k\h& iklcbt beygel^ft werden könne, da er geglaubt 
habe, daf* fein Zeitalter das letzte,, und ferne Wie- 
derkaiift f^tir nahe fey. Sodann wird auf die zeiigemä- 
be Einkleidung des Cbrißentbums hingewiefen. Wir 
trÜTden lieber zugegeben haben, dafs JeTu« allerdingi 
rein Menfchlichei und Aügeuieines lehren wollte 
dift er aber, fo wie von der Sprache feiner Landi- 
. leate nrid'ZeitgenoITai. auch von ihren Vorftellnngen, 
bg'm Vortrage dellelben Gebrauch machen mul'ste. 
Etwar Menfch und Jude, ulfo an ZeitverhAKitilTe 
und NatJoiiaHi^t gebunden. Dafs nun Hr. St. neben 
der grammatifcben nnd bißorifchen Auslegung noch 
eine rdigiöfe und moraÜfche, ja fogar eine philofo- 
phifdni für notbwendfg erachtet, beruht auf fei- 
nem filfcheo Begriff von der hiftonfcben Auslegung. 
So vrle man in der Gegenwart keine religipfe oder, 
ändert' geiftige Äufserung, wenn aucb mil Sprach- und 
anderen Aenntnifl'en ausgtrüßet, verßeben kann, ahn« 
em« innere Fähigkeit, heb in die Gefühle und Ge-' 
daokäi de^ Anderen zu verfetzen: fo' ancU in derGe-' 
rchicbte. Der Analeger eines Pbilofophen mnf«, tu* 
fierhiäoritcfaen'nnd pbilolo gif eben Henntniffen, auch ' 
philoCophifche Fähigkeit beßtzen, uQd fo der Aus)^ 
ger dei N. T. Sinn für Religion: diefea gehört aber 
z» biRoxifchen Interpretation TelbR hinzu. Hr! Keil 
hat Unr^chtT. wenn et^ diefe rellgiäfe Auslegung 
nicht für Jktialegiing , fondern nähere Entwichelung 
und Priifnng de* dureb die bißorifche Interpreta- 
tion Erkannten bält. Zuletzt beantwortet Hr. Kell 
noch di« Vorwürfe, die Hr. St, aus dem Mifs- 
brauch, der mit der biftorifchen Anslegnng getrie- 
benworden, hernimmt { worin -wir ihm aber nicht 
folgm k&nnen. 

V,. Über du IroTtiten , lotUha in den Reden J»Ja 
vorkommen Jollen, von Chriftr Friedr, Frit%Jcn», 
Snpeiitttendent zu Dobrüaglt. Der Vf. nimmt keine 



dergleicbextlroniMDin, m 

dieÜer HinG«bt die Stellen : 
^ß' 45 (wo Heummnu un 
Frage vertheidizt wird), Jol 
7. 9, wobey er lehr vcrßän 
liegt in dein noXZs der 1« 
Ironie felbß nacb der Krhl 
fafst: „'Ihr wiCit Gottes 
Men rchenfatsuneen fehrft 
ihr habt ei in diefer Kunß 
iß diefi ein in Lob elngeU 
VI. fT'rßnd die Oeg 
iien Schrijtenbejlreitet, vi 
tet diefe Polemik über dt* 
Ilaudtungeu , welehe Jefus, 
rügen und hekämpfeHY e: 
van M. Joh. Chr. Sehr 
SchleuQneen. Eine fcbSne 
ten -wir die Parallelifimug \ 

ein herrliche« Licht auf daa Cbrißentfaum verbrci- 
tet, nicht blofs auf die Gegner, die fie beide vor 
Augen gehabt, bezogen zu feben. Der Vf." will 
nimlich heweifen. daTs Philo, wie lefus, die Fba- 
rifäer vor Augen gehabt habe. Aber das Ipolemifcbe- 
in Philo iß olTenbar allgemciuei, als in den Evange- 
lien , und läfst ücb auch ohne die Beziehung auE ei- . 
ne beßimmic Secte recht gut veißehen. Rcligious- 
und Sitten- Lehrer, wie Philo und lefus , mülTen in 
Gegenflttzen fprecben, und daa Verderben, das üe 
bekämpfen , findet fich überall auch ohne Pbarifüer. 
Sehr gut bat der Vf. gezeigt, dafs Philo, wie lefus,. 
auf das Innere in Gottes Verehrung und fitllicbci Hand- , 
lüng gedruugeq, nnd dufs er, wie Jefus « über, den 
gemeinen Aiaraiemus binautgefchritten hy. Abee 
(und das hat der Vf. nicht bemerkt) in Anfebong de* 
Vortrags dieter Wahrheiten zeigt Heb ein charakteti- 
liifcher Untcrfchied; in Jefus fpricht fich das reine 
tiefe Oemüib, der lebendige religiöEe nnd moraUfche 
Sinn in hoher Einfalt und Klarheit ans; in , Philo 
iß altes dagegen mehr, Sache de* Nachdenkens und' 
der Kunß, und es fehl^ die Fülle, Lebendigkeit und 
KlarheiL Wir ermuntern den Vf., feine Studieu über,' 
l'bito for tzu fetzen , und die Schrift , von der er 
fpricbt: Ferjuch einer fyßematijchca DarfulUmg. 
der moralifcken Begriße Fhilos von Mexandrien, 
uns bald mitzuth'elTen. 

; VII. ffrfuch einer grammatifch • hjjlorifchen 
'Erklärung der Stelle a Por. 5, 4. — '4, ^angeßellt 
von M. Citri/i. Aug. Gottfr. Sminerling, PfarrfubA. 
iuProbßtaerda. Der Vf- grebt diefe n Ver Euch alsPro*', 
he einer vielleicht h traut zugeberi den Bearbeitung jjes ' 
sfir. and. Corinthier. Er enthält nichts Neues ^ denn, 
worauf der Vf. fo viel Gewicht legt, dafs er Cap.l'l,- 
i& ^udf va\TtS, gegen Sehott u. A. , ro» den Chrißen . 
überaznpt verAeht, das bat Mosheim fcbon geTeben, 
und es iß auch wirklich ganz klar. Aber das Bekann- 
te iß gut gefafet, und befonders >wird derZuranamen- 
bang gut entwickelt. IndelTen >r4infchen ^ir, dafa - 
der Vf. in feinem Cottimehtar über den ganzen Brief 
ücb einer gcdtang;cneren.£iU2rnpgaina>uei bedienen 



i67 



h A. "l.* Z. ' M A Y 



1 8 i 5- 



\^h 



möge, WeitWuftigfe Bcpofifioif 6Yi tchr6ckeS Anfänger 
ib, und ermüdeii Geübtere. 

VW. Üt>er die tiee einer äUgetnelnen Erörterung 
der Natur der theologifchen TViffen^chßften , von 
Georg Sam. Fraucke , Prof. d. Theol. ztt Kiel. Nach- 
dem der Vf. einen Blick gethan auf den Zuftand der 
fyftematifchen Theologie in imfererZeit, und gezeigt, 
^le man in der bibtifch- populären Theologie grolse 
rortfchrltte gemacht, in der fyftematifchen Behand« 
lungaber demj^lten gröfetentheila treu geblieben fey: 
erbtteA er kürz die Natur der Theologie als WÜTeh- 
Tchaf^. Er geht hiebey von einer Claüification aller 
Arten von . Wiffenfchaften aus, auf die es allerdings 
hiebey ankommt, die aber gänzlich mifslungen ilK 
Einige Wiffenfchaft^ö , fagt er, find von der Att, dafs 
fleh alle Ihre Theile aus ihrem Princip ableiten laden, 
ändere laffen' fich entweder gar nicht oder doch ei- 
nenJk grofsen Tkeil nach nicht aus. ibren^ Princip ab- 
leiten, und heftehen entweder ganz oder grölsten- 
theils aus% Aggregaten , die auf irgend eine Weife 
z. B. dureh Erfahrung gegeben, aber durch äußerli- 
che VeAältniffe mit jenem Princip fo verbunden ßnd, 
dafs fie Unter und nach demfelben geordnet Werden 
können,; Man nehnt die erfte Claffe von Wiflenfchaf- 
teri reihe und ftrenge Wfffenfchaften , von der z^ej- 
ten Claffe die erfte, virelche fich zam Theil aus dem 
Princip ableiten, zum Theil nur »ach demfelben in 
ihreti anderweitigen gegebenen Elementen ordnen 
laffen, gemifchte, hingegen von derfelben zweyten 
Claffe die zweyte Art, welche aus lauter folchen. 
fremdartigen Theilen heftet, welche fich nur nach 
dem angenommenen Princip ordnen laffen, Theorieen, 
^ und uhter den Theorieen diejenigen , deren Stoft' be- 
(Hmmt durch Erfahrimg gegeben ift , emuiirifche 
If iffehfchafteft. Wie vag und verwirrt! Oiebt es 
denn andere Theorieen als ^mpirifche? Theorie ent- 
fitht durch die Combination vonPhilofophie, Mathe- 
matik und Empirie; ohne Empirie ift keine Theorie, 
' Sodann ift es falfch, dafs die wahren reinen Wiffen- 
fcbafteii fich ganz auh ihrem Priilcip müfsten ableiten 
lalffen , wcfswegen' wir den Vf. an Fries verweifen. 
Sollte man aber nicht von demjenigen , der die Na- 
tdr der Theologie als Wiffenfchäft unterfuchcn will» 
richtige und klare Begrifi'e über die Ökonomie der 



Wiffenfchaftch uberWupt jpr Wt&i ? tÜVthüt nun 
die Theolagie für eine gemifchte Wiffehfchaft der er^ 
ften Abtheilung, die ihr*Princip in der togenannteili 
Religionsphilofophie, und eine analytifche Mediodc 
tabe; and „da dief^es Princip nach den Spuren der 
Gottheit In der phvfitchen und moralifchen Weltord- 
nung, wenn gleicn nur analogifch und teleologifch, 
fo doch wahrlich analytifch getunden worden » weil 
eaeWignajph der Natur des . analytifch auffteigenden 
Denkens ungereimt T)leibe , endlpfe bedingte neihea 
in einer geteUmäfsig eifigerichteten Welt ohne pin 
unbedingtes leutes Urwelen anzuerkennen : fo dürfe 
unfere Vernunft diefe Spuren nun In der Welt, der 
Menfchennatur und ihren Verhäliniffen auf dem We- 

5e der empirifchen Anatyfe tfa zum. ^öchften tJrade 
erVoUendtmg verfolgen, und es fey nicWt zu bezwei- 
feln, dafs Cie den .fchönftien Gewinn aller grofsen ^pi- 
ri fchen Weltforfchungen durcU alle Gebiete der mithe- 
matirch-phyfifchen, phyfifchen, naturhiftorifchen und 
aiitliröpologifchen Wiffen fchaf ten und .Kenntniffe in 
ihr Gebiet hineinziehen könne (fo dafs man alfo wie- 
der Pbyfico-Theologieen, Aftrotheologieen und^^g^ 
erhielte ? !). Hr. Fra^ncke fchein t die Natur dea Wiffeni 
noch .wenig unterfucht zu haben, fonft könnte er 
fich von der Theologie keine fo fchiefen Begriffe ma- 
chen. Pie Theologie hat ea mit Jdeen. zu tlum ; nim 
aber giebt es unter Idpen kein^ tbeoretifche Unter- 
ordnuhg des Wiffens, fondern blofa die äfthetifcbe 
des Gefühls, Das angeblich analytifche Auffteigen d<r 
Theologie von dem Bedingten zum Unbedingten ift 
nichts als äfthetifcbe Betrachtung der Natur, die fich 
liicht wiffenfchaftljch behandeln läfst. Das WÜTen- 
fchaftliche in der Theologie i&nux negativer Entwick- 
Innjg (ivi Widerlegung von Irrthün;iern » metaphjfi- 
fchen Anmafsungen u. (. w.) fähig. Wir rathen dem 
Vf., fich erft mehr mit philofophifchen Unterfuchon- 
£en vertraut zu macbeix, ehe er die Theolagie philo« 
iophifch behandelt» vöt allem aber, fich ^^ne Mi" 
rere Sprache anzueignen. Er felbft fühlt *^e .Dun- 
kelheit feiner Schreibart, indem er fich darüber 
am £pde mit der Kürze entfchuldigt» und Üt^ bej 
anderer Gelegenheit klarer zu machen verfpricht Wir 
wünfchten , er hätte es hier gethaus a* <• 0* 



^p^pavi 



KUR Z E >A N Z £ I O E N. 



' ' KATKCBE^rv. Häfmover^ h, ä. Gebrüdem Halm ; jiStführf 
Ucher tabeUatifcker ConuMktar über deH hannoverschen Lan* 
des ' fiaeeehümus^ von Jp^anH Phiiipp Ttefurt^ des kön. well- 
pLäl, Confißoiü zii.GöiUJttgcn Mitfiii)edc, Supcrint, der erften 

föning; Infpection tuid erltem l^redigeTanderHauptkircliezn 
t. Johannis zu Göttüigen. I Band. IlAbtliciliing , woiclie den 
3. 4 u. 5Abrchnitc entiiäh. 1312. fl. (18 gr.) Ber würdige Vf. 
gab f<?hon im Jabr i796,ala Inrpector d«» Scbnllchrer-Seniina« 
riiims zu Hannover Tabellen über den liannüTeifchen Kat^^cliis- 
nitis lieraiiS) welche diefem Commenur (defleu i u, 2 Abfcjmitt 
in diefer A. L. Z. igii. No. 174 beurtheilt worden) znm Gnm- 
d© liegoB* Sit find WoKl«ditrekdac2ituirdgutzurftniroengefitgr, 
auch niit£il^ä?-nngan und Bejrfpielen auagelbttef , undTo eui- 

foricht^L^dafs Lehrer und Lernende, vorzügUcli aber jene.fia 
enutzen können. Das Ganze genau durchzugehen, rerltauac der 



R/kum diefer Blä^t^r nicht.| Es fey uns vergönnt 9 nnr fiinigff 
zu bemerken. Sünde ift , nach der fSklärnng des Yfi. , wif 
dm Gefecze cuwiderifi. Doch nickt iedem Gefetze? Eroföfl^ 
de iß die Verdorb^nlstit der menCchiichou Natur, mit wel- 
cher wir geboren werden. Hier mdchte man wohl fragen, in 
wiefern fie verdorben fey; Der V I. hat fich ganz an &n ban- 
nörerfchen Katecliisinus angefchloCTen , daher dliefe und rieh 
andere nach dem Syfiem fcnmeckende Erklärungen.' Sicher* 
lieh denkt der Vf.^ach feinen heUeu Begriffen hier Ab^ an« 
d^'s. Wie man abei; gegen feine pim^ng\mg , mit Befianiie 
des Charakters, reden und fchreibVn kaim^ das ficht Rec, nidit 
ein. Wenn man {luch tl\eologifche Meinungen bisweilen ans 
' Klugheit und Schonung nicht angreifen kann : foU man fi* 
d^an geAüTeptlich befördern ? 



i««* 



«•» 



■J E " N 'A' I- 8 ■■■C ;■ H - E- 



ÄtiLGEMEINE LITERATUR - ZJEITÜNG 



j THEOLOGIE. 

Lfiirztc, h.V(}gA:-Für Pradiger. Etne'Zoitrchrift 
zur Belebnug der Heligioritit durch dai Predigt* 
amt, her ausgegeben von D. i£»iiir,jiug, Schott, 
or^. Prof.. der TheoJ. za Wittenberg (iiunmehr 
zaJena}. vn^til. iTtinr. fVoMi tithS.ehi^ojif, Vi- 
J)or in Clybig bey Wittenberg. Zweiter ß«nd. 
»an. 1—5 Heft. 372 S.; C» RtUr. i2«r.) 
;Dmtex l^and. » — Süeit. löiif. , fioo S. a> 
(sRthlr, 6gr,> ) ,. , . ■ ', 

JLlia HeraiMg«biir diefrr Zeürchnft haben auch ii) 
diefen beiden Bänden r dpi tcbünea Zy^^tcit,' dihw 
*|i wirken, duft dvrcb dai PtcdifFBOtt die Rcligiof 
üt3ti:qiiefar gelebt verdf« iq> Ayg« bdialten.. D» d^r 
Plan,, den fie (ich quuvq(f«n habe^r anfar«o -I^ 
retnu» der-^ouei^« de* .i QsiLdee .< L A- L. Z> ifiiu 
No. 375) bt!&annt ifti fo wollen wir opr da« Wich; 
Ugfte von dem aof^iu^o, wu in ilie^n HflUe« Heften 
seleiUet worden iß. Im erften Hefts des aweylcn Ban* 
3ki>r<irdei:tdiQ Vorwürfe, dieifiaB in«Bif^ien,T4ge)i dtw 
Ilef{uC]Bation gemacht bat. von ^._f^oi£tl4ii4»r nieht 
gansbcfiriedigmid aligetebot. ,D«r, F^^eund ^r Ki^f 
cbtnvMbeOerQi^ -dsnkt äcb <pichi. ganu^fam ii^ dve 
>Vele de« .GegneEs dArfelben bin^m. . Dm Wiske i« 
Hinficbt auf cUa pra^piatifcbe Staditun de« Kircbeni 
recht«, von Fr. Eräm. Jug. Utidenreich , ■ A\9^ iohx 
>ffac]unär«i^&nd, würden al« noch bcdiramter eiluiinc 
weiden,, wi^mi der Vf. .a^f den Zweck diefe« Stivi 
iiaa» füi , i^e^gioit%]khm^ .^ffen Kenntnib fr vat* 
iHigqfetxt bat, iafjn^f49>< und. dadarch feijieWinhf 
wichtig gemjH^J^t hgttc. Die.Anüchten de« erHendi^ 
Heruugeber vbex diw V«rbüjti)ifs..de» lUtionaliamm 
itt dem SapematiuraliHiia« und fehr richtig und vcf- 
dienen erwogen an werden. Nurwütifcht Rec. den 
Vf. uiid die Lefer auf Zwej'erl^ hinzuführen. £in- 
|ii*), dftfs. Eowohl dür Ratiovialunaiu, wenn er AVIie^ 
in der Religion «rkiäjricn will, als dec Superiutaralitr 
"^ju» wenn er geradean b^^^^pteti. GoK habe im^ 
Mittelbu noddeoGefetaen derNatur entgegen geb»f»< 
delt, SB weit geht, dafs der letttere nur dann yer* 
tbeidigt werden Xann , wenn er göttlicfae Wirkungen 
■nnimiot, die von keinem -Mentchen .aiu den Kräf- 
te -der Natur oklärt werden können , ohne fich her- 
atueonehmen su brißimmen , ob be dadurch erfolgt 
Und .daran« äfacvhaupt evklürbar Qiid oder nicht, und 
dab'diefer Snpieznaturaii«n)u« ücb leicht mit d«mjeni- 
^e» HatiodaliMBna', der unerklärliche Dinge und Leb- 
ten im reKgiöfen Glauben gern anniraait, vertragen 
^inn. Dann wnnrchte Rec.. dafi der Vf. nicht naz 
J. A. L. Z. i8>3* Zwcytar Band. 



behauptet bitte, dafa eine jede .göttliche OlTenbarubg 
^ei(i46en «ntbalten könne, fondem daf^ auch wä^ 
hiii^ipgefügt worden, da^ £e üe vortragen müjTe, 
weil. nie etwa« gelehrt werden kann, was nicht dcf 
Zeit und dem Ort, wo e« gelehrt wird, angemeßeniftj 
aber e«, darf auch d^bey njcbt vergeflen werden ,. w«( 
hier .nicht bedacht i(l, daräHiey allen Z<i:itideen, die 
gwitlich geotl'enbart heiften follen, etw^a Allgemein- 
gühiges zxyuk Gründe Hegen,. £ie> daher niemals, gani^ 
b«r Seite gelegt oder für falfcb erklärt werden 4(irf«n, 
fondern man' lieb bemührn muEi, d«« ällgemeinj^ 
tigvsL. dasin ihnep auf eine zeiigemäfae Weifa vorgct 
tragen wird, auizuli^den. • - " 

Die «rflfl; Abhandlung im zweiten Heft: Wer ill 
ein Heide? facht es Jahin zu bringen, daf« nnau 
kein Volk, mehr ein h^dnifches uennen fölle. Rollte 
«a aber nicht belTe«. feyn,> lieber zu lehren, da4^ 
m^ nicht rnit fqJchem StoUe^'wie ehemals die 
Juden, auf ' diejenigen Vülker, die man heidnifcb 
nennt , herabfehen Coli ? Der Glaube der " Viil- 
ker, die alle Mächte, wie grofs oder mannichfuU 

tig fi« 
vrerfevi 
4ur«ha 
thun k 
be(Midi 
werde» 
niniRH 
untergi 
üe ana 
^otthe: 
WQhl ii 

&nd ali 
macht, 
halten, 
dere ah 

zu erlai 
martKi 
knTWI 
flirig.gi 
keit, an 
faung d 
angeiag 
bpndlm 
awe^i: 
em]/fch' 
die Sri 
S. »37 fl 
Abband 
Sil. 5.: 

84 



3Elf AISCHE iLLOi, LfTERATU^k- Z£tTUN0^ 



»7« 

kjvt.'ä^ S.B. l.WÜcten Emiiru^ haben 4ie ji'beK <]>f ^ 
neuen Texte (in Sachfcn) gehaltenen Predigten äet 
vervrichenen beiden Jahre auf unfere Gemeinen ge- 
nuicfat? fo wie die, welche überrchiiebea iß: Das 
fchoo durch feine Form aBvergänglicbe EiVaDgeliaiiiM 
liaben Rec. mehr befriedigt. 

ÄUM deiö s Hefte muffen wir noch einer Abbau*- 
lung des M. J'ig. Gottlob ilojfmann gedenken, die 
im 3 Hefte ge<:odis;t -wird, über die pragmatilch -hi- 
ftonfche Lebrar^, vn der die Lehren des CbriftentfaiHna 
von Tredigern TOi'gel^agen werden ItÖAntem JTenn 
inacb Kec. Ürtheil verdient diefe Lehrart oin fo-niehr 
emproKTen zn werden,' als das Eigenthumliche des 
Cbrißenrfanms Oefcbicbce ift. An &e fchlierst fich 
ein AufFatz delTelben Vfa. im i Heft des 3 B. an, 
-V^orin das i.. t*. ah ein InbegriS' der lebneicfaften« 
«rmunterndften nnd troftvollften ' Wahrheiten da^ 
g&fttillt wird , und welcher gewrls auch von vielen 
jel«igen!Preifigem, die da» heilige Religion sbuch det 
Ifraniten fo wenig kennen * befaeizigt xu , werden 
Teidient. 

Ans dem s Hefte nrüffcn wir notdi die kurze 

Antwort de« M. H. IV. Syitzrter über die Frager 

Was ifi chriftlicHe Moral ? aüdieben. Der Vf. memt,' 

diejenige fej' es, worin AHea anf Liebe zu Gott nnd 

den Nüchften gegjiiiidet wird. Aber Cbllte fich Am^ 

gegen nicht Vieles einwenden laJTen ? Als verfchie- 

■ien von allen anderen M oralen erfeheint dadoreh ein- 

inal die chriMicbe nicht. Aufaerdem aber ift es Rec. 

immer fo vorgekommen, als tbne man nicht woM, 

alle cbriftlicheitPilfcbten aäF Liebe zu gründen, dit: 

Paulus befler das Sand der yollkomniejiheit neHiit, 

und die eher das Ziel der chrifUichcn Pflichten heifsen 

aaufa. Ihr Grund iR mich der Bibel 61aabe, Glaube 

an Gott, an Chriftiu, befonders gerundet auf die 

Wohlthate* deffelben. Handle disTem Glanben gets^r«, 

oder wende die Wohltbaten , die du durch ChriRom 

aft an, du fcbelnen Rec. 

:hen Morri zu fejn, sua 

lichten hei^^eitet werde« 

litnng nieht fegleidi, aber 

iletBt gewifs Ähi» führt, 

n lieb^. 

tifcker in den VorfcUlgen, 

:r Gemeine den Werth det 

T Hrnficht erhahen , oder, 

Thahen kann, einen GeiR 

lirißlichenB^igioHsl^rem 

die Gleicbgukjgheit , mit 

T^ebHHie Handfungen and 

m'ngen der Andacht began- 

le zu tadeln, and fie mO- 

gen hier auch lernen', dafa dlerdings febr viel vom 

l're^ger gefchefacD kann, um folcfae StBrUngra' zn 

verhüten. 

Aus den 3 Heften de* Standes findet Rec eben 
nicht nQthig etwas auszusieben, äuraerdem, defl'en 
oben fchon beyliofig erwähnt i(t.' Unter den hiftori- 
fcben Nachrichten, die in diefen Ueften gegeben find. 



'Ver^n vteTe,deikLert>/n.{ehf iateM^aftt,fey«h nsdifi- | 
«(enA^l^f* ztriiiijfaJidicn^Rewerkutt^w gfiie^t Dw ' 
wenigen prakLiTchen Arbeiten, die die Renusgebei 
au^enonunen haben , kann Rec. nicht muAerhaft 
nennen; gern aber bekennt er, dafe er mit Betrnbnib 
vernommen, dafs ditfe ZeitTcbrift, welche fo viel 
Gutfs für die VervoDkomniDUng des Predigerftandei 
■geleiftK, nnd Mebroiei erwarten lieh, darcb den 
Drang der Zeitumftäude Cchon ihr Ende erreiclu 
habe. - ■ Dfr. 

FWANÄruRT h. M., B. Eichenbergt De fnga toHpU 
Jen eoittemto et negheto Jaerorum eultu cum coi- 
regia fikia collequiiur üinxim, Frid. SckcihltTus, ' 
Faüor ad aed. Ev. Luther; quae eft Montiliouii 
prope Äq^aiagranuBi. *8o7; mS. 5. 
Wie Worte beralicher Eriuahaung nnd Aufmunte- 
rung, heryorgegangeii aus eitieni über die bedenUidie 
Lage der Dinge tief bewegten Gemüth, ond eitigekld- 
det in einen der Wichtigkeit des Oegenl^ndea ange- , 
meiTenen würdevollen Vortrag. Eingang finden in.du 
menrcWiehe Herz: fo wird andi diefe Unterredung 
eine* fchfitabKren Geißlichen mit feinen Coltegen 
ihre Ablicht nfclit verfehlen. Der hetrfcbende Vei^ 
fall der afFeniHcfaen GotteaverehrUng betrübt natur- 
Irch diejenigen am meillen, die fie predigen, und ein 
Frband aus ihrem Stande, der fich vertraulich in ihre 
Mitte Qellt, mn die Qnel>en >u fzu rochen , an* denen 
er entrpTimg-, die Mittel, W»d«rch dem 'g&nzltcliai 
Ruin vorgebeugt werden kann , und die Troßgrnnile, 
mit denen fie, ihres Orts vor der Hand nicht nnttiä- 
dg, bcffieren Zeiten muthig entg^enharren dürfen, 
kamt Jetxt immer auf geneigte» Gehät rechnen. — 
Zyrax ift diefe Rede auch darin ihrer Beftimmung 
ganz treu, dafi fie, keine nenen, unbekannten Wabrfar^- 
ten ans Licht liebend, in fcban bekannte Gegeudea 
nns fährt; hie und da libt der Vf. Togar dogmatifcba 
VorRellungen durchfchimmern , die hinter den Üb.- . 
fiditen unfsrer Zeit noch -soriickfieheti : aber auch 1 
fchon bekannte Gegenden entfalten beifi 'wiederiiotta 
Wandenmg dem geiftvAllen- Btick mandie voi^n , 
Hiebt beachtete, interelTante Anficht, nnd die dogmt- | 
tlfche Seite eine* Buchs von pralttifclKr Tendenz wi^ ' 
überglltilzt von der äßbetifchen Aosbildung. Dnicb | 
den Schmuck feiner Rede kleidet der Vf. den fchop \ 
oft abgehandelten GegenQand in neues Gewand, fcf- 
felt die Auf merk fkmkeit durch An lichten, deren eigai* ! 
thümlicbe Beleuchtung eine voraügliche Theilnahins | 
ecweckt, hebt und entflammt das Öemiith darchdie . 
concentrirten Strahlen feine* rednezifchen Feuers ■> | 
neuer Kraft nnd Heiterkeit, und empfiehlt fich dn 
Achtung des Lefers durch ein gnU* Latein. Schade 
wSre es daher, wenn diefe Schrift dais gewfihnlidie 
Schickfal kleiner Schriften diefcr Art erfiihffe, und 
nieht eine anagebreitetere Ansahl Von (<elera f^de- 
Sie zerflllt in 5 TheÜe. DererSe handelt: jya/ugas 
templorumeaiißj ; der zweite: H^ iis, qua* a dotu- 
ribus religfonis ei oppotietida funt; der. dritte gidt ! 
Troftgrunde und belfere Ansficbten (ör die Zukunß. 
Die Urlache der Temp^acht findet n theiU i» 



171 



MAY 



4 B t: 5» 



17^ 



01)8 blbft, tbeih in mifbren BoUreni ^ flieil» in in^ 

beten Vcrhältmilen un4 'Begebenheiten de« vorige» 
JahrhunderU. Primum peccarunt ii ^ qui incautis et 
intempeßMs ae prope abjectis de caeremoniarum 
pretio vocibux ujijunt^ unit welcher etwa» zweydeu- 
tijE^en Redefiädrt er diejenigen meint« die von dem 
Werth religiöfer Gebräticbe zi> gerin sfchätzig ^rä- 
chen ^ und Ihren Zuhörern damit die JPurchthtiren zur 
Flacht refbÄölFneten. Noch mehr thnn es dfejeni* 
geiJ, qut^oratiojies Juas temporum et aiiditorum fuo^ 
mm rationibui uuUo prorjfus modo accomniodant^ 
oder qui nuUam^ cerle non eam, quam deberent ac 
poffentf in eommentandls habendlsque orationibus 
vperam locaut^ und endlich diejenigeu» die vita et 
moribus oßendiurt » wobey er den Umßand befenders 
herandiebt, data die Prediger unferer Zeit demPiibU^ 
am BQ fchärferer ßeortheihing felbft das Reckt in 
die Hand geben darch ihre praktifch-moralifchen Voi^ 
träge. Die Prediger voriger Zeiten handelten mehr 
den theoretifchea al« praktifchea Theil der Religion 
ab; wir» die wir mehr religiöfe Moral predigen , fo- 
dern dadurch nnfere Zuhörer auch zu (hrengerer Prä- 
fnng'Tmferea Lebenawandds auf. — Bey den Znhö«:* 
rem ift Verachtung der Religion überhaupt , und be- 
fonders der chriftlichen , eine unglaubliche Unwillen- 
beit im Gehißte der Religionawahrheiten , coecum it* 
lud ac pravum imitandijiudiumf quod effeeit^ ut ab 
iis, qui agmen ducunt, foribus templi quafi pevfra-- 
ctis et eruptloJte Jemelfacta^ multitudo pojl eos rue- 
ret, ut ittfiar exereitus Fugati alii atque alii in Ju- 
(am raperenlur, ut nooiles injequerentur ignobiles, 
faup$res opulentes ^ indoeti doctos, patres famUias 
domeßiciy jene thöriGhteSchamhaftigkeit, jeneEitel- 
keit^nd Aufblähufig, jene ftolze Selbfterhebung der 
Beieben und Standeaperfonen , jene« habfüchtige und 
mierfilttliche Bemühen um zeitliche Güter, da« zum 
fiircbenb^fncli keine Zeit verftattet, jene Weichlich- 
keit 0t inertis otii dejiderium » quo qui teneutur , hgr* 
ras diei domiuicae vtatutinas dormiendOf quiejcendo, 
legendo aut Aujusmodi aliquid moliendOf interdum 
crapulam hejlernae noctis eockalando conjumunt^ et vel 
Irevijfivnim ad templum iter^ tempejlatem pauLo im^ 
mitiorem , Jrigidosque aedis parietes perhorrefcunty 
jene Zerftrenung«- und Vergnügung« • Sucht Schuld, 
die nnfer Zeitalter charaktcriüren. — Unter At äu- 
Iieren, zufälligen Urfachen rechnet der Vf. die neuere 
Pbilofophie und die franzöfifche Revolution, deren 
verderbliche Folgen fich weit über da« franzöüfche 
Oebiet binaH« eiurecken. , ^^Haec levitas , haec licen* 
tia^ hae opiniones atque errores^ tota deuique haec 
hujus feculi pe/lis per omnes fere terras et nativnes^ 
haec per te quoqtte^ o Germania^ patria olim mea at 
nuUo non tempore mihi eara^ grajfata eß et per 
T^nltorum ingenia et animos Jarpßt, Onid miinini 
igitur^ iisdem ex caufis idem^ quöd apud noSf et in* 
tratuos ßnes malum eß'e enatum^ qnidmirum^ fa* 
^ofam ißam et infelicem arborem libertatis^ in terra 
Jiojlra plantatam 9 cujus , quamquam nunc emortuaCf 
tarnen ex radice et femini^us, longe lateque fpar'^ 



fis, trißtffima, cmtis gai^isfeges effiQrmt$tpullu- 
lavit 9 fructus etiam religioni pefUFeros tulißft^*' ^ 
(nm€ im aweyten libeile bey aem zu verweilen^ 
waaFürAen, Obrigkeiten, Collegien, BiCchöfe Und 
Infpectoren der Geiftlichkeit in der Sache zu thun ha-' 
ben, wendet er fich blof« an diePrediger, und fchärft 
ihnen diejenigen V^rfichtsregeln ein, durch deren Be- 
obachtung fie (elbft da« Übel nait glücklichem Erfolg 
bekämpfen könneti« ^^^uatuor mihi ^iäentur ejfe 
doctoris officia , quae ad impediendam ßtßendam'^ 
qua templorum fugam maxhne faciunt: prndens ad 
öbeunda Jaera eohortatio , ßsmma in docenäo indu» 
ßria , moderata ad auditarum rationes accommoda- 
tio et njßdua in tuenda erdinis noflri auetoritatc 
diligentia et cura/* Die Mittel find, wie man ficht, 
einfach und vollkommen in unferer Gewalt, aber ihre 
DarfUlhmg anzielend und lehrreich. AI« Beleg einer 
deganten Schreibart fey es uns erlaubt, folgende Stel- 
len au« der 4 Abtheilung Vielen 'zur Warnung mitzu* 
theilen. In der exRen fchildert er den gewöhnlich 
wenig beachteten Nachlheil der Übeln Siße unfere« 
Stande«, in gemifchten Gefellfchaften lächerliche 
Anekdoten von fich aufzudfchen : „Hör loch non 
poßum non vehementer improbare Jnmmam iUam 
quoru7idam e nobis incogitantiam , et ingenii ac /m- 
guae lafciviam ^ qui facetis videlicet iUis narratiun" 
culis et fahulis mirißce delectantur^ easque millies 
jant protatas et millies mutatas , quavis data occa* 
ßone^ divulgant. Vidi Jaepenumero^ qui nunquam 
effent facundiores et joeulantiares ^ quam cum ejuS' 
mpdi occaßo eis effet oblata , pra^ertim cum in na* 
ftras res fermo forte incidiJfeU lum in pronipiwka^ 
bebaut tantam a collegis juis ridicule äut abßtrde 
dictorum et factorum copiam , tanta eam liberalitate 
et loquacitatCf praefentibus etiam hominibus , no* 
bis et religioni inßeßißßimis ^ profundebanU ut ßnem 
narrandi reperire nulfum pojffent» -— In der zwey- 
«en züchtigt er die immer mehr überhand nehp^nde 
unmäbige Th^nehme der Geifilichen an, '^efelligeii 
Vergnügungen- ^^Proßecto ii exi/limationi ac digni^ 
tati Juae partim fervireM fusqne 'deque eam habere 
mihi videntur, qui promißcue omnibusy dummod» 
per fe honeßaßnt^ uti ßbi Heere putant ; qui quo- 
tiescunque libet^ tum quoque, cum alia et graviora 
curanda eßentf eirculos obeunt^ fpectaculis inter^ 
ßintf ludunt, ßaltant, aliaque id gewjs ehlectamenta 
ßequuntur ; qui in iis ita Je gerunty itafßbi iuduU 
gentf adeo non geniö et animo m^derantur^ ut eos 
nnlla fere re alia, niß forte habitu, continentitte 
rhonitore (wir fugen in Bezug auf die jetzige Tracht 
vieler G^ifiHchen und fogar Vorftehet der Gerfilich^- 
keit hinzu : ya^/;e ne hoc quidem), ab aliis dißferre 
exißimes» De eo illos jam non admonebo , viros U- 
teris et doctrbia excültos alias et animi ohlectationes 
nejfe dtbere; nee ita multum otii eis ßuperejße ^^ ß o/*- 
ßtium fwam expbsre veiint ; ideoque, ß voLuptatibus 
inhient, eos inertiae et negligentiae nomine aliis ßu" 
ßpectos ßeri. Hoc quoque ipß viderifit ii, qui in 
Omnibus gatidiorum theatris volitantes e$ 



X75 



immo 



J. A. U a. t» M A Y *^ 1' 8 



tl€ 



mamodi perfonam Jitam fufdnd^ vtlifU, fi paulo 
voh^^ct velut d ve/iigio m aedes fa 



\n re^us ßriis v&rj 



cms prodire, 
, ad iemperantiam 9 ad ahftie^ 



ntntiam^ a3 ^snteaduR .vmihrumi ra^ktd^tet'r^narumi 
ad fugiendos ' pruv4fs hujüs j^ncuU vuercs adhartari 



' f. 



KLEINE SCHaiFTEN, 



TSMX.OOIB. Leipzigs b. Breitlicjpf u., Härtel: De vi 
t^cnhuli KT4V.; Rqm. VLll. *9 h^ » coninicutatio, qua fimul lo- 
fcus iftc Paulinu» explicatiir , auctore M. Oottloh Chrijtiano 
Gfimm, eccl. Kleinwaabiceufis prope Loogof«liff«iti Paßöre. 
Q,a"o6S er 8. (^ gr.)'' Bi" ^«^«"^ Verfmch, die oben «i- 
l§ctb«»e fcWcre SteÜe zacrklÄif^n, der beachtet zu werden 
IWdienü. Um die Grenzen, wclclio der Anzeige kleiner 
ScOwiften nottwendig gefieclvt, werden inüHcn, nicbt zu übcr- 
Äitcn,liaBnRe'<:.nrchtiti die Beuitbeilting jeder eiB«»l- 
nJn Behauptung eingehe« : fohderti ttiufo ß^h \>c%nü^ffa , dif 
GinindfttxeV wache der Vf. bey feiner Erklärung befolgt Jia^i 
rcbft dem gefundenen RefultMc anzugeben, und einige Be- 
row^nngen über das Ganze bcyzufügen. Den Weg, a\iT wel- 
clum der V/. ^ie Bedeutung des Woits ktiV*? ^cfucht h^, 
bezeichnet ,cr fetbll S. 5 ««^ 6 ^^ : guodfi vero Paulv oratio 
in campo ierfatur trito » nequ^resub hommum mUflUftmiw 
fenfuque remutas et ahhotrMtet tractut: loj:i explicatio non 
4 ion&inquo v^nda, Jed de proximo hauriendayft. Itaque 
in UhtroM^ opinianum circa hunc locum delectu. uhi dlaM 
vraetiderim, Quae fettfum fuppeditet ßmplicifftmum : quä4 
riEnificatiönem verhorumfinguiorum vulgarem qmdem. con;f 
textui tarnen eotwenientem teneat: Miae eonßlio Pauli , Lhn- 
Tlionis ^ffiictirjolatii aliquid a^eremli, apte rejpondeat; quae 
deniaue ita comparßta Jlt, ut ex ea commode judicari poJTxt 
ataue verfpime mtetligi, quare Jus norninatim, qmba$ üjut 
eß: non iins terhis mentem fuam expreJJ^rit Paulus: a vero 
loci fenfa purum nie aberrajfe extßimaverim. -- In primi^ 
vero eurtcni orationis Pauli nae partium ratio habendß erjt. 
^umrumfeüfus planus eß atque ccrtus; Quibus tanquam Jün^ 
^Jumento nitatur \udicium de iis, quae iunt intelleetu dtfflcv^ 
Viora et amöiguae interpretatiohis ; quibus denique conteUura 
Quaeddm fuperfiruatur eorum, quae , qmanquam verbiß ex- 
It-t^ffa nonheantur. Pauli M^^^ fcribentis auimo obverjata 
IßJ^lidäutur. Naqiidem auf diefem Wege die Piädicate, 
wcJeb48 der KTiVi; beygelegt werden , aufgcfucht, und zu- 
fileich die gcwöEnUchen Erklärungen widfrlegt worden 
rmd: Jp ^Ä folgendes' Rcfultat angegeben S. 5ft: -^ PioUt 
YnJtit\ito -4- exacte refpokdet» /Ikt*«*« voeablih ineredm'^ 
Joräm JüHaifornm wt Ethnicoram aßmencampre^ 
it¥Hd^. Danij fucht der Vf. nodvdie Schwierigkeiten» die 
idie aufgeftelite Bedeutung zu haben fcheint, zu befeitigen, 
^d ßicbt 'S. 76 — 91 mit Hirtficht auf diefe Bedeutung fiber 
V 17 fin a5 einen ' fo* tlaufenden Commentar , aus wel- 
chem das Wicluigae diefcs fc^ni düifte: V. 18 erkläit er 
T« V«5»5/^. T, vwv KÄifOü de Omnibus praefentit tempori* cala* 
mitatibuSt ^^ . ftTOxaXi/>i/i$ de felicitaüs eommunicatione et 
-tärgithrUi V« &p y»9» adeo» die /uaraiprij; von dem ^Eleqdei 
iwelchss ,felÜl die Vornelunl^en , und gera4e diefe am meii- 
^en unter den damaligen Kaifern zu dulden hatten; vwirayt^, 
fubjecta efit «V| iktthi verbindet er mit «rtH^i^ir*« im 19 V* 
utii Gfitit V.' a^ 9h einen , Zwifchenfat^ an. «xf ' '^* ^^^ 
.wird überfetzt in praefenti verum ßatu » in hac vita, V. 23 
Verßeht der Vf. unter den ivrolq t. «»«?x- ^* *"''*»'7^» ^X» 
ujtiverfos Chriflianos, den *)//» «ur, den Paulus, und der 
UTCoküT^, r» cyifjL. dio «mh^r^wvtg avo rxv ira^iy^. rou vCv y.m'^ou 



Ccorpus fommemorfitt^r tßtvquam conditio» qua» nos tw vifv Kauja^ 
addicat ac hujus temporis malis exponat et ohnoxios reddat 
S. 3^). — Kec: fcMtzt aufrichtig den forfcheilden Fleiß^ 
die Gewandtheit, die *n Üppigkeit ^[ranzende Fülle det b» 
tcinifchen Ausdrucks, und die Befcheidetikeit^ welche Aber» 
fli ifi diefer Abhandiune iichtbar find; um fo mehr bedauert 
er, dals er dem Vf. in der Haiiptfaehe nicht beyßimmen 
kaim. ,Gegen die obcii angee^ebene Bedeutung des Worts 
fef/^rf find tiämlich Kec. folgende 2Weifcl geblieben^ OD« 
Hanptbewcfis ¥ür diefe B^eutuiig ik <?ie Meinung' r d»fl di« 
L^iaen^'ZU deten fiaudhalicrBrduldang der.ApoHJIl ennaklH» 
will, plpht blofs Leiden um der Ee^gion yprilltn ^^ Jxmdtm 
alle i;nd jede Übel feyen, welche mit der menfchlicken Be- 
fchränkiing vcVbunden find ; allein der Zweck de» Apoftel^ 
hnd vorzüglich VIII, 55 machen c» gewif« , er fprecke nut 
von Leiden der erüen Art» Daher, konnte er auch h^ dem 
cvi^v^cybiv iQid cLvwitvfiv a|i die Ungläubigen |;ar nicht des« 
ken. a) Eben fo wenig will Rec. eijile^chcen » wie derApo- 
ftel Juden und Heiden die Erwartung der «tokaX, t^v viw» t,6. 
zufchreiben könne ; denn die mcffianifchen Erwartungen det 
Juden waren nicht äie diriillichen , und die Heiden nihrtcÄ 
auch jene *»icht. Die in Anfehimg de# letzteres vdn dt ra Tt 
vorgefciiiagene Annahm« eine« ^^eofma febeim nur cuf dso, 
was erft bewiefen werden foll , nicht auf deutlidien Hiowei- 
fuiigen des Apoftels zu beruhen. 5) Konnten wohl die Lefei 
des Briefs hier nicht an Heiden denken, weil Panlii'i aus- 
drücklich Vit, 1 die ^iVyJ^ovTfc vo^ov anredet,* Wahrfcheia- 
lieh wurde dfer Vf. aiif ein andere» Reftilut gkAiommen feyi^ 
wenn «r nicht fowohl von toinielnen Äulsonuig«» .des Ap^ 
^els,.fonder9 deiTen gattzer VorReliuiigsart ü|>€ar den ^imnl 
xlei- Chrilteu Iuä und dort fich bey feiner Un^ei^uchuug Li«» 
leiten laflen. — Ohne dem Vf. das *Eig^nthüm feiner neuen 
Erklärung abzufprecheit , will Reo. tiur hiftdrifok bemetkes, 
^ diifs Augufiin der Creatur diefelbe Bedeutune gegeben bsL 
Da Rcc. dlefen üV, nicht* bey ddr Hand hut; lo mufs er fick 
begnügen, aus ThAttig't diff, über diefe Stelle CLgf. i7iO> 
welclie überhaupt fchätzbare Beyträge zh der Gefchichte m 
jnkeren ErkliriiugsvcrTuche über dß fetifizeÄd* OeähtT eWi- 



propofit. ep, ad Rom, dicit, creaturam Uberatum tri in iis» 
yiM, eiim fides non in iis effet, cruaturatantum iict' 
hantuf, et pofieu credituri erunt, — Rollte übrigens der VA 
das Publicum wieder mit einer Frucht ferner exegetifdieB 
Forfchungen, vrozu Rec. ihn ernmutert, bcfchcnAen: fo 
tVürde es vortheilhirfter' fcyn zur Überficht des Ganzen, wewi 
d^r Lefer nicht alle Wege , aul weichen das Retulttt «efi» 
den ifi, mitgehen müfste. Es wird Jelpr fchwor, den Ftd« 
der ünteifuchuiTig: fefizuhalten, und öftere Wiederkolungsn 
find unverroeidlicli. WT. vgl. J. 6. 9 imd 21, so u. ^ der Ab- 
handlung. Rec. fchcidet mit dem Wnnfche, dafs Hr. (?. 
in eine Lage verfettt werde , in weldh«r feigem Flei&« 
ein grdfserer Reichthum M» . litorarifcliMi HCÜfsmituls m 
Gebote flehe. # . _ 

0. P. E. 



i7f 



J E N A I S C H E 



«7» 



ALLGEMEINE LlfEBATüR-ZEITÜNG 



MAY 4 8 1 3* 



IURISPRUI)EN2L 

tfiBTi H. TiMEiT, h. 6ei(Hnger: Conmentar über 
das allgemtku bürgerliche Oejetzbuch für die 
^fammten deutfchen Erbiänder der ^ßerreichi- 
Ukeii Monarchie. Von Iraiiz Edlem v. ZeUlcr^ 
Ritter d. kdnigl, nngar. St. Sfephana - OrdeTM» 
k. k. Hefratfa bejr der t)berften Jnftizftelle, Mit- 
gHede der Hofcommiinonen in Gefeia- und Stu- 
dien- Sachen, Dtrector^ea juridifchenStudii, und 
Pirife« der jorft. Facuttät an der wiener Uni- 
Terfitüt. Erfter Band. ißii. XVI u. 566 S. Zwey- 
ter Band, i und 2 Abtheilüng: ißt«. 92Ä S. g. 
tVgl. die Rec. des GcfctzbucLs felbß 1^12. Nu,. »77 — 179. J 

JUiefs Werk verdient in jeder VeEiehunz die Äuf- 
merkFamkeit dea Publicuma. Es iß kein Ckininaentar 
wn ^w5hn)icben Sinne , keineaw^a eine Woff 
^octrinelle Erläuterung der Gefetze; tondem eigent- 
lich et« Anszng aua den Acten der Gefetzgebunga - 
Commiffion, deren Arbeiten wir da« ötterreichifcbe 
Oefetzbiidi zu verdanken haben ; eine Darlegung der 
Aufichtan« von welchen die GeCelsgebung bey ihren 
Sanctionen a»9ging, und eine Begründung undR^t- 
fertigung, und da, wo e« nöthig feyn möchte. Er- 
länternng diefer Sahctionen felbft. — Vnd waf den 
Hattptwerth diefea Commentara anamactt, er Uk ge^ 
geben von einem Manne , der an der Ausarbeitung 
<ie8 GeTetsbuchea vorsü^lich thätigen Antheil nahm, 
«ad vermöge dieferTheiinahme an jener Beeründung, 
Rechtfertigung und Erläuterung vorzüglichen fier^f 
Iwit. Dem V€ ßanden bey feiner Arbat Hülfemittel 
^w Gebote,* in deren Befitz fich nur wenige An- 
der« befinden m<5gen. Er ift nicht blofa Mitglied der 
Gefet^commiilion, fondem er hatte noch d^azu fchon 
rettmd^reren Jahren den Auftrag, die über den Ur- 
*Bt\rurf dea bürgerlichen Gefetzbucha von eigenen 
LandeacommÜIionen eingefendeten Erinnerungen 
key der OefetzcommilTion vorzutragen , und mit 
feinem Grtheile zu be|;1eiten. Dief« führte ihn noth- 
irendig znm forgfältigften Studium de« Entwnrfa, 
^d zum innigßen Eindringen in feinen Geift; und. 
Was er vielleicht felbft überfehen haben mochte, dai^- 
^^f wurde er 9 ufmerkfam gemocht durch die Dia- 
cuflionen , welche bey der Commiflion gepflogen 
"Wurden. Nicht mit Unrecht mochte man daher joi- 
nen Coniimentar als eine authentifche Auslegung dea 
Gefetzbucha anfehen können, verbäte er uch nicht 
ttibft (S. XII d. Vorr.) diefe Ehre, mit der Bemer« 
knng : fchr viele Stellen dea Urentwurft , worüber 
xCiin fowohl bey den LandeacommilTionen, ala.bej 

/. Jl £. Z. i8»3- Zweyter Saud. 



der Hofcommiinon in Gefetzfache« einverftaadea; 
war, feyen ohne eine nene ber»th(chbgeade PrüFiing 
in das <}efetzbuch aufgenommen worden , und nach 
der Natur der Sache h»be in einer Verfammlong vol- 
lendeter Eechtagelehrten Videa. nur kurz berühri^odex 
ganz übergangen werden stüflen, waa in einem Com« 
menttf an Ceinem rechten Platze fteht. 

Der Commentar felbft ift übrigena nicht etwa nur. 
eine Begründung, Bechtferrigung und £rlättterung 
einzelner Gefetzftellen« welche diefe befondera zu 
erheiCchen fdieinen; auch keines wegct etwa eine Dar- 
legung der Hanptmomente, welche dteGefetzgebung ^ 
be^ emzelnen Hauptßtzen der Legislation ins Aug^ 
gefafat hat: Xondem es ift ein wamer Qommentariu^ 
perpetuus. Jeder, Paragraph wird einzeln commen- 
tirt, in der Ordnung, wie ihn daa Gefeubuch gegeben ' 
hat. Zuerft ift ül^erall der Paragraph wörtlich abge- 
druckt , dann folgen die Erläuterungen. Bey diefem 
Uiacht zuerft der Vf. auf die wefentlichen Stellen nnd 
Auadrücke^ auf die näheren Beftimmungen, Einfchrän* 
kungen oder Erweitanuigen aiifmerkfam^ und dann 
fcJjp die Darftellung des ganzen Zufammenhangs und 
des vbllftändigen Sinnes der Gefetze. Bey diefem 
Verfahren hat der Vf. (nach feiner eigenen Erklänmg} 
4ie Abficht, dieils einer oberflächlichen und gehaltlo- 
fen, oder doch undeutlichen und unvoUftändigen,' 
Kenntnils der kurz nnd in vid umfaiTenden allge- 
meinen Vorfchriften gegebenen ^lefetze zu begegnen, 
tbeils vor äem gewöhnlichen Kunftgriffe der Par- 
teyen und ihrer Vertreter zu &chem , den Sinn der 
Gefetze dnrch abgeraflene Stellen nnd rabuliftifcheSo- 
phifterey zu verdrehen. — Ob diefe Erläuterunga^ 
weife ganz zweckmäfsig fey, laifen wir an feinen 
Ort geftält feyn. Uns will fie nicht recht gefaUeii, 
Sie erfchwert die Überseht des Ganzen und das wirk- 
liche Eindringen in den Sinn und den Geift der Ge- 
fetzgebnng; äe macht dabey den Gommenur unnö- 
* thiger Weife weitfch weifig, führt au mancher unnÖ- 
thigen und nnnüuea Bemerkung, und zu mancher 
Wiederholung; dem wiirenfchaftHch gebildeten 
Rechtsgelehrten wird durch diefes Verfahren der Ge- 
hranch des Commentara verleidet, dem gewöhnlichen 
Praktiker aber kann fie leicht dahin führen, dafs er 
das Studium der äechtswiffenfchaft nnd der Gefetze 
mehr als ein blofsea Qedächtnifawerk anficht, als für 
einen Gegenftand des Denkens und eines gründlichen 
Forlchens, was gewifs den Wünfchen der Gefetzgebung 
eben fo wenig zufagt , als dem allgemeinen Beftcn. 
Wir unliercs Orts hätte« es daher für weit zweckmä- 
fsiger gebalten, den Commentar in zufanamenhängen- 
den Ahbandlnngen über die einzelnen laiitutionen 

85 



»79 



IKNAISCHK ALLO^ LITKUTURt-^ ZEltUNiO. 

_ / r ^ ... V . 



lU« 



( « 



und RecbttfortMeaa eu giqbf Bi 

t9 Weife. , 

^ Dev erße Band ximhki den erden Tbeil des Ge^ 
rettbucb« ($. i — agi^). Dem Ganzen voraus geht ei- 
ne Einleitung unter dem Titel: yorktnntrnße (S. 

1 S9 } ; eigentlich eine gefchiehtliche Edäiuerung: 

der in dem Fublicationspatente v. i Jwu igii an- 
gedeuteten hiftorifAen Notizen ans der neueren öfter- 
reichifchen Gefetzgötinngsgerchichte» verbunden mit 
der Darlegung des Princips, Von welchem man bejr 
der Bearbeftune des Gefetzbuchs ausgegangen iOv 
In Bezug auf die Gefchichte des Gefjptzbucfaes glau-* 
ben wir daraus Folgendes aasheben zu dürfen: Die 
erfte Idee zur HerfteDun^ eines allgemeinen Gefetz- 
buches für die 5fterreichifcben Suaten im Geifte des 
jetzt erfchiencnen hatte fchon Maria Thereßa. Schon 
im J. 1753 machte diefe dem oberften (jericbtshefe 
bekannt» dafs „durch Abfaffnng eines vollftändigen 
Codex aUen Provinzen ein Iicheres gleiches Recht und 
eine gleichförmige rechtliche Yerfahrungsart beftimmt 
werden foUe^^ Um diefen Codex zu entwerfen , be- 
ftellte fie eine aus den bewährteften Aechtsgelehrten 
und Jttftizräthen ihrer Provinzen znfaii^engefetzte 
CommilEon» welche die Inftruction erhielt: „bey 
AbfalTung des Codex fich einzig auf das Privatrecht 
zu befchränken, foviel möglich das bereiu übliche 
Recht beyzubehftlten , die verfchiedenen Brovincial«* 
rechte, in fofem es die VerhältnÜFe geftatteten, in 
Überein (Ummung zu bringen» dabey aber das gemei- 
ne Recht imA die heften Ausleger delFelben , fo wie 
auch die Gefeue anderer Staaten» zu benutzen ^ und 
zur Berichtigung und £rgänzuofl ftets auf das allge- 
meine Recht der Vernunft zurück zu fehen'*. Die 
niedergefetzte Commiüion unterzog fich zwar dfe- 
fem Auftrage; allein die Vollendung ihrer Arbeit 
verzögerte Seh bis zum J. i767f und ftatt dab das 

! belieferte Werk den Bejrfall der Monarchie erhalten 
öllte, wurde es ihren Abfichten durchaus nicht ent- 
fprechend gefunden. Es beftand ii) nicht weniger 
als in acht Foliobänden • und war wirklich weiter 
nichu» als eineCompilation aus dem römifchen Rech- 
te und den Commentatoren delTelben. Maria Thß^ 
T$fia gab es daher der Commiffion mit der merkwür- 
digen Weifung zurück : „x) foll das GefeU- undLehr- 
Buch nicht mit einander vermengt, mithin Alles» 
was nicht in den Mund des Gefetzgebers » fondem 
ad eathedram sehört» aus dem Codex -weneläfien; 
fi) Alles in mögfichfter Kürze gefafst» die eajus rario- 
rss übergangen » die übrigen aber unter alJgemeinen 
Säuen begnffen; jedoch 3) alle Zweideutigkeit und 
Undeutlichkeit vermieden werden ; ^ 4) in den Gefe- 
uen felbft foll man fich nicht an die römifchen Ge- 
fetze binden » fondem überall Hie natürliche Billig 
keit zum Grtmde legeh; endlich 5) die Gefetze fo 
viel möglich fimplificiren » daher bey folchen Fällen» 
welche wefcntlich einerley find, weeen einer etwa 
nnterwaltenden Subtilität nicht yervielfiütigen.** Di^ 
Abkürzung des Entwurfs nach diefer Inßruction über- 
nahm der Regiemngsrath Horten. Doch erß unter 
Jofeph II im i. i786 crfchien der das Familienrwht 



, . inaptfaflende erß^ Theil des jCodegi, hearWiet rondem 



^ .inapuaüenae eru^ ^.neii des juodegi, nearlMiiet rondem 
;|^Ho^rafhe #. I^etfr^ JLepfiold Jl tmg , i^abh ioSe^naJI 

'^Tbdet'^derHoFcomnBnfnon in Gefetzfachen nicht nur 
die Verbeflerun'g der bereits beftehenden Civil- und 
Straf-Gefetze, foncTem auch die Vollendnae der noch 
flsans;ehiden Theile des Civilgefetzbuchs anE Die Be- 
arbeitung des netreiT, feit i8^4 bekannt gemachten 
Strafgefetzbtlches übernahm der dermalige oberfteLand- 
richter und Präfident der Hofcommiffion in Juftizge- 
fetzfaehen Matthia:t Edter v, Haan; den Entwurf 
des bürgerUchen GeCetzbuchet ^iber vollendete d^,tla- 
malige luftiz- und Commiffiont-Präfident Frexberr v. 
Martini. In Galizien wurde diefer Entwurf aus drin- 
genden Gründen fagleich als Gefetzbuch eingeführt. 
In Rücklicht auf feine allgemeine Einfühmng aber 
verordnete der jetzt regierende Kaitfit Franz 1 : »»De^ 
felbe fey von eigenen, aus Käthen der politifchen Be- 
hörde» des Appellationsgerichts, Landrechts» Magi- 
ftrats» und aus Mitgliedern der Landllände snfam- 
mengefetzten Conmiiiffionen in allen deutfchen Pro- 
vinzen» dann von den juridifchen Lehrerverüaimii- 
hmgen an den inländifchenUniverfitäten zn benrtbei- 
len» zugleich aber durch dtn Druck bekannt zuma- 
chen, cbmit jeder Sachverftändige im /n- und dm- 
lande feine Meinung darüber eröffnen könne. Die 
eingefendeten Erinnerungen aber foUten von der aas 
Hofräthen der politifchen und Juftiz-Behörde befteben- 
den Hofcommiffion in Gefetzfachen erwogen» die 
befchloifenen Abänderungen in den Entwürfe vorge- 
nommen, und die.Berathichiaeungsprotocolle mit den 
Refultaten zur höchflen Schlufsfaflung vorgelegt wer- 
den»'* Nachdem diefs Alles gefchehen, und der toI- 
lendete Entwurf nächftdem auch noch im Staatsrathe 
geprüft worden vrar: wurde eine Zufammeutretong 
des Staats- und Conferenz-Rath^s Pfleger v. Werte- 
nau mit einigen Gliedern der Hofcommiffion ange- 
ordnet, hier über die aufgefallenen Bemerkungen und 
Verbeflerun^en nochmals beratbfchlagi». und der neu- 
erdings bencbtigte Entwurf wieder vorgelegt » wor- 
auf erft unter dem 7 Jul. igio die höchÜe Sd^ubfif- 
fung erfolgte» welche die Publication des a%eiQei- 
nen bürjgerlichen Gefetzbuchs anordnete« 

In Bezug auf die Gründlichkeit» die FaHong 
nnd den Vortrag der in dem Commentare gttebenen 
Erläuterungen und Rechtfertirangen der einzelneo 
Sanctiohen des Gefetzbuchs laut fich im Ganzen w^ 
nig erinnern. Der Arbeit des Vfs. gebührt das Lob, 
dafs er feine Bef^ründungen » Rechtfertigungen nnd 
Erläuterungen mit dem erfoderlichen Fldfae ansgs- 
arbeitet» und mit Präcifion und Deutlichkeit in euer 
ziemlich reinen Sprache « nur hie und da etwas xa 
breit und zu weitfch^eifig, vorgedagen hat. Das 
Letztere mag darin feinen Grund haben» daCi fein 
Commenur mehr für den Nichtjuriften» als für ei- 
gendiche Rechtsgelehrte beftimmt zu fejn fcheint 
Allen Bejfall verdient es nächftdem» dafs er da» wo 
es zur Dsrftellung der Eigenthümlicbkeiten der neuen 
fifterreichifchen Gefetzgebung nöthig zu feyn fehlen» 
auf dieDi^pofitionen der römifchen» preufiifchen und 
franzöfifdieB Gefetzgebung Rückficht genommen» and 



l&i 



A 1 



X 8 » S. 



JÖ^* 



dicfe mft dfcT öfierreicIiircTirti r^rgtieBen hat, — Nur 
b^y einigen Stellen gUnben wir einige Bemetrlrangeii 
machen zu miiifen ; wt rjiger in der Abücht, um ScbwÄ* 
dien des Vfs. aufsndecken, ala um die AufmeTkfaii^ 
keit au betbätigen , mit der wir feine Arbeit gelefen 
haben, — Wenn der Vf. (jj. i. S. 3a) die Behaup^ 
taug aufftellt : „die Rechte erbalten erft von dem Oe- 
feta^ welches fie uns ertbeüt, ihre Wirkfamkeit; 6e 
kommen nur jenen Perfonen su, welchen fie das Oe- 
fetz yerleibt ; und fo wohl ihr Umfang» als ihre Dauer 
h9ngt Ton der Dauer und dem Umfange des Oefetzes 
ab^: fo kann diefe Behauptung leicht zu atterley Mifa- 
TerftändnilTen hinleiten. Denn in Bezug auf poßtive 
Gefetze ift fie offenbar falfch. Auf jeden Fall ift fie 
mit den Sanctjonen der dfierreiebifchenOefetzgebunc 
($. 7), und den Bemerkungen des Vfs, hierüber (S. 65; 
unTerträgHcb. Weder der GefeUgeber noch der Vf. 
würden den Richter in Ermangelung pofitirer gefetzli- 
cher Normen auf das Naturrecht verweifen k5nnen, 
und verwiefen haben , wenn aUes Recht im Staate, 
nadi der Behauptung des Vfs,, blofs ron der poCtiren 
Gefetz^ebung abhängig feyn follte. — Femer kön- 
nen wir dem Vf., nicht zugeftehen , dafs im Auslande 
Eingegangene Oefchäfte von Inländern , vorausffefetzt 
^fs fie rechtliche Folgen im Inlande haben Tollen, 
nicht an die äuf\ere Form der Gefetze des Inlandes 
gebunden fejn lollten, wie er (S. 44) behauptet. In 
dem Sinne der öfierreichifchen Gesetzgebung {$. 4) 
ma£ diefe Deptung wohl fejn, ungeachtet fich die 
Gektagebung nicht beftimmt darüber ausgefprocheu 
bat. Aber im Sinne einer richtigen Gefetzgebungspo- 
lidk , wdchen der Interpret eben fo wohl zu achten 
bat» wie die Worte des Gefetzes» liegt diefe Behaup- 
tung gewifa nicht. Wenn die Gefetzgebung diefe 
oder jene lufsere Form für die Gefchäfte vorfchreibt : 
To liegt es in der Natur der Sache» dals fie dadurch 
die Gültigkeit der Gefchäfte bedingt wifien will. 
Von diefer Bedingung aber kann den Unterthan 
nichts' dispenfiren; er ift an fie gebundenerer mag 
&ch im Auslände aufhalten oder im Inlande« "Ein Te- 
ftament im Auslande» nach deu dort gefetzlich be- 
ftdienden welligeren Förmlichkeiten gemacht» ift» ge- 
nau betrachtet, eben fo ungültig» als ein im Inlande 
ohne Beobachtung der gefetzlicoen Form gemachtes. 
Wer 'den Schutz der Gefetze fucht, mufs fich ihnen 
ia jeder Beziehung unterwerfen » fonft erfcheint fein 
Anfpruch auf Schütz nicht, rechtlich begründet; und 
mit Hecht erklärt daher» im GeiAe der hier von 
uns aufgeftellten Grundfätze » >lie franzofifche Gefetz- 
gebung {Cod. d. proeed. ^ivil. Art. 54Ö) Acte» wel- 
che auswirtige Behörden aufgenommen haben , für 
nicht executorifch. -^ Bey der Frage, von der Ver- 
bindlichkeit der Privatgefetze für die JPrivathandlun- 
^en des Regenten (j$. fio S. 113) ift der Vf. derMei- 
ntmg» dafsblofse Förmlichkeitsvorfchriften» von de- 
nen der 'Förft» wentt der Grund wegfällt » feine Un- 
tenhanen in einzelnen Fällen zu dispenfirei^pjl^t; auf 
ein Rechtsgefchäft des Beherrfchers» bey welchem er da- 
Yon abgegangen ift» nicht angewendet werden können. 



Aber diefe Meinung fchefait uns nidit gas v iricbtigv 
utid auf jeden Fall ni^t eonfequent zu feyn« Unter«« 
wirft fich der Regent für feine Privatgefchäfte den 
Privatgefetzen feinet Landes fo mibedingt, wie diefs 
in An(ehun£ des Hauptes der öfterrdchifchen Monar7 
chie im Gefetzbuche (a. a. O.) gefchehen ift : fo läfst 
fich die vom Vf. gemachte Ausnahme nicht wohl 
rechtfertigen. Der R^ent erfcheint hier bey iolchen 
Oefchäfiten eigenüich nicht als Regent und Gefetzge- 
bar» fondem als Privatmann» und als folcher kann er 
fich felbft nicht dispenfiren ; fondern verlangt er Dls- 
penfation » fo n|ufs er» die Sache ßreng genommen» 
auf einen Augenblick vom Throne herabfteigen» und 
fich dteDispenfation bev der Behörde erwirken» durch 
welche er fie gewöhnlich feinen Unterthanen erthei- 
len läfst. — Nicht befriedigend ift auch der Gnlnd, 
welchen der Vf. (S. 171) für die Behauj^tung aufftellt, 
das Eheverfprechen eines öfterrdchifchen Unter- 
than^ in einem fremden 9 die £heverfprechen fchü- 
tzenden Staate tty ungültig» »»weil die Gefetzgebung 
(0. 45) dem ößerreichifchen Unterthan die Fähigkeit 
benommen habe» durch ein Verlöbnib fich felbft oder 
einen anderen Theil zu verbinden.** £ine folche Ab- 
ficht liegt weder in den Worten» noch in dem Sinne 
der Sanction (0. 45), welche Eheverfprechen für uu- 
wirkfame Verträge erklärt. Wird ein öfterreichifcher 
Unterthan auf ^in im Auslande eingegangenes Ehever- 
fprechen vor ößerreichifchen Gerichten belangt: fo 
kann der ößerreichifche Richter freylich auf die Er- 
füllung des Verfprechens nicht erkennen. Aber nicht 
aus dem vom Vf. angegebenen Grunde» fondem weil 
ihmjeine Gefetzgebung, die er allein bey feinen Rechu- 
fprüchen zu achten hat» die Weifung gegeben, 
dergleichen Verträgen den richterlichen Schutz nicht 
angedeihen zu laiTen. Aber wenn ein öfterreichifcher 
Unterthan» der fich im Auslandein ein Ebeverfpre-» 
chen eingeladen hat, bey den ausländifehen Gericht 
ten auf delfen Erfüllung belangt wird : dann wird ihn 
die von der öfterreichifchen Gefetzgebung ausgefpro- 
ebene Nicbtverbindlichkeit folcher Verfpredien auf 
keinen Fall fchützen können. Doch liegt es in der 
Natur der Sache» dafs der auswärtige Richter» der 
auf die Erfüllung eines von einem Öfterreicher im 
Auslande gefchloflenen Eheverfprechena erkannt hat, 
diefs Erkenntnifs ohne Mitwirkung öfterreichifcher 
Juftizbehörden zu vollziehen im Stande feyn «mülfe. 
Vermag er diefa nicht : fo ift fein Erkenntnifs ohi\e 
Wirkfamkeit. Von öfterreichifchen Behörden kann 
er deüen Vollzug nicht fodem ; diefen bindet die an« 
gegebene Sanction hier eben fowohl die Hände f als 
in Anfehung eines im Inlande eingegangenen Ehever- 
fprechens. — Zu ftrenge find wohl auch die Grund- 
iätze des Vfa. (S. 173) über die Entfchädigun^berech- 
tigune des Theils » von delfen Seite keine gegründete 
Urfacfae zu dem Rücktritte von einem Eheverfprechen 
entftaiiden ift»" und die ausdehnende Erklärung, wel- 
che er deivWorten des Gefetzes giebt Wer ohne fein 
Verjchulden durch einen ihm felbft oder dem Gegen- 
theile begegneten Zufall an dem Vollzug eines Ehe* 



i83 



h A. U Z. M A Y t 8 i 3« 



184 



rerrprecbens gdiindcrt w«dt Itann nach der Lehre 
vom Zufall wohl zu keiner Entrchädigung für ver* 
bunden erachtet werden. So etwas konnte die Ge- 
fetzgebang weder verordnen, noch hat fie es auch 
nach den Worten des Gefetze« (JJ. 46) wirklich ver- 
ordnet. Der ZufalU der mir die Erfüllung einer Ver- 
bindlichkeit unmöglich macht, di^penlirt mich auch 
nach der Natur der Sache von der Entfchädigungs- 
nüicht (diefen Ausdruck im eigentlichen und ejigen 
Sinn genommen) gegen meinen durch das Ereignift 
in Schaden kommenden Gegner. Mein Unvermögen 
ift ein Zufall für mich und für dießft zugleich, und 
cufum lentit is , quem tangU, oder, wie die öfterrei- 
chifche Gefetzgebong (6. i3^0 diefen Sat2iausdrüdit : 
der blofse Zufall trifft denjenigen, in drjfen f^ermö- 
een oder Perfon er /ich ereignet. — Auch nicht ganz 
zureichend ift das. was der Vf. (S. soo) zur Rechtfer- 
tieung der Verordnung (ß. 58) lag« • da£s der Ehe- 
mann darauf antragen könne, dafs die Ehe für ungül- 
Xigr erktort werde, wenn er feine junge Frau von ei- 
nem Anderen gefchwängert findet. Der Rechtferti- 
EunesgTund diefer an fich fehr rechtlichen Sancuon 
Begt tiefer^ als da , wo ihn der Vf. zu finden meint. 
Er liegt keineswegs in der Unfähigkeit einer folchen 
Weibsperfon zur jo fortigen Kinderzeugung mit dem 
ihr angeiraueten Manne; auch nicht in dem Em- 
drängen eines fremden Rindes in die Familie, — denn 
dief^ letzteren Übel kann auf andere Weife fehr 
leicht vorgebeugt werden -r: fondem er Hegt in 
dem moralifchen Zweck der Ehe , welchem die Ver- 
bindung mit einer Perfon wider ftrebt, die fich durch 
ihre, vor der Ehe erlittene. Seh wängerun^, wenn auch 
nicht gerade als eine unfitUich und widerrechtlich 
Ecfinnte, doch wenigOens als, eine leichtfinnige Per- 
fon daraellt. Diefs vorausgefetzt, wird daffelbe. was 
das Getetz für den Fall einer »ach der Ehelichung ent- 
deckten Seh wanger fchaft verordnet, wider die Be- 
hauptung des Vfo. (n. a. O.), auch dann eintreten muf- 
fen wenn die Frau fchon vor der Vermählung em 
von einem Anderen im unehelichen Beyfcblafe ge- 
zeugtes Rind bereitt geboren h^t, vorausgefetzt, dafs 
^ dem Mann diefer Fall vor der Eingehung nicht be- 
kannt wurde; denn der Grund, welcher bey dem im 
Gefetz na^nentlich angegebenen Falle vorhanden ift, 
tritt auch hier ein. — Im Ganzen genommen fehr 
richtig ift zwar dasjenige, was der Vf. zur Rechtfer- 
tigung der über die gänzliche Trennung der Ehe 
r<J iii) aufgeftellten Grundfäuc (S. «85 ff.) ^«gf. Nur 
paffen feine Argumentationen alleCammt lediglich auf 
den Fall, dafs die katholifchen Ehegatten , deren Ehe 
nicht getrennt werden foll , katholijch bleiben , oder 
dafs zur Zeit der Ehdichung nicht katholifche Ehe- 
leute in der Folge katholifch geworden find. Aber 
nicht wohl rechtfertigen läfst es fich, wenn er die 
Ehe eines zur Zeit der Vermählung mit emer nicht 
katholifchen Perfon katholifch gewefenen, in der Fol- 



ge aber.zu einem anderen Gultu» übergetretenen Ehe- 
genoüen für uoauEdsbar erklärt. Hier fällt oflenbar 
der Grund weg, warum katholifchen Eheleuten die 
gänzliche Trennung nicht gefiattet werden folL Wer 
der Lehre, zu der er fniher fich bekanntet entfagt 
bat, giebt kein Ärgernifs, wenn er eines der Dog- 
men jener Lehre unoefolgt lä(st. Und wenn das Ge- 
fetz (|[. lii) fagjt: «,unauEösbar ift das Band der Ehe, 
wenn auch nur Ein Theil zur Zeit der gefchlollenen 
Ehe der katholifchen Religion zngethan .war*' : fo kann 
nach der Natur der Sach^ und nach den Regeln ei- 
ner richtigen Interpretation diefs gewifs nur für den 
Fall zu vergehen feyn, wenn ein folcher Ehegatte 
katholifch bleibt. Auf jeden Fall aber ift es incoufe- 
quent, wenn der Vf. (S. fl87)« *ti fehr an den Wor- 
ten der angeführten Sanction hängend, die Ehe von 
zweyen , zur Zeit der Vermählung nicht katbolilch 
gewefenen» in der Folge aber katholifch gewordenoi 
Eheleute für auil5sbar erklärt; denn nicht die Lehre, 
zu der fich Jemand bey der Vermählung bekannt hat, 
kann hier entfcheiden , .fondern diejenige, zu welche 
er fich bekennt« wenn er getrennt feyn will. -^ Auch 
können wir uns nicht überzeugen, dab tn dem Falle, 
wo ein abwefeuder Ehegatte für todt erklärt, und 
dem Hinterbliebenen die anderweitige Ver^helichang 
(jj» iis — 114) gefetzmäfsig nachgelaifen worden i^ 
beym Wiedererfchei ncn des fiir todt erklärten Abwe- 
fenden, die von dem Hinterbliebenen immittelß mit ei* 
" ner anderen Perfon eingegangene Ehe von Amtswi' 
gen für nichtig zu erklären fey, wie der \L (S. S95) 
will. Freylich fagt die Gefetzgebung (j$. 62): „£ia 
Mann darf nur mit Einem Weibe, und Ein Weib nur 
mit Einem Manne zu gleicher Zeit vermählt Ceyn**; 
und diefer Verordnung zuwider doppelt eingegangene 
Ehen foUen ($. 94>) von Amtswegen für nichtig erklärt 
werden. Aliein es labt fich keineswegs ein^ nach 
vorhergegangener Trennung einer früheren Ehe wie- 
der eingegangene Ehe als eine doppelte im rechüichoi 
Sinne anLehen. Die mit dem verfchollenen, für Xoki 
erklärten, erfien Ehegatten früher beftandene Ehe ift 
durch die Trennung au%elöfi; die zweyte Ehe ift al- 
fo für rechtlich beftehend zu achten ; und ift dieli, 
fo ift ihre Nichtigkeitserklärung au« dem Ornnd dei 
Wiedererfcheiiiens dt;s für todt erklärten erften £h^ 
gattens unmöglich» wenn die Gefetzgebung und die 
Functionen der richterlichen Gewalt nicht mit fidi 
felbft in den auiFallendfienWJderfpruch kommen ird< 
len. Und wirklich erfodert auch die (jefetzg^bonj 
({$. 6s) als Bedingung der Zuläfligkeit und Rechtlkh- 
keit der anderweitigen Verehelichung einer (chonfrohff 
▼erehlicht gewefenen. Perfon nichta weiter, als dea 
rechtmäfsigen Beweis der erfolgten Trennung, od^ 
der gänzlichen Autlöfung des Ehebandes, keineswegs 
aber den Tod des erften Ehegatten und moralilche 
Gewifsheit liierüber. — » 

C Der BefMufs folgt im iMifieo. StMu'^ 



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J E N A I S C H E 



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ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



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Jif A Y 1813- 



JURISPB^UDENZ. 

Wien n. Triest, t. GelflingcrT Commentar über 
das allgemeine hürgerliche Gefttzbuch für die 
gefairnnten dtutjchcn Erbländer der öfterreichi' ' 
Jchen Monarchie. Von Fr, Edlem v. Zeitler u. f. w. 

C Befchlufs d^r im vorigen Stack abgebrochenen Recenfiou» j 

öo richtig aach endlich Im Ganzen die Bcmerkan- 



nicht unbedingt beypüichten, daf« man (S. 465) von ei- 
nem Vormunde nur einen folcken Grad des Fleif«t-s 
und der Aufmerkfamkeil verUngen könne, welcher 
bcy gewöhnlichen Fähigkeiten angewendet werden 
kann. Diefe Beftimnuing erfchöpft die Sache btj 
weitem nicht befriedigentl. Das Gefetz Tagt, der Vor- 
mund mnlTe das Vermögen mit alier Aufmerkfam- 
keit eines redlichen und ileif^igen Hauei^atera verwal- 
ten. In diefer Verordnung Hegt offenbar mehr, als 
der Vf. nach feiner Deutung hineinlegt. £a liegt 
wenigftens fo viel darin, dafs der Vormund die Ange- 
legenheiten des Mündels mit eben der Sorgfalt befor- 
gen muffe, wie feine eigenen; oder daf« er nicht blofs 
diligentiam mediam in ahßractOy foudern wenig-, 
ücna diligentiam mediam in conci^etQ anwenden 
muffe. — Auch können wir dem Vf. (S. 5^29) nicht zug6- 
ftehen, dafs dem Vormunde (ff. 263) nachgelaffen fey, die 
Schlnfsrechnung auch unmittelbar an d^n Grofsjähri- 
gen (grofsjährig gewordenen Pupillen) felbft abzule- 
gen, wenn <liefer damit zufrieden ift, und dem Ge- 
richt kein befonderes Bedenken auffällt Das Gefetz 
(J. 263) fpricht blofs von der Übergabe des Vermö- 
gens, und daraus, dafs es die Übergabe diefea an den 
Mündel nachUfst, folgt noch keinesweges auch das 
Zügeftäjidnifs, welches der Vf. darin zu Enden meint. 
Die Behauptung des Vfs. widerfpricht vielmehr *den 
Waren Worten der gleich (ff. 263) vorhergegangenen 
Verordnung, welche ausdrücklich dem Vormunde 
*iir Pflicht macht, „innerhalb zweyer Monate nach 
geendigter Vörmundfchaft demijerichte feine Schlafs- 
3^ecbnvm£ zu übergeben'*; und auch felbft dem Gei- ' 
fte des öfterreichifchen Vormundfchaftswefens ift die- 
fe dem Vormunde geftatfete Vergünftigung widerftre- \ 
bend Sie entzieht gerade am Scheidewege den Vor- 
'i^und der öffentlichen- AuEficht und Controle, und ' 
siebt ihm dadurch Gelegenheit, den Mündel noch 
^«jm Abfchiede zu vervortheilen , und dadurch vid- 
^^cht auf Einmal den ganzen Zweck der öbrigkeiüi-^ 
ctaen Thätigkeit und Concurrenz bey der vormund- 
^<^haftlichen;Gefchäft8führung zu vereiteln. Dadurch, * 
^^fi der VL diefe aufsergerichtliche Refchnungsable- ' 

/. A. L. Zi 18» 3» Zweyter Band. 



gung von der Genehmigung des Gerichts abh§ng|g ge* 
macht hat, dürfre auf keinen Fall viel gewonnen wer- 
den. Wer die Gerichte und ihren gewöhnlichen Geift 
kennt, wird mit Recht fürchten muffen, man warde 
von ihrer Seite in taufend Fallen 4er Art weniger be- 
denklich feyn, als man feyn folhe, da man üch durch 
Kachücht hier einem Gefchälte entziehen kann, mit 
dem' (ich ohnediefb — wegen der damit verbundenen 
Mühfeligkeiten und Verdriefslichkeiten — fo. wenige 
Richteramtsperfonen gern befaffen. Will man den 
Zvvf^ck erreicht fe^en, welchen die Gefeta^gebung ver- 
folgt: fo wird man hier lediglich hdythrell WorteA 
beliehen muffen. 

Der ziveyte Band umfafst die erßt Hälfte des // 
7%r//j der bü » gerlichen Gefetzgebung OfterreM^he, oder' 
ditf Einleitung in das Sachenrecht üherhaupi (§. fl85"^ 
303) und die erße Ahtheilung d^SAbexi von den ding- ^ 
liehen Rechten, Häupt(\. I — XVI. J. 309 — ^858« — Bey 
den hier gegebenen Erläuterungen des Vfs, bemerkeu 
wir Folgendes. -^ Wenn der Vf., wahrfcheinlich ir- 
re geiführt durch die gewöhnliche Meinung unferer 
Rechtsgelehxten, und durch den Vorgang der, in die- 
fem Puncte nicht fehr <:onfequenten, franzöiifchen ' 
Gefetzgebung (Art. 7 1 3 a. 539), (S. 4) erklärt, im Staa- 
te gebe es keine herrenlofen Sachen , weil der Staat 
da'v ganze Gebiet mit allen darin eingefchloffenen Sa- 
chen im ßeßtt habe : fo widerfpricht diefer Behaup- 
tung offenbar die Erklürung der Gefetzgebung {§. 
207 und 38^), d^i% frey flehende Sachen allen Mitglie- * 
dern des Staats zur Zueignung (Öccupation) überlaf- 
fen feyn follen , und von allen auf diefe Weife er- 
worben werden können. Dafs folche Sachen, und 
überhaupt alle unter der Kategorie der herrenlofei^ ge- 
hörigen, nicht von Fremden occupirc werden können, 
darin hat der Vf. nicht unrecht; allein der Grund ^ 
hievon liegt nicht in den privatrechtlichen Gründen 
von der Herrenlofigkeit, nicht in dem fingirten Be- 
litz des Staats, fondern in politifchen Gründen, und 
in der hieraus entfpringenden Berechtigung des Staats, 
Fremden allen £rwerb in feiner Mitte zu verbieten. 
— Bey der Lehre von beweglichen 2ubehdrden unbe- 
weglicher Dinge rechnet der Vf. (S« 19) die Gefäfse 
zur Verwahrung des Moßes zu den Pertiheuzßücken, 
nicliit aber die zur Aufbewahrung des /^«o^ibeftimm- 
teh Gefäfse. Ob diefe Beffimmung fo allgemein« wie 
fie hier fteht, richtig fey, laffen wir dahin geßellt 
feyn. Wo Weinzucht b<^ ein^ Güte betrieben wird, 
gehören wohl die Weinfäffcr eben fowohl unter die 
Pertinenzftücke als die Gefäfse zui; Aufbewahrung die^ 
Moftes, denn Cie find zum Wirthfchaftsbetrieb fo noth- 
vrendig, wie diefe. — Alle Aufmerk famkeit ver- 
dient, was der Vf. über das Grit eriiun perfönlicher 
und dinglicher Rechte (S. 35) fagt. Die Bemerkung, ' 



.8V 



JENAISCHE ALL0. LITERATUR-ZEIXUN O. 



das per^Bnliche Recht Cey Ak Wirkung einer Verbind' 
llcbiceit, -das dingliehe hingegen die UrJache ether 
folchen. fcbeinl una wenigßeiM ganz aus der Natur 
der SacKe gefcböpft zu feyn, nnd das Wefen diefer 
Eintheilung bey weitem richtiger zn bcKeichnen, al» 
alle nn« bekannten Verfacbe, dieÜe Eintheilung sn 
r^chtfeitigea und xu begründen. — Dagegen aber ift 
es nicht ganz befriedigend, ■wenn der Vf-, freylieb 
nach dein Vorgange des Gcretzbncbs ($- 3ii) »nd 
auch der römifchen Gefetzgebang, (S. 4") Sachen, wel- 
che keine Gegenftände eines rechtlichen Vtrkthrs 
find, für HHde/i/sJor erklärt, Richug ift wohl diefe 
Beftimmnng, nur nicht ansreichend. Der Verkehr be- 
sieht &ch blofs auf die Taujchfähigkeit einer Waa- 
re, alfo nur auf Eine Art ibres Gebrauchs und ihres 
Werths. Aber gc&rancAj fähige Sfcbcn. überhaupt, 
wenn auch nicht täufefiiihig, lind doch gewifs auch 
heritzbar. Statt rechtlichen f^erkehrj, follte es alfo 
Erwerbs heifsen; denn nur dasjenige ift unbefitzbar, 
was rechtlich nicht erwerbiar ift. • — Vorzüglich gut 
ift (S. 6sf.) die Lehre vom redlichen and unredlichen 
Befitz nnd die Bedingungen der Erkenntnifs des Einen 
nnd des Anderen ans einanderge fetzt, vorüber unfere 
ineiHenRechtseelehrten, felbll SavignyvnA Thibaut, fo 
wenig Befriedigendes geben. Befonders verdient die Be- 
merkung des Vfs. (S. 67) Beyfal], es l^ffe ßch nicht 
allgemein behaupten, dab ein dem BeGtzer zufolge 
feines Eingeftändniffes aufgefallener Zweifel über die 
Bechtmäfpigkeit feines fieutzes ihn in den Stand der 
Unreäliehheit verfetze , fondern dafs der Richter hier 
auf die objectiven Gründe nnd die berrorlenchtende 
Gemnihsbefchaifenbeit de« Befitzers, fo wie auch 
darauf Bedacht zu nehmen habe, ob der Zweifel dem 
Befitzer fcbon bey der Erlangung des BeGtzes auffal- 
len mafute, oder erft nach einem langen, unangefpro- 
chenen Beßtz entftandeo fey. Diefe Weifnng giebt 
dem Richter gewifa einen ficherern Anhaltspunct für 
fein Urtböl über die Redlichkeit oder Unredlichkeit 
eine* Befitses , all die Inibnction , welche ihm £/!• 
pian in der L. it , 0. 1. L. ts, L. 13 pr. und L. so, 
('(. pttit., nnd das J.Tr.L.M.th.l. 
3 geben. Ulpians InQrnction enthält 
uncte, welche hier insAngezufalTen 
?r. h. R. aber iß, bey allem Streben 
it, doch zn fcfawankend, und be- 
erliche Ermelfen, das hier dieHanpt- 
Tolic fpiclen mafe.und dem diefe daher auch dieößer- 
reichifche Gefetzgebung (JJ. 588) überlalTcn hat, bey 
weitem zu febr. Übrigens drückt der Vf. den r^dli- 
cben BeGtzer (S. 79) olfenbar, wenn er diefcui in 
dem Falle , wo er eine fremde Sache wieder heraus- 
geben mnfs, die der Eigcnihümcr fuuH fclfwerlich 
wieder erlangt haben würde , (latt der ihm von der 
Gefetzgebung (Art. 333) ohne nähere ReAimmnng und 
Modihcation zagefprochenen Reflitation des für jene 
Sache gezahlten Preife«, nur eine folche Vergütung 
zufpricbt, die dem ^igcptbümer noch immer.einen 
überwiegenden Vortbeil gewährt. Die Reßimipun- 
gen der ßy. 1036 und 1037, auf welche fi(^ der Vf, 
bezieht, rechtfcrii'gen diefe einfcbriiiikende Dcurong 
kcinesweges, und auch die Naiut der äachu Ipricht . 
ihr dai Wort nicht; dafs ein'Bürget dem Anderen 
wirhlich verlorene Dinge mit eigenem Aufwände wi^ 



det Bu rerfchaffen fache, dieb («dnt — .WMderVi. 
(S.. »87) Wbft zogeßcbt. — , weder das Ärage fiechi, 
noch die rechtliche Billigkeit. — Aach fcheint a 
una (S. is^ zn weit zu guhen, wenn er jn dem Fal- 
le, wo das allgemein« Befte die Abtremng desPrirat- 
eigeatboms erheifcht, dem Unlerthan die Befbgnili 
abfpricht, darüber, ob die UmßSnde fo befchaffni 
find, dafs die Aufopferung gefodert werden könne, 
mit der öft'entUchen Verwaltung zu rechten. Uci 
fcheinen fowohl das Recht als die Politik in diefem 
Falle eine fnmmaiifche gerichtliche Erörterung dieler 
Discrepanz swifcben den Anhebten des Gonveme- 
ments und des betbeiligten Unlertbans zu fodern : du 
Retkt, weil der Staat ohne dringende Noth Nieman- 
den fei» Eigenthum für öffentliche Zwecke wegneh- 
men darf, und Jeder, dem etwas in diefem Falle ge- 
nommen werden foll, verlangen kann,' dafs ihm die 
Exiltenz jener Bedingung rechtlich nach^rewiefen wer- 
de ; die Politik aber, nm beym Volke' den Glauben 
an die Rechtlichkeit and Zweckmäfsigkeit des Ver- 
fahrens der Regiemng zu erbalten und zu befeiUgcn, 
. ein Glaube, delTen Erhaltung und Befeftigong kein 
Gouvernement irgendwo vernacfalalfigen darf, weil 
er die Hauptbedingung feiner ganzen politifchen Wirk- 
famkeit iß. — Eben fo fcheint uns das noch einiger Be- 
richtigung zn verdienen, was der Vf. (S. »4=) ober 
die in der römifchen Gefetzgebung gegründete, von det 
äßerreicbifchen aber übergangene y^anoeijangjklage 
{actio ad exhibendnm) tagt, in fofem die Vonvei- 
fungsklage darauf abzweckt , demjenigen, welchem 
daran gelegen iß, eine bewegliche Sache zu dem En- 
de einfehen zulalTen, nm lieh za überzeugen, ob fiedie 
nämliche fey, welche er xa verfolgen berechtiget ifl : 
in fofemhält he allerdings diephilofophifche Kriii 
ans. Sie ift ein fehr zweckmäfsiges Miuel zum Scfanli 
des Eigenthums gegen dieChicane, und der rechtli- 
che Mann kann dadurch keineawegea beeinträchtigt 
werden. Denn das Vorweifen fcbadet ihm ja nichti; 
and Seützt er die fragliche Sache gar nicht: fo er- 
langt er durch diefe Klage den Vortheil, den Proccfi 
über die Eigenthumshlage , der ihm aufserdem droht, 
vermeiden zu können. — Wenn der Vf. (S. 174) dem 
Finder einer verlorenen Sache nur dann das Recht «■ 
fpricbt, die gefundene Sache für ficb zu verwenden, 
wenn folche in einer kleineren Summe Geldes be- 
fteht, im Fall lie aber ein Capital ausmacht, jenem 
nur den Gebrauch der Zinfen zugeßebt: fo fcbeüt 
diefs zwar nicht unbillig; aber eine andere Frage ift 
es, ob diefe Beßimmong in der Erklärung derGelctseo- 
bang {jj. 393) liege, dafs der Finder, wenn ficfa bSi- 
nen Jahresfrift Niemand zn der gefundenen Sache 
gemeldet habe, berechtigt iey, den darans gelöften 
Vl'erth za benatzen. In diefer Erklärung liegt offen- 
bar die Diftinction zwifchen einem Fand von grft- 
fierem odergeringerem Werthenicbt. Auch fcheint es 
uns überhaupt hart zu feyn, wenn die Gefetu^ong 
vom Finder m diefem iFalle den Erfau der Zinl^ ver- 
langt. W^r einen Fund ößenttich bekannt gemadtf 
hat, und einiahrlangauf dieAumeldungdcsEigentbä- 
mers wartete,, kann gewif* nicht mit Billigkeit als 
ein unredlicher Behtzer angefehen and behandeltwir- 
den. Nicht mit Unrecht fpricbt ihm und der Artncn- 
caffe des Orts das A. Pr. L. IL (111.1- Ht-JX, 5.45) fo- 



iffi? 



M A Y 1 8 t 3- 



tgo 



gar du Eigen tkam der gefanden en Saclie au. — - Ob 
am Ende alle £ rwerbungstitcl im Staate auf dem Ge- 
fetze, als der einzigen Haaptquelie de» Rechts, bem- 
heo, wieder Vf. (S. si?) meint, darüber wollen wir 
mit ihm nicht hadern; es kommt hier Alle« auf die 
Frage an, ob Recheagefetse auch aufaer dem Staate 
prakofcfae Realität haben können, worüber lUnfere 
Bechtsphilofophea bekanntlich noch nicht einig find, 
und hier ift nicht der Ort, diefen Streit au fchlichten« 
Aber wenn der Vf. (S. 019 behauptet , der Grund der 
($•4^5) ▼^n der Gefttzgebong aufgeftellten Regel: 
d^btojse TUßlgiebt noch kein Eigentiium^ hy in der 5i' 
dierbeit des Eigenthumt unddea bürgerlichen Verkehrt 
MhutxMcben^ „weil Jedermann vorgeben könne, dalaer 
eine Sache an fich gebracht habe, man ihm aber auf 
feia btoftea Wort nicht trauen könne, wenn er (ich 
nickt im Befits befindet** : Co können wir ihm keines- 
wegf beypfli«hten» Der Grtmd jener Maxime unferer 
Gefetegeboiigien liegt 'gcwifa weniger in folcbenpoliti- 
fchai Huekficbteo , aU in dem Wefen der römifchen 
Gratitit und den hierauf entfproi^enen Formen deB 
nsittdbaren Rechtaerwerba. Der vom Vf. angegebene 
Grand kann auf keinen Fall entfcheiden. £r beweift 
zu viel imd sa wenig, ^ wie man ea nimmt, und trifi*t« 
eigentlich die vorliegende Sache gar nicht. Denn bey 
dem conftatirten ßenu kann naan eben fo gut nach 
derRecktUohkeit fragen, ak bey dem Titel ; und wirk- 
lich macht ja nur der Titel den Befits rechtlich« Auch 
^rin können wir dem Vf. nicht beitreten , dafa bey 
unbewecUcfaeii Gütern, wo zur Übertragung dea £igen« 
tbmna die Eintragung des £rwerbagerdia£^ in die öf- 
entlichen Bücher (Inubulation) ($. 43 1) erfodert wird, 
durchana diete wirkliche £intn^ung unbedingt erfo- 
derlicfa fey, fo dab felbft „die bereita vor Gericht er-» 
tbeiUe Bewilligung zur Eintragung** nur ein perfön-« 
lichea Recht gegen den Übertrager gebe (S. 030). Man 
fifbt klar, dafa der Vf. hier zu (ehr am Bttchftaben 
liSogt, und <der gerichtlichen Acte über die gerichtli- 
che Aaflaifun^ daa vindicirt, waanur der letzteren ge- 
bohrt. Er macht dadurch die Nebenfache zur Haupt- 
fiche; und dab feine Anficht. von der Wirkfamkeitder 
Intabnhiticn nicht die richtige tej , geht inabefondere 
daraoa hervor« dafa ($. 44^) in deioa Falle, wo der £i- 
genthümer eine und diefelbe Sache zwey verfchiedenen 
Perfonen oberlalfen hat, fie demjenigen zufällt, wel- 
cher zuerft um die Einverleibung nari^g-^z^A^haL Die 
Deutung, welche der Vf. (S. s^O» umjenefirühereMei- 
nang zu rechtfertigen , der eben angeführten Gefetz« 
ftelle giebt , fcheint una durchana unhaltbar zu (ejn. 
Und nichta ala ein blofaer Schein^rand ift es wohl^ 
wenn der Vf. die beym d«^raiicArdienftrechte dem Be- 
rechtigten ($. 506) zngefprochene Freyheit von der 
Theilnahnte an ordentlichen und anfaerordentlichen 
«uf dem dienenden Gute haftenden Laßen (S«336) durch 
die Bemerkung zu rechtfertigen fncht , „die dem £i- 
genthümer zukommen den Rechte und Nutzungen über- 
Avögen gewöhnlicher Weife den Genufa dea Gebraucha- 
berechtigten in Solcher Mafae, dafa letzterer kaum in Be- 
trachtung zu liehen fey/* Nur äufaerft feiten mag diefa 
der Fall feyn ; und wenn ea auch öftera vorkäme : im- 
met i^^es doch der Natur dea Verhältniilea zwifchen 
dem Qebrauchaberechtigten und dem Eigenthümer der 
dienenden Sache angemeflener,/eneLaften unter beiden 



nadi dem Ma fae ihrerTheflnalime an demEftraga n ver- 
theilen, wie diefa dierömifcheGefetzgebnn£(i^. ißi^* 
de ufu et habitat. u, JL. 43 D* de ufu et ufuFr,) und die . 
franzöfiCcbe (C.N.Art.6sS) gethan, ala diele Laften Ei- 
nem allein aufzubürden, wie die öfterreicbifche Gefets- 
gebung getban hat. — Den in feinen Folgen fehr wich- 
tigen Unterfchied zwifchen Erbfchaft und Vermacht- 
mfs (0. 535) hat der Vf. (S. 387 f.) fehr gut erläutert, und, 
eben fo find auch die von der römifchen Gefetzgebung 
abweichenden Grundfätze der öftörreichifchen ($. 534) 
über die Concurrenz der bekannten drey Arten dea Erb- 
rechts fehr gut(S.384f. ^ & 418 f*) gerechtfertigt. Da- 
gegen hätte wqU die Beftimmung der Ur fachen der Erb- . 
unfäiiigkeit ($.540) in fofem eine nähere EriäUterung» 
bedurft^ ala nach diefer Sanction die dort angegebenen 
Thathandlungen den Erben nicht unbedingt unßihig; 
machen, fondem nur, i,wenn fich aua den Umftänden 
nicht entnehmen labt, dafa der Erblalfer dem Erben 1 
vergeben habe.** Waa der Vf. über diefe Bedingung (S. 
397; fagt» ift offenbar zu kurz und zu wenig. Über-, 
liaupt fürchten wir, die angegebene Stellemöge zu man- : 
eben fchwer zu entfcheidenden Streitigkeiten Anlafa 
geben. Um diefe zu vermeiden, wäre ea wohlrathfam 
gewefen , lieber bey der gemeinen Meinung unferer 
Rechtagelehrten , nach welcher erntjörndicheyetzei- 
hung deaErblaHera erfoderlich ift, zubeharren,.ala dieSa- 
che io der richterlichen Willkühr anheim zu geben, wie 
hier gefcheben ift. Eben fo hätten wir gewünfcbt, dafa - 
($• 5^) derBeweia der Verftandealofigkeit eineaTeftat/ 
tora blofa auf Beweia durch Kunftverfiändige, oder, 
durch obrigkeitliche Perfonen , welche den Gemütha- 
zuftand dea Erblaflera genau erforfcht haben, befchränkt : 
worden wäre, wie man nadi der Bemerkung dea Vfa. 
(S. 4*^8} Anfanga Willena war. Die ZulalTung „anderer 
zuverläjffißer Beweik** kanndieSache nur verwirren ;i 
und waa der Vf. felbft über die Bedingungen diefer 
zuverläjßgen Beweife (S. 439) fetzt, ift offenbart 
bey weitem nicht auareichend und viel zu fchwan- > 
kend. Sollen diefe zuverläjjtgen Beweife für wirkUth 
zuverläffig geachtet werden : fo wird man am Ende 
immer auf daa Urtheil von Sachver händigen recurri- 
rtn muffen, und diefer Recura wird um fo weniger • 
ein ficherea liefulut geben, ala« daa Urtheil der'Sach- 
verftändigen nie durch eigene Erfahrungen geleitet 
werden kann , fondem nur durch meift fehr unfiche- . 
re Angaben von Leuten , die gewöhnlich ftatt That- 1 
fachen nur daa ftefultat ihrer Reflexion darüber vor'i 
legen. — Nicht ganz befriedigend ift auch , waa 
der Vf. (S. 4^9 £) zur Rechtfertigung der hier 
der preuffifchen Gefetzgebung ( A. Pr. L. R. Th. L . 
Tit. XII. j$. fi7 — ^9) folgenden Diapofition ($. 568) 
fagt, dafa ein gerichtlich erklärter Verfchwender nur - 
über die Hälfte feinea Vermögena durch letzten Wilt * 
len verfüeen könne. Die Gründe dea Vfe. fagen often- 
bar zu viel und zu wenig. Nach ihnen mufa dem 
Yerfchwender die Diapofition über feinen Nacbl^fa 
im Wege letzter Willenaverfügung entweder ganz 
gelaffen werden (wie diefa die Natur der Sache zu 
erfodem fcheint und jon der franzöfifchen Gefetzge- 
bung gefcheben ift), oder fie mufa ihm ganz genomr 
men werden (wie die römifche Gefetzgebvmg gethan 
hat); tertium non datur. Auf jeden Fall liegt abor . 
in der Natur der Sache« dafa die Befchränkung der 



^9» 



i. A« L. Z* M A y 1 8 * 5 



iji: 



IMspofidonafilhigkeit eines folcben Menfchen nie eher 
rediUioh wirkfam feyn könne» ala von der Zeit fei- 
ner wirklich erfolgten Prodigalitätferklärung; und 
wir können denn auch um defswiKen der Meinung des 
Vfo. (S. 450) nicht beitreten, daf« ein Teßament 
nicht gültig fey, das von einem erklärten Verfchwen- 
der vor feiner Prodigalitätserklärung zu der Zeit ge- 
macht würde r wQ die gerichtliche F'erhandlung über 
jene Erklärung bereits begonnen hatte. In der frü-- 
heren Verordnung der öfterreichifchen I«egislation {^. 
574), dafs ein Verbrecher, der zur Todesftrafe veror- 
theilt wurde, van dem Tage des ihm angekündigten 
Urtheiis an nicht gültig teftiren könne, liegt gewifs 
di^r analogifch hier eintretende Grundfatz, die £nt* 
Ziehung der Teftamentifaction zur Strafe foU nie 
wirkEam Cejn vor dem Dafeyn des Straferkenntnif- 
fes. Der von dem Vf. für feine Behauptung aufge- 
führte Fall von der Ungültigkeit eines von einem 
Wahu&nnigen » vor der Conllatirung feiner Wahn-' 
finnigkeit« gemachten Tef^aments aber rechtfertigt 
feine Behauptung oflfenbar nicht; denn zwifchen die-, 
fem Falle und äem hier vorliegenden ift ein febr be- 
deutender Unterfchied. Dort beruht die Ungültigkeit 
auf natürlichen Erfcbeinungen , die nur conlUtirt 
werden muffen» um ihre Wirkfam keit zu äufseni; 
hier beruht fie auf einem richterlichen Anafpruch, 
der dem Verfchwender ein ihm fonft fehr wohl zuläU 
figes Befuenifs zur Strafe entzieht, alfo nicht eher 
wirkfam feyn kann , alt von dem Zeitpuncte feiues 
Dafeyna angerechnet» hefonders da die Gefetzgebung 
(S* 575) beftimmt erklärt, ein rechtsgültig erklärter 
letzter Wille könne durch fpäter eintretende Binder«* 
niife feine Gültigkeit nicht verlieren. — Warum 
Nichtchrifien (Juden) bey Teßamenten von Chriden 
keine gültigen Teftamentszeugen feyn können, und 
v(K)rin die dringende Veranlagung zu der deslallfigen 
Beüimmung (g. 593) liege» hat der Vf. nicht gefagt; 
doch läfat üch der Grund hxevon leicht errathen. 
Aber nicht -recht begreifen können wir » warum 
Frauensperfonen und Mitglieder eines geiftlichen 
Ordens keine Teflamentszeugen foUen fejn können. 
Die Rechtfertigung diefer Sanction (S. 476 u. 477) . 
reicht offenbar nicht aus, fondem fteht vielmehr mit * 
dem , w^as der Vf. felbd (S. 485) über die Gründe der 
ZnUßigkeit diefer Perfonen in einigen dringenden - 
Fällen (jj. 597) fagt, im anftallenden Widerfpruche. 
Der beftimmten Erklärung der Gefetzgebung (^. 601), 
dafs unförmliche Teftamente ungültig feyn follen» 
widerfpricht die Meinung (S. 490), „in dem Falle» 
wo die Gerichtsperfon eine ihm bey der Aufnahme 
eines gerichtlichen TefUmentes obliegende Function 
vemachlällxgt habe» fey das Teßament aufrecht zu 
erhalten» wenn es fonft keine Spuren der Unächtheit 
an fich trage*'. Dm» wo daa Gefetz die Gültigkeit ei- 
nes Actes durch gewiffe Förmlichkeiten bedingt hat» 
nacht die Nichtbeobachtong diefer Form den Act im- 
mer ungültig» es mag an jener Unterlailungsfünde 
die Partey Schuld feyn » welche den Act aufnehmen 
Hefa» oder die Gerichtsperfon» die ihn aufnahm. — 
Die flrläutemng der nicht ganz leichten Lehre von 
Familienfideicommiilcn und der Erbfolge in diefen 
(S. 519 folg.) ift nach unferer An&cht lehr befriedi- 



gend, und vorzüj^ich der Natur der ä^^die augemef- 
fen finden wir die Rechtfertigung der (JJ. 635) dem 
Fideicommifdinhaber nachgelaifenen Berechtigung, 
ein Drittheil des Fideicommifsgutes mit Genefaini- 
gung der ordentlichen Gerielitshdiördeii zu verCchul- 
den» oder, wenn es in Capkalten befteht, ein Drit«' 
theil davon zu erheben (& 57»)*— , Für keineswe- 
ges gen.iigthucnd aber achten irir die Argumente (S. 
704), durch welche der Vf. die Sanction der dfierrti- 
chifchen Gefetzgebung ( J. 7^3 )• dafs bey der vom 
ErblalTer vorgenommenen Vernichtung ^ einer fpa- 
teren letzten Willensverordnung die unvertehrt ge- 
laiCene frühere fehriftliche Verordnung wieder snr* 
Kraft gelangen (olle» zu rechtfertigen vermeine Dai 
Unverfehrterhalten der früheren» bereits durch die 
folgende Verordnung kraftlos gemaditen, Vererdamig 
ift keine folche Thathandlung , aus der fioh der WsUe 
des Teßatora» diefe wieder herauftellen, mbnehnea 
lafat. Jenes- Un verfehrterhalten kann in einer Vetgef- 
fenheit des ferblaflers oder in irgend einer aiideren Zu- 
fälligkeit feinen Grund haben» und wenn die Gefkx- 
gebung überall den geCetslichen £rben fo fehr begmi- 
ftigt: £0 ift es gewifs eine auflfallende Anomalie» dib 
Ae es nicht auch hier gethan hat. *— Dagegen bat 
wieder das unferen vollkommen ften BeyfaU » was (S. 
717 folg.) über die gefetaliche Erbfolge und die def- 
fallügen Beftimmungen der ö^rreichifehen Gebts- 
gebung (j$. 730 folg.) gefagt ift. Die Anficht, voa 
der hier die Gefetzgebung ausgeht, id wirklidi die 
natürlichfte und einfachfte, vi^elche aufgefafst werden 
möchte» und bey diefer Lehre verdient die dfterrei- 
chiCche Gefetsgebung gewib allen übrigen Gefetage- 
bungen gebildeter Völker zum Mufter emgCofalen in 
Werden. Zur Erläuterung oder vielmehr sur Verfino' 
lichung diefer gefetslichen Erbfolgeordm^ng daeat ei- 
ne am Ende des^weyten Bandes angehängte Stamm- 
tafel. Nur bey den tinehelichen KiAdern fchfiint die 
öfterreichifche Gefetzgebung einen kleinen . An- 
^oi% gegen die Confequens in fofem zu Schulden ge- 
bracht zu haben , dafs fie ( $• 754 ) das Erbrecht . der« 
felben nur auf den Nachlafs der Mutter hefchr|akt, 
mit Ausfchlufs des Beerbungsrecbts der Altera» Grols- 
äkern und übrigen Verwandten der Mutter. Zur Fa* 
roilie der Mutter gehören diefe Kinder allerdings eben 
fo gut» als die ehelichen» welchen fie daher noch inAn*^ 
fehung der Beerb ung des Nachlalfeä^ der Mutter gleich- 
gefetzt werden ; und wenn das Familienband der 
Grund der Erbfolge ift: fo begreifen wir nicht recht» 
warum es hier weniger wirkfam feyn foU» als an- 
derswo. Über den Grund diefer Sanction hat ülm- 
gent der Vf. (S. 749) gar nichts geCagtt Wahrfchein- 
lich hatte man dabey das firanzdfifche Recht (C N. 
Art. 756) vor Augen t das jedoch, weil es den 
unehelichen Kindern, wenn fie von der Mutter nicht 
anerkannt find, gar kein, und vrenn fie anerkannt 
find, nur ein bejchränktes Erbrecht sngefteht» mit 
Aecht un^ ohne Iri«)nfequenz die unehelichen Kin- 
der fo behandeln konnte. Wollte die öfterreichifche 
Gefetzgebung der franzöfifchen folgen : fo konnte fie 
es nur unter Annahme der Pränu&n, von welchen 
diefe auageht. . ZC. 



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j E N A I S C H E 



»9i 



ALLGEMfilNE LITERATUR - ZEITUNG 



MAY 



8 



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M M n I € l N. 



HEiDCLBERi?» b. Braun: f^erfitch einer Fatholo gif 
und Therapie der Geißes - mid Gemüths - Krankr 
heiteii^ von Alexander Häindorf^ der Arzney 
iin4 Wundarzney-Kuuft Doctox. ifiii. XVIII li, 

(Judreiug die beß« Schrift, die feit langer Zeit über 
diefen Gegenßand ^fcbienen iß. ihr Vf. ceigt &ch 
ala einen b&fojo^kenau^ mit- feinem OegenftanM ver« 
irau^enMann« der die neuen Ideen benutzt hat, ohh^ 
üch fclavifch von ihnen beb^rrfoben zn lallen , 4ind 
der Speculation keine grössere Freiheit geßattet» ab 
ihr iii einend Werk, das emon fo wichtigen prakiifchen 
Zwfck hat^ g.eßattet werden darf. Die Fotmoo det 
6Qmütb3-Geiß<^krankheiu<i ßnd' auf eine lichtroQ^ 
Art dargeßell^ und mit Schärfe unterfchieden, ihr Zu- 
faoguuenhai^g uad Verhältnifi zu dem Thyüfchen ^ea 
Organismua klar aufgezeigt, und die Momente gut 
aua einander gefetzt , wounif ies bej der Behandlung 
derCeiben ankommt. 

.Zuerft eine Betrachtung über daa abfölnte, pby- 
fijqlogifche, und jindividudle Leben.,' deiren Begriffe auf 
eifie Art beillniipt .w^den« mit wdche« die Anhän* 
£er(}e4er Schule zufrieden jfeyn Können. Aus diefen 
Beßhmuungeu wird der QtffnS vöxi* Gefundheit und 
I^ankheit abgdbitett wobey der Vf> von 4em Gründ- 
latze unferer neueften Schule darin abweicht, und 
mehr der älteren r0fchlaubfchetLA,ii[icht folgt, daCs er 
b^aup^et , . die Einwirkung der duGBeren {*7atur be* 
fände, üch mit idem einzelnen Organtsmna im fteten 
Kämpfe, ßvebe fortwährend ihn zu v^ntcfaten (S. 4)* 
Der .Begriff von.Gef«ndJ»Qk und Kcaiikheit hätte übri- 
gens an Klarheit gar nichts -verloren, fo wie er da« 
durcb nichts gewonnen hat, wenn der Vf. die fchiefe 
Stellung ihrer Axe gegen die Sonne, welche jede 
Wdtfpbäre in ihrem Leben einmal trißt, aus dem 
Spiele gelaßen hätte* Es fol£en nun die Beßimmun- 
g^n der pfychifch^i Krankheiten. 

H Dieidee der Seele in ihrer höchßen und weiteßen 

Bedeutung iß gleich Weltfeele, Princi|» des Realen 

^md Idealen im Univerfum, oder Einheit von Natuic 

und Geiß der We!t. gleich Gottheit (S. 13). Di« 

Seele in diefer Bedeutung iß keiner Krankheit unter- 

'\Torfen. Iß von Seelenkrankheiten die Rede: £0 trifll^ 

diefes blofs die Seele »des ItKÜviduums , in welcher 

>Vir unterfchei^en i).eine..frey fchauendeThätigkeit^ 

d« b. eina foldokis, die,« ßch lelhß drgunißrt und. ibKe . 

Cidu^niltnib Cchauflt^iden Oei/t; q) einJ unfrcyes Le« * 

^%n dia& Seele,:! 9veldbes audb den^Glrund der Empfio« 

/. J. Lp Z. iai3« Zweytcr Band.^ 



düngen, Gdfähle, Triebe, Neigungen^ Leidefdchaf« 
ten in fich enthält ^— das Gemüths. Die Desorgaoi* 
Cationen des erßeren nennen wir Geifieszcrrüttungen^ 
die des letzteren Gemäthskrankheiten» in erßeren iß 
das richtige Verhältnis der Seele zur Welt verrückt, 
in diefen die Seele in ihrem eigenen Selbßgefuhle ge- 
fiört. Sie find entweder angeboren oder erworben. 
In dem .zweyt^i Abfchnitt der Einleitung >wird voo 
den •erßen gehandelt. Es giebt deren fs viele, als es 
überhaupt Syßeme im Organismus gi^bt, deren Gleich- 
gewicht geßört werden kann. Dem fenfibeln Syßem 
gehört als ange^borne Krankheit der Cretinismiis und 
der Blödßnn. Für die übrigen Syßeme gehört vor* 
züglich die angeberne krankhafte Conllitution,^ die 
man durch Kachexie bezeichnet. Der V^f. nimmt 4 
Stufen de^ Cretinismus an. 1) Herabfinkea des ani- 
malifchen Lebens auf reine Vegetation, wobey we- 
der thierifcher Trieb , noch , thierifcher Egoismus« 
noch willkührliche Bewegung, oder do^h letz- 
tere nur in einem fehr geringen Grade ßch äufsern, 
d) Hervortreten des thienfchen Inßincts mit dem Ge- 
fühle des thierifchen Egoismus. 5) Schwere Erreg- 
barkeit des Gemüths durch «in paßives Hingegeben- 
feyn an eine Reibe von VorßeHungen , ohne m ihr ir- 
gend etwas feßzuhalten , oder «ine neue dargebotene 
Vorßellung aufnehmen zu können. 4) Leidliche Ver- 
ßandesfähigkeit, aber Unmöglichk^t der Humanität 
im Geifte und Gemüthe. — - Diefe 4 Stufen desBlöd- 
finns werden nun näher <:harakterißrt, die einzelneu 
Grade jeder derfdben unterCchieden^ und brauchbare 

Winke zu ihrer Behandlung gegeben. ; Hiemit 

fchUeÜBt ßch die Einleitung, und der Vf. gebt nua 
zur Abhandlung der eigentlichen oder erworbenea 
Geißes- und Gemüths • Krankheiten über. 

E.rßes Buch. Von den Gemüthskrankheiten^ 
Sie zerfallen in vier Claffen. I. Krankhafter thierir 
fcher Jßgoismus, Der thierifche Egoismus hat feinen 
Sitz im Rückenmark, in dem üch das ganze Lebens« 
gefübl eines Thiers concentrirt, wo alle inneren und 
äuüseren Gefühle zuerß empfunden werden. Die Het^ 
veh , die aus dem Rückenmark kommen ^ vermitt^|i 
das thierifcbe Loben mit dem vegetativen , indeCs dqr, 
fympathifche Nerv dem vegetativen Leben allein vorr 
ß^t. iener Egoismus kann fich auf menfchlicher 
Stufe ideal auf eine zweyfache Art entwickeln : ein- 
mal, indem er alles in fich aubunehmen und zu ver- 
fchlingcn trachtet, und in Hubjucht ausartet, und 
sv^ytens, indem er fich über all^s auszubreiten ßrebt, 
und in Herrfchfucht fich umw^videlu Der Grund 
dii^fer ideellen Einfeitigkeit iß in den zwey. grofsen 
Syßemen der animidifchen Na^iir, dem Nutritions- 

87 



»95 



JENAISCHE ALL.«. LITERATURZEITüNO: 



1&6 



«n^ MusTcel' Sjftem« welche fich ganz par^eT mit 
ieifn. Rücketimark entwickeln« an fucheii. Die krank* 
haften Erfcheinungen des thierifchen Egoismus con- 
centriren fieh fowohl phyfifch als geiftig in einer all» 
gemeinen Muthloßgkeit und körperlichen Mattigkeit^ 
und in einem faft miwiderftehlichen Gefühle zur 
Selbftvemichtung. Die Torzü^lichen Symptome de» 
krankhaften thierifch - menCehlichen Egoismus bem-^ 
hen auf einem Schwinden des Rückenmarks» Ana 
dei* erlofchenen Nmrition des Rückenmarks entftehen 
suerft Krämpfe der Gefäfse und endlich Lähmimgea 
derfelben. — Es folgen nun die aufserwefentlichen 
Symptome, welche noch bey dem Schwinden dea 
Rückenmarks zugegen find, und die aufserwefentli- 
chen geiftigen Symptome. Die entfernteren Urfachen 
find fehr vielfach; gewöhnlich (häufig) ift fie Folge 
der Onanie, tind alles deflen, was diefer analog wirkt. 
Rec mufs hier den Lefeir auf das Buch felbft^ verwei- 
feh , mit der Verficbenmg , dab er volle Befriedigung 

finden wird. 

IL Afankheitendes Otnuingefükls und des Sin» 
nenfyßems. Dem Gemeingefühle und dem Sinnen* 
fyfteme liegt das Selbftgefühl oder das Rückenmark 
zum Grunde. Beide kommen aber hier nur in fofem 
in Betracht, als fie durch krankhafte Empfindungen 
den GemüthsBufland aKeniren. In wiefern fie aber 
dem Individuum objective Kenntniffe gewähren, und 
oft falfche Vorfiellungen entkalten : in fofem gehören 
fie in den Abfcbnitt, welcher die^ Oeifteskrankheiten 
umfafst. Die allgemeine Krankheitsform des Gemein« 
gefühls und des Sinnenfyftems ift eine erhöhte oder 
eine erlofchene Reizbarkeit des Nervenfyßems. Zu je- 
ner gehören die Zuft&nde der HyjK>c)tondrie und Hy« 
fterie ^ in fofem diefen immer eihe erhöhte Reizbar- 
keit nnd Empfindlichkeit des ganzen Nervenfyftema 
itum Grunde liegt» wo4«ur€h das Gemüth fortwäh- 
rend in einen exaltirten Zuftand verfetzt und einer 
ewigen Verftimmung preis gegeben ift. Zu den De- 
preiüonen des Nervenfyftems gehören die Zuftände 
desBlödfinns und anderer Nervenkrankheiten, in wel- 
chen die Individtlen vöUijg ftumpf und gefühllos find. 
Die Urfachen diefer zwey Krankheiuformen können 
entweder fchon mit der Geburt gefetzt feyn , oder fie 
können auch erft im Verlaufe dea Lebens durch fchäd- 
Kche EinflüITe aller Art , welche das Nerven - und ve- 
getative Syftem zerrütten, herbeygeführt werden. 
Nach diefer Verfchiedenheit der Urfachen richtet fich 
auch das therapeutifche Verfahren. — Den Störun- 
gen des Gemeinfi;iafühls correfpondirend find die 
Krankheiten der Sinne , welche nichts als Zweige des 
durch den ganzen Organismus verbreiteten Gemein- 
gefühls And; Krankheiten des Sinnenfjftems ftören 
daher auch das Gemüth in feiner urfprünglichen Klar- 
heit und Lauterkeit. — ; 

in. Krankheiten des Begehrungsvermögens. — 
Wie die Gefühle und Empfindungen durch die Ner« 
ven des Gemeingefühls und der Sinne in das Gemüth 
kommen : fo gehen dagegen die Triebe und Begierden 
durch diefelben Nerve« , liur ih Umgekehrter Rieh-^ 
tung, vom Gemüthe fclbft aoa. Das Verhältnila des 



Gemüths zu den OJ)ject^ ift hier ein, doppeltes, ein 
Jubjectives und e?n oSjectives^ Oi^eedp, m vÄfern 
D<^m Fühlen und Empfinden durch die Objecte Ein- 
feitigkeiten in das Gemüth gefeut werden, welche, 
wenn fie vom Geifte fn Schauen aufgelöft find, Em- 
pßndungen heifsen; fükjectiv^ fokrn im Gcnmüthe 
felbft Einfeiugkeiten gefetzt find, welche zu ihrer 
AuAöfeng^ der Verbindung mit einer entfprechendea 
Sufseren objectiven Eiafeitigkeit bedürfen. Nach die- 
fer zweyfaehen Richtung und nach dar Präponderans 
der einen oder der anderen heilst das Gemüth bald 
Empfindungs-, bald Begehrüngs- Vermögen. Als Em- 
pfindungsvermögen verhalt es fich zu den äufsertn 
Objecten immer pafliv, als Begehrungsvermögen er- 
fcheint'^es immer aciiv und nach aufsen gekehrt. *- 
Triebe und Begierden find ein Eigenthnm aller endli- 
chen Natttren, und alle in ihrem Vl^efen gleich, io 
fofism fie nimlich alf gefühlte Bedürfniffe Ergänzung 
von aufsen fodem. Different aber fi»d fie nach den 
verfchiedenen Stufen des Seyns dar Individuen. Diefe 
Differenz variirt naek den verfchiedenen Individuali- 
täten ins Unendliche, fo dafs fich alle Modificationen 
und vereinzelte Richtungen der Triebe als Begierden 
nicht aufzihlen laflen ; wohl aber laffen fich die Grund- 
triebe einer individuellen Natur beftiramen. Der er- 
fte diefer Grundtriebe ift der Egoismus oder der £r- 
haltungstrieb. Die pofitive Seite deffelben oSenbart 
fich als Spieltrieb , die negative S^te ab Venheidi- 
gungstrieb. Der erkrankte Organismus erfcheint wie- 
dar unter den 2 Formen des Pofitiven und Negativen. 
Die Krankheitsformen , welche der pofitiven Seite des 
Egoismua, dem Spieltriebe, entfurechen, find die FauU 
heit und die Sucht , der negativen Seite die Feigheit 
und Graufamtkeit. Die Faulheit und Feigheit depd- 
miren das Gemüth , die Sucht und di<e Graufämkeic 
exaltiren es. Diefem Erhaltungstriebe uuti (einen 
Kcankheitsformen ^orrefpondiren beftimmte Leiden- 
fchaften und Aftecte, welche als acute und chroni- 
fche Krankheiten dcs Gemüths oftenbar werden. So- 
bald der normale Trieb zur Leidenfchaft, zur diro- 
nifchen Krankheit fieh extenfnt hat: fo ift deflenClu- 
rakter, eine folche eiufeitige Herrfohaft über den Or- 
ganismus zu gewinnen , dafs die übrigen Triebe deoi 
Triebe, welcher zur Leidenfehaft geworden ift, in 
ihrer Befriedigung nachftehen müflen. Die Affecte 
aber, welche Ich mehr auf das Gefühl beziehen , ent- 
fprechen den acuten Krankheiten. Beide, Leiden- 
fehaft und Affect, heben die UniverfalitAt des Trie- 
bes und des Schauens ganz auf, und verfenken dii 
geiftige Leben in eine einfeitige Richtung. -* Der 
Raum diefer Blätter geftattet uns nicht, dem V£ 
weiter in das Specielle zu folgen. Viel Simireiches 
und für den Piychologen und Arzt fehr zu Behex- 
aigendes fiigt der Vf. über die einzelnen Affecte 
und Leidenu:haften, über Neigungen und Gewohn- 
heiten, über Nahrungstrieb, Geichlechtstrieb» Aus- 
artung deffelben, ihre Urfachen und Heilnng, Ge- 
fchlechssliebcr, FolgA* def verfehlten und unbs- 
firiedigten Liebt, zuletzt Hefoifeticfn^/aller Trndbe aa- 
ter flqenficblicher Färm^* Hnmanitititrieb ', Urfachen 



«fl? 



MAY a 8 1 3> 



%99 



der StSrcmigen £ek$ Triebe« r Anaclioretcnlcbent 

Egoiimo«. 

IV. Krartkheiten des mtnfchlichen Selhßgefühl^^ 
^ Ruhte dat tfaierifdie Selbftgefübl blofs aaf derEmpißn-^ 
f duDg, und war fein eiitfp reeben des Organ das Rü- 
' ckenmark: fo ruht dagegen das menfchliche Selbftge- 

fuhl auf einem Empjinden und Schauen zugleich, 
= tujd fem entfprecbendes Organ ift das kleine Gehirn^ 

Diefei ift das Orfan de« concentrirten Bewufi^tfejns 
' and ^^ menfchlicbeit Selbftgt^fiihTs. Für diefe Be- 
' haoptung führt der Vf. mehrere Bevreife an, die fie 
' xwar nicht unvrahrfcheinlich machen, aber auf keine 
' Weife befriedigen. — Den zwey Seiten des menfch- 

Kchen Selbftgeftrhls (Fühlen und Schauen) ehtfpre- 
' chend, find auch feine Krankheiten von doppelter 
^ Natur» £inmal folche, welche in dem menfchhchen 

Ceahralpuncte, dem kleinen Gehirut das Schauen auf- 
' heben, alfo das Bevrufstfeyn tödten, und dann foU 

che, welche das Gefühl feiner felbft fch wachend 
^ Krankheit des menfchlichen Selbftgefühls ift nichts als 
^ die Verfenkung deHelben in ein einziges Gefühl , fo 
^ dab es dem Individuum unmöglich wird, &ch aus 
' diefena Gefühle zu erheben, und zu einem anderen 
' überzugehen. Die fortdauernde Stimmung eine« fol- 

chen Zttftandes heifst Melancholie oder Schwermuth. 

Sie entdeht entweder durch phyfifche Urfachen oder 
' durch Ideen. Die Melancholie im höchfl^n Sinne iß 
^ immer geiftiger Abkunft, und ihre charakteriftifchen 
' Symptome reduciren fich auf ein deprimirtes Gefühl, 
' auf ein gänzliches Infichgekehrtfeyn , auf ein geftör- 

tes, einfei tiges und untreje« Schauen feiner felbft 

• ,Qnd der 1Velt. Es giebt mehrere Arten der Melancho- 
' Ue, als 'die fogenannte ftarre Melancholie (melajicho- 
t liaättmHa)^ die unftäte {m, errabunda) ^ dasHeim- 
» weh n. a. 'm. Was die Heilung der Terfchiedenen Ar- 
^ ten der Melancholie betrifft : fo meint der Vf. , dafs 
' bey der Melancholie in ihrer höchften Stufe, wenn fie 
' auageiftigen Urfachen entfprun^en'und gänzlich phj- 

Mdi geworden fey , der Organismus im "Ganzen und 

• gewaltfam erfchnttert werden müHe , z. B. durch die 
Elektridtit , den Gal vanismus , Magnetismus und aQe 
fchon firüher bey der Heilung des Blödfinns angezeig- 
ten erfchütternden Mittel. Bey den Krankheiten der 
fchauenden Seite des menfchlichen Selbftgefühls kann 
im Allgemeinen diefelbe therapeutifche Methode in 
"Anwendung gebracht werden, wie bey der Mdan- 
cholie«^ £a kommt hier auch alles darauf an', den 
Procel«; der fich fixirt und das Bewufstfeyn momen- 
tan unterdruckt hat, wieder beweglich zumachen, 
^d die Urfache, welche diefeikk fixirtc^ Procefle zum 
Grande liegt, zh heben. Da aber bey dem gr&fstcn 
Theile dieier Kranken während des Anfalls der Weg 
aur Ideenmittbeilung rerfchlolTea ift : fo ift die Hei- 
hmg fchwerer als bey der Melancholie. Nur vonf ge- 
waHfam eindringenden phyfifchen Mitteln, als Oft- 
nung der tialsfchlagader beym Schlagflufs, plötzli- 
chem Eintauchen in eiskaltes Wafler, gefahrlofem 
Sturz von einer Höhe n. f. y^. , möchte hier Heil zu 
erwarten feyn. 

^ Zweytes Buch* Von dm Ocijieskrankheiten. 



I. Von den JRrankheiten oljectiver ßnnlicher An^ 
fchauung. Der Geiß fteht in geradem Oegenbez mit 
demGemüthe, und feine Form ift reine Form derThä« 
tigkeit. Alle Krankheiten des äufseren Sinnenfyftems 
haben mehr oder weniger Einflufs auf den Geift, in-, 
dem fie die objectiv richtige Erkenntnifs durch den 
mangelhaften Sinnesgebrauch ftören , und zu Geiftes« 
Terirrungen Anlafs geben. Den phyfifchen Grund die* 
fer Erfcheinung fetzt der Vf. in das Verhältnifs de« 
Sinnenfyftems und des Gemeingefühls zu dem groben 
und kleinen Gehirne» als den Organen der höheren 
geiftigen Functionen, deren innere Bildungen den 
äuberen Sinnesbildungen des Nervenfyßems vollkom- 
men entfprecfaen. Neben anderen gehören die Deli- 
rien , Träume und fomnambnlifchen Zuftände hieher, 
in fofern fie die objective richtige Erkenntnib ganz 
aufheben , oder fie doch wenigßens ftöreni. Der 
Schlaf ift ein Znrückfinken der befonderen Vegetation 
der Smne in die allgemeine Vegetation des Rumpfs. 
Das innere Leben des Seetenorgana fetzt fich tmch im 
Schlafe imter feiner eigenthümlichen Form fort, und 
es find alsdann hier zwey Fälle möglich : entweder 
kehrt das Sinnenfyftem im Schlafe in das allgemeine 
Knotenfyßem zurück, dann ift der Nachtwandler ^e? 
bildet; oder es fetzt das Sinnenfyftem feine Functio- 
nen in fich felbft fort , und behält dabey den Schein 
des Objectiven, dann heifsen diefe mit dem Schein 
der Ob>ectivität fortgefetzten Functionen des Sinnen^ 
fyftems Träume. Durch ein ähnliches Verhältnifs ift 
zwifchen dem allgemeinen Syfteme' des Unterleibs 
und dem des befonderen Nervenfyftems der Sinne ein 
Schlaf gefetzt , welcher erfolgt , fobald dasbefondere 
Leben der Sinnesnerven herab in das allgemeine Ner- 
venleben des Unterleibes verfenkt wird, und diefer 
Schlaf heifst thierljcher Magnetismus. Mit diefen 
und den Träumen verwandt find die Delirien , die 
auch entweder in dem niedeiW Nervenleben des Ge- 
meingefühls und des Sinnenfyftems, oder in den hö« 
beren Organen der Gehirne ihren Sitz haben. In 
dem erften Falle, wenn fie von hier aas auf die Vor- 
ftellung Einflufs haben, und mithin auch die höheren 
Organe afficiren, können fie die objective richtige £r«> 
kenntnifii dadurch ftören, dafs fie fich entweder an ' 
die objective An fchauung anheften, und diefe auf eine 
phantaftifche Art entftellen , oder fie können auch in 
die Welt objectiver Anfchauung eine Welt fubjectiver 
Anfchauung hineinl^en, deren lUufion aber von 
dem Individuupi felbft noch erkannt, und von det 
wirklichen objectiven Anfchauung beftimmt unter- 
fchieden wird. — 

IL Von den ITrajikheiten der Forßellungen. 
Was in dem niedrigen phyfifchen Organismus blofs ge^ 
fühlt wird, wird dadurch zur Vorftellung erhoben,, 
dafs der innere Sinn unter feiner höheren Form die- 
fes Gefühl thätig nachbildet Auf diefe Art ift nun 
die Möglichkeit gegeben, dafs die Krankheiten dea 
Gemeingefühls und des äufseren Sinnenfyftems fich in 
den inneren Sinn des Gehirns überfetzen , und dort 
zu krankhaften Vorftellungen werden. Die verfchie- 
denen krankhaften Formen dea VorfteUungsvermÖgenf 



»99 



L A. L. Zt AI A Y 



8 



»00 



reduciren (icb alla, in ihrem letzten pfay&fchen Gran- 
de« aaf eine allgemeine Deprelfion-oder^^alution. 
des Sinnenfyderoa und des Gemeingefühls. Als das 
eine Extrem der Depre/Eon erfcheint die Melancholie. 
und als das andere Extrem der Exaltation die £kflafe; 
beide find abfolut. Als die zwey relativen oder mitt- 
leren Pole aber erfcheinen die Hypoclwndrie und 
Hyßcrie und die Krankheiten des Begehrun^sverraö- 
gens. -Zvrifchen diefen abColuten und relativen Po- 
len liegen unendlich viele Übergangsßiifen » die auch 
in den inneren Sinn überfetzt zu krankhaften Vorllel- 
lungen werden können. — Eine grofee Seite des 
Vorftellungsvermögens iß das Gedächtnifs^ nämlich 
die Losreitsung des inneren Sinnes von der objectiven 
Anfchauung und Unterordnung dellelben unter die 
Willkühr» fo dafs der innere Sinn imDienfte derWiJl- 
kühr nur eine fchon da gewefene Vorftellungsreihe 
reproducirt. Es hat mehrere Formen. Alle aber laC- 
fen fich unter 4 Hauptformen bringen, 1) unter die 
Form der finnlichen Anfchauung, s) unter die Form 
des Habituell Werdens, 3) unter die Form des CaufaU 
zufammenhangs , 4) der fjftematifchen Confiruction. 
Diefen 4 Formen des Gedächtniffes correfpondirend 
giebt es eben fo viele Desornanifationen des Geißes, 
welche das Gedächtnifs auf diefen vier verfchiedenen 
Stufen krankhaft afficiren. Zuerft von dem Gedächt- 
nifs unter der Form der finnlichen Anfchauung und 
der habituellen Thätigkeit. Zu jenem gehört dks fo- 
genannte Ort-, Sach- und Wort-Gedäc;^tnifs; zu 
diefem gehören die natürlichen Gedächtnifs -Genies. 
Das Gedächtnifs folcher Menfchen kann leiden: x) 
wenn die Klarheit und Energie finnlicher Anfchauung 
verloren gel^t. DiefeGedächtnifsfch wache kanii durch 
alle die Krankheiten herbeigeführt werden, welche 
die Lebenskraft hemmen oder aufzehren, und mithin 
die Sinne und das Gemeingefühl mächtig erfchüttern. 
s) Wenn der innere Sinn durch Starrheit der Organe 
aufhört, der Willkühr zu gehorchen. Diefe Schwär 
che wird herbejgeführt dtirch alle die Krankheiten, 
W^elche. die Organe des GedächtnilTes entweder total 
oder partiell fchwächen oder gänzlich lähmen. 3) 
Wenn die Vorftellungen mit dem äufseren Sinne gar 
nicht' mehr im Zufammenhange ftehen, und das Vor-> 
ftellungsvcrmögen, abgefehen von den äufseren ümce- 
bungen, feine eigene Vorftellungsreihe verfolgt. Die- 
ses ift die fogenannte falfche Ideenalfeciation. Diefe 
Art dei^Gedächtnifsfchwäche ift fehr feiten. 4) Wenn 
eine. fixe Vorftellung fo fehr das Individuum befchäf- 
tigt« dab der innere und äufsere Sinn die Aufnahme 
jeder neuen Vorftellung abweifet. Diefes ift der Fall 
bey den fogenannten fixen Ideen. — - An die Betrach- 
tung des GedächtnilTes fchliefst fich die der Auf merk- 
famkcit, welche die äufsere Erfcheinung der Unter- 
ordnung der Vorftellungen entweder unter den Ver- 
ßand, oder unter die Vernunft ift. Ihre Vollkom- 
menheit ift bedingt thei]s durch die Intenfität und 
Extenfität der Seele' überhaupt, theils durch die Voll- 
kommenheit des äufseren und des inneren reproduci- 
r enden Sinnen fyftems. Zu den krankhaften Zufiän- 
den der AuEmerkfiunkeit gehört die BeJinnunQsloJig- 



kci't , die Fertu/ung^ die FlatUrhafti^y$U imd üit 
Zerßreuung, 

III. Fort den nrai^kheiten des UrtheiU, — Die 
Elemente des Urtheils find die jfjijchanung^nf welche 
die Einbildungskraft, und die Ainhcit^ welche det 
Verftand gicbt. Die wechfelfeitige Verbinda^^ nni 
Trennung der Urtheile heifst Reßexiotu Die Gefets- 
mäfsigkeit diefer, und mithin auch der UrthcUe, iA 
einmal eine caufale , wo ein BegrüF den Gr^md dei 
anderen enthält, und zweitens wie ßjtafe^ wo eia 
' BegrilF als Mittel oder als Zweck gedacht wird* Die 
falfchen Vorftellungen , welche durch faifches Rifon« 
nement fich bilden, haften um fo fefter, je mehr du 
Räfonncment fie zu befeftigen,. fcbeint , und heiCsea 
gewöhnlich fixe Ideen , ob fie gleich nichts als Vor- 
ftellungen find, und daher richtiger Einhildaagen 
heifsen würden. Sie werden entweder durch wirk- 
liehe krankhafte Gefühle oder durch blo&e krankhafte 
Vorftellungen von 6b%n herab erzengt;. und wie in 
der phyfifchen Natur den Mifsgeburten ein allgemei- 
nes Gefetz zum Grunde liegt: fo mufs auch den gd- 
ftigen Anomalieen ein ähnliches Gefetz corrcipondireo, 
welches die unendlich vielen Variationen auf wenige 
Grundfchemata zurückführt. Diefe find folgende: i) 
Die fubjectiven Bomirtheiten der verfcbiedenen Indi- 
vidualitätsformen, als da find Eitelkeit» Hocbmath, 
Geiz u. f. w. 9) Die. wirklichen krankhaften kör- 
perlichen Gefühle, ÜTpochondrie, Hjftecieu« C w. 

3) Das Verlieren oder Verßnken in irgend eine ciu- 
zelne Vorftellung, die fich fortwähr^d wiederholt. 

4) Das gänzliche Verwechfelii der eigenen Individua- 
lität mit irgend einer arideren, oder eiq. totaler Irr- 
thum über diefelbc. — Für die Heilung diefer 4 For- 
men der fixen Ideen feti;t der Vf. Folgendes feft: s) 
Bey der erften Form fuche man dein iBdividiynn vor- 
züglich pfychifch beyzukommen, und fucbe es en^ 
weder diurch Philofo^hie oder Humanität aus fdoei 
Bomirtheitherauszurexfsen, oder fuche ihm auf andere 
Weife zweckmäfsig z« begegpnen. b) Bej den fixen 
Ideen der zweytenrorm ift umgekehrt anfanglich vor- 
züglich die medicinifch - phyfiurhe Heilmetl^ode iodi- 
cirt, c) Bey der dritten und vierten Form find beide 
Heilmethoden indicirt, ->- Die Narrheil ift faUcbei 
Eäfonnement, welches, durch fubjective Triebfed^m 
herbeigeführt und von der Eigenliebe des Indivi- 
duums begünftigt, fich allmählich eingefchlichen hat 
Die zweyteFonn der Geifteskraukheit auf diefer Stufe 
ift die Verrücktheit. ^ Ihr Wefen beruht auf der attfg^ 
hobenen Organifation dep Käfonnemenu.oder der Ke- 
flexion , und fie kann fich mit, der Narrheit fo verbin- 
den ^ dafs das Individuum g^er^de nur von der Seile, 
von welcher et Narr iß , noch Confe^uens hat, von 
allen übrigen Seiten (eines Aäformements aber an- 
znfammenhän^end oder gar wahnwitzig ift. Je in* 
tenfiver die geiftigen Procefle bey einem Individamn 
find: defto weniger ift es der Verrücktheit fähig, fnr 
fie ift keine andere Therapie möglich , als welche die 
Caulalität derfelhen zugänglich, machu — * 

CDer Be/Muft folgt in nachßeu StA^l 



JENAISCittE 



Mt 



JLLLGEMiEINE LITERATÜR-ZEITÜNG 



MAY 1 8 » 3. 



tai^mmmmm» 



M E D i ^ i tr. 

•Heidelb^ero, b. firann: Verjuck eifur Pathologie 
vnd Therapie der Geißes^ und Gemüths-Kranh" 
heilen von Alexander Haindorf n. f. w* 

Cßt/chlufs der im vorigen Stück abgebrochenen RecenfionJ) 

JV»^ ^ on den Krankheiten der Pkantafie und der Ver* 
nuriFt, — Auf diefer Stafe bat der Menfcb feine böcb- 
fie Stafe erreicbt« und ücb zum univerfellen Scbauea 
und Sejn erhoben. Die Krankheiten, welche hiermdg- 
iichfindy müilen daher die Wurzel de« menfchlichen 
.Wefens treffen. Die s Grundformen diefer Wurzel des 
xnenfcblichen Wefens find das Selhjlbewufstjeyn^ und 
das iis znm univerjellen Schauen erhöhte Bewu^st- 
Jeym So wie nun das Bewu£Btfe)'n eine verfchieUene 
Höhe der Lebendigkeit haben kann, und das Indivi- 
duum in feiner Ganzheit eine fubjective Richtung des 
Lebens in üch hinein » imd eine objective aus hch 
heraus hat : fo afäcirea auch die Störungen des Be- 
wubtfeyns diefe beiden Richtungen zufanimen oder 
jede befonders. Die möglichen Störungen der Organifa« 
-tion auf diefer Stufe treffen zuerft das niedere tewufst- 
Jeyn. Die einfachfte Störung ift hier eine Unterore- 
chung des Zufammenhangs der niederen Stufen des 
Geißes, der ForJUllungen ^ der Begrijfe und der £/r- 
iheiU^ mit dem verlornen Gefühle und Gedanken der 
eigenen Perfönlichkeit. DieCe Zerfidrung desSelbftbe- 
wufstfejns ift ftille Unterdrückung des Selbftgefühls 
aaf einige Zeit, und erfcheint ohne tumultuarifche 
Phänomene,. ganz ruhig, als ein ftilles Verlieren der 
Seele in ihr eigenes Machwerk. Diefem Zoftande ge- 
genüber ficht die Tobjucht. Sie befteht in einem tu- 
maltuarifchen Kampf des Seelenor^ans mit einem acu- 
ten Froc^lTe, der diefes zu vernichten droht. Das 
iimere Leben erfcheint hier wieder in Verbindung mit 
d^ äufseren Organen, als ein Ganzes, welches in 
«weyfachen Polaritäten getrennt ift, und die Leben* 
digkeit, welche an dem einen Pole ;nit ihrer Vernich- 
tung ringt, erfcheint defto kräftiger und energifcher 
•fifk idem anderen. Die Heilung diefer Krankheit, in 
Ibfera fie von bedeutenden deftruirenden phyüfchen 
Urfachen abhängt, ift fchwierig und nur noch mög- 
lieh'» wenn die innere Structur der Gehirnmaffenoch 
nicht ganz zerftört ift. Iß die Manie aber blofs Fol- 
^e von foldben phyhfchen Urfachen , welche in Pro- 
ceffeüch gründen, al# da lind Andrang des dlntes 
m^h d^m Kopfe u. f. w.» undjiaben diefe Urfachen 
noch nicht über die Suuctur des Organs entfchieden : 
fo ift 4iuch noch Heilujf^g in fofem möglieh , als von 
di^fen ^niederen Ojtgaaen auf die Ursache «oruckge- 
/• A. L* Z. id^S* äCu^eyter Band. 



wirkt werden kann. ^^ Die Urfachen der Manie kön- 
nen auch in geiftigen Proceffen gerundet feyn. Ge- 
danken , Vorftellnngen , heftige Affecte und deprimi- 
rende Leidenfchaften , welche dem Individuum feiiie 
Vernichtung^ ankündigen , und folches zum Zorn oder 
zur Vereweiilung führen , können eben fo gut Tob* 
fucht erzeugen, als unmittelbare phjftfche Deftructio- 
nen des Gehirns. Diefe Raferey erfcheint unter fol- 
genden 2 Formen : i) Die Form, vvelche ficjii durch 
Schwäche der £in ficht und durch Schwäche der Rea- 
ction charakteriürt,ift mehr 'negativ, und mdftens fol- 
chen Individuen zugefellt, welche fich fchon geiftig 
und phyfifch entnervt haben, und nunmehr fich unHL- 
hig fühlen, energifch nach aufsen zu wirken, ß) Die 
Form, welche /ich mehr durch Schwäche der £inficht 
und durch Kraft der Reaction oftenbart, ift gewöhn- 
lich Eigenthum folcher Individuen, die fichzwarüber 
das Urtheil Anderer nicht erheben können, aber den- 
noch in ihrem Aftecte des Zorns mit einem kräfdgen 
Willen gegen die Aufsen weh zurückwirken. Aus der 
Verwanatfchaftdiefer Manie mit demZome entfpringeh 
für die pfychifche Therapie derRafenden folgende Re- 
geln: a; in der geiftigen Behandlung Alles forgfältig zu 
-vermeiden, was den Rafenden zum Zorne reizen könnte; 
b) die Schwächen des IndividuumsmälTen forgfältig ftu- 
dirt, undnichtnurgefchont, fondem ihnen mit geküri- 
ftelter Anerkennunggefchmeichelt werden. Dann kann 
hier die pfychifc^e Cur durch eine paffende Diät, wel- 
che nebft den damit verbundenen Arzneymitteln den an- 
tiphlogiftifchen Sinn haben mufs, zweckmäfsig unter- 
ftützt werden. — Für das höchfte Be wufstfeyn giebt es 
auch eine höhere Form der Manie, welche erft der vollen 
Idee des Wahnfinns ganz entfpricb t. Dje Idee des Wahn- 
firins in höchfter Bedeutung ifkfubjective Froäuction 
einer eigenen fVeltanßcht^ wenn die objective fVeltan- 
ßeht für das Individuum verloren ging^ und ein folcher 
Wahnfinn fetzt demnach Pro ducti vi tat des Geiftes vor- 
aus. — Der Wahnfinn aber in feiner höchften Bedeu- 
tung ift mit der Begeifterung verwandter Natur, und fo 
wie diefe, nach der Präponderanz der Phantafie oder der 
Vernunft, wijj'enjchaftlich oder poetifch,d.h. productiv 
in Ideen oder Idealen. — Tiefer als der Wahnfinn find die 
beiden Formen Aberwitz^ ein verrückter Witz auf der 
Stufe des Verftandes, und fVahnwitz, ein falfcher Witz 
auf der Stufe der Vernunft. In beiden Fällen ift der Witz 
das Auttaflen der Verwandtfchaft der Dinge in der äu- 
fseren Anfchauung, und er hat daher den Charakter des 
Momentanen und Unjy ßematijchen ^ aber zugleich 
«uch den Charakter des troductiveru 

Wir haben dem Lefer die Häuptideen ans diefer 
8<*rift mitgetheilt. 0er VI. woUte eine wiffenfchaftli- 

88 



MS 



KNAISCÜS ALL0. L^|TfiRATV& - ZKITUKfll' 



*4 



cbeConltntction der.Gemürbs- imdGeiffef-RninltBeiteii 
liefern* Weniger war ea ihm zu thun, alle die verrcbie- 
denen Theörieent die Maflevon Erfahrungen undBeoh- 
athtnngea über dieEe Krankheiten, und die gror^e An» 
sahl von jeher enapirifch dagegen aitgewandter Mittel 
in feinemBuGheafifzunehmenyWelches fehr zu loben ift» 
indem er (ich dadurch vofi feinem Ziele unfehlbar ent- 
fernt haben würde* Schade nur, dafs ea der Vf. nicht über 
fichrermocht hat, manche Spielerejen der neueften na* 
turphilefophifchen Schule wegzulaffl'en, die aur Aufklä» 
.rang und Berichtigung feiner Ideen nichtrdaa Minde- 
fte beitragen , ja mit ihnen in? gar keines natürlichen 
Verbindung fteheu, und wodurch er dem Verdacht 
Baum giebty als wolle er ea mit keiner Fartey ver- 
derben. Zuweilen find diefe Pfarafen fo in den Text 
hineingeworfen , dafa fie die Leetüre auf eine unan- 
. genehme Weife ftörem So helfet ea- &• 36g : „Bietd 
vier Grundformen der üxen Ideen verhalten üch wie 
swey abfolute und z\yey relative Pole. Ala der erfle 
abfolute Pol erscheint die Form daa völlig Einzelnen, 
oder dea Verlinkena in irgend ein Wort, Vorftellung 
u. L w« Ala der andere abfolute Pol erfcheint die 
höchfte Form der fixen Ideen« Ala die zwey relati- 
Ten Pole erfcheinen die zwey mittlem Formen, 
die der einzelneu fubjectiven Bornirtneiten , und 
die der einzelnen krankhaften körperliche» Ge- 
fühle/* Und S.395^: ,4)adurch>dafa in derMenfchen- 
natur fich daa Hydro gen der £iiibildun|;akraft zum 
völlig freyen , geißigen und in daa Uaendkche ftrebea* 
den Licht e^andirt hat, und dadurch, dai^ fich daa 
Oxygen oder daa contrahirendePrincip deaVerftandea 
zur allea organifirenden. Einheit potenzirt hat, ficht der 
Menfch an der Spitze der gefchafi'enenWefen/' r— Wel- 
ches Licht erhalten wir an deu bezeichnetea Stellen 
durch diefe Parabeln % 1« M. PF. 

BRESLAU, b. Hamberger: F'erjuch eines fyßemati- 
Jchen Handbu^s der Pharmakologie von PVotf 
jFriedr. ff^ilkeim Klofe, D, der Arzneyg., Director 
dea breslauifchen Hauearmen-Medicinal-Inüituta, 
u. f. w. Erfter Theil. Allgemeine Pharmakologie. 
I804. XVI und 176 S. Zweyten Theils Erfter 
Band. Befondere Pharmakologie. 1805% IV, X 
und 296 S. 8- (2 Rthlr. 12 gr.) 

In der Vorerinnerung zum zweyten Theife klagt der 
Vf. über einunglücMichea MifaverßändniEB, wodurch 
die nochmalige Hevifion dellelben gehindert^undder zu 
gleicher Zeit erfolgte Abdruck diefea Tbeüa veranlafat 
worden ; und verfpricbt, wo möglich zu Michaelis i8Q5 
den zweyten Band erfcheinen zu lallen^ Ilec hat ^rfi vor 
Kurzem den erftenBand erhalten jind '^eder vom zwey- 
ten Bande, noch dem dritteu Theilej etwas gefehen: 
daher er, 'obgleich mit Bedauern, die Unterbrechung 
diefer Arbeit vermuthetr wozu freylich in den jetzigen 
äufaeten Verhäknifien viele Urfachen zufammentrefiea 
konnten. Der Vf. wurde von dem fei. Gr^^taufgeman- 
tert, deffen Pharmakologie umzuarbeiten, gab aber auf 
die Nachricht, Gr. habe diefe Arbeit felbß übernommen» 
dielen VorfaU wieder auf, um gegenwärtiges Werk zu 
liefern^ wori^i ^^ AI B^U bey dec DurchAcht Gren hie 



und da z|i merklich genntst iandV Vtm Vretehem aber 
der VF. felbß . und naeh Rec» Urtheile der Wahvhcitmeift 
tfemäfs) verfichert : „er habe fich befondera der Deut- 
fichkeitbefleifeigt, alles vHrkliche Theoretifiren.und be- 
fondera die Beftreitunggewiffer Lehrßtze einea und dea 
anderen medicinifehen Syßema» worauf er fichanfäng* 
lieh eingelaflfen, au vermeiden fich bemüht, und allea m 
die eigentliche Theorie Einfehlagende »ua feiner Ar- 
beit verbannt.** 

. Die JSii//^/üK7i^ enthält dieallgemeineEintheilnnff 
der Heilmittellehre, um den daraua flieCBenden B^riff 
der Pharmakologie. ICap. ff^as ßnd Arzfieymittel^upd 
wodurch unterjcheiden fießch iBef entlieh von den übri- 
gen Naturkörpern? Ein Arzneymittel ift „ein Heilmit- 
tel, welchea durch feine Grcmdmifchung oder nach die- 
mifchen Gefetzen — auf den menfchlichen Körper 
wirkt; welchea entweder fchon gegen irgend eine 
Krankheit Heilfamkeit bewiefen hat, oder deffen be- 
kannte wefentlicheEigenfchaften Wenigftena deti Arzt 
berechtigen, von feiner Wirkfamkeit,]n gewiffen abnor- 
men Zuftänden dea menfchlichen Körpera, mit Wahr- 
fcheinlichkeit Hülfe erwarten zu dürfen ; deffen Wir- 
kungen auf den menfchlichen Körper fich aber nicht 
nur von einem Wohlunterrichteten voraus beftimmen. 
fond^n auch nach feinen Abfichten Ieiten,mälaigen und 
hemmen laffen. n Gap. Wo find dergleichen Sub/lan- 
zen in der Natur anzutreffen t In welchem Zußande 
trißt manße an? Wie werden ße aufgefunden oder 
aus den rohen Naturpro ducten dargeJleÜt^ zurjtufie- 
Wahrung gejehickt gemacht^ und was ijl bey ihrer Auf- 
bewahrnng felbß zu beobachten ? III Cap. Wie werden 
die Arzne'yen iuConßict mit dem' menfchlichen Kör per 
gebracht?' IV Cap^ Was bringen die Arzneymittel im 
menfchlichen Körper für Veränderungen hervor^ und 
wie bewirken ße diefe? Wirkdnnen die Wirkungen der 
Arzneymittel bloCs aua den Veränderungen erkennen, 
welche fich naeh ihrer Anwei^dung in den fionÜcben 
Merkmalen des innereaZufiandea dea menrchlichenKör- 
pera, oder in den Lebenaäulaerungen deffelben ereignen. 
(Wenn der Vf. Tagt: „das Leben deamenfchlichenfi^^ 
pera dufaert fich durch Beybehaliung einer Normalform 
und Mi fchunf, durch willkührliche und unwillkübrii- 
cheBewegungen,durcbPerception äufeerer Erfcheinon- 
gen, mittelfi der Sinnen Werkzeuge, durch Willen und 
endlieh durch P ^rnunft : lo begreift man wohl den Sinn 
diefer Worte, findet aber doch, dafa er nicht deatlidi 
genug auagedrückt fey.) Lebenaänfaerungen find daa R^ 
fultat derMifchung und Form der Materie dea Körpen, 
an welchem ^ wahrgenommen Averden , oder feinet 
inneren Zufiandea ; da una aber dieMifcbungnocb^ 
nicht, und die Form nur äufaerfi unvollkommen be> 
kanait iß: fo ifi unfer Verfiihren beym Hei]ungsg^ 
fchüfte bia >eut immei" empirifch, und wir dürfen g^ 
genwBitig noch keine Anfprüche auf den Ruhm, yrv^ 
uch rationell zu verfahren« machen« Nothgedrnngen 
behelfen wir una, biaunfere wohlthitigeKunftaufdie- 
jisaige Höhe dea Liebte gebracht feyn wird, we onfei 
Verfahren, von dem Vorwurfe der leidigen Empirie g^ 
reinigt, in Atnx ihrer würdigen Liebte da fieht, mit einer 
vatioaellen Empirie; Wenn alfa ein AnneymiHd nickt 



so4 



JÜt A Y 1 8 > S- 



ttcd 



anden efneKranld^eft beiTM laum» ab indem et die febh 
krfaafte Fonn und Mifcbung der Materie des menfcb^ 
Ucheii Körpere aufhebt» und dagegen die normale wie<- 
der herftellt : fo Xstna diefes Mob «nf eine dreifache 
Weife gefchehen » indem et i) entweder der Materi# 
eineo Stoff amfetst» ohne ibrangleich einen änderen 
sn entaiehn; oder s) ihr einen Stoff entzieht, ohne 
ihr xugleich einen anderen sazufetzen> oder 3) ihr ei- 
nen Stoff aufetat, und aogleich einen anderen entzieht. 
Die Unterabtheüungeii dieCer drey Arten mäßen wir 
hier übergehen, am nicht zu weitläuftig an werden. — 
Ungeachtet der VL felbft der hier vorgetragenen Aua- 
einanderfetaang de^ möglichen Wirknngaarten der Me- 
dicamente vor ^er Hand allen möglichen praktifchen 
Werth ablpricbl: fo verwahrt er fich doch gegen den 
Einwurf, daCi er dabej keine ftäck&cht auf die äufseren 
Lebena-imdalfo auf HrankheitS'ßedingcingen genom- 
men habe ; wobey denn frejlich die alte Lehre von den 
entfernten und der nlchAen Krankheiteurfaehe wieder 
Torkoiiunt, deren auch die neueic^n Sjfteme nicht enl» 
hehren können, ob lie gleich Cdbige mit anderen Wor- 
tea aiudrncken. V Cap* Was giebt uns dU Erfah' 
rungfür allgemeine Regeln an die Hand^ um die tVif' 
hing ddr Arznejmittel voraus beßimmen zu können^ 
und diejelbenlyßematifeh einzutheilen ? Mängel der 
bisher üblichlten Methoden zur Unterfucbung derfel^ 
ben (wobej auch die abergUubifchen Einfälle darin « 
nicht verffeffen find); befonders wird die chemifcke 
inadyCe f(£arf getadelt; auch Hahnemanus Ideen wer* 
den unterfacht und ihre Unzulänglichkeit gezeigt. 
Anwendung der im s Cap« angegebenen Bedingungen 
bej Unterfucbung der Wirkungen. eines ArzneymitteU : 
hier febr gut aus einander geietzt^aber an einem Aus* 
zage au weitläuftig. Von dem » von Oren fo benann- 
Xea vorwaltenden Grundtheile, der eigentlich nur den 
Aranejkörpem aua den organifcben Keichen auge- 
hört , unterfcbeidet der Vf. das A^logon delpelben, 
befonders in . den Verbindungen mineralifcher Sub- 
ffanaen, welches er regierendes Frincip nennen zu 
dürfen glaubt» Claffification der Arznejmittel nach 
ihre^ Wirkungen auf den menfchlichen Körper, nach 
dem Softem der Humoriften; Brownes Eintheilung 
derfelben ; /• Franks Claffification in feiner Toxikolo- 
gie, welche iich ebenfalls auf die Arzuejrmittel an- 
wenden läfst; Dan^^Vi" Claffi&cation ; und nun, in 
Rückficht auf ihre objrctiven Eigenschaften, Grens 
(durch feinen Tod nicht ausgeführte) auf ihre vorw'al- 
tenden Grundtheile gegründete; £17 z/meV und Kretfeh- 
marj.Claffificationen. Würdigung diefer beiden Baupt- 
gattungen : der. erfteren 9 von der Wirkung der Arz- 
nejmittel, fleht entgegen, dafs diefe nicht alle wahr- 
nehmba/* (/) find; dafs die ßedimmung derfelben hj- 
pothetifch ift, und nach jeder medicinifcben Theo*- 
rie anders erklärt werden kann ; dafs diefe Wirkun- 
gen ^icbt unwan^jelbar find. Grens lilintheilung hat 
tlcn Fehler, dafs fie blofs den wirkfamen Befiandtheil 
zum Grunde legt , ohne auf delTen Verbindungen mit 
sindereifi Beftandtheileji zu fehen, welche doch öfters 
auf deffen Wirkungen ein^fn wichtigf/n Einflufs ha- 
ben. Bauati baut a«f umcryrtit^^e , aum Theil 



fchon wirklich wid^Iegte, Hjpbtfaefen. Mit Kr^jf/rÄ- 
mar kömuM im Wefeatlichen unfer Vf. überein, d!och 
ohne ihn benutzt au haben. Grundfätze, auf welch« 
der Vf* feine Claffification ftützt; und diefe felbft: 
I Abthdlung. Begierende Principe und deren f^er- 
bindungen. (Wir führen diefe nur von der 14 Claflc 
an, welche für den a Band des a Theils beftimmt vra- 
ren); 14. Salze, 15. Gold. 16. Silber. 17- Queckfil- 
ber« i8* Kupfer. 19. Eifen. fio. Zinn. ßi. Blej. 23. 
Zink. fi3. Wismuth. 24. Spiefsglana. fi5. Arfenik. s6. 
Wein^eift. ^7. Äther. II Abtheilung. (Der Inhalt dea 
3 Theila). Vorwaltende Grundtheile und deren Fer- 
bind^ngen : 1 • Schleim, s. Stärke und Mehl. 3. Gal- 
lerte und Ejweifs. 4. Fett und ÖL 5* Zucker. 6. 
Pilanzenräuren. 7« Bitterftoff. 3. Adftringirendes Prin- 
cip. 9. Harz, la Gewürz.* 11. Campher. ifi* Bran- 
fti^e Arznejmittel. 13. Ranziges Öl. 14* Scharfea 
Prmcip. 15. Narkotifches Princip. 16. Alkohol, In 
einem Anhange koq;imen noch einige Körper vor» 
welche fich nicht unter diefe ClalTen bringen laflen^ 
wid folche» welche zwar durch den Mund eincenom- 
men werden, aber wahrfeheinUch blofs mechanifch 
wirken. — VI Cap. fVds iß im JUgemeinen bej 
gleichUitiger Ainöendung mehrerer Jrzheymittel zu 
beobachten ? VII Cap. PTas iß die Dofis eines Arz- 
neymittels, und wodurch werden die JDofen beßimmt^ 
in welchen Anuieymittel anzuwenden ßnd ? VllI Cap. 
yon dem Ferhültnijfe der geioöhnlichen Apptheker- 
Mafse und Gewichte zu einander und zu anderen 
üblichen *Mafsen und Gewichten. IX Cap. Expoß- 
' tion der Begriffe,, welche der Ff. mit gewijTen Knuß- 
Wörtern verbindet; alle fchr gut aus einander gefetzt, 
und zur fpeciellen Kenntnifa der Arznejmittel unent- 
behrlich. X Cap. Fon den chemifch-pharmaceuti- 
Jchen Charakteren. •— Anhang zfi der allgemeinen 
Fharmakologie^enthaltend die Literatur diejerffißeo' 
Jchajt. Von Boerhaave tm 9 mit Ausfchliefsung der 
pharmaceutifchen Lehrbücher, den Dispenfatorien » 
Waarenlexi|[a u. f. w. , in blofser Rückficht auf den 
praktifchen Arzt, nicht auf den medicinifcben Ge* 
fchichtforfcher und Liter^tor. 

Der awejte Theil enthält alfo, wie bereits erwähnt 
worden, die 15 erften regierenden Principe und deren 
Verbindungen. 1 Cl. Lichte Liehtßaß. Am Ende ei- 
nige Ideen über den Gebrauch des Lichts und der Fin* 
fternifs zur Heilung in. Gemüthskrankheiten, der Rafe- 
rej, dea Wahnfiima und des Blödfinns, deren weiter# 
Ausführung der Vf. für einen anderen Ort auffpart* a 
CL PV ärmeftoff ^ Wärme und Kälte. Befonders aua- 
führlich über die Anwendung der letzten als Heilmittel. 
3 Cl Stickßoff. Über das bej der Refpiration höchft 
wahrfcheinliche Hinzutreten deA'elben ins Blut. 4 Cl* 
f^^ß^^ß^M^ ümftändlich über Le/tf^wr^J Anwendung 
des Wallerituifgas gegen den fcbwarzsn-Staar. 5 C^* 
Sauerßoßy Baßs der Lebensluft. DieMeUlloxjde und 
andere oxjdirte Körper find hier übergangen, weil ihre 
Wirkungen niclit bloCs dadurch, da Is fie einen Theil ih- 
res Sa nerfioils an die organifche Materie abtreten, fon- 
dern von den übrigen Beßandtheilen eben fo febr, und 
yielleicbt noch^ mehr» ala vcfta Sauerftofte» b^mint 



S)0) 



J. A. L. ?. &1 A Y 1 a i 3« 



«08 



trercita. OegcneinaViacrftelluiig der Gründe derer, wel- 
bhe den Sauerftoflf aU ein reifende« oder als ein reia- 
inindemdea Mittel erklären; ein hieau einzufchlagen- 
der Mittelweg, nach welchem er in dem thierifchen 
Körper beftändig da« vernichtete Wirkungavermögen 
wieder erfetzt : Bedingung der Vermehrung der Le- 
benskraft, aber darum nicht Princip der Lebenskraft 
oder Erregbarkeit felbft, wofür ihn Girtanner u. A. ge- 
halten haben. Vorfchrift zu Alyons oxygenirter Poma- 
de \eeil felbige nicht in die preuirifche Pharmakopoe 
aufgenommen ift- 6 CL EUktriJthes Princip. Sämmt- 
liehe elektrifche. galvanifche und magnetifche Wir- 
kungen fleht der Vf: für nichu anders an, ah für in die 
Sinne fallende Wirkungen einesKampfsder Verwandt- 
fchaften verfchiedener Körper zum Saucrftoffe, veran- 
lafst durch Aufhebung des Gleichgewichts in ^ewilTen 
Verbindungen des letztem. Die weitere Ausemander- 
tetzung diefer von dem Vf. felbft fo benannten Hypo- 
thefe, die Rec. fehr gefallen hat, muffen wir übeiw 
ffehen. Höchft wahrfcheinlich fey es, dals negative 
Elektricität lebhafter auf den Nerven, poBtive dagegen 
lebhafter aut den Muskel wirken muffe ; daher die fo 
widerfprechenden ürtheile über die Wirkungen dief« 
Mittels. Schmidts Zitter/l off könne für nichts anders 
als für ein Gebilde dichterifcher Phantafie angefehen 
Verden. — Über die Anwendung diefer verfchicdenen 
Gattungen ziemlich voUftändig , jedoch des Magnetis- 
mus nicht nach eigenen Erfahrungen, fondem vorzüg- 
lich nach rVienholt. — Der Vf. liefs einem cblorott- 
fchen , an heftiger nicht zu bezwingender Cardialgie 
leidenden, Mädchen einen künftlichen Magnet auf die 
Herzgrube anhängen, und das Übel verlor üch gan». 
Nun gab erEifenmittel, und das alte Leiden kehrte mit 
allerWuth zurück. Sie legte denMagnet ab, und vertrug 
liwn die Eifenmittel ohneBefchWerden. 8 CL Kohle. 
Ihr innerer Gebrauch nicht znverläffig4 gegen den Band- 
wurm vielleicht blots mechanifch, wie dieKuhkrätze 
öder Zinnfeile; mit Schwefelkali in der fcrophulölen 
Lungenfuchtwenieftens ohne Nachtheil, zuweilen fo- 
flar mit einiger Erleichterung der Kranken. 9 Cl. Phos- 
phor. Sein Gebrauch als ein fteinabtreibendes Mittel 
(nach-ffo/iwaww) könne untergewiffen Um ftänden eher 
die Erzeugung von Harn fteinen zur Folge haben. Eine, 
felbft KindernÄngenehmo'Auflöfung deffelben iß zu 
Gran in sLoth frifchgeprefstem Mandelöle, wozu ein 
Loth Mandelfyrnp gefetet wird. Die leichte Verdünft- 
fcarkeit des Äthers mache die damit bereitete Außöfung 
vielleicht einigermafsen unficher, und könne in gewil- 
Ten Fällen die Nachtheile der Anwendung des Ph. in 
Subftanz herbeyführen. 10 CL SchivcfeL Wirkfam- 
keit des inneren Gebrauchs deffelben, von den Neueren 
mit Unrecht zu fehr cingefchränkt. Bereitung der 
Schwefelleberluft nach ÄaÄ/ieiWÄ/in. n CL Talkerde. 
Iß CL Alkalien, wozu auch Baryt und Kalk gercch- 



net werden. . Gegen Af/fcA£{Z*jMeih%ing 'des Grundes 
d^fSalubrität gewiffer Gegenden in dem kalkigen Bo- 
den derfelben. Die Kräfte des Kalkwaffers werden fehir 
herabgeftimmt: in der honigardgen Harnruhr viel- 
leicht vomgröfstenWerthe (doch fcheintder Vf. keine 
eigene Erfahrung zuhaben). Über die Jiützifchs Hai' 
methode : „So wenig ich die Richtigkeit diefer Beobad^ 
tpngen in Zweifel ziehen mag: fo mub ich doch leider 
geftehen, dafs mich die St. Methode bi allen denen 
tälien^ wo ickße afigeiveridet habe^ verlaffen hat/* •— 
Unter diefe Cl. werden auch die Scbwefelalkalien ge- 
bracht, nachdem von dem Schwefelleberluftwaffer be- 
reits oben in der 10 Gl. gehandelt worden war. BuchoU 
zens SeifenaufLöfnng verdient in Fällen , wo man da- 
mit auskommen kann , als die leichtere «nd angeneh- 
mere vor der hahnemannfchen den Vorzug. Der VL 
hat hyfterifche fehr empfindliche Perfonen gekannt, 
die täglich ein Loth Hirfchhomgeift vertrugen, und 
mit grofsem Nutzen gebrauchten« 13 CL Säurm. 
Diefe Claffe follte bey der nochmaligen Revifrop gins- 
lich caffirt , und die Säuren mit locker gebundoiem 
Sauerftofie (Schwefel- ^ Salpeter"^ Salz- Säure) inderS 
•Claffe; die nach Uberfauerung ftrebenden Säuren (£^ 
ߧ' ^ fVeinJiein - ^ Sauerklee- Säure) im dritte Tbeue 
unter den vorwaltenden Grandtheilen und deraci Ver- 
bindungen ; die Säuren mit inniggebundenem Saoer- 
•ftoffe {Hohlen-^ Phosphor- undBenzoe- Säure) aber jede 
in einer befondern Claffe abgehandelt werden. Sil»' 
ren der |erften Art treten , wenn fte mit der le- 
i)enden organiCcben Materie in Berührung kommen, 
derfelben Sauerftoff ab; da hingegen die der z wey te a 
Art der lebenden organifchen Materie vielaudir Saoo^ 
ftoif entziehen, oderüch doch nur als oxydirte Körper, 
d. h. fo verhalten , dafs kein« von obigen beiden ffr 
fchieht. Der Vf. hat fich überzeugt, dafs die Kohlen* 
^ure weder unmittelbar in die organifche Stmctar 
aufgenommen werden^ roch auf dynami(<die Weife 
groTse Wirkungen hervorbringen könne; er gliobt 
vielmehr, dafs ihr Effect fich nitht viel weiter, ab 
auf Säfte erftrecke, mit denen fie in unmitt^are 
chemifche Verhältniffe tritt, und data 6e daher woU 
unter Umßänden ein gutes PalliatMi^ittel abgeben 
könne , deffen Anwendung iil folchen FlUlen » wo ei 
•genügt, die Folgen einer Krankheit zu verbeffem, und 
den Schaden, der von der Rückwirkung abnenn ge- 
mifchter Säfte entftanden feyn konnte» zu verhüten« 
von verfchiedenem Nutzen fe3nn kann ; aber da(s Ach 
davon gar kein bedeutender Vortheil erwarten, W^t, 
wenn das zu bekämpfende Übel von innerlichen tmd 
allgemeinen Urfachen herrührt und tmterh^ken wird 
Diefes wird durch die fpecielle Anwendung derfel- 
ben in Krankheiten bewiefen ; befonders gegen Wiir- 
mer, unterdrückte Menftruation und Hfimorrhoiden 
wird diefelbe günzlich bezweifelt. Ks. 



NEUE AUFLAGEN. 



I7/.MM/Mf#r b den Gebrüdern Hahn ; Framößfche Sprach» xur fi Anzonrclien Sprache enthält. Zweyte durchaus «UDFetf* 
Hannover. . ^ . ^ ,^^ ,,^^ , ^ ^^,^^^^ ^.^^^ Auflage, ißig. XXXVIII u. 507 8. g. (i RUih.) 

■ar.*. 1 ■« M .fl. 



Uhre für SchuUn und zum Privatunterricht. Von J F 

ftr. Zwcytcr Curfu» , welcher eine voUftändige Anwcifung 

* ' ' II ■■■»■■ IM iW^MlMiWI— iP— Pi 



«^ 



JENA ISCHE 



»»• 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



MAY I 8 1 5« 



mmmmtm 



F n IL O S O P H I E. 

llAKKiiEivfy im HthograpIlifcfaenInfKmt von -Schnei- 
der: jirchitektontk ailet menfchUchen Erkennt' 
niffe und Oefet^jö des Handelns^ iiacb dem mt- 
terialen und formalen Standpuncte tabellarifch 
damftelltTOn Ferdinand Chrißoph FVeiJe^ der 
• PhiTof. und Rechte Dr. , grof»nersogl. frankfurt. 
Hofrathe, ordenü. Lehrer auf der UniTerlttit zu 
Heidelberg. iS^S* 9^ Bog. fol* (20gr.) 

VV cnn Rec von diefem WerXe (welches auch un- 
ter einem älteren Titel mit der Jahrzahl igis« und der 
Firma: Heidelberg, gedr. b.Jofeph Engehnann , aus- 
gegeben wird) eine ausführliche Dar Heilung und Prü- 
fung geben follte: fo würde die Recenfion weit mehr 
Raum einnehmen 9 als es die Grenzen diefer A. L. Z. 
erlauben. Rec mub fich alfo darauf bcfchrSnlien, 
eine allgemeine An&cht von dem Werke au geben, und 
dann einige Bemerkungen über daHelbe hijizuzufiigen. 
Auf den prachtvollen, lithographifch gedruckten 
Titel folge erftlich eine Zueignung an den Grofsherzog 
von Frankfurt, die bey der früheren Ausgabe fehlt, 
dann ein AufCatz, der zugleich als Vorrede und Ein- 
leitung dient,^ und endlich fechs Tabellen mit folgen- 
den überfchriften : I. ürJprüngUches jynthetifches 
Syßem aller menfchlichen ErkenntniJJe, (unter diefer 
Tabelle ßeht: „Herausgegeben im i. igoi*» — wor- 
aus erhellet, dafs das Werk eigentlich fchon ifi Jahre 
alt lA, welches auch der Vf. iii dem jetzt voraüsge- 
fchickten Auffatze felbft gefleht, als Beweis des lan- 
gen , auf fein Werk verwandten Nachdenkens. ) IL 
Tabellarifche' Überßcht einer Jrehitektonik aUer 
Grvnä^ejetze für die menjvhiichen Handlungeji. UL 
Follßändige analytijche Darßellung des fyntketi^ 
fcken Syßems aller menfchlichen Erkenntnijfe ^ in 
vier Tabellen. (1} Reine fVißenfchaften, IfV. (U) 
Erfahrungswißenjchaften. A. fViffenfchaften der 
maUrialen oder körperlichen Natur. V. (11) Erfahr 
Tuvgswiffenfchaften. B. ff^iHenfchaften der denken* 
den Natur, i) fFißehfchanen der inneren Natur. 
Vi. C^) Erfahrungswiffenfchaften. B. PFifftnfchaf- 
ten der denkenden Natur, s) fViffenfchaften der 
auf seren Natur ^ fofernße bedingt t/i durch die in- 
jiere , d. h. der handelnden Natur. Alle diefe Tabel- 
len find mit Fleifs und Scharffinn ausgearbeitet , und 
haben noch'die befundereEigenthüinlichkeit, dafs fie 
nach einem ia der Folge anzuführenden Grundfatze 
des Vfo. gröfstentheils dichotomifch durchgeführt find, 
wiewohl fich auf Tab. I viele Trichotomieen findfu, 
und in Tab. VI gar eine Pentoiomie eingefcblichen 
hat. Hierüber und über die zum Grunde gelegten 

J. J. L* Z. iSiJ« Zwcjter Band. 



Elndie9un^^incipien überhaupt will nun Abc mit 
Aem. Vf. nicht rechten« Denn einmal würde dieft* 
nicfht gefchehen können, ohne die Tabellen, wenig- 
ilens theilweife^ iibzufchreiben , um dem Le(er das 
eigene IXrtheil möglich zu mat:hen; fodann aber hSnct 
in folchen Tabdlen immer fehr viel von den indiiS- 
dualeiiGefichtspnncten ah, aus welchen man den ein* 
zuüieileiiden Stoff betrachtet , und tfiefe Geficfatspun- 
cte können fehr verfchieden fejn, ohne data gerade 
^iner vor dem anderen einen bedeutenden Vorzug 
hätte. Rec verweilt alfo lieber hey dera vorausge- 
fchickten Auffatze, worin der Vf. von feinem Unter- 
ndimen folgende Rechenfchaft giebt. 

V,i)le Philofophic** — fagt er — , „von 'Welcher 
das vorlieg<'iide Syftem ausgeht, kündigt fich mit den 
Worten Jacobts alfo an: „Wir erfchaffen und wir 
unterrichten uns nicht Tel^^, find auf keine' Weife 
a priori t ttnd können nichts a priori wilTen oder 
tfaun, nichts erfahren ohne Erfahrung." "^^ Den letz- 
ten , ganz ttutologifchen Satz wird Jeder gern zuge- 
ben^ auch wohl den erAen und -zweyten. Was aber 
die Behauptung anlangt, dafs wir nichts a priori 
wiffen können: fo dürfte diefelbe, wenn man nur 
nicht den Eutflehungsgrund des Willens mit dem ei- 
gentlichen Erketintnifs gründe^ die äufsere Bedingung 
der £Tkenntnifs mit der inneren verwecbfelt, fchwer- 
Hch wahr befunden werden. Auch begreift Rec 
nicht , wie der Vf. in feinen Tabellen reine fViffen* , 
fchaften^ worunter er reine Philofophie und reine 
Mattiematik verfteht^ den ErfahrungswijTenfchafteni 
wohin er Naturktmde, Sprachkunde, Gefchichte u* 
L w« rechnet, entgegenfetzen , und fogar jene diefen 
voransfchicken konnte, wenn gar nichts a priori ge- 
wufst werden kann , fondem alles Wiffen diprchaui 
von der Erfahrung abhSngt, mithin ein blofses Wif« 
fcn a poßeriori ift. — Femer Tagt der Vf., feine 
Philofophie werde in ihrer Vollendung die Philofo* 
phie des ausgebildeten Menfchenverf Landes werden. 
Danach ftrebt wohl jeder Philofoph, dem feine Wit» 
fenfchaft nicht ein blofses SpielwWk der Einbildungs- 
kraft ift» Aber auf dem blofs empirtfehen Wege, dei| 
der Vf. einfchlagen zu wellen fcheint« durfte er 
fchwerlich zu jenem Ziele gelangen. Denn der blofse 
Empirismus wird den Menfchenverftand nicht niur 
nicht aus -9 fondem vielmehr verbilden, wenigftena 
nicht über den Kreis des gemeinen Wiffens zum Ge- 
biet dtB willen fchaftlichen erheben, nach welchem 
doch auch der VU mit rühmlichem Eifer ftrebt. Frey« 
lieh fetzt der Vf. weiterhin , wo er die gam^ geißi^e 
Handlung des Erkennens wieder eine Erjab^rung^ 
und diefe ein untrügliches fViffen iieiint, wohtbe^ 
d^^htig hinzu: »,fofeme die Wahmefamui^ richtig. 

89 



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JENAISCHi: ALL(3L LITERATUR -ZEITU 



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xmä Ib des Abftrtcifon keia Fehler ^emacBt iff/*^ 
Aber; wird der Leief fragen » wer foll denn darüber 
«rtheilen» ob die Wahrnehmuiig richrig und in der' 
Abßraction kein Fehler gemacht fey l Darauf erwie-: 
dertderVf»: „Hier muis der gefetzgebende Verftand 
fein Bichteramt vertreten [verwalten]^ uöd au fei- 
ner Legitimation die Gefetze vorlegen können , wo- 
durch er die verdarbene Erfahrung wieder herßellt 
wnd die darüber entßandenen Streitigkeiten Jehlich.^ 
Mt.^* DadurcJh wird aber der V£ fich £elb(l untreu.. 
Denn mit diefen Worten geßeht er ein » dafa der ge* 
letzgetiende und richtende Verftand über der Erfah*- 
rung ßebe und auch unabhängig von ihr urtheilen 
könne, weil der Verftand ja fonft weder die verdor- 
bene Erfahrung zu verbelTern, noch Streitigkeiten über 
&e felbft zu fchlichten im Stande fejn würde. 

Der Vf. nennt diePhilofophie, worauf dae in den 
Tabellen aufg<\ftellte SjQem der WilTenfchaften ruht, 
eine, neue Philo fophie. Wiefern diefs der Fall fey» 
kann man frejlich aus dem vorliegenden Werke nicht 
hinlänglich beurtheilen , da es nicht diefe Philofophie 
£elbft,. fondern blofs ein Befultat derfelben giebt.^ 
Wenn aber da« Neue darin befiehen loll, dafa diePhi- 
lofopbie des Vfa., wie er felbft fagt, ^Jich allein avf 
die untrügliche Erfahrung gründet*^:, fo kann fie 
nur in einer lehr relativen Bedeutung, namTich im 
Gegenfatze gegen die in unferen Zweiten aufgeßellten,' 
alle Erfahrung überfliegenden T^nfcendentalphilofo- 
phi'een, neu heifaen. Denn ^ufaerdem naben ja in 
Siteren und neueren Zeiten fehr viele Philofophen ihre 
WilTenfchaft auf die Erfahrung zu gründen verfucht* 
Selbft die vom Vf. mitgetbeilten drey Gnindfätze, die. 
er die drey neuen Grundpfeiler feiner Philofophie 
nennt,, können nur in fofem neu heifaen , als fte ge- 
i^ade in diefer beftimmten Geßalt und Verbindung 
noch nicht von anderen Philofophen aufgeftellt wor- 
den find; denn fonft kommen fie einzeln und mit an- 
deren Worten dargeftellt auch fchon anderwärts vor^ 
Sie lauten nämlich fo ^ „Die ganze menfchliche £r- 
kenntnifa beruht I. auf einer Urfy.nthejis ^ als dem 
Grunde ihrer Möglichkeit^ welche alfo lautet: Ich 
bin 9 Dinge find 9 und ein hoch jl er urbildlicher Ver^ 
ßand ift, in welchem das Ich und die Dinga nicht 
unterfchieden ßeyn*^ [findj. Eine Urfyntheßs ^ a]$ 
Grund dei^ Möglichkeit aller Erkenntnis, ift fchon in 
anderen Syftemen a^fgeßellt worden, wenn fie die- 
felbe auch nicht gerade fo^ Condern tranfcendentale 
Synthejis oder Synthe/ii a pri?eri nannten; und eben 
diela gilt vopa h^chficn urbildlichen: Vcrjlande ^ ob 
es gleich bisher Niemanden beygefallen ift, jene Syn* 
thefia und diefen Verftand aus der blofsen Erfahrung 
ableiten zu wollen. „11.^ Jede menfthliche Erkennt' 
nifa ift felbft eine Syntheßsr denn fie beruht ihrer 
fVirklichkeit nach auf realen Vorftellungen , deren 
Elemente find: i) daa vorfiellende Wefen (Thefis), 
s) das vorgeftelUe Ding (Antithefis), 3) der Begriß; 
der aus der Beftimmung des Vergeftellten durch das 
Vorftellende hervorgeht — * die Vorfteüung (Synthe- 
fis).** Wer erinnert fich hier nicht der reinhold'fchen 
Theorie dea Vorßellungsvennögens , wo in dem foge- 
aannt^n Satze dea Bewufstfeyus, als angeblichem Fun- 



aHerPhihofopbie» dUIelBe faft mit denfelhen 
Worten gefagt ift * „HL lede uifprimgliche Syntke. 
fis mufs , wenn fie acht f^n foll , die logifche Probe 
. der Zurüekfühfung auf die- ftrenge dichotomifcbe 
Entgegenfetzung aushalten können,«« Die Logiker 
haben aber Xchon längft ^lehrt, dafs jedeEintheilnng 
(und was ift eine Eintheilung anders als eine Sjnthe- 
fis des Ei^tgegengefetzten ? ) , fie möge drey-, vier- 
und mehr- gbederjg fejn,, auf eine Dichotottiie fich 
* muffe zurückführen laffen , um daran die Probe su 
machen , ob die l^b^ilungjBgUeder fich auch wirklich 
entgegengefetzt fejen oder einander auafchlieCsen; 
nur hat noch kein Philo fophdiela blofs formale Denk- 
gefetz für.ein^n Grun^feileir der f hilofophie ausge* 
geben ; auch dürfte die& fo leicht keiner dem Vf. an- 
^eftehen. Es fcheint daher, als wenn das, was hi^ 
m der That neu ift, fich nicht zugleich als wahr be> 
währen, möchte. 

Gleichwohl erlaubt ficU der Vf. eine fehr kraß- 
volle Sprache gegen die, welche fich in der Phik>fo- 
phie bisher Aes Apriorifirens bedient haben, indem er 
ue des leeren Üunftes, der Windmacherej, des Stol- 
. zes undÜbermuthes befchuldigt» und rühmt dagegen 
feine empirifche Art zu philofophiren als befcheiden 
und nüchtern, natürlich und einfach. Auch knüpft 
er fchöne Verheifsungen an diefdbe. „Wozu man 
fienft ein ganzes halbjähriges Gollegium brauchte, bis 
man die Rüftkammer der Kritik der Vernunft vor den 
^hörern auskramte, um fie in das Heiligthum der 
kritilbhenPhifofophie einzuführen — das erfahrt jetzt 
der Zuhörer in den erften Stunden des philofophi- 
fchen Uiiterrichts. Der Lehrer fängt nämlich bej dem 
Aefultat der kantifchen Kritik an; wenn er erklärt, 
was reale Forßellung ift^ nämlich der fubjecrive 
Grund jeder Erfahrungserkenntnifs; er deducirt an! 
die fafslichfte Weife das ^ufser und In fich fetzen des 
Natürlichen (Dinges an fich), was die Sinnesvorßd- 
lungen, Raum und Zeit, giebt, und ^is Seftimmen 
diefes Setzens , wodurch die urfprünglichen Verftan* 
desbegrifte erzeugt werden. XHe Zuhörer werden 
nicht begreifen können^ wie folche einfache, leicht 
begreifliche Wahrheiten fo ungeheure Zurüßnngen 
erioderten , bis man auf ihre Spur kam. Die Studi- 
renden würden jetzt ein ganzes Collegium weniger 
hören , und können ihren Fleifs ä\xi Erfahrungskennt- 
niffe wenden , waa doch der letzte Zweck aües Sto^ 
direns ift.*« — Glückliche Zuhörer, die fo fchneU 
und fo leicht und fo wohlfeil bejm Ziele ihrer Lauf- 
bahn anlangen ! Und glückKehe Zeiten , wo dieStn- 
direnden, ftatt fp lange, als fchon Plato foderte, im 
Vorhofe dea Tempeu der Weisheit zu verweil^ 
gleich bejm erften Schritt ina Heiligthum eintreten 
werden, um bald darauf zur Empirie und Praxis 
überzugehen ! 

Doch Rec wiH damit keineswegs ein Verdam- 
mungsurtheil über das vorliegende Werk ausfprechen. 
Der Vf. meint es unftreitig beffer, als er fich ausge- 
drückt hat» Er will blofs» fo fcheint es Rec nach ei- 
^er unbefangenen Beachtung des Gansien, dem über- 
triebenen , nicht tranfcendentalen , fondem tranfcen* 
deuten Spcciüationsgeifte, dnr neuerdinga ai|f dem 



•iS 



MAY 



1 8 t s- 



ti^ 



Gebiete Set PIuTofoptife fo vie\ Vnfag germben hfft; 
entgegeiHiirbeiten » und die Philofophirenden darauf 
Burüdkfähren , daCi fie die Erfahrung wieder achte» 
lernen, und die Erfiafarun^swilTenrchafte» mit Eifer 
Audiren. Diefer Zweck ift föblich und gut. Wenn 
Aber , wider Yeraiuthen , des Vfa. Abßcht feyn foUtCr 
die Erfahrung allein auf den Thron der WÜTenfchaft 
und infondarheit der Philo fophie zu erbeben: fo 
mübte Rec. den Vf. bitten, die PrlhmiiTen, von denen 
er ausging, noch einmal der forgfältigßen Prüfung 
SU unterwerfen , ehe er das philo fophirende Publicum 
mit einer ausführlicheren Darfteilung feines Sjftema 
befc^ienkt. Bey einer folchen DarfteHung würde er 
fich dann auch vor Provincialismen« wie ausgäbe für 
ausgab f gc Runde iat geftand^ und anderen Sprach- 
fehlern SU nuten haben» u -l- ow 

jürispruhenz. 

NSmKBBao, b. Camper Einige Grundlinien für einer 
vernünftige Oefetzgebung des Civilproceffes mit 
vergleichenden Bemerkungen über den gemeinen 
deutfchenf baierifehen^ preujjifchen und frcui' 
zöfijehen Proeefs, dargeftellt von /. I^.Borß* 
iQio* 130 S. S. (i6gr*) 
Der Vf., welcher dem Procefsgefetzbuch, woran 
in feinem Vaterhnde Baiem gearbeitet 'wird , nützen 
will, beleuchtet hier feine Materie von verfchiedenen 
intereilanten Seiten^ Er ift >zwar nicht fo tief ein^e- 
drnttgen,.alse»feitt Zweck mit fich brachte; er fcheint 
nicht hinlänglich die vorhandenen proceflualifchenLe- 
^slationen ftudirt zu haben : allem deffenungeaehtet 
lieft man die Schrift nicht ohne Nutzen , da lie wei- 
teres Nachdenken veranlafst, tmd einige neue, Erwä- 
gung verdienende Bemerkungen enthält. Es iinden 
fich darin keine Spuren , dab der Vf. um die eigen- 
thümUche Befchaffenheit des Landes ^ für welches er 
fdirieb, in fo weit de hier in Betracht kommt, fich 
bekümmert habe: allein diefs ift hier, wenn auch 
nicht zu überfehen , doch nicht von der Wichtigkeit, 
als bey anderen Arbeiten der Politik. Im Allgemeinen 
kommt es nur auf eine Zergliederung der^Natur der 
Richterarbeit an, es ift, um Verwirrung und Collifio- 
nen zi| vermeiden, ratbfam, keine oder möglichft we- 
nige heterogene, z. B. vormundfcbafdiche, Ädvocatur- 
Funetionen damit zu verbinden, und wenn man dann 
im Übrigen die Hegeln der Zweckmäfsigkeit vor Au- 
gen hat: fo ift eine befriedigende Procefsgefetzgebung 
kichter, als es fcheint. 

In der Einleitung befchränkt der Vf. richtig den • 
Zweck des Civilprocelfes auf das Entfeheiden und Feß- 
fiellen, welchem die Ausmittelung des Thatbeftandes 
vorhergehen müile. Der er/ie Ahjchnitt handelt von 
der richterlichen Information oder dem materiellen 
JProcefs , und delTen erfte Abth. von der rechtlichen 
Bitte, Die erfie vom Vf. hier aufgeworfene Frage : 
Soll der Bichter das in der Bitte nicht volljiändig 
verlangte Recht amtswegeit nach dem Thatbejtand be» 
fiimmen? verneint er, und Rec. ift hier auf feiner 
Seite. Worauf nicht geklagt ift, darüber ift kein Pro- 
eefs« Eine rechtliche Fiction , dafs zugleich auf Zin- 
fen , Früchte, Schäden u. dgl* geklagt fey, würde das 



ProcefEren ciweitem, tmSofit der Intention des Klä- 
gers entgegen fejn« Nur der Erfatz der durch ded 
gegenwärtigen Proeefs veranlafsten Koften müf^^ 
ftets für mitgebeten gehalten werden, II. Darf der 
Richter Rechtseinwendungen ergänzen? Mit dem Vf., 
welcher die Frage bejaht , ftimmt Rec. völlig übereim 
Der Richter ift Richter nach allen Gefetzen , er kennt 
fie ohne der Parteyen Belehrung , es fey denn , dafs 
ihnen ausdrücklich die Befchränkung beygefügt fey, 
fiefoHten nur dann, wenn die Streitenden fich darauf 
fpeciell berufen,, zur Anwendung kommen. Nimmt 
man fonft von einer exceptio juris keine Notiz : fö 
applicirt man die Gefetzgebung nur unvoUftändig und 
erkennt Unrecht. Durch eine fehlerhafte Methode der 
Schule wurde bisher die Praxis zu vielen VerftöGsen die- 
. ferArt verleitet. Ob aber einem Gefetz j-ene Befchrän- 
kung feiner Anwendbarkeit beyzulegen fey, vvie dief« 
8. B. das napoleonifche Gefetzbuch rückfichtlich der 
Verjährung thut, ift eine Frage, welche nicht in d\p 
Oefetzgebung des Procefles einfchlägt. III. Mufs der 
Richter den Frocefs amts wegen im Gange erhalten? 
DarV£ neigt fich zur bejahenden Meinung: allein die 
entgegenftehende verneinende, dem franzöfifch - weft- 
phälifchen Proeefs zum Grunde liegende Maxime 
möchte wohl überwiegende Gründe fiir firch haben. 
Das Prira tunrecht ift hauptfächlich nur ein Privatübel, 
und die vom Vf. erwähnten Nachtheile, wenn diePar- 
t^yen den Procefo betreiben, fallen weg, wenn die, 
Mittheilung der Schriften nicht durch den Richter, der 
ja auch kein Briefträger ift, fondern von Anwald zu 
Auwald gefchieht ^ und durch Gefetze die Friften und 
Termine ein für alle Mal beftimmt find. Durch den 
Betrieb von amtswegen werden unnöthige Weitläuf- 
tigkeiten und Koften verurfaeht, da ein Kläger leich- 
ter eine Sache mit ftillfehweigendem Ein^erftändniGi 
des Verklagten liegen laden, als eine Erklärung des 
Abftands von der Klage einreichen wird. Zweyte Ah^ 
theilung. Von der Ausmittelung des Thatbejlandes. 
Der Vf. will, dafs der Richter den Thatbeftand zwar 
nicht felbftftändig erforfche ; doch aber durch Fragen 
und Belehrungen die Parteyen zur nahen Beftinamung, 
Erörterung und Ergänzung desjenigen veranlaffe, was 
er in ihrem Vortrage unverftändlich, unentwickelt und 
mangelhaft finde, auch dafs er die Parteyen an die in 
ihrem Vortrag nicht berührten, ihm aber anderswoher 
bekannten Thatfachen und Beweismittel eriniiere. Ge- 
gen jene Undeutlichkeit dienten fchon die römifchen 
interrogatoria in jure facienda als ein zweckmäfsigea 
Gegenmittel; allein im Übrigen thue man zwar nach 
Rec Dafürhalten allea Mögliche für die Verbellerung 
des Advocatenftandes, ja der Staat fey felbft Sachwal* 
ter: nur den Confulenten vereinige man nicht mit 
dem Richter in einer Perfon.^ Ganz verfchiedenartige 
Functionen werden ^nn mit einander verbunden, ea 
entftehen voluminefe, die mannichfachen Umänderun- 
gen und Befchränkungen des Berichts der Parteyen 
enthaltende Acten, wo das Wichtige vom ÜberflülE- 
gen vevfteckt wird , die Partey wird faumfelig, und 
oft ift der Richter nicht unbefangen genug, um die 
bey ihm im Anfange der Inftruction entftandene fal- 
fche Anficht der Sache , nach deren vöUiger Auf klä^ 



»1$ 



h A. L, Z, MAY 



8 



«i6 



Yungf beym Erljienntmb fahren zu laCen. Der /latTts 
€aujae et controverfiac ift eine Art von Rdation dca 
-Inßruenteiiy welche doch immer durch die früheren 
Verhandlungen berichtigt werden mub» da, wer mit 
der Praxi« bekannt iß» ea bemerkt haben wird, dafa 
die Parteyen aus Mangel an Aufmerkfamkeit oder au« 
Schüchternheit feiten da« Irrige darin rügen. — Nach 
5. 05 foUen die Part^yen die Freyheit haben, den Rich- 
ter KU nöthigen , ihnen da« fchriftliche Verfahren bu 
geßatten. Zweyter Jbfehnitt* Von dem Procifs als 
Torrn. £xfu Jhth, Poh den verfc?äedenen Procejs' 
arten. S. 68 ff« zeigt der Vf. einleuchtend die Unbil- 
ligkeit des ExecutivprocelTes. Der Vorfchlag de« Vfii. 
S« 33. 38» d^f^ der Kläger fchuldig fey, feine fämmtli- 
chen ihm jetzt bekannten Rlaggründe anzuführen, mit- 
hin nicht jeut au« diefem, nachher au« einem anderen 
Fundameifit klagen könne, und daf« jene Klaggründc 
nach Lage der Sache bald zugleich mit einander,- bald 
nacheinander erörtert werden, verdient berückfichtigt 
SU werden ; e« ^rd dadurch eine fehr lang dauernde 
Ungewißheit de« Eigenthum« verhütet. Verderblich 
aber ift fi^f wie der Vf. S. 8t will, Klaggründe und 
Einreden in jeder Lage de«Proceffe8 mit der Befchriln- 
Kung, daf« jedePartey die Rotten der Verfpätung trage, 
suzukllen. Rec weit« aus Erfahrung, weiche Confu- 



Aon hierau« antfteht, und der Etvigkeit xle«'Proeefl!ei 
fiünde dann nichts im Wege« Zweyte Abtheilune. Fou 
den verfchiedenen Verjahrun^sarten. Wa« der Vt 
wider £e binimarifcbeA Proceife fagt,'erhik feine £rle> 
digung, wenn die Lehre fo wie im weQphülifqbenFnK 
ceU, welcher Celbft das fchriftliche Verfahren darüber 
xulftfsty beftimmtwird. Dritte Jbth. Fonder Spal- 
tung des Procejfes in mehrere Zweige oder Abtheilun^ 
gen dejfelben durch Iseben -. oder- Zwifchen 'JBeJcheide, 
Fierte Abth. Fon der Rechtskraft und den Mittdu 
Jie anzufechten. In dem Vorfchlage de« V£i. ^. 43, dali 
der Richter fein DefinitirerkenntniC» , entweder weü 
ihm neue Thatlacben oder Bewei«mittel angcgekea 
werden, oder weil er felbft fein Unrecht einüeht , bi« 
aum Ablauf der Veriährungsfrift abändern oder abäa- 
dem Ulfen könne, liegt ein verkehrte« Streben nadi 
Perfectibilitätf Gewifsheit de« Eigenthum« ift ein wich- 
tise« Qut für den Staat und den £intel»ea< Dritter 
jibfchn. Fon der Appellation. Daf« nach, d^m V£ 
alle Appellationsfcmime wegfalle, möchte^ wohl nichl 
rathfam feyn;' eine Erörterung verdiente e« aber, ob 
nicht ftatt einer abfoluten Summe eine Ooote des 
Vermögen« de« Appellanten der Gegenftand der Bc- 
fchwerde auamachen mülfo. 



*i«i*i 



KLEINE S 

LiTKiUTUiiOBSC«iCBTB. Göitinßen^ b. Dieterüh { Die 
O^fchichts der platoni/chsn Akademie zu Florenz, von Karl 
Sievfking. igt». 60 S. ö« (6 ß^.) Die pWnifche Akademie 
XU Florenz Terdiente alt eine Errcheiniuig fonderbarer An, 
Tvelche mit {dem gewölinlichen Leben fowobi als mit dem 
Geifte der Schule eewaltig contraftirte , mit Recht eine aut 
den Quellen gefcEöpfte ausführlicbe Gefchichte. Ift nun 
gleich die vor uns liegende Schrift diefe« nicht , fondem nur 
eine xiemlich gedrlngte Skizze i fo ift fie dennoch ein ange« 
nebmes Gefchenk. Denn die zerftreueten Nachrichten yon 
dem Pletho, aü dem erften Griechen, der in Florenz mit Be- 
eeifterung von Plato fprach, von Cosmus deMedicis, der zu« 
erft Von demEnthufiasmus Jenes ergrifPen wurde, und den Go^ 
danken fafete , Piatot Pbilofojphie wieder in das Leben eix|zu- 
fahren , von Ficin , dem geiftreichfcn Arzte , den fich Cosmus 
zu diefem Zwecke erkohr, und der feinen Wönfchen mit Freu- 
digkeit entgegenkam , von Giovanni Pico und mehreren ee- 
leurten und* gei lireichen Zeitgenoflen, welche, durch gleichen 
Enthufiasmus befeelt , Glieder de« platonifchen Bundes wm- 
den, werden durch die Beziehung auf diefen geiftigen Ver- 
ein zu einem anfchaulichen Gemilde jener Zeiten vereinigt, 
W'ovon hier die Hauptftriche gezeichnet find. Zur äufseren 
BinfafTung diente die Gefchichte des Freyftaates Florenz, in 
welcher Siefe Nachblüthe attifcher Cultur entftand , und auf 
Kurze Zeit ihren Glanz hob. Die Gefchichte der platonifchen 
Akademie ift in fünf Abfchnitten vorgetragen : 1} Plethons £r- 
v^eekung der platonifchen Lehre zur Zeit der florentinifchen 
Rirchenverfammlung lASß. ft) Florenz und Cosmo de IVlediti. 
3^ Ficin und feine ertten platonifchen Freunde bis zu Cos* 
mo^s Tode 1464» 4) Blöthe der Akademie unter Lorenzo bis 
zur Verfchwörung der Pazzi 1473}* S) Wiederauf blühen und 
Auflöfune des platonifchen Verems bis zu Ficino*s Tode »409. 
Die QueUen , welche in der Vorrede angeführt worden , Iiat 
der Vf. benutzt , befonder« Ficins Briete ; nur Corfinis Lo* 
bensbefchreibung des Ficins A^nd ihm nicht zu (Gebote. So 
febr maft der geiftreichen Behandlung des Gegenftaiides V^bj* 
fall geben mufs: fo w^ire doch etwas mrhr Atisfdhrlichkeit, 
befonders um den Geift , Charakter , Zweck und Tendenz die* 
fes Vereins platonifcher Freunde, und den Geifteschantkier 
des Ficins , welcher die Seele des Bundes war , noch mehr, 
als gefchehen ift, hcivonulieben , zu w^Anfchen gewefcn. 
Wenn der Vf. 8.4i f. von der reUgtöfen Verelirung desPUto 
fpricht, von welcuer Ficin nebft feinen Frciuiden erfüllt war, 



C H R I F T E N. 

nnd annimmt , man habe diefen Weifen in BeziehwM auf 6i€ 
Andeutungen Plotins und Porphyrs und die Weiuagangen 
Piethos als den Stifter eines neuen Glaubens zu betrachten an^ 
gefangen ; wenn er dahin die Saee von Ficin , er habe in fei- 
nem Zimmer, worin keine ADbildung der Matter Gottes 
noch eines Heiligen befindlich war, vor Piatos Bilde eine 
ewige Lampe brennen laAen. die Freude des Lorenzo über 
die Auffindung eines Bruftbildes des PUro , und endlich du 
Factum bezieht, dafs Ficin in Sokrates Leben viele Anden* 
tungen auf die Gefchichte des Erlöfers (z. j^. den ütkn nnd 
den helch } fand : fo ftimmt diefes nicht mit dem flbcreiiii 
was gleich daiauf von Ficins biblifcher Deutong der pUto* 
niffthen Lehren » und gleich im Anfance der Schrift über Ple> 
tho, der mit gerechter Wahrheitsliebe Denrthsiit wird, wem 
bleich der V^ auf die Anfchuldigungen feiner Gegner vieU 
leicht ein zu grofses Gewicht legt, gefsjgt worden. Fidos 
eigenes Geftändnifs in der Vorrede zu P&tinos Oberfetzong 
fünrt uns daj^egen auf die richtigere Idee , dals er , wie an» 
wahrfcheinlich Fletho und die mehreften der platonübbtft 
Freunde, in Plato einen philofophifchen Beeründer d«r ekrift* 
liehen Keügion, die bisher nur auf Ge&hicht« ge^rtladtf 
wurde, fanden nnd verehrten, Diefet ift auch gewKs d« 
Vfs. Anficht, der nur darin es verfehen hat, dals er fie nicht 
feft hielt , und nicht durchgingig aus diefem GefithAspuncts 
das Streben und die Gefchichu der Akademie darfteilte. Xref^ 
lieh ift die bchilderung S. 4a : „bo verband Ficia die Anf^ 
gäbe feines Lebens mit dem Rückhalt chriftlicher Denkart» 
und die hiblifche Sprache , in der er platonifche Lehren vor* 
crig^t, war wohl mehr als bildlich. \%ie die Anregutor der 
Antike in den Werken feines Zeitgenoflea« des Miehel An- 

feio Buonarotti , gewiflermafsen zu Fleifch und Blut g«wor> 
en: fo Piatons klare Tiefe in der Erlluterung des Mtffigio 
Ficino. Was darin als fremdartiger Zufau erfcheint» ift ge- 
rade , was den Flaton zu feinem Eigenthum macht , und da 
felbft die ^efliftentlichfte £ntiufserung der Gegenwart nie gaos 
in ein verfioflenes ^Ceiulter fich hinein zu verfetzen vermag: 
fo itiüiFen wir die Ehrlichkeit eines Jaiirhunderts rühmeo, 
das nicht, mit gemalten Speifen geheticbehen Hunger ftüit,** 
Zur Erläuterung diefes Gedankens dient die folgende Befthrei* 
buug des Teftes, mit 'welchem Lorenzo den Gebnrts* und 
Bterbe - Tag ce$ I^Jato feyerte. Die Sprache ift feyerlich und 

fedankenreichy könnte aber an m«ncjiicii SteUca mehr iUax^ 
eit haben, V^XL 



a«r 



J E NA I S C H E 



•*» 



ALLGEMEINE LITERATÜR-ZEITÜNG 



MAY 18^3' 



HJNVLUI^GSfrJSSENSCHAFTEN. 

* * • 

Hamburg, b. A^^di Dicimnnaire d* commerce^ 
de marine et de droits Fran^ois* AUemand^ par 
Matthias Lemmens , ex - conaeiller du roi. a 8 ^ ^ • 
753 » 38^ ^ ^83 8« ' 8* Auch unter den drej 
Titeln befondera. 

Ua der Vf. für gut fand, diefei Werk ohne Vorrede 
und Einleitung 4 blöfs mit einet Ideinen Zufcbrift an 
feine Mitbürger verfehen , in die Welt au fehick^n : 
• fo wiffen -wir nicht mit 6ewif«heit, welchen jlan 
er fich vorgezeichnet hatte. Di«f8 war uns be^m er- 
ßen Anblicke um fo unangenehmer, da es ohnehin 
keine geringe Mühe ift, den W^rth eine» Wörterbu- 
che« S6U beftimmen , indem delTen Richtigkeit, Voll- 
ftändigkeit und bequeme Einrichtung (ich erft aus 
längerem Gebrauche erkennen zu lallen pflegt. Nach 
aufmerkf^imer Überficht des Ganzen glauben wir indefs 
dem Vf. nicht Unrecht zu thun, wenn wir annehmen, 
er habe eine Art von Tdfch^t - fVört^rbuch liefern, 
uud defshalb i) blofs das Wichtigfte und Eigenthum- 
lichße diefer Wiflenfchafien zufammenßellen, und Al- 
les, wa« nicht durchaus dazu gehöre # entfernen wol- 
len ; s) er habe nur für Sachkenner gefchrieben , die 
nicht eigentlich R^al - Kenntniffe aus feinem Werke 
fcböpfen , fondem blofs die richtige Bedeutung der 
ftanzöfirchen Wörter und Redensarten im Deutfchen 
erfahren wollen ♦ und «war vorzüglich für Dentfche, 
denn fonft hätte er auch ein deuifch- franzölifches 
Wörterbuch ausarbeiten muffen; 3) er habe eben defs- 
wegen auch alle Wörter und Redensarten aufgenom- 
men, welche eigentliche GalHcismen find, fich in 
den gewöhnlichen Wörter -Büchern nicht alle finden 
und den Deutfchen leicht irre fuhren, weil fie nach 
der gewöhnlichen Überfetzung einen ganz anderen 
Sinn haSen, als durch die Kunftfprache mit ih- 
nen verbunden wird; 4) er habe alles Veraltete 
und fremd Gewordene zu entfernen gefucht , um das 
Veuefte und Brauchbarße deflo voUftändiger geben 
SU Können ; endlich 5) er habe mit weifer Wahl 
Bwifchen zu fireng- fyftematircher und rein - alphabe* 
tifcher Ordnung einen Mittelweg treffen wollen, 
um das Auffinden möglichft zu erLeichtem. Mit die- 
Ten Anfichten, auf die wir durch das Werk felbft ge- 
leilet worden find, haben wir mehrere einzelne Buch- 
ftaben und Artikel durchgegangen, und zu uiiferer 
Zufriedenheit gefunden, dals er im Ganzen diefem 
plane ziemlich geueu geblieben fey. So hat er z. ß. 
keine Artikel über Stildte, Länder, Flüffe, Mafse, 
Gewichte , Münzen , Handwerke , Hwdwerksge- 

/. a: L. Z. x8i3* Zveyter Band^ 



lilthe, Manufacturen , Manufacturgeritfae u. L w« 
(welche dergleichen Wörterbuch^ gewöhnlich über 
^ie Gebühr anfchwellen, obgleich es fonft HüUsmit- 
tel genug giebt, fich davon zu unterrichten) ins 
DcU de eomnu aufgenommen; nur bey den we- 
nigen Namen der neflen franzöfifcben Münzen, Mafse 
und Gewichte hat er, und zwar mit Recht, eine Aus- 
nahme gemacht. Femer bemerkten wir mit Vergnü- 
gen , dab fehr viele Erklärungen (b kurz und fo rich- 
tig «Is möglich abgefafst worden^ dafs der Vf. Aek 
dabej der beften Quellen bedient, und dafs er befon- 
ders den von uns angegebenen 4^en und Jten Pnnct 
i« Auge behalten habe. 

Wir müüen aber auch geliehen , dab noch Tiele 
wichtige Wörter und Redensarten fehlen, die wohl 
einen Platz verdienten , dafs manche auch nicht ganz 
richtig arklärt find, dafs noch viel Überflüfliges auf- 
genommen, dafs mancher Artikel viel zu umrandlick 
in deutfcker Sprache allein ausgeführt ift, ohne doch 
immer hinlänglichen Auffchlufs zu geben , oder d^i 
Hauptzweck zu erreichen,^ weil die franzöfifche 
Überfetzung ^fehlt, dafs vorzüglich auf GalHcismen 
viel zu^ wenig Rückficht genommen worden u. m. 
dergl. *Diefe fchwachen Seiten des Werkes .können 
wir uns nacht anders erklären, als dab der Vf. fich 
mit der Herausgabe zu fehr übereilt . haben müfle* 
Das nonum prematur in annum ift wohl nirgends an- 
wendbarer, als bey folch'en Werken, wo es immer 
noch etwas zuzufetzen luid abzufchneiden giebt. 
Den dentlichfien Beweis einer nicht zu entfchnldi- 
genden Übereilung hat der Vf. dadurch gegeben, dafs 
er im Dict. de eomm* fo äufserft wichtige, grofse 
Ausführlichkeit verdienend^ Arlikel,^als: 4cier^ As- 
surance^ Assureur^ Beurre^ Bli^ Bois ^ Cacao^ Ca* 
yirf, Cidref Cire^ Crin^ Cuivre^ Bau devie u. v. a« 
vergeffen, und in dem Anhange nachgetragen h|it, wo- 
hin doch nur Kleinigkeiten gehören , mit denen man 
ein Werk , um es ganz vollkomnpen zu machen, noch 
gern ausftattet, ehe man es in die, Welt treten läfst. 
Nicht minder fallen andere, gewifs auch nur durch 
Übereilung entftandene Gebrechen, manche Auslaf- 
fung, fo wie manches Überflüüige ^uf. Wir {;eben 
davon Einiges zur Probe, und zwar zuerß aus dem 
Dict. de Comnterce, ^^ Adresse au besoin. JNofh-oder 
Neben- Adreffe. S<^ wird ein Neben- ff^echfel ge- 
nannt, welchen man. einem folchen be)^fügt, von 
dem man befürchtet, dab der Bezogene dafür keine 
Zahlung leii^en werde.** Die Überfetzung ift richug, 
die Erklärung aber nicht« Man giebt nie einen fol- 
chen Nebenwechjel aus. Auf den , einer ungewiffen 
Annahme unterworfenen Wechfel felb^ wird aulser 

QU 



•»d 



IEKAI&CH£ ALL«. LITERATUIi- 2£ITUR0^ 



$20 



ier Rkiipt- AcTfelTe d<ea eigtotlfcl^ Besagen«!! itocfc ef- 
ne Neben^Adrefle gefetzt durch Hinzufügong der 
Wörter En cas de besoin ehez JUr. JV. iVL« nö* 
thigenfalk bey Hemr N. N. , und diefe* ift die 
jifdresie au besoin oder die Noth- JdreJJ'c^ h^^ 
eepteur ^une Lettre de chatige** findet fich; aber 
nich% üceeptani d*une Lettre de change^ ungeachtet 
▼on Manchen ein feiner Unterfchied zwifchen diefen. 
beiden BenenBimgen. genKicht wird« Nieh ihrer Mei^ 
imng ift aecepteur derjenige, auf Atn der Wech(el ge* 
sogen ift^ der Bezogene ^ alfo derjenige ^ der nadl^ 
Ordre des Anaftellers den Wechfel annehmen feil', ev 
nag es t^an oder nicht* Jcteptant ift derjenige» dev 
den Wechfel wirklich annimmt » et ttj der Bezogene 
oder ein Intenrenient. ^^Assiente^ Assiento- Tractat^ 
d. i* ein Contract dea Königs von Spanien mit den 
EnglSndem *wegen Lieferung der Negerfelaven n. f. w. '* 
Da diefer Tiaetat nicht mehr gilt : fo hätte bemerkt 
werden können» dab derfelbe Tractat fchon früher 
Bwifchen Spanien und Frankreich befiand« ^fBanque' 
de Londres**. Derjenige» welcher den erften Vor- 
fehlag zur englifchen Bank machte^ hieb nicht» wie 
einigemal vorkommt, Petersen p fondern fP'ilUan^ 
Faterson, Di« Gefchäfte diefer Bank beftehen auch 
nicht allein» wie angegeben wird» im Diacqniiren 
der Wechfel» fondern vorsüglfch im Handi^l mit Gold 
und Silber nnd in Geld-Negocen mit dem Staate» 
dem die Bank bekanntlich groCse Sununen verleihet.. 
^Jfforage. Mine damalige fVeintaxe,** Es fpU wohl 
eine ehemalige heiben. Aber auch dann wäre die 
£rklärui)g noch nicht beftimmt genug. Afforage und 
affeuruge (beides ziemlich veraltete Wörter) heibt 
überhaupt eine gerichtlidie oder pol^ejliche Beftim* 
ihung einer Abgabe von Marktwaaren».- ift höchft 
wahrfcheinlich von dem alten franzölifchen Worte 
Jor (welches von dem lateinifchen Forum abgeleitet 
wird) entftanden» und ward eigentlich von folchen Ab« 
gaben auf Wein gebraucht , die ein Gutsherr von den 
öffentlichen Verkäufern auf feinem Gute zu fiodern' 
berechtiget war. ^^Chijfres Francois de comple oü- 
de ßnaiuel z. B/ x, i» i» I.** Was feil man damit 
machen ? l^e Chijffres Francois find keine anderen» 
ah die Chiffres Romains » nur dafs man die dazu er- 
foderlichen fiuchftaben L V. X. L u. f. w. nicht ans 
der grofsen lateinifchen» fondern franzöfifchen Cur- 
rent^chrift hernimmt» fieh einige geringe Verände- 
rungen erlaubt, und z.. B. 80 nicbt durch bcxx» 90 
nicht durch xc». oderlxxxx» 9a nicht durch Ixxxxii, 
fondem durch iiij**, iiij?°^x und iiij**xij bezeichnet. 
Ob nun die eigene Art der Franzofen » quatre-vingts, 

Siatre'Vingt-dix f. quatre-vingt-douze zu zählen, zu 
efer Schreibart Veranlaifung gegeben» oder umge- 
kehrt» ob diefe Zahlzeichen die franzöfifchen Benen- 
nungen hervorgebracht haben» verdiente vielleicht 
von einem Sprachforfcher unterfucht zu werden. •»/./- 
vres de commerce.** Die Erklärung» welche der Vf.. 
von den Handlungsbtichern giebt» pafst nur für die 
nach doppelter Art geführten. D»^t)fefe Art aber 
noch lange nicht allgemein eingeführt ift: fo hätte 
folche auch auf die Führung der Bücher nach einfa- 



Ata Art entgeiichtet werden mullenw^ Im heften wl- 
ve^es f^i¥efenv wen« die Namen der Handlmngsbö.* 
eher nur tH>erfetzt und gar nicht erklärt worden wä« 
f ea. Dia Anmerkung^ »»dab viele Engländer nur ein 
Journal und Hauptbuch halten » ftatt dea Brouillons 
abet fich eines Buches bedienen » welches fie Memo^ 
riml nennen *S enthält manche Unrichtigkeit. Der 
Vf. überfetzt felbft Brouiüon ganz richtig durch Me^ 
wiorial oder Kladde : warum fol) denn das Memorial 
bey den Engländern etwas anders als das Brouiüon 
kyn^i Bey £roiiii/a7i4)ätte noch bemerkt werden fol- 
len» dafa es mUhBrouiUard und Main-eounrnte hei- 
de. ^Le nouveau style ^ der neue Stil« die neos 
Tagsrechnung» d. i*. nach dem gregorianifdien Ka- 
lender 1 1 Tage fpäter als der alte Sdl." Bekanntlich 
ift der Unterfchied jetzt isTage. Beym Artikel Sucrt 
hat fich ein grofser Irrthum in Anfehung der Zucker» 
welche in den Handel kommen und nidit hinein- 
kommen r eingefchiichen. Von ' den ZuckeriTurroga« 
ten find nur der Sucre de betterave und der sucre di- 
roi/e angeführt worden. Die Redensart: fjktßitre de 
sa signntnre** ift nicht überfetzt», (ondem blofs fol- 
gendermafsen erklärtr: »»ift der Bezogene, fo lange er 
den Wechfel in Händen hat; es fteht ihm freyyCdnAc- 
cept ausznftreichen ; hat er aber den Wechfel zurückge- 
geben ; to fteht diefes nicht mehr in fdnerMacht» auch 
wenn er ihn zurückbekommen foUte.**' Diefe Freiheit 
hat der Bezogene nicht allenthalben», am wenigßen in 
Hamburg nach dem hamburger Wechfelrechte; anch 
die franzöfifchen Gefetze de^ Code de commerce 
khränken diefe Freiheit ein. uMandat » eine An- 
weifung« Affignation»'* Mandat ift eigentlich eiue 
Vollmacht» ein Befehl, ein Auftrag» der fchriftUche 
Befehl eines Oberen an eine öft'ei^tiiehe CaiTe» Zah- 
lung zu leiften. Un mandat commerciel ift eine An- 
weuung oder Affignation eines Kaufmanns auf einen 
anderen » an dcfnjfelben Orte wohnenden Kaufinano. 
So gut als der Vf. abimi de dettes aufgenommen bat» 
hätte er auch accabU de dettes^ beym Artikel Mar- 
chandises auch die Redensarten Ularehandises nau* 
Jragies^ avariies^ marinees u. f. w. aufnehmen kön- 
nen. Warum Maeis, Moscouadc, Cassonade n. v. a» 
Wörter keinen Platz gefunden haben» wird (chwer- 
lieh anders als mit Übereilung entfchuldjgt werden 
können , fo wie wiederum die Aufnahme ibither Ar- 
tikel » die nicht in den Handel kommen » als Manioc^ 
^^avet u. a.» einen gleichen Grund haben mnCs. Hm 
und wieder fehlen bedeutende Redensarten» oder die 
vollAändige Uberfetzung und Erklärung der franzö- 
fifchen Wörter» z. B. bey Main fehlt une main de 
papier, ein Buch Papier; acheter d la maiu ^ nack 
dem muthmafalichen Wiegen in der Hand kaufen; 
lächer la main » den Preis telbft herabfetzen ; veudre 
hqrs la main^ maiihd^oeuvre u. f. w. 

Im L^ietiom de marine und de droit treten die 
nämlichen Verfehen ein. Um nicht zu weitläofiig 
zu werden » wollen wir nur Einiges anheben. Im 
erfteren fehlen : ^ißlche^ embossage, rallier les bäti' 
mensr riposter , prendre des sondes^ bey Pont hätte 
man noch vaisseau ä trois pontSf bej Adle rdle 



MI 



M A y s 8 i 3- 



SSfi 



t üTfUMMfint #£ Mssitfnuwunt f Bmmiiviiii^* tukd Vcf* 
abfdiiecIttngs-RoUen, hey Armer un bätimänt^ armi ou 
in armementf ein Sehifl^ daa fchon auagerüAet. ift; oder 
iiocb autgeräßet wird , hey la Orossc^ emprunter it 
ta grass09 *uF einen Bodmerey-Gontract Geld aufneb- 
men, bej Corps ds vaiss&uu emprunter sur le eorps 
et fuille du vaisseau^ ^ey arriver arriver a bau 
portf glücklich anlanden, hinzufügen können. Foya- 
g§ fdut gans» alfo auch voyage en mer^ voyage de 
lang cours » 110 navire en voyage ou dans le port , le 
voyage est rompu (rückgängig)« la rupture du voyage^ 
le retardementt la Prolongation du voyage etc. Eben 
fo Lais et relais de la mer, dfix Anwncha dea Meerea^ 
„Eii^uf, SchiflEi winde,** ift nicht auaführlich genug* 
£f heiGM auch Fifcher-Netz und andere Fircher-Werk- 
aeuge. — Im Oiet. de droit fehlen : faire enauite^ htre 
admis ä faire enquite, %xi forclos hJkXXe woul die Re-^ 
denaart: Hra et demeurer forclos ^ su offres auch I0 
pbis offiramtf adjuger au plus ojfrant hinsugefügt 
werden können* Jßnchirisseur ^ te dernier encheris^ 
wir, eonfdrence^ conferer^ confectien fehlen mit al« 
len AUeuungen und eigenthümlichen ZufanunenfteU 
. lungen. So audi effet^^ in der Bedeutung von fVir* 
hing* !&ey Dccision fehlt dJcision arbitrale. JLouer, 
Alluvionf Droit d^alluviwi fehlen. Bey fou nni falle 
finden fich blob die Redenaarten /o/-a;;/ra/ und /o//«- 
iuehire mit der Bemerkung: ^Siehe diefe Wörter»*' 
foUappel findet fich a» feinem Orte, aber nicht falle-- 
mckhre. Censive^ Censuel^ une terre censuelle. 
fehlen. La huitaine findet fich, aber nicht iVi fum-' 
Züina, duns la quinzaine. Bey Hsion yevniiTen wir 
Rielamer pour Usionf pour cause de lision, la lisian 
outre moitii. 3eyjEtat: les itats defrals^ daa Koften- 
veneichnifa» constmter et arrHeriesetalsdefraiSf 
wi itat visi et arrHi. AfficheSf apposer des ajniches^ 
findet fich nicht. Folgenden Artikel wird Niemand 
verliehen, der nidit fdion vorher Kenntnifa davon 
hat: ,,^zi ni()$'c le franc^ au mare la livre (fiatt au 
S9U la livre) de lenrs erianees^ nach Mafagabe, pra 
rata ihrer Foderungen. Nota, jiu marc lefranc ift 
jetzt fchicklicher ala au marc la livre.*^ Wo ein Je* 
der nach Verhältnifa feiner Foderong zu dem Beftan- 
de der ganzen Maße abfchlägliche Zahlungen erhält, 
ab z. B: bey Concursmaffen , bedient man fich dea 
Aufdrucka pttyer au sou oder payer au mare la livre. 
Weil J0U bekanntlich den zwanzigften Theil und marc 
die Hilfte einea Livre auamacht. Daher fcheint et 
Rec auch nicht ganz richtig zu fejn, wenn man, 
biofa der neuen MünzverfaHung wegen, payer au 
marc le frane lagen w<rflte, da- marc wohl eine 
pars aliquota vom Livre , aber nicht vom Franc ift, 
hier aber eine proportionirte. Zahlung in Procenten 
dnagedrückt werden foll. Stage^ Urgent ^ Urgence^ 
^cte d*urgence und fehr viele andere Worte fehlen. 
Auf Galliciamen ift ebenfalla viel zu wenig Kück ficht 
genommen worden. Sooft hätten wir bey Marehan^ 
dises zum Beyfpiel nicht vergeblich gefncht nach 
^arckandises de demande, aller en marchandise^ fich 
der Handlung widmen 9. un vaisseau moitii marchan* 



dise moitii giHrrCf emhewuffnttee'KznSAtäey'Schiff^ 
und andere. Eben fo haben wir Rabais und dSe Re* 
densarten danner, oder mettre au rabais, adjucm* 
tian. an rabais, fo wie bey üflrr, wo fich nichts ala 
mise en possession findet , la premiire trUse a prix^ 
ta demiäre mise^ ungern vemdfat. Daa Wort feu foll« 
te in diefem Dictian. auch nicht fehlen , da es oft io- 
der Bedeutung von Licht oder Fackeln vorkömmt, ala 
ekasser aufeu^ picher au feu^ aller la nuit sans feu^ 
Padjucatiön est faite aU phis offrant et dernier an- 
ckirisseur ä Vexiinction des feuxr. Auch manche 
Druckfehler find unangezeigt geblieben , ala : Vendre 
de igri a gri ftatt de gri ä gri S. 177. Ktlolitrcr eia 
Mafa von 1060 Utres, ftatt 1000 Litres S. fioS tk a* 
D^fea Alles iftRec. bey einer ziemlich fchnellen Durch* 
ficht aufgefallen : ein langer aufmerkfauaer Gebrauch 
würde gewifs noch mehrere Mtogel aufdecken. Den- 
noch aber wollen wir dem Werne feinen Werth gar 
nicht abfprechen, da der Vf. nach eigener ftrenger 
Revifion diefen Mängeln durch Nachträge abhelfen), 
und bey einer zweyten Auflage , die das jetzige Be- 
dürfnila der firanzöfifchen HandVrörterbücber bald er* 
warten läfstr etwaa VoUftändigea wird Hefem kön- 
neu. (^« 

RoKKEBüHO u. Lbipmg, h. Schumanu: Verfuch 
einer valljländigen y. fyßematifck geordneten 
kaufmännifchen PFaarejikunde. Ausgearbeitet 
von Juguß Schumann, Erfte Abtheilung. Er- 
ßen Theiks I Band, die Waareuknnde der Haa* 
re und Federn enthaltend. Zweyte Ausgabe. 
1807. XXX IV u. 396 S. II Band, die Fortfetzung 
der Waarenkunde der Haare und Federn entb*il- 
tend, 1807. VIII u. 494 S. III Band, die Fort- 
fetzung der Waarenkunde der Haare und Federn 
enthaltend. 1809* 4^t S. u. 56 & Regifter. 8* 
(4 Rthlr. & gr.) 

Der als Vielfchreiber und unkritifcher Compilatev 
bekannte Vf. 'hatte nichts weniger im Sinne, als die 
^nze Waarenkunde, paeh der vorliegenden Probe» 
in zehn Abtheilungeu, jede zu drey Bänden, alfo in 
ungefähr einigen und dreyfsig Alphabeten abzuhan- 
deln. Zu unferem Vergnügen fanden wir jedoch am 
SchluQe des dritten Bandea, dafs er diefen Pl^n wie^ 
der aufgegeben, und ea bey der erften'Abtheihing wol- 
le bewiiiden lallen. Das Titelblatt dea erften Bandea 
ergiebt , dafs folcher fchon ztma zweyten Mal atlfge-^ 
legt fey. Die erfte Auflage ift uns jedoch nicht zti 
Geliebte gekommen; auch glauben wir einige Zwei- 
fel gegen diefe zweyte Auflage hegen und annehmei^ 
zu dürfen, dafs der Vf. nur eine Buchhändler-Specu* 
lation damit beabüchtigt habe. Die Vorrede ift von 
i8oa datirt. Bey einer neuen Auflage hätte feine 
Schreibefucht ihn die gute Gelegenheit, eine zweyte 
Vorrede zu fchreiben, gewifs nicht verfäumen laflen. 
Im Werke (elbft kommen Stellen genug vor, die von 
einem früheren Dato als 1807 feyn müUen. Das fran- 
zöfifche Reich wird* z. B. immer noch franzöl^fche 
Hepublik genannt,, und Xelbft daa Verzeichnifa der 






M9 



*. A. L. Z. M A Y 18*5» 



^ 



rom VI. rarlegten Bocbar, weichet dleCem Bande 
angehängt ift, reicht nur bie iQ09. 

Anf eine höchft - naive Art gefteht der Vf. in der 
Einleitung, dats der Entrchlufa zu dtefer ungeheuren 
Arbeit, welche nicht blofs die ausgebreitetfte ßelefcn- 
heit , die feinfte Kritik und eine lang) Arige Vorbe» 
reitung , Tondem auch die gröfate praluifche Waaren- 
kenntnifs vorausfeut, plötzlich in ihm entllanden 
fey/ ala er in irgend einem Bücherkaulog Marper- 
gm-s Bäfchreibung des Haar- und Feder- Handels veX' 
zeichnet fand. »»Es fehlen mir etWaa fonderbar»'' fagt 
cr/\»dalCi fchon vor beynahe hundert Jahren über ei- 
nen Gegenßand« der bis jetzt meiner Jufmerkfamkeit 
fo , ganz eiufchlüpft war (der Vf. war alfo eingeftan- 
dener mafsto noch gan« unvorbereitet) ein Buch von 
beynahe 400 Seiten hatte gefchrieben werden können. 
Ich wurde neugierig, et zu fehen, und nach mancher 
rergeblicben Bemühung, diefe mercantilifche Anti- 
quität zu erhalten, wurde meine Neugierde vCndlich 
befriedigt. Ich fand in dem Buche nun freylich nicht 
das, was ich vermuthete; allein eben der Umlland, 
dafs ich mich getäufcht fah, brachte den Entfcblufa 
bey mir hervor, diefea Werkchen umzuarbeiten. Ich 
machte mich rafch genug ^ara/i, ihn auazuführen.** 
Nun las er Alles, waa ihm vor die Fauft kam, fam- 
melte, excerpirte, fchrieb Briefe um Belehrung an 
alle ihm bekannten und unbekannten Kaufleute, und 
brachte mit fleifaigen Fingern diefe ftattliche Compi- 
lation zu Stande. Durch diefea gelehrte Aufftöbern 
ift indellen doch auch recht viel Gutes und Branchba- 
res zufammengefchleppt worden i und da der Vf al- 
lenthalben (freylich nur zu weitläuftig) (eine Quellen 
genau angegeben hat : fo könnte ein kritifcher I^efer 
manches Nützliche aus dem Schwalle von wahren, 
halbwahren, falfchen und lächerlichen Nachrichten 
herausziehen. Wer fich aber daran machen wollte, 
müfste die ausdauemdfte Geduld und einen groben 
Ordnungsgeift mitbringen» da der Vf., dem es nur 
mm die Bogenzahl zu thun yrsKtt alles ohne Ordnung 



und ohne Sichtung ans guten , fchlechtep und lügen, 
haften Schrift ßellerh abgefchrieben , felbft die Nach. 
richten eines XJambergers nicht verfchmähte, und Id« 
der noch ipit eigenen feichten und weitichweifigen 
Bemerkungen fo verbrämt hat, dafs wenie MenCchen 
im Sunde {^n werden , der tätigen Weile und dem 
Mifsmuthe über die durch diefe Lecttire varfchweo* 
dete Zeit zu widerftefaen. 

Wie wenig Vorkenntnifle er zu diefem grotsea 
Unternehmen mitgebracht habe, und wie gern er fich 
doch das Anfehen eines kritifchen Schriftftellen ge- 
ben möchte , hat er biey> dem Artikel : Teßie und id- 
nes de chevron^ recht deutlich an den Tas gd^. Wie 
alles nicht mebr helfen will, das verzweifelte ehevron 
autzuKlären : fo foil es nach Ausfage eines gebornen 
Franzofen eine junge Ziege bedeuten. Eine £rkli- 
rniig, die Niemand zugeben wird, der gründiick 
Franzöüfch verftebt. — Seine GeCchwiuigkeit gelit 
fo weit, dafs er B. 1 S. S95 ganz unbefangen fagt» 
es fey ihm weit weniger darum zu thün , erfahrene 
Kauüeute durch (eine Nachrichten zu belehren, ib 
ihnen Anlals zu geben, feine Kenntnill'e zu hendk* 
tigen und zu vervoUftändigen. Die erfahrenen Kaof- . 
leute haben wahrlich ganz andere Dinge wo. thiiQ, 
als Hn. S. in die Schule zu nehmen« 

^ Befondcrs gefchwätzig und weidSuftig ift er im 
Artikel P^rj^^Atf, der doch jeut fo wenig Interefflefor 
den praktilchen und gelehrten Kaufmann haL Er 
liefert darin nicht nur eine Befchretbung von derF^ 
rucke der ifraelitifchen Prinzellin Michat und dei 
berühmten ^'eldherrn Hannibal, fondem führt nod 
heben verfchiedeue Arten Männer- und neun vcr- 
fchiedene Arten V\ eiber- Perücken von S. 73 bis & 109 
in der fcbönlien fyilematifchen Ordntmg, durch Bacb- 
ftaben und Ziitem abgetheilt und tmterabgetheilt, 
auf. Doch wir wollen die Geduld der Lefer Dicht 
weiter mit der Anzeige einer Schrift heimfuchen^ wo- 
bey uiifere eigene Geduld von Amts w^^en auf eiae 
harte Probe gelkellt worden iSu (ff. 



KLEINE SCHRIFTEN. 



HAvnrinioiwrssKiitenAmif. Berlin ^ b. d. Gebr. G&« 

dick«: Die SpeculatioBSUjiJfenfchßft für denkende, Oejchafts* 

mäniter nut einander geletzt und durch BeyfpirtU der neuem 

Zeit erlämtert von S. G. Meismr, igii. 114 S, g. (logr.) 

Wenn man auch noch fo gemäftigte Erwartungen von den 

Talenten det V fs. ^ he^t : fo mufs man doch beym Anblick 

des Inhalu- Verzeiohniflfes und der Überrduiften der ii Ca- 

pitel, woraus diefes BQchlcin beAeht. durchaus erwarten, 

•uf irgend eine Ausbeute von Belang zu Hofsen. Wie viel Lciir- 

j-eichet und Intereflantes liefse lieh k. B. nicht über Con- 

lunctur und Concurrenz, aber die Uta* und Nehtn» Rück» 

nchten , £6 wie über Glack und Unglfick b^ Speculatioaen» 

welche der Vf. im 6» 7 und 10 Cap. abhanuelt , fag^ ! Aber 

man w^ird durchaus ^etSufcht, und findet nirgends etwas, das 

fich über triviales Raifonncment und gedankeiilofe ConipiU- 

lion erhöbe.^ Wie wire es nur ~ beym eeriiigfien Nachdenken 

möglich» die CUlTe der Sfeculiuueit lo weit aussudehnen. 



dafs inan auch Prediger, welche ihre Vortrige und ihr Be* 
nehmen nach dem Bedilrfiiifle ihrer Gemeinden einriclite^ 
um Jie (deren MitglieuerJ zu fleifsigen und rechtfchaffeiiea 
Menfchen zu bilden , zu ihnen rechnete , wie S. 51 , chier 
dafs man die Aflecuranz • Speculationen , im Jahre a^ii, fSr 
einen ergiebigen El-werbszweig der neueren Zeit atugibc^ 
wie S. 05 eelclüeht ? Doch eine ^ewüTe Clafle kauhnjju» 
fclier Schiiftßeller der neueren Zeit erlaubt fich Alles, iia^ 

fiebt dadurch eine Gering fchStzung ihres Pnblicums zn er» 
cnnen , di e ernfUicl^^ei flgt zu werden Terdient. Über ^ 
Rechtfchreibung und den Mil des \fs. geben wir nur eini» 
geBe^fpiele. Erfchreibt: Ajjekurateur\ rifikäntx der Kri<^ 
Jiat eine Menge BedflrfnilTe nöthig ^ die man in JTri. deimei« 
ten nicht kennt ; es ift lobenswerthe Speculatioa yon jiuh 
gen fich felbft überlaflenen Menfchen - • - - fich bo einem ((•* 
Ichickteu Gefchaftsmann in feiu^m Fache sa bildoo« 



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J E^^ N" A I S G H E 



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ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



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ERBAI/UNQ8SCHRIFTEN. 

ZiTLi^iCHAu • io- dcif dariunannfckeri BncbhaivAimg': 
CkriJiUche JMigionsiwrträge ^ nebft reKf^iöfen 
Betrachtungen ak- Einleitung zu den PFedigften» 
rein C. fV. SpitkßT^ Dr. der Philof., Prof* der 
Theologie und Prediger an- der Oberkirche su 
F^rankf urt an der Oder, (i gt s.) LXXX a. 309 S. £• 
, (lEthlr. li&gr.) 

X^id unbekagliche EmpÄndang, mit weldiinr Tlec. 
gewöhtdich Tiett erfc^ien^f^nre Predigten in die Hand 
nimmt« ward ihiA diersmal (ch&n und Teichlich ver- 
golten; Xit^^ er bJÜt es für ein angenehmes Gefchäft, 
die Betrachtofiget) ^ zu detien ihm das I^Ten des ge- 
nannten Buch« AnTafs gegeben, und feine Bemerkun- 
gen über daffelbe den Lefem diefer Zeitung rörznlegen. 

Was uns an den meiften Predigten mifsfaWt, die 
-Mrir in onferen Tagen hören, oder, als in ihm^n ent» 
^ndene, lefen, ift auf der einen Seit* ein kaltes Äus- 
«inanderfetzen allbekannter, auch dem fchwächften 
Sinne fafatidier moraRfcher Sätze, ftuf der anderen 
einBeftreben, fog^nannte' Ideen, die in thtfercr Zeit 
im Umlauf find, eben fo leicht zu fallen als zu erlan- 
gen « in ein chriftHche« Gevrand gehüllt, mit poeti- 
fcbem Prunke roritttragen. Wenn die Predigten der 
erßen Art, kalt von Natur, nicht zu erwärmen rer- 
-mdgen, «ind ihreö Hauptzwecks, der Erbauung, ver- 
fehlen : fo erwecken die anderen Unwiticn und heili- 
ges Zümta , indem durch fie die Vernunft gefchmäht, 
und A^"^ HeHigfte zu einem thörichten Spiel herabge- 
^i^ürdigt w^ird. — Ganz natürlich , wie das Bedürf- 
nis da ift, regt fich da« Verlangen nach 'religiöfen 
Vorträgen, die, aufdemfeften Grutide def £rkennt- 
mls der göttWchten Wahrheiten ruhend , in herzlicher, 
•such dem Niehtgebildeten fafslicher Sprache diefelbcn 
4arAellen*:folkn. — ^ Wer diefes Bedüffnifs und diefea 
Verlangen empfindet, den laden wir getroft ein, die 
'genannten Predigten zu lefen. 

Dab.der Vt derfelben fich nicht begnügt habe 
tafidem,, WttB einem 'Jeden Verftand oder Erfahrung 
lagt, nmdefswiHen der GeiftHche keines weitumfal- 
fenden, tiefen Studium^ bedurfte, zeigt die Vorrede. 
Er kennt die* Religibn, die Ewigen, dem Menfchco- 
gefehlecht im feiner SeHgkeit nbthwendigen Wahrhei- 
ten ihrem Wefen nach, und hat fich's zur Freude gc<- 
macht, »ü forfchen, wie von den früheften Zeiten an 
fie üch dem Qf^%^ ^auagezeichn^ter Menlcben kund 
gethan ha^en. In diefer Huilicht hat uns die Vorrede, 
tue zugleich dieFoderungcrn aaslprrAti welche man, 
der Natur decSacHe nach, au den Prediger und diePre- 

/. A. Im Z. i8»3- Zweiter Band. 



digt macfht, Intereffe ge\y»hrt. Docb wollen wir 
-«licht verhehlen , dafs uns manchmal das unendliche 
H^itfren.geftört hat; wir hatten an vielen Stellen una 
"gern mit des Vfs. Wort begnügt; auch, wo gezeigt 
-^erden foH, wie die ewigen, auf die Gottheit fich 
beziehenden Gedanken dem menfchlichen Geifte ent- 
quollen und« foUte man nur auf die Blüthe der 
M^nfchheit fehen, und weniger bedeutende, profanere 
Stimmen nicht erfchalle« lallen in dem würdigen Chor. 
Was nun die Predigten fei bft betrifft^ fo muCi 
Rec. es zuvörderfl höcblicb rühmen , dafs der Vf. £6 
'ern-ftlich dahin ftrdbt, den Sinn für chrißliche Ge- 
ineinfchaft, für eine Gemeinde unter feinen Zuh5- 
rern zu wecken und zu erbalten. Die Wahrheit ge- 
winnt an ihrer ßegrcichen Kraft auf Erden, ihre Herr« 
lichkeit, ihr Troft wird einleuchtender. Alles; wat 
Ton ihr ausgeht, wird lebendiger, wenn die, die fich 
zu der Wahrheit bekannt^ in ihr ein Mittel inniger, 
geiftiger und berzlichef Verbindung haben. Man 
Werfe einen Blick auf die erften geilllichen Gömein- 
den, auf die lutherifchen, als der Geift des Stifters 
'noch in ihnen lebte, und man wird die fchönfleri Be- 
lege zu dem Gefagten finden. Es ift diefes fo klar, 
dafs es kaum gefagt zu werden brauchte, wenn nicht 
der Sinn für Gemeinden in der chriftlicben Hirche 
faft verfch wunden w^re- * Und wie viele Prediger 
j^iebtes, die darauf dächten , ihn wieder zu erzeu- 
gen? Kaum dafs noch einige veraltete Formen br- 
achtet werden, die der Sinn für euie Gemeinde in 
früherer Zeit erzeugt hat. Aber Formen ohne Leben 
find nichts nütze. Die erßen Bedingungen, dafs eine 
Gemeinde fich fühlen lerne, fehlen. £s wird ihr 
nicht wichtig gemacht, wenn ein neues Glied ^ch 
/arn ße anreiht; fie erfährt kaum ihren Verluft. Was 
aber ift das für ein Körper, der nicht empfindet, 
wenn ein Glied von ihm abgelöfet w^ird? — Sthwer 
'ift es, wir fühlen es nur zu fehr, dem Geift der Zeit 
entgegen zu arbeiten. Aber er fey gefegnet, der 
Mann, der es unternimmt J Und der wahre Geift 
bildet am Ende doch auch feine Zeit. — Um zu zeigen, 
w'ie dißr Vf. der vor uns liegenden Predigten in Rück- 
'ficht auf das eben Gefagte denke und verfahre, nen- 
nen wir die letzte der Predigteji: 9, Über die Qüie 
•und Vaterhuld Gottes ^ wie Jie ßch im abweichenden 
Jahre in unfe^er kirchlichen f^erhindung offenbart 
Äfi^;*^ gehalten am letzten Sonntag des Jahres. — ^ 
Hier %fird die Gemeinde zum Dank aufgelodert füjr 
die Kinder, die durch die Taufe in ihre Mitte* aufge^ 
nommen find; fie wird zugleich erinnert an die Hei^ 
ligkeit der Taufe, an ihre Bedeutung ; der Einzelne 
fühlt es als einzelne Pllicht, dafs er ein fieyfpiel ge- 



91 



A^7 



I£I9AISCH£ ALUG. MTERATUR-ZElTUIia 



tfi0 



ben mxLSTe dem, der fem Auge auf ihn richten wir^ 
ult auf eia äkeres Glied einer groben Familie. Die 
EriAnerung an den Gelfiuf« des Abendmahls wird be- 
deutend durch die Beziehung auf die Vielen , auf die 
Gemeinde, die es verenst genoflfen. Sie find in dem 
Jahre noch einmal verfammett als Brüder und Schwe* 
Aem; und wenn einige hingefchieden und: die from- 
me Erinnerung , die für &e erweckt wird, erregt dea 
Vorfatz, emft das Leben zu nutzen, und, brüderlich 
vereint zu einen» würdigen Leben, das neue Jahr za 
beginnen. Es kann nidht anders fejn ; wa's für fich 
e^, ehrwürdig ift, es wird heilig, wenn es er- 
fcheint als Vielen bedeuten d^ von Verehrten geehrt. — 

Wie d^r Vf. die ewigen Wahrheiten der Religion 
in ihrer Tiefe erkannt, berührten wir oben; wir fu* 
gen hinzu,, dafs keine der Predigten ift, wo diefe 
^yabrheiten , wenn auch nicht Thema ,. doch Funda- 
ment find, auf dem Alles erbaut ward. -— Diefs ift 
auch der Fall , wo fich eine Predigt auf ein Ereignifs 
der Tjeitp auf die Zeitumftäade überhaupt bezieht« -^ 
Und hier ßofsen wir auf eine neue Seite, von der an* 
gefehen , die Predigten uns vortreftlick und der Em- 
pfehlung würdig erfcheiaen^ — Was hUft alles Pre- 
digen Gottes und der Wahrheiten , die hey ihm find, 
wenn der Menfch nicht die Hand Gottes in feiner 
Zeit, in feiner Umgebung, in feinem eigenen Sejn 
erkennen lernt l Nie wird der heilige Emft im Mea- 
Ichen erzeugt werden , „der das Leben zur Ewigkeit 
macht'% wenn diefer nicht an die Gegenwart würdi- 
ge Betrachtung anzuknüpfen weifs.^ -^— Der Predi- 
Ser, der in diefem Sinne redet, wird in^ fchönften 
inne Vermittler zwifchen Gott und dem Menfchen, 
und Tröfter in dem oft fo traurigen Leb^. Unfer 
Vf. verfiand es. Man lefe, fich zu überzeugen und 
fich zu freuen , die Fredigt gehalten am Tage der 
TodteuFeyer der Konighi Liäfi. Gleicherweife nen- 
nen wir hier die über den f^erluß , den Frankfurt «r- 
Uttf da ihm Jeine Jkademie genommen ward. 

Wie Hr. S. die heiligen Gebräuche der Kirche 
dirt und ehrwürdig darzttftellen weifs, davon kann 
die predigt: Über die /Jbßcbt Jeju bey der Einjetzung 
des heil. Abendmahls^ Zeugnifs £ehea. -* Sie ift» was 
wir von allen Predigten nodb befondera rühmen, 
acht chriftlich. 

Was von Herzen kommt, das geht zu Herzen, 
fagt ein altes Wort, und findet eine Sprache für dias 
Derz. Das fand Rec. auch hier beftätigt. Die Spra- 
dtie der Fredigten iß durchaus angemeiTen : erhaben, 
wo fie die Gottheit preift, und die Kraft« die imMen- 
Ichen wohnt; rührend, wenn fie den Heiland (chiU 
dert in der Stunde des Abfchieds; einfach und milde, 
wo fie'die Genügfamkeit empfiehlt; edel, wenn fie 
die edle Königin fejert; eindringlich und herzlich, 
wo fie bey fejerlicber Einfegnun^ den Kindern Worte 
des Lebens mit auf die weite Reife giebt. Auch po- 
pulär ift die Sprache, wie unfere Zeit diefes möglich 
macht. Die Predigten find vor einer Gemeinde ge- 
halten, in einer Stadt, wp man Bildung vcrmuthen 
darf. — 'Oft find Stellen der Bibd-eingeHochten, im- 
mer gefchickt und ungezwungen. Nie ift ein Spruch 



der beil. Schrift blofs aTs Motto behandelt, wie wir 
diefes beut ^u Tage fo <rft finden. Rec kann nidit 
umhin, da ihm Mehrer)?8*aa geben nicht vergönnt ift, 
wenigftens eine Stelle als Probe des Stils ansuführen; 
et fey eine aus der Todtenfejer der Königin. „Aber 
fiehe,. heifst es S. 132, eine Königin, umgeben ron 
Macht und Hoheit, umkleidet mit allen Reizen irdi- 
Ccher Schönheit, ausgefluttet mit Allem,, was dem Le- 
ben Werth , Genufs und Bedentfamkeit su geben ver- 
mag,^ geliebt von ihrem erhabenen Oemalu , verehrt 
von ihren hoffnungsvollen Kindern, angebetet von 
einem Volke, das fich in ihrem Befitz fo gKickfidr 
fühlte, legt in der Bkithe des Lebens, in den lahien 
der fehönften Wirkfamkeit Krön' und Scepter nieder, 
vertaufeht das erfrenliche Liebt des Tages mit detFio- 
ftemifs des Grabes, fteig» herab vom ghlnsenden 
Thron und kehrt mm Suube snrück. Bitte tiefe 
Traurigkeit verbreitet fich durch da» ganze Land; das 
dumpfe Geltate der Glocken verkündet laut den aUge» 
meinen Schmers \ alle Diener des Staats errchefaan 
im fchwarsen Gewände der Trauer, und auch 6u 
Heiligthum des Herrn feyert ftiH und emft den Tod 
der Entfchlafenen. Nirgend» h^n man einen Laut 
der Freude, und überall begegnen wir mitfühlenden 
Seelen , die einftimmen in die Klage der tranemdeii 
Liebe. — Wer wäre fo ftumpffinnig und ge^ßihlloi^ 
dafs er nicht auf||efchreckt würde aus feiner Betäu- 
bung , dafs er nicht die Flüchtigkeit des menfcbli- 
cheu Lebens und die Eitelkeit aller meufchlicben Din- 
ge erkennte f " u* t w. 

Hat Rec mit Freude das bisher Gefagte niederge- 
fchrieben: Co entledigt er fich zuletzt noch ungem 
feiner Recenfentenpflicht, auch das zu nennen^ was 
er ander» möchte. Es ift Weniges, und fey mit We- 
nigem gefagt. — So miCifiel uns in der erften Pr^ 
digt (es ift eine JntriUs predigt^ gehalten zu Frank- 
fürt a. d. O.) die, faft möchte man fagen, ideali- 
fche Parftellung deSen , was der Prediger feyn follte^ 
dann, dafs Co Vieles und Grofses angelobt wird« Es war 
ein Gefühl , das Rec dieCen Tadel eingab ; eß bedarf 
keiner näheren Erläuterung deftelben. . — Gern bit- 
te» wir ^uch von den Verfen, die hin mod wieder cm- 
geftreut find , manchen weggewünfcht. Sie find oft 
nicht fchicklich gewählt. So können die ungereiii»> 
ten, modernen Verfe am Ende der dritten Predigt 
keine fchickliche Wirkun£ hervorbringen. Ungern 
Iahen wir auch unter den köAlichen Secensfprüchoi 
in der herrlichen Conjirmationsrede Verleg wie: Üb' 
immer Treu und Redhchkeit u. f. w. 

Genug bievon. — Auch des Guten wird, wma 
auch, nicht hinlänglich für das Verdienft dies fiuchs» 
doch genu£ gefagt feyn, um es allen Freunden derfi^ 
ligipn , befonders aber denen zu empfehlen, die ^och 
eines Führers bedürfen , der fie einführe in die heits- 
ren » uoftreichen Regionen des ächten Chriftenthnmi. 

F. i. n. k, 

PÄDAGOGIK. 

Makmmbih, b. Löfiler: Prüfung der Lehrge^ih 
Jiändc und dt IMrßrt für f^olksfchuUn , mU 



s«0 



MAY » 8 » 5. 






Stzug auf' die Frage: Ifi Xe^ Vereikigimg der 
Minder in eine Volksjcüde ohne Rückßcht der 
(auf die) ReligionsverfohiedeTiheit pädagog^ 
fehen Orundjätzen angemejffen » Ton £• Reeber, 
Ffurrer itt Hildeiheim. igii« isoS»8* (9grO 
Sem Titel gemäGi» erwartet ma^ in diefem Bache» 
wenn auch nicht eine aotfäfarUche Darftellang» doch 
eine beftimmte Angabe der Lehrgegenftande » welche 
fich fiir eine Volkafchiile eignen» wie der Methode; 
nach wacher üe in derCelben Torsutragen find* AI- 
kia der Vf. erklärt imBerchlub» daCi er keinen Schul«, 
plan» fondern nnr dieBa&f» nach welcher derfelbe 
Bu ei^twerfen tey » habe liefern woUeo« Wenn nor 
diefe Bafia fdbft ein wenig fefter und genauer abge- 
oeichnet wäre! So aber verweilt der V^ .mehren* 
theila in rhapfodifchen Bemerkungen» die er zum 
Theil mehrmal» in Terfchiedenem Zufammenhange» 
wiederholt » und manchmal weitläoftig genug aua- 
fälurt. Seine Klagen find hauptDlchlich wider einen 
drejSicfaen Mibgriff in Volkafdiuleii gerichtet: »»i) 
dafa man die Lehreeeenftände su fefar Venridfältige» 
2) darüber snm Rdigionaunterrichte nicht Zeit genug 
gewinne» und 3) daa zuEriemende mehr fcientiEfch 
alt populär» mehr in abjiraeta alt ift concreto vortra- 
ge.** Man ficht leicht ein» dafs diefe Befch werden 
mehr einzelne Lehranftalten , als die allgemeine Me- 
thode in Volkafchulen treffen» denn mefe ift fich 
doch wahrlich nicht durcfaaua gleich. In Hinficht der 
Lehrgegenftande «iebt es ja immer noch die ^röfsere 
Menge der Volkafehulen » in welchen man vielmehr 
über Befchränkung » ali zu grobe Erweiterung der- 
felben zu Magen hätte; wo» aufser dem Lefen und 
Buchftabiten» nur der gewöhnlich in Fragen und Änt- 
Worten abgefabte Laadeakatechiamua der Reihe nach 
vom Lehrer abgefragt » vom Schüler hergelefen » oder 
aua dem GedächtnilTe hergefagt wird» ohne an die 
Erläuterung der Sätze im mindeften zu denken ; wo 
felbft daa Rechnen und Schreiben ei^tweder gar nicht, 
oder nur von einer fehr kleinen Rinderzahl getrieben 
wird. Da mithin der eigentliche Standpnnct der ün- 
terfuchung fo wenig fel^eftellt ift: fo konnte auch 
die Aoafnhrung dea Ganzen nicht andera ala fehr vage 
aua&llen. Der Vf. hat ubrigena fein Buch unter ge- 
wiffc Abfchnitte getheilt: i) Begriff der Erziehünga- 
lehre» a) Verwandtfchaft und Verfchiedenheit derEr- 
«ehungalehre» 5) Grenzen der Erziehungslehre» 4) 
Anwendung auf die mechanifchen Gegenftäude und 
auf die Richtung der Seelenkräfte» 5) Anwendung 
auf Religionalehre. in jedem Abfchnitte find einzelne 
ganz richtige Maximen eingeftreut, die aber allge- 
mein genug bekannt find, und in jeder befferen Un- 
terriehte- und Erziehunga- Methode (mit dtefcn ha- 
dert aber eigentlich der Vf. ) län^ft augewandt wer- 
den. Z. B. S. 59 : „Suche die niederen Anlagen den 
höheren in der Bildung unterzuordnen , und ü^e Ae 
insgefammt in einer Richtung, welche dem ganzen 
Menfchen angemcffen, und zur Erreichung jeneaZiela 
am zuträglichlten find." Wenn der Vf. verlangt» dab 
aie Religion immer in> genauer Verbindung mit der 
Moral gelehrt werden foU; fo haben dafichtavoUePä- 



dagogen^ auch dieb längft anerkannt- und zur Aus^ 
Übung gebracht. Rec. ficht alfo nicht ein, in wel- 
chem Pnncte die fonft gut gemeinten Vorfchläge deä 
Vfa. in der Unterrichtsmethode weiter führten» als 
wir bisher darin vorgedrungen find. Religiös mora- 
lifche Bildung bleibt freilich in Volksrchulen immer 
der wichtigfte Gefichtspunct : allein er fchliebt andere 
Lehrgegenftande im eeringften nicht aus» kann viel- 
mehr bej der Gefchichte der Natur und Erdkunde 
u. f. w. eben fo gut indirect, als bey der eigentli- 
chen Katechismuslehre direct erreicht werden. Über- 
fchreitet irgend ein einzelner Lehrer, das gehörige 
Mab bey jenen» oder lehrt er nach einer vierkehrten 
Methode: fo ift daa ein Vorwurf, der ihn individuelj, 
allein nicht unfere jetzigen Volksfchulen im Allgemein 
nen trifft. — Über die Frage» »»ob Kinder von ver- 
fchiedenen Religionspartejen in eine Volksfcfaule dür- 
fen vereinigt werden**» hat fich der Vf. am allerunbe- 
friedigendften geäubert; man erräth faft nur aus frag- 
mentarifchen Bemerkungen feine Meinung, dafs er 
fie verneinen will. Dennoch labt fich» mit gehöri- 
ger Einfchränkung, für diefdbe gar fehr viel Tagen», 
befonders in Gemeinen » wo die ganze Lage die Er- 
richtung mehrerer zweckmäbiger Volksfchulen nicht 
erlaubt. Die Frage verdient eine tiefere Unterfu- 
chuttgf hier aber würde fie zu weit führen. 

\v:Rth. 

GIESSEN» b. Muller: Karl Stockmann ^ oder der 
neue SchuUehrer, von H. JS. Zipperlein. ißn» 
»33 S. 8- (»6 gif-) 
Hr. Z, bemerkt» dab es nicht an zweckmäfsigen 
Vorfchlägen zur Verbeflerung des Schuhvcfens fehle; 
aber es fey Schade, dafs e|>en die Männer, welche 
die Vorfchläge thaten» nicht auch zugleich unum- 
fchränkte Gewalt hat teil, ihre Plane auszuführen» 
und da die Haupt bebe darin liege, belTer uiHerrich- 
tete und belTer befoldete Scbullehrer zu erhalten : fo 
fey, ungeachtet mancher in Hinficht auf Schulverbef- 
ferung von mehreren deutfchen Fürßen erlaifener 
zweckmäbiger Verordnungen» die Sache bis jetzt 
noch beym Alton geblieben. Er wolle daher keine 
Vorfchläge in Hinficht auf allgemeine Verbeflerungen 
der Landfchulen thun ; fondem nur darauf aufb&erkr 
fam machen » was jeder Schullehrer felbft in feiner 
Schule fürVerbelFerungen machen könne. Da er aber 
befürchte» dab er von Schullehrem »,vom jgewöhnli- 
dien Schlage** gar nicht gelefen werden möchte : fo 
habe er feine Vorfchläge und Regeln auf eine Art dar- 
^ftellt» welche dem Lefer zugleich Unterhaltung g$h 
währen» und ihn an das Buch felleln folhe. Rec« 
zweifelt»' ob die gewählte Einkleidung daa IntatelTe 
am B.uche erhalten werde. Denn dem Schullehrerv 
dem es beym Lefen um Unterhaltung zu t^t^ü ift» 
wird das gegenwärtige Buch zu langweiUg finden 
und bey Seite legen; der beflere aber, der es der Be- 
lehrung wegen zur Hand nimmt'» i^ird fich durch 
diefe Einkleidung unangenehm aufgehalten fühlen. 

Die Belehrungen blbft triift der Vorwurf, den 
der Vf. am Ende des Buchs fich felbft macht, dala £• 



3. 1. L. Zt MAY' 



1 8 



cn oberfUcWIcH hin^eWorFen ßna. Seine Entrchul- 
Äignng, dnU er kein« «usführliche Maihodik habe 
tclireiben wollen, ift nicht aoareichencL Denn wenn 
in einer Sache eine oberaachliche Belehmng «n üA 
nnxureichend und nniweckmäiflig ift: fo kann fich 
der, welcher diefe Belehrung freywiUig giebt, mit 
nichw entfchuldigen. Dah iber die Belehrungen 
wirklich unaureichend find , davon uor Ein Beyfpiel. 
Hr.2:. giebtS.gg. jj. »4 Beldirungen, wiedicÜbnng 
in der Kalligraphie eineurichten lej, und Tagt iroÄli- 
eemeinen , die Schreibefchüler mühten anerft »nge- 
wieCen werden, feße Grün dftri che au machen, fodann 
aie Weinen Bnthftabtn zu Ichreiben, »ber nicht in 



' alphabetftcher Ordnung,' fbnSem näeti Ibrcr Ablei- 
tung. — Diefe bekannte Regel weifa entweder der* 
-neue Schnllehrer Ichon , oder er weir« fie nicht. Im 
eifteil Falle ift ee nnnöt^ig, eine fo bekannte 3ache 
zu wiederholen; 'im zvi^yten Falle ift 4lie Anweirung 
20 fcorx. ' Denn die Methode , wie die feften Orend- 
ßricbe beizubringen und , liKmlich durch Hülfe meh- 
rerer Linien, zwifchen welchen die Striche xn fte- 
hen kommen, and die beftimmie Anweilung, wie 
ein Buchllab auf den anderen vorbereitet , iß hier die 
'HauptCacbe, welche der Vf. übergangen bau Und 
lo iÜ. ex faft durchgängig nicht tief jenngin feinoi 
'Gegenßaud eingedrungen. n. 



Ein gegenKiUger "T 

eeii , wie er ihn von 

S.»l «in. I««« M.le 

aT wie wir il'" ">" '"'" "*'" 

feiiiB Leiclienhyur bfgeb« 

weder da* Tlienia, 



nicht fo bald 



Eniie diere» Abfclited- 
. fioduin mig matt 
haben , >nan vveifa 
n wilfde. Eudlicli 
GefftLle eu fcbildetn , mit 



KLEINE S 

Magililmrg, b. Heinricbrfiofen I 

TB Karl frieArUh Au^uft l^nJ^ke, 

IT. in Magdabure, am Kwnjiea 

labK dcffcn Leben>Uufe und eiueni 

■a Franz ßogUUui pfiftermaitr. 

S. 8. C-le«--) D"Vf.. aerduicfr 

in rtbninche« Zeugnir» von der 

[ giebi, in wdclieT er mit feinen 

gelbiiden, liat Apoßelgefcb. S4 

und dal IUI .d<(S llicmi fnzogeni 

■■er Abrdiied , indem wir i) erwJ- 

nelinien wArdo, wenn er noch eiiv 

Mitte treten kütiute; und dann 

icu wollen, iudeni wir heute 

Klr niütTcn geftelien, aah nnt 

„„„ „, , _.. >h die Eimheihnig eeWleii bat, Her.» 

.beefeben davon, dafi derAbfcbied bf-y lullung diefer Pre- 
dift an.^.weylenPfingßt»e« f?b°n voibey WW, und alto nicbl 
von einem wirkUcUeii AbfchiedHebnien nie R«oe feyn kann, 
rondem blofa von Gefiihlen nach dem Aljrebiode : fo follte 
eine dankbare Gemeinde von dem Andenken |ilire* wATÜigr» 
lehieri fdenn daraufkommt doch - ■~-^- -'-'■-- "■■■-'■-- 
■ . i.;_....j ficU 

d«cb immer nicht, wie et 
fragten ■rir. wom niitii 

welchen Jemand Abfehied 

irr die Gedanken des Roc. beym Anblick dei lluxnaa 
Theil« Aber flbertarchi wurde er votleudi, da er weiter tai : 
„Weni «» den. Ve.^wigten veTgünnt w»re , noch eiiij..al un- 
1er un» aufiuneten und »um Jeulen Male in diefer 1 raiierrer- 
f-inmlnnK au reden: fo wflrde es gewifi innJcbft mit ebiem 
daikbaren Bückblick auf fein niu. geendigte« tidenleben ge- 
fcliehen. — ©wi im »inne de» lur Kühe gegangenen Lt L- 
KtaiA eaaUo.wwiB ich euch jri« euien kiiiaeu Abiift ftinei 

ui,„Z!. viiVr.." u~a .". foi«. d., I ,b.„. .,,( wi,liid,. 

ficnrt wild diefer gewiiunlich und auf )edenFall Icliicklicher 
nach der iVedigi vetleten. Uat» er aber biei dci Piedigt Celbß 
«nRewebt, und an der Stelle einaewebc wiid , wo gezeigt 
Wefdra loÜ. wie der Veifloibene Äbfcbied gcuoitjiien bibeu 
wörde, ia dock ein wenig auffallend Zu loben ift (ibrigru. 
die benlicho und edle Sprache , mit der der \ f. Iplicht. ^ur 
«uweilen haben wir einen kleinen J^tioh gefunden , i. B. 
Trenunncatceae 8. ... Bx ift j«« »\t> t.egenfiMid gUjchfaBi 
ihf ^tfchi*de* von ilun £ ja wohl gleichlapi ! Abei auch uoti 
dei sleichram , da« dei Vjf- hiniufelit, ifldor.--aii ohne , iuu). 
S-ai "MfiÄ» " f ^" Atfdiied) ine.ft denen Iroft bH.,gen. 
W.läie{hm*dien»chll.nwarenin..Leben." Alfo «er AbfcPi. ^ 
fotl Trofi bringen V B«ym Abfclyede kann man wiihl lioR 
b«ken, aber der Abfchied bringt, foiill kst)u>n lioüi uiui 
pialffe^eiui ger^ ficb von Jemanden ueuueu wollen.^ 

■ Lmpfig. b.' Graff: CtavU, Hoffnung, Liebe, Fraud: 
Zu ein«,* Jüanae tjir da. J.ib.u ge» >u.deu von A-r/ 
X-PF». »8><>- 94 S. ä- (8 S'-J Liebhclie Ulumen find es. 



C H B. I F T E N. 

welftlie der Titel nennt, uwd wertb, ia einen Knm g» 
wunden lu weiden. Ob das Winden lu obiger Schrift gM 
geretheii Tey , wird fich gleich EcigeB. J atnit dar Lrttr 
nicht etwas Andere* ci-vtailc: (o mait ihm gieicU giLet 
weiden, dafa <i' liier viei VTeäiglta lu Ufen bekoinivl, wä- 
■ clie «r nicht oho« F-ibauunc aus dtr Hand ieetn wiiii. Di» 
Themata jeati Predigt Und ffchon auf dem Titel angegeben. 
I, Glaube dber Marc. 'i6, 14 — so, iwo die K«Ui«veiidifiknr w 
Klauben (Warum nicht lieber Jds Jkdüituir« dea (ilauban!), 
der W'eith dei GLuiLeus ^ticigc uu^ ci^dlich Anwendungen 
bcygefflgt ivcrdeu. I^ineii ne^iü d«l Glaubens vmiiifstei] 
wii um fo mehr, weil dadurch der Weitb delTelben im Ge* 
genfaix gegen iVleinnng nnd ^ ahn nocli bcHer eingBlcudiuf 



o. ü lieifat N i „Ift d 



n der 4ilaiiba fo tt 



Unierriicliunceii über den Zuftand derSeligen nach dcmlodi 
nferen känfiigen Aufenthalt in der Fredigt an kn- 
eife der UnfteTblicbkeit , die iler Vf. gid)t. !■■ 



' IB. es denn Uuircht , liars fein Aafcbcn bey uns cerimken ilt, 
dafs wi> ihn be} nalic windigen, wie den Abel glauben und dit 
Leiehieliiibigkeil i- Daif denn ein denkender Menfck lieh 
'nicht Ichnmen zu glaubcnt Soll dnui der Starke ün Gcifi 
nicht vielmehr dem V\ ifleu hnldigeu, und dM (jlaubva dem 
Üchwacken iibeiUIlen?" Diefe Eiuwiii fe beaiitwoitel der Vf. 
fclir bOiidig. II. HofTunng , oder die frage: wo gelieli ilii 
hin ? bey dem l'od« unretirr Geliebten fiber Job. 16, 5 f. , nacb 
ihrer Wichligkeit envogcn und nack Vsrnnaft uimI Scbiift 
beaniwortci. Her nfte Ikeit hliif füglidi wubleifaön ken- 
nen, fo fehr veiAetu Geh dU Wiclitii;keit von felbft^ >ich 
der r;age ; wo geheß Ju bin ? follle man aLrr eher EliubeB, 
•Tnlerriichnnpeii (iber den Zuftand derSelir- ' ' 

nd Aber u 

Jen, ala Seweife d._ , ... ^ „ 

.delTen-find felbH diefeficweile lange nicht näl derbiiikeufid 
ßchirfe vorgetragen, wia fie fonft wolil eefiihil weidra 
konnten. Reciit verfUndlicb fchcint es tu» i.ichi, wcnigfieM 
nicht popuUr genug , wenn ««».37 beifst :-^,DerG«dAitka da 
Veintclnung lä ein Unding,' vwn dciti ww dnrchau* kft«* 
.Voiftelluug etfaffen kCunen , weil nur ein Etwa«, -um aber 
ein Niclts einen Btgiiff geben kaiui." III. Von der Be]i<b> 
riing rur pebe Ober Joli. ig, 34. Im Gnindv rn »irf Stoff («i 
eine Predigt: daher aitch dta GaiKe imn;rr noob mangellufl 
in der Aiufiihmng. Jjie Natur, diaScbrift, warf iwfa- aiganM 
(jldck werden al« GrQvde aufgelfilin , die uns xur Lirbe ei- 
munieru follcn; alfo die Vernunft nicht? Oder ecbört dieft 
auch «tf ^a^u^V IV. Ift die Religion eineFeindin derFra- 
de'f Tiber Job. a, i— »1. V\a« den Tanrag de« Vf*. betriA: 
fo fehlt es ihm nicht ui Lebendigkeit ; nur fiel naa Am a> 
.ckene und fo oft wiederkehrende 1 wir roClTcn — wir null« 
auch dal nnd das tbun, um fo mehr auf, je cimildendei et 
wird. Befondeia iß diefi der Fall in dem ciflen Theile der 
uriiien Predigt. Chnediefi follle c* heifaen: wir folien. S.ßS 
muts etwa* auigelaBeu fcyn i „Feme fey diefea Llnirchl von 
lUnsI l.eiiw dief'rrude deiner ;Viitnienrchsn ertragen, du ^äi- 
lilchei , dem ho wii:eTt (zuividei ift , , der du u. f. w., wo 
voi di-niV'Oiie eiiiagen, wahrfcbeinlich ni'cAc fehlt. I>ock 
der (^aiiiefratz ifl eiw»s hinkend. " «tnideibar iß es auch (^ 
faai 6 m „I inde nicbt ciawh Gefalicn. «Uraa, an dcii^ 
Jtfend); glcicLfaw m/tl^prigenl''- 

— K.— 



r E N 



I s^ e H' 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



NATURGESCHICHTE. 

SuLZBACR, b. Seidel: Hißoria naturalis duttram 
leucattkiopum auctoris i/i/iut et Jororis fjni : 
dcfcripu 4 G*org. Toh. Ludauico äachs. Med. 
et Chirurg. Ü. , Msdtnique in regia literarum 
nniverfiute Erlatigenfi uadente etc. iQis. VIII 
«. 118 S. 8. CiOßO 

VV ie Selbflbiographippti für den GerchichtFoTrcher, 
Se)bflkrankhtiitagt^rchicht«ii fiir den Arzt von dem 
gröbten IntereÜe find: fo rintl es aucb Selbflphj'ßolo- 
gieen Eür den Vfayßulogeii. Vieles, was hiy der Becib- 
ichtmig an Anderen fo leicht nur vornbergefaend be- 
tiMchtet, obeiflächlich unterrnchl, und nicbt nach 
Verdienll sewiirdiKt wird, muTs hier, von allen Sei- 
ten beleuchtet und unterfucht, nothwendig weit be> 
Kimmtere, den Gegen ßand errchöpfendcreßefuliatege* 
ben. Die Eigenliebe fpielt hier eine gruTae und merk- 
würdige Rolle. Dem SelbObeFchreibenden i(l fein Ich 
der Angel, um welchen lieh das Ganze dreht, wo ea 
angenehm ift, beb felbft all das Centrum aller Bewe- 
gang Bu erblicken. Manches^ was dem Fremden un- 
erheblich Tcheint, trtit hier mit Wichligkeil und in 
hellerem Lichte hervor. Jede auch noch To geringe, 
bey Anderen fo leicht zu überfebende merkwürdige 
Abweichung gieb( lieh hier leichter als folcbe xu er- 
kennen. Mit einem Worte, man errcheint Geh hier 
wie io einem Spiegel, in welchem man fein Bild, 
gebe es Vollkommeit heilen oder U n voll komme n hei- 
tm, doch immer mit einigem Wohlgefallen erblickt. 
Alle vom Selbft handelnden Schriften, wes Art fie auäh 
ieyn mögen, tragen daher neben den angegebenen 
gleichen Vorzügen gewöhnlich aucb gleiche Fehler. 
Der Selbftberchreibende findet Manches wichtig. Was 
CS nicht für da» Allgemeine und objecliv , fondern 
nur für feine Individualität ift. £a entftebt hiedurch 
leicht eine in Weitfchwei&gkeit übergebende Redfe- 
ligkeit, und eine Sucht, auch die unbedeuiend- 
ßen Dinge gellend ku machen, welche nicht fei- 
ten auch das Bedeutende wie in einem überfchwellen- 
den Strome verfinken macht : Fehler, an welchen die 
meilteu Selb^befchreibungeu leiden, und welche nur 
durch ernaea Gegcnftreben und (Iren^ea Xrwägen 
des Wichtigen und Unwichtigen vermieden werden 
k6nnen. Wir haben uns gefreut, in der vorliegen^ 
•den Schrift wenige der gerügten Fehler, aber viele 
der angegebenen Vorzüge angetroffen »u haben, und 
fo iß fchon auf den atlgenitinDen Überblick dirTea 
Meine Werk, als zu den vortrcfäicherrn feiner Art 
asaSblen, jedem Naturforfcber . den die Näturge- 
y. A. i« Z, 1313. Zmtlter Band. 



fchichie des Menfchen anzieht, zur Lectore anm- 
emp fehlen. 

' Die Schrift felbli zerfSllt in 3 Abfchniite. I. Z)« 
qitibusdam Uucaethiopum nojirorum ratioitihuj phy 
jlcit exttrnis. II. De eorporit natura «t valttuHnm 
iinivrrja, '" ~ ris partibus, in tfuibut 

leucaetki Diefer letzte, bey wei- 

tem wie) rfällt dann in 3 Capitel, 

Welche den Haaren, und voa 

4en Au^i i:ln, von welchen wie- 

derum dl ukäthiopie im Auge am 

deuüichf . :u hervortriu. mit dte 

grölkten Ausführlichkeit abgehandelt ift. Wir geben 
au» jedt-ni Abfchjiitt das Neue und Wüfeoswenbe hi 
gedrängter Kürze. 

DerGi'^endand dieCer Natnrbefcbreibnng Sndd^r 
Vf. nnd feine Schwefler, erfterers?, letztere i6Jabi 
ah, beide in Kärntben geboren . obgleich nicht von 
den urfprün glichen Einw^ohnern diefes Landes her- 
flammend. DieUrfache der Leahlthiopie. da mehrere 
Gefchwrifter, zwifchen diefen beiden geboren , nicht 
an dertelben leiden, leitet der Vf. von einem Verfe- 
hen der Mutter her, indem diefe in der aq Woche 
der Schwange rfchaft mit dem Knaben, und im ^ Mo- 
nate der Schwangerrchafi mit dem Mädchen vor den 
.glänzenden Augen eines HuTen erfcbrack, und dief«n 
Eindruck während der ganzen Dauer der'Scbwanger- 
fchaFt gegenwärtig behielt. Dafs felbft im 3 und 7 
Monate der Scbwaugcrfchaft noch eine folche Wir- 
kung der Einbildungekraft der Jkluiler auf die Bil- 
dung des Kindes möglich fey, fucht der Vf. dadurch 
zu erklären, dafs znr Lenkäthiopie keine Verl ndemng 
der Form irgend eines Theils, fondem nur der &t>- 
fonderung des fchwarzen Pigments der Haut und ih- 
rer Theile nSthig fey. Aufser den gewöhnlichen Kin- 
derkrankheiten litten fowohl Bruder als Schweller ui 
keinen befonderen Übeln, und geniefsen auch fetit 
einer febr feßen ^efundheiL Die LenkSthiopie zeigt 
ficta bey ihnen vorzüglich in der Haut, an deii Haa- 
ren nnd in den Augen. DI^-erRe, welche bey den 
m^hrellen Leukathiopen fich vorzüglich auszeichnet, 
hat hier nur an einzelnen titelleneine bulländige kleien- 
rürmige Abfchilferung, iß im Übrigen ganx normal, 
und hat alfo tnit der HaUt der Kaket-Iaken, vorzüglich 
der heifsen Zone, fatl gar keine Ähnlichkeit. Die 
Haare, welche bey dem Bruder gelblich- weifi, bey 
derSchwefier weifslich-gelb lind, Rnd einer befonde- 
ren chumircben Analyfe unterworfen, und diefe mit 
d>r Analyfe fchwar^er Haare verglichen worden, wor- 
aus üch ergiebt, dafs, w^cmi 500 Grane fcHwarzer 
Haare vefbraant 3,7 Qrane Afcbe^ebeo, und in die 



Ö2 



»^ 



fENAISCHE ALLG. LITEBATUR-ZEITUNO, 



*» 



fer B, 1 16 KaÄeta«, o, 9 Magneßa, o, ^Kiefelerde 
and o,c Grane Eifea entbatten find, «ine gleiche 
Menge Haare anrerer Leukäthiopen nur 1, ß Oran Afche 
geben, welche 0,56a Kalkwde, o,75Magnefia, aber 
kein Eifen und Kierelerde enthalten. Da aufaei der 
Analyfe von F'auquelin, bey -welcher feddch ntcht 
angegeben worden, ob~ die analyfirten Haare von 
Alenuben gewefen, keine andere exiftirt: fq ver- 
dient diefea Capitel vor den Chemikern nacfagelefea 
zu werden. 

Von der aosFührlicfaen Berchreibong der Angen 
im 5 CapitJl, von S. 32 an , können wir nur Einige* 
aasbeben. Üie Aagenbraunen find wetT», nicht wol- 
Jig..wie bey ächten Kakerlaken, and eben To die Aa- 
ugen felbft find in einer fleten, 
ing oacillirenden Bewegung, To 
r Iris eine länglichte EUipfe be- 
n Augen rynchronißifche Bewe- 
jr mit Bewurstfeyn noch nach 
'. glaabt, fie fey vorbanden, da- 
lleizbarkeil de« Auges der Licht- 
■af die Retina vertheilt werde, 
des Auges und aller feiner Thei- 
le, airo auch der zu den Augenmuskeln gehenden 
Nerven, wodurch auch die Bewegung diefes Organes 
lebendiger, und nnabbängiger von dem_ äurseren 
Reiz wird, Tcbeint uns indeffen diefe Errcheinune hin- 
reichend zu erklären, um fo mehr, da Iie bey Irelle- 
rem Liebte ftirker, bey Tchwächerem Lichte Tchwa- 
cber ift. Die Bewegung der Iris ift Tebr lebendig, 
die Pupille bey hrllerem Lichte Tehr klein , und ihre 
ÖiVnung nicht Teilen kaum eines Sttchnadelakopfs 
grors. Die Farbe der Iris ift blaö, mehr oder weni- 
ger ins Rütbe Tpielend, und die der Pupille roth, be- 
fondera wenn diefe von vorne bey einfallendem Lich- 
te betrachtet wird. Über die Urfache der Farbe des 
Auges handelt der Vf. febr ünnreicb S.40. Auf Gae- 
ihei Farbenlehre 6ch ßiitzend, betrachtet er die Ver- 
hältnilTe, anter welchen A*» Liebt, indem es durch 
verfchiedeoe Media geht, terfchieden gefärbt er- 
fcheint, und er erklärt hieraas, dab das Licht, durch 
die Iris fallend, fchön gecöthet, indem es durch die 
Feuchtigkeit des Auges condenfirt bcrauaßrahlt, noth- 
Trendig die Farbe der Pupille hochroth darftelleu 
.muffe. Eben fo erklärt der Vf..birTaus , warum die 
.Pupille defto dunkler gefärbt erfcheint, je mehr fie 
von der Seite ang'-leben wird, warum die Iris bläu- 
lichroth fich darfteilt, und warum diefe nahe an dei 
Pupille, vro die Subflan» der Iris dichter ift. mehr 
ins Melle fpielt, als nach aufaen zu, w'o fie dünner 
ift. Merkwürdig ift dds eigenlhiimlich blätlllcbe, 
selblichc Liebt, wdches die Augen diefer Leukäthio- 
pen, gleich d.^11 Äugen der Katzen, der Hunde, der 
^reifscn Kaninchen und an derer Nyctalbpen, im Dun- 
kein aäsftrahlen, and von welchem der Vf. S. 52 ban- 
' delt- Vorzüglich helle und be[lündig.errcbien diefe* 
Licht in den Kinderiahrende8Kiiabt;n, fo daf» fich die 
Mutter deflelben oft vor demrirahlendenGlanidprÄn- 
gen deflelben eiitfeizte. SchwäcberwaresbCy dcrneu- 
leboinea SchweOer; doch «tlcheint «• Jetzt noch l(aa- 



figer key diefer, ab bey fen«ni. Am ftirkllen -wbd es 
noch 'beobacblet, wenn diete Heafcbea, in fidi n- 
BOgen , ihren Gedanken nachhingen , sngleich wird 
dann die OsciUation der Augen , abgleich fie von An- 
fsen von Dunkel umgeben find, vermehrt; bellerift 
et im Sommer als wie im Winter, doch ift dtefs Leuch- 
ten der Augen ganz ohne Fubjective Empfindung. Der 
Vf. fchliefst diefen Abfchnitt mit der inicreffanten Fra- 
ge, ob nicht vielleicht diefea Leocbten der Ao^n du 
Sehen überhaupt begleite , und mit der wahrfchein- 
lieh vorhandenen Durch hebt igkeit der Retina in B^ 
siebung ßehe, and ob nicht vielleicht alle Tbätigkeit 
des Auges als Lichtorganes in einer, wenn auch nicht 
.objectiv erfcbeineriden, Licbiproduction beßeb«. 

Gleiche interellanteBemerkungungcn fiiidenwir, 
wo der Vf. S. 57 vom GeGcbt felbft bandelt. Auffal- 
lend ift hier die mit der grofsen Reizbarkeit des in- 
ges für das Licht verbundene Begierde nach Liebt, 
die wir Licbthunser nennen möchten, ^veno mit die- 
fen Worten nicht ein anderer krankhafter ZuDandaIlg^ 
deutet würde ; and e» werden aus diefem BedürfniHe 
des Lichtes mehrere, bey anderen Menfchen feltenrr 
vorkommende Erfcheinnngen, felbft in den pfychilclini 
VerhältnilTe'n febr artig erkltirL Ein merkwürdiger 
Abfchnitt ift der folgende: von dem VerhSltniiTe der 
Aogen zn den Farben. Aus der grofsen, anderen 
Menfchen unbekannten Rfizbarkeit, und wir möch- 
ten fjigcn, gröfaercn V<.-rvvandtrcbaft diefer Angen mit 
' dem Liebte erklärt ea ßcb~, warum auch die Farben, 
als die polarifcb getrübten Bilder des Lichtes, einen 
ganz eigenthümlichen, nach ihrer Qualität verfcbie- 
denen und mehr geißigen Einflnrs auf diefe Menfcben 
ausüben, und ^arum hier manche licht- und farbtlo- 
fe Objecte Geh fehr oft in Beziehung mit Licht und 
Farbe darftellen. Wichtig und einer näheren Untn- 
, fuchung wertb, befonders in Beziehung aufdieGe- 
üchlecblsverfcbiedeiiheit, ift die verfchiedene Sympa- 
thie und Antipathie für einzelne Farben bey demBrn- 
der und bey der Schwefier; eben fo, obgldch hier 
mehr Zufall und Einwirkung der Erziehaog, Ge- 
wohnheit a. f. w. erfcheint, die farbige Erfcheinong 
mancher idealer Gegeiißände, z. B. der Zahlen, der 
TJ^ochentage , der Perioden der Gefchichte und to 
menfchlichen Lebens, der Bacbßaben des AlpbabeH, 
der Noi^n ip der Mufik, and felbft der verfdiidc- 
nen Töne, welche Dinge ndferem Vf. als eine 
Reibe in einem dunklen Kaume Ücbtbarer, geßalücfer, 
und mit verrchiedenen Farben verfebener GegenOin- 
de ßcb darßellen. £a erfcheint hier eine dem Vhybo- 
logen merkwürdige Ideenverbindung, in welcher die 
fremdartigUeh Dinge iinmer in Beziehung mit Licht 
und Farbe gefetit werden , und in diefer Bezieboug 
zum flewuGtfeyn gelangen. Der letzte Abfcbnitl han- 
delt von dem Verhültniire der Atigen za den Bildeni, 
den wir, da wir fchon zu weitläuftig^eworden u 
feyn fürchten müfTen , und da er nur in Beztdioiig 
auf Goethes Farbenlehre allgemein verftäiidlich wiid, 
nur allen denen, welche aie Vhyfiologie de« Lue» 
interelfirt, cum Nachlufen' empfebJeu können. 



M A T s S I 5. . 



«38 



U*tiiivrm» , h. Oebr. Hihn ! Bandhath der Natur- 

gefehieht* für^Landwirthe; entwmfen Ton O. 
£7 /^. Crome, de* Arznejgelabrtheit Doctor, 
kön. preair. Piof. sn Mögelin n. {. vr. Mit ei- 
ner Voireda v. ^/£r, Thatr, hän. preolF. SuiU- 
nthe n. f. w. I Th. Einleitnng in die gefunm- 
te Natargefchichte. Allgemeine FiUiixenkiinde. 
Mit (j Kupfeit iBio. 60G S.. 11 Th. Berondere 
Pflaiizenkande. ign. I Bd. 494 S. NVIit ifl Kn- 
pfert II Band. 764 S. 8- (6 fttl>)r- 8 gr-) 

. la der EinUitung Keigt der Vf. , wie naentbebi^ 
lieh dem denkenden Landwinh eine allgemeine 
SennmiCi der Natur and ihrer Prodncte fey, da er 
et init lUUn Natnrkörpcm xn than habe-, mit den or- 
ganifcben, wie mit den unorganircben. SeinHanpt- 
f efcbift ift der Anbaa mancherlei' GewüchCe. Folg- 
lich mnf» er die Getetae kennen , nach denen die Na- 
tar in der Pflanzenwelt wirkt, wie doa Keimen. 
WaehCsn,. Blühen nnd Frucbttragen vqr üch gebt, 
um danach feine Behandlung auf da« zwechmSfaigHe 
einsnrichten. Du lehrt ihn die Botanik oder Fflan- 
cenkunde. Die mannichfaltige Mifchnng de« Erdbo- 
den!, der einen grofaen Theil der vegeUbilifchen 
Nahnmgiftoffe atifhimmt, und fie den Pflanzen zu- 
fuhrt, hat auf daa Gedeihen der Pflanzen eine febr 
verfcbiedene Wirkung i darüber ertheilt ihm die Chemi» 
and /^fronomi« Belehrung. NScbftdem Pflanzenbau 
ift die Viehzucht ein Hauptgefchttft dea Lundwirtha. 
Er mnfa daher mit dem thierifchen Organiamua be- 
kannt feyn. Ja er mufa fogar die fcbädlichen Thiere, 
zamal aus der Familie derlnfecien, naher kennen, um 
die Bweckmäleigften Mittel wider fie anwenden au 
können. £a iß ihm alfo auch das Studium der Zoo- 
logi* unentbehrlich. Indefs foll der Landwirth nicht 
gerade vollkommener Zoologe, Botaniker, Chemi- 
ker u. f. w. lejn; er foll nnr einen richtigen Über- 
blick über alle diefe Wifl'enfchahen befitsen, üe ken- 
nen, fo weit fie in fein Gewerbe eingreifen und ihn 
htj feinen Arbeiten und Verfucben leiten können. 

Hieranf berichtigt, der Vf. die Begriffe von der 
XfatJtr ixo AUgebieinen : eeigt, w^aa Naturßoff, Na' 
turkraft, Naturkörptr, natürliche und kanßlicbe 
tmd unorganifche fejen , welche die 3 grofaen Sphä- 
ren 6der Reiche bilden , zu deren erfterer die Atmo- 
rphäre, daa WalTer nnd der Erdkörper gehören, zu 
der zweiten die Vegetabilien (das Pfldnzenreich ), 
>Q der dritten die Animalien (du Tbierreich). Als- 
dann folgt die nAhere Lehre der orgamjirttn Natur- 
körfjer , nnd zwar znvörderß Botanik oder Pjlan- 
zenkuiide. — Zorn SelbltCludium der Ökonomilcben 
Botanik gehört ein gutes Lelurbacb, um &ch eine 
griindliche Keniitnira der Pflanzen im Allgemein«^ 
zu v^rfchafl'en, und fodann zum ätudium der einzel- 
neu Gewäcbfe überzusehen; rodaiin eine Pflanzen- 
fftinmlung, ein tlerbaimmmit getrockneten Pflanzen, 
Wobey gezeigt wird , wie man ein folchea anlegen 
mtiüe; 

I Abfchnitt. Üherden änfferen Bau der Gewäch- . 
J" , und die bey j<dtm (jewäehitheiie üblieHeii Kunji- 



ausdrückt und T^rwdnologUea. Riet beTchreibt der 
Vf. den Übeniiig oder die Aufaenfeite derfelben; dis 
Gröfie der Gewichfe und ihrer Theile; die Wurzel; 
■ den Summ und feine TerCchiedenen Arten ; Zweige 
und Äße; Blatt und Blüthenßiele; fitättor und ihre 
Theile; Hankwi («VrA»); Drüfen (glandulae); 
Dornen (fpinae)i Stacheln ^aculei); Haare (pUi^;- 
Knofpen (gemmae) und Zwiebeln (bitlbi). ^ Von 
der Blüthe und deren Theilen. — Blüthe und Blume 
iß nach der botanifcben Kunßfprache nicht einerlej. 
Blüthe (^Dr*r) begreift alle die Theile, welche die 
Befruchtungaorgane umgeben , und diefe mit einbe- 
grißen; Blume aber oder Blumenkrone {coroUa) die 
gefärbten Blättchen, welche die Befrucbtungsorgane 
umgeben, diefelben nicht dazu gerechnet. — Die 
Ähre (fpiea), Traube ira< 
Büfchä (fafciculut), Dol 
(eyma), Doldentraube (ci 
(juiuj). — Zu den Befn 
die Staubgefäfae {ßamina) , 
Staubbeutel {atuhtta), Blu 
der Stempel oder daa Pißill 
knoten (germeii), Griffel (ß 
die Fracht, der Same. 

H Abfchn. Über den innereiiBau der Qewächfe, 
und die biy jedem der inneren Gewüekfe üblichen Kunfi- 
ausdrücka. Auch die Kenntnifs der mneren Gewäcn»- 
theile iß dem Landwirtbe febr nützlich, weil er fich 
dadurch richtige Begriffe über das ganze Vegetations- 
gefcbaft erwerben kann. — Zuvörderß berchsfiiget 
üch der Vf. niit dem Bau dea ganzen PfUnzenkörpera 
im Allgemeinen , zeigt die Gefäfse , Gewebe und Flü(- 
ßgkeiten, welche die innere MafTe dea. P^anzeukür- 
pera bilden, und macht ea durch die woblgeratbenen, 
von ihm felbß gezeichneten Figuren und Kupfer an- 
fcbaulich. ^ redet zaerß von dem Zellengewebe 
{tata cetlulofa) und dellen verfchiedenen Arten, dem 
regelmäfiigen und unrcgelmäfaigen. Jenea iß tbeila 
ein einfaches, das entweder locker imd weit ift, und 
fodann parenehyma heifst, oder wenn die Zellen fehr 
lang und enge ßnd, ein Ihraflea Zell enge webe genannt 
wird, wozu ui^r andern der Baß (liber) gehört; 
tbeila ein zafammengefeiztes, da die Winde dergrö- 
fseren Zellen wieder aus kleineren Zellen beßehen. 
Daa unregelmafsige Zellengewebe kommt nur bey den 
fogenannien Kryptogamen vor. Die Bildung dea Zel- 
lengewebes ift der erfte Schritt der Natur zur Bildung 
des vegetabilifchen Körpers. Die Entßehung und 
Erweittrung deffclben iß Icbon befchriebcn. fo wie 
die Subßaiizen, die das Zellengewebe entbSlt, wel- 
che aufser den ei gen ih lim lieben PfUnzenTiften Stärke- 
mehl , Sutziuehl und harzige Stoffe find. Hieranf be- 
fchreibt er die Gefäfse der Pflanzen, ihre Kanäle, die 
Spiralgefäfse {vajajpiralia) und den Bau derfelben ; 
verlchiedene Abarten derfelben, welche Tteppengän- 
ge, getüpfelte- oder puuctirte Gefäfse genannt wer- 
den; ihre Function, welobe nach neueren Beobach- 
tuugen die fchnelhfre Foitleitung dea Nabrungsfaftea 
iß u. f. W/i die Saftbewegung, und endlich die 
Milchfjifte und ibie Bebalierj die Luftgefälse u. I-'w, 



*39 



J. A^ L. aL M A Y .1 8 1 3 



Mt 



i,— kernet Von Set ObeAaue (äpidermit)^ wdche 
Torzüglich zvLt Bedeckung und aam Scbotse de« un- 
ter ihr liegenden Zellengewebe«, fo wiesu Unterhal- 
tung einer Gemein fchaft zwifchen der Lu£t und dem 
PflanzenkÖrper , dient. Von deuDrufen, nach ihrem 
inneren Bau, Sie beftehen aus lauter runden Zellen, 
die einen eigenthümlichcn Saft nach aufaen abfon- 
dem ; von ihnen unterFcheiden (ich die falfchen oder ' 
unächten Drüfen , die zwar auch einen cigenthümli- 
eben Saft enthalten ♦ den fie aber nicht nach aufsen 
abfetzen, wie bey den Weiden undPftaumen zufeben. 
Die Warzen {i>€rrucae) bilden Erhöhungen auf der 
Oberfläche de« PflanzenKörpers, und beftehen anazu* 
lammengehäuften Zellen; die Blattern aber, öder 
helTer die Saugwarzchen (papulae)» find rundliche 
!Kellen, deren Oberhaut, ßrotzend ron vielem Saft, 
fich über üe Oberfläche erhebt , wie man an gar vie- 
len BlumeÄblättern ficht, die oft wie mitPerlen damit 
überzogen find. — Von den Haaren und Borften, 
womit fart alle Theile der Pflanzen und Früchte be- 
Tetzt find, wird die anatomifcheBefchreibung durch 
die Abbildung auf den Kupfertafel» deutlich verfinn- 
licht. Jene beftehen au« kuraen, auf der Oberflttch^b 
der Pflanzen befindlichen Röhren , die bald eine ge- 
rade ununterbrochene Röhre bilden , bald kleine Alle 
haben, und behaarte Haare heifaen können. Sie befte- 
hen nie au« Spiralgefäfaen , fondern immer an« Zd- 
lengcfärsen, und haben einen weifaen «Saft, der öf- 
ter« fehr äuend ift • und der , da die Haare s^f der 
HaülLder Hand abbrechen , ein empfindliche« Jacken 
verurfacht, wie wir von verfchiedenen Arten der 
BrennelTeln wiffen. Die Borften , die viele Ähnlich- 
keit mit den Haaren zu haben fcheinen , unterfchei- 
den fich von ihnen durch mehrere Steifigkeit, und 
find au« vielen feitWärte an einander gelegten Zellen 
j^ufammengefetzt , Welche vereint einen kegelförmig 
augel^itzten Körper bilden, — Die Domen (fpinae) 



«nd die Stacheln Cäeuki) unterrtAeiden fich dadaich 
^on einander, dab jene au« dem Innern de«Gewäch«- 
körper« hervorgehen , und nicht« , al« ein befcUea- 
nigier, aber unvollkommener Trieb eine« kleinen 
. Aftea find, und eben die Zufammenfetzung haben, 
die Sta<^eln aber nicht au« dem Innern der Pflanae 
hervorgehen, fondem fich nur auf der Binde de« 
Stamme« befinden » und auch keine Spindgeßl(«e 
haben. 

Nach Zergliederung der kleineren Theüe dei 

FflanzenKÖrper« geht der Vf. auf die Betrachtung der 

-gröheren Theile und Glieder deffelbeil über, und be- 

(chreibt zunächft die Wurzel » und von derfelbea 

ihre Äefte, auberliche Bededkung, Saugwurselq, 

durch deren an der Spitze befindliche Savigwärzchai 

-fie ihr Einfaugunga- Gefchift der in der Erde befind- 

4ichen NabrungaUfte vollführt u« t. w. ; dann deo 

^Umm, deilen anatomifcbe Zufammenfeuung« Rin- 

,de, Holz« deilen Splint {atimmum). Baft (Ubtr)^ 

Mark {meduUa) ^ welche« lockere Zellengewebe 

^ hauptfächlich jüngeren Gewächfen alt ein SafiMialter 

«nöthig ift, mit der 2^it aber cheiU an den inneren 

Wänden der MarkböMe fich nur anhingt« und aaf 

.diefe Weife ein hohler Raum fich bildet (wie in Gri- 

fem, Halmen u« f. w.)f theila verfchwindet » tbeili 

vermodert u. f. w- ; die Bildung' der Jahrringe und 

Strahlenbänder oder Spiegelfafem » welche von dea 

Marke «mtftehen , daa durch die in feiner Peripheiie 

fich kreianTrmig anfetsenden Gefäfabündel feitwärtt 

•in Strahlen zufammengepiefat wird; — ferner die 

Afte, Knofpen oder Augen (geitmta^ acutus)^ den 

Bau der Zwiebel, der Knollen ( tuber }; die Blitter 

und blattartigen Theile; endlich die Blüthe und ikre 

Theile, Kelch, Blume mit ihren StaubßideQ» Scanb* 

beutel, Bluthenftaub» PiftiU»! Narbe» Frachtdecke. 

QDer Befchlmfs folgt int nächflen Stück,') 



KLEINE SCHRIFTEN. 



Schrift. Nebjt Anleitung zu einem iwecKinaj ugtfren oenrew* 
unterrichu^ um bald und fchön fuhreiben t« lernen, mit Be* 
ti^une «««/ P^fiulctti's J^ehrmethodA, Hcniu«gegeb«?u von 
O Rmay» Stifts -Caffcii-Couirolewr und öffentlichem LeliP 
Tcr der "^chreibckuntt an der künigl. Ritterw Akademie zu 
Liesnitz.- Gcftochen Ton J* A. Eckhardt, igis. »4 S. Text 
tiud flÄ Bkttfrr Voi ftShi iftcn. g. (i6 «r,) Das Wei.ige , was 
ikr R. Aber de« Unterricht im SchreiLen vorausgeicluckt 
liat ift ein Beweis , dafs die Kaliigrapliie bey ilmi qtwat 
«lehr, alt «lechaniTchc Feitigkeit fcy. Er fetzt die ^chön- 
lieit einer Schrift in die regelmaCsige GeftaU aller Bnclifta- 
ben töid verlangt von ihr als Häupter fodeiiiifs gleichnii* 
f^ife GrdCee dir verfchtedenen Buclillabeii in 1 äuge und 
Ibtite ihre parallele Richiung und gleickmifsip Starke al- 
1er Gnmdflriche. Dabiy mufs »ber auch dicfe Retelmäfsig. 
keic fichtbar feyn in der Zufammenfiething der Bucliliabeu 
iedes Wons , iO wie der W«örter feib^ , von einMider und 
im. <dnr Ritötf""C der iMion. t^achdem Hr. ü. hierauf die 



Geilaltung der Buchdaben, ibre Eintheilnng , GröTu vai 
Stärke, ihr Verhältnirs bey der deutfcheu Cnnientfciinft 
und bey der Kanzley-j der lateimfchen und fnunolikbn 
bohritt angegeben, kömmt er auf di« vonüglnhüäu mt' 
clianifcheii Ilülfsmittel des Schöufchreibeos, auf die StJ- 
lungdes Körpers und die Lage des Papiei-s , auf die tialtvBi 
der Feder und die Lage der Hand , und auf den Sdmitt oa 
Sckreibfeder. Er Tagt hier Ober wiA Ck^bn. In Uinfickt 4m 
Methode häh c« Hr. ü. für dm Zweckmiftigfie , ^leack 4» 

. erden Scltieiböbungen mit der Feder aarafai^en , dnd tst* 
lan^ voi zügliche Aufmerkfunkeit anf das Federbalto. 
Auch fön man in Ganzen mehr darailf fehen, dafs c«^ 
als dfif« viel gefohrieben we^de. IHe Voiieltrifett («ki 
und zur Ans&ung der jinf^ftellten BLcgebi clngerichirr, 
und befonders £ü3i Anf&uger im Schreiben ^beßimnH, aa 
SchuliehieiTi und Altern uie 2eit des Vorfchreib^^tS zu er« 
fp reu. Sie gehören, wie die Methode, die fich in iimsa 
darlegt , offenbar zu den beften , ^Ke 'wir in tMwerer Zeit 

• erhakiDn haben« 'wenn auch hiiß Htm dU '■n ifcir ^jibiift £tltf 
etwas auszufetzen |eyn Sollte, U^ 



■fto 



rWf* 



JENA ISCHE 



*♦» 



ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



M A T & 8 t 3* 



NATURGESCHICHTE. 

Hannover , b. Gebr. Hahn: Handbuch der Natur- 
gefchichte für Landwirt he ; entworfen von O. 
JE. ff^. Crome — mit einer Vorrede von Albr, 
Thaer u. f. w. 

QBe/chiM/s der im vorigen Stück abgebrochenen Recenfion.) ' 

m. f^ on den xhemlfehen Teßandtheilen der Pßan" 
Z€9u In dieTeni Ablcunitte iß meillerhaft abgehandelt: 
der KohlenfiolF, als das Hauptnahrungsniitt«! der 
Pflanzen, und hey ihrer hnsXyie der Hauptbeftand- 
theil, deflen einfachAe Verbindung die mit dem Sauer- 
ßoflf sur Kohlen fäure ift, welche durch den Zutritt 
des Wärmcftofls luftfÖrmig als fogenanntes kohlenfau- 
res Gas (fixe Luft) erfcfaeint, und theils in der At- 
morphäre verbreitet ift, theils in <lem durch die obere 
Erdkrume riefelnden Regen walTer fich aufgelöft befin- 
det, theils in gro&er Menge während der Gährung 
und Fäulnifs aus den Überreden organifcher Körper 
entwickelt wird; — der Sauerftoif, ale der zweyte 
Hanptbefiandtheil der Gewäcbfe« der haup^fächlich 
dieEntdehung des Zuckers in denfelben bewirkt, und 
in Verbindung mit dem Kohlen- undWaffer-^StoIf alle 
Pflanzenfdure ; — der Wafferftoff , deffen diiel%dnzcn 
nächft dem Kohlenfioff am meißen zu ihrer Nahrung 
»u bedürfen fcheinen; — derStickftoflf, der fich zwar 
nur in belbnderen Fildiizenfamilien findet, und mehr 
den animaliTchen Körpern zuzukommen fcheint, aber 
vorzüglich den Kleber in den Hülfenfriichten , , das 
grüne Satzmehl und den EyweifsfioiF erzeugt. (Aus 
der Verbindung des W^aiTerßofis mit dem StickftoiF 
geht ein eigener Körper hervor, den wir fluchtiges 
Alkali oder Amtnonium nennen.) — Aufser diefen 
vier einfachen Stofl:*en findet fich Celten und nur in 
livenigen Pflanzen der Schwefel; er intereüirt aber 
den Landwirth nicht, da die Verbindung deifelben in 
TegetabiliCchen Körpern nicht nahrhaft ftir die Thiere 
SU feyn Ccheint. — Häufiger kommt in den Gewäch- 
fen der Phosphor voi^, aber nie ohne in Verbindung 
mit dem Saiierfioif , und nicht feiten macht die Phos« 
phorßiure i Procent der ganzen Mafle der Gewächfe 
aus, wie in den Kartoifelu, in den Samen unferer 
Getreidearten, Hülfenfruchten u. f. w. — Die Erden 
und Erdarten, die fich in der Afche einer jeden Pflanze 
finden , erhält fie nicht aus dem Boden , auf dem i^ie 
Tvächft, wie man ehedem meinte, fondern fie wird 
durch Hülfe des vegetabilifcbeu Organismus aus den* 
übrigen einfachen Stoffen im Pflanzen körper felbft er(k 
erzeugt (durch Verfuche Schraders und anderer Che- 
miker erwiefen). Diefe find theils Kiefelerde uud 

J. A* Ln Z. ifiiS« Zn^ejtcr Band^ 



Thonerde, die feuerbefiändigAe; theil« alkalifche Er- 
de, befonders Kalkerde, welche die Pflanzen oft in 
grofser Menge enthalteir> wie man z. B. aus den Ar- 
ten der Gattung .Chara (Armleuchter), die in Seen 
und flehenden WalTern wachfen, von i Pfund Pflanzen 
6 Loth kohlen Cauren Kalk erhält. Ferner redet der V£ 
von den Alkalien und ihren 3 l^efonderen Arten, dem 
Kali odv^r Pflanzenlaugen falz, dem Natram oder mir 
neralifcben Laugenfalz, und dem Ammoitimn oder 
dem flüchtigen Laugenfalz; von den MetaUen, die fich 
zwar in fehr geringer Menge, aber in allen Pflanzen 
finden. 

Hierauf werden die TtaAere» Beftaadtbeile der Ge- 
wächfe anen^t^ben, deren genaue Kenn tnifs allerdingt 
den wichtigftt^ Einflufs auf dieLandwirthfchaft und 
viele damit in Verbindung flehende technifche Gewer- 
be, z. B. die Brantweinbrenuer^, Bier- und Efüg- 
Brauerey, Stärkefabricatioh u. f. w«, hat: Der Kle- 
ber (gUiten)t die nahrhaftefte Subftanz im Gewächs- 
reich , in vorzuglichfler Menge im Weizen , nlchft- 
iem im Roggen und in geringerer in der Gerfte vind 
im Hafer. Die thierifch-vegetabilifche Snbftanz der 
Hülfeufrüchte, dem Kleber ähnlich, eine weifse käfe- 
artige Mail'e von fänerlichem Gefchmack , der von der 
pliosphorfauren Ralkerde entlieht. Sie ift im Wafler 
unauflöslich, aber in Säuren, Alkalien u. f. w. anf- 
löslich. Daher es in den Haushaltungen eine be- 
kannte Sache ift, dafs fich die Hülfeufrüchte in dem 
fogenanntei^ harten Wafler (das kohlenfauren Kalk 
oder auch Gyps aufgelöft enthält, der eine Erhärtung 
d^r thierifch- vegetabilifcbeu Subftanz bewirkt) gar 
nicht weich kochen lafl'en , welcher Fehler leicht da- 
durch gut zu machen ift, dafs man dem Wafler ungei» 
fähr 1 Theelöffel voll gereinigte Potafche ( kohlenfau- ' 
res Kali) zuthut, welches theils den kohlenfauren * 
Kalk niederCchlägt, theils — dem Gefchmack unbe« 
fchadet — die thierifch - vegetabilifche Subftanz im 
Wafler leichter auflöslich macht« — Das Pflanzen- 
Eyweifs (^Albumen)^ deflen einfache Beftandtheile, 
Kohlen-, Stick-, Waffer-, Sauer- Stofi" und'Kalkerde 
find, welche Subftanz nächft den beiden vorigen eine 
der nahrhafteften ift. — Das grüne Satzmehl , dem 
ebenfalls eine grofse Nahrhaftigkeit zukommt. — Das 
Stärkemehl (Arnylum^ fchon von den Römern ge- 
nannt) hat keinen StickftoiF, fondem nur Kohlen-, 
Wafler- und Sauer -Stoff zu Beftandtheilen. — Der 
Schleim oder Gummi, der gewöhnlich im Zellenge» 
webe der ganzen Pflanze vertheilt ift, deffen Nahrhaf- 
tigkeit fich dadurch beweift, dafs eine Karavane ar«- 
bifcher Kaufleute, die fich in einer Wüfte verirrt hatte, 
n4ch Aufzehrung ihrer Lebensmittel, durch Genie- 



93 



MS 



lENAISCHK A.LLfi. LITEHiTUft-ZEITUNa 



»44 



« 



faiing des UfMtchen Gatnmi , womit ße ihre KameeTe 
l)eladch hatten, mehrere Wochen ihr Leben a»d Kräfte 
erhielten» fo dar» von 30 hie 40 Perfonen nur 5 um- 
kamen» — Der Zucker» der vor dem Schleim uod 
der Stärke den Vorzug in der Nahrhaftigkeit hat, aber 
aus beiden Subftanzen durch die Vegetationekraft ent- 
fieht, und deÜen Beftandtheile Sauerdoff, Kohlenftoff 
und Waüerftoff find. — Fettes Öl, ein eigenthümli- 
t:her l^eftandthi^il vieler Pflanzen und Samen, der rein 
im Zellengewebe der Pflanzen abgefondert lie^t. (Das 
RanzigAverden der Öle entfbeht , vrenxi ßch em Theil 
des SauerüoÜs der Atmofphäre mit ihnen verbindet, 
und ihnen zugleich einen Theil ihres Wafferftofis ent- 
sieht.) — Das Wachs ^ welches ein durch SauerftoIF 
verdicktes fettes Pflanzenöl ift. — Ätherirchcs Öl. 
oder elientielles in riechbaren Pflanzen« die Urfache 
des Duftes derfelben. — Harze» deren Eeftandtheile 
Kohlen-, WaÜer- und Sauer - Stoft find. — Exiractiv- 
ftürt , der fich nur durch Hülfe einer zwcckmäfbigen 
chemifchen Behandlung für fich darßellen läfst. — 
Gerbeftoff , der in allen Pflanzen und Pflanzen theilen, 
die fich durch einen zufammenziehenden Gefchmack 
auszeichnen, gefunden wird. — Camphor» Feder- 
harz. Von den Pflanzenfäuren. Sauerklee-, Wein- 
ftein-. Zitronen-, Äpfel-, Eflig-, Galläpfel-,. Ben« 
soe-9 Camphor - Säure. 

IV. Fkyjiologie der Pflanzen. Die Lehre vom 
Leben der Gewächfe und von den firfcheinungen 
während deflelben ift bündig und anfchaulich vorge- 
tragen, und dem Arzte, Apotheker, Forßmann, Land- 
wirth und Gärtner gleich intereffant. Der Vf. bc- 
Ichreibt den ganzen Vcgetationsprocefs der Pflanzen, 
die EntAchungsperiodet die der Ausbildung und des 
Wachfens, der Fortpflanzung und der Frucht- und 
Samen -Bildung; die Glieder derfelben, die Wurzel 
und ihr Gefchäft; den Stamm oder Stengel; die Blät- 
ter und ihre Entwickdung; ihre Verrichtungen und 
grüne Farbe; ihre Reizbarkeit; Schlaf; Dauer; Ab- 
fallen u. f. w. Ferner die Nahrungsmittel der Ge- 
Wächfe, hauptfächlich aus dem In dem Humus gezo- 
genen Kohlen fioif, vermittelft des WallerfloÜs und der 
Gasarten am» der Luft. — Hiebey berührt der tief- 
denkeiiile Vf. einen überaus intereJlanten Gegenfland, 
der noch grobe Kefultate tur die Lauilwirihlchaft ge- 
ben wird. Wie nämlich eine jede PÜan^e ihre ver- 
fchiedene Grunderde vorzüglich gern zum Wobnplatze 
Wählt: fo liebt fie auch ihre eigenthumliche Nah- 
rung, und findet fich nur an fokhen SCellen üppig 
und in Menge, wo fie diefe eigenthumliche Nahrung 
aufnehmen kann. So lieben manche gröfsere Vtrhält- 
nifle von hoblenftofl'in ihren nährenden Subflanzien, 
andere gröfsete Verbal tniüe von Waflerfiofl*, und noch 
andere gröfsf*re Verbähnifle von Strckßofl. Seibft die 
Pflanzenfttbftanzeu be weifen es. Da^. B. im Zucker, 
in den Pflanzenfäuren u. f. w. ein beträchtlicher An- 
theil Sauerßoft' befindlich ift : fo mülTen auch (olche 
GewSlchfe ein beträchtliches Verhältnifs von Sauerftolf 
zu ihrer Ernährung bedürfen. Der gröfste Theil un- 
ferer Getreidearten, fo wie die meißen Hülfenfriichte, 
Wur^elgewäcbfe und die meiflen Gürtekipiunzen 



kommen ambeßen auf einem foTcben Linde fort, das 
mh Miß bedüngt wird; der üafer dagegen fferätli 
vorzüglich auf frifchem Umbruch, d. i. in foTchem 
Lande, das eine Mence vegetabilifchen Humus ent- 
hält, am beften, fo wie der Lein, die Hirfe iu t w. 
Dergleichen Kenntnifle und Beobachtungen lehren 
den Landwirth, feinen zu bauenden Gewächfen dai 
gemäfseße Erdreich anzuweifen^ den dienlichften 
Dünger zu geben u. f. w. » fo wie auch die Abwechfe- 
lung in den anzubauenden Früchten und Pflanzen. < 
Denn da |ede Pflanzenart ihr Qigenthümliches Mi- 
fchungsverhäknifs nährender Stoffe aus den in dem 
Boden enthaltenen Subftanzen zieht: fo folgt, difi 
ein folcher Boden, auf dem eine Pflanzenart eine 
Reihe von Jahren gebauet wird , fehr erfchöpft wird, 
diefe Pflanzen art alfo fich verfchlechtere, wenn gleich 
der Boden eine verbal tnifsmäfsigeDimzung bekommt 
Das Gefchäft der Ernährung und A^amilation felbft 
befchreibt der Vf. fehr deutlich,, fo weit wir in die 
geheimen ProcelTe des thierifchen und vegetabilifchen 
Organismus eindringen können. — - Bey den Ausdän- 
ftungen der Gewächfe führt er die Verfuche PTatfons 
an, der bey fehr warmem Sonnenfchein ein Trinkglai 
auf einen abgemähten Grasplatz ftürzte, das nach s 
Minuten voll von Wafleriropfen war, welche er, nach 
öfterer Wiederholung des Verfncbs» woe, und danich 
berechnete, dafs ein Morgen Grasland m 24 Standen 
6400 Quart Waller ausdunfte. Wie grofs mag dem- 
nach die Quantität an wäiTeriger Ausdnnßung bej ^0- 
feen Waldungen fcyn ! Und da bey einer jeden Ver- 
dunftung der dazu nötliige Wärraeßoft' den benachbi^ 
ten Körpern entzogen wird : fo läfst fich fehr leicht 
erklären, wie das Klima unferes deutfcheh Vaterlan- 
des nach und nach gelinder werden mutste, nachdem 

man die ungeheuren Waldungen verringerte, die tk 
noch zuCäfars und Tacitus Zeiten bedeckten. — Wei- 
terhin beweiß der Vf. die eigenthumliche Wärme der 
Gevvächfe ; redet von der mannichfaltigen FortpÜan- 
zung derfelben, infonderhelt von der Bildung der Bin- 
the, ihren ßefruchtungstheilen und dem- w^undervol- 
len Gefchäfte der Befruchtung. — Endlich giebt er 
noch zur Betrachtung den Wohnort der Gewächfe, 
WalTer, Sümpfe, Moore, Brüche, Quellen u. f. W«, 
flache Felder, Gebirge, Wiefen, Nadelwälder, Laab- 
walder u. f. w. , den Einflufs des Wallers, der Lufti 
der Wärme und des Lichts auf diefelbeu : Gegenßande, 
die nicht allein für die Pftauzen künde im ADgeroeineAi 
fondern vorzüglich in der Anwendung auf die Laad- 
wirthfchaft wichtig ßud. 

V. f^on den Krankheiten der Gewäekfe ^ ^oia 
allgemeine Pßanzenpathologie^ und von der Pjas- 
zentherapie oüer Hei Ikwijt derfelben. ß. sgö eryrahnt 
der Vf. einer Erfcheinung bey dem Buchweizen, daC» 
nämlich feine Arndte vernichtet wird durch Gewitter 
bey feiner Blüthe, auch fchon durch blofses Weucr- 

* leuchten , und fagt, dafs etwa hier die Entladung der 
Elektricitat nachlheflig wirken möchte. - Diefes b^ 
wirkt, nach Rec. Beobachtung, die Entladung der 
EleKtricität dadurch, dats üe durch ihren Sauerftof 
inderBlüihe» wenn die Befiruchtüng noch nicht {e- 



Hl 



MAY t a t 3* 



S46 



(cbefaaa ift^ eine nnorüentltcbeGltiniii^ m demPflaa* 
lenfaft Terarfacht, wodorcli fie &cb suCimmeiiBieht 
und verdirbk, wie diefet befonderi audi in der Obft« 
blüthe, Bttmal des Äpfelbanoii» der Fall ift, und die 
Milcb bey Gewittern gerinnt, daaBier auf dem Kühl* 
fcfaüF faner wird u. f. w* 

VI. Syßemkunde. Beftimmung der GmndbegrifFe 
eines jeden Pflanzen fyßems. Pflanzen fyßem des Vfs.« 
nebft einer tabellarifchen Überficbt delTelben. — Die- 
fes Softem mag Manchen fafslicber und annehmlicher 
ieyn, als das des berühmten Linne« der hey allen Vor- 
zügen feln^ fonft fo fchön durchdachten Syftems 
durch das Zählen, der Staubfäden mehrere natürliche 
Familien aus einander reiben, und wieder in anderen 
Claffen die heterogenften Pflanzen mit einander ver« 
binden mufste. Des Vfs. Syftem will keinen äufseren 
Gewächstheil zum Haupteintheilungsmerkmal anneh* 
men, fondem ihren Bau felbft und ihren ganzen Ha- 
bitus. Jedoch betritt er in der Folge bey vielen Pflanz 
zen wieder die Bahn des Linn^, und nimmt bey ih« 
nen die Staubfäden u. L w* zu Eintbeilungsmerkma- 
len. Indefs fleht man aut dem ganzen Werk» dafs der 
Vf. nicht nur eine voUftändige Kenntnifs der Natur- 
kunde und ihrer Fortfchritte bis auf die neuefte Zeit, 
fondem auch der Landwirthrchaftswiflenfchaft be- 
fiSBtt die Benihmngspuncte beider erkennt, und ein 
richtigee Gefühl von den Oeiftesbedürfnillen und 
den befonderen Anflehten dea Landwirths fleh er- 
MTOrben hat. 

Der zweyte Haupttheil umfafst die botanifcheNo- 
naendatur und die auf das kndwirthfchaftliche Ge- 
l^erbe angewandte befondere Pflanzenkunde, die für 
den Landwirth von noch pöfserem InterelTe iß. £r 
begreift jedoch adtb manche Pflanzen mit, welche 
iAm zur lehrreichen und aflgenehmen Unterhaltung, 
{m wie zur genauen Unter fcheidung verwandterPflan- 
^Lien dienen. Der Vf. hat die ryflematifche Folge der 
6e Wächte gewählt, wobey er auf den ganzen Habhus 
der Pflanze achtet ; er giebt die Blüthezeit der Pflan- ' 
ze, ihre Dauer, den Standort und die Bodenart an, 
auf der fie wäehft, und die wenigftens ihr Lieblings- 
boden iß. Zugleich berührt er ihre Benutzung, Scha- 
den, Feinde, die ihnen vorzüglich nachflellen, Krank- 
heiten, denen ße unterworfen und u. f. w. — Wohl- 
gethan war es, dafs der Vf. für die, fo ihre Pflanzen 
nach dem linn^ifchen Syflem orifnen wollen, bey ei- 
ner jeden Gaiitung die Clafl'e und Ordnung anfuhrt, 
worin fie mit den zu ihr gehörigen Arten nach Lin- 
nens Syßem ftehf^n. Die Abbildungen auf den Kupfer- 
tafeln und von dem. Vf. gut gezeichnet und fein ge- 
Aochcn. XP. 

MATHEMATIK. 

Stüttgardt, b. Steinkopf: Die pe/lalozzifrke 
Zahlenlehre und die Jchmidijchen JElewetite der 
Zahl 9 nach ihrem arithmetijcheri und f^ormaien 
fVerthe där^eliellt und inU einander verglichen, 
Nebft einem Plane zu einer Arithmetik fürVolks- 
fchulen, und einer Beurtheilnng der fchmidi- 
Jchen Elemente der Form und Oröfse und der 



Algebra. Von M. C. D. T. Bq^ann , Ffiirrer 
zu Weilimdorf. 1810. IX u. 3058. 5. (iRthlr.) 
Über den Werth der pefialozzifchen und fckmidi^ 
fehen filemcntarfchriften der Gr^Uenlehre hat fleh in 
nnferen Tagen mehr aU eine Stimme erhoben. Nur 
allzu oft traf es Geh hiebey, dafs ihre Verfaffer theih 
zu warme Anbänger dicfer neuen Lehrmethode, thctl« 
zu entfchiedene Widerfacber derfelben waren, als 
dafs der in diefem Gegenftreit unbefangene Theil des 
gelehrten Pablicums, der nicht felbft jene Schriften 
zu prüfen Gelegenheit hatte, eine richtige Einficht in 
das Wefwa der Sache hätte erlangen können. Es war 
uns daher fehr erfreulich , in dem Vf. einen Man« 
kennen zu lernen ^ der mit der Treud eines gewiffcn- 
haften Referenten auch die Gabe eines fcharffinnigen 
Richters in hohem Grade vereinigt. Wir halten ea 
für Pflicht, unfere Lefer mit dem Inhalte diefes ge- 
haltvollen Werks bekannt zu machen, und gelegent- 
lich unfere Bemerkungen damit zu verbinden. 

Die Schrift beginnt mit einer Darftellung der^c. 
fialoTxi jchen Anfchauungslehre der Zahlen verbältnifle, 
wobey zuerft ( S. i — 72 ) ihr arithmetischer Werth 
gewürdigt wird. Der Vf. geht hier die pejtalozLifchen 
Übungen auf der Tabelle der Einheiten, und fodann 
auf der erßen und zweyten Bruchtabelle im Einzel- 
nen durch. Überall giebt er eine gedrängte, aber be- 
friedigende Überficht ihres Inhalts, und fügt Berich- 
tigungen und Bemerkungen bey , welche nicht miur 
den gründlichen Denker, fondem auch einen im 
Lehrfache bewanderten Mann beurkunden. Befon- 
ders gefiel uns das ruhige, männliche Urtheil des 
Vfs., welches, frey von Leiden fchaftlichkeit, nur. 
der erkannten Wahrheit huldigt. 'Der formale Wcrtk 
der Zahlenlehre wird (S. 72 — 114) nach ihrem^Ein- 
flufs auf den Verftand und das Gedäcbtnifs, nach ih- 
rem Äufseren , nach ihren grofsen Wirkungen , ihrer 
Anwendbarkeit in Schulen, ihrer Lückenlofigkeit, 
nach dem Zyrecke Peßalozzi^s ^ nach dem, was noch 
zu thun übrig bleibt, und von feiner Methode be* 
nutzt werden kann, mit vieler Sachkenntnifs unter* 
fucht, obgleich wir in Kleinigkeiten bisweilen verw 
fchiedener Meinung find. — Dann folgt die Darftel- 
lung der fchmidifchen Elemente der Zahl, und zwar 
zuerft eine Beurtheilung ihres arithmetijehen Werths 
(S. 115 — 167). Eine mit vielem Fleifse und Befon« 
nenheit verfertigte Überficht diefes Werks fetzt den 
Unparteyifchen auf den richtigen Standpunct, um 
ein competentes Urtheil darüber zu fallen. Noch 
Tchätzbarer find die trefflichen Bemerkungen des Vfs. 
über einzt'lne Lehren und Methoden diefer Schrift. 
Mit Anerkennung ihres Werthes wird manches Un- 
richtige gf^rügt, manches Mangelhafte verheuert, tmd 
dem Werke ^ine gehörige Stelle angewiefen. Eben 
diefps gilt von dem Urtheile des Vfs. über ilenjorma- 
len Werth der fchmidljchen Elemente (S. 167— i79)* 
In einer angebängten Vergleichuiig der pejialozzi^ 
Jchen mh der fchmidifchen Methode wird der Vorzug 
der letzteren m Hinucht der Grundfätze, der Me- 
thode felbft, und ihrer Anwendbarkeit in Schulen 
{gründlich entwickelt. — - Hierauf legt der Vf. (S. 19.1 



«4T 



J. A.- L. Z. M A Y «'8 



5* 



M 



bis S39) einen eigenthnmltchen Plan zu einer Jrltk- 
wietik für Land' und Bürger- Schulen^ mit niögHch- 
Ster Benutsnng der pejialozzijchen und Jehmidtjohen 
Methoden» vor» der die Auiinerhramkeit der Sach- 
Terftändigen verdient. Im Allgemeinen find wir mit 
diefem Plan einverßanden, und möchten ihn wohl der 
peßalozzifchen xxnA jchmidifchen Methode vonriehen. 
Um den Kindern das Decimalgefetz unferer Xritbme- 
tik auf eine anfchauliche Art begreiflich zu machen» 
wurden wir den Lehrer auf der Tafel mehrere fenk- 
rechte Parallelßriche ziehen lauen » und fie den Klei- 
nen mk den Porten : Lime der Einer » IJnie der 
Zehner u. f. f. kenntlich machen^ Durch Ziffern, die 
man fodann auf diefe Striche fchreibt, laden fich alle 
Zahlen fehr finnlich darftellen. Auf die Lehre von 
den ganzen Zahlen und den vier Rechnungsarten 
darin labt der Vf. fogleich die gewöhnlichen Brüche 
folgen. Diefer Ordnung können wir um defewillen 
nicht beyftimmen » weil die Decimalbriiche unmittel- 
bar nach den ganzen Zahlen die natürlichfte Stelle 
einnehmen. Sie entfpringen aua dem unter did Ei- 
ner fortgefetzten dekadifchen Gefctze, und ihre Ope- 
rationen lallen fich fehr einfach hieraus entwickeln« 
Auch werden ße an diefer Stelle eine einleitende Vor^ 
Übung zu den gemeinen Brüchen , deren Betrachtung 
wir unmittelbar darauf würden folgen * laflen^ weil 
'fie ilem Kinde hier, wo ihm der Begriff des Bruchs 
geläufiger ift, verßändlicher werden. Der Vortrag 
der VerhältnilTe bat unferen Beyfall. Doch folhe 
auch des arithmetijchen Verhältniffes gedacht wer- 
den» welches der Vf. durchaus mit Still fcbweigen 
übergeht. Die praktifchenVerhältnifsrechnungen hnd, 
recht brauchbar dargefiellt. £rß jetzt trägt der Vf. 



die Rechnung mit zehntheüigen Brüc&ea'TOn Bey 
der Divifion bähten wir fine genauere Aufeinandar- 
fetzung der möglichen Fälle gewünfcht» weil ohne 
diefes dem Anfänger Manches bierin dunkel bleibt 
Zum SChluffe folgen die evften und aUgemeinfien Be- 
griffe und Reehnungsregeln der entgegengefetttea 
Zahlen. Data der Vf. die negativen Zahlen 'den Kin- 
dern zum erßen Male durch etwas» was weniger als 
nichts ift, erklärt, können wir nicht billigen, weil 
das Kind gewifs nicht weifs, was es dabej denken 
foll. Der Lehrer mufs hier mit bekannten Gegen- 
fätzen von Vorwärts« und Rück wärugehen , äxA- 
und Abfieigen , Vermögen und ^huMen u. f. f. in- 
fangen, und daraus diefe Begriffe ableiten. Sind fie 
einmal von den Zöglingen richtig aufgefafJst: fo kann 
ihnen wohl zur JEriäuterung obige Erklärung geg^ 
ben werden. Da diefer Abfchnitt keine zwey Sei- 
ten ausfüllt: fo lafst fich obnediefs nichu VollfUndi* 
ges erwarten. 

In dem ^/lAaTf^s beurtheih der Vf. (S. 235— 3SJ) 
etierft den geometrifcheh und formalen Werth der 
frhmidifchen Elemente der Form und Grobe, fo- 
dann den algebraifchen und formalen Werth der Al- 
gebra. Auch hier fanden wir getreue DarfieUangen 
d^lTen , was Schm. in diefen Werken gegeben hat, 
verbunden mit begründeten Urtbcilen über dasje- 
nige , was diefe neuen Methoden zu leiften im Stan- 
de find. In Hinficht der einzelnen Darftellnngen da 
Vfs. verweifen wir die Lefer auf cLis WeA fdbft, 
welches fie mit Befriedigung ihrer Erwartungen aoi 
der Hand legen i^erden. Die typographiücbe Am* 
führung ift zweckmäfsig. 



KURZE 



ANZEIGEN. 



ScRÖME KÜR8TS*~ Berlin u. Leiptig (ohna Angabe des 
Verlegers^: Die Verfuche und tiindernijjfe Karls. Eine .deut- 
^he befchichce aus neuerer Zeit, i^oß- £1 Aer Tbeil. 406 S. 3. 
( t Ktblr. 18 gr. ') Die UiudernilTe fchcinen fich Termehrt, 
Tuid die Veiluche yerminden zu haben : denn iiie Fortfeczung 
des Buchs ift bis jetzt unterblieben. Zu verwundem ift es 
nicht , weil gleicn der erlle Verfuch fo verwegener Art ift, 
«nd die übrigen erofstentheils dem elften gleichen, pa fie 
übrigens gut erzfililt find, und die l.efer fonft nichts, als die 
Zeit uabey riskiren : fo wollen wir hiepiit nach einem ver» 
Jaufenen Luftruni an fie freundlich erinnern; Den Schlufs 
diefes erften Theils macht ein Gedicht nach Pep*archa*s (^a|i- 
sone 16 9 aus welchem ein paar Zeilen hier wohl nicht am 
unrechten Orte ftehen, 

Deutfchland, du theures Herz, Brunquell des Lebens, 

Dich hat das Weh erdrungen. 

Die Wunde mehr als andre bringt Verderben! 

Ich, der ein Kind fo liebvoli dien umfchlungeii 
• Inmitten kräjC^en Strehent 

Soll fchauen dich in barter Schmach hinfierbenl 

l^ein Unterland erwerben 

Kann neigend nur bey folchen tiefen Leiden., 

Weil uns das Herz, Deutfchland, das ehi-ne, zaget. 

Feindlich Schwert in fich traget, 

Dnd fich vom eignen Blut mufs bitter fchf>iden. 
Man findht^ dem Yf, iß der Verfuch , einen anfchauliohea 



Begiiff von Petmrcha"« Ver«kimft vx feb«ii| trefflich ^ 
luugen I Be. 

Giefsen, b. Tafch^ u. Müller: Bmreiorfe Stmdiea mi 
Campagne • Leben ( auch unter dem Titel ; Papiere auM nmi- 
nem teUprediger • Leben') ^ von CA. H. HUdebrmnd* igoT* 
446 S. M.3. — Manches in diefem Romane (denn mehr »u 
Roman hat man hier nicht zu erwarten) ift recht Angeaeka 
vorgetragen, die Eigenthflmliohkeiten eine« Campagne*!^ 
bens gut gehalten. Diefs ift am meiften der Fall, wenn der 
Vf. bey der eiufiltigeh Art zu erzlhlen bleibt, und nicht 
witzig feyn will. Will er aber das : fo macht er gewöhnlich 
den Purzelbaum , zu dem* er , -wie feine Ainme erzihlt, fchoa 
in Mutterleibe die Poßtion genommen. Oder foilte das heia 
fchriftftellerifcher Purzelbaum fevn , wenn £iner fich foigss- 
dermafseu vernehmen Ufst: „Die Menfchenliebe irrurde im 
30 jahrigen Kriege enthauptet, und das Mitleid viele Jahrhin- 
derte vorher fti angulirt ; aber deftenun^eachtet fpuhtOB beidi 
noch immer auf der Erde herum , fo Kxi^g wenigftena die Sa« 
ge/* Die Oemeiiiheiten, welche fich hie und da zeigen, kdi> 
nen freylich aus einem Campagne • Leben nicht gut 'wegblei* 
ben. i fas zehnte Capitel , wo per tot discrimimm rerum ^ 
lield in einer Schaufpielci bände, oder wie die Überfchnft 
d^s Capitels fagt , unter der Fahne Thalient 6ohuts fOr Win^ 
und Wetter ftudet , liefert Beyfpiele liiesii« 



mm 



s > 



JENA ISCHE 



«5» 



ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG 



M A y , 4 8 1 3« 



T E C H N O L O G I B. 

Basel« b. Flick: Die Kunjf^ feines englifekes 
Stein pvrcellain auf wcdgwoodfjche Art zu ver- 
fertigen. I^ebß einer Anweifunf^^ die Menni^e^ 
eine neue Art der Glafnr und verglntbare Farben 
zu bereiten^ wie auch auf Steiufforceliain und 
achtes Forcellain Kupfer ßichf zu -drucken und 
beides zu vergolden. Mit Kupfern und einem it- 
klärenden Wörterbu'che der technifcben und che- 
mifchen Aasdrücke. Für Befuaer von derglei- 
chen Fabriken, und die, welche folche aril<»gen 
'wollen 9 herausgegeben von M. O, Durchge fe- 
hen von Bouillon- Lagrange ^ Prof. der Chemie 
tiiad prakt. Arzt. Ober fetzt von ff ilhelm Schenk^ 
Adjunct und Diaconot der Diöces von llmenaa 
XL. f. w. i8<>8- ^5« S. Q. Ohne Vorrede und Re- 
gifter. (i8gr0 . 

Uiefe» Werk empfiehlt Geh durch teine vollftSndi- 
ge und deutliche Befchreibung der Bereitungsart des 
englifchen Steinporcelbiins. Enthält es ^uch nicht 
fondetlich viel Neues: To haben wir doch kein ähnß- 
c\Le$ Werk , welches fo fehr ins Detail der Berei- 
tung jener SubAanzen einginge. Wer überhaupt kei- 
nen cieutlichen Begriilf von ForcellainEabrication hat, 
der vvird durch diefe Schriftblei chfam in die Werk- 
(lätte dieTer viel uns fa (Ten den Kunft geführt, und er- 
hält eine deutliche Anfchauung von den fehr man- 
nichfaltigen Arbeilen. Die Einrichtung einer Fabrik 
di^ wedgwood'fchen Steingut*s ift wenig von der ei- 
ner guten Porcellainfabrik unlerfchieden , und felbft 
die Bereitungsart beider ift wenig abweichend. Die 
Hauptunterfchiede liegen vorzüglich i) in der Mi- 
fchung der MalTe. Denn ftatt dafs der Porcellainmaf« 
fe Felafpath hinzugefetzt wird, wendet man zur Be- 
reitung der SteingutmalTe, wie ße der Vf. angiebt, 
nur Qnarz, oder noch befTer calcinirte Feuerfteme 
und Tbon an. Daher ift 2) der geringere Grad der 
Gefchnioidigkeit des PorceHainteiges und die daraus 
«ntfpringende fchwierigere Verarbeitung deilelbtn 
beym Formen u. f. w. abzuleiten. Einen dritten 
Unterfchied giebt die Art des Auftragens der Glafur. 
B^y dem Porcellain wird diefeibe auf ein fehr fchwach 
gebranntes Biscuit gefetzt , das in dem oberen Theile 
des Ofens, wo die Temperatur nicht über 5 — €^ 
Wedgw. ift» gebrannt wird; beym Steingut hinge- 
gen wird iie auf ein fehr dichtes und feftes Biscuit 
gefetzt, und diefes in einem eigenen Ofen, bey ei- 
ner Temperatur von 8o — ^^^^ Wcdgw., gehrannt 
u» f. w* Das wedgwood'fche Steingut verdankt icia 
y. A^ L* Z. »8 »3« Zweyter Bandy^ 



fchönes Arifehcn vorzüglich der Engobefarbe, d. u 
der erdigen, nicht verglaften Farbe, welche aus- 
fchliefalich für das Biscuit, oder die rohe unee* 
brannte MalTe. niemals ^fur die Glafur, beftimmt ift. 
Jt*der kennt die fchönen «ngMfehen Arbeiten zum 
Tbeil «inzigpr antiker Formen, von den6n 'fich be- 
fonders die Varietäten trefflich auenehmen, welche 
einen blauen Grund haben, auf tlem erhobene Figu- 
ren von w^eifser Mafle prangen. 

Die Schrift zerfällt, ohne dafs jedoch difefe Äb- 
theilnngen wirklich gemacht wären, in drey oder 
eigentlich vier Haupubfchnitte. Der erfte enthält 
auttfchlitTslich die Verfertigung des Steinxiorcellains. 
Er handelt von der Compoütion; den verfchiedenen 
Thouiirten. Man Ende, fagtderVf., bey Colebroo- 
kilde in Shroplhire in England, eine faft fchwarze 
l'honerde, die durch das Brennen fehr weifs wird, 
und die man, da fie fehr gut in dem Steinporeel- 
lainfeuer fteht« in den Fabriken gebrauche; er nennt 
Hn. Falls fft der folche fchwarz^ Thonerde , welche' 
(ich weifs wie Papier brennen liefs, felbft gefehen 
hat ; und diefes, hhtt er fort, lalTe ftch daher erklä- 
ren, dafs ihre fchwarze Farbe ihren Grtmd nicht ih 
metallifchen, fondern in vegetabilifchen Stoffen ha- 
be 5 die während des Brennens verfluchtigt Vrer- 
den. Diefe Thonerde ift noch wenig bekannt, und 
eine Analyfe davon noch gar -nicht unternommen^ 
AvahrFcheinlich aber dürfte man das färbende Frincip 
in fchwarzem Kohlenoxyd fuchen, das, wie uns Hr. 
John in feiner Abhandluiig über den LucuUan gezeigt 
bat, dem fogenannten fchwarzen Marmor die Far- 
be ertheilt. — Von der Gewinnung der Erden, der 
Säuberung der Thonerde» dem Schlämmen der Erde, 
der Durchüebung derfelben, den liiefelfteinen, Feuer- 
fteinen und Peldfpatb. — S, x6 rechoet Hr. O. den 
in Kreide eingefchloÜenen Feuerftein zu den aufge* 
fchwemmten Gebirgsarten. Diefs ift wahrfchem- 
lich ein Irrthum, denn bekanntlich gehören jene 
Kalkgebirge zur zweyten, oder — wenn mau Über- 
gangsgebirgsarten berückßchtigt — - eigentlich zur 
dritten Clailie , den Flötzgebirgen. — Zu bezweifeln 
ift, gegen den Vf. , die Gegenwart der Baryterde in 
einigen Thonarten ; wenigftens ift uns keine Analyfe 
bekannt, die diefe Annahme bewiefe. »* Von dem 
Calciiiiren der Feuerfteine, dem Zerftofsen oder Po- 
chen der Sieine, dem Mahlen der Kiefel , der Vermi- 
fchung der gebrannten Kiefel mit der durchgefiebten 
lliOHerde« der Abzapfung^ des Wallers und Abdam- 
pfung der Erde, dem Durchkneten orfbr Treten der- . 
fdben; dem Schlagen des Teiges; der Bearbeitung 
der Erden durch den Former und Dreher: der Verar- 

94 



tS« 



IKITAISCHE ALLa LITERATVl. • ZEITUHOw 



•5t 



beitnng der Erde inrch den Former, Jen Staffirer 
und Verxierer; der Form der-Gefchirre; dem Einfe* 
teen der Gefchinre in dieKapr^ln^ dem Einfetzen der- 
felben in. den Ofen; dem Brennen der <}efcbirre f der 
Einrichtung der wedgwaodfcben Pyrometer; dem» 
Austragen oder Ausnehmen der Gefchinre aus dem 
Ofenv der Glafur, der Zufammenfetzung der Glafu- 
ren , dem Emfetzen der glafurten Biscuits in Ka* 
pfeln; von den Glafurofen, den Kapfein zum Glafu- 
sen; den glafurten Gefcbirren in dem Ofen; dem 
Aufbrennen der Glafur. — Hierauf folgt die, nach 
der bergmannfchen Methode, die Beftandtheile der 
Edelüefner »u entdi-cken, auf die Probirung von 
Thonerden angewandte Analyfirungeart von LoifeL 
So zweckmiifsig auch die Anwendung von platinen 
Gefäfsen allerdings bey den Aiialytjpii ift: Co wenig, 
kann man ihnen doch, wie der Vf. zu. thun gi^m* igt 
ift, unbedingt bey jeder Arbeit den Vorzug vor ande- 
ren metallenen. Gefafoen gebe», fcine Menge von Ar- 
beiten lallen &ch in dt^nfelben gar nicht mit Sicher- 
heit anßellen, weil viele concrete Sublianzen, z. B» 
Phoepborfaure , Nickel u. a. , das Metall angreifen. 
Am allgemein ften lalFen üch, falb die Temperatur 
bey den Analyfen nicht zu hoch ift, noch immer 
(Uberne , oder noch beller vergoldete ülbefhe Tiegel 
ani'venden.' Eiferne Gefäfse,. die S^J^ empfohlen 
werden, erheiden einen fehr befchränkten Gebrauchs 
In Beziehung auf die Analyfen, von denen der Vf. 
fpricht, d.i.. folcher Subitanze», die huaptfächlich 
aus Kiefelerde, Kalkerde» Bittererde, Alaunerde u. 
r. w. beliehen, ift zu bemerken, dafs die mit Halt 
gefchmolzene Erde fich volfkomnien in .Salzfäure auf- 
lö£cn.mL.7ä, wenn man znv^rTäfli^er I\t:'iultate gewiCs 
feyn will. Auch tß et zweckmäfsiger, die Malle vor 
der Behandlung mit Salzfaure mit Waller 2u kochen^ 
ak fte zu zerftofsen, und dann fogleich in Sdlzfäure 
aufzulöfen. Ift die Verbindung mit den Erden und 
dem Alkali voUftändig erfolgt: fa erhält' man fchon» 
falls keine Zirkonerde in die Mifchung mit eingeht, 
und der fiitler- und Kalk- Erdengehalt nicht zu grofs 
ift, eiae vollkommene wäfsrige Auilöfuug. Der Um- 
ftand, dafs man ötin nach Behandlung der Malle 
mit Salzfaure verbliebenen Rückßand, wenn er ge- 
wiÜ'e Eigenfchaflen zeigte r ftels für Kie feierde ge- 
balten hat, gab gewifs Gelegenheit zu den vitlen 
fehlerhaften Analyfen, die man hefond^ rs-bey den al- 
teren Cbemiftt u , und in Beziehung auf die w «'hre 
Quantität der liiefelerde felhft b<-y dem auch in der 
analytifcben Chemie unfterblicbeu hergmann ge4i 
Wühr wird. Was die Salzlaure, in 6^xk\ bem* rkten 
Frflle, nicht auüoft, ktiiin am zweckmaföiglten <iuf^ 
Meue mit Kali behandelt werden. Lbrigens ift ta 
nicht wohl möglich, wie der Vf. bemerkt, durch ein 
paar Analyfen ürh die nöthigen henntnill'e zur ge- 
nauen und vollftändigen Zerlegung erdiger Subftan- 
zen zu verfchaifen; denn diefe und nicht immer 
fo einfache Gemtlche, als er vorausfetzt. Geringe 
Quantitäten mancher verfteckter und febr eingehüll- 
ter MifchuDgstheile» die veränderten Veswandtlcbaft^ 



gefetze bey Abänderung iTer T^mperamr, dem ver- 
fchiedenea Zuftande der Concentration der Solutio- 
Ben, der Menge des fogenannten Auftöfunga-, fo wie 
des^ Fällungs-Miuels» und cfie daraus erfolgende tkeil- 
wei^e FäDung der aufgelößen Subftana u. C w. ver- 
urfacl}er> nicht feilen bedeutende Schwierigkeiten, 
und geben fblbft dem erfahrneren Arbeiter au Irrtho- 
xnern Veranlallung. — 

Dann befchreibt der Vf. die Bereitung der Bley- 
©xydc— der Mennige — der Öfen, in denen die Arbeit 
unternommen wird. Gewöhnlich hä^lt man, wie auch 
S. Qi angenommen wird , die Sandarach der Alten, mid 
namentlich des Plinius, fiir unfere heutige Mennige. 
Diefs ift zumTheil gegründet, zum Theil aber nicht. 
Plinius fcheint die rothe Farbe, die fchon zur Zeit 
des Homer eine fa bedeutende Rolle fpielte, dafs üe 
felbft für eine heilige Farbe galt, hiebey vorzüglich 
berück(}chtiget, und danach die rothen Metalloxyde be- 
nannt zu haben. Diejenigen , welche die Sandarach 
des Plinius für unfere Mennige halten, find, wie der 
Vf., durch Plin. Üb. XXXIV. Gap. 54, welche&von 
dem Bley, demBleyweils u. f. w. vorzugaweife ban- 
delt, dazu bewogen worden. Denn nahe am Ende 
diefes Cap. heifst es: Quod derajum r//, teritur et 
cribratur^ et eoiquUur itt patinis ^ mijceturque rudi- 
cutis donec rvfejcat etj mUe Sandarachae ßat. Und 
einige Zeilen weiter: Foj.ta ceruj^a ipjaji coquitur^ 
rufejcit etc. Dann erzahlt Plinius, man finde die 
Sandarach in den Gold - und Silber - Bergwerken, 
und üe fey um fo fchoner, je mehr Köthe fic beJitie. 
Woilteinan hieraus folgern, dafs die Sandarach un- 
fere Mennige fey: fo iniifste nothwcndig fchon zu 
Pliniua Zeit die natüj liehe Mennige, von der >rir 
jetzt erft Kenninifs erhalten haben, bekannt und 
lelbft im Gebrauch, geweftii feyiK Uns icheint indelii 
fehr wahricbeinlicb, dafs Plinius hier das natürli- 
che rothe Arfenik und daa künTtlicbe rothe Bleyoxjd 
nur vergleicht, oder wohl gar beide für ein unddaf- 
felbü halt. Dafs er aber wirklich von dem Healgal 
oder rothen Arfenik Ipricht, ergiebt üch aus dem 
Anfange desgöCap. , wo er von dem Arfenik mit aui- 
drucklichen Worten rede.t, indem erlagt: b.t Jrjefii' 
cum ex eadem eß male ia etc. Lib. XXXV, Cdp. 6 
macht diefs nocti deutlicher. Er fpricht ddlelbH von 
dem Arfenik und bemerRt, dafs man auch aus Bley 
eine nachgemachte Sandarach bereiten könne 
(,I;it et aduiteriua ex cerujja in tornac0 cocta)» 
Die Menij^ige dt:ti l^jinius ilt in der Hegel unter 
Zinnober, wie daa ganze 7 Cap. des 33 Buch zeigt: 
^yMilton vocant (jraeci miiüunt^ quidam ciunabari^** 
tt. f. w. Zuv\ eilen l'cheint j.edoch Plinius auch d^i 
rothe Bleyoxyd Mennige zu nennen. Er #=^r\vahnt 
nämlich der Verfaifcbung des /.innobers durch einen 
nachgemachten uus Bley, und druckt fich darüber 
mit folgenden Worten aus: t^Stenles etiam plumbi 
depreheiiduntur juo coLove ^ nee mji in Jonianbui 
rubejcentes exujaque tunduntur m farinam^ tt 
hvc eJL Jecuudarium miniutn — — hoc ergo adul' 
teraitir miiiium in oj^icmis Jociorum etc.** Duck 



i5S 



MAY ^ S i i. 



•54 



wir mtüTeit bier «blireeb«nt «m ttn* nicht su 
weit von unterem Hauptzweck zu entferneiu 
Der Vf. handelt dann von dem £inbreRnen. der Far- 
ben, dam fiir die Engobefarben « für die Farben, di^ 
anf Biscuit aufgetragen, und d^e, welche nnm^ttel- 
bar auf die Gla für gefetzt werden, erfoderlichen Tem* 
peratnrgrad , den Metallen im AHgememen , die Jtur 
Bereitung der Farben dienlich find, den Schmelztie- 
gdn zn den Flüflen und Farben, den Öfen zum 
Schmelzen der Farben; den Farben für die Glafar, 
and den für die Engobefarben. 

Eine dritte Abtheilung können verf chiedene Pro« 
cefle auMaachen : i) Die Mennige und das Bleywei(ii 
auf eine wohlfeile Art hey der Glafur für daa feine 
Steingut zu erfetzen. a) Die erdige Glafur ftatt dejr 
Bleyoxyde zu gebrauchen. Zweckmäfaige Anwen- 
dung des Bimßeins. J) Die Befchaffenheit der Gla- 
fur eines Steinguts zn unterfuchen und zu beurthe»> 
len. 4) Die Gute des Biscuits des feinen Steingut 
sa unterfuchen. 5) Die Art, Wedgwood's pyrometri- 
fche Körper zu machen, nach dem Künßler Gazßraiu 
TabellariEche Überficht verfchiedener durch das Thon- 
pyrometer beßimmter Wärmegrade und ihrer Verglei- 
chung mit anderen thermometrifchen bcalen. Sie ge- 
ben äis Refulut, dafs die pyrometrifchen Grade mit 
den thermometrifchen m einem veränderlichen Ver- 
Hättnifle ftefaen, fo dafs bey der Vermehrung der 
2Uhl der erfteren eine geringe Zahl der letzteren er- 
folge, welche eine Folge der Ungleichheit der Zu- 
fammenztehung des Thones iß, mittler Ausdehnung 
dea Queckfilbera verglichen. 6) Bereitung des Gold- 
porpurs des Caffius nach t^iontamy. 7) Fällnng des 
Silbers. 8) Methodet das l:'latin auf Porcellain zu 
tragen. 9) Die Kunft, #71 taille douce auf das Bis- 
cuit und die Glafur des englifct>en Steinguts zu dru- 
cken. 10) Die hunß, Alcarazzas oder Äbküblungs- 
gefäfse zn verfertigen; die Kolles der Ägyptier, die 
Bardaques der Proven^aleii, die Gargouletten der See- 
fährer, die Hydroceramen dea Hn. tourmy. 11) Re- 
ctpte zu Emaillirung metallener Kücbengelchirre. 

Die folgende Abtheilung führt den I ite] : Che^ 
mijch ' Uchnifches fVörtt^rbuch ^ die KunjL ^ Jtincs 
tn^Ujches Steingut zu DerJ er tigert^ betretend, Sie 
enthält kurze Definitionen aller in diefer 'Schrift vor- 
Itomnienden Worte, Operationen u. f. w. in alpha- 
betilcher Ordnung. Die Definitionen hätten zum 
Theil treffender ausfallen, und felbß einige Unrich- 
tigkeiten vermieden werden können. Der Begriff ei- 
n^r AuUöfung iß wohl nicht ganz paffend. ' \>e4\n 
Ttrfteht man nach dem Vf. unter Auilöfung das gänz- 
liche ünfichtbarw erden eines feßen Körpers in einer 
FiülTigkeic, die feine Natur in der Malee verändert, 
dals, wenn man die Flüffigkeit v.erdunßet, man 
durch die rückßandigen feßen Theile einen neuen 
Körper gebildet findet, der weder mit den tigen- 
fchdften der Flüllifikeit, noch mit dem vorigen feßen 
Körper Ahnlichken hat; fo 'muf&ten die Verbindun- 
gen des Zuckers und Gummi mit Waller, der Harze 
loit Weingeiß» der Caoutchoue mit Äther u« f. w* 



keine Anflöfungen fcyn.' Das von den Hnn. F'auque^ 
lin und Klaprath in dem rothen fibirifchen Bleverzo 
faß zn gleicher Zeit entdeckte Metall heifst, wie be- 
kannt, nicht Chronicum, fondem Chromium, von 
^pcv/Ko, wegen feiner farbeertheilenden Eigenfchaft. 
Das Mufchelgold S. tjg iß nicht Goldpurpnr, fon- 
dern gewöhnlich durch fchwefelfaures Eifcn gefälle- 
te$ metallifches Gold, welches mit arabifchem Oum- 
mi und Waffer. zufammenferieben iß. Die Defini*' 
tion von dem Kali iß gleichfalls nicht geglückt. S. 
»9a irrt der Vf. , wenn er glaubt , dafs man nur ein 
rothes Rupferoxjd kenne. Die Wirkung der Löth^. 
rohrflamme iß gleichfalls nicht richtig erklärt. Der 
Meerfchauin iß keine Verbindung vonThon mitTalk^ 
erde, fondem er beßeht nach Jilaproths Angabe aus 
Kiefel-und Bitter- Erde, etwas Kalk und Waffen 
Über den Goldpurpur des Caffius verdient vorzüg- 
lich troujls Abhandlung, die auch in dem allg» 
Journ, für Chemie und Phjfik von John überfetzt 
iß, gelefen zu werden. Nach diefem Chemiker und 
dem verßorbenen Hickter iß das Gold i|i dem Gold- 
purpur des Caffius nicht im okydirten, fondern im 
regulinifchen Zußande enthalten. Die Anzahl der an- 
gezeigten Äeagentien S. ß 16 iß fo gering, dafs fie kaum 
hinreicht, eine vollßändige Analyfe ^e» Steinguts zu 
machen. (ManfeheToA/u chemilches Laborat.) Nicht 
jede Thonart enthält einen lo grofsen Kiefelgehalt, 
ah der Vf. 6. 2^8 angiebt; durch die Analyfe des 
'VVavellit^ hat uns Johtt das Beyfpiel einer faß che- 
mifch rein in der Natur vorhandenen Thonerde ge» 
geben. 

Die Überfttaung "iß im Ganzen gut, und deut-* 
lieh, aber nicht immer in einem guten Stile verfafst; 
zuweilen bemerkt man auch kleine Fehler. Als Bey- 
fpiel diene folgende Stelle: „Gasarten find elaßifcbe 
Fluffigkeiten, wie die atmofphärifche Luft. Die 
brennbare Luft der Luftballonen iß ein Gas, nämlich 
Waileißoff'gas; die mephitifche oder Stick- Luft ift 
ein Gas, nämlich Kohlenßofl'fäure. Lebensluft, näm- 
lich das belebende Princip, iß ebenfalls ein Gas, näm- 
lich Sauerßoff'gas, Es g:iebt athembare Gasarten und 
wieder andere, die diels nicht find. Die Luft, die 
der Kalk gehen läfst, wenn er calcinirt wird, ift 
koblenltofffaures Gas, das fich wieder mit ihm ver- 
bindet, wenn man Waller über ihn giefst (hier fehlt 
noch: und er dann einige Zeit der Luft ausgefetzt 
wird). Das flufslaure Gas zerfrifst das Glas; man 
bekommt es von dem iiuIsrpathfatD'en K^k, oder 
dem Flufafpatb , wenn man diefes Salz m einem 
bleyernen DelliUirkoiben mit Scheidewaffer von 30® 
— d. h. *mit Schwefelfaure — deßillirt^. Diefes 
Irithum beruht wahrfcheinlich auf einem Druckfeh«* 
1er, denn Salpetersäure kann unmöglich in Schwefel- 
faure umgeändert werden. Ein ähnlicher Fehler fin- 
det hch 6. ^44, wo Baryt durch Schwefelauflöfung 
entdeckt werden foll. Die Anmerkungen, deren der 
L'berfetzer dem Werke einige hinzi^fiigt h^t, hät- 
ten wobl hin und wif'd^r vermehlJHbder durch bef- 



lere eiietzt werden können« 



A. J. 



255 



J. A. L Z: M A Y 



1 8 1 5 



^ 



München, b. Lindaoer: Handbuch der Chemie 
für Fabricanten^ Künßler und gejverbfLßifsige 
Bürger von Dr. Ä ff^, Jueh. 1307» aXII u, 
510 S. 8- (» Rthlr. i;j gr.) 

Ein sw^kmäfsig eingerichtetes, deutlicbes und 
daher febr brauchbares Handbuch der Chemie. Der 
Vf. zeigt eine genaue Bekanntfchaft mit den Leh- 
ren diefer 'WilTenfchaft , wie es auch durchaus er- 
foderlich ift, wenn Jemand fafslich wieder lehren 
will. Die Ordnung ill gleichfalls zu empfehlen. 
£r fängt mit der Erklärung einiger allgemeiyier 
Ausdrücke an, und geht dann zu den ßrahlenden 
Stoffen, Wärmeßoff und Licht, ^n Sauerfioff , Stick- 
fioff, Wafferftoft', Kohlenffoft, den einfachen brenne 
baren Körpern, Erden, Alkalien, Sauren und deren 
Verbindungen, den veg/^tabilifcben und animalifcheh 
Stoffen über. Dafs der Vf. das allgemein aneenom- 
mene Syftem befolgt, ift richtig und in Lolchen 
Schriften nothwendig. Einige Bemerkungen vrdl- 
len wir hinzufügen. Die Leitungsfähigkeit der Kor- 
per für den Wärmeftoff wird nur auf die fchnelle- 
re oder langfamere Verbreitung durch einen Kör« 
per bezogen, da doch die Phyf^ker darunter ge» 
wohnlich den leichten oder fchweren Übergang ^us 
einem Körper in den anderen rerftehen. Die Er- 
zeugung der Wärme durcb Reiben ift nicht genug 
von der durch Verbrennen unterfpbieden, Von^ den 



diemifchen Wildungen des Lichts * bitte der V£ 
mehr fagen kennen; die Entfernung des Sanerfioffg 
aus den Körpern ift wefentÜche und allgemeine 
Wirkung deffelben. Der Vf. £ah« dafs üch 100 
Pfund Kafiee, welche aach dem Brennen in eine 
Kapfei von Eifenblech gefchüttet wurden, von feM 
entzündeien. £twas Salpeterfäare darf man nicht 
EU einem w^fentUchen Öl gieCsen , um es in Flam- 
men zu bringen ^ fondern man mufs die concen- 
trirte Säure, und noch dazu in beträchtliclier Men- 
ge auf einmal hinzofchütten. Aufgelößen Honig 
durch Kohle zu reinigen, ift ^liir Schwer, und der 
Verruch möchte zum erften Mal gewils nicht gelia. 
gen. Von dem Vergolden des Porcdlains bitte el^ 
was gefagt werden können. Bey der Verbiodong 
des Zinks mit dem Kupfer zum Mefüng mu(s fich 
das Zink in einem etwas oxfdirten Zuftanda be£n- 
den. Zu kurz find die Eigenfchaften der Teg^ 
tabilifcben Körper behandelt, und ihre Cbankteie 
nicht angegeben. Von dem Extractivftoft* ift fo gut 
als nicht« g^^f^gt ; die chemifchen Eigenfchaäen dei 
Zuckers, feine Unautlöslichkeit in kaltem und Auf- 
löslichkeit in beifs^m Weingeift, kommen aacb in 
der Anwendung vor; noch mehr zu tadeln ift, dab 
von dem Gerbeftoft* nicht geredet wird, und bej den 
thierifchen Stoften blofs der Bereitung des Ammo- 
niaks und Salmiaks erwähnt ift. Den Befchlob 
macht eine kurze AnWtung zur Färbekunfi. 



rnifm 



■»•'*■■»•" 



i*p 



KUK25E ANZEIGEN. 



ScHÖRs KüxsTE. Brerneh , b. Heyfe : Otto , ein Roman 
Ton Franz Hörn. ißio. 2766. g, (1 Rtjilr. 8g^"0 i^^i' 
Vf. gefteht in der kurzen VölTede , ^afa er jdieTe Schrift 
mit grofser Sorgfalt uiid inniger Liebe, gepflegt habe , und 
er hat Recht, w^enn er hinziifetzt. dafs ohne Ernft nnfl 
Liebe kein Werk, keine Seite, keiyie Zeile gefchrieben 
werden follte , da die Freude, wie der Witz und der Scliaz, 
oime jenen Ernft und jene Liebe im Hintergiiii de nur leer 
und gehaltlos find. ^ Solche Äufseri^ieen erwecken ein gutes 
Vorurthcil, und biingen auch dem Romanenfclireiber Ach- 
tung : dafs aber diefe Äufseningen felbft nicht leer und ge« 
haltlos w^ai'CB , zeip das ganze Buch , in w«'lchcni fich auf 
jeder Seite der Fleifs und die Aibtit ausCprlcht. Jn ciefw 
Hinficht ift nichts zu wüufchen übrig: ; wohl aber felilt es 
der Compolition an einer gew^iflcn Frifche , an freyer leben- 

ik 

>er 

zu fehr 

Im Sententiüfen und in einer gewifien Fom^haftigkeit , als 
dafs er ein grofses Glück , Romane fchreibcud , machen 
könnte. Wo der Lauf der Begebenheiten keine Gelegenheit 
EU allgemeinen Beroirkimget* und Sentenzen dai bietet, wer- 
den fie aufser der Reihe der Erzählung aufgefleUt. Sie find 
«um Theil nicht der Mühe des Aufltellens werth. Z. ß. 
„Wenn die Poelie die Harmonie der Begrenzung ift (fo 
wie die, womit fo Manche prunken, ein unharmoniCcltes 
Flattern ins Leere , Ü n begrenzte ^ ; fo möchte man beynrJie 
wünfchesif dafs kein grofser Dichter ein vollendet-^lückli* 
<iher F«hf"i^"" YT^^n möchte. Deim wenn er die reine 




Poefie liebt: wifd er Luft haben, fie daroiftellen?" D» 
Antwort hierauf erwartet Hr. H. yeimuthlich von den gro- 
£s^n picluern — vergebens. T— «» 

Oiefsen. h. tafch« u. Müller: Gaftav Miner. Von C. 
ji. Böuigrr. Mit KupfcMi und Mufik. 1805. 40Ä S. J. 
Das Kupfer, welches mehrere voiftellen f oll, ift Co wumg 
und el-baimlich, dafs es Notli haben wird, felbfi filr einiiu 
gelten; die Mufiken aber» welche in der Coropofitloii tob 
ein paar mittelmäfsigen Liedern beftehen, find dem llnt«^g^ 
legten Texte angemeften. Und doch find beide Zug»bea 
dem Buche felbu niclu xur Schande , das faft unxtat beiii«» 
ft*-Jit. Dem Vf. ift mir %i\ rathen, dafs er v^rs crfte mehr 
Richtigkeit und Confequen« in feine Schreibart bringen mö- 
ge, damit wenigftens die ^Plaiidiite** ß. »93 wegftll«. 

Vkrmischte ScpRiFMW. Berlin^ h. Sdield t DU ^^m 
um-, i- liegen ', A/ote^w- mnd Macken- Jagd ^ oder ficher# 
AnixTf^irnncr. Ait^ f»tmi\tttn hlutcrierifi'en Bettivanzeii auf oif 



Stuhl nflicgen, Motten .und Micken »u tödten undsurer- 
tieiben. i^ia. 40 8. 8- (b^ofch. 6 gr.) Der Titel f«gtdeut. 
lieh genug , was man in diefem Büchlein zu fachen lut. 
Ah Vf. hat fich Hr. D. Horth in dem Vorberichtc uBterEcich- 
nei. Wir zweifeln nicht an der Wirkfamkeit der hier »ng^ 
gebenen Mittel, wenn fie nach der Vorfchrift angewcn<W 
werden. — fck-* 



mm 



mm 



«57 



f E ^ A 1 S CHE 



«€S 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



iM A Y A 8 ^ S 



JT7Ä C H£ NGE SCHI CHTE. 

0ÖTTIN6EN, b. Vandenhöck u. Roprecht: Ortmä- 
rifs der Gefckichte der chrißliche\i Hirche^ von 
£. r. Spittler ; in der fünften Auflage bis anf 
unfere Zeiten fortgeführt von D. t?. J. Planck^ 
JQrof. der Theol. und Präüdenten dea Conüft. 2U 
Göttingen. i8is. 8- (sHthlr.) 

J^ie vier erften Auflagen diefesliucbe find in den 
Jahren i782, 85» 9* ^"^ ^8^ erfchienen. Im Ganzen 
ifl dal^elbe in allen diefen Auflagen fich gleich ge* 
'blieben 9 nur kleine Abänderungen und Zu fatze wur- 
den gemacht, die Gefchichte wurde eigentlich nicht 
einmal fortgefetzt, die bey der fünften Periode von 
a7i3 an mangelnden Zeittafeln kamen nicht hinzti, 
die eingefchlichenen faißoriXchen Fehler wurden nicbt 
berichtigt, auf öffentliche Kritiken Nwurde keii^e 
Itückficht genommen. Einigen Anffchlub hierüber 
giebt die Vorrede zur zw^yten Auflage, wo gefagt 
"wird: „^^ und hier mehr nur einzelne kleine Abän- 
derungen gemacht worden^ als dafs im Ganzen eii^e 
Veränderung hätte ausgeführt werden können, wel- 
che dem Plane , der meinen gegenwärtigen Überzeu- 
gungen entfpricht, gemäfs gewefen wäre. Letzteres 
liatte ein völlig neu ausgearbeitetes grofaes Werk er* 
fodert, zu deffen würdiger Barftdlung manche Voi^ 
arbeiten ertt noch vollendet werden muffen, welchen 
allein die Mufse mehrere Jahre Cowohl nöthige Voll- 
fländiskeit als Reife geben kann.*' Setzt man' hinzu, 
dafs die Studien, Vorlefungen and Plane desVfs. eine 
ganz andere Wendung genommen hatten, und dafs 
er darauf in eine politifche Laufbahn verfctzt wurd^: 
fo wird begreiflich , warum er das kleinere Werk ver- 
nacbläfßgte und das giröfsere gar nicht ausarbeitete. 
Dafs aber jenes, .ungeachtet der Urheber die Hand 
Ton demfelben abzog, doch fo. viele Lefer fand, be- 
weifk nur um defto mehr, wie viel Anziehendes es 
an fich haben müfle, und wie fehr es iron Anfang an 
für ein grofses Leftpublicum berechnet war; fchwer- 
Hch würde es in der neuen Form fo viele Lefer ge- 
funden haben. Doch wir haben hier nicht von dem 
Wei'the des Bachs, fondern vielmehr von dem zu re» 
den und zu urtheilen, was der neue Herausgeber da bejr 
leiflen wollte und wirklich geleiftet hat. Er wollte 
daflelbe theils iin Geifte des Vfs. bis auf unfere Zeiten 
fortfetzen, theils einige entweder rettende oder be- 
richtigende Noten hinzufetzen, an demjenigen aber, 
-%vas vom Vf. felbf^ herrührt, gar nichts abändern. 
Die Fortfetzung bjezieht lieh nicht auf alle Theile der 
Gefchichte (auch* die Gefchichte der Kir^henhifloric 
ift nicht fortgefetzt), fondern nur aaf die latherifcbe 

J. A. U Z. i8»3- Zwcyt$r Mand^ 



und katholifclie Kirche. Dort iängt fie In der Ge- 
fchichte der Revolution in der Theologie JJ. 58 an, 
geht bis 0.6.5 fort, und befchäftigt (ich blofs mit dein 
'Verfuche, in Preulleh. unter Friedrich Wilhdm ll die 
alte Orthodoxie wieder herzuflellen , und mit dem 
Einfiufl^e der kritifchen Philüfophie; hier fängt fie 
vom Zeiitalter Jofephs II 0. 69 an, geht bis 0. 83 fort, 
und begreift die Streitigkeiten des Papfb mit den 
•deutfcben Erzbifcböfen, den emfer Congrefs und d)e 
Wirkungen der franzöfifchen 'Revolution auf die k^r 
thülifche Kirche. An beiden Orten ift doch etw^s 
von der ürfchrift weggeldfl'en oder daran abgeändert, 
und zwar da, wo die Fortfetzung anfängt. 'S. 53. 
S. 510 der 3 Auflage lefen wir: „War es nicht einer 
tjährung werth , tun die Lehre vom Kanon fo beric]^- 
tigt zu erhalten , als wir fie jetzt haben ? Der ftreh- 
gere Richter nnferes Zeitalters wrd vielleicht gegen 
alle diefe Vortheile den herrfchenden Hang zum Na- 
turalismus abwägen wollen , üb^r die Zügellofigkeit 
'klagen^ womit 4elbft oft iheologifche Schriftfbeller 
folche Lehren behandeln, welche vom gröfseren TheJl 
ihrer ZeitgenoflTen nicht ohne grofse Wahrfcheinlich- 
keit als biblifch glaubwürdige Lehren angefehen wer- 
den, und endlich auch von den ökonomifchen Urfa- 
chen der M\Aic\ixe\hQTey unterer Zeiten fprechen wol- 
len, wodurch freylich mancher Unmündige zum 
Schriftfleller veranlagt, manche der treffUchften ält^ 
Yen und neueren Schriften uubenHtzt bleiben mag. 
"Wie viele der Widerlegungen der Wolfen büttelfcheji 
Fragmente werden auch nar das nächfte Jahrzehend 
überleben? Der Strom der theologifcheri Literatur, 
befonders feitdem es fo viel Ruhm und Vortheü 
bringt« blofs für das gröfste Publicum zu fchreiben, 
wird immer breiter, aber auch tiefer? ** Statt delTen 
lefen wir in sder 5 und fortgefetzten Auflage S. 510 f. : 
4,Und war es nicht fchon einer Gährung werth, um 
nur die Lehre vom Kanon fo berichtigt zu erhalten» 
als wir fle jetzt haben? Dabey wurde es aber frey- 
lich in den zwey letzten Deceimien des Jahrhunderts 
auch immer ficbtbarer, dafs das Streben derjenigen 
Partey unter uns, welche auch die Theologie aufklä- 
ren wollte., eine Tendenz erhalten hatte, die in an- 
deren Beziehungen immer bedenklicher zu werden 
fphien. Von mehreren Seilen fing man jetzt an , es 
.deutlicher aufzudecken, dafs es darauf angelegt fey^ 
das Sjßem der chrifUichen Glaubenslehre allmählich 
von allein Pofltiven zu reinigen und aus demChriflen- 
thum eine lautere Vernunftreligion zu machen. Ganz 
un verdeckt und often arbeiteten fchon vom J. 1780 
an der berufene Bahrdt und einige V6n den Mitarbei- 
tern an feiner mielaui Cohen, Bibliothek darauf hin, 
und wiewohl üqh bey den et^was fpäteren Ausfällen 

95 



tS» 



lENAISCHE ALLG. 



-ZlUTüUet 



Hh 



ies- erffen faß alTes wiedier von ihm znrüclwog, }& 
'vriewehl' es fich am- ebea- diefe Zeit bcy der Erfchei^ 
nung der vonLeJJing herausgegebenen wolffenbütteli- 
leben Fragmente noch.fehr fUrkan den Tag legte, dafs» 
"Wenigilena^ ^e gröfsere Anzahl von unferen Theolo- 
gen zu dem Aufgeben voa allem Pofitiv-hißori&hfn 
m der Lehre und Gefchichte Jefu noch nicht *ent- 
JbhloiTen fey: fo wurde und blieb e» doch dem wef- 
terblickenden Bi?obachteip fichtbar genug, dafa der all^ 

i|;(*me]nere Gang alles theologifchen Unterfuchens, For» 
ichens und Studirena eine Wendung genommen hatte, 
die dei> Religionegeiß der nächßen Generation immer 
weiter davon entfernen,, und Cehr bald bis an die äu- 
Iserfte Grenze, die das Gebiet der pohtiven Religion 
von dem Gebiet der natürlichen fcheidet, hinführen 
inufste.*\ Eben^fo ift es in der Fonfetzung der Ge- 
fchichte derkatholifchen Kirche. In der älteren Aus- 
gäbe heifstes S. 515 (^: „Noch find nicht achtzeben 
lahre verflofleu, feitdem die Aufhebungsbulle des 
lefuitenordens erfchienen » und Tchon fiürzt an allen. 
Orten das Gebäude des Mönchswefens und felbft auch 
.der rdmifchen Hierarchie ein. «^ Zwar fehlen es, ala* 
ob manche der gröfsten und wohlthätigften kirchlichen 
Reformen , die Jofeph. II gemacht hatte, von feinem 
"weifen Nachfolger Leopold II nothwendig der politi* 
fchen Convenienz aufgeopfert werden müfsten; aber 
höcbll wahrfcheinlich iß dieCs doch blofs eine opti^ 
fche Taufchung, der die Zeitgen o^fen bejr Beurthei- 
lung — langfam, aber ficheir wirkender Regenten Gel- 
ten entgehen;, und welche^Totalrevolutton Aes gan- 
zen Europa wird nicht endlich auch hierin Folge der 
franzöjijchen Revolution werden ! Die katholifehe 
Kirche wird nun endlich einmal aufhören, päpftHche 
Kirche zu feyn, Staat und Kirche werden üch ganz in- 
einander paifen, das Volk erhält allmählich die Rechte 
wieder, welche ihm von der Klerifey entrill'en wur- 
den, und fobald der Confociationsgeift verbannt ifl^ 
Wodurch bisher die katholifehe Geiftlichkeit in A^in 
entferntefien Ländern unter fich zufamm^'nhing : fo 
wird auch der katholifehe Laie mit dem Protelikincrn 
brüderlich' zufammeuwobnen können*. Über ■ die 
Sfit'rreichi fchen Staaten wird fich die Aufklärung 
fchnell wie ein Liehe verbreiten; aber wie iu unler^n 
deutfchen katholilchen Stiftslanden , wo man noch^ 
hÖchllen uns aufgerufen wird, den Nutzen des Cöli- 
bats der Geidlichkeit trotz aller gefunden Vernunft zu 
demonftrireiJ ?. Auch hier wird wohl endlich, fo 
Wtnig als zuletzt in Portugal,, die grofse Veränderung 
au^bleiben können. Wenn nur die katholiiche Kirche 
in den öfterrerchifehen Staaten der Erfüllung der 
zwey Hauptwunfche näher gekommen, fejn wird, 
ihn GeiüHchen verheirathet zu fehen, und nicht mehr 
eiiie unbekannte Sprache vor dem Altar hören zu muf- 
fen.*' in der neueften Ausgabe aber lefen wir S. 532 : 
,yKaum zwanzig Ja^re nach der Aufhebung des Jeiui- 
tenorden's fah man fchon an mehreren Örtern daa Ge- 
bäude des Mönchswefens überhaupt, und felbft von 
dem Gebäude der römifchen Hierarchie Manches zu>- 
faUimenftürzen*. — Zwar fchien es, als ob manche 
der gröfsten und wohlthäti^Ilen kirchlichen R<ifor- 
men , di« Joieph II in fmen Jirbländern,gemacht hat- 



te, vövt feinem werfen Nachfolgar Leopold>n Aerpo- 
Inifcfaeni^ Convenienz- aufgeopfert werden mübten; 
aber dadurch wurde gewils nicht alles wieder aafge- 
boben, was fie bereits gewirkt ^hatten, und aufeer- 
dem hatte fich ja der Hetormationsgeiß von den öfter- 
r^chifchen £rbländern aus auch fchon weiter in der 
katholifchen Kirche verbreitet. Befonders war dem 
römift:hen Stuhl durch die Haltung, welche Jofeph II 
bej feinen Reformen gesen ihn angenomipen, and 
durch die Grundfatze, die er in feinen Streitigkeiten 
mit ihm geäufseft hatte, noch von einer anderen Seite 
her ein Kampf bereitet werden, u. L w.*» Hier find 
doch beträchtliche Stellen vom Originale WeggeklTcD, 
und zum Theil durch andere erfetzt. Man denkt riel- 
leicht, dafs diefs blofs deswegen gefchehen (W, um 
die Fortfetzung gefchickt anzukmipfen ; allein maa 
kann üch aus der Vergleichung der angeführten Stel- 
len überzeugen, dafs zu diefem Zwecke keine fo ftarken 
WeglaUungen und Abänderungen erfoderlich waren, 
und überhaupt hätten wir pwünfcht, dafs der Her- 
ansgeber wirklich, wie er in der Vorrede fagt, nichtt 
an dem, was vom Vf. herrührt, verändert, nnd dab 
er im Texte mit einem beliebigen Zeichen angezeigt 
hätte, wo feine Fortfetzung anfängt: denn die all- 
gemeine Anzeige tn der Vorrede ift zu diefem Zwecke 
nicht hinreichend. Was die Fortfetzung an Geh be- 
trifft : fo find wir überzeugt, dafs Sputler dasMeiße, 
was hier gegeben ift, eben fo aufgefafst, erklärt nnd 
beurtheilt haben würde, als hier von dem HeiauBge- 
her, feinem vielj.ährigen Freunde, gefchehen ift. Beide 
waren mit ihren wcchfelfeitigen Anfichten genau ht- 
kannt; beide dachten in den Haüptfachen, von wel- 
chen hier die Rede ift,. harmonifch. Obrigen» m- 
fiebert uns der Herausgeber, daCs er es nicht gerade 
für nöthig gehalten habe, hier immer nur die Anfich- 
ten feines Freundes geben zu inüffeu, und dafs er bej 
Allem, wo es ihm wahrfcheinlich war, dafs ihre An- 
fichten yerfchieden gewefen feyn würden, auch nnr 
die reinigen geben zu dürfen geglaubt habe. Dürfen 
wir aber nach der Analogie urtheilen : fo würde SpUt- 
ler m der Fortfetzung noch mehrerlej Thatfachen 
angeführt, und Alles gedrängter und lebendiger dü- 
gtftelh haben. Der Herausgeber entwickelt nnd de- 
ducirt naehr,^ er verweilt hcber bey dem Einzelnen, 
und erl'chöpft es; Spittler prefst mehr zufammen, 
wählt mehr aus, richtet feinen Blick mehr auf dal 
Ganze. Noch können wir hier einen Wunfeh nicht 
unterdrückt-n. Spittler fagt bey der fünften Periode 
in allen Ausgaben: „Noch hätte follen ein Abfchwirt 
Grjchivhte der Öthwärmer und ihrer kleineren mii 
^iöjseren Haujen Deyg^l'ngt* werden ; aber bey der 
Dürftigkeit des hieruj bisher Vorbereiteten iß es o«' 
möglich^ hier einen /rei/c7f pragmqtijckeu GTun^rSi 
darzulegen. •♦ Diefs ift fchon bey früheren Ausgaben 
nicht ganz richtig gewelcn; jetzt abtr hätte onftrei- 
tig nach Fo manchen , zum Theil vortrefflichen St- 
arbeiten, wenigftens über einige der Secten, diehiff 
gemeint feyn können, ein pragmatifcher Grundriti 
hinzugefiL; t werden können. Der Aumerkimgen, wel- 
che der Herausgeber hinzugefugt hat, find nur ijt 
ttud dief<e find ganz kurz und nicht bedeutend. Wir 



aAi 



MAY 



^ a t Sf 



%St 



lauen gewfittfcbt, dafs Rt BaUtefdier und zvttnTheÜ 
MiagefuLrter gewefen wiren. Die Rechtrchveibnng. 
de« HeraiMgebers ift uns nicht überall erklärliche 
Wamm M^ird a. B. Kacholidbmtis^ Fanaddr«maa ge- 
fchneben ? £in Anhang üier Spittler als iUßovikwr 
ift auch befondera abgewrackt« cmd in diefen Blätters 
(1311. No. dgA) (chon recenfirt wordeor VL YL 

ERDBESCBREIBUNO. 

»)K6Kf08BERO, gedruckt b. Haberland: Reine Gea* 
graphie von Europa^ oder allgemeine Terrain" 
bejehreibung der europäifchen Erdßäcke ; hev- 
auagegeben von H. GottL Hommeyer u. H w. 
ErjLe Lieferung ^ welche die Befchreibung der 
PyreMta und der Stromgebtete Garonne und 
Ebro, nebft den daan gehörigen Küftenländern 
enthält. Mit t Charte. XIV u. 146 S. 8* Zweyte 
Lieferung 9 wdche die Befchreibung der Strom- 
gebiete Dnero, Taja, Guadiana und Guadalqui- 
vir, nebft den dasu gehöriaen Küftenländem enfe- 
liätt. Mit einer Charte. Oedruct^ b» Degen« iQxo. 
195 8. 8. ( t Rthlr. \6 gr. > 

a) Lfiipsi«, b. Hrnricha: Geographie für Real' 
und Bürger ' Sckuleft f Jtaeh I^atur grenzen , von 
D. Chriß. Gott fr., Dan. Stein t Prof. am berli- 
nirch-cöllnifchen Gymna&om. Nebft 1 Weltcharte. 
igai. iiaS; ohne Regifter und Vorrede, g; (14 gr«) 

5) BfiRLiN, in der vofldfchenBucfahandl'ung: Lehr* 
buch der Erd' und y ölker » Kunde ^ herausgege- 
ben von D.Ch, G.IX Stein. Mit 1 Charte« sS^^* 
Vm u. 506 S. 8- ( 1 Äthlr. la gr. ) 

4) Alton A, b. Hammerich: Leitfaden zum erßen 
iTnterrieht Inder Geographie in Gelehrten - Schu^ 
lerir und zum Gebrauche in Bürger* Schulen; 
mit einem Anhange» welcher eine Befchreibung 
der dänij'chen Staaten enthält , von Dr. D. J. fV» 
Olshaufen. iftiö. XII u. iiffS. 8- CSgr.) 

5) Berlin 9 b. Hitzig: Erdtafel zum Gebrauch für 
Bürgerjehulen ^ von Juguß Zeune. 18t a* i Bog. 
fol. (agr.) 

Lange enthielten unrere Hand- und Lehr -Bücher 
der ^dbefchreibung w^eiter nichta, als ein Aggregat 
von geographifchen Notizen» die meiftena in einer 
Aatiftifcben Ordnung aufgeftellt waren. Die ftatifti- 
üche Ordnung ift aber von der ph)^fifcheN Terfchie- 
den ; hier kömmt ea auf die Lage der Länder und Öi^ 
ter, und dort auf ihre politifche Wichtigkeit an. Dieb 
fühlte fchou der berühmte Folykarp Leyfer^ ala er den 
Gedanken änderte, da(a man in der Geographie natür- 
liche £intheilungsgründe , und zwar Gebirge, Thaler.» 
Meere» FltilTe einfiihren Tollte. Das Venlienft, die* 
Idee diefer Methode zuerft recht entwickelt zu.baben, 
gebührt dem grofsen Hiftoriker Gatterer ^ der auch in 
der Behandlung der Erdkunde Epoche macht. Sein 
efftea Werk» in virelcbem er der natürlichen Methode- 
folgt» ift Teii^Abriia der Geographie» der 1 778 heraus- 
kam;- aber noch vertiolTen fio Jahre» ehe iich die 
VerfaÜer unferer geographifcben* Lehrbücher, durch 
Gatte m Vorgang gereizt» von der alten Darftellungar 
an lotznieilam Wagten« AUerdin^a ift ea bequemer» 



aua gröTteren Landfaerchreibun^n blofjie Aiuzü|e zu 
machen» ala das Ausgezogene m ein leichten uDerfe- 
hendes» aatürlicheaSjftem zu bringen. DieEinthei- 
lung Frankreichs in Departements, bey welchen auf 
Berge und FlüITeRückficht genommen ift, leitete aber- 
mala die Geographen auf die der Natur nachgebildete 
DarfteHung der geographifchen GegenftSnde hin ; und 
während manche unferer berühmten Erdbefchreiber 
der alten Methode treu blieben , fnchten üch Zeune, 
Mayfer und einige Andere an Gatterer anzufchlie- 
bei^ Zu den leuteren g^ören die meiften VfF. der 
oben angeführten Lehrbücher. 

Der Vf. von No. i , Hr. Hauptmann Hommeyer, 
ift uns fchon aus feiner In dem Jahrgange 18^1. 
No. 05» recenfirten Einleitung als ein fcharffinniger 
Erdbefchreiber bekannt. Hier liefert er nun die Aus- 
führung, yön den dort aufgeflelltcn Grundfttzen. Jede 
Lieferung enthält zwey Abtheilungen (Abfchnitte). 
In der erften kömmt eine allgemeine Terrainbefchrei* 
bung einiger Stromgebiete vor; die zweyte begreift 
eine Anweifung, nach welcher man das aus dem be- 
Cchriebenen Stromgebiete zufammengefetzteLand felbft 
wird zeichnen können. Die rein geographifchc Be- 
fchreibung eines jeden Stromgebietes giebt die Begren- 
zung dcJTelben durch Höhenzüge» die vornehmften 
Nebenüüffe und Bäche (?), dieGeftalt des Terrains im 
Alleemeinen» und mehrere Städte » nebft ihrer mathe- 
matiCchen Lage, an. Die gewöhnlichen Schulkennt- 
ailTe werden vorausgefetzt. Das Ganze foll in zwölf 
Lieferungen erfcheinen; feit zwey Jahren ift aber 
noch keine dritte herausgekommen^ Im 1 Abfchnitte 
der erften, Lieferung werden die vornehmften Berg- 
höhen in Spanien und Frankreich» im-Pyrenäen-, Ga- 
ronne- und Ebro - Gebiete» forgfältig angegeben. Der 
nördliche Theil enthält a) das Garonnegebiet » b) das 
weftliche Küftenland (Ädour und Heide), c) das öftli- 
che Rüftenland (Aude» Herault) und d) das nördlichd 
Küftenland (Charente» ^Vendee). Der füdliche Theil 
umfafst a) das Gebiet des Ebro» b) das nördliche Kü- 
ftenland (Ära war?)» c) daa füdliche Küftenland 
(Llobregat). Die zweyte Abtheilung liefert die Be- 
fchreibung des nördlichen Theils des Ebrogebiets. 

Der Vf. verwebt feine Befchreibungen mit topo- 
graphifchen Merkwürdigkeiten. So fchudert er z. B« 
die Umgebungen der Garonne- Ufer ^ die Städte Bor- 
deaux, Touloufe» und er erwähnt noch anderer, felbft 
kleiner Örter» die zum Theil nicht merkwürdig und. 
Bey den Örtern giebt er die Zahl der Einwohner, aber 
feiten der Häufer an. Sehr oft charakterifirt er eine 
Stadt durch das ßcywort hübfch. Bey aller Sorgfalt 
der Befchreibung und doch bey dem Rüfteulande der 
Charente und Vendee die Ürter nicht fo angegeben» 
*wie lie rechts und links liegen. Auf die Terrainbe- 
fehreibung tolgt eine Vergleichung des befchriebenen 
Landes mit der ehemaligen ftatiftilchen Eintheilung in 
Languedoc» Guyenne undGafcogne, und derDeparte- 
meniseintheilung,- bey welcher manche Wiederholung 
Statt hndet. Die geographifche DarfteHung desVfi. wird 
allerdings deu Lehr^^m der Erdkunde» und denen» für die 
iie ein eigentlicher Gvgenftand des Studiums ift» wiU- 
konunentfr iey n^ ala den- bloiaen Liebhabern derfelben. 



263 



J. A. L. 2. M A 4^ 



tC, 



V 



Der VT. von No. 2 tmd^, Hr. Prof. Sttin^ einer tm- 
fcrer fleifdigßen Geographen, Hrfcrt Wer zweyltehrbü' 
eher, die fa|l cinerley Zweck haben. In der Einleitung 
snrGeographie für Keal- und Bürger -Schalen iß daa« 
-was überGeftak und Bewegung der Erde gefagt wird, 
nicht lichtvoll und verftändlich genug vorgetragen. 
Der Lehrer, der e« bey feinem Unterrichte zum Grunde 
legt, ^ird fich leicht überzeugen, dafo die hier ßehen- 
dcn Säue für Bürgerfchulen zum Tbeil au gelehrt fuidj 
und dafs fie in keinem einfachen, leicht au überfehen- 
den Zufammeiihange ßehen. ki der phylifchen -Geo- 
graphie fehlt bey der Luft die abnehmende Dichtheit 
derfelben, die auf das Klima einen fo wichtigen Ein- 
flufs hat. Bey derLandbefchreibung iß auf die natür- 
liche Methode Rücklicht genonunen. Diefer gemäfs, 
wird Südeuropa in die Pyrenäen - , Balkan - , Alpen- 
Halbinfel; Mitteleuropa'in das Alpen • und Sevennen* 
Land, in das Nord- und in das Süd- Alpenland; Nord- 
europa in die NordCeeinfeln, in dasKiölen- und in das 
Nordkarpaten - Land abgetbeilt. Bey der Befchreihnng 
der einzelnen (Länder, als 4ler Pyrenäen -Hai bin fe), 
kommen gar zu viele Gebirge und Flüffe vor. Die 
Producte ßehen in keiner recht zvreckmUtsig^n Ord- 
nung. Die Auswahl der befchriebenen Städte iß gut. 
Diefem Lehrbucbe iß eine hydrogriiphifche Charte der 
ganzen Welt, bey welcher die Naturgrenzen und 
SteiJt's Syftem ;£um Grunde liegen, beygelegt. 

Das Lehrbuch der Erd - und Vi^lker - Kunde macht 
einen Theil des vjom verftorbenen Fmike angefangenen 
Elementarbuchs, zum Gebrauche bey dcmPrivatunter- 
Tichte, aus. Diefem Zwecke gemäCs , wählte der V£ 
aus der grofsen Menge des in der Erdkunde WilTens- 
würdigen nur dasjenige aus , was der FaiTungskraft 
der jungen Leute angemelTen iß, und ihre Wifsbegierde 
reizen kann. Er Jiefert eine kurze Darßdlun^ der 
nierkwürdigßen Länder, ibrer Producte, der Sitten« 
Lebensart, Kleidung u. f. w. der wichtigßen Völker 
und der vorzüglichrten Städte. Der Einleitung zufolge 
iß hier blofs auf die bürgerliche (politifche) Darßellung 
der Erdoberiläche Rücklicht genommen, weil von der 
natürlichen BeCchaßenheit derfelben fchon im vorigen 
Theile dea Elementarbuchs gehandelt worden iß. Ge- 
hören aber die NaturerzeugnilTe, die hier vorkommen, 
nicht zur natürlichen fieCchaßenheit der Länder? Bey 
den weßlichen Grenzen von Europa fehlt die Nordfee. 
DasMamiormeer iß ein unrichtigerA'Usdruck : es roub 
das Meer (oder der MeerbuC&n) von Marmora (einer In- 
fel) heifsen* Die Oßfee gehört nicht, wie S« 3 ßeht, zum 
atlantifchen Meere, Condem zur Nordfee. In dem Fol- 
,genden herrfcht zu wenig natürliche Ordnung. Der 
Duero wird von den Portugiefen Douro genannt. Für 
junge Leute, die dicfes Lehrbuch brauchen, iß di^ 
Nachrichtr dafs auf der Univerfität zu Coimbra i s Pro- 
fefl'oren das kanoniCche Recht lehren , und dafs fich 
höchßensS mitderCbemie, Experimentalphyßk, Ethik 
Q. a. befchäftigen, fehr überflüiEg. DasS.-i2 vorkom- 
mende audifcbe Gebirge Sollte deutlicher das Gebirge 
von Audia (eigentlich nur ein Berg in Navarra) heifsen. 
Die parifcr Boulevards find nicht, wie S. 37 angegeben 
wird, ein blofser Lußgang ; fie machen vielmehr einen 
wichtigen Theil der Stadt aus« Birfiein iß nicht, wie 



«. 145 ft6ht, der digeni^eheW^jltnlhz ^»rfnfraiiiMii 
TFürften vonYfenburg. ^«ry Heidelbei^ ift (S.40) g^ 
^rade daa Metkwürdigfte, datfiehlofs mit £eincn raW 
den Umgebungen, ^vergeßen, und dagegen dasi^rie 
Fafs-umßändheh befcbrieben. Den fichthaiftenfleib 
4uit der Vf. auf die BeCthreibong der Vdlkcr «nd der 
vor^ehmßen Städte gewendet; doch kdnnte^nich bi« 
Manches in einer natürlicheran Ordnung ß^en, und 
bey den Staaten des Kheinbundes werden zu viele, fick 
nicht |;enug heraushebende Gegenßinde aogfgeben. 
-Auch^iefemLehrbueheiß eine, von ^(^Omaiiii gezeich- 
nete Weltcharte beygelegt. 

Hr. Dr. CHshauJen, der Vf. von No. 4, fand, nmet 
*den neueren L»ehrbüchem dcr.Erdkund^das ErfteSdol- 
'huch der Geographie, das ifiot^indeve htmoBp^m- 
auen iß, für feine Schule au Ginck&uh fehr hnnchbar. 
flJia aber die politifchen Veränderungen diefer ßvaod»- 
l)arkeit grofsen Eintrag gethan haben, und dai Wtrk- 
fhen auch ohnediefs vergriifen iß.: fo glaubte der V£ 
TiOrliegendesan ^eßen Stelle fetseta gw. dürfen. luden], 
was von der Erde überhaupt ^eCagt wird, iß Mandel 
weder fafslich noch natürlich geordnet. DieOrdnao; 
41er Gegenßände iß folgende : 1) Geßalt der Erde, s) 
Weltgegenden, 3) Umdrehen der Erde, 4) kimfilidie 
Erdkugel, 5) Landcharten , ^) Erdaxe, .7) Mittaielinie, 
ß) Äquator, 9) Länge eines Ortes, 10) Paralk^eile. 
Die Länder Aehen in keiner natürlichen Ordnung. Von 
Schweden and Finnland heibt es : unterhalb dem to> 
rigen (Norwegen); faß, wie ehedeni^a^ die Lage der 
Länder angab. Die ffeQgrapbifchen.Gfegenfiändefind 
zu febr vereinzelt; die Meere« dielnfdUt dieSeen,(lie 
Halbinfeln, die Meer- und Land -Engen, dieGebifgCi 
die FHilFe, das Klima, die Producte, die Ein^^obner, 
die Staaten in allen Erdtheilen, die vomehmfienSUdte, 
kommen in einzelnen Abfchnitten vor. Eine bkhe 
Darßellung iß für den exiken Unterricht in derGeopi- 
phie ganz unpaflend. Die kurze Befchreibung ^ 
dänifcben Staats macht ein eigenes Werkchen ani. 

Dafs der Vf. von No. 5, der durch feine Zea aaige- 
zeichnete Geograph, Hr. Z^une, auf diefem £ogcn<Ü6 
natürliche Methode befolgt, wird Jedermann erwarteoi 
aber man wird auch aaf diefem Bogen febr viel >a- 
iammengedrängt finden* Es wird auf demfelbenfop' 
von derEntßehung der Erdkunde uird dexErdtff}^ 
delt. Undeutlich iß Folgendes: vom Gleicher (AqQi- 
tor) zieht man M«ttagskreife<?) vnn 90 Graden. Hienfif 
folgt Mafstheüung der Erde; Lichtvertheilnng, Winn«' 
vertheilung; unbelebte Oberiiäche; 4 Oßveße, oder 
alte Welt ; ^ WeßveAe (neue Welt) ; belebte Obeifiiche: 
Püanzen, Thiere. In dem heCondeien Theile warcb 
die Gegenßände folgendermiüiMn abgebandek: OAvefie 
der a. W. : Südweßfeite oder AMka. Dieles vrU 
wieder in das Küßen- und in das Binnen -Land ^ 
getheilt. Die befonderen Länder haben von den Gebir- 
gen undFlüflen, ala vom Atlas, Nil, Lupau, Zaine o->- 
ihren Namen. Eben diefe Eintheilung findet bej ^ 
anderen Erdtheilt n Sutt. Die Nerdweft^te von in» 
riha wird Columbia genannt. Die -Anbchi i& mW- 
lieh hi^r verfchieden, und Manchem möehte eine lo^ 
dere Zufammeußellung und- BenemniDg nochnatär): 
eher oder ungeswmngener fchuiMii* ^ 



«d 



J E IST A f S C H ^. 



^6f 



ALLGEMEINE LITERATÜR-ZEITÜNG 



MAY <i 8 I 3* 



MEDIZIN. 

Var^vrg, b. Krieger: Gmndrifs der Pathologh 
und Therapie zum Gebrauche bey feinen Vorle- 
Cungen ent\iroi'fen vxm Dr. Joh. .Jf^ilh. Hpinr, 
Conradif Prof. der Medic. au Marburg. Rrßer 
TheiL allgemeine Paihcdogie und Th^r^pie* i^^u 
ym u. 432 S. gr. 8. ( i ÄtLlt. 16 gr.) 

jtiin neues Handbuch der Pathologie und Therapie 
in unTeren, an der Hervosbringung folcher Werke fo 
fruchtbaren Zeiten gehört unftreitig zu den fchwiß- 
rigften^ undzumTheii undankbarften Unternehmun- 
gen., obgleich in diefem Felde des Wiffens noch viele 
und groise Lorbeeren sn erringen lind. £ih Schrift- 
fieUer^ der fich rn diefes Gebiet hinein wagt^ hat 
mit HinderniiTen fo mancher Art zu kämpfen , dafs 
das Gelingen ftets ungewifa bleibt. Auf der einefi Sei- 
le ift ea der abzuhandelnde Stoff felbfl« ^welcher 
-«%'egen feinar proteusartigen Natur grofse Schwie- 
xif ketten in den Weg legt, da er der man^ichfakig- 
ßen Behandlungsart, und, bey der Verfchiedenartig- 
lieit der herrfchenden Aiifichten, der verfchiedenßen 
Deutung fähig iß. Dazu kommt noch die Malle der 
feit fo vielen Jahrhunderten aufgehäuften Thatfachen, 
die grofse Anzahl der Theorieen und Sy Herne, "welche 
"von jeher einen fo grofsen Einüufs 4n diefe Lehren 
ausgeübt halben , um den Bearbeiter dieCes Gegenftan- 
des zu verveirren , una in Zweifel und Ungewifsheit 
über die Wald der zu befolgenden Methode zu vcr- 
•ftecken. Endlich verdient auch die Vertchiedenar- 
ligkeitder Anßchten, nach welchen das medicinifche 
Publicum und die Kauftrichter den Werth folcher 
Werke zu würdigen pflegen , fehr beachtet zu wer- 
den , um die groCse Seh wierigkdt diefes Untemeh- ' 
niens in feinem vollen Mafee beurtheilen' zu kön* 
nen. Denn indem Einige eine reinphilofophifche Be- 
handlung, eine Beurtheilung nach höheren Principien, 
eine Subfumirung des abzuhandelnden Gegenftandes 
tinter die Form des ihnen gefälligen Syßems foderni 
^wollen Andere von einer Theorie gar nichts, wif- 
fen, dringen vielmehr auf eine Enthaltung von aller 
Speculation • und begehren, d^s in einem folchen 
Werke nur von der Erfahrung ausgegangen. Alles auf 
unwideifprechlichc Thatfachen bezo^en^ werde. 
Eine dritte Partey endlich will hier nur eine^ wie 
fie fich ausdrücken, nüchterne An Wendung der Theo- 
rie gelten laffen. Wie fchwierig bleibt es, bey einer 
folchen Verfchiedenheit der Foderungen und Anfleh- 
ten nicht anzuftofsen, und üch durch eben dasjeni- 
ge den Tadel einer Partey zuzuziehen» was das 

/. A. L, Z. xötj- Ziveyter Band. 



Lob der entgegengefetztenerwerben half. 'EiiiSchiök- 
fal, welchem der., durch mehrere literärifcbe Arbei- 
ten bereits -rühmHcbft bekannte Vf. diefes Hand- 
Jbuches auch kaum entgehen möchte. — 

In der« diefem Werke vorausgeCchickten Vorrede 
äulsert fich Hr. C. folgendermafsen über die Abficht 
und den Zweck diefes Handbuches: 

„O bgleich die neuere pathologifch • therapeutifche 
Literatur fehr reichhaltig f^« und fich dtMrch nicht vre- 
nige treffliche Werke auszeichne: fo finde er doch das 
Bedürfnifs eines Lehrbuches zu feinen ^^orlefungen 
über die gefammte PathoU^gie und Therapie um fe 
dringender , als erftens gerade einige der wichtigfiea 
neueren p^hologiCoh- therapeutifcben Schriften ent- 
weder nicht zum Gebrauche bey^oriefungen befiimmt, 
^der wegen ihres grofsen tJmfanges., und überhaupt 
der Datftellungsart^ wenig dazu geeignet find , und 
zjyeytens diejenigen, welche in Aafehuag ihrer Form 
<eher bey Vorlefungen benutzt werden können, theils 
fich nicht ahf den ganzen Umfang jener Doctrin be- 
ziehen, theOs aber wegen der darin herrfchenden 
Xjrundfätze, oderw^gen ihrer ganzen Anordnung und 
der Ausführung mancher wichtigar Materien, öder 
wegen zu grofser Magerkeit, und befonders liuch 
"^egen des Mangels der in einem Lehrbuche höchft 
wichtigen, ja unentbehilichen Literatur, oder wegen 
nicht beEuedigender Auswahl derfelben, feinen Wün- 
fchen nicht entfprach. Je mehr er nun zugleich von der 
Wichtigkeit eines brauchbaren Lehrbuches bey dem 
akademifohen Vortrage überzeugt war: defto weniger . 
konnte er den Verfoch aufgeben , diefem BedürfnilEe 
.abzuhelfen.'* 

Obgleich Rec. die VbersCeugung iiegt, dafs ein 
akademifcher Lehrer, welcher die ächte Weihe der 
WiÜenfchaft erlangt hat, nach dem mangelhafteften 
Handbuche die belehrendften Vorträge zu halten ver- 
mag, dagegen ein unwifl^enfchaftlichcr Kopf auch 
bey dem mufterhafteften Vorbilde kaum das Gewöhn- 
liche leiften wird^ lo kann er e6 doch keinem Lehrer 
verargen , d^^ ihm aufgetragene Fach nach einem 
wohl durchdachten Leitfaden vorzutragen, and wenn ' 
ihm ein folcher nicht gegeben iß, und er Kraft und 
Beruf dazu in fich fühlt, felbft Hand an das Werk zu 
le^en. — i)ie Kritik kann von einem folchen neuen 
Lehrbuche mit Recht fodern, dafs es feinem befonderen 
Zwecke entfpreche, gleichen Schritt hatte mit den, 
Bereicherungen, welche die Wiffenfchaft in ^en 
neueren Zeiten erlangt hat, und die Fehler Und Mifs- 
griffe vermeide 5 welche bey Werken diefer Act fo 
häufig begangen werden. 

Was den erftenPunct, dieBraachbarkeit, undZweck- 



00 



•«? 



1K9AISCHE ALLa LITERATUR- ZEITÜNd. 



'»* 



' märsigkeit als Handbuch SU akademircbenVorlefuDgen, 
betrifft: fokann man in diefer Hinficht dem Vf. den ge- 
rechten Bejfall nicht verfaeen. Die eineelnea Mate- 
rien find in einer guten Ordnung vorgetragen, aUe' 
lYeitfchweififfkeiten und Wiederhol angen vermieden, 
der Stil präaa, deutlich und bändig» die verfchie- 
denen abgehandelten GegenCbände mit Klarheit ent- 
-wickelt , und überall , wo es nötbig war » durch er- 
klärende Anmerkungen erläutert. Durch die ibejge- 
ftigtet fehr zweckmäfaig ausgewählte Literatur ift 
das Nachfchlagen und Selbftßudium fehr erleichtert, 
und hiebey Aets auf die heften Quellen hingewiefen« 
In diefer Beziehung gebührt dem vorliegenden Hand- 
buche vielleicht der Vorzug vor den meiden bisher er- 
fchienenen. — 

Eben fo gereicht es diefem Werke zu einen be- 
fonderen Vorzuge, dafs darin alle Bereicherungen» 
welche der allgemeinen Pathcdogie und Therapie in 
den neueren Zeiten zu Theit wurden , auf eine ver^ 
ftändige Weife benutzt worden und. Sein ^uter Ge- 
nius hat dabey den Vf. bewahrt, weder einer emfeitigen 
Theorie zu folgen, und dadurch feinen Geücbtskrei» 
zu beengen , noch den Hypothefen zu viel einzuräu- 
men. Hiedurch hat er zwey Klippen glücklich ver- 
mieden , an welchen fchon fo Viele gefbheitert find« 
Denn ein Anderes ift es , in einem für Anfänger zu 
Vorlefungen beftimmten Handbuche ein^Wiflenfchafit 
vortragen , oder ein Werk verfaflen , das jf nen Z wepk 
nicht hat, bej welchem es vielmehr darauf abgefeben 
ift, durch tiefere Forfchungen, durch zum Theil 
noch unerwi^fene Hjpothefen und gewagte Ideen, 
ein neues Licht zu verbreiten, und hiedurch die 
Wiirenfchaft felbft weiter zu vervollkommnen. Die- 
fer Zweck ift einem Lehrbuche ganz fremdartig; es 
foll nur das unbeftreitbar Wahre , das in einer be- 
* ftimmten WilTenfchaft bisher durch Erfahrung uiTd 
Theorie zu Tage gefördert worden ift, enthalten. 
Vlichts ift in einem folchen Werke unzuläiFiger, nach- 
theiliger, als ausfchlieffiliche Hingeben an eine Theo- 
rie, ein Syftem; EÜnfeitigkeit ift die unvermeid- 
liche Folge einer folchen Verirrung. Bey dem grofsen 
Wechfel der meiiicinifchenTheorieen verliert ein in die- 
fem Geift bearbeitetes Werk oft fcbon nach wenigen Jah- 
re'n alle Brauchbarkeit und jedes IntereAe. Die vielen 
Handbücher der Pathologie und Therapie , welche 
einfeitig nach browrifchtn Grundfätzen verfafsl wor- 
den, ftehen in diefer Hinücbt alö warnende Beylpiele 
da. £s ift hieniit nicht gefagt, dafs in einem Hdrtd- 
buche der Pathologie und Therapie Keine Ahndung 
der Theorie feyn Tolle. Ohne diefe Zuthat wurden 
diefen Lehren ewig nur als todte Malfen erfcbeinen. 
Welche alles Lebens, alles willen fcbafilichen Aufe- 
heus entbehrten. Unfere Meinung geht nur dahin, 
dafs in folchen Werken nichts von Lehren undMei- 
4iungen aufgenommen , als Axiome hingeftMlt wer- 
de , was nicht den Läuterungsprocefs der Kritik er- 
fahren, und durch unbezweifelte Thatfachen beftä- 
tigt worden ift. Eine der gröfsten Vorirrongen , in 
welche die Verfaffer pathologifcher Handbücher verfal- 
len können f ift das Befireben, auch in jene Kegionen 



einzudringen , über welche uns die Phffiologie h\^ 
her in Dunkeln gelaffen hat. Geiftreiche, mit lebhaf- 
ter Phantaüe begabte Köpfe find am meiften geneigt, 
fich hier von ihren Gegenftänden fortreifsen zu laHeiL 
Es ift für fie eine zu grofse Anlockung, juft an fol- 
chen^» luit einem Schleyer verhüllten Gegenftänden 
ihren Scharflinn zu üben , und den Verfach um wa*. 
gen , dasjenige durch die Blitze de& Geißes zu be- 
leuchten , zu erhellen, was die Wiffenfchaft bis di- 
hin unbefriedigt gelaffen hat. Wir wollen den Werth 
der Hvpothefen keineswegs in Abrede ftellen. Die 
Willenlchaft hat ihnen fchon die wichtfglien Aufkll- 
rangen zu danken , und wenn unter hundert Hjpo- 
thefen auch nur eine einzige eine bisher verborgens 
Wahrheit enthüllt: fo ift ihre Zulädigkeit dadurch 
unleugbar gerechtfertigt. Nur in Werken, welche 
zu Vorlefungen, zum Studium der Anfänger beßimmt 
find, halten wir ihre Einmifcbung für nachtheilig 
und verwerflich. — Diefen Fehler hat der V£ des 
vorliegenden Handbuches forgfäliig zu vermeiden ge- 
fucht. Über dunkele, zweifelhafte Gegenfiände theilt 
er zwar die zur Erklärung aufgeftellten Hypothefen 
mit, ohne ihnen jedoch einen höheren Werth ein* 
zuräumen. 

Wenden wir uns jetzt zu einer kurzen Anzeige 
des Inhalts diefes Werks felbft. . 

wir erhalten hier blofs die allgemeine Pathologie 
und Therapie. Mit Recht hat der Vf. die Zeichenlehre 
von der allgemeinen Pathologie ganz ausgefchloffen, 
da fie, wegen ihrer grofsen Wichtigkeit, eine befon* 
dere Bearbeitung verdient. 

In der Einleitung verbreitet fich Hr. C. über den 
Begriff der Pathologie und Therapie, zeigt ihr Ve^ 
hältnifs zu anderen Doctrinen, macht auf die Wich- 
tigkeit des Studiums diefer Lehren aufmerkfam, and 
giebt eine fehr inftructive Überficht der allgemeinen 
Werke und Handbücher, worin die verfdiiedenen 
Syfteme und Bearbeitungen der allgemeine^ Patholo- 
gie und Therapie enthalten find. £s werden die 
wichtigften Schriften von Hippokratea bi« zu dsn 
neueften Zeiten durchgerungen, und über die'£igen- 
heit eines jeden medicinifchcn Syftems einige treffen- 
de Worte gefagt. Hierauf wendet fich der Vf. in dem 
erften Capitel zu dem Wefen der Krankheit» und ver- 
breitet fich über die Begriß'e: Übelfeyn, Übelbeba* 
deÄ, Krankheitsform, Unpäfslichkeit. Krankheit 
wird als eine Abweichung von dem regelmäfsigen, 
natiirgemälsen , normalen Zuftande des Organismus, 
von der gehörigen Befchaffenheit feiner Materie ond 
Kräfte, und der Harmonie der einzelnen Sjfteme und 
Organe, wodurch die Verrichtungen derfelben ver- 
letzt werden, definirt. Man hebt, dafs auch diefe 
Definition mehr eine Defcription, als eine präcife 
Erklärung des Wefens der Krankheit ift. Als folche 
kann üe unmöglich fgenü^en, indem hiebey der in- 
ntre Grund, wodurch die Krankheit bedingt, ihr 
Hervortreten veranlafst wird, ewig verborgen und 
unerklärt bleibt, — In den folgemlen Capiteln wird 
dds üewühnliche über die Zufälle der Krankheit, über 
ihitu Verlauf, Typus, Zeiträume, Rrifen gefagt 



A Y 1 8 t 5. 



TTi 



Im vierten Capitel» WO fidh der Vt fibar die aHgeniei- 
nefli Verfchiedenbeiten und Eintheilung der Krankheit 
axft^Iäbt, und wo das Nöthice über allgemeine und 
örtliche» Ahenifcheand afthenifche» Alienati ona-Kranl^* 
l&eiten» Krankheiten mit und ohne Materie n. f. w* 
erinnert wird , ift Hr* C. gröfitentheils den von Hu* 
f^land gegebenen Befiimmungen gefolgt. Wenn die- 
fem Werke überhaupt eine Theorie zum Grunde 
liegt: fo ift ea offenbar die ron Hufeland^ in fei* 
nen Schriften über Pathogenie » und m feinem Hand* 
buche der. Therapie vorgetragene, an welche unfer 
Vf. den Faden feiner Unterfuchungen angeknüpft hat« 
jedoch t wie wir fcbon erinnerten, ohne auch diefer 
Vorftellungaart su viel einzuräumen, oder defshalb 
auidere Anfichten Ton fich zu weifen. Weiterhin 
verbreitet fich Hr. C. über die Urfachen und Anlage 
der I^rankheity und handelt fodann von den fchädli- 
eben Einflülfen , welche er nach ihrem ganzen Um- 
fange betrachtet, und mit einer gröfseren Voll- 
ftändigkeit beleuchtet , wie ea in den meiften Hand- 
büchern der Pathologie zu gefchehen pflegt. £r un«" 
terwirft in diefer Hinficht die fogenannten Impon- 
^ derabilien einer befonderen Unterfuchung ,. und han- 
delt von dem fchädlichen Einfluife dea Lichta , der 
Wärme, der Kälte, der £lektricität , dea Schallea. 
Darauf wendet er fich zur Betrachtung der fogenann- 
ten Urftoffe, wobey er unfere, noch fehr mangel- 
hafte, Renntnifa diefer Agentien keineswegs ver<* 
fchweigt Der Stick-, WalE^-, Sauer-, Kohlen-Stoff 
werden in diefer Beziehung gewürdift, und zugleich 
davor gewarnt , zur Erklärung der einzelnen Krank- 
heiten und Heilmittel keine voreilige Anwendung 
von diefen Stoffen zu machen. Über die fchädliche 
Einwirkung der Luft und der Oaaarten wird das^ 
Wichtigere mitgetbeilt, und zugleich auf den Ein- 
flufs der verfchiedenen Winde und der Geftime Rück- 
ficht genommen. Mit gleicher Vollfländigkeit han- 
delt der Vf. im vierten Abfchnitte von den Speifen 
und Getränken als Schädlichkeiten: wobej nicht blofa 
das Allgemeine erwähnt, fondem die verfchiedenen 
Nahrungsmittel und Getränke noch gana befondera 
unterfucht werden. Eben fo genügend find die , mit 
gröbter Vollftändigkeit gegebenen fieftimmungen 
über die unordentlichen Ausleerungen, über Bewe- 
nng und Auhe, die Geißeabefchäftignngen , die Af- 
leat, und Leiden fchaften, Wachen und Schlafen. 
Hieriiof wendet fich unfer Vf. zu dem Kraukenexa- 
men, der VorherCagung in Krankheiten , und macht 
darauf den Übergang zu der aligenicinen The- 
rapie. 

Wir fehen der Fortfetzung diefea nützlichen 

Handbuchea mit Vergnügen ent^egeci , und btiilVi], 

, dils Hr. C. die fp^cielle Pathologie und Therapie mit 

gleicher Vollftändigkeit und Conlecjuenz der Methode 

. bearbeiten werde. MtS« 



ALtBRBURo, im liter, Comptoir; Tajch^n - und 
Adrefs' Buch für i raktijche J ^ Pl'itmU 

ärzte auf das tahr lÄi.'?. Y 



ärUe auf das lahr igiS« 
i D. Fiercr. XIV n. 360 S. 8- 
\ Es ift ein verdien ftlichea ünM 
! mder« Uteiaiifcbe Arbeiten r 



f^'und' 
vor 




1 
für praktifche Ärzte und Wundlrzte ein Tafchen- 
und Adrefa-Buch herauszugeben, wie ea fcbeh andere 
Stände feit Langem befitzen. Nach dem in diefem 
erftcn Jahrgange befolgten Plane ift durch diefsAdrefa- 
buch nicht nur jeder Arzt und Wundarzt in den Stand 
gefetzt, fich eine wiffenfchaftliche oder artiftilche 
Notiz, deren er in dem Augenblick bedarf, zu ver- 
fchaffen, fondern er erhält auch eine Überfichtaller 
feiner Amtagenoffen , die um fo gröfaeir feyn wird; 
je mehr fich die folgenden Jahrgänge diefea Hand* 
bucba der Vollkommenheit näheren werden. Zu-* 
gleich wird diefea Buch zu einem höheren Zwecke 
dienen, nämlich zudem, mit einem Blick die Zahl der 
in Dentfchland die Arzneykunft Auaübcnd^n kennen 
zu lernen, und fomit hieran niefit uninterellante Be- 
inerkungen übeif daa Studium und die Praxis diefer 
Kunft in DeutfchTand anzüknüj^fen. Wir wünfcheu 
daher diefem von Hn. P. zuerft begonnene» Un^neh- 
men den heften Fortgang, und hoffen, dafs in den 
folgenden Jahrgängen die grofsen Lücken, welche der . 
gegenwärtige noch enthält, mit Hülfe der Unterftü- 
tzung feiner Amtsgenoflen allmählich werden au8gi> 
füllt werden. 

Das Adrefsbuch felbft enthält « Abtbeilungen. 
Die erfte gicbt auf 153 Seiten eine alphabetifche Über- 
ficht des Neueften und WiJIenawertheften der orakti- 
fchen Heilk^de, wobey vom Jahre 18 ^t angefangen 
und mit dem Sept. dea Jahra 18 is gefchlolTen ift. Sie 
enthält alfo ein fcientififchea Repertorium der ge- 
fammten Medicin, welches, wenn ea, wie zu erwar- 
ten ift, in den folgenden Jahrgängen feine gröfst- 
mögliche Vollkommenheit erreicht, dem befchäftig- 
teren und von literarirchen Inftituten entferi^ter leben- 
djsn praktifchen Arzte, der jedoch eine fummarifche 
Überficht des Neueften wünCcht, von gfrofsem Werthe 
ift. Wir haben mit Vergnügen bemerkt, dafs nur fehr 
wenige in der genannten Zeit erfchienene medicini«- 
fche Schriften der literarifchen Kenntnifa dea Vfa» 
entgangen find. 

Nicht fo vollftändig und aus von felbft einzufe- 
henden Gründen mit Nachficht zu beurtheilen ift 
die zwejte Abtheilung , welche ein medicinifch-to- 
pographifches Repertorium, oder Localnotizen von 
Medicinalanftalten aller Art, fo wie jperfonelle Noti- 
zen von den als öfteniliche Lehrer m Hofdienften, 
in Landes- und Medicinal-CoUegien, als Phyfiker, an 
Krankenanftalten angeftellten, oder fonftigen Ärzten 
u. Wundärzten von wiilenfchaftlicher Bildung enthält. 
Es find uns hier nicht nur bedeutende Unrichtigkeiten 
aufgeftofsen, in der Angabe von Perfonen, welche 
fchon feit Jahren verftorben find, z. B. des vor 10 
Jahren verftorbeuen Profeflor Roofty und dea vor % 
Jahren verftorbeuen Profeübr Heyer in Braun- 
fcbvkeig, welche hier noch als lebend aufgeführt Wil- 
den , fondern auch grofse Mängel in Au»laft«ng meh.- 
rerer auch als ^cbriftfteller bekannter Arzte, fo data 
die Zahl der 2500 in Dentfchland angegebenen Arzte • 
höchftens nur die Hälfte d6r wirklich vorhandenen 
^n Arzte angeben durfte. Daher f^^' den iol« 
hrgang eine gänzliche Revifioa d^«w Au* 
ringend nothwcndig ift. 9 





s7» 



j. A. L. t:. M A T ^ 8 i ^ 



«7t 



ÜAt^LS t t. Keaomerde «. Schweif chlte : Tafchen- 
buch Jür praktijche Ärzte Uifd fVundärzte auf 
das fahr ifl^j; entworfen von D. Oottlieb Karl 
Jacob {,) prakticirendem Arzte zvl Hallcu 176 S. 
und fi Pergamembläiier* d- C^o g>^0' 

Dte «B ähnlichem 2wed(e die^toJen Tafchenbä- 
^her des Hn. D. 5e/tttZz» und pines anderen bey Hahn 
lA Hannover crfchienexien, wdche fchon früher iu 
unterer A. Lit Zeitung angezeigt worden find, fchei- 
«en beide mit dem Jahre igi i ibre Endfdiaft erreicht 
zuhaben; darum erCcheint hier ein neues, weichet 
JA^nche», was an jenen TaCehenb&ch^n;i alajoiangelhafl: 



er^bien,. verbeffem Will, aumTbell aütrli vcAefföi 
bat, aber auch mk ihnen manche Fehler im Gebna- 
che theik, ja andere in üch fchüefst, von denen jene 
frey waren^ So z. B. frndet Geh hiar mit dem Tafcheii- 
buch gar kein Kalender vereinige, der unferes Bedün- 
Kens doch dem Arzte oft unentbebiiich feyn möchte; 
der Raum cur Aufzeichnung der Krankheit «nd in 
verordneten Medicamente^ fo wie der zum Regifter, 
ift offenbar zu klein h. f. w. Dagegen find hier nock 
Tabellen zu Witternngabeobachtungen und zur Sehnt«- 
Pockenimpfung angehängt» die dort fehlen« «p— Drack 
und Papier £nd Cchöa» 

Hbm« 



SX^EINe SCHRIFTEN. 



Ifinicm^ Hannover » b. 4. Gthr^ ii4ui; Vher Lebsnp- 
magnUUmms, feine naturg^emüfsen Anflehten und hohe pp'ilrde ; 
><m JDr, E. Hiolte, i8»5. 5 Bogen 4. (5 gt.) JDirfc kleine 
Abhandlung über den thieriicnen Maguemnms ilt in dem 
9;t _ 4t Stücke dtt% neuen kannOrerifolien Magaz^is de« JaliiB 
*^Hi2 entbahen, und n»it dem befondcm angegehfcuen Titel 
iii den Buclihandel gebracht worden, üifprunelich war (ip 
alfozu einem popiüär^n Zwecl^B beßimmt, und iii diefer Hin- 
licht geb^n WUT auch nur eine kurze Anzeige dei/elben nebft 
einer uns bey diefer Gelegenheit entftandenen Beimerliiuig. 
Sie enthält in einer edlen wiflenfchaftlichen, obgleich dem 
angegebenen Zweclie nicht ganz zufagenJeu Sprache fehr ^\\tt 
Ideen ober das Wcfcn des thierifchen Mag^etisnl;l8 , welche 
iwit £ehr wohlthätig angcfprochcn habei)« und diejenigto» 
welche nicju nikdc« grösseren Werken über diefen Geg« uHand^ 
bekannt find, mit demfelbcn in eine näher« und ^war wiffep- 
fchaftliche Bekaimtfchaft fetzen )iönnen. In diefer Hinficht 
war diefe Abhandlung iu dem hannüverifclien Magazin für 
den gebildeten Theil des' gröfseren Publicimis, befonders für 
La>idpredig<^r und andere an der allgemeinen Bildung mehr 
Theil nelimendeMeiifclysn,^n ihrer Stelle; obgleich auch diefe;u 
^vcnn fve nicht mit der oft fo uimötliig gebrauchtrn und aupE 
hier nicht immer notji wendigen Terinmologie der neueren 
ijliüofophifchen Schule vertraut lind , Manches dunkel und 
«nverRÄndiicli bleuen dürfte. Vx)n jeiner anderen Seite 
bineeg^-n, nimlich ii> fofcrn an der Lcctüre ^s hannöyeri^ 
fchcn Magazins auch ein grofser Theil der niederen Volks- 
claire, und felbft Lanjdlcutc , Handwerker u. f. w. Theil neh^ 
me» , hat CS uns fehr unpaffend gefchienen , eine Abhandlung 
dicfes Inhalts in diefer Sprafche in daCCelhe aufznaelmurn» 
Abgefehen davon , daCs «s w^it fchlimmer nnd ffcfiihrlicher 
für eine gujte Sa^he iß, nur Einzelnjwi verftandlichc Ideen 
über diefilbe in Umlauf zu fetzen , und lie einer Menfch«u* 
ojaffe mitzutheilen, deren dermaliger Horizont diefen Ge» 
fcenftand nicht umfafst, fcheiuc es uns, dafs es in allen Vk* 
Shem des Wifliens \ imd fo ;iuch in der Naturwiffeufchaft Sa^ 
ahen gebe , welclie ;iur als Myllerium bdiandelt , nur den 
durch fUgemeiner lunfaffende Bildung au dem höheren Wif- 
Fen Eingeweihten mitgetbeiU werden dürften. Dafs unter die- 
f« S«ußlun dej tbiwrifche Magnetismus gehOit, wird um f o 
wanieer ein«» Zweifel uni;(ßrwor£en feTn, wemi man be* 
dankt , wie tief eingreifend die Lehren detfclbcn in der phi- 
lofophifcben AHföhauiuig der Natur wurzeln , wie man doch 
immer nur noch mehr ahndend als wUCend Üch iiem Grunde 
deffelbcn nähert, und wie «ahllofen, ja frevelhafte* Mifsbi iur 
«hen die Anwendung de/Mben unterworfen iß , fobald lia 
ohne Zwang >uidBef3irinkung den roheren Händen des Volks, 
^ worunter hier alle nicht wiffepfchaftlich Gebildeten zu 
TerRehen find, —anvertraut wird. Die Sache des thierifchen 
Magnetismus trägt «war in fich felbß ein PaUadium, welches 
fie vor allgemeiner Profauimng bisher gefchüt^t hat , und 
ferner fchützen wird, nämlich dadurch, dafs fie nur vom 
finnigen rpiucn Gemüth in volle Thätlgkelt gefetzt werden 
kann, und fich daher allen Unberufenen, fo wie allei* im.» 
reinen Bcrühiung, fchon durch Mifslingen der erfieu Verfu> 



cho vou Xelbft entzieht : aber deonooh Ubeo wir der fei« 
l)berzeugung , dafs erß dann dem thierifchen Maenetismut 
fo wie deßeu Cukur , yerßftndnil^ und AiuObung leine wiiw 
re Würde und. Recht wiedergegeben werden wird, wenn er 
felbil von .Seiten .des Suats ms My<ßerium .betrachtet, und 
die Ausübung delTelbe^i nur reinen Herzen uMd reintn Hin^ 
den anverti'auet wird. Der pieuinCche Staat hat in ein^r ei- 
genen, diefen Gegenßand betreffenden Verordnung luezu dea 
erß^n AnfioXs geseben, nud je mehriUe Sache an Intercft 
gewinnt 4 deüo fchneller werden auch andere Staaten £cLb^ 
woeren fuiden , diefe Angelegenheit, wie üe et verdient, ni> 
ter urenge Curatel zu nelunen , Vit gleich der AusübiAi^ der 
Sacraraente nur denen von ihnen dazu beauftragten Ärztca 
SU Aborgeben « und über jeden Mifsbranch ihreBjge xu wach««. 
Dafs das wilTensfüchtige und voi'wi^ige gri^lsere PubUcuin 
der i^geuwSr^igen ^eit , welches mit feinem Halbwiflen fo> 
eern über Alles aburtheiten mucht/e , hiemit nicht znfiiedca 
feyn wird, iß fchon im Voraus zu erwarten; aber das Sutn 
cuiqae ßiit nicht blofs bey perXönlichen , fondcm auckix^ 
moraii/cheu uud lyil&pfchanlichen GegeniUnden, und lo 
fiuch hier. Dafs man den thierifchen Magnetismus bald nack 
feiner erden Entdeckung als einen populären. Gegenfiand be- 
trachtete , und dadurch Jedem , der nur" die Feder xu fOhrea 
verAand , Gelegenheit und gleichfam Eedit gab , feine eia- 
feitiger Meinung Über^enfelben andenTafi" zu geben, [chdai 
Vns eine der fi^upturfachen zu feyn, dals feit (einer erhm 
Mortification eine geraume Zeit von Jahren vei^ichen ifl, 
ehe man, wie jetzt, angefangen hat, ihn in fein volles 
Recht wieder ieinzufetzen ; die vorliegende;, an Inhalt und Ans* 
fuiirung lobe^uswerthe Abhandlung hätte daher füglicher vad 
mützlioner in einem wilTenfcliafdichen Blatte , derci 
Deutfchland ja gemig zählt, ein^n Piau gefuAdeiu 

Marburg f in ier neuen akademlfchen Buchkandlonf 2 
Bammlmng von Bemerkungen über die broionfch* Irrlehre ^ ni 
die Anwendbarkeit der neuen Philofophie auf die Medim, 
Zweyte mit einem -Anhang vermehrte Auflage. (Auch maa 
dem zweyten Titel: Einige ff orte über die zuTreis und in der 
mmliegenden Gegend im Rhein • und Mofel^Departemient kerr 
fchende Krankheit • nn^ O^er das Heilverfahren der hretm» 
fehen Affen,) Vom Karl Boofhy Arzt zu CockeBL iJiio. 



ohne Intereire gewefen feyn. Jetzt, wo der Mi(sbrauch, der die* 
hin mit der einfeitigen brown^fchen Lelire getrieben wurde, 
feine Schranke gefunden , und bcffercn Natiiranfichten Plati 
gemacht hat, ill jenes InterelTe giöfstentbeils erlofchen, uad 
es hätte daher einer zweyten Auflage nicht bedurft. Auch 
i(l fio durch den Anliang, der , wie es fcheint, von einer 
anderen iland henührt, und gröfstentheils aus irtmäeo 
Lapp^ zufammengeflickt ifl , um nichts befler geworden. 

Uhnu 



«75 



JEN A I S • C H K 



»74 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



M A T 4 8^3« 



DEUTSCHE SFÜJCÜKUNDE. 

Leipzig, b. Vageh Über die Befödrung des ffokl' 
lauts der deutjchen Sprache. £in philo) ogiTcher 
Verfuch von fV. Tr. Krug^ Prot jderPhiiot in 
Leipzig, ißiö- 49 S. 8- (^€'J 



D 



ürfen wir in einer Schrift, welche die deutfche 
Sprache zum Gegen (land hat, in diefer Beziehung zu- 
Tbrderil etwas über den Titel erinnern : fo möchte e« 
auf demtelben wohl richtiger hei fsen ; der Fhilojophie 
Proß, zu Leipzig f weil Leipzig gewifs nicht präten- 
dirt, feine eigene Philo fopbie zu haben. In der Schrift 
felbft unter fcheidet der Vf. drey Arten des VVohllauu 
(warum dreyerley Arten? Der Begriff des ley ift ja 
durch den Beyfatz /irteti ausgedrückt! }: i) dengram- 
xnatifchen» oder den Wohllaut einzelner Wörter; 2) 
den rhetorifchcn, der auf der Verbindung der ein- 
zelnen Wörter zu Sätzen, und der Satze zu einer 
ganzen Hede beruhe; 3) den declaraatorifchen , der 
durch die Ausfprache entliehe, und die beiden vorge* 
nannten Arten erft recht vernehirlich mache. I)iefe 
drey Arten des Wohllauts hat der Vf. fo aufgeführt, 
als Händen ße in coordinirtem Verhältniffe, welches 
doch nicht der Fall ift, da die beiden erften Arte« 
oiTenbar objectiv und in der Sprache begründet hnd, 
<lie letzte aber fubjectiv ift und von dem Redenden 
abhängt. Da der Vf. laut des Titels über die Beförde- 
rung, ader Bcfödrung des Wohllauu der deutfchen 
Sprache fchreiben will : fo fehen wir nicht ein , wie 
der declamatorifche Wohllaut ein Theil der Darftel- 
iung we^'dea kann, da ja diefer Wohllaut allen Spra- 
chen angehört, und Cchwerlich als einer Sprache aus- 
[chHeCslich angehörig gelehrt werden kann* Denn 
Jeder, der in der einen Sprache ^ut declamirt, wird 
auch in den übrigen Sprachen , die er gleich gut ver- 
ftehi« ehen fo gut declamiren. Wollte der Vf. den 
Wohllaut in allen Beziehungen abhandelni fo hätte er 
wenigftens, der Logik wegen , die angeführten drej 
Arten in zwey Clailen aufßellen Collen : 1) Wohllaut 
der Sprache — objectiv, . s) Wohllaut der Declama- 
tion — fubjeciiv. 1) a) Wohllaut einzelner Wörter, 
b) Wohllaut ganzer Wörter u.'f. w. Bey 0) liefseii 
fi^h vielleicht gleiche Untertheile machen» denn der 
Declamator kann es im Ausfprechen einzelner Wör« 
ter, und im Vortrage einer ganzen Rede verfehen. 
In der vorliegenden Schrift wird nur der gramm atiliche 
Wohllaut abgehandelt; wir wollen dem Lefer in Kur- 
zem die Auf fchlüile mittheilen, die wir darin vor&nden. 

Zuvörderft möchte nicht undieulich gewefea 
feyn , eine erfchöpfende De&nition vorauszufchicken, 
damit man fähe» worin eigentlich das Wefen des Wohl- 

/• J. L* 2, »813« Zwey ter Band. 



lauts faeftände , und falls Ikh der Wohllaut nicht ob- 
jectiv dehniren liefs» wenigftens diefes anzuzeigen, 
und den Begriff als einen fohwankenden , von indi- 
viduellen Anfichten abhängenden, und gewifferma- 
fsen dem der Mode gleichenden darsuftelletu 2war 
Tagt der Vf., es mülle das Einzelne auf eine für das 
Dhr^ wohlgefällige Art verbunden werden : allein 
worjn befteht denn diefe Art? und find denn die Oh- 
ren alle gleich geftimmt? ift nicht dem einen Ohre 
dasRauhefte eben fo wohlgefällig, als einem anderen 
das Sanfiefte? So lange kein objectiver Grund für 
den Wobllaut aufgeßellt werden kann : fo lange 
£eht es mifslich um die Beförderung deffelben aus. 
Doch wir wolUn nehmen» was der VL giebt^ und nur 
dabey unter fuchen, ob Alles in fich conf^uent ift. 

Der Vf. läCst den grammatifchen Wohllaut von 
drey Stücken abhangen: 1) dafs die Confonantea 
mit A^^a Vocalen gehörig abwechfeln;' 3) dafs felbft 
die Vocale abwechfeln, befonders nicht die minder 
voll und laut tönenden, wie e und i, aus den Wör- 
tern immer wiederkehrend hervortönen ; 3) dafs die 
Rede felbft weder zu viel einfylbige, noch zu vid 
mehrfylbige Wörter enthalte. Um nun den Wohl- 
laut in diefer dreifachen Hinßcht zu befördern, fchlägt 
der Vf. vor^ \) bey allen zu fammengefetzten Wörtern 
alle diejenigen Coufonanten wegsuivtrerfen ^ welche 
nicht zur Wurzel des vorgefetzten W^ortes gehören, 
alfo Seihthätigkeit« Selbfucht u. C w. ftatt Selbftthä- 
tigkeit, Selbftlucht, geradlinig, waldig, fchwindlig 
ii.Lw.ft. geradlinigt, waldigt, fchwindligt — weit- 
läufig ft. weitlauftig — mittels ft. vermittelft — längs 
ft. längft — jenfeit, niemal u. t w. ft. jenfeits, nie- 
mals — fodern, Fodrung ft. fordern, Forderung, und 
fo befildera, Befödrung — Worte und Orte ft. Wör- 
ter und Örter — Burgemeifter ft. Bürgermeifter — 
hiedurch ß. hierdurch — mehre ft. mehrere — erfte 
und letzte ft. erftere und' letztere. Wir bemerken zu- 
vörderft über die Regel, dafs fie fehr befchränkt ift, 
und durchgreifender hätte aufgeßellt werden follen« ^ 
Warum löft der Vf. nicht auch die durch Zufammen- 
ziehungen entftandenen Härten wieder auf ? alfo Gra- 
nitz ft. Gränze, Herbeft ft« Uerbft, Gefpinneft ft. Ge- 
fpinnft , gröfsefte ft. gröbte, kleinefte ft. kleinfte? 
Schon diefs durchgeführt, hätte einen reicheren £r- 
tras gegeben. Des Vfs. Grundfatz ift bey weitem 
nicht durchgreifend , fondern. beynahe auf die weni- 
gen Beyfpiele befchränkt, durch welche der Grund- 
fatz veranfchaulicht wird. Und diefe Beyfpiele felbft 
-- wie viel läfst üch dagegen erinnern ! Lrftlich be- 
fchränkt fich« was die Zufammenfetzung betriftt, bey 
welcher man die nicht zur Wurzel gehörigto ConCo- 
nauten aus den Vorlätzen ausftofsen foU, vielleicht 

97 



«7^ 



fSNA,f&CIIB ILLG. LITEKATUR-ZETTUNTGL 



tT^' 



itr gsnae Gevritm auf ^as zum Bey fpiel gewählte 
Wovt Selb/t 9 ein Wort, wctclief, weni§;ßenB in dem 
Compofitam SMßßändlg ^ fchon Ton Adtlung in 
jknfprtteb genommen worden ift , und bey welchem, 
fich wohl gegen dieAa«(Vorsung des'Jl nichts erinnern 
labt, wofern nicht nacfagewiefen werden Ran», daf» 
iasjlt wenn aach nicht xur WnrzeU doch zum We* 
fen des Begriils gehöre. Überhaupc aber thut der Vf. 
^iuen grofsen Fehlgxfff, wenji er meint, was nicht 
Äur Wurzel gehöre , dürfe znr Befödnmg des Wohl- 
lauts w^ge'^orfen w^erden; aus der Befolgung diefes 
Gründfatzes würde Confußon überConfuüon hervor- 

{ehen, denn die Wurzel Wörter des deutfchen Sprache 
aben fich durch Wachsthum zu uneiuilich vielen 
neuen Begriffen geftaltet, und diefe neuen BegriÜBge- 
bilde, auf ihre körperKcfae Wurzel reducirt, und fo mit 
anderen Wörtern componirt, wurden ganx fremde Be- 
griffe erzeugen. Nehmen wir nur das mit A/1^/ gc« 
wiiTefmafBen einftimmige Wort Nächßemiebe r to 
werden wir, nach des Vfs» Grundfatz, daraus bilden 
muffen Nahliebe^ denn nah iß die Wurzel von nächft i 
bleibt, hier der Begriff derfelbef So wie in dietera 
Worte es vor Augen liegt, dafs das /? dem Urbegriffe 
eine bedeutende Nuance hinzugefügt hat; fo durfte 
£ch» frejHch durch fehr tiefes Einclrmgen , vielleicht 
auch zeigen lallen, dafs das /f mfelbß eben fobegriffs- 
wefentlich fey, als in einfi^ erjt n. a., und dafs Sclb- 
liebe undSelbftliebe fo verfchieden fey, als eirtmalvLnA 
thißmal^ und #Är(er) geboren und er fi geboren zu^- 
ftandenermafsen verfchieden find. — Bürgermeißer 
braucht nicht de^ Wohllauts wegen in Bnrgemeißer 
umgewandelt zu werden; wir haben an einem ande- 
ren Orte längß gezeigt, dafs der Begriff die Form Bur* 
gemeißer erheifche. Dagegen wird der Wohllaut nie 
aus einer Bürgergefellfchajt eine Burggejelifchaft^ fo 
wenig als aus einem BauermeijLer einen »^aumeißer 
machen dürfen. — Über län^ß än(sert&ch der Vf. et- 
was auffallend fo : Man könne unbedenklich ftatt 
längß^ wenn es als Präpofition gebraucht» und daher 
fchnelt mit dem folgenden Worte verbunden werde, 
längs fagen, z. B. in der ftedensart : Län^s der Küfie; 
als Adverbium gebraucht, oder wenn ein befond^-rer 
Nachdruck auf dem Worte Hege, könnte «man allenfafls 
die härtere und gh^ichfam mit mehr Gewicht ins Ge- 
hör fallende Form bfybehalten, z. B. in der Rc*dt»n8art r 
jDas hab* ich lütigji vergeJjffH ; und er macht hiezu die 
Bemerkung, dafs wan da rch Befolgung diefor Hegel 
zugleich in logifcher Hinficht den Gewinn hab^^n w"r- 
de, zwey verfchiedene. aber genau verwandtt-Be^-rif- 
fe auch durch zwey verfchiedene , aber fehr ähnliche 
Wörter zu bezeichnen, wie man neuerlich fchon an- 
ge£angen habe, ahnen und ahndea za unterfcheiden. 
Wir wcdlen hiezu nichts fagen, aIq dafs dem Vf. etwas 
Menfchliches befiegnet fey. — Was d'e Sylbe icht 
(igt) und ig betrifft : fb bat Adelung den , wir mei- 
nen, richtigen ünterfchied gemacht, dafs icht eine 
Abnlichkeit mit dem Grundbegriffe, ig den Grundbe- 
griff felbft adjectiv ausdrücke, fo dafs ein thoniger Acker 
ein ganz ausThongrund beftehender fey, ein titonich- 
ter ein Acker, dt ffc n iirund mit Tboii untermifcht, 
oder nur tkonähnlich f ey^ Diefem Unterfchicde im Be^ 



grffe wird wohl der Wohllaut nachftehen nraffea. 
fVeitiäuftig und weitläufig liegen im Begriffe wenig- 
ftens eben^ fo weit von einander, als ahmen und ahn* 
deiu SiAitliießeits ^ jeu eits foll nach dem Wohllaote 
•gefagt werden dieffeit^ jenfeU^ und doch fuckt der Vf. 
aus vermittetß nach (demselben Wohllaute mitteb m 
bilden, und ftützt fich hiebey auf anfangs ^ flass^ 
Jfwmß reich s, behufs. Ift das confef uenC, oder heifst 
es, unbekümmert um die Wahrheit, Alles nur ^ dem 
angenblickhchen Zwecke benutzen ? Warum kürst der 
Vf. nicht auch hier, und fagt: anfang, flug, u. f. w.? 
Übtisons waltet auch zwifchen f^ermittel/l und mit- 
tels ein nfeht tief liegender Unterfehied ob ; allein es 
würde uns zu weit führen, wenn wir überall ins De- 
tail gehen wollten. Statt fordern u. f. w- wH der Vf. 
Jodern eingeführt wiffen ; wir haben nichts dagegen, 
wofenrernurcenfequent feyn und auch fchreiben und 
fprechen vn}\ Jodern ^, fondern^ fofchen &• f orfchen, 
fliehten ft, fürchten. Denn foll es einmal nur auf den 
Wohllaut, nicht auf den Begriff, ankommen: fo febeA 
wir nicht ein , warum man fich hier eerade auf du 
eine Wort fordern befchränken foll. Dafs nun der Vf. 
gar, den eingefiihrten Begriffsunterfchied zwifchea 
ff'^ter und ^orf^ mifskennend, die ./i^^rfer ganz 
verbannen will, mufs um fo mehr auffallen, da erdiV 
fe Operation an hundert anderen Wörtern hatte an- 
bringen können; ohne einem wohlbegegrundelea Be- 
griffsunterfchiede zu nahe zu treten ; er hätte ja aUen 
anderen Wörtern im Plurale das r nehmen , alfo vor- 
fchlagen können Leibe^ PVeibe, Häuje^ Binde u. f. w. 
Es fcbeint uns fonach. als habe der Vf. bis hieher dein 
Wohllaute noch keine haltbare Brücke gebauet, um 
unferem Ohre das Wohlgefällige der deutfchen Spra- 
che a^uzufuhren. Wir wollen fehen , ob Vvir Grund 
finden, mit der Behandlung der Vocale zum Behafe 
des Wohllauts zufriedener zu feyn. 

Das Hauptübel für den Wohllaut, welclies ans den 
Vocalen entfpringt, findet der Vf. in dem zu hlofig 
vorkommenden e. Wir geben ihm Recht; denn in 
neueren Zehen erhebt Geh ja Alles gegen das fchwSck* 
liehe tf/ indefs wollen wir und doch in etwas des 
Schwächlings annehmen. Worin (oUte es wohl lie- 
gen, dafs das e fo gar fchwächlich w^äre? Erftlich 
hatdieSprache oft ihre ßärkften Begriffe diirch£-Tö- 
ne an.^gedrückt, als brechen, rechten, freche fchlecht^ 
mächtig u. f. w. ; fie mufs alfo das #* nicht für fo 

f;anz kraftlos gehalten haben , als man es jetzt vei^ 
cbreyet, da es zu oft erfcbeint; was gewöhnlich 
Wfrd, wird leicht verachtet. ^ Ferner kann der Sän- 
ger einen £-Ton eben fo kräftig tönen lallten, als ei- 
nen -y-Ton; und geht etwas an der Tiefe ab: 6) 
bringt diefes die Höhe wieder ein. Wir muffen da- 
her den ganzen l'adel auf das fogenannte ftumme 
e befchränken, und da fetzen wir dem Vf., der nn- 
ferer Sprache, und wohl nicht mit Unrecht, den 
Vorwurf des Überfluffes macht, wenigßens die fiii 
wohllautender gehaltenen Sprachen entgegen, die 
franzöfifche und felbft zum Theil die italiänifcbe. 
Sollte äie (iranzöfifche Sprache der dummen e nicht 
eben fo viele haben, als dir dentfche? Man bedenke 
die Menge Hauptwörter auf ^» die Adjective, nu4 



^7 



Ar a S 1 S< 



^7t 



die V^rbe ! Uad die itafifinirdie — endef wenigfteiM 
alle Vevbe auf e» da die deatfche wenigftens die 
Verbe mit einem Confonanten fcbUebi;; und wie 
grob ift mcbt die Zahl der Sobft und Adjeedve im 
luliinifchen» die fich auf senden? Doch wir wol- 
len diefen Pnnct dahin geftellt fejn lalTen* und nur 
fehetl« '^irie der Vf. dem Übel abaahdfen fache. £r 
empfiehlt Onüge ft. Genüge^ bekennt IL bekennet^ 
wiUkommner ft. uriilkommetier n. f. w. £• fcheint 
tina, ala iiebme hier der Vf. mit der anderen Hand 
anrfick, vr^iB er obep mit der einen gab. Oben foU- 
ten die Confonanten aiugeftofaen werden , um die 
Wörter i^roUtönender su machen: hier "werden ße 
gehtoft, aaeh um die Wörter wohl tönender sa ma- 
chen. Hierin Hegt offenbar ein Widerrpruch. Zu- 
gegeben , dafa daa e in der deutfchen Sprache au oft 
wiederkehre : fo Ueibt doch ein Wort, mit dem « 
etwas überladen, noch immer wohl tönender, alt 
wenn daffelbe durch Auaftofaung der e nun von Con- 
fonanten ftrotzt, oder ftrotzet. Dujeufiß fft gewib 
n^ifatönender, tihfeufze/l. Der Vf, Ichlägt nun etwas 
Durchgreifendes vor, nämlich das s des Genitivs aus- 
Buffofsen , alfo Königs ft. Königes , Trunks ft. Trun- 
kes u. C W. ; nu^contrgftjrt diefer Vorfchlag fehr mit 
dem obijgen, äeffeit ft. dieffeits su fa^en. Adelungs der 
hier getadelt wird , dafs er das # in Schutz nimmt, 
möchte ficb auch in Hinficht des WohUauU rechtferti- 
gen können. Übrigens hat def Vf. ganz Recht, wenn 
er den A-Ton da beibehalten wiften will, wo derfelbe 
die Abftammung für fich hat, als CommiJTar^ Secretar 
ft. Commiffär^ Secretar* — Über den dritten Punct 
wird gar nichts von Belange gefast, als dafs die Titel 
Ohercanjijlarialräthe n. f. w. zu Tang fejrn, und doch 
glauben wir, dafs diefe Titel den Inhabern felbft gar 
nicht mifatönend kKngen, noch zu lang*Ccheinen. 

Aue Allem geht hervor, dafa es eine mifsliche Sa- . 
che ift, den grammaufchen Wohllaut willkührlich be- 
fördern au wollen. Der Oefchmack in Hinficht des 
Wohllauta mufs der Natur der Sache nach eben fo ver- 
fchieden (ejn, ala der Gefchmack in den Trachten der 
Nationen. Jede Nation Tchneidet fich die Gewänder 
nach dem Bedurfniile ihrer Körper, und findet jene 
fchön , w^enn fie diefen zufprechen : eben fo fpricht 
auch jedeaVolfc in LauteiH oder Wörtern, die Gefühle 
feinem Innern aus; in ftarken, voUen und rauhen, 
oder in fchwachen, feinen, weichen und fchmel^&enr 
den, je nachdem ea im Innern fübh.. Wohllaut ii^die« 
fem Theile der Sprache findet da Statt , wo das Wort 
das Gefühl ausfpricht, das Kauhe rauh, fat^ft das Sanf-* 
te. Nicht indem Tan (teren Berühren der Gehörsorgane 
durch einen Laut.befteht der Wohllaut, londern in 
der Harmonie, die derVerftand zwifchen BegriiV und 
Laut wahioinuut. £s fcheint uns^ als veF\v(cb(ele 
. man mit dem Wohllautenden daa Saufte und Wt-iche. 
Lalage ift freylicb vviächer und fanfcer,^ als >tunn und 
Do/nier^ aber wohllautender? •— - n«;inl das köiiuen 
wir nicht augebeM* Was raufcht^ muft» rahjc/'ten^vrska^^ 
riffelt^ ipufs rlejehif und ea wäre eben lu Jäcnerlich, 
Wegen eines vermeintlichen Wohllauts, eint;a reifaen- 
den Strom riefeln zu laflen, als eiiK'n Hiiilea auf der 
Bärciijagd in einem parifer Stutaerrö<kchen abauma- 



len. Die W5rtergebt|de der deutfchen Sprache gehö- 
ren als heilig und unverleulich dem Charakter der 
Nation an; fie in ihrem Körper zu verfeipen,'oderza 
▼erftärken, ift lediglich Sache der fongefetzten Cbarak- 
terbildung. Bleibt die Nation kraftvoll ; fo wird auch 
die Sprache ihre volle Kraft behalten; verfinkt fie in 
Weichlichkeit: fo wird auch die Sprache weichlich» 
kleinlich und fchwächlich werden. Wie die fchlei- 
chenden« und in ihren Intriguen leife fiüftemden Ita^ 
liäner am franz^ifchen Hofe alle Volltöne, fobald 
fie oft über ihre Zunge rollen mufsten, in Halbtöne 
umfchufen , aus einem Anglois (ua) einen Anglois (ä) 
machten : fo werden auch verweichlichte und in ih- 
ren Sitten in Niederträchtigkeit verfunkene Nachkom- 
men den Charakter der deutfchen Sprache möglichft 
verjindem, und gewifs auch das weichlichere befö- 
dern dem kraftvollen befördern vorziehen , wohl £ac 
aus einem Herzog einen Hezogt aus einem Fürßeu 
eineiA lü/len machen , fo wie der Parifer Ichon aus 
einer Bataille eine Bataje macht. Der Grammatiker 
mufs in dem Körper der Sprache dks Bild de% Natio- 
naltharakters erblicken und mit fchonender Vereh« 
rang betrachten , nichts daran fchnitzeln und drech- 
feln » fobald die Wortgebilde nur den Begriffen , die 
Zeichen dem BezeichneteUi zufprechen. Hat freylich 
Unkunde die Wörtergebilde verfchoben und dadurch 
zu Zeichen fremder Begriftie umgefchaften : fo ift es 
allerdings Sache des Grammatikers , das Zeichen mit 
dem Bezeichneten in Laut und Schrift wieder in Ein- 
klang zu bringen; defswegen, und nur defswegen, 
nicht wegen des Wohllaut^, mufs der Bürgernuifiet 
wieder in Burgemeifter zurückkehren. In einzelnen 
Wörtern hängt Alles vom Begrific ab, und alles Übri- 
ge bleibt die(em tief untergeordnet; daher ift es nicht 
zu billigen , dafs der Vf. die fVörter exiliren will» 
da fie der Begriff geheiligt hat. Übrigens braucheu 
wir es für diejenigen , die Hn. K. kennen , nicht zu 
bemerken^ dafs man keine Schrift deileJben lieft, oh- 
ne etwas zu lernen. ft. 

Quedlinburg, b. Ernft: Neues PT'örterbuch zw 
Erklärung derjenigen fremden ftörter^ welche 
noch häufig in verfchiedenen Schriften^ in der 
Umgan^^sjprache und in Zeitungen vorkommeiu 
Für gebildete Lcfer aller Stände, die fich nicht 
eigentlich den höhereii Studien gewidmet haben. 
Von fV. JuL /J^'iedeffrann , D. d. Phil. u. Rector 
der Stadttcbule zu Neuhald^nslebcn» Zweyter tu 
letzt. Theil. Nebft Nachtrag. 181 1. 368 S. 8- (20 gr.^ 

Der zwej te Thcil diefes Wörterbuchs vereinigt al* 
los Gute und alles Fehlerhafte in lieh, das wir bey dem 
crften Theile (1- A. L. Z. i8ii2. NoC 214) angeführt ha- 
ben. Diel'elbe Ungleichheit in Behandlung gleicharti- 
ger Artikel, derfelbe Widerfpruch, dem L«fer die Aus- 
i^racbe von ßJa^on vorztunalen, und ihm daneben lan- 
ge Jh.rklärungen aus dem Uict. del' Acmd. in-franzöfi- 
Icber Sprache mitziutheilen, Lefer anzunehmen, die 
fich den höheren Studien nicht gewidmet haben, und 
ihnen gleichwohl griechifche Wörter, mitgriechifchen 
Lettern gedruckt, zu lelen zuzumuthen, lateinifche 
Wörter, die nur in Büchern, weiche für den tielehr- 



•79 



J. A* L. Z. M A Y 1 8 < 5» 



«8ö 



ten beftimmt find, TOrkomment »!• Artikel für den 
Laien ftuEsuführen, diefes alles findet ficb hier, wie 
dort, und Termindert die Zweckmäfsigkeit des Bache. 
Alle diefe Fehler fallen dem Vf. um fo mehr zur Laß, 
da die Vermeidung derfelben nicht grofse Gelehrfam* 
keit, fondem nur eine mSfsige Gabe guter Urtheils- 
kraft örheifchte. Wir wollen unferen Äusfpruch, den 
wir wegen desFieifses des Vfs. gern gemildert hätten, 
mit den erden heften Bejfpielen belegen. ^^Maearoiii^ 
Wälfche oder italiänifche gerollte Nii dein-— auch Zu- 
ckergebackenes , Makrone genannt, mpt pmprunti de 
Vit Alien (ein Wort, was aus dem Italiäntfchen ent- 
lehnt iß), fagt das Dict.^de l*Je, PMefaite defarine 
tris 'fine^ qu^on assaisonne de diff6rejites manicres^ 
sur-tout avec du frojnage^ Teig, aus fehr feinem Meh- 
le gemacht , den man auf verfchiedene Arten würzte 
vorzüglich mit Käfe, De bons macäronis^ gute Maca- 
fonis.*' Diefer eine Artikel mag auf die übrigen, die 
länger find, ausgefallen, fchliefsen lallen. — „Macelfßf ius 
(lätein.), bey den Römern eine Art Höker, welche Ge- 
treide, Brod, Fleirchu.f.w. verkauften.** Was berechtig- 
te diefes Wort zur Aufnahme ? Konnte nicht mit glei- 
chem Rechte der gröfste Theil des Lateinwörterbuchs 
abgefchrieben werden? 'Der iixükA MaechiavelUsmus 
füllt gerade eine halbe Seite, und es wird fogar ange- 
führt, dafs der grofse Friedrich einen An timacchiavell 
gefchrieben habe ; dagegen iß Ma^on auf viertehalb Zei- 
len befchränkt: (fr. fpr. mafaong) i) Maurer, wirkli- 
cher Maurer, ö) Freymaurer (ßatt Frane-ma^on), Hät- 
te Freymaurer, das, fonderbar genug, durchs Franzö- 
fiCche erläutert wird, nicht auch ein Wort der Erklä- 
rung verdient, zumal in einem Buche, in welchem fo- 
gar der Höker nicht leer ausgeht? „ Marro^io^iA (gr;) 
die Kunß, das menfchliche Leben zu verlängern. Man 
fehe Hufelands Werk." — Was für ein Werk ? wjtd 
der Unkundige fragen ; und der Kundige bedarf weder 
der Nach weifung, noch der Erklärung des WortSxUo- 
hrohiotiky denn Hufelandhatja, fei bß die Erklärung 
beygefügt.„/l/iicz//a/z/r(ans welcher Sprache,ßebt nicht 
dabey), Lörchpapier, fchlechtes Einwickelpapier." •— 
Hier häne der Vf. den Artikel beendigen follen ; das Ge- 
lagte genügte. Allein er fügt noch i6, tchreibe fechzehfif 
Zeilen hinzu, und fagt in denfelben — ? nichts, als dafs 
wohl diefer und >ener Verleger von diefem und jenem 
Buche zu fagen pflege: es wird mir zu Muculatur, 
oder, es iß mir zuMaculatur geworden, oder, es kann 
mir dazu werden« Man mufs in dem Augenblicke be- 
dauem,dafs das Papier, das fich zu folcher Brühe hat her- 
geben müflen, nicht felbß zuMaculattur geworden iß. 
Madame nimmt in gleichem Geiße und Tone s6 Zeilen 
'^eg, jedoch wird die Verfch Wendung hejMademoifelle 
(warum jenes mit franzöfifchen , diefes mit deutfcben 
Lettern ? ) wieder beygebracht, als welche mit 2 Zeilen 
völlig erklärt iß ; die Ausfprache wird vorausgefetzt. 
Man wird bey d^s Vfs. ungleicher Bearbeitunggleichar- 
tiger Artikel Unwillkührlich an den Dichte erinnert,der 
dem Papßet/^tfr^üyjr/ge Hexameter überreichte, und den 
Dberliufs damit entfchuldigte, dafs Se. Heiligkeit bey m 
Weiteriefen auch Verfe finden würden,denen Füfse fehl- 
ten, folglich ßch das Ganze zuletzt fchon ausglei- 
chenwürde. 9f Magnaten f (die Groben , ein gerade- 



■«■ 



br^htes lat. Wort)." Was kann, nn\ß Hitnmebiril. 
len , dem Lefer diefes Buchs daran liegen, ob Mapu- 
tes ein achtes, oder ein geradbrechtes Wofjt iß? Ltu- 
ter Auswüchfe, die hur zu fehr beweife^, dabder 
Vf. feinfe Lefer nie feß ins Auge gefafst hat. ..Malheur 
(fr. fpr. malöhr). Malkeureux (^fr. weiblich malhew 
reufey Bey leutem Worte wird keine Ausfprache an- 
gegeben , gleichfam, als wenn fich die Auafpr. derSyl- 
heeux von felbß fände. ..Manage (franz. fpr. ma- 
nähfch*) , exereice qu'on fait faire ä un eheval pour 
h dresser. Übung, die man ein Pferd machen lä&t, 
um es zuzußützen ; Reitbahn, Reitfchule.*^ Nach die- 
fem Artikel mufs man fürchten, dafs, wenn der Vt 
ww//« aufgenommen hätte, er uns erß weitläuftigdie- 
fes Möbel delifiiren, und am Ende, wenn wir ans der 
Bcfehreibung die Sache etwa noch nicht entnehmea 
könnten, durch das einfache Wort Tifch den Auf. 
fchlaCs geben würde- Warum lagte uns der Vf. nicht 
kurz und gut; Manige, Reitbahn, Reitfchule? Bey- 
nahe fcheint es, als wolle der Vf. nur zeigen, dals er 
im Beütze des Dict. de V Ac. fey, fo ängßlich ent^ 
nimmt er aus demfelben die überliülTigßen Erklämn. 
gen. Manoeuvre iß gewifs für die Auslprache ^tiell- 
barer, als manige. dennoch fehlt d]|^ Bezeichnung der 
Ausfprache^ die bey manige angegeben iit ..Mantik 
igt.). Vermuthungskunfi ^/xavTiKj; rexvi^)"!!! Doch 
yviit ermüden im Abfchreiben, wie vielleicht die Lefer 
im X-efen. Wir hattea bey flüchtigem Durchfeben, — 
denn wer könnte hier Artikel für Artikel genan dnxch. 
lefen ? — iiiehrere Artikel angemerkt , allein wir fin- 
den , dafs diefes Anmerken überflüllig war. Von An* 
fange herein hätten wir Artikel für Artikel mit ge- 
gründeten Bemerkungen begleiten können; wir haben 
nur einige , nicht gerade die fchlechteßen , auf eini- 
gen Seiten atisgehoben, und hotten, die Lefer werden 
uns beyßimmen , wenn wir behaupten , dafs der V£ 
weniger gut gearbeitet habe, als fich in diefem Fachs 
arbeiten lieb« Wir tbeilen zum Schlafs den Artikel 
Mark vollßändig mit, und freuen uns , dals das Werii 

f^efchloßen iß; eine neue Auflage können wir vid- 
eieht mit inehr Zufriedenheit anzeigen, weim der 
Vf. nicht, wie bisher, die Winke des Rec. mifsachtet 
,.Mark'^ (altdeutfch,^ wahrfcheinlich geradebrecht vom 
lateinifchen margo, der Rand, es kömmt bißt in allen 
enropäifchen Sprachen vor, und zwar mit wenigen 
Jäüchßabenabänderungen, englifch inarA, im mittlem 
JLatein marcha , im Franz. marcke u. f. w. , wie das 
deutfche Wort Sack im Griech. (TanKo^, im haujaceus. 
im Franz. fact im Engh/ack, im lu\. faeco u. t w.) 
aufser vielen anderen Bedeutungen die (Jräuse, daher 
Markgraf, Befehlshaber einar an der Gränze geleg^ 
nen Provinz. •♦ 

Dafs der Vf. diefem zweyten Theile, aulser dem 
grofsen DruckfehlerverzeichnüTe, auch einen Nachtrag 
«u dem erßen bey^efügt hat, fcheint uns beynahe li- 
eherlich. Denn wie kann ein Wark diefer Art, welches 
auf Vollfiändigkeit auch nicht den entfemteßen An- 
fpruch machen kann, einen gefchlolTenen engem Pkn 
aber auch nicht durch zwey Artikel beurkundet, Nadh 
träge erhalten? Nachträge freylich in Menge, alldn 
aweckmäfsige — keinen! ß. 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



SO T 4 H -^ R- 

MANNtiEiM n. Heidelbebg. b. Schwan n, <TÖtz'; 
J, F. ^akemian't, i dpr Philot und ArziieywilE, 
pnctor. groTsb^ ba<L Geh. doFraih u. f. w.. über 
die Aalur des Gewäeftfes, Eine pliilofoph'f* ''• 
£inlt;itung in fdne Dotaiiifcben Vorlelungcu. 
i8'3. 54.5. gr.4. (iSgr.). 

J-/ie ganze Natur fcbeidet fich-in »^vj .gtolse'&.ex- 
che, begifint decVC, und diefe TxeiDiiutg g^bt biu 
dem Mütelpunct der.firSi'ie hervor, -wodnrä ffir am 
dai Werden desAlli TorfteDen. Die £we)t l^ei^b^ Jind 
diu Tbier- und Pflanseo- Reich, denn das fonft To- 
genannte «noiganilche Reich in nur der anUrfle Tbeil 
des Filanaenreichs. Die beiden organirchen Reiche 
find nicht in Hinücht ibrer GrundkräFte vcrrchieden, 
.Vi'«dnrcb ße entAehcn und begeben. Tondern nur in 
der Anordnung dcrfelbe« , welche gaa% der if nferes 
l^MietenfyftenM folgt, und i« dem Kampf der Centri- 
£ugal- mit der Cenuipedal-Kraft beliebt, wovon das 
Befaltat die Bildnng de« Erdkörper« und feiner Axen- 
bewegung iA. In jener der entzweiten ifraftäarae- 
Tung in mehr die Wirkung der Schwere, in diefor 
liingegen mehr die dc(.Lich{B hervortretend, ynd »n 
derCrenze,, wo. da* Licht über die Schwere fiegt, be- 
ginnt die Entftehiiing dea Ptlauxenrcicba ; di^r* inuft 
■h d«a unmittelbaj:« Erveugnira der Erde und ihrer 
Axenhewrgnng. engefeben werden. Daa Thierreich 
hingegen ift mehr das Rcfultat der Erdbewegung um 
dieSonne; bey denriXbier liehen die Centrifiigalkrafte 
-im Miuelponci, und wirken den ücb um lie herzie- 
licJidenC:cntri|>eda4kräfien entgegen. Daher kann man 
fich dat.Tbierelement als ein ErdKoAlläachen, wel- 
ches im Inneren Licht verCcblierat , vorClellenj das 
Nanxeaelement aber als eine kleijie Kugel mit einer 
Lichtatmorphäre. Thier und l'ltanze machen daher 
eui Ganees aus, wovon diefe den negativen, jenes 
aber den palitiven Pül bildet. Entweicht das Liebt: 
fo löfen 11^ fich im Waller auf; w^ird jenes von die- 
Cem angezogen: fo geltaiten fte fich wieder daraus. ■ 
DerErddoÜ', von dem Liebt umgeben, heilst der 
WafferAoA'; das Licht in einer ErdllollhiUle iß der 
SanerßolF. Hydr-ogen ill demnach das Wefeo der 
PtianEe. OxygcB aber das Wefeu der Thier feele. Die 
Pllanze bedarF.Mi ibrer Erbakan g einer Hulsereu Seele, 
da ihr Inneres der Leib iß ; defawegeii köni«at ibr daa 
Licht oder das Oxygen, weichet der Lichtträger ift, 
von Buleen. Das Thier hat aber das Liebt -im laiie- 
ten, btdaif alfo einen Leib* welche es vom Hydro- 
gen hcnämmt. Ui^raui erhellt, yrh Jliiijw n^^ 
J, J.L. 2. iQtS- ^iffeyttr Band. 



Pflanze mit relativen DiiTerenzen von dem Indifferenz 
.punct ((l«m Waller) ansfcblagen, und fich wieder 
ge^eulc-jtig zu verbinden trachten, entweder in der 
O'eAdh oder in der Ernährung, EHw^eilen in beideua. , 
fo lUfs z. B. in den Corallen, Millcporen, Seetang, 
Confi'fveniiach eiiirobiedenerEntzwej'ung die beiden 
«ijtgeg'-njie fetzten Pole mif einander vereinigt bleiben. 

Die Tendenz der Erde zur Vegetation, fährt Aet 
Vf. weiier fort, mufs 'fchon von ihrem Mittelpuncte 
an als eine folcte betrachtet werden, denn fchon voa 
hier aus wirki 
Erde, fiicbt d 
mitgetbeilte Li 
yerfchiedeiien 
Diefe Neigung 
vermehrt, wer 
Form von Wan 
X. B. in den Di 
frierenden Wal 
ien , dafa der I 
terie beßeht, 4 
in die verCchiei 

Diefer pUi 
tigen Leben au 
fluche (ich näh< 
ebene Einwiil< 
Verkalkung de 
welche nichts 
Materien mit d 
chea in feiner 
depoteiizirtea , 
verdichtetes, d 

Ddfs diefe 
( fogenaiinten ) 
dafi Leben man 
daa Licht im S: 
aber das Licht 
ErdltoQ'angezo 
zwifehen der E 
die Schwere t 

Kraft über die 
beginnt das eig< 
Das erfte I 
worden, ein £ 
der Wirklichk« 
oder, wie fie d« 
In dem heßlnt 
»weyer relativt 
iSchwere in der 



9a 



]£NAISCHE ALLO. LITERATIT^- ZE.1TÜN9. 



■di 



hrifltt, Ann teßeht ihr Leben. WeBn ÄieEa Kii|eP- 
eben, w^hen das Lichti^ie' grüne Farbe- giobt, ucb> 
Verbioilen.- fa enifieben daraas allerhand Faferfor- 
nen ; der ByJTui pulveruieiita, ea})iUaeea, jtetiolatat 
Gltd, etc., uud (^eb iß der avreyte Grad- detPäan^ 
senlebens. 

Im dritten GxaA Sa anffieigenden Pflanzenre^ena 
Aehen die Schorfjlecliten, welche Tcfaün mit einer 
^reyfacbeu Folauiät begabt find, nämlich i) der 
Lichtatmorphäre zu den Kügeltben, als dem Elemente 
der Pflanze übei-baupri c) der Küge^cben unter ficb, 
Velche die FflanzcnfaTer zu fammen Fetze n ; 3) des 
fJecbten wedelt gegen die Wurzel , wovon jener menr 
4cm Liebt, diefe der Erde angehört. Tn dem Wogen 
diefcr firSfte befteht daa Leben diefer Pflanzen. Diefe 
Flechten ßndPliänomene der urrprünglicheo,auB dem 
planetariTchen Erdenleben fich herauahebenden , und 
diefelbe ficb kehrenden 
^n Geh bald im Ganzen, 
den SchüJTetcben nnd 
n B^iTue ähnlichen Staub 
Staub i(t man nicht be- 
3n anzafehen; foBdem 
:htB anderes (br, als die 
^äanzen demente, durch 
dings Tvieder regetabil^ 
a, aber keineawegt eine 
X, und eben fo vrenig 
dnrcb deren Zerftöiung 
len waren.- 
Wenn gleicn diele einweben PfLanzenkörper not 
die nnterßen Formen des kijUbllirationafithigen £rd< 
ftoA'B, die ßlättergeftalt nachahmen, wodurch der 
rerviclfähigte polaiirche Gegenfatz des Gcrchlechtt 
noch nicht hervorgeht: To ift ihr Leben doch für die 
edlere Vegetation debweeen von grofeera Nutzen, 
'Weil durch dalTelbe der Lichtfloff in gröTBerem Ver- 
bälinifa an den ErdftofF gebunden, und der Hohlen- 
Aoß erzengt wird, der in Vermircbnng mit den Grund- 
erden die Zeugung nnd da« Wacbstbum edlerer Ge- 
TVäcbre begün£gt. 

Bey den Laub' und Leber-Moofert Tennebren 
ficb die polariicbea GegenAtze um einen Grad ;. denn 
in dierenPU^nzi^ii inntin dieErdlphSre nndihr Dunft. 
Iirei», das daraus enifproirrne Zellgewebe, War«! 
und Stamm, die daraus eiuftandemrn Gcfäfse, Zell- 
gewebe und GefäTae in Blatter vereinigt, aus deren 
Wurzel das Gerchlecht UHTollkommen her^-orfprorat; 
fic können aber die Vorkommen beit des Gefchlechn 
Bocb nicht erreichen', weil das Licht zu TcUr gegen 
den einen Pol geworfen wird, und zu febr an dem 
anderen verfchwirdet, wefswegen nur das mänoli- 
cbe Organ hervortritt, und keine Zeugung möglich 
ift. piefe Bildung nepAt der Vf. AffriwrW^cA. Indem 
Austreiben eines 'Filamerita mit einer StaDbcapfel aus 
dem lederartigen Blatt ditFerenzirt fich bey den Le- 
bermoofen das Gewäcts in ein Gefcblecht , wovon 
die Neigung fcbon bey den Licheiien bemerkt wird. 
Vollkommener wird diefs bey den Laubntottren, detea 
Capieln den'Suubbenteln'uii^ ibce Sporae dem PoUea 



antrjHrecbcn , weil «• 1} ein Hanpf^lnomeo- in 
männlicben Fhjüors als des mehr durch den Überfcbib 
des Lichts beiHmmten Gerchlecht« iß, Qch zu verlaa- 

fern; c) weil diefe Staubbr.cbfen fammt ihren Fi- 
en von- der oberen poütiven oder der Lfcht- Seite da 
BUttshertorgetrieben werden, uni^) weil dieSporae 
nicht die Eigenrchaften und Beßandib eile desSamem. 
Vohl aber dcS PoUeHs haben. " Aufaer den genznmcD 
rechnet der Vf. auch noch zu den hermetifchro Ge- 
yv^cMenüothsXifceäaueae, die SeUgirtes , Baljeh'i 
PeltAgerae^ K^uijttum, Lycopodium , OithtogLf- 
fuw, Luiifilaria. 

Einen no'ch höheren Grad der Veredlung des PiUn< 
zenlebena fchen wir in den Farriikräutern , aber bty 
ihnen erliegt die Natuf in Hcrvotbringnng des treib- 
riehen Keims, wefcher eben fo unfähig iß, einen G«- 
fchlcchtskeim (Embryo*) hervorzubringen, als es du 
männliche Organ bey den Leber- nnd Laub-Moof«n 
war, welche Vfott ein Pollen, jene aber blof* leere, 
den Windeyemdek- Vögel ahnliche Samen hervarbrin. 
gen. Der Tf. liennt daher diefe Zet^nng aphrodi- 
rijch (verbindet aber— wie von felbft eiiäeocbtei— 
einen anderen Begriff mit diefem Wort als J. Gärtnir 
in ferner Introductfon). Aufaer den eigentlichst 
FarnikrMutern rechnet derVf. noch J^or/Uea, Salunäa, 
PUlularia und Jfoites hieher. 

Der Wideripruch, dafs es Einigen gelangen, itu 
deni fogenaimcen Samen der Moofe mad Farmkran- 
ter junge Pflanzen au erziehen. Anderen nicht, hOe 
Geh leicht löfen. Wenn man nfimlich erwlgt, itth 
die Pflanze ein Kind der Erde ift, dafs der^urnnj die 
weibliche zeugungifnhige iVfaterie in fich trSgt: la iQ 
es mitbin möglich, dafs unter günßigen UmKändoi 
der in den Mooscapfelii u. f. w- abgefonderte Samtn- 
ßaub den Hnmus befruchtet, und x^ar nicht in itx 
Pflanze, fondern in der Erde den Keim erxengt, ird- 
eher zur neuen Pflanze emporw*chft. Bey den Ora- 
rien der FarmkrSnter thnt diefa aber das Licht, wd- 
cfaes das männliche Frincip in der Pflanze erfetxt, und 
fo den Embryo des neuen Individuums bildet. 

Von diefer ebengenanmen Stufe des Pflanznile- 
bens gebt er nun zu einer noch höheren über, vn die 
Foripdttnzung aus eigener inwohnender organircbet 
Kraft erfolgt, und zwar unter aweyfacbe» Form, ent- 
weder durch Ki'imnng ( Germinatin) oder dnrchBe- 
fruefatnng { Feeundatto ). Erßere iß fehr weit in 
Gewächsrrich verbreitet und eine blofs« Verlln^ eroug 
der M iitierptlanze r die zweyie aber gcfchiebt doich 
eine ganz neue Püanzengeßaltnng , welche als die 
Dtligonale der zwey zur Zeognug eoncurrirmdei 
Kräfte betrachtet w^erden mufs. Um aber diefe b- 
fcheinuiigen gehörig einzuleben, mufs der Bau da 
Pflanze genau erkannt Werden. Wie nun dasErdko- 
gelcben das Element der Fflanzenfafer iß: fo iß ds 
Tropfen das fclcment des Eflaiisenfafts; das eine ge- 
kohlte Erde, das andere gekohltes Waffer; das a« 
beiden entßebende Gebilde ift das Mark derPtlaiuni- 
Neben diefem hefteht aber noch ein faöberea, du in 
CanSlen nnd Gef^fsen beftebti diefe find aber nidm 
aaderea «b eiae gefteigute foim des 2dlgewe<Ki- 



:49S 



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«8* 



9iirch dM wedifelfeitige Vorwricai diefer swejr or- 
l^anifcltea Bildungen anterfcheidet der idendfdi« 
l^ehn ftch in Wurael und Stamm» In dieHem ift der 
Si^us pneumato - chymiferf in jenem der Succus chy* 
tnifira-pnernfhaticiu vorwalteniL 

Durch vielfältige fintsweyungen und oft wiede»- 
liolte Gegenfiltze» worin die ganse Tendens des ve- 
getabilifdien Reich$ dahin geht, die Erde der Sonne» 
von weicher jene abftammt, wieder suxuführen« ge* 
langt endlich die Pflanze zu ihrem höchßen Lebens* 
ßand. So find die Cotpledonen, Keime» Knoten, 
Aogen, GegenCitsse der zuvor entzweien und in die 
Autgleichung gekonunenen » aber nun mit neuem re- 
lativem Unterfchied aus einander gehenden Lebena- 
kräfte des organifchea Fflanzenkörpera. Die zellige 
Püanzenfubllanz ftellt mehr die Erdentendene (Wur- 
zel)» die Gefäfse aber die Lichtfeite^ (Stengel) der 
Pflanze dar. Die von /. Gärtner und anderen Natu»- 
forfchem anfgeftellten UnterCchiede der Keime (Genv 
men) find nicht wefentlich» 

Die veredekeErde» mit depotenzinem Licht un>- 
geben» bildet den indifterenten Keim (das Corculum) ; 
dieCer tbeilt fich in Stamm und Wurzel ; jener erhebt 
fich. ivk verfchiedenen Abtheilungen » welche immer 
durch neue Keime hervorgebracht werden f diefe Kei- 
me aher entfteheli durch ein jedesmaliges Auaeinan- 
dergehen des Stamms in die Blätter ; die Blätter ha- 
ben ^wej Flächen» eine obere pofitive» und eine 
untere neg^^v^ Seite^ Wie nun der Stamm fich im- 
mer mehr durchs Wachsthnm von Knoten zu Knoten 
verdünnet: fo verfeinern fich auch feine Gefäfse» und 
vergeifHgen fich die Säfte» bis fich die Grundkräfte in 
der Blume am höchften dift^brenziren» und durch diefe 
heftigere Spannung in der männlichen und weibli- 
chen Kraft fich äufsenu Eine vollkommene Blüthe 
befteht ans. einem Kelch mit weiblichem» und einer 
Krone mit männlichem Charakter; der Fruchtboden 
iß der Fortfatz des Kelchs» die Staui>fäden aber der 
Krone. Die Honigbehälter Ilellea eine neue Ent- 
zweyung dea männlicben Organs (der Krone) dar» 
durch welche die Gefchlechtspotenz noch höher ge^ 
fteigert»^ und dadurch die zur innigen Verbindung oer^ 
GeTchlechtsfäfte nöthige Spannung hervorgebracht 
wird» Der Saft» welchler in den Honigbehältern noch 
^nmal geCchieden wird » läutert den männlichen Ge- 
fchlechtslaft in der Blüthe von. dem Oxjde des Koh- 
len waHerftofis» das ihm anhängt» und dieCes Oxjd 
ift der Zucker. Von dem Zuckerftolf gereinigt» er- 
hebt fich das feinfteGefäfsfyßemvVon dem Zellgewebe 
der Krone fich trennend» als Staubfäden. mit dem Staob- 
heutel. Das Pollen iß aber nichts anderes als ein. fehr 
oxjgeuirtes Hydrocarbon » welches fähig iß » an dem 
politiven Pol des Gewächfes diejenige Spannung her- 
vorzubringen» um den neuen Pliänzeu- Lmbryo in dem 
reifenden Samen zu erzeugen. Der Same erzeugt fich 
am negativen Pole der vegetabilifchen Genitalien. Die 
Ovula felbft aber ßrotzen von einem- hydrogenirten 
vtid Dait Carbon reichlich verfelieuen Waller» wokhes 
diefen l^läschen durch das Mark in die Kindengefälbe 
aus der Wurzel zugefiilm yfinJL DieLeß iijfdrocarbon 



ift der Erdßoff des Humus » welcher durch die innige 
Verbindung des Lichts zu einem gewilTen Grade ver- 
edelt tftf es iß aber diefer Saft demjenigen im Pollen 
darin entgegen gefetzt» daXs diefer mehr das Licbt- 
princip in elafiifcher Form enthält, jener hingegen 
die Erdprincipe auch in elaßifcher Spannung» und 
swar in relativen Dißerenzeu, fo daf» der Überfchufs 
des elaftifchenHalbgafes im Pollen genau aufgewogen 
wird von dem Überfchufs des expandirten Püanzch- 
kohlenßoffs in der Narbe. 

Die Gefchlechter der Pflanzen alfo» welche zu- 
weilen in einem Individuum vereinigt» zuweilen aber 
getrennt find » wurden von älteren Naturforfchem er- 
kannt, von Linne aber fchon gut bewiefen; nur 
Spallanzani kann man als Gegner der allgemein ange- 
nommenen Vorßeüungsart anfehen, indem er durch 
feine bekannten Verfuche mit dem Hanf und den Me- 
lonen die präformirten Keime zu beweifen gefuch^ 
hat. Der Vf, » welcher diefen Verfuchen völlige Wahr- 
heit und keine Selbßtäufchung zutraut» hält fie aber 
mehr für einen Zuwachs der Gründe für die Sexuali- 
tät der Pflanzen» als für einen Gegenbeweis; feinUr- 
theil iß folgendes. 

Die Pflanze zeigt fchon bey ihrer Entwrckcinng 
in der Entfaltung des Blattes denZwiefpalt derGrmid- 
kräfte: bey der oberen pofitiven Seite bat das eindrin- 
gende Lichtprincip» bey der unteren negativen aber 
der veredelte Erdßoff die Oberhand. Diefes Ausbin« 
andertreten der Grundkräfte des Lebens hat aber noch 
in einem weit höheren Grade in den Blumen durch 
Kelch und Krön« Statt, und zwar vorzüglich bey der 
ohne Vergleich gröfseren Mehrzahl hermaphroditi- 
fcher Pflanzen. Bey den ein- und icwc]^ - häufigen 
Gewächfen hingegen erreichen einige Blüthen nur 
den mannlichen» andere nur den weiblichen 'Ge- 
fchlechtspol» ob fich gleich zuweilen Rudimente von 
einem oder dem anderen ZeugungsgUed vorfinden» 
und fogar unter einem anderen HimmeUßrich der 
caßrirte Theil in feine gehörige Potenz fich erhebt: 
hieraus folgt» dafs der hermapbroditifche Bau der ei- 
genthümliche der Pflanzenblüihe » und die getrennten^ 
Gefchlechtstheile als eine Ausnahme anzufehen find; 
daher denn auch die weibh'cben Blüthen für fich un« 
fruchtbar bleiben müITen» wenn fie nicht. vom be- 
fruchtenden Pollen getroffen werden. Wenn ntin 
alle von den Jpallanzanifchen Erfahrungen pfädicir- 
ten Umßände Statt haben : fo folgt zwar daraus, data 
die Befruchtung imPflranzenreich ohne ein auf beiden 
Seiten vollendetes Gefchlccht gefchehen könne»' ganz 
und gar nicht aber die Gefchlechtlofigkeit felbß. Denn 
im Pflanzenreich iß die grobe Mutter die J£rde» der 
Humus der weibliche Zeugungsßoff, das in demfel- 
ben enthaltene Hydrocarbon — und der Vater alles 
lirz^ugens das Licht der Sonne oder die depotenzirte 
Form dell'dben (die Sauer ßoßluft)» das männliche 
Princip. Daher bey den niedrigen Gewächfen keine 
Gefcblechtszeugung, bey den Moofen und Farmkräu- 
tern eine einfeitige. Wenn daher auch der eine Ge- 
fcblechtsrepräfentant in den vollkommeneren Gewäch- 
fen fehlt: fo kann er doch potentiell in det Krönt« 



CB7 



r. A. l: z. m a ^ y 



t- 8 



k88 



oder, wenn ancb diefe itiailgelt, in der inneren pbfiti- 
ven Seite des Kelch« vorhanden fejn , nnd auf diefe 
Art dnrch die 2arte ätherifche Ausdünftung die be- 
fruchtende fiigenfchaft des Pollens erfctzen. 

Die höbe elaftifcbe Spannung der Grundkräfte in 
der Blume machen die Anziehung der GefcUecht»- 
feucbtigkeiten, durch xleren völlige gegenfeitigeSätti» 
gnng das neutrale Froduct, der neim» entftebt, notb- 
\i'endig. Mit der Erzeugung des n^hralen Products 
erliCcht auf einmal das Leben, -weil die Ziehkräfte der 
Schwere gleichfam im Siege find. 

Die Zeugung ift alfo vi^efentlicb von der Keimung 
verfchieden, welche blofs eine Verlängerung derPflan^ 
senfubfianz ^von einem Knoten zürn anderen ift; 
durch diefe vermehrt (ich das vegetabilifcbe Reich 
durch Ausdehnung, von jener aber mufs die grofse 
Mannichfaltigkeit der Formen in demfelben hergelei* 
tet werden. 

In den Filzen gebt endlich die höbete Vegetation 
. durch niederere Pflanzen formen wieder zur £rde zu- 
.rtick» ihre Erzeugung gefchieht durch die Oxydation 
des Filanzenfafis; indem' die Erdbaüs der Sauerßoft- 
luft bej Befrejung des WärmeftoIFs enger vereinigt» 
w^rd dadurch der Pilanzenfaft Verdichtet und in al- 
lerhand Formen der Pilze geftaket , welche dann etiA' 
^lich in Staub als das Element aller Vegetation z^rfai- 
. len. So befieht ein doppelter Cyclus des vegetabiK- 
fchen Lebens im Allgemeinen und jedes PAanzenindi* 
viduums insbefondere. 

Aus dieCer gedrängten Darftellung der Theorie 
der Entftebung undEutwiekelung derGewäcbfe wer- 
den unfere Lefer auf der einen Seite den bekannten 
{dcharffmn des Vfs. wieder erkennen ; auf der anderen 
, aber auch ein feben » auf wie vielen Hypotbefen diefe 
Theorie ruhet., und durch wie viele üe geftützt ift. 
Zwar wird diefe Theorie durch den mündliphen Vor- 
trag noch mehr inneren Zufammenbang bekommen 
folieu ; aber wir vermiUeh an ihr tiefes individuelles 
Eingreifen in die Gewächsnatur felbQ. Ift es denn fo 
ganz erwiefen, dafs die Centripedal- und Centrifu- 
gal-Kraft» ein Behelf zur Erklärung eines beftimmtcn 
Phänomens, die ganze Natur zufammen fetze und be^ 
gründe? Was wird durch den von dem Magnetismus 
auf die lebende Natur übergetragenen «— freylieb auch 
fchon von Anderen gebrauchten "^ Begrift* der Polari- 
^ tat für die nähere Kenntnifo diefer Erfcbeinungen ge- 
^ Wonnen? Iß, wenn felbß die Fälle mehr, als gröfs- 
tentheils hier angegeben worden, individualifirt find, 
^. der Ausdruck nicht immer noch eine unbekannte und 
[ nnbeffimmte Gröfse? Wp bleibt in diefer Theorie 
l der Stickftoff , ein im thierifchen, wie im Pftanzen- 
^ Leben höchft wichtiges Agens? Wir zweifeln febr, 
. dafs des Vfs. Gründe für die männliche Potenz der 
., Mooscapfeln für viele Naturforfcher Beweiskraft g^ 
! nug haben werden. Und w^^^n^ begiebt beb der Vf. 
. in den auffallenden Widerfprucb, dafs er hier bey ei- 
n«'m fo auftallend merkwürdigen Bau blofs die mann- 
. liehe Gercblecbtsfunction ftatuirt, be^ dem Hanf aber 
.. im Jfj^lanzaiifjchcji Verfuch dem Kelch gegen alle 



Wahrfcbeinlicbkeit 'und Anafo^ die mttmfldUe Po- 
tenz beylegt ? Doch wit fcblieben , mde« wir be^ 
fürchten, die Grenzen einer für diefe Blätter gödgaetem 
ArisM^fg^ fchon überfchriuen su haben. 



Berlin, b. d. Gebr. Gidiclie.*^ J/lhetifeke Fßan- 
fjenkunde^ oder Auswahl der fchönftai Ziarpflmn- 
zen , nach den Bedürfniflen der Blnmen&etinds 
in Clail'en eingetbeilt« nehft Angabe ihrer B^umd- 
iung in Zimmern, Gewäcbsbiulem und ia freyeo 
Gärton. Nach eigenen Erfahrungen bearbeitet 
von Dr. Friedr. Gotü. Dietrich. Elfter J^liciL 
XII tt. 259S. ö. (i Rthlr. 4gr.) 

Die Betrachtung , dafs Feitber viele Bkinienfremde 
anfser Stand beb befanden, ZJerUomeii tiacb Gefal- 
len auszuwählen, wei) he nach detn Namen alleia 
die Scbdtiheit der Pflanze nicht beurtheilen können, 
io wie die Auffoderung mehrerer Freunde des Vfii.« die- 
fem Mangel abzuhelfen, be%vogen den Vf., diefe 
Schrift herauszugeben«; in welcher die vor8ügisd^ 
fteii Zierpflanzen« deren gröfsten Theil der Vf. in den 
Gärten felbft beobachtet hatte, nach den relativen B^ 
'dürfniflen der Blumenliebhaber an einander gereiht, 
in ClalTen aufgeftellt, und über deren Wartung das 
Nöthige angegeben wird. Weg«d des Titeb: Jßhe- 
tijche Pßanxjenkunde 9 wolle^ wir mit dem Vf. nicht 
rechten« da feine Abiiebt klar ift, - obgleich etneAfthe- 
tik der Fftanzenkunde, feither linieren Botanikern 
noch ganz fremd, etwas ganz anderes bedeuten 
möchte, als der Vf. in der Vorrede, Wo ef* fich über 
diefen Titel erklärt, zu glauben fcheint. 

Der vorliegende erfte Theil enthält anfiMr der Ein- 
leitung S* » — 34 , in welcher über die Zubereitung 
der Erde, über die Ausfaat des Samens in Miftbeete, 
über das Verfetzen der Pflanzen , übei^ das Begiefsea 
der Topfpflanzen 9 über die Standörter der Topfpflan* 
zen inanches den Bldmenliebbabem zur Cultar der 
Pflanzen zu wiffen Noth wendige gebgt wird, in der 
erften Abtheilung S. 35—^95 die fchönften Glashaus- 
pflanzen , welche nach Bedürfnifs der Blnmenliebba* 
ber, je nachdem fie eine gröfcere oder kleinere Blo- 
• menflör beb atifcbaffen wollen« in j mehr oder min- 
der zabbeicbe Claüen eingetheilt find. Eben fo eat- 
bäh die zweyte Abtheilung S. 196 — Q^o 'die ala Zier- 
'pflanzen zu gebrauchenden Treibbauspflansen , wo 
denn dieGewacbfe, welche in einem Treibhanfe von 
6 — 1 2 "Grad Wärme überwintert feyn wollen, vo« 
denPÜanzen der Tropenländer, welche i9— ^26 Grad 
verlangen , getrennt und. Bej der Cbarskteriftik iler 
Pflanzen find nur die nöthigen Kennzeichen angege- 
ben , um die Käufer von der Richtigkeit des erhalte- 
nen Exemplars zu überzeugen ; zugleich ift der Preis 
bemerkt, und die Gärten, in welchen diefe Pflan- 
zen zu haben find. Gröfsere Vollkommenheit bitte 
diefe den Blumenliebhabern fehr nützliche Schrifk er- 
halten^ wena bey den einzelnen Pflanzen öfter der 
denfelben zukommende Boden, und was fonA die 
nähere Wartung betrifit, angegeben worden wii^ 



«te 



J E K A I S 4C H i: 



z' 



ALLGEMEINE LITERATUR-ZEIT ÜNG 



Jlf A ¥ t 8 ^ ?• 



AI.TEJlTHUMSTriSS£NSCHATT. 

Saris, b. Didot d. alt. : Feintures de Präses -anti' 
quex vnlgairemeitt appellSs Jtrusquei , tirjies dß 
differenles colleetions 9 et gravies par.^. -CUner. 
Jiccompagnies d*explicatlons par J. i. Miliin. 
Publiees par M. Dubois Maisonneuve. Tom. I. 
igog. Enthält aufaer Aer vorgefeXzlen^ntraduction 
^ la connoissartce des Vases peints LXXH Kpf* 
und 154 S. Text. Tom. II. 1810. LXXVIII Kpf. 
und 146 S. Text, das Regtßer über ilas Ganaejuit 
einbegriffen, gr, Fol. 

{Colorine Exempl. koHen 45PrAucs, Exempl. mitTcftwarzea 
Abdi ilcken \% Francs pr. Lieferung, imd.das Ganze be^ht 
in 25 l-iefcrnngcn.) 

l_^ie bemaken Geßcrse in gebrannter 'Erd^, ^^rdcbe 
xnan gewöhnlich etrurifch^ nennt» dieaber, wie nuu- 
mehr allgemein aneAannt ift« ^riechifchen Urfpmngs 
Cfld, und vornehmlich im Königreich Neapel , in Si- 
cilien, wohl ai>ch auf den Infdn dea Archi^elagu« , ja 
in Griechenland Celbft gefunden werden, verdienen in 
luancherley Hiniicht aU tntereffante Denkmarie dcB AI- 
ter thnma die AufmefkTamkeit der T'orfcher, die ihnen 
auch wirklich, zumal feit^er letzten Hälfte des abge- 
laufenen lahxiiunderta , in reichem Mafse 2a TheQ ge- 
worden ift. Denn vemiittetft derWerlie von/fÄanrar- 
viücy von Tajferi und fViihelm Tifckbein wurde eine 
beträchtliche Menge derfelb^n bekanntg;emacht, nicht 
cline mannichfalugen Gewinn für befferen Kunftge- 
fchmack und erweiterte Alterthnms wiiTenfchaft, Diefea 
iiiid die beiden Hauptgefichtapuncte. aus denen man ge- 
dachte Geßfae betrachten mufs : doch fcheint unsaudi 
^er (ich enger befchränkendeFoKcber keinen Tadel zu 
verdienen. Ein Gelehrter nämlich , welcher vor aDen 
Anderen Aufklärungen aber 'Sitten, Gebräuche, Gottes- 
dienß der Alten, und belTeres Verftehen dcmkler Stel- 
ieu in -ihren Schriften fucht, kann füglieh das KunXhrer- 
dienS diefer Monumente dem eigentlichen Kimßrich- 
ter undKenner zu würdigen überlaflen; diefer aber wird 
feiae Aufmeittfamkeit befonders denjenigen Stücken 
»u wenden, welche entweder durch gute Ausführung 
fich auszeichnen, oder w^en Verdienft der Erfindung 
und Anordnung für wahrfchetnliche Nachahmungen 
berühmter Weilce grofser Meifter des Alterthums dür- 
fen gebalten werden. Allein es mag nun Jemand als 
Gelehrter ansfchliefslicher Weife nur den vorhin be- 
rührten wilTenfcbafdidien Zweck verfolgen, oäer die 
Beachtung desKunftverdienftes zum Ha uptgelchäft ma- 
chen: fo muCs er, wenn man fich möglichft vor Irr^ 
ihtimern hüten will» ohne vorgefafste Meinungen, oh- 

/, A. X«. Z. 1813* Zweyter JBandl 



4ie übertriebene Hochfchätzung gefchehen« Rec. darF 
fich, ohne unbefcbeideu zu fejn.den aüfrichtigften 
Bewumlerern der alten Kunft und ihrer Denkmale 
beyzählen, und fchätstfonach die bemalten Gefäfse 
fehr hoch, theils weil di^elben eine (pröbere Fertig- 
keit und beirei*e Methode im Zeichnen au verrathen 
fcheinen^ als die heut zu Tage unter den Kündlem 
gangbare, theils weil die Gemälde auf den Vafen ims 
einen grofsen Schatz fchöner Erfindungen aus dem 
Alterthum überliefert habend aber erbat fich vermit- 
telt der Anfchauusg überzeugt, dafs, wenige Ausnah- 
men abgerechnet, die Malerej auf den Yafen durch 
Riinßler verfertigt ift, welche zu jener Zeit nur für 
mittelmafsige gelten konnten. Dergleichen Gepoiälde 
^fo, im Fall man fie nach dem Werth ihrer Äusfith« 
Tung betrachten und fichätzen wollte» würden ande^ 
Ten Denkmalen der alten Kunfi und zumal 4ei> Mar- 
morgebilden weit nachftehen müfl'en. Auch die ge«' 
lehrten Forfcher, welche die Kunft an ^en Vafenge- 
mälden nicht zunächft beachten, fondcm vornehm- 
lich Beziehungen auf alte Gebräuche , Gottesdienft 
u. f. w. in dentelben auffuchen, haben fich vor unge* 
ftiäfsigtcm Vertrauen auf die Autorität diefer Art von 
Monumenten in Aclit zu nehmen. Denn da die hand«* 
werksmäbigcn Bemaler der Vafen , wie der Augen- 
fchein lehrt, häufig -wider die Konftregeln verftoFsea 
haben : fo läfst fich nicht gkuben , dafs fie in anderen 
Dingen vollkommen unterrichtet gewefen wären; Uni 
folglich werden fehr viele von ihren DarfteDongen als 
willkübrlich und unbegründet zu irrigen ScUüJiren 
Gelegenheit geben. 

Wenn diefe Bemerkungen fichtig; find: fo ift et 
ebenfalls entfchieden, dafs in ein Weiii über antike 
Vafengemälde nur die erlefenften Stucke aufgenom- 
men werden' foUten. Ihr Kunft werth müfste beftimmt 
angegeben feyn, von gründlichen, wohlerwogenen 
gelehrten Erklärungen begleitet« Aber die umtaiTeii- 
Atn kunft- und wi^enfchaftUchen RenntnüTe, wel- 
che hiezu gehören, finden fich ohne Zweifel höchft 
feiten in einem Manne vereinigt. Mag man indeffen 
vornehmlich den Kunft werth im Auge haben, bder ge- 
lehrte Zwecke verfolgen: fo Würde doch immer nacb 
der fchon oben gefchehenen Auseinandertetzung eino 
Auswahl des InterelTanteften und Weglaflen des Unbe- 
deutenden erfoderlich feyn. 

Das Gefagte nun auf vorliegendes Werk des Ifn. 
MiUin angewendet, zeigt fich bald, dafs des Vfs. Fä^ 
bigkeU und Afoficht vornehmlich auf gelehrte Forfchnn- 

f;en ging, und in folchem Betracht hätten, wie es uns 
cheinen wilU mehrere, theils dunkle, theiU unbedeu* 
tende Darftellungen mögen weggdaffen werden. £r- 



99 



1« ' 



jri:NAISCHXÄLL.Qw UTERATTJK. ZEITUNG^ 



^ 



ftreckte ffcfi der Plan des Hn» iV. aber auch »iigTetcft* 
nocb darauf^ die Kunfl- und'GefGhmacka-Eigenrchaf«' 
ten der Vafengemälde zu eiHvyiekeln » m ihnen nach- 
ahmenawerthe Vorbilder für Künftler aafzuftellen : fo^ 
'wSre gründlichere AoeführKchkeit des Textes von die^ 
fer Seite zn wüntchen gewefen ; auch konnten anftatt 
einiger Stücke (man. fehe PI. Vlll. XIL XVH. XL. LV.. 
LXIV. LXVni u. LXIX des iften, PI. XIV. XXIX. L^ 
LXIV. LXXVII desQten Bandes), an denen die maleri- 
fche Erfinduag und Anordnung keinen grofsen GehaU 
kat, leicht belTere eingenickt werden« 

Sehr ftrenge Foderungen nnichte demnaeh'Hr. 3f. 
nicht befriedigen; nichts deßo weniger werden üch ihm 
die Freunde des Schönen vielfach verpflichtet finden-, 
weil ihnen hier ans verfchiedenen Sammlungen mau* 
ches in der That fehr fchätzbare Vafengexnälde bekannt 
gemacht wird. Da uns nun obliegt, dem Lefer eine 
firündliche Überficht über das Werk des Hn. JU. zu ver-^ 
ichaflfen : fo werden wir uns diefer Pflicht am bellen 
entledigen» wenn wir eben di*r darin vorkommendt;ni 
befonders merkwürdigen.' Stücke ausführlicher ge- 
denken. 

Die erheblichften des erAen Bandes find unferer 
Anficht gemäfs folgende: PI. 111. Das Gemälde einer 
T)ey Päftum gefundenen Vafe, welche gegenwärtig in 
der Porcellainfabrik zu Neapel aufbewahrt wird. Die 
Figuren ftelle»^ den Hercules im Garten dier Hefperf- 
den dar. Über |>der Figur (lebt ihre griechifche Na- 
mens-Infchrifttaiich hatder'Maler Seinen eigenen bei- 
gefügt. Er hiefs Jjlcas. Vermuthlich mag die Zeicb- 
nung an den Figuren diefes Gefäfses Verdienfte haben» 
lind zur heileren auf folchen Denkmalen vorkommen" 
den Art gehören. Hingegen ift der fjmmetrifchen An- 
ordnung eben kein grofses Lob zu ertheilen. — PI. VL 
WettÜreit des Apollo mit dem. Marfjas in Gegenwart 
dreyer MuCen, auf einem Geßfs in deV Sammlung der 
Kaiferin lofephine zu Malmaifon. Zierliche Figuren, 
l^mmetrifch, jedoch ge^llig angeordnet. — PI. IX. Vul- 
ean, der bärtige Bacchus, die Comödie, nebft einem 
ihnen voranfchreitendeaFaun (Marrjas),w^elcherzwey 
Flöten bläß: viev zierliche« lebhaft bewegte Figuren^» 
von denen man nicht ohne Grund vermuOien mag, fie 
teyen irgend einem Fries -Basrelief nachgebildet;, über 
Jeder Figur fteht der Narac griechifchgefchrieben. — PI. 
Xni. EiniüngKng zu Pferde, werchera, fo wie feinem 
Thier, eine ftebende weibliqhe Figur zu trinken reicht ;. 
jCehr niedliche Gruppe, einem GefäCs in d^r Sammlung 
zu Malmaifon nachgebil<Tet. — PI. XIV. XV. XVI. Ent- 
ölten die Malereyen eines grofsen über 3 franz. Fufs 
kohen Gefäfses, welches. ehemals in der vatieanifchen 
Bibliothek l^h befunden^ und jetzt in das kaiferi. Mu- 
feum übergegangen iß:. /^ inktlmann hat fchon indea 
Jäonum, ant. ined. Nl iji eine Auslegung davon ge- 
geben. Njich demfelbei^ ift der dargeftcllte Ge^enfiand 
aus dtf-m Homitr gezogen; Thetis nämlich, die ihr«ui 
Sohn Achilles Waifen bringt. Auch Hr.J/. ftimmt ihm 
überhaupt bey, und äufsert nur im Betreff der Bedeu- 
tung einiger piebenfiguren abweichende Vermiuhun- 
genf — PI. XIX. XX. XXI u. XXII bilden die Male- 
reyen eine« anderen groben Gefäfses^ in der kaifer» 



Kchen- fi-anzöfirfchen SämmFung zb% Dm 
zeigt den Kampf des Achilles mit Memnon in Gegen- 
wart ihrer beivk^n Mütter;. Mereur betrachtet eine 
Wage 9, worin die Schickfale der beiden Kämpfer 
Cchweben ; belTer gedacht als angeordnet. Auf dem 
Gegen fluck tragen zwey über und über behaarte Fau- 
ne geflügelte Knaben auf den Schultern^ und dfefe 
phantafhfchen Gruppen dürften wohl aoe irgend ei- 
jiem anderen KunfEwerke entlehnt feyn. Den^ Hills des 
Gefäfses verzieren ein paarhübfch drappirte weibliche 
Figuren, und zwifchen den erwähnteir Hauptgemäl- 
den« fchiefsen üppige Blumenranken auf, die reich- 
ften und zierlichüen Vielleicht, welche auf fofcben 
Gefäfsen zu finden find. — PL XIV. Ein Held mit 
Helm und Schild filzt auE einem mit vier Pferden be- 
fpannten Wagen^, den die Siegesgöttin leitet; ein fehr 
fchön verbundenes Ganzes, und wahrfeheinlich ei- 
nem plafii leben Kundwerke nachgebildet. — PL 
XXV u. XXVI ftellea auf ganzen Bogen die Erobe- 
rung von Troja dar, nach dem Gemälde eines gro- 
tsetir iy der Sammlung 'der Familie Vivenzio zu No- 
)ä befindlichen Gefäfses » welches mit Recht für eins 
der allerfchätzbarfien Denkmale diefer Art gehalten* 
wird. Sehade, dafs Hr. M. folche» hier nach einer 
mangelhaften Zeichnung bekannt gemacht; et fehlen 
nämlich PI. XXVI zur Rechten zwey Figuren, ein 
Krieger und eine * weibliche Figur in Hebender 

Stellung PI. XXVIL Fünf baccbifche Figuren, 

die mitfeelfte ift eine weibliche. Sie haben anmuthx- 
ge Stellungen-, elegante Formen, zierliche Anord- 
nung», und find einem- in England befindlichen Gt- 
fäf^ nachgebildet. — PI. XXX. Der bärtige ßac- 
ehus, ein auf der Lyra fpielender FaI^l geht ibm 
voran, eine weibliche Figur,, Fackel und Krug trt- 

Send, folgt ibm nach. Diefes find Figuren vom be- 
en' Stil 9 auf Basreüc fart wohl angeordnet» und nm 
fo merkwürdigem, weil PI. XXXI noch drey andere 
Figuren von demfelhen Gefäfs aus der Saminlung zu 
Malmaifon darfiellt, fteife anmutblofe GeftaUen, aufii 
Gerathewohl hin^ezeichnetr woraus alfo erhellet, 
dafs der Vafenmaler zu jenen Figuren ein beiferef 
Mußer vor Augen hatte. — PL XXXV. Auf ei- 
nem mit 4 Pferden befpannten Wagen fährt Iris, in- 
piters Adler fliegt vor ihr her; von einem in Eng- 
land befindlichen Gefäfs. — PI. XXX VL Sechs bao- 
cbifche Figuren, eii^e derfelbcn ift weiblich und 
bekleidet f fie find lebhaft bewegt, deuten gu- 
ten Stil an, und diirften wohl nach einem Tbeil 
eines gröfseren treftlichen Hunfiwerks frey copirt 
f^yn. — PI. XXXVII. Bacchus und Ariadne auf 
einem Ruhebette liegend, bey ihnen Hercules, zwej 
dienende weibliche Figuren ßehen, und ein ^efio- 
gelter kleiner. Genius- fchwebt hinter der Ariadue 
hcivor. Das Ganze» mit Atisnahme des kleinen 
Genius, welcher wohl eine Zutha( des Vafenmalerf 
feyn möchtet (cheint irgend einem ganz v.orueffli- 
eben Kunfiwerk und wahrfeheinlich einem Basre- 
lief nachgeahmt* — PL XLIIL Thefeus bändigt 
den marathunffchen Stier, Minerva fitzt ihm gegen- 
über , auf dex anderen Seite lieht fein Vatv A^^ 



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eine Teil webende Vietoria reiq^r dem Helden die 
Siegerbinde; nach einem Geflfs in der Sammlang^^ 
nt Malroaifon. Man- kann von diefem Stück fa« 
en« ee fey belTer gedacbt als angeordnet ». und ah- 
vermutben^ der Maler der Vafe habe 'ein be*> 
nihmtee Werk blofs aua der Erinnerung nachbiklen 
wollen. — P}. XLIV, Vafengemälde, von welchem 
Hr. JU. glaubt 9 es ftelle entweder den Oreft, oder 
dktt Alkmaepn dar, wie fie ihre Mutter verfolgen;, 
die gröfttte Merkwürdigkeit befteht indelTen darin, 
da(s der Maler der Vafe (von welcher whr jedoch nicht 
erfahren, wo fie fich hebnde%MaHiph07h feinen Namen 
beygefchrieben* hat. — PI. XLIX. Gruppe von »5^ 
Figuren, die wahrfeheinlich den Streit awifcben 
Griechen und Tr-ojanern um des Patroklue^ Leichnam 
bedeuten. Auf einem GeAfs, welches ehemals der k<^ 
niglichen Sammlung 2u Capo di Monte geh&rtd^» jet^ 
einem Hn. Xdward zu London.- Man hat alle Ur- 
fifthe, hier Nachbildung irgend eines grofsett Meifter^ 
fiucks SV vermuthen,^ Weil die Compofition diefer 
- reichen Gruppe,' von welcher deir Leichnam des Pa^ 
troMos den Mittelpunct ausmacht, ihrer Anlage nach 
^ vonhOchfter Vortrefiiichkeit ift. — PK LVIII u. LIX. 
Agamemnon wird von der Klytämneßra erfchlagen, 
und ein Mann liegt auf einem iluhebett, auf delFen 
Kand eine weibliche Figur mit der Leyer fitzt, und 
: gefpielt ^u haben fcheint. Ein Rnabe^ oder viel* 
leicht Genius ohne Flägel, bringt eine Binde her- 
: bej. Diefe beiden Gemälde zieren eine dem Maler 
Hd. ff^. Tifchhein gehörige Vafe, find von gutem 
Stil und fcbönet Anordnung. — PI. LXL Amazo- 
Bonen- Schlacht, ebenfalls nach einer Hn.' Tifch^ 
\ beul gehörigen. Vafe. Die Figuren find ziei-lich,, Und 
[ kunfigemäfs zum Ganzen verbunden. Hr. Üf. hat 
S. 112 des Testes' dieVerihnt^hg geäufsert,' es möch* 
te in diefem Stiick uns eiile mehr oder minder treue 
Nachahmung des berühmten Basreliefs auf dem Schild 
der Minerva des Phidias übriggeblieben feyn. Doch 
fcheint weder der Stil der Figuren auf ein Original 
aus der Zeit des Phidias zu deuten r noch die Anprd-^ 
nuog des Ganzeii' auf ruAde oder länglicht runde 
Form eine^ Schildes paffend. — PI. LXIIl. Ein 
Pygmäe im Kampf wider zwey Kranniche. Gefällige^ 
mit ungemeiner Kunft angeordnete Gruppe auf einer 
Vafe in der Sammlung des Mr. Tochon zu Paris.' 
Der Zwerg ill voni Künftler fcherzbaft als Hercu^ 
let coftumirt, d. h. mit der. Löwenhaut angethaui. 
und eine Keule führend« Dadurch ift Hr. M. ver* 
leiiet worden, ihn S. 1 15 für einen Hercules» mit den 
fiymphalifchan Vögelu ftfdteqd,» auszugeben. Aber 
feine swerghafte Geftahung, das grofse SchamgHed' 
n. f. wr* ertaubt gar* keth^n "Zweifel , dafc er .etwas 
anderes als ein Pygmäe fey. «— PI.. LXV. Venus den 
Amor umarmend , nach einer Patera aus der Samm- 
lung des. Lord Briftol. Die Gruppe kann fcbwer» 
lieh lieblicher gedacht werden. Da die müCsige linke - 
Hand des Amors an einem Werk, welches leinem 
.Entwurf nach (b vortrefflich lA* unangenehm auf- 
fällt: fd möchte mau büld den Zeichner um eine 
Ueine verunglückte Abweicj^ong vom 'Origiuat ver- 



dächtig haften. — PI. LXVH. Hocheeit dea Baeohii^ 
mit d<?F Ariadne, nach einem Gefäfs in der Samnip 
lung der Kaiferin Jofephiae «u Malmaifon. Vortreffli«" 
che Compofition. 

Im zvveyten Blande nehmen fieh folgende Stücke 
amvortheilhaftellenau»:— PI. lllundlV.Perteus.daS 
abgehauene Medufenhaupt in der Hand haltend, nebft 
anderen auf diefe Gefchichte bezüglichen Figuren, 
.fämmtlich auf einer grofsen, dem Prineen Biscari zu 
Palermo gehörigen Vafe gemalt. Schon d*HancarvilU 
hat (ie bekannt gemacht, abet wi^Hr. M* S. 6^ n. t 
bemerkt, lehr unrichtig. Die malerifche^ Anordnung 
verdient kein grofses Lob ; wenn man> hingegen der 
gegenwärtigen Abbildung trauen darf: fo fcheint die 
Zeichnung der Figuren zur belferen Art zu gehören. — 
PI. X. Hercules trägt den Jupiter auf feinen Schul- 
tern: eine höchßfchätzbare vortVeiHiche Gruppe , von 
welcber man mit Grund vermuthen darf, fie fey ir- 
gend einem berühmten KunftWerk des Alterthums 
nachgebildet. Solches fcheint auch durch den Um- 
ftand noch mehr begründet zu werden« dafa diefe Figu- 
ren in den runden Raum einer Schäle gemalt find, 
tmd denfelben, ungeachtet die Gruppe fo künfilich 
angeordnet ift , doch nickt zum heften ausfüllen^ folg«- 
lich urfprünglich zu einem anderen Zweck beftimrat 
gewefen feyn müfien. — PI. XHI. Mercur übergiebt 
den jungen Bacchus zwey Nymphen zur Erziehung; 
allen vier Fig. find ihre Namen griechifch beygefchrie* 
ben. Die Anordnung' ift fymmetrifch, »ind läfst, fo wie 
der Gefchmack des Faltenfchlags, ja felbftr die SteU 
hingen der Figuren , vermuthen , es fey hier eiit Bas* 
irelief des alten Stils nachgebildet worden. — PI. XV; 
Ein j.unger Krieger ivimmtAbfchied von einem alten 
^arine, vermuthlich feinem Vater, indefs eine weibli- 
che Figur wartend ihm die Schale reichen wilh Rüh- 
rende Einfalt und Gemüthlichkeit im Entwurf des 
Ganzen inachen diefes Vafengemälde fchit^ar. -^ 
Pli XVllI. Ein bekränzter junger HeW, welcher et- 
was einer Keule Ähnliches im linken Arm trägt, ^ be* 
findet fich neben einer geflügelten weiblichen Figur 
auf einem mit vier Pferden befpannten Wagen ;^ Mer- 
cur fchreitet vot ihnen her. Hr. M. will hierin die 
Vergötterung des Hercules erkennen, die geflügelte 
Wagenlenkerin wäre nach feiner Meinung die Iris. 
Das alfo bemalte Gefäfs wird im Cabinet der kaiferL 
Bibliothek zu Paris aixfbewahrt. — PI. XXIV. Eine 
Frau mit langem Gewand fcheint drohend mit einer 
Axt in der Hand auf irgend einc^ Gegenftand losge» 
hen zu wollen, wird aber von ihrem Manne zurück« 
gehalten. Diefe zwey Figurerf von gutem Stil und An- 
ordnung müfien ohne Zweifel einem Kunftwetk von 
Verdienfi nachgebildet feyn, von dem der Vafenmaler 
atis Mangel an Raum einen Iheil weggelaiten. — 
p}. XXXL tmd XXXIl. Malereyen «uf einem, grofsen, 
bereits duich £• -O. FUeou^i in einer bcfonderen Ab» 
handlung bekannt gemachten »rofsen Gefäfs desPrin- 
isen Stanislaus Poniatowdki, Die Vorderfeite od. PK 
XXXI fcheint auf den Triptolemus, die Kückfeite oder 
PI. XXXII auf den Jafion fich zu beziehen. — PL 
XXXUl. Kleiner Tempel von ionifcher Ordnung ; in 



S9C 



«. i. L. ». IJ * r t 4 1 J. 



»4« 



Jemfelfaen fiut ein janger hthrinttcT Held , einem 
Hunde rchmeichelnd ; zwej andere Flgaiea Elchen 
■»eben dein Tempel. Die Haiipigrappe iftvon gefälliger 
Anordnong, und da» GefäT*. nach welcbemdieCeHatt^ 
bezeichnet worden , ift io der fiaminlHng su ftjalmai* 
foo fae&iMlHcb. — Fl. XXXVII. XXXVIII. XXXIX. 
XL. Eiuhalten die Gemälde einer der grüütea Vafr-n, 
vorinal« inder rati«aDircbeii BLbÜoihek. jetzt im Mai- 
feum Napoleon. fVhikelmaitn glaubte in den Haupt' 
figureo den Aftfanax und die AndroBiacbe zu erkea- 
Ben, und e« roöcbte nicht leiclitreyn, Ibiche Heller 
«vusulegeo: iodeHea bleiibt du Qauze doch inuner 
«twaa räthTelhaft; auch fcbMnt es uns eben keine au- 
fserordeaüiciien KtinAver4ienße yu haben. Das Merk- 
WÜrdigfte ift alTo wohl 4er Umßand, daTi der Mal^ 
Z^Jlmtu feine» Namen beygefgbrieben hat. — PI. 
XLIU. Acht veibliche Figuren von gu^m Stil , eine 
derrelbeo &tst un4 wird von einem Geuitu gekrönt 
Daa Geßfs, auf welchem üe rujid aqi gemdlt fincU 
beßut M. d'Ige *u Parifc — PI. LXI. TheEpm 
Kampf mit dem Miuouuma : fcbivarze Figuren rnm 
alten Stil, aber merkwürdig, weil der^Nanu des 
Künftlei» Taleides beygefchrieben ift. DieCea Gedd 
behndet lieh in der groTsen San^mliuig dci M. Hope 
. '%\i London, und wurde zv Agiigent gefunden. — 
Fl LXV. Zwe7 Fanfie,deren einer auB einem Scblatfch, 
der andere aoa einer VaCe trinkt; vortrefljich anger 
<»dnete Gruppe auf einem Gefafs in der Sammlung 
ider Kaii^in JoTephine zu Malmaifon. -^ UriCer Ver- 
seichnils gerieth vielleicht fchDo elwas zu lang, und 
gkicbwohl hätte» wir dalüelbe mit noch maijcfaem 
anderen merkwürdigen Siück vermehren konqen, wor- 
aus jichalfo auf dep reichen Inhalt des Werks über- 
haupt fchlief»en UitU 

£a ift Icboft oben liemerkt worden , dafa &Br erfi« 

eyie 78Rupfertafeln enthält. Auf der 

» jeden Bande« Geht man die upter 

;n Vafen am hänfigfien vorkoipmen- 

;eftelU, auf der zwejten Tafel und 

chUen Ornamente abgebildet Die 

dem Band iA angefüllt mit Abbildqn- 

'S zqr ErUutemng dienende»: Denk- 

nale. Sollen wir nun «ach des Testes gedenke» ; fo 

iä von demfelben Zix beiperkeri, daCg JntrodufUlait 

p. n o. f. recht gat njid unterrichtend erkShlt wird, 

■ wie von den AlterthumsforCcherp voriger Zeiten die 

VaCengemülde wenig beachtet wurden, \>\»f^aCkaussM 

gegen das £nde de» >7 Jahrhunderts in feinem Jiu- 

%um Jiomanuip einige bekannt gemacht, ßigeptlicfa 

Tej Domfl.tr der Krfte gewefen, der ausführlich vop 

bemalten Gef^fsen geredet habe; atleip feip Werk da 



Btrurta Regali blieb im mediccifchen Archiv gegen 
loo Jahre lang liegen, bevor es 1733 zu Florenz ge- 
druckt wurde. £4acbdem man die bemalten Gefklte 
lajige Zeit als Arbeiten der Etmner Jictrachtet hatt^ 
zeigte endlich ff^inkßlmann, wie Falfch eine folcbe 
M^ung fey, und lenkte zugleich die AuEmerkram- 
ken der Kanftfreund« auf das VerdienQ, welche* den 
Vafengemaiden als Denkmalen derKunft zugeOandea 
werden rQufs. Genauere anrcbaolicke Keontnib von 
ihnen «rhielt das PJiblicam ungeßhr um diefelbe 
Zeit durch daa bekannte Werk yon ^HancarvilU. — 
Nachdem Hr. M. ferner angezeigt, wo die bemal- 
ten Gefäfse vornehpilich gefupdea werden, was fni 
BeCcfaaffenheii die Srden jiaben, aus denen fiebeftchei^ 
und wie die Farben aogeweitdet Und : (agt er p. VII 
)L f., man könne dje Vafen in ^wey grofse CIaif<u 
eindieilap , ' nlmtifJa in folcbe mit gelben Figuren 
auf fchw^rzeiQ Grund, und folcbe. we die Figurea 
fchwarz, der Grund gelb ift. DieCea ipufs xug^ebcn 
werden. _ Wenn er »her nun weiter fortfährt ( wii 
fetten feine eigenen Worte her); „ParnU Us f^ast 
qui ont des ßgures noires, on distingtte partieuUh' 
rtmvut ecui ^u'an trouaie dam Ics euoiront de So- 
lß\ OB — pem' qu'il y avoit Iff une manufaeture dt 
ees pasts , tfu'ou appelle giniraUment p^atgt dt 
Sola; iU ipnt en eß^ct d^unt tfrr» plus ßno tt piiu 
legife: Ott e« trouve f^eu de grands , mgis leurs for- 
Tjaes t03H tr^s iligantet, les dessias sottt en giiUrid 
mUux exieutes , fes aujtti plus curfeux, tt Uj com- 
positioiif ptuf agrfabUs, etc.; [0 kennen "wir nicht 
iimhin« Einige« dawider einzuwenden. An diefei 
ganzen Gbarakterinik trifft nur der elozige Um&aDJ 
fu, data die uoUnifchen.GeAifae in derThatvon ei- 
ner vorzüglich feinen Erde und leichter find ab an- 
dere, ihr Hanptunterfcheidungs^ieichen «b«r, den 
fchpneren gläi^zenderen Firnifs, bat Hr. M, anauxei- 
gen vergelTen. Sodannift es undeutlich, was er infio- 
tracht der ■ Cchwarzep Figuren eigentlich Tagen wüL 
Denn_ es giebt «yar nolanifche Gefäüe mit fchwai- 
zen Figuren auf gelbem Grande, aber eine weit erobe- 
re Zahl hat gelue Figusen upd fchwarzen Grund, 
Hinfichtlich au/ die aifgemeine OeQalt fplchex' Ce- 
fa fse wird zwar gerne zugegeben, üe fCT darcb^ngig 
febr zierlich: doch iQ ihnen diefes in keinem nObem 
Grade eigen als anderen; auch i^ es durchan» nifJ4 
gegründet, dafs die Gemälde auf nolanifcbeo Va- 
len heiler auvgefübrt, die daigeftellten Gegenflinda 
ifiterelTaRtier und die Compwtioa derfelbeu gm- 
l}$er fey. 

(Der BefMwfa folgt Im »Mthfleä jMdL^ 



KUJLZE ANZEIGEN. 

JonmtCMHirtxtr. OB«fl»J,b,Bi:teT.: Biblifsht Cifchichu Jungen nseli Art der biblirchen Hlfiotlen ▼•■ Hkhmer D«. 

für KindtT. Ein Auieug aoi dem pülterea Werkedei U. Ch. »ber jene Hiaorien fei? 1^06, hcj St/m-z, eino neue süt^i- 

AAmüJf. Zwey Theil«, wovon ii«-«me d»i «1»^ der »wer» lungerliahea haben, und die regenwininn fick liiiTcli kei- 

te da neue TeJtunf iit in ficli ItlH (wovon der erfle Gefclüdu jfe Voniiea vor jenar neuen ^rbeiiune AunakbBca ; f» ilL 

len auf dem A. T. und der iweyte Gcrcjiichd-n iiu dem N. dadurch keinem BedOrfaÜTe «beckollen woi-den. 
T. enlliiitj, ifttfl, 190 S. 0, (4 gi-} M»u fiqdet liier Eizih- ^ 



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J .. E N . A l B 



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ALLGEMEINE LITJERATUR- ZEITUNG 



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iSAifa 



' JtLTEJiTHUjaß PFI SS EN SCHAFT. 

PaRi«, b. Did6t d. Sit.: Ptmtttres de Käses antU 

-^ues vulgairement appeles itnisques , tirSer de 

' -i'ffi'^^^P^^ collectionSf et grav^es par A. Clener; 

nccompagifiss d*expHcatiohs par j4. JL Miltin» 

Publiees par M. Dubois Maisohtteuve -^ eic. 

Cfi^Jchlufs dtr -im vorigen Stück abgebrocheneu AecenftonJ^ ^ 

K^. X. Vfnrä von dem suitlmiarfllkifaen Zweck gehaa.*« 
dek^ zu welchem die Alten die bemalten GePaise aa- 
W^ndft^. Weil Hr. M. ia der Erklärung der 
Kiqiferiafi^n üb^all grolseVeigiingiZt^p^ allegoxifche 
Beaüglich^it der Gegepftände auf die Mjfierien dea 
BacchuBt der jCerea u. f. w. zu behauptest fo durfte 
man erwarten, bier 4ie Gründe dafür zu ^fahren, mit 
gehörigen Belegen aus den alten Schri^tftellern. An- 
ßjtt dBÜen aber wird blofs g«fagt, ea fcheine (i/ pa- 
r^/),.4iefe GefäXiie feyen (jefchenke an geliebte Per- 
Conen gewefen, an Jünelinge zur Zeit« da^ fie die 
märmliche Kleidung erhielten« an |uage Eheleute, 
am Tage ihrer Vermählung und Initiation. Bey -Leb- 
#eiten hätten fie die Belitzer jsur Zierde in ihren Hau« 
fern aufgehoben , nach dem Tode eince Jeden wären 
fie im Grabe mii bejgefetzt worden: die ganz klei- 
nen Gefsl&e fcbienen zum Aufhieben woblnecheiider 
Salben benimmt gewefen zu feyn« oder auch denKin-' 
dem aU Spielzeug gedient zu haben* Wir Und weit 
entfernt« alle diefe V^muthungen für durchaus irrig 
zn halten; vielmehr mögen de überhaupt noch das 
WahrCcheinlichde feyn , was von der urrprünglichen 
Beäimmui^ der bemalten Gefäfse bisher vo^VerCchie- 
denen iß behauptet worden. Doch ift von Allem noch 
aichts beftimmt erwiefen., mid die allgemeine oder 
»ach nur fehr häufige Beziehung der Vafen iind ihrer 
Gemälde auf Myfterien imd Weihungen fcheint eben 
fo uuerweidich« aU irgend eine der anderen Vernm- 
thuQgen. Denn ob es gleich wahr ift« dafs viele Va- 
feiAgemätde bacchiCche Scenen darftellen: fo ift es 
doch mckt weniger wahr, dafs viele andere nichts 
e^thaUen« was an den Dienft dieCer Gottheit erinnert. 
£inige ftdlen fogar Gegenftände aus d^m gemeinen 
Leben "^ dar» als Jäger« B^euter, Frauen« die befchäf- 
tigt &nd« fich >zu putzten: wie foUte man 'je hof- 
fe« durfcu^ dergleichen mit einigem Erfolg von 
Wahrfcheinlichkeit auf Myfterien zu deuten? Hin- 
fichtlicb auf die gegebenen Erklärungen^ der auf 
dcii Vafen dargeftellten Gegenftände — fcheint es uns 
ungeöiein Jobenswerth* dafs Hr. M, bey einigen 
fehr. fchwierigeh Stücken offenherzig bekennt« er 
wiife ihre Bedeutu;ug qicht zu errathen. Viele Alter- 



ibumsforfcher vermeinen « Alles ausTrgen zu tnußei^ 
und bedenken zu wenig« dafs manches Denkmal an 
£ich nicht auslegbar« manches auch fogar 4er Muhe 
der Aus1e£ung unwerth feyn dürfte« Ah manchen 
Stellen^ fcnien es uns hingegen« als habe dtsr Y^ 
vielleicht blo'fs zufällige Umftände ausführlicher« al« 
nöthig w^ar^ berührt. Z. B^ PI. LX des zweyteii 
Ba4ides w^ird von einer Victoria bemerkt«* iie'habe 
^in -eng anliegendes Gewand (funique serrie) « der- 
gleichen fonft an Bildern diefer* Göttin gewöhnlich 
nicht wahrgenommen werde, mit l^jt« ausgeffcbific^ 
tenen Zier^athen um die Bruft ^nd AruK^öftniingen« 
Ein Wagen, auf eben derfelben Kupf€»rtaf(M, 'fey i&waif 
im Ganzen genommen anderen in diefem Werk'be-^ 
fchriebeneii Wagen ähnlich« aber das kreisförmige;^ 
durch Kreuzlinien in vier Fdder getheiit^ Ornament«* 
vorn auf dem Kaften wäre eine bem^kenswerthe £i-» 

• 

genfthümlichkeit u. f. w. Solche kleme Abweidhrm^ 
gen vom AllergewöhnWchften mögen doA wohl nut/ 
aus der Laune des Vafenmalers entCpmngen feyn«' 
und find ohne eigentliche Bedeutfamkeit. • ' 

Zeichnung und Stich der fSmmtlichen Kupferta- 
fein ift Co reinlich und zierlich« wie CoAehes bey allen 
zu Paris hcfrauskommenden grefsen Pracbtwerken 
der Fall ift. Unterdeffen haben wir« je öfter. und auf- 
merkfamer wir die Kupfcrtafeln dorcbfahon « immer 
mehr Urfache zum Verdacht gefunden , dafs Hr^ eige- 
ner fich häufig Freyheiten gegen die OriginalvarfeiH 
gemälde erlaubt^ und vorkommende tJiTrichirigkekeii' 
der Zeichnung an denfelben 4n (einen -Cojpieen zn 
verbeilem unternommen habe« wodurch aber den 
Freunden clcs Alterthums eben kfein — grofser Dienft 
erwiefcn worden. Ganz zuveiläffig hat er fehr oft«, 
ja wir können behaupten , an den allermeiften Figu- 
ren Hände und Füfse deutlicher ausgezeichnet uiid 
vollendeter dargeftdlt, als fie amf den VaCen felbft evt 
fcheinen. Man bemerkt diefes vornehmlich an ih-\ 
rem durchgängig etwas manierirten Charakter. 

W. K.F. 



OESCHiCHTE. 



f » 



Lbwzio^ b. Dyk: Sachfeni fielen Kriege ge-^ 
gen Ößerreuk. Mit mehreren auf die «eue- 
fte -Zeitgefchfchte Bezug habenden AufDitzeh. 
Blätier für die Volksbelehrung. Begleitet ,voa 
zweyen (zwey) Liedern, aß^o- X u. 1935. 8* 

Die Kritik würde nicht verlegen Ceyn, ^diefem Ru- 
che feinen Platz anzuweifen , w-enn es ohn^ Namen 
des Vfi. 9 auf Löfcbpapier gedruckt und allenfalls i^iii 

100 



«J» 



lENAISCHK ALL6» LITERATU& - ZEITUNO; 



Soe 



M^^ Hobfclmitt reifere »^ sm Licht getreten wtre; 
da aber ein bekannter Gelehrter» Hr. M. JÜyk^ fieh unter 
der Zaeignang alt Verfaäjer nennt, und dabey fein Bncb 
als ein Werk anpreifet, dureh welches er der Menf^ 
heit SU nutzen « rnid dem Zeitgeifte eine beffere Rich- 
tung _ a^ ge^en vermeint : fo darf Rec» 6ch die Mühe 
nicht vcrdrieisen lalTen, durch eine knrse] Unterfo-* 
chnng des Inhalt» fein Unheil aa begründen. 

In der Zueignung an Hn. Oberfteuerrath JVeiJJer 
in Sftnttgardt errect Hr, 2>. ^rofse Erwartungen ,^ in- 
dem er eriilärt, dafs» fo wi^ er ehemals bej feinen 
dr^imatifchen Arbeiten üch Gottern und Engeln lils 
leichter gedacht habe, er jetzt die Hn. fVeiJfer^ Heeren 
yp^^Manfo in Gedankenin (iein Zimmer verfetze» und 
3hfien feine hiftorifch-politifchen AufCätze vorlefe» 
JPxeylifih, fagt er (S. V) , würde Ihre perfönliche Ge- 
genwart mir noch ungleich erfpriefsUcher fejn» aber 
^s yprfchweben folcher Männer bewahrt doch vor 
dem trivialen • und vor dem „Sich - ergehen - lallen» 
wel<;)ies der eigentliehe fauk Fleck unferer Literatur 
iA.M £t hüll ea für nöthig (S. VIi;, fich gegen den 
Vorwurf zn verwahren, »,als fey er ehemals antifran- 
zöüfch gefinnt gewefen,. der pofener Friedens tracut 
b&b^ ihn aber mit (auf) einmal entfeulich franzölifch 
ge&nnt gemacht.** Lächerlich \ ruft er dazu aus» und 
Ic^tnun (einpolitifchesGlaubensbekenntnib als fäch- 
fifcher Patriot ab» um feinen Beruf» als Volkslehrer» 
zu bewühreut - / 

I ^ec a^weifelt durchaus nicht an den Seht patrio- 
tifchen Gefinnungen des Vfs. ; aber er kann es nicht 
T^cht damit Tcimen^ dafs in diefem Buche die Sach» 
fen^ die fich von jeher durch reine Liebe zu ihrqn 
Fürften .und unbedingte Ergebenheit in die Regie- 
rangsgründßitze derfelben ausgezeichnet haben» als 
ein vnderfpenßiges. Volk gefchildert werden » das fei- 
ne .Ohren hartnäckig der Stimme der Wahrheit ver- 
Ibhliefst. Was foU ein Fremder , der das Vaterland 
des Vfs. nicht genauer kennt» von den Mitbürgern 
deflelben fich für einen Begriff machen» wenn er 
Stellen lieft, wie di^ folgende (S.IX)» »,Zu ächten 
biederen Sachfen wenigftens die fächürche Jugend zu 
bilden* [da maai die Alten fchon preis geben mufs» 
wenn Von Qiaubensänderung die Bede iit, fey dlefe 
politifch oder relig iös'] » diefs war die eigentliche 
Abficnt» warum ich die beiden Auffätze fchrieb» die 
an der Spitze diefer kleinen Sammlung flehen » und 
Anfangs allein erfcheinen follten. Der wälirend des 
Drucks abgefcblofTene Friede zwifchen Frankreich 
und Öfterreich gab meinem Plane eine weitere Aus- 
dehnung. Immer behielt ich jedoch die y^iks* und 
Jugend-Belehrung im Auge.** 

Diefe Stelle giebt zugleich einen Fingerzeig über 
iiye Enthebung des Buchs. Der Verlag von Parte/* 
fcbriften ift in Kriegszeiten eine einträgliche Specula* 
tion, und ein Verleger» der felbft Schriftfteiler ift» 
kann dabie^ noch di» Honorar erlparen; aber der 
Zeitputict Will benutzt fe>n. Mit dem Frieden hört 
4er fcbnelie AbCatz folcher Flugfchriften auf» undfoll 
das Manufcript niciit umkomnieii: fo n^fs die-Bro- 
fchüre wenigftens die äufsere Geftalt eines Buchs 
annehmen. 



, Afcf ^e Zueignung ^fofgt ein «weyter Tit^: Ä- 
ßorifch' politifche Blätter zur ß^oVisMeHrung , tu' 
nächjtin Sackjen, der, fo mager auch die Belehrung 
ausgefallen HF, ' doch "befler zu dem Ganzen ge- 
pafst» ab^r vielleicht auch weniger Käufer angelockt 
haben würde, ah der» unter welchem das Werk fich 
ankündigt; unH" auf diefen (5. J) die Vuiiedc» -THier, 
wie es hier heifM., das ^ orwort. 

Nach der Inhaltsanzeige fofi darin von dem 
Jchrif'tßeUerifehen Ein flu fs auf den Krieg von ißog 
gehandelt werden. Der Gegen ftand bietet einen 
trucbtbaren Stoil^ dar» ab^ dsr Vf. belchränkt fich 
auf die Widerlegung einiger einzelner poKtifcher 
Schriftfteiler» die ihm nicht lauer wird. £r weib 
den Faden fo zu fpinnen». dafs er dadurch auf die 
Unternehmungen des Herzogs von Ök» vnd ^^^ 
• ehrlichen» tapferen und liebenswerthen » aber nicht 
fehr unterrichteten Majors von Schill*« k5mmt» der; 
»,von den berliner Lobaden (?) beraufcht» ftck zum 
Retter Deutfcfalands von der Vorfehurig befUmmf 
hielt. ^ Von den Unternehmungen diefer beiden An- 
führer erfährt man weiter nichts» als was Jeder- 
mann bekannt ift» den Ausgang. Aber die Volks- 
belehtung foll nachkommen » denn beym Sddnfs 6e9 
Vorworu fetzt Hr. jD. » abermals mit Unterzeicb« 
nung feines Namens» die patriotifchen Worte hins«: 
^,Um Wenigftens meine Schüler vor d^ conrnUiTi- 
fchen Zuckungen der unSchten Deutfchheit» die it^ 
(jetzt) gleich einem anßeckenden Fieber das Land durch- 
zieht^ möglichft zu bewahren » fchrieb ich den nscfa- 
folgenden Auffatz» fo wie ^üher fchon den: das 
deutjche Reich und der Rheinbund, Möge man bei- 
de würdig fmden , in Sachfens Schulen dictirt uod 
erklärt zu werden ! ** — Seltfam » dafs man sm 
Schlufs des Ji|hrs igoo in Sachfen eine (Teüsht g»r 
nicht geahndet hat» die fo dringend war, dafs Hr. 
D. » um nur das auser wählte Häuflein feiner Schüler 
zu retten » die Feder er^eifen mufste ! Bey- einer fo 
allgemeinen Verblendung wird die Einfuhrong fei- 
nes Buchs in den Schulen wohl fo bald noch nicht 
zu hoifen feyn. 

Nun folgt endlich (ß^Qi^^^S) der Auffatz» der 
den& Werke feinen Namen gegeben hat: Saehfeas 
Jieben Kriege gegen Ößerreich, in 7 Ablheilungcn» 
jede einem einzelnen Kriege gewidmet. Um von der 
Belehrungsart de» Vfs. ein Bejfpiel zu geben » fchrei- 
ben wir die ganze Abtheilung» welche die Gefchich* 
te det dritten Krieges im Jahr 155s enthält, ab: „Mo- 
ritz verbindet fich mit Frankreich, um den Landgra- 
fen von^eüefu feinei7i (n) Schwiegervater auadtfkai- 
ferlichen Haft zu befreVen» imd erzwingt den Rdi- 
gionsfrieden». deHen völligen Abfchlufs er jedodi nicht 
erlebt.** — > Das Dictiren wird den Schtümeiftem 
nicht fchwer werden» aber zum Erklären werden 
fie doch noch auf andere Hüitsmittel bedacht Cejn 
mülTen. 

Der zweyte Auffatz: Das diutfche Reich wid 
der RJieinbimd (S. 37*— 6g), fcheint m der That zum 
Dictiren in irgend einer Schule beftimmt gewefeo 
zu feyn. £r befteht aus einer Reihe knr^ic Paragra- 
phen » wotrin einige Hauptmomente der deutfchen 



s«* 



M -A 1" i 8*9. 



Heicliigefcliicbte, naeli trgenä einer gtns gew5bnH- 
chea chronoloffifchen Tabelle, und fläcbtJge ftatifti'' 
lebe Not,izen von aTleo gegenwlitig *ani Rbein* 
bnntle g^arenden LSndem, angeftbr fo, irie itiaa 
fie in lÜeodem und Zeitsn^en findet, ebnt fo nn* 
ToHll^dif als fliicbtig angegeben werden. — Wie 
var ea nur mi3gUc1i, dar« der Vf. bey Tolclien liifto^ 
lifcben Arbeiten «n einen GercbicbuFoifehnr , yrii 
ättrm, denken konnte! — S. 65 wird Tehr he* 
dauert, „dar« gegenwitrtt|^ in Deutfcbland alle Ifing- 
liage Ml Reu marrcbfertig halten mftCiten , weichet 
>b«r eine Folge der rcbrecklicben franxSMcfien Re- 
volatt«!), vna (von) Prenffena anklager Elnmifcfaong 
in diefolbe Jey." Wie kann ein Mann fo etwas in 
die Welt hinein fchreiben, delTen Wohnort ak Unii 
verfitüt und als Handelsftadt, wo noch nie ^n Stn- 
dent oder Kaufmann genStbigt -wurde, Bch'tnarfcli« 
fertig if a h«jten , bekannt ift ! Er rchliefn diefen 
Auftftft wU einer HinWeifung auf den '(b)genden. 
..Vielleicht, Tagt er'^S. 67). f«ttt dte[«i'den St^it- 
puna dei K^ljCgiea awiret^n EngUnd^nod Frankreieb 
iMMipn Lefem. ins Klare. £r war Air eita ionmal 
b«(liiuint, und |)licb bbher ungedmckt,' ^et) Uie 
MifikelligkeiteB der königlichen FamiHe, Und die 
.daraus l^rvorgehende Infurrection in Spanien denr 
Kinnivtche f|er firanzölircben TiujJp'en'^n diefes'Heictt 
eins m/ier^, Kicbiong gaben. Nach wieüerhcrge' 
OetlUc.Anhe^arelbH; düifte aber doch, wobl das rar*' 
/Aag(n?«^cA« •/i«*A-wieaerbergöfteKt-w«i'dei^" - ' ' 
ff'arum Jehliejst England keinen Frieden ^ 6§- 
ftkrhbm- im-Jatuuu:. JiO& D.ec..gJU>r>«. StTeit£unct_^_ 
wird nach einem, 10 5. ausmachenden, aber ganx g»-"' 
haltlofen Eingang mit folgenden Wotfen' iiu Hifre^ 
geCeizt: wLeicbt dürfte aber in ' wenig Monaten ein~ 
franaOßfd^es Krießsbeirr diefe VerblltniOTe (Bwirobco' 
Elngland und Algier) ftöxen, und das cartbagine^fi-' 
fcbe A«i«A 'Wiedcrherfiellen.". Hr. ' Z), fcbeint das 
Unglück <n -haben, dafs er mit feinen Scfaiiften im- 
mer au [pit fertig wird, nnd daher feine poll- 
tifcbeo WeiflAgnngen nichf eher, als bis-fie bneits 
durch den £rfolg Wdeilegt und, bekannt machen 
kann. Aber fie gehen defshalh nicht unter. Er 
darf nur die für feine Schüler VeyfafMen AnffätKe. 
oder -wabnfcheinlicber noch, die hifioritchen Exerci- 
ien derffelben, veriibrte Zeitungsartikel, und alles 
befchriebene Papter feines Schrabtifcbea hinanthnn, 
es mit Einleitungen und Nnuanwendungen verfe- 
hm. und daa Ganze fcheint ihm immer noch gut 
genntf,' itm unter einem, dem, Jsioff durchaus nicht 
an^geiti^flVnen Titel dem lefenden Publicum rerkauft 
■u wenden. In einem, im Ociohi^r i^cf gemachten 
ZufatS'mnXi.M von. den Ver^ältuilleti der SeemSchUt 
reden, glAith aber dtuch die befit^iit^hmiing von 
Hannover durch die Preuiren im J.ihr tgoi (nicht 
1731, wie hier ßebt) dergeftült in Anitsrifer, ilal's er 
awtibeT'feiiMia.Z.weck a.qia de^i Augen; verliert. 

ff^atunt fthli «tfo vUien Ueuiff/ten' an tinim 
fieheren politifeken T nkt ? Nach d tip , waa wir bis 
Jieher gelefen habenV "Wst tteU' "it!?~»fiftitvtT)rtnilg" 
Isefer Frage von unferem Vf. kaum erwarten. Er 
•«eCeitigt üe, iadem er gegen die liee, die Ceutfchen 



noch immer ab efne Nitfion m beträcbMn , Aoh «r< 
bebt. Er weifs aha- atich eb trODen, denn durtrit 
die Theflung Deutfchlandt in wenige gi«fsere MaOi 
fen 6At er in der Zukunft yien -Nationalgeift -Tiüti 
■Wtedbr »en "beleben , aed *inn weilen können ww* 
anfser den franAbGrchen and ruffifchen UnttttkAiMib 
und d<m'Scbweizem , ja auch necfa 300,000 MtedaJ 
merikaner als Landaleuie aniprecfaen. ' .■■■\ 

Steigen Und Fmtten der hrandeiihurgifeh - 'ifrmp 
ßfehen MoirarcNie. Angab« der VtriksBafal md ' dM 
Underunafan^ -unter einet Reihe »«n ReR^nten ; wi« 
man dergleichen knr Zdt des tUfltter Frt^dfliwvn ■a^* 
len Zeitungen la«, nebU einem RtieMlftlk «tf 4ea 
Hhig. von 01s. der den Vf. fogar wfatirifolltai VerOk» 
begeiBert. — D»r Streifxug dws Serzogs V&r^ Bi^luU 
fehweig- Ott duteh Saehfen. Einige Artikel ans <eif 
leipziger Zeitungen , -mit viet Dedamation- vermifidnir 
— -Nnpolront niert er ■Friideattmeea« mif FrmHi 
tion ö/ierreieA: Jn nntm Zeitraui^ev»n-'iM-JaltttHt ' 
tue früheren WiedensfdiTfiile wv^dcft -OMkifC 4^' 
rührt, hef dem leisten- ahct- die dbgHfMeiten tMie^ 
nach der geWÖhnKefaeD IMttttigsincthode- AMilKA:^' 
biefchrleheh. -^ Luther und iV^poiton. Am 9icfnr- 
inatiomfeße igog nitdergefehrlebmi. Eine- hrdul^tf 
nntemommeDe nnd in der Auafiihrnng mlhlungen^ 
Paralllele. — Baireuthtr Kriegshlütter. Lttigft ver^ 
^effene, bektnntlicfar wUltrvnd der kurkai Anwefeti^ 
beit eines ößerreicbtfcen SbeSfcorf>e unter m^fiüi^ll 
fchem Eiiiflufs dtctir^ Ze^tungsairttkel ,' biet- -wiedetf 
ibgedrttekt. ■ Wdiditir elende sAdn >— Z;/«4 .Afl 
^aeh^en, — Lied für Sachfem Jugend: Beide 1 in gll 
gedruckt. — Koule de Dresde' ä Parts. "Es wird 
gar niq^geragt. ^lafa^efes die Poßllationen der Kei- 
fe des Königs von Sachren nach Paris feyn follen : 
»an encSthes^ -weil zugleich' <d 
l^em Tage die Wörter Frübftü 
Bande bemerkt fmd.' Und was 
Meilenzeiger, wobej der Reife f< 
te erwähnt wird, hier für eit 
der Vf. nicht fein eigener Verl e 
feiner Entfchuldigang annehme 
des Pakets vielleicht aus VerTebi 
gekommen Cejn köanle. rOiel 

OerätbewoU znfammengerafie _ , _._ 

Titel: ^aehjens Kriege u. f. w-, dnickeh zU 'laffen; 

nnd £e durch eine pomphaft patriotische Vpnede an-^ 

kupreifen, überfteigt Alles, wasman in'diciCtr Art ia 

den neueßen Zeiten erfahren hat. - — Untmrre- 

dung eines Mf^enienjerj mit feinem' „Sofai. \jf^eh 

dem Fnanz^ßjeheti. , Der Scibn wJÜ,'^ il^tt^g^r 

ber daa Volks auftreten nnd hat niekts, geletot ; <twi- 

flber befcbJImt ihn der'Vaterv--' 'Wenn doeb df« 

Väter aller unberufenen Volksl^rer n6ch''am'{4eb«^ 

wären! Kf. 

SCUONß K ÜN S^T'B.' 

Dahmst'a&t, b. Heyer' u. Leske'; Ä'«i« Oedieh' 

te von Friederi/kr ßrun, geb. ÜOnter. Auch 

--•■ Ei n ser ^tm-^MXi-iie di ekt» u. f. w. Zweyter 

Band, iftiß. 198 S. 8- (• Hihlr.) 

Obgleich Fr. Brun, die fchon längft als Scbrifi- 



«09 

Qellni» veEtbeUbiff .bd^MiKt un4 hty eineax Tbc!- 
le de« FiiblicutOf in guLam Andenken ifi , Jkb 
ludi bit^ als geilirficbQ.uud^zut füljilends Di^terio 
ao eikeiuaei^ gifbt: Co l^chcifien wia doc^ 4>e£^ pa- 
4Äcbte niqht gan:* daaq geeignet zu feyn, dei Glan» 
A«r vorig««, 'ZU err^ldif», vnil der eb^ejuwertben V^- 
£«frej:in denB.ubi^, d«n ß« ficb früber fpbPP erwP^l>*^n 
hat, nocb loelir zu befdUgeo. Vidleicht bat du 
Qi&be d^f vielen auf üe eindiingenden Gegenftände 
ibi Gemütb überwältigt, Tq dgüs Qe nicbt in ibr eige- 
ne! SdbOt. lwhen,,.über^bea, Qnd.WJt. dew 'Klange 
der^EkiQiÄndHDg-auf das i»nigfte vermübU. aU Kauft- 
gebUde swni^uen lae^ien , ^s.mmutteibar.jn dielne- 
tec binHb«nJI'\t,. baben friede' ^fteben künuef, 
DeuD ul^ deii meiften dipfei neuercfi Fo«üeen vermlUeq 
frii i«ne» firquidtUcb« de» bestaubernden Reize«, dea 
^e frijlcbe Farbe d«>,Ganaütbi einem Gegenllandfl ver- 
kibti o4«r mit «ndeien Worten i die Dicbterjn Iä£gt 
nicbtigevug' den- GegeoQand felbll in dar Empfindung 

G'ctvulfc d&felbep Mm^f maT\ E^Ult, mebr, di4> etwa« 
befung««! aj|i.4*Fgeile^t und ^uicb :ßbariu|l^ mid G^r 
fübl wi«dergeb(uen,ifti .webbalb auch viele Anmen 
kuneeo nötbig \yaren. ohjie .welche maoicbe GedKb; 
t«. nicbt cioniii] veifUodlich Teyn würden; da« HiuQ. 
ijr^b« drückt «u- pit daa.^PqeüIcbe medcTf und di« 
Vpffa^jtuog (^^»..bfmcclieaden.V^naj^des biimijit.dea 
FUig der Vlianta^ Diefi gilt B.B. von dem Ged^- 
tfi.t Jifiuu Gräbtr, da« viele einj^elne rcböne,Stellep 
im, -vrpna.aber dk VejdmtlpEung. der webnüthige». 



J. Aj I,. ,^. ,Mi A tt ü8 * 5« 



?o4 



Eiinncrmig a/a-Zpega mit den fichtlicbeu aejgenlUii' 
den weit deutlich^ bätte gerebeben nod Inniger Ter- 
fcbmolzen, werd^ X&nneu. fo dafs durch den Ztn.- 
berßab ^er Pbantafie dfe Anmerkongen '^lelclirain 
"mit in den T«t verfeizt worden wären. 

. Hin und wiedier vermilTen wir auch ffie gthS- 
rjge Vereäqigujiij d^ JlefHmuitbeit und Ällgemeia- 
beit Daher bey allfi \Viciitagkeit eine» Gegcnftande« 
und bey 4er b^cn Ansfübrung der Einzelnfaeiten 
doch zuweilen' Maneel an InterelTe entßefat,Bnd ia 
der poetifcben ^^leidung de« Vorübergehenden nodi 
ein vQrherrCcheqde^ Hauptgedanke gefucbt <Hrd , der 
da# ^ißzelqe zum wurdj^ei^ Ganzen vufaibmeafägea 
^?d BjAUn^i^e^balbet^ mochte. Häu&g fcheint KenfM>- 
l}if« und Gelebrfamjwit qacbtbeilig «uf die Dicfatfcria 
^wirJu zu iiaben, indciö. die Einmilchung gefcfaicte- 
Heber und mythologiCcher Beziehungen und Anrpi«- 
lungtn dci Erbabfubeit ihrer Sfirache zuweilen 'ctwaa 
Kiinftlicb^ ^«4 Kaltd giett,., ^ welchö« dem 'Olaoben 
«n ß^fiftprung,uuii,^r vb^e^ TäiÄchun^ bejm L»- 
£e?: £uitr»g tfauu , . ' 

Die.ÄoeiÄa NatürJTchkeit und" Ltbenrvrlrme fia- 
den yrif, in der JEtoDade : . ^as 'Grab der Liebe. ' ' Aach 
da« dritte von den Qcfpräehen der Liebe ift ron fo 
anfprepheoder Zärjlicokeit und Anfchau]ichkeit so- 
^c^, dar« ea der Verfallerin Telbn zum Mulle», and — 
«efcmUrfbeilqaux ErÄiaruiig dien'en ktftn.' MOcfa« 
d^jCii dÄe z^it fühlende Üichterfii mit'VeKdiMähiing 
de« g«]eb[teQ' Aufehpa bald wied^ xur Natur' kAräck- 
kelvcnj ■. '. ■ T.Z. 



KLEINE S C .H & I FT« N. 



UMti- Bamtbuth »mm 

ithuUn. IIcrMiiffW«* 

b gleich läuten', iiber 
rtH^raphie Terüdiict 
TS Fragen Iwygefaet, 

ich voik Solcl^n Leli- 

n, lintf Atulen:» 'SÄCze 

Ijifabiick' Juni) mall 

K^«r je<leq'itwd«r« Jliicb, di# mit ileutrcliBii Laje'-a. gedruckt 

iß. »iitl wicht? Äiiflüfü^s eiuliält , eben fo gut ceintiiicheu. 



im («geRvrtntn HMtdlruch,, ihren Scholora dergleii^Ma 
kqizB Üätze, nue fie hier eJätIi«lien Cod, Torfchreiben k&ü*- 
ten? ,— Ziun'.weoicLfien ^^erden Tl« nicht ein« b grolM 
Alei|£*, -wie M«r griief«rt wird, nOtfaig habe«. 

Lemto, im äer meyerrFhea Bnchh. ; Leitfaden JOr im 
Religion'- Ünurrichc ioJe^ ichulm.' i&'i- 88 3. ■•.<3F) 
Siieüi 'Ltbttieu htttnit ftinerr UwiShUgen Br(I<l«» Tot 



>]> du 



^^,tn^< 



A Fiiid , und -I 



, die Vv.e* 



.ndd. 



I wodurdl der Lehrer eiua Vt-TKnUSTiitig 
I Toll, Mancli« den Le Detail Q lern tu erklären, £ail 
After* £d befcluff^B , dafi die BeaWTVortuiig dei{elbeii [cki 
Tiden Lehnr» fchwer fidJen düiftc. , i. ü. Wa». ift Lau- 
ne? vi;» helT^ elekiriroh? Wie »ittAeLt der Rcgenboeen? 
Wn'ift Chicute? ii.r. TT. , und in dem Text fimTet Kcji gn 
käae ' Aatsitilii^'EUr 'iBesntwoRung derfelben. t-ivf -^ns 
liidera Sache wfre ei, vrenn lUi.dMn Torhercehenden Tex. 
to die.fieauiworiujie der Fr^geii ftcli finden liefae. unj dip 
Xcrcfehaki" dadurch gewöhnt weiden TdHten, rieht' bloft 
in lefe«; Tondern anch dai Gelefene in veiftehen. E*.bteibc 
alro blofs der .Haiipuwefk itbrig, «Jen SchuJleIi>ern ein 
Holfamiitet beym VorrchreibeA hinter Sitzt tu kaUigrapbi. 
icliAi Üb«i^en in iiercm. Sollten; aber Sclmjlehr^er vnrk- 
lich Xo anp uiHOliaiuictelQ reyn, daf«'fie nicht, auch ohne 



«ende Iwey Feliler. gemein. £■ £thlt an dcnrelben ein ijch- 
ygcr Hegnff won H^Ügiia i ' «*"1 4« QUubeju lehren Cni 
Vfl'oudeis, otna Beiie£iuig auf die S ins ii lehren, rorgtpv- 
gen. X) ifi iein'Wunder; wenn der H^KioBiunrmi^ 
Fo wenig Wirkung fln das L«ben hat, da nun dabejt 
nicht deiulith einurJgt, dafa di« Religion ^lUia in dö- 
Antübung de* gouBclieu Witten« beHehe, nnd daTt folgliek 
die roEenanmeN Glaubens teltren blafa zur RelieioiwvnfftB- 
fchaft eehiiien, >md nur in ioiern «inen Wiittfa habe% 
afg Tie gefchickt find, die R«tigion la btiäTdei^, IMiw^ 
gen mflirea veraltafti^er Weife *n jedem KatechiaBtn* oder 
Compenditun atun ■ReUffiDnaiinterriiilit die Glaubenalehm 
^fi» untei'geordnete Siefle liatjcn ,' und nur in rofera angi- 
miil worcftn, all He da Augübiin^ irgend «intA: Utsjsalckn 
Vorrchnb leiAen. Dat eegenwlrtige Ldubuch tbet nimnu 
iuf die praktaTche Seite der Uoemen keine Rflckficht, Tob- 
4em handejt fi« der Reihe mch luerft ab. Dann folgt di* 
Pfiichtiiilehre nach der beliebten Eiiitheilung in PHichica 
gegen Gott, gegen 4cb Iclbft und gegen d«a NichAs. 



so? 



J E N A I S C' H E 



ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG 



S T^J TS fr ISS ENS CHAT TE N. 

GaTTiNfiEN, b. VanAenhoek n. Rnpr^cbt: Kritik 
der Statijtik und Politik , nebfi einer Begrün- 
dung der politifehen Philofopkie , vom Prof. 
Lüder ih Göttiiijeii. iQi!:. XII n. 531 S. 3. 
( 1 Rlhlr. 16 gr. ) 



D 



■ereScbnft, gcfcbri«ben in der bekannten Mani«r 
d(4 Vfs, zerfällt, wie fcbon der Titel sfigt, in zwey 
Tbeile: I,. Kritik der Stac'ißih und Politik, und lt. 
T-esriindung der jioUtifcheii Philofophie ; und ihr 
Hauptzweck iÜ., auf Uie Unzulänglichkeit uiidUnbalt- 
batlieit uiiTecer gewöhnlichen Aofichten vom Wertbe 
dtf Statidik« Co wie auf dieOebrechen der herrfchen- 
den politifehen Theorieen , beConde» der fc7iläti.eri- 
fehen, anfqterkfam zu machen. Denn die angehängte 
Begründung der pulitiTchen l'biJufophie fcbeint ui^s 
mehr aar ein. auf clie I^echtftiiigung der gegebenen 
Kritik herechnctei: Anhang deifelben iiu fcjn, alfi der 
eigentliche Zweck der Unterrucbungcn deaVfa. Die- 
fcr fdbß fcheint überall mehr darauf ausgegsngen zu 
fejn, niederzureifsai , als darauf, auszubauen'; vre- 
ni^fleng liegt das Gebäude, 4^8 er vielleicht aufzu- 
bauen Willens fe^u mochte, in dem bemerkten Ai>~ 
baiige nur in den grobften Unulüen vor una. Über 
beide, über die Statiftilt Towohl, als über diePolitik, 
Avird hier ein fehr bartei Unheil ausge fp rochen ; e» 
•wird — könnte man vielleicht Tagen — über &c der 
Stab gebrochen. „Die Staiiflik — fagt der Vf. S. 40 1) 
— ifl nicht, was fic fcyn Toll; fie verfchafli nichts 
-welliger als .die Ilenntnifs ^es Staats; de giebt gaus 
und gar nicht an, quid validum, ^uid aegrum i» ei- 
nem Ileiche iß; lie wild und kann däs aiich nie ange; 
ben. Die Po/(/M aber , die uha lehren foll , wie daa 
validum zu erhalten und onvermehren, das aegrum 
abw zu heilen ift; die Politik, welche fich zur Stati- 
ftik ■verhalten foll, wie die Heilkunft zur Kenntnif« 
des mcnfcblichen Körpers; die Politik, ^efchöpft aus 
der Erfflbrqng, wie aus ^cr Vewuuft, ift noch voll 
Lächerlichkeiten j voll Widerrpiiicbe , und voll Leh- 
ren, die dem gefunden Menf^henverllaade und den 
tätlich«» v^d allgemeinßcii Erfahrungen Hohn f^ie- 
ctMvi." Was die StatiXlik betrügt; fo mag derVf. lehz 
Kccfat, haben; wentgAen» mufste jedem VerlUodige» 
fchon, l^gß djf*' U)sw«f«n fcbmerzen, das man feit 
«iiiigei Zelt beysabe überall , l^efoader,B {iber in unfe> 
Ten deutfchen Su^tsi), mU St^tiOik trieb; Jeder 
mufste 4*"^ Werth Dairsbillige(i,.^eii mai\ hier unzo- 
vcrläiBgen, oft gan» willkührlich «nfamipen (fereih- 
teu ZaUl¥ab«ri«Kt«; da« Hafcbe^, luch Mt^lanfc^^tt 
J. A. Im Z. igiS- Zweyter JBiPid. 



XJberCchten vom ganzen menfchlidiea ttnd Irärgeifi- 
«ben Treiben eines Volks, fo wie die praktifchen Calcula 
und die ößVntticben Mafsregeln und Vorfcfaritte, wel- 
<:l>e man auf folche trugerifcfae Tableau« und folcbe« 
■eiteln Tand bauen zu können meinle, ohne za be- 
denken, dafs alle diefe mübfdm zufammengeßoppelteK 
Machwerke anch im beden Falle nidiu weiter geben, 
Als nur die Aufsenrehe des bürgerlichen Treibent, 
jiicht aber den Geiß, der in diefem Treiben weht, 
|es regelt und leüiet., und den Werih imd den Wohl- 
Atftd der Völker beßimmt, den man — irrig genug — 
nach jenen todteji MalTen zu berechnen und in Zah- 
len auszudrücken fucbL Aber w-enn auch nnCcra fo 
huchgepriefcnen Statißiken nichts weiter feyn, und 
nichts anderes werden mögen, als (S. 4) mehr oder 
weniger verunglacKte f^trJHche zur Realijirung einet 
Jsliünen TifWHg-ebildei , nnd in fofem da* ausgefpro- 
chene Urtheil über -die Sutißik und ihren Wertb al- 
lerdings nicht EU hart (eyn mag: den über diePolitik 
gefällten Spruch getrauen wir uns auf keinen Fall zu 
uuterfchreiben ; wenigßena nickt ohne fehr bedeu- 
tende EinTchränkungen und Modi&cationen. — Zwar 
mag das Ziel der Politik fehr faocli geßeckt feyn, 
IW'Cnn üe nach Scklötzer und der gemeinen Meinung 
nnferer l'olitiker lehren foll; njis 
was Walker veredelt und, ernied. 
hebt , Jehwäekt und ftürzt. Aber 
in der Natur der Sache; dafs es fo 
de, liegt im VVefen der Menfcbl 
zwecke des, Staats. Mag auch ii 
chung deßelbcn unmöglich zu feyi 
Menfchen Menfchen bleiben: ei 
der Politik imuter werden ; und ii 
jjidem ynt das Unmögliche fuchen , wird una keinea- 
,wega — wie der Vf. (S, 4.S7) meint —7 auch das Mög- 
liche verlagt. Das Mögliche würde nie erreicht wer- 
den, ßrebten wir nicht nach dem Unmöglichen. Ea 
iß wirklich ein fehs: harter und ungegrundeter Vor- 
wurf, den der Vf. am diefes Streb< 
litik macht (S. 402): „Statt nach d 
ben, daa dicht unter unferenFüfaen 
«lende Goldmackerey." Mas er am 
weu die Grenze des Mög;lichen re 
und wird er uns diels nie fagen : w 
niger Zuverläjßgkeit daa^iel der V 
-^enn wir es nicht in jenem OnmSg 
len? Können wir auch — wie er I 
bey der fießimmung des Menfchen ; 

gj^fen bey den Mitteln »um ZweC.-, , _„. _„ 

dangamittelu ; können vrir ans täufchen in Hinßcht 
■f^-d^Art, wie Völker -vr^ideo, and wa> fie werdeo 

101 



30^ 



YENAISCHE ALL6. LITEKATCR-ZEITDITOL 



So« 



Wlfenr mimer I^rictt fich hierin- noch Sein ausref- 
chendcr Gniad dafür aus., dafs die.VetfoIguug jtiiea. 
Unmöglichen, und unTer liersfallßges Beginnen eitel 
Tin* tfebri«bv fey,. wofiii: W der Vf. erklS«. Wer 
Kann, -wer wird je das Mögliche erreichen, der nicht 
nach dem Unmöglichen firebt? Ift nicht für den 
Uenfchen AUe« möglich, und Allee unmöglich, je 
nachdem man ihn iiimnn? Wer kennt d.ia Ziel der 
mcn fehl i eben Wünfche? und wer die Grenae ihter 
Erreichbarheit? Und wenn diefs Ziel und diefe Grenze 
Nien^nd kennt: wäre es nicht die bäcb&e Tborheit, 
•weiter nichts eiflreben wollen, als w«» unfer be- 
fthfSnktec Verftaod gerade jetzt für möghch hält? 
£• iß wirklich auffaltend, wie der Vf. der Pttlitih da« 
' AnffalTen des eben angedeateten Strebepuncts zum 
Vorwurf^ machen kann, da er (S. i^i) dae Ideal der 
höchften Vbllkrimmenheit-, die Gottheit, dem Men- 
fchen als Vorbild darllellt (3.441). Sittlichkeit oder 
vollendete VemuufithStigkeit i»i. ErhenntniCs and 
Handlangen als Beruf und hBohften Zweck der 
Menrchbeit' anafpricht, nnd' diefe hohe Beßimmang 
«Her Mesfcben (S. 446} al« Beltimniung des SuMi 
und aller Staaten aufteilt,, ah denEndzweck de« bür- 
gerlichen Wefen» (S. 444). welchem (fer Staat nicht 
nnr nicht entgegen fe^n oder entgegen arbeiten ^ fun- 
dem delTen Erreichung er, fo viel möglich, erleich- 
tern and befördern helfen foll. Du^ch diefe BefHm- 
mung bat er wirklich der Politik und dem Streben 
der Regiernngeu da« höChfte Ziel gefleckt, das ihnen 
nur immer geßeckt werden kann. — Zwar müg es 
Cchwer, auTterß fchwer feyn, diefs Ziel zn erftrcben, 
und der Weg. auf welchem es uiifere Politiker und 
Goaveroement« zn erßrehen fiichen , mag nicht iui- 
■ ' ' '1: mancher Weg, den diefe dahin 
ft mehr davon abführen ,. als dazB 
Vr. (S. 201 f.)' in feinen Bemei- 
perungswiHenlchaft und ihre ver- 
inde fehr gut ruchgewiefcn haL 
n diefer Schwierigkeiten willen 
icke und dem Scbickfale zu über- 
tlich die, ftejrlich niatatganz klar 
an sgefpro ebene , Grundidee aller K^roanemeuts' und 
Argumeniatlonrn des Vfs.zu feyn fcheint — wer 
■aOchte dicfs biDigenf Mag e> auch feyn, dab die 
phylifche und die moralifcbe Welt innig mit einander 
iwrhundin find; mag es fejn (8.4=7), dafs Ordnung 
jn der moraKfcben Welt die Bediugung der Ord- 
nung in der. ph jUrchen iß, und dafs Unterbrechang 
der Otdrtung in der phyhfchen Walt Uiiordnang in 
der ujorulifchen zur unausbleiblichen folge bat r im- 
mer ift* es nnteugbar, felbß nach dem, vras d^r Vit 
iS.^yßt) über den menfcbH oben Geiß und die Folgen 
hiues Wirken« ßigt, d^a das Treiben des Meprchcir, 
•)s vernünftige« Wefen betrachtet, kein hloCies Werk- 
einer unabitnderlicben pb^ßfchen Nothwendigkeit 
•der eines unvermeidlichen Zuiall«' iß; dab der 
MtuTch als vernüiiftigea Wefen nackfich felljß gege* 
^i-iicu Gettzeii handtlt, nnd'nnr durch fol che Ge- 
fetze grli-itet werden niag, nnd daO) die Folifik die- 
hOi küuu IUI Aag9 iaSvtt miUa*. wenn &t &a des 



Suatszweck-wirkfam (eyn witl. T)»cS ttnter&lirct- 
ben- wiä ßerav «laTs (S..50S) alle VerandeaungCn-' in 
der moralifcben Welt, wie in der phylifchen, mit 
Sfätighei.l erfolgen, dafs (JS. 506) dort fo wenig als 
hier je StilllVand' eintreten kann^ dafs (S. 514) an der 
Htind der Natur fich das Men fabenge fehl echt von 
Stufe ZK Stufe hebt, und (S. 515) nicht einzig luid 
allein gebildet wird' durch Lebren in Schulen and 
Tempeln ;, und dafs überhaupt (S. 527). in dem Gange 
der Dinge altes fo weife und gncig zu einem Ganzen 
Verfehlungen feji, daf« alle Clallen und all« St^vde 
in ledern Staate, vom Könige herab bis zam Betder, 
miL einander ßeigeu und Cnken mülTen. Jeder ver- 
ßändigeFolitikermufs Heb zu dieCeu Grund (^tMo be- 
kennen, wenn er auch fotiß nicht mit tlem Vf. ein- 
verßanden teytx follte. Doch iß' mit allen dieren.Leh- 
ren im Grande wenig, oder nichts gegeben.-. Der 
Staatsmann, der weiter nicht« kejtnt sTs Qe, hat nnr 
einige negative Normen für fein Handeln . die iba 
vielleicht daftit fchützen, dafb er nichu t'nrech- 
tea and'Unzweckmäfsiges tbnt. Aber ihn dahin n. 
leiten, dafk er in den vorkommenden einzelnen Fäl- 
len immer das Rechte und Zweckmftfsige tbae, daia 
ßnd diefe Regelu,. wie alle blofi negativen Befiim- 
roungeo, keineswegs autreichend; dazu bedarf es 
beüimmteter, politiver Inßractionen, deren Güte and 
Zweck mUfsigkeit aber auch das Hauptproblem der Po- 
litik iß, wenn üe etwas mehr thun Toll, aU fich blofs 
leidend. verhallen, oder deutlicher, wenn fie die Er- 
reichung des Ziels ihrer Wirkfamkeit nicht hlofs titcbt 
hindern, fondcrn wirklich' fördern füll, was felbä ' 
der- Vf. (,S. 444) von ihr fodert. 

Übrigens wollen- wir nicht darüber mit dem Vf. 
rechten , ob nnfere Staaten wirklich auf die reditli- 
che Weife entfbnden fejn mögen, wie fie nnferePbi- 
lofophcn gewöhnlich entßehen laiTen. Er mag nickt 
Unrecht haben (S. 131), dah hiflorifch nicht bewie- 
fen werden kann, dafs irgend einer der SuaieU in 
feiner eTjlenEntJiehung eine Erfindung der Men- 
Tchen war, in dein Sinne, wie Scklöt7:^r (mit Aw\ ' 
er es in feiner- Kritik der Politik vorzüglich, md I 
beinahe atufchliefsKch zn than hat) und Andere 
von diefer Erfindung fprechen. Doch darauf, oh fich 
diefer Machweis au« der Gefcfaicbte wirklich führen j 
lüfst, kommt e« in der Politik anch gar nicht an. 
Dieffl von dem Vf. fo weitlSuftig unterfncbtc Fn^c I 
hat auf die Politik and ihre richtige Begründang nud 
fiebere Darßellung eigentlich gar keinen Einflnk 
Die Lrfindung der Staaten — in dem Sinne, wi« 
Schlötzer diefen- Ausdruck nimmt — and der Drver- 
trag Und Für die Politik ein nothweodiges PoßaUt, 
fo nothwendig für den Politiker zur Gonßruction ei- 
nes haltbaren Softem« der Staautehre, wie für den 
Theologen die-Lebu vom Dkfejn Gottes sor AofTuk' 
rung eine« Sjßtms der GottesgelahrtheiL Gntnden 
tvir die Staaten nicht auf Verträge, fondem, wie da 
Vf. (S. »34.) will, liaf UIhrpation, oder auf Erob^ 
rudg, oder auf beide« «ngleicb, oderanf Vermlhlan^ 
oder auf eiri Teßainent, oder auf Wahl etifiger alige- 
fdbswt MCbner, #ie wir &c in der Oefiakuchto oi*- 



Se» 



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Sehen (ihen i was ffncT (le andievt» aT« wi<)ernatürlicbe 
und widerrechUache Inßitutionen , die nur der Zufall 
snEMnmenhält» der fie ge£chaft*en hat? \y'aa anders;, 
al» ErzengniiTe der Macht, mit welchen das Recht 
durchaus nichU zu thun hat? was anders; als An* 
Halten awn Druck der Menrcbbeit; ftatt dafs fie, felbft 
nach dem Vf., aiif die Healifirnng des Wefens der 
Menfchheit abzweckend feyn Füllen ? Gäbe die Ge* 
fchichte etwas mehr, als nur den roheften Theil cter 
Anfsanfeueder Erlcheinungen, welche fie dem Auge 
der Nach weit darftellt ; gäbe fie diefe Erfcheinungenr 
in ibrer vollen £ntfaltune, mit allen den Momenten, 
welche diefen Erfcheinungen vorausgingen, fie be- 
gleiteten, undibnen folgten: zuverlällig, man wür- 
de in der Gefchiehte den Urvertrag eben fo deutlich 
finden, als fie in dier £rzäh1ung der Ufarpationen, 
Eroberungen u. tw. die eWlen Veraniairungsgründd 
dea Entftehens der Staaten giebt ; jene VeranlalTungs^ 
nünde, w-elchen die fernere- Ana- und Fortbildung- 
des bürgerlichen Vereins zwar überall, aber meid fehr 
unbemerkt^ folgte* Gerade in. diefem unbemerkten 
Folgeto Hegt der Grund-, warum die Momente, auf 
welchen diefe Ans- nnd Fortbildung beruht,, in der 
Gefchiehte meift' überTehen Shd, und warum die Pe^ 
litik das als Pöftulat annehmen- muft, was die Ge« 
fchicbte fo äufserft feiten mit völliger Klarheit giebt, 
weil fie nirgends den Gang der Staatenbildong bis 
ins Detail verfolg; und aua den angegebenen Grün- 
den nirgends verfolgen konnte. 

Abgefehen von den bisherigen Bemerkungen über 
den allgemeinen Zweck, des Werks und die Haupt- 
pancte deffelben , find wir dem Vf. das Geßändnifs 
fchaldig, dafs feine Kritik der Politik in ihren ein<> 
zelnenTbeilen eineMjenge der treffendften und beheri- 
zifiingswertheften> Erinnerungen gegen-manche poli- 
tii&he Lehren und Maximen enthält, nnd dafe fie in 
diefer Beziehung allerdings der Aufmerkfamkeit un«^ 
ferer theoretifchen und praktifchen Politiker empfoh- 
len so werden verdient. Unter die vorzüglichßen 
Parthieen diefer Kritik gehört das^ was der Vf. über 
die BevöUierungs Politik (S. 204 f.)^ die Indujßriepo^ 
litik (S. s57f.)f VLnA die Auf kläruiigs Politik (p.^xii.) 
Tagt I doch wird der Sachkundige hier wenig finden, 
W^i ^ nidit fchon wüble» und der verftändige Poli«^ 



tiker nichts weiter, als eine Reihe ibni fcbori längft 
bekannter Warnungen, verfehen und aufgeftntzt mit 
einer Maffe von Autoritäten, wie fie weniger belefene 
Schrififteller, als der Vf., nicht zu geben vermögen ; 
wiewohl diefe Autoritäten im Ganzen zu nichts from- 
raen , dtxm die Wahrheit hängt nie ab von der Anto- 
ritätdelTen, der fie predige — Von diefer Maxime 
geleitet, treten wir denn anch mit voller Überzeu- 

furig dem bey, was der Vf. bey der Erörterung. der 
rage (S. 383 f.) : PVelch&s find die (Duellen der Po* 
litik? über den Werth der Gefchiehte für den Politi- 
ker Tagt. Er hat wirklich fehr Recht bey der Be- 
hauptung (S. 393) r „Wir befitzen den grofoen Scbatz 
von politifchen Wahrheiten nicht, den fo Viele zu 
befitzen und von der Gefchiehte empfangen zu haben 
wähnten, und noch wähnen;, oder mit anderen Wor- 
ten : nnfer Reichthum an Mitteln , aus dier Erfahrung 
entlehnt, gegen politiFche Übel und zur Herbeyfüh* 
ruBg des HeUs der Völker ift dem bey weitem gröfs- 
ten Theile noch ein eingebildeter Reichthum.** (S.407) 
„Wir muOen zwar Rückficht auf die Erfahrung; neh- 
men; aber die Welt ift noch viel zu jung, nnd um 
fere Annalen find noch viel zu dürftig, fo M^e unfere 
Kräfte zu ihrer Benutzung viel zu fchwach, als dafs 
wir allgemeine politifche Wahrheiten in beträchtU* 
eher Anzahl der Gefchiehte verdanken könnten/* Der 
eigentliche LeitAem des^ ächten Politikers ift die Fer^ 
nunft; fie lehrt ihn, was er foll, und darf; und folgt 
er mren Lehren : er kommt gewifs ficher und zuvcr- 
läflig zum Ziele. Was der Vf. hingegen (S. 4i3 f.) 
fagty kann unfere Achtung gegen diefen Leitftern kei- 
neswega fchwächen. Auch für den Politiker giebt 
es ein Ideal, das er- immer vor dem Auge haben mufs, 
wenn er den Weg zuni Ziele nicht verlieren will« 
und ift der Politiker verftändig, was er feyn mufs, 
wenn er den Namen eines ächten Politikers verdie- 
nen foll ^ nimmt er bey derVerfolguug dief es Ideals 
Rückficht auf die Lage, den Zuftand, die Denkart^ 
denGeift, und überhaupt den Charakter feines Volks: 
zuverläilig,. er wird* bey weitem- wirkfaraer feyn für 
Menfcben- und Bürger- Wohl, als derjenige, derauf 
dem weiten Oceane dea bürgerlichen Lebens- ohne je« 
nen Cpmpab febifit. 



K> L E V N E SCHRIFT £ N» 



.89AAVSWitSBiitCBAVT»if. £r/aiffm, in der Expedition 
^.^ Cameral-CörrefpoudeBten« Über die dermal wicktigjien 
finanzier befferungen in Üentfchland. Ein m«t der altcften 
pifMiMietrfcbtchte ttnd tu» tier neueften FinaosUteratiir g«-, 
|ebOpite»'<^lMibeii8bekeniitiiirt» VOM Dr. Joh. PaulHarl, Prof. 
aer. OaiwidmffenfclijJicn u f. w» lün* 5a S. A Ca P^O 

Uiefe gam gehUtlofe Schnft, ohne gleich den ummuiciiett • 
Miteliederii der allg. xsimeral. Ökonom. Societät, als ein An«, 
denken, gewidmet lü, liefen von S. 5 — 16 ein buntes Ge- 
mifch' roA Aasaagen aiuächiiften aber Finanzen und Finanz* 
-rerwakungeu« a. ß. •*«•« SnUy^ der Staauwetsheitaiehre von' 
Jmk. p MmUr^ von Dr. Heinuhen dargeftellc, des badlTchenv 
Hn« Rfg, Kt>^ hieinburd , des preulL Hn. Keg.Raths f . üatt« 
fn«r una anderer bekannter und unbekannter SchriftAeller, 
«I^Mfebiittl» all tuia^^l f^ü Vorreda»^ Dann erft S. »4i; 



nacfidem der Lefer bisher nicht Wnßte,- vn» derVf, ei^^enF» 
lieh wollte, Tagt er: Katini und Zweck erlauben ihm nicht, 
feine Gedanken und Voii'chläge vollAindig zu enti^ckeln 
und. aushllurlich darzuBeiieu ,. londern er wolle hier feitie tui* 
zielfetzlicben IVleinun^^a uuJ Wilnfche blöfs andeuten, nur 
Winke geben au fina^izverb'e flerungeurf Uiefes- i(i w^lu*häf» 
tig. dem geiaufcbvoUe-n Titel nicht entfprechend ; denn nach 
demfelben erwartet der Leffer und befonders der Finanzwirth 



f: 



anz andere iiinge* 8i 17 fingt erü das wirkliche Glaubena* 

ekeiintnils an. 

Gleich zit Anfange deflelben* Aellt der Vf. den Grnndlatn 
auf: „Der StaatsGi'9(iit lil die Seele der Finanzverwaltunj^ -— 
das GraTitatipiisgefetz der finanziellen V\ elt.** ^ Credit iü 
ja Vorempfang , Anticipation , alfo auch der taatscredit, und 
unglacklich jj^ des- 6uut |, der reiner beaöthigt^i& Jedt Fi« 



».8. 



»** , 



nanirigientne foll» itn llWien, To linge « ibr mir Jinmw 
piöglicTiifi. W i« miig der Vf. ihn mr t^eele der Finai.zv«- 
^fiung machen 1 — ßeßaht d!« Seele der !■ imniverw«!. 
lung im SctuldemincLen V — UiiiDittelbar diranf werden 
König Friedrich und liaifer Napoleon , die Groriea , ak Geg- 
ner der Cwdiimöiuieii angefiihn. ^^ ie reimt fich üiefes zu- 
tammenV - Ift die Benuliung dfr Credit. minien nicht Be- 
nuttiing dei ?t«»licredfti? — Die Untcrliiming dielcr ötants- 
CIcdiilienutEiltlg wäre ia , nach dem GniiidfÄtie dej Ms-, ein 
erorser Fehler Efgeu die Seele der I ii.auKverwaltung ; dirfe 
leKenten »Ifo n.it dem Vf. in offenbaren. WiderfprucE. Nach 
S.SO foll die Abtreirng oder VerSiifscrimg Äfr fctaat'-filcr 
Bill* Radical-rinanicul fcyn. Bec. kann hier dem Vf., xat 
Belehrung, am" die JJ. 55 — 65 »"* ^" Siaati • FinamEwirih. 
fchaft de« H» Grafen o. Soden entgegen fetzen. E» feheiiit, 
^er Vf. hahe dieFe Lehi-e ron det Veiäiifserung der L'omJnrn 
lind icren auifillirlicher Beianntuiachiing lum Verk.iufe liier 
nitbx wegen der Einträglichkeit feine« Canieralcorrefponden- 
ten beiQhrl, ala wegen der Wohltuhrt de^ Stnat»; dann wo- 
rii wäre Jonft die Anfeüirnng der TieJen Refcripte noüiwendig 

Die siMyw Hauptverhefferung foll eine •rr!/a EinfcJirrm- 
kang ita Suattbedorfi lejn. Ein ganz iiniichtig gewühlter 
AiisarUCK. Am Staaci aufwände , aber nicht lun Staatibedarf, 
Vann eine weife .Einfctolnkiing St»tt finden. Der Bedarf ei- 
ne» 5tmall wli/r geleiftel und terbeygerdiafft werilf n , weil er 
onthireudig lü; nier bey dem SiaaiKaiifwande dünnen unrö- 
tiiee Awieaben TPrkonijnen. Meini aber der Yf, den Stftats- 
aiiKvaiid: fo ha^ er freylich Recht; es k»nn oft Viele« dxbey 
etfpail werdtn, bcfonder« in der Orgaaifatton <ler Beuiiten [ 
IblleM aber die Kegieningen ihreQ.orfcenwn todtfchlageA : — 
Umer die dritte Fi "»n^«'«'' helle 1 "«ig reclinet der \ t eine. 
V»ru^ta>4t"^r, und zwar vom beweglichen und unbeweg- 
lichen VÄ'W'ige*». Er fcheirtt hier jeradeia etne VerniCi^ti«- 
fieuw antunelimen, und nieht ilai Einkonmteo au» d^m Ver- 
mögen: dmt> beide find fehr verl^hi* den« Begriffe. Eine 
folclie Vemiflg«n«fleuer kann, ohne fifcalifche Formen, und 
ohne-verbar« und illiberal m feyn, g" "■cht ">« g'J; 
xecjrter Gleiehlieit ausgeglichen werden ; Ge beflenert diircb 
die beweglichen Theüe, aafser der Mfinie, ein Vermö- 
gen,' da« nichrt eio^iiwl. fondero sielmehr fiph ab- 
jaittt, und Vermögen und Capital direet yeimiiideit, wat 
.iecLiede Regierung den Staatlbiltgein heilig ßchein m.if»; 
fie iff eben deswegen die all erfclitech teile und eine den Na- 
tional woblB and »uf geTadera Wege m Grande riahuiule 
SttUM, nttd wo der NMion»lwoblfi.ind fehlt, da fehlt auch 
in Sla«t»regieriing*wohiria)id. Troli der abfpre eben den Au- 
flirung desTIfs.: „Wenn man Jetzt jioch und bey den gegcn- 
wailieen ZeiiniiifiSrden dieVeim<igen»fteuer verwerfon woll- 
W fo würde man entweder Eeoismn« und riiTatinLerelle, 
- Jod'er Antagoniimt.» gegen Zeiigrift und Zeiibedfli fiiilTp, oder 
Massel an hifiorirctien , naaiswinfircba »heben und cikoiio- 
«nifcfien KeiintiiilTeri verralhen. ITer die Idee der Ver/ne- 
geniaeuer ffir imamfnhrbar hält, hat die Anfgabe, die Er- 
fihrtin^ der »Iteften und neueften Zeiten lu l9iignen. Audi 
ß.:d «iFe Einwendungen gegen die Beßeuening der Capiiali- 
den in den Augen unbefnigener KeKner gftxBltoh unftat^ 
httl" — muf« Ree. diefen Fati geiade umkehren, und deji 
* n, ßaauwiithrchiiftlichenKednt- 
3enn eine Veim 'igen sJl euer, im 
indße und.Terdeiblichfte Steiier, 
tilidl , weil M fo war jind noch 
r, ob die Steuer nicht dien Na- 
zu bernclifijchligen ; diefe Zer- 
durdt die Vermüg«nißeuer de* 

mne ift die AbiDSgung iindPsn- 
itVaue alle» alten oder neuen Golde, und Silber» in Gerith- 
fchafien oder Waaren. Hier -foll auf jede Ducatenfchwer« 
.X^oldes Bo KrenuT, und jede« Loth Silber» 19 Kreuzer Taxe 
Izeleei werden. Diefe Puniining fey nothwendig, weil in 
3en meißen Ländern viele ui.gepriljtc edle Mclalli, und be- 
fondMi bey den unteren Volk.clalfen fehr hiiifig GefchLrre, 
Stifte, helfen, Uhren, Knöpfe, Schdallen u. f. w. aligeirof- 
fen werden. Welch eine ÜMiufiveirltanmieTtmgl Welca ein« 



^inanivetbcnenmg : VVm -n-flrda der Vf. tagen, wvnii raaa 
thin auf dirfe Art ffine Tabaiieren und goldenen Meialle |>nii- , 
zirtfl?' — Die /iJn/«a FauaüZTarbeffurunK fall fAae Erbjehaftt- ' 
fieurr feyii , -weit fi« unter Auguß atngefiliirT , ona luutf 
Trjtjan modiftcm worden iß. Eine fol^e Steuer hat ebes 
die verderblichen Eig-cnfcliafMn , wie die Vermöge nsfi euer. 
Hie feihjce iß eine 'laxe auf die Hände, weil Wiiicmbjrf; 
nnd Coburg Oe «ingefnlirt Kabeii. Wahrhaftig eine grotje 
Finanweibeßerungl Weif» dei« disc Vf. .ni<£t, d*Ia ein« 
foldie Txxe nur den 2weck dir Veimindeiung der Hunde, 
und tiiciit den der Füllung der FitunzcalTe liaiie ? — wa« 
aucli ganz recht iß. 

Eudlid) befcbllef«! der Vf. fcina FinuitTerbcfTerungea 
mit einei' l.uxu«ßeueT, auf die Haltung dienender PerfoBeB, 
PterJe und Wagen gelegt, und zwar nach dein konigl. preuf' 
ßra.Mi Edicte vom sa (Jet. löio. Rec. fiagt dt« Vf: iTchö- 
' rcn obige Gold- und Silber- Gerätbfchaften, die Erbfcluften, 
die Hunde, di« Pferde und Wagen nichr auch zu d«m Ver- 
niügen f ~- Er fetzt di« Vermögen&Tteuer und diefe befcinde- 
rcii Steuern einander an die Se^ie, V\ eun daher, neben die- 
ffn, noch eine VermiigensReuer entrichtet werden follle : lo 
millste die Steuer dopiielt auf diefe (Tegenßande fallen ; oder 
foHen diefe au» 'der BcAimmung de« Vermügen« weggclaflca 
and' befonder* hefteuert werden ! — l)arfl£ei giebt Atx \L 
l^ine AiukiuUj;. 

Dieftt wären alfo di« voitreiHicheaFinancvetbelTerungen 
lind reif dm chdachtcn Winke und VorfchUge , auf welche 
der Vf. die Slaaiireglernngrii aufmerkfam niacKt. WjibHiaf- 
lig, Bec. huin nicht unteilajlen, die Regierungen au^umfea, 
diafe wichtige, lo viel Neue« «nthallende Sc&ift mit «Inem 
Prtife, fey tliefer eine ]'abatie{c oder eine Medaille zuan An- 
Längen , SU krönen^ R. S. H. 

8t*Ti«tix. Leiptig y h. Dfk ; Eufiliaidihi$itmdftt Fa. 

brik' uuä ManuJactHr - Staate ts atiiluibHiJchcr OrdmmMM, 
Vorher eine kurze IJberßeht der ruffifcHeu Gewnbkuode nnd 
de« Handdizußandi. Voiuehniljch fnr Hanfleute und Fabri- ■ 
canten ron D. Joh. Chrijioph Petri, Prof, am evangelifclMs 
Gymna&um ia Erfurt ,u. f. w. igii. B15S. g. faogr.^ ÜAEtc iti 
Vf. auf dem litclblatu diefei Werk» beygeietat: fo wie Be, 



beygef 

nimlich die Fabrik r und Handel» -8tidie,mcÜtei 
mehreren Jahren 



4,Bun<l 

St»r^h. Ceorgi, priebe, Hm^ei, 

dem Journale Petersburg und Ccnjtantinopel o. A. m.: '- 



wlie fettig an erinnern. JJom eigene nm« au« f rüratatMlUn 

irefduipfie Nadii'ichten hat derVfTfaß gar nicht geliabt, u ' 
fclbß (1er neuen EinthciJungtlufshind» ilTer nicht übemU 11 



geblieben. Die Obeificlit der rufüfchen Gewei-bkunde. viel 
zu kuri, um in den wenigen Worten, die Rec. znlaiiiDm- 
fafU! iVCar gründete di« Handwerker und FiArikMitla'm, h*- 
tharina II erweuerte fie und begiinßigte /nt durch Pn^UgU», 
erfcUöpft zu werden, mtifite untfaiTcnder in ihrem UaiKuge, 

fi6fser in ihrer Anficht, praktifcher in ihierllarßellung, unl 
edemender in iliren Hefnltaten aiKgefnlkn feyn . weiia c«r 
Vf. nur die vorhandenen MaieriJUen vüllßlulig bomlxt bin«. 
Ltie fümf odej- frch» Rubriken, woreiif da« Ohnge zerfallt: ij 
NehenberchÄftiguiig und Gewerbe der Eandleiite; aj eigentli- 
ch« iUndweikcr.und aif.chaiiilcLe Rdiiße; 3} >lanuf«ctuien 
lind Fabriken, welche Prodiicte au» dem PJlanzen-, Thitr- 
u»d MinaraltBeiehe terajteitenj 4! Handel, fowohl innaei 
Land- und Wafler- Handel , al» äufserer Haudd ; Sj alphabc» 
ti fcb et Verzeich nif» von KufB]aftd»'««rnebmftea Hendelc-'mA 
Mannfactur-Suidtenj 6} Refnhate flber Hnftlandt ~ ' 
faandel und Induftrfe, find (No,^ autgenommen} ', 
und a. Petersburg , Moskau und ein^ weni«« ■.„... ^nnaw 
meifteni derKreii, worin fich die Hauptdata beww««.' Oh^ 
Storth liStte der Vf. fein Werk nicht vollenden kfiäm. Ata», 
che ioierelTante Artikel in dem politifchen -Journale, und nua- 
che» Werk , z. B. da« entdeckte Geheimnif» der ntotkoviü- 
fthen Lederbearbeituiig , Gotha >Soo , wie über den WeiBbaa. 
dl« Schafzucht, find unbenutn gebliefaeti, D>»B«Ndken dt* 
Vf« . wovon er in derDedieation an den Farften-HepaiN f^iefaL 
die manuLclifailigRen Indußriezweige eine» markwOj-dieBM 

Reich« dem Publicum iifLer bekannt tu ■ — ',■,,, jfl 

lall. Da» beygagebene Rupfe« , dio Weclire)b*iA *a- S. li 
twibtirg, ift bekannt: ' Hk-K B« 



e andara Stfldttr 



S'i .•J.E-:-N- A -i S- C- HE s.* 

ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



MIT « 8 > 6* < 



G £ 5 C H / c 4 T i. 

1^ Ta«I8 , b. Bniffon ; Histdtre Ae Ft'anee frenSaM 
le dixhuitihnt sücie fit Charles IjacrettUe, Pro- 
feasetu d'hbtoire ii'f onivertite imperiale! VI Vq- 
lamea. igii. 8-' ' 

t) Berlin, b. Sander: LaeretelUri's äei Jüngeren 
Xiefchichie von Frankreich wäkrend das acht- 
zehnten Jahrkuiiderts. Aul dem Fraiizüärchen 
-überfetzt tcit Erläuterungen, Zuf^tzen. Berich- 
tigungen begleitet, auch mit einem Tollßändigen 
Kegifter «ertehen von /. Z>. Sander. tQio. £r- 
ßerEaiia. 3C1I u. g7o S; " Zweytet Band, XII n. 

I Zwef äecenfionen. ] , 

XXr. LaereteUe erzählt die Gefchicfat« F^an^reicbs 
nicht während de^ ganzen achtzehnten JahrhundeTts, 
er fängt erFt tnit dem Jahre 1709 .an^ und endigt hey 
der EVo^nutig der lieichBllände {itatf - ghieraux). 
Den rpäter^i Tlieil d^ &anzöfi(chen Gerchjchte im 
voriguijahrhiinderth^t er ala Foitretzonc vanHabaut 
de Saint - Rtienue Gefchichte der. Franz üli [che n Revo- 
lution befondera bearbeitet, und den TpaiitTchen Erb- 
folgehrieg wollte er nicht ganz darßellen , Wfii er 
foim in Ludwigs XIV Gefchicbtc hätte weiter hinauf- 
Jlc-igenmuirt.11, w^ozu noch die Furcht kam, nichts 
ata eine fchwache Copie von VoluirtTs fchönem Ge- 
milde 2u machen. Der atisgezeichnete AhTchniK 
der franzöüfcben 'Oefchichte wird in fecha Bänden 
vorgetragen; der Ühcrfetzer will eben fo viel Bän- 
de IiefeTn. von denen der letzte Znrätze und Be- 
richtigungen zu Lacr^ Werk enthalten foll. Rec. hxt 
nur die beiden erflen Bande dar Uberfetzung vor 
fich liegen, die er mit dem grofsten Vergnü* 
gen geleTeo haL Er begreift fehr woh!, dafs diefea 
Buch in Frankreich groEses At^fFehen eiregm konnte; 
es ifiXentcnzenreich, voll pikanter Anekdoten, in ei- 
ner lebhaFten Sprache, und mit nationaler VorltL'be 
f;eCchrieben> XJfir VF. beützt die Kunft, feiner Erzäli- 
ung Leben ku geben, indem ex PerFooeri in bewe- 
genden Momqnten re^«nd einführt, wie z.B. Lud- 
•vn'i^ KIV» als er dei^Daupl^n, Herzog vonBourgQgn«, 
Kam letzten Male fal^, ^^i* deuArzt Marechal, aJä.er 
iicti bemüht«, de« Herzog von Orleans beym HÖHijge 
vom Verdatet derGiftmiCcherey zu rechtfertig »1, der 
auf ihn fiel, all (aidyvige Familie wiederholte "Todes- 
ßlle trafen.' Rec. Imnn^Ji.icht .umhin. , eine klein« 
I^i^ebe zu gebei)> ,Ala die^rmzoten im Jahce «.741 in 
Jcr Nacht von? 115 Nflv.jPrag llüfmten! ^atte der 
Ob<^tt Chevert, to erzä!(iU.dfr}C£,\^if ^«eia Grena- 
J, J, L. Z. i8'3' Zweyter Band, 



dierTeine« Regiments folgen den t)ialog roll IttrolTdiar 
Einfalt. „Siehft du Wohl die Schild wache divom?** 
— Ja, mein Oberft. — „Sie -wird dich anrufen: 
Wer daJ Antworte ihr nicht, fondern ^^e vor- 
' AVärts." — Ja, mein OberftJ — „Sie wird auf dick 
Tchieläan, »tet m^t treffen." — Ja, meihObäfl. — 
^.Macbe Genieder, tuid ich bin da, dich zh vertbet- 
digen." — Der brave Grenadier ging, die Schildvra- 
che fehlte, ein Thor ward eingefchlagen, Prag ge- 
nommen. Diefsr. Dialog itl noch befonders zur Cha- 
rakterifinmg , der franzäüfchen Nktion merkwürdig, 
fo wie folgende Zuge. Am Abend vor der Schlacht 
bej Beaucoux (den 10 Oct. 1746) Hefa der Marechd 
von Sachfen eine Schaufpielerin nach dem Theatec, 
.-da« er in feinem Lager geben liefs, folgende Anküodf- 
^img machen.: „Morgen kein Schaufpiel wegen der 
SchTachtj übermorgen aber werden wir die Ehre ha- 
ben, vorzufiellen, den Dorfbahn u. t. w" Konnte 
der Marechal wohl ein belTeres Mittel wKhIen, um 
Jeinmi Tru[^en Zuverficht einzuilöfsen? £r hat aber 
auch den Ruhm, ganz Franzofe gewefen zu feyn, und 
wie /(^ kein anderer Fren>de den EnthnGasmui der 
Nation erregt zu haben. „Eine* Tages, ak er einer 
Vorflellung im OpemhataFe beywobnte, nahm eine 
Schaufpielerin, die den Ruhm (/o gloire) vtKftellte, 
den Lorbeerkranz, dae Attribut ihrer Rolle, von der 
Stiine, m>d überreichte ihn dem FächCfchen Helden. 
Ein langer allgemeiner BeyFall machte diefe glückliche 
UnFchicklichkeit zu einer Nationalhuldigung.** Sehr 
interelFant find Rec. auch folgende Anekdoten. Bejni 
Schluße des SaintMedard'sEirchbofea, wo Diakonoa 
Paris durchHülfe derJanfeniFleB, betrügerifcherBett- 
.1er, und betrogener Schwachköpfe, fo vide Wunder 
w^irkte, die ganz Paris anzogen , fand man eines Ta- 
ges an der Tbüre folgende Wollige Infchrift: 

Da par U toi, defentt ä Dia«. 

De fair« miracta en ce liea. 
Man mufs die GeFchichte diefer Wunder lefen, ats 
zu begreifen, wi 
grofsmi Stadt geh 
.die Periode des 5; 
leans. „Es giebt 
Nation, und kein 
als die f'Vanzofen 
und nach allem Ni 
die erdaunlichen 
greifen will : fo n 
RegeniFcbaft des 1 
Luxus' unbegrenzt 
Tori dt» Hofes die 
gends hat Rec. d 

1Ö2 



Si5 



YUrArSCHE. ähLISk UTSSATUH-ZEITUKG^ 



S^ 



ner ?^o^e treffender gefcbfl^err ^fifin&n ,. als irr 
folgenden* von^cler Mutter des 'Regenten harrülivenderw. 
Erzähhingen.. „Wenn Mt. Law wollte, würden ihm, 
die fränzöfifcben Damen wohl mit Verlaub den Hiiv.: 
tem küffen ; zur fehen, wie wenig tcrupuleux fie feyen^ 
ihn p.ff.n zu (eben t er wollte Damen keiheAu^ens 
geben ^ wei J jhm gar N o tb zu p . IT . n war ; wie er es 
den Damen endlich Tagte» antworteten ße: cda n& 
fait rien-f pisses » mais icoibtis notiSr alfo blieben fie 

10 lange bey ihm Eine andere Dame liefs licb^ 

^xprefs vor Mr. Law'a Haufe mit ihrer Kutfche um* 
werfen t und rie£zu ihrem Kulfcher; verre dojtc, cor- 
euinl vers^sl Wie ihr Mr. Law^ zu Hülfe )(amt ge* 
Kandfi^» dafs es. mit Fleifa gefchehen, um ihn zu 

(frechen Eine andere Dame, fo ihh^ überall 

verfolgte, die wollte er nicht anhören ; fie erfuhr, dafs 
€r bey Mad^ deTimiani war, und Hefa fie bitten, daf^ 
fie mit ihr elTen dürfte. Mad. deTimiani ging zu ihr, 
und fagte^ etf könne der Tag nicht feyn , denn Mr, 
Law e&e bey ihr. Sie antwortete : Eben darum, wolle 
fie gerne bey ihr eilen. Mad. de Timiani fagte: fie 
kpnne Mr, Law nicht zwingen, und ging davon. 
Mad^ de Bouchu lieCs aufpaflen; wie Ae an der Tafel 
£a(8en , lieCs fie ihren Kutfcher und Lakaien rufen : 
au feur au Jeu l AlFes fiand von dBr Tafel auf, um 
zu fehen, wo das Feuer wSre. Mbns. Law kam auch. 
Sa fprang Mad. de Bouchu aus der Kutfche, um Mr. 
Law zu TprecBeii \ wie er fie aber fah , I^rang er da- 
von." Kec. verweilt gerne bey folchen Zügen , weH 
fie eine Zeft un4 eine Nation lebendiger als jede fie- 
Ichreibung malen» Sie find' für den Gefchichtfcbrei- 
ber um lo merkwürdiger, wenn fie Nationalzüge 
fipd, denn in ihnen befteht in neueren Zeiten bey- 
nahe allein noch die Nationalgefcbicbte, fcitdem die 
Nationen höchftens nur das find, was drr Chor im 
griechifchen Drama, ohne Theilnahme an der Handlung 
Uofse Aule Betrachtung. So ift auch die vorliegende^ 
Gefchichte Frankreichs nichts als Gefchichte des Kö- 
nigs und der HeRntriguen , ein Thema, ihterelTant 
genug, aber nicht erhebend. Es hat diefs llückwir« 
kungen auf die Gefchichtrchreiber; feiten findet man 
mehr jenen ßrengenErnlV, jene begeifterte Würde der 
Schriftfieller, welche Natiönalbegebtinheiten befchrei- 
ben: der belländige Umgang mit dem Hofe niacfat 
nacbfichtig. 'Man kann unfercm Vf. eine andäudige 
Freymüthigkeit, Feinheit, Geift nicht abfprechen: 
allein fein Tadel ift nicht energifch genüge er übt 
nicht das Räcberamt der Gefchichte nach unferea 
Schillers „die Weltgefchichte ift das Wehgericht.** 
Eine eigene Schwierigkeit hat noch der Vortrag der 
franz.. Gefchichte in neueren Zeiten r der Vf. bemerkt 
richtig, dafs man fie nicht vortragen koilne, ohne die 
Gefchichte yon g^nz Europa mit zu erzählen. ^ Es ge- 
bort Bturtheilungskraft dazu, das Mittel zwif^en 
dem Zuviel und Zuwenig zu finden. Der Vf. hat die 
Aufgabe glücklich gelbft ; er fcheiut Rec. nur einmal 
tmnöthigerweife weitläufiig gewefen zu feyn , näm- 
lich bey der Befchreibung dfer Thronrevolutionen in 
Rufsland nach Peters 1 Tode. Die Kriegsg^fchichre 
trägt Hr. Lacr. naitMäffigkeit \ct, tt erzählt nur di« 



entfefaeidtndemEretgnTlfe) |lie aHgem^neir Ur&den 
d«e Afif8l]ngem& und Gelingeiia;. die DarOellting feintf 
Schlachten ift anfehaulich, der Ausdruck würdig. 
,SQllteQjj).<Jej .Befchreibung^ des c^fterreichifcben Suc- 
eelHonskrieges die Ereignille zu. sierAuokelt fcbeinen : 
fo muCs man die vielen Krieestheater im^ Auge behal- 
ten, und die Nothwendigkeit, die Ereignifie, die hie 
und"* dort Geh zutrugen , züfanimen zu* vcrblivdt?«. 
Von den. einzelnei^^. Thatfachen und düem Gange der 
Gefchichte, fo wie von den Urth^ilen ^eB Vfs. , will 
Rec. nichts bey bringen : jepe find- im AUg^emeineru be- 
kannw und die ivitere^anten< Deta^ils. anzufühEen, ift 
. hier ^ex Qrt nicl^ i-. P^it .dieCov ^f^ fofern fi^ die Reful- 
tate der Gefchichte und hervorragend^ Männer betref- 
fen ,' ilimmt Rec^' überei^ : der Vf. ^fgt überall ein 
befonderes« Streben , die guteU' Seiten herauszuhelfen. 
Einen befonderen Zweck hat er naoeh^ die Veranlaf- 
fungen der Revolution nacbzu weifen. Zwey Stellen 
find in diefer Rückficht merkwürdig. Als man Lud- 
wigs XIV Leichnam^ nach St» Denis brachte , erzählt 
der Vf. , verthellte ]5ch die Menge in die kleinen 
Wirthshäuler an derli^dßrafj^t man trank und fang, 
und erlaubte fich eine tmanftähdige Lidligkeit, die kaum 
an einem Tage allgemeiner Fretide fchicklich gewe- 
fen wäre- Ausgelaflene Gaflenlieder, worin Ludw^ 
und die Frau von Maintenoh mit Vorwürfen beileckt 
waren, flogen von einem Mund<e zum anderen. Al- 
tenthalben, wo dier Leichenwageiv durchfuhr, horte 
man da« Schreiyen und' Singen diefer rohen Trunken- 
hfeir fich verdoppeln. ' Die'Sfonarchie hatte fchon an 
dem Tage , an welchem mah die Trauer uin einen 
folchen Monarchen entweihte, eine Erfchütterrmg er- 
litten. Und — nachdem dei Vf. die Streitigkeiten 
des Hofo mit dem Parlamente erzählt hat, -welche 
^ntdunden , als Fleury zur Dankbarkeit für die Car- 
dinafswürde die unbedingte Einregidtirung der Bulle 
Uni^enitus erzwingen wollte, nachdem er die Stand- 
haftigkeit des Parlaments bemerkt, welches man de- 
müthigte, und doch nicht ganz zu demüthigen wag- 
te, welches das Recht zu Remonfiranzen wieder er- 
hält , nachdem es feine Sitzungen eingeteilt hat, def- 
JTen Mitglieder exilirt, und doch wieder zurückberu- 
fen werden, ruft er aus: „Wer fieht nicht hierin den 
hingfaitien, aber fmmer zunehmenden Verfall einer Ge- 
wall, welche RicheKeu fo ftrenge,. Ludwig XIV fo 
prachtvoll gemacht hatte! ^ und tadelt mit Recht die 
Regierung für ihre'halben Maßregeln, welche die Na- 
tion erbittern mufaten, nnd das Parlament immer 
mehr zum Mittelpuncte derer machten, die noch frey 
zu denken den Muth hatten. ; 2um ScbluiFe ak Probe 
der Schreibart des Vfs., imd feiner Oabe, zu fchildem, 
ttt'he hier die Befcbreibun^ des Kanzlers d'Agneflka. 
V^Stfln tugendhafte^ Vater, * eitt fijjhr einflchtsvoller und 
rechtfchaßener lufHzbeaniter, Katte feine Erziehung ge- 
leitet, und in der Schule voii*Port- Royal war fie vol- 
lendet worden. Sein dankbares HeTäs hängte fich noch 
fll^rker a«i fernen Lehi^^r und feine Schulfreunde , tk 
ße' verfolgt tvrprden. £iiiö lebl^äfte Neigung zn Con- 
troverfeA hatte er nicht untl^i* ihi^enr angenommen, 
Xondern'fich Heber ih ihreÄ^itnlrinlicHeil TugcndexH 



l \i\ 



.\ 



5^ 



V A Y s 8 i S^ 



3^8 



Boren tkrengen Ittgdü dei VerWtent beCedi^en wol- 
len , ttm die Pflichten einer Jnltisperfon mit Ehren 
erfolfen ma können. Schon i» etnera Alter von ein 
imd swinzig lahren wdr er die Zierde der £ranzÖf>- 
fchen Gerichtafaöfe.^ Nie Keb Jeniat»d die Wichtigkeit 
"rnnd den AdeT^ die dae Amt einet G«eneta}advoeaten 
hat, befler lüUen r er aeigte dirin eine \fb}che Bered- 
Eimkeit v nnd einen* folcben Antrieb' der Tugend , dafs 
einer der ehrenwertheften JuftizmänneryDenjs Talon, 
nachdem er ihn gehört hatte» die Worte Tagte : „Ich 
möchte fo enden, wie diefer jongeMann anfängt.'* 
£r, ^tt dankbarer Sohn, ein guter Ehegatte, ein 
waebfamer Vater und ein thätager Freund, hatte das 
Glück, Hareen vna fidi bor za finden , die nach fei- 
nem BInfter gebildet wareav Er liebte (fie emfteren 
und die rchönen-Würenfchaften mit Leidenfchaftlich- 
keit, ond bediente fich ihrer j die RechUffelehrfam« 
keit %n verfchönem tmd ztr beleben. Seme Reden, 
feine HaHon^ , feine Blid^e — alles an ihm verrieth 
den Seelenfrieden eine« gerechten Manne« und eine 
heiHame Thäti^keit. £a wird grobe, vortreffliche 
Joftiabeamren m Frankreick geben, ^ fo lange man 
d'Agneffau'f gerichtli^e nnd andere Reden noch le- 
fen wird^r Zwar ändet man nicht ganz daa Feuer 
darinr welches dieRedner desAlterthuma auszeichnet; 
maQ mnfs fich aber erinnern, dafs er in der Ruhe ei- 
nes Amteefprach, welches die Alten nicht kannten, 
tmd welchai dem Redner die mächtigen Wirktmeen 
leidtenfchaftlicher Bewegmigen rerbietet. Noch eme 
. andere«' Urfache mäfsigte d^AgneffauV Beredfamkeit, 
nnd dSmpfte bisweilen fein Feuer: er fürchtete den 
mindeften Flecken in feinem Stil, wie denmindeßen 
Vorwurf in feinem Öftentliehen und feinemPrivat- Le- 
ben. So lange ftcbihm noch ein Mittel* zeigte ,> ein 
Hindemifii nn umgehen : fo lange mochte er es nichr 
gerne überfpringen. . Als gründlicher Publicift hatte 
er befonders in den .Gefetzea feines Vaterlands nach- 

f;eforfcht, inwieweit der Bürger einer Monarchie 
rey fejn könne. Oh er gleich dem Könige durch al- 
les das, was die Franzofen hinreifst, undderiürche 
durch die Reinheit und Sündhaftigkeit feines Glau- 
bens ergebeil w^r: fo liebte tuui vertheidigte er doch 
mit Muth die Grenzen , welche iiie Gewalt des Mo- 
narchen damals nur in den Parlamenten , und welche 
die Autorität des Papftes nur noch in den Vorrechten 
der gallicanifchen Kirche fand.^' — Was die Über- 
fetznng betrifft: fo ift üe getreu, die Sprache fliefsehd, 
dem Originale (ich anfchmiegend : Rec. billigt ganz, 
dafs Hr. S> die vielen kleinen Sätze des Vfs« in grö- 
fsere Perioden znfiimmengezegen hat:, nur einigemal 
hättcer fremde Ausdrucke weggewünfcht, wo deut- 
fche hinreichen* den Sinn ganz auszudrücken. Tb.I. 
S. 362 wo der Tod des Herzogs von Orleans erzählt 
"wird, könnte ftatt pikanter wohl reizender ftchen, . 
und an einem a. O. anftatt „das Genie macht die In- 
Aitutionen dauerhaft*' könnte man- eben fo gut Ein* 
riclUun^en fagen. D. P. 

Obgleich das Werk des Hn. Lacretelle ^ welches 
in Frankreich fo vielAuiSrehein ene^% bat, f^echsfiände 



begfeift : fo mufs xunn doch ja nicht vermuthen, daf^ 
darin irgend ein Fnnct der franzöiifchen ^efchichte 
gründlidi abgehandelt wäre. Das war die Abßcht 
des Vfs. nichtr fondem er wollte unter dem anlocken- 
den Titel nur einen Überblick d^r Gefchichte des gan- 
zen Jahrhunderts mit ßeter Beziehung auf Frankreich 
gebend Für diejenigen, die zur UnterhaTtirng lefert, 
i& alfo das Buch fehr zu empfehlen , da es ^eder tief 
eindringt, noch citirt, noch von einer feßen Anficht 
ausgeht, fondern,- wie man in Gefprächen der feinen 
Welt pflegt, die Sache hübfch von allen Seiten be- 
trachtet, flach über wichtige Dinge hinausgeht, und 
s^war dem Guten nicht Hohn fpricht, es aber mit 
dem Klugen vermählt,, und den wohlthätigen Otan* 
ben der alten Zeit, dafs Gott und feine Weisheit, 
nicht die MenfeheUr das Schickfal der Sterblichen 
heftimmten , durch die Darftelhmg der Begebenheiten 
immer mehr bey den Ünerleuchteten erfchüttert. Der 
Gefchichtforfeher kann von dem Buche durchaus kei* 
nen Gebrauch machen , tbeils weil Nichts citirt iff, 
theils weil durchaus Nichts als fchon allgemein be* 
kannte Sachen darin erzählt werden , aufser einigen 
Nachrichten , deren wir weiter unten gedenken wol- 
len. Obgleich der Vf« nicht ganz Voltaire's Manier 
angenommen hat: fo Geht man doch deutlich, wi^ 
ihm diefer als höchftes Mußer vor Au;gen (land , und 
Tacitus, dem man allein folgen foUte, wenn ron fo 
verdorbenen Zeiten die Rede ift, ihm entweder gairs 
ttnbekannt blieb, oder keinen flindruck auf ihn 
machte. .Der Vf. fühlte es durchaus nicht, welches 
grofsen Gefchäfts er als Franzofe fich unter2!0g, als er 
den Fall der urallen Monarchie, hehrer Gebräuche 
und aus undenklichem Alterlhume hetßammender Sit- 
teii «u befchreiben auf fich nahm. Ein Stif, den felbft 
die Regierung doch nur für Manifeße und Frocläma- 
tionen paffend hält, iß um fo anfiöfsiger, da auch in 
den Theüen , wo anders geredet wird , d^s Zerhackte 
der Perioden,, die Kürze derfelben, das vornehm Abge- 
brochene, die Trauer und die duftere Stl^^knung , iti 
die einen Jeden die Betrachtungen, welche dasLefeu 
veranlafotv verfetzen^ auf eine unangenehme Weife 
Aören nnd unterbrechen. Diefe Unterbrechung wird 
noch unangenehmer dadurch, dafs d^rVf., wie fchon 
Voltaire vor ihm, und Andere nach äiefem, eine voll- 
ftändjge Charakteriftik der merkwürdießen Schrift- 
ßeller in fein Buch aufnahm^ welches aller dingV bey 
einigen aus anderen Urfachen bekanntlich nothwen- 
dig ift, doch nicht bey allen, nnd nicht in der Ma- 
nier. Aber wir haben uns fchon zu lang^ be^m All- 
gemeinen aufgehalten ,. und wir wollen defshalb nur 
aus den letzteren Bänden noch anführen, dafs den Vf. 
fchon feine Grundfätze ^ abhielten , eine gründliche 
Gefchichte zu fchreiben, wobey ynx daran erinnern, 
dafs ohne Gründlichkeit die Gefchichte ein Unding ift, 
und wir bey der ^rofsen Üngewifsheit , die noch 
überall herrfcbt, lieber fehr Vieles aufgeben woll- 
ten, uHb in einigen Thatfachen genauer unterrich- 
tet zu feyn, als das Doppelte von dem, was wir 
wißen, erfahren! ohne mit Sicherheit dafür bür- 
gen %M können.- Der Vf. fagt S« 350 a. £. : Ic nUn- 



31» 



J. A.. «4. t. M A T -* 6 



dique point tes ouvrag0s />u fai puisS des renseigni" 
mens pour tout ee qui conceme Cadtnlnistration ^t la 
poUtlquedu göuvemement fran^ais 9 les intrigues de 
eouu ^ caractire de diffhejis pxsrsonnages^ Us attec- 
dotes du tctus. Ces ouvrages sont nombrcux , ntais 
on seilt que les souvettirs et les coiiversations doivent 
offrir encore plus de faits pour luie histoir^ ccntem- 
poraire.'' Dief» wurde nicht einmal dem Schreiber 
von Menioires Glauben verrchaffcn, da wir auch die- 
fem nur fo viel glauben , ala die Leute, mit denen er 
umgingf ^xi^ ^^^ ^^ ^^^ nennen müCste, Glauben verp 
dienenT An einer anderen Stelle deffelben Thells giebt 
er die Entwlckelung der Sitten der Nation aU deii 
Hauptaweck des Werke ati , wovx>n theils keine Spur 
im Werke Telbft anzutreffen ift, theila doch dazu gan?i 
eenau die Thatfachen felbft nachgewiefien werden 
Jiönnten, und wobey das Berufen auf Hören fagen die 
Gefchicbte zur KlatCcherey machte. Die Stelle fdbft 
ift Tom. V. p. 307 : Les ev^nemens de cette eontrie 
ji'ont point comme ceux de l^/lmirique^ de Unis on 
.intime avee le developpement^ des moejirs nationales^ 
[but principal de cette hisfüire. Deutlicher fpricbt 
er aber aus, wie man diefs und feine ganze Manier 
au verftehen habe , wenn er im 6 TKeil S^ 8 *^ber Ca- 
lonne fpxijcht, und diefcm Necker entgegenfetzt^ Da 
)ieifst e$: Celui-ei (JSJecker') s'etiidiait trop ä icrire 
iloqüemmejit sur les finances. Calonne ne s^atta- 
chait qu^ä prisenter les rJsultats de sön administrar 
Uon ßvec wie clarti siduisfinte. U savait que les 
Fran^afs^ dam toutes les discussions difßciles^ sont 
aisemcnt pcrsuades par celui qui fatigue peu leur 
attention. Da liegt der Knoten. Darum vergafs er 
denn auch des Vaters der Gefchicbte, des Herodot, 
dafs die Gottheit neidifch fey, und dafs SolonHerodot 
Üb. II, c.32 am Schlufs Tagt: dx.OTrf^iV hi ypiij iravroc 
yp^piaros tV|V rs\bvnfv nij airoßifijsrau TOAXoIai yap 
0^ \jiroSb^a$ okßpv 6 5fcV ^popp/^W? avir^hy^E. Wir 
bemerken diefs wegen der Stelle, wo von der Erobe- 
ruhg der Infel Granada und der übermäfsigen Freude« 
•welche die Franzofen darüber bezeugten, die Rede ift, 
Tom. V. p. 207: Les Jnglois en apprenant l*espece de 
delirß avec lequel on cilihrait parmi nous un sifaible 
triomphe , disatenf avec didain; Foila la joie d'un 
peuple enfant. Taut d^acclamations prouvoient ä leurs 
yeuQC moins la passion que la disette de la gloire, 
dl devoit croitre ce peuple enfant , ei devenir en 
moins de vinßt annies , Ic peuple -r- roi. Wir wif- 
fen wohl, dafs äa&ßne ira et ßudio nur den kalten 
Menfchen gebührt, die, indem fie der ganzen Menfch* 
beit geböten, eigentlich Niemand gehören ; wir wif- 
fen» dafs man einer Nation gehören folle^ dafs man 
Gott, und dann feine nächften Freunde und Nach- 
barn lieben müJl'e, weil die Welt für die kleine Seel« 
^u grofs fey : aber das wiflen wir doch auch, dafs je- 



4e8 UrtfaeÜ ^ea Gdfchiclitfchreitiers fein Ei^eo^hwn 
Ityn müjyüe 9 luid jei. jaie ein bk^eir WiederbAll wer- 
,den dürfe, noch weniger fein Urtbeil verdidhtig vu- 
^^Sß duri^h 3d}tau|iiuuigen , die nicbi kickt a« erwei- 
sen üad« und nur da^&u dien^ kterien, die Gemu- 
thor zu erhitzen; die alle lUehrär der Völker, (and 4m 
follen ja GeCchicbtCcfaffeibcr am meifteKi fe)rB,) befanfti- 
fen follten. £r fpricht An.emeir.StelleToai. VL p. »^ 
unten, und p. 133 oben, über dteßewegifltg^ ivrdcbe 
die Sten^eltaxe im, Junj f^&T in Frankreidu veraft- 
labte, über den Antäeil, den die Menge an den Streitig- 
k^ten im Parlament, die nur die EeithcB aogingcii, 
•nahm. £r weifs die Urfachen nicbt; gut« w^er kann 
Alles wülen H Aber er. wdnft . eisie va^ ds^A^^amB «m- 
bewiefe^ie Befchuldigunff: auf eine g4ttze Natton: ift 
d^s Jlecht? Nein, gewlb eben fo' wenig, ids Vfrtxm 
-er die erwiefene Befchuldigong Terfchwiegen bitte. 
JJ Angletprte ^ fagt er» comimen^ait - eUe d luer de ter- 
riblps reprissailies pour le sOulevement de cos -cola- 
nies et la guerre de VAminque» Tout potte a le ften^ 
jßT^ Ojn jne peut ßncore indiquef d^une rnani^re po- 
sitive les ^ noms^ les reisourceff iet i ies inetrigues des 
agens qü^elleyejuploymit. Ces eortes de renseigntmtxU 
ne sont gjj^re fournis a Vhisiwe^ qu^ä üne longue 
distänfie: il faut lee ekßvcher .suttout datis dc€ cor* 
respondanccs diplomatiques , qui S4>nt livräes fort- 
.Uird aux.reeherches des obsittvmteure eurieux» Dieb 
wird iunreichend fcyn» »m. einen Begriff vor der 
panier zu geben, und z« zeigen, welcben Gttttnn- 
^en von Lefera dtefji Buch kann empfohlen werden; 
über zugleich« um Jeden « der mehr ab ofoeiflftoldicbe 
üenntnifs wünfcht» davor «t warnen* Der erfteXheil 
enthält niqhu, als ^^aa man bef Duelos and Sd. Si- 
jno/z beiler fmdet« eben fo wie der Anfiattg de» xwef- 
ten Theäs , Wo der Vf. /idi Cogar von der Anekdoten* 
llicht verleiten läfst, S, 47 u. 4S die Anekdote i&cr 
dieA^arquife vonPrie» die man aach bej i?iM^^ fin- 
det, einzurücken 4 obgleich er fie doeb noch etwas 
weniger ärgerlich ab diefer er^sihk. Treffend hat 
aber» ohne es su ahnden, der Vf. den TerTchiedenen 
Geift d^ Zeit um »73s und um 1^00 gelchildert, 
wenn er Tom. JI. p. 99 vom Eitter Folard nnGohrt, 
da£s er fich unter den Janfenißen be&nd, die mit 
frommer £j:wartung andächtig das Grab des Abbe 
Paris befuchten. Wir würden diefs flrejlich nidH b 
Unzufammenfaängend mit Folarde Gelehrbmkeit fin- 
den. Denn da er (ich einen Polybius fchu^ wie er tko 
dachte, wts doch blofs Verftandesfache ift: fo konnte 
ßt fich auch wohl in Sachen des Gefühb etwas *Hrhtfnt 
was nicht war. Hätte der V£ den ^uintus 
(Guickard) verglichen: er hätte niobt gefagt: 
V/int commentateur dujudicieux Polybe. 

QDie Fortf§Uung folgt im nächßen Stücl^y 



NEUE AUFLAOEli 



Cöln , b. Keil : (hjBUhuch Napoleons nach dem officid* 
len Texte üherfettt von Hn. Daniels ^ Generabdvocaten b«y 
dem Caflationsiiofe in Paris. Vierte verb eiferte und vermelirte 
Auflage ( welcher alle Gefetze , kaiferlichen Decrete , Gutach- 
ten Se% ÖtaatanuLs und Ixifiructionen des Grofsrichters , Ju- 



fiizmininert. wodurch mehrere Verfflgnngen des Gefecr- 
4>uciis Napokons näher befiimmt und eiUntert werilen, fo 
wie ilas kaifeii. Dcciet, die luden betreffend, hejE^ffi 
find ). igisu 61$ 6. 8« C a J^*»- ) 9. di» >fUo^ Uhr 

1807. No. 5. 



P 



•«■M 



mm 



1*1 



J E N A 1 S C II E, 



32*. 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



MAY 1 8 » S- 



O E 8 C M I <: II T E. 

Paris^ b. Buisfion: Histoire dt France penäant 
le dlxhuitittm^ siede par Charles JLacretelie etc. 

CFort/Hzung dsr im vongen Stätk mbgdnrochenenMecenfiotu^ 

Ws„« „ab,,«, wi, .och „ich. -,.b»., ..h 
Fleory üch der Lieder dcf Grafen Maurepas bediente» 
um feine Feinde lächerlich za' machen : fo würde 
man fcblieben ^zniülen» daib die Thorbeit, , ditrch wel* 
che Europa amgeftürst ward; (cboa früher aueh dlont 
belferen und bedächtigeren Menfchen ergriffen. 1 Bey' 
•diefer Gelegenheit müHen wir bedauern» data der Vf.« 
nna nicht Ugt» ob Fleury oft feinen Secretürs feine 
Corre^ondens ganz überlaüen, oder fo auagezeichuet 
Cchlechte Briefe voll Sprachfehler ^efchrieben» oder 
fchreiben laHen.» als er an den Feldmarfchall Milnith 
«erliefa.: .vergl. Büjchings Magazin für die neuere Hi' 
jiorie und Geographie 3r Theil S#4.i)a» wo freylick 
einige Druckfehler find» daa Gan«e aber doch ana*- 
lieht » ala wenn es ein Deutfcher gefchrieben hätte. 
£a ift näoilich ^lie Rede von der Aufhebung deajanf«- 
iiißifchen Farlumeutsrath Pucelle» den das Volk mit 
Ungeftüm zurückveiiangte. Daheifat^s: Le Comte 
J^ Maurepas avoit fait u Vimtigatien du Cardinal 
de Fleury une chanson sur l^enlevement de VAbhe Fu» 
Celle. Jl y faisoit parier les dames de la Jtalle^ ^ui 
disoient en rxfxeint B-endez nous pucehUs^ o gftJJ 
Waa {oll man dabey am mchrßen beklagen» dieDin* 
ge^ welche die Veraiilairung dazu geben» oder die 
Sache felbft» oder den König (Ludwig XV)» der un- 
ter einem Mentor flaüd» der £ch.folcher Mittel be- 
dit^ien konnte (oder den* der den Mann» welcher 
die Verfe geooacht hatte » zum Mentor erhielt (Lud* 

wig XVI)? , 

Auch der »weyte Theil enthält Nichta» waa 
man nicht aua der vie priv6e de Louis jquin- 
z,e Yollöändiger fehen könnte» oder waa nicht 
fcbofi, Foitaire in feinem Si^cle voHEändiger vorge- 
tragen hätte, da der reifaon^e Vor:tra^ dea. Vfs. uns^r 
nicht ;zur Ri^ie und »um (ÜUerlegea kotnmeu lälat* 
Da ea ihm darum ua thu» war, unterhaltend au fchrei- 
ben : fo ipi ihm eige«,»v'n^Qf«r'fi<ib doch Folmre ge- 
büteyt hat, ^aXa er «anz £urOp&ln dieOefcbichicJ*'^ 
F/ankreich hinei;ozi«ht^ waa dann ihm die Veianlaf- 
riing giebt, berondera 4iö raC&fche GeCcbichte, wo er 
den ühuliere^ von öch.h^ttte» und ^^e^^e hen^t^&tt 
l^onntte» ob'lie^leich^m wenigfteo n^iid^i#una<Wir<*€Aj 
QefiiMcliaB Zi^amm^hängu^biuJ^audeln. Umza^wi^ 
ggU,. z^. welcher Seichtigkc^t iindiiKiwfeiugleit ^iifii 
f^^TOrweifew wirjp]«r auftei«i;ei3^eüß^6a,*toi J^Ä 
J, J. JL. Z. i8»5- Zweyter Bofid. 



8. i3is» wo nian über Dämiemark mit der Erkläirang 
abgefertigt wird» die gar nichta lagt:: TransjuiUe du 
sein iun d^spütlsme^ qui avoit -eu la sanction popth-' 
laire^ und dazu in derNote : wBn iSÖo^^oiij le r^ne de 
Frideric HI le royaiime de I^anemarek^ -^fui de tout 
4.ßms avoit ete Jlectif^ fut deelar^ Mr^dkaire; lä 
ueblesse fut dipouillee de ses plus heaux priviU- 
ges et ie monar^üe fut investi par im nation m^me 
d'une äutoritS iUimu^e,*'' Doch wir woUeh diefa 
übergehen.» fo wie die langen Amtfchwtifung^n üb^ 
Nadi^ Schah und andere aualändifche Begebenheiten» 
die gar keine Gemein fchaft mit der franzdfifchein G^ 
fchi^ue haben» und nur daa berühren, dafa der Vf. unr 
fehr fehen über irgend einen^Charakter, oder eineThat* 
lache» die ungewifa ift» einen Wink giebt» um anzu- 
deuten» warum er eine andere» oft rrchtigere Erzäh- 
lung verwirft. Ein fehr bedeutendea Beyfpiel davon 
giebt der Charakter dea ilegenten » bey delfen FefHg^ 
keit man fre^^lich wohl begreift^ wie 'er im Anfange 
feiner Aus fch weifungen Staotagefchifte und Liebea- 
ängele^enheiten trennen konnte, bey dem ea aber doch' 
zar Zeit der höchden Schwdgerey fchwer zu erklären 
wäre. Da faft alle Memoirea der Zeit, auch die von 
^ScL Simon imd nach ihnen die von Dudoa, gleich- 
woUl Itandhaft darauf beharren, dafii er nie feine Ge- 
liebten in Staats getchäfte gestoben: fo müfate man er 
glauben — wenn man nicht ai/ia beftimnarte Autori- 
tät dagegen hätte« Diefa ili die Chrouique scandaleu''^ 
se de la conr de Fkiiipjje Gnc d' Orleans , die unr 
ßo^liwie als eine Arbeit dea Herzoga von Richelieu 
giebt^ und die firbylich» ala von Soulavie herauagege- 
bon, verdächtig feyn könnte, doch aber zu viele inne- 
re Merkmale der Wahrheit in fich «trägt» da dafa man 
fie ganz verwerfen könnte. Sie fteht Pieees inSMtes 
sur les regnes de Louis Xiy^ Lauis XV^ Louis XVI 
^c. Paria 18O9. Tom. II. p. i*— sio. Hier, heifat ea 
p. lai: Jpr^s V^enlevement de la Seuris^ dpntfai 
parle ^ ce prince (der Regent) s'attacha a la danseu- 
se Emilie plus bellest meifis libertine t/ue la Souris; 
niais ifui donnoit » tont ce qu^etle gagncit n un page 
du Duc de Luxembourg^ dont eile itoit iperdüment 
amoureuse» Nachdem er nnn Lobreden auf die £mi« 
lie gehalten: fo erzählt ec dan^i p. 103: Unjour Vdh^ 
hx'*jyuhots^.afant ä lui tommuniquer des dephches im" 
portaübes aarriuees d^Angieterre et auxquelies il ful» 
loit re;fOftd4*e sur te chdmp^i entra chez lui a sept 
h^ures duimatin^ ^s^^apprachattt de son litf il le tron-^ 
ua tauche asuelsdaiv^ii^* £ji attehdant que cette ßlle 
seUevdti\U alhit sjo^tir: mais le rezent lui ordonna 
die lui dpkptendre.pouf jfueüe raison il^euöit de si 
bsmut heute* iLaJi^niil^a e^t secrete^ ajouta- 

103 



s*$ 



lENAI&CITE ALLjff- LlTEKATlTK^X^nim^^ 



5ß4 



s:eut 



t'ili eUe a nn exelTtnf esprit^ pettt-^trw^TWur d 
■Ußra-t-eüe un bon avis, . JJ^hKi^ oÖiltf tt U r^g 
äemandanCä Rmilie ee qü" eile pens oft ^ de ce qu^elle 
i)ejioit d'entendre^ Elle j ripondlt si bien, que le rS* 
gent adoptant'sorr arr/x, s'icriarr ne Vavois-je' 
y as bien d^it\ VA'bblf qu^ eile noiLS do-nne- 
roit un bon coip^s eil. [Execute donc ce quelle 
a prouonelJr* £b«n fe war« es-dem Vf; leieht gewe* 
Ten , durch ein einzigea Wörtchen uns im erften 
Theile bey Gielegenheit der Verbindong v<m Albexoni^ 
«ndGei»« um Georg den Erften zu entthronen, anzu-^ 
deuten r was «r von ßefenvals Behauptung r daCs der 
erße Eillfall von feinem Vater hergekommen fej;. 
hält; Dtodnrcb würde er, der im Stande war, die 
Sache atiss^förßchen , uns , die wir dief» nicht find,- 
«m To mehr ▼erpilichtet haben-, als er ja auf Rulhie- 
Te^ der diefs zuerft will aufgefunden; haben r fo viel^ 
Werfh legi , und da^ er die Al6moires: de Besenval, 
yrct fiieGi' vorkommt , benutzt hat, wie er ati: an- 
dere« Stellen ausdrücklich f^t. Wi» fetzen die Stelle 
bieher, weil fiie doch wichtig, genug ift, um au ver- 
dienen-, dafs man ihr näher nachforfche : Mimoire^ 
de Mr.- le Baron de Besenval etc,^ ierits par lui-mh^ 
et publie^ par son exetuteur testamentaire. 



jne 



Tome preniier. Pari»i&o5* p* 223 fagt er: Jedermann» 
gefteht die Ehre der erften Erfindung des Plans , den' 
Karl II hatte,, den König von England vom Thron zu 
ftofsen , dem Alberoni oder dem Bäron von Görz zu ; 
auch ich glaubte wie Jedermann , da£s*%e ihnen ge- 
bühre • und dennoeh gehört fie meinem Vater» Den- 
Beweis verdanke idi Hn. von Rulhiere, det> 
diefe Anekdote ans Lidit gebracht hat, als er be- 
rechtigt war , im Depot der aiuwärtigen Angelegen» 
heiten Nachfuchungen anzuftoUen ^ er hai mir auch 
das Document mitgetheilt, und mir dieAbfchnft vom 
Briefe meinea Vaters an den Marfchaü d^U3^Uea, in 
welchem er diefem den groben Entwurf eröffnet,- 
mitgetheilv. Mein Vater wurde im Jahr 1707 nach 
Sachfen ala bevollmächtigter Minifter gefchickt, um 
Karlt XII die Vermiulung Frankreichs zwifchen ihm 
und feinen Feinden anzutragen. Der Zaar Peter 
wandte fich fogleich ai>ihn, um den Frieden zu er- 
halten, und Augttft, der abgefetzte König von Po- 
len , that eben das, um. als Kurfürft von* Sachfen den^ 
SchuU delTelben Königs zu erhalten , der ihn vorher 
abgefetzt halte. W^rei^d der D<iuer diefcr langwie- 
rigen Unterhandlungen, fchichte* mein Vater folgende 
Dcpefche an den Marfchall von- üxelles. Hr. v. Rul- 
hiere hat fie wörtlich vom Original , das fich in den 
Papieren des Departement» der auswärtigen Angele- 
genheiten, unter dem Titel: Polen 17*6, erßerTheil, 
hndel, abgefchrieben. Dann folgt die Depefche hh p. 
fijs. Eben aus Besenval hätteHr.JL^^r. auch bey Gele- 
genheit von Pezaj, den Necker ins Mini fterium brach- 
te, die Anekdote von Ludwig XVI aufnehmen follen, 
die den Charakter des Monarchen fo ganz charakterifirt,. 
auch mit Hn. Xtacr. Erzählung fo ganz fttmmt, dafs fie 
nicht falfch feyn kann. Tom. V. p; gi u, 3» deutet 
fiämlich Hr. Lacr. die Schickfale Pezaya richtiger aii ab 
Besenval f nngeacht^ ein paar Wortoonehr der Sache 



volle Klarheit gegeben hätten^ aSer dae Kat er übe»- 
gangen, \Va6 2>isenvaliT otn. I. p. £^3 fagt: Er (B^ 
seiival) hätte, fobald er Nachricht. erhalten, dafs der 
König mit Pezay correfpondire , die Königin davon 
"benacL'^fchtigt, der Köufg aber fej fo fchwach ge- 
wefen, und habe alles geleugnet-: f. a Reine en parii» 
au iHn, qui rejetta cejait avec didain en Ini disant i 
^royez'vous* que -je me compromette^avee 
de p areilles espece r? Übrigens weifs man , dafs 
Pezay alS' Spioii Neckers in die Proviiizen^ reifste , als 
fblcher den Streit bekani, in welchem ihn NeCker 
nicht protegiten konnte. Auch in anderen Dingen 
ift der Vf; oft abfprechfend, die man am/wenigfren 
den DilettaiHen infolchem Ten. vortragen fehlte, weil 
fie aus der GcfellfchaiPt mit ihren VerhältnilTen fchah 
den G<;danken mittn-ingen, da (^ derjenige, der mit 
ficherem Tone aburtbcilt, fie auch am beIVfmmteßen 
wiüe.. Wir fiiliren das Beyfpiet des Marfchalls von 
Bell€JsIe a»,. weil es zeigen kann , was es für eine 
mifsli<^ Sache- um- dt^n Ruhm, felbft^ um den am be- 
fieui erworbenen und lange befeifenen, ift. Hätte Hn 
Lacr. die deutfchen Schriften", die hier allein bewei- 
fend feyn können , au Kath zu ziehen vermocht : er 
würde gefunden haben, daCr die Feinde von Belleisle 
anders urtheihen, aW er. Es ift nämlich die Rede vom 
llückzuge diefes Generals aus Prag im December 
i-74ß, Diefen« Rüpkzüg mit dem Zuge der 10,000 
Griechen- unter Xenophon zu- vergleichen , wird kei- 
nem Menfchen, der feinen Verftand noch hat, ein- 
fallen; keiner wird gerne Voluires Lobrede in fei- 
nem d7<fr^beyftimmen; aber jeden Vernünftigen wird 
doch die Ungerechtigkeit des Vfs. gegen den Marfchall, 
die er p. 253 noch ausdrücklich ansfpricht, gegen 
ihn empören. Woher weife er, was er Tom. II p, 254 
fagt^ Nulle prieaution n'avoit itS prise : en sor- 
tant d'une vUle approvisionn^ on manquoit de vi* 
vres^ et de v^temens^ Die letzteren hätte man fich al- 
lerdings, wenn man fcbon auf der Höhe der Revolu- 
tion gewefen wäre, durch Requifitionen verfchaft'en 
können, die erfteren aber waren nirg<^nds aufzutrei- 
ben. Siehe hißorifcke Sammlung von Staatsjchrif- 
ten. Frankfurt i744- »« li^LVide. Thcil I. S. 612 u. %• 
oder auch die senealogifch-Jtißor. j\ aehrUhten, Theil 
V. S. 110 fg. Wie kann aber der Vf. bey der Gele- 
genheit p. 255 fage», dafs fich Chevert bis im May 
behauptet habe? Das war ja gar nicht möglich. Oder 
ift das f 1743 May) am Rande ein DrucKfehier? Bc-^ 
kannt ift, dab Cbevert den 26 December abzog, nach- 
dem Belkisle fchon am 17 abgezogen war. ijbrigena 
geben die^ebeti angezogeneu Bücher ihm nur etwas 
üb^ looo Mann, und wir wollen daher gerne glau- 
bei9,,dars Hr. ^^^r. fie richtiger.itpf viertaüfend Mann 
angebe. Es wni-de iibrigef& ^^wifs Cherert zum 
gröfaeren Kuhme gereichen ; w^n die Nachricht der 
Deutfchen wahr wäre, da&ei-fich in dner Stadt, wie 
Fr^^ mit ^^r>?«f$^ mehr ab täitfend Matm , ^e^sten- 
thefls InvaHli^ät' etwas über zehn Tage gehalten , als 
dM Gefpräch/'das er H. p» 631 mit einend Grenadier 
foll gehalten ha4k%v4 fll eui^rveriui (nik deitf'Grena* 
dier) V» diiMgU^ S'un¥^irtiplic%t6 heroi/fuei pQ^i-t» 



5Ö5P 



Sf A y » & ^ 3» 



s^s 



sett'e fentlnetle lä ievfant ?*— öw fi tnon Cotonel u*. f. v^;> 
Die Erzählung d<.'iren, wae in iVIetz vorgegangen, wie 
1744 im Aogtift der König in Todesge^hr fchwebte; 
nnd man von ihtn erhaltet^ wollte,- daft die Chateau-^ 
roux forigefehickt würde« ift ganz amders, aber, wie 
€8 tin« Tcheint, weniger richtig, als fie in den Bü-* 
cbern enthalten ift, welche die Scandale des Hofs 
Ludwigs XV enthalten. Man vergleiche darum IR 
p, 295. mit der vie ftrivie de Louis XF. Londres 
»78^» Vol. II. p. i85 — 87» und L,es amourr^ de 
Zttokinisul^ toi de Knßrtms ^ ouvrage traduit de 
VArabe du voyageur Krirtelboi p. 55 und 5®; 
Dagegen in- dit^feii Birchefn, wo njan ßch übei* 
das Böfe sa freuen fcheint, freylich das nicht 
crwtIhBt wird, was Hr. Lacr. fehr gut beibringt,- 
und wodurch man beweifen könnte,» dafs noch da- 
mals etwas mit Ludwig anzufongen gewefen wäre, 
wenn nicht Mmfchen , wiö der Herasog von Riche- 
lieu und feine» Gleichen fich awifchen ihn und 
die Tugend geßellt hätten. Wie die Königin am 
Krankenbette ftand : / a dovlenr la t&noit immobile 
pendant que 2e Roi lui demfindoit le pardon -de ses 
longues et scandaleitses infid6Lu6\ : il kui ripita:- 
me pardon ueZ' voits? EUe lui repondit en coii-' 
vrant son vimge de iarmes. Dafs der Vf. den Mar-* 
frhall voH Sachfen-naeb Würdea preifet, dafs er den 
Grafen Löwendahl wegen, der Eroberung von Ber- 
gen op Zoom nach Verdienft erhebt^ ift billig; aber 
die Gefchichte von dem Sturm in der Nacht des 16 
Septembers 1747 hätte doch durchaus anders gefafst 
werden muffen, wenn nicht am Ende die Gefchichte 
zum Mittel • die Gemuther durch Fabeln- zu erhitzen, 
herabfmkcn foll. Der General (jronftröm, der in der 
Feftung commandirte, War allerdings ein tapferer 
Mann, abey er war 8^ ^^^^ ^l^t ^"^ konnte nieht 
recht hören , weilte aber doch Alles felbft thun. So- 
gar aus der Lobrede auf ihn (denn ein Leben. kann 
man diefs nicht nennen), die man im zweiten Theil 
von Sehlözer 3 fchwedifch^r Biographie findet, geht 
hervor, daff er Hecht hatte, das Commando abzuleh- 
nen, und der Erbftatthalter Unrecht, es ihm aufzu- 
dringen. Auch das ift eigentlich nicht richtig , was 
p. 392 fteht: aprhs isn mois de tranch^ ouverte la^ 
hrhiihe tut ju^ee praticable. Denn nur das Ravelin 
Dedem und 'die Bollwerke Pucelle und lioehom wa- 
ren befchädigt. Wäre die Gamifon nicht der l^öllerey 
ergeben, die Officiere, unzufrieden, dafs der eigen- 
finnige alte Mann Alles felbft thun wollte, nicht we- 
nig aofmerkfam gewefert : fo hätte Löwendahl feine 
Tolftühnheittheucrbfezahl^n müilen. Denn es ftand 
ja eine gT(Vfee Anzahl Ti^oppen in den Linien bey der 
Stadt, und dieFran«ofen litten fo fehr wegen- des un- 
eefnnden Bodens bey der Stadt , auf dem üc ftanden, 
dafs man annimmt, zwanzigtaufend Mann feyen un-^ 
föhig »um Kriegsdieiift geworden* Freylich ward 
Cronßröm herna<ih vom Kriegsgerichte , das er v^- 
langte, losgi^Fpi-Ochen*; fein Wille oder fein- Verftand 
•war auch nicht Schuld : aber doch fieht man leicht, . 
dafs Löwendahl dem Glück viel dabey verdankte, 
und dab diefs am Ende über den Kahm entfcheidet. 



Öer gte Band begfnnt mit der Charaktcriftik der fran- 
«ölifchen Schriftfteller der Zeit, welches fehr intereC- 
fant feyn- '\vürde, wenn der Vf. entweder als Gelehr- 
ter, odeh als Denker ausgezeichnet genug wäre, um 
cHe Reih(6, die er uns vorführt, fo zu ftellen, dafs 
das blofse Durchlaufen dfrfclben und das Anhören 
feines ürtheils uus zu der Vorftellung von dem führ^ 
t^B, ' watf aus einem Zufammenwirken fo^ vieler Gei- 
fter in den vcrfchiedenen Fächern des mcnfchlichea 
Willens für eine Art von Bildung eniftehen mufste. 
Er ift aber nicht enlfchieden genug einem Grand- 
fatze getreu, um zu einem feften L'bereinßimmea 
oder Abweichen zu^ bewegen, ebgkncb er oft di« 
wahre Anficht auft'afet. So T. IlL p. Jo würde er leicht, 
wenn er noch ein paar Schritte weiter hätte gehen 
wollen , in Montesquieu , Aex doch wahre Gelebr- 
famkeit befafs, den erften Anfang der Manier, die 
Alles blofs declamatorifch behandelt, erkennen und 
zeigen^ können.^ Er empEndet es dunkef, dafs es ei- 
nes Pariamen tsprälidenlen unwürdig,' noch unwür- 
diger aber des Vfs. vom Geift der Gef^tze war, fei- 
ne Laufbahn mit einem fokhen Buche ^ wie die 
Lettre^ Persannes find, zu eröftnen. Aber hätte er 
nicht laut und wiederholt fragen muffen, dafs es 
das gefährlichfte Ding in der Welt fey, das Grofse 
zum Kleinen herabzuzfehen r und die Religion, die 
wichtigften Staatsangelegenheiten in einem Briefe 
zu befpötteln, indefs r/iau im anderen fchlüpfrige 
Sceneu mit leichten Zügen zeichnet? Nicht das ift 
es, was der Vf. p. 30 fagt : Oii criit d^ apres cet heu- 
teiix cxemple que le ton de Vipigramme pourroit 
convenir aux pensifes les plus serieuses ^ et comme 
Alontesquieu avoit dissimule sa profondeur soits 
la Ugereti du joür ^ ceux qui se ßattoient 4*imiter 
sa legefete , crurent n^etre pas toin de sa profon- 
deur ^ fondern dafs er felbft fich- fo weit vergafs, 
und das Höchfte nebei> das Niedrigfte ßellt^, dafs er, 
wie im Geift der Gefetze, die Gefchichte niifsbrauch- 
te, und nicht wiffen wollta, dafs es unendlich 
wichtig fey, dafs üe den religiöfen Charakter belial- 
te, den die heften der Alten ihr gaben, und den auch 
viele Neuere, Wenn- gleich oft langweilig, ihr laf- 
fen , nicht verliere. Wir würden nicht fertig wer- 
den , wenn wir dem Vf. genau folgen wollten , ge- 
ftehn aber, dafs allerdings für die gens du monde^ wel- 
che fchneidende Urtheile leicht auswendig lernen kön- 
nen, und fo bey Gelegenheit über Alles mitfprechen, 
die ganze Ausftellung der Sckriftfieller recht gut ein- 

ferichter ift", obgleich auf der anderen Seite jeder 
achverftändige mit uns dafür halten wird ^ d^fs 
eine Barftellung der Literatur (wenn nicht blofs 
von Bücherciteln die Rede ift), die nickt das Rei'ul- • 
tat eines langen Studiums, und nicht aus eige- 
ner individoelTer Kenntnifs der Sache gaüoffen ift, 
vielmehr Übeles als Gutes bewirken kann. Doch 
hätten wii* i>u Einzelnen mehr Genauigkeit erwar- 
tet;- es find aber fogar oft beliannte Umftände uird 
Anekdoten falfch. Z. B. was IlL p. 75 verglichen 
mit II. p. ajg von Vakaire erzählt wird, ift durch- 
aus fcbief ; es Yfwc gar ni^bt die Marquife von Cba* 



5** 



i.' iL. L. Z. M A X K 8 1 &> 



!fii 



teauroox, welche VoUawe «i peUttCcben VntoHiand* 
hiB06n braacben lieCs, Tondem der Bruder des Kriegs- 
tnimllers d'Argenson« dem man dea Beynamen /a 
jb^te gab , weil er nicht die eonoersation brillante 
des anderto hatte. Er war ein Mitfchiäer Voltai- 
re's b^ den Jefuiten gewefen , und .blieb ihm im* 
mer gcXvogen, er brauchte ihn bey mehreren Ge- 
lehäften* als bey der G^andtfchafit an den Reuig 
vonPreuffen. Wenn aber Hn Lacr. p. 75 fagt; ^uel- 
^ues ministres , jct surtouf le QomU de Maurepas 
iiraignoient Pimportauee politique qut pouvoit acquer 
rir un komme de lettres u. C W. : fo wollen wir die- 
fem nur eine Stelle der vie privis ll.p.cogeatgegen- 
Oellen, wo die Sache felbft eiufcheiden wird, wer Recht 
habe. Ce (nämlich dars Jrgenfon Foltaire gebrauchte) 
n^est pas jans doute » ce qui fait le plus $honneur 
au prämier ^ et ^il avvit cu la counaissance des hohir 
mes , il auroit vu qufi la politique n\etoit pas ViU* 
ment de sotiami, trop plein d'amour propre^ trop 

arient, trjop irascihle. .- [fn commis bien lourdj, 

tien epfiis, bitn reuftrmi en lui - m^me^ bien citras- 
64 de toutes parts, bleu tacitunie, est infifiemeiif 
prSferable. Sehr fchöncbaraiterifirt aber//^r. Laer.^ wo 
von den fentimentalen Schriftftellern die Red« ü^ die. 
Art von Moralilät, welche eigentlich untere Siiteo 
ganz z« Grunde gerichtet, da grobe Lafter und Ejc- 
ceffe 0e wohl verderben , aber nich^ austilgen • die- 
£ef ßmiliche fcntimentale Wefe», wo alles R^uhe 
uB.d Strenge in matter Liebe erlöfcht, alle möglichen 
Formen annimmt, für Alles einen Deckmantel der 
Entfchuldiguog findet, und fogar die hehre Ldire 
des Cbriften zum Schwelgen in Gefühlen macht, 
und die Grenzen zwifchen Laßer and Tugend auf- 
hebt. Es ift in* p* 99 ^on den hekannten Cirkeln 
bey Holbacb mid Helvetius , oder nach feinem Tode 
)>ey feioer Frau die Rede, da heifst es: Le hon ton 
avoit proserit tous Us plaisirs qui naissent de ViiL- 
tempirance. On ne se piqüoit pas cppendant d^ßu* 
ttiritk dam Us moeursf mais on glissoit sur le sean^ 
dale et on ivitoit ce sujet d^entretien, I^a religion 
ii*itoit point attaquie par d^impudens blasph^mesf 
mais par wie irqnie Ifigpre qid trompoit jt4sqn\ä des 
personnes pieuses. On vonloit jouir apee securitA 
d^ tous les plmisirs d^un luxe ajfUcat, ßt en mime 
tems an fßlsoit des votux , des projets pqur adour 
cir le sort des classes les plfis inaUieureuses. «r—— -— 
Jfesprit s*exerfoit pcur trouver des rem^des pour 
fihacun des maux qui ajfligent le^ hommes, et Von 
ditruisoit en attendant ce qiä soulage le jnieux ccs 
ynauxt la religion. Das Let^era können wir nicht 
genug wiederholen » und , die yfvt in ähnliichep Zcit- 
«mftSUiden mit lAx^m l^ben« dem Gefcblecbte zujmfep ; 

DeUeta meforum immeritus Iubs^ 
Romane, donec templ^ refeceriSf 
jUdesifue labenUM deorutm et 
Ffie4a nigra ßmulacra f^mO0 

JH» Abel Eoulleaii geb^ wird yoa p. loo an , iQi 



auf dem Standpunrie , woratff cter VF. Gdi gelcBt 
hat^ wahr, fonft fchielend, halb, und oft himifdi, 
wie alle Urtbjeile der GefeHfchaft über Leute, die 
nicht zu ihr gehören, fich vom ihr trennen, oda 
vor ihren Mitgliedern auszeichnen, wie z. B. p. 104 
über Diderots und RoulTcifHis Frenadfcbaft von 1750 
'^§^iils viv^ietU encore unis parceqitOs se eroytmni 
nicessaires Vun ä Vautre ; p. 106 über RoulTeaua Aufent- 
halt im ThaleMontiuorehci im Jahr 1756: Jlvoulutviß 
vre dmts jLa retraite ajin de mieuy occnperla cüpitaUt 
dant il fuyoijt le bruU. Das Letztere ift ganz gewib 
falfcb, denn es ift^anz etwas anders, wenn man tig^ 
RouITeau fiiblte c^n geheimes Behage , dab er tod 
den Menfchen, die er aus oüancherley Ur&choiflok. 
nicht vergelTei;! wurde, (ondern ihre AofmeiUiiokeit 
erregte^ oder, wenn man (iigt, er floh die Menbheo, 
uip Aufmedifamkeit zu erregen. > Voltaires GeCducb- 
tiC findet man übrigens bey dem Yf. viel beflüer, aock 
voll&andiger ^Is RouiTeaus, obgleich beide fär eine 
Gefchichte des acht^hiUen Jahrhunderts zu w^itliof- 
tig wsgefaUen find. Da .der Vf. aber einmal mh 
folcher Ansfuhrlichkeit über diöfen Schrif tßeller and 
feine Werke Pprechen wollte; fo hätte er die PucdU 
nicht übergeben follen , da er lelbft die Wicbtigkeit 
A^ £inllnires^ den das Werk auf Sitten und Groa^ 
fätze der Nation hatte und leider noch bat, Qndb^ 
halten wird« fp lange die Nation diefe Nation bleibt» 
erkennt. Für den Varftändi^n , der da» Werk keiuu, 
Uegt freylich alles Übrige in den Wcmen dei V£i. 
UI^ p. 143: On en rougit pour lui 9 mais en conti^ 
nua de r6peter les plus brillantes dpigrammes^ qu'oj' 
fre notre poesie. Auf den Blick über die Utentnr 
folgt dann natürlich die kurze Gefchachie d^ fiebo* 
lährigen Kriegs, den ein DeutCcber wdhl fchwerÜck 
^us diefem Buehe g^iaa keimen lernen witd, ung^ 
achtet map geftehen mufs, dafs, bey febr vielen Uo- 
richti|keit€|i im' £inzelne|i , der Vf. das Ganie m ei- 
ne Ifi.cht zu überfebende Verbindung gebncbt bat 
Wie wenig richtige Beurtbeilüng d«r Vf. hat, mi 
wie falCch die Diletta;atep , die Och nach ilun ridi- 
ten* urtheilen mü/Ten , fiebt man gleich bey der Capv 
tnlation von Kloßer Seven, wobey Graf von Ljnir 
freylich nicht Alles in Erwtf gung gezogen hatte. Wer 
ab^r aus Büfchlngs I^bensbefcbreibung deffdbeaden 
Maiin näher ^jennen gelernt bati wiid doch onwil- 
lig das Buch wegwerfen« wen^ er hört^ wie der V£ 
7'om. l\lp p* 307 fagt: Le eomte de J^ynar» qvin 
ßt le p^gctiate^ur j dtoit üne eßphce d^^Uumiiü, WO- 
9U dann no^b kommt : /e ücxi de Prusse eiu m 
lettrß folle du Comfe de Lynar u, f. Wi Der Msij 
▼. PreuITea hat^ feine guten Uri^phen v^r iitOs^ 
ventipn, die ihn verderben mufste, qn^ufnedei) is 
£eyn ; eip Deutfcher wüi^e die SM^ttsfichriften iä 
Grafen von Lyn^r ( Hamburg ^797, 8), befonde» <!«» 
^weyten Theii , gleich vorn , darüber vtirglicbea ba- 
bepoL, und hätte dann ' anders geurtfaeilt. 

(J)ie FßHjttimng fmlgt in meelfftem StßtL) 



m^mm 



^miemmemm 



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f*» 



JEN 



ISCHE 



53* 



ALLGEMEINE LITERATÜR-ZEITI/NG 



MAY* 8 i 3. 






G E a C H I C U T E. 

4?ARi8, t). Bumon; Hlstoir^ de Trance pendaut 
le dixhuitiime si^cU par Charies LaoretelU etc. 

C:Fort/eiiMng der im vorigen Stück obgeh^eeheneH Recenfipuu^ 

Öebr gut vergleicht derY f. HL pu 354, 55 die Manier, 
-wie man im üeben jährigen Kriege den Krieg fährte, mit 
der ietzigen Art, und tindet« wie Jedermann , in der 
Einheit de8 Plana^ welchen der König befolgen konn* 
te, nnd bej dem er an dem J?rinzen Ferdinand und 
an feinem Bruder Heinrich kräfrige Stützen h*ite, 
den Grund, warum er überall den gegen ihn Verbün- 
deten überlegen war. F. 355 heifac ea: 11 eJUt Jfdiu 
hattre ees trois heros ä lajoii^ ei les alliis avoient 
rarement des succes simultanes, On s^envoyoit reci- 
pr4>quement des commissaires ^ qui par leurs plaintes 
augrnejUoient les rivalUes nationales. Dagegen iß et 
falfch, wa& ^r über den Vorfall bey Maxen dtn so vu 
Si November 1759 l^g^^ ^^ eorps de douze milles 
l^russiens — — se crut trop certainde Sa perte pour 
cp poser une difeuse sirieuse^ ^4* subLt la hoiUe de po* 
ser les armes. Wäre ea blofa gevvefen, dafs Fink Ach 
leinea Untergangs gewiA geglaubt hätte: fo.würe es 
ein Unünn, wenn es IIL p. 362 in der Note heiftt: 
ia plupart des historiens Frussieiis justißetU le ^d- 
vcral JFliik qui sjibit ce revers^ et uiontrent qu^une 
inauvaise disposition prise par le rxxi en fut Vuni- 
quc cause. Die Hauptfache war, dab Finks Leute 
am 20 November (wir willen «ucht, warum anji Ran- 
de Oqtober ßeht) üUe Patronen verfchoilen hatten« 
und die Hohlwege, durch die fie dringen wollten« , 
nicht zu palllreu waren. Das Kriegsgericht, welches 
Friedrich nach geendigtem Kriege halten liefs, ver- 
dammte frejlich den General Fink« Rebentifch und 
Gersdorf, es hat ihnen aber das Urtheil nie iu der 
difentlichen Meinung gefchadet; Fink ftarb alaX)ber- 
befeblahaher der dänifchen Armee« und Rebentifch 
als General in Porüigall. AuchThurot, deJIen derVX 
P-* 3^8 gedenkt, hätte wohl anders bezeichnet wer- 
den füllen , als un armateur Fran^ois , le capitaine 
Thäirxyt^ qu^on regardoit comme un uouveau JDuguai 
jTrouin. Der ganze Plan der Landung in England, 
dexi der Marfchall von Belleiale entworfen, und der 
durch den Sieg des Admirals Hawke über die breßer 
Flotte im November 1759 ^cJ^ei*«lt wurde , rührte 
eigentlich von Thurot her. Diefs war ein Irländer« 
der Abkunft nach , da fein Vater Jacob II begleitet, 
hatte; er war in England zu gleicher Zeit mit fiel-' 
Icisle als Kriegsgefangener« rettete £ch hernach auf. 

/• d. L% Z^ iS^S« Zweyter Sand. 



emem Kahn ganz allem vxm England jiaA JSovBogne« 
und knüpfte die alte Bekanntfchaft wieder an. Sein 
plan war gut« weil er England ganz dui^haus kann- 
te und auch das en^ifche Secwefe«, und weil et 
Ihm an Kraft zur Ausführung nicht fehlte^ aber er 
beruhte darauf, dafs auch die bvefier Expedition 
Glücklich fey. Wie diefc mifsglückte« wollte er doch 
feinen Plan nicht avtlgeben , und verfuohte Anfang« 
an mehreren Plauen der drey Konigrdche zu landen« 
his er endlich feine Truppen iii Irland ans Land fet». 
te; aber die Uneinigkeit zwitchen ihm und dem Bri- 
gadier Flobert, der die Landungstruppen cpmman- 
dirte, ging Co weit, dafs Thurot. (chpn das Fiftol ge- 
gen diefen gelpamit hatte, als man ihn belanfdgte. 
Am Anfange des vierten Bandes fühk der Vf. felbft« 
wie wetii^ dem, derGefchichte der Menfchheit fucht« 
eine fq abgerißene, mit Anekdoten durchfpickte, eine 
Menge unbedeutender Perfonen neben die bedeuten- 
den ßellende Gelchichte geniigen könne« wie fie 
den Meißerwerken des AHerthums fo ganz ungleich 
Tej. Er Tagt Tom. IV. p. 3: ji mesure que fayance 
dans ma täche^ je me sens ipondamni par la, nature 
de mon sujet ä snivre uae marcke opposAe ^ celLc 
dßs histerleüs de rantiquitA, Chez eux un petit nom- 
bre de personua§es emiuens remplissent la sjccne^ 
ITun orand komme 4jui s'eteint, on passe promte- 
meiit ä un grand komme , qui s^annoncc. Tout est 
simple^ tput est Import ant etc. Aber er fühlt nich^ 
dafs die Einheit nie eine Einheit der Thattachen, fon- 
dem der Idee iß , die freylich leichter im Gewühl d- 
nes frejen StaaU^ als in den Cabalen und Intriguen 
eine» verdorbenen Hofes verfolgt wird^ aber zeigen 
' läfst fie fich doch« nur mufs man ernfter feyn, als der 
Vf. zu feyn fcbeint. Natürlich nimmt die Gefchicht« 
des Sturzes der Jefulten in dem Bande dtn eirßen Platz 
ein« bey welcher Gelegenheit wir nicht umhin Ijönr 
nen, zu erinnern, dafs in den Memoires von Be^ 
jcjival Tom. L p. 363 - 370 eine Anekdote über den 
Hafs des Herzogs y. ChoiGeul gegen die Jefuiten ßch 
findet, und Tom. 11. p. i u. folg. eine andere über 
die Vorliebe des Dauphins für diefelben, wo unte< 
andern erzählt wird , was wir aber bezweifeln« dafs^^ 
als der Dauphin ( Vater Ludwig XVI ) bey einer Be- 
ratbfchlagung über die AngriiTe des Parlaments au( 
die Jelüiten und die VerhältniDe des Ordens XAx 
heftig die Partey der Jefuiten genommen, der Her- 
zog ihm gefagt habe : Ah! fil Monsieur i un dauphia 
peilt - il ^tre aossi chaui pour des moines ? Zu 
diefefr Dreißigkeit pafst es übrigeiu recht gut, dafs 
der Herzog, als er dem fch wachen Könige bewiefen, 

104 



3^ ffi-n ALaV/"'^ AL.L.V^ 1.1. 

«■ ^7- nicfit waEr, vae doch. waRr- war, ante er 

ICbf^feal}* »">•■•'> i" einem Memorial -ftand ^ wdchp» . 

der Danphin dem Könige- übergeben hatte, mit dem' 

Parlamente eine eeheini« Verbindung gegen die Jcfui- 

ten habe dem Dauphin Vorwürfe machte nud am 

Ende Tagte-, wie Hr. / arretelle Tom. IV. p, 59 wahr- 

fcbeinlich aufrden^Gedächtniffe anfiihrtr /t puii ilrc 

gOtidamn& att malhtur d'ilre votre .lufet, mais je ne 

serai jamaU vntr» jerviteiir, oder wie ea beffer bey 

'Bffcnval II. p. 8, heifst : Peut itre, Monsieur,, serai je 

hstez tnalheitreia: d'ilre vntre sujet, mais certuitte- 

rrvice. Wichtig ift 

ir. Laert teile nicht 

uphiti ä tet i>öint, 

i ripoiid'it. , Müit 

de Ghoiseul, iju'il 

innen nicht omhin,. 

bft in den wichtig- 

Jeder unter una 

Spiftlers Staatenge- 

[^eTa dc3 Jefui'ien la 

er Vertreibung der 

lerzähltnonHr. La- 

Fraii^ois , nonmii 

iniqve, in y appll- 
le le gouvememeitt 
'et spiculations fu- 
reut lotiftrmt heureuses. Mait pluiieurj de sei vais- 
seaux Jureiit enlevSs par les Jinglois lorsqiie daiit 
Taimie 1755 pour prililde d^ne guerre iujwte ils 
ßrent leur prolede tont les batiments que la France 
avoit sUr les tners^. Le pire Lirvnlette denianda 
tn vahi ävj secours aiix jesuites itigocians qui cor- 
respondoient avec lui, et au geniral de soil ordre, 
Ceux - ci jugerent gue ses entreprises eommerctales iie 
pouvoient plus qv'itre onireuses la societe, et pri- 
rent le honteux parti de l'abändotmer. Feit de teiiis 
api'is avoir eprouvi un malkeur qiie les evenemens- 
de la gtierre rendoit Irreparable, Lavalette diclara 
nne faillite de plus de trois millions. Wie viel ge- 
iaauer hätte der Vf. mit nicht viel mehr Worten diefa 
fo falTen können: Der Fater Lavalette ,. Procurator 
von "ät. Peter aiif Martinique, trieb feit »7't7 einen 
fehr einträglichen Handel, trieb ihn fo weit, dafa er 
faß alte H-dndelbleute and Cotonißen von Qch abhän- 

fig machte, Vreil er ia& den aaafchliefsenden Hdndel- 
atte. Diefe behlagten lieh beym König,, fein Orden 
Siufste ihn zurückberufen, wu Feie aber bald den Hof 
itU beruhigen, und La Valette dttrfte nach Martinique 
Surächhcbren , ala General - Yifitator \ii\APraefectus 
apojiolieus der Mi/Tionen iu diefem Theil der Welt, 
iiud hatte nun bald Comptoira auf Dominique, Maria 
Galante, Set. Lucia andSct. Vincent, und feineWech- 
fel wurden in Bordeaux, Lyon, Marfeille, Nantes, 
Paria, Cadix, Livomo bonorirt. Wie ihm die Eng- 
länder die Schifte wegnahmen, hatten die ßcbrüder 
Lionay und Kaufleute in Marfe^le, in Erwartung 
' tön Wsaren für & Millionen, für anderthalb MJllio- 
nea Wechfel de« Jeroiten acceptiiL Sie- Ttrlmgen 



6eld vnm PiflcureJir ffiii^al des mirtifutT ^ de Sacy, 
er datf aber üv üch oiiUt« iinferitehmen und mub 
ficb an den üeneral wndcnj diefer war un- 
glüokücb'T Wi-ife gerade HamaU kura vnthfT geAoi* 
Den Bii' ZOT Ernennung df« neuen Generale kana 
fich dai inarfeiller Haua, daa jahrlich 30 Millionen 
qmretzle,'nic!iL hallen; der Courier, der ihm Unter* 
ßütziing verrprieht, langt dtn Qff Febniar m, fiAh- 
dem daa Hauti den itjten füillirt hatte. Da daa- Un- 
glück jetzt einmal auagebrochen war, sogen die Je- 
fniten ihc Wort zurück. Hier niüJTen wir wieder 
eine Stelle befonders rügen, vi'äre ett auch nur, Um 
zii zeigen, wie gefalirÜch eine leichte Manier der 
Wahrheit ili. Nadidtm Hr. L. die eauze Oefchiehteent- 
ftellt bat:. Tiitzt er p. S7 nber die Correfpondenc du 
Pater deSacy, dttin riieTe meint er doch wohl (ge- 
vifa, .wollen ivirea nicht behaupten, da nie auch nur 
aineQuelleangedeutet ift) Folgende« hinzu : etiitmk- 
liretit ä leurs eXcuses im geiire d'ironie hien fait 
potir redoubUr la colire de ees malheureux pires de 
jamille: ils leur offrirtsit, de faire en leur intentian 
le sacrißee de la messe. Die letzten Worte &nd fo- 
gar unlerftricben. Unteren deutfchenlLefern "wollea 
wir nun dach fagen, dafa das Ganze eine Idvocaten- 
-wendungift, di« durchaus kernen an de rvn Beweis fnr 
fich hat, als das piatäoyer des Hn. Legouv^ für die 
Hn. I.ionBy, was Hr. £.. notbw^endig bitte Tagen 
mütTen: Wir wollen weder das Betragen der Jel'ui- 
ten in diefer Sache, noch die vielleicht heocblerifche 
Wendung, die Pater de Sacy nahm, rfchffertigen; 
nur Spott war es nicht , riin machte nur der Advo- 
cat diirads. Der Pater fchrieb nämlich den fianflen* 
ten , er beklage fie, er weiue, er halle die Melle für 
he; — aber er fehe keine Möglichkeit, die unge- 
heuren Summen beyzubringcn. Das war doch kein 
Spott: der Advocat wandte ea aber fo, und konnte 
nun mit einigem Rech^ fagen. 'er hütte es aus den Ori- 
ginal- Briefen des Patera gezogen. Die weitere Er- 
zählung der Sache gehört nicht bieher. Wer 6ch ao» 
Hr. L. darüber unterrichtet, weiFs febr wenig 
davon ;. denn er -übergeht Togar die H;iiiptfar.he — die 
Inconreqnenz derJefuiten, da üe bald zahlten, bald 
wieder nicht zahlten. Femer, wenn ea heifst: l-^^f- 
faire itoit de nature ä itre partie devattt un tribu- 
nnl bieit moins ridoutable pour eux , le grand eon- 
seil: maisfrappis d'vu iuexpUeable verttge, Ustin- 
reut ä honnetir d'aeeepter pours juges leurs euitemis 
deelaris: fo geht diefs auf die lettres patentes, wel- 
che ßch die Jefuiten verfchafften, dafa die Grand" 
ehambre du Parlament de faris über die Sache oit- 
Tcbeiden foKe. Sie dachten den Frocefs dort in die 
LSnge SU ziehen, and konnten unmöglich verma- 
tfaen , da(s aueh diefa durch ihre Feinde werd« hin- 
tertrieben Werden. 

Dank verdient übrigens der Vf. für die Vorfidt, 
mit der er das innt^^re HoA> ben Ludw'ga XV b» 
rührt. D^na er erwähnt nicht einmal de« Verhalt- 
nilfee, das zv^ifchr-n Cbnifeul -und der Hersogte 
von Grammbnt Statt gehabt haben foll, und wo^ 
ftof die folgende» Verb; , in dereit «ti^aik «tie Ver>a- 



535 



M A Y I 8 t 3- 



834 



gii ng ier le ruften « iw ureytf^n 3er Toi der Pom«- 
pa<*oiir, und in den letalen das Erwähiue an^^edeutet 
"Vrird , 'Ckch beziehen t 

jipref avoir äetruit l autt^i d9 Oanfm^tts' 

^ Venu% a quillt l'horizon : 
ji lo) malhtiirt encon* Franct , il jautun reine Af 
Chasxe Jupitfr et Junon^ 

Um dei» erOrn Vers deutlich sujrnachen« erinneny 
wir an diq Gefchichte, die uwin in den M^nioires je-^ 
ercts poitr servir a Vhistoire de ia refublique des let' 
tres eik France depms 1762 jusqu^ä nos jours» Lon-- 
dres i7b7. Tom. L p- 157 weitläuftiger Undet. ^er 
Kansler nämlich macht dort dem Rector der parifer 
Univerfität einen harten Vorwurf, weil er in der la- 
teinifcben llede,^ worin er von feiner Atutafiihrun^» 
von der elucklichen Vertreibung der Jefuiten^ die 
ewige Feinde der Univertitit gewefen^, Ton der Be- 
fitznahnae de« CoMegiuma, Clermont *) , Kechen- 
fchaft ablegte« den Vers der Ollenbarung anführte 
XVIII« &£. Et voces citharoejorum et mußcorutn et 
tibiae ae tuhue raueutinm iwm audientur amplius 
in te. Schlechte Wits&liuge, oder auch Verlaumder 
hatten nänflich dem Kau'zler berichtet r der Rector 
hitte einaedorum ftatt citharoedorum gefagt. Weil 
wir d^ch einn>al an folche Gefchichteu kommen: fo 
hömieii wir nicht ^mhin , aua Hn; Lacr. ansuführen» 
wer es eigentlidi war, der die du Barry in der Bievoln- 
tton sttfe bchatfot brachte, weil man daraus aufa 
Neue fiebt, ^ab der is^lendea Freundfchaft gewÖhn- 
Kcb elend endet, wenn gleich leider nicht umge- 
lidirt ^bewiefeti werden kanot dafs der Edlen Bund 
immer ewige Früchte trägt, Tom« IV. p. S3« unten t 
Die DenWfchriften )euer Zeiten führen uufend Züge 
ron der Niederträchtigkeit des Kanalecs Manpeon bey 
der Gräfin du Barry an« £r (pielle mit einem klei- 
nen N^er derfelbeur Zamore, lief« üch taufend un» 
Terfcbilmte Poflcn von dicfem Rinde gefallen , weil 
ti Liniiab «am Hofe halte. Uerfelbe Neger, Zantorer 
War in der Aetfoliitian der Afikiäger Jemer fVohl- 
thfäterin, und, feine Anklage brachte Jie aufs Schaf- 
fet . Nach dielem foJgr-n Nachrichten über Mau^ 
peott's Juftiireformeny über deren Gründlichkeit man 
kioht nrtheilen wird, wenn man gehört hat, dafs er 
mit einer Anekdote fchliefat, welche felbft in den- 
damals allgemein verbreiteten Tagablättern nur für 
«in ^;on dit** ausgegeben wurde, dagegen er hier 
einen Beweis daraus hernimmt. Tom. IV. p. ß7i : Cest 
ainsi ifu'en jugea ie diu de Nivemois, courtisan ha- 
Hie et ifit^gre^ qui exprimoit avec atticisme des- 
seniitnens Meniu Wir finden fn^ylich in dem Fo^ 
genden mehr Auicism ala erhabene Geünnu^g.^ C'a- 
le»< ti/i des pairs qui avoit adhdre dla protestatioii 

•) r»ey diefer Gelegeidicit Ttöpiien wir nioht untliin, f.xi 
cViiiiiein, wie intutnAnt fs ift, mit der ErEähhing Ton 
der Art, Wie die Jeft^iten «asdiefetn CoU&gio-''^nTi^ea 
w urden , zu vergleichen j wa« de Thou von den laugen 
IläiK ein und Debatten ^ert^hl^, jiiKih denen ihnen das 
P^rlameut höchß ungern «ien Belitz deHeiben ei'laubte, 
in» laliT 15.^5, alfo^ Jahr nach ihrer erltcn Beitätigiiiij| 
dinch t n Papft. i huan, Hijtur,aj\ fui tempuris lib.XVin 
ku. ^uit. Francof. tfy2.^ Tom. i-p«745' 



des 'princes^ La -eemtesse Dubarre le reneoutra^ 
peu aprhs la tenue du lit de justice. Eh bien^ Mon- 
sieur le duc^ lui dit-elle, ne renoncerez-^ous pas ä vo* 
ire Opposition? Vous tavez enteiiAu, le rai a dit; 
fu'U ne changeroit jamais. — Oui^ madame^ repon* 
dit'it,^ mais il vous regardoit^ Wir finden diefs in 
den frivolften Nachrichten der Zeit nur mit einem 
on rapporte erzählt. Wolke man folche Anekdoten 
als wahr und charakterißifch annehmen: fo verdien- 
te auch die über den Dua d'Äiguillon einen Platz, 
die in allen Blätter^ jener Zeit vorkommt, dafs der 
Mei^og von Nevers auf die Frage der Königa an den 
Her^KOg von Aiguillon, ob er nicht wohl fey, er fehe 
fo 0elb ausr geantwortet habe: Seine Majeßät ur» 
theile immer fehr günßig von den Leuten, die um 
Sie wären, da alle anderen Menfchen fänden, daCs 
der Herzog Fehr fchwarz aüsfähe. Das Betragen ge- 
gen den Herzog von Choireul war ^llerding» Tpnder- 
bar; aber was [pH man zn dem einzigen Äctenftück, 
welches der Vf. im ganzen Buche beybringt, was zu 
feinem Urtheile darüber fagen ? Es ift der Auszug ei- 
nes Brie& der Herzogin von Choifeul an den König, 
bey delfen Lefung doch nothweudig Jeder fragen 
wird, wie konnte die Herzogin an Freund fchaft mit 
dem Könige glauben r wie ihm drohen, und den- 
noch üch gegen die Folgen verwahren, und zugleich 
den Charakter haben, den der Vf. ihr beylegt? Da 
der König üch bey^ vielen anderen Gelegenheiten 
noch viel kleiner zeigte: fo wollen wir es überge- 
hen,^ dafs ihm in dem Briefe nicht allein Wortbrü- 
ehigkeit, fondem Verletzung einer fchrifüich^gegebe- 
nen Zufage Schuld gegeben wird. Bey Gelegenheit 
des Proceifes, den Beaumarchais mit Goea^mann oder 
eigentlich mit der Frau deilclben halte, IV. S. ößß 
2ß9» *^**^ <^e' ^f- auch etwas Bedenkliches übergangen, 
welches daa InterelFe des Proceifes erhöhte. Beau- 
marchais bewies nämliöh unwiderleglich , dab Goez- 
maim ,. ohne fich zu nennen , Flugichriften für den 
llerzog von Aiguillon verfafst habe, welches bey der 
Stimmung des Publicums gegen diefen nothweudig 
eine Menge der Lachenden auf Beaumarchais Seite 
ziehen mufste. Dazu kam noch, dafs Baculard 
d'Arnaud , deflen Romane man kennt, in die Sa- 
che gemifcht wurde,, diefer aber ledermann be- 
kannt war, dafs endlich auch der damalige Keda- 
cteur der Gazette de France^ alGo gleichfalls ein fehr 
bekannter Mann, angegriffen wurdie. Diefe wenigen 
Facta ßatt vieler überfiüffigen Worie würden dem 
DeutCchen lieb gewefen feyn; vielleicht «her hat 
diefs dem Vf. für Franzofen unnöthig gefbhienen« 
weil er vorausfetzt, dals ,üe mit den GefcHichten 
im Detail bekannt feyen; das. gilt. aber doch nur von 
denen, die noch von den. alten Franaofen übrig find. 
Gleich^ au' diefe Gefchiehl;en fcbliefst lieh die der 
Operationen ^e9 Abbe Terra!, aber natürlich ohne 
Detail, vvelches den L.efeni, welchen der Vf. fein 
Buch belÜmmt hatte , unerträglich würde gewefen 
feyn. Wir bemerken hier nur, dafs während die- 
4C^ A/iiniAerram, yro dfe vonrixer erlaubte Getreide- 
Ausfuhr verboten wurde , Ludwig an^g auf Kojm 



355. 



J. A. t* .*. MAY 



i 8 » U« 



Sß 



za fpecQliren # W^s der Vf. IV, S. ögß rech|; gut be- 
merkt. $ans y meftre ni ^crupule ni mysterc ^ et 
dans la seilte Intention^ de grossir ton trSsor pri- 
ve , »7 s^amusoit a faire elever on baisser le prix 
des grains » et c*etoit toujours en sens inverse de 
ce qiCeht du disirer ou opirer le maitre du royaU" 
me. Des eourtisaiis fa^onnSs ß tout appronver^ 
taissoient les yeux avec quelque emhßrras lorsque 
le rot leur montrait une carte , siir laquelle il^ nO' 
tait les variatious d^s'marches, — »— Welche Äha- 
licbkeit knit dem Sohne des Conßantin Ducae» Mi- 
daael dem VII! Dieter, als ihm fein Onkel Johann Da- 
cas an die Stelle feines gefangenen Stiefvaters Roma" 
nus Diogenes 1071 anf dei^' Thron von Conßaniino» 
pel geholfen hatte» verlor den Thron, weil er fol- 
che Speculationen , wie Ludwig XV, machte , (chon 
1078, f^^ ^^^ Nicephoras Bot^niates. Zonaras, wie 
er den Grund des Bejn^mens Paropinaces^ den 
lyii^^bael trägt, angehen will« fagt {Joann. Zoiiarae 
jSnnal' Hb. XVIII. p. 226): Xhov 5s ybvof.Uv^s ivSsfag 
iif\rai^ ^IxhfM^ TO» ßatjtkswg rpuTOu, cvjtc jjhj gXqv 
jütföijuivov «V vojxuSiXa d'froSlSotrSaif aXka rra^i iriva" 
K^ov a iar) lAsoifxvov ri riTÄprov, ^i^ aVoivojutov riS 
ßaaiXsl ro viotvov ivsTvx^i^» ^XWM^'^'^f» ^^ '^^^ M*" 
^Qi rovbn ouTCü KocXilo^ou rov »ißara ctc^ Da aber 
eine Theuruug entftand (die, wie er hernach fagt; 
dem Aufkaufen des Kaifers und feines Lieblings zu- 
gefpbrieben ward), fo dafs picht ein ganzer Medi- 
mnus, fondern nur | Medimnus füt ein vifiKJfxa konn» 
ten gekauft werden; fo erhielt er vop diefem öflfent- 
Hchen Unglück den Be^namen^ Hr. Lacr, hfitte 
aber noch dazu fagen foDeu, dafs der Jlbnig zebi^ 
Millionen aus feinem Privatfjphatze zu dem ^hand- 
lichen Handel hergab, dann hätte man das fvie be- 
ftimmter gewufst. Aus Hn. J^aer, mufs man aber 
eine Stelle in Girtanners hijlorifchen Nachrichten 
und poUtiJchen Betrachtungen über 41^ Franziißfchfi 
Revolution i erßer Band 8,40, berichtigen, wo es 
bcifst: „Der Abbe Terray war frech genug, im Jahr 
1773 unter dem Namen tresorier des grains du Hoi 
eine neue Stelle zu fchaften*'; richtiger bey Hn. Lacr. 
Tom. IV. p* 293. Not. a ; Une grossilre inadpertpnr 
ce rendit eneore plus publiques les Stranges svecur 
lations du Roi de France: dans ünAlmanßch royat 
de 1774» on pla^a parmi les ofßciers de ßnance 
un sieur Mirlavaud tresorier des srains pour Ip 
compte de sa Majestd, 

Nicht fo leicht hätte der Vf. über den Abfcheu 
Tor der Etikette , den die; Königin Marie Antoinette 
fchon als Danphine bewies, hinausgehen foUen, da 
fchon die Schriften der ?eit, die er doch durchaus 
kennen njufste, und fogar di^ Olimoires de Besens 
valt die er viel beniUat zu haben fcheint» eip grofses 
Gewicht auf diefen Leichtfinn, oder wenn man 
will , diöfe Art zu leben , die 6e an dem wiener Hof 
gewohnt war, legen. Wir wollen nur an eine 
Stelle der viepripee dß Louis quin:;^ Tom. IV. p. 



igo~ erinnern, wo es heifst: Sie nannte dfe Gii&a 
TOoNoailles, ihre Dame d'honneur, Madame VEtiquet' 
te^ weil ße fehr ernft, fehr ßreng war, und ifaff |s- 
den Augenblick «rorßelhe, dafs üe 4iem, was bey ik- 
rem Range Herkommen fef^, etwas vergebe, und Qe 
folgte ungeachtet diefer Erinnerungen ihren Launen, 
belonders , w^nn die Sache der natürlichen Munter- 
keit ihres Charakters entgegen war, oder, wenn fie 
ihr gegen ihre Gefundheit zu fe^'n fchien. Sie ging 
allein, ohne ]ße^leiter; Ae ging aus, wie und wann 
Ae wolltic ; fie ging zu Fufs fpaziren ; fie lud na 
Eilen, Abends und Mfttags, wenp es ihr einfiel, ik^ 
re9 Mannes Brüder, feine Schweftem, die Tanten, 
und gi;ig zu ihnen mit eben der Freyheit: kun; 
fie fnchte ganz die innige Vertraulichkeit einzufiik* 
reti , mit der der wiener Hof in feinem Inneren lebt, 
fo ängftlich er bey öften^ichen Gelegenheiten über 
das Ceremoniell wacht. Dafs der Vf., wenn er Tom. 
|V. p. 353 und folgg. über Turgot fpricht , die Ö«- 
vres de Turgot 9 Vol. gekannt habe, dürfen- wir wobl 
nicht bezweifeln , da fie fchon tob 1808 an erfcbie- 
nen find ; dafs er fie nicht gelefen habe, glauben wir 
mit Sicherheit behaupten zu können. Wir woBcb 
bey der Gelegenheit erinnern, dab et wohl Vides 
zuTurgöts Gründlichkeit, die man b^ allen} philofo- 
phifchen Dünkel, der unverkennbar an ihm ift , ihm 
nicht abfprechen kann, beytrng, dafs ihn unfer Ha- 
ber, der Ihn im Dentfchen unterrichtete, mit den be- 
llen deutfchen Schriften , deren es in^ diefer Zeit in 
Ttirgots Fache einige recht gründliche £ab , bdunnt 
machte, weil Huber felbft eine Ehre dann fnchte, die 
Deutfchen von den FranzoCen geachtet zu fehn. Blit 
dem Fall Turgots endet Hr. Lacr. den vierten Band. 

Faß der ganze fün fte ift der Gefchich te des nordaaie* 
rikanifchen Kriegs gewidmet. Wir find fchon zu aas> 
führlich gewefen, und bemerken nur noch, dab der V& 
auch in dieCer Gefchichte dem fiotta mehr folgt, als 
S-amfay, und auch die Gewährsmänner nirgends nennt. 

Per 6 Band, welcher die Vorrevolution enthält, ü 
natürlich ganz anders zu betrachten, als die vori- 
gen ; er enthält das Zengnifs einvs ZeitgenolTen , über 
^leiübzeitige oder dpch faft gleichzeitige Begebenhei- 
ten, er gieb( den Überblick, wie es Aex Mann, des 
fielbft denkt und mit der Gefchichte feiner Nation 
bekannt ift, für paüend hält, ihn zu geben. . Tom. VL 
Pp 10 hat der Vf. eine fehr paiiende Stelle aas 
der Einleitung Beckers in fein Buch sur les ßnanees 
eingerückt, woraus man fehen kann, w^ie groC» feine 
I^igenliebe war, und wie fchwach fie ihn miachte, wo 
zugleich jene revolutionäre Declamation, die fcboa 
früher in allen Schriften über Staatsangelegenheiten 
zu herrfchen angefangen, recht auf ihrer Hohe ift. 
Pie folgende Stelle p. 1 1 würde unter jeder anderen 
Regierung nicht haben gedruckt werden dürfen t da 
es eine Att von Manifeft gegen Calonne ift. 

( Der BefeUufs folgt im näehßen StoAO 



■p 



537 



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t; H E 



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• * 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



M A T 



i 8 » 5- 



■Ml 



O E S C H I € H T E. 

*) Paris« b. nuiiTon : Histoir^ de France pendatU 
le dixhuUUufis si^cU par CharUs LacmUlU eto. 

^Be/Mmft der im porigem Stack dbgehrothenen Recenjion.'} '^ 

jLn eine io verwtcRehe Materie, als die Lehre von den 
fränzöfifchen Ftnan^eii zur Zeit der beiden IVIihifter, 
Licht bringen, wollte der Vf. nicht, tuid konnte er 
leinetB Plane jiach aach nicht wollen; aber wir hät- 
ten doch gewünfcht, dafs er über die widerfprechen* 
den Erklärungen ^er beiden ^Finanaminifter Kunde 
eingeholt oder feine Meinung zu «rkeiinen gegeben 
hätte, da Necker Tagt: Oest ainsl que je me suis coh» 
duit : fai lahsd dßsfonds assuris pour une anrUe en*- 
tibrt , j*ai xfuittJ Mna place -dans un moment • oü il y 
avoit au tresor r4fyal plus d^argenl cömptant et plus 
ß^effets 4xigibUs^ qu*il tu s*€n 4töit trouvi de mi^ 
moire d^ komme ^ und Calonne ihm dagegen Schuld 
giebr, dar» er ein Deficit votl go Millionen gelalTen 
habe. Wer übrigens der bedere Menfch« der beße 
Haushalter von beiden war, hat der Vf. recht guc 
geflseigt , wie darüber denn auch nie nur ein Zwei« 
fei obgewaltet. Den Kauf von Rambonillet und St« 
Cloud , die Veräufserung der Domänen , hätte der Vf. 
nicht äbergeheh foUen , da fie von bedeutendem E^n- 
finfs waren; aber vortrefflich hat er den Charakter 
der nouvelle €Our und ihres Aufwands dem der an^ 
ciemie eour entgegengeftdlt, wenn er S. o6 Tagt; 
,',I>er Anfanc der Regierung Ludwig XVl war der An- 
fang einHr glücklichen Revolution m denKünften, fie 
wurden leichter, es herrfchte ein feinerer Gefchmack; 
aber ohne Oröfse und Pracht. Die Königin Aand an 
der Spitze ; nach der zierlichen Einfachheit ihres Pu*« 
tzes zu urtheilen , hätte man denken Collen , fie wolle 
dem Hange ihres Gemahls zur Sparfamkeit (chmeii 
cheln; aber es war ein Betrug, durch den fie ficb 
felbft täuCchte. Dinge, die durchaus nichu Dauer- 
haftes b^ben, wollen ewi^ erneuert feyn, ewig yer- 
üfidert. Die Laune hatte keine Schranken mehr.'« Über 
Beaumarchais urtheilt doch der Vf. Tom. VI,- p. 6o 
Vfid 6i SU gelinde. Denn wenn auch der letzte Satz 
in der Nachricht ron ihm, il fut turbuletU sans ^tre 
fitctienxn inhückficht der Revolution wahr fcjrn CoH- 
te ; fo war er doch vorher nicht der, zu dän ihn der 
Vf. madht. Bay derOefchichte» wo er die Tochter 6^ 
Bankiers Fifch, die an Rommann in Strabbnrg, der 
hernach in Paris lebte, verheirathet war, dem fchändÜ' 
eben Daudet, erftem Syndic vonStrabburg, in dieHän- 
ije lieferte, den Mann mit dem Ausdruck bedrohte : sou^ 
2;e^i^^ vous que Pierre jluguste Baron de Beaumarchais 
vpus fcrdrof den Polizejlietitenant le Noir fo durch 
feinen kinfinls fchreckte, dafs diefer die Jufti:i in der 

/. d. L. Ä »flxä. Zw^cr Band. 



Sache verweigerte, Kornmanns Advocaten Tuirpin 
Xb^ar durch Briefe üngftigte, gdbnmchte er -doch a#- 
wib /das dämagogrrohe Anfeben, das er erworl^ 
hatte, nicht nnm Guten. iÜbrig^ms hatten ficb dih 
Zehen geändert : die Spnwhe , die beym Ausbrach dek- 
Sievolotion wirhte, ▼^rßmdBeaininari^ais nieht, j^ 
ClalTe, unter derer mächtig war, und die er durdk 
fcine Bücher fchrecken konnte, war vertrieben, 4ia 
' Leute , die damads herrTchten , kümmerten Ach um 
4a%qu^en dira*t-<ra nicht ihehr. Die Halsbandsge* 
fohichte berührt Hr. Lacr. mehr/ als er fie erzählt, und 
er mag Recht haben, wenn er Tom. VI. f. aag fagt^ 
Coitvaimcu qus thistmrer ffa pasmneore les movefts de 
r^soudre toutes les difficvltis de ce procis euignka^ 
iique^ j'^en evite les scandaleux dStails: €*est du pu^ 
blic^ que fai A wüoccuper particuli^remeni : fai sut^ 
taut Jt indiquer les premUtres injusSiees d*jm esprit 
d'oppositiou qui ne devoit plus avoir defrein. Für 
4eutfche Lefer wollen wir npr bemerken ^ dafs die 
Gefchichte am heften, wenn gleich freylich nicht ohne 
Animofität, erzählt ift^ in Sehlözers Staatsanzeigen 
im t3 Bande im '51 Stück. Wie aber die Stimn\ung 
des Volks war, wie der V^iderwüle gegen den Hof 
|ede andere Gefinnüng ^rftiekte, ficht man doch aua 
dem UnwiHen , den 4as Volk darüber äulserte, dafs 
Rohiin verbannt wurde« Hatte er ja fein Sdiickfal 
vorher fchon taufend Mal verdient: ein Be^fi^telj 
welches Ludwig XVI ielbft erfahren hatte, hann die* 
fes fchon beweileü. Ein Tapetier in Psiris hatte deif 
König um ein Moratorium (lettre de surs6ance) gebe^ 
teo , und um ihm zu beweifen , dafs er fönA ganz nn4 
fchuldigerweife bankerott machen muffe, demfelb^i im 
feinem Portefeuille die Verfchreibungen der ütohexk^ 
die er umfonft hm Bezahlung beftürme, gezeigt. Dem 
Könige war damals befonders ein Wechfd des. Cards-' 
nal Rohan von 8<kx>o Lfvres aufgefallen; er hatte ihn 
zu fich genommen^ dem Tapezier eine An weif un^ 
auf den Finanzminifter gegeben « dem Cardinal V^t^ 
würfe gemacht, und fich von ihm die 8«ooo LivresL 
zahlen laffen. Diefe Anekdote hat der Vf. üheigaii« 
gen, fie ift aber wichtig, und man kann daraus vie4 
lerlef folgern. Recht hat er^ wenn er S. 135 fagt& 
Der Procefs wegen des Halsbands konnte allein fchon« 
dem Suatsbeamten die ttnerwartete und verdriefsli^ 
che Stimmung des PuhUcums zeigen. Der Vf. giebtr 
S* 145 die Litte der Namen derer, 4ie in den 7 Bu*>. 
reaux derNotabdn arbeiteten; es wäre intereilant ge«\ 
wefen , wann er in kurzen Noten die Schickfale der . 
Leute Verfolgt hätte, da nichts mehr geeignet iC^ den 
Wechfel alles menfchHchen Glücks, und die Berüh- 
rung, in der auf Erden das höchfte Elend und die 
höchfte menfchliche Grölse oft flehen, zn aeigen* 
Rügea muffen wir es aber^ dals er VI, S. aja. 53 die 

105 



T ^ 



^rreftatfon des d^Epremeenil und IVTonfabert dadurch: 
imporaiiter machte dafs er die Etzahliing veTfälfchr, 
und dTAgouft eine Entfchlo/Ienheit beylegt, die er 
nicht bütte. Den 5 May hatte d'Agoud die beidea 
Herren arretire» wollen. AU er fand , dafs dad Parla- 
ment fie in Schutz nahmi wagte er nicht, 4nit Grenar 
gieren in den Saal zu dringen, fchickte efnen Courier 
nach- Hof tmd erbtek fie^efiBeleM» £r kam wi<de» 
ins Parlament. NeueWeigermig: neuer Courier. Um 
.IT Uhr Vonnktagsden 6ten fiel erft das vor, was der Vfi 
mit Übergebung der beiden anderen^Seenen erzählt. — 
Wir fchlieben dtefe Anxeige mit der aus dem 
Vorbergefagtea hervorgehenden Betsachtung, ivi« 
flebv es noch an folcben Werken matigele, die dieGe- 
Icbidrte zugleich lesbar für die Menge tmd grundlieh 
für den Forscher behandeln. DieFoderung, fo fchwev 
fie fcbeint, haben die^ alten Schriftlleller, die anders 
arbeiteten«, und deren. Publicum beftimmter war, als 
das^ unferige, erfüHen können. Maccbiavelli und 
Guicoiardini haben ihr ans bekannten Gründen un^ 
ToUkommeiier entsprochen^ derDeutfehc hat fie nachr 
von Seiten der Gründlichkeit, der Franaofe von- Sei« 
ten der Lesbadieit erfüllt, und ntur die Engländer al- 
lein bleiben für alle unerreicht, ma^ man auch an 
den Einzelnen tadeln, wm man. wiH. 

D. u« A. 

Berlin» in d. Bealfchulbucbhandlung : Entwurf 
einer Propädeutik des hiß orifcheu Studiums yvon 
Friedrich liühs^ Dr. u. Prof. der Gefchichte zu 
Berlin, lön* IVu.ß74S^ fl. (Mgr.) 

Es ift eine fehr wahre Bemerkung, dafs es unfe- 
rem hiftorifehen Unterricht auf höhereiv Lehranftahen 
an fefter Grundlage fehlt, und üe dringt fich oft drü« 
ckend demüthigend genuf einem Jeden auf ,^ der eine 
Reihe von lahren mftortfche Vorleftmgen gehalten 
liat* Für welch' einen kleinen Theil des bildsamen 
Pttblieum» find die Darftdlnngen hiftorifehen Stoffs 
in gii^serem oder geringerem Umfange von frucht* 
barem £rfo]ge, virenn gleich auf ftrenge Auswahl des 
nitzndierlendea Stoffs forgfam Rückficht genommen, 
auf Unterfnchunc ana den Quellen hingewiefen ^ und 
auf kritifehe Prüfung einselner Thatfaehen pflichtmä- 
tsiff auftnerkfam gemacht wird? Bey Befolgung der 
bellen Methode kann doch nur eigentlidi das Bedürf- 
nifs genauerer Bekanntfehaft mit dem zum gründli* 
eben Studium der Hiftorie erfoderlichen wÜTenfchaft^ 
Uf ben Apparat erweckt werden ; und es ift feltfam, 
wenii die Befriedigung eines fo ehren werthen,. und 
für wahrhafte hiftorifche Bildung äufserft folgenrei* 
eben Bednrfnifles dem in der Regel literarifeh unbe* 
holfenen JungUng felbft überlaffen bleibt, während 
man fich angelegen feyn läfst, BejfpielQ aufaubäufen, 
\|relcbe dalTdbe nur fiüübarer und die Entbehrung un- 
entbehrlicher Vor- und Grund -Kenntnifle drüd^en- 
der machen. Nicht erträumt ift die Beforgnib, dafs 
auf folche Weife ein pragmatifch - hiftorifcher Sehul- 
geift erzeugt wrird, dab Betrachtungeq und Anfichte» 
eines beliebten und beredten Lehrers feftgehalten, die 
verdienftliohen und mühfamen Vorarbeiten aber, aua 
welchen diefelben hervorgehen, überfehen werden^ 
und dab alfo die Eilemung ^ der faft in Alles eingrei- 
fenden rechten hiftorifehen Verf<hmng»art verabßlumt 



od^r aaf entcö GUick d^m unzeitig ßark in Anfpmch 
genämiiv^neu PrijrafiLeif&e iiberlalPeii.wird. Hr. Ä. 
erwirbt fich daher durch diefes Lebrbucb der hiftorf- 
fchen Propädeutik ein wahres Verdienft, und Rec 
hofit, dafs recht viele Univetfitätslebrer von demfel- 
ben Gebrauch machen , und damit dem hiftorifehen 
Studium in ihrem Wirknngskreife eine beOere Rich- 
tung geben yf^n^^teB^ &» «rt«bnet fich di#£es^Cawpen- 
dium durch reichhaltige Voll ftändigkeit^ logifehe Ord- 
nung, Klarheit derDarfteüung und zwedimäfsige Aus- 
wahl der Literatur aus; es enthält treffende Winke 
über manche literarifche Verkehrtheit und Thorbeit 
unferes Zeitalters; es witd manche w^abre Wort über 
folgenreiche Grundideen, kräftig 4mgef|M'ochen ; es 
wird Vieles angedeutet, was weit sui verfolgen der 
Mühe lohnt; 

Voraus geht eine kurze Einleitung über hiftorifclie 
Propädeutik luid deren Literatur« Der erjifi kbldoiixt 
erläutert den Begriff der Gerchichte;. wohey es auf- 
fallt, dafs der Menfch der Natur S% 5 entgegengefetzt 
wirdf welches leicht zu einer unrichtigen VorfteUiwg 
von der fitilich - wüPenfchaftlichen Beftimmung und 
von dem endlichen Refultat des. hiftorifehen Studiums 
verleiten könnte , da doch jeder unbefangene Forfchet 
in der Gefchichte nur Beftätigung ewiger Naturge- 
Cetze entdecken, und die denfelben widerftrebende 
Menfchenkraft als lehrreich -warnende Anomalie be- 
zeichnen wird. Alle trotzige Willkühr der Sterbli^ 
choa findet in tmwandelbaren Urgefetzen ihre Groizet 
undbey der wunderfasiftenMannichfaltigkeit derBe- 
wegimgen und Beftrebtmgen wird Einl^it des auf 
verfchiedenartigen Bahnen erreichbaren Ziels überall 
fichtbar* Auch dürfte S. 12 die Behauptung, dafs das 
hiftorifche Studium mit Univerfalgefchicbte nicht an- 
gefangen werden foUe, zu befchränhen fejn. Fr^- 
Uch,^ wenn fie alsScblufsftein die» ganzen hiftorifcboi 
Studium« betrachtet wird, kann tmd darf fie nicht 
an der Spitze fiehen ; aber die vor der Analyfis herge- 
hende Sjnthefis' kann, na^ch fehl özerf eher Idee, vor- 
züglich die Bezeichnung der der erfteren aubeim fal- 
lenden Hanptmomente beabfichtigen, und einen nicht 
etwa blofs bequemen , fondern aueh fruchtbaren To- 
taleindruck hervorbringen , welcher ein lebhaftes In- 
tereife für das weitere Studium erweckt. Es tritt dabej 
ungefähr dalTelbe Verhältnifs dn, welche» zwifcben 
dem Vortrage der Logik für Anfänger und für phiio- 
foubifeh gebildete Zuhörer Sutt findet. Die Univer- 
falgefcbichte in dem Sinne, in welchem fie der Vf. 
die Krone hiftorifcher Studien nennt, kann wohl ei- 
ffentlich gar nicht gelehrt, Cbndem foll von Jedem 
Iclbft conftroirt werden«. Was Hr. Jti. über GefchiclM 
der Menfchheit fagt, hat Rec. unbefchränkten Bej- 
fdlf hiftorifch ift fie nichts weiter als UniverLilge- 
fdnchte; philofophifch kann fie,- abgefeben von al- 
lem Factifchem und von allen Bedingungen der £r- 
fcheinung, conftruirt werden» gdiört aber aladanir 
lediglich der Philofophie an. ^- Der zweyte Abfchnitt 
befchftftigt fich mit den Vor- und Hülb-ftenntniffen 
der Gefchichte, unter ^reichen (S. fla) mit Recht 
diejenigen Difciplinen verftanden werdm» deren In- 
halt zwar nicht unmittdbar hiftorifch ift, die aber 
wefentlich nothwendig find, theils nm den Stoff her- 
be7flufchaffen| theiU um ihn gehörig so bcutfaei- 



i^^t* 



1\ 



len; .dazu lind perechtiet Sfrzchkunie f Philofophfe 
und Staat<^wiIIeiirchaf»en. Von den letzteren kann je« 
doch nur der theoreiifche Theil alg V^or- und Hülfs« 
Ken&tntTs betrachtet werden; der praktiTche iß von 
Sex Gefchichte felbft untrennbar, ptatiftik und Ge- 
fchichte fteheu in enger Verbindung und Wpchfelwif- 
kung; jene gteht den Zuband an, von deiTen AuffaC» 
fung anagegangen werden mufa , unrv die Bewegung 
SU vergehen • welche dfefe darftellt und zu einem 
abermaligen (Vatt(UfchenRuhepuncCe hinfahrt; dieBe- 
fchaffenheit der Staatsverwaltung iff Bedingung und 
£rk1äran£8mittel der Bewegung , welche Gegenftand 
der hifturirchen Darftellung ift. — Im dritten Abrcbnitt 
werden die GrundwifTenfchaften der Geschichte : Chro« 
hologie» Geographie^ Ethnok)gie» Genealogie und 
Heraldik, vorgetragen» Unter den Männern» welche 
üch om die Chronologie verdient gemacht haben, hat* 
ten Ger. Mercator^ durch Benutzung aßronoinifcber 
Kenntniüe für die Zeitrechnung der wahre Vorläufer 
Scaliger^s ^ and /^. Beveitdge S. 54 nicht vergeffen 
werden foUen. .Bey £rwähnung des Jahre«- Anfangs 
vojß Oftern S. 78 follte bemerkt kyn,, dafs derCelbe m 
Franlureich durch Karl IX 1563 auf den i Januar ver« 
legt wurde, und Philipp U erliefs eine ähnliche Verfu- 
gung yoxa 16 Febr. i575 für die fpanifche Monarchie. — 
Der Gebrauch dea CompolTes ift von fo entfcheidenden 
Folgen für den Handel und für die Elrdkunde gewefen, 
dafs auf die neueren Unterfochungen diefes Gegenßan- 
dea von AzutU^ Öapmany und Hagen S. 106 wohl hätte 
hingewieten werden follen. Unter den arabilchen. 
Oeographen & 120 fehlt einer der wichtigßen, Jbn 
Haukai f aus dem 10 Jahrb., und der S. 125 genannte 
Bernh. Varenius ift nach JB^rAmo/i^zV Bemerkung (Li- 
teratur derReifebefchr. Bw i. St. s..S. 263) höchftwabr- 
fcheinlich kein Engländer, fondem ein Dentfcher. Für 
die Geographie dea Mittelalters liefern Muratori Anti» 
quit. und Script t* rer. it.^ Baier* s Ed. AntoniiHiJp. 
vet. treffliche und zur allgemeinen Benutzung emipfeh- 
lenswerthe Bey träge, ^ej der Genealogie würde Rec 
bemerken, dab iie im ei^entlichften Sinne felbft fchon 
Gefchichte iftf die ioriftifche Behandlung oder Benu- 
tzung derfelben gehört nach den vom Vf. anerkannten 
engeren Grenzen der hiftorifchen Grundwiftenfchaften 
mit vollem Rechte nicht hieber. — Der vierte 4b- 
fchnitt handelt von der hißorifchen Forfchunj^ oder 
Kritik, und giebt über Münzkunde, welcher die Me- 
daillenkunde billig hätte beigeordnet werden follen, 
über Epigraphik und Oiplomatik nähere Auskunft. Die 
Darftellung der zuletzt genannten WilTenfchaft läfst 
Mehrerea zu wünfchen übrig: der S. 225 nur auf 
Hcuntnifs ]der Regeln, nach welchen die'Ächtheit der 
Urkunden beurtheilt werden mub, b^fchränkte BegriiF 
fcbeint zu.epg gefaCitf die Grundfätze der Interpreta- 
tion köiftien nicht wohl davon ausgeTchloiren wer- 
den; die S. 233 angedeuteten Notizen von 'Notariats- 
zeichen, Chridmen, Recognitlonen u. f. w. bedürfen 
einei^ .fchärferen und genaueren Beftipimung. Der 
fünfte Abfcbnitt giebt über die hi(lorifche Kunft be- 
friedigende Auskunft , Uind A,^t ffichße enthält einen 
etwas duftigen Urnnts einer aU^eAieinen Gefchichte * 
dea hiflorifcheii Studiums. ' 

In der Literatur hat Rec S. 7 (^oguef sur Vörigine 
d€S Uix 0te:, & igt Sprmgcl vuxdFor/ler Beyträge 



zur Völkerkunde» S, 192 Mionnet deseription de m/* 
daiUes antiques grecques et romaines , S* 208 Mader 
Beiträge zur Münzkunde der Mittelalters, S. ^28 Jujl* 
V. Schmidt gen. Phifeldeck Lehrbuch der Diplomatik 
und Georgijch Regeßa , S. 235 Bachtnann über Ar- 
chive» S. 24£ Schnurr er bibtiotheca arabica vermifsc 

dvr. 

Wien , b. Degen : Thaten und Charakterzüge Je- 
rühmter öfterreichifchet Feldherren. i8o8« IBand. 
44iS. II Band. 231 S. 8- (a Rthlr. 16 gr.) 

Die in dem Cadettenbaufe zu Wienerifch - Neudadt 
aufgeftellten BfldnilTe älterer und neuerer ößerreichi- 
fcber Heerführer wurden auf VeraulalTung des verftor- 
benen Feldzeugmerflers, Grafen. KimAy, von dem Prof. 
Kepner mit einer kurzen Befchreibung ihres kriegeri- 
fchen Leben& und ihrer wichtigßen Thaten verfehen. 
So ift das vorliegende Werk entftanden » das von den 
Zeiten Maxiimlians des Rrfien bis auf Jojeph den 
Zaoeyten geht, und in vier Zeiträume setheilt ift. Vor je- 
dem diefer letzteren fteht eine kurze Uberücht der Krie- 
ge und der durch ßc veranlafsten Veränderungen in der 
KriegsverfalTung ; die Schrift wird dadurch zu eipem 
lehr nützlichen Unterhaltungsbucbe für junge Krieger. 
Dem Kaifer Maximilian I wird hier die Einführung der 
Lanzenknecbte bey den deutfehen Heeren zugefchrie* 
ben, und wirklich fcheinen fie unter der Regierung 
diefes Fürften zuerft in regehnäbige Haufen geordnet 
woiMen au Ceyn. Da jedoch jeder Krieger fich feine 
l^üftung fdbft verfchaffen mnfste: fo fcheint die Ein«' 
Führung der langen Pique wohl mehr durch ihren an- 
erkannten Nutzen gegen den Anfall der, ebenfalls mit 
Lanzen bewehrten Reuterejveranlafst worden zu feyn. 
Unrichtig ift, dafs fchon unter Karl V die Lunte dem 
FeuerfchloOe wich. Zwar ward 1517 das RadCcblors 
in Nürnberg erfunden, doch ungleich fpäter blob bey 
der Cavallcrie eingeführt. Bey der Infanterie gab man 
bis zum 17 Jahrhunderte dem Luntenfchlofle den Vor- 
zug, bis Guftav Adolf j#nes an die Stelle des letztieren 
fetzte. — Unter den in der erften Periode aufgeführten 
Heerführern ßechen vorzüglich Bourbon , Fronsberg 
nad Erich von Braunfchweig hervor. Je wohlthätiger 
es dem Deutfehen leyn raufs, bey jenen Bey fpielen' 
deutfchesMiuhesund deutfcherGröfse zu weilen: um 
fö weniger kann ßch Rec. enthalten , hier einige vor- 
züglich mtereflante Züge auszuheben : Von den Vene- 
tianern bey Viceuza beynahe eingefchlojTen, o^e Geld 
und Lebensmittel, boten jene Fronsberg feinen Abzug 
an , wenn er die Waifen niederl^en wollte« „Noch 
fteht alles zum Glück! ** war die einfache Antwott des 
ent fehl offenen Deutfehen, der nun dieVenetianer fchlug, 
lind Verona mit Sturm nahm. Seine Lanzenknechte 
trugen das IVfeifte zu dem Siege bey Favia hey, und kei- 
ner trat vor völliger Beendigung der Schlacht aus fei- 
rien Reihen ^ 'W^s bey den lofen Banden der Kriegszucht 
jener Zeit um fo bewunderns - und lobenswerther ift« 
Upi fpäterhin dem kaiferlichen Heere in Italien eine 
Hülfe von isooo Mann zuzuführen, verpfändete der 
edle Mann nicht nur feine Güter, fondem felbft das Sil- 
bergeräthe und Gefchmeide feiner Gemahlin, weil es 
bey der fchlechten Wirthfcbaft Karls V an den zu Auf- 
bringung diefer Truppen nötbigen Geldern fehlte. Die 
erfte Periode fchliefst mit einem Qt%iea a. Beierburg 



^Vl 



%A% J« A^ Lm Mß» 

oAer Bemelberg f und ungern vermiht hier Re£. d^ 
Marchere Pescari, einen der gefchicktefte;! treft- 
Hdiften Anführer feiner Zeit, deffcn Einrichten das 
Kriege wefen fo manche wichtige Verbefferung zu dan- 
ken hatte. -— Ii» der »weyten Periode, deren über ficht 
wohl etwa» voüftändiger un^ durch das Fortfchreitert 
der Kriegskunft während des niedcrländifchcn und des ' 
dreyfeigjäbrigep Kriege«, dort inifiußcht deaFeftuugSr 
kriege», hier in der Taktik, heiehrender hätte fe^n kön- 
nen, beben wir den Tod de» ungarifchen Grafen Grijii 
mu»» der in Sig^th mit £500 Streitern'von ipooooTür- 
ken hdagert ward. Nachdem er feinen öefährten ei- 
nen theurenEid gcfchworen und abgenommen hatte, 
bi» auf den letzten Augenblick uoerfchüttert ausznhar^ 
ren : virie» er alle Aulloderuugen und Axierbietungcn 
de» Feinde» zurück. Vergeben» ^rohete ihm diefer mit 
dem Tode feine» -^ vorgeblich m die türkifche Gefan- 
genfchaft geralhenen Sohne», ßrini zerrif»^ den Brief, 
welcher diefen Antrag enthielt, und ladete ihn in fein 
Gewehr. ^— Nach und nadi hatten fich die Türken 
endlich der Stadt gänzlich bemeißert, ihn mit den ihm 
nun noch übrigen 300 Mann in das obere Schlof» ge- 
trieben, und aUch diefe» angezündet; da ftür«t« der 
Tapfere mit den Seinen durch da» geöffnete Thor her- 
aus, in der einen Hand die Fahne, in der anderen da» 
Schwert« um kämpfend zu erliegen, indem er mehr 
al» 6do Feinde mit fic|i in den Tod nahm. — Bey der 
Biographie de« berühmteli Prinzen von Parma vermifai 
man ungern Co manchen charakterißifchcn Zug, der 
den hohen Sinn und kecken Muth de» gröf»en Manne» 
bezeichnet. Sein iS. 90 nur im Vorbeigehen erwähn- 
ter Rückzug über die Seine, Wo er, verwundet und 
krank, (ich auf eipem Seflel tragen laflen muf»te, ift 
ein Meifterftück der Krieg»kunft, und nä^hft der Ero- 
berung von Antwerpen der fchönfte Stein in feiner 
Krone, Bey dem Marchefe iS;;//ii>/a hätte der Um Aand 
nicht unerwähnt bleiben foUen, daf» er zuerft dieRe«- 
gimentiftücke bey der Infanterie einführte, — - Von 
ff^allenßem heifat e» S. ^67 ;' „Unter der Bedingung 
de» Oberbefehl» und derVotlipacht, dieOfRciereernen*- 
nen zu dürfen, erbot er fich, ein Heer von 40000 Mann 
aji^f eigene Koßen anzuwerben und in Feindealand zu 
erbaltep, ohne dafi» e» dem Hofe etwa» mehr, als die 
Ausfertigung der Patente koften follte. Ein folcber 
Vorfchlag war, bey erfchöpften Kriepcaffien, fehrwill- 
Itommen ; nur begriff man die Möglichkeit nicht, bi» 
man au» derEjcfahrupg fah, daU nach dem wallenftei- 
nifcben Syftemeund nach den Mabregeln , die er fich 
gegen feindliche, neutrale un.d IJßlbß gegen verbündete 
Länder erlaubte, 50000 Mann, wie er zu fagen ptlegte, 
c|a leicht zu erhalte;i find, wo man mit soooo au. 
Grunde gehen muls , die nun freylich fo viel nicht 
wagen di|rfeh* -^ Seine Art Krieg zu führen hatte viel 
Eigene; fie war bey der Überlegenheit der Anzahlt 
auf die er feine Unternehmungen baute, weniger Feld- 
bermwiflenfcbaft al» Politik, wodurch er feinen Wer* 
bungen Zulauf, (einem Heere Überfluf», fich felbftAn-1 
fehen und Zutrauen zu verfchaffen wu&te." — .I^c 
dritten Periode geht eine Überficht der Kriegt unter, 
Leopold It Jojeph I und Karl Fl vorher, "Wo e» S, 057 
heifst: ^^Lpopoldf Periode ift die Periode der grof»en 
Mftnner in allea Tb^^a deaKriegtwefcn» ; und wenp * 



man in der Folge Im Detail der Armeen weiter vor- 
wärts gefcbritteo iß: fo ift man doch im Überblick 
des Ganzen und in der eigentlichen Feldherrn wüTen- 
fehaft über die Montecücult , die Lothringen , die Ba- 
den und die Eugene nicht weiter fortgerückt.**^ 
Wem fällt hier wohl nicht da» Zeitalter Friedrichs il 
und [Napoleons ein,' durch das jene irrige Behauptung 
fo evident widerlegt wird? Allerding» erfchienen 
während jener Periode, wenn auch nicht die erftt-n, 
doch die meiften Schriften über die rerfchiedenea 
Theile derKriegskunft, befonder» übet dieKriegabao- 
kunft und Gefchützw^lTenfchäft ; jene künftlichen Com- 
binationen der MärCche und Bewegungen in Rückficht 
des Terreins 'find aber ein Werk der fpSteren Zeit 
Merkwürdig find hier dieEpochen der Einführung de» 
Bajonet» ( 1667) «^d der Grenadiere (1671) bey der 
ößerreichifchen Armee, die feit der Belagerung Wiens 
(i€83) liehen^ ward« und aus fi 2 Regimentern zuFofa 
und so Regimentern zu Pferde befiand , ohne die da- 
itoal» noch irregalären Mufaren. -^ In diefbr Periode 
zeichnet fich Montecuculis Leben fehr vortheHhaft 
aus ; ihm zunächft ileht da» Karls von l^thringen, bey 
dem man jedoch eine etwa» gedrängtere Zufammen- 
' ftellung der Thaten wünfchen könnte. Im Allgemei- 
nen muf» Rec. frey bemerken, daft, da die Biogra* 
phieen der Heerführer einer Peridde immer diefdben 
KrlegsereignllTe begreifen, hier öftere Wiederholung 

5 eil entftehen und nothwendie entfteben müfien. die 
en Lefer ermüden, ohne I^ine Kenntnifa der Ge- 
fchichte zu erweiteni. Beiler und zweckmäGdfer 
wäre e» gewefen , zu Anfang einer jeden Periode eine 
detaillirtere Überficht der Vorfälle zu geben, und dann 
bey jedem Generale nur die Züge auazuheben , die zu 
Bezeichnung feines Charakter» und feiner Handlnnga- 
weife dienen konnten. So wäre da» Ganze zwar we> 
niger fiark, aber dagegen gehaltreicher und belehren- 
der für die jungen Leute, für die e» zunIchQ beftimmt 
ward, ausgefallen. Wir rechnen dahin die S. 350 er- 
zlhlteThat des Prinzen von Conimercy in derScUscht 
bey Mofacy. Weil fein Reuterre^iment kurx vorher 
eine Standarte verloren hatte : griif er einen vor der 
Fronte fein Pferd tummelnden Türken an , der eine, 
mit einer Fahne verfehene Lanae führte , fehlte ihn 
abelr mit der Piftole, and ward d^für von ihm in die 
Seite gefiochen. Ohne jedoch die ßefonnenheit su ver* 
Heren, ergriff er mit der linken Hand die Lanze, und 
fpalteW, nachdem er da»Pißol weggeworfen, feinan 
Feinde mit dem Säbel den Kopf. Nun zog er die Lan- 
ze fich aus der Wunde, und gab fie einem Soldaten ipit 
den Worten : „Die werden he wohl beüer verwahren, 
denn fie ift' mit meinen^ Blute bezeichnet,'* -^ Die 
2;i«rfe Periode rückt unferen Zeiten näher. Si« epithilt 
die Regierungsjahre J^larien THefeJiens und JofepA dds 
Ziveytent Änd iß durch eine foirgtältigere Bildung de» 
Soldaten in mechanifcher fowohl al» m fcientifiu^er 
Hinficht merkwürdig. Beide vereint, machten et 
Friedrich dem Grolsen möglich , mit geringer Madit 
oft faft doppelt fo u<tr^e Heere zu fcfafagen ; von ihnen 
ging die Kraft au», die fpäterhiu* fich fo mächtig den 
Einbrüchen der Freitiden ehtgegenßempite.| und nnr 
durch politifche Ver^ftltniiTe und andere .widrige Ne- 
benumUände gelähoÄt, endlich erlagt 1)% JU. M. 

- ■ ^ • ^ a 



343 



I E N-. A ■'■%•■ S- C 



E 



34«», 



ALLGEMEINE LITERAT ÜR- ZEITUNG 



iUNIUS «843- 



n^^mmmtm: 



Z. l T er R G I R. 

Dreodeji 9 in der königl. 'HofbuohdrodMr^y 9 iCir- 
ch^nbuch fiit dßn evangeUjchmt GottM^dienfi 
der königi* ßiehßfahtn Lande ^ auf aMetlideh- 
ften Befehl heratisgeRebeii. Erjler Theü. iQiSii 
S72 & Zweytßr TneiL x%\^, 356 S. 4. :and 
123 S. Melodieen für die litur^ Gefäni^ und 
Chöre. (3 Rthk,),. > 

JLJle bisher ia item Königreich Sacbfen ^mcfrifirte 
Agende^wart da fie« wie'*vfiir atfd tiem' VoHi)cHchfc 
«ifeben, räerft i53§ eingeführt^ obwoht haebmal^ 
▼erbeSert tmd vermehrt vrurc^V eine der 'Miteftehv 
Kangbareiir Schon Jius diefem Grunde wird ihan die 
gegenwärtige nene ihres Orts mit der dankbarften. 
Freude aufnehmen , da fie^ wie (ich zum Voraus er- 
wartea-lifst» nnf^renZeiM^edtirfniiren ficherlich iMhV 
entfpricht, als einfe/ ^eten ür(prdng fail drcyhundiert 
lahr auvUckzudatiiten jfti Möchten hf^rin einige 
unferer Lefer anderer tVf einang feyn, tmd ihre Inftaf^i*' 
Tori fa tnandiem neuen Oefaagbnch hernehmen, wor^ 
i« die unvergleichlichen alten Remlieder irgend ei- 
nem matthersigen verfificirten Selbttgefpräch, das eher 
alles andere als ein erbaulicher nnd erhebender Hym- 
nus, ift, weichen mufsteii; möcliten fie fürchten; dafs 
eine neue Agende ebenfalls miinche einfiel tige und 
treoheraitgfk'omme Gebete und'Ähreden unferer i&ltere^ 
liturgifcheh Sammlungen verftofsen körinte» um' 'da- 
(wt einem roedemeii und geglätteten, aber wegerir 
diefer Glätte nirgends verfangenden und haftenden fo 
genannten Kunft werke bereitv^illig Bahn zu machend 
fo könifien wir nach reiflicher Prüftmg des |e^enwär- 
ttgen Btichs bezeneen, dafs «ine Furcht dtiefer Arti 
fo fehr wiir lie übrigens nach urrferei^ innfgften ^ber^ 
Beugung an fich für wohlbegründet halten , doch hier 
am erften niedergefchlagen wehlen kaiin« Es'ift d^s 
Kirchenbuch, wie der Augen fcheii/ lehrt,' nrit^iner 
fo gewiiTenhaften und fergfältigen Vorbereitung uti- 
ternommen und im Ganzen mit fo richtiger Umficht, 
mit einem fo fcharfen Bliclc 'füi* das wecentÜche Be- 
dürfnifs, ib*l fo weifei" SiAwJnVirig; der durtih das 'ÄP 
törthum geheiligten kirchlidkeii Sitten, 'ii^it fo'^el^tt^ 
tertem Ocfchmäclt und — Was rid ^ehr figen^ y^m 
-^ mit fo rdig^ifcm Geifte entworfen, geatbeiifel 
oder gefamil^elt, daCs man denen, die fich dellelbeü 
hoffentlich in dem rechten Sinn , mit ftlbftenQpfunäöi 
iier Würde tmd in der Weihe d^Öeißfi^tiftd delr Ki^ft 
bedienen werdM» dazu ans islehf ab^ihenl OVi^iid^ 
Gluck wtinfchen darf. - ' : / -^ '* ;; 

Imtrßen Theil findet »tfn znerft Jtkf '^cioöHhiir 



chen Rpijhin und Evangelien ^t Aie Sonn- und Feft* 
Tage, wobey die neuerlich in den fäfchfifchen Kirchen 
^ingc*führten veränderten Perikopen^ fqgleich an ih- 
tem Ort und an den befiitnmten Tagen^ «ingefchal« 
{ehaltet find. Wir können hier nur die Rein- 
Hcbkeit und Correaheit des Abdrucks rühmen^ 
iffs das einzige dabey^u erwerbende Verdienft. Je- 
doch theilen wir für die Zukunft, wo «ine neue Aus- 
gabe iiöthig werden möchte^ einige Wünfche mi^ 
wie fie uns die Durchficht diefes T^tabdrucks dar- 
bietet. Znirörderft ift ^ auffallend, für das Feft der 
Befchn^idäng Chrißi die hergebrachten Perikopea 
«ü finden, und dabey den Neujahrstag, mit welchem 
jenes wunderliche Feft leider» zufammenälk, nicht 
einnud erwähnt zu fehn. DieCs ift vermuthlich ein 
Verfehen; aber immer bleibt es zu beklagen, dafs 
fiir ^txi Neujahrstag — ein fo wichtiges und ent- 
fcheidendes Feft — nicht w;enigftens noch Ei« befon- 
dei-er tmd f>airender Text ausgewählt, und neben das 
Evangdfium auf datf Feft der Betchneidung ^eftellt 
wurde. £s' wäre dadurch, den Predigern ein immer- 
hin läffiger Zwane erfpart. — Nicht minder war 
^s w^fchenswerth, dafs bey dem gegenwärtigen 
Druck einigen herkömmlichen Unbequemlichkeiten 
in der 'Form der älteren Perikopen, die in der That 
nicKt'fo kleiafügi^ (\pd, als fie fchelnen mögen , ab« 
geholfen werd^ Wir rechnen dahin, dafs einige. 
Welche mitten' in dem Context anheben, und weil 
fie fich auf ein. votber erwähntes Subject. bezieht!, ia 
dem AnfiingQ üm^erftändlich find { z. B. das £vang. 
am erften jLpiphan. Sötmi. : Und feine Eltern gingen 
ätle lahr u. f. w.)*' hierin eine leichte Veränderung 
Ehalten hätten: Auf gleiche Weife waren in den 
vielen mit einem Bihdewort oder einer Gonjunction 
änfang'endeu Perikopdn (^miit/nd die E\rang. am 
2 ^md 4 Adv,; 2 Wefhilachtst. , i, ^, 4 und 6tea 
Epiphan. , i'tind 2 Oftert.; mit Denn die Epift. 
Mifer. Dom. u. f. w.) diefe für den Zweck des Ab- 
fchnitts durchaus entbehrlichen und vielmehr ftören- 
4äen !|^artikeln Heber iregzulaflen , auch die hie und 
da, voirkommeuden Sprachwidrigkeiten der lutheri« 
f6hen:t)hetfi^tzung (als': „fejd niemand nichts fchul- 
d!'g.'' Epift: 5m IfepijJhan.) fogleich zu verbelfern. 
Überdie&\V^äVden'viHr,'Wöfin mah nicht Urfache hatte, 
j^de Verankerung in dem Beftande der' alten Periko- 
^en geflitlentlich zu fcheuen, für rathfam halten, 
cnnige derfelben zur nöthigen Ergänzung des Con- 
textes ti^* paar Verfe früher ' anfangen zu laflen, 
i.**ß. *<la« :|:<rang. am ss t'rinit. Sonnt, Matth. 
V^' ijbir 'H^ih 21' Verfe. VergL 4en Anfang der Epi- 
M am Q Trihit Sonuu 



ssr 



KtTSAlSCmL ItL« LSTEIUTUIL^ ZSITUN0;^ 



sa 



• MntXe Peril^open' folgt die Gefcbiclite des Lei^ 
tens und Sterbens ^ dann iLerAuferßthumg und dei& 
Himmelfahrt le{\Xr ^^9 den lEuangelien fjnoptirchr 
mit FleiPs- mfammengeftellt -r- MreiL yennathlic]». 
die ^efafirchen Prediger in.denbeftimmten feftlicbe;^. 
Zeitea über diefe Abßhnitte zn- predigen babeif. Zu- 
letzt die 6e£chU:hte dtr Zerßörung Jerujalemf nac}r 
der (chon bekannten und mehrmals gedruckten Dar- 
Heilung^ Die- beigefügte Nutzanwendung- fcheint 
Bec neu zu feyn^ und verdient den Dank d^er, die- 
diefe Gefebicbte rorzulefen. babeiu — , Rec^ wirft 
liiebej die 'Frage auf, warum man dergleichen nütz-> 
liehe Erinnerungen an religio» merkwürdige hiftori* 
rche£reignifle nicht auch für andere^eiteuJind^Spnn- 
tage empfiehlt und^ einführt?^ — Zu grofsec Ereude 
würde ea^ ihm gereichen > wenn das tiefHiche fäcbfi- 
Iche Kirchenbuch k für ein -Land, befiimmt^ welchea 
die Wiege der Reformation war,, — hierin für di^ 
Zukunft einen Anfang machte imd einen. biindigen,K 
pragmatifch und gan& a^ua dem religiöfea Gefichts- 
punct entworfeiien Abrijs eintr Gefckicl}tö unferen 
KircheTWsrhejrermig gäbe, vorzuTefen. für den, Nach- 
mittagsgottesaienß; desReformationsfeßes. ils würde 
diefs ficherlich iii mehreren- protefl^nlifchen. Ländern^ 
I9achf6lge &nden und vielleicht der unverzeiblicheof 
und immermehr überhandnehmenden Unbekannt- 
fehaft Vieler mit den grofsherzigen Gründern tmd 
wackercQ Vertheidigern ihrer, kirchlic^he^ ^rejheit; 
wirkfam vorbauen helfen. — 

Der zweytc 2%^// enthält dfe eigentlicheil Utur'r 
gifchen Fornuilare ,. zuerft iRtonationeji und Collen 
cten^ dann allgemeine Ä/rrÄtf 72« tf^tfitf und endlich J'otv 
miliare für die heiligen Haudlungerf^und Gebräuche 
des Chriftenthums, Indiefem Theile b^t man', yoi'« 
fi'chtig und weife auswählend, Mahcbes aus den äl- 
teren liturgitchen Sammlungen^ nai^'e^Uich aus ^ der 
alteh fächfilchen Agende, mit gefingen Veränderun* 
gen ,. beibehalten. Das Meifte jedoch iß neu und, 
wenn fremde Mufter benutzt lind , doch neu überar- 
beitet ; Einiges glauben wir in Hn. D» Hackers ,«FQrmu^ 
hren und Materialien fchon gelefen zuhaben« Alsdes^ 
allgemeinen und Cehr lobenswejrtl^enCharaktet aller ^ier 
fcr Arbeiten zeichnen wir. die feßgebaljfene Kückücht 
auf das pofitive Chriftenthum, auf. die formen upd\ 
die Sprache dör Bibef aus; dieifeii iftj*die ganze GatT 
lung des Vortrags angemelTen, ernß,. gediegen und 
feyerlich — nirgends einem ^ ge willen vejrwphnteii 
künftelnden Gefchmack, w:obey der JLiturg.,fo leicbt 
in das .Gefuchte und Koßb^re vef^ällt» n^c;iigelij3ii4r 
immer auf den Hauptzweck,; öheJDUpg und, Er- 
bauung des Gemüth^, hinarbeftenä.^*^'lJ^fs iß zu^^ 
n^cfaß in^ den Intonationen, un4 '(JoU'ecipn erkeriri'; 
bar^ die fich, aufser dem inner^p öepa^t^ i^ur9h ih- 
t&OL entfprechenden Ausdruck und durch eiiie^ den 
Zweck des Gefanges befördernde njejrirche A^pr^: 
nung der Perioden empfehlen. Di^ i^^^^RJff'^i'^^^^ 
beß^hen, wie fich erwarten läfst. 'aus JJ^Dtlf]^ 
^en, die fich durch eine /Art JP^ra^e^enjjij^ der 
Glieder ' dazu eignen. - Wir f|ier8en^ n^f' Wy we- 
nigen an, als S» 6o oben i J darum jjre^ct Golt 



u. r. w. **v weil diefer Spruch dürcfi Luthers Über- 
■ fetBung ^niger verftindlidi ift;* S. gj bcy der be- 
kannten Amdte-Intonation-r 99DU krdne/l das Jahr**^ 
wo die Antwort.^ unlerem iibendländifchen Ge- 
Jchmack nicht zufagt. Auch können wiruns mcht 
damit ausföhnen, dafs der voll- und wofaltönende Aus* 
ruf Hallehija -— faß überall- von de«. w«it wes%er 
fonor klingenden „Gelobt fey er — oder — Gott** — 
verdrängt iß,, wevon man ßch,, da der Sinn -jenes 
Hall, gewifs von jedem Prediger erklärt wurde, gar 
keinen Gewinn vierfprechen kann. — In Anfefaotog 
des Plans foheint uns ein» Mifsverhiltmfs Bwifcbeii 
der tischen: Anzahl von.CoUecten für die Feßtage (fie 
reichen von S^ a?**- 101) und der ffehr befchränkten 
für die gewohnlidien Sonn - und Wochen -Tage (S. 
3-*-£6) Statt zu finden, da* dooh die letzteren, öfter 
gebraucht werden. 

Der hierauf folgenden allgemeinen Eirchengehete 
finden^ch drey*. Sie find £ämmtli^ reich an Inhalt, 
von fehr würdige^i Anadipuck, ui)d — wenn fie gleich 
in den Hauptgedankon äbereinf^^men : £0 hat -doch 
jedes Individualität und Gebetskraft» Bemerkenawerth 
i(l eSy. dafs darin *nur für den Lahdesberm und feine 
^amilie eine ausdrückliche,, ab^ in der Form einfa- 
che« Fürbitte vorkommt,. ' die übrigen Stände und 
Ordnungen de» Vaterlandes werden. collecti verwähnt. 
Die fehr unlchickliche, n0<;h jn manchen . Löndern 
i:^nd Lät^dcb^ nicht antiqimte ,. «t^ezeichnete Er- 
wähnung des jedesmalig^,, wohl gar mil einigen Ti- 
iehij . ( / /; , atifzuführenden, KirchenpatroM oder Ge- 
richtsherrn fällt weg. 

l^^ Formulare fürdie b^i^igen chrißlichen Hand- 
lungen, die Taufe ^ Confirmation , Abejidmakl^ 
'J^rauung uiid Orainafum (m diefer Ordnung folgen 
fie ißuf einander)» find dem Charakter diefer Feyerlidi- 
keiteit ä^gemelTen^ Sie . bearbeiten das voiauszule- 
tzende fron^me Gefüh}, dei^ Zuhöriei:» ebne diefes 
auf einmal erß. hervorrufen -zu wollen ; fie erheben 
das Nachdenken zu den lichten Puncten, von wo 
die Handlungen nacb ihrem würdigßen Zweck ange- 
fchauet weKd^;.^fietfu^hen den heiligen £mft und 
den Segen der Andacht in. dem GemüJ^e zurückzn- 
I^flen^, Fnr Tfzf^ u^ .Trauung finden fich mehrere 
l'ormm.are ,., y^obey jin . dem VerhähpiC^ ihres Tons 
|uf jayc^ir oder^ ,i(f ^n%pr gebildete Zuijörer Rückficht 
genommen iß. Wir erlauben uns ];io^h folgende An* 
meir^ungen^« -r- , ^etoiß^ete Formulare für die Confir^ 
mal Ion und .Ürd^nati^^L hätten wir njcht für nöthie 
era|chtpt,. ^a, iiraÄ jene betritt »^ ficherlich jeder (ibn- 
gen^ nich^t iffifabig^ Prediger, der feine ConiMaan- 
^^Pf iji^d ihflP Veijh^t^iiflretftllei^ l^^iS^nt» für den var- 
l^^^^ndejj' Zw^'lQk^ wofk pa|(endß^pDL-und~eindnngendften 
iu j[f!d<fa wiiI^n,wif4»<^tn)d'(^t, Bequeme, leicht in 
de^ Formular eine Befcbönigung feiner Trägheit fin- 
den möchte ^ in AiUehung diefer —.zweifeln wir, ob 
^ifi folflfes |*,om^.1al^ ifi ein aj^l^ine\ne^ Kircbenbach 

t" eligit-ji d^j^iiuf^ i¥:!4w .V^^ig^^»? Cqnfiftoxi^kircben 
esXandesAnw^eridung leidet, ux)d, hier die Ordina- 

U?"^s:i? '^^te?'^^ (^;VRrk9«pn^t,' am ^n^igften immer 
nach "ein'er ui\d d«ürrelben Form w w^ni^en itL ^- 



54gr 



r ü N I tr s « 8 t 3: 



55*. 



Ben fünf Förmnlaren fuir giewöbnlidie Tanfen iK 
noch eine^ bey einer Nbthtaufe , eines ^ey der Min* 
fegnung einet Kinde«, das durch eine andere ehr ift^ 
liehe Perfon getauft woi'den , eiiies bej einer Profe^ 
lytentauF^ bejgefügt. fn keinem werden die Wefent* 
liehen Gefichupancte vermifstr wonach die Taufe* 
theila als F^mbolifche Weihe zum Chriftemhum hei^ 
Ifg, theils mfonderheit, angewandt auf die' Taufe der 
SäueTihge, rerpilichtend' för die Altem und Pathen' 
erfcneint. . Diefea Letztere wird mit Nachdruck her- 
vorgehoben. Die Formulare find nic^ht zu lang ; er- 
nige darin vorkommende Gebete Könnten noch ab« 
gekürzt fejn. Zum Beweife diene das Gebet S. 18$^-* 
S8, das nicht ohne Wiederholung und Trockenheit . 
iSL t)fe gewählten AusdHicke konnten hfe und da 

fereihigt werden;, z.B. die ^^auf einige Wohlfahrt 
erechnete Verbindung mitJefu ru dgl.** Eine Aufklä* 
rüng wünfcht man , warum « indem mit einer viel- 
leicht zu weit gehenden Höflichkeit iCit Taufzeugen 
durchgängig mit Sie angeredet werden , eerade der 
rrofefyt in dem letzten Formular, bey feiher Taufe, 
cTas widerwärtige JEr empfängt. — Die TrauungS' 
formulare, an der Zahl fiinf, dienen nqph einer für 
dfe IsinkgnXkng J:unf zig jähnger EhegSiiien folgt, la- 
fen wir mit dedö gröfserer Übereinßimmung , je we- 
lliger gerade hierin die alten Agenden zu leiften pfte« 
een. Die hier gegebenen Anreden an dieVerlobterifmd 
jm wahren Sinne chriftlich, heiligend^, zu dem Über- 
finnlichen aufrichtend' und für den zu fchliefsenden 
Bund würdfge Empfindungen und Vöi^fötze anregend; 
In dem 2ten Formular hätten die mehrmals voi^om- 
menden Ausdrücke : ,>der Glanz , der fie umgiebt^*^ 
,,das GTä7izende Ihres Stajides*^ u. f. w. — , angewendet 
auf das Brautpaar, die wahrfcheinlich ihren guten 
Grund' in der urf^rüngh'chen Befljmmung diefer Re- 
de harteil,. hier einer Veränderung bedurh, wo ein 
für TÄehre^e Fälle geeignetes Formular gegeben wer- 
den foll. Bey einzelnen entweder nicht genug ed- 
len , oder nicht pfychologirch richtig angewandten 
RedearCen, z. B. „der ver/!iege?tden finnlichen Lie- 
be** r— „von nun an wollen fie — fich einander nie 
letrüben r ats dtrrch den Tod ••' u. f. w., würden Wir 
uns eine Note erlauben. 

Däfs es an Formularen y^r die Beerdigungsfeyer» 
li^hkeit ganz' in diefem Kirchenbuch fehlt, fcheint 
uns ein fühlbarer Mangel. Vielleicht wären fie ein 
mittel geworden , der befonders in den Städten ein- 
gerifleuen^ nichts -v^'eniger als religiöfen Scheu vor 
diefer Art ton Feyerlichkeiten zu wehen, undwe- 
nigfiens.hie oder da, einer Familie, ausweicherein 
Glied durth ,den Tod austritt, zu einer frommen 
¥eyer di^f^s Todes Veranlallung zu geben. — Die 
fchon anderweitig bekannten, auch hier angehängt 
ten Melodieelt zu dem Vatcrunfer und den Einfe- 
tzungswörlen des Abendmahls von Schicht^ ^o-S^ 
Tuch u. r..w. wiinfcben wir am mfeiften da, wo der 
Predigt ' Ön gen kann, und von eintTOO guten Chor 
iinterfiützt wird , benutzt zu fehn. Denn nur unter 
dielen Bedingungen kann> uzJ'erer Meinung nacb^. 



das fogenannte Abfingen der Predigers die A1>end- 
ifiahlshandltmg hebea und die Andacht fördern. 

g. br 

B^Est^Aür b. Barth :^ Atigemeine Liturgie ^ oder 
Ferfnck einer niaglichß vollßändigen Samm- 
lung von Gebeten und Anreden bey dem offene- 
lic/ien Gottesdienß p7id anderen Jey erliehen Re- 
ligienshandlungen. Herausgegeben von Heinrich 
Wilhelm Frofehr Feldprediger Bey dem k. preuff. 
Kürafßerregimeht von Bünting (gegenwärtfg Pa- 
ftor Primarius zu Winzig im Fürftenthum Woh-' 
lau). Erfter Thefl , welcher die Gebete enthilt. 
^805. VIII u. 571.8. 4. Zweyler TheiF, Welcher 
die Formulare enthält, i Abtheilung. igoS« ^ Ab- 
theilung. 1809- IV u. ßo6 S. 4. C3 Rthlr. 10 gr.) 

Da Kec. fchon bey Beurtbeilung der Liturgie für die, 
evangelifch-lutherifo^ie Kirche im Königreiche Wir-, 
temberg, (J. A* L. Z. »flio. N. aio> feine Gedanken und 
Anficl^ten über dhs Foderungen , welche man in wif- 
fenfchäftKcher Hinfichr nach dem Geift und den Be- 
dürfhiilen der Zeit an eine Liturgie zu machen be* 
rechtigt ift , ausftihrlrcher geat^fsert hat: fo kenn er 
fich bey der Anzeige gegenwärtiger Schrift kurzer 
fiiHen. Was den Inhalt und Zweck derCelben, 
nach dem von dem Vt in der Vorrede felbft bezeich- 
neten Geficbtspuncte, anlangt : fo- wollte derfelbe nicht 
ntrr alles das, was von den^be währ teften Theologen un- 
fbres Zeitalters im liturgifchen Fache bia jetzt geliefert 
worden, fammeln-und ordnen, und*dadurch in gröfseren 
Umlauf bringen, fondem auch diejenigen Gebete und 
Formuhire, die noch einer Verbefferung oder Abkür- 
zung bedurften, entweder felbft verbeHern, abkürzen 
oder .vermehren, oder die fchon von* Anderen damit 
Torgenorara enen VerSnderungen gehörig bcnutzeiir 
Überhaupt ging feine Abfieht dühin, dem Prediger ei- 
nen möglfchft grofsen Vorrath von Gebeten und, For- 
mularen in die Hände zu Uefem , um daraus* gerade 
die für feine Gemeine und ihre .individuelle Lage 
palFendßen leicbt auswählen zu können« Zugleich 
foll diefe Sammlung dazu dienen , gleichfam mit 
einem Blicke zu überfehen, wie viel bis jetzt für die 
Liturgik ^ethan- worden, and wie vieV darin noch zu 
thun übng* fey. 

Diefen Angaben hat der Vf., wie Kee. mit Wahr- 
heit bezeugen kann^ ein Genüge geleißet. Die Schrift 
zeichnet fich aus durch VoMändigkeit, durch gute 
Auswahl, durch einen äc^t religiöfen Geift,. dorch 
einfichtsvolle Abweehfelung and Zufammenßellung der 
verfcbiedenen einzelnen Xjebete nnd Fonnulare, über- 
haupt durch Alles, wasmai^von einer Sammlung* die- 
fer Art, nach deir Lage und dem Zuftande unferer ge- 
gen wütigen Liturgik, fodern kann. Mit- Beyfall ver- 
dient befonders bemerkt zu werden-, data fich der Vf. 
vor allen kleinHehen Neuerungen oder fogt'nannten 
VerbeiTerungen , die man bey folche» Arbeiten vor 
Kurzem noch öfters als Verbeilerungen •— * w der He- 
ligion betrachtete I gehütet bat. Nur einigemal ift 
er in ^elen Fehler gefallen. So lefen wir z. 3* » nm 



35t 



J. A. L. Z. J U N i ü S X a i 3. 



550 



noY Eins anzuführen , in dem Tosenannten apoftoli- 
fchen Glauben : geboren von der Jun^rau Maria «— 
wie viel fchöner und würdiger ift doch dat alte : ge- 
boren von Maria» der Jun^rauen. Allein, nur wenn 
unfere Liturgen einmal eine reinere äfthetifche Bil- 
dung» einen lebendigeren Sinn für daa wahre Schöne 
und Erhabene erlangen werden, nur dann werden fie 
den heueren Oefchmack durch folche Neuerungen 
nicht mehr zu beleidigen wagen. Nur dann wer- 
den de (ich auch bey der Darßellung des Heiligen von 
den engen und geifflofen Wortklaubereien » in deren 
KreiTe ne fich jetzt gewöhnlich mühfam und ängft- 
lich herumdrehen, zu Ideen, zu höheren Anfchau- 
ungen erheben. Alsdann aber werden ße gerade un- 
fere Siteren kirchlichen Anlichten wieder lieber gewin- 
nen, die, rein und in Ideen aufgefafst, fo erhabene An- 
fchauungen des Heiligen darzubieten vermögen. Rec. 
bat fich Gewalt angethan, die ganze ftarke Samm- 
lung, zwej Bände, unmittelbar hinter einander zu 
lefen, um feine Pflicht als Rec. zu erfüllen. Nach 
Durchlefung derfelben fühlt« er lebhafter , als je, die 
JEinförmigkeit des neueren ProteOantismus. Alle« 
dreht fich hier, befonders in den Formularen 9 um. 
wenige Gedanken und einige magere dogmatifche 
Begrin« herum , die man auf mancherley Art kehrt 
und wendet, jetzt in etwas' gefuchteren , dann in 
etwas gemeineren Phrafen bis zur Überfättigung 
wiederholt u-. L w. (Es ift diefs freylich bey der 
allzugrofsen Einförmigkeit unferes pro teftanti fchen 
neueren ävfserliehen Gottesdienßes beynahe nicht an- 
ders möglich. Denn der l#iturg fpU Ideen durch 
Verkörperungen darßellen, und durch eben diefe 
Verkörperungen hinwiederum Ideen erwecken» in- 
iiere lehensreiche Anfchauungen hervorrufen. .Wor- 
an aber foU er fich in diefer Beziehung bey unferen 
frofiigcn kirchliche^ Feyerlichkeiten halten? Selbft 
unfer Vf. hat diels gefühlt. Er fagt in der Vorre^ 
de : »»Bey den Katholiken und Griechen treffen wir 
heutzutage noch einen grofsen Theil der ehemaligen 
Vielen Tauf gebrauche an; bey d^ Proteftanten da- 
gegen ift fsft nichts mehr davon fichtbar, und das 
Äufsere bey unCerer Taufp erfcheint gewifs in einem 
zu dürftigen und froftigep Gewände, ^ Wir fcheinen 
vergellen zu haben , dafs wir finnliche Menfcben 
find , und da(s ünfere innren Gefühle und Rührun- 
gen und Entfchliefsungen immer e^rft durch Ein- 
wirkungen von Aufsen veranlafst werden müJQTen. 
Diefs ift nicht blofs der Fall bey der 1 aufhandlun^, 
fondern auch bey allen übrigen Handlungen, )a 
bey imCerer ganzen Gottesverehrung felbft. *') Rec 
las, zu anderen Zwecken, zu gleicher Zeit Schrif- 
ten des chriftHchen Alterthums , und fo drang fich 
ihm eine Parallele zwifchen den früheren chriftli- 
chen lahrhunderten'nnd dem neueren Proteftantismus 
Tön felbft auf, die er hier nicht weiter verfolgen kann. 
Ein Hauptfehler der Gebete und Formulare in 
faft alUn imferen Liturgieen» und auch in diefer 



Saiumlung ift ihre allzu groCse L^ng^ Aber-aadi 
dief« rührt aus dem Mangel an i4e^a und erhebenden 
inneren Antch^uunjen her. Je weniger Ideen» je 
weniger Tiefe des Uefühls: defto mehr Worte, defto 
mehr Verftandesbegriffe. . Diefs ift immer der PalT. 
Äec hat bey der aufmerkfamen Durchlefung diefer 
Litur^ bemerkt, dafs gerade diejenigen Gebete and 
F(>rmu)are, welche in dem gewöhnlichen Gedanken- 
kreife mit den bekannten modernen Verfchöneruii- 
gen und inhaltsleerem Wortgeklingel abgefafst wur- 
den (welchen alfo erhabenere^ praktifche ideale An- 
ficbten fehlen), die weitläufti^ften und lähgften find. 
Unter vielen Gebeten und Formularen lieft man (denn 
der Vf. fühlte dasUnzweckmäfsige) die Worte; ab^€' 
kfirzt 9 und doch füllen mehrere derfelben noch swey 
bis drey eng gedruckte Qoartfeiten. Da zeigten die al- 
ten vorchnftlichen Weifen wahrlich ein zarteres Reli- 
gionsgefühl • um des göttlichen Weifen ans Nazareth« 
der folches Wortgefchwätz fo befiimmt mifsbilligte, 
hier nicht einmal zu gedenken. Zarte Innigkeit, ein 
demüthi^es, in fich gekehrtes,, ergebejies Her» vcr- 
ipifst man darum auch hier in fo vielen ; ja in man- 
chen unferer neueren Gebete (dergleichen jedodi 
diefc Sammlung keine enthält, in vielen Predigten 
aber nndet man folche in Menge), in denen man nur 
den umfichtigf n, weltklugen und — aufgeklärten, ele- 
ganten Mann in der Unterhaltung mit feinem Gou 
erblickt, grenzen in der Tbat an das Profane. Am 
unerträglichften find die Gebete in der ehemalichen 
zoUenkofer'iCchen Manier « in welchen Gott sn An- 
fange jedesmal ungefähr wie ein morgenländiCch» 
Fürft in hohem Stifangeredet wird» Von diefer Gat- 
tung bat unfere Sammlung mehrere aufzuzeigen; auch 
in diefen fpricht fich oft mehr eine gefällige Selöft- 
beCchauuug eigener Einficht und Aufgeklärtheit, als 
ein demüthiges Verlieren an das Unendliche aus. 
Bey der groben Reichhaltigkeit gegenwärtiger Litur- 
gie fehlt es auch nicht ^n folchen Gebeten , w^elche 
von der Anfchanung des Unendlichen allmählich bis 
^r ganz gemeinen irdifchen Bettieblamkeit herab 
gehn, und für Äcker, Wiefen, Berg - und Sals- Wer- 
ke u. f. f. den Segen des £wigen in Anfpruch ndi- 
men. fi.ec. hat gegen die Sache an fich nichts« denn 
in dem J&chtbare» » wie in dem unfichtbaren Univer- 
fum erkennt der religiöfe Siiyi das Walten de* Ewi- 
gen und Heiligen an; aber ^ewiÜB ßnd diefe Geb^e 
gerade diejenigen« welche mit dem tiefften and sar- 
teften religiöfen Gefühl abgefafst werden müITen, und 
die hier mitgetheilten befnedigen nicht alle in glei- 
chem Grade. 

Aller diefer Mängel ungeachtet« wdche nidit 
dielem einzelnen Buch, fondem yielm^r nnlerea 
liturgifchen Arbeiten überhaupt bis jetzt noch eigen 
und, können wir diefe Schrift mit vollem Hechte, 
und vorzugsweife vor den meiften ähnlichen Werken, 
AUep , die fplcher Hülfsmittel bedürfen » zum Gebun- 
<:he empfehlen. {{• IL 



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Al.lr!&E^EiNE LITERATUR -ZEITUNG 



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J[ I7.Ri a P R U X>£.NJ^. 

' |!oPEj»HA^Ej(','ii. 4. u^ 's. Solätä':, Sy/lemal^t/S^ 

\ vihhn^ ofBe'&rehat piiffYp^'rU.es äen/iü {^rbry- 

delfes'jufifiißi.üFjB^rt Fant andre' deioted för- 

Ijundne: iß-etsauteiier. ti]1iges>£d Wiiifc ,ul tw 

Tyvslovgivnmg^ rigtige Bea/sftoiaei(e , , »f ^h- 

J*rs Saitd^e 0rjipd, Affeflor I den kow^elig« 

jLand*-,Over,ß.et faint Hot- ■.ogSiada-Üei t f^iA- 

' . beabavii. - (Sy^mäf^phe Eiitfeickeiu/fg fUfS»y 

■ '. fi'W^ (yoxn),,jDieb2ia% und di^r'reffitlickett'l-ot- 

gtn difjet f''ai;p^rechefif , fte^R anderen damit v«r-! 

baiidttnen jRecbtsmaterien nai. eieeni, Wiah zui? 

nebligen Beürtheilang unrerer Geretsgebung über 

. deHPifbftahJ,..von ^^iders $andfießirjlcdt^ M- 

teSoj »\ dem könie]. Land- Oiier- Gerichte uji^ 

.dem Hof-, and 'Sudt - Gerichte in-fioDenbagcnJ 

.:aß^.„XXIV.,u,'494;S. 6. ' , , . j, j ' 

J-JieE V^.., .-welcher ficb unter. den Aovefien, dj^iifcbm 
Äecfat^l)reni dunsh fehrviele^ ^tt a>11geniAtnßn^B«yi 
fall aufg«n<Mqm«n« Scbrifte«, vonüglich ,ira F^cfie 
defi peinÜcbeti Rechts und des Na ti» rechts, ausgoaeicbr 
liet hat, ued delTsn Verdtuifts, aiwh von dem dann 
r.rhen Staate durch äw RiUerkreQ» des DannebvogQr- 
deiu vmA die ßcförderan^ zutn A^elTos ük dem höchi 
Aen Gerichte der Hönigfincbe Oincmaik npd Nqiw^ 
gen anerkannt &ud, entwickelt in dieler S^rift den 
Begriff der Entwendung und die Hauptmoiuente dar 
Wit^iigen Lehre van derCeiben auf die ihm eigen- 
thümliche kritiCche Art, welche feinen früherei} Atr 
heilen fo groCieB Lob erworben bat, und wiplcbe in 
unrerer Zelt, in welchormao häufig mchAufftenuiig 
DBoecTheoriflen bafcbt. o^e dicRjchiigkeit der frut 
hcren geprüft nnd vielleicht anch ntiT.'gekannt va ba< 
ben^ und m 4km Vatexlande des Vis., w4;Xo nsncb« 
SufsereVeihältiiiffeundider herrfcbniideGfliiA der wjÖ 
faDCchaMicbea. Bildung' die BekawitlchaCt «iit'>den 
»cCKHia aasUttdirchen Werken r^hi, erl'cbwetiea , ..um 
(o itevdi^n&icher ifi- . EniCcbiddigung Ter^t»t 41 diU 
.hoki fWentvoinige bekannte neuere^Wtek« *4b«r idiefo« 
0^enlUo^ qicbt.ertvähjit.iund.hequitt &jid:«<„iÜhki^ 
^tM-b«iMeikfe,d«r;Vf.rf'da('« dei:£)wc}t 4ee -VK«lt»'Uito» 
mt Früh>ri>r iQp'J b^n« , wikI. initr >darch den ifeütA 
Uclien. Angöft' <l«r Eogitandor u«d eine Ungwiene^ 
Knnfcbcii dia finibem £drGoheinang deffelteii Tttriii» 
dcrt.wudeb'dv-hat, «Ijo.ivimrwuaoben wikcAUg««! 
neuaeo.Wcriiee^ befuMen iniAnckhcht awf dwige- 
riflhtlicbe V«i€abr«»i init dcncp.um 'diejleui^'Itihra 
fo reicbUdt verGeben ibahen, MüienilCnebraHch ;ina- 
ObeiüWteklflB.if» wiciitr «nch^dn^ch (die AsideluKAlis 
/. A. L. Z, 1&13. Zweytn- Band* 



'^r^Sohtift^, .^reiche Feinen Plan fchon obertchnt^ 
VtvbipdeTt wurde, einen «reigleicben den Itli^k a^f da» 

J>reuili£cbe und .öfterreichifche Ge{etzbach , auf ^af»-, 
c{irods. ,£ntwarf «ine« peinlichen Gefetnbucbs für 
^aiein, «/jd £egorj Entwurf eines peinlichen 6 e fetz-, 
hut^ba für die Herzogthiimer Schleswig und Hoifleiq 
EU, Werfen. Doch bat er in feinem' juridifehen Ar- 
thU/e eine Vergleichi^ng diefer Entwürfe mit den be-. 
ßebvfid^ dani^hen Gefetzen nacbgelieffMt, ^erep Re- 
(ulVatifp^.den dänifchen l^atriäten eben fo erfreulich' 
wie. ebr^npoll für die Regierung il^. Ein Werk, wel-^ 
^1^ fli^, L^hre vom, Diebßahl auf ,4iele kritifche Art 
wjt' eb^n/fo viel Scharfßnu als UnpaTtertichkeit bii 
in ihr.feinßee Detail verfolgt, ift für den theoretiFcbea 
lorifieu um.CQ wichtiger, da es Gelegenheit vax fiai- 
lörungfnancher Zweifel und zur ^eantw^i'tung man- 
c^er^ragen giebt , welche in u;iFereu RccbtBfyRemen 
und GeCeuexegeCen v^^gebens gefucht werden, und 
aothwvi(dig den Vf, zur Bel«uphtuRg mancher An- 
JÄcht^i^ Gebiete ^ri dt^r er, ^ heile des Griminalrechto, 
)fi Felbäi.d^ Ci^ilrec)in ,und 4er philo fophifcbeii 
, Kecbulehre. führen mufste. Vorzüglich bat er die ^1- - 
gemeinen Grundfiitze über Strafgeletze und ihre Anr 
Wendung, Eigenthnm un^ Bedtz bef.diefer Gelegen- 
heit eiijar .näheren Prüfupg unterworfen. Auch für 
den praktiFchen Jariften des Auslandes i& der Belitz 
dieFer Schrift wunfchenawerth , w^H".^^ g^.eich füi 
den dänifchen ei/iep vflfzü^Uchen Wirth hat. Denä 
lie enthält nebd einer Entwickelung aller Beftimmni^ 
gifa der kÜnigHchea Verordi^ungen üb,er den Dieb- 
Aahl zugleich di« BecbtsFprüpbe der oberen Gerichte 
in verkommenden Fällen , tpft deren Gründen der yf.^ 
als Idüglicd ^ue« derFelben 
muFtte. Qefpaders hat er 
»g Febr,.)7gglVackricht gen 
(elbei^i welche er ein fchör 
mtat und .Weisheit in der 
nenjit, iaa Licht geHellc,. um 
der widerlegt, w^^nn *r.g 
Müogel derlelbfei^ eingeftetiL 
heiHu Fe^metr vaterländifche 
ihui, i» ditfer ^yftema»S^< 
Gintadr^t«e asf^ull^n^ v 
Deuiftihl^nd. bfsijjcheiadep ü 
leicht bey eisier.geaaaeien i 
fcEtig^u }(^eH möchten,; all 
Sobarf^ne .auigefiihrt. ,ßt 
tiriiAKiaiauffallen, welche e 

au^nounneq,. oder .darin weggelaS''^ ^nifen.^ill; 
iichw ab«' wird ijeder Lefer durch dje ^riyidiiche und 
originelle A3i»WP4wfeW»R8 iff*".9*'^'! ,'='*«'* *•>■ 

107 



V» 



JiniAIffCHE ALL^ LITERATUft-ZKITVira 



ef 



fidiC angezogen, nnci lelbß dt^ch.iie, ^ntpmch^oü. 
Beh'aiidkiBg dexrelbeix^mit Jhr verföhat -Verden. ; pi$ t 
Form der^rfteUung id dem Werthe des Inhalts an- 
gemeflen, und nnterfcli^idet fich Tortheilhaft roh 
siancben neueren deatfehen Werken« 'w^che wenfge' 
6edaoken in die ermüdende Weitfcftweifigkei^ der> 
Worte ▼erfenken , oder mit den Anlichten der Natur- 
philo rophie iägleTch die Spräche derfeltfen in efn'Feld 
verpflanzen, welches ihr ewig, unzugänglich Teyn 
wird. Die erften Capitel hat der Vf. fcnon früher iit 
dem luridifchen Archiv abdrttcken lafTön, und dar 
Ganze bildet nach feiner Äufnerung einen Theil def 
von ihm begonnenen SuppleihentB von Njorregaards, 
Syßem des d^nifcben Rechts. Eine nähere Angabe 
md Beleuchtung des Inhalts rechtfertige dieb Urthefl. 

Die Schrift zerfällt in 7 Abfchrntte oder Capitel. 
von welchem das erfte: SyftematifcheEntwickehing 
des Begriffs Diebdahl. am autiführlichfteh und ge-^ 
naueßen abgehandelt ift| dar ^weyte handelt von den 
Verfchiedenen Arten, auf welche man fich de* Dich' 
Jbhis fchuldig machen kann, das dritte von deif 
rechtlichen Folgen des Drebßahls und dem Antheil an 
diefem Verbrechen ; minder ausführlich wird im vier- 
ten vom Be weife des Drebftahls gehandelt: es find 
Bier einige Fragen . über welche neuere Criminaliften 
£ch geäufsert haben, vielleicht nur, um die Ansdeh-* 
nung des Werks zu verhindern', übergangen. Did 
dxey letzten Capitel find eigentlich ein Anhang odef 
ein Supplement der erfteren. denn das fünfte handelt 
Von den Handlangen, welche gefetzlich in die OaiFe 
des Diebftahls gefetzt find, ohne doch die Eigenrchaf- 
ten diefes Verbrechens zu befitzen. wobej befünders 
auf die Ergänzung des i Capiteh Rückßcht genommen 
ift; das fecbfte von dem EinflulTe der gemilderten 
Strafe des Diebftahls auf andere Zweige der 6efetzg<^ 
bung.nnd das fiebente enthält einen Beytrag zur rieh- * 
tigen Benrtheilung der dänifchen Gefetze über den 
Diebftahl. ' . * , . 

Im 1 Cap. ifi gleich zu Anfange folgende Defini- 
tion aufgeßellt: Tyverie oder furtum in weiterer Be- 
deutung iß jede, mit Vorfatz^ heimlich und ohne den 
Willen des Befitzers ausgeübte, widerrethtlictie Be- 
fitznahme einer Sache.' die im Gewahrfam eines^ An- 
deren iß und einigen Geldwtrth befit^tf nitoäit'maii 
hingegen das Wort in feinet eigentliclhcfn Bedeutung'; 
fo wird aufser den angegebenen Eigenfc^aften doch 
das Kriterium erfodert . dafb die Handlung* darauf aus* 
gehe, einem Anderen die ¥it)ürietät< deirSacbe zu 
entziehen. Das letztere Kennzeichen k^n^> bejF^'cJnär 
Handfung fehlen, welche durch* die erft^nö X^liWitioii 
bezeichnet vi^ird« denn diefe begieih dä^ füttit^i pefi 
fefjiojius . d^s furtum ufus und 5ae fnrtnm- r^i ^^ififßyJ 
unter fich , wetthes durch die Uutei^'^elhAma wÜ 
klärt wird. Der Vf. glaubt ilÜmKch. der* generifehd 
Begrilf diefes Worts müfle fo ausgedehnt feyn,^ daf« 
et alle drey Arten unter fich faire# fiatt dafo^niait 
gewöhnlich nur dun furtum rri ipßu^ vor Augen ha« 
be, und ^er übrigen Arten nur als nbuß^6 iMenaim* 
ter. Arten ded 'Drebßahls erwähne. iiAfd'Wi^ft Nf^'rMt^ 
gaard (in d^Qto^'-CriniinalrecM' J^^^^o i rf^rudv 



$. 1008 und 1409^ und andere» Jndiften einerlncanfe« 
g^enz v^r. iveiVfiie ^enJ)iehßal|Y:ai^ eifie Ar^d^ 
nirten. die nur den Proprietätediebßahl (furtum rei 
iv/ius ) invplvire^ und dennoch die anderen beiden 
ats tlnterarten ^dielFelben lüfzIMten. Abfiohtlich ha- 
b^n yrip diffe Definition , deren Hechtfertigong der 
ganz^ erfte Abfchniit gewidmet ift. ansfohrlich nnd 
mit'tteiT eigenen' Worten des Vfs. angefahrt. Der Un- 
terfchied derfelben von anderen der bekannten Cri- 
minaliften er^iebl^^eh leicht. * So definirt k B. O. J. 
E. jyUifier (m feinen priiicipiis juris crimitialis. 4 
Aüsg. % iQQ.'S.Giti) den Diel^ßdbl wie die dolofe 
Befitzergreimng eiiiöf fijrenid^^ beweglichen Sache ge- 

feri denyV'iMeh'deB.Rl^enihlimers aninio lucri fäcitn- 
i urid ohri^ perfbnliche Gewalt » und FeuejrJbaeh 
(Lehrbuch des peinlichen Red|;its, ö AufL J- 3*^ f- 
S. 073) das Verbrechen der Entwenäung in der wei- 
teren Bedeutung kTs eine widerrechtliche Zueignung 
fremddt Sachen , wegen einlas 'f^artkeils iu Jfijehung 
de's f<ermös0rtx, und in der eigentlichen Be^utung 
rÖa man Aas furtum ufus sdh ötteütKphes Verb redien 
In DeuYfchland n$cht anerkenne) als rechtswidrice 
Befilzer^eifung einer fremden beweglichen Sache m 
det Abficht, ficn dadurch einen Vortheil in Anfebmig 
des Vermögens zu verfchaßen. Ähnliche Ab weichim« 
gencvört der Difinitit^n des yfs. finden fich ia Klein- 
Jchrods DiS. über den 'Begriff, das Wefen und die 
Beßrafung des Diebßahls (in delTen Abhandlmgee 
a^[ dem' peinKcben llechte nnd Prbceb, Tfaeil'IL 
Nor 8)» i» /rfcm.r'peiiiKchenl Hecht JJ. 407, und in 
Üeinkarths dijff, de diverfa ßirti Jecundum jus tivde 
et germanitum idea. Indem Kec* auf diefe Verfehle- 
denheitaufmetkram macht': beruft er fich vorzoglicb 
auf feine frühere Bemeriiung, dtff^ n»anGhe£!gentlu^Iv 
)ichkeiren in der j^arßellung des Vfs. au« der Abwei- 
chung des dfinifehen Rechts von dem in Dentfchland üb- 
lichen herführen* So mufste der deutfche Criminalift 
das Kriterinm ex a?2/mo lueri faciendi in die Defini- 
tion aufnehmen , weil nach $. t /. de obL quae est 
del. . furtum erklärt wird als eine eontraetatio frau- 
duleja tueri faciendi catifarlo konnte er dan furtum 
U^s aus dem Begriffe verbannen, da nach Klein (l.c 
^427^mnetk.> daffelbein Dentfchland nicht als^ 
faatNehar Verbre^^hen anerkannt ittj da hinjfegen der 
Vf.>dMrcbd*e'ÜbeMnßimmiing der danifeheviOeCrftee 
feine firiifSkihg rechtfertigt.' In der ^itei^en Aasfüh- 
mpg bemerkt er nfnn. der Diebßahl eiatbalte immer 
itilfe BeAtzcrgreifnMg oder Apprbhenfion $ der Be&tzer 
Mtnne tdaber * keinen Diebßahl begebenv^^entfibn^ 
auch dat'Eigen^Uniarecht fehle. ;ünd entwickdt fa<e# 
febvausfubWiob'den'Begriff-des/fiefitaes.t ^Bey StM 
AiMlgeilbeii^mateht et* Säuigny ^ud dei/bMkeniScbnft- 
fUtetn^liber-dm '^Befitz nacb dem Vdmifeh^ Becbc 
^n Vorwurf; daf^ fie den Begriff delTelben , fo wie 
er im cftglicbeh Leben votkomme . und alfo von d&i 
GdtelMn^oraus^feliKt. werde. zu'eberffikkhli^ibehaA- 
deiteH^ undfiMi gf^filtentbelWd«tanf einfd)nräAiiiett,.dxe 
im i Gefaiae Krork OftAMndm 1 M odiftoa tioneh de« vor- 
attsgeitotM natttrUebto Begriff» M emwicl^n , nnd 
«dittia>(ftieytfi^y^ryi^eA#'JD#fiiiiliOtt tinea «iiRenilw. 






wom BidK «HelB d{«eig«M EntVFlcksluiig mF ein« 
Saeb« pbj&bih laKglicb, Gandem «ach jede fremd« 
EinwirtMog pby&läi möglich tvj., Air (Ütcb , an der 
Bflät» irieinala .gekrtnkt -werden könnte, wenn fi«. 
richtig w^lr«. Doch dieGen Einwarf möchte Rec. el<- 
WM gtBfWfui^» atunen, deon «Uerdinga iß ea ptrf- 
ßfck «wmdghch, dpa flefiu ala BieJU« za enniehaa. 
Die Sädbe o^r du BefalTene kuin freylich ihrsm B«* 
Ktser «nisogcn werden ; allein ^eisde durch diefe Oe- 
poffeffion d«»Ai>deren beginnt einneoei Beut», ohna 
dab 4er erllw« fortgefetat wird. Die ftoJJe[ju)i.\i^UM- 
ratts ift eAtpai perfönllcbes , deren Bedingan^g die be* 
CelTene Sache lA,, welche daher auch „»ie auf den 
neuen Beütxergreifer übergchca hana,. wenn gleich 
darch die ApprAeaÜon der Sache in ihm doa peTfÖB- 
Ijcbe VerhäbjuXs eine« neuen BeJjtzea begründet wird* 
Ufari^na AinKnt Rec. dem Vf^ darin bey, daf* diefer 
Begriff wegen feiner grofaen Schwierigkeit nie voW- 
Aipdig entwickelt iA, und daCi derfetbe keine ei- 
gentlich« De&nition Bti geben nnternommen bat, da 
ibre ReGbtfertjgUng fich wobl nicht auf den Baum ei- 
niger Blatte^ befcbr&nken liefse. Der Vf. seigt hier- 
auf, dei Dtebftahl werde vollendet durch dieEndi- 
gau^ dea Acte* der AppvehenAon , worin unfere voi- 
KüglichAen Cnminaliflen ihm beyAimmen. Um das 
Enttaium, ,die geAohlene Sache muffe >n dem Ge- 
Kokrjam eine« Anderen [ejn (welchen Auadruek der 
Vf. ansdritckNch gewiblt hat, weil feine De&nition 
auch daa furtum vßu und poffeffioiät enthalteni-fol]- 
te), KU Kccblferueen , entwickelt «r, der Dieb- 
Aahl fetze immer eine DepoITelllon voraua, und zeigt 
bey diefer Gelegenheit, dafa die betrügen fcbcre Zu- 
eignung fremder Sachen, -wiewohl ße nach den däni- 
fcben Cefetwn Wie Diebßahl beAraft werde, doch 
nicht unter den Begriff .diefea Verbrecheni gebirre. 
hey der Ana^bnmg dei Satzea, die unrechimäbi- 
ge Bemäclktigung der retum jacentlam mache keinen 
CiebAith) ftu», prüft er befondera die unrecbtmäfaige 
Jagd und Fifchcrey in dieCerHiickAcbt^er^eigt, dab 
Valrov (d. b. die Beraubung eine« Ermordq^n von 
len Sachen, die er bejüch fiibit) kein DiebAaU hj, , 
ond redet von der Aniplündening der Kiicfaen und 
lern DieMbihl.in Sterbehnden., — Hierauf fährt ef 
iplgendemaataen in der.Aaaführnng. feiner Definition 
om .Der DiebAabl tetM immer ,eine heimliche Be^ 
itsergreifung rorana, und die Wegn«bme müiTe er- 
olsen %<tf,ea den Willen des ^elitzers. Er glaubt, 
^U. 4W.B«üt«iaboi«, welche 0UII) DicbAahl gerecb- 
et wr^^^lt tyinnHniqht aUeip «iw(eriW»/er,.fopdern 
ucbjfo/-»m^^g4e«n denWill^9 des Belit;Eera. erfulgt 
ryq fifvä^ejifea ßo dal daher oafh dem ,VC- k«jn Dieb- 
afcd Sf^H-t! ywuW niAn diurph faifcbe VorAellung^n 
on feiper Perfou oderriüage üch die Erlaubnifa dca 
re&t^QVf erl^irbt, .Hierin h^nn Rec. ihm li^tiii.eswegt 
eyftJmmeni'jjUnd glautit feine, Meinung durch ein 
'•^Cp^fi^^^grü^fp *».könn«p., Svllle deitenige,. d^ 
ich den Mantel eij»e^.Aqd«r,9n . yoa d«Lmfe1bi:-a ver? 
cbafft, iifj^ 4^m Vor^vande, ibt^ vou Flecken zö 
ränigen ,' oder aucSi der, iVefcher Eßecten eine» An- 
deren aas dem breBBend^ii jjaufti mit deHco BewiHi- 



cnng rettet, um fich diefdben Encneignea, nicht, ein 
Dieb genannt werden können ? Nach dem Vf. ItefseSclL 
in dem letzteren Falle kein Dif bAahl denken, denn der 
Beßtzer de* brennenden äaufea willigt Geber in dief 
Rettung aller Sachen ans dc'^f'Elben ausdrücklich oder 
Aillfchweigend ein, und doch rechnen manche Fro^ 
vincialgefctze diefe fogar zu den qnalificirtcn Dieb^ 
Aihlen. — Der Vf. fährt fort, die Beßtioabme muff« 
unrechtmäTsig feyn, prüft bey diefer Gcl.egenheit den 
PiebAabl aus dringender Noth, und entwickelt defs- 
b»Ib ,das EigMithu nurecht und die Grenzen defTelbcn.' 
Nachdem er Ach giegen einige ^er ge\TShnlichen 
Tbeorieen erklärt bat, und diefe Aufserung mitGrün- 
4en KU vertbeidtgen fucht, deren Prüfune hier Skt 
Bjiam nicht eeAattet: Aellt er eine eigene Toebrie auF 
(welctie er fchon in der Schrift for Sandhed [fHt 
Wahrheit].; i8'>i. .a Heft. S\ 263 — 3i7> ««fgeführt 
haij, welche befondcra darauf hindeutet: Die unem^ 
gefciiränkte Freyheic, auf alle Objecte der Erfchii- 
nui^welt einzuwirken, für Alle und Jeden, -wür- 
de unendliche ColliAonen herbeyführeti ; dieVer« 
nnnft fodert daher die Einfchränkung unfetrer Wirk-t 
famkeit auf einen beftiinmten Krei«, mit der Ver- 
pflichtung, nicht in denKreia der Anderen einzagref- 
fen, und mit dem Rechte, dalfclbe von ihnen zO' fo- 
dern. (Man Aebt, dafs der Vf. hier die Thebiieen der 
commumo primitiva pofitiva und negativa benagt 
hat, und durch die BeAimmung der EntAehung der^ 
felben als apodlktifch den Einwendungen zu begeg^ 
nen fucht, die Feuerhaeh denfelben macht, in fofem 
fift hiftorifch und blofse Hypothefen find.) — Die VerJ 
nunft fodert alfo die Einführung des Eigcnthums, nnd 
ein freyer und gleicher Verein aller Menfchen ift die 
einzige Ternunftmäfsige Art, auf welchfl die Vertbei^ 
lang des Eigenthums gefchehen kann. Oa aber die 
Gültigkeit des Eigenthuma in der Wirklichkeit we§- 
Fallen'würde, wenn mau den Beweis diefer Vereini- 
gung aller Menfchen und desZutritts jedes neutn Erd- 
bewohners veclaiigen wollte: fo bleibt der Etgen- 
tbumsr^trjg eine olofse Veruunftidee,, und, Jeder iA 
verpflichtet, fie im Staate zu ehren,"weil das Entge'■ 

tengcJ[tt'^le das ganze ReCbtaverh alten umftüfaen'wüi* 
e. (T>a»yVortldee ficht hier irt einem Siniie, in -rf-rf»- 
chem es weder voti'Kant, noch von Piaton oderSchel^ 
lijig gf'braucbt wird, und ^iin/uw/^(-ldce| -iA wohl 
ein unnftthiger ZntatsE, da alle Ideen Vernunft -Ideen 
QndO Diefe Idee ift aber keine leere Speculatioiu 
za aller Ge[etzgebutig übet 
e muft'riärtlicb, ei^c' EnrtH«- 
Vereins, und daher ethcToli 
■nfcbeii bey' Errichtdfig deP' 
'. bätten annehmen kör^«^ 
lle autgemacht Sveidert "kön'- 
nt^ii/ ebne gegen die gefnnde Vemonfr arfzuftofsenf 
hiin'n nicht innerhalb d.er Grenzen dea Elgentbum* 
iiugcti; hii-ratis/ul^, AiU all^s E!gänth;imsr^cbl in 
dem Augeiib]ick feine Wlrkt^amkeit vfe'rlie«, "wd ftiin 
■G<igenftarid nothweiidjg'itl, ein M^tifchenlebeh oäet 
ein uiierfitzlichfesMehrcWeriVecht an retleli. t:^" Hec 
glaubt ate'lWfOhl'BiJtf" AMcioanderfeUung diefer De- 



35d 



: j u S t t 



tctfön de« Vf». theilaniitderWiclitt^rft aeftOegifn^ 
ndf*, theil« mit dtm Wüofcbe , emi Probe vorf 
dem Geifte Cefnet Sdirift 20' gebrti-, entfclmläig«! a«' 
können. So fcbarfßnnig fie äargcReJH' ift : ■ Tö wir* 
iann doch anerkennen muffen, daf» fie gesWtiiigen 
" ■ ' ' ! «ines; nicb der eigünen' 
iftirenden, als reell »nd fo-^ 
n Bedingttilgen beftin^mten 
rslialb'wird man die viel' 
i Diebfiabls aus Notb. nsclr 
cbtelebrern , dab da« finn- 
Te;^', dar<B der Gefetzgeber 
:b anfztibbbcn hoffen dürfe) 
la.die Theorie des VfB. ftn' 
; leicht gefabriich werden- 
I andere Meinung nur die- 
: de« t>iebßahlB aufheben 
OegenlUnd diefei fcbuld* 
t t^'ahrnngnnittd , ds alle« 
d et crfodert "Wird,' nicht' 

__ , „ , . rgrüifcnden , fondem aach 

dUsLejbcn eines Dritten za retten ; ja er verlangt nicht 
einmal, ()afs die Notb unverrchuldet fey, wiewohl 
er zugiebtt dafs derjenige, der £ch Felbft in Sete 
, ^oth verretrt, um das Eigenihum eines Anderen zu 
Mbranchen , von diefer Lehre keinen Voittieil zieheit' 
bpnne. Auch befchränXcn die älteren norwegifcbenj 
GeXei»e.wirWicb die Straflofigkeit bloß auf die Weg-; 
pahme vjpn Lebensmitcehi > während die neueren dä- 
nifchen und norwegifchen Gefetze fo weit gehen,' 
den Eingriif in das £igenthumarecht 'eines Anderen 
relhft dann ^a erlauben, wenn er fleh' niäht auf Le- 
bensgefahr gründet, Tondern bloTs auf einer Verlegen- 
heit, welche der GeTetzgeber für ein gröfseres Übel 
hielt, als ijen Verluff, den der Eigenthümer durch 
diefcfi EingriJl' erleiden kann. Der Gegenliand des 
Qiebß^bls mufs nach dei Meinung d£s Vfs. einen 
G^dw^rlh haben; er behauptet, der Begriff des Üieb» 
nali^ tänne nicht Statt finden. Wenn die Sache gar 
Keine» ^Vcrth hat, und überall keine LäÜon ordent- 
licher, Weife Statt findet., Qeht diefe Wegnahme 
df^af.aus, einem Atidereu zu' Tchaden oder ihn zu 
kranken: fo findet ein aufs er ordentlich es Verbrccfaen 
ßtatt, welches mit einer arbiträren SiraTe zu belegen 
iA- Ja der Vf. behauptet foga*. eiii folctes Verbre. 
fjUen könne möglich^ A^eife dahin zielen, dem Aii- 
^erenjin feinem Vennägen zu Ichaden, und felbß ei- 
H«^ Gfwinnft für. deii LSdiren^^n zur Ab&eht haben, 
ohpedodi Diehftahl zu fe^n, wefin die weggenom- 
mene ^che felbß keinen Werth habe; er Führt hier 
jt)# ^ße^fpiele die' heimliche We^ahme ein^s Docu- 
J9]ents,von einem Anderen an, womit diefer eine Fo- 
(iemng au ihn legitim irctii könnte , ^welcher der Lä< 
dfAt-dadorch &ch zu cntsiehen Gelegenheit bekbmrat, 
pd^ die heimliche Weg^hme eines Briefes, um 
4lu)ch den BeCtz delTelbei^.fifie Qualität' zii l^timU 
(en, ^18 einpn> tritteo bewegen foll,' Geld, waai*^ 
o^fi d(rgl«tc))eo ^o dfiuBe^^r des' Briefes auszolie- 



faia. Er MkM (Hofe BelMHfnQng'dmitf , 4i(« in » 
flfen Ftilla der- B«rs«b(e nidii tnmittelbu dank & 
WegiMbfhto ^ffDoouneHU veiMMv fonlAem 4a(c ^cb 
erilider Fall i*y , -vrenn Aer Umftaad kinitAomt, 
djrrA'dir Andere betrfigilcfa'^fodenhghmgM^ w^ 
cbe BetrtigAc9' swAt iriofat «!nd«r taxiOwA^ 
Diebftabl-, aber dennoebnickt 4i«b Verbnedu« fotti 
fejr. ' Die Gründe, mk d<!neB der Vf. frfae Meinoai 
zu verthei'ligen focht, nümlfcb dab in 4U'B<^ 
de« Diebßafals immer der einer VenuftgrasbaCAldi. 
gonf liege,' tuid dafs'die Diftfnaiondsr'iritäeftOe' 
fetsein gvofsen ilnd'klmn«i'DieMt'afal;,'uii4>dieV«: 
ürdnOfig vom Bo Febr. 176g den'Wcrth der »eieU» 
rteti Safbe als ein Moffi«nt noMe. wviobM' «elUck 
twflühje bey Beßiinmung der Strafe des lAeMahlih 
Iktracbt zielten mufsten , überzsngen Reo. «i«iA ««a 
der iliditighelt derfelbea (wenn glelofa deutCiÄslB- 
rtften nach Att. 160 der C. C. C. den Wertk d« p^ 
Aäh)«Aen Sachti nack ihrem geWÄHnlidiMi Prafe in 
E«il des Diebffahls beretthneo Atlffen).- Denn Ai. 
diligs findet in den>«ligefÖkiten ffllt«»' eine Verna- 
gensbefchldlg'ung Statt, weiiti auch kintim^ieat, 
und dieBeftimmungen det- Gefetze beweifen nur, dA 
der WeHh des Gegenßahdes Einflufs auf die Strifbu. 
keit haben Tolle, ni<(ht aber, dafs dieStnfe gatuTc^ 
faHen folle, wenn er Beb nicht ic Gdde angebea 
läfsi. Endlich tnäelRe man «lieht feicfat einen G» 
^epffand küAbn, -der «fane allen HG<e)dw«nb ftbe; 
felbft der Brief trtid dM Doeument bifaen deiifellKt 
fchön an fich, und derjenige, weider unter AM übri- 
gen Bedingungen de« DieMlahla sin« Sache w(f- 
nimmt, welche' nicht fo viel ala di« geringfte Und» 
münze werth ift, macht (\^ allerding« diefes Verb»' 
chens fcbüldig. Denn wer b. B. di« JEIDfte «ner p- 
wiffen QaantitItFrücbte «den ihnÜclier OegenfUad^ 
die fflr die geringfta {«andesinänng m verlnAem il, 
ftiehlt, begeht ohne Zweifel einen Diebßabl, wie- 
Vohl dka Gieftohlene Geh nicht in GeldeswCrtb iQp- 
ben-urst. — Bey derErört«ang deiSuaes, derDiek 
ftafal fetze dolus vontu, erwihnt der Vf. des fgir- 

ehen GefetZMtWurfe für die l^erzogliinmer ScU» 
ig und HdJflfci« in der Vorrede' ( weither 'J.-gje'fr 
IHingsarreß Voki a Mnnflted bis ^o Jahren för dite cnt 
pofenDiebfbhl vpifAllgt, hiVd-tioch-«^. ^5; deüTc«' 
fatz, Beb «irren uUt-dchUMfat*«*^ VonA^ zu vert^ 
fen, in feine Definition asfiüiimtit! ). ' Her Vf. gliiüit 
ferner, es brauche in 4er De^iti^m tiitlbn beBMrb 
KU werden, dafs der-Gegenfkkod d«!« Di^bAaU« eiic 
bewegliche Sache feyn- müIT«; <diefk'ltfriterffläl (if 
frerlicb nach «em Mmifche« oNd «bMftteR&eChn 
erfoderlich ( wetcb« detf Rkub- A «inS» An '¥tm fu- 
liäcirtem Diebfta'hl anfSbien ; tind' dkfcer'ftneh -tlti ffri- 
terinm der heimlichen 'Wegnahttid We^aAü ' mifr 
ten), nach den dinifchenG^ Fetzen aber -tej tes üb» 
ftüflig , da fie- dfe heimliche Befine^eifarig^ die bg 
biibeVregNcbenSaehen'iifidenkkMWItVJ'atl'dhiKllk' 
i^etodiges Merkmal vonnaffetzMl. f <i. < 
'\ '■ CDit Bt/mmf, foigt Im la^tfiitt «MU) - 



ALLGEMEINE LITERATUR -ZEITüNa 

J U N 1 U S * 8 1 3. 



J U R I S P Ü Ü D £. N Z. 

■ XorB)()iAdE«>, b. ji.«. S. SolAin: Syßematik Udi 

■äikthtg 'af Begtebit oin Tyetrte og dtrtiie Forhry 

aaifes furidtsk« Ffitgar, etc. \i Ändert Sand/si 

• ■ prMid; etc. * 

'(^f/Mufi Jet- IM DorigM Slütk aigehrotHntm Aecfnßon.") 



De. 



'en anliaum lucri faeiandi veTwittt der Vf. in fei- 
ner DeÜiDition . da er ficli. nicht «uf das furtum r«i 
i fiß'us'hti Artn\t, und behauptet, Togar in diefem 
(von ihm ProprietSu - Diebllahl benannten^ fey derfd- 
Be amn ^giiJF dtta VerbreclienB nicht erfoderlich. 
Diefe Behauptung fucht er ^olgendergt^ßaU zu recht- 
Tertigen. Der Ausdruck Vortheil enthalte verfchictie- 
n« Bedeutungen. In der weitclle» begreife erdle'Be- 
frJedigung jedes Ünnlichen luterell'e unter lieh, in der 
engeren habe er blöfe Vermehrung des Vern^ögens 
zumGegerißaiide. und dafür fey ^e/fx'/tr« der eigent- 
liche Ausdruck. In der erßeren Bedeutung könne er 
abtir auf j^des Verbrechen angewendet werden, felbS 
wenn es aus Hacbbegierde oder der Ablicht, dem 
Andern zu fchaden, entTpriiige. In der zweiten Be- 
deutung igy diefs Merkmal nicht hinreichend, alle 
FacU annurcblierseH, welche man nicht unter den' 
l'raprieiJits-DieliAahl zählen kärnie^ denn auch Bc- 
fiita- and Gebrauch- Diehftahl kuniite« ihren Grund 
in der Luft zu gewinnen haben. So Tcf es blofs Be- 
fitzdiebßahl, viam der VeQiränder heimlich das Pfund' 
\vegaakme, um von der Zahlung der Schuld befreiet 
zu werden, wofür das Pfand gegeben fey. lu allen 
diefen Fällen fey nicht die Proprietät', fondern der 
Beßtz geßohlen , luid in wiefern der Verbrecher, au- 
üier der Zurdckuahme feines Eigenen, ixsh auch ei- 
nen Theil Tont VerraÜgen des Andern zu vcrCchail'en 
g^efacht habe, habe er nicht geftohlen, foudem be- 
trogen. Die Unterfiichung der Richtigkeit des letz- 
teren Sataef wurde Ilec. zn weit führen ; er bemerkt 
Aaher nur, daCi es kein Grund fej. den animum Im- 
^riJJKUiidi als K,ril«ium des fnrti rei ipftus blofs 
deJ!uMlb auBzufchliersen. weil er auch be; aemfurio 
ufus Vkmd fwßeßl^mi hl die Definition aufgenommen 
-w-erden mtilite. Ferner glaubt der Vf., der aiiimu^ 
lucri faciendi würde Handlungen aus fehl i e fs en , die 
ofienbar in dem äegrüf des Proprietäts-Diebftahla ti- 
gen, tuid fuhrt defsbtlb einige Be^fpiele an- So fey 
es kein eigentlicher DreblVahl unter jener Voraus- 
fctznngi wenn Blan das Weggenommene zum an- 
miticlbaron Mytz^q anwenden oder zur Anfchail'ung 
eine«lGegenßai)[{es^ doHen man augenblicklich bedür- 
fet .bcfonder^^wenn in^ diefes Gebrauch«^ Conft b^ 
J. J. L, Z, i8»3. Zweyter Band. 



<e entbehren KSnii < 

hätte, die Conft Si 

Svohl diefe Handl 

^iebUShle wären. 

lünd Gründe geger 

fetzter Meinung fi 

And Klein, deren ', 

OMid die für den < 

find. Denn nach. 

*x dol. /.. 1 ff. S 

diefes Merkmals ii 

terworfen, und d 

etwas geruchten Ei 

de von Grobnau (Grundfätze der Criminalrechtswit 

fenfchaft Jj. ci,o), — Feuerbach (in feinen Vorlefon-." 

gen ad fl. 3ao. I. c.) u. a. neueren Crimijialißen 

fchwcrlich befeitigen. Der Vf. unterfucht nun 

die Falle , wo die Sache dem u li roch tm ä Ts igen 

Befitzer von einem Dritten entzogen, dann diejeni- 

glvn, wo ße dem rechtmäfaigen, aber blofs natiirH- 

cheu BeQtzer weggenommen wird, geht darauf za 
.der Frage über* ob ein Proprietäts-DiebflahrSia« 

binden könne , wenn der Verbrecher felbft einen An-, 
«heil an der geflohlenen Sache h«, und behauntet. 

dafs er in Hiiüicht de 
furtum i,oPßo„i..i„ 

aber ein furtum rtt if 

Bec ihm bejUiniuit', 

b'ey dem angeführten B 

der Verbrecher', in fofe 

feines Eigenen lieb noc 

mögen des Andern zu> 

Jtonlen, Condern betrogen habe. ~ 

Mit diefem erften Ahtchnitte Tchliefst fidi der 
hauptrachlichfte Tbeil der Schrift; die übrigen ent- 
halten, aufser ihren eigentlichenBeflimmungeriigl^Drs- 
tentheils Supplemente und Folgen aus dem AngeKihr- 
ten. Düfshalb glaubte Bec. diden Abfchniit ausführ- 
licher entwickdn und prüfen «u mülTen, am f» 
niebr. da er manche neue und origiu eile Bemerkun- 
gen enthält, hn ciCap., von den Terfchiedenen Arteil, 
auf welche man fich des Diebftahls fchuldig machen 
kann , entwtckeh der Vf. kurz die Begriffe vom Urhe- 
ber, Oehülfen, Hehler und Mitwillern. liuctor ift'' 
ihm derjenige, welcher den ApprehenGons- Act felbft 
ausübt, wiewohl diejenigen, die ihm in der Aus- 
übung Celbft" beyftehen , durch' die , däniCchea 
Gefctze ihm ^eich gefetzt werden. Mitwijfer ift 
der, welcher die Exiltenz der Handlung, die auf Aus- 
übung des Diebßafats zielt, befSrdert, ehe Ge ins 
Werk gefetzt ift; HtbUr d^jenige, welcher einen 

108 



'^^B 



JJENAISCHE^AtLG.LITERATÜIt-ZXmrNG. 



9fi» 



fclton Begonrnnen Diebftabi untetftütst. Daranf führt 
der Vf-an^, das bloba Verfchw#igeiv «inee Daebftahla: 
habe ordenilicheE Weife keine Strafe zur Folge« und 
vedek alisdano ih>.ein paar Worten von Diebesban- 
den* Ito Ganz«i ift diefer Abfcbnitt nur im Vorüber- 
gebn und nicbt mit der genauen Prüfung behandelt^ 
die de» erften eharakteriGrt» wie fcbon aas der Un- 
beftunrntbeft der angegebenen Definitionen erhellt. 
Ausführlicher handelt das 4 Cap. , -virelcbes einen gro* 
ften Theil des Buchs einnimmt, von den jairLftifchen. 
Folgen des Diebßahls und der Theilnabme an diefem 
Terbrechen. £$ beginnt mit der Unterfachung über 
die Pflicht des Diebes zur Erftättang fm Allgemeinen, 
und vorzüglich des Verlhftes, den dier £igenthümet 
durch die Entbehrung derSache gelitten hat, bemerkt; 
der Dieb müITe aucbden indirecten Schaden erfetzen^ 
welchen ersd^m- Beßtzer zugefügt habe/prüft, in 
wiefern daä pretium affßcthnis hier in Betracht kom- 
men kdhne , und' die'Art , auf welche der Werth ge- 
ftohlener Waaren beftimmt werden müfle. . - Der VlF^ 
fft der Meinung, dasGeftohlene müITe nach dem Ver- 
Kaufsprei Fe er fetzt werden, wenn> der Dieb nicht im 
Stande fey,. fogleich andere Waaren von gleicher 
Qualität und .Quantität zu liefern. Die Regel:, dafs^ 
mehrere Befchädiger iii ß>lldiim hahen müJDTen, be- 
fchränkt der Vf. dahin, da(k diefs nur Statt finden 
Könne, in fofern jeder Einzelne von den Schuldigen. 
Miturfache au dem Verlufire des Beeinträchtigten fej, 
was nadh allgemeinen Grundrätzen ßch allerditiga^ver- 
theidigen läfst. Nach der Unterfuchung des Hechts^ 
des Beftohlenen gegen dhn bonae ßätl pojfejjorem 
geht der VL zu der Eintheilung des Diebßahls über, 
und erwähnt dbr gewöhnlicheiv Dißinction in fimpJe 
und qpalificirte Diebftählev fo wie der von deutfchen 
Jliriflen privilegirte und von dänifchen furta rei 
minimae gleich unricht^ benannten. HierauT folgt 
^däe wichtige Bnt^fuchung über die Strafe des Dieb- 
ßahls. Der erße fimple Diebßahl foll nach der Ver* 
Ordnung von 20 Febr. 1789 ^f 1 niit Züchthausarbeit 
von fi Monaten bis 2 Jahren beßraft werden, wofür 
jetzt das Verbeüerungshaus in Kopenhagen für See- 
land eintritt. Bey der näheret) Beftimmüng des Grade» 
dielbr Strafe follen verfcbiedene Umßähde in Betracht, 
gezogen werden , welche der Vf. einzeln durchgeht. 
Voran (fchickt er eine Entwickelung der Grundfätze* 
{nicht GruTidprincipe ^ denn diefs ifi eine freylich 
fehr gewöhnliche Tautologie) über bürgerliche Strafe 
und befonders über den Mafsftab der Strafanwendung». 
bey weither Gelegenheit er verfcbiedene neuereTheo- 
rieen tmd vorzüglich die Univerfalpräventions- odl!r 
Androhungs- Theorie von Heuei-hach prüft. Er er- . 
Wähnt hier zwejer Haupttbeorieen :. einer ,- wel- 
che er die abjolute nennte und wonach das Strafrecht 
fich auf die abfolute Foderung der Vernunft gründet, 
dafs der Verbrecher blofs wegen feines Verbrechens 
und ohne Rückficht auf die Wirkungen, welche man 
von der Strafe erwarten könne, das durch die Über- 
tretung verfchuTdete t)bel leidien foUe (in Deutfchland 
gewöhnlich die TBeorieen der moralifchen und der 
redidichen Wi^dervergeltung genannt). Die zweite 



<• 



Theorie O^der vielmehr de» zweyten Htuptr^eig der 
Theosieen) nennt er die r^^a^v«,.. nach welcher di« 
bürgerliche Strafe nur als Mittd zum Schutze der 
Hechle gegen Verletzungen derfelben hetracBtet wer« 
den folle ; dazu rechnet er die Theorie der phjfi- 
Fchen \ind dia der pfychologifchen Prävention, je 
nachdem fie auf das fchuldige Individuum, und die 
der Androhung oder UhrverfaTprävention, je nachdem 
fie auf die Abfchreckung des übrigen Publicum« be- 
rechnet ift. Red. übergeht die Gründe dfes Vfo. ge- 
gen diefe, da; die Anführung dei/elh^n dnr^ ^ 
Baum nicbt geßattet wird, sund di^fe Theorieen in 
sahUofen Schriften in Deutfchland fcbon geprüft 
find ; auch lUmmen feine Einwendungen gegen 
die ftuerbachifohe Theowe ( deren Urhebes er -je- 
doch die gebührende Bewunderung zollt) mit den 
v-on Thibaut aufgehellten meifientheils überein. —^ 
Der Mafsßab für das Strafrecht ift ihm theils objectiv, 
tbeils fubiectiv(nachider feuerbachifckeu Diftmctioft). 
BeyGelegeilheitdes letzteren Kömmt er auf die begriße 
dolus und culpa. Mit Recht wirft auch erFeuerhiuk 
vor,, dafs diefer in der Ausführung des fubjectiven 
Mafbdabes der Strafbarkefir feinen Oruhdfätzen nicbt 
ganz treu geblieben fey. Hierauf entwickelt er den 
Einfluß der in der erwähnten Verordnung angege- 
benen Momente der Strafbart^eit , natnentlich des Al- 
ters- des Sohuldigen und der Erzfehung delTelben. In 
Rückücht des erfteren^ ftimmt er mit den meifleo 
»eueren Criminalifien überein, bey der zWerten 
glaubt er« eine verf4umte Erziehung fey ein Milde- 
rungs-) ein« forgfäl tige Erziehung, hingegen ein Schär- 
ftings- Grund (worin er dem bekannten feweriÄrAf- 
/r^e//Raifonuement$. 123I. c. mit Recht widerfpri cht). 
Er betrachtet fei'ner das vorhergehende Leben, und 
das gegenwärtige }^erhalteh des Verbrechers, den Be- 
weggrund des Verbrechens, den Werth des Gefiohle- 
nen , die Concurrenz der Verbrechrn , und die Erhö- 
hung der Strafbarkeit bey Diebflahlen der Dienftboten 
an ihrer Dienftherrfchaft, verfcbiedene andere UmfUn- 
de, welche au fser den in der Verordnungbenannten bey 
Beftimmunjg der Strafe für den erften Diebftabi m Be- 
tracht zu ziehen find, .und ^e Wirkung^ welche je- 
der der angeführten Momente hat. — Den zwey- 
ten Diebftahl b^ftrafk die Verordnung mit Arbeit im 
Rafpelbaufe oder auf der Feftung, und mit Zuchthaufe 
für Frauenzimmer auf 3 bis 5 Jahre. Das Gefets 
verlangt ausdtücklich , dafs der Schuldige wegen dtä 
erfien Diebftahls beftraft fey, wodurch der Streit deut- 
fcher Rechtslehrer, ob der erße l>ie))ftahl belbaft 
feyn mülTe, hier wegfällt. Den dritten Diebfiähl be- 
traft die Verordnung mit Fefiutigs - oderZucfathani- 
Arbeit^ auf Lebenszeit , ja fie erwähnt fogar des vier- 
ten Diebßahls, der aufserdem noch mit Staupbefen 
und Brandmark beftraft v^erden foU. Diefe Abfchnit- 
te find j^r5fBtentheils, fo wie die folgenden, mehr 
mit Berückfichiigung des fpeciellen pofitiven Gefetsei^ 
ab naeh ihrer allgemeinen Gültigkeit beurtbeilr. Bey 
den qualifieirten Diebftählen erwähnt där^'W. auch 
den Pferde- und Vieh- DiebftaW, unitdefl'DitfbfcW 

durckEinb^ch und Eiufteigeta.* Duictf di«^ i7mer- 

\ 1 



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9 C V J V $ 



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36S 



Jutestni^ feiner ufoiiJd' nrit- «bi^ «tiUäiiffiiiiJipsft vttk 
tdbuAene» Urtbeile des höchften jGemcht» ift diefev 
AbCclmiu 4>dEQnder*'IiAQrt^chv a«uQt hege^ net*er Allein 
Env^vfimge^^ Smawt B6gn«ffjAof ^m.infiiigAa - Et, 
gAt «UM^ *r«rScfaiedeiie ^alifickfe DiebAil^le dweb» 
iw^ den Diebftahl pi||;6»€chiftbMibigff » fb^ Feli^r^ 
braiifteA,..Bergdiebftahr» Diebftfihl 19 . kJtmgUcheii^ 
Scblölferaitkid den .SebSAdeo deV' Akadieroäe »u So- 
röe^ DieblUbl im* dftendicben PoOen, Kircbenraub» 
wiedeaAioke qoalifieivte I>iebßlUe,,.iind (okb<ä,- wo 
eine geUiidete^Sciafe^tau ftodet^^Siral^fidei^ Mit^idiai. 
und Bsbier^ StnBa.beym^fi$ftifiufiis:t^ip<lffejyion(4^ 
und • bejcoD otteiti^nen Btfibftokil» >vwa¥lS«rmit^ieim-^ 
geMSemeklnmgenJiher dea£i/i|^(9'dieffe9yQri»irscbG»f«- 
rnvif die Achtung. de»v Sehi»ldigeKiiind>übec Nothivekt. 
gegen Diebe diefenAbOcbniu bercbUebt. .Dafs rdbft 
diejenigen Arten de8.Dieb(biUUfHr^be nicht mit in^ 
famitenden. ^trafea bdegt.4nidf dennOich einen Ein* 
flufa auf das Recht auf Ehre hab^-»,>e1[feift die k. V^ 
ymm Sirtfajr igoS/'nvitlcbe alle Diebe füi; unwürdig 
erUärttiin des Lan^ehr (jeta&t annectirte Bataillone 
genmintp za*diencin;' Die Eriaübnirs^des r5aiirchen 
Rcchu und der C C. C. Att.150, den^ungeßraft.so' 
tödten, ,»den man hef näcbtliGber Weil gefährlicher 
Weife in^'CeinemHaufe'findet'S ertheilt auch das da« 
nificbe Recht dem- Befitaer. Über die Auaführang des 
4ten Ablchnitts, von dem Bew^eife de« Diebflahla-yhat 
Rec« lieh fchon oben* im Allgemeinen geäufaert » und- 
kamn fich liieriun Coj^her aul-eine kuroe Angabe fei- 
nea Inbalta befchiüilken , da f^inc: Kritik ohnehin« 
fchon das beftimmteMar» überfcbritten hat. Zuerft. be* 
antwortet der Vf. die «Frage, ob eigenes Geft^ndnifa 
des Verbrechers hinreichend fey, die Stmfe des Dieb* 
ftahls in AnwenAmag su bringen,., wenn ficb auch 
kein Eigentbumei der Sacke Ja^deU die er geftcd^Ien 
au ' haben behauptet. Er bemerkt hierauf» . der un* 
gefetzmäfsige Befitz geftohlener Sachen könne als 
Beweis ffir den Diebftahl angefehen werden.— Die 
folgenden Paragraphen handeln von den Beweifen, 
dafs der Befchuldigte das Geftohlene in, feiner Ge- 
^rvakrfam« gehabt habe^ wenn diefs geleugnet wird, 
über den- Beweis; den der Befohlene, für fein Ei- 

Sntfaumerecht führen mufs» über die Eigenfchaften 
s' Zeugen über da* Eigenthumsrecht des Beßoh- 
leneii, über .den:Inkalt des ZeugnilFes» welches das- 
Eigen thumsrecht des Beftohlenen darthun foll (es 
ley hinreichend V dsA der frühere Beßria desjenigen,. 
der heb für den Bel^ohlenen ausgiebt, bewiefan 
W^rde)^ über' einige Eälle, in denen der Beftoblene 
nicht den Bei^riftfeines£igentbu,ms^u fuhren braucht». 
über den Tilhjemmelings ' EedQ^ne Art, von jurameif 
tum vindicqtionis),^ von dem-Beweife des Inculpatea 
über(Ue Erwerbung des Befitac^ der geftohlenen Sache, 
über den Beweis des^ doU (der Vf. glaubt nämlich ^ ea 
rQ,üi[9 der Reüexion^ des Richtersüber die Uinrtäniie der 
R^cbtsverletsuuig und den Charakter des Üb«rtreters. 
üb^aHen werden, ob:di<e L»fioa im doU^ oder in der. 
culpa iftrto fübjirfeaftenOmnd habe; feine Gründe he* ; 
ben abernifchtdiejeiiigWi^er meifterhaftep Abhandlung 
yon Grolman in der J^ibliothek des peinlichen Rechtf 



Sand I, Stüi* fl, Vö. S auf, wefcher bekanntlich, sn» 
erft. behauptete, ya^^a laejione praefumitur dolus^ do^ 
ne€ prQ]be$uv eontrarium), über den Beweis der Quan- 
lit&t wnd dj58 Wertbea des Geftohlenen. Aus diefer An- 
gabe des luba^U wird man üch laicht überzeugen, dafs 
die Behauptung des R^c. von der Unvollßändigkeit: 
dief^s Abfcknitts .nicht upge^ündet war. Die drey 
ktati^ Abfqhnitte find ein Anbang diefer Schrift : deif 
^nfte handelt von deu Handlungen , welche gefetz- 
lich mit dem Diebßahl in Eine GlaiTe gefetzt find, oh* 
nfi 4ie Eigenfchaften delTelben zu befiuen ; der 6te 
vo^ dem Einfluffe* der Milderuug der Strafe des Dieb- 
ftahls auf andere Zweige der Gefetzgebung , und der 
Geb^nte endlich enAak einen Beytrag zu der richti- 
gen Beurtheilung der Gefetzgebung Dänemarks über 
die Entwendung. Sie find ganz'pofitiv, wie fchon 
ihr Name anzeigt, bis auf den log jj.» welcher einen 
Wink zu einem zukünftigen Gefetze über Beßrafung 
des Die()ftabls enthält. Rec. bedauert, diefen Pam- 
giaphen , der ungeachtet feiner Kürze eigenthümli- 
che und neue Anüchten enthält, nicht genauer durchs 
gehen zu können. Aus dem Gefagten ergiebt fich, 
dafs das ganze Werk eigentlich mehr eine ausführli- 
che Entwicklung einzelner ^chtiger Momente der 
Lehre vQn dem Verbrechen des Diebßahls, als eine 
fyfte^atifche und vollftähdige Ausführung der ganzen 
Lehre felbft enthält; nur der erße Abfcbnitt fetzt dien 
Begriß* des Diebßahls genau und ausführlich aus ein- 
ander»- Doch zeigt fchon der Titel derSc^ift, dafs 
es'ni^ht die Abücht des verdienten Vfs. war, eine 
fyftematifche Darßellung der ganzen Lehre zu liefern. 
Was das Äufse]re des Werkes betriß't: fo iß der 
Druck grofs' und deutlich, das Papier aber erau^ 
Einzelne Druckfehler wie Typsßraffes für Tyvs" 
ßrafcs (S. XXXIIl) , pejfefßo für pojjeffio (S. 9) u. 
a. m. haben üeh,- ungeachtet /der bemerkten DUick- 
fehler mit Zußtzen , hie und da nodi eingefchli- 
chen. Sia. 

NoRDHAusEN, b. Nitzfche ! Revißon der, Grund' 
JätZ» über das f^erbreehen des Diebßahls^ das 
bey deßen Ünterßichurtg zu beobachtende Ver* 
fahren und dejjen Beßrafung nach gemeinem 
in Deutjchlana geltendem^ infonderheit kurjäch» 
ßjchem Aechte ^ von D. Karl Klien^ ord. Bey- 
fitzer der Jurißenfacuhät und öff^ Lehrer des fächf. 
Rechts zu Wittenberg. Erßer Theil. 1806. XX m 
508 S. 8. (i Rthlr. 18 gr.) 

Der fchon durch feine Disputation de pretio refuin 
furto ablatarum rite conßituendo (Viteb. 1798) un* 
die Lehre vom Diebfiahle verdiente Vf. liefert hier ein 
Werk , an dem man weder Fleifs noch Gründlichkeit 
verkennen kann, und das fich insbefondere durch 
praktifche, während der Amtsführung aufgefundene 
Kückfichten auszeichnet. Ob es die Lehre vojn Dieb* 
ftahle erfchöpfen werde, wird fich erß nach Erfchei« 
nung des zwejten Theiles vollkommen beurtheilen 
laßen. Der vorliegende erße Theil befchäftigt fich 
blofs mit , den Begrifisentwicklungen. Jener foll 
von dfm Thatbeßande des Diebßahlsi. von dem rieh- 



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I. A. s^ z^ n V ifs 4 41 ^ i s 1 S' 



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te^ieben Vcrfahrcw »«a von der Beffrrfimg baiÄiekK 
Auck über die RicbtigKcit diefe^ AtoordniiAg def Mv^ 
tetien wird ficb erft nacb Volte^wiung des Gänsen be* 
ftimmt UTtbcfleÄ laffen. Rec. befcenm, dafs fie ihö jieti^il 
noch nicht dnleuchten wid • zum»! da die OefetM 
die cinzebien Arten desDicbftahh fo wertig gena^ nn- 
terfeh^den, und milbin die Beftimmtmg, ob dfcefe* 
oder jenes Strafübel Anwendung leiden «Riffe, wohf 
in nä:here Verbindung mit dei^ Be|priffebeftimfliimgw 
zu bringen ift, aj« diePs nach Einicbaltung der Lehre 
von dem richterlichen Verfahren möglich feyn wirct 
J^och.Kec. fehrinta: fidihier auf dai«i«, wasberefea ^nk 
dielem Theile gefchloITen iff. Daher rühmt et hier 
j^ich nur diefa Werk in RücKfidu deffen, w^s et 
durch Sammlung d«r Materialien leiftet, nicht wa»^ 
es in Beziehung auf die wiiTenrchaftliche Bearbeitung 
für Werth hat* Er bedauert hiebey nur, dafs fieh der 
VC. bey ^ip^^ Lefern nicht auch das Lob der Kurze 
Werde erwerben können^ Denn in iet That ift dei^» 
Vortrag viel zu weit ausgefponnen, und duher oft e.r^ 
müdend ; auch fmd die weitfchweifigen flingänge, »^ 
Anfang der meißen Materien, («• H. S. ig. S^^ i54* 
jj^a u. ä. a. O^) unangenehm» Dem Ganzen geht eine' 
Einleitung von drey Abfchniuen voran. Der erJje' 
Abfchukt enthält .eine kurzgef/ifste hißorifeht Dur- 
fleUung der Entwicklung der Begrifft vom Diehßahl 
und deffen Beilrajung, Dem praRtifchen Rechlsg^- 
lehrten wird diefe Darftellung zwar nicht intereff^nt 
(eyn; allein 'Rec. findet lie in einem Werke, wie datf 
gegenwärtige, wo es auf vollftändige- Darlegung der' 
Lcnre vom Diebftable abgefehen Ut, nicht über* 
flüfßg. Schade nur, dafs die Gefchichte der Gefetze 
über den Diebibhl fo fehr Facbwerk geblieben , und 
nichi mit Bemerkungen nber die Verfchiedei^Keiten 
der in der Gefetzgebung verCchiedener Völker genom- 
menen Rütklicbten , über die für die S^rafbeAiin- 
mungen , aus dem Kationalcharakter u^ dgl. vorban- 
den geweCenen Gründe, über die Urfachen der Verän- 
devungen , über den Eiuflufs der Gefetze der einen 
Nation auf die einer anderen u» f. yr. abgefaCst wor- 
den iftj Auch vermibt man hie U|id da Bemerkun- 
gen^ welche unmittelbar die Gefetzt betreifen, z. B. 
*Si 19 fg*« WD von der Garnlina die Rede ift,. über die 
'Müsbr^uche » dt« üe in deq» richterlichen Verfahren 
inJBbückficbtauf Diebftähle Art. 107 u. 1 18 abzufchaf- 
f«n Cucbte*. Eben» fa fehlen die Be weife von der fucr 
celUven VerlalTun^ der llteren Gefetze bey den Gerichi- 
t^^ durch Beyfpiele ans alten Gerichtsacten , Worü- 
ber die Archive noch mehr enthalten, als über irgend 
ein andres Verbrechen. Df gegen ßnd die Bemerkun- 
gen fchätzenswerth » welcCs der V£ von S^ 40 an 
über einige durch neuere Giefetze zu hebende Miti^gel 
in der Lehre vom piebftahle gemaicbt hat. — Der 
zw^yte AbCchnitt liefert ein f^erzeichnifs und Inhalts^ 
anzeige der einzßlmif gefefHickf n F^erordnungen über 
dfn X^iebJlähU welche in DiutfcfUand Mberhaupt und 
infonderneilt in.dicfiin ffarfaehfen gültigen Rechts* 
fatnmluugen hie und dazer/treut vorhanden find; Lei^ 
der nach der Folge der* Bücher und Titel derlhfiitutiö- 
nen, Pandektea u^t^rr^i nU^ atier fyftenwtifiphriiaöh 



dmrMatniett etflj|etfafctetfh' ll tioz » ü Sde»> hmm dfütf 
^legen^ feyB, zu wiffb«, ob diiBfe•^Qder joMa Bnchp 
4ie<er oder feser Tisek der.BanddEeett etWM ühm deA 
DieblMilentlls^e; '.«edtv'iipai ^mkhefer .Adk'diwra« 
luitetviöbten« cfb 4fir diefq Mfei^ febd MiMlaae : et- 
Waa inr de» Titeln «mtBüchtm' ctar BandfehttetvL f. m 
beftimii^ ley; xMleipinicte Wks* wlaaUo 4er. ¥f. kisi* 
gegeben kat^ Jft ifor 4Uer Vorarbeit ztt der^i-Wdcft« 
notlfrwendig ilL ^-^ In dem dritten AUdtoitfe fal« 
^en aUgJtpt^üie Bem^kung^ Über die Uierattkr im 
MtKug auf )i€ts 9^etbredkm^^\ier^ ylM^fiükU über* 
haupt^ A^fich diefer Aibfe^ndtir cfaaciuat' "mAmt IdcK 
reidie BemertBungteu * 4?otte den^^an güWliitf Sthrifr 
«M h&iten ^och eiliig^ajid«rk, fkJL ^Ak^ ff^ii4i»^ 
4e furt0 ' p4fr law^em -41 ' ükiäm^^omeef^ dimtrOe^ 
Marl^urgi in 4}aU. 1*74^ ^wd^'^ate'Ciudiidese»' 
d$dtiönt fmtitp» cüfmnemmr; Lit)f.'t69»r^§enaflinbwer»> 
denklhment dierYf. h»tf*iiidiei«*4m«falM^ dorailaK 
Mtnocbt^e^äeHeriftl .^ 

Von' cfeiti ^b^ HefäpMiAl 4^ Attaodimif 
&lbft', mr JSrat^r und ß^efm.^iij^iäl^a^ tnd 
jetzt »«r> flwef> Ä[btlitH<lngM vnHemietv die orfta 
Wn dem Sachbegriafe des Diebfta&lav 4iie «ndcs« 
T^on den Eintheilungen deffribeti. . V9111 dem Sack' 
begriffe d^s JDiebßahU fpiricht der Vf. in zwey Ab- 
fthnUten? l. DatAiOloitg ämr OromHkcue dm go- 
miCch- juIHniaaetfdieH^Bi^elttsC iXsr DaiOelhii^ der 
GttmdCliziB der dentfdMn^ und' kurfä€b&£diefr*RediM 
ifier k&nnen wir es «uvij^erßrgctf mdxt bfll]geii,4ab> 
St Be^f^twi3(Adnn|f>durdijAttffttUon9da'iil den 
dhnifchen Gefeteen en&aiteneo>Befishfdhiing)w der 
PieMkahls gefchehen folL . Wer ee nicht ^Cehoas weiCv 
was Diebftah) ift , wird es fdfwerHck at»» der hier 
l^findKehen Abhandking lemcen, naAiija dec TkMf ift 
es fondefbar^ den Leto efft nwr lSmdkma,(ökr&A, cke 
er den Grundfats ddttu bekommm^ hat« Dem ' V£ 
fthw^bte bey pfeift der Begriff« den er vomDic^ 
Aahle annimmt, i^of, moht(b^dei»Lefer; dAhcr Iw- 
Aet es auch mächtige OeduMt, jenem ber ßsinen £d^ 
widkelungen^ * ( denn er beobüchtet^ diefe* Method» 
därclmus) zu folgen.* Daher aucht die Wcisltefitifr' 
keit. Denn da noch keinBegriif {eftgefirttot ift: u> 
mufs er natürlich bey jeder neneirAnfitht^ di^cr 
den Gefetzen zeigt, eine Art fiinleitua^nuMliav^ 
' Annen Lefev n<flr rin%erknafeeii fiichlgleii)h% s«.fteB«ii, 
ihich' wüi4e es genftig gewefen feyn , wen»' er bi ols 
den nackten Inkak der Gefme angcyifcear hing;. Ca 
aber erläutert er Alles 'durch Beyfpiele, wie &- 157 
;eur KenntniGs der Theorie : von der ContvecfMtea» 
Hätte er die Lehre vom DiebOaUe nack rftewfcfaett. 
Grund (at^en beföhrieben: fo wäcen- foltlia aaiCiakm 
lieh anfgeftellte Beyfpiäe iekr iBwechmälsig-AvMfea. 
In einem W^l^ aber, dirpraktifch feyn u>H,, be- 
darf et höcbfiena nnr di^ Giennd&tsr, nnd felbft 
diefe würd^ Reo. nurin fo vtreirz«läflig.fiaadflii» m 
wie weit fie loach den beftehtndtarGefeaee« neeh ei- 
nige Anwendnngleiden^ was^rade nii< dewrfteif fcheii 
Theorie von der Oomr ecta tlettmirtifc der fiaft^ 

CD6r 0efchimfs' fOltim^Mf/iM^M^ : 



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^mm^ 



Sh 



f E N A 



S C H E 



J7» 



ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



HP 



lUNIfJS a8«^S- 



S Z/R I S P R U n E N Z. 

HoKDHAusEif« V NitzCche: Revifion der Omni' 
Jätze über das Vefbretken des Diebjiahls , das 

hey dhjjfen Unterjuehung zu btobaentende Vtr* 
Jahren und dejftn Beßrafung nach gemeinem in 

JDeui^ekland. geltendem , infonderheit kurjächji- 
Jehem Hechte , Ton D. Kari Klien u. f, w* 

(^Befchl^ft dsr im vorigen Stücke dkgehrocheaen Mecenfiotu) 

xlirft \)efy der Darfteflking der GrandtStee det^ deut- 
fchen und kurtäcbfifcken Rechts S. «51 rückt der Vf. 
A&r Definition vom DicUlahle näher« aber auch hier 
läfst er dem Lefer erft noch eioe Kritik der von An- 
deren über 4ien Diebßahl gegebenen Definitionen an- 
hören. fiVm die Sache zu erfchdpfen , heibt es dann 
6. 154, mafs man nothwendigDiebftahl im nneigent^ 
liehen und im eigentlichen Sinne onterTcheiden. £s 
iVt auf der -einen Seite keinem Zweifel unterworfen, 
data auch deutfcbe und kurfäch&rche Gefetze der Aus- 
drücke Z>/^5» Diebßahl^ diebifcherweife ^ Rntweth' 
dangt fich in folchen Fällen bedienen, wo der Han- 
delnde keine £mfetaung ans dem phf fifcben fie&tze 
wider Willen des bisherigen Beützers angenommen 
hat4 und dafs fie in 'dam beyläuggen gelegendicheu» 
Gebrauche diefer Wort« beinahe eben Co weit gehen» 
ala daa römifche Recht. Allein eben To gewifs iß es 
auch 'auf der anderen Seite, dafs diefe Gefetze fei bft 
anerkennen f wie von diefen fog^nannten uneigentli- 
chen Arten derDiebßähle die eigentliche Entwendung 
fich auszeichne. Von diefer letzteren allein fprechcn 
iie in der Regel befonders dann , wenn fie die Strafen 
für den Diebftahl beßimmen. Von diefem Gefichts- 
pancte ausgegangen , rerßehe ich unter Diebfiahl im 
urt^igentUchen und weite/len Sinne: eine jede wider- 
rechtliche Ergreifung einer betveglichen Sache, wel- 
che in der aus btofser Habfucht entfprungenen , dem 
Gernüthe des Handelnden vorfchwebenden (oder: /ich 
beu>ujiten) unternommen ift ^ zum Nachtheil unelwi- 
ier {Villen-deffen^ der ^in Pf^iderfprnchsreeht hat^ 
fich zu bereicaern; unter Diebßalij im eigentlichen 
sinne hingegen; die widerrechtliche Befitzer greif ung 
£drt^r Fremden beweglichen^ von einem Anderen phy^ 
fifch befejfenen Sache t welche wider Pf ^illen ihres Ei- 
Berithümers und (?) Beßtzers in der auf bloßer Hab- 
fu^ht beruhenden^ dem Gernüthe des handelnden vor- 
fchwebenden Abßcht unternommen i/r, über deren 
Subßanz beliebig zu verfügen, und fich durch f eibige 
ihrem fVerthe nach zum NachtTieile des Anderen zu 
hcreichern. Auch die letztere Definition begreift den 
ß.aubt das Sacrilegium, den Peculat, die Amotioa 

J^ A^ X^ S^^ »8»3' Zweiter Band. 



imd die Expilation der Erbfchaft, To weit fidh ^eTe 
in dem fiefitze «eines Dritten befindet, mit in fich« 
Diefe Verbredien fin^ wirkliche Diebftähle« welche 
nur wegen eines dabej vorwaltenden Um Randes ei- 
«Ken -eigenen Namen erhalten haben.^ Den ErWei« 
der Richtigkeit diefer Definition führt der Vt nicht 
auf <ler Stelle, fondern abgebrochen in efT^Abhamd» 
lun£en. Gegen die Definition des aneigentlichea 
Diebßahls läfatficfa, eben w^l -es ^aen mieigentli- 
eben Diebßahl^llt, nlchu fagen. Die Definition de« 
eigentlichen Diebftabk iß dem Inhalte nach zu wdt» 
der FormSnach zu (chwerfällig. Das £cAe geßebt 
der Vf. dadurch felbß ein, dafs er fagt, fie pafle 
auch auf den Raub u. f. w. Das Zweyte fällt ohne 
Erinnern bi die Augen. Wozu bedarf es der Worten 
V9n einem' Andern phyßfch befeffenen Sacke , wenn 
es in der Folge heifet : wider SVilleii ihres Beßtzers f 
Wozu der Worte : dem Gernüthe des Handelnden vor- 
Jchwehenden Abfickt, da Niemand eine Abficht ha* 
ben kann, die nicht feinem Gemüthe (am mit dem 
Vf. zu reden) vor Cch webt? Wat derjVf. S.341 (denn 
bis dahin nöthigt er denLefer, der Rechtfertigung fei- 
ner S. 155 aufgeudlten Definition zu folgen) zumfir« 
weife der Zweckmätsigk^it diefer Wqrte fagt^ ift^in- 
zuLluglifh. Sie foUeu aHein hinreichend feyn« auszu-' 
drücken, dafs Vorfatz zu ßefilen zum Thatbeßande 
des Diebßahls jeder Art gehöre. 

Die einzelnen Abhandlungen , in welchen derV£ 
nun den Sachbe^riff des Diebfuhls entwickelt, find 
folgende. I. JJt Unterfchiaguug eigentlicher Dieb-i 
ftahl oder jiicht? Die aufgeworfene Frage wird ver* 
neint , der Grund dazu aus dem Sprachgebrauche her-' 
geleitet, welcher fiets einen Unterfchied zwifcheä 
Unterfcblagung and Diebßahl mache. Befriedigen 
wird der Vf. faiedurch Niemanden : dagegen iß feia 
Beweis, Sen er aus den Gefetzen (über die Beobacb-* 
tung diefes Sprachgebrauchs) führt, lehr gründlich. — 
II. Auch das furtum ufus gehört zu den uneigentli' 
clhen Diebflählen^ Dafs diefer fogenannte Gebrauchs- 
diebßahl keinen Diebßahl in fich begreife, nimmt der 
Vf. milAnderen ri<rhtig ant feine Abhandlung zweckt ^ 
nur dabin ab, zu zeigen, dafs er, der Contractsver- 
letsung ungeachtet, ein uneigentlicfaer Oiebftahl bleibe, 
und aus der Reihe der Vergehungen nicht weggeftri- 
eben werden könne. Gegen die erße Behauptung 
läfst ßch^ wiegefagt, da Sex Vf. einmal einen unei- 
gentlichcn Diebßahl annimmt, nichts erinnern; bej 
der zwcyten geht er fo weit, /dafs er Aas furtum ufus 
als öfientliches Vergehen S. iQi aufßellL Über den 
Begriff eines öflFentlichen Vergehens hat fich <ier Vf. 
nirgends erklärt« es lälst fich alfo auch eigentlich 

100 



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Ji£5AISG^E. ALLft tJTEILATÜ'Ifc-21ITUNGi- 



r» 



mteht figm , Ih' weTcher Min ficBr er &ibe Belaoptoagr 
IlegvdDilet babn Hont ui T^e find slle Verbre<^ea> 
»flealUe&e :: AV SffeHtlichen Veibreoheo im engeren- 
Sinne aber ünd-äiejernfgen, nm deren willen der Rieh* 
t«r von. Anitswegen' verfahren kann,, und' »n diefen* 
-wird' der VF. dta. ibgenannten Gsbraucfasdiebßahl' 
rcbwerticb aShlen- wollen. — III- Funddiebßahl, an- 
verlormen SäaJunveräht, i/i ein imefgentlictur Dieb- 
;en Abbandlang bemerkt 
acdi »on diefer. Der Vf.- 
Begriff fcharf beßiuibien 
Kerlicren,. Xondeca t^d 
ier Vf.' ebenfall« nicht ge- 
' irfaaupt ifl: der Begriff des' 

eblieben, wie mati gleich- 
tt Be>'r]^iels gewahr wer- 
teifst es, lagert Heb bay 
imnubeglaue. Ernimiot 
le neben ficb bin. Bej'm 
ieder anfzunebmen,,Qnd' 
denkt er an die Uhr.. £r 
bat dennoch- durch diefes Factum den Befitz nicht 
Terloren, fondern kann nicht» dcfto weniger auf die 
l^hr phyffrch wMrlceii. Denn er hat nicht im eigent- 
ficben Verftande dei Woru nötbig, die verlorene Uhr 
zu- fucben, wie derjenige thnn nrnfs, welchem !ui 
tinvermerht entfcbltipCt war, fondern er holt nnr die 
Kegengebliebene Uhr zuriicli-. Die Folge davon ift 
abermalB ^ dafs hier ein eigentlicher Diebßabl «intre- 
ten, kann. (?)," — IV. DU widerrechtlieke Ergreifung 
noch nicht oteupirter.herrenloftr^meht lebendiger Sa- 
theii iß ein Sunddiebßahl , welcher, ebe^foiaohl als 
der Witddiebßahl, dem eigenlliehen DitbßalUe nicht 
hcyzuzähien tji.- Mit dieTer Abhandlung fleht die V. 
über Giebfiahl an vorhin herratlofen ^ jetzt vvn ei- 
nem Dritten widerrechtlich . oecupirten üuelien utid 
mber Mf Beraubung der Todteu, in genauer Verbin- 
dung.. Beftimmter hätte die Überfcbrift diefcr Ab- 
handlung von dem DiebLlable an nnrechtmäfi^ befcf- 
Cencn Sachen gemacht werden hönnfli ;. denn -weil n 
die Sache bevrenlog gewefpn iffr Fo Ufitt &cb auch 
kein nnrechtmäbigei Behts denken , auf den es doch 
biebe^ ankommt. £>ie hier aufgeftcllten Sätze ent- 
wehren rorzüglicb einer fcharfen SonderKng. Mit 
leicht« Mühe würde üe hervorzubringen geweren 
feyn, wenn d'-r Vf, feine B'ehanptnngeu auf die Er- 
fodemilTe des Diebßahh berechnet, und nach diefen 
beßimmt hätte. Die Bemei^ungen S. cag f. hätten 
eine genane Erörterung , wann von einer Sache ge- 
fegt werden könne, dafs ße fich im Gttwahrram be- 
finde, «rfodert. — ' Vh Das- furtum poßejjionis iß 
kein eigentlicher Diebflahl. Der Vf. verdien lieh hier , 
in der Entwicklung der Abüchten,. die der Entwen- 
der feiner eigenen Sache aus dem Bedtee des Dritten 
haben kann. Um die Behauptung, dafs hier kein 
Diebdahl begangen werden Xüfine, ma. rechtfertigen, 
bedurfte es dieferAnsfülirung nicht. Denn die Abßcht 
fe; welche üe wolle: fo giebt immer blofs der Um- 
fland den Aosfchlag, daf* die BeAtzerg retfang, eine 
«igenihumlicbe Sa^e «im Gegeußande bab — VIl. 



jRf« muff der jtet der Srgreifung zur WoUSrüi 
eines Diehßahls befohaffen feyn P- Des \L tähxtj^ 
Lefer foeleiob sur UnterfuGbung der dr«^ hw i Ttibe i 
Statr ßndenden Tbeorieen t die er paffend dfe Coo- 
trectations-, Beruhrnngs- oder An greifnng;r> Theorie 
die Abi ati Otts.* eder Forttragnngs- Theorie-, und die 
üpprehenßons- oder Ergreifuogs* Theorie- neimt. Bef- 
Tei , wenn die Erörterung der »ufgeworFenen Frage 
rein abgefondert von aller Verfchiedenirett der km- 
nungen gefcbeben wäre. Die wahre Anlsebt ISIk 
ßcb nun bey der hier beobachteten Methode wn fo 
fchwerer finden, da der Vf. auch nicht einmal die 
Gründe für die angegebenen dl-ej TbcoriseI^ gefÖB- 
dcrt, fondtm unter einander geworfen vorgetragea 
haL Er nimmt febr richtig die fießtzei^eifangi- 
theorie an,, nach welcher der Diebßabl durch Erlaiw 
gung des phjdrcben Beßtx«s vollendet wird, tron 
eine wahre Ergreifung durch' bewerkßelligie Bewt- 
gung der Sache von einem Orte zum anderen gAtn, 
nicht aber di^Unterbringung der Sache in Sicoerfaät 
«rfoden wird. Den Beweis nimmt der Vf. Ciir fich 
aus den rÖmifchen Gefetqen-, die abevAeCf im Gän- 
sen genommen, nicht hinreichend zu feyn fcheinsn, 
da ße mehr für die Con trect ati ons - oder Berührnn|>- 
Theorie entbahen.. DJefe fckeint auch S. C55 F. ßchtbar 
■u werden. „Wenn der Dieb irgend eine Maffe, p>> 
»aphrafirt der Vf. L.öi Dig. JJ_ft J«/«rüj, welcfaea 
wig;etreant nicht aufzuheben vermögend iß, von ein- 
ander- trennt, zerfchlägt, öffnet n. f. w-, ^™ nun- 
mehr der einzelnen Tl^le^ ßcH bemächtigen zn kön- 
nen:, fo ilt eine Bertihrung des Ganzen in diebifcber 
Abß«ht vorbanden. Nichts deßo wieniger begeht, nach 
klarer Entfcheidun^ des Gefetzes, Ca jus nur eines 
Diebßahl an denjenigen Sachen, welche er nach der 
TrenhUBg^ wirklich ergreift (tuUt), nicht wegen der 
übrigen, wenn er gleich nunmehr alle einzeln mit 
ßcb fortnehmen kannte. Denn dasBeruhren xnrZeit, 
als die Sachen noch unzertrennt waren, feixte ihn 
nicht in Behtz, nach der Trennung dcrfelben bat er 
diefen nicht, ergriffen. Iß hingegen der Dieb vermö- 
gend ge wcfen , die ganze Haue aufzuheben, mtd er 
bemächtigt ßxh ihrer (ein Zufatz, den das Gefels 
nicht enthält): fo iß er der Dieb des Ganzen, nnee- 
achtet dieBeßtzergreifung in der Abßcht gefchah, jene 
aufzul&ren, und entweder fämnulicbe Sachen einzcbi, 
oder doch diejenigen unter ihnen . welche dem Diebe 
etwa anßändig feyn wurdeq, miuanehm«i. Denn 
auch in letzterem Falle wird er Beßtzer aller jener Sa- 
chen. Er ergreift lie auch alte in diebircher Abßch^ 
denn er willausfucben, was ihm beliebt. Wenn er 
alfu auch Tpäterbin eine oder di« andere Sache, -wel- 
che er nicht haben mag, liegen Ufst:. fo iß didea 
Liegenlalfen , da damals die Handlung des UJebßahte 
bereiu vollbracht war,, nur eineArt de« Erfatze«, wo- 
durch nach L. 65 i3. de fürt, di^, Natur de« Verbre- 
chens nicht anders beßimmt wird." Die Widerfprü- 
che desGefetzes braucht Kec. nicht xn beben: erfragt 
nur, wodurch es ßch rechtfertigen laffe. wenn der 
Vf. behauptet, dafs der Dieb Befitzer aller Sachen 
werdet fobald ei lieb an ein« MalTe gemacht ha^ die 



^i kß 9M 



575i 

nr CTfis^ fufimli^fieit im Sfamde^, Und" EeSke 

inf die Wegnahme derjenigen' 8achea befcbcinkv 
«reiche ihm^ xmVdt tuen anftind}g find.^ Wi^erTpriduf 
Be ficfa nieht auch , wenn ea heilst; der Dieh etgreift^ 
&e auch alle in dieBitcher Abficbt, denn (?) er wilf 
%usfnchen , was ihm b%litbK Wenn er «lafadi^ Was 
flxxn beliebt : fo fetzt er (ich doch offenbar nicht in> 
len Befit» aller Sachen, fondem nur derlenigen^r die 
ihm anftändig gewefen nnd^.von ihm anagerocht wor«^ 
len ftnd. Waa S^ fi68 f« von dem Unterfchiede zWi" 
Tchen DieBftahl und Unterrchhigung> getagt wird^ ge*' 
bort Tchwerlich in diefe^AbR^ndhmg ziur ErdrtenuM; 
EE\er Frage f wie der Act der Befifoergreifqng bafclyi^ 
Ten Ceyn müfle. Daffelbe plt von der fieSimmang 
9. £69 9 dafa die Befitzergreifnng; widerrechtlich fejn- 
müITe, denn er foll blofa von dem Acte der Be&tzier«- 
greif ang die Rede feyn« ~, VUL Nicht, allein an 
^arvu fremä^n p foniern auch art gemeinfchaftUehen 
Sachen kann ein' eigetttKcher I^iebßahl verübt wer* 
den. Der Vf. hat hier eine faft ganz nnerörtert geblie^ 
bene Frage znr Sprache gebraoit; aber ea hat guten 
Orand, war eil S. 075 lagt» daft^nimlich keiner de» 
Miteigenthümer ein Eigenthnm an^ dem Gänsen, fon«^ 
dem nur zn feinem Antheile habe, die Sache mithinr 
in Beeiehnng auf den £ntweiider theila feine eigener 
theüs eine fremde fej, die £ntwendung fdbft auch 
in der letzteren BüicXficht einen^ ▼oUkommenen Di<^b^ 
ßah) enthdte. — IX. Eigentlicher Diebfbahl k^nn 
7iur wider f feilten des Migenthümers und Befitzers ge^ 
fchehen;. dafs dieje aber die Sache in befonder^r Oe^ 
wahtfant halben^ \ß nicht nöthig. Der Grand, w^r- 
nm aer fiigenthümer keinen Diebftahl begehen kann,, 
liest in fernem VeÄähniire zw Sache. Das Erfod^t-^ 
niia, dafii die Entwendung wider Wilknr de« Eigen« 
thümera eefcbehe, igriindet fich auf die Abhängigkeit' 
dea Begriffs der Widerreohtlichkeit der Wegnahme 
der Saäe , welche an dem Begriffe dea Diebftahls ge* 
hört. Ift der Eigenthümer' zugleich Beüuer der Sa^ 
che: fo kann die mit feiner BeMrilligung gefchehene 
Wegnahme nie widorrecbtlich fejn ; ilt er aber nicht 
Befitzer: fo kann die Wegnahme^ der Erlaubnifa dee 
Eigenthümers ungeachtet, die Eigenfdiaft der Wider- 
rechtlichkeil: an fich tragen, und da nun bej dem Dieb« 
ßaUe allein dlaaVerhllltnifa zwifchen dem Entwender, 
dem Befitzer und der Sache in Betracht kömmt : fö* 
Ferliert auch die Wegnahme einer firemden Sache aua 
dem Gewahrfam dea Befitzera von der Natur d^ 
Diebftahla nichts,^ wenn gleich der Eigen ihümer fein^ 
Elrlanbnifa dazu gegeben haben follre,. und Hec. kai^a' 
Iahet dem Vf.f der das Gegentheil behauptef,. nicht b^-^ 
Hminen* *— X* Über die zum Diebstahle erfodeni^: 
tJis HäBfuchti odhr was heijst animus lucri faciendi? 
Der Vf» definirt diefe Habiucht S. fi<^ alb das eine 
Nichtachtung fremden Eigenthuroa verrathend^ Ver- 
angen, eine Sache um ihrer felbft willen zu haben, 
im über fie, ala die feinige» zu feinem Vortheilc zu 
rerfügen, oder um fie in (einem Vermögen zn haben,- 
3ilenbar fcUiefst diefpi Definition den Fall aua, wo 
femand, um Anderen einen Vortheil zu gewähren,^ 
fticlüt« Übcxbauj^t iSt di^^jkbhandlong^ ziemlicl) dun» 



' I i B. 1 5p 



*7# 



fiel 4ri)gefaiat^ Die Ibterfbdhnngen itc S. 3t7 miter 
No. 7. & imd 9 «ukeftellten Fälle überEntwendungen 
der Spbttldverlcfarmbungeo «b C w*^ gehören^ nicht zur 
Beftimmung der* Frager Waa animus lucri faciendi 
tey. — XT. über dert 'zum I>icbfiahl erfoderli^ 
cken Dolm (affectum furandi). Der Vf. behauptet 
hier daa Dafejn culpofer DiebAäbfe, und rechtfertigt 
diefe Behanptimg dtircb den von ihm aufjgeftelhenBe- 

£iff von Hftbfucht«' DIefer gitog dahin , dafa fie ein 
8 fremde Eigenthnm nidit achtendea Verlangen fej, 
eine Sache ala Eigenthnm z» haben , nnd fofem fie 
dfe£i in, d. b«. fofem daa fremde Eigenthnm nicht ge- 
achtet wird ^ fofem lAufs die Kenntnil»-, daf» die Sa- 
che fremd fey, vorauagefeut, und unter diefer Tofaua- 
fetzung die culpa auagefchlbflen feyn. — Die zwey te 
▲btheüung befchäftigt fich in zwey AbCchnftcen von 
den Eintheiluhgen dea Diebftahla, tmd zwar t ron 
den vefaUeten, It von' den noch brauchbaren Ein- 
theilnngen. . Über die letzteren^ foricbt der Vf. in 
fecha Abhandlungen ^ rj über die Emtbeihuig in gro^ 
ben und kleinen', ^) in einfache« und ^peüetdith aua- 
gezeichneten, 3) in Haua- und Famiben - DiebftabV 
Expilarion der Erbfehaft und Peculat, 4) ^^^^ ^^^ 
geiUlIenen und geßihrlichen DiebOaU, über Raub r 5) 
über den gefährlichen^ Diebftahl nach kurßchfirchent 
Rechte , und &> über das Sacräegium. Die Befchrei- 
, bnng diefer Arten dea Diebftahls ift zum Theil- fehr 
mager auagefallen,* da der Vf. nur daa Fach werk da- 
von gaebt , und die Lehre vom Thatbeftande erft noch 
vor lieh hat. Wäre diefe' bereita vorgetragen: fo 
würde Cä$ Ganze auch mehr Hallung bekommeurha^ 
hen,. da- dann die Beziehungen, wache der Vfr hie 
und da auf die Straf bariieit d^s Diebftahla hat machen 
müflens nicht am tunreehten* (%te geftanrden hätten. 
Sehr lefenawertb ift die ftevifion der Meinungen* der 
Gelehrten über den^ 159 Art.- der Carolina S; 4^5 f* 
Bey derW^eitltuftigkeit dea Werke, deften Fortfetzung 
noch ni^hr erfchienen ift, wird ein vollftändigesSach« 
legifter fehr nothwendig werden» 6r. 

STAATSfViSaENSCBAFTEN. 

1} PArp£NHEiM,. h. Seybold: ^y/7em einer Steuet* 
. ßjectißcatian , nach rechtlichen Grundfätzen ent- 
wickelt und mit besonderer Hinficht auf daa 
ilerzogthum Nenburg^ bearbeitet. i6o5* VII ti. 

&}^ Ebendafelbft ; B'eyträge zurSteuer - Rectißcation 

im Herzjogthumc Neuburg ^ ala Nachtrag zu der 

Schrift : Syßem einer Steuer • AjectißcatiouM* f. w« 

,1806. 7»^. 8^ , 

Diefe beiden Profdiicte gdtören mtfier die Reihe vonr 

' Schriften , welche das von demr baierifchen Gouver« 

nement, feir den> Anfange der jetzigen Regierung, 

unauagefetzt verfolgte Project einer allgemeinen Steuer- 

Rectification erzeugt hat; fie felbftenchienen, f o viel 

uns bekannr ift, auf Veranlaffnng des Hn. Grafen Karl 

Auguß von Reißuh zu Steinbergt und der Vf. dea 

gröfatentheila von No. 1 ift der Fifcal , Herr fVelfch 

ztt^ Neobuifr Soia Hauptbeftreb^i^ geht d^hin » daa 



/ 



37S 



J, A, L.- 2. 9 : V H r V 5 



ti ' 8 * S- 



bej dem ehemals g/Aditenan General fintm^confrefle 
von den gerammteH* Vorftänden aller damaligen baie^ 
firchen und fÜAiAfchen CoU^ien ala ricfaiig und 
sweckmäffig anerkannte Befteuehin^ryftem« nack 
«welchem die Quote des StewerpAicbtigen nach dem 
Betrage der Rente der befteuerten Fonds beßimmt 
werden foll, als unhaltbar; and mit den Foderungcn 
des öffentlichen Rechts nicht gans vereinbarlich^ dar<- 
suQellen. IndelTen wir wenigftens können uns nicht 
überzeugen » dafs 4er Vf. das ausreichend nachgewier 
fen tube» was er naehweifen wollte ; imd wir zwei- 
feln überhaupt fefar» ob ein folches Nacbwpifen je 
möglich fey, wenn man den Gegenftand nicht biofs 
von Eliner Seite betrachtet » wie der VC thot« foho 
dem ihn von allen den Seiten beleuchtet, von wel- 
chen er ins Auge gefafst werden kann^ 

Der Vf. ift (S. 105) der Meinung, das Borütätsw 
fjßem 9 die Steuerbelegung nach deqi IkUifsßabe d^i 
Vermögens 9 Ae^ Bruttoertrages ^ oder des reinen Ge*^ 
winnes der Unterthanen nach dem Kaufpreife ihrer 
Güter • beruhe auf blofser V^illkühr; dalTelbe entüpre- 
che weder den FoderUngen derBilligkeit» noch denen 
des ftrengen Rechts, und jedes diefer S^fteme fe^ 
fchon um defswillen durchaus unausführbar, weil 
wieder beym Landmanne, noch weniger be3rm ge- 
werbetreibenden Bürger , beym HandeUmanne u« f. w* 
dem Staate oder der Regierung Mittel x.u Gebote Hän- 
den, das Vermögen dellelben aus^umittdn, indem 
hiezu weder die Schätzung , noch die Ausmittelung 
de» reinen Gewinnes, noch der landläu&ge, wieder 
durch die Schätzung zu erholende Werth, noch end- 
lich auch der Kaufpreis als zuverlä0ige Norm für die 
Steuerreichnifs genüge , Condern jede derfelben meh^ 
rere oder mindere Lücken zurücklaffe, und über kurss 
oder lang wieder eine ReVifion • oder vielmehr eine 
Rectification der rectificirten Steuer nöthig machen,, 
und trotz der verwendeten Millionen immer nur ein 
Flickwerk, nie aber ein folides dauerhaftes Gebäude 
herftellen werde. Um dem Steuerfyüeme fowohl die 
nöthigis Solidität zu geben , als auch folches den Fo- 
derungen des Öftentlichen Brechts ganz entCjprecbend zu 
u^achen , empfiehlt der Vjf. im ersten Ahjchnitte (S. i 
bis 140) für die Grundßeuer eine Beltimniniig der 
Steuerquote jeder im l?rivateigenthume befindlichen 
Ileuerpt'ticbtigen Parcelle blors nach dem Flächetdn- 
halte des Qrundes^ wie fich diefcr bey der Detail ver- 
meffung jedes einzelnen Grundftücks ergeben mag, 
ohne aUe Rückficht auf Bonität, reinen Ertrag, Pro- 
ductionsfthigkeit eines Grundes, oder das fonftige 
Vermögen des Steuerpflichtigen. £ine folcheBefteue- 
rungsweife hält er allein für rechtlich; denn der Staat 
muffe jedes Grundftück, das ergiebige und das min> 



derergiebige* fcbäitzen., ^ted-^er* Schutz ^rnea Gmndr 
ihioks der letzteren Claile ^rfodere. für den Staat kei- 
Mn gedageren Auf wand als der Schute von eiaem 
der «rftendaffe (6. si mid 403 > Bitt Häufer fieuer. 
Sng^eichen die CapitaUen/Lmer ^'^ YrerAen im zweiten 
AbJEcfanitt Fom Vf. ganz verworfen, weil die Befiieue* 
rung diefer Ohjeete der Induftrie wideiftrebe, und fo- 
WoU «m deCswillen, als auch weil der Staatslchuts 
fich auf £üe nicht erßrecke, widerrechtlich fey (S. 144 
und 148)* Gemerhefieuer CdH 9 war Sta^ finden kön- 
nen, iedocb nur von dinglichen Gerechti^eiio]« 
keineswegs aiMer bey blob perCönlichjen.jCoinmiiJfioncn 
{ %i i6^)l und niohftdem fdl ihre Quote nidit nack 
d.em reinen £rtrage der befi^uerteu Gewerbe belUinnit 
werden (8. Ui^) , fondem nach ihrem bisherigen Ver- 
häUniffe zur Grundfteuer (S. v^i) ; wo diefs Verhältniis 
aufgefunden und richtig helßimmt werden foUe, wird 
jedoch niigendagefagt. «— AuXser dem allen fucht der 
Vf. im dritten kbi&\n\U^ {S. 16^) dtG iieubur^ijcheu 
Stände g^€9i die. Folgen der Sfteuc^rectification zu 
verwahren, indem, deiner ^l«;inutig nach, fich dieb 
RiCCtificatioa blob auf djie gemeine LAndßeuer be- 
Cchränkent keineswegs aber auf die von den Standen 
entrichteten Kammerjieuern ausgedehnt werden foll; 
wiewohl er am £nde den Ständen den Rath giebt, 
fich ohne Vergebung oder Kränkung ihrer Rechte ei- 
nige Änderungen. ;in der Form der bisherigen Steoer^ 
reichnifs gefallen zu laßen, und die Ausfühnmg des 
ganzen ' Rectificationsgelchäfts auf die von ihm 
(S« 18^ f*) angegebene Weite möglichft zu erleicbtem. 
Da fich diele Ideen überall von felbfi als unhaltbar 
ankündigen ; Co würden wir die Achtung gegen un- 
Crre LeOer verletzen, wenn 'wir uns auf die Widerl^ 
gnng derCtlben einlalTen wpllt^iL Nur £6 viel ^n- 
bi^ wir bemerken zu muffen, dafs das vom V£ biet 
votgeCchlagene Befteoerungsfyftem wirklich daa wi> 
derrechtlicbße und antiökonomiftifchefte fe^ würde, 
welches aufgefunden w.erden mag. £s würde dictk 
Befitzer der weniger ergiebigen Grundftücke su Gmn* 
de richten , ohne dem Befitzer der ergiebigeren auf« 
Euhelfen, und die Staatscaffen würden fich dabey eben 
Cd übel befinden, als die Caffui der fteuerpfiichtigen 
Unterthanen. Die in der Schrift No. s gegebenen Vor- 
träge über die verfnchsweife vorgenommene Katafiii- 
rung einiger Fluren nach den Grundfätsen der Freun- 
de des Bonitätsfy fiems rechtfertigen übrigens den Tadd 
des Vfs. ^egen diefes Softem keineswegs; fie «eigen 
4i^eiter nichts, als die Schwierigkeiten, es g^örig 
durchsuführei) , welche fich jedoch fehr wohl be- 
(ieitigen lallen,^ wenn man nur im £mfie darauf auf- 
geht, fie befeitigen zu wollen* 



R U R SS E A 

JuaitraüDBKz» HalU^ b. Hjtmmerde u^ Schwctfchkc : Ti- 
Isliii Digrfiorum de rebus diibih in-ufimi praeUctionum exe^e« 
ticanmi edid^t atque pracfatut efiX>. Carolus Bucker, Pit>f. Ha* 
Kmf. 1809- »öS. 8* (ag^O 1^" Nützlichkcu dct Infiitutcs, xu 
deffen Belnif Hr. B, den Panickien-Titel de rebus dubiis abdru- 
cken liefsj ift fclion viel zn febr anerkannt, aü dafs fie noch 
einer befonderen Nachweifung bedürfte. In der an feine Zu. 
hörer gerichteten Vorrede bemerkt Hn B, die Schriftftelifr, 
deren ex &ch bey den' Vorlefungen über den angezeigten Pan- 



N Z £ I G £ N, 

deKten-Titel bedient/ 1} Eguinmrius Baco Gferm amiu^, I^itcc 
Pa^ir. 1562. T. III. f' 136 fqq* ft) Jacohus Cvjacwe Cpmum, md 
tiL, Dig. de reh» dul* in Oper* pojth, T. IT. p. i. s) ^^^ 
Donellus Comment* ad h, t, Antwerp. 1548. 3. 4} CAtSl 
QuUielm. Schweitzer (praefide Chr. Gotik. Hübner) de re* 
bus dubiis Comm, pars prior, LipL &8<^)* I^^r Torliesciui« 
Abdruck (da$ Pandekten* Titels deireb, d^b.) hMieiifer viek 
Druckiehkr. 



S77 



J E N A I .6 



CHE 



sii 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



J U N 1 U 8 « 8^ 5* 



-fei 



M E D I <: I NL 

Jena, /b. Fronamann: Orundzüge der Pathologh 
tmd Therapie des MenUhen van Qr. D. O. Kie^ 
^en Erfter Theil. Aflgeineine Ideen der Patlio« 
^gie und Therapie. ^QiQ. XXXII u. fio4S. gr.^ 
<i AAlr. 4 grO 

Juiine Fatholoi^e, die, wie die gegenwärtige« «uf ein 
ut der Idee dea Lebena felbft bexröndetea f rincip fvi- 
bead, £cb io ungetrübter Einheit, ala die Eine Form 
der Lehre von dem Leben , u;i entfalten ftrebt, kann 
Dar in dem Ineinandergreifen ihrer EntwicklungafoT' 
men begriffen., und unr nach. dem Grade der Durch- 
bildung zur Klarheit einerfeits, andererfeite aber nach 
dem <jrade ihrea Hinübergreif eqa in den allgemeinen 
Organiamua beurtherlt werden. In jenem Begreifen 
liegt xu^eicb daaXJrdieil über diefelbe., und alle Wi- 
<lcrrede, die £ch nur aufEins^eicen des Gebäudea 
bezieht« wird allznleicbt-ven dem Be^pründer deffel- 
ben durch eine ge wandle Deutung in ihr eigenea 6e- 
gentheä verkehrt. 

„Alle^ zeitliche i>&#n, daa niederfte wie das 
höchfte , ift und befteht nur in einer Oscilla- 
lion zwifchen zwey -entffc^jea gefetzten Functeiu 
Das Lebensprincip , in Teiner hdchßen Bedeu- . 
tiing,. ift «nr die orgaiäfehe dpounung^ welche die- 
Ic Oacillation anfacht und unterhält. Alle verCchie- 
denen Z^ßäude und Epochen des Leben« find die ver- 
Xchiedenen Moaiünte diefer Oacillation, wodurch jetzt 
mehr, jetzt w«*niger^ «iner der zwey fich entgegen- 
ftehenden Puncto üegt, und dadurch eine neue Oacil- 
lation anfacht und unterhält.** (g. i.) 

So allgemein .ergreift der Vi., für den Zweck fei- 
ner Gru^dzügCf die Form dea Lebena. Der Satz 
felbft üeht da ala Axiom, und wir dürfen nicht mit 
ihni rechten» warum er ihn, der anderawo feinen 
Grund und feine Wurzel Endet, Co und nicht andera 
ausgedrückt hat. Dafa er hier den Xirundfatz. felbft 
nicht zu beweiren rerfucbte, war löblich; denn der 
Sew^eia gehört an einen anderen Ort, und hier darf 
nur daa Refulut des Ganzen für ihn zeugen. Aber das 
M^äye doch zu wünfchen gewefen, dafs fchenbier auf 
die widiiw Bedeutung der beiden Pole des Lebena et- 
•^vaa mehr bingewiefcn, und dann auch die^ aus die- 
fem Oegenfatze enifpringende, allgemeine Form des 
Lebens , als EUipfe , beftimmtcr abgeleitet wor- 
den wäre» um dem Folgenden hie und da eine nähere 
Beziehung auf den erfcheinendenOrganismuazu geben. 

Wir folgen dem Vf. in der weiteren Entwick- 
lung des Sjftema* Die beiden Oscilla tionspuncte ftd- 
/.,J. Ja. Z. igiS. ZweyterBand% 



4en fich dar als das gute (etnenäe) «id als das 5iS- 
Je (die BdTonder^ett ausbildende) Princip. Um bei- 
de, alsdift'erente Pole, bewegt ^fickHias Leben; darum 
ift die Form alles Xiebens dliptifch. So; lange das ei- 
tiende Princip, durch das trennend nur foHicitirt, die 
liarmonifche Bewegung um swe^ Centra b^errfcht» 
•fteht das Leben unter der Form der Hefundheiti 
Krankkeit aber entfteht, wenn das hole Pnncip den 
«Gegentatz in der Ausbildung zur Befonderheit £xin^ 
und die Differenz im Leben lierrfchend macht. Sie 
ift ein durch ^Überwiegen des böfeu Primlps aus der 
£inheit des L^ebens (der Oefundheit) erzeugter ni^d&- 
rer Lebensprecefs ; denn >fie bildet die Befonderheit 
aus der allgemeuien Hannonie des X«<btos (dem Hö- 
heren) hervor. Ihr Schema ift die auseinandergezth 
^ene EUipfe, daa der Gefundheit aber die dem Krei- 
fe ftch nähernde EHipfe. (In wiefern 4ie Annäherung 
zum Kreife, und nicht rielmefar die vollendete Form 
^er ElUpfe felbft, ids allgemeiner Auadruck der Fora 
der Gefundheit betrachtet werden mitffe, darüber 
werden wir unten eine Bemerkung zu madien Gele- 
^enkeit finden.) 

' Das zeitlidie Leben entfaltet fidi im Räume ah 
Organismus, und der Organismus ift die nothwendige 
^orm des Lebens^ Wo alfe Leben ift^ da ift Organi»* 
mus, und durch jede Veränderung des Lebens, als des 
Wefens, lA -daher auch Modification des Organismus 
gefetzt. Demnach hat auck die Kf ankhett, als Lebens- 
modi£cation^ einen ihr felbft gleichen Organiamus 
(Afterorganismus), der, in Bezug auf dea Organic- 
nius der Gefctodheit, als niederer Organismus eN 
fcbeint. Die Krankheit ift ein durch Überwiegen 
des böfen Princips erzeugter niederer Lebenspro<^£i, 
. und durch räckjchreitende Metamorphofe gebildeter 
Miederer Organismus. Die richtige Anficht derKraKiJs- 
keit liegt alfo in defr Mitte zwifchen der der Err^^ 
^ungst/ieorie und dem Softem der lairomatkematiker 
und Chemiatriker. Wenn Befonderheit im Leben ift 
(Welches hier nicht zu erweifen war) : fo kann diefis 
Aur unter der Form des allgemeinen Lebens feyn. Dte 
¥erm des-befonder^tt Lebens im Allgemeinen itt Ofgan, 
und jeder individuelle Organismus ift fo nach Oben Or- 
gan eines höheren Lebens, wie eriiach Unten eine Man- 
nichfalti^keit befonderer Organe begreift. Eben fo die 
Krankheit. Ihre befondere Form ift durch das er- 
krankende Organ 'beftimmt, und fie ift, als folche» 
einzelne Krankheit. Da ab^ das Allgemeine im zeit- 
lichen Leben nur als Befonderes ift : fo ift auch die 
Krankheit real nur als Befonderes. — Sie ift (peci- 
fifch. Die Form der (pecififchen Krankheit ift keine 
andere , als die der allgemeinen , und ihre Wirkung 

110 



MNAiatCHE ALLÄ. LMTEIlATüa-ZEtTirNe;. 



380 



gehtf A As efnzeTne Organ nur In der Einheit mit 
flem. Ganzen ift,- dlirch Conf«nfa6-zuruick.auf» Ganze^ 
Der Grad der Verbreumig der einzelnen AiFection* 
-wird bedimmt durch die höhere oder niedere Stelle» 
l^elche daa afficirte Oygan im Ganzen einnimmt. 
Saher giebl e» zwar an fich nnr befondere Krankhei- 
ten, diefe aber werde» durch J^erhrtiiuns^ nach dem 
«ben angegebenen Mafae; allgemein^ und hierauf beruht 
derUnterlchiedzwifcheni7ior&2/j localis et univerjalls. 

Durch daa VerhältniFs des einzelnen Otgans zam 
ganzen Organismos wird die befondere Krankheit zur 
allgemeinen. .Da aber die einzelnen Organe deffelben 
Organramua in einem verfchiedenen Verhältnifle der 
.wechfelfeitigen Abhängigkeit zu einander ßehen r fo 
geht daraus die GkiTe der confenfnelltn J^rankheiten 
hervor. Ihr Gefetz -*- die ftufenweife Hervorbildung 
des Höheren ans dem Niederen, erwartet von den 
tiefften und gründÜGhfte» phyfiologKchen Unterfa- 
chungen (eine vollkopamene, organiTche Entfaltung. 

Naeh dena fiegriffe der Krankheit, als eines* durch 
das IJberwiegen des böfen Prineips geftalteten, ntede^ 
96n Leben&proeeiles und Organibmus, kann die £/r- 
^ehe der Krankheit keine andere ^ als das böfe Prin- 
zip felbft fe^^n. (Der Vf. weicht hier in der Beftim* 
mung des Begrifl^ der Urfache der Kfankheit , Tiel- 
feicht ohne Noth, von der bisherigen Anwendung 
deHelben ab. indem er ab- UrjacHe der Krankheit nur 
den inneren Grund der MögUchkeit, durch welchen 
das Leben- felbft nur im Conflict von Krankheit und 
Gefundheit heftest, der aber« um als^ Grund* der 
fVirklichkeit der Krankheit zu erfch^inen^ einer äu- 
feeren Soüicitation' bedarf, gelten läfst.) Was das 
liöfe Vrincip von Aulaen (denn im Inneren iß aufser 
den beiden Principien nichts gejgeben) zurfelbAirehen 
Thitigkeit detefminirt, iß urjächiiches^ Moment dtr 
jlSrankheiL Das Lebeur^ tdbft aber beftekt, zeitlich 
betrachtel,. nur im Widerftreita zwe^^r entgegenge- 
letzter Tendenzen» deren eine, ala ftetes Streben 
aach der voUkommenJlen Lebensform , die Ellipfe der 
LebenAahn dem fireife zu nähern , die andere aber 
ihie €entni immer weiter zu verrüeken ßrebt. Da 
das Produci diefer zwejten Tendenz «- in ihrer egoi- 
&ifchen Entwieklung, Krankheit iftr fo ift Krank- 
heit, im Organismus ausgedrückt^ eine riiekjehreiut^- 
de- Metamor phofe ^ und die I^Iö^lichkeit^ io wie die 
fVitkUehkeit^ der Krankheit fteht im geraden Verhälfe- 
niiTe der Keglamkeit dea Cohflicta beider Thfitig- 
keit^a „ oder der höheren kidiyidualiürung des Or- 
ganismus. Dem Grundftreben jedes Organismus 
•der Organs zur voUkommenften Ausbildung fei* 
aer felbft Acht eine Aufsemoeltr als SoUicitation zum 
Gegen fatz, entg^n, und zwifchen Organismus und 
Au&enwell, Org^i^^ vnd Aufsenweh» Organ und Or^ 
gan, findet ein itetiger Kamf^f StaCtr deflen.Refultat, 
'wenn in ibm das bäe Princip des Lebens zur Ausbit- 
dung feiner Selbftheit deteroiinirt wird, Krankheit 
fejn mub. Jedes Organ und jeder Organismus aber 
bat in der Autsenwelt,. als feinen» beeren Organist 
inus, nähere oder entferntere Beziehungen, die alk 
fpefiififche YerhältnliEe erfcheinen» So viele Oi:gaae 



daher im Organ isrnna, fo viele fpecifitcher uificUi- 
che KrankheitiBsnmnente in der Auflenw^Tt. (^ifr) Je- 
de Krankheit ift felbft Organismus, und kann, als fol- 
cher, urCächliches Moment der Krankheit werden in 
demjenigen Organ,- welches^ zu ihr in fpeci&fehea 
Vefhäl^iiEe fteht; ^efes ift das ^^JAonjme Organ. 
Was von dem VerhältnilTe des Organs zubi Orpm 
gut, das gilt auch von d^m^VerhaltnÜTe ^ixst» Or- 
ganismus zum anderen. Die homologe Krankheit 
beider kann durch Anfteckmig in dem rynonTmen 
Organe oder Organismus Moment der Krankbciu- 
urfeche vferden; Jede Krankheit bat AnJlecKvf^S" 
fäHigkeir. Es gieBt alfo eine dbppelte Entftdnuigs- 
art der Krankheit', — gene^atio^ originaria ß mequi- 
voea und fecujidnria 9 dturch Anfteckung. In die Ten 
beiden Entftehungsarten der Krankheit drückt fich 
wieder, die graduale Difierenz des Lebensprocefles 
felbft aus, fo wie die Gleichheit der Form der Krank- 
heiti und dea Lebena,. iud^m zwar im Ganzen das 
Verhältnis der urfprüngltchen und fecundären Zen- 

!;ung das umgekehHe* im Gebiete der Krankheit i^ 
ö dafo hier die gener atio aequivocu herrfchend er- 
fcheint; doch aber auch in der Welt der Krank- 
beitfiorganismen die Fähigkeit zar gefteratio Jeeun" 
daria, der Anfieckang, im gleichen Verhältniile mit 
der Vollkemmenheit der Organismen wächft. Auf 
ghiche' Weife, wie ein Organismus in dem ande- 
ren , kann auch ein erkranktes Organ iir einem än- 
deren durch Außeckung Krankheit erzengen, wel- 
iBhe forgfäl^ von A^m Refultate des allgemeinen 
und befoaderen Cenfenfns unterfcbieden werden 
mufa. Die Eintheilung der Krankheitsurfacli^Ei in 
disponirende und Qelegetiheits - Urfacßten verwirft 
der Vf., als den richtigen Begrift' des urC^dilichen 
Moments der Krankheit verwirrend. 

Allgemeine Pathologie ift die Darftelhxng der all- 
gemeinen Einwirkung der urföehUchen Momente der 
Krankheit zur Bildung der allgemeinen Form der 
Krankheit. Bejondere Krankkeit sichre ift die Dar- 
ftellung der Einwirkungen A&t fpecißf^hen^ urf^db- 
licben Momente der Krankheit zur Bildung der be- 
ßonderen Form der Krankheit, und die Pathologie 
überhaupt ift verfchiedea nach der Verfcbiedenbett 
des Lebensproceifes des P/ianzen •, Thier - und Jl&n. 
Jchen' Organismus* 

Djefelben Momente, welche die Krankheit bS- 
den, bilden, van der Seite des guten Prineips^ als de- 
terminirenden Grundes, betrachtet,, die Genefung^ 
und diefe felbft ift die andere integrante HSlfte des 
normalen Verlaufs der Krankheit. «^ Um nicht zu 
ausführlich zu werden, übergehen wir Wer Alles, 
was über das Prfncip und über die aufaeren Momen- 
te der Gcnefung iGeneßingsmiiiel oder Heihnittd)^ 
parallel mit de» gleichen Momenten der Krankheit, 
fcharffinnig vei'^etraaen wird. Alle Teilung ift cnt- 
. weder urfprünghch (Tanatio^ originaria) und pharma- 
ccutifcb, oder abgeleitet, magifch. (Wir möcbtea 
hier denen, welche an der wichtigen Stelle, diedmvk 
diefe Eintheilung dem thierifchen Uagfutismus in der 
Ueilkuad« angewi^<m wird» Ärgernilanehmai vriA- 



S8B 



$ V Vi l V 9 »8x5^ 



d»? 



len r ^^ fav0f0 tiitgu{s\ mtahn. Mögen fie fich \n 
3em , was doch alle Är^e fa gerne fefti möchteiH 
DTi<1 M^at , nach des V&. Idee^ ^k* ^^^^ dntdi' diefc 
lutegratinfi: wirkltch ift/ «-^ in der Priefterfehaft der 
Natur« snr Verfobnung bringen lalTen-f) 

Gcuefwtg ift die Zimickbildung der Krankheit 
anter die Uerrfcbaft dee guten Princips; Heilung die 
kanftWrifche Anwendung der OenernngMiiible]. Aufe 
9er 'Anwendung der letzteren auf ihr Object geht die 
ioppelte Ar.fr der Coa,. die f) Mpiotttatifghe und radi- 
vaiet 'hervor, fiigenthiknlich finddea V&; Ideen über 
HranfJteitutidage. WüTenfchaftiich betrachtet näm» 
tiebr giebt es, \rie Cchon wm dem Vorhergehanden 
erjiellt» keine Krankheitsanlagc , die Object der lieiV- 
kuade fc^jn könnte« da<Rrankbeit überaJl wirklich i(K 
wo daa böfe Princip durch ein üuberea Moment cur 
^yen Evolution ^ieterminirt wird« ohne folehe De- 
tefminatien aber keine Düüeremi der Lebens object»» 
virt wM. Betrachtet mafi aber die Mediein von- ib- 
rer praktifohen Seite» ab Hjgiaine: fo wird ihr 
Object jeder ^ftand des Lebens le^ « welaherr vom 
normalen VerbältnüTe abweichend, urrttchliche Mo- 
menie der Krankheit vorliereiten: könnte^ In diefer 
Hiudcht alfo wird auch die Krankheitaanlage Object 
der Heilkunde (ejn. Ifl nun Krankhek die Verrü- 
ckung der Lebensbahn. durch freye Determination de9 
böfen Prindps :< Co l»nn die Krankheitsaulage nieh^ 
felbft wieder in einei^ Determination diefes Frincipa 
gefuckt wenlen ; fie wird aber überall angenommen 
werden müllen , wo der Conflict beider Principien 
durck Überwiegen dea euten^ (folarifcheo). Princip 
dergeftalt erhöht ift, daU ein. leichteres Moment die 
Evolution der Befonderheit folHcttiren kann.^ Kran1»> 
beitaanlage ift demnaohft nichts andere als die, die 
ent^tfiechende Schranke einer belMmmten oiganilbhen 
SphäreÜberfehreitende Ausbildung der Individualität. 
Wsii urfprünglich höchfte Tendena dtb- Lebens iiK 
Univerfalifimng , iftf im Conilicte mit der endlichen 
Schranke ,^ 6rund der Möglichkeit der Krankheit — - 
KrankhmtsaTdage^ Sie wird gehoben, als Object der 
fjygiaine, durch mäbigende Diätetik. Treiiende 
Beyfpiele aoa der FÜausMsn-, Thier- uudMeufcben* 
^elt belegen diefen Sats« Das Voreilen* derBlüthe, 
las Obergreifen des NervenfyQema im- Thier - und 
VIenrchen-Körper (direeie AAhenfe> erweitem die 
Jphftre möglicher und wirklicher Krankheiten.- Über 
las ScbenU, durch welches der V£. den Unterfchied 
;wifchen Krankbeitsanlage und Krankheit zu erläur 
ern bemüht ift, möchten wir Folgendes erinnern, 
irankbeic wird dargeftellt- als eine durck einen ceuf 
rifugalen Impuls nach der Aichtung des bö(en Frin* 
;ipa von de» Linie der Lebensbahn abgelenkte, durch 
lie allmählich wieder anfch wellende centripetal^ Ten* 
lenz aber, als Tangente der Bahn, in rückfcbreiteni» 
Ler Bewegung wieder in denfelben Pundt der Bahn 
;urückgelenkte partielle elliptircbe Umwälzung — p 
^leichram al^ eine niederere lioution in der hölieren« 
Ürankheiuanlage foll, demgegenüber durch einSeg^ 
[nertt *ßr elliptifchen» fccbensbihn ausgedrückt wei^ 



da» ihrirerEiHfirende Princip im Ükei^^riegen bfgiil- 
£en iA, im fteigenden Verhähnifle zunehn|en. Di^ 
fes widerfireitet oftoibar der Idee dea V£s. , nach we)h 
eher dkt gute Princip, indem et die LebeMbabn dej^i 
Kreife näher bringt, nacb bdiannften Gefelaen dip 
Zeiten mit den Räumen vielmehr anegleiehl, fta9 
dafs in der elKpiifcfaen Bahn die Gleiebr»ng< der Be- 
wegung nur durch jene Unakdirung der Verhältniflie 
swifchen lUomen und Zeiten , die lein Schema aur 
deutet , erreicht wird.- 

Diefe Erinnerung, gilt aber nur der Darftelr 
lang., und keineswegs der Idee felbft. Denn wenn 
das Schema der Krankheit fchon dwrdi itm Gegen- 
latm mit dem der teornialei> Gefmndheit (der Blüfte) 
hinlänglich beftimmt wird : £& mufs diels noci^ wei^ 
mehr mit der aus der relativem Gleichung in die ab' 
JfluU ( in- den Kreir) übergehende» fillipfe der Fall 
i'cj^n, indem hier der Punct de» Gegenfatzes , durc^ 
welchen das Leben follicitirt vinrd, ans der Axe^ nacl^i 
der Peripherie verfeutr und folglich durah das bin* 
zutretende äufsere Moment um fa leichter felbft peri- 
phenfcher Centralpunct, d In Centrum einer Krank* 
heiubahn^, werden kann. Gewifs verdient Hn. Ks^ 
Anficht der Krankheiuanlage , der die iLrfahpuug 
überall entgegenkommt, die gröfste Aufmerkfamkeit, 
Die Krankheit^ als niedere Determination des hö- 
besen Lebena, äitfsert fichy wie das Leben überr 
hai^t,. in.de» Zeit durch Symptome. Die Äufserung 
der allgemeinen Krankheit mufs fich- demnach in aV 
leu Organen und Sjftemen eines Organismua darftel- 
len^ dagegen die befondere fich nur' in Symptomen 
(Leiden/ einaelner Organe oder Syßeme kund thut. 
Die yiujserung der allgenneinen Form der Krankheit 
i& Fieber; denn nur im Fieber leiden a//tfSjfteme und 
Orgaue eines Organismus. Aber die zeitliehe Form 
alles Lebens, alfo auch der Krankheit ,■ als einer nie- 
deren. Leben«foMn, ift die £llip(e; demnach wird 
daa Fieber, ab ÄuGserune der allgemeinen Form der 
Krankheit, unter dem Schema der Ellipfe ftehen, und 
fich nur dadurch von den Äuberungen des Lebens im 
gefunden Zullande unterfcheiden, dafa in ihm alle 
höheren' Functionen auf tiefere Stufen herabgezogen 
werdeiu Das Fieber bar alfo ,. vfie die EUipfe, vier 
T^ile,^ angedeutet durch die Pole der beiden Axen, 
fc) aber^ dal8„ weil der ganze Krankheiuverlauf aus 
dem rdativen Überwiegen des böten Princips, und, 
wenn nicht der Tod erfolgt, aus der Überwältigung 
deüelbeiv durch das Princip 4er Einheit des Lebena 
hervorgeht, diefe vier Abfchnitte des Verlaufs (Su- 
dien ;l fich in die beiden gfcichen Hälften der Bahn 
emtheilen, deren eine das JErAranAeir, die ai^dere 
das Genefen bezeichnelb Das erfteSudium ift das dea 
Schwankens zwifchen Gefundheit und Krankheit, 
mit ftedgem Überwiegen der letzleren (ßadium initii 
^rbi, ß pradramorunt). In ihm werden zuerft 
diejenigen Organe und Syfteme des Organismus, ,wel* 
che am vvenigßen in fich felbft find, die der Ajfimi- 
latian und Ernährung, al$ die niederen, an den xio* 
feren Procefa binabgeeogen. AlMtShHeb , mit dett 
Mswmokm wn^BWeitea^^tadiam C/iadiutn incre^ 



^ssk 



J. k: IsZ. J U W I ü &: i. 8*5. 



«^ 



^•MfQ, «nd foi demfelbea* werden darch -faitCchret 
tende« Übergewicht der Krankheit allmihUcb die h^ 
ker<*n, indi^iduali&rterea Syfteme und Organe, die 
4k^ Kreislaufs und der lUiv^migr — ^ «ndlick ^ucU 
tflie hdchften Organe der ScnjUnlit^äd:* dem niedere» 
Organkmue nntergeprdneti bia endlich mit dem 
iiöchften VumJte diefer Bahn entw^edcr die HerrCchaft 
des böfenPrincips,- mit der SoÜidtation des äufseren 
{allgemeinen) Organiamua coincident« die Eycentri«- 
cii&t im Tode vollendet, oder, nait ihr^em Maxi" 
jmim %\isA Minimum dca öegentheüa übergehtod. uä- 
«er der aHmählich anwachfenden UerrlohaEt dea gu- 
ten Princips den Umlauf hia vom Fuiicte der ex&ea 
'Abweichung durch die beiden andereji Sudien voii- 
leiidet. Dann wird im dritten Sudium daiiybe Ver- 
hältniis, wie im erftea, nut unter dem >entgegenge» 
Tetftten Exponenten hervorgehen . nnd die ^edleren 
Syfteme w-erden in der umgekeiurten Heihe , in wel» 
ther fie erkrankten , wieder aiir Normalität aua d^ni 
i^iedeven Rrankheit^roceffe hervortteigen, J^tt, wi^ 
derbelebte (ferlröhte) Seniibilität, — Ipäter, wieder- 
kehrende Normalität dea Krei^auff, — endlich, nach*, 
dem das dritte Stadium (ßadium Jt^ercm^n^i morbi) 
in das vierte, dem aweyten entfprechende, (Jladium 
reconvalefeentiae) übergegangen ift. kehren au^ 
die unteren Syfteme und Organe der B^rmifkrung »u 
dem Typus der GeCundheit wieder zucück. So ent^ 
fpricht alfo die Bahn der Ijxankheit« wie 4ie jedes 
Leben», dem durch den Umlauf des Weltkörpers, in 
diefem gefetzten Wechfcl der Jahresa<Rite». Von den 
beiden Stadien des Erkrankens , die wtammengenom- 
men das Aphelium der Bahn bilden, entfprijcht das 
erfle AemH^rbJie^ das Tjtveyte dem fVinter. In dem 
Wendepuncte der Krije^ mit welchem die Bahn fich 
diem Perihelium nähert, bereitet Ach auch der frUk* 
ling der Wiederbelebung im dritten Sudium vor, 
und das vierte Sudium endlich bildet, dem fplari- 
(chen Princip des X*ebens aufs ipuigite eingeptlanst, 
den Sommer ab. Von der ürilis urtheilt der Vf. nach 
den Jetzt allgemein^ angenommenen Grundfäizen^ 
Eigen ift ihm dagegen die Anlacht der Abmagerunf 
im Verlaufe der Genefung, als Symptoms der /-erftö- 
rung des während der erften Hälfte der Krankheit 
erzeugten KrankkeitsorsanUmus. Sehr tretend wird 
femer aus der, durch die Beobachtung jedes Fieber- 
verlaufs, und, da jede befondere Krankheit unter 
der Forn» der allgemeinen Krankheit fteht , jedes ein- 
sdnen Symptoms, be&äti|gten. Piflferen^t der Kranke 
heiubahn der Beweis geführt, dafs die Eintheilung 
der Krankheiten nach der £r|regungstbeorie in JJihe- 
niej, directe und indirecte Ajihenpe^ fo wie die fpÄ- 
tere in Krankheiten mit erhöhter Irritabilität bey veff 



fninderter ßenßbitliät^ undin KrattlAekeniuit^Ad^tef 
SenßbilitiU hey verminderter IrritqSilität^nichl wefemtm 
lichte Verfchitdenheiten der Form der Krankhmten^ fon* 
dem nur wefenfKche Mfchni^ äer Metav^rpkofeje- 
Aer^ifi^elnen Krankheit ausdrücken, und überhaupt aoh 
nur da rein darzuftellen fckeinen, wo die übrigen £nt* 
w^icklungsßufen «der Krankheit entWeider durch aa 
Schnellen Verlauf der Beobachtung entgingen, oder 
geringerer Heftigkeit wegen» unbeachtet blieben. Sth^ 
aiifch ift jede Krankheit, wenn £e, im sweyten 6t^ 
4ium, durch die Organe 4ies Rreiahm€s und der Ve* 
getation (des jFificbtiichen Lebens) hecrCchl* Wmcden 
iiie früheren Sudied heobachiet; So erfchien ^e, mk 
4em dritten Stadium (auf der Tagfeite)' wi#dererw^ 
/chende Senßbilität als iudirecU /ijihmtie. Blieb absr 
die erfte Hälfte der Krankheit unbeachtet;: (o mob* 
te diefelbeForm erhöhter Sen&bili tat. als directe Aß.h^ 
nie angefehen werden^ doch befalste mau jaudi untei 
diefem Namen dtojenigcn 2nftand« dar. obeet als 
Mraakheitsanlage ^ihajtakudrifirt worden ilL Die Be- 
nennung! directe ACthente, mnij alfo« da üe mwfj 
^erfchiedene Begrüfe beaeichnet, ausgetflgf wefr> 
j^en. (S. 9j, 33^ ilk ftatt ^indirecte AJüuniel''' dirsctg 
jtrx lefen.) 

Durch neue Einwirkung von Krankhettamome&r 
iten kann der Vorlauf der Krankheit verrückt» und der 
Kintritt der zweyteo Hälfte verhindert werden* Wenn 
diefes Aetig« oder in fchneller Sucoeffion gefchieht: 
to entßeht .dadurch die fogenaantie ehronij^e Kranke 
Aeit* die, wie jede Krankheit, ihrer Form nach Fie» 
her , und nur durch die Frequenz der Wiederholung 
<ler Kr^ikheitsmomente getrabt ift. Wie die Bahn 
des Fiebers (4ier Krankheitj im Oan^n dem Umlaif 
4er Erde um die S^ne gen4lb-ift: fo drücken &chin 
4en abendlichen jßxacerbatioa^^ und in den MOmf- 
Jiontn am Morgen die täglichen Aotafionem des von 
der iiöl^eren Individualitat berabgefunkeaen, fefteran 
das Lebens der Erde geketteten Krankheitsorganiamus 
IIUS. Freyer, aber noch gröfstentheils in Dunkid ge- 
hüllt, werden <üefe kleineren» periodiCcheu Umläu- 
fe im Krankheits verlaufe, und ganz nach delEen Ty* 
^s in den Ungeren Perioden der kalten Fieber und 
anderer periodifcher Krankheiten dargeftellt. Wir 
übergehen ungern, was über die drey Stadien des 
Todes, als ParallyCe (Tod des fenhblen Sjilema), 
Tod der Bewegnng (was man gewöhnlich furdea&Io* 
nient des eigentlichen Todes nimmt) und noch fpAtcr er- 
folgenden Tod des vegetativen Sjjtenu angereiht wird 
Mehrere fchön' durchgeführte Belege erläiUem 
aoc^ die Idee der elliptifchen i^ebenabaha aus den 
Erfcheinungen des kranken nnd gefanden Ldieaa» 

K^thr B^fMufs folgt im nä€kßeH ^tiUJuJ 



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K(.EIN£ SCHRIFTEN. 



Maorcitf* G$Uingen. b. DietericH: De Gangraena. 
Difleitatio inAVgnralis nieäics. Auctore CaroU LsUdovicl Gui^ 
lielm. Lu^Mng,9i Pi-omont. bonae fpsl Afrio/ sßii. 45 6. ^ 
ttgr.) 5uis'||nt gi^igiSiJ^thpi^ Pro^tfc^uriCt^ welche tiicht sIp 



lein ^on bioraicKeitider Bekanntfcfatfr mit dem bearbeltctea 
Stoffe tind der darüber TOrlundenen Literatur , Xonaero anck 
mn$ einer nniverCeUen und fy&ematifcfceji Ubesiafikt des ns> 
^cii^ff hen l^ebietea ftb^akaupt saugt« Shob 



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53» 



ALLGEMEINE LITERATÜR-ZEITüNG 



H V 18 1 10 S «819. 



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«MBMMB» 



HS E D 



JO I N. 



f £K A , !>• Kremmahn^ iSrnridzüge der Pathdlogie 
und TherapU des Menfehßn Fon Dr. JQ. Zf« Kifi* 
fcr ti. t W-. 

X߀fM»fsAerAn^^voTig$m Stäok ^gehro^heneu Recenpou,') 

jlJsl die Befondarheit dar Form d^ Kranktiek auf 
der Befonderheit des <erkran1(ten Orgaiiismtu oder Or- 
gans berahu Co folgt daraus die Mintheilung der 
^ Krankheiten^ nach ihrem Objecte, in Krankheiten 
' der pflanzen^ der Thiere und der Mgnfchenj doch 
Co, dafs in jedem höheren Organismus 9 weil diefei; 
- den niederen./ a«s dem er hervorgegangen, wieder in 
• fich aufnimmt j die Knmkheitsformen des niederen 
Organismn« in der Differenz der Syfieme gleichfalls 
f Statt finden können. Wir dürfen nur Weniges von 
' djem reichhaltigen Stoffe» den diefe Schrift m dem 
: jlbfchnitte : vort d^r hefondercn Form der Krankheit^ 
% liefert , berühren« Die Form der Krankheit der Ve- 
X ^etation Vk^ weil fich in der Pflanze das Leben felbft 
b Hl der Tendenz na/:h Aufsen Eefialtet, jfterorgarii* 
j fation. Jede Krankheit wird ein di^enes, pflanzliches 
. Gebilde» das, nachdem es im Eaüme den Kreislauf 
vollendet laat, zerftprt und oft abgetrennt wird. (Es 
hätte hier bemerkt zu werden Vjerdient, ^afs diefe 
I]ildangsf[>rm der plalHfchen Krankheiten der Pflan- * 
z^t welche in einem einzelnen Prodnct erlöfcht, 
und fb diefes felbft der Zerftörung preis giebt^ nur 
eine partielle Krankheitsform fey, die, nach dem Vf., 
den Übergang zur höchften Individualität der Fflan- 
zeQkrankh<eit^ in der Schmarotzer pÜanze^ darftelltj 
dafs aber jdie allgemeinere Krankheitsform des Pflan- 
zenorganit^mns fich unter demfelben Schema der fort- 
laufenden Metamorphofe« welclie T}rpus iles ganzen 
Pilanzenlebens iß« durch eine Reibe von bUibeiiden 
Gebilden bewegt. Ddhin gehört z. B. die Zurück- 
bildoug abnormer Blattformen durch ^ine Reihe dem 
Grundtypns fich allmäblich wieder annähernder For- 
men; daa graduale Schwinden der in Blumenblätter 
verwandelten Staubfäden bej gefüllten Blumen, in 
denen fich ein fietiger Kreis von Formen bis zu Aen 
regeboiäfsigen Gebilden ein 'Centrum «ontrabirt, und 
dergleichen melir.) Im Thierreiche , auf deffen un- 
terften Stufen noch rein vegetative Krankheiten zu 
herrfchen Icheinen, öffnet fich das Gebiet der Krank- 
heiten des Gefäjs" und Muskel -Syjlems, Entzün' 
düng ift derOiarakter der Krankheit des Thiers. Hö- 
her hinauf, und vorzugsweife im MenCchen , treten 
Äie Krankheiten des Nervenfyßems^ Krampfs — und 
im Menfcheii fVahnfinn hinzu. Die Krankheiten 
J% A. Im Z. iflij. ZweyterBand. 



^es MenTchen verfallen demnach in drey CtafTens 
Krankheiten det vegetativen Syftems ^ Afterorgani- 
Nation ; ihr höchftes Prodnct dargeftelh in den felbft- 
ftändig gewordenen Individaälitätte der Hjditiden, 
Eingeweidewürmer, Ausfchlagamilben u. f. w- — 
Krankheiten des Gefäfi- und Muskel- SyAems; ihre 
form Mntzündung. (Die »Conftruction der Entzün- 
dung^ als der Erweckung eines HerspuActes in der 
Peripherie des Kreishufs» ^ febr ficharffimrig durch- 
geführt,) Endlich Krankheiten des ^hirn - und 
Oanglien- Syßems. — Krampf ift die Form der pe- 
rij>herilchen EntzweTung des Ganglienfyßems , als 
unteren Gehirns, welches üch zu dem eigentli- 
chen^ Gehirn verhält, wie Blutgefäfs zum MnskeL 
Es giebt «her aucfa^ was der VC nicht beachtet za 
haben Ccheint , eine nach Innen gehende, die Ent* 
zweyung ins Centrum felbft, in die Nervenknoten, 
verfetzende Excentricität des GangUeafjftems , den 
Schmerz, der ßdk zum Krampf ^en fo verhält, wie, 
liach des Vfs. gründlicher Anucht, unter den Krank« 
heiten des Seelenorgans felbft die Tollheit (Mania) 
ZTim ßillcji f^ahfipnn XMelancholia). Die allgemein- 
fte Form der Krankheit des fenfiUen Syftems aber, de- 
ren hier nicht gedacht worden ift^ geht aus dem ein« 
feitig«n abnormen Überwiegen der noch nicht inner- 
lich cntz w^en Pole des fenfiblen Syftems, -derGang- * 
lien und des Gehirns,, hervor. Das Überwiegen der 
etAeren ftdlt fich dar als ßchlaffuekt (ßamnolen- 
ti'a)^ — das! der letzteren als Sdhlafiofigkeit(^yrv/f;f/a), 
die beide da ^le Bafen des Krainpfs und Waonfinns 
zu betrachten find. So löfen fich gewöhnlich chro- 
niFche krampfhafte Krankheiten in Somnolenz auf; 
und Ilec. beobadhtete einft eine aas Hyflerie her- ' 
v'oigc^angene Somnolenz^ die, dem Erdumlauf ge- 
horchend^ Jahre lang ihren periodifchen Charakter * 
beibehielt, am Morgen aber nicht feiten, nach dem- 
fdben Gefetze, mit Ayrypnie wechfeUe. — Uneertt 
brechen wir hier ab« und machen nur noch auf die 
treffende Darftdlung des Organismus der gefammten 
Medicin, womit diefer erfte TheH fchliefat, aufmerk* 
fam, weil daraus klar "wird, dafs die wüTenfcbaftU- 
che Seite der Alcdicin, als Theorie, in der Praxis 
fich verkörpern müJDTe, um ihres ebenen Lebens fich 
bewufa zi^ werden» uad daCs nur in der innigfien 
Durchdringung beider, als Leib und Seele, und See- 
le und Leib, jedes Glied der Heilkunde Realität 
erlange. 

So entwickelt der Vf., feinem' Plane ftets getreu, 
in 9 Capiteln die Orundzüge der Pathologie und The^ 
rapie des Menschen. 1) fVeJen und Form der Krofik- 
heit überhauptj s) oUgemtiue und befondere Form 

IIL 



«7 



JENAISCHE ALLG. UTERilTÜÄ,. ZEjTütüO. 



S88 



der KfflTA^tit nBerhanpt; 3) tejondere Sywpatfnr 
JUr Ot^nfte untereinander; 4) hrankheitsurjache^ 
urjächiiche Mofneme der Krankheit; 5) Genefune ;^ 
ifr fache t h rfäch liehe. AI emente der . Genejung ; 6) 
JKrankheH^mUaee ; 7) Fieber^ als altgemehie Form 
der Krankheitsäujterung überhaupt;-^ Verjchii" 
denheit der brjonderen Form der Krankheit über* 
haupt; 9) Organismus der Mediein, als fJTiJfen' 
Jehajt vnd Kunß. 

Möge es nun rectit Vfelen rcbcnien, als babe 
llce., indem er einen Theil der Lehre des Vfa. aue- 
9U)g, nur. das Bekannte wiederholL Diefe würde er» 
nicht ohne Vergnügen, an die Schrift felbft verweil 
fen , um dort au fpchen , wie das Einzelne gefagt, 
und woher es gefchöpft fey. Nur das Jltgemeine 
Wojlte der Vf. geben ; daher ßebt auch die Form des 
Ganzen hier noch feft im Allgemeinen» aber mit 
rühmlicher Sicherheit der Confe^uenz» Und mit ge- 
f^liger Klarheit und Einfachheit der Darßellung. 
Wenn ntm d^tr Vf. S. y^ der Vorrede fagt: „Seit je- 
ner Zeit 9 wo, die Grundidee dfr Einheit des Lebens- 
procelTes und des KranKhcitsproeeiTes in ihrer äufse- 
ren Geflalt lebendig empfunden wurde, ift die Be- 
»iehmig derfelbeu auf die einzelnen Theile der H'zt- 
lichen Kunfl an einer grofsen Zahl Kranken, in ei- 
ner nicht unbedeutenden ärztlichen Praxis, binnen, 
einem Zeiträume von 7 Jahren , erprobt un<i näher 
erörtert worden« und die gröfster genugthuende Be- 
lohnung für das fchwere Gefchäft eines praktifchen 
Arztes bat in der Wahrnehmung des Zufammentref- 
fens der Idee mit der Wirklichkeit, und in der faft tägli- 
chen Entdeckung neuer, bis dahin unbekannter,. . 
fluchtbringender Beziehnagen der einzelnen Thatfa- 
che zu der, allgemeinen Anficht der' Idee beftan- 
den**;.— wenn er noch beftimmtev (S. VII) auf 
feine Laufl)ahn , in Privat - und öfientlicher Praxi», 
'und als MilHär^rat bin weift: dann dürfen wir mit 
Redit hoffen, in der Pathologie, und Therapie de», 
Vfs. diefe Ideen fich in einen wahrhaft lebendigen 
Leib kleiden zu fehen, indem die hier nur im Allge* 
meinen berührtem Befonderheiten derSyfteme undOr- 

Sane des menfchlichen Organismus mit den Mächten 
es höheren, unirerfeUen Organismus , nach ihrer 
wahren Bedeutung, fo weit diefes die gegenwärtige 
l4ige der Wiffenfchaft erlaubt, in Beziehung gefetzt, 
und, von diefem Ständpuncte aus, die Erkenntnifs 
der Krankheiten und die Technik der Heilung he* 
gründet und. erweitert werden. Darum mülfen wir. 
billig dem z^cyten Bande erwartungsvoll entgegen 
leben. 



♦ ♦ 



Marburg, in der neuen ahadem. Buchhandlung: 
jinleitung die Krankheiten der (in den) Feldho* 
fpitäier (n) zu erkennen und zu heilen. Ein Ta« 
fchenbuch für angehende F^ldärzte entworfen 
von Dr. PPilhelm Bufch. lSli^. Xu. 278 S. ß^ 
(i Rdilr.) 

Die j^egierungen haben in unfcrcu Tagen viel ge- 
thigi, um den armen, in blutigen Kriegen Verunglück* 
ten die nöthige Hülfe» die üe ihnen meh^ als jedem an* 



«fercn .Sf»»ffi^nrge^ fchiiTdlg ftndr angedeihen xn Uf- 
feu ; aber, wa^'i neh» bleibt ihnen noch zu thon 
übrig. Es ift nicht ^cnug, dafs man, wie ge wohn* 
lieh gtTchii^ht^ bej Bjldung^jferery welchen man die 
Gefundheir cks Soldaten anvertraut, nur 'die äufsetli- 
.fcbeki fijranUbeiten und ihre Befert^ung ins Auge faf- 
fe^ es ift eben fo n§thig, daCs man ihn auch gegen in* 
nere Krankheiten fo tid ahTfiöglrth^Baef ÄeTTdr'iiftd 
für ihre Heüong die zweckmäfsigße Hülfe darbiete. 
Dazu ift aber d^ircbaus erfoderlieh, dafs man entwe« 
der au9 dem fogenannten Feldphirurgen auch einen 
Fe}darzt, d. h. einen folchei\ Mann mache, der mit 
der vollkommenen Kcnntnifs^deräufsereu Krankhei* 
ten auch die der inneren und ärer zweckmäfsigen 
Heilung verbindet; oder dafs man Alt den Feldchi- 
rurgen auch noch Feldarzte zugleich mit bey Ar^ 
meeo , und zwar in hinreichender Menge, anftener 
Dabey ift es nun aber auch nicht genug, dafs man 
fokbe Individuen in Viii oder das andere Hofpital 
fchicke, um da auf empirifche Weife zu lernen, wie 
man ctv^a ein Fieber, eine Ruhr u. f/ w. heile, eine 
Methode , welche wohl eher bey der Bildung des 
Wundarztes Anwendung findet, welcher durch Au- 
topfie vielleicht mehr als auf irgend eine andere- 
Weife lernt: fondern es ift eben fo nothwendig, 
dafs der Feldarzt denselben Grad der medicinifcheu 
Bildung erlangt habe, den wir überhatipt von je- 
dem Arzte zu fodern uns berechtigt halten; und 
fällten wir ihm auch das äufsere Zeichen der Weihe, 
den Doctorhut, erlalTen; fo dürfte ihm doch die in* 
nere Weihe felbft , die allein den AVzt als voUendeten 
Künftler darftellt, nicht fehlen. 

Wäre es fchon fo weit mit uns gekommen , und 
ßänden untere Feldärzte fchon auf derjenigen Stufe 
derBHdung, aufweiche fie eine belfere Zeit als die 
unferige nothwendig erheben mufs, wenn es ubeiw 
haupt mit dem Leiden der MenfcUsn beüer werdea 
foll: fo wurde eine Anleitung, wie die vorliegende, 
ein ganz unnöthiges Werkzeug feyn, und der Feld* 
arzt , ausgerüftet mit allen dem, was überhaupt dem 
Arzte zu wilTen nöthig ift, wtgrde ejn folchea füg- 
lich entbehren können. Da aber in den meiften Lin- 
dern für die im Felde Erkrankten noch weniger ge- 
formt ift, als für die Verwundeten, und man meift 
nur dem Feldchirurgen einige Fragmente aus der An- 
neywiHenfchaft mit auf den Weg giebt, um nöthi* 
genfalls, wenn Krankheiten einreifscn, auch den fo- 
genannten inneren Arzt zu machen, ja da man oft 
nicht einmal in feiner Füiforge fo weit geht, fondem 
auf gutes Glück die armen Kranken einem unwifien- 
den Wundarzte überläfst, der dann mit Adeila€^ 
Brechmittel oder Laxanz in Baufch und Bogen carirt, 
was geheilt feyn will , was er aber nicht zu heilen 
vermag: — fo ift denn freylich eine folche Stutze, 
wie üe der Vf. hier dem Schwachen in die Hände 
giebt,! nicht wohl zu entrathen. Dennoch zweifeln 
wir aber, ob fie ihren beab^fichtigten Zweck voll kom* 
men erfüllen wird. TQicht zu gedenken , dafs man* 
che innere und äufsere Krankheitsformen, z. B. Oi<^t, 
Apoplexie, firanä, Gefchwüre, befonder» Fubge- 



39gf 



J U N I ü S ' 1 8 I S 



39^ 



^ rttfae v^uerea^- a. a. m.^ von denen doch einigeTor« 
siig^weife^ <ier Aofinerkrainkeit tniHtärifcber Axzte an*. 
2 eiDpfbblen ea* werden irerdi^nt bättfin, . ganz Übergang 
^'- gen And: fo find auch andere wieder fo dürftig be^ 
'^ ha^ttAeh^ dafa fi^j^nmögticb in folcber (Darftelliing ftnr 
'^ Menfcben^ welcne nicbt Arzte tx profeffo find^ ge- 
' tilgen können. Nnr einige Be^fpiel« i&ubi Beleg die^» 
- fe» Urtheila. S. fis find oiiter der Rabrik : gaftrifcbee 
Fieber« Schleim«- und Gallen* Fieber begriffen! Nicbt, 
IQ gedenken« dafa diefe beiden die einzigen be—^ 
kannten gaftrirchen« Formen von Fiebern find: fo 
find aocb hier beide unter Einem Bilde dargeftellt,. 
> «nd für b^e* diefelbe Heilart befiimmt. Jeder 
Schüler' in der Arzneywiffenrcbaft mab aber wif- 
fe», daFa Gallen- tind Schleim- Fieber -^wey fehr 
differeiite Diilge find, und eben aach' eine fo 
u Terfcbiedene Heilmethode erfodern. So ift «S« 109 
fg. unter den Entzündungen dea Avtgea Mofa die. 
t Entaündang der Augenlieder, die Entzündung der. 
Oberfläche' dea Avgea, und die Entzündung dea in-. 
^ nem Augea aufgeführt , von den befonderen Ophthal- / 
r mieen aber gar keine Rede; ,,fie brauchen hier wei- 
1 ter nicht angeführt zn werden, fagt der Vf., weil 
•i ihre Heilung befondera auf Wegr&umung der nrfach- 
::: litben Krankheiten beruht/' Aber wird denn nicht 
jede diefer befonderen Entzündungen durch befon-» 
:i defre Symptome bezeichnet, die der Arzt befondera- 
kennen mufa, um ihnen die richtig Heilmethode 
entgegen zu ftellen , und ertaeifcht ^ denn nicht jede 
w diefer befonderen Formen von Entzündung auch noch 
eine fpecieMe Heilmethode? Von der Heilung <der; 
:i äofoeren und inneren Augenentzündung hcifst ea, 
„dafs fie ganz nbereiuftimmend fey, indem die letz*' 
tere blof« ala ein b&herer Grad der erfieren behandelt 
werde. Vorzüglich luüfle man die Urbkchen derfel- • 
ben berückficht}£'^n. Sind gallichte und dergleichen 
Vnreinigkeitt'n in den etilen We^en die Urfache: f o » 
aüifen diefe weggefchafit werden. Wenn Stockun- 
gen von Blut in dem entzündeten Auge felbft vorhan- > 
den find: fo kann man ein allgemeines Aderlala an- 
wenden , Torziiglich gute Wirkung thun aber Bluti- ' 
gel um daa Auge herum angefetzt. Ferner leiften die. 
Vefieatorien im Nacken und hinter den Ohren ange- 
legt fehr viel, befondera wenn eine krätzige, Tene*% 
rifche , fcorbutilehe oder dergleichen Materie die Ür- 
fäche ift. Auf daa Auge felbft läfst man lauwarme 
Auffchiage dea goulard^fchen Bley waffera mit Opium . 
machen , und bey höheren Graden ein Chinadecoct 
mitConiprellen öfters auflegen. Auftfer diefem leiden 
aber auch die Surrogate der China, wie auch eine 
Abkochung der Angufturarinde mit Bleyextract fehr- 
viel.^ Hier haben wir die ganze Behandlung der 
^ufaeren und inneren Angenentzündung! Wehe dem. 
armen Kranken , der nach folchen unbeftimmten und 
vi^gen Vorfchriiten behandelt wird, und wehe dem* 
armen Feldarit, der feine ganze Weisheit in einer 
Colcben AnVireifung mit fich berumtrfigt! Wann foU 
I ein foleber, im Fall er eine^ Ophthalmie «u behandeln . 



bekommt, Ad^r la/Ten (erw^ifa >a^chr,- woStockun- 
aen von Blut in dem entzündeten Auge v;orhanden 
And, und wo nicht), wenn Biatigel anlegen» wenn 
lauwarme Bley-, wenn China- Umfchlüge umwen- 
den? So oberflftcMsch und kurz find aber auber diefer 
noch viele andere Ktankheiten abgefertigt* Auch 
find wir hie und da auf falfche Behauptungen ge- 
ftofaen. S^ ^30 s. B. heifr* es : „So lang daa (veneri- 
fche) Gift blofs örtlich ift: fo zeigt es och ala acut«^ 
Krankheit, <la hineegen die allgemeine Luftfeucho 
fich als chronifchea übel darßellt*S welches aller Er* 
fahvung geradehin widerfpricht. Denn bekanntlich 
find diejenigen Tenerifchen Gefchwüre, welche ma^A 
Chanker nennt, fehr oft Folge örtlicher Anfteckun^ 
gen und primäre Formen derLuftfeuche, und gjehyoreu 
doch ihrem Verlauf nach nichta weniger ala zu den, 
acuten Krankheiten. Der Vf. will fie» fo lange fi^ 
noch zn Aen jein örtlichen Krankheiten gehören, und, 
noch keine, Zeichen von £infaugnng dea Giftes vor-» 
banden find, blofs mit äufserUchen Mitteln bebandeln» 
eine Curmaxime, welche für den Kranken fehr Ter-' 
derblich werden kann. Überhaupt ift das vorgefohrie« 
bene Heilverfahren nicbt immer als Mufter zu empfch« 
^ len. Bey weitem zu freygebig ift der Vf. in der An* 
wendun'g reizender Mittel, befonders aber des. Opi- 
ums. So wird z. B. diefes Mittel im gaßrifchen Fie- 
bermit. 7/11«/. rhßi aqüor. und Tinoi. valerian. anod. 
zufammen gemifcht, empfohlen, wo es gewifa in, 
den meiften Fällen fchädhch , oder doch wenigAfiiia 
entbehrlich ift ; f o will es der Vf. in der ftbenifchen.- 
Magen- und Dann - Entzüfidung angewendet willen 
u. f. w^; femer empfiehlt er zur Heilung des Katar* 
rhalfiebers aromatifchen Thee mit Wein oder Wein- 
geift, Thee mit Eygelb und Aum, liqucVk anod. m. 
IL u. L f* , welches Verfahren wohl in befonder^a 
Fällen, wo diefes Fieber einen beftimmt afthenifcbea 
Charakter angenommen hat, angezeigt feyn mag, aber 
in der Hegel mehr nachtheiiig als vortheilhaft 
wirken mufs; femer Uist er noch bey der einfachen 
Krätze Mercurialpillen zum Abführen nehmen, waa^ 
gegen die Krätze, als folcbe, .durchaus unnöthig ift» 
^egen Tripper gar keine Mercurialia reichen , da ea- 
doch wohl nun nicht naehr bezweifelt werdeti 
kann, dafa ea Tripper mit wahrem fyphilitifcheit' 
Charakter gebe, u. Lf. 

Warum der Vf. die Kolik allein in einem eigenen- 
Abfchuitt, überfchrieben fchmerzhafte Krankheiten» 
behandelt , da er fie doch eben fo gut mit in den 
vierten Abfchnitt, von den Fehlem .der erften Wege., 
hätte aufnehmen können, ift eben fo wenig begreif- 
lich , . als wie fich die häutige Bräune , eine unter 
erwachfenenMenfchen bekanntlich fehr feltene Krank- 
heit , in eine Anleitung für CeMärzte verirrt hat. Daa 
an einigen Stellen des Buches gebrauchte Wort: Mattp 
fchweiÜBe, für ermattende Schweifse, gehört unter die 
ungewöhnlichen, und unrichtigen. 

Ahgehängt ift noch ein Auszu^^S^^i^ der Inftruction 
für die k. wefiphäL Militär- HoTpitller. der zwaX' 
kurz» aber gut iib Ubogu • 



5SK 



J- A. X.. «• J V N I U S 



8 i Z. 



J9t 



pRAUK^otT a. M., b.BföBher: Praktifche Bamer" 
kungeu über die Cur des halbfeitigen Mopf^e^ 
hes oder der Jogenannten Migraine ^ nebft bey- 
, geCeteten didtetUcben Vor Fchrif cell und bewähr* 
teil Arsne^mlttelii för Nervenlpratike und Hypo^ 
chondriften. Von Dr. J, F. Mülievt u.' A. x%\^, 
i6i S. g. (i6 gr.) ' 

Der Vf. leidet 54 Jahre lang an demjenigen Übel» 
fiber welches er Cchreibt Kern Mittel, aufser Bla* 
fenpflaftem» lindert fein Leiden« Und doch ift er 
übngens durchaus gefand » von Gicht und Rheuma^ 
tiemuo keine Spur bef ihm ftu finden. £r kennt kei» 
fie Veranlaflung da^u, und kein Erleichterufigsmit- 
tel. Defshalb will er abwarten » ob die Krankheit 
ihit den Jahren von felbft aufhöre, oder'ob etwa ein 
todtlicher Injuitus apopUcticus feiner, wie er fagt» 
tufserft unangenehmen Laufbahn ein erwünfchtes £n- 
^e macheQ werde» welchem er froh entgegen fehe. 
Ein folchea Geftändnifa erweckt allerdings Mitleiden 
und Theilnahme an dem- traurigen Oefchicke eines 
nicht verdienßlofeh Mannes; es iß aber nicht im 
Stanäe » ein grofses Vertrauen sn feiner literarifchen 
Arbeit und den bewährten Arzneimitteln einzuÜS^ 
fsen , von denen di^ Rede feyn foU. Die Migräne ift 
eine Nervenkrankheit , die durch krankes , Ichmer&* 
haftes Nerrengefühl und überhaupt durch abnorme 
Wirkungen » die nur durch Nerven möglich find, uns 
offenbar wird, wovon wir aber keinen Erklärungs- 
grund geben können. . Man hat allerlei Urfachen da* 
Von angenommen , welche alle nicht genügend find* 
Um diefs befchwerliche Übel zu heilen, ipufs der' 
Kranke fich vorzüglich nach der Lebensordnung hal- 
ten 9 worin man die Regeln des Gebrauchs Eblcher 
Dinge beftimmt , welche auf die moralifche Seite des 
Menfcben einwirken. Perfonen-, welche au Kop& 
wehe geneigt find, dürfen nie plötzlich aus dem Dun- 
kel in volle Helle treten , audi fich dem Glanj&e des 
Schnees nicht allzu lang ausfetzen. So gar alle grellen 
Farben mülfen vermieden werden. So ifts auch mit 
dem Geruch, Schall, Luft, Bewegung, Wärme, Klei- 
dang, Schlaf, Elfen und Trinken; überall muCsMafs 
und ZM gehalten , nicht von einem Extrem auf das 
andere zu fchnell übergegangeil werden. (Allediefediä.- 
tetifehen Rtickfichten hat der Vf. mit genügender Weit- 
läuftigkeit aus einander gefetzt.) Oft we<mfeU die Mi* 
gräne mit anderen Krankheitsform en« befonders mit 
fpaftifchen und apoplektifchen. Li einer Krankenge- 
fehichte erzählt der Vf. , dafs er auch fogar den Phos- 
phor umfonft angewandt habe. Er verfchrieb Fhos^ 
pkor, opt. pptt gr. |. Atfiu menth^ une. 3. u. L w« AI- 
lie a Stunden 1 £(slöffel voll davon. Einem anderen 
Kranken gab er über 600 Gran Belladonna . täglich 
zweymal g Gran.^ Ob man jede Migräne heilen dürfe ? 
Heilen, ja, nur nicht blofs die Krankheitsform curiren. 
Weil fonft bedenkliche Metaqiorphofen entftehen kön« 
nen. Aber wir können eine rationelle Behandlung al- 
ler Nervenkrankkeiten , und folglich auch der Migrä- 
ne keinesweges auf(lellen» fondem mülfen nur einige 
allgemeine Curregeln angeben und der Anleitung der 



Lebenilkraft folgeü« welch« flöh bemüht, das Gleidi^ 
wicht in den .verietzten,ihieriCchein Functionen wie- 
der herznfteUen. Wenn gleich die NenrenkranUidken 
und folalicfa auch die Migräsie (eltoner mitHjperfLh^ 
nie venbunden find: lo gelchieht ee doch anweilcn^ 
nnd fie erfodem dann den antiphlogijftifchen oder küh- 
lenden Heilplan ; zuweilen liönnen felbft Blauuslee» 
rangen von Nutzen feyn , ^ befonders Blutigel an die 
Schläfe, mid überhaupt an die leidende Stellew Seltener 
nutsen Magen und Diurm cetiiigende Mittel« weil bef 
diefer Krankheitsform keine primäre Sä(teverderbnlb 
SU Grund liegt, Condem kraAkba£te Stimmung des 
Magennerven. '(Theoretifch nad praktifchköimen wir 
in diefem Puncte dena \t nicht Kecht geben« All^- 
dings fichaften jene Mittel i>ft grofaeo Nutzen« aber aus 
einem anderen Grunde.) Befonders mub eine ^^enauew 
Ccharfe Unterfuchungjaller auf den Körper wirkenden 
Cpbädlichen Einilüfle und d^r Kraukheitserfcheinun- 
gen angeftelk wenden« um die Natur dtt AAhenie be- 
ftimmen, nnd den ihr angemeilenen Heilplan entwar- 
fen EU können. Unter den lieii^uxiitteln« w^elche be- 
fonders gegen Migräne au empfehlen find» verdient 
der Baldrian di^ oberfte Stelle, unter den äufserlicJicn 
die Veficatori^u. Während der Anfälle find laft gar 
keine Heilmittet ansu wenden, denn die Kranken füirch- 
ten fich fo lehr vor allem Geräufch, aller Bewagong und 
allen Gegenftänden, die ücb. ihnen nähern, dafs fie es 
unendlich lieber haben, :wenn fie in dnar voUkom- 
menen Kuhe'gelaflen-, als wenn fie durch eine in den 
meiften Fällen unnüue Sorgfaljt ermüdet werdoi. 
(Einige Gaben Efagnaphu, J^lixir aciduml Spiriu 
rUtri dulc, hjf, menüu pip^% Celbft Opium, machen 
weder vid Geräufch, noch viel Bewegung.) Umer- 
deffen« wenn der Anfall fo heftig fejn follte« da(ä 
er die Nähte des Kopfs aus einander su treiben droht, 
oder Blutergiefsuagen im Auge veruxCacht, oder die 
Schlafpulsader ungewöhnlich ausgedehnt wird* und 
dem Platten nahe ift:. können Adeilaflien am Anne 
und Anlegen der Blutigel an die Schläfe oder hinter 
die Ohren von Nutzen fejn. Hat man die Fülac er* 
kältet: fo ift Eintauchen der Hände bis an den Ellen- 
bogen nnd der Fulae in warmes Wafier» SenEauf- 
fcUag, Einreiben der Cantbarid^nelfena von Nutsen«. 
Bej Schwäche des Magens trinke man eine gute Taf- 
fe ftarken Kaffee ohne Milch. (Das find die haiqit- 
fächlichllen Kathfchläge des V£b. • welche inan auch 
bey anderen guten Schriftildlern empfohlen findet«) 
Den Schlnb machen noch 14 Vorfchriften zu man- 
cherley fchwächenden und ftärkenden , abfuhrendea 
und aertheilenden Compoütionen (auch die Compo- 
fition der EjTentia eaniharidum ift darunter), welcho 
in ihren Fällen ohne Zweifiel bewähite Hülfe leiften 
werden. Wir haben diefen Ausaug aus der Sf^mit 
abüchtlich gröf^tentbeila mit des Vfs. eigenen Worten 
gegeben ; die Lefer werden daraus leicht erfeheot dala 
der Vf. keine Irrthümer gelehrt habe» dala er aber 
Manches hätte genauer beftimmen können. Vide 
Druckfehler entftellen die Schrift, weldiar wir mom 
Beften des Vfs. viele Lefer wünfchen. Fj. 



V 



mm 



9S» 



JENAf:S€HB 



9S^ 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



i ti JS 1 V S * A t n- 



GRIECHISCHE LITERATUR. 

' TüBtNGEK, b, Cotta: Des Sophokles Philokhtes^ 
überfetzt von Dr. Otto Marteus^ Prof. am Gymna- 
£um'in Heidelberg. iQ%o. VI ix. 75 S. Q. X6gr.) 

\j ber die l>cy diefer tJberfetznn^ befolgten tJmnÄ- 
tätze könnte man leicht irre geleitet Mrerden durch 
folgende Äurserong der Vorrede: «»Häae Oraf Chri- 
/lian Stolberg im Versmafse des Originals übeifetztj 
fo -wäre vielleicht dem Nachfolger wenig oder nichts 
va thon übrig geblieben. Den fpäteren Verfuchen^ 
fogar dem verdien (l vollen., theflweiTe unverbelTerii- 
chen folgerJc1ienV/>eTke fcheint die Farbe von frifchem 
Leben, die'unniittelbar zum Herzen dringende Spra- 
che zu mangeln , welche Stolbergs kräftige Begeiße- 
rung auch in einem überfetjcten Kunftwerke fo glück- 
lich erreicht hat. Mödhte es meiner ernftlichen Be- 
mühung gelungen feyn , in der metrifchen Form des 
Originals die einfache , emp^findungsvolle Würde der 
Xophokleifchen Tragödie «inigermafsen nachzubilden» 
und mich von kalter trockner Bucbfprache eben fo 
weit entfernt zu halten , als von der wälTerigen Na- 
türlichkeit des täglichen Umgangsl " Vielleicht ift 
hiedurch der früheren Überletzüng fcheinbar mehr 
Ehre angcthan, ak ihr Hr. M. felbft im Ernft zuge- 
ßeht. Denn wie viel Vorzüge der Sprache fie auch 
hefitzen« wie empfehlenswerth für einen Theil des 
gebildeten Publicums fie noch jetzo vorzugsweife feyn 
möge: fo herrfcht doch darin der ßolbergijche StU fo 
fehr vor dem des Sophokles, fo ift doch felbft von dem 
Inhalt in Bild und -Gedanken fo viel verkommen, ver- 
ändert und vertaufcht, daffs fie, auch vom Metrifcheii 
abgefehen , nicht als eine eigentliche Überfetzung 
nach Form und Inhalt gelten kann , und Hr. M. ift fo 
weit entfernt, in demGeifte dcrfelben fortzuarbeiten, 
dab er fich vielmehr in feiner Bdiandlung ganz an 
feine jüngeren Vorgänger anfchliefst, und felbft im 
Einzelnen des Ausdrucks bey weitem nicht fo viel Rück- 
ficht auf die Jlolbergif che, als auf die fol gerf che tJbeX' 
fetzung nimmt. Das Streben aber nach möglichft le- 
bendiger, ungezwungener Darfidlung, das die feini- 
ge rühmlich beurkundet, wird nicht gerade nur durch 
Stoiber^ ^ der allerdings, von Liebe zu den inneren 
Schönheiten feines Originals glühend, felbft Dichter 
und in einer freieren Manier arbeitend, fich darin 
ajiszeichnen konnte, in dem Vf. erweckt worden 
feyn , da eine folche Darfteilung allgemein von jedem 
verftändigen Überfetzer beabfichtigt wird, nur dafs 
die Verfolgung anderer gleichfalls nothwendiger Zwe- 
cke oder die Schwierigkeit der Vollendung Se nicht 

J. d. Im ä i8«3' Zweyter Band. 



^eden-glücklidi genug erreichen lalFen. Ilr.i^. Icemit 
übrigens ganz die Grofse der Foderungen, die man 
jetBO an eine tJbeifetzung des Sophokles zu machen 
berechtigt ift^ und ft^lt den PhHoktetes nur alsProbe 
einer von Ihm "begonnenen , kizwifchen vermtithHcii 
Jchon beträchtlidb weiter geförderten tJberfetzunk 
"von (ielTen fämmtlichen Tragödieen «uf. £s ift via 
Wahres in A, /^. Schlegels Bemerkung , dafs es leich* 
ter feyn dürfte, alle Tragödieen der Griechen vortreff- 
lich zu , überfetzen , als eine einzelne^ und danach zu 
UEtheilen , « wird der ÜberCetzer von dem letzten z« 
dem zuerft fertig gewordeneii Stück vielleicht noch 
mit vielem Erfolg zurückkehren, und ihm felbft eine 
ftrenge Kritik angedeihen laflien. In Arbeiten diefer 
Art läfst Jeder, auch nach wiederholten Verfuchen, 
noch Manches für die letzte Hand übrig, und 'kamt 
darin an fich felbft, wenn es ihm ntnr recht Ernft da- 
mit Ift^ nach fortgefetzter Übung viel ausfetzen und 
zurecht weifen. Inzwifchen ift auch jetzt fchon die- 
fer erfte Verfuch ausgezeichnet und fehr danken«- 
werth , und erweckt den Wunfeh , dafs Hr. M. den 
gefafsten FJan ausführen« und dem kunftliebendea, 
deutfchen Publicum die Schönheit des Dichters glück-^ 
lieber zu entbüllen mit voller Liebe fortfahren n^.öge.- 
Dafs er Beruf dazu habe, beweift dieCes Stück vor- 
züglich ^urch die Leichtigkeit, Ebenheit und Gefäl^ 
ligkeit des Ausdrucks v -worin es die folgerfche Dber^ 
Cetzung nicht feken übertriift, obne iu roetrifchei^ 
Hiniicfat forfilofer gearbeitet zu fejn. Freylich wir^ 
durch eine folche Vorarbeit^ die hier nach Verdi^ft. 
durchweg vielfältig benutzt ift, die Aufgabe beträcht-, 
lieh erleichtert. Das Verhältnifs der Jamben in bei- 
den Überfetzungen ergiebt fich leicht aus einer kurzei^ 
Vergleichung. Es überfetzt z. fi. Hr. Solger V. 55s ff. 1 

O Tag des hochßen Glückes , herzlich theurer Mann« ; 
Und liAfie 'Schiffer, könnt' ioh doch unzweifelhaft 
Din ch Werke dartliiin , -welchen FTeund ihr heut erwerbtl 

üomtn , Sehn , damit i^ir meine ^anz uiiliehnirche *' 

lieimatk zum Abfchied Ki;kireii , dafs du lerneft auch. 1 

Womit ich hielt mein Leben, und wie hochgemuth. , 

Diefs trüge , glaub', ich , träfe nur fein Aug' allein ; 

Davon der AnolicK, aitfser mir kein andrer Mann^ ' 
Ich lernt* im £lend\ hier f^gar zufriedea feyii. 

Hr. M. giebt diefe Verfe fo : 

D Tä^ff der höchßen Wonne ! o du theurer Mann !^ 
Und Rebe Sdiiffert lidnnt* ich nur euch, durch dieThat^ 
Sichtbar bewcifen , w^ie zinn Freund ihr mich er^rarbt j 
So lafs uns gehn , Sohn , wenn geküfst ich habe mein 
XJnwohnbar W-oiinhaus drinnen ; felbft dort mae ft du fehn, . 
WoTon ich lebt*, und wie ich kühn aushairena litt. 
Denn keii»er , glaub* ich , n2hm* er nur mit Augen wahr 
' Den blofsen Anblick , könnt* es tragen , aufser mir ; 
Doch ieh, belehn duicbLeidexi^waid mitSohmen yeitraat. 

112 



abs 



JKAAISCHE ALLOl LITERATUR 2 ZKITUITG. 



tjfßßr 



Mediltdier iM>€b ift vielleicht der Vntextebieä in an^ 
deren Stellen, a.^ 1^56 — 69» woHr. ilf. in maacheF 
HinQcht genauer nnd nicht ohne Gewinn det Ans^ 
df ack« fa überfetzt i 

Wit elend bin ick! ack» d«n^öt\em wie ▼erkarsVl' 
I)em folbft der lUif nicht folcher Lage bis daheiaiy 
19 och auch in Hellas irgend andeiswo erfchoU ! 
13 ein jene, die mich frevelhaft hiev ansgefetzt, 
Hohnj^chen nun im Stilleu; doch mein Übel ift 
•In frifcher Kraft ftet», und verlUrkt üch immer melr» 
O Kind AchilleuB , jenes edlen Taters Sohn 1 
Ich f wifle j bin dir jener y. den du wohl vemalnnft 
Als Eigenthümer yon Herakles Pfeileefckofs I 
Ber Sqmb det PGas , Philoktetes , welchen die 
2ween Heeresfeldherm und der KephallenerfArft 
AoiAiefsen ^ fchäudlich , fo in Einfamkeit , verzehrt 
Durch wilde Krankheit , von der menfchenmordenden 
Giftnatter furchtbarwildem Bills tiefimgenagt» 

Bt. Solger dsLgegent 

O wie beladen , wie dea GCttem herbe denn 
Bin ich , von dem nach Haufe nicht der Leiden Ruf 
Koch irgendwo in Hellas hingedrun^en iR ! 
tJnd die mich heillos frerelna hier kinamgefetzti 
Die lachen nun im Stillen ; doch mein Obel blüht 
Kur immer fritcher^ und gewinnt Hets mehr Gewalt« 
O Sohn , Achilleus , jenes edlen Vaters Kind l 
Derfelbe bin ich , Gene y den du ficher fchon 
Der herakleifcken Waffen Herrn vernommen haft» 
Philoktetes, Sohn des Pöas; den vom Sehiff* hinaus 
Die beiden Feldherm und der Kephallener Ffirft 
EinA warfen, fchmachvoll, gans verlaflen, abgefüllt 
Ton grimmer Krankheit, durch der kraftanszefarenden 
Grimmvollen Katter wildem Bifs dahingefireckt. 

Nicht sn billigen ift der AnapSft in der fünften Stelle« 
der V. 3. 73* ß87« 4T7 und noch Cehr oft vorkommt,- 
mehrmala fogar durch AnfLöfung" der gewöhnlichen 
Endigung, wa er aUb kicht genug zu vermeiden war. 
Waa foUte der Vf. den Unterfnchangen von Penfon^ 
Btrmann und SeidUr entgegen zu ftelten haben , -vro- 
nach der AnapSft in diefer Stelle dem tragifchen Tri-- 
meter ganz fremd, und vielleicht auch der Trrbrach, 
nur unter Bedingungen znläffig vrar? Im Deutfchen 
würde von diefem wenigftena die gelten muffen, dafs 
tt nicht einem Anapftften gleich fehe, wie s. B. im 

4 Vera; Des JehiUeus Sohn^ NeoptoUmos^ ich, den 
Melier 9 der überhaupt nicht den Charakter eines tra^ 
gifchen bat. Für AnapSften find nicht anzuerkennen 
V. 148 Tritt her und fej Jorgfam zur Hand^ V. 163 
JSr den Schritt fortfchUppt nah* in der Gegend, 
V. 197 JDafs früher er nicht auf die Stadt Troja* 
Etwas näher betrachten muffen wir die melifchen 
Stellen, deren Behandlung noch vielFrobTematifches 
bat; denn geftehen wir es nur oftisnherzig, dafs wir 
aacb den bisherigen Proben rnis nicht mit der Hoff- 
nung fcbmeicbeln dürfen, den lyrifchen Theil der 
Tragödii; einmal gleich gut verdeutfcht zu feben , als 
die Verfe nard arir/pv. Der .Mangel an CafusTängen, 
welche ainfacben griechifchen Wörtern oft fo viel Gra- 
vität, der Bewegung fo viel Grazie gaben, ferner an 
ganzen Reiben von L^neen, und befonders von Kür- 
zen, die oft fo kunftreiche, aber zw^anglofe Fülle des 
Wortinhahs und Mannichfaltigkeit der Wendungen, 
die uns fchon ohne die grofsen Feffeln des Metrums 
hipitficbend Ich wer wiederzugeben fejn. würden. 



daztfr untere fn weehfelnilen und künßlichen Rkytb- 
mien fo nachtheäige» mittelzeitigen^yiben, dief» und 
mehreres Andere macht, dafs ein kaum aufzubieten- 
der und zu verhoffiender Fleifs der geübteften Talente 
dazu erfodert würde, die Ijrifchen Steüien fämmtlich 
in Vers und Wort eben fo treu'als fcfaön nachzubilden, 
und dafs wir vielleicht beffer thäten , wenigftena bej 
einem Theile derfelben , die Foderungen zu vereinfa- 
chen, um die Leiftungen zn erhöhen, und uns mit 
minder künlUicb gebauten , aber in fich vollendeteren 
und rhythmifch verftändlicheren Strophen zu begnü- 
gen. Geht doch von der Kunft der Originale felbß, 
die mit ungleich leichteren und gröfseren Mitteln her- 
vorgebracht find , für uns noth wendig Manches vei^ 
toren, und erfcheint^ indem es in feiner eigentlich 
künfilerifchen Bedeutung nicht mehr lebendig hervor- 
treten kann, nur technifch. £s ift Rec. nicht nnbe- 
kannt,^ dafs^. fV. Schlegel die Möglichkeit der ftreng- 
Ben Nacbbildong geradezu behauptet, yofs fie nirht 
geleugnet hat; aber fie felbft haben doch bis jetzt lie- 
ber andere poetifche Formen durch den Zanberfiab 
ihrer Sprachgewalt wieder erwecken woDen, imd 
wir find daher fahr verlangend , wie weit andere be- 
deutende Verskünßler unfere Sprache noch in man- 
chen» z. B. dochmifchen, Strophen bringen werden. 
Bis jetzt hat gewöhnlich der Ausdruck fehr unter der 
Sylbenzühlung leiden müffeta , und die meißen Verfe, 
wenn fie auch , oft in einzeln zugebröckelten Sylben 
mit mancher unfcheinbaren Zugabe, genau dasBuch- 
ftabengewicht des Originals erlangt haben foRten, 
würden ihm doch auf keinen ariftophanifchen Scha- 
len die Wage halten; )a wenn man fie mit dem Ori- 
ginale recht aufmerkfam vergleicht: fo kann es oft 
fcheinen, als ob die ÜberCetzer über dem kunßreichcn 
Vers, über der Menge neu zu gefialtender Wörter, die 
in ihrer Fremdheit undZufammengefetztheit gröfsten- 
tbeils kraftlofer find als die bekannten und einfachen, 
die poätifchen Feinheiten zum Theil ganz überfehen 
hätten, wenn man auch zugiebt, dafs hier die Be- 
merkung des Arißoteles, dab man das nicht völlig 
verftehe, was man nicht klar und fprechend wieder- 
geben könne, nicht ganz anzuwenden ift« Diefe 
Gleichfiühigkeit gegen leifere Andentungen des Ge- 
fühls ift aber der ächten Interpretation fehr zuwider, 
welche, was dem Dichter einft und feinen heften 
Lefem wefentlich und fühlbar war, faft ausfchlie- 
fsend, diefs aber auch in die Tiefe und bis an die 
Grenze des Unmerklichen verfolgt, übrigens weniger 
felbftfücbtig und glänzend ift, als eine gewiffe gelehrte 
Auslegung, die faft ganz mit hiftorifchen, und auch dem 
Kältc^ften völlig vernehmlichen Umftänden ausreicht. 
Von diefer Vemachläfllgung der dichterifchen Ausle^ 
gung können wir auch die vorliegende Überfetzung 
nicht überall freyfprecben ; es fey uns aber erlaubt, die» 
Urtheil durch einige kurze Bemerkungen zu rechtfer- 
tigen, die zwar Vielen auch Uein erfcheinen können, 
aber bey weitem noch nicht die kleinften find nnler 
den zaUlofen Rückfichten , cße neben und gegen ein- 
and^ genommen und abgewogen werden muffen, 
wenn ein grober Dichter gewiffenhaft übertragen 



3»T 



S V H l V $ i» 8 



S98. 



-vrerden foll. Wir wXhfen % logi f. , und febtcken 
die folg^rjche Überfetzung vorana » um darin das Ton 
Xln* M. vermiedeneUnfchicklich^saToransmaaeichiien« 

O Feb6M, tiefli6lilig gewölbt. 
Du heiCi* und eifig« Slufc. gBwifr 
Boll ich Araacr dick ninnner nun 
. ZurüekXtJhn , und mhft am denn 

Audi beym Tode mir bevAekn? 
O web , wek^ wenl 
O 9oUwimmelnder HohUngmngf 
Unglflckfeii^er, meiner Nothl 

Wa» kriBjETt kAnfcig d#r Tag0 
iMmf mir ? Wer in der Welt erquickt 
8peif«nd mich nun und yerrcheucht die Bekauimemift ? 

O rnfFeten . empor 
f io^nd im B9(am in die Lft£M d^ SehweifendMi 
Mich/c^^iMit^/ Nicht ertrag* ich*0v 

O weh, weh, ick Armer, verhöhnt» 
V09 Mühfal frech niedergedrückt i 
Der nun keinem der Menfchen je, 
Ungldckfeliger I mehr gefeilt. 

Bald hier wohnend vergehn mnla 
Ach, ach, ach, ach! 
2^cht mehr bringend der Speir heras» 
Kicht durch FlügelgerchoDi fie mehr 

Mit kra£tabenden 
Fangend I Denn in der Dunkelheit 
Lcife berehlick mich ein Wort der VerfieUrnngsn. 

O fchn mög ich ihn, 
Der et erfaun in der gleichen Venweifelung 
Die gleiche Zeit gemarurt! 

Beide Strophen lauten in der fpSteren Überrettuing aUo ; 

O Feliklttft . tielriumig g^wölbt^ « 

Warm und kflhl anathmende, tiiff 
ä#65 -A^fo ^oU ich , ich Armer , nie 

Von dir gehen ? Du bleibft hinfort 

Auch mir Sterbenden BeyfUnd« 

O weh 1 weh ! weh ! 

O FelsffTOtte du , angefällt, 
1090 ünglilcksvolle , mit meiner Notht 

Wer fchafft künftig des Lebens 

Kotkdnrft mir ? Wie erhuig* ich , wa» 

Kahmng mir Elenden giebt, wie Beruhigimg? 

O dafs zum Atlier hoch, . 
SO95 Saufend empor durch die Luft die Enixafiendes 

Mich trügen I fchon ja erlieg* ich 

Weh mir! weh! ich elender Mannt 
Von Trflbfal gebeugt, der jetit, 
^nz ohn* einiges Menfchen Troft, 
Ich Unfeliger! Mnftig hier 
Sinfam wohnend vergehn mnfe *\ 
Acht Ach! Aehl i%ch! 
•Nicht mehr Speifen erbeut' ich mir; 
Kacht mit Flflgelgefchofa fortan 
Und kraftnbenden Händen 
Jag* ich ; ach I mit verfiecliter Lift 
Haben mich Worte TerRrickt , den Betrogeneav 
8chauef ich fenen doch. 
Der es erfann , in derfelben Terzweüelnng, 
Diefelbe Zeit, geraarttrt! 

^leicii Anlangt ift nicht gut ä HoiXa^ wkrpa^ yväKov 
anfgeföft in Hauptwort nnd Beywort; ivenigAene 
durfte das Beywort nicht nachßehen und mit den foN 

f enden zolaoinien treten , als ob es hier Bedentuug 
Ute gleich ihnen, nnd nicht blorsea Epitheton or- 
nans wäre. O tiefhöhlig Felfengewölb , wo (reylich 
die Cäfur abgeht, würde ^e Klarheit der Anrede 
nicht trüben, wonach die Felskluft Tdiaacrlich il^ 

*)-vtttov rollte nicht ifrit «vlaH, fondem mh fttr' eAev% 
Mfmv Terbunden rejrn. ^ 



nicht durch ihre Weite, Ibndem dmcb- die Schutdo^ 
figkeic Tiefräumig ift aufserdem für diefen Ort zn 
gefucbt, wie im folgenden Vera onatAmenJtf. Diefer 
ift übrigens auch gegen den Sinn überfetst, woran 
Tselleicfat Slolbergs Auseinanderfetzimg : 

IX» Halle t die KühUmg 
Wlir in der Hits,'' und im Froft labende Wärme mir giehu 

Schuld war. Fhiloktet betrachtet die Höhle mit Grauen»* 
die ihpi weder (rs Koii) Kühle im Sommer, noch Schutt 
gegen die Kälte gab; Ss^fiSv ift heifs, und ^ayt- 
rwoss nicht kühlf fondem ein recht (farker und ma- 
lender Ausdruck für die Kälte in einem Lande, wo 
das Gefrieren nicht ganz allgemein ift und weniger 
Grade hat. Die Wiederholung d h ^fxkXXov Aci^iti' 
ovSd irOT£ iß mit Recht bejbehalien. Hinfort^ 
ftört; denn Philoktetes denkt, wenigftens im erften 
Augenblick des Entfetzens, gleich ßerben zu muffen, 
Beyßand kann fich nur ron dem Bedürfnifs einet 
I^ondeifcben Ausgangs herfchreiben, Felsgrotte iflr 
ganz verfehlt; avkiov ift» wenn audi gering, dochb' 
etwas Wohnliches, wie ein ländlich Haus (daher 
ivavkos 1^)9 und es hat etwas Rührendes,' dafs der 
wehmuthsvoU Verzweifelnde die eben vorher noch in 
ihrer wahren Qefialt erblickte Kluft Co zu nennen üch 
bewogen fühlt; und wie nachdrücklich ift, nicht 
blofs durch feine Selben, fondem auch dntch dieEin« 
£achheit und Nähe zum Hauptwort, irA};pixTTarov* das 
in derÜberCetznna; durch das eingeschobene Unglücks- 
volle f für das hier ganz zufällige und hinteDnach 
kommende rakav» unterdrückt wird. V. 1091 ift es 
weniger nachtheilig, da(s es für ri ttot av jxot ro 
' fJLoo SoTai heifst: wer fckafft künftig des Le^ 



xar 



bens Nothdurft mirf — (vrobey es zu überfehen wä- 
re, dafs das Redeglied nicht in der gleichen Stelle wie 
im Original und in der Antiftrophe fchliefst, nach ei- 
ner für den Übcrfetzer zu beachtenden Bemerkung 
Seidlers (de verjjfl dochm^f, nt)« wenn nichteine 
richtigere VersAbtheiluinr, .nach EbendemCelben (p, 
26 cf. 177) es in diefem IRill verwehrte -^)* Denn an 
eine Perfon foU man zwar nicht denken , menfcbli* 
eher Hülfe war der Arme nicht gewohnt; aber man 
kann dann des Bogens gedenken , den Sophokles erft 
im folgenden Verfe meint unter (nrovo/utou , ein Aus- 
druck, delTenPerfönliches nicht hätte ganz verwifcbt 
werden dürfen. Das ift wieder ein Zug von der Iro«» 
nie der Wehmutb, dafs er, den mühevollen unfiche* 
ren Broderwerber» feinen Bo^n, feinen Brodausgar 
ber nennt, der gleicbfam wie ein an Ordnung ge* 
w^öhnter Verwalter ihm die Nahrung darreiche. Der 
folgende Dochmius, der durch die Auflöfung delr 
zweyten liinge (welche in der Antiftrophe in dem 
emften Fluche fchicklicb wegblieb) fo viel Schwung 
bekommt» weit mehr als ihm die der erften Länge, 

dafs doch zum Äther auf» geben würde, durfte hier 
der Überleunng nich| fenlen» welche matt fchreitet: 

o dajs zum Athet hoch; denn als Docbmius, o dafs 

zum Äther hoch» kann man di^fe Worte doch nicht le- 
fen. Warum, 4^^ »Harpjien» die ErUraff enden f 
Ala oh.lKilii (ttfl Rrfrcaenden» die Theüenden, die 



3tf9 



J. A. L. Z. J U N t tf 8 * « i S. 



♦>• 



Strebenden oder'dergleichen ß^tt Chariten , MÖren/ 
Mufen Tagen wollte; denn das Beiwort 9rTcoa£i;9, da» 
SophoHlea poetifcb anltatt des Namens fetzt« vielleicht 
init einem leifen Euphemismoa, ift ja doch nicht 
überfetst; und überhaupt mulTen wir doch Rückficbt 
daraaf nehmen, daCi das Mytbologifche nicht mehr 
gleich bekannt überall ift, und es beßimmt genug zu 
bezeichnen Tuchen. Wie Sophokles übrigens in den 
Trachin» 954 ^att d^r Harpyien den Wind felbft nepn^ 

yhfOtr twov^o^ iortwri^ »i^mt 

to wechfelt noch Qulntns Sm^rn.. mit beiden Ausdru- 
ck^ n ab, I, 169. II, 553. m, 87. IV, 6. 515* 
ZwiTcben fchon erliegen und nicfu mehr ertragen 
können ift noch einiger Unterfchied. Doch ftatt diefe 
ermüdenden Ann^erkun^en fortznTetzen , die bey ver- 
weilender Vergleichung ftch Micht ergeben , fetzen 
wir noch eine IjberTetzung von anderer Hapd her, 
der es i|uch hie und da noch Tebr fehlt: 

O Wohnhöhr im Felfei»)jcwölb, 
GlutbeiTs und eiüg hinwieder, To 
80II denn Tcbeiden ich , "Vireli mir ^ nioliC 
Von dir, nlmnierdar, Tondem du 
VVirß mir dienen im Tod auch^ 

Wob mir, Tveh, wehl 
O arm HiUtlein Co ftbcrvoU 
Von TrAbfaien des Duldenden, 
Wo hernehmen nun Leibes- 
NothdurftV fiadea wo irgend ^roi, 

Brod mir bedr&ngten, zu reichen? wo Hoffnung IieT? 
DaTs auf mich in dip Luft 

Raffend durch fatifenden Wind die Harpyien 
Entführten ! denn ich ertrag*8 nicht. 



O 4it^lAck i>4in|if))olinc)i dodL 1^ 
]Und icjbnis^cbvoil ausfteLender, der 
^ie mit Meti robben u\tii% wx)Unen leb 
Dnjg^lAckrelieer kflnftigbin, 
^eiu hiufte]t>en fchoci hi^ XoU. 

Ach, ach, ach, ach] 
Nicrit mehr fahren mir Nahrung tm, 
^icht diu dl meine beTphwingte W#hr 
Mk gewalri^ea Armen 
Fah^n £e. i>eiin es bcfchlicfaen mich 

DunVfle Heden, verllecKte, becraglichc. • 
Und jo erblickt* ich ihn, 

Ahnliche Zeit , d^r mir diefet erfomnen ha£^ 
Belohnt mit meinen Qualen I 

In einzelnen Ausdrücken wird bauptfachlich «n 
dern feyn V. 153 Einhäujig für zu Hauf4^ V, Sb> -ver- 
kaufet Rait verhandelt^ 669 betajien , 67g dereiuß^ 
von vergangener Zeit gebraücbt« gj* fVelth£iland. 
vom Schlaf, HJaiW, 855 — 6^40» 846, S^ forg be- 
freite Laft , ' 1 142 frank (die Wahrheit gefteben ) und 
V.M7o;^ \n der Wortftellung aber &ud (blche Vcrfe 
fteif, wie 252: fVip kennen Jollt* ich, den ick nim- 
mer fonß gejehn? oder 759: PVasthund^mJollich? 
^30: ^ as mir ihatejl du! fVie mich hetrogß du! 
fbelklänge wie Felsjirand und JUenfcheufpur, JHefg 
Schmachreden.aus 9 lind Tehr feiten» Durch Dmcc« 
fehler ift V. 1316 lebend für lobend, und lofii oft 
für pftmml, wodurch der Vera zerftört ift. V. HH 
kapn die Vulg. erhalten werden, in dem Sinne: 
möchte* es meinem Eifer gelingen, einmal na«ioer 
rächendem GefvaU gienuy va thun» fie ganz anawir* 
ken ^n JaiTeii. 






W— fc 



wm^ 



KURZE 



ANZEIGEN. 



PHitOLOOiB* Chemnitz • b. Star]&e ; Hulfshuch zum erfien 
Cntju$ des loteinifchen Element arhuchs von Jukohs und i)S- 
ring, Fflr den Lenr* und Seyiß.«> Unterricht. 1 und a CurTut. 
igiö. Xrr u. 2208. 8- (» Rthtr.JfrgT. ) Der Vf. aiefet Bucht 
hat ßoh nicht genannt, waruiti ? virird ihm fein eigenes Ge* 
inrilTen Tagfn. ^s Ri^bt fich aber ^beoderfelbe aU Herauscre- 
her an, welcher die Hüifsbücher zum jaknhsifchen griechi- 
Tclien £lenientaTbuche an das l'agesücht befördert hat. Wir 
fviflen nicht , in wiefern er feinen Beurtheiler in dei- Hall, 
A. L. Z. V. J. 1809 annia(a«ndcr AusTpi flehe und fchnidhriipH* 
tiger Autfille befcbuldigen könne; crTehen aber aus feiu^xp 
ganzen Benehmen, dais er in^oirigibel genug Tey, um 
einer faulen Sache das Wort zu reden, und die Reclif- 
liclikeit und Nutzbarkeit Teinet Beginnent durch allcrley 
unhaltbare Scheingrflnde zu p^i-weüJen. £$ wHrde, wie 
«r Telbfl w^ohbneincnd zu verflehen giebi, vergebens Teyn, 
w^enn wir ihn durch weitlSuftige Widerlegung feiner nuih- 
faro hervorgefuchten ScheingrAnde eines Belferen zu beleh- 
ren fuchten. Wir können es daher nur bedauern , dafs fich 
ein Mann ron folohen Henntniflen , wie Vi^ der Vi Terrüth^ 
fo fehr erniedrigt, uim arbeitfcheue Lehrlinge und unwiflen- 
de Lehrer mit Efelsbrflcken zu verforgen. Leider nimmt 
diefe armfelice Art des Brodei-werbs To fehr ilberhand, daft 
•rethtliohe S<mulipjlouer kaupi noch ein ^iites Schulbuch zum 
methodifchen Unterrichte in der griephiTchen und lateini- 
"fchen Sprache aufzufinden wifl^n , dem . nicht der zu fOroli^ 
tende MiTsbrauch folcher EfelsbriVcken feine NuubaikeaC 
raubte. Eben der Itarke Abfatz Tölcher ßficher «engt von dem 
oneeheuren MiTsbrauche, welcher ^«mit getriel>en wird; 
und darum Tollte jeder rechtliche Msnn demlelben vielmehr 
tmck Hriften eiitgegeiuvb«iten , «k der Trigheic and UbIiiu»* 



df , die fich mit Zeitmangel oder Bädieramimh bemialel^ 
aus der Noth zu helfen, ^apirnti Jati Vi — \ ü. 

, balle, iQ d. Buchhandl. 4. WaiTenhsuTes : M. JecüPUmü 
Ccmordiae quuiuvr A'.lulana, Caj tnu ^ f ifniYrfT'rf ^niiaa 
mcii. In ulum fcholaruUi T^paratim typis exTc«iptae. lAio. 
VIII u. jßfii'. 8' (hg"*) l^«i; Abdruck diefer vier fcomötiicea 
des Plautus ift nach dtr göttinger, vonÜn. Sihmi^dsr beforr- 
ten Ausgabe ireranitaltet , und nach der Anmeikung S. Vnl 
zu Tchliefsen, war es Hr SJimirdfr Telbft, der ihn veraa- 
ftaltete. L er Herausgeber hat fich bey der Auswahl der Scficke 
mehr durch den uioraliGchcn, als Slihetilchen Werth derfelbcm 
leiten lallen; Dru^ und Papier Ea\d gut. .•» ee — 



Ohne Druckort : Bey trag zur genaueren Bffiimmumg itr 
Lehre von dem 'Gebrauche d^r Zeiten.^ bejonders in der lutri' 
^ifchen Sprache. Zugleich Einladung zu der atn 5 Qct. m 
haltenden öfPentlichen Prüfung in der ratzeburgifchea L>oi»> 
fchule. 1807. 37 S. 8. Hr. Üietz , Rector der £)oinrchale ia 
Batzebore:, prflft in diefer Schulfehrift mit der ihm eigcaea 
Grflndlichkeit die Grundfft^ze, die BrÖder und SckmdeUcdi 
Aber den Gebrauch der Zeiten in der latetnirehen,uiid f^ ^Jiy 



lind Dahonaie in. der franzöüfcheu Sprache auf^efiellt haben, 
und zeigt durch einleuchtende Heyfpiele, daTs der lateinifche 
Sprachgebrauch zur Darfteilung des Zuitandes , in 'weicheo 
die Begebenheiten, die man erzihlen will , anheben , <i«t Im- 
perfeotum, -* hingegen zur Erzählung der Begebenheiten fetbft, 
als Ver&nderungen, das Perfectum erfodere. Der Vf. hat hier 
blofs das Imperfectum im Indicativ vor hug^u gehabt, nnd 
verfpricht künftig den Gebrauch des Impertectums im C"»- 
^nctSv, tmd die gitnze Lehre von dtr Folge fl«r Zeiten et 
gcuM^ete» PrOfufig su untcrwerfett« 



• ^ 



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I E N A r s c n E 



4M 



ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG 



lUNIUS ^ % t 5. 



- RÖMISCHE LITERJTUR. 

LErPzro, 1). Weidmann: L. Annaei Senecae Phi- 
lo! opki Opera omnia <iHae fuperfunty fecogno« 
Vit et iXiii^rfLvhFridericus Erneßus Ruhkopf, Di- 
rcctor Gymn. Bielefeldenfis. Vol. I. 1797. XIV ü. 
590 S. Vol. II 1800. XVIIIU.370S. Vol. III. 1805. 
438^- Vol. IV. 1808. XXXII u. 414 S. Vol. V. 131 x. 
XVIII u. 450S. gr.8. (7Rthlr. 16 gr.) 

Jus ift jgewife keine au bpbe und unbillige Fodernng 
an den Herausgeber eine« Scbriftftellere aua dem Al- 
terthum, dafa er, ohne Sparnift der Zeit und Koßen, 
fich wo möglich aller der Hülfsmittel zu ermächtigen 
fuche, die in kritifcher und cxegelifcher Hinficht fei- 
nen mit des Schrifrßellers Geifte innif vertrauten 
Geift ^leichmäfsig; nntertlutzen , und fej« Verdienft 
um die Herausgabe der Werke delTelben bleibend bc- 
gninden können. Je mehr nun diefe-, feit vieler Jah- 
re Verlauf vernachlHÜigt, von beiden leiten der Hül- 
fe bedürfen«: defto höher fteigt das Gewicht jener Fo- 
dtrung, deßo mehr mufs derjenige» welcher fich, 
eritweder durch feinen eigenen Genius getrieben, oder 
d: rch den Buchhändler erkauft, zu folch' einem Ge- 
rrfaäfte beeiebt, fich beeijfern, ihr nachzukommen« Dal« 
die Schritten des Seneca, jenes philofophirchen Hof- 
mauns, hieher gehören, ift gewifs. Denn fo viel 
gefeyert auch diefer Schriftfteller in der alten nxiA 
neuen Zeit war, fo viel Troft und Belehrung man- 
cher, vom Staatsmanne bis zum Landprediger herab, 
ron jeher in den Werken delTelben gefunden haben 
nag: fo find es eigentlich doch blofs drey Männer, 
iie fich um die Herausgat]^ derfelben feit dem Auf- 
blühen der NVillenfcbaften ein ehrenwerthes und im- 
uerdauerndes Verdienft erworben haben. Jan. Oni- 
erus , Jüjl. Lipßus und /. fr» Gronovius bilden die- 
es preittwürdige Triumvirat. Über t\n Jahrhundert 
ft feit Letzterem verfloHen, wo nichts Erfpriefsliches 
ur den Seneca gefchehen ift, obgleich noch viele ua- 
»enutzte Schütze in Bibliotheken verborgen liegen, 
^on einem neuen Heraiisgcber fämmtlicher Schriften 
es Seneca konnte man wohl mit Recht erwarten, 
lafs er zuv^or durch vieljährigen Fleifs und Mühe fich 
D viel nur möglich kritifche Hiilfsmittel zu verfcl^af- 
en gefacht habe, um die vielen, fehr verdorbenen 
'teilen' des Textes zu verbellem und wieder herzu- 
tellen. Sehr bedauern wir, dafs wir diefesZeugnifs 
licht von dem neueften Herausgebc^r ablegen können« 
Ir. H. erhielt von dem Verleger den Auftrag diefer 
Ausgabe, den er auf Heyne" s Hath übernahm. Mit 
)eneca*a Schriften zwar fehr vertraut, untersog er fich 

/. A. l^ Z. 1813. ZweyUrBand. 



diefem Gefchäfte faft ganz entblöfst von kritifchenHülfii- 
xnitteln^ denn aufser dem Vorrath, den ihm Oruterus^ 
Li /ffius und Gronovius KuBgAben lieferten, beiafs et 
blofs die Collatiou eines erf. Codex durch Matthiä 
und die baCeL Ausg. 1537 FoL Mit diefen unterftützt» 
gab er den I Bd. heraus; zu den folgenden erhielt er 
durch Maries die CoUat. eines nürnb. und erf. Codex» 
nebß einigen alten, nnbenutzten Ausgaben. Nach 
beynahe vollendetem Abdruck des IV Bdes bekam ajr 
von Fefsler^ der eine neue Ausgabe des Seneca vor« 
hatte, reichliche Collationen, und die Hoffnung, 
noch mehrere aus Italien zu erhalten. Blofs heym 
V Bande benutzte er Fejslers Apparat : voüftändig und 
geordnet gedenkt er diefen und den noch zu erwar- 
tenden im VI BAe. zugeben, wodurch wenigftens für 
eine künftige kritifche Ausgabe geforgt wird. Sicht* 
bar hat dadurch die fortfchreitende Bearbeitung jedes 
Bandes, befonders des fünften, gewonnen, und 
drängt uns den Wunfeh ab, Hr. R. möchte früher be- 
müht gewefen feyn, fich in den Bcfitz diefer Hüifs.^ 
mittel zu fetzen.* Doch dürfen wir, um dem würdi- 
gen Herausgeber nicht Unrecht zu thun , nicht nnbe* 
merkt laufen, dafs er fich keine eigentliche Recenfion,^ 
fondem nur eine Recognition diefer Schriften vorge- 
nommen habe (Praef. Vol. I. p. IX); defdhalb glaub- 
, te er der Anfchaffang bedeutender Subfidien über- 
hoben zu feyn. Aber Hr. ü. bekennt es fpäterbin^ 
wie fehr er felbft bejr diefem befchränkteren Plane 
derfelben bedürftig gewefen fey, und tiefes Bekennt: 
nifs ift una genug. 

Durch diefe neue Ausgabe des Seneca erwirbt 
fich Hr« li, nicht geringe Anfprüche auf den Dank der 
Freunde diefes Philofophen; er hat auf die lobens- 
werlhefte Weife gethan, was er nur bey einem fo' 
foefchränkten Plane und bey fo geringen Hülfsmittelu 
durch eigenen Fleifs und Scharffinn zur Berichtigang; 
und zur Erläuterung des Textes thun konnte. Er hat 
den ihm zu Gebote ftehenden Apparat gefcbickt und 
befonnen gebraucht, den Text an fehr vielen Stellen, 
aus jenem oder durch Conjectur berichtigt, letztere 
aber blofs, wie fichs gebührte, in evidenten Fällen 
in den Text genommen. Zur Bewährung unferes 
Unheils führen wir aus dem II, III und IV Bande, die 
w^ir einer näheren Beurtheilung unterwerfen wollen, 
einige Beyfpiele an. Der II und III Band eptbält die 
Briefe des Seneca, die unftreitig mit zu den interef- 
fanteften des Alterthums gehören , ob wir fie gleich 
denen des Plinius^ wie Hr. ii. thut (Praef. Vol. IL 
p. VI), nicht vorziehen möchten. Wiewohl die Brie- 
fe nicht zu den verdorbenften Schriften des Seneca 
SU wählen find: fo giebt es doch in denfelben derStel- 

115 



♦« 



JENAISCHE ALLG. LITERAT ÜR-ZEITUN». 



404 



le» nicBt yfenigef. dje der Verbefferung. bedür&n^ 
H^ R' bat vielen mir Gluck geholfen,« und befonders,. 
was febr zu loben i(i, nimmt er ficB oft der von An- 
deren verdrängten Valgate mit gutem Erfolge an. So 
ruft er Ep. IV. JJ. i /// vir um philofophia tranfcri^ 
jfferit, wo Muretus in viros lefen wollte, mit Recht 
zurück , und erklärt traufcribi in viriim durch decla^ 
rari puhtice vir, Gut nimmt er fich Ep. VII. JJ. 5^ 
d£8 fixcipiunt an, wofür Gronov. recipiunt fetzen 
wollte. Ep. IX. 5. 1 ßeirt er cito weder her, das 
Pintianns und X>. Gothofred. ohne hinlänglichen 
Grund veränderten. Ep. XXXI. JJ. 4 zieht er die Les- 
art vitia confurgerc beyfallswerth der anderen vinci 
acßrigare vor, und vertheidigt infpira fehr gut ; eben 
fo brav gefchieht diefsEp. XXXIIL ß. 10 mit priorem. 
Lobenswerth tft es, dafs er Ep. LXVII g. 6 ohne Be- 
denken des IHneianus tre/Hiche und gewfs richtige 
Verbefferung omnium tormtnterum aufnahm, und er 
hätte &ch zu ihrer Beftätigung noch auf tormenta pa- 
tieriter ferre fl. 8 und pati tormenta $.11 berufen 
können. Groiwvs Muthmafsung ifb nichts dagegen. 
Ep. LXIX. JJ. 2 lieft er richtig amorem exutrw für äxzi- 
rere; wenn er aber Cicero d. N. D. III, 3 auf gleiche 
Weife verbelTern will: fo können wir ihm nicht bey- 
ftimmen. Kindervater hat die Vulgate gut erkfärt. 
Mit Rec. völliger Bejftimmung nabm Hr. Ä. , was 
fehon Muretns wollte, Ep. LXXI. JJ. ig rigida eß: 
ampUns für die Vurgate rigidari euidem amvlius auf. 
Trefflich rechtfertigt er Ep. XC. J. 6 die Vl^orie 
fparjos et e Caucajtis lectos^ die ausMifaverftändnifs 
fehr verdorben worden find, dadurch, dafa er fie auf 
tfert Prometheua bezieht, der nach Aefchyl. Prom. v. 
4!|J6 die Bewohner am Caucafaa bildete und untere 
richtete. Ep. XGVII. J. 9 non praenuntius eß tan- 
tum ad vitia , fed praeeept&r : fo verbefferte Hr. R, 
gewib richtig für das finnlofe fed praeceps. Ana 
dem IV Bande , welcher de Senef. tibr. Vlh — Rpi- 
grammtUa Juper exilio^-- und de inerte Claudii Caeß 
XK^uxumUfsty führen wir blofs Einiges an. Indem 
gedankenreichen V^erke de Benef. , daa Hr. R, , als das 
|üngfte Geißesproduct des Seneca ( f. Praef. p. XIII), 
suletzt unter die philof. Schriften fetzt, billigen wir 
es, data er Lib. f. c. 3. J. 7 ratio commendat vel 
oratia vertheidigte. Un bezweifelt richtig verbefferte 
er 5. 9 late partientis für late patentis\ welches mit 
Eurynomtf daa Seneca hier etymologifirt, gar nicht 
vereinbar ift. Eben- fo brav nimmt er fich c. 13. jj. i 
der Vulgate delatum honorem gegen diiutum an , das 
Gronov* in Text fetzte. Lib. IV. c. 6. §. i verbef- 
fert er fehr glücklich omijit terra ^ und Lib. VI. c. 31 
J. 4 ftellt er beyfallswerth paucijjlmi ßßcnt für fus' 
tinent her. In der Schrift de m. Cl. Caef, Ludur^ 
wobey Hr: 21. feine Vorgänger fleifsfg und befonnen 
benutzte» behält er c i. J. 4 die Worte quod viderit, 
die durchaus nicht wegbleiben können, mit Recht 
bcy, und c. 3. (J. 1 verbeffert er ohne Zweifel richtig 
eriiciandus ejjet. Der Kürze wegen übergehen wir 
noch niehreresBeyfallswürdtge: wozu wirauch rech- 
nen, dafs er, die fonftige Ordnung der Gapitel bey- 
bebaltead, am Rande Paragraphen einführte, wo- 



durch der Gebrauch. di«fev Ausgabe febv^ erleich- 
tert iA. 

Dafs aber deffen ungeachtet manche jStelle geblie- 
ben, die von Hn. ü. entweder gar nicht, oder 
wenigfiens nicht gfücklich geheilt ift, diefs wollen 
-wJr nun durch einige Beyfpiele beweifen, wobey 
wir felbft vielleicht etwas zur Verbeflerung de« Tex- 
tes beytragen können. Ep. VlII. 5. 3 ift dfe Stelle: 
aut f altem rectis aut temet jruerc. Qui hoe faciunt^ 
non evertit fortuna^ fed' cernuat et allidit, gcwiH* 
verdorben. Seneca fpricbt hier von der SchUip&ig- 
keit des Lebens deilen , der die gefährliche Gunft der 
Gcofsen geniefst: hu jus eviinentis vitae exitus ^ fagt 
er, cadere eß. Er empfiehlt daher das Zurückziehen 
in die Einfamkeit, und den geiftigen Selbßgennb: 
den, d^r diefs tbut,. fährt er fort, ^on evertit Fortu- 
na ^ fed cernuat etc. Wer hebt nicht, daf» hier fed 
ganz ungefchickt ßeht? Rec. fcblägt daher die Vct- 
beHerung vor: non evertit fortuna^ nee cernuat etc., 
wodurch eine Klimax entfteht, die dem entbohis- 
mirten, frifchen Gemtith des Seneca wohl anfteht. 
JS^ec und Jed find, wie Andere bemerkt haben, von 
Abfchreibern häufig verwechfelt worden. Rectis er- 
klärt Hr. R, gut durch honeßis ^ o^al^; wenn fr 
aber fortfährt: aut his honeßis ^ qnae fortuna oßert. 
fruerCf aut ejus beneßcia afpernans, tibi vioei fo 
fcheint er den Sinn der Stelle nicht recht gefafat zu 
haben. Rectis frui ift wohl nichts anders als reeti 
honeßique eonfcieutia uti eaque fortem effe adver fus 
fortunae tela^ wie fich Seneca anderswo ausdrückt. 
ob nicht vielleicht dicfe Stelle etwas gewönne« w^enn 
man At faUem läfe, will Rec. dahin geftelU feyn laf- 
fen. — Ep. IX, JJ. 3 Sed quae ßbi delunt^ num de- 
ßderat? Non deeffe viavult. Aus dielen Worten be- 
kennt Rec. nicht viel Sinn herauszubringen; Hn.ÄV. 
Erklärun|; liegt mcht in deu Worten. Vielleicht be- 
kommt diefe Stelle Licht durch eine gerihge Verän- 
derung: quae ßbi defunt, non deßderat: num 
deeffe mavult 9 welche durchs Folgende : non ut ve- 
^^ ^Jf^ß"^ amico^fed ut poßit, beftätigt wird. Num 
und non find häufig verwechfelt, f. Senec. d. Benef. 
IV. c. 6. — Nicht recht will Rec. die Richtigkeit 
der Worte: Quod iuter nos ßt, ego etc. Ep. XII. 
J. 2 einleuchten. Ohne Zweifel ift etwas her^susge* 
fallen; etwa: quod (i, e quantum temporis) in- 
ter nos ßt, vi de: ego etc. Hr. IL fagt: faeete 
dictum tf/?, ohne es zu zeigen ! — Den Sinn der fehr 
dunkeln Worte Ep. XIV. §. 14 non damnatur latro, 
quum occidit, aus welchen fich Lipfius und Gronon. 
nicht finden konnten, giebt Hr. R, mit den vorher- 
gehenden fo an ; conßlia in poteßate mea funt , fed 
exitus in fortunae manu. Itaque aliquid e^dverä 
ajferri poteß , interßei poffum a latrone^ etiamß — 
non damnetur. Allem Letzteres liegt, nach unferer Ein- 
ficht, nicht in den Worten. Richtig ift gewifs die 
Verbefferung : at aliquid vexationis affert^ aliquid 
adverß : nam damnatur latro etc. So hatte Rec vcr- 
belFert, ehe er des JLipßus Ausgabe auffcbing, wd- 
eher nam aus Mfpten. anführt: welches Hr. IL gar 
nicht erwähnt. Der Sinn ift: Fortuna ^ qua^ d* 



40« 



J- U N I 17 8 > 8 t S 



40« 



^roentu lilerorum eonßUörum judicat, adverfi quid 
ttOHHiaiqnam aßert : nam latro^ cui ab initiolibera 
^el oeeidendi vel nan oecidendi voluntas fuit^ pet^ 
aeta caede ^ fortuna ßc dirigente^ damnatur^ poe^ 
Tns afficitur. — Mwretus liefs wohl mit Grund £p. 
■XV. ö» * die Worte tf^o valect weg, weil fionft, der 
Parallele wegen , Seneca darauf hätte Tagen muffen r 
Ji pk. , bene ejl : ega philo fophor. Sie rühren gewifa 
T'on einem Abfchreibet her, dem die ciceronifche 
Formel im Kopfe war. Hr. li. konnte üe, yvieLipß 
xtnd Qronov.^ wegTalTen. — Ep. XVIII. $. i mochte 
Kec. für quo quum maxirne, daanach ejt und quo fehr 
-matt ift, lieber quam maOkime\ehn\ hingegen j$. 5 
liäh et ad modicas cöena^ g Wie Muretus wiederher- 
fiellte, für allein richtig wegen des folgenden paupe^ 
tum cellai. S. Cicer. de Senect. c. 13. J. 6 ed. Wetz. 
',,modicis convioiis deiectari'\ cf. Plin. Ep. III. ^ 12. 
fj. I ed. Gierig. Hnr. JYs. Verbefferung ad mundas 
'-cäenai i^ ein nnnöthrger Einfall. — Ep. XX. JJ. fi 
-verbelTcrt Hr. R. nicht übel': ut et ipfe ubiqftt par 
^ibi (f.ßbi) idemfueßs (f: ßi}i doch ift vielleicht 
•die Vulgate zu behahen, wenn m%n ßapiens aua dem 
-Torhergehenden ßapientia hinzudenkt. Gleich darauf 
-keifsr es: fapientem ntio iturum gradu ^ fed una 
-via. In demfelben Briefe JJ. 9 heilst es : Nee ego 
Jßpieuri angelus Jcio^ an etc. Rec. gefteht» nicht 
-recht einzufehen , wie Hr. FL das ungefchicfcte und 
dem Seneca ganz nirwürdige Wort angelus behalten 
'luid lagen konnte: faeete Je Eplcuri angelum appel* 
lat. I>enn abgefehen davon , data Seneca gar keinen 
Griind hatte, ein im fpäteren Kirchenlatein erft einge- 
führtes Wort für das eigenthümliche nnntius zu ge- 
'brauchen (denn auf die vorgebliche Freundfchaft 
^xnxl dem Apofbel Pautus wird man fich hoftentlich 
*iiicht berufen !) : fo ift auch nichts ungefchickter, als 
def Sinn: ick , der y er künder derLekrßätze des Epi- 
€urus9 weißy nicke f ob etc. Was wäre das für ein 
-Verkündiger von philo fophifchen- Lehrfätzen! Und 
•wie kann fich Seneca« ein ftrenger Stoiker» den Pre- 
diger der epicureifcben Lehre nennen? Defshälb 
doch wohl nicht, weil er mitunter einige Weife, 
kemhiafte Ausfprüche des Epicnr anführt und em- 
pfiehlt? Nidhts ift unpaffender, als diefes Wort. Dafs 
übrigens die Stelle verdorben tey , bezeugen die 
«Mfpte., von denen einige anguhus^ andere aemulus 
haben. Hr. R. prüfe unparteyifch folgende Verbefla- 
rnng : Nee ego Rpicuri inquilinus ßixy ete. Sene- 
ca fagt Epift. CVin. j$. 5 von folchen, die einen^ Phi- 
-lofophen zwar fieifsig hören» aber feine Lebrfätze 
nicht annehihen und ftreng befalgeti :' qnos ego non 
dijcipuhs pkiloßopkornm , fed infuilinos voc0. 
Konnte nun er, det ^wür des Epicurus^ Schriften 
fleifsig'las, aber, der Stoa treu, nie feine Lehren 
billigte und befolgte, nie fein eigentlicher Schüler 
und Anhänger wurde, nicht fchicklich von ßch fa- 
•gen : nee ego Epicnri inquilijtus ßcior^ ich , der ich 
Jcein Eingebomer im Garten dea Epicurua, fondem 

f^leichfam blofs ein Mi&thmann bin, weifa nicht u. 
. w. So erft erhält diefe Stelle einen fcbicklichen 
Sinn* Übrigens denke man fich, wie inquilinus com" 

pmdiarifcA ge^hri^ben au«üebt:< fo wird es mcht 



räthfelhaft feTU, wie eJn unwilTender Abficbrciber 
das ihm bekanntere angelus dafür fetzen konnte. 
Durch Fincianus endlich, der aus Mlpien inquit 
Epicurus verbefferte, erhält inquilinus fehr viel Be- 
ftatigung! Ep. XXVIL g. 3 lieft Hr. R, non quidem 
eejfatur adhucf [ed ßeßinetur ; allein richtiger fcheint 
ftjlinatur au feyn, das in allen Codd. fich findet« 
Für das matte adkue möchte Rec. lieber ad koc ife^ 
gaudium pervenire, v* Benef. VI, 34- ß. 5) lefen* 
g. 4 durfte Hr. R, noverat durchaus nicht Aeben laf- 
fen, weil es die ganze Stelle verwirrt. ^ Grojiov. 
fühlte diefs recht gut* Eben fo mufs unftreitig im Fol- 
genden für tarn prpperanter geleCen werden 5 tarn 
per per am f quam ille — perjalutabat , wie fchon 
Gruter herausgab. Der Sinn ift: Kein alter Sclave 
(namenclator') nennt feinem Herrn die Namen feiner 
Miifclaven h fehlecht ^ d. h.^ fo unter einander her, 
als jener Calvijius Sabinus aus Mangel an Gedächt- 
nifs die griechi leben und trojanifchen Heerführer un- 
ter einander mengend hernannte« Gefchwindigkeit 
(properantery im Namenherfagen war kein Fehler! 
Ferjalutare i. q. imncupare ^ vocare^ cf. Horat A. P- 
V. 87- Curtius VI, n. 23, und die mit per aufammen-^ 
gefetzten Verben liebt Seneca, z. B. perbihere Ep» 
XXXVU percurare Ep. XCIV. g, 13* — Ep- XXXI. 
J. 9 würde Rec' mit Gronov. lieber nihil horum pa* 
titur vetußatem für non^ patitur lefen : fo kommt 
Ep. XXXVI. ö- 4 aetatem pnti^ alt werden» vor. — 
Ob nicht Ep. XXXVIIL JJ. fi oratio dem ratio r des 
Zu fammen banges wegen , vorzuziehen fey , will 
Rec. nicht entfcheiden. — Die fehr dunkle Stelle 
Ep. LV. iJ. 7 lieft Hr. Ä. fo : Speluneae funt diiae 
magni operis ^ cujus laxo airio partes manufa^ 
etus, und erklärt fie: cavernam naturalem arte 
emendavit , ut pariete exßructo laxum atrium fa^ 
eeret;: wo aber in den Worte» eine anßöÜBige 
Härte ift. Um die natürliche Befchaftenheit jener 
Grotten zu bezeichnen, fchrieb vielleicht Seneca: 
Jpelwicae — operis, laxo atrio par es manufa* 
cto. Schon bey Erasmus ift cujus weggelallen. Bey-. 
läufig bemerkt Rec. noch, dafs JBurmann. See., delTen 
Bemerkungen zum Tibullxis /. H. Voßs benutzte, aus 
einem amfterd. Mfpte. ^ 5* ^i^^'" cupiditatum •— in- 
felicitas religavit für relegavit anführt,, daa yojs 
(Krtt. Beytr. Zr Tibull; S^ 239) zu billigen fcheint. 
All'ein relegavit, i. e. ablegavit in folitudinem^ ift 
richtig. — Ep, LVI. JJ. 3 konnte Hr., ü. des Li- 
pfius unbezweifelt richtige VerbelTerung Crifpum für 
iJkry/ippum skvitnehxaen. — Ep. LXII. {. i. fcbtint 
gelefen werden zu müITnr: quum ^* non tarnen mU 
ki ab du cor für abdueo» Weil die ILWifk mein der 
That zu hart ift^ *^ Ep% LXVIII. jj^ 11. Jtäec nf- 
tas — jann disputavit ;- jam ^itia etc. Rec. wun- 
dert fich ungemein , wie Hr. H. das ganz uafchick- 
liehe disputavit beybehalten und nmt amplius dispu- 
tando tempus terendum ejk etc. erklären konnte. 
WilTen Mvir nicht aus dielen Briefen ^ dafs Seneca 
noch als Greis an gelehrten Disputen Theil nahm?^ 
Richtig verbelTertc Fincianus defpumavit^ was 
durchs Folgende, durch de Ira H. üM), 4 und Ep% I C. 
^^ 04 begründet wirdi. und roa Gruter.^ Lipf und 



4»T 



J, A. JU. tZ- JUNI P 8 



? 



8 t S- 



«o« 



&ron. aufgenommen worde. — Der fefar verdorbene 
Anfang tlp. LXXU mufs» wenn er Sinn bekommen 
Toll , vielleicht fo gefchfieben werden : Ouod qua0 
ris a me^ Heueret mihi , v ß refneditari p ofje m. 
Sed diu non tetentaoi memoriam meam: itaque non 
Facile me f^quitur^ So verbefferte Kec. » ehe er def 
Lipfius Ausgabe einfah. Den Sinn^ traf Hr. iL 
richtig, allein er liegt nicht in der von ihm befolgten 
Lesart. Die Stelle ift noch, nicht geheilt: vielleicht 
fehlt nach per fe etwas! Die fehr corrapte Stelle Ep. 
LXXIX. 5. 4 hat durch Hn^ Ä. keine Verbellerung er- 
fahren; ohne Codd. ift wohl auch kein Heil für &d 
ftu erwarten.. Bekanntlich bediente fich ihrer PVcrns^ 
dotf Poet. Lat. Min. T. IV. p. ii, um das Gedicht 
Aetna dem Lucilius^ Junior zuzueignen« Späterhin 
thut dieCs nun auch Fr. Chr, Matthias. G<*gen bei^ 
de erinnert Hr. R. (Praef. Vol. IL p. XII), und, wie 
wir glauben, mit Recht, daft aus den Worten done^ 
Aetnam dejcribas — et ^ — attingas blofs hervorge- 
he, Lucilius folle in feinem Gedichte -von Sicilien 
diefen Gegenftand, wie Virgil und Ovid, nur epifo* 
difch berühren. Wohl fühlte diefs/T^erwxJoi/ auch : 
merklich ift in feinen Worten die Ängftlichkeit , mit 
welcher er fie zu Gunften feiner Hypothefe erklärte. -^ 
Ep.LXXXllI. g. 18 nimmt H. li. Gruters Emendation 
meruit auf: allein mehr durch die Vulgate, fo wie 
durch den Zufammenhang , wird Lipßus Ver- 
belferung debuit empfohlen » der daher auch Rec den 
Vorzug giebt. — Ep. LXXXIV. jj. g. Puto aliquan- 
do ne intelligi quidem pojfe^ fi magni viri. nee enim 
Omnibus^ quae — traxit, formam Juam imprejßt. So 

faben diefe Stelle Grut,^ f-'ipß ^^^ Gronov. Hr. 
L. vcrmuthet, nach feiner Ü berzeugung, fehr fcharf* 
ünnig, dafs in dem Worte vLri der Name Pirgilii 
verdeckt liege, und nahm diefe Vermuthung in den 
Text. Allein Rec. hält üe für fehr unpaflend ; denn 
nicht zu ejr wähnen, dafs hier, wie das Vorhergehen- 
de lehrt, von keiner poetifchen Nachahmung die Re- 
de fey: fo wird dadurch, nach unferer Einücht, der 
Sinn der ganzen Stelle verrückt, ßey^ m. f irgilii 
müfste man doch aus dem Obigen imitaris orationem 
fuppliren: aber wie pafst diefs zum Folgenden? Kec. 
hält daher nicht viVf, fondem nee enim für cor- 
fupt, wie auch die Codd. bezeugen. Fincianus 
fand in einigen Codd. fi m, viri ingenium^ wo er aus 
der Schreibart incenium die Mifsgeburt nee enim her- 
leitet. Rec, der diefe Lesart nicht; wie Hr. /{., für 
ein Emblema halten möchte, verheuert daher : po/Je^ 
fi magni viri Ingenium Omnibus^ quae. ex quo- 
öiie, velut exempiari, traxit^ formam fuum im* 
prefßt ete. Quoqu» gab Erasmus. Seneca lagt; man 
Könne das Nachgeahmte nicht allemal erkennen, weil 
der Geift eines grofsen Mannes allem , was er von ir- 
gend einem, gleichfam von einem Mußer, annimmt, 
dennoch fein eigenes Gepräge aufdrückt, und zur Ein- 
heit und Ganzheit bildet, Diefer Sinn wird durchs 
Vorhergehende und Nachfolgende beftätigt!-^ Hr. Ä. 
läfst fich von feinem lobenswerthen Streben, die nur 
erträgliche Vulgate jeder noch fo ingeniöfen Conje- 
ctur vorzuziehen, zuweilen zii weit führen. So 
deucht et uns Ep. LXXXV. $• 4> wo er eine der 



glücklicbften Verbefferungen r*W«lcfae Lipßus voif»- 
Xchlagen, verwirft, und dafür die unhühbare Vulgatf 
laudt'us auf «ine durchaus nicht genugende Weife «n 
veriheidigen lucbc — Ep. XCI. $. s ift die Viil|^ 
te quaeritur vfoiA richtiger, als qua^ri: wenigftfi»# 
^arf dann nach . credat kein Fragezeichen ftehen. 
Übrigens erklärte Qraevius Lect^^Heüod. p. 45, wo 
er die Vulgate billigte, diefes Wort richtig durch dm- 
ßderars^ vermiJTen^ wie das gricchifche ^>>rfc7v. & 
Burmann z. Ovid. Met. II, 259. — Mit Unrecht 
fcbliefst Hr. ti. Ep. XCIX* jj. so die Worte : qtugnt — 
locatur als untergeCchoben in Klainm«:ra. Solche 
Tautologieen (ind im Seneca nicht leiten. ,£p. CIV. 
j$. d2 mochte Rec. nicht mit Ha. ii« ad partum billi- 
gen, was ihm ganz unpaflend deucht; ohne Zwei- 
fel ift es aus dtrm kurz vorhergehen flen portus enl- 
Aanden. Will man nicht aperte bey behalten: fo w^- 
re die Änderung in aperta teia i. e» imminentia^ 
pericuLofa fehr leicht. Die Wortp Ep. CVIIL j. sä 
qui non — oderat gib Seneca wohl nicht jq der Ord- 
nung, und fie bewürfen ge^iCf der Verfetsung, die 
Lectius vorfcblug nndJJpfius billigte. — kp. CXX. 
0« 1 möchte Re<c. mit i*iiuian^ und ikiuret. lieber pri' 
ma noiitia lelen, weil jj. ^ prima b. h. notitia vo«>- 
kommt« — Die Worte Ep. GXXI. $. fii NaturaUs -i- 
praecipit bekommen vielleicht mehr Klarbett durch 
folgende Interpunction : Nat. — Junt fint uUa cogi-» 
tatione ^ quae hoc dicit; ßne eonßlio fit^ quidquid 
j^Mtura praecipit. Bequem Könnten die Worte: ^ua€ 
hoc dicitf mit Muret, und Gronov. weggelaAen w^ei>- 
den. Aiu Hn. ÜV. Erklärung ift Rec. nicht recht klug 
geworden. — , Eine fehr verdorbene Stelle hat Hr. IL 
Ep.CXXli. jj.4 ftehen lallen: itaßne uUa exmreiiaiiO' 
ne jaceutibus, tumor pigrum corpus invadit et J per'- 
ba membra iners ßagina fuccrejcit. Wovon Juperba 
membra^ die Hr. ü. egregia gloli^rt, abhängen, ficht 
Rec. nicht ein. furneb. Adverf. XXVI. aocorrigirteaua 
Cod. Palat. etfub umbr'a^ das wir gleich näher beieocb- 
ten wollen. In anderen Codd. findet fich membra» Rec. 
vermuthet, dafs die Ahulichkeit der Worte membru und 
umbra hier Verwirrung hervorgebracht, und fchlagt 
daher als Verbefferung vor: et fub umbrm membra- 
rum iners fagina Juccrejcit» Die Sylbe — rum ging 
durch das folgende iner^ verloren. Sub umbra , wa> 
^durchf wie Ichon die Lexica lehren , Mujse^ ruhiges 
-Ueben ausgedrückt wird, entCpricht ganz dem vorheiw 
gehenden Jub vbfcuro eontinentur. VergU befondeit 
de Benef. IV. c 13. J. ö : ^^inertis otii facere cor- 
pufeuLum ^^Jüb deufa umbra latitare — eorpora igma- 
viajaginare.** ,f>er Vergleichungspunct ift aan treC- 
fend. Hr« jR. tagt : avibjis au(em taiibus matnbra Jm- 
perba benp conveniunfi allein hier im Kweyten Satze 
ift nicht flaehr von dem Federvieh , das auf der Ma& 
fitzt, die Rede, fondem von den Menfchen, die im 
müfsiger Trägheit in ihren Wohnungen ohne Bewe- 
gung, wie das Fed^vieh im Käfich, fitzen > and ih- 
ren Körperpflegen, wodurch iners m&mbrorum Jogi- 
' na Juccrefcit. Hr. R. möge dief» Verbeflerong n!kam 
und un^arte^ifch prüfen. ^^ 

( Der BefMuJs, folgt im nächftem SW^y 



4«* 



T E N A I S C H K 



4»» 



ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



i* 



Jt7NIU$ x8>3- 



itaHM* 



RÖMISCHE LITERATUR. 

Leipug, b, Weidmann i /.. Anunei Senäcat Fki^ 
Lofophi Opera amtUa ifuawjuperßtnt^ recon>o* 
Tit ^t illaftravit FridericusErneßus Rehkopf ^c 

f^B^fchim/e der im vorigen StA^ abgebrochenen Aecenjlon,^ 

Jtlip. CXXIii. DuhkamuSf ijued juvnt^ fapert ^ et 
aetati voiuptates — • ingerere? Hr.ü. gi^bt den Sinn 
dierer.W4>rte fo an: cejjamus hoc praejerre et proba-- 
re, quod honum eü , et fapientiam vmuptate metiri f 
vat ni€ht* m'dM Wbrteff s« liegen rcbeint? viel we- 
niger wird dadoreh da« ^vAbfst^ Japtre tmanßöCrig 
getaachu Muretus führt an : facere^ was offenbar au« 
dem obigen faeere omnia liiere gekommen ift. Rec 
fctilägt diefehr IdcbteVer&ndernngt duhitamuSf^uoä 
ifwat^ c apere ete, tot, wodurcb die Stelle rolle« 
liicbt bekommt. Seneca läftt hier einen £picureer 
feine GrundOkzelürsem, und wer denkt dabey nicht 
an den Rariiide« glekbgeünatett Hocas: Dona prae* 
£entU cupB laetus horae ett. P 

In der &:hrift de Beneßeiis find una w<^ 
nige Stellen aofgeßofaen, wo uns Hn. Ks. Be- 
handlang nicht eugefagt htttte. Wii' wollen die an^ 
fiöfaigen Stellen aufführen^ L'ib. I. c. 7- 0- ^ 
muCs ea» wenn Rec. die Stelle richtig gefafst hat, 
dnrchans tanquam nofi recepturus heifaen, weil Se- 
neca cevade darauf dringt, man miifTe Wohlthaten 
erweifen , ohne anf Vergeltung su rechnen. Die Ne- 
gation verfangt auch daa Folgende. Hn. Ks. Erklärung 
qtU dedit ieneßcia tawjuam recepturus^ iibenti ani" 
mo id faeere fo^t^ i(lr dem Sinn der Stelle zuwiden 
— Die Stelle Lib. IL c. 8* $• >• Tametß inquietudi^ 
nem effuger^ Tiierius ne hoc ^ifuidem modo , quo vU 
tabatf potuit^ Ccheint durch eine Mche Wiederher- 
fiellüng mehr verloren« ak gewönnen zu haben : denn 
dadurch ift fie änlaerft hart geworden. Die .Vulgate 
ift : Tarnen uufuU effugere — quod i^itabat , potuit. 
Hn /L will nach Verülgmig de» potuit verbeffern: 
Tametß ne^fuiit Rügens — quod'vUäbat; allein vej^ 
^wit vor ne'ijuiaem will una ni^ht zufagen, und die 
Stelle veiüect dadmncb ihre Härte nicht. Genau fich 
an die Volgate hakend verbeiTert Kec. i Jt tarnen^ 
inquU^ eßugere T. ne hoe quidem modo ^ quod vi" 
tabat. potuit, . Die Sylb« M ging durchs vorbergei- 
hende Wort caufa verloren; inquit gebrauchen die 
Römer, und ganz vosztiglich Seneca, wie die Grie- 
chen (|))|<ri» iinkVf i\9yhv. dann, wenn fie eine Ein- 
wendung, Gegenrede mehr hervorheben wollen , ob- 
gU»ich Kine eigentlich d«zwifchen redende Perfon 
^ ift. Hn..jB. jdi dieCer Sprachgebnnich nicht unbe- 

/• A. Lf Z% i8i3« Zweyter Band* 



kannt (S^ de Benef. H. c. ai. jj. J, wozn man 
kann Heinecke Änimadv. in luven, p. fl2, L, Bos £!• 
lipT. gr. p. gs ed* Scbaefer) ; allein er vergaTa ihn hie* 
bey anzuwenden, f^itabat gih fo viel , als vitarp 
voiebäc l)er Sinn hat k^ne Schwierigkeit. — Hr, 
ÜR. bemerkt fehr richtig, dafs Cap. iß. §. i daa. Wort 
vefanns einen fehr ungefchickten Sinn gäbe, weil 
Seneca zum Lobe des Alexander gleich fortfährt et 
qui nihil animo non grande conciperet. Rec. hoftt 
diefer Stel^ durch die Veränderung eine« einzigen 
Buchftabens mehr Gewandtheüt und Licht zugeben: 
Alexander donabat vefanus ^ at qui nihil etc. Se* 
neca nennt hier den Alexander, feiner leiden fchaftli* 
eben Beurtheilung deftelben gemä^fa, vefanus^ aber 
die Gröfae (eines Geiftes und feiner weit&usfehenden 
Plane konnte er ihm nicht abtprech/^n. — Lib. III, 

c. ift. 5- ^ "^^ ^^' -ß* praeterea mit fuperiori vet- 
binden; und den folgenden Satz mit atfervos anfan- 
gen: was, nach unlerer Einficht, gar nicht geht. 
Rec. hält praeterea mit Lipfvus als Erläuterungsparti- 
kel für richtig.— Unrichtig ift c. JS. J. 2 von Hn. Ä. 
hinter vincatis ein Komma gefetzt, und optojjtes aut 
deßcere bezogen 'worden: welches weit fchicklicher 
mit vincatis verbunden wird- Die Altem wünCohen 
von ihren Rindern an Wohlthaten übertrofFen zu wer- 
den : denn ^. i heifst es ipjis patribus id volentibus 
laetisque etc. - — Im 37 Cap. 5. 3 h^lt Rec dife Wor- 
te ante ad tempus für acht. Vother (ante^^ efae Maft- 
lius vom Volkstribun Pomponius verklagt wurde« 
hat er feinen Sohn ( ob adolefcentiam brutam et he» 
betem) anf einige IZeit^ eine Zeitlang ^ad tempus, cJF. 
Liv. XXVII, 42) verwiefen. Hn. IT j. TorfcWag ante 
a republica rel. ift äufserft kühn; follte etwas zu än- 
dern feyn: fo könnte vidleicht in dem verdorbenen 
ante das Wort urbe Hegen : denn Liv. VII. c. 4. p* 
601. Gron. fagt: extorrem urbe und Cicer. Oflic. lU. 
c. 31. 5.6. Heufing: ruri habitare juffxßeU Der Irr- 
thum des Abfchreibers in urbe und ante wäre nicht 
zu Ich wer. — • Lib. IV. c. 15. J- 4 niöchte Rec lie- 
ber die Lesart parvis für pravis vorziehen: denn A/ej[- 
nen Kindern , nicht ungezogenen (pravis), pflegt man 
iiurch die Finger zu fehen. — Cap. 3i. jj. 2 verbef- 
ferteHr. Ä. nach Lipfius: ^uid? Tu, quam M. Sc. 
Cof, faceret , ignorabas ancillarum etc. , obgleich 
alle Godd. und Editt. faceres habeü, und bezieht 
faceret auf Fortuna, von der aber gar nicht jie Re- 
de iß: eher hätte Providentia aus 0. 1 hinzugedacht 
werden müITen. Allein die Vulgate ift gar nicht fo 
'finnlos, wie Hr. R. fpricht. Seneca, der hier in Af- 
Cect geräth , redet den Aehntius Liberalis^ an : diefs 
lieigt ignorabas t welches fich* hej faceret gar nicht 

114 



lialten könnte , nnd TOrzäglicb f. 3 homintm — ad 
faCees et tribunat a-ämißjii'? nlnlkl) ü Aehiiti ■ t.i>- 
iM-aMi-l Wenn/aMr»^ za ünfferA wav^ f<>4uff(e «ucb - 
hier admiß/ii nitht flehen bleiben. Dieres ganze Ci- 
pit<l rchneKIehr fühlbar Seoecain dex haftigawn.fi— ■ 
müthabevregung ; darf es un* daher auifallen, wenq 
er, unwillig über die Wahl jenes SchDufilsy des Mi'- 
merou Scaarns, zum Confnl, dem ybi^nUs VorwTÜr-. 
f* marüt? Vhrir^nnlfi #s -wnhl keine za gewagte 
1 ÜB etwas Kur Wahl 

I lillfchweigend zu- 

1 eben jetzt fehr b^ 

^ ht vrimdern, dab 

• i 'e macht. Unpac- 

I wird hoffentlieb 

] bbriogea. Lib. V. 

t_ _ __ _ . \, nnd Editt. ßte- 

cumbunt vitia virtutibus, ß. iüa concito odijfe pro- 
peraverh. Dafs concito verdorben iß, liebt Jeder: 
Muretut verbefferte nOK «((7, weichet nicht fo oifc- 
Tecfat iß, >1s ea Hn. Ü. erfcbeint. £r felbil Terbef- 
fert: ß illa hoc fcito odijfe prajper.averis.; 
jnil folgendem Sinn : ß ißa, quam tibi praejeripfißi, 
normo legeque oderfi atque ita projperafeceris, jiv^ 
in virtuler mutaveris. Er erklärt koe feito durch 
hae ratione, oiid fährt fort: nee proper averii 
liare potuit , quum wütgis de mora, quam dt prO' 
peratione h. l. Jermo fit. Rec fuhrt ab&chtUch die 
eigenen Worte d«* Hn. JL an , wodord» er der Mühe 
iiberhoben sn Ceyn glaubt , das Unßatthafte diefer fo- 
gar in Text gerückten Verbeffernng and Erklärung 
weitläuftiger darzulegen, und daa Urtheil dem Lefer 
überlalTend, verbelTert er, mit Veränderung eine« 
ieindgen Bncbftabens, aUo: ß illa concita {i. 0. «x> 
fiitat», orta vitia) odijfe properaverit. Der Sinn 
ift einlcncbtend : wer tiefiiint ficb nicht an da« be- 
kannte: Principiit ohßm etc.'i cf. Cicer. Orat. PhiL 
V. c 11. „Omne tnaium nafcens Jaeile opprimitur." 
— Cap. 34. Jj. 3 werden vielleicht die Worte puto 
oh hoc — adduceret nicht unpalTeild io Parenthefe 

f;ercbloffen. — Lib. VI. c 8- fi- 2 wundert ßchaec. 
ehr, wie Hr. R. dea ß. Jgricola trefiliche Verbeile- 
rnng Saepe teßis für da* ganz falfche Saepe hoßij 
unbenutzt abweifen konnte. Der ganze ZuCammen- 
liang fpiicbt deutlich für ihre Richtigkeit. Haßij 
erklärt Hr. R. aeeujator: nnftreitig befann er tich 
nicht, daFa hoßit, blofs vom Feinde im Kriege ge- 
fagt, hier bej einem Priva^rrocelfe gar nicht Sutt 
finden könne. — Lib. VII. c. 31. ö-i mifsfaiU Rec. 
fehr vi traetvs . daa hey non amet keinen guten Sinn 
^ebt.. Die befien Codd. geben injuriatus, und Rec. 
nSgt kän Bedenken , diele« Wort als die wahre Lea- 
■rt - zu vertheidigen. Freylich bedient Geh des Wor- 
te« injuriari bloT« Seneca de Conß. Sap. c. 9. j. 1 
Omne -r~ fan>it et injuriatur, wo LipJius und befon* 
der« Gronau, unglückliche Änderungaverfuche anßel- 
len; allein es wird durch Teriull. adverT. Gnoß. 6. 
und vorzüglich durch die Analogie anderer Verben 
». B. luxuriaritferiari-, infitiari u. f. w. gerecht* 
förtiget. Derfamve Gebrauch d^ Farticip. Oepoq. 



iß übrigens hinlänglich bekannt, cf. Sand. MJperv. 
I. p; 406. ed. I&uer. n»d' lleupng. z. Vecboer. TW- 
lefioL- pr-iti4. ■ metkwISrflig iß «och. daft, wie hier 
vom Abfchreibcr injuriatus in vitiatus Terdorben 

,de Conß. gap. gegangen wurde. Rec., der hier da* 
Vernerben irua dem Ungewöhnlichen des Worte« her- 
.IcUet. lieft itifrcStfllf a lfnr utat iam i m ; a r 4.«rt w <. 
i. e, injuria aßectus, bonos rrwn amet. Beylinh* 
bemerkt er noch, dafa Beutle), z. Horat. Serm. f. 
4,14. ed. Lipr. in demlelben Capitel jj. s fehr wabr- 
fcheinlidi et mavet et impallit Für impedit eor- 
rigirt: weltdus Hn, iL «nbekannt geblieben zu feya 
CeheinL 

.^ Bey den Epigramm^ Juptr Exitio belaC* Hr. R. 
weiter nicht« zur Berichtigung des Texte«, al« wM 
ihm Burmauni Anthologie darbot. Hingegen bejr Xb. 
dus de pi. Ciaud. Cgej. erkielt, er durch ßrmJam die 
Leaarten au« 11 pari!. Codd,, die aber, weil &e alle 
aus einer Quelle ßielaen, kein« CosderUche Aatbetttt 
eaben. Hj. Bf verdrängt mit Becht die griechifdie 
Uberfcbrift 'AtroicoXoifüvTtuaK t .welche kein Cod. hat 
nnd die A. Jumut (Gruter. Lamp. Crit. Vol. IV. fk 
343), dnrc^ Dio CaETiu« LX. 35 verleitet, snerfi eiu' 
führte. Bicbcg bemerkt er, (Praef. }>. XXIII). dali 
diefe llberfchrift auf diefe poile gar nicht palTe, -wfA 
von keiner Verwandlung dea Qandius in eine wilde 
Gurke oder Kurbi« die Bede Ivj. Hr. R. hält diefen 
t.ud. de m. Ciaud. für, ein achtes Product dea Philo- 
fophen , und facht (1. c. p. XXVUJ gegen Diderot n 
zeigen, wie eine folche Poflenrede mit dem Charak- 
ter deHelben vereinbar hj. Diefs war die geringB« 
Schwierigkeit; eine, nach unferer Einficfat, rehrhe. 
deutende überfah Hr. R. ganz. Rec. zweifelt nickt 
irogeringßen, daf« Seneca, uou d«« Wideiftrettn 
mit feinen übrigen Grandntsen, wirklich, wie Dio 
Caf&u« befcheinigt, als witsdnder Paaquillant wmigt- 
treten fey. und, um dem Nero %a fcbmeicheln , eiM 
Spotifchrift auf den geftorbenen Claudius gcauda 
habe, weit e«, wie Klotzjeh in der Schrift: Lmt. 
4nnäus Seneca. , Wittenberg und Zerbft 1799 t^"*" 
che Hr.jiL gar nicht zo kennen feheint!), Th. IL 
S. iQi richtig bemerkt, Perioden im mcnfchlicbea 
X.eben giebt, in denen auch ein finßerer MoraUft 
durch Umßände, die feiner Eigenliehe fchmeicheUiaft 
iind, verführt werden kann, £ch Anderen auf eine 
ihm nicht geziemende Art gefällig zu machen ,- allciu 
dafa der Ludus de m, Claud. , welcher ßch bej da 
Schriften dea Seneca ändet, jene von Dio Calfirw er- 
wähnte Spottfchrift fey, daran zweifelt Bec dorcb' 
au«. Der Grund iß diefer. Ana der Überfchrift *A««- 
ifo>.Qif (JvTuvi? I welche Seneca, nach Dio CafBne. lei- 
ner Spottfchrift gab, kann man mit Gewibbeii ab- 
nehmen« dafs in derfdben vim einer Atetamorphofe 
de« Claudivi in eine Coloqninte die Rede war; dorn 
Seneca wählte üe gewile mit Bedacht nnd im Beeng 
auf den Inhalt. In der elenden Poüe, die wir noch 
habes, gefchieht auch nicht die geringfte Erw-lbnnng 
davon , - und, . wenn wir aAch: noch, ft» grobe Lücke« 
■Mt d^r.lijitte und atn .finde anaehnum: ' f« konMe 



»15 



1 ü N I US 18 4 3* 



<A\4 



Bieht einmal fngllcli; ftäeh unferem Urch^fl, eine 
folcbe VervTancUung angebracht werden. Wollen wir 
etwa yerninthen« Seneca habe ^wey folche Schriften 
gefertige? Das Still fchweigen des Alterthunis hierü« 
hex mufa ui»a hier mehr, als gewöhnlich, gelten; ja 
jene Vermatbiing ift ^stnz unwahrCcbeinlich! Diefer 
Umdand , auf welchen Hr. ü. anch nicht die gering* 
AeRMek&cht genommen hat, denn das FJumpa und 
GeCchmacUofe in der gansen Einkleidung (welches 
man doch wahrlich den Abfchreibern nicht aufbär« 
den kann!), endlich die auffallendße Verfchiedenheit 
der Sprache (was mit fieyfpielen zu belegen, der 
Ilaam hier nicht geßattet,) bringen bej Aec die 
ybertettgung hervor, dafs derLudus de morte Clou* 
du CaeJ. das Machwerk eines anderen, imftreitig 
■a derfelben Zeit Jebenden Spötters und Schmeich- 
lers des Nero fey, welches, weil man von einer 
Schrift ähnlichen Inhalts des Seneca wufste i für die 
verloren gegangene, vielleicht vom Seneca \ Felbft, 
nach dem Zerfall mit Nero, vernichteten Apocolo* 
cyntöfts untergeCchoben wurde.' Es ift überdiers hin- 
länglich bekannt , wie oft in ähnlichen Fällen folcbe 
Schriften zum Oafeyn und zu ^inem Anfehen gelang- 
ten ^ }n welchem fie Jahrhunderte lang die Gelehrten 
täufcbten. Wer der VerfalTer fey, kann uns bey ei- 
nem Eolchen Producte gleichgültig feyn: denn mit 
JBlotzfck 1. c. p*-ii4 dem Homarren des Nero, Vati- 
nins (Tacit. Annal. XV. c. 34), diefe nicht beneidens- 
Werthe Ehre erzeigen zu wollen , wäre nichts als 
^pielerey! Will Hr. ü. in Zukunft noch diefe geiftlo* 
Ce Spottfchrift feinem geiftvollen Philoföpben vindici* 
ren : fo mufs ^, um feinen übrigen Gründen über- 
zeugende Kraft zu geben, zuvor wenigftens jene 
durch Dio Caffius erregte Schwierigkeit entfer- 
nen. •— Bey fleifsiger Benutzung der vorigen Her- 
ausgeber, und von feinen kritifchen Hülfsmitteln, 
zu welchen noch des Huetus handfchriftliche Bemer- 
kungen kommen, unterftützt, hat Hr. ü. den Text 
miemltch berichtigt gegeben. Blofs C. fi. V. 1 fcheint 
er uns mit Unrecht des Fr.on^ondus Änderung orbem 
zubilligen, und fein eigener VerbeiTerungsvorfchlag 
breviori viae ift metrifch unrichtig. Ift die Dtin- 
keUieit nicht mit Bedacht, wie Rec. glaubt, ge* 
focht: fo könnte vielleicht br&oiore viam contraxer 
rat ortu Lucis vorgefchlagen worden. — V. ä he- 
zeidiaen corhua wohl nicht inerementa Somni po^ 
tt/iatiSf (bndem deuten blofs auf fein Hom voll 
Mohnköpfe hin.- Übrigens mufs Somni mit grofaeu ^ 
Anfangsbuchßaben gefchrieben werden. — • So viel 
von der kritifchen Behandlung des Textes, zum Be- 
leg unferes oben ausgefpochenen Urtheils. 

Wenden wir uns zu dem Commentar. Hier be^ 
merken wir gleich im Voraus, dafs derfelbe mit je^ 
dem Bande an Zweckmäfsigkeit zugenommen hat. 
Hr. ü* befolgte dabey die M^inier feines Lehrers, de$ 
verewigten Heyne: eine Mairier , wodurch diefer un- 
▼ergefsliche Mann , fich losmachend von dem unbe- 
hüliUchen Wufte, in welchen damals holländifche 
Gelehrfamkeit die Alten zu vergraben pflegte, die 
Bahn zo einer gefchmackvolleren Behandlung der 



Schriftfteller des Alterthums hradi » die Aber, wen« 
üe nicht mit Geift, Gefchmaek und Gdehrfaipk^ 
angewandt wird , tiothwendig zur Seichtigkeit und 
Gefchmacklofigkeit führen mufs. Hr. ü. gehört zu 
den heileren Nachahmern jener Methode : deflen un- 
geachtet ßiefs Rec. auf Bemerkungen, denen er,^.fo 
gefchmackvoll fie vielleicht auch feyn follcn , durch- 
aus keinen Gefchmaek abgewinnen konnte, und wo 
ihm die Frage vorkam : cui bono ? Indefs fie wer* 
den ihr Publicum finden! Neue, fcharffinnige 
Sprachbemerkungen , wozu manche Gelegenheit ficli 
darbot, facht man in diefem Gommentar vergeb- 
lich: gröfstentheila bezieht er ßch auf Erläuterung 
des Sinnes einer Stelle aus der Gefchichte und Phi- 
lofophie, wobey Hr. ü. viel Belefenheit in älteren 
und neueren Schriften zeigt. Die Belege dazu fiu4 
leicht zu finden. Wir fügen nur wenige Bemerki:^ii-^ 
gen bey, die wir ebenfalls aus dem II, 111 und IV 
Bande nehmen. £p. LI. jj. 10 erklärt Hr. iL diet 
Worte in primo deßcit pulvere wohl nicht ganz 
richtig durch ßudio , lahore et exercitatione^ da fie 
de priipo pugnae con/lictu erklärt werden müQen. 
Ep. LXX. ö- öo erklärt Hr. R. das Wort miffus un- 
richtig aliunde^ a praeßde provinciae ; 'es mufo mit 
vehereturveihvind^n und überfetzt werden : als neuz 
lieh einer zu Wagen zum Thierkampf gfjchaß^t wur- 
de. Des Lipfius Conjectur MyfuSf welche Hn. Ä* 
zu gefallen icheint, ift nicht zuläffig, thejls w^ 
quidam zu weit davon getrennt wäre, theils weil 
die Präpofition ad nicht gut miffus entbehren Kann. 
Bey der Literatur über den Selbllmord, die ür. ü* 
in der Einleitung anj^ührt, verdiente auch der Er- 
wähnung Meiners im gölting. hiftor. Magaz« II B. 
I St. S. 104 und von den Grund f ätzen der Römer 
über den Selb/Lmord in Stäudlins Magaz. £ Moral 
XL. Kirchengefcb. Bd. IL St. i. — Ep. LXXXIV. §. 
13 dachte Seneca wohl nicht, wie Hr. A. fagt, de 
via ad virtutem in rupe pofitam^ fondem er fpricht 
von der gefahrvollen Schlüpmgkeit desjenigen Weges, 
auf welchem man fich zn Ehrenßellen emporfchwin- 
gen will. — Das Durchfeihen des Badewaffers ge- 
ichah wohl überall der Reinlichkeit wegen, und 
nicht blofs, wie Hr. Ä. Ep. LXXXVl. fi. 10 Cagt, 
beym trüben Tiberwaffer u. f. w. — Die Stelle Ep. 
XC. ß, ßo wird von Fafs z..Virgils Ldb. L S. l^^ 
erläutert. — Zu deffelhen Briefes $. 33 5 Exeidit — 
ebur mhlLiretur — in zmaragdum (fo mufs diefs Wort 
gefchrieben werden, nicht fmaragdüs^ cf. Sehwaba 
ad Fhaedn T. II. p. 136) converteretur^ kann nun» 
mehr de Lamalle z. Valcr. Flacc. T. I. p. 374 vergli- 
chen werden, welcher des Pineianus Verbeflerunjf 
poliretur billiget. — Ep. CXIV. fi. ßo wird impro* 
bus eolor richtig mit Lipfius durch coecineus erklärt, 
wobey Qronov. de pec, vet. lib. IV. C. 8 ^^"^ ^^%^ 
führt werden können. — Lib. VII. de Benef. Cfli. 
jj. I erklärt er rem magnam durch rem magni ab eo 
Jactam, allein das folgende non praefentibus num- 
mis zeigt, dafs man rem magni pretii^ cur am ver* 
ftehen mülTe. Im Lud. de m. Claud, C. V. $• 4 
verfteht Hr. IL das Wort Oraeculo mit Fromundus 



4>4 



J. A; L Z. J U N I U S x-e » S< 



♦•« 



vom Ciaudias , olmUcli faoiUiiHum Ce. intellertu^ 
wai, nach unferer Einficbt, nicht pallend id. Grae^ 
eulus iß hier Hercules, dem es, aU gebornem Grie- 
chen, allerdings fehr leicht war, in griechifchen Ver- 
fen des Homer zu fprechen. Wollte man es ja auf 
4en Claudius beziehen : fo würde Rec. wenigdens fo 
interpungiren : acceffit et^ quod facillimum fnltf 
(nSmlich Herculi^) Graeculo alt. -^ Cap. XIV. g. i 
fagt Hr. ü. , dafs unter dem erwähnten Petrontus der 
T.Tctroaiua Arbiter defshalb nicht verftanden werden 
könne, weil letzterer unter den Antoninen gelebt 
habe, wie Ignarra bewiefen und Ruktiken gebilligt 
habe. Allein dafs diefe Meinung, welche eigentlich 
suerft die Brüder Hmir. und ^dr. f^aleflus (v. Erneßi 
%. Fabi\ Bibl lat. IL p. 15 vorgebracht haben; und 
welcher auch Martyni- Laguna in p^iß». d0 Uhr, Lu" 
ean. p. 8 b^jtritt, von dem trefflichen liuhnken etwas 
übereilt gebilligt worden fey , iß von Anderen fchon 
anerkannt worden, f. Wolfs und Buttmanns Mut, 



Bd. I. St. 3 p. 5T9, und hidit leieht hatte ein folcbea 
Frodifct, wie des t*etronius Satyricon, unter den An- 
toninen gedeihen können. Reo. möchte daher wenig- 
ßpns in der Chronologie keinen Grund finden, da£i 
diefer hier genannte Petronlus jener ^•ronianmrum 
iibidinum arbiter^ wie ihn C. Barth, s. Claad. p. fig 
nennt, nicht fejn könne! — 

Der V Band enthält die Ouaeßion. Natur. , ma 
welche fich Hr. R* fchon duich eine Lberfetzung ver- 
dient gemacht hat : dann folgen txcerpta quaedam 
# Ubris Senecae^ die er, ob fie gleich unächt üad, 
der Vollßandigkeit wegen berichtigt beyfugte» und 
zuletzt Fragmenta e Ubris 6., qui interciderunt» Das 
Commercium luerar. Sen, et D, zip. FauU^ wdcbes, 
pach Fraef, Vol. IV. p. IX, auch in diefem Bande 
folgen follte, iß ohne Angabe des Grundes, wegge* 
blieben. Der* baldigen Erfcheinung de9 VI Baaöei 
fehen wir mit Vergnügen entgegen. 

fchf 



t^mm 



*p 



mimmmtm 



KURZE ANZEIGEN. 



Numismatik. Dresden, in itr waltherfchcn Hofbuchh. : 
Alfter ifch'genealo gif ch'ehronologifch''krUiJches ytrieichnijs aU 
ter bekonnten ducatenjörmigen Goldmünzen dtr albertinijciieik 



Tewefeii , wenn beide rAchlifche Hauptlinien , die emeitini* 
PcKe fowohi, alt' die albercimfche , in cUefem Werke uhififst 
wordtn -wftren^ Da die(^s nicht gcfchehen konnte: fo i^ird 
4eder rschfifchc Mftuzfreimd doch dfn VVunfch nicht unter» 
öYÜoVen. Können, dafs es dem ehrwilrdicen Biefitzer diefes fchö- 
ven Miinzfchatxcs, der zugleich Vf. aiefes fcientififchen Ka- 
talogs ift, ffefalien haben möchte, mrenigftens di« albertini- 
fclie mit ihren Nebenlinien, ToiiAindig zu liefern. Indeft 
bleibt dicf«5 Vßizcichnifs , auch fo wie es vor uns Hegt, im/ 
mcr noch cn^ trhr niltzllches Werk, das eine w^efentlicne Lü- 
cke in jeder MOifzbiSUothek ausfüllen w^trd, befonders d* 
dje beiden Ducatencabinctte von höhler und Soothe ^ in Ver- 
oleich mit dieCem Katalog, fo arm find, dafs Erfterer un^efihr 
2ur den zw^olften, Letzterer gar nur den 24 Theil fo viel fach* 
fifche Goldmünzen albertinifch^r Linie oefchreibti als wir 

liier finden. 

Auffallend und aufserordentlich ift hier aueh der Reich- 
ihnm an Goldgülden. Denn wir haben liier eine Zahl vpn 94 
Stück vor uns, da Soothe und Köhler zufammen ungefähr nur 
10 dergleichen berchiciben. Oberhaupt Aherfteigt es alle Er» 
Wartung, dafs man, bey einem fo ein|;efchränkten Plane 1033 
fSchfifchf GoldHücke beyfammen ficht , dn. Köhler uad Soo* 
0ie , die üch doch über alle Länder verbxciteten» noch nicht 
1700 Goldmünzen zur.mmenbrachten. 

Die Zahl der Stücke , welche der Vf. felbft befitzt , be- 
trägt über 700. Diejenigen , die er nicht befitzt , find mit 
Sternchen bezeichnet. In Abficht auf die Zahl hat er alfo 
treit über die Hälfte von dem , was wir hier verzeichnet 
findrn , »her in Ahficht fuf den Goldwerth bleibe er unter 

der Hälfte. 

Beynahe fibertrieben genan find hie und da die kleinen 
Abweichungen, Abkürzungen und Veränderutigen angege- 
ben., befoi^TS bey den Jubelmünzen, von 1617 und »630; 
»her man kann dieles nicht udeln, da diefes Kleinliche, wel^ 



dies freylich fehr oft nicht den geringßen hiftorifchen Wcrtk 
hat, vod gar vir-h'n Mi'luzfreunden beachtet wird, und maa 
es dem Vi. als Fehler angerechnet haben wflWie, v^tsxsL er 
nicht darauf liätte fehen wollen. DaCs die Manien det B» 
geuten iateinifch angezeigt find, alles ljb]%e aber, wM 
von ihnen gefaxt wird , . deütfch*, z. B. At^bertus — vreita 
unten: Vom {von) Jlbert allein — hrideruius Amguftus l 
qua Rex Polcniae A^tßa/iut H — Fridericut Augttftms Ul 

Sta Rex Sakoniae Pride ricus Angujius i. — A) unter der 
egierungs - Vcrwefiujg und Vormundfchafit ; beuiramt dem 
Wertlie dc9 Buchs nichts, üreitet aber wider den Zeit- 
geift. Wa. 

C J^^ie^ t ') Nufnitmata andqua, ( Ohne JahrzahL ) 147 
Blatt Kupfer in g. (3 Rthlr.) Diefes ift, wie man fa«, 
die Sammlung eines gewiflTcn lln, /o/. Appel in Wien, £r 
fich fchon duich den Katalog feiner neueien Münzen, die 
er in den Jaliren igo5 und^ i^^e.g unter dem Titel : /o/l 
AppeU Mßnz-^ und meäaillm- Satnmluug ^ won ihm fMß 
nach feinem eigenen neuen Sjyftem aeordnet und hefchrkehm^ 
(vgl. J. A. L. Z. 1809» ^o. 201 J bekannt gemacht h^ 

Diefes Weik hat den eben nicht fehr gewuhniichca 
Wcrth , dafs es durchgängig in Kupfer gefiochen ift , und 
enthält dje Vorßeilung von 500 Münren. Freylic^ aber 
macht es wedrr auf Richtigkeit der Zeicjuinng, noch auf 
Schönheit des Stichs Aiifpruch. Indeflen wenn nur diefe 
Anfprüchlofigkcit nicht noch weiter ginge, welches hier 
wirklich der Fall ift 5 denn es macht auch nicht einmal An- 
fpruch auf die Wahl der Münzen , nicht auf richtice Ba- 
nennuiig oerfeJben, nicht auf richtige Claffificatio« , ja oicfac 
einmal auf Orthographie bev den richtig oder unrichtig be- 
na. nten Münzen. Was foll man alfo von «liefern ganzen 
Machwerke Cagen? ^ Nichts, als dafs es ganz hätte untere 
bleiben können, wenn der Herausgeber nScht das VexnA* 
gen hätte haben wollen, feine 6ammliing in Kupfer ecfto- 
clien zu fehen. — Doch noch ein VVort. Piefe 500 Mün- 
zen befiehen aus 40 Völker-, Städte- und Köni^s-Mfinxen 
imd barbarifchen, wenn man die nnter die l^a&nuünnn 

femifchten dazu rechnet; am 50 FamilieunOaxen , tukd dk 
brigen find KaifermOnzen« VVji. 



t A . -^ 



ALtGEMEINE LITERATUR- ZlElTüNG 



I U N 1 IT 



JL TFA THUMSffdSSENSCHAP T. 



HANBOv-fcR, b. HeJwing: f^erjuck ei 
1 hifiorijch - topo^raphi jcheii B 



rzgefaft- 
Btjchr<ibuitg der 
Stadt ■'Oiii, van ikrer £,rfaüung an bis auß Con- 
flantin den Gropen; als begleitender Leitfaden 
XU ir^inem Plane der alten St^dt Rom, von dem 
Prof, D. KarlSachfe, Conrector an der Schi^e 
zu Bern bürg. igio. z'^sS. g. Nebft einem Flaue 
in ^rob F9lio, (iRthlr. i&gr-) 

JLn der Voten on er nn^ recbifertigt Hr.. 5. den Oedau' 
ken, einen QnindriU der Stadt ,Uom. nach dem, wie 
itin Ander« g«geben hatten, levidirt und vervollAün- 
digt bt^aimt su machen, und ßellt die Grondfätze, 
dit ihn dabey geleitet haben, auf. Diefe Grundfätze 
find wohl «rfafst und reiflich erwogen Avorden. Denn 
etkann nicht getengn^t Werden, daEa ein Plan VQn^ 
Rom für .nähere, Heuntnifs nicht hinreicht, fondein 
damit. «j^e i«pographirche Befcbreibung verbunden 
werd^fHiulle, und dafs ein fotclierCommentar nicht 
ahne hiftoriicbe Unterfuchung geliefert werden kSnue. 
Daber at»et, urtbeÜt der Vf. richtig, miiCTe eine be- 
[Hmmte Grenze der Zeit angenommen werden, in- 
nerhalb -welcher die Gefchicbte der alten Sudt suf- 
tuf*IIen^, tuid die uberüntlUfbunft. Umänderung mi4 
Untergang der Bauwerke g^fundtnen C\ata au urdnen 
'eyen. Ergiebt.alfo aU ii-inleitung „eine kurjbc üe- 
«b'ichte dnr Stadt Rorn von ihrem Urfprnng^ bi« auf 
las iabr 35« nachCb., in welchem Conllantinopolts 
iur Haiifitßadt des im/terii lioinatii geweiht wurde." 
)anD folgt eiii^ atlgtineine Übtrfieht von der alt^i 
Uadt Rum, verbunden mit der- Befchricibuug .d|^ 
lauptveränderimgen , welche btifnnders.dep Umfang 
er Sudt, die Mauern, Thore, ünickeri u..f. w. b^- 
r<dfeu lu)>«n. Vera nfcbauli cht iß dieCe ip einer dtft 
;harte zur linken Seite gefteii,ien „lUßorifcheu Skizze 
M Unfaitgs des alten Jiomj", grpffitentheila oacb 
ardini, I>ie CapiieJ behandeln i) die Laga der 
lade.f.a) Mauern, {/»tfiuig der :^tadtf Thore, fi^^- 
(BH, ^(aei,e(e.i S) Aw hußarq -dff. Staat. , lJiei;an 
Jiliefat fitbidie «iftenllicb? WpOgMiibifcbe BeCtbrffl- 
ing nacb d« tiürfieilong in 14 Regioapn. „.Wo 
la den ■<^«!Hen , fagl der Vf. , etwa« webt au«uipi^ 
In war,, wo if^bßdiarifcbe Werke in Biickücht «i^ 
in, einem Gebäudu. '-iner Anlage. Strafae u^C-Wi 
«nwÄiGandcn flaW a»Jc^t zu veieinigen waren j da 
ard ecMiweder dw Wwhrfck^eifilicher« al* amgemacht 
igeoamnan, Ollet idi«< einander \vid(;rfpr<tcbeoilea 
atoffitäten 4nge(üWl>; .wai auch efi,er gsbilafben äft^ 
icht'iuln.idar«h ü^oniroildtB Namea det •\iatl»Uk 
J, d, L, Z. i8»3' Z-weyter Saad, 



. cl>«ng den Weg abfcfant-ide! 
lim auzuzeigci^, bey welchi 
ter forfcben köiuie." Er 
find) ein für Jünglinge bej 

. tf j Hapdbuch feyn folle . 

.'£insr?Lnes übergangen und 1 

. derfelben dargelegt, die E 
Notb war, angeführt worden leyen. 

Wir haben diefe Grnndßtze unFeren Lefem vor- 

.gdegt, um denTelben auch bey Anderen den verdieh- 

■ ten BeyfaU zu vermitieln ; denn auf dieren macht die 
Beronaenheit und RücKJÜcht des Vfs. billigen An* 

..fftruch. Uns kommt es nun zu, auch in dem Buc4e 

. felbfl die Unterfuchung ansuIleUen, wie nach jenen 
Grundf^tzen daa Ganze durchgeführt, und was ge^i- 
ßet worden fey. Der Fleifs und die Sorgfamkeit be- 
darf bey einer folch^n Arbeit keines bcfondereo Lobes. 

. Zuerß fragen wir nach dem . was der Vf- bey Ceinoii 
Vorgängern genutzt, und wie er die eigene Forfcbung 
eingerichtet habe. Diefe finden wir nicht auf allen 
Steilen, pnd nicht kritifch gehalten. Zam Grunde 



115 



¥9 



JENAXSCHE ALLG. tITERATÜR-ZEITüNO. 



4M 



der Knnft, docli nicht ToIMUndJg» Dagegeiv wSre 
•die neue Ausgabe iron Hudolfini F'enu^i Ocscriziohe 
topographica delLe antichitddi lloma. in Roma i8^3» 
sa benutzen gewefen,^ Rec* hat beide Werk6 vor fich. 
Was den Plan anlangt: fo wvmdert fich Rec. , ein 
Hauptwerk» den Grundriß, den Pytrhus Ltgomo^ (der 
Ver&ITer der Schrift delU autichitd diRoma) mit der 
Auffchrift: Effigies anttquae Romae e vejllgiis^ aeäi- 
ficiorum t^inis^ tejhimonio veterum^ ums J. 1561 be- 
kannt machte, und der 1775 wieder abgedruckt wen- 
den iß» nicht benutzt» und nicht einmal erwähnt 
' zu finden. ^ 

In der richtig vorangeftellten Oefchichte dter 
Stadt Rom mufsten wir eine wahrhaft gefchichtHthe 
Darßellung der von andereil Fällen fich bis zu kunft- 
TOlKn Bauwerken erhebenden Stadt» ein in einander 

J reifendes Ganzes» und eine vollftändige Verzeichnung 
er Schickfale im Einzelnen und Ganzen, des bald 
aufgehaltenen, bald befchleunigten Fortgangs erwar- 
tep, und des Gewinnes, den ein durchgreifender 
überblick gewährt, gewifs feyn. Wir finden diefs 
' hier nicht geleiftet. Der Vf. giebt nichts als eine un- 
ter Jahrzahlen gefetzte NotTzenfammlnng der örtlichen 
Qefchichudata, und felbft diefe nicht voIlftSndig; Das 
Ganze ift weniger als eine Art Chronik und durdiaus 
keine Oefchichte. Darum aber wird aruch kein Über- 
blick möglich, und der Gewinn kann nicht grofs 
-feyn. Überdiefs fchadet ein doppelter Fehler, dab 
▼ides nicht hieher Gehörige, bej Auslaflung des Nö- 
thigen, eingemifcht und oft nur erzählt wird, was 
an einem Orte einmal fich zugetragen, oder was ^ar 
Zeit gefchehen fey, und dafs die übrigen hiftorifchen 
Notizen bindongslos hingeftellt und faß aufgerafft er*» 
fcheinen. So lelen wir in dieferGefchichte z, B. S. iß: 
'„Romulus wohnte auf dem Mons Pabtinus, Tatius 
auf dem Mons Capitolinus.** Zwifchen beidan Hu^ 
geln lag das Forum (Romanum) , der Verfammlnnfk- 
ört des Volks. Der erfchlagene Tauus wird an dem 
aventinifchen Htigel begraben/* Unter 608: „Car- 
thago erobert und Corintb. Eine Urne mit Afche von 
Carthago wird im Templum Jovis Capitalini nieder- 
gefetzt. 60 1: „Erßergracchanircher Tumult, Tib«- 
' rius Gracchus wird erichYagen*% und nichts weiter. 
' 2ln was die beziehungslofen Notizen? Julius Cäfars 
Tochter» Pompejus GemahHn, fiirbt, und wird, wh 
^ ihre Tante » abf dem Campus Martins begraben. Die 
Confuln Hirtius undPanfa werden auf dem Campus 
'Martins begraben. ' Der Blitz fchlägc in das Capito- 
^lium, in das Templum gentis' Flavrae^ und in daa 
^ Kaifers Schlafgettach n. d^-^f' Von der Zeit d^ Sal- 
' rius Otho findet man nur Folgendes bemerkt : „t)ber- 
'fchwemmung, welche den pons PubUcius wegreifst, 
und Hungersnöth in Rom.*' Vielleicht foüten die An- 
'merkungen zu jeder Periode das Mangelnde erfetz^. 
tVas diefe aber enthalten, mag die' Anmerkung zur 
dritten Periode (tou Aueuftus bis Neros Brand) zei- 

fcn : „Wie in einem kräftigen Körper .das Toben des 
iebers ungeheuer ftarkift: fo brach der nnermefali- 
che Luxus m dem gewaltigen Römercharakter rafend 
JhcYTor; ihm mubte Alfet, felBft Schdnheit und Ktaft 



in fcbmählicher KnechtCcbift dienen, «nd di« kin- 
diCoh rahen Spiclerejen des Luxus tragoi den Sieg da- 
von über das tief Bedeutfame und in den Formen Vol- 
^ lendete der edleren Kunft. Die Sudt orftieg nach 
dem neronifchen Brande herrlicher aus ihren Ruinen« 
'abeir in difefe Ruinen war eben die alte ehrwürdige 
Roma verfunken , und Nero*s Palläfte drückten den 
cTaffifcben Boden einer untergegangeneirVorwelt» die 
den Befchaner mit jedem Schritte vor einem Denkmal 
einft blähender Gröfse feftrte. Das Meiße, was jetzt 
noch den in Ruinen lebenden Antiquar und Cicfcnme 
befchäftigt, ift aus der nachneronifchen Periode, 'ob- 
gkich es gemeiniglich noch die alten grofsen Namen 
tragt. *^ Was hätte fich nicht ßatt folcherDedan^ation 
anmerken Taflen! 

In der alTgemef ncn topographifchen Oberficht fin* 
det fich mehr Angabe blofser Namen als klare und be- 
ftimmte fiefchreibung, fo dafs man nirgends der frü- 
heren Schriften entbehren kann. Dabe^ herrfcfat dne 
auffallende Qrdnungslofigkeit , fo dafs z. B. unter den 
Strafsen nicht blofs die Landftrafsen von Rom aus ins 
Land hinein, fondem zugleich diejenigen, welche fick, 
ohne von der Stadt auszugeben , durch ferne Gebiet« 
und Provinzen erftreckten , verzeichiiet worden find, 
dafs flach Aufzlhlung der Campt ^ Fora u. f. 1^. die 
Angaben der Stadtwachen, der Gaflenauffdier, der 
Curatore^ und Denunciatores n. dgl. ohne Unterfchied 
folgen. In der topo^aphifchen Befchreibang der 
Stadt nach den 14 Regionen findet man nur ein Na- 
menverzeichnifs der Plätze und Gebäude, der Grett* 
zen und anderer Merkwürdigkeiten mit kurzen Be* 
merkungen , wobey Onuphrius Panvinius zum Grun- 
de gelegt, und bemerkt worden ift, was im P. Vi- 
ctor und S. Rufus fehlt. £in folehes Verzeicfamfii 
ift allerdings brauchbar; nur wünfchten wir eben 
hier die Oben dargelegten Gmndßtze in Anwendung 
gefetot zu tefaen. Um unfere Bemerkungen mit Bey- 
fj^ielen belegen zu können, wählen whr die 8 Re- 
gion , oder das Forum Romanum. *^ Wir können 
▼or allem nicht billigen, dafs, der Vf. in der Anfzäh- 
hmg keiner beftimmten Ordnung, und |bwar niete 
der Jocalen VerfaältniiTe folgt, fondem den Inhalt ei- 
ner jeden Region nur zufällig zurammeliftellt. Eiae 
topographifdhe Befchreibung nmfs fich mn 4ie^ Lage, 
und mithin an die Charte fo anfchliefsen, dafs fich 
beide entfprechen. Hier aber ift Vieles, was fich nahe 
fland, getrennt, bald aus diefer, bald aus jener £cl» 
ein Gebäude u. f. w. zufammengeftellt, das xulaa- 
men Gelegene^ zerriflen worden. So wilti z. B. der 
Tempel des Satnmus S. 154 aufgeführt, und bemerte, 
dafs an ihm die Schatzkammer und die takuUtrim me- 
legen gewefen, und S. 16? wird das tmlmlarmm 
noch befonders genannt/' Die Bafiliea orgenBaria it 
eins mit dem Forum argtntarium^ und doch w 
jene S. 166, dieses S. 165 getrennt von efaiander 
Wähnt. Und fo Viel^^ fo da(s die Esnbilduagakiafc 
mit aller aufgeVeandtenAnftrengimg nickt naebko»» 
men wird, das Eihaelne zmn Bilde z« ^icrbhiifaz. 
i:]ierScbnIer,^fttr den' der Vf. fcbrieb, wird mm der 
BüSlhreibilng wellig mehr ak St Zahl und Mmmcs 






1 V VI V 6 



8 1 S 



4fia 



. dar GeMndtf und SumiM ^eiwinnen • vnd das Gän- 
se eine kaum durch den ansführlichflen Vortrag zu 
belebend« todte. Maffe bleiben. — Einen anderen 

• Fehler finden wir i#,deni IVegellofen des dargelegten 
. Stoffs felb(V, Der Vf» Tagte üch von neuen Ünterfu- 

chungen im Einzelnen los» und wollte nur das 6e- 

mrifle und WaJurcbeinUche geben; allein die Grenae 

.ßd»t ihm nirgends feft» und er mifcbt daher nicht 

nur Problemati fchesy fondern auch» -was auf blofser 

einfeitiger Meinung neüefer Gelehrten beruht» ein» 

. ob er gleich dagegen manche^ Gewifle übergeht. Von 

«jenem nur Ein Beyfpiel. Nardim will (S. 1S46 The- 

.faur.) auf eiuer Infchrift: »iag. vici BvarLARi noti- 

nSGioifisviii. gefunden haben, und ftellt darüber V^- 

znutfaungen an ; bey Hn. & findet man ohne weitere 

Aückficht nichts weiter angegeben, als J/'icus buhu»' 

laris noviis. Nach S. \6q foll die bibliotheea Capiio^ 

. lina vom Domiiianus erbaut feyn. Nicht feiten deu- 

. ten beygefetste Fragezeichen das Unfichere fchon an, 

.doch giebt feiten eine Ver weifung auf Andere Rechen- 

.fphaf^ Was foll der Schüler, dem der VL das Buch 

9Mm Nachfchlagen in die Hände giebt, thun? 2u 

.fold^m Zwecke war überall mehr Belehrung ndthig; 

denn d?r Anfänger w^ürde eher den Namen einer 

Cloaca u. dgl. vermiiTen , als er bey puteal Libonis^ 

bey t^cu^ Curtit^^ bey Befchreibung der Fora verge« 

^^bei)S.0Bpiügende Auskunft findet, nicht zu gedenken, 

dafsr die Cuate der Hauptßellen der Alten angefühlt 

wcrd^ muCiten« Was gewinnt der Lefer auch z. B. 

.}un|^r Q\u^nAif;t am lefen: ,9^ariix Jutumae (fehlt xa 

R. ) quoll aus dem Mona PaUtinus und famn^elte fich 

in eiq^ Vertiefung auf dem Forum. Locus Curtius 

(Rufus; fehlt im V.), ein fumpfiger Platz mitten auf 

dem Forum, f^ter vrvt er veifth üttet, 'Uieb iber-tm» 

mer beym alten Namen. Ungenannte Lacus CXX 

(f^falt in R.}**? -r Auch hier find die Angaben der 

* FJeomagijlri 9 Cutatores o. f. w* an unrichtiger Stel* 
le eingemifcht. 

Wir kommen auf den Plan felbft* Man findet al* 
lerdingt, dab ider Vf» hin und wieder Veränderungen 
in der Locirung gemacht und Manches berichtigt hat; 
doch! bleibt noch eine grofse Nachlefe, und es wird 
liieb^ der Mangel an wiederholter Unterfuchuag oF- 
fcnbar. Wir wählen wieder die einzige Region des 
Forum Ramanum aus, und bemerken, was zu am 
dem ift. Eine Hauptquefle, das erfte Gedicht in Sta- 
tins Wäldern, fcheint^der Vf. gat nicht benutzt zu 
haben.^ Der Tempel des Julius Cäfar (No. 4) ftand 
feitwärts vor der Statue des Domitianus (No. 7). Die 
joßra vetera mufsten mehr zur Seite gebellt werden» 
Xo wie dieBafiUca J^liß (^ih) zu weit recbts'ftebr. 
SiektrYitLt iUuedes fi^ict^ia^ (No. 13) ihre Stelle wei* 
<ter nach Mitternacht, und war yerbaut, fonft hätte 
Statins Qe, nicht unerwähnt geladen. Das Templum 
Hadriani fehlt ganz» obgleich die Refte noch keuti* 
igea Tags eine Jiirche ausniachen ; eben fo findet fick 
nichV cB^ JBaJllica Pa^tH a^^^eben, obgleich ]hi;e 
Stel(le zwifchpn dem Ulcus Cttttius und dem templum 
iÖiiA'Wt:.wrilrbftSj*«rvick0an^, gewifo ift- Das 
templum f^efpaßani (No« fix b) ift viel «9 w«iti 



rück locirt worden, und wenn tncb etwas rSckwÄrts, 
ftand es doch dem templum Concor diae (No. fli ) zur 
Seite. S. f^enuti Uescriz. p. 64. Auf Aem Forum 
Caefaris befand fich die bekannte lyfippifche Statue. 
Diefer Beyfpiele find genug auf fo kleinem Bezirke. 
Der Gebrauch der Charte wird durch die Zahlen, wd- 
che nicht nach der Nähe der Orte auf einander folgen, 
fondem willkührlich gewählt find, fchr erfchwcrt, 
da der Unkundige lange nach einer Zahl vergebens 
fuchen wird. So fehlen auch z. B. in der X Region . 
J^o. 11 und 13. — Weil das Buch zum Nachfchla- 
gen beftimmt wurde : fo verlangt man gute , ausrei- 
^chende Regifter. Diefe fehlen ; denn die beygefugten 
erftrecken fich, und felbft nicht vollftändig. nur auf 
^le Charte; was auf diefer nicht verzeichnet, wird 
der Unkundige fchwer zu fuchen haben. Das Bemu- 
hen des Vfs. mufsten wir loben, die Grundfätze konn- 
ten nur gebilligt werden, und erweckten gute Erwar- 
tung; nur die Ausführung des Ganzen entfpricht die- 
fen nicht, und nach längerem Studium und ausrei- 
chendem Fleifse würde der Vf. gewife eine belTei^ 
den Foderungen genügende Arbeit geliefert haben. 

•F. W. 

Breslau, b. Korn d. Alt.: De noßrae aetatis in^ 
dole et conditlone rerum rußicarum et de opti* 
mo agrlcolationem rationalem propagartdi modo, 
Accedit Excurfus de Aratro Heßodeo et Firgi- 
tiano. Differutio inauguralis oeconomico-phi^ 
lofophica in Univerfitate literaria Viadrina Vra- 
tislavienfi, quam confentieftte — publico erudito- 
rum examin i fubmittit Qüß. Henr. Aiehtfleig, 
Siles. . CumFiguris aeri incifis 2. i8iß. 106S. 6» 
<iÄgr»^.... * . . . - 

, Die vorangebende Disputation ift eine^mehr rhapfo- 
dffche als ausgeführte Darftellung und Vergleichung 
der rationellen Land wirthfehaft mit den vpn Griechen 
und Römern hinterlaffenen Regeln, deren Erklärung 
fo wie der ganzen Verfahrungsart , der Vf. , ein eifri- 
ger Schüler und Verehrer von Thaer^ dereinft in einer 
eigenen Schrift zu geben verfpricht. Was Rec. am 
meiften angezogen und vollkommen befriedigt hat, ift 
die angehängte Erklärung des von Hf fiodus und Vir* 
gilius befchnebenen Pflugs von Sp 65 bis zu Ende. 
Dazu gehören die s Kupferplatten, welche nicht al- 
lein die beiden Pflugarten und deren einzelne Theile, 
fondem auch die Art der alten Anjochung der Ochfen, 
und den Baum , ulmus , welcher zur buris beftimmt 
ift, oder ein opor^v aiSroyvov abgeben foll, von Ju» 
|;end auf, da^u zu wählen und zu krümmen. Nnt 
die Qeilalt^ des Jochs ift in der Vorftellung auf der 
nweyten Platte ganz falfch ausgeben. Jeder Ochfe 
hat hier fein befonderes viereddges Joch auf dem Na- 
cken : gerade wie in der erften voffifchen Vorftälung, 
wo noch dazu Stränge angebracht find. Daa alte Joch 
beftand aus eintai Stücke, fafste beide Nacken in fl 
Krdmmtfngen ^ welche in ihrer Mitte an die Deichfei 
befeftigt wurden. 

Zuerft. werden die einzelnen Theile des Pflugs er- 
klärt nach Anleitttne der Scholiaßen* welche wahr- 



J. A, lT Ä. J' ü 1? t V i5 ^ t 8 » 5. 



4«3 

• * * * ^ * . * 

Icbeinlicb hier dem feratofthenes folgten , defTen Fr- 
Uarung im Buche 'Ar/^Ttarovr^ov der Scholiaft do» 
Apolloiuns von Rhodu« angeführt hat. Tvij^, buris 
der Römer, ift der Krümmel der Magdeburger, ^idro- 
ßohVS'* temop der Pjiugbaiun ^ slvfxa^ deutnle, das 
tfln^haupt oder die Pjuifjhh/e. Der wichtfgfteTheil 
ift der 'yüi^t, welcher das Au/aä nnd den iarfißcsv^ 
«mit einander verbindet, Diefer findet fich nur an d^m 
meklenljurger Haken , dem der heliodirchePilug ganz 
ähnlich war; am gewöhnlichen Pfluge fehlt er, \\eil 
da die erwähnten Theile durch die fogenannte Griefs- 
fäule verbunden werden. Data sXvfxa fpSterhin anch 
die Griefsjäule bedeutet habe , ah man diefe hiVizu- 
fetzte, weil man fand, dafs die fcwr/j an dem einfa- 
chen heliodifchen Pfluge fo leicht durch die GewaH 
im fchweren Lande abgebrochen ward, will Hr. R. 
aus deu widerfprechenden fcrklärungen von sXvjxoc ei^ 
W^eifen^ und nimmt an dem von ihm abgebildeten 
rirgilianifchen Pfluge diefe Griefsfäulc an. Die \h 
J^ Handfchriften de» Hefiodus befindlichen Abbil- 
dungen des Pflug« werdeil alle als nnftatthaft verwoi»- 
fen. DieBelchreibuhg deft virgilianifchen Pflugs f^ngt 
S. fti »n. Ein Hauptpunct derfelbtn ift die Berichti- 
tfung der Lefeart Georg, i. v. i^l^Jiivae, quae currus 
n tergv torqueat imos. Der Vf. hat Recht, fich auf 
die Erfahrung »u berufen, wenn er die Wahrheit der 
gemeinen Lefeart rz/rrwjbeftreitet, und überhaupt leug- 
net, daf$ die AJten von dem Pfluge mitRädern Kennt- 
nifa gehabt haben. Er billigt daher allein die fchon 
von Anderen vorgefchlagena Lefeart curjus^ welche 
Heyne aus vermeinten philologifchen Gründen allein 
verwarf. Die Stüue, welche man für die alte Lefe- 



'W 



art'und Erklärung im TIlhlÄs g^hinden zn'bjbihi 
meinte, entzieht Hr. R aus hinreichten den Gröndi^ 
den AußT^'geTn, und seigt, dal« in d^T SteHe ig« 48** 
hon prident ink)entum in RhaMa^ OiilHae ^ vt du eu 
näderciit alil rötutaSi qw^d genus voeant plmiftrareL» 
trum, das letzte Wort Uofa dn^ leere und gf>ind)ofiB 
Vermuthung von Hat'doviti ift. Demi in dem gaiisen 
-Capitel fey gar nicht vom ganeen PHuge, fondern al- 
lein von einem Theile deffelben, dem Pflugfcbaar und 
dellen verfchiedener Geftatt, dfeRede. Daher er audi 
mit weit gröfserer Wahrfcheinlichk<«it die verfchiMe- 
nen Lefearten d^ Handfehritten dabin liidi^iht. llaCi er 
planaratri lieft, und darunter drn*SdhatifelpJiug vä- 
fteht. DieRäder, ro^x/ic^r, 'finden fotiachati demPHug- 
fchaar gar nicht Statt : daher fchliF^t' er tiilMlos var, 
*W'elches er von kleinen StrichbrrteM erklärt, und 
"PI. II. f. 5 abbildet. Hätten wir von den Gebrauche 
de» Wortes rutulus mehr B^weisftellen : Co \rurde fiek 
diele Verbeirertefi auch evidenter haben machen laf- 
Ten. Für Rec. leidet fie keinen Zweifel. Nocb yret* 
den einige £r!ätlterungeh über den Pflugfchaar der Al- 
ten beigefügt; und bemerkt; dbf^ das Melier ftickt 
vor ihm abgefondert geftanden haben könne. S. gs 
kommt eine Bemerkung über die alte Art >dea Pflngcm 
vor, wodurch die poYcae entftanden,^ und was Urare 
bedeute. Wenn der Vf. mit eben dem Cifer in der 
Vergleichüng der Werkzeuge und LandWinfefefaaft der 
Alten mit' der neireren fonffthrt: fo durf^ PhÜelo- 
gen fowohl, als überhaupt die Liebhaber der ilkeii 
fiünfte und Literattnr/ n«cfa nsan^e fehöne Anflüi» 
nmg dunkler FnnCte von ihm - erwarten. 

S. F. F. 



«p 



ii 



' j .1 I I 



K L E 1 • N E . S 

• • 

Ai.TB»THüM»wiWMi«cHAtT. Hamburg, b.Penli«»: Vb$r 

He ant,kt (iruppt Cajtor und PoUux . cätr von dem B^^riffe 
Jkr IdeaUtät in Kunltwerken , von Kurt Friedrich liumol.r. 
ft 2 iT S 4 ( «2 gr.) !>«>• Wahrheit w Ehren, will Kfec, 
Ller Ja» GiflSndnif» ablegen, er habe mit »ngcfireugte. oediUd 
vorlieeenae .-chrift von Anfang b« S. 17 gf'j f«"" >.""» wieder 
celefen, aber, fey e» nun ans eigener Li.fähigkeit oder an« 
KcbiiM .vsVf»., weder / ufanmieuhanjg wahTgeuonmien, noch 
den eicentlicheji Zweck daVon beKTeifin fcOmien . bi» f» weK 
2fo d«rl er ßch ««ch keines Uia.e.1« .imuCeu. \ On S. ^ 
an wird aber die Sache allroJhUbh etwa» klarer;, e« gtfduejit 
B«n.Hch drfelbü de» auf den. Jitel erwähnten '^ruppe > el- 
^,g, nnd n>an erfälut. fie '>'«'^<l^S'"r"^^'"6,'"' funken. 

Grang« geiunnt. bewund« t: ...ch iß von de. •«f.'hMK«« 
ßencnnangen die Rede , .welche dteAUiBuhunuforfciier dieb)P 
nZen ÄMafegt. En^Jiofa eröffnet Hr. «.fei»» Vl,,.,«n| 
Min. die ^ruppe tey au» «w«y urfprünghcR nicht infai* 
«,l> «hörenden ttatueneift in neueren iiiten «tfamweirgi*. 
"S, und die V\hn recht» C«»»« )an«*» w«M»jbcJ.«re) -wUm, 
Kopf und AVin^ Age»«chrtet, 4er Weft e.ner fehr fohönen »nr 
Ulfen Kachhildung de» bctttanten Apollp -auroclono. von 
Kr»xlHle*.. nelche« de?in auch ganz znverlsnig die wahrt 
fwWgelnficUt de» Denkmal» ift, ««d Wbfrtr mw«ti1x. Ry^ft. 
iW Andere, dem widerrprochen werde« könnte , ixUtiAm 
MB. Das n»r d.rf riUliC^unfeeahndet bUjben, weiw,»r.S. fl 
der iweyten Figur , oder der xur Lu.ken rUhendeh , fchreyenT 
iL Ur Jett ana.«, Hnd S. .5 von ihl; fa« - tie reige ttie 
keineswegs loblichen Proportionen , we^fh«" t^. We»^!^« 
aw^de'n feiten d« |n.p«aiore«,'V««»gii^.^.HW«oai.»trf 
getroffen werden. D«r Leib fey Ung, die Beine kurz, die 



CK RIFT E 'm. ' 

FormcQ abgefondert miA rec^eclug. ^der, Kppf trän ^mb* 
falls denChafakt'r der ^/aiÜer in lladnans Zelten -u. d^l m.— 
\\ahrjicb ebcn.fo viele Jnil>rjnier als V\ortt, detcn tunl^bid» 
' liehe Aiiseinan der fetzung tind Bericljfigiihg aber, der \«eit« 
liufliekeit wegen^ hien nicht TOifeBOintiioQ wenkcB dait 
Gewiis ili es übrigens, dafs eben die geiade^ iiebeude iioa 
^iir Linken, v^elcUe Ur, Ü. tadein will, cii.cn un^tniein tMM. 
ferofscn Ciiaiakcir hat . un entweder felbft rin \^ erk <-es h^ 
&en rils iier giieeliifcken fttinfi ^ eücr-vreuigfletft tweffikkf 
.COpi«*nacli tinfijn folclitfo trpi wiid« Lcvkendb ku«t|i<rjfaJb- 
%'fiUt: AlifiicUunisfoirdUer ke^eu^ datier die VexniptkpuLg, es 
Könne fitii in ditTe» l ig ur Tiel leicht noch, euic alte guit-^ac&- 
alimuii'g . CS boryphoius Vom Pohkici erhahen bab«ni , m»l 
in lier Ikat, fowohl cier ^til dei leiben iTcheklt eine felcfai 
V^rüiuthnii^ zu begilnftigen, qU auch ^tet tüiftand, da£i beide 
^r^ie unu Flflnde^, diePackelu haltende Häaide, ipeiü auodcsjie 
Arbeit feyn niögpn. Unieie I^un fti lebenden Lefer werdcii ge- 
boten, hjetfiber da« ^rogrltaVh dicfjr A. L. iS. Vbifa J. i»,^ 
fftaohzuTehen , \Vobcr Mioh Htf. !fii fftr MtM^vtÜrtftv WMnes 
ÜUB gtfällig gewefen wiire ^ .MMtelie^ kftli« bfwut«tn kc—m, 
1 ie ^^chf<;h4 iif S* a^ tt 25 ü <|ie 4niWiJ^»2g?l« S. ii3 — 5% 
der r^ achtrag $. 50. u. 51 , und endlich die XNacLcrijincrut)^ 
S. ^1 u. 52 enthalten f.1xnrfitlith ein Gemenge vom X^ahic-n 
und^^lfcfaen, 3^ delT^ii Sicb^thi^'Reo: iSeik (eineZ^itMckt 
«Dwenden n^ » theil^ mdi mjeSu ; gelehit %mvm ift > ind<« 
fit4}eii %wAm Qi«^ i*a4r»^sjto».Öi|iUii8 v^^oj^ ^ 
nllo das ürrÄeil pbcy deren paflendei Anwendung dem Pkilo- 
lo^cn zndehi ; auch ift vOn Tilöniie^f die iV^de ,%rMli!ib' dk 
Füitiisiiniiik^ * wenn' l6' «^ ^fOf |;kt AlWA / ÜhW^IMmui^ 



^ V. K, F. 



4«^ 



f %\: ^ A % S H JE 



<49$ 



ALL OE MEINE LITERATUR - ZEITUNG 



ttt 



9 U N I V S 11 8 « S> 



WM* 



JB O T J, N I K. 

t^ÜRNB&BO, b« Weigel u. Schneide^; Hißwrla 31u», 
Jcorum fronäoforum m mmgno JPucatu Her^i' 
polUq^ er^fcentium. Cnrante /* Q. fV. Volt^ 
.MedicQ Suinfturtenfi praciioo et ^ lurium focie* 
^tam (odali. Cua &%• aeii« iftiA. • IV o. i3>>i S* 
W. 8. .(i6 gr^ _ 

Xiin Bejrttag zur Specsalilora des Gröfshersogthnras 
Wurabare, weldier oater den sahireichen neu'*rei| 
Floren eiovelner Gegenden niit Auszeichnung er- 
wähnt za werden verdient; fchon um des -Gegen« 
fiandef vrillen, — da Hr. ^. den Faden gerade da 
aufnimmt, wo fo viele Floi^ßen» aua Unkuode oder 
au« Scheu ^vor den ungebahnteren Pfaden» die fie 
auf dem Gebiete der Krjptogamie betreten mtilstent 
ihn f;änzlich abzureiben pllegen. Aber diefe kleine 
Schrift hat auch noch einen eigenen , inneren Wei th^ 
der ße über den Rang eine« blofsen nomenclatori- 
fcben PflauzenverzeichnilTea erhebt. Der erfte Blick 
auf diefelbe zeigt, dab fie nicht aua dem f ilanzenry« 
fiem und anderen Floren «ufammen , fondern recht 
eigentKck aus der Natur» und zwar von zahlreichen 
Individuen der aufgeführten Arten abgefchrieben fey; 
und man wird feiten die Befchreibung einer Moosart 
dorchgeben, ebne auf irgend eine dem Vf. eigene» 
oder doch von ihm beffer benuute Beobachtung zu 
^oUtn. In Hittficht der Anordnung der Gattungen 
folgte Hr. y. dem weher- und mohrfchen Tafchenbu* 
che, welchem fich auch feine Methode der Behand-^ 
ang im Ganzen am meiften» doch nirgend« fclavifch» 
lähcrt (So find z. ß. die ßrya, wie billig» als eigo- 
»e Gattung aufgeführt. Orthothriehum mffßum bleibt 
tnter den orthothricJüs u. f. f.) Die Gattungsmerk- 
uale find mit Recht ganz übergangen. Statt der ge- 
vöhnlichen Artkennaeichen , die regelmäfsig £iner 
em Anderen nachzufchreiben pflegt» erhalten wir 
urze» aber faft immer glücklich bezeichnende Be« 
:hreibiingen» in denen» uait -beftindigem Hinblick 
nf alle übrigen GattungsgesolTen» der V^» fo viel 
Is möglich» ein anfchauhches Bild der eigepthüaili» 
hen 'FutBi jeder Art zu umfchreiben fucht. Manche 
mft äb«rgangene Merkmale» von der Farbe der 
beile» den Gtöftenverhälmiden der Fruchtftiele» 
&m Dafeyn oder der AbweCsnheit des Anniäus^ find 
iezu fehr «weckmäbig benutvt. Die Befchatfenheit 
e^ Randes der Blätter wird meift richtiger und ge- 
auer» ala von den Vorgäncom » ieXhti yoA Hedwige 
ofchc^en» angegeben. Auf die Befchreibung folgt 
ine ausführliche Angabe der wichtigften VarietAteou 
/• Jt. L. Z. 1813. ZweyterBofuL 



Tiacb flen der Abweichung unterworfenen TheHen'nh 
fammcngetlellt. Nicht feiten fehliefst fich noch eine 
nähere Beobachtung einzelner £igenthümlichkeitea 
der Art» fei tener eine kritifche Erörterung an. Alle 
Synonymie blieb ausfefchlofien^ und nur der Autor^ 
, ^nach delTen Charakteriftik die aufgenommene Art ver- 
Randen werden foU» wird gleich nach dem Artna« 
meti bemeikt. Die Standörter find .genau und forg- 
fältig angegeben. So iß die Anlage diefer Schrift h^ 
tjanzen» und die Confequenz der Bearbeitung dee 
Be(onderen in ihr» unftreitig rühmenswerth. Tad- 
len möchten wir dagegen» dab fich Hr. F'. in dez 
Vermirchnng verwandter, oder doch noch nicht in 
fich^reu Übergängen verfchmolzenev Arten zu fehr 
an feine oben genannten Vorgänger bindet; und es 
w^o zu wimfchen» darb die Unter fcheidungen ande- 
rer Mooskenner hie und da mehr berückfichtigt wor- 
den wären. Denn eine Particular- Flora iß gerade iet 
^alTendfte Ort für die fchärfere Trennung des Befon- 
^eren » und gute Unterfcheidungen» felbft des nicht 
wefentlich Verfchiedenen , bringen dem Syßem» wie 
der wifl^enfchaftlichen Combination » mehr Gewinn» 
als die willkührlichen » nach einfeitigen Principiem 
vorgenommenen Ausdehnungen der Art -Begriffe» 
durch welche manche der heutigen NaturforCcher 
fich» ihrer Meinung nach» ein philofophifches Anfe- 
ben geben* So hätten z. B* Oymno/iomum truneatu* 
lum und intermedium ^mUh,^ cir^umeijfum und trun- 
eatum Häkliug. (Annalen der weiter. ^efeUßfür die 
gef. Naturkunde^ fir Bd. isHeft S. laa) in ihren Art- 
rechten erhalten zu werden verdient, Rec. kann' uiv- 
ter unzähligen Exemplaren keine wahren Obergänge 
finden» und des V(b. f^ar.II bildet gleichfalls kern 
Zwifcheuglied» fondern gehört zu -G. eir^wifciffum 
MöhL Auch dias G^rufefcens Schuh., das im Wiirz- 
burgifchen nicht feiten vorkommt» dürfte durch den 
viel kürzeren. Stamm» die röthliche Farbe» und durch 
die eylanzettförmigen » lang zugefpitzten Blätter An- 
fprüche auf die Rechte einer eigenen Art machen kön- 
nen. Von Tortttla unguiculnta Hedw* mub T. aui- 
tulata BrideL, die überall in Deutfchland» und auch 
im Grofsberzogthum Würzburg nicht feiten ift » un« 
^rfchieden werden. Die von Bridel, in den Sup- 
plementen «ur JUufcoL rec.^ aufgeßellten Kennzei- 
chen Charakter ifiren beide Arten febr gut. Die Bar- 
thramia pomiformis des Vfs. mübte» da Swarz et- 
tifft wird, Bar.thramia ithyphyUa Bridel. teyn» wo- 
mit auch die FoUa e dilutata baß elongate'Ct angiiße 
Jubulata^ und die fetaßsper elongatioues lange emi- 
nens übereinßimmen. Aber die Höhe des Stamms 
{1—3 i^oll) und di^ im trockenen Znftande als etwas 

iiö 



*> 



OLVlAlSCmE A^LBA ZaTSRi^TVK- ZKrTÜir& 



4rr 



geBogen^ tngegelreneii Blfitter macben diere Beftim-^ 
mnng' wieder^ zweifelhaft. Demi' nie' fab Ree« ein^ 
wahre .B. ithyphylla Brid0Lt oder pomiformii Sivarz. 
▼on folcber Höhet und die Blätter und fteti» im trocke- 
nen wie im frifchen Zuftande, ftraff and gerade ab- 
ftehend^ Sollte Hr. V* hier die B. pomffomis Br^ 
dd.,mA delTen ithyphylla vermifchen? 

£• wäre ungerecht» zu verlangen, dafa fich die 
iliufcolo|[i£chen £xcarfionen des-V-fs, mit gleicher. Ge* 
nauigkeit über den ganzen Flächenraum des Grofs« 
Berzogthnmt verbreitet haben folhen ; und man darf 
daher Ton künftigen ^rgän«ungen , wo nicht an 
neuen 9 doch &cher an mehreren bereits bekannten, 
in dem vorliegenden Verzeiehnifle aber vermißten 
Arten fprechen«. ohne damit den* Scharfblick dea Vf&. 
fbhmälem zn wollen ; vielmehr erwarten wir gerade 
Ton ihm die erfreulichften Früchte feiner fortgefetz« 
fen Erförfchungen . der vaterländifchen. Müfcologie. 
Vorzügliche Ausbeute dürften künftig noch die Ge» 

f enden d^r Rhto und des Steiger waldes liefern, 
chon jetzt haben diefe beiden Dißricte manche inter- 
eflante Möosarten geliefert, unt^r denen wir nur 
Sphagnum fquarrojum Eerjoon^ Sph. aeutifblium 
JEhrhardi , Oymnoßomum Jajeiculäre H^dio, , TrU 
choßomum ouatum (Oicranum) Perfpon^ Ftßrigy^ 
nandrum ßlifprme^ Hedw, , Dlcrajium longifolium^ 
cerviculatum , Jquarrojum und ptltucidum , Ilypimm 
widulatiim und Diplacamium löngifetum fVcher und 
Mohr {Mteßa Hddio,) hier anführen wollen. Am 
fleifsigßen iß, wie leicht zu denken » die Gegend in 
der Nähe des Aufenthaltsorts des Vfs.. dürchforfcht» 
und üe» fä wie die näcbße Umgebting Würzburgs, 
H efem manches Merkwürdige : z. B. Folia eldngata 
Jbdw* , Phafcum Floerkeanum ff^eb, et Mohr. , Di* 
cranum Jubuluium^ Grimmia ßriata Schrad. — Grim- 
miä crinita BrideU überkleidet die Mauern der Reß- 
denzftadt an manchen Stellen. dicht mit einem grauli'^ 
cBen Filze. DieCäs Moos» das fo lange überfehen 
worden ift, fbheint in der Ausbreitung zahlreicher 
IhdiViduen den wuchemdßen Arten diefer Ordnung 
den Rang ßreitis; zn machen> und, feltfam ge» 
Bugy vorzugsweife die Mauern alter St9dte zu be- 
wohnen. Rec. find mehrere Städte bekannt, de^- 
ren Mauern es, wie die der Stadt Würzburg, be- 
kleidet4 Dahin gehört z. B. Bafel: Was Hr. F. über 
die anomalifche Bildung des Ferißoms anmerkt, fin* 
det Rec. an feinen Exemplaren beßätigt^. und glaubt 
delswegen, dafs diefcArt einen deutlichen Übergang 
zur Gattung THghoßomum ^ oder wenigßens zu dem 
diefer Gattung jetzt zugefellten Uicranum pidvinä* 
tum^ mache. Ihre Verwandtfchaft mit Grimmia apü* 
carpa iß nur fcheinbar. •— Um dem Vf. die Auf- 
merkfamkeit zu beweifen, mit welcher wir den In* 
halt feiner Schrift gemußert haben, mögen- hier die 
Namen einiger von uns in verfchicdenen Gegenden 
des Grobherzogthums gefundener Arten , die wir 
unter den aufgezählten vermilTen^ ßehen. Zu dem 
von Hn. ^.. bey Würzburg aufgefundenen Gymno/io^ 
mum tortile Sehwägriehen. kann auch noch das G. 
fphaericum deßelben Botanikers eingetragen werden. 



¥t 



Es wlchft" an' fcUammicen- Staffisn« £e den ^er- 
fchwennnungen des-Maku aasgeCetst find. Tricho» 
tomum eylindrieum BrideL (^tenuifoüum- Schröder,) 
auf dem. ScBwd]i^Qbfii|;fi.adfi£.Sdiwamberge. Purj' 
gynandrum nervofum Brid. ebenda felbß, mit Pte- 
rygi fiüfoikneJ' — Tortula apieulata BridtL ift in 
Rec. Gegend häufoer, als T. uuguieuldta. Tor- 
tula nervoja Sri3^''(jBryum nervößim Bbffm.JT^Poly' 
trichum pumilum Swarz. ap den Wänden einiger 
Gräben um Kitzingen; L^skia fubtiÜh Meejia uU- 
ginoja. Bryum lougiroßrum. Das überall nicht fel- 
tene Bryum annodtmm fchdnt zufälÜg" übergangen 
zu fejn« Am wenigßenBejf all dürfte des Vfs. Ein- 
theilüng der tJattung HypTtian: *' föliis ferratii^ 
*♦ folns Jerrulatts i *** foliis' teniffime pftmlatis vd 
fubintegriTf **** f Ollis int^gerrimis, — firrden. Denn, 
der Schwierigkeit, oder vidmehr der ^Sazlidien Un* 
möglichkeit, nach diefem ganz relativen Merlnnalfc 
eine noch unbekannte Art mit Sicherheft ihrer m^ 
fjiirechend^n Abtheilung unterzuordnen, nicht on* 
mal" zu gedenken» — wie höchß widernatürlich 
werden nicht^ die verwandteßen Arten dadurch am 
einander geriflen und zerßreut!' Noch weniger kön- 
nen wir die häuficfen Veränderungen der Triviafaia* 
men^. die uns in dtefer Schrift aufgefallen find, giK 
heifüen. Tetraphis^ peUucida heiÜK hier cyHndriea, 
Wie aberv vrenit noch eine dritte Art, mit gleichfalls 
warzenförmiger Capfel, entdeckt würde? Phafcum 
Floerkeofwm fV. et M. wird in bedium, ^ T^oly- 
thrMium juniperium in. impUcatum , Hypnum tri- 
quetrum m H, fagittifoliumf Fontinalis antipyrt^ 
tita in. K trifaria umgetauft. Dergleichen Hamen- 
kritteleyen brrogen überall wenig Heil, undHn. F^4. 
Sohrift bedurfte am wenigßen diefer Zuthat, da fie 
mit wefentlicheren £igenthüm}iehKeiten genaaer Por- 
fchungen hinlänglich atisgeßattet ift. Der lateinifche 
Stil hätte eine aufmerkfamere Feile erfahr^i foBen. 
Die bejgegebene Kupfertafel enthält die waUenber- 
girche Scala- zur Beßmunung der relativen Riclitiiiig 
der Blätter. ♦ ♦ s. 

• WiEK, b. Beek: Qemtalia JfcUpiadearum com- 
troverja, Auetore Nicoiao Jofepho L. B. a 
Jacquirif Qrdinis S. Stephani Equite.^ Cum Ta- 
bula colorata. igii* i4o S. gr..8^ (i Rthlr.) 

• 

Der grofse Zwiefpalt, welcher in den Meinungen 
der Naturforfcher über die Beßimmnng gewilTer Bki- 
menthcile einiger Gpntorten Linnens henitht^ macbt 
e» allerdings zu einem dankbaren Gefchäft» die Mei- 
nungen mid Hjpothefen der T^rzüglichßen Scbrilt- 
Aeller über diefen merkwürdigen Gegenftand in ei- 
ner eigenen Schrift zufannnengeßellt zu fd&en* I>er 
um die Botanik fo fehr verdiente Vf.. giebt uns 
in der vorliegenden Abhandlung Auszüge am 43 
Schriften , worunter drey auf feinen eigenen Namen 
fallen. Jeder Auszug wird damumit eigenen Bemei^ 
kungen des berühmten Vfs.. gefchloßen. Mrhard^t 
i^nd Batfch'j Beobachtungen über diefen Gegenftnnd 
wünfobte Rec. in diefer chronologifchen ** '^ 
AeHung nicht übergangen zu fehen. 



4f9 



jf n n i n & » a & »^ 



♦$• 



XJm dbi €kgso§mAA' ^et Uheer6idi«ng' geifiMr 
Kxiven» dieik d<nr Vf. ndt Ratthoell die Contortea 
Unm odinr Apocqrneen Juff. in .awej natirUche Ord- 
tmnffen«, nämlich in die e^endidien Jpoeynetn. und 
imr Ate j^fclepiadesm Mit jenen- hat er ea hier nicht 
9MI lfa«DDt da fia immer fiänf freye Staubfäden und 
gröffltentbeils eine CoroUam contortam haben;, diefe 
Itingegen ttnter^cbeiden^fich durch den> gynandriCchen 
Situs' ihrer lo Stanbftden« und> eine meiftens ebene 
Blnmenkrone. Da* es h%j uns (owohl als auch ut 
dem Vaiedande dieCer gvdfstetttbeils ausländifchen 
Gervräcbfe fo' talserft Tchwer hilt» reifb Samen aur 
erhalten^ wie der* Vf. Mia vielfältig^ Erfahrung felbft 
bemerkt :>fO' mag. ^"Vi^ohl daher rühren, dafs erden- 
mnterCabeidenden Charakter diefer Ordnungen nicht 
liGcfa Mreiter ausgeführt» und im Bau ihrer Früchte 
und Samen nachgefucht hat, Dafs hicyrin aber ein 
^refentlicAeP' Unterfchied*au Fachen feyndürfte» fchei* 
neu /, ß^ärtnmv Beobachtungen an Mnigen zu dieCen- 
Ordnungen gehörigen' Gattungen zu beweiCen. 

£s ift bekannt» dafs wir dem berühmten Vf. 
sictlt- nur genaue Bdchieibungttd, fondern auch die 
fchönßen/ Abbildungen d^r Btumentheile diefer Ge-^ 
wächfe in den Mijceli. Jußx. Vol. I zu danken ha^ 
ben. 'RotthoM^ KoelrsuUr und Jfladicus haben fich 
beynahe erfchöpft in Abhandlungen übe? den merk- 
vrürdigen und verwickelten Ba^\diefer Blumen^ und 
doch und die Naturforfcher noch nicht einig, fo* 
wohl über die &enehnung und Function der Oe* 
fchlechtstheile» als auch über die Alt und Weife, wie 
die Befruchtung vor &ch gehe. Die Hauptfchwieri^- 
keit, welche der endlichen. £ntfcheidun^- über die 
ßreitigen Puncte im Wege liegt, ift theils mder ver- 
fchiedenen.Geftalt und V^rhältnifs der Theile, theils^ 
in ihrer Lage, und dem daraus folgenden Hin der* 
nifs der Befruchtung auf gewöhnlichem Wege au f u- 
chen. Der Vf. bleibt feiner früheren Anficht getreu^ 
und hur in Bückficht der Feriploea graeca X«r, wels- 
che er als Verbindungsglied >zwifchen die Apocyneeiv 
und Afclepiadeen ftellt, ändert er feine Meinung da*- 
hin , dafs er- diejenigen fleifchigen, und an der Spitze 
behaarten Körper jetzt Nectarien nennt, die er fonft« 
als Filamente betrachtet hat. Von diefer beobachtete 
der Vf« nun auch wirklidi die Dehifcenz der Anthe- 
ren , und dabey das Austreten eines granulirten Pol- 
len , wodurch fich diefe Oättung^ den Apoc^rneen n&*' 
h^t. Die Meinung derjenigen , welche die -7- das 
befruchtete Fluidum enthaltende — länglichte oder 
kuglige Säcke als Pollen anfdien , focht er vorzüg- 
lich dadurch zu entkräften: 1) dafr die braunen von 
denfelbett'« für Antheren erklärte l&örper von hornar* 
tig^r Natur feyen, alfo keine den Antheren fonft zu- 
kommenden Eigenfchaften befitaen; 0) dafs die mit 
befruchtender Flüffigk^it erfüllten paarweifegeftellten' 
Körper gegen die Analogie des Pollen vcrmitteirt ei* 
ner bald kürzeren bald längeren fadenartigen — dem- 
Filament entfprecbenden Production an die Säule der 
weiblichen Befruchtungstheile gehängt fey. Die phy- . 
fiologifche Bemerkung, der Gegner aber^ dals diefe 



JBehälter der männliehen befruobtenden Feuchtigkeit 
diefelbe organifche Textpr, wie in anderen Pflanzen 
das Pollen, habe^ umgeht der Vf. zum TheiF, zum 
Theil erklärt er es als eine Eigenheit diefer Pflanzen»- 
finmilie*- So erhält alfo der Syfieroatiker einen Kno* 
ten zu zerhauen, wo der Phyfiolog mit Überrafchung • 
bemerkt,, dafs die Natur durch das Zufammendrän- 
gen der Zeugungstbeile ein Glied weniger nöthig 
hatte r um zu dem höchßen Zweck des Dafeyns der 
VegeUbilien zu gelangen^ Der Vf. fah fich ehedem 
als den Entdecker der männlichen Befruchtungsthei- 
le der Afclepiadeen an; nun giebt er aber wieder Z>ii- 
Unius das Äecht und die Ehre zurück, die Behält 
ter des männlichen Befruchtungsßoftes zuerft richtig^ 
angezeigt zu haben. 

In Rückücht der weiblichen BerruchlungitUei<> 
le,- befonders aber d^r Narbe, find die Meinungen der 
Naturforfcher nicht weniger getheiU. Rec. fchefnt 
indeiTen doch des Vfs. Meinung ,- welche die mitüe- 
re obere Fl&che des Corpus truncatum für die Nar- 
be erklärt, aus folgenden Gründen die wahrfcfaein^ 
lichfte 5BU feyn: i.) weil fie allein mit den , derNar^ 
beiiöthigen Attributen, dem Drüfenapgarat und £x- 
cretiönsorganen der zur Befruchtung nothwcndSgcn* 
klebrigen Feuchtigkeit verfehen iß;, und 5) weil fich 
hiedurch die Schwierigkeit der Befruehtung felbft 
und die Seltenheit- des- Früchte • und'Samen-Anfatzes 
fo leicht erklärt Fon Gleichen' s merkwürdige Beob- 
achtungen übeiF die Veränderlichkeit, der Befruch- 
iwngstheile fowohl der männlidien als der weibli* 
eben, vom Anfang der Entwicklung der Blumen an 
bis zu der vollendeten^ Befruchtung, bezweifelt der 
Vf. , nimmt fich aber vor, diefen Ge|enftand künf- 
tig au beobachten-, und £6 in Gewißheit zu brin- 
gen. Wegen der nötfaigen Revifion der Gattungen 
Rcriploca und Afclepias^ unter welchen fich eini- 
ge neue Gattungen verdeckt finden, giebt der ver- 
dienft voUe Vf. hie und da gute Winke 

Auf der angehängten colörirten Kupfertafel be» 
finden fich 15 Abbildungen von den Gefchlechtt- 
theüen der Feriploea graeca^ einigen Afclepias' und 
mehreren Stapelia^ätten. - Ob nun gleich diefe Fi- 
guren , befonders, die vier erften,' welche die wrbeJTert« 
Anficht der Genitalien der Periploea graeca (Fig. 
1— — 3), und die Standna von jijclepias nivea (Fig. 
4) darftellen, den Dank der Naturforfcher verdie* 
nen : fo hätten doch befonders die übrigen , daa 
Corpus truncatum von Jffflepias unä Stapeiia dar- 
ftellenden Abbildungen durch mehr Genauigkeit und^ 
Ausführung weit mehr Wertherhalten können. Papier 
U)idDruck find gut; Sehade, daCs derTect nicht fdtea- 
durch Druckfehler entftellt ift* • A^ . • 

' Cablsruhs , b. Macklot : Bortus magni Ducis 
Bädenßs Carlsruhanus. iQii« X» u« SQS ^* 8< 
(1 Rtblr. S-g'O 

Das letzte VerzeichniTs der Pflanzen des botani^' 
fohen Gartens zu Carlsruhe» io. welchem im Jahre 
174$ zuerft unter europäifchemHimmd die prächtige 



43* 



ß. A' ^' Z' i V m l VS' i ^ i ■$. 



m 



jlgav0 ^merieana Mulicte, crfchien inof Jahr 1791.. 
fyit dief^r Zeit hat' ßcb dieft Inftitat &u ^aem der 
«refflichßen, und vorzüglich wegen dea Reicbthvuna 
an audändifchen Tekenen Pflauze^, fo wie wegf^a 
der Anordnimg und der TOrztiglichen Cultur derfel- 
hexKt wenigen ähnlichen deutfchen Ai^ß^ilten nachfte* 
banden EtablÜTements erhoben,, deffexx Flor, nächft 
4er in Aufwerfung eines heträchdichen Fonds ^ur 
Unterhaltung des Gartens und in Erbauung mehrerer 
prachtvoller Gewächshäufer fich kund gebenden Li- 
beralität des carlsruher Fürsten, vori^üg^Kh ^Lsm ^ifer 
und derThätigkeit des henntnifsKeichenDirectocs def- 
leiben« dem' PcofelTor ^7ne///i, zu verdanken ift. Es 
gewährt eine angenehme Empfindung« ^u bemerk en^ 
wieio dem Studium der Pilanzenkunde mehr als in 
irgend einem tiefem verwandten unCere Landaleute 
to röhmlich mit anderen Nationen wetteifern. Von 
4em genannten Director diefes Gartens ift nun 
auch das vorliegende neue Veraeichnib, wodurch 
derfelbe &ch die Erkenntlichkeit nicht pur aller aa 
;dem Gebrauch und an dem fortfchreitenden Gedeihen, 
vieles Gartens, fondern auch aller an dem Studium 
4ler 3o.tauik in Deutfchland Autheil Nehmenden ejt- 



^rbt. Disft ¥fme!cikhtrs>Ayatitt Mutiger Kßne> 
mit möglichfter Erfpanmg desRaomea» ttnd mit Ans» 
fchltirs4er Vjurietätcin , der Moofe, 4er Algen nnd der 
Schwämme über 6000 nach a^xhabedfcher Qrdaiisf 
gefteUle PJianzen()pecies , bey denen Angleich mit Zö* 
xhen das Vaterland; die der daselnenPflanse makoa^ 
isiende Temperatur , der iSehranch deifelben w/ar M^ 
didin, Ökonomie, Zierde, ob &e als giftig verdftdi- 
tig und die Zeit ihrer Lebenadauer angegeben ift. 
Biy der Ausführung der generifchen und fpectfitchen 
tarnen ift der Vf. mit Recht Lbtni gelolgti 46ck jGi&d 
bey vielen Pflanzen 4ie Synony mc^o, wo fie sMlliwren« 
dig (chienen^ angegeben. Wir haboa him uAt Ver« 
gnügm mehrere feltene Oewächfe gennffien , wekte 
wir bisher vergebens Sn manchen an Umümg wai 
Fonds voraügiicheren 4enifcheaGärt€in'f achtest^ mid 
na^h der hier getroffenen jdphabetifdiien Anor^nng 
der Pflanzen wird 4ie(a Veraeichotfs allea Vori^ 
hern botanifcher Giften, w^che eine IcädtA wmi 
Schnelle Überficht der hiar ivmiiandenen PfljuBaen 
Wünfchen , um dnrch Tamfch oder Ankauf ihre ei^ 
jgencn Gärten an conipletaren, dm gröfiiten Nittnen 
jgew?hxen. Ä 



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EiinBXKMiiB»«rH<i. J^rfMtrt» k. M^Uler: Mehu WunJU* 
rungen aus Schwmban durch die MumgeesmUn und Thfiringtm 
jimA Suchfen, Im Frtthjalire 1^0 und Sonunev igiu ft7D S^ 
A« (i Bthlr. 4 gT.) WahrfchtuiUcli der erde Ausflug einet 
jungen Mannes , dler fich feine Reifekoden durch diie Benierr> 
' tvungeu bezahlen lädt, die er in Druck bekannt macht. — Ihr 
gröUtes YerdienA i& di« Eile , womit er ron Bahlineen aui. 
Aber Stuttffardc, Heidelberg, Frankfurt am Main, Hanaup 
Fulda, Eiunach, Gotha, ^nüadt, jSrfurt« Weiinar, Jena, 
<jera» Altenhurff , Schleiz, Saalfeld, Rudolfta4t, Schwarzhurg» 
Paulinzeli, Yolkrt^dt und einigte andere weniger berOh^nce 
Orte und znrück nach Erfnrt reifet. Die HauntmerkwXird^-. 
)^€&ten find flftchtig auigelafH und flüchtig erzlhlt. Sollen ue 
aU Ren^nifcene^n dienen : fo wind die I^ectfh'e durch den 
darin hcrrfchenden Ton und die mannichfakigen Fehler wi^ 
der St^tiißik und GefcHcIue verleidet. Man kann die£i 
Wohl den iogenannten literftrifdien Schnaohthne» zn gut« 
IuiImii^ aber wenn ein Mann, der auf Empfindung Anfpr.nch 
macht, von Cottat Prellereven und fchmutzigem £igennutz, 
w^onüt er dur.ch die miferaMen Ausüben guter Dichter iem 
Puhliciini das .Geld abnahm 4 um ficn dafür mehrere Domair 
aen zk kaufen , wann er in ^na von *der Eintjieilung der 
Mädchen und Frauen in Flor, Miujien, Befen , Knochen 
mit Vergnügen fnricht : fo hätte der Verleger wohl |;ethan« 
4m Buc£ e^ fäuoem zu laflen, und zwar um fo meur, d^ 
der Vf. den Nachdruck, den Geiftinzer zu Wien von Goethe*t 
Werk machte i als eilaubt anfiehc. Die Nachrich^n von 
fim, Weimar nnd Jena find die jaufdhrlichfien ; am läo 
▼erweilt er bey den Sichriftßellern Arnold ^ Falk und C 
Diefe Kachrichten felbft, wiewohl nicht ohne Fehler, fchei» 
n#n Einfchiebfel von einer ande>»n Hand« oder vielkickt 
war der Vf. hier mehr bekannt. H. P. S, 

ScsÖMB KfiNSTi. Treyherg, b. 0»z u. Verlach: Alfred 
v#tt SslUfw* ßia G&gnälßM i^os den neueften Zei^n von F. 





en 



Idilr.) VuA Act 
efchichte Alfredi 
mm , >^M> .wM*>'«»«-v« »«w*«v W2'««^, *v ww*v wuch d^ OhanJu 
ter Alwina^s. Als Zweck diefes Bnchs wird i^gegobena 
„als treues Gemälde wahrer Begebenheiten , C9U es in nüu* 

gn g^fchäftlofen Stunciem den LeCer in die Welt ffihra, 
n vielleicht ähnliche Sceneu feines Lebens ins Gedicht..^ 
zurückrufen, und, wenn der Hauptzweck des Vis. erfIlUt 
werden foU^ vielleicht hie und da z«m Gmen cnBaatei^ 
xum Edien anfpomen^ vor depa B6lcvi^ wamejn » nHid tmi^ 
La&er abhalten.^ Data der Vf' die^pr JßefclüohtA ein lionct* 
ter Mann feyn ma^ , beweifen alle Ä^tfserungen und Ur« 
theile , wo^it er leine Erzählung begleitet hat : ak SchrÜ^ 
fteller aber können wir ihm keinen höheren Rang sAirvcip 
fen, als er jfich feU>A aneewiefen« £r gehört sunt Mittel« 
gut, das £u;h w^ed^ dnrc)) jpn)i»e Tugenden, nodi durch 
Iprofse Fehler auszeichnet ; zu den Stcjiriftflelkm , die £ck 
im Kleinen, auch wohl im Kleinlichen gefaileiv, wM fie das 
Grofse nicht erreichen können. So be|rinat dm' fnsrfuhiii» 
Abfchnltt mit folgen iler Schildex^ung : ^€hwrfirl^Uig rtnmte 
4ie Inj-clitbare 'iockter dfS Chaos ueu EcdbaU, nnd hinter 
dicken ^hlevern arheiteu fieh Fhobus empor. Cin' 
durch dringlicher Herbfinebel hüllte die ganze ^e^end 
ein gra^uundes Halbdunkel. — im allbeiehendee T Jt 
wohltJiätige Sonne! mit Recht zögerteft dn, deinen GUas 
fiber die Scenen des Sdb'eckens, des Jammers und der Onu- 
famk^ anszvgiefsen ! — Da donnerten zur Rechten di# 
Verkflnder des Schreckensti^es den Aufruf zun Streit 1m^ 
Vorwärts raufchte Alles, dem unvermeidlichen Ertnaa «i^« 
gegen. Avancirtt cemmandirte dtx upiece Wertheivi, .tmd 
w^e. ^eine lebendige Maner febrilen die muthigea Orex»a- 
dit^rs in das Dunkel ihrer dunklen Zukunft.** Die Verschesx, 
weiche tkber den Abfchnitten ftehe^, in w^elche des Bndi 
eingetbeilt iH, verrathen häufig, fo wie die ebea anMtefa» 
te Stelle ^ Mange) an Gefehmaot. Q^ 



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ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



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ST.AATS.WISSENSCBAFTEN. 

I 

* 

^ jiuszug ßus. Adam Smiths ühi^cfuchung über dh 
Natur wid die Urfachen des NaticUalreichtkumj^ 
mit praii^ißcben Spmsrkutigen^ von FKiedmim 

Jtlr« V* €* hat hier dne Kritik des tihfterblidieh 
Wetk« ron id^. SrntÄ gegeben. Wenn lieh Männer 
ans dem GdCchAfii^beR , juit 'den ni^tkigen fbeoreti- 
Icben KennlnSJEen veif ehen , an ein fo allffemein an* 
gcnommenei, wididget Sjfteni tnachen : U> ift es f«fr 
die WifTiöiCchaft mid das Pvakdrche ^er Staatsokcmd* 
mie aBerdings ein Gewinn.; aber ße muffen , beTon- 
ders hey dem fmkbjchen Werke» nicht pedahtifch 
am Biichftaben Rieben , nicht udeln , um an tadeln, 
und aiobt a;a( eine paradoxe "Weife nnr imn^r zu wi- 
derlegen üch beftreben , fondem ki den Geift des Sy- 
ftems eiadrio^eii« .die inneren Bedingungen der Na* 
UQnalökonomie^ den Nalionalwohlftand vor Augen 
baben, ihse £rbhrQngen richtig anreihen, und fo 
dem SyRem durch a^robirte Grundfötae nütadich 
Mrerden. Die Folge wird zeigen , was der V£ in die- 
ler Hinficht geleiftet hat. 

£r giebt feiner^chri/t den Titel: Die Tteue Staats- 
vfekeJkeit — ; hienait verbindet man einen viel weite- 
ren BegrilF, als den der Staatswirthfchaft. Diefe ift 
nur ein Zweig der Staats Weisheit , oder der Staats v?if- 
enfchaft, Suat^nnde, Politik u. f. w. , was man ei- 
gentlich mit dem Ausdrucke Staatsweisheit zu be- 
eiciinen pflegt. Selbft die Staats Weisheit von Ludcn^ 
nit dem der Vf. « nach der Vorrede, eine fo grofse 
ieenverwandtfchaft haben will, hätte ihm den wei- 
sren Begrift vor Augen (bellen , und ihn beftimmen 
önneiip ftatt neue Staats Weisheit, eher den Titel: 
^ei^ Staatswirthfchafts » fVeishtit ^ augebrauchen, 
bwohl auch diefer Titel feinem Werke nicht ge« 
ihrt, da es kein eigenes Syßem, fondem nur eine 
ritik des JmlthUchen Werks ift. In der Vorrede 
endet der Vf. che Befchnldigung eines Plagiats da- 
irch von fich ab, dafs er fagt: feine Schrift fey 
ler verfertigt gewefen, als er die Schriften von 
uden. Ad* Mmier^ Lauderdale und Oanilh gele- 
n habe; fie würde auch früher erfchienen teyn, 
enn di« bresiau*fche Cenfur liberaler gewefen, 
id fein Verleger nicht dadurch veranlafst wor- 
n wttre, das Maaufcript wieder zurück zu fcbi- 
len. Der Vf. hat alle Bücher, Abfchnitte und Ga- 
te), die das fmiih'Jeke Syftem entbält, in derfel- 
m Ordnung abgehandelt ; die fmith'Jchen Orundfih 

J. A. JU Z. tSiS« Zweytcr £and. 



tze vorangefehTckt, und JedesmA dabej Däne M^ 
-nungen geäufeert. ' 

•Gleich «u Anfange mnfs Hoc. fiiin für alle Mal dia 
Semerknng machen « dafs der Vf. in fahr viden Stel- 
len 'feines Werks imnaer die geiligeo Kr«^ , die Ta* 
lente, das Genie des Menfdien in Berährung gebrachti 
nnd defswegen Ad. Smith £infeitigkeit Sdhuld gege- 
ben, aber nicht dabey bedacht habe, dafs -nur von 
der Nationalökonomie die Rede Cey, welche »war im- 
mer die geiftigeaRrttfte, sds die c^ruUti&ßne qua noH 
in allen memdlliclien Handlungen , voraüsfetsit und 
anerkennet, aber durehatia nur den phyfifchen , nicht 
den moralifichen Nationalwöhlftand zur Bedingung 
hat. Der moralifche National w^lftand, mithin auch 
dieCultur der geiftigen Krltfte, ^ehdrt nicht in die 
Nationalökonomie , fondem in die SphMre eines an« 
deren Staa tsver waltungsaweiges, welcher, fo wie 
alle anderen Zweige, dem Siaatsa wecke , derVervoll^ 
konrnmung der Menfchh^t, entgegenarbeiten mufs« 
Die Recenfion würde «u viel Raum einnehmen, wenn 
Rec. alle Unrichtigkeiten, die derVC. 6wsx fmithJ'fehen 
Syttem entg^enfetzt, bertihren wollte^ er befchrtakt 
ftch aKo nur auf die auf&UendAen. 

In der Einleitung fteHt der V£ den fmith^fchen 
Grnndfatz voran: „dafs die Staa tsregi er nng mit kei- 
nem pohtivenErnfluke aiilf dieNatiopalökoocufuie wir« 
ken, fondern es dem P-rivatinterelTe j^es Einzehien 
überlairen foll, wie und was ^er für feine hefte Wirth- 
fchaft halte, fowohl weil er das freyeßefugnifs habe, 
fein Interefife auf feine eigene Weife zu verfolgen, und 
feine Betriebfamkeit , w»e fein Capital , mit der Be^ 
triebfamkeit und den Capitalen anderer Menfcben oder 
anderer daifen von Leuten in Concnrrenz zu brin- 
gen , als auch weil ein Jeder , der feinem Priratvorv 
theilc nachgeht, auch den Nationalreichthum befi^cv 
dere.*' Der Vf. hat diefen Satz pedantifdi und blofs 
nach dem Bnchftaben verftanden , auch überfehoi, 
dafs Smith ll, S. 685 auadrückUch fügt: ,^o lan^ 
der Menfch nicht die Gefetze der Gerechtigkeit über- 
tritt.** Das ganze Werk von A. Smkh hat m^ner not 
eine erlaubte Freiheit im Sinne, und ^reiftelit nian 
diefen Satz wörtlich : fb thut man ihm Unrecht*; denn 
Smith fetzte ftels bey dem Ausdmcke — dem Bri»at* 
vortheile nachgehen -^ ein erlambtes «md dem Neben-' 
menfcben nichts fchadendes Machgehen voraus^ Die- 
fes be weifet fich hinreichend , wenn er bej eben der- 
felben Stdle (S.686) fagt: „Die Pflicht des Regenten 
fey, jedes einzelneGlied derGefellfchaft gegen die Un- 
gerechtigkeit oder UnterdrückiHig jedes anderen Mit- 
glieds fo viel, als möglich, zu fchützen.«' Eben fo mnfa 
tktc der weiteren Behaiiptnng Smiths^ j ^ d a fa dadn uc h' 

117 



4^ 



JENAISCHI ALL& UTERATU&.ZILlTUIf & 



416 



dem LandesBerm eine Pflicht erlalTen fej» hej deren 
Avmubnngex fich immer unzähligen Tävrctaangen ans- 
i^fze. Und die überhaupt zulchwer tef^ aül dafi^ 
menrchliche £inficht und Weisheit fie gehörig aus- 
üben könne** — Tollkommen hejfthnmen^ und dxvb VL 
'widerfprechen r da er die Staataregierung zur poütiveiv 
Einwirkung auf die Wirthrchaft der Nätionalglieder' 
autorifirt. Eine indirecle Einwirkung 9 als i Hinder- 
nilTe^^die der Nationalökonomie im Wege flehen, 
Wegzurämntn , und Anftalten, Einriichttmgen zur tre& 
fen, wodurch diefelbe indirect befördert wird, ift 
grobe Wehlthat von Seiten der Regienuig , und auch 
ihre Pflicht;, was Smitk ebenfalFs behauptet : aber z« 
pofitiven und fogar Zwangsmitteln zu^ fchreiten , ift 
&e "weder berechtigt , noch iA es wohlthätig. £s ift 
keinem Zweifel- unterwerfen , dafe jedes National* 
|;lied fein eigenes In tereile« nach feinen individuellen 
Verhältniilen , die &ch augenblicklich ändern, riehti- 
gev beurtheilen und verfolgen kann , alr die höchß« 
i)raat8weisheitr die mit denfelben nicht bekannt ift» 
noch bekannt feyn kann. — Der Yf- verwirft (S. 8 
und 9) die Behauptung Smithsy^^ dafs man zur prO' 
ductiven Arbeit Capital haben müjje^ -* und glaubt, 
auch ohne Capital könne GefehicK, Fleifs- und Um- 
ficht etwas Grofses hervorbiringen. — Wie das zu- 
gehe, ift Rec. unbegreiflich; denn ein Arbeiter, ohne 
Capital, iß nicht im Sunde, auch nur einen Anfang 
feiner Arbeit mm machen. Er braucht Nahrung » Klei- 
dung und Werkzeuge» ohne der Koften desErlemens 
und Ausbildens feiner Befchäftigung zu erwähnen, 
was ja alles lauter Vorratfa, Capital^ ift und erheifcht. 
Die Bemerkungen des Vfs. gegen die Theiluug der Ar* 
beit ( S. II f. ) find fehr piedantifeh wörtlich. Smith 
hat nie gefodert, dafs die Fabrication nur in grofsen, 
Bufammengedrängten Inftituten vor fich gehen müile. 
Sein Bejfpieh von derStecknadelfobrik foll nur bewei- 
fen , wie viel die Theilung der Arbeit für die Menf^e 
wirke. Er hat überhaupt gezei^t^ wie vortheilbaft die 
Gewerbearten, wenn jede von einem Naiionalgliede be- 
Ibnders getrieben wird, auf die Quantität und Qualität 
der Producte wirken. Dafs bey Kunftproducten , z. B^ 
Uhren, Gemälden, wo die Vollkommenheit die Haupt- 
fache ausmacht, eine Theilung der Arbeit nicht an- 
gehe, ift zwar ganz wahr; allein Smith hat eine Thei- 
lung der Arbeit bej folchen Gegenftänden nie damit 
gemeint.' Die Beyfpiele von Grünberg, vom Kiefen- 
gebirge (S. i7— '*9) beweif en nichts gegen deflen 
Theorie. Grünberg hat, neben der Tuchmacherej, 
auch Weinbau, damit, wenn der Abfatz der Tücher 
nicht geht, der Weinbau defto belTer getrieben werde. 
Hätte Grünberg einen immer gleichen oder auch zu- 
nelmienden Abfatz der Tücher gehabt: fo hätten die 
Tuchmacher den Weinbau nie ergreifen dürfen , und 
in «diefem Falle würde Grünberg gewifs noch weit 
wohlhabender geworden fejn. Die Theilung der Ar- 
beit verlangt Taufch^ ohne diefen kann fie nidht Statt 
finden« und je mehr derTaufch zunimmt, defto wei- 
ter kann die Theilung der Arbeit getrieben werden. 
Bey der Landwirthfchaft (S. 00 f.) hat der Vf. Smiths 
GruniUItae in Anüthung der Theilung d^ Arbeit mt- 



weder nicht verftand'enr oder ni<£t TerfteBan wollen. 
Wenn von der Theilung der Arbeit a» fich, unA nickt 
vd^n den Subjecten , die fie verrichten, die Rede ift: 
fo findet allerdings eine getheilte Arbeit bej der Land« 
wirthfchaft Statt; aber eiifefolche Theilung ift Smith 
nie in den Sinn gekommen. FfTügen, Eggen« Säen 
ti.^ f^ w.' find ah fich getheilte Arbeiten ; aber der 
Dienftboie^ d«» pflüg e ^ kann nicht für das Pflügen 
allein angeftellt fcyn, fondem er mufs auch mit eg- 
gen, tuen u. C w« SmHh wollte nur behaupten« daf« 
Einer nicht das ganze Jahr hindurch fäen , alfo Jßin 
Arbeiter nicht auf dtefe Art afteih befchUftigt i^erden 
könne. — Im a Cap. (S. ö6f.) -*- von den im Mm- 

.fchen liegenden Triebfedern 9 welche zwr Theilung der 
Arbeit Aulajs geben — ' beurtheilt der Vf. Smitk wi<^ 
der fehr hart. £r hat aber' die ofaten Ein für alle Mal 
gemachte Bemerkung des Rec hier nicht beachtet 
Ein Gleiches ift dem Vf. bej der Kritik über das 5 Cap. 
(S. 39) — ^^'' den reellen und Nominal - Frei Jeu der 
fVaarpn — entgegen zu fetzen. DevVf. bat gar keine 
geläuterten Begrifte von dem'Unterfduede zwlfchen 
deiv verfchiedenen Wertben und ihr«n. Graden, und 
swifchen- den verfchiederieil Pretfen und ihren Gra- 
den^ Sartorius-^ Soden und LotZr können ihn eines 
Belferen belehren.. Dafs der Vf. im 6 Gap. (S. 50 f.) — 
von den Befiandtheilen • hi welche fich der Frmis al- 
lerfVaaren zuletzt aufiäfet — * behauptet, die Grand- 
rente tej kein Beftandtheil des Preifes, ift an fick 
eine pedantifche Subtilität, und würde» wenn feine 
weitere Behauptung, nämlich «— wo nicht an den 
rohen Elementen {13 t&oSeiiy 9 doch wenig ßens ^ wenn 
diefe im Frivateigenthume feyen , an den FrüehUu 
derjelben^ fällten alle Mer^cnen Theil haben (S. $B) — 
realifirt würde, alles Eigen thumsrecht, als ein aua- 
febliefsendes Recht, vernichten. -*- Das 7 Cap. (S.64) 
— von dem natürlichen und dem Markt ^Freife — 
enthält ge^en Smiths Behauptungen, der natiirlidie 
Preis fey die Bafis, und der Marktpreis komme, bej 
freyer Concurrenz und der Gewerbefreyheit, an der 
Regel, diefer Bafis am nfichften, — ein Räfonnement, 
das Rec. von einem Gefchäftsmanne gar nicht erwar- 
tet hätte. Der Vf., kein Freund der Frejheit, Cagt 
nämlich, als Kritik: die von Smith angegebenen Ab- 
weichungen von dem natürlichen Preife, die vos 
verfehiedenerley Urfachen herrühren, feyen bej des 
gegenwärtig angenommenen Vielregieren nicht an- 
wendbar. — Alfo defs wegen foll d^fmitlifcAe Sy- 
ftem nicht richtig feyn ? — Defs wegen foll nicht dtf 

' BeHere bekannt gemacht werden? — Gerade ein fol- 
ches Syftem, das den Staatsregierungen die Gefeite 
und Regeln an die Hand giebt, nach welchen fie die 
Nationalökonomie behandeln foHen , ift fehr 'vrohhht- 
tig, und verdient den höchften Dank. SmitJk be- 
hauptet hier noch w^eiter: Wenn der natürliche Freu 
einer Waare mit Gewalt unter dem Marktpreife ge> 
halten werde: fo werden Grün deigen thümer» Unter- 
nehmer und Arbeiter ihren Boden, ihr Capital, ihre 
Arbeit auf etwas Anderes richten, -^ und dieCe Be* 
bauptung erklärt der Vfi für falfch,' weil der Gna^ 
hext,, in «inem Zivangsfiaate» feine Acker uadtt an- 



487 



J ir N I V s 



a • s^ 



4Stt 



^i^eteat Xrt& E«gai faifM; die Undrcbaft, die 
I>refchgärttfer würdea et nicht leiden ; er dürfe fogir 
mit den falben quoad fubßantiam keine VertederuA» 

{;eA voraebmen, niciu einmal ttkn Gm an Jeden^ 
ondem nar an Eddleute Terkanfen (S. 67). Wie 
saag man folcbe fikiwurfe dem fmiMfch^n Syfteme 
emgegen fetzen? — Zwang onterdrückt die Volka- 
"Virircbfchaft, oder hält &e weaigften» Cehr snräck« Die 
PoHsiey» welcher der VL die Preife der Waaren, vor- 
AÜglich de« Getreide«, unterwirft, iA gar nicht im 
Stande, den natürlichen, oder, wie man ihn lieber 
neonen folUf, den ökonomifchen Vtm in allen Tei- 
aien verfcbtedenen Verhältniiien imd Bedingungen zn 
verfolgen , mithin auch nicht zu beßimmen^ Diefa 
tLsain nur der Gewerbamaon feHift und die freje Con- 
currens thun. Folizeytaxea &nd niehu ^ find unge- 
recht, und werden gemeiniglich zu Gunften der Ge- 
werbe, auf JKoften der Confiunenien , gemacht. -^ 
Eine Stelle i^on der Denkuufftart dea Vfs. kann Aec 
hier nich« unberührt laHeu f Iie heifat (S. 70) : ^Ela ift 
überiLüing, dafa der isodeneigner , ohne felbft zu 
f-vrirthrchaften, im Laade umher fährt; ea ift auch 
überflüflflg, dafs der GuUivafeur ein üppiges Leben 
. führt.** — Am Ende dea 11 Cap. (S. &60) giebt der 
.Vf. unter ^ Puncten eine Recapitulation , wovon wir 
nur einige berühren wollen. No. 1 fagt er: ^^ Rente 
in genere iß der Nutzen ^ den ein ausjehliefsendes 
Monopol gewährt.^ — Monopol ift fcnon ein aua- 
fchliehendea Recht : warum ausjehliefsendes Mojio^ 
pol? — Die Bodenrente, welche, in der RegeK ein 
jeder Grundeigenthümer zieht, wenn &e aucn noch 
:fo klein ift, kann aus keinem Mpnoik>l entftehen« 
weil alle Bodeneigner, im VerhäkiiilTc^ eine Rente 
bekommen , und was alle bekommen, ift kein Mono: 
pol mehr. Monopol erftreckt fich auf ein ausfchlie- 
fsendea Recht, und Bodenrente auf ein Eigenthuma- 
recht, welches zwar von der Benutzung des Bodens, 
aber keinen Menfchen von der Erlaneung des Beützea 
ausfchliefst. Das Grundeigenthum ift (o allgemein» 
dafs es ein Jeder erlangen kann. — - No. 5: ,,/fcAer- 
hau kann beßehen^ ohne dafs er eine liente abwirft.** 
Obgleich der Vf. den B^gritt von Grundrente anders 
definirt, als er allgemein in der Nationalökonomie, 
zum Unterfchiede von der Rente aus Capitalen und 
der Arbeit, genommen wird: fo möchte Rec. doch 
diefe Behauptung nicht unbedingt unter fchreiben« 
Denn in der Regel und in den meiften Fällen wird das 
Grundeigenthum immer eine Grundrente abwerfen, 
fey auch von diefer, nach Abzüge der Beßandtb eile 
des Capitalgewinns und des ArbdtslohnSr noch fo 
wenig übrig; fey fie alfo noch fo klein. — No. 9: 
ffEin Staat kann reich feyn, ohne dafs Jeine Jiewnh- 
ner glücklich Jindr und umgekehrt^ kann eineJ\'ntioh 
fich uohl befinden, ohne dafs der Staat reich i/L** 
Diefer Satz ift irrig. Regent und Volk ziifammen bilden 
den Staat; keines von beiden allein. Wenn der Staat, 
alfo der Regent und das Volk zufamnicn, reich ift: 
fo mufs auch die Nation oder das Volk fich wohl be- 
finden ; aber dleStaatsregiernng oder der Regent kann 
reich 9 und das Volk arm fejn, und fidi nicht woU 



kefinden« Ift kuigiaBen die Nation reidi: (o mufs 
auch die Staatsregierung fich wohl befinden, d. h. in 
Hinfieht auf pfayfifcbe Güter; denq die Suatsregie- 
vxmg darf von der Nation nichts weiter fodern, afs 
den Staatsanfwand, ipelchen eine ökonomiftifch-or- 
' ganifirte StaatsverfaiTung nothwendig macht, und die- 
len kann fie im reichen Zuftande der Nation weit bef- 
£er von ihr beziehen. 

Der a Theil hand^elt von den Capitalen, was ße 
find, tvie ße durch Anhäufung entßehen , und wie 
ße angewandt werden (S. 163). .Hier äufsert der Vf. 
viele irrige Behauptungen.r Er fagt (S. 165}: „Nur 
bej grofsen Gewerben, z. B. Ackerbau, Brau- un^ 
Brennereyen, Fabriken, Handel, Rhederey u. f. \v. 
bedürfe man eines beträchtlichen Fonds, alfo Capl- 
tals; bey kleineren Gewerben fey diefes in einem 
weit geringeren Grade nöthig, bey manchen aber gar 
nicht, als da find Schneider, fie bedürfen derScheere 
und Nadel «. f. w.** — ^ Gehören denn Scheeren und 
Nadeln nicht zu dem Capitale ? — Aller folcher Vor- 
rath ift Capital, wenn diefes apch noch fo unbedeu- 
tend ift. Nimmt man auch die geiftigen Kräfte» mit 
welchen die Virtuofen und G4snie's fich Reichthümer 
erwerben, welche der Vf. dem Syftem entgegeu- 
fetzt, die aber nicht eigentlich in die Sphäre der Na- 
tional wirthfchaft gehören: fo haben auch Genie und 
Virtiipfe Capital nöthig. Denn wenn auch das Genie 
etwas erfindet: fo mufs es zu dellen Ausführung Ca- 

Eital haben ; es braucht Inftrumente , Werkzeuge u. 
w. ; oder im Falle die Erfindung nicht auf phyfi- 
fche Dinge fich bezieht: fo braucht das Genie, der 
Virtuofe, Capital, theils zum Lernen , zum Ausbil- 
den, theib zu Nahrungsmitteln, Kleidung,' Woh- 
nung u. f. w. , und diefe Gegenftäpde gehören alle 
in die Kategorie der Capitale. -^ Sehr feicht ift fer« 
ner daS Räfonnement über die Eintheilung def Capi* 
tale in ihre verfehle denen Arten (S. 166 f.). Der Vf. 
bemüht fich, hier blofs zu widerfprechen , ohne et- 
was Beüeres an die Stelle zu fetzen ; tehr fcbarffinnig 
]ft dagegen Smiths Lehre von den ftehenden und um- 
laufenden Capitalen, und ihren verfchiedeiieii Ver- 
hältnilTen, Wirkungen und Wechfelwirkungen Im 
Gange des Nationalverkehrs. — Was der Vf. noch 
weiter t;ofii Oelde^ als einem Theile des Nationalver» 
mögens, (Cap. s. S. 171^ fagt, das bezeichnet ihn als 
einen der Staatsökonomie völlig Unkundigen« als ei- 
nen empirifchen Praktiker, der ohne Theorie, ohne 
Überlegung und Nachdenken hinfchreibt. Die Lehre 
vom remen Ertrage nennt er eine Chimäre, wodurch 
fo vieles Unheil gefiiftet werde , . und die noch alle 
Tage eine Menge Köpfe verrücke (S. 17s). Webe 
dem Kanfmamie , und jedem Wir thfchafter, der nicht 
recht oft, und mindeftens alle Jahre, feinen Gewinn 
und Verluft berechnet, und feinen reinen Ertrag 
nicht unterfucht! Wehe der Nation, die keinen rei- 
nen Ertrag hat ! — *- Eine wahre Unkunde vom Gelde 
und Papiergelde äufsert der Vf. (S. 176 — 191), und 
hat denfelben Wahn von der Metallmünze, wie ehe- 
mals die Mercantiliften ; er nennt das Metallgeld (dift 
Metallmüuze) den Repräfenunten aller Dinge ^ die 



43d 



j. A. L. a. j u ^ I V * »' « » s. 



4^ 



einen Werth baben , iind PÄjJliMrwiUi«« Aen R^fftCe«- 
tanten der Metallmiin«e , alfo einen Hepräfentanteu 
dei R.epräfentanten. Rec. rüth demVf., hierüber de« 
Gr.' V. Soden Nationalökonomie (II. jj. 338^0 *^ ^*- 
fen , um befl'ere Begriffe fich tm, verfcbaffen, — Hey 
Gelegenheit der Auseinanderretznng der ßaatswirth- 
fchaflHcbcnSyftetne fagt der Vf. (S. 247}, Staatswirth- 
Jhhaft fey ihm he£,ierwigsw^£eiifehaft. Eine unbe- 
greifliche ünhwnde! -^ Demnach würden Gcfcizge- 
bung« Jufti«, Polizey, fittliche und intetlectueMe £rr 
Ziehung und BHdang "mit in die Staats wirtbfchaft ge- 
hören. Sind denn, diefe Zweige der Staat sregiernng 
eine Wirthrchaft?— Die Staateorgani Pation hat meh- 
rere Zvi'eige, und einen davon macht auch dieStaaU- 
wirthrchaft aus , welche nur in der Volles wirtbfchaft 
CNationalökonomie) und in derWirihfchaft de« Re- 
genten oder der Staatsregierung (Staate- Finanz -Öko- 
nomie) beßeben kann; denn weder die Regierung 
allein, noch daa Volk allein» fondern beide Theile 
zufammen bilden den Staat. Selbd die Gesetzgebung 
in ftaauwirtbfchaftlicben Angelegenheiten kann keine 
wirkliche Wirtbfchaft mehr feyn; fie ift nur die Po- 
litik der Staatsiökonomie. Alfo kann der Staat als 
Staat nicht wirthfchaften , fondern nur die Theite 
deHelben, der Regent und das Volk oder die Katio- 
nalglieder treiben Ökonomie. Daher hat auch Smith 
ganz Recht, wenn er^ie Beftandtbeile der Staatsöko- 
nomie dareip fetzt: 1) dem Volke ein reichliches Ein- 
1(ommen und Unterhalt zu verfcbaffen, und 2) den 
Staat ^die Regierung), mit hinreichendem Einkom- 
men zu verforgen. Sein Syßem befteht überhaupt, in 
den ,erften 4. Büchern, in reiner Nationalökonomie. 
und dda 5 Buch enthält eine eben fo reinx; Finanz- 
Ökonomie, wodurch er eine reine Wirthfchaftslehre, 
{tey von allen anderen 'Zweigen der Staatsregierung, 
in ihren Gefetzen , Regeln und Bedingungen, begrün- 
den wollte. Aufser diefer irrigen Definition von der 
Regierungskunft wollen wir aber auch manches Gute 
und Wichtige, das der Vf. in der Einleitung zu die- 
fem Buche (S. 246 f.) gegeben hat, nicht verkennen. — 



ünricbdge IMMufMngen sber ^d «i , «w^Adie Am 

VI Smith (O. I. S. &*4f.) von dem dlwideUfyßem 
-tuf bürdet. Seine |[anze Bemühung, Smith zu wf- 
•defflegen, ift vergebli<fh ; denn Smüth ^hdit eigmtlici 
eben daflelbe behauptet , wai der Vf. «ur mit «nderea 
Worten ttufserte Das Mf^iKUimilfyftem beroltt^&ppl- 
Üchüch, n^ch Smiths richtiger Bemerkuiig, auf dem 
Grundfatze : „Metallmünze aDein maclie den Matia- 
TialreichtHum aus." — Oaf« der Vf. (C b. %.q^7,L) 
i}.on der Jiegieruf^ alle Oeroerbe atrf' pejitivcfm 'fliege 
geleitet wiüen 1^11, widerfpricht an«B befferen Aaat*- 
wirthfchaMich^ Grundf^lzen. Alle. BeCt^iAtilRaig 
.. der Gewerbefr^heit gefchieht immer aaf Koften der 
einen oder der anderen Claüe, etitweddr der P^tuki- 
oenten oder der ConfmneiHen , und die ange^äiiffte« 
Beyfpiele find meiftens nur Ausoabmen von der Acgel, 
die in ganz anderen VerhältniHen u«d IkCadien ihren 
-Grund haben/ und mitunter felbft ia die Kategorie 
indirecter Einwirkungen gehören. =— Bejr der Lebte 
1M77/ den Sejckrärtkunger} der Einführe det ff^amren, 
(O. 3. S. 301 f.) will dem Vf. eine Haiui^kfTeTheit 
gar nicht in den Ropf ; er kfebt lo recht nacb ahe« 
'Schlendrian an den Handelebitanaen , die Smiik^ 
Kraus und v, Soden fchon lange als eine Chimaie 
nachgewiefen haben, -befond^ra der Lretatere (IL 
$-3^5 — 3^); BXLchlißtz i^ feiner Revifion fierGmnd- 
^egrifte der Nationalwirtbfcbftftslebre (I. $. loi — 
»05) kann ihn über die ganze HandelsfreTioieit eines 
Anderen belehren. -^ iMer 'den Getreidektmdtl 
(%. 310 f.) ift der Vf.. noch nid)t auf ciem fechten 
Wege. £r widerfpricht Stuith und Normmmt^ und 
•bedenkt nicht , data der Hand^ ein wekbürgertichas 
Inftitut fej, eder fejn foU; in Welchem 'letAteven Falle 
niemals eine Hungersnoth {deimTbeoerungfft keine 
Landesplage) entftehen wi^d. «** Die Meianng ^ 
der Note (S. 345)« wofin de? Vf. den Regentoi als 
•den Hausvater des ganzen Staats ficb vovAellt, ent» 
fprieht der erhabenen Idee dce Staats und Ceiiier ¥«•• 
denz gar nicht 

C D^r BefMufs folgt im näef^en JtflcJL) 



mm 



KURZE A 

Senösjt 'KßnsM. fVeimar, im Lan4s8 - IndiUtrie * Comp* 

j^r:. Modd - Zeichnungen und Mjujtcr für geJchntackvoUe 

Cilrürrarhehen u. f. w, für Sattler , fj^asenbmuer und Pferde^ 

Uebhaherl ißil. 4i Rup&rufeln in ero(« lünd. 4. (3Rtlilr.) 

'Hau- fiqdet in diefem Wenke ^nc D«deiuende IVIenee Abbil- 

dungeii von XjAnlerarbeitan» wetche au Wagen und Pferde* 

^l^coirr erfodjBi-lich feyn mögen. Da ajiif jeder der 41 Kupfer* 

Caieln mehrere folcher Abbilduiigen, oder weon man wil], 

^nftt^rzeichnungen rorkommeh ; fo ift frevlich hie und da ' 

^eiti Stück » das nidit gas» eigentlich gefchmackvoU dfirfta 

,gena|i^c werden , fondoTi aUc^ifatUs blQU iisüh der Mode feyn 

^aff» und alfo für deh H|^nd>yerker nur als gangbare Waare 

und Form von einigem Intereflfe. UnterdefTen iß de» Belferen, 

Vom Gefchmack su Billigenden, immer noch fo viel, dafs ein 

-gcfckicktef Aübeiter fich manches Stücks aus diefer Sammlung 

iKiiit V ortheil wird bedienen ^löonen. -^ ^ine Nachricht aiu 

dezQ Titelblatt meldet^ dafs, was wir hier erbahen, Abzeichnunir 

fen von den Waaren find, welche Hr. Joach. Buhky Silber- 
lattir • Fabricant , vonV%agen- und Gefchirr -Befch Ligen xu 
tPrag, Auf feinem I .ager hat, nnd man adfo nach diefen Blättern 
,upd ^^ jed,^ > tück beygejchriebensii Kmper aUei^falls Bpä^' 
hingen bey aeznfelben machen kann. , VV. H. F. 



N Z £ I G E R . 

Ji7£eM>4cu]\ir'MB. Prfig» b.Widtxnapn: Chrt/Ui^Tm' 
gendjc}{ule für hindert oder Anleitung ^ wie die Jugend f du» 
in ihrem etßtn Alter tugendhaft lu werden feh bejtrehen J<M. 
Ein neue« rrfifnngs^efohejdi f^r lehtbegimge and wtAlTG* 
lultene Schüler. ( Em Gefchet^ bey einer Prüfong f ftr >^kt' 
ier, die lehTbegiarie find und fick wohlbehalten .J Von^i#7. 
Pariztkt Director der k. k. piager Normaifchule (Nonnai- 
fcjuule zu Prag) und Ehrend omhenn zu LeitnrcTitz «. f. w. 
igii. 160 S. 8- C8JT*) ^^^ ^^* bem«iikt in der Voirc^, m 
gebe eine IM enge luvderfcbriftea von jeder An; «ber dedes- 
ungeachtet fey die gegen^vai^iffe nicht über|[flffig» ,,da Rin- 
der nichts fo fehr als AbW€»cnfektng und >Ceuheit in iknr 
Lectüre lieben.** Wenn auck diefe Bemerkung keia ansrei* 
chender Grund zur Vermehirung der Kiaderfokviltte Uiyu 
kann : fo wird ßch doch ^tfp Tugeodlthule beloBders uri 
katholifchen Ueutfcbland, ffO man i|0ch keinen Oberflaii« 
!an ^uten Jugendfchriften wahrnimn^t , daduich empfehJen, 
dafs fie zur Beförderung wahrer diriftlichen 1 nceni elwat 
i>ey tragen kann, und Reo* wünfcht, dafs aaaaiSi« elend» 
l^febuch in Katholifchen lÜfmuem^fUMn^ ^ßß^ diMtn 
fia^e ver4r|Uigt jßrfxdeft. b. 






44» 



J E N Ä I 's C ' H E 






ALLGEMEINE LITERATÜR-ZEIT 




mmm 



J U N I ü S 



* 8 * 5. 



iMi« 



ST/iJTSWiaSRNSCHAFTEN. 

■t • 

fi£Ai.iN., b* Hayn: X)/« »^w^ Staatswtishüit ^ odar 
Auszug aus Adam Smiths Unterfuckung üb^r die 
Natur und die Urfachen des Nationalrßickthum^i 
mit praktifcheK Bemerkungen^ von friedrieb -^ 
CöUnf u. 1. w« 

(ß^fchUfs der im vorigen S^ek ahgebreekemen Heeenfie».y 

In dem S TheAe, welcher eigendich die Finann- 
Ökonomie entbäU , Jiimint der Vf. , gleioh Smitk^ 
aatrft die Atitgaben des Staates, und zwar in 3 kth 
theilcmgeci , vor Heb» jiämlich: 1) die der Landes- 
Vertkeidigung (S. SS'^Jt wobey er die Ei^nfcbafteh 
der ftebenden Heere und der Landmiliz ziemlich gm 
aufgeführt hat; fl) die der Rechts pfiege (& s^i), im 
Ganzen mit Kec. Meiniug übereinftimmend; nur hut- 
te Rec. gewünfcht, dab die Sportein und Stempdge- 
hühren^ als eine ungerechte und das Nationalvermö- 
gen direct angreifende Abgabe, verworfen worden 
wären, weil. den Staatebürgem , vermöge des Staats- 
aweckes, freje Xufliz gehört, die diefelben ohnehin 
fchon kl dem lUmmtlichen Staatsauf wände bezahlen ; 
S) die der Verwendung auf 4xff'entlii:he fVerke und 
Anßalteu (S. 385)t in 4 Abfcbnitten. In Hinficht 
auf die Unterjiütxung des Handels^ wird Smiths 15e- 
hauptung^ dal« den Gemeinden die Anlegung und •Un- 
terhaltung der Landftrafsen . Brüclien, Canale, Hä- 
fen tt. dgK aug^mutliet werden foUte, — mit Recht 
verworfen; mit deilen Meinung aber, dafs dergl. 
i^dentliche Anftaltcn nie zu einer Quelle von Ein- 
künften g^emacbt, fondem nur deren Zölle in folchem 
i^erhältnille erhoben werden follen, als die Anftal- 
Len zur eigenen Unterhaltung in Ach felbft koften, 
tveil Qe immer die Creife der Waaren erhöhen, — ift 
iec. übereinßimmend. -^ Dafs der Vf. hier die Re- 
ienten ale Wechsler, Lombardiften, KauÜeute und 
'^abricanten vertheidigt (S. 31^3), ift gegen die Gefetze 
ier Nationalökonomie, und gegen die Würde derRe- 
ierungf denn diefe hat kein Recht dazu« und ent- 
ieht dadurch dem Gewerbeftande feine Gewinnfte« 
" Den Aufwand für die Unterweijung der Jugend 
S; 395 ff-)* I^es Vfs. Neigung zum Vielregieren 
eigt üch hier Cehr auffallend ; Rec. dagegen ift der 
Meinung, dafs zwar die Staatsregierung die nöthi- 
en Einrichtungen und Anftalten zu diefem Zweige 
Qachen« aber in die National ßtziebung und Bildung 
ich nicht zu tief einmifchen foU. Die Erfahrung lehrt, 
idfs , wo die Aufücht und L»eitung in das Innere die- 
er AnftaJten fich direct einmifcht,' Regeln und Verord- 
iungei^ über die Lehnjegenftände, Lehrarten n« f«^* 

/• A. L. Z. 18 1^. Zweiter Band. 



^ At, und einem Zö^inge Lehren aufiswingt , vrofcH 
wieder Gefchick, noch Neigung hat, gewöhnlich 
4ite'Köpfe Mehr verwirrt und verdorben werden. JBeV 
tiefer zu tiefen Einmifchong werden in LfCeeti und 
^mnaslieh meiftens Mofik, Singen, Zeiehnen, DeclM- 
miren und mehrere folcherGegenftin de ^o mit einait- 
»tlerausgefühFt, dafs man die Hauptfache durch die 
Nööenfache verdrängt, den jungen Köpfen die AA 
«um Wichtigeren raubt, undfie nürfehr oberflächric» 
btldet. ^rächen undanderewichtige Gegen ftän de wer- 
den vernachiäfligt , und da, wo die jungen Röpfb 
anrhaltend und ennfthaft, abftract, arbeiten foUen, 
^efden üe durch Nebendinge zerftreut. OSeOer ift ei 
man macht einen Lehrplan für die Hauptfache, ftelle 
^ute Lehrer an, und überlaffe diefen die Ausftthtunfc 
des Plans und der Lehren ; dadurch wird man verh^ 
*en^ dafs fie ihr Lehramt nicht handtverkstnäfsiit 
treibe^. — Der Vf. macht nun ganz eigene Bemer- 
kungen: über Caltus, Wahifahrten, Proeeihbmn 
Ahen^naM etc.^ ToUranz, Kirche, Akademieen. 
Schriftßeüerey , Buchhandel , LchraTi/I^ken^ Theo- 
£er, ümverji täten; Injlitute für Verbrecher, Bett- 
ier und yagaSonden, Armenwefin, BordeHe, ZüiiF- 
A?, Inßitute für das Mter ; Klbjier, Sozietäten, Po^ 
lizey , Finanz - und Politey - Beamte , Frovhtti^init'eJ: 
gierung, (^ualification des Provinciaichefs , der 
Krelsdireotoren , Dirigenten in Städten^ Adtd^ ala 
Mitielpunct zwifchen Regenten und ünterthaHen; 
OrdensvcrthcUung^ Dorfcommrmen, welche mit nn- 
ter führ viel Glottes, Schönes und Wichtiges, abe* 
auch Unpraktifches und viele fromme Wünfche entl 
halten. Rec. hebt nur Einiges davon ans« Der Vf- 
fagt {S. /|4o); „Übrigens w^ren alle wiWtührliche 
Lehr-, Erziehuhgs- und Penfions- Anftalten, das Hofmei- 
ßerhalten, völlig zu unterfagen, wodurch vorneh- 
nie Leute ihre Rinder der öffentlichen Auf ficht ent- 
ziehen u. f. w." Ein jedes Individuum wiH, Wenn 
es gedeihen, feine Geiftesentwickelung rafch^ atrf 
richtigem, ficherem Wege, vor ßch gehen foll, »iact 
feinem eigenen Charakter behandelt feyn, oR:' mif 
Liebe, oft durch Reiz der Ehre und grofser Thateri** 
oft durch Aufmunterung, oft mit Strenge, mit Be^' 
fchämung. Wie kann diefes ein Lehrer von oft 40 
— 50 Lehrlingen ? — Die Lehrer folcher Ahftalten 
find Ott felbft von verfchiedener Gemüthsart, von 
Leiden fchaftem InLy.ceen, Gynmaiien, bleiben diV 
Jtmgen öfters roh und ungefitiet, oder werden es,' 
Wenn fie es nicht fchon waren. Lafter, heimliche 
Lafter, die fie einander mittheilen, verkrüppeln fie 
ia phyfifcher, fittli eher und intellectuelkr üinfichr, 
alfe an Leib und Seele. Mit welchem Rechte kann 

118 



44S 



JENAISCHE ALLOi LITERAT UR-STE IT ÜN>GI 



m 



iie fftaatsregierung dem Täter, dbr fär Se Bildung: 
feines Kindea^ fo zärtlich « belTer als die Regierungr 
wachet» den Prnratunterrichr, dar Hüfmeifterhafc 
ten ^ verbieten ? — Aller Privatunterricht leiftet 
Biehr> als der öflFentliehe; — dtefs ift Thatfacher 
denn es fällt in demrelben das Mechanirche , Hand- 
Virerksmäfbige und vieles Andere weg ; es' wiVd 
mehr. Fleifs und Eifer vom tehrer darauf verwen- 
det. Warum Coli das Mehrleiften nicht gefchehen 
dürfen % — ^ Bey der GeTftesentwickeluhg ift der Pri- 
vatunterricht weit luräftiger, als der öl&ntliehe. Die 
Regierung lalTe immerhin jedem Vater »^ der es beaMh* 
len kann , den Privatunterricht ;. nur fefae fie darauf 
dafs ein Unterricht Sutt habe, und laOe den öffent- 
lichen diejenigen geniefsen, die ihn wellep, und we- 
J;en Vermögensumfländen^ ihn wählen müifen. Prü- 
et die Regierung nur ihre anzuftellenden Staatsdie- ' 
aer ftreng i fo wird fie lauter ^ute Subjecte erhalten. 
— Bey der Materie vom jidel, (S. 458) möchte Rec^ 
dem Vf. lieber entgegnen: der Erb- und Geburts^ 
Adel ift eine eingefcbliohene Grille» undf entehrt die 
eieichheit der Menrchheit. Verdienftadel ift gerecht 
und gebührt dem an Geift und Tugend Stärkeren. 
Öftentlicbe Ehrenerweifung. (welche der Vf. haben 
will), ohne Verdienft. ift Beleidigung und Verfündi- 
g;nng an der Tugend und dem Verdienfte felbft. Tur 
gend kann nicht vererbt werden;, fie ift tine perfön^ 
Hch^ Eigenrcbaft: daher kann auch kein» Ehrenadel 
Statt finden ; es würde von der Regierung Thorheit 
fejn» einen folchen anzunehmen. — Für die Lehre 
von den Auflagen (S. 475) t welche eine der bemer» 
kqnswerthen in der FinanzöKonomie ift r und i&war 
von der Beßeuerung der Landrente giebt der VF. 
(S. 477) vier Puncte »ur Befolgung an , yrovon der 
Jtc heifst: „Man lege die Steuer nie auf die Cultur, 
diefeift ein Gegenftand für ii^directe Abgaben(?);fon- 
dem man ftelle den Werth der Rente nach ihrem er- 
ften Entftehen, oder dem Zeitpuncte gemäfs, feft, w« 
Äex Ackerbau in feiner Kindheit war, und nehme fie 
ganzi da alle im AnEange an den Grund und Boden 
gleiche Rechte haben««' Dielj ift eine von einem Ge- 
Schäftsmanne unerwartete Äufserung. Wie ift es 
mögliebt die Rente von >enem oft fo weit entfern- 
ten Zeitpunkte her feßatuftellen? Was für eine Bafis 
ift diefe Nortn zur Befteuerung? — Eine Steuer 
mu(s dem Einkommen^ dem Ertrage^ geniäfs leyn,. 
und ied^ Steuer,, die fich nicht nach dem Einkorn^ 
i^en« dem reinen Einkommen, richtet, ift verderb- 
fich und den Nationalwohlftand untergrabend. Wo 
die Cnltur durch indirecte Abgäben bcfieuert wird, 
da handelt der Finanzwirth principlos, tappt im Fin- 
dern,, xmd da ift der National wohlAaud eine Chimjb- 
re. Die Anwendung des 4 PuxcU: „Man foll ftetsdie 
Abgaben in Naturalien beftimmen und erheben, .nicht 
in.Metallwerth'* — hat eine fehr kpßfpielige und 
weitlänftige Erhebung »ur Folge,, die grofsen Abgang 
verurfacht, und fehr grofeen Raum erfodert, gar 
nicht in ein einfaches Steuerfjßem pafat, und etwa 
nur von einem eigennüt^gen Speicher- oder Maga- 
zin-Beamten gewünfcht werden kann. — Von der 



ConjMmtionsßiuer (S. 489)^1 der V£ eil» grdfeer Vtr- 
theidiger,« und ga^is mit Hn. v. Raumer einverßsn- 
den, von welchem er die Stelle f. brittifchen Be- 
fteuernngsfyftems (9: sso) wörtlich eingerückt hat, 
wo derfelfordie i)idirecten A'bgaben ge^en die Einkorn- 
menftjsueriui Schutz nimmt, und ein Brutto- und 
Netto -Capital annimmt, das einen Unterfcbied ma- 
chen Coli. Es ift aber irrig. Brutfo-^- od^r Netto'Ca- 
pital ift und bleibt Capital, und weder das eine, noch 
das aod^re feil von einer Steuer direct angegnflVn 
werden. Thut diefes eine Steuer, direct oder ii\di- 
rect : fo ift fie eine den Nationälwohlftand nntergri- 
bende Steuer, alfo verderblich. ' (Man t die kürzlich 
erfchienene Abhandlung über die Confumtioiisfteuer 
von Efchcfimayer ^ Heidelberg i8*5-) Das Bevfpid 
V, Raumers von den looo Thalern' Kinkommeir eines 
Gewerbetreibenden, der 400 Thaler feinem Sohne 
auf die Univerfität fchickt, als Beweis, dafs die in- 
directe Steuer nur die übrig bleibenden 600 Thaler 
trefte, wo hingegen 4i6 Einkommenfteuer , als di- 
recte Abgabe, die 1000 Thaler trefien würde, ift völ- 
lig unrichtig ; denn den Sohn auf der Univerfitit 
trilii auch die indireote, oder die Confumti<MMfteiier 
auf feine 400 Tbaler. In der Wirkung ift es alfo ei- 
nerlei, eb der Vater von »000 Thalem directe, und 
der Sehn nichts, oder der Vater von 600 u^ 
der Sohn von 400 Thalem indirecte Steuer besahlen. 
Der Ünterfchied aber zwifchen diefen beiden Arten 
der Steuer ift fehr wichtig und bedeutend. Die di- 
secte Erhebung v6n den 1000 Thalem, als Einkorn* 
menßener, ift einfacher,- weniger koßfpieKg, die Na- 
tionalprodiuction nicht lähmend und denGcnufs m*du 
verkümmernd ; die indirecte Erhebung aber bat alle 
diefe nachtheiligen Eigenfchaften. Der Genufs oder 
die Confumtion kann nie, ohne ScbadeA für den Na- 
tional woblftand, zur Bafis der Beßeuerung dienen, 
weil immer eine Ungleichheit dabey ift und bleibea 
wird; wohl aber das Einkommen, und swar das 
reine Einkommen , weil , wenn diefes fogar einnul 
ganz in Anfpruch genommen werden feilte, waf 
aber fchon Landescalamitäten voraus fetzt, doch Ver- 
mögen und Capital den Nationalgliedem erhalten 
und bewahrt wird. Die Ungleichheit der Confom- 
tiousfteuer läfst fich nicht verkennen ; ift fie vollencb 
auf die abfoluten Bedürfniile gelegt: fo unterdrückt 
fie faß ganz die arme ClaHe der Nationalglieder. Der 
Reiche zahlt nie nach feinem Einkommen, fondera 
nur nach feiner Willkühr, und zum Suatsaufwande 
foll doch der Reiche defswegen befiimmt mehr be- 
zahlen, daipit der Arme weniger zu entrichten ha- 
be. Würde auch der Reiche durch feine Confms- 
tionsfteuer wirklich mehr Steuer geben : fo kömmt 
es dem Armen nicht zu Gute. ' Eine Steuer, die dem 
Steuernden in feine Willkühr gelegt wird , ift prin- 
ciplos; denn der Bejtrag zu dem Staatsaufwande foll 
nie in der Willkühr des Steuernden liegen dürfeti. — 
Rec. übergeht das Heer von weiteren nacbtheäigea 
Wirkungen der Confnmtionsfteuer, als Koftfpidic- 
keit der Erhebung, inquifitorifche und äufserft Ufti^ 
Formen im Verkehre^ Anlab zur Immoraliat, Schlricb- 



-> 



44« 



JUNIUtf ifti» 



446 



larmädiy VtAinmmMmg AetGamffet, Hemtünttgäe9 
Umlaufes, Errcbwerang und BerchrSnkting dea Han» 
d«lt, UnmiogHdiiceit einer genauen GontroDe, unA- 
cKere- Dedinng des Staattaufwandet «.f. w.» und 
bemerkt nur nodr^ däts er nie dem noclr tob' dem Vf. 
angehängten Contkundonefteiier^Kegnlaiive (& 495 fi^) 
das Wort rede» Mnne und n^rde ^ weil ejne Gon^ 
fiimtionsfteuer ewig uligleiob iftr . fejn und bleibe» 
-wird. Sie druckt, anf die abfoluten Bedürfnlire ges- 
iegt, die arme r a^fo gröfsere GlalTe im Staate, fäll« 
▼or^lglielr auf die Schulten» dieEer ClaSe, und begüo*- 
ftigt die rricbe, alCa weit gesingere ClalEe» Diefe 
xahlt nack WälkAhr , alfo nidit nach ihrem £iinkom- 
^ae», wekhea ungerecht ift. — Mit einigen Wor^ 
ten übtr Btaatsfehuldtn und einer Ki^hfchrift (S. 
50s) fchlieifi der Vf. fein Werk. In >ener Äufaerung 
siebt er mit Recht da6|entge Scfauldenmachen vov, 
wo Capital und Zinfen fundirt, dfo gefichert fin4 
und auf die dabej erwähnte IhfolFens antwortetRec, 
daft ein Staatabukeröt nicht denkbar^ fej, wenn 
nicht die Nation fich anfiöfet und ana einander geht. 
«— Die NachCchrift enthält die Bemerkung, dale der 
Vf. in diefem Werke TiePidealifiFt habe, fick alfo ge- 
fatten laiTen mülTe, ob man mit ihm- einttimmen, 
oder ihn miEBverftehen , oder ihn gar verdammen 
werde. Er habe tt wenigfteat gut gemeint. 

MüftVBBRG, b. Sehrag: Netamorphofe des^ gertna- 
nifchen Adels. Von Georgius. i^o. 162 S. 8« 
(idgr.) 

Der Vf. fncfat in diefer Schrift r swav nicht ohne 
Einfichten, doch leider in einer fehr gekünftelten 
Manier , die Veränderungen , welche mit dem dent» 
fchen Adel^ vorgegangen find, zu entwickeln, oder 
vielmehr die Urfacken darsnftellen> ana welchen 
diefelben hervorgegangen reyn- Tollen. £r ^eht je- 
doch dabey weder davon aus^ den Lefer mit allen 
Sigenthümlichkeiten dea Adels in jeder der verfchie- 
denen Perioden bekannt zu machen , noch- ift er be- 
müht, durch eine genaue und voll ftändige £nt Wicke- 
lung des Oeiftes diefes Inftituts und feiner GenolTen» 
wie aller der VerhältniiTe, in welchen dalTelbe zu 
der übrigen GefeUfchaft— fowohl zu denHerrfchem 
als Untergebenen — fiand , ainf die mannicbfaltigen^ 
grofsen und kleinen Umbände aufmerkfam zu ma- 
chen, welche ihVn die Rfchtung und Haltung gaben, 
die es in verfchiedenen Zeiten hatte. Vielmehr fucht 
er mit grofser fiinfeitigkeit, Übertreibung und nicht 
ohne Zwang und Paradoxie Alles aus einen^ einzigen 
Umftande Ml erklären , und von diefem abhängig, zu 
machen, welcher zwar mitwirkend gewefen m, je- 
doch bey weitem nicht als erfte Urfache allein, oh- 
ne das ZuTamraentteffen und Mitwirken fehr vieler 
moralifcher und politifcher Urfachen , die Krafi se- 
habt haben würde, die Veränderungen hervorzubrin- 
gen, w^che zum Theil gleichzeitig mit ihm waren. 

DaaVerhäknirs, in welchem der Adel zu feinen 
Befitzthümem geftanden , die Art, yrie er an und mit 
felbigen verbtuldieA u^wefen , und das Übergewici^ 



Wd^dier das beweglfehe Eigendinm oder das Geld 
über das Gnindeigenthum im Laufe der Zeit erhalten 
hat, diefes ift es, woran nnfer Vf. Alles, was er von 
dem Adel und feinen Metamorphofen zu fa^en hat, 
knüpft, und woraus er Alles, was er erklären will, 
erklärte Seine Darfiellung hebt mit den älteften Zei- 
ten Deutfchlands , wie ne uns Gäfar und Tacitus 
(chiMern undrathen lieCsen, an. Hier fej der Adel 
etwas blo&FerCönliches, Lohn des kriegerifcben Ver- 
dienftes gewefen , wozu jeder Freye habe belangen 
könne». In der Folge fejen Befitzthümer ninzuge- 
kommen^ und Freiheit und Add feyen an felbige 
dergeft^lt geknüpft, dafs ohne Befitzthum keine Frej- 
tieit und Adel gewefen ^ und die Luft eigen gemacht 
habe. . Auf die Grobe des Beützthums fey nichts an- 
gekommen.r Die Lehnsverfallukig habe auf den Adel 
£iBflufs gehabt; ße habe verlchiedene Ab(hifungen 
gebildet oder nack (ich gezogen, ohne jedoch deffen 
Wefen zu ändern.r Eine Veränderung des Wefens des 
Adels habe üch erft ereignet» als durch und mit den 
Kreuzzügen das Geld an- Achtung gewonnen und ge- 
meiner geworden, und als, ungeachtet des Zinfenver- 
bots, manche geldfchaffende Gefchäfte emßanden. 
Über die Urfachen des Verbots der Zinfen, von wel- 
chem der Vf. fagt , es gebe vielleicht keine Verord- 
nung,, die fa fekr imGeifte der Zeit gemacht nnil Uofs 
der Ausfpruch derfelben gewefen fey, urlheilt der Vf., 
als wenn die guten frommen Väter bej ihm und den 
neueren Politikern, welche durch organifche Gefetze 
und einzeln« Inftitute Alles zwingen wollen, in die 
Schule gegangen wären. Die Einführung der ver- 
zinslichen Anlehen im Sinne des römifchen Rechts, 
und die Verfertigung der Menfchenrechte , die den 
erften franaöfifchen Conftitutionen zmr Einleitung, 
der ganzen Revolution aber zur Grundlage dien- 
te r Und nach ihm S. 30 nichu anders , als die 
erften und letzten Glieder derCelben unaertrenn- 
ten* Kette. Wahrlich eine fehr lange Kette! Durch 
die Kr^uzzüge fey der Adel, der lein Grundeigen- 
thum aufgeben mülTen , etwas Perfönliches , etwas 
Grund- und Bodenlofes geworden , da die Hoffnung 
auf Eroberungen nicht ganz erfüllt worden. Doch 
habe der Adel mit der Entftehung der Orden, mit 
Freuftens Eroberung und mit der Stiftung grofser 
geiftlicher Pfründen ein neues Grundeigenthum er- 
haken.^ Auch habe der Krieg dem Adel eine neue 
Bahn eröftnet, indem Adelige fich zu Haupdeutea 
von Stildnern aufgeworfen , und fo in ihren Compa* 
gnieen , die fie den Beftbezahlenden zugeführt , ein 
neues bewegliches* Grundeigenthum gebildet, wovon 
auch, nachdem ftehende Heere entftanden^ immer 
noch Spuren vorhanden geblieben. Denn Adelige 
hätten immer die effien Stellen gefucht, und die Com- 
pagnie- Chefs hätten ^ewifle Summen für die Bedürf* 
niiie ihrer Compagnieen erhalten , mit welchen fie, 
je nachdem ihre Gemüdisart gewefen, sum äeften 
des Dienftes,. oder zum Nutzen ihrei Beutels gefchal- 
tet. Alles diefes habe aber auf Geldwerth beruht^ 
und den Adel vom Grundeigenthum entfernt, wäh- 
rend fich über und in anderen Ständen adelige Gefin- 



/* 



447 



J, A. fc. *Z* M 'U 19 "1 *J S 



•i 8 1 5< 



ficingen TcAreitet. Emc gotc Epifode über die tf^nA- 
"Werker und Zünfte folgt S. €?. Doch auch die Ehre 
des Handwerks fey durch Fabrik^ vernichtet, diefc» 
Kindern, des Geldwerths und Feindinnen des Hand- 
werks, die Einen herrfchendefi Inhaber einer Fabrik- 
anßalt beglücken. Die Macht des Geldes habe üoh 
hej Taxirung der Güter nach Gelde, bey deren Ver- 
pfändung, Uey Erwerbung von Gütern mit adeligen 
Hechten durch Nichtadelige, bey deih Briefadel und 
dem Verdienftadel, für Dichter, Ökonomen und Schn^ 
männer — S.S5* — ja endUfch dadurch am roächtigdetfi 
gezeigt, dafs die faQchfte LandQandfchaft, nämlich die 
Ileichsßandfchaft in dem Haufe Thurn und Taxis an 
eine Rente geknufft worden. Je meht der Adel- an 
ßch feinen bodenhörigen Stützpunct verloren: deAd 
mehr habe ihn jeder Staat auf ßch zu begründen ge- 
fuclit. — Wie diefes eine Folge von der Ausbildung« 
die untere Staaten erhielten , und von der zunehmeur 
den und beifer begründeten M»cht der Regenten ge^ 
"wefen, wird nicht gefagt. — Auf dem Anerkennt- 
nifs eines Staats habedeffen Anerkenntnifs überhaupt 
beruht« und wenn daher ein europäifcher St^at, 
-vvie z. H. in Frankreich gefchehen , den Adel ver- 
nichtet habe; fo habe audi der Adel jedes Einzelnen 
autgehört, und Europa habe dadurch , dafs es diefen 
Grundfatz nicht anerkannt, einen fehr rechtlichen 
Funct des Völkerrechts widerrechtlich aufgegeben« 
— Es liefse fich jedoch biegegen« wie auch gegen 
die Motive , die der Aufhebung des Adels in Franko 
reich zum Grunde lagen. Manches von Erheblichkeit 
einwenden, Sic waren bey weitete nicht von der 
allgemeinen Reinheit und Nothwendigkeit, wie un^ 
Ter Politiker will« der Alles aus dem Geldwerth und 
delfen allmMchtig herrfchender Gewalt herleitet. Der 
natürliche Adel, vom pofitiven Adel nicht nnterftützt; 
drücke die Nachkommen. Der neue franzöüfche 
.Adel« der mit dem perfönlichen Adel einen gefetzli» 
eben, wenigßens auf die Lebenszeit, und aufaerdem 
noch die Fähigkeit verbinde, ihn mittelft einer Geld- 
rente zu eine«! wirklichen fortdauernden Adel zu 
itiachen, (ey (S. 104) als ein Verfuch aii^ufehent die 
Aufgabe zu löfen, wie ein Adel zu triften fej, damit 
an die Nitchkommen der gefetzlich Adeligen entwe- 



KÜRZE A 

ScHl^n« l^üKSTB. Hmnnover t. b. Hah|i; Gedichte von 
Gecre hmji VI ilhelm Creme, ißii^ aoa S. JJ. (iK gr.) Diefe 
^diät« zeugen zwur von keuiein hervoiltecheudefi Taleuto, 
«her doch von poetifclieyii Geifte, von lieb* nswürdiger Gc- 
Snnung, und von jeiner Bildung und Gcfchickliclikeit m Vert 
tind . Sprache , wi^ fit durch die Leetüre guter Dichter (ich 
nur ein vorzüglich emplinglicli^r l^opf* erwerben kAuu. Die 
Sprache, iß grufstentheils kräftig, würdig und oem Gegenßanp 
(le angemeOTen, die Gedanken und nicht neu, doch paflend ausge^ 
drückt ; es wäre nur den Gedichten mehr Zufamnienhaitang ui^ 
diganifche Verknüpfung , und befonders den Gelegenheitspoe- 
fieen, die gerade nicht die fchtecbteiien find, melir Gedräng€p> 
heit $n wünfchen« In dem Gedichte ; An meine Lina , mit 
itm Äeten Anfange : ich denke dinn , wenn u^ f. w. . fehlt t$ 
durchaus an eintr beftimmten Bewejg^g, und es könnte To 
ohne Ende fortgehen. In Naturfcliiloerungell eriAueru eiBip 
0« dtell^a an Mauhiffon^ %, B diefe ; S. 3 : 

Hier» wo an.serfall^ncfi Mau^eni 
Sich die £pheujaakc li&lt* 



4d€r gleiche An1f»dclier M m^ die Nft^hlioifuiiB* 4dr 
natürlichen Adidigan gemacht, oder damit imgekehtt 
& Anftlmng der leftMer^a (wie be)r den eiAen) ledi- 
flieh . aoB dhver Ahkonft ikie Gaftnnp eg i a tüod ihr 
VermdgeM cu Tbatni «enuathetivmesdenw £• würde 
mehr Ran« ii5thig Ceifn, de eidie fiohrüt rflsdient, 
iwenn wir tiiifere liefer toat MtmL dei» bekannt «la- 
chen wollten , wa« der V£. über den aenen finaaofi- 
ichen Adel« welcher dadurch« dafii er auf eine Geld» 
Yentefnndirt, und mit Gel dinfli tuten « dte mit dem 
$«aateXlehen und fallen« in Verhihdong grietat ift, «odi 
)uit dem B^ßehen mid Acrfblühen d«a £iaato in die 
genanefte -Verbinduag geboraokt feja foll , maa urciti 
loft iiichr 4>b ernßKeb odti^ Mimend, fagt« Xh>ck 
^8t fich mit Gewt£riicie behaupte^, daft die Weta- 
beit, weldie den neuen Adel herTonrief, fich g^ 
wifs vxui folcheji Spltafindi^keiten niclit leiten Ue(i 
«nd der melaphjfifcfa-^politiüchen Gründe Ach nkk 
'bewulst war, wekii^ der Vf. ihr onftCM nriege« focht. 
Wie desJi ubexhaupt die GefatsgelMiP wad die Sciifr> 
pf^r eins&elner grofeer ikiftitute aticht feiten gewiflee 
EindhicKte, aHgemeinen Gewehnheiton , Mesna»- 
gen und Beyfpielen eben fo fdir folgen mögen» all 
deutlich gedachten und van allen Seiten geprafiei^ 
in attea ihren Folgen erwogenen» UoCsen Vemnnb' 

?;ründen. Ein flöchtiger fimk üi die liühena fie> 
chichie Frankreichs und auf den Charakter diefei 
Nation« welcher Ehre und Ruhm fo viel gilt« durf> 
te une avch über die Gründe und Abfichten eini- 
gen Auffcblufe geben« Welche- das* grofse Haupt einer 
neuen Monarchie und einer neuen Dfnaftie- bewo- 
gen, feinem GeblUide durch Emenenuig eine« Altes 
Jnliituts eine neue Stütue sa ertheilen« Ift doch 
nach einer fehr geachteten Politik der Adel für die 
Sicherheit und den Glans der Thnme nothwendig 
und unentbehrlich , und war doch xlie Co leinhtfin* 
nige Vernichtung des Adcia noch nicht iFergefies 
und verlchmerst. Auch konnte fo manehena rechtlich 
denkenden Mann daa wieder gegeben werden « was 
ihm Co viel wertb war, und waa ihm aof eincoi 
anderen Wege, ohne grofaen Anftob m 
nicht wieder gegeben werden durltew 

PN. 



i«*H«l 



N Z £ 1 G £ N. 



ö. 17: 



Hier uai diefe Högel« 
Wo die AJmdun^ lAufcht; 



Nicht übel ift; dia Jugeadt dat üoh mit angenehmer 

keit be\ve£t; Karls heime — enthalten manche Ci«ffende Nai- 
yetät, und- Karoline an den Bach erfreut durcK den geUit gf- 
nen Ausunick jiigendlidier Heiterkeit. Krifdg find beloB> 
ders die Götter der nordijchm* ß^ortMlt gelchild«Tt) t|ad £■ dcf 
Einkleiuung pkilofophi(eher Gegeufttnde ift cier VI. nick 
unglücklich, x, B. in dem Gedichte: die ^ian^g au« weichen^ 
wir diefen Veis zur Probe geben s 

Aber was bildet die W^^derbrücke« 

Die von dem Körper xqr deele j^eht, 

Dafs ße , die beele , aur Aufsenw«lc bb^M», 

Dafs er, der- K^ipei, die Seele yKM&tdm2 «• 

Sinnen itfi4,«s>.>9^ H^tto beileilt 

^wi^fcheo de^ innm-r iu^.Aufsca^Wck, 

T.Z. 



449 



JENA ISCHE 



45* 



ALLGEMEINE LITEiVATUR-ZEITüNG 



# ü N I iJ « 1813. 



-^^* 



OESCHIGMTE. 

Frankfurt r. M. , 1). Andreas jibrifs einsr ^G*- 
Ji:hicht€ der Deutfchen für Ülütter und I ehre* 
rinnen von Nie. f o§^t^ grofslu frankfurtifchem 
gf\u LegatiOiMTAthe und Curator dea Schul- >niid 
Studien- Wefens za Fjrankfurt. \&iQ» XVI u. 
ß64 S. 8- (*6 grO 

Ochon öftet ift der VÄtfuch gemacht, flen der -wik- 
dige Vf. hier wiederholt, eine Gefchichte für Frauciv' 
simmer zu fchreiben, aber immer gefch eitert, weil 
die weibliche Natur z« mächtige Hindernille en^e- 
genfetzt. Nicht der grobe Schauplatz der Welt, 
wohin der Mann gewiefen iß, wo er Geh ttunmeln 
mofs^ das enge Haus, dab ßHle einfanie Gemach iß 
für die Frauen beftimmt, und treten fie ohne Noth 
da heraus : fo überfpringen fie ihren eigenthümfichen 
WifkongskreiSb Auch -^hlen ihnen alle Vorbegriüe, 
alle Beziiphungeo , alle Hakungspuncte , welche bej 
iler Frlernuiig der Gefchichte erlodert werden , und 
zu ihrer Fefthaltung., ihrem jGehcauch foviel be^tra- 
^en, und noth wendig find. Was der Mami wiUea 
Toll, bleibt ihnen fremd, mag ihnen fremd bleiben; fie 
find färdashäusliche Leben beßimmt. Unddojch, wer 
wollte fagen« dafs das weibliche Geschlecht, ohne 
allen gefcnichtlicben Unterricht, ohne alle Kenntnifs 
der Schiele fale und des vormaligen Zuftandes des ge- 
liebten Vaterlandes^ dafs es bey allgemeiÄem Vor- 
fchreiten darin zurückbleiben könne; fie« die Frauen« 
die fo oft in die grofsen Begebenheiten des Lebens, 
n die VVelterfchüiti jungen mächtig eingriffen, da 
Ulfen , wo die Männer ermattet waren , oder ihr 
jcift vernichtet war? fie, welche fo viele grofsc 
Kranen in der Gefchichte uns vorführen können, die, 
vemifie gleich Ausnahmen von der Regel« und nichts 
yie für den Mann die Vorgänger, fo unbedingt zur 
Nachahmung aufgeüellt werdeji dürfen, dodi ai^ 
)aiikbarkeit, und um über das eigene Gefchlecht voll- 
ändig urtheilen «u können , wohl darzuftellen find. 
Vdrum föllen fie ganz ausgefchloffen fcyn von der 
lenntnife der Vorzeit, warum ihnen nicht ei« Schatz 
hergebeo. werden , mit dem fie von frühen bejr der 
rziehung ihrer Kinder trefÜich wuchern können? 
Alfo kommt es bey einer Gefchichte für Frauen- 
immer vorzüglich auf die Auswahl und die Manier 
n. „Die gewöhnliche Beftimmung des Weibes iß 
ieEhe; und dazu lA weder die Kenntnifs der ho- 
en Politik, noch die Gefchichte der Schlachten und 
»taats Verhandlungen nöthig. Wenn alfo vaterländi- 
che Gefchichte den Mädchen vorgetragea werdea 
J. A. L. Z» »ftiS. Zweytcr Band. 



«foll : fo Tuche -man vorzüglich Teiche Begebenfheitem 
aus, welciie iib'*rhaupt auf den weiblichen Charak- 
ter wirken. Sittfamkeit, * Schamhafti^keit, Häus- 
jTchkpit, ehelicht' Liebe 4ind Treue, i'tiege der Kin- 
der und des Haufes, FTOmmheit und Aeligiofitit find 
^er fchöuil^ Sctmiuck eines Weibes. Grofse Beyfpie- 
3e davon tindct man in der Gefchicble der Deutfchen. 
£elbe muilan vorzuglich ausgehoben werden. Da 
jnd^Ilen in dem Vortrage «in gewiifer Zufammeii- 
J}ang des Ganzen nöthig iß; fo kann man die Aeih^ 
Tolge der li^gebenheiien nicht -beßer dem Gedächt- 
«lilTe junger Mädchen «inprägen., als wenn man fie 
an die Gefchichte der weiblichen Sitten oder merk- 
w^urdiger Frauta anknüpft.^* So urtheilt der V£ 
j(ß. liiu. f ) fehr richtig. Jede EyßematiTche, jede chro* 
nologifch fen^n aufammenhängeiide FrzäUung der 
Schick fale.^ines Volkes wird bey Frauenzimmern ik- 
<es Zwecks verfehlen. fAah einzelne Darftellungen 
und Beyfpiele, wenn gleich der Zeitrechnung nach 
auf einanderiolg«nd, dürfen esTeyn, was wir, jedes für 
iich geCchloHen« ihnen als Gefchichte bi^en dürfen, 
etwa fo aus der ganzen Maife der ^efohichtlicheA 
Kenntntfs herausgehoben^ wie Aes Vfs. W-erk: diß 
deutfche Nation und ihre Sekickfalc* Das Ganze 
mehr Culturgemälde eines beftimmten Zeitalters, mehr 
^Gefchichte -der Sitten, desiLebens und des allgemei- 
nen Zußandesder verfchiedenen Perioden der Vorzeit, 
mehr Gefchichte de% weiblichen Gefchlechts, als des 
Staats. Die Ausführung iß aber, wie fich Tchon hier« 
aus ergiebt, durchaus nicht 4eicht; Viele werde» 
fich noch umfonß daran verfuchen. Auch der V^ 
hat die Aufgabe nicht geföß^ wir finden blofs eine 
jinnäherwtg dazu. Jene felbft aufgeßelhen Regelm 
find nicht immer beobachtet^ es .findet fich zu Vie- 
les, den Weibern ^nverßändliches darin« womit 
manche Mutter und Lehrerin ihre liebe Noth haben 
wird; s. B. die Inftitutionen- Definition von Gerech- 
tigkeit, lateinifch S. 150. Manches hat zu w^nig In- 
tereile für die Schönen, die fich z. B. gar wenig dar« 
um kümmern werden, ob Mainz gegenüber ettie 
vorzügliche Hundrpie lag (49) (die Sache ftlbft laf- 
Ten wirdiefsmal, wie billig, unerörtert)^ oder, dafs 
diefer oder jener Forfcher -dieb und das bewiefen; 
dabey gähnen fie. Üb^haupt au viel aus dem Staats- 
recht., der Vcrfailung, zu vid aus dem Politifchea, 
nur etwas anders zugerichtet. Bisweilen auch zu 
vieles Detail, ohne welches zwar eine Gefchichte 
fonß wenig Werth hat, das aber bey Damen gerade 
umgekehrt groben Eindrücken Platz machen foH. 
£inselnheiten und ganz genaue Ausmittelung auch der 
kleinßen Umftände liebt oian allenfalls bey Intri- 

119 



45« 



lEffllSCHI ILLQ. LITERATUR- ZRITÜNÄ 



45i 



gtien* Ferner ilt nicht daa recbte Mafa beobacbtetr 
Manches» ift an weiiliuhig, z. B. 4ie Entdeckung- 
Aiflerika^a, w^che ans anoeren, namentlich den cam-^ 
ffefehen Jugendrchriften fchon als bekannt ange- 
nommen werden kann ; Anderes ift dagegen zu kurs 
abgefertigt^ z. B. S. fiii- Nachdem dfer Utrecht^ 
(nicht einmal der badener, raßadter erwähnt) und ny- 
Aädter Frieden erzählt worden ift : geht es unmittel'- 
bar welter: „Nachdem der Frieden im Reiche her- 
geftellt war, ftarb Karl VI.»* Der Sprung ift doch zu 
grofs, und einige Mittelglieder dürfen, nach der ange* 
uommenen Methode, nicht fehlen. - 

Von einem Lehrbuche diefer Art wird man kei- 
ne Erweiterung des Willens verlangen , eben fo we* 
nig, als von dem Rec. eine kritifche Beleuchtung 
der einzelnen Facten , und wo etwa diefs oder jenes 
vnrichtig feyn möchte. Aber da Wahrheit das erfte 
Erfodernifs jeder gefchichtlicben Arbeit ift: fo können 
wir auch den Wunfeh nicht unterdrücken, dafs der 
Vf. etwas mehr Sorgfalt auf die Richtigkeit der erzähl 
ten Thatfacben gewendet haben möchte. Manches ift 
von der Art, dafs es fich nur aus einer zu geringen AuF- 
merkfamkeit erklären läfst. Z. B. (S. 74) die Tur- 
niere, welche Heinrich I zugefchrieben werden; des 
Grafen von Gleichen Doppelehe (156); Friedrichs II 
Macht, delTen Staaten beym Anfang des 7>ahrigen 
Krieges gegen 6 Millionen enthielten, und der mit 
soo^ooo Mann feinen Feinden entgegenging (22^1); 
•der si(V* wo Maria Thereßa, nachdem fie ihr Erb^ 
iheil geßchert hat, mt ZuthuH ihres Sohns und Mit'^ 
r^enten Joseph f ihre Armee auf mehrere hundert- 
taufend Mann vermehrt ^ und endlich ein Bündnifs 
SU Stande brachte, welches das ganze politifcheSyftem 
von Europa umänderte. Von eben der Art ift die 
Zeitverwechslung S. 1S5: ,3udo1ph von Habsburg 
verfuchte*es fogar, durch die Städte eine Kammer 
der Gemeinen in Deutfchland zu gründen. Ein Glei- 
ches thaten bald hernach (d. h. über ein Jahrhundert 
vorher)^ auf Anrathen des Abt Suger, Ludwig VI 
und feine Nachfolger in Frankreich. Solches, wie 
.manche Einfeitigkeit, wird künftig gewifs vermie- 
den werden, woh'in z. B. Karls des Grofsen Eipflufs 
gerechnet ift , wo die Nachtfeite des Charakters und 
befonders die Verderbang der Sittlichkeit fehr gut 
hätte angebracht werden können. 

Diefe Erinnerungen bey der Ausführung beab- 
fichtigen durchaus nichts anders, als weitere Nach- 
ftrebungen zur Erreichung des Ziels zu bewirken. 
Denn da wir einmal fo weit gekommen find, dafs 
den Frauenzimmern eine Menge von KenntnilTen ge- 
lehrt werden, und man fie damit von früh auf 
(z. B. in den öft^entlichen Prüfungen) prunken läfst, 
KenntniHe, welche fie wohl entbehren könnten,^ 
welche ihnen vielmehr fchädlich werden, und fie 
von ihrer Beftimmnng abziehen (feine geftickte und 
geßrickte Sachen, Zeichnungen werden \n den foge- 
nannten Induftriefchulen wohl vorgelegt, und bald 
werden auch die Bauerkinder mit den feinften Mütz- 
chen auf dem Mifte einhergehen ; aber noch hat Rec. 
nicht bemerkt » dafs ein Mädchen auch nur aus den 



mittleren Ständen ein felbßgenäbetes Hernie anfge- 
wiefen bitte — und dab bey fo feijaer Näliterey 
und vom Stickrahmen weg kein Weg in die Kü- 
ehe führt, nun das verfteht fich wohl von felbfi), 
oder ganz und gat zum Verderben ihres Charakters 
fiusfchjagen muffen,, wie aber jene öilGendichen Obon- 
gen , die bey dem eingepflanzten Beftreben , fich be- 
merkbar zu machen und zu glänzen • zu' nichts Gu* 
tem fähren können (wogegen fireylicb jetzt kaum 
Scherz oder Ernft helfen wird, erft mufs noch mehr 
Schaden angerichtet feyn, dann giebt fiehs vielleicht): 
fo mufs man nur dahin ftreben , dafs die Werkzeuge 
des Unterrichts fo zw^ckmäfsig und unfchä.dlich all 
möglich gewählt werden. — Auch auf l^anchet 
in dem Werke könneh wir felbft den hiftorifchea 
Forfcher noch aufmerkfam machen, das er hier viel- 
leicht nicht fuchen würde , > z. B. den Eiuftufs dei 
mainzer Hofes und des Geiftes der vom Cardinal AI- 
brecht hier verfämmelteii Gelehrten auf die fchndis 
Verbreitung der Reformation« H. St. F. 

Bambeiig u. WüRzbuRG« b. Göbhardt: Mlgenul' 
ne Gejchiehte Bambergs ^ vom J. 1007 bis 
\^\i\ verfafst von /. H. Jaek. Mit VIII Hey- 
lagen, ign- 229 S. ohüe Vorrede und Bejla- 
gen. (i Rthlr.) 

. Nffch der Vorrede zu urtheiten, foll diefes hiftori- 
fche Werk nur die Stelle eines Lehrbuchs der Ge- 
fchichte Bambergs vertreten, und in diefer Hinficht 
müfsten wir ungerecht feyn , wetin wir den daraaf 
verwendeten Fleifs des Vfs. verkennen wollten. Soll- 
te es ihm gelingen, dalTelbe, feinem Verfprechcii ge- 
mäls, künftig aus ungedruckten Quellen und nach 
den vielen interelTanten Gegcnftänden zu bearbeiten, 
welche er in der lilten Beylage namentlich aufge- 
zeichnet hat: fo würde die kirchliche und politifche 
Gefchichte diefes Fürftenthums ungemein viel Licht 
erhalten, und zugleich die mancherlej Verhältnilb 
erläutern, in welchen es mit den angrenzenden Lan- 
den geftanden hat. Schon der vorliegende Grundrif.s 
und die darin angeführten ßeweisftellen geben tun 
die erfreuende Überzeugung, dafs der Vf. manche An- 
gabe aus archivalifchen Quellen gefcböpft, und eine 
Menge ungedruckter Urkunden benutzt habe, der«i 
künftige Bekanntmachung dem demfchen Gefchicbi- 
forfcher febr ^villkommen feyn würde. 

Das Buch felbft zerfällt in vier Hauptftückc. de- 
ren jedes in befondere Abfchnitte* eingetheik wird, 
)e nachdem die VerfafTung des Bisthums und deffen 
merkwürdigfte, EreignifTe dazu Gelegenheit geben. 
Das 1 Hauptfiüek begreift den Zeitraum von \qo\ 
oder von der Stiftung des Bisthums bis 124c. Der VL 
befchäftigt fich theils mit den merkwürdigftcn Hand- 
lungen der Bifchöfe, theils mit kurzen Bemerkungen 
der kirchlichen und politifcbenVerhältniiTe, womntcf 
einige Rubriken, z. ß. Cultur des Bodens ^ Archidia^ 
conate, bifchöjiiche Fäkalien und Landjlände ü. t w, 
zwardfeAufmerkfamkeit, desLefers erregen, aber bfj 
weitem nicht befriedigen. Was S. 33 von dem um- 



iSS 



J V Tt 1 Ü S 



1 8 1 5- 



454 



Fange &e€ neu «mcfateten Biallrains g«fagt wird , be- 
larf noch manche Berichtigung. Wenn der Vf. die 
kivrürKbmrg« Archidiaconats- Regifter in fViirdiDeins 
Suiß SipL T. V. p. 545 zn Rathe gezogen, und die 
geogiraphifcbe Lage der Oanen gehörig unter(\ichc 
bätte: fo würde er gewifa nicht daa öjiliche Grab- 
^eldf Mrelche« gan» zur würzbnrgifchen Diöces gehör- 
te, »um bamberg. Kirchenfprengel gerechnet haben« 
überhaupt wird man fehr oft gewahr , dafs es ihm 
noch zu fehr an der Kenntnifs des Mittelalters fehle, 
itni den damaligen Zuftand des Landes gründlich ent- 
MTickeln «u können. Das II Haxtptßück , welches 
mit derAttffchrift: Jllmähliche Erhebung {^) des Bis- 
ihums in ein Fürßenfhunt* beseichnet wird, macht 
ien gröfsten Theil dea Buchs aas, und erzählt dieGe* 
rchrcbte Bambergs vova J. 194s bis ißos, unter fol- 
genden Abfchnitten : L Fortdauernde Frey hei t des 
Domeapitels zur BifchoFswahl ^ is4^ — >3o4* H. 
Väpjliiehe Ernennung der Bijchöfe^ 1304 — »S^S« 
III. Erneuerte fVahlfreyheit ^ 1323 — 1366. IV. 
Neue Eingriffe der Kaijer und Päpße in die freye 
BifehofswafUf 1366— ^590^ V. fP'iedereinfetzung 
des Domeapitels in das freye Wahlrecht , 1 393 — 
igoc. VI. Allgemeiner Bauernkrieg und Markgraf 
Albrechts (von Brandenburg) Ferheerung. VII. Aus* 
brwch des dreyfsigj ährigen Kriegs, dejjfen Einßujs 
auf das Bistkum Bamberg. VIII. Bejefligung der 
StaatsverhältniJJe durch den weßphäli jenen Frieden^ 
1653 — 1753« IX. Bambergs, Verheerung durch 3 
Einfälle der Preuffen, i758« — 2wifchen diefen 9 
Ab^hnitten werden die vorzüglichften EreigniiTe un- 
ter der Regierung einea jeden Bifchofs liürzHch er- 
zählt, z. B. Wänderungen in das gelobte Land, Er* 
richtung und Auflöfung der Stifter und Rlößer, — 
Mord K. Philipps durd» Otto von Wittelsbach, — 
meranifche und fchlüiTelborgirche Gütertheilungen 
und deren Folgen, — Antheil an den Reichskriegen, ^^ 
Huiriteneinfall, — Krieg mit Würzburg, — Einflufs 
jer Reformation, — Errichtung des Gymnafiums 
ind der UniverPität, — Bejtritt zur katholifchen 
Liga, — Aufenthalt und Rache des B. Guftav Adolphs 
;^on Schweden, — Cronachs drejmalige Belagerung, 
-* Verheerung des Bisthums durch Freunde und 
feinde , — Franzöfifcher Zug nach Bamberg 1796 — 
ßOQ u. f. w. X. Aufsere und innere Staatsverhältnif 
i des Bisthums. XI. Geißliche Verhältnijfe def 
elhen. XII. Bambergs Lage^ erjle (?) Froducte 
nd deren Handel^ fj^ein-^ Getreide'^ Hopfen- und 
^bß-BaUi Betrüge (Betrügereien) der Juden, — Un- 
lücks fälle, Fabriken,, Künfie, allgemeiner Charak- 
fr der Einwohner. XIU. PViffenfchaften, Unter" 
ichtsatijiakeu, vorzüglichße Gelehrte. So viel In- 
»relTe auch alle diefe GegenIVände fth- die Gefchichtc 
»amber gs habeil : fo darf man doch hier darüber um 
3 weniger eine umfallende Ausführung er^/varteu, 
veil der Vf. die GeCchichte feines Vaterlandes nur 
m Grundriffe liefern wollte, und lieh daher in kein 
genaueres Detail einlaflen konnte. DaS III Haupt* 
7wcÄ handelt, auf wenig Seiten, von der Scculari" 
ation des Bisthums und von den neuen SttnUsver^ 



hältnijfen des Fürßenthums Bamberg. EnthSlt mei* 
ftens nur einen Auszug aus den fränkifchen und bai- 
erfchen Wochen - und Regierungs - Blättern. ' IV 
Hauptßüek: Außöfung der deutfchen Reiehsver* 
faffung — innigere Vereinigung Bambergs mit Bai- 
ern durch die neue Conßitntion, Die auf dem Titel- 
blatte bemerkten 8 Bejfagen beftehen aus drey bam- 
bergifchen und langsheimifchen Urkunden und eini- 
gen Auszügen, ohne dafs man erfährt, ob fie der Vf. 
von Originalen oder Abfchriften mitgetheilt hat. 
Die dritte Bejlage enthält blofs eine Nachweifung der 
Daten und Quellen zur künftigen Bearbeitaj)g der 
Gefchichte Bambergs. Zuletzt mufs Kec. dem Vf. ei- 
ne gröfsere Genauigkeit der Citate empfehle, von 
welchen viele, befonders in Anfehung der Seitenzah- 
len, ganz unrichtig angegeben find. A. S. 

Königsberg, b. Nicolovius: 2>. Martin Luthers 
Briefe an /llbrecht, Herzog von Freujfen. Von 
den Originalen im geheimen Archiv zu Königs- 
berg, mit erklärenden Anmerkungefi herausge- 
geben von Karl Faber, Königl. geh. Archivar. 
JSlebß einer Vorlejung über den Geiß und Stil 
D. M. Luthers, befonders aus feinen in Preußen 
aufbewahrten handjchriftlicheu Briefen von 
Ludw. Ernß Borowski, Doct. d. Theol. , Ober- 
confift.'-Rath — , Ritter des rothen Adler Ord. 
3 Clafle. iQii. VI u. 136 S. 8- (^G^f-T 

Allerdings find Briefe eines folchen Mannes, wie 
Luther, werth, dem Untergang ^entzogen zu werden. 
Mag ihn auch jetzt der Eine aus apoftatifch- ge- 
fcbäftiger Feindfchaft, der Andere ftatt unterthäni- 
ger Bücklinge, die Gunft erfchleichen foUen, oder 
weil es von feiner gnädigen Gönnerin gern gehört wird, 
oder aus grimmigem, fpiefsbürgerlichem Neid über 
geachtete Fremdlinge (die Stürme von der münchener 
Bibliothek), bald aus Abweichungs - und Widerfpruchs- 
Lull (gewifs die heiligen Väter, welche Soldaten in 
die Kirchenverfaramlnngen brachten, haben fehr hei* 
iig und gründlich gedacht, und fie würden leicht den 
Wurm des 19 Jahrb. zertreten , der das leugnete» 
wenn fie wieder auferftehen könnten), bald aus Nach- 
beterej (wie daa ganze Gewäfch von den Ur fachen der 
politifchen Trennung Deutfchlands : warum führte man 
denn das Beil gegen die Andersdenkenden, warum 
errichtete man Scheiterhaufen, ftatt Jedem feine Frey« 
heit im Denken zu lallen , und hat der Kurfürft von 
Sachfen oder der von Brandenburg von leinen prote- 
ftantifchen Unterthanen mehr Empörungen und Wi** 
derfetzlichkeit erfahren , als der Kurfürft von Baiern 
oder der Erzherzog von Ofterreich durch die neue Leh- 
re zu erleiden fürchteten ?), bald ums liebe Brod, be» 
fpritzen, oder wegen einer Lieblingshypothefe, mit 
blofser Hinficht auf die liebe Poefie, im Ärger, dafs 
Opitz und die Schlefier nicht hundert Jahr früher ka- 
men — and ohne die Reformation wären fie richtig 
eher da gewefen — , mit ihm rechten wollen (ein 
Umftand , der, wenn er wahr wäre, gewif« kein gro- 
£iet Gelacht in die Y^agfchaale legt — jene erreiche» 



435 



j. A. i.. z, j 1} na l V S ^ 8 » $• 



^45ß 



ihn nidit» er Reht ihnen sn hoch, and &e können ihn 
iiichu mehr nehmen« da die Gefchichte ihn einmal 
xnit ihrem höchften Adel bekleidet hat). Luthers Briefe 
verdienen unter den Schätzen der Urkunden» oder 
der Bücherfammlongen hochgeachtet zu werden. 
Aber bey der grofsen Menge diefer fchon zogä^ig- 
lich gemachten Geifteoerzeugnifle aller Art mub 
uum b^ dem JD uck ücti wohl in Acht nehmen; 
denn wa9 nüi^t es» die Zahl zu mehren» wenn nicht 
beCondere innere Grunde dazu auffodem? Der Geift 
Luthers durcbßr5mt auch diefe hier bekannt gemisch- 
ten Schreiben ( i6 an der Zabl )» die Anflehten und 
Gehrechen jener Zeit huden lieh hier, für die Dar- 
'ftellung der reihen nicht phneEinfluCs (z, B. die' weit 
fich erßreckende Beftechlichkeit und Verirätherey, 
das Rennen nach Befiriedigmig der Habf^cht, Jene 
Togar zum Sprichwort geworden S. 73) und der 
Künftige, feiner würdige Darlleller Luthers (möge 
unfer Wunfch recht bald erfüllt werden!) wird üe 
für fein Gemälde wohl anfehep ; wir leugnen picht, 
dafs wir üe defshalb mit Antheil gelefen hab.ep. Doch 
das wird nicht hey Allen fo feyn ; und da der Jnhalt 
von Bedeutung ücl^ fcbon in den früher bekannt ge- 
machten Briefen voUft^ndig findet, überdiefs m^nchjs 
gar nichto enthalten, dab den Drpck jetzt noch gefodert 
hätte: lö können wir ihn auch nich^ loben^ Mufs 



idenn von |edem Manne; der der WeUgeCobicble aag»- 
• Jbört (S* IV) ^ jedes befchriebene ßlatt Papier noüi- 
wendig öiFenclicli ausgefteUt werden 1 Oft — wemi 
auch gerade nicht hey den vprliegendep — - Arte man 
4ie wahrlich höher, wenn man diefe flüchtigea und 
blofa für das Pult heßimmten Auäieichnongen ro- 
hen H^fae. 

Die Briefe find übr^ens in .der ganseia Eigeii- 
thümlichkeit der RechtCcbxeibung jener Zeit abge- 
druckt -— eine Na^^hbUdung xier Handfchtift ^<— Fmc' 
fimile unnöthiger Weife mit einem fremden Wos- 
te g^^n^nnt — wäre keine unnütze Zugabe geweCeo. 
W^irum aber der Her^iu^eber die pach 4en Heiligen- 
Tagen und den £ingängen der KirchengeDlnge noch 
heßimmten Zeitangaben nicht in der Inhaltaanz^eige 
jedea Briefes auf m^fere ;KephnuQg nach Monatsta- 
gep gebracht hat? 

ßorowski*s 1792 gedruckte Rede ift ein wahres 
Gelegepheitsilück , nicht für die Dauer gemacht« iiir 
Hauptzweck längß dahin: die Zeit hat im gewalti- 
gen Schwünge das fc^n mit weggerÜTen^ wogegen 
jer eifert, und die darin pied^gele^ten Briefe La* 
thers waren fchon vorher mit einigen ängftlichen 
AnsLafl^ungen» die den ganzen Abdruck nie nothweo- 
dig machten 9 beklipp^ •<- w<2za /slIo hier die Wie- 
derholung? H*$t.F. 



•^" 



^p"*p*^i"p»^i^f""iii"pp 



KURZE ANZEIGEN, 



Bca&RX KflN«*«- It»{pt{g t in der dykfcfaen BHchlund^ 




r 



^cbß 1 Rupfer. ißia. 678 S' 8* (ß R^ldr. 12 giv) Was früher 
in dieCcr Zeitung (1*^11. No. 42) über den Charakter der TOn 
Iln. py* neu bearbeiteten taujfend .und einen ^lacilt in dem 
drey crften Theüep bemerkt worden , gilt auch yon üiefen 
Tierten, fünften und fechllen, jiiit dem pnterüchiede , dhü 
der Jiearbeiur in diefen die Erzählung weniger zuf^inmen- 
fchniiit, als er fie aus «inander zent. E« ift wohl ^ewifs, 
daCs \^enn Scheherazade dem inuifchen Sultan in eiuer Co 
breiten Manier vorgeplaudi^rt hätte, er iie nicht fo viele l^J äch- 
te »iifgefpart haben wftrde, I|i (Jallands franzöfifcher Cbcrp 
Cctzungi die Hn. ^. ohne Zweifel für da* Original gilt, 
find d& auftretenden Pcrfonen fchon fchwatzhaft jgenuff ; hier 
hätte er nanchinal, ohne dtjn Eindrucke ues Ganzen Abbmck 
zu thun , verkürzen können, l^aee^en verlängert er lieber, 
ynd fchwaizt üch ini UnauaftehUche hinein. Wie kann er 
•inen alten Mann auf offener Gaffe vor djem verfammejten 
Pöbel Folgende« fagt^ laden? Th. IV 6. iio: „Tobt fo lan- 
mp ihr wollt , es bleibt denooch wahr , dafs ihr in diefem 
Augenblick den berühniteflen Poeten yon Bagdad, <ier Trauer» 
fpiäe i^x hitzigen Fieber und Spnpette \xn Schlaf verfertigte, 
lUid den die 5Udacht alle Jahre eine Wallfahrt nach dem 
Grabe de« Propheten anzuftellen «wang, dafe ihi diefcn ge- 
weihten Sther , Poeten und Prophet^ti $ dif Ten Wahnwitzi» 
cen voll Weisheit, diefen Tlioreu ytll Klugheit, diefen 
Schwächling voÜ Kraft, Riefen Phantaften voll Bjjfonnen" 
heit, diefen Raben mit der Nachtigaüftimmc, diefen Schuhu 
mit dem Adlersblick, dlcfc Gans voll Schwauengefang, diefe 
reiche Dürftigkeit, diefes beraufchemie WAiTer, diefe glü» 
hende JEis , üiefe fonnenhelle Finftemifs , diefe gcftprbenc 
Unfterblichkeit , mit einem Wort^ diefes Nichts und Alle« 
in eurer Bude, oder vieipaetr in eurer Mördergiube, al« 



einen Schöps ausrehängt habt.^ übrigens trifft man un vier^ 
€en Theile auf cue Gefchichte des Barbiers von Bagdad imd 
feiner Bi-üder, 4ie vierzig Räuber und die fchOne PerfiBria. 
Das Kupfer ftellt den Schneider Backbuck vor, w^ie er dem 
habfilchti^^n Müller, in' deffen Frau er bch verliebt haue« 
zum Maiiiefei dienen mufs. Im fünften befinden fick: der 
I^iebesfclave , 4ie neun Bildfäuien , die fuit feig Brüder, die 
Wanderung duich die Stadt, und der Seiler. Im fechficn: 
JDer Oliventopf, oder d^s Kinv:crgeiicht. der Streit imi die 
Braut, oder die Feeiiliebe, die drey ausgefetzteu Königskiuda 
•und der Räubei'hauptmann. «^ Wenn Übrigens Rep. Lun ttu«^!^ 
ient hätte, das Wurffpiel mit faulen £yem, «romitihnHr. ^. 
hier begrüfst hat . zu ^rwieuein : 10 wäre die Gelegenhcis 
günflig genug. Da er aber durchaus rein vom Flaue ß> 
iien kann: fo überläfst er mit Bedi^uern den grimmvol&ii 
Vf. den fchlüpfrigen Folgen des Unraths, in deffeo Edxite 
er fteht, '^ YfSu 

KinDCRSCHAiFTEii* Jlad»n^at ^ in der neuen Gelehrtcs- 
Budihandlun^; Noth - und Halft - BüchUin für Kinder ix /«• 
meinen VoikuchuUn voiiP. fi^\ iiendfr. ijjis. 75 S. tft. (5gr.) 
Diefes Büchlein enthält in 10 Rubriken alleHejr bekauou 
Dinge 9 ohne einen befiimmteu Plan hi^r zufammengetragesu 
Und wenn der Vf., wie er in uer VjOnede fa^t, diaÜelb^-mit 
dem iMamen „Ts!oth«> und ll^ülfs- Büchlein •< Megt hat, weil 
fich „die "Zarte Jugend ih gemeinen Volksfchulen hty AhhAoSf 
lung vei fchiedeuer Lehrgegenftände darinnea nmr^ anij^miie- 
fitn Ratlis ei. holen kümne**: fo hat er nach feinem ej^eafm 
GeüfindnüTe einen unfchicUjchen Titel gewählx. Obri^eas 
find die Lehrgegenftände von fo verfchiedeiier Befchaffenheic, 
dafs man nicut w^eifs , ob das Büehlein ein blofses l«efebuck 
feyn, o^cr ob es als Lehrbuch zum Unterricht gebraucht wer^ 
den foll. Was von mathematifpher Geogiapnie darin, vor^ 
kömmt , dürfte fchweilich fiür die ziute Jugend in gemeines 
Volksfchulen feyn. a. 



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J 'U NA t S •'€ H*-E' 



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Ä.LLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



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ErRDBESCaiiJßIBt7N&. 

X^EiPziG «u ErBEBFELSy b. Rürchlcr: Beifs nach 
den Ijifetn Teneriffm^ Trinidad 9 S. Thomas ^ *5» 
Crux und Porto Rico., auf Befehl der franzöfi- 
fphefi Regierung Topi M Sept. 1796 bia smin llnru 
/I79& anter Leitung des Cap. Baudin anternom- 
men» von Ftf^rX^x^rt// Einem der Naturforfcher 
^er Expedition, befchrieben» und rxm Sonini mit 
Aamerkungen ▼«rfebeiu Aus dem Fraazö&fcben 
mit Bemerkungea begleitet» nebß eiuer MÜgemei' 
nen Übtrficht des ganzen weßindlfchen Jrchi" 
pels , vorzüglich in Uückficlu der holonialwaa* 
Ten 9 von £• /i. fV. v. Zimmermann* . I Band» 
iSii. £4.2 S. II Band. . ngia. 1236 S. Q. (3 Rtblr« 
Qgr.) Die aUgemeine Über&cbt. 84 S. 8* O^gi**) 
Da« franzöüfcb? Original führt folgenden Titel: 
PAEias Foyag€ aux Islcs ide Teneriffa ^ de Tri^ 
niU^ S* Thomas 9 S**Cr^Hx et Fortor icQ^ execut« 
par * ordre da gctaverivmQnt fran9oi8 depuia 1# 
50 Sept. 1796 jtwq^^'wi 7 Jäip 1798 «on« la diw 
etion da Capitaioe Baudin fovkw faire des recher« 
•ches et xoUections relatives ä rhistoire naturelle 
concemant des ob«ervations sitr le «dimat , le söl, 
]a population, ragricultore, let prodoctiona de 
-ces irics« le ^cara^tere» les meeurs et le commerce 
ide leurs habitans par M» Pierre LeDrn. Ouvrage 
accompagne de aoi«t deSonimL u VoL 8- 

l\ec. ,§tMn «« ^en warmen Verehrern von fku 
V. Zimmermanns Verdicnften^ aber aufrichtig darf er 
Tagei}» dafs ihn weder die ÜberCetzong und Bearbeir 
tang des frapaö&fcben Originals , noch die Zugabe ber 
friedigle. Auf letctere legi der Vf. einen befonderea 
Werth, und giebt ihr auch einen befonderea Titel: 
kiher iVefiindien , dcjl^n Holomalwaaren und deren 
ßurr^g^tU. Sie foU nicht nur WelUndiea in einem 
allgemeinen tJberblick darftellen, fondem auch die 
fiolonialmaareu aus ciaem minder gewöhnlichen 
Ktandpuncte betrachten ; und daran foll sugleich die 
Ü berftcht der Surrogate geknöpft werden« wodurch 
Europa, be^ vorkommender Noth wendigkeit, fw^i 
dee ichwesen VerloAea endedifea kam» « ded .et durch 
das theutfe Attfkanfeh jener .KoloniulwMren leidet; 
Der Überblick, vton Weftindien befteht in «iner wt9^ 
grapfaifcbcn DarfteDuag oder in der Charte von den« 
TCuigea^Limdemi die uaiter 4em Namen ff^cftindien 
Wgriffea find^ and m der .J>arftellung der ärnfsereu 
vnd imurmi GeftthidHe. Diefe geht jener ^vqrher; 
Aas der ttufaeren oder der Gefchicbte der von 4en£np 
«opa«m ia und wegen W^ßindjco gefiihrtei^ &ris0^ 

J. 4. L. Z^ i8»3* Zwejter JBand^ 



wid ans der inneren oder ^er Gefchicbte der feSt 4^ 
Einfuhr .der Schwarzen im Groben mit dem Jahre 1.517 
entftandeaen gvofsen V'crwüftnngea «ieht er dieFolgev 
dafs fei bft nach allen Calamitätea, nach unzfihlbaren| 
Unglücke^ das fowohl diefe Infda, ak aucl| einen 
groften Theil von unferem Europa betroffen hat, den* 
noch bey dem ftets weiter überhand nehmenden 
4Lux!lls und den daraus nothwendig fich v.erqfieh« 
renden Krankheiten, <lie MenCchheit dadurch v^m- 
kein Unbeträchtliches weiter gerückt fey« and ip 
der Folge AOch bedeutendere Vortbeile daraas erzis^* 
len werde. Wenn Hr. ta. Z. 4iuch dieTrimiden in def 
Welt der ErCcheinungen — di« Vertilgung 'der Urbsf* 
WDbner (die er unei^entlich Original be wohner nennt) 
gleich bey dem fieginaen der europäifchen Eroberi!»' 
gen , die wüthenden Kriege ai^ der ge£chändeten £0^ 
de , die fcheusliche Eatfchädigung für den durch ihre 
Greviel geCciutftenen Maagd e^n Menfchea, des feh- 
len, Aauben, und das In- £ifea-Sc|dagen fremder Na- 
•tioaen (derSchwaraen) — recht grell heraushebt, und 
die wohlthätige folge ntnr ia d^m matten Sckimmj^r 
von W:orten fehea läfst: fo ift dpcb diefe feine Üb^ 
•eugung ans um fo erfreulicher , da er in den Moni«- 
mentcn von Millionen £efa mordender fiaropiier vcfift 
einer Art Wohlgefallen die gerechte Nemefis erblick^ 
und in dem reitiften Zucker, in dem fchmackhafteften 
Kaffee, in dem nahrhafteften .Ca<caa den i^ortwäim^ 
den Genuls des Blute der Vereitern , womit der Bo- 
den der Fflansungen auf immer gedüngt fey , find^ 
>a da er fogar es als ein unauflösbares Aäthlel anfieb^ 
wie die Kolonieen nu ihrem heuligen Flor haben eaa- 
porßeigen kilnnea, Diefe Überaeugung« yf^xm fie 
«n dem Vf. erß recht Wnr«e^ faffen foHte, und wenu 
£e durch den Nekrolog aller iener. Staaten« die \^ il|- 
rer Zertrümmerung aufblühten^ und durch die An- 
ficht jener Staaten , die in der fchonenden Eroberung 
nacli langCsmem Siechen auf immer untergingen« et- 
heitert und geftärkt wird, mufs dann auch die Ana- 
Drücke namenlofes fommers, womit Hr. v. Z. (einen 
Schriften neuerer Zeit die Geftak von Gelpeafta^ 
giebt, mildern, imd den feftea Glauben Rn d^ wal- 
kenden Genius der Menicbheii «nd «n die l^ffere Oa- 
Anwii^ fiegender emporhehan. — Weit sweckmäfsi- 

Jer würde der Vf. gehandelt haben« wenn er ftatf.ddr 
ier angegebenen inneren und Ikiberen Gefcfakhlei 
üe fiift gar nicht ra der Sache felbll gehört« entwe- 
der die Entßehuog mid Ausbildung des weftindifchen 
Kolonialwefem oder den nadii'nnd nach entßandenen 
Anbau verfchiedener Kdiu^Twaaren und die Forir 
IcWitte diefes Anbaues %w^ Qc^^enftand derfelben ee- 
Wib)tf.iiil4 böchAcM^ ia einer Note. die maiH:herUir 

120 



'45S» 



»EWAISCHE^ ^tLft. tlTKftArirR.^EITITlWJi 



^ 



Knege^inn fterfiBrtUttev vm To meEr, da die hiier 
lorgelaageae vid: aus dem Sufammcniian^e mit der 
Gerchichte d^s übrigen Kolonialwerens gerilTene Dar- 
ftellung nur to» den Geübteren verftanden^werden- 
kann^ Mehrere TbatfäcEen in diefer GerchrcHte Be- 
dürfen ebenfalle noch einer Berichtigung. Di« V^r-- 
nachläfligung des Bergbaues wird allein dem gröfse- 
ren Gewinn von d^ KolDnfalpToducten - wxgcfchric«'- 
bqn,. da er doch. meiftens die Folge derünkunde und 
ÄeÄ Ibgenannten räuberischen Baues war. Die Vei* 
(iienfte der Boucanfers und Flibuftier um die veram 
iafdte beffere Nautik und Erdkunde verdienen die Aus* 
fceichnung nicht, die Hr. v. Z. ihnen aoDt. Weit 
inchr hätte '^ ürfacbe gehabt, die ausgebrochenen 
Kriege au erheben. — In der geographifcüen Übet-^ 
Ächtiiimmt ciPV^ßindien in der engeren Bedeutung^ 
ihid begreift darunter den Archipel . der vom Golf 
Ton Paria in Südamerika gegen den la Grad N. B» 
ti>ängt, und über Florida bis zum a?^ Grad mit den 
Matotiltos der Bahamaihfeln endigt, im W. aber 
durch das fefte Land von Panama, Alt- und Neu- 
Mexiko^cingefafst wird. Er theilt ftn in dreyHaupt- 
»icile. Die er/te Äbtheilung fingt nordwärts der In^ 
fei Trinidad mit der klieinen Infel tabaga an , «nd 
Ruft bis gegen Portotico nach N. hinauf. ^ Die In- 
IWn über odtr im Winde und* unter dem Winde läfst 
er als eine Unteräbtbeilung geltenv Die zweyte^ N. 
und noch mehr N. W. , begreift die graben Antillen 
(Portorico,. S. Dominga, oderH^yti, Guba, Jamai- 
^), die einen gegen- das ContineiH gebildeten- Län- 
derßrich ausmachen. Die dritte^ o^t die ßjihama- 
i^feln laufen ah ein die grofsen Antillen fehützender 
Wall von Trümmern des ehemaligen Landes nach N» 
feis über den a?® B. längft Florida hinauf. Diefe Ein* 
theilung , welche die bisher gewöhnliche von- Weft- 
Indten im engeren Sii\ne ( d. b. mit Ausfchlufs der 
Bermuden) zerreifst, hat zwar die geographifche An*- 
Acht im Ganzen, nicht aber im Einzelnen fiir fich, 
^a die kleineren Antillen, atif deren beRimmte Son- 
-derung man fchon durch die Benennung der gröfseren 
gefuhrt wird — eine Benennung , die beyHn. v. Z. 
^ft vorkommt, ebenfalls einen Halbcirkel bis an die 
fbdftmerikanifehe Küße und Ifingft derfelben weft^ 
-wiirts bilden, und zugleich die angenommene Abthei- 
}ung der Infeln über dem Winde, worunter «ich die 
Tirginifchen gehören , und unter dem Winde erleieh^ 
tem , da hingegen bey Hn- v^ Z. die karaibifehen^ Et 
fände die erfte Hauptabtheilung ausmachen, und Trr- 
^dad nur in der Hinficht, dafe es den Bogen fchliefst, 
SU den Antillen gerechnet wird. Diejenigen Infeln^ 
die von den Europäern benutzt werden , find nälheir 
nach ihren geographifcken, phyfifchen und commet^ 
läelkt» VerhältitilTeä beftimmt. Mehrere diefer Angar 
ben find ah, andere nicht genau, die meiften unzu* 
reichend.' Z. B. bey S. Lucie fchlttgt er die Bevölkc* 
rung zu 00,000, den Ertrag an Rolonialwaaren zu 4 
MilHonen Liv. an; dirfes gilt nur vom Jahre i789» 
denn im Jahre 1803 betnigidic Bevölkerung nur I16645» 
worunter 13^ Neger, 1095 farbige Menfchen wa- 
mv; die laf«) enthielt so diefer Zeit 45 Z«dKr • , ^0flC 



Baumwollen *, 6^ Cacao- r i33 Biaffee • Ilantage«. 
Eben Co folL.Ma^tiniqpe vor der Hei^phi^ion für t\ 
Millionen 640,000 Liv. Kolonial waaren ausgeführt ha- 
ben, ßatt s4Millionen 442,ooo> ohne 675,000 an an- 
deren Artikeln. DaCs die Bev5lkerung dafelbd jetat 
u|n 90,aeo zugenommen habe, iß nicht erwähnt; bef 
Trinidad find mehrere Druckfehler in Zahlen. Nach 
jPfrrre Aft C u i iun ^r Traveir irr TiiniJu d i^oS* die 
allein den Angaben zum Grunde gelegen haben kann^ 
mufs es heiTaen 199537 Gallonen- Rum, niisht 19,557, 
dann 35ö7f Centner ^. nicht 3327 C. Kaffee, 1,039,575 
PfUnd Baumwolle» nicht r, 239,000 Pfand, uncf Aie 
Bevölkerung von 38,600 Seelen gilt nichc vom Jahre 
rSoi, fondern i8oS» Ö*^ Bevölkerung der baBami- 
fchen Infeln legter'n^ch einer Berechnung von 1791 
vor; aber es ift die von'r773, wo fite 4241 Seelen be- 
trug. Bej dem Rückblick auf das Ganze, deHen 
Werth er allein von der Lage, von dem Bodien und 
dem KKma abhängen läfst, ohne zugleich zu erwä* 
gen , däfs tiänder mit* dem herrlichften Boden , dem 
vortreftlfchßen Klima und derbeßen Lage» ohne Zu« 
tbun d€$ Mien fchen und ohne befruchtende Zehum- 
ßände ganz werthlos waten, fiellter den Satz feß: 
„Es mufs das Laud der Schönheit und der Fülle 
feyn , wo felbß die faftreichßen und die aromatifch* 
ßen Pflanzen gedeihen, wo dte Sonne fdbft den 
Zucker und die gewtivahaften SSfte auskoeht'% — ei- 
nen Satz, der dtn relativisn'Wevdr diefer Länder noch 
zu keinem Asperlativen , vielweniger abCoIuten lerhe- 
ben , dahier den Werth anderer nicht unter den Werth 
diefer herabfetzen, und das^, was diefer faftreichen 
und aromatifcben Fülle angehört, nicht der gedrun- 
genen Dauer und Gediegenheit» der £nergie und Fc- 
ftigkeit aneignen kann. 

. In Anfißhung des höheren Standpuncis» woraus 
Hr. v; Z. die HoleniatwaaTeii betrachtet haben *vrill, 
mufs Rec. aft'enherzig bekennen, da& er ihjn nidH hat 
finden können. Um aber dem Vf. zu beweifen » dafs 
er diefe höhere Anficht wirklich gefueht hab€ : fo tej 
es ihm erlaubt, alTe Andeutungen zu fammeln» w^or- 
unter das Habere verborgen liegen könnte : 1) f^iel» 
hickt in der notkwendigen P'erbindung y worein die 
Kolvnialprodncte zu ihren Ländern gejetxt fmd? Das 
kann- wohl nicbf fejn, 'denn -eine folche Verbindung 
gewährt nichts Hohes , da fie aufgdöft doob^ nur fo 
yie) heifstt Jedes Produot will feinen eigenen Boden 
liaben. fi> Fielleicht in der ff^ohkhätigkat diefer 
Prtrdücte für vegetahilifehe und thierifche fVeJen9 
Mit diefer Weblthätigkeit Ittfsl: Hr« v. Z. im der fiegei- 
fterung S.37 den fchöpfer auf- den Menfchen» ja vom 
Thbil auf dasThier berabfehen, aUer „den nnfcfaätz- 
iMiten Erkalter dea Lehens (d^i^ZucR^r*)» die trcdK^ 
Kehß^WürM der Natur, ^über die ganz« £rdeverbxei^ 
tete, fie faß allen Pflantten einverleibte» vM dadurch 
dem gefammten Thierreiche darbot , ja mchKeren de^ 
Infiinct, wie dem Menfchen die Vernunft» gab, fic 
aus alhen Blütben, bal4 aueh asn desuPflanzettAamaae 
hervoittuhol^n/* ^Uein dann müiate man. die aAe 
und vdrztiglichfte Woblili&ti|skeit in den Urftoffea und 
4^ Mehenden geiftigeii Pniicipiea ()udRa; «ad da 



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8 >. S^ 



46i 



fe nusfat gBge&M, fornfanf eiitipfanrgea ift : fo kfliiA fie 
Aocb nur da» Werk desMenfcben, middi« mmhinars- 
lieh wobkliädge Abßcbt deF Vorrehung mir die nä« 
keie Verbfsüder«i>g der Menklien darch^ wecbrelfeiti- 
gexi AuHaareb derjenigea Ppodiicte feyn , die den yer-^ 
Hhiedoilen lindern unter allen Zonen eigen find. 3> 
fUlUicht in d^r Ar^chnung des fVerths diefer Ko^ 
l^miaiprodutte, naeh ihrer Ournntitat? Hr« v. J^»- 
legi diefe Berechnung fowcml voni Zucker« den er 
am weitliuftigften bebandelt r als von Baumwolle, 
Indigo, Kaffee , ^Gacao , Pimentpfe0er, Ingwer, Ta* 
UA an. Den uagiefähren Überrcblag der gerammten 
J/lutU, de# Zucker»» welch w w^r £ttr9piler aus des 
Wäm^erfBU Zope her^eybol^f mit filnfchlurs derLün« 
dev .vofl^ Afien und einiger afrikanifcher InCeln, giebt 
ex auf 7i mil. dem Syiup auf 7|, mit dem Rum auf 
7,6oo^oo9 Cent, an ;. die Berechnung der Baumwolle 
üind des- «Indigo« berchränkt er blofs auf WelUndien ; 
und^ieigefammte'fiii^fnbre i^ler Kolonial waaren». die 
Europa ^».feinen auswärugeoNiedeirlaflungen siebte 
h^re^li^iet er z^ iiq JVliUionen Thaler, ohne dabey 
dien Werth de» durcl^ 4^n 4^bau in Weßindien ei» 
Ȋhclen .anehjceren Millionen Menfcben, ; und. dea 
durch den Verkehr mit Weftindien Cowohl in der Ma- 
nn«, ^f in den Manufaeturen und Fabriken bewirk- • 
ten Umfchwungei, welches di^ Liften der auslaufen- 
de Spbiftett.'Wio die, Liften djer JpJipoiF^en beweiCenr 
•s^uCchlagen^ GefetaVidiere Angabe, deren Zulamr 
ip^nftell|iipg nicht ohne V^rdienftr abe« nicht neu ift^ 
!w^re wah^r »1«^^ » '^g^ voUftändig , wogegen fici^ 
j^edofih u^chtJiur nach. der bereits angegebenen, fon^ 
dem auch nach der Vergleichung einiger Handlungs-* 
jeeitungBOOti^n^, z; B« ^der nürnberger voa 1805 
JÜ. 30 und 45 des, hiftorirchen Journals, und befon- 
ders £iobins yojage dans VliUerieur de La LouisiaJie^ 
yOEZÜglich aber des Werks von Oddy Jepson Euro* 
vet^ CopyMerce shewing new and secure channe(j of 
Xrade with tke Continent ofEurope, London iQpß* 4* 
um fo aiä<;htigere Zweifel, erheben ^ da in dem letzte- 
ren Werke vollftändige und genaue Tabellen über den 
Wfichleireitigen Handel zwifchen £ngland und den 
^genannten nordifchen^ Staaten Rufsland, PreulTen^ 
den hanfeatifchen Städten, Schweden, Dänemark, 
JjioxYfeg^n, Dcutfchland.mit den £in- undAusfuhr- 
LsftfiD i^nthalten ü^d ; ^ /o fehlt ea. der ganzen Berech- 
nung an einer pragmatifchen Folge ,^ nicht nur um 
dep groben reinen Alleingewinn, den England aiis 
diefem Handel zieht^ zu beweifen, fondem auch die 
Ail3e firandfchauun^ in ein helles Licht zu ßellen, 
die f9s)£uropa.aufgele^ hat. l?a(^ Cpllte man glauben, 
dafa.der.Vfj dahin ziele, da, er die Berechnung mit 
(^Jg^n^ten. \Vortea CchlieC^t: .»Frankreichs ähnucher 
Verkehr nach jenen Niederläimngen. betrug 72 MiUior 
nen Liv. Wenn aber in der heutigen Lage der Dinge 
diefes für ktzteree fteith dar Fall nicht i«ehr ift: io 
kann diefes nie auf immer dauern, undj[eder^ dem 
die Menfchheit warm an Herzen Hegt» mufs eifrig 
-wünlcben und hoÜLeo, eine auf He to dHickendb Laft 
^ald b^^eiitigtt^gnd.die ftroften Vortheile, welche jetzt 
faft atUidüieMügh * Eogland gehören», von Meuem 



imtelr mehrere Mächte geiheilt bu fehen.«« Diefer 
Wunfeh, und noch mehr die Pflicht zur thätigen 
Mitwirkung, Kegt fehon in der Sache, und in dem 
hohen InterelTe, das jeder Mitbürger diefer Erde au 
der verfchwifterten Oemeinfchaft des freyen Handels 
nehmen, mufau Soll ein folcher Wunfch auch jeden 
Andern , der nicht anders als durch ünnUche Erfchüf- 
terungen.ÄÜ bewegen ift^ lebendig ergreifen, und 
zugleich den Denker überzeugen: fo mufs zunächft 
der Netto - Gewinn von dem Brutto getrennt , auf je- 
nen mufs der Haupuccent gelegt, und das Ver- 
fahren der Engländer, das fie wie Urfache und Wir- 
kung, wie Grand und Folge an den krän^erifchen Al- 
l^nhandd mit Kolonial waaren knüpfen, ^ — das Bc- 
fchlagnehmen aller H^ndelffreyheitr die Übertre- 
tung aller von ihnen ehemals felbft anerkannten Ge- 
fetze, und das Umkehren aller Ordnung der Dinge 
hegend dargethan werden, was nach den bisheri- 
gen Vorgängen Cehr leicht iftr und was der Vf. , aber 
nur a& einem unpaHenden Orte, nämlich bey dem 
Vortrage über Surrogate, in einer anderen Hin&cht fehr 
lebhaft fühlt, da er S. 64. fagtt „Wie nieder fchlagend 
ift es für den ächten Menfchenfreund, das ganze übri- 
ge Europa auf den Knieen von einer (folchen) Na- 
tion feine Rettung erbitten zu müHeii ! *• 'Nach dem 
▼on dem Vf. fo matt ausgefprocheneo obigen Wun- 
Cche wvufde ein Oddy Jcpjon mit, feinem ganzen 
ScheinfaUe noch immer Terrain behakeiH dafs es das 
Intereffe der nordifchen M^phte weit mehr, als dae lu- 
terclTe von-Engla^d fodere, mit letzterem in einem gu- 
ten- Vernehmen zu bleiben; und hat nicht M. Callupi 
laut gefagt, daCs bey weitem der kleinfte Theil der Er- 
zeugniüe von Trinidad nach Englandr der gröfste nach 
den nordamerikanifchen Staaten gehe, und Trinidad 
eine eben fo grofse Laft für das, Mutterland wäre, als 
Csinada und Neufqhoitland u, f. w.> 5) Fielleicht in der 
minderen oder grofseren Nothwendf^keit des Bedarfs 
diejer JVaaren f mithin auch in der Möglichkeit oder 
Unmöglichkeit^ ßch unabhängiger zu machen? Wäre' 
diefe mindere und gröfsere Noth wendigkeit an jeder 
Waare fowohl gefchichtlich, als thetifch nachgewie- 
Cen : fo würde man diefer Abhandlung einje bedeu- 
tende Stelle untj^r den interefr,^nten und wichtigen 
Geißesprodu<;t^n. anweifen dürfen.; allein in diefer 
Hinfielt befcbränkt iie ßch blofs auf einige Aphoris- 
men, die dazu noch überall zerftreut lind, und eben 
Co wohl im Anfange, als am Ende fich Enden. — - Wir 
kommen auf die Surrogate. Mit Hecht nimmt Hr. 
V. 2>. den Begriff ii^ der weiten Ausdehnung, und 
begreift darunter fpwohl jene Producte , die aus ei- 
iW andere^ P^anze das nämliche Material liefern, als 
au^h jeney Tfr^lche füglich für fie gebraucht werden 
k^nien. Er theilt d^e Kolonialproducte 1} in Luxus- 
und lebenanothdürf tige , 2) in diejenigen, die der 
gefunde^ und der kranke Menfch noth wendig hat» 
und fpricht 3) von denjenigen, die nur in einigen 
Theile» von Europa gedeihen , und denen , die wir 
ße^ dem heifsen Auslande abzuborgen genöthigt find. 
Rec. würde di% letzteren als die erftien, fowohl der 
SacIi^'aU dem Zwecke nach, getrachtet, und diefe 



463 



J. A. L. Z. S 'U V I Ü 6 



4«* 



in ^ebeiiinotbdürltige «n^ LuxiH-Frodaete einge- 
tl^eilc, und zu den lebensnothdürftigen anck diejeni- 
gen« deren derRranlie bedarf, gerechnet haben. Statt 
nun diefe Eintheilunc , g«g€n die fidi noch MLa&che» 
erinnern liefse, feft im Aug« su bebalten, und den 
Begriff der Surrogate praXtifch hierauf anzuwenden: 
läfst Hr. V. Z, fie faft inhaltsleer, und verliert (ich ifl 
ein Gewirre' von Thattachen und Behauptungen, die 
bey manchen guten Anfiehten das Gante zu einem 
ungcftalteten oder wenigftens ungeordneten Körper 
machen. Bald berehricJit er die Hauptfrage« wia 
diefe Froducte Celbft zu erzengen und Stellvertreter 
dafür aufzu6nden find, auf die Folge: wie wir uns 
gegen dtn krofsen Geldveriuft Cehützen, und wie wir 
die harte Abhängigkeit von den Producten des Aus^ 
landa » und in fofem von Nationen , die davon Her« 
Yen find, vermiodem können (welche Folgen gan£ 
etwas Verfchiedenes enthalten, als die Hauptfrage); 
bald fj^richt er bIo€i vom Zucker, bald von den übri- 
gen Kolonial waaren zufammengenommen, bald v&m 
kaaren Geldverlulle • bald von den das Geld zum Theil 
vertretenden Fabricaten und Manufactur^i , und in 
Hinficht des Geldes follte mau faß glauben i als wenn 
er die Auswanderung delTelben an diejenigen Otrte aft*- 
nähme, w^o die Producte herkommen, da er es euro- 

Xiifcben Geldverluft nennt. Ja, um den Verlnfi^n 
ledicamentcn de» Auslands zu erfet^, nimmt er 
fogar feine Zuflucht ^n dem Ghuben , dafs der eigene 
fuchtiglUr und ftolzeße Britte die China, SafTaparille, 
ilypecacuanlia « den Guajac oder &hnKche fietter vom 
Tode, wie auch mehrere Gewtirzarten , wenn er yt 

Jänzlich darüber Herr wäre, den Kranken des Fein'* 
es fchwerlich verfa^en warde. Diefer Glaube, g^ 
(etzt wenn er auch m einzelnen Fällen für einzelne 
|{ ranke nicht getiuf cht würde« und die Gefahren dea 
Todes bis auf die Ankunft der Heilmittel za verzö^ 
gern vermöchte« kann den Glauben des Rec. nicht 
erßicken: dafs der Britte fich nie zurAbfendung von 
grofsen Mallen ohne Äquivalent, und nodi weniger 
tcbnelf« und am wenigßen auf eine lange Zeit ent- 
fchliefsen würde, nicht ^ gedenken , dafs es, wie 
er felbfi Eagt, eniiedrigend ift, die Grofsmuth anzu- 
fidien. Wenn nun noch Hr. v^ Z\ aus dem Schlafs« 
fatz: der Menfcb kann weder die gemibigte Zone im 
die heifse, noch auch ihre Producte wechfelfeitig um- 
fchafi'en , folgert , dafs es bev den vielartigen Bedörfr 
niHen und der zunehmenden Schwäche und den 
ILrankheiten der cuhivirten Völker Schuldigkeit , Ge- 
ivilfen und Religion der Machthaber erheifche, die 
ausfchlielsliehen Befitzer diefer Producte auf irgend 
eine Weife dahin zu beftimmen , dafs fie diefe Noch* 
wendigkeiten des civilifirten Lebens det Menfchheil 
nicht gän:^ich vorenthalten : fo hat er mit einer Hand 
feine ganze Abhandlung über die Surrogate umgefto* 
hen^ und mit der anderen in die Stelle aller Surro- 



gate die M otliwendlgliell 6m ^entlcheideodiil Kriegl 
gefetzt« den er mit- beiden Händen abwehrt. Hock 
ftand Hr. v. 2L in dem Augenblicke , jds er die Hälfe 
des jährlich' in verichiedaieti Staaten ▼eilnrMidNen 
Zuckers berechnete , am Rande » übet* ein gr#(ses Re» 
f »hat £iniges anzudeutM. Er glebt nimlich an, dafs 
das füdl^iche Europa Ceinan Zucker Mbft zielen ^ der 
andere Theil aber entwedeir zucker(kftigeS9umei wie 
Ahorn , Birke oder zuckerfruditreidie Pflanzen an- 
bauen müile; iloch folle man in beiden Fällen die 
Hoffnung nicht überfpannen.* Denn f# bedürfe der 
Ahorn in Reifsem lo, in SehlMslin^en 5 lahre« mm 
dann jährlich bey weifiiNr Ptlege eine Amdte von 4 
Fftmd zu gewähred ; in holzarmen Oisgekden wArdfe 
der Abomzucker theoer Weikletf, dli ^da« iPAM^^M^i« 
närer in dem holzveichen Amerika aruf 5 Girofchee 
komme, der raffinirte« der eine abermalige Fenerang 
erfodere , nur der fchlechteren Sorte d^ nofaranckefs 
ähnlich fey ; er könne siifo nur Colehen lAxtäätm ge* 
deiblich vrerden, wo ^s Brennmaterial niebt s« 
koftbar, nnd ein hinreichender; Mita Theft wetrif* 
flens unbenutzter Boden Voirhanden (ey; er fa^be defs* 
W^gen fehen 179? dem Eaifer'Panl den Anbau des 
Ahorns empCohl^i, nnd diefer habe auch mit den 
Amerikanern einen Contract gefidiloflen, nach Wd- 
fDfaem diefe ikm fittr 100,000 Rubel Ahombäume He* 
fem folhen^; tfieR«nkeli€b^, deren Aifban «war Mir 
rfethlicfa fey, kl^nne nie io^ weit gedeiten, um di^ 
ganze Quantität des eiikgefKtot^n Euckers »n erCetzen, 
nnd da er djtfes Letztere ans Einfnlivlillea dea Rohr- 
ikucker^ in verfchiedene Staaten, z. -B. FHiiSen, RnG^ 
Lind, Frankreich {Oddy Jepjön hätte ihm mehr De- 
tail ^eben können) folgert; und zugleich die MaÄe 
des eingefdhrten Zuckers auf die Köpfe vertheilt (ein 
Irrthum ift es , dafs er denli ruAifthen Reiche nur se 
MHlionen Bevdlkerting nath Qtofth giebt, da Su^rch 
fie in der /^eitfchrift: RuJsUmd mtter Jltxander I^ 
amf 6fi Millionen, ohne die neuen fehwedifcrken, 

rumfchen, öHerreichifchen Acquifitionen anfehlägt): 
war ihm die Aufgabe vorgelegt, die gani^ Mafia 
des jährlichen Zuckerbedarft , und des Bedarfs ande^ 
rerEolonialproducte, mit derMafle der tfdgKdifl an- 
zubauenden Sorrogate zu* vergleichen , nnd die M9g- 
licbMeif oder Approximation nach ftatiftifchen Daten 
näher dxrrzutbun. Allein ftatttieiren hinft er Sdlwie* 
rigkeiten auf Schwierigketten, deren ^OnfliA nur in 
der Unzulän^ichkdt der Naoiricfaien liegen kann, 
die er fich von dem Vcrhältnifs dek Bedarfs so der 
Möglichkeit der Productidn tmd Surrogation gefiun« 
mek hat, und dereil R^fuftat tadäidV-daanf hniau#> 
läuft« dafs man anbatiei^', etatbetiren^;' und endüdl 
den Feind vermögen fo41 ; dil»fe PrOdnbte 'd^ Blai{dB> 
heit nicht su verfogen. ' 



N£U£. AUFI.AO .£ K 



*I». 



BriitUwig» «*»*= Alf«*« **• V.rVg«»s SyJiemMiffhtf mß*. vm <^'>^^. j^J^f^iJ^^f^ÄS^ "»^SJ^^ 
EatumTf dar Junten prajuijthcn G'/etxgebung mit tabeUtin' nand Lhnjfuph kf*ife, tttfErOK tt« ^tfft^Of.- TlflTte 



An*. 



5S 



JEN A IS C H E 



4« 



I.LLGEMEINE LITERATUR -ZEITUNG 



JUNIOS t8i3- 



B JiD B E S C HAE IS UNO. 



CtEiPziG n. Elberfeld« b. ßüfchkr: Reife nach 
den In fein Teneriffa^ Trinidad^ S* Thomas ^ 5« 
Crux und Porto Mieo^ — von p4ter 1^ Dru -^ 
befchrieben , und von Sonini mit Anmerkungen 
Terfehen. Aus dem Franzöfifcben — • von JL jL 
fV. V. Zimmermann a. f. w* . , 

C,Be/Mu/$ der hm porigem jStiuk mt^ebrodhemem Reeemfiom.') 

^ och ift uns übrl^.ro« Le Dru^ Sonini. und voa 
In. c^. Z*s* Ober fetzung zu reden. Des Capiuin 
3ä9idins K^Ct auf welcber ihn Peter de Dru i?^ 
>egleitete, iß bekannt. Le JJru^ Naturforfcher bej 
iefer Expedition, und Freund des Capitains, den er, 
3ory*s de & F'ifieent gründlichem Urtbeil zuwider« 
ehr lobt » fcbeint mit dieCer Reife • wenigßens zur 
fee « feinen erften Ausflug gemacht zu haben. Alles 
virkt auf ihn» fogar die Taufe und der Wallfifch; 
la^ Hin^ und Herfch wanken des Schiffs, welches 
ley Nacht die Geßirne und den Mond, wie die Wol- 
fen, in eine fchiefe Ellipfe« un4 den ganzen Himmel 
n eine Ccbwankende Bewegung verfetzt, erhebt ihn 
ur Gottheit. Von diefer Empfänglichkeit für alle 
Lindrücke rührt feine Kleinlichkeit her, womit er 
ich überall ausfpricht. Die Art, wie die marokani- 
chen Kaufleute zu S. Crux im Theater gekleidet wa« 
en , intereffirt ihn fo, dafs er faft das Theater dar- 
iber vergifdt. Als er zu Laguna vergebensein Wirths- 
laus fachte, und der Marquis von Viileneuve ihm 
ein eigenes Haus anbot: fo befchreibt er die Abkunft 
iefe« königlichen Kammerherm, und führt ein 
Verk (memorial de tos meritos y servitios de los 
tarqueses de Filla uueva de Prado en Canarios, 
ladrid 17A9) an, um feine Anverwandfcbafi mit 
en Königen von Leon zu beweifen. Die Kleinlich* 
eit verleitet ihn wohl auch zu kindifchen Äüfserun« 
en : 2« B. warum hat die Natur nicht mitten in' die 
leere der Aequinoctialzone die Eisländer des PoTar- 
irkeU gelegt, wo j^ Menfcb ftets im Kampfe mit 
•ärea and den Elementen bey mühfoliger Arbeit 
aum fo viel Nahrung zufammenbringt^ um f^ un- 
lückliches Leben zu frißen ? pie Fenßer in Laguna 
aben kein Glas; man fchliefst fle mit Jalufien, und 
iefe werden von dem Frauenzimmer oft in die Hö* 
e gezogen, wenn Neugierde oder eine andere Ur- 
iche fie veranlafst, üch zu zefgen. — Die Geiftlich- 
eit , die dort zahlreicher ift , legt bey Ausübung ih- 
es Amts koßbare Kleidung an. — Auch fehlt es an 
bnlicben Tiraden, wie folgende, nicht. lEr will 
). 75 vom Carneval reden , wozu er die Einleitung 

/• J» L* Z. 1^13. ZweyterBand. 



To unhebt^ ,»Das Vergnügen führt nur dann sunaOlJt 
c^ke, wenn Tugend ihm der Wegweifer ift. Du 
nur zu oft mit Kummer und Sdimerz überhiuftte Le« 
' ben warf, unerträglich, wenn nicbt Spiel und La- 
chen einer angenehmen GieCellfchaCt zu Zeiten anfe- 
ie Exiftenz verfüfste. Der Gott Romus hat feine A«« 
bäng«r in allen Theilen der Erde, fowohl in deim 
tiefen kalten Norden , als unter der brennenden Hi* 
jtze des Südens, und die durch die Gewohnheit 
dazu geweihten Augenblicke« die Klapper der Thor* 
beit in Bewegung zu fetzen , werden mit allem EU 
fergefeyert. Dir, herrliches GeCchlechtJ verdankt der 
Mann fein, Glück; du theilft mit ihm das Mühfeli- 
ge dieCes Lebens, und trägß dazu bejr, das Sülso 
zu vermehren 1 Grazie und Schönheit find deia 
Schmuck, und das anfserordentlich Gefühlvolle, 
welches dich charakterifirt, verbreitet eine Wonne 
über Alles, was dich umgebt.*' Docb bat diefe vid* 
feitige Empfänglichkeit m aUen Aoswüchfen eine« 
reinen und zarten Sinn für Alles, was wahr, grofi, 
gerecht nnd edel ift, fleckenlos erhalten, und zu* 
gleich in der^ Mannichfaltigk^t feiner Kenntnifle 
und in der Liebe zu Allem, was mit Willenfchaf- 
ten , Künften und Fertigkeiten in einiger Berüh- 
rung fteht , einen Cchäubaren Reichthum an ftatifti- 
fchen, gefchichtlichen , geographifchen und zum 
Tbeil naturhißorifchen Daten zu Tage gefördert, der 
ihm in vielfacher Hinficht einen Vorzug vor Sloa- 
ue, Brown 9 Bryau^ tdwards^ Boehefort und Du* 
tertre giebt, und ^ine Stelle neben bory de S. Fin- 
Cent und Olafs verdient. Die meiften ftatiftifchea 
und geograi|hi fchen Angaben find kurz nnd bün- 
dig, und mit einem verfchwenderifchen Aufwände 
vou"^ Literatur verCehen. Sie betreflfen die canari- 
fchen (fpanifcbep) Infein im Allgemeinem, die 10 
grofsen nnd 5 kleineren insbefondere, mehrere We- 
ge, die durch fie und zu ihren Hauntftädtea führen, 
das Klima, die Temperatur, die ifevölkerung, die 
Städte, Dörfer, den Ackerbau, Producte, Weinber- 
ge, Aquaeducte, die Lebensmittel, Handwerke, Rüa- 
fte« den Handel, die Abgaben, die Renerung, Re- 
li^on, Sitten, Gebräuche. Den Schlufs macht Tri- 
nidad. Die geogsaphifchen Längen und Breiten find 
nach den Charten von Thomas Lopez beftimmt, difi 
er dem Bitter d^/izara verdankt, und das Gefchicbt* 
liehe iß meißens nach C avijo's Gefchichte der ca« 
narifchen Infein, die er von dem Botaniker Cava- 
nilles erhalten hatte. Aus CLivijo iß fogar das gan- 
ze 1 1 Capite), Nachricht von den auf den canarifchen 
Infein gebomen Gelehrten. Clavijo hatte 500 an- 
gegeben, wovon der Vf. nur y? namhaft macht, 

121 



tfi^ 



lEVAISjCHK ALLOl LITERATUÜ > ZEITUNG. 



468 



«nd ienm Verdienffe «m die Literatnt^ er- darein 
^^ vpqr iboen hioteilAlKenen Wezke näher cbarakte* 
rifirt» Diefe ZaU, woran ter ficb Doit lofeph die* 
Viera et Clayi|o, Don Jofepb de Clavijo y Taxardo^ 
D. Anl« Jofeph Avares de Abreu, D^ Abreu, Berto- 
dano • D. Cbrift. Hajo Sorlosano , Jofepb ;Arcbieta^ 
D. Jaait Yriarie» IX Bemardo die Yriarte, D. Tbomaa^ 
Yriaj^te befinden, macbt einen' köftlichen Gyclus. 
Aueh die Nadiricbten. Toa der 1773 geßifteten real 
soeiedad econoniiea de amigas del pays find intei^- 
cflant. Sie bat den Zweck, atif den Unterriebt des 
Volka sn wirken, und die Errichtnng öffentHdier 
Sebnlen zu befördeb* Sie giebt jäbrlicb einen Band 
ihrer Acten beraaa, vnd Teribeilt bed«uteiide Fk&^ 
aaieir. Mit ihr ill eine Druckerey verbunden. Die 
fien Benedict XIV 1744 genehmigte Univerßtät ift 
nicht za Stande gekooMnen , weil die Dominicaner, 
die den AngnfUtiem den Ruhm nicht gönnten, die 
Errichmng hintertrieben. Sehr palFend drückt Cid- 
vifa hientber feinen Schmerz aus i In der gelehrten 
Welt ift ein* cnltivirtea Volk ohne Univerütät, was 
ein religiöfes Volk ohne Kirche (en el arhe Uteraria 
un ffueblo cioitizado sin umversidad es coma un 
pueblo religioso sin templo"). 

Soninrs Verdienfte nm dtefes Werk find nicht be; 
deatend. Er kramt die alltäglichften Sachen bis zum 
Ekel ftoa-, z. B. über den Delphin, eine lange ver- 
gebliche Note, übel" den Fifchfang, die Coltur des 
Malvoifiers, über Watlfifche , Meerfchweihe, Gold- 
fifcbe, über die Thiere auf Trinidad. Der Überfe^ 
tzer hätte fehr wohl daran gethan, die fofiinifchen 
Bemerkungen nodi mit den feinigen zu begleiten, 
wenn er Etwas mehr in der Naturgefchichte bewan- 
dert gewefen wftre. Die Entfcbiudigung, fie defs- 
Wegen nicht beygefugt zn haben, weil Sonini 
fchon fo weitlänftig gewefen fey, ift eben fo grund- 
los, als fie aufgenommen zu haben, da &e füglich 
wegbleiben konnten. Rec theilt defs wegen, weil 
der Überfetzer auf die naturbißorifcben Bemerkun- 
gen Sonints fo viel Werth legt, nur einige der vie- 
len Fehler mit, die Heb derfelbe nach dem UrtheiTe 
eines naturhiftorifchen Kenners, der Le Dru*s Werk 
mit Aufmerkfamkeit las, hat zu Schulden kommen 
laOen. S. ssQ fagt er: „Man nennt Castagneux Waf- 
Ibrvögel mit Zehen, die durch Schwimmhätite ver- 
bunden find, Schwimmer, weil ihre nachfchleppen- 
den und nach hinten gerichteten Füfse fie nicht auf 
dem^ Boden tragen können.*' Hier ift Lc Dru*s Sinn 
offenbar verfehlt, — eine Behauptung, die Rec. wagen 
darf, ohne das Original vergleichen zu können» LeDru 
wollte unßreitig fagen ; „die Castagneux*^ (fo nennen 
die FranzoYen manche Arten der Gattung 'CoZ/m^iii' — 
und LeDru fcheint fie auf alle Steifsfüise angewandt 
wiiTen zu wollen) „gehören zu den Waflervögeln mit 
Seh wimmfüfsen , d. h. zu den Schwimmvögeln , hey 
welchen die Füfse hinter dem Gleichgewichte des 
Körpers ftehen» wefshalb fie einen Tchleppenden Gang 
haben/^ S. ifi7 wird Rubiäcees (worunter man die 
Familien färberrötheartiger Gewächfe verfteht) un* 
fchicklich durch Pflanzen überfeut, „wQrin einige 



Kennseidpien ihr Färb^rrMie^ anfleCroffen- werden.«' 
Kinnzelc&en rem Fätb€r«ölib« findig man 3uch in ei- 
ner Menge anderer Gewächfe, die nicht zu diefer Fa- 
miKe^ehörcn. S. igÄ wird in der Anmerkung Ca- 
mcius ftatt Laniusanrch BuntfpecKt wiedergege- 
lenl Xinti^ Buntfpecht verftehen die Syftematiker 
den Picus major ^ medius und minor L. Lanius 
drückt taan un DeuTfchen*y6Wttlfilidrdardr ff^ür- 
gar, auch wohl Neunftädter^ Bergelfier aus. Wahr- 
fcheinlich ift der Überfetzer durch das Pie grieche 
hiezu verleitet worden. Er las Pic (Specht) ftau 
Pie (Elfter). In dem VerzeichnilTe der Thieres , "die 
auf der Infel Trinidad angetroffen werden, kommt 
&. ig^ die Fifchotter vei', von der^im Text gefagt 
wird, dafs fie mit dem kleineren Manati zu den im 
WalTer lebenden Säugthisren gehöre. Der Überfetzer 
matht dabej folgende Anmerkung: „Die Fifchotter 
rft nichts weniger als ein eigentHdhei Amphibium. 
Sie kann nicht lange ebne Athens zu fcböpfen iai 
WalTer ausdauren.** Der Überfetzer mufs nicht wi{> 
fen, was die Fr^zofen unter Amphibien Terßefaen. 
Audi^pafst die Anmerkung nicht zum Texte, da btob 
von den im Waffer lebenden Säugthieren- die Rede 
ift. Zu lezteren gehört die Fifchbtter folglich nicht 
8. 227. Die Anmerkung Sonini^s über 'die bra&Iifcbe 
Otter ift ganz unrichtig» Diefes Thier, das BUnaen^ 
hach Lutra Brajilienßs nennt, ift fehr wefentUch, 
fowohl von der Meerotter {Lutra marina)^ als der 
gemeinen Flufsotter verfchieden. Die * eigentliche 
Meerotter findet fich Mofs um Kamtfchatka, an der 
gegenfeitigen Küfte des nordweftlioben Amerika, um 
Korea, uiid im gelben See, fo wie bey der Infelgmp* 
pe zwifchen Afien und Amerika; dagegen ift es wahr* 
fcheinlich , dafs die Lutra Brajilien/is fich auf Trini- 
dad aufhatte, weil Trinidad nicht weit von Brafilien 
liegt ,. und diefes Thier nicht im Meefe , fondem ge* 

J^en die Mündung des Guaracaco angetroffen werden 
611. — Warum verwirft Hr. v* Zimmermann die 
gewöhnliche feinere Benennung Steif s füfse. und 
Wählt dafür die derbere Ar[chfüfse% Eine zahllofe 
Menge Druckfehler hat fich noch eingefchlichen, be- 
fonders, was die Namen der Thiere und Pflanzen 
betrift*t. '^Einer der ärgßen ift S. 133 Genealogie ftatt 
Mineralogie oder Geologie. In' mehreren Stellen ver^ 
fäth er, dafs er der Überfetzung nicht überall mich- 
tig war. Wir wollen dahin nicht rechnen S. 46 das 
krevzweife ftatt kreuzende Feuer; S. 51 er bietet mir 
edeler fVeife ( wahrfcheinliph d*une noble maniere) 
ftatt naenfchenfreundlich das an; S. 5s Lagttna iß 
die Refidenz eines Theils des Adels der Infel^ ftau: 
Laguna, wo ein Theil der Adelichen diefer Infel fich 
aufhält. Allein Stellen nachfolgender Art möchtet 
diefes noch mehr beweifen : S. 54. notre dorne de re> 
medes wird durch Liebfrauen ftatt Mariahülf über- 
fetzt. S. 27 Ferro wird von einem mäfsigen und 
fleifsigen Folke bewohnt , dem die einfachen Sitten 
nicht abgegangen Jind^ indem es das verderbliche 
Gemälde der reichen Städte nicht vor Augen haif 
ftatt: Ferro Mifird ton einem mäfsigen fleifsigen Volke 
bewohnt, da^ entfernt von dem verderblichen Schau* 



^ 



J U » I U g 18 1«.. 



^70 



flUue reicher SUdte m fernen einfachen Sitten na* 
yerfucht geblieben iß. S. 3c LaßthUre fbtt Kamee- 
le (denn Kiel finß^Dcb Laftthiere;» uj|id wie fransö« 
bt^ J^lingt ioigfffide» ? S. 53; £• ireniet hi^ oft» 
i^bepr nickt lange» alsdenn- ficht man die Spitze de? 
Berge mit Dünft^n bedeekt « die fich auf die Ebene 
herabziehen, indem -fie der Rtcfatnng der Winde fol- 
gen; ^ftatt; £a r^;iiet oft» nicht lange. Dann find 
die Spitzen der Berce mit Dünften bedeckt, die fich 
nach der Richtong der Winde anf die Ebene herab«* 
ziehen. S. SS laut er 4, Schlachtopfer derinquifition 
erft verbrennen, nnd dann erfährt man (um die Wor- 
te 0M geb.fiinciiai)^ imd^m man ihnen das Verhrechtn 
der Zauber^ f der makomedanilchen oder jüdifeheH 
Bdi^ion oHtuhängen zur L»aft legte. 8. 34 heift h 
bruU des Valeans der Lärm der Vulkane* — DJe» 
(ea Alle« zei^ klai^,. dab Hn v. Z. daß Werk 
lialbft nicht überfetzt , noch genau rei^idirt habe« 
^ Ji^ iton Avgenblickc, da &ec. die Recenfion fcblie* 
tmna will» erh^t er den z^eyten Theil , der die Ba^ 
fchreibung von S. Thomas» S.. Crox nnd Poirtorico» 
lel«tetfaa in des vielCeitigfien Anficht, enthält. Er hat 
ni€h% Urfache, (ein Urtbeil zu widerraf«}n» foiiderq 
er niu(a. ea in Allem beftätigen. Die Naehlälligkeil 
dea Überfetzera, Bearbeiter« und Correctors ift viel« 
leicht in diefem Theile noch grölaer« Will man auch 
von dem Mangel einer Ökonomie wegfehen (daoQ 
wofür .Collen Auszüge aua Oldendorps MÜBonage*! 
fdiichte, die Nachrichten über die Neger der däni- 
£pken Infein» Auazü||e ana P^rmetty über die Chicca 
und calende Tänze, die Erklärungen von vermifchten 
Ba<|en , wa« alle« hinlänglich unter una bekannt und 
l^efler gelabt ift?):. fo können unverbeHert gebliebene 
Fehler» vfie folgende» keinen Beweia abgeben, daCi 
IjLtm v* Z. den Bejfall d^ Publicuma voUftändig 4U 
verdienen gefacht habe. Daa Meer fteigt an ein Mch 
ter in die Höbe* Die Ruinen find noch dort. Die 
Hauptftadt ift eii^e der reichften an Waaren aller Art. 
Der von den Europäern den farbigten Frauen einge* 
räumte zugeftandene Vorzug. Seit dem Jahre i788 
baben die .dänifcben Antillen den Genufs von zwef 
Sehulen. S. 16 fteht fogar ein Nachfatz, der gar 
nicht hingehört. Wozu die faft fchwärmerifche Epi** 
Code über. die mährifchto Brüder, wobey die Haupt« 
anficht, dab ihre Religion Gefühlreligion fey, ganz 
▼erfehlt ift ? Der naturhiftorifche Theil bedarf einer 
grolaen Berichtigung. -— Die Brauchbarkeit der le 
dri^Jehen Sammlungen hat übrigens daa Magazin 
eucyclavidique und die Deeade phüoj'ophique voa 
z7g8 hinlänglich beurkundet. H. P. ^. 

DEUTSCHE SPRACHKUNDE. 

Potsdam, b. Horvath: Kurzgefafstes Lehrbuch 
der deutfchen Sprache. Befondera zum Gebrauch 
in Volkslchulen bearbeitet von H. Bauer ^ D. d. 
Ph. » Conr. am kön. Friedrichsljc.eum in Pots- 
dam u. f. w. iß*^' 366 S. Q. (13 gr.) 
Auch unter dem Titel : 

7. ä- Stutz kleinere deutsche Sprachlehre u. f. w. 

UieCea Lehrbuch CaheiBt uns von den vielen Gram* 



matiken , die wir lett mehreren fahren haben dmrcl|- 
lefen muffen , eine der heften zu feyn , und wir em* 
pfeblen daffelbe Jedem, dem es am einen feften gram» 
matikalifchen Grund in feiner Mutterfprache zu thon 
ift, als den ficherften Weg weifer. Ob es gleich nur 
Wi Auszug aus einem grölaeren Werke ift *— wel- 
ches vorzüglich dem tiefer forfchenden Sprachphilo- 
fophen zu empfehlen Xejn wird "--• : fo hat es doch 
* eine folche Vollfiändigkeit , und verbindet damit ei- 
ne folcbe Gründlichkeit in der Sache» und Fräcifioa 
in der Daic^Uung, dafs es» wenn auch als Lehr^ 
buch etwas zu ausführlich» wenigßens als Anwei» 
lung zum eigenen Unterrichte für eine der zweck- 
mäfsigften Grammatiken der deutfthen Sprache er- 
klärt werden mufa. Durch das ganze Buch ift ficht- 
bar , ^ dafs der Vf. nicht bej Adelung ftehen gjeblie- 
ben ift, fondern alles Neuere, wodurch dieemzel^ 
nen Parthieen der deutfchen Grammatik fchärfer be> 

£enzt, tiefer erforfcht und genauer beftimmt wur- 
n» forgfälti^ benutzt» geprüft, felbft weiter ge- 
führt, und mit wdfer Umficht zu £igenihume ver- 
arbeitet hat. Wir führen znm. Belege nur das Capi- 
tel von der Bildung der Wörter durch ZnUmmenle- 
Izung %xi^ welche Materie» in fich fchwierig und 
durch den Gebrauch weit aus dem Gleite gerückt» 
durch neuere Arbeiten zvrar wieder ziemlich i^n Ord- 
nung gefchoben , aber doch noch unvollendet gelaf- 
(en, von dem VCliunßmäfsig zufiimmengefü^ und* 
fo wei^ es di^ Befchaffenheit der Materialiea n^v 
^mer zuÜeCs» zu einem harmonifcben Ganzen aus« 
gebauet worden ift. Die drey- und mehrtheiligen 
Zufammenfetzungen behalten freylich auch hier noch 
ihre Schwierigkeiten, die der Vf. durch den Treur 
nnngaftrich für das Auge» aber nicht für das Ohr ge- 
hoben hat. Bey einigen lierse^fich die Schwierigkeit 
leicht durch Umfetzung heben, z.B. Handwörter- 
buch, Tafebenwörterbuch liefsen fich, um nicht den 
Gedanken an Bücher, mit Handwörtem angefüllt» zu 
wecken» in Wörterhandbuch, Wörtertafchenbuch'um- 
fetzen ; allein diefes wäre doch nur Nothbehelf für ^ei- 
nige Fälle; wir wollen verfuchen, ein allgemeinea 
Correctionsmittel aufzuftellen » diefes mit unbezwei* 
feiten Beyfpielen der Sprache belegen, undwirhoftenf 
dafs una die denkenden Grammatiker beyftimmen 
werden» wenn wir behaupten, dafs dem Unbezwei- 
felten als feiner Regel das Zweifelhafte, Schwankend^ 
und Zweydeutige weichen , un^^ch als noch zu re- 
gelnder Theil unterordnen )affen muffe. Jenes Coipr 
rectionsmittel hoffen wir iii der verfcbiedenen Beta^ 
nung der drey- und mehrtheiligen Zulammenretznng 
zu finden, und wollen daher als Grundlage unf^reie 
Regel einige im Tone unbezweifelte Gompofiu vor« 
ausCcbicken. Haus-hofmeifter» Ober-ftallmeifter» Land« 
baumeifter, Ober-zolleinnehmer, Ober-fteuerempßUi-: 
ger , Ober • forßrath , Ober-amtmann , Ober - fehut- 
CoUegium» Feld-marfcball, Feld-^zeugmeifter, Stadt« 
hauptmann, £rb-ftatihalter, Ober-kuchenmeifter, Ober-r 
kammerrath, Ober-kammerherr, £rz-mundfcUeakund 
viele andere dreytheilige Compofita haben alle in ge- 
wöhnlicher Rede » und wenn man nicht eines befon- 



47» 



J. A. L. Z. } U N I U S' k 8 » 5< 



♦7« 



f, 



ft 



derta Nachdrucks 'wegen den Vorrats bebt, den Too 
HjA der Bwejten Sylbe» oder dem zweyten Worte der 
ZnEammenfetzang. Nun aber bildet in allen diefen 
Wörtern das zwejte und dritte » nifebt das erde und 
sweyte Wort die zum Grunde liegende zweytbeiliKe 
Zufammenretzung; nicht Oh^rkücke^ Erzmund^ Ero^ 
ßatt^FeldmarfchaU u. t.yv. find diezrweytheiligen Com- 
foCMA^ tonAem JKüehenmei/lerf Mundfckenk^ Statt- 
halter nndMarJchall: daher ftellen wir folgende Re- 
cel fär die Ausfpracbe auf: In allen dreytheiligen Zu- 
ummentzungen liegt der Ton auf dem zweyten Wor- 
tOt wenn diefes mit dem dritten, und auf dem er- 
ften« wenn diefes mit dem zweyten die zweytheiK- 
e Zufammeafetznng gebildet bat. . — Unbezwei- 
dte Belege zu dem zweyten Theile diefer Regel find : 
Bdndjchuh-maektrp Hdtishnltungs^kun/i ^ Kauf' 
trtanns • diener , Paplenna eher - kuujl , l. ijenb inder- 
hur Jehe , SchSmfleinfeger - ge feile , Freymaurer - /<?• 
ge^ Drdhtzieher ' geioerL In allen diefen Zufam- 
men fetzungen liegt der Ton auf dem erften Wohe.; 
auch haben wir mit Fleifs nur folche fieyfpiele. aus- 
gehoben » in welchen das zweyte und dritte Wort 
ar keine Zufammenfetsung bilden können , wenig- 
lens keine bisher gebildet haben. — Nach diefem 
Unbezweifelten^ in der deutfchen Sprache Gegebenen 
tnufs fich nun das noch Schwankende richten. Hand- 
wörterbuch und Tafchen Wörterbuch, mit dem Tone 
auf dem erden Worte, find fonach fprachwidrig ; es 
find Bücher, in welchen Handuörter und Ta/rhen- 
Wörter ftehen : die Aurf^rache mufs daher abgeändert 
und der Ton auf das ^ zweyte Wort gelegt ^-wer- 
den , alfo Hand - U7\&rterbuch , Tafchen-?i7ifrter- 
buch. Sckälgotte» - Verehrung ift Verehrung eines 
Schulgottes; Schul -• ^^f^esverehrung dagegen Vereh- 
rung Gottes auf einer Schule, ^^^rgerichts- bö- 
te ift Bote eines O^^rgerichts ; Ober -gerlr/i/jbote ift 
unter mehreren Gerichtsboten der oberfte. Ldnd- 
fchul-rath ift ein Rath für die Landfcbulen; Land» 
fchühzih ein Rath für die Schulen des ganzen Lan- 
det. Land-7/>^gtfaufreher — Auffeher über die Wege 
des ganzen Landes ; Ldndwege - auUehet --*' Auffeher 
über die Wege auf dem Lande. Nach diefer Norm 
mufa ' man nun überall die falfche Ausfpracbe ab-» 
i|tdem, alfo ^ ^fmifi ergerichtsratb , nicht Kammerge- 
riektJTSLth; ff'dJ/erbAumeiüer, nicht WalTer^izzimeifter; 
ObttfildMieer , nicht Ofttfrifeldfcheer ausfprechen ; 
JL^ifdeafchuldentilgungsfonds, zur Tilgung der Lan- 
desfchulden , Lande^r/rii/dentilgungsfonds ift ein 
Fonds, den die Fürforge der Regierung zur Unter- 
fiützunff gewiffer Claffen, etwa tief verfchnldeter 
Gutsbentzer, zu VorfchüITen angewiefen hat. Man 
luinn diefer Theorie , die wir m fich fär durchaus 
cohfequent halten, entgegeiifetzen, dafs man bey der Be^ 
tOnu^g diss zweyten Worts, z. B. Ober|c/rii/ratfa, wohl 
die Natur derZvlammenfetzung bezeichne,^ und den 
Oherjckülrtiib ron dem Rathe einer O^^rfchule 
unferfcheide, aber den Ober^/rz//rath im Gegenfatze 
tum Unter/^rAiiZritbe unbezeichnet laue. Hierauf 



dient zur Antwort , dufs dieCte Ge^enfatz keinefwep 
unbezeichnet bleibt; es erhält in diefem Falle das el- 
fte Wort den fcharfen Accent, oder den ictum^ Am^ 
«weyte den j|edehnten , oder Circümflex. Wir wd- 
len einige Wörter zur Anfchautmg accentuift her« 

fetzen. Oberfchülra^ , Oberf^üürath (Rath einer 

Oberfchule), Oberfchüjratfa (im Oegenfatae zum Un- 

urfchulralhe). Obergeiichuverwaker/ Obergerfckts» 

Verwalter (V. des Obergeri^ts), ObergcrichtsTerwal- 

ter (nicht Unter|erTchtSTierwa1ter). Jeder, da* di« 
Sprachorgane in feiner Gewalt hat, wird Ae Sckatti- 
rungen des Begriffs leicht durch di« Terfdriedea be- 
tonte Ausfpradie darftellen können ; wolKen Anders 
einwenden, dafs die Sache zu fehr ins Fein« gdie: 
fo wiiTen wir nichts weiter zu fagen, ak ÄiU die 
gan^e Grammatik , je tiefer, defto mner ssia J , wai 
dafs es niciit immef mdglieh ift, daa Geiftigegfol^ 
körperlich dariiuft«)len. 

Der fonft denkende Vf. fcat| wotfiber wir ans 
(ehr wundem , noch fechs Declinationen. Riditig 
beftimmt er diefefben nach dem Plural» ab dem im 
Lexikon Gegebenen ; allein er hat überleben, dafii das 
Mannichfaltige im Gegebenen nieht eben fonianaicb- 
falti^e Regeln b^gfünde, fondem -vielleicht auf eine 
einzige Regel reducin Werden kann. Das durdi dat 
Lexikon Gegebene ift hier , wie rerfchieden auch \n 
fich , dodi lür die Reg^ nur swey£a<^ : denn das ioi 
Plural Gegebene erfodert entweder im Genitiv des Sin- 
gulars ses^ oder n (en), folglich gfebt es nur eine 
doppelte Regel , nach welcher fich das Ge^bene ttr 
Einheit zurückföhrt. *— Das AdjectiF theih der VL 
nach Adelung in Adjectiv und Adverb ein, und lifst 
das erfte aas dem letzten hervorgehen ; übrigens ift er 
in der DfcHnation thehrerer Adjective mit Einem Sub- 
ftantive vollftändiger und genauer, als andere Gram- 
matiker; er unterfcheidet zwiCchen „Einiger, guter 
Wein'» und „Einiger gute W^in'« genau, und weidt 
in Anfehnng der QuantitHtsadjectiven ganz von Jde- 
kmg ab. Bey der Üonjngation wird fefalerlMfit der 
Infinitir ku einem vierten Modus gdkempelt« ubfi- 
gens der Gebraudi der Zeiten bemedigend daige^ 
ftelh. Das Neutrum mhfivn^ oder 'Ao^sit, ii(st fich 
durch den Betriff der Handlung in' der Zeit nnd der 
Veränderung im Räume, oder überhaupt de» Tetin- 
derten Zuftaades, noch genauer beftunmen. Der 
Baum hat fchon drey Jahre gewachfen . nnd Ut estt 
drey Zoll ge wachfeiK Die meiften l^eutrn mt fejn 
können auch durch hoBmt abfewanddt werden; um* 

Sekebrt weniger. SelbAfaJ&n und fterben rertragca 
ie Abwandlung mit haben; nur entjchltfen^ mrufa- 
chen und alle folche, wo die Handlung als momen- 
tan unbemerklich ift, nicht. — Als Verfetum bemer- 
ken wir nur noch: es fticht mich im Finger — S€ 
Nadel fticht mir in den Finger; dieCoDÜiruction mofr 
gerade umgekehrt werden* ft. 



■«■ 



j T^ 



E N 



HE 



ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG 



5 U N I D S 



SCßÖNE RtiNSTE. 

Sahhstaht , b. Hc^er u. Leake: Gedickte ^ von 
tiuguß Frefeuius. i8l&* I9>S. 8- ('Sgr.) 

r V ie et fcheiat, die eriUa Verfacbe «niea jngendli' 
faen Freunde« der edlen Mufenkuiiß, iu dfiien Tich 
in fchönea Gemüth und viele dichteriFcbe. Anlage vei- 
iith. V«rmuthlich find Ge, wie Ücb aus ^'ner ge- 
viden Eintönigkeit Acr Lied weifen and der Ahnlicb' 
eit der Stimmungen Foblielde^ labt, karz. nach ein- 
nder in einem kleinen Zeitra ein gedicbte^ Wir woj- 
cn es dem Vf. nicht, recürgt-a, dafs er mehr pt-rdm- 
nelt als auigewäblt zu hatieti fclaeint; die meiden 
inferer guten Dichter haheii fplterhio ihre erden Lie- 
1er ftreng zn mußem gehaht, nachdem doch auch 
in menfäilich Herz zu erfreuen die geringeren , die 
Variationen, die nachher nicht länger leben wollten, 
bren Tag gefunden hatten. Durch diefe Tpätere Aua- 
vahl ift et denn gekommen, dafu man auf einige vre- 
lige deuifcbe Sammlungen nicht mehr anwenden 
lann, wa» Leffing vor der Ausgabe der logavfcken 
jedicbte Tagte: das ift unter allen Nationen immer 
in febr vortrefflicher Dichter, von delTen Gedichten 
in Drittbeil gut ift. Aua demGeiße der vorliegenden 
deinen Sammlung llfn üch propheseiben , dafs der 
^f.. wenn er diefen Weg verfolgt, einft ganz von 
elbft gleich |ea«n verfabcen , und die lefßtigfch* Hf- 
;el betchrinken werde; und fo bäh nni denn da« Du* 
eife» _Aa% in manchen Hin&chten, und da« Fliichti- 
;e, du hän&g darin eifchdnt, keineawega ab( d^s 
iete and febr Schöne I Am beb daneben ändet. mit 
Vergnügen anzuerkennen «nd su empteblen. Da der 
'f. (eine poätifabe und^t^hnifcfaeAasbildung Gchtbar 
och nicht vollendet hat: fo werden ihm Bemerkun- 
en eine« Dritten willkommen feyn. indem folche, 
renn auch nicht immer überzeugen, doch Ae&exio- 
en und Anlicblen zn erregen und zu vervielfältigen, 
nd zur Klarheit über &ch Celbß zu führen beitragen 
önnen. Der Vf. bat, nach unferer Meinung, durcb- 
ängig offen Geh felbft gegeben, feine Empfindung iß 
igen und wahr, felbß darin, was ein widerliche! 
lacblallen vieler DichterTinge in diefem Augenblicke 
erdächtig gemacht bat, in Hinücbt dea ChriAlicben., 
loch foUte man eben jettt keine chriHlich frommen 
iedanken und Gefühle anders als in vollendetem Aus- 
ruck öffentlich aufhellen, damit der eigen thümlicbe 
Verth der Form Ge hinlänglich und für Jedermann von 
;nen Veralein unt«rfcfaiede , deren Erinnerung einem 
en beßen Inhalt leicht verleiden kSrtnte. Dabey ift 
^ Gefühl dea Vfa. nicht von gewSbnlicbem Umfang 
J. 4. L. Z. i&iS. ZwexUr Band, 



«nd Mifcbnng, fondem tief und räch, «nd, worra» 
ficb dichterifcher Beruf mit Sicherheit abnehmen Ulät, 
«ben fowobi ftark, münnlicb und ZKm Erbübenen 
neigend, als auch zogleicb weich, liebevoll, und ver- 
-fcbmelzetid. welcher GegenCatz aacb in den Verfea 
*n die MoCe S. 9g augedeutet iQ. Wenn man mit ei- 
nem in prafaifchprAede etwa« kniutcn Bilde di-^Dich- 
terbcuQ einen Himmel nennen darf; fo find diefe bei- 
den Aicbmngen des Geftihla die umkreiGenden Pole 
deffelben. la Hiitficht beider tft dem Vf. ein Fehler 
gefährlich. Der Kraft und dem Fener ift ei geiWgt 
-dttrch phybfche Bezeichnang , durch Hervorhebung 
.und Übertreibung ihre« inneren Zufammenhangi mit 
-dem Knrperiicben, einen AnCchein von Matenalititt, 
von Überfpaunung fiatt Sfiannang zu geben. Dabin 
. geboren die bäui^ v»rkommendeo jirtnt, krampF- 
■durcjttuckter drme, da« fleijeh und Qebein Jo /leiji, 
und fonft fo oft koifs und hXhleit und ringen, die 
.breniundea t-ippen und ff^atigen, der volP und 
Jehieere Herzens jeklag, dergleichen allea nur mit gro- 
ber Feinheit su gebrauchen lil. Die Weichheit und 
fpielende Milde konnte ihn leicht manchmal zu der 
Manior derjenigen ziehen, die in der bildeaden Kunß 
Goethe die Schwebler genannt bat; man vergleiche 
z. B. S. .^5. 139. 141. J^ie Natura iifcbüuüng de« Vf«. 
ilt hiedarch bSu&g etwas fchwUcblich geworden ; als 
innige Vertraute liebender Stimmung, die mit fetaeito 
Gefühl gdnx verfchmilbt und verCchwebt, bat die Na- 
tur fetbft zuweilen , wie auch bey den MioneGtigera, 
den Anfcbein einer Verliebten gewonnen,' und da- 
durch an der Fülle and Viel feitigkeit ihre« Wefen« m- 
türticb verloren, Sie foll dem Dichter zwar menfck- 
lich erfcbeinen, wie dem Griechen die Götter, aber 
picht nach dem Ebenbilde Einea Menfcben, fondem 
.ala die Symbole aller inenfcblichen Ideale, öder aller 
.Gölter enthaltend. Vielen Lefern wird etwas zU viel 
Sebnfucht u«d Schmerz in diefen Liedern voritoim- 
men. Denn wenn man auch nicht, wie Oaetke'i Ib- 
ßige Zecher, keinen Dichter beranlallea will, der 
da« Achsen und da« Krächzen nicht zuvor hat abge- 
than : lo ift e> doch allerding« unentUicb fcbw«b du 



122 



m 



JENAISCHE ALLft Z.ITEEATUK- ZEITUNG. 



4efi 



in ihrer Natnrliclikeit darzvfteDen ^ tf eb ma^ht noc& 
kein. Liebetgedicht juis., fo^ wenig aia überhaupt die 
treafte Malerey de» Wirklichen Poefie iß» und dev 
Chor in Aminta hat febr Unrecht, den Apollo in die- 
fer Besiehang dem Amor Vo Cehr nachznfetzen. Wahr 
ift e« frejlich : »Oft in einem einzigen verwirrten An»- 
druck und in unterbrochenen Worten drückt befler 
fich das Hers atn , mid fch ei nt fich mehr darin au re» 

{;en, als in zierlichen und künßlichen Lauten ge- 
cbiehc, «id felbft daa dchwergen pflegt Bitten und 
Worte zn enthalten/* Nach diefer Theorie könnten 
4enn weifse Blätter befonders zärtliche Liebeagedichle 
fejn. Die Fülle des allbemeiftemden Gefühls wirkt 
•ft gar nicht, wenn nicht die rechte Kunft hinzu- 
kommt, ea kami» wie Leffing von einem Uop/loeki- 
Jehen lagte, fo Wel Empmidung in einem Liede lie- 
gen, dab man gar nichts dabey empfindet. Aber über- 
haupt fcheint bej dem Vf. die Begeiftemng gröber als 
die Befonnenheit , nnd gleichfam als Erftgebome un- 
ter diefen beiden po<^tifchen Zwillingstugenden von 
ihm vorgesogen zn feyn , da fie doch eigentlich un- 
Bertrennbar nnd völUg gleich gehalten feyn folleH. 
Hiemit hängt zufammen , dafs er, obwohl den dich- 
terifchen Beruf kräftig erhebend, ihm und den Dich- 
tem doch nicht Studium genug gewidmet, nnd dio- 
fes hinter der poetifchen Empfindung zu fehr hat zu» 
rückbleiben laufen; dafs feine Ideen nnd Bilder bis 
letzt tiefer ab reich fcheinen» dafs der, nicht profai- 
fdie, fondern po^tifche Zufammenhang zum Ganzen 
hie und da fehlt, nnd dafs nicht blofs die meiftenLie* 
d<5r an technifchen UnvoUkommenbeiten leiden, fon- 
dem auch manche durch Ungleichheit der Ausfüh- 
rung und leicht zu meidende Febler der Compofition 
entftellt find. So ftört die Erwähnung der Hoffnung 
S. i^fiS ^^^ f^^ fchönes Gedicht; fo würde das S. 160 
£elir gewinnen, waan die Worte des Vögleins Schlöf- 
fen; fo wird in dem vierten Liede, worin* auf eine 
£ehr finnige Weife die Todesahndung des unglücklich 
Liebenden an einen Traum von vorbedeutenden Ster- 
nen geknüpft ift , unverftändlich blofs dadurch, dab 
es S. 9 heilst, ei/i Jungling, ftatt Jer, weil man glau- 
ben folite, das (ey nun ein anderer, als der Knabe 
vorher. In Bildern , Sprache und Veiebau ift der Vf. 
bey weitem nicht ßrenge genug. Üble Bilder fif»d 
s. B* Herz und Bru/l ringen auf Flammenjchwingen^ 
cder Nachteswang* iß kujsbereit^ oder wenn fick 
Berge und Flüth thürmen, den Streiter zu hemmen; 
oft verfcholdet der Reim Unrichtigkeiten, wie Bu/ies 
Enge S. 70, wo die Enge gerade nicht iiingdiör^ 
oft auch einen gewiflen Wortpomp, wie S. 5: 

Dann aus tanfend Sonnenquellen 
- to-ömmc «in netMs Ssyn mir zu u. f. w. 



Gegen den Wohlklane fündigt häufig der Hiatus, un2 
abgekürzte Wörter, als i/amni, fVang ^ füfsfte^ oder 
böfe Zufammenßellungen , als fVell heujclummernä^ 
und die ärgerliche romantifcfae Periphrafis mit will 
fehlt auch nicht. Von den Verfen und die oft vor- 
kommenden, meift trocbäifchen, vier oder fünffylbi- 
gen gar ermüdend und «införnug. Doch mögen 



Erfinder dergleichen Unferm verantwortenf nwr tä- 
ten und unter befonderen Urnftänden^ werben Jolche 
Zeilchen gnten Effect machen. Manche Liedchen ha- 
ben ganz individuelle Bezidiung, oder find der Er- 
innerung emesVerhältniiles oder Ortes beftimmt. Die 
myftifiste A^ytlfologie S. 156 können wir nieht billi- 
gen ; dagegen Helioa als ApoUon , Licht als Begeiße- 
nmg, ^. 181 geiftrerch, nur nicht rein genug, be- 
handelt ift. Das Bild der Unruhe S. 35 ift nberkraf- 
tig und end%S widerlieh, und die Pbanta&e von 
der Vermählung der Seele mit dem Nachtftnrm S. »S8i 
mit dem fie iü das ftemge^ckte Qrautbett des Athen 
fliege und kraltbeteligt von den Gebrechen der infi- 
fchen Kindheit geneft, hat doch etwajB Ungeheures li 
diefer Gefttltcmg, fo natürHth andi ihr Anlab und 
fo w^hr die Anwmnllong ift, da(s man fich mit deA 
erhabenen , unfere Spane VT>r der Welt verfchliefsen- 
den, dufteren Sturm in« Unendliche fchwingm 
möchte. Es folke mehr behandelt fejn olr ^nePluo- 
tafie , und doch aoeh fo nicht gerade ak VermäbIoD{. 
Schöne Verfe darane : 

Odiwinget cKe granea 
MSiual» ihr Wotke»! 
Du rieiger Berjggreii^ 
Greif in die Sauen 
Deinet Eichwuldtl 
Singe, du Gottmanii, 
ftÜT das Brautlied 
Aus deiner fel&gml 
MootbehaareteR 
Sfingerbruit. 

Viel Fbantafie und Treffliches enthilt die Nacht S. 6^ 
und das Lied auf der Ritterburg, das.fo beginnt: 

Zeit ifi alt. 

Und |P^Q und dfifier 

Auf bemooften 

Manertrflniinern 

Spukt die.AlMw 

Darauf ftört das bizarre» Ach fdiwarlich auf fkam 
Aberglauben gründende» aber leicht nmantaufcbends 
Bild, dafs die Todtenhände der Ahnberm ea fqrcm 
welche fo lang fcharrten |ind krataten, 

Bit der feEa 

Kitt fich löfet 

Und der Stein 

Hoch vom Hflgsl 

Lärmend rollt 

Ins fülle Thal» 

Dafs der Wandrer 

\fVird erXchrecKet 

Und hinauf fchaut 

Kach der alten 

Zaditen Mauer 

Und gedenket 

J3er uralten 

Leugbegrabnea 

Bergerbauer. 

Zeit ift jung 

Und friuk und Braater, 

Sprof&t uud treibet. 

Blüht und duftet 

War in und luftie 

In Blflnchen und Gttlefa 

In Bftnmen und Blflthin 

Um grauet GcmAuer 

In grünender Jugend 



4^ 



r V II 1 u s 



8 



470 



' ale kfia^t Uni fiafft« 
In VögelßimmcnT^ 
DtS$ fieh alU« 
RüBrt and rtzet 
Und dafs An^ nn^ 
Ohr nicluf mUTtu 

Anch die folgenden BiMer vom Leben der Ritter und 
die Betrachtungen überVergftnglichee und Unrrergäng- 
}id:ie9 find vorsöglich-, und et £eh1t diefean Gedicht 
nur noch eine gewifle innere Rundung, möchte fie 
auch Terfteckt hegen , um vortrefflich su hei{8en« Be 
lehk ihm» wa§ die mattkijonfche Elegie auf dem 
BergrcUob hat, fo wie diefer die wahrhaft podtifcha 
Slimmang, die unferem Geweht auch fo den Rang 
▼or ihr fid^ert. Befondera gut find auch & 6. &&. a^ 
6i. ju 109. i3S« 165» wovon wir daa tifte aook mit* 
thcilea wollen : 

Wo fchweifH du hin , o irrer Rliek» 
O Ang, waafuchft da thrltaenrdiwert' 
Weh! w«h! d^s Bild kehrt nie inrttkr 
Auf einem fiorniaerriftnen Meer 
Treib* ich nun «ukerioe umher. 
Ich treib* hinauf, ich treib^ hinab. 
Mir fSknc ein fchwindelnd Weüencreh; 
Sohiieftc Welhm euch . oh meinem fUvpt. 
Fahrt gUcklicht die ihr Treae glaubt. 

Einen treffliche» Einftub wird der Vf. anf feiner 
jetsigen Bildungallafe von der dramatifchen Arbeit 
erfahren, wOToa einige Cdiöne Psohea eingerückt 
find. Nur wird ihm der gewählte Stoff ( Maaaniello ) 
grobe Sdiwierigkeiten. entfegenfetten. Die Seele ei- 
ner folcben Tragödie find die Charaktere, von dieCm 
aber iß die Seele Nationalität, und die to eigenthüm- 
liehe and beltimmte, welche dieb Stück erfodert, 
labt &ch fchwerlich aua blefaem hiftorifchem Studium, 
fbndem nur aua diefem in Verbindung mit der An- 
fchaamig erwerben; die Meafcheakenuinirf , die man 
aua fich fdbft, und gana allgemein aua der Erfahrung 
IchapAt reicht nicht au* Darum hielten wir einen 
Stoflf aua der deutfchen Gefchichte , delTen Perfonen 
weniger oder mehr nach dem Leben ftudirt werden 
können , gunftiger für den Verfaffer. Dd. 

• 

FACTBuaou.^oifaTAifz, b. Herder: Fragmente zur 
höheren Mujik (?) und für äßhetifcke Tonliebha- 
ber (?) , vom Geheimen Ratbe von Böcklin , der 
Philofophie Doctor (wo?) u. L w. iSii* IV xu 
83 S. 8. (8 gr.) 

Vcm fich felbft erzählt Hr. S. in diefen Fragmenten, 
lafa ^er ein Schüler JomeUVs fey» die ^^iola d^amore 
»der die Liebesgeige fpiele**, ferner, dafs „faß jede 
einer Sinfonieen (die von ihm , ala tängft dilettanii- 
cben Componi^len » gefetzt und zum Tbeil geftochen 
nd^ mit einem Adagio anfange*', weil „nämlich die 
^loBk, welche beruhigen füll , mit traurigen £mpün- 
ungen zweckmäbig anfangen , und nach und nach 
pamer heiterer werden** müiTe« Daher er auch viel- 
edentend hinzufügt: Zur wirkenden Compofition 
leider kennen wir die feinigen nicht!) gehört alfo 
ucb wahre Menfchcnkenntnib* — • Wie der Vf. fich 



■ hier und auf dem confnfen Titel ^arakterifirt: fo er- 
fcheint er im ganzen Buche. Zuerft ift in demfelb^ 
Allea fragmentarifch , und fo bunt durch einander ||^* 
worfen, data dadurch oft eine faft komifcb« Wir- 
kung entfteht ; dann betreffen diefe Fragmente nicht 
etwa blob Mußk^ fondern enthalten auch viele 
angeblieh philofophifche, befondera pfjoholo^fche 
ond hiftorilche Rifonnementa , die entweder die tri* 
rialften und platteften £infälle, oder den originellften 
Unfinn enthalten. Auch daa Wahre derfelben ßebt 
am unrechten Orte, oder ift wenigftens fchief ausge- 
drückt. Überhaupt aber fcheint weder klarea und ge« 
ordnetea Denken noch: Schreiben des V£»« Sache %}x 
Cejn. Zwar fcheint er fich hinter die Rubrik Frag- 
mente verftedcen zu wollen, aber auch in diefen fojl, 
nm der Mittbeilnng werth zu hyn , Einheit der An- 
ficht herrfchen. Wie unerhört abw widerfpricht üch 
der ML 9 wenn er z. B. S. it bgt: Mufikfchönheit ge* 
fillt auch Unwifi'enden in der Tonkunft. Wer ^on 
einem Kinde nicht ^erftanden werden kann, verdient 
wohl nicht verßanden au werden. — S. 99; „Fragt 
aoan , wdche Mufik wohl den gröbten Vorsug ver- 
diene: fo würde ich antworten; diejenige, welche 
den meiften Menfchen woblgeßillt. Der wahren £11//^?- 
kermer find wenige! Glücklich alfo der Componilt, 
der Jedermann verftändlich und behaglich fällt!*' f— 
Daher fich audi erklären labt, daft der Vf. daa Rondo 
ala daa HÖchfie der Mufik preift (S. 48)f tind doch« 
felbft auf dem Titel von fixerer Mufik redete weqn 
er femer eben fo fchlecht ala unwahr fagt: „in der 
Mufik haben die philofophifchen Grundfätze auf die 
ifthetifchen Scb&nbeiten ftaiken Bezug*', von einer 
„Metaphyfik der Empfindung ala Blüthe der Philofo- 
phie'* redet, in dem Titelmotto fich alfo auadrückt: 
.wenn fich das Schöne nicht auf Grundfätae bezieht, 
fo. gleicht, die Theorie dem Gefch wälze und die Prak- 
tik (Praxis) einer WillUühr, — gleichwohl aber die 
Eitiftena einer Aftbetik , die, wie er fagt, keine |Me- 
taphyfik fejn will, leugnet, ob er gleich für ä/lheti» 
Jehe Tonliebhaber äjihetifche Fragmente fchreibt. 

DieMufik definirt er durchPoäfie und Malerkunft, 
fo wie diefe umgekehit durch jene, ^lene ift ihm eine 
Poifie durch Töne, die zugleich Beredfamkeit und 
Malerkunß in ßeh hat. Der Geift muTa die Natur 
nachahmen, verfteht fich mit Autwahl, daher die 
Sätze: „Mufikalifche Kunft befteht alfo auch in der 
Nachahmtmg, Nachbildung. Die Regeln der Mufik 
liegen folglich ganz unveränderlich in dem Vorbilde 
der Natur (die Regeln der Kunfl in der Natur I yrw 
ift ihm hier die Natur befondera in Hinficht der Mu- 
fik?), die (dieNatur?) derTonkünftler yvedtrßhaß 
Jen noch vernichten darf*' (oder kann?). Aua dem 
Folgenden ergiebt fich, dafa hier daa Nachzuahmende 
die Gefühle und Leidenfchaften (alfo Natur?) fe^ 
foHen. Waa heifst aber diefe nachahmen? — - Mit 
diefen aber feilen fich Handlungen verbinden. — Be- 
fondera find die Vergleichungen mit Beredfamkeit uiid 
Malerey meiftena fehr unglücklich geratben (f. S. &4)f 
wakrfcbeinlich weil der Vf. in diefen Gebieten noch 



499 



L A. b Z. . 1 U N Jl .U S . s 8 



*>> 



Sfireniger bewandert ifl; dehn fonft würde er e. B. 
nicht Tagen : aftectloOesTongeräufch gleicht den Land- 
fehaftsftücken in der Malerey n. f. w* Solche fchiefe 
Gedanken , welche man, auf jeder Seite findet» brach- 
ten* uns 2ti deni Urtheile» dafs der Vf. im Denken 
nicht geübte und in der Tonkunft nicht erfahrener 
fey» a)6 man es eben von einem Dilettanten verlangen 
kann; daher er anch feine Fragmente für fich und 
feine Freunde hätte behalten foUen. Aber ungefähr 
von S. 50 an fcheint der Vf* wirklich krank gewor- 
den zu ^eytif und es ift su beklagen, dafa kein Ar«t 
ihm den Kiel aus den Händen nahm ; denn er fpricht 
nun im heftigften Fieb^paroxyamua l-einen Unfinn, 
erläutert den Theologen die Lehre von der Schöpfung» 

' und das Geheimnifs von den 7 GeilVern Gottes aus der 
Mufik ; fpricht dann einmal wieder in der Rolle des 
Arztes : »»gleichwie durch die Tonkunft das Gemüih 
eines Menfctien von feiner Krankheit kann zurecht 

' gebracht werden : fo kann man auch oft Liebeskrank* 
beiten durch fie heilen, fagtPythagoras.** Ein ande* 

'res Fragment fagt: Spanifcbe Zitter und Clavier tan* 
gen nebft Flöte vor^üglieh für Bhilofophen. — . Wei- 
che Tonarten li^en nicht in der Natur und fb fort. 
Daher wollen wir auch aus chrilUicher Liebe den er»> 
bärmlichen Stil und die unzähligen Sprach- und or- 
Öiographifchen Fehler , z. B, gegenJeiHge Fehler, Äatt 

> entgegenßehende 9 über den^n ftatt über dtn^ huld- 
reicheft, ehrfurchtsvolle^, regellofs^ fchadloCs, kreufckt, 
die Satten kneipen u. f. w. , dem Vf. nicht zurechnen. 
Der Setzer aber hat tbeüs durch die gefpenten Lettern, 
wodurch der Unfinn noch mehr in die Augen fällt, 
ti^eils durch die Legion von Druckfehlem in Namen 
und Terminologieen zur Begründung unferer Hypo- 
thefe kräftig be]Fgetraj|;en. Mö^ der Vf. , anftatt fol- 

'che Fragmente ans Lieht zu bringen, lieb» fortfah* 
ren « die Liebesgeige stu fpielen ! M . • • s. 

Leipzig f b. Solbrig: Heinrich der Feierte, Mönig 
von Frankreich und I^avarra* £in Trauerfpiel 



in fünf Aufzügep. Mit ein^m Titelkupfer, ifiogi 
143 S. gr. 8. ( 1 Rthlr. ) 
Wenn diefes Trauerfpiel bey feiner kraftvollen Spra- 
che , bey feiner gerade zum Zi^ gehenden AffectänCM- 
rung , bey der vernünftigen Anordnung der Scenen 'i^ 
und feinem einfachen, immer ungettumt fdrtfchrei- 
tenden Gange nicht die Aufmerk famkeit und den Bei- 
fall gefunden bat, den der Vf. dellelben wahrfcbeiii- 
lich erwartete: fo rührte diefs wohl daher, dab dk 
Charaktere, die üch £0 wahr und menfch)idi äuljen, 
zu allgemein gehalten, nur einfeitig mi( ihren Af- 
fecten und Angelegenheiten gleichfan^ als Redefigvren 
einer beftimmten £%enfcbaft. hingeftelltj nicht mit 
.den Angrenzungen ibves Gemüths, nipht mit der l£- 
fdkung^ eines wirkUoben Indiyi^vtnms bis zum völli- 
gen Leben vollendet, nicht allmäiiJicb bey disn^Wec^ 
fei der £mpfiqdungen aus der Tiefe des Herzens her- 
vorgehoben, und wie aus einem Räthfel nach nsd 
nach entwickelt, und immer näher und nfther }m 
zum erfchcNttemden Eindruck vor das Aoge gefulut 
find; femer daher, dafs der Tod des Kdnigs nickt 
bis in die Verknüpfung einer tragifchen Nothwendig- 
keit verfloiphten ift, indem die ihm entgegeoßrebende 
Eiferf nebt feiner Gemahlin , die dazu wohl einen ge- 
rechten Grund geben könnte, nur zu Mix als ein 
blofses Werkzeug der boshaften Betrags dient, und 
alfo bey dieffr Verblendung das finde incht ak cme 
Handlung des herbe^gefülnten SehickCris» CöndeHi 
als das Unglück eines fcbmerzlichen Miüsverftandei 
erfcheint , das mit den Spuren der Willkäbr Vcsdmls 
ftatt perfdnliche Theilnabme erweckt. Der periodeuf 
reiche Flufs der Verfe mit feinen öfteren Zwifdicn- 
fttzen verföllt auch nicht feiten in den Fehler der Ge- 
ziertheit, die immer eine Kälte auf die redende Per- 
fon zurückwirft. Die eingemifchten VerCs l«nfcn oft 
zu unvorbereitet mit in die Rede hinein , ohne die 
lyrifche Stimmung erft gehörig abzuwarten, imd kön- 
nen daher nicht immer den gewünfchten fiindniA 
machen« T. Z. 



KURZE 



A I? Z E I G E N. 



KnmEBiCHHii^TEV. Berlin» b« Schmidt: Adolphs und 

Ltuischens iülder* Cahinet. Ein Gefchenk zur Erholung in 

' nHinigeii Stunden für alle fleifsigen und artifitn hinder. Mit 

48 ausgemalten Figuren aus der Natur« und Völker «Kunde. 

•Auf 12 Tafeln. (Ohne Jahrxahl.) 100 S. 8- C» l^^Wr. 8gO 

. Nach dem Titel diefes Letebuclis (ollre man blofs eine Be« 

ichreibung der ausgemalten Kupfer vermuthen; abei* diefe 

'B^rdireibuiiff fitnjgt erfl 6. 155 an. In den Torhergehenden 

'BOEen find Eraählungen in Profa und Verfen von bekannten 

imS. berflhmteii Verfalfera enthalten , die man aber fchon in 

*. yielen anderen Büchern der. Art abgedrucht findet. Auch 

beym Unterricht in der Buchftabenhenntnifs , im BuchjRjibie« 

ren und Lefen kann diefes Buch gebraucht werden. Die aus« 

femalten Kupfer find nicht ganz fchlecht, und die Bcfchrei* 
ong dcrfelben wird allerdings den Lefem eine UnterluJtunf 
. gewihren. Allein die Nachricht an den Buchbinder« nach 
welcher die Kupfertafeln am Ende und zwifchen den Anfang 
einet j«den Bogens eingebunden wco^den feilen , ift ganz ver* 



kehrt. Die Kupfer gehören neben ^t B^fchrteibnne oder 
fammen ans Ende. S. 190 verfpricht der Herau^cbeTy iiac^ 
einer gfin/Ufen Annahme diefes Buchs , ein neues nocb gn>« 
fseres Bilden>uch tu liefern. Wir wünfchen dann , AtlL er 
fich flrenger an feinen Zweek binde » dafs ec nur Kvpfertt- 
feln und eine BeTchreibunf oerfelben liefere, auch diele Kb« 
t>fer felbft nach einem fenen Plane wihle, und niütc, wie 
hier gefchehen ifi, ein Quodlibet unter einander mtfc^ ; dds 
tar femer nicht OeeenfUiide abbilde » die der Junge LeTcor täg- 
lich in der Natur Telbfl fehen kann , wie dieU s, B. mit cca 
in der X und XI Kupferufel abgebildeten GerEen-, Hafer-, 
Roggen« und Waiuen- Ähren der Fall Ift. ■. 

MegenshurM» b. Montag u. Weifs: jiBC'Budtf otUr Dm- 
terricht und Übung im JLefen der deutfchen Sprmtkm, Für 
Schulen und zum Frivatgebrauche. XII u. Q7 S. 3. ( 6 gr.) 
Diefes ABC— Buch kann mit Nauen gebraaehr werdou 



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?''>'K "-^r-- A -I B' -G n E 



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ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



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öNißslEtERG, in Commiff. b. ^icoloi^iw i^ Jf?^«w' 
4iie £.iuFührung des JEntwickelungsunterrlchts in 
preuJpTche jElemeiUarfchuleH ^ als die Grundiage 
^iner ' glücfJuheren Zukunft für Preujpsn, Eiii 
Veirfuth, äemCelben mehr Freunde und eine 
fcbhellere Ausbreitung zu rerfchaffen. Von /• 
C. Meyer f Pfarrer zu Neukirct in Lithauen. 
Der etwanige Überfchufs der Druckkoflen ift für 
(die^ Verbreituüff der Methode in de^ Vfa, Wir- 
jkangAreife beüuni^t. i8ii/ i^o S. ^ { i6gr.) 

er Vf. berichtet S. a« ^dafs v^iele geiftlkb^ Aaffeher 
»reuflircb^ JElJementarfcbulen hey einer ZudttMiiea* 
Lonft im Königlichen NorizuiliiiftUttie au Königaberg 
inen £atfduedeq«i^ Widerwillen gegc^ die peftalo«- 
kilche Methode ^seugt« u^d ,be)r ihrer. N^chbAuCar 
lunft de«j^elb4ii npcb JuMit^-. g^vujbforjt liitten, . Aacb 
hu grplae Fub)if:um tqi fortw^hr^d mit .VomD* 
ii^len gegen dle,gat^ &^1^ ein^^pomniiea t m^d bii^ 
lere dadoxch ihr AnrcaCeiJL* .— » Oi« voc\Wgciide&chcift 
.oU nun diefe Voruf^^eile wideclegea, «od fburcik 
*ine fiAtwicIieluag dea GdAea und 4e< Werlh«* der 
Methode« 4*^^ eine .Darfiellapg dar NoiUiwendig- 
i&eit Qud d^ leicbtelleii. Art.ibier Einfnlifftto^, brjr 
Scholaofrehern und Lehrern ein fchncdjere^ Emdrtnr 
;ea in den Geift c^r Ai^th^e nnd einen regeren £i* 
Per für ihre Anwendung und Auabi:icij^ung bewiri^en* 

Man nimmt ein jedea Buch, welchea den wahr 
rea Geift der Lehrart PmftalpW'S ana. Liebt sa ftellen 
rexfpricbt» aii|; der £rwartuiig ^ur Han4« dafa.mao 
laa £igeiith$m1iche iipden werde, wodurcb fitch die 
Brzi^huiigaart Fe/laloz^'s xind feiner Schiller ron der 
biaher gewöhnlichen unterfcheide ; nxan erwartet B^ 
iebroiigep über die Fehler derfelben/and wieüedorc^ 
üe neae Theorie befeitiget worden find. Denn nur 
iurch «ine Colch^ Vergleichunje Ulat üch der wahre 
Ijeiß der aeoen Lehrart am heften erkeimei^, und die 
Nothwendigbeit der £infährung derfelbea jrichtig be» 
iirtbeileo« Jnabefbndere fcheint man zu einer folcbeil 
Ervy;artu|igbey. diefem Buche berechtigt,: da in dem: 
pelb«ii von d^ Nqthwendigkeit 4^ Einfiibrung der 
neuen Lebrart in preuilirche £lementarfchalen nnd 
von der darauf 9« erwartenden glucklicberen Zukunft 
für FreuITc» gehandelt werden folt. Wir wollen fe* 
hea, wie Hu M. (einen Zweck erreicht hat. 

Den biaberigen fehlerhaften Gang der ^£rziebung 
ündet der Vf. $•. 23, darin, dafa man beym Unter» 
riebt .'die dogmatifcb-J^aledietifcbe Methode gehabt 
.^e , ,j^f^ welpbfur jf^im allef in di^ Scfktd^ Äinf 

•/• A. L, Z. 1813. ZweyterBand. 

I ■ 



^a hineingelegt f und auf die Breite 4ea Wiflaü, 
Mcbi auf die Tiefe, welche auf Afifohiuaag tieniht, 
^a angelegt habe.^ Diefer Me|hod(S foll^ie peftalMh 
jfiCche entgegen ftehea, welche ein MntwoketumfMimr 
^prrkht f«^. . Allea^ yr^ ifu Mentcheo li^lu 4^0^! 
^n^ch iden .Meafdien nach eine« nalUf^emftfsen Sku- 
/engange -entwickelt werden» Siefu^ire den Zögling 
iptcbti^wie bifher geCchab, in din-^fintilicb« Welt 
jiiirch de^ Vorlr4g der Umgefouugakandfe., fond<iv«L m 
jdie W«lt dea Denkeoa, und wende diefe Idee^auf den 
ganzen Eraiehungaunterripht uad-tdi^ g^aaie Med- 
^[chen^idung an» ^ ^ 

. G^pa diefe DarfteHung lauen £i^ u^brere fim- 
ff»Ul»0en machen. ErftHcb ift die 4iier genannte €ki|^ 
imatifcb-batechetifche Methode, abgebben von ib^ 
irem Werthe oder Hn werthe , nicht die allgemein b«- 
Jfolgte vor ^Peßolpzzi gewefon Zum Beweife darf 
^n niK an die fokratifcb •: fcatecbecifehe Methode 
j^rin^arn , die recht eigentlich tifk l^twicfcelimgauii- 
j^rricht genannt werden kann* Wenn atfo Hr. IXL 
4.ie Neuheit der^ pß/lalozzifckeu M^tboife darin, fiik- 
jdet, datfa fie «in "kntwickeluttgaunteirichr fey: 1# 
dürfte er (Jchwerlicb . die i^eXchfLch^p der Fftdagofit 
«u Hatbe gezogen baben. Denn f<;bon 4Mge vor 
fcjiulozzi hat mt^ ftßglaubt^ die Tief^ der .£afe> 
limmiuira bef deft l^^ingen dadu«cb gründen) nm 
Ju^UA^ , da(a tnan ni^cht auf dßm. Mftorifdml 
Wege ihnen die £xkeivntniffe be^rbracbte; fondorn 
durch Kunft fte dahin leitete, dafa fie gleiübiMi 
fdbft £rhnder der Kenntniffe werden mufaten. B» 
(lande daa £igen^ümlicl|e der. peftaloazificfaeli Mo» 
thod^ blofa darin,, data fi^.ein EntwickeliingMuiin» 
iricbt fey.: fo könnte fte ^icbt nur aicbt auf Neuheit 
4n(j>ruch machen, fbndern ihr Werth. wäre auch pro* 
^levMiiifcb^ da man fchon l^nge ein<9n «Ugemeiaed 
Gebrauch der fo^enanntto fo^uratifchM iUtechetik 
init Recbt bedenklich gefunden bat. Aber man wün 
de anch dem gro£im Enueb^nr P^ßeUozxi (ehr Un^ 
rechi. thun, wenn mfin den eig^thümlichen Charakcet 
einer Lefarart blofa nach der von >bm felbft gegebene« 
ErkUrung dea Vorzüge einer lebendigaa Lehrart bei 
urtb^len wollte. P. Eagt nämlich irgendwo : „diab 
ift d^ ir^e Vorau£ de^ lebendigen Lehrart, da£i 
der l^ebxer nicht Belult^^e^binftellt, Condem datier 
die Art zu ihnen zngdangen felb(i darßeUt, und in 
Jed^n Falle daa Ganze d$r Erkenntnifa ^eichfam vnr 
deu.Au^en dea Lehrlinge entfteben läfay und Hr. M^ 
führt dieSa Stelle Aum^eweia für feine Bebanpinng 
an« Aber biemit ift. die Sache nicht erfehöpft. F's: 
Methode .0rftr^kt ftfib nicht blofa auf die Art, wie 

- 123 



V. 



nmiiiscn^ALUß. LiTKRiTcs^^zEnruire. 



m 



bieiiikJE 3a» Ntn^wui Eig^othnmKdM üetti^ Ldtv*- 
art SU fachen ^ dab P: aoerft darauf gedrungen hat^ 
bej diem erften Elemeniaranterricht £e Mau • und 
Zidilen^Terbiltnifle^ die ücH darcb Anfcbaäimgenr 
«kntlich nadle» Tallen, in« Licht strfetfenB^ da glh 
-wohnlich biaher in den öffentlichen Elementarfchn^ 
fen de r e ifl » P i i tetir ichr nur d^r OedSchtnifs befdiSf- 
ttgte^ und waa man allenfalls noch Ton Zahlen ver- 
htfbitSen iir diefen ühtenricbt au&uibi», gärnrelkt 
im geleSAet hat» noch leiftenrhonnte» was durch ei- 
Untenrieht nadi den peflatotxifehsn Lehrbi- 
fäv dfa Entwickelung • der ttmmdf ^ben getftf» 
gen Anlagen der Lehrfiiige Bewirlir werden !bU drA 
httiiK Betfachtet man den Unterricht in den Ele- 
anentarnriiiden> felbft da, wo man von Seiten dea 
Staate denfetben nicht imbeaidkter gdaffen hat; fia 
wivd davjenijger dar nidit daa» waa einma) einge^ 
iHirt und feit hager 2fcit im* Gange ifr» führ unTei^ 
baBerHcfa hilt, und* eine ßrefere Anficht TOn der Bft* 
düng und erfien Entwickelong der geiSigen Anlagen 
im- Menfche» hat, gar bald bemerken« dafa der feit« 
hefige Etementamiiterricht in öfientltcbeir Sdiulen 
nur einen reIfgiMen ZweeV hi^, dafa er snm TheH 
auf unrichtige Begriflfe TonReligron und der Art, wie 
fi» befördert wird, (lA gröndet, und eine ginsliche 
Vmformupg ar fcid e n nmfa. IMefa kann durch dib 
jM^ßitl6zzifch0^ MfethocK^ alPerdings bewirkt werden; 
da fie den Relieionaunterricht in Beine Schranken suk 
vnckweiik, und dadurch an Zeit gewinnt für den 0a»> 
aerricht kk der Anfchauungriebre in Mab» und Zah- 
len- Ve»hAlfniffen ; ^und ea wäre m w€ttfchen, dalb 
von Seiten aHer hdchften Staatabehdrdenr diefc SaclM 
in Erwägung geaogeu werden möchte, fo wie diefc 
«•n der ir^ertrenehen pveattfiehen Regierung gefche^ 
ben ift» Pre;p)iah träge»' Pe/tatozzfs Schüler wenig; 
nur Empfebhiiig dfefea thuenrichta bej. Sie Terken- 
iMn den waihren 6eUf der Methode, beseicfanen grdfa- 
tentbetl« iätt int myftifeher Sehr«;ibart ihren Gbarak- 
tef, flachen von^ Infaerer und innerer AnfchauuML 
wie . ea Myftikem geziemt, und auf der anderen Sei* 
te wieder von SyAemen, von einem erJlen oberften 
>6rundfatz der Erziehung, und woHen Dinee in eine 
Areng philoTofephirclie Form ewingen, wercbe sWar 
mit Ni^efadenken und Theorie behandelt fejn wollen,, 
aber zu einer ftrena wiffenfchaftlichen- Form durcb> 
aoa nicht geeignet And. Auch uftfer Vf* kann an die» 
faa Schülern «rechnet werden , die nicht deiitlicb 
wiflen^ waa ne weHen,^ und die mathematrTche Me- 
Aode» nwe alle Refultate durchaus nichtaBeygebracb»« 
iea^ londem etwaa felbftthätig Conftruirtea d. i. Er^ 
fnodenee fe^n f<^e»,^ auf Oegenftindd dei Unter* 
«ichta anzuwenden fachen, wo oe fich nicht anwenden 
Iftbt Man höre nur, auf welche Gegenftände, ao- 
fiitr der Lehre von Zahlenvarhältaiaen und der For- 
aaen* und Gröfaen- Lehre, die Methode angewendet 
werden fott. ,«Daa Zeichnen oder die Darfteilung 
fchönes Formen, die ReKgion, die Sprachzeichen* 
Wuca, die Oefaaglehve, die GynNiaftik und alle n&e« 
t^wiffhaa VaMigkeiif», a. & A4m* uiid 6«rten- 



Bm« Kleidermachep «• Ulaw^ follenali 
thiüg au Co^ftrv^rendea behandelt wtttden l 

Die Eigenfchaften , die Xant von den matben» 
fcken uiad rjuthetifche» Sitze» m priori bekaap. 
tset, VothwendTgkeit und AlTgemeinhait, gtuht iet 
. ]Vf.' „ab die l?hr merkwürdigen EigenTchafteir«*^ die- 
fea Entwickdnnnunterrichta überhaupt an , und ka> 
" lebrttbt damr» *Mir oberftSchlivh' , den Onterrickt 
wie er in den obengenannten Zweigen nach 
peßalotzifcJur Art eHheill witd. Er matht suglei^ 
Benierkungen üb^ die Lehrmit^ (Lehrbücher),, oad 
fagt, die ps/latozziTeh^n Lehrbücher von der Aar^hao» 
ungalehre der Zahlen- und Kfafa-YerhSkniire wirca 
der Idee nlchr ernfprechend , „indem lie dem Kinde 
Allea gäben, ohne ea zu entwickeln,*^ und will dafür 
die Bücher von 6ricb und Jojeph Schmid gebsauckt 
trilTen. Möchte doch derV£ bedenken, data Jeder Est- 
wickeluncsunlerricht doch von etwaa Gegebenem aai- 
gdMn mub„ daa Gegebene mag nun a priori oder a 
pojleriori vorhan4en feyn, da(a nickt bey >edem Lebr- 
linge dia Entwickelüngsmethöde in Anwendung ge- 
bracht werden kann ^ und dafa auch an LehiQem Maa- 
gel üft , welche nach eniem Buche, diu auf einen Em- 
wioMungauarterricht' berechnet A, zweckmS&igaa 
üntenrichl ertheilen können. Rec, der vor to Jah- 
ten nach der pe/lalozzifthen Anfehauungalehre unter- 
richtete,, hat diefe Lehrbücher lehr aweckm&faig ge- 
funden» Fall jeder Lehrer, d«r nur guten Mfillen hat; 
i* im Stande, nach diefen Büchern Unterxtcht se er- 
«heile», und wenn Peßatotzi felbft zugiebt, da(a m 
lehaem Inftitute, wie Ht. M. berichtet, nidit nach 
Wnen eigenen , fondem nach den angeführten Ldv- 
bichera non feinen Schülern unterrichtet wird: fo 
Cchdnt er leinen Gehülfen mehr nachstigeben , all 
aweakmiliig ift, und daa Eigenthümliche feiner Lehr- 
art felWt au ver kennem * 

Derff AbFchniH des Buchs handelt von derNoth- 
Wendigkeit der Einführung der Methode in preufS- 
iche Elementarfchulen. Der Vf. geht davon aua, dafa 
die Anlagen dea preuihrcfaen Volkea grofa find* [Wer 
kann aber- von den getftigen Anlagen eine^ gtmtB 
Valkea ein richtigea Urtfaeit Allen? Schliebt maa 
nicht hiebej vom Einzelnen auf daa AllgeaaemeTj 
Nicht bloia talentvolle Männer aus allen Stlndeil ha* 
be Freuilenaulzü weilen [faft jedea andere Volk kann 
diela}; fondern die Vertbeidigung Danziga und def- 
£an kraftvoll verfuchter Erfatz^die Terthei^igung von 
Graudenz*, die ntörderifch^ Schlacht bej eTIzu, und 
daa Geiecbt bey Heilaberg wttren Beweife, da& die 
Prenüen ihren alten Kubnii bewähren« [Wenn der> 
gieichen Thatlachen eine Be weiakraft haben : fo be^ 
weifen üe nicht blofa die Anlagen, fondem auch die 
Anabildung derfelben» mithin mehr, ala bewiefen wer* 
den foU.} Und doch ift diefea Volk nicht fo auagc- 
bildet, ala ea nach diefeh Anlagen feyn könnte. Nunbe- 
fchreibt Br. M. dieUnwüfenkeitund den Aberglauben, 
der im Allgemeinen herrfche. Unter anderen fagt er: 
Schreiben und Gefohriebenea lefen, ftnd hier Ütene Fer- 
tigkeiten. Die fchlechteBefchaftenfaeit dnrSiAuIett Icf 
die IMhdhe daran. ^ Ea fcUe CliffenabtbeBung, 



& • 






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.L«ib^imdLeR>>Ba«iM Bit tA mt teym « »t iBf 
[ich zu ihrem Gefcbüfte. Sie führten neben diefem Oe- 
rchüfid nocb Nadel, Pfirieroen, MmtusrMRen und 
BarbBeinwffer* -{jTur von ^£mßihning derMeihodü 
ta jBe pieuIBfahen EleiiiwHMrCcImlen-fer dm Verfaeff»> 
rang iS^ Ciikmiyhmdie» dterjprenffi Natkm mi 

erwarti^^ ' 10^ ^^^^ ^^ ^^ V(- «herrtial« auf d* 
aem Feh^^^äiläts. Niemand wird letignei», dafa der 
Caliamuftand einer Nation worwä^ich von dem gu- 
ten <kler TcUediten Zuftande der yollufehalen abhin* 
g^; abejr ^ ^tae Schule dnrcb die £hifuhning^ dc^ 
pjßalozzifcim Methode allein rerbelTert werden 
lUtone» dteblük &eh mit Recht in Zweifel siehe»« 
Bio EinftJbnuig der Meiliode idein wird fie Sehnl. 



halle mid demiBarinemeSer hefirtyen können. Und 
wer nUpr einig« Kenntnife mm SchidweSan bdkac» 
WeUa, da(a b^ dem beßen Lehrplin dodr nichts ma- 

Kicb%et wirdt wenn die Verwahnng d^ Sc^ifle' 
Udkt avaftllt. Sieht man iron Seiten dea Sui^ 
dahin, dafli befer vmerridbcete, b«Aar bereldete nnd 
fliebr geehrte Lehrer die Schtden ▼drw^ten» radi 
dafs nnr überhaupt der VerbelEerong in der Lehrme-' 
diode keine Hindemifle im Wege fteben : Co wird ea 
mit dem Cctttttrsiiftande einer . Nation beSev : wer- 
den, ohne data man nöthig hat, dieCaa Heil vmi 
der Eiafuhrnng der ptfßalozzifehM Mtthode mt er- 



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S L^ K I tl & • C 

TiMLeonnr. t) KSnfgshtrß r B. Baffen i ^ifi^Dbn 0S«r 

Vnfrticht im ösfangs tmf öffentlichen Stufen. "Wemit 

te der Trükm^p weiche aaf dem Ftiedrkiifec^legiiuii daa 
u>' Apr* iftii nermnäahet werden' toU ^ einlAM Frwin 
Jkk. Gcttheldj Direccor n. f. w. 35 '8. 8* ^ 

e> Zh^daMkA t Zm der Sm « J*g. v&rkmiekm&mdm 
feyerlieheh Einwmhmng der ISbeniektfchen köhem Bürger* 
ßi^ule UdH ein £. G* Graff^ R^ortmgfrath und Burcior. 
t||iit ao 8* i» 

5) Bbettoafclbft i Zt^ Emteeikmng des Stmdtgymnaßmm 
mm 9teu Sept, t^^u htdH ein Joh^ Mklu iitüNnm^DireotoK 

^ 4} ^htf^elbftf Bede Bey det EimeMm$g dee SuJk' 
mymnaßume mm ^m Sept. ißii gehmken ron J. M* Emmmm» , 
llir. Auf Terlangen d«in Druck Abergeben. 30 8. S' 

5} EhtnäM&tit'UnterJthied der fiändtfchen Sehmie und 
^der ^Idungsfchule. Ale EmNdtmg zm dem effenilSehefi Bx»> 
Uten dar KneiphofbftrgerCeknle am a5 Sept. igM TOn Difv 
tßehmmnnt Namant der Sehule. 6 8. 4. 

JDie nevif Organifation des gefamniteR Sdinfwefem der 
"Stadt Kdnigtberg, dureh die &ck d«r regen wirtige MagüMt 
ttiMer dexnver&x dei Oberhflrgeniieiiiert , Dn Heidemmnn^ 
ein nnrerrSni^Ghet Denkmal des prettwardi|;iUa 8ir«haw 
begrtndet nat , fonderte dte CcUefimm' Frideriamnmm und die 
mm Gymnmfimn erhobene mltftmmUhe Schuh ab fegenannie 
gelehrte Sehuhn Ton der löbenichlfchen und kneipköß/chent 
denen die Benennung höherer DMrger/ehmlen gege)]^ wwrde. 
•Dher die Stnrichrnnc diefer 8ehulen, fo wie befondert Aber 
ihr wedilelfeitigei Terhilcmls z» exuMider, ift hier weder 
Raum noek fchicRlieher Ort sn red«n i wnr befduribiken uns 
■alfo hey einer kurzen KterariTdien' Anseige der ans^ diefea 
Verfdiledeiten Biftiluten nenerdinga kenrorgeMgenany eom 
'TkeH ittttreffimcett ProcraninBe ^^ weil fidi afta mit Oeee»- 
Mnden ttnd ünftckten befckifugen , die fioh den Witten- 
fekaMichen Areopagen rewifs nidie entaieken wellen, und 
4«rum Tor eaÜlofen 8änilckrfiften s die fid^ auf troekene 
Darftellttttg gegenwärtiger, an fick dorekaat ni^i lekiveif- 
eker Zulllnde xedueiren» auf eme foleke Anraeieknung Aah 
Ipruek macken. 

In Na. 1 redet ein^ geilbelcker ^ aller Mufbnkto* 
Ib woMKundiger Mann mit erfreuhiflier Wärme aber 
einen G^gkfnftand, ißgen. padagog&Tche Bedentung nMtt 
blefs dem claiEIckeiif fondem aueh dem deutlihen jkker- 
tkum wokIt>ekannt war, den abdr. die Neueren wie man- 
ekes Ändert rergelTett hatten ,■ bis dte peftalozzübke Schule 
Ihm wieder neuen Sd^wung ^b,- und U> naeh und nach, be- 
fondert durch ZeÜer , einmlue Lekrauilaiten ihn ftlr Btwat 
SU achten begannen , ohne deck der Sache bedenoenderen und 
%ixkfamen Nachdmdr aU - g«ben ^ bis ein M^n»r der ea bej 
^r tiefüen Falk eigener Xnlichten lieb«, feine 2«itrenoffni 
krffft^ an maneliÜa %ttbHllg Veegaibne ««1 mahnen, b£ Friedr. 
Ju^^tf^M (aber deutfehe Terakunft, 8. 3^ ^gO in we ni « 
go^, aber Inkahfckwere n W orten allen Büdnn^mnfUlten 
lie Gefanre#lekre mit Naüuhuek est fierz legte« lii^* ^mc* 

jbtUwtfrSmlanMhr divMinni daa dort I nge danii te falMU 



R I r T K N. 

ausznftthrea y da er jenen^ Anlriaf nUkc erA enrartet, 
Ibndeiti die GaCinigeekdire icfadk hridaar in leinem Oymna- 
Bnm «am mitwirkenden , wrrerlufMriieken Ikett menfchli- 
eker Jmgendbitdilnr angenommen katte.. Neck einigen Be- 
merkmigen aber &n TemacklUngie» ' Znfliand der Mufik 
ttbexkanpt in nnfnreaa YaterUnde — Beiün allein macht ei- 
ne rtthmwArdIreAnsmilane -^ nnd aber die VrMien daron, 
werden die StSeden zu eigeniHaben Confiruatorten , wie al- 
ler Menschlichkeit , fo auch de« Gelange« TergeCchlagen , nnd 
die forenanncen gelehrten mit Recht nicht ausgenommen. 
Ea iblgen rweekmirsige Bemerknugen g^Ren die fckarfen 
tottderungen in den Eteiehmigaweifen , un* etif dieBinbelt 
dnr Jugendbi^dnag wird mekriaek ktagadcntet. YerkaltniTa 
der Munk zw den abr%en fckösen Kflnfien aoe padegogiTchon 
iTcfichtspunotenr ZunSchA ihre fittUche Büdungaknilt , tot- 
»teKck au« Sagen nnd Urtkeilen der claflMch^ Weh belegt: 
euch der ehrwflrdige Pfarrer van Grünau ift neben Flato» 
Und Cicere naeiht>ergeten. Den JUlibHuigeren, die folche 
Wunder^raftder edeinKunH leugnen möchten, weil ie (elbft 
nichts diron empfunden haben, wird femer zt» Gcmatk ge- 
'fnkit , wie Ae mehreren langft anerkanmen Objeaten dee Unp 
eerriehts lavderHek irnj^ mid wie» fie Celbft eur Ibrmellea 
GeiAesoiütury hyirim aur Rftn-perbmiing wiirerackclicl^ 
Sckerfleüi beyfleuere. Zuletzt eine MtoDe und gont Abferu- 
rnng der Einwendung , die ron der Unfittlichkeit einiger 
Triefier diefer Kunft gegen die Runft f elbft erheben'ift : oie* 
fs kaum freylick nödiig,. da ron der Erzi^unr zu einleitt- 
reu Tirtuefen, wekke man in Rom wenig&nff nie fekr 
keeh Aellen moehtUr nicht die Rede kyn^kann, und Rn^ 
kent elaiCfdier Ane^prueh: konÜMum vkim^ nt fieri folet, md 
mnem iffam trmductm funl^ auch hier gilt. Ben SekluTs roa* 
eken eiMelne Bemerlwngen Aber muUalifche Pronunciatioa* 
melodifehe Elementareknngen und die Herrlichkeit des Sti^ 
diume der Harmome. Im GanMn und WefentUchmi {edock 
erklärt fick Hr. GtihoUf wa« das Tlieoretikke betrifft , ent- 
schieden fAr Nögelf, Pfeiffer und Zeüer^ und erhält da^ 
dur^ feiner Abhandkmgiben nartnetifehen Clurdtter, ana 
dem fiek anek eine angekingte X^berfosung der drydsuf ehern 
Hymne auf daa €ac»benfeft erkUren kUbt. Dafa die initge* 
iheiheii Ideen gewxfs jeden denkenden Leier erieeucn wer» 
den y darlen wir dem yf. wohl ▼er b fl r gen! id>er wir theilea 
mit ihm den höheren Wnnfch, dafs deni Beyfall' «nck flberall 
die Anwendung folgen möge , und bakL wttade Adls bewik« 
ren, dafs weder Er, noch der wOrdige Koth (Sdinbi der 
Humanitlt, 8. 15a > der edelften Knnft aurmt 6utec aackge* 
rahmt ju^en.- 

Ne. A hebt an m£l einer fcharfen IMmdemng der Bftr* 
gerfchulen von den gelehrten Sohukn, und dieß leindfeU* 
ec r alle achte Bildu% untergrabende Beginnen ift auch der 
Haupunhale des ganzen SchriMeins. Überalt werden grelle 
Gontrafte zWilchen dem B^lrger und dem Gelehrten gezO* 
gen , und dem letsieren , forwte . belbnders den» l^nann- 
ten. gelehrten Schulen , HnmaniUt und Bildung sur Hn* 
■mmtafgemdestt abgei)[»rochen r dielli wird aber nicht als 
afai Mangel eaaaelAer gelehiten Muim^ kindern als et- 



y^ 



J. A. C 1,1 'J t * *[ 'fj '^ \ 8 1 s. 



^.is von '^eifi^Ibeti 'abffehtUcli'Beewe€lite9'*imii *ron"A»» 

nm 'UnzenrennUcfad« d»vgeftalk » > Wliiwfd joiirr .boflifta 

Zw0ok ' d#a< B«i;gerfcht||«i» »)• ; IVIof»opol .^ugf ^ign«! ^ wird. 

\y««n ^i^^^Vf. 93 den |^el«mten ^chulen^ sum Torwiirt 

gemacht b^Ue» d'if» lie, ;4^e HumaAitatsbUdung insfcl^liftt 

Rend, iiu>* zu oft ihres eitfcritlichen «Hubcncn'Sorafs *vÄ^ 

gcrT'^n : 1^ wflrdeti wit- ttini- vtm gunzeui Hmxaii beyifhiH 

Atmi-; wenn den M»iin aber du« IVUi^elbafte eioiger. bol^ 

ÜBoidach , w%n«g4^^r Qymxiaüen alleu aU Pflicht und i3e- 

Tu( Ali/packen %vill; fo verdieute er, wifc der arifiophaiu« 

(clic Sdiulitieifter, mit FencrbrÄndcn aus feiner " Denkerej^ 

gejagt zii 'werden, UÄd wir 'wilrden YOn jedem Vorftehet 

eiitev caieksten Schuk > -dayiei n ft fanpi en Köiuite « die^ fpjiia^lv* 

m6^ üScimii^ liegen. Die Sache kaiin .hier niclit ausgeführt 

\ver4eii;. aber, dem Denkenden follte fie klar feyn: To' Wild 

nur eiucTMchfcliheir ift , fo folkc ancli wirr enie Sohide fc^ 

uftd dfefe lieh nur nach dem fucceffiven Folgegang .dür.Jfm' 

gmidbiidung. progreffiv abtheilen. Damit aber doch unfere 

Anücht Hn. Oraff nicht ganz paradox erfcTieiiie , Avollen 'wir 

ihn auf eine g*nz verwandte Anficht iamnaxn äehtdeutfchen 

IJuclie : Dfutjches Vqlktthum von Frifdr. 'Luäw, Jahrty Lübeck 

j^io, S. *y5^%. y«rw«ifeifc, — Ab^rraebcu die^ grolien, und, 

wenn fie von iAnetn /ftimfnfihigeu -Mailii auaffefpi-ochea wäre, 

(^hr gefthi^ltchen Abfiiirditilt, wäanelt et tqo U> vicdeii» v^rh^tt 

hilsmilfH^ kleiner, dafs iKrir uur noch auf det.Vfs, ergrimmt^ 

^itenbliäe gegen .das frühe Erlernen altei Sprachen aiifmeikr 

lam maefaeti ivolleii. die von der oUffifehen Au^bildungdei 

Hn. Gräff tiicUt viel^utet fchliefeen bdTea, lUid ndl dAnen 

es in luuigem Widerfpmch fleht , dafa er feine Juceud vom 

dten JalU" an mit der Odyflee nach Voffens vorlntUfr (?) 

Uberferznng' hiftorifcli beleluren will , aU ob das Nationale 

eines Ydlks mehr in dem grammatlkalifobeii Theil f^ioi«* 

Sprache tn fitcben fe^, denn in den eigviitJÜLcheii.NatiQfiai^ 

werkeh , diein derfelbeaii^pc&fariebea wurden! Abm* folch^ 

'Einfülle find lithier «mUhohen Widerlegung yveitk, w^nii 

mim fie blofs von Hterarifcber Seite betmcAtett die prali- 

tifche Mte ift egpftiieher t gehört aber nicht vor i|n£ir 

Forum.' 

6o wie id>er das boifeienfUie X^iid AgT]Uia' bu viel Vev* 
derblichem viel Heilfamea ^Bmifchthervorpringc; fo enthält 
auch tio, 5 und 4 fchon ein Itriftiges luid empßhlensweith«! 
Gegengift gegen die ptdagogifohe Peft , von der wir itben 
einige Synnptome angegeben Jiaben. In der erflen diefer bei» 
den Sohrifeen hpi; den wac^Eexe und wohlgerüfbte Vf. , d^ 
mit natürlieher Eneis^ und Originalität redet, beGoudecs 
zum Zweck, den „mit Unrecht fogenannten gelehrten Schu- 
len*' ihren eigentlichen, tmferer Art zu reden angemeffieuereii 
l^fimen der ifumanitätsfchulen tapfer zu behanpcen, nnd die 
Vermeinte Deutfohlteit wird abgefertigt, die in dm emilen 
lind Erfindlichen Unterricht in den Sprachen des Alterthnms 
•Gefahr ftu erblidien meint. In der Einw^ihungsrede ift die£i 
reiche, zeit- nnd, wie et fdietnt, aueh OTtgemÄfse.Tbeam 
tteiter ansgeftthrt : nicht gerade in fyftomattf^kem Zutanunei»* 
hang und togifcks^undeuer Ideenfolge • aber mit ^nrohhhUen- 
der Wärme , wahrem Enthnfiasmue und riUkftchtlofrr Icrtj^ 
müthiekeit , die nicht genug genriefen werdeA kann i "wenn 
fit nach einem fo edeln Ziele ftrebt, Überflarfig ift nichts dät 
öefagteu : hinzu wOnfchen würden wir nock Einiges, wenn de« 
Vf. nicht für ein engeres , uns gänzlich unbekannte Pubii« 
cnm gefiobrieben hätte, dcITen näcnfte Bedfirfnifte ihm gewifs 
'nicht%nnd waren* Uns wenigftens fcheint es nicht nor ein 
Venmch an dsr VotiubUdun^^ wenn man einen Stand Cckon 
von der erften GeifteMwglamkeit an von desn andefen.sn 
Tottdem bemttht ift, fbndern audi cn dmr ächten ^ inoo* 
ren feftigk^it dss Stmatei , wenn man den Bürger gerade- 
'£« «hs 6ege9(atz des Gelehrten darftellen wllh In einem 
Volk, das leider fchon fo vielfach gefpalten und gefchieden 
ift, wit das QnfeHge,folüe dock ja ein Jeder, der lieh das 
Wort anmafst, nain&ftesM * feinen guten Willen dadurch b«* 
'Wfihrens da^ er nach Vereiniguiu^ ftr^» nicht aber 
Hilf nea# Smidemngen .fpeenlii'e. Hr. Hütmann hat die- 
fen würdigeren Zweck Aets im Auge gehabt, imd MHinn nseli- 
Ter« Votftefaer gelehrter iStlnden uine Aafidie, Xdnen Eeiar 



mid*IM(»«f^gl»^iIi%iiT AFwarJBO^vd£Bi»nBiM'«adän 

u»a beflnr /Gehe«. .; . ,-. ,1 

,^ Wy oni^i^hl^n. 5 heUfii^fp hakf« -viiirj.rachdein wir 
tms mit- Mühe duixn, die wnuderlicHften, gefchraübceftfii 
Wiräfcn und ,*durcli einfe öpradie Irihdui^h^earbeJ'M hatteoi 
di^ Itch wier Sluikeqjieäres ofirib«Mo: suigsun abfoodenibha 
ßmmShn zwingt, (orteli JifnuOK^Mfiäeftj^^^ , d^ 
ßändi/tth^j Sjihulßn folchje JUn^i in denen» aul^ueivJDeft imm- 
ten Stand hingearbeitet wu«^ (eben fo.etymoi9gi&^7 Cl^ 
im Jiaifer Octaviamisr '^ '* * "''* ^ '' * ' 

Verfland ift mit dem Stand ein einzig Diiig^ 
Im' Stand . fein Stand zu wählen ift Vcrftandl; 

dais Kuti/t-, Handwerks- und Gelehiteii'- ^cjiulen in eine 
Rategoiie gehören^ df^fs dagegen, die Bürgerfehuleyi Bildung 
n^huTen' fdvn roüften*, ithi daf»^ fte (biiM$liU^b t^ycMem {hei 
Uw. JU will (innen SfshuJtn yifk>JfMni i^vatm^^km * \4en « 
nicht einmal richtig zu fchreiben wcifs ! r heifscn wrflrden: 
kurz" wir finden hier "brofs eineÄ KacTHiatlvon Tfir. a: glei- 
, ci^ VeikehiitJiei^ gif ichip Ampafsung, gleiche Sprachverwir. 
rang. Denn was iitögen fich doch leide Herren unter dea 
yon ilwpK^ fchnödie b|diaude|t«n.Ä/«*r^^ wd.M^J^nm 
ftclHuen &(^aoht habend Iviciu de?» jenigen.' der teibftäStir 
in der oßkctiven Spliäie^ einer VVijrei3bha£t leü nnd foSr 
feeb^ un44jCcl»fft; , fondein,, wa#.ftch der all^geiiviiiEe 
Sprachgebrauch dabejpimb^riffen iFCürftclit^ kon^i&e It^od« 

Leipzig, b. Barth: Praktifch§ Anleitung zmr' Bekmmd* 
4mtk der UijMf^l.. 99rpUglich ^ ifs^lchen yoihfMmlm^. m 
W9MfH W9gfn 4fs^ WtregHmSfrigdfL .jf^tt^fhe/uchs eigemiliAß 
Methode nicht wohl anwendbar iß; für Unkundige, von 
IL <;. J^ »^j/0gs, ^ßdtQT jni^fJj^rlein im Xiohfifclicn 
Ober, Erzgebirge. lÄiß. 64 S. ß. U gr.) Hr. F, befürchtet, 
diefe praktifeke Anleitung werde defswrgen verunheÜt weiw 
)den , weU Re das Budf ftabiren in iSchutz au iiekai«n fohcine, 
«nd «eints daf« fichr no^ immer „Vieleii iur das BiuMabi:» 
jten y^rbriogffn Uefse.<« Rec. ftimmt ihsn in diefer itii^lP f^V 
bey • da die Lautirmetliode nicht überall das leLfieL was mm 
v(m -ihf nlkrni, und man derBnchftabinnetlio^ in Rodicht 
dn Schreibens nicht gäns entrathcn kann«. ' Aber w^m 
Un f. S. Vil foitfährti „Ick WOrtl^ vif^leii^ geneigt wer- 
Aen, jHif dier Seit« deix«.zii PfM, welche daa BudiSabii« 
^rerwwcfen., wenn i«:k eine beiciedigende , Anttprort mi£ die 
f face zu • lefen bekommen kdnnte : . Wu tollen g^ta rohe 
Voflkskinder Von. 5 Jahren und 6 Wochen (denn im ktttcrcn 
Zettranase foUen , wenn ich nicht irre , lUnder nach der £e- 
phanifchen Metliode lefen lernen) mit dem liefen anfange^ 
-woan feil es ihnen natzen. da ti^ h£t kein Wort vei^iL^ciit 
. ihid daeüi halte ich augleick fAr einen der wichtigfien Grüads 
Si»r das ikiokftabiren u^ L W*^ 1 to irürde ilch R^ ickönMiL 
jniä ihm auf eine fo- nn^rerftändigaArt der »^ fprh fialri?Tr^kA 
-das Won au reden. Hr. F. Hieint aUb,; mi^^dem- hidim. La* 
•anlernen der rohen Volkskinder fey aichu gewonnen { & 
^veifs wirklich nicht • wa^ mit gan» roken VoU^kindem voa 
« Jakren nnd SWocJien, die telen können» in der Sckul^ 
.ftatt derübunenoit defc Lefetafel^ ananfungen fcv? — - Wcaa 
S» faft kein Wott verfiehen C^ux^« diefs dient anr Amwmt 
auf feine Frage ) : fo müften fie durch Erklärung de* finlde- 
-nen aAm Vesftyien de# Crelefenen :angefalift wonfen« Un^ 
daan können die BOcken w>n iV^ei^cai^ Ui^ Bndb fox Mdt- 
c^, und die A ItC der ^nfakimnnaMH »gute [äenft^ leaft«n. — 
Waa nun des Vfs. nraktifcke Anleimna; Cslbft betrift: fo kik 
-fte Bec. für gana llbefltftü£6g., indem. finu SchuUdb^ fo ca. 
kundig ift i cUfs ßr an, ilu^em Gekrauche eine lbli£a Anlei- 
•tung. wie. fie hier gegaben wird, nOtlug kat. Am ^klufr 
des BOckleins fagt der Vf. e „Sollte die/a, Sckrilt BeyüU Bm- 
•den i f(h dürfte ich no«k .«inen J^oth^> und ]BiÜls - SckaJpUa 
''*"'' tfchnUskrev ». ein4 ft<lclwykwndb und ein W QitcrSucL 
sfthulwefenä fichanib«n li. f„^« Rec. aber bittcc, 
AnafOkrung diafer PJ^j^«t idiiii tMiktißk an 



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ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG 



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EnBAUUNQSSCHnXFTEN. 

QpEBrJNBUHS. 1i. BalTe: Repertoriiim für atlt Kon- 
zeihe dürfnijfe der Prediger an SontUageit, Fiß- 
tagen, Frufipredigtcn oder in der ff'oehe in aiiS' 
führlielien ^utwarfen iihef die Perikopeii, Mat- 
thäus, Jakobus, f-loiiwnifchi Gnomen^ Faßen- 
und andere Texte, von /ah. Jieinr. Friedr. Meitia- 
A«, vormals furßl. Quedlinburg. Conriftorialratbe, 
jetzt noth Predig« zu St. Blafii in Quedlinburg. 
I Baad, t und 3 Abthetlung, Von Neujahr bis 
'Cfaarfireytag. tQti. XIl, 190 n. 1S3 S. 8- 
(iRtUr. 12 gr.) 

t, VVeaa ein Autor nicht* Schädliches imd ntchu 
Unfinntges Tagt, fpricht Kmsgü in feinem Umgang 
mit McQ((:h«i: Co mufs man ihm erlauben, feine Ge- 
danken druchen au Jalfen ; wenn er etwas Nützliches 
fagt: fo macht er 0,ch ein Verdienft um das Publi» 
cum." Diefer IVIei^iung ift aach. Eec. immer gewe- 
Ten, and hat es nie gebilligt, wenn »afi &ch über 
die Men^e von Schriften in einem und demfelben Fa- 
che belilagte- Und fo tadelt er es keineswegs, dafs 
Hr. M. die Zahl der Hülfsmittel für Prediger durch 
fein tteperiorinra vermehrt, zumal da nicht *u ver- 
kennen ifl.daf« ej einen reichen Schatz von Materia- 
lien darbietet, und dem Prediger, der fie au verar 
beiten weifs, nützliche Dienöe leiden kann. Es ift 
keineswegs eine der gewühnlicben fogenanntenElV'la- 
brücken ; es liefert blofs Ideen , und hindert mit- 
hin keineswegs dasSelbtldenken. Inawifchen fcheint 
es ons. als habe der Vf. zu fehr auf die eigene An- 
(hrengnng derer gerechnet, welche Heb Mieler Ideen 
bedienen wollen. Überhaupt iß Kcc. nicht ganz mit 
äem Vf. darin einverftanden, diif» man. Wie er in 
ier Vorrede S. V äuräcrt , eigentlich nur für das den- 
kende Publicum predigen mülTe. Zwar beruft ßch 
ir. M. auf den Auifpruch des fei. löffelt, welcher 
inheiite, man foUe ficb bey öffentlichen Vortragen la 
\b&cht auf Fafalichkeit und Wahl Act Sachen nicht 
miner nach dem grofsien Haufen richten. Allein der 
■f. fcheint diefen Äuefpruch Köjfelts: zu ftreng zu 
lelimen, denn den allermeißen Entwürfen fehlt es 
;anz an Popularität; zu phiicfophifchen Vorlefnngen 
Tütden ße ßch vortceflllcb eignen. Rec. beruft ßch 
i.ß. gleich auf den erflcn Entwurf amBefchneidungs- 
efte über das Evangelium : ' von der Sorge des Citri, 
len für die J^hre feines NamiiU. Zu gefchweigen, 
lafs nach dem, was Hr. AI. darin getagt hat, der 
i^lauptfata aadi fo hätte, ausgedrückt werden können: 
Üe Sorg; des fVeifeu für die Ehre feines Naiaeus 
/. J. L. Z. igiS- Zweyter ßaud. ' '- 



(denn von chriftlichanE 
Entwurf enthaltenj: fo 
miTcbt, was nur Aufs '. 
Kanzel pafst. Sollte die 
k.ungS.VIlJ. dafseinft 
giofsen Haufen und für 
lA, eine noch «icht crl 
unmögliche Konft fey, -« 
Das vorziiglichfte Be 
würfen war, nach der \ 
Gedanken, Kichtigkeit ui 
genaue Iqgifche Ordnung 
Dafs^ d#B erße Verdienl 
an jedem Entwürfe ücbtl 
ficht bst er grofsentheits 
würfe zeichnen fich dur< 

ckelung der. Begriffe toi 

logifche Ordnung betrifft; io hat Rec di«fe nicht im- 
n^er finden künnea. , ^isweilea onthäit 4te Aiwfllh- 
Eung m^r^ .als im Ua^uptfate l^t. Sa ift b. B. fi, 57. 
Ahth. 1 der Hau^tfaU ausgedrückt: £mpf^»ititmg dir 
Gut/terziglieit. Aber den gröfsten Thotlder Abband- 
hmg machen die Merkmale -de 
aus. Bisweilm fallen die Un 
men, z. B. S. in. l, >. b and 
defsgleicheu S. S9. 4 und ^ ] 
Vf. das nicht, was er .beweif« 
Eiitwurf über Spr. Sal. 15, 1. 
ficht der praktifchen Benuizu 
V£ das Zeugnifa zu geben , da 

gen behalten habe. Übrigens bittet Rec den Vf., Am, 
\vas er felbft in der Vorrede S. Xt fagt, noch mehr 
zu beherzigen, and dacauf RückQcht zu nehmen, dab 
er läi angehende und ungeübter« Frediger fcbreibt. 
Von diefen möchxe doch mancher in Verlegenheit ge* 
raiben, wenn er über eine eder. die Aodei« Diuipfi- 
tion des Vfs. extemporiren füllte. 7- 4« fl. 

FB*nRFtj«T a. M., in d. andreaifchen Bnchhand- 
iung: Predigten, -von /. Pk. Bender, InQtectoe 
und erftem Sladmfarter ed Idflein. igtA. IV o. 
fio7 8. 8- (»Rthlr. 8fO * ' 

Der Vf: hat bey der Heuusgabe- diefet; Pvedigiva, 
32 an der Zahl, hauptfächlich'den befchränktenRrei« 
berückßchtigt, in welcliem er lebt und w.irki; 
wiinfdit Jedoch auch, aufser demfelben damit jiüti- 
lich werden zu können. Erbeben fie fich auch nicht 
zu den voreüjTichften Arbeiten d'Jefer Art: fo 'verdie- 
nen fie doch in mancherlej HinlichtLofa und ßejfall. 
Dahin rechnet Rec die zweckmäfsige Wahl der Ma- 
terie, die gehörige Kwrae, die meiZlentheiU loaitche 

124 ■ ■ ^ 



495 



j, A, L.- z. s V V l V » j «: e 



iifi 



lUänMieit rerhinclart » nicht idle geboten , Tondem 
fpiter in 4i^r<er Form aufgearbeitet hat. Sie unter- 

^(Seiden fich von ähnlichen Darftelluogen de« Bey- 
fpieUJern dadurch, daCiiifcht «ioAelne Tugenden dei 
Oiarakters Jefu b^fondera erwogen , fondera über^ 
aaa Gänse Teinea Qkaraktera und ikr Geiß faaea La» 
tena feftgehaltcn wird. Waa aber üiefc Betracbiun« 
gen an einem ▼onstixlichen Audachlfbudi für Chri- 
Ken erhebt, ift die bibliCcbe Darfteilung und^ der ^ei- 
feige Gebrauch k der von den heiligen Schriften der 
Cl^iften gemacht wird. Der Vf, verräth ia der That 
eine fehr inmge und vertraute BekanntTchaft mit dem 
Oeifte und den einzelnen Aaafprüchen der Bibel , die 
für fein Studium Achtung erweckt , und gewöhnlich 
nur bey Predigern an^roffen wird , die fcbon lange 

• im Amte ftanden. Diefe .flei&ige und treftli<:be Be- 
nutaung der heil. Schrift» wovor vielleicht mancher 
Andere ich fcheuet , giebt diefem Werke eine Fülle 
und Gediegenheit dea, Inhalu , die dem Geifte und 
Herzen wohlthut, und den Vf. vor leeren Declama- 
tio'nen und fimp&ndelejen bewahrt. Wenn der Vf, 
folgende und ihaUche Fragen uoterfucht ; Was daa 
Bejf^el lefu m einem fo empfehlenswerthen Mußef 
der Nachahmung mache, worin JefuBeyfpiel für una 
niVÄ« Mnftcif fey; was das heifse: Jefum nachahmen 
u. f. f. : fo ift nicht zu leugnen ^ dafs er die gan^ 
se Matefie nicht ryftemaufch überblickte, fonder^ 
nur rfaapfodifcb die einzelnen Betrachtungen apfgreife. 



£a wäre nicht nmr möglich, l}69r' einem aril deren Ge- 
dankengange eine fcbönere Symmetrie der einzelnen 
Theile. nad Abfchnitte dep Betrachlm^gen zu gebtn, 
welches der Vf. (elbft fühlte ;»foii4era die Predigten 
iolltea als Werke der Kunft üJb^rbi^pt ftreager geerd- 
net feyn,, £o dafs die einzeUien Qlieder üch zu eioeoi 
fchpnen runden Ganzen vereinigen, und organifcb in 
einander greifen. Nicht immer unterftütaen daher 
die Unterf ätze ixn Hauptfatz, als Zweige des Ganzen« 
wie z. B» in der erfien Predig No. 4. gar ni<^t Aum 
Ganzen gehört. Auch vermifste. Rec. den heiligen« 
iiulich-religiöfen Geift des £vaiigeUuips in diefen Be- 
frachtungen , in denen die Gefetzi^äfsigkeit der That 
init der Moralixät der Gefinnung verwechlelt, ja fo» 
gar der Eigennutz, der der Lebure und dem Bey^icl 
Jefu fo fr^md iß, als Triebfeder angeführt wird, wie 
^. 6. Rec. glaubt in dem Geifte diefer Predigten \^ 
Xiti^ Schwankende der rcinhardjcheti Moral ge&mdea 
zu haben. Bey ähnlichen Arbeiten oder bey einer 
iQieuen Überarbeitung diefisr Predigten mufa üch auch 
4er Vf. hüten, keine. folcben Anakojutha, wie S. la 
i,und dieler VVunfch u» f. w.** Ach zu Schulden kom- 
men- zu lauen. Doch diefe kleineren Flecken verdun* 
kein das Licht des Ganzen nicht; vielmehr kann Rec 
diefea Buch als ein würdiges Erbauungsbu^h empfeh- 
len, und wünfcht djsm Vf., dafs er bald in einem 
angemellene« Amie recht viel Qute^ wirke» 

-fr 



««I 



KLEINE SCHRIFTEN^ 



EzzAinmatiCHZirT»». Zeitz , b. Webel : Einige Predig' 
±Mn während der Ärndtezeit im Jaüro igia gehalten ron M, 
^hann Chrifiian Sobald Schiller, Prediger xu Mutfchau und 
WiiafebOtt , f nfp» Weilsen^els. Ohn« Jahra»hl. 63 ö. 3. Es 
ift rthinensweTth , d»ft der Vt die üniftäuae jte Zeit, und 
a*mentli«>h die nJaTe Arndte des vergangenen Jahres , die dem 
Landmann Viel Sorge nnd Noth machte , benunte , um daran 
in feinen öffentlichen Vortrigim tröfunde und beruhigende 
Worte zvL knüpfen. Gewifs hat er diefes J^emUch• nahe lic- 
tfende Verdicuft mit vielen braven Predigern gemem \\ar- 
Sm er feine Predigten in den Druck gegeben, da fie fich 
durch keine vorzügliche homilcttfche Tugend ansa^ichnen, 
und er fdbß in der roninftehenden Zafchrjft offenharzig je*- 
nae refttht, «r for „durch v«rfchied^nani£e Arbeiten vcihin^ 
den, wordtn , feinen Vorträgen die gehörige Ffllle (wahr- 
IcheinJich *u lefen: ftfiW «« gebt;n": davon kann wohl nur 
^ Vf. felbft Kechenfchaft ablegen. Rac. ge&eht. dafii «r dte 
Themata der hier abgedrockton tick Predigten an fi<^ leib* 
fehr idlcemebi, und darum wenig interelftnt findet (2. ^. 
Gott hat durch Jefum in dei Jhat bewiefen , dafs er Alles mit 
der Mjnfchheit wohl gemacht habe , mache und m Ewigkeit 
machen werde , - das Thema der erftenPred.);überdieli 
Ood fie weitfcjiweifig (wie das eben angeführte) , oder fekfun 
ud altcTlhümUch auagedrftckt C,^ B, ait Ocatndeiff« des 
Prepheteu C«tolich iip T^^:),. mittriß Älterer und neuerer 
BrfSirungen, » diefem (dem ArndteO Feft, zu den unfe* 
rieenß^acht, ^ Thema der 4 ^^^*\ ^^^^ Dispofiuon ift 
»Ibrmals fehlerhaft, wie in dar erften Predigt, w^o üch die 
-rier Theile durchau» nicht logifch poordimren Uflen. Die 



Ansfahrung ift oft gedehnt und trocken, und iuit wenig Indi« 
▼idnjdität ^m. rerei. di« erften Theüe der erften Predigt), 
J>er ^ til w^rd durch die kurzen und feiten perioiüfch ^eforat- 
ten S^ue unangenebni ^ auch verfällt die im Gänsen gut gehal^ 
tene Popularität zuweilen in das Gemeine , z. B. konnte jefus 
feiner Kation etwas recht machen ? ,)Den Pharifiem mnfiue et 
oft dU Pf Wahrheit Jagen , die Hanptfttioke herplarren^ Cfi*) 
u. f.. w. Die letzte Predigt eefällt im Gänsen befler , ab die 
vorhergehenden , weil ße mehr fpecielle Anwendung auf die 
Gemeinde und das Land' hat, wo Re gehalten ift« — Wir 
fchih^fsen übrigens mit dem billigten Wunfohe, den vrir hi» 
llnglieli- bf erfindet zu haben elaiu>en, da£i der Vf. Sbcb ontcr 
keiner Bedingung bewegen lalTe, feinen Predigtrerfuchei 
Oberall uiel^t , ab^r am wenigilen dann die nöthige Feile vor» 
suenthalten, wenn er Ach vvi^der ^ntffthlifclsen foUte, be 
drücken zu laffen. HA. 

Otefsen, b. Tafchi^ u. Müller: Kleine Uemd^dmeür- 
dan% für VolksltArer , von Lhr^jtian Auguß Hofmmtut, er* 
ftem Pfarrer zu GrofsUiiden im Grofsherzogthum Uelfea. 
igoo. 918. Q. (6 gr.) In diefer Uand - Conoordaas find 
sULch Mlgemeinen tmd befonderen Rubriken, welche ia cv 
lier Inhaltsanseige ^uigegeben find, die gangbaren Sprache 
sufammengetragen. V\ er über eine Pflicht oder eine Glau- 
benslehre Stellen aus der h. Schrift finden wÜl, fucht in der 
Inhaltsanteige diefen Geeenftand auf, und findet da die Seite 
angeseigt, wo diefe Stellen ftehen. Iii Rückficbc der A«is* 
Wahl &r Stellen ift nichts zu erinnern. Sie hsbca immer 
den Inhalt dex Rubrik , unter welcher fie ftehen. a« 



lena» gedruckt hey Karl Schlotte r* 



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