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♦ *
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Reoeivbd in Bkohahob
John Crerar Library
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3. IB. Soppt.
t'irt'lt Jd4^
3of?cmn (ßottlteb Kopp^s/
Jlnterridjt
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Itakit mtir in Irer Dielpdjt
Anleitung 3U porteittjaftem betriebe ber CantoDtrtfdjaft
von nluem burdigefeften unb mit gufäfeen herausgegeben oon
Dr. €mil IDolff,
^Tofcffot an ber Ä. fonbm. ftfabemie s. »orflanb ber 8erfu<Wtation )« ^oftes^eim.
mit Kofpc's Bittmifj nnb febensbefdpeibmtg.
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f! erlitt*
©erlag t>on Paul Pare*
1885.
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V
pCCHAMGE ,.
JOHN CRSRAR LlBKMti
FEB 19 1937
Portoort 5es Herausgebers,
^/o^atm ©ottlieb Soj^e'« „Unterricht im ätöerbau unb m ber S3iel)gucljt" Ijat
fett länger al« einem falben 3aljrl)unbert in Deutfdjlaub allgemeine %ter*
leratung gefunben unb gilt nodj immer aß eine oortrefflidje „Anleitung gum
vorteilhaften betriebe ber Sanbnrirtföaft" Dafür foredjen bie galjlreidjen Stuf*
^ lagen, meiere in rafdjer Sfafeinanberfolge W* gum Xobe ftoppe'« erfreuen fuib.
<Sn foldjer Erfolg beroeift fdjou, bafc ber Verfaffer nadj 3nl|att unb gorm ba«
SRidjtige getroffen Ijat, unb in ber Zfyat- mufc feine StuGarbettung, nad) bem
einfümmigen Urteil feiner gangen offen, im ®ebiete ber lanbnrirtfdjafttidjen
üütteratur al« eine „ftafftfdje" begeidptet werben. Die Se^ren eine« üßarnte«,
v welcher mit fdjarfer ©eobad>tung*gabe auägerfiftet, ein lange« Seben Ijinburdj
^ im gangen Umfange ber fianbroirtfdjaft bie reiften (Erfahrungen fammelte,
weiter bie gtöngenben töefuttate feine« Streben« auafdjliejjlidj ber eigenen Äraft
nnb Sfaiftbauer oerbanfte, — biefe Seljren werben aud) für bie ©egenroart nod)
iljren oolten ©ert behaupten. (Sin SBerl, in roeldjem fo rooljtbegrftnbete (£r*
f alpungen niebergetegt ftnb, oeraltet niemal«, roetm audj bie j&iten ftdj änbern,
Ine Änfdjauungen ftd) mel)r unb mefp aufflfiren unb in eingelnen j&roexQm ber
$anbtmrtfdjaft mädjtige Sfortfdjritte jtd) geltenb machen.
Die legte aufläge be$ oorliegenben öud>e* nmrbe im Satyr 1861 gu
einer £eit oeröffentlidjt, wo bie <£mfül)rung oon öerbefferten lanbroirtfdjaftlidjen
©erfiten unb äRafdpnen fdjon begonnen tjatte, neue Sulturmetyoben unb Sto*
t>enmeliorationen immer allgemeinere Verbreitung fanben, roo bie ©efefce ber
9iationalöfonomie, foroie bie SRefuttate ber gorfdjungen im ©ebiete ber 5Watur*
uriffenfdjaft eine melp gefiederte ©runbtage für ben rationellen nnb tntenfioen
betrieb ber ganbnrirtfdjaft gu bilben anfingen. Aber nod) rafdjer unb gröfjer
waren bie fjortfdjritte, meiere feit jener 3eit in Hjeorie unb *ißrcqis, mit bereu
Vereinigung unb gegenfettigem VerftänbniS, nadj Dielen Stiftungen ljin gemadjt
loorben ftnb. Die giebigfdje 8ef>re oon ber Smö^rung ber $ffangen unb
Siere in äforoenbung auf bie Sanbtmrtfdjaft l)at, gum großen £eil unter 3Äit*
imrfuug ber jefet in allen Armringen Deutfdjlanb« errichteten Verfudjäftationen,
JV Sorroort be* $erau«0eber*.
eine weitere 2fo«bÜbung erlangt, unb mit ber ridjtigen Srfenntni« ber ärt
unb $öl)e be« ßrfafee«, rodeten man bem ®oben für bie endogenen Srnten
ober $ur Steigerung berfetben geraderen mn%, eine großartige JBenufcung ber
immer retdjtidjer fliefcenben Duellen öon geeigneten fonjentrierten Düngemitteln
herbeigeführt. Die SBielföaltung ift infolge ber beträchtlichen $rei«ert)öljung. *
ber tierifdjen ^robufte gegenüber bem SWerbau eine loljnenbere geworben, unt>
gteidjjeitig l)aben bie erfolgreichen JBeftrebungen ber Cremte unb Apologie in.
bem ©ebiete ber lanbrotrtfdjaftlidjen t$ütterung«tel)re allgemeine Slnerfenuung.
unb Unterftüfcung gefnnben. Die Sanbimrtfd&aft befinbet ftdj gegenwärtig in
einer $eriobe be« lebhaften Äuffdjnmnge«, unb bie agrifulturdjemifdjen gor*
jungen l)aben berfelben in ben legten jroötf Sauren oielfadj neue ©efidjt«*
punfte eröffnet Aber mir bürfen über bie firrungenfdjafteu ber Sfteujeit nidfjt
ba« betoäljrte alte oergeffen; nur inbem ber Sanbrotrt bie guoerläfftgen ßrfalj*
rungen feiner Vorgänger mit einem burdj miffenf^aftli^e Grfenntm« gefdjärften
2luge überfielt, fte gleidtfam atö ^rüfftetn [eine« eigenen ©iffen* berotfet unfc
entfpredjenb ben jebe&naftgen 2$erl>ältniffeu anroenbä, tarnt er ben Staforberungen
ber ©egenwart genügen unb trofe allen ©djnrierigfeiten, meldte burd) leuerunj
be« ©oben« unb ber arbeit entftefjen, au« feinem ©efdfjäft nodj eine befrie=-
bigenbe Sfente erjiden.
Uli id) auf bie Stufforberung ber S3erlag«ljanblung mvfy entfdfjlofc, ba«-
Äoppe'fdje ffierf in neuer Staffage Ijerauöjugeben, formte idj barüber nidjt in
3metfel fein, in mett&er Seife bie« oott meinem ©tanbpunfte au« ju gefdjeljen
tjabe« Der Xqct be« Söufyö burfte leine roefenttidjen SJeränberungen er(eibenr
e« muffte bem ©erfaffer bleiben, ma« burd>au« fein SJerbienft unb fein dhripn
ift. 3ebot§ glaubte id) nidjt ängftltdj Jebe« Sßort unb jebe ©afebtlbung bei*
behalten ju muffen, e« erfdjien trielmeljr al« eine mir obliegenbe $fßd)t, ba«
©anje einer forgfältigen Durdjftöjt ju unterwerfen, bamit be?: au«geforod}ene
©ebanfe in feiner gangen föarlptt um fe beftimmter Ijeroortrete. S« fatm
baburdj feine bem SJerfaffer fdjulbige $ietät oertefct roorben fein, ba bie oorge*
nommenen SBeränberungen nidjt allein ben @inn ber ©orte, fonbem catif ben
fo anfpredjenben Ion ber Webe unb bie 3lrt ber ©djfufefolgerung oöllig unbe*
rüljrt taffen, bem ©erfe baljer na$ gorm unb Sn^att feine feiner urfprüng*
liefen unb feinen ffiert bebingenben ©gentfimlicijfeiten entjie^en.
Die 3ufäfce, roetdje t($ al« nötig eradjtete, fmb oorjug«n)eife al« Hntyang ju
ben betreffenben Sfbf^nitten (f. ©. 115—141, ©. 279—302 u. @. 509—552),
jum Seil au$ in ber gorm oon 2famerfungen beigefügt, überall aber in fdjarfer
Trennung oon bem SEejte be« ©udje« gehalten roorben. Söa« ben 3nl)alt
biefer 3ufäfe« betrifft, fo Ijabe i^ mid^ natürlich gans auf bie ©renjen meine«
engeren gadje« befc^ränft; auc^ mären bei einem SBerfe, toet(^e« in allen praf*
tift^en fragen fo burt^au« auf felbftfinbiger Seoba(§tung unb oieljä^riger eigener
(Srfaljrung be« SJerfaffer« beruht, (Srgänjungen au« bem ®ebicte ber JBoben*
$ormort be* #er<m$geber$. y
Bearbeitung, fpejietten ^flangenfultur, bcr geljre öon bcn 3üd)tung$regeln unb
audj bcr lanbroirtfcfjafttid&en SDiafdjinen* irab ©eräteftmbe, rooljt faum am $tafce
geroefen.
3n meinen Ausarbeitungen über Bobenlunbe, ^Dünger* unb gütterungS*
lefyre tyabe idj, mit Wenigen StuSnaljmen, ftets allgemeine ©ejtdjtspunfte feftge*
galten, g« mar nidjt meine aufgäbe, ein emhtent praftifdjeS SBerf jugteidj &u
einem Seljrbudj ber ägrifulturdjemie ju madjen; idj burfte Dielmel)r nur im
ganzen unb großen bie Srgebniffe ber neueren djemifdjen unb pljtyfiotogifdjen
gerfdjungen in bereu Bejieljung jur Sanbnrirtfdjaft unb bie ffiege anbeuten,
auf roeldjen man gegenwärtig mit (Sifcr unb SfoSbauer beftrebt ift, für ben
rationellen betrieb be$ SttferbaueS unb ber SBieljjudjt immer feftere ®runblagen
ju Raffen. 3d> Ijabe oerfudjt, Don bem gegenwärtigen ©tanbpunlt unb ©treben
ber ffiiffenfdjaft ein überfuJjttidjeS, letdjtfafjlicijeS unb möglidjft anforedjenbeS
Bilb ju entwerfen, unb auf foldje SBeife midj bemüljt, meine Beteiligung an
t>er neuen SfoSgabe be$ berühmten SBerleS als eine nic^t ganj toertlofe er«
fdjemen ju laffen«
fturj nadj bem am 1. Sanuar 1863 erfolgten lobe ftoppe'S fdjrieb beffen
trietjäfjriger greunb unb fradjgenoffe, <S. D. SfRenfcet, ber Begrünber beS attbe*
Tonnten lanbmirtfdiafttidjen SalenberS, einen 9tefrolog, meiner als bie befte
Biographie Stoppt'* l)ier öon neuem mitgeteilt roirb.
•
üttit obigen Sorten l)abe idj bie oon mir herausgegebene jelpite Stuflage
t>eS oortiegenben SBerleS eingeleitet £)er abermals nötig geworbene SReubrwf
liefert ben @en>ei*, baf Stoppte „SWerbau unb Bieljjttdjt" audj Ijeute nodj ju
tat beliebteften #anbbttd)*nt ber 8anbroirtfd)aft gehört ftfir bie elfte aufläge
tjabe idj ben £e$t roteberum forgfftltig burdjgefeljett, foroie bie oon mir Ijer*
rüljrenben Bufä^e, entforedjeub bem gegenwärtigen ©tanbpunft ber ©iffenfdjaft,
t>ertd)tigt unb ergänjt. Der Umfang beS ffierfeS ift baburdj gegenüber ber
jeiptten Auflage nidjt roefentßdj erweitert roorben.
• #oljenf|eim, im 2JWrj 1885.
Dr. <&ml Ä>oIff-
Kopp«'i Gebortiham.
«Joljann ® ottlieb Stoppt würbe am 21. 3amiar 1782 ju SeeSbau bei Cudnu
geboren, an bentfeften Drte, ben er in feinen le&ten 14 Sebenejaljren alt ©uttljert
betuufinte unb an bem feine frerblitf)en überrefte am 4. 3araiar 1863 ber Erbe an-
nertraiit morben ftnb.
©ein Sater mar toäljrenb be8 fieb entöl] ri gen ftriege« Solbat in einem fädjfifäjen
Dragonet^egiment gemefen, B,atte mit bemfelben einige 3al)W in Sffiarfdjau geftan*
ben, bann in ber ©egenb uon Seipjig. 1779 »enfioniert, trat et in ben Sefifc einet
Reinen 33übnerfteÜ*e in SeeSbau unb ernährte fit!) bi« ju feinem 1806 erfolgten Xobe,
neben fotgfflltiget Bearbeitung unb Shnjbarmadjung fernes ©arten«, bttrdj Iage(öb,ners
arbeit. Die ?eben«erfafi,rungen unb ber fotbatifdj ftrenge Drbmtng3finn biefeS Sffiaimeä
fegten unter uTittroirtong einer tortrefflta^en, gotte8furd)tiflen unb fleißigen ©jefrau bei
bet Srjieljung ib,rc8 ftnaben ben foliben ©runb, auf meinem ein offener Kopf, ein
treue« §er$, motjlmemenbet ©irai, Strebfamfeit unb beljarrlidjer Steife, ftdj am beften
m entnideln pflegen.
Xic Unfflfjigreit be8 bamaligen 3)otffdjuu*eljrer8 in S3etSbau gab ben gufäOigen
Anlag, unftren jungen Seppe in feinem 12. Sebetrtjaljre bei einer bt Silbben leben"
ben Dante mtterjubringen unb bie bortige @tabrfdju(e befugen &n (offen. iRad) jmei
3afi,ren in baä bie oberen Stoffen ber Sdjute bilbenbe ftjceum aufgerüdt, Derlebte er
liier, Wie er felbjt erttärt Ijat, fein angeneljmßeä 3<ifer. SSorjögliäje Sefirer (®ut-=
tinger unb ®ieben^nar).iuib 9)Hrf filier, fonrie eifriges ©tubium mittten ungemein
anregenb auf iljn ein. SCber nur ein 3ab> mäfirte biefe glfirflidje ^ßeriobe, bie SJet»
mögentfofigteit bet (Eltern geftattete bie gortfefcimg beS Sdmlbefuä)3 nidjt
fi'oppe lourbe, um öfonom ju toerben, im 3aljr 1797 bei einem $fld)ter
©rflflid) ©olmB'fdjer ©fiter in bie Siebte getljan. Die bort jugebradjte jjeit war,
tme et ebenfalls fetoft tntgiebt, bie traurigfle feines Sieben«. Dljne ÜTiitteE, bie iljm
lieb geworbenen njrffenfrr)aftlicf)en Stubien fortjufegen, in rofi,er, frtjte^tcr ©efettfdjaft,
mefenttid) nur bannt beauftragt, bie batnafigen fiofbiener jttr fleißigen Arbeit anju:
bitten, füllte er fict) in eine tjöttjft unbeljagltdje Stimmung oerfejjt. Warf] 21.1," Salven
»erlieg et bie roibermattige Stellung, feljrte nad) SeeSbau jurfid unb bemübte firfj
tritt, burd) anftrengenbe Sobnarbeit feinen Unterhalt ficij felbft ju erwerben unb mit
ber bebet bemiefenen >£netgie jugleidj ben üblen Embrnd ju tilgen, ben baS aufgeben
VTTT fiebertf&efäjreünmg.
bcr begonnenen Soufbalju als 93ermafter, bei feinen Angehörigen unb Dorfgenojfen
hervorgerufen Ijatte.
©ein Serratien Derf Raffte iljm feljr ba(b bie allgemeine ädjtung, erregte mid)
bie äfofmerffamfeit be« Damaligen Seftfcer« beS SRittergutd Seeäbau, aWajor Don
Iljümen, ber üjm bie 2$ermalterfteIIe auf feinem ©ute ©röfenborf bei 3ffiterbogf
anbot, bie er benn caxd) gern annahm unb am 29. September 1800 antrat 3n
ber bortigen, Don feinem alterSfdjmadjen Vorgänger äu§erjt Dernadjläfjigten Sirtfdjaft
fanb Stoppt ba« redete gelb für feine rege SEljätigfeit Suä) fein Verlangen nadj
meiterer geifKger Sütflbitbung mürbe burd) bie foätere Überftebelung feine« $rinjij>al«
nadj ©räfenborf reidjtid) befriebigt, inbem biefer mit feinem ftrengen ©tun für Drb*
nung in ber SBirtfdjaft unb SRedjnungSfttljruttg, aud) ein lebenbige* Onterejfe für bie
tcmbtotrtfdjaftltdje Sttteratur Derbanb, bie neu auftaudjenben 3been über Derbejferten
Setrieb Derfotgte, mit Stoppt befrrad) unb nadj gemeinfdjafttidjer @rmägung in%i$*
füljnmg bringen ßefc. 2>aljin gehörte bie äbänberung ber 2)reifelbermirtfdjaft, ber
2btbau Don Älee unb anbereu Sradjftüdjten, Arrangement* mit ber ©orfgemembe
loegen ffiinfdjränluttg ber SBeibe, megen ©ommerflattfüiterung bei ben Ijerrfdjaftlidjen
Äüljen u. bgl. m. 2)a$ SSorljanbenfein einer Ijodjebten, au« Sonnten unb Stolpen
abffamtmenben SRerinoljeerbe, leitete jur 3eit ber immer Ijöljer fieigenben Soflpreife (1804
erlangte ©räfenborf 450 SRarf pvo Beniner) bie ©ebanlen Dorjugdmcife auf ben 2Bert
biefer eintrügtidjen 83ranä)e unb auf bie Stotmenbigfeit iljrer Hebung unb Pflege 1)in.
3njmifd)en mar SEljaer, ber Reformator ber beutfdjen Sanbmirtfdjaft, nadj ÜRögtin
gefommen unb Ijatte bie bortige Seljranflatt gegrfinbet; bie SRadjridjten barüber mürben
Don Don Säumen unb Stoppt mit reger Äufmerffamleit »erfolgt Sefctcrer erhielt
im 3aljr 1807 Don erfterem bie örlaubni«, Iljaer ju befugen, bei bem er eine
feljr günftige unb anregenbe Aufnahme fanb, meldje teil« feiner ^erföntidjfeit, teil«
einigen Sfoffäfcen jujufdjreiben mar, bie Stoppt in ben in &q>jig erfdjeinenben
ölonomifdjen $eften unb in ber (maljrfdjeinlid) ©djnee'S) lanbmirtfdjaftfidjen 3«tung
Deröffenttidjt unb bie Iljaer gelefen Ijatte. Daran fnüpfte fidj foäter bie Lieferung
Don Seiträgen für bie Don 5Eljaer IjerauSgegebenen 9Rögfin'fd>en ännalen bedSWer*
baue«, unter benen „ber Äcferbau auf bem Ijoljen fttemming" Don Stoppt felbjt für
ben bebeutenbjten gehalten tfl Damit mar aud) ein mieberijolter @$riftme$fet
jmifdjen beiben ÜRännern Derbunben.
$11« im 3aljr 1810 bie Umberfttät in »ertin gegrünbet unb Iljaer Deranlafet
mürbe, an berfelben hn 9Binter SJorfefungcn ju ^alten( Ijatte er bie SRüfelidjIeit ber
%tfleQung eine« prahif^en fieljrer« ber Sanbmirtfdjaft an ber 2Rögliner änftalt, ber
bie ©djüler für feinen Unterridjt Dorbereiten fottte, bargelegt unb einen Oeljalt Don
500 Spater für benfetben bei ber ©taatäregterung audgemirft 3ur Übernahme biefer
Stelle mürbe Stoppt Don Stljaer aufgeforbert. Cr folgte biefem Ruf jebodj erft am
11. Ouli 1811, rnetl er in «üdfia)t auf bie Staue be« ingmifdjeit Derfbrbenen
SWajor« Don Iljümeu ©rüfenborf ni^t früher Derlaffen modte.
Seine SBtrffamfeit a(* 2e^rer mar nur eine fe^r bttje; mit bem Seginn ber
grei^eit«friege (1813) )ogen die jungen Seute ab, bie 2ef>ranftait mar Derlaffen.
ßoppe mibmete fiä) nunmehr ber Seitung ber 3R5g(mer Sirtfä^aft unb ber (Staun*
bung ber bortigen nadjmate fo berühmt gemorbenen Sä)äferei. X^aer Iptte nämlia)
burä) Äoppe, fä)on al« biefer nodj in ©röfenborf mar, ben Anlauf ber }u jenem
2c6en3btf($m6tmg. IX
3»ccfc erforberlidjen 2Werinofd)afe betoerfftelligen taffctr. aber audj bicfc nrirtföaft*
lidje SBhdffamfeit foKte feine lange Stauer laben.
SDie jiörenben ©nflfijfe be* Äriege* trübten bie «uSftdjten für bie 3u!unft, fo
im allgemeinen tote befonbcrS für bte 8etjranftatt, bie gugleid) burdj ben lob ßrome'«
eine mcfeutlidje toiffenfdjaftlidje ©tüfee verloren Ijatte. S)iefe Umftänbe veranlagten
Stoppt, ber bereit« verheiratet toar unb für eine gamilie }u forgen Ijatte, einer 8uf*
forbenmg be« SanmS Don ©darbfiein, bie ^(bminiftration mehrerer (Süter be«*
fetben ju übernehmen, folgejuleiften, jumal bie gepellten 33ebtngungen ganj gfinfttg
umreit. ©<f>on im Anfang be$ Oaljre« 1814 trat er in bie« neue SertyUtmö unb
naljm feinen SBoljnfifc auf beut mit SKöglin gretqenben $anptgute 9feid>enott>, toofelbjt
er bi« 1827 verblieb.
Der 3^ftanb ber in SJertoaltung genommenen ©üter toar feljr fd)led)t Der
Seftfca tarn inbe* allen ^befferungSvorfdjlägen, bie gemeinfam forgfältig beraten
tourben, mit groger (Sfefdjäfttfenntm«, ©infidjt unb SJereittoittigfeit entgegen. ©d)af*
Haltung, Sartoffelbau unb Sreimereibetrieb toaren bie ber JÖrtti^Ieit an^affenbften
unb vorteilhafteren 2Birtf<$aft$jtt>eige. Salb mürben mit bemfetben and) jiemlid} ljo1)e
Erträge erjiett, bie ben SSeftfcer meljr unb meljr bereicherten, aber audj ben fadj*
funbtgen treuen äbminifirator burdj bie iljm fontraftlid) bewilligte lantiöme an»
gemeffen belohnten unb in eine für feine Serljältnijfe günftige Vermögenslage verfemten.
So befriebigenb tiefe Stellung aud) toar unb f o gute 3fa*fld}ten für bie Subxaft
fu| m i^r eröffneten, fo entftanb bodj ber in ber mcnfd)ltd>en Statur begrünbete
SSunfd^ nad) ©elbjlänbigfeit, nad) Arbeit für eigene Stedjnung. 2tud) Jjier förberte
«in 3nfaQ ben ©ebemfen an feine Ausführung. Der S3aron von (Sdarbftein, ber
Don allen Vorfotmnen^eiten im Staate unb ©eföäftöleben Äerartni« nafjm, Ijatte
gegen Stoppt bie Äbfidjt Verlautbart, bie große Domäne 2öottuj> im Dberbrudj, bereu
^ßadytyeriobe ablief, in 6rbj>ad>t ju nehmen unb iljm beren Sermaltnng ebenfalls $u
übertragen. (Sine Sferertyadjtung lag- aber uidjt in ber Xbftyt ber Regierung, viel*
meljr bie fernere Serpadjtung auf 3«*»
Huf (entere ju refbttteren eutfdjfofc fld) Stoppt, nadjbem ber 33aron von
(Scfarbftein verforodjen fyrtte, tym ba« über feine eigenen SDKttel JjinauS erforber*
lidje SSetrietefojrital ju leiten. Die bamaligen 3«tt)^ältuiffe reiben nodj nidjt feljr
jur Domänen}>adjtung, beren Verfdjärfte Sebingungen bebenflid) matten. Stiemanb
backte barau, baj? balb günftigere Äonj[unfturen folgen unb auf biefem gelbe Äonlur*
renjen hervorrufen mürben, bie ftdj in neuerer 3«* ind fd)toinbel!jafte, bi* jur
toirttidpn Überredung geftetgert Ijaben. Roppt blieb baljer aUemiger ©elüerber van
bie fd^öne Domäne unb erhielt beim audj beren tyafyt unter Sebingungen, bie f^on
tu ber ©runblage günftig, bur^ bie anfeffnli^e Steigerung ber greife ber ^robufte
ftd> um f o me^r von da^r ju 3aljr vorteilhafter geftarten mußten, ate bie auf«
gövatbete dnteSigen} unb bie toad^fenben materiellen Äröfte bie äRenge ber ^robufte
iebeuteub Vermehrten.
3« doljarati 1827 trat Stoppt bie$adjtimg von äBoüi^ an, behielt aber nodj
brei da^re lang bie Oberauffi^t über bie bi^er verwalteten @üter be« Saron von
Cdarbflein. 3(uf biefem neuen S^aupla^e feiner S^dtigleit loanbelte er junft^ft
bie vorgefunbenen mangelhaften SBiefen unb natürtidjen SBetben (gegen 900 borgen)
in tragbare« ftfertanb um, ertoeiterte ben $acffru$tbau, junü^fl ben ber Kartoffeln,
X SebenSbefdjreifcung.
fo baß bcr 33rennereibetrieb Don DormalS 1\ SBifpel auf 8 SQSifpcI tägtidj geweigert
werben tottritt; fpäter führte er ben Wnbau ber Runfelrflben cht, beffen nadjmatige
enorme 2Cu«beljnimg im ganzen £)berbrud> bie ÄtferbauDerljättniffe btcfeS gefegneten
SHfirtftö äußerjt günftig umgestaltet Ijat. @r f djränfte bte RhtbDieljjudjt ein ju ©unffen
anfeljnlidjer ffirtoeiterung ber ©djafljaltung, bte nadjweiSlidj Diel Ijöljere Reinerträge
gewährte. 3)em oormate Dernadjläfftgten SBeijenbau gab er eine Diel größere Äu8*
beljnung, bie balb im ganzen Dberbrudj Stadjaljmung fanb, ben Raps* unb Iabaf8y
bau fdjränfte er auf engere, bem Stoben gerabe^ufagenbe* ©renjen ein, mäljrenb er
ben im naljen ©oljoto mujlerljaft betriebenen Einbau beä ÄfimmelS aud) in SBolIup
einführte. Überhaupt tourbe ben mannigfadjen, tooljlburdjbadjten unb ridjttg faffulierten
Kulturen biejenige forgfältige Sefymblung getoibmet, todty tyrem Slnorbner unb-
Seiter bie aDgemeinfie Änerfennung t»erf(^afftc.
1830 übernahm Äoppe auä) bie ^ßat^tung ber natjgelegenen Stomcine Äienifc,
auf toel^er er im 3aljr 1837 eine bebeutenbe Rübettjmfer*gabrif anlegte, bie at&
ber $ö1)epunb feiner futatqiellen Unternehmungen ju betrauten iß, inbem jtoedmäßige
tedptifdje Leitung unb jufagenbe Stoben »SJerljältniffe außerorbentlidj fjolje ©ettrinne
erzielen Keßen, bie ber fd)on guten Vermögenslage attjäljrlid) neue SapMien jufüljrten*
3m 3a^r 1842 erfaufte Äoj>j>e Don bem ©oljn feinet früheren ^ßrinjipate
Don £1) ümen bie Rittergüter SeeSbau unb Ärinifc, toofelbft fldj iljm ein neue« gelb
ju großartigen Serbefferungen unb Dielfeitigen S^ättgfeiten erfdjloß, bie Diel anjiefjen-
be$ unb erfrifdjenbe« für feinen lebenbigen ©eift unb nodj fo rußigen Rörper Ratten
unb feinen SebenSabenb ju einem redjt befriebigenben matten. Sfafeljnlidje (Snttoäffe*
rungen mit £ülfe ber Jieferlegung eine* 95aä)&, umfftnglidje Sanierungen, Hebung
bc£ Düngung« jußanbeS, wobei bie trefflidje Suchte iljre Dolle SBfirbigung fanb, unb
bie au« alle bem folgenbe 3$ermel)rung be« Sieljftanbe« unb ber ©ut&rträge legen
3eugni9 ab Don feinen prafttfdjen Seiftungen im Ijoljen älter, ßr freute es nidjtr
ftdj jefct nod) eifrig über gorfttultur, bie iljm bteljer fremb geblieben mar, $u belehren
unb 33eobad)tungen barüber anjuftellen, inbem er bie fdjtedjteren mit $ol$ unb ©traudj
beftanbenen gelber be« ©ute« förmig einer georbneten forfttidjen SMjanbtung untere
warf unb ju filnfttgen Srtögen fäljig madjte.
dm 3a!jr 1848 oerlteß er SBto&up unb naljm feinen bletbenben SHtoljnftfe in
Serfbau, feinen beiben jüngeren ©öljnen bie Serwattung Don SBoHup unb Äienifc
übertragenb. 1860 (öfte er feine perfönfidjen Sejieljungen ju biefen Domänen*
jwdjtungen, bie auf bie genannten beiben ©öljne übergingen, nadjbem fie föon lungere
3eit Don ber fitaiglidjen Regierung al* feine SKttyädjter anertannt worben waren.
$i* }um Ablauf feine« 80. Seben*ia1jre* ^atteft o pptfä einer faß ungefiörten ©efunb«
^eit ju erfreuen. 9htr fem ©e^ör mar in lefcterer 3«it Wma^ geworben. Am 25. Oamrar
1862 trat eine merfltdje inbenmg in feinem 33efinben ein, mit ben Jtdrperfräften nahmen
au^ bie geifKgen ab; in june^menbem ©^mö^ejuflanb Dcrf^ieb er am 1. danuar 1863»
Weben ber maratigfa^en, in feltenem 2Jtaße auSgebe^nten unb in nod) feltenerem
Umfange erfotgrei^ gewefenen prattifd^en S^dtigfeit übte Äoppe an$ eine lttterartf(^e.
@ie ^eid^nete ftdj Dor anberer gewb^nli^er ©(^riftfteQerei babur^ ans, baß fte ntc^t
bem Srtoerb ober ber ©telfeit biente, fonbern meiftenteitö nur bann eintrat, wenn ein
beftimmt erfennbare« &ebürfni* ber Sete^rung, Slufftörung ober 93erid)tigung ftreiten«
ber ÜRetnungen baju nötigte.
8eben$bef<$ret6wtg. / XI
®ti)on oben Ijaben mir ernannt, baß einige maljrfdjetnltdj miSdjnee'S lanbmirtfdjaft*
Ki^e 3«^img aufgenommene Äuffäfee unfereS Koppe fljut bey£ljaer jur ©mpfeljtung
gereift ljatten, aud) bog unter ben fpäteren Settrügen fü/bie 9Äöglinfd)en ännalen
bie ^ttrijanbtimg „3)er Äderbau auf bem Jjoljen glemmhtg* Don befonberem SBerte mar.
(Sein bebentenbfte« SBerf, meldje* bie größte Verbreitung gefunben unb 1861 bie
9. aufläge erlebt fjat, mar „Stet Unterridjt im äcf erbau unb in ber $id)$udjt." 3n
ber Vorrebe jur brüten 1829 crfdjienenen Auflage fagt Koppe barüber fclbft, baß
er infolge be« „merfmürbigen" ®efefce* Dom 14. (September 1811, bie Regulierung
ber gutsljerrlidjen unb bäuertidjen Serljättniffe betreff enb, mit anberen bie Hoffnung
geteilt I)abe, bie SBirte bäuerlichen ©tanbe« mürben numneljr mit Serbefferungen ifprer
SBtrtfdjaften unb 93ea<ferung$metIjoben Dorgeljen, metijatb et, ermutigt burd) SCljaer,
biefed SBerf getrieben unb bie Keinen äBirte auf bie jmetfmäßigen Verbefferungen
Ijatgetoiefcn fyibe. ©omoljl bie erfte 1812 herausgegebene , als bie jmehe im 3aljre
1818 erfdjienene %uflage toaren atfo auf ein ^ubtifam beregnet, bem ©eteljrung
maljrftdj not tljat, bad bafür aber bod> nod) femeflmeg« empfÄngfidj mar. Sehn Sauer
mar nodj (eine Neigung Dorljanben, pdj aus ©djriften ju beteten, baju trug aber
audj ber Krieg unb bie folgenbe 9iot bei 2>a* Verfehlen be$ eigentltdjen SkkQ
führte ju ber grage: für meldjc Stoffe Don Sefem ba$ in britter Auflage ju reprobu*
jierenbe 39udj eiujuridjten unb umzuarbeiten fei? Stoppe etttfdpeb ftd) unter Sei«
be^altung Don Zon unb Qform bafür, „ben Anfängern in ber Semirtfdjaftung größerer
Sanbgüter eine Anleitung ju geben, morauf fte bei einem jmedmäßigen Setriebe
iljred @emerbe* iljre äufmerffamtett |u rieten fyabett." SKeben bem alten Xitel erhielt
baG Sßcrf ben neuen: „Anleitung )u einem DorteS|aften betriebe ber £anbmirtf$aft."
3n ber intereffanten jßeriobe, in tojrfdjer bie großen Genfer XljaeiY dor
Jfjfinen, Don Sßutffen, Don SJogtjt ber ganbmirtfdjaft ©eift einernteten unb
üjren Stoff djmung förberten, mürben ifjre SJejfeebungen ergänjt burdj SRämter Don
eminenter praftifdjer Sefüljigung. Unter iljnen Koppe obenan mit feinem oben be«^
jetdjneten Berfe, ©d)merj,v ©djmeifcerr Sprengel): 93lotf,Lfpäter Don $abfi,"
Don S3ecf f)etlin/ grieb. ©djulje unb Hnbere.
3m 3aljr 1818 fdjrieb Stoppt bie bamalS Diel Auffeilen ma^enbe „HdrifUm
ber 8(ferbau*©9fteme k." 3)ie 33eobad)tung, baß bie übereifrige änpreifung ber *
nadj engtifdjem ©eifpiet organisierten ©edjfelmirtföaften für ba$ beutfdje Klima unb
bie abmeidjenben Serljältniffe überhaupt Stadtteile herbeiführten, Ratten iljn tn'erju
bemogen. Siadj bamaliger Slnfdjauung galt biefe ©djrift für einen Angriff auf
Xljaer, ma« bemt aud) eine Spannung jmifdjen beiben SÄännern IjerDorrief, bie
leiber einige 3afjre bauerte, ber bann jebodj nad) erfannter Äbftdjttloflgfeit fettend be$
ähitor* Ijerjlidje SBiebeiDereinigung folgte.
Um biefetbe 3^ ^r Koppe mit ©$mat), ©i^mei^er unb Xei^mann
befannt gemorben unb Derabrebete mit i^nen bie gemeinfame ^eraudgabe einer @(^rift
unter bem Xitel: „SRtttetlnngen mx* bem (Gebiete ber ^anbmirtf^aft/' in toekfjet fie
ftc^ über bie ©egenfUnbe audfpre^en moflten, mel^e bamald für ba* ©emerbe ein
befonberem 3ntereffe Ratten. S« erfreuen Don 1818 an brei Sftnbe. \'
Stuf Anregung mehrerer ©utöbeft^er ber ruffifdjen Oftfeeprooinjen^ bie in Deutf^«
lanb unb aad) bei Koppe ©^afe tauften unb Sele^rung über bie fo mistig gemor*
bene ©djaftuty münfa^ten, f^rieb Koppe im 3a1jr 1825 feine „Anleitung }ur
Xu 2e&en*&efdjreibung.
Kenntnis, j&ufy uitb Pflege ber SKerino«", wefdje in« rnfftfdje, Waljrfdjeinltd) aud)
in« potnifdje überfefet Worben ifi.
3m 3aijr 1839 »erfaßte Koppe at« ginlabungefdjrift refp. gejigabe jur brüten in
IßotSbam tagenben Serfammtung ber beutfdjen 2anb* unb ftorftwirtc, beten $rdftbent er
mar, bie „Kurje ilDarfteöimg ber lanbwirtfdjafttictyen SJerfyittniffe ber ^ärlSranbenburg.''
3)er Btotefpalt, wetdjer über bie SKüfcüdjfeit ober ®efäljrtid)feit, #eförberung
ober Unterbrütfung ber 9töbenju(fer*5abrifation jwifdjen beut ©teuerfiSruS, ben
3tobuftrießen unb ben National =Ö!onomen lange 3«* fortbeftanb, öeranlaßte Koppe,
fidj barüber 1841 in einer SSrofdjüre „Über bte Srjeugung be$ SRübenjudfer* in tyren
fiaatöwirtfdjaftlidjen unb gewerblichen Schiebungen" ju äußern.
ör freute fld) triebt, feinen ©eWerbSgenoffen gegenüber bie SReinung aufjufietten
unb ju üerfedjten, baß öon bem reiben ©ewirat, ben bie neue 3^cttnbufh:te bei
richtiger 33el)anblung abwürfe unb üjm tote bieten anbern bereit« abgeworfen tflbt,
ein angemeffener Ztü im SBege ber ©teuererljöl)ung auf ben Altar be« SaterlanbeS
niedergelegt werben fönne unb muffe, fdjon au« Danfbarfeit für ben toom ©taate em*
yfangenen ©d>ufc. äBeld)' fdjöne« Seifpiel toon Uneigennüfcigfeit unb ^totriottemu*.
3)ie eble %bfid)t, auf bie Keinen SBtrte beteljrenb unb anregenb eht^utotrfen, bie
er im 3afjr 1829 bei Umarbeitung feine« üttetarifdjen £auptprobutte$ aufgegeben
ljatte, ualjm Koppe im daljr 1846 im Vertrauen auf ben öorgefdjrittenen SUbungft*
grab ber Sauern nodj einmal auf. Cr grünbete im herein mit anbeten SolfSfreunben
ben „©äemann," eine monatlich jwetmat erfdjeinenbe 2Jol!$fd)rift, welche mannig«
fadje, alle Serljältniffe be« fojiaten unb inäbefonbere lanbwirtfd>aftlidjen geben* be*
tfiljrenbe Unterhaltung braute. W&t audj biefer SJerfudj mißlang, ber SBegeljr fehlte;
itad) etwa jwei darren ging ba$ Statt ein.
8iebig '« Angriffe auf bie befteljenbe 33ewirtfd)aftung$Wetfe, bie ben 9htin be«
flderbaue« jur golge Ijaben muffe unb betfprib öon tym „Staubbau" genannt würbe,
tiefen ben batb SOjäljrigen, nod) immer ritterlichen ©reift nodj efamtat auf ben Kampf«
j>fa&. 3n ber flehten ©djrift „ÜRitteilungen jur ©efdjidjte ber Sanbmtrtfdjaft/
SSertin 1860, trat er j[enen angriffen mit bem Semerfen entgegen, baß bie gegen«
wörtige Sobenberattytng auf befferen üDtetyoben unb Seljanblnngtarten beruhe wie
einmal«, ben bebeutenb gefüegenen Stnfotbetungen ftarf bermetjtter 93ebööetungen unb
maimigfadjer neuer dnbuftrieen üotttommen genügt tyabe, aud) weitere nodj työljere
flnfprüdje befriebigen Werbe, inbem nid>t« vorliege, Wa* ju ber Annahme berechtige:
tie fort unb fort geworfene <ßrobutttoitöt be« Soben« muffe ein Snbe nehmen unb
ben Slcferbau außer fianb fegen, feine Aufgabe ju erfüllen.
&ie jaljtreid>en gelegentlichen Arbeiten Koppel, bie in öerfdjiebetten 3«*f Triften
enthalten fütb, taffen fid) Ijier nidjt näljer beaeidjnen, e« genügt, auf feinen aud) in
biefer Stiftung bewiefenen gleiß ^injuWeifen.
©omit Ratten wir in ^iftorif^er Qntwidetung ein (urjeft 9itb ber prattif^ tanb«
Wtrtfc^afÜi^en unb öetwaltenben, fowie ber Itttetarifdjen I^ötigfeit beft teuren 3)a^in*
geriebenen aufgerollt SEBo^t bebürfte fot$e* 33ttb unfererfeitft feiner weiteren 3ttu*
ftration. Koppe ^at aber burd) fein gatt)eft Seben in afler Snfpru^fttoftgfeit unb
unbewußt ftd) fetber iUuftriert. ®iefe« Seben ifi umranft öon reiben Seweifen feine«
ebten ^erjen«, treffti^en S^arafter«, feiner 9töd>ftenliebe, gamtüentreue unb ^ürforge,
feiner Stnljängltdjfeit an ba« fönigti^e ^pau«, feiner 3)ieuftbefliffen^eit unb Opfer«
£ebendbef<$rei6uiig. XIII
toifligfeit in öffentlichen Angelegenheiten, im Sntereffe bed Staat«, bed ©emembe*
toefend, ber Strafe unb ber SBotfdtootjffaljrt
^er&endgüte, SBo^ttDoOen unb SKilbtljätigfeit maren bie ©nmbjüge feine« ©jarafterd;
feine 8eibenfdjaft beljerrfdjte tfyt; (eine Stücffidjtdtoflgfeit tief SJKßtrauen ober £mfe
gegen iljn Ijerwnr; er gehörte gu ben feltenen SRenföen, bie leine gfeinbe Ijaben, e£
feien benn foldje, bie and SRifcgimft, Sodljeit ober Untoerjtanb jebem feinbfid) gegenüber*
treten, ber iljre unberechtigten Su^^^S^1 jurüdftoeift
Stoppt Ijalf, too er Reifen formte, in immer reiferem SKajje, ald ifyn bie
SRittel baju reidjtid)er ju (Sebote fianben. <£d ftnb und unter Anbetern mehrere gäfle
befannt, in benen er in ber Sanbtoirtfdjafi ijertoorragenbe unb fcerbiente ÜWämter mic=»
berijoft and unberfdjulbeter, audj tooljl toerfdjutbeter finanzieller Sebrängnid gcriffen
fat, felbft toenn er fld) fagen tonnte, baß beren saldo debet ein ftefjenbe«, nimmer
aud$iig{eid)enbed fein unb bleiben toürbe.
©ein SRitgefüljt für bie minber begünftigten Älaffen ber menfdjttdjen ©efeflfdjaft
rannte fljn ju einem milben SMenftljerm; felbft unter fdjtoerer Arbeit aufgettmdjfen,
verlangte er nie meljr, ald nad) bem 2Wage ber Äräfte geleiftet »erben tonnte; er
förberte forgfam bad Soljlbeftnben feiner Untergebenen, erleidjterte iljre SWüljen unb
Mafien burdj dfat unb 23)at, belohnte bie burdj gteiß, SetbfWjätigfeit, JDrbnungdfmn
unb ©ittfidjfeit ftdj Ijer&ortljuenben.
3)ad Familienleben Sopped mar mujterljaft. ©eine (Stettin, bie Xodjter be$
Pfarrer« SBtlifd) in Sotta bei $ima, mit ber er über 30 Oaljre in trauter £>ar»
monie lebte, toerlor er im Satyr 1849; )»ei 3aljre foäter Ijatte er aud) ben lob feiner
äüeftcn, allein unverheiratet gebliebenen, ftdj gang feiner Pflege toibmenben Xodjter
ju beßagen; 8 ftinber, 5 lödjter unb 3 ©öffne, überlebten äjn.
ttnfer Stoppt gehörte }u ben guten (griffen, toetdje bie Seljre bed jReßgiond*
©tifterd befolgen: ©ort jn geben, »ad ©otted ijt unb bem Saifer, »ad bed Saiferd
ift Sei natürlicher treuer Änljänglidjleit an bad erhabene Äönigdljaud ließ fein
9fed)tdgefü$l unb fein nötiger £aft bad Settrafctfein banfbarer $erpfli$tung gegen
bie ©tqatdtoertoaltung ftetd in tym lebenbig bleiben, bie burdj ityre Slnorbnungen unb
iljren <&d)v% feine Sefhrebungen ermöglicht unb geförbert tyatte. liefern Sehmfttfein
gefeilte ftd) fein ©emeinftnn, feine nie erlatymenbe Sereithrilligfeit, bem Staate unb
bem gemeinen SBotyle nad) Gräften ju bienen. ©on feinen biedföUigen £fjätigfeiten
motten mir nadjftetyenb bie befannteften hervorheben.
Siadjbem Stoppt im 3a1jr 1830 au$ nod) Äienife in $adjt genommen Ijatte,
tourbe er Don ber Domänenöertoaltung mit ber Drganifation ber bofit (Staate tbtxi
angefauften Romane Äotno im @ro^erjogtum $ofen beauftragt, toobur^ feine 3"t
fe^r in %nf)mu^ genommen unb iljm viel Sef^toerbe öerurfaa^t mürbe.
infolge ber im 3a§r vorder in Sarldru^e auf i^n gefallenen 9Balj( fungirte
er 1839 in ^Jotdbam ald ^rafibent ber 3. Serfammlung beutf^er 2anb^ unb ftorfc
torrte. 3(ud ben bamit toerfnüpften @ef haften, einf^ßegßc^ ber Stbfaffung ber fdjon
oben ermähnten (£in(abnngdf^rift, emm$d i^m ebenfadd eine anfe^nü^e Irbeitdlaft.
1840 mar er SRitglieb ber $ommiffion, mel^e über ben $anbe(dt)ertrag mit
ber niebertänbif^ett Regierung toegen ber ßuderfteuer unb über^au^t in SSetreff ber
toii^tigen 5wge, ob eine felbftänbigc gabrifation bed Siübenjucferd p ermarten fei,
3u beraten Ijatte.
1
XIV Sebenöbefdjreibung.
auf SScfc^I ©r. SIKaicftät be« Äönig« tourbe im 3atjr 1842 ba« Sanbe**
JÖfonomie*Äotlegium unb batnit eine fdjon früher in äuSjtdjt geftellt getoefenc 93c*
Ijörbe errietet, toeldje bie SBirffamfeit ber $al)lreidjcn lanbtoirtfdjaftKdjen Vereine Ion»
zentrieren unb beleben, bie Sanbtoirtfdjaft unb i$re £ülf$toiffenfd>aften förbem unb
beten @efamt*3ntereffen toaljrneljmen foUte. ©ie mürbe pfammengefefct unb fpftter*
ljtn ergänzt au$ ÜKännern, bie in geifHger unb praftifdjer ©ejiefytng hervorragten
unb bon regem Gifer für tljre aufgäbe erfüllt toaren. Unter tynen ftanb unfer
Sopjie obenan. Die bamals monatlichen SJerfammfungen gaben ben üWitgliebern
(Gelegenheit, fid) gegenfettig genau teimen ju lernen, ftdj in töten Straften }u ergänjen
unb Ijarmonifd) jufantmen ju Dürfen. SBeldj fdjöne (Erinnerungen fnüpfen ftd) an
tiefe s}Jeriobe, freiließ Derfümmert burdj ben Übergang ber teuerfien Kollegen in eine
beffere 2Bett! — 2Bie nidjt anbete erwartet toerben tonnte, entnwlelte Jtoppe im
£anbe£s£)fonomies Kollegium nadj mannigfadjen Stiftungen ljut eine erft>rieß(id)e
Hjätigfeit, bie ftdj bei ber görberung be4 tanbtoirtfdjaftlidjen UntcrridjtStoefen« über«
ljaupt unb bei ber ©ermeljrttng unb befferen Drganifation ber Sttabemieen, bei ber
<£mrid)tung von SWerbau* unb anbeten gadjfdjulen, 3Wuftem)irtf(^aften ic inSbcfon*
bete erkennbar madjte. 1844 toar er jum 8aribc9* Ökonomie *Ratij ernannt toorben.
©ein abneljmenbe« ©etyör nötigte iljn leibet im 3a^t 1858 au« beut Äottegium ju
f Reiben, bei toeldjer ©elegenljeit iljm bie große golbene SKebaiHe für SSerbieujie um
bie Sanbnrirtfdjaft Dertietyen tourbe.
Sir ettoäfjnen bei biefer Gelegenheit, baß unferem greuube als äußere &tiä)tn
ber Slnerteniturig, toeldje ©e. SRajeftät ber tönig unb bie ©taatäregierung ifyn
sollten, ber rote Äbterorben in feinen Derfdjiebenen Äbjiufimgen bis jum Stern ber
jtoeiten Ätaffe vertiefen toorben ift. Sud ätolaß feiner 50 jährigen SBirffamfeit als
auSübenber Sanbioirt erteilte bie berliner UniDerfltät fljm 1850 ba* 3)oftor *Stytom.
3m 3a$r 1846 tourbe er in bie ©eneralfonobe, 1849 in bie bcratalige <£rfte
Santmet getoäljlt, in toetdjer teueren er bis 1852 Derbtieb unb ft^ bei meuteren
toidjtigen SBerfymbtungen etngeljenb beteiligte. 3)aljin gehört befonber* bie bei 85c*
ratung be$ ©efefeentttmrfä, betreff enb bie Stblöfung ber Reallaften unb bie Regulierung
ber gut«l)errlid>en unb bäuerlichen SJerljäftniffe, in ber ©ifcung Dom 4. gebruar 1850
gehaltene Siebe, in meldet er erfybtidje Sebenfen gegen biefe« ©efefc auSforad), Don
benen er bei bem gfinfttgen (Erfolge beäfelben foäter jurüdgelommen ift; ferner ber
Don iljm aU Referent ber Ägrar=Äomrnifjion in ber.Sifeung Dom 13. üftärj 1852
über einen bie götberung ber 9oben»£rainierung betreffenben Antrag erftattete Seridjt
unb bie baju gegebenen Erläuterungen; enblidj unb ljamrtfädjfid) aber fein bei 3)e«
ratung be« neuen SrrfafTuugSgefefce« in betreff ber Swfammenfefcung ber Srjkn
Kammer gefteüter unb aud) angenommener Antrag, ncbji ber bei ben bejügßdjen
35er!}anblungen in ber ©ifcung bom 5t ÜKärj 1852 gehaltenen Rebe.
9m 25 2Rai 1854 tourbe fio^^e jum Sftitgtiebe beS Staatsrats ernannt.
2Bit ftpefeen mit bem 99etougtfein, bag bad, toaS im Sorfte^enben über ben
Lebenslauf unb bie Leiftungen beS unDergegli^en äRaimed gefagt ifl, Don ber großen
3al)l berer beiftinratenb anerfamtt toerben toirb, bie i^n unb feine Saaten fannten.
Sftödjten ted^t Diele fi(^ ein fold^eS Seben jum Sorbitbe nehmen!
Portüort 6es Perfaffers,
<\i$ im 3aljre 1811 ba* merfrofirbige ©efefe Dom 14ten ©eptember bie gute*
Ijerrlidieu unb bäuerlichen 35erl)ältttiffe ber bamatigen <ßroomjen be* *ßreu&ifdjen
«Staate* regulierte unb ein ©efefc über bte 8anbe$futtur bemfetben nachfolgte,
ba hoffte id) mit 3tteljreren, baß bie SBirte bäuerlichen Staubet jtdj veranlagt
fe^en würben, fehlerhafte SRetljoben be$ SWerbaue* aufougeben, unb oerbefferte,
ben je^igen SSer^ältntffen entfprectyenbe, bafür einzuführen. Srmutigt burdj ben
3ufpruc^ ineine* öereroigten ©önner« unb SJreunbeS, beä ©eljeimen Ober*
^Regierung* *9tat £ljaer, förieb idj gu jener 3eit einen Unterricht im
Stderbau nnb in ber 93ief)jttd)t, um bie SBirte auf Keinen Bedungen
barauf aufmerffam gu machen, roeW&e 33erbefferungen iljren SBtrtfdjaften üor*
gugäroeife gu nrimfd)en wären, gür ein foldjeS <ßublifum unb für ben begeidj*
neten ßänberbegirf ift bie erfte Auflage jene« 2Berfd)enö beregnet Die groeite
t)om Saljre 1818 t)at, aufcer einigen 3ufäfcen, Nenig S3eränberung erlitten.
Die feit bem Saljre 1811 burd) Ärieg unb foätere 2Bol)lfeitl)eit ber lanb*
tüirtfc^aftücfien Gfrgeugniffe auf bem äcferbau tyaftenben Unfäße Ijaben ben
4öauernftanb ntdjt fo emyorgebradjt, bafc Dielen SDWtgtiebera biefe* ©täubet bie
Suft geblieben roäre, fidj au« ©Triften über iljr ©eroerbe gu belehren. 3ene
©djrift ift aber in bie £änbe trieler SDBirte auf grö&eren ©fitem gefommen.
@d>ou uor einigen Saljren nriinfdjte ber $err Verleger eine neue aufläge gu
ueranftalten. Die gütige Slufnaljme be« 3Ber!djen3 legte mir bie SBerpflidjtung
auf, bei einer neuen Ausarbeitung auf ben jefcigen ©taub be$ SWerbaueS SRücfc
$d)t gu nehmen. S« entftanb aber bie ffrage: für roeldje klaffe Don Sefern
idj foldjeS gu bearbeiten tyabe?
yiaä) Stbroägen ber ©rünbe für bie Beibehaltung be$ Ion« unb ber gotfm
in ben erften Auflagen unb Sfonaljme eine* neuen planes Ijabe id) midj bafür
entfdjieben , burdj biefe ©djrift ben Strifängem in ber ©enrirtfdjaftung größerer
?anbgüter eine Anleitung gu geben, worauf fie bei einem jroedmäjHgen Betrieb
iljre* ©eroerbe* iljre äufmerffamfeit gu rieten Ijaben.
XVI «orroort be* »erfaffer*.
3d) glaube, auf biefe Sßeife am nüfclidjftm wtrfen gu fönnen, uub Ijabe
babci bcn JBi(bung$grab bcr meiften jungen Seute, bie ftdj ber Sanbwirtfdjaft
wibmen, uor Slugen gehabt Sßiffenfiljaftlidje 2lu$brü<fe Ijabe id) gwar nidjt
ängftlid) oermieben, fold^e aber audj nidjt gebraust, wenn idj midj auf eine
anbete SBeifc beutlidj auäbrüdfen ju Tonnen glaubte.
3n ben erften äföfdjnitten fyabe idj bie allgemeinen 33erl)ältniffe be$ lanb*
wtrtfdjaftlidjen ©ewerbe« abgeljanbeß. Die Seljre oon SSertfdfjäfeung be£
Soben« §abe id) weitläufiger üorgetragen, als e$ fonft woljl in ben lanbwirU
f djafttidjen 8el)rbüdjern gu • gef djeljen pflegt. 3d) will midj aber bie Urf adjen
bie utidj bagu beftimmt Ijaben, näljer erftären.
SSiele ©treittgleiten über Sfrudjtfolgen fmb entftanben unb entfielen nodj,
weil bie fianbwirte unb lanbwtrtfdjaftltdjen ©djriftfteller fid) nidjt oerfteljen-
©enn ber eine ©oben bet gleiten unb britten Älaffe im ©inne $ot, fo fortdjt
bagegen ber anbere oon Stoben ber oierten unb fünften Älaffe. ©oldjen SWifc
oerftänbntffen §offe id> baburdj gu entgegen, baß idj eine JWerflaffififation feft*
geftettt Ijabe.
£)a* ©ebürfnis, bie Bisherige Sßeife ber SSeranf djlagmig gu oerlaffen,
wirb aber immer fühlbarer« (S$ muß notwenbig bar auf Eingearbeitet werben,
baß bei ber aßertfdjäfcung oon (Srtrag gebenben ®runbftü<fen fo wenig als
möglidj ber perfönlidje (Einfluß be* SJirtS unb ba« SBertyiltni« eines ©runb*
ftüöte gu bem ganjen unb gu anbern berfidtftdjttgt werbe, fonbem es muß bei
ber Sßertfdjäfeung fo oiel als mögtidj feftgefteßt werben, welken reinen
Überfluß baß 2t<f erlaub, bie liefen unb bie Reiben an ftd) gu geben oer*
mögen.
SBotlen wir in biefer wichtigen Se^re ftortfdjritte madjen, fo muffen wir
bemüht fein, junge %mtt bafur gu gewinnen, bamit fie barfiber nadfjbenfen
unb jidj geitig biejenigen ©nfidjten erwerben, welche gu bem ffiertfdjäfcungä*
gefdjäft gehören.
©alternier, bie baäjenige, was idj über ben ©egenftanb oortrage, mit
bemienigen oergleidjen, was barüber in anberen ©Triften enthalten ift, werben
finben, baß tdj fotöje fleißig benufct l)abe. (Steige (Srgängungen unb nähere
Seftimmungen fdjienen mir nötig. Ob id). burdj ben 3tnteit be« Verträge«,
ben id) für allgemeine ©irtfdjnftdtoften unb für bie ©ebäube in »bgug gebraut
l)abe, ber SBaljrljeit nalje gelommen bin, laffe id) baljin gefteßt fein. Offenbar
war e« aber ein 3Jiangel, baß man bisher für biefe ©egenfiänbe entweber gar
nidjts, ober bod) gu wenig in 2fafafc braute.
" Jludj weiß irfj redjt gut, roa& ftdf) gegen meine Annahme, baß ba« £eu
gum ©trol) in bem SBerljältni* wie 1 : 5 an Sftu%mü) oerfüftert «werben muffe,
wenn ber Dünger ben Sßert be$ oerfütterten unb eingeftreueten ©trolje« au«*
gleiten foli, einwenben läßt; inbeffen Ijabe tdj bie« a3ert)ältnis in großen
©urdjfdjnitten gutreff enb ge^nben, unb ic^ werbe mid) freuen, wenn id) einen
»oruwrt be« ©erfaffer«. XVII
92a$fotger finbe, bcr biefcn fdjnrierigen Änoten auf eine bcffcrc SGBcffc gu töfen
oerfteljt.
3d> bin beforgt, bafj (Einige ben ©etreibeertrag, ben id> angenommen
fabe, )u f)od) ftnben roerben. liefen gebe idj gu bebenfett, baf fte ftd> in ber
fteftftettimg ber »dferflaffen nid)t tauften mögen. fi« ift fo natürlidfj, bafj man
für fein (Eigentum ober für feinen SßtrfungSfreiS eine geroiffe Vorliebe Ijat.
ffiie Ceidfjt überfc^ä^t man alfo ben ©oben, ben man bearbeitet! — gerner
überfelje man nidjt, bafj id) eine anbere ©enufeung be$ JBradjfetbeS, als gu
§üifenfrüd()ten, nidjt angenommen tyabe. 23er alfo cmßerbem Kartoffeln ttnb
9iübengeroädf)fe ober ttee in ber ©radje bei ber Qreifelberroirtfdjaft baut, ber
fann fefyr Diele ®rünbe für ein foldje« SBerfaljren Ijaben, aber ber Äörnerertrag
rotrb ncc^t gang fo 1)0$ fein, ate toenn ber fedjtte £eil eine reine ©ommer*
bradje erhält. Stußerbem formen biefe 33erg(eidjung btejenigen gar nidf)t madfjen,
roe(d)e in einem SBerljältnifc ©rrifelbernrirtfdjaft treiben, bei bem niemals bie
normatmägige Quantität $eu in bie 8Wern>trtfdjaft gelommen ift. SBenn alfo
feit mehreren ljunbert 3aljren ba$ oerfütterte $eu jum ©trol) jidj nur roie
1 : 10 Debatten, unb man betmodj in brei Setbern geroirtfcijaftet Ijat, fo fann
ba$ Slcferlanb nidjt in einem foldjen ©üngungsgnftanbe fein, um bie an*
genommenen (Setreibeerträge ju tiefem. @ie erfolgen aber bei forgfamer 8lu«*
füljrung oder ©eadferungSarbeiten unter ben ermähnten 33orau$fefcungen geroig.
Sielleidjt nritnfdjen einige größere 2fa$füljrlid§feit ber abgeljanbelten ©egen*
ftänbe. 3dj meine aber, ba§ ein junger Sanbmirt oietmeljr foMjer ©Triften
bebarf, bie fein 9tad§benfen in Slnregung bringen, als fotöjer, bte man als
eine ftejeptenfammhtng betrauten fann. gär jenen 3roe<f Ijat ba$ gefen rot*
üblichen Sftufcen, für biefen ift e$, nad) meiner SReinung, oft fogar nachteilig.
2Rtt 9tedf)t fielen bie fogenannten Jöüdjerroirte in fdjledjtem Ärebit, beim wer
nidjt eigene JBeurteitungSfraft Ijat, um eine allgemeine ßeljre für feinen befon*
bereu gatl anguroenben, ber ift burdj einen breiten Vortrag nid)t gu belehren,
unb er rotrb bnrd) fehlerhafte Slnroenbung mancher in ©Triften enthaltenen
Sorfdjläge meljr ©dfjaben ato Sftufeen Ijaben.
£)a§ idj burdj biefe ©djrift ben lefeteren &xoed bei meinen jüngeren
©enoffen erretten möge, ift mein fe^nlid^fter Sßunfdfj.
ffiaä idfj über bie Seljanbtung ber Arbeiter oorgetragen Ijabe, ift, roie id(j
ju berücfjtdjtigen bitte, unb worauf idf) meine jungen Sreunbe, bie id(j bei 3lb*
faffung biefer Anleitung befonberä oor Singen Ijatte, aufmerffam mad^en muf,
mdjt ettoa ba$ töäfonnement eines ©tubenp^itof op^en , fonbern e$ ift ber 9tat
eines Cannes, ber feit 30 Saljren felbftänbig geroirtf haftet Ijat unb meiner
in ber legten #älfte biefe« &&xa\tm& einem fetyr auägebeljnten SBirfungsfreife
oorftanb.
2lüeS (Sefdjäftsleben muß, foll es ben SOtenf^en bauernb jufrieben fteQen,
»od) einen ^ö^eren 3^^cf ^aben, a(« bloße 2ln^äufung oon SSermögen. £)iefe$
**
XVm »ottoort M »afaffcr«.
mufc immer nur ate 3Äittet betrautet werben, um ein IjöljereS, fitttidje« 3iel
gu erreichen. Srgieljung unb SSereblung ju einem üernünftigen £)afein ift bie
Sfofgabe beö ganjen menfdjßdjen ©efdjledjtd. Sßer uon ber 3$erpfßdjtung
burdjbrungen ift, ba& fein materielles Sireiben na$ bem ©inne biefer großen
Aufgabe geregelt »erben muffe, ber wirb leinen 3Reufd)en bloS ate SDKttel jur
(Srreidjung fetbftffidjtiger 3roe(fe betrauten, unb er roirb an bie gememften
Arbeiter feine änforberungen madjen, bie jenem großen 3wede te* DafeinS
entgegennrirfen. £>ie Sügenben ber ©eredjtigleit, ©ittigfeit, ftreunMtdjfeit unb
be$ 2Boljlä)un$ oon fetten ber SSorgefefcten werben bei ben Arbeitern ftolg*
famfeit, änljänglidjfeit, £)anfbarfeit unb Sfofmerffamfeit erjeugen, unb ein ge*
mütßdje* £>afein wirb bie Srudjt iljrer 3tu$übung fein.
3nljalt
Seite
I. (Eigenfdpften bes £ontarirtes ttnb BeponMetle bes lanbwhrrfdjaftltdjen (Sarerbes 1
1) Orunb nnb ©oben . . . . ' 9
2) Gebäube 16
3) ©aat* unb 8e|Mforag«<^miarram 18
4) ©eräte^fri&entarium 20
5) «rbettdfräfte 28
$anbarbeit*fä&e 28
©cfpannarbett 31
OTgemeine begeht jur &ejtat ©eraifcung ber fCrbcttöfröftc 38
Über bie ©e$anbtong ber Arbeiter 41
6) SRufetrielj 44
7) «ermbgen , 46
8u$$atamg 49
II* ZX>ertfd?ät$ung ber (Ertrag gebenfen (SrnnbjrHrfe ttnb anbete Ztufcnngs«
(Segenftänbe i . . . 58
SQIgemeriie* über ben ©oben * 59
a) Der Untergrmtb 65
b) gönn ber Oberffd^e 65
c) $1ftfif4c Sage ber (BrnnbfHkte 66
d) Ältmatif $e ^ältnrffe 66
e) Sage be* «der* gum «Btrtföafttfjcfe 67
f ) ©eföränftmg be* SRufcungdre<$tt 68
£) fiolgen früherer änftur 69
&fonomtf4e «foffflHathm bet SWerbobend 72
SRafHtab für ben $rei9 aller roijett ©obeneraeugmffe snb für ben ©ert ber Beirirt»
f$aftnngdfof!ett 75
(Erfre «äffe bed Merbobend 79
3»eHe Jttaffe bed Kdferbobend 81
dritte Jdaffe bed Merbobend 82
Vierte Äaffc bed SWerbobend 83
fünfte ftlaffe bed SWerbobend 85
@e$fie Älaffe bed Äderbobend 86
Siebente Jtlaffe bed SWerbobend 88
9$te Waffe bed ttdferboben* 89
XX Stfytft.
©eite
Neunte Stoffe be$ Bcferbobcns 90
3el>nte Stoffe be* «rferbobens t 92
öfonomiföe Sfafliflfotton ber SBtefen 93
(Srfic Stoffe ber ©iefen 97
3roette Stoffe ber liefen 98
2>ritte Stoffe ber SBtefen ...... . . 98
»ierte Stoffe ber ©tefen 99
gunfte Stoffe ber ffiiefen 100
©edjfte Stoffe ber SBiefen 101
ffiertföäfcnng ber gBeibegrunbfHUfe 102
<8rfte Stoffe: getttoeiben an Strömen unb gfoffen 102
3»ette Stoffe: <$emöl)nli$e StteberungäDeiben ' 103
dritte Stoffe: @ebhrg«tt>etben 103
Sterte Stoffe: $aibewetben 103
gfinfte Stoffe: ©eiben, weldje wegen ©ere^tigung -eine« dritten btefer Benutzung
$ret6 gegeben werben muffen 104
aS&ertföiujung ber ©arten 105
SBertföäfeung ber £ä<$e unb ftföbaren ©eroöffer 106
Sßertföäfeung ber gorftgrunbfifiefe 107
©ertföäfcurig ber Torfmoore, ©raun- unb ©tehtfoljtenfoger, @utf*r Stall* unb (Stein*
brüdje 109
SBertföäfcung ber nufcbringeuben ©ere^tigungen 110
1) groljnrefy 110
2) 3e$ntre<$t 111
3) ©etberety 112
4) ©etränfeberlagttety 113
5) 2Rro)lenre<$t 113
6) ©efUtbejwang 114
7) 3agbre<$t 115
9ln$ang: 2)er Sufturboben.
Gntftyung, ©eflanbteüe unb ffigenf Soften 115
m. tfru^tfblge unb tfelbeinteilung 142
a) «(fernnrtföaften, bie ber ffiiefen unb «toben bebürfen 174
1) betreibe bauenbe 3»etfeIbertoirtf^aft 174
2) (Sigentftye 2)mfelbem)trtf^aft 174
3) «ierfetberwirtföaft 177
b) «derttirtfd&aften, bie oljue auflöärtige Seiben unb liefen befte^en fönnen.
eelbpünbtge föttttfaften 177
1) ftdfernurtf^aften, in melden fein 8anb ber $en>etbmtg Eingegeben ttrirb.
©tatlfütterung«»irtf Soften 180
2) ftfertoirtföaften, in melden eine abu>e<$fefobe $e»eibimg be* ftdert
fhrttftabet Soppeltpirtf^often 184
1) $offteintföe Sowetwirtföaft 187*
2) JDtaflenburgiföe Sowetanrtfäoft 188
S) flJtörftföe Sowefoirtföaft 191
Übergang au* einer fehlerhaften grufyfolge unb gelbeinteUung in eine anbere
grn^tfolge 194
3n$aft. XXI
Seite
IV. Vorbereitung bes 2Werbobens $\t 2(ufnafnne ber Saaten 197
Bon ber Urbarmachung bee fianbe« unb ber SSeroefferung ber SWertrume burä)
Aufbringung anberer (Srbarten 197
$om ÜRergcfa 207
Anlage ber SRergelgruben 214
«eljanMung beö aufgefahrenen SDtegel« 217
SBieberfjotong ber SWergeümg 220
ttoin aufbringen oon @ä)lamut ober.2Kober auf $eiä)en 221
55on SSerbefferung beö ©oben* burä) Aufbringung t>on ©anb 225
Son fteacterang; bc« £anbe0 225
$on ben SBerrjeugen girat Umbredjen be* 8anbc$ 226
pflüge 227
$afen 229
Grubber, <5r|ttrj>atoren ober ©aatyflügc 230
fcggen 234
Saften 235
^Serffteuge au bem #a<ffruä)tbau 235
SRarfeur, 8orjeiä)ner 236
ed)aufefyffog 236
$ferbe^ade 236
Häufelpflug 236
Gebroutt) be* Pfluge« 237
3roetfmS6tge 2Ttefe ber Atfcrfcume 239
äeürtume, binnen u>etä)er bie $futgfurä)en fld) folgen muffen 242
Beacfening in Beeten 245
2)ofi (Sggen 247
3)a* Saften 249
Düngung be* 8anbe« 251
«iejbünger 261
äRengebfinger ober Stoutyofi 260
Sorben* ober $fer$bttngung 262
@t3r!e ber 2)fingmtg 264
3>finger*©urrogate '. 266
©treu 266
Rotten , 266
Sauäjebungung , . . . 267
«egetabttifäe 3>flngung A . . . 268
SRmeratiföe Düngung 271
Gebrannter ftatf 271
(Sipo 273
Mngefaft 275
Sitriotyaltige ©ubftanjen 275
fcftngenbe Abfälle 276
Snljang: Shmjentrierte 2)ftngemittel unb beren ©ebeutuug für bie fianbnrirtfa)aft . . 279
2aitotoirtfd)aftli$ befonberft nnäjttgc «ejtanbteile be* S)flnger« 281
*rttn ber fonjentrierten 2Htagemittel 287
Atttoenbung berfelben " . 291
Übet AnjteÜung bon $üngung«>erfuä}en 298
XXH 3tt$aft
«eite
V. Befäen bes 2bfer^r ttfortmig ber Saaten un& (Ernte der ^rfidjte .... 308
2>a« ©aatforn . ■ 303
3>e« @aat!oro« SBed&fel . . . . 308
3)a« €föen 306
@tärfe ber ©nfaat 810
Unterbringung ber @aat 318
öctnbigung ber ©aatbeßeHmtg 314
ffiartnng ber ©aaten 315
«etfe ber grüßte 318
2>ie (Ernte 318
VI. 21nban ber etnjelnen tfrfitye ..'..*....... 324
A. $atmfrü<$te 324
©etjen 325
ffiteterweiaen \ \ . 325»
©ommertoeijen 338
@petj . . . .' 333
©ntorn 335
ftoggen . . . . . 335
ffitaterroggen ...... 336
Sommerroggen 348
öerfte 344
SBmtergerfte 344
©ommergerfte 345
©ierjetöge öerjte .•.•.•.•..*..;.'. 347
$immeteger|te 349
ftadte ©erfte 349
ttefogerfte . . . . ; 349
$afer 350
$trfc 352
JDtoid 855
B. $fltfenfrfi$te .............. 358
©ofaen \ . \ 359
©rbfen . 362
©idten 365
fitnfen . . 369
©n$»etjen .......... 370
Snptne . . 374
C. Bbjumäljettbe gnttergetoä^fe 375
ttoter Ätee 376
©eifer Äee 386
»nban ber Oräfer auf bem SWertanbe 390
Sngfiföe* ffltygra* 391
Sujerne # 39£
©«parfette . . . *. 395
©pörget ....:;::::: 396
D. 8e$acffrfi$te, bie bor§ug$toeife beft 4He$futter9 wegen ange-
baut »erben 399
3«wt. xxin
®titt
Äortoffcl 402
£of)(rübe ...•..♦.•.•..•.•*.•..■ 412
Stopftoty . . . \ 415
«unfdrübc 417
SSafferrrübe 420
SWo^rrübe . . . '. * . . . 422
£optiurai6ur . . 425
E. ©ogenannte $anbef*gen>ö<$fe »Hb $aB rupf rangen 426
»top« . . 428
ftübfcn 434
@enf 436
Schtbotter . ' 436
SDtoljn •.-.■..• ». . . 436
Seht 437
$onf 441
(fttteftfae Ölpftonge 442
Sabal 443
Ärapp 445
SSaib 448
SBmi . 460
Jtümmel 451
VIL gipetfmäßtge Bcf^mMung nnb 23enugung ber jnnt natürlichen <&rasnmd?fe
bestimmten ärnnbfiücf e 455
*on ben SBKcfen 456
JBflngung ber liefen 467
2>ie $euernte 477
Son ben fficibcn 479
VIII. mqeme'mes übet Dieltäaitnncj nnb Dtelj^t 484
Befottoer 2Bert ber begebenen gnttermittel 492
Äegetaiäfigfett bei ber gfitterung 498
Berabreidjwtg eine« ljinret<$enben gutter« 499
gta>6ad)tnng brt ©ebenen« be* $te§e« nnb ber enttretenben @törnngen 500
8eoba$tnng ber 9leinfi<$fcit 501
6orge für eine gleite Temperatur in ben ©täffen 502
Senneibung ber übexmägigen tfaffrengung M BrbeiiSiueljefi 502
Serebtmtg ber Landtiere bur<$ lßnfHic§c fieitung ber gortpffonaung 603
$ercblnng gemeiner ©ieljraffen 505
$n§ang: 2>ie latibrotrtf^Qftlt^e gütterungöle^rc nnb beren gortfäritie in berSRengeit 509
«ttgemeraer Verlauf be« tieriföen (SraityrungSprogeffe* 512
©efefee be0 ©mrifrUmfafce« nnb Sfafafcc« (gleifdjbilbttng) 516
OneOen ber 9JhiöfeCfraft 521
gettbitbnng nnb gettablagenrag im £ierförper 523
2He »erbaufidjfrit bed gutter« 527
SKtyrftoffbebarf nnb SW$rftoffberl)äftnie (pttentngdnormen) 542
IX. 2Juf3ttd?t, Haltung nnb Benufcnng ber pferbe 553
©a# ber 3u$tpferbe 554
XXIV 3n$a&
Seite
tfafou<$t junger ?ferbe 559
gfltterung ber $ferbe 561
Vetjoubürag ber $ferbe, um bauentb oiel «rbett mit ü)nen gu berri<§ten .... 567
Ve&anblung ber $ferbe Bei ben geu>8$nli<$en Äranfljeiten 568-
X. 2luftudjt, Haltung unb Benutpmg bes Hinbt>tc^es 573
Sufau^t be* 9ttnbbie&e« 574
Haltung brt töinbbieljeG im ©ommer 578
©ommerftaflfütterung 579
SSeiben be* Sänböie^e« 58a
(Srnäljrung be* 9ttnbtrie$e* im ©inter 582
Von ber Sfölcfymrtföaft 587
S)ie Vuttergenrinnung 590
Verarbeitung ber 2föl<$ gu fetten unb @fifhnil<$ffifen 59S
Von ber Haftung be« 8ttnbbtel)e8 594
Lüftung mit SQ&uraelgentödjfcn . . 595-
Von ber Venufcung ber 9Hnber jum 3uge 597
Ve§anblung fronte töinber 599
XI. 2faf3ud?t, Haltung unb Bennfcung ber Sdjafe 601
Von ben oerfdjtebencn ©<$afraf[en 604
@>$ofe mit langer f$tt$ter ©olle 604
@$afe mit geträufelter htrger ÄBofle 605>
Oeftoralf^afe 606
Stofantabo« 607
Verfahren bei ber Paarung 609'
Äranfljehen ber Sommer 613
Von ber (Srnäfjrung ber ®$afe auf ber ©eibe 614
Von ber ©interfütterung ber ©ä)afe 618
2>a« fcränfen ber ®$afe 623
Von ber Venufcung ber ©$afe 624
3>te Haftung ber e^afe 625
Von ber Teilung franfer @$afe 626
Sfoffcrfenbe Äranfyeiten 628
föanfljriten, bie ofnte Sfoftedung entfielen 630
XII. 2faf3iid?t, Haltung nno Bennfemtg ber S^mehte 633
3>ie Haftung ber @<$weaic 63G
Von ben Ärantyetten ber @($»chtc 638
XUE. 3n>edmä§ige Derbinbnng ber tedptiföen (Semerbe mit ber £anbttrirtfdjaft . 639
HiTinuniiiiiiüiHifitnnniirüiiitiiiiiiiiiHHiif
I. |Jfr|onlW)f <£igenfd)aflen hts fmbmitts unb iJeßanbtetle
hte lanbroirtfd)afllW)fn detoerbfe.
Die 33efd)äftigung beS SDtatfiljen, meldte barin befteljt, bie natürlichen (Sr*
jeugniffe beS ©rbbobens gu geroinnen unb ftd^ nufcbar gu madjen, foroie burdfj
tW erbau ebfere grüßte gu ergielen, roirb Sanbroirtfdfjaft genannt.
3n feinem Slima formen STOenfdjen in beträdjtliiljer angabt bei einanber
leben, oljne fid^ biefer 33efd(jäftigimg gu roibmen. Die Srträge ber 3agb, foroeit
fie als Nahrungsmittel bienen, unb bie für ben 3ttenfdjen genießbaren grüßte,
mlty ofpte fein 3utl)un roailjfen, geben fefbft in einem milben §immeteftridj
einer nur fd&roadjen SSeöölferung bie SWittet gum Sebensunterljatt. SQBo ber
SBBinter ein befonberS ftrenger ift unb lange 3e^ anbauert, ba f)at bie Natur
bem Seftefjen beS 3ßenfdjen nod) meljr §inbemiffe in ben 2öeg gelegt.
Der SRenfdj fotf nic^t genießen oljne Slnftrengung unb arbeit. Da« ift
bie große Seljre, meldte uns forooljl bie SBilbungSgefdOidfjte unfereS ®efd)(ed)te3,
ate überhaupt bie SBetradjtung ber ©rboberflädje aufbringt. Nidjt in einem
müßigen, tljatenlofen 3uPönbe fotf ber Sßenfd) fem Dafein gubringen.
<£r fotf bie in ä)m rooljnenben Sfolagen ausbilben, er foQ gegen bie S3e*
fäjroerben ber SBttterung anfämpfen unb im ©djroeiße feines 9tngefid)tS fein
S5rot effen; er foU aber aud^ feiner SBerfe fidfj erfreuen. (Simtengenuß beS
2Renfdjen fotf jebodj nie 3roec*/ fonbem nur SKittel fein, um gu neuer £l)ätig*
feit üjn anguregen.
Sber bie Stljötigfeit beS (Singeinen ift oon geringer ffiirfung, roenn fie nid§t
Unterftüfcung finbet.
Der in ber Sinfamfeit (ebenbe 2Kenftf} fann nur eine ärmliche (Srbptte
errieten. Um Käufer gu bauen, muffen mehrere ftdfj bie §ünbe bieten unb
iljre fträfte für ein gemeinfdjaftltdfjeS 3*e' vereinigen. Sümmertidf) friftet ber
Sßenfdj aud> burd> ben Sbtbau ber Srbe fein Dafein, roenn er, ein töobhtfon,
Stoppe 11. Auflage. 1
2 $erf3nft$e ©gcnfdjaftett be$ Sanbunrts.
litte ©efdjäfte be$ 2(<Jer6aucö allein üerridfjten muß, <£ht beljaglidjeS Scbctt aber
unb fetbft {Rektum erlangen afle, bie fid) Bereinigt Ijaben, fo baß jeber einen
Xeit ber für ba$ 33efte§en ber ©efettfdjaft nottoenbigen 33efd)äftigung übernimmt
Senn einige für bie SBefleibung arbeiten, anbere ©eräte anfertigen, toieber anbere
ausföließticij ben 3Icfer bauen nnb bie Haustiere pflegen: fo erteilt jeber in
feinem ftadje große ©etoanbljeit. Üßit berfetben ffraftanftrengung bringt er bann
ba$ Dreifache Don bem guftanbe, toa$ ein Ungeübter gu leiften oermag.
Der ßigeramfc oerbinbet bie aßenfdjen gunädjft miteinanber, aber nad) iljrer
^Bereinigung werben fte bie fanfteren £ugenben ber ©efettigfeit üben fönnen nnb
üben muffen, wenn fie bie Vorteile be$ äufammenlebens fid) ftdjern motten.
Der Übergang ber menfdjlidjen ©efellfdjaft oon einem fittenlofen, roljen
3nftanbe gu einem gefitteten ergiebt ftdj überall mit bem ©eghtn be$ 8l<ferbaue$.
9Äit 9fedjt leiteten ba^er bie alten SJöffer bie ftunft, ben Slcfer gu bauen üon
ber ©otttyeit Ijer, unb nur ein {Rücffctyritt in ber ©efittung mar e$, wenn man
einige Safycljunberte binburdj in Suropa bie ©efdjäftigungen be$ 8anbbaue$ mit
©eringfdjäfcung anfalj. ©bgleid) e$ tljöridjt ift, wenn einzelne ©lieber eines
ÄörperS fid) für mistiger galten ate bie anberen: fo ift bod) mdjt gu leugnen,
baß ber Slcferbau unb bie mit iljm in SBerbinbung fieljenben 33efdjäftigungen ben
Slnfang ber gefettfdjaftlidjen £l)ätigfeit überhaupt begrünben. Der 8anbbau liefert
bie Sftaljrung für alte übrigen ©tänbe ber bürgerlichen ©efettfdjaft ; er liefert gu*
gleich allerlei {Rohmaterialien, mit bereu SSerebelung unb Bearbeitung §anbtoerfer
unb Äünftler befääftigt finb. (£r ift bie Urquelle, au* ber Sitte ben (Stoff gu
il)rer SJjätigfeit forool)l, aß bie 2Kittel gu einem fröljlidjett 8eben$genuß ent*
nehmen.
Sßenn biefe SBaljrljeit in bem Sanbrotrt ein erljebenbeS ©etbftgefüljl erregt,
fo legt fte ifyn audj gugteidj bie SBerpflidjtung auf, feinen 33eruf fo gu üben,
rote es bie XBidjtigfeit beSfetben erljeifdjt.
Dagu finb aber bie mannigfadjften Seimtniffe erforberlidj.
Der Sanbttrfrt muß ben SBoben uadfj beffen SJeftanbteilen beurteilen fönnen
unb hierbei bie Sage beäfetben, bie Jöefdjaffenljeit be« UntergrunbeS, foroie bie
flimatifdjen 83erljättntffe ber betreffenben ©egenb gu berücffidjtigen roiffen. @r
muß e$ oerfteljen, ben SBoben für einen einträglichen grudjtbau gu oerbeffern unb
alle natürlichen £inberniffe be$ festeren gu befeitigen.
(fo muß alle' nufebaren fangen, bie ©egenftanb be$ äeferbaue« unb ber
Kultur überhaupt finb, nidjt nur in iljren mannigfachen Abarten genau lernten,
fonbem er muß iljr ©erhalten gu bem 33oben, gu bem Slima unb gu iljren S3or*
fruchten felbft beobachtet Ijaben, ober roentgften« im ftanbe fem, bie Beobachtungen
anberer in biefer #inftdjt groeefmäßig gu benufeen. Slber and) bie bem SWerbau
nachteiligen ^flangen, bie Unfräuter, xtrn^ ber ßanbroirt f ernten, er muß miffen,
roie tljrer SBermeljrung ©nl)att gu tfym ift, ober roie fie gang oon bem Slcfer gu
entfernen finb.
$erfönti$e fögenföaften be$ Stanbrotrt«. 3
5Die #auStiere in iljren Derfdjiebenen arten unb Waffen finb gleichfalls ein wify
tigcr ©egenftanb für benjenigen, ber bem ©eroerbe bcr Sanbroirtfcfjaft ftdj roibmet.
Um SBte^juc^t mit ©lud gu betreiben, genügt es nidjt, bie 9taturgefd)icljte ber
Haustiere gu fennen. SDlan mu% außerbem roiffen, mit roeldjem gutter biefelben
am roolflfeilften gu ernähren finb unb metdje Se^anbtung erforbertidj ift, um fie
gefunb gu erhalten unb möglichen Äranfljeiten Dorgubeugen. ©erat Ijiernadj ein
©tubium ber 9taturgefd>idjte für ben angeljenben Sanbroirt unerläßlich ift, fo folgt
Don fetbft, ba& er eben fo roenig ber ^Ijirfif unb ber ßfjemie entbehren fann.
Die midjtigften (Srfdjeinungen in ber 5£icr= unb sßflangemoelt unb bie Uranfänge
ober 93ebmgungen beS SebenS, roeldje in bem gum ^flangenbau vorbereiteten
acter für baS geübte äuge bemerfbar finb, (äffen fi$ oljne fiemttnis ber jenigen
fträfte nidjt Derftel)en, über beren gefefcmäfcigeS ©alten in ber Statur bie <ßfyjfit
unb Hernie uns belehren.
S3eibe Sßiffenfdjaften finb bem Sanbroirt bie beften ftüfjrer bei ben lanb*
roirtfcijaftlicfjen SRebengetDerben; Srannttoeinbrennen, S3ierbrauen, ©eifefod&en,
@^rup^ unb 3wferbereitung finb Sefdjäftigimgen, bie niemanb mit Vorteil be*
treiben fann, roenn er mdjt, burdj bie $fttfi! unb (Sjemie geleitet, eine ftare
Sinfidjt genrinnt in äße einzelnen, babet bebingenb mitroirfenben Vorgänge.
oben fo roidjtig finb für ben angeljenben Sanbrotrt bie matljematifcfjen
Siffenf haften. @S genügt nidjt, bag er bie töedjnenfunft beS gemeinen Sebens
erlernt, bie jebem SWenfdjen unentbeljrlid} ift. @r muß bie ©nmbfäfce einer
roeitumfaffenben 93udj{jaltung fennen unb anguroenben roiffen; nur bann fann er
in iebem eingetnen 3roc^0 *** Sanbroirtfdjaft für fidj unb in beffen SJerl)ältniS
gnm ®angen ©eroinn unb SBcrfuft leitet überfetjen.
Slber audj Don ber gelbmeß* unb 9lmetiierfunft muß ber Sanbroirt einen
Segriff ^aben, roenn er fie audj nidjt oljne $ülfe eines ©adperftänbigen ausübt.
Sei Seibeinteilungen, SntroäfferungSanlagen :c. ift es feljr roünfdjensroert, bafj ber
mit ber Sofalitöt befannte Eigentümer beS ©runbftüds bem ©adjDerftänbtgen in
allgemeinen Umrtffen angeben fann, rote man babei am groetfmäjHgften gu Der«
fahren Ijat. ©eljr oft aber ift es audj nötig, baß bei ber S3eftellung beS gelbes,
ober bei ber ßrnte, eingelne Steile gemeffen roerben. ÜÄit ©idjetfjeit Derföljrt
aisbann nur berjenige, melier einige Äenntniffe in ber ftetbmeßfunft fi$ erroorben
Ijat, roffijrenb ein anberer, bem biefe gang abgeben, in fdjroierigen Säuen fidj nidjt
gu Reifen roeijj.
SBBie große Sorteile geroäljrt bem Sanbroirt femer bie 3eidjnenfunft! Set
Sauanlagen fann er feine 3been einem anberen burdj biefelbe Deranfdjaultdjetu
6r fann $anbroerfer anroeifen, ober fic^ felbft eine nodj unflare Sbee beutlidj
madjen unb fie gur tosfüljrung Dorbereiten. Die Weifen, meiere er unternimmt,
um neue ©eroerbSanlagen, äTOafdjinen unb ©eräte angufeljen, tonnen nur mit
93e$ütfe ber 3eidjnentunft einen redjt praftifdjen Sdufcen gemäßen. SBer eine
ÜJtafdjtne genau geid)nen tritt, muß fidj um bie Sefdjaffenljeit aller eingeben
l*
4 ^erföniidje ©genfdjaften bes Canbimrtä.
Xetle befümmero, unb nur burd) bie ©nfidjt m bie @ingefl)eiteu gelangt man gu
einer grünblid)en ÄetmtniS Don bem ®angen eines medjanifdjen SßerfeS. —
®te Ijier gegebene Überfielt über bie mannigfadjen Äenntniffe, bie ein
junger ber Sanbmirtfdjaft ftd) wibmenber SDienfd) Ijaben muß, wirb genügen, um
baS aSorurteü gu roiberlegen, als »erbe gu biefem ®efdjäft nur ein geringe«
3Jiaß oon ©eifteSanfagen erforberi. S3etrad)ten wir ben Sanbrotrt im 33e*
triebe feiner ®efd)äfte, in ber Slnwenbung ber erwähnten SBiffenfdfjaften, erwägen
mir femer, wie bie roedrfetnbe Drtlidjfeit unb bie 3al)reSwttterung es erföweren,
eine beftimmte ^Beobachtung ober Srfaljrung für anbere SSer^ältniffe gu beraten,
unb benfen mir und bas notwenbige Snebtanbergreifen ber oerfdjiebenen 3roe*8c
einer großen Sßtrtfdjaft, mit allen ©dfjwierigfeiten, biefelbe im regelmäßigen ®ange
gu ermatten unb au« bem ®angen einen entfpredjenben SBorteil gu gießen: fo wirb
man fidj übergeugen, baß nur ausgezeichnete perf online ßigenf djaffen bie 2Bal)l
eine« folgen S3erufeS rechtfertigen fönnen. 2ltS bie wicfjtigften mödjte id) fot*
genbe begegnen:
1) (Sine bauertyafte, fefte ®efunbljeit. SDaS SSefen ber 2anbmirtfd)aft bringt
e$ mit fid), baß bie raidjtigften ©efdjäfte im freien oerridjtet werben. SBer alfo
wegen eines färoädjttti&en ÄörperS fid) ben SBefdjwerben ber XBitterung nidjt aus*
fefcen fann unb aus bemfetben ®runbe förderliche Slnftrengungen oennetben muß,
ber ift nidjt für biefen SBeruf gefdjaffen.
2) ®efunbe unb fäarfe ©inne. Surjftdjtigfeit unb fdjwereS ®e1)ör finb
gleich nachteilig, fie erfahrneren es bem Sanbwirt, fidj fdjneü oon allem, was
um iljn oorgeljt, gu unterrichten, unb finb bem SSerfe^r mit Arbeitern unb ®e*
finbe Ijinbertidj.
3) 5DaS burdj bie obengenannten ßigenfdjaften mit bebingte SSermögen, alle
Vorgänge in ber Slußenwelt richtig unb fdjnelt nad) iljrem wahren 3ufammen*
Ijange gu beurteilen unb baS ^Beobachtete anberen ©erljältniffen leidjt angupaffen.
3Äan nennt biefe ^ö^tgfeit aud) woljl bie Äunft fidj leidet gu orientieren, ©te fann
nidjt gelehrt werben, fonbern rotrb nur burdj Übung oon Sugenb auf erworben,
unb wie bei fianbwirten, fo audj bei ©olbaten, Sägern, ©eeleuten jc. angetroffen,
aber fie feljlt aüen ben ^erfonen, bie iljre Slufmerffamfeit nur auf wenige ®egen*
ftänbe in einem befdjränften 9?aume gu rieten gewohnt finb.
4) töuljige 93efotmenljeit. Störungen burdj Söitterung unb fonftige Urfadjen
fommen bei feinem (bewerbe häufiger oor als bei bem lanbwirtfdjaftlidjen.
©efdjäfte, beren SJergögerung 9tad)teit bringt, brängen unb bodj nimmt bie S3e*
feitigung oon unoorfjergefeljenen Unfällen äße £e\t beS SanbwirtS in Slnforudj.
$ier Ijilft nichts, als baS unabwenbbare gebutbig gu tragen, man barf triebt
mutlos werben unb gteidj aüeS oerloren geben. Sin ruhiger fefter S3tidC finbet
$ülfsmittel, bie ein leibenfdjaftlidjes , unruhiges ®emüt fo nalje faum afjnbet.
2BaS ift baS ©tätigere? SßaS muß oorgugS weife gerettet ober getrau werben?
Das finb bie fragen, bie in folgen fiagen in ruhige Überlegung gegogen werben
$erfönlidje (Sigenfrffaften be« Sonbroirt«. 5
muffen. Sftur berienige, roeldjer ©jarafterfeftigfeit genug befifct, um fein ©efdjäft
hn 3uTammen^an8e in überfein, wirb bei bem 3ufauunentreffen ungünftiger
Umftänbe mit bem geringften SBerlufte wegfommen unb bie regelmäßige Orbnung
in ber fürgeften &t\l hiebet tyerfteöen.
5) £>ie Äunft, mit SKenföcn umgugeljen. <£« fann babei fetbftüerftänblidj
nidjt oon allerlei gemeinen ftniffen bie Webe fein, um anbere SWenfdjen gu über*
oorteUen unb ü)re £)ienfte für fid) gu benufcen. aber jeber ©adjoerftänbtge rotrb
mit mir borte übereinftimmen, baß für ben Sanbwirt, ber mit fo öiefen oerfdjieben*
artigen ^ßerfonen gu fdjaffen l)at, ber oerftänbige SBerfetyr mit SKenfdjen einen
eben fo großen Sinfluß auf ba« ©elingen feine« ©eföäfte«, wie auf bie 93c*
friebigung feine« ©emüte« Ijaben mv$. Sie beften 2Äenfdjen ridjten nidjt« au«
unb (eben in einem einigen Serbruß, wenn fie nidjt ben richtigen Saft fidj an*
eignen, Arbeiter unb ©efinbe gu beljanbeln.
6) ÜDie fdjwere Äunft, fein ®lfi<f in ber treuen 2fa«übung ber 83eruf«*
geföäfte gu finben. 35iefe ßunft ift freiließ in aüen ©täuben unb $ä$em not*
roenbig, um watyre 3ufrieben{)eit gu erlangen, aber ber Sanbwirt bebarf berfelben
gang befonber«, roeit er unter ben oorljanbenen 33erl)ültniffen oft nur burd) fie
einen bö&e*^ ßeben«genuß fidj oerfdjaffen fann. 5Die meiften anberen 33efd)äf*
tigungen ber ©ebilbeten geftatten bie grreuben be« Umgange«, ober roenigften«
ba« 8efen unb ©tubteren ber SBerfe großer äßänner. 35er Sanbroirt muß in
ber Siegel auf beibe« oergidjten. ©eine 5Rad)barn finb teil« gu entfernt, teil« gu
befdjäftigt, unb fetbft gum Sefen unb gum ©tubieren bleibt iljm nur wenig 3^t.
©r wirb baljer bie eigentliche Sefriebigung feine« ®emüte« tyauptfädjlid) nur
barin finben fönnen, baß er fidj be« ©elingen« feiner S3eruf«tljätigfeit erfreut,
abgefeben bauon, baß bann audj feine 25ermögen«umftänbe günftig fidj geftalten.
öftere« wirb audj ber ftaü fein, wenn er für föedjnung eine« anberen tptig
ift. S)enn feine {Bemühungen werben ifjm beffer begafft, fo baß er Gelegenheit
Ijat, auf etyrenootle Seife fid) ein SSermögen gu erwerben.
Die angebeuteten perfönlidjen ßigenfdjaften be« Sanbwirt« finb in befonber«
leroorragenbem ®rabe freilid) nur bei benen erf orberlidj , bie große ©üter gu
beroirtfd)aften Ijaben. ®ang bürfen fie inbeffen feinem Sanbwirte fehlen.
©enn wir bie 33erfd)iebenljeiten in bem Setriebe ber Sanbwirtfdjaft unter*
iudjen, wie fie burdj größere ober Heinere ®üter herbeigeführt werben, fo
mödjte golgenbe« fidj ergeben.
<§« ift befanntlidj eine nod) unentfdjiebene Streitfrage, ob e« für ba« ®e*
iamtwoljl aller ©taat«mitglieber beffer fei, wenn ®runb unb Stoben in ben
ipänben oieler tkute fidj befinbet, alfo in Heine 33efifcungen oerteilt ift, ober
roenn er große ®üter bübet unb alfo ber £aty nadj nur wenige ©runbbefifcer
oorljanben finb.
gür beibe ßinridjtungen fpredjen febr gewidjtige ®rünbe, bie au«füljrlidj gu
befolgten Ijier nidjt ber Crt ift. 9tor fooiel muß barüber erwähnt werben, al«
6 $erf5nfi$e ©genfdjaftett bc* Sanburirt*.
nötig ift, um cüicn angeljenben Sanbtoirt bei ber ©alft feine« ©irfungSfreifeS
gu leiten.
Ob ein Sanbgut gu ben Keinen ober großen gepre, $8ngt weniger oon
feinem Umfange, als oiebne^r oon bem ffapital ab, meldjeS man brauet, um
fi<$ in ben S3efifc beSfelben gu fefeen.
<£s giebt ©fiter oon 2000 bis 3000 borgen, bie nicf>t fo oiel wert flnb,
wie anbere oon eben fo oiel §unbert SKorgen. ©enn fo bebeutenbe Unter*
fdjiebe im SBerte gmeier ©runbftöcfe bei gang gleicher geograpl)ifcf}er Sage oor*
fommen, fo ift anguneljmen, baß auf bem einen gang fdjledjter, auf bem anbern
ber befte ©oben oorljanben fei. 3m festeren gaße pflegt bas Sinfommen oon
bem angelegten SrwerbungSfapital gwar ftdjer gu fein, es wirb aber fdjraer l)al*
ten, ben Srtrag, mithin autfj baS ©nfommen, gu oermetpen. Set ©fitem oon
bebeutenbem Umfange, gu bereu ßrroerbung ein oerljältnismäßig geringes Kapital
gehört, ftnb bie 3infen beSfelben feiten gang ftdjer gefteüt, aber foldje ©runb*
ftfide bieten gumeilen einem tyinreidjenb oermögenben, einftdjtsoollen Sanbwirte
©elegenljeit, neue Sapitalien gu Jjoljen Sin\m angulegen. ©fiter oon geringem
Umfange, mit ertragreichen ©runbftücfen, gut bebaut unb mit bem erforberlidjen
Snoentar genfigenb oerfeljen, tragen in ber .Siegel bie lanböblidjen 3Mcn 0°n
ifyrem Söertsf apitale , aber nichts toeiter. fieute, roeldje ruljig auf bem Sanbe
(eben unb iljr Vermögen fieser anlegen wollen, erreichen bei folgen S3efifeungen
iljren 3roe(*- ®n tätiger ehtftdjtsooöer 8anbwirt, ber eine ©elegenljeit fudjt,
um burefj feine Äenntniffe etwas gu erioerben, oerfeljlt ifjn aber.
Die ©rftnbe finb folgenbe:
@S giebt weit meljr äWenföen, bie baS erforberlidje Vermögen befifcen,
©fiter oon geringem Umfange angufaufen, als foldje, bie im ftanbe finb, große
SBefifeungen gu erwerben.
öS toerben baljer audj Heinere ©fiter teurer begabt, ©ie fönnen oon ge=
wölptlidjen Sanbwirten ber bäuerlichen Sfaffe bewirtfd)aftet unb erworben toerben.
©oldje &utt leben einfacher, bebfirfen weniger unb finb gufrieben, wenn fie ifjre
eigene ^änbearbeit begabt erhalten.
Äauft ein SÄann mit leeren äfafprüdjen an SebenSgenuß ein foldjeS ©runb*
Ttficf, fo ftnbet er in ber Siegel in feinen (Erwartungen fidj getäufetyt. ©r meint,
bie 3tofen ^on feinem SSermögen aus bem ©runbftfid einnehmen gu fönnen unb
•erwartet außerbem nod) einen entfpredjenben Soljn für StufftdjtSfölpung. Diefer
bleibt aber in ben meiften Seiden aus, es fei beim, baß fidj (Gelegenheit gu einem
Nebenerwerb barböte.
Die einfadjfte 5£agelöljnerfamilie bebarf oießeidjt eines SinfommenS oon nur
<Sin £unbert Stljalern, van mit einigen ßmbera befielen gu fönnen, tuobei bie
Naturalien, g. 33. Äartoffeln unb £olg, weldje fie gum größten Eeile burd) iljrer
#änbe arbeit l)erbeifd}afft, in ©elb oeranf djlagt werben. Die S3ebftrf triff e einer
ruberen ftamilie mßffen fidj van fo I)öl)er fteigern, je meljr eine fold)e oon ber
$erfönli$e ©genfdjaftra M Sanburirtö. 7
Sebensmetfe eine« Sageteijner« fid) entfernt. @« ift roal)rtidj lein großer 8uju«
ju nennen, wenn eine gamilie, in ber etroa« an bie ßrgieljung ber Ähtber ge*
roenbet rotrb, oier §unbert Spater oerlangt. ©otten biefe öon einem ©runb*
ftfi<f, roett&e« oietteidjt 200 SÄorgen SDföttelboben nmfagt, außer ben &m\m Dom
ffafanfWapitat auffommen, fo muß Jeber borgen groei 5ö)ater bagu beitragen.
Da« roirb nur in feltenen Satten unb bei feljr gttnftigen greifen ber tanbroirt*
fdjaftfidjen (Srgeugniffe möglich fein.
3n ber {Regel roirb alfo eine gamilie bei obiger annähme bie gerootjttte
8eben«roeife nur fortfefcen fönnen, roenn ba« ©runbftfitf iljr ©gentum ift, unb
fte bie 3mfen öon bem 2Bert«faj>ttat mit oergefyrt. §iernad) töft ftdj ba«
Stätfel, roe«balb faft alte Seute mit Ijöfjeren 9fafprüdjen an 8eben«genuß in ifjren
S3erm8gen«umftänben gurüdfommen, roerat fie biefe änfprüdje bei bem SSefife
eine« Keinen ©ute« geltenb machen motten. Der §ödjfte *ßunft, auf melden ber
€rtrag be« Soben« gefteigert werben form, roirb leichter erreicht, al« man ge*
roöljnlid} meint. Die ©patenfultur oermeljrt guroeiten atterbing« ben {Rohertrag,
aber bie« l)at nur für ben eigentlichen Sauer Sebeutung, roetm er eine galjt*
teidje ftamitte Ijat unb alle ©lieber berfelben uufebar gu befdjäfttgen roünfdjt.
gftr benjenigen aber, ber gemeine Sfrbeit für ©etb ftd) üerfdjaffen muß, ift nur
ber reine Überfluß roidjtig, ber nad) Segaljlung ber 8lrbeit«leiftungen übrig
bleibt, unb in biefer Sage befinben fid) alle biejenigen, roeldje in iljrer Seben«*
roeife unb in üjrer Sefdjäftigung oon ber Wct be« geroöfjnlidjen Sauer« unb
$anbarbeiter« ftdj entfernen.
®n Heine« ©runbftüd fann alfo mit Sorteit nur üon einem Sauer be*
wirtfdjaftet roerben, unb nur ein fotdjer roirb im ftanbe fein, bie 3'nfen Oott &em
SBert«fapital al« Überfluß gu erübrigen.
Diefe Sßaljrljeit mv^ oon allen Jungen Beuten ernftlidj beljergigt werben,
bie oxa ben Ijöljeren ©täuben, um „Öfonomie" gu erlernen unb gu betreiben,
ftdj ber Sanbroirtfdjaft roibmen. 35er 3nljaber eine« Weinen ©runbftüd« erarbeitet
fid) feinen Unterhalt mit £ütfe oon grau unb Äinbern, ober roenn lefetere nodj
nidjt erroadjfen finb, mit §ülfe einiger Dienftboten. Obgleich bie ort ber Slrbeit«*
teiftung unb ber gleiß, mit bem alle ©efdjäfte au«gefübrt »erben, in einer
Sauernroirtfdjaft eben fo roidjtig finb, roie auf einem großen ©ute, fo ift bodj
jrotfdjen beiberlei arten oon Setrieb ein feljr großer Unterfdjieb. 3n ber Keinen
ffiirtfdjaft finb ber gleiß unb bie ©parfamfeit be« ©irt« für ben günftigen
(grfolg entfdjeibenb. Die Stäche ber nufebaren ©runbftfide ift gu gering, al« baß
bttrdj üeränberte ©nridjtungen unb burdj oermeljrte auffielt fo Diel meljr erroorben
werben IBnnte, al« eine gamitte, bie ftdj in iljrer 8eben«roeife oon ber bäuerlichen
entfernt, meljr bebarf.
Änbererfeit« ift aber au^ fetten ein roirllid^er Sauer im ftanbe, einer
großen SBirtfdjaft mit (Srfotg oorgufte^en. Denn bie ftertigfeit in ber gemeinen
arbeit genügt nidjt für ben, roetdjer einer folgen al^ gü^rer ber 2öirtfd)aft«*
g ©eftanbteüe be« fottbttrirtföaftHdjen bewerbe«.
gefdljäfte oorgefefet ift. Sefeterer mu^ freißdj bie öorfommenben arbeiten feinten,,
ebenfo tute ber ©djreiber bie ©ngelljeiten ber Sprache; aber ber gefdjitfte Sßflüger,
@äer, ©refdjer unb 3Käl)er ift nodj nid(jt fäfjig, ber ßenfer unb Orbner aller
®efdjäfte einer großen SBirtfdjaft gu fein. @r fanu, metm er Jene arbeiten üor*
fommenben gafls felbft oerrid&ten tytft, einen ober groei £agelöt)ner erfefcen unb
beren 8o()n oerbienen, aber nid)t$ weiter.
Stuf einem großen ®nte ift e$ bie aufgäbe be« Sanbroirte«, nadj SBeftreitunj
ber 2Birtfd(}aft«f often einen reinen Überfd&uß, ber bie 3il1fen te* anf Sfafauf unb
SSerbefferung be$ ®ute« oerroenbeten ffapitafö bedft, unb außer biefem Überfdjjufr
nodj einen befonberen Soljn für feine SfoffidjtSfüljrung unb für feine l)6l>ere Äunft*
fertigfeit gu geroinnen. Sie ßöfung biefer aufgäbe aber wirb uidjt baburdf) allem
ermögßdjt, baß man in allen eingefoen £anbgriffen ber 2lrbeit$derrid)tungen ge*
übt ift. ^vtx @rrod(jung V&& $\tit& finb Dielmeljr Jjöljere fferattniffe erforberlidjj
unb berjenige, roetöjer fie befifet, roirb in jebem befonberen gälte gu mahlen roiffen,
auf meiere ©eife er bem angeftrebten £uk am meiften fid? gu nähern oermag:
ob bttrd) Sfaroenbung Don Diel Arbeit ober burdj SJerminberung berfelben, burdf>
ben Sfobau biefer ober jener grudjt, burdj S3enufcung biefer ober jener SJieljart,
burdj 33ermmberung be$ ®etretbe* unb SSermeljrung be$ gutterbaues ober um«*
gelehrt, burdj Umroanbelung ber ®runbftü<fe, ber Sßiefen, Söetben unb be$ gorft*
grunbeä in 2l<ferlanb :c. 5Die ridjtige S3eobad)tung ber l)ier berührten 33erl)ält*
niffe entf Reibet immer, ob e$ bem fianbroirt gelingen toirb, ba$ geroünfdjte 3^
gu erreichen ober ntdjt. {Regeln für alle gälte laffen ftd? hierbei nidjt fo leidjt,
roie bei ber Sfasfüljrung getmffer Strbeitsleiftungen geben. Stufmerffamfeit auf
alle Vorgänge in ber Sßirtfdjaft unb eine mit gleiß unb Umfidjt geführte S3ud)*
füljrung muffen einen Seben barüber belehren, roetdje Stiftung er feiner SBirt*
fdjaft gu geben Ijat, um einen möglidjft großen Sftufeen fid(j gu oerfdjaffen.
SDer Anfänger erwirbt fid) bie nötigen SJorfeuntniffe am leidjteften, roerni
er bie eingelnen S3eftanbteile einer Sanbroirtfdjaft guerft für ftdEj betrachtet unb
fennen lernt, unb füfj bann mit iljrem SSer^altniö gu bem ®angen befaratt ma$t.
@3 fotl oerfudfjt werben, iljm bagu eine Anleitung gu geben.
3um betriebe ber Sanbroirtfd^aft gehört folgenbeS:
1. ber ®runb unb SBoben felbft;
2. bie gur groeefmäßigen S3enufcung beSfelben erforberlidEjen
®ebäube;
3. ba« <&aaU, 5Düngung6* unb 8t<ferbefteUung$*3nöentarium;
4. ba« ®eräte*3nöentarium;
5. bie ärbeitsfräfte;
6. ba« gur SSermertung be« ©tro^e« unb gutter«, roie gur §er*
beif^affung be$ ©ünger« erforberli^e 3flufeüie^; enblit^ noc&
©ruitb unb ©oben. 9
7. Vermögen, um nacf> bcr Srroerbung be$ ©runbftficls bie unter
3. 4. 5. uub 6. angeführten Dinge jur regten 3ett unb in
genügenber SJienge ^erbeisuf Raffen.
1« $er <örnni> mtb ©oben*
Die gu einem ©ute get)örenben ©runbftücfe bilben ben roefenUidftten SBe*
ftanbtett be$ lanbrorrtfc^aftlic^en ©eroerbe*. 1)ie übrigen erforberßdjen ©egen*
ftanbe f inb burdj ben ©runb unb 23oben bebingt ; fie muffen oorljanben fein ober
attgefdjafft roerben, van benfelben groecfmäßig benufcen gu fötmen.
Slu^er ber tfftftföen SBefdjaffenfjeit beö 33obenS Ijat man junädjft aud) bie
ftatiftifdje unb geograpljtfdje Sage be$ ©ute* gu beachten.
<£$ ift in ber Statur ber ©acfje begrünbet, baß bie an ein ©runbftüd ge*
iDcmbten 8fa$tagen erft nadj Sauren vergütet roerben. 3Jian muß ba^er im
borauä fieser fein, baß bie ©efefce ba$ ^rioateigentum Zeitig Ratten, baß über*
Haupt bie ©efefcgebung einen feften (S&arafter l)at, unb Sin* unb StuSfuIjröerbote
nic^t roißfürlid} mit einanber abroedjfefa. Dtefe t^eoretifd^e SBa^r^eit finbet
man aud) jefet nod) öielfadj burdj bie Srfafjrung beftätigt.
Die fdjönfien unb öon ber Statur am meiften begiinftigten 8änber in Suropa
futb burefy Slnardjie unb ©efefcloftgteit üerarmt, roogegen unfer glü<fltdje$ 33ater*
(anb nadj garten SDrangfaten mit Sttefenfdjritten in allen ©eroerben, unb oorjüg«
lid) in ber SJobenfuttur , oorgefdjritten ift, fettbem eine roeife ©efefegebung btefe
oon mannen fteffeln befreit Ijat.
$)ie SBeoößerung ber ©egenb, in roetdjer ba$ ßanbgut liegt, fommt in
bo^elter ipinftdjt in 33etrad)t. Sinmat, inbem eine galjtreidje 93eoößerung, be*
fonbers eine fotdje, bie fidj oon fanbroirtfdjaftttdjen arbeiten nöljrt, bie ättögttd)*
feit bebingt, fo Diele Arbeiter gu befommen, atö erforberfidj finb; fobann aber
besljalb, roeil burdj fie bie Srgeugmffe be« 33oben$ einen Ijöfjern SBert erhalten.
Seljlt es an j&fycexn in ber Sftälje eine* 8anbgute$, fo muß roenigftenS burdj bie
9iälje be$ SßeereS, burdj Slüffe, Äanäle, Sifenbaljnen ober burd> gute Sanbftraßen
©elegenljeit geboten fein, fixeren unb fdjnetten Slbfafe für bie SJobenergeugniffe gu
fmben. 2Bo ein folget feljtt, ba fann kba$ fonbrohrtfäaftttdje ©eroerbe nid)t
gebeten, unb eine DuabratmcUe be« beften 93oben« in einer menfdjenleeren unb
oon allen 35erteljr$roegen abgestrittenen ©egenb l)at faft gar leinen Sert.
SSon einem ooßftänbigen fianbgute größeren Umfang« verlangt man geroöfjn*
fidj, baß e$ avß Metern, Sßiefen, Sßeiben, Salbungen unb ©arten befiele.
3n einfamen ©egenben, roo nur ein geringer SSerfe^r ftattfinbet, ift ba«
Sorfjanbenfein biefer, gu üerfdjtebenen groeden beftimmten ©runbftücle, roenn
nidjt burdjau« notroenbtg, fo bodj fe^r roünft^enöroert, roö^renb in anbeten
©egenben, roo aöe SSebürfniffe teidjt ^erbeigufc^affen finb, M faft gleichgültig ift,
ob jene oerft^iebenartig benufeten ©runbftücfe gleit^jeitig oor^anben finb ober
10 ©eftanbteite be« fottbwirtföaftfi^en ©«Derbe«.
ttidjt. 3»an finbct fe^r einträgliche ©fiter, beren ©runbftfide au«fdjtteßßd) «der*
(emb bitben.
3umeiten ift freiließ ba« 23er!>ä(tni« ein foldje«, baß bie eine »rt ber ®nmb*
ftöcle nur burdj bte anbere einen Sßert erhält: fdjledjter ©oben burd) ben
Dünger, ben gute ©iefen unb ©eiben ergeugen, unb Sßalbungen, benen fonftiger
Slbfa^ feljtt, burd) ben SBerbraudj oon £otg, roeldje« man im Betriebe ber Sanb*
roirtfdjaft oertoenbet.
gine Prüfung ber oorljanbenen 9fotfcung«art ber ©runbftüde über ben Sfateil,
ben jebe« oon iljnen an bem ©rtroge Ijat, mv% lehren, ob bte SBerbinbung ber*
fetten oorteifljaft ift ober nidjt. ÜDer nad) feften ©runbfä'feen eingerichtete
8ßirtfd)aft«betrieb gehörte bi« in bie neuefte £eit gu ben «u«naljmen. 3n ben
meiften Säuen Ijaben 3^0/ £erfommen unb früheres Sebürfni« bie gerabe oor*
(janbene SJerbinbung ber eingefaen Orunbftüde tyerbeigefftljrt, unb eine Prüfung
ber 3roedmäßigfeit iljrer augenbtidlidjen ©enufeung«art ift baljer feiten überflfifftg.
5Dieicnigen Orunbftftde, bie nur burd) bie SSerbinbung mit anbem einen
Srtrag geben, muffen befonber« in« «uge gefaßt werben, unb bei einer forg*
fältigen Trennung be« «uftoanbe« oon bem Srtrage wirb festerer bejuglic^
mandjer Orunbftüde oft gleich 9fotü fldj ergeben.
Durdj 'eine oeränberte, bem £auptgroed mel)r entforedjenbe Jöenufeung«art
ber etngelnen ©runbftüde forooljt al« burdj eine oeränberte SJerbinbung be«
(Sangen, werben oft große Srfotge Ijerbeigefütjrt, bie ein im §erfommen befangener
SBirt faum aljnte, obgleich er eine gang genaue Senntnt« oon ber Örtlidjfeit gu
beftfeen glaubte.
5Da« «dertanb fann um fo unabhängiger oon anberen ©runbftüden be*
nufct werben, Je meljr e« au« ben beffem 33obenffaffen befielt. 3n biefem Satte
ift e$ leidjt, ben Anbau be« SBietjfutter« neben bem ftömerbau gu betreiben, unb
ber Sßirtfdjaft eine fotdje Sinridjtung gu geben, baß für bie Srfdjöpfung be«
«derboben« burdj bie abgetragenen ©aaten ein im Dünger genfigenber Srfafe
oorljanben ift.
©djroieriger ift bie« aflerbing« bei ben geringeren SBobenflaffen, aber mit
§itfe ber neueren Srfaljrungen, bie über ben ©nfluß be« Anbaue« ber Änotten*
unb Sßurgefgeroädjfe, oerbunben mit Sßeiberoirtfdjaft, gemacht roorben finb, fonrie
baburdj, baß man iefet fongentrierte unb rafdj toirfenbe £)üngung«mtttel fäufßdj
fic^ oerfdjaffen latm, ift e« audj unter folgen Serljäftniffen mögßd), oljne SBiefen
unb SBeiben «derbau mit bauembem SSorteif gu betreiben.
®ute ffiiefen ftnb in einer beoötferten ©egenb, roo man (Gelegenheit gum
«bfafe be« £eue« finbet, außer gut beftanbenen Salbungen, biejenigen ©runb*
ftüde, meiere oljne «moenbung oon großem ©etrteb«*Äapital einen Ijoljen Srtrag
geben. 5Da fie in ber {Regel oon ber Sttatur gefdjaffen finb, fo forgt biefe audj
für bie Srljpltung ifjrer nadjljaltigen Srtrag«fäljigfeit, unb ber Sanbroirt Ijat faum
etwa« anbere« gu tljun, al« fie abernten gu (äffen, ©runbftüde mit foldjen un*
<$nmb unb ©oben. 11
fdjäfcboren ßigenfäaften fitib freiließ fetten. Die frudjtbarften SSßiefen an ©trö*
rata, gtüffen unb 35ädf)en leiben an ber Unfidjerl)eit iljrer Sage unb e« muffen
oft foftbare SBorfeljrungen getroffen werben, um Überfdjroemmungen gu Detriten
ober bodj für ben Srtrag unfdjäbtid) gu machen.
©df>led)te SSBiefen, bie an ftodenber Raffe leiben , liefern feiten einen l)ol)en
ßrtrag; ba fte aber, mit 3fo$nal)me ber Soften für iljre Sntwäfferung, feinen
»eitern Sfafroanb erforbem, fo geben fte, wenn audj nur einen geringen, fo bodj
fieberen Reinertrag. SCrodene SSMefen, mit einem ©oben, ber gum äderbau fidj
eignet , ftnb meiften« burd) lederen gu einem weit größeren ßrtrage gu bringen.
S3eoor man jebodj if)ren Umbruch bewirft, muß man bie 2Wittet genau prüfen,
bie man gu ber oeränberten Senufcung«weife in 33ereitf(^aft Ijat. ÜWit benfetben
33etrieb«mittetn in ©ebäuben, ©eräten, fonftigem 3noentar unb Kapital, meldte
bie frühere Sßittfdjaft erforberte, fann man nati) bem UmbrudE} größerer SBiefen*
fläzen nidf>t meljr au«retdjen. SBenn man oljne SSerme^rung biefer ^Betrieb«*
mittel ben Umbrudf) troefener SBiefen ausführen wollte, fönnte leidjt eine 25er*
fd&tedjterung beö ©ute« eintreten, unb bagu wirb ein auf Sfyre ^altenber 8anb=
mixt niemat« bie §anb bieten, ©aß man femer trodene SBiefen aud) nur bann
umbrechen toirb, wenn feine äftöglidjfeit öortyanben ift, fie gu bewäffern, läßt
ftdj woljt im allgemeinen ate fetbftöerftänbtidfj annehmen.
SBilbe 93ewetbung eine« ©oben«, melier gum Slderbau taugt, fteljt gwar
in fd)ted>tem JRufe, weil feiten ber beabfidjtigte &xotd, genügenbe Wahrung für
ba« 33iel) im Sommer gu gewinnen, baburd) erreicht roirb. 35er oorfidjtige ®e*
fdjäftSmann muß aber memal« ungeprüft burd) einen ©emeinfprudf) fidfj leiten
taffen. 6« giebt öiele gälte, roo bie roilbe Sßeibe afö fotdfje am Ijödjften rentiert,
ffienn g. 33. auf einem burdjtaffenben Untergrunbe eine §umuSreidje flache Srume
ruljt, fo fann, unberührt oom Pfluge, bei leiblich feudjter SBitterung ein lebhafter
@ra«wud)« ftattfinben, unb ofyie Stufwanb irgenb eine« 23etrieb«*Sapital« roirb
bann ein fotdje« ©runbftüd als SBeibe ben Ijödjften Reinertrag geben.
gben fo roidjtig ift ferner eine bidjte, oom Pfluge nie berührte Rafenweibe,
wenn faft alte ©runbftüde eine« Sanbgut« an* ttjonigem S3oben befielen, um
nömlid} bei naffer SBitterung eine geeignete ©djafweibe gu Ijaben.
3n ben meiften gälten bieten roilbe SBeibepläfce auf trodenem SSoben frei*
fld> einen traurigen 2lnblid bar, roeil auf tynen ©efträudj, Unfräuter unb 3Äaut*
nrorf«ljüget genug, aber wenig genießbare« gutter für ba« 33iel) angutreffen ift.
©otdje ©runbftüde enthalten aber oftmal« einen reiben ©dfjafe für ben Sörner*
bau, unb §aben für benjenigen, wetdjer ein ®ut ber SCrt erwirbt, fogar einen
Jjöljeren SBert, al« eine gfädlje fultioierten Slder«, bie burd} ein mangelhafte«
SBirtf c^aft«^ ©Aftern ftarf erfööpft ift.
<&ut beftanbene gorften ferner finb in Dieler SSegieljung fef)r fdfjäfcen«werte
3ubeljörungen eine« ©ute«. 3n ljod(} gelegenen ©egenben gewähren fie ben
Ädern ©#ufc oor ben ©toben unb oerminbem bie Soften ber $erbeifd[jaffung
12 SBeflanbtdle be$ fottbixrirtföaftfifyn ©en>erbe*.
ernte fo unentbehrlichen 2JiateriafeS, rote ba« #olg ift; audj roerben berartige
gorften feiten nati) ilpem roaljren ©erte bejaht £>erat l)aubare« £olg ift in
(Segenben, roo e« oerfäufftdj tft, einem Kapital gleidj gu achten, roetdje« bte
oorigen S3eftfeer angepuft Ijaben. ©er btefe« Kapital nid&t in ber beengen
SBeife pfleglich nufeen, fonbem e« in ein ®elb*ftapital umfefeen roitt, l)at bei
gutem gorftgrunbe ben SSorteü, nadf) bem abtreiben be« §otge« einen gum ®e*
treibebau retdEjen ©oben gewonnen jn Ijaben, ber nad) Umroanbfang m Skferfanb
oft nod) mefjr Reinertrag gtebt, al« üorljer ber Sorftgrunb. 3n einem folgen
gälte ift ba« au« bem £ofg gelöfte Kapital faft reiner ®eroitm.
5Der ©gennufe in biefer §htfidf)t roirb aber gegenwärtig oft gu weit ge*
trieben, unb e« f)at nidjt ben Slnfdjein, baß unfere Radjfommen nadj 50 3af}ren
fo oiel ©cfjäfee biefer 9lrt no<$ oorfinben roerben, roie im« oon unfern 23orfal)ren
überliefert roorben finb.
Sinen 33orteif ber gorften muß id) nod) erwähnen, roefdjer ntc^t rooljf in
barem ®elbe gu oeranfdjlagen ift unb baljer in feiner SRedptung angetroffen roirb.
Gr befteljt barin, baß bie Arbeiter eines großen ®uteö im SBalbe iljren Neuerung«*
bebarf burd) bie nufctofen Abgänge finben, bte bem ®runbbefifeer feinen {Reinertrag
geben, roeit ifjre ®eroinnung unb (Shtfammlung genau fo oiel foften roürbe, als
fte roert finb. Der Arbeiter fammelt fie für ftdj in feinen greiftunben unb
f dalägt bie ®etegenl)eit , oljne ®elb $ofg gu erhalten, Ijodj genug an, um bem
Sanbroirt um fo btel rooljlfeifer gu arbeiten, at« unter anberen ©erljältniffen ba«
§olg iljm foften roürbe.
Sßeniger tjalte id^ oon ber Sßatbroetbe unb oon ber ®elegen1)eit, Sftabetftreu
unb äßoo« gur SDüngerbereitung ben gorften gu entnehmen. $äufig ift biefer
Umftanb Urfadje, baß eine ©dfjtenbrianroirtfdjaft fortgeführt roirb, fo baß erft
nadj bem ßntjie^en biefer 3uPäffe, bte ber 2l<f erbau oon ben gorftgrunbftüdfen
erhält, ber 2öirtfdjaft«betrieb gu einem re$t oorteityaften fid? geftaltet.
£)ie ©ad(je ift iebodj für einige ®egenben roidfjtig unb idj muß baljer nodj
(Simge« barüber bemerfen. Slcferbau fann mit SSorteit nur auf einem S5oben
betrieben roerben, ber fo otel eigene @rgeugung«fraft Ijat, baß er bei einem
nötigen gelbfaftem bie gur S3ereitung be« erforberlidjen SDünger« nötige 3Äenge
©trot) gu liefern oermag. 3ft ber 2l<ferboben fo fd)ledf)t, baß au« feinen eigenen
örgeugmffen nidjt fo Diel ©ttnger bereitet roerben fann, al« er bebarf: fo roirb
au$ fein tömerertrag nur gering ausfallen unb ber Slderbau auf bemfelben
feinen Reinertrag geben, fonbem IjödEjften« bie 2trbeit«foften bergüten. ©oldjen
93oben fann groar ber bäuerliche SBirt no<$ anbauen, roeil er if)n afö eine ®e*
legenljeit anfielt, fein ®efpamt, fein ®efmbe, (ic^ unb feine Sinber nufebringenb
gu befdjäftigen. Slber nimmer roirb ber Unternehmer einer großen Sanbroirtfdjaft
bei bem Slnbau eine« berartigen ©oben« feine Rechnung finben.
ÜDenn ba« 3ufammen^arfen, äuflaben unb (Smfaljren ber SBalbftreu, ba«
^eretnf^affen in bie SSie^ftäüe unb ba« £erau$fd)affen au« festeren, foroie bie
(Srunb unb ©oben. 13
ausfuhr unb Slnroenbung be$ auf biefe aßetfe gewonnenen Dünger« wirb bte Arbeit
fo oermeljren, baß ber fyierburd) erlangte SKe^rertrag biefelbe triebt bejaht. 3cfj
meine hiermit eine ©trtfdjaft, oon melier man behauptet, baß fie otjne 33eil)ilfe
einer genügenben 2Kenge oon ffialbftreu nidjt befielen fann. 3ft bem wirflidj
alfo, bann ift nidjts gewiffer, als baß l)ier ber Stö erbau überhaupt feine nufe*
bringenbe Unternehmung ift, fonbem baß e$ mel)r SBortljetf bringt, ba$ Snoen*
tarium unb bie ©ebäube ju oerfaufen, unb ba$ barau« erhaltene Kapital in
anberer SBeife anzulegen.*)
©ine anbere ©adje ift es, roeim e$ fid) barum Rubelt, bie Sßalbftreu
auenaljmSweife bei befonberen SSeranlaffungen ju benufcen , etwa bei bem Über*
gange unb ber Sinridjtung eine« neuen SBirtfdjaftSf ijftemS, ober nad) ein&n
Unfälle, ber ben Söirt getroffen l)at, wie fteuer unb äßißwad}« gum ©eifpiel.
3n fo oereinjelten Sötten wirb eS bem §oljwud)fe wenig fd)aben, wenn an ben*
jenigen ©teilen be$ ffialbeä, wo bie ©treu fid? fel)r angefammelt l)at, foldje p*
fammengebradjt unb teilweife weggenommen wirb. 33ei ber SBieberfultur ber
9tobefl|öljer ift unter gewiffen Umftönben We Sntferoung ber auf ber Oberflädje
gebilbeten Sftabelfireubede fogar notwenbig. Die Srfaljrungen, welche in neuefter
3eil mit bem Supinenbau gemalt finb, geben ber Hoffnung töaum, baß biefe
Ißffatje bem 2Werbau, felbft auf bem armen ©anbboben größere ©elbftänbigfeit
uerfdjaffen unb bie Sßalbftreu ganj entbehrlich matten wirb.
Über ben (Einfluß ber bem änbau ber ©artengewädjfe gewibmeten (Srunb*
ftüde läßt fid? im attgemeinen wenig fagen. ®in wof)t angelegter unb gut
unterhaltener ©arten trägt feljr oiel ju ben 8fanel)mlid)feiten be$ 8eben$ bei.
Der Sanbwirt barf aber itie oergeffeu, baß ein auSgebeljnter Oemüfebau fetyr
Diel Dünger foftet. 68 muffen ba^er bie baju beftimmten Slawen im 33erl)ättm$
ju ber ®röße unb SBefdjaffenljeit ber SWerlänbereien fielen. — Dbft* unb
Hopfengärten gewähren freiließ in einigen Sagen Ijolje Srträge.
*) Die SRaterialien ber SBalbftreu (©lätter, Nabeln, 2floo« :c.) liefern fdjon wegen ifjrer
^^qflfaüf^en ©efd}affenfjett ein mangelhafte« (grfafcmittel für @trolj. Der mit SBalbjtreu be*
rettete ©tallbünger oermag öerfjältnismäfjig nur wenig bon ber für bie ^ftongenernäljrung fo
widjtigen Düngflüfjigleit gurütfgufjalten ; er fefet ftd) audj leicht 31t einer feflen, für bie Suft
faft ungugönglidjen 2Jtoffe gufammeu unb ifl aisbann gur ©Übung Don faurem $umn« geneigt,
«ber audj m djemifa^er $infidjt Ijat man ben SSert ber äMbffreu bielfadj überträfet. <&
ift nämliä) gu beadjten, baß bie ©fätter unb Nabeln ber ©äume, wenn fte im $erbfte unb
SBinter abfterben, an befonber« wertvollen *ßffongennäljrftoffen feljr arm finb. 3n einem
gangen guber gewöfmltdjer SBalbjrreu finb !aum meljr als 3—4 *ßfb. Aalt unb ebenfobiel
^o«p^orfäure enthalten. (Begenwcirtig ift e* um fo weniger notwenbig, mittelfl ber Sßalb^
flrea ben bura) bie Äultur erfa^öpften gelbern einen birelten (grfaft für ben Serlup an ^ßflaugen*
na^rung gu bieten, als be!anntlia) ^iergu bie überall im £anbel oor!ommenben fongentrirten
Düngemittel weit beffer jta) eignen. 3lußerbem ^at in neuefter £eit bie Sorffrreu, au« Wloos*
torf bereitet, in managen (Segenben Verbreitung gefunben unb oerbient aua) unter bielen 8er*
^ältniffen al« ©treumatertal unb für bie 2)üngerbereitung (oergl. ba« Kapitel über Dünger unb
Düngimg) alle $eadjtung. (W.)
14 ©ejlanbteüe be* lanbkuirtfc^aftlic^en ©eroerbes.
©einerlei SCrt Don ©runbftüd ber ßingetne burdj Äauf ober $ad)tung gunt
betriebe bcr Sanbroirtfdjaft ermäßen roiü, ob ein fe^r große«, mittlere« ober
flehte«, eine« mit gutem ober geringem 23oben, mit allen Ijter aufgeführten nufc*
baren ©runbftuden oerfeljen, ober nur mit einigen berfetben: ba« pngt oon ber
perfönlidjen Neigung, Don bem SBermögen, Don ber ffenntni« unb @rfaf)rung, fo
roie oon Dielen anbern Umftänben ab.
2öer ein geringe« SJermögen unb oieöeidjt nur roenig Ghrfaljrung in tanb*
roirtfcfjaftlidjen ©efdjäften Ijat, ber roage ftd^ an leine Unternehmung oon großem
Umfange. Sßeiter unten roirb nodj baoon bie 9iebe fein, tote roidjtig ba« SBc*
trieb«*8apital gu bem ©elingen einer jeben lanbroirtfcijaftlidjen Unternehmung ift.
Der natürliche ®ang fixerer Unternehmungen ift: com Äteinen gum ®roßen,
triebt aber umgefeljrt.
33or allen Singen mögen biejenigen, roeldje mit geringen ÜÄtttcIn eine
Unternehmung beginnen, nie oergeffen, baß fie nur burd) ein einfache« fparfame*
Beben iljr S3etrieb«*Äapital oermeljren fönnen unb baß fie notroenbig gurücf*
fommen muffen , roetm ilpe perforieren 3lu«gaben gu ifjren ©inffinften im un*
ringen 33erl>ältni« fte^en.
Sßir Ijaben in ber Übergangszeit oon ben früheren Pieren *ßrobuften*
preifen gu ben fpäteren ntebrigen ütete SSeifptefe ber Verarmung oon Sanbroirten
gefeiten, roogu aüerbmg« bie .grttDerfyDbtiffe tmtrotrften, aber offenbar fällt bie
größere ©djulb baoon auf bie geringe 2Jiäßigung ber betreffenben ©runbbefifcer-
SBenn biefe bei geringen äWittefn für fidj benfelben äufroanb machen, roie oer*
mögenbe *ßerfonen, fo mar Hjr {Ruin eine unau«bleiblidje, natürliche ftolge iljrer
Xijorljeit.
£« ift befatmt, baß Sapitalien gur Srroerbung oon ©runbeigentum angelegt,
roegen ber ©icfjerfjeit einer foldjen anläge niebrige 3infen tragen. 9htr btejemgett
® eiber, meiere in bem lanbroirtfdjaftlidjen Setrieb oerroenbet unb oon ffuger
£anb oertoaltet roerben, tragen einen l)öf)ero 3™*-
Diefer fotf, günftige unb ungünstige 3^ten mitehtanber geregnet, 10 <ßrogent
betragen, fo l)at ein Unternehmer oon 10,000 SEljafem 93etrieb«*Äapital ein <£in*
fommen üon 1000 Spolera. SBergeljrt er biefe« Sinlommen, fo bleibt fein 35er*
mögen roie e« mar. aber roie SBenige giebt e«, bie bei einem folgen Vermögen
tyren perfönlidjen £au«l}alt nadj bem ©nfommen einrichten. .
9io# tl)örld)ter ^anbebt bie, roeldje ein fo geringe« ©ermögen al« (§x*
roerbung«-Äapital in ®runb unb Stoben anlegen, oon bemfelben alfo nur 4 ober
5 Sßrogent 3tnfen Ijaben formen, roemt fie gut gefauft Ijaben, unb roeldje uad)ljer
al« ®ut«befifcer einen Slufroanb machen gu muffen glauben, roeldjer iljr ©nfommen
boppeft unb breifadj überfteigt.
35er 83eftfcer eine« geringen ftapital« tl)ut rooljl, fotdje« in einer großen
^adjtung angulegen, roenn er Äenntniffe unb Srfaljrung genug beftfct, um einer
berartigen Unternehmung oorguftefjen. Sr roirb in biefem Säße nidjt nur auf
©runb unb ©oben. 15
Ijotjere 3infen rennen formen, roefdje fein SBermögen trägt, fonbem er mtrb neben*
bei and) ben ®el)alt eines 2lbminiftrator« öerbienen.
2Ber ober in richtiger ©elbfterfetmtni« roeber gu fetner ßhtfidjt, nodfj gu
feinen perf Midien ©genf Soften ba« Vertrauen Ijat, bog er einer nmfaffenben
Ißadjtunternetymung geroadjfen fei, aber betmodj and Neigung pdf) bem lanbroirt*
fdjaftfidfjen ©eroerbe nribmen roiü; nun ber möge ein Heines ©runbftüd taufen,
aber bann (ebe er anfprudj«to«, einfadfj unb mäßig, unb begnüge fidj mit ben
Sreuben, bie iljm ba« ©ebenen feiner ©aaten unb feine« 93tel)e« gewährt. Cr
Ijaüe burdj ein mäßiges geben bie borgen fem, meldte ben 8eben«genuß Der*
btttern, unb öerftelje e«, fid) fo« ju machen oon allem romüfcen Zank, ber eine
golge ber eingebübeten Sebfirfniffe eine« üppigen Seben« ift.
Sin feljr geroöljnlidfjer 3el)Igriff bei ber SBaljl eine« ®ut& ift ber, baß man
bem guten Stoben ben SSorgug giebt. SBemt bie ®üter nodfj oljne S3efifeer
roären, unb bie Verteilung berfetben eben erft beginnen foöte, fo märe e« nie*
manb gu oerbenfen, roenn er fid^ in ben S3efife be« beften ©oben« ju fegen fudjte.
Stber bei bem bermaligen 3uftanbe btx Dinge, roo ber Der1)ältni«mäßige SBert
ber ©runbftücfe fdjon befannt ift, fann man mit einiger ©id&erljeit annehmen,
bog ber befte Stoben am teuerften erworben roirb. Die SErägljeit ber äßenfdjen
oerleitet fie, ben Umftanb nidjt gehörig gu roürbigen, baß ber natürliche äßelp*
ertrag be« ©oben« audj bei einem &auf ober einer ^adjtung meiften« in 3fa*
redjromg lommt.
@« giebt aöerbing« eine ©renge ber Sobengüte, unter meiere fie nidjt tyerab*
jinfen barf, roemt ber SWerbau neben bem ®eroerb«einfommen not^ rJreube ge*
roetyren foü. ©oben, ber roegen feiner bürren 33efdjaffenl)eit außer Joggen,
Sudjroeigen unb Kartoffeln feine anbere Stützt gu tragen tiermag, ober f öftrer,
ber ein SKenfdjenalter erforbert, um itjn öon «Steinen ju befreien, bamtt eine
reinliche ^Bearbeitung be«fetben tiorgenommen werben fann, gemärt feinen 9?ei}
für einen feinen S3eruf flebenben fianbmirt.*) ©er burdj (Srbfdjaft ober einen
anbern £\xfati in ben SBefifc eine« ®ute« mit fo geringen ©nmbftütfen gelangt
ift, ber möge e« begatten, aber roer freie Sßaljl Ijat, ber tiermeibe foroo^t ben
gang guten, afe ben gang fdjtedjjten 33oben. Sener ift geroöfjnßd) fdjon auf einen
$ratft ber <£rtrag«fäl)igfeit gebraut, ber nidjt teidjt überfliegen werben fann,
unb biefer ift entroeber gar feiner SSerbefferung fäljig, ober foldje ift fo fdjroierig
unb foftbar, baß nid)t leicht ein Soljn für bie aufgeroenbete 2Mje be« Unter*
neunter« gu erwarten ift.
*) 2>a§ hi biefer #inftdjt bie Ste^äftniffe unb 2&ifdjauuugen oietfadj ftc^ geänbert $aoenr
faDeifen ausgebefjnte gänbereien, toeldje matt früher megen ifjre« tiefen Stftoor* ober oben 8anb*
unb $eibeäoben8 <xU mdjt lultuuerbar anfalj , bie jefet aber gleidjroo^t unter SBei^tlfc oon fon*
zentrierten S)foigemtttetn , uamenttt$ Don $l)o«i>§aten nnb Äaltfataen, fotvie unter 2fan>enbnng
einer paffenben gruc^tfolge fe^r lo^nenbe (Srträge tiefem. (W.)
16 ©eftanbtetle be« lartbimrtfdjafttidjeit (bewerbe*.
©üter mit fogenatmtem Sßittelboben, bcr bie gur grf)öl)ung feiner grudjt*
barfeit aufgeroenbeten Soften gut foljnt, namentlidj roerm bie 9Katerialien bagu
leicht Ijerbeigttfdjaffen finb, g. 33. SWergel unb äßober; außerbem ©üter, roeldje
bteljer fdjledjt berotrtfdjaftet roorben finb, roo oielteid)t bie beften ©runbftfide in
roilber SBeibe liegen ober fdjtedjt beftanbene ftorften bitben, unb nur bie ge*
ringeren gum Stderbau benufct merben, ober roo eine gong unpaffenbe Srudjtfolge
unb äderbefteüung ftattflnbet, unb alfo burdj eine oerbefferte ßinridjtung ber
Reinertrag fogleidj erljöljt roerben famt, — ba$ finb biejenigen SQBtrtf djaften,
roetdje einem geroanbten, einjtdjtSDoüen Sanbtmrt reiben unb fixeren Soljn üer*
feigen.
2- Sie nötigen Gkbänöc*
@ie finb üon ben ©runbftüden größerer ©üter ungertrennlidj , roeil in
unferem Slima bebeutenbe ftlädjen o^ne ©ebäube für ben SWerbau nidjt benufet
»erben Wunen. Die menigen 2tu$nal)men, roo ©elegen^eit gur oereingelten 23er*
padjtung ber ©runbftüde geboten ift, fommen faum in Setradjt, gumal atebamt
bie ©ebäube bodj audj oorljanben finb, nur baß fie bem ^ädjter gehören. 8fir
ben ©rroerber eine« SanbgutS ift bie genügenbe Slngaljl ber ©ebäube, if)r bau**
lieber ^uftanb unb il)re groedmäßige Sinri^tung oon großer SBidjtigfeit. @inb
bie ©ebäube für einen tüdjtigen 33etrieb ber Söirtfdjaft nidjt au$reid)enb, fo muß
ber Säufer bie Saufoften für bie feljtenben oon ber Sauffumme in Slbgug bringen,
unb ber <Pädjter muß bei ätofdjließung be$ Vertrages barauf befielen, baß ber
Sßanget erfefet werbe.
2Bie tmdjtig gureidjenbe unb am regten Orte fteljenbe ©ebäube für bie 33e*
nufcung oon Stcferlanb finb, ergiebt fid) am beften, »erat man bie ©adje burdj
ein 33eifptel erläutert.
®n ®ut f)aie 3000 3»orgen 21<fer. SHefe ftlädje benfen mir uns, weil
oteßeidjt ein ®ee, ©umpf, SBalb, ober frembe ©runbftfide üorljanben ftnb, in
einer ungtoedmäßigen Sage gu bem §ofe. 2000 SWorgen foöen innerhalb einer
SJiertelmeile, 1000 SKorgen weiter oom £ofe entfernt liegen, ein SBerljältniS,
roeldjeS gar triebt gu ben feltenen gehört. 5Die SBege foüen, wie gerabe auf
gutem SWerboben Ijäufig ber Saß ift, bei naffer SBinterroitterung faft ungugäng*
lidj fein. Sßeldjen ^Reinertrag roirb bie außer bem 33ereidj ber SJiertelmeile
liegenbe glädje geben? SBirb berfelbe nidjt burdj bie SBerteuerung ber Dünger*
ausfuhr, ber (Smtefu^ren unb ber wetten SBege überhaupt oerfdjroinben? ©em
au« (Erfahrung bie ©djroierigfett uodj nic^t belannt ift, einen Reinertrag öon
folgen ungünftig gelegenen Selbem gu erlangen, ber beredjne bie 2lrbeit$erfparoiS
bei natje liegenben ©runbftüden, unb er wirb über ben Unterfdjteb erftaunen.
Sluf ber anbern Seite ift ntc^t gu leugnen, baß in mannen ©egenben bie
3a^l ber SQBirtf cj^aftö^ öf c unb SSonoerfe oljne 9iot oermeljrt morben ift. 5Durt^
Öeböube. 17
Seroietfältigung ber SSSirtf^aftöfteöcn ffaib bie ©runbftüde }u feljr mit ©ebäuben
belaftet, roas immer ber gafl ift, roenn 3. 33. auf 1000 borgen SMittelboben
3 ober gar 4 $öfe errietet werben. Sludj ©erat babei an ©djeunen unb ©täüen
fein Raum oerfdjroeubet rotrb, roas jebodj bei ber 3erftücfeluttg ber ©ebäube
midermeiblidj ift, fo ift JebenfaflS ein roett größerer ätofroanb an SBoljngebäuben
unb $ofberoäl>rungen erforberlidj, unb femer roerben burdj bie nötige Sfofteüung
toeiterer Kufftd^tdbeamten bie ©eneral* ober allgemeinen ffiirtföaftsfoften fo un*
derbätoriSmäßig dermeljrt, baß bem Reinerträge auf biefe SEBeife äbbrudj gefc^ie^t.
$a* redjte 2Jtaß Ijier toie in allen übrigen »erijäüniffen beS ©efdjäftslebens ift,
bei übrigen« gang gleicher S3eljanbtung beS SWerS, entfdjeibenb für bie ©eftaltung
beS Reinertrages.
Rädjft ber genügenben Slnjaljl unb ©röße ber ©ebäube lommt iljr 3uftanb
in SSetradjt. ©djabljafte, Dieler Reparaturen bebürftige ©ebäube ftnb ein treffen*
ber ÄrebS oxt ben ©itmaljmen, roä&renb bauer&aft aufgeführte ©ebäube, roetm
nur baS S)ad^ gut ermatten wirb, fonft roenig Ausgaben derurfadjen.
Obgleich es in oie(en gältet unoorteifyaft fein mag, lanbrotrtf^aftli^e ®e*
bänbe oon Steinen aufzuführen, meit bei einer SBeredjnung ber 3infen unb 3infeS*
«ginfen oon ben Sßetjrfoften eines folgen 93aueS, gegenüber einem leisten £olg*
bau, ber lefetere rool)t öfonomifdj richtiger ift: fo tyaben bodj audj gut eingerid)*
tete, mafftoe ©ebäube für ben Rufcnießer eines SanbguteS diele Vorteile, roas bei
bem Skilauf beS ©uteS, roemt ber Sauniert ber ©ebäube oottftänbig bejaht
Kerben muß, rooljl ju beachten ift.
Ridjt roeniger mistig, als bie Dauer ber ©ebäube, ift itjre groedmäßige
innere Einrichtung unb üjre Stellung ju einanber. liefern ©egenftanbe roirb bei
tpeitem nidjt bie Sfafmerffamfeit geroibmet, bie er oerbient.
Die ©ebäube ftnb ein notroenbigeS Übet unb beSljalb oorfjanben, van bie
©runbftüde groechnäßtg benufcen ju lönnen. Sine Einrichtung, roeldje bie ©e*
bäubemaffe dermeljrt, betaftet nu$t altem bas ©ut mit underfjältniSmäßigen Re*
paraturfoften, fonbern fie erfdpuert aud) bie Staffiert unb anbete SBirtfdjaftS*
gefdjfifte. Dies ift ber gatt, roetm man bei ber inneren ©nridjtung nidjt an
dfonomifdje aSetutfeung ber 9tSume bentt, fonbern bei SBeftimmung ber SJTtefe unb
$81je ber ©ebäube iljren 3roe<f roeniger, als iljr äußeres änfeljen unb bie Sin*
forberungen ber ©jmmetrie berütffidjtigt.
SSeifeiele fmb, roenn man ©taflgebäuben eine größere $öl>e als 8 bis 10
rfjeini. guß giebt, ober roemt man einen SJieljftatt don 32 bis 34 guß fctefe
beutet, um barin jroei Reihen 93te§ ber Sänge beS ©ebäubeS nadj aufjufteüen.
S9ei legerer ©nridjtung erhält man freiließ einen bequemen ©ang für bie Sitten*
fdjeu, aber bafür Ijat man audj um ein £)rittei( größere S3au* unb bereinige
Äeixtraturfoften ju tragen, — ben Übelftanb ungerechnet, baß bie SBirtfdjaftSljöfe
bei einer folgen oerfdjroenberifdjen 23auart underljäßniSmäßig groß roerben, roo*
burdj diele uttnüfee ©änge unb rooljl gar gurren oeranlaßt roerben.
Stoppt, 11. Huflage. 2
lg SBeftcmbteüe be* tanburirtfdjaftlidjen ©eroerbe«.
333a« bie gegenfeitige ©tettung ber ©ebäube betrifft, fo muffen roomögßdfj
bic ©djeunen unb SBorratögebäube fo gelegen fein, baß ba« 33iel)futter ofrte großen
Slrbeitöaufroanb in bie ©tätte gebraut roerben fattn. Sßerat baß ©trol) auö ben
©Reimen, bie SBurgelgeiuädOfe au« ben Settern imb bie STbgänge öon tedjnifdjen
®emerben nad) ben 93iel)ftäöen gefahren werben muffen, fo geljt ein großer 5Eett
be« guttertoerte«, ben biefe SDinge Ijaben, burdj ben Ijieburdj oerurfadjten Slufroanb
an 3^ wb Arbeit nufelo« üerforen. @« ift au« biefem ©runbe eine Sinridj*
tnng ber ©ebäube bringenb 311 empfehlen, bei roetöjer ein Zeil ber 3Ste^ftäüe
einer großen Sßhrtfdjaft fo bef Raffen ift, baß er jugfeid) at« ©feinte bient.
£)ie $ätfte ber ©djeunen fteljt 6 Sföouate im Saljre leer; faft ebenfo ift e« mit
ben SBieljftätten, meint baß 3Ste() geroetbet nrirb. SBerücffid&tigt man audj bie
©dfjafljaftung, mie e« biöig ift, fo gehört bie trotte ©ommerftattfütterung be$
SJtelje« ju ben 3fo«nal)men.
diejenigen ©djeunenräume, au« betten ba« ©aatfom gebrofdjen ift, fteljen
Dom Oftober bi« jum 3uß leer, fo baß bie 8Birtfd§aft bie Soften iljrer Untere
Fjaftung für bie furje 3*tt tragen muß, roäljrenb roetdjer ba« ©aatforn jur ffiinter*
befteßratg in iljnen aufbewahrt wirb.
Sei @inrid§tung t>on ©taögebäuben, mtyt jugfeidlj al« ©djeunen ju be*
nufcen ftnb, wirb man in aßen SDBtvtf dfjaften, bei benen toenig ffiiefenflädf)e oor*
Ijanben, a(fo nidjt iriel SBobenraum für $eu erforberfid) ift, an ©ebäubefoften
bebeutenb erfoaren fönnen.
©emöljnßd} werben gu bem ©aat* unb 3)efteßung«*3nöentar aud) bie ©e*
fparate gerechnet; id) miß jebodfj öon ben SIrbeitSfräften unb oon ben Slrbeit«*
teiftungen in einem befonberen Slbfdjnitte reben.
S3ei bem im nörblid&en 3>utfdjfanb meift üblichen antritt« * Sennin ber
*ßad)tungen, ju STrimtattö ober 3ol)anni«, betrachtet man bie SWerbeftetfang unb
•Düngung nebft ber ©nfaat faft allgemein at« ju bem ®runb unb Soben ge*
Ijörig, unb ein abjieljenber *ßädjter oergteidjt ftdj mit bem anjietjenben bto« über
ben Unterfd§ieb jtmfdjen bem (Smpfangenen unb bem Übergebenen. Sei ©fitem,
bie immer öerpadjtet gemefen finb, mie ber größte 5Eeil ber lanbe«!)errlid)en 5Do*
meinen, ift ba« bem ®runb unb ©oben an^aftenbe Snoentarium biefer Strt meift
feljr gering; in feltenen Satten umfaßt e« ftutterfämereien, £anbet«geroäd>fe ober
SJeljadffrüdjte, in ber SRegel befielt e« nur au« ben geroöljntidjen ©etreibefaaten
ber ehemaligen $)reifelberroirtf<f}aft. Sei Srroerbung einer SBirtfdljaft burdj Sauf
pflegt ber Sßert be« ©aat* unb Sefteßung^Snoentarium« in bie ftauffumme mit
eingefdjtoffen ju fein.
SBenn eine SBirtfd^aft längere 3eit |inburd^ mit ffinergie unb Sinfidfjt bem
mtgeftrebten £iüt be« relatiü pd^ften ßrtrage« na^e gebraut roorben ift, fo ^at
€taat*3imentarium. 19
ftd) in ben ©aaten unb in bcr Seftettung ein weit größerer SBert angehäuft,
oö ber Unfunbige üermutet. (5s gejjt hiermit, rote mit frönen maffioen ®e*
bäuben; man freut fid) be$ guten 3uftanbe$ be$ ©ute$, aber feiten wirb ber
roaljre Sßert, ber für bie ?ttufcung be$ angelegten Äapitate barauS Ijeroorgeljt,
bejaht, auf ben roljen ©oben legt man oft einen roeit leeren 2öert, oljne ju
bebenfen, roie Diele Safjre oergeljen, beoor e$ gelingt, eine gute Bearbeitung,
Düngung unb jroedmäßige grudjtfolge auf einer au«gebel)nten glädje Ijerjufteöen,
unb baß foldje* ofyte Opfer unb große Auslagen niemals gefdjeljen tann.
Der ©runb biefer fallen Anfdjauungsroeife ift barin ju fudjen, baß wir
bei unfern geroöljnti$en ©ertfdjäfcungen be$ S3oben$ feine beftimmte, beutlidj
roaljrneljmbare Äennjridjen angeben fönnen, avß benen ftd) bie £iefe ber burdj*
bongten Aderlrume, iljr firaftjuftanb unb anbere Solgen einer groedmäßigen S3er*
befferung, wie ber Aufbringung oon SKober, Eeidjfdjlamm unb SKergel, audj
ffir ben Ungeübten erfennen ließe. Der erfahrene Sanbroirt bagegen föfießt auf
biefen 3uftGnb einer burdjgefüljrten SBerbefferung ans bem AuSfeljen ber Ader*
frume im gepflügten unb ungepflfigten ^uftanbe, aus bem natürlichen @ra$*
roudjfe, bem ©tanbe ber grüßte u. f. m. Sr oergleidjt feftfteljenbe £fjatfad)en,
roie bie ßrnä^rung einer beftimmten Anja!)! 35ie^ unb ben £uftanb beäfelben,
mit ben ermähnten Äennjeidjen unb er toirb bann feiten irren, oielmeljr baraus
ben magren 3uftanb be$ ©uteS entnehmen. 33on ben Anfängern fann man freilid)
biefe nur burd) Übung unb oolle Aufmerffamfeit ju ertoerbenbe einfielt nidjt
erwarten.
Den Anfängern aber fei gefagt, baß bei gleicher pl^ftfdjer Sefdjaffenljeit
ber Aderfrume, ber SKorgen Aderlanb 10 £f)aler mel)r ober weniger wert fein
femn, je nadjbem eine jroedmäßige Kultur eine £e\t lang bereit« ftattgefunben
fyA ober nid)t. ©inb große ©runboerbefferungen burdjgefüfirt, rate Sntroäffe*
rangen, Steinigung t>on ©teilten ober gängli^e SJeränberung ber Aderfrume burd)
eine anbere Srbart, foroie Vertiefung berfelben, fo rotrb ber Unterfdjieb nodj
größer fein.
Sei «ersteigen auf furje 3* ift nid^t *u erroarten, baß ber Über,
neunter, um bie 6rtrag$fäl}tgfeit be« ®vd& burdj gutterbau, beffere Düngung,
jroedmäßige Bearbeitung unb fdjonenbe grudjtfolge au er^ö^en, einen beträft*
li^en Aufroanb ma$t, roeit nad) bem geroöljnlidjen Verfahren bei Übergabe ber
$ad)t iljm Äoften biefer Art nic^t oergütet roerben. 3roar Pffeflt man bie ©aaten
unb bie tefcte BeftellungSarbeit für bie ©rnte, meiere bem anjieljenben <ßäd)ter
übergeben roirb, in dtedpmng ju bringen, aber ju feljr niebrigen ©äfcen unb ofjne
Anrechnung beö DüngerroerteS. G& ift freilid) feljr ferner, biefen burd) &afym
anSjubrüden; id) roerbe aber fpäter ©efegenljeit Ijaben, über biefen rotdjtigen
(Segenftanb neuere Sttttteitungen ju ma^en.
o*
20 ©ejtonbtetfe be« lanbrotrtf^aftlic^cn ©eroer6e8.
Wlan tjat in neuerer £eit angefangen, bie gum betriebe ber Sanbroirtfdjaft
erforberßdjen Kapitalien emgutetten:
a) in ba« @nmb Kapital,
b) in ba« fteljenbe unb
c) in ba« 23etrieb«*$apitat.
3u benuerften rennet man feiten« ber ©igentümer ben Sßert ber ®runb*
ftüde mit ben ©ebäuben; gu bem groeiten ba« ©aat*, (Seräte* unb ba«ienige
SBiefcSnoentarium, tDeld^ed beim regelmäßigen ®ange ber SBirtfdjaft erforberftdj ift;
gu bem britten bie Vorräte an @eß> unb Naturalien, roelc^e bagu bienen, van bte
2Birtfd)aft fo lange im (Sänge gu ermatten, bte Simtaljmen gu erwarten ftnb ober
erforberßdjen Sau« biejienigen ©egenftänbe l)erbeigufdjaffen, bie gur SSermertung
ber ffiirtfdjaft«ergeugniffe nötig finb, j. 25. SWafttriel).
©ine berartige breifadje Seilung Ijalte idj nidjt für Ijinreidjenb begrünbet.
$)a« fogenannte fteljenbe unb ba« 93etrieb«*Äapitat finb einanber fo nalje
oerroanbt, baß man oftmals faum meiß, ob man eine 8lu«gabe gu bem einen
ober anberen gu redjnen fyrt. 33effer unb natürßdjer erfdjeint e« mir, ba« im
fanbroirtfdjaftfidjen SSetrieb oerroenbete SSermögen gu fdjeiben:
a) in ba«ienige, loa« gur ©rtoerbung ber ©runbftücfe nebft ben ©ebäuben er*
forberßd) ift, unb
b) in ba«iemge, roa« gur ßrroerbung ber beweglichen ©egenftänbe eine«
Sanbgute« gehört unb roa« man bebarf, um eine ©irtfdjaft im ®ange
gu galten.
2Wan fottte bei ©umlaufen l)iernad) Derfaljren. ffi« mürben bann weniger
SEäuf jungen ftattfinben, unb e« mürben fidj bei un«, roie in ßngtanb, über bie
eigentliche Sanbrente feftere, burdj bie ©rfaljrung betätigte ©äfce feftfteöen (äffen.
Da« ©eräte*3nöentarium, beffen ©ert ein fe^r oeränberfid)er ift, nad) fei*»
nem 3uftanbe fomo^I, roie nad) ber ärt be« gangen S3irtfdjaft«betriebe«, foüte
immer befonberö getauft werben, roetm eine ffiirtfdjaftsoeränberung burti^ Äauf
ober *ßadjt eintritt. SBct *ßadjtungen fommt man immer metp baoon ab, ein
fogenannte« eifeme« 3noentarium gu galten, roeldje« in ber jEljat audj nur auf
bem Rapier beftanb, inbem jieber *ßäd)ter bfo« unbrauchbare ober gufammen*
gefliäte "Dinge gurücfgab.
$)er 33ebarf an eigentlichen ©irtfdjaft«geräten ift abhängig oon ber 2)efdjaffen*
Ijeit be« 93oben« unb ber Sffiege, foroie Don ber 9Crt ber Shtttur, meiere ftattfinbet.
Stuf ©anbboben brausen roeber bie SWerroerffceuge nod) bie SB5agen fo
ferner unb bauerljaft gearbeitet gu fein, roie in gebirgigen ©egenben, roo ber
Untergrunb häufig avtö gel« befielt; im festeren gaffe gehört nidjt allein ein
größere« Äcqntat bagu, um ba« ©erat anguf djaffen, fonbem bie Slbnufcung be«*
fetten ift auc^ weit ftärfer unb foftbarer. @« finb be«l)atb bie angaben ber
Geräte »3m>entarhnn. 21
©djriftftetler über bie Soften be« ©erätö fe^r oerfdjieben, je nadjbem fte bie
eine ober bie anbete Oegenb im ©inne l>aben. $err £). S. Siebe beregnet
in feiner Anleitung gur Anfertigung ber (Shrunbanfdjjtöge (Seite 152 ben S3ebarf
an Sagen imb Adergeräten für eine ©irtfdjaft oon 1000 borgen SWittelboben« :
jn 4 Srnteroagen k 48 3Rarf 192 2»ar!
„ 6 Meinen SBagen k 90 3»arf 540 „
„ 9 $pgen k 9 äßarf 81 rr
„ 8 fernen Sggen k 1,5 SDfarf 12 „
„ 8 eifemen Sggen k 9 SJÄarf 72 „
897 3»arf.
dagegen madjen anbere ©djriftfteöer, bie ein ftärfereS ©efc^trr oor Augen
Ijaben, fotgenbe Angaben über ben ©ebarf an SBagen unb Adergeräten für ein
SSiergefpann Don $f erben :
2 Sagen k 210 2Rarf 420 äßarl
2 pflüge k 30 äRarf 60 „
4 Sggen k 9,75 2»arf 39 „
1 SBalge 15 „
534 3»arf .
Die Angaben be$ $errn O. & Siebe finb offenbar gu niebrig; bie
Soften ber geroöfptßdiften unb unentbeljrlidjften ©eräte, rote fie auf größeren
©ütern in ebenen ©egenben gebraust werben, finb bei ben jefeigen Sifenpreifen,
ben jfyxtixtex gu 15 bte 18 2Rarf geregnet, folgenbe:
(Sin oterfpänniger Sagen mit Srnte*, $ofc, unb WttfU
leitern oon foldjer ©tärfe, um 30 3entner Sabung
gu tragen 150—165 3Äar!
Sin geroöljnlidjer SRäberpflug mit bef djfagenen Stäbern 18 — 24 „
®n oerbefferter *ßflug mit eifemem ©treidjbrett . . 24 — 30 „
Sine einfpännige eifeme Sgge 7,50 — 9 „
Sine groeifpätmige eifeme Sgge 15 — 18 „
Sine Safte 15 — 18 „
Sin groeifpänniger Sjfrtrpator mit bem SBorbergeftetf .45 — 48 „
Sin oierfpäratiger, nadj ber 3al)l t** @d>aare • • 60 — 75 „
Sine Sartoffelfdjaufel 18 — 24 „
Sin «einer Häufelpflug 18 — 24 „
Sin großer Häufelpflug 30 — 36 „
£)a* ©ielengeug unb anbere 3ubeljör gur Anfparatung
für ein SBiergefparat 60 — 75 „
Die ©tateUtenfilten für baSfelbe 18 — 24 „
£)a$ ©efdjirr gur Anfpannung eines ©djfen
a) roenn bie 3odje oon §olg finb ... . 3 — 4,50 „
b) roenn bie Odjfen in lebernen Sumpten gießen 7,50 — 9 „
22 ©ejtanbtette bes (attbtoirtföaftlidjen <&eroerbe$.
@n tüdjtige«, gu bcm Setrieb einer Sßirtfdjaft paffenbe« @eräte*3nöentarium
tft notmenbig, memt atte ©efdjäfte einen rafdfjen Fortgang Ijaben fotten. fteljtt
e« an ©erzeugen, fo mirb entroeber bie arbeit gerabe bei ber midjtigften 33er*
ridfjtung aufgehalten, ober fte fann nur unoottfommen geleiftet merben.
SBie groß ber SSorrat an ©eräten fein muß, Ijängt üon ber Dertltdjfeit ab.
2Ber ben ©einrieb unb ©eftettmad&er immer gur £anb ^at unb befdjäbigte Sßerfc
geuge gleich mteber Ijerridjten (äffen faim, bebarf eine« geringeren SSorrat« Don
übergangen ©eräten, al« berjenige, metdjer biefe $anbmerfer nur in einiger @nt*
femung finbet. 3n j[ebem Satte muß ber SBhtter immer bagu benufet merben,
um atte« in brauchbaren 3uftanb gu oerfefcen, unb unter atten Umftänben ift
aud) einiger SSorrat erforberlidf). Sebod^ ift ba« SSerfa^ren einiger Sanbmhrte,
faft jebe« SBerfgeug boppelt gu galten, in öfonomifd&er §infiti)t nidjt gu bittigen,
roeil bagu ein unüerl)ältm«mäßig große« Kapital nötig ift, beffen 3mfen i^r Hb*
gebühr ben Reinertrag be« ®ut& fd&mätern.
5. 2>te ttrfeitS sfträf tt»
Sitte ©üter, bie ein lebhafter ©emerb«* unb $anbel«üerfel)r gefitteter
SSötter bem ftaunenben Sluge auf großen SKärften barbietet, forote atte 5Dmge,
meldte bie S5egierben unb 8eibenfdjaften ber 3Jienfdf)en in SBemegung fefcen, finb
ber Statur burd^ arbeit abgewonnen. £)urdj bie arbeit merben audj bie uner*
meßlicfjen ©djäfce, bie ber Srbboben in feinem ©djoße birgt, gu 5Eage geförbert.
35er blinbe 3ufaQ f $«f bm frud&tbaren SJoben, 'mie bie bürren ©anbmüften.
Sin ber (Sntfteljung be« einen mie ber anberen Ijat ber SWenfdi) feinen Slnteit.
Slber burdj feine Slrbeit mirb er ber ©Töpfer eine« *ßarabtefe«, unb ftotg fann
er fein §aupt emporheben unb fidj freuen, baß feine freie STljätigfeit unabhängig
Dom 3ufa^ ift/ unb baß fein gleiß erfdjaffen fatm, ma« oorfjer nidfjt ba mar.
£>ie Ijolje S3ebeutung ber Slrbeit mirb nur oon menigen SKenfdfjen gehörig
erfannt, unb in feinem anberen ©eroerbe mirb mit biefem ober einem gletd)
mertootten ©egenftanbe fo ötel SSerfd&roenbung getrieben, al« in bem gemöljnlidfjen
^Betriebe ber 8anbmirtfd(jaft £)ie Sluffeljer auf großen ©ütern finb ängftlidlj
bemüht, einige ©rofdjen baren ©etbe« gu erfroren unb, memt fte gut angelernt'
finb, audj bie geemteten Äöroer gu State gu galten; aber fetten mirb einer an*
getroffen, ber bei jeber Slrt oon Arbeit überlegt, ob fte gmedmäßig fei, ob fte
ntdjt moljlfeiler ober beffer üerric^tet merben, ober gang roegfatten förate. Uner*
meßlidj finb bie ©ummen, meldte in einem gangen Sanbe burd) ©ebanfenloftgfeit
biefer Art oergeubet merben. ß« fott mid) freuen, roenn folgenbe (Erörterungen
bagu beitragen, baß man ben Sßert ber Slrbeit beffer mürbigen lernt.
Sie auf großen ©ütern oorfommenben Sirbetten ber üKenfdfjen laffen ftd)
folgenbermaßen einteilen:
a) in fotdje, mogu eine gemiffe größere Äunftfertigfeit gehört;
2W>eit« *Äräfte. 23
b) m fotc^c, meiere gweefmäßig längere 3ett Ijinburd} Don einer imb berfelben
Sßerfon oerridjtet werben;
c) in alle übrigen, nidjt in öorfteljenbe Klaffen gehörigen Sirbetten.
3u ben erfteren finb Sluffc^cr, SKeier, ffiögte, Statthalter, ober rote fie
fonft genannt werben , 33aumeier, <Sc3^äf er , ©ärtner u. f. ro. erforberlidf). Da
p ben SSerridjtungen biefer ^erfonen eine geroiffe ©nfid)t, aud) (Srnft unb
fonftige perfönlidje SJorgfige gehören, weldje man erft burdj längere Übung unb
<£rfaljrung fidfj aneignen fann, fo nimmt matt Ijiergu, afö fogenannte Deputanten,
in ber Siegel oer^eiratete Seute, bie beffer als gemeine Eagclöljner bejaht werben
muffen, um fo meljr, al$ beren 2tufgabe ift, anbere Arbeiter angufpornen, fidfj
ivcc Ausübung il)re$ DienfteS bie erforberlidfcen Fertigfeiten gu erwerben.
Die arbeiten ber gweiten Slaffe oerrit^tet ba« eigentliche ©efinbe, wetd§e$
Äoft unb Sßoljnung erhält; bie ber britten Älaffe bie fogenatmten läge*
lötjner.
Ob es ratfamer ift, bie &aty be$ ©efinbe« gu befdjränfen unb etwa einzelne
33errid)timgen beäfelben burdj £agelöl)ner gu befdjaffen, barüber läßt fid) im
allgemeinen ntc^tö SSeftimmte« fagen. 3unäd)ft muß berüdfidjtigt werben, ob
aud) paffenbe Scute üorljanben finb, bie fidj ate Oefinbe oermieten wollen.
SKterbing« eignen fid) junge, fröljlid)e unb rüftige ^ßerfonen, welche nid)t burefy
bie ©orge um ifjren eigenen $au$ljalt gerftreut unb öon iljrem SBerufe abgegogen
werben, am beften gur SJerrid&tung ber Ijäusiidjen ©efdjäfte. 2Bo eine gewiffe
Unoerborbentjeit ber ©ttten ftd) oorfinbet, ba wirtf haftet man am beften mit
lebigem ©efinbe. Dagegen fann ber in einer ©egenb Ijerrfdjenbe Mangel an
fonft geeigneten <ßerfBnlidjfeiten unb bie baburdj bebmgte Sftöglidjfeit, nad) ber
Gntlaffung fogleid) wieber ein Unterlommen gu ftaben, biefelben fo oerberben,
ba§ ber Sanbmirt fidj genötigt fteljt, bie 3al)l be« ©efinbe« eingufdjränfen.
So bie ©efefcgebung nid|t ben freien SBerfeljr ber Arbeit fudjenben 3Äenfdjen
befdjränft, unb wo bie Unternehmer nidjt gu arm finb, ba werben befonber«
oiele £agelöljner oorljanben fein, unb biefe an 3a!j( fo lange guneljmett, al« fie
nod) einen notdürftigen Unterhalt fhtben.
Der äßenfö Ijat nadj IjäuSlidjer grettjert unb nad) bem Familienleben ein
natürlichem unb unüberwmblid)e$ Verlangen. Die befte ©peifung nnb S3el)anb*
fang, weldfje lebigen *ßerfonen im Dienfte gu Seil wirb, tyält fie nldjt ab, jene«
Serlangen ju oerwirflidjen. ©ie geljen freubig einem ^uftanbe ö°Her ©nt*
be^rungen entgegen, blöd um bie Freube gu Ijaben, täglich ober wßdjetttlid) einige
©irotben mit Frau unb Äinbeipt gufammen, in einem engen ©tübdjen $err unb
frei gu fein. SWan oerfolge ben 8eben$tauf ber Dielen Arbeiter, bie frülj morgen«
iljre ©oljnung oerlaffen unb in ber SRadf)t guritöffeljren, ober gar berjenigen,
weldje in weiter Feme SBerbienft fudjen muffen, am SWontag fortgeben unb am
©ottnabenb wiebexfommen, unb man wirb obige SBeljatqrtung beftätigt finben.
3Rit tiefer föfifirong felje idj biefe Saftträger i§re$ garten SSeruf« an jebent
24 ©ejtanbtette be* fonbtonrtföaft(t($eit (Bewerbe*.
©otmabenb iljren ärmfldjen $fitten jueifen unb roünfdfje iljnen bort einen froljeit
(gmyfang, bamit il)r Seben nidjt freubenleer oerfttege.
§art unb (iebfos. ift es in unferem fetöftfüdjtigen j&tiatUx, roenu ber Untere
nehmet bie gemeinen Arbeiter burd> bie ©omttagSarbeit mn bie einige 3eit bringt
roo fte frei unb ftdj fetbft überfaffen fmb. ftrüijer oer!)tnberte reßgiöfc Slfidfidjt
biefen SÄißbraucij. 5Rur toer einer fo(djen SebenSanfdjauung ljutoigt, baß er ba*
Ankäufen oon ®d)äfcen a(S baS ehtjtge 3ie( menfd)fidjer 5n>ättgfett betrachtete
fatm bie armen 5Eage(öljner aud) an ben ®oim* unb Seiertagen burdj Ijöljeren
8ol)n ju gemeiner Sirbett verleiten. SDte geroö&nfidje ßntfdjufbigung, baß wx ben.
Sonntagen, roo ntdjt gearbeitet roerbe, bie Arbeiter fldj bodj nur 311m ©pieten
unb Saufen oerfammeüen, oermag jenen Ijetflofen ©ebraudj ntd^t ju rechtfertigen.
£)er 372enfd§ rotrb fidj bann am erften burdj rolje ©enüffc fdjabfos ^attenA
roeun er roeber greiljett nod) 3eit Ijat, eblere (Smpfinbungen auffommen gu (äffen.
9tod) biefer Stöfdjroetfung, bie mir eine langjährige Beobachtung beS Seben*
ber arbeiteten klaffe abgenötigt fyrt, muß idj nodj bie Überjeugung ausfpredjen,
baß man fetten Vorteil baoon fyrt, wenn man }u anberen arbeiten, a(S jur
Wartung beS SMeljeS unb jur SBerridjtung ber regelmäßigen IjäuSßdjen ©efdjäfte,
©eftnbe tyäß. £)ie fonftigen arbeiten beS SWerbaueS (äßt man auf großen Sanb*
gütern beffer bie britte Äfoffe ber Arbeiter, bie eigentttdjen 5Eage(öl)ner ausführen»
$)ie Umftänbe, unter melden biefe nüfcßdje Sßenfdjenffoffe lebt, finb nad) $ro*
öinjen unb Säubern unb nad) bem ganjen 3uftanb ber (änbßdjen ©erljäßniffe
unenbfid) oerfd)ieben. 2Bo gretljeit ber ?ßerfon unb ber SJenufeung oon ©runb
unb Stoben feit uralter £eit beftanben (jat, ba fyd fid) biefe SKenfdjenffaffe burd)
(Srbauung ber fogenannten pausier*, Sübner* ober ÄatljenfteQeu angefiebeß.
Da« tft ba« natürßdjfte unb für beibe SCette üorteißjaftefte aScr^ättniö. 35er
©runbbefifcer toäljß frei unter ben Arbeitern, bie fid) iljm anbieten, unb biefe
übernehmen nur bort ©efdjäftigung, too jte ben beften S3erbienft unb bie mübefte
33el)anb(ung erwarten bürfen. 9l(S 9fege( tarnt man annehmen, baß bie arbeiten
am roo$(fei(ften ge(eiftet werben, roemt bie Arbeiterfamilien auf folc^e naturgemäße
Steife fidj angeftebe(t Ijaben. S5$o bauemb Dienft oorljanben ift, ba finben ftd>
aud) 3Henfd>en, bie für Soljn bie Arbeit oerridjten.
2Bo freiließ, roie in bem größten 5£ei(e oon £)eutfd)(anb, ber ©runb unb
SBoben in größere berechtigte unb in Reinere befaftete Oüter verteilt mar, unb
wo bie Snljaber ber (enteren bie Arbeiten auf jenen unter bem tarnen $ofebtenft,
SRobotlj ober groljne (elften mußten, ba muß es nottoenbig an eigentlichen läge*
(öljnern fehlen. Die regelmäßigen Arbeiten mürben burd) bie ^ofebienfte geteiftet
unb es ift natürlich, baß bei bem ungemiffen Serbienft, ben oiefteirf)t neue 93au^
anlagen ober SerbefferungSarbetten jumeilen barboten, unter folgen $ert)S(tniffen
nur raenige S£age(ö^nerfami(ien ftd§ anfiebebt lonnten.
Söenn jienes Dienftoer^ättnis ge(öft mirb unb bann plö^ttc^ große ©üter
auf anbere SBeife beroirtf haftet merben muffen, fo fefjlt es ^äufig an ben er-
arbeit« *fträfte. 25
forberlirfjen £anbarbeitero. Die ehemaligen bimftyffidjtigen Bauern Ijaben ent*
mebet mit iljren eigenen Bedungen fo oiel ju äjun, baß fte feine auswärtigen
arbeiten nerridjten föraten, ober bie £ofebienfte finb iljnen fo Der leibet, baß fie
e* rndjt rooüen. 3n folgern gfatte bleibt bem Sanbetgner triebt« übrig, ate burdj
(Erbauung oon Jlrbeitertooljramgen fid) bie nötigen 5Eagelöljner Ijerbeijujiefyn.
Da« hierüber jmifdjfen beiben teilen fontraltmäfcig feftgeftettte SBerljältm*
nähert fidj mel>r ober weniger bem ehemaligen Dienftoertrage, nur mit bem
Unterf Cetebe, ba§ legerer t^tftorifc^ einen anbern Urforong Ijatte unb baf ber
bienftleiftenbe Sauer nid>t fo leidet, roie ber jEagelityner, feinen 2ßof)ttfifc ber*
[offen tonnte.
(Sin Arbeiter roirb oon bem $errn unter ber Sebingung in bie Sßoljnung
aufgenommen, baß er mit ber grau au$fd)ließlidj für ifjn arbeite. 3e nadj bem
$erfommen in ber betreffenben ©egenb betommt ber Arbeiter auger ber SBolputng
einen ©arten unb Deputatlanb, freie Sßeibe für eine Äulj, einige @$roeine unb
©änfe, aud) moljl Sßinterfutter für eine Äulj unb freiet Brennmaterial.
gfir biefe Sorteile, roeldje bem 5Eagelöl)ner oon (Seiten ber $errfd)aft be*
roiüigt finb, muß berfelbe eine beftimmte Sfojalfl oon Sagen umfonft arbeiten
ober überhaupt mit einem entfpredjenb geringeren SEageloIjn fidj begnügen. Da*
Sütöbrefdjen be« ®etretbe« wirb ben Arbeitern ate 93erbingarbeit für einen ge*
miffen Anteil ber reinen Äöraer, ber jroifdjen bem 12ten biß 18ten fdjroanft,
überlaffen. Die Arbeiter finb auf biefe Seife oor jeher großen SSebrängniS ge*
ftyert, meiner bagegen ber freie SEagelöljner ausgefegt ift, fei es infolge groger
Neuerung be$ ©rote« unb 33retmfjo(je$, ober infolge langwieriger Äranffjeit.
3Renfdjenfreunbltd)e ®ut$befifcer betrauten bie in iljren eigenen Käufern wohnen*
ben Arbeiter mefjr ober toeniger atö ©efinbe, (äffen fie in Äranfljeitäf allen
feilen unb nehmen ftdj ber Sitten unb ©ebredjlidjen liebreich an.
@o erfreulidj in ben meiften Säßen ein folc^e« 3Serf)ä(tniö ber Arbeiter ju
bem ®ut$l)errn ift, fo mufj id) e$ bodj für ein notroenbige* Übet erfuhren unb
lofinfdjen, bafj ber ®eift ber ©parfamfeit meljr, ate bisher, bei ben Arbeitern
einjielje unb fie beftrebt fein mögen, eigene Heine ffioljnungen jtt erwerben. Der
@ut*l)err ift bei bem ermähnten SEagelöIjneroerljältni« ju fefjr im Vorteil unb e&
ift ju befürchten, baß fo eine neue 2Irt oon Dienftbarfett entfielt, meldte nadj*
teüig auf bie Sntroktelung be$ 2)tofdjengefd)led)t$ rotrfen muß. Der Arbeiter,
melier unter ben oben angebeuteten 93ebingungen roemgftenS auf ©n Saljr fidj
bem (Signer ber ffioljmmg üerpflic^tet fjat, lann nun nid)t me^r jeben SEag über
feine Xfyätigfett frei oerfügen, fonbern er lann Ijödjftenä alle 3al)r feinen $errn
roed>feln. ©erat ber ©runbbeftfeer aber, obgleich ba« Sntereffe ein gemeinfdjaft*
ßdje* ift, unbillige Sforberungen an bie Gräfte ber Arbeiter ma$t, fo muffen
(entere unterliegen. 8fodj rairb meiften* bie ßrjieljung ber Äinber oernadjläfftgt,
befonber* roetf ben Arbeiterfrauen ju Diel Arbeit aufgebürbet ift.
Da« befte SDKttel, ben 3nftanb ber Arbeiter IjinfidjtlicJ) iljre« ©ntommen«
26 ©eftanbteite be$ tanbnHrtfdjaftlid&en ©eroer&e«. '
gu öerbeffern unb audj ©runbbefifcer in bie Sage gu fefcen, baß aüe arbeiten gur
redjten £eit oerridjtet werben fönnen, totrb bei und £>eutfdjen triel gu wenig be*
ödjtet. <5s befielt barin, baß man aüe Sirbetten, bie fidj iljrer Sßatur nadj oer*
bingen laffen, aud) im SJerbing ausführen lägt. S$ gewinnen hierbei beibe Seile,
gang befonber* aber bie ©runbbeftfcer, weil e$ aisbann möglich ift, aüe ©efdjäfte
red)tgeitig au$gufül)ren, worauf gerabe bei ben arbeiten be$ SlderbaueS fo Diel
anfotnmt. $)ie SluSftdjt auf ©ewhm, wetd)e ade bewerbe belebt, fpornt ben
SSerbingarbeiter an, baxauf gu finnen, wie er mit ber geringsten Slnftrengung bie
meifte Slrbeit befdjafft. ßr oerfieljt fid) bat)er mit gwedfmäßigen ©erzeugen,
übt ftd) in folgen §anbgriffen, bie fdpteßer gum &\ete führen, unb ftrengt feine
Gräfte meljr an. £)urd) Slnwenbung biefer SWittel ift e$ nidjt ungewöljntidj,
baß ein SJÄenfdj ba$ $)reifad)e an Slrbeit fertig bringt, gegenüber bem gewöijn*
ftd)en SlrbeitSmaß in ©egenben, wo nur im £ageloljn ober gar im £ofebienft
gearbeitet wirb. @inb bie SKenfdjen in einer ©egenb oon Sngenb auf an größere
unb öerftänbigere 5EI)ätigfeit gewöhnt, fo Ijat ba« auf ben gangen ßijarafter ber
Arbeiter einen günftigen Sinfluß. Sie ftnb gu ©efd)äften, bie iljnen neu finb,
anftefliger unb arbeiten aud) im Stageloljn rafd)er.
£)er fluge unb menfdjenfreunblidje ®ut$l)err oerfangt oon bem SJerbingen
ber Slrbeit nur ben SBortetl, baß alle« gut unb gur regten 3«t ausgeführt wirb,
unb baß er baburdj bie 3Kögtidjf ext gewinnt, audj gu neuen Slnlagen genügenbe
SlrbeitSfräfte oerwenben gu lönnen. @r gönnt ben Slrbeitem gern, baß fte für
tyre größere Slnftrengung einen l)öljeren Soljn fidj oerfdjaffen. @r umgiebt fid)
auf biefe ©eife mit einer fräftigen Slrbeiterfdjar, bie in bringenben ftäßen audj
außerorbentlidjeS gu leiften oermag.
$)aS ©erfahren, bie Arbeiter fo fnapp gu galten, baß fie faum mit ben
bifligften SftaljrungSmittetn fid) fättigen lönnen, unb baß fie unoermögenb finb,
einen Notpfennig für Sranfljeits* unb UnglüdESfäfie gurücfgulegen, ift eben fo
lieblos als t^öric^t. $)er Arbeiter ift oljne retd)lidj nätjrenbe ©peifen unb oljne
froren SDtot nidjt hn ftanbe, auf bie Dauer angeftrengt gu arbeiten, ©er fidj
alfo bie oben erwähnten SSorteife ber JBerbingarbeiten fiebern wifl, ber muß fie
audj fo begaben, baß bie Arbeiter 8luSfid)t l)aben, einen Überfluß über ben ge*
wöljnlidjen £ageloljn gu ergielen. Sßen es oerbrießt, wenn bie Seute guweilen
ben boppelten 8oI)n oerbienen, unb wer bann gletd) bie ©äfce niebriger fteüen
wiß, ber üerfteljt feinen wahren SSorteil nic^t.
2Bo bie SJerbingfäfee unbefannt finb, ba ift es freiließ oft fdjwierig, bie an
SEageloljn gewöhnten Arbeiter gu ben SJerbtngarbeiten gu bewegen. 9Jtan fann
iljnen nidjt oerbenlen, baß fie auf iljrer §ut finb; fie machen ja weit öfter bie
(Srfaljrung, baß fie überliftet werben, als baß es ernftlidj mit ber SSerbefferung
tljres 3uftanbeS gemeint fei. Um Sirbetten im SBerbtnge erft ehtguffiljren, bringe
man ein Reinem Opfer unb begaste eine Slrbeit fo lange, bis bie Arbeiter
mit biefer Slbloljnungsart gehörig befatmt finb, teuerer als fie im £agetol)n
arbeite -Sröfte. 27
foften mürbe. Später roirb fidj fdjon ©etegenljeit bar bieten, bie ©äfte px er*
mäßigen.
(SS mögen Ijter bie Soljnfäfce*) für bie befannteften arbeiten, rote fte in
meiner Oegenb übßdj ftnb, (Srroäljnung ftnben:
SDaS SKäljen eine* ättorgenS ©etreibe auf SWitteftoben foftet 39 $fg. bis
50 ^ßfg.
Sfof reifem SRieberungSboben, roo bie grodjt lagert, 50 $fg. bis 75 $fg.
ÜDaS äufbinben, in Raufen fegen nnb SRadföarfen, roenn es burd) grauen
üerridjtet roirb, foftet eben fo Diel, in ben meiften gälten fogar ein SSierteit meljr,
als ber üßäTjeloljn beträgt.
J)aS abbringen bes ©etreibe« um einen ÄBroer Anteil roirb für baS 14te
bis 18te Sern üon fogenannten ©knittern oerrid)tet.
Da* äßäljen unb §euen eine* SWorgenS guter SSJiefe foftet, roenn biefe
»rbeit orbenttid) ausgeführt roerben fofl, für ieben ©djnitt 1 bis 2,50 3»arf, je
nadj ber Quantität beS £eueS unb je nadjbem baS §eu in Dauerfdjober oerfefct
roerben muß ober gteidj nad) uottenbeter Smte abgefahren roirb.
SBirb bie Heuernte um einen Sfoteü berfelben beforgt, fo redjnet man ben
3ten bis 7ten Zeü, geroöljntirf) unter ber 33ebingung, bafc baS bem ©runbbefifcer
oerbteibenbe $eu nadj §aufe gefahren roerbe.
Da« aufnehmen ber ßartoffetn roirb nid)t nadj ber iftädje, fonbern nadj
bem betrage ber Srnte öerbmgt. $ro SQBifpel roerben 1 bis 2 Sßarf bejaht,
ie nat^bem bie Ausbeute größer ober geringer ausfällt, unb {e nadjbem bie
Arbeiter meljr ober weniger in ben §anbgriffeu ber ftartoffelemte geübt finb.**)
Das ©eitfnüpfen foftet pro @djo<f 3 $fg.
5Das auswerfen einer ©djadjtrute Srbe (=144 SRljehtf. Äubiffuß), roenn
biefelbe nidjt aus ber !Eiefe geholt roerben utufc unb fidj oljne §aue loSmadjen
läßt, 30 bis 50 <Pfg.
SKuß bie Srbe gefarrt roerben, 75 *ßfg. bis 1 SKarf, roerai bie Sntfemung
mdjt über 25 SRuten beträgt.
3)aS einfache Umgraben einer Quabrat*9tote geroöljnftdjen ©artenfanbeS
3 bis 6 $fg.
©as groei gufc tiefe {Rajofen im ©anbboben, bie Duabrat * 9tute 18 $fg.
bis 25 $fg., \m 8el)m* unb ©temboben 30 bis 40 $fg.
33ei Anfertigung ber ©räben richtet man ftdj nadj ber SSefdjaffenfjeit beS
SBobenS unb legt bei flauen ©räben ben angegebenen ©a| über baS auswerfen
ber ßrbe ber töedjnung gu ©runbe.
*) 2>te neunte ober bie legte bon Stoppt feflft befaßte Slujtoge btefe« Serie* erfdjien im
3a4x 1861. (W.)
**) S)tefe ©äfce galten in ber 3«*r roo bie Äartoffetfranfljett nodj unbefannt roar, jefct
ftnb fte boppett fo §odj anjnnefjmen.
28 ©eftonbtette be« tanbtt>trtfdjaftti($eti <Seu>er6e$.
Sei bet äWergetung galjlt man für baS Stauen unb ehttaben einer
©djadjtrute 2Kergel 40 bis 80 $fg., roerat bcn Arbeitern bto« bie $ferbe oljne
gu^rmemn gegeben roerben.
äßufc ber 3Äergel roeiter ate 50 Stuten gerafft roerben imb tft er feljr
feft, etroaS meljr.
®ne ßlafter ©djeityolg = 108 ffubiffufc gu fölagen 63 $fg. bi« 1 JKarf.
Änüwetyolg öon 50 bis 75 $fg.
©trb boS $olg gerobet, fo roerben bte ©tödfe ober ©tubben befonberS in
«fafter gefegt unb eine Ätaftcr nrirb mit 1,50 bis 2 SOtart bejaht.
JBon angefaulten ©töetat foftet, \t nadj ber Sefdjaffenljeit beS $olgeS, bie
ftlafter 1,50 bis 2,50 2Harf.
Das Weinigen eines SÄorgen SanbeS Don ©efträud), SBurgeln unb ©teilten,
um es für ben *ßffog gugänglid) gu madfjen, loftet 1,50 bis 6 3Rarf.
Das Äletnmadjen einer ßlafter £olg jum ijauSlidjen ©ebraudj, groeiraat
gefdjnitten unb gang Hein gehalten, 1,50 bis 2 SÄarf; wirb es roeggetragen
unb aufgepatft, 2 bis 2,50 SWarf.
<£inen ©djeffet gang feinen ?ßferbel)ä<ffel mit ber £anbmafd)in gu fd)neiben
3 bi* 4 *ßfg.
$attfearttitdfa$e*
@in äßarat mö^et täglidj im Xagelofyt aufredjtfteljenbe #almfrudjt 3 borgen,
ltegenbe l£ bis 2 borgen, pifenfrüdjte 1± bis 2 borgen, Slee unb ©ras
2 bis 2\ borgen.
eine grau raffet fooiel $afatfrudjt ab, als ein Sttarat mäljet unb bringt
fie in ®elege; oon Joggen unb Steigen, bie fofort gebunben roerben fotten, binbet
eine grau fo biet ein, als ein 2Kann mäljet. 3um anwarfen ober $aufenfeften
beS ©etreibeS gehört auf 3 bis 5 SMnberbmen ein 2faffefcer. Die £anbarbeit
beim 9(todjt>arfen mit bem $ferbe unb baS äufbtnben beS ©eröffeS ift pro
borgen auf ein Drittel Xageroerf angufdjlagen ; foö ba« Sftadjtjarfen mit ber
$anb oerric^tet werben, entforedjenb Ijöljer. ®eroöl)nltd)e $almfrudjt, bie auf
©djroaben liegen mufc, van troden gu roerben, erforbert mit bem einmaligen
SOBenben bas SCageroerf einer grau, um fie aufgubinben, in Raufen gu fefcen unb
baS ©eröffe rein gu Carlen. Da bie ©itterung aber oft biefe arbeit untere
bridjt, fo muß ber 8lnfd)lag fo gemalt roerben, baß man 1\ ftrauentageroerfe
gur Abfertigung eines Borgens rennet, bei fdjledjten Smtemettjoben unb bei
ftarfer 8rud)t nodj meljr.
©erat groei Saber, ebenfo oiel Sfofreidjer unb efat 9tad)Ijar!er bei ffiinter*
frud)t unb groei bei ©ommerfrudjt beföäftigt ftnb, fo fömten biefe aflerbragS
30 bi« 36 guber ©etreibe in ben geroöljnlidjen Sürbettsftunben gum einfahren
fertig matten. SBegen ber unoermeibtidjen Unterbrechungen ber erntearbeit lögt
Arbeit* * Äräfte. 29
fu$ ober ber «nfdjfag mir auf 24 bte 30 guber madjen. (£$ ift feföftoerftänb*
Ud>, baß bie 3# ber Ijierju erforberlidjen ®efpanne nad> ber (Sntferramg oom
#ofe beftimmt wirb.
8Ba« bie angegebene ®efellfd)aft — in oielen ©egenben audj $afdj genannt
— auffabet, fann aucf) in ber @<$eune ober an ber geime abgefaben werben.
Die 3aW ber baju erforberlidjen 3Kenfdjen rietet ftdj nadj ber ®röße unb
§öf)e t>e« jEaffe« ober ber geime.
»uf jebe 6 bte 8 guß rotrb eine grau, auf jebc 8 bte 10 guß ein SWann
nötig fein. SSon §filfenfrüdjten unb §eu fönnen oon einem *ßafdj fo üiele
guber roeber auf* nod) abgelaben werben. SKeljr atö 20 bte 24 guber finb
atebann nidjt ju befdjaffen, wenn bie Sabungen leiblich groß finb.
Da« abfahren unb bie baju gehörige $önbearbeit auf bie Stäche beregnet,
oerurfadjt bei ber (Srate ber Ölfrüchte am meiften 3tofwanb, teil« wegen ber
Sorgfalt, weldje nötig ift, van ba« 8fo«fatten ber Äörner ju oermeiben, teil«
roegen be« großen SRaume«, ben biefe (Sewädjfe einnehmen. Die größere §anb*
arbeit gegenüber SRoggen unb SGBeijen ift, ber gtödje nad), auf ein Drittteil ju
oeranfdjlagen.
(Sin STOann labet tägtid) 9 oierfoännige guber 3Äift, eine grau | ober
| biefer 2Äenge.
Da« gleite Ouantum ftreuet eine grau, roenn ba«felbe auf bie glädje
eine« SRorgen« oerteitt werben fott. eine fdjwädjere Düngung oon 4 gubern
auf einen STOorgen oermeljrt bie Arbeit be$ ©treuen«, weit ber Dünger in Heinere
Seile jerriffen werben muß. (Sine ftärfere Düngung oon 8 unb 10 gubern
auf (Sinen SKorgen, ermöglicht e« einer ^Jerfon eine größere Düngermenge
ju ftreuen.
(Sin geübter ©äemann befäet mit gewöhnlichen ©etreibeförnern 20 bte 25
SRorgen, roerm ber ©amen in bie raulje gurdje geftreut wirb. ©oll berfetbe
untergepflügt werben unb ift ber SKfer gut geebnet, fo fann ber ©äemann 3 bis
6 SKotgen meljr fertig bringen. Ölfamen, Älee, 9Äol)n unb äljnlidje Heine
©amen fönnen gleichmäßig nur au«geftreuet werben, wenn ber ©äer fdjmale
ffifirfe madjt, bie faum V» oon ber ©reite einnehmen, welche bie SBürfe ber
gewöhnlichen ©etreibefaat tyaben.
©enn ba« ^flangen ber Kartoffeln nad) bem Pfluge gefdjtel)t, fo finb 5
bte 6 grauen gu jebem $afdj erf orberlid? , weldje bie ©aatfartoffeln batm aber
nötigen gaü« audj Beriefen ober fdjnelben fönnen.
3um Sepffonjen eine« SKorgen« Äoljl, {Rüben ober Sabal, mit 3fo«fd)Iuß
be« 3^cltö ber Ww&r gebraust man 5 grauen.
Da« ©eljaden ber Äartoffeln mit ber $anb ift iefct ganj ungewöhnlich,
ba e« weit ^wertmäßiger mit #ülfe oon Zugtieren unb geeigneten ädergeräten
ansgefüljrt wirb. @oö e« betmodj mit ber £>anb geft^eljen, fo gehören je nad)
ber Sef^affen^eit be« Sanbe« 3 bte 6 grauen jum einmaligen 93et)aden.
30 ©ejtanbteile beö ianbnnrtföaftlidjcn ©erocrbtf.
Sluf ben mriften .©obenarten ift inbcffcn aud) bei ber Bearbeitung ber
$adfrüdjte mit SWergeräten ba$ SRad)gel)en mit ber £anblja<fe nötljig, um ba«
bidjt neben ben *ßflängtingen fteljenbe Unfraut auägugieljen, roa$ für ben SKorgen
ein Srauentagetoerf auSmadjt.
Die Kartoffelernte im iEagefoljn erforbert gum ausgraben für ben borgen
10 bis 15 grauen. 3m SBerbinge gehört bagu nur bie $älfte. Die $anb*
arbeit beim ©infaljren, Sinfeöero ober gingraben ber ftartoffetn nimmt für ben
borgen minbeftenS 1 SDtaratStageroerf in äfaforudj, roetm bie SSer^ältniffe günftig
finb. Unter anbern Umftänben unb mit ben 93ebedung$arbeiten , meiere nötig
finb, roenn bie ßartoffetn in (Starben ober Seimen burd)gerointert werben, ge*
Ijören bur$fdjttittfid) 2 äftänner bagu, um biefe Arbeit gu befdjaffen.
Um einen borgen mit {Rimfelrüben gu belegen, gebraust man 2 bis 3
grauen ober fjafbertnadtfene Äinber. gür ba8 Slbfdjneiben be$ Krautes oon ben
{Rüben, unb für ba$ ausgeben berfelben au« ber ßrbe toirb bei mir für ben
2Korgen 6 2Karf SBerbingetoljn begafytt, melden 8oljn bei günftiger Sßitterung
6 Sttenfdjen in einem Sage oerbienen.
©a« Stbernten anberer {Rübenarten unb be$ SoljW erforbert ungefähr bie*
felben Slrbcit^fräftc.
©n Sttarat roafdjt in SSerbinbung mit anbern 20 bfe 25 ÜWerinofdjafe bei
boppetter Sßäfdje in einem Sage bequem rein.
(Sine gute ©djererin lann 20 bis 30 ©tücl freien. (Sin SKann roirb
für 18 bis 20 ©djererinnen gum aufragen ber ©djafe gebraucht; eine fdjtüädj*
tidje *ßerfon tyxt mit bem 3utra9en ta abgefrorenen 9Bo£te gum SSerpacfungS*
tifd) gu äjun, unb eine anbete ift gur Sfofredjtljattung ber SRctnltc^feit nötig.
SJeibe fefen bie abfaüenben Soden auf. &xoü SKenfdjen Ijaben mit bem ßrbnen
unb ©nbinben ber abgefrorenen ffiofle bei ber angegebenen 3al)t ber ©djere*
rinnen SBefdjäftigung.
3u ben arbeiten ber äRetferei, gu ber Fütterung ber Sülje unb gum tag«»
liefen »uSmiften be* Stattet ift für 20 Äülje eine SKagb erforbertidj. SS
roirb babei üorauSgefefet, ba§ bie ©tatteinridjtung bequem fei, unb- baß bie 3u*
bereitung beS gutterS nid)t Diele Umftänbe oerurfadje. So SBrüttfütterung ge*
bräudjfidj ift, jtnb namenttidj bei großem SJtel), meldjes ein ftarfes gutter erhält,
weniger Äülje auf eine <ßerfon gu rennen.
SBirb {Rinbotei) mit §a<ffrüd)ten gemäftet, fo ift für 20 ©tücf ebenfalls
eine *ßerfon erforberfid). $)a$ $ä(Ifetfdjnetben ift (jter mit einbegriffen.
Sßirb {Rinbrnelj mit Sranutroeinfrfitämpe ober SBäfdje gefüttert unb finb
SSorf errungen getroffen, biefe burdj {Rinnen, mitte(ft pumpen in bie Grippen gu
bringen, fo fatm ein SRann 40 ©tuet beforgen, er mv$ aber gum SfoSmiften
$ülfe belommen.
©erben ©djafe mit $eu unb ©trol) gefüttert, metdjeS in ber SRätje be$
©tatteS aufbewahrt ift, fo lann ein SKann 500 @tü<f allein beforgen. ©erben
«Tbcitfi»Äräfte. 31
ober £adfrfid>te unb SJranntwemfd&fömpe gefüttert, fo ift bie arbeit eine größere
unb für 300 @tü<f ein 2»enfd(j nötig, ber bte §adffrüdjte oon @rbe reinigt, fie
gerfteinert unb ben ©djafen guträgt. Sin ©dfjäfer unb beffen Stau beforgen in
meinen Sßirtfdfjaften 600 bte 700 ©d&afe, oon benen baS £unbert, außer l)m*
reidjenb ©trolj 2 bte 27* Steffeln ffartoffetn tägtid) erhalt. 3wedfmä&ige
Futterraufen finb hierbei immer üorauSgefefct.
Sie ©efoamtarbett
wirb in £)eutfd)taub mit *ßf erben unb Odfjfen oerridjtet; bie wenigen ausnahmen,
wo man Grfel l)iergu benufct, fommen triebt in 93etrad)t.
Cb e$ ftdfj empfiehlt, bei ber 93ewirtfd)aftung groger ®üter ^ßferbe ober
Odjfen gu oerwenben, — barüber lägt fidj weber gu ©unften ber einen nod) ber
anbem Tierart, etwas überall 3utreffenbeS fagen. üftan muß in jebem einzelnen
Satte mit SRücffidjt auf bie Örttidjfeit unb bie befonberen aSerfjättniffe baS
Süchtige gu treffen roiffcn.
^ßferbe finb gelehriger, fie finb gu alten arbeiten oljne ausnähme gu ge«
brausen, fie finb gu weiten Steifen weit geeigneter, als bie Cdjfen, unb fönnen
and) bei fdjte$ten, fumpfigen ober fteinigten Segen burd) guten #ufbef($tag ftets
brauchbar erhalten werben.
SBegen iljrer rareren Bewegungen finb bie *ßferbe für foldlje arbeiten, bei
benen es auf ©djnetligfeit anfommt, g. 93. Smtefuljren, ßggen :c, oorgugS*
weife geeignet.
3n ©egenben, wo bie Od)fen fe!)r teuer finb, werben biefe oft fdjon in ben
StnfdjaffungSfofien ein oerljältniSmägtg größeres Äapital beanfprudijen als bie
<ßferbe. Sür ein ?ferb finb in ber SReget gwei Odfjfen gu Ratten, leitete aber
erforbern miteinanber meljr ©ebäuberaum unb loften aud) meiftens meljr, a(S
ein brauchbares Stdferpferb.
Dagegen ift gu beachten, baß bie Odjfen mit folgen tanbwirtfdjafttidjen
(Srgeugniffen, weldfje fetten Derföufli^ finb, g. 95. #eu, Äaff, äbljarffel, ©urgetn
unb Änoöengewäd§fen, ©ras, Brarattweinfdjlämpe unb 93iertrebern in einem
bienftf öligen 3uftanbe fidf) ermatten taffen, wä&renb bie ^ßferbe bodfj meljr ober
weniger auf baS leitet üerföuflidf)e betreibe angewiefen finb. 6s giebt ®runb*
ftfidfe, bie ats ©ctyafweibe gu nag unb bennodfj a(S Sßiefe nid§t brauchbar finb,
auf benen aber 3u9°$fat wäljrenb beS ©ommers fidfj redjt tetbtidf) ernähren.
3n folgen Satten werben bie Soften ber ©efpamtarbeit, foweit biefetben burdfj
baS gutter bebingt finb, bebeutenb oerminbert, wenn man oorgugSweife ober bodj
großenteils £)$fen als 3ugtnel) oerwenbet.
Sludj ift wo!)t bie Sbnufcung ber Ddtfeit geringer, ats bie ber ^ßferbe, eben
weit in jeber großen Sßhrtfdfjaft üon bem erwähnten unoerfäuflidjen Sutter ein
gtemßdfjer Vorrat gu fein pflegt, mit wettern auSgebiente 3ugodjfen gemäftet
32 SBeftanbtette be$ fonburirrföoftli^en <§eu>erbe«.
Kerben formen. Dagegen fjatte t$ bie oft auSgefprodjene Seljauptung für im«
begrünbet, bog nämlidfj bie *ßferbe einer größeren ©terblidjfeit au&gefefct feien,
mithin ber 3>urdjfd(jnitt$abgang bei üjnen l)öl)er al« bei ben Ddfjfen angenommen
roerben muffe. 3n>ar oerlangt man oon ben *ßferben oft große Slnftrengungen
unb giebt fie aud) häufiger al$ bie ©djfen ben SWifftanblungen roljer Anette
preis, fo baf? unter folgen Vertyältmffen Äranf Reiten unb namentlich gußfeljter
ftdj einfallen. SSenn aber beibe Tierarten mit gleitet (Schonung beljanbelt
roerben, fo müßten bei ^ferben bie totliefen Äranfljeitsfäfle eljer geringer, als
bei Ddjfen fein, oorjüglidj roenn man bie Verheerungen mit in änfdjtag bringt,
bie bei bem föinboiel) jeitroeife gofge finb ber fogenamtten Sungenfäule, für
meldte Sranfljeit man bte jefct fein fixeres Heilmittel femtt.
Semer fatm idj nic^t jugeben, ba§ bie ^ßflugarbeit burdj Od(jfen beffer Der*
richtet werben foßte als burdj $ferbe, roeil erftere einen ruhigeren ©ang Ijaben.
Sin fo gelehriges £ier, roie ba$ <ßferb, ift oielmeljr bei ber Arbeit leidjter, als
ber Ddjfe in einen folgen ®ang ju bringen, roie iljn ber p^rer rofinfdfjt.
Sßoljl aber ift e$ ridjtig, ba§ man mit ßd)fen in großen äöirtfdfjaften oft meljr
^ßflugarbeit oerridfjtet, als mit $ferben, aber nidjt beSljatb, roeil bie Odfjfen meljr
leiften Wimen, fonbern roeil bie mit i^nen arbeiteten Seute bie £>d)fen mel)r
als bie tßferbe anzutreiben pflegen. SS ift bieS bem ©ebraudje gujttfdjreiben,
baß bie äßenfe^en, roelc^e mit ben D$fen arbeiten, foldfje feiten füttern. ©enn
man bei ben <ßferben äljnttd) ©erfährt , roie es in ber SJjat in Snglanb gefdjieljt,
fo roirb aud) eine ju große ©Tönung biefer 3"gtiere oon Seiten ber Anette
nid)t fo oft oorfommen.
Überhaupt ift bie 8anbe$fttte, foroie bie Vorliebe ber Arbeiter für biefe ober
jene SIrt oon 3ugoie^ oon großem ©nfluß auf bie Sntfdjeibung ber Srage, ob
es jroedmäßig fei, ju ben ©efpamtarbeiten $ferbe ober £)djjfen ju benufcen. Sßo
bas Voll baS SRinb oon 3ugenb auf mit Vorliebe pflegt unb es jur Arbeit
fanft anlernt, roo eine jroecfmäfige 9lrt ber Sfafpatmung übltdj ift, ba jeigt es
fidfj audj gelehriger unb rafdjer in allen arbeiten. 3n ©ebirg$gegenben, roo in
ber SRegel auf SRinboiel) metyr gehalten roirb als in ben Ebenen, fteljt man bie
Säuern felbft mit Äüljen fo gefcfjidt arbeiten, roie fie anberSroo faum mit
$f erben umjugeljen roiffen. SBenn bie ©einriebe es oerfteben, bem SRinboielj
einen paffenben 33efdjlag gu geben, fo finb bie Dc^fen aud() auf felfigen unb ge-
frorenen SBegen rote $ferbe gu gebrauten. (Segen bie Ijerrfdfjenbe Votföjttte
unb einen etroa oorljanbenen äötbermtßen ber Arbeiter gegen bie eine ober anbere
Xierart barf man ftets nur feljr beljutfam anlämpfen. ^uroeilen berufen beibe
auf Vorurteilen, aber nocij roeit öfter finb fie anberen Urfpnmgs, unb eS ift
flug SllleS forgfältig gu überlegen, beoor man Verfinberungen einleitet, meiere triebt
immer Verbefferungen finb unb jebenfaüs allerlei Verbrießltdjteiten herbeiführen.
Stuf großen SSefitymgen roirb eS meiftenS ftc^ empfehlen, beiberlei Jiere,
SDc^fen unb $ferbe, jum SW }U bennfeen unb alfo bie ermähnten Vorteile
*r6eit*<£räfte. 33
einer jeben Tierart ftdj ju oerfdjaffen. Unter fo(djen SBerftiltniffen toljnt e$ ftdj,
fiefonbere ffaftalten jur Fütterung ber $ferbe rote ber Ddjfen ju treffen, unb
hierbei, rote bei ber Arbeit, jebe Tierart für ftdj beauflagen }U (äffen. 2lüein
in mittleren unb Keinen ffiirtfdjaftett ift e$ fdjon roeniger rätfidj, jroeierfei £ng*
trielj ju galten. Sin Ddjfenljtrte fann 24 bis 30 Ddjfen beforgen, roäfjrenb
toenn nur 10 bis 12 Odfjfen öorfjanben finb, audj ein äßatm ju ifjrer
Wartung notroenbig ift. Sin Sanbroirt, roetdjer neben 10 bis 12 Odjfen triet*
leicht 6 $ferbe beftfet, ift oft in ber unangenehmen Sage, ba& er baS ganje ®e?
fpann triebt redjt beaufjidfjtigen fann. SBerat bie $ferbe aöerki gurren Der»
rieten, fo muffen bie Ddjfen beim pflügen bleiben, unb es fönnen nidjt aße
©efpemne oon bem Seftyer fontroßiert roerben. ©er (entere tfjut bann beffer,
überhaupt nur $ferbe ju galten, um im ftanbe ju fein, mSgttdjft äße arbeiten
unter feinen äugen ausführen }u (äffen.
<Die floften ber ®efparatarbeit beregnen ftdjj au« fotgenben leiten:
1) au« ben 3infen oon bem SBertf apitat beS SSieljeS;
2) cm$ ber SBerminberong biefeS ÄapitalS, roetdje baSfetbe burdj Slbgang
ober SBerfdfjtedjterung beS JBic^eö er leibet;
3) aus ben 3mfen oon bem SBSertfapitat beS ©efdjhxeS, roomit baS 23te^
arbeitet, ober melc^ed gu feiner SBartung erforberttdj ift;
4) aus ben Soften, bie aufjuroenben finb, um baS ©efc^trr, bie SWer*
roerfjeuge :c. immer im brauchbaren ,3uftanbe ju erhalten;
5) au« ben Soften, roetdje bie Sßärter beS SSiefjeS ober bie ßeute, roetdfje
mit bemfelben arbeiten, oerurfadjen;
6) au« ben gutterf often ;
7) aus ben Soften, roetdje bie Stffefuranj biefer ®egenftänbe gegen
geuerSgefaljr oerurfadjt, rooju man audj nodj bie fturfoften redeten fann.
99eifpietSroetfe finb bie Soften eine« SiergefpatmeS $ferbe fotgenbermafen
ju Der auf Etagen:
3u 1. JBier $ferbe k 240 3Karf foften 960 3Rarf, baoon betragen bie
3mfen ju 5 pßt 48 ÜWarf.*)
3u 2. (Sin $ferb im regten «tter b. Ij. oon etroa fünf 3aljren angefauft,
Weibt im allgemeinen 10 bis 12 3aljre braudjbar unb jjat nadj biefer £>dt
einen nur feljr geringen SBSert. £)a Jebodj fetten aüe $ferbe fo fange bienftfctyig
finb, ein abjeit oietmeljr fdfjon nadfj Stbfauf oon roenigen Sauren fttrbt, fo mujj
angenommen roerben, bafc auf 8 $ferbe jä^rttc^ ein« anjufaufen ift, es beträgt
$ernadj bie «bnnfcung iäjjrlidj 120 üttarf.
*) & ifl ju beachten, bog bie 3aljtcn bas (Sefagte nur berbcutlidjen foKen unb bog bem
«erfaffer bie Seränberungen, vulty in ber SReugcit jtattgefunben §abenf 3. 8. $mft$tttdj ber
$ic$preife fe^r tooljt befamtt ftnb.
Stoppt. 11. Auflage. 3
34 SBeflanbtetfe be$ Xatibioirtfd^aftCi^en ©en>erbe$.
3u 3. Sin ©efdjirr ift erforberlid):
1 Sßagen mit (£wte*, SRtft* unb $oljleitern, audj SSorfegeroagen 180 3ttarf.
Da ju 2 ©efoannen 3 Sßagen gehören, fo fommt nodj bic #cüfte
bcr Soften eine« SBagenS jur Slnredjnung mit 90 „
2 ?flfige k 21 3Rarf 42 „
4 Sggcn ä, 9 3Äarf 36 „
Da* ©ielenjeug 67| rf
Die ©ta&Utenfilien 21 fr
436| Watt.
Daoon bettagen bie 3infen ju 5| 21 2»arf 82| <ßf.
£u 4. Die 3nftanblja(tung be$ ©cfc^trrcö, bie Sßagenf djtniere , ba*
©djärfen ber *ßftageif en , ber ßggen tc. loftet nadj 23efdjaffenl)eit be$ S3oben$
mit bem #ufbefd)lag im SRittelfafc 45 ÜJtarf pro *ßferb. Die l)ierl)er gehörigen
Äoften betragen bemnadj 180 ÜJtarf.*)
3u 5. Sin ^ferbefnedjt erhält 75 bis 90 3Äarf 8o§n. (Seine SBeföftigung,
SBoIjnung incl. Neigung unb 33ett mit ber baju erforberlidjen ffiafdje, ift in
einer ©egenb, ido ber Durd)fd}nitt$prei$ be* Koggen« 3 äßarf 50 $f. beträgt,
nidjt unter 150 bi* 165 äßarf ju oeranfc&togen. So e$ (Sitte ift, ju 4 $ferben,
2 Anette ju galten, ba nrirb ber gmeite ober ßnfe mit Soljn unb Unterhaltung
30 SBtarf roeniger foften. 3dj bringe aber einen 5Eagelöl)ner in Slnredjmmg
roenn mit ben $ferben geppgt rotrb, »a* auf 100 ^fütgtage ä 60 $f.
60 SKarf ausmalt.
$iernac$ ift 8ol>n 82£ 2»atf
©peifung unb Unterhalt 157£ „
STageloljn be$ ©eljülfen 60 „
300 ÜKart
3u 6. Die gutterfäfee werben oon ben meiften ©djriftfteöem ju niebrig
genommen, roenigftens roenn oon SWerpferben, bie im Slnfauf 210 bis 270 SDtarf
foften, bie 8febe ift.
©erat roirflid) trofe ber fo geringen gutterquantitäten, nrie fie in ber SRedj*
nung oftmals angegeben »erben, bie $ferbe bei Gräften bleiben unb bie weiter
unten angebeuteten SlrbeitSfäfte triften, fo fann man mit ®enrij$eit annehmen,
ba§ fie no<$ anberroeitigeS ftutter erhalten. Gatiroeber ratrb ungebrofäeneS ®e*
treibe ju $äcffel gefdjnitten, ober es werben nadj einem tabetnSroerten $erfommen
unter bem 9tamen ©djeunenfutter bebeutenbe Äömermaffen berroenbet, bereu S3c*
trag ntemanb genau fetmt.
*) SRan öergeffe nu$t, bog §ier öon öer^ättniffen bie föebe ift, wo nur SWerbau inu>
fein ted)nifdje$ Sfcebengetoerbe getrieben toirb. Senn Spiritus, £)I, Stet jc. auf toieffeidjt
Werten Segen nnb jum Seil weit »erfahren »erben muffen , bann flnb ftiirfcre, mithin foft*
Barere Geräte erf orbertidj , nnb es muffen bafjer bie auf ein einzelnes «Pferb foUenben Äofteti
an<^ größer fein.
Arbeits* Äräfte. 35
9faf ein $ferb muß man bei einer täglichen $enration üon 5 $fb. jä^rltc^
4 SBifpel guten §afer ober beren entfpredjenben ffiert in anbem Hörnern redjnen,
©erat e$ bienfifäljig bleiben fott. 16 ©ifoet $afer betragen betnnad)
k 48 ÜRarf 768 SWarf — $f.
raib 67 ^tr. $eu k 1 3Karf . 67 * — *
835 2»arl — JJf.
£cuf fei unb ©treuftrolj rechne id) auf ben Dünger.
3n 7. ©er «Bert ber $ferbe ift 960 3Äarf — $f.
S)er ©ert be« ®efdjirre$ 436 * 50 *
$ierju ba$ 35ett be$ ÄnedjtS 45 * — *
©er ffiert be« gntter« oljne ©trol) . . . . 835 * — *
2276 2»arf 50 <ßf.
Son biefem Sßert beträgt bie Sttffefuranj
gegen geuer fc \\ p6t 28 SKarf 45 $f.
Äurfoften & ©tücf 3 3War! . 12 * — *
40 3Karf 45 $f.
©ie Soften für ein SSiergefoann $ferbe betragen bemnadj:
3« 1 48 ü»ar! — $f.
* 2 120 * — *
* 3 21 * 82 *
.4 180 * — *
* 5 300 * — *
* 6 835 * — *
* 7 40 « 45 *
1545 SDtaf 47 $f.
Der Arbeitstag eine« SBiergefpatme* foftet atfo bei 300 Arbeitstagen burdj*
Mfty 5 äKart 15£ $f.
£>ie Sabraig für ein fotdjeG SBiergefpatm ift bei geroittjnlidjen SBegen 25
bis 30 QntixitK. Stuf Äunftroegen fann fie faft oerboppelt »erben, wogegen in
Königen unb brudjigen ©egenben, aufy bei tiefen ©anbtoegen, ju gerotffen 3eiten
bie Sabung 15 Rentner triebt fiberfteigen barf.
Huf größere ßntfemungen finb bei SDtorftfuljren 5 preußifdje SÄeifen tag*
fidj i" berechnen; ber geroöljnlidje Slufenti&aft in ber ©tabt mirb bnrdj ba$ 8eer*
fahren bei ber 8tüdfal>rt ate ausgeglitten angefeljen.
3ft bie ajtorftftabt nnr lf bis 2 ÜWeilen entfernt, fo ift jroar gu bem
#m* nnb .äurütffaljren ebenfaHS ein £ag erforbertidj, es fann aber atsbaim
äroas meljr gefaben roerben.
©ollen in einem läge jroei Surren geteiftet unb atfo aud) bie arbeiten
be« Stof* unb SblabenS jroeimat oorgenommen werben, fo barf bie Sntfernung
3
*
36 $eftanbtei(e bes tanbttrirtf$aftft<$en (Sewer&es.
nidfjt Diel über eine preufcifdje Sfleife betragen. ©ei ©erecJjnungen aller ffitrt*
fdjaftöfuljren biene gum 2lnl)alt, baß ein Sßferb täglidj 4 bis 5 ÜÄeüen mit
8abung nnb teer geljen fann, fo rote e$ bie roirtfdjaftlidfjen S3erl)ätotiffe beim
SDünger* unb ©etreibefaljren mit fidj bringen.
Da« ©urdfjfdjnittsmaß ber ^pgarbeit für ein 33iergefpann <ßferbe, roetdje*
aber groeifoännig arbeitet, ift Dier SKorgen tägticfj. g« Derftel)t ftdj Don fetbft,
baß fürgere ober längere £age, bie natürlidje ©efd&affenljeit be$ ©obenä nnb
ber jebe$malige 3uf*a^ beSfetben, foioie bie £iefe, bis gu roeldjer geädert
roirb, nnb bie Sitrcijenbreite biefeä 9Kaß Dtelfadfj abänbem.
©ei bem SBSenben nnb SRüljren be$ 9Wer8 roirb am meiften Slädje be*
arbeitet, bei bem ©racßeppgen nnb ©toppelftürgen, gumaf in oerljärtetem
©oben, am roenigften. @$ fönnen mit 4 $ferben nnb 2 $Pgen bei jener
Arbeit 6 SKorgen befdfjafft werben, roäljrenb bei biefer guroetfen nnr 3 Sttorgen
fertig gu machen finb.
SBenn ber aufgeppgte ©oben roeber fdfjoüig ift, nodj unoerfaulte ©ras*
nnb föafenftfidfe enthält, fo roerben mit 4 ^ßferben 20 Sßorgen in einem £age
geegget. SJttttelboben, ber fdjon feit langer 3«* in gnter Sultur jid^ befinbet,
ift oft in folgern 3uftanbe, baß bicfe^ Sttaß ber Arbeit gu erreichen ift. 3ftufj
bagegen brei* ober Diemtat geegget, muß gur 3cttrümmernng ber ©Rotten ein
SRunbeggen oorgenommen roerben, ober ift bie Srnme roegen fdjottigen 3«ft^^
nnr mit fdfjroeren @ggen gu bewältigen, fo roerben tägtid) nnr 8, 10 ober 12
SRorgen fertig geegget, ©ei biefer arbeit lommt 3Me$ anf bie 933al)rneljmuttg
be$ regten 3u^ön*)c^ ^ Slcferö an. §at man roiberfpenftigen fcljonboben
im naffen 3«ftanbe geppgt nnb ift berfelbe bann bnrdj fdjarfe, trodhtenbe 8uft
feljr erhärtet, fo fann man oft eben fo Diel 2trbeit anf ba$ ßggen oerraenben,
als baS ^Jpgen Derurfadjt Ijat, unb roirb bennodj feinen &Yoed ttiti^t erreichen.
3n einem roiberfpenftigen Xljonboben beträgt ba$ Sggen ttxoa ben britten £etf
ber gangen ©eadterungSar&ett, roerat berfelbe letzter gerfällt ben oierten, unb
in gang toderem ©oben ben fünften £eil ober nodj weniger; in bem festeren
gfafle genügt in ber Siegel cht ehtfadfjeS Übergießen mit ber Sgge, nnb felbft
bicfe^ fann mandfjmat olpte SRadjtetf gang unterbleiben.
Die Qflädje, roetdje pro Jag mit ber SSJalge bearbeitet roerben fann, ift
Derfdjteben groß je nadf) ber ©reite unb bem £)urdjmeffer biefeö Slcfcrgerät^.
STOit einer groäipßigen ©atge follten eigentlidj 40 äßorgen geroalgt roerben,
wenn ba$ ©efpann 4 SKeilen madjt. 3n SBMrflid&feit aber roirb mit einer
foldfjen ffiatge eine Städte Don 30 bis 35 STOorgen befd&afft unb audfj nur
bann, wenn redfjt lange 3ßfl* «nb besljalb roenig ^Beübungen gu madjen pb.
Jpat bie SBalge einen großen T>urd)meffer unb muß fte mit 4 ^ferben befpannt
roerben, fo foftet biefe Slrbeit boppett fo Diel, ate roenn ba« 3nftrument leidjt
ift unb groeifpännig benufet roerben fann.
2Wit ben Gjftirpatoren (©rubbern unb ©aatpPgen) unb Krümmern fann
Arbeits* Gräfte. 37
man täglidj eine brei* bi« oiermat fo große fttödje bewältigen ate mit ber
geroöjjnlidjen <Pffogarbeit.
©et leichtem Anhäufeln ber §adffrüdjte bringt man mit einem $ferbe
etoa* meljr fertig, ate 2 ober 3 pflüge nmgetegt Ijaben, je nad)bem bie Stößen
näinttd) 2 ober 3 fturdjen breit Don einanber abfielen.
SBenn wegen tiefen (Stegreifen* be« Häufelpfluges gmet Ißferbe angefpannt
werben muffen, fo wirb bamit audj nur eine gleite fjläd&e fertig, tote bei
leidjtem anhäufeln mit einem $ferb.
Die Soften ber Odjfenarbett beregne idj nidjt fo üoßftänbig, wie begügttdj
ber Werbearbeit gefdjeljen ift, weil bie Haltung unb Fütterung ber Ddfjfen
roeit mef)r, ate bie ber *ßferbe, eine oerfdfjiebene ift, 8Ber Jebodfj biefe ©ered)*
nung äußren Witt, finbet bagu im 33orftel)enben genügenbe Änweifung.
3Bo bie 3uflodJfcn im Sommer auf bfirftige SBeibe getrieben, im Sflßinter
mit ©trolj unb (Spreu (Äaff) gefüttert werben, unb nur im ffrftljling unb £erbft
wenn fte beim *ßpgen angeftrengt arbeiten muffen, etwas $eu erljalten, ba
fdjeint freiließ bie Fütterung gegen bie ber $ferbe feljr wohlfeil gu fein. Die
Soften, weldje ber einzelne Ddjfe oerurfadjt, ftnb bann audj gering. 2Benn
man aber bie SCrbett betrautet, bie berartige 3ugod)fen oerric^ten unb bie ®e*
famtfoften auf bie wenigen Arbeitstage oerteilt, an welken bie Xiere t^ätig
juib, fo wirb ba« f?ajtt ber SRedjnung fein: baß in allen gäBen, wo bie *ßferbe
aud) im SBinter nufebringenb befdjäftigt werben lönnen, bie arbeit ber Ddjfen
nid)t oiel wohlfeiler gu fielen lommt, ate bie ber $ferbe.
®ut genährte &üQoä)\en Herrichten bie im ©errid) ber ©utsgrengen oor*
fommenben arbeiten faft ebenfo gut wie ^ßferbe, aber bann foftet iljre Sfütterung
audj ni^t trtel weniger. 3$ femte SBBtrtfdjaften, in melden Ddfjfen gehalten
merben, benen man faum weniger Sörner ate ben $ferben öerabreidjt. 3freilid(j
arbeiten bie Odfjfen in biefem Saue ben gangen £ag unb Ijaben mit ben $ferben
biefelben Sutter* unb SRuljeftunben. Um burdf> bie Odflenljaltung bie oben an*
gebeuteten 33 orteile gu erlangen, gunädjft bie SBerwenbung oon meift nidfjt Der*
fäuflidjen Futtermitteln, wie uon ©dfjtämpe, £rebem, ©djeunenabf allen, £eu
unb ©trolj, empfiehlt es ftdfj, bie boppelte 3# öon Ddfjfen gu Ratten unb mit
i^nen alle 4 ©tunben bei ber arbeit gu wedjfeln. Die« ift oorgugSweife auf
großen ®ütern gwedt mäßig, wenn entfernt Iiegenbe Sdter öorljonben finb. Die
mit ber $flugarbeit beauftragten Seute ge^en bann bei «Sonnenaufgang an bie
Arbeit unb feljren erft mit Untergang ber ©onne Ijeim, weit ber SBärter ober
frirte ber Ddfjfen iljnen biefe gum Umfpannen gutreibt. 2)üt einem auf biefe
SBeife im Sßedfjfel befpatmten Ddjfenpfluge wirb ein günfteil an arbeit mel)r
oerrid^tet, ate mit 2 guten *ßferben. Sßenn 3 Ddfjfen oor ben $f(ug gefpannt
merben, fommen bereu 6, fonft 4 auf 2 ^}ferbe.
38 Seftcmbtrife be* fonbwtrtfäaftltd&en (Bewerbe*.
ttUgetttehte Wegeilt jttr jtoedmafjtgeu ttetrafcitttg Her ttrfieittfr&fte*
3n einer großen ©trtfdjaft, wo Diele üttenfdjen unb ©efpanne befdfjäftigt
finb, mug ber Dirigent junäd&ft bafär forgen, bafc eine geroiffe SRegetmößigfeit
imb Orbnung eingehalten rnhrb.
Sflgfidj Dorfominenbe arbeiten muffen wo möglich immer Don einer nttb
berfetben $erfon unb }U einer beftimmten 3*** Derridjjtet werben , nnb e$ ift
ftreng baranf }U feljen, bafc bie babei eingeführte Orbnung ber ©efdfjäfte nie*
maü abgeönbert wirb. Dann weiß ber bie äfofjidjt fü&renbe SBirt, ju jeber
3eit be$ SEageS, wo er feine Seute finbet unb wie roett fxe mit ben arbeiten
Dorgerüdt fein muffen, unb e$ werben fotdfje ©efdfjäfte, bie burdj anbere oor*
au$geljenbe bebingt finb, in feiner SEBeife geftört
SDie Uljr mnfc überall in einer orbentftdjen 2Btrtf^aft Den #errn, wie ben
Diener leiten, >$u einer beftimmten 3*it wirb aufgeftanben, gegeffen, an* unb
auägefpannt. 8Bo Med triebt gefd)ieljt, muß oft einer auf ben anbern märten
unb e$ geljt foftbare 3e^ nufcloS verloren.
Der bie Oefdjäfte fettenbe Dirigent muß jur regten 3«* i*em 8fafM**
fein £age$gefdjäft jutetfen unb bafür forgen, baß jeber Arbeiter fönett feine
Änmeifung ermatte. Sßenn fo($e arbeiten oorgenommen werben, meldte ftd>
gegenfeitig ergänzen, bann ift eine natürliche Orbnung ju beobachten unb barauf
3U fel)en, baß StüeS oljne Störung in einanber greife. Söenn ein ©efpann jum
ßggen auf ba$ gelb gefdjidtt wirb, beoor ©aatfora unb ©äemann angelangt
finb; wenn bie ©agen jum 2luf laben Don (betreibe oor bie ©peidjer fahren,
elje fotdjeä eingemeffen ift; wenn in ber ßrnte beim Smfa^ren be$ ©etreibeä
ba£ 3urcd}toiadjen ber JBagen erft anfängt, wenn fdjon ein Seil ber Arbeiter
jum äblaben in bie ©djeune fidj begeben l)at: fo werben bie Gräfte nufcloS
Derfdjmeubet, bie Arbeiter träge unb ade ©efdjäfte in einem fdjleppenben (Sänge
Derridjtet. Srljält aber jeber Arbeiter fogleidfj beim anfange ber Arbeit nadfj
woljtgeorbnetem Pane fein ®efd)äft, finbet lein &ux&<bcrfen ftatt, bewegt ftdj
oielmeljr bie 3ttfammengefefcte SÄafdfjine oljne baß Reibungen Dorfommen, fo
behält afleS einen froren 9Wut unb bie ©efdjäfte rüden rafdj oorwärt*. 3Äan
Dort fein ©gelten ober ©freien, nod^ weniger glucken unb es fommt nid)t$
oor, woburdj SBorgefeftte unb Arbeiter fidfj gegenfeitig ba« Seben ferner madjen.
2öirtfd)aft$birigenten unb Sfaffefyer Hagen oft über ftaufl)eit unb Sßiber*
fyenftigfeit ber Arbeiter. 3d& fatut aber au* langjähriger (Erfahrung Derftdjera,
baß biefe Älagen entweber ganj unbegrünbet finb ober baß bie Seiter ber ®e*
fd&äfte berartige 3uftänbe fetter herbeigeführt fyaben. SBBemi ber 33orfteljer in
^ßünftlidfjfeit unb Orbnung mit gutem ©eifpiet üorangeljt unb iebem Sinjelnen
fein ©efdjäft mit freunblidjem Srnft anweifet, fo felje idj nid)t ein, wo bie
SBiberfefctidfjfett bei freien Sttrbeitem Ijerfommen foö. aber man bead^te nur,
Arbeit« «Äräfte« 39
nrie es bie 3foffefjer fo pufig madfjen, wenn fie Don 3ugenb an Weber über
iljre ©efdjäfte nodf) über iljre *ßflidjten gegen bie Untergebenen nadjgebadjt Ijaben.
Da wirb ber eine Ijierljin, ber anbere borten gefd)i<ft nnb batb geigt fidj,
baß etoaä Dergeffen worben ift unb bie bereite angeftellten Arbeiter jurüdfge*
rufen werben muffen.
(Srrtfteljen baburdj 33erwidttungen unb Unorbnungen, fo werben ganj un*
geregter SDSetfe bie Arbeiter befdjulbigt unb biefe Ijart angefahren. 33erteibigen
fie fid>, wie natürtid), fo füljlt ber 3biffe^er fid) gefränft unb feine Seibenfdfjaften
©erben aufgeregt. Dies ift bie tägßdje ®efcijidjte in allen SBirtfdjaften, wo
bei bein Sfaftetlen ber Arbeiter Diel Samt gemalt wirb. Der geringfte Arbeiter
muß freunblid) unb liebreidfj unb als benfenbeS, felbftänbigeS SBefen beljanbelt
werben. Sr barf, fotl er ftdfj felbft a^ten, nid)t als gebanfentofe 2Äafdjine
angefe^en werben, fonbem man muß iljm bei guter Sfosfüfjrung feines ®efd(jäfts,
auger feinem färgltdjen £ageloljn audfj eine woJjfwolfenbe änerfennung }u teil
werben laffen. Daburdfj förbert man bie ebteren Sigenfdfjaften bes 3Wenfcfjen
unb bewirft eine perfönlidje Slnljänglid&feit, bie immer wof>ltf)uenb, aber gewiß
aud) nüfclid) ift. Unfere gutmütigen Sanbleute in Deutfdjtanb oerfagen feinem
3Jorgefefeten bie il)m gufommenbe Sldjtung, aber fie l)aben feinen ©flaoenfutn
unb wollen ftdfj nid)t Dor einem ©eSler'fcijen jpute bemütigen. 2Ber ficij burdf)
,I)öl)ere ©nftcijt, burdfj religiöfe ©elbftbeljerrfd&ung, forote burdj treue Ausübung
feiner SerufSpflidjten unb freunbtitf)e$ betragen auSjeidjnet, bem ift in jebem
SebenSDerfyältmS bie Stöjtung feiner SRebenmenfdfjen unb Untergebenen genriß.
Da ber Dirigent einer großen ©utswirtfdjaft nidjt überaß gegenwärtig
fein fann, fo muß er barauf bebadjt fein, baß nid)t o^ne SSlot Dietcrlei ®e*
föafte gleichzeitig jur 3faSfül)rung gelangen. <£s wirb gewiß mefjr geleiftet,
©emt man bie §auptgefdjäfte immer mit ganjer Sraft burd&Pjrt,- als wenn
man batb bieS, batb jenes anfängt, oljne es ju üollenben. Der öeghm eines
neuen ©efdjäfteS oeranfoßt wegen ber nötigen Vorbereitung ber SBSagen unb
©eräte, aud) wegen Einübung ber Arbeiter immer einigen &eitotTtu% ben man
.baburdj Dermeibet, baß man nidjt oljne große 9tot Don bem einen gu bem
anbem überfprmgt. Sßeun oiete ©efpanne unb Arbeiter anjuftetten finb, ift
«in gewtffer Saft, nai) welkem bas ganje (Sefdjäft betrieben wirb, Don großer
©ityigfeit
angenommen, es werbe mit 8 ©efpannen (Setreibe eingefahren. 3ft ber
Dorfatyrenbe ®roßfned)t ein tüchtiger SWenfdj, Ijat er ©ewanbt^eit beim Stuflaben
unb bei bem Vorlegen ber <ßferbe, fo werben aöe übrigen $ned)te fid^ bemühen,
iljm nadjjufommen, um eben fo fd§nelt fertig ju fein. Daju treibt bas jebem
SRenföen einwoljnenbe Grlpgefüljt il)n an. Sßenn auf biefe SSSeife jebeS ©e^
fparni tÄgli($ ein ftuber me^r §ereinfc§afft, als unter ber Sßitmirfung eines
weniger gewanbten Vorarbeiters, fo mad^t bieS auf eine ffiodje fd^on Diel aus.
6S ift aber Diel leichter für ben Dirigenten, einen lebhaften £aft in bas
40 »eftanbtetfe bes tanbimrtföaftft$en bewerbe*.
©efdjäft hinein gu bringen, wenn ade ober bodj bie meiften ©efpanne nt
gleicher SRidjtung befdjäftigt fuib/ als roenn groeierlei Sirbetten, namentlich an
oerfdjiebenen Orten be$ ®ute$ betrieben »erben.
Unt gu ben £auptgefd)äften, ber ©aat unb Srnte, ade ©efpanne ju*
fammen galten gu fönnen, muß man bafür forgen, baß bie unertäßltdjen 9le5en*
fuhren gn einer anberen 3^* öorgenommen werben. ®ie #erbeifdjaffung oott
£otg, Sifen, leer nnb anberen ©ebürfniffen an« ber ©tabt, barf memafö gur
3eit ber ©aat ober Srnte als notmenbig ftd) IjerauSftelten. <£$ ift beäljatb
eine ©rinnerungStafet angutegen, anf meiner man anmerft, baß biefer ober
jener ©egenftanb batb fehlen ratrb nnb gelegentlich ergöngt merben muß. S5Mrb
mm ein Sagen gnr @tabt ober anberärooljin gefd)i<ft, nm allerlei ©irtfdjaftä^
bebfirfniffe gn Ijolen, fo ift bie SrinnerungStafet nad)gufel)en unb anguftreid)enr
ma$ beforgt merben fott. SBBenn man bebenft, baß ein SBiergefpann täglid>
5 bis 6 SDtarf foftet, fo roirb bie SBidjtigfeit einer folgen SDiaßreget einteudjtetu
©ei ber Slnorbnung ber (Sefdjäfte muß ber Dirigent ftet$ ba$ täglidje
unb ba« iäljrltdje SlrbeitSbebürfniS oor äugen Ijaben. SeneS ift oft fo bringend
unb notmenbig, baß ftdj auf bie 3ufimfi gar feine föücfftdjt nehmen lägt-
aber ein benlenber Sanbroirt muß roenigftenä in ben allgemeinen Umriffeit
feinen Arbeitsplan für eine längere 3^ entmerfen unb ftets überlegen, ob er
nidfjt burdj SSerbinbung groeier arbeiten beibe rooljtfeiter ftdj öerfdjaffen famu
£)ie$ gilt Ijauptfädjlidj oon roetten ffuljren. Äann man e$ fo einritzten, ba§
Srgeugniffe ber ©irtfdjaft fortgefdjafft unb ©ebürfniffe berfelben, roie £olg,
Baumaterialien :c, gurüdgebra^t merben, fo mirb oiel Arbeit erfrort. Über,
mäßige unb ju anljattenbe Sfoftrengungen be« ^ugoie^eö muß man gu uer*
meiben fudjen; bie Sßadjteite berfelben ftnb faft immer bebeutenber als bie 93or*
teile, meiere man Dieüeidjt bur<$ ben ftärlem ©ebraudj be$ ©eftmnneä ergiett-
ffiö giebt einen geroiffen 3uftanb be$ &ugoit§M, ben man rotrtfdjafttidj nennt
unb melden man aufregt erhalten muß, fei es burdj ©djonung in ber Sirbett
ober burdj 3tt^aÖc öon Butter, derjenige Sßirt, ber fein ©efoann ftets fo
Ijält, baß oft emgelne 3u9^ere W Arbeit unfähig ftnb, oerfäljrt gang unridjtig.
6$ fann aüerbingS audj tljättgen Sßirten paffieren, baß gu geroiffen 3eten,
roo bie Witterung bie Sirbett erfdjroert unb gugteidj nachteilig auf bie Grrnätyrung.
ber £iere einwirft, biefe lefctem periobenroeife unter ben guten JBeljarrttngSftanb
lommen. (Siebt ftdj bie« aber beutlid) gu erlernten, fo muß fofort ein anberefc
©erfahren eingefdjtagen merben. SJBtrb biefe SSorftdjt nidjt beobadjtet, fo fann
e$ ftc^ leicht ereignen, baß eine förmliche @todung ber Arbeit eintritt, betut
abgetriebene« 3U9^ täßt ftd^ nur fc^r fdjroierig roieber in ben rotrtf^aftlic^ett
3uftanb bringen.
S« fann felbft in gutgeleiteten 3Birtfd)aften ber fjatt eintreten, baß infolge
ungünftiger Witterung, burdj Unfälle mit beut 3uflD*e^ *c- Wc tegetmäßige
Crbnung ocrrücft mirb, in roetdjer gemiffe ®ef(^äfte öorgenommen merben
«riete- Äräfte. 41
foflten. 9tamentltd& fann e$ dou ben nadjteiligften folgen fein, roentt bie 2fa$*
faat ju einer unjwffenben £eit, b. f). gu fpät ftattftnbet @$ giefat m jeber
©egenb eine mittlere 3eit ber äusfaat, bie man bei SJermeibung roefentlidjer
Sfcad&teile einhalten muß.
erfahrenen ©efdjäftsteuten gegenüber braudfjt man rooljt nic^t erft an bie
©djroierigfeiien ja erinnern, roetäje fid) ber SSerme^rung ber ©efpanne ent*
gegen ftellen, menn e$ barauf anfommt, oerfäumte arbeiten rafd) nad)gul)olen.
9Ran fudjt bann fo gut roie möglidj fidfj gu bereifen nnb idj rate in folgern
5aüe lieber bie ©eacferungSarbeiten burdj SBegtaffen einer §a!)re gu oerminbero
nnb bie redfjte ©aaigeit einhalten, als festere gu oerfdjieben. SBer feine Scfer
in ber Siegel gnt bearbeitet, ber fann fdfjon einmal ein* nnb jroeifcß&rig ftatt
jtoei* unb breifäljrig befteüen, oljne großen SluSfall in ber ßrnte gu erleiben.
äuclj fann man in foldjen SäUen ber öebrängni« burdj 8lnroenbung ber Stftir*
patoren, Ärfimmer nnb ©aatyflüge einen günftigen ©rfolg ergielen.
Sßenn bnr$ Slnroenbung ber genannten Hilfsmittel bie Sfosfaat nodfj gur
regten 3eit gelungen ift, fo fann audfj balb ber regelmäßige ©ang ber 2lr*
beiten roieber eingehalten »erben, roätyrenb eine SSerfpätnng ber ©aat anf bie
Bearbeitung beS 2WerS oft längere 3^t woc§ ftörenb einwirft.
Über Hie ©eliöttblmtg Der Arbeiter*
©bgleidj es bem fianbroirt oft leidet erfdjeint, mit Arbeitern unb ©efinbe
ju üerfeljren unb alte roefentlidfjen Qtoedt beS ©eroerbebetriebeS gu erreidjen,
fo utuß man bei näherer ^Betrachtung bodfj gugeben, baß in ber Xtyat uiel <Sr*
faljruug bagn gehört, um mit ben Arbeitern ol)ne 25erbrießlid)feiten fertig gu
©erben; mand^e, fetbft braoe unb rool)lroot(enbe 2ftenfdfjen oerfetylen in biefer
f>tujtdjt burdjaus ben redeten SBeg.
Wie <ßerfonen, roeldfje iljre Sugenbgeit großenteils in ©tobten unb in ge*
bübeten fireifen Deriebt Ijaben, finb meljr ober weniger geneigt, ben gemeinen
Arbeiter für bumm gu galten, ©te glauben, baß ber Arbeiter, roeil er bie
©egenftänbe nidjt fennt, welche bie fogenannten ©ebilbeten befd&äftigen, auf
einer fe^r niebrigen ©tufe ftelje, unb laffen il)m baS beutlid) merfen. ©ering*
fdjafcung ieber 2lrt »erbittert, aber in bem l)ier ermähnten galle gang befonberS,
roeil fte auf einem großen Srrtume beruht. Der gemeine Sanbmann weiß
atterbings nic^td öon bem treiben ber ©täbter, aber umfomeljr ift er mit ben
©egenftfinben feiner Umgebungen unb JBefdfjäftigungen befannt unb überfielt
barin oft feine SSorgefe^ten, wenn beren ©inne nidfjt burdj langjährige Übung
flefdjärft finb. g$ fann natürlidj fem gute« garoemeljmen groifdjen Seuten ent*
fteljen, meiere fid^ gegenfehig für bumm galten, Sine eroige SBa^eit ift, baß
nur berjenige geliebt unb geartet roirb, ber in SBirflidfjfeit lieben«* unb adijtungS*
roftrbig ift. 35er SBorfteljer einer ©utsroirtfdjaft, ber ftd) in feinen §anblungen
42 SBeftcmbtetfe beö fonbimrtfdjafttidjen ©ewerbes.
äfö ein ein* unb umftc^töootter 2Äenfdj bemeift, unb in feinem ^Betragen gegen
bie Untergebenen ben liebreichen ©ruft eine« gebttbeten, woljlwoßenben ®emttt$
DorDerrfdfjen lägt, ber bebarf leiner anbern Sihtfte, um [eine Arbeiter gu leiten
nnb feinen 9tnorbnungen ©etyorfam gu oerfdfjaffen. 3<ij wenigften« Ijabe nodj
feine SÄenfdfjen biefe« ©taube« fennen gelernt, bie ben anertamtt guten ©gen*
fd&aften t^rer 33orgefefcten nid)t Sichtung gewibmet Ijätten. Die SRegel, roeW>e
Ijterau« folgt, Ijeijft atfo: beftrebe biij in Sinftdjt unb 9ied&ttl)un ber 33olk
lommenfte gu fein, fo wirb man bidfj willig audj at« ben ßrften unb 93or*
neljmften anerlennen.
3<$ gebe inbeffen gu, bag eine gewiffe Senntni« ber Oewotynljeiten, ©ittra
unb felbft be« ßljaralter« ber Sanbteute bagu gehört, um fte gu oerfteljen unb
oon iljnen erfatmt gu werben, unb baf biefe Senntni« nur burdj Umgang mit
if)nen erworben werben fann; biejenigen, meiere biefelbe ftdj nidjt angeeignet
l)aben, finben atlerbing« oft nieijt ben bereitwilligen ©eljorfam, ben fie moljt
erwarten tonnten. @« mögen be«ljalb einige Sfabeutungen barüber folgen, wie
man ftdfj in bem 33erfel)r mit bem ©eftnbe unb ben Arbeitern gu betragen Ijat,
um fidj Sldfjtung gu oerfäaffen.
SKan oermeibe lange unb umftänbltdje 2btweifungetu Äurg, beftimmt unb
roljig erteile man feine ©efeljle unb werbe nidjt ungebutbig, wenn man nidjt
gletd) oerftanben wirb, fonbern man öerfudfje e« mit anbern SBorten, nötigen*
faü« burdfj Sünweifung an Ort unb ©teile, ftdj beuttidf) gu machen.
2Ban enthalte fidfj be« öielen ©cfjetten« ober gar antreiben« gur Sirbett.
(Sin ernfte« ©ort gur regten 3eit mö9c *>en Srägeu anregen unb ben 9tadj*
iäffigen aufmerffamer matten. £ilft e« nieijt, fo ftrafe man bur<$ ßntlaffung
au« bem ©ienft ober au« ber arbeit. Stber ein immerwäljrenbe« antreiben
wirb bem Arbeiter unerträglich, madjt iljn l)al«ftarrig unb oerfeljlt mitl)in gang
feinen &rotd.
9Kan rüge ntdfjt |ebe« Keine 23erfel)en ftreng, wenn foldje« nidfjt oon böfem
SBiüen geugt, fonbern laffe bie Arbeiter lieber in bem ©tauben, bafc man e«
nidjt bemerft fjabe; aber gegen abjidfjtlicije ga^rtäjfigfeit ober SWutmillen, fowie
gegen 2fttj$aublung be« SSielje«, trete man audj mit gehörigem Srnft unb
Sftadjbrucf auf. 3dj wiberrate bei erwadjfenen 2)ienf<$en förperfidje 3ü<$&
gungen burdjau«, empfehle bagegen bie (Entfernung berjenigen Dienftboten,
welche eine fold&e oerbient ljaben. 9iur bei 2ßij$anbtungen be« 33ielje« mad&e
t<$ eine 3lu«nal)me. öm roljer wütenber Sßenfd), ber unbarm^ergig auf ein
gefeffette« Xier lo«fd^lägt, ift nidfjt gut auf anbere SBeife oon feiner Sßiffetljat
gu übergeugen, al« baf? man mit il)m tljue, wa« er bem unfdjulbigen SJielj ge*
tljan. allein man bleibe hierbei, wie bei allen Stynbungen, rul)ig unb be«
fonnen, bamit man nidjt felbft in ben fteljfer be« Übeltäter« oerfalle.
SBenn man bebenlt, wie ber gemeine Arbeiter gewöDnßdj feine Äinber er*
gietjt, fo begreift man woljl, wo^er e« fommt, ba§ ein erbofter ©übe einen
Arbeitskräfte. 43
©djfen ober cm $ferb eine äJiertelfiunbe lang wtunterbrod&en fdjfagen larat.
©eine 3Äutter Ijat e$ mit il)m, oft gang olpie Urfadfje, mdjt beffer gemalt.
SBir muffen aber, foü eine Generation entftetyen, bei ber biefe Stobrftdje tierifd^er
SRoIjeit feltener oorfommen, mit gutem öeifpiete oorangeljen, unb bürfen nic^t,
roie manchmal gefd^ie^t, beflagen, baß bie ©efefcgebung förperttc^e 3üdfjtigungen
Don feiten be$ Dienftljerra nur mit großer ©infdjränfung geftattet.
2ftan beftrebe fidj immer, geregt gu fein. Sßitt man ba$ SSertrauen ber
Arbeiter erroerben, fo oermeibe man es, eingelne gu beüorgugen. Smmerfyin
möge man e« bem SJerftänbigen, Seifigen unb Ireuen merfen foffen, baß
man feinen SBert. erfennt, ba« ift billig unb nottoenbig, aber man ergebe ben
einen nidfjt, um ben anbem Ijerabgufefcen. SBenn man einen ^e^Ienben beffem
miß, fo muß man aufmerffamer auf ba$ fein, roa* er redjt tl)ut, ate auf ba$,
roorin er nodf) feljü, fonft benimmt man ü)m ben 3Wut, ftd(j gu beffem. Sf&d)tö
ift oerberblidfjer, als menn ber SJorfte^er oon Arbeitern ftd& fogenannte Sieb*
finge ausrollt, mit benen er afle« bef^rlc^t unb gegen bie er fidj über bie
geljter iljrer SWttarbeiter ausläßt. 3ene mißbraudfjen eine fold)e 93ertrautid)feit
feljr leidet, unb ein $err, ber nid)t felbft fteljt, l)ört unb urteilt, toenigftens
jiad) ber SQtanung feiner Untergebenen, muß notmenbtg in beren Stdfjtung
verlieren.
©egügttd) ber Slbto^nung unb ©Reifung ber SKrbetor richte man ftdj nadj
bem ^erfommen unb nacij ben ®ebräud)en ber ©egenb, in roetdfjer man lebt.
$>er gemeine Sflann Hebt an getroffen ©erooljnljeiten, bie iljm oon Sugenb auf
lieb geworben ftnb. 2Äan lann i^n ungufrieben matten, roenn man biefe ®e*
moljnljeiten unbeachtet läßt, felbft in ber beften 2lbftd)t, feinen 3uftanb ju oer*
beffern. Söenn j. 33. ba$ £erfommen oerfangt, an getroffen Jagen ©auerfoljl
fo^en gu laffen, fo richte man ft<$ banadj, roenigftenä fo lange, bte man bie
Sßünfdje ber Seute genau lennen gelernt Ijat.
9Kit 6r^ö()ung be* S£ageloIjne$ unb be$ G&efinbefoljneS fei man oorftdjtig.
SnSbefonbere mögen junge 8eute mit rool)fo)ottenbem #ergen, bie fo gern alle
ÜKenfdjen um jxd) tyx begtüdfen möchten, biefe Scljre beljergigen. £)a$ lanb*
roirtfdjaftlidje ©eroerbe geroäfjrt infolge be$ 2Jttßöerl)ältniffe« gtmfdjen ben
SWarftpreifen unb <ßrobuftion8foften, ol)nebie$*) jefet nur einen geringen Über*
fdjuß, unb oft ift ein fotdjer überhaupt nur gu erlangen, wenn man bie 3tu$*
gaben eingufdjränfen öerfteljt. 9hm madfjt aber nirf)t$ bie Arbeiter fo leidet
ungufrieben, ate #erabfefcung be$ 8oI)ne$. ÜDe^alb fei man äußerft oorfidjttg
mit ber (Stfjöfymg ber einmal üblichen Soljnfäfce. ftinbet man bei näherer
Prüfung fte nrirflidj gu niebrig, fo Ijetfe man lieber auf anbere SBeife, als baß
man eine <Srf>öl)ung oornimmt. SlWan oerfaufe ben Arbeitern i^re öebürfniffe
*) 3efct bei btefer neuefien Auflage (9. aufläge, 1861), ftabet atterbingö ber umgefeljrte
Soll ftatt; t$ fdpen ober jwedmäßig, beß 3ufammen§ongeö wegen biefe Stelle fielen ju laffen.
44 $effcmbteUe bes lonbmirtf^aftti^en <£eroerbes.
ju einem ermäßigten greife ober gebe ityneu einen periobifd) l)öljeren SJerbienft
burd) vorteilhafte 33erbmgearbeiten, bamit man imftanbe bleibt, allen Untere
gebenen geredet ju werben, diejenigen Unternehmer, meiere bamit anfangen,
bie ausgaben in ü)rem ©efdjäft ju oermeljren, beoor fte beurteilen tonnen, ob
fie audj Ijöljere einnahmen erlangen werben, lommen leicht in bie SBerlegetu
l)ett, baß fie ni<$t einmal bie früher üblichen SfoSgaben beftreiten fönnen unb
bann finb bie Arbeiter oiet fdjtedjter baran, als wenn iljnen nur baäienige
weiter oerabreidjt worben wäre, worauf iljre ganje DäuStidje ©nridjtung be*
grünbet mar.
©egen aüe, franfe unb plftofe Arbeiter fei man gütig, felbft ofrte auf
SJerbienft unb Sßürbigfeit befonbere föüdfidjt ju nehmen. 2Jton oermeibe es
aber, iljnen förmig ©efc^enfe ju madjen, fonbem forge bafür, baß fie tyren
Umftänben angemeffen befdjäftigt roerben. SS oerfteljt ftd) oon fetbft, baß Ijier*
bei immer mel)r begabt wirb, afe bie arbeit foldjer $ülf$bebürftigen wert
ift, aber barauf fommt es nid)t an, fonbem barauf, ben Ungtüdtidjen ben
Xroft ju laffen, baß fte niemanb jur Saft fallen; bamit wirb auü) bem
SlrbeitSfdjeuen bie Gelegenheit entjogen, auf Unterftüfcung Slnfprud} ju machen.
@$ ift eine graufame £ärte Dieter ®ut$bejtfcer, bieienigen Arbeiter gu entfernenf
weldje wegen ljerannal)enben 2tlter$ weniger brauchbar jur arbeit finb. Sßo
follen SSertrauen, 2lnl)änglid}feit, gleiß unb £reue Ijerfommen, wenn oon fetten
ber Ferren nidjtä gefd)iel)t, um biefe fdjönen Xugenben immer meljr in bie
menfölidje Gefellfdjaft einjufüljren? ©erbet beffer, fo wirb'« beffer.
6. $a* jur Keruertattg fee* Stromes ttttfe #ette* ttttft jttr
Sfittgerersettgmtg erforfterlidje Httfetoieli*
ß$ giebt jwet Säße, in benen ber 2l<ferbau feinen anbern $med I)at, als
möglidjft Diel (betreibe unb bamit ben erreichbar l)öd)ften Ertrag ju erjielen.
Der eine finbet fidj auf ©utero in ber 9iälje großer ©täbte, wo Gelegenheit jum
Sbtfauf oon Dünger ift, wo man alfo auf grjeugung beSfetben feine töüdfidjt
ju nehmen brauet. Der jweite ftatl ift überall oorljanben, wo ber 2Werbau
erft fuf) ausbreiten anfängt, wo bie äusbeljnung berjenigen Grunbftüde, bie
aufgebrodfjen finb, gegen bie, weldje ate Sßeibe ober SBiefen liegen, eine feljr
geringe ift. 3m festeren Saite muß jwar audj fdjon Sfafeoiel) oorljanben fein,
um einen Ertrag oon ben unbeaderten ©runbftücfen ju gewinnen, aber bie
3al)t be$ SBieljeS ift eine oerljältniSmäßig flehte, unb e$ läßt ft$ bei auäge*
behüten ffieibeflädjen unb abmedjfetnbem Umbruch berfelben feljr lange SWerbau
betreiben, wenn audj ber Düngererjeugung feine große äfofmerffamfeit ge*
wibmet wirb.
Der Dünger wirb aber ein feljr wichtiger ©egenftanb, wenn alle ober
Sfatfetuelj. 45
bod} bic meiften ©runbftfidfe unter bcm Pfluge jidj befinben. Datin muß ein
ß*™ffpfl Sjfoffififtm« tini^ Dünger erzeugt werben, um tofotenben ätäerbmTbe*
Reiben pi fflmien. SKMe biefl unter ben Perfdriebenen Umf täuben, je nadj ber
&orf>anbenen tJetbeinteüung unb Studjtfolge ju bewirten ift, wirb an ben be*
treffenben ©tetten m biefem Sönty näljer erörtert werben.*) "SoJ*. S, -*%£
Das ju einem Sanbgute gehörige Shifcmel) ift entweber fteljenb, wie
©djafe, bie jum 3we<f ber SBotterjeugung, unb Äülje, bie wegen ber ÜJfttd)*
erjeugung gehalten werben — ober es ift mec^felnb, roie baS SWaftüiel).
3n beiben Säuen muß bei uns in Deutfdjlanb ber Unternehmer einer
?anbwirtfdjaft für bie Sfaf Raffung beS 9hx$Diel)eS fefbft ©orge tragen, ba es
gu ben feltenen ausnahmen gehört, baß ber ©efifcer beS 93iel)e$ unb ber Snljaber
beS ©runbftücfeS Derföiebene ^ßerfonen finb.
Die Srjeugung beS erforbertidjen Düngers ift §auptjwed ber 9iufcoiel)*
Haltung, unb baran f djließt ftdj unmittelbar an bie Serwertung beS ©trofjeS,
£eueS, ber 2Beibe unb anberen 33tel)futterS.
Der Dünger roirb woljtfeit erjeugt unb bas bem 92u^Die^ oerabreidjte
gutter ju einem leiblichen greife tterwertet, roenn baS SBiel) im redeten S3er*
IjätatiS unb in geeigneter Sefdjaffenljeit oorfjanben ift.
SBirb ju iriel 9hifebiel) genauen, muß es atfo fümmerlidfj ernährt werben,
ober muß ein befonberer äfofwanb für £erbeifd)affung folgen Cutters gemadjt
werben, welkes wenigftenS bebtngungsweife üerläuflidj ift, wie ©etreibe,
Sßurjetgeraädjfe, Dßudjen unb £eu, fo bejahten bie tierifdjen Srjeugniffe,
üßitöj, Sutter, ftfeifdj, SBofle u. f. w. bas gutter ntdjt. 3ft ju wenig 9fa%
trie^ oorljanben, fo Können SBeibe unb ©trol) nidjt gehörig oerwertet unb jur
Düngererjeugung benufct werben.
Der Vorteil ber SRufcöieljljaltung geljt femer großenteils oertoren, wenn
eine unpaffenbe ®attung ober eine fdjtedjte JRaffe oorljanben ift. SBerben auf
bürrem 39oben Äülje unb auf fumpfigem ©djafe gehalten, ober Derfüttert man
baS fdjönfte Jpeu an ©djafe mit grober SBoüe, unb Ijält bort gettoielj, wo bie
SDütö) ju guten greifen oerfäufßdj ift, fo wirb ber mögßdje SSorteil ber •Jhifc*
ütetjljaüung mefentßd} oernunbert.
Die öfonomifd)e Umwanbtung beS ©troljeS unb ber übrigen 8tbgänge
twm bem ©etreibebau in guten Dünger, fowie bie jwedmaßige öenufcung ber
SBJeibe finb bie beiben ©efdjtspunfte, wetdje bie 3aljl beS ju Ijaftenben 5Ru^
*) S>ie fötoanfenben unb uriberjlrcitenben 2bt|tdjten über bie $ölje unb 2><roer ber
SHrbtng bon (Öuano, ©jüifafyeter, £uo$enme§t u. f. u>. als ©rfafcinittel für ©taflbünger 6e*
frraraten midj, toon meiner burdj langjährige (Srfaljrung begrünbeten 2btf$ammgs»eife nidjt
abjugeljen. 2>. ©.
Über bie gegenwärtige ©ebeutnng ber genannten unb anberer im ©anbei öorfommen*
ben Düngemittel für ben tanbttirtfd&aftlidjen betrieb, »erben fpäter folgenbe 3ufd^e nähere
Sbtffanft geben. (W.)
46 ©eftanbteile be* fonbTOirtfd&aftliccjen <Sen>erbe*.
trieljeS beftimmen. SSon ber äßeibe ift iti bcr SReget oljne -iftufcüiä) gor lern
Srtrag ju erlangen, imb bas ©trolj barf oon bem ©runbftüd työdjftenS nnr
bann entfernt werben, roemt ©etegenfyeit jum ©üngeranfauf öorljanben ift
§at man bei einer SirtfdjaftSeinridjtung hierauf bie nötige SRttdftdjt genommen,,
fo wirb bnrd) ba$ üftufcöiel) ba$ beffer näljrenbe ftutter, nämtidj Jpeu ober
grün oorgelegte* ®ra$, ober baäjenige, roa8 es auf ber SBSribe frißt, femer
Sßurjel* unb Änottengeroädjfe, ©djtämpe, Sireber, allenfalls (Setreibe (roeldjeS
alles idj in biefer ©djrift, im ©egenfafe jum naljrungsärmeren @trol), Sraft*
fuiter nennen roerbe) ju einem mäßigen greife oerfilbcrt, unb es wirb ber 3in$
beS in ber 9htfcbiel)i)altung ftedenben Kapitals öergfltet, o^ne baß man nötig
Ijätte, bem ÜDünger fonft etroaS außer bem ©trol) anjuredjnen. STber auf eine
eigentliche SJieljnufcung, b. Ij. auf einen Überfluß, ber burd) ben SBert
ber tierifdjen Srjeugniffe nod) außer einer mäßigen Vergütung beS
ffraftfutterS unb beS SapitalginfeS erfolgt, ift uuter geroöljnlidjen 35er*
Ijältniffen nidjt ju rennen.*) gerne (Schäfereien Ijaben Neroon freifid) ju
3eiten eine ausnähme gemalt, foroie biejenigen Äü^erriroirtfdjaften, au« benen
9ttüdjüerfauf ju Ijoljen greifen möglidj ift. Slöein biefe SfaSnaljmen Können
Jjier nirf)t berüdfidjtigt werben.
3u weitem 93erl)ältnis bas fiajrital, roeltifjeS gur äfafdjaffung beS Wufy
Dieses erforberlid) ift, ju ber Slädje beS ®uteS ftefyen muß, läßt jidj nid)t be*
ftimmt angeben, weil JBobengüte, ftelbeinteilung, fjrudjtfolge unb anbere Um*
ftänbe hierauf Dielfad} oeränbernb einroirfen.
7* Kertttfgeit*
Um bie laufenben ausgaben bis ju ber 3eit }u beftreiten, roo man auf
©mtatymen jtdjer rennen !ann, ift oor allen fingen ein (Selboorrat erforberlid).
*) $>te betrödjtltd) erljöljten SDfcarttpreife für faft alle au* ber Sttefaudjt unb ©ie!$altung
ersielten Sßrobufte, foroie bie gortföritte, meiere fett retctyicfj 20 Safjren auf bem (Gebiete be*
lanbrotrtföaftlidjen gütterungsroefen* gemalt roorben ftnb, fjaben bewirft, baß man jefct roett
grögere Waffen Don fogenanntem Kraftfutter vorteilhaft berroenben tatm, als bie* in früheren
3etten mögtidj roar. 3>er Sanbroirt föcut ft$ nid)t me^r für öflud&en, Äleten , ©iertreber,
SD^alglehne unb anbere täuflt$ ju tyabenbe Futtermittel oft tuet (Selb ausjugeben; er roeig, bag
biefe Auslagen meift rei$U$ fi$ bejaht matten, nic^t allein burdj ben Ijofjen 9fcaljrung«roertr
ben berartige Futtermittel an ftdj fjaben, fonbern namentlich au$ babur$, bag fte bei richtiger
SBenocnbung eine roett beffere unb Vorteilhaftere Sluenufeung be* gefamtenr in ber Sßrrtfdjaft
borl^anbenen mtb felbfter^eugten guttcrö ermSglic^en. (Sr raetg außerbem, baß unter bem (Sin*
fwf) folc^er fongentrierter Futtermittel ein fe^r fräftiger @tattmtft probujirt mtrbr melier reic^
iß an ben in lanbtüirtf^aftli^er $injtdjt gang befonber* wertvollen $flan}ennS^rftoffenr unb
bog alfo mit bem ttnfauf unb ber ©erfüttenmg ber ernannten Stoffe neben ber bireften 33er-
me§rung ber üerfauffi^en tierifc^en ^robutte ein toetterer boppelter Vorteil erhielt toirb: beffere
Stu*nu^ung be* Qefamtfutter* unb bie (Seminnung reiflicherer (Erträge t>on gelb unb Söicfe. (W.)
©ermögeru 47
©o bie $ofbienfte aufgehoben finb unb alle arbeiten mit ©etb begaljlt
werben muffen, ifl allein ljiergu eine bebeutenbc Summe nötig, ätöer nod)
ljö&ere Änfprüdje werben gemalt, um ba« jur Srnaljrung öon SWenfdjen unb
©efpannoiefj nötige ©etreibe, fowie anbete 5ftaf|rung«* unb Futtermittel Ijerbei*
gufäaffen, ©eräte au«beffern gu laffen, abgaben $u galjten :c. Der 9lnfang«*
Xermin ber ©irtfdjaft«fül)rung ift öon großem ©nfluß auf bie $öl)e be« in
Siebe fte^enben Äapital«. 3ft btefer Termin gu Soljanni«, fo ift bie 6rnte
nalje unb man fann einige SJebürfmffe fdjon nadj 2 bi« 3 SKonaten au« ber
Sßtttfdjaft felbft entnehmen. ÜDa aber bie ffiinterfaat Diel ©etreibe oerlangt
unb man oor ©eiljnacfjten feiten meljr ©etreibe au«brefdjen lann, al« ba*
eigene öebürfni« erljeifät: fo ift in reinen ©etreibewirtfcijaften auf eine ©elb*
entnähme im crften falben Saljre nid)t gu rennen; biefe« ift nur ber galt,
wenn Ölfaat gebaut wirb, weldje balb nad) ber Srnte gu öerfanfen ift.
2Bo Sier unb ^Branntwein fabrigiert wirb, ba finb freiltd) bie einnahmen
öon bem Serlauf fot^er ©etränfe in ben Smtemonaten oft bebeutenb, allein
ber Überneljmer ber Sßirtftfyaft Ijat bann audj für üftalg, Jpopfen unb ©etreibe
ein um f o größere« Äapital anlegen muffen.
3n |ebem fjaüe Jjat ber Sanbroirt bei ber Übernahme eine« ®vit& in
9fa$nung gu nehmen, baß er bie fömtfid)en 95tfrtfcfjaft«au«gaben, fowie bie
$ad)t ober 3infen f6* *to Ijalbe« Saljr oorrätig Ijaben muß, wenn er nidjt
gletdj anfangs in feinen Unternehmungen gelähmt fein will.
5Die« ift aber bei »eitern nidjt gureidjenb, wenn ber 3lufgug«termin ju
©alpurgi« ober ben lften 9Rai, gu SRarien ober am 25ften SWärg, ober aud)
gu Sidjtmeß ben 2ten gebruar ift. 3n biefen gälten xttx^ ein weit größeres
fiapitat gum 3ßirtfd)aft«betriebe öorrätig fein.
2Bo SKaftung betrieben wirb, ober wo allerlei tedjnifdje ©ewerbe mit ber
fianbwirtfdjaft oerbunben finb, ba ift ein öerfjältni«mäßig größerer ©elboorrat
notig, um gur regten 3eit bie ©nfäufe machen gu föraten unb niemal« ge*
gelingen gu fein, bie oerfäuflidjen ©egenftänbe wegen bringenben ©elbbebürf*
niffe« gur Ungeit lo«fdjlagen gu muffen. <£« teuftet ein, baß biefe« 3Sorrat«*
ftapital, welche« einige Seljrer ber Sanbwirtfdjaft oorgug«weife ©etrieb«=Sapital
nennen, notwenbig oorljanben fein muß, wenn eine lanbwirtfdjaftlidje Untere
nelpttung gelingen foü. £)ie frudjtbarften ©üter, mit frönen ©ebäuben unb
einem guretdjenben Snoentarium oerfeljen, bringen wenig ein, wenn e« an
btefem beroegenben STOittel, bem nötigen ®elbe gebricht, um alle arbeiten gur
redeten 3eit au«fu^ren gu laffen. gel)lt ba« ©elb, fo wirb man burdj (Sin*
fdjranftmgen, bie oft gur Ungeit unb am unrechten Orte oorgenommen werben,
fid) Reifen wollen. Die Arbeiter muffen auf tyren Soljn warten, fie werben
babnrd) oerbrießfidj unb träge, bie befferen entfernen fid§ altmäljlidfj unb bie
jurütEbtetbenben galten ftd) butc^ allerlei Keine Veruntreuungen für bie fpar*
fame ©eja^lung fdjabto«. Daburc^ fommt ba« ©irtfd^aftöwefen in einen
48 SBeflcmbtctte bed fcmbmirtfdjaftKdjen @en>erbe$.
fdjtäfrigen ©ang, unb tritt ungünftige Sßitterung ein, fo fmb gro&e SJertufte
unöermeibfidj. Diefe werben nodj baburdj öermel)rt, baß in folgen Sßirtfdjaftett
gebrofdjen unb ba$ öerfäufßdje (betreibe auf ben 3Karft gefaxten wirb, ju
Reiten, roo geerntet ober gefäet werben fottte. ©er bringenbe ©etbmangef
nötigt gu biefem öerfeljrten ©erfahren.
Der an ftc^ fdjon bebeutenbe 3Scrtuft wirb nodj burd) bie geringen greife
toergröfeert, bie ein Sanbrairt ofjne genügenbe« Betriebs * Kapital für feine (Er*
geugniffe erhält 35a er nidjt rufjig bie günftigfte &at be$ SBerfaufS abwarten
fann, fo muf er gleidjgeittg mit anberen getbbebürftigen SWerbauern fo$*
fdjfagen, unb er Ijat geroöljnßd) nidjts meijx gu oerfaufen, wenn beffere greife
eintreten.
Da bie %wte, benen ba« bare (Selb fe$ß, üjren JBebarf an ftäbtifdjeu
SBaren auf Sud) fjoten laffen unb audj bie $anbroerfer erft fpät begaben, fo
muffen fie jidj {eben $reis gefatten laffen, ber i^nen notirt wirb, <Sie lönnen
beim Smpfang ber ffiare ober ber gelieferten Arbeit feinen 33ergletdj berfelben
mit bem geforberten greife aufteilen, toeil jte fürdjten an bie JBegafjtang er*
hmert gu werben. 3l)re ausgaben finb affo offenbar größer ate bie fotdjer
Sßirtfdjafter, roeldje mit ben erforberfidjen ©elbmittefa öerfe^en finb.
Sine oorteifljafte ©elegenfjeit gum 9tnfauf eine« größeren S3orrat$ Don
fotdjen ©egenftänben, welche gur ©irtfdjaftsfüfjrung notwenbig jinb, fann ber
Unbemittelte niemals benufeen. 6r mu% atte Dinge bem Singefoerfäufer ab*
nehmen unb biefem ben ©eroerbsgenjirat mit begaben. S35a$ ift alfo natür*
fidjer, als baß ade bietenigen, roetdje jtdj in eine über üjre Gräfte l)inau$gel)enbe
Unternehmung eingelaffen fyiben, notmenbig gurütf fommen muffen?
©ang befonber« jxnb biefe ©etradjtungen für einen ©utsbeftfeer gu be*
bergigen, ber groar notbürftig im JBejxfe feine« ®runbftfi<& fidj behaupten fann,
aber unöermögenb ift, baS erforberfidje ^Betriebskapital angufdjaffen. SSSemt
tiefer fein ®\it einem oermögenben einjidjtsootten ^ßädjter übergiebt unb mit
fcer jtdjem Statte fld^ begnügt, fo ift er beffer baran, ate bei ber ©etbftroirt*
fdjaft @$ fann rooljl oorfommen, baß ein $ädjter in günftigen 3eto)crljält*
niffen ebenfo Diel ©erahnt aus ber 85ttrtfd)aft Ijat, als ber Eigentümer an
Statte begießt. Slber ber ©utsljerr vm% nidjt glauben, baß er biefe« Smfommen
t>e$ $äd)terS ftdj fetbft würbe leidjt öerfdjaffen fönnen. Sr gielje nadj oor*
ftetyenber ÄuSeinanberfefcung aöe eingefaen £eile ber ^ßadjtoirtfdjaft in Jöetradjt,
unb fei fo bittig, bem $8djter für bie in feinem unjxdjeren ©efdjäfte angelegten
Kapitalien l)öljere ^tofat gugugefteljen; er gönne bem <ßädjter einen Stnteil beS
©nfommen« für feine SDWtoirfung, bann wirb er einfe^en, ba| Jeber er^fift,
tua$ i^m gebührt.
Um ba« roirfftdje 35erpftni«, in meinem bie eingefaen Jöeftanbteüe einer
tanbtDtrtf^aftti^en Unternehmung gu bem gangen 95ttrtf<$aft3erfotge fte^en, fiar
überfe^en gu fönnen, bagu bient
33ud^altung. 49
Hie forgfälttge mtfc atoetfmäfttg eittgeric^tete 8it$lj<tttitttg*
3Kan fpridfjt oft oon Sanbroirten, bic reid^ geroorben finb, obgteidfj fte ü)re
gange 3Birtfdfjaft$redjnung nur mit firetbe an ber Xljfir führten. Die* fann
für eingetne Säue gutreffen, gleidjroie audj einige ©pefutanten burd) Siefertmgen
im ftriege ein grofeä Vermögen fid) erroorben l^aben. Deshalb aber wirb e$
bodj feinem orbenttidjen Kaufmann einfallen, feinem ©otyne ben 9?at gu geben,
jtdj nad) einem ftriege unb einem 8ieferung$*$ontrafte umgufetyen, fonbem er
bringt tfjn in ein gut eingerichtete^ ©efdjäft, roo er neben anberen gu ber £anb*
(ung gehörigen Äenntniffen oor allen Dingen ba$ ©uralten lernt.
9tun pber fmb in bem SirtfdjaftSbetrieb auf großen ©fitem bie SÖSerte,
meiere im Saufe eines 3at)re$ umgefefet roerben, oft bebeutenber, als bie in
einer §anbtung umlaufenben ©elbfummen, unb ba$ ©elingen be$ gangen ®e*
fdjäfts beruht bar auf, bafc bie ©etbftfoften ber Srgeugniffe geringer jinb, als
ber *ßrei$, gu roetdjem fie oerfauft werben muffen. ßrroägt man ferner, roie
leicht bie ©rgeugungäfoften einer Haren Überfielt jidfj entgieljen, roeit fie nur gum
ttetnften £eüe burdfj bare« ®elb, gum größten £ette aber burd) bie Srgeugniffe
fetbft beftritten ©erben, unb baft oon ber erften Zubereitung be« 2Wer$ an,
bie batjin, wo bie (Sinnaljme für bie erbauten f^rüd^te in bie Äaffe be« 8anb*
rotrteS fßeft, oft eine 3eit öon me^r ate groei 3a^ren oergangen ift, fo nrirb
man gegen bie Sttüfcfidjfeit einer lanbroirt^aftlic^en ©udfjfjaltuug, roetdje ben
3med Ijat, bie oortetfyaften ©efdjäfte fennen gu lernen, um bie unoorteiüjaften
meiben gu fönnen, nidjtö einguroenben Ijaben.
2Äan jiefjt aber audj ein, baß bie JBudjfyaltung nidjt allein in bem 2Iuf^
fdjreiben oon ©nnaljme unb ausgäbe befielen barf. Da« Sebürfnte einer
oerbefferten lanbroirtfdjaftfidfien 33ud}l)attung ift ISngft empfunben roorben, unb
man J)at feit 40 bis 50 Sauren oiefe Slnroetfungen bruefen laffen unb 93erfudje
gemalt, bie ®runbfäfce ber faufmänniföen Dow>et4Bud}l)altung auf ba$ fanb*
rorrtfe^aftüc^e ©eroerbe gu übertragen.
äudj ber SSerfaffer be« oorliegenben SBerfeS Ijat in ben „ SRitteUungen
au$ bem Oebiete ber Sanbrohrtfdfjaft, " JB. 2., eine Stbtyanbtung über biefen
©egenftanb bruefen laffen; aber e$ ift ifym bamit gegangen, roie Dielen feiner
SBorgänger, er ift nidfjt oerftanben roorben. 6$ ift bieS nidfjt gu oerrounbem,
roeü ba« SRedfjnungSroefen, ate ein Seit ber 2Katf)emattf, mit allen matfyemati*
fcljen SBiffenfdjjaften gemein Ijat, bag es nur bann oerftanben roirb, roenn man
bei feiner (Erlernung @djritt für ©dfjritt oorroärts geljt. 6in oberfKidfjßdjeS
Sßiffen genügt Ijier nodfj roeit weniger, als in anberen SBiffenfd^aften. Die
geometrifdjen Figuren fmb für {eben nufclofe 3eid)en, ber ben ©afc nidfjt fennt,
melier burd) jie beroiefen roirb. @o jinb audfj bie Formulare einer 9ted§nung,
roeldje man bruefen läßt, roie e$ fc^eint, für jeben unoerftänbüd§, ber bie 9tedj*
nungen no«§ nidjt roirfßc^ ausgeführt (jat
Stoppt. 11. Auflage. 4
50 ©eflanbteile be$ lanbu>trtföaftU<$eti <&cn>er6es.
Die einfachen ©runbfäfce ber faufmännifd&en Doppelbudjljaltung finb groar
ate ©runblage be$ geregelten unb oerbefferten lanbroirtfdjaftlidjen SRedjttungS*
roefenS Don ljol)em äßerte; fie werben aber Don ben meiften ^ßerfonen oiet toe*
niger begriffen, ate gu tyrer Sforoenbung nötig ift. Die meiften werben burdj bie
faufmännifdfje Sorot oertoirrt unb überfein barüber ba« nalje liegenbe 9iüfclidje.
Dag bie Slnroenbung ber faufmännifdjen SRedjnungSform auf ba$ lanb*
nrirtfdjaftlidje ©eroerbe nidfjt oljne feljr grünblidfje, lanbroirtfdfjaftlicfje ftenntmfTe
ausführbar ift, Ijabe i(^ au« mehreren Don Saufleuten oerfafcten ©Triften ent*
nehmen ntüffen, bie ftdj gur Hufgabe fteßten, barüber Seleljrung gu erteilen,
nrie bie ©runbfäfce ber Doppel* Sudjljattung bei ber Sudfjfüljrung auf 8anb*
gutem angutoenbeu feien. 91odj ift feine braud^bare 2lnroeifung biefer 2lrt oor*
Rauben. Der ©runb fdjeint fein anberer ate ber gu fein, bag bie SBerfaffer
folget ©Triften e$ nidjt oerftanben, bie einfachen ©runbfäfce biefer 9ied}*
nungSfüljrung oon ber faufmännifdjen gorm gu Reiben. Die teuere ift
nur in fofern anroenbbar bei ber lanbnnrtfcfjaftlidjen ©udjtyattung, ate man aud)
bei biefer „Debeta unb „Credit* ober „©oll" unb „£aben" einanber
gegenüber fteöt. ©et ©nricfjtung beS ^auptbudfjeS unb begüglidj ber barin
aufguneljmenben Sonti^ ift burd^au« nötig, ba§ man bie faufmännifd&en formen,
meldte oon ben ©dfjriftftetlern au« bem ©tanbe ber ^aufteilte empfohlen jinb,
tueglägt unb bagegen bie 2faroeifungen praftifdjer Sanbnrirte benufct. Sine ber*
artige brauchbare Slnroeifung gur lanbroirtfdjaftlidjen 33ucf)f)altung fdjeint mir in
ber ©djrift be$ oerftorbenen Dr. ©djulge, eljemafö auf 3ufcf)enborf bei $ima
in ©adjfen, enthalten gu fein (33erlag oon Slrnotb in DreSben.). Sr Ijat barm
eine Betreibung feiner SSMrtfdjaft gegeben unb über bie Sprung berfelben
oiete lel)rreid)e Sluffc^tüffe erteilt.
Der ^ßlan ber gegenwärtigen Schrift erlaubt nidjt, in ausführlicher SBeifc
bie lanbroirtfd^aftlic^e Shtcfpljrung gu erörtern. @8 nmrbe inbeffen ein roefent*
lidjer Sftangel fein, roenn ber ©egenftanb gang unberührt bliebe.
Die lanbnrirtfd}aftli($e Su^altung gerfällt:
1) in bie ftetyenbe unb
2) in bie umlaufenbe ober iä^rlid^e.
3u jener gehört eine ooüftänbige Befdjreibung be« ®ute$, forooljl oon ber
Befcfjaffenljeit unb bem Umfang ber ©runbftücfe, ate oon ben SRedjten, welche
bem ©ute gufteljen, unb oon ben ^ßflidjten, meldte oon bemfelbcn gu leiften finb.
3u einem fotdjen ©runb* unb 8agerbucf)e gehören ferner ate Beilagen:
a) eine ooüftänbige Sorte, foroie 9ttüeöement$^(äne, wenn tefetere oor*
Ijanben finb;
b) ba$ SJermeffungS* unb Bonitierung8*9?egifter;
c) eine Befdjreibung ber ©ebäube, Bewährungen unb Brüdfen;
d) alle fiontrafte unb föegeffe, welche über bie Berechtigungen beS ®ute$,
bie basfelbe au^erljalb feiner ©renjen ausüben befugt ift, 9lu$funft geben;
SBuctyjaltung. 51
e) aüe Verträge unb fonftigen Sftadjridjten, meiere bic bem ®ute anljaftenben
Steallaften betreffen;
f) eine Sorte über etwa ausgeführte DramierungSarbeiten.
3u ber iäljrlicijen 33udjt)altung gehören fo oiel Xagebüdjer ober
Souraale, als ^auptwirtföaftSgwetge oorljanben finb, nnb augerbem ein $aupt*
fcudj, in wettern bie Zotigen, bie in ben Sournalen enthalten finb, fo ge*
orbnet unb gufammengeftellt werben, bag jadj leidet überfeinen lägt, rodeten reinen
Überfluß jeber eingelne SBirtfcijaftSgweig gewährt fjat.
@8 wirb gewöljnlidj bei ber tanbwirtfdjaftlidjen Sud)f)attung ber geiler
gemalt, baß man nur ba$ bare (Selb, bie geemteten Äörner, ben fabrigierten
^Branntwein, baS 33ier, bie 3teÖc* :c. berüdfidjttgt, — bagegen bie Arbeit, baS
£eu, btö ©trotj, ba$ ©rünfutter, weldjeS eingefahren wirb, ober weldjeS fidj
ba$ 93iel) auf ber SBeibe fudjt, ben Dünger unb anbere eben fo wertootle
©egenftänbe entweber gang unbeachtet lägt, ober bodj nidjt auf ben gemein*
fdjaftlidjen SKagftab aller Dinge, auf (Selb gurücffüljrt. Dal)er gewähren bie
gewöljnlidjen, felbft mit groger ©enauigfeit geführten tanbwirtfdjaftlidjen SRedj*
tiungen feinen anberen 9lufeen, als bag burdj fie nacfjgewiefen wirb, nrie oief
an (Selb, hörnern :c. eingenommen unb gu weldfjem 3roc* ba$ einjefae »er*
roenbet würbe. Slber fie geben feinen Sluffdjtug über bie Duellen beS reinen
ÜberfdjuffeS, unb geigen biejenigen ffiirtfdjaftSgweige nicfjt an, bie mefjr Sfaf*
toanb erforbem, als fxe Srtrag geben.
SBöer hierüber genaue Slusfunft ^aben will, ber mug feine SBirtfdfjaft in
.eingelne Steile gertegen, namentlich in biejenigen, weldje ttyrer 9ßatur nadj mm
einanber oerfdjieben fmb. @r mug in bem §auptbudje atliäljrlidj einem jcben
abgefonberten SBirtfdjaftSgweige ben Sfafwanb an barem ©elbe, an ©utSergeug*
triffen aller 2lrt, an Dünger, an Arbeit ober was fonft oorfommt, gur Saft
unb ebenfo alle ©nna^men, welche berfelbe in barem ©elbe, in Srgeugniffen
x>ber Seiftungen gemährt, gu gut f cfjreiben. Die Summen ber Soften werben
bann mit benen beS ßrtrageS oergtitijen, um gu erfahren, ob unb wo etwas
gewonnen ober oerloren worben ift.
Dies ift mit wenigen Sorten ber &xotd einer guten ©udjljaltung. Die
gorm ber SRedjnung, in welker biefer $md erreicht wirb, fdjeint mir ganj
gleichgültig, wenn fie nur möglidjft furg unb überftcfjtlidfj ift, fomie nötigenfalls
rine Unterfudfjung ber @ingelf)eiten erlaubt.
SDtan ift gu weit gegangen, wenn man behauptet fyat, bie angegebenen
3we<le f Bunten nur bei einer föedfjnungsform erreicht werben, bie bem 3Befen
nadj ber faufmännifcfjen Dowel*2Judf#altung gleich fei. fötdjtig aber ift es,
t>ag bei Stawenbung ber ©runbfäfce ber lefeteren auf bie lanbwirtfdfjaftlicfje 3Bud}*
Gattung biefe feljr erleichtert wirb. 3dj gebe l)ier nur eine furge Slnweifung,
wie man bie betreffenben ©üdjer angulegen l)at. 3uoörberft will id) einige
52 ©eficmbteüe be$ IcmbiDtrtfdjaftftdjen ©eroerbe*.
2(u$brü<fe er Hären, bie bei ber DoppetSudjljoltung oorfommen, unb bie matt
fennen muß, um anbete ju oerfteljen, bie barüber gefdjrieben Ijaben.
Sonto ^etgt bie 33ered)nung, meiere man in bem #auptbudje über einen
©egenftanb ober mit einer ?ßerfon anftetft.
gür ein jebeä ßottto werben jroei, mit ben bei ©elbredjnungen getoöljn*
liefen Sinien oerfeljene Slattfeiten beftimmt, bie fid) ftets gegenüber fielen muffen-
Silier Sfofroanb, ber für einen ©egenftanb gemadjt wirb, ober alle«, roa&
eine *ßerfon empfängt, fommt auf bie finfe ©lattfeite ober auf ba$ Debet
be$ Äonto.
Sllle 33orteite, bie ein ©egenftanb gewährt, ober alle 3a#ungen, bie eine
*ßerfon leiftet, werben auf bie redjte ober Credit-@eite getrieben.
Die Überfdjrift beiber JBlattfeiten nennt ben ©egenftanb ober bie <ßerfon
ber Jöeredjnung, unb bie linfe ©eite wirb mit Debet, bie redjte mit Credit
überfdjrieben. Snbere fefeen für ben erften SluSbrud bie SBprte: hat empfangen,
ober hat erhalten, ober Soll; für ben gtoeiten: hat geliefert, ober hat ge-
geben, ober Haben.
One neue ©eredjnung mit einer ^ßerfon ober über einen ©egenftanb an*
legen, l)eifjt: ein Äonto eröffnen.
Der Überfdjujj, ber bei bem Slbbieren be$ Debet unb Credit auf ber
einen Seite ift, l)eifjt: Saldo.
2Ba$ e« Ijeift, einem $onto etwas bebetieren ober frebitteren, folgt au$
bem oorljergeljenben.
Sftadjbem man ftd^ oon biefen STuöbrüden richtige Segriffe oerfdjafft §att
üßerlegt man, meiere Stonti man in feinem §auptbudje anlegen will, ftür eine
jcbe nodj fo Heine Sßirtfdjaft finb folgenbe unerläßlich.
S5ei einem $ad)töer!JSitni$:
1. allgemeine« <ßadjt$onto;
2. jäfjrtidje« «padMhmto;
3. @etreibe4ft)nto;
4. @d§äfereUßonto;
5. Äfil|erei4Jonto;
6. Seberöief}*Sonto;
7. ©djweine4ionto;
8. @artenbau4ftmto.
Die legten fedjs 9(tufeung$jweige werben faft in allen Sßirtfdjaften Deutfdj*
lanb« angetroffen. @inb aber SBiefen, ÜBeibe^eoiere, ©elb* ober ©etreibe*
3tafen, Brauerei, örennerei ac. ©egenftänbe be$ SBirtfdjaftSbetriebeS, fo muffen
fie eigene Sonti erhalten.
äöirb bie ©irtfdjaft unter SBerljältniffen geführt, wo man für ©elb aüe
©efpann* unb §anbarbeiten erhalten lann, fo wirb man mit ben genannten
fionti ober überhaupt mit fo Dielen ausreichen, als ©egenftänbe ber 9htfeung
»u^oitung. 53
tri ber ©irtfdjaft fmb. 2fod) fann man bie einzelnen ftonti nod) oeroielfäl*
tigra, ben für ©etreibebau 3. JB. entroeber nadj ben fjrüdfjten, bie matt erbauet,
ober nad) ben einjetnen ©runbftficfen, bie man bem (Setreibebau roibmet Sttan
fc^reibt bann jebe 3al)( ffa Arbeit auf baS Debet beSjenigen ftonto'S, für
loctöjeS fie oerridfjtet tourbe, unb bie ©innatyme au$ jebem 9tufcung$jtoeige auf
fein Credit unb fo rotrb man o^ne otele ©etttäufigfeiten ben ©etoinn ober
Serluft ber einjetnen 9fhtfeung$*®egenftänbe überfeinen Kirnen.
X)a man aber oft Diele SMnge, namentlich bie ©efparmarbeit, ntdjt für
©elb ermatten fann, fonbero fotdje burdj Haltung oon ©efpannoiel) ftdfj fdjaffen
muß, fo rotrb ein anbereä 33erfaf}ren nötig. 2Äan muß ftonti anlegen, auf
benen man im Saufe be$ SaljreS bie Unfoften be8 Sßirtfdjaftsbctriebe* fammelt
unb oon benen man fte auf bie 9hifcung$jtoeige überträgt, um berentmißen fie
gemadjt ftnb. £>a$felbe gilt oon Arbeitern, bie man nidjt allein mit ©etb,
fonbem burd) SBerabreidjung oon ßffen, Sxinfen, SBoljnung, $eijung :c. begafft.
Deshalb fmb ftonti anjulegen:
für ba$ ©efmbe,
für Deputattften,
für fotdje XagetöOner, bie ©utöerjeugniffe unb ©ofymmg erhalten,
für bie Soften be$ 2töert)au$l)att$,
für bie 3ugpfeibe ober 3u90C^fe^
für bie ©efd&irrunterlfaftung u. f. 10.
3e umfaffenber ber Sßirtföaftöbetrieb ift, van fo meljr muffen bie ftonti
oeroielfäftigt werben, um alle Dinge gut überfein ju fönnen. 5ür jebe große
SBirtföaft fmb ÜRagaam* ober 33orrat$*ftonti nötig, j. ©. für ©etreibe, §eu,
€trot), Sartoffetn, 3iüben, §oIj ac. Sin biefe 3Kagajm*ftonti geben bie ©runb*
ftücfe ober bie ©Neunen ifjre ßrgeugniffe ober i()ren Snljaft ab, unb oon jenen
!ommt e$ auf biejenigen ftonti, xottye bie JBerje^rer ober Smpfänger ber 23or*
rate unb Srgeugniffe ftnb.
SS gtebt femer Stoftoanb in Jeber Sßirtfdjaft, ber für feinen befonberen
®htfdf>aft$jtoetg, fonbern für ba$ ©anje gemalt wirb, ©aljm gehören 2fo&
befferungen ber ©ebäube, ©ege, ©rüdfen, ©räben, Qämme unb Ufer; bie Un*
fcften aller 2tufjtd()t$beamten, ber Stteier unb SSögte, ber ^adjtro&ljter, ftetb*
Ritter; bie Äffefuranjbeiträge, audfj öffentliche unb ©emehtbeabgaben unb Saften
gehören ebenfalls Ijterljer, unb e$ ift ber Stuftoanb für biefe ©egenftffnbe in ber
Sieget oon feljr großem ©etange. 3Me einzelnen 8tu$gaben fold&er 2lrt werben
auf einem ober mehreren ftonti'* gebammelt unb nadjmate beim 9ted(jmmg$*
«tbföluß nadjj SBerijäforiS auf fämtlidfje ftonti oerteitt, um berenttoiöen fie ge*
macfit merben muffen.
Unter öerödfjxdfjtigung ber ©nridfjtung bed $auptbud(j$ merben bie Sour*
uale ober Xagebüd^er angelegt unb in benfefben bie täglidfjen Vorgänge notiert.
®ie nrid)tigften biefer Soumale ftnb folgenbe:
54 ©eflatibteüe be$ fonbtoirtfd)aftttdjett (SeroerBe«.
1) $)a$ Saffen*3ournat.
3n bemfetben werben alle ©nnaljmen unb ausgaben an barem (Selbe
oerjeidjnet, in ber Reihenfolge wie fie oorlommen. Um iebodfj an Arbeit jit
fparen, lann biefed Sournat audj ba$ $affa*Äonto oertreten, meiere« in jebent
$auptbud(je enthalten (ein muß. Sßenn man nämlid) bie ©nridjtung be$ 3our*
nafö fo madjt, baß auf jeber ©ette eine Äotumne ftd) befinbet, in melier bie
Kummer be« Äonto'S angegeben ift, woljin ber Soften gehört, fo lann basfetbe
tttd^t attein ganj fügtief) bie ©tette be$ Äaffa*Äonto oertreten, fonbem bie Über*
tragungen au« bem Äaffa*3oumat in baö §auptbud) lönnen audfj con jebem
juöerläffigen ©Treiber gemalt werben.
3dj weiß wof}t, baß biejenigen, meiere ba$ ©ucfjljatten bd Saufleuten ein*
geübt ljaben, hierin nidfjt mit mir einoerftanben jinb, aber bie Sauffeute Ijaben
überhaupt bei ifjrer 33ucfjf}attung anbere ©nridjtungen ber Soumafe unb be$
^auptbudfje«, bie aber im wefentlidjen benfelben $md öerfolgen.
2) Sie 9iaturalien*9iedjnungen.
£)ie ©etreibe*, bie £eu*, Sartoffet, SRüben* unb jebe föedjnung äf)nttd)er
2trt wirb fo angelegt, baß ^inretd^enb föaum oorljanben ift, um ade Sinnatymen
unb 3üt$gaben nadj uerfdfjiebenen JRubrifen abfonbern ju fönnen, unb gwar fo,
baß jebe« biefer Soumale ba$ betreffenbe für ein äöirtfdjaftsjaljr entplt. SKan
muß barauS nadj bem 2tbfd)foß ber Sucher mit einem -Söttet erfeljen fönnen,
mit meinem SJeftanbe bie 9tecf)nung anfängt unb abfdfjließt, roie öiel im Saufe
be$ 3al)re$ geemtet, gefauft ober fonft auf anbere SSJeife eingenommen würbe,
unb was bagegen oerfauft unb ju oerfdjiebenen 2ßirtfdjaft$jwe<fen oerwenbet
worben ift.
3) £)ie $rbeit$re<fjnung.
Sitte im SSerbing oerridjteten £anbarbeiten werben bd ben ©etbauSgaben
in bie betreffenben Äonti eingetragen. ÜDie pro £ag aufgeführte Sirbett, ber
£anbarbetter fowoljl als ber ©efyanne, oerjeidjnet man auef) nadj Jagen, unb
jwar fo, baß in jeber 353od)enred)nung ftd) leidfjt überfein läßt, ju wetdjem
3roecfe bie arbeiten gefeiftet worben jtnb. Da man bie SEagelöljner wöchentlich
bejaht, fo wirb jugletdj ber ©elbbetrag für jebeS Sonto wödjenttidj ausgeworfen
unb bie Beträge ber Slrbettjaljfongen ftnb natürlich bem SEageloljne gleid§, weldje£
aUe Arbeiter erhalten tyaben, unb welche« in baö @etb*3ournal wödjentttd) ein*
mal fummarifd) eingetragen wirb.
4) £)ie S3ief}redjnung.
Diefe Slrt ber SRedjnuug ift ganj einfadjj, unb es genügt, wenn au« ber*
felben bie oorfommenben SJeränberungen in bem SSie^beftanbe erjtd)ttidj finb.
5) Die Sournale über bie -Jtebengewerbe.
(5$ ift felbftoerftänbtid), baß über jebeö 9lebengewerbe ein ober mehrere
befonbere SRedfjuungcn geführt werben muffen. SBenn eine größere traueret
©ud^attung. 55
ober ©rennerei betrieben roirb, fo füljrt man für jebe« ©eroerbe forooljl eine
gabrifation«* al« aud) eine 95erfauf«redjnung.
6) 33erfdjtebene nadjroeifenbe ober erläuternbe JBeredjnungen über
bie SJietyfütterung, über bie abfuhr be« (Setreibe« fn bie@djeu*
nen unb ben 2lu«brufdj be«felben, über ©aat unb ©üngung,
über bie SJeränbemngen be« ©erätebeftanbe« :c.
Die ©nridjtung biefer £age* unb 9iotyen*S3üc^erf roeldje jeher orbentlidje
Sanbrotrt unb ®efdjäft«mann füljrt ober fütjren läßt, bleibt biefclbe, einerlei, clfy
ba« £auptbudj nadj ben ©runbfäfeen ber bo^eltcn öudjljattung ober eiltet
anberen 9ted>nung«*@t)ftem« angelegt ift. Seilte Überfielt über alle ®egen*
ftänbe im einzelnen unb in ber Strt unb ©eife, roie fie ineinanber greifen unb
$6) gegenseitig fontrotlieren, ift ber ®ejtdjt«punft, ben man hierbei feftjufjalten
Ijat ©enairigfeit unb Sorgfalt bei bem Sfaffdjreiben ber täglidjen Vorgänge
bebmgt bie ©raudjbarfeit ber Sßotijen jur ^ufammenfteßung ber SRedjnung.
Sßilllürlidje ober mutmaßli^e Angaben über £)mge, bie mefc ober gätjlbar fütb,
ober fid) roägen laffen, unb foletye Angaben, roeldje au« bem ®ebäd)tni«, ütet*
lei^t erft nadj längerer 3eit, gemalt roorben jinb, lann ein geroiffenljafter
SKann nidjt benufcen, um barauf feine ©djfujjredjnung ju bajxeren. £>ie Über*
tragung ber SRotijen au« ben Journalen in ba« £auptbud) gefdjiefjt geroötynlid)
erft nadj Slbtauf be« ©trtfdjaft«ial)re«, mit 2fo«nat)tne ber ©elbrcdjnung, bie
id) monatlich einzutragen rate.
35a« ipauptbudj foll eine Kare Überfielt geben über bie Srfolge be« ganjen
ffiirt|djaft«jal>re«, roie aller einjelnen 3Birtjdjaft«jroeige., unb bamit ben S3er*
mögen«juftanb be« Sßirte« nadjroeifen. Da«felbe fann nidjt jur Äontroüe über
We 5ö)ättg!eit, ©eroiffentjaftigfeit unb Sfofmerffamfeit ber SSJirtf^aft^Offigianten
in ber täglidjen 3lu«füljruug i^rer ©eruf«gefdjäfte bienen; Ijiergu finb nur bie
3ournale geeignet. Sßäfjrenb ber taufmann roillfürlidj fein ©efdjäft abfdjtiefcen
tann unb ba« Sa(enberjal)r nur in ber Stege! baju benufet, um eine Überjidjt
über feinen S3ermögen«juftanb fidj ju öerfc^affcti : fo ift bagegen ber ßanbroirt
gejnmngen, ben 3al)re«abfd}luj3 einhalten, roeil bie Natur in unferem Slima
erft im ©erlaufe eine« 3al)re« iljre roidjtigften Urerjeugniffe liefert.
ßine grüublidje Sinfidjt in ben ganjen Srfolg be« lanbroirtfdjaftlidjen Se*
triebe« fann man oor Slblauf eine« 3af)re« nidjt erfjalten; e« fdjeint mir ba^er
unnötig, baf man oor 2tu«gang be« 3af}re« au« ben 9laturalienred)nungen in
bas Jpauptbud) etroa« einträgt. Sftan möge immerhin burdj Summieren ber
bereit« oollenbeten ©eföäfte, j. 33. be« äbbntfdje« ber Sörner, ber SJerfütterung
be« §eue« unb anberen gittter«, bie einjutragenben Soften in Orbnung bringen,
aber bie Überfielt roirb offenbar erfdjroert, roenn man bie Naturalien monatlich
ober gar roödjentlid) in ba« £auptbud) einträgt. Sbenfo ift e« mit ben 2lr*
beitetoften. 3Bie oiel ein ^ferbetag bur^nittlic^ gefoftet ^abe, lägt ftd) erft
beregnen, ©enn man ben Sert ber ^ßferbe am ©djfaß be« 3a^re« mit bem*
56 SBeftonbteüe be« fonbroirifdjaftttdjen ®en>erbe$.
jenigen Dergleichen fann, ben fte am 2tofang beS 3al)reS Ratten, toeim ferner
fämtß^e UnterfjattungSfoften beS ©efdjirreS unter ©erüdfid&tigung ber 2lbnufcung
ermittelt fmb, roerat man bie UnterljattungSfoften ber finedjte fennt, unb gu*
gleid) roeiß, wie Diel Arbeitstage jebeS etngetne ^Jfcrb Derridjtet l)at.
Snbem man bie Naturalien* unb ärbritspoften formiert, um fic in« $awpu
bud) eingutragen, wirb bamit gugteidfj bie SfteDijion unb ber 8lbfd)luß ber be*
treffenben 9ted)nungen oerbunben. Srrtümer unb fteljter, bie jxdj in biefelben
eingefdf)lid}en fjaben, merben entbedt unb laffen ftdfj benötigen. Die Formierung
unb Orbnung aüer ehtgelnen Soften, um fie in bas ^auptbud) eingutragen, ift
alfo {ebenfalls eine Ijödfjft roidjtige, ja unerläßliche Slrbeit
@S nehmen Diele Slnftog baran, bie Naturalien unb bie Arbeit in ©elb gu
beregnen, weil jie meinen, baß man aisbann einjelnen Dingen einen roillfür*
fidlen SBert beilegen forme. Die Ermittelung beS richtigen greife« ber felbft
ergeugten Dinge ift allerbingS oft fd&roierig, unb ber Anfänger wirb mit mannen
^inberniffen gu fämpfen Ijaben, bis er gierte ein für feine £>rttid()feit unb feine
SJerljältniffe guoerläffigeS SSerfa^ren ausfinbtg mad)t.
©em es aber reblid) um Srmtttelung ber SBaljrfjeit gu tljun ift unb nidjt
etroa barum, burdj falfdje Angaben in feiner ©udfjfüljrung irgenb einen eigen*
nüfcigen, uidjtSroürbigen B^edf Ju erreichen, ber roirb 6alb in biefer £>injid()t Ju
einem richtigen SSerfa^ren gelangen.
Für bas ©etreibe fann man leidet ben DurdjfdjnittSpreiS jeber ©egenb
erfahren, unb Ijieroon l)at man bie Soften ber SSerfenbung in Slbgug gu bringen.
Daß man für baS in ber eigenen SBirtfdfjaft gur grnäfjrung Don Sttenfdjen unb
Vieren Derbraudjte ©etreibe ben mehrjährigen DurddfdjnittSpreiS gur Seredjnung
annehme, ift ebenfalls gu empfehlen. Die ©rünbe, roarum? finbet man bei
einigem Nadfjbenfen Don felbft. Die angufefccnben greife für £>eu, ©rünfutter,
JBeibe, Abgänge Don Nebengeroerben :c. finb freiließ fdjroieriger gu beftimmen.
@ie werben aber gefunben, toenn man auf ben Urforung aller greife in ber
SBelt gurüdfgefjt. Diefer ift nämlidj boppelter Slrt. (Simnal roirb ber <ßretS
einer ©adfje beftimmt burdj bie Äoften, bie ifjre JperDorbringung Derurfacfjt, unb
bann burd^ ben ©ebraudjsroert, ben fie l)at. Für beibeS muß roenigftenS in
einem längeren &ttttawne «te richtiges SJerpltniS fid^ geftalten. Denn rooty*
feiler fann niemanb lange eine Sßare Derfaufen, als fic ü)m toftet, unb teurer
roirb niemanb etroaS begaben, als er es benufeen fann. (Singeine SfoSnatymen
ftoßen bie ftegel ntdjt um.
äfogenommen, es fei auf einem ©ute eine Sßeibefläd&e oorljanben, bie ftdj
gum Umbrudjj eignet. 3ft ber Sßirt ©gentümer, fo wirb er nriffen, roetöjen
ÄapttatSlufroanb er für Srroerbung biefeS ©runbftüds gemalt l)at. Die 3infen
beS barauf faöenben änfauf^ÄapitalS fommen jäljrlidj auf bas Debet biefer
Söeibeflädfje unb bie Lüftungen beS 93iel)e$, meines jtdj auf berfelben nährte,
lommen auf baS Credit. Aber bas ®ut fotl in ^ßaufd^ unb ©ogen erroorben
$u$f)attung. 57
fein, imb e$ fteljt nodj nidjt feft, melden äBert bie einzelnen leite l>aben. Ate*
bann märe bie Srage ju beantworten: für roefdjeS Sßeibegelb mürbe biefe gtädje
ju oermieten fein? §at man baju (Setegenljeit, fo wirb man audj ben $rei«
erfahren. f$el>ft e$ an berfetben, wie bei fdjtedjten Sßeiben geroöljnßdj, fo wirb
ber SBetberoert am bem SKufcen beregnet, melden bie ftlädje roirffidj gemährt.
Itagenommen, fie fei auäreidjenb, um 400 ©djafe roaTjrenb be$ ©ornmer« ju
emcfljren, fo ift ber (Ertrag, ben biefe Xiere liefern, mit öeritötftdjtigung ber
8apitate*3infen unb be« 9Hfift>,$, ber Sfotfcungsroert jener ©eibeflö^e unb mufc
ber betreffenben Stewart jur Saft getrieben roerben. 9Dber auti) menn man
fid> irrt unb einen ©egenftonb im SBerte fiberfdjäfct, fo toirb niemanb baburdj
betrogen, fonbem ber föedjnungäfifyrer erferatt nadj bem Stbfdjfaj* aller einjelnen
©irtfdjaftejroeige, bafc er Don falfdjjen Slnfi^ten ausgegangen ift, unb in 3u*
fünft entoeber bei ber ©djafcung ber Dinge ober in ber ganjen Sßirtfdjafte*
ehtridjtratg anberä Derfatjren mufc. Da$ ift ja eben ber &xoed ber ganjen
Äudjljaltang. £>ie ©etbfumme, bie jäljrfid) erübrigt ober jugefefet roorben ift,
ergiebt fid> an* bem einfügen Stbfdjfof* ber ®etbred)nung. 2lber auf bie fragen,
ob ba« ©runbftfid in ber SBerbefferung begriffen ift? ob man fidj mit Dtngeu
befdjäftigt, bie 23erluft ober ©eroinn bringen, überhaupt ober nur unter ben
flerabe norljanbenen 93erl)ättniffen? meiere Soften man jur Srretdjung eine* be*
ftimmten 3roede$ aufroenbet, unb ob oietteidjt in biefer ©ejieljung eine beträft*
üdje ©nfdjränlung nottoenbig ift? auf biefe unb ttynfidje fragen erhält man
nur eine befriebigenbe Sfatroort, toenn man ®efi>, Naturalien atter 5SCrt unb
Arbeit auf einen gemeinfdjaftttdjen üftafcftab ju bringen fudjt unb mtteinanber
in eine unb biefelbe SRedjmmg jufammenftettt.
IL I0ertfjd)^un0 fcer (Ertrag gebenden <£nmbft»!ke unb
anderer Hulpmga-degenflänbe*
3ßan !ann oon einem ©runbftüde roeber feinen jtüjrtidjen SRufcung«*, nodj
ben betrau« f}eroorgef)enben tapitatroert in ®etb angeben, roenn man nidfjt oor*
l)er bie ©rjeugniffe ermittelt, bie ba«fefbe im Xmrdtfdjnitt ber 3at)re ju liefern
oermag.
£)ie« ift aber ein fetyr fdfjroierige« unb unfidfjere« ©efdjäft, weit bie 3at)re«*
Witterung, bie natürliche öefdjaffenljeit be« 33oben«, ba« ttima, bie 9lrt be«
9X<f erbaue«, ber frühere Sulturjuftanb unb nodfj mehrere Umftänbe jufammen*
genommen bie Srudjtbarfeit oietfad) abänbem ober bie Urfad^en berfetben Der*
bunfetn. hierbei ift e« audj bringenb nötig, baß bie au« ben natfirtitfjen 2Jer*
tyältniffen Ijeroorgeljenbe ftäljigfeit be« ©oben«, größere ober geringere ßraten
ju liefern, für ftdf) feftgeftettt unb baß bamit ber Sinftuß nidjt vermengt werbe,
metöjen ein mit SJermögen unb Senntniffen reid()licfj oerfe^ener Sejtfcer auf ben
{Rohertrag ausübt.
3« bem 3roecfe muß man ftdj forgfättig nrit ben einjelnen Urfad&en ber
ftmdjtbarfeit befannt madfjen. ©etradfjten mir juerft bie JBeftanbteile be«
©oben«.*)
@« ift unoerfennbar, baß mit ber Srboberftäctye große SJeränberungen oor*
gegangen fmb, beoor fie in ben iefcigen 3uftan^ glommen ift. 3$orjug«roeife
bemerfen«n)ert für ben fianbroirt fmb groeierlei 33ilbung«arten be« Scferboben«,
bie eine burdj Stnfdfjroemmung, alfo unter üßitrotrfung be« Sßaffer«, bie anbere
burdj aümäfjtidfje SSerrottterung ber ftel«maffen. 3ene wirb in atten Stußtljätern
unb in ber Sftälje be« 3Keere«, biefe in ben ©ebirgen unb am ftuße berfetben
oorljerrfdfjenb angetroffen, Sßenn ber 9tnfcfjtüemmung«boben burdfj großen
Sßedfjfel ber fyorijontaten (Srbfdfjidjten unb buref) eine met)r runbtidje Sorot ber
in if)m befmblidjen grobem leite ftdfj au«jeidjnet, fo janb bagegen in bem
3$erroitterung«boben bie oorljanbenen ftet«ftücfe meljr föarffantig unb breit, unb
e« roedtfeln bie grbfdjidfjtcn nic^t fo Ijäufig.
*} %$. ben Hnljcmg ju biefem a&fömtt.
©obenarten. 59
Die ©eftanbteite be« ©oben«, meiere oon bem Sanbroirt unb Boniteur
üorjug«roeife beamtet werben muffen, finb Sanb, £ljon, Satf, §umu« unb bie*
jenigen grobem Xeile, bie man roeber ju ben ©teinen, nodj ju bem ©embe
jaulen fami; anbere finb weniger ertyeblid).
©anb nennt man bie meift glänjenben, Meinen Äörner, roeldje bei bem
Sfa«n>afdjen einer Srbart fidjj leitet abfegen unb ba« SBaffer ntc^t trüben. 3t)re
Oröge ift fe$r oerfdjjieben, unb ber feinfte ©anb ift burd) bfoge« 8fa«roafdjen
com 3^one ntdjt ju fd&eiben, fonbern fliegt mit bemfelben ab. Durdfj Sodjen
ber oon einer au«geroafdjenen Srbart abgegoffenen glüffigfeit unb burdfj anbere
SWittel, roeldfje bie Styemie teljrt, wirb ein ganj anbere« Serfjättni« be« Sanbe«
ju bem 3^one gefunben, at« ba« einfache 2Cu«roafdjen ergiebt.
Der @anb nriberftrebt bem 3ufantntetl^an9c &cr älderfrume unb jroar
um fo mel)r, je grobförniger er ift. Seiner @anb Ijat aber im feudjten 3U*
ftanbe fdjon jiemüd) oief 3ufammenljang. ÜRangelt biefer wegen gröberer ©e*
fcfjaffenljeit ber eingetnen Äörner, fo Ijätt ber @anb bie fteud)tigfeit nidjt lange
an, fonbern lägt fte bei warmer Witterung rafdj oerbunften. 3Iu« biefem
©runbe wirb ba« ©ad)«tum ber ftrüdjte auf bem ©anbboben oft geftört, btc=*
fetten leiben bei jeber Dürre, unb bie 5Kuflöfung unb 3crfefewi9 bc$ aufge*
bradjten Dünger« fann feiten o^ne Unterbrechung oon ftatten ge^en. Setylt
e« bagegen bem ©anbboben niemat« an genügenber geudfjtigfeit, fo fann er
feljr gute ©rnten liefern.
Dem £Ijone beigemifd&t ift ber @anb ein feljr nüfcüdjer ©eftanbteit be«
©oben«. 9ätr burd(> biefe ©eimifdjung'wirb ber £t)on brauchbar jum ^ßffongenbaü.
SEljon Ijeigt ber ©eftanbteil ber SWerfrume, wetdjer nadfj oorau«gegangener
©noeiefjung ber festeren bei bem Umrühren mit Sßaffer ba«fetbe trübt unb mit
abfliegt, wenn bie fjtügigfett oon bem ©obenfafc oorfidjtig abgegoffen wirb.
Die garbe be« £l)on«, bie er bem SBaffer mitteilt, ift gelb, weig, braun :o
S5on bem ganj feinen ©anbe ift er fel)r ferner ju trennen, ebenfo oon Satt
unb Jpumu«. ©ei einer Srbunterfudfjung mit §ülfe be« einfachen Slbfdjlämmen«,
finb in bem abfliegenben SSJaffer neben bem Iljone immer mehrere ber anberen
©eftanbteile enthalten.
Der 3^on giebt ber 5Kdfertrume ben 3ufa^m^)atlfl/ roetdjer aber leidet
ju ftar! wirb, menn biefer ©eftanbteit fet>r retd&lid) oor^anben ift. gr Ijäft
ba« SBaffer an fid}, lägt e« Weber burd^fidern unb in bie liefe oerftnfen,
nodj burdj au«trodfnenbe ffiinbe rafd) oerbunften. Da« $ftanjenwad)«tuitt
wirb baljer in bem I^onboben roeit feltener unterbrochen , bie 3erfe^un8 ^
Dünger« fann ungeftört oor ftd) ge^en, unb bie ^Jflanjen ermatten bie iljnen
bur(^ bie Düngung jugefü^rte 9la^rung roeit regetmägiger al« im ©anbboben-
Der SBed^fel oon SBärme unb Satte in ber Suft roirft auf ben £l)onboben
weniger ein, roeit er mefyr gef Stoffen ift. Die ^ßflanjen entaridetn jtd^ auf
i^m jioar fangf am, aber in einem um fo günftigeren SSer^ältni« aller Steile.
60 ©ertföttfcimg ber (Ertrag gefcenben <$nmbfiü<fe.
Die £ljätigteit, meldte auf ber 3erfefcung ber biingcnben Xeile beruht, ift feiten
feljr beträchtlich, Sagertom alfo mdjt gu befürchten, bafür Ijält aber bie einmal
öortyanbene ftrudjtbarfeit um fo länger an. Sine oorgügfid) gelungene ©e*
aeferung madjt immer nrieber btefyer unroirffam geroefene £etle be$ SEljonboben«
aufneljmbar für bie ^ftangen, unb er ift baljer nidjt leidjt oööig gu erfdjöpfen.
<£r liefert oft nodj gute Srnten, roetm e$ audj ben Stofdjem fyatte, afö märe
feine 6rtrag$fäl)igteit feljr öerminbert.
35er ftarte $u'\ammm§anQf ben ber £ljon bem 2l(Ierboben giebt, §a\
aber ben Sftadjteil, baß ber ©oben bei naffer SBitterung ungugänglidj ift, unb
ba% er, einmal bte auf« äußerfte erhärtet unb auSgetrodfnet, oon einem mäßigen
JRegen titelt erweist unb gur 2Werbeftettung geeignet rohrb. Die Soften
ber ©eaeferung nehmen {ebenfalls oon bem Srtrage be« Sfymboben« einen fetyr
großen Sfateil Ijinroeg. SRaffe Sage ber ®runbftü<fe, ober naffe SBitterung
fdjaben bem Xljonboben roeit meljr, ate ben mefjr burdjläfjigcn ©obenarten.
Die ffiege roerben auf jenem leidjt fo oerborben, baß man nur mit ber falben
Sabung fortlommen tarnt unb bodj ba« 3ugoief} °ft Jtydj übermäßig anftrengen
mu^. Slxtc^ ftnb bie ermahnten günftigen ©npffe auf ba« $flangenroad)$tum
bei überfdjfiffiger Sftäffe gar nidjt bemertbar, oielmeljr leiben alle Spangen in
einem folgen gatte fo, baß an einen loljnenben Srtrag nidjt gu beuten ift.
Der Sali fommt befonberS Ijäufig in ber Sftälje Don Saltgebirgen in bem
Stcferboben oor, jeboc^ oft audj an anbern Orten, roo man iljn nidjt vermutet,
©o leicht unb augenblicflidj, roie bie beiben erftgenannten ©eftanbteile be«
©oben« ift ber Aalt nidjt gu ertennen. Oft fann man nur au« bem gangen
©erljalten ber Slctertrume unb au« ben roilbroadjfenben ?ßftangen auf fein 35or*
Ijanbenfem fdjlteßen unb muß bie ©eroißljeit barüber erft burdj eine Unter*
fudjung fidj oerfdjaffen, roel^e man betanntlidj mittelft einer ©äure Dominant.
Der Aalt ift entmeber hn feingertetlten 3ufta^c m^ &cm 2^on m*
fmmu« innig gemifdjt unb fließt bei bem 9töfdjlämmen be« ©oben« mit biefen
beiben ©eftanbteilen ab, ober er ift ber Stöertrume in Keinen Äöroern beige*
mengt, in roetdjem gaUe er toegen feiner ©djroere hn Sßaffer gu ©oben fällt
unb bei bem ©anbe gurüdbteibt. Stne auf biefen 9tü<fftanb gegoffene ©äure
löft bie Äatlteildjen auf unb trennt fte alfo oon bem ©anbe. Der Salt ift
lein burdjau« notmenbiger ©eftanbteü ber 2Wertrume, aber er ift, im ridjtigen
©erfjältnte berfelben betgemifdjt, forooljl mit SRüdfjtdjt auf bie ©eaderung be«
©oben« ate begfiglidj be« $ffangemoadj«tum«, feljr erroünfdjt. Der ftörrige
Sljonboben rotrb burdj einen 3ufa^ oon Salt mürber unb tritt letzter mit ber
äußeren 8uft in ©edjfetoirtung. SKandje ^flangen flehten nur auf einem
etroa« taltljattigen ©oben DoQtommenen ©amen angufe^en. ©orgügli^ günftig
ift fein (Sinfluß auf alle $flangen mit ©$metterling«blüten, oon melden einige,
mie bie S«parfette, nur bann gut gebeüjen, menn fie biefen ©toff im ©oben
oorfinben. Diefe unb anbere S^atfa^en f djemen gu bemeifen, baß ber Äatt
©obenarten. 61
felbft jnr 9ialjrnng für bic <ßffonjen bient. 3ft ber Äal! ober in ju groger
3ßenge in bcr äcferfmme enthalten, fo imrb er betn ^ftonäenioadjstum roieber
nachteilig. @r ift afebann ju burdjlaffenb für bie geudjtigfeit, jerfefet ben anf*
gefahrenen Jünger gu rafdj unb oerffinbert berijer beffen tangfame Umroanbetung
in ^Jftonjenfpeife, fo baß ber Äatfboben at« arm nnb l)ifcig befannt ift.
$umns, SRobererbe (in älteren ©djriften and} £)ammerbe genannt), ift
ber Seftanbteit, melier bie 93erbinbimg ber üRineratftoffe mit ben tebenben
$ffongen unterhält. Die festeren werben bei ifjrer SSerroefung jn $umn$, fei
e$, bog man fie fünftlidj in Dünger umroanbelt ober bafc fte anf ber ©teile
oermobern, roo fte geroadjfen ftnb. SÖSenn fidj gtridj nidjt behaupten lögt, bafc
ber £umn$ bie einjige Sßaljrung ber ^ßflangen fei, fo ift er bod) in jebem
gatte bie nridjtigfte. $)urdj i^n entftefjt nnter ÜÄitrotrfung ber Sfeudjrtgfeit itt
ber gelocferten nnb gerfleinerten Slcferfrume eine nene ©djityfung, nnb tljn
meinen mir, roenn mir fagen, ber Stoben Ijabe einen großen SReidjtum*).
*) 3n früheren 3etten würbe ber $umu6 gfeiä)fam als ber Snbegrtff aller grndjtbarfeti
be* ©oben« unb afe ber aflehuge £räger ber getarnten wirlfamen jpffonjennaljrung ange*
fe^en. Äuä) jefct noä) ift ber $umu$ wegen beä otelfeitigen (Stnffaffe*, welken er in pf>t)fifa*
fifdjer wie in ä)emifdjer $infiä)t auöftbt (ögl. ben &nf)ang ju biefem abfdjmtt), al$ ein
notwendiger ©eftanbtetf beö äulturbobenö allgemein anertannt unb t9 wirb nirgenbö bezweifelt,
baß olpie eine gewiffe Stenge bon #umu« im ©oben {ein loljnenber SWerbau betrieben werben
Samt. 3lber bie ffiiffenfä)aft fjat in neuerer 3«t alle einzelnen ©ebingungen btf $ffanjenwaä)s*
tum« erforfdjt unb untertreibet fdjarf gwifdjen ber organifä)en öerbremtlia^en #umu$fubfianjr
roeläje nur aud £of>lenftoff, ©afferftoff, ©auerfioff unb ©titfftoff jufammengefefct ift unb
priföen ben wirfuü) pffangenernetyrenben ©eftonbteüen bed ©oben«, oon benen mandje mit bem
$imtud in me^r ober weniger innigen Serbinbungen oorfpanben ftnb. 3n biefem ©üme
hl ber $umu£ für bie Jtultur* unb meiften anberen {ßßangen nidjt als ein wefentlidjer unb
btrefter SRäljrfbff ju betrauten. 2)ie5 ergiebt ft$ fä)on aus ben mannigfachen ©eobadjtungen,
we^e man tägfiä) madjen fann, wenn j. ©. mächtige ©ihmte in bem ärmfien, nur mit ber
nötigen geuä)tigfett berfe^cnen ©anbboben freubig gebeü)en, ebenfo auf feftern ©eftein, fobalb
nur ©palten oorfymben ftnb, bie baS Einbringen ber ©urjeln geftatten. SDiefelbe Überzeugung
gewinnt man, wenn man fteijt, wie auf ben oom Speere aufgeworfenen ©anbbünen mannig*
faa)e $fianaen flcr) einftetten unb wie eine üorljer öegetationöleere glda)e allein unter bem
Smfbig einer geeigneten ©ewäfferung balb mit einer grüner ^flangenbede ftd) fiber3ter)t. 3Ktt
wiffenfd)aftli4er ©a^örfe aber würbe bie erwähnte £ljatfaä)e erlannt auö ben (Srgebniffen %a\)U
reifer ©egetation«)erfu4e t welche man in einer bor^er aufgeglühten Kder* ober ©artenerber
in Iüitft(tä)en ©obenmifdjungen unb namentlia) in wäfferiger Söfung ber ^ä^rftoffe unter ©er*
^äteiffen aufteilte, wo {eine ©pur irgenb einer ^umudfubfian) ben ^flangen gur Aufnahme
burd) bie Surjeln ftd) barbot unb wo biefelben gleiä)wof)l einen tyunbert* unb felbft taufenb*
faltigen (Srtrag lieferten. Sir wiffen jefet mit ©efhmmt^eit, bat alle ljöfjer organifterten ^pan^en,
alfo aua) bie gewöhnlichen Äulturgewäa^fe, baö gur ©Übung tyrer organifä)en ©ubftang nötige
3RateriaI, im wefentfic^en nur in ber gorm öon Äo^lenfäure, ©alpeterfäure (ttmmonia!)
nnb SB äff er aufnehmen unb ferner, baß fein $8aa)*tum ber $flange ftattfinben fann, wenn
ui^t in ber Umgebung ber ©urgeln gewiffe 3(fä)enbeftanbteile in genfigenber HJienge unb in
einem aufnefjmbaren 3afianbe öorfjanben ftnb, nämliä): Äali, Äalf, 2Jiagnefia, ^^oö»
62 90&ertf$äfcung ber (grtrag gebenben ©runbftöcfe.
©ei einer (Srbunterfudjung, welche burdj 2lbfdjtämmen mit SQBaffer oor*
genommen wirb, erföeint ber £umuS teils in faferiger ©efdjaffenljeit nnb
fdjwimmt wegen (einer Seic^tigfeit oben auf, teils fein jerteitt unb ift bann
mit bem Xljon innig gemifdjt nnb färbt benfelben bunfel. 2lnf djjemifdjem
äöege aus einer 9lcfererbe gewonnen, bttbet er ein braunes, leichtes ^ßufoer.
Ojne jebe Unterfudjung wirb ber fruchtbar madjenbe §umuS, wenn er in
größerer 3Kenge in ber SWerfrume enthalten ift, burd) bie bunfle ftarbe erfannt,
welche er berfetben mitteilt unb bie ein geübtes Sluge leicht oon jener garbe ja
unterf Reiben weig, weldje ein 3eidjen üon fl^oßem Sif engelhaft ju fein pflegt
3n allen 9lieberungen am STOeere, an ©trömen unb ftlüffen wirb ©oben
mit großem §umuSgel)alt angetroffen; auf 2lnl)öf}en ift bieS feltener ber Sali,
weit l)ier jebeS SRegen* unb ©djneewaffer ftets etwas oon biefem leidet beweg*
lidjen ©eftanbteite nrit l)inwegfd(jwemmt.
SBenn inbeffen richtige ÜÄifdfjungSoerljättmffe ber fonftigen ©eftanbteite beS
SSobenS, fowie anberweitige ©ebingungen ber Sntdfjtbarfeit oortyanben finb, fo
genügt fd&on eine fetyr geringe 3Äenge oon £umuS, 2 bis 5 'ißroj., oorauSge*
fefct, baß er üon ber redeten 2lrt ift, um einen folgen ©oben fruchtbar nennen
ju fönnen. £>er £umus §at oerfdjtebene Sigenfdjaften, Je nadf) feiner ©nt*
fteljungSweife unb nadj ber Sage, in welker er angetroffen wirb. 3ft er aus
SBaffergewädfjfen ober foldjen 'ißffanjen entftanben, bie einen bem ©ebenen ber
Sulturpflanjen nadfjtetligen ©eftanbteif enthalten, wie ber ©umpf* unb ber
£aibe*§umuS, fo muß er erft burd) ©rennen ober auf anbere Söeife für ben
sßffonjenbau üerbeffert werben.*)
pfjorfäure, @djroef elf Sure unb (gifenor^b. 2)ie Äicfclpiure, toeldje bon bieten ^flaugen,
namentlich allen großartigen ©eurödjfen in fo groger Stenge bem ©oben entzogen wirb, bag
fte oft metyr als bie $älfte üon ber <$efamtaf$e ber reifen fangen ausmalt, ifl nidjt ebenfo,
wie bie genannten @loffe, als ein allgemeiner unb buräjaus unentbeljrlidjer 9töljrftoff ju be-
trauten, ©ie rjat jn>ar für bie betreffenben ^ßflanjen ü)re ©ebeutung, aber fte ifl nidjt
roefentlidj für bie ©Übung ber organifd)en ©ubftanj; bie (entere fann in gleicher Übbigfeit,
felbft bon ben gradartigen @ewaä)fen erzeugt werben, einerlei, ob tynen Äiefelfäure §ur Sfof*
na^me bargeboten wirb ober ntdjt. 3n (anbiDirtfd)aft(ia)er $infidjt aber traben für
bie ßrnäljrung ber $fton$en eine borjugsweife groge ©ebeutung: bie $fjoSj>ljorfattrer bas aalt
unb foläje @tidflofft)erbinbungenf roeldje entioeber f$on fertig gebitbete <Pftanjennaf>rung finb
ober rafd) genug barin fiä) umroanbetn tonnen. (W.)
*) gür bie ©ilbung bon faurem #umu$ (©umpf», $aibe*#umus *.) finb niä^t foioo^t
allerlei eigentümliche ©eftanbteile ber betreffenben ^ffanjen maggebenb, als bielmeljr bie bor*
fjanbenen pljt)ftfalifö)en ©erljältniffe be* ©oben«. Überall, roo ein übermag bon ftoefenber
9ttiffe ben freien 3utritt ber atmofoprifdjen 2uft ju ber flä) gerfe^enben organifä)en @ubftang
ber^inbert, bie (entere ba^er einem gäulmtyrogeg unterliegt, entfielt [aurer $umu£, wö^renb
ber milbe ober fruchtbare $umud ftä^ 6ilbet, wenn bie ffteftc ber abgeflorbenen ^flanjen infolge
fcer freieren ©moirfung ber Suft einer langfamen ©enoefung auögefe^t finb. 3« ©ümpfen,
Torfmooren, auf naffen ©iefen, in ben tieferen <3$idjlen be9 %& erboben« r namentttd) bei
t^oniger ©efa^affeu^eit bedfelben, ober bei unbura)laffenbem unb quelligem Unter grunb, nimmt
ber $umu8 eine faure SReaction an unb wirb babura) bem ©ebet^en ber meiften Kulturpflanzen
»obenarten. 63
©etbft bcr mifbe Sfrvanvß, rote er im ©egenfa^ ju Jenem faureit genatmt
toirb, ift eljer nachteilig als nüfclid), roerat er \m Übermag im ©oben uortyanben
ift, roeit er, einmal auSgetrocfnet, ba$ teilte (anbringen ber fteud)tigfeit öer*
Ijinbert, ben ^ffonjen feinen feften ©tanbort gemährt, nnb weil bie lederen
atebann bei fruchtbarer SBitterung ju üppig roadtfen, Sagerfrudjt bilben, unb
nur leichte unb fdjtecljte ©amen Ijeroorbringen.
©röbere ®ranb*, Duarj* unb gelsförner roerben manchmal in
grofjer SKenge angetroffen, bie erfteren in bem angefdjroemmten, bie lederen
in bem burdj SSerroitterung entftanbenen ©oben. 3B3enn ®ranb* unb Duarg*
förner bie üorfjerrfdjenben ©eftanbteile beS ©oben« bilben, fo ift berfetbe un*
fruchtbarer ate ber ©anb; wenn aber einzelne ©ranbförner im Xtyonboben
oorfominen, fo finb jie nüfctidf), roeil fie bie Bearbeitung beSfelben leichter
machen. £)ie blatternben fjeteteitc in bem ©ebirgäboben fdjeinen an fid) nidjt
nachteilig; ein foldjer ©oben faim gleid(jrool)l gute Smten liefern , oorauSgefefct
ba| bie ätöerfrume tief genug ift unb fonft feine für ba« ^ffonjenroadjs*
tum ungünftige ©eftanbteile enthält, ©ei nafjfatter SOBitterung erfdfjeint faft
jeber ©oben mit gelSgrunb meljr ober weniger unfruchtbar, roaä aber weniger
feinen ©eftanbteiten, als bem Umftanbe jujufdjreiben ift, baf ein fotd)er ©oben
leidjt an überfd)üffiger SRäffe leibet
Die mannigfattigfte 2Äifdjung ber angegebenen unb nodj anberer, jebod)
feltener 'unb in geringerer STOenge oorfommenben ©eftanbteile be$ ©oben« be*
bhtflt bie unzählbaren ©erfdjiebenljeiten, meiere mir an bem Sflcferboben bemerfen.
SÖie bereit« bei ©efdfjreibung ber einjelnen ©eftanbteile erroäljnt rourbe, madjt
an unb für fidf) feiner berfetben ben ©oben fruchtbar, b. I). befonberS geeignet
jum ^flanjenbau, fonbem ba$ richtige ©erfjältnte ju einanber ift maßgebenb
für bie grudfjtbarfeit be« Stderboben*. aber aud^ biefe« ©erljaltniS ift fein
feftfteljenbeS, unb e« läfct ftd) erroeifen, bag bie roegen iljrer ftrudjtbarfeit be*
rüJjmteften ©obenarten in @uropa faft fämtlid^ in ben 3ttengenoerl)ättniffen
iljrer ©eftanbteile üerfdjieben finb.
SDie 91atur fetbft braudfjt feine Slafftfifation iljrer ©djöpfungen. ©iefe
madjt ber SRenfdj, um feiner Äurjfidfjtigfeit ju §filfe gu fommen. ©ie bient
nachteilig ; ebenfo in ben Söälbern, wo bie 3ftoo$« unb Saubbecfe rate ein @d)wamm biet
SBaffer aufnimmt r unb nur langfam an bie fefte Unterlage abgiebt ober im ©chatten ber
Saume ausbunftet. 2)er faure $umu8 aber öerwanbelt ftd) mefyr ober weniger rafä) in ben
mitben, nid)t mefjr fauer reagierenben $umu$, wenn man burd) geeignete (gntwäfferungs*
Anlagen baffir @orge getragen fjat, bog bie überfd)fifftge 9töffe ftets rafd) abgießen unb bie
atmofoijärifdje 2uft atebann leidet in bie offenen $oren be$ ©oben« einbringen fann, wenn
alfo auf biefe SGBeife anftatt ber göulni« eine langfame ©erwefung ber organifä)en @ubftang
eintritt 3ene Umwanblung wirb wefentftä) befdjfeunigt bura) baö teilweife ©rennen bei
SBobenS ober burd) Düngung beöfetben mit $talt, 9ttergelf %\§t, ©aufd)utt unb ä^nlid)en
©toffen; immer aber muß bie (Sntwäfferung beö ©oben« ber Inwenbnng biefer bittet
toraudge^en. (W.)
64 ©ertfdjäfcung ber (Ertrag gebenben ©rwtbfifide.
iftn bei ber öetradjtung ber jumlidj roatyroeljmbaren ©egenftänbe ate Sbtljalt,
um fidfj allgemein oerftänblidfj auSbrüden ju formen. Stodfj bett trier öorfyerrfdfjen*
ben ©eftanbteilen be$ ©oben* uuterfdfjeibet man folgenbe Älaffen:
I. SEljonboben
mit folgenben Unterabteilungen:
a) <pumofer SJjonboben, in meinem ber §umu$ über 10 ^rojent beträgt;
b) mergeliger X&onboben, in meldjem ber Äalf mefyr ate 6 *ßrojent beträgt;*)
c) geljmboben, in roeldjem SCljon unb ©anb ju gleiten leiten oor*
Rauben jtnb;
d) fyumofer Seljmboben, in meinem ber JpumuS über 8 $rojent beträgt;
e) mergeliger Seljmboben, in roeldjem ber Äalf über 4 *ßro$ent beträgt;
f) fanbiger Seljmboben, in meinem ber SCljon 25 $rojent ntdjt überfteigt
IL ©anbboben.
a) Seimiger ©anbboben, in roeMjem ber £ljon weniger ate 25 $rog. beträgt;
b) geroöfjnlidjer ©anbboben, in roeldjem ber Sfateil be£ Xljon* nidfjt über
10 ^rojent fteigt;
c) ljumofer ©anbboben, in roetdfjem über 6 sßrojent $utnu* enthalten ftnb»
III. $umu8boben.
3n biefe Älaffe muß man ieben ©oben fefcen, ber meljr ate 20 ^ßrojent
$umu$ enthält; e* lann Ijter ba$ ftennjeidijen ntd)t ate Slnljatt bienen, baß
ber überroiegenbe Äeftanbteil §umu$ fein muß/ weil 20 <ßrojent §umu* ein*
flufreidjer fmb, ate ein gleidjeS ffierljältnte üon ©anb ober 22jon.
Die Unterabteilungen finb fdjon bei bem SCljon* unb ©anbboben angegeben»
IV. £a Hb oben.
Diefen tarnen oerbienen biejienigen ©obenarten, in roeldfjen an ftaß meljr
ate 20 $rojent enthalten ift.
Unter SRergelboben üerfteljt man geroöljnlidj einen folgen, in bem ber
Aalt 20 *ßrojent nidjt erreicht 3Me Unterabteilungen biefer Älaffcn lann man
nadjj ben Betriebenen SRengen ber einzelnen Seftanbteile üeroielfättigen unb
bie baburdj bebingte Sefdijaffenljeit in geeigneten Äeiroörtero anbeuten, j. ©.
ljumofer Sallboben; ljumofer fanbiger 2Kergelboben :c.
Der öfonomifdje SOSertlj be$ 3ttifdjung$üeTljältmffe$ in ber 2Uferfrume
wirb aber erljöljet ober oerminbert:
a) burdj ben Untergrunb;
b) burdj bie Sorm ber Oberfläche;
c) burdj bie pljljfifdje Sage ber ©runbftüde;
*) 2)er Ijier unb im golgenben angegebene $umu*gel)aft fann fi<$ nur auf beu ®Im>
bcrlufi be* borljer getrodneten lobend, nidjt auf bie burd) ©ementar^faafyfe genau ermittelte
Sttenge ber organifdjen ©ubjlana bejieljen; au$ banbelt e$ jtd) bei ben Angaben über ben
23>ongel>alt öerfdjiebener ©obenarten nur um bie mit ffiaffer abfölämmbaren feinjten Seile, nic^t
um nurtttd) reinen 23jon, wie er auf d>emtfd)em ©ege genau beftimmt werben fairn. (W.)
Untergrund. 65
d) burdfj bic flimatifd&en SScrpÜniffc;
e) burd) bic Sage be« Slcfer« jum 3Birtf c^aftö^of e ;
f) burdj ein freie« ober befdfjränfte« 9tofcung«:4Re<ijt;
g) burdlj bie Solgen früherer Sultur.
a) Der Untergrnnb.
3ft berfelbe bei einer günftigen 3DWfd(jung ber ©eftanbteile in ber 2Ufer*
frume ber teueren gteidf) ober wenigften« äf)nlid(j, fo erfjöljt fiü) baburdj ber
öfonomifdje SBert einer pljtjjifalifcijen StcferKaffe. 3n biefem Stalle fann eine
beliebig tiefe ©eaeferung ftattfinben nnb e« fönnen anf folgern ©oben außer
ben <Pflanjen, weldje nnr ftadj in ben ©oben einbringen, audj ade biejenigen
mit bent bejietjung«weife l)ödjften Srtrage angebanet werben, roetdje tiefe ©urgeln
treiben, wie: öijerne, 3idjorien, ^aftinafen, alle föübenarten, Srapp, £o:pfen k.
Der Untergrnnb lann ein ungünftige« ©erijättni« ber ©eftanbteile in ber
Slcferfmme oerbeffem, aber audj etn günftigeö oerfdljledjtero. Sene« ift ber
galt bei großem £l)ongeljalt ber oberen örbfdjidjt, wenn folc^e anf einem burdj*
laffenben Untergrnnbe rutyt. Die Sreudjtigfeit wirb bann roeit weniger nadjj*
teilig roirfen. Ober wenn ein tofer ©anb* ober #umu«boben eine SJjonfdjidjt
jnm Untergrnnbe l)at, fo wirb Ijier mdjt nnr bie Dürre weniger fdfjaben,
fonbem e« wirb audfj möglidfj fein, burd) ©ertiefung ber Sldferfrume fotdlje felbft
toefentlidj jn oerbeffera. Dagegen roirb bie ©irfung eine« günftigen ©erljätt*
niffe« ber ©eftanbteile in ber oberen firume oerminbert, wenn lefctere auf
einem unpaffenben Untergrnnbe lagert Seimiger ©anbboben fann bei einem
guten Untergrunbe ju einem feljr Ijoljen Srtrage gebraut werben, bie« ift aber
mdjt ber gaü, wenn ber $flug ben unfruchtbaren ®ranb ober ©anb erreicht.
9btf folgern ©oben fdjwinben bie grüßte bei antyaltenb troefener Sßitterung,
warn fte audfj oortrefflidfj fielen, fo lange nod) 2Binterfeud(jtigfeit oorljanben ift.
Sin Untergrnnb üon feften 3?et«maf[en ober Don SEöpfertljon fdjjabet burdfj
Stallten be« ©affer« eben fo feljr, wie unter anberen ©erljältniffen ein lofer
baburdj, baß er e« ju rafdf) oerfinlen (aßt; man fielet barau«, baß etwa mög*
lidje ©erbefferungen be« Slcferboben« l)au})tfädjlidj burdj bie ©efdjaffenljeit be«
Untergrunbe« bebingt finb.
3n naffen Saljrgängen ift große Sßafferljattigfeit be« Untergrunbe« be*
fonber« nachteilig. Sluf benjenigen ©obenarten, bie im gemeinen ©erfeljr
quettig (fpringig) genannt nnb bie am Ijäuftgften bei einer hügeligen ©eftaltung
ber Oberfläche angetroffen werben, fann man ben Überfluß ber Sftaffe nur
burd} oerbedfte Sbjüge entfernen.
b) Die ftorm ber Oberfläche.
<£« ift oon großem ©nfluß auf ben SBert eine« ©runbftücfe«, ob ba«felbe
eben, Ijügelig, bergig, fteil ober fanft abhängig ift.
Stoppt. 11. aufläge. 5
66 ffiertfööfcung ber (Ertrag gebenben Orunbftüde.
Sine ebene Sage erleichtert nidjt nur alle arbeiten, fonbern fte läßt audj
oermuten, baß bie ©obenmifdjung gleichmäßig fei.
@iue hügelige Sage ift günftig, roenn bte $üge( eine regelmäßige Stiftung
Ijaben unb ben SSBaffcrabCauf geftatten, ungünftig, roenn bie Oberfläche einjetae
SSertiefungen bitbet, an* roetd>en man bem Sßaffer leinen Slbjug öerfäaffen fann.
Sine bergige Oberfläche erfdjroert nid)t nur aüe Sufjren unb bie ©eacfe*
rung«arbeiten, fonbem ber SWerbau erleibet audj burdj ba« £erabfpülen ber
büngenben £eite au« ber 2Werfrume fo Diele 33ertufte, baß baburdj eine 35er*
minberung ber Srudjtbarfeit be« betreffenben Soben« unoermeibtidj ift.
Steile ©runbftücfe fuib nur als SBeibe ober ju Jpoljpflanjungen ju be*
nufcen. SBo man fie bennod) bearbeitet, ba ift entroeber ber gute Slcferboben
feljr fpärtidj uorfyanben, ober man rennet bie Arbeit nidjt.
c) Die pljtyfifdje Sage ber ©runbftücfe.
3n ben £(jälero finb 9iadjtfröfte fdjäblidjer at« auf frei gelegenen glädjen.
SRoft unb anbere ^flanjenfranfljeiten roerben oiet Ijäufiger angetroffen, ate auf
©runbftütfen, bie bem Suftjuge meljr au«gefefct fmb. Sefctere finb bagegen bem
2lu«börrcn meljr unterroorfen, audj in f)öljerem ÖJrabe ben 33erroüftungen ante
gefefct, roeldje ©türme oeranlaffcn. Die fjrücj^tc roerben baburdj gefntcft, nieber*
gefdjlagen ober in ber SReife non hörnern entblößt.
Smen nodj größeren Sinfluß auf bie grudjtbarfeit ber ©runbftüde äußert
oft bie #öl)e iljrer Sage. Sie Sufttemperatur ift befanntlirfj bei gleichem ©reiten*
grabe abhängig oon ber £öfje einer ©egenb über ber 3Äeere«fläd}e. 3n ben
©ebirg«gegenben finb roegen biefe« Umftanbe« häufige Sftadjtfröfte im ©ommer
bem Pflanzenbau fcljr nachteilig unb ba« Slima ift Diel fälter ate in ben an*
ftoßenben £ljalgegenben, fo baß über eine geroiffe #ölje Ijinau« in oielen (Segenben
Deutfdjlanb« leine Winterfrucht meljr angebauet roerben fann, unb felbft ber
Jpafer oor ber Steife oft einfdjneiet
©ei folgern ®ebirg«boben ift femer bie $immel«gegenb, nadj roetdjer ein
©runbftüd fidj au«beljnt, entfdjeibenb für feinen SBert. Sie nadj ©üboften,
©üben ober ©übroeften liegenben ©ergabtjänge fmb ben entgegengefefcten Sagen
roeit uorjujieljen.
Die Unfidjertjeit eine« ©runbftüde« mit ©ejug auf Überftrömungen be«
SBaffer« üermtnbert ben Sßert be«fetben ebenfall«, mag biefe Unftdjerljeit bebtngt
fem burdj bie 9ttüje eine« uneingebämmten ftluffe«, ober burdj Ijöljer gelegene
©runbftücfe, üon roeldjen ba« ©affer bei ftarfen JRegengüffen mit großer ®e*
roalt tyerabftürjt.
d) Die in einer ©egenb üorljerrfdjenbe SBitterung.
Der größere ober geringere töegenfall unb bie SErodenljeit ober geud)tig*
leit ber Suft bebingen feljr roefentlid) bie ßrtrag«fä^igfeit be« ©oben«. Da«
Sage be« «der« }u bem ©irtf^oftö^ofe. 67
Sßeer unb tyolje fortlaufenbe ®ebirg«güge äußern einen mädfjtigen ©nfluß auf
tte Suftbefc^affcn^ctt ber gunädjft gelegenen @rbftrid&e. Die Suft, weldje über
große Sanbftreden Ijinftrömt, wirb immer trodener fein, at« bte, wetdfje über
*a« SWeer fommt. 2lu« biefem ®runbe fmb in Deutfdfjlanb bie Oftwinbe
wegen iljrer an«börrenben ©efdjaffenljeit fo berüchtigt unb Ijauptfädjlidj wegen
ber trodneren 8uft fitanen mir auf gleichem ©oben Weber im Rübenbau nod)
im SBeigenbau mit* bem brttifdf)en Sanbrotrt wetteifern.
9He möchte e« gelingen, bei uns fo fdjöne töafenpläfce gu fdjaffen, wie fie
in ©nglanb nad) bem einfttmmigen Urteile ber töeifenben gu finben finb. aber
oud) in Deutfdjlanb ftnb bie Äontrafte groß genug, meldte bei gleicher ®runb*
mifdjung be« äderboben« nur in ber oerfdjiebenen Suftbefdfjaffenljeit iljren ©runb
§aben. ©ei ber tanbübtidjen 2Birtf<f)aft«art in £olftcht unb ©d)te«wig Ijat
man oter* unb fünfjährige« SBeibetanb, auf welkem ba« töinbüiel) reidfjtidj
9lafynrng ftnbet, wätjrenb im norböftlidjen Deutfdjtanb unb in ^ßolen eine fo
lange ©enufcung be« Slderlanbe« af« SBBeibe felbft bann ftdj nic^t empfiehlt,
wenn foldf)e audj nur für ©d)afe beftimmt ift.
2Bo bie Suftbefdjaffenljeit feucht ift unb Diel töegen fällt, ba gebeten twr*
jug«weife aHe Sutterpflangen unb ©ommerfrüdfjte. Die SSie^altung ift unter
foldjen ©erljältniffen oljne ©djwierigfeit auf grüne ©ommerftaflfütterung ein*
guri^ten, unb e« läßt ftdfj ba« ®(etcl)gewid&t gwifdjen Srfdjöpfung be« Slcfer«
burdj bie Äultur unb Srfafc burd) aufgefahrenen Dünger weit leichter in einer
feudjteren al« in einer trodenen ®egenb ^erfteßen. SBegen gu geringer ©erüd*
ftdjttgung biefe« wichtigen Umftanbe« Ijaben niete grudfjtfotgen unb barau« l)er*
uorge^enbe ffiirtfd(jaft«einrid)tungen feinen günftigen Srfolg gegeigt.
Die größere ober geringere ©efafjr einer ©egenb, oon SBSolfenbrüdjen unb
4?agelfdjlag Ijeimgefudjjt gu werben, fteljt gwar nidfjt unmittelbar mit ber Sr*
irag«fäf>tgfeit be« ©oben« in SSerbinbung, allein auf feinen öfonomifdjen SDBert
äußert aud) biefer Umftanb ©nfluß. Die pfyjfifdfjen 2$erl)ä(tniffe, welche biefe
(Sefaljr herbeiführen, laffen fidj gwar einigermaßen fd>on au^ ber Sage be«
?anbe« beftimmen, aber jidjerer ift e« bod), hierin burd) bie grfa^rung fidlj
leiten gu laffen.
e) Die Sage be« äder« gu bem 2Birtfdjaft«l)ofe
ueränbert ben öfonomifdjen Sßert be« ©runbftüd« in folgern ®rabe, baß bei
einer richtigen (Srwägung ber 93erl)ättniffe ber nad) feiner natürlichen ©efdfjaffen*
Ijeit befte ©oben oötfig wertlo« werben lann, wenn feine Sage eine ungünftige ift.
(Sin bem £ofe nalje gelegene« ©runbftfid erforbert bei fdfjledjten SBegen
nidjt feiten laum ben britten £eit ber ©efteüung«foften, wie ein feljr entfernte«
§etb. 9flan fann bafjer notf) gufefeen muffen, wenn man auf einem gu ent*
legenen ©runbftüde Stderbau treibt. Daß gleidfjwotjl berartige SDhßgriffe pufig
5*
68 SBertfdjäfcung bcr ©rtrag gebetiben ©nmbjtflcfe.
genug gemalt werben, fommt baljer, weil bie Sanbwirte feine genaue SRedjmmg
führen unb bie Sirbett nidjt nad) ü)rem wirflidjen ^Betrage oeranfdfjlagen.
3n ben meiften Säuen ift beut ermähnten Übetftanbe gwar burd} Srridj*
tung neuer ©ebäube abgreifen, allein bie baburdfj üerantaßten Soften oermin*
bern bodj offenbar ben öfonomifdfjen SQBcrt fotdljer ©runbftüde. @S ift gu er*
wägen, ba§ bei gu geringer 2foSbel)nung ber betreffenben ©runbftücfe biefe burdj
ben Slufbau neuer ©ebäube Ijäufig nur ben SBert erhalten, melden man für
bie Einrichtung eine« neuen SBirtfdljaftSljofeS b$gal)fen mufc unb bafj alfo felbft
burdfj ben Sfofbau nichts gewonnen wirb. Sei magerem ©oben ift bieS gerotf?
ber ftaU, wenn bie gu bebauenbe fjtäc^e weniger als 250 SRorgen beträgt.
Sin langer, fdjmaler ©treifen SWerlanb an ber ©renge öon fremben ©runb*
ftücfen, an einem ©ewäffer, SBalbe ober einer ©anbftredte jidfj tyingieljenb, lann
als ©eifptel gur 93erbeutlid)ung eine« foldjen Falles bienen.
2>ft ©etegenljeit oorljanben, ein berartigeS ©runbftüdf an anbere öefifcer
abgugeben, benen es bequemer gelegen ift unb bie bei beffen ©ewirtfd&aftung
weber iljre ©ebäube, nod) il)r Snoentarium gu oerme^ren brausen, fo fteigt
ber öfonomifdje Sßert besfelben. Die ungfinftige Sage einer gangen gelbmarf
fann feljr leidet bewirten, bog ber eingetne ÜKorgen baburd), bei fonft gleicher
Sefdjaffenljeit ber ©runbftücfe, einen Später unb meljr am Jäljrtidjen üJhtfcungS*
wert oerliert. angenommen, es gehören gu einem ©ute 1200 3Korgen 2ldEer,
wetdfje in einem langen, fd^malen ©treifen befteljen ober burd) Untanb unter*
brodjen, bx mehrere ©tfidfe gerlegt finb, unb bafc gu ben festeren fteile ©arib*
wege führen, wäljrenb ber $of an bem einen Snbe ber gangen ?(äd(je liegt.
SÖBörbe eine fotdje gläd^e, toemi ber #of in ber Sßitte berfetben gelegen wäre,
burdfj bie geringere ©efoannarbeit unb burdfj 33erfürgung ber SBege für bie
$anbarbeiter, nidfjt um 1000 bis 1200 Xtjaler wohlfeiler gu bebauen fein?
Öljne £weifel.
SßaS für bie größere ober geringere Entfernung ber ©runbftfidEe oon bem
2Btrtfd(jaftSl)ofe gilt, finbet in nocij Ijöljerem ©rabe bei ber 3erftücfelung ber*
fetben ftatt, wenn nämlidfj oiele ©eftfcer iljre ©runbftüdte in fd&maten ©treifen
neben unb burcij einanber liegen Ijaben. $ier gefeilt jidj nocij bie Unbequem*
üdjfeit Ijingu, baß man nur nadlj einer töidjtung pflügen fann, aucij in ber
freien ©enufcung feines SlcferS l}infiti)tlidfj ber ©eweibung befdfjränft, bagegen
aber ben ©efdjäbtgungen feiner frrüdjte burcij bie 9lad(jbaren ausgefegt ift.
f) 3Me öefd&ränfung beS 9iufcungSrcdfjteS.
ÜDie Berechtigungen, welche anbere $erfonen als ber Eigentümer bcgttglidfj
eines ©runbftficfeS Ijaben, fteljen gum Seit im 3ufammenljange mit ber ger*
ftüdtelten Sage. 5Dte leitete Ijat bie erfteren oft notwenbig gemalt. Die ©e*
fdjjränfung ift weniger brücfenb, wenn aüe in ©ememfdjaft unb im ©emenge
liegenben ©runbftüdte ^erfonen gehören, bie ungefähr gleiten ©runbbefi^
grünerer Kultur *3ufianb M %dvc$. 69
fllridje* Vermögen, gleite ©etriebfamfett unb a(fo audfj giemlid) gleite ©ebfirf*
niffe Ifaben; bann läfjt fid} groar nidfjt bie ootttommenfte Sldferbamnetljobe, aber
bod> eine bte melften £eilnel)mer gufriebenftetlenbe einridjten. 9Bo aber eingelne
©runbftüctebejtfcer größere Anteile Ijaben ober bevorrechtet m ber -Kufcung ber
SBetbe finb, ba bübet ftdj ein böfer ©eift be« ©iberftreben« beö einen gegen
ben anbern, unb alle ©runbftüdfe, bie in fotdjem SSerbanbe liegen, bleiben weit
entfernt oon ber möglich l)ö<f)ften StaSuufeung Üjrer natürlidjen Srtragsfäljigfeit.
Städtftbem ift ber ©arbengeljnt, bem in mannen ©egenben biete ©runbftüdfe
unterroorfen jinb, fetyr ftörenb für iljren {Reinertrag.
g) ©er frühere Äutturguftanb be« Slcferö
tterbient bei ber öfonomifeljen SBertfeljäfeung groar ©erüdffuljtigung, jebod) nur
unter forgfäftiger .©eadjtung ber jebeSmaligen SSer^äÜniffe. (Sine oorauSgeljenbe
gute ©eljanblung be« Stcferö fann benfelben für bie ftolgegeit aüerbing« im
SBerte feljr erljöljen, aber bie 3J?ifdjung be« ©oben« im ,3ufammenl)ang mit
beffen unabänberlidjen pltyftfatifdfjen öigenfdfjaften bleibt bodO immer bie $au$U
fad>e bei ber öfonomifeljen SÖBertfdfjäfeung ber ©runbftüdfe.
3u berüdftdjtigen ift gunädfjft ber frühere £>üngung«ftanb be« Sttdfer«.
hierüber lönnen nur erfahrene Sanbroirte {u$ redjt üerftänbigen unb nriffen*
fdjaftlidfje Agronomen, benen bie (Srfaljrung abgebt, muß id(j bitten, in ber ©e*
urteilung btefe« ©egenftanbc« fidj triebt gu übereilen, ©ie roerben fagen: ber
frühere <Düngung«guftanb fann nur infofern oon Sinftuß fein, al« er ben ®e*
Jjali an Jpumu« in ber Slcfcrfrume oeränbert Ijat, unb bie« lägt jidj ja burdj
eine genaue Unterfudljung be« ©oben« finben.
aber e« ift Ijier nodj eine Äraft üortyanben, bie mdjt mit ber 3Kenge ber
#umu«fubftang, wie fie bei einer ©obenunterfud&ung gefunben roirb, im 3?er*
IjaltniS fte^t. 3dfj lenne bafür feinen anberen 3lu«bru<f, al« ben im gemeinen
?eben gebräudfjlidf)en, nämftdj alte Äraft.*) hiermit begeidfjnet man bie 5äl)ig*
feit be« in guter Äultur unb ©üngung gehaltenen Slcferboben«, nadj einer
maßigen neuen SMmgung alle angebauten ©eroädftfe in einer geroiffen 33otf*
fommenljeit gu ergeugen. 3e mc^r ber Stoben lettigen Söjon entljält, b. 1).
folgen, au« meinem beim Socken mit SBaffer fetyr oiel feiner ©anb ftdj ab*
Reibet, um fo roidjtiger ift bie alte ftraft 3n einem folgen ©oben erfolgt
bie Ummanblung be« aufgebraßten ©ünger« in ^ffongennatjrung nur langfam
(berfelbe fyat nur geringe Xtyätigfeü) unb e« finb oft 9 bis 12 3atpre erforber*
fidj, van bie feljlenbe alte Sraft burdj ©üngung gang gu erfefeen. ©eigen,
©erfie, ftlee, grbfen unb Sartoffeln geben oljne biefelbe auf ben betreffenben
•) 2)te fogenannte alte Äraft fle§t in einem na^en 3ufammen^ang mit ben „abfor*
bierenben" (Sigcnf^aften beö Söobcnö unb mit bem <$ej)alt benfelben an jtiäftoffrridjer ^umudi
(ubflana. %$- ben Sln^ang gu bem üorliegenben $ftf$nitt. (W.)
70 Söertfdjäfcung ber (gxtrag gebenben ©runbfiüäe.
©obenarten feinen Ijoljen unb red)t loftienben Srtrag. @S giebt inbeffen ein
3)ttttel, ben mageren ©oben fdjneü in ben 3ufta^ iu öerfe^en, jene grüßte
reidjtid) gu ergengen. DiefeS SMittel befielt in ber Sfofbringung eine« paffen*
ben SWergete, unb auß ber gfinftigen SBirfttng bleiben fann man oießeic&t
folgern, baß bie angebeutete geringe Säljigfeit beS magern ©oben«, oon ütelen
grüßten* gute (Srträge gu liefern, iljren ®runb l)abe in einem befonberen ©e*
ftanbtetl ber Slcferfrume (einer Säure oiefleidjt), toeldjer burd) bie ©er*
utifcf)ung mit äKerget*) oeränbert roirb. 3U Wefer SSermntung berechtigt audj
bie Srf djeinung, baß auf getoiffen ©obenarten bie ausgelaugte Slfdje eine fo
überaus günftige SBirfung äußert.**)
Die Xiefe ber 2W erfrume ift bei gutem DüngungSguftanbe Don großem SBert.
©n auf 6 bis 8 3oü mit Düngerteilen gleichmäßig burdjbrungeneS äderftücf
ift begügßdj beS Reinertrages boppett fo Diel roert, als ein äljntid)eS mit nur
4jötliger Ärume. Denn Diele arbeiten bleiben M einer tiefen Ärume biefelben,
roie bei einer flauen.
Der Ertrag aller ©eljatffrfidjte, beS RapfeS, beS SleeS, ber Sugerne, ift
auf gehörig oertieftem ©oben ein roeit größerer ate auf flauem. Slber biefer
festere fann oertieft roerben unb liefert bann benfelben Srtrag, roeSfyalb bei ber
öfonomifdjen Sßertfdjäfcung nur bie Soften ber SSertiefung, aber nicf)t ber Unter*
fdjieb beS SrtragcS berücfftdjtigt merben bürfen.
Die Reinheit beS SIcferS üon Steinen ift ein ©egenftanb, ber bei ber
äBertfääfcung feiten gehörig geroürbigt nrirb. Sitte Steine, Meine roie große,
finb einer fauberen ©efteüung eben forooljt, ate aud§ bem Reinerträge nachteilig.
®roße Steine geben ©eranlaffung, baß Diele SBerfgeuge befdjäbigt werben unb
in einer mit Dielen fleinen Steinen üemiengten Slcferfrume nufcen fid) biefelben
ebenfalls ftarf ab. 2öiH man auf folgern ©oben ein tJuttergetüädjS anbauen,
roeldjeS glatt abgehauen werben muß, fo ift bas bann um fo mefyr nötige SBfö*
lefen unb abfahren ber Steine oft feljr foftfoielig.
Rodj foftfptetiger ift bie ßntfemung ber großen Steine. Äamt man bie*
felben nidjt ate ©aufteine benufcen unb bie Stbfuljr berfelben Dom 2Wer roe*
nigftenS teilroeife ate ©aufutyre rennen, fo foftet bie Reinigung beS SanbeS
fjäufig 10 £f)tr. unb barüber für ben borgen. $at man es mit einem ©oben
ju tf)un, ber in feinem ftatle Diel mcfyr ate 1 JCfjlr. Rente geben fann, fo ift
*) Über bie ©irfung be$ 3Jicrgctö unb ber $f$e, foivie ber tonjentrierten 2)üngenuttel
be« ^anbete fte§e ben 4. 3töfd)nttt unb bie 3ufäfce ju bemfetben. (W.)
**) @o beretüvidig id) aud) bie ©emttfjungen ber ©jemifer anerfenne, Sic^t über bie
©runbfloffe 3u berbreiten, roetdje bie einflußreichen bei ber ©rjeugung ber ^flonjen finbr fi>
fc^etnt e« mir bo$, ate fei ifjnen bie« jur 3ett nodj nid)t gefangen. Änodjemneljt, ©uano
unb <£f)itifalöeter äußern auf genriften SBobenarten große SBirfungen; auf anberen ober ftnb
biefelben weit geringer unb entfpre$en teiue6u>eg$ ben ton i^nen gehegten Erwartungen.
2)er ©erf.
grünerer Äultur*3uftanb beö «der«. 71
eine Serbefferungsarbett, bereu 3infen ben falben JBetrag ber diente wegnehmen
mürben, oft gu teuer.
SReinfjeit Don Unfräutern ift <m§ nidjt unberücffidjttgt gu laffen. SBurgel*
nnlräuter fdjaben weniger, mit biefen nimmt e$ ein guter Stoferwirt wol)t auf.
Aber bie ©amemmfräuter ftttb eine maljre $lage, unb felbft ein üieQäljriger
ftampf bewirft nur SJerminberung, aber nidfjt oöllige 2fa$rottung berfelben.
Äußerbem, baß man bei ber JBeftetlung beä StöerS unb burdfj (Sinljattung einer
geeigneten fjrudjtfolge bie Unfräuter gu unterbrücfen fucljt, muß man notwenbig
jum Säten ftd> bequemen, menn man biefen Seinb gang ausrotten will. 3)ieS
oermeljrt freiließ bie arbeit, unterläßt man aber ba« Säten in einem mit ©amen*
unfräutem angefüllten ©oben, fo ift ber JRoljertrag, alfo nodj meljr ber Stein*
ertrag ein feljr geringer.
3Bie foll aber ein ©oniteur bei ber SSBertfdjäfcung be$ ßanbeS folclje ßigen*
fdjaften, wie bie alte firaft, bie £iefe ber Ärume, bie 9?einljeit oon Unfraut*
famen :c, meiere nidjt fogleidfj in bie äugen fallen, erfennen? — 3d) frage
bagegen: giebt e$ Ärjte, meldte an* bem gangen ©erhalten be$ Jhranfen auf
fein Seiben f fließen fönnen? unb wenn man meine grage mit ja beantwortet,
fo ift audfj jene grage entfdjieben. 303er 2lugen unb OrtSfinu Ijat unb alle
fträfte tennt, bie gufammenwirfen muffen, menn ein toljnenber 3lcCerbau be*
trieben »erben foll, ber wirb in iebem befonberen Satte wiffen, weldjer 9tein*
ertrag Don einem gu beurteilenben ffloben in Sßirflidfjfeit annäljernb gu erwarten
ift. Söer biefe Äenntniffe unb ©rfaljrungen ntdfjt befifet, ber fann gu feljr uieten
anberen 33eruf$gefd)äften tauglich fein, aber gu einem praftifdjen 2anbroirt unb
^Boniteur taugt er nidjt.
©$ giebt beinahe fo Diel öfonomifelje Slaffififatiotten be« SlcferlanbeS in
Deutfdjlanb, als es barin ßffnber ober ^ßromngen giebt. 6« würbe gu weit
führen, wenn xd) mid) beurteilenb über oerfdjiebene biefer Slaffififationen au«*
fored>en wollte, unb e$ würbe mir aud(j gar nidfjt gelingen, an bie ©teile oon
manchem fabelhaften immer etioaS beffereS gu fefcen. £)a idj nidjt für ein
8anb, nodfj weniger für eine $rooing fdjreibe, fonbern biefe ©djrift allen 8anb*
warten wibme, bie mit mir biefelbe ©pradfje reben, unb alfo bemüljt fem muß,
oon allen oerftanben gu werben, fo erwähne idfj feine Slafftfifation, bie in irgenb
einem einzelnen ©taate gefefctidfje Autorität l)at, fonbern folge im wefentlidfjen
ben ©runbfafcen, welche ber große Seljrer ber Sanbwirtfdjaft, ber Derewigte
I^aer, in feinen ©Triften auägefprodjen l)at. 3d& barf annehmen, baß biefe
©runbfäfce allgemein befannt finb; audf) bin id^ ber ÜKeinung, baß ber 2anb*
wirt, weldjer biefe au& ber Statur ber Dinge entlehnten Orunbfäfce gehörig
auffaßt, fowie burdj 9tadjbenfen unb dergleichen mit ben jebcSmaligen 33er*
Ijältniffen in Sinftang bringt, fiel) aud) leitet in jeber anberen örtlichen $ faffU
fifation guredjtfinben wirb.
72 ffiertfä}ä&ung ber Ertrag gebenben ©runbftücfe.
$te öfottomtf^e Älaffififatiott He$ «derbobeuö
beabfidjtigt eine Gruppierung alter Slcfertänbereten, bie einen gleiten Reinertrag
gewähren, ©iefer ift hierbei ber 9Äafcftab, nidjt mefyr baS pl}t)fifd)e ©erhalten
beS lobend. fiefctereS bient nur als äßerftnal, um biejenigen Jöobenmifdjungen
gu begeidjnen, roeldje tyinfidjtlid) tyreS Reinertrages gufammengeljören.
Ter Reinertrag eines ©runbftücfs ift ber Überfäufc oon bem gangen ober
roljen Srtrage besfetben, melier nadj Slbgug fämtlidjer, burdfj ben Stnbau uer*
urfadjten Unfoften übrig bleibt
& ift fdjnrierig, biefen Reinertrag in einem 33oranfdjlage nadfj ben pl)t)ft*
faltfdjen ©obenuerljältniffen gu beftimmen, weil berfetbe, auger üon ben bereits
erwähnten natürlichen ©inflüffen, nodj abhängig ift Don ber 2lrt beS SlcferbaueS.
Sbenfo tote bie 2öal)l ber 8früd)te unb bie SDüngung ben Reinertrag mädjtig
abänbern, fo gefdjieljt bieS nidfjt minber burdj bie Soften, meiere oerfdjiebene
SWerbau* unb ärbeitSmetfjoben oeranlaffen. Srgenb eine ÜKetljobe muß aber
notwenbig gum Slnljalt bienen, um ben Reinertrag im oorauS annätyernb be*
ftimmen gu fönnen. Denn nur baS tefctere fann beabftdjtigt werben, ein matf)e*
matifdj genaues 3utreffen ift niemals gu erwarten.
3n ber Regel nimmt man baS gewöl)nli<f)e SSerfaljren bei ber ©reifelber*
wirtfdjaft gum 2tnf)alt, wenn man ben Reinertrag ermitteln will.
@S ift Ijiergu iebodj jebeS anbere lanbüblic^e ffiirtfdjaftsftftem anmenbbar,
infofern basfelbe, ben unten angugebenben Srläuterungen entfpredjenb, in ftdlj
befielen fann; in Jpotftein unb SRetflenburg bie Soppetwirtfdjaft, in ©ebtrgS*
gegenben bie bort gebräuchliche befonbere Soppelwirtfd)aft *c.
Sin ©djriftftetler, ber md)t nur für eine emgetne $rootng fdjretbt, wirb
aber am tetdjteften oerftanben, wenn er bie ®reifelberwirtfd)aft feinen Der*
gleidjenben Berechnungen gum ©runbe legt.*)
SS bürfen bagegen für ben oortiegenben 3wed ^nc äBirtfdjaftSfofteme
unb 3lcferbaumetl)oben als Ridjtfdinur benufct werben, welche nur oereingelt m
folge befonberer Bemühungen oon feiten beS ©efifcerS ausführbar finb, nodj
weniger fotdje, meldje bie natfirltdje SrtragSfäljigfeit oerminbern würben.
Die Soften beS SUferbaueS jtnb füglidj in gwei Stoffen gu fteHen, tnbem man
unterfdjeibet befonbere, bie unmittelbar für ben Slnbau beS 2WerS unb für
bie Srnte gemalt werben, unb allgemeine Soften, metdje bie gange SSMrt*
fdjaft treffen.
•) 3n einigen (Segenben toon 2>eutfd)lanb tjätt e* jefct fä>n ferner, bie ©reifelbemrirt-
fc^aft burä) 8nfä)auung fennen gu lernen, ©eil fte aber bennodj auä) jefct noa) me$r a(6 jebc
anbere Sßirtfdjaftäform Verbreitet ift fo f>abe ic§ bie beifirieteroeife fotgenben Beregnungen nadj
ber 2>reifdberu>irtfä)aft beibehalten muffen. 2). S3f.
fttafftfifation be9 aWerbobm«. 73
£u ben allgemeinen gehören bte Soften für Strid^tnng unb Slu^befferung
t>er (Sebäube, für »uffidjtsfüljrung, ©idjerftellung gegen Unglücfsfälle nnb für
Sfafredjterljattung ber :poßgetlicf)en Slnftalten, für 2Bege, ©rüden, (SJräben k.
3u ben befonbern: ofle arbeiten ber ©eacferung, Düngung, ©efteöung,
ber ©aatenpflege, ber Srote unb ber ©erjtlberung ber §rüd)te.
(Sine große ©djroierigfett M ber Softenberedjnung madjt ber Dünger.
3d> fd^tage oor, bie SrgeugungSfoften bes festeren bei ber ©eredptung bes
IWerbaueS gang außer äfafafc gu taffen unb oon ber im großen gutreffenben
Stanafyne auSgugeljen, baß bei einem nötigen ©ertyättnis gwifdjen Sfatfcöiel)*
Haltung unb Slderbau ber (entere bas ©trofy umfonft an bie ©ietyljaltung ab-
gebe, aber bafür aud) ben Dünger umfonft erhalte.
2Bemt man meber gu Diel, nodj gu wenig 9htfcüielj IjäÜ, wenn man um
eine gute ben Ortsoerljättniffen angemeffene Art unb Raffe besfelben fid} be*
müljt, fo begaben bie tierifdjen (Srgeugniffe ben mäßig berechneten ffiert bes
Kraftfutters , meines als SSBeibe, ©rünfutter, £eu, SBurgelgewädjfe ober reine
©etreibetöraer an baS Sttufeoiel) abgegeben wirb, eutfdjßeßtidj ber 3tnfen, bie
au« bem 2Bert4Japital biefes 2öirtfcf)aft$gweigeS gu beregnen finb.
©ei allen ©obenarten, meiere einen reiben Äörnertrag, mithin audj öiel
©trol) liefern, ift bie SRidjtigfeit biefer SKaßregel außer 3weifel geftellt. §ier
giebt fogar bie ©enufcung bes ©trofjeS außer bem Dünger nodj einen Ertrag
burdj baS SBielj felbft ©ei ben geringeren ©obenarten reidjt bas ©trol), meines
bei ber Dreifelberwirtfdjaft gewonnen wirb, nid)t aus, um fo Diel 5Kufctriel) gu
erijaften, wie gur ©ebüngung bes fedfjsten SEeileS ber äderflädje atljäljrtidj nötig
ift Stallte man unter fotdjen SSer^öttniffcn eine gleite SKenge Dünger er«
geugen, fo müßte man fo oiel Äraftfutter an baS Rufcoielj oerabreidjen, baß
bas festere burd> feine (Srgeugniffe baS oerje^rte Äraftfutter nidjt metyr bejahen
würbe unb mithin ber Dünger einen £eil ber ^uttertoften gu übernehmen Ijätte.
6s mag 9fäüe geben, wo es üorteifyaft ift, fidj ben Dünger auf foldfje SBJeife
gu oerf Raffen; fie fuib aber feiten unb in ber Reget vm^ man, um Reinertrag
tum bem armen ©oben gu erhalten, gu bem ©erfahren feine 3ufludjt nehmen,
baß man il)m burd) mehrjährige ©emeibung auf einem wohlfeileren SÖege bie
erforberlufje Sraft gum ©etreibebau oerteiljt, unter Sufyiitfmatynz natürtid} bes
oon feinem ©trol) ergeugten Düngers. Das Slcferlanb, meines nadj ber Drei*
felberwirtfdjaft beljanbelt, bei fed)Siäl)riger Düngung auf bem fedjsten £eile ber
Dorljanbenen ftlädje oon Srbfen leinen foljnenben ©rtrag liefert, unb wo alle
grüßte, oon einer Düngung gur anbem, in fedjs 3aljren nidjt wenigftens
5000 ^fb. ©trol) ergeben, bilbet bie natürliche ®renge ber Dreifelberwirtfdjaft.
Um beffer oerftanben gu werben, gebe id) folgenbes ©eifpiel. SBir benfen uns
6 SKorgen nadj bem gewöhnlichen ©erfahren bei ber Drcifetberwirtfdjaft beftellt
mit i^rem ©troljertrage, nämtid):
74 ffiertf$8fcung ber (Ertrag gcbcnben ©nmbßfide.
a) i ÜKorgen ©radfje, meiere gebüngt wirb;
b) 1 m. Joggen k 8 @<i>fl. (Srtrag, giebt ©trol) 1600 «Pfb.
c) 1 3». ©erfte k 7 ©d)ft. (Srtrag, giebt ©trol) 700 „
d) 1 2K. (Srbfen k 5 ©<f)fl. Srtrag, giebt ©trol) 1000 „
e) 1 2K. {Roggen k 7 ©d)fl. Ertrag, giebt ©tro§ 1400 „
f) 1 9R. £afer k 7 ©<f)fl. grtrag, giebt ©trol) 560 „
©et biefem ©ewinn an ©trol) oon ©ommerfrüdOten
reidjt ber fünfte SEeit in §eu Ijin, nm baöfelbe mit
$ülfe ber SBeibe burdfj -yhtfcoiel) nmfonft in Dfin*
ger ju oerwanbetn, e$ betrögt atfo ber £eu$ufdju§ 1052 „
$eu unb ©trolj überhaupt 6312 Sßfb.
giebt mit 2 mntttyttjiert Dünger 12,624 $fb.
ober etwa 6 ftuber k 20 &tntnvc.
Diefe Düngermenge ift unerläfclidfj, wenn ber angegebene (Srtrag erreicht
werben fott, unb wirb biefer nidjt erreicht, fo ift fo Diel 3ufdju§ atl £cu oi)er
anberem Kraftfutter, beSgteidjen an weiteren ©treumaterialien erforberlidf), ba§
baburdj ein aufcerorbenttidjer Stufwanb für bie Düngererjeugung entfteljt, ber
oon bem Äömerertrage beftritten werben mufc.
Die ärmeren ©obenarten geben fo fdjroadje ©troljernten, baß biefe md)t
genügen, nm ben erforberltdjen Dünger für ben feisten Sleit beS SldEerS ju
erjengen. 3lu$ biefem ©raube l)abe tdj es für untljunltd) gehalten, beren SRein*
ertragSberedjnung nadj ber Dreifelberwirtfdf)aft anjuftellen. Diefe ©obenarten
lömien nur mit §ülfe einer jeitweife ftattfinbenben ©eweibung im Stderbau
einen reinen Überfluß gemäßen unb in unoeränberter @rtrag$fäl)igfeit ftd)
erhalten, ober fie muffen in ©erbinbung mit anberwetttgen ©raälönbereien,
SSBiefen unb SBeiben beroirtf^aftet werben unb oon ben festeren ben fefylenben
Dünger entnehmen. 3n biefem gatte ift aber ftets ein £eil be$ 3Werertrage*
erforberttd), um ben Dünger ju oergüten, weit baS ©ielj burdfj feine Srjeug*
niffe faft nie ben ootten Neuwert bejaht*)
Sine weitere ©djwierigfeit bei ber öfonomifdjen ffiertberedjmmg be$
JlderfanbeS ift ber ^Jrci« unb ba$ gegenfeitige 3Bertoerl)ältni$ ber Srjeugniffe.
Der Slderbau liefert (Srjeugniffe, bie jumeilen Diel, ju weilen wenig gelten.
Diefelben Ijaben jwar unter ftd) ein natürlidfjeä 3Bertoerf)ältniS, aber ber bafür
gu erlangenbe ^reis ift balb über, balb unter bemfelben. Steige 9hifeung$*
©egenftänbe beä Slcf erbaue« ftnb gar nidjt oerfäuflid), wie bie ©toppet* unb
©radjweibe, wieber anbere fiub im ©rofcen ebenfalls uidf)t oerf auflief, Ijaben
*) 3luf weldje ©eife man in ber jefcigen 3cit öerfä^rt r wenn man über ben (Srfafc
weld>er mit bem jugcfttfjrten 2)flnger bem SBoben für bie tt)m burc^ ben SCnbau endogene fcraft
gemährt wirbr Beregnungen anftetten will, barfiber {inb in ben betreffenbeu 3uP^«n be9 3.
unb 4. Sbfdmitte* einige Slnbeutungen gegeben. (WO
SJtagjiab für ben ?ret« ber ©obenerjengniffe. 75
aber juroetten in einzelnen <ßartieen einen 2Karftprei8, ber iljr natürlichem
SBertoerl)ältm$ roeit überfteigt, roie ©trolj, $eu unb bie guttergeroädjfe. S$
folgt IjierauS, rote fdjroierig e$ ift, nadj ber (Ermittelung ber natürlichen Gh>
trag$fäljtg!eit beS SlcferbobenS, bie ©elbfumme feftjuft eilen, meiere man für bie
Srjeugniffe in Slnredjmmg bringen fann.
35ie« ift aber nötig, roeil nur ein £ei( ber Soften be$ 8Werbaue$ burdj feine
(Srjeugniffe, ein anberer nur mit ©elb beftritten »erben fann, unb weil ber Stein
ertrag be£ ©oben« ebenfalls in ®elb angegeben roerben muß, ba ju einer örroerbung
®etb*Äapitalien gehören, beren Linien in barem (Selbe ju berichtigen finb.
@S rohrb nie gelingen, alle Ijier obroaltenben @<f)roierigfeiten gang ju über*
roinben. 3Kan wirb jidj immer mit einem SSerfa^ren begnügen muffen, burdj
roeldjeä man fid> ber äBafyrljeit nähert, unb nie roirb eine formet gefunben
merben, meiere bei einer fo roidjtigen Angelegenheit, wie bie Sßertfdjäfeung be$
©oben* ift, ba« (Singeljen in bie befonberen 33erl)tiltniffe unnötig madjt. ß$
roh* fietä unerläfclidj fein, baß alle ^ßerfonen, bie hierbei befd&äftigt finb, mit
Umfid)t unb (Erfahrung bie genauefte ftenntnis aller einzelnen SBerijättmffe be«
SWerbaueS oerbinben. aber man roirb unrichtigen angaben am leidjteften
entgegen, roenn man bei ber 5lbf(fjäfeung eines @ute$ juerft feine natürliche (Sr*
tragäfäljigfeit feftfteflt, b. I). ermittelt, roeldjeS SRafc öon Srjeugniffen bei bem
geroöfjnltdjen ©irtfdfjaftsoerfaljren öon ben ®runbftüden ju erroarten ift.
3u bem 3roede ift e$ erforberlidj, äße Sobenerjeugniffe auf einen ge*
meinfdfjafttidjen äKafcftab jurücf ju führen.
3n Deutfdjlanb ift ber Joggen Ijierju am beften geeignet, roeil er bie
allgemeine 33rotfrud)t ift. Um foroofyl bie Srträge, als beren (SrjeugungS*
toften möglidjft genau angeben ju lönnen, mn% bie töed>nung$*Sinljeit einen
geringen SBert au«brücfen. 3(fj teile beSljalb nadj bem ©eif^iele meiner
9Sorgänger ben ^Berliner ©ctieffel Joggen in pier .unb jiOQmia>.j£eilef fo ba§
alfo bie ©eredjnung$*Sinl)eit gleich | SDiefeen Joggen ift.
3d} behalte ba$ ©uobesimatSijftem bei, roeil jur £eit (im 3atjr 1861)
basfelbe bei uns Deutfdjen meljr oorljerrfdjt als ba« !SDejimat@^ftem. 3n
©egenben, roo ber ©urdjfdjnitttyrete für 1 ©djeffel Joggen 1 2^1r. ift, ba
ift bie 9ted>mmg$*<Sinl)eit 1 ggr. ober 12| %., roo ber ItarctyfdjnittSpreiS be$
9toggen$ 1| 2^1r. ift, ba bejeidfjnet bie f)ier ju ®ruube gelegte töedjnungS*
©nljeit lf ggr. ober 16| ^ßfg. :c.
Um ni<f)t immerfort -~ eine« Steffels Joggen fdjreiben ju muffen,1
roerbe i$ in biefer ©djrift bie üon mir angenommene 9?edjnung$*@inf)eit mit
# bejeidjnen.
9iadj ben beroäljrteften ©djriftfteüern Ijaben bie befannteren SRo^ßrjeug*
niffe folgenben 33erf)äftni$roert*):
*) 2)ie Dom ©erfaffer in # angegebenen föoggenwerte ftabc id> burd) ÜThxltiplttatton
mit 3,33 in $funb Joggen (1 $fb. = Va ^Uograntm) beregnet unb bie fo gefunbenen
76 Söertfdjctfcung ber (Ertrag gebenben ©runbjiücfe. #
©n ©Reffet Joggen 24 # = 80 $fl>.
©n ©Reffet ©eisen 30 * = 100 *
©it ©djeffet erbfen 25 * = 83,3 *
©n ©Reffet Sßidcti : . . 24 * = 80 *
©n ©Reffet Sonnen 24 * = 80 *
©n ©djeffet große ©erfte
a) ber öottfornmenftm 3fo 20 * = 66,6 *
b) Don SRiebeomgSboben 18 * = 60 *
3aljlen ben erfferen im Xerte beigefefct. (g$ ifl gerbet ba$ 2ftittetgeuri$t ton 1 ©Reffet
Joggen gu 80 $fb. (alfo 24 X 3,33) angenommen worben. ©tetteify roirb auf biefe ©eife
bie $ergkiä)ung ber betreffenben £ofyUn mü btn neueren @ettri<§t$* unb SWaffrerpftniffen er«
letdjtert ©egüglio) ber Reinertrag«* ©ere^nuug für bie emgelnen SBobenffoffen fdjien e$ mir
genügenb, nur ba« jebesmafige ©djlußrefultat auä) in $funb Roggen unb in 9fceufä)effetn
(1 9freufä)effel = 0,90973 SHtfdjeffeO angugeben. gür jeben anberen ber in ber Rechnung
aufgeführten ©erte ftnbet man unter lnu>enbung be$ gaftor« 3,33 leicht bie entforedjenbe
3af)I in Sßfunben.
Senn man femer neben ben in # angegebenen ©erljältmSgafjten ba$ ®urä)fä)nitt$geuri$t
rineä ©djeffels ber einzelnen ^robufte berüclfidjtigt, fo erhalt man für jebesmal 100 $fb.
ber lefcteren, auf ©runb ber im £erte angegebenen %afyttit fotgenbe Roggemoerte:
<Seu>iä)t Don Roggenroert
1 @a)effet. pro 100 ?fb.
Roggen 80 <Pfb. 100 /ao
©eigen 85 * Wirf ^~ *~~%5~
Srbfen 88 * 94,7
©iden 88 * 90,9
»oljnen 90 * 88,9
(Srofce ©erfte
a) ber boflfommenften Hrt. 70 - 94,7
b) öon Rteberung$boben 70 * 85,7
kleine Werfte .... 64 * 83,3
Safer 50 * 93,2
©ureigen 70 * 76,1
£eu befter SCrt . . . . — - 33,3
#eu mittlerer 2Drt • — * 23,1
#eu geringjter Art . . . — » 16,7
Äartoffetn 90 • 22,2
2)en obigen ©ertyäftntegaljlen ftnb im allgemeinen bie mittleren 9ttarftyreife ber einzelnen
Rotyrobufte gu ®runbe gelegt. ©enn man bagegen ben ©eibwert ber (enteren pro 100 $fb.
au# ber mittleren ä)emif<$en 3ufammenfe^ung, unter Slnnaljme beftimmter greife für
bie wichtigeren SBeftanbtcile berfelben, beregnet (oergt. meine Tabelle über ben „Sßäljrftoffgeljalt
ber Futtermittel^ in äRenfcel unb Sengercfe'* Sanbio. Äatenber, forote in meiner „Sanbuurtfäjaft*
tiä)en gfitterungtfefjre" 4. SfofL, ©. 220 ff. »erlin 1885) unb ben fo gefunbenen ©ert für
Roggen ate (Shujeit annimmt, fo erhält man 3°^enf W* begügtiä) monier Futtermittel toon
ben obigen roefentUä) oerfdjieben ftnb. <g$ ift nämlid) gu bead)ten, bog biejentgen guttcrarten,
roeldje befonbert reiä) ftnb an eüoeißartigen ®ubjlangen, g. ©. alle #ülfenfrü<$te, »om djemifdjen
^tanbpunfte au* betrachtet einen leeren Ra^rung«* ober gutterwert befu>enr al$ man ifjnen
nad) ben SDtorftpreifen geroöfmfiä) beizulegen geneigt ift. (W.)
2Raffto6 für ben $rri$ ber ©obaicrjeugniffe. 77
ßn ©Reffet Heine ©erfte 16 # = 53,3 qjfb.
6m ©Reffet $afer 14 * = 46,6 *
(Sin ©djeffel ©udjtoeijen 16 * = 53,3 *
<Kn Rentner £eu befter ärt 10 * = 33,3 *
©n 3«itner §eu mittlerer 9trt 7 * = 23,3 *
Kn Rentner #eu geringfter Strt 5 * = 16,7 *
©n ©Reffet Äartoffeln 6 * = 20
Der SBeibeertrag burdj eine geroöljnlidje Sanbfulj, bie
gefrfjfadjtet 150 bi« 200 $funb roiegt, ift . . . 72 • = 239,8 *
Die Äoften ber geroöljnfidjen arbeiten be« Slcferbaue«, in obiger SRedjnnng«*
©n&eit auSgebrüdft, ftnb auf einen $reuf$ifd>cn äßorgen beregnet folgenbe:
£)a$ $pgen im Durdpnitt ber gurren:
auf fernerem SKarfäboben 9 # = 30 $fb,
auf fcfjonboben 8 * = 26,6 *
auf ftrengem Seljmboben 7 * = 23,3 *
auf mifbem Sefjmboben 6 « = 20 *
auf ©anbboben 5 * = 16,7 •
Da« Sggen bei uotlfommener äusffiljrung auf feljr
Jägern »oben 4 * = 13,3 *
auf minber ftrengem £ljonboben 3 * = 10
auf fanbigem 8el)mboben 2 * = 6,7
auf ©anbboben \\ * = 5 *
Da* Saben, Staaten unb ©reiten einer oierfoäimigen
Düngerlabung oon 20 bi« 22 3tr. in einer folgen
Sntferaung, ba& tSgltdj 10 guber l)er<ro*gefd>afft
»erben ffinnen, foftet 4 * = 13,3 *
(3ft bie Entfernung größer, natfirlidj meljr.)
Die übrige Jpanbarbeit bei ber ©aatbeftetfung, wie ©äen, ©rabenräumen,
ßafferfnrdjen anfertigen n, foftet pro SKorgen bei ber Sßhrterung:
auf naffem «oben 4 # = 13,3 $fb-
auf fcjjmt* unb Se^mboben mit burdjtaffenbem ®runbe 3 * = 10
auf fanbigem Seljmboben 2 * = 6,7 *
auf ©anbboben 1 * = 3,3 *
©ei ber ©ommerbeftellung:
auf naffem ©oben f 2 * = 6,7 *
auf burdjläffigem ©oben 1± * = 5
auf fanbigem geljmboben 1 * = 3,3 *
auf ©anbboben i * = 1,7 *
Die grntearbeit ift oerfdjteben, teil« nadj ber ftlädje, teil« nadj bem Srtrage*
78 ©ertföäfcwtg ber Ertrag gebenben ©runbjtücfe.
$)a$ ätömäljen imb äfofbinben beS SBintergetreibe«
foftet pro Sföorgen ftarfen aßintergetreibeS ... 8 # = 26,6 $fb.
fdjwad&en 7 * = 23,3 *
ftarfen ©ommergetreibeS 7 * = 23,3 *
fd>madjen 6 * = 20
SDaS ginfdfjeuero foftet pro ©djodf innerhalb einer Site
femung oon 500 rfyeinf. Ruten 4 * = 13,3 *
£)a8 SJrefdjen wirb burdOfdfjnittlidfj mit ^ beS roljen SrtrageS gu be*
rennen fein.
SSorauSgefefct, bog bie gur ©enufcuug ber ©runbftüdfe nötigen ®e*
bäube oorljanben fmb, fo muffen ferner bie SrgängungS* nnb Reparaturfoften
berfelben berüdfjidfjtigt werben.
Diefe finb nnn freiließ nadfj bem 3uftan^ ^er ©ebäube nnb nad) ben
greifen ber ^Baumaterialien fel)r oerfdjieben. 3d& glaube aber ber Sßaljrljeit
nalje gu fommen, wenn idfj bafür oom Roherträge ber Sldferlänbereien 5 *ßroj.
in 2lbgug bringe, Don bem Roherträge ber SBiefen nnb äßeiben bagegen nur
2| ^ßrojent. ftfir äuffidfjtsfüljrung, Übernahme ber ©efatjr unb SBeftreitung
ber Dom ©runbbeftfe ungertrennlidfjen Saften, bie lanbesljerrlidfjen abgaben au&
genommen, jinb ebenfalls 5 'tßrogent Dom Roherträge abgufefcen.
Ob man bie 33erfenbung$foften be$ ©etreibeS bei biefer Sftaturalberedjnung
in 2tbgug bringen miß ober nidjt, tft Don ber Strt unb SDBeifc abhängig, wie
man ben in Roggenwert ermittelten Reinertrag auf ©elb gurüdffityrt. Siegen bie
©runbftücfe in einer ©egenb, wo bie grgeugniffe an Ort unb ©teile oerfäuf*
fidj fmb, fo ift ber DurdjfdjnittSprete uadj biefer 33erfauf$weife ber Redjramg
gu ©runbe gu legen unb audj unter Söerücffidfjtigung ber Soften, meiere bie
SJerfenbung nadj einem SKarftorte mit leeren greifen Derurfadfjt, wirb ber
eigentliche Reinertrag jidfj nidfjt wefentlidfj Deränbem, weil man annehmen fann,
baß ber <ßrei$ in einer Don ber widfjtigfteH SWarftftabt entfernten ©egenb burd)*
fd(jnittlidfj um ben ^Betrag jener Soften geringer ift. 9lur in folgen ©egenben,
»o e$ unumgönglidfj notwenbig ift, ba$ ©etreibe fortgufüljren, beoor e$ Der*
filbert werben fann, finb bie baburdfj entfteljenben Soften gleiclj bei ber Srtragfc
beredfjnung in Stnfafc gu bringen.
3flan beregnet bann nadj ben Ermittelungen erfahrener ©efdfjäftsleute bie
betreff enben Soften in ber 2lrt, baf man entweber nadfj Stbgug ber ©nfaat
unb beS £)refdf>erlol)n$ 10 ^ßrogent be$ gangen Rohertrags bafür annimmt,
welclje annähme eine Sntferoung ber 2flarftftabt Don etwa 5 3Weilen oorauS*
fefct; ober, wa« fidlerer fft, man beregnet alles in ber $Birtfd(jaft oerbraudjte
©etreibe unb bringt nur oon bem wirftidfj Derlauften bie SJerfenbungSfoften inäbgug.
Wart) bem, was oorauSgefdfjicft worben ift, glaube idfj nunmehr bie 9lcfer*
Haffen felbft feftfteflen unb beren ßrtragSberedfjnung ausführen gu fönnen.
9iur bie öemerfung fei mir noclj geftattet, baß bie in ber nad^folgenben
äfofftflfotion bee fßerboben«. 79
SJeredjnnng angegebenen (Erträge jcber 2lcferflaffe ansfdjliepdj als ©cifpiel
Wenen f ollen, femeäroegS aber ate feftftetyenbe -Korm angnfeljen fxnb. 2$ liegt
in ber SWatnr ber ©adfje, baf ber {Reinertrag einer bestimmten 2tcferflaffe, bnrdj
Derfdjtebene Umftänbe balb ertyöljt, balb öerminbert wirb, nnb bafj mir eben
be$!>alb eine ffiertfdjäfcnng&SKetfiobe gebrauten, roetdje bie mannigfachen Untere
triebe beutlidjer tyeroortreten läßt, afe bei ber bisher fiblidfjen STOet^obe ber Sali mar.
9Rit /Eljaer neljme id) 10 Jpanpt *3t<Jerflaffen an.
I. Stoffe.
{Reidjer, tiefer nnb in Jeber ^mftd^t fehlerfreier ©oben.
3)en JBeftanbteilen nadj Ijumofer S^onboben ober mergeliger, Ijnmofer
5C()onboben.
35er Untergmnb roenig abroeidfjenb oon ber äcferfrnme. 3Mefe felbft mit
ebener Dberftödje, nidfjt in gn engen Späten gelegen, oor Überfdjroemmimg
gefiebert, nalje bem £ofe in breiten ftlädjen fid^ ausbeljnenb, frei oon jeber
Seredjtignng eine« Dritten, ftetö anfmerffam unb groecfmäjHg bctmrtfdjaftet;
beäljalb rein öon ©amennnfräutern nnb bie Srome anf eine liefe oon min*
beften« 6 &oU im büngfräftigen 3**ftanbe.
grndjtfolge: 1) {Reine ©radje, meldte gebüngt wirb; 2) ©eigen; 3) ©erfte;
4) Sonnen, roogn gebüngt nrirb; 5) ©eigen; 6) ® erfte.
(Ertrag:
2) ©eigen ä 12 ©djfl. 1 M _ v
öUeiaenälO^fl.}22®^^30* 66° #
3) ©erfte ä 16 ©d>fL | ^ _
6) ©erfte fc 12 Oft } 28 «W- k 18 # 504 #
4) »oljnen ä 10 ©djfl. & 24 # 240 #
1404 #
sRatural*2tbgüge:
(Einfaat:
3 ©djfl. ©eigen k 30 # 90 #
3 @<$fl. ©erfte k 18 # 54 *
2 ©djfl. #of)nen ä 24 # 48 *
*W*rfi*ii - 100'4 - 292,4 #
(ES bleiben 1111,6 #
JöenrirtfdjaftnngSfoften:
10 gnber SDttft anfgnbringen k4# 40 #
6 mal jn ©eigen gn pflügen k9# 54 *
6 mal gu ©erfte 54 *
2 mal gu Jöpljnen 18
14 mal gn eggen U# 42 *
Latus 208 #
80 äöertfajäfeung ber (Ertrag gebenben ©runbftüde.
Transport 208 #
2 mal mit Sinterfrudjt ju befäen, ©afferfurdjen aufzuräumen :c.
U# 6
3 mal mit ©ommerfrudjt k 1| 4,5 *
2 SBinterungSernten abjubringen ä 8 # 16
3 ©ommerfrudjternten k 7 # 21 *
15 @d)o<I Don allen 5 Srnten emgufal)ren unb roegjubanfen fc 4 # 60 *
®ebäube41nterl)altung«* unb (SrgängungSfoften 5 $roj. be$ föotjertrags 70,2 *
gfir SRiftfo, Sfofftdjt :c. 5 ^rogent 70,2 *
455,9 #
SKadj äbgug bcr ©nfaat unb be« £)refdjerlol)ne$ ift nodj Ertrag 1111,6 *
S)ie 2Btrtfc^aft«foften ab 455,9 *
bleibt Ertrag 655,7 #
Jpierju ber äBeiberoert:
1 SKorgen Sradjmeibe 24 #
5 SKorgen ©towetoeibe ä 7,2 # 36 *
bU *
715,7 #
beträgt für 1 3aljr 119,2 *
ober 396,9 $fb.*) Joggen = 5,45 fteufäeffel.
*) ©enn mim biefeö ©ertfajäfcung«*Refultat Don ber erjtai fceferflaffe mit bem in
embera ®a)riftenXorfommenben öergteic^t r fo wirb man rt ntebrig finben.
$err oonrglotow („SBerfudj einer Anleitung gur 2H>fä)äfcung ber ©runbfiücfe." @. 54)f
beffen Arbeiten burd) Diel gleiß unb ©enauigteit ftd) au«geta)nen, beredetet ben Reinertrag ber
erjien «derflaffe, gelb» unb (Setreibemaß auf $reufjtfä)e* rebugtert, gu 113 SDfcfcen = 565 $fb.
Roggen (ofme ©rua)). gut ungeübte 8efcr, bie 6eibe ©djriften mit einanber öerglriäVn, wül
iä) fjier bie Urfadje biefer &erfä)iebenf>eit anbeuten.
$err to. g. rennet für ©ebäube*ttnterljaltung unb ©encralfoften nur ungefähr 10 SRefeen
50 $fb.) Roggen r ftatt baß nad) meinem Snfafe 7» me^r erforberlid) ift.
9tad) meiner Sfonaljme liegt ber fechte Seil beö (Sangen gut ©raa)bearbeitung unbefteQt
$err b. g. beregnet aber nodj bie £älfte batoon, atfo 7« bed ©angen, ald mit Kartoffeln be*
ftefltf woburä) unter ©erüdft^tigung ber erfparten *Pflugarbeit ein ittyrltdjer SReljrertrag oon
11 bi« 12 ©crl. SRefeen (55 bi* 60 $fb.) Roggen fid) ergiebt.
(Sin weiterer Unterfdjieb liegt in bem leeren ©eigenertrage , ben $err ö. g. annimmt,
©et mir lommen 11 ®ä)jl. Seigen auf jebc (Srnte; bei $errn ö. g. bagegen 13 8$fL 4 9)%.
Sollte iä) meinem $lane treu blei6en unb ein ©erfahren angeben, nadj meinem ber
Reinertrag be* ©oben« bei gewöhnlicher guter ©e^anblung ermittelt werben tann, ofme babei
auf befonbere ©etriebfamleit RüdtYtajt gu nehmen, fo tonnten leine anbere ©äfce gur ©credjnung
lommen. Senn tt erlaubt wäre, einen £eil ber ©raäje für ben Aartoffelbau ht SCnfdjlag gu
bringen, fo müßte bei biefem ©oben bie Aufnahme be* Rapsfcauc« nod) biel e$er gefiattet
fein, ba biefer fjier lanbübltdj ift unb gewig einen pfjem Reinertrag giebt, al* (Jrbfen unb
©ofjnen. ge^lt aber ba* ©trolj ber lefctgenannten grüä)ter fo ift bie ölonomifdje Umwanbfung
bon reinem Qetreibeftrofj in guten 2)ünger niä)t me^r mögliä)r ober e« muß.me^r Kraftfutter
für baö S5ie^ §erbeigefa)afft werben, ale feine ?robufte unter gewöhnlichen ©er^ältniffen öer»
guten, unb bie (Selbflanbigfeit beö 3lcferbaue« ^ört bamit auf.
ÄlofflfÜQtion be* SWerfoben«. 81
H. «(äffe.
SRetdjer ©oben, ber Diel Äraut unb ©trolj ergeugt, aber geringe ßörner
liefert X^omger #umu$boben, roeldjer bei Ijoljem (Ertrag öon ©ommerfrßdjten
führ ba$ ©ebenen be$ SßeijenS itid|t befonber$ gfinftig tft, namentlid) bejüglid)
ber Äöraer, roeStyalb bie meiften Sanbroirte e$ öorjieljen, benfelben teüroetfe
mit Stoggen anjubauen.
Den Jöeftanbteilen nadfj tyoniger #umtt«boben, in (Strom* unb §lufc
nieberungen anjutreffen, mit antyaltenbem Untergrunbe.
grud>tfolge: 1) Weine Sradfje, meldte gebfingt ©irb; 2) SBeijen; 3) ©erfte
4) Grbfen, rooju gebfingt roirb; 5) SRoggen; 6) ©erfte.
(Srtrag:
2) SBeijen 10 ©djfl. & 30 # 300 #
5) Stoggen 10 ©djfl. & 24 # 240 *
3) ©erfte 18 ©djfl. 1 OA __ . i0 ., Ä10
6) ©erfte 16 ©djfl. } 34 «* * 18 # 612 *
4) Srbfen 6 ©c$fl. ä 25 # ■ 150 *
1302 #
5Ratural*»bjöge:
Sinfaat:
1| ©$fL ©eigen 45 #
1J * Joggen 36
3| * ©erfte 63
1\ * erbfen 31,25 *
^ fcreföerloljn 93 , ^g 25 ^
(£« bleiben 1033,75 #
©enurtfdjaftungsfoften:
12 guber 3Hift anzubringen U# . 48 #
3 mal ju ffieijen ju ppgen k9# 27
2 mal ju {Roggen ju pflögen h, 9 # 18 *
6 mal ju ©erfte ju ppgen k9# 54
2 mal ju ©rbfen ju pPgen k9# 18
13 mal ju eggen U# 39
2 mal mit ffiinierfrudjt ju befäen k3# 6
3 mal mit ©ommerfrudjt ju befäen ä 1| # 4,5 *
2 SßinterungSeroten abjubringen k 8 # 16 *
3 ©ommerfrudjternten abjubringen Jt 8 # . 24 *
Latus 254,5 #
Aoppe. 11. Auflage. 6
82 gBertfdjäfeung ber (Ertrag gebcnbctt ©runbjtücfe.
Transport 254,5 #
20 ©djocf öon allen 5 Srnten eingufaljren unb roeggubanfen k 4 # 80 *
©eböube^Untcr^alfamg^ unb SrgängungSfoften, 5 ^ßrogent be$ 9tolj*
ertrag« 65,1 *
SRififo, äCufftc^t ic 5 «progent . 65,1 *
464,7 #
gtadfj Stbgug ber ©nfaat unb be« S)refd(jerlotyt$ ift ber (Srtrag 1033,75 #
©ie ©irtfdjaftsfofteft ob ■ 464,7 *
& bleiben 569,05 #
§iergu ber äßeiberoert:
1 SKorgen ©radfjroeibe 24 #
5 SWorgen ©toppetoeibe k 7,2 . 36 *
629,05 #
beträgt für 1 Satyr 104,8 *
ober 349 $fb. Joggen = 4,79 fteuftyeffeL
III. Stoffe.
©trenger S^onboben, roeber burdj £umu$, nodfj burd) ©anb ober Äalf
gehörig gelodert unb gur Bearbeitung tauglicher gemalt, weshalb er ftarfe 2bi*
fpannung ober, roa* gteidjbebeutenb ift, große ©eroirtfdfjaftungsfoften erforbert.
@r wirb in Sftieberungen eben forooljt, roie in großen ^lätfjen auf ber
§ölje angetroffen; er giebt fdjöne fernere Äörner, aber bei anljattenber £)firre
oon ©ommerfrttdjten feinen genügenben ©rtrag.
^rudjtfolge: 1) föeine Sradje, roetdje gebungt wirb; 2) ©eigen;
3) ©erfte; 4) Bohnen, roogu gebüngt roirb; 5) ©eigen; 6) ©erfte.
(Srtrag:
2) ©eigen 11 6#L \ 91 ~Afr , _ . Mn .
5) Seigen 10 G*fL } 21 ®^ * 30 #....... 630 #
3) ©erfte 12 ©djfl. ] M __, . on ,.
6) ©erfte 10 «SfL } 22 ®<^ * 20 # ^ *
4) »ofoten 8 ©<$fl. k 24 # 192
1262 #
^aturat^bgüge:
©nfaat:
3 ©djfl. ©eigen k 30 # 90 #
3\ * ©erfte k 20 # 70 *
2 • öoljnen k 24 # 48 *
■& Drefäertofa . . 90 * 29g
& bleiben~964 #
Äfofftfifatüm be* «cferbobenS. 83
©enrirtfdjaftung$foften:
10 ftuber 3Äift aufgubringen k 4 # 40 #
6 mal gu ©eigen gu pPgen k9# 54 *
6 mal gu ©erfte k 9 # 54 *
2 mal iu »oljnen k9# 18 *
14 mal gu eggen k4 # 56 *
2 mal mit ©eigen gu befäen, ©afferfurdjen aufguräumen :c. ä 4 # 8 *
3 mal mit ©ommerfrudjt beSgleidfjen k2# 6 *
2 ©interungäernten abgubringen & 8 # 16 *
3 ©ommerfrudjteroten k 7 # 21 *
14 ©djod Don allen 5 Srnten etngufaljren unb meggubanfeu & 4 # 56 *
<Sebäube*Unterl)altung$* nnb SrgängungSfoften 5 ^rogent .... 634 *
gür »Mftfo, Sluffidjt :c 63,1 *
455,2 #
9todj Slbgug ber ©nfaat unb be« £)refdfjerloljne$ ift nodj grtrag . 964 #
5Die ©eroirtfdjaftungsfoften ab 455,2 *
fo bleiben 508,8 #
§iergu ber ©eiberoert:
1 Sflorgen Sradjtüetbe 20 #
5 aJlorgen ©towefoeibe k 6 # . 30 * _
©onger {Reinertrag 558,8 #
betragt für 1 3af»r 93,1 *
ober 310 <ßfb. Joggen = 4,26 9ieufd(jeffel.
IV. Slaffe.
9tei<fjer, tiefer Seljmboben nnb fanbiger Setymboben. Sludfj berjenige
ljumofe ©oben geprt fyer^er, melier gu roenig 5Eljon entölt, um bie Äultur
Don ©eigen gu geftatten, aber bennodfj, roegen feine« reiben (SrtrageS an
©ommerfrüdjten, feljr roertootl ift.
(9tad) ben ritterfdjaftlidjen 5£a#>ringqrien ©erftelanb erfter Slaffe.)
tiefer ©oben §at für ben Sanbroirt, melier intenjtoe Äultur betreibt,
einen großem ©ett, ate au« bem SRefuttat nadtfolgenber ©eredjnungen ftdj
ergiebt, roeil berfelbe groar feine Ijoljen ©eigenerträge liefert, bofür aber gu bem
%tbau oon allen §anbel«gen)ädjfen unb ffrttterpflangen faft ebenfo gut, rote ein
©oben ber erften Stoffe ftd) eipet.
grudjtfolge: 1) ©radje, roeldje gebüngt roirb; 2) ©eigen ober Joggen;
3) ©erfte; 4)' (Srbfen; 5) {Roggen; 6) ©erfte.
Srtrag:
2) ©eigen 10 ©djfl. k 30 # 300 #
5) SRoggen 8 @d&fl. ä 24 # 192 *
Latus 492 #
6*
84 gBertftyäfeung bcr ©rtrog gebenben ©nmbjtüde.
Transport 492 fr
3) ©erfte 10 6*fL \
6) ©erftc 8 «ffl. } 18 ®^ * 18 # 324 *
4) (Srbfen 6 @<$fl. k 25 fr • 150 *
• 966 fr
$RatttraC*«bjflge:
©nfaat:
1± ©cftl. SEBeijen k 30 fr 37,5 fr
l£ 6$fL Koggen k 24 fr 30 *
2| ©djfl. ©erfte k 18 # 45 *
1± ©d&fl. (Srbfen k 25 fr . . .' 31,25,
-& fcreföertoljn . 69 * ?ß ^
®* bleiben 753,25 fr
©enrirtfd>aftungSfoften:
8 guber SJHft aufbringen U# 32 fr
5 mal jnr Sßinterung ju ppgen H # 35 *
6 mal ju ©erfte H# 42
2 mat ju <Srbfen k7# 14
13 mal ju eggen k 3 fr 39 *
2 mal mit Sßintergetreibe ju befäen, ©afferfurdjen räumen *c.
k 3 fr 6
3 maC mit ©ommerfrfidjten ju befäen je k lf fr 4,5 *
2 mal SßinterungSernteu abjubringen k 8 fr 16 *
3 ©ommereraten k 7 . 21 *
12£ ©djod oon aöen 5 Sroten einjufaljren unb roegjubanfen k 4 fr 50
@ebäube*UnterI}attuufl** unb @rgfinjung«foften 5 $*ojent . . 48,3
Site SRitffo unb Stufet 5 $rogent 48,3 *
356,1 fr
9iad) Sübgug ber ©ufaat unb be* ©ref$erfoljne$ tft nodj (Ertrag 753,25 *
Die Semirtfd6aftimg*Ioftett ab 356,1 *
fo bleiben 397,15 fr
$terju ber ©eiberoert:
1 ÜÄorgen Sradjroeibe 16 fr
5 SOiorgen ©towetoeibe k 4 fr 20 * M
ob *
433,15 #
ieträgt für 1 3o^r 72,19 *
ober 240,4 $fb. «oggen = 3,30 SWrafdjeffel.
Älafflfttation beft Werboben«. 85
V. fttaffe.
©anbiger, mergeliger 8eljmboben mit anljaftenbem Uittergnmbe imb 2 bis
3 <ßro}ent $nmn$. fthtbet ftd> in großen Qftödjen in wellenförmigen ©egenben,
giebt feljr ju$ere SBinterungäeroten unb oon ben ©ommerfrfidften fdjöne fernere
Äömer, aber in trocfnen 3al>rgängen roentg ©trol). SMefer ©oben tft ba«
Clement ber üRerino*©djäfereien, welche anf ©ommerroeibe angeroiefen fatb.
Ü)er faferige, fyimofe ©oben, melier dorn $afer regelmäßig, unb öom
Woggen oft feljr reidje Qrrnten giebt, gehört ebenfalls in bie[e Älaffe, ebenfo
ber beffere ©ebirgäboben, ber ratr jeitroeife an Waffe leibet 3ur ©eredjnung
toä^Ie id> ben fanbigen, mergeligen Seljmboben.
grndjtfolge: 1) J©rad>e, meldje gebfingt nrirb; 2) {Roggen; 3) ©erfte;
4) ©rbfen; 5) {Roggen; 6) $afer,
ßrtrag:
2) Joggen k 8 ©<$ff. \
5) {Roggen k 6 ©c$fL } " «W- * «* # 336 #
3) ©erfte k 7 ©<$fL k 16 # 112 *
4) febfen k 5 ©<§fL k 25 # 125 *
6) §afer k 7 ©c$fl. k 14 # . 98 *
671 #
giatnrat^abjftge:
(Knfaat:
?\ @<$fL {Roggen k 24 # 54 #
1 @c§fl. ©erfte k 16 # 16 *
1 ©djfL ßrbfen k 25 # 25.
1£ ©c^fL £afer k 14 # 21 *
^ fcreföeriofoi . 48 * lß4 ^
(S* bleiben 507 #
©emirtfdjaftungSfoften:
6 Snber SDWft anfonbrtngen k 4 # 24 #
5 mal }u {Roggen ju pßfigen k 6 # 30 *
3 mal }u ©erfte au pfttgen k 6 # 18 *
2 mal ju (Srbfen an pflügen k 6 # 12
2 mal p €>öfe* itt PP9*u * 6 # 13 *
Dicfe ^ffogfnrdjen j/x eggen k 2 # 24
2 mal mit S5interfrud>t ju befäen n. f. ». k 2 # 4 *
3 mal mit ©omrnerfrudjt k 1 # 3 *
2 ©ittternngäemten abaubringen k 7 # 14 *
Latus 141 #
86 ä3&ertf$äfcung ber (Setrag gebenben (Stambjtflde.
Transport 141 fr
3 ©ommerungderoten ä 6 # 18
9 ©dfjod oon aßen 5 (Smten einjufaljrett unb toegjubanfen fc 4 fr 36 *
@ebäube*Unterl}attung$* unb Srgön$ttug$fofteu, 5 *ßro$. Dom roljen
Srtrage 33,5 *
fjfir atipfo unb 2tufju$t 5 $roj ■ 33,5 *
262 fr
Sftadj 9lbjug ber ©nfaat unb be« £)refdjerfol)neS ift ber (Srtrag . 507 *
©ie ©eroirtf<§aftttng$foften ab ■ 262 *
<£« bleiben 245 fr
$ierju ber SBeiberoert:
1 ÜÄorgen «radjmeibe 12 #
5 borgen ©to^etoetbe k 2,4 # . . 12 *
©anjer ^Reinertrag 269 fr
beträgt für 1 3o$r 44,8 *
ober 149,2 $fb. {Roggen = 2,05 SReufdjeffet.
VI. Älaffe.
hagerer £l)on* unb Selpnboben, mit unburdjtaffenbem Untergrunbe (3Beijen*
boben II. klaffe). (Sin ©ebirgsboben, roetdjer an Siäffe teibet unb beSfjatb
weniger ju ©etreibe ate ju ©rasroudjs jid) eignet, ift ebenfalte Ijiertyer ju fefcen,
ebenfo ber fytmofe ©oben, ber roegen faurer ©efdjaffenljett Ijauptfädjttd) nur bei
bem Stnbau Don §afer gute Srträge liefert.
©eredjuung für ben ©oben ber erften Art. ftrudjtfotge: 1) ©rad)er
meldte gebüngt tDtrb; 2) SBeijen; 3) gro&e ©erfte; 4) ßrbfen; 5) SRoggen;
6) §afer.
(Srtrag:
2) ©eiien fc 8 ©<$fl. k 30 fr 240 fr
5) Moggen k 6 ©<$fl. h 24 fr 144 *
3) ©erfte ä 7 <S$fl. k 20 fr 140 *
4) erbfen k 6 ©<$fl. k 25 fr 150 *
6) £afer k 10 @<$fL * 14 fr 140 *
814 fr
$Ratural*2tbjüge:
©nfaat:
1| ©c$fl. SBeijen ä 30 fr 41,2 fr
l£ ©c$fl. SRoggen k 24 fr 30 *
1| ©c$fl. ©erfte * 20 fr 30 . '
Latus 101,2 fr 814 fr
ffoffifttatum be£ 3Werboben*. 87
Transport 101,2 # 814 #
l\ @<$fl. ßrbfen k 25 # 31,2 *
2 @$ft. $afer 4 14 # 28 *
-jV 35refäerlobn 58,1 *
14 ' 218,5 0
<g* Bleiben 595,5 #
©enrirtfdjaftungsfoften:
7 guber ÜÄift aufjubringen k 4 # 28 #
4 mal ju ffieijen ju pPgen ä 9 # 36 *
2 mal ju Joggen ju pPgen & 9 # 18 *
4 mal ju ©erfte ju pflügen ü9# 36 *
2 mal ju Srbfen ju pPgen 49# 18
3 mal ju #afer ju pflügen 4 9 # 27
Diefe $pgfurdjen ju eggen H# 60 *
2 mal mit SBinterfrudjt ju befäen, ©reiben aufjunel)men u. f. tu.
k 4 # 8 *
3 mal mit ©oinmerfrud>t ju befäen ic. k 2 # 6
2 SSMnterungderoten abjubtingen k 7 # 14 *
3 ©ommerfrudjternten k 6 # 18 *
10 ©d)o<f Don allen 5 Sroten einjufaljren 4 4 # 40 *
®ebaube*Unterljaltung$* unb Srgänjungöloften, 5 $roj. oom ZotaU
ertrag 40,5 *
$ür SRiftfo unb äuffidjt 5 $roj 40,5 *
390 #
5Rad> Slbjug ber ©nfaat unb be$ Drefdjerloljne« ift ber Srtrag. . 595,5 *
$At ©eroirtfdjaftungsfoften 390 *
& bleiben 205,5 #
frierju ber SBetberoert:
1 üRorgen «radjroeibe 9,6 #
5 SRorgen ©toppelroeibe 14,4 * 0 .
229,5 #
betragt für ein 3al)r 38,2 *
ober 127,2 <ßfb. Joggen = 1,75 Sfteufdjeffel.
2Äit biefer Älaffe fdjlie&t au« ben weiter oben angegebenen ©rünben bie
bisherige Seredjnungsroeife naef) ber Dreifelbenoirtf^aft, weil nämlidj ber
©troljertrag ber folgenben ©obenflaffen ju gering ift, um babei au« eigenen
ßrjeugniffen, wenn audj mit §injuna^me oon reidjlidj einem ftünfteil an $eu,
ben jur Spaltung ber Srtrag«fäl)igfeit nötigen Dünger ju gewinnen.
88 Sertföäfeung bcr (Ertrag geBenben <&runbjlücfe.
VII. Äfaffe.
©anbiger, magerer Seljmboben ober teljmiger ©anbboben mit roedtfeütbem
Untergrunbe. Sage: eben ober fanfäjfigeflg, in großen fttädfjen in ber fogenanten
baftiföen (Sbene oorljanben, wo ber SRegenfatt gering ift nnb öerl)äüm«mäfctg
wenig SBiefen oorlommen. ®rofce (Entfernung oon ben SBtrtfdjaftsljöfen bic
SRegeL £äufig nod) üicfe ©teine in ber Ärume. Die ben £öfen nalje ge*
legenen Selber mit ©amen öon 2Werrettig (Raphanus Eaphanistrum) über«
mägig angefüllt
Stod) ber magere ©ebirgäboben, melier an ben entgegengefegten üRfingefo
rote ber obige leibet, nämfid), an einem unburdjtaffenben Uutergrunb, gehört in
biefe Stoffe.
ffienn ©oben fotdjer 2fet uäd> ber ©reifetberwirtfdjaft beljanbett werben
[oft, fo bebarf er anbetet frlädjen, um baranf ba$ nötige Dung* SOiateriat ju
erjeugen: ffiiefen, ffieiben ober ©runbftöde jum $(aggenf)ieb unb Sßatbungen,
aus melden bie ©treu entnommen wirb. Sldfetbau mit folgen Hilfsmitteln ift
fein felbftanbiger. Sfatf ben geringen öobenttaffen tonn berfetbe nur baburdj
bcftc^cn, baj; ein Seil ber ffläd>e abwedjfetnb ate ©eibe liegt unb babet bur<$
bie SBeibegräfer unb ben Dünget be$ SßeibeoieljeG ljtnreid>enb ftraft fammett,
um jettweife eine ober nadj Umftänben jwei ©etrribeemten }U tragen. &n
biefem 9iotbel)etf Ijaben ftdj bie ©eftfcer be$ betreffenben ©oben« [ängft be*
quemen muffen, wie bie fogenannten Serben ober Sfofjentänbereien beweifen, bie
in armen ©egenben angetroffen werben.
ftrucfjtfotge für ben lehmigen ©anbboben: 1) JBradje, weldje gebfingt
wirb; 2) Moggen; 3) ©ommerung; 4 — 6) SBeibe; 7) JBradje; 8) SBinterung;
9) ©ommerung.
Srtrag:
2) SRoggen k 6 ©c$fl. \
8) {Roggen k 7 ©<$fl. / 13 «* * U # 312 #
3) ftafer k 7 ©AB. ]
^flferie®^}13^*14* '™ g
9laturat53tbjüge:
©nfaat:
2 ©d&fl. noqqm * 24 # 48 #
2£ <Sd)fL $afer & 14 # 38,5 *
ii Dreföerfofot 35 . m B
<£« bleiben 372,5 #
ÄlaffifHatton bet SWerioben«. 89
©enrirtfdjaftungdfoften:
5 guber ÜÄtft anzubringen U# 20 #
3 mal bie 2Hiftbradje $u j>Pgen & 6 # 18 *
3 mal bie ©reefdjbradje ju ppgen U# 21
4 mal ju #afer gu ppgen ä 6 # 24
3 mal bie Dreefdjbradje ju eggen & 3 # 9
7 mal bie übrigen $fbigfurdjen gu eggen & 2 # 14 *
2 mal mit SBraterung ju befäen ä2# 4 *
2 mal mit £afer U# 2 *
2 ffitnterungäeraten abjubrhtgen 4 7 # 14
2 ©ommerungSernten & 6 # 12
6 ©djod Don aßen 4 Ghrnten einjufal)ren, roegjubanfen u. f. n>.
H# 24 .
@ebäube*Unterljattung$* unb ©rgönjungsfoften 5 $rog. .... 24,7 *
gör Sffifilo unb tttffuftt 5 $roj 24,7 *
211,4 #
9tad> Sbjug ber ©nfaat unb be« £)refd)erlol)ne$ ift ber Srtrag . 372,5 *
£>ie ©emirtföapngsfoften ab . 211,4 *
(S* bleiben 161,1 #
$ierju ber Sßeiberoert:
3 aBorgen S)reefd>tüeibe k 18 # 54 #
2 STOorgen «radjmeibe H# 12 *
4 SWorgen ©towefoeibe & 1,8 # 7,2 * _0 .
234,3 #
beträgt für 1 Sctljr 26 *
ober 86,6 $fb. Joggen = 1,19 SReufdjeffel.
VEU. «laffe.
Raffet magerer SEIjon* unb geljmooben.
$umofer ©anbboben mit burdjfaffenbem Untergnotbe.
J)ie ©eredjramg bejieljt ftdj nur auf bie erfte ©obenart
ftrndjtfolge: l) SBradje, gebüngt; 2) »loggen; 3) £afer; 4) Ijalb (Srbfen,
Ijatb Joggen; 5—7) ffieibe.
Ertrag:
2) Koggen k 6 @<$fl. 1 t
4) Koggen pr $älfte 2* @<$fl } 8» «^ * M # • • • ■ ** #
3) $afer 10 ©c&fl. 4 14 # 140 *
4) «rbfen jnr #älfte 2 @<$jl. & 25 # 50 *
394 #
90 ©ertföäfcung ber (Betrog geöcnben ©nmbftticfe.
Transport 394 #
5Ratural*3lbgüge: '
©nfaat:
2 ©djfl. föoggen auf \\ SKorgen 4 24 # .... 48 #
lf ©djfl. £afer 4 14 # 24,5 *
9 SMfe. ©rufen auf | Sföorgen ä 25 # 14 *
-£i Dreföerlofa 28,1 * ß #
© bleiben 279,4 #■
öeroirtfdjaftungSfoften:
4 ftuber ÜÜftft aufzubringen ä 4 # 16 fr
4 mal gu Stoggen gu ppgen H# 36
3 mal ju £afer k 9 # 27 *
2 mal gu Srbfcu ober SRoggen nad) bem §afer k 9 # .... 18 *
Diefe ^ßflugfurcfjen gu eggen 9 mal k 4 # 36 *
1| mal mit ©inierfrudjt gu befäen unb ©räben gu madjen k 4 # 6
1| mal mit ©ommerfrudjt gu befäen :c. k 2 # 3 *
lf äßinterungSeroten abgubringen U# 10,5 *
1\ @ommerfrud)teroten ä 6 # 9 *
6 ©djocf Don aßen 3 ©raten eingufa^ren k 4 # 24 *
®ebäube41ttterl}altung$* unb SrgänjungSfoften 5 *ßrog 19,7 *
m SRifilo unb Staffiert 5 $rog 19,7 *
224,9 #
Sftadj äbgug ber Sinfaat unb be8 DrefdjerloIjneS ift ber Srtrag . . 279,4 *
Die »eroirtfdjaftungsfoften ab 224,9 *
<& bleiben 54,5 fr
Jptergu ber SBeiberoert:
3 SKorgen Dreefdjroeibe 4 24 # 72 #
1 SWorgen ©radjroeibe 8 *
3 SWorgen ©to^elmeibe k 2,4 # 7,2 *
141,7 #
beträgt für 1 3ai)r 20,1 *
ober 66,9 $fb. Joggen = 0,92 fteufdjeffel.
IX. klaffe.
Seimiger ©anbboben mit burdjlaffenbem Untergrunbe.
©anbboben mit anljaltenbem Untergrunbe. Sbene ober hügelige Sage.
Die 3l<fcrfrume feljr medjfelnb unb Ijäuftg In gang unfruchtbaren @anb über*
geljenb. 3n großen ftlädjen angutreffen. Die öon ben $öfen entfemteften
SCetle Ijierljer gehörig, bie nafyen burdj Düngung ober 2ttoberaufbrmgung ge*
roöljntui} fo oerbeffert, bafc fxc in eine Ijöljere Älaffe gu fefeen fwb. Stur burd>
©djafljaltung gu benufeen.
Sfafftfttotüm be* fkferboben*. 91
Srud^tfolge: 1) JBradje, gebilligt; 2) Joggen; 3) £afer ober ©ommer*
roggen; 4 — 6) SBeibe; 7) Sradje; 8) Joggen.
Srtrag:
2) Moggen k 4 6*fL \
8) »oggen fc 5 e*fL } 9 ®^ ä M # 216 #
3) $afer & 4 ©djfl. & 14 # 56 «
272,0 #
9latural*3lbiüge:
©nfaat:
1| ©djfl. Joggen k 24 # 42 #
1 ©d)fl. £afer 14 *
^4 £refdjerlol)n 19,4 * -
& bleiben 196,6 #
2Jetüirtfd)aftttng$foften:
3f ftnber 2ßift aufjubringen ü4# 14 #
6 mal ju Joggen ja ppgen ä 5 # 30 *
1 mal gu §afer 5 *
7 mal ju eggen k 1| # 10,5 *
2 mal mit ©interfrudfjt ju befäen * 1 # 2 *
1 mal mit ©ommerfrudfjt 0,5 *
2 SBinterungSemten abzubringen H # 12 *
1 ©ommerfrudjterote 6 *
3 @djod einjufa^ren unb roegjubanfen k 4 # 12 *
©ebciube41nterf}a[tung$* unb Srgänjungäfoften 5 ^ßroj 13,6 *
8?ür SRtfilo unb tttffUft 5 $roj 13,6 *
119,2 #
5Radj Stbjug ber ©nfaat unb be« DrefdjerloljneS tft ber (Ertrag . . 196,6 *
Die ©eroirtfdjaftungsfoften ab 119,2 *
(ES bleiben 77,4 #
£ierju ber SBeiberoert:
3 üttorgen Dreefdjtoeibe k 12 # 36 #
2 üttorgen «raefroefee ä 4 # 8 *
3 SKorgen ©towetoeibe k 1,2 # 3,6 *
(Ertrag in 8 Sauren 125 #
beträgt für 1 3afr 15 *
ober 50 ^ßfb. Joggen = 0,69 SSenfd&effeL
92 ©ertfd&äfcung ber (Ertrag gebenben ©nutbfföcfe.
X. Ittaffe.
©oben aller 9lrt, melier feiner SBerbefferung fäljig ift, aber betmodj burdj
abtoedjfelnbe öeroeibung unb öeadferung einigen Reinertrag ju geben öermag.
©eroöljnlidj lofer ©anb, ber burd> öftere^ ©eadfern beroeglidj werben mürbe;
<mdj granbiger §atbeboben, melier ebenfo wenig oerbefferungsfäljig ift als jener.
iBoben biefer 2Irt tarm niemanben baju beftimmen, feinet SlnbaueS roegen ein
Kapital anlegen.
9tur ate 3ubef)ör eine« ®vit&, roeldje« größere Slawen befferen ©oben«
Ijat unb baburdj eine lanbroirtfdfjaftlicfje Unternehmung in begrünben geftattet,
erlangt biefer S3oben einen Srtragsroert. ftfir ftdfj allein l)at er einen foldjen nid>t.
3n SBerbinbung mit befferem Sttferboben beroirtfdfaftet, tft ber öorfjanbene
Jünger immer oorfijeilljafter auf bem teueren anjuroenben, unb e$ ift rätlü$
ben ©oben biefer geringen Stöerffaffe mehrere Saljre ate ©d>afroeibe ju be*
nufcen unb auf foldje Sßeife ju büngen.
Da« roenige ©trol), roeldjeä er bei fot$er J8el)anblung liefert, ift iljm ate
Ertrag anjuredjnen.
Sbtx biefer öenufeung ift bie geroötynlidfje gotge: 1) S3radje; 2) Roggen;
3) bi* 5) ffieibe.
Grrtrag:
2) Roggen k 2\ ©djfl. k 24 # 60 #
Da« ©trol) baoon 400 $fb. nad) bem <S>a%, ba& 600 $fb. gteic^
1 ©djfL Roggen ftnb . 16 *
76 #
fönfaat:
12 2»efeen Roggen k ©<$f[. 24 # 18 #
^ £refd>erfoI)tt . 5,4 * g34
& bleiben 52,6 #
2Jemirtfdjaftung$foften:
2 mal ju Roggen }tt pftögen ä5# 10 #
2 mal ju eggen UJ# 3 *
1 mal ju befäen 0,5 *
1 mal ablernten 6 *
J @d>od einjufaljren 2
©ebäube41nter()altattg$* unb (fegänjungWoften 5 $rojent ... 3,8 *
Sftr «uffity unb Rifilo 3,8 *
29,1 #
SRad> Sbjug ber Sinfaat unb be$ ©refd&erloljne« ift ber (Ertrag . 52,6 *
Die ©emirtföaftungtfoften ab 29,1 *
<E* bleiben 23,5 #
ÄtafflflfoHon ber ©iefen. 93
$iergu ber Sßeibemert:
3 ÜRorgen Dreefömeibe H# 18 #
1 SKorgen fflrad>roeibe 2 *
1 SKorgen ©toppefoeibe 0,6 * orkß
Srtrag in 5 Sauren 44,1 #
beträgt für 1 Saljr 8,8 *
ober 29,3 $fb. Joggen = 0,40 fteuföeffel.
Cfcwomtfäe ftlaffifUatioit ber SBiefen.
3n aßen {jodjfulttoirten ©egenben ift ber SBert ber ©iefengrunbftftfe t)ie(
(elfter feftjuftetten, ate ber ©ert ber SMerffinbereien, meU bei jenen bie $Rü<fjid>t
auf bie (Erhaltung i^rer @rtrag*fäljtg!eit megfäUt. 3n ben meiften Säßen be*
fdjränft fit!} bie Arbeit, metöje man ben Sßtefengrunbftücfen jumenbet, auf
©mung ber SKaulmurfWjaufen, 8fo$rottung be* mübmadtfenben ©c^ölje« unb
Snftanb^aÜung ber ©reiben. Jöemäfferung unb jugleid) Düngung ber liefen
Kerben fo feigen angetroffen, bafc man fte als ausnahmen t)on ber Sieget an*
feljen lann.
8ßa$ fidj für ober gegen bie Düngung ber Sßiefen fagen läfct, roirb
fpäter ermähnt merben. frier genügt und bie Iljatfad&e, baf im allgemeinen
bie Sßiefen triebt in bem ©rabe einer periobifdjen (Düngung burd&auö bebürfen,
nric ba$ SWerfanb, fonbem bafc, bei übrigen« guter Sefjanbütng, bereu $eu*
ertrag beliebig oermenbet merben lann, oljne bajj ityre natürliche ©rtragsfäljig*
feit baburdj geffiljrbet ift.
3üt$ biefem ©runbe ift ber %tfeung$roert ber ©iefen überaß leidjt ju er*
nrittefn, mo üjr Srgeugm«, ba$ £eu, öerfäuflüf) ift. Slnber* ift e« freiließ in
ben (Segenben, mo ®ra£ unb §eu erft na$ Umroanblung in bie letzter ju
Derfdjidenben tierifd&en ßrjeugniffe ju DerfUbem ftnb.
©etbe ^Stte Ijot man nadfj meiner Sfojidfjt bei ber bisher üblichen 33eran*
fdjlagung«melfe triebt immer gehörig gerieben. Wlan Ijat aud) in bem Satte
bie SBiefen ate mit bem ©ute ein ©anje* bitbenb betrautet, menn ba$ $eu
hoppelt fo ffofy ju oerfaufen mar, afe e* burd) SBerfütterung oerroertet merben fonnte.
ffienn in einer ©egenb ba$ #eu oerfäuflid) ift/ fo ift lein ©runb oor*
Rauben, folc^e« md)t ju oerfaufen, fobalb e$ nämlid> in ber eigenen Sßirtfdjaft
tridjt fo Ipdj jid> oermerten lägt. @S oerfte^t ftc^ übrigen«, ba£ man feine
Ader* unb 93iel)roirt)d>aft afö einen fuffero, foliben ftäufer für baS SBSiefenljeu
betrauten mu§, an melden man basfelbe ju allen Reiten abfegen fann.
©njefae burd) befonbere Umftänbe herbeigeführte !>ol)e greife be$ #eue$ öer*
bienen in ber Siegel lerne meitere iöerürfft^tigung, ate baf man baoon burd>
94 SBertfd&äfeung ber (Ertrag gebenben ©runbftttdte.
SBerfauf be« gu erfparenben Duantum« 93orteit gu gteljen fudjt. Sic töraten
ober ntdfjt gum 2foljatt Urnen, um banadf) ben $ret« für ben eigenen £euoer*
braud) gu beregnen.
liefen muf; ber Sanbwirt für bie jebe«mafigen SBerljättniffe an« bem
öieQäljrigen Durd>f<f)nitt«preife be« $eue« nadj Stbgug ber Sulp* nnb 93erfauf$*
unfoften, fowte ber oon ben Sßiefen gu galjtenben Jöobenrente feftfteflen nnb
hierbei andj berüdEfuf)ttgen, ob er ©etegenljeit Ijat, ba« $eu burdj ba« SJiclj
mit 93ortI)eil öerfübern gu fömten. 5Rid>t« ift tfjöridjter, atö nadfj bem (fernem*
fprudfje gu oerfaljren, bafc man alle« $eu in ber eigenen SÖ&irtfdjaft oerfüttern
muffe, van ben Dünger gu oermeljren.
©er Dünger ift nur SKittel gum 3wedf, Mb roci™ &er festere bamit auf
unoerljältni«mäj$ig foftfpietige Sßeife erreicht roirb, fo ift lein triftiger ©runb
twrljanben, jidj biefe« SUKttete gu bebienen. äßerot man alfo Stdferfanb bebauet,
wetöje« oljne ben Düngergufd&uß oon auSgebel)nten Sßiefenflädjen leinen Ertrag
geben würbe, fo ift wol){ gu unterfudfjen, ob ein foldjer S55irtfd&aft«betrieb nidfjt
gerabegn unoorteifljaft fei, unb ob man nidfjt weit einfacher gu einer SRente oom
gangen Oute gelangen mürbe, wenn man ben Sßtefenertrag bireft oerfauft.
g« ift übrigen« wol)t felbftoerftönbfidf), bafc biefer ©runbfafc bei $ad)t*
oerljältniffen mdf>t ätowenbung finben, fonbem nur oon einem pirtfdjafttidfjen,
fdfjulbenfreien ©gentümer oljne SBefdjränfung ausgeübt werben barf. Der
Staat, morafif<f)e ^erfonen überhaupt, fo wie äße ©runbeigentümer, bie felbft
feine grünbüdje fanbwirtfdiaftfldfje fienntniffe befifcen, t^un xooty, in ben meiften
93er!)ättmffen bei bem lanbübfid&en 93erfal)ren gu bleiben, wonad) ber SSerfanf
oon Sßiefenljeu nidjt geftattet ift.
2tber ber nadj bem lüften, nachhaltigen Srtrage ftrebenbe Sanbwirt barf
bei feinen Sßirtf<f)aft8emric§tungen eben fo wenig, wie ber Boniteur, bie
SBiefen al« ein notwenbige« 3*ibel)ör be« Stöer« betrauten.
Der natürliche Srtrag ber SBiefen ift teidjter, al« berjenige ber Stcfcrlättbc^
reien gu ermitteln, weil er bei ben erfteren meiften« mir oon ber ©efdfjaffenljett
be« Jöoben« unb oon ber 3aljre$wittemng abhängig ift, bagegen bie SCrt ber
Seljanbtung*) barauf leinen ober bodfj nur einen fel)r geringen (Sinfütfc ausübt
@« ift aber bei ber SBertberedfjnnng ber Sßtefen eine anbere ©djwierigfeit
uorljanben, bie in bem ®rabe bei bem Sldferboben nidf)t angetroffen wirb. Die«
ift nämfidj bie fe^r oerfdjiebene Jöefdjaffenljeit be« #eue« Ijinjtd&ttid) feine«
Währungswerte«.
6« ift erwiefen, bafc e« £eu giebt, oon welkem 2J 3cl*ter ben Sutter*
wert eine« berliner ©treffe!« SRoggen Ijaben, wäljrenb oon anberem 5 3^ntner
triefen Sßertl) !aum erreichen.
*) (S* tft ljier natürlich öon SBicfcn bie Siebe, roel^e noä) in iljrem roljen 3uftonbe jt$
fceftnbcn, unb alfo feine 8erbeffenrag,$fojten beljuf* tyrer ©eroäfferimg, berurfaeft ^abett.
Äfofftfilation ber liefen. 95
Diefer £atfadf)e entforedjenb ift weiter oben angenommen motten, baß
1 ^tntaex $m befter Slrt 10 # nnb ein 3clltncr getingfter Slrt nnr 5 #
mert fei
Daß Ijier nnr bieientge ®üte be« £eue« in Jöetradfjt fommen barf,
metd)e burdf) bie natürliche 2)efdf)affenl)eit ber SBiefen bebtngt tft, baß bagegen
bie oerfdfjiebene Wct ber (Seroinnung be« $eue« in biefem ftaik außer SBerüdf*
fidjtigung bleibt, brauet rooljl faum erft ermäljnt gu werben. Die mögüc^ft
gute Jpeuroerbung roirb bei allen äßiefen oorauögefefct.
Da« befte <peu mirb auf Sßiefen geerntet, meiere nidjt gu naß fmb unb
infolge einer gfinftigen 2)obenmifcfjung Diele 2lrten ber nalpljafteften Söiefen*
ppanjen, ©räjer, $tee*, 8otu«*, SBidfen* unb 8ugerne*3lrten, nebft einigen
aromatifdjen Kräutern, tyeroorbrhtgen. ßin (Semifcfi uon ©räfern unb breit*
blätterigen (Seroädjjen, meiere« ftd) burefj einen eigentljümlicfjen, aromatifdfjen
©erud) au«geicfjnet, tft oljne 3roeifel ba« guträgtiepe unb nityrenbfte SBieljfutter.
Da« §eu oon frud&tbaren (Strom* unb tjfaßroiefen, meiere geitroeife über*
fdjroemmt merben, ift freiließ mitunter ebenfalls feljr naljrljaft, aber ba ba«
SBad)«tum ber <ßflangen Ijier feljr fcfjnell erfolgt, ba« ®ra« ftd> leidet lagert
unb ber redjte 3rityunft gum SCbmäljen oft fdfjroierig eingehalten merben !ann:
fo fteljt bodfj biefe« fogenannte fette £eu jenem aromatif<f)en S3ergljeu in ber
9ial)rf)aftigfeit nadf).
S3ei allen übrigen SDBtefen äußert ba« Söaffer auf bie SJefdfjaffenljeit be«
£eue« einen feljr großen ©nfluß. ©tauenbe geuc^ttgfeit ift immer nadjteitig.
<ßeriobifdfje, natürliche ober fünftlidfje Überfdfjroemmung oermeljrt ba« ©rnte*
gemixt, menn ba« Sßaffer nur eine furge &e\t auf ben Sßiefen ftefyen bleibt,
unb lefctere tiefem bann awfj ein naljrljafte« SSie^futter.
©tauenbe« Sßaffer in ber märmeren 3al)re«geit ift immer nachteilig, felbft
menn bie SUfaffe be« £eue« nidf)t beeinträd&tigt roirb, benn bie befferen SBiefen*
pffanjen oerfdfjroinben unb e« geigen fidf) bie gröberen, naljrung«armen Oräfer,
t>eren eigentliche £etmat bie feuchten äßiefen jinb.
Die fogenannten ©umpfroiefen, bereu Soben auf einer SBafferfläd^e, fo gu
fagen, fdjroimmt, jinb in jeber ©egieljung bie fdfjtedfjteften SSJiefen, benn jte er*
geugen nid^t allein ein feljr naljrung«arme«, oft fogar ungefunbe« §eu, fonbern
geben audfj nur einen l)ö<f)ft geringen ßrtrag, beffen (Seroinnung fdjroierig unb
Tofitbar ift.
Die ©obenmifdfjung einer SBiefe unb ber 3uftanb unb ba« SSerljatten ber*
felben begüglidfj ber Seuc^tigfeit beftimmen alfo gemeinf^aftlic^ tyren öfonomifc^en
SBBeTt. SSon beiben Ijängt forootjl bie SWenge be« §eue« al« aud) feine 5Kal)r*
ljaftigfeit ab.
3df) glaube baburdj, baß id) bie ungleiche ®üte be« $eue« bei ber 2Je*
redfnung in 3a^en au«brüdte, eine beffere 3Seranfd^lapng«meife biefer mistigen
Orunbftüdte anguba^nen.
96 Sßertfdjäfcunö ber Ertrag gebenben ©ruttbftfldte.
3am leisteten SJärftänbnte ber fotgenben ©ered>nung$f% tmtf i<$ nodj
einige* üorausfdjiden.
Den SBeibemert ber jroetfc^iiittigen SBiefen fefce idj gleich 10 $rojent äjreS
roljen ertraget, ben ber einfdOntttigen gleich 15 *ßrojent. Die« ift etroafc
mel)r als Xfyaer unb d. glotoiu annehmen. 3d> glaube baju beredjtigt ju
fem, tuetl jroar bie Sßeibebenufcung, aber triebt bie §eumerbung oljne Soften
mögßd> ift.
&ür 2ttäl)en unb $euen eine* borgend Sßiefe, wenn ber §euertrag eme&
©<f)nttte« 10 3^tner unb barüber beträgt, redpie id) 12 #, in allen anbeten
hätten, roo biefer Crtrag nidjt erreicht wirb, 10 # unb 8 #. 2Jei einer
mittleren Entfernung ber SBiefen Dom SBirtfdiaftSljofe neunte \§ an, baf ein
©eftwim täglich 4 Sfuber £eu einfährt.
3n biefem Satte fuib bie guljrtoften pro 3^ntner 0,5 #, unb wenn ein
©efoann täglich nur 2 guber einfährt, pro 3****** 1 #.
Die Soften ber §anbarbeit beim Stuf* unb Stbtoben betragen auf ben:
STOorgen, toetra ein ©djnitt 10 &eräntx unb barüber giebt, 3 #; bei einem
geringeren $euertrage 2 #•
Die 3nftanbljaftung ber ®räben, ba$ ffibnen ber 3Äaufamrf$ljaufen unb
bie 8fo«rottung be$ roüben ©efträudjs neunte id> gu 6 # an.
8n allgemeinen SBhrtfcfjaftefoften, be$gteid>en für Srgänjung unb Sfo$*
befferung ber jur Sfafberoaljrung be$ £eue$ erforberßd>en ©ebäube rechne tc§
5 *ßrojent dorn roljen (Ertrage.
Dag id) bejügfid) ber ©etmmtung be« $eue$ eine mögfidtft jroedmäfHge
SDtetljobe oorausfefce, mooon fpäter bei ber ©eljanbtung ber SBiefen bie töebe
fein rotrb, üerftetyt jtd& moljl oon fetbft.
3Äit £l}aer teile id> bie SBiefen nadf) iljrem föoljertrag in folgenbe
6. Stoffen:
I. Stoffe. SBiefen öon 18 bis 24 3entner #euertrag.
IL Stoffe. SBiefen oon 15 bte 18 3entner $euertrag.
HI. Stoffe. SBiefen oon 12 bte 15 Rentner $euertrag.
IV. Stoffe. SBiefen öon 9 bte 12 3^n^r #euertrag.
V. Stoffe. SBiefen öon 6 bte 9 3entner #euertrag.
VI. Slaffe. SBiefen, beren $euertrag 6 3c^tner nidfjt überfteigt
Die erften 3 Stoffen finb jroeifdjnittige, unb bie legten emfdjnittige SBiefen.
Diefe 6 Stoffen erljöljen pdf) naturgemäß auf bie 3a# Don 12, toenn
bie ©efdjaffenljeit be$ $eue« berüdljidfjtigt roirb, roie bie folgenbe SBertSberedfj*
nung ergiebt.
Äfofftftfation ber ©iefen. 97
I. Staffe.
SBiefen oon 18 bis 24 £tnttiex §euertrag in jroei ©Quitten.
@ie finben fidj an Strömen, gfiiffen unb Säcken ober am ftufee frudjt*
barer $ügel, bie ate SWerfonb angebauet werben nnb oon benen afebaitn
büngenbe £eüe mit beut ©affer herabfliegen.
ß$ giebt nur wenige äßiefengrunbftürfe, oon melden ein nodj leerer
<peuertrag erlangt wirb; ftc büben nur eine 9fo«na()me oon ber SReget unb
föimen fjier nid)t berüdfid)tigt roerben.*)
©idfjerljeit gegen Überfdjioemmung jur 3ctt ber $euerate ift ein not*
roenbigeä grforbernt«, roetm ein Söiefengrunbftürf in biefe Stoffe gefefet
roerben fott.
a) Sßiefen ber erften Stoffe mit $eu oon feljr guter Jöefäaffenljeit.
ßrtrag:
21 3entner H# . . . . , 189 #
©eiberoert 10 ^rojent 18,9 *
207,9 #
SeroirtfdjaftungSfoften:
2 mal gu m&fjen unb ba« £eu gu matten k 12 # 24 #
©nfaf)ren be$ §eue$ bei mittlerer Grntfernung &
Rentner 0,5 # 10,5 *
Sfof* unb Slbtoben 6
3nftanbljaltung ber ®räben :c 6 *
2ln ©ebäube^Unter^altungö* u. ©eneralfoften 5 ffroj. 10,4 *
SSIeibt reiner Srtrag 151 #
b) Sßiefen ber erften Stoffe mit £eu geringerer ärt.
£umofe SBiefen, benen e$ nidjt an fteudfjttgfeit fefyft, gehören Ijierljer.
@ie erjeugen jroar bie beften SBiefengräfer, triebt aber Slee*, Sujerne*, Sßiden*
unb 8otu$arten. ©ei frudjtbarer Witterung treibt ba$ ®ra$ feljr fönett unb
lagert fidj, namenttuf) im jroeiten (Schnitt.
ßrtrag:
21 3entner §cu ä 7 # 147 #
Söeiberoert 10 ^rojent 14,7 *
161,7 #
*) 3)ie Äfoffiftfatton begießt fidj tjier überall auf ©iefeitgrunbftflde, tüetdje fid) ttod^ im
Urjujhmbe beftnben. (Sine tüte große <§rtrag8t>ermef>rung bur<$ fünfilic^e ©eroäfferung bewirft
©erben faiin, ift mir roofjl befannt.
Äoppc 11. Suflage. 7
gg 2Bertfd>8feuug ber Ertrag gebenben ©runbfifitfe.
Transport 161,7 #
SeroirtfdjaftungSfofien:
2 mal gu mäljen unb ba$ §eu ju machen & 12 # 24 #
einfahren be$ #eue$ 10,5 *
2tof* unb 2lblaben 6
Snftanbljaltung ber ©räben 6 *
©ebäube*Unierl)altung«* unb ©eneralfoften 5 ^ro^ent 8 * g4 5 ^
(S9 bleibt reiner ertrag 107,2 #
IL Älaffc.
SBiefen uon 15 bis 18 3^tner £euertrag in jtuei «Schnitten.
a) SBtefen mit Ipeu Don fel)r guter Sefdjaffenljeit.
ertrag:
16,5 3entner £eu ä 9 # 148,5 #
SBeiberoert 10 ^rogent 14,8 *
163,3 #
Senrirtfd&aftungSfoften:
2 mal ju mäljen unb ba$ §eu ju madjen & 10 # 20 #
einfahren be« $eue« & Rentner °>5 8/25 *
Sluf* unb äblaben 4
Snftanbfyaltung ber ©räben :c 6
©ebäube*UnterljaftungS* unb ©eneralfoften 5 $rojent 8,15 * ^ 4
e$ bleibt reiner ertrag 116,9 #
b) äBiefen mit £eu oon geringerer ©üte.
Srtrag:
16,5 3entner £eu h 7 # 115,5 #
äBetberoert 10 $rojent 11,5 *
127 #
SSeroirtfdjaftungfcfoften:
2 mal ju mäljen unb ba$ $eu ju matten k 10 # 20 #
einfahren be$ £eue« bei mittlerer entfemung . . 8,25 *
auf* unb »blaben 4
3nftanbl)altung ber ©räben ic 6 *
@ebäube41nterbaltungSs unb ©eneralfoften 5 sBro;ent 6,35 * AA n
44,o *
e« bleibt reiner ertrag 82,4 #
in. klaffe.
SBiefen oon 12 bis 15 Partner $euertrag in jroei Schnitten,
a) ffiiefen mit §eu ber beften ärt.
Jüafftftfotion her liefen. 99
Srtrag:
13,5 3eniner £eu ä 10 # 135 #
SBeibemert 10 $roj 13,5 *
148,5 #
©emirtfdjaftungstoften:
2 mal ju möljen unb bas §eu ju madjen ä 9 # . 18 #
(Snfaljren be$ $eue$ bei mittlerer Sntfernung k 3entner
0,5 # 6,75 *
9faf* unb Äblaben 4 *
Snftanbljaftung ber ©röben 6 *
@ebäube41nterf)aftung$* unb ©eneralfoften .... 7,4 *
~l2,15#
©S bleibt reiner Srtrag 106,35 #
h) Sßtefen mit £eu oon geringerer Jöefdjaffenljeit.
Ertrag:
13,5 3entner §cu ä 7 # 94,5 #
SBeiberoert 10 $roj 9,4 *
103,9 #
©eroirtfd>aftung$!often:
2 mal gu meinen unb ba$ $eu ju matten k 9 # . 18 #
einfahren be$ $eue$ bei mittlerer Sntfemung . . . 6,75 *
Sfaf* unb atölaben 4 *
3nftanbl)attung ber ®räben *c 6 *
®ebäube41nterl)aüung$* unb OeneroHoften 5 *ßroj. 5,2 *
<£« bleibt reiner Srtrag 63,95 #
IV. «(äffe.
SBiefen Don 9 bis 12 3*ntner £euertrag in einem ©djnitt.
a) SBiefen mit £eu befter ärt.
(Srtrag:
10,5 3entner §eu k 10 # 105 #
®eiberoert 15 $roj 15,75 *
120,75 #
J8eroirtfd>aftung$foften:
1 mal ju meinen unb ba$ §eu ju machen .... 12 #
(anfahren be$ £eue« bei mittlerer Sntfernung . . 5,25 *
Latus 17,25 # 120,75 #
7*
100 SBertfd&äfeung ber (Srtrag gebenben ©runbjiüde.
Transport 17,25 # 120,75 #:
Stuf* unb äbfoben 3
Snftanbljaftung ber ©räben, ebnung :c 6 *
©e6äube41nterl)altung$* unb ©eneraffoften 5 ^Jroj. 6,04 * 3229
m Meibt reiner ertrag 88,46 #:
b) Sßiefen mit §eu geringerer Slrt.
Srtrag:
10,5 3entner §eu k 7 # 73,5 #:
SBeiberoert 15 $roj 11
84,5 #
39eroirtfdjaftung$toften:
1 mal ju maljen unb baß §eu ju machen .... 12 #
einfahren be$ £eue$ bei mittlerer entfemung . . . 5,25 *
2taf* unb Stbtaben 3
Snftanbljaltung ber ©reiben :c 6 *
®ebäube4taterl)attung$* unb ©eneraffoften 5 $roj. 4,2 * 4ß
es bleibt reiner ertrag 54,05 #:
V. Älaffc.
einfcfjnittige Sßiefen oon 6 bis 9 &tt. $euertrag.
a) äßiefen mit $euAbefter Strt.
ertrag:
7,5 Rentner #eu k 10 # 75 #
SBeibemert 15 ^roj 11,25 *
86,25 #
JöeroirtfdjaftungSfoften:
1 mal ju mäljen unb ba$ §eu ju machen .... 8 #
einfahren be$ £eue« bei mittlerer entfemung . . . 3,75 *
2fof* unb äMaben 2
3nftanbl)aßung ber ©reiben , ebnung jc 6 *
©ebäube4tnterljattimg$* unb ©eneraßoften 5 ^Jroj. 4,31 * 04 nß
e« Meibt reiner ertrag 62,19 #
ÄfoffifWation bcr Siefen. 101
b) SBiefen mit $eu geringerer Slrt.
Ertrag:
7,5 Rentner $eu ä 6 # 45 #
SBeiberoert 15 ^Jroj 6,7 *
51,7 #
JBeroirtfdjaftungSfoften:
1 mal gu mäfjen mtb ba$ Jpeu gu machen .... 10 #
<5infal)ren be$ JpeueS bei mittlerer Entfernung . . . 3,75 *
Sluf* unb SIMaben 2
Snftanbbattung ber ®räben u. f. m 6 *
@ebäube4tnterl)altungs* unb ©eneraffoften 5 'ißrog. . 2,58 *
ES bleibt reiner Ertrag 27,37 #
VI. Staffc.
äßiefen, beren $euertrag 6 3entner nidjt überfteigt
©o ftdj mit ©idjerljeit annehmen läßt, bafj bei fo geringem £euertrage
nur foldje ©runbftüde in SBetradjt fommen, roeld^e bem Sßflugc nicfjt gugängfidj
finb, tüä^renb bagegen Ijinretdjenb trodene Sßiefen mit folgern Ertrage gu 9l<fer
umgebrochen werben: fo fann bei biefer klaffe nur oon einem §eu geringerer
Qualität bie SRebe fein.
Ertrag:
4,5 Rentner §eu ä 5 # 22,5 #
SBeiberoert 15 <ßrog . . 3,37 *
25,87 #
33eroirtf<f)aftung$foften:
1 mal gu mätjen unb baß §eu gu machen .... 10 #
Einfahren be$ §eue« bei mittlerer Entfernung . . . 2,25 *
«uf* unb »btaben 2 *
3nftanbl)atomg ber ©räben 6 *
@ebäube4UrterI)aItung$* unb ©eneraffoften 5 ^rog. 1,28 * 21 9„
S$ bleibt reiner Ertrag 4,34 #
102 ©ertf<$8fcimg ber (grtrag ge&enben <&runbftfi<fe.
«JertfäcHsttttö Her «Beiöegmttöftärfe.
Da ber Sßeiberoert be* 9ldferfanbe$ unb ber SBiefen bei ber gSertfdjäfeung
biefer ©runbftüdfe beregnet roorben ift, fo femn Ijier natürßdf) nur oon fiänbereien
bie {Rebe fein, meiere auf anbere ©eife ate gur SBetbe, roenigften* unter ben
beftel)enben aSer^altntffen, nid^t benufet roerben fönnen.
Diefe ©runbftüdfe (äffen ftd) in folgenbe fünf Staffen einteilen:
I. ftettroeiben an ©trömen unb fttüffen;
IL ©eroöljnttdje 9iieberung$roeiben ;
III. ©ebirgäroeiben;
IV. $aiberoeiben ;
V, Seiben, roetdje wegen Berechtigung eme$ britten ate fotdfje benufet werben
muffen.
I. Staffe. ftettroeiben an ©trömen unb gtfiffen.
©$ giebt ©runbftüdfe, roeldje gur <£rnäljrung öon 3ÄiIc^fü^en ober gum
<$ettma<f)en oon Odfjfen fo oorgügfidf) geeignet ftnb, baß fte roeber ate SBiefe
nodf) afö Sldferlanb einen ebenfo Ijotyen {Reinertrag geben mürben, roie bur<§
Jöeroeibung. 2fa ber 5ftieberelbe unb am -Kieberrljem jtnb bie berü^mteften
©runbftüdfe biefer Slrt, roetd&e wegen ber befonberen Slaljrljaftigfeit be$ auf
üjnen roadfjfenben Butter« unb bei ber bort ü6lid)en ©enufcuugsroeife einen
{Reinertrag geben, roie bie befte SBiefe ober ba$ befte Sldferfonb nidjt gu tiefem
oermag. Die ©etegenljeit gum 3Äildfjoerfauf unb gum Slbfafe be$ fjcttüic^eß ift
für bie Ijolje 9hifeung fold^er ©runbftüdfe ebenfo roefentftdj, roie bie üjnen eigen*
tümttdie ©raSroüdjftgfeit.
2ßan nimmt an, baß ein Sttorgen ber beften gettroeibe für einen ©dfjfen
oon 500 bte 600 $fb. ©d&tad&tgeroidjt gur «uSmäftung Ijinreidjt, baß aber
eine fernere 5Rieberung$fuI) f meljr bebarf, roenn jie ben Ijödfjften SRifdfjertrag
geben fott. Der $ad>tprei$ fotöjer ©runbftüdfe ift bort, roo biefe Senufcung
ftattfinbet, befannt genug.
SBenn ©runbftüdfe an ©trömen unb puffen gu feljr ber Überfd&roemmung
ausgefegt ftnb unb man behalt) auf orbenttidje ©eroinnung be$ £eue« nidfjt
rennen !ann, fall« fie ate SBiefen benufct roerben f Otiten: fo futb jie aud^ ate
SBeibelanb nidfjt guoerläfjig. ßte muffen roenigftenS nodf) anbere ©runbftüdfe
oorljanben fein, auf benen bad Sßeibeüiel) roöjjrenb einer etroa ftattfinbenben
Überfdfjroemmung pdf) ernährt
3n Örttidfjfeiten, roo bie SBeibegrunbftüdfe roenig gutter liefern unb ba*
33ielj feine sftafjrung auf roeiten {Räumen gufammen fudfjen muß, mag e$ richtig
fein, ben JBert einer Auftreibe gu 72 # in {Rechnung gu bringen; auf SBeiben
biefer erften fitaffe pflegt er aber Ijötyer gu fein, befonber« roeil audfj Haftung
©ertfööfcung ber SBeibegrwibfüidc. 103
ftottfinben fann. £)ie Slädf>e, roeldfje ein 9ttnb auf foldfjen $ieberung$roeiben
gemigenb ernährt, wirb ju 120 # unb nodf) IjBIjer anjufdjtagen fein.
£>a bie ©idfjerljeit gegen Überfdjroemmung bei offenen ©runbftüden nur
tntf ber Srfaljrung beurteilt werben fann, fo wirb aud& biefe allein bie rüstigen
Safce jur SBertfd&äfeung an bie £>cmb geben.
II. Älaffe. ©ewöljntid&e sJiieberung«weiben.
@ie ftnben fidf) guweiten in großer SluSbeljnung, wo nämlid) natftrlidfje
SJerfjaltniffe ober red&tlidje Urform bem Abflug be« SSaffer« Ijinbertidfj jxnb.
'Hai) foldfje ©runbftüde, beren oberfte 2)obenfd)idf>t aus einer flauen l)u*
mofen 5Dedc befte^t unb auf nnfrud&tbarem ©anb aufliegt werben pitfig burdj
öeroeibung genügt, weil man ben Umbruch fdfjeut. 3ebenfalls ift bie (Srnäljrung
be« SBielje« auf folgen ©runbftfiden in Ijoljem ®rabe öom 3ufalle abhängig.
Auf benen ber erfteren Slrt leibet jte bei naffer, unb auf benen ber teueren
8frt bei trodener Witterung. 3ene jtnb unter bem Flamen ber Süd) er be*
lannt unb öott Unebenheiten, meldte burdfj ben einfutfenben Xritt be$ 3£eibe*
trie^ed oeranlaßt roerben.
Sfodfj Ijter muß bie ßrf abrang, namentlich wie groß bie 3°!)* be$ 9htfc*
\Axfy& ift, roeldje auf folgen 3Beibe*9ieüieren im £)urd(jfd(jmtt mehrerer Saljre
jidj ernährt l)at, als Sbt^alt bei ber SBertfdfjäfeung bienen. Der ja^rlic^e @r*
tragSroert eine« 3KorgenS fdfjwanft oon 10 # bis 60 #.
III. klaffe, ©ebirgsweiben.
£ierl>er gehören:
a) biejenigen ©runbftfide, beren Untergrunb 5cls ift unb weldfje bafyer eine
ju feilte grbfrume l)aben, um geädert roerben ju fötmen;
b) bie [teilen $üri)änge, meldte ebenfalls eine Seaderung nidfjt julaffen;
c) bie työljer gelegenen 5Eeife ber ©ebirge, meldte auSfdjließlidf) als SBeibe ober
jum ©raswudfjs ju benufeen ftnb (bie Sttpcn).
2fos eigener Srfaljrung fenne idj bie ©ebirgSweiben nidfjt, finbe aud) trofc
aller Semüljungen nirgenbs eine SKitteilung über bie ftlädje, welche jur @r*
nifljrung einer Äulj erforberlid) ift; idj enthalte mid^ baljer ber angäbe iljreS
jä(jrlid>en 9hifcungSwerteS unb glaube, baß toterer bei biefen ©runbftüden
ebenfo, wie bei ben oorigen, aus ber (Srfaljrung ermittelt roerben muß.
IV. Älaffe. $aibeweiben.
©ie finben fidf) oft in großer 2luSbel)nung in ©egenben, roo ein granbiger
©oben in ebener 2age öorljanben unb bie betreffenbe fr(ä<f)e oon SBatbungen
eingefdfjloffen ift.
25er 9tufeungswert foldjer ©runbftüde ift fel)r gering; Ijöd&ftenS bienen jie
jur Uuterftüfeung eine« bärftigen SlderbaueS, inbem fie burd& Slbmäljen beS
104 SBertföftfeimg bcr Ertrag ge&enben (Snmbftfide.
JpaibefrauteS ober burtfj förmlitfjeS 3tbplaggen, fowie burdfj bic SBeibe, roeldje
fie gewähren, bic SDiittel gut Spaltung beS SWerbaueS auf eitrigen m ber Stälje
gelegenen ©runbftüdfen ^ergeben. £)as 33iel), wetöjeS auf ber £atbeweibe einigen
Sftufcen abwerfen fofl, muß auf berfetben aufgewogen fein- gttr bie Srnäljruttg
Don folgen Silben, tnelc^e au^gefc^lac^tet 200 $funb wiegen, beregnet ber Der*
btenftüotte üüieljer 4| Sßorgen £aibeweibe ber beften 9lrt pro ©tüd. Die
blutjung einer Sul), bie auf berartige ©ommernatjrung angewiefen ift, wirb
freiließ nur gu 36 bis 48 # anguneljmen fein; banadj wörbe bie jäljrftdje
9tofeung 8 bis 10 # betragen, unb bei fd>lec()terer Sefdjaffentyeit ber be*
treffenben SBeiben bis auf 4 unb 5 # tyerabfinfen.
SBenn foldje SBeibeflädjen in geringem Umfange auf einem ®ute fidj Dor*
futben, beffen übrige ©runbftücfe in naffen Saljrgängen nur eine uufidjere
©djafweibe barbieten, fo finb biefelben Don Ijöljerem SBerte, weil fie bann eine
einträgtid&e @<f)aff)altung erteiltem. 3n folgern Säße fann ber jäijrlid)e
9ftufeungSwert leidet 15 # pro SJÄorgen erregen, benn es ift nidjt gu leugnen,
ba§ bie Jpaibe (Erica vulgaris) ben ©ctyafen fe^r gufagt, unb bafc festere bei
naffem SBetter, Dom Snftinft getrieben, biefe 9ta^rung auffudjen.
SBerot bie f>aibe fidf) auf einem burdjtäffigen fdjarfen ®ranbe angefiebelt
Ijat, fo ift bie Umwanbelung berfelben in ätöerlanb nur feiten ratfam. ©oben
biefer ärt erforbert gu Diel ©üngergufdjujs, um einen loljnenben Srtrag gu
geben, als baf; ber Slderbau unter folgen SBerfjättniffen jemals eine oorteityafte
Unternehmung fein fönnte.
3uweilen finben ftdfj fruchtbarere Sobenarten mit £aibefraut überjogen
unb üielleitfjt audfj in beren -Kälje bie 3ftittel gu iljrer 3Serbefferung, nämliclj
Mergel unb SJÄober. 2Benn bies ber galt ift unb nicf)t etwa ^Berechtigungen
eines britten ber Umwanblung in ädferlanb entgegenfteljen, fo finb fofdje ©raub*
ftüdfe in biejenige klaffe beS SldterlanbeS gu fefcen, woljin fie iljrer ©oben*
befdjaffenljeit nad) gehören.
V. Klaffe. SGßeiben, weldje wegen ber Jöeretfjtigung eines Dritten
als foldfje benufct werben muffen.
Der 9hifeungswert fotdjer ©runbftfidfe ift abhängig Don ber Sefd>affenl)eit
beS SBobenS, Don ber Slrt beS SKitbenufcungSrecfjtS, welkes änberen gufte^t,
unb Don ber Sßöglidfjfeit, lefetereS abgulöfen. Unter bem Stauten ©eibeanger
©emeinweiben unb 2ltlmanben fmb oft bie fru<f)tbarften Orunbftücfe ber geringen
9htfeung burdj Seweibung überlaffen, obgleich fie als 8cf erlaub ober Sßiefen
einen Diel Ijöljern Srtrag geben Knuten.
@o lange bie Slbfmbung ber 9?ufeungsbere<f)tigten burtf) ben ©runbbefifeer
nidfjt gu bewirfen ift, bient ber Anteil, ben er an ber Senufcung beS fraglichen
©runbftücfs Ijat, gur ®runbfage ber äBertsbercdjnung. 3ft bie SJenufeung ber
berechtigten weber burdf) eine gewiffe ©tüdfealjl beS aufjutreibenben Sßeibeoieljes,
©ertföäfeung ber ©orten. 105
nod) burdfj bie 3eit befdjränft, fo lägt jid> ber StofeungSroert für bat ©runb*
beft^er nur au« ber grfafjrung ermitteln, ©et befdfjränfter Ausübung beS
iEBeibered^ted bienen folgenbe ©äfce jum äfaljatt ber 2)ered)nung.
Stuf einer fttö^e, roo eine Äul) mittleren ©tfffageS, bie ansgefdjladfjtet
250 bis 300 <ßfunb nriegt, bie jureidjenbe ©ommernaljrung auf ber SBeibe
finbet, ba nähren fic^
f Werbe,
| 3H80#m,
1\ Süüen,
2 ©tüdf junges SRinbmel),
10 ©djafe,
8 ©cfjroeine,
24 ©änfe.
3e nadj ber natürlichen Sefdjaffenl)eit bes SobenS änbert fid) freiließ
biefeS SSerljaltniS; auf bürrem §aibeboben nähren fidj 12 ©tfjafe, unb in
•Koräften 30 ©änfe unb 12 ©djroeine leicfjter als eine Sul). Slber auf
©eiben oon mittlerer SJefdjaffcnljeit ift bas angegebene SSer^ättniS jutreffenb.
£>a bie gemeinfdjaftfidf) benufeten SBeibelänbereien in ber SReget fo ftarf
mit 93iel) befefct roerben, baß biefeS bie üofle 9Mjrung barauf nidjt finbet, fonbem
entmeber einen 3uföuf* m Statte erhält ober barbt, fo fann man Ijäufig
bei Srmittefong beS äßeiberoertS niti^t anbers oerfaljren, als baß man nadj
ber 39efäaffenf)eit ber SBeibegrunbftücfe bie 9lnjal)I ber ftuljroeiben feftfteßt.
hierbei mögen folgenbe ©äfce einen ätofjaft getuäfjren.
3ur Sraäljrung einer geroöljnfidfjen Sanbfuf), beren auf bie Söcibc fallen*
ben ßrjeugniffe 72 # betragen, gehören:
1 SKorgen 8anbeS ber I. unb II. SWerflaffe;
1| SKorgen ber III. SNferflaffe;
2 SKorgen ber IV. 2tcf ertlaff e j
2| SKorgen ber VI. SWertlaffe;
3 3»orgen ber V. unb VIII. äderftaffe;
4 SWorgen ber VII. 9W erKaff e;
9 SWorgen ber IX. ädertlaffe.
t 2luf fefjr geringem ©oben ift es gar nidjt ratfam, Süfje ju Ijaltcn, unb
tuerat man manchmal 8 bis 12 Sftorgen als 3Beibe für eine Stuf) beregnet,
fo gefdjiefjt eS nur, um ben ©eiberoert in 3a^en ausjubriiden.
föertMSfcmtft Her Härten.
w
&vit unterhaltene ©arten bienen auf großen ©fitem jur (Srf)öljung ber
Hmteljmlidjfeiten beS SanblebenS; fxe gewähren aber nur in fettenen hätten eine
grünere Statte, als fxe als Slrferlanb geben mürben, wenn fie nidjt burdj
106 SBertfdjäfcung ber (Ertrag ge&enben ©runbjrfide.
{Rajolen bebeutenb oerbeffert jtnb, ober burdj anlagen mancherlei ärt einen
tjöljern Sapitafajert erhalten Ijaben, roie g. ©. burdf) ©parget, §opfen* unb
Obftanlagen. Sßirb ber Dünger, ben ein ©arten bebarf, nad) feinem magren
©erte berechnet, ferner aud) 2trbeit$bebarf nnb Stafflet in 9fafafe gebraut: fo
möchte, roerot nidjt ©elegenljeit jum oorteifljaften 2tbfafc ber ©emüfe nadfj einer
großen ©tabt gegeben ift, ber Sttorgen ©emüfegartenfanb fanm um | tytyer,
ate Sldertanb berfetben ©obenffaffe ju deranftfyfogeu fein.
©ei Obftgärten bient entroeber bie Srfaljrung, atfo bie ©urdfjfdjnitts*
nufcung oon 6 bis 12 Sauren, ate Slnljaft ober man beregnet ben ©etraej
nadf) ber 3aljt &** ©äume.
©tarfe, tragbare SÜ^fet^ ober ©imbäume rennet man gu 50 <ßfg. pro
©tüdf, Pflaumen* ober Sirfdfjbäume ju 30 unb 40 $fg., jüngere Säume ju
bem falben <ßrei$, unb biejenigen, meiere toeniger ate 2 3ott im ©urdjmeffer
Ijaben, gar triebt.
©ei oorjügttdjer ©efdfjaffenljeit ber Obftf orten, in ber Sftflje einer großen
©tabt unb bei einer bem Obftbau befonberS günftigen Sage, lann man biefe
©äfce erljöljen.
©loße ©rasgärten finb ate SBiefen ju betrauten unb Ijaben nur wegen
ber -Kälje be« 338irtfd(jaftel)ofeS einen größeren SBert.
Hopfengärten finb jumeüen feljr einträgttdfj, im allgemeinen aber gilt oon
iljnen, roa$ oon ©artenantagen gefagt ift. Den größten SSorteit gewähren
Jpopfenanlagen, wenn man jte an fotdfje Seute oerpadfjtet, roetdfje beren Pflege
au« bem ©runbe öerfteljen. Die angaben über ben Srtrag an £opfen, ben
ein SKorgen ju geben oermag, finb feljr oerf<f)ieben.
§err o. Slototo rennet bei günftiger Sage ber §opfenanfage oom fädfj*
ftfdfjen Stcfer nur 4f 3entner; bie« würbe atfo auf ben preußiföen SRorgen
ungefähr 2 ^txttnex betragen, roefdjeä aber nadfj meinen Erfahrungen, bei
einem gut getriebenen §opfenbau, um meljr ate bie £>ätfte ju niebrig ift. 9tad)
ben ©emerfungen, bie tdj burdfj bie ©üte be$ Jperrn Sfotteratlj d. {Räumer
über ben Srtrag feiner neuen ^ßffanjung in Äaltroaffer erlieft, gab biefelbe in
ben brei erften 3aljren burd&f<f)mttficf) fünf 3entner oom preuß. SÄorgen, ein*
fdjließtitij be* bürren 3al>rgange$ 1842.
«BertfdjiMittttB *er fcetdje nnb fifdj&arett «etoaffm
©ei einer regelmäßig betriebenen £etd(jroirtfd(jaft bienen, im 5aö Karpfen
gejogen roerben, fotgenbe ©äfee jur 33orau«beredjnung ber einnähme:
auf 1 SKorgen guten Saidfjteid) redjnet man 2 2Äil<f)ner unb 4 {Rogner;
auf 1 Sttorgen guten ©trecftetdfj 10 bis 11 ©djod ©rut ober | bis 1 ©eijoef
breijäljrige ©afefarpfen;
©ertföäfeung bcr gorfigrunbftüdtc. 107
ouf 1 9D?orgen mittelmäßigen ©tredteid) 9 bis 10 ©djotf Srut ober 40 bis
50 ©tücf brei jäljrige ©afefarpfen;
auf 1 borgen geringen ©tredteid) 7 bis 8 ©<f)odf Sörut ober 30 bis 40
©tücf breij;äljrige ©afcfarpfen;
auf ehten SWorgen fcfjtec&ten ©trecfteidj 5 ©djod örut ober 20 bis 25 @tü<f
breijälprige ©afcfarpfen;
33on 6 8ai$farpfen erwartet man 30 bis 40 ©djocf Orot. 3m erften
3aljre rechnet man \, unb in ben beiben folgenben Sauren \ Abgang, fo bog
alfo oon ber angegebenen SDtatge «Orot an breiJ81)rigem ©afe nod) 20 bis 30
©djocf gum Jöefefcen ber £auptteid)e übrig bleiben, wobei aber bie £eid)e oon
feljr gnter Jöefcfjaffenljeit fein mflffen.
SSon bem Jöefafc ber $auptteidje mit breifornmerigen Sarpfen rennet man
5 ^Jrojent Abgang pro Saljr, unb als 3uroa(f)S je nad) Sefdjaffenljeit ber
5Cetd^c fäljrlid} f, \, in eingelnen fällen roo^I f beS emgefefcten ©enridjts.
Die Soften ber £ei{fjn)irtfd)aft fuib nad) ber jebeSmaßgen Sofatität feljr
oerfdjieben unb leiner 93orauSbered)nung fäljig. ©o oiet gilt als Siegel, baß
nur bei großem Umfange ber 5Eeid>e unb bei oorgügtid&er Dualtftfation berfetben
jiir Sarpfengucfjt oon ber teueren ein anfeljnlidjer reiner Überfluß gu erjielen ift.
gür ben 3l<f erbau finb namentlich foldje Xeidje oon ÄBebeutung, roelcfje
oon £eit gu £eit befäet werben unb einen erheblichen ©troljertrag geben, ober
fold)e, an beren SRänbern öiet ©treumatertat geerntet roirb unb bie fo gelegen
finb, baß ber ©djlamm, roeldjer aus i^ren ©räben l)erauSgefd)afft roerben muß
oljne oiele Umftänbe als Dünger auf bie $<fer gefahren werben lann.
Die Soften beS äusfdjlämrnens faüen nnter foldjen Umftänben titelt ber
5Eeidjimrtfd)aft gttr 8aft, fonbern werben oon bem Slcferbau oergütet.
SKetyer unb o. glotow beregnen ben ^Reinertrag guter Xeidje bei Ijoljen
gif greifen gu 8 bis 9 9Kar! auf ben preuß. ÜÄorgen, oljne jeboef) hierbei
auf ©eneralfoften unb ^Baureparaturen bie nötige 9tü<fficfjt gu nehmen; bei ge*
ringeren ftifdjpreifen unb unter JBerürfficfjtigung ber auf bie Slnlage unb
Unterhaltung ber Dämme, ©räben, $älter, SBeljre, 3apfenl)äufer :c. fattenben
Soften, fmft bie eigentliche föente guter SCeic^e auf 7,50 STOarl unb 6 9Karf
ober 60 unb 48 #, unb es leuchtet ein, baß unter folgen Umftänben es
nidjt oorteilljaft fein fann, ©runbftüde, roeldje als Stderlanb ober SBiefen
einer ber {jöfjeren Stoffen angehören, ber £eid)nrirtfd)aft gu roibmen. Der
(SrtragSroert ber roilben fjifc^erei in ©een, ©trömen unb glüffen fann nur
ans ber Srfaljrung beurteilt werben.
SBertfdjftytitttg Her gorftgruubftiirtc-
Sine SrtragSberedjmmg ber SBatbungen anguftelten ift Weber meine Sluf*
gäbe, noef) Ijabe id) bagu bie nötigen Senntniffe, aber ber Sßottftähbigfeit wegen
108 äBertfö'dfeimg ber Srtrag gebenbeit ©runbftücfe.
muß idj ben angeljenben Sanbwirt, inbem idj iljn mir als Käufer eine« 8anb*
gute« benfe, auf einige fünfte aufmerffam madjen , weldje begügidj ber ftorft*
grunbftücfe in Setradjt fommen.
@$ madjt einen gar wefentlidjen Uuterfdjieb, ob bie betreffenben ©raub*
ftücfe mit klagbarem §olg ober mit jungem Anflug beftonben finb. 3m
erfteren Saß !ann man nadj belieben aüe 3af)r fo oiet £olg nieberfdjtagen
taffen unb Derfitbero, baß bie Qb^en be$ im SBatb angelegten ©elbeä gebeeft
werben, im teueren Satte bagegen erwirbt man ein Kapital, weldjeS erft naefj
Stblanf Don Dielen Sauren 3tafen trägt unb mittlerweile burdj feine Seauf*
fic^tignng jäljrlid) neue Bufdjüffe erforbert. ©tob bie £olganlagen alfo nodj
feljr jung, fo ergiebt ftdj nadj gewöhnlicher SeredjnungSweife begügltdj eine«
angulegenben Äapitafe, baß nur eine geringe ©umme pro 2Äorgen begaljlt
werben fann.
Sei Qforftgrunbftücfen, bie in einem regelmäßigen Umtriebe gehalten finb
unb oljne Seeinträdjtigung ifyreS SeftanbeS iätyrlid) eine beftimmte Quantität
ipolg liefern, ift ber Äapitalwert leidet gu ermitteln.
SBenn ba$ £olg fdjlagbar unb ©elegenljeit gum Stbfafe oorljanben ift, fann
man Ijäuftg ben Setrag be$ 2lnfauffapital$ fofort l)erau$giel)en unb gewinnt
babei nidjt feiten für ben Sldterbau einen reiben Soben. @8 ift feinem 3we*fc^
unterworfen, baß in feljr Dielen gälten biefe Umwanbelung ber ©runbftücfe
SJorteil bringt. £)a$ fann aber nur einem Dollftänbig fdjulbenfreien ©gen*
iümer oljne Sßeitere« geftattet fern, nidjt aber einem SKufcnießer ober einem
bebingten Eigentümer.
Sei ßntfdjeibung ber grage: ob bie gorftgrunb ftücfe eine« Sanbguteö
eingufdjränfen unb in 2Werlanb umguwanbeln finb ober nidjt, ift gang befonberä
ber Umftanb gu berücfjidjtigen, baß ba$ £ofg wegen feiner ©dfjwere burdj bie
£ran$portfoften oft ungemein oerteuert wirb. 3e nadj Sefdfjaffenljeit ber
SBege fann eine Klafter IjarteS $otg fdjon bei ber geringen Entfernung oon
2 teilen 6 9ßarf meljr ober weniger wert fein. £)aburdj rechtfertigt fidfj
oft bie Seibeljaltung eines ftorftgrunbftücfs auf einem Oute, wäljrenb auf einem
anbern bie Umftänbe für bie Umwanblung in Slcfertanb fpredjcn.
Sei fdjledjtem Soben muß biefe Maßregel nod) forgfältiger erwogen
werben. ©S wirb freilid) bei Slcferboben ber IX. unb X. 2lcferffaffe ftdj aud)
nur feiten rechtfertigen, benfetben Don einer befte^enben, Döllig einge*
richteten ffiirtfdjaft abzureißen unb mit §olgfamen gu befäen. Stein gewerblich
betrachtet, möchte bei ben bisherigen $ofgpreifen oon folgern Soben burdj bie
4?oljbefamung faum nur eine gteidj große diente gu erlangen fem.
9lber ebenfo wenig ift baS Sftieberfdjlagen eine« SBalbeS in ber SRcgel gu
empfehlen, wenn hierbei nur Slcferboben ber IX. unb X. Slaffe gu gewinnen
ift unb gwn Setriebe ber Sanbwirtfdjaft nodj ©ebäube errichtet unb 3noentar*
©egenftänbe angefdfjafft werben muffen; nur befonbere Serljältniffe fönnen bagu
Torfmoore, ©raun* unb ©temfoljJenfoger :c. 109
raten, SMe 9tal)e chter großen ©tabt ober ba« SBortjanbenfein anberer
©nmbftüde (äffen manchmal berartige 2fo«nal)men at« begrünbet erfdjeinen,
aber immer muß man Ijterbet bie oortjanbenen Umftanbe einer forgfättigen
Prüfung unterwerfen. £)ie inbirefte JBenufcung ber mit §olg beftanbenen
©runbftüde, g. 23. bie ©elegenfyeit für bie Arbeiter, fiel) itjren JBebarf an
®reimmaterial burdj SRaff* unb Sefeljotg, fonrie bie abfaüenben Nabeln at«
©nftreumtttef gu oerf Raffen, wirb häufig gu gering angefdjtagen. 35er SBert
biefer ©egenftänbe nrirb meiften« erft erfannt, wenn fie nidjt mefjr Dorfjanben jtnb.
SBertfdjS^mtg Her Torfmoore, ©rautis uut> Steiufolileitlager, t&ipfr,
Statt: mtH @teiitftrüdje*
2Bo ber Sßufcen biefer Oegenftänbe nodj nidjt burdj bie Srfatjrung feft*
geftettt ift, ba flite man ftdj, ein beträdjttiti&e« Kapital für ben »eftfe jofd)er
©nmbftütfe aufjumenben. £eit« fatm Dtetteidjt bie Sefdjaffenfyeit ber ^ßrobufte
mangelhaft au«f alten, teil« fennt man aud) bie SDGädjtigfeit ber Sager unb bie
©djroierigfeit biefe gu bearbeiten nidjt genügenb, roenn bi«l)er nodj fein orbent*
lieber unb längerer Setrieb ftattgefunben Ijat.
äte allgemeine Stege! gilt: je einfacher bie ©eroiunung eine« ber genannten
^robufte ift, um fo eljer ift barauf gu rennen, baß oon einem fotdjen Setriebe
ein reine« ffiinfommen ergiett roerbe. ©inb aber große 93orlet)rungen, f oftbare
Staftalten, g. ö. gum 3roe<t ber Sntroäfferung erforberlid), beoor man biefe
ljaß> bergmänntfdjen ^robufte geroinnen fann, fo barf ein ntit geringem Se*
trieb« *£aj>itat oerfeljener Sanbrotrt auf berartige Unternehmungen nidjt eingeben»
@ie nähern fidj ben gewagten ©petulationen, bei benen Diel gu genrinnen, aber
audj öiel gu oertieren ift. SBernünftigerroeife fönnen ft$ barauf nur biejenigen
<ßerfonen einlaffm, meiere große« SSermögen befxfecn unb alfo nidjt gu ©runbe
geljeu, roenn fie audj einen Seil be«felben oerlieren.
j£orfftid)e fmb unter geroiffen Umftänben feljr einträglich, htfofem fte bie
anläge oon tedjnifdjen ©eroerben begünftigen unb biefen roieberum eine öortreff*
ßdje ©elegentjeit bieten, ba« in einem Torfmoore totliegenbe Kapital in ein
jin«tragenbe« gu öerroanbetn. 3ft nad) ber örttidjfeit femer gu erwarten,
baß burd) ba« äu«torfen ba« ©runbftüd oerbeffert roerbe, fo ift boppelte 33er*
anlaffimg oorljanben, ben SCorfftid^ gu betreiben.
©tembrfidje jtnb felbft in bem Satte, baß e« an Gelegenheit gum 9tbfafc
feljtt, auf größeren Sanbgütern feljr roertoott. 35ie ßrfoarni« an Surren, ba*
burdj baß in ber W&ty gute ^Baumaterialien gu Ijaben finb, ift triet bebeutenber
ate geroöfpttid) angenommen mirb. Sei Äatffteinbrüdjen fommt nod) ber Um*
ftanb tyingu, baß man bamit ein rooljtfeite« §itf«mittet gur Düngung erfyätt,
roeldje« auf oielen äcferlänbereien gute £)ienfte leiftet.
110 ©ertfdjäfeung ber (Ertrag gcbenbcn ©runbftüde.
SBertfdtffcimg Her tttt^öriugeuöeti $ere4)tigitugeit+
£)ie befaratteften Seredjtigungen finb folgenbe:
1) ba$ Wtfyt auf groljnen (§ofebienfi, 9tobot):
2) ba$ 3e!)ntredjt;
3) ba$ SBeiberedjt;
4) ba$ ®etränfet>ertag$rcdjt;
5) ba« SWti!)lenred)t;
6) ber ©eftnbejroang ;
7) ba$ Sagbredjt.
1) £>a* töedjt auf großen (£ofebienft, SRobot).
5Die ©eredjtigung großer ®üter, oon bett auf iljren ©runbftüdfen ange*
jtebelten ©erooljnern ärbei&leiftungen gu oerlangen, Ijat einen feljr natörlidf>en
Urforung. ©o lange ein lebhafter ©efdfjäftsoerfeljr nodfj md&t befteljt, tarnt
ber ©runbbeftfeer nur 9ht$en Dan feinem ©runbftüdf Ijaben, roenn er fidj
SlrbeitSfräfte gu üerfdjaffen roeiß, teils um ba$fetbe gu bebauen, teils um bie
Don ber Statur erzeugten grüßte gu gemimten. JBemt biefe ärbeii&teiftungen
genau abgemeffen fmb unb e$ alfo feftfteljet, roeld&e fjlädjen ber £)ienftpfßdjtige
für ben öered&tigten pflügen, eggen, . bebüngen ober abernten muß, roeldje
©iefenflädfje gu Ijeuen, welche Quantität §olg gu fällen, roie Diel ®axn gu
foimten, nrie otet Seinroanb gu roeben ift *c, fo Ijat ber berechtigte nur barüber
gu matten, baß bie Slrbeit gut ausgeführt roerbe, unb biefe Wct $ofebteitft ift
bamt rote febe anbete Naturalabgabe gu betrauten, ©ememfdjäbßci) futb ber*
artige Jpofebienfte tridfjt, wie biejenigen, roeldje nad) Sagen »errichtet roerben
unb rooburd) bie Sßflid&tigen gur Srägljeit, gum Setruge unb #aß gegen bie
berechtigten oeranlaßt roerben. Sefetere Ijaben bei weitem nidjt fo Diel Vorteil
oon ben nad& Sagen geteifteten #ofebienften, als fte ben Pflichtigen 9lad)teit
uerurfadjen. Oft ift ein fold^e^ 5)tenftoerf)ältni8 bie 33 er an (äff ung, baß bie
frud)tbarften ©runbftüde faft gar feinen Steinertrag geben, unb nur als SDKttel
gu betrachten finb, um bie SlrbeitSteiftungen ber Pflichtigen einigermaßen gu
oerraerten. Sßo alfo beibe Seile aufgeflärt genug fmb, um reelle Vorteile oon
ererbten Vorurteilen gu unter) Reiben, unb roo triebt etxoa ein £errfdjerbünfel
ben Sered&tigten anreigt, ben fogenannten #errn über faule, fciedjenbe, aber
tfitfifdfje #ofebiener gu fanden, ba ift biefer ärbeitögroang burd^ fretroiOtge
Einigung beiber Seile tängft aufgehoben. 3n oielen Scmbem ift bie« buxd)
gefefelidjes ©htf freiten gefdjetyen, unb bie Sfafljebung eines nadj Sagen oer*
richteten ©ienftoerljättmffeS Ijat in ber Siegel audj für ben Sered&tigten großen
Vorteil gur ftolge gehabt. 2Bo es nod) befteljt, ba ift ber Sßert ber Arbeits*
tetftungen meiftens feljr gering.
2>ct3 3ef>ntre($t. 111
Wivc finb felbft in meinem Sktertanbe gälte befannt, wo früher ein gwei*
fpänntger ©efoannbienfttag nur gu 2 imb 3 # unb 1 §anbtag gu 1 unb 2 #
üeranfdjlagt mürbe, unb wo bennodj ber ^ßatijtunterneljmer bei biefem SBeran*
fdjlagungSpreife ber £)ienfte nicfjt* gewann. 3Ran fann barau* entnehmen,
wie fdjledjt biefe £)ienfte geleiftet mürben. £)te öffentliche SReinung l)at fid)
gegen bie nad) Sagen geteifteten ©tenfte fo laut erflärt, bag in aüen Säubern
Me ©efefcgebung bamit befdjäftigt ift, fie gänglidj abgufdjaffen. SBenn man
gerbet oon ber @ered)tigfeit unb nidjt etroa oon einem unbegrünbeten §ag
gegen bie öefifcer ber berechtigten ©üter fidj leiten läßt, fo werben burdj 2faf*
Jjebnng eine« fofdjen SSer^äftniffe« beibe Seile gewinnen*).
Die in (betreibe*, §ofg* unb anberen gurren befteljenben Dienfte finb
naefj iljrem wirtlichen Softenbetrage angufefcen, ba eine fdjledjte Seiftung hierbei
fidj nidjt annehmen lägt
SlnberS wieberum ift e$ bei ©eacferung«arbeiten nad) ber glädje. §ier
ift rool)l möglich, bag ber Ertrag gemiffer ©obenarten infolge fdjledjter
ÄrbeitSleiftong um fo tue! geringer au^ftiüt, afö eine gute ©efteQung foften
mürbe, liege man fie felbft oerridjten. 3n biefem Qfalle ift ber SBert folget
Dienfte nad) bem anerbieten ber Pflichtigen gu bemeffen, gegen eine wie Ijolje
(Sntfdjabigung fie oon Seiftung be* £)ienfte* fid> gu befreien bereit finb, wenn
es nömlid) an gefefelicfjen SSorfc^riften für bie äblöfung feljlt.
pfiffen ben Dienftleiftenben ffieibe ober fonftige* Butter für ba« 3U9Ö^
unb iljnen felbft Dietfeic^t ©peifen unb ©etränfe oerabreidjt werben, fo ift ber
Betrag hierfür in Slbgug gu bringen.
(Sin eigentümliche* £)ienftöerljältm$ ift ba* ber fogenannten 3ef)tttfc^nitter
unb £)refdjgärtner, wonaefj ben ©gentümero Heiner ©teilen bie SBerpflidjtung
obliegt , bie bei bem lanbüblidjen 9lcf erbau oorfommenben §anbarbetten auf
einem grogen &ute für einen geringen, felbftbeftimmten Xageloljn ober gang um*
fonft gu oerridjten, wohingegen fte burdj einen geroiffen Sfateil ber Smte, ge*
roBfptlid) ben Beljnten, entfdjäbigt werben, ©ei moljlf eilen ©etreibepreifen ift
ein foldjeä Behältnis gwar oft vorteilhaft für groge ©üter gewefen; ba e*
aber bie Beftfcer berfelben fai ber freien ©enufeung tijre« Sigentum* befdjränft
unb burdj bie bebeutenbe Abgabe oon ©trol) ben Sltferlänbereten bie 9Äittel
^ur Düngung entgietjt, fo ift feine Beibehaltung nidjt gu empfehlen.
2) £>a« ^eljntredjt.
5Radj bemfelben gehört bem SJefifeer eine* großen ©Ute* ober einer frommen
«Stiftung ein gemiffer Stateil oon ben (Srgeuguiffen belafteter ©fiter, ber balb
ben 10. Xeil beträgt, wie ber iftame anbeutet, balb meljr ober weniger. SSon
*) 2>iefe öor 30 Sauren guerfl auSgefarodjenen Äugerungen werben gegenwärtig felbft
m ttugtanb burdj bie gefeilteren Maßregeln be$ Äatfer« Bteranber II. betätigt.
112 Söertfdjäfcung ber (Srtrog gebenben ©rtmbjiücfe.
bem aufgegogenen jungen Sielje muß guroeüen ber 5. ober 6. Zeit abgegeben
werben, Don ben getbfrüdjten aber in £)eutfd(jlanb meiften« nnr ber 30. SEeiL
2Bo biefe Slbgabe gebrcfadfjlidf) ift, ba erfiefjt man iljren Setrag au« ben
3e(jntbüdjern unb anberen SRedjnungen. Sei bem ©arbengel)nten rohrb man
freilieft erft ben SluSbrufdj an SBrnern gu ermitteln Ijaben, um ben Sßert btefer
Serecfjtigung feftguftelten. £)ie Eingabe nadf) SÄanbeln, ©djoefen ober ©tiegen
ift fo unbeftimmt, bafc man o^ne oorauSgegangene Ermittelung be« Durdj*
fd)nitt8au8bmfd)e$ einer beftimmten Sunbjaf)! niemals auf ba« SJla% ber
Sörner fdjliefcen fann, roeldjeS üon einem ©djoef gu erwarten ift. 2Kan brifdjt
ton einer SDianbel in einigen ©egenben 3 Serliner ©Reffet unb in anberen
nur 8 SKefcen reine Sömer.
Die SBertberedfjnung be$ ©troljeä erfolgt bann, wenn ber £)urc§fdjttitt$*
ausbrufdj an Römern feftfteljt, nad) ben im folgenben 2lbfdfjnitt angegebenen
©runbföfcen. £)a$ oon geljntpflidjtigen ©runbftütfen erhobene ©trolj muß ber
eigenen ffiirtfdjaft gu bem greife angerechnet roerben, roie e$ ftd) Derfcwfen
lägt. 3ft ein fold&er ^ßreiö nidjt befamtt, fo inirb man wenig irren, wenn
man ben ©ebraudjswert ber oerfdjiebenen ©trotjarten folgenbermafcen anfefct:.
1 3entner {Roggen* unb SJÖeigenftrol) incl. ©preu, &ljren unb
Überleg 3 bis 3£ #.
1 3elltaer §afer* unb ©erftenftrolj 3| bt« 4 *
1 3entner §ülfenfru(fttftrol) 4 bis 5 *
3) £>a$ SBeiberedjt.
Snbem idf) barauf üerweife, xoa& weiter oben über biefen ©egenftanb ge*
fagt ift, Ijabe teft nur nodj bie Serbe in SBälbern unb auf ^orftgrunbftüden
gu ermähnen, ©er SJiufcungSwert btefer Seredjtigung ift in ben Sänbern, wo
bie ©efefee bie Jpolg*fiu(iur begünftigen, feljr unfidjer. 9far bort, wo ber
SBeibeberec^tigte fein SRedjt unbefc^ränft ausüben barf, Ijat basfelbe einen er*
Ijeblid&en Sßert. 3Bo aber ber SBatbbefifcer begüglidj ber Sßieber^hiltur gefdjüfct
ift, unb roo überhaupt eine gute Sorftwirtfcijaft ftattfinbet, ba ift bie ©albweibe
oon geringem Selange, weil in gefäloffenen £olgungen an unb für ftd) nidfjt
Diel ©ra$ wädftft unb basfelbe außerbem im ©Ratten ber Säume fo wenig
na^aft ift, bog nur bie fdfjledfjteften SJieljraffen ba« Seben gu friften oermögen,
an eigentlicher Sßufeung aber feljr wenig abwerfen. Sei ber SSeranfd^lagung
fote^er Seredjtigungen ift alfo ber 3ufta«b beS SßalbeS woljl gu beadjten.
Sei bem SRedjte ber SCuftrift auf ädfertänbereien unb SBiefen anberer
Sejifcer finb bie Xermme unb übrigen Sebingungen, unter benen e$ geübt
roerben barf, eben fowoljl roie bie Sefdjaffenljeit ber ©runbftüde, in Setradf)t
gu gießen, (Sin SBeiberedjt Don 2)iarttni*2;ag (ben lOten Slooember) bis
SRarien (ben 25. SRärg) ift in nßrbltdjen ©egenben, roo bie Witterung bie
Ausübung beweiben nur feiten geftattet, faft oljne allen SBert, e$ fei bennf
©etrihtfet>erfo8$re<$t unb 9Rü$fenre($t. 113
bafj ftdj ba«felbe auf bie ©interroggenfaaten erftrecft unb baß bie üriftleiben*
ben tyre gelber frül) befteüen unb baburdj atfo bie 9Äöglidjfeit einer reiben
©aatroeibe gegeben ift.
9?aßfalte, magere gelber geben bei rriebriger Temperatur roenig dialjrraig,
fetbft @<$afe müffm fdjon meljr al« bie #älfte be« ftutter« im ©talle ermatten,
roäljrenb biefe liere bagegen auf roarmen, in Spätem liegenben ©nmbftücfen
nod; mehrere Socken lang burdj bie Sßeibe ftdj Doftftänbig ernähren.
äefer, bie oft unb reidjlidj gebfingt roerben, nähren bei gleidjer natürlicher
©qbengüte roenigften« ein £)ritteil an Seibeüielj mefjr, al« magere unb un*
gebfingte Selber.
4) 35a« ©etränfeuertagsredjt (*ßropination).
ÜDiefeS mit einer roeifen ©taatöüermattung unoerträglidje föedjt ift burdj
ben SWißbraudj, gu meiern feine äu«ftbung SBeranlaffung giebt, in einigen
Sänbern unb ®egenben eine Duelle großen ©nfommen« geroorben.
3n biefer 2fo«artung ift es al« eine ^erfonenfteuer gu betrachtend meldte
ein <ßrfoatmann unter beut ©djufce be« <&taofö Don allen in feinem Sann*
begirfe rooljnenben ^erfonen ergebt. SBeife ©efefegeber Ijaben in neuerer 3eit
biefe« Siecht roenigften« befdjränft, roenn fte e« nidjt gang aufgeben tonnten.
3Bo e& nodj geübt nrirb, ift gu erwarten, baß {ebenfalls über furj ober lang
eine 93eräuberung beoorfteljt, unb ber finge ßöufer eine« mit biefer ^Berechtigung
üerfeljenen Sanbgute« roirb bafür lein größere« Kapital anlegen, al« ftdj burdj
ben Umftanb rechtfertigen läßt, baß eine fdjon im ®ange befinblidje ©etrcmfe*
Sabril, bie ' für bie nädjfte Umgegenb arbeitet, in betreff be« Slbfafee« ftet« große
Sorjüge Ijat oor neuen Stafagen berfelben Strt, welche ä)re gabrifate roeit Der*
fraben muffen.
gür bie gum &xoed ber ©etrönfefabrifation errichteten ©ebäube oeranfdjlagt
bie föniglidj preußifdje £)omänen*2$erroattung bei SBerpadjtungen 10 $rog. be«
Sauroerte« biefer ©ebäube, mobei bem ^ßädjter bie geroöljnltdjen Saureparatur*
foften gur Soft fallen. Der fti«fu« lieferte nad) früheren ©ertragen gu ben
Reparaturen ba« erforberlidje Stauljotg unb beftritt bie Soften be« SReubaue«
mit 9üt«fdjtuß ber gurren, meiere bem ^ßädjter gu leiften oblagen. 3n neuefter
3eit jebodj ift bie« abgeänbert roprben.
5) Da« 2»ütjlenred)t,
meiere« barin beftef)t, baß bie ©erootyter eine« gerciffen öegirf« in einer be*
oorredjteten SDiüljle iljr 9)M)l, Schrot je. anfertigen laffen muffen, ift nur be«*
l)atb brücfenb für bie Pflichtigen, roeil e« feljr fdjroierig ift, oor ©eridjt ben
©eroei« gu füljren, baß ein 2Kül)lenbefifeer gegen bie 9Äü^enorbnung geljanbeft
Ijabe. 933ürbe biefe lefetere ftr,eng befolgt, fo würbe bei mäßigen ©etreibepreifen
Stoppt. 11. Auflage. 8
114 Söertfdjüfeung bev (Srtrag gebenben ©ruttbftücfe.
bie Seredjtigung felbft feinen Sapttalwert I)aben; aber faft überaß, wo biefe*
9ted(jt gefefelid) befielt, wirb bie 3Äül)(enorbnung oon ben JBeredjtigten um*
gangen, ober mit anberen Söorten, fie nehmen einen weit größeren SDtaljltolin,
ate iljnen gulommt @* roirb aber ein redjtlidjer nnb fluger Srwerber einer
folgen Seredjtigung biefetbe nidjt auber* anfeljen, ate fie nadj ben gefeilteren
Seftimmungen angefeljen werben xm% ©esljalb wirb er ben ©ebäube* unb
2Rafd(jinenwert mit ©erüdfftdfjtigung ber bem betriebe etwa gfinftigen Sofafität
begasten, aber ba$ ^rioUegium, ba* Sßublifum gu befteljten, nidfjt mitfaufen
wollen.
6) £>er ©efinbejwang.
£>er ©efmbejwang ift in einigen Sfinbem eine ^Berechtigung ber großen
Sanbgüter, weldje barin beftel)t,# bie nötigen Dtenftboten au» ben unoereljlidjten
sßerfonen eine« gewiffen ©ejirf« wählen ju bfirfen. 8ol)n unb ©Reifung btefe$
3wanggejtnbe$ pflegt nadj bem Jperfommen feljr gering ju fein nnb eben be«*
Ijalb (plagen bie SJefifeer biefe* SRcc^t Ijodj an.
C« l)at aber nur bort einen Söert, wo ber Sldferbau auSfdjlieglidfj ate
SWittel bient, um perfönlidje Seiftungen ber jum Sereidj eine« ®uie$ gehörigen
Sßenfdjjen burd) S)oben*@r$eugniffe gu oerwerten. Sei jebem l)öl)eren ^Betriebe
be« 2(derbaue$, wo fid&'S harum Rubelt, ans ben ©runbftütfen felbft einen
{Reinertrag (ßanbrente) unb bie j$atfm ö°n ben Snoentarien unb ^Betriebs*
Sapitatien gu erlangen, ba ift gegenwärtig ein SBert biefer Berechtigung nid&t
meljr oorljanben. 3Denn felbft in ben ©egenben, wo biefelbe nadj bem 33udj*
ftaben be« ©efefeeS nodfj befteljt, finben bie 4Bered)tigten jid) betöogen, bem
3roang$gefinbe Ijöljeren Soljn unb beffere f oft ju geben, weil fie wiffen, baß
eine rafdje unb gute SlrbeitSöerridjtung nur oon gut genährten unb gut be>
gafylten £>ienftboten gu erwarten ift $)ie ©ewalt fann wo()( bie materiellen
firäfte ber SWenfdjen in Bewegung fefcen, aber fie ift nidjt im ftanbe, ben
ebleren ©eift ber OrbnungSliebe unb äufmerffamfeit Ijeroorgurufen, welcher auf
ben erfolg felbft ber gemeinften JBeföäftigungen einen fo großen ©nfluß äußert
ß$ giebt leiber nodj Diele ©utebejifcer, bie taub gegen bie fielen ber Äultur*
gefdjidjte be« ättenfdjen unb blinb gegen alltägliche ßrfdjeinungen finb, unb
welche biefe unb äljnlidfje Snftitutionen einer tro!)en SJorjeit für notwenbig gum
©efteljen ber ßanbwirtfdfjaft galten, ©tüdflidjermeife oerminbert jid) bie 3aljl
biefer blinben Anhänger aller alten ©inridjtungen immer me^r, unb bie 3^
ift nirfjt fern, wo man in Deutfdjlanb ben ©eftnbegwang, wie bie ©otteS*
urteile unb bie Xortur, nur noc$ ate eine uöllig abgeraffte Sinridjtung
fennen wirb*).
*) 2)iefe $or§ertoeYlflnbigung ifl in ber neuejtai 3«t eingetroffen. 3$ (äffe bie 8teHe
nur beSljalb fte^en, um Anfänger über biefe ©erefyigung ju belehren. 3). SS.
2>er Äufoirboben. 115
7) £)a« 3agbred(jt.
Die ©mnblagen für bie 333ert«beredjnung biefe« {Redete« jittb burdj fo
Dielerfei Umftänbe bebtngt utib ber ©egenftanb felbft ift fo unbebeutenb, baß
idj e* mef>t für nötig erachte, barauf näljer eingugeljen. 3n aßen Sänbem, roo
matt ba« Sffioljt ber menfdjlidjen ©efellfdjaft al« @nbgroe<f be« ©taate« be*
trautet, »erben bie roilben SEtcre jtc§ nic^t in bem ©rabe öermetyren fönnen,
%aß au« ber 3agb nad) Sfögug aller Untoften ein irgenbrote bebentenber 9?ein*
ertrag gu gewinnen märe.
$er ftjtttttrtofceit,
beffen ßntfteljung, Seftanbteile unb Sigenfdjaften.
Überall in ber Siatnr ift Xtyätigfett unb Setoegung, nirgenb« 9hrfje unb
©tiBftanb. 3m ewigen Ärei«lauf ber Stoffe wie ber fträfte oollgieljen ftdj bie
^rojeffe ber 3?tftörung unb be« aufbaue«, Ijier rafdj unb im großartigen SKafc
ftabc, bort unmerfli<$ unb oielletdfjt erfl im ©erlaufe oon Saljrijunberten m
il>ren Solgen beutßd) ftdfj funbgebenb. (Sine beftänbige äBedfjfelwirfung finbet
ftatt jroifdjen ben öeftanbtetlen ber (grbrhtbe unb ber atmofofyärtfdjen -8uft,
groiföen ber unorganifdjen Seit unb ben organifdjen ©ebilben; afie« aber
greift Ijarmonifd) ineinanber ein unb unterftfifct ftd) gegenfeittg, um ben lebenben
©efen auf ber Srboberftädje eine geeignete SBoIjnftätte gu oerfdjaffen, — alle«
geljordjt . unabänbertidjen ©efefcen, burd&.beren ©rfemttni« unb entfpredjenbe
Äeadjtung ber 3Äenfd(j ftd) ba« geben gu erleichtern unb gu oerfd&önern oermag.
©n midjtige« ©lieb in ber gangen ftette ber' fortwätyrenb tätigen ^rogeffe unb
ber barau« Ijeroorgeljenben ©ebilbe ift bie (Sntfteljung eine« fruchtbaren,
t>em ©ebenen ber Äulturpf langen gufagenben ©oben«, weldjer felbft
wieber ber ©d&auplafe ift für SSeränberungen mannigfacher Slrt.
©elbft bie fefteften ©eftehte werben angenagt unb gerftört oon bem j&ofynt
ber 3^- Unter bem ©influß eine« fteten £emperaturmed(jfet« entfielen 9?iffe
in ben 5el«maffen, anfang« faum bem Singe ftc^tbar unb an ber Sußerften
Oberfläche, afimäfyfig aber tiefer einbringenb unb gu ©palten unb ff lüften ftc^
erweiternb, inbem fie mit SBaffer fid) anfüllen unb oietleidjt burdj ba« ©e*
frieren be«fe(ben bie '©eitenwanbungen einem . mächtigen ®rude au«gefefet jtnb.
Äudj bie Segetation fatm hierbei mitwirfen, wenn unter einer Decfe oon Siebten
unb SWoo« bie §eud)tiglett gufammengeljalten wirb unb bie Urfadfje ift, baß bie
fteimgte Unterlage eine mürbe Sefdjaffenljeit annimmt unb gerbrötfelt, ober wenn
bie ©urgetn ber Ijotgartigen ©ewädjtfe in bie ftiffe unb ©palten be« ©eftein«
einbringen unb burdj bie Äraft ber SSegetatipn eine Erweiterung berfelben oer*
anlaffen. S5on weit größerem Sinftoß jebodfj ift ba« ftrömenbe SBaffer, meldte«
in gewaltigen SÄaffen oon ben ©ergen fjerabftürgenb ober in ©een unb ÜÄeeren
8*
116 SSertfdjäfewtg ber (Ertrag gebenbcn ©runbßflcfe.
burd) ©türme aufgeregt an bie SetSroänbe auftragt, größere ober Heinere ©tütfe
abreißt unb fie öor ftdj Ijintoäfgenb burdfj Reiben unb ©toßen abrunbet ober
fdjließßdj ju *ßutoer germafott.
316er burd) medjanifdje 3erftörung allein faim au$ beut feften ©eftettt
fein fruchtbarer ©oben fid) fyeranbüben. 2lu$ bloßen ©efteinStrümmern, aud>
wenn biefetben gu bem feinften *ßufoer gerrieben finb, oermag bie Su&urpffange
nidjt bie ju iljrem üppigen 3Barf)£tum erforberfidje SRatyrung gu entnehmen untv
ein berartiger ©oben rofirbe fetbft bei reidjßdfjer Düngung beäfetben feinen
lofrtenben SWerbau geftatten, ©leidjgettig mit ben medjanifdjen ©eroalten unt>
in einem nod) Ijöljeren ©rabe ate biefe ftnb audj dfjemifdje Gräfte t^ätigr um
burd) eingreifenbe SJeränberung ber urfprfingfid) feften unb fnjftafltntfdjen 8?el$*
maffen barau« ba« gur Sübung eine* ÄutturbobenS nötige SKaterial abgufdjeiben-
3roar ift biefe djemifdje S^ätigfeit nidjt immer bem Stuge fo jidjtbar, nrie bie
Sötrfung jener medjjanifd) gerftörenben ©eroalt, aber gleidjrooljl überaß unb in
Jebem Sfogenbfitf oorljanben unb bei einiger Sfofmerffatftfeit in mannigfachen
©rfdjeinungen gu erfetmen.
S* ift oorgugäroeife roieberum bas Sßaffer, roetdjes aud> djemifd) gerftörenb
auf oiele ©ebübe ber 9Kineratroelt einroirlt, außerbem aber bie Soljtenfäure unt>
ber ©auerftoff ber atmofpljäriföen Suft. ©er fafienbe Sßaffertropfen ljöljtt nad>
unb nadj ben l)8rteften ©tein aus, nidfjt aüein burdj bie Äraft be$ ©toße$r
fonbem inbem audj allerlei Seftanbteile gelöft unb fortgeführt roerben. (Sine
djemtfdje &ex\äixmQ erleiben hierbei Ijauptfädjficlj biejenigen äßmeralien, au&
roeldjen überhaupt in SBaffer leicht löäfldje ©toffe ftdj abreiben fönnen, bie
neimfid) neben Ätefelfäitre unb S^onerbe audfj Saft ober Patron enthalten.
£)te« jinb in erfter Sinie bie . auf ber Srboberflädje in ungeheuren SRoffen oor*
fommenberi 9Wineratien: ber getbfpat unb ber ©timmer; namentßdj ber erftere
ift in feinen oerfdjfiebenen Abarten ein roefentßdjer ©eftanbteit ber @ebirg$artenr
roetdje unter ben Tanten ©ranit, @nei$, ^Jorpljtyr, ©rünftein, Safalt, Zvatiftt ac
befannt finb.
S5on ben genannten beiben SWineraßen gerfällt am (eidjteften ber ftetb*
fp at, unter bem fortbauemben (Sinftaß be$ 2Baffcr$, in Xljon (fiefetfaure £I)otu
erbe) unb in ftefelfaureä ätfafi. £)a$ festere roirb entroeber fofort oon bem
SBaffer gelöft unb auGgeroafdjen, ober e$ erleibet burd) ©nroirtung ber atmo*
fpljärifdjen fioljtenfäure eine ©eitere 3erfefcung in ber Seife, baß nur ba« "Mail
oon bem SBaffer fortgenommen wirb, bie Äiefelfäure aber großenteils im fein*
gerteilten 3uftanbe bem 5Eljone beigemifdjt, ate untösfidje ©ubftang gurücfbfeibt.
$)ie angebeutete 3erfefcung ober SBerroitterung be$ Selbfpat* erfolgt befonber«
rafc^ bei erljöljter Temperatur unb unter oerftäritem atmofpprif^em Ü)rurff
namentlich menn gtei$geitig auc^ fräftige Säuren gugegen ftnb, g. JB. bie noc^
gegenwärtig bei Dulfanifc^en Sluöbrüt^en manchmal oortommenbe ©algfäure ober
bie ©t^njefclfäure, roeldje festere bei bem ä^ö«1 b& überall auf ber Srb^
(Sntftefjimg be* Äultufboben«. 117
oberftödüe mib in* ber ©rbrinbe oerbreiteten ©djroefeleifen« ftdj bilbet. Unter
berartigen ©npffen mag in früheren Venoben ber (Srbgefdjidjte bcr 93er*
nntterungSprogeß einen oerljältntemäßig rareren ©erlauf gehabt tyaben; aber
fluej^ noefj jefet ift berfetbe ^rojeß fortroaljrenb tljätig, überaß roo fetbfpattge
©efteine unb beren £rümmer bem 3utritt ber atmofpl)ärifd)en 8uft au«*
flefefet finb.
Styntid) bem gelbfoat oerljält fidj aud) ber ©(immer, nur baß biefer
weit tangfamer einer djemifdjen S5eränberung unterliegt; fdjlteßtid) aber giebt
er ebenfalls gu ber 39itbung einer Königen ÜJiaffe Seranlaffung. Dagegen er*
Jeibet ber (Stimmer wegen feiner blätterigen Sefdjaffeitljeit feljr leid&t eine me*
djamfd&e 3crtrümmerung unb bie feinen Statteten biefe« Sttinerat« bitben nid&t
feiten einen mertüoüen Seftanbteil be« fiutturboben«. ©ie lodern ben £l)on*
toben unb madjen tl)n befähigter fftr bie aufnähme unb ba« einbringen ber
SBärme, roäljrenb fie im ©anbboben bie geudjttgfeit anhalten unb bemfelben
bamit eine größere 33inbigfeit oerfdfjaffen, feine ju große S^ätigfeit in günftiger
Seife oerminbern. Stußerbem fann ber ©ümmer in mannen ©eftemen in*
btreft bie SJermitterung .be« fjclbf pat& befdfjleunigen; roenn er nämlid) jugleidf)
mit bem lefeteren oorfömmt, j. S&. tm ©ranit, fo »ermittelt er burd) feine
Slättrigfeit ba« tiefere ©inbringen unb bamit eine fräftiger jerfefcenbe SBirfung
be« ©affer«, alfo ein rafdjere« &tttoMktn ber ©eftein«maffe.
rJelbfpat unb ©timmer, roetd&e man al«. roafferfreie Doppetfilifate
bejeidpiet, jerf allen bei iljrer 93ernritterung nidjt ehtfadf) in reinen Xfyon (tiefet*
faure 2^onerbe) unb in auflö«lidje« Sttfati; e« bilben fid) oietme^r allerlei
3roif djenftuf en , l)auptfäcl)lid) mafferljattige £)oppetfilitate, fog. jeotit*
artige SSerbinbungen, roeldje bem £l)oue in größerer ober geringerer 9Henge
auf ba« tnnigfte beigemifdjt jtnb, jum Seit felbft roie tfjonige ©ubftanjen jid)
oerljatten unb, mie mir unten feljen roerben, im frudjtbaren äderboben eine
tmdfjtige Stolle fpieten. ©oldje jeolitartige SSerbinbungen roerben oftmal« audj
nad> erfolgter oöUiger 3Semritterung ber ©efteine entftanben fein, roenn nämltdj
mit ben S^onmaffen foäter atfatifdje ©eroäffer in tanganljaltenbe ©erifyrung
unb ©edjfettmrfung traten.
Die atmofpljärifclje Soljtenfäure wirft ebenfalte jerfefcenb auf ben gelb*
fpat unb ©timmer; fie l)at aber eine nodj größere ©ebeutung bejttglidj ber*
ienigen SDtineratien, roetdfje neben $iefetfäure unb £I)onerbe befonber« reidj finb
an Salf, SÄagnefta unb ©feno^but, bagegen roenig ober gar fein SUfaü ent*
Ratten. ß« gehören Ijierljer Ijauptfädfjlidfj ber Slugit unb bie Jpornblenbe,
3Rineralien, meldte in faft allen grün ober fdjroarj gefärbten trtyftaßinifdjen
®ebtrg«arten maffenljaft oorfommen, fo im -öafalt, ©rßnftein, fdjroarjen • "ißor*
pty)i je. — geudjtigfeit muß fiberaü oorljanben fein, bamit bie atmofol)ärifcf)en .
©toffe oeränbemb auf bie ©efteine einmirlen fönnen; ba« ©feno^but ber ge*
nannten 3)2ineralien oermanbelt fxd^ unter Sufna^me oon @auerftoff aQmä^tig
- i
Hg 2Bertf$ä&raig ber (Srtrag ge&enben <&runbßü<fe.
in Stfenojijb, ber Äatf uttb bic äftagnejta werben in 33erbinbung mit Äoljtert^
fäure auSgeroafäen unb f$Ueßli$ bleibt aud) Ijier eine tipnige 3Waffe übrigr
reidj an ©feno^ben unb nteift Don meljr magerer -©efdjaffenljeit unb als -©e*
ftanbteü beS färfturbobenS Don geringerem SBerte, afö ber ftdbfyaVXfyon, wenn
nidjt neben bem Sfagit aud) Äaßfelbfoat unb geolttartige äßineratten im ur*
fprfingfidjen ©eftctn reidjtid) oorljanben waren , wie es g. 2J. im JBafaft ge^
wöljnüdj ber Satt ift.
"Der Duarg ift baS einzige ber in befonberS groger Verbreitung oor*
lommenben SDttneraßen, rodele« bei ber SBerwitterung ber ©efteine in djemifdjer
£inftd)t feine wefentßdje SSeränberung erleibet; er wirb nur medjauifdj ger*
trümmert, in feinen gröberen ober .Heineren hörnern abgerunbet unb finbet ftdj
guweiten gu bem feinften, faft ftaubartigen $ufoer gerrieben.
gfttr bie ßntfte^ung eine« frudjtbaren, für baS ©ebeüjen ber ^flangen ge*
eigneten lobend ift es ferner mistig, bafc audj ptyoSpljorfäureljaUige 9ÄU
neraiien (Styatit, ^tjoSpljorit :c.) überall, feibft in ben Sfteften fr^ftaainifdjett
©efteinen, wenn aud) in progenttfdj meift feljr geringer SÄenge oorfommen*
gbenfo finben fxd^ ftets ©djwefelmetaUe, weldje ttfdjt gu ber Sitbung oon
©djwefetfäure 35eranfoffung geben, unb Spdjfafg (ßljfomatrium) ift in jebeut
SBaffer, gang befonberS in bem SBaffer beS falgigen SDieereS öortjanben. £>a&
Äodjfatg wirb audj bei ber 35erbunftung beS SJieerwafferS ober wenn baS teuere
burdj ©türme aufgewühlt ift, medjanifdj mit fortgeriffen unb oft .tief bis ins
Snnere beS geftfanbeS fortgetragen; bas SRegenwaffer enthält baoon ftets ge*
rirtge 9Kengen aufgetöft.
Sluf bie angebeutete Sßeife entftanb burd) 3ertrümmerung unb Verwitterung
ber feften frtjftattinifdjen ©efteine eine erbige SDiaffe, meldte geeignet fein mußte,
unter fonff gänftigen Utnftänben, eine nad) unb nad) inqner üppiger ftd) ent*
faftenbe *ßflangenwelt Ijeroorgubringen, einerlei ob bie betreff enben 3ttaterialien
an bem Orte iljreS UrforungeS liegen blieben ober oom ©affer fortgeföroemtnt
an anberen Orten in meljr ober weniger mächtigen ©djidjten wieber abgelagert
mürben. Ss muffte jene SWaffc neben, tyoniger ©ubftang, Ouargfanb unb
©röcteöi oon ©eftetnen unb üßineraßen aud) Statt, ättagnefia, Sali, Patron,,
$()o$p(prfäure, ©djwefelfäure unb ©f)for enthalten, freilief) in feljr wedjfetober
SRenge unb bie genannten äfdjenbeftanbtette ber fangen in einem für biefe
mel)r ober weniger aufneljmbaren 3uftanie, \t nad) ber ©efdjaffenljett beS ur*
forünglid^en ©eftemeS unb natf) bem ©rabe feiner Verwitterung.
Die erwähnten ^rogeffe finb bereits ÜÄittionen oon Sauren fyhtburdj auf
ber örboberflädje t^ötig gewefen, ebenfo mie fte nod) gegenwärtig, wenn aud>
unter tettweefe oeränberten SJerljättmffen, fortbeftetyen. <5ie Ijaben ben größten
£eil beS SDiaterialeS geliefert, aus welkem unter 9Äitwirfung beS SBafferS bie
gefristeten unb erbigen ©ebirgsformationen entftanben ftnb. ©ei ber
iöttbung ber (enteren war aber oielfa^ auc^ bie organifd)e SSJett, namentlich
r~~
(gntftetyuttfl be$ Jhilturboben*. 119
ba$ £ierretdj tt)ätig. "Die Xiere finb gleidfjfam bie ©autmler in erfter Sinie
be« Äalfe«, bann audfj für btc ^o$pl)orfäure unb in ifyren fteinften Organi«*
men, in ber 3Bctt bcr 3nfuforien, für bic Siefetfäure. ftamentlid) bic Äorallen,
Äond()ilien nnb Ämftaceen bebürfen einer großen SWenge oon faß gut ©Übung
iljrer ©eljänfe nnb befanntlidj beftel)en gange Serge nnb ntädjtige ©dfjidfjten oon
Äalfftein faft auäfcpeßtidj au« ben ©djalenreften biefer Xiere, obgleidj in anberen
Säuen ber foljlenfaure Äalf aud) burdfj StuSfdjeibung an« einer roäfferigen Söfung
fidj abgelagert Ijat. Der Slnljänfung öon ^IjoS^orfäure aber im £ierförper
ift im allgemeinen bie ©ammtung biefcö ©toffe« burdj bie SScgetaäon oorau«*
gegangen, Die ^ßflangen nämlidj l)aben im l)ol)en ®rabe bie ftäljigleit, bie ge*
ringften üKengen oon ^IjoSpIjorfaure, ' flfoli nnb rod« fonft an Slfdjenbeftanbteilen
ju iljrer öotlf ommenen äfosbilbung unentbeVßdj ift, ber Umgebung iljrer SBurjeln
ju entjieljen unb alfo aürf) ben Vieren bargubieten, roenn fie gu bereu ßrnäljmng
bienen.
Überall roo mächtige Säger ton erbigen SDiaffen abgelagert mürben, be*
obadjtet man, baß biefe unter bem ©nftuß ifyre$ eigenen DrutfeS unb ber Srb*
wärme ober burdf) Infiltration Don allerlei binbenbeti Sßttteln toieberum meljr
ober meniger ftdf) erhärtet, oft in fefte unb Ijarte ©efteine jtdj oerwanbeft Ijaben.
@3 finb gefdjidjtete getemaffen, ©anbfteine, S^onfteine unb Satffteine gebilbet
rooiben, meiere abermate ber SJerroitterung unterliegen muffen, um auf iljrer
Cberpdje einen fruchtbaren ©oben entfielen gu laffen ober ba« SDiaterial gu
liefern, meines oom Sßaffer fortgefdjroemmt, an anberen Orten in loderen,
tieferen ober flackeren ©djidjten ■ abgefegt roirb.
2Son ben gefristeten ®ebirg$arten finb e$ Ijauptfädjtidj bie Salffteine,
roeldje bei ber SJerroitterung in ben 2Kengenöetfjältniffen iljrer ©eftanbteile eine
roefentlidje SJeränberung erleiben. @« werben nfimlidj burdj ben fortbauemben
Sinffoß ber atmofpljärifdjen Söaffer unb ber barin aufgelöften freien Äoljlen*
fäure na$ unb nadf) oorgugSioeife bie foljlenfauren Srben auSgeroafdfjen, roäljrenb
alle übrigen SJeftanbteite , nad^ bem progentifdjen ®e^aü be$ SRüdfftanbeS be*
redjnet, immer meljr guneljmen. ©ei ben bolouritifdfjen, an 9Kagnefia reiben
Äalfftcinen beobachtet man außerbem, baß gunädfjft ber reine foljtenfaure Sali
gdöft unb entfernt toirb, bis gu bem fünfte, roo allein nod) bie bem Dolomit
entfpredjenbe djemifdje SBerbinbung Don fo^tenfaurem ßatl unb foljtenfaurer
SRagnefia öortyanben ift, unb baß atebann erft biefe SBerbinbung ate ®anje«,
alfo SDtagnefia forooljl ate ^alf bem 9lu«ioaf^ung«))ro}eß unterliegt. @$ er«
geben fic^ bie ermähnten SSerpltniffe befonber« beutlic^ au« folgenben 3a^en,
meiere td^ für öerfdfjiebene 33em)itterung«ftufen be« oberen bofomitifdjen aÄufd^et
falfftein« nnb für eine grobfanbige SSarietiit be« ©r^p^itenfalfe« ber Sias*
formation ermittelt (jäte:
120 SQBertfdjäfcimg ber (Srtrog gefccnben <&runbjiü<fe.
3)faf<^*Äaflftem. 2ia«*Äatt|tettt.
Urfprüngl. l. ©ertottte* 2. »etwitte* Urfprüugt. Unter- Met»
@eßein. rungöflufe. runa«ftufc. @eftein. flrunb. frutne.
^03. $roj. $roj. $wj. sproj. $wj.
Äöfjtenfourer Satt . . . 77,9070 47,7£20 36,2000 78,7222 6r7008 2,9024
Äofjtenfaure SWagnefia . . 16,5930 34,9490 22,7670 1,0648 0,3994 0,4317
£0on unb @cmb . . . 3,8361 12,4098 32,4094 17,2348 79,3255 83,7197
Stall 0,2737 1,1196 2,8204 0,1506 1,3056 1,7011
^o$p$orfäixre .... 0,0771 0,1624 0,4188 0,2003 0,5193 0,5112
©fenoftb 0,6477 1,6863 2,1490 2,0968 10,0933 8,9876
£)ie l)ter unterfudjten SoHftctnc finb öerljältniSmäßig reidj an *ßl)oSpl>or*
föure, wie überhaupt aHe biejenigen in ©djidjten abgelagerten ©efteine, an
beren Silbung bie SRefte tterifdjer Organismen m großer Oßaffe tetfgenpmmen
Ijaben. @s gehört gu ben 9tu$naljmen, baß ein Äutturboben 0,4 bte 0,5 $rog.
sßljoSpljorfäure enthält, gewöljnßdj föwantt ber ©eljalt nnr gwifdjen 0,02 unb
0,20 $rog. Sntereffant aber ift eö, au« ben obigen 3a!)Ien Ju erf^n, wie
bebeutenb bei fortfdjreitenber SSerroitterung ber ©efteinSmaffe ber progentiföe
©eljaft bc$ SRüdftanbe* an ^oSp^orfäure unb tafi, affo an ben für bie
^ßffongenernäljrung in laftbwirtfdjaftßcfyer §injtcf)t widjtigften Seftanbteiien be$
23oben8 guttimutt. SDte lofytenf auren Srben aber t önnen f djfießfidj trofe ü)rer
großen SWenge in bem urforüngfidjen ©efteht, avtö bem auf ber Oberfläche be«*
felben entftanbenen Suüurboben faft gang oerfdjwunben fein, wie man natnmt*
ßd) im ©ebiete be$ weißen SurafalfeS, g. SO. auf ber fdjwäbifdjen 9ttp, häufig
beobachtet. 9lädjft ben foljfenfaureu Srben wirb aud) ba$ (äfenojtjb, wenn aud)
tüctt fangfamer gelöft unb auSgewafdjen; es ift bie« namentßdj bann ber galt,
wenrt ba$ Sifen in ber Sorm oon lo!)tenfaurem 6ifeno$bul in bem betreffenben
* ©eftein oorljanbeu war unb aud) bann, meint in bem gebifbeten Äntturboben
£umu$fubftang fidj angefammeft tyat unb biefe an ber ©eftattung ber fort*
wcüjrenb tätigen djemifdjen ^rogeffe wefentßdjen Stateil nimmt.
©ei bem &erf(itlen ber tljonigen ©efteine (Xljonfdjiefer) unb ber
©anbfteine gu einem meljr ober weniger (öderen unb tiefen, für ben SWerbau
geeigneten ©oben werben bie urfprüngßdjen äftengenoerTjäßniffe ber S3eftanb*
teile nur wenig oeränbert. I)urdj 2foflöfung einer progentifd) flehten üKenge
oon Satt, SÖiagnefia ober häufiger nodj Sifenojtyb unb Äiefetfäure lodert fidj
baä ©eftein atfmäljfig, bie ©anbfömer unb Königen SEette oerßeren iljren 3u*
fammenljang unb ber gebilbete Äußurboben tjat in ber Slderfrume unb hu
Untergrunbe faft biefelbe progentifdje 3ufammenfefcung, wie ba« nodj fefte ®e*
ftein. 2U$ öeifpiel biefer Slrt erwähne id) bie SRcfuItatc einer in §ol)enfJeim
aufgeführten Urtterfudiuug be« 33erwitterung$boben$ ber oberen ptattenförmigen,
giemlidj Königen Slbfagerungen in ber Sormation be$ bunten ©anbftein«. ©ie
im Untergrunbe galjtreidj nod^ oor^anbenea feften ©efteinstrümmer enthalten,
wie man fielet etwa« weniger 5E^onerbe' afö bie f einpufoerige Sßaffe be« 33öben$,
ii)a« jtd^ barauö erflärt, baß bte wegen üjre« ^ö^eren 5£ljongeljaß$ entfpre($enb
(gntftefjung be« Suiturboben«. 121
mürberen Partien bcr urfprünglid^en ©eftein«fdjidjten juerft jerfallen futb unb
gur Silbung be« Äutturboben« Material geliefert tyaben. Sin mistigeren 53c*
ftanbteilen fanb man in ^rojenten ber ©ubftanj:
3m tnfttrodnen guftonbe. 3m geglühten guftanbe.
©eftein«* Unter» «der» Qeßeinfl« Unter« Wtfcr»
trtimmer. grunb. ttume. trüramer. grunb. Imme.
S&affa unb $umu$ . . . 2,619 4,664 10,964 — ' — —
«iefelf&tre • 81,846 78,877 73,051 83,998 82,894 82,298
Sfcmerbe ..*.... 7,615 9,699 9,164 7,815 10,193 10,324
eifenopjb . '. . . . . 3,745 3,025 2,546 3,844 3,179 2,869
$o$lcn[aurer Stall .... 0,099 0,105 0,230 0,101 0,110 0,259
SRoguefta 0,256 0,162 0,217 0,262 0,170 0,244
?*o«p*>orfäure ..... 0,046 0,049 0,094 0,047 0,052 0,106
*ofi 2,785 2,650 2,721 2,858 2,785 3,066
9tatron 0,442' 0,373 0,386 0,454 0,392 0,435
3lbgefef>en t>on bem etxoa$ (jötjeren X^ongel^att in Untergrunb unb 3Ufer*
frume bemerft man, baß ber urfprönglidje ©eljalt be« ©eftein^ an firifenojtyb
Don unten nad> oben regelmäßig abnimmt, roa« tyäufig ftattftnbet, roenn bie
oberfte ©djidjt be« 23erroitterung«boben« ober bie eigentliche 3tdferfrome, roie
im oorliegenben fjalle jiemlid) reid) ift an £umu«. (Dagegen Ijat mol)l audj
infolge ber aümäljtigen 2(nfammlung oon §umu« unb unter bem ©nfluß
einer langjährigen Kultur ber ©efyalt'on- p(jo«})l)orfäure in ber 8Werfrutfte ent*
(Rieben jugenommen unb jugleid) ift biefer mistige ^flanjennä^rftoff oer^ält*
ntömäßig trister lä«lid), für bie ^flanjen leichter aufneljmbar geworben;
mätjrenb nämtid) burd) ©Rütteln mit falter ©aljfäure au« bem Untergrunbe
nur 0,0219 £ 'ißljoöpljorfäure gelöft rourbe, mar bei gleicher «eljanblung in
ber SWerfrume bie breifadje SDienge ober 0,0654 § auftö«lidj. Sljnlidj Derzeit
e« fid) mit bem Sali, roouon bei ber ermähnten fdjroadjen ©nroirfung ber
©aure in ber SWerfrume 0,0701 unb im Untergrunb nur ettoa l>alb fooiet,
0,0360 § oom ©eroid&te be« lufttrodtnen «oben« fid> auflöfte. (Sjarafteriftifd)
für biefen 33emritterung«boben au« ber Formation be« bunten ©anbftein« ift
ber fy>l)e ©eljalt an ©efamt*Sali, melier faft 3 ^rojent beträgt unb
burd) bie reidjlidje «einrifdjung üon fetbfpatigen, feinpuloerigen, freilidj erft
roenig oerroitterten Steilen bebingt ift
&e« ift in furjen £ügen ein allgemeine« «ilb oon ber Sntfteljung be«
Sulturboben«, fomeit hierbei nur ÜRtneralftoffe in «etradjt fommen. £)amit
aber ein loljnenber SIcferbau betrieben werben tann, muß audj $ümvL$f b. %
ürgantfdje, üerbrennltdje unb in SBerroefung begriffene ©ubftanj bem «oben
auf ba« innigfte beigemifdjt fein. 3roöt W ber £umu«, roenigften« für bie
Ijityer organisierten unb baljer audj alle im ©roßen angebauten ^ßflanjen, fein
biretter unb roefentlidjer 9töl}rftoff (ogl. ©.61 Slnm.), aber feine ©egenroart
bebingt im «oben jene djemrfdje Xl)ätigfeit unb pl^filaltfdje «efdjaffenljeit (f.
unten), meldje e« mit ermöglicht, baß bie Äultur^flanje entforedjenb bem ftort*
122 Söertfdjäöung bcr (Ertrag gebcnbcn ©runbftücfe.
fdjreiten bcr Vegetation Jebergeit bic nötige 9ialjrung oorfiitbet unb aufnehmen:
fann, unb bäfc ber gugefüljrte Dünger für eine gfinftige ©eftattung ber (Sraten
nadj alten 9ttd(jtungen ijixi ooßftönbig gur SfaSnufcung gelangt
Überaß roo eine Vegetation fidfj entroufelt unb abgeworbene SRefte berfetben
im ©oben öerbleiben, bilbet fiel) audfj |>umuSfubftang, aber je nadfj ben Um^
ftänben meljr ober weniger unb oon roedfjfelnber -öefdjaffenljeit Der foge*
nannte milbe ober fruchtbare £umu$ ift au$gegeid(jnet baburd), bag er fem.
gerteitt unb in geringer SKenge (1 bis 2 ^rogent) beut Soben beigemtfdjt, ben*
fetben in einem mürben unb mittleren ä^ftanb bcr 2^8tigfeit erpti, wie ber*
felbe gerabe bem ©ebenen ber Sfttlturpffongen befonber« guträgfidj ift. &\xqlexd>
ift biefer £umu$ reidj an ©titfftoff unb unterliegt rafdj einer ooüftänbigett
aSerroejung; ber wäfftrige 2lu$gug be$ betreff enben ©oben« ift nur wenig gelb*
lidj gefärbt unb reagirt äufeerft fdjwadfj obefc gar nidjt fauer. Der milbe
#umu$ entfteljt qua sßflangenreften ober burdfj Umwanblung anberer $umu$*=
arten nur ba, wo* faft fortwcfljrenb weber gu oiet nodf) gu wenig geudjjtigfeit
gugegen unb ber atmofofyärifdjen 8uft giemßdf) freier 3****^ geftattet ift;
beförbert wirb bie JBiftmng beSfetben burd) einen mäßigen Salfgetyatt be*
SobenS, wenigftenS *oon 1 bis 2 ^ßrogent.
Die Urfadje ber JBübung oon faurem #umu$ ift faft immer ein Über*
mc$ oion fteudjtigfeit, alfo ftodfenb* unb ftauenbe kläffe , woburd) ber 3utritt
ber 8uft gefjinbert ift unb ein förmlicher fjäuinteprogefc begügftdf) ber oorljanbe*
neu organifdjen ©ubftang herbeigeführt wirb (ügt. ©. 62 Sfam.). Der 'faure
§umuä giebt bem wäff^rigen SfoSgug beS JöobenS eine bunttere görbung, fomie
eine beutlid) faure SReaftion unb meiftenS ift in ber Söfung aud) eine reldjlidje
Stenge oon Stfen oorijanben, weldjeS burdj bie öitbung einer farbenfdfjiüern*
ben £aut auf ber Dberpd&e beS in ben ®räben fteljenben SBafferS unb burdj
bie 8fa$f<fjeibung eine« roten ©ifenfdfjfommeS ftdfj gu erlernten giebt. Die
©äureim ©oben bewirft, bafc bie uorljaubenen ober im Dünger gugefü^rten
•ißflangennäljrftoffe nur feljr unoofiftänbig gur SBirfung gelangen unb bie Srnten
alfo namentlidj in ben Sörnern, fd&ledjt ausfaüen. ättandje Sutturpffongen
•
lönnen jebod) eine giemfidj faure SReaftion beS 33obenS oertragen, roie §afer^
8ein, SRqpS, SRunfetrüben :c, roetyrenb anbere, gang befonberS alle Steearten^
gegen bie ©äure fe^r empftoblidj finb. Die erfteren Sulturpflangen werben
ba^er gunäd^ft auf sJieutanb, nadj erfolgtem Umbruch einer S35iefe4 alten SBeibe
ober eine« SSJalbgrunbe« mit foljnenbem ßrfolge angebaut, bie festeren bagegen
fönnen erft gebeten, wenn nad) mehreren Sauren ber Suttur unb unter bem
©nflu^ geeigneter Düngung unb ätteliorationen ber Stoben feine faure Se^
fc^affenfjeit oerloren ^at.* aTOand^mat ift eine befonber« ftarf faure SRealtion im
äftoorboben oor^änben unb burd^ bie ©egenroart oon freier ©d^roefetfäure be*
hingt; ein fotdjer ©oben ift faft abfotut unfruchtbar für alle Ijöljer organifirten
Spangen, fofange nid^t bie ©efeitigung biefer ©äure burd^ 9lu$roafd)en
Äiaffiftfation ber ©obenarten. 123
(Drainage) ober burd) oöllige 9ieutralifatton berfelben mit Salt k. ftatt*
. gefunben Ijat.
Der £aibe*$umu$ ift nur eine äbart beS fauren §umu$, nötfj reidff
cm unoollftänbig jergongenen ^ftanjenteilen unb ann an mineralifdjen Sei*
mengungen, baljer toder unb fdjtuammig; er faugt im feudjten 3**ftanbe ^nt
grofce äßenge oon SBaffer ein unb läfct basfelbe nur (angfam oerbunften, gauj
auSgetrotfnet ober nimmt er ba$ SBaffer fdjroierig roieber an, baSfelbe tauft
großenteils unabforbiert Ijinburdj. Segen biefer ©geufdjaften lä§t jidj audj
ber $aibe*$umu6 ntc^t gut gleichförmig unb innig mit ben- übrigen Jöeftanb*
teilen beS ©oben« mifd)en; gteic^tDo^I ift berfelbe unter Umftanben lanbrohrt*
fdjaftttd) mit großem Vorteil ju benufcen, toie and) fdjon burd) bie Sbuoenbung
bcr fog. £atbeerbe, roeldje unter ber SRooSbecfe im Stabelroalbe jid) bilbet unb
anfammelt, in ber ©artenfultur, namentlich jur ©lumenjudjt angebeutet roirb.
Dtefe 2trt oon $nmu$ entfteljt jebod) nid)t au* bem eigentlichen $aibefraut,
fonbern meljr burd) 23erroefung oon abgestorbenem 2Roo« unb allerlei fonftigen
fangen; er ift oft fel)r reid) an ©tiefftoff unb oorjüglid) geeignet als 3ufafc
jum fiompoftbünger ober audj jum Überftreuen beS ©taümiftes oerroenbet ju
werben. 9tamentlidj roenn man 3lfd)e, 2Äergel, Sali unb fonftige bafijdje
Stoffe beimifcf)t, oerliert ber §aibe*$umu$ balb feine bem ©ebenen ber
Sulturpflanjen weniger günftigen Grigenfdjaften unb liefert atebann bei feiner
rafdjen 33em>efung eine reidjlidje äJtenge oon toertootler *ßflan$ennaljrung.
8ÜS eine eigentümliche Slrt oon $umu$*ift enblidj nodj ber foljlige
§umuS ju. ermähnen. <5r finbet fidj rooljl niemals in ben Steuerungen unb
öbenen, fonbern nur in bergigen ©egenben, roo ber Äutturboben auf feljr
poröfem ©eftein, namentlich auf ftarf jerflüftetem Salfftein aufliegt (3. $. in
ber fc^roäbifd^en 2ltp) unb 100 bafjer bie oberfte £tobenfdjtd)t trofc häufiger
Sfegenfäüe leicht auStrocfnet, bas Sßaffer rafc^ burdj bie oft ftaubige, t()onarme
Slcferfrume l)mburd)läuft unb im Untergrunbe oerpnft. Diefer foljlige Qnmvß
befte^t aus fleinen feften 'ißartileldjen*, roeldje bem ©oben nidjt bie geringfte
Sinbigleit oerleiljen unb eine nur anwerft langfame 3erfcfeun8 erleiben. (Sr
fann baljer, obgleich er juroeilen in beträchtlicher SRenge (4 bis 5 <ßrojent
im ©etoidjte beS JBobenS) oorljanben ift, toeber in pljtyjxfalifdjer nod) in
djemijdjer £inftd)t eine roefentßd) günftige Sintoirfong auf bie 33efdjaffenl)eit
beS ÄufturbobenS ausüben unb ift überhaupt in feinen ©genfe^aften gar nidjt
mit ben anberen geroöljnlidjen ätrten oon Turnus ju Dergleichen.
3Kau unterfdjeibet befannttidj jroeierlei ^auptarten ober klaffen oon
Äulturboben, nämtidj angefdjroemmten Jöoben unb 33erroitterungSboben*
• Der festere liegt nod^ an ber ©teile, roo er burdj 3crfaüen i)c^' Mtcn ®cfteinS
fidj bübete, ober boc^ ni^t weit baoon entfernt, fo bag überall bie £erfunft
beS ju feiner JBilbung oerroenbeten 5DiaterialeS fid^ beftimmt nac^roeifen lägt. *
Der reine SSerwitterungSboben ift meiftens flac^grünbig, reid) an fantigen
124 ' 9ßertfd)äfcimg ber Srtrag gebenben ©runbflüdc.
ober fdfjiefrigen ©efteinStrümmern, meiere im Untergrunbe an SJtenge tcod) ju*
nehmen, fo bafc bic gange ungerichtete SDiaffc, oft arm an eigentlicher gfehterbe
unb ein lofe« (Semenge be$ jerfaßenen ©runbgeftein« bttbenb, aßmaTjlig in
biefeä übergebt. 2)ie angefdjroemmten ober febimentären Bobenarten,
audj ©rben be« £>ammfdfjutte$ genannt, fmb getoöljnlid) oon feljr bebeuteiu
ber 9Käd|jtigfeit, bie Lagerung ift fdfjidjtenartig, oft mit beftimmter Sbgrenjung
ber in iljrer Sefdjaffenljeit oerfdjiebenen (Srbmaffen. ©ie fuib meiften* reidj
an Seinerbe unb bie äJtateriafien ju iljrer Bitbung ganj unbefannten UrfprungS
ober bod) nur in. ben eingemengten SDWneratien unb ©efteinGtrüumtern, toeldje
©eröße ober abgefdfjliffene runbtidfje ÜKaffen bitben, oon in weiter- gntfermmg
anfteljenben ©ebirgäarten abftammenb. £)en Übergang jtoifdjen beiben Boben*
arten öermttteln einerfeits bie in oormaligen ©ebirgSfeen ober in ber 2$al*
Joanne oon bluffen jufammen gefdjroemmten unb abgefegten Slßuoionen, 31t
welchen ■ bie näheren Umgebungen ba$ gefamte 2Äaterial geliefert fyaberu
anbererfeits ©ebilbe an urfprünglidfjen Süftenlänbern ober an SfoSmünbungen
oon &lüffen, too bie an Ort unb ©teße au« bem oertoitterteu SDiuttergeftera
gebifbeten Srbmaffen mit ©djlamm unb ©eröße jroeifel^after £erfunft fidj oer*
mtfd)t Ijaben.
93on ber Äüfte ber 9lorb* unb Oftfee auägetjenb, bi« ju einer 8ime oon
500 bis 600 gufc abfoluter $öl)e über ber 3tteere«fläd)e finbet man faft nur
angefdjroemmten ©oben oon burdjaus unbefannter Stbftammung (SDieereS*
Sllluüionen). 3n einer Srljebung oon 600 bis 900 ftufc oerfd&roinbet atf*
mSffiiQ biefe mächtige £)edfe, fie roirb fct)on ljäuftg, befonber« in ben glufH
tf)älern, burdfj fdfjroffe flippen be$ ©runbgebirgeä, meldte mit SSerroitterungd*
boben bebedft finb, jerriffen unb unterbrochen. 3roifd(jen 900 w* UOOl 5Ȥ
fommen bie 2fleere$*3lßuoionen nur ftotfj in jerftreuten 8agem oor unb über
biefe ©renje fjinaus finbet fid) feine ©pur meljr oon meerifdfjer ätofdjroemmung
ber neueften Formationen, fonbem nur SBertoitterungSboben. 3n ©übbeutfcfc
lanb ift ber leitete faft ausfdfjliepdfj oorfjanben; ftridjroeife giebt e« jmar aud)
(mgefc^memmten ©oben, aber nidjt 2Äeere«*, fonbern 3ftuf$*2lltuDionen,
namentlich in <pöl)en über ber 2)leere$fläd»e oon 1000 bis 2000 ftuf unb in
ben älpen felbft über 3000 gufc IjinauSgeljenb.
©ei ber Beurteilung ber natürlichen grudjtbarfeit eine« Sulturboben*
nadj feinem geognoftifdjen Urfprüng fann IjauptfädfjlitJ) nur ber äJerroitte*
rungsboben in Betradjt fommen. 3n Säubern, roo oerfdfjiebene ©ebtrcjSforma*
tionen in if)ren eingelnen ©liebem ju Xage ausgeben unb. ebenbaburefj eine
große ÜJiannigfattigfeit ber oorfommenben Bobenqrten bebingt ift, roie g. SS.
in SBürttemberg, roei^ ber Sanbroirt bie än^attöpunfte, meiere d)emifcf)*geogno*
ftifc^e Senntniffe bei ber Beurteilung be« ©oben« ibm getoä^ren, red&t roo^t
• ju fd^äften, namentlich in Betreff ber natürtid^en ftrudfjtbarfeit beöfelben, foroeit
biefe bebingt ift burd) größeren ober geringeren 8teid^tum, junäd^ft an ^o«*
Äfofjtflfatüm unb ©eftcmbtcile be$ lobend. 125
ptjorfäure unb an fiali. aber eine aßgemeine unb fetbft nur eine im be*
fdjränften Umfreife für bie *ßra$i$ brauchbare Slaffiftfation ber ©obenarten
läpt ftdj barauf nidfjt begrünben.
£)ie frtjftaßimfd^mafftgen ©ebirgSarten finb befanntlid) in ben SBerljält*
ntffen iljrer ©emengteile feljr mec^felnb unb e$ werben batyer aud) iljre 2Jer*
nritierongaprobulte, guroeüen fdjon an gang nalje gelegenen Orten, eine burd^
au« oerföiebene djemifdje unb pl^ftfalifdje ©efdjaffetiljeit Ijaben, einen Äulturboben
oon größerer ober geringerer ©üte bilben. 2lußerbem aber fann frejüglid) ber
gefristeten foroofyt al$ ber firtjftaßinifdjen ©efteine oon einem einigermaßen
gleichförmigen ©oben nur bann bie 9tebe fein, wenn biefelben über eine größere
gufainmenljängenbe ftlädje ober ßbene fid) ausbreiten, ©ei ber geringften 81b*5
i<$üfjtgfeit ber Sage muffen bie fehtften unb bal)er roertooßften Xeile be« Der*
uritternben ©efteurö mit beut abfßeßenben Stegen* unb @d)neeroaffer fortgeführt
werben, um fai ben ©djludjten, Jätern, unb tJtoßroannen fidj roieberum ab*
jufefcen. 3Äan finbet baljer faum auf 100 Schritt einen bejüglidj ber £iefe
fonrie in ben 2Bif(^ung«oer^ältniffen unb in bem ßorn feiner ©eftanbteile
burdjau« gleidjförmigen ©ernritterungSboben; in bem ©ebiete eine« unb be$*
fetben ©efteinä ift bie eine ©teile gar nidjt für ben SWerbau ju benufcenr
roätjrenb an einem anberen Orte ein oorgüglic^er Äutturboben entftanben ift.
Star unter fonft gteidjen ©ebingungen fann bie größere ober geringere ©er*
u>itterung$fäl}tgfeit, bie djemifdje unb medjamfdje ©efdjaffentjeit be$ SKutter*
geftein* einen 3fal)alt geroäljren für bie lanbroirtfdjafttidje ©eurteiluuj
bc$ ©oben*.
Sür eine in ber $raji$ anraenbbare Staffififation finb nur foldje
SRerlmale ju gebrauten, . meiere fofort in bie Singen fallen unb an allen,
©obenarten in iljrer SBerfc^ieben^eit ftdj leicht nadjroeifen taffen. ^Derartige
SRerfmale liefern faft au$fd)fteßlid) bie oorljerrfdjenben ©eftanbteile, nämlidj
Iljon, @anb, Jpumu« unb Äalf. 3n ber S^at finb hierauf befanntlid)
fdjon feit längerer &tit nidjt aßein bie $auptflaffen ber ©obenarten begrünbet
roorben, fonbern audj Unterabteilungen berfelben unb Übergänge öon einer
jur anberen, unb e$ Ijat jtdj biefe ©nteitwtgsroeife hn allgemeinen in ber
*ßraji« gut beroäljrt.
Durd) ba$ üftengentierljältnis unb bie medjanifdje ©efdjaffenljeit ber 00 r*
Ijerrfdjenben ©eftanbteile roerben bie pljtyfifalifdjcn ßigenfdjaften be$
©oben* Ijauptfädjßdj bebingt, alfo biejenigen ©genfdtjaften, roetc^e in ü)rer ©e*
beutung für ben lanbtotrtfdjaftlidjen ©etrieb überaß feljr beftimmt Ijeroortreten-
SUterbiug« ift bie angenblitflidje SrtragSfäljigfeit eine« ©oben«, roenn man
Ijier abfielt oon bem mädjttgen ßrinfluß be$ Slima'« unb ber 3al)re$roitterungr
bireft abhängig oon feinem ®el)alt an mirffamen, für bie 'ißffanjen aufneljm*
baren 9iäljrftoffen, aber bie natürliche grudjtbarfeit, roetdje aßein bie
©runblage für bie Slafftftfation abgeben fann, fteljt in einem nafjen 3ufammen*
126 SQ&ertföäfcung ber (Ertrag gebenben ©runbfiflcfe.
Ijange mit bcn plftfifaßfdjen ©genfdjaften be$ ©oben« unb basfeflbe ift aud)
ber fraß begügfid) ber 9Wögßd)feit, ben gugeffil)rten Dünger für bie Äutair
lüieberum meljr ober weniger uoflftänbig auSgunufeen. Stroaige ausnahmen
üon biefer SRcgcI fönnen im gangen unb großen nidjt in ©etrad&t fommen
unb für biefe 2fo$naljmen tritt gunädjfl bie forgfäftige djemifdje Sfaafyfe be$
©oben« in il)r 9ledjt ein, iijbem fie oießeidjt über bie jebeämaßgen Urfadjett
ber beobachteten (|tgentümß<$teiten Sfafftärung gu geben oermag.
2Bir röoßen jefet unterfudjen, inwiefern bie genannten üorljerrfdjenben SBe*
ftanbteife anf bie jrijtrfifaßföe ©efdjaffenfjett be« ©oben« euüoirfen.
1. 35er SEljon Ijat roegen ber &oxti)rit unb ' geintyeit feiner Xeüdjen,
roe(d)e jidj bid)t aneinanber legen, im naffen 3uftanbe eine gafye })laftifd)e ©e*
fdjaffenfyeit, auSgetrodnet aber bübet er eine fyarte fefte ÜRaffe. @r giebt ba*
()er bem ©oben fyauptfädjfid) feinen 3ufammenl>ang; bei größerem ^Hjongetyaft
ift berfetbe ein fernerer ©oben, b. f). ein'fotdjer, melier bei ber ©efteßung
einen großen Sfoftoanb oon Arbeitskräften unb 8lrbeitSmateriat erforbert 9äir
in einem mittleren 3ufhmbe ber fjcuc^tigfett Bißt er ftdj einigermaßen mit
ßrfolg bearbeiten; bei gu großer klaffe bagegen wirb er burd) baS ^folgen
oerfdjmiert unb ift bann gan; unfähig eine gute Gmtte gu liefern, im trodnen
3uftanbe fefct er bem Ijinmdjenb tiefen Umbredjen burd) bie Stdferinftrumente
faft unübemmibßdjen äßtberftanb entgegen, ©n berartiger ©oben ift üer*
f Stoffen unb ba$ tiefere ©nbringen ber ^flangennmrgetn feljr ge^inbert; audj
erleibet er beim 3fa$tro<fnen eine ftarfe ©oßtmenSüerminberung, rooburdj SRiffe
unb ©prünge entfielen, fogar ein medjanifdje« 3cr*etßen ^er feinen <Pffongen*.
rourgefn unb auf fotdje SOBcife eine Störung ber Vegetation herbeigeführt »erben
fann. Da« Sfaffrieren eine« im §erbfte geppgten SJjonbobenS roäljrenb ber
©intergett, üerminbert ben feften 3ufammctlÖang ber Xettdjen unb beförbert
ba« (Sebeitjen ber ©ommerfrfidjte, roäljrettb bie SBinterfrüdjte baburdj aßerbings
bem SfoSfrieren um fo meljr ausgefegt finb.
Der £l>ottbqben ift ferner falt unb untätig; er nimmt bie ©otmen*
•roärme nur fdjroierig auf unb lägt fie ebenforoenig , tüte bie atmofpljärifdje
Vuft in bie tieferen ©djid&ten einbringen. ©ei oft großem abfoßttem töeidjtimt
an ^flangennaljrung fann biefe nidfjt gur genügenb raffen Sßirffamfeit gelangen;
ein S^onboben muß ftar! gebüngt werben, roenn er einigermaßen gute unb
fixere Smten ßefem fofl unb babei ift ber frifdje, ftroljige, ben ©oben auf*
todernbe ©taßmift bem mürben ftar? gufammengefaußen Dünger oorgugieljen.
Äongentrierte Düngemittel jinb auf einem fotdjen ©oben, roegen il>rer l)ier im*
fixeren SEirfung, oft. gar nidjt mit ßrfjnenbem Srfotge angumenben.
Slußerbem bübet ber Xljon einen naffen ©oben; er ift feljr wenig burdj*
taffenb für ba« einfidernbe SSaffer unb ba$ festere wirb ftarf gurttdgeljalten,
uerbunftet alfo nur tangfam, mä^renb anbererfeit« bie ftöljigfeit, beimäu«-
trocfnen.ba« Sffiaffer au« ben tieferen ©djidjten bur($ fiapißar-ängieljung auf^
©genfäaften be* Äulturbohen«. 12?
jufaugen, bis an bie Dberflädje auffteigen julaffen, eine feljr geringe ift. ©in
Xfjoitboben fann bafyer in ber oberften etwa goßbiden ©tfjitfjt ganj ausgetrodnet
fein, roäljrenb in geringer Xiefe riotfj ein Übermafc oon Saffer oorljanben ift;
t>icfc (Sjtreme, roeldje bem. ©ebeiljen ber ftutturpflanjen feljr nachteilig finb,
loerDcn nidjt burd) eine genflgenbe Äapitlarfraft beS SJobenS uermcttelt. an
fic^ ift bie „roafferfaffenbe" Ärcrft be« £ljonbobenS#abfolut geringer , als bie
beS 8el)mbobenS unb namentlich eines Ijumofen SSobenS. 3roar vermag ber •
Xiftm eine oerijältniSmäfcig grofce äRenge Don äBaffer aufguneljmen unb jurüd*
$u() alten, roenn er bamit förmlidj aufgerührt unb jufammengefdjlämmt roirb,
über baS fann nur an ber äufjerften Oberfläche beS betreffenben 33obenS ge*
fdjeljen; in geringer Xiefe bagegen unb unter natürlichen SagerungSöer*
tjältmffett, ift ber Snfammeittyang *ta fo bitter, bajj in bie *ßoren nid)t fo
Diel SBaffÄ einbringt, roie in bie . $roifdjenräume eines meljr federen £tot>enS.
Die ermähnten Sigenfdjaften fönrten atterbingS oft burdj eine geeignete Snt*
iDäfferung (Drainage) oerbeffert »erben; aber bei feljr großem I^onge^att beS
4öobenS ift fetbft bie Sßhrfung biefer SDMioration eine langfame.unb unootl*
ftänbige. 3ebenfaßs aber inufc unter folgen SBerljältniffen bie Sntroäfferung
einer etroaigen tiefen ^Bearbeitung unb fomit überhaupt ber ÜÄögttd)feit einer
intenftoen Kultur oorauSgefyen.
Dies finb a(fo ©genfdjaften, roetc^e einem loljnenben Slnbau beS jäljen
SljonbobenS große @d)TOierigfeiten bereiten. ®anj anberS ift baS 93ertjattett
beS ©obenS, roeldjer oon ben Sanbroirten als Se^mboben bejeidjnet roirb
URan oerftefft barunter ein überaus inniges ®emenge oon feinem (jebodj nid^t .,
flanj ftaubfeinem) ©anbe unb tljoniger ©ubftang, ein ©emenge, roie es roeit
feltener in bem reinen SBerroitterungSboben, als in Difaüiak unb SMuotal*
flebitben, alfo im angefdjroemmten ©oben oorfommt. Sfat f oftfjer Seljm*
Joben ift bei f)inreid)enber liefe ju einer loljnenben Kultur metyr als irgenb
ein anberer geeignet; er Ijat faft immer eine oorjugSroeife m große natürliche
§rud)tbarleit, bilbet nämlidj eine reiche Duelle oon aufneljmbarer ^ßftonjen* .
naljrung unb geftattet bie möglidjft üoüftanbige SfoSnufcung beS jugefttljrten
Hungers, namentlich audj ber lonjentrierten Düngemittel. Diefer ©oben l)at
in jeber $inftdjt mittlere p{ftfifalifd)e Sigenf haften, roie fie gerabe bem
©ebenen faft aller tulturpftanjen am meiften jufagen unb einer mufterfyaften
©efteüung bie geringften Jpinberniffe bereiten; er erroärmt fid) Ijinreidjenb
rafdj, lägt bie ©arme tief einbringen unb l)ä(t biefelbe DertyältniSmäßig lange
jurüd. 2lußerbem ift norf) befonberS Ijeroorguljeben, baß ber gute Seljmboben
eine fcljr große SapiHarangiebung für baS ffiaffer bejifct; baS (entere ergebt
ftd} als „abforbierte" fteudjtigfeit, alfo obne bie ^Joren gu oerftopfen unb baS
(anbringen ber 8uft gu Ijtabem, l)inreidj&ib rafc^ aus beträchtlicher Siefe bis
in bie oberffen ©c^ic^ten. Jpierburdj roirb berotrlt, bag bie ^Jflangen, bereu
Sßurjeln nac^ allen Stiftungen ^in fic^ entroideln, ein mächtiges 9?eferooir
128 ©ertfd&äfcung ber (Ertrag gebcnben ©nmbfiüde.
Don iljnen gufagenber f^euc^tigfett .gur 93erfügung Ijaben unb baljer fetbft burdj
antyaltenb trodEene SBttterung in tljrem ©ebenen nict)t leicht geftört roerbeiu
Der edjte Seljmboben ift oorgugäroeife geeignet gu einem intenfioen betrieb be&
SWerbaue«, roäljrettb für bie 3roedfe ber ©artenfuttur ober be$ ®emüfebaue&
ein meljr fanbiger ©oben ben 33orgug oerbienen mödfjte.
Dem ßeljmboben hr feinem fonbroirtfdfjaftfidjen Sßerte feljr unätynßdj ift
. ber Settenboben, obgleich biefer efcenfo mie jener oorijerrfdjenb nnr an« X(jon
nnb @anb befielt. Slber e$. jinb bie öeftanbtette unoottfornmen mit emanber
gemixt , ber ©emb f Reibet fid) leicht ab oon bem 5EI)one unb ber SJobeit
fd&roimmt nadfj einem heftigen SRegenguffe gujammen, an ber £>berftädje eine
fefte, für SBaffer unb 8uft ferner burdfjbringbare Prüfte bitbenb. Der Letten
ift geroöljnficf) audj ftarf eifenfdjüffig unb atebann nidfjt fetten neftcr*, fdjnüren*
ober fdf)idf)tcriroeife fteinartig erwartet, gugleid) audfj fc^r arm an bat fangen,
gugängßdjen 9fäH>rftoffen unb überhaupt als magerer, rotjer unb «toter
©oben ein gefürdjteter Seinb be« Sanbroirte«* 9lur burdj lange unb forgfältige
Kultur, foroie namentlich burdj Sfofroenbung groger 9Waffen oon IjumuSbilben*
bem Düngermaterial lögt jidj ber fiettenboben nad) unb nad) in einen beffereit
3nftanb oerfefeen unb einer gut loljnenben Kultur gugängfidj machen.
2. Der ©anb fyat im allgemeinen bem £l)one entgegengejefcte pljljfifalifdje
©genfdjafteft; ber betreffenbe ©oben ift alfo leidet, trodfen, roarm, feljr
burd)taffenb für Suft unb SBaffer. ®ö flnb aber biefe Sigenfdjaften je nad>
ber 8?einljeit be« ßome« in einem oerfdjiebenen ©rabe oorljanben. Der grob* ,
. förntge ©anb, ÄieS ober ©ru« ift taum für irgenb eine loljnenbe Äultur ju
benufcen; työdjften« ßefert er bei regelmäßiger ©eroäfferung unb oorftdjtiger
Düngung eine fpärfidje guttererote. ©ei fel)r femförniger, faft ftaubartiger
©efdjaffenljeit bagegen tjätt ber ©anb ba« ©affer ntit größerer Äraft in feinen
3nrifdjeuräumen gurüdf, er fefct jidj afebann im naffen 3"ftan^c °f* W* JUst
fammen unb Ijinbert ba« leiste Sinbringen ber Suft unb ber feinen ^Jflanjen*
rourgeln, er roirb, rote man fagt, roafferljart. Sin ©anbboben aber oon
richtiger Sfeinljeit be« Sorne«, roenn er nur genügenbe fteudjtigfeit beft^t ober
au« ben ßeferen ©dfjidjten auffteigen läßt, fann bei bem Sfobau mandjer
^ßflangen gang gute (Srnten liefern; er ift fogar oft banf barer, ate ber Ujon*
boben -gegen bie Slnroenbung ber fongentrierten, rafd&roirfenben Düngemittel
nur muffen biefe öfter, in JebeSmal Heiner ÜRenge unb gur redjten &tit au«*
geftreut werben, um iljre gange äöirfung für ba« ©ebenen ber angebauten
*ßflangen ausüben gu lönnen. 2Bo reidfjlid) Dünger gu ©ebote fte^t, ift ber
©anbboben oon mittlerer Seht^eit be« Sorne« gang befonber« geeignet gu einem
intenjtoen Setrieb be« ©cmüfebaue«, freiließ erft, nai^bem eine genügenbe äßenge
oon §umu«fubftang in bemfetben jxc^ angefammelt t)at.
3. Der mifbc unb fruchtbare §umu« ift, roie fd^on ermäfjnt rourbe, ein
feljr roid^ßger ©eftanbteit b& ffulturboben«, obgCeid) lein birefter nnb alt
SBeftmtbteite be* Äufturbobcnö. 129
gemeiner 9?äfjrftoff ber Spangen. Durd) ben £umu« werben bie extremen
©genfdiaften be« £&onboben« wie be« ©anbboben«. gemäßigt; ebenfo oerleüjt
er bem Satfboben erft bte Säljigfeit ju einem totynenben Slnbau unb felbft ber
befte £el>mbobeu mürbe oljne :pumu«gef>alt eine nur geringe grud)tbarfeit ent*
roicfeln. Der Jljonboben wirb burdj ben £umu« loderer unb ift bann leidster
5U bearbeiten; gugleidj erhält er eine größere wafferfaffenbe Sraft, aber er wirb
auefj burdjlaffenber für bte geud)tigfeit unb troefnet rafdjer au& bt« auf einen
mäßigen 2Bafferge!jatt, of)ne (jierbei an ber Oberfläche eine Ijarte Ärufte ju
bilben; außerbem lägt er bei Öegenwurt ber nötigen £umu«menge ba« SQSaffer
au« ben tieferen @d)id}ten leichter auffteigen unb erwärmt fidj beffer unter bem
ffinfluß ber Sonnenftraljlen. Der £umu« abforbiert femer oon aßen oor*
tyerrfdjenben öeftanbteilen be« -©oben« am meiften 8eud)ttgfeit au« ber um*
gebenben Suft bei troefener Witterung; jeboef) lege idj auf biefe Sigenfäaft fein
fo große« ©ewidjt, rote e« wol)l manchmal gefdjefyen ift, roeit biefelbe nur bann
jur (Geltung tommen fann, wenn ber 39oben in feinen oberen Sdjidjten faft
oottftänbig, b. t). über feinen tufttroefenen 3uftanb tyiuau« au«gebörrt ift, unb
roeit .aud) in biefem ftalle nur fooiet Seudjtigfeit au« ber 8uft aufgenommen
unb oerbidjtet werben fann, al« ber ©oben im fofttrodnen 3uftanb (ö'f° W
mittlerer Temperatur üon 15 ° SR.) gurüdjufjalten oermag. s3iun aber I)at man
beobachtet, baß bie testen Mengen ber §eud)ttgfeit im -©oben oerljältni«mäßig
feft gebunben jinb, fo baß bie ^flange fdjon gu wetten anfängt, roenn ber
Safferge^a(t be« JBoben« niebriger wirb, al« ber boppelten üßenge ber im
(ufttroefenen öoben oorfjanbenen fteudjtigfeit entfprid)t.
Der @anb* unb t alfboben erfyält burd) ben £umu« meljr 3ufammenl)ang
unb ift bann gegen ba« „SBermetjen" beffer gefdjüfet; feine wafferfaffenbe Äraft
wirb größer, bagegen feine burdjtaffenbe ^öefc^affen^eit geringer, er Ijält bie
aufgenommene geud)tigfeit Ijartnäcfiger gurütf , troefnet atfo nid>t fo leidjt au«
unb baburd) ift bie gu große Xljätigfeit in günftiger SBeife gemäßigt
3m Übermaß wirft ber Qvanvß in lanbwirtfd)aftttdjer Jpinftd)t wieberum
fdjäbtidj, weil ber ©oben beim 3Becf)feI be« 3fo«trocfnen« unb 3iaßmerben« eine
große 2JoIum«oeränberung erleibet, ein förmliche« ©infen unb §eben be«felben
ftottfinben fann unb namentlich weil er leicht fdjwammtg, fauer unb falt wirb,
alfo nid)t rafdj genug au«trocfnet Diefe ßigenfäaften bebingen aber Ijaupt*
fädjüdj nur für bie gewöhnlichen ftulturpflangen unb Sßiefenfräuter ungünftige
23er^ältnif f e f im SBalbe würfen fte im allgemeinen nidjt nadjteilig, fie ftnb oft
fogar nüfcttdj für ba« ©ebenen ber äBalbbäume, infofern ben teueren baburdj
etne fortbauembe Quelle obn fteudjttgfeit geboten ift.
3$on großer öebeutung ift ber fruchtbare §umu« aud) in d)emifc$er £in*
fidjt für bie ©eftaltung einer möglidjft l)of)en (£rtrag«fätjigfeit be« «oben«.
3d| roiü Ijier nur anbeuten, baß burd) ben §umu« bie oor^anbenen ober fünft*
lief) gefdjaffenen 9ial)rung«quelten erft red)t gur £l)ätigfeit gelangen unb baß er
Stoppe. 11. Auflage. 9
130 ©ertfdjöfeung ber (Srtrafl gebenben ©runbfiütfe.
ljauptfäd)lidf) infolge feiner 33erroefung, abgefeljen .oon ber ^flanjennaljrung,
roeldje er hierbei au« ben eigenen ©eftanbteilen liefert, ben eigentümlich mürben
unb milben ^ftoib be« ©oben« Ijerbetfityrt, ben ber 'Sanbroirt mit bem Tanten
ber ,,©are" ju bejeidjnen pflegt unb für ba« gute (Sebeiljen afler Sulturpflanjen
mit 9ledjt afe fel)r roefentlid) erachtet.
4. 2lud) bet Sa If muß f)ier ©roäljnung finben, obgleich berfelbe im
Sulturboben bei weitem nid)t fo oerbreitet ift, wie bie anberen, Dörfer ge*
nannten ©toffe. 6« giebt feljr ütetc ertragfähige ©obenarten, meiere md&t
mef)r al« 0,1 bi« 0,5 ^roj. Saß entfalten; gänjlidf) aber barf er nirgenbs
fehlen, roeif fonft gar feine Vegetation ftattfinben fönnte unb felbft bie faß*
armen ^ßflanjen, roie bie §>almfrüdf)te, nidjt jur ©ttroidlung gelangen mürben.
S3Jo ber Saß im feinjerteiften $uftanbe a^ foljlenfaurer Saß mit ben übrigen
©eftanbteilen auf« innigfte gemifdjt oorfommt, ba äußert er einen feljr günftigen
©nflufj auf ben medjanifdjen unb djemifdjen 3uftanb &e$ ©oben«, ©er ©ad)*
nerftänbige erfennt biefen ©nfluß augenblidlidj, audf) roenn nur 1 — 2 <ßroj.
non foljlenfaurem Salt öorljanben finb; ber Xljonboben forooljl roie ber ©anb*
boben erhält baburdf) eine roeit beffere pljtyfifalifdfje ©efdjaffenljeit, ganj äljnßdj
roie infolge ber ©eimifdjung oon £umu«, aße ejtremen ©genfdjaften roerben
gemäßigt unb ber fogenannte SDiergelboben (ein fieljmboben mit etroa 5 — 6
^JSroj. Saß) ift geroitynlidj ber frudjtbarfte, für bie Sultur lotjnenbfte oon aßen
©obenarten. £)urd) ben feinjerteißen Saß rokb aud) bie Slnfammlung eine«
milben fruchtbaren §umu« begünftigt unb im Ijofjen ©räbe jene mittlere
£l)ätigfeit beförbert, bei roeldjer faft aße Sulturpflanjen am beften gebeUjen.
©er eigentliche äßergelboben fann faft bei jeber Witterung oljne Sßadjteil be*
arbeitet roerben, unb roenn er Qwf) nadf) bem ^Jpgen im naffen 3uftö^^
fdjmierig unb fdjoßig erfdjeint, fo jerfäßt er bodfj beim 2tu«trocfnen fdjon nad)
wenigen Jagen gu einer loderen ober brödlidjen SDtoffe. S« ift rooljl ju be*
achten, baß ber foljlenfaure Saß Derl)ältni«mäßig leidet au« ben oberften ©oben*
fdjidjten au«geroafdfjen roirb; e« fann ein ©oben, ungeachtet er au« Salfftem
entftanben ift unb auf bemfelben nodj aufruft, bennodfj feljr arm an Saß fein
unb baljer gegen eine erneuerte üftergel* ober Safibüngung ftdj banfbar be*
roeifen. ©eroiß aber tjat man an Dielen Orten bem Saßge()alt be« ©oben«
oon feiten ber tfanbroirte eine größere Slufmerffamfeit $u roibmen, al« bi«fyer
gejdfjef)en ift.
3n ber Statur giebt e« feine fdfjarf oon einanber geriebene Stoffen ber
©obenarten; überaß finb Übergänge üorljanben unb man ftmdfjt baljer oon
fanbigem ?cl)m unb leljmigem ©anb, oon falfigem unb l)umofem Üljon*,
Seljm* unb ©anbboben jc. ©ne für bie 'jßraji« beftimmte Slafjtfifatton
muß Ijierauf 9tüdffid)t nehmen unb e« ift oft eine fdjroierige ©ad)e, bie eine
ober anberc ©obenart rafd) unb fidler in bie ridjtige Slaffc einjurei^en. ^iergu
ift neben ben erforberlidjen geologifdjen, djemifdjen unb pljtjjifalijdjen Sennt*
(Sigenföafttn bes Shtfturöobcn«. 131
ntffcn audfj ber ff praftrfd^c Süd" unentbehrlich, welker nur burdf) lange Übung
rntb in Dottern ÜRafce aud) nur unter ©eiljilfe geeigneter 9iaturanlagen be« be*
treffenben erlangt wirb. £)er prafttfdje SSM teiftet überhaupt auf bem ®e*
ttete ber ßanbwirtfdjaft grofce«, e« ift baurit triebt feiten eine güHe oon f djarfeu
imb nötigen ©eobadjtungen Derbunben, bie audj oon feiten ber ©iffenfdjaft
beamtet gu werben oerbienen. ftamentlidj wäre e« geroig wünfdjenSwert, bafc
trie Sljemifer, weldfje mit ©obenanafyfen unb ©onitierung«oorfdfjlägen fidj be*
f äffen, burdfj Umgang mit erfahrenen ßanbroirten unb burdj Setmtni$nal>me
oon alten Sing«tl)eiten be« lanbwirtfdjafttidjen Setriebe« ftd> eine flare 8ln*
fdjauung baoon oerfdjafften, wa$ man unter lanbwirtfdjaftlidjen Erfahrungen
ffi oerfteljen Ijat; fie mürben atebann bor mancherlei Irrtümern unb fallen
«Sdjlitfjfolgerungen au« ben SRefuttaten ü)rer Slnafyfen unb 33erfudje beffer ge*
fdjüfct fein.
£er Äutturboben ift ein ©dfjauptafc faft fortwöljrenber djejnifdjer ST^ättg«
feit, infolge ber Sßedjfelwirfuug unb Umfefcung feiner ©eftanbteile; namentlidj
finb bie erwähnten ^ßrojeffe ber Verwitterung unb SBerwefung überall tljätig,
n>o nur bie attnofoljärifdbe 8uft &utütt Ijat unb aufeerbem bie nötige geudjtig*
feit unb 3Bärme oorbanben ift. & giebt feinen Sulturboben, welker nicf)t
größere ober Heinere üßengen oojt ©oppefjtlifaten (felbfpat* unb geolitartige
SJerbinbungen) enthielte, bie einer weiteren 3erfcfcu*|g unterliegen unb au« benen
allerlei 5?äbrftoffe aufneljmbar werben für bie *ßflangen. derartige Umänber*
ragen ber Soben*9Rineralien finben fcf)on ftatt unter bem ©nflujj ber atmo*
fol)arifd)en 8uft; fie werben aber feljr beförbert burdj bie gleidjgeitig ftattfinbenbe
SJerwefung ber §umu«fubftang, burdj bie hierbei in reidjlidjer ättenge entfteljenbe
ÄoJjlenfäure unb ba« Slmmoniaf (Satpeterfäure), welche Stoffe aud) bireft gur
©itbung ber organifdfjen ©ubftang in ber ^flange Material liefern.
ß« ift flar, baß bie ^rojeffe ber Verwitterung unb Verwefung im ©oben
ien rafdjefien Verlauf nehmen muffen gur £dt ber fdjwargen Oracle, wenn
nämltdj ber SCrfer wä^renb be« @ommer$, alfo in ben wärmeren 3Jionaten,
mit $flug unb ©gge mehrmals bearbeitet unb baburd) ber atmofoljärifcf)en 8uft
freier 3****** m<0 leichterer Sßedjfet bi« in bie tieferen ©d)idjten ber Ärume
üerfdjafft wirb, hierbei fammeü fid) im ©oben, abgefe^en oon ber meift gleidj*
jeitig ftattfinbenben ©üngung, eine größere SWenge oon fold&er ^flangennaljrung
an, roetdje Don ber gunädjft fultiüierten grudjt befonber« leicht aufgenommen
loerben fann unb alfo ba« beffere ©ebenen berfelben ermögltdjen muß. S«
begießt fidf) biefe« nidf)t allein auf bie pjen ober feuerfeften 9täf)rftoffe, bie al«
gftfrenbeftanbteife ber ^ßflange befannt finb, fonbern and) auf bie ©tidfftoff*
na^rung. 3^ 3C^ ber ©radp, alfo bei befonber« leidjtem 3"*^ bcr ötm0s
fp^ärifc^en 8uft, mu§ natürlich bie oor^anbene £umu«fubftang einer entfpred^enb
raffen 3Serwefung unterliegen; bie tjierbei gebilbete So^lenfäure wirb, ba auf
bem betreff enben gelbe feine wadfjfenben ^Jflangen oor^anben finb, weldje fie
132 • Sertföäfcung bcr (Ertrag gebenbm ©runbjrücte.
aufgnneljmen unb gu oerarbeiten oermödjten, großenteit« in bie umgebenbe Suft
fid) oerbreiten, toätjrenb ba« gleichzeitig entftefjenbe Sfatmoniaf fcftcr gebunben
im ©oben gurüdbleibt unb fyier ineljr ober weniger rafd) eine Umroanblung in
©atyeterfäure erleibet. 8lüerbütg« fann bie ©atpeterfäure au« bem ©oben au«*
gemäßen roerben, ober mit bem burd)fideraben 9iegenroaffer in bie tieferetr
<2djid)ten oerfinfen; aber e« ift unter ben bei un% oortjerrfdjenben fltmatifdjen
3$erl)ätettffen ber SRegenfatt roäfjrenb bei wärmeren 3al)re«geit, wo eine rofd>e-
SSerbunftung ber <Jeudf)tigfeit ftattfinbet, fetten ein fo bebeutenber, baß eine oöttige
Überfättigung be« öoben« mit SSJaffer bi« gu einer beträdjtttd&en £iefe ftatt^
fänbe; e« wirb baljer jebenfatt« bie gunädjft fotgenbe Äuüurpffonge, meiere fdjon
im ©pätfommer ober $erbft be«fetben 3al)re« gum Seimen unb aufgeben ge*
langt, immer nodj eine oerl)ä(tm«mäßig große 2Renge oon leidet aufne^mbarer
©tidftoffnaljrung, ebenfo.wie Don ben anberen notroenbigen s3iäl)rftoffen im
Jöoben oorftnbeii unb auf biefe SBeife in rafdjer ©ntwidtung nm fo leidster
ben (Sefaljren entgegen, melden bie- Sutturpflangen namentlich in ben erften
$erioben iljre« 2Bad)«tum« au«gefefct finb.
. Unter ben gewöf>nlidjen SSerpttniffen ift überhaupt nidjjt gu befürdjtenf
baß eine bebeutenbe äJtenge oon wertootter Sticfftoffnatyrung in ber Sonn oon
falpeterfauren ©algen burd) 2tu«wafd(jen ober gu tiefe« Serfurfen für bie SBege*
tatton oerloren ginge. @« ift biefe« au« ben Unterfudjungen be« Drain*
w äff er« gu entnehmen, weldje« au^ einer tima 4 8?uß tiefen Jöobenfd)ici)t ab*
fließt "Hb eine nur Ijödjft unbebeutenbe 9Kenge oon fatyeferfauren ©algen (auf
ba« gange Saljr unb pro SRorgen beregnet nur 5 — 6 *ßfb.) enthält, wen*
nämlidj bie betreffenbe ftfädje al« äEiefe ober SBeibebenufct. würbe, ober ba«
ädertanb in allgemein übüd)er SBetfe gebüngt unb bearbeitet mar. 5ßur nadj
einer ungewöl)nü<J) ftarfen Düngung mit ftidftoffreidjen unb gugfeid> ben Stoben
auftodernben ©ubftangen, ober wenn befonber« oief ftidftoffreidjje unb leitet
oerwe«lic!)e #umu«fubftang, gleidjgeitig üietteid&t mit $aß unb lö«tid)en SHfalien,
gugegen ift, fann aüerbmg« mit bem ablaufenben ' ÜDrainwaffer eine größere
üRenge oon falpeterfauren ©algen fortgeführt werben,, jäljrßdj pro ÜKorgen
oiefleidft bem (Stidftoffgeljalt oon 1 — 2 unb mel)r 3entuero ^eruguono ober
ßljißfafyeter entforedjenb. 3n folgen 8fo«nal)m«fäflen nrirb aber gleidjrool)£
immer nod) retdjfidf) genügenb ©tidfftoffnaljrung gurüdMeiben; e« ift äl«bann
ein Überfluß oon ©atyeter oorljanben, äljnttdj wie in ©ftinbien, Gopten unb
anberen Reißen 8änbern, wo berfetbe nadj ber töegengeit bei bem aümä!)tidjett
2tu«trodnen be« Ijumudreidjen (öderen ©oben« förmlich au«roittert unb oon ber
Oberfläche in oft großer äßaffe abgenommen roerben fann.
Die ^rogeffe ber JBermitterung unb JBeaoefung werben burd^ ba« iebe«*
matige Umbrechen, burd^ jebc $u(oerung linb Soderung be« 23oben« befSrbert;
fie muffen ba^er im äderboben im allgemeinen Nötiger fein unb auf eine
mächtigere ©djidjt fit^ erftreden, at« in bem ©oben einer Sffiiefe ober SBeibe,
©genfdjaften bes ©oben«. 133
in bem erfteren tjauptfädjlid) bann, wenn allerlei £a<ffrüdjte ober überhaupt
foldje 'pftanjen angebaut werben, weldje audj wttyrenb üjrer 93egetation eine
tjaufige Steinigung unb gorferung "be« ©oben« erforbera. 6« gebeten bann
trie nadjfofgenben 5ritd)te gewöfynlidj beffer, al« wenn ber ©oben ein Ijalbe«
ober ganjeä 3al)r Ijinburdj oon ben 9ldterinftrumenten unberührt unb alfo oon
ber 8uft unb Sßarme meljr abgefdjlofferi blieb.
6« ift bie djemifdje XIjötigfett im ©oben nid)t auf bie genannten ^rojeffe
befdjrcmft; öielmefyr finben fortmaljrenb nod) anbere Umfefcungen ijnb S3er*
anberungen ftafa, meldje mit ben abforbierenben (Sigenfdjaften im 3Us:
Jammenljange fteljen. 2Bie allgemein befatrat, wirb faulige« Sßaffer, wemt man
e« burdj eine l)inreid)enb mädjtige grbfcf)id)t l)inburdjftltrieren lägt, baburd)
wieber frifdj unb trinfbar; ebenfo erfcfyehtt eine gelb ober braun gefärbte , an
allerlei bfingenben Stoffen reiche Slüffigf eit, au« ber £iefc be« ©oben« ab*
laufenb farblo« unb flar. Unterwirft meett bie festere ftlfiffigfeit, beoor unb
nadjbem fte mit bem ©oben in ©erüljrung war, einer djemifdjen Unterfudjung,
fo pnbet man, ba§ gewiffe Stoffe abforbiert unb jurüdgeljalten werben, wäf)renb
ber .©oben bafür anbere Stoff e an ba« burdrfidfernbe SBaffer abgiebt, unb bag
roieber anbere Stoffe in unoeränberter 3Äenge mit ber Sflüf jigfeit l)mbur<f)filtrieren.
3m allgemeinen werben bie in lanbwirtfdjaftlidjer $infid)t befon*
ber« wertvollen ^ßflanjennö^rftoffe, nämlid) äfatmoniaf, Saft, SBiagnefia,
außerbem ^«pfyorfäure unb aud) Äiefelfäure oorjug«weife abforbiert, b. 1). in
ber Seife gebunben, baft fie jwar fe^r langfam in bie liefe be« ©oben« Der*
finfen unb in bem rafdj burdtfidernben Söaffer fid) wenig auflöfen, bennod)
«ber für bie ^Jflanjen, entfored)enb bem fortfärettenben 2Badj«tum berfelben
<mfnel)mbar jinb. 3n weit geringerer ÜKenge wirb ber Äalf unb aud) ba«
Ulatron abforbiert; biefe Stoffe werben nielmeljr im ©oben üert)ältni«m(i&ig
leitet aufgetöft unb au«gewafdjen, entweber al« . f oljtenfaure Salje, ober inbem
fie SJerbmbungen eingeben mit ber Sdjwefelfäure, Saljfäure unb Salpeterfäure,
tteld>e Dörfer metleid)t mit ben oben genannten bajifdjen Stoffen (Sali, 2tm*
moniaf unb ÜKagnefia) oerbunben waren unb fo gut wie gar nidjt oon ben
fonftigen ©eftanbteilen be« ©oben« jurücf gehalten werb'en. 3m einjelnen frei*
lidj, unb namentlich in quantitatioer §injid)t, geftalten fid) bie Sffbforption«*
Derljältniffe felp oerfdjieben, je nad) ber fionjentratton ber 9?ciIjrftofftöfung unb
nad> ber 3ufammenfc^mt9 &er baxvn enthaltenen Saljmaffe, fowie nad) ber
iebeämaligen ©efdiaffenfjeit be« ©oben«.
£)er reine Duargfanb Ijat faft gar fein 3Tbforption«üermögen für bie im
SSaffer aufgelöften Stoffe; aud) ift ba«felbe ein fetyr geringe«, wenn neben
bem Quarjfanbc nur unoerwitterfe, medjanifdj jerriebene Ürümmer oon aller*
tri üRtneralien, j. ©. Selbfoat unb ©timmer oorljanben finb. 9Äit fteigen*
bem ©eljatt be« ©oben« an £l)on unb §umu«fubftanj nimmt bie äbforption«*
fraft gemöfjnlidj, aber nidjt immer gu; benn audj bie einjelnen Slrten bon
134 333ertfd)äfeung ber ©rtrag gcbettben (BrunbfUhfe.
£f)on, rote fie in ber Statur utib fpegieß im Sutturboben oorfommen, oerljalten fidj
in biefer §injid)t, je nad) ber 39eimifdjung Don anbercn ©toffen feljr Derfdjieben.
£)ie Sänge ber 3eit ferner, roätyrenb tüeldjer eine Söfung oon beftimmtem @e*
Ijatt mit einem unb bemfetben ©oben in 39erüf)rung fidj befanb, Ijat feütcn
roef entfielen Sinflug auf bie ©eftaltung ber STbforptionöcrf Meinungen; unter
gleidjbleibenben SSerijältniffen mirb ber öoben rafd) mit ben betreffettben
©toffen gefättigt, einerlei ob ber SJerfud) nur wenige 2lugenblicfe bauerte, ober
auf bie 3eit oon Dielen Jagen ausgebest mar.
üßan muß tooljl beachten, baft bie abforbierten ©toffe im öoben feine«*
roegs abfolut nnlöSlid), fonbern nur fdjroerlöSlid) finb, lefctereS aQerbmg«
in bem ©rabe, baß oft 50,000 unb 100,000 ®eroid)t$teile SBaffer erforberltcfc
finb, um einen ©eroidjtöteil jener ©toffe roieber aufgulöfen. aber fie fönnen
gleidjrooljl genügenb rafdj Don ben roadjfenben ^ßflangen aufgenommen roerbenr
unb groar gefd)iel)t biefer gang Dorgugöroeife bureft SSermittelung ber freien
Sotjlenfäure, roeldje in jebem fruchtbaren ©oben fortroetyrenb burcl) SBerroefung
ber organifdjen ©ubftang in reid)tid)er ÜJtenge jidj bilbet, unb alfo ftet« in ber
33obenfeud)tigfeit aufgetöft Dortjanben fein mufj. @$ ift bie« roieberum eine
feljr mistige, wenn aud) inbirefte SBirfung ber |)umuö|ubftanj, roetdje man
baljer um fo mel)r ate einen burdjauS notroenbigen SJeftanbteil be$ fruchtbaren
SulturbobenS betrauten muft. Cljne oertDefenben £umu$, alfo bei ©egenroart
roeit geringerer üßengen pon freier $ol)fenffiure, mürben bie abforbierten sJiäl)r*
ftoffe großenteils unroirffam bleiben, Don ben ^flangen ntd)t fo rafdj aufge*
nommen werben fönnen, ate e$ gur üppigen ©ntroicflung berfelben, ober gur
(Srgielung reidjlidj toljnenber ßrnten erforberlid) ift. kleben ber freien Sohlen*
fäure bienen hierbei audj allerfei ©atge, oft fdfjon in feljr geringer SÄenge ate
fräftig roirffame fiöfungSmittel.
2Ba$ bie Urfadjen ber. ab forbierenben Sigenfdjaften be$ ©oben*
betrifft, fo ift gu bemerlen, baß pe oerfdjiebener Slrt finb. 3ftan l)at gerbet
gunfltfift jtüifdjen ber Äbforption ber bafifdjen ©toffe (Sali, Stmmoniaf k.) unb
beseitigen ber <ßl)o$pljorfäure unb ber Siefetfäure gu unterfdjeiben. Die fdjon
frütjer ermahnten geolttartigen SJerbinbungen (toafferljaltige Doppeljtlifate),
meiere bei ber SJerroitterung be$ SdbfpateS unb anberer 2Äineralien ftc$ bilben
unb baljer auä) im Sutturboben feljr Derbreitet Dorfommen, befifcen jene ab*
forbierenben @igenfd)üften in einem befonberS Ijofycn ®rabe. Stber nid)t allein
bei ber SSenoitterung Don feften unb fr^ftaüifierten äftineralien werben geoltt*
artige SJerbinbungen entfielen, fonbern aud) birrft, inbem geroiffe ©alj*
löfungen mit t^onigen ©ubftangen Don Ijiergu geeigneter Sefdjaffenljeit in 33e*
rüfymng treten. Semer fpielt ber im 4BoT)en oorljanbene Sali eine $Rollef
inbem er ganj oorgugätoeife, toenn auc^ nidjt au^fd^liefeli^, gum 5lu«taufc^ für
bie abforbierten ©toffe bient. 6« ift ju biefem 3wecf freiließ ein nur geringer
ftalfgtfjalt be^ ©oben« erforberlic^ : eö genügt fc^on roeniger ate 1 ^rogent,
©genföaften be« lobend. 135
bei größerer SMenge roerben bie abforbierenben ©genfdjaften be« ©oben« feine«*
iüeg« entfpred)enb gefteigert. ©iblidj #muf$ neben ben dfjemifdjen 2fajiel)ungen
and) ber med)änifcf)en ober OberfIäd(jen*9lngieljung eine SSMrffamfeit jugefdjrieben
roerben, roe(cf)e jebodj nur in ©erbinbung mit jenen fidj geltenb machen fann.
3£enn man j. ©. auf fein gepufoerte unb mit ®äuren extrahierte $olgfoljle
eine feljr oerbünnte roäfferige Söfung oon ©jlorfaliuut einroirfen läßt, fo roirb
barau« fein Sali ober bodj nur äu&erft wenig abforbiert; bie« gefd)ie!jt aber
in einem feljr uerftärften ©rabe, fobalb man ber Jpotjfoljle Dörfer etroa« foljten*
fauren Saß beigemifd&t t;at, roeil atebaun ba« gunädjft medjanifdj abforderte
Saß mit bem oorfyanbenen ßatf fid> cfjemifd) umfefeen, alfo ein gegenfeitiger
2(uStaufd> ftattfinben fann. Der lodere §umu« unb ber feinjerteiite K)on
im ©oben Debatten ftdj ä()nlidj, fie muffen ebenfafl« unter Ijtergu geeigneten
Umftänben burd) Oberftädjen*2fajief)ung auf bie ©eftaftung ber abforbierenben
©genfdjaften einen ©nffajj ausüben.
Die ^«pljorfäure mirb ben roäfferigen tföfungen teilroeife oietteid)t burd)
ben im ©oben enthaltenen Salt, l)aupifäd)lidj aber oon bem faft ftet« reidjlidj
oorljanbenen ©fcnojtyb ober ©fenojtybtyijbrat entjogen. 3n ©erbinbung mit
©fen ift bie ^«pljorfäure ben ^ffongen nur fdper gugänglid), unb e« erflärt
fidj ljierau«, baß bie oft fo auffattenb günftige Söirfung ber als Düngmittel
benufcten £uperpljo«pl)ate eine rafdj üorübergeljcnbe ift, meift fd)on im groetten
3a(jre ber Slnroenbung gering au«fäüt, audj roenn beträchtliche 3Jiengen au«* *
geftreut nmrben. Die 2lbforption ber ^«pljorfäure roirb bebeutenb oerftärft
burd> ben ©nflufc einer etroa« erfjötjten Temperatur, roenn man bte festere
i. ©. bi« auf 40° unb 50° C. fteigert, roäfjrenb bie« bie 9(bforption«fäl)igfeit
be« ©oben« für ba« Sali nidjt oeränbert. SBa« enbütf) bie Siefelfäurc betrifft,
fo ift rooljl bei bereu äbforption burd) ben ©oben in erfter Sinie ber Satf
roirffam.
gür ben Äutturboben finb bie abforbierenben Gigenfdjaften
oon ber größten 2Bid)tigfeit; nur unter iljrem ©nffofc fann bie Vegetation
auf ber ©boberftödje in tyrer gangen äftannigfaltigfeit unb Üppigfeit befteljen.
3ene ©genfdjaften finb e«, meiere bie 2tnfammfong einer größeren 3Jienge oon
roirffamer ^flangennaljrung im ©oben ermögfidjen, inbem fie oerfyinbern, ba§
bie bei ber ©erroitterung ber ©efteine gleidjfam frei roerbenben s)läfjrftoffe fo*
fort au«geroafd)en unb mit bem burdjficfernben ober abfliejjenben SBaffer ans
bem ©ereile ber ^ftangenrourgeln entfernt roerberi. Die Düngung be« ©oben«
f)ätte feinen rocfentlidjen NJhtfcen unb eine loljnenbe Jhiltur roäre gang unmög*
lid), roenn nidjt bafür geforgt roäre, ba§ ba«ienige an vJiäl)rftoff, roa« nidjt
fofort oon ben Spangen aufgenommen unb oerarbeitet roerben fann, audj bem
©oben erhalten bliebe unb nodj ben nadjfolgenbcn Äufturen ju ©ute fäme.
ÜÄamtigfad)c Kjatfad^en unb Grfcfteinungen im ©ebiete ber lanbroirt*
fc^afttic^en Snftur ftefjen mit beu abforbierenben ©genfe^aften be« ©oben« in
136 Sertf$äfeung her (Ertrag gebenbcn ©runbflflcfe.
entern bireften 3ufammenljange. 3cf) madje fai biefcr .§infid)t nur auf folgen*
beS aufmerffam. ,
©ei ber ßntwäfferung beS ©oben«, namentlich mit £ülfe oon uejbetftett
unb in einer £iefe oon. etwa 4 5uß liegenben SRöljrenfträngen ift fein nrgenb*
wie wefentlidjer SBerluft wertooller ^ftongennäfyrftoffe gu befunden. ^aS.ab*
laufenbe ©rainwaffer enteilt uorfyerrfdjenb Äalf* unb nädjftbem föatronfalge
aufgclöft, weit weniger Aalt unb fautn nachweisbare ©puren oon ämmoniaf
unb ^IjoSpfforfäure. @S fann l)ierbei alfo l)öd)ftenS oon erneut allmäljlidjen
auswaren beS Statt* unb beS Patron« bie 9tebe fein; baS festere aber fyat
als birefteS üftaljrungSmittel für bie Sulturpflangen fo gut nrie gar feine ©e*
beutung unb ber erftere Körper wirb mit bem £>rainwaffer bodj audj oerfyäft*
niSmäßig langfam au« bem Äulturboben entfernt, fo baß bie ©cfamtmenge pro
9Worgen unb eine 4 5uß tiefe ©obenfdjidjt im ©erlaufe oon 100 3afjren
burdtfdjnittfid) faum | ^Jrojent beS ©oben« auSmadjt. ^ebenfalls fann aber
ber Saß, wo er etwa nitfjt meljr in genügenber SRenge oorljanben fein fotlte,
aus billigen Duellen als 3Wergel ober fiaffbüngung meift leicht wieber gugefüljrt
werben.
©ang äfyttidj wie bas Drainwaffer ift aucf) jebeS Ouellwaffer gufammen*
gefegt. Ol)ne bie abforbierenben ©genfdjaften beS ©oben« aber würbe gar
fein trinf bares ©äff er oorljanben fem; ber Salf geaalt nebft ber freien Sohlen*
fäure uerleiljt bem SQBaffer oorgugSmeife feine „§>ärte" unb feinen erfrifdjenben
©efdjmad, mäljrenb ein weiche« faffarmeS Jöaffer fabe fdjmedt unb bei größerem
©eljaft an 3lmmoniaf unb namentlich aufgelöften organifdjen Subftangen nad>*
teiltg wirft für bie ©efunbljett beS tierifdjen Organismus. SBenn baS urfprfmg-
lidj fjnrte SBaffer in flauen leiten ober gfüffen längere £eit ber Suft unb
SBärme auSgefefet ift, fo Reibet fidj allmä()üdj ber Salf großenteils aus unb
bas Patron wirb mefyr oorl)crr[cf)enb, fo baß fdjlicßlicf) ber große Saljgeljalt
bes 3BeerwafferS audj im ^ufammentjange fteljt mit ber geringen StbforptionS*
fäljigfeit, welche ber erbige ©oben, überhaupt bas ©erwttterangsprobuft ber
©efteine für baS Patron beftfet.
Of)ne bie abforbierenben (Kgenfcf)aften wäre audj feine wtrffame Düngung
beS ©obenS möglid). äbgefefjen baoon, baß bie löStidjen ^flangennäljrftoffc
mit jcbem burdjficfernben ober oon ber Oberfläche abfoufenben SBaffer entfernt
würben, müßte auf ber anberen Seite bei bem atlmäl)licf)en äuStrocfnen beS
©obenS balb eine fongentrierte ©aljlöfung entftefjen, welche befanntlidj bie
SBJurgeln ber fangen tötet unb ein rafcfyeS Slbfterben ber lederen bewirft
ÜDte abforbierenben (Sigenfdjaften fdjaffen, wie tfiebig treffenb gefagt l)at, gleich*
fam eine „Nötiget im ©oben/' inbem fie oerfyinbern, baß felbft bei reid)lufjer
Düngung mit leichtlöslichen Stoffen eine ju fongentrierte ?öfung entftefjt unb
inbem fie bafür Sorge tragen, baß eine Umfefcung ber Satge ober ein SluS*
taufd) mit ben ©eftanbteilen beS ©obenS ftattfinbet, wie es oft nötig ift, um
©genfd&aften be* ©oben«. 137
bte iWäljrftoffe jur Sfafnaljme burdj bie ^ffonjen oorjubereiten. ©ei oorljerrfcijenb
fanbigem ©oben, welcher bte abforbierentyn Sigenfdfjaften in einem nur geringen
©rabe beftfct, barf baljer, um ©erlufte mögttdjft §u oermeiben, bie jebe«malige
^Düngung nur eine fdfjroadje fein, fte muß ober mn fo öfter roieberljolt werben;
bei me^r tljoniger ©efdfjaffenljeit be« ©oben« ift bagegen eine ftarfe ©fingung
am ^lafce unb tmßefbem oft öortetl^aft, ben mandjmal ju ftar! abforbierenben
©gettfdjaften entgegenjuwirfen burdf) 3uful)r uon SKerget unb tfcfalf ober ba*
burd), baß man ben ©oben unter ©eobadjtung ber nötigen ©orfid(jt«maßregeln
ber Operation be« ©rennen« unterwirft.
SBenn eine 91ä<!je ' oietleidjt Salpljunberte lang ber wtlben Vegetation
öberlaffen war ober lange *3eit Ijinburdfj in tiefer Änltar unb oorjfigfic^em
X'fingung^uftanbe erhalten würbe, fo l)at in bent ©oben, roie ber Santomrt
fagt, oiel alte Äraft fuf) angefammelt. 3n einem folgen Satte fann man
Ijcmftg, roenn man biefe alte Äraft au«nufcen will, mehrere 3al)re hinter ein*
mtber oljne alle Düngung reidjlict)e Srnten erzielen, ober e« genügt Ijierju
eine oerf)ättni«mäßig fdfjwadje Düngung mit ©tallmift, moburd^ eine Ijinrcidjenbe
23)ätigfeit im ©oben angeregt wirb, um bie sJialjrung«quellen bleiben ben
<ßflanjen jugänglidf) §u matten. Stodj fräftiger unb rafdj'er wirb bie alte ffraft
au«genufct unter bem ©nfluß einer üftergek-ober Äalfbüngüng. @« ift flar,
bat* bie ?lnfammlung einer reichlichen üttenge oon meljr ober weniger wirf*
famer ^ßffanjennatyrung Ijanptfäcpclj burdfj bie abforbierenben ©genfdfjaften be«
©oben« ermöglicht unb oennittelt wirb. ©leidjjeitig aber fteljt bie alte Äraft
geroölptlici) audfj im 3üfammenljange mit ber ©egenwart einer größeren 2Äenge
oon £>umu«fubftan$, welche burd) Umbredjen unb forgfältige ©earbeitung, ober
mellei(f)t erft burdj Sfawenbung oon 3Äergel, Salt äfdje jc. ju, einer rafdjeren
©erwefung beftimmt rohrb unb hierbei ben ^ßflangen, reidjlidj bie jnm üppigeren
3Bad)«tttttt fo fräftig beitragenbe @ti<fftoffnat)rung liefert. . Sftatürlidf) wirb fein
intelligenter Sanbwirt gar ju oerfdjwenberifdj mit ber alten ©obenfraft umgeben;
er muß biefelbe oietmefjr fparfam au«ratfcen unb bie ju biefem 3wecf ifjm ju
®ebote fteljenben SDättet oorftdjtig anwenben. Denn fonft geljt Diel oerloren
olpte SRufcen für bie ©egetation unb wenn einmal bie alte Äraft ganj oer*
fcfyrounben ift, f o fjat man oft oiel $ett unb Soften aufjuwenben, um oon bem
betreffenben ©oben wieberum reidjlidf) lofynenbe Grrnten ju geminnen.
3lm ©dfjluß biefer ©etrad^tungen miß idj nodf) einige« bemerten über
ben ©tanbpunft, meldten gegenwärtig bie ©obenanaltyfe einnimmt unb über
beren SBert für bie lanbwirtfdjaftlidfje ^ßrajri«. Der atlerbing« geringe Sinken,
weft&en bie ©obenanaltjfe bi«fyer gewährte, Ijat nii^t feiten baju oerleitet,
baß man iljr überhaupt für je^t unb äße äitfwtf* jegliche praftifc^e ©ebeutung
obfpric^t @« ift aber wotjl ju bebenfen; baß bie ©obenanal^fe ein fetyr
fdiroierige« Sapitel ber Slgrifulturc^emie bilbet unb baß man erft in neuerer
3eit angefangen Ijat, berfelben eine größere Slufmerffamfeit gu roibmen. IMe
138 Sertfd)ägung ber (Srtrag gebenben ©nmbftücfe.
äWetfjobe ber ©obenanaltjfe Ijat gunädjft oerfudj«weife nad) alten Stiftungen
()in au«gebeljnt werben muffen, um baburdfj einige fefte. 8lnf)alt«punfte gnr S)e^
urteüung eine« ©oben« auf ©runb ber anatytifdjen SRefultate gu gewinnen
unb erft nadj unb nadf) wirb man bafyin gelangen, nrieberum ein meljr ab*
gefürgte« uub be«I)alb für praftifdje 3®ecf e meljr brauchbare« SJerfaljren ein*
gufdfjlagen. Die bisher mit töütfjidjt hierauf au«{Jfcfü()rteit oft feljr müljfamen
arbeiten finb, wenn audfj nidfjt fo bajtfbar rote niete anbere agrifulturdjemtfdje
Unterfudjungen, feine«weg« oergeblidje gewefen.
Der Sanbwirt, welker eine beliebige ©obenprobe gur Unterfadjüng ein*
fdjidft, oertangt gewöljnlid), bafc ber Sljemtier iljm fofort ober in gang furjer
3eit, auf ©runb ber oorgenommenen äfaaßjfe bie oerfdjiebenften fragen be*
antworten fofl, g. ©. weldfje Düngemittel er auf beut betreffenben ©oben an*
guwenben, welche grüßte gu fultioieren, welche gtud&tfolge er eingufjalten N §at,
oielfeidjt gar, wie Ijodf) bie Srnte für biefe ober jene grudjt ausfallen wirb
unb wie Diel er für. ba« betreffenbe ®ut begaben fann. @r bebenft nidfjt, bajj.
bie« meiften« unmöglich gu löfenbe Aufgaben finb, fdfjon au« bem ©runbe, weit
bei ber 9lufnal)me unb 3lu«wat)l ber ©obenprobe oft gar feine SSorjidjt beob*
adjtet worben ift. SBenn ber Sljemifer nidfjt bie Übergeugung geroinnen fann,
baß bie gu unterfudfjenbe ©obenprobe wirftidj bie mittlere ©efdjaffenfyeit einer
gangen Slädj* repräfentiert, ober für bie ^Beantwortung einer fpegiellen grage
ein burdjau« geeignete« 3Jiateriat abgiebt, fo ift feine gange müljfame unb geit*
raubenbe Arbeit umfoitft unb er. wirb nur mit SBiberwillen bie mandjmat nid)t
gu umgeljenbe Unterfudfjung oorneljmen. Slber audfj, roenn bei ber Slufna^me
ber ©obenprobe feine ©orfidfjt«mafjregeL oerabfäumt roorben ift, fo fann man
gegenwärtig bodf) nidjt« roeiler oon bem @t)emifer oerlangen, al« ba& er ü6er
bie paffenbfte ©efyanblung be« unterfudfjten ©oben« Slnbeutungen giebt, welche
burd) ben prafttfdjen SJerfudf) in tljrer SRidjtigfeit erft geprüft werben muffen.
6« finb nämlidf) bi« jefet nod) gu wenige uergleidfjenbe ©obenanatyfen au«*
geführt worben, unter ©ead|tung aller ttyatfädjlidfjen @rf Meinungen, weldje bei
bem 3ßad)«tum ber Sulturpflangen fid) bemerfbar matten, al« bafc man au«
ben SRefultaten einer oereingelten Unterfudfjung beftimmte unb allgemein gültige
SHegeln ableiten fönnte.
2ftan ift beftrebt, baljin gu gelangen, baß burd> bie 2lnalt)fe ermittelt
werbe, ob ber betreffenbe ©oben in feinem augenbticflid&en 3uftanbe eine größere
ober geringere ftrudjtbarfeit für bie ^Jflangenfultur überhaupt, nidfjt aber für
eingelne ^ßflangenarten befifet, ob nämtid) mefyr ober weniger alte Sraft ober
fof ort wirffame ^ßflangenna^rung oortjanben ift. 2lu&erbem fudjt man burdj
Slnwenbung geeigneter analijtifdjer SÄetljoben bie ftrage gu beantworten, ob ber
©oben au« feinen oorlaufig nod) fetter gebunbenen ©eftanbteilen auf bem
Sßcge ber SSerwitterung unb SSerwefung me^r ober weniger rafc^ ben Spangen
aufnef)inbare ^afjrung bargubieten oermag. Die wichtigeren SWittel, wdd^e
©obenanaltrfe. 139
man $u biefem 3roecfe meiner Stafidjt nadf) bei ber ©obenanaljfe für jefct an*
roenben faim imb muß, roiü idj für) anbeuten.
Die medjanifdje Slnattjfe tCigt ben ©oben mcttelft Siebe, @df)tämm*
apparat imb ©dpmmflafdje, leicht in 4 bis 6 ober mefyr Zexie oon gröberem
imb feinerem fiorn Reiben. SKan gewinnt baburdj feljr gute 2lnf)alt«punfte
für bie Beurteilung ber ptjtrfifatifdjen ©igenfd&aften be« lobend unb man wirb
aud) au« ber mineralogifdjen SSefc^affen^eit, namentlich ber gröberen ©emeng*
teile auf bie größere ober geringere ©erroitterung«fäf>igleit [erliefen fönnen.
95on ben pl)t)fifatifdjen Sigenfdjaften ftnb einige burd) ben birelten
©erfud) ju fontrottieren; bie« gilt befonber« oon b?m fpejiftfdjen unb abfotuten
©enrid)t be« ©oben«, foroie oon ber „roafferfaffenbeu Sraft" be«fetben. aller*
bmg« barf man bie lefctere itidjt in ber bi«fyer meift üblidjen Seife beftimmen,
inbem man eine Meine ' ÜWenge be« ©oben« mit SBaffer anrührt unb ben
Überfluß in einem Üridjter abtropfen laßt; man muß entroeber ben oom
Stegen uöflig burdjnäßten ©oben bireft oom Selbe auf feinen SBaffergefyalt
unterfudjen ober bod) bie ©erljättniffe ber natürlichen Lagerung, fo gut wie
möglich in einer roenigften« 15 bi« 20 3enttmeter bnfen ©obenfd)id)t nadj*
alpnen, um ber äBirfltd&feit einigermaßen entfpredjenbe SRefultate gu erljalten.
2lu« ber Steaftion, SKenge unb medjariifd)en ©efd)af[enf>eit ber Jpumu«*
fubftang, aud) au« bem d>emifdj ermittelten SSer^ättniö jnriftfjen Soljlenftoff unb
©tidftoff erfettnt man, ob im ©oben eine mefyr ober weniger rafd) unb reidj*
üd) fließenbe Quelle oon Soljlenftoff* unb namentlich Sticfftoffnafyrung
oorljanben ift unb barau« fann man oftmal« entnehmen, meiere 3(rt ber
Düngung unb überhaupt ©eljanblung be« ©oben« oor$ug«roeife günftig auf bie
Vegetation ber Äultjjrpflanjen roirfen möchte. (Sine befonbere ©eftimmung be«
fertig gebübeten Stmmoniaf« unb ber @alpeterfäure * wirb nur au«na()m«roeife
erforberlid) fein, ba bie SJlenge biefer Stoffe in einem unb bemfelben ©oben
außerorbenttidj roedjfeln, je nadj ber äBitterung unb ber 3af}re«jeit.
Die ©eftimmung ber abforbierenben Sigenfdjäften ift oon großem
Sntereffe, jebod) muß man fid) Ijüten, au« ben 9iefultaten fofort für bie <ßraji«
gültige Regeln ableiten ju motten, fo lange in biefer 9ttd)timg nodj fo wenige
oergleidjenbe Unterfudjungen oorliegen. 3m allgemeinen ioirb man annehmen
tonnen, baß hierbei, ebenfo rote bejüglid) ber plfofifalifdjen Sigenfdjaften be«
©oben«, mittlere ©erfyältniffe einer befonber« lofynenben Kultur am meiften
entfpredjen. SBenn bie 21bforption«fcif)igfeit be« ©oben«, junädjft für Sali unb
$t>o«p()orfäure, eine befonber« niebrige ift, fo fönnen bie abforbiert oorfyanbenen
ober bem ©oben in tö«tidjer gönn beigemiftfjten 9läf)rftoffe oon ben ^flarcjen
atterbing« feiert aufgenommen werben, aber bie ©efaljr ift aud) um fo größer,
baß ein beträchtlicher Xtil mertooller Dfingfubftanj burd) 2fa«wafd)en ober
Serjinfen für bie beftimmte Äultur oertoren gefyt. Da« umgefefjrte 23er()alten
jeigt firf} bei feljr großer 3lbforption«fäf)igfeit be« ©oben«; in biefem 3a(''
140 2Bertf$äguiig bcr Ertrag gebenben ©rmtbpcfe.
oermag bie ^ßflange nur nadj 3ufat5 tcti^li^cr Mengen oon Wtyrftoffen, biefe
genügejtb rafdf> bem ©oben roieber gu entgieljen. £)ie Schlußfolgerungen aus
ben SRefultaten bcr bireften ©eftimmung finb um fo bebender, ate ein ©oben
toeldfjer in ftolge intenftoer Kultur teifroeife mit abforbierten ^äfyrftoffen fdjott
gefättigt ift, baoon natürlich entfpredjenb weniger nodf) weiter binben unb gurütf*
galten wirb, ate ein cmberer ©oben, weldjer bei fotift gang gleicher ©efdjaffen*
l)eit in einem ftarf erfd&öpften 3«ftanbe fidj befinbet.
Salf unb 3Jiagnefia finb gang oorljerrfdjenb mit Soljlenfäure oerbratben
im ©oben enthalten unb werben in biefem 3uftanbe oerfjältniSmäfcig leitet
oon ben fangen aufgenofhmen. $)a bie quantitative ©efttmmung biefer
©toffe im ©oben feine ©djwierigfeiten mad)t, fo wirb man aud) mit genfigenber
©idjerljeit angeben fönnen, ob ein ©oben ben ^ßffongen oiel ober wenig ffalf
unb ÜÄagnefia gur Stufna^me barbietet, ob alfo eine befonbere 3ufuljr nötig ift
ober uidjt.
®anj äljntidj oerljalten fidj bie ©dfjwefelfäure unb ba« ßl)tor ober bie
©algfäure^ biefe ©äuren werben fo gut wie gar nidjt abforbtert, fie fönnen
baljer m gewiffen falgartigen SSerbinbungen burd) SSermittelung bc$ ffiaffer«
im ©oben frei girfulieren unb bie bei ber äfaafyfe gefunbene ©efamtmenge
lägt fofort erfennen, wie oiel ben' <ßflangen leitet gugängtidj ift
©o bleiben fdjliefjtidj nur nodj ba$ Aalt unb bie <ßIjo$pfjorfciurc gu
betrauten übrig. $)a« finb befanntlidj in lanbwirtfdjafttidjer $inftd)t jgang
befonber« widjtige ^Jflanjennä^rftoffe unb bie bisher oorljanbene ©djwierigfeit
genau gu ermitteln, rote oiel baoon augenblidKidj ober oon einem 3al)r }um
anberen ben ^ffangen gur' aufnähme ftd) barbietet, ift eben bie Urfatfje, we«*
\}ath bie ©obenanatyfe uod) nidfjt allen 2htfprüdf)en ber. ^ßraji« gu genügen
oermag. ÜÄan ift jebod) oielfad) mit oergleidfjenb'en ©erfudjen unb Unter*
fudjungen befdjäftigt, um bie betreffenben ©djwierigfetten burdf) Sfawenbung
geeigneter üttetljoben möglidjft gu befettigen.
©egüglid) be« Stallt wenbet man nadj einanber unb gwar in befthnmter
{Reibenfolge immer fräftiger gerfefcenb auf ben ©oben einwirfenbe 8öfung«mittel
an. SSenn g. ©. burdf) ©efyanbfung beö ©oben« mit foljlenfäurebattigem
ffiaffer ober mit ©afgfäure oon gewiffer Songentration fdjon in ber teilte,
alfo ofyte ©teigerung ber gewöhnlichen Temperatur, nur unter häufigem Um*
f Rütteln ber ÜÄaffe eine oerf)ättai$mä§ig grofee ÜÄenge Sali gelöft wirb, fo
wirb baäfelbe audf) entfpredjenb leidet in bie wadjfenbe ^flange übergeben unb
ju beren ßrnäljrung beitragen. Diefelbe. ©djlujjfolgerung ift man gu gießen
berechtigt, wenn ba$ ©erfjältni« gwifd)en Äali unb £l)qnerbe in ben mit fon*
gentrierter fodf)enber ©algfäure unb ©djroefelfäure erbaltenen ©obenlöfuugen,
ein enge« ift; e$ fann ba«felbe fai JBirflidjfeit fc^ioanfen, nac^ ber ©ef Raffen*
Ijeit be« ©oben«, oon 1:3 bifi über 1 : 20 fjinau«. ©n abfolute« 5Dla6
aber für bie 8ö«tidf)feit be« im ©oben oortjanbenen Äali7« unb für bie «uf*
©obettcmatyfe.
141
neljmbarf eit beäfelben burd) bie ^ßflanjen l)at man biö jefct nod) nidjt; bie
3uftmft mu§ uns barüber roeitere 9fofftärang bringen.
Die ©eftimmung ber roirffamen <ßl)o$pl)orf8ure ün ©oben ift faft
nod) mistiger als bie beS Sali'$. Sei gor] jungen, ob unb rote oiel fofort
ben ^Jflanjen gugänglidje ^odp^orfqnre im ©oben oorljanben ift, foroie bei
anbeten äljnlidjen Unterfudjungen ift e$ junädjft notroenbig, ein hierfür ganj
m geeignete« SRaterial burd) oft langjährige, im ©rofcen roie im Sieinen aus*
geführte öergleidjenbe $)üngung$* unb 33egetation$oerfud)e l)erbei$uf Raffen.
933b: fönnen nnr ©djritt für Stritt auf ber eingefdjlagenen Sdafyn oorgeljen
unb roenn aud) in jefeiger 3eit bie ©obenanaßjf e • nod) nidjt allen berechtigten
Slnforberungen ber Sanbroirte in roünfdjensroerter SBeife entfpredjen fann, fo
märe e$ bod) Unredjt, barauS bem ©jemifer einen S3ommrf machen $u motten.
£>ie £uhmft n>trb #er, rote überall im ©ebtete ber ägrifulturdjemie, ein
immer l>eßere$ ÜHdjt verbreiten unb e$ ermöglichen, auf bie oon ©eiten Der
*ßra$i$ gefteHten fragen eine beftimmte unb befriebigenbe Stotroort ju erteilen.
(W.)
III. 4Frud)tfolgr unb .frlbrtntrtlung.
Die Slbwedtfefang mit ben angebauten ftrüdjten ift eine üon ber 9?atitr
gebotene 9ftotwenbigfeit. @« giebt nur wenige Sufturpflangen, welche eine 9ieil>e
non Sauren Ijinburd) auf ber gleichen ©teüe fortwäljrenb gute Srträge liefern,
g. ©. einige au«bauernbe ^ßflangen, beren SBBurgetn tief in ben ©oben ein*
bringen , wie ßugerne, $opfen unb ©«parfette; aber audj biefe oerfagen fdjliejj*
tief) einen genügenben @rtrag, unb iljr ©tanbort mu§ erft eine tüdjtige ©e*
arbeitung unb 'Düngung erhalten, beoor fte abermal« gut gebeten fönneti.
Sßandje freiließ oon ben einjährigen unb fladj wurgclnben ®ewäd)fen tonnen
mehrere Saljre Ijintereinanber angebaut werben, wie $anf, Xabaf, Sartoffeln,
felbft Joggen; jeboc^ ift bie« entweber nur auf befonberen ©obenarten rättidj,
ober e« ift bagu fo oiel Dunger erforberlidj, bafc ein berartige« SBerfaljren
l)öd)ften« in ueremjetten gäüen ftdj rechtfertigen läßt.
Gin gang felbftänbiger SUferbau, weldjer bie 9Wittel gur Srljaltung ber (Sr*
trag«fäl)igfeit be« ©oben« au« eigenen Srgeugniffen liefert, fefct notwenbig einen
2Bedfjfel ber grüßte oorau«; ber festere ift felbft bann geboten, wenn man be*
Itcbig Dünger gu wo^tfeüen greifen laufen fann, wie in ber Sftälje großer
©täbte. äfadj bie reidjfte Düngung oermag nidjt allen 9iad)teilen gu begegnen,
bie bei einem SSWerbau ofyne tfrudfjtwedjfel fidj bemerfbar machen. Da« ©e*
treibe giebt, in eigener Stoppet ununterbrochen angebaut, gnlefct nur wenige
unb fdjledjte Sörner, unb gewiffe Unfräuter nehmen babei fo überljanb, baj?
ber Sanbwirt fdf)on avtö biefem ©runbe an eine Slbwedjfetung mit ben ftrüdjten
ober an eine ©ommerbradje benfen muß. Die Sartoffeln befommen bei öfterer
Sßieberfeljr ein? Äranfljeit, bie in einem warjenartigen Überjnge ifjrer ©djate befteljt
Der ©raub foldjer (Srfdjehtungen ift barin gu fudjen, bafj jcbe ärt ber
©ewädjfe einen gewiffen ©eftanbteil be« ©oben« oorljerrfdjenb gu tljrer oott*
ftänbigen 2fo«bilbung bebarf. 3ft biefer ©eftanbteil burd) fortgefefeten Sfobau
einer unb berfelben ^ßflangenart ber Slcferfrume in größerer Sßenge entjogen,
fo rxtufy entweber eine ©ommerbradje unb ein SRajoIen be« Sanbe«, ober ber
Sfobau eine« mef entließ anberen ©ewäc^fe« ftattfinben, um ba« aufgehobene
günftige SJerljfiltni« in ber SUferfmme für jene ^flange wieber fyerjufteüen.
©ebitigungen beS grutyrocdjfete. 143
diejenigen, roelcfje ben Ginflug eine« SBedjfel« bei bem äfobau ber ^flanjen
nod) ntif)t auö eigener Beobachtung lernten, glauben oießeidjt, baß oon jroei
Srüdjten gleicher 2lrt, roeldje unmittelbar auf einanber folgen, bie jroeite unter
aßen lünftänben einen oiel geringeren Grtrag geben mfiffe al« bie erfte. 6«
fommen jebod) Säße oor, in roeldfjen bie jroeite 3rud)t beffer ate bie erfte ift,
was fid) redjt roofyl baburdf) erfteiren lägt, baß bei ber ^flangenerjeugung oiete
Äräfte gleichzeitig tfyätig jtnb: außer bem ©oben, ber ©eaderung, Düngung
unb bem ©aatfom nod) bie SBitterung, roeldje (entere juroeiten einflußreicher
ift, ate aße übrigen jüfammengenommen. 6« fann baljer jtdf) ereignen, baß
bie jroette 3rudf)t berfelben 2lrt einen Ijöfjeren Srtrag liefert, ate bie erfte, ob*
gleidj fte biefer unmittelbar folgte. Kßein im Durdtfdjnitt ber 9Jerl)ä(tniffe ift
bodj ate Siegel ju betrauten, baß in unferem gemüßigten ftlima ber 9lcf erbau
nur bei einem öerftänbigen ftrudfjtroedjfel am meiften mit Vorteil betrieben
werben fann.
Die ©rünbe bafür ftnh. teite au« aögemeinen 9laturgefefcen, teite au« ben
SSerljättniffcn be« lanbrohrtfdfjaftlid&en ®eroerbe« ju entnehmen.
3uuädjft ift barauf Ijinjuroeifen, baß einige ber angebauten ^flanjen, j. ©.
bie ©etreibearten, büfdjelförmige feine Sßurjeln Ijaben, bie ftd) Ijauptffidjlidj in
ber oberften @djidf>t be« ©oben« ausbreiten; anbere bringen mit iljren SBurjeln
in bie liefe, näntlid) bie Ölfrüdfjte unb SRübenarten, ebenfo audfj bie ^flanjen
mit <3djmetterling«blüten. Die SRübenarten, Sartoffeln, ber $ot)f, Ärapp unb-
Sabaf gebeitjen am beften, roenn fte eine redfjt tiefe Srume oorfmben unb roenn
triefetbe audf) roäljrenb iljre« SBadj«tum« öfter« gelodert roirb. @« leuchtet ein,
baß ein ffiedjfet jroifdjen ^flangen mit fo oerfdjiebenen Grrnaljrung«* Organen
für bie ntöglidfjft ooßftSnbige 2fa«nu|}ttng ber ©obeufraft oon großer ©ebeutung
fem muß. 2Ba« ba« ftodj rourjelnbe ©etreibe nidjt erreichen lonnte, roirb oon
ben in bie liefe bringenben SBurjeln ber anberen ^flanjen aufgenommen.
£urdj ba« (Einbringen ber lefcteren in bie £iefe roirb ber roiberfpenftige, gu*
fammengebaflte Xljonboben au« einanber getrieben. Die lodere ©ubftang ber
Ske*, 9tap«* unb ©oljnenrourjefn unterliegt im ©oben nadj bem Slbemten ber
Stufte einer raffen ftäulni« unb auf fold)e SQBetfc fefet ftd) aßmciljlic^ in größere
Jiefe bie äufloderung fort, roeldje bie biegte ©efdjattung burdj bie üppigen
^flanjen auf ber Oberfläche fdfyon oorbereitet Ijatte. §ierin ift bie örllärung
flegeben, roe«l)alb befonber« auf Königen ©obenarten bie Jpalmfrüdjte nadfj Slee,
nacf) Ölfrüchten, ©dfjotengeroädjfen unb nad) ben angebauten ©urjeln ein fo
9«te« ©ebeiljen Ijaben.
Diefe julefct genannten ^ßflanjen entnehmen mit iljren breiten, fdjroammigen
blättern oiele 9taljrung au« ber atmo«pIjürifdjen i?uft unb jroar um fo meljr,
fr häftiger fte oon bem ©oben, in roeldfjem fte bie SBurjeln au«brciten, in
%er grnäljrung unterftüfct roerben. ©er fid^ oon bem Grinfluß ber £uft auf
totö ®ebeiljen ber ©eroädjfe mit faftigen ©lattrat burdj ben Sfagenfdjein red^t
144 • Örufyfolge unb getbemteifang.
überzeugen will, ber beobachte bie föänber eine« SRunfelrübenfelbeS, auf meinem
bie SRüben nidjt nur eine größere ©lättermaffe, [onbem audf) ftärfere SBurjelrt
bilben, wa$ ftc^ nur barem« erflären lägt, baß' bte am SRanbe fteljenbert
*ßfianjen mit einer Suftfdfjidfjt in ' ©erfilpung fommen, in weldjer ftd) nodf) alte
ju ifjrem ©ebenen erforberlidjen «Stoffe befinben.
Der Älee, bie Ölfaaten, ©dj.otengewädjfe unb anbere 331attfrüd)te eignen
fid) wegen ber angegebenen Sigenfd&aften als 3lüifäcn9en,äcWe &er Körner
tragenben £almffcücljte. Slllein ityr gefunbeS $3adf)fen unb ®ebeü)en ift nur
bei einer nidjt ju Ijäufigen SBieberfeljr ju erwarten. ©ei ©ofyuen, meiere be*
Ijacft werben, ift auf ftrengem STjonboben ein öfterer äfobau efyer juläfftg, aber
Srbfen bilrfen nur in 3roifd)enräumen üon 5 bis 6 3af)ren fulttoiert werben,
wenn man einen befriebigenben Srtrag erjielen will.
• Der rote Älee ift auf aßen für ü)n geeigneten ©obenarten biejenige
$flanje, welche, wenn er jroifdjen jwei £almfaaten angebaut wirb, baS obll*
fommene ©ebeiljen ber festeren am meiften beförbert. Sflaä) bidjt geftanbenem
Stee warfen alle grüßte oorjüglicij. Dies ift waljrfdfjeintid) ben üielen
marfigen SBurjeln unb, bem ©lätterabfall jujuf abreiben, womit biefe ^flanje
bie äeferfrume bereidfjert. 3ebodj barf eine öftere SBieberletyr als burdjfdjnitt*
lidf) alle 6 3aljre beim Sfeebau nidjt oorfommen; nur in wenigen Örtlidjfetten.
unb bei einer befonberS tiefen, gut burdjbüngten Stdferfrume lann tyieruou oljne
9iatf}teil eine äuSnaljme gemadjt werben, ©djubart'S oon Sleefelb fieljre
öom Sleebau fonnte uidfjt burdjauS befolgt werben, weil er biefe ffiigenfdjaft
beS SleeS nid^t genug berüdft^tigte unb ben Sleebau unter allen Umftönben
als SWittel empfahl, ben SWerbau ju oerbeffenu 5ür bie granbigen ©oben*
arten fehlte es bisher an einem ben Älee als 3roifdjenfrudf)t jmifdjen ben ©e*
treibearten erfefeenben ©ewädjS. (Sin foldfjeS fdfjeint jefet in ber Supine
gefunben ju fein.
Der weife Ätee, mehrere ©räfer unb ©eibepflanjen öertreten ben SRotftee
auf fotöjen ©obenarten, welche ju mager, ju fladf) ober ju bürre für ben
lefeteren fitib. 3ene ^ßflanjen liefern jebod) feiten einen reidjen ©djnitt als
©ieljfutter, fonbem werben auf größeren glasen meift abgeweibet. Das
birette Sbtfäen ber äBribepflanjen ift nidjt unumgänglich notwenbig, um ben
Slcfer in ber 3wifd0enjeit oon ber einen ©aat ju ber folgenben oorgubereiten,
aber es ift oorteil^aft Der ©oben treibt, ber SBeibe gewibmet, audf) oon
felbft ftutterpflanjen, aber weit langfamer unb fpärlidjer, als wenn eine 3fa*
faat ftattgefunben l)at.
Die ©eweibung beS äcferlanbeS jwifdjen jwei Äornfaaten ift immer ein
unfehlbares üßittel, um ol)ne neue Düngung eine befriebigenbe örnte ju er*
langen. ©ie ift bie ©ebingung, unter räeldjer überhaupt nur eht felbftänbiger
j Sldferbau auf großen, magern ftlädjen befte^en fann. ©ie ift um fo wirffamer
\für bie folgenben ©aaten, je Iräftiger ba« 8anb jur SBctbc niebergelegt unb
©ebragiragen be* §ry$tn>e$fefc. 145
je forgfättiger e« befomt mürbe. Denn unter folgen Berpltniffen lann ba«
Selb bem Sßeibe&iel) eine reifere Stotyrung üefem, unb biefe« ^interlä^t burdO
ben Düngerabfaß bem ©oben meljr,. ate bei bürftiger 9tol)rung.
3m 3ttfammenl)ang mit ber Beroeibung be« SWertanbe« ift ber ©nfluß
ber Brad&bearbeitung auf bie nadjfolgenbe <&aat ju betrauten. 'Die roäljrenb
ber ffieibeja^re erjeugte ©ra«narbe unb bie ium Seil erhärteten Düngerabfäße
ber Sßeibetiere mürben ber nadfjfotgenben ©aat feljr roentg nüfcen, wenn fic
nitfjt burdj ein öftere« pflügen unb Sggen jerriffen, mit ber Sldferfrume ge*
mengt unb gut Sauini« gebracht roerben. 3e ooflfommener bie BradjbearWtung
alfo ftattfinbet, um fo größer ift ber Crtrog ber nadjfolgenben @aat 2tuf
magerem ©oben, ben man burd) bie Beroeibung ju loljnenbem ©trage bringen
miß, ift eine gute Bradjbeörbeitung bur^au« notroenbig unb ein einfurdfjige«
Umbredfjen be« Söeibe* (Dreefd)*) Sanbe« nur bann ratfam, * roerat ein großer
Sfetdjtum in ber SWerfrume angehäuft ift.
Änoflen* unb 9tübengeroäd)fe, bie man roegen ber 2lrt iljre« anbaue« in
ber lanbroirtfdjaftlidjen ©pradje iöef)acf fruchte nennt, ftnb in boppelter Qiru
fic^t für bie $almfaaten mistige 3roiftf}enfrüdjte.
Grftltd), roett jie in roetten 3raiW^r^umen gepflanjt werben, unb man
alfo roäljrenb be« 2Badj«tum« biefer ^ßflanjen ben ©oben bearbeiten fann.
jDmrdf) eine berartige mehrmalige Bearbeitung roerben bie meiften 3roedfe bex
©ommerbradfje erreicht, unb bie Befjadffrüdjte nehmen bafyer ba« 8anb $u
einer $eit ein, roo e« nad) ben ehemaligen Siegeln ber Dreifelberroirtfdfjaft mit
reiner Bradje beroirtfd&aftet, gar feinen Srtrag gegeben l)ätte. angenommen,
baß bie reine Bradje afle brei Safjre roieberfyolt mürbe, fo mußten bie jroei
nadj bem Bradjial)re folgenben Srnten bie Bobenrente für brei Saljre liefern.
SBenn alfo bie Beljadtfrüdjte nur Bie Bodenrente für ein Saljr unb fämtli<$e
Soften iljrer Bearbeitung oergfiten, fo ift iljr Sfotbau fdfjon mistig genug.
@ie geben aber jroeiten« in ber SReget einen fo Ijoljen SRoljertrag, baß fte
barin mdjt nur bie ®etreibefrü<$te, fonbem aud) bie jum äRäljen angebauten
guttergeroädjfe roeit übertreffen.
Die aufnähme ber Beljacffrüc^te in eine regelmäßige Srudfjtfolge ift pon
fo großem ©nfluß, baß baburdj in Dielen Säuen ber Brutto*@rtrag be« 2ldfcr«
gerabqu oerboppelt roirb. Sfof allen Bobenarten, roo ber ©anb oorljerrfdfjt,
oertritt bie Bearbeitung , meldte biefen .ftrüdjten ju Seil roirb, bie ©ommer*
brache ooflftänbig. 2tnf binbigem Boben gehört fdjon eine größere ©efdjidßidj*
feit unb namentlich cmd) eine forgfältige Beachtung ber paffenben Witterung
baju, um burdfj bie Bearbeitung be« Sanbe«, roäljrenb e« in Steigen gepflanjte
grfidjte trägt, eine gut burdjgefüljrte ©ommerbradOe $u erfefeen.
Da bie lefetere auf tfpnigem Boben bie befte Borbereitung für ben
SBeijen ift, unb bie loljnenbften Beljacffrfidfjte, roie Sartoffeln, $Rübenarten unb
fioljt, wegen tyrer ftjäten Slbemtung unb an« anberen ©rünben, leine guten
Stoppt. 11. Auflage. 10
146 Snidjtfotgs unb gelbctnteilung.
•
Vorfrüchte für bcn ©eigen, fotoie überhaupt für SBintergctreibe fiub: fa tft
auf binbigem ©oben, in einem Slima, roeldfje« eine früfye SfoSfaat be« äöiuter*
getreibe« oerlangt, bie reine ©radje tciftoctfc beijnbeljalten.
Die unter bem tarnen ber £anbel«getDädjfe in Deutfd&lanb angebauten
^Jffongen fmb in bem ©tote, wie mir fte Ijier betrauten, teil« gute SJorfrüdfjte
für bie §almfaaten, teils gehören fte gn ben ©eljadffrüdjten. Srftere« ift cor*
gug«roeife bei ben SBinterötgeroädtfen ber gaü, bei 9tap« unb Sftübfen, meiere
mit üjren marfigen SBurgeln bie SUferfrume tief burdfjbringen unb, roeü man
fte fdjon im 3uni unb 3uti aberntet, e« ermöglichen, bag bie Stoppel jur
Siufnaljme be« eblen ©eigen« nodfj oottfommen oorbereitet wirb.
33on bem Sanbe, roeldfje« Summet getragen Ijat, gilt im altgemeinen ba«fetbc
Den £abaf Ijält man für eine beffere ©orfrudjt für ©interung, als bie
Äartoffetn.
Sein unb §anf fmb groar nidjt befonber« geeignete SBorfrüd&te für bie
Sinterung; roenn fte aber ben ©oben nodj frül) genug räumen, fo lann man,
unter ber SJorau«fefeung, baß bie übrigen ©cbingungen einer groedmägigen
Vorbereitung be« Sanbe« oorljanben ftnb, nad> iljnen auf einen guten Ertrag
rennen. ©outmerljalmfrüdfte gebeten iebodfj nad) üjnen fixerer.
3Äit ©egug auf ba« Verhalten ber angebaueten ©ciüäc^fe gu üjreh wx*
mittelbaren Sßadjfrüd&ten, nennt man einige oerbeffernbe, anbere geljrenbe
©aaten.
$u ben oerbeffemben gäljlt man oorgüglidfj biejenigen, nadfj benen ba«
eigentliche $atmgetreibe gut gerät. Unter ber ©orau«fefcung, bafc bie Beugung
oon ©eigen, Joggen, ®erfte unb £afer ber eigentliche 3roe<f be« 8l<f erbaue«
in Deutfölanb fei, — roa« in ben meiften Säßen audfj rooljl richtig ift, —
nimmt man an, ba§ ber rote $(ee bem Stmbe an (£rtrag«fäl)igfeit für folgenbe
Sorofaaten mel)r gurüdftäfct, al« er il)m entgogen l)at.
3n noc^ Ijötjerem ®rabe oerbeffernb wirft ber Älee unb roirfen aud^ anbere
gur ©eibe au«gefäete ^flanjen, roenn fte oom ©eibeotelj auf bem Sanbe oer*
geljrt roerben unb ba« festere alfo ben Dünger oon bem 33tel) erhält. • 3ft ba«
8anb nod) in guter Düngfraft gur ©eibe niebergelegt (eingebree|djt) roorben,
fo rennet man bie jctyrlidje Äraftgunaljine beweiben auf einen • SKorgen gleich
berienigen, meiere eine Düngerlabung oon 20 bis 22 3tr. geben mürbe, ©ei
groger SRagerfeit ber Slcferfrume unb ber babuvd) bebingten geringeren ®ra«*
toüdjftgfett be« ©oben« muß biefer 9lnfafc oerminbert roerben.
Da« ©eibeliegen be« Sanbe« wirft aber oorgügßd) in ben erften Sauren
nadj ben Äorofaaten oerbeffernb. Surf ttyonigem unb roafferfüdftigem ©oben
barf ba« Sfefttreten be«felben burd) ba« ©eibeoielj nidjt gu lange bauern, weil
ber ©ra«nmdj« fu$ balb oerminbert ©eftcfyt ba« ©eibeoielj in ©doofen, fo
tritt bie äJerfdjledjterung ber SBeibe erft fpäter ein, beim föinboiel) früher.
S^onboben lägt man baljer nid^t gern länger, al« jtoei Saljre gur ©eibe liegen.
©ebmgungcn bc« gru$troe$fels. 147
jErocfner, roarmer, lehmiger ©anbboben gtebt 3 bis 4 Saljre !)inburd) gute
©djafroeibe. Sin längere« ©eroetben ift aber aud) auf biefem nidjt ratfam,
TDeü burdf) bie (Srfaljrung erroiefen ift, baß ber @ra«ertrag. nachläßt nnb ba«
2Beibeme^ ftd) nidfjt mel)r fo gnt, rote anf frifdfjen SBeiben näljrt.
Sonnen, Srbfen-, SBiÄen, 9top« nnb föübfen würfen anf bie nad) iljnen
folgraben £almfrüdf)te nid)t fo nachteilig, al« fidf} nadO ber SÄaffe, bie fte in
t>er grnte tiefem, erwarten ließe. Sitte biefe grfidjte oerlangen tiefen, gnt ge*
büngten ©oben. Stoben fie biefen aber, fo ftnb fte al« 33orfrüd)te für bie
€rgeugung oollfommener nnb fernerer ©etreibefömer eljer oon gfinftigem (Sin*
fing, roeil fie einem reidjen 55oben bie jn große Üppigfeit benehmen, ©ie finb
alfo oor bem eigentlichen $almgetreibe anf fefjr reifem ©oben al« oerbeffernbe
SSorfrüt^te gn betrauten, aber nnr, roeil fie iljn gefällter jnr ffirgengung oon
Sorn matten. Daß fte fetbft nidjt gu oft roieberle^ren bftrfen, ift bereit« gefagt
Die ©eljatffrüdfjte ftnb roegen ber STOürbigfeit nnb tiefen Sfaftocfernng,
weld&e fte bem ©oben oerleü)en, für bie ©omnterl)almfrfidfjte roafyre oerbeffernbe
3Sorfrüdf)te, benn nirgenb« Ijat bie ©erfte eine fo gute ©teile, al« nadfj iljnen.
Sind) ift in feinem ftattt angnnefymen, baß bie ßrfdjöpfnng be« ©oben« mit
ber ÜÄaffe an naljrljafter ©ubftang im SBerfyältni« ftelje, roeldfje bie $adffrüdf>te
liefern, Da fte große, fdfjwammige ober margige SBlätter tyaberi nnb burdj biefe
eine große 2ßenge 9taf}nmg an« ber 8uft angießen; ba fte mit ben $almfrüd)ten
in feiner botanischen Serwanbtfdfjaft fielen, nnb waljrfd&einlidfj ein gang anbere«
35ert)ättni« ber nä^renben leite an« ber ätöerfrume gn iljrer 2ln«bitbung be*
bürfen, nnb ba mcüjrenb iljre« Slnbaue« bnrdj bie gu i^rem ©ebeüjen notroenbige
Arbeit be« ©ebaden« ber Dünger gleidf) im erften 3al)re gur aufnähme in bie
<ßflangen oorberettet roirb, berfetbe ftd^ atfo roeber oerfotytt, nöd) nnfeto« in ®a«*
form ber ßnft mitteilt, fo läßt ftdj babnrd) einigermaßen erflären, roarnm
bei einer gmedmäßigen ©aatenfolge ber ©oben burdf) ein fo große« Srgeugni«
Don mehliger ©ubftang, roie 3. 29. eine Äartoffelernte liefert, nidfjt in gleidfjem
Serfjfiltni« erfdjöpft roirb.
SSerbeffernb ober geljrenb ift bie eine ftrnd)t metyr ate bie anbere nod) in
entern weiteren ©tone, nnb gmar mit ©egug anf ben gangen äderbau. j$fczsto
imb oerfcfyledjternb im bödfjften ®rabe finb foldfje Stüdjte, beren gange« Sr*
jeugni« ber SBtrtfdfjaft oerloren gebt, bie alfo nidjt« ober nnr fe^r roenig gnr
SJermeljrttng be« Dünger« beitragen. Sein nnb $anf fteljen in biefer $inft<f>t
oben an, nidjt roeniger £abaf nnb Sümmel, roemt ©trünfe ober ©trob oer*
brannt werben. 9top« nnb föübfen fteljen ebenfall« ben §almfrüd(jten nad),
weil i^re ©d^oten nnb iljr ©tro^ nic^t fo Diel gur SSerme^mng ber Dünger*
.tnaffe beitragen, roie ba« ©tro^ oom ©etreibe. JBenn aber jene <ßflangenteile
triebt oerbrannt, fonbern gur Düngerergeugung bennfet roerben, fo ftnb fie.iljrent
©eroid^te nad^ einer mäßigen ©trobernte oon ©ommerbalmfrüd^ten roo^l gleich
gu fe^en. §err Äielmann ^at ©trofy nnb ©d^oten oon einer SRübfenernte anf
10*
148 grad)tfotge unb gclbritttcilung.
9Ättteftobcn gewogen unb in einem gatte gegen 1500 unb in einem gweitett
1850 $fb. Dom üßorgen ermaßen.
Die $almfrüdjte entnehmen bem ©oben unmittelbar einen großen Xeit
ber iljm burdfj ben Dünger gugefütyrten Äraft. Da fte aber burd) ba« ©trol)
jur Düngerergeugung wefentlid) beitragen, fo ftnb fte nur geljrenb gu nennen,.
im tfatt fte unmittelbar nadj einanber angebaut werben. Sßenn inbeffen ein
längerer £wifdjenraum oon ber äberntung ber einen $>afotfrud)t bi« gur 33e*
ftettung ber barauf folgenben ftattfinbet, wie bei ©ommergetreibe nad) Sßmter*
fruchten , unb atfo burdj eine paffenbe Bearbeitung bie gur aufnähme einer
neuen Sornfaat günftige Sefdjaffenljeit be« SJoben« wieber l)ergeftettt werben
fann: fo formen aud) 2 unb feflbft 3 £afatfaaten o$ne großen 9lad^teü auf
einanber folgen. Die 5uttergewädf)fe vaxi £ülfenfrüdjte aber jtnb außer wegen
i^rer gfinftigen Sinwirfung auf ba« ©ebenen ber Äornfaaten, wenn fte mit
biefen im JBedjfel gebaut roerben, audf) be«l)aß) al« üerbefferobe ftrüdjte gu be*
geidfjnen, weil i^re ©rgeugniffe ein bei weitem naljrljaftere« SSie^futter al« ©e^
treibeftrol) jtnb, unb weil ba« teuere nur bann in guten, fräftigen Dünger
oerwanbett werben !ann, wenn man ba«fetbe mit jenen gugleidfj gu biefem 3wedte
oerwenbet. SBirb naljrljaftc« SSie^futter oon ffiiefen unb ffieiben gewonnen ober
andfj.oon au«wärt« gugefauft, fo fann atterbing« ein guter St<f erbau audj oljne
jenen SBedfjfel ber oerfdfjiebenartigen Srüdjte ftattfinben, unb man fann unter
©eil)ilfe ber SDradjbearbeitung fortwäljrenb £>afetfrüd)te anbauen. Slber ein
fotc^cr 2W erbau ift ntdjt felbftönbig; er fann nur burdf) fortbauemben 3ufd)ufc
gur Düngerergeugung oon außen l)er befielen.
Der Snljatt biefer allgemeinen ^Betrachtungen ift in folgenben ©äfcen fürger
gufammengefaßt:
Der 2Wer wirb bei feinem Sfabau burdj bie ifyn entnommenen ©aaten*
erfdfjöpft, unb gwar umfome^r, je weniger bie angebauten ©ewädjfe bie erforber*
lic^e SRaljrung aus ber liefe Ijolen ober mittelft iljrer SMätter au« ber 8uft
ermatten.
Der oon ben auswürfen ber $>au«ttere unb ben ftroljartigen ©treu*
materiaüen gebilbete Dünger ift ba« befte SWittet, bie an *ißffanjennaljrttng er*
fdjöpfte SWerfrume wieber bamit gu Derfefyen.
Diefelbe Düngermenge, einer gewiffen SWerflädje gugefüljrt, ergeugt weit
Ijöljere Srnten, wenn ©ewädfjfe au« Oerfdfjiebenen botanifdjen fftaffen im SBedjfel
mit einanber angebauet werben, al« wenn fortwäljrenb eine unb biefetbe ^Jflatxjcn*
art ba« Selb einnimmt. 3ebe ^ßflangenart eignet ftdj oorgug«weife einen il)r
befonber« gufagenben Seil ber Düngung an unb matfit ben Stöer oft frudjt*
barer für eine anbere ^ßffangenart. SBirb immer eine unb biefetbe ^ftonge ober
©ebüigungen be« gru<$t»ei$fett. 149
t>od> fotdje, bic emanber nalje oerroanbt ftnb, oljne ©nfdjiebung bcr ©ommer*
Bradje angebauet, fo ift eine ©erminberung be« ßrtrage«, felbft bei reidjtidier
Düngung be« Slder«, unau«bleiblidj.
Sei ben Ijalmtragenben ©etreibearten ift bic ©ommerbradje, eine 3n)ifdjen*
frud)t au« anberer Älaffe ober bie ©etoeibung roäljrenb eine« ober mehrerer
3<tljre au«reidjenb, um ben ©oben jur äfofnaljme einer nenen ©etreibefaat ge*
fdjuft ju madjen. ©ei einigen £ülfenfrüd)ten nnb bem roten Äfee ift bagegen
ein längerer Zeitraum, eine neue Düngung unb eine öftere ©earbeitung ber
Hiferfrume erforbertidj, roenn fte toieber einen ootten Srtrag geben fotten.
Diejenigen ©eroädjfe, roeldje ben ©oben in einen erhärteten, oertrodneten
^ttftanb oerfefcen, ftnb feine guten ©orfrüdfte für ffiinterfaaten. sJhtr gute ©e*
arbeitung nebft bem ©nftoß ber Söinterroitterung mad)t ben ©oben nad) iljrem
Stnbau jur aufnähme oon ©aaten roieber geeignet.
Sitte ©eroätfjfe, welche in ben ©oben mit marfigen ffiurjefa tief einbringen,
intb beren breite ©lätter iljn befdjatten, foroie teitroeife oor ber Gmtte abfaßen,
machen bie 2Werfrume mürber, mithin jur aufnähme einer neuen ©aat fdjnetter
flefd)i(ft. Die bem ©oben oerbfeibenben ffiurjeln unb Stbfäfle werben eine
Düngung für bie nadjfolgenbe (Saat.
3e gefdjitfter ber ©oben oon -Katar ober bur$ Dünger jur Srjeugung
biefer oerbeffernben ©aaten ift, um fo teidjter ift e«, ein richtige« SBerfjättni«
■jroifdjen ben Srüifjten Ijerjuftetten unb nactyfjaltig einen foljnenben 3lcferbau ju
betreiben.
Der fefjr ffadfje, magere unb bürre ©oben erjeugt jene oerbeffemben @e*
TDäc^fe gar nidjt, ober bodj fo fpärlid), ba§ burdj i!)ren äfobau roeber eine un*
mittelbare SSerbefferung ber Stöerfrume, nod) eine mittelbare, burd) oermetyrte
Dfingermaffe erfolgen fann.
Die auf folgern ©oben mit ©orteil anjubauenben ^flanjen ftnb auger
ben ©etreibearten einige ©eljadfrüdjte unb Supinen. 3n ber Siegel ift bei
biefen ©runbftüden nod) ber Ertrag oon Sßiefen unb JBeiben erforberüdj, um
ben nötigen Dünger für fte ju befdjaffen, ober e« muß ba« periobifdje ©eroeiberi
t>e« Slcferd ju $tlfe genommen werben, um bie Äraftjunaljme mit ber burdj
"bic Sultur bemtrften (Srfdjöpfung in ©inffang ju bringen.
Düngung, richtiger ©aatenroedjfel unb ba« 9tteberfegen be« ©oben« jur
ffieibe geben biefem Äraft jur Srjeugung neuer ßrnten. ®ne fleißige ©e*
arbeitung im ©ommer madjt bie Ämme mürber, beroirft eine innige SÄifdjung
be« aufgefahrenen Dünger« mit ben Siücfftänben oon früheren ©aaten ober ber
' ©eroetbung, beförbert baburdj beren Huflöfung unb jerftört bie Unfräuter.
3e geringer ber natürliche 3ufammenljang &** ©oben« ift, um fo
, letzter ftnb bie em)ä!)nten 3roede &cr ©earbeitung ju erreichen. Stuf mürben,
milben unb fanbigen ©obenarten erhält ba« Selb bie notroenbige ©earbeitung
150 grucftfolge unb gclbemteilung.
rotiljrenb e$ mit Sc^adfrü^tcn.bcftcßt tft. 2faf fel>r .tmberfoenftigem SJjonbobm
ift bagegen öon 3eit ju 3^ etae ©ommerbradje unerfä§ßd§.*)
Scöor mir obige ©äfee in bcr fieljre oon bcr getbeinteifong anroenben
fönnen, muß junädjft erörtert werben, auf meiere SSJctfe man über ben 2Je>
*) 2>ie günftige SSirlung unb bamit bie praftifc^c ^otiDenbtgtcit einer geeigneten gruc^t*
folge lögt fid) folgenbermagen erklären unb begrünben.
<S« tonttnen gerbet plftftfoltfdje, äjemiföe unb pfjtjjiologtföe Urfadjen unb ört^einungen
in ©etradjt, welche jebod) ntdjt fäjarf non emanber getrennt aufgeführt unb an biefem Orte
au$ nur furg angebeutet ©erben Binnen. S)ie einzelnen änfturpftangeu verlangen einerfeit« gu
iljrem moglidj|t oottfommenen (Sebeiijen eine nerfdjiebene pl>t)ftfalifcr)c ©efc$affenf>eit
be« ©oben«, anbererfeit« fjtnterlaffen flc ben teueren in einem fefjr ungleichen 3n|tanbe bar
Socfer^eit unb ^einr)ett. HBöfjrenb 3. ©. bie Äultur ber $acffrüdjte burd) bie roaijrenb ber
©egetatton biefer ^fangen ßattftnbenbe me$äntf$e Bearbeitung be« ©oben« unb bur$ bie ©e»
freiung beäfelben öon allen Unfräutern bie öottc fdjroarge ©raäje in tyren SGBrrfungen großen*
teil« gu erfefcen oermag, geigen ß<$ infolge be« fortbauernben Anbau« ber förtfertragenben
Halmfrüchte gerabc entgegengefefcte (Srf Meinungen: ber ©oben verliert an mürber unb milber
©eföaffenljeit (fog. (Sare) unb bie Unfcäuter breiten ft<$ immer meljr au«. 2)te $adfrü<$ter
gunödjß bie ©urgelgeroödjfe, ljaben auä) bie ©genföaft, bur<$ eine große unb bidjte ©tattmaffe
©äfjrenb ü)re« üppigen CJadjätum« in ben Reißen Sommermonaten ben ©oben gu befdjattea
— eine ©genfdjaft, n>el$e bie #ütfenfrü$te, gang befonber« aber bie grün abgemalten ftee»
artigen $flangen in nodj (>öf>erem ©rabe beftfcen. Sine noüflänbige ©ef djattung be*
©oben« roetyrenb ber Reißen 3a§re«geit beförbert bie 2$au*9töeberfä)lage unb üerlangfarat bie
3lbbunjrung ber geuctyigleit, ner^inbert alfo ein gu flarfe« £u«trodnen be«©oben«; Jie gemährt
bamtt jugletdj @dm$ gegen bie nädjtlidje Sarmeau«frra^lung unb gegen bie brennenbe
Sonnende am Sage, bient alfo gur Regulierung ber ©Obentemperatur. $ierbur<$ aber wirb
jener mögig feuchte 3njtanb im ©oben herbeigeführt unb faß fortwaljrenb erhalten, in meinem
bie $rogeffe ber ©enoefung uub ©enoitterung am rafdjeßen verlaufen, unb au« ben im
©oben Borfjanbenen Oueüen eine um fo reidjlidjere SWenge non «Rainung lö«ltdj ober für bie
$flangen überhaupt aufncfjmbar maä)en. Sfagerbem »erben unter ber bieten ©egetatton«be<f£
welche bie üppig unb rafdj fty entmidelnbe jculturpflange über ba« gelb au«breitetr bie toor*
ijanbenen Unfräuter grogenteil« erjtfcft unb gerftört
2töe ^flangen bebürfen gu ü)rem öollfommenen <8ebeü)cu qualitatb berfelben SRäljrßoffer
unb alle ofme 3u«na$me erfäjöpfen ben ©oben, entgtetjen bem lederen feine fruchtbar*
maä}enben ©eftanbteile. Slber e« iß biefe« bei ben eingelnen Äulturpffongen in einem ungleichen
©rabe ber gall unb je nad) tyrer Statur nehmen fte balb bie oberßen balb bie tieferen
©obenfd)id)ten norgug«meife in Änfpruä) ; bie toerföiebenen fangen madjen t^arfäa)lia> fe^r öer»
fa>iebene änforberungen an ben ©oben unb eingelne ©attungeu berfelben fönnen fogar bie
oberße ©obenf a)ta}t f bie eigentliche Xcferfrume bireft ober inbireft bereitem, barin namentlich
^umu«bilbenbe ©toffe unb fomit &ofjlenfioff* nnb ©tidßoffna^ruug in größerer äftenge an*
fammeln. (S« lajfen ftd) biefe Snforberungen an ben ©oben ni$t .immer einfach au« ber
ä)emifd)en ßnfammtnfe^ung ber gewonnenen (Ernten erflären, fonbern fte ftnb bebingt buro>
bie ungleiche gö^igteit ber $ffangeu, bie gu i^rem Qebetyen nötigen eingelnen 92ä^rßoffe ber
umgebenben atmofpf)örifc§en Suft gu entgie^en, ober au« bem ©oben, au9 ber 2tefe unb ©reite
brtfelben mefjr ober meniger leicht aufgune^men, bie tferfd)iebeuen ©obennö^rfloffe mit größerer
ober geringerer Äraft ftc| anzueignen.
2$eorie be* grud)twed)fel*. 151
barf an Dünger unb über bte ÜRittef, tyn gerbet jnf Raffen, einen SSoran*
fd>(ag mad)t.
JDie ©ronblage ber Sjüngerberatung ift ba$ ©trol), wooon bte als Butter
£>te förnertragenben $alrafrüd)te beweifen ftd), wenn audj fonfl alle ©ebiugungen
ujre* ®ad)*tnmd gegeben ftnb, b. lj. unter fe$r Ijäuftg bor^anbenen ©ertjältniffen , ganj 6e-
fonbetf banlbar gegen bte bermeljrte 3uMr *°n paffenben @ti<fftofföerfcmbungen, wäljrenb
btefe Stoffe auf bem gleiten ©oben bie Vegetation ber fleeavtigen $eroäd)fe nid)t wefentlia)
in forbera int flembe ftnb , obgleid) bie tefeteren weit meljr, oft 3 mal nte$r ©tutfioff in ifjren
feiten enthalten cd» bie erftgenannten tßflanjen. 2)ie Äleearten, aud) woljl bie Supinen
unb manche anbere #filf enfrfidfte , muffen baljer hn leeren (grabe afe bie gewöhnlichen ©e*
treibearten bie glujigreit Ijaben, bte nötige ©ttcffloffnaljrung entweber burä) iljre große unb
bterju metteid)t befonbettf günfKg fonftruierte ©lattraaffe au« ber atmofp$arifd)eri 2uft ober aud)
bnrdj ifjre fetyr nerjwetgten unb tief in ben Untergrunb eittbringenben 2önrjetn au* bem ©oben
aufwnefpnen. Huf bae 2Baa)$tuin ferner ber fleeartigeu fangen äußert bie 2)fingung mit
Sföe unb äalifalgen meiftent einen gfinftigen ©nfütfj, wöfjrenb berarttge Düngemittel bei bem
Anbau ber Äartoffel unb ber nod) fattreidjeren 9tubenarten unter fonfx gleiten ©erljUltniffen,
feine fo gftnftige ©irfung auszuüben pflegen, obgleid) aud) btefe fangen eine reia)lid)e SRenge
mm Statt ju ü)rer ttuftbilbung bebürfen unb ba$er bei (Ergteuutg guter feiten ht einem auf«
nefnnbaten 3uftanbe im ©oben üorfinben muffen. 2>ietöfibenarten, unb befonber* bie ge*
wofrdidjen £>tfrfid)te, wie ber ftap« unb ber ftubfen, weld)e eine tiefge^enbe $fa$lwurjel
mit nur geringer ©erjweigung befugen, verlangen einen reiben ober fräftig gebüngten ©oben;
anbere ^flanjen bagegen vermögen aud) in weniger fräftigem ©oben eine ebenfo reta)lia)e
SÄoffe oon organifdjer @ubftan} $u bilben, fie begnügen ftd) fä)on mit einer weniger tonsen*
trierten ©obentuujrung, weil bie HBurjeln Vermöge iijrer gorm unb Ausbreitung ober infolge
u)rer organifdjen @trnftnr für ba* 3ufautmenfuc$en unb bie Aufnahme ber nötigen 9täfjrftoffe
mebr geeignet ftnb. ©elbfi innerhalb einer unb berfelben gamilie jeigen bie öer-
fdjiebenen Arten ber ^ßfuntgen ein ungleiche« ©erhalten; ber $afer unb ber Koggen gebeu)en
oft nod) fetjr üppig unter ©obenberljättniffen r wo bie (Werfte unb ber Seijen offne frifdje
. 3ufw)r üon Stftager nur fä)led)te feiten ftefern würben, obgleid) btefe SPffonjen in einem guten
(Ertrage nidjt mein- an ©obenbeflanbteilen enthalten unb alfo aud) wäfjrenb üjrer ©egetation
aufgenommen ljabcn, als jene anbeten Qetretbearten. (Einige ^flanjen Ijaben bie gä§ig(eitr
gteid)fam ben Stein anzugreifen, nämüd) in einem no$ ro^en unb wenig tultwierten ©oben
üppig ju gebenden ober einem fdjon erfa)öpften Ärfer gleiä)wo^l uo$ reia)tta)e Stengen öon
92a^rfioff $n entjie^en, wä^renb anbere ^ftanjen in biefer $infid)t weit 'größere 2tafprüdje
mad)en unb nur bei (Gegenwart einer beträd)Uid)en Ouantitttt Don I>inreiä)enb vorbereiteter
unb teiä)t aufne^mbarer ftafjntng gleid) gute unb lo^nenbe fetten tiefem.
©on groger .©ebeutung für ba* (Sebei^en ber nad)fotgenben Vflanjen ftnb aud) bie
Äücffiänbe, welä)e Jiadj bem Abernten ber betreffenben grüßte in ber gorm üon Stoppeln
unb SBurgeüt ^auptfda)lia) ber oberflen ©obenf^id^t, alfo ber eigentlichen Aclerfrume ju gute
tomtnen. Senn man bebentt, bafj bie Äürfflänbe öon einer guten jtteeernte. auf ber glitte
eine« äRorgen hx§ Aber 2000 $fb. an Döllig wafferfreier @ubftans betragen unb fjierin 40
bis 50 $fb. ©ricfjbff unb oidIeiä)t 140 $fb. an wertvollen Afd)enbefianbteilen enthalten ftnb,
fo erflärt ftd) fdjon ^ierau«, weshalb nad) bem Iclee anbere ^flanjen, ganj befonberd bie
fdmertragenben $atmfrüd)te, weld> gerabe öorgugewetfe paffenber ©tidtftoffoerbinbungen im
©oben bebürfen, o^ne neue unb birefte Düngung oorftüglid) gebei^en. SDte dtfidflänbe bagegen
öon einer reifen $almfruä)t ftnb weit unbebeutenber , betragen pro borgen tyfflen» 700 b\9
800 $fb. , unb hierin ftnb nur 4—5 $fb. @ti<fjioff unb oerpitni«mäf ig wenig öon lanb-
152 grudjtfotge unb gelbetnteilung.
brauchbaren Seite öom 33iel) genoffen werben unb bte ungenießbaren att ffinftreu
jur 2tuf|augung ber flüffxgen tiertfe^en S&tfrofirfe bienen. >
£)a$ ©trolj <ft ate •SJieltfutter unb jur £)ürigerberettung fo nridjtig, baß
wirt|ä)aftliä) wichtigen ?lfä}enbeftanbteilen enthalten. (SS ift aber nid)t allein bie djemifäfa
fonbertt audj bte medjanifdje ©cfdjaffenljeit, bie gäljtgfeit namentlid), einer t)inreid)enb raffen
©erwefung gu unterliegen nnb bamit ben ©oben in einen mürben ober „garen" 3uftonb ju
oerfetjen, WQburd) bie fflücfftänbe ber grün abgemalten Kleearten bor benen ber bte gur Steife
auf bem gelbe berbletbenben $fumgen ftä) au«geid)nen, unb moburdj auä) bie oft fo borgügftdjeu
SBirtungen ber Orünbüngung (gupinen) gu erflärcn ftnb. SBenn man nun ferner beamtet,
baß bie meinen ©lattpffangen, gegenüber ben föntertragenben $almfrüä)ten, eine befoitber«
große SRenge bon Koljlenfioff* unb anfdjcincnb aua) @tUfftoffnaijrung ber atmofp§ driften
2uft entgietjen unb gleichseitig bura) tyre tiefge^enben SBurgeln bie firen 9frät)rftoffe (&fä)en*
beftanbteile) grogenteile au« bem Untergrunb aufnehmen, btefe gum Seil aber mit tyren
leicht toerwefenben ©toppein unb $auptwurgeln in ber SUferframe gurüdlaffen , unb enbltdj
baß bie große (Srntemaffe, welche m ber Äegel oofffiänbig in ber ©trtfdjaft oerfüitcrt
u>irbr gur ^robuftion eine« fräftigen @taffbünger« wefentliä) betträgt, fo ertennt man flarr
wie infolge ber Ausbreitung be« Kleebaue« unb ber ©edjfelwirtfä)aft überhaupt, bie Ertrag«*
fäfjigfeit ber Selber, aua) für bie förnerprobugierenben ^ffongen im allgemeinen ljat gune1?men
muffen. <5« wirb jefct eine weit mächtigere ©obenfdjicty für bie Kultur artgenufet, bie 3Wer*
frume felbft meljr aufgefdjloffen, infolge baoon aber eine größere Sftaffe oon wir ff am er
<Pflangennaljrung in Umlauf gefefct unb gleidjgetttg bie atmofpl>ärifä)e Suft al« eine uner»
fdjöpfliaje Oueffe oon SPffongcnnaljrung in weit leerem (Srabe in Änfpruä) genommen , al*
bei ber früher in 2>eutfä)tanb allgemein üblia)en 2)mfetberroirtfd)aft ber gaff war.
3n bem obigen ©inne fann man alfo, mit bem $raftifer, oon berciä)ernben,
fdjonenben unb angreifenben Kulturpflanzen fprcdjeu. <88 begießen fta) btefe ©egei$«
nungen gunääjft auf bie ©orfrüäjte ber $atmpflangen , unferer wiäjtigjien ©rot ßefernben <#e»
wädjfe, bereu @ebeu)en im gruä)tweü)fel weit meljr gefiebert ift, al« wenn fle ;gu häufig unb
unmittelbar auf einanber folgen. ^atfcia)li4 aber unb felbftoerftänbttä) nehmen äffe Kultur'
pflangen pffongennät)renbe @toffe au« bem ©oben auf, htfofern man ben (enteren als ein
®ange«, bie Scfertrume unb ben tum ben SBurgeln ber fangen erreichbaren Untergrunb gu*
f ammengenommen in ©etradjt gieljt. 2>iefe« ifl audj begügfid) ber fleeartigen unb äf>nlidjer <&e*
wädjfe ber gaff, wie fiä) fd)on au« ber belannten 2#atfad)e ergiebt, baß man biefelben erft
. naä) einer gewiffen Äeitje oon Satiren auf bem gleiten gelbe wieber anbauen barf, um einen
vollen (Ertrag gu ergielen, erft bann, wenn bieffeiäjt in ben tieferen @djidjten be« ©oben«
abermal« eine genügenbe 2Renge oon il)nen gufagenber SRa^rung fta) angefammelt $at
S)ie rationelle 8anbwirtfä)aft Ijat bie Aufgabe, auf einer gegebenen glädje be«
Kulturlanbe« eine möglid)ft große SDtoffe oon nufcbarer organifdjer ©ubftang auf loljnenbe
ÜBeife gu probugieren. 3u biefem %mtd muß günää)ft ber in eigener ©trtfdjaft bereitete
2>ünger unb bie oor^anbene ©obentraft entfprea)enb au«genu^t, alfo eine mdgliä)ft große Stenge
oon $flangennat)rung in raffen Umlauf gefegt unb hierbei gugleia) bie unerfc^o>flid)e
unb ni^t«foftenbe 'Oueffe ber atmofp^rifd)en Snft nad) Kräften in Hnfprud) genommen
werben. 2)ie« fann aber, wie au« bem Obigen erfidjtlid), nur mit $ütfe eine« paffenben
grnd)twe4fel« gefc^e^en. ©elbft bann, wenn ein ungeioö^nlid) reifer ©oben gu (Gebote flebt,
ober gleid)fam ein Überfluß oon 2)üngmaterialien bor^anben ift, wirb man am meiften ©or*
teil ergielen, wenn gteiä)woljl bie wichtigeren <Srfabrung«fä^e unb bie wiffenfa)aftlid) begrünbeten
ftauptregeln be« gruä)twed)fe(« Slnwenbung fmben. 2)er intenfioe unb gugleid^ reid)lic^ (o^nenbe
©etrieb ber Sanbwirtfd^aft bat in ber großen 2flef>rgafjl ber bei un« borl)errfd)enben ©erhält«
niffe eine it)rer ^auptgrunblagen in ber paffenben grud)tfolge. (W.)
$ere$nung ber ©firigerprobuftion. 153
feilte Beugung niemals ungeftraft -öernadjläffigt wirb, ällerbing« aber l)at
man ein geroiffe« 35erl)ättm« gu beobachten, in meiern e« gu einer guten
Stängerbereitung öerwenbet werben muß. 3ft e« gar ju reidjtid) gegenüber
bem ualjrtyafteh SBiefjfutter, meiere« tdj ber Sürge wegen in biefer ©djrift Äraft*
futter genannt tyabe, öor^anben: fo wirb ber barau« ergeugte Dünger fraftlo«, .
bie $lu«wfirfe ber £iere burdjbringen nicfjt bie gange ©troljmaffe nnb beten
^tuftöfung unb ttmmanblung in $ffangennal)rung ge^t nidjt rafd) genug otm
ftatten. 3ft hingegen ba« ©trofy ungureidfoenb gur ööttigen Aufnahme ber
pfftgen 2lu«würfe, fo lommen biefe bem 2l<fer nidjt öottftänbig gu gute. Die*
fetten oerflüdjtigen fid) gum Xeit, iljre 3fo«fuljt unb Verteilung auf .ben 2Kfer
ift fäwierig unb bie bem gebunbenen ©oben fo wol)ltl)ätige ©ärung unb
baburdj bewirfte äufloderuug erfolgt bei. einem folgen 3)Mfte in geringerem
®rabe. Sind) liegen beftimmte Srf abrangen oor, au« melden Ijeroorgeljt, baß
«n genügenbe« SJerfyältni« oon ©trol) im Dünger btefen frudjtbringenber madjt;
Tüenigften« Ijat ftdj in oergteidjenben 35erfudjen ergeben/ baß bie feften 9fa«mürfe
üon {Rinbern für fidj allein eine geringere SSMrfung auf ba« $flangenwadj«tum
ausüben, al« wenn fte mit ©trolj.unb Urin oermifdjt als gemöljnltdjer SJÄift
in ben Soben gebracht werben.
SBeiter oben*) Ijabe idj bereit« barauf Ijingewiefen, baß bei ber gewöljn*
fielen SSie^aÜung an biefe nid&t' gu Biet Kraftfutter oerwenbet werben barf,
wenn bie tierifdjen (Srgeugniffe ba« leitete begaben [ollen. 3cf) l)abe bort a1&
bie ©renge biefe« SBerljältmffe« angegeben, baß ba$ im Saufe, big ^Qfee«,oer*
gefate freu m bem ganzen @trol)flewfam ftdSJ.OfrlJgften juhjl wie 1 gu 5, wenn
ber_ nötige Dünoerbebarf für bie ©reifelberwirtfdfjaft ergeugt werben fofl, ol)ne
baj[jnanJ)ajT^^ Saft gu fäjreiben brauet.
3ur wetteren firläuterung biefer Angabe bemerfe id) nodj, baß td) babei
bie gewöhnlichen ©irtfdjaft«öertyältniffe be« betreffenben ©Aftern« oor Singen
fytbe, bei wetzen bie *ßferbe Äraftfutter ermatten unb bagu oiel ©trol) oergeljren,
t>a« weitere Shtfcoielj aber fidj* außer auf ber Sracf)e unb ber Stoppel nodfj
auf auswärtigen SBeiben näljrt, fo' baß alfo wöljrenb ber SBeibegeit eine große
äßenge @trol> erforberlid) ift, um bem SBtel) ein trodfene« Sager gu bereiten.
Daß biefe« 93erf)äftni« burclj eine anbere SJielföaltung unb burdj ein
embere« ©irtfd&aft«foftem fii) audj anber« geftaltet, ift feibftöerftänbiid&. Senn
g. SO. eine teilweife ober gange ©ommerftallftttterung be« SSie^e« ftattfinbet, fo
ift ber fflebarf an Kraftfutter größer, ©ei ber 8fönbüiel$altung ift berfelbe
ebenfalls größer al« bei ber ©djafoaltung, wenn bei beiben bie SBirtfdjaft auf
©ommermeibe eingerichtet ift, weil bie @djafe-fid) länger auf ber SBeibe et*
tiii^ren, al« bie Winber, unb weil jene fxd) e^er mit einem größeren ©tro^
tier|ältni« nu^bar burc^wintern laffen, al« biefe.
*) «gt @. 46 neb|t «nmerfung, u. €?. 74.
154 grutyfolge imb gelbemteilung.
3m goß Gelegenheit oorl)anben ift,- bie tierifdjen ßrgeugniffe gu I)ol)etc
greifen abgufefcen, bejahten bie sJiu$tiere ba« Kräftfutter audj entfpredjenb beffer*
3n großen @täbten tonnen be$l)alb äHeljljalter befteljen, meldte gar lern @trol),
fonbern nur Kraftfutter, näutßdj §eu, ©iertreber unb -89ranntiuehtfc^ldmpe
füttern, roeit fie bie 3Rildj teuer oertaufen. ©eftfcer Don ganbgfitern in ber
•Jlälje großer ©täbte fuib im gleichen Satte, ebenfo fotö)e ©cOäfereibefifcer, meiere
bie iäfftüä) aufgewogenen ©djafe als 3utJ)tötelj teuer oerlaufen.
Da aber bie 3al)t ber Oftter, mo bie SBielföaltttng mit Seidjtigfeit triel
Kraftfutter oergütet, gegenüber beseitigen, roo bie« nie^t ftattfinbet, eine fetjr
geringe ift, fo neunte id) Ijier, tno nur pon allgemeinen 33erbättntffen bie Siebe
'ift, auf berartige 3tu$naljmen feine befonbere 8Wlrfft^t.
Um bie ©adje oon allen Seiten gu beleuchten, öemerfe tdj nod), baß bei
ber ©troljergeugung, ober roa* gletdjbebeutenb ift, bei bem Körnerbcm in ber
fflegel bie ©obenrente unb bie ©erohrtfdjaftungSfoften burdj bie Kömer gebellt
»erben. Der gutter* unb Dfingerroert be$ ©ttolje* Don biefen Kömern rau&
atfo ben bem 2Wer früher gegebenen Dünger erfefeen. I SÖBirb bafyer ba$ 2töer*
(anb gitr ffirgeugung Don SBietyfutter benufct, fo muffen bie tierifetyen ©rgeugniffe
bie ffleroirtfdjaftungäfoften unb bie Sobenrente ebenfalte bejahen. ' $at ber
fjutterbau bauemb biefen Srfolg, fei e* burd) bie reiben Srnten an Butter ober
burdj bie günftige (Gelegenheit gur 33erjüberung ber tierifdjen Srgcugniffe, fo
tann e$ gar nidjt fraglidj fein, baß e$ ratfam ift, bem Sutterbau, .fdbft gum
Sftadjteil be« Körnerbaue*, ba$ Übergewicht gu geben. Denn bie oermeljrte
Düngerergeugung wirb bann fo uorteityaft auf bie Kraftgunaljme be« 3Wer*
roirten, baß eine Heinere $töd)e beffelben, mit ©etreibe befteflt, einen reiferen
ertrag ah ©trol) unb Körnern geben rotrb, ate eine größere gläc^c bei geringerer
Düngung gu tiefem oermag.
3n foldjem Satte ift ber gutterbau ber ftdjerfte #ebel be* Hderbaue*.
aber Köraergeroinn unb gfutterbau leiben miteinanber, wenn ber (entere auf
magerem ©oben unb oljne ©erüdjtdjttgung be$ SBorteite ober ©Habens er*
jroungen werben fott.
Da« für jebe 8Birtfd)aft oortei^afte 2*erl)ältni$ grmfdjen ©troJjergeugung
unb eigentlichem guttergenwtn aufjuftnben, ift bei neuen ©irtfdjaftSeinridjtungen
bie gu löfenbe Aufgabe; Ijfiten aber muß man ftd) oor einer einfeitigen $int*
anfefcung be* ©trötygeroinne« gum SSorteil be$ ftutterbaue*. SWan bringt ber
3bee, ben Dünger, gu oermeljren, gu große Opfer, wenn man biefen 3roetf
buydj große Suftbelpumg be* gutterbaue* allein gu erreichen Ijofft.
* ©trolj* unb Körnergeromn bürfen bei bem beutfdjen Verbau nie un*
berüchtigt bleiben, roetm oon jroetf mäßigen ftrudjtfotgen bie SKebe ift Die
tierifdjen Srjeugniffe finb in ben meiften ©egenben gu rooljlfeit, um ihrethalben
einen großen Slufmanb gu machen.
©eredjnung bcr 2)flngcrprobuftum. 155
3roifdE>en ben ÄSrnern einer $afatfrud(jt tmb beut ©tröl) (©preu unb
übrige Abgänge Ijingugeredfjnet) befteljt ein geroiffe* ©erfjäftni*, fo baf fid) ber
©troljgeroimt nadfj bem ftörnerertrage beregnen täfct, roenn man fotgenbe
ftmfte hierbei beriidfi^tigt:
1) Stuf allen ©obenarten, in melden ber $imw* oorljerrfdjt, ift ba*
Sfcrljältni* ber Äörner gum ©trol) geringer, ober mit anberen ©orten, in einer
flenriffen 2Raffe ber reifen Gfrnte, bem ©eroicfjte nadj, ift ein Achtere* Ouantum
Don reinen Äömero enthalten.
2) Stuf aüen ©obenarten, bie mefjr burdj überfdfjüffige fteudjtigf eit , at*
burdfj Dörre gu teiben tjaben, ift ebenfalte ba* ©erljältni* ber Äörner gum
©trolj geringer.
3) SGBo bie ©interfjalmfrücljte nadfj reiner ©radfje nnb nad^ mehrjähriger
©emeibung be* Selbe* folgen, ift ba* törneröerljältni* größer, ate bort, wo
fie in bie Stoppel einer anberen %m$t gefäet roerben.
4) Stuf frei gelegenen ©runbftfidten ift ba* £almgetreibe roeniger Äranfcl
Reiten, JRoft unb ^onigtau, au*gefefct, ate auf fotöjen, meiere in engen Spätem l
ober gmifd^en Salbungen liegen. *
5) Da* ©erljätttti* ber Sörner gum ©trol) ift gleid)bleibenber bei bem
eigentiidjen $almgetreibe, ate bei ben $iUfenfrüd()ten ober ©cljotengeroädjfen.
2Rtt ©erfidfftdjtigimg biefer Unterfdfjiebe femn man ba* ©erfjältm* be*
ftorn* gum ©trol) annehmen:
©eim Joggen groifd&en 36 unb 44 gu 100.
©eim ©eigen groifdjen 44 unb 56 gu 100.
©ei ber ©erfte gnrifd&en 56 unb 64 gu 100.
©eim §afer greiften 56 unb 64 gu 100.
©ei Srbfen, ffiicfen unb ©oljnen ift e* fixerer, ben ©trotjertrag nad) ber
Stödje gu beregnen.
Derfetbe beträgt auf ben $reuffld)en borgen oon 600 bi* 1500 $fb,
S55o ein nodlj geringerer ©trofyertrag ate ber niebrigfte ©afc gu erwarten
ift, ba bauet man ate 3roifd(jenfru<!jt beffer Supinen ober ©ucfjroeigen anftatt
ber genannten fangen.
Die aßinterölgemäd^fe geben nadj ben ©erfud^en einiger ?anbroirte 1200
bi« 1800 $fb- @M-
9üif ben ©obenarten, roo ber ©troljertrag gering ift, tommt aud§ ba*
ftartoffetfraut ate ©treumaterial bei ber Düngerergeugung in ©etrad^t. g*
beträgt auf ben $reufcifd(>en SKorgen geringen ©oben* im getrodtneten 3aftanbe
500 bi* 800 $fb. 3n reichen ©egenben ift ba* ©erntest biefe* braute oon
ber angegebenen ftlä'dfje triet bebeutenber, e* nrirb aber bort in ber Siegel ate
©remraiaterial benufct.
156 " grutyfolge unb getbeintettong.
pr bie Srjengung beS SraftfutterS I)at man folgenbe Säfce:
1 ^reufc. 2Korgen roter Slee giefit 1200 bi* 2800 «ßfb. an $eu.
1 <ßreufe. 9». Sujerne giebt 2000 bis 4000 Sßfb. an £en.
1 ^rcui 3». ©icfengemenge 1200 bis 1800 $fb. an $en.
1 sßrenfc. 2K. (§*parfette bis 2000 $fb. an #en.
1 ^ßreufc. 2W. Sndjroeijen roie SBidengemenge.
1 $reufc. 9». ©pörgel giebt 900 bis 1000 $fb. an £en.
©rim rennet man ba$ günffadje biefer Angaben.
SSon ben J0el)a<ffrüd>ten gtebt:
1 $renß. ÜK. Sartoffeln 6000 bis 12,000 $fb.
1 Sßrenfc. ÜR. JRnnfetn 12,000 bis 20,000 <ßfb.
1 $renfc. 2fl. Sotjlrüben ober Sßafferrüben 12,000 bis 20,000 <ßfb.
1 ^roife. Ütt. Üttoljrrüben 8000 bis 19,000 $fb.
1 $renfe. 9». So$l 19,000 bis 24,000 $fb.
93on bem für eine jebe biefer Sfrücfjte paffenben ©oben nnb oon ber 93or*
bereitung, roetö>e nötig ift, nm bie angegebenen ©raten ju erzielen, rairb fpäter
We 9?cbe fem.
£)ie äfogaben barüber, roie bie faftigen ftnttergeroädtf.e l)injid)tlid) ifyrer
9tol)rl)aftigfeit jtrat $en fidj oerl)alten, ftnb fel)r oerfdjieben. @S ift bieS leidet
erftärlid), wenn man bebenft, baß fdjon ber Sutterroert beS £eue$ fo oerfdjieben
ausfällt, roie bei ber Sßertfdjäfeung ber Sßiefen gefagt roorben ift. äuSfüljrlid&er
roerbe id) über ben ©egenftanb foredjen, roenn oon ber Srnäljnmg beS SBiefyeS
bie SRebe fein rotrb. gär ben oorliegenben 3roecf, utn näntlidj im oorauS ju
beregnen, ob bei einer ffrudjtfotge bie erforbcrlidje Düngererjeugung nadfj*
genriefen roerben tarnt', mnj? man #eu oon mittlerer ©efd&affenljeit annehmen,
ben 3«ntner alfo im Sßerte oon 7 bis 8 #.
#ierna$ futb 100 <ßfb. ffiiefen^en gleid):*)
90 *ßfb. oon bem beften Stee* unb 8ujerne*§>eu;
200 <ßfb. Sartoffeln;
350 JJfb. SRunfelrfiben.
350 <ßfb. «of>l* tmb ©tetfrfiben;
500 $fb. JBafferrfiben;
300 «Pfb. SKo^rrüben;
550 ifb. SBeifcfol)!.
©erb bas Siel) allem mit £eu nnb Strol) ernährt, fo nimmt es bei
biefer trodenen Sfarfjnmg, bem ©enndjte nadj, eine roeit größere 3Renge SBaffer
*) Über bie ?Ra$nm8«merte ber guttermittel bergt bie 3ufdfte ju bem 8. Äbfätritte
tiefe« ©erte*. (W.)
©erednmng ber ©üngerprobuftton. 157
$u fid), ate ba« fcfte fjutter beträgt. (Sin SEeil feiner 9ial)rung roirb in f5ettr
3fteifdj/ 9Äitöj, ffiotte:c. Derroanbelt, ein nidjt unbebeutenber £eil wirb Der*
bunftet nnb au«geatmet, unb bie SRfidftänbe jtnb bie 8lu«roürfc ber Eiere,
roeldje mit Jpinjunaljme ber Unterftreu ben Dänger geben.
Hflan I)at feit 40 Saljren Diele SBerfudje barüber gemalt, roie ftd) bie
SWaffe be« erjeugten Dünger« ju bem ©erntet Don Sutter nnb ©treuftrol) Der*
galten. Die meiften biefer SJerfudje ftnb mit SRinboiel) angefteüt inorben. ©erat
$eu unb ©trofj in bem 93erl)8ttmffe roie 1 ju 2 verfüttert werben, fo t)at fidj
bei einigen biefer SBerfudje ergeben , baß man bie Düngermenge finbet, wenn
man ba« £eu mit 1,8 nnb ba« ©trolj mit 2,7 mnttipüjiert. Sei anberen
93erfud)en Ijat ber Dom SRinboiel) roirflidj erzeugte Dünger eljer meljr ate tDeniger
betragen. •
Dagegen f)aben bie mit ^Jferben unb ©trafen in biefer £taftd)t an*
gefteöten 33erfudje gejetgt, baß Don bem triefen Vieren gereiften Butter unb
©treuftrofi eine roeit geringere Düngermenge erfolgt, ate nad) obigen ©äfeen
ju erwarten mar. 9tadj meiner SReinung fommt e« aber weniger auf ba«
®eroidjt ate auf bie ffiirfung be« Dünger« an, unb id) glaube, baß ber Don
Sdjafen au« #eu unb ©trol) gebilbete Dünger trofc feine« geringeren ®eroid)t«
biefetbe SBirfung Ijeroorbringt, roie ber fdjroerere SRinbDiefynift oon einer gleiten
ftutteanaffe*). $ür eine große SBirtfdjaft, ido ber Dünger burd) SKinberr
$ferbe unb ©djafe bereitet roirb, glaube id), baß man ba« ©eroidjt be«
gangen $eu* unb ©trofygeroinnfte« Derboppetn nmß, um bie barau« erfolgenbe
Dfingermaffe ju erfahren. Daß biefe Stana^me nur bann jutreffenb fein fann,
menn ber Düngererjeugung bie nötige Slufmerffamfeit geroibmet unb ber 93er*
jetietung ber Dung*2Rateriaßen oorgebeugt, foroie für f djnette« abfahren be«
Dünger« geforgt roirb, brause id) roof)l laum }u ermähnen.
Sfir bie ffieibejeit rennet man an nädjtfidjem Dünger für jebe« erroadjfene
SRhtb 15 $funb, menn e« auf ber Sßeibe bie Dotfe SRatyrung finbet, fo baß
j. SB. eine ftulj burd) il)re 9Kildjnufeung bie -früher angenommenen 72 # ein*
bringt 3ebe« ©djaf liefert etwa 1,5 ^fb.; menn aber mit ben ©djafen ge*
pfercC|t (geljorbet) roirb, fo ift bie SBirfung eine größer**, ate man nad) biefem
©afc erwarten foüte.
2Benn nämlidj 1 SKorgen mit 3000 ©djafen in einer 9tad)t belegt roirb,
fo fommen ä 1,5 $funb Dünger, 4500 ?funb auf biefe fttädje ober ungefähr
2 guber & 20 3entner. Der £orbenfd)fag oon biefer ©tüdfjaljt ift aber be*
beutenb mirffamer, ate 2 ftuber Dünger, für ftd} aßein gegeben, fein würben.
Die ®etreibe!ömer, wetdje an ba« 33iel) gefüttert werben, multipßjiert
*) ©ei einem SSerfudje, ber fett 17 $aljren fortgeführt mtrb, jtnb -auf 4 Rentner ©djaf*
Wnger 5 3entner ffltnberbüttger gegeben roorben. ©t« ba^ttt ljat bie geringere Quantität
@$afbftnger faft me§r ge(eifletf ate bie größere beö ^inberßUngcre.
158 gru$tfolge unb gfcfoemtrifang.
man entforedjenb iljrer 9taf)rl)aftigfeit, unb groar nad) bcm tängft oerftorbenra,
oerbienftootten Crfinber btefer 9Ketl)obe bcr Dßngerberedjttung, nad) Wiener:
(Srbfen unb Sßiden mit 3,7;
SRoggen mit 3,5; '
®erfte mit 3,4;
£>afer mit 3,2.
. 9iad> ben 33erfudjen be$ Derbtenftootten ämtsrats ©tod*) finb biefe
SMttylifatoren gu Ijodj angenommen, unb bei bem geringen betrage be*
ÄörnerfutterS unter geroöljnßdjen SBerpItniffen glaube tri), bafc man atte jur
Fütterung fommenben Äörner emfadj mit 2,5 mufttyligieren fann, um bie barau*
tyernorgeljenbe Düngermenge gu fiuben.
Segügtidj ber faftigen Knollen* unb SRübengeroädtfe, forme be$ ©rttnfutter*
ift tnan meiftenä ber Sfojtdjt, bafc man fie auf üjren gfutterroert, gegen $eu
gerechnet,' gurfitffityren unb bann gteidj $eu für bie Düngerergeugung in
SRedjnunj} bringen muffe. 3m allgemeinen mag man biefeä ©erfahren beibehalten.
3ft aber bie Aufgabe bie, eine grofje SWaffe ©trol) in fräftigen Dünger
gu oerroanbeln, fo toirb bie$ feister mit §>ilfe einer genriffen SÄenge oon
faftigem Kraftfutter gefdjeljen, als mit trodenem $eu. Die £tere roerben burdj
Sartoffeln, SRüben, Mofy unb ©rfiufutter öeranlafct, roeit meljr gßiffigfeit ju jk&
gu nehmen, ate beim bloßen £eugenufj, unb biefer Umftanb muft auf bie
©eroidjtsoermeljrung ber ©troljmaffe, roetdje untergeftreut roirb, großen (Sinfhtf;
Ijaben. Da aber bie bem faftigen 33iel)futter beirooljnenbe gtüffigfeit in mancher
£inftdjt oon bem reinen SDBaffer oerfdjiebeu ift, fo fann audj nic^t begroetfelt
•roerben, bafc unter ber angegebenen äJorauäfefcung beS @trol)flberftaffe$ ba$
faftige Butter in leerem .®rabe gur Srgeugung eine« roirffamen Dünger«
beiträgt, als eine bem ftutterroert beffelben entforedjenbe 3ßenge $eu.
3n ben $roohtgen ©ranbenburg, ©adjfen, Sommern unb ©djlefien, roo
in ber neueften 3eit ba$ ®eroerbe be$ ©ranntroeinbrennenS ftd> Wjr oerbretot
I)at, ift audj bie Düngerergeugung avß ben SRfidftättben ber Brennereien
(©djtämpe, ©püüdjt, ©ragen) in ©etradjt gu gießen. 2Ba$ oon ber 9tafr*
l)aftigfeit biefer SRüdftänbe gu galten ift, roirb an feinem Orte erörtert roerben-
3tßein auf bie Dfingeroermeljrung roirfen biefelben, immer unter ber SJorau**
fefcung, ba§ <3trol) genug gur aufnähme ber f?tüffigtctt oorfymben ift, in einem
työljeren ®rabe, als nad) ber Beregnung be£ roljen ©renngute*, auf trodene«
Butter gurüdgefüljrt, gu erwarten märe.
*) ©teljc: ©lod, ttefultatc ber©erfw$e über örjcugung unb fltarimnmg be*2>ünga*f
nebft $erfu$ gu einer ©erttDcrgletyung ber öorjfigltc^en «derbau»(5racugmffe na$ Koggen*
!ömer»©ert. 4. »erttn 1823.
$ere$mmg ber 2)üngcq>robuftton. 159
•
g« ift gar feinem Zweifel, unterworfen unb wirb aud) oon aüen erfahrenen
?anbfeuten anerfannt, baß bie Ijier angegebene ättetljobe ber 33orau«bered)nung
be« Diutger« au« bem oerbraudjten Sutter, ©trolj, £eu unb» b* erfafcmitteln
be« festeren, nebft ber 5M)rung auf ber Sßeibe, weit fixerer ift, al« wenn
man bic ©tiujjaf)! be« SJielje« ber SRedjnung ju ®runbe legt. „SBenig 9HUd)
unb wenig SWift giebt bie Stuf), bie wenig frißt."
Die 2lu«l)üfe, baß man große«, mittlere« unb Heine« 93iel) unterfdjieb,
$ferbe, Odjfen, ftfi^e unb Sungoiel), roar immer ungenügenb unb machte ba«
SSerfa^ren nur umftä'nblidjer, weif man babei bod> ben ftutterbebarf für jebe
Tierart angeben mußte, alfo nur auf einem Umwege ben Dünger nad) feinem
roaijren Urfprunge, au« ben baju oerwenbeten SWaterialien, beregnete. 2$ muß
jebodj bemerfen, baß bie ©tücläaljl be« SBiefye«, womit ba« oorljanbene Butter
in Dünger oerwanbrit robb, ntc^t ganj gteidjgiftig ift. Sßirb gu oiet Siel)
gehalten, fo baß ein großer Xeil be« Mutier« jur eigentlichen Seben«erl)altung
ber Xiere erforberlidj ift, fann wegen ber oerl)äfou«mäßig großen ©tüdjal)! be«
SSietye« wenig eingeftreut werben, unb wirb ber größte 5Eeil be« ©trol)e« rein
aufgefreffen, fo erfolgt oon einer gleiten guttermenge wenigq: Dünger.
Die erweitert 93erfudje tyaben nidjt nur ergeben, baß au« bem ©treuftrolj
eine größere 2ftenge Dünger gebilbet wirb, afe au« bem Dom SSietje oerjeljrten,
fonbern bie Srfafyrung unb Beobachtung in befte^enben SBirtfdjaften jeigen
ba«felbe. Sei einem ju großen 35iel)ftanbe, wo mit ber Sinftreu ftet« gefpart
werben nm%, wirb nidjt fo Diel Dünger erjeugt, at« wenn fo oiet untergeftreut
werben . fann, al« nötig ift, um bie $fa«wfirfe ber £iere oottftänbig aufjune^men.
9tad) einem mir befannt geworbenen 33erfud)e mit oerfdjiebenen Dftngerarten,
tüonad) bie unüermifdjten 3lu«würfe oon SRinbem bie geringfte SBirfung ge*
äußert Ijaben, oerbient bie richtige 3#ifcf)ung ber tierifdjen 2lu«würfe mit ©trolj
bie größte Sfofmerffamfeit, urtb e« ift feine«weg« gtridjgtttig, auf wetdje ffieife
bie Dung*2Kateriatien in 3ttift oerwanbelt werben.*)
9tad> ben oorfte^enben Srörterungen über bie attgemetoen @efid)t«punfte,
töeldje man bei ber fretbeinteilung unb grudjtfotge jn beachten ljat, muffen wir
jefct nodj bie befonberen 33erljältniffe, unb jmar junüdjft bie Sänbereien nad)
ben pl>t)fifaßfcf)en SJerfjältniffen, nadj bem Düngung«juftanbe unb nadj iljrer
Sage jum £ofe in 33etrad)t jieljen.
*) ©ner ©eredjnung ber 2)üngerj>robu!tton fann begreifß<$ertt)etfe nur bte Art unb
Steige be* jjutter* unb ber «Streu f nt$t aber bte @tü(fja^ be« ©tefje* jn ©runbc gelegt
werben. 2)aö in ber $rart« no<$ feijr »erbrettete #erfaljren, na$ meiern ba$ ganje »er*
fütterte ober ate (Sinfheu benufefe Ouantum »on $eu unb ©tro^ einfaä) mit ber 3a^ 2
mu(n>ltatert wirb, um bte Stenge beö boraud probierten 2)üngerö gu erhalten, — f)at tnfo«
fem feine 8ere(|ttgungr aU in ber S^at öon ben genannten guttermitteln ♦bur^fc^nittli^ etioa
*
160 grufyfolge unb gclbetnteilung.
S$ barf lerne $rudf)t angebaut roerben, meiere bei bem Dorijanbettett
£uftanbe be$ Sobend nidjt einen genügenben unb fixeren grtrag Derfpridjk-
9üd)te tft naHjtetßger, ate feine Hoffnung auf ben Slnbau eine* ebteren ®e*
roädjfe« ju fefeen, unter ©obenoerljcifotiffen, roeldje bem ©ebenen bleiben triebt
jufagen.. SBenn bie roidjtigen Sutterpffonjen, tüte SIee unb Sujerne, bort an^
gebaut werben, roo atte ©ebingungen üjreS fräftigen ©ebeiljenS fehlen, fo ftni>
bie #älfte ber £ro<fenfuBjiang in bie (grfremente ber betreff enben , gunääjjr bet wiebertauenbett
£iere übergebt, unb femer in bem frifdj probugierten Dünger oftmals als mittlerer ©etyalt
an Drodfenfubfiang 25 ^ßrogent angenommen »erben. Die ebenfalls fel>r oerbreitete Snfxc^v
baß man bei ber Düngerberedjnung bie Unterarten unb Äörnerabfätte , entforeäjenb i$rer
größeren Stötyrfraft, mit Pieren Satyrn, als $eu unb ®trol), nämltä) mit 2,5 bi* 3,7 ju
mitfttyligieren fjabe, Beruht baraufr baß unter .bem fenffuß ber ÄörnerfÜtterung t>on ben
bieten oft öerijältnismäßig meljr ffiaffer aufgenommen unb fcaljer aua) bei genügenber (ginflreu
ein etwa« größere* <$euri$t an Dünger jnrobugiert wirb, beffen meljr wftfferige JBefdjaffenfjeii
' urieberum ausgeglidjen tft burd) einen ljöljeren ©eljalt an befonbers' wertvollen ißflangennäljr
floffen, namentlich an Saft, *ß$o«p^orfäure unb ©tidftoff. 3n ffiirfltäjfett aber ift bie Stenge
ber jErodenfubftang, weldje aus bem Äörnerfutter bireft in ben probugterten Dünger übergebt
eine weit geringere, als öon bem Äauljfutter unoerbaut bleibt, unb in no$ Ijö^erem ©rabe
ift bie« Begüglidj ber ffiurgelfrüä)te (Kartoffeln unb töüben) ber Satt. *
Sßenn es fict) barum ijanbelt, bie Ouantität bes au« bem gutter unb ber (gmfrrat
•probugierten Dünger« annäfjernb gu beregnen, fo muß man gunää)ft wtffen, wie tuet öpn ber
berfütterten £ro(fenfuBftang ben $rogenten naa) in ben (Srfrementen ber £iere (fefte unb
ftfiffige auswürfe gufammengenommen) fia? borfinbet. Aus ben ©rgebniffen ber in neuerer
3ett gafjlreia) aufgeführten „öerbauungSberfuay' tann man entnehmen, baß bon 100 ®e*
widjtsteilen ber Betreffenben jErodenfuBftong in bem frifä) probugierten Dünger ungefähr
entsaften ift:
©treujlro^ -100 $rog.
gutterfiro^ 60 *
$eu (SBBiefen- unb Äleeljeu) 50 *
öffneten, Äleten, ©iertreBer, #afer unb (Werfte . . 30 »
©o^nen, ©rBfen, $Bufen, Joggen unb Seigen . . 15 *
SRüBenarten unb Kartoffeln 10 *'
Die mit $itfe biefer 3af)(en beregnete ©efamt'£ro<fenfuBftang wirb aisbann einfaa>
mit 4 multipligiert, um bas .©ewidjt bes friföen Düngerd mit 75 $rogent 2Bafferge$alt
gu ftnben.
9to$ genauer aber unb nody meljr bem gegenwärtigen ©tanb unterer Äenntniffe ent
foredjenb, wirb bas föefuliat ber DüngerBerea)nung auffallen , wenn man hierbei fotgenbe«
©erfahren anwenbet. 2Wan ermittelt nämlia^ mit $ülfe ber barüber oorliegenben , in ben oon
mir attjäf)rftd) im 2Renfeet*$engerfe'f$en (anbwirtfa)aftl. Kalenber oeröffent(ia)ten SabeSen über»
fi^tftc^ gufammengefteOten 3RHtelga^en ober OuaUtät$*9tttttel$al)Ien ben (Se^alt an £ro(fen»
fubfiang, gunäc^ji in ben etngelnen, o*on ben gieren oerge^rten Futtermitteln unb fobann
aua) in bem unter beren Einfluß gebilbeten Darmfot. ^etjtereö gef^ie^t auf bie Sßeife
baß man bie Srodenfubßang be* gutterö mit berjentgen ^rogentga^l muftipßgtert, wel^e an»
ber 35iffereng be« Betreflenben „»erbauungöfoefflgienten" (f. Sln^ang gum 8. ?tbfdlnitt) gu 100 ftd>
ergiebt. Die $erbauung«focfftgienten ftnb in ber barauf Begüg(ia)en Tabelle be« Katenber« für
bie organifa^e ©ubflang einer größeren ^nja^l oon gutteraütteln, foweit rnögli^, auä) Befonber^
für Söieberfduer, *$ferb unb ©ä)wein angegeben; jie gelten aber aua^ für bie gefamte
Sereajnung ber 2)üngerbrobuftion. 161
fie bem aufblühen ber Sonbroirtfdjaft nidjt förberttdj, fonbcm tyinberlidj. ©n
magerer, bürter ©oben roirb baburd) ntdjt oerbeffert, bafj man ^ßflanjen auf
tfjm anbauet, bic einen reiben unb feudjten oerfangen, fonbem baburdj, ba£
man bie ^ßflangen auäfudjt, roetdje auf iftn mit ©ufjerljeit einen großen Srtrag,
mtb baburd) bie 9Äittel geben , üjn ftärfer ju büngen unb feine §rud)tbarfeit
;n crimen.
Srodenfubftanj be* gutter*, emfäjliegliä) ber SRineralßoffe, nur muß man fte atebann
überall um 1 $rojent berminbern ober bie &af)ltn gur ©eredjnung beö Xrodenfote* um
1 ftatyent erljöljen. 3U tan auf f°^c ®rife gefunbenen Ouantum bc* trodnen ©armfote«
ift nod) bie ftn #arn enthaltene $ro(fenfubftanj ju abbieren, bereit Stenge man ljinrcidjenb
genau für alle ljier in ©etrad)t tommenben 2Here gu burä)fa)nittliä) 6 ißrogent Dom (Seroidjt
bc* beerten Xrodenfuttere annehmen tonn. 2>a* ©erljältnte ferner ber Xrodtenfubftanj
in Sot unb #arn ju bem barin enthaltenen unb alfo mit ben gefamten ©rfrementen aus-
geliehenen SB äff er (jat aus bireften 8$erfuä)en burä)fdjnittfiä) fiä) ergeben:
9ttnbbiel>. ©djaf. $ferb. ©$n>ein.
1 : 7,0 1 : 3,5 1 : 3,8 1 : 18,2.
$mfidf)tli$ be* ©treuftrolje« if* ju enoä^nen, bag babon im lufttrodtoen ßujianbe
auf je 10 kg Srodenfnbftang in ftot unb $ara unter gang normalen SJerljältniffen an*
pnoenben ftnb:
töinbbielj. @ä)af. $ferb. ©ä)u)ein.
5,8 kg 3 kg 5 kg 50 kg
2>ic* madjt für 1 ©tücf ffiinbbtefj bon etwa 500 kg 8ebenbgewt$t pro Xag 3 kg, für
1 ?ferb bon gleichem ©euridjt 2,5 kg, für 1 ©ä)af (ca. 45 kg) 0,15 unb 1 ©ä)mein
(100 bis 200 kg ?ebenbgenriä)t) 1,5 kg an lufttrodtaem ©troi). Sei bem 9linbt)ie^ beträgt
biefe SRenge, maff erfrei beredntet, jtemtiä) bie $älfte ber gefamten £rodenfubftan| im Äot unb
$arn. #iernaü) Ijat man für bie ißrobuftion bon gang frifa)em ©tallmift, roenn man
bafür ©orge trägt, bag ber Stmbbieljmifi mit S>üngftfifftgfeit gefättigt ift unb babon alfo
mögftd# wenig, oei ben übrigen SRiflarten gar feine 3auä)e abfliegt, al9 gaftoren, mit
benen man bie ©umme ber jErodtenfubftang in ben frifä)en (Srfrementen unb
im ©treu)irofj multiplizieren mug:
8ttnbbie§ : 5, ©djaf : 3,8, $ferb : 3,7, (gemein : 4,6.
3n ber $rari* tjanbelt es fict) faß immer um foldjen ©taffmifi, lueldjer naä) meljrmonat*
lu$er 2fotfaimnlung in einem mägig „bergorenen" 3uftanbe auf bae Selb gefahren ttrirb.
gär einen folgen ©taumift gelten fotgenbe gaftoren:
ttmbbief>:4, ©$af:3, $ferb : 3, ©djmeht : 3,7 r
istmer borauägefefct, bag bie angegebene normale SWeuge bon ©treufirolj in Smoenbung fommt
3n beiben gätten, im frif$en roie im mägig ber^o^renen 3uftanbe enthält ber 9tinbbie^mift
ca. 20, ber ©ä)afmiji 26, ber ^Pferbemift 27 unb ber @d)weinemift 21,5 fxt>i. $rodenfubfiana.
Sei i>em $ferb unb überhaupt bei ben 3ugrieren ift ber mä^renb ber Srbeitdleiftung berlorene
2)ünger, bteKei^t ein drittel ber brobujierten ©efamtmenge ober nod) me^r, in 3(bjug ju bringen.
©ne rationelle 2)ikngerbere^nung mug nia)t altein über bie Cuantität, fonbem aud) über
bie Ouaütät, ben Oeljalt beö Jünger« an borgug^meife mtrrfatnen Seftanbteilen, Suöfunft
fleben^ 3u biefem 3»ecf i(l e« nötig, bie SOtage, »enigflenö ber lanbioirtfa^aftlid) befonberS
.»iäjtigen^flanjennä^rftoffc, nämlid) be« @ti(fftoffeö, be« Äali* unb ber ^oöp^orfäure, in bem
©treuffco^ unb ben ' betreffenben gutterftoffen naä) ben barüber borliegenben Tabellen ju er*
mtttdn. ©on ben gefunbenen 3a^len bringt man bie bem ©e^alt ber anberweitigen tierifa)en
Stoppt. 11. Auflagt. • 11
162 grudjtfolge unb gefbeintetfang.
Der reidje, tiefe unb in guter Äuftur fteljenbe ©oben, meiner bisher xteU
leidet nur jum ®etreibebau benufet mürbe, fann ju einem weit leeren terttage
gebraut werben, wenn ein geeigneter 3Bed)fel Don ftutterpffonjen, £atffrüdf>tra
unb $anbetegewädjfen mit ben eigentfidjen ©etreibeorten eingehalten wirb. Das
für ba$ 9ht^Dte^ nötige Sraftfutter, weldjeS bei bem reinen Jpatotfrudjtbau be*
fonbere JBiefen unb ©eiben liefern muffen, fann burclj bie auf bem 3Wer fettft
geerateten 5uttergewöcf)fe ooüftänbig erfefct werben. Duriij aufnähme be« $acfc
frucfjtbaueG wirb bie reine, ©radjbearbeitung entweber ganj entbeljrtidj, ober fie
wirb feltener nötig fein, fo baß alfo jebenfaüs bie frudjttragenbe gtäclje Der*
metyrt wirb. Sin XAi berfetben wirb aföbarat jum Sfabaii gewinnbringenber
£anbetegeroäci)fe, wie Ötfaat, Xabaf unb ftarbepffonjen oerwenbet; ttferburdj
ergiebt fuf) ein erljötjter ®e(bertrag unb ift bie Gelegenheit geboten jur 8fo8*
befyumg eine« geeigneten Sruc^ttüct^fcl«. I Stuf reidjem ©oben fann aber burdj
ben 5rud)twedjfet, gegenüber bem gewöljnftdjen ©etreibebau, feiert ber Reinertrag
auf ba$ boppette, ja breifac^e erf)ö()t werben.) ©öftrer ©oben geftattet ben
2fabau einer jeben ftrud)t. 3Ber atfo bie OWittef jum intenfiöen ©etriebe ber
SBirtfd^aft Ijerbeif Raffen fann, ber Ijat (Gelegenheit genug ju tfjrer öenufcung.
öefd&ränfter in ber 2fo«wal)t ber grüßte ift man auf aßen Sobenarten, wo
ber 23)on üortyerrfcfjt, jumal bann, wenn bie (Sntfernung ber übermäßigen
Sreucfjtigfeit fdjwierig unb in mannen 3al)rgängen unmöglich ift. Die @in*
fcfjränfung ber ©ommerbradje burefj Slufnaljme ber ©el)adfrücf)te in ben Sfrudjt*
werfet, barf tjier nur mit großer 33orfidjt unb unter ©eadjtung aller oor*
(Srjeugniffe entforec^enben Mengen in 3lb$ug, foweit biefe nämftd) au« ber ©irtfdjttft ausgeführt
toorben jtnb. Sterbet ftnb fofgenbe 3)ur($fdjnitt3ja!)len gu beulen:
3n 1000 $funb finb ©tid« (Sefamt* örtf. $tjojty$or«
enthalten: ftoff «fdje Kau fäure
$H>. ¥f*. W. $fb.
Wut) 5,4 7,2 1,7 2,0 •
3uu)ad)# bei 3uugt)te^
„ 9»afh)telj
Söofle, geioafdjen
„ ungeroafdjen .
ffäfc
24,7 38,8 1,9 14,9
11,6 2,9 1,2 1,3
94,4 9,8 \fl 1,8
54,0 70,8 56,2 0,7
49,0 63,8 3,9 14,8
2)er föejt geljt mit ben (grfrementen ber Eiere (fejte unb flüfftge jufammen genommen)
üoffftänbig in ben probuaierten friföen 2)üh'ger über, natürlich nur bann, wenn bei beffen £n«
fammtung teincriet SJcrfafle ftottfinben. 3)ie fejlen unb flüffigen auswürfe ber Eiere btlben
nur mit einanber unb im (Gemenge mit ben ©treumateriatien einen öoüfommenen Jünger
unb gewähren bem SWer für bie entzogenen (Srnten einen mögtidjft ooflftönbigen (Srfafc. Sud)
bei ber Sfofberoafjrong be« ©taflmttfeä auf ber 2)üngerßätte tann unb .muß man bafür ©orge
tragen , ba§ feine wefentüdjen ©ertufte an öorgugsroeife roirffamen ©eftanbteilen öorlommen.
2)te aud ben ©üngerflätten ablaufenbe unb junä^ft in ben lu'ergu bejrtmmten ©ruben fu^ an*
fammelnbe SKifriaudje entjie^t fidb freiti^ einer genauen ©eredjnung; nur ganj annöfjernfc
fann man annehmen, baß in fuOO ?fb. berfetben enthalten finb: etwa 1,5 ?fb. ©tiefftoff,
femer 10,7 <ßfb. ®efamtaf(^e unb in biefer 4,9 ?fb. Äali nebft 0,1 ^fb. <pi)0^r;orfäure. (W.)
r
i
©nftojj bc* ©oben« auf bie grutyfotge. 163
Ijanbenen fträfte unb SBer^fittniffe erfolgen. §at man nur gegen ben gu ftarfen
3ufammenl)ang be* ©obenS gu fämpfen unb ift man burdj SDbgrabung üor gu
grofjer kläffe geftdjert, fo finb bei ftarfer Düngung ©oljnen, in etootö weiten
£nrif<$enräumen gefäet, eine bie Oracle erfefcenbe ©etyatffrudjt ftoljl, JRunfeln
unb Kartoffeln Rinnen ebenfalls mit Vorteil angebauet roerben, roenn man nidjt
öerfäumt, ber ^Bearbeitung biefer Srüdjte im paffenben 3eityunlte *>ie größte
Snftrengung gu roibmen. aber bieö ift unerläpdj, benn nur fetten beftnbet
fid) ein [öftrer ©oben in bemjenigen mittleren $uftanbe ber Seudjtigfeit, in
©eldjem er gu bänbigen ift. ©ei naffem Setter gelingt bie$ ebeuforoenig roie
bei anljaftenber Dürre. ]De8(jatb tonn §atffrud)tbau auf Xtjonboben nie in
ber Sbtöbelputng ftattftnben, rote auf anbeten 33 obenarten, roeldje bei jeber
©itterung ben SWerroerfgeugen gugängßdj jtnb.l
Die SBinterljalmfrüdjte fottten auf Xljonboben niemals nad) einfurdjigem
Umbruch ber Sleeftoppel folgen, fonbem nur nadj reiner ©ommerbradje, nadj
9tap$ unb 9taul)frud)t (einem ®emenge uon ©oljnen, ©Wen unb $afer, ober
Don ffiicfen unb ©erfte :c.) Der föap« ift für ben in pter Düngung fteljen*
ben X^onboben eine oortreffttdje Srudjt unb bie ©radjbearbeitung wirb audj
meniger foftfpießg, roenn fic auf groei befonber* gerohmbringenbe ^rüdjte, VtcopQ
unb ©eigen, iljre günftige ©irfung ausüben lann.
3n einer büngerarmen 2öirtfcf)aft auf £l)onboben, roo ber erforberßdje
Dünger für fotgenbe ftrudjtfolge nidjt I)erbeiguf djaffen ift:
1) reine ©ommerbradje, ftarf gebüngt;
2) 9tapS;
3) ©eigen;
4) Oerfte;
»o oielme^r ber Dünger nur eben gureidjt, eine leibßdje ©eigenernte gu er*
geugen, roenn er unmittelbar gu biefer grud)t gegeben roirb, ba roirb mau ben
Reinertrag baburdj bebeutenb tyeben, ba§ man ben §afmfrudjtbau einfdjrönft,
eine ©eiberohrtfdjaft einrichtet unb ben oorljanbenen Dünger afljciljrficf) auf einer
ftemeren f^Iäc^e nerteilt. Sfaf ©oben, roeldjer fdjroierig gu bearbeiten ift, muj*
eine ftarfe Düngung gegeben werben, f$on um bie ©earbeitungSfoften mögßdjft
gu üerminbem. Dies erfennt man befonberS Kar, roenn man bie ©eroirt*
fdjaftungsfoften ber III. unb VI. Stoffe mit benen ber IV. unb V. Stoffe
öergteidjt.
Seidjter ift eine paffenbe grudjtfofge für aüe biejenigen ©obenarten aus*
3UU)alj(en, roeldje benen be$ XljonbobenS entgegengefefcte (Kgenf djaften Ijaben,
nämlid> gu (ofe finb unb oft oon ber Dürre leiben. ©enn man l)ier nur
leine grüßte ergroingen roifl, beren Slatur einen anbem ©oben erforbert,
fonbern jidj auf foldje befdjränft, bie unter berartigen ©erfyältniffen gut ge*
Mljen, fo jtnb roeit roeniger Sdjroierigfeiten gu üfcerroinben, als auf bem !£ljon*
toben, um einen genügenben Reinertrag gu erlangen. * ,
n*
164 gru^tfotgc unb getbctnteiluttg.
Sattoffeln unb Sftoggen finb bie Ijerrlidjen grüdjte, wetdje auf aßen ©oben*;
arten, wo ber @anb oorljerrfdjt, bem Sföferbau eine fixere ®runblage gewähren.
Sene liefern baS Kraftfutter, biefer baS ©trolj gur genügenben Düngerergengung.
Soutmt ein britter §ebet fyingu, nämlicf) bie mehrjährige SJeweibung beS 8anbeSr
teils um baS Oebciljen beS 9?oggenS meljt gu fidjero, teils um für baS Sftuk*
oielj in ben Sommermonaten, wo bie Sartoffetn ftcf) titelt gut aufbewahren
laffen, eine wol)lfetle Sprung ju Ijaben, fo finb äße §auptbebingungen Dor^anben^
um auf öbe fdjeinenben ©anbfefbem einen loljnenben Slcferbau gu betreiben.
SDiefc einfadje JBeljanbtung beS fanbigen SeljmbobenS Ijat jtdj beStyalb nod*
nicfjt aflgemeiner Derbreitet, weit man bie mit bem Sartoffelbau öerbunbene
größere $anbarbeit fdfjeut, audj gegen bie Sartoffel als 33ieljfutter mandje 93or*
urteile l)at, unb weil bie meiften SKenfdjen in eine tion ber Dreifetbmoirtfdjaft
abwetdjenbe grudjtfolge fid> nidjt gu finben wiffen. g$ ift widjttg, biefe fdjein*
baren $inberoiffe näf)er gu beleudjten.
Die ^anbarbeit, wetdje ber 2lnbau ber Sartoffeln erforbert, muß freiließ
anfdjeinenb aße biejenigen oon einer großen Ausbeutung biefer Suttur abfdjrecfen,
meiere baran benfen, baß bie Se^acf arbeit unb baS ausnehmen biefer grudjt,
audj wenn fie nur gum ©ebarf ber menfdjlidjett ©peifung, l)öd)ftenS jum SKäften
ber ©djwetne angebaut würbe, fämtlicfje bei ben übrigen gelb* unb SefteßungS*
gefdjäften entbehrliche Arbeiter befcfjäftigte. SBSie ift es möglich, fragt man, ben
Sartoffelbau fo auSgubeljnen, baß man aüe« SRufcöiel) mit Sartoffeln füttern famv
ba fdjon bei bem bisherigen Slnbau faum jbie nötige £eit gu «fcübrigen war?
Antwort: burdj Slnwenbung beS *ßferbeljafenS, buref) eine anbere Orbnung.
ber gelbarbeiten unb burtf) SSerboppelung ber ärbeitsleiftungen, inbem man beren
oiele im SSerbmge oerricfjten läßt (Sine mit bem auSgebefttten Sartoffelbau
eintretenbe anbere Orbnung ber gelbarbeiten ift baburd) ermöglicht, baß baS ab*
geemtete Sartoffellanb für ©ommerfrütfjte Ijinreidjenb oorbereitet ift, um auf
fanbigem ©oben fofort beim eintritt beS grfiljlingS befteßt werben gu fönnen.
Die 2foSful)r beS im ©erlaufe beS §erbfteS unb SBinterS bereiteten Düngers
gu ben Sartoffeln gefdjieljt gu einer 3eit, roo aße anberen gelbarbeiten rudert.
Die arbeiten ber grültfaljrSbefteßung werben unter folgen ttmftänben burdj ben
Sartoffelbau nidjt wefentttcf) toermeljrt. SBäljrenb in einer ©etreibe bauenben
2Birtfdf)aft bie widjtigfte DüngerauSfutyr gwifdjen ber grütjjaljrSbefteßung unb
Srnte'gefdjeljen muß, fönnen in einer Sartoffeln bauenben Sßirtfdjaft bie Arbeiter
in biefer 3al)reSgeit mit bem öeljacfen unb Steinigen ber Sartoffelpflangen be*
fdjäftigt werben.
Da in ber legten 2Birtfd(jaft bie SluSfaat ber ©ommerfrüdjte feljr frülj*
gettig ftattfinben fann, fo erfolgt bie Srnte berfelben audj früher, unb aße Sir*
better fönnen etyer an bie Sartoffelemte geljen. Dies ift bie einfache Söfung
bes SRätfetS, wie bie bei bem Sartoffelbau oerme^rten §anbarbeiten gu bef Raffen
finb, oljne bie übrigen gelbarbeiten gu beeinträchtigen.
(Stnfluß be* ©oben« auf bie gruc^tfo
Die SSermeljrung bcr ©efoannarbeiten ift im g 5J« (Srträge
tDcira eine reidje Sartoffeternte unb eine barau* ftdfj e "fntv^*5
ausfuhr bie Sfafdjaffung üon meljr ©efpannen erforber
tmgu gern bereit fein.
Das SSornrteil, meldte« in mannen ©egenben ge^ ^
SJieljfutter Ijerrföt, ift ebenfalls eine Urfadje, weSljalb nu
&rud)t ntd&t fiberall bie nötige Slufmerffamfeit fdjenft. Sät
f(^(ecf>te 2KUcf) nnb ©utter geben, ba(b fürchtet man, bog fii -,
werbe, Das ledere wirb namentlich begüglid> ber ©djafe .^%rc; ja fogar
eine 93erfcl)lecf)terung ber Sßolle beforgt man oon ber Sartoffetfütterung. ffienn
man freiließ bie Sartoffetbutter mit §eubutter uergleidfjt, fo !ann e$ nidjt fraglich
fein, welche ftütterungSart eine woljlfdjmedtenbere ^Butter giebt. 216er in ber
Siegel ift in ben SirtfdjaftSöerIjältniffen, wo ber Sartoffelbau eine Hauptrolle
fpielen lann, nur eine 93ergleid)ung gwifdjeu ©trofc unb Sartoffelfütterung an*
guftellen, unb bann ift wofyt niemanb gweifefljaft, bei wetdfjer eine oorteittjaftere
93ieljf)attung möglich ift. 2lber aud) angenommen, es fei §eu genug oorljanben,
um bie 2Jftldjfülje bamit gu füttern, fo ift bodj eine ©eigabe oon Sartoffetn in
allen hätten guträgtieij. 3ug* Mb 2Kaftod)fen, Sungoiel) unb ©dfjafe laffen
jtd) oljne 3weifet mit bem größten SJorteit bloß mit roljen Sartoffeln unb ©trol)
erfjalten*). SBeldje Unabf)ängigfeit liegt in biefer mistigen Srfaljrung für ben
Slcferbau auf ben geringeren öobenarten!
Dagegen ift es woljt begrünbet, baß eine befonbere gelborbnung unb
grudjtfofge eingeführt merben muß, wenn ber Sartoffelbau nüf)t ftörenb in ben
©etreibebau eingreifen fott. Site SJorfrudfjt oor ber SBinterung taugt bie
Sartoffel um fo weniger, wenn fxe in groger äusbeljnung. angebaut wirb unb
alfo üjre Stöerotung notwenbig erft foät erfolgen fann. }@S ift eine ausgemachte
SQatfadje, baß ber SBinterroggen nadj Sartoff ein gurütffdjlägt. ] Sommt alfo als
petter ©runb einer SSerminberung ber SRoggenernte, nätntidj eine gu fpäte
Saat Ijingu, fo ift gewiß, baß ber Sartoffelbau für bas ©ebenen ber wicfjtigften
#almfmdfjt beS fanbigen SobenS nachteilig wirft, wenn beibe unmittelbar auf
einauber folgen. $ierauS entforingt bie Surcfjt, weldje öiete Sanbwhrte oor bem
Äartoffetbau l)aben, baß er bie ©troljernten uerminbere unb baljer ber Dünger*
•erjeugung nachteilig fei.
Diefein Übelftanbe wirb baburef) vorgebeugt, baß man unmittelbar nadj
ben Sartoffeln ©ommerfrüdfjte folgen läßt unb baS Sanb entweber burd) eine
paffenbe 33orfradfjt gum föoggenbau oorbereitet, wenn es £ülfenfrüdjte ober
Slee gu tragen oermag, ober bafr man es einige 3al)re beweiben läßt, unb bann
ben Joggen naef) reiner 33rad(je fäet, wie bie« ausführlicher bei ©eforedjung
*) Über SDfcenge unb nötiges SerfjäOniö bcr ftäfjrjtoffe im täglichen guttcr ber £iere
»erben foäter (f. 8- Slbfönitt) folgenbe 3ufäöc Sütftonft geben. (W.)
160 gruojtfolge unb gelbemteilung.
@& borf lerne grudjt angebaut werben, roeldje bei bem Dorijanbeneit
^uftanbe be$ .©oben« triebt einen genttgenben nnb fixeren Srtrag üerforic&t..
?Ktd)t$ tft na8)tetfiger, als feine Hoffnung auf ben Sfabau eine* ebleren ©e*
roädjfe* gu fefeen, unter 33obent>er!)citouffen, roetdje bem ©ebenen beSfelben nidjt
jufagen.. 9Benn bie rotdjttgen Sutterpftanjen, rate Äfee unb Sujerne, bort an*
gebaut werben, roo aüe ©ebingungen ifyre* fräftigen ©ebenen* fehlen, fo fmb
bie #älfte ber £ro<fenfubftang in bie (grjfremente bei betreffenben , gunädj)t her wieberfäueubeu
£iere übergebt, unb ferner in bem frifa) probugierten Dünger oftmals als mittlerer ©etyalt
an j&rodfenfubftong 25 Sßrogent angenommen »Derben. Die ebenfalls fetjr verbreitete Stnftdjt,.
baß man bei ber Düngerbereä)nung bie äörnerarten unb Icörnerabfälle, entforcdjenb iljrer
gröferen Stötyrrraft, mit leeren 3a$len, als $eu unb ®trol>, nämlid) mit 2,5 bis 3,7 gu
multtyligteren tjabe, beruht barauf, baf? unter .bem fenffufj ber Äömerfütterung r>on ben
Steten oft ber$ältntSmä|jig meljr ffiaffer aufgenommen unb fcaljer aud) 6ei genfigenber ©nflreu
ein etwa« größeres ©ewiä)t an Dünger jMrobugiert wirb, beffen me^r wäfferige JBefdjaffenljeit
wieberum ausgeglichen tft burä) einen leeren (Schott an befonbers* roertbotten ^Pffongennifyr*
fioffen, namentlich an Sali, ?tyoSp^orfäurc unb ©tiefftoff. 3n ffiirtltdjtett aber ift bie SDienger
ber £ro<fenfubltang , welche and bem äörnerfutter biretr ht ben probugterteu Dünger übergebt
eine weit geringere, als bon bem töau&futter unberbaut bleibt, unb in noa) Ijö^erem ©rabe
tft bieS begügttö) ber SShtrgelfrflc^te (Kartoffeln unb mten) ber gatt. •
Sßenn es fta) barum Ijanbelt, bie Ouantität bes aus bem gutter unb ber ©nftrea
•probugterten Düngers annäljernb gu beregnen, fo muß man gunädjft wiffen, rote biet öpn ber
berftttterten £roctenfublwng ben $rogenten naa) in ben (Srfrementen ber £tere (fefie unb
pffige auswürfe gufammengenommen) fidj borfinbet. Aus ben (Srgebniffeh ber in neuerer
3«t ga^lrera) ausgeführten „$erbauungSberfut$e" tann man entnehmen , baß bon 100 <$e*
witftsteüen ber betreffenben fcfrocfenfubfiang in bem frtfdj probugterten Dünger ungefaßt
enthalten ift*
©treuftro^ -100 $rog.
gutterffro^ .. 60 *
#eu (©iefen* unb Äleeljeu) 50 •
ölfadjen, ftleien, »iertreber, #afer unb Werfte . . 30 *
©o!)nenr (Srbfen, Sielen, Joggen unb ©eigen . . 15 •
SRübenarten unb Kartoffeln 10 *"
Die mit $ilfe biefer &ofy\m beregnete ©efamt^rodenfubftana wirb alsbamr einfaa).
mit 4 multipltgtert, um bas .©ewidjt bes friföen Düngers mit 75 $rpjent SSafferge^alt
gu ftnben.
9^oä) genauer aber unb noa) tnefjr ^em gegenwärtigen ©tanb unterer Äenntniffe ent
fbrea)enbf wirb bas 9iefultat ber 2)üngerberea)nung ausfallen, wenn man hierbei folgenbeS
»erfahren anwenbet. 3Wan ermittelt nämlia) mit $ülfe ber barüber borliegenben ', in ben bon
mir afljäf)r(td) hn aWen^et^engerfc'f^en tanbwirtfa)aftt. Kalenber beröffentlic^ten Tabellen über*
fta)tlid} gufamrnengefteüten i^ittelsa^len ober OualitStS'^ittelga^len ben (Se^alt an Irocfen*
fubjlang, gunäa}ft in ben eingetnen, bon ben Sieren bergeljrten Futtermitteln unb fobann
au$ in bem unter beren tönfuifj gebilbeten Darmtot. Se^teres gefa)ie^t auf bie Seife
baf} man bie $ro<fenfubfiang bes gutterS mit bedangen ^rogentga^l multi))ligiertr weld)e aus
ber 35iffereng bes betreflenben „SJerbauungsfoefflgtenten" (f. Änfjang gum 8. ^Dbf^nttt) gu 100 fta>
ergiebt. Die $erbauungStoefftgienten ftnb in ber barauf Begüglia^en Tabelle bes KatenberS für
bie organifa)e @ub|lang einer größeren 2lngaf)l bon guttenriitteln, foweit rndglia), au$ befonberS
für ©ieberfäuer, ?ferb unb ©djwein angegeben; fte gelten aber audj für bie gefamte
93ereo)ming ber ©üngerprobuftion. 161
ftc bem aufblühen ber Sonbroirtfcljaft nid^t förberfid), fonbern (jinberlidj. (Sin
magerer, bürirer ©oben wirb baburdj nidjt üerbeffert, bafc man ^ßflanjen auf
rfftn anbauet, bie einen retten unb feudjten tterlangen, fonbem baburdj, bajj
man bie ^flanjen auäfutfjt, roeldje auf iljm mit ©tdjerljett einen großen @rtrag,
unb baburdj bie 9DWttet geben, üjn ftfirfer ju bongen unb feine §rud)tbarfeit
ju erfjöljen.
Xrocfenfubfiang beö gutter*, emfa)liefjüa) ber Sföneraljioffei nur mu& man fte atebann
überall um 1 $rogent berminbern ober bie £af)itn gur ©eredjnung be* Xroclenfote« um
1 ?rogent erijö$en. 3U &ew auf fote^e Seife gefunbenen Ctuantum bc* trodnen ©armfote«
tft noa> *te int }um enthaltene $ro(fenfu<ang gu abbieren, bereu Stenge man fjinreiä)enb
genau für alle Ijicr in ©etraä)t fontmenben 25ere gu bura)fa)nittliä) 6 *Progent bom ®enria)t
be* bergeijrten £ro<fenfutter« annehmen tonn. 3)a* #erf>ältni$ femer ber Xrodenfubftong
in ftot unb #arn gu beut barin enthaltenen unb alfo mit ben gefamten ©rfrementen au«*
gef^iebenen SBaffer ijat aus bireften $erfuä)en burä)fa)ntttliä) fidj ergeben:
9tinbbielj. @<§af. $ferb. @$u>ein.
1 : 7,0 1 : 3,5 1 : 3,8 1 : 18,2.
$infid&tliä} be* ©treuftroljeS ijl- gu ermähnen, baß babon im lufttrodfaen 3uftanbe
auf je 10 kg £ro<fenfubftang in Äot unb #arn unter gang normalen $erfjäftmfTen an*
nuoenben fntb:
tömbbie§. ©a)af. $fcrb. @dj»era.
5,8 kg 3 kg 5 kg 50 kg
2)ieö madjt für 1 ©tüd fötnbbielj bon etioa 500 kg 2ebenbgenriä)t pro Sag 3 kg, für
1 $ferb bon gleiä)em ©euridjt 2,5 kg, für 1 @<$af (ca. 45 kg) 0,15 unb 1 ©äjiuetn
(100 bi* 200 kg 2ebenbgeuni§t) 1,5 kg an lufttrodtaem ©trofj. ©ei bem ftinbbief) beträgt
biefe SRenge, wafferfrei beregnet, giemlid) bie £ätfte ber gefamten £rotfenfubftang im Äot unb
$arn. #iernadj ljat man für bie $robuftion bon gang frifdfjem ©tallmtfi, wenn man
bafür ©orge trägt, baß ber Stmbbietjmijl mit 2)ftngf(üfftgteit gefättigt ifi unb babon alfo
mögltä)ji wenig, 6ei ben übrigen SRifiarten gar leine 3aua)e abfliegt, als gaftoren, mit
benen man bie @utnme ber £rotfenfubfiang in ben frifa)en grfrementeit unb
im ©treujirofj multibligtcren muß:
Hinbbiefj : 5, ©ä)af : 3,8, «ßferb : 3,7, ©fyoein : 4,6.
3n ber $rarto tjanbelt es ftd) faft immer um folgen ©tallmifl, melier nadj meljrmonat<
fiä)er f&rfammlung in einem mäßig „bergorenen" B^011^ auf °<** Selb gefahren wirb.
$ßr einen folgen ©taflmift gelten folgenbe gaftoren:
9tinbbie§:4, ©ä)af:3, $ferb : 3, @a)n>em : 3,7,
immer borausgefefet, baß bie angegebene normale SJtenge bon ©treujrrofj in Sinroenbung tommt.
3» beiben gälten, im frifäjen tote im mäßig bergofjrenen 3ufianbe enthält ber 9tinbbie^mi|l
ca. 20, ber ©ä)afmift 26, ber ^ferbemijl 27 unb ber @a)»einemifl 21,5 «ßrog. Srodtenfubfiang.
Sei htm $ferb unb überhaupt bei ben 3uBtieren ift ber mä^renb ber Srbetoleifhtng berlorene
S)ünger, bieCeid)t ein Drittel ber probugierten ©efamtmenge ober no$ me^r, in Slbgug gu bringen.
(Sine rationelle ®imgerbere$nung mug ntdjt allein ü6er bie Cuantität, fonbem auä) über
bie Oualttät, ben <$e$alt beö SDüngerö an borgug&oeife wtrffcnnen ©eftanbteilen, Su^tunft
geben^ 3u biefem Qatd ifi eö nötig, bie 9Renge, wenigften« ber lanbioirtf^aftlid) befonberd
un^tigen ^fiangennä^rftoffe, nämtiä) bed ©tictftoffed, be9 Stalte unb ber ^ogpfwrfäure, in bem
©treufro^ unb ben ' betreffenbeu gutterfbffen na$ ben barüber borliegenben Tabellen gu er*
mittein. $on ben gefunbenen 3^^ bringt man bie bem ©e^alt ber anbermeitigen tierifä^en
Hoppe. 11. Auflage. • 11
162 grudjtfolge unb gelbehtteifang.
£)er reiche, tiefe unb in guter Äultur fteljenbe ©oben, melier bisher oiet*
leicht nur jum (Setreibebau benufct rourbe, fann ju einem roeit työtyeren Srttage
gebraut roerben, roenn ein geeigneter Söec^fel Don ftutterpffanjen, §adfrüd)ten
unb $anbel$geroäd)fen mit ben eigentlichen ©etreibearten eingehalten roirb. 3)a*
für ba$ 9iufcöielj nötige Kraftfutter, welches bei bem reinen Jpalmfrudjtbau be*
fonbere SBiefen unb SBeiben liefern muffen, fann burd) bie auf bem äder felbft
geemteten Suttergeroädjfe oollftänbig erfefct werben. 25urd) aufnähme be$ $a<t
fructytbaueS roirb bie reine. ©rat^bearbeituhg entroeber ganj entbehrlich, ober jie
roirb feltener nötig fem, fo baß alfo {ebenfalls bie frudjttragenbe ^lädje Der*
meiert roirb. &xi Seit berfelben roirb alsbann }um Slnbau gerofatnbringenber
$anbet«geroäd)fe, wie Ötfaat, SEabaf unb garbepflanjen oerroenbet; l)ierburd)
ergiebt fidj ein erl)öl)ter ©elbertrag unb ift bie (Gelegenheit geboten jur SfoG*
beljnung eines geeigneten Srudjtroedtfete. 1 Sluf reifem ©oben fann aber burd)
ben ftrudjtroedtfel, gegenüber bem geroöljnltdjen (Setreibebau, leicht ber Reinertrag
lauf ba8 boppelte, ja breifadje erl)öf|t roerbenj Solcher ©oben geftattet ben
'Slnbau einer {eben 5rucf)t. 3öer alfo bie 2ttittel jum intenjtoen betriebe ber
Sßirtföaft tjerbeifdjaffen fann, ber Ijat ®elegenljeit genug ju iljrer öenufcung.
©efdjränfter in ber 2lu«roaljt ber grüßte ift man auf allen Sobenarten, roo
ber Söjon oorljerrfdjt, jumat bann, roenn bie Entfernung ber übermäßigen
Seudjtigfeit fdjroierig unb in manchen Saljrgöngen unmöglich ift. Die ©n*
fdjränfung ber ©ommerbractye burdj Slufnaljme ber 33e(ja<ffrüd)te in ben Srudjt*
roedjfet, barf l)ier nur mit groger 9Sorjid)t unb unter ©eadjtung aller oor*
3uroad)ö bei 3ungtrief)
„ üttaftoie^
SBofle, geroafdjen
„ ungeroafdjeri .
Je
(Srgeugntffe entfpredjenben Mengen in Stbjug, foroeit btefc namttä) au« ber ffiirtfdjttft ausgeführt
roorben fhtb. hierbei ftnb folgenbe 3)urdjfä)nitt$3afjten ju benufcen:
3u 1000 ^Pfunb ftnb ©tid* (Sefamt* - f. qfyaj&pljor«
entyalten: ftoff «fdje *au fäurc
$fb. jpfb. $fb. *fd. •
üRilö) 5,4 7,2 1,7 2r0 .
24,7 38r8 1,9 14r9
11,6 2,9 1,2 1,3
94,4 9,8 lfl 1,8
54,0 70,8 66,2 0,7
49,0 63,8 3,9 14,8
Der föejt ge1)t mit ben (Srfrementen ber Xiere (feftc unb flflfftge $ufammen genommen)
tooflpnbig in ben probujierten frifdjen Dühger Aber, natürlich nur bann, menn bei beffen An*
fammlung feinerlei Serlufte jtattfinben. Die feften unb flüfftgen auswürfe ber £iere bilben
nur mit einember unb im (Gemenge mit ben ©treumaterialien einen fcoüfommencn Dünget
unb gewähren bem 2Wer für bie entzogenen (Srnten einen mögttdjfi tooflftänbigen Srfafe. 3ui<$
bei ber Hufberoafjrung bes ©tattmifies auf ber DüngerjUitte fann unb jnufj man bafflr ©orge
tragen, bog feine roefentltdjen ©ertuftc an »orjug$u>eife urirffamen ©eflanbteilen öorfommen.
Die au« ben Dflngerfiätten ablaufenbe unb junädjft in ben tyiergu beftimmten (Gruben fta) an«
fammelnbe 3Äifljauö)e entsteht füfi freiließ einer genauen ©ereä)nung; nur ganj annö^ern^
fann man annehmen, baß in fuOO ?fb. berfelben enthalten fmb: etma 1,5 ^fb. ©tidftoff,
ferner 10,7 ?fb. Oefamtafa>c unb in biefer 4,9 $fb. Stau nebp 0,1 ?fb. ^ospfjorTdure. (W.)
(Sinffafi be* ©obens auf bie grutyfolge. 163
J>anbenen fträfte unb 95er^ättmffe erfolgen. $at man nur gegen ben gu ftarf en
.gufammenljang be« ©oben« gu fämpfen unb ift man bur$ Äbgrabung oor gu
großer kläffe gefiebert, fo pnb bei ftarler Düngung ©oljnen, in etroa« roeiteji
^roiföenräumen gefäet, eine bie ©radje erfefcenbe ©el)a(ffrud)t. ftotyl, 9hmfeln
unb Sartoffefa fönnen ebenfalte mit SSorteü angebauet roerben, wenn man md)t
üerfäunit, ber ^Bearbeitung biefer 5rüd)te im paffenben 3ettyunfte W* größte
9nftrengung gu rotbmen. 2tber bie« ift unerläßlich, benn nur fetten befbtbet
ftdj da foldjer ©oben in bemjenigen mittleren 3uftanbe ber fjeudjtigfeit, in
{Deinem er gu bänbigen ift. Bei naffem ©etter gelingt bie« ebenforoenig roie
bei an^attenber $)ürre. ]De«balb tonn £a<ffrud)tbau auf S^onboben nie in
ber 2fo«beljnung ftattfinben, rote auf anberen -©obenarten, roeldje bei jeber
©itterung ben äderroerfyeugen gugänglid) finb.l
Die ©interljalmfrüdjte follten auf Xljonboben niemate nad) einfurdjigem
Umbrudj ber Sleeftoppel folgen, fonbem nur nad) reiner ©ommerbradje, nad)
9fcap« unb föauljfrudjt (einem (Semenge uon Bohnen, SGBiden unb #afer, ober
Don ©iden unb ©erfte :c.) 35er 9top« ift für ben in guter Düngung fielen*
ben S^onboben eine oortrefflidje 5rud)t unb bie ©rad)bearbeitmtg roirb and)
weniger foftftrietig, loenn fie auf groei befonber« geroinnbringenbe grüßte, 9tap«
unb ©eigen , iljre günftige ©irfung ausüben fann.
3n einer büngerarmen SBtrtfc^aft auf Xtyonboben, roo ber erforberlid)e
SDfinger für folgenbe ftrudjtfotge nid)t Ijerbeigufdjaffen ift:
1) reine ©ommerbradje, ftarf gebüngt;
2) 9top«;
■ 3) ©eigen;
4) ®erfte;
ido melmefyr ber Dünger nur eben gureidjt, eine leibliche ©eigenemte gu er*
geugen, roenn er unmittelbar gu biefer ftrudjt gegeben wirb, ba roirb man ben
^Reinertrag baburd) bebeutenb Ijeben, baß man ben Jpalmfnu$tbau einfdjränft,
eine ©eiberoirtfdjaft rinridjtet unb ben oor^anbenen Dünger alliäljrlid) auf einer
tieiueren fjtäc^e verteilt. 2luf ©oben, roeldjer fdjroierig gu bearbeiten ift, muß
eine ftarfe Düngung gegeben werben, fdjon um bie ©earbeitung«foften mögtid)ft
ju oerminbem. Die« erfennt man befonber« flar, roenn man bie ©eroirt*
fdjaftung«foften ber III. unb VL Slaffe mit benen ber IV. unb V. Siaffe
vergleicht.
geinter ift • eine paffenbe 5rud)tfolge für alle biejenigen ©obenarten au«*
guroal)len, roeldje benen be« £ljonboben« entgegengefefcte ©genf djaften Ijaben,
nämtid) gu lofe finb unb oft oon ber Dürre leiben, ©enn man Ijier nur
feine grüßte ergroingen roiH, bereu Statur einen anbem ©oben erforbert,
fonbern ftdj auf fotd)e befdjranft, bie unter berartigen 93erfjältniffen gut ge*
beiden, fo finb roch: weniger ©djroierigfeüen gu üfcerroinben, al« auf bem 23)on*
boben, um einen genügenben ^Reinertrag gu erlangen. * .
11*
164 grudjtfolge unb gelbeitüeUung.
Kartoffeln wtb Joggen fittb bie ^errlic^ctt grüdjte, roetdje auf aßen ©oben*
arten, roo ber ©anb oorl)errfd)t, bem SStöerbau eine fixere (Srunbtage geroäfyren.
3ene liefern ba« Kraftfutter, biefer btö ©trol) gur genügenben Düngerergeugung.
Kommt ein britter $ebet Ijingu, nämlidj bie mehrjährige ©eroeibung be« Sanbe«,
teil« um ba« ©ebenen be« {Roggen« meljr gu ftdjern, teil« um für ba« 9htfc*
trielj in ben Sommermonaten , roo bie Kartoffeln fid? nid)t gut aufbewahren
laffen, eine rooljlfeile 5Raljrung gu tyaben, fo fitib aße £auptbebingungen Dorljanben,.
um auf öbe fdjeinenben ©anbfelbern einen lofytenben Stöerbau gu betreiben.
5Dicfe einfädle JBeljanblung be« fanbigen 2el)mboben« fyat fid) be«ljalb nod>
nic^t allgemeiner üerbrettet, roeil man bie mit bem Sartoffelbau oerbunbene
größere $anbarbeit fd)eut, aud) gegen bie Kartoffel afe SSie^futter manche 33or*
urteile Ijat, unb roeil bie meiften 2Äenfdjen in eine Don ber Dreifelberroirtfdjaft
abroetdjenbe grudjtfolge fidj nidjt gu finben roiffen. &« ift roidjtig, biefe fdjeau
baren #inberniffe näljer gu beleuchten.
Die £anbarbeit, roeldje ber äfabau ber Kartoffeln erforbert, muß freiließ
anfdjeinenb alle biejenigen oon einer großen 8(u«bel)nung biefer Kultur abfdjrecfen,-
roeldje baran benfen, baß bie ©etyadtarbeit unb ba« 3fa«nel)men biefer grrudjt,
aud) roemt jie nur gum Sebarf ber menfölidjen ©Reifung, työdjften« jum 2Räften
ber ©djroeine angebaut rourbe, fämtlidje bei ben übrigen Selb* unb ©eftellung«*
gefdjäften entbeljrlidje Arbeiter befdjäftigte. 8Bie ift e« möglidj, fragt man, ben
Kartoffelbau fo au«gubel)nen, baß man aße« Sfottyrielj mit Kartoffeln füttern lann,
ba fdjon bei bem bi«tyerigen Slnbau faum bie nötige 3eit gu Erübrigen mar?
Slntroort: burd) änroenbung be« <ßferbel)afen«, burd) eine anbere Drbnun j
ber abarbeiten unb burd) SBerboppelung ber 2lrbeit«leiftungen, tnbem man beren
oiele im SBerbinge oerrid)ten läßt. Sine mit bem au«gebel)nten Kartoffelbau
eintretenbe anbere Drbnung ber gelbarbeiten ift baburd) ermöglicht, baß ba« ab*
geemtete Kartoffellanb für ©ommerfrüd)te l)inreid)enb vorbereitet ift, um auf
fanbigem ©oben fofort beim eintritt be« grfiljling« befteflt werben gu fönnen-
Sie äu«fuljr be« im »erlaufe be« $erbfte« unb Sßinter« bereiteten Dünger«
gu ben Kartoffeln gefd)iel)t gu einer £eit, roo aße anberen ftetbarbeiten rudert-
Die arbeiten ber §rül)ial)r«befteßung werben unter folgen Umftänben burd) ben
Kartoffelbau nid)t roefentlid) oermeljrt. 2Bäl)renb in einer (Setreibe bauenben
2Birtfd)aft bie rotdjtigfte Düngerau«ful)r groifd)en ber $rül)ial)r«befteßung unb
ßrnte'gefdjeljen muß, fönnen in einer Kartoffeln bauenben 8Q3irtfd)aft bie Arbeiter
in biefer 3aljre«geit mit bem ©eljacfen unb Steinigen ber Kartoffelpflangen be*
fd)äftigt werben.
Da in ber legten S5$irtfd)aft bie 2fa«faat ber ©ommerfrfidjte fe^r frül)*
geitig ftattfinben lann, fo erfolgt bie Grrnte berfelben aud) früher, unb aße 9lr*
beiter fönnen eljer an bie Kartoffelernte gel)en. Die« ift bie einfache ßöfung
be« SRätfel«, roie bie bei bem Kartoffelbau oermeljrten #anbarbetten gu befd)affen
ftnb, oljne bie übrigen ftetbarbeiten gu beeinträdjttgen.
(gtnffoß be« ©oben« auf bie grudjtfotge.
Die 2Sermel)rung bcr ©efpannarbeiten ift im gangen unbebeu\^
TDcnn eine reiche Kartoffelernte unb eine barau« fidj ergebenbe ftarfe iw**
ausfuhr bie Sbtf djaffung Don meljr ©efpannen erforbert, fo rohrb man au^
1>agu gern bereit fein.
$)a« SBorurteit, roetdje« in mannen ©egenben gegen bie Kartoffel al«
Siefjfutter Ijerrfdjt, ift ebenfalte eine Urfadje, roe«ljatb man bem änbau biefer
grud>t nid)t überall bie nötige »ufmerffamfeit föenft. «alb foö bie Kartoffel
fdjlec^te 2Jttldj nnb «utter geben, balb fürdjtet man, baß fie bem $Bief> fdjablidj
werbe. £)a« lefctere mirb namentlich begüglidj ber ©djafe oermutet; ja fogar
«ine 93erfd)tecf)terung ber Sßolle beforgt man oon ber Kartoffelfütterung. 3Benn
man freitid) bie Kartoffelbutter mit £eubutter oergleidjt, fo fann e« nic^t fragtid)
fein, rorfd>e 5ütterung«art eine rootyfdjmetifenbere ©utter giebt. Slber in ber
SRegel ift in ben Sirtfd}afi«öerljättniffen, roo ber Kartoffelbau eine Hauptrolle
fpielen fann, nur eine 33ergleidjung groifdjen ©trof)* unb Kartoffelfütterung an*
juftetlen, unb bann ift rool)l niemanb groeifelf|aft, bei melier eine oorteitljaftere
SJicljIjaltung möglich ift. aber aud) angenommen, e« fei $eu genug oorljanben,
um bie 2ftild)fül)e bamit gu füttern, fo ift bod) eine ©eigabe öon Kartoffeln in
allen Säßen guträgtid). 3U8S Mb 2#aftodjfen, Sungoiel) unb ©djafe taffen
fid) offne ^roeifel mit bem größten SSorteil bloß mit roljen Kartoffeln unb ©trol)
erhalten*), ©eldje Unabfjängigfeit liegt in biefer roidjtigen Srfaljrung für ben
9(cf erbau auf ben geringeren ©obenarten!
Dagegen ift e« root)l begrünbet, baß eine befonbere gelborbnung unb
gradjtfolge eingeführt »erben muß, roenn ber Kartoffelbau nufjt ftörenb in ben
©etreibebau eingreifen foK. 211« SBorfrodjt oor ber SBinterung taugt bie
Kartoffel um fo weniger, wenn fie in großer 2fo«bel)nung. angebaut roh* unb
olfo iljre äberotüng notroenbig erft fpät erfolgen fann. }S« ift eine aufgemachte
£l)atf adje, baß ber ©interroggen nad) Kartoffeln }urürffd)tägt. ] Kommt alf o al«
jmeiter Orunb einer 35erminberung ber JRoggenemte, nämlidj eine gu fpäte
®aat l)iugu, fo ift geroig, baß ber Kartoffelbau für ba« Oebeiljen ber roidjtigften
§atmfrud)t be« fanbigen ©oben« nachteilig roirft, roenn beibe unmittelbar auf
einanber folgen. £ierau« entfpringt bie gurdjt, roeld)e Diele Sanbroirte oor bem
fiartoffelbau Ijaben, baß er bie ©troljemten oerminbere unb baljer ber Dünger*
• erjeugung nachteilig fei.
Diefem Übelftanbe roirb baburdj oorgebeugt, baß man unmittelbar nadj
ben Kartoffeln ©ommerfrüdjte folgen läßt unb ba« Sanb entroeber burdj eine
pajfenbe SJorfrudjt gum SRoggenbau oorbereitet, roenn e« Jpülfenfrüdjte ober
Klee gu tragen uermag, ober baß. man e« einige 3aljre beroeiben läßt, unb bann
ben Joggen nadj reiner ©radje föet, roie bie« au«fül)rtid}er bei ©efpredjung
*) Über SWenge unb ridjtigeö »erfjöllnis ber ftä&rftoffe im täglichen gutter ber Stere
»erben fpäter (f. 8. 2tbfömtt) fotgenbe 3ufate Sbtffunft geben. (VV.)
166 grutyfotge unb getbeinteifang.
ber tjru^tfolgcn fetbft bargefljan merben foß. Ste nad) biefen ©runbfäfcen mit
au$gebel)ntem Sfabau bcr Kartoffeln betriebener äderbau ergeugt felbft auf
geringem ©oben ©trolj genug, um bie SKittel gu feiner Düngung an» eigenen
Srgeugniffen gu liefern, unb er nriberfegt äjatfädjfid) ben SBommrf, bafc burd) bie
Kartoffeln bie ©troljergeugung beemträdjtigt roerbe*).
9tid)t weniger Serfidjid)tigung afe bie ©eftanbteite be« »derboben« oerbietit
fein Düngung«* unb Kulturguftanb bei ber Sßaljl einer paffenben 3frud)tfolge~
Um mid) nid)t gu nrieberljoten, öerroeife idfj auf ba«jenige, roa« td) in bem Äfc*
fdjttitt über SBertföäfcung be« ©oben« Don bem ©nflufc ber alten Kraft gefagt
Ijabe**). Oft l)ört man oon Sanbroirten, bie ben (Sinffofc ber alten Kraft nodj turfjt
au« Srfaljrung lernten gelernt Ijaben, fid? oertounbemb barfiber äußern, bafc man
auf ©oben, bem fie feljft, beffen ©eftanbteüe . aber an unb für fid) .geeignet
finb für ben 2tnbau be« roten Ktee«, biefe ^ßffange ttidjt angebaut finbet. 3a
foldje meinen rootyl gar, eine bürftige Sßirtfdjaft allein baburd) bereitem ju
fönnen, baß fie ben Klee* unb ftutterfmu einführen. S« geigt jid> inbeffen
atebann balb, bafc fie eine« falfdjen ^ebefö ftdj bebient Ijaben. Klee* unb
Orünfutterbau, roeldjer genügenbe Srträge liefert, begrünbet freitidj auf einem
reiben, oertteften, überhaupt in guter Kultur ftetyenben ©oben bie ©etbftänbig*
feit be« 9töerbaue« unb mad)t benfelben unabhängig oon SBiefen unb Sßetbeu.
Slitf einem mageren, flauen äderboben aber ift ber ßrtrag an Butter oon Kteer
SBidengemenge, Sugerae :c. fo gering, baß baburd) ber &xot& biefe« Anbaues-
oerfeljlt wirb*
3n bicfem gälte ift e« bie Stuf gäbe be« Sanbnrirte«, ben burd) feine
33eftanbteile unb burdj ben Untergrunb gum Kleebau befähigten ©oben att*
mäljlig in ben 3uftanb gu oerfefeen, wie il)n biefe oortrefflidje ^flanje oertangt.
Sluf einem großen ®ute mit Sänbereien in oerfdjicbenem $)üngung«guftanbe
rietet man audj oerfdjiebcne grudjtfolgen ein. 8Bo bie natürlidje Sefdjaffenljeit
be« ©oben« unb fein Kulturguftanb ben Stnbau ber mannigfadtften ®eroäd)fe
erlauben, ba muffen üorgug«roeife foldje geroäljlt werben, bie auf ben geringeren
ätöerlänbereien nidjt gut fortlommen. SBenn biefe teueren g. J& oon bem
*) 2)er gegenwärtige 3uflonb be* aderbaue* in ber STOorf ©ranbenburg, in ber ^roöinj
@adjfen, in Sommern unb im (Srojföerjogtum Sßofen bietet fo Diele 2$atfaä)«n bon bem günjttgen
(gütflug be* äartoffetbaue* auf ben eigentlichen ©etretbebau bar, bog biefe umftönbfiü)e (Er-
örterung in ber gegenwärtigen Auflage fafl flberfülf|tg erfc&eint. 2>a aber bie gurtet, bie fbi9*
befjnung be* Äartoffetbaue* werbe ber ©troljerjeugung nachteilig fein, jener augenfdjeintidjen..
SÖHberlegung nneradjtet noä) einige Canbwtrte beunruhigt, fo ift fte wieber abgebrutft werben
2)ie feit einigen Sauren oer^eerenb aufgetretene &artoffettranft)eit betraute ia) nur ato einen
©runb, aua^ anberen $e^a<ffrfia)ten, ober richtiger Söurjel* unb Scnottengewädjfen größere 2luf*
m'erlfamfeit jujuwenben unb bie Äartoffel nia)t at« bie einjig anbauwfirbige ©urjetfrua^t gu
betrauten.
**) @ie§e (Seite 69 unb ©eite 137.
(Einfluß be* «oben« auf bie gru$tfo(ge. 167
Sßfi^eKee ober einem anbeten, iljm äljnlidjen gutter feine lofjnenben Erträge
geben, fo rötrb einem berartigen gutterbau auf ben befferen Selbem ba$ Über*
gerotc^t gegeben.
. Die mageren Sder .mit ffodjer Srume werben bagegen, mit §ilfe ber
Seroeibung, burdj fleißige ©radjbearbeitung unb regelmäßige Düngung allmäljlid)
in einen befferen 3uftanb gebracht, ©ie greifen in bie Senufcung ber befferen
Sanbereien baburd) ein, baß auf iljnen bie Halmfrüchte in groger Sfasbefjnung
angebaut werben unb baß fie ba$ feljlenbe ©trof) bei einem fo ausgebeizten
gutterbau, wie auf ben befferen Sänbereien nad) unferer annähme ftattfinben
muß, erfefcen.
3ebe beabfidjttgte Verbefferung ober Veränberung be8 SUferbaueS oerlangt
eine genaue ÄenntniS ber betreffenben (Srunbftüde, fotoie ber befonberen Eigen*
fdjaften ber angubauenben Spangen. Die oortyanbenen Verijältniffe muffen
benufct unb gu einem einträglichen (fangen georbnet werben. Die* wirb gang
oijne Vorfdjüffe unb Opfer feiten mögüd) fein, 2lber bie Sudlagen muffen
' immer mit bent gu erreidjenben &xotd in einem ridjtigeu Verhältnis flehen.
) gefylerljaft.ift e$, einen Ijotyen ftutturftanb ber gelber burdj unpaff enben
'.gutterfauf ober burd) unpaff enben gutterbau ergwingen gu wollen. [■ sJiod) ift
mir fein einiger gall befannt, wo auf biefem 2ßege eine grünblidje unb burcf)
ben Erfolg gerechtfertigte Verbefferung be* Slderbaue« gu ftanbe gefommen wäre.
Der auf beiben SBegen erlangte Dünger ift immer gu teuer ertauft. Dem
SWangel an alter Düngfraft unb einer gu flauen 2lderfrume fann in ben
meiften gälten nur burcf) bie £eit, alfo allmäf|lidj abgeholfen werben. 2Jiit }
einer Vertiefung ber Ärume ift Ijäufig bie Entfernung oon Steinen oerbunben.
©dlten biefe £inberniffe einer leeren Äultut fel)r rafd) befeitigt werben, fo
wirb bagu ein ungewöhnlicher Äoftenaufmanb nötig unb baburcf) bie Verbefferung
fo teuer, bajj fie aufhört, eine foldje gu fein. Sei bem Slderbau oerbienen
biefen Manien nur biejenigeu Vgrnaljmen unb Einrichtungen, welche ben ^apitaU
aufwanb gu f)öljeren, als lanbüblidjen 3infen oergüten. Denn oljne biefen
Sßeljrbetrag fefylt ber Soljn für änftrengung, 9iad)benfen unb funftgeredjte
SQätigfeit, ba bie lanbüblidjen 3infen üon &er Äapitateoerwenbung einem früljer
erworbenen Vermögen gufalten.
Die Verunreinigung ber Slderfrume mit Unfrautfämereien. oerbient bei
Veftimmung ber grudjtfolge beäljatb Serüdtfid)tigung, weil bie lefetere für bie
Unterbrücfung be* Unfrauts metyr ober weniger günftig wirfeu fann. Die
meiften ©amenunfräuter, welche in ber SWerfrume oorfommen, fmb me^r ben
©ommer*, als ben 3Binterl)almfrüdjten nachteilig. Der oorljerrfdjenbe Einbau
ber lefcteren ift bafjer bei groger Verunreinigung be$ 2lderä oft auQ biefem
©runbe nötig, gemer muß man bie öftere ffiieberte^r ber £atffrüd)te ober
ber reinen ©ommerbradje anwenben, um oiele im Soben liegenbe ©amenförner
oon Unfräutem gum Seimen gu bringen unb fie oor ber 9?eife ju gerftören;
168 ' grudjtfolge unb gctbeintctlung.
audj ber Slnbau ber $fitfenfrüd)te gum ©rünabmäljen, ba« wotyfeitfte #ilf«*
mittel gut Unterbrüdnng unb Vertilgung ber Unfräuter, ift namentlich auf
loderem, reifem S3oben bei ber geftfteüung ber Srudjtfolge gar feljr jtt be*
rüdfidjtigen.
©ne oom SSMrtfdjaftäljofe entfernte Sage ber Äderlänbereien ober eine Sage,
welche feljr fteile, fdjwer fahrbare 3Bege bebingt, madjt oft eine ©eljanbtung
wünfd>en«wert, wobei ber 2trbeit«aufwanb ein geringerer ift, alfo eine ffieibe*
wirtfdjaft.
©efteljt ein Sanbgut au« Slderlänbereien, ffiiefen unb SBeiben, fo muß bie
grudjtfolge auf ben erfteren jidj nad) bereu . SBerljältni« gu ben teueren rieten,
©inb biefe in Überfluß oortyanben unb babei oon fold&er ©efdjaffentjeit, ba§ fte
gum Umbrud) fidj nid)t eignen, fo wirb ber änbau Don SJieljfutter auf bem
Videx feiten loljncnb genug fein.
3n einem folgen 5aüe muffen bie ©djotengewädrfe, Sein unb §anf, Xabaf,
Krapp unb äljntidje ^ffongeit gur äbwedjfelung mit ben £almfrüd)ten bienen,
bamit bie reine «öradje eingefdjräntt werben lann.
auf Sanbgütern, weldje bei ftarfer ©djäferei bie 8toftrift$gered)ttgfeit auf
fremben ©runbftüden Ijaben, lommt e« bei bem äderbau barauf an, red)t oiel
SSMnterfutter gu ergielen- Siefert ber ©oben loljnenbe Erträge Don hülfen*
früdjten, oljne baß bie Unlrfiuter fid} oermeljren, fo ift in bem angegebenen
ftafle ber Stnbau biefer ftrüdjte beforiber« wtdjtig.
3n äljnttdjer ärt wie ffiiefen unb Sßeiben wirfert biejenigen tedjmfdjen
®ewerbe, weldje burd> iljre äbgänge oiel Kraftfutter in bie ffiirtföaft liefern,
auf ben äderbau ein. Ireber Don einer ^Bierbrauerei ober bie ©djfämpe Don
einer Branntweinbrennerei nähren ba« Viel) oljne gleidjgeitige Verabreid>uug
Don §eu, unb e« brauet alfo, roenn fie in genügenber 3Äenge oorljanben jinb,
bem ftutterbau leine befonbere SRüdftdjt gewibmet gu werben; woljl aber wirb
man al«bann auf $erbeifdjaffung be« erforberlidjen ©trolje« bebaut fein muffen,
teil« um ba« richtige. Verljältni« gwifdjen flüfftgem unb trodenem ftutter Ijer*
guftelten, teil« um bie wäff erigen auswürfe ber $£iere Don. bem ©djtämpefutter
möglid)ft oollftänbig aufjufangen.
SBteber anber« geftalten fid) bie Verfjältniffe, wenn eine Kartoffelbrennerei
auf bem ®vte Dorfyanben ift. 3n biefem 5alle wirb ber Kartoffelbau ntdjt
burd) bie gewöhnlichen SRüdftdjten begrengt, weldje man gur ©egrünbung eine«
felbftänbigät äderbaue« auf Srudjtwedjfel unb #erbeifd)affung be« nötigen
Kraftfutter« gu nehmen Ijat; e« muffen oielmef)r bie Kartoffeln in einem weit
größeren Verljältniffe angebaut werben, weil fie bie ®elb bringenbe ftrudjt finb.
2ll«batjn ift ber Kartoffelbau £\ved be« äderbaue« unb nid)t metyr SÄittel, wie
unter anberen Umftänben. ^er (Setreibebau wirb bann häufig mit Vorteil
fo weit eingefdjränft, als bem £md eine« möglid)ft au«gebeljnten Kartoffelbaue«
cntfpridjt.
äußere ©nftüffe auf bie grudjtfolge. 169
g« giebt inbeffen aud> Ijter, wie in fo Dielen anberen Säßen, eine natür*
tidje Segrengung be« Sartoffelbaue«. Die Sartoffel fälägt bei häufiger Sßieber*
leljr int (Srtrage gurüd, inbem fie einer Sraufljeit unterliegt, bei ber ifjre glatte
©d)ale gang ober teilroeife in einen roargenartigen Übergug fid) oertoanbett. 2fadj
leibet bie 33ief$alümg unb Düngerergeugung bei gu großem Überfluß oon
©d>lämpe gegenüber Don ©trol) nnb $eu, unb ba« fixere ©efteljen ber gongen
föirtföaft wirb burd) gu große« Übergewicht eine« eingigen 333irtfd}aft«gtüeige«
gefä^rbct-
Sei einem Sretraereibetriebennit Verarbeitung oon felbft erbauten Sartoffeln
rechtfertigt fid} ein ausgebeutet {Rpggenbau auf Sldtern ber IX. unb X. Slaffe
au« folgenben ©rünben. De« au«gebel)nten Sartoffelbaue« roegen muffen gur
?rül)ling«beftellung bebeutenbe ©efoannfräfte oor^anben fein, ebenfo im SQBinter
gur £otganfuljr unb gum SBerfdjidfen be« Sranntroein«. Die Sßirtfdjaft fann
tlfo in ber 3ioifd)engeit oon ber 5rül)ling«beftellung bi« gur Kartoffelernte mit
bem oorfymbenen ©efpann uie( Arbeit Dementen. Unter, folgen Umftänben ift
e« loljnenb, aud) foldje« Sanb gum Stoggenbau gn benufcen, roeldje« fonft megen
geringer @rtrag«fäl)igfeit bie 9lnfdjaffung ber gu feinem 9lnbau erforberlidjen
URittel ntdjt rättidj erfdjeinen läßt. Da biefer Slnbau aber ®etegenl)ett bietet,
ba« ©efoann gu allen 3eiten oortetlljaft gu befdjäftigen, unb ba ba« auf foldje
©eife gewonnene ©trol) ber gangen SBirtfdjaft gum großen Vorteil gereift, fo
erlangen aud) bie fdjledjten ©runbftüde in einer Sartoffel bauenben SBtrtfdjaft
einen Ijöljeren 2Bert.
Die 3lufred)terl)altung einer gerabe uorljanbenen üorteilf)aften SBietjnufcung
!ann ebenfalte ein fetjr mistiger ^ßuuft fein, roeldjer bei ber Seibeinteilung 25e*
rütffidjtigung oerbient. Die £>rt«oerl)ältniffe begünfttgen guroeilen eine Slrt ber
23ief)nu$ung, bie fonft oielteidjt unb im altgemeinen uerroerflid) ift.
Da« üftelfen ber ©djafe ift mit SRedjt au« aßen ÜWerinofdjäfereien uer*
bannt, in roeld)en ber ßrfolg mit oon einer fixeren 3ugudjt abfängt. 3ft
aber burd) Verlauf ber ©djafmildj irgenbmie ein fyoljer ßrtrag gu ergtelen, fo
ift fem ©runb oortyanben, biefe üftufcung aufgugeben: e« ift oietme^r bann bie
gange SBirtfdjaft fo einguridjten, baß fie erhalten unb gefteigert »erbe.
(Sbenfo roirb man in ©egenben, roo ber ©oben burd) öeioeibung mit
©djafen eblen ©tamme« erfal}rung«mäßig einen fjotyen Srtrag giebt, leine
©ommerftatlfütterung be« 9?inboiel)e« einführen, roenn audj bie öeftanbteile be«
Soben« unb fein Sulturguftanb biefe 2}eroirtfd}aftung«roeife anraten. 2luf ber
anberen ©eite ift e« tljöridjt, einen oorteilfjaften 2Wild>* ober Sutteroerfauf unb
eine barauf eingerichtete SBirtfdjaft aufgugeben unb eine anbere Senufcung«art
be« Vielje« etngufütyren. 6« ift jebodj mit einiger ©idjerljeit barauf gu rennen,
baß auffaüenb l)ol)e greife für ba« eine ober anbere tierifdje ßrgeugni« nid)t
lange befteljen bleiben. ©« fteöt fidj über furg ober lang ba« ©leidjgeroidjt
nueber t)er. 3c^ §abt erlebt, ba^ einmal bie SDtolfereinu^ung, gu einer anberen
170 grudjtfotge unb gelbrintettung.
3eit bie föinboieljmaftung, enblid) bic SBoßergeugung ben größten SBortetf
Machte.
Sitten ift ber 93eränberung unterworfen. 3n jeber ©egenb, wo bic 8anb*
wirtfdjaft oorgefdjritten ift unb wo afle 3weige W*fc* ©ewerbeä in einem tyoljen
©rabe ber SSoßenbung betrieben werben, ftnbet man SBtrtf djaften, wo. balb ber
einen, balb ber anberen 2lrt ber SBietynufcung ba$ Übergewicht gegeben ift,
unb wo fid) beweifen läßt, bafc in ieber biefer äBirtfdjaften, unter ben befteljen*
ben 93er!)ältniffen unb je natfy ber Örtlidjfett, gwedmä&ig öerfaljren wirb.
Der fluge Sanbwirt wirb fuf> nadj ben^ebeämaligen greifen ber ßrgeug*
niffe gwar rieten, er muß aber bennod) eine geroiffe ©tetigfeit geigen unb
niemals gu rafetye Sprünge machen.
(Sin gu ben natürlichen SSer^äßniffen paffenber 93iel)ftapel ift oiel leichter
gu entfernen, als wieber angüfd)affen. Darum prüfe man oorljer aßes unb
behalte ba$ befte, ein jeber für feine Örtlidjfeit.
[ ©ei ber Smrid)tung neuer Srudjtfotgen muß audj barüber eine forgfättige
I Unterfud)ung angefteßt werben, wie es mit $erbeifd)affung ber erforber*
II lidjen ^anbarbeit ftefy. 3m ©treben nadj möglidjfter ^oflfommenljeit wirb
man leidjt oerabfäumen, bie befonberen SBerljäftniffe eine« Sanbguteä gehörig in
öetradjt gu gießen. JBätjrenb aße anberen ÜJtittet pin JBetrffhp her 9anh-
wirtfdjaft aßenfaßs burd) größere« Äapitat gu befdjaffen falb, ift biefeg fefrr
feiten begüglidj ber §>anbarbeit ber gafl. Sine Sntferoung oon wenigen 3Weilen
mad)t oft fd)on einen großen Unterfdjieb, unb es ift nid)t ungewöl)nlid), ba§
an bem einen Orte ber übliche £ageloIjn | meljr beträgt, als an bem anberen,
wenn aud) bie Sntfernung beiber Orte !aum 6 2Weilen beträgt. Obgleid) ein
uutftd>tiger Sanbwirt mit ber. £eit SKittet finben wirb, fuf> wohlfeilere arbeit
gu oerföaffen, fo muß er bodj fo lange, bis iljm bieS gelungen, feinen ^Betrieb
auf bie SOSeifc eütridjten, bafc berfelbe mit geringerem SlrbeitSaufwanb burd}*
( gufütyren ift. [ Die einträgtidjften ftrudjtfolgen fefcen fämtfidj ba« SBorljanben*
j fein ber nötigen £anbarbeiter oorau«. Seilen bie festeren, ober finb fte nidjt
gur regten 3eit in genfigertber Slngaljl öorljanben, fo ift oon ber beften grudjt*
folge lein SJorteil gu erlangen. Söenn bie @d)otengewäd)fe aus 2ttanget an
Jpanben bei ber (Srnte gur £älfte ausfaflen; wenn ein fceit ber ftrüdjte oer*
birbt, weit fie nidjt redjtgeitig eingebracht werben fönnen, fo ift flar, bafc man
bei einer grudjtfolge, bie weniger 9lrbeit gu iljrer Durdpljmng erforbert, fid>
' beffer fteljen würbe.
Senn man ben Smflufc aßer erwähnten Umftänbe auf eine getbemteitung
unb ftrudjtfolge genau erwägt, fo wirb erfidjtlid) fein, ba§ irgenb eine gu
Rapier gebraute ftrudjtfolge für ein ©ut an unb für fid) nur ein bfirreS
©felett ift.
Die gweefmäßige 3ufammenfefeung gu einem lebenbigen (Sangen ift nur
oon bem orbnenben (Seifte gu erwarten, weldjer bie unabänberli^en ©gen*
ffitrtfdjafttfoflcme. 171
föaftett ber ©ronbftüde eine* ®ute$ richtig auffaßt,, unb bie oerönberlidjen
^Betriebsmittel forooljl tyerbeijufdjaffen, als and} richtig ju öerteiten Derftefjt,
um babitr« einen reinen Überfäufc }u erlangen.
Cfjne bie nötigen SJetriebmtttet ober ofyte ba$ erforbertidje Vermögen
rnib oftne eine ffare (Smftdft in„bag 3nemanberflreifen_ aller Siet-ongg^gatetetc
Serftaltniffe tä§t fidj eine neue beffete ftelbeinteilung unb grudjtfolge niemals
mit (Erfolg einführen. <£$ ift {ebenfalls beffer, bafc biejenigen, meiere roiffen,
ba| iljnen Vermögen unb ftetmtniffe fehlen, etroa* öollfommenereS ju fdjaffen,
%$ bannt begnügen, bas ©efteljenbe ju erhalten, al$ ettua« nieber ju reißen,
ma$ fte nidjt beffer anzubauen im ftanbe finb.
ÜÄan teilt bie ©irtföaftsfofteme geiuöljnlitf) ein:
a) in ftelbemrirtf djaften; #
b) in ©edjfelroirtfdiaften.
9ftd)tiger ift bie Einteilung unb bem SGBef en be$ SM erbaue« meljr entforedjenb :
a) in abhängige SWerroirtfdjaften, bie ber SBiefen unb SBeiben bebürfen, unb
b) in felbftänbige äcfertmrtfdjaften, bie auf ba« eigene ßrjeugni« l)tnfid)tlid>
ber Düngerbereitimg gegrünbet fxnb.
6« ift in ben legten 30 bis 40 3aljren über bie SSorjüge be$ einen ober
anbern ©Aftern« öiel geftritten toorben, oft freiließ nur in betreff unroefent*
lieber Dinge tfnb ©orte, toöljrenb bie Parteien in ber $auptfad)e einig roaren.
Die« mar nömlid) geroiffermafcen ber Stall, wenn biejenigen Dreifelber*
roirte, roetdje burdj Slnbau ber Sradje ben öebarf an Äraftfutter erjielten unb
baburd) uon SBiefen unb ffieiben ftd) unabhängig matten, bie Vorteile unb
(Srunbfäfce ber ^t^troedjfelnnrtfdjaft leugneten.
2Werbau entftanb unb entfielt nod) jefct in unangebaueten (Segenben auf
einem mit ber ganjen Urfraft auägeftatteten ©oben. 3n folgern 3uftanbe
fefjtt e« nidjt an ©runbftüclen, roo ba« 93iel) fltaljrttng finbet, unb roo auf bie
Srfjaltung ber Srtrag«fä()igfeit be« ©oben« nodj feine 9?ü<ffid)t genommen wirb.
<£« bilbet fidj unter berartigen 93erl)ältniffen Don felbft bie Dreifelber*
roirtfdjaft, bei welker ein £eil be« StdterS SBinterljalmfrüdjte, ein anberer
©ommerfrüdjte trägt unb ein britter liegen bleibt, um im Saufe be$ ©ommer«
burd) ^Bearbeitung jur 3fofnal)me ber SBtnterljalmfrüdjte öorbereitet ju werben.
Zijöxiijt ift e«, einem foldjen 8l(f erbau, welker burdj ba« europäifdje
ftfima unb ba* ©ebürfni« nadj (betreibe, foroie burd) bie natürliche Verteilung
ber ^rfbarbeiten geregelt roqrben ift, eine työljere ©ebeutung jujufdjreiben. Die
geroöljntidje g)rejfetbenpirtj^aft ift jroecfmäpig, wenn bie Seöötferung eine«
ßanbeä jjertgg._ifitf.jpenn ber Slcferboben genügenbe @rtrag«fäljigf eit befifct unb
iiinnLbie tierifdjen Srjeugniffe gegenüber bem betreibe einen öertyältniSmöfcig
nur geringen SBert fyaben.
172 grudjtfofge unb gelbeintetfutig.
Zubern fidj aber im Saufe ber &tit biefe 33erpttniffe, fo Ijört cmd) bie
«
,3we<fmä{Hgfeit eine« uadj ben Regeln biefe« ©Aftern« betriebenen äefer*
baue«, auf.
®n üonirteit«freier ©lief auf ben SWerbau ber europäifdjen SJötfer liefert
bie unmibertegbarften Bemeife, ba% bie reine ©retfelberrotrtfdjaft überaß abge*
fcj^afft würbe, wo bei juneljmenber Betrötferung tierifd&e (Srjeugniffe einen
. p^eren ffiert erlangten, oorau«gefefct bafc feine gefeilteren §inbemiffe oor*
Rauben waren, bie eine anbere Beljanblung be« Slcferboben« verboten. 3n
ben Meberlanben, in ber $falj, im @lfa&, in dielen ©egenben be« eigentlichen
£)eut]djtonb« mar ber gutterbau auf ben äcferlänbereien m ben lanbüblidjen
5lcf erbau längft aufgenommen , al« fidj ber ©trett über SBedjfetwirtfdjaft unb
©reifelberwirtfäaft unter ben gelehrten Sanbroirten erljob.
2Wit bem gfutterbau auf bem Slcferlanbe tyört aber bie urfprüngtidje
jDretf elbertüirtf c^ aft auf, bei welcher nämlidj ba« 25iel) im ©ommer auf be*
fonberen SBeiben ernährt unb ba« JBinterfutter auf 3Biefen gewonnen wirb.
8Ber Slee, Beljacffrüdjte unb felbft $ülfenfrüd)te im Bradjfelbe anbauet, ber
gefteljt bamit ttyatfädjlidj ju, baß er bie £)reifelberwirtfd)aft für unjwecfmäjjig
tyält ß« ift jieutlidj gleichgültig, ob er nadj ber fogenannten Bradjfrudjt
äßinterljalmfrüdjte unb nad) biejen @ommerl)almfrüd)te anbauet, ober umgefeljrt;
aber ein eigentlicher ©reifelberwirt ift er nidjt meljr, obgleich er fein Stcferlanb
in ta:ei Seilen liegen Ijat. ' 333o burdj eine jerftücfelte, gemifdjte Sage ber
©runbftücfe unb burdj gemeinfdjaftlidje Beweibung berfetben bie ©reifelber*
mirtfe^aft gefefclid) aufregt erhalten wirb, ba liefert fie nur bei bem SBorljanben*
fein Don genügenben Sßeiben unb SBiefen unb auf Böbenarten ber befferen
filaffen ein&i leiblichen Srtrag. Sei ÜDiangel an SQeiben unb Söiefen unb
bei Slcferboben ber geringeren Stoffen ift ber Reinertrag, welken ber 9töerbau
bei biefem ©Aftern giebt, erbännlid).
äÄan taufet fidj barüber häufig, weit man weber.bei ®ut«anf plagen
nodj bei tanbwirtfdjafttidjen Berechnungen ben Reinertrag ber einzelnen
©runbftücfe ermittelt, fonbern oielmeljr bei ber fehlerhaften SÖJetljobe oerljarrt,
bie ©üter nad) bem Erfolge ber gangen äBirtfd^aft abjufdjäfcen. SBirb bie in
gegenwärtiger Schrift anempfohlene ärt unb Sßeife ber Beranfdjlagung unb
Berechnung angewenbet, fo tonn man nidjt meljr gweifelljaft fein, bafc bie
£)reifelberwirtfdjaft mit einer Ijöljeren 9httymg ber ©runbftücfe fid> nidjt oer*
trägt. Denn felbft auf gutem ©oben bleibt ber örtrag bei biefem Softem
hinter bem jurücf, ma« burd) Sfowenbung be« Sntdjtwedjfet«, forote burdj ben
Stnbau oon allerlei wertvollen unb vorteilhaften grüßten erreidjt werben tonn.
SMefe Behauptung fteljt anfdjeinenb im SBiberfarucfc mit ben Sßertfdjäfcung«*
{Refultaten, bie id) im jweiten Slbfdjmtt mitgeteilt Ijabe, wenn man nur ben
roljeu 9taturaWSrtrag in'« Singe fafjt. SDZan glaubt oielteidjt in bem oon
mir angenommenen Ijoljen Somertrage eine SKrt Sljrenerflärung ber ©reifetber*
©trtföaftsfttfeme. ' 173
roirtföaft ju finben. Um ütti«üerftänbniffen biefcr 2lrt oorjubeugen, ftnbe idj
midj oeranlajü, fjicr nodj fotgenbe« ju bewerfen.
Sin Ijoljer Sornertrag roirb bei ber $)reifelberroirtfdjaft atlerbing« anf ben
befferen ©obenflaffen erjieft, roemt alle arbeiten, bie biefe SßHrtfdjaftöart erforbert,
jur regten 3eit Mb P* au«gefül)rt roerben. 2lber bie ©earbeitung«foften
fielen bennodj bei biefer ©irtföaft ju bem Srtrage in fo ungünftigem 93er*
Ijattni«, baß ber {Reinertrag fetyr gering an«fäüt. 2Kan muß fidj nur nidjt
tauften nnb feinen eigenen ©oben in bie richtige Stoffe fefcen. Sftad) ben Don
mir angenommenen ÄfaffiftfationSgranbfäfcen fommt j. 33. üon bem #ötyeboben
be« Oberbarnimfdjen Äreife«, ber bieten Sanbroirten burdj ben 2fagenfdjein be*
fannt ift, feljr roenig in bie IV. Slclerftaffe. 35er in biefem Greife unter bem
tarnen guter ©oben belannte 2Wfer fann nur in bie V. Slaffe gefefct werben,
nnb ber größere Seit be« $öI)eboben« in biefem Äreife gehört in bie VIL, IX.
nnb' X. filaffc. 2ttadf)t man Ijiernadj bie *ßrobe an irgenb einer befteljenben
SBirtfc^aft unb ermittelt bie SRente, meiere fte nad) meinen ©ered}nung«grunb*
fäfcen ßefert, fo roirb man balb beutlid) erfennen, baß bie 5Dreifetberroirtfrf)aft
feinen Srfolg gemährt, ber für Ujre Beibehaltung fpredjen Knute.
®ie ©eljacffrüdjte, ber rote Stee, ber Sfobau be« roeißen Älee« unb ner*
fdjiebener ©räfer jur SBeibe, foroie auf einigen ©obenarten bie Ötgeroädjfe,
üefera, in nötiger SBerbinbung mit §almfrfid)ten an unb für fufj ein größere«
SCotalerjeugni« be« ©oben«; fte oermeljren baljer aud) bie SKittel jur ßrljaltung
ber ertragsfcüjigfeit be«fetben; bie Soften biefe« SWeljrertrag« fmb Derf)ältni«*
mäßig unbebeutenb, unb ber Reinertrag ift fonad) burdj Sforoenbung eine«
rüstigen ©aatenroedjfef« fo weit ju erl)öl)en, baß ein eigentlicher ®eroerb«geroinn
ju erlangen ift, melden bie ©reifetberroirtfdjaft nidjt ergiebt.
Um 2Ki«oerftänbniffe forootyl, at« oft fidj roieberljolenbe wortreiche &*
Härungen ju üermeiben, roiK idj twr äufjäljlimg ber $rud)tfotgen bie ©ebeutung
einiger 3fa«brü<fe erllären, roetdje idj gebrauten werbe, um ben oerfdjiebenen
3uftanb be« äder« ju bejeidjnen.
3n ©radje liegt ber Sldter, wenn er bei paffenber SBitterung ben ganjen
Sommer Ijmburd) metyrmal« gepflügt unb geegget roirb. Die gelegentliche
©eroeibung eine« folgen bradj liegenden Sanbe« ift eine ftebennufcung, bie mit
jenem $auptjwe<fe nidjt« ju fdjaffen Ijat.
3ur SBetbe liegt ber Slcfer, roenn er in ben Sommermonaten SBftii,
3unt unb 3uli jur (Srnätyrung be« SSie^e« benufct roirb. ffiirb foldje« ©eibe*
lanb nad^mal« im 2faguft nod) umgebrochen unb jur SDBinterfaat oorbereitet,
fo ift bie 33el)anbtung feine Doöftänbige <Sommerbrad>e meljr ju nennen.
Sßetm Stcf erlaub auf mehrere 3al)re jur Sßeibe beftimmt wirb, fo nennt
man bie« einbreeföen, unb biefe« SBeibelanb felbft Dreefd) ober, wie anbere
fd^reiben, £)reifd).
Unter ©e^aeffrü^ten üerfte^t man biejenigen ^Jflanjen, welche in
174 gnidjtfolße unb gelbcratcifomg.
äroif djeuräumen angebaut werben, bie breit genug finb, um fie mehrmals mit
sßferbe* ober $anbljafen bearbeiten ju formen.
311$ 2Binter!orn unb ©ommerlom bejeidjne tß überhaupt Halmfrüchte,
Sßeijen mit feinen Stoarten, föoggen, ©erfte unb £afer, nißt aber Stoggen
allein, rote e$ in mannen ©egenben üblicf) ift.
a) Vdemiirtföitftett, Die (er Siefett tut!) Bette« ftetftrfett*
1) Die ©etreibe bauenbe 3roeifelbertDirtfd)aft
©ie wirb in ©anbgegeuben angetroffen , roeldje an ©trom* unb glufc
ttieberungen liegen , meiftenS bei geringer 3lu$bel)nung ber jum ßornbau ge*
eigneten ©mnbftücfe. Wlan bauet bann
1) SBinterroggen;
2) ©ommerroggen, £afer unb ©erfte, aud) rooljt Sudjroeigen.
Die (Stoppel be« ©smmerfelbes roirb gleich naß ber (Srote umgebrochen
unb abgeegget, barauf 3Jüft gefahren unb bann nod) einmal jur SBinterroggen*
faat geppgt.
35er SBinterroggen giebt juroeilen bei biefem SSerfa^ren einen leiblichen
Ertrag; e$ ift aber ein foldjer 2l(f erbau immer nur gerechtfertigt burdj ba$
bringenbe ©ebürfnis nadj ©trplj unb hörnern, roeldje* bie ©efifcer oon riet
Söiefen unb SDBeibcn gu tyaben pflegen. Da« ©ommergetreibe leibet hierbei
fe()r burdj ©amenunfräuter, unb namentlich in naffen 3al)rgängen rotrb ber
JBoben ijud) leitet* burd) äöurjetunträuter (Dueden, $äben) oerunremigt.
©egen biefen fteinb mfiffen bie ^roeifetberroirte, foroie aüe, bie ein ätynttdje«
33erfat)ren auf feuchtem ©anbboben einhalten, einen fortnwljrenben Sampf
füljren. Das StuSeggen ber Dueden, ba$ 3ufammenbringen m^ aufbrennen,
in einigen ©egenben fogar ba« äusfßütteln mit einer etfernen ©abel, finb l)ier
regelmäßige Verrichtungen be$ SlderbaueS.
811« bittet gegen ba$ Überljanbneljmen ber Unträuter bebient man fcf>
Ijäufig be$ ©paten« bei bem änbau oon Kartoffeln, 9?üben, Sein, §anf unb
£irfe. Den Slderbauern, roetdje nötigenfalls gum ©paten greifen, fann
äftangel an SD&ätigfeit nicfjt »orgeroorfen werben unb eä roäre iljnen ba^er ein
befferer grfotg gu roünfßen. Da fie aber eine fdjledjte grudjtfotge beibehalten
unb ba$ 8anb nur im gfrüiftaljr ober im ©pätljerbfte bearbeiten, bie Dueden*
rourgeln atfo nie ganj ausrotten, fo gemeiert ein foldjer Slderbau l)öd)ften$ nur
eine SSergutung för ben aufgebraßten Dünger unb bie angeroenbete arbeit,
eine eigentliche Sanbrente aber giebt er nidjt.
2) Die eigentliche Dreifelberroirtfdjaft.
Der Slder ift bei biefer SBirtfdjaftSroeife in brei gleiß große gläßen
eingeteilt:
2>r«feÖ>eru>irtf<$aft 175
1) roirb ben ©ommer über gebüngt unb burd) pflügen unb Sggen gur
Sfofnaljme ber SBinterfaat oorbereitet;
*2) trägt ffiinterl)almfrücf>te;
3) trägt ©ommerljalmfrüdjte.
3dj Ijabe oben bereite ben ©efid)t«puntt angebeutet, uon meinem au$
ein Stöerban biefer Slrt fidj nidjt nnr rechtfertigen täjft, fonbem fogar ber
utöglidjft bette fein !ann.
SBetm ein 9Werbefifcer in ber Sage ift, burd) bie Srträge oon SBtefen
nnb SBeiben, ober auf.anbere SBeife einen folgen 9tofctriel)ftanb gu ernähren,
ba§ ber brüte £etf ober ba$ JBradjfetb alljäljrßdj reid)tid> gebüngt roerben fann,
roenn femer bie ©etreibefömer einen öorgug$roeife Rollen, anbere ßrgeugniffe
bagegen einen niebrigen $rei$ l)aben: fo ift für iljn bie reine Dreifelberroirt*
föaft bie möglidjft befte.
31)r ©rfolg ift bnrd} bie oollfommen ausgeführte Sradjbearbettung bebingt.
SBtrb ber Könige ©oben bereit« im 3uni umgebrodjen, bann mit Dünger be*
fahren, gu Slnfang 3uli gum groeitenmate, im 2faguft gum brittenmate ge*
pflügt unb bie Saat im September mit ber oierten Surdje untergebracht, fo
ift e$ tmgroeifetljaft, baß in unferem Älima nad) biefer SSorbereitung eine reidje
unb jidjere örnte fxc^ erroarten lägt.
^Beginnt ferner ba$ Umbredjen ber 2Bmterung$ftoppel mit bem 1. Oftober,
beoor bie $erbftfeud>tigfeit ben ©oben burd)brungen l)at, fo ba§ bie erfte
SRuljrfurdje nod) oor bem äßinter gegeben roerben fann, roirb mit gleicher
Sorgfalt bie roeitere ^Bearbeitung im ftrityling ausgeführt: fo ift audj.meift
auf eine gute ©ommerfomerote gu rennen. Sin reifer ©etreibegeroinn ift
filfo bei einer folgen Dreifelberroirtfdjaft, gumal auf Iljonboben, gejidjert
Die <&afy änbert fid) aber bebeutenb, roenn man bie Sfrage aufroirft:
roelc^en .{Reinertrag bringt eine foldje Dreifelberroirtfdjaft?
35a ba$ reine ©etreibeftrol) für fid) allein gur SSie^na^rung* nidjt geeignet
unb felbft auf bem reidjften Soben nidjt auSreidjenb ift, um bamit eine ge*
nügenbe Düngung für ben uolfen brüten Seit ber oorljanbeneu Slcferflädje gu
berotrfen, fo finb immer mefyr ober roeniger Sßiejen unb SBeiben erforberlid)
um fo oiel sJhtfcoiel) gu ernähren, als gur Bereitung ber betreff enben Dünger?
menge nötig ift Sei bem reiben Stroljgeroinn auf ben brei erften Soben*
flaffen roirb bie SJieljnufcung allenfalls bie (Srgeugniffe ber Sßtefen unb SBeiben
oergüten; bie Dreifelberroirtfdjaft aber fann niemals fid) barüber rechtfertigen,
bap fie auf baS 9tteljrergeugniS , roeldjeS oon bem Jöoben burdj Slnroenbung
beS 5rud)troed)felS ofjne arbeit unb Düngung gu erlangen ift, oergidjtet.
©erben bie geringeren ©obenflaffcn in brei Seibern beroirtfd)aftet, fo muß,
©ie fdjon mehrmals erroäljnt roorben ift, für bie Jperbeifdjaffung beS erf orber*
fielen Dünger« nod? ein befonberer 9lufroanb gemacht roerben, ber öon bem
®rutto*6rtrage ber Sörner in 2tbgug gu bringen ift-
176 grudjtfotge imb gctbcintcttung. ..
Der ßrtrag ber beiben Äörneremten oermmbert ftdj aber audj auf bat
erften Sobenflaffen feljr, wenn man iljn auf ba« brttte ober JBradfftaljr mit
öerteilt unb wenn man babei bie großen ©earbettungsfoften In Srwägung gief)t.
Der lagefoljn für bie ^anbarbeiter mu% in einer ©egenb, roo nur reine
Dreifefoernrirtfdjaft beftcf»t/ unoerl)ältnt$mäßig Ijod) fein, weit bei berfetben
triebt im ganzen 3aljr, fonbem nur periobentneife öefdjäftigung gu erhalten ift.
Damit gu ben Gmttearbeiten bie Seute bereit finb, muß man tynen biefetben
weit teurer bejahten, afö nötig ift, wenn eine anbere Slrt be« Stöerbaue* ben
Arbeitern längere 3eit tyinburdj SSerbienft barbietet.
Diefe SJiängel ber reinen Dreifelberroirtföaft finb oon ben. Sanbroirten
fdjon feit langer 3eit plannt roorben. 9ttan fudjte tynen abhelfen, mbent
man bie Dreifetberroirtfdjaft m folgenbe <5ed)$fefi>ernHrtfd>aft umformte:
1) ©rat^e;
2) ffiinterfom;
3) ©ommerfom;
. 4) §ülfenfrüd)te, gum Xül in frifdjem länger;
5) ©interforn;
6) ©ommerforn.
3n ben meiften Säubern ift biefe äbänberung burdj bie ©efefcgebung mit
©egug auf bie SBeibeberedjtigungen fanftioniert roorben, unb id) Ijabe be$l)alb
audj biefe SeroirtfdjaftmtgSart meiner 2Bertfd>äfcung«bered)nung gu ©runbe
gelegt. Die regelmäßige SBieberfeljr ber $atmfrüd)te bleibt babei gang roie bei
ber reinen £>reifelberroirtfd)aft. Das ®ebeit)en ber §ülfenfrüdjte bei fedj$jal)riger
SBieberfeljr ift auf ben betreff enben, oon mir begeidjneten ©obenflaffen erfaljrungs*
mäßig fidjer geftettt, unb ber töütffdjtqg be« SßinterforoS nad) ben Jpülfen*
fruchten ift gegen ben ©rtrag biefer, gegen ben ftutterroert be« §ülfenfrudjt*
ftrolje« unb gegen bie (Srfparung an ^Bearbeitung«! often fo gering, baß bie reine
Dreifetberroirtfdjaft notroenbig aufgegeben werben muß, wenn SBortett unb
9iad)tett unpartetifd) mit emanber oergtidjen werben.
©eit (Sinfüljrung be« Steebaue« Ijat man häufig ba« britte gelb ober
©radjfelb mit fifee beftefft, inbem man benfetben mit ber ©ommerfrud)t au«*
fäet 2fod) ftartoffeln, Soljl, . föüben, ferner £abaf , ©ommerötgewädtfe, Sein
unb §anf Ijat man hn ©radjfetbe angebaut. Sine fofdje SBirtfdjaft nennt man
gemöljnfidj audj nodj Dreifetberwirtfdjaft unb gwar eine oerbefferte, ober eine
-mit angebauter Sradje.
Diefelbe ift aber nadj bem urfprünglidjen 3Befen ber Dreifetberwirtfdjaft
nidjt meljr afö foldje gu betrauten, Sßenn auf fruchtbarem ©oben burdj ben
* änbau ber genannten grüßte, oorgügfidj auf Keineren ©ütern mit Dielen arbeit«*
fräften, ber ©ebarf an ©ieljfutter foraoljl, afö bie 3flateriaften gur Dünger*
bereitung auf ben Stderlänbereten fetbft erlangt werben, unb auf foldje Sßeife
ber äeferbau gur ootten ©etbftänbigfeit fidj erhoben fyat, fo ift er im roefent*
Sierfetbernnrtföaft. 177
Eigen nidjt mej)r öon ben fogenannten Sru^tme^feltDtrtf^aften oerf Rieben ,
fonbern Don 9fe<f>tstpegen ben festeren beiju^ä^en.
Die öerbefferte Dreifelberttrirtfdjaft bleibt nur fo lange befielen, ate ber.
3»aug ber ffieibeberedjtigung ober ber SWerjerftüdefong es erljeifdjt. SBirb
biefer ,3mang aufgehoben, fo öerlaffen aHe ßanbroirte, bie aber iljren SBorteit
aufgefiärt ftnb, bie unbequeme Strt be« anbauet ber oerfdjiebenen ©eroädjfe in
ber CDreifelbertDtrtfc^aft, um ju einer jroedmäfjigeren SWetljobe überjugeljen, nrie
idj bitrdj Beobachtung be$ Stöerbaue« in ben beftfutttoierten Säubern Deutfdj*
fonb* und) überjeugt Ijabe.
3) Die aJierfetberroirtfdjaft.
Diefetbe umfaft:
1) ©radje;
2) ffiinterlom;
' 3) ©erfte;
4) £afer. '
Die wenigen JBeifpiele oon biefer aBirtfdjaftSroeife finbet man auf gutem
©oben nur ate Solge ber Irägljeit ber JBefifcer, roeldje wegen be« nötigen
$tel|futter$ auf i^re Sffiiefen fit^ Derlaffett; auf fd)ted)tem ©oben ift ®eij unb
Unoerftanb bie Urfadje iljre* ©efieljenS.
9(uf festerem ©oben finb bie groei ©ommerfomfaaten, meldte unmittelbar
auf einanber folgen, S3eranfaffung, baß geroiffe ©amenunfräuter fidj ungeheuer
Derme^ren unb baburdj ben ol)nel)in targen Srtrag nodj meljr formalem. —
(Sine fotgenbermafen üeränberte Srudjtfolge:
1) ©radje, roetdje gebfingt rotrb;
2) Jöinterforn;
3) ©ommerfom mit Älee;
4) ÜWäljeflee unb SBeibe;
gehört, ftreng- genommen, triebt meljr in biefe Stoffe oon äBirtfdjaften, weil fte
naefj Unabljängigfeit öon SOBiefen unb Reiben ftrebt. Da aber bei fo f)äuftger
ffiieberfeljr be$ SteeS berfette leinen genügenben (Srtrag giebt unb ba ber 3tn*
bau Don ©eljadffrüdjten feljtt, fo ift eine fotöje SSierfelbertoirtfdjaft aud) nidjt
oSttig ju ben unabhängigen ju jagten. Sie erzeugt nidjt genug naljrfafted
Cieltfutter, um mit §Ufe be$ ©trof)e$ ben erforberlidjen SKift ju probujieren.
b) «dertoirttöaften, tote nf)ut auswärtige ffieibett uub SSiefen
Gefielen Unntn.
(eelbftäubige 9Birtfd»aftettO
9Wdjt bur$ 9Kobe* ober ©tjftemfudjt nrirb ein öerftänbiger ßanbroirt bei i
ber ©eftimmung feiner grud>tfotge unb gelbeinteitong fid) leiten (äffen, fonbern
burdj tw* öeftreben, Don feinen ©runbftüden nadjljalfig ben Ijödjften Reinertrag
Hoppe 11. ÄufCOflC. 12
178 grut^tfolgc unb getberatetümg.
gu geraumen, otyne beten natürliche ßrtrag$fäl)igfeit gu oerminbem. 3ft er
überhaupt im ftcmbe, bie lefetere gu erljötyen, fo roirb er e« geroiß eben fo be*
.rettroitlig tljun, roie er ein Äapital gu Ijotyen 3infert anlegt.
Sin Sanbroirt, welcher genügenb SQBiefcn unb 905eiben heftet, um ben er*
forberlidfjen Dünger für fein 5Ufertanb gu erzeugen, foQ biefe* meiner Slnftdjt
uadj nidjt ot)ne roeitereS gum ftutterbau benutzen. 216er er roirb in ber
Siegel rooljl tljun, roenn er burd) 2lnbau obn ^anbetegeroädjfen unb 4BeI)a<fe
früdfjten bie SSorteile be$ ftrudjtroedfjfels fidf) öerföafft, unb fetbft roenn ber
©trotygeroinn baburd) etroaä geringer ausfällt, fo roirb bie aufnähme be$
gutterbaueS in ben regelmäßigen ftrudjtroedfjfel, 'audj auf gutem ©oben unb
bei einem günftigen ffiiefen* unb SBeibeoerljältniS , fel# balb eine ©ad>e oon
größter . Sßidjtigf eit.
§>iergu fommt nod), baß in 2Birflid)feit ein Überfluß oon SBiefen unb
äBeiben, bie gar nid)t auf anbere SBeife benufct werben fönnten, nur feiten
angetroffen roirb. 9todj feltener aber feljlt bie ©elegenljeit, einen £ei( be&
geemteten £eueS gu tjöljeren greifen gu Herlaufen, als baSfelbe burdj eigene
9tufcung jidfj oerroerten läßt.
©ei näherer Prüfung ber Umftänbe roirb fid) ergeben, bcjß ein felbftänbiger
2lcf erbau, roeldjer alfo oljne.äBiefen unb Reiben beftefjen fann, audj bei bem
33orfjanbenfein biefer natürlichen ftutterfelber uorteilljaft ift.
Die fetbftänbigen 3l(ferroirt)c§aften gerf allen in groei Abteilungen: in fotdje,
roo bas 3Sie^ im Sommer auf ben 2lcferlänbereien . roeibet (©eibe*, audfj Poppet
roirtfdjaften), unb in foldje, roo iljm baS gutter in ben Stall gugefaljren roirb
((Stallfütterung^roirtfd^aften).
(58 gab eine £eit, roo Sinfüljrung ber ©ommerftallfütterung be$ SBietyeS
unb oollftänbige Slbfdfjaffung ber SBeibe baS faft auSfcpeßlidje Xljema aüer
lanbroirtfdjaftlidjen ©dfjriftftetler £5eutfd)lanbs roar, unb roo man jebe SBirt*
fdjaftSeinridjtung mit ©eringfcpfcung bejubelte, roeldje nid)t auf ©tatlfütterung
bafiert roar.
©eitbem man burdj oiele oerunglfidfte SBerfudfje bie ©cfjroierigfeiten tyat
fennen lernen, roeldfje mit ber allgemeinen ©nfül)rung ber ©ommerftallfütterung
oerbunben finb, urteilt man billiger über bie ©eroeibung be$ SanbeS, obgleid)
es nodj genug Sanbroirte giebt, nadj bereu Stuftet große Dreefcfyroeiben gleich
bebeutcnb fmb mit ©inöben. Sßarum läßt man fo große fttäcljen brad) liegen?
roarum bauet man uicfjt ftutterfräuter an? ba$ finb bie fragen, roeld)e einfeitig
gebilbete ?anbroirte aufroerfen, roenn fie in eine Oegenb fommen, roo bie Söeibe*.
roirtfd)aften üblidj finb. GS fdjeint mir baljer nidjt überflüfjig, biefen (Segen*
ftanb etroa$ ausführlicher gu erörtern.
©oll eine ©ommerftaUfütterungSroirtfdjaft orbentfidj burdjgefüljrt roerben, fo
muß 3t<Jerboben oor^anben fein, roeld)er in eine ber fedj« erften ©obenttaffen gehört,
unb ber burdj oieljiäljrige.'paffenbe ©e^anblung in gutem 3uftanbe ftdj b.eftnbet
©etofffinbige Sö&irtfe$aftcn. 179
•
Sfoßerbem ftnb gu biefer »Mrtfdjaftömeife erforberti<$: SBo^lfrt^ett bcr «r*
teit ober Ijolje greife bcr tierifdjen Srgeugniffe rotb ein genfigenbe« ©etriebs*
ßapital. SBerben alle biefe Dinge oeremt angetroffen, fo ift bie ©eroeibung
1>e* «efer*- allerbing* ein fteljttr. ©uten ©oben, ber in jeber §inftdjt pfleglich
Jeljanbelt tuorben ift, redjne idj be«ljatb gu ben unerläßlidjen ©ebingungen einer
©tattfütterungsmirtfdjaft, roeil nur auf folgern bie gutterfräuter mit ©idjerljeit
einen Srtrag geben, roeldjer mit ben Soften be« abmäßen* unb einfahren« hn
richtigen ©erljältniS fteljt. SBenn ber ©oben fo gering ift, baß ftlee, Sugernc
ober SBufengemenge bei jeber etroas ungfinftigen SBitterung einen genflgenben
Ertrag oerfagen, fo fommt ber SGBirt beim SDKßraten be« SutterS in große ©er*
legen^eit, ber (Srfafc be$ feljlenben Sutter« ift feljr loftbar, unb irtd^tö geroiffer,
ate baß anä) ber ©troljertrag gu gering fein wirb, um ben erforberlidjen Dünger
gu bereiten. Da« ©eftel)en einer folgen SBirtfdjaft ift alfo nid)t gefiebert.
3ft ber ©oben bem ^utterbau günftig, aber feljlt e$ bem ©efifcer an ©e*
trieb« Kapital, um bie nötigen ©eböube, ©eräte, ©aaten unb baS erforbcrßc^e
S3ielj ju einer intenfxoen ©tattfütterungStoirtfdjaft anguf Raffen; wenn alfo ba$
angebauete ©ieljfutter toegen SDiangel an ben genannten ©etriebsgegenftänben
oergeubet roirb, fo ift e$ fat folgern Satte roett groeefmäßiger, eine mit geringerem
©etrieb« Kapital ausführbare ©irtfdjaftäart einguridjten.
Sitte Umftänbe jinb Ijierbei rootyt gu enoägen. S$ famt nic^t geleugnet
werben, baß ber työdjfte SRol)* unb Reinertrag, ben ber ©oben gu geben oer*
mag, bei ber ©ommerftallfütterung gu erlangen ift. aber nidjt jeber ©oben
rnib jebe« 955irtfd)aft$öerl)ältni$ geftattet e«, biefe ftödjfte ©tufe ber Stcferbenufcung gu
erreichen, imb nidjt aüe Sanbrotrte jtnb bagu mit bem nötigen ©ermögen oerfeljen.
©erberblidj ift es, ben angeljenben Spnbroirten unbebingt anguraten, baß
fte burd) ßinfüljrung ber ©ommerftallfütterung iljre 9ßirtfct)aft oerbeffern muffen.
Senn ber gu einem Öanbgute geljörenbe ©oben feinen ©eftanbteilen nadj e*
erwarten läßt, biefe työdjfte ©euufcung gu erreidjen, fo muß ba« ©treben nadj
•biefem 3iete freiließ in bem SBirtfc^aftöpIan ©erücffxdjtigung finben. aber nie
wirb e« gelingen, eine gerrüttete, aufgewogene SÖJirtfdjaft burcij einfeitige @in*
füljrung ber ©ommerftattfütterung gu einem genügenben Srtrage gu bringen.
Die gettroeife ©emeibung be$ Stöerlanbe« mit einer paffenben Slrt oon
^htfeoie^ ift auf ©ütern mit gutem ©oben, roeldjer in mangelhaftem Düngung«*
guftanbe fafj befinbet, ein rooljtfeile« unb fidjere« SKtttel, atlmäljlig gu einer
f)öl)eren ©tufe ber Kultur gu gelangen, ©ei ©oben ber oier legten Slaffen
ober ift bie ©eroeibung fogar unerläßlich, roenn ein oorteityafter Slcf erbau be*
fteljen fott. 3e reifer ber ©oben oon 9iatur ober burdj gute Düngung ift,
befto beffer ift ber ©raSroud)«. ^Jferbe, Sünber unb ©djufe nähren jtdj bann
auf ben angefäeten SWertoeiben oortrefflidj unb oljne 3weifcI 6cffer' öte ' 6« btx
Haltung im ©talle, roo ba$ S5ie^ außerbem oon Snfeften unb oon oerborbener
?uft in ben Ijeißeften SWonateh me^r ate im freien geplagt rahrb.
12*
180 gruc^tfötgc rotb gctbehrtetfang.
•
3e geringer bie natürliche ©obengüte ift unb je fpärüd^er ber Stöer mit
Dünger oerfeljen nmrbe, befto unoorteüljafter ift bie ätöerroeibe für (Srojfriel^
©djafe ' finben jebodj in folgern §aCe immer nod> eine mäßige SRaljrung-
Durd> Sinfüljrung ber 9Keriuo$ Ijat bie Sanbrotrtfdjaft ein sftufcöieljr erljaßen,
mit beffen §üfe ber ©oben ber öier lefeten Ätaffen einen größeren SReinertra&
giebt, roenn er periobifct) beroeibet roirb, ate wenn man il)n in einem mangeU
fyaften ©tjftem nnr mit ©etreibe anbauet.
1) Stcferroirtfdjaften, in toetdjen lein Sanb ber JBeroeibung
überfaffeu wirb.
(@tanfütterung«tt>irtfdjaften.)
Diefe fönnen, wie bereit« gejagt, nur auf ben fedjs erften öobenflaffett
gut eingerichtet unb betrieben tuerben.
9Q3o man über bie ©enufcung be$ 3l<fer$ tröCig frei Derfügen lann unb
aurf) ntdjt etroa auf eine befonbere SIrt 9tufcoiel) SRücfjidjt ju nefpnen l)ai, ba
fud^t man alle, }u SInfang biefe« Sfbfdjnitteö aufgellten Vorteile be$ grudjt*
roedjfete ftd> ju oerfdjaffen. 3flau täfft alfo fo wenig wie mögttdj jroei nalje
öemmubte ©eroödjfe unmittelbar auf einanber folgen; man bringt biejenigett
©eroädjfe, bie nur bei einer fettenen SBteberfeljr Doüfommen geraten, in gehörige
3tmfdjenräume oon einanber; man oermeibet nadj 9Kügßd)feit bie reine ©ommer*
brache, weil pe gu foftbar ift, unb fudjt bagegen burdj öfteren Slnbau ber 8te*
Ijadfrüdjte ba« Unfraut ju unterbrücf en ; man tagt femer bie Srüdjte fo auf
einanber folgen, ba& fie bei mögßdjft geringen 39ea<ferung$Ioften bennod> ein
gut oorbereitete« 8anb ftoben.
©eiftriete oon berartigen $rudjtfo(gen auf ben öerfdjiebenen JBobenarten
pnb folgenbe:
gür bie I. unb III. «obenttaffe:
1) JBeljadfrüdjte, moju gebibtgt roirb;
2) ©erfte mit Ätee;
3) 2Ȋ$eflee;
4) SWöljeffee, ein Schnitt, nadföcr fdjroadje Düngung unb ©radje;
5) SRapä;
6) SBeijen;
7) ©oljnen, (Srbfen ober SBidengemenge mit Düngung;
8) 2ßei$en;
9) ©erfte ober $afer.
Sßcmt bei einer ©trtfdjaft auf »oben ber IIL fltaffe Diet SBtefenpdfc
oorfymben unb baljer ber Sfeebau nidjt fo mistig ift, fo ^at man, um meljr
SBeijen ju bauen, au<f> folgenbe grn^tfolge:
1) ©radje, gebüngt;
2) 9top«;
®taafütterung*u>trtf$aft. • 181
3) ©eigen;
4) Sonnen, gebüngt;
5) ©eigen;
6) ©erfte;
7) Sonnen, gebüngt;
8) ©eigen.
gute anbete grudjtfotge für ©oben erfter klaffe tft:
1) Zabat ober fioljt, roogu gebüngt rotrb;
2) ©eigen;
3) ©erfte mit Älee;
4) Älee, ein ©djnttt, nadjljer ©radje unb Düngung;
5) 9tapS;
6) ©eigen .
7) Crrbfen ober ©i<f engemenge;
8) Joggen.
ftrudjtfotgen für bie II. ©obenffoffe:
a. 1) Sartoffeln ober eine SRübenart, roogu ftarf gebüngt roirb;
2) ©erfte;
3) JRoggen ober §afer mit Älee nnb ©räfeYn;
4) SKcHjettee;
5) ©eibe bi* STOitte Sunt, na^er Grobbearbeitung unb Düngung gu 9tap$;
S) 9tapS;
. 7) ©eigen;
8) ©erfte unb #afer;
9) Äartoffefa, gebüngt;
10) ©erfte;
11) SRoggen ober $afer.
b. 1 bis 7)m roie unter a.;
8) {Runfeirüben;
9) £afer.
c. 1) Äartoffetn, roogu gebüngt roirb;
2) ©erfte;
3) Joggen mit rotem Slee;
4) Ätee, ein @d>nitt, Ijeroad) ba$ gelb gebüngt unb gur ©tnteröffaat oor*
bereitet;
5) ©mterötfaat;
6) ©eigen;
7) £afer.
9tad) ber 8rud>tfotge unter a. beroirtfdjofte td> bie ©runbftüde be« T>o
nutaen* Statte« ©olfap, um ben ©ebarf an Sartoffeln für eine ©ranntroein*
brennerei gu geroinnen. 9ta$ ber unter b. roerben bie ©runbftüde bei ftienifc,
182 grudjtfolge unb gdbciitteifong.
wo eine töübenguclerfabrif ift, benufct; bie unter c. ift biejenige, roetd>e bie J9e*
jtfeer großer ^Bauerngüter im Dberbrudje feit einiger 3eit einhalten.
£>ie ©teüe, wetdje in biefen grudjtfotgen bem SRoggen augewtefen ift, wirb
burdj bie eigentümliche -©efdjaffenljeit be$ Ijiefigen öoben« gerechtfertigt, auf
weldjem biefe 8frud)t am wenigften fieser gebeizt, wenn fie ben SföinterMgewSdjfen
ober gar einer reinen @ommerbrad}e folgt. (5$ würbe nämlid) atebatm in ben
meiften Säßen Sager eintreten. £)ie$ wirb baburd) oermieben, baj* ber SRoggen
nad) ©erfte gefäet wirb, wefdje teuere nadj JBeljacffrüdjtett Ijter feljr gleichmäßige
(Srträge liefert.
Sei tanbüblidjem SSerfatjren auf flehten ©ütern Ijat man ate ffrudjtfolge::
1) Sartoffetn, gebüngt;
2) ©erfte;
3) Joggen;
4) £afer.
3n neuerer 3*it ift iebod^ teitweife folgenbe SBeränberung oorgenommett
worben :
1) Sartoffeln;
2) ©erfte;
3) 9fap* ober {Rübfen;
4) Joggen.
Sefctere ift eine auf Ddjfenmaftung berechnete SBirtfdjaft nad) ben Siegeln
be$ Srudjtwedjfel«. ©ie ift aber wegen Unftdjetfjeit ber Ölfaat nidjt ju
empfehlen.
ffür biejenigen, weldje über bie Ijier lanbüblidje Slcfemufeung, ate eine
fotdje, bie ben meiften Siegeln be$ grudjtwedjfete wiberfpridjt, erftaunt fmb,
bemerfe id), baß bie auf bem oierten leite ber gangen nufebaren Stäche ge*
ernteten Sartoffeln jur SSiefynaftung öerbraudjt werben, unb baß man Ijierju
guweilen audj ©etreibefdjrot oerwenbet. 2fof foldje SBetfe roirb ^ba« auf bem
reidjen 33oben erjeugte ©trolj in guten ÜDünger oerwanbelt. Sie 9Serunfrautung.
be$ 2Wer« bei ben auf einanber folgenben Halmfrüchten oer^inbert man ba*
burd), baß bie ©ommerfrüdjte gejätet werben.
£)er faferige, (jumofe ©oben, Wetter üon mir in bie V. fifaffe geftettt
ift, wirb gewöljnlidj folgenbermaßen bewirtfdjaftet;
1) Sartoffeln, wogu gebüngt wirb;
2) ^afer;
3) Joggen;
4) Hafer.
(Sr wirb alfo ebenfo, wie ber tljontge HumuSboben beljanbelt, nur ba§
man ©erfte fetten unb Slee faft gar nidjt anbaut,
©ne Srudjtfolge für bie IV. öobenHaffe ift:
1) Sartoffeln, ftarf gebüngt;
@tattfflttcrung*mirtfd>aft. 183
2) ©erfte mit Ätee; . .
3) fltee;
4) ©eigen unb £afer;
5) (Srbfen unb 2Bicf engemenge gum ©rünabmäljeH, fdjroadj gebüngt;
6) Joggen.
Die« ift bei fjoljem Sulturgüftanbe be$ ©oben« eine öortrefflidje SBirt*
föaft, aber ttidjt ausfüljrbar auf ©oben mit einer mageren unb flauen ätferfrume.
Der jtebenjäljrige Umlauf mit groeijäf)rigem ftlee ift auf bfirrem unb ffadjem,
mit Unfrautfämereten ftarf angefülltem ©oben oorgugietjen, weil bann ©etegen*
l)eit oorljanben ift, eine reine ©ommerbradje gu geben unb nad) bem Slee nur
©interfom angubauen.
(Sine . äljnlidje ffiirtfdjaft in adjtjäljrigem Umlauf:
1) Sartoffeln, ftarf gebüngt; .
2) ©erfte mit Slee;
3) üWäficHcc;
4) SDtöljeflee, ein ©djnitt, nadjljer ©radje;
5) ©interfom;
6) Sonnen unb ßrbfen, gebüngt;
7) äöinterforu;
8) Heine ©erfte,
liefert einen oerljältniSmäfjig f)ol)en Stroljertrag auf ©oben, ber nidjt fraut*
roüdjfig ift Diefe oon mir ehemals auf ben befferen ©runbftüden be$ ©ute«'
Steigen oro burdjgefüljrte grudjtfolge Ijat einen oortrefffid)en @rfolg gehabt
Da bie ©ruubftüde, auf melden btefe Jrudjtfolge eingehalten rourbe,
größtenteils gu )>enen ber V. klaffe gehören, roefdje idj af$ laubigen mergeligen
8el)mboben begeidjnet Ijabe, fo fann fie als ©eifoiel für biefe ©obenart bienen.
5rud)tfo(ge für bie VI. ©obenflaffe:
1) Sartoffeln, Äofjl ober SRunfelrüben, roogu gebüngt wirb;
2) ©erfte ober Jpafer mit Stee;
3) 3KctyeHee;
. 4) SRäljeflee, ein Schnitt, nacfyljer ©radje';
5) Steigen;
6) ©oljnen unb Srbfen, gebüngt;
7) SBeigen unb Joggen;
8) Jpafer.
Diejenigen Saubroirte, roetdje fid) roegen beengenber 3?erl)ältniffe nid)t gang
frei in tyrem 2l<ferbau beroegen fönnen, fdnbem gegroungen finb, geroiffe formen
ber Dreifelbermirtfdjaft beigubeljaltcn, werben größere Sßülje Ijaben, bie Vorteile
be« grudjtroedjfels unb be$ anbaue« anberer ©eroädjfe, a(8 in ber Dreifelber*
roirtfdjaft meiftenS oorfommen, fid) gu üerfdjtaffen, aber e$ ift üjnen auf gutem
©oben unb bei Ijinreidjenben ©etriebämittetn bie Sfaäfidjt auf einen befferen
184 , gru^tfolgc ttnb gdbchtteüung.
betrieb be« 3t<Jerbaue$ nidjt üötfig oerfdjfoffen. 3Siefe fogenannte oerbefferte
&reifetbernrirtfdjaften finb für bic einmal befteljenben SBertyättniffe roaljre SWufter*
roirtfdjaften gu- nennen, rote folgenbe auf ©oben ber I. ttnb IIL Älaffe:
1) Jöradje, gebfingt;
. 2) ftqtf;
3) ©eigen; "
4) Srbfen unb Sßidengemenge, gebangt;
5) SBinterfom;
6) ©erfte;
7) ßartoffeto, ftoty unb SRunletröben gebüngt;
8) Sßinterforn;
9) ©erfte mit to;
10) Slee, bie ©toppel gebüngt unb umgebrodjen;
11) ©eigen;
12) £afer.
SÄein Derftorbener ftreunb, ber als fanbroirtfdjaftfidjer ©djriftftetter be*
lannte ©utäbejtfcer ©djmafg auf Äuffen, fpäter ^rofeffor an ber Uni*
oerfität gu £)orpat, beobachtete eljemate im Sötenburgifdjen eine grudjtfotge, bei
roetdjer er aujjerorbentfidje Erträge ergielte, uämtidj:.
1) ©rad)e, gebüngt;
2) Joggen; ^
3) ©erfte, teitoeife mit S(ee;*#
4) Ätee, gegtyft, Kraut unb ffiüben mit ben ©djaffyorben gebüngt;
5) ©eigen;
6) ©erfte;
7) Srbfen unb Kartoffeln, gebüngt;
8) Joggen;
9) Jpafer.
2) ©etbftänbige Sldferroirtfdjaften, in wetzen eine abroedjfelnbe
©eroeibung bes 2ider8 ftattfinbet.
(Koppelroirtfdjaften.)
©eringe Srtrrtgsfäljigfeit be$ ©oben*, SJiangel an Ijinreidjenbem öetrieb**;
lapitat, Ijoljer *ßrei$ ber Arbeit wnb grofce ©oljtfetfljeit ber 8d erergeugniffe fmb i
bie Urfadjen, roetd)e bagu groingen, ben Stnbau be$ 2t<Jer$ eingufdjränfen unb;
: einen Seil ber Slädje ate ©eibetanb gu benufeen.
©eringe ßrtragsfäljigfeit be« JSBobenS, infofem fie auf ben pljtjjifdjen ©gen*
fdjaften bleiben beruft, tft in ber Siegel nidjt abguänbera, roeSljalb auf ben
öier fd>fed)teften Sobenftaffen ein fetbftönbtger äderbau nur mit $ttfe abroedjfebu
ber Seroeibung be$ 8anbe$ ftattfmbpn fann.
©inb bie. pl^fifdjen Sigenfdjaften be$ ©oben« günftiger/ aber wegen
Äow>cfortrtföaft. 185
f$etf)ter öeljanb&utö bic Ernteerträge bamii nid()t im ßinf lange, fo ift baS in
Siebe ftefanbe ffiirtföaftsfoftem baS fid&erfte 9Ätttel, baS Sanbgut auf eine
Ijötyere SrtragSftufe gu f)ebeu. Der mangetftofte ffutturguftanb ber ftethcr gefrört
alfo, wie bie Xeuemna ber Arbeit nnb ber SDtangel an ^Betriebsmitteln, gu ben
roorfiberqebeqbgn llrfafon to jBeibewirtfdfraften.
/ I öS ift eine oietfadj beftätigte Erfahrung, bafc felbft ber geringfte Sldterboben
; tardj mehrjährige ©eweibung wieber bie gäljigf eit erhält, wenigftenS eine ertrag*
fid)e ©etreibeemte gu liefern. I Die neben ben geroöljnfidjen Dreifelberroirtfcijaften,
als äufcenlanb nnb fielen, benufeten geringen Sänbereicn finb ein fixerer
Semeis bafür. 9Wan nimmt bief en armen Selbem in ber Siegel alle 3/ 4 ober
5 Saljre eine örnte ab, oerwenbet iljr ©trolj unb ben Sßeibebünger gur Düngung
für bie befferen gelber, unb aud) wenn man btefeS plünbewbe SJerfafjren Diel*
leitet länger als 100 Saljre fortgefefct I)at, fo wirb beunod) burd) me^qä^rige
^Jetüeibung biefem armen <8oben immer wieber fo üiel (SrtragSfäljigfeit mit*
geteilt, bafc er fort unb fort feine fpärfidjen Ernten gu probugieren im ftanbe ift.
SBenn biefe 5£Ijatfad)e bie* SBirlung beS ©etbeliegenS für bie SSerme^rung
ber &rtragSfäf)igfeit beS StäerbobenS aufter ^xoei^tl faßt* f° ßefert anbererfeitS
. bie forgfältige öeobadfjtung ber £auSttere auf ber ©eibe einen JBeweiS bafür,
roie'fdjmadtljaft unb näljrenb bie SBetbepflangen finb, wenn fie auf einem ©oben
wadjfen, melier geaefert unb gebüngt worben ift. Die fwdjtbarfte SRafenweibe
. wirb bei troefener 905itterung oon ben Sßeibetieren oerfdjmäfjt, wäljrenb biefe
auf IdEerlänbereien nodj 9taljrung ftnben. 2lber nidjt allein ber SBofrlgefdfjmacf
ber auf bem 2l<Jertanbe wadfjfenben ÄBeibepftangeu .ift größer als. ber beS auf
immerwäljrenbcn Sßeibepläfcen erzeugten gutterS, fonbern audj bie 3Äaffe ber
tierifdjen ffirgeugniffe, weldfje bie 95$eibettere oon beiberiet ^ia^rung liefern. 3n
ber SBirfung auf SWildjergtebigfeit, SWaftungSfäfjigleit, felbft auf äöoüerjeugung
ber Xiere, werben bie in immermäljrenber Sßeibe ßegenben Orunbftüde in ber
Äegel oon guten SMerwetben übertroffen.
©ei öinridjtung einer SBeibewirtföaft muß bie natürliche unb bie burdj
bie bisherige Seljanblunft bebingte SrtragSfäfjigfeit beS StobenS, bie Slrt ber
Haustiere, weldfp auf ber SSSeibe iljre -Jtaljruug finben fotlert, unb bas 33or*
^anbenfein fonftiger gutterfelber berüdffidjtigt werben. Xfyonboben ift bei (Ter
Seroeibung anberS gu betyänbeln als ©anbboben, ebenfo wie- es unoorteilljaft
wäre, reiche unb ffcudjtbare Sdfer mit mageren unb bürftigen in einer unb ber*
felben gru^tfolge gu bewtrtfdjaften.
2öenn gu einem Sanbgute oerfdjiebenartige SBtdterlänbereien gehören, fo ift
ratfam, im Salt iljre Sage es geftattet, bie gleichartigen gu Bereinigen unb jebe
3lrt befonberS gu befjanbeln.
alle öobenarten, in benen ber £f)on oorljerrfd)t, ober meldte wegen iljrer
Sage an 5ßäffe leiben unb beSljalb burd^ ein langes SBeibetiegen ber SSerfäuerung
ausgefegt finb, bürfen nur fürgere $e\t ^inburd^ beweibet werben, wogegen alle
186 gradjtfolge unb gelbchttcilung.
mitben, trodenen unb fanbigen JBöbenarteh fid? gu einer 'längeren Semeibung
eignen. Sene [outen niemals brei Saljre lang beweibet werben, wogegen biefe
bei oier* unb fünfiäfyriger SJeweibung nodj in ben legten Sauren eine leiblidjr
©djafweibe gewähren.
Der in fräftigem DüngungSguftanbe gehaltene '©oben liefert längere 3ett
gute ffieibe, als ber magere. Die 33erfdf>tedjterung be$ ®ra$wudjfe$ auf bem
lefcterett tritt früljer ein.
£ljonboben, fowie alle ber 9iäffe ausgefegte fflobenarten geben eine beffere
SBetbe für ^Jferbe unb föinber, bie trodtenen unb fanbigen ©obenarten bagegen
eignen *fid) meljr gur @ct)afweibe.
SBenn bei einem Sanbgute SBiefeu genug oorljanben finb, um ba« erforber*
liclje Kraftfutter für ba$ auf ben Sßeibefdjtägen im ©ommer ernährte SBielj für
ben SBinter gu ergeugen, fo Ijat man auf ben 2lcfertänbereien nur für £erbeU
f Raffung be$ nötigen ©troljeä gu forgen, unb fctfm anbere grüßte , meldte
wenig SJie^futter abwerfen, wie Clgewädjfe, in größerer SbtSbeljnung anbauen*
(Sin gang anbere« 3$erfaf)ren aber ift gu beobachten , wenn aud) ba$ für
ben Söinter erforberlidje Kraftfutter auf bem 2Wer erbaut werben muß.
Die ©eweibung be« SWerlanbe« äußert eine um fo günfttgere SBirfung, .
je weniger Sroten im 33erf)ältniS gu ber gegebenen Düngung oorljer oon "bem
Sanbe genommen jinb unb je beffer bie Siegeln be$ ftruct)twed)fet$ bei ben auf
einonber folgenben ©aaten beobachtet werben. SKeljrere $atmfaaten, nad> ein* .
anber oljne paffenbe 3roifd)eufrüd(jte angebaut, erfdjöpfen ben ©oben au« früljer
angegebenen Urfad&en am njeiften unb oerminbem feine ftäfjigfeit, einen fräfttgen,
bieten Klee* unb ®ra$wud)S gu ergeugen. .
3luf ber anberen ©eite muß aber ber aufgefahrene Dünger, um iljn gut
auägunufeen, oor ber ©eweibung be$ 2lcfer$ mehrere SRale bnrdf> $flug unb
Sgge mit ber 2ldferfrume gehörig gemengt fein, unb m& bem ®runbe fann
\§ bie oon einigen empfohlene äftetljobe, ben Dünger mit ber legten ®aat
untergubringen unb bann ba$ 8anb gur Seweibung liegen gu laffen, nidjt
billigen. Der gewöhnliche 93ieljbünger bleibt bann leidet flumpenweife in ber
SWerfrume liegen unb oerfoljlt gum teil, beoor ba$ Sanb wieber bearbeitet
wirb. 3nm Srnten foflte man be^Qatb nacf) erfolgter Düngung immer ndjmen
unb bann erft bie ©eweibung beginnen laffen. Durct) bie babei- ftattfinbenbe
^Bearbeitung wirb ber Dünger gehörig mit ber Slderfrume gemifc^t unb infolge
baoon ein um fo befferer ©rasroud)« gu erwarten fein.
9iarfj i^rem SBorfommen in uerfd)iebenen ©egenben DeutfdfjlanbG finb
namentlich folgenbe äBeibe* ober Koppelwirtfdfjaften gu untertreiben:
1) bie Ijolftehtifdfje;
2) bie metflenburgifclje;
3) bie märfifc^e.
^olflemtf^c Äo^eiiDirtf^üft. 187
1) Die Ijotfteinifdje «oppetrotrt'fd&aft.
(Sin fd)ma(e$ 8anb, an beiben ©eiten oon bem 9Äeere befpüft, baljer mit
einer feuchten 3ttmofp()äre umgeben unb. niebriger als anbete Sauber gelegen,
traif an ■ pdf) fdf>on ben @ra$roud(j$ feljr beförbem. ' 3ft aber, rote in ©d&te$roig
unb $otftetn, burd) eine entfpredjenbe JBeroirtfdjaftung bie Urfraft be$ ffloben$
erhalten, fo roirb bie grgeugung be« ®rafe$ um fo meljr gefiebert fein.
Die SJieljroirtfdjaft roar in biefen ©egenben feit ben Mteften 3eiten vor*
Ijerrfdfjenb. §otfteiuifdfje JButter, Ääfe unb $ferbe finb in gang Suropa befannt.
Die SJorteite, roetd)e biefe StuSfutyrarttfel ben Sanbroirten brachten, muffen fel)r
bebeutenb geroefen fein, roeü fie oertyinbert Ijaben, bafj ein bie Urfraft oergef)ren*
ber ©etreibebau gum 9lad(jteü ber 23ief)I)a(tung ficf) Jemals beträchtlich ausbreitete,
Da« urfprfinglidje 33erfaljren bei bem l)olftemifd)ett Stcferbau roar barauf
beregnet, ben @ra$roud)$ burd) bie ffleadterung niemals gang gu gerftören,
fonbern. bie firume immer fo gu ermatten, bafj nacij bem 9iieberlegen be$ SanbeS
jur JBeroeibung biefer 3roe<J balb oollftäubig erreicht roerben fonnte: Deshalb
Ijat man au<$ nur feiten eine ©ommerbradfje angeroenbet, obgleich ba$ 8anb
tfinger beroeibet rourbe, als es ©etrribe trug.
Gine beftimmte 3öltf uon ©dalägen unb eine regelmäßige ftrudfjtfolge rourbe
bei bem alteren Ijolfteinifc^en Sldferbäu triebt eingehalten. 3Kan f)atte jebod>
geroöjjnlid) nid)t unter 10 -unb feljr fetten mefjr als 14 Schläge (Goppeln).
Sei 10 ©djlägen fanb hierbei folgenbe ftrudjtfotge ftatt:
1) Dreefcfjljafer;
2) Jöradje unb Düngung;
3) ©interfom; .
4) ©ommerforn;
5) Sßinterforn unb Sommerforn;
6 bis 10) SDBeibe.
Die ermähnten Umftänbe, nämlidj ein feuchte« Älima, niebrige Sage beS
SanbeS unb ßrfyattung ber Urfraft im ©oben burd) bas Übergewicht ber 3Melj*
roirtfe^aft gegenüber bem ©etreibebau, bewirf en, bafj in §>olftem ein befferer
®raSroud)S als in anberen Säubern auf ©oben oon fonft gleicher Sefdjaffenljeit
angetroffen wirb. Die Smfüffung ber <Sd)läge ober toppein mit §edfen ift
bem SQBeibeoielje guträglicl}, roeil es hinter ben Redten bei ftürmifdjer SBitterung
©djufc finbet. 3dj glaube inbeffen nufjt, bafc bie ©nfriebigung ber SQSeibc^
foppetn für ben ©raSroud^S oon fo großem Sinffafc ift, rote jene anberen Ur*
fadjen, obgleich ber SRame Soppelroirtfdjaft baljer feinen Urfprung f)at.
Die Ijolfteinifdje fioppelroirtfdjaft Ijat oor einer armen Dreifelberroirtfifjaft
gro§e SSorgüge, inbem jene bie urfprüngltdje Srtragsfäljigfeit bes JBobepS erhält,
roä^renb bei biefer ein einfeitiger Äömerbau notroenbig erfdjöpfenb roirfen muft.
188 gru^tfotgc unb gelbeintcilung.
<§in Sanbgut baljer mit Sdfern, tueldje ftet« nad§ beut t)otfteinifcf)en ftoppet*
roirtfd}aft«foftem befyanbett roorb'en jiub, ljat für jeben (Srroerber einen Ijoljen SBert.
Slüein bei bem [ewigen ^uftanbe • ber ianbroirtfd&aftßdfjen Kultur in Europa
ift biefe« fyolftetnifdje ©erfahren nidjt jur 9iad)aljmung ju empfehlen, roeil man
babei auf bie, Sorteile be« Studjtroedfjfet« oerjidjjten muß. Sitte« ift nämlidj
auf natürlichen ®ra«roud()$ bered&net. 85$o berfetbe alfo roegen 8lu«faugung be$
©oben« bürftig ift, ba mürbe eine Sldterflädfje, ganj fo betyanbett, roie e« in
£olftein fibßd) ift, in ben erften Sauren fanm einen leeren {Reinertrag ergeben,
al« bie Dreifelberroirtftijaft, aber e« roirb babei atterbing« bie örtrag«ffiljtgfeit
be« ©oben« nadj unb nad) guneljmen.
Sin« biefem ®runbe Ijaben benlenbe Sanbroirte in neuerer 3eit au<$ in
jenen ©egenben roefentßdje Suberungen ber bisher übßdjett 95Mrtfdjaft«roeife
öorgenommen. <3ie Ijaben burdfj SRergelung, fräftigere ©radjbearbeitung, burd(j
fltap«bau, §adffrud()t* unb Äteebau jid) bem ©erfahren genähert, roie e« oben
für fotdfje felbfiänbige Sßirtfdfjaften empfohlen rourbe, bei roetdjen feine ©eroeibuug'
be« 2tdfer« ftattfinbet.
2) Die mecflenburgifdfje Soppelroirtftfjaft.
Diefe ift eine neuere (Einrichtung unb nicijt, roie bie Ijolfteinifcije, auf bie
Dotte Urfraft be« ©oben« begrünbet.
Die Dreifelberrotrtfdjaft lieferte ju 3lnfang be« oorigen Saljrijunbert« in
URedttenburg fo fdjledjte Srträge, baß einstige fianbroirte pdf) bewogen fanben,
fie aufjugeben unb eine ber ©trtfdfjaft be« 9iadjbarlanbe« ftd§ näljernbe ädfer*
benufeung einzuführen.
Der ungleiche 3uftanb be« ©oben« nötigte Jebodj bie medttenburgifdjen
Sanbroirte, iljrer Sßirtfdjaft eine anbere SRidjtung gu geben, al«- in £olfteht
befolgt rourbe. ©ei ber größeren Srfdjöpfung iljre« ©oben« fonnten fie auf
einen fo reiben ®ra«roud)«, roie iljre SKadjbam, nid§t rennen; fte mußten alfo,
nm ein entfpredfjenbe« ©infommetf fidj gu fidjem, bem (Setreibebau größere
Äufmerffamfeit roibmen.
Die Srgeugung be« SBinterforn« rourbe au« boppettem ©runbe bie £crapt*
fadje bei bem metflenburgifdfjen Verbaue, ©nmal, roeil ba«fe(be auf einem
armen ©oben am fidjerften gerät, unb bann, roeil e« am teidjteften in« 8fo«*
lanb abjufefcen ift. @« rourbe bafjer ber ©rad)bearbeitung eine befonber« große
©orgfalt geroibmet, unb hierin fmb bie SWecflenburger in ganj Deutfd&fonb
berühmt geroorben. 3n ber {Regel roirb nad& ber bort üblichen 3ßtrtfd)aft«n)etfe
bie ©irfung be« Dreefd&e« mit ber be« Dünger« oerbunben, unb bei ber forg*
faltigen B^^eitung be« ©oben« barat atterbing« oon ©eigen unb Koggen ein
fe&r fyoljer Srtrag erjielt.
Da bie Sanbgüter in SWedttenburg fe^r groß fmb unb be«l)atb ber ©oben
fiejüglicl) feiner ^ufammenfefeung ober in feinem Dfingung«ftanb oft ungleich
SDtafienburgtfdje Äo^ctotrtf^aft. 189
artig ift, fo f)at man geroöljnlid) bei einem uttb bemfefben $ofe mehrere Selb*
efateilungen, nämtid) $auptfdjtäge, 2toßenfd)täge uttb 9teben* ober ©auöfoppcln.
Die ^auSfoppetn ftnb abgefonberte ©tütfe, jum Stebau ber Äartoffeln, \
be$ SKtüjeffeeS, ber Sujerae uttb attberen ®rünfutter$, im SSSedtfet mit betreibe
beftünmt 3n bett DrrifetbertDirtfdjaften nennt matt fte ©rasgärten, Sßötjrten,
Sßutpten ober Äämpe.
Die 3aW b*r $auptfdjläge tmb bie auf- itjnen ftattfutbeube grudjtfofge
richtet fid^ naefj ber ©efdjaffenljeit be$ ©obens unb nadj ber oorfjanbenen
SBiefenfladje. 3ft bie ledere gering unb ber ©oben mager, ju ben fdjtedjtefteu
Ätaffen gehörig, fo wirb eine größere Stojaljl oon ©flögen , mit jroeimaltger
©radje in einem Umtauf, notig.
auf ©oben ber befferen Stoffen ober bei einem reiben ^eugerointt fann
eine geringere 3a^ &on ©djfägen, mit einmaliger ©rad)e in jebem Umlaufs
genügen.
Die (jeringfte ,3aljt &** ©djtäge mit einmaliger ©radje tft fedjä, nätn(id):
1) ©radje, toetdje gebttngt wirb;
2) ©htterfom;
3) ©omtherfom;
4) (Srbfen ober $afer mit Stee;
5 unb 6) ©eibe.
©emöljnßd) aber Ijat man fteben ©djtäge, htbem man bü fonft gteidjer
$ntd>tfotge ba$ 8anb ein 3al)r länger jur Sßeibe liegen läßt.
Stuf gerinjBem ©oben ftnb bei einmaliger ©radje ac^t ©erläge in ber
aufeinanberfolge übtid):
1) ©radje, gebüngt;
2) SOBhtterforn;
3) ©ommerforn;
4) (Srbfen, §afer ober Stoggen;
5 bi« 8) äÖeibe.
®ne tJrudjtfqlge in ber fiebett* ober adjtfdjtägigen äBirtfdjaft mit oier
Ijbtter einanber fotgenben ©aaten, nämttdj:
1) ©radje;
2) SSttnterforn;
3) ©ommerfom;
4) ©rbfen unb $afer;
5) »oggen;
6, 7 ober 8) SBeibe;
wirb mit JRcc^t als ju erfc^öpfenb angefeljen unb aud) nur oon wenigen 8anb*
nrirten eingehalten.
ffadjtfotgen mit jroetmaliger ©radje, roet<f>e iefct ieboc^ fetten angetroffen
toerben, muffen roetrfgften* neun ©djläge umfaffen.
190 Sru$tfolge unb gWbtttttetfong.
©et neun ©dfjtägen in folgenber Strt:
1) 3JKfftrad)e, gebfingt;
2) ©interforn;
3) ©ommerfom mit Ätee;
4 bis 6) ©eibe;
7) £)reefdjbradje;
8) ©interforn;
9) ©ommerfom.
©ei jeljn ober ctf ©plagen:
1) ÜÄiftbradje, gebongt;
2) ©interforn;
3) ©ommerforn;
4) .Srbfen ober §afer mit Äfee;
6, 6, 7 ober 8) ©eibe;
8 ober 9) ©reefdjbradje;
9 ober 10) ©interforn;
10 ober 11) ©ommerforn.
©iefe 3?rud)tfotgen mit einer fo feftenen ©ieberfeljr ber Düngung fommen
aflerbings nur auf ©oben . ber fdjtedjteften fttaffen oor unb bei ungenügenber
©iefenpdje.
£)ie äötoliajimln befielen an* ben entfernt Dom £ofe liegenben Ädern
mit ©oben ber fd)ted>teften ©efdfjdffenljeit unb oon geringem Sraftjuftanb. @ie
werben in ber Kegel nur mit ben @df>afljorben gebfingt unb tragen nadj ber
1) ©ract)e, roefdfje mit ben ©djafen ge^orbet mirb:
2) ©interforn;
3) ©ommerforn;
4 &i« 6) ©eibe.
©erben fie gar nidjt gebüngt, fo nimmt man nur aüe ffinf, \ttiß 3al)re
eine 9?oggenernte nadj ben ©eibejaljren.
Obgteidj bie medttenburgifdje $oppefa)trtl)fd()aft barin SJorjfige oor ber
reinen ©reifelberroirtfdjaft Ijat, bafj fie ba$ ©iel) im ©ommer auf ben eigenen
Stdterfänbereien ernährt, mithin auStoärtiger ©eiben nidjt bebarf; ferner jur
Kraftoermeljrung für ben Sörnerbau ftdj ber ©eiljötfe be$ ©eroeiben« bebient;
burdj bie Währung, meldte ba$ 33ief) auf ber ©eibe finbet, o^ne großen
ärbeitSaufroanb einen Srtrag oom ©oben liefert, unb alfo bie wenigen fträfte
roeld)e oor^anben jinb, gur forgfältigen ©earbeitung einer Keinen, burdf> birelte
Düngung unb burd) ©eibebfingung bereidjerten Städ)e oerroenben famt, —
fo I)at fie bodj audj nod^ mehrere 9todf>teife ber förnerbauenben $)reifelber*
roirtfdjaft. ©ie liefert fein genügenbe« Kraftfutter für ben ©inter, fefet alfo
nottoenbig ©iefen oorauS, unb e$ ftnb bei iljr ttidjt aüe Vorteile be$ Statut*
toed^fefö gu ergielen. £)er größte SSortourf aber, melden -man ber meeßen*
SJtörfiföe Äoweforirtföaft. 191
t>urgifd)en Äoppelroirtfdjaft mad&en tarnt, heftest barin, baß ber 93orfct)uß,
roeMjeu jie verlangt, um axß ber reinen, armen Dreifelberroirtfdjaft gu Ujr
übergugefyen, ein feljr großer ift. Um mid) ntdjt gu roieberljolen, roerbe idj
ine« näljer bei ber fotgenben SßtrtfdjaftSart ausführen.
3) Die märfifdfje Äoppelroirtfdjaft.
9Kan fann biefetbe mit SHedjt afö eine befonbere Strt ber ffietberotrtfdjaft
begegnen, roeil fie oon ber in £olftein unb SRedttenburg üblichen barin feljr
Derfdjieben ift, baß fie ben $a<ffrud)tbau nict)t nur in iljre £auptfdjläge auf*
nimmt, fonbem barauf gerabe ba« ©efteljen unb Stufblüfjen ber gangen ©irt*
fdjaft grünbet.
©efanntlid) ift ber £a<ffrudjtbau, oorgügltd) ber Sartoffelbau, Don ben
4?auptfcf}lägen ber Dörfer befdfjriebenen Soppelroirtfdjaften entroeber gang au«*
geföloffen, ober er roirb bodj nur ate ein notroenbige« Übel betrautet. Den
UJiarfern gebührt ba« 25erbtenft, bie gegen ben Sartoffelbau, in betreff ber ba*
tmrd) bebingten ©obenerfrfjöpfung, unter gelehrten unb praftifdfjen Sanbroirten
l)errfcf)enben SSorurteife tljatfädjlicij roiberlegt gu tyaben.
©eitbem burd) bie Srfaljrung beroiefen ift, baß bent Sörner* unb ©trofc
. gewinn bnrdj ben Äartoffelbau, bei Smljaltung einer paffenben ftrudjtfolge lein
©ntrag gefdjieljt, tyat man ein unfehlbare« SDWttet, mit £)ülfe ber eigenen
©obenergeugniffe eine arme ober erfdfjöpfte ädEerroirtfcJjaft in ber möglid)ft
furgeften 3eit gur ©elbftänbigfeit gu ergeben, unb oljne große Opfer weitere
Sortföritte burdj SSerme^rung ber ©obenfraft angubaljnen.
Diefer große grfolg beruht auf ber I^atfac^e, baß burdj paffenbe Snoüen*
unb SBurgelgeroädfjfe auf fanbigen ©obenarten unb auf einer gegebenen gtädfje
unbebingt bie größte 9Raffe tierifdfjer 9laf)rung ergeugt wirb, roetdje jebe anbere
^Jrobuftion auf folgern ©oben in ber Sieget um ba« SJier* unb ftfinffadje, oft
aber in notfj größerem SWaße überfteigt. äBenn e« alfo ein SWittet giebt, ben
tlnbau ber ©ef)a<ffrüct)te mit bem bisherigen ©etreibebau in foltfjer SDBeife gu
oerbinben, baß oon bem lederen ein ebenfo große« ©eroidfjt oon oerfäuflidjen
fiörnera erlangt roirb, tme fonft ber ftall ift, fo roirb bamit ber günftige
©nftoß biefe* Slnbaue« für obige 3roede außer 31Deifrf gefefet.
Diefe« 50Httel beftefjt barin, baß ber. 2fabau ber SBurgelgeroädfjfe in einer
groedmäßigen ftolge mit ©etreibebau ftattfinbet, roa« auf mageren, fanbigen
4Bobenarten am fidfjerften burdfj abroedjfelnbe ©eroeibung erreicht roirb. @« ift
erroiefen, baß bie fpöt reifenbeft ©urgelgeroäd^fe, befonber« bie Kartoffeln,
fdfjledjte 33orfrücJ)te für bie Sßinterljalmfrüdjte fxnb. Dagegen, gebeiljen bie
festeren niemals beffer, atö nadfj ber SJradjbearbetorag be« mehrjährigen
Dreefdje*. 95$enn man alfo gu Sartoffeln büngt, narf) biefen eine ober työdjften«
groei #@ommerfomfaaten nimmt, unb ba« Sanb bann meljrere Saljre gur Söctbc
192 gru^tfotge unb gdberateüuttß.
liegen lägt, fo ift ba$ ©ebeüjen be$ SSHnterfomS nadj bem meljiTjäljrigeir
©reefdj ganj fidler gefteöt
Übrigen* erinnere man fid), baß tyier nur üon ber ©nridjtung fotdjer
fetbftänbiger SBirtfdjaften bie Siebe ift, roetdje ©oben ber öier legten Klaffen
fyaben. @oü auf biefen ©obenarten bie £)reifetberroirtfd)aft betrieben roerben,
fo ift öon außen Ijer ein ungeheurer 3ufd>uß öon Kraftfutter erforbertidj, roo*
burd) ber größte £eil be$ Reinertrages Dom eigentlichen 2ftferbau öerloren geljt.
Slnbere ©eiberoirtfdjaften, auger ber märfifdjen, öerminbern nur biefen ©ebarf
an Kraftfutter, aber fte machen iljn nidjt ganj entbeljrlidj.
9tyr butdj SBerbinbung be$ KartoffetbaueS mit ber ©eroetbung
bei SanbeS ift bie SDiögtidjfeit oorljanben, ben ©oben ber öier testen 2Wer~
Haffen fetbftänbig mit ©orteil anjubauen.
Srudjtfolge für ben ©oben ber VII. Klaffe in neun ©djfägen:
1) Kartoffeln, rooju ftarf gebüngt roirb;
2) Sommerroggen;
3).§afer.mit Klee;
4 bis 6) Seibe;
7).®reefdjbrad)e;
8) ©interforn;
. 9) §afer unb ©udjroeijen.
ftrudjtfotge für ©oben ber VIII. Klaffe, unb jroar für biejenige Stbart,
roeldje ate naffer, magerer Sfyrn*. unb Seljmboben bejeidjnet roorben ift:
1) Kartoffeln, aud) @te<fc ober Kohlrüben;
2) £afer;
3) grbfen mit Klee unb ©räfern;
4 unb 5) SBeibe;
6) $)reefdjbrad)e;
7) Joggen;
8) $afer.
©ei feljr gemifdjten .©obenarten, roie fte in hügeligen ®egenben nidjt
fetten oorlommen, roo ber größte Seil ber SWerpdje ber VII. Klaffe angehört,
aber aud) ©oben ber IV., V. unb IX. Klaffe fid) öorfinbet, ift oljne 3tt)eifcI W*
©erbinbung ber märfifdjen ©eiberoirtfdjaft mit ber ©tatlfütterungsroirtfdjaft
am regten $la$.
3n elf ©plagen:
1) Kartoffeln unb Stuben, rooju gebüngt roirb;
2)®erftc'(b.^neKteefaat;
3Käl)eftee;
Srbfen;
» { b.
4) 1 1
2Rfirfifd>e äowefonrtfcfjaft. 193
§afer;
»loggen;
5) 5ta$e, gebangt;
6) SBfnterforn;
7) ©ontmerforn mit weißem S(ee;
8 unb 9) ffieibe;
10) 35reefd)erbrad)e;
*11) Sßinterforn.
£>iefe Startfolge tft auf einem ©oben, roetdjer fixerer SBinterforn ate
©ommerforn trägt, ju empfehlen.
Sßäljft man jroötf ober breijefjn ©cfyläge, fo tft bie Slbönberung nur nxu
bebeutenb. 3m erften ftatte erfjcift man -~j SBeibe mefjr, im jmeiten fann
man nadj bem SBinterforn in 12) nod) eine ©ommerfoxnernte nehmen, unb
bie grudjtfolge ift bann:
oon 1 bis 9) nrie angegeben;
10) SBeibe;
11) ©reefdjbradje;
• 12) SBBinterforn;
13) ©ommerforn.
ftinbet man fidj bewogen, bem £arffrudjtbau auf fo gemifdjtem ©oben
ba$ Übergerotdjt ju geben, fo geföiefyt e$ mit JBerüdfidjtigung be$ Strome*
roinne« auf folgenbe SGBeife am jroedmäßtgften :
1) Sartoffeln, rooju gebüngt roirb;
2) '©erfte unb* Sommerroggen;
3) ßrbfen unb Sudjroeijen;
4) Joggen;
5) Kartoffeln, rooju gebangt roirb;
6) Oerfte ober §afer mit rotem ober meinem filee;
7) 3Käf)eHee unb SBeibe;
8 unb «) SQBeibe;
10) £)reefcf)brad)e;
11) SBinterfom;
12) ©ommerforn.
. @eit einigen Saljren Ijat auf ben fanbigen Sobenarten bie gelbe Suptne
att 93orfrud)t oor bem SQBinterroggen eine große ©ebeutung erlangt, ©te über*
trifft an grgiebigfeit bei weitem ben £htd)roeijen unb ©pörgel, meiere man
fö$fjer allein ate 3roifäjenfrüd)te ber Jpafatgeroädjfe auf ©anbboben fannte;
no$ mistiger aber feinen iljre ©genfdjaften ate oorbereitenbe grudjt für'
ben nadtfotgenben ©interroggen ju fein.
Äoppc. li. Auflage. 13
194 grudjtfolge unb gelbeinteifang.
Über ben Übergang au* einer fehlerhaften Sfrud&tfotge nnb §etb*
einteilung in eine anbere ftrudjtfolge, nritt idj fc^liegltc^ nod) einige ©orte fagen.
9faf ©oben ber oier erften Slderftaffen ift Jebe ©eränberung in ber gelb*
beftetomg leicht au«gufttl)ren.
©n fotdjer ©oben l)at bie gö^tgfeit, alte grüßte, meldje ®egenftanb be«
äderbaue« in Deutfdjlanb finb, ju ergengen, unb e* ftnb fetbft bei ^flanjen,
bie nad). unpaff enben ©orfrüd(jten angebaut werben, oölltge SKijjernten nidjt
ju beforgen.
3luf ben geringeren ©obenflaffen bagegen, unb bei feljr ungleichartiger
©efdjaffenbeit be« Stderboben« l)tojirf)tlidj feine« tulturguftanbe«, ift jeber
Übergang gu einer oerbefferten gtudjtfolge fdjroierig unb in ber {Reget mit ent*
fdjiebenem SJerfoft in ber (Sinnaljme an barem (Selbe oerbunben. Denn ber
3n)ed einer oeränberten gelbehtteitung fann bei oerftänbigen Sanbroirten fein
anberer fein, al« ein beffere« SJetfjättni« groifdjen 2lu«faugung ober GrfdijÖpfung
be« ©oben« buref) ben 2tnbau unb berjenigen ©eljanbtung Ijerbeigufltyren, roo*
burdj bemfelben bie ftäljigfeit oerlie^en wirb, roieber reidjlidje Smten gu liefern.
G« rotrb alfo entroeber eine ©d^onung ber ©obenfraft burd(j SSerminberung ber
©aaten unb burd) mehrjährige ©etoeibung be« äder« ftattfinben, ober e« mu£
bie Düngermaffe burd) gutterbau bhreft oermeljrt werben. 3n beiben Satten,
tyanbelt ber Sanbrotrt roie ein ©efdjäft«mann, melier gwn befferen betriebe
feine« ©eroerbe« neue« fiapital anlegt
@« giebt freiließ ftälle, roo fotdje SJeränberungen ol)ne Opfer an baren
©nnaljmen gu beroerfftetligen finb; g. ©. roerm gerobete« ftorftlanb ober eine
bi«ljer al« SSeibetanb benufcte fttädje aufgebrochen unb mit gu bem 2ttfertanbe
gegogen werben fann. Unter biejen Umftänben ift e« möglich, eine Dreifelber*
nrirtfdjaft ol)ne SJertuft begügtidj ber taufenben (Sinna^me in eine SBeiberoirt*
fdjaft umguroanbeln. 2Mein e« ift bodj immer nur al« 3ufaö Ju betrauten,
tpenn auf einem Sanbgute folctye bi«l)er fdjledfjt benufcte ©runbftüde angetroffen
roer&en. Die geroöljnlidje Dreifetberroirtfdjaft auf fdjtedjtem ©oben gemährt
an unb für fidj fein berartige« §ülf«mittet. *
2lm foftfpieligften ift ber Übergang au« einer armen Dreifdberroirtfdjaft
in bie medtenburgifdje Äoppelnnrtftfjaft, benn l)ierbei fann man allein oon ber
3eit, alfo nad) unb nad) eine SBirfung erroarten. Die änfammlung oon
größerem JReidfjtum in bem Slderboben burd(j bie ©emeibung fann erft nadj
einer Steige oon Sauren in ben Srfdjeinungen beutlidj hervortreten. 3m erften
Umlauf erfolgt eine atlmäljiidje Slnfammlung ber ©obenfraft unb erft im gmeiten
wirb biefetbe einen größeren Äömerertrag bewirten. @« oergeljen alfo immer
ein, aud) rooljt groei Degennien, beoor bie medfenburgifd&e Äoppetotrtfdjaft
größeren Srtrag an (betreibe liefert.
Die SJerminberung ber 2trbeit«foften unb bie beffere SSieljnufcung auf ber
oermeljrten 2£tfbg finb fretlidj al« ein ©ennnn angufeljen, welker fogfeidj er*
Übergang au« einer ©irtföaft in bie anbere. 195
langt nrirb; ba aber bei ber SBerminberung be* ftörnerboue* auf bem erf köpften
4öoben ein geringerer ©trotyertrag unoermeibtidj ift, fo l)at bie 33iel)ljaltung, fo
feljr ftc im ©ommer bur<§ bie größere SBeibefläd(je begünftigt roirb, bei ber
ffiinterfßtterung mit größerem ©trofpnanget, ate oorljer, ju ffimpfen imb ein
Seil jene* ftdieren ©eminn^ gebt burcb bieten ebenfo' fufieren Slu^faü uerloren.
«fettiger foftfpreUg ift ber Übergang au« emer amen X)reifelbem)trtf^ft
tn bie marlifdje Äowelnrirtfdjaft Die lefetere üerroenbet ben Dünger üorjugfc*
toetfe ju ftartoffeln ober anberen Sßurjetgeroädtfen. Da aber biefe grüßte auf
ben fdjledjteren ©obenflaffen unbebmgt einen feljr fieberen unb aud) auf einer
. Mummten f^Iäd^e einen überaus Ijotyen (Ertrag an tierifd>er Statyrung liefern,
f o Ijat man bamit fogteidj einen (Srfafe für ben ber glätfje nadfj eingefd>r8nften
ftörnerbau.
3ft man im ©efifc Don Sßiefen, fo mirb ba« burd> ben Äartoffelbau ge* .
zvonnene SJteljfutter ben SSerluft an '@trolj in ben ÜbergangSjaljren erfefeen
unb bie SMeljnufcung mirb jebenfatte einen ersten Srtrag abwerfen, ©efinbet
fidj aber ber Sanbtoirt in bem §aße, leine Sßiefen ju beftfeen unb ba« §eu
laufen ju muffen, fo roirb er fein £anbroer! fd)led)t oerfteljen, roeun er nidjt
bereit« in ben Übergangenen au« ber Dreifelberroirtfdjaft in eine märfifdfje
Äoppelmirtfc^aft burd) ben äartoffelbau baren Vorteil fidj }u oerfdfjaffen toeiß.
Diefer große 33orjug ber märfifdjen Äoppeliütrtfc^aft giebt ftdj fo entf$ieben
gu erlernten, baß man jtd) nur rounbern muß, roie alte Vorurteile gegen bie
Aartoffelffitterung einer*, foroie begüglid) ber fiSrner* unb ©tro^erjeugung
• anbererfeit«, fonft feljr oerftänbige ganbroirte oerljinbero, biefer ' Sfebbenufcung«*
roeife ®ered)tigteit roiberfaljren ju laffen. 9lnx in bem Säße, wenn man bie
Crjeugung oon ffiinterforn ate legten unb emjigen 3roecf be« 2töerbaue« an*
fiefjt, läßt fid) mit ®runb gegen bie SBeiberoirtfdjaft in SJerbinbung mit £alm*
frud>tbau etroa« einroenben. ©er aber möglidjft l)of)e Erträge oon SRaljrung«*
mittein für üttenfdjen unb SBiel) auf ber geringften glädje unb l)8^ern ©enrinn
überhaupt ate 3iel be« äderbaue« oerfolgt, ber roirb biefe« auf magerem
Stoben ber geringeren Stoffen am ftdjerften * burd) (Bnfüljrung ber in 9tebe
fteljenben Sßetberoirtföaft erreidjen.*)
Auf folgen ©obenarten gebeüjen anbere guttergeroädjfe, roeldje man früher
<il« SWittel empfahl, um einen leeren ftulturjuftanb be« ©oben« ^erbeijufüljren,
nidjt in bem ®rabe, baß ber angegebene 3roed burd) fie ju erreichen wäre.
Die ate 9Wäl>efutter nad) frifc^er Düngung angubauenben ©eroädjfe, tote Sßiden*
<jemenge, ©udfjtöeijen unb ©pßrgel, geben auf ben geringeren ©obenflaffen
einen fo fd>road>en Srtrag unb finb" fßr ben nadtfolgenben Stoggen ^ier fo
*) 8Ber über btefen ©cgcnjlonb einige t>ergtei$enbe Beregnungen na^Iefen will, ben
t>enoeife t^ auf meine im gmeiten ©tflef bt9 XIX. ©anbe« ber 2Rö g linken tomtilttt
^ette 337 bcfinbti^eflb^anblung: Sie reguliert fttf> bie fianbrente, menn ©oben t»on geringer
Ciiarttöt in Serbinbung mit @$affjattung bewirtf^aftet wirb?
13*
196 gnt^tfotge unb gelbetntetlimg.
f cfyledjte SJorfrüdjte, baß häufig beibe (Sroten, nad) 21b jug ber oermefjrten ©n^
faat«* unb SCrbeitÄoflen, leinen Ijöljeren {Reinertrag gewähren, afö ber Joggen
allein nad) reiner ©ratfje unb frifäer (Düngung gewahrt Ija6en würbe. ®£
ift baljer oon folgern SJerfaljren eine roefentlid&e SSermeljrung ber SCderfraft
nidjt gu erwarten.
©eitbem ber ätabau ber ßupinenarten eingeführt roorben ift, l)aben wir
für bie geringen SSderffaffen ein 3wifcf)engewäcf)$ ber £atmfrü<$te fetmen ge*
lernt, wetdje« bie bteljer bagu benufcten tuett übertrifft, befonber« be«l)afb, weit
ba« ßupinenftrolj für biejenige SSieljart, lDeld^e auf beut mageren unb büvren
©anbboben im ©ommer genügenbe 9ialjrung fittbet, nämlidj für ba« @djafr .
in ber Sffiintergeit ein guträglidje« gutter liefert.
Sei jebem Übergange gu einem meljr fdjonenben ©Aftern, gelje man lang*
. fam gu ©erfe unb reiße nidjt alle« nieber, beoor etwa« beffere« begonnen
ift. 35orgug«weife hatxt man in ber Übergang«geit Joggen an, um nidjt $u
große 3fo«fätte an ©trolj gu ertetben, unb oerwenbe bie größte ©orgfatt auf
bie öefteüung btefer Srudjt, wofür fie in ber SRegel feljr banfbar ift.
£)ie erfdjöpften gelber übertaffe man bei (Sinridjtung einer 2Beibewirtf<$aft
fofort ber ©eweibung unb beginne mit bem Slnbau ber Kartoffeln auf folgen
ädern, weldje nod) in leiblichem Äraftjuftanbe fid) befinben. Sei bem um*
gelehrten S3erfa^ren erfangt man gwar beffere SBeibe unb hierauf einträglichere
©etreibeernten, aber e« bauert gu lange, beoor man biefe Vorteile erreicht, wo*
gegen ein reidjer Sartoffelgewinn bie 3lu«fä(fe ber Übergang«grit tragen fyitft
unb burdj 93erfütterong gur Srljöljung ber Sobenfraft mitwirft.
3nr ajermittberung ber Äoften be« Übergange« ift e« wefentlid), baß ba*
mit gugteidj bie Stnfdjaffung bedienigen 5Wu^t)ie^ erfolge, woburef) man bie
oermetjrte SBeibe unb aud> ba« übrige SRufeöielj beffer verwertet. SBenn ftutter
für SSie^ oorljanben ift unb teuere« fe^It, fo entfielt ein 3»ißt>erl)äftm«, welche*
ein oerftänbiger Sonbwirt ntc^t wirb eintreten laffen.
gffir bie (Sinrtdjtung einer oerbefferten SBirtfdjaft auf ben geringen 8Wer*
Haffen Ijat bie 3tterinogttdjt ben günftigften öinffoß geäußert. 5Durdj eine gwe<t*
mäßige SSerbinbung biefe« 2Birtfd)aft«gweige« mit bem Sttferbau ift in ber 3«*
ber fyoljen ffiottpreife ber Übergang au« einer armen ©reifetberwirtfdjaft in bie
märfif$e Sßetbewirtfdiaft häufig mit ©ewinn an barem ©eibe bewirft worben.
£)ie SRatur bietet audj meiften« in ben tjügetigen ©egenben, wo ber Der*
armte Stöerboben in größerer Äuäbeljnung angetroffen wirb, in bem SKerget
ein wMfame« SDättel bar, mit beffen Jpilfe oft in fürgefter 3«t ein befferer
3uftanb be« gangen SWerbaue« ftdj herbeiführen läßt.
IV. Vorbereitung bee ^Ltkcrbabeno jut ^ufnaljme ber Maaten.
Die SIrbeiten, burd) roetctye i>er ätöerboben gut aufnähme ber ©aaten
vorbereitet wirb, betreffen:
bie Urbarmachung unb 23erbefferung ber 2töerfrume .burdj Aufbringung
anberer (Srbarten;
bie SJeacfenmg be$ Selbe«;
bie Düngung beäfelben;
imb foflen im fotgetlben näfjer erörtert werben.
«
23on ber Urbarmachung be« 33oben$ unb ber SBerbefferung ber
Acferfrume burdj Aufbringung anberer ßrbartetf.
Die (Srboberflädje ift im ttrguftanbe nod) fein hraudjbarer Acferboben.
<Steine, SSäume, ©efträudj ober fonftige rotfbroadtfenbe ^ßflangen oerljtnbem bie
Anroenbung ber Acferrocrfgeuge. Ofyne Sntwäfferungägräben fammett fidj ba«
avtö ber Atmofoljäre nieberfaflenbe Sßaffer an einjelnen Stellen an unb oer«
birbt bie ©aaten. Die Arbeit, roetdje man gum 3roe<f ber JBefeittgung biefer
natürlichen $tnbemiffe be« anbaue« oomeljmen muß, ift ba«, wa« man unter
Urbarmachung be« ^anbe« oerftetyt.
Die Sntroafferung einer gum Acferbau beftimmten ftfödje mug aßen anberen
arbeiten ber JUrbarmadjuug oorangefjen. Die angebauten ©eroädjfe verlangen
jroar ein gewiffe« 9Äafc oon geudjtigtett in ber Acferfrume, aber fte ertragen
leine gu große Anhäufung be« ©affer«. SBenn man bei einer urbar gu madjen*
ben $l&ty nidjt mit ©tdjerfjett auf' bie Ableitung be« Sßaffer« rennen fann,
fo ift e« niemal« empfel)ten«n)ert, fofd(je bem Acferbau gu ralbmen.
(Sine fadjgeutäg aufgeführte Abwägung be« ©efälle« foltte bei jeber Ur*
barmndjung Don niebrig gelegenen ©runbftücfen immer guerft vorgenommen
werben. @et)r mistig ift aud)/ bafj man über bie SBirfung naffer Saljrgänge
•ßrfunbigungen eingießt, unb fidj nidjt burdf) ba« ©erhalten in mehreren auf*
emanber fotgenben troefenen 3al)ren tauften lägt. 6« ift eine befannte £ljat*
fadje, bafc bie SBBitterung oft mehrere Saljre l)intereinanber einen oorljerrfdjenb
198 ©orbereitung be« ttcferboben« jur aufnehme ber booten.
troefeuen, unb bann ebenfo lange roteber einen naffen ©jarafter Ijat. ©an$
anberä aber erfc$eint ein ©ruubftfid int ©erlauf ber trodenen, ate im ©erlauf
ber naffen $eriobe. Die (Sntrottfferungtarbetten ftnb nic^t oottftänbig, meint
babei nidjt anf ben 3uftanb tiaffer 3aljrgänge SRücffi^t genommen morben ift-
©runbftüde, Don benen ba$ ©äff er felbft bei mäßig feuchter Sßtttenmg.
nidjt abjuteiten ift, benufct man am beften ate SBiefe ober Sßeibe. an fotdje-
bie Soften ber Urbarmachung }u roenben,.ift nidjt ju empfehlen.*)
Sefanntfuf) beginnt man in bisher unbebauten Sänbero bie ftuttur ^äufig.
mit bem abbrennen 8er Sßälber. 3n Deutftfjtonb lenne idj feine @egenbr
roo ein berartige* ©erfahren jroetfmäßig märe. (2& roirb bei un* ba$ ©tatnuv-
Ijotj überaß roemgften« fooiel Sßert Ijaben, baß ba«fetbe bie Arbeit be« gäüen«-
unb StbfaljrenS bejap madjt; man rotrb IjödjftenS bejügßdj ber fdjroäd&erett
3roeige biefen furjen 2Beg ju iljrer Entfernung einklagen.
*) 3m obigen ftnb ber (Sntwäfferung be« Äulturboben« nur wenige Starte gewibmet-
3ur (Ergänzung will td) einige« bie £f>eorie ber Drainage betreff enbe beifügen, b. $. ber*
jenigen 3lrt ber ©ntwäff erung , welche in neuerer 3eit eine fo große ©ebeutung erlangt fjat
unb borin befielt, bog man @trange oon 22)onrö(>ren (2)rainröbrcn) 3—5 gut tief in ben
©oben legt unb auf biefe Söeifc gu ieber Sa^re^geit bat etwa im Überfluß twr^anbene ober
ftd) anfammelnbe ©affer au« bem Untergrunb rafd) ableitet. 2>a bie Äöljren mehrere gug
^oä) mit (Erbe bebeeft ftnb, fo wirb baburd) bie ©eftellung be« Sfcfer«, fowie bie Arbeit ber
(Srnte nidjt im geringfien gehört, roifyrenb bagegen, wenn bei ber ftntdge atte« erforber(id)e
beobachtet worben iß, burd) eine fola)e £ro<fenlegung be« ©oben« für bie Guantität unb Dua*
lität ber (Erträge große Sorteile erjiett werben. Sefctere« ift gewtffermaßen felbftoerftaubltd)r
benn e* wirb baburd) ba« Übermaß bon geuä)tigfeit, bie ftafenbe Sfcäffe, wela)e fo überaus
fc§äblid) auf ba« S3&ad)«tum ber Äulturpffongen einwirft, jeberjeit rafd) unb twttftäubig entfernt
unb anbererfeit« lägt ftd) aud) leitet nad)wetfen, baß babei niä)t etwa ein ju rafd)e« unb ber
Segetation f$äbüd)e« 3fa«trocfnen be« ©oben« ober eine irgenbwie wefentlid)e (Sntaie^ung ooit
lonbwirtfd)afrttd) widrigen $ffonjennäfjrftoffen gu befürchten if!. $>ie ©orteile einer gut au«'
geführten Drainage ftnb Dor)ug«weife folgenbe: 1. 2>er ©oben wirb wärmer, wa« um fa
wichtiger if!, al« bie meiften Äulturpftonjen gu u)rer toofflommenen (Sntroufluug einen 3temli$
tyofjen ©ärmegrab im ©oben wie in ber nmgebenben Suft verlangen unb oft burd) bie 3)iä)tig*
fett ber ©eböflerung in rauhere, iljrem ©ebenen weniger günftige Älimate Ijineingebrängt
worben ftnb. ©ei ber ©erbunfhmg Don SÖBaffer wirb befanntTtd) fe^r biet SBärme gebunben.
unb alfo ber Umgebung endogen; e« läßt ftd) berechnen, baß 100 ^fb. (5rbe burd) rafdp*
©erbunfien öon nur 1 $fb. Iföaffer eine flbfü^lung um 6—8 ° C. erleiben würben. Huf
brainiertem ©oben fließen aber in einem Safjre t)on ber glöd)e eine« borgen« nid)t feiten 1
bifi über 2 SDZißionen ^funb Gaffer burd) bie 2)ratnrö^ren ab unb e« wirb ba^er aud) ent-
fpred)enb weniger geuä)tigfeit in bie umgebenbe Suft oerbunflen. 2>er ©oben wirb femer na<%
ber Drainage burd) bie ©onne beffer enoörmt; bie oberfte @d)id)t be«felben nimmt unter bent
(Sinfluß ber btreften @onnenftra^len eine Temperatur an, welche bie ber 2uft mand)mal um
10—15° überßeigt, unb bei einem ftarten «egenfatte bringt biefe SBärtne mit bem SBkiffev
rafä) in bie £iefe ein, wifyrenb fte bei noa) bor^anbenem Übermaß bon Waffe großenteil« oo»
ber Oberftädje be« ©oben« gleid)fam abfüeßt. (S« muß auf biefe SBeife aud) im grü^ja^r bie
Sßinterfälte leid)ter qvl9 bem ©oben entweichen, wenn bie überfd)üfftge SBtnterfeud)rig!eit baO>
au« bem Untergrunbe entfernt wirb unb bafür wärmere« ^egenwaffer in bie STtefe berftnft.
2. 3)er ©oben wirb burd) eine jwecfmSßige Drainage gefünber, benn bie unter bem (Sin«
Urbarmachung be« Sanbe«. t 199
Sine anbete ftrage ift es, roenn SSBalbgrunbftüde in äderfonb umgeroanbett
werben: ob man bie ©töcfe fämtfidj auSrobeu ober nur bie Heineren ent*
fernen nnb bie größer* fielen faffen, nnb beten 3erftörung burdj bie 3eit er*
©arten jott? — ffiinige beobachten ba* (entere 33erfal)ren nnb ädern jmif^en
ben ©töden. ©tarfe ®d>en unb JBudjen ftnb aßerbingS bei einem gefnnben
3uftanbe biefer Säume nur mit groger änftrengung ju toben, nnb mo ba*
$o(? geringen Sß'ert fyrt, ba überfteigen bie Äoften ber Sirbett oft ben Sßert
be* $olje*, roetdje* gewonnen rotrb.
ffienri man aber bie ©djroierigfeit be$ Ädern* jnrifdjen ben Jöaumftöden
■
unb ben unöerraeiblidjen 8?uin ber ©erzeuge fat änfdjfog bringt, babei audj
erwägt, baß 10 bi* 15 3atyre oergefyen, beoor bie @töde Derfanten, unb baß
man jufefct bodj immer no$ Arbeit anroenben muß, um fie ganj ju entfernen:
fo roirb man ftdj in ben meiften ftäflen baffir entf Reiben , mit ber gänjßdjen
. —
fluß ber ftodenben 9täffe gcbitbetc ®äure, welche ein förmliche« ©ift ift für alle Äutturpffongen,
roirb nunmehr rafa) betätigt ober burd) ben erleichterten äütritt ber atmofi>l>ärifä)en 8uft un*
fdjäblidj gemalt, in fruchtbaren $umn« umgewanbelt. 3. Der ©oben roirb 1 oder er; et
ftnbet nidjt me$r ein ©erfc^lemmen beweiben ober .ein 3ufammcnfd)wimmen flott, wenn bie
überfa)üffige $eu$tigfett fofort abgießen fonn; ber &der behält Ret« feine (ödere unb frümelige
©efdjaffenljeit. 4. Der ©oben roirb tiefer; bei 9täffe int Untergrunb gießen fta) biefitorgeln
ber fangen meiften« nalje unter ber Oberfläche be« ©oben« f>in, fle töunen baljer nur aut
einer bfinnen ©rbfdftd)t bie nötige 9ta$rung entnehmen; bei reichlicher Düngung ber Kcfertrutne
erhalten bie $ffcmgen eine föroanratige, mei$rt$e ©eföaffenf^eit, fie befallen oft, lagern fta)
leiefy unb bie ftörner fönnen ftdc) niö)t bottfommen au«bilben. . 9htdc) ber Srocfentegung bringen
bie Sßurgeln weit tiefer ein unb erft bann ift eine tiefe Bearbeitung f überhaupt eine mtenftbe
fhtttur be« ©oben«' ntögli$. 5. Der ©oben wirb t gütiger unb reid)er; bie ^ßrogeffe ber
©erwefung unb ©erwitterung ftnb bur$ ben befferen antritt bon Suft unb ©arme, fowie bei
Gegenwart einer mäßigen, aber meljr anljattenben geuctyigfeit befä)!eunigt; bie natürliche grudjt*
barfeit ift baburd) erfjöljt, bie borljanbenen *Pftongettnäljrftoffe werben beffer gelöft, anbere in
größerer üttenge au« ber Sttmofafjftre abforbiert; bie f amtlichen- Düngemittel wirfen beffer, fie
werben nid)t meljr burdj @äure gebunben, nia)t burö) gu große geudjtigfeit an ber 3erfettmg
gelnnbert ober bura) oberftä$ttä)e« ablaufen be« föafferfi an«gewafä)en. 6. Der ©oben enblia)
wirb in jeber #inftä)t fixerer unb loljnenber für bie Äultur; bie ©efteüung unb (Sinfaat
ift eine meljr geregelte, bon ber ©itterung meljr unabhängige unb frü^ehige; fe^r naffe unb
fefp trodne 3a^rgänge finb weniger gefälptia); bie ©efteQung, namentlich hn grü^jcu)r, femn
oft um 2—4 SGßodjen früher borgenommen werben, al« bor ber Drainage, baburd) ift bie
©egetationegeh verlängert, bie ^flange tonn fta) beffer beftoefen unb in allen tyren Seilen bott*
fommener entwicfeln, unb aua> bie (Smte beginnt alöbann etwa« früher. — Den angebeuteten
©orteilen einer paffenben Drainage fielen feine irgenbwie wefentlic^en 9^act)teile gegenüber,
namentlia) tfi.ni$t ettoa ein gu rafd>« Sfoötrodtnen be« ©oben« gu befürchten, ©toefenbe
92äffe ber^inbert, wie fa)on erwähnt, ein tiefere« Einbringen ber ©targeln, ein baran leibenber
©oben ift. gerabe am meiften ber Qefafir be« 9u«börren« au«gefe(t föenn au$ hn ©erlaufe
be« €>ommer« bie ftoctenbe 9föffe tiefer ftnft, fo finb bie $ffongen bann meiften« fdjon in ber
Vegetation gu fe^r borgefa)ritten unb ber ©oben ift gufammengefa)wemmt unb berfa}loffen , fo
baß bie ©htrgeln aua) nad)trägfid) nic^t biet weiter ftc^ aitfbe^nen, bie fangen alfo bei an«
fjaltenber Dürre um fo letzter weiten. 3e tiefer ber ©oben gelodert, je feiner er gerfrümelt
9, um fo tiefer bringen bie Surgeln fdwn ber gang jungen fangen, ein um fo größere«
200 Vorbereitung be* Sfeferboben« jur Aufnahme ber Maaten.
JfaSrobung ber Säume bie Urbarmachung ju beginnen. %uä) tagt fid) bie
arbeit be$ SluSrobenS burä) ba$ ©erntet ber Säume beim SRieberretgen ber*
felben feljr erteiltem. £)ie Arbeiter erlangen balb etne grofce gertigfeü in
biefem ©efd>äft, fo bafc man bei irgenb mäßigen $ol)prei)en burd> ba$ @to<fc
fyo(j bie Arbeit be« töobeu* bejaht erhält. ®a bei fteinigtem ©nmbe bie
SBerfyeuge ber ^oljljaner ftarl angegriffen m erben, fo muß man freiließ Der*
IjStaiSmäfHg Ijöljere Söljne jagten ate bei bem geroöljnfidjen $oljfd)tagen.
• SMefetben ©rünbe, roeldje midj beftimmen, bie gänjttdje SluSrobung ber
Jöaumftöde bei bem beginn einer Urbarmachung ju empfehlen, fpredjen aud)
für Entfernung ber Ijinberlidjen Steine, beoor ber *ßflug angefefet rotrb. SBemt
man bebend wie oft ein Stein fdjon bei ber Sorberettimg be$ 3Wer$ ju einer
einigen ©aat l)inberfid) ift, baß er breimal bem Pfluge in ben 2Beg fomrat,
eben fo oft ber Sgge, nnb nachmals bei ber Srnte ba$ äbmffl&en unb Mein*
garten erfdjroert, fo rotrb man nidjt in 3roeifel fcw, was nwro Ju t!)un $**•
tftadj oöttiger (Entfernung ber fidjtbaren ©aumftöcte unb ©teine roirb bie erfte
Jöeaderung oiel roeniger toftfoieftg fein, nnb roeit biefelbe oottfornmen jroeel*
mäßig ausgeführt roerben lann, fo ift aud) ber Ertrag offenbar größer, ate
naefj einer öefteßung jroifdjen ©tubben nnb Steinen*)..
Sicferöoir wirb ber ©oben bilben für bie ben Sßffanjen befonberö jufagenbe „abforbierte" geuc^tig»
feit, umfomeljr wirb er ben 2#au in fla) aufnehmen, um fo weniger leidet toöttig au«rro<fnen.
Sud; eine für bie Äultur bebenftidje öntjielmng t>on $flangennä§rfbffen bura) *** w* bem
Untergrunb abfftegenbe 2)rainwaffer tann nicr>t frattfmben. 2)ie« wirb öerfnnbert burä) bie
„abforbierenben ©genfä)aften" be$ lobend (f. @. 133) , welche bewirten, bog im ©rainwaffer
r»orl)errfä)enb nur Äatf* unb SRatronfalje aufgelöft enthalten finb; bagegen faum ©puren Don
ben in lanbwirtfa)afttiä)er ^inftcr)t befonberö widrigen $ftangennäf)rf}0ffenr namentlich wm
Sfoimonial unb Sßlwäplwrfaure, öorfommen unb aua) bie SHenge be« Salto ift gegenüber ber«
jenigen beö Patron« faß immer eine nur geringe. 2)ie fatpeterfauren @alje fönnen freiließ
r*on bem burä)ftcfernben SBaffer (eidjt aufgelöfi unb au$geroafö)en werben; fte ftnb aber unter
gewöjjnlia)en Skrljäftniffen im Äutturboben feintfweg« retdjliä) borlmnben, fte bilben ftd) nur
attutatjlt^ wetyrenb ber wärmeren 3a^re^eit unb werben fafi augenblidltä) twn ber wadjfenben
ißflanje begierig aufgenommen, fo bag baöon auf ber glücke eine« 2Rorgen$ in bem jäljrficfc
abfliegenben 2)rainwaffer faum meljr ate 3—4 $fb., alfo eine faft t>erfä)winbcnb Keine Sttenge
enthalten ift. 2lu$natym$weife unb in einzelnen geiflen lann biefe Stenge atterbingö eine fe^r
beträchtliche fein, wenn nämtid) ber ©oben außergewöhnlich reia) ift an rafa) öerwefenbem
$umud ober wenn eine überaus rei$ti$e frifc^e 2)üngung mit ©tattmift ober mit fe^r fHcffioff»
faltigen, rafd) nertoefenben Düngemitteln ftattgefunben ^at. 2lber bann bleibt für bie be*
treffenbe Kulturpflanze immer nod) gleia^fam ein Übermag öon ©ticffloffna^rung )ur Aufnahme
verfügbar , obg(eia) man in folgen &u£nafmttfatten alle Urfaa^e l;at, ben augebeuteten 9er«
^ältniffen bura) eine paffenbe Sudwa^l ber Äulturpflanjen 9ied)nung ju tragen unb ba€ ab*
fliegenbe 2)rainwaffer wo möglia) nod) für bie ftewäfferong ber liefen gu benu^en, waö über«
^aupt in allen gällen. gu empfehlen ift. (W.)
*) Sßo^l weig i$r bag tf Seute giebtr welche behaupten, geioiffe ©obenarten würben
bura) gänjltd)e Entfernung ber «Steine unfruchtbarer. ^otä)e grunblofc Behauptungen Der»
bienen leine 8cad)tung.
Urbarmachung brt 8anbe$. 201
£>er ©eginn mit bcrartigen 33erbefferung«arbeiten ift freiließ für ben Un*
erfahrenen abfdjredenb, roeil fo lange, bi« bie Arbeiter einige Übung erlangen,
fel>r roenig befdjafft roirb. Sßenn man aber für bie erfte &eit einiger ©ebulb
fid) befleißigt, einen reiflich überlegten $lan beljarrlid) oerfolgt unb überalt fctbft
mit 3fot unb S^at bei ber $anb ift, fo befommen bie Arbeiter balb größere
Übung in ben ungeroofynten £anbgriffen unb bann roirb reid^Itc^ hoppelt fo
Diel oerrid(jtet, at« anfang«.
3d> (jabe an oerfdjiebenen Orten unb unter mannigfa^ roedjfelnben Um*
ftänben große Stäben urbar machen (äffen, unb e« Ijat fid) oorftetyenbe ©e*
fyauptung überall beftätigt gefunben. 3a id) fann fagen, baß bie Arbeiter in
t>er Sieget bie betreffenben arbeiten mit großem Shtereffe Derridjteten unb xa
ber Jpanbljabung ber (Steine balb eine foldje ©efdjkftidtfeit erlangten, baß bie
Urbarmachung fetbft gar nid)t foftfptefig mar. . ,
©inb bie Jpinberniffe ber Jöeatferung eine« SReubrudje« au« bem SBege
geräumt, fo ift gu überlegen, gu melden grüdjten berfe(be am oorteifljafteften fid>
m
benu^en läßt 9?ad) ber geroöt)ntid)en 2lnroetfung fott bie umgebrochene SRafen*
narbe mit £>afer ober ©udjroeigen befäet roerben. liefen 9iat fann id) inbeffen
na$ meinen Erfahrungen ni$t unbebingt gut Ijeißen..
. £>umofer, reifer ©oben, in meljr feudjter al« trodener Sage, giebt alter*
bing« einen reiben Srtrag an £>afer, roenn ber teuere feljr frül) auf bie ©d)roarte
flefäet unb burdj tüdjtige« Sggen eingearbeitet roirb. Umbruch oor bem Sinter
ober roenigften« im Saufe be«felben ift gum ©elingen biefer SJeftellung unertäß*
Iid>e Sieget. £)a«fetbe gilt Dom Ijumofen, feudjten ©anbboben. äöenn biefer
mit einer SRafenbede überjogen roar ober at« Sorftgrunb burd) ben 8aub* ober
9?abctabfatf, welcher in SBerroefung übergegangen ift, eine mürbe ©efdjaffenljeit
erhalten Ijat, fo roerben nadj einjährigem Umbruch 2)ud>roeigen unb $irfe einen
guten (Srtrag liefern.
Stuf 9ieutanb aber, roeldje« oorljer teil« mit §0(3 unb ©efträud), teil« mit
£aibefraut, gartenfräutern unb. anberen roilben ©eroädjfen beftanben roar,
namentlich roenn ber £l)on oorljerrfdjt, unb roegen ber Unebenheit ber Ober*
fläche ein gute« Umlegen be« SRafen« fdjroierig fidj beroerfftelligen läßt, — ift
eine ©ominerbradje ber einfäljrigen Seftettung roett oorgugieljen. Stuf einem
4Boben, roo bie 9Uffc nidjt Ijinberlidj roar, Ijabe idj ben erften Umbrudj in ber
Siegel gleidj nad) bem Sluftljauen oorneljmen laffen. 2Benn ba« ältere Stier*
lanb nod) gu naß für bie Bearbeitung ift, fann fotdje« s)ieulanb fdjon um*
gebrochen roerben. £at ba«felbe oon Februar ober 9Rärg bi« Snbe 3um
gelegen> fo ift bie Siafenfäulni« fo roeit oorgefdjritten, baß ein groeite« $pgen
Dorgenommen roerben fann. äßenn bie ßgge nadj jeber <Pflugfurd)e tüchtig
gebraucht roirb, fo roirb ba« ftarf mit Siafen überjogene Sanb mit oier, ba«
weniger beroadjfene aber mit brei fturdjen jur aufnähme einer SBinterfaat, am
beften Joggen, Ijinreidjenb uorbereitet fein.
202- Vorbereitung be* gcferboben* jur Sufnafjme ber ©aateu.
Senn man bei beut erften Umbruch für ein öottfommeneS Umlegen beS
9tafenS Sorge trägt, triefen fo flac^ rote mögttd) abfc^äü nnb mit ber groeiteit
fturdlje ttic^t eljer oorfdljreitet, ate bis bie 5Rarbe oerfatfft ift, fo gelingt bie
Jöeacf erungSarbeit attegeit, unb man tonn auf trocf ettem ® oben einer feljr reichen
SRoggenerute guDerfic^tlit^ entgegen feljen.
am fdjroierigften ift ber Umbrudfj eines mit $atbefraut bebecften JBobenS-
EeilS lögt er ftd() nidfjt ffod& beroerfftettigen, teils roiberfieljt biefeS ®ero8d>S ber
SäutntS in bem ®rabe, bog ber Umbrudj minbeftenS ein Satyr Dorljer gefdjeljett
mufc, beoor bie SluSfaat Dorgenommen roerben Tann.
9lad> ber groeiten rJurdje be« mit ^äibefraut übergogenen 9ieubrud}e&
roerben beim Sggen fo Diele Sßurgetn gum SBorfdljein tommen, baf? man in ber
Siegel jtd) genötigt fieljt, biefetben gu Derbrennen, beoor baS britte pflügen oor*
genommen roirb. Dbgteidjj. es meiftenS unmirtfc^nftlic^ ift, SRftdfftSnbe oott
fangen burd) fteuer gu gerftören, folc^e trietmeljr fämtitd) gur SDüngerergeugung.
Derroenbet roerben fottten, fo fann man bod) mit bem $aibefrqut eine Ausnahme
machen, roemi ber urbar gu mactyenbe Slcfer roeit Don bem äBirtfdjaftSljofe trfc
legen ift unb es gu foftftriettg fein roürbe, bie auSgeeggeten Sßurgefa baljin jit
fahren. 3ft bie Gmtferaung oon bem 3Birtfd)aftsl)ofe aber gering unb fann
man bergteidjen $aibefraut als Sinftreu in ©(fyafftötten Derroenben, fo roh* e£
in biefem Satte nadj einiger 3eit in guten Dünger umgeroanbelt. Die SfoS*
roürfe ber ©djafe l)aben bie Sigenfdfjaft, biefeS l|otgige, abftringierenbe ®eroä<f>£
gu gerfefcen unb 'gur ÜMlngung gefdjidft gu madjen. Die SütSroürfe oon anbereit
Vieren finb bei roeitem nidjt fo braudljbar für biefen 3roe& 3n ber kläffe
barf baS §aibefraut gar-nidjt liegen, fonft oergeljen 3af|r unb Sag, oijne baf
es im minbeften oon ber Fäulnis angegriffen roirb.
gs ift befannt, baf alles mit #aibefraut bebedte 8anb bem ©acutum
ber meiften angubauenben ^ffongen nachteilige ©genfdjaften befifct, unb e£
fdfjeint mir baS SSerbrennen beS auSgeacferten JpaibefrautS ein gutes SDWttel ju
fein, um biefe nachteiligen öigenfdjaften gu entfernen. £)er in bie Slfdlje gefäete
Joggen t)at mir geroöljnlid) einen reiben Ertrag' gegeben unb es roar aisbann
nichts oon bem bürftigen ©taub ber <&aat gu bemerfen, ber fonft auf $aibe*
lanb wahrgenommen roirb.*)
SBenn man baS SluSeggen beS #aibefrauteS im 3uli unb Stuguft bei ge*
eigneter Sßitterung oornimmt, fo* ift baS Verbrennen nidjt eben Toftftneltg. Die
JRafenftüdte roerben mit Warfen (9ied)en) unb ©abefo in Keine Raufen gebraut
unb an einem luftigen, feigen läge roirb baS ©rennen oeranftaftet £roei
SKänner, roetöje bas Übertragen beS Steuer* Don einem Raufen gum anberen
*) $ier mug iä) bemerfen, bog man nur öon einer biefen fltorbe, meiere au* ben SBur*
jeta beS $aibefraut$ ftd) gebübet f>at, Bfdje genug erhält, um banadj gute (Smten erroarten gu
fötmen. 9uf bürftigem ©oben ober loenn bat ^aiberraut früher Qbgeplogget worben rftr fc^ft
te an Material, jüefc^ce bie notuienbige 9fd)e gur gru^tbarma^ung liefern tonnte.
Urbarmachung beS ganbe*. '203
beforgen, fiSnnen triel feefdjaffen, menn ftc einige' ®efd)icflid)feit beftfeen. ©afb
nadj bem ©rennen lägt man mittelft ber ßgge bie afd&e Derteilen nnb ppgt
biefelbe ftodj unter.* $u bem 3medfe tnwf uum leine große JÖretmljaufen
machen, fonft müßte bie Verteilung ber Äfdje burdf) ÜJienfd&ert&anh gefdjeljen.
Stuf jebem ^eubradj, inmeldjem ba* #aibefraut oorljerrfdjenb mar, giebt
ber Jöudjroeigen, ber nadj bem Joggen gefflet mtrb, ntdljt nur einen befferen
(Srtrag al* ber $afer, fonbem jene $flange bereitet ben ©oben and) am beften
für ben Anbau anberer ©eroädtfe oor, benimmt üjm bie oben angebentete
fdjäbttdje ©efdjaffenljeit. 3m gaü e$ nidljt gelingt, einen SReubrud) ber genannten
8rt rechtzeitig gur föoggenfaat gut oorgubereiten, rate idj, benfelben im nädljften
Srüljialjr mit ©ud&meigen als erfter fjrudjt gu befSen. Diefe •StuSfaat barf
jebod) nid>t ju frül), feinenfall* oor Anfang be« SKonat« 3uni, oorgenommen
roerben, menn man auf eine ftdjere ffirnte rennen miß. Die Vorbereitung,
meiere idj gu Stoggen empfohlen Ijabe, ift audj bie befte für ben 35ud(jroeigen.
Senn ftdj ber Umbrud) be« SReulanbe* nur in ben Sommermonaten ausführen
lieg unb bie SRarbe nod(j nidjt Ijinreidjenb uerrottet mar, um ba$ Sanb gur
regten 3eit für bie töoggeneinfaat gu bearbeiten, fo tljut man mol)l, baSfetbe
ben JBinter Ijinburdfj liegen gu laffen unb bie groeite fturdje erft hn Styrit gu
geben, um mit bem 2tu8eggen unb Verbrennen be« $aibefraut« im Saufe be&
SRai oorgufdfjreiten. Der {Roggen ifl bann eine fefjr paffenbe 9iad)frud)t nadj
bem 39udjroeigen.
Da« Seiegen eine« fotdien ßanbe« mit ©djafljorben, nadjbem e« bie er*
mahnten gmei grüßte getragen Ijat, ift feljr gu empfehlen, um auf bemfelben
meitere gute ©roten gu ergielen ober ein reidje« Sßeibelanb §erguftetten. S«
fdjlt bem Jpaibeboben nidjt an Ijumofen teilen, aber e« fommt barauf an, bie*
felben gur ^ßflangennaljrung gefdfidtt gu madjen. Sfür tiefen 3medf ift nid)t*
fo rohrlfam, roie ber ©djafpferdf).
SBem baran gelegen ift, ben natürlichen SReidljtum be« 9leutanbe« groedf*
mäfjtg gu benufcen, ber muß ba«fetbe balb.büngen, unb nidjt ba« gumeilen be*
folgte Verfahren nahmen, monacij eine SReifje geljrenber (Smten oljne Düngung
bem 2anbe entnommen mirb. äfögefeljen baoon, baß man fjierburdj einen
ntc^t feljr reiben ©oben balb erfdljöpft, fo ift bie« and) nidjt einmal öorteilljaft
6in oon ber Sinmirfung ber atmofoljärifdjen Suft abgefdjtoffener ©oben roirb
fauer unb nimmt überhaupt einen 3uffcmk an, melier bem ®ebeil)en ber an*
gebauten- ^flangen naäjteilig ift. Der Dünger oerljinbert biefe« meljr ober
toeniger, unb gerabe burd^ ben roed^felnben Sinflu^ ber Bearbeitung unb be«
Dünger« auf bie Urfraft be« iReulanbe« mirb erft bie gange 8rrud(jtbarfeit be8*
felben erregt unb gu ©unften ber angebauten Srüdjte Dermenbbar. .
SBenn glasen urbar gemalt merben foüen, meiere lange 3^it ^inburd^
'ben Sinmfrfungen ftodEenber pfiffe au«gefefet geroefen finb, mie bie fogenannten
8üd)er unb ©ümpfe, fo finb ©dfjmierigfeiten anberer ärt oor^anben. Oftmal«
204 Vorbereitung be$ SUferboben« gur Aufnahme ber ©aaten.
ift bte tjumofe firbföirfjt fo ftarf unb fie fetbft fo faferijj uttb loder, bog nadj
ber öntwäfferung ber atmofofjärifdje SRieberfölag gar uidjt au«reH§t, fie mit
geudjtigfeit ju fättigen. Stuf folgern ©oben tft & eine geroölpttidje ßrfcijetmrag,
bafe berfetbe infolge anljaftenber 35ürre bte ßtgenfd&aft erhält, baß er burd) bm
ftärfften JRegen, fetbft bei bem ©djmeljen einer großen @d(jneemaffe, rndjt oolt
ftänbig mit geudjtigfeit wieber gefättigt wirb. Sei einem folgen 3uftanb ber
2t<ferfrume ift e« feljr fdjwierig, bte eingefäeten ©amenförner jnm Seimen ju
bringen. 9hidj fann bte ©efdjaffenljeii be« £umu« fetbft eine fo fdjledjte fein,
baß bie Saaten bei altem [deutbaren ©obenreidjtum fidfjtlid) tränfein nnb fein
orbcntlidje« ©ebenen Ijabeu. 3n beiben gälten l)at ba« ©rennen ber 9iafen*
norbe ben beften Srfofg gejeigt, aber freiließ an« oerfdjiebenen ®rünben.
2tuf bem faferigen, loderen ©oben wirb burd) teilweife 3erftörung ber
£umu«fubftanj ber ©oben etwa« gefenft nnb ba« ©erl)ättni« ber an fidj
geringen SWenge Don ©anb unb £f)on, wetdje in foldjer Srume oorljanben ju
fein pflegt, gu ben.ljumofen leiten erljityt. Nebenbei werben bie Unfraut*
fämereien, bie uorljanben finb, oertiigt. 2tud) tft bie 2lfdje, weldje ber föafen
Öintertägt, woljt oljne Zweifel ba« befte 3}erbefferung«mittel für eine fotdje
Ätume. Stuf einem ©oben, bem e« ntc^t an geudjtigfeit fet)(tf wo aber ber
£umu« eine ben Sniturpflanjen nachteilige ©efdjaffenljeit tyat, ift bie SBJirfung
be« ©rennen« ber föafennarbe anf anbere Sßeife ju erflären. S)nrdj bie £>ifce
wirb ber 3ufammenljang be« Königen ©oben« oerminbert nnb bie oon bem
Derbrannten SRafen aurüdbleibenbe 3tfdje muß wegen il)rer alfalifetyen ©efcijaffenljeit
bie fanren ßigenfdjaften be«fetben anheben. 6« wirb ba^er faft immer ju
empfehlen fein, bie Urbarmadjnng be« fanren ©oben« mit bem ©rennen gu
beginnen.
©iefe Arbeit erforbert anf bem faferigen nnb torfigen ©oben ©orfidjt, bamit
man nidjt einen ©ranb Derantafct, welker über bie ©renjen be« nrbar )u
madjenben Stcfer« l)inau«gel)t. SBenn nömltd) ein Torfmoor nadj antyattenber
$>ürre nnD bei tiefem ©tanbe be« ©rnnbwaffer« angejünbet wirb, fo ift bem
fteuer mc^t feid&t ©nljalt jn ti)\m nnb man gerftört bamit teidjt metjr, at« man
beabfidjtigt.
Sern SRafenbrennen anf beiben ©obenarten muß ba« Stbfdjälen be«
SWafen« immer oorangeljen. Die« wirb auf oerfdjiebene 9Beifc oerridjtet: teil«
mit ber £anb burd) ein eigen« l)iergu eingerichtete« Snftrument, paggentyaue
genannt, ober burdj Slbftoßen mit f Warfen ©djaufetn unb ©paten; teil« burdj
Stbfdjaten be« SRafen« mit bem Pfluge, woju jeber ^ftug brauchbar ift, nadjbem
man bie baju nötige ©orfeljmng getroffen l)at, iebocij ber eine mel)r al« ber
anbere. 3e bünner ber SRafen abgefdjätt wirb, befto leichter trodnen bie ©tüde
an« nnb um fo leidjter laffen jt^ biefe in ben 3uftöni) brin9«t, in weldjem
fie gebrannt werben fönnen.
SSknn ba« 2lbf diäten mit ber $anb gefd^ieljt, fo werben | bi« 1 ftufc
Urbarmachung be$ Sanbe*. 205
breite unb 1 6i$ lf gup lange Sttide gemalt, bie man auffegt, bamit fie
trotfnen. Die oon bem Pfluge abgefc^ätten JRafenftreifen roerben entroeber mit
bem Spaten in äljnfid)e Stücfe jerteilt, ober man läßt ben SRafen üor bem
Äbfdjäfen mit einem Ijierju geeigneten 3nftrument in regelmäßige Streifen 3er*
fäjneiben, fo baß atebamt bie 3erteilung buref) #ffnbearbeit roegfättt. ©croöfjn*
(id) fjat jebod) ba$ 8anb, roeld)e$ man nrbar matten roilt, eine ju unebene
Cberflädje, um barauf bie erroätjnte >$erfd)neibung mittelft eines 3Wergerttte$
ausführen ju fönnen. Das ^erteilen ber abgepffügten SKafenftreifen mit ber
£anb nrirb rooljl meiftenä üorjujie^en fein.
Sinb bie jerteiften unb aufgefegten JRafenfiütfe gehörig auSgetrodnet, fo
roirb ba$ ©rennen oorgenommen. 3u biefem ,3roecfe mu§* man bie 9?afenftücfe
fo auffegen, bafj fie leicht oerbrennen. Deshalb bleibt eine Öffnung für ba$
2ln$ünbung$material, unb bie Raufen fmb mit ©erücfftditigung be$ SuföugeS
fo anjutegen, bafe bie SRafenftüde burdjgtüfjen, bie Stamme aber nidjt ^ett
auffobert.
• 3um Snjfinben ber SRafenftücfe ift irgenb ein SfajünbungSmaterial Ijerbei*
jufdjaffen, roie bürre $roeige, Strof) ober Xorf. JBenn ber SRafen eine faferige
©efäaffenljeit Ijat, fo fann er audj mit brennenben SRafenftüden in ©ranb
gefefct werben. ©ei bem ©rennen felbft ift barauf ju ad)ten, baß nur ein
@d>roeten unb SJergßmmen ftattfinbet, inbem man ben 2lu$bradj einer Ijellen
Stamme burd) Slufroerfen öon Stofenftüden ober @rbe oertjiubert.
Die ©röße ber ©rennl)aufen ift unter ©erütfjidjtigung'be* UmftanbeS ju
befttmmen, bag mau bie Slfdje mit ber #anb oerteüt. Diefe ©erteilung roirb
balb nadj bem ©rennen oorgenommen. Damit ber Sßinb bie 3lfdje nidjt ent*
fü^rtf mufc fie fofort ffodj untergepflügt roerben. 3ft ba« ©rennen im Srülj*
jaf)r gefdjeljen, fo roirb mit bem Unterpflügen ber Slfdje jugleidj bie 2lu$faat
ober ba« $flanjen ber Sommergeroadjfe beroerffteHigt.
3n ben (Segenben, roo ber Srfolg be* ©rennen« au« (Erfahrung befannt
ift, Ijält man ben fo oorbereiteten 9leubrudj oorjüglid) geeignet für £abaf unb
ftartoffefa, nädjftbem aber audj für fto$(, 9tüben, ^>afcrr §irfe unb ©udjroeijen.
Äarni bie ©rennarbeit erft im Sommer ausgefüllt roerben, fo fäet man
bie 3Binterfrüd>te ebenfalls balb nad> bem flauen Unterbringen ber Stfdje. 3ft
ber ©oben reidj genug unb bie Amine gut ooTbereitet, . f o gebeten in folgern
SRenbrudj bie ©interötgeroädtfe oorjüglidj.
©ei einer weniger gut oorbereiteten Ärume gie^e idj üor, Joggen als erfte
ftrud)t ju nehmen, felbft roenn bie ©obenbefdjaffenljett bem SBeijen jufagt. Sil«
jroeite Srudjt unb ebenfo, roenn bie erfte ein ÖtgeroadjS roar, ift bagegen ber
SBeijeu auf tljonigem unb reifem ©oben ju empfehlen.
©ei einer mit ©aumrourjeln unb Steinen [efjr oerunreinigten 2Werfrume
tonn e« ratfam fein, bie Urbarmachung mit bem Spaten ju beginnen, roenn
®elegen^eit oor^anben ift, bie baju erforberlid^e ^anbarbrit ju befd^affen. 3n
206 Vorbereitung be* SWerboben« jur Aufnahme her Staaten.
beDölferten (Öegenben ift biefe SCrt bei Urbarmachung ntdjt fo foftbar, wie es
ben Sfoftfjein Ijat gs finben ftdj nämlid^ Ijtfufig im Sfrfl^r gleid> nadj bem
Huftauen beS ©obens unbefd)äftigte 9Reufdjen, bie mau fpäter bei ber &e*
. fteüung uub ber Slberntung ber Selber gebraust uub burd> meiere eine foldje
Urbarmachung in ber erwähnten SaljteSgeit btQig ausgeführt wirb. 3ft ber
JBoben Den fofdjer Sefdjaffenljeit, bafc er nad) bem Umgraben eine mfifpge
Kartoffelernte liefert, f o ift ungtt>eifefl>aft biefe 3trt ber Urbarmachung bie rooljffetffte.
3d) rottt bieS etwas beutfidjer bemeifen. 3üt genommen, es bftet bie
gwölpfjige Duabratrute umgugraben baS ©reif at^e Don bem, was man für
Umgraben Don getpöljnlidjem ©artenlanb begaljlt, alfo 15 $fg.*): fo ift ber
2ttorgen gur Sfafnaljme ber Kartoffeln oorbereitet fite 27 SWarf
8 ©c$f(. ©aatfartoffetn & 50 $f g
Da$ SfaSlegen berfelben
1)aS gweimaltge bearbeiten mit ber ^ßferbeljade .
£)aS Sfofneljmett oon 3| «Bfol. & 1,50 STOarf .
Die (gmte ift wert 3| Sßfol. k 12 SRarf . .
ßs ift alfo bei bem angenommenen (Ertrage bie Urbarmachung umfonft aus*
flefüljrt uub hn erften Satyr fdjon ein ®ewinn erlangt worben.**)
3<f> ertläre jebod) uusbrficflid), bafc biefer ßrfotg nur auf JBobenarten,
welche if|ren ©eftanbteilen nad) in bie IV., V., VII. uub IX. Slaffe gehören,
ju erwarten ift, bog aber ein ttyoniger unb nafjlatter ©oben weber im Srülj*
jaljr ftd> gut beljanbeln lägt, nodj aud) einen genägenben Ertrag an
Kartoffeln giebt.
@S finben fid) baljer, wie bie obige JRedjnung bartljut aus fetyr triftigen
Urfadjen, bie JÖefifcer oon unlultioierten ©runbftücfen oftmals bewogen, biefe cm
flehte Seute gum Kartoffelbau auf ein, aud) woljl auf jroet Saljre umfonft ab«
zugeben, 3Bo jtd) tyiergu Gelegenheit, bietet, ift bieS oljne 3weifel bie teicJjtefte
2ßetl)obe, 8be Sänbereien in Kultur gu nehmen.
5Me Aufbringung oon allerlei (Srbarten, vtm baburdj bie GrtragS*
fä()tgfeit beS SJobenS gu erften, ift me^r einer Urbarmachung, als einer
Düngung besfelben gu Dergleichen. 2Äau Ijat groar bas Mergeln beS SanbeS
häufig eine miueratifdje Düngung genannt; id) betrachte* aber nadj meinen Diel*
jährigen ^Beobachtungen biefe 8SerbefferungSarbeit aus einem anbern ©ejtctytSjmnfte.
4 =
1 *
2 *
5 *
25
m-
39 üBarl
25
m-
42 2Jtorf.
*)'9Q tarnt gätte, roo bie fönte für 10 $fg. gegraben nrirb.
**) 2>iefe Beregnung geigt, baj$ feit 26 darren ber Äartoffelbau eine roefentttye $et»
Önberung erlitten Ijat 3>amai« pafte ber gu ©runbe gelegte $ret* ber grua)t mtb ber an«
genommene (Srtrag. Sefct.ift bie* freUtä) anber*, obgfeia) bie 2$atfaa)e, roelö)e Ijier benriefen
»erben fott, ba| namlta) unter gewiffen öerfjältniffen bie" Urbarmadjung bec 2anbe« mit bem
@poten nnb mittelft Anbaue* eine« jtnotterigeutödtfe* fia) am n>otjlfeÜjten au^ftt^ren löft, ana^
gegenwärtig noä) att gutteffenb angenommen »erben fann.
Vergeht be* Sonbe«. 207
Die äBirfung be* 3tterget$ ift in ben weitaus meiften gäflen baburdj jn
«rfläreu, baß berfetbe bic Slcferfrume mit ©eftanbteüen uerfiel>t, roeldje iljr gang
fehlten ober bodj nidjt in genügenber SBenge oorljanben roaren. £)ie geroöljn*
fidje Stnjtdjt über bie SSMrfung be$ 2Wergete, roonadj ber Äaff bie m beut
Stoben oor&anbenen fytmofen leite jerfefcen, auflöfen nnb in aufnetymbare
<Pflanjennal>rung umroanbeln fott,fdjeint mir burd>auS- nid>t Ijinreidjenb be*
grimbet ju (ein, nnb nid&t feiten fogar mit ben ßrfdjeinungen, roeldje eine uorur*
teitefreie Beobachtung be« gemergelten SanbeS barbietet, im geraben SBiber*
forud) ju ftefjeti.
SKergel wirb jebc Srbart genannt, bie foljlenfauren Äaß in größerer
läßenge enthält. 35a« $erl)ätoti$ be$ SalfeS in ben jur Sfaroenbung fommen*
ben 3ÄergeIarten ift ebenfo öerfdjieben, nrie ba* be$ ©anbe« nnb STljoneS.
©eroö^nttc^ aber roirb nur eine foldje Srbmiföung SDiergel genannt, bie roentg^
ften* 10 <ßroj. foljtenfauren Satf enthält. Überfteigt ber Satfgeljatt 80 $ro3-,
jo roirb bie (Srbart nötiger mit bem SRan^n (Srbfall bejeid)net.
3m groeiten Slbfdjnitt, @eite 60*) ift über ba$ SSer^alten be« foljtenfauren
Stattet in ber äderfrume ba£ S35id)tigfte gefagt roorben. Me Beobachtungen
ftimmen barin fiberein, baß bie JBeimifdjung be$ foljlenfauren &atfe« ben
^Iderboben fftr ben ^flangenbau oerbeffert. ©b bie ^ßflanjen unmittelbar £eite
. be$ ftatfeS in fid) aufnehmen? ob ber Sali, nadj ber geroöljntidjen @rflärurig$*
weife feiner SOBirifamfeit, jerfefcenb auf bie ljuinofen Beftanbteile einroirft? ob
er bie im ©oben angehäuften ©äuren entfernt? ob feine SBirfung me!)r
medjantfdj ift, inbem er eine größere SBet^felroirfung mit ber atmofpljärifd)en
Suft oeranfoßt? — biefe nnb anbere fragen roage id> nid)t ju beantworten.
. 33iefleid)t ift Ijier nod) eine Äraft roirffam, bie ben bisherigen Sorf jungen ber
£Oemifer entgangen ift. aber e$ ift eine burdj taufenbfättige Erfahrungen
betätigte £ljatfad)e, baß bie Aufbringung einer mergeligen Erbe auf ben
meiften ©obenarten eine feljr oorteittjafte Sßirfung fftr ba$ S0ßad)$tum ber an*
gebaueten ^ßffonjen äußert.**)
*) »gl. aua) ben 2to(jang jum 2. Bbföititt @. 130.
**) $)ie Urfadjen, roe*ljalb ber Mergel al* ®erbefferung«mittel ber meiften ©obenarten,
gnnä$ß bura) feinen Äaflge^alt, eine fo gflnftige Sßirfung für ba* ©ebenen ber Äutturpffonaen
äußert, fuib hn £erte teilweife fd>on angebeutet. 31* birefte« «Pffangennafjrungömittel fommt
ber Statt weniger in ©efradjt; bemt bie baju erforberftdje SRenge be* Äatfe« i{i eine faji der«
föurinbenb Keine, gegenüber bem geiooltigen Cnantmn biefe* ©tpffe*, meiere* man bei ber
Operation be* Spergeln* ber fhferfrnme beünif^t (S* tonn biefe unmittelbare Sßtrfung be*
ftattt* ^ö^flenö nnr bann eine mistige Stolle fytelen, menn e* ftd) um baö Mergeln ehte*
bemale abfolut faßfreien ©oben* banbelt unb barum, auf einem folgen ©oben ba* ©ebei^en
Snnää)ft ber f^metterlmgdblfitigen $flangen gu erraögü^en. 9ua) ift ju erwähnen f baß ber
ftaft, ^anptfäa)lia) in ^erbinbung mit Jtof>lenf(iure, öon beinahe allen ^flangennä^rftoffen am
(eifyeften in ber ©obenfeu^tigfett fiä) aufföftr unb baber felbfi bei fe$r geringem progentifa)em
Oe^alt bc* ©oben*, ber Vegetation oer^ltni*mäßig leidjt gugängliä^ ift.
208 Vorbereitung be« $derbobeu« gur Stufnafjme ber @aateu.
@S fabelt einige Slpoftel be$ JäftergetnS bie SBtrfung biefer Operation über*
trieben bargeftettt. 3ftan §at fogar ia$ gange §etf be$ SWerbaueS attein barauä
ableiten motten. äföer ber SÖBufyrfieit gemäß ift e$ atterbingS, baft auf Dielen ©oben*
arten feine 33erbefferung«arbeit fidf) fo fd&nett bejaht madjt atö ba$ SKergeln.
2ftan bringt ben SDiergel nadfj bem in tfjm oorfjerrfd&enben ©eftanbteile
in mehrere Stoffen, unb unterfdfieibet $alf*> SEIptt*, @anb* unb Ijmnofen SÄergeL
6« (äffen fidf) nod& mefjr Unterabteilungen machen, meldte burdj bie 2lrt beS
3ufammenf|ange$, burd) bie ftarbe unb anbere Äennjeidfjen non einanber wer*
fdjieben finb.
6$ ift feinem 3roeifet unterworfen, baft bie SDiergetung ftetS am roirf*
Sei weitem mistiger at« bie birefte ifl bie mbtrefte SBBirfung . be« Äalfeö im SRergel,
fomo^t in djemtfdjer wie in pfjijftfalifdjer $infta)t. SDfom fjat oft genug (Gelegenheit gu beob-
achten, in wie jjofjem (Grabe bie medjanifdje SBefd^affen^eit ntc^t aüein be« 2$onboben«, fonbent
audj be« feinfanbtgen ©oben« fdjon burdj einen äaffgefjalt r>on 1 bi« 2 Sßrog. öerbeffert wirb-
2>er ©oben Ijat bann gewöljulidj eine tyhrmdjenb lodere, milbe unb mürbe S8cfc^affcnl;cit , er
beflnbet ftdj in jenem mittleren pljqfifatifdjen Suflanbe, weiter gerabe ben äülturpffangen be*
fonber« gufagt unb bie möglidjft toHflänbige 9fo«nufcung aller gugefüljrten SDüngftoffe innerhalb
einer giemlid) furgen 2>üngung«periobe begünfligt (Sin gang itynlidjer 3uPont> im ©oben wir*
burd) bie Slnwenbung be« 9ttergel« herbeigeführt, welker bie öorgüglidje ©genfdjaft Ijat, ju
einer loderen SRaffe gu gerfaflen unb leidjt mit ben ©eftanbteilen ber Äcferfrume fia) ju ber*
mifdjen. Senn man bie SÖSafjl Ijat, wirb man freilia) einen ®anb* ober ftaltmergel toorgug«*
meife bem 22jonboben, einen jöjomnergel bem @anbboben gufütjren unb bamit bie befielt
(Erfolge ergtelen; aber faft jeber SRergel wirb namentlich bem ©anbboben eine ertyöfjte (SrtragS*
fäfjigfeü oerleiljen, wenn audj für benfelben ber @anb* unb ber Jtalfmergel (Srbfalf) mit
©orftdjt, b. tj. in jebe«mal geringerer ^Quantität anguwenben ifl. ©ang befonber« günfrig wirft
ber Mergel auf bem £fjon* unb @anbboben, wenn berfelbe reidj ift an #umu« unb biefer
eine faute ©efä)affent)eit Ijat. 2>er äalf binbet bie @äure im ©oben unb förbert bie ©er*
wefung ber $umu«fubftang; e« ift hierin großenteil« bie Srfdjeinung begrünbet, baß oft erfr
nad) bem Mergeln bie Ätetarten unb überhaupt aße fa^metterlingdbtütigen $f(cmgen gut nnb
üppig gebei^en, benn gerabe biefe ©ewä^fe finb riorgugftoeife empfinbli^ gegen ben fauren
#umu$f fte fbnnen nur normal fidj ennoideln,. wenn berfelbe gerfrört ober feine faure ©efajaffen»
^eit burdj bie innige SRifa^ung unb »erbinbung mit bem Äalf öbttftanbig aufgehoben worben ifl.
3nbem ber Sttergel ben ©oben toder unb mürbe maa)t unb gugteia) beffen gityigteit
er^Ö^t, an^attenb in einem mäfrg feua^ten 3uflanbe gu öerbleibeu, muffen eben baburdj bie
^rogeffe ber $erwefung unb Verwitterung, auf beren nötigem ©erlauf bie (Srtragdfö^igteit
ober bie loljnenbe ftultur bed ©obend ^auptfä^ti^ beruht, beförbert unb geregelt werben. $ie*
bura) wirb ber fteidjtum bee ©oben« an organifa^er unb mineralifa)er ^ubflaug me^r aufge»
fötoffen, atfo au« ber natürlichen Ouette be« ©oben« eme größere Stftetge öon $flangenna^rung
wirtfam unb in rafa)en Umlauf oerfe^t; gleichzeitig nimmt ber t§onige.wie ber fanbtge ©oben
unter bem (Einfluß be* SDfcrgel« eine ©efa^affen^eit an, burd) welche, wie fdjon erwähnt, bie
rafa)e unb twttftanbige Sluönu^ung ber gugefü^rten $)üngftoffe, junäd^ft be« @taflmifle« me^r
gefldjert ifl. Ob auger. bem Äalf noa) anbere ^flangennö^rfloffc bie ffihffamfeit be« äftergeto
mit bebingenr barüber fann nur in jebem emgelnen gatte mit #ütfe ber a)emifd)en ataatyfe
entfa^ieben werben. 2)ie meiften 9Kergetarten enthalten nur ^5d^fl geringe Stengen oon $^o«»
p^orftture'y.obgleid) biefelbe gur 3lufua^me in bie $flange etwa« meljr geeignet fein mag, al«
bie fonfl im gen)5^nlid)en Äulturboben oor^anbene; guwälen aber finbet man 9Rergetarten mit
ÜRergeln be* Sonbce. 209
famften fein tuürbe, roenn man einen jeben SWerboben mit berjenigen ÜJierget
art überfahren fönnte, burdf) roetdje ein günftigereS 3ßifd(juttg$öer{)äftni$ in ben
©eftanbteiten ber Ärume tyeroorgebradfjt roirb. Da aber ein roeiter Transport
bie Aufbringung beS SÄergefe ju fefjr oerteuert, fo fann man nur fetten bie
jmffenbfte 2lrt be$ äflergete ausfudfjen, fonbem mu§ biejenige anroenben, meldte
man auf bem ju uerbeffernben 2ldferftü<fe felbft ober bod& in feiner 5Räfjc Dorfinbet.
Der in ben Jpöljegegenben ber 3flarf, in Sommern unb im ©rofföerjog*
tum ^Jofen Ijäuftg norfommenbe 8e()mmerget ift burdf) fotgenbe 9ßerfmale ju
ertennen. @r lagert in ben bejeidjneten ©egenben unter ber roten Seljmfdfjidljt,
meiere an ben 9tbf)ängen ber §ügel oftmals angetroffen roirb. 3n ber Siegel
roadflen auf biefen $ügeln bie ^Brombeere (Bromus caesius), ^opfenlujeme
berijältmSmäjsig $of>em ©efjalt an ^IjoSpfjorfäure , unb aläbann roirb biefer in lanbroirtfdjaft*
fidjer $inftö)t fo befonber« roidjtige ?flangenndf)r|u)ff audj einen roefentlidjen Anteil ljaben an
ber (Sefamtroirfung be« üftergef«. 2)a« Äali unb ber djemifa) gebunbene @ti<fjtoff im berget
fommen noä) roeniger in ©etradjt als bie ^froebijorfäure.
3uroctlen fjat man beobadjtet, bog infolge be« Spergeln« groar in ben erften 3afjren
eine fetjr üppige Vegetation aller Äulturpflangen ftdj geigte, bog aber fpäter bie (grtragsfctyig*
feü be£ ©oben« abnahm unb fogar tiefer fant, als fte bor ber Slnroenbung bes Mergel« mar;
ber ©oben ift afcbaim, rote man fagtr ausgemergelt. SDiefe (grf djeinung fann nur ein«
treten, roenn man in bem Mergel gleidjfam bas ©eil ber gangen 8anbroirtfdjaft fteljt, iljn als
ein boflfommeneS (grfafcmittel für ben @taümif: betrautet, alfo bie fonftige SDüngung unb
Pflege be« ©oben« bernadjläfftgt. Unter bem Hinflug bes Mergel« roirb namentlich bie 33er*
roefung ber borfjanbenen $umusfubftang befdjleunigt, unb es muß bafür, roie aua) für bie
anberen bem ©oben mit ben (Srnten entzogenen ©eftanbteile , ein (Srfafe ge6oten roerben burd)
bie 3uMr öon junger unb burdj ßinfjaltung einer geeigneten grudjtfolge. (Sin ausmergeln
ift befonber« bann gu befürdjten, roenn ein letzter fmmuSarmer ©oben mit einem feljr lalf*
reiben unb Tonarmen äftergel (©rbfalf, äRoorfal! ic.) jiarl überfahren roirb. Sitebann finbet
eine fe$r rafä)e 3erfe^unÖ ber $umusfubftang ftatt, in furger 3^ U)irb babei berlfältniSmäßig
biel @ti<fftoffnal>rung gebilbet, roeldje gunädjft eine üppige Segetation veranlagt, oft ntdjt ein«
mal boflftönbig »erarbeitet roerben fann, fonbem großenteils nufclos berloren get)t ; in wenigen
3afjren ift bie „alte &raft" aus bem ©oben berfdjrounben unb nnr fdjroierig burä) langjährige
fdjonenbe Äultur unb reiäjltdje Düngung roieber gu erfefcen. So aber mit nur einiger ©or*
ftdjt gemergelt roirb unb aua) fonft ein georbneter ^Betrieb bes 2l<IerbaucS borljanben ift, tommen
berartige (grfäjeinnngen nidjt bor; es muß im (Segenteil bei ber günftigeren (Seftaltung ber
jrt)t|ftialif{$en ©efdfaffenljeit bes ©oben« immer meljr alte Äraft ftä) anfammeln unb bamit bie
Srtrag^fä^igleit bauemb ftä) erlp^en.
2)er fo^lenfaure $atf ift ner^ältnidmägig leidet lÖSliä) in ber ©obenfeudjtigfeit unb in
bem burä^ftefernben 9legenroaffer; je naa^ ber ©efd)affenljeit be« ©oben« berfa^roinbet er in
fürgerer ober längerer 3^ faft bottftänbig aus ber 9Ccferfrumer in roetdjer fa^liegliä} nur bie
u)onigen nnb fanbigen ©eftanbteile be9 üftergete gurücfbleiben. 92aä) einer geroiffen 9teil)e bon
Sauren tonn ba^er bae Mergeln roieber^olt roerben, mit gleiä)em (Srfolge roie früher, roenn
man bafür @orge getragen ^at, baß ber ©e^alt beö ©oben« an frud)tbarem ^umud unb an
tätiger ^ßffongenna^rung fein geringerer geroorben ifi. 3)ie erneuerte 3uWr öon &°tt ift
bann abermate hn ftanbe, bie ^rogeffe ber ©erroefung unb ©erroitterung gu regeln unb ba*
mit jene mittlere ^ätigfeit im ©oben ljerborgurufen, bei roela^er bie (Srgielung reic^ticr) lohnen*
ber (graten am metften gefiebert ifi. (W.)
Stoppt. 11. «nflagc. 14
210 Vorbereitung be$ SMerboben* jur Sfofnafjme ber ©aoten.
Medicago lupulina) roib t5relb*@afbet (Salvia pratensis), Zuweilen ift bie
rote ober braune Seljmbedte nur 1| 8fuß mädjtig, oft aber 3 Stoß unb barüber.
Siegt ber SDierget tiefer, fo festen biefe äußeren Äenngeid&en.
£)er rote, unfrudjtbare Sefjm, wenn er an ben abhängen Heiner £üge(
oorfommt, ift faft immer ein untrfiglidjeS Senngeidjen oon barunter befinblidjen
SWergeflagern. ©elten fmb fotd^e aber in biefem fjafle mächtig unb auSljaltenb
genug, um große m Stößen bamit gu befahren.
$)ie Ijorigontalen 3Äergetfd(ji<f)ten fmb fjäufig nur 6 £oU ftarf, ober ber
SDierget liegt nefterroeife, fo baß man wegen ber gu geringen Sttaffe feinen
©ebraud) baoou madfjen fann.
£)er unter biefem roten Setym (iegenbe SDiergel l)at eine braunroeißttdje
garbe, wenn er notl) in ber ©rube anfielt. Sin ber Suft getrodfnet fieljt er
Ijefler au«, unb bei bem SoStjauen löfen fid) bie §origontaten Sagen leidet ab.
SÖiit ©idjerljeit erlennt man freiließ erft burdj Slnroenbung einer ©äure, baß
eine Srbart SDierget ift. Slufmerffame Arbeiter erlangen aber in bem Srfennen
be$ SDiergete batb fo oiel Übung, baß fie bie in einer ©egenb oorfommenben
SKergef arten bei bem ©raben fogteid) auffinben, unb e$ feiten einer ge*
naueren Unterfudjung bebarf.
5ür ba$ 33orl)anbenfein be$ Eljonmergets giebt es in ben ©egenben,
bie id(j bisljer lennen lernte, wenig äußere 2Kerfmate. 3cfj Ijabe folgen auf
Sinken unb in sJlieberungen, tief unter ber ©berftädfje unb flad) unter einer
fanbigen ober lehmigen 2ldferfrume gefunben. 9iad) meinen ^Beobachtungen fmb
bie Sager biefer 2ßergetart fettener, aber wo fie oorfommen um fo nadjtyaltiger.
©ie fmb nidjt gut anberS als mit bem Srbboljrer aufgufinben. ÜRan barf
jeborf) bie 3Jiiit)e be$ 2luffud(jen$ nid)t freuen. Sßenn man fo gtüdttidj ift, ein
nacljfjattigeS Sager gu entbeden, weld(je$ eine gu ber Stöerfrume paffenbe
SDiergefart enthält, fo wirb man Ijintänglidj für alle SDWilje unb Soften entfdjäbigt.
@S giebt außer bem SHjon*, 8el)m* unb fanbigen Seljmmergel nodj uiefe
Slrten, welche man beim Slderbau benufct, beren 2tnwenbung id(j aber nidfjt au*
eigener ßrf abrang fenne. ©iefelbcn fotlen, wie mir mitgeteilt roorben ift, bei
weitem nid)t in fo großen ÜJiaffen angetroffen werben, audj für bie SBerbeffe*
rung ber Sltferfrume nidjt fo günftig mirfen, wie bie angegebenen Strien, mit
wetöjen man in ber baltiföen ßbene fdjon fo große örfolge ergiett tjat.
£)ie Srage: meldte SWergetart man uorgugäweife wählen muffe? beantworte
icf) bafjin, baß man bei freier Saljl unb gteid&er Entfernung biejenige wöfjtt,
woburdj man bie mangelhaften ©genfdjaften ber Slderfrume am meiften Der*
beffert. Stuf bem ftrengen, wiberfpenftigen Xljonboben ift ber fanbige unb
granbige SDierget, in welkem ber Saß in Römern oon oerfdfjiebener ©röfcc
unb ©eftalt, mit Sanb gemixt enthalten ift, oljne 3wcifel ber befte. Studj
ber Sfreibemerget, ober berjenige, weiter fid) mel)r bem (Srbfatle näfjert, t>at
auf bem S^onboben in einigen ©egenben gute SDBirfung geäußert.
SWergetn be* gcmbe«. 211
5ür ben @anb ober fanbigen Seljmboben ift ein fetter 5£tjonmerget
jebem anberen oorgugieljen. Durdfj Ijinreidjenb ftarfe« auffahren be«felben wirb
unter folgen SJerljättniffen oft erft ein oorteifljafter SWerbau mögtid).
aber eine fotdje 2lu«wal)t fann, wie fdfjon erwätjnt, fetten getroffen »erben,
man muß in ber Sieget biejcnige SWergetart anwenben, wetdje in ber Sftätje
beä äder« liegt, g« ift bat)er ratfam, biefe 93erbefferung«arbeit erft anf einigen
SBorgen gu oerfud)en, beoor man jtd) gu größerer 8fo«bel)uung berfetben ent*
fdjfießt. 6« fann nidjt geleugnet werben, baß btö SDiergetn auf einigen ©oben*
arten nur eine geringe SBirfung geigt, bie mit bem nötigen 2lufwanb an Soften
in feinem 33etfjättniffe fte^t. Um aber nid)t in ben entgegengefefcten Setter gu
oerfatten unb einen gu Keinen unb mangelhaften 33erfud) fogteidf) für entfdjeibenb
gu Ratten, muß man in einer großen Sßirtfdjaft jä^rlic^ wenigften« einige
ÜRorgen überfahren unb bie« brei 3a!>re lang fortfefcen, wenn ber ßrfofg be«
erften 33erfudj« nidf)t fdjon fofort gur weiteren 2lu«beljmmg anregt. S« fann
trie 3aljre«witterung ober irgenb ein anberer Umftanb einen ungünftigen Sin*
ftoß auf bie Sßirfung be« SÄerget« äußern, fo baß man an ber erften grudjt
nidjt« bemerft. £)ie SSHrfung rotrb aber mefleidjt um fo meljr bei ben folgen*
ben fjrüdjten fid&tbar werben.
9ßan taffe fid) nidf)t oerteiten, nad) ber in oieten tanbwirtfdjafttidf)en 8el)r*
büd)ern enthaltenen SBfaweifung gu oerfatjren, wonach ber 2Äerget bann am
TDtrffamften fem foit, wenn oon früherer Düngung l)er tjumofe leite im ©oben
Dorfjanben finb. 3d(j tjabe auf Seljmboben, wetdjer in guter Kultur ftanb, oon
bem Seljmmerget oft nur geringen Grrfotg bemerft, wogegen biefe SSerbefferung
auf mageren, au«gefogencn Sanbfetbern eine SBirfung äußerte, wetdje bie einer
leben SWiftbüngung übertraf.
SSerbefferung be« 33oben« burdj §erfteflung eine« anberen 33ertjättniffe«
ber ©eftanbteife fdfjeint mir bei ber aftergelauffuljr Ijauptfädjtidj in ©etradjt
ju fommen.
ß« ift baljer weit oorteittjafter, bie mageren unb fanbigen Stderftüde mit
einem S^onmerget gu ü&erfaljren, af« benfefben auf bie in guter Düngung
fteljenben gelber aufgubringen.
35a« 3Kergefn ber mageren «Sanbfelber mittetft eine« fetten S^onmergefö
ljat ftet« ben günftigften Srfotg gehabt. Slber audfj ber fömige ®ranb* unb
@anbmerge(, welcher freiließ fdjwädjer aufgebraßt werben muß, Ijat oft auf
©anbboben eine gute Sßirfung gegeigt.
2Ber eine große glädje mageren, fanbigen Setjmboben« befifet, fann bie*
fetbe auf feine SBeife fo fidjer, fo flucti unb be«t)atb audfj fo woljtfeit in frudjt*
bare« 2ltferlanb umwanbetn, at« burd) ein fjatbgöttige« Überfahren mit £t)on*
merget. Sei ber (Erwerbung eine« <&utM mit 33oben ber angegebenen Slrt ift
alfo ba« SSor^anbenfein be« Xt)onmergel« in ber 9tät>e ber gu oerbeffemben
#cfer oon ber größten Sßidjtigfeit.
14*
212 SBorkreituttß be$ 2tcferboben$ jur aufnähme ber @aoten.
Sinbet fic^ fein Xljonmergel, fo ift es immer ratfam, aud) auf bem ©anb*
boben mit anbern SWergelarten ©erfutfje gu machen. Gelingt e$, einen roh**
famen üKergel gu finben, fo machen fid) alle folgenben ©erbefferungen leidjt..
Der gemergelte ©oben ergeugt gute §almfrüdjte, unb bie auSgefäeten SBeibe*
pflangen wadfjfen auf bemfelben üppiger unb jtdjerer, atö nadj einmaliger
Düngung oljne SWergel.
SBenn man aud) früher bei Sfaroenbung be$ 3ttergel$ große ©orfidjt em*
pfa!)l, weil man befürchtete, baburdj ben ©oben leidet gang ertragt gu machen,,
fo lann man bodj nadj neueren Srfaljrungen bas 9Wergeln unbebingt als ben
Sfofang gur ©egrünbung einer oorteilfyaften Kultur begeidjnen. 3Ber auf eine
oerftänbige Sßeife mergelt, wirb bie SWittet gur Sutter*, mithin audj gur Jünger*
erjeugung auf feinem eigenen ©runb unb ©oben fidfj öerfdjaffen.
Sdfj behaupte nidjt, baß bas 2Kergetn bie Düngung mit tierifdfjem 3Äifte
eutbeljrlid) mac^e. ©eibe Operationen finb gang oerfdjiebener ?lrt. Da bie
9totur aber bem ÜJiergel bie Sigenfdjaft oerlieljen Ijat, eine arme SWerfrume-
jur ^flangenerjeugung getieft gu madjen, fo muß auf magerem ©oben bie
©erbefferung be$ 2Werbaue$ mit ber Slnwenbung biefeS kittete beginnen-
Sine reichlichere Srgeugung oon ©trol) unb ^ntter bewirft bie ©ermeljrunft
be$ Düngers unb es ift ber natürlichen Orbnung gemäß, gu benjenigen £itfs*
mtttetn gu greifen, welche bie üftatur barbietet, unb nidjt auf Umwegen untv
langfam ein 3iel anguftreben, wetdje« man in ber fürgeften 3^ unb auf bem
gerabeften SBege erreichen fann.
2K>er ber 2Äergel madjt reiche ©äter unb arme @öl)ne. Diefe ©e*
fürdftung fonnte man wol)l oor 40 3al)ren liegen, als ba$ SKergetn in Dielen.
®egenben nod) gang unbefannt, in anberen erft feit furger 3^ in Sfawenbung
war. aber jefct wäre es finnlofeS -iRadjbeten eine« unbegrünbeten ©emein*
fprudjä, wenn man ein ausmergeln be$ ©oben* befürchten wollte. Die*
jenigen freitidj, bie ben SWergel mit bem SKifte als gteid)bebeutenb aufaljen,-
unb bei 3uMr be$- erftem ben lefctern gang entbehren gu fönnen glaubten,-
l)aben balb bie grfaljrung madjen muffen, baß bie grudjtbarfeit ityrer gelber
eine 2lbnal)me erlitt.
SDBer qber bas SDtergeln als eine Vorbereitung gu einer befferen 2Idfer*
fultur betradjtet, unb aud) bei allen fonfttgen ffiirtfdfjaftSeinridjtungen bie ©tei*
gerung ber ©obenfraft gur Slufgabe feiner Xljätigfeit madjt, ber wirb, wenigften*
bei genriffen ©obenarten, ben ©eginn einer größeren ftrudjtbarfeit feiner &dfer
banfbar bem Spergel gufdjreiben.
Da bie Ijauptfädjlidtfte SBirfung beS ÜÄergets, wie es fdjeint, in einer
©eränberung beS äBifd^ungSoerrjältniffeS ber ©eftanbteile beS 2IdferbobenS be*
grünbet ift, fo folgt oon felbft, baß biejenigen 2ftergetarten, welche gu biefem
3roed£e angeroenbet werben, fe^r ftarf aufgefahren werben muffen. Deshalb
wirb biefe ©erbefferung fc^on bei einer günftigen Sage be« SKergete foftbat
äWergetn be« SanbeS. 213
fein, unb bei ungünftiger Sage ift man genötigt, biefelbe ate ju teuer gcmj gu
unterfoffen. £)er Softenpunft ift Ijierbei bie $auptfadje. £)enn wenn idj für
eine gewiffe ©umme ©elbe« einen SDiorgen gutes 8cmb laufen fann, unb bie*
felbe Summe anwenben mufc, um eine gteidje fyiäd^c fdjtedjten 8cmbe$ burd)
SRergel ju oerbeffern, fo ift e« freiließ fai ber 9?egel üortetfljafter, ba« erftere
ju taufen.
3n ber neueften &e\t \)at ber Sßert ber Sanbgüter jid) fo gehoben, baß
man auf einen reidjlidfjen ®ewerb«gewinn nur 2fo«fidjt Ijat, wenn man fold&e
©runbftüdte erwirbt, an melden nod) wenig SSerbefferungen oorgenommen worben
fnb. 3m nörblidjen £5eutfd)(anb ift ba« SSor^anbenfein be« 2ßerget« ein fefjr
lütc^tiger *ßunft bei bem Slnfauf eine« ®ute« mit üorljerrfdjenb magern 2Wer*
flauen*).
3ur Seleljrung ber in biefen fingen Unerfahrenen roifl id) über bie Soften
be« SWergetn« Ijter einen 23oranfd)fag madjen, wie berfetbe für mandje 93erl)ä(t*
niffe paffenb fein wirb.
©ne mittlere 2Kergefong ift eine fotdje, wobei, ber SDiergel bie Oberfläche
be« 2Wer« f 3°ö fad) bebedft. £>aburdj rotrb btö 9Jttfdjung«oerl)ältni« in ber
äcferlrume jwar wenig geänbert, aber biefe 3Äenge ift, wenn ber SDterget für
fcen ätöerboben trgenbroie $a$t, bennodj fefpr wirffam.
©n ftarfe« Stderpferb fann anbauemb in einfpännigen ©turjfarren eine
gabung oon 10 Subtffufe au* ber ©rube Raffen. SWit 108 foldjer Labungen
lütrb eine Ijatbjöttige Sftergetung auf 1 preufj. SRorgen bewirft. Siegt bie
URergetgrube in bem 2ldferlanbe fo bequem, bajj fte ben 3Wittelpunft eine« Greife«
bitbet, beffen Umfang nidjt über 100 JRuten oon jenem entfernt ift, fo werben
tmrdfjfcijmttftdfj , lange unb furje läge unb bie gewöhnlichen Unterbredjungen
fcurd} regnigte äBitterung in SRedjnung genommen, mit 3 ^ferben f SWorgen
täglidj befahren. Um bei ber angegebenen Sntfemung 3 ^ferbe gehörig ju
fcefdjäftigen, fmb 4 SDtenfdjen erforberfid), welche ben SKergel lo«fauen, auf*
laben unb ausfahren.
Da« angegebene 3Ka§ ber Arbeit befdjaffen aber nur geübte, fräftige
HÄänner, bie im SBerbinge arbeiten unb wenn fie bereit« burd) längere 2Je*
fd&äftigung in ben ÜÄergelgruben bie nötigen §anbgriffe jtdj angeeignet Ijaben.
3m 5EageIol)n würben fie fo oiel nidfjt au«ridjten. SBenn ber Sobeneigner
ten Arbeitern nidjt« giebt, ate bie *ßferbe unb bie Sarren ober SBagen, fo
werben biefetben in ben ©egenben, wo ber gewöljnlidje £agefot)n eine« 3Kanne«
6 # beträgt, für jebe Sarrenlabung 5 *ßfg. ermatten muffen.
*) $ie ©rünbung a)emtfa)er ©erfud)«* ©tationen in neuerer 3«* erleichtert bie Prüfung
t)er erroa toorljanbenen SRergelarten , fo bog man mit bereit Slnwenbung rafa)er öorge^en tonn
unb nidjt erji nötig ijat, 3o^c (ang »erfn^e über bie äQ&trftmg M gefunbenen Spergel« an*
aufteilen.
214 ©orbcrcttunö be« SWerBobenS jur Aufnahme ber @aaten.
®S foftct bemnadj baS SRergeln eines 9Äorgen$:
4 Sterbetage k 1 3»ar! 25 $fg 5 üflarf — $fg.
108 Äarren äRergel loSguljauen, aufgulaben unb auSgufaljren
k 5 *ßfg 5 * 40 *
§iergu ber oierte STeil biefer Soften für äBegföaffung be«
SlbraumeS unb Slnlage ber ®rube 2 * 60 *
108 Äarrenlabungen SÄergel gu ftreuen k 1 ^fg. . . . 1 * 8 *
14 3»arl 8 $fg-
So teuftet ein, baß eine boppeft fo ftarfe 2Wergetung, wie fxe auf @anb*
boben nötig ift, um ber 3Werfrume größeren £l)onget)alt gu Derfdjaffen, aud&
ba$ boppette loften muß. Die Soften fteigen ober außerbem burdj ungünftige
Sage beS 9Äergete gu ben SUferlänbereien, ober burdj ftarle Sebetfung be$
3ftergellager$ mit anberen <£rbfd)id(jten.
3Benn wegen großer (Entfernung be« 3Äergellager$ oon bem betreffenben
21<ferlanbe 8 ober 12 ^ferbetage erforberlidj) fab, um einen ÜRorgen \ 3ott
Ijodj mit 3ÄergeI gu überfahren, fo !ann ber Softenbetrag in Dielen Säßen fo
Ijod) fein, baß biefe Sobenoerbefferung titelt meljr anmenbbor ift. Sbenfo fie^t
man fidj, wenn baS 3ttergetlager mit einer gu Ijoljen Slbraumbedte üerfeljen,
ober wenn ber 3ubrang bc* Sßaffer« nidjt gu oerljinbera ift, Ijäufig gegwungeu,
auf biefe SJerbefferungSarbeit gu oergidjten.
Neuerung ber Arbeit burd> Mangel an 2Äenfd)en unb Sßoljlfeityeit ber
©obenergeugniffe laffen ba$ SDiergeln um fo weniger rättidj erfd&einen, wenn
es nid)t anberS als unter erfdjwerenben Umftänben auSgufüljren ift, unb baS*
felbe muß baljer oft, wo eine beffere JBobenfuttur erft beginnt, fo lange untere
bleiben, bis bie ^ßreisoerljältmffe ftdj günftiger geftattet Ijaben.
Über bie Anlegung ber SKer gel gruben laffen ftd) nur gang allge*
meine Regeln geben. £)ie liefe beS SKergetlagerS, bie Sßädjtigfeit beSfelbetv
bie gu mergelnbe Stäche unb bie tiefere ober Ijöljere Sage ber ©teile, wo eine
(Srube angelegt werben fotl, matten feljr oerfdjiebene SJorfeljrungen nötig. Die
guweilen übüt^e SKetljobe, ben 2J?ergel ä^nßd^ wie &itQtfle\)m erft gu graben
unb gu Jage gu fiJrbero, benfelben aud) moljl oor bem ausfahren längere
3eit liegen gu laffen, bamit er an ber 8uft oerwittere unb gerfatte, ift nur bei
freibigem 3Jiergel anwenbbar, burdj beffen Slufbringung man au$fd)ließtid> bie
Sldferfrume mit Saß gu oerfeljen beabfidjtigt. SBenn aber ber 3wedt ift, baS
SKifdjungSüerljältniS ber SttdEerfrume burdj Seljm* ober SCtyonmergel abguänbem,
würbe bei ber Ijiergu erforbertidfjen großen Quantität biefe boppelte SCrbett gu
oiel Soften oerurfadfjen. ÜDiefe gu erfparen, muß ber 2Wergel nadj bem 8oS*
^auen fogleid^ auf bie SBagen ober Sarren gelaben werben.
Um für biefe eine möglidtft bequeme gin* unb ausfahrt gu erlangen unb
bei guneljmenber liefe ber ®rube gu behalten, muß guerft bie Dedfe be« SWerget*
lagert, bie gewö^nli«^ Slbraum genannt wirb, entfernt werben, ©oll au« einer
SRergefo bcö Scmbe«. 215
unb berfelben ©rube eine große Stäche gemergelt werben, fo genügt e$ nidjt,
bie äbraumerbe burdj £anbfarren auf bie Seite gu Raffen, weil jie bei 6r*
Weiterung ber ©rube Ijinberlid) fein unb bann neue Slrbeit uerurfacf)en würbe.
& ift baljer ratfam, ben äbraum weggufaljren. <Diei ©äfce für ba$ <£inlaben
be*felben fönnen geringer fein, roeil er gu £age fteljt, in ber Sieget mit ben
Spaten fidj graben lägt unb nidjt, mie ber Spergel, mit ber $aue toSgemadjt
©erben muß. 3n hügeligen ©egenben oerwenbet man ben äbraum gern gur
ßbenung oon ©enfungen be$ JBobenS, bie gufältig in ber 5ftälje be$ 3flergel*
tager« oorfjanben finb. Seilen biefe, fo oerbeffert man bamit aud) wol)l fanbige
leüe be$ 3lder$, inbem man il>n mehrere 3otl Ijodj auffahrt.
SOßenn ba$ SKergellager 6 bis 12 guß mächtig anfielt, unb wenn ber
SKergel, wie oft ber Satt ift, in ber Xiefe größeren Salfgeljalt Ijat, fo fei man
mit ber Sntferaung beS StbraumS nid)t gu geigtg. £at man au« ©parfamfeit
ber ©rube mdjt genug 2fo$bel)nung gegeben, fo wirb bei 3unal)me ber
liefe bie 2lu$faf)rt balb gu fteil unb bas Bugoiel) gu feljr angeftrengt. ©obalb
man lefctereS bemerft, muß bie 2luSfal)rt nadjträglid) burdj äBegfaljren ber
Ijinberlidjen (Srbe abgeprägt werben. 3e bequemer bie 3fo$fal)rt angelegt ift,
um fo meljr fann eingelaben werben. 833er es unterläßt, hierauf 9lufmerffamfeit
gu oermenben, tyat es jtdj felbft beigumeffen, wenn feine ^ßferbe burdj bie
SKergelarbeit gu fefjr leiben.
$at bas 2Bergellager bie geringe 2Ääd)tigfeit oon 2 bis 3 guß unb ift
basfelbe nur mit einer ßrbfdjtdjt oon 1 bid 1~ 3?uß bebecft, fo räumt man
guerft einen langen Streifen oon 24 5uß ^Breite btö auf bas 2Kergeltager ab
unb fäljrt ben SWergel (jerauS. Den weiteren abrannt läßt man an bie Stelle
beS weggenommenen SftergelS werfen, erfpart auf biefe äBeife bie $f erbearbeit
gur (Sntfemung bleiben unb bie ©berflädje beS 9lderS wirb weniger burdj
tiefe ©ruben unterbrochen. 3Benn bie SÄergeltager in einem £ügel ftd) be*
finben, fo fann bie ©teile, wo man ben Sttergel weggenommen l)at, nadj bem
Sbenen balb wieber als Sldertanb benufct werben.
Die Ausfüllung tiefer SKergelgruben ift gu foftbar. 2Wan muß bie be*
treffenben ©teilen opfern, um bie größeren Slädjen gu oerbeffem.
©o lange man mit bem Vergeht nur äJerfudje madjt, fann man fidj ber
gewöhnlichen SBirtfdjaftSwagen gum ausfahren beS 2WergelS bebienen. ©oll
aber eine große gtädje bamit befahren werben, fo finb eigene 2Wergelfarren
unerfäßlidj, teils um bas 3Serftreuen beS 2KergetS gn oerljinbero, teil« um baS
Slblaben gu erleichtern unb einen beftimmten tubifc^en SRaum gu Ijaben, nadj
bem bie Slrbeit gu oerbingen ift. 3Wan Ijat biefe Sarren oon oerfdjiebenem
Snljalt, oon 10 bis 24 Subiffuß. ©ie größer anfertigen gu laffen, ift nidjt
ratfam, weil ber tfjonige Slderboben bei naffer Witterung eine größere Saft
nid)t wo^l trägt. Die Äarren oon 10 bi« 12 Subiffuß ftnb für 1 $ferb, bie
größeren für 2 unb 3 ^ferbe. 2Bo man ftarfe ^ßferbe unb einen ©attler bei
216 Vorbereitung bes SCcferboben« gur Aufnahme ber Maaten.
ber £anb tyat, roetdfjer ba« ©cfd^irr paffenb angufertigen oerftc^t, fo bafc bie
sßferbe Ijeite dürfen behalten, ba gebe idfj bem 3flergetn mit einfpännigen Sarren
in oirfer £inficfjt ben SBorgug. Die ^Beübungen mit btefen Äarren in ber
©wbe pnb leichter au«jufüljren unb e« roirb mit einer gleiten äfagaljt $ferbe
offenbar meljr Arbeit befdjafft. SBenn aber wegen unpaffenben ©efdjirre« bie
^ßferbe ftet« rounbe SRücfen Ijaben, ober ein fo fd&roadjer ^Jferbefc^Iag oorfjanben
ift, bap ein einjetne« "ißferb bie Sabung oon 10 $ubiffu§ nidjt au« ber ©rube
fdjaffen fann, bann mug man frettidj groeifpännig fahren.
9Kan $at teil« groei*, teil« oierräberige Sarren. Die erfteren finb oorgu*
giefjen, roeil fie roeniger 9taum gu ben SBenbungen gebrauten nnb roett bei
ber fteilen 2luöfa^rt bie 3u9fraft unmittelbar mit ber fortgufd&affenben Saft in
SSerbinbnng gebraut nnb bie ^itgfinie nid)t burd) ba« SJorbergeftett oer*
längert roirb.
Die günftigfte 3*ü gum SÄergeln ift oljne Srottfet ber ©ommer. @« ift
bann nid)t eine fo Ijäufige Unterbrechung ber arbeit buref) ^Regenwetter ober
ftroft ju befürchten; auclj trägt ber ©oben ba« ftuljrroerf Keffer unb e« roerben
burdf) bie SRäber feine fo tiefe ©nfd&nitte gemalt. Die längeren Xage tragen
ebenfalls baju bei, bie Arbeit gu förbern. 2Ber etroa« grl)eb(idf)e« in biefer
8rt ber ©obenoerbefferung (eiften roiö, roirb alfo oorgug«roeife bie 3^ be«
©ommer« baju roätjten muffen.
3e nadj ben Umftänben ift biefe arbeit aber audj im ©pätljerbft, nadjbem
bie roid&tigften §elbgefdf)äfte beenbigt finb, mit großem Srfotge gu betreiben,
ffienn bie §erbftroitterung uorljerrfdjenb troefen ift, fo geljt ba« 3flergeto oor*
trefflidj oon ftatten, unb man fann jtdj mit ganger Sraft bemfetben roibmen,
roäfjrenb fonftige arbeiten ruljen. ftröfte bis 5 ° SReaumur erteiltem bie
i
Sirbeit eljer, al« baß fie foldje erfdfjroeren, roeil ba« ausfahren babei fuf) beffer
macf)t. 93on ber ©rube lann man burdj Sebedfung mit Äartoffelftrol), $ferbe*
bünger je. bei geringer Säfte ben Sroft abgalten. Sei größerer Äälte aber,
roenn ba« Xljermometer bi« — 7 ober 10 ° fäflt, ift bie SIÄergeforbeit nid&t
meljr ratfam. Da« 8o«ljauen ber ftroftbeefe am ÜÄorgen unb ba« j&abe&m
ber ©rube am SCbenb erforbert fo otel 3«*/ &°ß ^c SJerbingarbeiter mutfo«
roerben. 3n gang tiefen ©ruben, roie man fte guroeiten bei Xfyonmergel Ijat,
roirft ber Jfroft roeniger heftig. SBerni man bei milber äBitterung baffir geforgt
Ijat, ba§ ber Slbraum entfernt rourbe, fo fann man in tiefen SKergelgruben
fetbft bei 10 ° ffäfte arbeiten (äffen.
Sei ber 3tu«ful)r oon X^on* unb Se^mmergel ift naffe Witterung gang
befonber« l)inberttd). 3e tiefer bie ©rube ift, um fo nachteiliger roirb bie
9Jäffe. Sefinbet fi($ ber 9Kerget in einem §ügel, fo fann man gur Ableitung
be« JBaffer« einen ©raben machen, unb ba bei einer folgen Sage ba« be*
taftete Su^rroerf bergunter geljt, fo ift e« möglich, bie 9lrbeit roenigften« fogleic^
nac^ bem ?Iuff)ören be« Wegen« roieber gu beginnen. Slud^ bann fc^abet bie
SDtageln bee Sanbc«. 217
nftffe Söitterung roentger, roenn ba$ ÜÄergelfager auf einer ©ranbfd)id)t ruljt,
toie bei 8el)mmerget oft ber Saß ift.
3n tiefen SEljonmergelgruben bagegen ift bie Sftäffe nid)t anber$ ju be*
fettigen, ate baß man mittelft einer beroeglidjen *ßumpe ba$ fidf) anfammelnbe
©ajfer fogleidj anpumpt. JBfeibt ba$ ©affer (ängere 3eit in ber ®rube
ftefjen, fo erroeidjt e$ ben ®mnb berfelben unb man muß oft lange roarten,
beoor bie Arbeit roteber angefangen roerben fann.
Die gleichmäßige Verteilung be« äBergete auf bem Acfer ift nidjt anber«
3U bewirf en, ate buref) Sejeidjnung ber ©teilen, wo bie guljrfeute bie Sarren
leeren foöen. Am föneüften gefd)ieljt bieS burdj ©nftidje mit bem ©paten.
Die Auffeljer, meiere ba$ gaben ber Sarren fontrottieren unb bie nötigen An*
ftalten treffen^ jur Verlegung ber Ausfahrten, roenn bie Sajis ber ©rube bei
i>em gortrüden ber Arbeit fidj änbert, beforgen auä) biefe Vorjetdjnung, inbem
jte fidj babei eine« SDtoßftabeS bebienen.
©eit einiger 3C^ W man ta ben ^rouinjen ©ranbenlmrg unb Sommern
angefangen, ben SDiergel mit §>anbfarren aufzubringen, ©enn ber SJJiergel
in einer regelmäßigen ©djidjt ober fo »erteilt lagert, baß er nidjt über 50 bis
60 9totl)en roeit gerafft ju werben braudjt, fo ift biefe Art ber Aufbringung
für ben ßanbroirt offenbar bie bequemfte. @S entfteljen babei feine tiefen
Gruben, meiere jur SJenufcung ate Ader unbrauchbar bleiben; ber 2Rergel wirb
oon ben Arbeitern fjeroorgefudjt unb bie gleichmäßige Verteilung ift leidster ju
bewürfen, ate roenn große Sarrenlabungen mit *ßferben ausgefahren roorben finb.
Die $anbfarren, bereu fid^ bie Arbeiter jur SKergetung bebienen, Ijaben
2 Subiffuß 3nl)att. ©ine 3Äergelung, bei roetdjer 720 foldje Sarren auf ben
2ßorgen gebraut raerben, ift eine ooüfommen auSreidjenbe. SBitl man ©anb*
boben grünblid) oerbeffern, fo bringt man rooljl 1000 unb nod) meljr oon
folgen Sarrenlabungen auf. öei einer Sntfernung oon 20 bis 30 Stutzen
jafylt man für eine Sabung \ $f.; bei größerer Entfernung 1 bis 2 *ßf. Sin
erfahrener Sanbroirt beregnet bie Soften bei einer 3Äei;getung mit 720 Jpanb*
farren burdjfdfinittlidj auf 1£ $f., ober für ben SÄorgen auf 10 2ft. 50 ^Jfg.
9ftmmt man Ijierju für baS ©treuen 75 ^ßfg. nadj bem ©afce: ein Jpunbert
Sarren für 10 ^Pfg., unb für Abnufcung ber Sarren unb ßbenung ber
©ruben ebenfo oiel, fo betragen bie fämttid)en auf einen SDtorgen faßenben
Soften 12 2Karf, für welken ^reis man eine fo ftarfe SDtergelaufbringung mit
*ßferben nur feiten beroirfen roirb. Die Übung im Srbefarren, roeldje bie
Arbeiter in einigen ©egenben bei Anlegung oon Sunftftraßen erlangt Ijaben,
fc^ebit bie erfte Verantaffung geroefen ju fein, baS 2Kergeln auf biefe SBBcife
auSjufüljren.
Das AuSftreuen beS SÄergelS roirb am beften im Verbinge oerridjtet
9ßan bejaht bafür nad> ber ©tärfe ber Sabungen unb je nac^ ber größeren
ober geringeren Sntfemung ber Raufen oon einanber für 100 ^ßferbefarren
218 Vorbereitung be$ Slcfer&obens jur tfofnaljine ber ©aaten.
50 bi« 150 <ßfg. 3Köglidjft gleichmäßige« 2lu«ftreuen mufc man gü erreichen fuetyen-
£)ie Arbeiter muffen aufjer ber ©Raufet ober bem ©paten nodj einen Slofc
Jammer bei jid) Ijaben, nm bie Stumpen gu gerfölagen.
Steige SKergelarten muffen längere 3eit uor bem 3tu«ftreuen liegen bleiben,
bamit fie gerfallen, änbere farat man fogteidj ftreuen. £)er groft ift befonber*
roirffam, um ben 2Wergel mfirbe gu matten. Der feftefte IDomnergel gerfällt
nad) einem ftrengen Srofte gu <ßufoer. Um bie äerfleuterung gu beförberuf
übergießt man nadj bem 3to«ftreuen be« SÄerget« ba« fianb mit einer ferneren
SBalge.
Die Sftergelarbeit ift feljr erleichtert, roenn biefelbe auf ©reeftfc ober
©toppellanb vorgenommen wirb, auf bem frifdj gepflügten äefer bagegen
Ijaben bie Sarren größeren SBMberftanb gu überroinben, namentlich bei naffer
Witterung urib wenn ber ©oben gefroren ift.
Da« Unterpflügen be« geftreuten unb gehörig gerlleinerten Sßergel« nimmt
man gern bei troefener SBitterung oor. Die SBermifdjung mit ber SKterfrume
erfolgt bann rafdjer unb man roill audj bemerft Ijaben, bajj ftdj bie SBirtung
be« troefen eingepflügten 9Kergel« früher geigt, al« roenn foldjer im naffeu jfa
ftanbe untergebracht mürbe.
Um eine gleichmäßige Verteilung be« SÄerget« in ber äeferfrume balb gu
erreidjen, barf ba« erfte Unterpflügen be« SWerget« nur gang fladj gefdjeljen*
2öirb ber $ffog bei ber groeiten fturd)e tiefer angefefct unb ba« auf biefe SBeife
uerbefferte 8anb nad) bem jebe«maligen pflügen tüdjtig geegget, fo roirb bie
93ermifdjung mit ber Ärume burdj 3* ober 4malige« $pgen ooflftänbig beroirft
werben, ©tetö ift e« ratfam, eine innige 33ermifd>ung mit ber äeferfrume
burdj fleißige Bearbeitung gu ergtelen, beoor ba« gemergelte Sanb befäet roirb-
2öo eine 2öetberoirt|djaft beftetyt unb man nad) ben äBeibejaljren oljneljüt
eine reine Jöradje folgen läfjt, ba roirb ba« jebeSmalige SKergeln am bequemfteu
auf bem gum Umbrudj beftimmten Sanbe oorgenommen. SBenn ber angeroenbete
Mergel überhaupt ju bem ©oben pafjt, fo bleibt bei ber barauf folgenben
©interfrud)t bie SBirfung be« SKergete niemal« au«; man Ijat fogar ©eifpiele,
bafc fdjon bie erfte (Srnte nidjt allein fämttidje 8lu«lagen biefer SBerbefferung
oergütete, fonbem aud) nod) einen reinen ©eroinn bradjjte. Übrigen« rohrft ber
SWergel aud) ebenfo gut auf ©ommerfrüdjte, immer unter ber 33orau«fefcung,
bafe eine gute SDWfdjung mit ber äeferfrume oorau«gegangen ift. Diejenigen
©ommergeroädjfe, roeldje man fpät befteüen fann, roie Heine ©erfte, JBudjroeigen
unb Sartoffeln, eignen jid) t>orgug«roeife gur erften Sfosfaat in ba« frifdj ge*
mergelte 8anb.
3uroeilen aber ift man genötigt, ba« gelb gu befteüen, beoor eine innige
9ttifd()ung be« SKergel« mit ber äeferfrume möglidj roar. Die« ift g. ©. ber
Sali, roenn man ein SWerftüd ooflftänbig gemergelt !>aben roiö, biefe arbeit
aber nidjt gur regten 3^/ öor bem Umbrüche be« Dreeföe« ober ber ©toppel
SRcrgeto be« Sanbc«. 219
ausführen tonnte. ©rbnung liebenbe Sanbwirte, roetdje nie eine @ad)e Ijalb
t(jun mögen^ werben es ungern fefjen, wenn oieöeidjt 10 2Worgen ober weniger
uon einem ©d&tage, ber 100 3ttorgen umfafjt, ungemergett befäet werben.
Unter folgen Umftcmben ift es nidjt gu tabetn, wenn ber SDlergel nur burd)
einmaliges ^ßPgen mit bem ©oben gemixt wirb, beoor man gur ®aat (breitet;
aber es ift bieS ftct« nur ein SRotbeljelf unb als Ausnahme oon ber Siegel gu
betrachten. ©orgugieljen ift immer/ fitf) fo eingurittyten, baß man nidjt nötig
Ijat, gu biefer 3Iu$nal)me gu Bretten. SBenn es aui) richtig ift, ba% bie 23er?
inifcfiung mit ber 3Werfrume foäter erfolgen fann unb bajj ber SKergel aisbann
me^r auf bie foäteren Saaten wirft, fo ift es bodj feljterljaft, auf foldje 3Beife
bie SOßirfung gu oergögern. Der 2Werbauer ift oljneljin in ben Srfolgen feiner
©obenmetiorationen gang oon ber 3eit abhängig. 2Äit aller feiner S^ätigfeit
üermag er nidjt, in ben nörblidjen fflimaten oon bem ©oben gwei Srnten gu
ergwingen, wäTjrenb bie Srbe il)ren Umlauf um bie Sonne oollenbet. @S ift
alfo fing, fo gu »erfahren, ba§ man nad) ben ausgeführten SBerbefferungen
redjt balb eine Dolle (Sxnit erlangt.
©ei bem SWergeln gletdjgeitig eine Düngung mit ©ieljmift anguwenben,
ift groar feljr wirffam, aber femeSwegs notwenbig, um bie SBtrfung beiber
©erbefferungSmittet, wie einige lehren, gu erljöljen.
Ob bie Düngung mit tieriföem 9Äift gugteidf) mit bem üßergeln ftatt*
pnben foß, ift burdj anbere Umftänbe bebingt ®er auf einem ©oben ber V.,
VI. ober gar VII. Klaffe {Raps mit lotynenbem Srtrage anbauen miß, ber
mirb feinen &totd leidjter erregen, wenn er baS gemergelte ßanb fogleidj büngt
Sßenn ber ©oben biefer Klaffen feit 2ftenfd)engebenfeu leine Düngung erhalten
tyat, unb man eine 3rrudjt anbauen will, meldte Diel Arbeit erforbert, wie ade
©eljadfrüd)te unb namentlich bie Sartoffeln, in folgern gaüe ift es fogar gu
empfehlen, bem Überfahren mit Mergel bie Düngung unmittelbar folgen gu
taffen. Der 9Kel)rertrag an Kartoffeln, ber auf biefe Sßeife erlangt wirb,
oerurfadfjt bann leine ©earbeitungsfoften, welche immer biefelben bleiben, ob
man 2 ober 5 SBiSpel oom SKorgen erntet
Die äBirfung einiger Sßergelarten aber, namentlich ber in Jpotftein,
Schleswig unb üttedtlenburg oorfommenben, ift fo ftart, baß bie Halmfrüchte
jtd) lagern würben, wenn man fie auf einem burd) SOSeibeliegen, Sftergelung
uub Düngung gugfeid) bereicherten ©oben anbauen wollte. Hlsbann mufj eine
8hrucf)t, wie ber SRapS, bie einen reiben ©oben »erträgt, oljne einen SluSfatt
an Körnern befürchten gu laffen, ben Halmfrüchten oorangefyen.
auf ©oben oon geringer natürlicher (SrtragSfäljtgfeit, welker burdj baS
SWergeln erft frutjjjtbar gemacht werben foü, unb wenn wegen Düngermangel
bie £tüx&vant, in benen ber Slder gebüngt werben fann, weit auSemanber gerücft
finb, ift es beffer, SWergel unb ©ieljbünger in ben Umtauf gu »erteilen unb {ebeS
für fid) gu geben. 3m ftall ber SBinterfrudjt eine reine, aber ungebüngte
220 Vorbereitung be$ adferbobenö jur aufnähme ber ©traten.
©radje oorauSgeljt, namentlidj aber, wenn ber $)reefd) ungebüngt gur Sinterung
bearbeitet wirb, ift e$ paffenb, ba$ SDiergeln mit biefer ©radjbearbeitung gu
oerbmben. S$ würbe Ijiemadj bei ber neunfdfjlägigen medtenburgifdjen Äoppel*
toirtfdjaft (f. ®. 190) ber @d)tag 5Kr. 7, bei ber geljn* unb etffdjlägigen
SBirtfdjaft biefer 2lrt begieljungsweife ©djtag 8 ober 9, bei ber neunfdjtägigen
märfifdf>en Äowelwirtföaft (f. @. 192) ber ©cfjtag SRr. 7, bei ber adfjtfdjtägtgen
aSBirtfdöaft biefer Strt ber ©djtag 9ir. 6 gu mergeln fem *c.
3öie lange bie Sßirfung einer ättergefang anhalte? nnb ob eine fold&e
überhaupt gn wieberljolen fei, nnb in welken 3roifd)enräumen? barüber finb
notf) gn wenige ©eobadjtungen gefammelt. 2ßan finbet freiließ f)ter nnb ba m
©Triften eingetne öemerlungen, bie als Smgergeige bienen fönnen, aber Döttig
feftftetjenbe £ljatfad)en, meldte fid) gnr -^Beantwortung biefer fragen benufcen
liegen, finb nur wenige befannt.
©eit länger afö 30 Saljren finb unter meinen Stugen, unb gnm leil
tmrdj meine unmittelbare 93erantaffung, Diele tanfenb SKorgen Sanbeä gemergeft
iDorbcn; audj ljabcn Selannte Don mir bie Aufbringung be$ SKergete gum
gweiten unb fetbft gum brittenmate auf eingetnen ©tüdfen wieberf)ott. £)ie
^Beobachtungen aber, wetti&e man bei ber SBtebertjotung be$ 3Jiergetn$ gemalt
l)at, finb fo oerfdjieben, baß id) nidjt wage, in biefer §infidjt einen gang be*
ftimmten SRat gu erteilen.
(Sine äBieberljolung be$ 2Kergeln$ wirb jebodj woljl jebenfalls fid) empfehlen,
früher ober ftäter, je nadj ber öefdjaffenfyeit be$ gu mergetnben 8anbe$ unb
be$ SKergetö, unb je nadjbem ber ledere ba« erfte 2M (tarier ober fdjroädjer
angewanbt würbe.
§at man auf einem ©oben, bem e$ an £fjon feljtt, 8d)m* ober £l)on*
»terget I S°ü ftar]f aufgefahren, fo wirb baburd) fetbft eine nur oiergöötge
Stcferfrome in il)rem 3Kifd)ungSüerl)ättni$ wenig Deränbert. Stimmt man nun
gar bei fteigenber Düngerergeugung unb Sinfüljrung be$ Äartoffelbaue* eine
SSertiefung ber Stöerfrume oor unb erljöljet bie £)i<fe berfetben bis auf 6 3otf,
fo wirb eine nochmalige ebenfo ftarle SDiergelung maljrfdjeintidj nidjt weniger
wirffam unb mol)ttl)ätig als bie erfte fein.
2luS mancherlei ©rünben ift anguratljen, bie erfte SDiergetung nur mäßig
gu geben. ÜDie (Srfaljrung leljrt, baß in ben meiften Säßen eine tjafbgöflige
SÄergetung fdjon eine große SBirfung Ijeroorbringt. SBenn man alfo feinen
3roed gtemlidj mit bem falben Äoftenaufwanb erreichen, unb mit berfetben
Slrbeit in ber £älfte ber 3^ fctae Selber in bereu gangen Staäbeljmmg auf
einen Ijötjern ©rab ber (SrtragSfäljigfeit Ijeben fann, fo fjat man uon einem
foldjen ©erfahren größeren SSorteit, als wenn man burdj ein ftärfereS STOergetn
bie ©runbmifc^ung ber Stderfrume rabüat Deränbert. 3ft baljer bie erfte
SWergelung in biefer SBeife ausgeführt, fo wirb man bie gweite beginnen tonnen
fobatb Jene auf alten ©runbftürfen beenbigt ift.
Aufbringung ton @djfomm ober SWober. 221
stimmt man an, bap bie äBirffamleit beS 2Kergels oorjugSweife auf
feinem Salfgeljaft, weniger auf einer SSeränberung int SD^djungSüerljältmS ber
tfjonigen unb fanbigen ©eftanbteile beS ©obenS beruht, fo ift audj gu beachten,
ba§ innerhalb eine« gewiffen 3eüraumeS ber Satfgeljalt eine SSemtinberung
erleibet, teils burdj bie atmofpljärifdjen ©npffe, gunädfjft bie wäfferigen lieber*
f daläge, teils burd) baS SßadfjStum ber angebaueten '»ßftangen. Dann wirb
eine SBiebertjolung beS 2KergetnS ebenfalls gwedfmäßig unb wie einige behaupten,
fogar notwenbig fein.
Die tangfte ßrfatjrung über ben Erfolg beS SeljmmergetS Ijabcn bie ©e*
montier ber ^ßreefcer Sßrobftct in #olftein, nämlidj über 70 unb 80 3al)re ()in*
aus. Dort Ijat fttf), wie mir mitgeteilt worben ift, eine SBieberljolung beS-
2ßergetnS gwar weniger wirffam, als bie erfte Aufbringung gegeigt, aber im
aUgemetnen finb oon biefer SSerbefferung nod) iefct bie günftigften folgen fidfjtbar,
3cf> barf ben ©egenftanb nidjt oerlaffen, oljne eine ßrfdjeinung gu erwähnen,
meiere man in neuefter 3eü auf gemergelten gelbem beim Anbau ber Aar*
toffetn beobad&tet Ijat. 2Kan Ijat nämlidj gefunben, bafc bie Sartoffel auf
©oben, weldjer oor oier unb meljr Sauren gemergelt worben ift, oon einer
Äranfljeit befallen wirb, wobei iljre ©berflädje eine raulje wargenartige ©e*
fdjaffenljeit annimmt, was man in ber ÜÄarf mit bem sJtomen „^ßodigtfein"
bejeidjnet, audj @djorf genannt Ijat Die Sartoffeln werben baburdj nidfjt
allein in il)rer AuSbilbung geftört, geben alfo einen geringeren ertrag, fonbern
fie finb in biefem ^uftanbe aud) ber Fäulnis meljr unterworfen unb Ijaben
geringeren ©tärlegeljalt. Ob ber ©oben bie eigenfdjaft, jene Sranffjeit gu er*
geugen, wieber oerliert, unb burdj welche SBorfeljrungen? — biefe grage oer^
mag idj triebt gu beantworten.
Die Aufbringung oon ©djlamm ober SÄober (9Kobbe) aus Xeirf>enr
©een unb allerlei SWieberungen Ijat nur bann Sljnlidjleit mit bem 3Äergeln
wenn fof)lenfaurer Saß in bem 3Kober in beträchtlicher SÄenge enthalten ift_
3n biefem ftatle ift eine foldje ©ubftang ljumofer SWergel gu nennen. Der
im üEeidjfdjlamm ober einer äljnlidfjen (Srbart oorfommenbe Satf befinbet fidj ,
gewöljnlidj nidjt in fo inniger ÜÄtfdjung mit bem £I)on, wie bei bem gewöhn*
li^en 8eljm* unb S^onmergel. Sr beftetjt gewöljnlidj aus meljr ober weniger
gerbrödfeüen ©dualen oon eondfjtylien, bie ehemals in bem ©ereidj beS SDtober*
lagerS lebten, unb Ijier in einem Keinen SRaume angehäuft worben finb. Der
aWufdjelmober ift für alle ©obenarten ein oortrefftidjeS SJerbefferungSmittel,
meldjeS gewiffermaßen bie eigenfdjaften beS gewöljnlidjen SBieljbüngerS unb
fieljmmergets in fidj oereinigt. @r wirb aber gu feiten gefunben, um große
(Srfolge für ben Atferbau bewirfen gu lönnen.
Der gewöhnliche ©djlamm ober 2ftober ift eine im ffiaffer gebilbete Ab*
222 Vorbereitung be£ 3Werbobett0 jur 9fofnaljme ber ©aaten.
lagerung oon ljumofen, tl)onigen unb feinfanbigen Srbteiten. Da« Sßaffer
fü^rt oon bcn Stollen ununterbrodjen feingerteilte erbige SRaffen in bie
liefen ober ®rünbe. ©röbere ©ranbfömer werben nur bei ftarfer ©trömung
fortgeriffen; bie Seife ber Srboberflädje aber, meldte ba« Sßaffer trübem
nimmt e« oon ben 2fal)öl)en bei Jebem SRegen Ijiuweg. 3n ben 2Bafferbel)äftern,
alfo in ©een, leiten unb ^ffifeen, fefcen ftdj bie erbigen Seile au« bem
SBaffer ab unb bttben bie ©ubftang, weldje oon ben Sanbwirten ©djlamm
jober SDiober genannt wirb.
Der ©djlamm Ijat bie ffttyigleit, je nad) feiner 3^fawtmc«fefeu«9 ben
JBoben mefyr ober weniger gu bereitem. 3ft er burdj &u\ammmfäxottxwim
oon allerlei Düngerteilen au« 2Birtf$aft«l)öfen, Dörfern unb ©tobten ent*
ftanben, wie in Ijügeligen ©egenben nidjt feiten ber gaö ift, fo fann er ge*
wiffermaßen bem SSie^bünger im SQBerte gleid) gefdjäfct werben. Da«felbe gilt
oon ©djtammfängen, meiere iljren 3uffo<3 ö011 fruchtbaren Stöerlänbereien erhalten.
SSerbanft ber SDiober aber feine Sntfteljung benfelben Urfadjen, weldje bie
öilbung oon Torflagern oeranlaffen — große Sager fyiben meiften« biefen
Urfprung — fo ift er weniger gur SSerbefferung be« Slcferboben« geeignet
Der in beuifelben oorljanbene §umu« ift bann oft oon einer ben ßulturpflangen
nachteiligen ©efdjaffenljeit, unb e« ftnb befonbere 9Sorf errungen nötig, um eine
foldje 2Kaffe al« 93erbefferung«mittel brauchbar gu madjen.
SBenn man avtö ben 2agerung«oerI)ältniffen bie Grntftel)ung«meife be«
©Stamme« erfennt unb weiß, baß er uidjt immer mit Sßaffer bebetft, fonbern
gu 3*üen troden gelegen war, fo tarn man, oljue befonbere SJerfudje angu*
fteüen, auf feine öraudjbarfeit für ben SWerbau fdjließen. (Sine feljr bunHe
garbe im trodnen 3uftan&e ift kto (P**^ 3cW)cn> wogegen ber etwa« bläulidj
au«feljeube SDJober oermuten lägt, baß er ftdj al« ein gute« 5Berbefferung«mittel
bewähren wirb.
Der foljtfdjwarge 3Rober, wetdjer eine faferige unb Ijolgige SJefdjaffenljeit
(jat, ift gewötynlid) fauer unb wirb erft nad) längerem 2lu«tro<Juen unb .Siegen
an ber Suft, burdj 93ermifd)ung mit gelöf d)tem $alf ober SSiefjbünger, audj
burdj ^Begießen mit 3audje, gum Jöereidjern be« ffloben« geeignet.
SBenn mehrere trodene 3al)rgänge auf einanber folgen, unb namentlich
mehrere SBinter Ijinburdj ber ©djnee nidjt in bebeutenber SDZenge fällt, fo
trodnen bie natürlichen SBafferbefyälter teilweife ober gänglid) an^, fo baß ber
in iljnen angefammelte SDJober gewonnen werben lann. SBirb bie« im 93er*
laufe be« ©ommer« oon bem Sanbwirt bemerft, fo muß er feine aSorteljrungen
treffen, von nad) ©eenbigung ber (Sxntt mit aller Sraft an ba« §erau«fd)affen
be« SWober« gu ge^en.. 3m ©eptember unb Oftober läßt fic^ ba« 9lu«graben
eine« SKoberlager« am beften bewirlen, weil in biefen ättonaten Störungen
burdj große 9iegengüffe meiften« feltener, al« in einer anbern 3a^re«gett gu
beforgen ftnb.
Aufbringung üon @djttraim ober SÄober. 223
2Jton muß gunädfjft bie niebrigfie ©teile be$ 2ager$ ermitteln unb
biefe com Sföober frei gu machen Jüchen. firgiebt fxc^ bann wäfyrenb ber
iDcitcrcn Arbeit ein 3**!^ öon Stoff*** fo fann man basfetbe in ben geteerten
Staunt leiten, JBei befonber* guter ©efdjaffenljeit be$ SJlober^ unb einer
günfttgen Sage bleiben gu ben ädtertänbereien ift e$ oft toljnenb, außergewityn*
fidje Slnftatten gur SErodtentegung be$ SÄobertagerS gu machen. 3Dtan läßt gu
bem Ghtbe ©räben girr Ableitung be$ SStofferS anlegen , unb wenn fein l)in*
TeidjenbeS ©efälle oorfyanben ift, ljebt man bafcfetbe burdfj allerlei 3Kaf deinen
in bie §öl)e, um ben Slbfluß gu ergwingen. £>ie gewöljntidjen SBafferfdjnecfen,
bie man gu biefem £\ved anwenbet, ftnb befannt.
"Die Soften einer üßoberauffuljr ftnb oert)ättni$mäßig unbebeutenb, wenn
eine fotdje bireft unb oljne Umftänbe gefdjeljen fann. Oft aber ift ber ®mnb
gu fumpfig, um ba$ gutjrmerf gu tragen, ober ba$ 9D?obertager ift gegen
Überföroemmung fo wenig geftdjert, baß man bie &eit, roenn & f*d üom
Söaffer ift, forgfättig wafjrneljmen muß. 3n beiben gälten wirb ber Sföober
burdfj #anbfarren bis an ben SRanb be« 8ager$ gefdjafft. £)a$ 2lu«farren
uerbtngt man nad) bem ftubifgeljatt, inbem man je nad) ber ©djwierigfeit ber
«rbeit unb nad) ber gntfernung be$ äbtabeptafee* 40 $fg. bis 1 SRarf für
bie ©djadjtrute begafftt, wobei ftd) oon fetbft oerftefyt, baß ber SSobeneigner
bie Äarren unb ©retter ^ergeben muß. Obgleich bie ©ewinnung be$ SKoberö
auf biefe SBeife giemtid) foftbar ift unb oft große ausgaben erforbert, fo t)at
man boety auf ber anbern ©eite ben Vorteil, baß ber üßober feister unb
troefener wirb unb nadjtyer gu folgen &eitm a«f ben Slder gefahren werben
fann, wo ed feine brmgenben arbeiten für bie ©efpanne giebt, wogegen ba8
birefte ausfahren be$ 2Wober$ au« ber Sßieberung, beoor fie wieber mit ©affer
fid) anfüllt, in ber Sieget gefdjefyen ma%, wenn bie widjtigften Sretbarbeiten im
©ange finb. 2tet wotylfeilften wirb berjenige 9Äober gewonnen, ber in ben
©reiben unb Vertiefungen ber ftifdjteidje fidj anfammelt; nid)t, weit feine
#erau$fd)affung an unb für ftd) billiger wäre, fonbern weit ba$ 2luSfd)tämmen
fdjon ber £eicf}Wtrtfd)aft wegen nötig ift, unb ber auf fotdje Söeife gewonnene
üDtober aifo eine 5Keben* Lüftung bilbet, wetdfje bie Xeidfje abwerfen.
©roße Vorräte üon SÄober in ber 5Rä!}e magerer Sldertänbereicn
finb oljne 3w^ifel fetjr wertoott. @$ fann burd) ftarfe Sluffu^r eine« guten
SRoberS bie Stdterfrume fo bereichert werben, baß biefe Sobenoerbefferung
für ewige 3«^n whrffam bleibt, aber nid&t jcbe fd^warge ©ubfiang, bie
im geroöljntidjen 8eben SWober genannt wirb, ift o^ne genügenbe Vorbereitung
brauchbar.
&n SRober, ber lange unter ©affer gelegen unb mit 3Burgetn oon
©affergewäd^fen burd) xoebt ift, äußert erft bann eine günftige JBtrfung im
Sldferlanb, wenn er einen ober gwei ©inter ^inburd^ bem Sutttit ber 2uft unb
bem Sinfluß be$ grofte« au«gefeftt war, unb in allen feinen leiten gut oerrottet
224 Vorbereitung beS Meröobenö jur Aufnahme ber (Saaten.
ift. Sin kurzarbeiten ber äßoberljaufen ift al« feljr groedhnäßig ftet« git
empfehlen, roenn bie Soften fiefj nidfjt gu (jodf) belaufen.
Der torfige üttober bejaht oft nidjt bie Soften feiner ©eroinnung unt>
Aufbringung, ©o ber gebrannte Satf nid)t gu teuer ift, ba benufct man ben*
fetben gur 95erbefferung be« torfigen unb fauren SKober«, inbem man fdjidjten*
roeife üttober unb Salt in Raufen fe$t, unb biefe, nadj Verlauf oon einigen
üßonaten, umftidjt. @« mag 33erf}ättniffe geben, roo ein fo gewonnene«-
Düngermaterial nid)t gu teuer roirb, fie jtnb aber bei und fetten.
SBenn in einer ©irtfdjaft Überfluß an 3audje (®ütte) oorfjanben ift, fo
möchte id) raten, bie §aufen oon torfigem SRober in ber 9tälje ber Saudje*
beljälter angutegen> unb bie Saudje gum begießen ber Xorffymfen gu oerroenben.
3dj glaube, baß auf biefe SBeife ein guter Dünger fidj bereiten faßt.
Die SKenge be« anguroenbenben SKober« rietet fidj nadj ben £xoedtnr
bie man erreichen roitl. 3ft ber 9Kober fewrefret, befteljt er gum großen leite
au« mitbem £umu« unb roirb er auf Ädtertanb gebracht, roeldje« in einem
guten Düngerftanbe fidf) bejxnbet, fo genügen auf bie rljeinifdje Guabratrute
3 Subiffuß. 2Ran roirb in biefem ftafle bie SWoberaufbringung gleidf) einer
mäßigen Düngung mit tierifdfjem 9ttift rennen fönnen; eine öobenoerbefferung.
ift ba« aber nidf)t gu nennen, benn nadjbem ba« Sanb einige ©aaten getragen
Ijat, roirb baoon feine weitere SBirfung gu bemerfen fein.
©eabfidjtigt man eine rabifale 35erbefferung ber Sldferfrume, fo barf man
nidjt roeniger al« 6 Subiffuß auf bie SRute fahren. Der magere ©oben,,
roeldjer feinen »eftanbteilen nad) ber V., VI., VII., VIII. unb IX. «cferflaffe
angehört, roirb burdj eine foldje ättoberung eine gang oeränberte ©efdjaffenfyeit
ermatten unb feine ßrtrag«fäljigfeit für immer erfjötyt fein. ®ut gebüngter
Stoben tonn nactj einer SKoberaufbringung in biefer «Starte leidet ßagergetreibe
geben, roemt ba« üßaterial oon oorgügtidjer Söefdjaffenljeit ift.
öefteljt ber SDtober aber meljr au« feinem ©anb unb 2^on, al« aufo
ljumofen. Xetlen, fo muß man unter aßen Umftänben 6 Subiffuß pro Duabrat*
rute anroenben, roenn überhaupt eine entfpredjenbe SBirfung erfolgen fott.
6« ift flar, baß bie Stnfuljr be« fdjledjteren ÜRober« au« roeiter ©ntfernung,
nidjt totynenb ift, baß man alfo oon bemfetben nur bann Vorteile ergielen fann,.
roenn er in ber SWitye ber gu oerbeffemben $<fer liegt.
3Son bem totfigen, mit Saß unb 9Äiftjaudje be^anbelten 2Äober famt
man eine gute SBirfung auf magerem Hjonboben erwarten; id) muß jebod),
bemerfen, baß e« mir an ©rfafjrungen über bie Stnroenbung biefer SDJoberart feljlL
Da« $fa«ftreuen be« abgefahrenen 3Kober« gefcf)iel)t am beften nadj bem
SBinter, roenn ber 5roft auf benfelben eingeroirft Ijat. Denn fetbft ber frudjt*
barfte SDJober trodfnet flumpenroeife gufammen, im Satt er naß aufgebraßt
rourbe, unb jerfättt bann erft naß längerer £eit unter ber ßinroirtung ber Öuft.
2tnber« oerljält ftdj ber äRober, roetdfjer mit Jpanbfarren auf große Raufen ge*
ttearftettmtg be* 3Wer(anbe*. 225
bracht mürbe unb in biefen eine Slrt ©ätjrang erlitt. (Sine fotße ©ubftaty ift
beim SBegfaljren ganj mürbe, unb lägt fid) fet)r gut gleiß hinter bem Stblaben
auSftreuen. Die Arbeit ber Verteilung über bie gu büngenbe ftläße ift ge*
ritiger ate beim äßergef, roeit fein £erflotfm ber Äfompen nötig ift, unb ber
SHforbfoljn fann baljer um £ ermäßigt roerben.
©ei bem Unterpflügen be$ SRoberS gilt, wenn er Ijinreißenb ftarf aufge*
fahren ift, um bie ©ranbmifßung ber ftrume gu änbern, jiemtiß baSfefte, roaS
bei bem SWergeln angegeben würbe. Das erfte ^ßPgen mu% flac^ gefßeljen,
unb ein mehrmalige« pflügen ift erforberfid), um eine innige SWifßung mit
bem ©oben ju beroirfen.
Sei 2faroenbung einer nur geringen SRenge beS mit Sauere, Salf ober
©tattmift bejubelten SRoberS — welche 3Kifdjung man richtiger Äompoft
nennt — bringt man bie SMaffe oortetfljafter erft naß ber legten ober Saat»
furche auf, unb egget ben auSgeftreuten 2Kober mit bem ©amen ein.
®uter 9Äober — unb anberen roenbet ein oerftänbiger Sanbroirt mßt
an — ift für baS ©ebeiljen aüer ©eroäßfe juträgfiß. 3ß fenne feines, bem
er nachteilig roäre. Sßenn Ijumofer 9Bober ju ftarf aufgefahren mürbe, fo Ijabe
iß rorßl bemerft, baß ftd^ bie ©aaten banaß lagerten unb bann einen geringen
(Srtrag an hörnern gaben. 3ft bie« ju befürchten, fo muß man gunäßft folße
Srrfißte anbauen, roetße bem ©oben bie für §almfrüßte ju große Üppigfeit
nehmen, nämliß §acffrüßte aüer Slrt, Ölgeroäßfe unb £anf.
Der ©anb ift für einige Sobenmifßungen ein feljr jroedbnäßigeS 93er*
beffemngsmittel, nämliß für torfige unb naffe ©runbftüde, roelße man in
SRieberungen antrifft. Da ©anb unb £orf häufig neben einanber liegen, fo
I)at man baS SJerbefferungSmittet jroar nalje genug; roeil aber ber ©anb feljr
ftarf, 6 bis 12 3°ß W< aufgebraßt roerben muß, roenn eine grünbliße
Snberung ber SSobenbefßaffenljeit ju ftanbe fommen fofl, fo roirb biefelbe
unter allen Umftänben foftfpielig fein unb fiß feiten als eine ©eroinn bringenbe
Unternehmung reßtfertigen laffen. Äleinroirte jeboß benufcen ben ©anb, um
torfige ©runbftfide jum Jpanf* unb $opfenbau geeignet ju maßen. Das
auffahren mit ©efpann ift nur bei. fyartem grofte ausführbar.
SJon ber Seaderung beS SanbeS.
Die SBerfjeuge, roetße ber beutfße Sanbroirt jur ^Bearbeitung beS SanbeS
anroenbet, finb fo mannigfaltig unb uerfßieben/ baß ein eigenes SSJerf barüber
gefßrieben roerben fönnte. 3ftan roirb mir biefe nufctofe Arbeit ertaffen. ©e*
rooljnljeit oon Sugenb auf unb eine oon gutem SBitten geleitete ßinübung be*
roirfen, baß aufmerffame SWerSleute auß mit fßeinbar fßleßt fonftruierten
Stoppt, 11. Kuflage. 15
226 Sorberettung be* TOerioben* jur Aufnahme ber Maaten.
•
Sßerfgengen gute Arbeiten Derri3)ten, wogegen ber befte $ftog in ber #anb
eine« nactjßiffiflen unb trägen $Pger« ben «der mißljanbeft. tiefer llmftanb
nrirb häufig Don tüchtigen ^raftilem überfein, inbem fie ein fehlerhafte« Sßerfc
jeug Derteibigen oljnfe anbeten ©runb, al« baß fie barauf Ipnroetfen, meiere oor*
treffliche Arbeit iljre gut beauflagten Adter«fatte mit bemfetben Derrid&ten, gegen*
über Don berjenigen Arbeit, bie Don ßanbrotrten mit Derbefferten Äcfergeräten
au«gefüljrt roirb; fie glauben atfo, bie Äonftrultion be« Pfluge« genüge altem,
nm gut ju pflügen, unb bie ©efd>i<fltd)feit be« ^ftfiger« f ei JKebeufadje.
£)ie« ift aber feine«roege« ber 3fatt, unb ber SBorgng eine« Pfluge« oor
bem anbern fann nur bann aufkauftet} gemalt roerben, roenn ber pfjrer mit
ber Stellung unb §anbljabung be«felben genau befamtt ift unb eine Sljre barein
fefet, bamit Diel unb gute Arbeit gu Derrtdjten. $>er in einer ©egenb fibfidje
<ßffog mirb Don ben Eingeborenen mit befonberer Vorliebe betrautet ©er
Stouernfnabe bünft jtdj ein l)atb erroadjfener SMattn gu fem, roenn e« il)m ge*
lungen ift, eine gerabe fturdje gu pflügen unb bem Pfluge eine richtige ©teflung
gu geben. 3m Saufe ber 3«* ift üjm bie ^anbljabung leitet geworben. <£r
Ijat au« Erfahrung erfannt, ba% ©ef^icflit^fett bei ber Stellung unb
Anfertigung be« ^ffoge« bie Arbeit bei ber güljrung be«felben feljr erleichtert,
unb er roeiß fel)r gut, baß biefe Arbeit Don aüen lanbrottVdfjaftüdfjen SJer*
ridjtungen für einen erroadjfenen 9Äenfdjen bie leidjtefte ift. Sann man e« iljm
baljer oerbenfen, baß er oerbrießßd) roirb, wenn er ba« il)m rooljl betannte
äöerlfceug roegroerfen unb bie $anbljabung eine« anberen erlernen fott?
9Jian fei fo biüig, gugugeben, baß bie erfte Arbeit, meldte ungeübte Seute
mit tynen unbelannten Sßerfgeugen Derridfjten; fdjtedjt auffallen muß, unb fei
be«I)atb nadjfidjtig, roenn eine längere 3«* Dergeljt, beoor bie Sinfüljrung eine«
roirftid) befferen Pfluge« red)t augenfällige Erfolge geigt.
ÜDiefe pnb aber faft nie fo roefenttid), baß e« rätttdfj wäre, mit Sinffiljrung
neuer äBerfgeuge gu beginrien, beoor man ba« Vertrauen ber Arbeiter gewonnen
tyat. ©er SBorfteljer einer großen Öanbroirtfd&aft Ijat in feiner Stellung gu ben
Arbeitern fo Diel (Gelegenheit, fid) beren SSertrauen gu erroerben, baß bie« bem
Dorfidjtigen, roofylrooüenben unb bebädfjtigen Sftanne baß) gelingt, nadjbem er
eine neue Unternehmung begonnen Ijat. £)a« SBertrauen wirb aber audfj ebenfo
leidet für immer oerfdjergt, roenn ber ^teuaufoumtenbe alle« tabeü, roa« er oor*
finbet, unb nieberreißt, o^ne eixoa^ beffere« aufgubauen.
$aufig roerben Don jungen, Derbefferung«lüftigen Seuten bie oorgefunbenen
pflüge unb anberen Adfergeräte oljne Prüfung roeggeroorfen unb bafür neue
eingeführt, meiere ein moberner Setyrer ber Sanbroirtfdfjaft angepriefen f)at.
SBerben, bei fo geroaltfamen ©djritten, bie Aderarbetten mit ben neuen ©er!*
geugen fdjtedjt oerridjtet, ober lommen fte roegen ber Unbefanntfdjaft ber Ar*
beiter mit benfelben gar in« ©todfen, bann muß man in ber 9iot oft roieber
gu ben alten pflügen greifen unb bie neuen ©erzeuge roerben al« unbrau<fc
Bearbeitung be* 3tofcrfonbe*. 227
twlr toerfdjrieen. SWöge man alfo oorfteljenbe änbeutungen wofyt beljergigen,
arab möge ein jeber feine 33erl)ältniffe genau prüfen, um nidjt unoorberettet
unb gur Ungett neue $Pge einzuführen.
2Ran famt begüglidj ber ©erzeuge, me($e man gum Umbrechen bed 8anbe3
brauet, gmei #auptflaffen unterfdjeiben, nämlid) pflüge unb f>alen. 3dj will
jebe Ätaffe für fid) einer näheren ©etradjtung unterwerfen.
pflüge.
93ou einem guten ^ßftug oerlgngt man, baß er bauer^aft fei unb triebt
tmrd) feine 3erbre^K^^ bie Slrbett ftöre; baß man ifyn gum tieferen ober
flaueren (angreifen, um breite ober fdjmale Surfen gu gießen, leicht bie nötige
©tettung geben fönne; baß er bie ©djwterigfeiten leicht überwinbe, weldje bie
ungleiche Jöeföaffenljeit be« ©oben* oerurfadjt; baß er bie Srbftreifen im regten
SBinfel abfdpteibe, fotcfye gut um(ege unb gu jeber beliebigen liefe einbringe,
ofjne ba« 3u9öiet) übermäßig anguftrengen; baß feine $anbl)abung oon einem
traftigen, aufmetffamen Arbeiter leidjt gu erlernen fei, unb nidjt Saljre lange
(Sinübung erforbere, um mit üjm gut gu arbeiten, enblidj baß er einfach unb
Tootytfeil tyerguftellen unb im ftanb gu galten fei.
3cf) fenne feinen beutfdjen $flug, weldjer biefe äfaforberungen nid)t we*
trigften* teilweife erfüllte, ©er alfo ein begrfinbeted Urteil über bie SBorgüge
be$ in ber einen ober anberen ®egenb gebräuchlichen Pfluge* abgeben will,
ber muß in ber Sage gewefen fein, bie Slnwenbung oerfc&iebener pflüge bei ge*
fc^irften unb willigen Arbeitern beobachtet gu Ijaben.
$)ie in ©eutfdjtanb unter bem Tanten englifdje pflüge belannten
@d)wingpflüge oljne 23orgefteü fyaben ben großen SBorgug ber Sinfadjljeik
$)a$ SSorgeftetl ift überall au* Dielen Seilen gufammengefefet. ©erat ba$
Sßerfjeug burd) längeren ©ebraudj fdjabl)aft gu werben anfängt, ift gerabe an
bem 93orgeftelt am meiften 3rcbred>lidjfeit unb SSerrücfung gu beforgen, mithin
muß eine Störung ber. Arbeit bei ben betreffenben ©erzeugen eljer eintreten,
cid bei folgen, wo ba$ SBorgeftetl gang fefylt. fc
S)a basfelbe nun außerbem bie SReibung oermeljrt, unb bie 3u9Ö^e in
einem &idiad Don ber fortgubewegenben Saft bis gu ben 3^^^ fü^rt,-fo ift
eine SSerfd^wenbung oon Bugtraft burdj ba* 25orgefteü nic^t abguleugnetu öe*
tradjtet man femer ben ^flugförper an ben ©djwingppgen unb erwägt, wie
ba$ auf baö ^ßflugljaupt aufgefdjobene ©djar unb ba$ gewunbene Streichbrett
gleidftam einen Äeil bilben, welker bei bem Sortrüden in ba« umgupflügenbe
Sanb einbringt, fo fann man fid) oon Darnljerein ber 93ermutung taum er*
wehren, baß ein berartiger ^Jflug leidjter gel)en muß, al* ein anberer, bei
welkem ba* ©treidjbrett faft fenfredjt auf bem ^flugtyaupte fte^t.
15*
228 . Vorbereitung be« SWerbobette jur aufnähme ber @aaten.
3Me Srfa^rung beftätigt btefe auf ©ermmftfdpffen beruljenbe SScrmututi j
überaß , wo bie ©djwingpPge längere 3«* im ®ebraudje gewefen pb, wo»
alfo bie Ijeranwadjfeube 3ugenb fid^ an bie Jpanbljabung biefer Sßftfigc gewöljnt
Ijat unb wenn man roiparteiifd) bie Quantität unb Dualität ber getesteten
^ßflugarbeit mit ber aufgewenbeten 3utfftaft öergteidjt. ältere $Pger, bie gu*
erft ba« *ßPgen mit SRäberppgen erlernt Ijaben, geben feiten gu, baß bie eng*
Gfdjen $Pge SSorjüge bepen. @ie werfen ben festeren ©djwerfäüigfeit üorr
inbem fte bei bem ®ebraudj bie eigene Arbeit mit berjenigen ber 3u9öere oer*=
wedjfeln. Sin fauler, nadjtäfftger $Pger Ijat freiließ bei ben SRäberppgen im
loderen ©oben metjr ®elegenl)eit, mit ber Saft feines Sörper« ftd) auf bie
©tergen be« $pge« gu legen unb ftd) gleidjfam mit fortgieljen gu laffen. 35a
biefe^ bei ber fionftruftion be« . englif djen $pge« nidjt angebt, fo tarnt beffen
3we<fmäßigfeit audj nur bei gutem ©iüen be« Arbeiter« red)t ftdjtbar werben.
3ft bieder aber oorljanben, fo wirb ein guter $pger wegen ber 8etdjtigfettr
womit btefer *ppg gu regieren ift, jebem SBiberftanbe, welken ber gu ppgenbe
SCtfer barbtetet, augenblicttidj entgegenwirfen unb eine beffere arbeit liefern, al«-
mit irgenb einem SRäberppge möglich ift.
©eit Dielen Sauren, l)abe id) in ben mir untergebenen .SBirtfdjaften oor*
gug«weife bie englifdjen $Pge gebraust unb fte an einigen Orten eingeführte
wo fte oorljer unbefartnt waren. SBäljrenb be« Übergänge« oon bem 21<fent
mit SRäberpPgen gu bem mit englifdjen $Pgen Ijatte idj oft Gelegenheit gu
bemerfen, baß bie ©egner ber festeren fte bennodj oerlangten, wenn eine
fdjwiertge Sftferarbeit au«gufüljren war, g. ©. bei ber jweiten fturdje eine« mit
©aumwurgetn burdjgogenen Sßeubrudje« ober bei großer §ärte be« ©oben«;,
ebenfo wenn e« barauf anfam, bis gu einer außergewöljnltdjen liefe, b. 1). bi«
2 unb 12 3oll gu pflügen. £%* 3n>eifel ift ba« ber befte ©ewei« für bie
©orgüge biefe« $pge«. . {
Sßenn bie Arbeiter nad) längerem ©ebraudj in ber $anbljabung ber eng*
lifdjen $Pge bie erforberlidje Übung erlangt Ratten, fo Ijabe idj mit benfelben
bei gleichem ©efpann unb oljne btefe« mel)r anguftrengen, jebenfall« ein tiefere«
$pgen ermöglicht, fo baß tdj midj oeranlaßt fal), bie SRäberppge faft ganj
abgufdjaffen. ÜDiefe pb inbeffen auf feljr fteinigtem ©oben beigubeljalten, weit
bie ^pgbäüme an ben ©djwingppgen burdj bie in ber £iefe tiegenben Steine
gu oft gerbrodjen werben.
©ei ber erften Sbtwenbung ber ©djwingpPge in SDeutfdjtanb beging man
ben ^ler, baß man ftdj ftreng an eine gewiffe gorm Ijieli unb auf bie oer*
fdfjiebenen ©obenarten leine JRüdft^t nafyn. 35a !am e« freiließ oor, baß mau
auf leidjtetn ©oben ftd) bie arbeit burd) gu ftarf gebaute $pge erföwerte»
©eitbem man aber angefangen Ijat, gwetfmäßige 9lbänberungen torjuneljmen,
Ijaben bie ©c^tuingppge größere Verbreitung erlangt.
X)er belgifd^e $pg ift bur^ bie ©emü^ungen be« oereljrten Sipologen
• Bearbeitung bed 2Ufertattbe«. 229
• 1>er betgifdjen ßanbroirtfdjaft, §errn oon ©djraerg, m neuerer 3«t berüfjmt
geworben. Sr tft frei Don triefen Seglern ber geroöl)nfid)en beutfdjen 9iäber*
pflüge unb Ijat, tote ber engttfdje, fein ©orgefiett. Da« ©treidjbrett ift ge*
umnben unb mit ©fenbtedj befdjlagen. 3d0 glaube audj, ba§ biefer ^Jfltug auf
letzterem ©oben unb bei flauem pflügen einen meljr gleichmäßigen ©ang Ijat
unb redfjt gute Arbeit oerrid&tet. Da aber ber ^ßftogförper feljr lang ift, fo
fann er in einem fdjraeren ©oben raeber fo leicht geljen, nodj in einem Der*
^arteten fo gut einbringen, roie ber engßfdje.
3um ädern bi« gu einer ungeroöljntidjen liefe Ijat man allerlei SRajol*
pflüge, meiere aber oon ben geraöljnßdjen ^pügen nur burdfj ifjre ftärfere
©auart oerf djieben finb. Die SRajolppge, meiere ein ©orgefteü fjaberi, finb
fdjroieriger gu Ijanb&abeii, al« anbere nadj Strt ber engßfdjen. Diejenigen, mit
welken in meinen Sßirtfdjaften ba« ßanb gu JRunfetrüben auf graölf 3oü liefe
geädert wirb, finb ftar! gebaute ©ailety'fcfie, bie aüen biüigen Slnforberungen
entfpredjen unb bei ber betreffenben Arbeit oon oier ftarfen 3ufltteren gegogen
werben.
®ang abweidjenb, fowotjt oon ben ©dfjwingppgen, at« oon ben gewöljn*
fielen pflügen, ift ber fogenannte föudjabto ober Äainjer ^ßflug, ba an
bemfelben weber ©dfjar nodj ßolter (@edj) oorljanben ift. Sr bringt burdj
eine, ba« *ßffagfcf)ar erfefcenbe ©ertängerung be« eifernen ©treidfjbrette« in ben
©oben ein unb bewirft bei geuriffem 3uftanbe be« (enteren aflerbing« eine gute
3erfrümelung. Diejenigen aber, wetdfje biefen $ftug at« ben mögßdj oott*
foutmenften für alle 3uftä^e &e$ ©oben« empfehlen motten, beweifen bamit
nur, baß i^nen @rfal)rung abgebt.
Die 3°$^ ei*1 in Oftyreujjen unb ^Jrcugifd^ ßittljauen gebraudfjßdje«
äefenoer^eug, ift wof)t geeignet, einen Königen ©oben im naffen 3uftönbe gu
bearbeiten, o!)ne bajs berfelbq eine für bie nadjfotgenbe ©earbeitung nadjteißge
©efdjaffenljeit annimmt. Um aber ba« 3nftrument mit gutem Srfolge an*
wenben gu fönnen, fdfjeint eine langjährige ©nübung nötig gu fein.
jpafen.
Die 9Uferwerfgeuge, welche nidjt wie bie Sßflüge einen Streifen ber 3ldEer*
feume abfdjneiben unb oölßg umlegen, fonbem mit einem breiedfigen ©djar
in ben ©oben einbringen unb benfelben aufrauhten, werben fd()Ied(jtljin Jpafen,
au<f) 9iul)rl)afett genannt. Die tefctere ©egeidjnung ift bort gebröudjfidfj, rao
beibertei SBerfgeuge bei ber ©earbeitung be« Sanbe« gebraust werben, rao man
nämlidj gum erften Umbrechen ben $flug, gu ber graeiten ober britten ©e*
<trbeitung aber ben §a!en anraenbet, wetdje weitere Arbeit man bann 9iuljren nennt.
Der $afen ift ba« rot)efte unb ättefte SQSer^eug, beffen jtdfj bie aftenfdjen
bebienten, um ben ©oben mit §itfe oon 3^^^ aufgureißen. ©eine gorm,
©tdrfe unb bie* ärt feiner Slnraenbung ift nadj ber ©efdjaffent)eit be« ©oben«,
230 Vorbereitung M Hderboben* gut Aufnahme ber Maaten.
ber 3ugtiere unb ber 8anbe$fitte üerfdjieben. (Steige $afenarten bebürfen jtt *
tyrer $anbljabung eine* SSorgefteüe*, bie metften werben aber o$ne baflfelbe
gebraust. &roV\d)m bem fdjroerfättigen Äarrljafen, melier in ber Dangiger
SRieberung oorfommt, imb bem leisten #afen, Dor roetöjen ber potnifdje Stauer
ferne 3ro*Wferbe fpannt, ift ein groger Unterfdjieb. 3n einigen ©egenben
roerben mit bem $aten aüe ©eadernngäarbeiten oerridjtet, in anberen roieber .
rohrb er nur angeroenbet, um ba$ Sanb in bie Duere gu burdjgieljen, nadjbent
es bie erfte fturdje mit bem Pfluge erhalten fyat.
Die anfielen ber 8töerroirte über bie 3roecfmäßigfeit be$ $afen$ fmb
• ebenfo geteilt, tüte bie über bie SJorgüge be« einen ober anberen $ftuge$. $&*
geben muß man, baß in SKedlenburg, roo ber $aten ausfdjtießtid) gur öe*
arbeitung bed SWerS bient, biefe Slrbett mufterfyaft ausgeführt roirb. & giebt
aber audj ©egenben, mo man ben $afen gar nidjt tennt unb mo ebenfalls
eiifc oortrefffidje SWerfuItur angetroffen roirb. ©o oiet ift ftdjer, baß ber $pg
gum Unterppgen be$ Dünger«, gum 2tofbredjen be« Dreefdje« unb gum ©n*
pPgen ber ©amenfartoffefa fidj beffer eignet, at«' ber ipafen, unb baß ber
$ül)rer be« festeren weit längerer Sinübung bebarf, van mit bemfelben aüc-
uorfommenben 39ea<ferung«arbeiten gut gu oerridjten, al« bei bem Pfluge er*
forberlidj ift. ftnaben oon 12 bi« 14 Saljren, bie felbft mit engßfd&en $pgen
fef)r gut fertig merben, ftnb gu fc^iuac^, um ben £afen gu Ijanbljaben.
Auf ber anberen Seite madjt ber ipafen ben oerfdjoüeten 33ob?n baburdj
mürber, baß ba« Ijergförmige ©djar ben ©oben attö ber SEiefe meljr Ijerau«*
roüljlt, roäljrenb bie ffirbftreifen beim $Pgen bloß abgefdjnitten merben. Die
SBurgeümfräuter fdjneibet ber £afen triebt burd), roie ber $pg, fonbern tyebt
fie Ijerau« unb bringt jie an bie Dberflädje. Der mit bem #afen bearbeitete
StdCer Ijat eine rauhere Oberfläche unb lommt mit ber Sltmofpljäre meljr in
SBerfiljrung.
Der abroedjfefobe ©ebraudj be« Pfluge« unb §afen«, roie er in einigen
©egenben übftd) ift, roürbe erlauben, bie SSorteUe beiber Sßertgeuge fid) gu oer*
fdjaffen, roenn e« triebt fo fdjroer märe, ben Arbeitern bie nötige ©eroanbtljeit
in ber §anbl)abung be« £afen« beigubringen. Da« Slufbredjen be« Dreefd)e«r
ba« Unterppgen be« Dünger«, ba« ©topfet unb Jöradjepflügen, foroie ba*
©aatppgen gu ben meiften frrüdjten roürbe mit bem $pge üorgenomnftn
roerben, wogegen ba« SBenben be« aufgeppgten 3l<fer« in bie Ouere ftet« mit
bem #afen gu oerridjten roäre.
©rubber, ©fftirpatoren, ©aatpflüge unb Ärümmer.
SWit biefen 9iamen belegt man bie oielföarigen ©erfjeuge, roeft^e in ber
neueren 3e^ Ju^ 35eroottfommnung ber ©aatbefteüung, jur ©rf^arung ber
^pgarbtft unb gur ^^ö^^Ö bet ©amenunfräuter erfunben roorbeu unb bei
roeitem no<$ nic^t aQgemein genug oerbreitet fmb.
• •
©earbeitung bct «derfonb««. 231
»
Der ©aatpflug, roenn idj ni<f)t irre, eine fdjleftfdfje Ghrfinbung, ift ein
SBerfjeug, an bem ein geroöljnßdjer ^fütgbaum, roeldjer auf einem 93orgeftett
liegt, mit einem Duerbaffen in ©erbinbung gebraut ift, roorin mehrere Heine,
eiferne $f(ngfd)are (4 ober 5) in einer Steige befeftigt fmb. Der Querbaffen
ift mit jroei ©terjen jum gieren be* 3nftrument« oerfeljen. Da« Sßerfjeug
bient baju, um bie <Saat, roeldje auf gut.oorbereitete« 8anb gefäet ift, in bie
paffenbfte liefe .unterjubringen.
Der gjrftirpator, oon bem oereroigten Xfyaex ®rubber genannt, ift bem
©aatpfluge in ber ftonftruftion einigermaßen älpitid); er l>at aber gtDei Quer*
bäume, in roeldjen ©d>are befeftigt roerben. M bem oorberen -öaffen ift ftets
ein ©d>ar roeniger, ate in bem Hinteren, unb bie ©teüung ift fo, baß bie
l)interen Sdjare in ber SDHtte jrotfdjen ben oorberen fidj befinben, bamit.bei
bem Ötebraudje lein Seil ber SWerfrume unberührt bleibt.
Die gorm ber ©djare richtet fid) xiaä) ber Jöefdjaffenljeit be« Soben«
unb narf) bem ©ebraudje, melden man uon biefem ©erzeuge machen roiü.
Der leiste fanbige öoben ift feljr gnt mit gewölbten Sparen ju beljanbeln.
Suf fernerem ©oben roirb man breiediger ©djare bebürfen. 3um Unter*
bringen ber Saat finb jene geeigneter, wogegen lefctere eine erhärtete ffrufte ber
SWerfrume, roie fte nad) bem SBinter bei fdjarfen ftrftl)ßng«roinben oft fttf)
bitbet, feister jermalmen.
Um ju geroiffen 3^)e*en . bie Oberfläche be« gelbe« aufjureißen, roie e«
j. ©. bei ber Sujeme in jebem Srttljling nötig ift, bringt man in bem Duer*
baffen ()öljeme &mtmaxi, bereu ©pifeen mit Sifen beklagen finb, unb fä&t
fie nid)t fenfredjt, fonbem in einem fpiften ©infet gegen ben ©oben geridjtet,
befeftigen.
©n folt^e^ Snftrument ift aber nur ju bem einen 3roecfe, ?um aufreißen
ber Ärume, brauchbar.
Die eigentlichen ßjftirpatoren, bie ebenfo gut jum 3erftörcn bt& auf*
gegangenen Unfraute«,. roie jum Unterbringen be« ©amen« fid) eignen, ftnb
teils ftebenfdjarig, teil« aber aud) neun*, elf* unb breijeljnfd&arig; im festeren
Satte bearbeiten fie einen 6 bi« 7 gufc breiten ©treifen. Die fiebenfdjarigen
roerben mit jroei 3ufl^crel1/ ^it mefyrfdjarigen mit brei unb oter befpannt.
5ür bie ftebenf gärigen brauet man nur einen 2Wenfd)en, roeldjer jugleid) bie
3ugtiere lenft. Die elf* unb breijefjnfdjarigen erforbern jroei üßenfdjen, einen
jur. 3rül)rung be« Snftrument«, ben anberen jur Seitung be« ®efpann«. Da
aber bie breiten SSSerfjeuge bei unebenem ÜBoben nidjt gleichmäßig eingreifen,
foroie bei naffer ©efdjaffenljeit ber Slcferfrume, befonber« roenn fie mit Dünger
unb SBurjefn angefüllt ift, biefelbe nid)t gut jerfrümeln, unb burdj ©trol) unb
ffiurjeln letd)t fid) oerftopfen, fo tljut man alle 3«* beftex, fid) nur ber Rieben*
unb l)öd)ften« ber neunftfjarigen ©rubber ju bebienen.
3n JBitymen unb SD?äf)ren, roo ber oben erroäfjnte föudjablo ober Sainjer
232 Vorbereitung be* 9<fer6oben* jur Aufnahme ber ©aaten.
$flug gebraust rotrb, Ijat man audfj bie Äainger ©aategge m äfjnfidjer
SBeifc fonftruirt unb bringt bannt bte ©aat unter bte 6rbe, roa* mit Jptffe
btefeä SnftrumentS auf einem ebenen, mürben, wol)l oorberetteten ©oben audj
gang oorgüglid) bewirft wirb. (Dabei ift ba$ auf fold^c SBeife beljanbeße
©aattanb fo eben, bafj bie nad&trägliclje äfawenbung ber Sgge gang überffllffig
erfdfjeint.
£>urd(j oerftänbige Slnwenbung ber erwähnten SBerfäeuge, unter Jöerüdf*
futytigung ber iebeSmaügen Sefdjaffenljett be$ SobenS, lann man bie ^Bearbeitung^*
loften feljr oerminbern. Sljre SBirlung fteljt in ber SDWtte gwifdjen ber be*
^ßfütged unb ber ßgge. Sie greifen meljr in bie Srume ein, ate btefe, aber
freilief} weniger, ate jener. 3n einer f drolligen, oerqueeften ober erhärteten
Ärume finb mandje biefer oielfdjarigen SBerfgeuge gar nidjt anroenbbar, fo
gwedf mäßig unb arbetterfparenb il)r ©ebraudf) bagegen auf einem reinen, tief
gefederten unb ftetnfreien Slcfer fid} l)erau$ftellt. 3lm beften ift auf einem er*
Ijärteten unb mit Sßurgelunfraut perunreinigten ©oben nod) ber krümmer gu
gebrauten. £)iefe« SBerfyeug, aud) ©djaufelegge genannt, oerbrängt feit
einiger 3e^ We Gqtftirpatoren, inbem man baöfefbe aud) gum Unterbringen ber
©aat mit bem beften Srfolge anmenbet.
Die ©aatpflüge- unb ©rubber werben oorgugäweife gu ben folgenben Sfelb*
arbeiten benufct:
1. 3u*n Unterbringen ber ©aat.
«oben ber IV., V., VN. unb IX. Stoffe wirb im §erbfte gu ©erfte unb
jpafer mit bem Pfluge üollftänbig oorbereitet unb bleibt ben SSJinter über in
rauljer fturdje liegen. 9iadj bem 2luftl)auen unb bem notwenbigften Slbtrodfnen
wirb ba$ 8anb abgeegget, bie Saat auägeftreut unb mit ben Gqrftirpatoren ober
anberen berartigen SBerljeugen untergebracht. SBenn bie ©aatbefteßung in
biefer ?lrt auf ben angegebenen Sobenarten im redeten Seud&ttgtetteguftanbe ber*
felben gefdfjteljt, fo ift jte Ijier ate bie gwecfmäfctgfte angufeljen.
2ludi> auf «oben ber I. unb II. klaffe ift biefe «leftellungSroeife fel)r oft
bei ber ftrfiljlingSfaat anroenbbar; mifclidjer hingegen auf «oben ber IN., VI.
unb VIII. Stoffe, weit ber Xfjonboben im ftrüljlmg feiten in bem richtigen
£uftanbe ber SDiürbigfeit. bleibt. 3ft' er gu nag, fo frümelt er ntdfjt gwifd&en
ben Sparen; ift er gu trodfen, fo wirb er naef) ber SäMnterfeudjtigfeit leidet
gu feft, ate ba§ bie Sjftirpatoren auf ber breiten fjfäc^c, roeldje fie beftreidjen,
gleichmäßig einbringen tonnten. 3luf biefen Jöobenarten ift ber krümmer mit
befferem ßrfotge anguwenben.
S3ei ber §erbftfaat bient ber ßjftirpator ebenfalte gum Unterbringen be«
Samens, nadjbem ber «oben burd) oorauägegangene Bearbeitung mit 'pflüg
unb ©gge gehörig oorbereitet ift.
Bei reinlicher Arbeit ift ein Slderboben ber IV., V., VII. unb IX. Älaffe
Bearbeitung be* SWertanbe«. 233
itadj jweimatigem *ßPgen im ©ommer mürbe genug jur aufnähme b#
Joggen?. 3n foWjem gatte wirb ber ©amen ebenfo, rote bejügßdj ber grity*
ling«befkettung ermahnt würbe, attfgefäet unb mit ben ©djanfelwerifceugen unter«
gebraut £)er ©tanb ber ©aateu ift nad) folget Unterbringung weit gleidj*
mafciger, al« wenn bem Slder aud) bie brüte gurclje mit bem Pfluge gegeben
unb atebann auf bie raulje gurdje gefäet mürbe.
3um (anbringen ber @aat hn $erbfte fmb bieJOier in SRebe ftetjenben
©erzeuge, nad) Vorbereitung be« 8anbe« bitrd) eine ©ommerbrac&e, aud) auf
Königen Jöobenarten öfter anwenbbar, ate im Sfrüljtinge.
®ie feit einiger $eit °'cf beforodjene ©eftettung«metl)obe be« ©enerat«
JBeatfon befteljt im wef entließen barm, ba§ ein tljonigcr ©oben nur feiten jur
vollen Xiefe gepflügt, bagegen ba« aufgeppgte 8anb um fo öfter mit bem
^Sfarififator — einem bem Ärfimmer nalje öerwanbten ©erzeuge — be*
Ijanbelt wirb.
©oben ber X. Klaffe ift, tute manche behaupten, nidjt beffer jur SRoggen*
faat oorjubereiten, al« burd) einmalige« Umbrechen mit bem Pfluge unb hierauf
f olgenbe Unterbringung be« ©amen« mit bem (Sjftirpator.
2v $ur Srfparung ber 3roifd)en* ober SBSenbefurdjen ift befonber«
ber ftrfimmer-mit Vorteil anjuwenben.
2luf Soben ber V. unb VII. Staffe wirb bei ber Vorbereitung be« 2Ufer«
ju bem Sfabau ter flefaien (Serfte bie jweite Surdje mit bem Ärümmer ober
mit bem (Sjfttrpator gegeben. Die« madjt bie angegebenen Sobenarten befonber«
mürbe, unb e« feimt Ijteauf ber §eberid) fo rafc^/ bafc bei bem ©aatppgen
eine große ÜKenge biefe« im fanbigen ßeljmboben fo fdjäblidj wirfeuben Un*
freute« oertitgt werben fann. $)ie Heine ®erfte ober ben ©udjweijen, meiere
^Jflanjen gewöljntidj im Suni gefäet werben, mit bem Gqrftirpator unterjubringen,
ift nur bei entfdjieben feuchter SBitterung anjuraten. 3n troefenen unb Reißen
fjaljrgängen t|\ in biefer 3al)re«$eit ba« Unterbringen mit bem Pfluge oorju*
gießen, weil bie Sebedung mit Srbe bei änroenbung be« Sjftirpator« triebt ftarf
genug ift.
2lcferlanb, welche« ju §atffrfidjten, Xabaf, tol)I unb Stöben beftimmt unb
burdj mehrmalige« $Pgen bi« jum SSeppngen oorbereitet ift, wirb feljr letdjt
mit Samenunfräutem überwogen, wenn e« wegen trotfener SBitterung ober weil
bie Pflänzlinge nod) nidjt groß genug ftnb, 10 bi« 12 läge liegen bleibt. @«
nrirb atebann oft eine neue Bearbeitung nötig,, .um ba« Unfraut* wieber ju
unterbrüden. 5Da« ^Jpgen aber ift Ijierju teil« ju foftbar, teil« begünftigt e«
ba^ ßrntwetdjen ber fteudjtigfeit, welche man jum anwarfen ber au«jufefeenben
^Jpnjen gern jufammenljatten müäjte. 3n folgern Satte leiften bie erwähnten
©erzeuge foefffidje ÜDienfte. 3Äit wenigen 3ugtieren ift in einigen lagen eine
große Srlädje ju bearbeiten, unb ba« gelb wirb biirdj ein foldje« Verfahren
234 Vorbereitung bet SWerboben* gut Aufnahme ber Laoten.
oon einem großen Xette ber oorljaubenen Unfrfinter befreit, oljne baß matt
nötig Ijötte, bie ganje Slderfrume urajuwenben. 3n ffljnßdjer Seife bedient
man ftdj be* (EjftirpatorS jur erften Steinigung be* Kartoffelader*, worauf fo
Diel anfommt, 9lac^ bem (Einpflügen ber Kartoffeln wirb ba$ 8anb fogleid)
geeggt £)ie ©amenunfräuter geljen Diel fdjneüer auf, ate bie Sartoffeln. $)efe
Ijalb (äffen biejenigen, welche ben ©ebraud) be$ (EtfttrpatorS nidjt fenneu, ba£
(Eggen be$ befteüten äders fo lange anfielen, bis bie Kartoffeln- Ijeroorf ebnen-
3ft aber bann anfällig mehrere Sage lang naffe Sßitterung, fo erftdrten beiber
Kartoffeln unb Unfraut, in bem ©rabe, baß bie (Egge ba$ (entere nidjt meljr
ooßftäubig oertilgt Sebenfalte aber oerltert man bei bem Kartoffelbau ben
großen Vorteil, eine SRenge Unfräuter gum Keimen ju bringen unb fte bann
ju jerftören, wenn man ba$ (Eggen nad) ber iBefteüung unterläßt 3>rot
wenn ber ärf er bei ben trodenen grüljlingswinben in ranker Surd>e liegt, fo
trodnet er jiemlid) tief au$ unb bie in ber oberen Jöobenfdjidjt oortyanbenext
©ämereien fönnen triebt leimen, dagegen tommt in bem ftart gebüngten
Kartoffelader, wenn berfelbe frifd) eingeegget mürbe, ber Unirautfamen in van?
gtaublidjer SJienge jnm Keimen unb burd) Überjieljen mit bem (Sfftirpator
fönnen bie jungen, eben fidjtbar geworbenen ^flanjen mit großer Seidjtigfeit
oertilgt werben. £>ie Kartoffeln treiben hierauf freubig tyeroor, weil jie leinen
Sfeinb meljr ju befämpfen Ijaben, unb il)re nadjfolgenbe Bearbeitung wirb ba*
burdj feljr erleichtert.
(5« ift nidjt ju befürchten, baß bei biefer Bearbeitung mit bem Unfraute
aud) oiele Kartoffelfeime abgeftoßen werben, weil bie Kartoffeln ju tief liegen,
als baß bie ©djaufeln be« (Ejftirpator* fte erretten tonnten, unb weil es aud>
gar ni$t& fdjabet, wenn wirftid) einjelne Keime oerloren geljen, ba bie ^flanj*
fartoffel beren immer nodj genug nadjtreibt.
Sggen.
SDJan fyat eifeme unb työljerne (Eggen mit &int&i oon oerfdjiebener ®röße
unb 5orm. SDie größten unb fdjwerften eifemen (Eggen befpannt man mit
2, 3 unb 4 $f erben; bagegen giebt e$ aud) Heine (Eggen, oon benen mehrere
oon einem $ferbe gejogen werben.
(Es ftnb oerfdjiebene Steten oon (Eggen ber natürlidjen ®efdjaffenl>eit be*
©oben* angepaßt, unb baljer audj in jeher großen SBtrtfdjaft mit gemixtem
©oben unentbehrlich, um je nad) ben Umftänben * balb bie eine, bafb bie anbere
anwenben ju fönnen. 3um «fta* Überjietyen be$ fdjoütgen ober oerrafeten
SobenS finb fdjwere (Eggen oon großem Sßerte. (Ein jweimalige* Überjieljen
mit benfelben leiftet meljr als ein fedj$malige$ mit leisten (Eggen.
Dagegen ift e$ eine unfinnige Kraftoerfdjwenbung, ben lofen ©anbboben
mit fdjweren eifernen (Eggen ju bearbeiten. §ier teiften Ijölierne' alles, raa$
man oerlangen fann. 5Die lederen jieljt man .audj oor, wenn bie 2lderfrume
Bearbeitung be* «<fer(anbe«. 235
mit großen oorfteljenben ©traten angefüllt ift, m<$t weil man bamit meljr ju
(etften oerm8d)te, fonbera roeit Die etfernen Sggen mit ifjren fdjarfen 3tnfen
mit größerer ©eroaft an bie ©tehte anpreöen unb baburd) jerbrodjen werben.
Die SBorjfige ber gegßeberten unb überhaupt ber bewegßdjen Sggen, wie
fie ttadf) «ber Sonftruftion be« Stammen«, m melden bte ^rntm etngefd)lagen
fatb, genannt werben, ftnb freilidj bei gewiffen 3ld!erbefteöung«arten in einigen
©egenben nidjt ju oerfemten, j. So. bei ber Sefteüung in fdjmaten ©eeten*
e« ftnb aber biefe Cggen jur allgemeinen ©nffiljrung nidfjt $u empfehlen.
SBatjen. .
Die 2Ba(jen ftnb Don oerfdjiebener Sänge unb ©tärfe, meiften« au« eigenem
$>otge, Ijier unb ba audj au« ©tein oerfertigt, unb man fyannt je nacf) ber
ju ü>rer Sportbewegung erforberfidjen Äraft ein, jroei ober oier Zugtiere oor«
Die fanneßrten ©algen, foroie bie ©tacljetroaljen eytftieren meljr in ben
SSerjetdjntffen ber äcfenoerffceuge, wetdje man in tanbroirtfdjaftfidjen Setjrbfidjem
finbet, at« in ber Sßirttidjfeit. Die gityigfeit eine« folgen SBerfjeuge«, bie
Slöfce eine« Königen ©oben« ju jermafoten, fann nidjt bejweifeft werben; aber
ebenfo geroifj ift e«, baß ein Sldterbau, melier nurburdj Snmenbung folt^er
SEBerf jeuge befteljen fann, bebeutenbe Soften oerurfddfjt 5fofmerffame Sanbwirte
fudjen bat>er burdfj anbere SSorle^rungen bie geribbten unb ©tadjelwatjen ent*
beiptirf) ju machen, unb wenben fie wenigfteu« nur im äufjerften Notfall an,
©et bem ^ofjen greife [tarier £ötjer t)atte icf) für jroedfmäjsig, auf eine 2lrt
SBaljen aufmerffam ju machen, welche man au« Satten anfertigt, inbem man
biefe auf töäber oon 3 ftufj $öl)e aufnagelt, Sine in fol<f>er Seife gebaute
5öa(je lägt ftd) leicht bewegen unb äußert bennodj eine oorjügßdje SBirfung.
Sßerfjeuge ju'bem §a<ffrud)tl>au.
@o lange ber Slnbau ber $adfrüd)te nur mit ©paten unb Äarft (£adfe)
be« ©ärtner« betrieben würbe, l)atte berfetbe feine met größere 2fa$beljnung,
ate bafc man bamtt, außer ©emüfe für aKenfdjen, ein faftige« Beifutter für
ba« gewöljnlidfje §au«I)alt$öiel) fid) ju öerfdjaffen fudjte. ßrft feit (5htfül)rung
ber SBerfjeuge, burd) wetdje ba« Seljatfen mit 3u0tieren ausführbar ift, Ijat
ber Jpacfftudjtbau fo aufcerorbenttidje ftortfdjritte gemalt.
Da bie größere Verbreitung be« §a<ffrud>t6aue« meiften« oon gebtlbeten
Sanbwtrten bewirft roorben ift, fo finbet man bte babei benuftten SBerfjeuge
in ber mamttdjfaltigften ftorm unb nidjt mit ber ängftttdjen f)anbwerf«mäßigen
9tad(jaljmung angefertigt, roeldje nidjt wagt, einen klaget anber« einguf^Iagen,
at« bei bem erften (Sjremplare gefd)et)en war. 3d() fann nur empfeljfeft, in ber
weiteren SBerbefferung ber Se^adwerfjeuge fortjufaljren, unb nenne ^ier nur
bie widjtigften berfelben ber SSoUftänbigfeit wegen unb jur Sefe^rung ber|enigen,
toeldje ben ^adtfruc^tbau im ©roßen nodj nid^t fennen.
236 Vorbereitung be« SWferöobenS jur Aufnahme ber Maaten.
9Rarqueur, 35orgeiHner, ift ba$ Serfgeug, welHe* auf einem gum
HatffruHtbau vorbereiteten gelbe in Surfen angiebt, wie bie £a<ffrüd)te gtt
fteljen !ommen fotten. @$ !ann biefed 3nftrument nid^t woljl über 9 ober
10 ?uß breit fein, nnb e$ »erben atfo, Je naH ber Entfernung ber entgelnen
SReifjen, entweber 5 ober 6 Surfen auf einmal gebogen.
©Häufelpflug (Heiner Sjftirpator) ift ba* ©erzeug, wetHeSgum erften
DurHgieljen groifdjen ben £acffruHtreit>en benufet wirb, wenn ba8 Unfraut fiH
geigt. Derfetbe nrirft burdj brei Heine (Sjftirpotorfügc, bie man enger ober
weiter ftetten, Heiner ober größer madjen fann, je nac^bem bie 9ieif)en enger
ober weiter jinb.
©eit einigen 3al)ren l)abe iH eine Sinridjtung getroffen, bei meiner brei
©Häufelpflüge fo mit einanber oerbunben fmb, baß fic oon einem ^ßferbe ge*
gogen werben fönnen, unb laffe bamit bie SRübenfetber bearbeiten, wenn bie
Unfräuter eben gum 2$orfHeht gelommen finb.
Sßenn ba$ Äartoffetfelb gur regten 3eit mit bem (S^ftirpator bearbeitet
war, fo wirb bie« Heine ©djaufetSnftrument nid^t gebraust; e$ ift aber bei
Äoty* unb SRübenpflangungen, femer aud) in bem gälte, wenn ber Sjftirpator
auf einem Äartoffelacfer triebt gur redjten 3eit angewenbet werben fonnte, oon
größtem 9ht|en. $u bemfefben 3roe<f wirb auH eine gurdjenegge, in ©aHfen
3'gel genannt, benufet.
Sei 12* unb 18göttigen 9feil)enfaaten, g. So. bei 9iap$, Ijabe tH bie öe*
arbeitung mit einem ©erzeuge ausführen laffen, wogu tet) ba$ ©eftett be$ SDtarqeurS
naljtn, mit welkem bie SReiljen gegogen würben; gum ©Haufein be$ gelbem
würben ©Haufetfüße unb gum ©eljäufeln anbere eingefefct, bie Heine Dämme
bilbeten unb bie @rbe an bie Spangen brauen, Sin *Pferb fonnte ba$ Söerf*
geug mit 5 ©Häufeln ober 3 bis 4 Sluljäufetfüßen bequem fortgieljejt.
• Die <ßferbel)a<fe, ber fteine Häufelpflug, bient gum 2tnl)äufetn,
wenn bie SReiljenpflangen bie bagu erforberftHe ®röße erlangt fjaben. Sin
Ißferb maHt biefe Arbeit feljr bequem.
Der große Häufelpflug mit gwei bewegliHcn, enger unb weiter gu
ftettenben ©treiHbrettern wirb guweilen angewenbet, wenn man pH oerantaßt
jieljt, ein noHmatigeä 2tnt)äufetn oorguneljmen. Sr erforbert gwei Sßferbe.
53ei guter Vorbereitung be$ $artoffeüanbe$ oor ber ^ßftangung genügt ein
einmalige« ffleljäufetn mit bem Keinen Pfluge. Der große ift aber auH gum
SBafferfurHengieljen gut gu brauHat. Jöeibe ©erfgeuge ftnb in ber Krümmung
be« ©aumeä unb in ber Slnfpannung ben engtifHeu pflügen äfynfiH.
SBeniger ©eifatt l)aben in DeutfHtanb bie lünftliH gufammengefefeten ©äe*
unb Searbeitung«mafHiuen gefunben, wetHe bie Snglänber teitweife bei bem
©etretbebau angewenbet t)aben unb üicüetct)t noH anwenben, um bie HalmfrfiHte
in SRei^en gu fäen unb jie IjernaH bearbeiten gu fönnen. Die SRciljenfaat ift
Bearbeitung be* 2Hfertanbe«. 237
Don Sielen oerfudjt unb audj Saljre lang fortgefefet roorben; ber Erfolg ift
aber titelt aufmuntemb genug, um bie Drillkultur ju Derbreiten. 3dj roerbe
fySter, roenn oon ber Saat bie SRebe fein roirb, barauf jurücffommen.
©ebraudj be« Pfluge«.
Quid) ba« $Pgen be« 2l<fer« foOen folgenbe £mede erreicht roerben:
1) äuflocferung be« BoÖen«, bamü berfelbe bie atmofpljärifdje Seudjtig*
fett aufnehme unb ben au«geftreuten jarten Sämereien ba« Seimen
unb Berourjefa ertetdjtere;*)
2) Störung be« natürlichen 9tafen« unb aller perennierenben ^flanjen*
rourjetn, bie in ber obern Srbfdjidjt oorljanben jtnb;
3) Bermifdjung be« Dünger« ober anberer gur SJerbefferung unb Be*
reid)erung be« ©oben« bienenben ©ubftanjen mit ber SWerfrume.
3e üoßfommener biefe 3ro«fe torcd) Me Bearbeitung be« 2Wer« erreicht
©erben, um fo meljr ift ftc jroedmöfcig ju nennen; feine«roeg« aber Ijat man
afe Vorbereitung jur @aat immer eine ganj beftimmte 2fajal)t oon ^ßpgfurdjeu
etajuljatteu. 6« lann in geroiffen Säßen burdj einmalige« $Pgen ber 3Wer
beffer ju einer Srudjt oorbereitet werben, al« burdj mehrmalige«.
©o freiließ ber SWerbau Ijanbroerf«mäfjig betrieben roirb, ba giebt man
ju jeter Srudjt geroiffe $pgfurd>en, unbetümmert barum, ob man bamit
Sfrbeit tierfd&roeubet unb ob obige $roedt erreicht roerben ober nidjt. 3n folgen
Säßen bejeidjnet man bie einjefaen ^pgfurdjen mit befonberen tarnen.
Bradje pflügen, brauen Ijetßt in ber Dreifelbenuirtf^aft bie erfte
Sfnrdje, roetdje bem jur Sinterung befthnmten Sanbe, geroöl)ntid) im Sunt, oft
audj fpäter gegeben roirb.
Sßenben Ijeifjt ba« jroeite $Pgen eine« folgen Selbe«.
Söenn man oiermal jur Sinterung ppgt, unb .ben $afen anroenbetr
f>ei|$t bie britte Bearbeitung ba« {Rubren.
Bei breifäljriger ©aatbeftettang roirb in einigen ©egenben ba« jroeite
^Jpgen {Rubren genannt.
3ur <&aat pflügen Ijeißt bie lefcte Bearbeitung, meiere bem 2fa«ftreuert
ber &aat unmittelbar oorau«get)t.
*) 2)ie tluftocterung be$ ©oben« burä) ben ^füig bewirft femer, bog bie atmofafjäriföe
fcift letzter einbringt unb unter beren (Stnffof bie ^rojeffe ber ©erwefung unb ©erwitterung
oefdfleiratgt, bie -SRä^rfloffc alfo in größerer Stenge gebitbet ober gur aufnähme burdj bie
$ftonjen vorbereitet werben. 9lur $ierburä) ift e* mögliä), ben natürti^en 9tei$tum be« ©oben«,
fowie ben angeführten jünger oon einer $>üngungfyeriobe gur anberen im Werbern redjt
boflftönbig ausgunufcen. 2fafjerbem ift e« »iäjtig, baß burä) ba« $Pgen jeitweife bie tieferen
@ä)i($ten ber tWerfrume mit ber Suft in uotte ©erityrung gebraut n)erbenr bamit auf foläje
©eife ber etwa bortyanbene faure $umu« unb ba« augleiä) mit bentfetben ftä) bilbenbe töfen»
or^bul burä^ Or^bation i^re für bie Segetation ber #ufturpflan$en (eict)t fä^äbtiä) werbenbm
@genfä)aften verlieren. (W.)
238 Vorbereitung bef SWerboben« jur Aufnahme ber Staaten.
©toppelftürgen, ©treefen nennt man bie erfte Bearbeitung be$ ju
©ommergeroädjfen beftimmten Sanbe«. $)a*fetbe roirb in einigen ®egenbeu
ftets cor bem Söinter ausgeführt, in anbeten nur im ftrfiljialjr, nnb leitete«
namenttid) barm, roenn -bie Heine ® erfte bie £auptfommerfrud>t ift
üDie hierauf bei ber Bearbeitung be« gu ©ommerfrüdjten beftimmten
Saube* folgenben 'ißflugfurdjen roerben mit benfelben tarnen, roie bei ber Bor«
bereitung gur XBinterfaat begeidfjnet
.Die ermähnten ^ßflugfurdjen roerben nidjt ade gu gleitet 5£iefe gegeben.
Den erften Umbruch be$ SanbeS madfjt man meiften* fladj, befonber« roerai
gug(eid) Jünger mit untergeppgt roirb. & ift nämlidfj triebt gut, ben Junger,
bie ©toppein unb ben SRafen tu grünere liefe gu bringen , roeil bann bie
atmofpljärifd&e 8uft bei ber 3erfefcung biefer ©ubftangen ntdfjt red&t etmwrfen fann.
Die Berroefung erfolgt teidjter bei einer fcljroäd&eren, ate bei einer
ftärteren (Srbbebedtung. ©oll bie ©gge angeroenbet roerben, fo rotrft fic beffer
gerteilenb auf einen ftac^ untergepflügten Olafen, afö auf einen, roetdpn fie
nidjt erreichen tann. Bei Xljonboben tommt nod) bagu, baß bie klumpen bei
tieferem Umbrechen größer roerben, roenn bie erfte Surd^e üießeidjt im naffen
3uftanbe be$ gelbe« gegeben roerben muffte, unb ber Boben fpäter auStrodnete.
Da« groeite pflügen pnbet aber fiet« gur ooUen liefe ftatt 3ft ber erfte
Umbrud) nur mäßig tief gegeben roorben , fo roerben bie bei bemfetben, untere
gebrauten Dünger* unb JRafenteile burd) ba« tiefere (Singreifen be« ^ßpge«
bei ber jroeiten 5urdf>e gleidjmägig mit ber gangen SUferfrume gemifdjt. 3n
Innigem Boben rotrb ber £eil, roetdjer bei bem groeiten $Pgen w& ber Xiefe
gehoben rotrb, mefyr gerfrümelt, aU roenn er gleich bei bem erften Umbrüche
mit umgelegt roorben roäre.
SBenn bie @aat in bie raulje fturd&e geftreut, ober nadf> bem. Sbeggen
mit ©aatppgen untergebracht roerben foü, fo rotrb gleichfalls gur ooUen liefe
geppgt. Die« geljt aber nidjt an, roenn bie @aat mit bem eigentlichen $pge
untergeadert rotrb, e« fei benn, bafc bie Sßädjtigfeit ber Äderfrume nidjt meljr al«
brei 3ofl beträgt. SRoggen unb ©eigen pPgt man nidjt gu größerer 5Eiefe unter,
(Werfte unb £afer ertragen bei einer loderen unb troetnen Befdfjaffenljeit be« Boben«
fdf)on el)er eine oiergöHige Bebedung, jebod) nur auf @anb* unb ^umofem Boben.
Die {Regel, ben erften Umbrudfj fla<$ au«gufül)ren, ift nidjt anroenbbar,
roenn man bie ®aat groeifurdjig ober gar einfurdjig befteüen roiH, ober roenn
man bie Äbjidjt Ijat, bie groeite Bearbeitung mit bem Sjfttrpatpr gu beroirlen,
einerlei ob bie <&aat mit bemfelben untergebracht roirb, ober bie« erft mit einer
nadj bem öjftirpatorjuge folgenben <ßpgfurdje gefdjeljen foll. Die oietfdjarigen
3nftrumente fönnen iljrer gangen Sonftraftion nadfj nur auf bie oom Sßftogc
getoderte ftrumc etaroirfen. Die BefteÜung roürbe alfo feljr unoollfommen
auffallen, roenn eine flache ©türgfurdje ejrfttrptcrt roerben follte. 3n allen folgen
g allen roirb bie Stoppel gteid) gur oollen liefe umgebrochen.
Bearbeitung bt* 9Werfanbe*. 239
£)ie* ift and) ber Saß, metin bie ©to^pel ju bcm Anbau oon #ad(frfidjten
teftumnt ift unb biefelbe oor bem SBinter umgebrodjen wirb. $)ie §adffrüdjte
verlangen, roerar fte einen genügenben (Ertrag geben fotten, eine tiefere Ärume
«afe bie §almfrüdf)te. I)ie erfte Vertiefung eine« bieder pdf> bearbeiteten
©oben« wirb am graedtmöjHgften bei bem Anbau ber £adffrudf)t oorgenommen.
Sßenn ber jum erftenmale Dom Untergrunbe lo«geriffene ©oben ben XBhtter
ober an ber Suft gelegen fjat, unb burdf) eine tüchtige Bearbeitung ber §adf*
früdjte, ju benen ftarf gebüngt würbe, mit allen Seiten ber früheren Slcferfrume
fleljörig oermifdjt wirb, fo wirft bie Vertiefung fogleidj oorteifljaft auf bie
«erfte (Srnte.
SBeldje« ift bie jwedmäfcigfte SEiefe ber 2ldferfrume?
£>ie ©eantwortung biefer grage ift nidf)t fo leidet, al« e« bem Unfunbigen
erfdjeiuen mag. 9Kan tann fowoljt ju tief al« ju flad) ppgen, obgleidj
erftere« weniger oorfommt, weil bie 3ldfer«teute au« angeborenem SWitleib für'
fea« ängriety ^e ^nen #*m £iefppgen erteilten ©efeljle fetten pünftlid) befolgen.
SWan fjat beobachtet, bag fe(bft bie £almfrüdfjte mit üjren SBurjeln 10
bis 12 3ott tief in ben ©oben einbringen, wenn berfelbe nur lodfer genug ift.
35afc anbere ©ewädjfe, wie aüe SRübenarten, ®rijl, Äartoffeln, 9top«, Slee,
Uujerne :c. bi« in nod) größere liefe iljre Sßurgeln au«beljnen, ift befannt.
hieran« ffat man ben ©djtufc gegogen, ba§ bei einer jur f)öc^ften Voüfommen*
Ijeit gefteigerten Kultur eine jeljn* bi« gmölfjötlige Sldferfrume erforbertidfj fei.
$Benn freiltdfj ein 2Wer,- melier einer ber fünf erften f (äffen angehört, ju
-aßen ©emädjfen, bie er in grofjer ©otlfommenljeit ju erjeugen fäl)ig ift, Ijinreidjenb
oorbereitet fein folt — idj nenne aufcer ben bereit« angeführten nodj Srapp
unb Cichorien, — fo mu& er wenigften« jeitweife bi« ju biefer liefe gelodert
werben. £)aim ift aber ein förmige« StojolpPgen erforberlid), wooon nodfj
l>ic SRebe fein wirb. 3dfj nenne eine fedjSjöflige 2l<ferfrume tief unb in ben
meiften fallen genügenb; eine adjtjöüige rechne idj fdfjon ju ben 2fa«nal)men.
45« gehören maljrlid} gut fonftruierte $Pge baju, um ben ©oben ju biefer
SEiefe gleichmäßig aufeulodfern unb oöQig umzulegen. @« ift natürlich, bag idfj
unter Sldfertrume bie auf ber ganjen ftläd)e gleichmütig gelodterte ©obenfdjid&t
oerftelje, unb bafc ein au«naljm«weife tiefe« ©ngreifen ber $pge, mie in
mannen 2Birtfd)aften bei einer augenbtidftidjen Slnrocfenljcit be« ©eftfeer« oor*
fommt, bamit triebt oemjed^felt werben barf.
9btf . allen ©obenarten, roo ber llntergmnb fein natürtidje« ^inbemi« bar^
bietet, mu^ man bie 23efc einer gleid^mä^ig burdjbüngten 3lcferlrume bi« auf
^ 3°H 3^ bringen fud^en. 9lur bei biefer 5Eiefe geben bie §a<ffrüdfjte einen
lo^nenben ßrtrag, unb .gebeizt aud^ ber Ä(ee mit Sidjerljeit. $at man einen
©oben ju bearbeiten, ber bi«l)er faum oier &o1l tief gelodert würbe, unb ift
4er aufjuppgenbe Untergrunb mager, fo barf bie Vertiefung, felbft ju §ad^
240 Vorbereitung be$ SWerboben« jur aufnehme ber Laoten.
frfid&ten, nic^t mit ehtemmale vorgenommen merben. ©irtf djaften folget 3lrt
pflegen ntd&t mit fo großen Düngeroorräten oerfeljen gu fein, baß eine um %|
vertiefte Sldferfrume fofort genügenb bereichert werben fönnte. 2ttan oertteft
bafyer bie Ärume um einen j&ötL, unb bringt nadj Verlauf einiger Saljre nodj
tiefer ein. Unterläßt man biefe 93orfi(Ijt, fo femn ba$ £iefppgen für einige
3eit fogar geringere Smten gur ftotge Ijaben, afö Dotier ergieß mürben.
SlnberS ift es, menn ber Untergmnb eine gute ©efdjaffenljeit Ijat. Dies-
mtrb ber gafl fein, wenn natf) einer fräftigen, tiefen SWerfultur eine nadjläfpe
^Bearbeitung folgte, unb menn ein gfeid)gUtiger SWermirt mehrere Saljre f)in*
burdj ein pd)e$ $Pgen fidf> gefallen ließ. 3n einem folgen Saite, aber aud>
bei einer oon Statur günftigen 35efdf)affenl)eit be$ Untergrunbe«, !ann ba$ £ief*
pPgen fogteic^ oorgenommen merben, unb e$ roirb mol)ttl)ättge Solgen äußern»
Diefe fuib reiferer (Ertrag oon allen ^rüdjten, befonberd aud) größere SBiber*
pnbsfäljigfeit ber $almfaaten gegen ba$ SftieberfaHen, unb weniger nachteilige
' (Hnmirlung ber Dürre fomoljt afö ber SRäffe. <£$ barf jeboc^ nie überfetjeit
merben, baß bie tiefere Grünte nur bie medjamfdjen ©ebingungen be$ Sßadjs*
tum* oerbeffert, baß aber eine entfpredjenbe Vereiterung burd& Dünger Ijingu*
fommen muß, wenn ber nötige größere Äraftaufroanb bei bem $pgen l)ra^
reidjenb belohnt merben fott.
®S ift batjer ttyöridjt, ba$ XiefpPgen auf fotöje td er auSgubeljnen, meldte
an unb für fid> arm jtnb unb roeldfje meljr burdf> SBeibebünger unb ben roäljrenb
ber ©eroeibung erjeugten töafen, afö burdj bireft aufgefahrenen Dünger be*
reihert merben. §ier genügt eine oiergöttige 2Werfrume oottfommen. 5ln einen
mageren ©oben Diele mutante $pgarbeit gu roenben, ift nidfjt allein SJer^
föroenbung ber Äraft, fonbem in ber gu tiefen Ärume fmb bann aud(j bie me*
ntgen ljumofen leite in einem nodf> geringeren 93erl)ältnfö oorljanben, unb e&
merben baljer nadfj einer feljr tiefen ©eadferung fdjledfjtere (frntm erfolgen, a&
nad) einer pdjen.
Da* ftaty ^ßpgen unb ba$ fdjledfjte ?ßPgen pb feineämege« gteid)*
bebeutenb. SBätyrenb jene« nadj oerftänbiger Srmägung ber Umftänbe in ge*
miffen 5äHen feljr gu empfehlen ift, fo bleibt es bagegen ftets töbetnSroett,.
menn beim ?ßPgen eingetne ©treifen, fogenannte Satten, unberührt bleiben,,
menn bie ?ßPge balb tief, balb pdf) eingreifen unb fonadfj bie gange Slrbeit
plan* unb gebanfento* oerridjtet mtrb. Der 3foffeljer über bie *ßpgarbeit muß
baljin ftreben, baß alte ^ßPge gleich tief eingreifen unb Surfen oon gleicher
©reite umlegen, bann merben bie fturdjen and) in gfeidjer £öl)e gu liegen
fommen, oorauägefefet natürlich, baß bie $Pge richtig tonftruiert pb.
Senn man ben SItfer in eine fotd^e Kultur gebracht %at, baß feine trume
bi« auf 6 ober gar 8 3°ö gleichmäßig oom Dünger bur^brungen ift, fo ift
ba$ ^Pgen bi« gur ooflen liefe nur oon £ät gu 3eit nötig. 3Jian läßt e£
bei einem gru^tniet^fel mit 9el)adfrüd)ten ftetö biefen oorange^en, unb giebt
^Bearbeitung be« Äcferlanbe«. 241
bie tiefe gnrdje am beften Dor bem Sßinter. 2Bo man feine SSeljatffrüdjte,
aber Dfgeroädfjfe anbaut, ba ppgt man gu biefen am tiefften. £)en SWift aber
bringt man nidjt gerne gu biefer Dollen £iefe unter.
2Benn ba$ Xiefppgen je nadfj 53efc^affen^eit be« lobend alle oier ober
fedj« 3al)re roieberljolt roirb, fo ift berfelbe nodj (oder genug, um aud) ben tief
nmrgelnben ©eroätijfen ein oollfommeneS ©ebeüjen gu geftatten. Die $alm*
fruchte breiten ityre SBurgeln oljnefjin mcljr in ber oberften Sobenfdjidfjt au$,
unb Ijolen ü>re Sftaljrung weniger au« ber S£iefe.
3n einem ferneren Soben lägt fid) aber eine fed)$göllige £iefe mit bem
fonft üblichen Stagefpann mfy erreid&en. 3Äan muß ben britten £eil an 3ug*
fraft gufefeen. $ÖÜ gu einer adfjtgöUigen SCtefe lann man mit feinem geroöljn*
lidfjen Pfluge adfern, audf> wenn er fonft feine arbeit gut oerridjtet. <£r ift
meber ftar! genug, ben SBMberftanb gu überroinben, nod) legt er bie @rbe doH*
ftänbig um, er f djiebt jte oielmeljr nur gur ©eite, wenn er etwa bi« gu biefer
5Etefe einbringt. 2Äan tfjut bafier rool)l, folgenbermafcen gu oerfa^ren. 3Äit
einem geroöljnlidjen $pge legt man eine 5 bis 6 3oft tiefe Surdje um, unb
lägt barauf einen eigen« Ijiergu oorgerid&teten ^Sflug bi$ gur liefe oon 8 £oü
einbringen unb bie tiefere ßrbfdjidjt über bie erfte Surdje Einlegen.
©urdj biefe* ©oppelpflügen roirb man feinen 3**^ beffer erreichen,
als mit einmaligem $pgen, felbft roetm man Ijiergu biefclbc 3ugfraft Der*
wenben wollte, roeldje jene« erforbert.
ßö fann gumeilen oorfommen, ba{? man auf einer ädferpdje ein form*
ttdjeS SRajolpflügen bi$ gu einer liefe oon 12 bis 18 3oll oorneljmen mug.
$tergu genügen alle mir befannten geroitynlidjen $Pge nid^t; es ift nötig, bafc
man atebann eines SRajolppgeä fid) bebient. 9lad) meinen Erfahrungen fann
man ein fefjr paffenbeä SBerfgeug gu biefem ©efyufe fidf> oerfdjaffen, wenn man
einen englifc^en ^pfr nur in aßen Dimenfionen ftarf oergrößert, anfertigen lägt.
©eitbem id) ben 2tnbau ber SRunfelrüben auf feljr ausgebenden Städten
betreibe, ift baS 9tojolppgen gu biefer grudfjt oor SBinter als SRegel eingeführt
unb roirb mit ftarf gebauten ©dfjroingppgen, non oier ftarfen ^Jferbcn ober
Od)fen gegogen, oerridjtet. 3d) fyabe nidjt geglaubt, ba£ aud) bei biefer Arbeit
bie ©nübung ber babei angeftellten $pger fo roidfjtig fei. & madfjt Jefct frei*
ltd) gar feine ©djroierigfeit rneljr, ein gteiddmäjsigeS, 10* bis 12gÖlligeS *ßpgen
auf einmal gu beroirfen, nadjbem bie Arbeiter bie 3ro ecf mägigf c it einer fo tiefen
Sfaflodferung au« bem Srfolgc ljaben fennen lernen.*)
*) 5)te £f>eorie be« Tiefpflügens unb namentlid) bed Untergrunbpflügen«
(godferung ober Slufrü^ren be« Untergrunbe«, o^tte benfetbenr wie beim £ief* unb Goppel*
pflügen, umgulegen) fällt teihoeife mit berjenigen ber Drainage (f. @. 198) äufammen. 2)er
8oben wirb bobur^ tiefer, für bie ißffanaennmräeln (elfter bur^bringbor ; eö wirb cmd) infolge
beö befferen itaftjutritt* bi« gu einer größeren £iefe me^r <Pflan3ennQ^rung aufgef^loffen unb
au* ber natürlichen Oueöe be« ©oben« bieponibelr ferner ein größere« föefertootr für bie ben
Äoppc. 11. aufläge. 16
242 Vorbereitung beö SUferbobens gur ftufnafjme ber ©aaten.
25on ben Zeiträumen, in roetdjen bic ^jflugfttrc^en fidj folgen muffen.
Die 3e^ / toeldje oon einem pflügen gum anbeten üergcljen muß, bamit
e$ redfjt roittfam fei, unb bie Stegaljl ber *ßflugfurd)en, roeldje ein 8lder gu er*
galten Ijat, beoor er für bie 3fa$faat gehörig tiorbereitet ift, lägt tfd} im aß*
gemeinen, wenn fein befonberer ftatt oorliegt, nid)t beftimmen. Die medjantfdje
Sluffoderung be$ SJobenS allein madjt iljn nod) nidjt gur aufnehme ber ©aat
gefdjidt, benn märe bie« ber 5att, fo fönnte man l)eute bie erfte, morgen bie
groeite, unb übermorgen bie brittc ^flugfurdfje geben, aber e$ muß bem ©oben
üon einer fturdje gur anbem fo Diel 3^ gelaffen werben, baß bie d&emifdjen
^rogeffe in itjm ftattfinben fönnen, meldte man burd) bie Seaderung beförbern
roilf. Sei Ijötjerer Temperatur unb abroe<J)felnb naffer unb trodener SBtttterung
lönnen fid) bie ^ßflugfurdjen fdjnetter folgen, afö bei niebriger Temperatur unb
anljaltenber Dürre ober Sfiäffe. Snbe 3uni unb 3uli fann geroöf)nlidje$ 3lder*
lanb, roenn e$ nidjt Dörfer Sßeibe* ober Äleefetb mar, oon 10 gu 10 Jagen
gepflügt roerben. erließ folc^e^ 8anb g. SS. bie erfte gurdfje im trodenen 3***
ftanbe unb es folgte batb ein roarmer ©eroitterregen, fo leimen in bem auf*
geloderten SJoben bie ©amenunfräuter fogleidj, unb e$ !ann in furger 3*it gum
groeitenmale gepflügt roerben. ©n umgepflügter Dreefdj aber, eine ßteeftoppet
ober ein Selb, in roeldjeä fefyr ftroljiger Dünger eingepflügt roorben ift, muffen
audj in ber rofirmften 3aljre$geit länger liegen, beoor jte roieber gepflügt roerben.
9Jian roürbe bur<i) ein gu früljeS 3tofppgen ber ®va$* unb Äleerourgetn, foroie
be$ Dünger« ben 93erroefung$progeß unterbrechen unb ber SJorbereitung be$
SlderS fdjaben.
35$enn man auefj im gemeinen 2eben ate Siegel annimmt, baß man eine
^ftangen gufageube „abforbierte" geudjtigfeit gebilbet r bie Äapülarfcaft ober ba* Äuffaugung«*
vermögen Imbibition) für ba$ ffiaffer bes Untergrunbe« erfjöljt. Drainage unb Untergrunb«
pflügen unterfiüfcen fu$ gegenfeitig in iljrer SOBirtung; baß leitete ifl audj nadj erfolgter Drat»
nage namentlich bann notwenbig, wenn ber Untergrunb gäl) unb tijontg ifl ober wenn meffetdjt
eine ljarte @djt$t oon fälligen unb ebenmäßigen SRaffen (Ortflein k.) unter ber SWerfrume
ftc^ abgelagert $at. dagegen ifl bon bem Untergrunböflfigen in einem naffen ©oben o$ne
oorauGgefjenbe Drainage eine günftige SMrfung ntd)t gu erwarten, oft ifl lefetere fogar eine
nachteilige, inbem ba$ gelb anfdjeinenb näffer wirb als e« borfyer föon mar, unb bur<$ ba£
Aufrühren in ber £iefe teiltet wteberum gufammenfdjwtmmt. Dagegen ift in einem ©oben,
welker überhaupt ber Drainage ni$t bebarf ober bodj einen gicmlid) burdjlaffenben Untergrunb
Ijat, bie Vertiefung ber SWerfrume ober ba$ Untergrunbppgen oft fdjon für ft<§ allein feljr
vorteilhaft, wie gaf>lreu$e ©erfu^e unb SBeobaa^tungen beioeifen. ^atürlia^ ifl bann au$ frdftig
gu büngen, namentlich wenn bie Vertiefung plö^lic^ gefc^ie^t; man \üW biefelbe paffenb hn
$erbfte ober gur 3"t ber f^ioarjen 8ra^e au«, bamit bie Suft i^ren wohltätigen (Stnfuif?
auf ben ©oben ^inreic^enb lauge ausüben fann, bevor ba« gelb wteber eingeföet wirb.
8eorbntung be* Sfofcrfonbe«. 243
neue <ßffogfurd)e nic^t früher geben barf, als bis baS 8anb begrünt ift, fo !ann
1xe bod) nidjt in allen Sätlen genau befolgt werben. SebeS Selb, meiere« im
£erbfte gu ©ommerfrüdjten oorgeadert würbe, muß im Srüljjaljre fogteidj wieber
gepflügt werben, metin aud) bie Vegetation nod) nidjt begonnen Ijat ßs geigt
ftd) balb, ob bie nötige SKürbigteit oorljanben ift, um gu einer neuen $flug*
furdje breiten gu fönnen. SBenn 9tofenftüde, SDBurgelu unb ©ünger oerrottet
ftnb, fo erhält man bei bem neuen $Pgen be$ SanbeS eine reine Surdje, wo*
gegen rol>e« 8anb fidj ungemein fdjwer ppgt, unb hierbei ba$ ^pgfdjar oft
mit SBurgeln unb rotyem ©trol) ummidelt wirb.
3ft bie Stäerfrume mit ®ra$* unb Quedenmurgeln burdjgogen, fo muß
vxan gang befonbert barauf adjten, baß bie neue Surdje gur regten £eit ge*
geben wirb. Damit fo lange gu warten, bis bie neue Oberflädje gang begrünt
ift, mürbe feljr nachteilig fein. Überhaupt ift woljl gu berfidjtdjtigen, ob bie
&rume xmt perennterenben Unträutern burd)gogen ober ob jte mit Sämereien
oon einjährigen ^flangen angefüllt ift. 3m erften SaUe ppgt man pd), läßt
t)ie Sutdjen fdjnell aufeinanber folgen , egget niemals lange oor bem neuen
Ißpgen, bamit ber Ader ftets in ber raupen Surdje erhalten werbe, unb nimmt
bie gange arbeit oorgugsweife in ber trodenften 3af)re$geit oor. 3m groeiten
Solle läßt man bem Pfluge ftets bie Sgge, au$ bie Sßalge folgen , um bie
£rume gu puloern, bie Seudjtigf eit gufammen gu galten unb baburdj bie Un*
Irautfämereien gum Seimen gu bringen.
3u ©eigen unb Joggen ppgt man, wenn irgenb mögtid), 6 bis 8 läge
beoor man gu fäen gebenft, bamit baS 8anb fidj etwa« fefce. (fefter werbe).
SBenn bie ©aat mit ben oielfdjarigen Söerfgeugen untergebracht werben foü, fo
wirb baS gelb 12 bis 16 £age Dörfer gum lefetenmale geppgt.
jüfjon* unb Seljmboben muß man öfter pPgen, als ©anb* unb ljumofen
©oben; ber in fräftigem ©üngungSguftanbe befinblid)e Slder erforbert fleißigere
^Bearbeitung, als ein magerer, nidjt weit jener meljr 3ufanunenl)ang l)at, fonbem
weil bei größerem SReidjtum beS ©oben* bie oermeljrte arbeit jid) beffer be*
jaljlt mad)t.
diejenigen ©emädjfe, welche bie Sätygfeit Ijaben, mit iljren ©urgetn felbft
in einen garten unb roljen ©oben eingubringen, tonnen in &xtm, wo bie 2tr*
beit brängt, e^er mit einer mangelhaften ©eaderung abgefertigt werben, als
anbere, weldje man beffer gar nidjt anbaut, wenn baS Selb nidjt mürbe unb
fein genug oorgeridjtet werben fann. 3U bm erfteren gehören bie $fitfen*
früdjte, £afer unb in gewiffer $injid)t aud) bie Kartoffeln. Obgleich bie
lederen freiließ in einem rotjen unb feften ©oben niemals einen guten Srtrag
geben, fo fdjabet es bodj nid)t, wenn man fie im Notfall einmal in ein weniger
oorbereiteteS ßanb ppngt. 3l)re langfame Sntwidetung geftattet, baß an baS
©efyaden umfomeljr Steiß gewenbet unb baburdj nadjgeljolt werben fann, was
bei ber 3ubereitung beS 2lderS öemadjtäffigt würbe.
16*
244 Vorbereitung be$ SlcferbobenS jnr aufnähme ber ©aaten.
3u fömtlidjen Dtfaaten, gu ©erfte, gu Soljl imb SRübenpftangungen fantr
man nid)t leitet gu üiel pflügen. 3c mürber unb feiner bie Slderfrume ift, nur
fo beffer gebeiljen biefe ^flangen.*)
3Me ©rette ber gurdjen ober ©djnitte rietet jtd> nadj ber Sonftruftiott
be$ Pfluges, nadj bem 3«ftanbe be$ ©oben« unb nad) bem jebeämattgen 3roc(*e^
roetöjen man mit ber <ßftagarbeit gu erretten fudjt.
®n Heiner <ßffog mit fd>malem <ßffagförper nnb ©djar !amt aud) nur
fdjmate fturdjen gießen, unb biefe bürfen 6 £oü ©rette uid)t fiberfteigen, roemi
ba« gange gelb gleichmäßig umgelegt roerben unb nidjt ttxoa an ber gurdjen^
feite iebeämal cht rotyer Streifen fteljen bleiben foB. ©rötere $Pge bagegett
machen ©djnitte oon 12 3oß ©reite, befonberS bei ber ©earbeitung be« gelbe«
groifd&en bem erften Umbredjen unb bem gur <Saat $Pgen. 3Me mittlere
gurdjenbreite für einen ftarfen $flug, welker btö gur fed>$gößigen SCtcfc nod^
eine reine gurdje mad>t unb ba$ 8anb gut umlegt, ift 8 £oti, roenn gur gangen
fciefe, unb 10 &otL, w«m flacher geädert roirb. ©ei bem ^ßPgen gur @aat
unb menn man auf bie raube gfurdje fäen roiü, xtm% man gu breite gurdjeti
oermeiben, roeit fonft ber aufgeftreute ©amen ft$ ungleich ö erteilt; aud) rohft
bei feljr breiten Surfen niemals bie öoflfommene äfofloderung beS ©oben* er*
reidjt, rote fie eine faubere ©efteüung verlangt.
*) $>ie 3a^ ber $ffogfurc§en , welche man bor ber @aat gu geben fjat ober gu geben
pflegt, fowie bie ©auer beS 3eitraume$ bon einer ©eaeferung bes gelbe* gur anbemr rietet
fidj betcmntftd) Ijanptf'daXta) naä) ber 2Crt ber gu fullibierenben ißflange unb na$ ber Strt ber
gunädjft vorausgegangenen grudjt, femer na$ ber ©efdjaffenfjeit unb bem Äulturguflanb beS-
©obens, andj na$ bem Älima unb ber iebesmaligen 3aljreswitterung. 2>ie meifien $anbels*
gewädjfe, g. ©. Sorben r £abat, Ölfrüchte, Seht *c, au$ bie 303urgelfrüä)te, insbefonbere bie
Stübenarten, »erlangen einen meljr getoeferten, baljer häufiger burdjgearbeiteten ©oben, als bie
$atmfrü$te (mit SluSnafjme ber ©erfte) unb bie gewöhnlichen ©ülfenfrüdjte. Sin föwerer
©oben mufj öftere bearbeitet werben, als ein letzter fanbiger; ein öerwilberter, öema^fdffigter
unb öerunfrauteter Hefer ifl befonberS forgfältig mit $flug unb (Sgge gu reinigen, gu pulüent
unb gu mif$en; ein reifer unb büngfräftiger ©oben erhält oft f$on aus bem (Staube eine
beffere ©earbeitung, »eil er eine foldje in ben (Erträgen reichlicher fotjnt als ein an ft$ magerer
ober bur$ bie Äultur erfdjöpfter ©oben. $n einem troetnen Älhna mu§ man bura) bie %xt
ber ©Obenbearbeitung beftrebt fein, bie Seua^tigteit gufammengul)altenr in einem naffen bagegen
beren ©erbunfrung gu beförbern; in einem raupen $tiima bei furger ©egetationSgeit ber Äultur*
pflangen finb ade arbeiten für bie ©efieKung bes HderS möglia^ft gu bef^leunigen unb man
mu| bes^alb oft mit einer ober gkoei $f{ugfur^en ftdj begnügen, felbfi menn bie gu tuftunerenbe
$fumge i^rer 9totur nadj eigentüa) eine größere Hnga^l verlangt 9öenn naa^ erfolgter ©or-
bereitung ber %dec bura^ einen heftigen SiegenfaU an feiner Oberflöa^e gufammengefd)tageR
wirb unb fi^ aisbann eine Ijarte, fa)wer bur^brmgbare Prüfte bilbet, fo wirb aua) baburd)
mana^mal eine neue ©earbeitung unb £ocferung nötig, benn nichts wirft für bas gleia^mägige
Hufge^en unb bie freubige (Sntwidlung ber Saaten fo nachteilig, wie ber ttbfc^Iug ober ba*
ßel)inberte rafc^e ©nbringen ber (rtmofpfjanfdjen 2uft in ben ©oben. (W.)
Bearbeitung beö 2Werfonbee. 245
Da« ädern in ©eeten.
Site bic bequemfte nnb natürfidtfte ©eaderung be$ SanbeS ift gu begegnen,
töenn man baSfetbe abroedjfetnb in bie Sänge nnb in bie ©reite pflügt. Gr$
toirb anf biefe Sßeife bie ootffommenfte Umtegung be« ©oben« beroirft, nnb bie
(Sggen lönnen atebann fräftig arbeiten. $at bie Slderfläd&e eine natürliche
SPbbad&ung, fo folgt man berfetben uadj ooflenbeter ©eftelfong nnb gieljt bie
jum Stbffojj be« {Regen* ober ©d)ueeroaffer« nötigen Surfen, legt Oräben an k.
<£$ giebt inbeffen ftetbflädjen, roo biefe ehtfadje 5lrt nnb Sßeife, ba$ über*
flüfltge aßaffer gu entfernen, nid&t ausreißt, roo trielmeljr nodj befonbere 93or*
feljmngen nötig jiifb, um ben Slder bei naffer SBitternng in bemjenigen 3U*
ftembe ber Ürodenfieit gu erhalten, rodeten bie meiften angebauten ©eroädjfe
verlangen, roenn fie einen guten Srtrag geroffljren foßen. Die« ift ber galt
bei roafferfüdjtigem ©oben in einer ebenen Sage nnb bei einem unburd&taffenben
Untergrunbe. (Sine foldje ©efd>affenljeit groingt ben 2lderroirt gu ber ©eet*
beftellung. Die $urd)en groifdjen ben ©eeten nehmen bei Jlnfammtong be$
SBafferS teite eine äWenge beGfelben in ftdj auf, teife machen fie e« mögttdj,
T>ie Sntroäfferung roeit ooQfommener gu beroirfen, inbem man burd) richtig an*
gebraute Querfurdjen ©etegenfyeit f)at, bas ©affer oon ben niebrigften ©teüen
ttad) ben 3lbgng$gräben gu leiten.
Die ©reite ber ©eete beträgt oon 4 ^ßffagfurdjen an bis gu 20 nnb
darüber. <£$ giebt gange Sänber, in roetdjen man feine anbere 5lrt ber 2lder*
befteüung tennt, unb wo man bie ©eetfultur aud) auf bem bürreften ©anbe
für unerläf tidj tyätt. Die fleifcigften SWerroirte in Suropa, nämtidj bie ©etgier,
Ijaben bie ©eetbeftettung, unb bie SScrtctbiger ber (enteren lönnen batjer auf
eine feljr ad)tung$roerte Autorität jtd) berufen.
3n ©etgten pnb aüe arbeiten, roetd)e bei ber ©eaderung be$ Selbes unb
bei ber ©eljanbtung ber ©aaten oorlommen, genau auf biefe ©eetbeftettung
beredjnet; bie ftarle ©eoötlerung liefert gu bem töigolenauäfdjiefcen, gu bem
Säten aller grüßte, gu ber Düngung mit 3audje k. ftetä bie erforbertidjen
£änbe, bereu Seiftungen ber Ijolje ©rtrag be« «der« begabt, unb c$ roäre
tljöridjt, ein foldjeS ©erfahren meiftem gu wollen, fetbft roenn aud) burd)
©reitadem unb auf fonftige SBetfe ein gleidjer ober fogar ein nodj größerer
(Srfolg erreidjt roerben fönnte.
Sbenfo roenig jinb bie Sanbroirte in $olen, in einem SCcife oon ©djlefien
nnb in ber Saufife gu tabetn, roenn jte gnr 3*/ &d buc einmal befteljenben
Dreifelberroirtfdjaft bie ©eetbeftettung auf ©obenarten beibehalten, roo fie nidjt
toingenb nötig ift; bie ©utsinfaffen nämtid) Ijaben an einigen Orten nodj
Dienfte gu teiften, unb fie ftnb an eine anbere ©eftettungSart roeber geroöljnt,
tioc^ aud) oerpflidjtet, bie betreff enbe glätte umguadem, roenn bie ©efteüung
in ©eeten mit einer anberen ©eftettungöart oertaufdjt roirb.
246 Vorbereitung be£ SWerboben* gur Stuftwljine ber Laoten.
335cnn aber, nadjbem bie Stblöfuttg ber früheren Dienfte ftattgefunben §atr
eine beffere SßirtfdjaftSorganifatum eingerichtet, £adfrudOt* unb iJuttcrgetDäd&Sbatt
eingeführt ©erben foß, fo ift hierbei bie ©eftettung be« Ädfer« in 4* bi$ 8*
furdjigen ©eeten feljr tyinberlidfj. Süngere, einfidfjtsuoße Sßtrte, benen jebod)
eigene Srfaljrung nodj abgebt, roerben bann oft Dor einer Sföänberung ber
tanbübtidfjen ©efteüungäroeife gewarnt, inbem man üjnen niete ©eifiriete oon
mißlungenen ©erfudjen angufüljren roetß, in melden bie Slbfdjaffung ber ©eete
eine bebentenbe ©erminberung be« ©etreibeertrage« bewirft baben fott. ©iefe
©eifpiete aber finb häufig entweber gang unwaljr ober fie begießen fid) anf
gälte, in benen man ein unoerftänbigeS ©erfahren anwanbte, we(<$e$ natürlich
immer fdjledjte Srfotge liefern muß.
£rocfenlegung be$ mit Sßinterfrüdjten befteflten Selbe« ift freißdj ftet« eine
unertäßßdje ©ebingung für ba« gnte ©ebenen biefer ^Jflanjen. 3Benn aber
genügenbe Ürodfenljeit auf anbete SBeife al« bur$ bie ©eetbeftelfong gu erreichen
ift, ober wenn ber in SRebe ftebenbe ©oben einen fo burdjtäffigen Untergrunb fyat,
baß eine nachteilige änftauung ber geudjtigfeit niemat« gu beforgen ift, fo ift bie
Slbfdjaffung ber ©eetbeftettung audf) bei aßinterfrüdjten unbebenffidj oorgunetymen-
Sei ©ommerfrüdjten ift bie ©eetbeftetfong audj anf wfrflid) feuchtem
©oben entbehrlich, roenn fonft nur für Slbgug be$ SBaffer« geforgt wirb.
„Sßarum, fragt mandjer, fott aber bie ©eetbeftettung abgefd&afft werben,
gefegt and), fie fei ber ©efdjaffentyeit be« ©oben« roegen nidjt burd)au$
nötig? @ie erforbert nifyt meljr, fonbem fogar nod) weniger &eit gut
©eaclerung, als ba« ©reitppgen."
©ei ber ©eetbeftettung pnbet ber (gjftirpator feine Stnwenbung, ba« 2foS*
ftreuen ber Saat wirb burd) fie erfdjwert, ebenfo bie (Srnte ber $afaifrüd>te,
me^r nod) bie ber §ütfenfrüd)te unb ber $uttergewäd)fe. £)ie ©eljacffrüdjte
taffen jid) bei biefer ©eaderungsroeife nid&t fo gut anbauen unb mit gerben
bearbeiten. SBenn e$ waljr ift, baß ba$ ©eetpPgen roeniger Arbeit erforbert,
ate ba« ©reityPgen, fo fann ba« nur baburdj bebingt fein, baß bei bem 3u*
fammenppgen ber ©eete rolje ©treifen fielen bleiben. Die Dielen ©eetfurd&en
finb eine nufclofe ©erfdjmenbung be« Stöer«, weit oljne biefetben bei einer
anberen ©eftefiungswetfe bie frud&ttragenbe gtödje fidj oergrößert.
Diefe unb anbete ®rünbe, wetdje gegen bie ©eetbeftettung fpredfjen, werben
aber auf einigen ©obenarten mit unburdjtäfjigem Untergrunb in ebener Sage
ober auf fteilen ©ergfetbem oon ben großen ©orteüen überwogen, wetdje nidfjt
gu Jamale ©eete für ba« jidjere ©ebenen ber 2Binterfrüd)te unter folgen ©er*
ijättniffen gewähren, ffienn im erften gatte bie Stdferflädje in 8. bi« 12füfcige
©eete gelegt ift unb biefe burc^ bie nötige angabt Querfurdjen mit einanber
in ©erbinbung gefefct fmb, fo nehmen bie Surfen fetbft fc^on eine SÄenge
Söaffer auf, fie geftatten aber audj, baß ba« teuere oon allen leiten be« be*
fteüten gelbe« ben SbgugSgräben (eid^t gupießt.
©earbettunß beö adtcrlanbcö. 247
3m groeiten gälte, auf 33ergfelbern, verteilen bie Seetfurdjen ba« oon bcn
jpöljen Ijerabftrömenbe SBaffer unb führen e«, otyne bcr aufgeloderten Srume
ju fdfjaben, in bie Xiefe. 9Äüj?te fidfj ba«felbe allein ben 2Beg fudjen, fo mürbe
e$ ftd) an eingelnen leiten be« gelbe« gu feljr anfammetn unb bte Sldertrume
mit fortreiten, ©ollen bte SJeetfurdjen alfo ben tyier angebeuteten Stoßen ge*
mähren, fo muffen fie mit Serüdffidfjtigung ber Slbbadjung be« gelbe« angefegt
roerben. 2Benn bte« mfy gefdjietyt, bie ©eete oielmeljr in ber SRidjtung be«
^>ange« angelegt fmb, fo faßt natürlich ber duften weg.
2lm tierbriefctidjften finb bie Ijoljen, gewölbten, breiten 33eete, wetdje jidj
baburd) gebilbet fjaben, baß man ba« äcferftüd bei jeber Seadferung in einer
unb berfetben Stiftung groeimat gufammen unb einmal au«einanber pflügte.
3Wan finbet biefelben namentlich in ©egenben, roo jeber Slcferbefifcer feit un*
bentlidjen &eitm fein 8anb in mehreren Jamalen ©treifen im ®emenge mit
Dielen anberen liegen l)at. Sßenn ein Cuerppgen bei ber gerftüdfetten Sage
memal« gutaffig war, fo ift e« and) nad) ber erfolgten 3ufammente9un9 tn
breite ©tüdfe burd) bie gewölbte gorm Jener SJeete feljr erfcfjwert. 3cfj Ijabe
fo Ijoöe Seete (gewöljntid) 8tödfen genannt) gefefjen, bafc fie in ber 3cü üon
jwei 3Äenfdjenaltern felbft bei ber größten Slufmerffamfeit ber $Pger faum
roeggufdjaffen waren, ©n gu rafdje« £emnterppgen ber gewölbten ©tüdfe
barf be«ljalb nid^t ftattfinben, weil man baburefj oon ben bisherigen Ijödjften
©teilen bie fruchtbare Srume entfernen unb ben mageren Untergrunb gu £age
bringen würbe.
5Da« Sggen.
*
Sa« Sggen bient bagu, nadf> bem $pgen bie Srbfdjollen unb Stumpen
ju germalmen, ben aufgeppgten Soben alfo fein gu gerfcümetn, femer uer*
rotteten SRafen unb langen ©troljbünger gu gerreifcen, perennierenbe SBurgeU
unfräuter au« bem Soben gu gießen unb fo ba« SSertrodbien berfelben gu be*
rohtfen, bie au«geftreute ©aat mit Srbe gu bebcdEen, ben aufgepPgten Soben
gu ebnen, um iljn gegen ba« Slu«börren gu fdjüfcen, unb ben in iljm enthaltenen
©amen oon Unfräutern wäfjrenb ber 3u^reitung be« Slcfer« gum keimen gu
bringen; enblidj aud), um eine gefcfyloffene Ärume aufgureijjen unb baburef) bie
©uwirfung ber 3ltmofpl)äre auf ben ©oben gu erleichtern. 3e nadjbem ber
eine ober anbere biefer 3wedte oorgug«weife erreicht roerben fotl, bebient man
fief) fdjwererer ober leichterer ßggen mit längeren ober fürgeren 3tafen.
£)a« (Sinljalten be« günftigften ^iipvaitM ift für bie Sßirffamfeit be«
Qjgen« meljr entfdjeibenb, al« bie« bei anberen arbeiten be« Sldf erbaue« ber
gaü ift. Stuf t^onigem ©oben barf ba« @ggen roeber im gu naffen, noc^ gu
trodfenen 3uftan^c be«fetben oorgenommen merben. 9tur in einer geroiffen
Übergang«ftufe uon ber Sfläffe gur !£rocfen^cit oermag man bie $tThumtiüxiQ
be« Iljonboben« burc^ bie (Sgge gu bewirf en, beoor ft^ Slöge gebilbet tjaben.
248 Vorbereitung bes 2lcferboben$ jur Aufnahme ber (Saaten.
3ft ber günftige SÄoment oorüber, fo ift e« faft beffer, ba« Sggen gang gu
unterlaffen, af« ©efpannfräfte nufcto« gu üerftfjwcnben. Sßur ein burdfjbringen*
ber Siegen ift nadjmal« im ftanbe, bie ©Rotten wieber gu erweichen unb ba«
ßggen muß baun mit gauger Sraft ausgeführt werben, beoor eht 3ufammen*
trodnen ber SKaffe auf« neue ftattfmbet.
Sei ber ©aatbefteltuug be« ttyonigen ©oben«, aber aud) fd&on bei bem
Söenben be«fetben muß ba« Sggen mit bem pflügen immer gleiten Schritt
galten. Sei warmer, trodener Witterung müffeu bie Sggen bem Pfluge fo
unmittelbar folgen, baß nidjt einmal wäljrenb ber üftittagdgeit ba« Sanb in
rau()er gurdje liegen bleiben barf.
ftfir bie ermähnte ©obenart ift ba« SKunbeggen befonber« gwedmößig,
wobei bie 9ttdjtung ber @ggen fttfj fo oielfadf) abänbern läßt, baß bie ©dfjollen
unb Stöße oon oerfdfjicbenen ©eiten angegriffen unb glüdlidfj gertrümmert
werben, Da«fetbe ift jebod) feljr fpftftrielig, weil e« Diel 3eit erforbert. auf
lofen, fanbtgen ©obenarten gebanfenlo« angewenbet, oerurfad^t e« eine große
23er[d(jroenbung ber 2trbeit«fräfte. ®leid)e« ift ber ftall, wenn man uadfj feber
^Pflugfurc^e oljne SfoSnafyme biefe Strt be« Sggen« anwenbet. Die oben an*
gebeuteten 3roede muffen bem Sanbwirt ftet« gur SRidjtftfynur bienen bei 9tn*
wenbung ber Sgge, unb er muß barüber Aar fein, weldjen biefer $mtdt er
gunöd)ft erreichen will. Oft läßt man gwei* unb breimal eggen, wo einmal
tiotlfommen genügt Ijätte. 9tamentlid) bei bem ©aateggen gefc^iefjt oft meljr,
al« nötig ift.
SBenn bie ®aat untergepflügt würbe, fo ift oft fdfjon ein 3m f)inreidf>enb,
um ba« 8anb gu ebnen, befonber« wenn audfj bie Sßalge in Slnwenbung fommt.
3n fanbigen ®egenben, wo ber Joggen untergepflügt wirb, egget man bie
©aatfurdje gar nidjt
©otten bie Sggen ben SRafen gerreißen, Dueden unb anbere ©urgeln au«*
gießen, bamit biefelben cm ber Oberfläche be« 2lder« oertrodnen, fo vxa^ man
gu biefer Slrbeit ba« trodenfte Setter au«wäljlen, bei weltfern bie Ärume fidfj,
fo gu fagen, fdjüttelt. 3U btefem ^roed ba« Sggcn in fernstem 3uf*an^e ^&
©oben« oorguneljmen, ift oöllig nufeto«, ja fogar fdjäblidj. ©ei feljr oerrafetem
ober oerquedtem ©oben wenbet man guerft große gwei* ober mefyrfpännige öggen
an, meldte bie gurdfjen gerreißen, unb gulefct Heine einfpätmige.
SBenn umgebrochener SRafen einfurdjig befäet werben fotl, fo muß er eben*
falte guerft mit großen @ggen ber Sänge nad) übergogen werben. SSMrb bagegen
fogleidfj ein Duer* ober SRunbeggen oorgenommen, fo feljrt man bie Surfen
um unb bringt ben Stofen raieber oben auf.
Da« ffiggen eine« foldjen 9ieubrud)« wirb feljr erleichtert, wenn man ben
Umbruch oor bem Sßintcr uornimmt, ben aufgepflügten ©oben alfo bem tfroftc
au«fefct, ma« i^n mürbe mac^t.
Die üoflfommenfte SBirfung be« ßggen« ift nur gu erreichen, wenn man
Bearbeitung be* SWerlanbee.
249
basfelbe mit Ireugenber 9üdjtimg ber £üge ausführt, ©afc bies bei fdfjmalen
©eetett nid()t gefdjefyen fann, ift ein weiterer Übelftanb, ben biefe SeaderungS*
metljobe gur golge l)at. 9Äan !ann als fidjer annehmen, bafc brei fid) burdj*
freujenbe ßggengüge fo Diel ausrichten, als trier in einer SRid&tung.
SJei langen nnb fdjmalen Stderftrcifcn, bie nictyt in bie Ouere geppgt
werben tonnen, ift ba$ in bie 9liefd)e (Sggen bem SRunbeggen oorgugieijen,
weil e$ wenig me^r Sirbett als baS Sanggieljen Derurfadfjt nnb bodj bie $flug*
furchen in gwei oerfdjiebenen 9ttd(jtungen burdjfreugt.
golgenbe gtgur wirb baS ©erfahren babei anfdjaulid) madjen:
Anfang.
Das ^Balgen.
ÜRan walgt baS beftettte gelb, nm ben gu fc^r geloderten ©oben fefter
ju machen, femer nm etwa oor^anbenc fefte borftefjenbe (Srbflumpen entweber
gu germalmen, ober wenn fie gn wiberfpenftig jtnb, nebft ben Heineren Steinen
in bie ftrume gn brüdfen nnb baburdd für bie arbeit ber ©enfe nnb §arle eine
meljr ebene Oberftödfje gn fdfjaffen. ©iefe ßbenung be« SobenS ift befonber*
bei #ülfenfrüdfjten nnb ftuttergewädfjfen widfjtig, ba biefe anf einem nngewalgten
©oben niemals glatt abgemäht werben fönnen. Das Sßalgen ift aber audf>
bem fteimen aller obenanf gefäeten ©ommerfrüdjte nnb ber Ölfömereien gutrfiglidf).
8B0 bie ©efteltung ber ©ommerfrüdjte mit bem Sfftirpator ober @aat*
Pfluge gefdjieljt, ba würben oiele ©amenförner, bie nur fdjwad? mit Srbe be*
beft jtnb, bei ben ausbörrenben SJrüljlingSwinben nidjt feinten. Sßirb aber bie
250 Vorbereitung be$ SUferbobens jur aufnähme ber ©oaten.
SBalge unmittelbar nadj ber einfaat augewenbet, fo wirb bie Srumc baburdfr
gefd^Ioffen, unb es erfolgt ein gleichmäßige* Sfoffaufen ber ©aat. Die feinen
8lee> unb ®ra$fämereien befommen oljne Slnwenbung ber SBalge niemals ben
bieten ©taub, melier fo wefentlidf) ift, wenn ba$ 8anb burdfj gutterbau einen
genügenben ertrag geben fott.
Sie SBinterfaaten auf bem tjumofen ©oben, melier meljr att anbere
©obenarten burdj- ben groft oeränbert wirb, bebürfen be$ 2Balgen$ im
grüfjlinge, bamit iljre oom ftroft aufgewogenen SÖSurgetn wieber feft gebrücft
werben. ©erat ljumofer 2J>onboben im Jperbft in einem floßigen 3uftanbe \>&
föet werben mußte, fo ift ba$ Übergießen mit einer mäßig ferneren ©alge im
grüljling l)inreid)enb, um eine oöllig ebene Oberfläche gü fdjaffen. ©ofl Slee*
famen auf Joggen* ober -Sßeigenlanb gefäet werben, fo ftreuet man bie (Saat
batb nad) bem Stbtrodnen be$ gelbe* au« unb walgt fie ein. Die dorn grofte
mürbe geworbenen Stöße gerfallen bann gu *ßufoer, unb geben bem feinen
SIeefamen Srume genug, um anguwurgeln.
Die ©alge wirb aber audj bei ber ^Bearbeitung unb SJorbereitung be$
SlderS gu oerftfjiebenen 3^c(f^ angewenbet. JBenn langer, ftro^iger Dünger
mit ber gweiten gurdje untergeppfigt worben ift, fo würbe berfelbe bei ber 2ln*
wenbung ber egge wieber tyerauSgeriffen werben. Seffer ift bann eine fdjwere
Sßafge anguwenben, weldje b^J 8anb ebnet, ben SDttft an bie erbe brüdt unb
baburdj feine 3^feung beförbert. 3luf biefe Sßeife wirb bie SBalge tyäufift
unb namentlich bei ber Bearbeitung be« gelbe« gu SBinterrapS in äfowenbunft
gebraut. 3d) laffe ein foldje« gelb juerft oljne Dünger pPgen unb bann
gleich eggen. 9hm wirb ber Dünger aufgefahren, untergeppgt unb querüber
gewalgt. ©o bleibt ba$ 8anb liegen bis eingefäet werben foü. 3ft e$ nötig,
fo wirb furg oor bem britten pflügen geegget. 3n ber Siegel fmb bie ©Rollen
aber burdfj bie Sßalge, bie einwirfung ber 3ltmofpIjäre unb burdj ben Der*
wefenben Dünger fo mürbe geworben, baß ba$ eggen unnüfc wäre. 3dj be*
merfe jebodj, baß ber Soben auf meinen ^adjtgütem im Dberbrodje ganj
rein oon aBurgelunfraut unb wegen be$ ÜberfluffeS an §umn$, ber atmofptyä*
rtfe^cn einwirfung gugänglidjer ift, als ftrenger £ljonboben. Denn, obgleidj
er gufammengetroefnet eben fo feft ift wie £ljonboben, fo gerfällt er bodj nadj
einem burdjbringenben, warmen Siegen leichter als ber $lai.
auf biefe unb anbere Sßeife benufct ber erfahrene 8anbwirt fdjwere glatte
ober audj geribbte unb ©tadfjelwalgen, um ben ©oben in ben regten loderen
3uftanb gur Slufnaljme ber <5aat gu oerfegen. £talb walgt man nadj bem
ßggen, balb oorljer, \t nadjbem ber 3uftailb be& SJobenS e$ erforbert.
Um einen mit ©amenunfräutero angefüllten Soben gu reinigen, ift nic&tö
beffer, als bie SBalge unmittelbar nadj jebem pflügen anguwenben, inbem bann
ftets ein btdjteä SBfoStreiben ber Unfräuter erfolgt unb bie festeren burdj ein
neue« <ßpgen gerftört werben lönnen.
©üngunfl be« Sonbc«. 251
@o nüfcßdj bie SBalje bei bcr ftelbbefteßung fein fann, fo erforbert bod>
fein ©erfjeug eine forgfältigere ©eadjtung afler SSerljättniffe. SJÄit 8fo«fd}lu§
be« fymtofen, fanbigen nnb torfigen ©oben*, barf bie 3BaIge ftet« nnr bei
trotfener Slöitterung angeraenbet werben. Sßaljt man bie befteüten ©aatfelber
anf anberen ©obenarten, beoor fie abgetrocfnet fmb, fo fann fetyr leicht eine
©orfe ober Ärufte anf ber Oberfläche entfielen, roetdje nid)t aHein ba« Sluf*
laufen ber <5aat erfttytoert, fonbern aud) bem 3Badj«tum ber grüßte Ijinber*
lief) ift, ba bie Oberfläche be« meljr Königen ©oben« einer 5Eenne gleid) wirb,
Sei oorfjerrfdjenb feudjter Sßitterung unterlägt man affo bei folget ©oben*
befd^affen^eit ba« SBaljen lieber ganj, ober roenbet e« erft an, roenn bie junge
<Baat fdjon fingerlang entporgetoadjfen ift.
SSon ber Düngung be« fianbe«.
Die Urfraft be« ©oben«, roelcfye burd) oießeidjt taufenbjäljrige (Srjeugung
oon ©eroädjfen unb beren SSermoberung entftanben ift, oerminbert fid) nad)
unb nadj infolge bcr Sultur unb ber ßntgie^ung oon (Sraten. äBenn man
oon bem unerfdjöpflidjen SReittytum be« ©oben« an ber £Ijeiß, an ber äBeidjfel
ober in ber Srim fprid)t, wo ber Dünger ht« Sßaffer geworfen ober uer*
brannt toirb, fo tarnt bie« bod) nur bei ber fd)road)en ©eoötlerung jener
©egenben unb bei bem abtoedjfelnben ©eroeiben be« ßanbe« einigermaßen
richtig fein, ©obalb aber ber ©oben ftärfer angebaut toirb unb alljährlich
grüdjte tragen fofl, fo ift fefyr balb bie Düngung nötig, um einen gleichbleiben*
ben (Srtrag ju erjielen.
3n ©Triften über bie (anbtoirtfdjaftlidjen $uftänbe ämerifa'« finbet man
fdjon Slagen barüber, baß bort in einigen ©egenben ber 2l<fer au«gebauet,
alfo eine Slbnafyme ber £rtrag«fäl)igfeit eingetreten fei.
Der SSieljbünger, /
eine ÜKifdjung oon 9üi«roürfen ber £au«tiere unb oon ©trot) ober anberenl
leicht oertoe«lid)en ^ßflanjenteilen, ift biejenige ©ubftanj, toeldje am leidjtefteni
unb im allgemeinen aud) am roofylfeilften jur Düngung be« 2l<fer« Ijerbei*
jufdjaffen ift unb auf allen ©obenarten ofjne 2lu«nal)me eine oerbeffernbe \
©irfung äußert.
6« ift eine roeife 6inrid)tung ber 9?atur, baß au« ben 9Jücfftänben abge*
ftorbener Crgani«men neue« Seben entftmngt. 3ebe oermoberte ^ßflange toirb
jur s)tal}rung für neue ©etoädjfe. ©erben bie ^ßflangen aber in ifjrer fjödtftcn
Seben«füfle oon ben Sieren oerjefjrt, fo toirb ber ^ßrojeß ber Umtoanbtung
in frudjtbrtngenbe SRaterie nidjt nur befdjleunigt, fonbern bie ©irffamfeit ber
festeren nodj er^öljt. Oljne 3roeifel nämlid) erjeugen bie 2lu«roürfe ber SHere
bei forgfältiger 3tmoenbung berfelben af« Dünger, meljr *ßftan$enmaffe, al«
wenn eine bem oerjeljrten Butter gleite SDuantität oon SBegetabilien für ft<#
252 Vorbereitung be« Ädferboben* gur Sfofnafjme ber ©aaten.
ttermobert, alfo offne aftitroirftrag ber 5Eiere in ©finget üerroanbelt wirb. Die
tierifc^e *ßrobuftion ift baljer, roenn aud) nidjt in geroerblidjer, bodj in pljijjifdjer
$infid>t ein reiner ©eroinn an organifdjer SDlaterie.*)
Die üorteiü)aftefte ßhrjengnng unb änroenbnng be$ SJieljbüngerS ift ein
fetyr rotdjtiger ©egenftanb, oon bem ba$ JBefteljen nnb ber günfrige (Srfolg be*
gangen Umbroirtfdjaftlidjen Betriebes abfängt.
*) 3)ie Anhänger ber neuen Sfjeorieen über ba$ $flangenwaä)«tum werben e$ tabeln,
bog iä) in biefer neuen Staffage (1861) ben ©egenflanb üon bemfelben ©eftd)tspunft au« auf«
faffe wie in ben früheren. Obgleich ben Starren nadj alt, fo ^obe tdj bod) mit bem f>öa)flen
3ntereffe bie (Erfolge ber ©uano*, ©alpeter- unb Änodjenmetyl- 2)üngung beobachtet unb bte
©rünbe erwogen, burä) welche bte (Sfjemifer beren SHrfung erftären. ©t« jefct tjabe idj aber
bie Übergeugung nidjt erlangen tönnen, baß burä) btefe 2>üngung«mtttel ber gewöhnliche ©ielj«
mifl für bie 2) au er erfefct werbe. SDfrm Ijat, fo ift e« mir erfdjienen, ben ©uano, Ctytltfal-
peter, ba# £noä)enmel)l jc. auf Sänbereien angewenbet, bie feit unbenfltajen 3eiten mit ©iet>mifi
gebüngt waren. 2>ie (Erfahrung leljrt aber, baß auf folgen ©runbftücfen bie ftadjwirhmg
triefeö 2)ünger$ eine fefjr lange ift unb baß felbfl eine 3eit oon geijn 3aljren ntdjt genügt, um
bei t>erglei$enben #erfuä)en angeben gu tdnnen, welchen Anteil an ben (Sorten bie fünftliä)en
$üngung*mittel unb welchen bie töücfflänbe be* gewöhnlichen 2Riftc« $aben. SDfon barf gu
entfdjeibenben Verfugen nur foldje* Äcferlanb wählen, weldje* burd) erfööpfenbe (Srnten ent-
haftet ift, wie e6 freiließ in ©egenben mit fruchtbarem ©oben unb guter jcultur gar nid)t
angetroffen wirb, dagegen finbet e$ ftdj in groger BuSbefjnung bort, wo magerer ©oben
nadj bem S)reif eiber- ©Aftern oljne genügenbe ©iefen unb ©eibegrunbjrücfe bewirtfdjaftet wirb
unter ber Benennung: Äußenlanb ober Seljbe. 2). $.
Über bie 3trt uub ©etfe, wit 2)üngungtt>erfu4e am gwedmüfiigflen anguffcllen fein
motten, fowie über bie ©ebeutung ber fongentrierten 2)fingmtttel an ftdj unb gegenüber bem
^tattmift, giebt ber «nfjang gu bem toorliegenben 3fofä)mtt nähere SluSfunft. — Skgüglidj ber
SRenge unb 3ufQ^^cnW«ng be* gutter« unb ber unter beffen (Einfluß probujierten tterif^en
auswürfe ifl baran gu erinnern, baß bie lefcteren (fefle unb flfiffige gufammen) bei graefreffen-
ben Sieren, utöbefonbere bei SBteberfauern , im allgemeinen tautn bie $älfte, guweilen nur eht
drittel Don ber mit bem gutter aufgenommenen ftrocfenfubflang enthalten (t>gl. @. 159 ff. über
bie ©erecfymng ber ©tattmtftyrobuftion naa) Ouantität unb Oualhät). 3m töefptrationtyrogeß
ber £iere wirb eine große SRenge tum ftutjlofffreier organifd)er @ubftana gerprt, gleia)fatn
Derbrannt, tnbem ber Äo^lenfloff unb gum Seil aua) ber ©afferftoff ojr^biert, al« Äo^len-
fäuregafl unb SBafferbanwf burö) $aut unb üunge au« bem STterfÖr^er auftreten. Sei tooff-
jährigen @ä)afen g. f&. betrug bie iDlenge ber in 24 @tunben ausgeatmeten jco^lenfäure,
wenn bad gutter au«fa)ließlid) an* föiefen^eu mittlerer (Süte beftanb, auf 1 Kilogramm
Körpergewicht burä)fä)nittlia) 17 ©ramm (entfore$enb 4,64 ©ramm gotytenftoff), bei Opfert
je naä) ber ftrt ber Fütterung, 10 bis 13 ©ramm (worin 2,73 bi* 3,55 ©ramm jco^lenfloff).
dagegen finbet man ben @ticfftoff unb bie SRineralftoffe be« gutterö, ober eine bem
©efjalt be« lederen entforeä)enbe SWenge, oollflänbig in ben frifdjen auswürfen ber Siere, —
in bem gafle nämlid), wenn (eine anberweitige $robu(tion (tattfanb unb bte üoöjctyrigen Stert
in einem öötttg unöeränberten (SrnS^rung«guflanbe verblieben, ^nliä) ifl e« bei ber © olle-
probuftion ber au«gewaö)fenen @4afe, ba in ber gebilbeten ©oße nur §ö$jien« 4—5 ^rog.
t>on bem gutterfHdCfloff unb Der^ältni«mäßig nod) weniger ton ber gutter*$l)otyljorfchire gurücf«
gebalten werben. Stnber« aber ifl e« bei einer rei^lia^en ^robuttion oon S^ilä^, gleifä) unb
t)on ltnod)enfubflang. Senn g. ®. eine jeu^ tciglid^ 15 Kilogramm Siefen^eu mittlerer
öüte berge^rt unb babei 8 Kilogramm 3Ril$ liefert, fo finb in ber festeren etwa 14 ^rogettt
Dilngung bes SanbeS. 253
©titer SBieljbünger oerbient nur biejenige üßifdjung üon tierifd^eti 2fa$*
würfen unb @trol) genannt ju roerben, in roefdjer ba$ festere üon ben Pfftgen
SfaSroürfen bottftänbig burd&brungen ift. Senn ba* ©trolj ober ein anbere*,
baäfefbe erfefeenbe« ©treumateriat oon Urin unb Saudje nidjt böttig gefätttgt
be* gutter*@tidftoffes unb 22 «ßrogent ber f^tter*¥$oSpfjorfäure enthalten. (gbenfo ift es Bei
ber (SrniHjrung junger, im raffen ©adjstum begriffener Eiere, in beren Körper oft V6 ou
©tidftoff unb V4 bis gu V3 au $(>oSpfjorfäure Don ber hn bergcijrten gutter enthaltenen SRenge
gur SuSbilbung ber Knoten unb gum Slnfafc ber gleifdjmaffe oerwenbet wirb, alfo nidjt ia
bie feflen ober Pfftgen auswürfe übergebt. Die bottjäf>rigen SRafttiere fefeen fjauptfädjliö)
gett, weit weniger gleifä) an; fle galten in tyrem Körper nur wenig ©tiefftoff unb $f)o0pl)or*
faure aus bem gutter gurüd, unb muffen baljer einen befonbers fräftigen SJttfi probugierenr
mit fo mcljr, als biefe Eiere gewö$nli($ W* intenftb, namentlta) fKdfloffreidj unb pljospljor*
fänrereid) gefüttert werben. Rubere gutterbefianbteile, auger bem ©tidfioff unb ber ?|fyospijor»
fäure, fommen ljier weniger in Setracfy. — 2tu« bem ©efagten ergiebt ftc§, baß in ben
(grhementen ber Eiere für geroötjnltd) weniger an lanbwirtfdjaftlidj widrigen Sßflangemuifjr*
fioffen enthalten fein mug, als mit bem bergetjrten gutter aufgenommen würbe. SBenn gleiä)*
»oljl bie tierifdjen Buswürfe nadj ber Bnfidjt bieter Sanbwirte, unb biefleidjt au$ t§atfää)lidjr
obgleia) berrüber faum genaue bergleidjenbe Serfudje bortiegen, eine günftigere ©efamtwirfung.
auf bie Segetation ausüben, als ein entfpredjenbes Cuantum ber nidjt berftttterten gutterfub*
ftang, fo !ann bie« nur im 3ufcnnmem)ange fteljen mit ber ä)emifa)en unb meä)anifd)en Um*
änberung, welche bie gutterbefianbteile bei ifjrem Durchgänge burdj ben tierifdjen Organismus er*
leiben. (Ss ftnbet hierbei befanntliä) eine Sbfdjeibung ber berbaulidjen oon ber unberbaulidjen
@ubftang ftatt; bie tefctere wirb hn ©emenge mit einer berljältmsmägig (wenigfiens bei bea
flrasfreffenben Eieren) geringen Ouantitöt oon 3^fe^nngSprobu!ten ber SerbauungSfäfte, aber
in einem meä)anifä) fefjr fein gerteilten 3nPonb€ tot Darmlot ausgef Rieben. Die gur
ÄusfAeibung gelangenben 9lefle ber »erbauten gutterfubflang ober entfpredjenbe Mengen oon
©eweoetrümmern finb in bem $arne aufgelöfl enthalten unb gwar in Serbinbungen, in
melden fte feljr rafä) unb energifd) gu (fünften ber Segetation Wirten. Son ber ©efamtmenge
bes in bem gutter enthaltenen Kali treten bei ben wieberfiraenben Eieren bis gu 95 ^rogent
mit bem $arne aus bem Körper aus unb oon bem gutterftitfftoff fjäuftg bie Hälfte unb noa>
me^r. Die 9&ljosp$orfänre bes gutters, foweit fte nidjt im Körper eine anberweitige 33er*
menbung erhielt, wirb bei ben ©iebetfemern bolipnbig mit ben Darmerfrementen ausgefdjiebenr
aber teilweife biefleidjt befreit oon ber Umhüllung ber organifdjen @ubfiang unb jebenfads in
einem 3uftanbe ber feinden 3erteilung, in weldjem fle ben wadjfenben ^ßflangen ber^ältnismägig
letdjt gngängliä) feilt ntuf . {>ierburä) (ann rea}t wo^l betoirft werben, bog bie $flangenuäf)r<
poffe in ben tierifdjen Suswürfen, ungeaä)tet fte in geringerer abfoluter Stenge bor^anben ftnbr
als in ber betreffenben gutterfubftang, bennod) innerhalb einer gewöhnlichen Düngungsperiobe
ton etwa brei 3a^ren boQftänbiger ausgenu^t werben, alfo einen entfpredjenb günfligeren (Sin*
fluf auf bie Segetation ber Kulturpflanzen ausüben. Dagu fommt noa), bog bie groge Stenge
bon «Streufrro^ in inniger Serüfjrung unb iDhfc^ung mit ben tierif$en auswürfen, bas So*
turnen ber festeren fer)r bergrögert, alfo eine gleic^mägige Serteilung über bie gange 3(crerpd)e
erleichtert unb baburdj bie Sßirfung um fo me^r fiebert, wä^renb es felbfl einer rafajeren Ser*
wefung unterliegt. Söenn aber eine in lebhafter Segetation unb im faftigen 3ufianbe befinb*
lic^e $flange gur ^rünbüngung untergeadert wirb, aisbann ift babon gewig eine ebenfo groge
ober noä) grögere Shrfung für bie na$folgenbe gruc^t gu erwarten, als wenn fte verfüttert
unb ber unter i^rem ©nflug probugierte Dünger, abgefeljen bon bem ©treuf)frro5, auf basfelbe
gelb gebraut worben wäre. (W.)
254 Vorbereitung be$ 2l<fer6oben$ gur aufnehme ber ©aaten.
ift, fo wirft es bei ferner allmäljtid&en SJermoberung nur unoottfommen. Stellt
bas ben Pffigen Dünger auffaugenbe ©treuftrol) gu biefem $mdt nid^t aus,
amb muffen alfo bie tierifdjen 2fosroürfe teilroeife unöermifdjt auf ben 2l<fer ge*
bradjt roerben, fo geljt ntdjt nur büngenbe ©ubftanj leicht oertoren, fonbern es
bleiben aud) mehrere SBirtungen beS guten 33ieI)büngerS aus, welche burefj
feine ©äljrung ober SSerroefung in ber SSdferfrume bebingt finb.
SS ift baljer feljr roidjtig, bei ber ®irtfdf)aft$einrid(>tung barauf SRüdffidjt
gu nehmen, baß SJieljfutter unb ©nftreu in beut SBerljältniS ergeugt roerben,
toie es notroenbig ift, um jenen fräftigen Dünger gu geroinnen, roetdjer ftdj
bequem ausfahren unb mit bem Sldferboben oermtfdjen tagt, unb für bie grudjt*
barmadjung bleiben befonberS günftig rohrft. @in folc^er Dünger läßt ftdj
mit ben geroöljnlidjen SDtfftgabeln (Sorten) laben , bie ©troljfafer aber barra
ift entroeber fd^on fo mürbe, baß fxc leicht gerreißt, ober bod) fo befdjaffen, baß
fie balb biefen 3uftcmb önnimmt
Das SJerfaljren, um einen guten Dünger gu bereiten, ift je nad) ben oor*
Ijanbenen 33erl)ättniffen in jeber äStrtfdfjaft oerfdjieben. SlnberS ift es in gang
großen, anberS in mittleren unb Keinen Sßirtfdjaften; anberS bei §attung oon
©djafen, ober oon ^ßferben unb SRinboiel), unb \t nadjbem man oiel faftigeS
Butter ober nur #eu unb ©trol) gu oerroenben l)at
Die Dünger ftätte oerbient gunädfjft unfere Sfafmertfamfett ©ie barf
nidjt auf bem niebrigften Seil beS SSirtfdjaftSljofeS, rooljin altes Stegen« unb
©d()neeroaffer gufammenftrömt, angelegt fein; fie barf aber ebenfo wenig fo l)od)
liegen, baß bie aus bem Dünger abfließenbe Saudje fortlaufen lann. ©ei
ityrer anläge finb alfo biefe beiben Übelftänbe gu oermeiben. SBenn bas nötige
9Äaterial trgenbroie ftdj Ijerbeifdjaffen läßt, fo muß bie ©oljle ber Düngerftätte
gepflaftert roerben, bamit man bie 2tbfal)rt beS Düngers oljne übermäßige 3fa~
ftrengung beS 3u0tiefc* bewirf en, unb na<§ bem iebeSmaligen abfahren alle
Dfingerrefte forgfältig gufammenfdjaufetn fann.
Da bie Düngerftätte ftetö in ber Waty ber SJie^ftäüe fid) befinbet, fo ift
bas Sßflaftcr groifdjen beiben fo einguridjten, baß bas oon ben Dädjern ab*
fließenbe SBaffer mdjt in bie Düngerftätten läuft. Solange empfehlen fogar,
bie Düngerftätte mit einem Dadje gu oerfeljen. Die« fdf)eint mir inbeS über*
trieben unb gu foftfpietig; id) entfinne midj audf) nid^t, biefe 3bee irgenbroo
ausgeführt gefeljen gu Ijaben.
äBidfjtiger ift es, namentlich bei faftiger aSie^fütterung, baß ber ©tat! mit
Kanälen oerfeljen wirb, roetdje in bie Düngerftätte auSmünben. 3n iebem
Satte ift bei einer groedmäßig angelegten Düngerftätte, an ber niebrigften
©teile berfelben eine SSertiefung gur Sfafammtung ber 3aud^e angubringen, in
weiter eine *ßumpe ftetyt, bamit man teils ben Dünger mit 3audje begießen,
teils bie überflüfjtge Sandte ableiten unb anberroeitig oerroenben fann,
Die Düngerftätte muß femer geräumig genug fein, um ben frifdjen
©ttngmtg be* Scmbe«. 255
Junger oon bemjentgen gu trennen, ber feine ©ciljrtmg bereite fo roeit oollenbct
tyat, bafc er fid) gut abfahrt eignet.
auf bie Düngerftätte roirb ber ÜÄift an« ben SBic^ftättcn gefdfjafft, bei
fe^r faftiger Fütterung täglich, bei troefener feltener. @hib bie 33ieljftälle nidjt
gu roeit üon emanber entfernt, fo ift ber ^ßferbe* nnb ©djroeinebünger ftJjidjten*
TDetfe mit beut 9Knböiel)bfinger gu üermifeljen.
£)ie Seigier Ijaben bie SSie^ftäüe fo eingeridjtet, bafc in ifjnen Ijtnreicljenb
$lafe ift gur Slnfammtung be« Dünger«. SDerfelbc roirb nnter bem SJiel) weg*
gejogen nnb hinter bemfelben anfgefd)tti>tet, bi« er auf ba« gelb gefahren roirb.
3n ber ©djroeig nnb in £ottanb, roo im 93erl)ältni« gum Kraftfutter nur
Benig @trol) ergeugt roirb, finb bie 93iel)ftätte fo angelegt, ba§ man mit einer
geringen SKenge Sinftreu au«reidjen fann. 9Äan oerroenbet aber bort alle
Sorgfalt auf bie Bereitung einer guten Dfingjaudfje (®ülle). 3U *>em ®*fot
befinben fidj hinter ben 33iel)ftänben tiefe Kanäle, roetöje bagu beftimmt finb,
eine 2Äif(f)ung oon Urin unb Saudfje aufgwteljmen, roorin man ben ©trotybünger
gleidfjfam au«roäfcljt, um and) bie fefteren 2lu«rofirfe ber Stiere in bie Sandte
gu bringen.
Der ftroljige SDftft roirb oon ben ©djroeijern auf befonbere Sßetfe in Ijolje
Raufen fünftlidj aufgepadft unb mit Saudje begoffen. 9ßeim ber SDttft feine
©äfjrung oollenbet Ijat, gerfc^netbet man bie Raufen mit großen 9Wcffcrn unb
beroirlt auf foldfje SBeife, ba§ ber untere, mefyr jergangene 3Wift mit bem oberen
3ugteid) auf bem gelbe gur Sforoenbung gelangt.
Diefe burdfj eigentümliche 2Birtfdjaft«üerl)ältmffe in jenen Säubern gebotene
4Beljanblung be« SJieljbünger« Ijaben bie gutmütigen Deutfdfjen Ijicr unb ba
nac^afjmen motten, otjne gu unterfueljen, ob fte für iljre S3ert)ältntffe pa$l 6«
ift Ijier nitijt ber Ort, jene ©fiHebereitung gu beurteilen, Dagu märe eine
umftanbttdje Sefdfjreibung ber fdfjroeigerifdjen fficrtfdjaft erforberlidj. 3n feinem
gatte aber ift biefe Düngerbeljanblung auf größeren ©fitem in SDeutfdjtanb gu
empfehlen. 3öie bie SKiftjaudje nad) ber anficht be« SSerfafferö gu benufeen
ift, roirb roeiter unten erörtert werben.
Sßetm ber 2Jtel)bünger in einer gut angelegten Düngerftätte gehörig auf*
gefdjid()tet roirb, roenn alle SDftftarten fo otel roie möglidj mit einanber gemifdjt,
Derpadft unb bei troefener Sßttterung mit 3aud)e begoffen roerben; roenn man
auBerbem alle Dfingermaterialien forgfältig fammelt nnb auf bie 3Kiftftätte
bringt; roenjt man enblidj in ber [enteren groeierlei Raufen anlegt, einen,
roetdfjer ben täglich au« ben Ställen gefdfjafften 3JKft aufnimmt, unb einen,
roetöjer ben gur Slbfafjrt auf ba« gelb fertigen SDWft enthält, fo tl)ut man alle«,
roa« nötig ift, um einen fräftigen Dünger gu bereiten.
2ßand(je empfehlen, ben 2Kift fdfjidfjtenroeife mit (Srbe gu bebedfen, roeil fie
glauben, bajj baburei) ba« Grntrocicijen ber ®afe oerljinbert unb bie fruchtbar
madjenbe Kraft be« äRifte« beffer gufammengeljalten roirb. 3d(j laffe e« baljin
256 Vorbereitung brt Sftferbobens gur Aufnahme ber Saaten.
gefteüt fein, ob ofjne ©rbbebetfung au$ einem gut geebneten unb mit Saudje
begoffenen Düngerhaufen überhaupt ba$ (Sntroeidjen beträchtlicher SDlengen gas*
förmiger ©toffe ju beforgen fei. SebenfaflS fatm ein SJerfaft biefer 8trt nur
bie oberfte ©djidjt treffen. Stter man oergeffe bodj nid)t, baß ba« anfahren
unb äßegfaljren ber Srbe ntdjt ofjne Äoftenaufroanb ju beroerfftettigen ift, unb
ba§ ber ©etmtm an büngenber ©ubftanj fdjtoerßdj biefen Äoftenaufroanb über*
fteigt. S$ giebt oiele Verrichtungen, meldte ben Söeroirtfdjaftern Heiner ®üter
in arbeitsfreien Reiten gu empfehlen jinb, au& feinem anberen ©runbe, ate vtm
muffige ©tunben nüfctid) gu oerroenben. £)a$ Spinnen unb ©triefen g. ©-
finb für ben gemeinen Sanbmann oortreffßdje 9lebenbefd)8ftigungen, toeldje bie
jüngeren unb fdjroädjereu ©lieber feiner Samifie in Xbätigfeit erhalten; aber nidjt*
ift fixerer, afö bafj bemjenigen, ber biefe arbeiten im SEageloljn rooüte oerridjten
(äffen , bie auf fotä>e SBeife gefertigten ©trumpfe unb ®ame feljr teuer jit
fielen fommen mürben.*)
©erat e$ freiließ an ©trol) ober anberen basfetbe erfefcenben ÜJlateriatiett
jum Stuffangen ber tierifdjen (Sjfremente gänjfld) ober teitoeife feljlt, fo mag.
*) 2>ie bon 3rit gu 3ett vorgenommene ©ebeefung be$ ©taflmifte«, bei beffen 8tnfamm*
hing in ber 3>üngerftättef mit ljumofen Stoffen ober audj nur mit möglidjft locfcrem 2el)m*
boben ift ein bortrefftia)e« 9ttittel gur Äonferbterung beflfelben; in ber $rari* freiließ lägt fta>
biefe« SWittel bei feljr großen 3>üngermaffen wegen ber bamit berbunbenen beträd)tliä}en Jtoften
nur fd&wierig anwenben unb wirb ba$er wofjl meiften* auf Heinere ©irtfdjaften befdjränft
bleiben. (Sine felbft bflnne ©d)i<$t bon erbigen ©ubftangen, womit in beftimmten 3etträumen
ber ©tattmift bebeeft wirb, berlangfamt unb regelt im $ofjen (Srabc ben ©erwefungGorogeß;.
ber 3>ünger wirb baburdj nad) unb naä) in eine gleichförmige Sßaffe berwanbelt unb lägt ft$
längere 3«t aufbewahren o$ne fefjr beträchtliche ©erminberung be« urfprttnglicfcen ©olumen*
unb ©eundjte« unb namentlich oljne er$eblid>n SSerwft an borgug$weife wertbotten Söeftanb*
teilen. Die ftarf abforbierenben ©genfdjaften ber erbigen 3ufäfee nämlid) (bgl. ©. 133) ber»
ljmbern bie ©erflüüjttgung bon @hd|toffberbinbuugenf fowie ba« leiste Sudlaugen ber atfaiU
fajen unb pijospljorfauren ©alge. ©eibe« bagegen ift bei ber Xnfammtung unb Aufbewahrung,
beö unbermtfdjten ©ünger* faum gu berljinbern, namentfia), wenn ber lefctere einer fog. ftür»
miföen (Sarong unterliegt unb alfo bie organifdje ©ubftang eine fefjr rafdje Abnahme erleibet.
3n ben gätten, wo ber ©tattmift länger al« 6 bitf 8 Socken auf ber Sföftftätte liegen bleiben
mug, ift batjer ber 3ufafc bon erbigen Stoffen befonberd gu empfehlen. 3ebenfatt* aber ^at
man bafür gu forgen, bafi ber ©tattmift, mit biefem 3ufafc unb o^ne benfelbenr ftet« ^in»
rria)enb feucht gehalten unb baburd) beffen ^enoefung gemäfjigt wirb. 3» bemfelben £wt&
wie bie <5rbef unb gwar in wefentlid) Heineren Mengen mit gleidjem (Srfolge, lann man aua>
®tni$f feine« Xorftjulüer unb berfd^iebene @taf furter ^alifalge anmenben, bon ben teueren
namentlid^ ben, in nic^t gu groger Entfernung bon ©tagfurt überaus billigen Äainit, fowie
ben ©rugit unb Äarnallit. 9ia(^ bireften ©erfudjen genügt pro ©tücf ®rogbic§ ober 10 ©djafe
in ber wärmeren 3a$re«geit ein 3ufaft gum SÄift im @tatt ober auf ber 3)üngerftätte bon
täglid) etwa 0,25 kg @i#$ ober 0,3 kg jearnattit ober 0,2 kg äainit unb ©rugit, im Sinter
nod) weniger, hierbei §at man no$ ben Vorteil, baß ber ©taftmift an Äali bereichert wirb
unb e« ift: bemerfen«wert , bog bie genannten ©toffe ben ©erluft be« 2)ünger8 an ©ticfftoffr
fei e« im freien 3uftanbe be«felben ober in ber gorm bon Staunoniaf, bollftclnbiger ber^inbern^
al« bie ftnwenbung bon geibö^nlid^er nid^t fe^r fjumofer Erbe. (W.)
Düngung be* ftrabe«. 257
bie Srbe ein aüegeit bereitet 8tu$l)elfmittel fein. Sie Soften ber 9bt* unb 2fa&*
fuljr ber Srbe gur Düngerbereitung mögen bann burß ben Crfolg — oerglißen
mit bemjenigen bei Slnroenbung ber reinen tierifßen 2faSroürfe — retßliß uer*
gütet ©erben. ÄBenn man aber behauptet, baß burß bie (Srbe bie oegetabilifße
(Sutftreu gang gu erfefcen fei, fo geljt man gu roeit. Söleine 3roeifel, roelße iß
gegen biefe öeljauptung in SDreSben unb SarlSruIje auSgeforoßen Ijabe, finb
noß burß feine Sljatfaßen roiberlegt roorben. 3n allen ®egenben aber, roo
ber Sftferbau nur mit Jpilfe oon Sßalbftreu betrieben rotrb, märe e« aüerbingä
Don ber Ijößften ©ißtigfeit, gu ermitteln, ob nißt bie gum ©nftreuen unb
SJermifßen mit ben tierifßen 8lu*roürfen angeroenbete ©rbe bie SBatbftreu er*
fefeen fönnte, ba auß bie lefctere gu ßrer $erbeifßaffung oft großen äufroanb
erforbert — abgefeljen oon ben bamit oerbunbenen Staßteilen für ben $olgrouß*.
£>en ©ßafbfinger läßt man geroölptliß in ben Stätten liegen btö gur
9tt>fuf)r auf ba« gelb. Senn tefctereä roenigftenä atte groet ober brei Monate
gefßieljt, fo glaube iß ntc^t, baß bei jenem ©erfahren ein 33erluft ju befürchten
ift unb baß man an bängenber ftraft gerotnnt, roenn man biefen Dünger guerft
auf bie SRiftftätte bringt unb mit bem Don anberem SJiel) oermifßt ©erat
man freiliß, roie einige tlnm, ben ©ßafmift jäljrliß nur einmal aus ben
©tauen Ijerauäfßaffen läßt, fo roerben roaljrfßemltß oiele büngenbe ©ubftangen
oerloren geljen.
©erben bie SDiiftarten oon ben einzelnen £au$tieren für fiß gur Düngung
oerroenbet, fo beobachtet man etroaä öerfßtebene ©irfungen oon benfelben. Der
©ßafmift fßeint leidet auflöäliß gu fein, feine ©irfung erfolgt fßnelt. SBirb
folßer in großer SWenge aufgebraßt, fo lagern ftß einige grüßte oft unb er*
jeugen mangelhafte Sörner. ©eigen in ©ßafbünger geroaßfen, ift oon
geringerer ®fite, ebenfo bie ©erfte. SWan roenbet ßn baljer gern gu grüßten
an, roelße nur bei großem öobenreißtum gang oottfommen gebeten, Daljin
gehören bie Ölfaaten, ftoljl, Kartoffeln, Stuben :c.
SWan behauptet oon bem ©ßafbünger auti), baß er nißt fo lange oor*
Ijalte rote SRinbermift. Diefer SSorrourf fßeint ieboß naß meinen SJeobaßtungen
au& ben Reiten Ijergurißren, roo bie ©ßafe mit feljr fßleßtem unb magerem
guttet fürlieb nehmen nmßten. Senn man biefen Iteren neben genügenbem
©tnß auß Kraftfutter giebt, befonberS roenn fie Sartoffeln, SRüben, Ötfußen*
tranf ober ©ßtämpe erhalten, fo ift ßr Dünger in ber 9iaßfjaltigfeit fetner
©irfung nißt allein bem 9?inboiel)bünger gleiß, fonbern er übertrifft biefen
fogar auf allen folteren unb ßonigen Sobenarten barin, baß er biefe ßätiger
maßt.*)
*) 2>er ©djafmift ift ein jiemftdj „Ijifciger" 2)ftngerr b. I). er äußert eine raf^eSöir-
hmg auf bie Vegetation. <&$ tfl bie« ^an^tfäßliß bebingt burd) bie toer$äftni*mäßtg longentrterte
nnb gugteiä) jiemüd) lodere SBefßaffen^ett btefer Düngerart. Die @djafe ucfjmcn freiioiHtg
bei oor^errfa^enb trodener güttemitg auf 1 <ßfunb Srocfenfubfian) beö gutterd nur etwa 2 ^ßfunb
Stoppt. 11. Kuflage. 17
258 Vorbereitung be« 2Uferboben$ gur ftufnafjme ber ©aaten.
gtir naßfalte gelber ift ber ^ßferbebünger oorgug«roeife geeignet, geberoie^
mift ift fdjnelt treibenb unb bo^er gur Überbüngung gut gu benufeen.
SRinbermift wirb befonberS auf allen mitben, mürben unb fanbtgen ©oben*
arten feljr gefdjäfet. Sßenn man nidjt gelber mit außergeroöljnlidjen ©genfdjaften
Ijat, rodele e8 rättid) madjen, eine befonbere Düngerart anguroenben, fo ift ber
gemifdjte Dünger, roie er nadf) guter Sefjanblung oon ber 9ßiftftätte ab*
gefahren roirb, ber guträglidjfte unb giebt bie fidjerften ©roten.
Über ben 3uftanb, in welchem ber Dünger auf ben äder gu bringen ift,
ob gang frifdj, roie er avß ben ©tätten fommt, ober nadjbem er auf ber 3Jttft*
ftätte teilroeife ober gang feine ©etyrung ooßenbet tyafc jtnb bie SWeinungen ge*
teilt, ginige rootten, baß er gang frifdj ausgebracht toerbe unb feine 3erfeftung
alfo oon 3lnfang an im Slcfer ftattfinbe; anbere bagegen glauben nur ger*
gangenen, aufgegorenen Dünger antoenben gu muffen. Die SSerteibiger be8
festeren 35erfal)ren$ fönnen nid&t ableugnen , baß babei bie Quantität bes
Düngerd oerminbert roirb. Die anbere aSorfc^rtft aber läßt ftdj nidjt roörtlid)
befolgen, weil taglid) Dünger bereitet roirb, ben man nidjt immer autf> täglid)
ausfahren, nod) weniger fogleid) unterpflügen fann.
äöaffer auf; fte liefern wenig, aber feljr büngfräftigen #arnr bebürfen alfo audj nur ein ent*
fprea^enb geringe« Ctuantum öon ©treujtrotj unb probugteren überhaupt bem ©ewidjte nadj, auf
eine befrimmte äRenge £rocfenfutter beredetet, weniger SWift, al« ba* töinbbiefj (togl. @. 161, SfamO.
©ei gleichem ©olumen unb ©ewidjt ift bie (Sefamtwtrfung be* @(§afmifte$ eine größere a(* bie
be$ föinbtrietjmifte«, nidjt aber, wenn man für beibe Tierarten eine gleite Quantität unb Ouafität
öon guttertrotfenfubftang unb ©treuftrolj unb außerbem eine gleidjmäfjige (Sr^attungöfütterung
fcer töea)nung gu ©runbe legt, SRur ber SermefungSprogeß tjat bei bem @a)afmift einen
raftyeren Verlauf unb feine Sirlung madjt ftdj f$netter bemerfbar, !ann aber, unter fonf*
gleiten ©er^ältniffen, leine fo lange an^altenbe fein, al$ bie be£ fötnboieljmifte*. — 2>ie er«
warnten ©gentfimlidjfeiten be* ©djafmifte* ftnb in einem fafi nodj leeren (Srabe bei bem
con ^f er ben probugierten 3>flnger üor^anben. ©er $arn biefer £iere ifl gleid^fafl* feljr
tongentriert unb gu einer befonbere raffen 3erfe^ung geneigt; ber 3>armfot ljat nur wenig
3nfammenljang , verliert feiert an Seud)ttgteit unb gerfällt gu einer loderen S0toffer weldje im
©emenge mit bem ^ferbeurin rafa) ber $erwefung unterliegt, ©enn man ben tßferbemtft ober
htti ©djafmift in befonberen Raufen längere 3eit fjinburdj anfammeln unb aufbewahren ma%,
fo fann man bie S^^Ö öerlangfamen unb fonft untiermeiblidje ©erlufte baburd) oerfnnbem,
baß man bie Raufen forbüä^renb mit SBaffer ober iDcifrjaua)e gefättigt ptt, fein* gwechnäßiß
au^ ben 3Wft mit bünnen <5t$i$ten t»on lehmiger (Srbe auffegt ober aua) wä^renb ber 9n<
fammlung häufig mit allerlei anbern $(bforption9mitteln überftreul unb fo bis gur SBenoenbung
liegen läßt — SDtetöinber, namentlid) bie äRildjfüfje nehmen auf 1 ^funb gutter»£ro<Icn*
fubflang 4 $funb SÖaffer auf, bei ©rünfütterung unb überhaupt feljr faftigem gutter bie gu
6 $funb; fte liefern ba^er fe^r wäffertge (Srfremente, umfome^r, wenn bie glei$geitig probu-
gierte Wlüfy einen bebeutenben Anteil ber berbauten gutterfubfiang in Snfprud^ nimmt, hierbei
ifi öiel ©nftreu erforberli* unb ber Süttfl biefer Xiere ift berfjältniemäßig „falt" unb „träge";
wegen ber $ef$affenl)eit beö 2)arm!otee bilbet er leidjt jelumpen unb fe^t ftdj gu einer feftat
9Raffe gufammen. 2)ie Strfung auf bie Vegetation ift eine langfamere, aber länger gleta)«
mäßig anl;altenbet ol« bie be* ©d^af- unb $ferbemifted. (W.)
2)üngung bc* Canbc*. 259
Hm befielt imb jmedmä&igften mirb e« l)ter mie gemöljntidj fein, bte SDtttte
jnnfdjen ben entgegenftel)enben 2fafidjten einhalten. Den 3TOift ganj frifdj
<ui*jufaljren, paßt megen ber fonftigen 8rbeit«üerJ)8ltmffe nidjt. @r mürbe oft
tatige liege« muffen, beoor er untergepPgt roerben fönnte, nnb bann bei bem
9fa«börren an Äraft oerlteren.
9Kan fdjtdjte alfo ben Dünger, mie bereite ermähnt mürbe, auf ber 3Wift*
ftätte auf, mfifcige feine ©öljrung in ber tyeifjen 3a§re«jeit burdj Stufgiefcen oqn
3audje nnb fa§re ifftt alle 6 bte 8 ©odjen ab. JBei biefem Verfahren mirb
«r nidjt in einen folgen 3uftanb ber &trfti$wiQ lommen, bafc bie Quantität
feljr bebeutenb abnimmt, ©eine ©äljrung mirb, ba fie erft Ijatb ooöenbet ift,
tta$ bem Itoterppgen im ©oben fid) fortfefcen, unb bie übrigen arbeiten ber
SBirtfdjaft merben e« immer geftatten, ba§ man in ben angegebenen 3mifdjen*
räumen ba« abfahren unb Unterppgen be« SDtifte« oorneljmen lägt.
änd) barüber frnb gelehrte unb au«fibenbe Sanbmirte oerfdjiebener Sßeinung,
*>b man ben SWift gteidj nadj bem 2lu«faljren unterpflügen ober eine jettfang
obenauf liegen laffen foll. 23iele empfehlen ba« (entere. 9tad> meinen öeob*
<id>tungen oerljält fitf> bie (Sadje fo: 3n ben grüljling«* unb (Sommermonaten,
ineim an^attenb trodene Sßitterong ju ermarten ift, I)at man ftet« Don bem
batbigen Unterppgen be« gemöljnlidjen SBieljbünger« am meiften Vorteil. (£«
fmb mir beftimmte gälte befannt, mo ein längere« Siegen bie SSMrlfamfeit be«
Dwtger« oerminbert fyat Stuf allen öobenarten femer, auf melden bie burdj
ben Dünger bemirfte Slufloderung einen befonber« günftigen ©npß äußert, ift
ba« bafbige Unterppgen unter allen Umftänben anjuraten; ba«felbe ift ber
fjall, menn man eine rafdje Verteilung be« Dünger* in ber ganjen 3Werfrume
für ba« fräftige änmadjfen gemiffer (Saaten münfd^en mufj, j. SS. bei ben
Ötfaaten.
3lnber« ift e« freilidj mit bem Dünger, melden man im Saufe be«
#erbfte« unb Sßinter«, fo mie e« 3eit unb Umftänbe geftatten, au«följrt. Site*
bann erlaubt in ber Siegel ber 3ttftanb be« ©oben« ba« Unterppgen gar
nid)t. Da aber in biefer &ext bie Temperatur meift eine niebrige ift unb be«*
Ijalb nur eine langfame 3erfefcung be« Dünger« ftattftnbet, ein nachteilige«
Sütftrodnen be«felben aber nidjt ju befürchten ift, fo ift ba« Obenaufliegen be«
au«geftreuten Dünger« unter foldjen 93erf}ältniffen aud) nidjt oon 9tad)teil,
menigften« tyabe id) einen folgen niemal« bemerft. Deffenungeadjtet rate idj,
ben Dünger aud) im §erbfte unterguppgen, ma« feinenfall« fdjäblidj fein fann.
©n großer Segler bleibt aber ftet« bie (Sitte, ben Dünger in Meinen
Raufen auf bem gelbe liegen ju laffen, e« fei im (Sommer ober SBinter, roeil
ba ©eilfteüen entfteljen. 9htr in bem gälte ift ein foldf)e« Verfahren ju ent*
fdjulbigen, menn man auf fteil gelegene $<fer bei groft unb (Sdjnee ben Dünger
fäljrt SSJürbe er ^ier fogleid^ au«geftreut, fo Knute ba« tyerabftrömenbe 2^au^
maffer i^n roegfü^ren.
17*
260 Vorbereitung be« SWerboben« jur Sfofnaljme ber Laoten.
SBciut Dünger auf entfernte gelber gu bringen ift, gu roetdjen im ftrüljfing
nur grunbtofe SBege führen, fo fätyrt man üjn bei grofttoetter aud) roofyt auf
große Raufen in bie 9tälje biefer gelber. Die« fann feljr ratfam fein, van ben
©mter gur Stbfufjr be« Dünger* gu benufcen, aber biefe großen §aufen barf
man bei l)6fjerer Sufttemyeratur triebt lange liegen taffen, fonbem muß jie au$*
einanber fahren, fobalb ba* 8anb abgetrodnet ift. Der STOtft ift auf biefe
Steife bem 3fa«tro<fnen auSgefefet, er fdjimmeß unb oerbrennt unb e$ ge^en
babei öiefe büngenbe ©ubftangen üertoren. SDKt geroöljnftdjem SJieljmift obenauf
gu bttngen, ift nur ein SRotbeljelf, roetdjer jidj entfd&utbigen läßt, aber id) femte
feine grud)t, bie nidjt beffer babei gebiete, wenn ber SWift in ben Stöer, ate
roenn er auf benfetben gegeben wirb. Die ftro^igen SEetfe be$ SKifte«, roeldje
für bie Sfoftoderung ber firume fo nfifcUdj fxnb, lörnten bei ber ©benaufbünguug
mdjt ben SSorteit geroäfjren, roie nadj bem (Shtyflügen. 3un>eiten fäljrt man
ben Dünger nadjträgtid) auf SBinterfaaten unb geroinnt bei biefer Überbfingung
natürlich an 3«t gur SluSfaat, roetdje nun um fo oiel früfjer beenbigt werben
fatm, ate fonft £eit gur Slhfuljr be« Dünger« erforberfid) getoefen märe; e$ ift
bie« ein beadjtensroerter Vorteil bei Stobenarten unb in ©egenben, mo eine
mögfidjft fritye Sfoäfaat be$ Sßmtergetreibe* gu einem fixeren ©ebeäjeu beäfetbett
nötig ift.*)
Stofcer bei JBtnterfaaten toenbet man bie Überbüngung mit ©tattmift nod>
auf Sugerne, Älee unb ©rasftücfen an, toogu man iebod) oorteifljafter Sftenge*
bünger ober Äompoft nimmt.
Diefen bereitet man in großen SBirtfdjaften oon ben Stbfätten, welche beint
Düngerfaljren ober fonft roie im £ofe üerftreuet roerben, inbem man bafc
^ßffafter oon £eit gu 3ett, tette gur ©eroinuung biefer Slbfätte, teils gur Gh>
*) 3n neuerer 3eit ift bie Überbüngung junger Saaten mit ©taflmifi, fowte ba*
längere Siegenfaffen beö (enteren auf ber Dberftödje be* 2Wfer$ audj in ber wärmeren Sa^red»
gett öielfadj empfohlen worben. SRan riu)mt hierbei mit Vttfyt, baß ber ©oben in fetner oberften
@$i$t unter ber SRifibccfe eine mübe unb mürbe ©efdjaffenljeit annimmt, ber ©anbboben ni$t
fo leicht austroefnet unb in bem S^onboben bie ©Übung einer garten, ber Vegetation fo leidet
nachteilig werbenben Straße oerljinbert wirb. Kuä) ift burd) birefte Serfuc^e beftätigt worben,.
baß toon bem über ben Stcfer glei^förnrig unb bünn ausgebreiteten ©toKmift feine wefentfia)e
Stengen oon lanbwirtfä)aftlia) befonber« wichtigen $flanaennä^rfbffen öerloren gelten. 3>er
SUferboben abforbiert feljr begierig bie au« bem 2>ünger bei beffen 3erfefcung gebilbete ©tief*
ftoffnaljrung unb ebenfo aud) bie naä) unb naä) gleichem frei werbenben flucti ^jfonjennäljr*
floffe; nur bie Äoljlenföure ent)oeiä)t gasförmig unb verbreitet fia) in ber atmofpprifa)en guft,
infofern fte niä)t oon ben ©föttem ber öieüci^t fä)on im lebhaften Sßaä)dtum begriffenen
ftulturpflanae rafd) aufgenommen unb afftmiliert wirb. & muß ferner aU 2^atfaä)e fnu-
gefteUt werben, bog ber @taümtftf wenn er bei nid)t gu niebriger Sufttemtoeratur lange 3ett
auf ber Oberfläche bed ©oben« liegen bleibt, in feiner organiföen ©ubfiang eine weit rafä)ere
©enoefung erleibet, unb baljer mit ben wichtigeren öflanaenernä^renben ©eflanbteilen gu einer
fdjnelleren ffiirfung gelangt, al« wenn er in gewöhnlicher SBeife unb in gleicher duantität fo*
fort naa) bem Eu«breiten untergeaefert wirb, ftadj allem biefem fann eö nia)t gweifel^aft
2>üngung be* 8onbe*. 261
Haltung ber föeiufidjfeit, abfegen töfjt. Solan fammett biefetben auf einem
paffenben $tafce, neben ber SDfingerftätte, um fie mit ber überpffigen Saudje
begießen ju tonnen. 3e nad) 3^ iwb Gelegenheit bringt man aud) Unfraut
mi* bem ©arten/ abgeflogenen töafen Don neu angelegten ©reiben, jerlrttmetten
5Eorf nnb ben Äefatdjt au^ ben 2öol)nf)äufem auf biefe SKengebüngerljaufen.
5Da$ ©egiefcen mit 3aud)e roirb gelegentlich oorgenommen, roenn mandjmat
eine ober mehrere ^erfonen mit einer Arbeit etma* früher fertig geroorben ftnb
unb e£ nidjt loljnt, fte an biefem £age nodj eine anbete anfangen ju faffen.
Sin berartiger SÄengebfinger loftet nur Arbeit; bie SOfcoteriatten, au« betten
er befteljt, ge^en in ffiirtfdjaften, n>o man nadjtöffig in ber £)üngerberettung
ift, für ben äderbau oerforen. <£r eignet fidj jum ©benaufbfingen beffer, afö
geroöljnfidjer SSie^mift. 9BilI man tljn baju uic^t oerroenben, fo fäl)rt man ü)n
auf ein jur <3aat geppgte* gelb unb ftreuet il)n auf bie fturdjen, fo bafc er
mit ber <&aat jugleic^ eingeegget roirb. 35ie l)albe guberjaf)( oon biefem
^ompoft triftet für bie erfte ©aat ba*fetbe, tüte eine geroöljnßdje Düngung
juit SÄift, fie ift aber weniger nadjljaftig.*)
9Son ber ^Bereitung eine« SWengebüngerS au« Xorfmober ober au« Seid)*
fdtfamm, mit Jptnjunaljme oon 93ie^mift ober gebranntem Äatf, Ijabe id) fdjon
lüetter oben geforodjen. Sie Slnroenbung bleiben ift nid>t oerfdjieben oon ber
foeben erwähnten. SBitt man iljn mtterppgen, fo muß bie« roenigften« fo
ftod) ate möglich gefäeljen.
£)aj? man auf bie eine ober bie anbere SBeife Sßengebünger madje, ift
fe^r ju empfehlen, aber allen 33tet)bünger in Äompoft gu oerroanbeta, ift geroig
unoorteißjaft SUte günftigen SSttrfuugen be« Dünger«, meiere burd) feine 3$er*
toefung in ber Slcferfrume bebingt fxnb, mürben im Äompoftljaufen oerloren
1cin, bat bie Überbfingung mit ©taKmift eine feljr günftige ©fcfung auf bie Vegetation äußern
muß, unb bog biefe* Verfahren namentfiä) bann (Empfehlung toerbtent, wenn bei intenfber
Kultur auf einem an ftä) fä)on büngfräfttgen unb tiefgrünbigen ©oben, fonrie bei burdjau*
künftiger p$ijftfattfä)er ©efdjaffenljett be* (enteren eine reidjliä)e SRenge Don @tattmifi probuaiert
urirb unb e* fla) barum §anbeltf benfetBen möglidjft rafä) in Umfafc ju bringen, für bie (&>
3tefang ber relatto $öä)fien (Ernteerträge audgunufcen. Unter folgen ©erljöfouffen roirb e*
^eunß am Sßlafce fein, roeuigflcn* einen Seil be* borljanbenen ©taümifte* jtrr Überbüngung
"ber ljierju geeignefen (Saaten gu berroenben ober längere 3eit auf ber Dberfföä}e be* um*
flebroä)enen Slcter* ffoa) ausgebreitet Hegen gu (offen. @onft aber unb jebenfatt* ht ber äRefjr*
$af)l ber toorljanbencn gätte fann man bie Überbüngung nur aU 9totbe^etf onfe^en unb e* wirb
l)a« mögfidjjt raffte Unteradem be* 2)ünger* bem längeren Siegenloffen be*felben öoqu^ie^en
1etn. 2)ie* gilt entfdjtebcn für alle Ser^ältniffe, roo man ben ©taDmifl nur fparfam anroenben
Jann unb namentlia) bann, menu bie S3obenbefa)affen^eit e* Verlangt, baß man ben in plftft-
ta(ifd)er $htfiä)t fo ioid)tigen (Sinfutß be* ©tallmifte*, fomie bie Idfenbe unb gerfe^enbe Sir*
tung feiner f)umu*bilbenben @ubftanj unb ber im $erroefung$pro$ef fo reiä)Ud) im ©oben
entfte^enben fto^lenfaure al* unentbe^rliä)e Momente für bie ©efiaftung guter (Smten in fted)*
nung stehen mu§. (W.)
*) $ergleiä)e auä) bie Düngung ber liefen hn 7. 9töfduji$t
262 Vorbereitung beö SWerBobcn* gur tfofnaljme ber ©aaten.
geljen, unb ber SBerluft an Dfingermaffe fomt fdjwertidfj burd) bic beigemtfd&te
@rbe erfefct werben, roelc^e übrigen* aud) burd) tyre Stnfuljr nidjt geringe
Äoften öeranlaßt. Diejenigen, weldfje bic ttmwanblnng be$ ©taömifteS m
Äompoft empfehlen, mögen in ber ©eljauptung Dofflfommen Stecht Ijaben, bafc
at(e nad) einer ftompoftbfingung erzeugten grüßte gleichmäßiger unb ooll*
fommener ausfallen, ate nadfj einer Düngung mit gewMjnltdjem 33ie^mift.
2Mein, wie jidj bei einem foldjen ©erfahren ber DfingungSjuftanb be« gangen
©nte« nad) einer SReilje öon Sauren borftetten wirb, ba$ ift eine anbere grager
beren Beantwortung nnr oon ber 3^ erwartet werben !ann. Der ®egen*
ftanb ift mistig genug, um Don einem jutn ffijperhnentieren aufgelegten Sanb^
rotrt einer näheren Prüfung unterworfen ju werben.
$orben* ober ^ferdjbüngung.
©erben bie SBieljljeerben für bie Stadjt unb überhaupt in ben ©tunbenr
wo fte auSruljen, oon ber Sßeibe auf ben gu büngenben SWer getrieben unb
bort in umjäunten $täfeen gehalten, mit wetzen man täglich weiter rü<ft, fo
nennt man bie« ben SWer Sorben ober pferchen, ©ei btefem täglichen ftort*
rüden ber sßferdjftölle finbet fein Shtftreuen fiatt, fonbern ber Sldfer erhält nur
bie reinen (Sjfremente ber Spiere. 3n ber fliege! wirb bie §orbenbüngunft
mit ©dfjafen, feltener mit bem SRinbütel) ausgeführt.
Die *ßferdfjbüngung mit ©dfjafen wenbet man auf entfernten, bergigen,
unb mageren Leibern an, unb fte gewährt in gewiffen SBerljältniffen eine @r*
leidjterung fowoljl für bie ©djaffjaltung, ate für ben SWerbau. gfir biefen^
weil bie Düngerfuljren erfoart werben; für jene, weil bie ©djafe entfernten
SBeiben, auf benen fie ft<§ nähren, näfyer bleiben fönnen unb nidfjt fo weit ge*
trieben ju werben brausen, ate wenn fie gegen Slbenb in bie ©tälle jurüdk
teuren muffen.
Slußerbem tritt aber bei bem ©djafpferd) nod) ber befonbere Umftanb Ijhu
gu, baß burd) bie ^orbenbüngung oon gleicher ©tüdfjal)! eine größere ffiirfung,
erfolgt, ate wenn ber ©djafbünger auf gewöhnliche SOBeife im ©tall mit ^>ülfe
be$ ©treuftrolje* gewonnen wirb. ÜJZan üerfudje e£, unb laffe 1000 ©dfjafe
ben gangen ©ommer über im ©talle fteljen, inbem man tljnen reidfjlid) einftreut.
Sfabere 1000 ©tüdt laffe man aber pferdjen, unb nun adjte man auf ben @r*
folg beiber DfingungSmetljoben unter SerüdCjxd^tigung ber gebüngten ftlädje;,
man wirb gewiß, wenn man gelernt fyat mit Unbefangenheit gu beobadfjten,
balb gewahr werben, baß man für bie Sßüfje ber Düngerarbeiten bei ber
©taüffitterung ebenfowenig, wie für ba$ aufgewenbete ©treuftrol) einen ent*
fpredjenben Soljn erhält.
SDttt bem Sftacf)tlager oon 3000 ©djafen, weldje auf ber betreffenben
Sßeibe genügenbe Waljrung finben, wirb ein preuß. borgen mäßig gebfingt*
auf magerem ©oben mit flauer Srume erjeugt eine foldje Düngung eine
©fingung be« ganbe«. 263
üppigere $abnfrud)l, al« eine fdjroadje Düngung oon 4 ftubern getoöljntidjen
33iel)bünger«. <S« mag fein, bafc bie tefctere bei ber gtoetten 8frud)t ben 93or*
gug Ijat, aber bie ©limine beiber Grrnten oon einer fdjroadjen 2Wtft= nnb biefer
$ferd)büngung ift geroifc gleich« Da nun emriefen ift, bafc 3000 ©djafe in
einer SRac^t feine 4 fjuber ©taümift ergeugen, fo ift aud) ridjtig, baß bie
#orbenbüngung ein SDWttcI ift, ben Düngung«guftanb eine« ®ute« gu oerbeffern.*)
©o SWerlänbereien ber geringeren Jöobenflaffen, ber VII. nnb IX., oor*
Rauben jinb, ba roirb ber ©djafpferdj gur Düngung berfetben benufct, um ba*
nad) Joggen eingufäen. Da« 8anb wirb oorljer gepflügt unb leicht überge*
egget, bamit bie ©djafe fxd) gleidjmäfjiger über bie betreffenbe glädje oerteilen.
3ft e« irgenb möglidj, fo pflügt man ben $fer<f> oon 14 gu 14 lagen
flac^ unter.
Der @d>äfer, melier ba« Sorben beforgt, muß barauf achten, bafc bie
©djafe ben gangen ^3fercf»pta^ gleichmäßig büngen unb beim Sßetterfdjlagen ber
jporben bie Xiere baljin treiben, wo nod) ungebüngte ©teilen gu bemerfen jinb.
Sluf ben befferen Sobenarten roenbet man ben ©djafpferdj ebenfall« gu
ffiinterfrüdjten an, rennet iljn aber nid^t al^ gange Düngung, ©ang oorgüg*
licticn Vorteil bringt er ben SBinter^lgemä^fen, nenn man nömlidj bem
Sanbc eine mäßige Düngung mit geroöljnlid)em 23iel)mifte, außerbem aber einen
fdjroadjen £orbenfdjlag giebt. Stuf feljr reifem ©oben ift ber ©djafpferdj
fdjon allein genügenb, um banadj eine ooüfommene Srate oon 9tap« ober
JRübfen gu ermatten. Die £)lfrfid)te lieben gang befonber« einen ©tanbort,
roeldjer mit ©djafpferd) gebüngt rourbe.
*) 2)ie meinen« fetyr günfh'ge SBirfung be« «Sc^afpf erc^« tfl gum Xdi baburdj gu er»
Hören, bog bie (Srfrcmente ber öftere (feße unb Pfiffige gufammengenommen) fetyr gleidjförmig
über bie betreffenbe SWerftödje berteilt werben, unb infolge iljrer .djemiföen unb medjanifdjen
$efä}affenljeit rafa) eine Umwanbfang in btreft wtrffame ^ffangennäfjrftoffe erleiben. ftoä)
me§r aber ift hierbei bie Slrt unb SG&etfe, wie bie ©djafe auf einer guten SBeibe ftdj ernähren,
in ©etradjt gu gießen. SBenn bie kliere mit ben jungen unb garten trieben ber ©eibepffongcn
ftä) öottjiänbig (artigen, fo nehmen fte bamit boppelt unb breimal fo öiel an fticfftofffjalttger
©ubftang unb an ^fjospljörf'dure auf, al* bei ber geroöijnliäjen @taflfütterung. 2)ie legrere
befielt gang gewöljnltä) aud @trotj, Kartoffeln unb äfjnlidjen an ©titfftoff unb 9tyo«pf}orfäure
armen ©ubftangen. unb felbft ba« SMefenfjeu mittlerer ©üte enthält toon ben genannten lanb*
u)irtfä)aftliä) befonber« widrigen $ffangennityrftoffen oft faum $alb fo triel, al* baß gute
©eibefutter; btefe« ift fogar in ber Kegel noä) teert fräfttger, al* ba* abgemähte (Srünfutter,
weldje* man etwa im ©tatte ben Sieren öorlegen formte. 2)ie überaus rafdje unb treibenbe
SBirfung be* @ü)afrferc$*, weldje mit bem (Erfolge einer fräftigen ©uano» 2>üngung öergti^en
werben !annr ift a(fo feine^roeg« ehre rötfel^afte unb unerftirrlic^e (grf Meinung; in ber Xfyat
ftrtb bie (Srfremente ber £iere in i^rer ÜBef^affen^eit unb atfo aud) £>fingn>trhntg immer ent«
fprea)enb ber 3trt unb Stenge be* gutter«, unter beffen (Sinfutg fte probugiert würben. 5Der
2)fingungdguflanb eine« Oute« wirb bura) ben ©djafpferd) nur infofern öerbeffert, ot« bie
£iere tiiettei^t auf ®runbftü(fen weibenr we(d)e auf anbere 2öei}e ni$t gu benugen finb ober
fonft btreft fein SWaterial gur 2>flngerprobuftion liefern. (W.)
264 Vorbereitung be$ SWcrboben« gur aufnähme ber @aotcn.
©eijr mistig tft bie ^Beantwortung ber grage: ob e* beffcr tft, mit
einem äftate ftarl aber fettener, ober jebeSmat fd&roädjer unb um fo
häufiger gu büngen?
3uerft mufc unterfudjt roerben: meldte Düngung ift fdfjroadf), roetdfje ftarf ?
@oö geroöljnlidfjer 2Siel)mift, roefdjer nadf) ber oben gegebenen Staroeifung
auf ber üWiftftätte bereitet ift, fo oertetft roerben, ba§ bie gange Städte gteid)*
mäfcig Düngerteile erl)äft, fo finb bagu roenigftenS 4 ftuber & 20 bte 22 £tr.
pro ÜDiorgen erforbertid). ©ei einer nodfj fdfjroäd()eren Düngung roirb geroöljn*
fidje 2lufmerf|antfeit nidjt Ijinreldjen, um eine gleichmäßige Verteilung gu be*
roirfen. äöetm freifid) leidster ©djafbünger, roetdfjer nadj ausfdjfiefcüdjer §eu*
unb ©trof)fütterung probugiert ift, mit (Srnteroagen ausgefahren wirb, fo fattn
man mit 2 Zubern ankommen; ebenfo, toenn man gut burdfjgearbeiteten
Äompoft gur Überbfingung anroenbet, lönnen groei bte brei SBagenlabungen bei
forgfältigem äfosftreuen auf einen SDtorgcn Ijinreidfjen. 2lber betbe* jtnb 2fos<
nahmen, meiere tdj Ijier nur erroäljne, um 2Ätederftänbmffen ju begegnen.
SBBerben uom geroöljnlidjen SBieljmifte 10 Silber auf bie fjladje eine«
SKorgenS oerteift, fo täjjt er fid) fdjou ntdjt gut mit bem Pfluge unterarbeiten
unb auf irgenb oon 9latur fruchtbarem ©oben ift bei Jpatmfrüdjteu Sagerforo
nadj einer folgen Düngung unoermeibfidj. Detffjatb neljtne tdj biefe* Dünger*
quantum afö ba$ äußerfte aftafc einer ftarfen Düngung an, roeWje* bei Aar*
toff ein , Äoljt, 9fap«, £anf, Xabaf unb Stuben nodj ol)ne nachteilige 2ßtrfung
gu äußern, Sfaroenbung finben !ann. Sine Düngung oon fedj« ftvibem bei
öfterer Sßieberljotang ift bie geroöljnfidje beim Äörnerbau; eine oon 8 unb 10
gubern ift fdjon ftarf gu nennen.
SOBic bie roirtfdfjaftUd& natürliche Dfingerergeugung nadj ben oerfd^iebenen
öobenffaffen jidj abänbert, ift im groeiten Hbfdjnitt bei ber Sßertberedjnung ber
2lcferf(affen angebeutet. Senn man nun femer bie grudjtfotge unb Selbem*
tettang nadfj ben ©runbfäfcen einer richtigen Düngeroerteitung geregelt Ijat, unb
autf) ba$ ©erfahren furgjidjtiger Sanbroirte nitfjt befolgt, roetdje einen Seit
iljre« 2Wertanbe$ auf Unfoften be$ anberen ftärfer büngen, fo ift bodj nod)
ein Unter) c^ieb, ob ber in ber äBirtfdjaft erzeugte Dünger im Verlaufe oon
3, 6, 9 ober oon 12 Saljren über bie gange angebaute gftidje Verteilt roerben
fott. 3Kit oöfltger SJefthnmtljeit lägt ftd) barüber nur in jebem eingefaen gaüe
urteilen. Um ba* gu lönnen, foö ba« SBidfjtigfte oon bem, roa* gu berüdfjicf}tigen
ift, l)ier erroaljnt roerben.
<pat ein Sanbgut nur äteferfäubereien, roeldje oon sJiatur ober infolge ber
bisherigen ftultur fruchtbar ftnb unb in bie I., H unb IV. Ädferffaffe gehören,
fo ift eine öftere Sßieberfjofang ber Düngung Kegel. 3n biefem Satte roürbe
eine Düngung oon 10 bte 12 Zubern mit einem üßafe gegeben, leicht Öager*
getreibe beroirlen, unb e$ roürbe alfo, roenn audj ber Dünger oorljanben roare,
2)flttgung bc* £onbe*. 265
um bie angegebene Quantität ade 6 3aljre aufzufahren , triebt einmal rättic^
fein, bie$ mit einemmale ju tljun, fonbern e$ mürbe bei einer brei|äljrigen
Düngung, eine jebe Don 6 fjubern, offenbar eine größere ©tetdjmäßigfeit ber
grüßte erlangt merben. 2ßan finbet aud) in allen Säubern, wo eine tyolje
SWerfultur l)errfd)t, baß in biefem Sinne bei ber Düngung oerfa^ren wirb.
D)te ^Belgier, (Stfäffer unb ^Jfäljer bangen häufig fogar alle jwei 3a!)re, imb
fte tijun für üjre 33erf>ätoiiffe feljr wol|l baran.
Wt Sobenarten hingegen, in melden ber SEtjon ben überwiegenben #e*
ftanbteil bitbet, befonber« wenn ber Untergrunb unburd&laffenb tft, verlangen
<mf einmal eine feljr ftarfe Düngung, wenn fie auf ben Ijöd&ftmögtidjen ®rab
t)er @rtrag$fäljigfeit gebraut werben fotten. Da biefer ©oben an fid) nur eine
geringe 5ö)ättgfeit Ijat, fo ift bie burd) eine ftarfe Düngung in il)m bewhrfte
Oätyrung unb SCuflocfemng oon bem woljlftljötigften ©nflnß. <£r giebt feine
Sfrudjtbarfeit nid)t an bie erften Srnten ab, fonbern fie tyäft auf längere 3*
dot. Dafjer ift unter folgen Serfjfiftniffen bie fed)$iäl)rige SBieberfe^r einer ftarfen
{Düngung ber brei{ät)rigen unb fdjwadjen oorjujieljen.
SBo eine ^Jrobuftion ftattpnben foll, woju oiel $anbarbeit erforberlidj ift,
toie bei bem Sfnbau aller öeljadffrüdfjte unb $anbetepflanjen, ba ift eine ftarfe
Düngung unerläßlidj, felbft bann, wenn fie unter ben oorljanbenen SBirtfdjaftS*
tterptoriffen nidfjt einmal alle fed)$ Saljre, fonbern erft nad) einem nod) längeren
Zeiträume wieberfeljren fönnte. Durdj eine ftarfe Düngung wirb, wie befannt,
immer eine ftärfere ^ßrobuftion bewirft. SBenn alfo baburdf) j. ©. oon einem
UHorgen 120 Steffel Kartoffeln unb 10 3«rtner £abaf erjieü werben, anftatt
72 ©djeffel unb 6 3cntner> welche eine fdjwadfje Düngung probujieren mürbe,
fo ift ber Anteil ber §anbarbeit$foften, meiner bei ber geringeren 'ißrobuftion
auf einen Steffel Sartoffeln ober einen 3eutner £abaf fällt, oiel bebeutenber
als bei jener reiferen. SJtan wirb fidj baljer in ben meiften Säuen bewogen
feljen, ju alten Srüdfjten, bie Diel arbeit erljeifdjen, ftärfer ju büngen.
äBenn e$ ftd^ aber barum Ijanbelt, auf auSgebeljnten ©ütem, bereu ©runb*
ftüde in ungleicher Düngtraft fi$ beftnben, burd) (Sinridfjtung einer ÄBeibewirt*
f d>aft bereinftige beffere Srträge Ijerbeijufüljren, fo muffen alle btejenigen ®runb*
ftfide, meldte mit $itfe ber öeweibung ba$ Material jur eigenen Düngung ju
erzeugen oermögen, periobifdf) gebangt werben, wenn man audfj bei bem beginn
einer folgen 8frud)tfolge ftd) genötigt fiefjt, eine nur ganj fdfjwadfje Düngung
anjuroenben.
Unter berartigen 33erl)ältmffen gewährt ber ©djafpferd) eine große ©eil)itfe.
URan barf nadfj einer fdjmadjen Düngung freiließ nur l)ödjften$ gwei ßrnten
nehmen, wenn bem ©oben nod) einige Kraft unb bie gäfygfett oerbleiben fott,
eine nufcbare SBeibe jn liefern. 216er eine foldje ©eljanblung ber ©runbftüdfe
trägt ben Keim jur fteigenben ftrudjtbarfeit in fid), ftatt baß ba$ entgegengefefcte
266 Vorbereitung bc« SWerbobcn« jur aufnähme ber Saoten.
93erfal)ren, nämlid) einige ©runbftücfe gu benufcen, um anbete mit bem aus
tljren Srträgen probugterten Dünger gn bereitem, an biejenigen {Räuber er**
innert, roeldje bem einen nehmen, van e$ bem anbern gu geben.
ß« ftnb jefet nod) einige Surrogate gu ermähnen, meldte man gur SBer*
meljrung be« geroöfynlidjen SBieljbünger« benufct, unb bereu JBert man in (Segen*
ben, mo entroeber fdjledjter ©oben ift ober eine mangelhafte Srrudjtfolge ein*
gehalten roirb, feljr l)od) aufflögt
Die abfaßenben Nabeln ber Sßatbbäume, roetdje unter bem tarnen ©treu
(oon fiinftreu) befannt jinb, werben in einigen ©egenben ate bie ©runblage
be« SWerbaue« angefeljen. Da« wenige ©trolj, welche« man erntet, reicht nur
eben Ijin, van ba« SJielj am Seben }u erhalten. 3UV Dfingerergeugung t>er*
roenbet man faft au«fd)fief*fidj 3tabe(ftreu. Obgleich ein SWerbau, ber nur
mtttetft biefe« Düngerfurrogat« befielen famt, einen {Reinertrag föroerßdj ab*
roirft, roei£ berfefbe burdj bie Slrbeit, meiere bie ©eroinnung biefe« ©treu*
materiate madjt, üerfdjtungen wirb, fo ift bodj nidjt gu leugnen, baß bie Sien*
nabeln, an unb für jid) betrachtet, gur Sfeffangung ber tierifdjen 3fa«tDürfe fe^r
rooljt geeignet finb. ©er üon untergeftreuten Siennabeln erjeugte Dünger fteljt
bem ©troljbünger nur wenig nad>.
Da« in Xeidjen, ©eeen unb ©(«brüdjen gur &ät be« Sßinter« gewonnene
©djilf ift ate ©nftreu rooljt gang bem ©trol) gleich gu adjten.
Da« 8aub ber ©albbäume ift oon geringerem SBerte für bie Dünger*
bereitung, al« bie Nabeln au« ©djroargroalbuhgen. 3)ian betrautet fogar einige
Saubgattungen wegen be« ©erbeftoffe«, roeldjen fie entsaften, ate nachteilig für
bie Äufturpflangen. ©enigften« ift e$ ratfam, ben Saubbünger triebt ganj frifd>
auf ben Stcfer gu bringen, fonbern iljn Dörfer ben nötigen ©rab ber ©ärung
überfielen gu (äffen.*)
©el)r loftfpidig ift bie Düngeroermeljrung burdj ba« galten* ober
^laggenljauen, meldte« in einigen ©egenben gebräuchlich ift. SDWt einem
befonberen ©erzeuge, ^taggenljaue genannt, wirb bie mit ©urgefo burd>gogene
oberfie Sobenf djidjt abgehauen, unb bie auf biefe ©eife gewonnenen flaggen
ober galten werben afö ffiinftreu ober gur S3ermifd)ung mit Dünger auf bie
$öfe gefahren. 3n ber {Reget benufct man nur geringen Soben, ber mit
ipaibelraut bewarfen ift, gu biefer ärt ber Düngeroermeljrung. ©enn man
erwägt, wie lange e« bauert, bis auf einer abgepfoggten gleiche pdf ein neue«
©urgelgeroebe bitbet, unb baj? eine foldje mehrere Saljre Jjinburdj gang nufeto«
liegt, bi« fid) mieber einige fangen gur ©etbe anjtebefa, wenn man ferner
bie großen 2trbeit«foften in Slnfdjtag bringt, wetdje eine berartige Düngung
0 $erglei$e ©ehe 18.
Düngung be* Stanbe*. 267
»erurfad^t: fo fann man roo^l nid&t im 3roeifet fein, ob man fidfj biefer 3Re*
fljobe, Itänger l)erbeijufd)affen, bebtenen fofl ober nid&t
Den ©etüirtfd&aftern größerer ©fiter erlaube irf) mir nod^ ben 9tat ju
erteilen, bajj fxe bie fogenannten Keinen %wtt, bie Arbeiter, jur ©fingererjeugung
anhalten foüten, tnbem fie oon i^nen ben erzeugten ©finget unter vorteilhaften
©ebingungen annehmen. Sßenu biefe 8eute ÄartoffeKraut, SRabetftreu ober
8aub jur ©ronbtage i^rer Meinen SJKjiftätte madfjen nnb auf berfetben, gleich
ben 61)inefen, tl>re eigenen unb bie 8to*tDfirfe iljrer wenigen £au$tiere fammetn,
fo werben fie baburdj derantojjt, burdfj bie Äinber anti) ben ©trafcenmift auf*
fn$en au (äffen. (Sine fleißige gamilie madfjt auf biefe Seife fo Diel Dünger,
ate erforberlid^ ift, um tiftm ©ebarf an Sartoffeln ju gewinnen. SBenn ber
©runbeigentfimer ba* gaub bagu umfonft l)ergiebt unb bie nötige öeadferungS*
arbeit öerrid&tet, fo üerfd&afft er ben armen beuten fo trief Vorteil oon it)rem
Dünger, ba§ fie Anregung genug l)aben, auf beffen SSerme^rung unb 3urate*
Haltung alte Stofmerffamfeit ju oermenben. 3ener gerahmt aber nid&t minber
burtfj bie ©üngmaffe, meiere in feine gelber fommt, unb burd^ ben erheblichen
Sfiebenoerbienft, ben fid^ feine Arbeiter oerfd)affen, melier Umftanb immer oor*
teifljaft für ben ©efdjäftiger ift, meil Arbeiter, bie iljr gute* SfaSfommen Ijaben,
ftet* beffer finb ate bie, meldte mit ber Slot nmy& tägliche ©rot fämpfen muffen.
3aud^ebüngung.
Wad) meinen ^Beobachtungen aber bie Sßirfung ber ättiftjaudje ober
®üfle auf SWerfanb fann iä) e$ nidjt empfehlen, burd} Stfatj oon Söaffcr
bie Ü)üngPfftg!eit ju oerme^ren; idj rate oietmeljr, burdfj jroedfmäfcige Stnlage
ber ©üngerftötte alle« föegemoaffer oon bem Dünger entfernt ju galten unb
bie eigentliche Sauere, ben Urin ber 9Knber, mel)r jum Stufgiejjen ber Äompoft*
büngerljaufen ju benufcen, ate fie unmittelbar ausjufaljren. Die ©rfinbe finb
fotgenbe. an eigentlicher ©üngfubftanj ift in ber 3aud^e fo roenig enthalten,
bag bie Soften ber ©efpann* unb SWenfcfjenarbeit bei bem ausfahren auf ben
2td(er uiet ju groß finb, um no($ einen reinen SSorteil übrig ju faffen.*) 9ftan
öerfudfje e$, man überfahre einen 3Rorgen SanbeS, roetd^er nur 200 bid 300
*) 2>te 3)üngf[üffigfettr treibe fcott bem ©taumifie abfliegt ober überhaupt in ben Sctudjen*
gruben fldj anfammett, ift in ber Xfjat oft t)on fe^r roäfferiger JBefä)affenfjeit. ©ie enthält
meiflen* fautn 2 ^rogent Xrocfenfubfiaug, wäljrenb in bem gong frifdjen Urin ber $m)e unb
Ddjfen, je naä) ber Hrt ber gfitterung, 3 Bio 8 ^rogent an fefien @toffen aufgetöft ftnbc
©et ber raffen gäulnis unb Serroefung, roe(ä)e ber tiertfdje $arn erleibet, oemrinbert fia) ber
urforüngliäje <&e$aft an JErocfenfubftonj betoädjtfiä) unb & Reiben ft$ allerlei orgonif^e unb
unorganif^e Stoffe au* ber glu(ftgfeh q6. $n ber 3urücfblei6enben gemö^nli^en (SüEe finb
laum m<i)x ate Or5 $n>sent ^alif 0f2 ^rogent ©ricffloff nnb 0,1 ^rojent ^odp^orfäure taU
galten, bie fämtlic^en ©toffe freitt^ in einem für bie Vegetation fefjr mirtfamen 3ufianbe unb
ba§er bei ber oft großen Sftaffe ber 2)üngflüfftgteit gar roo^t ju beaä)ten unb oor Verlnflen
forgföltig gu beioa^ren. (W.)
268 Sorberettung be« 9Werboben« jur Aufnahme ber ©aaten.
Stuten oon bem äBirtfdfjaftSljofe entfernt liegt, mit 3aud}e unb oergleidje bie
Soften mit ben ßrträgen, fo mirb man batb jn ber Überjeugung fommen, bag
e$ unoorteifljaft ift, bie 3auc$e nac^ Slrt ber ©dpoeijer ober #oU8nber ju be*
reiten imb burdj Bufafc 0°k Gaffer ju oermeljren.
SttoaS Rubere* ift e£, btejemge 3aud>e btreft jur "Düngung ju oertoenben,
toetöje nid&t jum Übergießen ber 2DKft= unb ftompoftl)cmfen benufct »erben fann.
£)asu ift ein fN* oon 500 bis 600 Duart Snljatt für 2 unb ein boppelt fo
großem für 4 Satfiüct erforberlidj, meldte* auf einem bagn öorgertdjteteu Sßagen
immer bereit liegen mv$. Unter biefem gaffe ift ein Srett in ber gortn eines
©d&roalbenfd&roanjeS fo angebradjt, bafc bie au» bem gaffe mtöftiegenbe 3aud>e
ftci) anf bie Sßagenbreite gleid&mäftig oerteilen fann. 3n ber Sauc^engrube
mng entroeber eine fyumpt ober, ba biefe jtdj leidet Derftopft, ein ©dptedenroerf
fidj befinben, um ba6 güüen be* gaffet leidet bemirfen }u Binnen.
üftit btefett nottoenbigen Utenfitien fd&afft man bie Sauere auf baß gelb.
$at man Sßiefen, ftlee* ober ßujeraefelber in ber 9iäf)e, fo eignen fte fu$
dorjngStoeife für eine foleije Düngung, gefjlen biefetben, fo roenbet man and)
bie Sandte für anbete (Saaten an, betten an« irgenb einem ®runbe eine %tai)*
tyilfe gegeben werben fott, fäljrt fie aber lieber bei trüber, regnigter SBitterung,
ate bei Weiterem ^immel unb »armem ©onnenfd&em auf. (Sbenfatte fann
man ba$ jur ©aat fertig gepflügte Sanb mit Sauere büngen unb ben ©amen
nadjljer eineggen.
SBegetabiltfdje Düngung.
3utt»ei(en benufct man allerlei *ßffanjen unb *ßflanjenteile unmittelbar gut
^Düngung, oljne fie Dörfer mit tierifd&en StoGroürfen }u oermifdjett. Die*
gefd&ieljt teils im geroöDnlid&en ^Betriebe be$ SttferbaneS, tette aber audj btreft
au$ bem (Srunbe, um baburdfc eine SWiftbüngung ju erfefcen.
3ene* ift j. ©. ber gaü bei bem Stöeberlegen einer ffieibe jn ätoerlanb,
ober roenn man eine Älee*, Sujerne* unb (göparfetteftoppet umbricht. 3n allen
tiefen gälten ift ber -©oben bereichert genug, um eine ober jroei grüßte in
großer 25oüfommenl>eit jn probujieren. $at baß Selb mehrere Saljre jur Söeibe
gelegen, fo ift freiließ ber nadjfolgenbe (Ertrag ntdjt allein burdj bie 9tafen*
fänlntß bebtngt, fonbem and) ber Düngerabfall ber roeibenben Xtere Ijat einen
großen Anteil an ber fid) jeigenben ftrud&tbarfeit. SlHein geroiß ift bodj, baß
and) o^ne ©eroeibung be$ ©runbftüdte ber auf bemfelben gebilbete {Rafen jur
Düngung für bie folgenben grüßte bient
Da eine Düngung biefer 2lrt gar feine bireften Soften oerurfadjt, fo ift fie
in allen büngerarmen ©irtfdfjaften fetyr ju berüdfid^tigen unb ein unentbehrliche*
ffasfunftämtttel, um oon ben geringeren ©obenarten einen Reinertrag ju erlangen.
2tnber« oerljält e$ fu$ mit ber oegetabilifdjen ober grünen Düngung,
roeld&e barin befielt, baß man ben 3lcfer mit einer geeigneten grud&t befäet,
Stöngung be* Sanbe«. 269
biefelbe im 3uftanb iljreS üppigften 2Badf)$tum$ nieberroaljt unb ate Jünger
unterpflügt. £>iefe$ in öiefen ©Triften empfohlene ©erfahren oerbient eine
nähere Prüfung.
ßd ift junäd&ft barauf tyinjuroeifen, baß bie nadf) folget Düngung erzeugte
(£rote fel)r loftfpießg roirb, roett fte md)t allein ben (Srtrag be« 8anbe$ für
jroei Satyre, fonbent außerbem nodj bie ©aat* unb ©efteßungäfoften ber ©rüu*
büngungsfrudjt erftatten muß. £)enn bie ©rfinbfingung ift faft auSfcfjfießßdfj
nur ju einer S5Mnterfrud|t anroenbbar, ba in unferem beutfdjen Sfima bi« jur
2lu$faat$jett ber fpöten ©ommergeroäd&fe ein ju biefem 3roe<f geeignete« ©eroffdjfr
nic^t rafei) genug unb Ijinreidfjenb üppig ftd) entroidetn mürbe.
Grroägt man ober außerbem bie 33erl)ättniffe einer armen S5Mrtf(§aft unb
ben 3uftanb ber mageren Selber, fo ift lein großer SSorteil oon ber ®rün*
büngung ju erwarten. £)tefe fann nur etwa« tetften, roenn babei eine be*
beutenbe SKaffe faftiger, leidet oerroeSlitljer <Pffanjen in ben ©oben fommt
Um nun bie baju geeigneten ©eroädfjfe, roie ©rbfen, SBidfen, SJudfjroeiien, 8upine,
felbft ©pBrgel, in Üppigfeit ju erzeugen, muß ber JBoben fdfjon eine nidfjt
geringe ffrudfjtbarfeit befifcen. 3ft biefe aber oorljanben, fo roirb e$ in ben
meiften Saßen üortetßjaft fein, roenn man bie genannten ifcüdjte jur Steife
fommen läßt unb ftdf) ber Srjeugung be« geroü^nlid^en Dünger« befleißigt.
'Der gang erfd&Öpfte ©oben aber liefert oon ben betreffenben ölattgeroädrfen
eine fo bürftige $robttftion, baß biefetbe audj als ©rünbüngung oljne ©irfung
bleiben muß.
Diejenigen, rodele bie ©rünbüngung empfehlen, rühmen für einen bfirren
©oben beren füljlenben (Sigenf haften. 3dfj gefiele aufridf>tig, baß bie Srfolge,
roeldfje idj ju beobachten Gelegenheit l)atte, mir bie Hoffnung benommen Ijaben,
burdfj biefe 2lrt ber Düngimg in oorteifljafter SBeife bie SrtragSfäljigtett ber ju
einem ®vde geljörenben gelber ju erfjSljen. Damit foß aber über bie -Wüfclidjfeit
ber @adje nod) nidfft unter aßen Umftänben ein bememenbeS Urteil gefproc^en
fein. 3tf) fann falfd) beobachtet l>aben, ober bie Sofalitäten, roo ici) meine $e*
obadfjtungen aufteilte, roaren ber ©rünbüngung ungünftig. 3dj miß mit bem
©efagten nur fooiel beroirfen, baß Anfänger in ber Sanbrotrtfd^aft nid^t erroarten
mögen, e$ roerbe iljnen fofort gelingen , burdj bie ©rünbüngung bem mangels
tjaften ftraftjuftanbe ber ftelber abhelfen.*)
*) Dbglriä) m nenefter 3cit Aber fefjr günfh'ge (grfotge ber (Srünbüngung burä) unter«*
gqjfülgtc Supinen traf warmem ©anbboben in ber <$egenb öon ©urg mir 9fcaa)ridjten gu»
gefommen ftnb, fo fyatot iä) bo$ in ber neuen ffoflgabe biefe ©teile unöeränbert abbruefen
faffen, weil ber §oä)t>erbicnte ©egrönber btefer 2>üngmetfjober #err ^auptmanu t>on ©ulffenr
mir mitteUte, baß bie Strfung ber Supinenbttngung Don ber ®ef$affen$eit be6 lobend ab*
gängig, baß fie 3. SB. fe^r bebeutenb auf feinem Oute ^te^ebu^t, bagegen auf einem m
anberer ©egenb gelegenen ®ute nur gering fei. 2). JB.
2)ie ttielfad) günfügen Erfolge ber Orünbfingung berufen barauf, baß in ber o6erftai
270 Vorbereitung be« Äderboben« gut Aufnahme her @aaten.
©idjerer ift ber SBorteü, ben eine (Düngung mit ©affergeroädjfen au« ben
©efdjtedjtern Ohara, <ßoft, Alga, ©eegra«, unb Fucus, £ang, erfal)rung*mäßig
bewirft. 2Bo biefe ®eroäd>fe in großer ättenge angetroffen roerben unb roo xfftt
©enmmung triebt ju üiete Soften oerurfadjt, ba fmb fie jur ffirljffljung ber
Srnidjtbarfeit feljr gut ju benufcen. ©ie muffen baß) nad> bem SperauSnefymen
au« bem Sßaffer auf ben 2Wer gebraut unb untergepflügt werben. (Sin »or*
l)erige« StoStrocftten berfelben fd^eint tyre SBirfung ju oerfangfamen.*)
©obenfd)td)t eine große Stoffe öon organifd)er, ftid|toffreid)er unb leid)t oerwe«lid)er @ubflanj
angefammelt unb bie Slcferfrume gu gleicher 3«t aud) an allen fcen $ftonjennätjrftoffen be*
reid)ert wirb. 3U ber eigentttä)en (Srflnbüngung, wo biefelbe in größerer 3lu«bcfjnung ftatt*
ftabet, btenen fafl au«fd)lteßlid) bie Supinen, unb e« wirb baburd) oft ermöglicht, auf einem
armen ©anbboben ofjne alle fonftige Düngung bei ber na$folgenben Äultur, gewöbnftd) Don
Söinterroggen, reid)ltd)e (Ernten gu erbeten. Die Suphte namltd) gebeizt m einem reinen
©anbboben, wenn nur ber Untergrunb einigermaßen feud)t ift unb tiiefleid)t eine etwas lehmige
©efdjaffenljeit bat, in großer Üppigfett; fie ifl im Ijoljen ©rabe befähigt, bie in ben tieferen
@d)td)ten be« ©oben« norljanbene, tiieffeid)t aud) bireft ober inbireft bie in ber atmofpljä,rifd)en
2uft oerbreitete ^jtangenmnjrung fld) anzueignen unb bamit eine reid)ltd)c Stoffe t>on fe$r frief-
flofföalttger unb im grünen 3ußanbe (eid)t »erwe«lid)er @ubftan$ gu probngieren. Unter folgen
Umflänben ifl e« leid)t erflärlid), baß bie nad) ber ©rünbüngung folgenbe #afoifrud)t ehte gute
(Srnte liefern muß, benn fie ftnbet al«bann alle«, wa« fte gu tyrer öottfommenen $fo«bilbung
bebarf, in ber Scfertnnne öor, fowofjl ©tuffioffnatyrung, wie aud) bie nötigen 21fd)enbeflanbtette
unb alle« in einem 3nflanbe rafdjer SS&trffamfeit. 3e nad) ber ©efd)affenfjeit be« Untergrunbe«
jütrb man bie Qrünbüngung mit Supinen meljr ober weniger oft mit (Srfolg wieberlplen
fönnen unb fo oon einem norber faft ertrag«lofen ©oben ehte föeitje Oortrefflid)er SRoggenernten
erhalten. Stber ebenfo wie fd)on oon Bufang an ba« ®ebeu)en ber Supmenpftange in &er»
fd)iebenen (Segenben auf einem in ber Sitefrume faft gang gleid)en ©anbboben ein feljr un*
gleid)e« ifl, fo wirb aud) bei ber günfh'gflen ©efd)affenfjett be« Untergrunbe« in nid)t feljr langer
3eit ba« 9Stod)«tum ber Supinen an Üppigfeit abnehmen unb batntt bie (Srnte ber nad)folgenben
#almfrud)t immer geringer autfatten, bi« gulefet gar feine lofjnenbe ©irfung tion biefer Suttur* unb
2)üngung«metl)obe meljr übrig bleibt, ©emt nämlid) bie bei bem Anbau ber Supine unb burd)
beren Unteracfern in ber oberflen $obenfd)id)t ftd) anfammelnbe ^ßflanjenna^rung fortwö^renb
mit ber $almfruä)temte weggenommen unb hierfür bem ©oben burd)au« fein (Srfafc gegeben
wirb, fo ifl bie unausbleibliche golgef baß aud) ber Untergrunb balb erfd)5pft fem muß unb
•altbaim bie Supme gar nid)t me^r ju einer üppigen (Sntmicfetimg gelangen fann. 2)te« ifl in
ber $$at oielfaä) fd)on beobachtet worben unb in manä)en ©egenben ^at man ba^er ben Snbau
ber Supine unb namentlich bie Orünbüngung mit $ilfe berfelben gang wieber aufgeben muffen.
$)er auf fold)e ©erfe erfd)5pfte ©anbboben wirb oieffeid)t erfl nad) öteljctyriger iBenu^ung al«
SBetbelanb, nad)bem unter bem ©nflug be« ^erwitterungdprogeffe« ber Untergrunb nad) unb
nad) wieber mit wirtfamer ^ffonjennatynntg ftd) bereichert ^at, abermal« für ben fttpinenbau
gebraucht werben tonnen. <^leid)wo^l bleibt bie £upine für ben armen ©anbboben immer eine
Dortreffliä)e jculturpflanae, weld)e in geeignetem Sed)fel mit anberen grüßten unb bei jettwetfer
Düngung be« ©oben« mit ©taUmtft fortwä^renb gute (Smten ju liefern oermag. 2)a« ^eu,
@tro^ unb bie jcörner ber Lupine flehten al« Futtermittel befonber« ben @d)afen gugufagen
unb ber ©ert biefe« gutter« ifl bei feinem großen 9teid)tum an (Siweiß^offen gerabe in armen
©anbwtrtfd)aften unb bei nid)t Öeefnt)tgem ©oben öorjugöioeife l)od) an|ufd)lagen. (W.)
*) %n ben 3Reere«füflen bietet gewig ba« ©eegra« ein bortrefflid)e« unb im allgemeinen
nod) wenig beamtete« Sattel bar jur (Sr^ö^ung ber (Srtrag«fd^igfeit be« ©oben«. (S« äußert
2)üngung be* Sonbed. 271
3Äineratifd>e ©üngungSmitteL
35er gebrannte Salt ift auf allen Sobenarten, benen e$ an Saß feljtt,
imb roenn lein ÜJiergef Dor^anben ift, abroedjfelnb mit geroöfjnlidjem SBteljbünger
cmjuroenben, öorauägefefct, bafe bie Saflbfingung triebt ju trie( (Selb foftet. iöe*
fonberä gfinfttg rctrft ber Satt auf Jägern, lauern Xljotu unb Seljmboben, roetdjen
er mürber unb tätiger madjt.
Stuf folgenbe Söetfe wirb ber Sau jur Sforoenbung öorberettet äWan fätyrt
üjn frifö gebrannt auf ben au bfingenben Stöer unb labet itpt in Keinen
Raufen, etwa oon einem Steffel, ab. 9tad)bem bie$ gefdjetyen, nrirb ber Saß
mit Srbe fdjmadj bebedt. 3Me in ber teueren enthaltene geudjtigleit töfef^t ben
Stall unb bringt iljn jum 3erfaflen, roe($e* man abmarten mufe, beöor er avß*
geftreut werben lann.
Ober man fäljrt ben frifd) gebrannten Salt ju einem ättengebünger* ober
üftoberf)aufen unb \fyd)ttt iljn abroedjfefab mit (Srbe auf, roobei man fomet
§eudjtigleit jufefct, atö erforberlid) ift, ben Sau jum 3erfatten ju bringen.
©eibe Sßettjoben ftnb berjlenigen öorgujieljen, nad) melier ber Salt fofort
tmrd) JBegiefen mit ©affer jum 3wfatt«i gebraut unb ate feine« $ufoer au«*
gefahren roirb. Da« Sludftreuen biefe« <Pufoer$ ift nidjt nur feljr befdjroerfidj,
fonbem audj für bie Arbeiter fdjäblidj, inbem fte bie mit Saßftaub angefüllte
?uft einatmen muffen.
Die Quantität be$ aufjubrhtgenben Sattt* richtet fx<f> teil« nad) ber ©e=
fdjaffenljeit be« ©oben«, teil« banadj, ob bie Saßbüngung balb roieber()oß
ujerben fott ober nidjt. Sluf fanbigem unb milbem ©oben genügen 16 bi« 24
<3d>effet auf einen borgen, wogegen ein faltet, jätjer I^on oon fo fd)roact)em
hatten laum eine SBirfung fpürt. 3n ©egenben, too ber Satt billig ift, nimmt
«ine gftnfKge SBöirfung onf bie Segetation, mag man baftfetbe bhreft auf ba* gelb bringen unb
unteraefern, ober junä($ti afo 3wfr6 gum ©tatfotifi unb ftompofibflnger, audj im getrodfneten
3ufianbe als ©treumateriat oenoenben. 2)ie orgauiföe ©uoftang ber ©eetange unterliegt
*ei$t ber ©moefung unb liefert eine rei($lidjc Stenge Don ftictftoffreicr>cmr fruchtbarem $umu«;
augerbem aber ftnb bie afdjenbeftanbteile oon großem lanbnrirtfdjaftüdjen ffierte, ntfbefonbere
wenn e« ftd> van bie SMmgung eines leisten @anb* unb Seljmbobeu* fjanbelt. 3n ber fcroefen*
fubftanj be« gcu>Öl>nIid>en ©eegrafe« fann man bur$fdjnttttid} 15 Jßrojent SKctnafdje annehmen,
welche großenteil* cm» föroefelfauren unb ©ju^aifalien befielt; in 100 $funb ber oöHig
rrorfnen 3Raffe ftnb em>a 2 $funb Aalt, 3f5 $funb Patron, femer 2 $funb £aß, 1 $funb
2Ragnefla unb freutet) faum 0,5 $funb $(>o$pljorfäuref bagegen metjr als 3 ^ßfunb <§$roefel*
fäure enthalten, £iernadj ift ju öermuten, baß bei reidjlidjer Düngung mit ©eegras aud)
^oe^orfäurereia^e $üngmittel (ftnoa^enme^l unb ©Uöerpfjotyfjate) eine feftr toijnenbe SBirfung
•auf bad 2Ba$etum ber Äultur^flanaen ausüben werben. — Son ben ©flgioaffer^panjen Der*
bient aud) bie fogenannte iBafferpeft SBeac^tnng (Elodea canadensis), meldte in neuerer 3*tt
an Dielen Orten in £ei$en, (Sröben unb glüffen ate ein luftige« Unrraut ftc^ erngeftellt ^at
unb fo überaus raf^ jt$ entimcfelt 2)iefe ^flanje enthält in ber Srocfenfubftanj bis aber
£0 $rojent au ^enbeftanbteilen unb ift befonber* rei^ an Statt. (W.)
272 ©orbereitung be$ Sftferboben« gur Aufnahme ber @aaten.
man ein größere« Duantnm. ©tnctair bcjctc^nct 60 Steffel ate eine geringe
Sattbüngung, ft>rid>t aber baoon, ba$ man fogar ba$ S3ierfad)e mit bem beften
Srfolg angetoenbet Ijabe.
äftan mag bie ^uloerung be$ ßaße$ auf bie eine ober anbete Söetfe be>
roirft Ijaben, fo ift feine innige 2Äifdjung mit ber Ärume wierläf?ftd|e Jöebingung
eine« guten GnrfotgeS. 5Da nun trodene Sßttterung hierbei mefentßd) ift, fo ift
bie paffenbfte 3eit jur Aufbringung be$ Äatle* ber ©ommer, unb groar auf
bas gur Sßinterfaat in Vorbereitung begriffene 8anb. £)er Satt tofarb nadj beut
Sfosftreuen fogteid) ffod> untergeppgt. SBenn Dörfer ein Stegen faßt, fo wirb
er mörtelartig unb oermiföt ftdj fdjroierig mit ber Ärume. SftatMid) ift batm
feine SBirbtng audj unserer unb fangfamer. Äann man ben Saft oor ber
©nfaat mehrere male mit bem ©oben burdipftügen, fo beförbert man baburdj
feine ffiirffamfeit für bie erfte @aat. äftan riifjmt oon ber Äattbttngung, ba£
fie fefte« @trol) unb fdjöne, oottfommene ßöroer erzeuge.
2Bo bie Äaffbüngung fdjon (ange im ©ebraudj ift, beobachtet man bie
Stieget, fte abroedjfefnb mit geroBljnßdjem SBie^tmft anjuroenben. Sßenu fie
fdjmad) gegeben mürbe, fo roitt man fie mit Vorteil alle 6 ober 9 3aljre
roieberijolt Ijaben, mogegen eine ftarfe Äaffung nadj ber ätofidjt ber ffingfänber
20 Saljre unb Jänger oort)ä(t.*)
Der ©typ« wirb faft immer gum Überftreuen ber grünen Saaten Der*
*) S3c3üfltic^ ber Xfjeorie ber Äalfbüngung tfl auf ba«jenige ju berweifen, was bei
bem SRerget (©. 207) unb in bem Äabttel, welker bon bem Äulturbobeu unb beffen ©eftaiuv
teilen Ijanbelt (©. 130), über ben ©nffafj be$ Äalfe* auf bie ä)emifä)en unb pf)t)ftfattfdjen
©genfdjaften ber Wcrfrume gefagt worben ifi. 2)er gebrannte Stall tann in Dieter $htftd)t
ben 2Rerget erfefcen unb wirft oft noa) fräftiger, aU ber festere, namentttd) auf 23jonboben
unb faurem $umu«boben. Snbem nihnfiä) ber Äfcfalf in ber geud&tigfeit ftdj auftöft, bura)*
bringt er nad) äffen Stiftungen $tn bie oberfte ©obenfä)id>t unb bewirft eine Suffodfcrung ober
ein tütfetnanberfaffen ber 53>onteildjen, »eil er rafdj wteberum mit Äoljlenfäure fta) fättigt unb
alfo im ©oben felbft gleiä)fam gur ©ilbung eine« SWergete ©eranlaffung giebt 3n @egenbenr
mo e* an SRerget fe$lt unb ber gebrannte Saft ljtnreiä)enb billig gu Ijaben ift r berbient ber
lefctere gur (Srljöljung ber gru^tborfeit be« Xfjon» unb #umu$bobene im fjo^en ©rabe bie ©e»
aä)tung be« SanbwtrteS unb tS fofften meiner 9nft$t nadj mit biefem fräftig whfenben Störtet
weit meljr ©erfudjc angejhfft werben , ate im allgemeinen btsljer in 2>eutfdjlanb gefdjetyen ift.
9uä) wenn man nur 10—12 (Steffel Stau auf ben borgen an»enbetf unb biefe 2)üngung
äffe 6 ober 9 3a$re roieberljolt, wirb oft fä^on eine (o^nenbe SGBtrfung bei ber Äultur affer
grttdjte ftattfatben, wie namentliä) in ©a$fen bielfaa) beobachtet worben ift SRatürfiä) barf
hierbei bie fonfh'gc SXtngung beö ©obenö mit @taffmhl k. nid^t bergeffen werben. (Sine fefjr
ftarfe Äaöbütigung fann auf einem falten, gö^en unb $umu6armen ©oben überaue günftig
wirfen gur (Sr^b^ung feiner (Srtragdfd^igfeit, barf aber bei einem loderen, namentlich in guter
jrraft unb Kultur befmbttdjen ©oben nia)t ober nur mit groger ©orfiä^t Snwenbung ftnbenp
weil baburd) bie o)emifä)e ^ötigfeit 3u fe^r er^ö^t werben würbe unb bannt letdjt eine be-
trächtliche Stenge bon wertboffer ^flanjenna^rung bur$ ©erflüa)tignng, 9i^wafa)en unb gu
tiefe* ©erjtnfen berloren ge^en, bieffeia)t gar eine rafdje, bem Oebei^en ber fpöter na^fotgenben
Äulturppanjen nachteilige ©erarmung beö ©oben« eintreten fönnte. (W.)
2>fingung be* gonbe«. 273
roenbet unb nur feiten mit bcr 2t<ferfrume fetbfi ocrmtfc^t Sr roirft oorjug«*
roeife günftig auf ©eroäc^fe mit ©djmetterfing«* unb Äreujblüten, weniger auf
bie £atmfrüd)te.
äßan derroenbet ilpt ganj rot) im jerfleinerten 3uftanbe, a{)er audfj nadfj
oorau«gegangenem fdpoad)em ©rennen. 3d> Ijabe ü)n in beiberlei 3uftänben
angeroenbet unb anroenben fe(jen, fann aber triebt fagen, baß idj Ijinficfjtfic!) ber
SSBirfung einen ttnterfd&ieb malgenommen Ijätte. ©a« ^erftampfen be« rofjen
©ty«fteine« erforbert oiet Äraftaufroanb, um i^n in ein feine« äfteljt ju Der*
roanbetn. SWan lägt ü>n baljer oft in einem gemö^nßd^en ©rennofen , in
meiern 3*8*1 ober Äatf gebrannt roerben, regelmäßig auffegen unb erljifet iljn
grfinbe, rooburdfj beroirft rotrb, baß er ftd& leidster jerftampfen läßt.
£)ie« fann mittelft eine« ättfiijfaerfe«, aber auci) in einem ftarfen, eigenen
£roge mit ber £anb gefd&eljen. 3m lederen Sfaüe bebient man fu$ Ijötjerner
Jammer, bereu Äopf mit töabnägeüt befdftfagen ift. 3roei ättänner, roe(d&e
ben ®ty« putoern, befd&äftigen eine grau, bie il)n jiebt. 3n SReidjenoro loftete
bie 3erfleinerung auf biefe Seife 15 $fg. pro ©dfjfl. ober reichet) 1 3**-
Über bie paffenbfte 3«* be« 3fo«ftreuen« auf ben Slee ift man öerfd&tebe*
ner 3Äeiuuug. (Einige empfehlen ba« 8ta«ftreuen ju ber &Ät, roenn ber P^ge
Älee eben aufgelaufen ift, Rubere nadj bem abernten ber §almfrud)t, mit
melier er au«gefäet mürbe. Die Reiften aber ftreuen iljn im 9tufcung«ial)re
be« ftlee« im äprtf au«, roenn ber fitec eben anfängt, ba« 8anb ju fiberjieljen.
3d> Ijabe ade biefe üßetljoben oerfudjt, unb tonn nid&t fagen, baß tri) einen
auffaöenb oerfdjtebenen Srfotg beobachtet ffSüt. $)aß man mit bem 8fo«ftreuen
nidfjt ju lange roarte, ift be«Ijalb ratfam, bamit bie äBinterfeuct)tigfeit ben
©tp« jerfefee unb bie Äteepffortjen oon feinem Sinffoffe SSorteit jieljen, beoor
fie im Sßad)«tum ju roeit oorgerüdt ftnb. SWan ftreut lf bi« 3 unb 4 3tr.
auf ben Sßorgen. ©n ftärfere« ©ipfen roirft meljr, aü ein fdjroadfje«, aber
mdjt im 93ert)ättni« ber größeren Soften, meiere e« öerurfadjt. SBo ber @ip«
teuer unb au« größerer ßntfemung ^erbeiguf Raffen ift, ba roerben 2 3entner
auf ben 9ßorgen ba« rechte 2flaß fein. 3ft er rool)lfetf unb bie grfafjrung
jeigt, baß er einen befonber« günftigen ßinfluß äußert, fo Ijat man oietteidjt
bei änroenbung oon 3 unb 4 3^tnem auf ben ättorgen meljr SSorteit.
<£« roirb geroöfjnlid^ angeraten, man foüe ben ®ip«ftaub auf ein betaute«
ftteefelb ftreuen, roetf man glaubt, ber ®ip« roirle nur auf bie Stattorgane
ber <Pffonjen. #anbett e« fi$ jebodfj barum, große glasen mit ®ip« ju be^
ftreuen, fo ift e« nid^t gut mögßd^, in ben SDlorgenfiunben, roenn ber Xau
not^ auf ben ^Blättern ift, bie arbeit au«gufü^ren. 3c^ roar alfo oft gejroungen,
fotd^e im taulofen 3uftanbe be« SIee« üerrid^ten ju laffen, roobei it^ gegenüber
bem anberen ©erfahren niemat« irgenb einen Unterfc^ieb malgenommen ^abe.
aber barauf ift forgfältig ju (jalten, baß bie ©äeteute ben ®ip« fo gleichmäßig
roie eine ©etreibefaat oerteilen, benn jeber 5ef)Iftreifen roirb fid^tbar.
Stoppt. 11. Auflage. 18
274 Vorbereitung be« Stökrboben« jur Sfofnafjme ber ©aoten.
Den größten SSorteit l)at man uon betn ©ip« bei ben jum ©rfinabmätyeu
beftimmten ©emäctrfen. Srbfen, SDBtrfen unb Soljnen, bie bamtt beftreuet
werben, machen feljr ins Staut, fefeen aber trofft bem entfpredfjenb fiörner an.
SBBic er auf 9top« unb föübfen, Äoljl unb Stuben nrirft, l)abe id^ niemals ju
beobachten ©elegenljeit gehabt. Älee unb Sujerne aber geben auf bem gemöfyi*
liefen mageren £öf)eboben nur mit £ülfe be« ®ipfe« einen genügenben Srtrag;
ba ber Slee, öorausgefefct natürlich, baß au<$ aüe übrigen öebingrotgen feinet
©ebeiljen« oorljanben fmb, nadfj bem ©ipfen bad gelb üppig überjieljt unb ben
©oben mit fetten ©urjeln burdjbringt, fo bereichert ein fold&er SleeroudjS ba$
8anb für bie nad&folgenben Saaten, unb e« wirft ber ®ip$ mithin audfj mittet
bar günftig für ba« ©ebenen be$ ©etreibe«.
Übrigen« miebertyole icfj l)ier, ma$ idfj an einem anberen Orte*) ausfuhr*
lieber befprod&en Ijabe, baß bie gemöljnlidje JBeljauptung, ber ©ip$ mhrfe nur
auf bie gerabe ben ©oben bebedenben <Pffanjen, falfdj ift. 3c^ tyabe beobachtet,
baß gegipfte ©tüdfe nod^ nad) mehreren Sauren unb öfterer ©eaderung ftrf)
auSjeidjneten, fobalb fie roieber mit einer ^ffonje avß ber Stoffe ber ©iabel*
giften befteüt mürben. Die Urfad&en, me«f)atb überhaupt lufthaltige ©ubftanjen
auf ben Slcferboben emmirfen, fmb nod^ fange ntdjt auSretdjenb ermittelt. Stuf
ben Sleefelbern im Oberbrud), aucf| auf meinem ®utt in SeeSbau, l)aben mir
öfter« SJerfud&e mit bem ®ipfen angeftettt, aber immer otyne allen günftigen
(Srfotg. SBeldje pljtyftfalifd&e Urfadfjen biefer (Srfc^einung ju ®runbe liegen, der*
mag id& triebt anjugebeh, Ijabe aixä) barüber feinen 2üiffdE>lu§ erhalten formen,
roenn idfj ben Oegenftanb Sftaturforfdjern oortrug, bie midfj mit iljrem ©efudj
beehrten.**)
*) SWitteilungen au« bem ©ebiete ber Sanbwirtfdjaft, öonÄoppe,@($malfer @<$weifcer
unb £eidjmann. ©anb 3f (Seite 246.
**) 2)ie eigentümlichen (Srfc&eimmgen, meiere man bei ber <&ip«büngung beobachtet,
futb immer nodj nid^t fjtnreio}cnb aufgeflärt, namentlich baß eine entföieben günfh'ge ffitrtong
nur bei ben fdrnietterlhtg«blfitigen $ffanjen eintritt unb nnter biefen wteberum gong befonber«
bei Älee, Sujerne unb (gfparfette, weniger bei ben #filfenfrudjten; bie freujbtfltigen $ffonjen,
j. ©. 9taj>* unb bie Äoljlarten, werben burdj bie ©ty*büngung faum beuttiefj in ttjrer Vege-
tation geförbert unb bei allen großartigen ©ewädtfen, alfo audj ben $almfrfldjten, ift bte bireftc
©irfung be* ®ipfc« giemlic^ gteidj null, wäfjrenb auf ben SQ&iefen nur bann ein günftiger (Sr*
folg fiattftnbet, wenn fie f>inretc$enb troefen fmb unb nur infofern, oft burdj ben <&tp« ba«
©ebeitjen ber Keeartigen Sßffonjen geförbert wirb. Sttan weiß gmar au* neueren Unterfu^ungen,
ba| ber ©ipd ber abforbierenben Äraft beö ©oben« entgegenwirft, baß unter feinem (Sinfluß bie
9iä$rfioffef gang befonber« bie Äa(töerbtnbungenf letzter gelöft unb ben Jansen me^r jugäng«
Ho) werben; auo) tonn ni$t befrritten werben, baß ber @ip* mit ber Aufnahme ber ©tidtftoff«
na^rung, fri t9 au8 ber umgebenben ßuft ober au« bem $oben, in einem beftimmten 3U"
fammen^ange fte^t, benn es fmb gälte befannt, in wetzen biefe fließe SBirtung be« ©qjfe«
gteic^fam ifoliert war, inbem unter feinem Sinfuif; audfc^Uegiio) eine entf$iebene Serme^rung
ber ©weigjloffe in ber ^ftonje, bagegen feine 3una^me ber ^efamt'Xrocfenfubftan) ßattgefunben
§atte. 5tber e* bleibt hierbei immer rätfe^aft, we*fjalb bie enoä^nten Sirfungen be« (Sipfe*
2)üngung bes Sanbes. 275
£)a3 in ber Wäty ber (Salinen unter bem tarnen £>üngefatg befannte
IDüngungSmittet befteljt an% ben abfallen ber ©rabterroerfc unb au$ bem
Stobenfafc ber Pfannen. @« enthält oorgugätDeife ®ty«, n)e^^a(6 bei feiner
Slnroenbung aüe$ basjenige gu beobachten ift, roa* bejügüt^ be$ ®ipfe^ er*
ttiSfßtt rourbe.
äflerlei DttrioHjattige ©ubftangen, g. 53. eine in ber Oberfouftfe gur
£)fingung angeroenbete ßrbfoljle unb in Sngfonb eine 2Crt £orf, werben gum
Überftreuen ber ©aaten, foroie auf gutterfelbem unb SSJiefen benufct unb äufjern
-oft eine auffattenb günftige ffiirfung. Da fte aber nur fetten üorfommen, fo
ift audj Don iljrem ©ebraudje ein allgemeiner Sfatfcen für ben 2Werbau nidjt
ju erwarten.
nur auf bie fömetterlingsbttttigen, insbefonbere bte tteeartigen Sßftonaen, befd^ränft ftnb unb ntdjt
Bei folgen anbeten ©ewädjfen beobachtet werben, meiere bo$ ebenfo biel Kali unb ©tiefftoff gu
ifjrer SuSbilbung bebürfen. 2)er ®tys ift femer wegen fetner ©genfdjaften boraüglia) geeignet,
ben ?ffanaen Kalf unb ©djwefelfäure aur 2Cufnaf>me baraubieten, — 92ä^rfloffef wobon bte flcc*
artigen <$ewää)fe in ber 3$at eine a^urtiä) beträä)tliä)e äRenge gu ü)rer bofffommenen (gnfc
uridlnng verlangen; aber anbererfetts fjaben mir 3. ©. in bem 9tops ehte $flanae, welä> ebenfo
riet Kalf unb noä) weit meljr @djwefelfaure au« ber Umgebung üjrer SBurjeln aufnehmen mug,
unb bennodj in ujrem Sßadjstum burdt) eine ©tysbüngung ntäjt wefcntltd) unterftüfct wirb.
<<gs bleibt faft nidjts übrig als anaunetjmen, baß bie Kleearten bermöge iljrer ganzen Drgani*
fation gleio^faffl nur eines fdjwadjen Hnjtoges bebürfen, um fiä) rafä)er unb bofffommener ju
■entmiefeln, wäljrenb Ijierau bei anberen ^fTanjen fröftiger wirfenbe SRittel erforberliä) ftnb.
hiermit freuten auä) fonjhge Beobachtungen überemauftfmmen. 3)er ©t^ö nämliä) äußert
jelbft auf ben Klee meiftens nur bann einen beutltä) günfh'gen (5influff wenn im ©oben mittlere
djemifdje unb p^t)ftfalifä}e 35cr^cWtntffc borljanben finb, bei lehmiger unb lehmig -fanbiger ©e*
fdjaffenfjeit ber Äcferfrume unb burdjtaffenbem Untergrunbe, a(fo auf einem Ijinretdjenb warmen
unb reiben ©oben, welker unter äJtttwtrfung bes ©ipfes alle ©ebingungen ju einer freubigen
fcntwtdtlung ber äleepflange au erfüllen vermag, dagegen beobachtet man bon bem <$ipfen
be* Klee's gewb^nlia) leinen (Erfolg auf einem armen fraftlofen ober berwilberten ©oben, wenn
•atfo überhaupt nur wenig bem Klee aufagenbe *Pffanaennafjrung zugegen tfi, auä) niä)t auf einem
$ä§tyonigcn ©oben mit nnbur$laffenbem Untergrunb, beffen pfftftfalifdjc ©ef$affenfjeit bas leiste
•Anbringen ber Kleewuraeln erfä)wert, unb ebenfo wenig auf einem fefjr reiben unb tiefgrttnbigen
iRiebernngsboben, wo auä) oljne <$tp£ fd)on bas üppige ©ebei^en be$ jrlee'd gefiebert ifl. ©ieU
leicht oermag ber @U)«, tnbem er in Saffer aufgelöft, naä) äffen Stiftungen ben ©oben burä)*
bringt, in günfiiger Seife auf bie bor^anbene ^umudfubflana einauwirfen, borauö bie @ticff*off*
na^rung au entbinben, bie ©alpeterfourebilbung au beförbem, unb bie ©Übung bon fourem
^uurae, gegen welchen gerabe bie fleeartigen <$ewä$fe fo empfinblit^ ftnb, au berijutbern, inbem
er gu afferiet Umfefeungen, namentltä) jur (Sntfie^ung öon Iptmuefaurem Kalt, ©eranlaffnng
-giebt. — $er ®ipö ifl belanntliä) ein bortrefftiä)e* iDättel, um ben ©taffbünger au tonfer*
bieren; man ßreut ü)n ale fernes $ulber bon 3eit au 3eit in ben ©töffen ober auf ber SRifl*
flutte über ben Jünger aus unb Bewirft baburä) eine langfamere unb meljr geregelte 3erfe^ung
ber organifdjen ©ubftang; es wirb aisbann bie rafd)e unb reiä)lia)e ©ilbung bon $tmmontaf
tier^inbert, bagegen beffen Drt)batton au ©alpeterfdure erleichtert unb überhaupt bie gemje ur«
fprftnglia)e Kraft im 2)ünger mbgliä)ft aufammenge^alten. 3uf biefe Seife benu^t, äugert ber
<$ips nia^t allein auf ben Klee, fonbern auf äffe Kulturpflanzen eine günftige unb wo^l au
beaä)tenbe ©irfung. (W.)
18*
276 Vorbereitung be« ftderboben« jur Aufnahme bcr «Saaten.
Düngenbe »bfä«e.
ÜDie ausgelaugte 2If d^e Don ben Seifen* unb <Potafd&efiebereieti
ift für einige ©obenarten wohltätiger, als fefbft 93teljbänger, unb bewirft gu*
weilen eine SJegctation, bie an'S Unglaubliche grenjt.*) £>ie toirffame ©ubftanj
ober Äraft in ber ausgelaugten Slfdje ift jur 3^ nid&t anjugeben.**) Der
©oben, auf meinem fte augewenbet wirb, entfdfjeibet nad^ meinen ^Beobachtungen
aber il)re ©irffamfett. Silber, trodener ©oben ift wenig empfcmgttdj für
äfdjebüngung, am meiften ber lettige, falte ©oben, welcher beim aufbauen im
grü^ling leicht jufammenfliegt
Die SKenge, in melier bie ausgelaugte Slfdje gewöftttidj angewenbet
wirb, ift 2 bis 3 SBagenlabungen k 24 £entner auf ben äftorgen. ©oö eine
glei^mafeige Verteilung biefeS Düngers ftattfinben, fo ift natürlid), baß bie
9lfdf)e nidf>t in betn 3uftawbe auf ben Stöer gebraut werben barf, wie jxe aus
ben Sfdjerfäffero geworfen wirb. @ie muß Dörfer abtrodfnen, bis fte ein
feudjteS <ßufoer bilbet. 5£rodfene SMtterung ift ju iljrer Sfofbringuug ebenfo
widrig, wie ju i^rem StaSftreuen, welkes auf baS gur ®aat fertig gepflügte
?anb gefd&te!jt. 3dl) Ijabe audf) gefeljen, baß bie 9fd^e aus ©äetüdf>ern ober
SKulben mit Meinen ©djaufeln auSgeftreut würbe, wenn man auf einen SÄorgen
uur 30 bis 40 getaner braute, wie in einigen ©egenben ber gatt ift.
Sine Stbwed&fetong ber 8lfdf>e mit 33iel)bünger ift gewiß juträgfidfj; aber
man äfd&ert in ben ©egenben, wo bie XBhrfung ber Stfd&e aus Srfaljrung
*) SR. f. SRöglinfa}e «tmafcn, ©anb 3, @. 430.
**) 2>er ftttdtftatb tum bem Auslaugen ber ^funqenafäje mit ©affer befte^t oortyerrfä)etu>
aus to^lenfaurem Statt, unb enthält auferbem meljr ober weniger fcon Sftagnefta, Äiefetfdurc
unb pf)o6|H)0rfaurem Statt, nebfi flehten SDtagen oon ungetöft gebliebenen attafifä)en ©afyetu
2)a feingertetlte fol>lenfaure Satt äußert einen fe$r gunfttgeu (Shtfütß auf bie äjemifdje unb
»ftyfltaßföe ©efajaffenlKit bes «oben« (ogl. @. ISO, 207 unb 271); bie $auptnnrtong ber
ausgelaugten Äfdje muß aber woljl in ben meißen glitten bem Qe^aft an pf}o*pf)orfauren
(Srben gugefä)rieben werben. S>ie leiteten fuib in einem 3ufuntbe gugegen, in welkem fle Der*
^äftmemäßig fciä)t oon ber ©obenfeu$tig!eit aufgetöft »erben unb ben $ffongen jur Äufnafuue
ftd) barbteten, öfjnftä) wie bie* im $eruguano unb in anberen ^o*j>l)orfdurereiä}en unb fe$r
roirtfamen Düngemitteln ber gatt ift (Sine noa) größere unb mcfjr geführte ffiirfung ifr
namentftä) auf Jjtnreiäjenb troefenen liefen unb föeefelbern gu erwarten, wenn bie $otgafä)e
ntä)t Dörfer auegelaugt mürbe , fonbern als fola)e Änwenbung flnbet Btebann ift oft fd)on
eine geringere SRenge tum ftfd)e im ßanbe, bie Vegetation ber gutterpflangen mäd)tig gn förbern,
unb e« tfi bie btrefte SBirtung be* reiä)fiä) borljanbenen Äali'« unb ber $(jo«pfwrfdure oor»
^errfd)enbr UJä^rcnb bie me^r tnbtrefte 2^ätig!eit be« fo^lenfauren Satte«, wegen feiner Der«
ftfttnismtißig geringeren 9Raffef meniger tnöetra^t fommt. — 2)ie£orfafä)e unb ©raun»
to^lenafd)e fönnen faß nur als SRittel angefe^en werben, um bie medjanifäje ©efd)affen^ett
be* ©oben« ju t>erbeffem, alfo ben 3$onboben aufjulodern, bem ©anb* unb namenttiä) $unra«*
boben eine größere gefhgfett ju rerlet^en; fte ftnb reia) an @anbr ©fenor^b, oft atferbmgs
aua) an (o^lenfaurem Statt unb <&\p8, enthalten aber metfien« nur «Spuren bon $§o«p^orfäurc
unb Italien. (W.)
2)fing,ung be* itanbe*. 277
■
tefannt ift, oorjugsroeife bie mageren Slußenfelber, rooju man freiließ leinen
<mberen ©runb ju Ijaben fdjeint, als ben, baf man mit einer geringen Suber*
ja^l jünger eine große Sflädje jur Stoäfaat uofgubereiten münfd>t.
Die SSBirfung ber äfc&e Ijält fefjr lange im ©oben an. £err ®eorg er*
jäfjft am angeführten Orte, bafc nadj einer Stfdjebüngung oon 64 3entnero auf
ben SWorgen folgenbe Srnten erjielt mürben: 1) ©ommerrübfen, menigftend
9 ©c$effel; 2) 18 ©c$fl. ®erfte; 3) 10 ©e$fL ffirbfen; 4) 14 ©<$fl. ®erfte;
5) jiemlic§ guter ftlee; 6) jiemltdj fd|ledjter Älee; 7) 15 ©cfjfl. ©erfte;
8) 18 ©djft $afer unb 9) 10 ©djfL ©djmarjljafer.
©eifoiele uon folgen (Ernten fxnb mir nad) &fd)ebüngung nidjt oorgefommen;
iool)l aber l)abe i<$ auf geäderten gelbem an ben ftrüdjten, felfaft naefj 20 Sauren
norf) bie ©teilen unterf Reiben tonnen, roo bie SCfc^e Ijaufenmeife abgelaben
morben mar.
'Die Slfdjebüngung ift beim Übergange au* einer milben, auSfaugenben
SGBirtfd^aft, in roeldjer ein großer £eil ber oljneljin mageren Selber ungebfingt
befteüt mürbe, aunädjft auf biefe anjumenben. So fie (Erfolge herbeiführt,
tote bie eben angegebenen, ba faim bie Jlfdje nidjt leidfjt ju teuer bejaljlt werben,
Spat man aber feine foldje nafcfalte gelber, fo ift bie Stfdje aud) auf trodenen
SBiefen fel)r mirffam.
Die Jtbfäüe au£ 3itderfiebereieii, femer $)omfpäne, mollene Summen
unb bergleidjen, finb feljr fräftige Düngemittel, meldte man jum SluSftreuen
<mf grüne ©aaten mit großem Vorteil anmenben fann. (5$ finb freilief) ber*
flleidjen büngenbe ©ubftanjen nur in ber 9läf)e groger ©tobte in einiger SIKenge
3U erhalten**)
Der Dünger au« ben fjetmüdjen @emäd(jeru ift unter allen ber mirffamfte.
Um üjn transportabel unb bei feiner ttamenbung meniger efeßjaft ju matten,
wirb er am beften simädjft tu ftompoftbünger oermanbett. Senn er mit Stafen,
©trajjeumober unb aud) nur gemitynlidjer Stöererbe fdjtdjtemueife aufgefegt mirb
unb einige 3eit liegt, fo bürdet er bie beigemtfdjte (Srbe unb man erhält
-einen fe&r mtrffameti Dünger für Sujerne* unb ftleef eiber, Sßtefen unb ®ra$*
gärten; aber audf) }u jeber anberen ftrudjt, ftadj untergebradjt, mie bei bem
SÄengebünger angegeben mürbe, ift er geeignet
Die unter ben tarnen Soubrette unb Urate fttnftlid) angefertigten
Düngemittel äußern eine älptlidje ftttrfung, mie ber julefct ermahnte Dünger,
©ie mürben aber oon ben Unternehmern einer änftalt in ^Berlin im 93erl>ältm*
ju ben früheren ^robuftenpreifen ju teuer oerfauft, me«l>alb fte bteljer feine
allgemeine ünmenbung gefunben Ijaben.
*) (58 roerben bie genannten unb anbete gabrif-, #au$fjafontg«* unb @^(at^tabfcUIef
«benfo »ie ber 3n§alt ber Abtritte tc. am beflen gur ©ercitung eine« fcöftigen Äompojtbünger*
tenuftt (W.)
278 Vorbereitung be« Werooben« jur 3fofnafjme her ©oaten.
Die Düngung mit gerfleinerten Xierfnodjen ift in <&tgfanb feit einiger
3eit feljr in aufnehme gelommen unb tyd and) in Deutfdjtanb, g. ©. in
©adtfen, Verbreitung gefunben." 3uerft begnügte man fufj bamtt, bie ßnodjeit
in ©pfttter gu oerroanbefa unb fte in biefem 3uftanbe mit bem ©amen gugteidj
ber «derfrume beigumifdfjen. ©ei biefer «rt ber »nmenbung mar eine große
STOenge erforberttdj; bie SMrfimg mar aber audf) auf ©obenarten, toetöjen bie
©eftanbteite ber ftnod&en fehlten, oon längerer Dauer. Die fieigenbe Steuerung,
ber Anoden gab ©eranfaffung, ©erfudje barüber angufteßen, ob ftd& biefelben
nidf>t in feine« ^ufoer öermanbefo liegen. Die« ift gelungen unb e« ift baburdj,.
foroie burdj 3ttfafe owl ©^wefet ober ©atjfäure bie büngenbe SBirfung ber
Jhtodjen fo erljöl)t roorben, bag jefet 1\ bi« l£ £extinex Änodjenmeljt für ben
^reufjifdjen SKorgen genügen/ roenigften« in Sngtanb nadfj bem ©eridfjt be*
Direttor Dr. £artftein in feiner ©d&rift: „93om engttfdjen unb fd&ottifdjen
Düngerroefen. ©onn, 1853." ©leid) auSfütirUd&e ©ertdjjte, roie biefe ©dfjrift
<m& fimgfanb liefert, fxnb mir über bie Stnwenbung unb ben Grrfotg biefe«»
Düngung«mittel« in Deutfdfjfonb nidfjt befannt
Der tnbianifdfje SBogelbfinger, unter bem Flamen ,,©uano" belannt, ift
bagegen aud) bei un« in neuefter &tit ^ufig in SStotoenbung gelommen untv
groar in ben meiften Satten mit feljr günftigem Srfolge. Der geroBljnßdfj in
©äden Derfaufte ©uano muf? oor ber SBfaroenbung burd^ Drefd&en unb ©ieben
gerfleinert unb mit Sotnpofterbe in ber SDöeife ttermengt werben, bafc bie festere
groei Dritteile be« ©äugen beträgt. 9tad& biefer SWifdfjuug nrirb ber Dünger
auf ben oodftänbig oorbereiteten ©oben mit ber ©aat au«geftreut unb ein*
geegget. Über bie gu oerroenbenbe ättenge fmb bie änfidjten gur 3^ no4
geteilt. 3U geroöljnlicijem ©etreibe l)äft man eine ©abe oon einem 3entner
©uano (bie beigemengte ftompofterbe unberüdftd&tigt) für au«reidfjenb. 3n ein*
geinen Säuen ift beobachtet morben, bag fdfjon | &n£nex ©uano genügte.
SBenn biefer Dünger gu ©eljadfrüdjten, g. ©. Sartoffeln, oermenbet mürbe
unb man benfetben in Keinen Portionen mit ber £anb in bie SRälje be« $ffong*
gute« legen lieg, fo \)oi man groei 3^^tn^ cmf ben borgen gebraucht. <£«•
muf hierbei ertüäfint »erben, baß bie unmittelbare ©erül)rnng be« ©aat* ober
<Pffanggute« mit bem ©uano ju üermeiben ift, roeil gäüe oorgelommen ftnb,
bag er afebaun nachteilig getütrft Ijat. ©ei bem l)ier angegebenen ©erfahren,
roenn nämtid) ber mit Äompofterbe gehörig gemifd^te ©uano auf ben ädter
au«geftreut unb biefer nad&maf« mit bem betreffenben ©amen befäet rotrb, l)at
man nidjt« gu befürchten.
Die oon fo Dielen ©eiten angepriefenen fünfttidj bereiteten mineralischen
Düngung«mittet Ijaben {td^ für eine oortetfyafte Stnroenbung im großen nirgenb^
betüäl)rt.
Songentrierte Düngemittel. 279
$ic tottjentriertett $üttgemittti
unb bereu öebeutung für bie Sanbnrirtfdfjaft.
©eit unbenflidjen 3^ten tft iw betriebe be$ 8W erbaueS ber in ber eigenen
Söirtfc^aft probierte ©tallmift ber faft audfdjfteßlidj benufcte Jünger geroefen,
unb auci) je$t noci) ift er überall im ©urcijfdjnttt ber 33erl)ätauffe al« ber
$auptbünger anjufeljen. STOit $ilfe be$ in regelmäßigen 3eüöbWnitten bem
Selbe jugefüt)rten ©taömifte« Ijat man an Dielen Orten 3al)rljunberte l)inburc!>
einen foljnenben 8l<f erbau betrieben, — je nadj ber Sßenge unb @üte be«
Dünger« unb je nadj ber ©efd(>affenl>eit be$ ©oben* teite mit gteid&bleibenben,
teite audj mit aümäljtidfj abneljmenben ober fteigenben Ernteerträgen. £er
©tattmtft ift ber Untoerfalbünger, roetöjer bem burdj bie Kultur erfdjöpften
©oben alle djemifdjen unb pljtjftfalifdjen ©ebingungen ju einem freubigen
$flanjenroadf)«tum jurüdäugeben, il)m aufs neue eine größere ober geringere
Srucfjtbarfett ju üerteiljen oermag.
Die Sie^attung ftetjt bal>er im innigen 3ufammenf)ange mit bem Stöer*
bau; bie erftere ift im allgemeinen unentbeljrtid), um bie großen äftaffen be«
jur Kräftigung be$ Stöer« nötigen Dünger« ju probateren, 2Äan roar längere
3eü geneigt, bie lanbrotrtföaftlidjen Sftufctiere gleidjfam nur at« ÜJiafd&inen jur
Düngerprobuftfon unb bereu Gattung a(« ein notroenbige« Übel ju betradjten.
Die« ift jefet roefentlidj anber« geroorben. 2ßan l>at flar erfannt, baß ber
gutterbau im richtigen äBed&fel mit ber Kultur oon 3Karftfrfid)ten überhaupt
ben Soben ju einer größeren Xljätigleit befttmmt, baß man baburdj bie SDttttel
geroinnt, nadij allen Stiftungen l)in oon ber ßanbnrirtfdjaft lofynenbere Erfolge
ju erjieten. £ierju tragen aud) bie in neuerer 3** fc^r geftiegenen greife
aQer tierifd&en Erjeugniffe bei, foroie bie mistigen Sortfdfjritte, welche auf bem
©ebiete be« lanbroirtfcijaftlidjen gütterung«roefen« gemalt roorben finb.
®leidjtDol)l ift e« in ber Sftatur ber ©ad&e begrünbet, baß ber emgelne
Sanbmirt ba« (Streben Ijat, feine Sßirtfdjaft mögtidjft unabhängig ju machen
oon ber ©tallmiftprobuftion; er roünfd&t je nadj ben Umftänben unb oljne baß
bie tfrud&tbarteit fetner gelber unb Sßiefen barunter leibet, bie 33ie^a(tung
einfdjränfen ober ganj aufgeben unb atfo über bie erjtelten Eroten frei oerfügen
ju fönnen. äußerbem oerlangen bie geftetgerten JBebfirfniffe ber Steujett einen
immer intenftoeren betrieb ber Sanbmirtf^aft unb um ben ©oben ju ben
retatit) ^öc^ften Erträgen ju jnringen unb ju gleicher 3«* iwd) ©etieben ben
Sfabau ber iebe«mal oortetfyafteften 5rud|t, oljne 3lu«fall in ber Ernte, ju er*
möglichen, ift fetbft bte reidjlidjfte ©tallmiftprobuftion meiften« nid£)t genügenb.
Der Düngerbebarf ift baljer ein fortroäljrenb größerer geroorben unb ber 8anb*
mirt muß, im eigenen 3ntereffe unb jur JBefriebigung ber an ifyn geftedten
Stnforberungen, nid^t allein bie in ber eigenen SBirtfd^aft oor^anbenen S)ünger»
materialien auf ba$ forgfältigfte ju dtatt galten, oor allen mefentßd^en 33erluften
280 Vorbereitung bee SfäerbobenS jur Aufnahme ber (Saaten.
fcpfeen, fonbern feinen ©fid and) nad) auSroärtS rid&ten, nad) ÜJiittefa ful>
umfeljen, roetöje als Srfafc beS ©tattmifteS ober gur ffirl)öl>ung ber ffiirffamfeit
beSfelben bienen löraten.
3Me ©efamtroirfung beS ©tattmifteS beruht triebt afleht auf fernen feuer*
feften unb birett pflangenernäljrenben ©eftanbteiten, roetdfje oft nur 3 bis 4 $rog.
beSfelben ausmadfjen, fonbem ift roefentfict) au$ in feinem großen ©etyatt an
organifdjer, ftidtftoffljaftiger unb fyumuSbilbenber ©ubftang begrfinbet 'Der
©tattmift fann in feiner Sßirtung auf bie ©egetation oottftänbig unb für bie
(Dauer, forme int ©urd&fd&nitt ber bei uns oorfjanbenen ©oben* unb Himattfdfjen
©erljättniffe nur erfefct werben, roettn neben ben fqrcn minerafifcfjen 9löl)rftoffen
(gunädjft SaÜ, üftagnejta, Sali, $t)oty1)orfäure unb ©cijroefelfäure) and) IjumuS*
artige ober IjumuSbübenbe, überhaupt oerroeSlicije ©ubftangen in entfpredjenber
SWenge bem burdj bie ßrnten erfd&Bpften ©oben gugeffiljrt roerben. 35ieS tonn
gefc^e^en in ber Staut oon üftoberftoffen, rote fxc int ©djfamm ber Zdd)e unb
®räben, im äBalbe unb im lorfmoor fid^ oorfinben, ober inbem man aus
©ägefoänen unb fonftigen organifdjen ftörpern , aus allerlei oegetabififdjen unb
animaftfdjen abfallen gunäcijft einen Äompoftbünger bereitet SnSbefonbere auf
fanbigem ©oben äußert für ben ermähnten 3toed ber Xorfmober eine günftige
Sßirfung, namentlich bie lodere unb erbige äftaffe, roeMje gum Xorfftic^ weniger
gut ju benufcen ift. Sin folc^er Xorfmober enthält in ber Srodenfubftang Don
0,5 bis guroetlen aber 2 $rogent ©ttdftoff unb beffen lanbrmrtfdjafttidjer SBert
ift ein befonberS Ijoljer, nenn auferbem $poSpljorf8ttre zugegen ift ober barin
Hefter, Stbern unb Sager oon ©faueifenerbe (ptyoSptyorfaureS ffiifenojtjbul) oor*
fommen. Unter ©enufcung einer berartigen #umuSmaffe unb mit gleidjgeüiger
Änroenbung groger Quantitäten oon SWergel, Äafl, allerlei Sabril unb ©djtadjt*
abfallen, foroie oon ben fongentrierten Düngemitteln beS #anbets, aber faft
ofyie aJütrotrlung beS geroöJjntid&en ©tattmifteS, fmb j. -83. bie {Rittergüter
©ted&au ht ber SRteberfoufifc unb Lichtenberg bei ©erlin gu einer überaus
großen unb tofytenben Srtragsfäljigfeit gebraut roorben. ©ort ift es gelungen,
faft oljne alle ©ielföaltung, atfo o^ne roefentßdje ©etyülfe oon ©tattmift, auf
einem bem fttugfanbe äljnßdjen ©oben (mit 94 $rog. ©anbgeljalt) feit 20 unb
begietyungSroeife 15 Sauren fortraätyrenb fteigenbe (Srnten gu ergieien, pro 9teu*
morgen (25,5 «re) bis gu 9,9 $efto(. (18 ©d&.) 9tapS, 1100 ftilogr.
(24| ©<$.) ©eigen, 875 ftilogr. (35 @dj.) $afer :c. unb atte biefe grüßte,
meiere oon ber oorgügttdtften Qualität ftnb, werben nebft ber gangen probierten
STOenge oon ©trol), Sfren unb ©rfinfutter attjäljrß(l> nad) auswärts oerfauft
©or bem ©eginn biefer „dfjemifd&en $anbetewirtfd>aften" waren oon ben be*
treffenben ©fitem laum irgenb lofjnenbe (Erträge gu geroinnen, au(^ bie Aar*
toffeln roollten nid^t metjr geraten unb felbft ber ©talbmft oerfagte tetlroetfe
feine ffitrhntg. SemerfenSroert ift es, baß bie heißblütigen fangen (9tapS,
iRübfen, ©enf je) i^re ^ä^igfeit, bem ©oben unb bem aufgefahrenen lorf*
Äonjentrierte ©fingomttet. 281
mober bie fanre ©efdjaffentyeit gu nehmen, ist l>of)em ®rabe beroäljrten, roffljrenb
fte fetbft auf baS iippigfte fid) entroicfetten, unmittelbar nacfj iljnen ber ©eigen
unb fößeßlidj auti) ftlee unb Kutane mit bem beften grfotge angebaut
iBerben tonnten.
derartige reine fjanbefsroirtfdjaften, tote fie foeben erroafjnt roorben finb,
lönnen begreiflicher Seife nur gang oeretngeft befielen; fie änbern nidjts an
ber Stotroenbigfeit, im gangen unb großen faft überaß bie SSielfgttcijt ober
SBielföafomg gleichzeitig mit bem 9Werbau gu betreiben unb baburc^ in bem
probierten ©taömift baS £auptmittet jur (Erhaltung einer ben 2lnbau lohnen*
ben Srudjtbarfett beS SobenS gu gemimten. 2tber jene Sßirtfdjaften finb gfeidj*
tüof)I Don großem 3ntereffe, toeit fie bie Sftittel anbeut en, burd> meldte man
ben ©taömift nidjt aüein erfefcen, fonbem audj oermeljren, in feiner Estrifam*
feit oerbeffern unb fomit bie allgemeine Dfingernot roefentlidj oermmbem fann.
hierbei ift aber gunädjft bie roidjtige grage gu erörtern, meiere ©toffe es finb,
bie oorgugsroeife in Setradjt fommen, roenigftenS bei ber in unferem Äßma
überall oorljerrfdjenben ©etriebsroeife ber ßanbwirtfdjaft, wenn alfo ber fetbft*
probugierte ©tattmift burdjaus als $auptbünger gelten xtta% unb es nur barauf
attfommt, neben bem ©tattmift nodj anbere paffenbe SRittet gur
weiteren Steigerung unb ©idjerung ber Ernteerträge angumenben.
Der unter bem ©nffoß einer intenftoen ÜRaftfütterung probugierte <S>ioü?
mtft äußert eine befonberS günftige Sßirfung auf We SBegetation, ebenfo ein
Äompoftbünger, meiern allerlei tierifdje (Stoffe in reid)tid)er Stenge gugefefct
morben finb. SSenn man einen folgen fräftig toirtenben Dünger ber <$emifd>en
Unterfudjung unterwirft, fo pnbet man barin bebeutenb me^r ©tidftoff, $fjoS*
pljorfffure unb Äati, ats in einem gewöhnlichen ©taömift ober ftompoftbünger,
tnctyrenb aöe anberen ©eftanbteite projentif^ eljer in geringerer als in größerer
SRenge oorljanben finb. ÜÄan wirb alfo fdjon Ijiernad) bie genannten brei
(Stoffe als oorgugStoeife roidjtig für bie ßrnäljrttng unb baS üppige ©ebenen
ber Äulturpffongen anfef)en bürfen, unb bie tanbrotrtfäaftlidje Sebeutung ber«
fetben roirb aud> burdj weitere £ljatfad>en unb ^Betrachtungen ooöfommen beftätigt.
©elanntlidj enthalten bie gewöhnlichen aus ber Sßhrtfdjaft öerfauften $ro*
bulte beS §etbbaueS unb ber $iefföa(tung üiet ^IjoSpljorfäure, bie fötaler
ber ßerealien g. ». in 1000 $fb. öon 6,5 *is 9,0 $fb., bie #ütfenfrüd)te
8,5 bis 12,5 $fb., bie ©amen oon Sein unb 9tapS 13,5 bis 16,5 $fb., unb
bei ber äÄitdjprobuftion, fotoie bei ber Äufgudjt ber SEiere mirb Ijäufig £ MS £
ber gefamten mit bem Butter aufgenommenen $l)oSpf)orfäure aus ber Sßirt*
fc^aft entfernt Dies mac$t im Saufe einer Steige oon Sauren feljr triet aus
unb es muffen fdjon ungeroöljntidj große unb fruchtbare SSMefenflädjen oorljanben
fein, metf^e feine Düngung mit ©taömift ermatten unb bebürfen, um für biefen
SSertuft an einem fo mistigen ^ffongennffljrftoff bem Stcferboben einigermaßen
genügenben firfafe gu bieten. 3roar finbet man in iebem Sutturboben me^r
282 Vorbereitung be$ 2Uferboben$ jur Sfafnafcnte ber (Saaten.
ober weniger $l>o$pl)orfäure unb oft beträgt bie abfotute SKenge berfelben, auf
bie fttädje eine« 2ßorgen« unb für bie liefe oon nur einem gu§ berechnet,
2000 bis gu 4000 <ßfb. aber abgefeljen baoon, bafc bie ^o^orfäure tridjt
feiten in bebeutenb geringerer SDlenge gugegen ift, mu{? man auti) beachten, baft
biefetbe in feljr fefter SJerbtnbwtg, namentlich mit <£ifeuo$b unb iEljonerbe jxdj
befinbet unb baljer nur fdjmierig in ber Sobenfeud&tigteit fid) aupft, oon ben
rafdj wadjfenben ^flangen in genägenber SKenge aufgenommen werben famu
Die Söfung unb Slufnaljme ber Pjotyljorfäure wirb freiließ erleichtert, memt
ber ©oben reidj ift an fruchtbarem, rafc^ oerwefenbem £umu«; aber felbft in
biefem galle ift bie erftere gegenüber Don anbereu notmenbigen ^flangennäljr*
ftoffen gang gewöljnlidj int SDWnimum oorljanben, fo ba§ fdjon bie einfeitige
3ufu^r berfelben oft einen auffallenb günftigen Sinffafe auf bie Oeftaltung ber
(Smten ausübt. 9iamentlid(j jinb es bie Sörnerfrüdijte, alfo bie micijtigften ber
Äulturpflangen, aufcerbem aber audj bie Sßurgelgemädjfe, oon melden man im
Durdjfdjnitt ber bei uns Porljerrfd&enben ©obenoerljältniffe, infolge einer oer*
mehrten Bufuljr ber $f)o$ptjorfäure nadj Duantität unb Qualität Ijöljere unb
toljnenbere ffirträge gu ergielen oermag.
öegüglidj ber lanbmirtfd&aftlidljen ©ebeutung bes ©ticfftoffeS im Dünger
gelangt man gu feljr oerfd&iebenen 2fafWjten, je nacij ben SSer^ältuiffen unb
©eftöjtspunften, oon melden man bei ber ffletrad&tung ausgebt. SSon bem in
ben Ernten enthaltenen ©tidfftoff geljt gang gewitynlidl) eine beträchtliche SWenge
für bie betreffenbe Xöirtfdjaft uerloren, teils burd) bie ausfuhr ber auf ben
äßarft gebrachten ^robufte, teils audf), inbem ber probierte ©taümift auf ber
Düngerftätte angefammelt mirb unb t)ter begüglid) feiner organifdjen ©ubftanj
eine meljr ober weniger burd&greifenbe 3erfefeung erleibet, ober inbem bie ge*
bilbete 3audf>epfjtgfett nidf>t oollftänbig bem Slcfer wieber gu gute foutmt*
SlnbererfeitS ift ungmeifelljaft, ba& bei ber Äultur ber ^flangen für bie ©tict*
ftoffnaljrung audj bie unerfdfjöpflidje Ouelle ber atmofol)ärifd}en Suft in Slnfpru^
genommen mirb; namentlich geben bie im grünen unb faftigen 3uftanbe ge*
ernteten gutterppngen, unb unter biefen ganj befonberS bie fleeartigen ®eroädf>fe
bireft ober inbtreft Slnlafc gu ber Slnfammlung einer großen SDiaffe oon orga*
nifdjer, ftidtftoffljaftiger nnb tetdjtoermeStidjer ©ubftang in ber oberften Stoben*
fdfjtdjt beS SlcferlanbeS. SBo baljer bie oorljanbenen 3Ser^ättniffe einen auSge*
bebten 2lnbau ber ermähnten Sutterppngen geftatten unb oertangen, ba brauet
man uidjt ängftlidj beforgt gu fein für einen weiteren (Srfafc ober eine oer*
mehrte 3nfu(F paffenber ©tidftoffoerbinbungen, unb gwar um fo weniger, wenn
audf) ber ©oben an jid) fdjou reidf) ift an fruchtbarem §umus. Slber bie« finb
SJerljättmffe, meldfje nid^t überall gutreffen, unb augerbem fte^t immer nod^ in
örage, ob man nid^t rafd^er unb uorteil^after bie relatio Ijödtften ßrnten burd^
eine (Sjtra^ufu^r oon ©tirfftoff ergielt, atö burd^ ben audgebe^nten Sutterbau.
Die« ift in ber £ljat fe^r häufig ber 5aö, wenn man eine meljr freie SBirfc*
ftongentriertc Düngemittel 283
fc^aft ju führen roünfdjt, unb namentlich förnertragenbe Halmfrüchte, aud) 9tap$,
Sein unb anbete roertootle $anbel*pflangen in möglidjft groger 9fo*beljnung
miaut Derartige fangen verlangen erfal)rung$mä&ig gu intern üppigen ©e*
beiden Diel ©tidftoffhaljrttng im ©oben, unb geben bemfelben bagegen oft in
i()ven gur Dfingerprobuftion bienenben Seilen unb Stbfällen nur roenig gurüd,
fie erfd)öpfen baljer ben ©oben rafdf> an roirffamem ©tidftoff. Senn bie
^flangen in ber Umgebung if>rer Sßurgeln oiel aufneljmbare ©tidtftoffnaljrttng
oorfinben, fo finb fie audj gu einer reiflicheren SiroeifMlbung unb bannt über*
Ijaupt ju einer mögltdtft üppigen Sntrowf etung geneigt ; in biefem fjaöe gelangen
aud> erft bte übrigen 9täl)rftoffe, in*befonbere bie oortyanbenen ^oSpljate gur
DöUtgen ©irfung. 6* ift gerbet feineSroeg* ba* äfoftöfungsoermögen, roeldje*
bie ämmoniaf* unb falpeterfauren ©alge g. ©. für ben pl)o*pljorfauren Äatf
bejtfcen, allein maßgebend tote roh: au* ben föefuüaten gal)trei<f>er ©egetation**
oerfudje erfeljen, meiere in aufgeglühtem, alfo ftiefftoffreiem ©oben, in fünft*
lidjen ©obenmifd&ungen unb namentlich in roäfferigen Söfungen ber $täl)rftoffe
ausgeführt roorben finb. Ol)ne aufne^mbaren unb affxmilierbaren ©tufftoff in
ber Umgebung ber Sßurgeln erhält man in folgen ©erfud>en, gunädjft bei ber
&u(tur oon Halmfrüchten, ftet* nur roingig Heine unb in allen iljren Seilen
bürftig entroicfelte ^flangen, aud^ roenn alle fonftigen 9iäl)rftoffe in reicfylidj ge*
nügenber äßenge unb in einem leicht aufne|mbaren 3uftanbe jwjefltft finb^
roäljrenb bie altmä&lidj gefteigerte 3^fu^r Don paffeuben ©tidftoffoerbinbungen
bi* ju einer geroiffen ©renge ein immer üppigere* $Bad>$tum bewirft, unter
Umftänben einen Ijunbert*, felbft taufenbfältigen Ertrag an Äörnern ermöglicht,
©ei ber lanbroirtfd>aftficf)en Äultur ift oon ber Sfaroenbung ftiefftoffreic^er
Düngemittel ein befonber* günftiger (Srfotg gu erroarten, roenn ber betreffenbe
©oben arm ift an leid)toerroe3tid)er JpumuSfubftang unb babei eine giemlidj
lodere unb burdfjlaffenbe ©efd>affenl)eit Ijat; unter folgen ©erljältniffen ift bie
SSBirfung ber ^o^p^ate nur bei gleidjgeitiger 3uWr wm ©ttdftoff l)inreicijent>
gefiebert. äfodj tyat man beobachtet, ba§ in einem gemäßigten unb folteren
Slima bie birette ©ereidfjerung be* ©oben* an ©tüfftoff burdf) ben ÜDünger
notroenbiger ift, als in roärmeren Sänbem, um bie relatio Ijödftften firoten gu
ergieten. 3ebenfaH* f)aben roir Urfadje genug, bem ©ttdtftoff unfere gange
Sfafmerffamfeit gu roibmen, unb benfelben al* einen in lanbroirtfd)aftlid>er £in*
ftc^t fe!jr roidjtigen ©eftanbteil be* Dünger« angufe^en.
hieben ber *ßljo$pf)orfänre unb bem ©tiefftoff tommt fyier britten* nod)
ba* Sali in ©etradjt ©efemntlid) ift ba* Sali für bie üppige SfoSbtlbung
ber ^flangen oft in fefjr großer ÜRenge erforberttdj; mit einer reid&lidjen töübetu»
ernte entgieljt man baoon bem ©oben bis gu 150 $fb. pro borgen, mit
Äartoffeln unb bem Slee etroa 100 $fb. ic ®teid>rool)l l>at ba* Äali im
allgemeinen leine fo Ijolje tanbroirtfdjaftlid&e ©ebeutung, als bie $l)o*pl)orf8ure
unb felbft ber ©tiefftoff; eine oermeljrte unb birefte 3ufutjr oon Sali, neben
284 $or6erettung be$ Äderbobett« jur Aufnahme bcr ©oaten.
t>em im geroötytrftdjen ©taKmift enthaltenen, äufcert im £)urdjfdjnitt ber oor*
Ijanbenen SBer^ältmffe leine fo fixere unb loljnenbe ©irtung; SfodnaJjmen
werben freiließ bebingt g. 39. baburdj, bafj Dielleidjt eine feljr beträchtliche 8lu$*
ful)r Don ben fafireidjen &ndtmibm, Kartoffeln :c. ftattfinbet, oljne baß man
hierfür burdj ben Stnfauf Don ben betreffenben gabrtfabfätten beut ätöter einen
genügenben Ghrfafc barbietet, ©an} geroöljnlid) aber ift in ben au$ ber Äöirt*
fdjaft Derlauften $robuften Don gelb unb (Stall oerljältntemäjHg nid>t Diel
Kali enthalten; bie weitaus größere SDtatge btefeä ©toffeS leljrt mit bem pro*
bugierten ©taümift in ben SWerboben jitrücf unb e$ fhtbet in bem (enteren
fogar fetyr häufig abfolnt unb relatio fortroäljrenb eine Sfofammfung ftatt Don
nrirffamem Kali. £)ie* ift ber ftati, mentt bie Erträge Don auGgebeljnten unb
fruchtbaren Sßtefen in ber eigenen Sßirtfc^aft gur SBerfütterung gelangen, beren
j>flangenernäf)rettbe ffleftanbteile alfo, gang befonber* Aber ba$ Kali, faft Doli*
ftfinbtg in ben probugierten ©taltmtft übergeben, unb roenn ber (entere aus*
fdjtiejjtidj auf bem Stöerlanbe, nid)t aud> auf ben SBiefen Hnroenbung ftnbet.
9iod> meljr rotrb ba* Kali in ber oberften öobenföidjt fongentriert bei bem
Anbau ber tiefrourgetnben Kleearten, überhaupt bei auägebeljntem gutterbau;
bas Don ben betreffenben ^fangen großenteils aus bem Untergrunb aufge*
nommene Kali rotrb teils burdj bie Srnterüdftäube in ber Stcferfrume ange*
fammelt, teils ber teueren burdj ben reidjltd) probugierten ©taümift gugefüljrt,
unb bringt nur (angfain roieber bis in ben Untergrunb Ijinab. 9tuf bie 3uf^r
Don Kofi burdj bie äfd>e ber in ber 2Btrtfc$aft Derbraudjten Brennmaterialien,
foroie auf allerlei fonftige Don cax$m tyerbeigefdjaffte falfljattige abfalle ift Diel«
leicht fein großes (Seroidjt gu legen, dagegen muß ermähnt roerben, baß in
jebem ©oben ein groger töeidjtmn Don Kali oorljanben ift, pro SDtorgen bis
ju 1 gu£ liefe oft 10,000 bis 20,000 $fb. unb barfiber; atlerbingS ift WefeS
Kali gum roettauS größten Seile feljr feft gebunben, aber ber SBerroitterungS*
progeg, melier namentlich in ber oberften Stobenfdjidjt fortroäljrenb feine
Stjätigfeit äußert, roirft l)auptfä<$ßdj gerfefeenb auf bie falttjaltigen 2»ineraßen
unb eS roirb aus ben leiteten ungroeifefyaft atticüjrßdj eine größere ober ge*
ringere Stenge Don Kali gleidjfam frei unb ben fangen gugängtid). Sitte
bie angebeuteten SDtomente erttäreu es, bog gerabe in ber oberften $obenfdp$t,
in ber eigentlichen SWerfeume, oft oer^ältniSuiäßig Diel für bie (Srnäljrung ber
fangen fofort DerroenbbareS Kati ftd) anfammelt. £tofcbeut barf ber Sanb*
roirt baS Kali md)t etraa uuberücfftdjttgt l äffen; eS tonnen mancherlei Soben*
unb Kulturoer^ältniffe Dorlommen, unter melden aud) bie Sftra^ufu^r Don
biefem ^ftetjeiraffljrftoff eine feljr lolptenbe SSttrlung auf bie SBegetatiou ausübt,
unb es muffen überall nadj oerfdjiebenen Stiftungen fyin SDüngungSDerfudje
angeftettt roerben mit ben Kalifalgen, meiere befanntlid) iefet m großen SWaffeu
unb gu oerfjältniSmäfcig bittigen greifen Don ©tafefurt au« ht ben §anbel ge*
bracht roerben. £)aS Kali bewirft gang befonberS eine üppigere Gntrotcfelung
i ftmaentrierte 3>ftngemhteL 285
ber ^ffonjen in ©tatt unb ©tengel, roctyretib bie Sörnerbilbung baburdj roeniger
begünftigt roirb; e* fann baljer oft eine uermefpte 3uful)r Don paffenben Sali*
faljen bei bem Anbau ber ©rfinfutterarten gur (Srljöljttng ber (Srträge fefjr
roefentlidj beitragen, roenn aud> ade fonftigen Sulturpflanjen bie ju iljrer ooft*
fommenen ßntroidtelung nötige Saltmenge im ©oben oorftnben. Sfaft nod> meijr
Derbient ba« Saß ©eadjtung als ©eftanbteil eines guten SBiefenbfingert,
namentlich roenn es fuf> um bie Düngung t>on folgen liefen Ijanbelt, meiere
bei jiemfidj trodener unb burd>taffenber ©efdjaffenljeit be$ ©obenä triebt etroa
ber ©eroäfferung ober jeitroeifen Überfdjroemrnungen unb Überftauungen untere
liegen; befonber« roidjtig femer ift bie Salibüngung in neuefter 3«* fto ^e
Sultur be$ ÜKoorbobenS geworben unb ebenfo t)at auf allen faubigen, audj
feljr falfreidjen, überhaupt faliarmen ©obenarten, roenn nur bie nötige fteudjtig*
feit oorljanben ift, bie Düngung mit Saltfaljen für ben loljnenben ätobau aller
Kulturpflanzen eine große ©ebeutuug erlangt. £)ie« ift uatfirtidj in befonber*
Ijoljem ®rabe ber gall, roenn bie ^adercäbtti in großer SfoGbeljnung angebaut
unb cot bie 3ucferfabrifen maffen^aft oerfauft roerben; nur feiten feljrt atebann
eine entfored>enbe SDtoige oon Sali in bie Sßtrtföaft jurttä, ba bie dtüben*
melaffe meiften* anberSroo auf SptrttnS, ©djlänqjefoljte jc verarbeitet rotrb
unb bie etroa eingeführten unb ate Futtermittel oerroenbeten Preßlinge nur
roentg Sali enthalten. Sreiltdj ift ber SSiebererfafe bed Sali unb bie toljnenbe
©ermeljruug bleiben im ©oben ntdjt immer eine leiste @ad>e; e$ bebarf
Ijterju oft ber forgfätttgften (Srroägung aller ©erl)öttnif[e unb öielfad) mobi*
ftjierter £>üngung$oerfud>e, um namentlich bei Sforoenbung ber ©taßfurter
©üngefalge mit ben relatio gertngften Soften bie größte ©trfung Ijeroorjubringen.
3n einer reinen äcferrotrtfc^aft, meiere oljne ade ©etyfilfe oon ftttnbigen
SBiefen unb ffietben betrieben rotrb, alfo bejüglidj ber ©tafimtftprobuftum ans*
fd&ließlidj auf bie eigenen Srjeugniffe angeroiefen ift, mxft ber ©oben burdj bie
Sultur notroenbtg öerarmen unb früher ober fpäter eine Grfdjöpfung beweiben
in ben (Ernteerträgen fid> bemerfbar machen, föne fotö>e fidjtbare ©rf<$öj>fung
rotrb freilief) bei urforüngfid) großem fteid)tum be« ©oben« an ^flanjenuffljr*
ftoffen öieüeidjt fe^r tangfam eintreten unb tarnt and) unter aUen Umftänben
burdj einen geeigneten Sffiedjfel im Sfabau ber Suüurpftanjen beträdjtlidj m*
jögert roerben, baburdj nämlidj, baß man abroedjfelnb ben Ober« unb Unter*
grunb, überhaupt eine mögtidtft mädjttge ®d>id)t be« ©oben* für bie (Sroäljrung
ber $flanjen in Slnfimid) nimmt aber nur fel)r feiten rotrb bem ©oben für
bie ü)in mit ben (Ernten entzogene, alfo leidet aufneljmbare unb tyätige <ßflan$en*
naljrung, foroeit biefelbe butdj ben ©erfauf oon tanbrotrtfdjaftlidjen *ßrobuften
ber SBirtf^aft oerloren ge^t, ein ooUfommen genügenber @rfa^ geboten fein
burd) bie fortbauernbe I^ätigleft be£ »erroiüerungö^ unb 95erroefungöprojeffe^,
foroie burrfj eine etroaige Slnfammlung oon „atmofp^ärtfe^en" $flan}ennä^rftoffen
(So^lenftoff* unb ©tirfftoffnal)rung) in ber 3Werfmme. !J)er umfi^tige 8anb*
286 Vorbereitung be« Sfcferboben* gur aufnähme ber ©aotcn.
ttrirt mufe üietmeljr bei Reiten beftrebt fein, au« anberweitigen Quellen ben
nötigen ßrfafc f)erbeigufd(jaffen, abgefeljen baoou, bafe e$ fidj gang gewöljntid)
bei einer mögtidjft intenfwen Äultur nidjt allein um einen oollfommenen, fonbern
um einen äberreicijlidjen (Srfafe Ijanbelt, um eine Anhäufung oon tljätiger
^ftanjennafynmg im ©oben, bamtt auf tiefe Sßeife bauentb bie relatto työdjften
unb loljnenbften (Sroten ergielt werben formen. £u biefem 3roedte fielen bem
Sanbwirt ^auptfäc^Iic^ breierlei SÄtttel gu ©ebote, wetöje jebe6 für fidj unb oiel*
fad} au<$ gleichzeitig mit einanbet Slnwenbung finben, näutlidj bie 53ei^ütfe
oon ftänbigen Sßiefen, ber Slnfauf Don Äraftfuttermitteln unb bie rationelle
iBenufcung ber fongentrierten £anbetebfinger.
Sbti reidfjlitijem SBerfauf Don allerlei @rnte* unb SieljgudjtSprobutten tann
man nadfj üorliegenber ffleredfjnung annehmen, ba§ bamit unter Ijciufig oorfommen*
ben SSer^ältniffen ber SBirtfdjaft pro äRorgen be« pffoggängtgen 8anbe$ iäljrlidj
etwa 4 <ßfb. ©tidfftoff, 2j $fb. Äali unb 4 $fb. $l)o$flIjorfäure entjogen
werben- gär biefe SBertufte ergiebt fWj ein ffirfafc, wenn bei bem betreffenben
Q&utt aud^ foldje JBtefen oortyanben finb, weldje uidfjt bireft mit ©taltmift
ober Sauere gebüngt werben, bereu Erträge aber üollftänbig jur ©erfütterung
gelangen unb aföbann mit tljren pflangennä&renben JBeftanbteilen größtenteils
bem 2Werlanbe gu gute fommen. Siefern g. SJ. bie SBiefen pro 3<rijr unb
äBorgeu einen burdtfdjnittlicijen Ertrag oon 2000 $fb. £>eu unb ©rummet,
fo finb barin ungefähr 31 $fb. ©ttdftoff, 32 $fb. Mi unb 8| $fb. ^oS*
ptyorfäure enthalten. Sin einziger borgen SBiefeu genfigt alfo Ijieroadj, um
faft 13 borgen SldCerlaub ba$ bemfelben mit ben oerlauften ^robuften ent*
gogene Sali uottftänbig gu erfefcen, roäljrenb biefetbe SBiefenftäd^e nur retd>ßd>
2 borgen 2Wer für bie aufgeführte $I)o$pl)orfättre einen ansreidjenben ßrfafc
flewäljrt (Sin weitere* wichtiges SWittet, um bem ©oben feine SSerlufte gu er«
fefeen ober überhaupt feine $robuttion$fäl)igfett gu erfreu, befifet jeber 8anb*
wirt in bem änfauf uon foldjen Sutterutitteln, welche fdfjon in ber SDftldj*
probultion ober bei ber Haftung unb Slufgudjt ber SEiere jidfj gut oerwerten
unb bereu pffangeratctyrenbe ©eftanbteite, als ein wertooller unb gugteidj faft
foftenlofer 3ufd)uf?, großenteils in ben probugierten ©talfmift übergeben. (5$
fommen hierbei fyauptfäd&ttd) biejenigen Futtermittel in ©etradfjt, weldje befonber*
reidfj finb an ©tidftoff unb gugleidj audj beträchtliche Mengen oon 'pljotyljor*
fäure enthalten, wie bie Alexen, Ölfudfjen, äWalgfeime unb Jöierträber. 3u
ber «oggenfleie g. SS. finbet man bur^nittüd^ 2,3 ° @ti(fftoff, 1,9 § ®aii
unb 3,4 ^ ^o^^orfäure, in ben 9lap$fu$en oon biefen breierlei 39eftanb*
teüen begie^ungsweife 5,1/ 1.3 unb 2,0 §, in ben 2»a(gfeimen 3,7, 2,1 unb
1,8 o- Sin eingiger 3^^er Strien ober 2 Rentner Ölhid^en unb äßalgfeime
(iefern aljo ber ©irtf^aft faft fome( ^oSp^orjäure atö bur^fd^nittli^ bei
reid)(idf)em SSerfauf oon lanbwirtfd^afttid^en $robuften unb bei SluSfd^tuß aller
©iefen ber gläd^e eine« SÄorgen« 2Werlanb iö^rlid^ entgogen wirb.
Äonjentrierte SHtagemittet. 287
äßiefenerträge unb Äraftfutterarten wirfen inbireft gur Kräftigung be$
tmrdj bie Kultur erfdjöpften 3Werboben$, inbem fie gunädjft auf bie Quantität
unb Dualität be$ probugierten ©tallmifteS einen günftigen ©nflufj äußern,
©n brittcd unb im intenftoen betrieb be« 2lcferbaue$ gegenwärtig unentbeljr*
lidjeS SÄittel bient bireft baju, bem Stcfcr einen oolffommenen ober fiberreidj*
liefen ßrrfafe an ttjätiger *ßffongemtaljrung gu gewäljren unb beftetyt in ber
rationellen Huwenbung ber oerfdjiebenen Jpanbetä* ober Sunftbünger. <S$ ift
biefeS SKittel um fo wertvoller, als man babei bie Art unb SÄenge ber bem
©oben gugefütyrteu ^flangennätjrftoffe genau fontroüieren unb biefe einem ieben
gelbe ober einer beftimmten ßulturpflange gang nad> Sebarf unb entfpredjenb
bem jebeSmaßgen 3wecf ^& älnbaueä guteilen lann.
JBefanntlidj fjaben bie fongentrierten Düngemittel feit einigen De*
gennien in oerfdjiebenen ^rooingen Deutfd>tanb$ eine ungeahnt rafdje unb groß*
artige Verbreitung gefunben. @$ Ijaben Ijiergu gewiß, neben ber eigenen Sr*
faljrung ber Sanbwirte, aud) bie faft überaß errichteten agrifulturdjemifdjen
2Jerfud)$ftationen beigetragen, inbem fie nadj aßen Seiten Ijin Slufflärung Der*
breiteten, etwa fyerrfctyenbe Vorurteile wiberlegten unb namentlich über ben
gangen Düngerljanbel eine fdjarfe Kontrolle ausübten. Die« mußte ba$ 35er*
trauen ber 8anbwirte gu ber ®üte unb Grdjtljeit ber betreffenben ADüngemittel
erl)öl)en unb anbererfeitä bie ftabrifanten oeranlaffen, bie Sßetljoben gur 93er*
arbeitung ber Rohmaterialien gu oerbeffern unb preiswürbige SBaaren unter
voller ©arantie be$ ©eljalts in ben Raubet gu liefern.
Da« Änod&enmeljt unb ber *ißeru*@uano finb biejenigen fongentrierten
Düngemittel, wetdje juerft in bie beutfdje Sanbwirtfctyaft ßingang fanben; fie
gehören audj jefct nodj gu ben widjtigfteu aRateriafien, unter bereu JBetyitfe
*nan bie SrtragSfäljigfeit be$ fflobenä gu ftetgem oermag. 2Bäl)renb aber ba«
Änodjenmeljt früher in einem feljr grobfolitterigen 3uftanbe auSgeftreut mürbe,
wirb baäfelbe jefct faft überall Dörfer gebämpft unb gu einem faft ftaubartigen
2Äei>l gerrieben. @$ ift bie« ein bebeutenber ftortfdjritt, meiner bie günftige
SBirfung auf bie Vegetation wefentlidj fidjert unb e« ermöglicht, biefe« Dünge*
mittel in ber furgen £eit twn 2 bi$ 3 Sauren relatto oollftänbig auSgunufcen,
alfo mit einer geringeren Quantität größere Srfolge gu ergieten. 3n nocfi
größeren 2Raffen als ba« gebämpfte $nod>enme!)l werben gegenwärtig bie
©uperpljospljate in ber Sanbwirtfdjaft oerwenbet, namentlich in ben ©egenben,
wo ein feljr auSgebeljnter Rübenbau ftattfinbet, g. 39. in ber *ßroöing Saufen.
•Se intenftoer ber 8lcf erbau betrieben wirb, befto meljr ift man beftrebt, fefyr
rafdj wirlenbe ©eibünger, wetdje fdjon in einem eingigen 3aljre bie Slnfaufö*
loften burdj bie bewirften äße^rerträge reic^lic^ oergüten, in änwenbung gu
bringen. Sluc^ ber $eru*©uano wirb mittelft ©t^wefelfäure aufgefdjloffen,
m welkem 3«ftanbe er gegenwärtig neben etwa 7 ^Jrogent Sticfftoff 9 bi«
10 ^Jrogent in Sßaffer auflö^lic^e ^o«v^orfäure enthält. DiefeS Präparat
288 Vorbereitung bes tfoferbobens gut aufnähme ber Maaten.
fanb rafcij 8faflang unb Verbreitung, roeil barin ein fonftanter ©efyalt garatu*
tiert mürbe unb ba*felbe augerbem bei ferner fetnpufoerigen Äefcljaffenljeit über
eine beliebig groge Sldferflädje ganj gletd&mägig »erteilt werben tonnte. 3tt
neuefter 3eit tft man an Dielen Orten nrieber gu ber Sfoweubung be* rollen
$eru*©uano gurüdfgefeljrt, feitbem aud) biefer gang rein unb al* gletdjmägig
feine« <ßufoer in ben $anbe( geliefert roirb. 2Kau l>at barin bei gleichem
greife pr. 3entner eine größere SDienge oon »irffamer ^ßljoöpljorfättre, al* int
aufgefd&loffenen <ßeru*®uano.
(Sine groge SJiaffe oon ©uperpI)o*pljat (be* mit ©djroefelfänre auf*
gefdjloffenen pl)o*pl)orfattren üalirt) gewinnt man au* ber für bie 3roecfe ber
3ucferfa6ri!ation unbrauchbar gemorbenen Änodfjenfoljte. X>a* gut präparierte
Shiod(jenfo{)le*®tfperpljo*pI)at enthält 14 bi* 17 ^rojent an in ©affer I9*ttd>er
$ljo*pljorfäure. 3UT ®arftellung oon uodj reichhaltigeren ©uperpl)o*pl|aten
(mit 17 bi* über 20 $rojent Itöttdjer *pi)o*pl}orfäure) benufct man namentlich
ben 39afer*©uano, üßalben*©uano, 3ttejiüone^®uano, Sftremabura*3lpattt, ju*
weiten aui) amerifanifdf>e Änodjenafd(je ic, roätyrenb ba* 9taoaffa* unb ©om*
brero*<ß!jo*pIjat, namentlich aber bte Derföiebeuen Ofteoliten, Soproliten unb
$t)o$pi)orite (9iaffauer* ober &l>u*$l>odpIjorite) oon feljr roed&felnber 3ufammen*
fefcung finb, oft audj riet fotylenfauren Äalf enthalten unb oietfacfj roegen ber
©egenroart einer größeren üßenge oon ©fenojrtjb unb tljoniger ©ubftanj bie
fd>tunme ©genfdjaft Ijaben, bag bie burd) ©d&toefelfäure tö^lic^ gemalte
$t)o6pljorfäure bei längerer Sfofberoa&rung be* Präparat* teilroeife üjre ZMify
teit in ffiaffer roieber oerliert. Die ou& reinem fialjn^ljodpljorit bargefteltteu
@uperpljo*pl)ate enthalten feiten meljr al* 8 bi* 12 «projent in SGBaffcr löslicher
<ßl)o*pI)orfäurej Jeboclj Ijat man biefe* 9Waterial in neuefter £eit aud> jur ©e*
roinnung oon einem mel)r fjod&grabigen ©uperpl)o*p!)at (mit über 20 ^rojent)
benufct, inbeut man bie fitolitlj gemalte $l)o*pljorfäure ejtrafyert unb im @e*
menge mit foratofen ©toffen ($umu**©uperpl)o*pl)at) al* ein Ijinreidpnb feine*
unb lodere* $utoer in ben Raubet bringt, auä) uadjbem man ein geeignete*
®uano*$l)o*pf)at bamit aufgefd&loffen Ijat (£)oppel*©uperpl)o*pl)at mit über
40 $rojettt rotrff auter ^o*p^orfäure). 3n ben $l)o*pljorit*©uperpl)o*plHrten
ift immer auger ber in SBaffer lö*lidjen $l>o*pl>orfäure aud) fogen. „jurücf*
gegangene" ober „bobentö*lid)e" $I)o*pl)orfäure (3 bis 4 ^ßrojent, mawfymai
nocij mef)r) üorljanben, melier man nadj ben 9tefultaten oon jaljlreid&en, oer*
gleidf>enb aufgeführten S)üngung*oerfucJ^en ebenfalls einen beträd&tlid&en £)üng*
wert beilegen mug. 3ebodj fann berfelbe im allgemeinen nid&t fo Ijod} oeran^
fc^Iagt roerben, mie berjentge, melden man ber „profitierten" ^o*p^orfäure
beilegen mug. sJtamentü^ ^at al* teuere ba* £)ifa{}iumpf)o*pl)at faft
überall ft$ uortrepd) beroafjrt, fo bag e* in feiner günftigen SBirfung auf
bie Vegetation ber in Saffer (ö*li(^en $^o*p^orfäure gleich ftd^ oer^ält, biefe
fogar unter mannen, nid^t feiten oorf ommenben Sobenoerf)äitniffen noc§ übertrifft
, ftonsentrierte ©fingemttteL 289
25iel fdjwieriger nodj at$ bcn großen SJebarf an *ißf)o$p{)orfäure ift e$, bie
9iadjfrage nadj fticfftoffreidjen, lonjentrierten Düngemitteln ju befriebigen, nnb
namentlich in tiefet £inftd(jt für ben an 3Kaffc titelt metyr genügenben nnb an
mittlerem ©tidfftoffgeljalt abueljmenben $ero*®uano ein einigermaßen auSreidjeu*
be$ (Srfafcmittel ju finben. Der ßl)ilifatyeter Ijat wegen feiner fonftigen ted)*
nifdjen SJerwenbung oft einen jiemlid(j Ijoljen, jugleid) audf> fetyr wedfjfelnben
ÜKarftprete, wirb aber gleidjwoljl in einigen (Segenben DeutfötaubS in immer
größeren Mengen für DüngungSjwecfe benufet; ba$ fdjwef elfaure Slmmoniaf,
weldfjeä als SRebenprobuft befonberä in ben ®a$fabrifen gewonnen wirb, bient
Dielfad^ jur Darftettung oon ämmoniaf*@uperpl)o$i)l)aten, ift aber fdfjwierig in
Ijinretcijenb großen Quantitäten I)erbeigufd(jaffen. ©onftige im Raubet oor*
fornmenbe ftidfftoffreidfje Düngemittel, wie norwegifd&er ftifdjguauo, Steift*
mel)l, ©lutbfinger :c. ftnb in oerljältnismäßig nod(j geringerer SDtetge oor*
l)anben nnb (eiber ift e$ bisher nur au$nal>m$roeife gelungen, au« ben maffenljaft
oorfommenben abfüllen ber großen ©täbte, namentlich an« ben menfdjlidjen
2fa$würfen, pretewürbige wb weit oerfenbbare Düngpräparate barjufteöen. 3n
nenefter 3eit iebodj finb andj in biefer 9ttd(jtung bemerfenSwerte gortfdjritte ge*
mad>t worben. Das Verlangen nadj fti<fftoffreid>en Düngemitteln wirb für
gewiffe SBerljättniffe immer ein große« bleiben, wenn audf> anbererfeits ber 53c*
barf mit einer intenftoeren nnb rationelleren Fütterung ber (anbroirtfd}aft(id}en
Sfatfctiere fid) oerminbert, fowie baburd}, baß man e$ lernt, bie natürtidjen
Duellen be$ ©tiefftoffeä, wetdf>e im ©oben nnb in ber atmofoljärifdfjen Suft
oorljanben ftnb, jum Sorteile ber lanbwirtfdfjaftlidfjen Kultur meljr 'nnb meljr
auäjunufcen.
(Sne oermeljrte 3ufuljr wh ^a^ pm ©oben ift in größerer äfasbeljnung
für bie beutfdje 8anbwirtfdf)aft erft möglich geworben, feitbem man in ben ©alj*
bergwerfen oon ©taßfurt unb Seopolbsball ungeheure Sager oon Salifaljen
anfgefnnben unb clvlQ biefen Rohmaterialien allerlei Düngpräparate bargefteöt
$at. Da« fogenannte rolje fdjwefelfaure Sali mit nur 10 — 12 ^ßrojent
Sali eignet jtdj weniger jur SSerfenbung in größere Entfernungen, atö bie retdf)*
faltigeren Präparate, j. 95. ba$ brei* unb fünffad} fonjentrierte ©atj
(mit 30 unb 50 ^rojent Äali in ber gorm oon Sljlorfalium); befonberS großen
Slbfafc Ijaben bie rolje fdjwefelfaure Sali*2ßagnefia (mit 15 — 17 ^rojent
Sali), überhaupt bie rotten ©alje gefunben, in melden ba$ Äali oorljerrfdjenb
an ©djwefeffäure gebunben ift, j. 33. ber Sainit mit 12 — 13 unb ber ®rug1t
mit 10 — 12 § Sali, wäl)renb bie reineren Präparate oon fdjwefelfaurem
Sali (trat 30 bis gu 50 ^Jroaent Sali) im Raubet öeri»ältnismäßig teurer ftnb
unb nur manchmal jum 93ermifdjen mit Ijodjgrabigen @uperpljo$pl)aten, jur
Darfteilung ber Sali*@uperpl)o$pIjate benufet werben, alle ©taßfurter Salifalje
enthalten meljr ober weniger ßfylornatrium unb fdjwefelfaure Sßagnefia
beigemifdf>t; ba« erftere fann jur befferen unb rafdjeren SSerteifung be^ Sali
Stoppt, 11. auftage. 19
290 Vorbereitung be$ SWerboben« aux Aufnahme ber @aateo.
im ©oben beitragen unb bie teuere l)äufig auü) bireft bie günftige Sßirfung
be$ Düngemittels für bie Vegetation erljctyen.
Die greife ber lanbwirtfdjaftlidj widjtigfteu ©eftanbtetle ber
fonjentrierten Düngemittel (äffen ftd> gegenwärtig pro ^fintb nadj folgenben
©äfcen beregnen. Der ©tufftoff, wenigsten* im <ßeru*©uano, fowie im ßljili*
falpeter unb in ben ämmoniaffatjen, Ijat einen Ijoljen *ßret*; man muß üjn
pro $funb meiften« mit 1 2ßarf bis fogar 1 3»art 20 $fg. begaben, iebodj
finft ber ÜKarftpreiS mand^mat bis auf 80 *ßfg. unb fettfi nodj tiefer, ©in
$fwtb ber in Sßaffer töslidjen $l)oSpl)orfäure (in ben ©uperpljoäpljaten) foftet
gegenwärtig burdjfdjnittßdj 35 <ßfg., bie im gebämpften ftuod&enmeljl enthaltene
$l>o$pl>orfäure l)ödtften$ 30 $fg., in allerlei Rohmaterialien für bie Dünger*
fabrifattou unb bie Sompoftbereitung natürlich nodj weniger. 5ür ba« Sali
werben in Deutfcfylanb, je nad) ber Entfernung oon ©taßfurt unb Je nad> ben
öerfdtfebenen, mel)r ober weniger fottjentrierten Präparaten 8 bte ju 25 $fg.
pro ^ßfunb bejaljtt
DerVerbraudj an fongentrierten Düngemitteln Ijat ht Deutfdjlanb
überaus rafdj jugenommen unb ift fdjon gegenwärtig ein fetp beträchtlicher.
Sflaä) forgfältigen Erhebungen unb ©djäfcungen betrug berfelbe im 3afpe 1882
allein int ftönigreid) Preußen beinahe 6 SDttllionen 3entner, woju nod> enorme
Quantitäten, wenigften« 2 2Mionen &tiuc. Safifalje fjhtjufommen* 3m Saljre
1883 würben oon ben ©ruben au* in ©taßfurt ic. 6,441,900 3tnr. Äaftfalje,
tyauptfädjtidj Salnit, oerfradjtet, wouon etwa bie Jpälfte nad) ben Vereinigten
Staaten oon SRorbamerifa ging, ein großer Seil aurf) im europäifdjen tluStanb,
Ijauptfädjlidj in (Großbritannien Verwenbung fanb unb ungefähr ein brittel in
Deutfdjlanb für lanbwirtfdjaftlid&e 3roede benufet würbe. Die Äatifalje finben
jefct bei und, namentlich in SRorbbeutfdjlanb, rafdje Verbreitung, feitbem man
bie fyolje ©ebeutung berfelben für gewiffe ©oben* unb Sulturoer^ältniffe Har
erfannt unb überhaupt au& ber Erfahrung unb burd) bie Srgebniffe jaljlreidjer
DfingungSüerfudje gelernt l)at, fxe richtig anjuwenben.
Sßa$ bie Verteilung ber in ber Sanbwirtfdjaft oerbraud&ten fäuflicfyen
Düngemittel auf bie oerfdjtebenen (Segenben Deutfdjlanb« betrifft, fo ift biefelbe
eine feljr ungleid>e. Obenan fteljt in biefer §injidjt bie <ßrotrinj ©adjfen mit
iljren oielen Domänen unb fonftigen großen ®ütern, mit burdjgängig günftigen
öobenuerl)ültniffen unb iljren ja()lreid>en SRübenjucferfabrifen. @S beregnete fidj
bafelbft ber Verbraudj im Saläre 1882, mit Sfosfdjtuß ber Äaßfalje, auf we*
nigften« 2 3JHltionen 3tnr., wooon je 500,000 3tnr. auf ben ßljittfatpeter
unb bie 8mmonia!*@uperpljo$pl)ate, femer etwa 400,000 3*nr. auf ben ^ßeru*
©uano (teils aufgefdjtoffen, teils rol) gemahlen), ebenfo Diel auf bie reinen
©uperpljosp&ate unb ber SReft mit 200,000 3tnr. auf Jhtodjenmetyl, gijdjguano,
Steift*, Stufe, §ornmet)l :c. lamen. 3lud) in ber töfyeinprooinj war in bem
genannten 3a^r ber Verbrauch ein großer, wo^l 1,200,000 3tnr., im ffierte
J
jtonjentrierte Düngemittel. 291
uon faft 10 ÜÄiltiouen a»arf, mooon ungefähr bie §älfte für ben <ßeru*®uano
ju rennen ift; ferner famen auf bie ^rooing ©djtefien 840,000, auf Oftpreußen
unb öranbenburg je 300,000, auf $aratooer uub ben 9tegierong$begirf Sßieäbaben
je 250,000, SBeftfaten unb Sommern ie 200,000, auf bie $rooing $ofen etroa
100,000 3tnr., auf £olftem unb ben 9fegierung*begirf ftaffel faum 50,000 3tnr.
Da außerbem bie 93ermenbung Don Äunftbfinger im ftönigreid) (Saufen
faft ebenfo groß toie in ber $rooing Saufen, unb Jefct and> in ©übbeutfdjtanb,
namentlich in 9fl)eint|effen unb Stoben feljr beträchtlich ift, fo wirb man gewiß
tm« gange iätyrlidj in Deutfdf)tanb oerbraudjte Quantum auf menigftens 10 bis
12 SRiflionen 3tnr., im ©eibroerte oietletdjt oon 80 bis 100 STOHHonen 9»arf
fdjäfcen tonnen. 3n biefem ©efamtquantum ift an $l)o«p{)orf8ttre, alfo an
einem in tanbroirtfdiafttütyer ^tnfic^t befonber* mistigen ^flangemtäljrftoffe, fo
riet enthalten, al« mit ber ^robufttou oon 100—150 9Äiüümen 3tnr. ©eigen
t>em ©oben entgogen mfarb, b. t>. rooljl meljr als gtoei brütet ber ^o^pfarftture,
meiere mit ben gur ©rnäljrung oon 40 SKitttonen Sßenfcfyen bienenben taub*
nrirtfdjaftttdjen ^robuften auf ben iDtarft gelangt Sir nähern un$ atfo immer
met)r bem &dtpmfte, too bem Sutturboben im gangen unb großen bie mit ben
Ernten entzogene $()o£pf)orfäure oottftönbig roieber erfefct rotrb. ©leidjrooljt
Wunen unb werben nodj roeit größere ÜWaffen oon fongentrierten Düngemitteln
Slmoenbung finben, benn e$ ift bie Stuf gäbe unb ba$ Streben ber rationellen
Sanbroirtfdjaft, nidjt attein bem ©oben für ba$ entgogene einen ootilommenen
dhrfafc ju bieten, fonbem überhaupt bie <2hrtrag*fätjigteit beSfelben burd> immer
weitere Sermeljrung unb rareren Umtauf ber tätigen $ftangennat)rung auf
lot)nenbe SBeife gu fteigem.
9lu$ bem oorljergeljenben ift rooljt fd>on Aar erftdjtlidj, eine roie große
Sebeutung bie fongentrierten Düngemittel für ben oortetfljaften ©etrteb be«
3Werbaue$ Ijaben. Die« wirb aber nodj beftimmter tjeroortreten, menn mir im
fotgenben bie befonberen, namentlich ©oben* unb Äultur*33erl)ättniffe näfjer be*
trauten, unter melden oon ber Sfaroenbung paffenber ©eibüngerarten ein oor«
gugäroeife günftiger grfotg für bie ©eftattung ber (Smten ju ermatten ift.
1) ©$ ift gunädjft unb roiebertjott faroorgufaben, baß bie fongentrierten
Düngemittel, mit melden man bie in lanbtotrtfdjafttidjer $infid)t rot^tigften
Ißftangennäljrftoffe, nämtic^ ^ßfa^farfäure, ©tiefftoff unb Saß, entmeber jeben
für fid> ober jroei berfetben ober alte brei gugleidj unb ftets in rafdj mirfenben
©erbinbungen bem ©oben jnfüfpt, feineSroeg* ben ©tattmift gang erfefcen unb
entbehrlich ma$en, fonbern oietmeljr ate ©eibünger neben bem $auptbünger
bienen fotten. 2Äan tyat freiließ in eingetnen hätten unter änroenbung au$*
f djtießtid) oon @uano unb ftnoc^eume^t, unb olpie alte 93ie^attung eine längere
föeilje oon Sauren gute Smten ergiett; aber bie« ift nur mögtidf) auf einem
oon 9iatur günftigen, nSrntid^ ^inrei^enb loderen, tiefgrünbigen unb ^umofen
©oben, ober menn in bemfetben öon früheren Äutturen ^er oiet fratte Sraft"
19*
292 Vorbereitung be$ SUferfcoben« jur 3fofna$me ber ©ooten.
ftdf> angefammeft Ijat ©elbft unter folgen 93erf)ättniffen fann auf bie ermähnte
Söeife für bie Dauer lein burdjau« fofytenber SWerbau betrieben werben, man
ift batb genötigt ju ber ©tattmiftroirtfd&aft jurüdfjufel)ren. Die fonjentrierten
Düngemittel foflen ben in ber SBtrtfc^oft probujierten ©tattmift nur Iräftigett
unb ergangen, b. \). e« ermögßd&en, ba§ ber leitete für eine größere gtödje
au«reidjt, ober auf berfeften Stäche l)öl)ere Sroten ju bewirten im ©tanbe ift-
©er ©tattmift übertrifft im allgemeinen bie fonjentrirten Düngemittel an
©idjerljeit ber Sßirfung, aber mit £ilfe eine« paffenben ©eibünger« lann
man unter fonft günftigen 33erf)äÜniffen ben ©oben rafd) unb auf retatio bittige
©eife ju ber l)ödf)ften (Srtrag«fäljigfeit beftimmen. @« wirb in ber $raji«
nidfjt rätöd^ fein, bie lonjentrierten Düngemittel bireft ju bem ©tattmift juju*
fefcen, um bemfetben bamit etwa bte JBefdjaffenljeit eine« oon intenfiü gefütter*
tem Sßaftolel) probujierteu Dünger« ju »erleiden, hierbei mürben bebenKidje
SSerlufte an roertootten ©eftanbteilen faum ju oermeiben fein, wenn man nidf>t
gteidjjeitig eine größere SRenge oon erbigen ©ubftanjen bem ©tattmift beimißt-
außerbem aber tyaben bie lonjentrierten Düngerarten gerabe beäljatb einen fo
Ijoljeu JBert, weil man mit beren Jpülfe für atte fpecietten 3roedfe öer
Äultur bei |eber grud&t, auf iebem gelbe unb faft ju ieber £eit, Ie na# ®c*
barf bie Vegetation rafdfj ju förbem im ©tanbe ift.
2) Sei ber Übernahme eine« burdj fd(jfedf>te ©eroirtfdjaftung herunter*
gefommenen ©Ute« finb bie lonjentrierten Düngemittel oortrepd) geeignet,
um ba« oerarmte Sldtertanb in öerl)ätori«mäjHg furjer 3eit roieber ju Ijöljeren
(Erträgen ju befähigen. Daburd) nrirb audj bie ©tattmiftprobultion gefteigert
unb man gelangt oft rafd) ju einem intenfioen feljr oorteifljafteu betrieb be«-
»dferbaue«, roetdfje« 3iet fonft burd} Sßeiberoirtfdjaft unb unter Slnroenbung
einer fogenannten fdjonenben §rud(jtfolge üietteidjt gar nid^t ober bo<§ erft na<$
einer langen Steige Don Sauren !)ätte erreicht werben tonnen.
3) 3Jiau fann bei richtiger öenufcung paffenber S9eibfingerarten rafd>
oon einer grudjtfolge in bie anbere übergeben, offne SRüdffdjtäge in
ben Srnteerträgen befttrdjten ju muffen. Überhaupt wirb man auf biefe SBeife
freier in feinen Unternehmungen unb brauet nidfjt fo ängftßd^ atte Siegeln be«
gfrudfjtroedfjfel« einju^alten, obgleich man biefelben ftet« mit in JBetradjt gießen
unb barüber Aar fein muß, in roetö>em fpejietten ftatte bie Sfo«naljme größere
Vorteile bringt, al« bie töegel. (Sine fotd&e freiere ©eroegung im Setriebe ber
ganbroirtfdjaft ift begreifüdjer Seife feljr mistig, roeim e« ftdj barum Rubelt,
bie augenblidfüdf>en Sonpmfturen rafdj ju benufcen unb namentlich im Anbau
oon allerlei $anbel«geroädf)fen ben l)öd}ftmöglid)en {Reinertrag ju geroinnen.
4) 9tid)t attein auf einem burdfj bte fiultur erfdjöpften ober oon Urformtft
Ijer armen Soben finb bie fonjentrierten Düngemittel mit Vorteil anjuroenben,
fonbem oft aud> unter Vcrljättniffen, roo reidjßdj ©tattmift probujtert wirb
unb ba« 9Ufertanb in guter Sraft ftd) beftnbet. @« bienen nämlidf) jene ©toffe
Äotiaentriertc Düngemittel. 293
uielfadf) aud) baju, um bie augenbüdffidj oorl)anbeue SKifdjung ber <ßf fangen*
näljrftoffe im Stoben ju benötigen unb ja ergangen, äftan fann häufig
burd) bic oermetyrte 3uful)r e^c^ wtjtgen 9iäfjrftoffe$, namentlid) ber $1)0$*
pljorfäure, roett l)öl)ere unb meljr gejtdjerte Srträge ergielen, inbem baburd) bie
übrigen fdjon reidfjlid) oorljanbenen SWäljrftoffe erft redjt gur X^ätigfeit gelangen
imb für bte iebeSmalige SuÜur oottftänbig attögenufct werben- $)ie$ ift gang
geroöljnlid} bei ber allgemein üblichen ©talfmiftroirtfdjaft ber Sali, roenn näm*
fidj ber Sutterbau in groger 3tu$bel)nung betrieben nrirb, unb gleidjgeitig frudfjt*
bare 9iieberung$roiefen oorfjanben finb, meldte feiner bireften £)üngung mit
©tallmift bebürfen. Sitebann fammeü ftdf) im getoötynlidjen betriebe ber 8anb*
roirtfdjaft eine groge SÄenge uon leidjtoerroeälidfjer unb fticfftoffreid)er £umu$*
fubftang im ©oben, gunädftft in ber oberften @df}id()t beSfefbeu an, unb auger*
bem nrirb bem Sldferlanbe für ba$ mit ben Ernten endogene Sali ein xoeit
reidjlidjerer grfafe geboten, ate für bie ^IjoSpfjorfäure. 6$ lägt ftdf> leicht be*
rennen, bag in ben au« ber SBirtfdjaft oerfauften hörnern unb tierifdfjen
<£rgeugniffen *ißl)o$pljor)äure unb Äati in bem 33erl)ättni$ nrie 1 : 0,6 enthalten
ftnb, ht ben Srträgen ber ©iefen bagegen burdjfdjnittlidj roie 1 : 3,8 (f. ©. 286),
Saft gang basfelbe 2$erl)ältni«, roie in bem SBiefenljeu, finbet man in bem
©rünfutter g. SO. öon föotftee (1 : 3,4), oon beffen öeftanbteilen ba« Äali
nodj oottftänbiger ate bie *ßl)o«pIjorfäure mit bem probugierten ©taömift bem
3lcfer roieber gugefüljrt nrirb, unb a(fo gunädjft in ber oberften ©obenfdjidjt,
in ber eigentlichen SWerfrome fid) anfammeln inug. Unter folgen Umftönben
fann im Stöerlanbe feljr oft ein £uftanb ftdj Ijeranbilben, bei roetdjem bie
Äulturpflangen in Staut unb ©lättern auf ba$ üppigfte fi$ entnridteln, aber
leidet Sagerfrudjt entftefjt, bie oottfommene ätosbiflmng ber Äörner bei ben
(Setreibearten, unb felbft bie ßnollen* unb SRübenbißrong bei ben SButgetgeroödtfen
wefentlidj ge^inbert ift. §ier nrirb eine oerme^rte 3^)* bon ^Ijospljorfäure
in ber gorm namentlidj uon ©uj>erpl)o$pl)ateu gang am $lafee fein; man ftellt
<baburd> ein richtigerem SDttfdjungSüerljältnte begüglidj ber tätigen ^ffongen*
ualjrung im ©oben nrieber l)er, unb ermöglicht e$, bag bie Sultutpffongen
ttad) allen Stiftungen Ijin Doflfommen fid) auäbitben unb bie relatit) fjöc^ftett
unb lotynenbften (Sraten liefern, ©elbft bie ©rünfutterarten roerben baburdj,
roenn and) nidjt an Srntegenridjt, fo botf) in ber Dualität, an 9iä^rfraft gewinnen.
5) ®ne gang äfynlidfje Sefd^affen^eit, mie foeben ate ftofge ber ©etoirt^
f^aftung^meife angebeutet mürbe, fann ber ©oben and) in feinem natürlichen
unb urfprünglid^en 3uftanbe ^aben. ÜDae 9teulanb, meldte« naef) oieljä^riger
JBenu^ung bed iöobenö jum SBalbbau ober ate SBeibe unb SßJtefe umgebrochen
unb in Kultur genommen mirb, enthält meiften« oiel unb oft ftidftoffreid^en
^)umu«, bagegen oerl)ältni$mäfig wenig für bie ^Jflangen aufne^mbare ^o«^
p^orfäure unb bei größerem §uuiu6gel)QÜ and) wenig Sali (58 ift mistig gu
beachten, bag ©uperp^o^p^ate unb Salifalge auf 9leulanb ^äufxg eine befonber«
294 Vorbereitung be* Merboben« jur gufnafjme ber ©aaten.
gfinftige SBirfung äufcern unb bie fd&on reid&ßifj oorljanbene ©tidftoffna^runjj
crft rec^t gur STljätigfeit gelangen laffcn. Daffelbe gilt oon bcm eigentlichen
£orf* unb Moorboben, bei meinem freiließ audf) bie Meliorationen mittelft
©aub, Satf, Mergel *c ttic^t ju oernadjlSfjtgen ftob, unb namentfidj für ben
Sttjug ber ftodfenben 9täffe au« bem Untergtunbe geforgt fein mufc.
6) Der milbe, tiefgrünbige unb burdjtaffenbe 8el)mboben oon mittlerer
p^ftfaltfc^er Seftfjaffenfjeü unb mit einem mittleren £umu$gel)att ift oorjugS*
weife geeignet für einen intenftoen ^Betrieb be* Scferbaue* unb fo aud> für bie
oorteifljafte Slnroenbung größerer Mengen oon fonjentrierten 'Düngemitteln.
Sebodj jtnb bie testeten ebenfalte auf meljr fanbigen, alfo (eisten ©oben*
arten, oon feljr gfinftiger ©irfung, im gaü biefetben nur nidjt }u felp burd>
Xroden^eit (eiben; bei geringerem Jpumu6ge1)a(t fann man unter folgen 83er*
fyältniffen bie Srträge oft auffaflenb fteigera, namentlich burd) Heine Mengen
oon ftufftoffreid&em ©eibünger, oieüeid&t unter gleidjjeitiger Sfaroenbung oon
$ljo«<)l)aten unb ftafifaljen. Sßeniger fWjer unb üorteifljaft ift bie äßirfung
biefer ÜDüngftoffe bei jäljtljomger ©efd&affentyeit be$ öobend, meun berfe(6e
alfo eine nur geringe Xptigfeit befifct unb roenig burdjlaffenb ift für bie
geudjtigfeit, 8uft unb ©firme. Überaß aber muß ber betreffenbe ©oben
gut lultiüiert unb befonber« mögltdftft frei fein oon allen Unfräutem;
fonft werben junädfjft biefe burdj ben rafdj rofrfenben Setbfinger im ©acutum
geförbert, bie ftulturpflanjen aber in iljrer Sntrotdttung geljtnbert unb ber ®e*
famterfolg ift für ben Sanbmirt e^er nachteilig als günftig, roenn e^ ftd^ um
bie (Seroinnung möglidfjft Ijoljer ÄBrnerernten Ijanbeft.
7) <E* ift fdjon oielfadj gelungen, mit $ütfe Don fonjentrierten ©finge*
mittein auf Dörfer wenig ertragfähigen Slawen bauemb §ol)e (Ernten ju
erjtelen, unb ben Sfobau oon üorjugsroeife geroinubringeuben <ßffonjen trofe un*
günftiger natürlicher 83erl)ättniffe immer mefjr auäjubeljuen. SDieS gilt aud)
oon ®ebirg$gegenben, roo alfo ein rauljrt ftlima Ijerrfdjt unb bie Vegetation**
}eit ber ftntturpflanjen eine ffirjere ift, ate in bem wärmeren gftadf)* nnb
Unterlanbe. $ier ift e* befonber* mistig, Mittel ju befifcen, mit beren §ilfe
man bie Üypigfeit ber Vegetation erljötjen unb felbft bei geringer ©tallmift*
probuftion allerlei $anbetej>ffanjen anbauen fann, welche oiel ©elb einbringen
unb außerbem oon ben nadtfolgeuben Halmfrüchten reiflichere ©raten jtdfjenu
2fof biefe Söetfe ift j. ©. in ©Rieften, in ber Oberlauft| unb namentlich im
fädftftföen (Srjgebirge feit 20 bis 30 Sauren ber lanbroirtfd&aftliclje betrieb ein
immer intenftoerer unb einträglicherer geworben, unb es werben bort unter
ungünftigen ftimatifdpn unb teilwetfe au$ öoben*Verl)ältniffen jefct häufig
(Erträge oon 9iap3 unb (Sfctretbeförnern erhielt, wie fie oon gleicher #öl)e faum
in ben beften Sagen oortommen. 3m rauheren Slima feinen aud^ bie ftidE*
ftoffreid^en Düngemittel, nenn nur ber -©oben nid>t }u fe^r an pfiffe unb
©äure leibet, befonbert günftig auf bie Vegetation einjuroirfen, wie man in
Äonjetrtriertc Düngemittel. 295
Deutfd&lanb, ebenfo audj in ©dfjottlaub gegenüber bem wärmeren (Snglanb,
meljrfadj beobachtet $at
8) SBorgttglidf) bemalten bie longentrierten Düngemittel il)ren (S&arafter
ate ©eibünger, roenn e$ fu$ barum Ijanbelt, bem äcfertanbe eine 9iac^l)ilfe
gu geben, im ftatt atfo bie Jöefürdjtung oorliegt, bafj bie oorljanbene Düngfraft
be* ©oben« nidf)t ausreißt, um eine gute (Srnte mit ©idjerfyeit ermatten gu
(äffen, ober roenn an bem ©taube ber fdjon aufgegangenen ©aaten gu be*
merfen ift, bafj jte einer 9ßad)Ijilfe bebürfen. SCuc^ bei ben ffimterljalmfrüdjten,
roenn fie burd(j „äuärointera" gelitten Ijaben nnb baljer im grüljjaljr gu Der*
ringelt fteljen ober überhaupt ein ärmliche* unb ftänfelnbeä 2Cu$feI)en I)aben,
ift eine paffenbe Überbüngnng oft oon großem Srfolge; fie werben baburd)
gu einer um fo rareren nnb reiflicheren ffleftocbmg beftimmt, fo baß balb
roiebernm bie oielfeidjt genügenb oorljanbene fflobenfraft gur oollen SBtrtung
gelangen fann. 3ur Überbüngung ber Halmfrüchte fxnb ftidfftoffreidje unb febr
rafdj roirfenbe Düngemittel oorgugäroeife geeignet, gunädjft ber £f)ilifalpeter; Heine
ÜRengen, etroa £ &tx. pro SDtorgen, roenn fie nur red)t gleichförmig über bie
gange ftlädje oerteilt unb rechtzeitig auägeftreut roerben, ftnb oft fdjon oon
überrafdfjenber SBirfung. 9tar ift es roidfjtig, baj$ bie Überbüngung nidjt gu
fpät erfolgt, fonbern möglid&ft geitig im grülftatyr oorgenommen roirb, fonft
roirft biefelbe mel)r auf ©tro^ als Sömerbilbung unb ba$ rec^tjeitige 3lu$*
reifen ber gangen ^flange ift gefäljrbet. Steige Äulturpflangen, roie ber töapS,
Sein ic. fxnb in iljrer erften 3ugenb ber ©efaljr feljr auögefefct, burdfj 3>n*
fef tenfrafj gerftört gu roerben; e$ fommt baljer aUe$ barauf an, biefe ©eroädjfe
ben iljnen broljenben ®efal)ren rafdj gu entgietjen, unb bieä roirb baburdfj er*
möglidjt, ba§ man gleidjgeitig mit ber ©aat ober turg oor berfelben einen
gleidjfam treibenben, b. ff. bie Vegetation ber jungen ^flangen befc^leunigenben
Seibünger auäftreut. SCudj bie fonft ftäftigfte Düngung mit ©taümift madjt
bei berartigen ©eroädjfen eine Keine ©eibüngung mit *ßeru*®uauo, gleifdjmeljf,
Slmmoniaf *©uperp1joSpl)at ober cfljnlidjen ©ubftangen nidfjt überflüfftg unb man
braucht hierbei um fo weniger JBebenfeu gu Ijaben, afe bie betreffenben fangen
meiften* oon fotdjer 2lrt fuib, baj$ fie felbft auf bem üppigften ©oben nidjt
leidet lagern, oietmetjr faft jebe Düngung burdj bie SReljrerträge tijrer eigenen
(Srnten, foroie berienigen ber nadftfolgenben ftrüdjte reidjtid) lohnen.
9) 3üle ftutturpffongen bebürfen freiließ gu iljrein ©ebenen qualitatto ber*
felben aufneljmbareu Sfttyrftoffe im 33 oben; aber Ijinfid&tlidj ber 2ttenge, roeldje
erforberlidj ift, Debatten fie jxclj feljr oerfdfjieben unb e$ ift eine burd) bie 6r*
falpung oielfad^ beftätigte 2^atfac^e, baß bie oermeljrte 3u^r Don einzelnen
Jiäljrftoffen, unter fonft gleiten SSer^ältniffen auf geroiffe ^Jflangen*
gattungen gunäd^ft unb oorgugäroeife günftig einroirfen. 2Wan utufc biefe«
roo^l beachten, um oon ber %troenbung ber ©eibüngerarten bie rafdjefte unb
oorteil^aftefte SQBirfung gu ergielen, unb e« ift gerabe ate ein großer ©eroinn
296 Vorbereitung be« fWerboben* jur aufnehme ber ©aaten.
für ben rationellen betrieb be« 2tdferbaue« gu bejeid&nen, ba§ man Jefct überall
im §anbel leidet jugängtidfje, gleidftfam fpejififdfj roirfenbe Düngemittel bejtfet,
burdj roetdje man ba« 2Bad|j«tum jeber Äulturpflanje, roie e« iljre Sßatur oer*
langt, ju unterftüfcen oermag. @« banbelt jidj hierbei jebod^ nnr um ganj all*
gemeine SRegeln unb idfj roitl mit bem ©efagten feine«roeg« ba« ©erfahren
einiger Düngerfabrifanteu rechtfertigen, roeldf>e ©pejialbünger für Jebe einzelne
Äutturpflanje aufbieten. @« ift oielmeljr bem Sanbroh* bringenb anjuraten,
berartige Angebote unbeachtet ju (äffen; e« berufen biefelben metften« auf Un*
fenntni« ber SBiffenfdjaft roie ber praftifdjen ©erljältniffe, ober e« ift babei ge*
rabeju auf ©etrug abgefeljen. Sebenfall« ift e« oorteifljafter, bie nrid)tigften
unb in iljrem ©eljalt garantierten Düngemittel möglidjft rein unb unoermifdjt
anjulaufen unb biefe ben oor^anbenen Kultur* unb ©oben*©er{)ättmffen ent*
fpredfjenb ju oerroenben; etwa roünfdf>en«roerte 9Kif djungen lann man leidet
felber oomeljmen. 3m allgemeinen aber roerben bei bem änbau ber £alm*
fruchte unb audj ber ©urjelgeroädfjfe, je nadj ber meljr ober weniger fyi*
mofen ©efd&affen^ett be« ©oben«, entroeber $l)o«pl)ate allein ober jufanunen
mit paffenben ©ttdfftoffoerbinbungen al« ©etbfinger bie günftigfte Sßirfung au«*
üben; für bie §ü(fenfrüdjte lommen ^ospfjate unb gleid(jjeitig Äalifalje oor*
jug«roeife in ©etrad&t unb bie ©rünfutterarten merben t)äufig burd^ alleinige
Slnroenbung oon Äalifaljen in intern 2Bad)«tum roefetttltc^ unterftüfet ©ei
bem 2tnbau ber SBurjelgeroädjfe, meldte eine befonber« grofce ÜWenge Don Salt
bem -©oben entgielpn, mufc man gleidjrooljl eine birette Düngung mit Äalifaljen
möglidftft oermeiben, roeil unter beren (Sinfluß bie Dualität biefer ftrttdjte leicht
leibet Sßenigften« ift bafür ©orge ju tragen, baß ba« ftali oorljer in ber
©reite unb £iefe be« ©oben« ftdfj gleidfjförmig verteilt, inbem man bie be*
treffenben ©alje fdfjon im #erbfte au«ftreut unb unteradfert, ober ate 3ufafc
3u einem fräftigen Sompoftbünger, audf> bem ©tallmift beigemifdjt jum 3med
ber Sonferoirung bedfelbeu (f. ©. 256) oerraenbet ©effer nod^ unb fidlerer
ift e«, ben ©oben gunädjft bei bem Anbau oon ©rünfutterarten mit Sali ju
bereitem; 3fo«nal)men üon biefer Siegel ftnb freiließ auf locferem unb oor*
fyerrfdjenb fanbigem ©oben geftattet, namentlich roenn in bemfelben burdfj fort*
gefegte Kultur unb 3(u$ful)r Don 3udferrfibeu ober Kartoffeln große Armut an
Sali eingetreten ift.
10) 3«r görberung be« ffiad)«tum« roertootter §anbel«j>flanjen,
meiere nidjt bem Sägern au«gefefct ftnb, rote Don 8tap«, Sein, £abaf,
$opfen, oon allerlei garbe*, ärjnei* unb ©eroürgfräutem fönnen in ber Siegel
roeit größere SKengen oon lonjentrterten Düngemitteln mit Vorteil an«geftreut
merben, al« bei bem 3lnbau ber geroöfjnttdjen lanbmirtfd^aftli^en ©emäd^fe,
namentlich ber ®etreibearten. SBenn aber bie inteuftoe Düngung unb bie bamit
faft immer oerbunbene, befonber« forgfälttge ©eftellung unb me^antfd^e Sodterung
be« ©oben« f<$on burd^ bie SRe^rerträge ber erften ^rud^t ftd^ bejaht madjt,
konzentrierte Düngemittel 297
t>amt l)at man baoon tiod^ ben meiteren Vorteil, baß audj bie nacfjfolgenben
^Jflanjcn öorgüglidj gebeiljen, baß g. ©. bie §almfrüd)te oljne wettere« 3utf)im
nadj Quantität unb Dualität bie beften Äörnerernten liefern. fi« ift bie« ein
midjtiger *ßunft, meiner in größerer 2lu«bel)mmg Ijauptfädjlidj bei bem 5lnbau
üon SRap« unb töübfen in {Betraft fommt; man lann mit @i<$erljeit auf einen
fyofym ©rab lanbroirtfdjaftltdjer anteiligen} fdjließen, menn man JRap^fctber
fteljt, roeld|e <ßftangen oon burdjfdjntttlidj 6 bis 8 ftuß $>$¥ Hub mit meljr
al« 3°ß Wo* ©tengeln probugieren unb auf gen>öl}nlid)em, feit längerer 3«*
in Kultur befinbtidjem ©oben pro ÜWorgen bi« gu 2000 $fb. unb barfiber an
uoMommen au«gebilbeten fiörnern liefern, ©oldje Srfolge jtnb meift nur
baburdj gu ergtelen, baß man bei tiefer ßoderung be« ©oben« neben einer retdj*
fitzen ©taömiftbüngung aud) longentrierte Düngemittel in ber richtigen Steife
anroenbet, um ben Steter gu ber Ijödjften unb gugleidj loljnenbften @rtrag«fäl)tg*
feit gu bestimmen. Die fongentrierten Düngemittel bilben gegenwärtig faft überall
eine mächtige ©tfifce für ben roirftidj rationellen ^Betrieb ber Sanbnrirtfdjaft.
©ei ber Slnroenbung ber fongentrierten Düngemittel Ijat man oor allen
Dingen bafür gu forgen, baß biefelben möglidtft gleichförmig über bie gange
gu büngenbe ftlädje oerteitt, begiel)ung«roeife mit ber Stcferfrume oermifdjt
roerben. 2ßan fann hierauf niemal« gu oiel Sorgfalt oerroenben, berat ber
günftige Srfolg, bie oolttommene 3to«ratfcung ber betreff enben Stoffe für bie
3roedfe ber Äultur ift eben Ijierburdj roefentlidj bebingt. ©n guter unb rafdj
roirfenber ©eibfinger, melier in Quantitäten oon nur 1 bi« 2 $entntx pro
SÄorgen au«geftreut wirb, muß burdjau« eine gleichförmige, feinpuloerige ©e*
fdjaffenfyeit fyaben; e« ift bie« eine Slnforberung, melier in neuerer &txt audj
faft immer oon feiten ber gabrifanten genfigt wirb, namenttidj feitbem ba« ge*
bämpfte ftnodjenmeljl atigemeine Verbreitung gefunben Ijat, unb audj ber $eru*
©uano in Deutfdjlanb im aufgefdjloffenen ober im fein gemahlenen 3i*ftanbe
gur Slnroenbung gelangt. Der fongentrierte Dünger barf ferner triebt gu Ijtjgro«*
fopifdj unb ba^er gur Älumpenbilbung geneigt fein; roenn bie« ber Sau ift, fo
f)at man boppelte 33orft(^t anguroenben unb oor bem 9fo«ftreuen be«felben burdj
Stbfteben unb ©ermifd|ung mit feiner loderer Srbe ober mit ©ägefpänen einen
geeigneten 3uftanb Ijergufteüen. Überhaupt muß man bie fongentrierten 'Dünge-
mittel faft immer gunädjft mit bem hoppelten ober breifadjen ©olumen ljumofer
grbe üermtfdjen, roeil e« nur auf biefe SBeifc gelingt, eine oerl)ältm«mäßig {(eine
Quantität be« foftbaren Dünger« über eine beliebig große ftlädje gang gleid)*
mäßig gu verteilen. Daß lefetere« unter 3bm>enbung oon paffenb fonftruierten
Dfingerftreronaföinen nod| beffer bewirft roerben fatm, al« burdj 3lu«ftreuen
mit ber $anb, ift fetbftoerftänblidj, unb ebenfo, baß ber Slrfer burd) möglidjft
gute ©efteßung unb *ßufoerung gur aufnähme ber betreffenben Düngemittel
oorberettet fein muß. ÜWangel an ©orftc$t in allen biefen Dingen lann leicht
gu fogenannten ©einteilen SBeranlaffung geben, bie günftige Sßirfang be« ©ei«
298 Vorbereitung bes SWerbobettf jur Aufnahme ber ©aatett.
büngerS im gangen unb großen fc^r beeinträchtigen unb unter Umftänben fogar
einen nadjteiligen ©nfltoß beSfetben auf bic ©eftaüung ber ßrnten bebingen.
äfodj unter ^Beobachtung aller 33orftd)tSmaßregetn ift man bennodj nidjt
oöllig fidler, oon ber Sötwenbung ber fongentrierten Düngemittel ftets einen
burdjauS loljnenben (Srfolg gu ergielen. <2S würbe audj bem (Seifte unb ben
änforberungen ber rationellen Sanbwirtfdjaft wenig entforectyen, wenn man
einfach bas aus ben betreffenben töedjnuugen etwa ftdj ergebenbe Deftgit Don
allerlei <ßffongennäljrftoffen in ber gorm Don fongentrierten Düngemitteln an*
taufen unb oljne mettered 9lad)benfen bem SWerboben gufüljren wollte, um
bemfelben in ieber $mftd)t gerabe einen oollen (Srfafc, nidjt meljr unb nidjt
weniger, gu gemäßen, ©ei ber unenbßdjen JBerfdjiebenljeit bes SutturbobenS,
bei feinem fo ungleichen SReidjtum an tätiger $flangennal>ruttg überhaupt, an
eingelnen Siäljrftoffen insbefonbere, lann man nid&t oon oornljerein wiffen, ob
}. S. bie p&ospljate fdjon für ftdj allein, ober unter gleichzeitiger Stnroenbung
oon paffenben ©ticfftoffoerbinbuugen unb Salifalgen als JBeibünger bie totjnenbfte
Sßirfung ausüben. Die ©obenanaftjfe ift nodj gu wenig auSgebilbet, als bafc
fie hierüber eine gang {teuere äuSfunft geben fötmte, unb mürbe audj oiel gu
müljfam unb geitraubenb fein, um überall in ber $ra$is 3lnmenbung gu ftnben*
@S bleibt für ben Sanbwirt nidjts anbereS übrig, als auf bie für ij)n mistigen
fragen begüglid) ber Sßirfung oerfdjiebener ©eibüngerarten unter ben jebeSmal
ootfjanbenen SSer^ätoiiffen, fid) felbft bie gewüufdjte Antwort gu oerf Raffen-
Das fann nur baburdj gefdjeljen, baß er auf bem eigenen ©runb unb ©oben,
im Keinen wie im großen unb nadj allen Stiftungen Ijüt forgfältige 33er*
fudje aufteilt, eine foldje Sfofgabe ift feine fdjwierige für ben intelligenten
Sanbtoirt, welcher gewoljnt ift, alltäglich auf jebem gelbe unb ieber eingelnen
$arjeüe ben ©taub ber Saaten in bereu fortfdjreitenben Snttoidelung gu be*
obadjten, unb beSljalb ein fdjarfeS Sluge tyat für alle etwaigen 33eränberungen,
welche burdj bie 3uMr be« einen ober anberen ©etbfingerS bewirft worben
ftnb. ©emt er nur orientiert ift über bie ®röße ber 93erfud)Spd)e unb über
bas Ouantum bes auSgeftreuten Düngemittel«, fo »erben bie (Srfolge il)m fdjon
oietfadj als SRidjtfdjnur für bas etngufaltenbe weitere »erfahren bienen, aud>
in bem Salle, baß er gur £eit ber @rnte nic^t aüeS naefc äßaß u*b ©ewidjt
genau jn ermitteln imftanbe roäre. SefetereS ift freiließ, wentgftenS bei oor*
läufigen unb meljr im Meinen ausgeführten 33erfudjen, oon großem ©erte.
<5s ftnb gunädjft groei fragen, bereu ©eantwortung burd> birefte 33erfudje
für ben eingelnen öanbwirt oon befonberem Sntereffe fein muß, nämüdj:
1) ©eldjer in lanbtüirtf^afttic^er ^mjtd^t wichtiger ^flangennä^rftoff ift
in bem betreffenben 53oben im 2»ajimutn, welker im 2Jtinimum enthalten?
2) ffiie toirfen unter ben oorljanbenen ©oben* unb flimatifdjen SSer^ält^
niffen bie überall im £anbel oortommenben fongentrierten Düngemittel, wenn
fte als ©eibünger 2lnwenbung finben?
3u ben S3erfuc^en muß man em in feiner gangen ©eföaffenfjeit möglidjft
Äotijcntrierte 2>fingemtttel. 299
gleichartiges gelb auSroäljlen, auf meinem alfo fdjon in ben oorljergeljenben
3aljren ber ©taub ber ©aaten bei normaler JBeftellung beS SttferS ein redjt
gleichförmiger gemefen ift Um bie bennod) oorljanbenen Ungleichheiten für ben
(Srfolg ber 33erfudje meniger fdjäblidfj ja madjen, ift eS groecfmäf ig, bie eingelnen
<ßargeUen in förnalen, aber langen Streifen neben einanber ju legen; ber
Querfdjnitt bitrdj alle ^Jarjeüen (jinburdj mug toageredjt ausfallen unb es
fdjabet bann nidjts, roenn bie gange SSerfuc^^fläc^e ber Sänge nadj einige
föroadje Hebungen unb ©enftmgen tyat. 3ebe *ßargelle tarnt \ bis | borgen
groß fein, namentlich ift es rätliclj, bie gur Söfung ber groeiten grage beftimmten
SBerfudEje nidjt auf Heineren ^argeöen ausgufttljren, fonbem Ijiergu eljer nod)
größere (f äßorgen unb barüber) gu nehmen. 3ttufd>en jeber <ßargelle rnnfy
ein Sßeg oon 2 bis 3 Suß frei bleiben.
1) $u ben bie erfte ber geftetlten fragen betreffenben SBexfudjen bient am
beften ein SWerfelb, roeldjes fo giemlidj bie mittlere ©efdjaffenljeit beS gangen
®utes ober beS größeren unb mertoolleren SEetleS beSfelben repräfentiert, unb
roeldjeS bei bem Beginn ber 33erfudje am ©djluß feiner DüngungSperiobe,
alfo in einem lanbroirtfdjaftlid) erfd^ö^ften 3uftanbe ftdj befinbet. Das
gange SBerfudjSfelb rotrb ber Sänge nadj in 10 Jamale unb unter fidj gleich
große *ßargeUen eingeteilt, meiere nadj ber Slrt ber Düngimg in folgenber
Seife neben einanber liegen föraien:
1. Ungebfingt; 2. ©uperpljospljat; 3. Äatifafg; 4. ©jilifalpeter; 5. ©uper*
^oSptyat unb ©Ijilifatyeter; 6. Ungebüngt; 7. Äalifalg unb ß^ilifatpeter-
8. ©uperpljospljat unb Äalifalg; 9. @uperpl)oSj>l)at, fialifalg unb (Eljili*
falpeter; 10. Ungebüngt
SOian fudjt fidj bie etageinen Düngftoffe in einem möglidjft reinen 3u*
ftanbe gu oerfdjaffen. Site ©uperpljoSpljat nimmt man gu biefen SBerfudjen ein
IjodjgräbigeS, g. $. aKejillonrö^©uperp^p^at mit retdjlidj 20 <ßrogent in
SBaffer löslidjer $l)oSpljorfäure, beffer nodj Dow>el*©uperp!)oSj)Ijat mit über
40 $rogent roirlfamer $l)oSj)l)orfäure; ferner als Äaltfalg bas gereinigte fdjroefel*
faure Aalt oon ©taßfurt (mit 49 bis 51 $rogent ftali), ober ben fogen. fünf*
fad) fongentrierten Äalibünger (mit 50 bis 55 ^rogent Äali ober 80 bis 85 $rog.
©jforfalium). Stoftatt beS (siilijalpeterS (mit 15 bis 16 ^rogent ©tidftoff)
fann audj bas rolje fc^mefetfaure Stmmomaf (mit 20 bis 21 $rogent ©tiefftoff)
benugt roerben.
S5on jcbem ber genannten Düngemittel ift ein beftimmtes Duantum, für
bie Slädje eines äßorgenS beregnet, oiefleidjt 1 &entntx auSguftreuen, roobei
man jebod| felbftoerftänbltdj in ben oerfdjiebenen Düngemitteln bereu ungleichen
®el)att an ©tidftoff unb ^IjoSjjljorfäure gu beachten Ijat. auf ben ^argetlen,
roo bie Düngemittel gu groeien ober allen breien in ätaroenbung fommen, ftnb
oon jebem btefetben ©enridjtSmengen gu nehmen. Dtefe Düngung rotrb, unter
Beibehaltung ber einmal eingeführten Dotation ber grfidjte, in jebem Saljre
furg oor ber (ginfaat beS SlderS roieberljolt, unb ber gange SSerfuc^ fo lange
300 Vorbereitung be« 2ftfer6oben8 jur Kufno^me ber @aatett.
fortgefefct, bis gang beftimmte SRefultate nadj aüen SRidjtungen l)in Ijeruortreten,
einerlei, ob biefeä $iel fäon ™ 3 0^cr crf* ta 6 unb nodj mel)r Saljren gu
erreichen ift. 2luf einem ©oben Don groger natürlicher Snidfjtbatfett ober bei
©egenroart oon triet alter Äraft ©erben bie Differengen in ben Ernteerträgen
ber eingelnen *ßargetlen nadj Quantität unb Dualität oietteicijt erft fpät mit
flotter Deutlidjleit fidj ergeben, früher bagegen auf einem meljr fanbigen, über*
fiaupt ärmeren unb leichter gu erfdjöpfenben ©oben. ®ne Düngung mit ©tatt*
mift finbet bei biefen ©erfud&en natürlich nidjt ftatt; jebodj ift eine ©ergleidjung
ber SRefultate mit ben Erträgen be$ anftofjenben gelbes, roeldjeä nad) ben
^Regeln ber geroöt)nlid(jen ©taümiftroirtfdjaft be^anbett roirb, gu jeber 3eit leidet
anguftetten.
Eine berartige, lonfequent burdjgefüljrte ©erfudjäreilje roirb geroig febem
aufmerffamen Sanbroirte oielfadfje ©eleljrung gemäßen unb iljm bie nötigen
allgemeinen SlnljaltSpunlte geben für bie oorteityaftefte ©erroenbung ber fonftigen
im £anbel oorfommenben fonjentrierten Düngemittel, burdf) roeldje er unter
ben gerabe ootfjanbenen ©oben*, Äuüur* unb llimatifdjen ©ertjältniffen bie
Erträge feiner Selber gu fteigern oermag.
2) Die groeite grage betrifft bie ©efammtroirfuug ber eingelnen
longentrierten Düngemittel im geroöljntidjen 2Birtfdjaft8betriebe. Da biefe
©toffe l)ier nur als ©eibünger neben bem ©tallmtft in ©etradjt fommen,
fo roäljlt man gu ben betreffenben ©erfudjen audj nidjt einen roirtfdjaftlidj er*
fdjöpften ©oben, fonbem einen folgen, roeld&er nodfj in faft öoller ober bodj
falber Dfingfraft fid) befinbet 3lm meiften geeignet gu biefen ©erfudjen ift
ein Sldterfelb, roeldje« im oorljergeljenben 3aljre eine geroöfttlidje Düngung mit
©tallmift erhalten Ijat, roenn alfo ber lefetere f$on giemlidj gergangen unb mit
ben ©eftanbteilen ber Slcferlrume auf ba$ innigfte oermifdjt ift. ®ebämpfte$
Änodfjenmeljl, ^eru^uano, bie üerfd&iebenen ©uperpljospljate unb Saßfalge ftnb
fämtlidj ©etbüngerarten, oon benen man eine rafd>e Sßirhmg verlangt, bie
meiften* fd^on im erften Saljre ber Sbtroenbung burdf) bie unter iljrem Einfluß
ergielten ÜBeljrerträge fidj begaljft machen muffen. Um aber bie ©efamtroirfung
biefer Düngemittel richtig gu beurteilen, ift e$ roidfjtig, aud^ iljre 9tadjroirfung,
roenigftens in bem gunädjft folgenben Saljre genau gu beobachten. Es ift rooljl
fiberflüfftg, über berartige ©erfudfje nodj weiteres beigufügen; jeber ganbroirt,
roeldjer überhaupt oon ben longentrierten Düngemitteln ®ebraudj machen roill,
roirb biefelben gunädfjft auf Heineren Stächen aufteilen unb oielfadj mobileren,
um bie auf feinem ®ute paffenbften Mengen* unb etroa roünfdjensroerten
Sßif($ungdDer^ältniffe unb aufcerbem gu ermitteln, gu roeldjen Äulturpflangen
ber eine ober anbere ©eibünger in . erfter 8inic unb am meiften mit ©orteil
anguroenben fein möchte.
9ter auf einen $unft roill tdj nodj aufmerffam machen, bag nämlid) bie
augenblidflidj tätige unb aufnetjmbare $flangennal)rung im Kultur*
boben nadj äßenge unb äWifdfjung feljr bem Sßedfjfel unterroorfen ift, unb
konzentrierte Düngemittel. 301
bog beSljalb bie SBirfung geroiffer ©eibttngerarten bei urftmingliclj gleicher ©e*
fdjaffenfyeit be$ ©obenS, unb int ©erlaufe einiger 3af)re felbft auf einem unb
bemfefben gelbe eine fc^r üerfdjiebene fein fann.
Die ©efamtmenge ber eigentlich rotrffamen, b. f). Don 3atyr ju 3aljr auf*
netymbaren unb in rafdjem Umlauf beftnbtic^eit ^flanjerataljrung ift in bem
geroöljnlidjen, feit längerer 3*tt lulttoierten Sldferboben eine oerfjcittniSmäßig f el)r
geringe unb beträgt feineäroegä, rote mand^mal behauptet roorben ift, ljunbert*
unb taufenbmal meljr, als an ©obenbeftanbteilen mit einer emgigen 3aljre$ernte
bem gelbe endogen roirb. Die ^ffongen ()aben im Ijoijen ©rabe bie göljigfeit,
in ber ©reite unb Xiefe be$ ©obenä, foroeit ftc je nadj ber medjanifcljen unb
dfjemifdjen ©efdjaffenljeit bleiben tljre SBurgeln ausbreiten fönnen, bie gerabe
im aufneljmbaren 3uftanbe oorljanbenen unb iljnen gufagenben Sftätjrftoffe gu
fammeln. ©emt na$ einer geroötjnlidjen Düngung mit ©taUmift 3 ober 4
gute Srnten ftattgefunben ()aben, bann befinbet ftdj ber ©oben meiftenä in
einem lanbroirtfdjaftlidj erfd^öpften 3uftanbe. ßr fann aföbann oietleid&t nodj»
Diele 3a^re Ijinburdj, entfpredjenb feiner natürlichen grudjtbarfeit, b. fj. ber*
fettigen 'Käljrftoffmenge, roeldje oon 3aljr gu 3aljr burdj bie ^rogeffe ber ©er*
Witterung unb ©erroefung aud allen feinen ©eftanbtetlen für bie ^ftanje
aufneljmbar roirb, jroei Drittel ober bie $älfte ober nod> weniger oon einer guten
DurdjfdfjmttSernte liefern; aber gu einem redjt loljnenben Stdf erbau roirb er erft
roiebemm burdf) eine neue Düngung befähigt, burdf) bie Stfvifyx einer oerljältnis*
mäßig Iteinen 2ßengeroon folgen ©ubftangen, roeldje entroeber fdjon fertig ge*
bilbete, fofort tätige ^flangennaljrung enthalten, ober in foldje roemgften« leicht
unb rafdj fidj umroanbeln fönnen.
Sie rafdj unb oottftänbig bie $flanjen bie iljnen gufagenbe ^taljrung bem
©oben ju entgieljen oermögen, ergiebt -ftc^ audj avß ben oft f o überaus günftigen
Erfolgen, roetdje man oon ben iongentrierten Düngemitteln fdfjon im erften
3aljre iljrer «nroenbung beobachtet. SBenige $funbe, oielleidjt 20 $fb. ^ßljoSpljor*
fäure, roenn teuere nur ljinreidjenb leidet auftöälidj unb über ba$ gu büngenbe
gelb gleichmäßig oerteilt ift, ober nodj geringere Sßengen oon ©tidfftoff, in ber
gorm oon Sbnmoniat* ober falpeterfauren ©algen, finb nidjt feiten auäreidjenb,
um auf ber glädje eine« gangen ÜBorgenS bie ©rträge an hörnern, ©trolj
ober Sßnrgeln in auffaöenber SBeife gu fteigem.
Unter folgen Umftänben ift e$ rootjl leitet begreiflidj, baß bie SWenge unb
SBtfdjung ber gunädjft roirffamen 5RäIjrftoffe, oon roeldjen bie Steigerung ber
ßrtragäfäljigfeit be$ ©oben« über beffen 3*iftanb ber natürlichen grudjt*
bar!eit t)tnau£ abhängig ift, felbft auf einem unb bemfelben gelbe eine feljr
oeränberlidfje fein muß. Die augenblicflidje £öl)e ber Srträge ift aber bebingt
burdf) benjenigen notroenbigen 9iäl)rftoff, melier gegenüber ben anberen ebenfalls
unentbehrlichen 9lä^rftoffen, im SSer^ältni« gu bem ©ebarf ber gerabe fulti*
oierten ^flange im SKinimum oor^anben ift. SBirb bie 3Renge biefeä iR8^
ftoffe« im ©oben burdj reid^lid^ere &vqvtift ehtfeitig oerme^rt, fo erljöljen ftd^
302 $or6ereitung btf tWcrboben* jur aufnehme ber ©aaten.
bte (Erträge meljr ober roeniger für alle Sulturpffangen; aber in fürgerer ober
längerer 3eit, je nadj ber Slrt be* eingehaltenen ©irtfd)aft*ft)ftem*, fann l)in*
fidjtlidj ber tätigen ^ßflanjennaljrung fetjr leidet ein gang anbere* 2Kifd)Uug**
oerljältni* eingetreten fein, nnb alebann äußert ba* oor^er feljr rotrffamc fon-
zentrierte Düngemittel bei erneuerter Stmoenbung möglidjerroeife gar leinen
günftigen (Erfolg, ober umgefeljrt man beobachtet oon einem ©eibünger, roeldjer
Dörfer anfdjeiuenb oljne allen Sttufcen au*geftreut mürbe, Jefet eine auffaüenb
fjotje Steigerung ber (Erträge. Diefe Xljatfadjen muffen ben ßanbroirt bagu
beftimmen, in feinen SJerfudjen nnb Beobachtungen über bie groecfmäfcigfte Sin*
roenbung ber fongentrierten Düngemittel nidjt gu erlahmen, ftd) nidjt burd> ba*
einmalige 3el)tfd)lagen berfelben abfdjrecfen ju laffen, fonbem bie SJerfudje
immer auf* neue unb mannigfach mobiftgiert gu nrieberfyolen.
Daß bie guuädjft tätige, im Verläufe einer 9Segetation*j>eriobe überhaupt
aufneljmbare *ßflangennat}rung im Stoben eine üer!)ättni*tnäfig nur feljr geringe
SRenge au*mad)t, bie fangen aber im Ijoljen ©rabe bie &äl)igfett beftfcen, bie
if)nen gufagenben Släljrftoffe gu fammeln unb jidj anzueignen, ift eine feljr
Toic^tige unb roeife (Einrichtung ber Sftatur. Sfatr Ijierburdj ift e* möglidj, baß
ein burdj bie Äultur erfdjöpfter ober an fidj armer ©oben burdj eine geeignete
Düngung rafd) roieberum gefräftigt mirb, ober baß au* feinen eigenen JBeftanb*
teilen unter bem (Einfluß ber Verbitterung unb SJenoefung im Verlaufe roeniger
3af)re Ijinreidjenb ^ßftongeimaljrung fic^ anfammelt, um neue reidjlidje Ernten
ju probugieren. Sene Entrichtung oerminbert audj bie ©efaljreu, benen ber
Äulturboben in feiner (£rtrag*fäljtgfett burdj ben Unoerftanb ber SJÄenfdjen qn&*
gefefet ift. ffienn audj im Ijunbert* unb taufeubjä^rigeu Setriebe be* äefer*
baue* bem ©oben an ^ffangmnäljrftoffeu afljäljrlidj me^r endogen mürbe, al* er
mit ber Düngung roieber gurücferljielt, fa ift er bodj nidjt in eine unfruchtbare
(Einöbe oerroanbett. <£* ift feitte*roeg* notmenbig, tf)tn bie gange SWenge ber
im Serlaufe oon 3atjrl)ttnberten entgogenen ^flangennäljrftoffe beigumifdjen, um
ttjm feine urfprünglidje ftrudjtbarfett roieber gu oerlei^en; ein groger Xeil ift
bereit* burdj Verbitterung erfefct roorben, baburdj, baß bte feft gebunbenen
iRäljrftoffe nadj unb nadj in ben tödlichen, für bie *ßflangen aufueljmbaren
3uftanb übergingen, SBoljt aber ift e* nötig, im intenfioen Betriebe ber
Sanbroirtfdjaft, wenn e* fidj barum Ijanbelt, bie natürliche ober augenblicflidj
oorljanbene (Ertrag*fäl)igteit be* ©oben* mögltdjft gu fteigem unb auf einer
Ijoljen (Stufe gu erhalten, baß man bemfetben für ba* oon einem Saljr gum
anberen (Entgogene einen retdjtidjeu (Erfafc gewährt, alfo überhaupt bie tätige,
im raffen Umlauf befinbltd^e $flangennaljrung oermeljrt unb bie SDWfdjung
berfelben Je nadj ©ebarf ergängt unb berichtigt. §iergu finb gerabe bie fon*
zentrierten ©eibfinger in ifjrer groedmäfcigen Sfaroenbung neben bem ©tattmift
oorgüglic^ geeignet (W.)
Y. $efarn fcea ^fktxs1 Wartung öer Maaten unb (Ernte.
Da« ©aatforn.
Sßenn alle im oorigen STbf^nttt erwähnten 93orfet)rungen getroffen futb,
um oon bem Sldferboben einen geuügenben Srtrag ju gewinnen, fo ift festerer
weiter nod) Don ber ©efdjaffenljeit be« ©aatforn« abhängig. ,,3Ba« ber 2ttenfdj
faet, wirb er ernten" — biefe 33erl)eifjttng ift in tedjnifdjer, wie In moralifdjer
^inftdjt wol)l begrfinbet. 2Jon einer oerborbenen, mageren , mit Unfräutem
oermif^ten ©aat !ann feine oollfommene ^ntdjt geemtet werben.
35a« ©aatforn mn% oötfig au«gebilbet, fdjwer, reif, trotfen gewonnen unb
frei oon jeber frembartigen #eimifdjung fein, ftiafyt, leiste Körner lehnen
ivtm Seil gar triebt ober fte erzeugen fdjmadje, fränfelnbe "jßflanjen. Sine
grudjt, bie nad) bem äbfdjneiben lange ber pfiffe au«gefefct mar, tarnt fdjon
geleimt Ijaben; ift fte gar feucht eingef feuert, fo fann fie mulftrig ober bumpfig
geworben fein, woburdj ifyre Äeimfraft leidet oerloren geljt Unfräuter, bie mit
<m«gef«et werben, unterbrüden triebt allein bie eblere ifatdjt, fonbem, ba fie
beffer al« biefe ju gebettjen pflegen, fo erntet man oftmal« meljr oon iljnen,
al« oon biefer, unb man erzeugt ein wertlofe« *ßrobuft. Slber aud> Joggen
unter ©eigen, {Rfibfen unter 9tap«, £afer unter ©erfte, Sßiden unter Srbfen,
fmb in gewiffer ^>tnftc^t ben Unfräutem gleidj. 2Ban bringt niematö prei«*
würbige Sfrudjt auf ben 3Jtarft, wenn berartige oermifdjte fiörner au«gefäet
Sorben finb.
Die 9fo«wal)l be« fünftigen ©aatforn« muß in einer großen Sßfctfdjaft
getroffen fein, beoor bie ßrnte beginnt. SWan beftimmt baju biejenigen ©tüde,
auf welken bie grüdjte aufregt fteljen unb ftdj nidjt gelagert Ijaben, wo man
alfo eine red>t ootlfommene 8lu«bilbung ber Körner beobachtet. Vertiefungen
unb oon ©ebüfdj ober Redten ehtgefdjloffene ©tücfe liefern nidjt leitet eine fo
förnerreidje ßrnte, wie bie frei unb tyodj gelegenen ftelber. SBenn unmittelbar
gur 2lu«faat gebüngt worben ift, erntet man fetten gute« ©aatforn. 3ü«bann
wädjft bie grudjt ju geil, ober e« waren in bem Dünger Unfräuter enthalten,
toeldje jum Seimen unb jur Steife gelangten, unb bie ©aat oerunremigen.
304 ©eljanblung ber ©traten unb Stefanen 6ei ber (grnte.
Sßenn man auf frtfd) umgebrochenem Sßeibelanb ©etreibe angebaut I)atr
fo erntet man in ber Siegel ein gefunbeS, fdfjroereS Sorn; festere« ift aud) ber
Saß, roenn bie £atmfrud)t einer 3Bel)adffrud)t folgte, g. SS. ®erfte nadj einer
folgen, unb ©eigen nadj Sabal, Ölfaaten, Slee jc.
ÜDie gu ©aatforn beftimmten ©tfidfe fudjt man bei günftiger Sßitterang
gu ernten. 3e troefener bie grüdjte unter £)adj fommen, befto leidjter laffen
fte fidf) brefdjen unb umfome^r ift man oor einem SSerberben berfelben gefidjert.
©ei bem Steinigen trennt man bie wegen iljrer ©djroere oorgeflogenen Söroer
Don ben feisteren gurüdfbleibenben, unb Ijebt nur jene gur ©aat auf. auf ben
©djüttbßben (Speisern) roeifet man bem ©aatforn bie tuftigften unb trotfenften
©teilen an unb fluttet es nidjt Ijodj auf.
CDie Dotlftänbige {Reinigung beS ©aatforaS Don Unfrautfämereien ift fel)r
fdjroierig; manche Unfräuter finb gar nidjt anberS als burd) Säten roäljrenb
beS 2Bad(jStum& ber grudjt gu entfernen.
£)ie 9fabe (Agrostemma Githago) lägt fid& aud Joggen unb ©eigen mit
paffenben ©ieben herausbringen, wobei man freilidj mit ber geringen &uan*
tität gufrteben fein muß, welche eine Stau täglid) fertig madjt. gs barf bei
biefer Strbeit nur fo Diel ©etreibe im ©iebe fein, baß es ben ©oben eben be*
bedft. Die Arbeiterin mu| aud) gute Augen Ijaben, bamit fxe bie großen Stabe*
fömer, meldte triebt Don fetbft burd)fatlen, mit ber #anb auSlefe. Aus nur
roenig Derunremigtem ©etreibe l)at mir eine aufmerffame grau pro Sag einen
@d)effel gang reiner grudf)t geliefert ©erat man 3eit genug Ijat, um bie
Arbeit oornetymen gu laffen, fo ift biefe äßetijobe bie rooljlfeüfte unb jid)erfte;.
benn bas Ausjäten ber Stabepflangen auf bem gelbe ift foftfoieliger, im galt
es fo forgfä(tig gefdjeljen fotl, baß gar feine Unfrautyftange fteljen bleibt.
5Die Sttenge Don £reSpe (Bromus secalinus) unb Solcf) (Lolium tremu-
lentum) fann man burd) ©ieben nur Derminbem, nidfjt aber gängltd() befeitigen^
roeil i^re ©amen ben ©etreibefömern gar gu äljnlid) finb. 3>d) begroeifle audj,
bag es gelingen werbe, eine grueijt burd) Säten Don biefen fdjäbltdjen ®räfern
gu reinigen, ©ie finb im jungen 3uftanbe Dje{ jU ^r jjcm ©etreibe ä^nlid^r
als bafc bie Arbeiter nidfjt eingetne ^flangen in einem bieten ©aatfetb ftetyen
laffen f Otiten. Sann man fein ©aatforn faufen, meines frei Don biefen Un*
fräutern ift, fo weiß idj fem anbereS ÜDttttel, um reinen ©amen gu erlangen,,
als baf? man Äinber unter Auffielt einiger fdjroädfjlidjer grauen aufteilt, roeldje
bei ber ©rnte Styren lefen. Jöefommt man auf biefe SBeife nid&t ©amen genug/
fo lägt man baS #I)renauSfud)en in ber ©djeune oerrid&ten. ©iefe SÄetljobe
ift menigftenS berjenigen oorgugteljen, bei roeldjer man bie ausgebrofdfjenen ®e*
treibefömer oerlefen läßt, ©ie ift aud) anguroenben, wenn man ©erfte oljne
äße Seimifdfjung Don $afer fidf) üerfd)affen roill.
Den SRoggen fann man aus bem Sßeigen mittelft Abfc^neibenS ber Dor*
gefd^offenen S^ren entfernen. 35a ber Joggen früher als ber äßeigen in bie
®a* ©oatforn. 305
$afme roäd(jft, fo muß ber richtige Moment malgenommen roerben, roenn alle
9toggenäl)ren herausgetreten ftnb. Sin große« ©etgenfelb wirb mit ©enfen üon
bem oorgefdjoffenen Joggen gereinigt. <S« roirb aber freiließ monier ©eigen*
Ijalm babei niebergetreten.
®uten unb üöllig reinen ©aattein erhält man auf fotgenbe ©eife. ©ei
bem 3fa«gieljen be« ftladjfe«, welker bi« gur ©amenreife fielen geblieben ift,
nimmt eine Verfem alle oorgefdjoffenen, Ijöljeren Seinftenget oorroeg Ijerau« unb
fegt fte befonber«. Die« finb nidjt nur bie reifften ^flangen, fonbern audfj
biejenigen iljrer 2lrt, welche überhaupt eine größere Sänge erreichen. Der oon
biefen Dorgefd&offenen ßeinpffongen erlangte ©amen ift bem beften SRigaer gleid§;
er loljnt baljer bie 9Äül)e, roefdje feine ©eromnung oerurfadjt.
©oüen aber bie öerfd&iebenen, Ijier angegebenen SBorfdfjriften, mn eine reine
(Saat gu erlangen, gum 3iele führen, fo muß man feine ©emüljungen bei bem
ßinfdjeuern, bei bem 3fo«brefd)en unb bei bem 5fafberoal)ren ber Sörner auf ben
©oben fo fange fortfefeen, bi« man oon atten ©amenunfräutern befreit ift.
ijinbet biefe fortgefefcte Sfafmerffamleit nidjt fiatt, fo wirb bie ©aat feljr leidet
roieber oerunreinigt. 5faf ben ©d>eunenteraten unb in ben ©palten ber ©djütt*
böben bleiben ftet« SRüdfftänbe oon früher bort gelagerten Stuften , roenn nidjt
bie allergrößte ©orgfalt angeroenbet roirb, um jebe ©pur ber früheren 93or*
rate gu entfernen.
Die fieimfäljtgfeit erljäft fid) nidjt bei allen nufcbaren ©ämereien gfeidj
fange. Der SRoggen oerliert fie leichter al« ber ©eigen, bie ©etreibearten früher
al« bie £ülfenfrücf)te, am fpäteften geljt fie bei ben ölhaltigen ©amenförnern
oerloren. 3Biü man äberj[ä^rigen Joggen gur Stu«faat oerroenben, fo muß man
fidjer fein, baß er gang trodfen geemtet unb auf bem ©oben mit aller ©org*
falt beljanbelt unb geemtet roorben ift; gteidjtt>o()t ift e« immer nod> nötig, ba%
man oor bem 8lu«ftreuen feine Seimfäljigfett prüfe. ©o biefe SSorfid^t unter*
faffen würbe, Ijabe idj immer eine gu bünne ©aat bei Slnroenbuug oon über*
jäfjrigem Joggen bemerft.
3Wit bem ©eigen gleiten älter« ift e« anber«. ©enn berfelbe forgfältig
geerntet unb aufbewahrt roorben ift, fo fann man tyi unbebenflidj gur ®aat
oerroenben, obgleich eine Prüfung feiner Seimfä^igleit ftet« gu empfehlen ift.
Die 3lu«faat überfälligen ©eigen« ift ein befatmte« üJKttet gegen ben ©raub.
Der Seinfamen roirb burdj mehrjährige« älter brauchbarer gur 2lu«faat,
roeil bie Srfaljrung gelehrt Ijat, baß bie ^flangen langer werben, roenn fie au«
altem ©amen Verborgenen.
$in unb roieber ift bie 3mprägnation, ba« ©nbeigen ber ©aatförner at«
feljr guträglidj empfohlen roorben. 9ßan beabfid&tigt, ein fd^netlere« Seimen
unb üppigere« ©ad)«tum gu beroirfen, inbem man bie ©amen mit büngenben
frud&tbarmadjenben ©ubftangen anfeuchtet. £u btfem 3roedfe fjat man be*
fonber« angeraten, üRiftjaudje gu oerroenben unb barin allerlei ©ubftangen,
Stoppt. 11. Auflage. 20
306 ©eljanblung ber Laoten unb ©erfahren bei ber (grate.
nrie £auberamft, gifenoitriol, ©alg, ©afyeter, Sali, ja felbft Slrfenif (!) auf*
gulöfen. 3ur roirflidjen Slnroenbung im ©roften fommt aber nur ba$ @m*
laßen be$ ©aatroeigen* unb allenfalls ba$ Stapelten ber fed)Sgeiligen ©erfte,
teils um bie batin befinblidjen £>ebericIjfcijoten abgufdjroemmen, leite um ba$
Äeimen ber ®erfte fo gu beförbern, baft fie bem im 5fofer beftablidjen £eberidj*
famen einen SJorfprung abgewinnt. Rubere SSortctle ate mit biefen beiben
SDiertjoben ber Slnfeudjtung, futb audj burd) fonftige fünftlidje unb foftfpielige
Neigungen nidjt erreicht roorben. SBenn ber ©amen öon untabelljafter Sde*
fdjaffenljeit, bas Sanb forgfältig bearbeitet unb gut gebüngt ift, fo bebarf e$
leiner weiteren Äfinftelei, um gute Sroten gu erlangen. Sfat atterroenigften ift
eine öeige im ftanbe, bie natürlichen Segler be$ ©aatfornS gu oerbeffera/
ober gar bie Sßadjteile einer mangelhaften öeacferung unb Düngung gu
befettigen.*)
De« ©aatforn* 3ßed)fel.
©leidjioie bie öefdjaffenfieit be$ SöobenS, feine Sage unb baS $lima bie
(Srgeugung geroiffer fangen, roenn nidjt unmittelbar oerantagt, botifj {ebenfalls
roefenttid} beförbert, fo ftnb biefe unb anbere pljljftfalifdje 23erl)ältmffe audj bie
Urfadjen, roesljalb bie fünftlid) angebauten ©eroädjfe an einigen Orten in be*
fonberS groger 23offiommenl)eit gebeten, gortgefefete Slufmerffamfeit bei bem
Sfabau unb bei ber Söeljanblung be« ©aatfornS fann bie SfaSbilbung besfelben
beförbern, aber fie ift nidjt im ftanbe, bie (Sinroirfung jener plftjifalifdjen
SSerpltniffe gu erfefcen.
•Der ©eigen oon ©enbomir unb ftranfenftein t)at unleugbare 93orgüge oor
ben meiften anberen SBeigenarten be$ norböftlidjen (Suropa, fleinerer 33erfdfjieben*
*) S)o« im fcerte gefügte begießt ftdj teil« auf ba« ©eigen ber ©amenförner, teil« auf
bie fog. ©amenbüngung. ®egenwärttg wirb ba« eigentliche (Sinbeigen im Großen woljt
nur nodj bei bem gur 2lu«faat befh'mmten ©eigen öorgenommen unb Ijiergu faft au«f$ließlid)
ber flupferöitriol benufet. 2flan begwecft bamit, bie ben Römern etwa anljängenben unb öon
branbigem ©eigen fjerrfifjrenben «ßtlgfroren gu gerftören, für bie betreffenbe grudjt unfdjäblid>
gu madjen, unb e« ifl ni$t gu leugnen, baß biefer 3wecf bei Slnwenbung öon äityferöitriol
audj erreidjt werben fann, wenn man bei bem gangen Serfafjren bie erforberlidjen »orficft«*
maßregeln forgfältig beobachtet. $on geringer ober gar feiner tcmbwirtfdjaftliajen ©ebeutirng
ifl bagegen ba« ©tnweidjen ber @amenförner in Ctylorwaffer ober in feljr öerbünnter ©algfäure
unb (gdjwefelfäure. £>ura) eine berartige ©efjanblung wirb alterbtng« ber Äeimprogeß be-
fdjleuutgt, audj wol>l manchmal in alten verlegenen ©amenfornern bie Äeunfttyigfeii auf« neue
erwecft; aber e« ftnb bie« «orteile, welche für bie ©erf>ältniffe ber lanbwirtf$afttia)en ?rari«
im allgemeinen gu wenig »ebeulung $aben unb ftfajffen« bei bem «nbau im Keinen, alfo für
bie (Sartenfuttur, unb wenn e« ft^ nm bie ©nfüf|rung au«ltmbifdjer ober fonft feltener ^ftongen
unb »arietäten ^anbett, öon SBert fein tonnen. — Wirt ber fogenannten @amenbüngung
ift be(anntlic§ öon jefjer öiet @a^winbel getrieben worben. SJton ^at nic^t feiten behauptet,
bamit alle fonfh'ge SDüngung öollftänbig erfefcen, fogar auf bem öbeflen ©cmb* ober in faurem
SWoorboben bie üppigfle ©egetarion ebter Äulturpflangen Ijeröorgaubern gu fönnen, unb man $at
3)a$ ©aatforn. 307
Reiten, bie in jeber ©egenb bei aßen angebaueten ©etoädjfen uorfommen, nid)t
3u gebenfen.
S$ ift Xljatfadje, baß jeber ©oben ba« eine ober anbere ©eroödjs in
befonberä ooflfommener Jöefdjaffenljeit probugiert, bafc bagegen gemiffe ^ftongen
auf mannen Stobenarten ftdj Don 3al>r gu 3al)r oerfdjledjtern unb man enbtidj
gelungen ift, burdj ©edjfet be$ ©aatforn* biefer $erfdjled)terung entgegen
gu roirfen, inbem man neuen ©amen an« einer ©egenb unb üon einem ©oben
anroenbet, roo baß betreff enbe ©emädfj« fidj in immer g leider SJoßfommenljett
erhält. Der ©oben im Dberbrodj g. 3B. fagt bem ©ebeiljen oon ©erfte, £afer,
9iap$ unb Sartoffeln , allenfalls audj oon Joggen fo gu, baß baoon ot)ne
SBec^fel be$ ©aatfornS immerfort gute ftrüdjte ergieft roerben, aßein ber äBeigen
uerfdjtedjtert fief) balb in bem ©rabe, ba§ er nidjt metjr gur SluSfaat braudj*
bar ift.
Stuf folgen richtig beobachteten Styitfadjen beruht bie Sftotroenbigfeit be$
©amenroedjfete. 3Benn aber ntdjt beabfidjtigt wirb, ftatt einer genriffen, mit
Unfräutern angefaßten ftradjt, reinen ©amen ober eine anbere SSarietät gu
gewinnen, roenn man oielme^r an fid) reinen, ooflfommenen unb gefunben
©amen blo« besljafö nidjt fäet, toeil man iljn lange &tit, otyne gu roedjfefa,
angebaut I)at, fo ift ein fotdjeS SBefaljren nid|t aßegeit gu bißigen. ^Bringt ber
betreffenbe ©oben eine grudjt in ber SRegel gur tjödfjften 33oflfommenljeit, fo
ift audj anguneljmen, baß fie ifjren natürlichen unb iljr gufagenben ©tanbort
f|at. 3n folgern ftaße ift alfo ein ©amemoedfjfet nidjt aßein fiberflüffig, fonbem
fogar mißlich, weit man nidjt mit ©efthnmtljeit roeiß, ob ba$ frembe ©aatforn
gut geerntet rourbe ober nidjt
SKidjt afle Seute Ijaben bie gätjigfeit, ^Beobachtungen anjufteflen, unb e$
aufy bie angepriefenen SBirtungen burdj allerlei leidet Ijerbeijufdjaffenbe, anfdjeraenb glaubmürbige
Slttefte 3U bemeifen gefugt. 3n biefen ©etyauptungen tfl gutüetlcn eine @pur non SQBafjrljeit
enthalten; man tmjn in ber Xfjat ben @amenförnem burd) geeignete SBeljanbtung mit Der*
f djiebenen ©ubftongen enna« @tttffh)ffna!jrung, 5tyo8pfjorfäure unb Sali gufüfjren, unb babura)
Tjenrirfen, baß fte gleidjförmtger feinten unb bie gong jungen ^ßftajen bis gu einem geroiffen
<Srabe rafdjer unb fräftiger fidj entnriefetn, wie burdj birefte hn Reinen aufgeführte SBerfudje
beroiefen toorben ift. 9[ber bie Betreffenbe (Srenge ift fetjr balb erretdjt, unb wenn nidjt im
S3oben anbertneitige SRaljrung norfjanben iftr bann nerfümmeru bie nadj einer @amenbüngung
tyeröorfeimenben *Pffangen um fo fc^neßer. #iergu fommt nod), bog bie gur ©omenbüngung
erforberftdjen Operationen für beten Smoenbung im großen meiftend öiel gu fdjroterig unb um«
ftänbliä^ finbr unb augerbem namentlich, baß bei ber SBefjanblnng ber @amen!Ömer mit ben
büngenben Materialien fe^r leicht eine föftiefung ber erfieren, eine noHftönbige $emid)tung i^rer
Äeimfd^igfeit ftattftnben fann. (S* ^at ba^er bie ©amenbüngung für bie (anbn>irtfa^aftli^e
Kultur taum irgenb eine ßufunft; benn fo Heine SDZengen non S^ä^rfbff, wie man ben ©amen«
tornern 3. $. bur$ Snfeua^ten mit 5Dttfrjaud)e unb Suftrocfnen mit ^oljaf^e gufü^rt, fommen
für bie na^erige (Snüuiäelung ber ^Pftange gar nia^t in $etradjt, tt)ä§renb bagegen bad puftg
empfohlene ©nmeic^en in Seimlöfungr (Suanoextraft, ©lutftüffigfeit k. fa^on für bie £eimfaf)igfeit
bes Ramend öiel 311 bebenftic^e golgen ^atr um im großen ftnroenbung finben p fönnen. (W.)
20*
308 ©e^onblung bcr @oatcn unb ©erfahren bei ber (grnte.
werben oft befonbere (grfdjeinungen für allgemeine angefeuert, ©enn in einigen
Säßen ber Sßedjfel be« ©aatf orn« juträglid), ja fogar uotwenbig ift, fo folgt
barau« nodj lange nidjt, baß foldjer unter allen Umftänben oorteifljaft fei.
3n ber ©egenb meine« früheren Sfofentfyatte«, wo bie fo feljr öerfdjiebenen
©obenarten be« ©berbrud&e« unb ber angrenjenben #öl)e (Gelegenheit ju mannen
mistigen pl^ftfatifdjen ^Beobachtungen geben , l)at fiefj burdj bie Srfaljrunft
l)erau«geftellt, baß alle« in ber SWeberung erzeugte ©aatforn auf beut £>öbe*
boben beffer wädjft. 2fod(j bie im Srudfje erbauten Sartoffetn fmb ein befferefc
Saatgut für benfelben.
Die allgemeine SRegel bei bem Sßedfjfel be« ©aatforn« ift, baß man oor*
fidjtig babei oerfatjre unb jidj wol)t Ijüte, eine burdj oieljö^rige (Srfaljrung ate
afftimatifiert bewährte gute ®aat mit einer fremben ungeprüften ju oertaufdjen*
9Wan möge immerhin SJerfudje mit bem 2tnbau anberer 3lrten oon ©ewädjfen
machen , bie ftdj burd) geiüiffe Sigenfdjaften au«jeidfjnen. Slber man ^rüfe erft
bie neue ©aat im Keinen unb madje nidjt fofort eine wichtige (Srnte Don ber*
felben abhängig. Die Srfaljrung leljrt, baß gewiffe ©ewädfjfe, wenn fxc tauge
3eit in einer ®egenb unb auf einer Sobenart angebauet werben, fid) an ba«-
Slima gewönnen unb au«bauern, wogegen jie, in anbere 23erl)ältmffe oerfefek
bei ungünftiger SSMtterung fogleidfj oerfümmem. Der SBinter oon 1840 — 41
l)at Diele ©eweife für bie SRidjtigfeit be« gefagten geliefert.
Da« ©äen
gefdfjtel)t entweber mit ber §anb ober mit SWüfdjtnen.
Die fortgefefeten SJemüljungen für bie §erfteßung einer brauchbaren ©äe*
mafdjinc jutb burd) ben Srfotg belohnt worben. Die Stban'fdje SWafdjtne mit
tljren foäteren SJerbefferungen verteilt ben ©amen gleichmäßiger, at« e« in ber
SReget ein guter ©äemann oermag.*) Da ein fotdjer aber fdfjon an unb für
ftd) fdjwer ju erlangen ift, fo barf man bie änfdjaffung«foften 'einer ©äemafdjine
vm fo weniger fdjeuen. 3n einer großen Sßirtfdjaft unb bei mittleren (betreibe*
greifen werben biefelben burd) Srfoamng an ©aatforn in einem Saljre bejaht-
3n Heineren ©htfe^aften ober in ©egenben, wo e« fdjwierig ift, bie er*
wähnte ober eine anbere gute ©äemafdjine gu erhalten, muß man fl<^ angelegen
fein laffen, tüchtige ©äeleute Ijeranjujieljen, teil« baburdj, baß man fte nad>
SBerljältni« iljrer ©efdjidtticijfeit beloljnt, teil« aber audj baburdj, baß man üjnen
bei bem ©aatgefd&äft bie nötige Unterftüfeung gewährt. Da^in gehört, ba&
man größere ju befäenbe ©tüdfe in fleinere Xeife, j. $&. Don 4—6 2Worgen,
abmißt unb beren äbgrenjung burd) ©ignalftäbe bejetdjnet, aud) bie ©tärfe
*) 2)urdj Nennung ber Htban'fdjen ©äemafdjine foQett anbere ni$t Ijerabgefefct werben.
3ene fenne i$ am meiften and ©rfafjrung.
©efteffung bcr Staaten. 309
ber Slu«faat oorfdjreibt, fo bag bie ©äeleute nur auf bie gleichmäßige Verteilung
be« ©amen«, nid(jt aber auf btc nadfj bem jebe«maligen 3uftanbe be« Sldfer«
gu bemeffenbe Quantität gu achten tyaben.
ß« ift nidjt gu ü er langen, bafe ber ©äemann ein fo geübte« 2ütge tyabe,
um oljne biefe Leitung eine« großen Sldferftfidt« Don Ijunbert unb meljr ÜBorgen
ba« oorgefdjriebene attafc ber ßinfaat gu treffen.
Die üRetfjoben be« ©äen« fetbft fmb fe^r oerfdfjieben. 3n einigen ©e*
flenben fäet man mit beiben $änben, in anberen nur mit ber redeten #anb;
«inige fäen in breiten Doppefofirfen, anbere im fdfjmäleren, einfachen SBurf;
ein breitgeadferte« ©tüdf rohrb anber« befäet, al« ein in ©eeten fiegenbe«. Set
<iKen biefen SRetfjoben wirb gut unb fdOledtjt gefäet, je nadjbem ber ©äemann
ben roüufd}en«roertl)en ©tanb ber ©aat ftet« im Singe behält ober nidjt. Am
f djlimmften ift ber SDSirt auf einem großen ©ute baran, roemt er e« mit älteren,
{jang medjamfdj angelernten ©äeteuteu gu rtjun l)at, meldte auf üjre ©efd&idttidj*
feit ficlj etma« einbilben. Briefe muffen in ber Siegel erft abgerafft werben,
n>enn man begüglidj ber (Sinfaat eine SJeränberung oornetymen roilt. ©ie fällen
ft(^ gefränft, bafc man i^nen nidjt gutraut, ba« rechte ÜWafe be« eingufäenben
©amen«, oljne befonbere Sfauoeifung gu treffen. Dem ©äemann bient bei ber
geroöfptKdjen ©etreibefaat auf breit gepflügtem Sanbe teil« bie ©pur feiner
©djrttte, teil« ber au«geftreuete ©amen felbft, gur SRidfjtfd&nur. 3u beibem
gehört ein gute« Stuge unb ein mürbe«, fein gubereitete« Selb. Sluf fdjjroartigem,
Wolligem ßaube ift bie ©pur eine« ÜWenfdfjen nic^t fidjtbar unb bie ©etreibeföroer
verlieren fid) in bem unfauberen ©oben, fo bag fie bei bem ©äen ferner gu
erlernten jinb. Seinen ©amen fann ber ©äemann gar nic^t liegen feljen, fo
wenig nrie bie größeren ©amenfömer oon bunlter tjarbe, g. 3B. Sßidfen unb
48udjroeigen. 3n allen folgen Sollen, in meldten bei bem ©äen bie ©pur be«
©äemann« trid^t feljr beuttidj ftclj bemertbar mac^t, mufj berfelbe fidj bie Surfe
burdj ©ignalftäbe begeidfjnen, bie er weiter ftedt, foroie er mit ber ©aat oor*
rücft. 3Äit §ütfe biefe« wenig 3eit raubenben Verfahren« ift e« mir oor Sin*
toenbung ber ©äemafdjinen in ber Siegel gelungen, eine gleichmäßige ftlcc# unb
9iap«faat gu erhalten. Da« über Äreug fäen, meldte« man für bie ftteefaat
empfiehlt, ift gut, aber anä) umftänblid^, abgefeljen baoon baß bie Seftettung
oergögert wirb, wenn man nid&t nadj berfetben 9ttdf)tung, roie bie pflüge gel)en,
üiii) bie <§>aat au«fü^ren tann.
ftür bie SKeÜjenfaat berjenigen ftrüd&te, meldte man roäljrenb iljre« SBadj«*
tum« bearbeiten will, wenbet man Heine ©äemaf deinen oon oerfdfpebener Son*
ftrultion an. Die für ben 9tap«bau beftbnmten ftnb fo eingeridjtet, baß an
benfelben audj bie SReffer ober ©Räufeln befeftigt werben fönnen, womit man
fpäter bie 3roifdjenräume ber ^ßflangenreiljen bearbeitet.
310 ©efjcmblung ber Laoten unb Eerfafjren bei ber (grate.
©tärfe ber Sinfaat.
Sßer bie bei ber SBertberedjnung be« 2lcferlanbe$ in Stafafc gebraute ©tärfe
ber (Sinfaat für bie oerfdjiebenen Slderftaffen aufmerffam beamtet Ijat, beut iDtrfc
nidjt entgangen fein, roie feljr oerfdjieben biefelbe angegeben ift. #ier ift ber
Ort, midj über bie Uutftänbe auägufpredjen, burd) roetd&e im allgemeinen eine
ftörfere ober fdjwädjere Sinfaat bebingt ift.
äBenn mir jebent Saatforo bie guträgtidjfte Srbbebedtung geben, wenn
wir bei ber 3ubereitung be« Slcfer« bie ftörenbeu Sinwtrfnngen ber ©itterung
attegeit unfdjäbliclj machen, foroie ber Srume ba$ redete 9ßaß Don geudjtigfeit
jufüljren unb erhalten fönnten, fo mürbe ein Drittelt be$ geroöljnlidjen Saat«
quantum* ausreichen. Da aber bie bem Sanbnrirt mögliche Sinroirfung auf
bie ermähnten SJerljättniffe eine nur feljr befdjränfte ift, fo ift er gegrouugen,
oon groei Übeln ba« Hefaiftc gu roäljten, unb gur SBerljütung ber ©efaljr eine*
gu bünnen Stanbeä ber grüdfjte bei ber Sinfaat oerfdjroenberifdf) gu oerfafjren.
Die meiften angebauten ©eroädjfe finb bem ©oben gleidjfam aufgegroungen.
Die bem (enteren in unferem Stima befonber* gufagenben unb bafjer natürlichen
^flangen finb bie Unfräuter, roefd(je auf leeren ©teilen l)eroortreiben, auf bem
gut oorbereiteten ©oben eine ungeroöfjnßcfje ©röge erlangen unb bie iljm burd)
bie Sunft anoertrauten fangen unterbrücfen. Gmte bünne Saat fcfet atfo
entroeber eine oon Untraut reine Srume ober bie üDlögüdjteit ooraud, burd)
Säten unb $acfen gur regten 3eit bie angebaute Saat aufregt gu erhalten.
Seine biefer ©ebingungen ift beim Stdterbau ooltftänbig gu erfüllen unb fdjon
beSljalb eine ftärfere (Sinfaat nötig.
Diefe ift femer au« bem ®runbe erforbertid), roeil oon aßen üRetljoben,
bie Sinfaat mit ßrbe gu bebedfen, feine e$ ermöglicht, baß alle Sörner biefe
©ebedung im richtigen SWage erfjatten. Siele Sörner fallen gu tief, unter
Steine, Srbflöge unb SRafenftüdfe unb muffen o erb erben; ebenfo Diele erhalten
nidjt bie gehörige Srbbebedfung, fie bleiben auf ber Oberfläche liegen unb werben
eine Seute ber 33ögel, ober ber Seim oertrodnet, fobalb er Ijeroorfprogt.
©ei ber 3u&c*eitung be$ 2Wer$ gur Saat roirft bie SBitterung auf bie
mannigfache SBeife ftörenb ein. Sfoljattenbe Dürre üerfjinbert bie ©äfjrung
ber Srume unb baut bie aufgepflügten Srurdfjen gu feften Stößen gufammen,
wenn fte unmittelbar nadj groger üWäffe eintritt. Die Sldferarbeiten fönnen
nic^t gur regten 3eit ausgeführt werben, roenn roegen großer $ärte be$ ©oben«
bie SBerfgeuge nidjt einbringen, ober roenn wegen ber moraftigen öefdfjaffenljeit
beäfetben beu Beeren ber 3u9att9 9ang oerfagt ift. 3n folgen gälten oer*
mag aud(j ber befte äcferroirt ba$ Selb nidjt rechtzeitig in benjenigen 3uftan&
gu bringen, roeldjer gur Slufnaljme ber Saat erforbertid) ift.
Slber wenn audj biefer Übelftanb befeitigt, bie Vorbereitung be$ SIcferS
Dotlftänbig gelungen ift, fo nötigt bodfj eine anfjaltenbe Dürre jur 3eit ber
©eftettung ber ©aaten. 311
<&aat, wogu bic lodere Ärume in einen puloerigen 3"ft^b gebraut worben ift,
auf gut ®lüd einen £eil be« ©amen« freizugeben, in ber Hoffnung, baß bei
fpäterer, frud&tbarer Sßitterung fo oiel gefunbe ®aat im ©oben übrig bleibt,
baß ein bitter ©taub ergielt wirb.
3e meljr nun bie natürlidje ©efdjaffenljeit be« ©oben« au« betn einen
ober anberen ©runb eine ftarfe ©nfaat bebingt, um fo größer wirb biefelbe
im Durdtfdfjnitt ber 3af)re fein muffen. 35er fjumofe ©oben ergeugt bie
üppigften Unfräuter; er bebarf alfo einer ftarfen ©nfaat, bamit biefe nidjt bie
Dberljanb gewinnen. Der ^Ijonboben leibet am meiften unb leidjteften burdj
auljattenbe Dürre ober kläffe, fo baß eine feine 3«bereitung erfc^mcrt ift, we«*
Ijatb er audj bie ftärffte ©nfaat erforbert
Die mitben, gtüdftidj gemifdjten ©obenarten, weldje bei ber Dürre nidjt
erhärten, burdj kläffe nidjt in 2ßoraft uerwanbelt unb im trodnen &u$ariot
f<$on oon einem- fanften Stegen wieber angefeuchtet werben, geftatten bie
fdjwädjfte ©nfaat.
Der oerfdjiebenc Sulturgrab be« SWerboben« tft begttglidfj be« paffenben
Quantum« ber ©nfaat oon ebenfo großem ©nffoß, wie bie angegebene pl)t)ft*
faüfdje ©efdjaffenljeit be«felben. Der wiberfpenftige £ljon wirb burdj äßerge*
lung, ftarfe Düngung unb fräftige ©earbeitung milbe nnb mürbe, ber arme
©oben wirb burcfj biefelben äßittel reicij, ber mit Unfräutern angefüllte burd)
Säten, $acfen unb fleißige Slnwenbung ber ©eadferung«werfgeuge rein. 2Hle
biefe Umftänbe erlauben eine fdfjwädjere ©nfaat, nidjt altem be«ljatb, weit bie
größere äßürbigfeit De« ©oben« ba« Seimen unb 2lufgeljen be« ©amen« be*
förbert, fonbem audj, weit ber gartenäljntidje Sutturguftanb ber Slcferfrume aüe
nachteiligen ©npffe ber SBitterung oerminbert unb ein fräftige« ©eftocfen ber
?ßflangen erleichtert.
6« gehört feine große ©faljrung, woljt aber eine gefunbe ©eurteitung«*
fraft bagu, um fidj barüber ftar ju werben, wie nadfj ben erwähnten oer*
fdjiebenen Umftänben ba« richtige 3Raß ber ©nfaat gu treffen fei. Da« 3uoiel
ift Ijier nidjt fo nachteilig, wie ba« 3uwenig, oorau«gefefct natürlich, baß ein
gewiffe« SKajimum ber ©nfaat nidjt überfdjritten wirb. Denn bei bem erfteren
gefjt in ber SRegel nur ba« SKeljr ber ©nfaat oertoren, ber ©trag fetbft aber
leibet wenig, ©ei ber gu fdjmadjen ©nfaat auf reifem ©oben fann aber ba«
üppig wadjfenbe Unfraut bie ©aat gängtidfj unterbrüdfen unb ben ©trag alfo
fetyr beeinträchtigen.
3luf biefe« ©erhalten unb auf ben 3uftatlb e^cr ro^en Autor, wobei
faft allein bie natürliche ©efcfjaffenfjeit be« ©oben« in ©etradjt fommt, begießt
ftdj ber ©emeinfpruclj : „gute« 8anb muß ftarf unb fdjledjte« fdjwadfj befäet
werben." SBenn man unter Jenem einen ftrengen 2^on unb unter biefem einen
armen ©arib oerfteljt, f o läßt fidj gegen bie SRidjtigfett biefer Siegel nidjt« einwenben.
Die »an mir im gweiten ©uc^e bei ber ©obenflafjiftfation angegebene
312 ©eljotibfong ber @aaten unb »erfahren bei ber (5mte.
£ölje ber ginfaat für btc oerfäiebenen 2lderflaffen ift bie geroöljnlidje bei beut
lanbüblidjen Slderbau unb bei meift jur Verfügung fteljenben ©äeleuten, roeldje
auf ein nadj 3*** u*rt> Umftäuben abjuänbernbe« ©aatquantum nidjt eingeübt
ftnb. ©erat aber ber Stderbau in allen &xoe\qtn mit großer 2fofmerlfamteit
betrieben wirb, wenn eine geroiffe Ijöljere ©obenlultur fdjon feit einiger 3«*
befielt, roenn man gefdjidte ©äeleute Ijat unb iljnen bie empfohlene §ilfe bei
bem ©aatgefdjäft geroäljrt, fo tonnen bie uon mir bort angegebenen ©äfce ber
(Sinfaat bte auf f ermäßigt roerben. <S« jmb jebodj außer ben angeführten
Umftänben nod) folgenbe ju berüdjid&tigen. Die eine Oetreibeart Ijat eine
größere gäljigfeit, jxd) ju beftoden unb auszubreiten atö bie anbere, unb unter
iljnen giebt e$ roieber ©arietäten, bie jxdj barin befonberd auäjeidjnen. Joggen,
Jöeijen unb ®erfte beftoden ftdj mefjr als §afer, ©taubenroggen meljr ate
geroöljnlidjer Joggen. Der ©ud&roeijett treibt bei einem oereinjeften ©taube
oiele SRebenjroeige unb fann oon allen Äörnerfrüdften am- fdjroädjften au«*
gefäet roerben.
Da« ©eftoden ber 8ßinterl)almfrüd)te ift aber weniger bei einer fpäten
als bei einer frühen 2lu$faat ju erwarten, ©erben jie in Sftorbbeutfdjlanb in
ber erften £älfte be$ September unb in ebenen ©egenben be« füblidjen Deutfdj*
lanbs in ber legten #älfte biefe« 9Äonat$ gefäet, fo bilben jtdj fdjon im §erbft
große @töde unb e$ !ann bei feljr günftiger SBitterung unb gut oorbereitetem
©oben, nadj ganj fdjroad&er Gratfaat ein bidjter ©tanb ber grudjt erreicht roerben.
3e fpäter aber bie 2Binterfrfidf)te gefäet roerben, ie weniger alfo auf iljre reidj*
lidje ©eftodung ju rennen, bagegen rooljl eine ©erbünnung ber <&>aat burdj
Srroft ju beffirdjten ift, befto ftärfer muß man bie (Smfaat uorneljmen.
Sind) bei ©ommerfrüdften mödjte eine frülje <Saatf oerfteljt jidj immer
auf gehörig abgetrodnetem ©oben, fdjroädjer ate eine fpäte ju mad^en fein,
obgteidj au* anberen ©rünben. Da« Seimen unb Sfofgeljen aller ©amenförner
ift bei bem mit ber oollen SBinterfeudjtigfeit oerfeljenen ©oben eljer ju erwarten,
unb bie frül) auSgefäeten ftrüdjte erreidjen bte gu ber 3ett, roo £ifce unb Dürre
nachteilig einroirfen fönnen, eine foldje ©rßße, baß fte ben ©oben bef Ratten,
roa« namentlich für bie reidjften ©obenarten roidftig ift, rodele oft fdjon au*
biefem ®runbe eine ftärfere ©nfaat erforbem.
©erat ber ©amen mit bem ©jftirpator ober äljnlidjen ©erzeugen unter»
gebraut roirb, fo erljält man oon ber fdjroädjeren ©aat bennodj einen gleidj*
mäßigeren, bitteren ©tanb ber Srudjt, als oon ber ftärferen mit Unterpflügen
unb Sineggen in bie raulje frurdje, roobei bie Äörner in ben ©ertiefungen ber
*ßflugfurdjen ftdj anhäufen. Sßiefenlanb ober Dreefc^, roeld^e unmittelbar nadj
bem Umbruch befäet roerben fotten, erforbern eine ungeroö^nfic^ ftarfe Sinfaat,
teite roeil üiele ftörtter o^ne Srbbebedung liegen bleiben, teil« roieberum, roeit
anbere unter bie ©d>roarten fallen unb fo erftiden.
SBcfteHung ber booten. 313
Unterbringung ber ©aat
Diefe gefd^ict)t burdj ©neggen in bie raulje gurd)e, burdj änroenbung ber
©aatpPge imb (gjftirpatoren nnb ber ben teueren äljnßdjen ©orridjtungen,
roeld)e an ben ©äemafdjinen angebracht futb. Sfot geroöfytfidjften ift bad ©n*
eggen ber ©aat in bie raulje fturdje. Die feinen ©amenförner, mie 9fapS,
9tübfen, Älee, fcigerne, aud) ßein, fäet man Ijödjft feiten auf bie gurdje. Da«
Sanb erhält oiefmeljr Dornet einen ober jaiei gggenftridje. SBottte man aber
in gleicher ffieife aud> bei ber SfaSfaat ber größeren ©amenfömer oerfaljren,
fo mürben biefe bei anljaltenber Dürre eine }U fdjroadje Srbbebedung erhalten.
JSBei anljattenb naffer Sßitterung tfjut man roofyt, oor bem Stu«ftreuen be«
©amen« einen ßggenftrid) gu geben, befonber« roenn bie ^ßpgfurdjen etroa$
breit gehalten ftnb, bamit bie ®aat nic^t in Steigen gu fielen fommt. ©ieljt
man fidj gur ©eförberung eine« gleichmäßigen 2IuffaufenS ber ©aat, g. ©. ber
fedjSgetfigen ©erfte, oeranfaßt, fotdje unterguppgen, nnb Ijat bagu leine meljr*
furchigen ©aatppge bei ber §aub, fo muffen feljr fdjmale gurren gemalt roerben.
©etat Unterpflügen fommt außerbem nod) bie liefe in ©etradft, gu meiner
bie ©aat untergebracht werben xtm%. SBenn ber ©oben fein gubereitet nnb bie
Sufttemperatur eine tyolje ift, fo fdjabet bei ber ©ommerfaat ein breigößige* ©e*
bedfen berfelben nidjt S8 giebt ©egenben, roo man gar feinen begriff baoon
l)at, baß ©ommergetreibe anberS, als mit bem Pfluge untergebracht roerben
faun. Stuf bem faferigen Ijumofen ©oben ift bie ®aat faum anber* gum
Seimen gu bringen, ate baß man fie tief, oft reidjfidj 4 3oß, unterpflügt 2luf
berartigem ©oben muß ba« Unterpflügen ate Siegel gelten, aber aud) auf
anberen ©obenarten barf man im 9Äai nnb Suni nur au«naljm«roeife obenauf
fäen, nur bann, roenn roegen befonber* naffer SBitterung ber ©oben in einem
foldjen 3uftanbe ber fteudjtigfeit ift, baß man fidjer fein fann, bie aufgeföete
grudjt roerbe oöttig angerourgett fein, beoor roieberum Dürre eintritt.
3n ber 9i8I)e oon ©ebirgen, roo ber ©oben leidet an SRäffe leibet, nnb
aud) in ber (ibme, roenn man bemerft, baß bie Oueden fid) üppig entroidfeln,
ift ber ©oben im grü^a^r metften* nidjt oon fptöjer ©efdjaffenljeit, baß ba$
Unterpftügeu be« ©amens rätlidj märe.
©inter*9ßeigen unb SRoggen ppgt man auf mürbem, troefenem ©oben
unter geroiffen Umftönben unter, roenn bie Sfosfaat im ©eptember erfolgt 3n
fpaterer 3al)re«geit ift ba$ Unterppgen !)öd)ften$ auf bem gang lofen ©anb*
unb §umu$boben guläffig, ba ber SRoggen bei niebriger Temperatur unter tiefer
Grbbebecfung feljr fdjroer feimt
©ei ber £erbftfaat, bei roetdjer eine fdjroadje (Srbbebecfung in groeifet&aften
Satten ber ftarferen ftetö Dorgugiefyen ift, giebt e$ feine beffere 2lrt ber Unter*
bringung, ate mit ben ©aatppgen unb Sjftirpatoren. Die ©aat fommt babei
nidjt ftridjroeife, roie beim ©neggen, in ben ^ßffagfurdjen gu fteljen, bie ÄSrner
314 ©efjanblung ber ©aateti unb ©erfahren bei ber (grate.
werben am gleidjmäßigften über bie ganje glädje be« gelbe« oerteilt unb bte
iljnen babei gegebene Srbbebedung ift iljrer 9tatar am angemeffenften. Die
Slnroenbung biefer ©erzeuge tft aber fretlidj nur bann am Waty, roenn bte
Slderfrume rem, mürbe unb oottfommen juberettet ift, roa« man auf S^onboben
fetten erretdjt, befonber« roenn feine Sommerbradje ftattfinbet, üielmeljr Koggen
unb SBetjen nad) 93orfrüdjten angebaut »erben.
9tod) bei ber ©otmnergetreibefaat finb in allen ben Satten, in roeldjen
man biefelbe eineggen fann, bie (Sjfttrpatoren unb Stummer jum Unterbringen
bie beften ©erzeuge, <Sie genügen aber triebt bei einer au«gebörrten Srumc
unb in einem Sflima, roeldje« oorljerrfd)enb trocten ift, ober roenn bie ©ommer*
geroädjfe fpät au«gefäet roerben. 3m Dberbrud) fottnte id) bie Sjftirpatoren
nur bei ber ftrfiltfafjrSfaat anroenben. Dtefe wirb in geroöljntidjen Sauren im
Söiärj unb Styrit beenbigt, ju welcher $eit ber ©oben infolge be« SBtnterfrofte«
oft eine foldje SKürbigfeit tyit, baß er ber fdjönften ®artenerbe gleicht. 3m
Sommer unb £erbft ift er aber faft nie in ben 3uftanb gu bringen, baß beim
Unterbringen be« ©amen« jene ©erzeuge angeroenbet roerben föunten.
@o mangelhaft aud) bie Ijier ermähnten oerfdjiebenen SJÄetljoben jur Unter*
bringung ber Saat fein mögen, fo läßt jidj bodj nidjt beroeifen, baß burdj eine
forgfältigere Unterbringung, rote fie burd) ©nfjaefen mit ber £anb bewirft
roerben fann, cht größerer Ertrag ju ergtelen roäre. Da« ©inljaden gefdjietyt
in mannen ©egenben Ijäufig ; aber niemals Ijabe tdj beobachtet, baß ber Srfolg
anber« ftd) geftaltet Ijätte, al« nadj ber geroöljnlidjen Art ber Unterbringung
mit ©eaderung«roerfjeugen.
JBeenbigung ber ©aatbefteltung.
9tadjbem bie @aat eingeeggt ift, gehören ju einer guten iöeftellung uod>
folgenbe arbeiten:
a) 3fo«ftreidjen ber 48eetfurdjen, roenn ba« gelb in Jöeeten liegt, unb
Auffahren ber SBafferfurdjen, roenn e« breit gepflügt tft- hierbei muß
mit ber £anb nadjgeljolfen roerben, Die oon bem Pfluge aufgetriebenen
Dämme roerben niebergeljarft (geregt), bte Surfen felbft jum Xeil
oertieft unb mit ben £ntroäfferung«gräben in SJerbmbung gefegt, fo
baß fie ifjren &rot&, fc^neüc Ableitung be« SBaffer«, erfüllen fönnen.
b) 2tu«einanberjiel)en be« Dünger«, roenn berfelbe oon ben Sggen in
Älumpeu jufammengefdjleppt roorben ift. Unterbleibt bte«, fo roirb
bie (Saat unter ben ftlumpeu erftieft. Söenn ba« 8anb bei ber £u*
bereitung nidjt richtig beljanbelt rourbe, muß oft ein 2lbljarfen ber
Oueden, meiere bie Sgge au«gejogen Ijat, oorgenotnmen roerben. Die«
bleibt aber ein trauriger Sftotbeljelf; es roirb für ben Seftfeer eine«
folgen 9lderftüde« beffer fem, baß er nod) oor ber Grinfaat bie SJearbei*
tung fortfefet, ober baß er junädjft eine reinigenbe iöeljadfrudjt anbaut.
{
fiöartung her ©aaten. 315
c) Aufräumen ber öon beut Pfluge auf bie ffiege ober ©iefen gejogenen
@rbe. £)iefe flehte Slrbett nrirb überall oorgenommen, roo mau ben
äderbau mit OrbnungSfinn betreibt. @ie bejaht ftc^ reidjlidj, roeil
fie forooljt jur (Sbenung ber SBege beiträgt, als audf> mandfje frudjt*
bar matfjenbe SErile bem 2lder jurüdgtebt, bie fonft oerloren gefjen.
Sluf biefe ffieife erhält ba* ©aatfelb ein beffere« 2lu«fel)en uub man
oerljinbert baburdj) auc§ oljne 3roeife( ba$ betreten ber @aat mefjr
■
ate burefj anbete SBorfefyrungen.
2Ber toirb nidfjt lieber auf einem glatt abgeföaufelten Sßege, ate
auf einem lodern ©aatader geljen ober fahren?
Sßartung ber (Saaten.
<2o anjieljenb e$ audj für ben ^reunb einer guten Suüur ift, wenn ber
befgifdje Sauer, roie £err oon ©djroerj mitteilt,*) nadj beenbigter ©aatbe*
fteüung fagt: rrnun roill idfj forgen, baß bu roadjfen unb gebeiljen fannft," fo
roerben bodj nur wenige äderroirte auf unferen großen ®ütern im ftanbe fein,
bei einer geroöfjnlid&en ©etreibefaat ganj nad) bem Sinne biefer ©orte ju oer*
fahren. @$ fefylt nämtidj in bem größten Xeile ber ^rooinjen £)eutfdjlanb$,
roo bie einjelnen Sanbgüter einen Umfang Don 1000 bi« 5000 üßorgen Ijaben,
}u fefjr an aftenfd&enljättben, ate baß e$ möglich märe, ba$ Säten regelmäßig
oomeljmen ju laffen. ©elbft bie beften SOBirte werben biefe Slrbeit immer nur
au$naljm$roeife bei einigen grüßten unb auf genriffen Slderftüden, roemt eine
SJerunfrautung über()anb genommen l)<tt, beforgen tonnen, ©lüdftidfjerroeife ift bie
Äunft, ben Slderbau im großen mit gflnftigem Ghrfolge ju betreiben, fo oorge*
fdjritten, baß wir be$ eigentlichen Säten« ber (Setreibefaaten nur feiten bebürfen
unb bennodt) bie Setfpiele immer häufiger werben, roo unabfeljbare Stäben gang
reiner unb ooüfommener Saaten ba$ äuge erfreuen. Sei einer geeigneten
ftrudjtfolge, wenn ein richtige* 33erljättni$ jtmfdjen ben reinigenben ©aaten unb
benen, roeldje bie Unfrauterjeugung begünftigen, eingehalten wirb, unb bei einer
tüchtigen, jur regten 3eit aufgeführten äderbearbeitung finb unfere SBinterge*
treibef eiber in ber Siegel fo rein oon Unfräutem, baß felbft ber Seigier ba$
Säten nidjt für nötig eradfjten mürbe.
SBon ben ©ommerfaaten läßt ftdj bie« jur 3cit nod) nidf)t fagen, unb l)ier
fönnte ba$ Säten häufiger in 2faroenbuug fommen, ate im allgemeinen üblich
ift. £)er Jpeberidf), Raphanus Kaphanistrum, ber äderfenf, Sinapis arvensis,
bie fiomblume, Centaurea Cyanus, ber SRätljfd&el, Polygonum persicaria unb
acre, SBilbljafer, Avena fatua, unb mehrere Diftefarten ftnb biejenigen Unfräuter,
meldte am fdjäbtidjften jinb unb beren Samen in ber äderfrume felbft fid) be*
finbet, fo baß eine nod) fo reine SCuöfaat nid^t gegen ü)r Über^anbne^men fc^ii^t.
*) Anleitung jur äemttni« ber bdgtföen SanbtmTtfdjaft. SBanb lf <&eitt 265.
316 ©eljcmbtuna. ber ©aaten unb #erfaljreti bei ber (grnte.
3d) für mchtc $erfon fudt>e ba« 3äten be« ©ommergetreibe« oon Saljr
gu Saljr weiter au«gubeljnen unb neunte gu bicfcr Arbeit ftinber oon 8 — 12
Sauren gu einer $tit, wo fie ben Unterrtd&t in ber ©djute nidjt oerfäumen,
unb Mj finbe, baß ber baburd) oerurfadfjte Oelbaufwanb retdjüd) erfefct wirb,
befonber« wenn idj berüdfjidjtige, baß bie Äinber ber Arbeiter Ijierburdj fdjjon
frütjgeitig eine oorbereitenbe Übung erlangen. Da« au«gegogene Unfraut bient
in ber Kegel at« gutter für bte ©djweine unb ©änfe meiner Arbeiter.
©ei einer frühen 2lu«faat be« ©ommergetreibe« lägt man ba« Säten oor*
nehmen, beoor bte ^Bearbeitung ber ©efyadffrfidjte beginnt unb bie gutterfelber
abzuernten jtnb. 3>e früher e« gefdjietyt, befto fixerer ift ber Srfolg. S33trb
e« erft vorgenommen , wenn bie angefäete tfrudjt unb bie Unfräuter fcfjon
giemücf} Ijod) gewadfjfen ftnb, fo Ijat jene feinen ©orteit meljr baoon, weit ba«
•Kiebertreten ber ©aatpflangen ebenfo oiel fc^abet^ at« bie ^Befreiung berfelben
oon ben Unfräutern uüfet. 3n folgern ftatte befteljt ber 9htfcen nur barin,
baß bte 2töerfrume nidjt wieber neuen 3uroaä)& ÖWI ubfaüenben Unfraut*
fämereien erfjätt. SBerben aber bie Unfräuter au« ber ©aat gerafft, beoor
fie mit ber (enteren um ben $(afe gefämpft Ijaben unb atfo fdjon ftarf ent*
widfett fmb, fo ift bie ßrnte oljne ^weifet um fo oiet größer, ate bie Soften
be« 3äten« betragen.*)
©iete ©efifcer ber Keinen ©fiter im Oberbrud) jäten tyre ©ommerfrfid&te
mit bem beften (Srfotge. 3tud& auf großen ©ütera ift e« in neuefter 3«* ba*
fefbft gur 8tu«füljrung gefontmen.
Da« äufeggen ber mit Sßintergetreibe befteßten Sder fott in einigen
hätten bagu btenen, um einer fränfelnben ©aat aufgreifen, ober bie barin
überljanbneljmenben Unfräuter gu gerftören. Dem äBeigen ift eine fotdje ©eljanb*
lung guweilen feljr nüfctid), wenn ber ©oben oon ber ©internäffe ftarf ge*
fdjtoffen ift unb man befürchten mu%, baß bte fdjarfen ftrfiljting«winbe eine
Ärufte bitben werben. SBenn man gu biefem Sfofeggen ben redeten SKoment
trifft, wo ber ©oben Ijinreidjenb abgetrodbtet ift, um burdj ba« (Sggen gut
gerfrümelt gu werben, fo ift oft jtdjtbar, wie banadfj bie ©eigenfaat gewinnt.
Die« ift triebt begreiflich , wenn man bebenft, baß ba« Sggen bie ©Übung
einer Stufte oerfjinbert, woburd) bie SBeigenwurgetn ber Sinwirfung ber Sltmo«*
pljäre entgegen werben. Dem Koggen nüfct bie« 9tufeggen weniger, weil er
früher treibt at« ber ©eigen, unb fdjon gu fdfjoffen pflegt, beoor ber binbige
©oben mit ber Sgge beljanbett werben fann. Stuf fanbigen ©obenarten Ijabe
tc^ oon bem Slufeggen be« Koggen«, trofcbem e« oon mancher ©eite empfohlen
wirb, niemal« eine SBirfung wahrgenommen. Dem Koggen fdfjeint ein fefter
©tanbort fogar feljr guträgfid^ gu fein.
*) Über bte Äoflen be« Seiten« in (Sngfanb unb über bte 93orteüe be«fe(6en enthält
©tnctatr'« ©djrift: ©runbgefe^e be« Stcf erbaue« , überfefct öon ». @c^ret6er«r ©. 327
unb 331, tntereffante Angaben.
©ortung ber ©aotcn. 317
8lud> ba« Sggen be« jungen, fingerlangen $afer£ empfehlen einige gur
Unterbrücfung be« mit aufgegangenen Unfraute«, wobei jxe anraten, ben #afer
bei ber 2lu«faat burdfj Unterpflügen in bie ®rbe gu bringen. Die SBurgefa
be« £afer« finb bann tiefer, ate bie ßggen einbringen, wogegen ber §eberidj,
gegen welken man bie Operation anwenbet, nur in ber oberen Ärume ange*
wurgett ift unb oon ben >tfxifcn ber ßggen au«geriffen wirb. Die Sßirfung
biefe« @ggen« tyängt jebod) oon feljr gufäfligen Umftänben ab. SBer fein gwedt
mäßigere« SDftttel gegen ba« Unfraut anguwenben weiß, mirb audfj bamit triebt
oiet au«ridjten. 2ttan oerfS^rt übrigen« babei folgenbermaßen. ©päte ®erfte
ober §afer werben auf gang mürbe« wof)( gubereitete« 8anb au«gefäet unb
untergepflügt. 3n biefem 3uftanbe bleibt ba« gelb liegen, bi« bie @aat grün
ift nnb ber §>eberidj aufgetrieben l)at. Sßerben nnn bie gurdjen niebergeegget,
fo wirb atterbing« ber $eberidfj großenteite gerftört; aber e« ift nidjt gu über*
feljen, baß antyaftenbe« {Regenwetter biefe« ffiggen gang unwirffam madjt, ober
wenn e« aui) bei trodener ©itterung vorgenommen wnrbe, baß bie nadfj bem
gggen anffeimenbe §eberid)faat immer nodfj rafdfj genug wädjft, van ber Smc^t
gu fcfjaben.
SBirffamer ate atte biefe $itf«mittet gegen ba« Unfraut ift bie ©ear*
beitung ber m SReiljen gefäeten ober gelangten grüßte. Die $a(mfrüdjte
eignen fi<fj bagu weniger; wo man e« aber mit einem unreinen Soeben gu tfjun
ljat, ba muß man fotdje grüßte, meldte auf reinem ©oben ftc^ gwar breit ge*
feiet anbauen (äffen, aber bod) eine etwaige öeljadf arbeit begaben, in SReiljen
fäen. Sonnen unb 9tap« finb fotdje grüßte.
Sei allen SReiljenfaaten gilt aber bie Kegel, baß man ttjre ^Bearbeitung
mit (Snergie unb gur regten 3^* au«fül)re. Die ^Bearbeitung muß beginnen,
fobalb bie Unfräuter ftc§ geigen, beoor biefe erftarfen unb bie 3*mfcj)enräume
ber Keinen erhärten. & foftet nid)t allein boppette arbeit, wenn ba« Unfraut
fd)on ftarf entwidfett ift, fonbern e« ge^t aud) ber gange $VMd ber SReiljettfaat
oertoren. Diefer ift bodj fein anberer, ate biej[enigen ^ßflanjen burdj ba« JBe*
Ijacfen gur möglichen SSoöfornmen^eit gu bringen, oon benen befannt ift, baß
fie nur infolge einer folgen ©eiljttfe ben työdjftmögfldjen ffirtrag liefern. 9tun
aber fann ein ©ewäd)« ftdj unmöglich ootffommen au«bttben, wenn e« in ber*
jenigen *ßeriobe, wo e« anwurgett, mit freien Unfräutern um ben tyia%
tämpfen mn%, ober in einem erhärteten ©oben fteljt. 3n beiben Sötten wirb
bie $flange einen fdjwad()en @to<J bilben, au« bem nod^ fdfjwädjere Stengel,
3tt)eige unb Sttttter fjeroortreiben. 3ft bie« aber gefc^e^en, wie fann atebann
eine fpntere Reinigung unb Sfaflodferung nod) auf bie äfa«bilbung ber
^ßffonge wirfen?
ffienn Ijiernadfj bie 5Rad()teHe ber fpäten ober fc^Iec^ten ^Bearbeitung für
bie in Steigen gefäeten ober gelangten Srüd^te augenfd^einlid^ finb, fo ift
femer in ©etrad&t gu gießen, baß eine fo fehlerhafte JBefjanbfang be« Slcfer«
318 $8ef>anblung bcr @aaten unb Stefanen bei bcr ©ritte.
uod) auf mehrere nactyfolgenbe Stufte fdjäblidj einwirft. @$ ift eine unbe*
ftrittene Xljatfadje, baß ein einträglicher SWerbau auf feinem ©oben bauernb
befteljen farat, wenn legerer nicf}t Don 3^ Ju 3C^ m bec Ijetßeften 3al)re$*
geit, burd) fleißige Bearbeitung ber Suft ausgefegt, baburd) gemürbt unb oon
Unfräutern gereinigt wirb. £)ie$ gefdjieljt auf foftfpietige Söeife burd) bie reine
©ommerbradje, weit woljtf eiler bagegen burd) periobifdjen 3lnbau oon ©eljad*
früdjten. SDSenn ba$ ©eljaden aber unoollftänbig unb mangelhaft ftattfinbet,
fo geljen natürlich aud) bie baburdj beabftdjtigten SBorteile für fpätcre
©aaten oerloren.
Meife ber grüßte.
Sei allen fömertragenben Stuften muß bie Stberotung mit wenigen
ausnahmen beginnen, beoor fte oöllig troefen geworben fmb. 3n ben §almen
unb ©tengeln ift bann nod) @aft genug oorljanben, fo baß bie Körner nad)
bem Slbmäljen ober Slbfdjneiben oollenbs ausreifen fönnen.
Daß man bie Srate am beften in ber fogenannten ©eibreife beginnt, ba*
für foredjen oerföiebene ©rünbe. & ift weniger Ausfall oon Körnern gu be*
forgen unb ba$ 8tro!j behält einen größeren gutterwert, fogar bie ©efdjaffen*
ljeit ber Körner . felbft bleibt teilweife beffer, g. ©- öeim ©eigen, weldjer
burd) lange« Stehen auf bem §alme nad) ber anficht feljr erfahrener ©eigene
bauer Ijoroig roirb.
£)er größere KörnerauSfall ift woljl ber §auptgrunb, roarum man ben
Anfang ber (Srnte nid)t bis jur Dollen Steife ber Körner oerfdjieben barf.
SCrttt anljaltenb IjeißeS Setter ein, fo geljen bei einer in tyoljer Steife abgu*
erntenben ftrudjt gerabe bie oottfommenften unb beften Kömer oerloren, ftatt
baß bei einer in ber ©eibreife beginnenben Srnte l)öd)ften$ nur ber $ad)teil
gu beforgen ift, baß nadj bem 3lu$brefd)en bie unreifen, foäter angefefeten
Körner im @trolj tierbleiben, alfo bodj wenigften* bem 93iel) gu gute fommen.
aber audj ber größere gutterroert beä ©trofje« oon einer grudjt, bie oor bem
oößigen 2foStrodnen ber §alme gemäht rourbe, ift ein wichtiger ©egenftanb.
SBenn ba« ©ewädjs oor bem Stauen gang bfirre geroorben mar, fo fallen beim
Dreien alle ©tätter, ©pelgen unb anbere afö 93ieljfutter feljr näljrenbe £eile
ab, wogegen fie eine größere $Bfi%fät behalten unb an bem @trol) fifeert bleiben,
wenn man bie 8ntd)t üi ber ©eibreife erntete. Sei ben £ü(fenfrüdjten unb
bem ©udjweigen ift au« biefem ©runbe em frül)e$ abmäßen oorgugSweife
gu empfehlen.
£>ie (Srnte.
üDie SWadjteile, welche fo leidjt burdj ungünftige Söitterung bei bem ©n*
bringen be$ ©etreibe« beroirft werben, beftimmen einen {eben oorfidjtigen
Sanbwirt, mit allen fonftigen arbeiten ftd) fo einguridjten, baß er bie (Ernte
(grate ber grüßte. 319
bcr Äörner tragcnben ftxüfyte mit ganger Sraft uorneljmen fann. 3u bcm
3wecfe werben alle ftörcnbcu arbeiten entweber oorljer beforgt ober oerfdjoben,
unb mau fiebert fid^ fo Diele 2trbeiter, baß fte audf) bei ungünftiger (Srnte*
Witterung ausreißen. £)ie ©parfamfeit in biefer frinjtdjt fommt oft feljr teuer
gu fielen, unb es geljt nidjt feiten burdt) ein oerfefyrteS Serfatjren hierbei mefjr
uerloren, ate bie fämtlidjen Srntefoften betragen.
£)e$ljalb muß man oft gu einem Ijöljeren 8ol)n ftdj entf fließen ober 33er*
bingarbeiter annehmen, welche bie @mte van einen Slnteil ber ftörner oer*
rieten, ber oom lOten bid gum 18ten wedjfett. £)urdj £agelöl)ner erhält
man bie (Srnte wohlfeiler, wenn fie gut beauflagt fmb; aud) ift man weniger
barin befdfjränft, baß man fie wäfyrenb ber Smte bei ungünftiger SBitterung
gu mannen Nebenarbeiten oerwenbef; ba^ht gehört bie Reinigung ber öetyacf*
fruchte unb ba$ ©refd&en. $at man alfo £agelöl)ner genug, unb ift man
ftcfjer, über fie wäfyrenb ber gangen £)aner ber Srnte oerfügen gu formen, fo
wirb biefe wichtige Arbeit mit iljnen am wofylfeilften unb beften ausgeführt
Über ben Sleiß ber Üagearbetter in ber Srnte wirb man fid} feiten gu be*
ferneren Urfadje Ijaben, weil es gu ben SGationaltugenben ber Deutfd&en gehört,
bie Sörnerfrüdjte mit erster Xptigfeit einzubringen unb fidj babei einer
gewiffen gröl)licf)feit gu überlaffen. Sßer biefe burdf) Heine Aufmunterungen
gu erhalten weiß, wirb bei angemeffener Söitterung mit tagelöhnern gerabe
fo üiel Herrichten, ate fte leiften würben, wenn fte bie arbeit im SSerbinge
üerridjteten.
3u ber Srnte um einen Anteil fteljt man fid) in ber fliege! bann genötigt,
wenn bie 3al)t ber Arbeiter in ber -Kälje tridjt auSreidjenb ift unb man alfo
auä entfernten ©egenben fogenannte <Sdjnittergefellfd)aften lommen laffen xtm%.
£)ie$ ift bie auf oielen großen (Gütern gebräuchliche Slrt, bie Grnte gu befdjaffen.
£>ie fremben Arbeiter ftefjen unter ber 9luffid)t eines fogenannten SBorfdjnitterS,
ber nidjt allein bie Slufeinanberfolge ber arbeiten orbnet, fonbem mtdj ftrenge
^oligei über alle ©lieber ber (Sefellfdjaft ausübt, wie fte wegen beS engen
4üeifammenwol)nenS unerläßlich ift ©er Vertrag wirb mit bem 33orfd)mtter
allein abgefdjloffen, inbem alle eingelnen Arbeiter fid) ftülfd&weigenb oerpflidjten,
benfetben ein jeber für feinen £eil gu erfüllen, $erfommen unb ©ewo^eit
äußern auf äßenfdjen, welche ftd(j folgen ©efellfdjaften anfdjließen, eine fo große
(Gewalt, baß man feiten JBeifpiele oon Sßetgerungen Ijat, bie übernommenen
SJerpftidjtungen gu erfüllen, wenn man anbererfeits aud) emfjält, wo« Vertrags*
mägig gugefidjert ift
Da« Stbfdpteiben ber Halmfrüchte gefdjieljt entweber mit ber ©enfe ober
mit ber @idt>el.
33ei äfewenbung ber ©enfe wirb bie grutfjt teils auf Schwaben genauen,
unb bann l)at man bas abgumäljenbe ©etreibe gur regten £anb, ober es wirb
an bie gur linfeu §anb fteljenbe ^rudjt angehauen, in welkem galle iebem
320 SBefjatiMung ber Maaten unb ©erfahren bei ber (grnte.
9Ä8l)er eine äbrafferin folgt, bie ba$ abgehauene entweber in ©elege fammett
unb auf bie Stoppel legt, ober gleid) in Heine ©arben binbet Sluf reifem
JBoben, wo bie SBinterfrfidjte eine beträdjtlidje £öl)e erreichen, ift ba$ Sbtljauen
ber 8frod)t eine fe^r paffenbe 9Äetl)obe, obwohl nid^t ju leugnen ift, baß in
einigen ©egenben audf) bie ftärffte grudfjt mit großer ©efd)i<fli<i)feit auf Schwaben
genauen wirb.
Da« anbauen ber 3&interljalmfrfid)te ift auf reifem ©oben bem auf
ba$ ©djwab ipauen oorjujie^en, wogegen bie @ommerfrfidf)te oerftänbiger
äöeife immer auf ©djwaben genauen werben foßteu. 3U beiberlei Arbeit werben
aber oerfdjieben fonftruierte ©enfen unb gewiffermaßen aud) anbere §anbgriffc
erforbert, weSljalb e$ fdfjwer tjält, bie Arbeiter an beibe Slrten be$ SJKäljenS $u
gewönnen. fite ift entweber bie eine ober anbere auSfdfjließlidfj im ©ebraud).
SSenn man gefdjidfte Arbeiter Ijat, burdj welche bie @rnten, fowie afle äBirt*
fdjaftSarbeiten oerridjtet werben, fo wirb e$ nic^t fdfjwierig fein, SSeränberungen
bei ber Smtemetljobe eingufüljren ; bagegen Ijat man feinen SSorteil baoon, bei
SSerbingarbeitem auf bie eine ober anbere SJÄetljobe ju befteljen, fonbern man
tljut woljl, ftd) biejenige gefaflen ju laffen, in weldjer fte eingeübt jinb, meif
infolge einer oeränberten SJÄetljobe bie Slrbeit Weber wohlfeiler nodfj beffer
oerridjtet wirb. Der gemeine SDiann Ijängt metjr als ber gebitbete an ®e*
woljnljeiten, mit benen er oon 3ugenb auf oertraut geworben ift.
3luf ben (Seiegen ober ©d&waben bleibt bie Sfrudfjt fo lange liegen, bte
fie jum Smbinben trotten genug ift. SBar fie nidjt rein aufgeworfen, fonbern
mit ©räfern unb Kräutern gemengt, fo muß fie oorljer nodfj gewenbet werben.
Dies ift aud) nötig, wenn ein ftarler Regen bie ©elege ober Schwaben feft
an ben ©oben gefdjlagen Ijat.
Da bei einer guten Kultur bie SBinterljatmfrüdjte nic^t leidfjt frautig auf*
warfen, fo ift e$ beffer, biefetben uad) bem ätöljauen in Keine ©ebunbe gu
binben unb biefe einjuljodten, b. Ij. 16 bte 20 ©ebunbe mit ben Äljren auf*
redfjt, einanber gegenfiberfteljenb, <ßaar bei *ßaar fo eingufefcen, baß fte ein
mäßiger Sßinb nidjt umwerfeu lann. äBenn bie ©ebunbe gleichmäßige ©tärfe
tyaben unb gut gefefct worben ftnb, fo ift bie äBinterfrudfjt auf biefe SBeife am
beften gegen Regenwetter gefiebert, ©ei ber badtförmigen ©teüung ber ©ebunbe
läuft ber Stegen ab, unb 8uft unb ©onne trodfnen fte fdjnell, wenn fie burdfj*
näßt worben waren. ®$ gehört aber freiließ einige Slufmerffamleit beim Sin*
binben unb Stuffe^en bagu, wenn biefe Sorteile erlangt werben follen. ©htb
bie ©ebunbe in ungleichmäßiger ©tärfe angefertigt, bie $alme außerbem oorljer
oerwirrt worben unb man fefct Rotten baoon auf, fo wirft ber erfte 3Bmb fte
um, unb ein auf biefe SBeife abgeerntete* Somfelb liefert bann ein ©üb ber
Unorbnung unb <ßlantofigfeit.
Die pijramtbenförmigen Raufen oon Roggen, bei wetzen man 3 ©ebunbe
in ber 3Ritte faft fenfredjt auffteßt unb um fie Ijerum 12 anbere gleichmäßig
(Sntte bcr grüßte. 321
anlegt, finb beffer gegen ben ©inb gefidfjert; aber ba« 9tod>reifen ber in ber
SDWttc befmbtidfjen ©ebunbe ift meljr, als in ben badftörmtgen f)odfen ober
©tiegen erfdfjwert.
Da« 2tbf<fjneiben ber Halmfrüchte mit ber ©idjel ift eine fehlerhafte (Srote*
metf)obe, wetdfje Diele $änbe erforbert unb wobei Diel ©trol) oerloren geljt, weil
gu lange ©toppein fteljen bleiben. SJÄandje Sanbwirte motten fte bamit Der*
t eibigen, baf? bei bem ©d&neiben geringerer SörnerauSfatl fei, unb baj* bie
©etege, meldte bie ©Knitter machen, weit gtättere ®ebunbe geben, als man
Don gemähter ftrudjt erhält. ßefctere* ift iebodfj bei ber 9Äetljobe be£ Stnljauens
nidfjt einmal richtig unb au<fj bie ßrfdjütternng, weldje bie ©enfe beim Stauen
Derurfad&t, ift uufjt oiet größer als biejenige, meiere beim ätöfi<fjeln ftattfinben
mufc. Srwägt man nun, bafc biejelbe 2Jieufdjengal)l minbeftens in einem Dritt*
teil ber 3^ mit ber ©enfe bie grfidjte abbringt, bas Slbljauen alfo bewirft
werben faun, beoor bie teueren überreif werben, fo ift bei bem Sftäljen offen*
bar ein geringerer SöroerauSfaß als bei bem ©dfjnriben. Die Sttetljobe beS
8lbfidt)eln$ erhält jid) am tängften ba, wo bie JBeftellung ht fdjmalen
IBeeten fiattfinbet, meiere atlerbingS bie Srotemetljobe mit langen ©enfen
erfd&weren.
Da* Smfaljren beS (SetreibeS in bie ©Rennen oerfdjiebt man oftmals,
wenn man eine #auptfrud)t wie ben Koggen in 6 bis 8 lagen abzubringen
unb anfjuöoden oermag, fo lange bis biefe arbeit oollenbet ift, unb wibmet
fidfj bann ber einen, wie ber anberen arbeit mit ganger ffraft Oljne Reifet
ift baS für SSHrtfdjaften mittlerer ©röjje unb bei leiblicher (grntewitterung bie
befte 3ftetfjobe. 3n gang großen Sßirtf dfjaften, unb wo überhaupt bas 3tb*
bringen unb 8luff)0(fen längere 3eit in Stoforudj nimmt, ift es aber gefäljrlid),
baS ©infa^ren fo lange gu Derfdjieben, unb baljer beffer baSfetbe mit einem
£eil ber Arbeiter gu betreiben, fobalb bie erften Raufen trodfen genug finb.
3Kan Ijüte fid) aber, fjalb trodfene grüßte emgufdjeuern, was ungebutbige unb
jüngere JBirte guweilen tljun, in ber ÜWeinung, baß bie* fo Diel nidfjt fdjaben
werbe. SBenn feuchte grüßte feft gufammengepadt finb, fo erijifcen jie fidj unb
Derberben ober, was nod) f Flimmer ift, jte entjünben ftdj wofjl gar unb Der*
urfadjen eine gfeuerSbrunft. (Sine nag eiugebradjte Sxudjt oerbirbt gewiß, wo*
gegen man hn freien felbft bei ber traurigften (Srateroitterung immer nodf) bie
SfoSjtdfjt l)at, wenigftenS etwas gu retten, was nadj meinen Srfafjrungen bei
Jhtwenbung ber erforberlidjen ©orgfatt aud) ftets ber galt ift. aber eine in
ber ©djjeune oerborbene ftrud)t gel)t gänglidt) oerloren, wobei man audj nod)
bie Soften beS <5inf<fjeuernS aufgewenbet fjat.
®S ift eine widjtige tfrage, welche Derfdjieben beantwortet wirb: ob es
ratfam fei, fo Diel ©djeunen gu errieten, bafc eine mittelmäßige grnte gang
untergebradfjt werben tonn, ober ob man lieber bie Saufoften Derringert unb
einen £eil beS (SetreibeS in Reimen (©djobern, Diemen) fefet?
Stoppt. 11. Kufloge. 21
322 ©c^anblung ber ©aateti unb ©erfaßten bei ber (grate.
Da« ginfdfjobern be« ©etreibe« im freien ift immer mit 93crtuft unb
Softenaufroanb oerbunben, roeit bte Arbeit be« ©nfefeen« unb ßinfaljrenS
eine entforedfjenbe Srljöljung ber Gmttefoften gegenüber bem (Sinfdfjeuern oer*
urfadjt. Slber bie« ift e« nidjt allein; ber SSertoft an ßörnern unb an Sutter*
roert be« ©trolje« ift nidjt unbeträdjtttdt) unb felbft bei forgfättiger Seimenfefeung
ntdjt gu üermeiben, roäre er aud) nur burdj einen fdjnefl einfaöenben Stegen
beim .ßufammen* ober ffiegfaljren ber Seime oerantaßt. ©ei unferer fiürmifcijen
$erbftroitterung ift e« feljr fdjtwerig, gu berljinbertt, baß ber Wegen bem in
Seimen fteljenben betreibe fdjäbttd) roirb, audj menn man ba«felbe förmtidj
eingebest Ijat. Die ©djeunen bieten bagegen nic^t nur ©cfytfe unb ©idjerljeit,
fonbem fie vergüten offenbar oottfommen bie 3*nfcn tfo** @rbawmg«4?apitate
burdfj bie SBorteüe, meiere jie gemäßen. Scfj lann baljer bem 93erfaljren, bic
©djeunenräume feljr gu befd&ränfen, um ftatt ber Unterbringung in folgen ba«
©etreibe eingufdfjobern, ba« SBort nidjt reben. 216er auf ber anberen ©eite
ift ebenfo roenig anguraten, bie ©djeunenräume für eine reiche Srnte, auf roetdje
man nur etwa in iebem brüten 3aljre redjnen fann, genügenb groß gu madjen.
Diefen fettenen Überfluß fefee man immerhin in Seimen auf. 9iadt) meinen
Beobachtungen eignet fidj ber SRoggen nodf) am beften gum ©nfctyobern, roeit
fein lange« glatte« ©rolj fidj mfyt nur gut padfen läßt, fonbem audj ber 93er*
berbni« am tängften roiberfteljt. 2Benn man alfo mit ^Sidjerljeit roetß, baß bie
©Neunen nidjt bie gange Srnte aufnehmen fönnen, fo ttjut man rooljt, fofort
bei ber föoggenernte mit bem ©efeen berfetben in Seimen gu beginnen.
Diefe werben entroeber runb ober in länglicfjer Sorm angelegt, ©eibe
Sormen Ijaben iljre SBorteite, aber audj iljre 5Kadt)teite. Die rauben taffen fic§
am bidjteften paden unb bieten, im SJerljattni« gu itjrem Snljalt, bie geringfte
£)berflädt)e bar. ©otten jie aber eine große Duantität ©etreibe aufnehmen, fo
muffen fte eine beträdjttidfje £ölje erreidjen, unb e« ftnb gutefet triete 9Äenfdjen
erforbertidj, um ba« ©etreibe Ijhtauf gu f djaffen. Die Dielen Stufreidjeptäfee
beroirfen außerbem leidet, baß bie Seime bie girfetrunbe Sorm oertiert, unb baß
e« an folgen ©teilen bann einregnet.
3dj giefye baljer bie langen Seimen oor. äßenn man jie in ber SRidjtung
Don ©übroeft nadfj üftorboft anlegt, fo ift nur bie fdfjmate ©eite bem Ijeftigften
©turmregen au«gefefct unb für bie lange ©eite nicfjt otel gu beforgen. Senn
man ferner eine fotcfje Seime oon bornljerein in Slbfäfcen üon 2 bi« 3 9hiten
Sänge anlegt, fo fällt audj ber Übetftanb roeg, melier eine große ©oft« bei
bem 3«fömmen* ober ßinfaljren öerurfad^t, im Saß babei Wegenroetter eintritt
SBenn bie Seimen längere 3eit fte^en bleiben foüen, fo mu$ man jie not*
roenbig bebeefen taffen. ÜWan oerroenbet bagu tauge« {Roggenftro^ roooon man
Heine ©djöfe (©ebunbe, roie bie Dadjbedfer fie gebrauten) anfertigt unb biefe
mit fc^mac^en giften £8fgern fo an ber Seime befeftigt, baß bte S^ren be«
©trolje« oon ber Seime abwärt« fteljen unb ber 5Regen an iljnen hinunterläuft;
(grntc bcr grüßte. 323
ober, roa« nod) beffer ift, man befeftigt ba« 5De<Jftrolj unmittelbar mit bem
ctngefdjoberten ©etreibe. 5Dle baju erforberlid&en #anbgriffe Ijaben meine
Arbeiter fidj balb angeeignet, unb eine foldje 5Dede roiberfteljt ben ©intern
ftürmen feljr gut, roie bie Srfaljruttg geteert l)at.
Sßo man regelmäßig Seimen fefeen muß, ba Ijat man oft audj einen be*
ftimmten Pafc baju eingerichtet unb fotdjen mit einem beroeglidjen ®ad)e jum
9fafjieljen unb Sftieberlaffeu oerfeljen. Über bie ämedmägigfeit einer foldjen
Einrichtung öermag td) nidjt au« Erfahrung ju urteilen; e« fdjeint mir aber,
baß man unter einem berartigen T>a$t gar ju wenig bergen fann.
®a« ©efcen einer Sfeime ift feljr ju empfehlen, roenn eine £)refd)mafdjine
neben berfelben aufgeftetft njtrb. ®« Ijat jebodj bei un«, fo Diel mir befannt
ift, nodj nidjt gelingen motten, eine fotcf>c gut ju fonftruieren, unb üjr bietenige
©nrtdjtung ju geben, baß fxe leidjt oerfefcbar märe. Die feftfteljenben £)refd>*
maf ebbten aber Ijaben gegen fidj, baß fie ben 9taum, avtö meinem ba« un^
gebrofdjene ©etreibe burd) 9Äen[djen herbeigeholt werben fann, feljr balb leer
madjen, unb bann entmeber ungenufet ftefjen bleiben, ober burdj bie Soften,
roeldje ba« anfahren ber grudjt au« anberen ©Neunen oerurfadjt, ben SJorteit
roieber aufgeben, ben fie bei guter Sonftruftion an ftd) gerocüjren. 9Äuß ba«
©etreibe aber au« 9Ranget an ©Rennen in Seimen gefegt unb otyneljm jum
Stbbrufdj in bie ©djeune gebradjt roerben, fo roirb baburdj ber Stoßen einer
Drefdjmafdjine feljr oergrößert.
21*
VI. Einbau fter einzelnen ßtntytt.
Die in Deutfdjlanb angeboueten ©cmäc^fc [äffen fi$ Dom lanbroirtfdjaffc*
fidjen ®efxdjt*jmnfte au* in folgenbe fünf Klaffen einteilen:
A. Halmfrüchte;
B. Äömer tragenbe ®eroä<f>fe mit breiten ©lättem;
G. abjumäljenbe ober abguroetbenbe gutterpflanjen;
D. anbere ftuttergeroädjfe, bie in Steigen gepflanjt unb beljatft werben
(öelja<Ifrfid)te);
E. fogenannte £anbetegeroädjfe.
A. änbau ber Halmfrüchte.
(Serealien.)
Da* ©etreibe mar m früherer 3^* Mb Ift jum Xeil nodj Jefct ber ßnb*
jroed be* beutfdjen SWerbaue*. Die nnter B, C nnb D aufgeführten ©eroädrfe
finb m ben meiften Säuen bittet, um überhaupt ben (Srtrag be* (Setreibe* 311
fteigem ober bodj ben üerfäuflidjen 5Eeil be*felben ju erljöljen.
Da* (betreibe ift ba* geroölpiftdjfte unb unentbeljrtidjfte 9taljrung*mittet
ber SDtoifdjen unb oieler $au*tiere. Sitte SJölfer be* (Srbboben* bebfirfen be**
felben; e* ift baljer bei freiem SBerfeljr ber nridjtigfte ©egenftanb be* £aubel*,
inbem ber Überflug be* einen Sanbe*, oft fogar be* einen Jöettteit* batjin ge*
fd&afft wirb, roo 2Kanget baran ift.
Dem JBebarf genügenbe* ©rotforn ift ju allen &ntm fite ba* ®1M unb
bie 3ufrieben^eit ber 2Jienfd)en oon ber allergrößten Sebeutung gewefen. SBtangel
baran l)at immer große* Slenb jur golge gehabt (Sntroeber finb feudjenarrtge
ftranftjeiten entftanben, menn bie 9Kaffe be* SBolfe* fidj nidjt mit biefem ge*
funben 9tol)ruttg*mittel fättigen tonnte, ober e* ift 2lufm^r unb 3roietradjt au**
gebrochen, roetm bie ärmeren 93otf$flaffen roegen großer Neuerung be* ©rote*
ben genügenben ©ebarf nidjt meljr erfdjroingen tonnten. Da* SBorfjanbenfein
biefe* unentbehrlichen 9ftaljrung*intttel* in guter ©efdjaffentjeit, unb bie Seidjtig*
feit, e* ju erlangen, ift bie jtdjerfte ©runblage aller SKanufaltttren unb gabrifen*
Sfobere ©egenftänbe be* ©ebfirfniffe* fönnen eljer au* ber gerne herbeigeholt
SB«*« 325
werben, äßetm beten Strthmft fidj burdj einen 3ufaü oerjögert, fo ift bie Ver-
legenheit nidjt fo grojj; aber ©rot barf leinen Sag festen unb fdjon ber ®e*
banfe, ba£ e$ festen fönne, ift entfefeftd) beunruljigenb.
Stefe JBemerfungen werben bie Sfyitfacfje ljinreid>ent> erflären, bafc ber
IßreiS be« SJrotfornS bei ganj freiem §anbel ben größten öinffofi anf bie greife
anberer Singe äußert, ba§ es im gewerblidjen geben leinen ©egenftanb giebt,
roetdjer einen fo feften ©ebraudjäwert Ijat, wie ba$ ©etreibe, nnb baß e$ fidj
t>e$l)alb am beften eipet, afö SDiagftab für ben Söert anberer Singe ju bienen.
Sie in einer ©egenb ober einem Sanbe am Ijäuftgften afe Jörotfrudjt be*
uufcte ©etreibeart lann am beften in allen lanbwirtfdjaftlicijen Singen,
wenn es fidj um bie geftfteüung allgemeiner ©runbfäfce IjanbeÜ, gleidjfam ate
UÄünje bienen. 3n Seutfdjlanb ift baju ber Joggen, in (Snglanb nnb im
füblidjen ©uropa ber Seijen geeignet.
Der ©etreibebau ift femer burdj ba« probujierte ©trolj für ben oorteit*
haften betrieb be$ ganjen lanbwirtfctyaftltdjen ©ewerbe« nldjt minber wichtig,
als burd) bie Sortier für bie SBoIjlfalpt ber SBeoötferung eine* Staate«. <£r
liefert ba$ unentbetyrlidje Material jur Süngererjeugung: ba« @trol).
33ei ber SBieljwirtfcijaft werbe id) auSeinanberfefcen, inwiefern ba« betreibe«
ftrol) audj eine oorteißjafte SSte^aÜuug bebiugt.
Ser SBeigen (Triticum sativum).
aSon biefer ebten ftrudjt giebt e« eine große 9Renge 2tb arten, weldje jnm
5Eeil im großen angebaut, }nm Seil aber nur in botanifdjen ©arten angetroffen
werben. & mürbe bem $tan ber gegenwärtigen ©djrift nid)t entforeti&en, 93er*
jeidjniffe oon aßen Spielarten ber fultioierten <ßflanjen aufjuneljmen, e« fattn
oielmetjr nur baSjenige beljanbelt werben, wo« nad) bem jefcigen ©taube be« tanb*
wirtfdjaftlidjen ©ewerbe« fid) im großen al« oorteifyaft unb nüfclid) bewährt $at.
3n lanbwtrtfdjaftlidjer $inftd)t unterfdjeibet man Sßinterweijen unb
©ommerweijen.
Ser SBinterweijen (Triticum hibernum) ift nad) ber garbe feiner
Sömer weifcer, gelber unb brauner, äußerbem giebt e« Söeijenarten mit
©rannen nnb anbere oljne ©rannen, mit glatten unb mit raupen, fammet*
artigen ©amenfpetjen. Sie garbe ber Äöraer ift mistig, weil fie ein 9Äerfmal
bilbet für bie innere ©efdjaffenljett ber 3xud)t unb wefentlidjen ©nfluß Ijat auf
ben $rei« berfelben. Stuf ^ieftgen ÜBärften Ijat ber weife JBeijen ben Ijödjften <ßrei«.
ßö läßt fidj nidjt immer entfdjeiben, wetdje SBeijenart für eine beftimmte
©egenb mit befonberem SBorteil anzubauen ift unb baljer ben SBorjug oerbient;
aber fo Diel fte^t feft, baß eine üDtffdpmg oon 2lb= unb ©^ielarten ni^tö taugt
<£d muß jeber SBeijenbauer bemüht fein, reinen ©amen oon Spielarten $u er^
galten, bamit er oergleic^enbe Serfnd^e über i^ren Einbau aufteilen lann, roenn
er zweifelhaft ift, melcfte für feinen Soben am beften ft$ eipet
326 Sfabau bcr ehtjdnen grüßte.
deiner Slnfidjt nad) Ijaben bietenigen 9tedjt, meiere behaupten, baj$ e$ für
jebe roefentfid) oerfdjiebene ©obenart eine befonbere Spielart oon ©eigen giebt,
bie oorgugStoeife auf berfelben gebeizt, unb e$ ift feljr oerbienfttiefj, bie 33erfudje
barüber, bie mm- einigen ehtgeteitet finb, fortgufefeen. @ott aber ein praftifdjer
Stufcen an$ biefen ©emüljungen Ijerüorgeljen, fo inüffen biejenigen, welche mit
folgen 33erfud)en ftdj bef Saftigen , eine eble Uneigennfifcigfeit beroeifen unb fie
nic^t gu einer geroinnbringenben ©pelulation mQ^en, um bie angebauten ©ptet*
arten teuer ju oerfaufen. £)a* leibenfd)aftlid)e ©treben nad) ©emtnn unter«
gräbt alle* ©ertrauen unb aßen ©tauben an eblere unb Ijityere ©eroeggrünbe
ber menfdjßdjen Xljätigfeit. ß« giebt fo oiete SJÄänner, benen e$ greube mad)t,
3laturgegenftänbe gu fammeln; foüte e$ benn nid)t für ben ©otanifer inter*
effanter fein, bie oerfdjiebenen Spielarten unferer ©etreibearten im freien Selbe
einigermaßen im großen anzubauen unb bie abroetdjenben @rfo(ge gu beobachten,
ate tote Sammlungen anguljäufen?
£)er ©eigen oertangt einen Königen, reiben ©oben, roenn fein Stnbau
foljnenb fein foß. fteljtt bem ©oben ba$ genügenbe 23)onDerf)äßmS, fo fann
e$ geroiffermafcen burd) größere geudjtigfeit erfefct roerben, mag biefe bebingt
fein burd) bie Sage beä ©runbftfideS ober burdj ba$ Äßma.
9Äan finbet baljer auf feuchtem ©anbboben oft feljr einträgfid&en ©eigen*
bau, unb ba$ feuchte Äfima Don ßngtonb madjt, baß bort ber ©eigen auf
©obenarten gut gebeizt, für roetöje er in bem größten Seite oon üDeutfdjfanb
eine Ijödjft unsere unb mißliche gfrudjt fein mürbe.
8fof «oben ber L, HL unb VI. ftlaffe ift ber ©eigen bie eigenttidje
©interl)atmfrud)t; Ijter bübet er ooüfommene Äörner unb giebt nac^^altig einen
leeren Ertrag als ©interroggeu. ©oben ber II. Stoffe ergeugt feljr reiche
©troljernten, aber nur feiten gang gefunbe, feinljülfige Äörner. ©teljen Orunb*
ftüde ber IV. unb V. Stoffe in red)t guter Suttur, fo fann man nad) Slee,
mehrjähriger ©eroeibung ober reiner ©radjbearbeitung ©eigen mit giemlidjem
erfolg auf iljnen anbauen, obgleich Ijier ber Joggen roegen größerer ©id)erl)eit
eine« Ijoljen ©troljertrage* oon ben beften ©trten oorgegogen roirb. ©enn ber
in bie VIII. Stoffe gefefete magere £l)on* unb ßeljmboben redjt ftarl gebangt
werben fann, fo trägt er ©eigen ebenfo ftöjer atö {Roggen.
©ott ber ©eigen auf ©oben ber III. unb VI. Stoffe einen Ijoljen Srtrag
geben, fo ift reine ©ommerbrad&e, roeldje gebüngt roirb, faft unertöjftidje ©e*
bingung. 3ft foldjer ©oben als ©eibe gelegen, fo beginnt bie Bearbeitung
fdjon im §erbft; Sfofang Suni wirb bie groeite fjurd)e gegeben unb mit ber*
fetten ber äßtft untergepflügt Ob biefer ©oben überhaupt mit oier Surfen
feine gehörige ®are erlangt ober bereu fünf bebarf, Ijängt oon ber 3al)re$*
Witterung unb bem ©dingen aüer ©eaderungSarbeiten ab. aber eine oier*
furchige ©efteöung ift ate 9teget anguneljmen.
3Wan fann groar auf ben gulegt genannten ©obenarten ben ©eigen au$
©eigen. 327
nadj beljacften Sonnen unb nad) 9?ap« anbauen, aber man muß bann große
Düngeroorräte Ijaben, van gu biefen Vorfrfidjten um J ober | ftärfer büngen
gu fönnen, al« nötig ift, wenn ber ©eigen nad) reiner ©radjbearbeitung folgt,
unb man muß foroof)( ärbeit«fräfte, al« audj guten Sßillen befifcen, um nad)
bem abbringen ber Vorfrüchte bereu Stoppel fogleid) umgupflügen unb außer*
bem ber netteren Bearbeitung alle (Sorgfalt gu wibmen.
Die reine ©radjbearbeitung oor ben SBinterfyalmfrüdjten, unb oorgug«weife
oor bem ©eigen, rütrb um fo meljr jur unerläßlichen ©ebingung be« fixeren
grtrage«, je nörblit^er bie Sage be« Sanbe« ift. Darauf nehmen bie ©griffe
fteüer be« [üblichen unb weftlidjen Deutfdjtanb« nid)t genug SRücfjidjt, wenn fte
bie Angaben berjenigen 8anbwirte beurteilen, weldje babei gunädjft g. 2). bie
Verf)ältniffe ber Sauber groifdjen ber Ober unb ©eidjfel im Singe fyaben. Die
Vegetation beginnt I)ter fpäter, mithin räumen bie Vorfrüchte audj fpäter ba«
Selb. Die ©aatgeit ber ©mterfrüdjte tritt aber früher ein, fo baß bie arbeiten
fidj fe^T brängen, ba bie Srnte gugteid) mit ber Vorbereitung be« 8anbe« gu
ber neuen ©interfornfaat beeilt werben muß.
3dj g(aube aber außerbem, baß ba« fübwefttidje Deutf djlanb wegen ber
bort befmbtidjen ©ebirg«güge niemals fo trocfene« ©ommerwetter Ijaben wirb,
wie in bem norböftlidjen Deutfdjlanb, oon ber ffiefer an bis gur ©eidjfef, in
feljr oielen 3al)rgängen oorljerrfdjt. Dort muffen ©ewitter unb bie bamit oer*
bunbenen ßrfdjeinungen unb atmofpfyärifäe Weberfdjläge notwenbig häufiger
fein, wie audj gur ©enüge allen Äffeluranggefellfdjaften gegen ^agelfdjaben
be!annt ift 3dj (äffe bafjin geftellt fein, in weldjem Seile Deutfdjlanb« ber
©etreibebau mit größerem Vorteil betrieben wirb; aber fooiel ift ftdjer, baß
eine ©egenb, in welker bie Witterung im ©ommer häufiger wedjfelt unb
welche audj einen längeren ©ommer Ijat, fidj meljr bagu eignet, bie ©inter*
Halmfrüchte nadj Vorfrüdjten angubauen, al« eine anbere, wo bie entgegen*
gefegten Verljältniffe bie SRegel bilben. Die Vorfrüchte oor ben ©interljalm*
frästen finb weniger wegen iljrer Äonfumtton ber SWerfraft al« be«ljalb nadj*
teilig, weil fie bie firume be« fanbigen ©oben« ftaubig unb lofe, unb bie be«
tljonigen bröcftig unb tloßig machen, bei welkem 3uftanbe bie ©aat weber
§alt nodj geudjtigfeit finbet, um oor bem grofte gehörig anguwurgeln unb
ftarfe ©töcfe gu bilben. ©enn aber nadj bem gewöhnlichen ©itterung«laufe
gu erwarten ift, baß ba« ©toppeflanb geudjtigfeit genug erhalten wirb, um gur
Säuini« gu gelangen unb in ber Grünte eine mürbe 33efd)affenl)eit anguneljmen,
fo lommt ber SRadjtcil einer Vorfrucht, felbft oor ©eigen, nur infofern in ©e*
tradjt, al« ber Slcter baburdj an traft oerloren l)at, wogegen eine anljaltenb
bürre ©efdjaffenljeit ber Ärume im $erbfte bie Urfadje eine« üöüigen ÜWißraten«
ber ßrnte werben !ann.
Sei einer guten ©ommerbradje ift mir fein ftaH betannt, baß tljoniger,
gum ©eigenbau geeigneter ©oben im September nidjt bie nötige Vorbereitung
328 Sfobau ber emjefaen grüßte.
gut SBeigenfaat erhalten Ijätte. Die iüdjttgften Sanbwirte, felbft bie engßfcfjm,
fmb oxixf) barin einoerftanben, baß feine Vorbereitung gum Geigenbau einen fo
fixeren ßrfolg oerljeifct, ate bie «radjbearbeitung.
Ob festere unter gewiffen Umftänben nidjt gu teuer unb ob e$ nicfjt rat*
fanter fei, lieber mit einer fdjwädjeren Söeigenerate fiirßeb gu nehmen unb ftatt
ber foftfpieligen «radje ba$ &mb mit einer einträglichen «orfrudfjt oor beut
SBeigen gu benufcen? baö ift eine anbere Srage, beren «eautwortung oon ben
mannigfadfjften Umftänben abhängig ift.
«ei «oben ber EI. unb VI. Ätaffe bin idj, nac$ forgfättiger Prüfung
atte$ beffen, was ftdfj gu fünften einer anberen Vorbereitung gum Sßeigenbau
fagen lägt unb was feljr ad&tbare ©c^rtftfteüer oon bem einfältigen Umbruch
ber Sleeftoppet mir oorgetyatten fyaben, bennodf) für bie reine ©ommerbradje
oor ber Seigenfaat Site äfoönaljmen bei einer feljr Ijoljen Äuttur mag man
9tap$ unb be^aefte Sonnen auf biefen «obenarten ate Vorfrüchte gelten laffen,
aber in ben weitaus meiften Säßen rotrb man feine föedjnung meljr bei ber
reinen «radjbearbeitung finben.
Sluf «oben ber I., IL unb IV. klaffe fann fcfjon eljer ein einträglicher
Geigenbau nad) Vorfrüchten ftattfinben.
Der JRapä fteljt unter biefen obenan. Sr räumt ba$ Selb jeitig genug,
um baSfetbe oor ber SBeigenauäfaat nod) fo oft ppgen gu formen, ate nötig
ift, bamit ber «oben roieber bie nötige tfcudjtigfeit aufnehmen fann; ber biegte
@tanb be$ Stapfet Ijat ba$ 8anb mürbe erhalten. £)ie ftarfen, leidet oerwe«*
liefen SBurgeln beförbera bie üttürbigfeit nad) bem UmpPgen, unb bie erfte
üppig treibenbe Äraft be$ £)ünger$, weldje gagerfrudjt beforgen läßt, ift burdj
best 9top8 fonfumiert, fo ba§ auf biefen «obenarten oon bem ©eigen nad) 9iap$
fogar eine beffere Äörnerernte gu erwarten ift ate eine reine «radjbearbeitung
ergeben würbe.
«eljadtte «oljnen l)aben gegenüber bem ftaps ben SRacfjteil, ba§ fte erft
oie( fpäter geemtet roerben fönnen unb baß baljer naefj ifyrem abbringen ein
mehrmalige« $Pgen nidjt wotjl guläfftg ift SBenn fte in ber erften $älfte
be* Stoguft abgeerntet werben unb man fogleidj gur ©aat ppgt, fo ift in ben
meiften Saljrgängen nodj Siegen gu erwarten, meiner bie bürre Ämtne mit
Seud^tigteit fättigt $)ie fiinfaat be$ SBeigen* gefdjieljt bann am beften mittelft
be* ßjftirpatorS.
Der rote Älee ift auf biefen «obenarten eine oortrefflidje Vorfrucht für
ben ©eigen, wenn er einen bidjten @tanb Ijat, fein Umbruch Snbe Jfoguft er*
folgt unb wenn man nad) bem $pgen 3 bte 4 SBoc^en mit ber Grinfaat be«
©eigen* wartet. 3ft bie Srume mittlerweile oon ber nötigen Seudjtigfett burcü*
brungen unb Ijaben bie Äleewurgeln gu faulen angefangen, fo läßt ftdj ba$
(Eineggen be$ @amen$ oljne ©djwierigfeit bewirlen, oorauSgefefct, baft bie Älee*
ftoppel im troefenen 3uftö^be umgepflügt worben ift. SBäre aber triefe Arbeit
SS&ttjcn. 329
auf Stoben ber I. wib II. Stoffe im na f fett, fdjutierigen 3uftanbe bleiben
gefdjeljen, fo mürbe bie Srume erhärten unb ba$ Unterbringen be$ Samens
formte nur nadfj einem burdjbringenben Siegen unb mittelft be$ Stummere
ftattfinben. üßan lann aud) bie umgepflügte Äleeftoppel abeggeu, fobamt
14 Sage märten/ ben ©amen auffäen, mit bem firümmer einbringen unb
wieber eggen. ^Die geroöl)nltdjen ©Raufet* Gqrftirpatoren möchten aber nur auf
JBoben ber IV. Staffe gu biefer ©amenuuterbringung brauchbar fein; auf
tljonigeren öobenarten werben bie Srümmer unb ©farififatoren beffer einbringen
unb bie ©Rollen gertrümmern. Senn ber Älee bidjt ftetyt, fo ift e$ gteid)*
gütig, ob man eine einjährige ober gtoeijälirtge Steeftoppel gu bearbeiten i)aL
4Bei red>t forgfältigem Umpflügen be$ 2UferS nrirb bie ©eftettuug nafy ein*
furchigem Umbrüche felp gut uon ftatten geljen, ber ©eigen eine reiche ©trol)*
ernte geben, ftdj oft fogar lagern; aber bie Sefdjaffenfyeit ber Söroer wirb feiten
ben ©ünfdjen ber ©äder entfpredjen.
§at ber Slee nid)t metyr einen gang bieten ©taub, fo ift aud) mdjt auf
eine burdj bie Sleenjurjeüt gemürbte Srume ju rennen. 3n folgern Saite
ttjut man roofyt, ben Slee ffodj umguppgen unb abgueggen. 3m 8foguft pflügt
man gum gmeitenmale unb groar tiefer uttb egget nrieber. 3m September
tptrb ber ©eigen mit ben eben genannten ©erfgeugen untergebracht Diefe
Äefteltungäart ift nad) groeijäljrigem Stee in ben meiften gälten bem einfältigen
Umbruch oorgugieljen; ftc wirb inbeffen auf Stoben ber III. unb VI. Slaffe
feiten genügenb fein, fonbem bie Bearbeitung nod) eine gurdje mefyr erforbem.
3tadj (Srbfen, ©i<fen unb ®emenge oon #ülfenfrüdjten, ebenfo nad> Sein
unb Jpanf, latm man auf ben erften brei Jöobenflaffen ebenfalte ©eigen an*
bauen; foö aber fein großer $Rütffd)lag nadj biefen 33orfrüdjten gegenüber oon
reiner Brache erfolgen, fo mn§ forooljl bie forgfättigfte Bearbeitung unb ©a$r*
neljmung ber Witterung bei ber SfoSfaat ftattgefunben Ijaben, ate audj ein aus*
gegeidjneter $)fingung$guftanb be$ SIcferS oorljanben fein.
3ft biefen änforberungen lein ©enüge gu leiften, fo tfyit man beffer,
{Roggen anftatt ©eigen gu fäen. 3fof Soben ber IV. Ätaffe foUte man nad)
$ülfenfrüd)ten niemals ©eigen bauen. Da Jenem ofyteljin ber nötige £l>ott*
geaalt feljlt, fo ift bie Srume nadj ben genannten ^flangen üiel gu troefen unb
lofe, atö baß ber ©eigen orbentlidj gebeüjen tonnte, #ält im ffrülftalp troefene,
falte ©itterung einige 3eit an, fo roirb in folgern Satte ber ©eigen gelb unb
non Unfräutem unterbrütft.
©erben bie £ütfenfrüd)te grün abgemalt unb räumen ba$ 8anb geitig,
fo fdjaben fie als SBorfrüdjte auf ben brei erften ©obenHaffen bem nadjfolgenben
©eigen van fo weniger, je früher bie Bearbeitung gu festerem beginnen fann.
3n warmen SE&älem unb füblidjeren (Segenben fann ber ©eigen nad) be*
Oadten ©urget* unb ÄoI)lgeroäd>fen, audj nadj Sabaf, folgen, ©iebt er audj
einen fdjroädjeren ©nfdjnitt an ©trol), fo pflegen bod) feine Äörner um fo
330 &nbau ber cingelneit grüßte.
bcffer gu fein. Da inbeffen, roenn idj bcn Sabal au«nel)!ne, bic übrigen ©e*
l)adffrüd)te baß ftelb fpät oertaffen unb ber ©eigenbau nad) iljnen etroa« fetyr
Unfidjere« bleibt, fo roirb man rooljl tljun, eine grud)tfolge einguridjten, in roeldjer
bem ©eigen eine anbere ©teile angenriefen wirb.
3n folgen ®egenben, roo ber 2tcferbau auf einer ©tufe fteljt, meiere Don
ber bei un« geroitynlidjen ©artenfultur roenig oerf trieben ift, unb roo faft gu
jeber 3?ru<f)t gebüngt wirb, lägt man ben ©eigen fogar nad) Jpafer unb Stoggen,
aber niemal« nad) ©erfte folgen. 3d) fann mir jebodj unter ben bei uns cor*
Ijanbenen SSerptlniffen faum eine SSeranlaffung benfen, meldte bagu anregen fönnte,
biefe eble grudjt nadj einer anberen £almfrud)t angubauen; id) erwähne biefer
grudjtfolge baljer nur beiläufig.
Der ©eigen mag in einer golge angebaut werben, meiere e« fei, fo gilt
al« Siegel, baß man nidjt gern unmittelbar gu ber ©aatfurdje büngt. Sommt
ber ©eigen nad) reiner ©ommerbradje — gleidjoiel, ob bagu inefjriäfyrige«
©eibetanb ober foldje« genommen rourbe, roeldje« im Saljre Dörfer eine £alm*
frudjt trug, — fo ift e« beffer, ben Dünger mit ber erften ofcer groeiten ^ßflugfurdje
gu geben, bamit er bei ber folgenben Bearbeitung gleichmäßig mit ber gangen
Äxume gemifdjt werbe, ftolgt ber ©eigen einer 33orfrud}t, fo giebt man ben
Dünger lieber gu biefer, afe unmittelbar gum ©eigen, ©oll ber ©eigen nad>
filee folgen, fo bebarf er gar feiner neuen Düngung, wenn bie fitceftojjpel
foldjer Slrt ift, baß man ifft eine ©eigenfaat anvertrauen fann.
Der (Srunb für ba« ermähnte SSerfa^ren ift, baß ber in Stumpen im
Stoben liegenbe Dünger eine ungleichmäßige §rud)t tyeroorbringt, roeldje fidj bei
fruchtbarer ©itterung leicht lagert unb niemal« ein fo gefunbe« Sorn liefert,
wie eine reiche, mit bem Dünger gut oermifdjte 2l<ferfrume. ©elbft bie Sr*
geugung be« Branbe« fdjeint ber ungergangene Dünger unter geroiffen Um*
ftänben gu begünftigen.
S5on allen ®etreibearten ift ber ©eigen am meiften allerlei ^ranf^eiten
unterworfen. Die gefäljrlidjften finb ©raub unb 9? oft. Jöei bem erfteren
unterfdjeibet man ©taubbranb, wobei bie äljre, fobalb fie au« bem ©djaft
Ijeroortritt, eine rußige SÄaterie enthält, welche beim Drefdjen bie gefunben
Sörner fdjroärgt, — unb Sornbranb, bei bem bie Sörner ftd) groar au«bilben,
aber ftatt be« 2Rel)le« eine übelried)enbe, fdjroarge ©ubftang enthalten, fo baß
bie gefunben Sömer feljr oerminbert unb gu genriffem ®ebraud) gang un*
tauglich ftnb.
Der 9t oft ift eine Sranfyeit, welche bie gange ^ßflange ergreift, wenn biefe
in l)6djfter 8eben«tl)ätigfeit fid) befinbet. üßan bemerft bann guerft an ben
Blättern, aber enbttd) audj am $alm roftfarbene fjlcde; ba« ©ad)«tum wirb
gehemmt unb e« bilben fid) nur gufammengef krumpfte, leiste Sörner. Da«
©trolj wirb mürbe unb mißfarbig unb ba« SSiel) frißt c« ungern.
Die lefetere tranfyeit fdjehtt bloß folge ber 3al)re«imtterung gu fein,
©eigen. 331
meiere inbeffen niemal* fo nachteilig auf ©obenarten mit öorljerrfdjenbem £f}on*
geaalt, al* bei beseitigen einmirft, bie einen Überfluß an fyumofen Jetten tyaben.
Der ©ranb ift eine Äranfyeit, beren Gmtftefjung fcf>r Dielen Urfad)en
gugefdjrieben »erben muß. Da* Älima, bie 3aljre*roitterung, bie Vorbereitung
be* ftelbe*, ber Dünger, ber ©oben felbft unb ba* ©aatforn feinen fic fomoljt
febe* für ft<$, al* mit einanber üereint gu ergeugen. @* giebt überall ^ettte,
meiere ein unfehlbare* Mittel gegen biefe* Übet ju beftyen oorgeben. 3n ben
fogenannten Ratgebern für 8anb* unb £au*roirte finbet man töegepte foldjer
ärt gu Dufcenben. Die ftranfljeit wirb aber bodj nur üermteben, menn man
ba* SBcigenlanb forgfältig vorbereitet unb ba* ©aatforn mit au*gegeidjneter
(Sorgfalt beljanbett. SSMll man nebenbei bem ©amenroeigen nodj eine nüfcltdje
Vorbereitung gulommen taffen, fo tann man folgenbermajjen oerfaljren.
Der rooljlgereifte, troefen eingebrachte, gur 8lu*faat befthnmte ©eigen wirb
in einen langen Raufen gemeffen, hierauf mit ÜWiftjaudje begoffen unb fo lange
umgeföaufeft, bi* alle Sörner glrid&mäjHg burd&näfct ftnb. 9htn ftebt man auf
ieben ©Reffet ©eigen* \ bt* | ÜÄefcen £olgafd>e unb ebenfo oiel gebrannten
Äaff, ben man gu biefem ©efyuf oorljer gu $ufoer abgelöst Ijat, fefct bem
9Raj$e nad) auf ben ffii*pet ©eigen etroa 2 SDiefcen fömarge* ©afg l)ingu unb
fdjaufelt alle* forgfältig burdjetnanber. S* bleibt ber auf biefe Seife gubereitete
©eigen über 9ßad)t in Raufen liegen unb mirb ben anbem borgen auf ba*
gelb gefahren. £ritt ein gufällige* £taberai* ein, bog ba* 2fa*ftreuen be«
©amen* nidjt fofort ftattfinben tann, fo muf; ber Raufen au*einauber gegogen
werben, weil ber ©eigen jtd) fonft erfjifet unb oerbirbt
Diefe moljlfeile unb menig Umftänbe oerorfadjenbe ÜÄetljobe ber ©nbeigung
ift bie betanntefte, meiere man beibehalten mag, menn man aujjerbem alle*
anbere tljut, loa* gur (Scrobmimg eine* guten ©amenforn* erforberlid) ift.
Sitte ©ubftangen, mit benen bie ©aatförner hierbei in SSerbinbung gebraut
werben, finb menigften* iljrem ©ad)*tum förberlidj; e* fefytt aber freiließ an
fomparattoen Verfugen, um gu entf Reiben, ob man biefe* ©djufcmittel gegen
ben ©raub unter allen Umftänben enqjf elften tann.*)
Die ©aatgeit be* ©intermeigen* ift je nadj ben flimatifdjen 33erl)ältniffen
be* Sanbe* oom 10. ©eptember bi* gum 20. October. 8tof ©oben ber
III. unb IV. Slaffe ift e* rätlidj, ftet* im September gu fäen, wogegen bie
gur I., IL unb IV. Äfaffe geljörenben beffer erft im Oftober befäet merben,
menn ba* Älima nidjt befonber* raul) ift. 3n fruchtbaren, mannen Xljälern
gmifdjen bem 9Wjein unb ber @lbe befäet man bie (enteren ©obenarten erft
(Snbe Ottober, wogegen groifdjen ber Gäbe unb ber ©eidjfct ber 20. Oftober
al* ber äufcerfte Termin ber ©eigenfaat angenommen werben tann. So man
Sagerfrudjt gu beforgen Ijat, ift eine fpätere 8lu*faat ber frühen oorgugiel)en,
♦) Bergt. @. 306.
332 Sfafcau ber erajelnen grüßte.
wogegen auf Sobenarten mit geringer Xljättgleit bie (Saat fo frülj untergebracht
werben muß, baß bie ^ffanjen oor bem SBtnter ftarle ©töde bitten.
SDian fäet bei ber gewöhnlichen ÄuÜur auf ben borgen 16 btö 24
9Refcen ©eigen, lefctere« Quantum nur auf naßfaltem ©oben, wenn fid) bie
2tu«faat etwa« oerfpätete. Obgleich ber ©eigen fid) weit meljr ate ber Joggen
beftocft, fo ift bei größcrem Umfang be£ eingelnen Äorne« bod) eine geringere
Äörnergaljl in einem fubtfdjen Staunte enthalten unb be«fyatb bie ermähnte
©tärfe ber 2fa«faat erforberltd).
33on aüen (Setreibearten eignet fidj ber ©eigen am beften gur SReiljenfaat,
ba ba« Seljacfen ber 3mifdjenräume feinem ©ebenen fefyr förbertid) ift. ©iß
man bie Driflfultur einführen, fo fange man mit bem Seijen an, unb e$
!ann ein borgen bann mit ber Jpälfte be« angegebenen ©aatquantum« befäet
werben.
©a« fid) über ba« Sggen unb Säten ber jungen Saat im Srü()ia^r fagen
Iäptr ift bereits im oorigen Slbfdjnitt abgefyanbelt roorben.
S« bleibt mir nod) übrig, ba« Slbweiben ber ©eigenfaat burd) ©djafe
im grfiljling gu erwähnen, wetd)e« oon einigen al« ein Mittel, ben Ertrag gu
oermetyren, angepriefen wirb, g« ift mir nodj redjt wotyl erinnerlich, baß ein
Sanbwirt oor ungefähr 30 Sauren 2ftitte SJÄai bie ©d)afe auf feine bürftige
©eigenfaat fdjicfte, in ber Meinung, il)r ©ebenen baburdj gu förbem. Die
golge mar mbeffen, baß bie ©djafe ben ©eigen uod) meljr oerbarben, fo baß
er eine työdjft geringe (Ernte lieferte. Da« Setreiben ber ©eigenfelber mit
ben ©djafen ift nur bann gu empfehlen, wenn mau Sagerfrudjt befürchten
rmrfi. (£« barf aber audj in biefem gatle nid^t oljne ©eadjtung ber ©itterung
unb fouftiger Umftcmbe gefdjeljen, fo baß man atfo wol)l gu erwägen I^at, gu
melier 3«t bie beerben oon bem ©eigen abgehalten werben muffen. Übrigen«
ijabe idj triebt beftätigt gefunben, baß bie ©djafe nur ba* gwifdjen bem
Steigen aufwadjfenbe Untraut freffen unb bie ©eigenpflangen fronen, woljt
aber beobachtet, baß ftc gerabe an ben ©teöen, wo ber ©eigen mager fteljt,
ftärfer freffen al« auf ben Oetfftetten, weldje fte meiften« oerfdjmäljen.
Da« ©Kröpfen be« ©eigen« ift bei fruchtbarer ©itterung eine not*
wenbige Operation, um ba« Sägern gu oerljfiten. S« gefd)ieljt in Keinen
SGBtrtf haften mit ©id)eln, in großen mit ber ©enfe. Da« auf biefe ©eife
gewonnene ftutter wirft feljr gfinftig für bie SDfttdjprobuftion unb begaljlt bie
arbeit. Die babei angumenbenbe SSorfidjt befte^t barin, ba% bie Ijeroortreiben*
ben Staren triebt oerlefct werben unb baß man na$ 3ett unb Umftönben mit
bem ©Kröpfen inne l>ält, roenn troefene«, falte« ©etter beforgen läßt, baß bie
©eigenpflangen baburd) im ©ad)«tum geftört werben.
Die ßrote be« ©eigen« wirb begonnen, beoor bie Sörner gang bürre ge*
worben finb, weil fie atebann ein fettere« 2lu«feljen behalten unb lieber ge*
lauft toerben. Den gur 8fa«faat befttmmten ©eigen taffe man etwa« reifer werben.
©eisen. 333
©er ©rtrag beS ©eigen«, tute er bttrd>fdjmttfidf} auf ben oerfdjiebenen
£)obenarten bei einer guten, aber nirfjt gerabe ausgezeichneten fiultur fxrfj er*
warten lägt, ift in ber ©eredfjnung ber SWerflaffen nad>gufel)en. 9Ran roirb
bie bort angegebenen 3aljlen mit benen anberer ©djriftftefler übereinftimmenb
finben, roenn man erträgt, baß bie angenommenen (Srträge größtenteils auf
ber 33orauSfefcung berufen, baß ber Steigen nadj reiner, frifdj gebüngter ©radje
angebaut toirb. 3Kan Ijat freiließ ©eiftriele, baß auf auSgegeidjneten ®runb*
ftüden, bei feljr günftiger Witterung, 16 bis 18 ©d)fl. Sßeigen Dom 9Korgen
unb nodf> meljr geemtet werben. Dies muß aber aucf> ber Satt fein, um 12
©djeffel S)urcI)fd)ntttSertrag oon bem beften ©oben, beljufs feiner CSertS*
beredjnung in Slnfafc bringen )U tonnen. Denn wem ift ni(f)t betatmt, baß
ebenfo gut ein föücffdjlag beS (SrtrageS auf 10 unb 8 ©djeffel oom ÜKorgen
erfolgen fann, ober baß burdj 9?oft unb ©raub ein oöfliger aÄtßroadjS beS
©eigens oerurfadjt nrirb.
Der ©ommerroeigen (Triticum aestivum) ift botanifc^ nidjt oon bem
SBmterroeigen oerfdjieben. (£s ift £f>atfadje, baß ber eine in ben anbern um*
geraanbelt werben fann.
@S wirb ber ©ommerroeigen fultioiert, wo ber ©oben ober baS Sttma
ben oorteilfjaften SInban beS SßtnterroeigenS md)t geftattet, tyauptfädjltdfj um ben
eigenen SBhrtfd&aftSbebarf an ©eigen gu gewinnen, ©n leidet oerföufttdjer
Slrtifel, melier ftcfj gum SSerfenben eignet, ift ber ©ornmerroetgen nidjt 6r
l)at nidjt allein oiel Heinere Sörner, als ber SBttntertoeigen, fonbem audj feiten
bie fd)öne, ljette garbe, welche ben weißen unb gelben SBMnterweigen, ber auf
roirflidjem SSJeijenboben erbaut ift, auSgeidjnet.
SKan baut ben ©ommerroeigen in ber Siegel na$ einer $adfrud}t, unb
niemate nadj reiner ©ommerbradje. Sffienn er in biefer ftolge auf reinem
unb fernstem ©oben gu fielen tommt, fo mag fein Slnbau unter gemiffen Um«
ftönben emträglidjer fein, ate berjenige ber ®erfte.
5Die Sfosfaat beS ©ommerweigenS vcm% fofort ftattfinben, menn baS gelb
im ffrültfafir einigermaßen abgetrodnet ift. £>firre oerträgt er nidjt; es ift
baljer ratfam, feine äfosfaat gu bef d&kunigen , bamit er ben ©oben bereits be=
bedt, menn wanne unb troefene Witterung eintritt
ffir nm^ um | ober -} ftärfer ate ffibtterroeigen gefät werben, weil er firfj
weniger ate biefer beftodt. ©ranb unb SRoft befallen üjn häufiger, ate ben
©interweigen. äudfj liefert er niemate einen fo reiben örtrag ate biefer, fo
baß ber $)urc$fdjnittSertrag beS ©ommerroeigenS bem SÄaße nadj nur f oon
bem beS äBtatermeigenS beträgt.
©er <Spelg, £)tnfet ober ffiefen (Triticum Spelta) ift eine in ber
$fatg, in ber @<$meig unb in bem cmgrengenben ©djmaben häufig angebauete
SBetgenart, roeläje baS eigentümliche Ijat, baß bie eigentlichen Äeme burdj
bloßes ©refdjen fidj nidjt oon ben ©pelgen trennen, fonbem baß es bagu einer
334 Sfabtm ber einzelnen grüßte.
befonberen Slrbcit auf ben SÄüljten bebarf, wogu biefe in jenen ©egenben ein*1
gerietet finb. Der ©pelg wirb afö Sommer* unb ©interfrudjt , wie ber
©eigen, angebauet; in 9torbbeutfcfjlanb fonimt nur bie erftere oor unb man
fulttoiert biefelbe manchmal, um oon i(jr eine ©raupe ober ©rufte anfertigen
gu laffen, meiere man ber oon ©eigen unb ©erfte oorgieljt.
Ob e$ begrünbet iftf baß ber ©interfpelj ba$ norbbeutfdje Sltma nic^t
gut verträgt, wie einige behaupten, ift mir unbefannt, ebenfo ob man barüber
im großen 33erfucf}e angefteQt tjat.
Waä) ben oergleidjenben 3ufamjncnfteßungen über ben (Srtrag be$ ©pelge*
unb ©eigen*, unter ©erü<fftd)tigung ber ausbeute an 9Rel}(, wie fie ©cfjmerg
in feiner Anleitung gum praftifdjen ätferbau mitteilt, ift fein ©runb oorljanben,
bei und ben üMt){en bie Einrichtung gu geben, meiere gum Sntljfilfen be*
©pelge« erforberlidj ift. Der ©pelg liefert Weber meljr nod) beffere* ÜJieljl
afö ber ©intermeigen, fonbem eljer etwas weniger. Da er ftdj jur fiberfeeifdfjen
SJerfenbung gar nid)t eignet, bagegen wegen be$ Sntfjfilfen* meljr arbeit er*
forbert, beoor er gu 2M)l* üerarbeitet werben lann, fo fd&einen mir feine
übrigen SSorjüge oor bem ©eigen nidjt erfjeblid) genug, um feinen Sfabau gum
Utod)teil be$ lefcteren eingufü^ren.
Diefe SSorgüge finb, baß er
1) eljer mit einem trodenen ©oben fürlieb nimmt;
2) weniger empfinblid) gegen feine 33orfrüdjte ift unb fowoljt in feiner
eigenen, afö in ber Stoppel einer anbem §almfrud)t angebaut werben lann;
3) bem ©raube weniger ausgefegt ift.
3n oorfte^enben Stngaben ift baS wefentlid) äbweidjenbe be$ ©pelge* oon
bem ©eigen entsaften.
Da ber unentljülfte ©petg in einem gleiten SSolumen nidjt Ijalb fo Diel
Sörner afö ber ©eigen enthält, fo muß oon ifyn audj bem 9Kaße nadj meljr
afö ba$ boppelte, wie beim ©eigen au&gefät werben.
3n alten übrigen Dingen »erlangt ber ©pelg, wenn er orbentßdj gebeiljen
foll, biefelbe Seljanblung wie ber ©eigen, unb er Ijat oor biefem, wie erwähnt
nur ben SBorgug, baß er weniger empftnblidj gegen SBorfrüdjte ift unb nad)
unpaffenben SBorgängern unb mangelhafter 3uridjtung be$ Selbe« nidjt fo ftarf
gurüdffdjlägt
Der ©eljauptung, baß ber ©pelg fic^ nur feiten lagert unb burdj fdjledjte
(Srntewitterung weniger leibet afö ber ©eigen, wirb oon ©djwerg wiberf proben;
audj empfiehlt berfelbe SSorftdjt bei ber Grrnte, um ba$ abbredjen ber tljren
gu öerljüten, wa$ bei bem ©pelg oiel leichter afö bei anberen ©etreibearten
gefdjeljen foU. 3dj leime au« eigener (Erfahrung nur ben 2tobau be« ©ommer*
fpelge* unb e$ Ijat mir gef dienen, baß bie ©efaljr be« abbredjen* ber Äljreu
bei ber fogenatmten Heinett ©erfle nodj größer ift, afö bei bem ©pelg.
Joggen. 335
Da« ©trol) bicfcr ftrudjt fyat offenbar al« 93iel)futter einen geringeren
SBert al« Sßetjenftrol).
3n ben ®ebirg«gegenben ber ©djroetj unb in bem angrengenben ©djroaben,
reo ber Slnbau be« eigentlichen äöinterroetjen« fdjon imglid^ ift, baut man bie
unter ben 9tamen Ginforn ober Smmer (Triticum monocoecum) belannte
SBeigenart an, roetdje barin bem ©pelje gleicht, baß bie Sfrudjt fünftlidj ent*
^ütft werben muß, beuor fte gemalten unb benufct werben fann.
Da« gange ®eioäd)« ift Keiner al« ber ©pelj, aber fein Korn giebt ein
rooljtfdjmecfenbere« unb feinere« SÄeljl al« biefer. Da biefe« ®eroäd)« eine
fefyr fpäte 2lu«faat oerträgt unb mit geringerem ©oben al« anbere Sßeigenarten
fürlieb nimmt, fo ift e« für jene ®ebirg«gegenben eine be« anbaue« werte
Ißflange, toäljrenb fidj freiließ niemanb bamit befaffen roirb in (Segenben, tuo
ber eigentliche ©eigen fidler gerät.
Der Joggen (Seeale cereale).
Diefe (Setreibeart ift für ba« nörbtidfje Suropa überhaupt, alfo aud) für
Deutfdjlanb, bie eigentliche ©rotfrudjt unb wirb bal)er Ijäufig im gemeineu
Seben fd}fed)tl)in Korn genannt. ©ie iftf ebenfo roie bie Kartoffel, für nörblidf)
gelegene 8änber eine ber rooljltljättgften <ßflanjen, roeit fie jroar im beften ©oben
bie reidjüdjften Srnten giebt, aber audj nod) auf folgen ©obenarten mit gutem
Erfolge angebaut werben fann, roo bie übrigen (Setreibearten roeber an Körnern
nod) an ©trolj einen loljnenben (Srtrag liefern. Daß überhaupt bie ©anblänber
an ben Küften ber Oftfee gut beoölfert fmb, ift faft allein bem {Roggen ju
bauten; außer ifym fenne idj fein (Setoädf)«, auf roeldje« ftdj in biefen (Segenben
ein tofynenber 3lcferbau begrünben ließe.
Der Joggen erjeugt auf allen ©obenarten, in roeldjen ber ©anb oor*
l)errfd)t, bie größte ©troljmenge. Obgfeid) ba« SRoggenftrolj oon allen ©trofc
arten bie geringfte 9täl)rfraft befifct, fo Ijat e« bennodj nidjt aüein ben Ijödjften
9Äarfi>, fonbern audj ben fjödjften ©irtfd>aft«tt)ert, weit e« ben mannigfadjften
©ebürfniffen abhilft unb bie eigentliche (Srunbtage ber Düngererjeugung bilbet.
3ur Dadjbedung, jur Anfertigung oon Deden, gum GHnpacfen, gum Sager unb
ju £>äcffel für alle« 93iel) ift fein ©trol) fo geeignet wie ba« oon Joggen. Sein
jerfdjnitten ift e« gur Hnfüllung be« Sßamfte« bei ben größeren §au«tieren,
roenn biefe al« Kraftfutter eine Sftaljrung oon gu geringem SSotumen erhalten,
oon Ijoljem SBerte; nod) Nichtiger ift e« al« Sagerftreu unb gur Sluffangung
ber tierifdjen 2tu«nmrfe beljuf« ber Düngererjeugung.
©o oerfdjieben aud) bie beim Stnbau oorfommenben Varietäten be« Joggen«
erflehten mögen, forooljl Ijinftdjttidj ber (Sröße unb ©djroere ber Kömer, ber
Sänge be« ©trolje« unb ber Sorot ber äljren, al« aud) in ber Neigung, jtdj
ju beftotfen unb früher ober fpäter ju reifen, fo fmb bie« bod) nur burd) ©oben,
Klima unb Kultur entftanbene ©genfdjaften, welche allmäljlidj roieber oertoren
336 ftnbcm ber einzelnen grüßte.
geljen fBnnen unb alfo eine befonbere Slrt ntc^t begrünben. ©elbft ber Unter*
fdjteb gwifdfjen ©ommer* imb SBinterroggen ift mdjt bleibenb, fonbern e$ form
ber eine in ben anbem umgewanbelt werben.
hiermit foll inbe$ triebt gefugt fein, bafj e« gteidjgiltig märe, weldfje Slrt
Don Joggen man anbauet. 2(uf bem eigentlichen Koggenboben nnb bei forg*
fältiger ©el)anbteng biefer banfbaren &rudf>t erreicht iljr ®orn eine Sülle, meldte
mit ber be$ SBeigenG wetteifert. 3d) fjabe oor längerer $eit unter bem tarnen
SSierlänber eine Koggenart erhalten, uon melier ber berliner ©d&effel 87
bis 88 $fb. wog, ftatt bafe, wie befannt, bat 5Rormatgewidfjt 77—78 Soll*
jjfunb beträgt. @$ ift alfo gewiß feljr rätlidj, nadfj einer oorteilljaften ©piel*
ort gur 9to$faat fid) umgufeljen.
Der SBinterroggeu.
Der Koggen gebeiljet oorgugä weife auf ben Sobenarten, in weldjen ber
©anb üor§errf(^t. ©erat biefefben außerbem üor ftauenber Stoffe gefdjüfct unb
in einem uteljr troefenen ate naffen Slima gelegen finb, fo erhält man gwar
and), \t nacf> ben 3al)rgängen, ärmere ober reifere (Smten, aber ein gänglidjeS
JIÄigraten biefer fjrudfjt ift niemals gu befßrdjten.
Kadj ber im 2. Slbfdjnitt angegebenen SWerflaffififation finb e$ bie gur
IV., V. unb VII. Älaffe geljBrenben ©runbftücfe, auf melden ein ftdjere« ©e*
beiden bes Koggen* mit Doöfommener 2ta*bilbung ber $flangen in ©trofj unb
ÄBrnern, ate Siegel ftattfinbet »uefj auf ben gur L, IL unb m. Slaffe ge*
l)Brenben ©runbftücfen fann ber Koggen mit Vorteil angebaut werbe; er giebt
aber f)ier nid^t einen bem leeren ©runbwerte oBüig entfpredjenben Srtrag.
Seite lagert er fidj leidet unb leibet baburdfj im ÄBrneranfafc, teil« ift er auf
S^onboben anberen äBiberwärtigfeiten wegen ber Käffe meljr unterworfen. Diefe
ift aud) bie Urfadje, weshalb id) bie gur VI. unb VII. klaffe geljBrenben iEfjon*
tiefer nidfjt gu benen gälten fann, weldfje bem Koggen befonberS gufagen. SBenn
tljre ©eftellung forgfältig genug ausgeführt würbe unb fte gut abgegraben finb,
fo geben fie gwar in gewBljntidfjen Saljrgängen gute Koggeneroten, ©ei nafc
faüer ^rü^lingdwitterung aber ift ein grofer Kücffölag be$ ertrage« anf
magerem 23)onboben triebt gu üermeiben.
Stuf ljumofem ©anb* unb auf Xorfboben bagegen ift ber Koggen immer
nodfj bie jtdjerfte grudjt. @r erfriert ^ier gwar guweilen in ber SHüte ober
oertrodnet oor ber oBüigen Stosbtlbung ber fiBrner; in ben meiften Säuen aber
giebt er auf biefen ©obenarten einen reiben ©troljertrag, woburd) bie geringere
SWenge unb ®üte be« ÄorneS einigermaßen ausgeglichen wirb.
Die auf ber äufcerften ©renge als anbaufähige ©runbftüdfe fteljenben ©anb*
ädfer ber IX. unb X. Älaffe liefern nur burdj ben Koggen nodj einen Srtrag*).
*) 3)iefer bor bem ©eftmntroerben M (Ertrages ber Summen toötttg richtige &u*fpru$ ift
ieftt n«$t me§r gutreffenb, wie foäter nat^gewiefen werben wirb. 2). 8.
Olpte ifjn fötmte ber $flug fic ntt^t berühren. Sßenn jxe ober reic$üdf> Dünger
ermatten , roeld&er freiließ triebt allem au* iljren eigenen (Srgeugniffen bereitet
tperben fann,. fo geben fte oft gang üoülommene JRoggenemten.
Der Joggen tiebt eine mürbe, trorfene Ärame; aber ber 3uftanb etaer
ftaubigen Sodferljeit, in meinem bie* ©obenarten mit oorljerrfd&enbem ©anbe
nadfj £ütfenfrüdf>ten, ©udjtoeigen, Kartoffeln ober einer £almfrudjt in ber erften
3eit nad) bem Sübernten biefer SJorfrfidjte ft<J) beflnben, ift immer itm nadj*
folgenben Joggen nachteilig.
Die reine ©radjbearbettung/ bei meiner ba8 gelb mflrbe toirb, aber bo<§
bie .nötigfte ffeud&tigfeit befyJlt, ift bie befte SSorbereitung gur töoggenehtfaat.
ftinbet bie ©radfjbearbeitung nadf) mehreren Sßeibejaljren ftatt, fo ift anf ben
©obenarten, in roetdjen ber @anb ben ^auptbeftanbteit ausmacht, eine reiche
Roggenernte mit ber größten @id(jerl)eit gu erwarten.
2Benn ba$ Sanb oor bem 9iieberlegen gur äöeibe gebüngt roorben mar,
fo ift eine Düngung nadf> ber ffieibe mdjt nötig nnb in frudfjtbaren Satyr*
gangen fogas nachteilig. g$ ift hierbei aber oorauSgefefet, baß bie im oierten
2lbfd>nitt erroäljnte 3Crt ber ©ommerbraelje gegeben roirb. SBenn ber 2Betbebreefcfj
erft gnbe 3uli umgepflügt roirb unb bie übrigen $ffogarten fo fdfjnett auf ein*
anber folgen, baß e8 an ber 3eit gebridjt, roeldje gum ©errotten be$ t oorljanbenen
RafenS unumgängftdj nötig ift, fo l)at eine fo übereilte ^Bearbeitung gerabe nur
benfelben (Erfolg für ben Joggen, roie eine ©efteflung bleiben nadfj einer ©orfrudjt.
Da aber faft jebe grudjt gu teuer gu ftetyen fommt, roerat ftc bie ?anbpad}t
unb bie äfögaben für gtoei 3al)re oergüten muß, fo nötigt bie Ijöljere Rfidffidjt,
welche ber Sanbroirt bem Reinerträge ber gangen Söirtfdtyaft fcljulbtg ift, bem
Roggenbau feine @teöe audj nadj ©orfrüdfjten anguroeifen. 3e geringer bie
.(SrtragSfäljigfeit be$ ©oben« oon Ratur ift unb Je meljr es an Dünger gur
©ereid&erung be$ ätöers fefyft, um fo fettener barf ber Woggen nad) ©orfrüdfjten
folgen. Dagegen f ann festeres in aßen ben SBirtf djaften gefdfjeljen , roo ein
reifer ©oben ober fytnreidjenb DüngnngSmateriat bie feljtenbe ©radjbearbeitimg
roeniger fühlbar mad&t Sßenn ein oon Rattfr fruchtbarer ©oben unb gugleid)
reidjödfj Dünger öorljanben ift — bei guter ffiirtfdjaftSorganifation ift bie«
immer ber 5aü — , fo mürbe e$ fogar ©erfdfjmenbung fein, gu Roggen eine
reine ©ornmerbradje gu geben. 3n biefem ftatte fommen bie größere arbeit
unb ber ©eftettungflaufmanb, roetöje groei (Saaten notmenbig erljeifdjen, im
33erl)öftmS gu bem Srtrage berfetben gar nidjt in ©etradfjt. Stuf magerem
©oben bagegen, melier nur tyärticf) gebüngt werben fann, märe es £f)orf)eit,
bie ©efteflung bei groei ©aaten öorgunetymen, oon benen außerbem bie eine
burd> bie anbere beeinträchtigt rohrb.
#ter ift e* offenbar ratfamer, eine unfufjere ©orfrudjt meggulaffen unb einer
ebleren grudjt .biejenege ©efteflung gu nribmen, roefdjer fte gu iljrem fidleren ®e*
betten bebarf.
Stoppe. 11. Auflage. ' 22
338 Sittbau bcr ringeinen grumte.
3dj ^offe hiermit bie roefentlidjen fünfte angebeutet gu (jaben, welche bei
©eftimutung ber ftolge, in meiner man ben SRoggen anbauen fotttt, gur 9ttd)t*
fdjnur bienen muffen. SBotlte man bem Stoben im Oberbrudj gu Joggen
eine reine ©ommerbradje geben, fo mürbe man im $erbfte unb Srütylmg bie
itypigften ©aateu Ijaben; man mürbe aber, abgefeljen oon ben Soften einer
reinen ©radjbearbeitung, auf fo roertooftem Stoben meni^er Körner ooin borgen
ernten, ate bei bem üblidjen Verfahren, roobet ber. Joggen auf Ölf aat unb
©erfte folgt 3n folgern Satfe ift bodj nur bei äufjerft fruchtbarer £erbft*
unb grüljtingarottterung Sagerfrudjt gu befürchten, roätjrenb biefe nadj ber reinen
öradje bie Siegel fein mürbe. 2fof allen Sobenarten, roelc^e in folget Kultur
fielen, baf auf iljnen gerotffe 33orfrüd)te oor bem Joggen einen genügenben
Srtrag geben , roirb ber 3lnl6au biefer ©etreibeart oft oorteityafter oljne reine
©ommerbradje betrieben; biefe Storfrüdjte finb bie Söinterölgeroädjfe, ber rote
Slee, bie $ülfenfrüdjte, Supinen, ©udjroetgen, ©pörgel, Zobat, Sein, ©ommer*
rübfen, anbere §>almfrüdjte, ftartoffeln.
3dü werbe iion ber ©eljanblung bed gelbe« nadj jeber biefer ätorfrüdjte
nodj befonber« foredjen; um midü aber nic^t fo oft nrieberljoten gu muffen,
bemerle idj im allgemeinen, bafc bie Sefteüung be« Sanbe« gu SRoggen nadj *
allen Vorfrüchten anguftreben (jat, ba« Sanb mürbe unb feudjt gu machen, oljne
jene lofe unb ftaubige 2tefdjaffent)eit gu beroirfen, meiere bem {Roggen utdjtgu?
träglidj ift. 9tafd)e« Umpflügen ber ©toppet, fobafi) bie Storfrudjt abgemäht
roorben ift, mu§ gunädjft bagu beitragen, biefem Übelftanb gu begegnen. 3Me
SBermeibung gu Dieler $flugfurd)en auf letztem ©oben ift ebenfalls nadj feber
SJorfntdjt gu berüdjtdjtigen. (Sne öftere ^Bearbeitung be« gelbe« ift beffer bei
ber Vorfrucht oorguneljmen, bamit man nadfj biefer nur einmal gu pflügen
brauet, ba« Sanb fobann abeggen unb nadj gehöriger 3roifdjengett ben Joggen
einfach mit bem Gqjfttrpator ober krümmer unterbringen fann.
Die Sßhtterölgeroädjfe nehmen af« SBorfrfidjte oor bem Moggen behalt)
bie erfte Stelle ein, roeil fte eine ber reinen Sradjbearbeitung faft gteidjfommenbe
SJeljanbtung be« abgeernteten gelbem geftatten. .6« gilt babei alle« ma« oon
ber Solge be« ©eigen« nadj 9top« gefagt ift. ®letd)e« ift ber ftatt, wenn ber
Joggen nadj rotem fttee folgt, inbem unter aüen ben Umftänben., roeldfje nadj biefer
ftrudfjt eine gute Sßeigenemte oer^eif en, auf ben leichteren ©obenarten mit nodj
größerer ©idjerljeit eine gute föoggenernte herbeigeführt wirb, grü^geitiger,
(Snbe 3luguft beroirfter Umbruch ber $ teeftoppel, ein breiroödjentlidje« Siegen
be« Sanbe« oor ber Sinfaat unb eine forgfältige Unterbringung berfelben mit
bem ßjftirpator finb bie JBebingungen, meiere nad) einer bieten Äteeftoppel auf
©oben ber IV. unb V. Älaffe einen guten SRoggenertrag oerfpredjen. geljtt
aber ber biegte ©taub be« Ätee«, ift berfelbe teilroeife mit perennierenben Un*
fräutern uerunreinigt ober finb teere ©teilen oorfyanben, roo ber ©oben not*
roenbig nerbattt, meil bie marfigen Sfeenmrjetn fehlen, um i(jn "mürbe gu machen,
Nogflcn. • 339
f o ift eine ©radjbearbeitung, »ie fte auf leichterem «oben fiblid) ift, unb bereit
^Beginn *i$ nadj 9ftitte be$ 9Ronat 3uß oerfdjoben »erben fatm, ber einfurdjigen
4Beftettung oorgugieljen.
3u Woggfcn rtad^ reif geworbenen £ütfenfrüd(>ten, pflügt man gur ooflen
Xiefe, .fobatb bie Vorfrüdjte baQ Selb räumen, unb egget basfetbe ab. Wadj
tnrei bis füftf ©odjen breitet man jur ©aat. 2lm beften ift es babei, ben
<gjftirpator ober krümmer gu gebrauten unb ein neue« pflügen ju unterlaffen.
<£rlauben bie Umftänbe biefe Sefteüung nidjt, weil ba* 8anb gu fcfjottig ober
vertrautet ift, fo ppgt man beffer bie ©tpppel ftad) um unb giebt erft bie
jroeite fturdje gur ooflen Xiefe.
8iq>inen, 2)udj»eigen unb ©pörgef ftnb biejenigen Vorfrüdjte, uon melden
bei bem Woggenbau am tyäufigften bie Webe ift, »eil man mit iljrer Jpülfe
felbft auf feljr geringem ©oben einen regelmäßigen Srudjt»edjfet einhalten gu
Kinnen glaubt Die beiben gulefct genannten ^ftcmjen muß idfj jebodj im att*
gemeinen für fdjledjte unb fogar fd)äblidje Vorgänger erflärenj idj Ijabe fefjr
oft gefunben, baß ber nadj iljnen fotgenbe Woggen mitfamt feiner Vorfrucht
nidjt fo oiel wert »ar, ate jener aüein, »enn man iljn nadj reiner Sradje
angebauet fjfitte. SBenu man fidj bennodj veranlaßt jteljt, ben Woggen nadj
iljnen folgen' gu laffen, fo ift afleS gu berfid jidjtigen, »a$ oon bem Woggenbau
nadj £ülfenfrüdjten gefagt »urbe. Da aber ein üorteilljafter ©udfj»eigenbau
nur bei fpäter SfaSfaat gu erwarten ift, fo räumt biefe grudjt fetten oor SDiitte
(September ba$ 8anb, unb bie notroenbige gaulni« ber ©toppel unb ba$ ©efeen
be« ©oben* lann bei ber oorgerüdten Saljreägeit nidjt meljr ftattfinben.
Die #ülfenfrfidjte, teife allein, teil* im ©emeuge angebaut, foroie ©udj*
»eigen unb ©pörgel, wenn fte fämtttdfj grün abgemäht »erben unb a(fo im
3uli ober gu Stnfang Sfoguft ba$ Selb räumen, geftatten eine ber reinen ©radj*
bearbeitung beSfetben feljr naljefommenbe Vorbereitung, unb infofern finb fie
gute Vorgänger beS WoggenS. äöottte man aber eine im 3uli abgeerntete
©rünfutterftojjpel bi$ in ben September liegen taffen unb bann erft umtflügen,
fo würben alle bie WatyeUe für ben fotgenben Woggen, welche man bei anberen
Vorfrüchten tabelt, fidj ebenfalte bemerkbar madjen. ©etbft baS fpät auSgefäete
(Semenge, »eldjeS erft im September ober nodj fpäter gum abfüttern Ijeran*
gewac^fen ift, Ijat mir immer eine fdj»adje Woggenerate geliefert, wenn audj
gu biefem ©rfinfutter eine ootte JBradjbearbeitung, im Verein mit einer guten
Düngung, gegeben »urbe.
Sein, Dotter unb. Sommerrfibfen finb beffere ober fdjled)tere Vorgänger
be$ Woggen«, |e nadjbem bie Umftänbe uteljr ober »eniger obwalten, »etdje
nadj ben Jpülfenfrüdjten guten ober fdjledjten Woggen erwarten laffen. &\x
©ommerrübfen erljätt ba« gelb in ber Wege! eine ber ©ommerbradje feljr äljn*
lidje Bereitung unb e$ ftnbet fein 3tnbau geroölptttdj nur ba ftatt, »0 eine
mittelmäßige Kultur unb ein guter SDiittelboben oorljanben ift. Diefen Um*
22*
340 * Anbau bcr etityeltien grüßte.
ftänben ift e« gugitfdjreiben, baß nadf) biefer ©orfrudfjt nid^t ein fo größer Jttüct
fc^Iag be$ Joggend beobachtet roirb. *
Der £abaf ift auf ©anbboben eine ber beften ©orfrüdfjte be« Joggen«,,
wenn man nad) feiner Srnte folgenbermaßen oerfäljrt. 3Wit einer alten ©enfe
fc^lägt man bie grünen ©trünfe bidjit an ber Oberfläche be$ ©oben« ab unb
fd&reijet bann gum pflügen, ©ei bemfetben gieljt man bie abgehauenen ©trünfe
in bie jjurdfjen, bamit fie unter bie @rbe fommen, unb läßt ba« ßanb, wenn
man nidjt wegen Ijerannafjenben Srofte« eilen muß, 8 bis 10 Sage in rauher
Surd)e liegen. 9tun mirb ber ©amen aufgefäet unb fdfjarf etngeegget. Stuf
reifem ©anbboben, wenn nämlidfj ber SDtift oon außerhalb in bie SBirtfctyaft
fommt, giebt e« leine einträglichere Srudjtfotge, ate: Sabal, {Roggen; £abaf,
Joggen k. 3n ber -Wölfe mancher ©täbte, wo ber 2Wift luo^Ifett ift, finbet
man biefe Srudjtfolge.
Joggen nadfj einer anberen £almfrudjt baut man entmeber auf einem
©oben oon fo fanbiger ©efdjaffenljeit, baß er eine größere 8to«maljt ber grüßte
nid>t erlaubt ober auf fo reidfjem unb in fjotyer Sultur ftefyenbem ©oben, ba§
bie ©orfrudjt niemals gang entfd&eibenb ift für bie nadftolgenbe Srudjt. 3n
beiben Säuen wirb bie ©toppel beseitigen ©etreibe«, nad) weldjem ber JRoggen
gefäet werben foß, gleid) nad) ber (Srote flad) umgepflügt unb geegget. 3ur
Saat pflügt man gur ooöen SEiefe. ftodj beffer ift e«, auf ©oben ber VII.
unb IX. Stoffe bie ©toppel gur mäßigen Xiefe gleich nadj ber ßrnte um*
gupflügen unb fofort abgueggen. sJiad) brei bi« trier Sßodjen mirb bann bie
©aat mit bem (gjrftirpator untergebracht.
SBinterroggen nadj Äartoffetn fäet man nirgenb«, wo bie Seffetn ber
£>reifelberwirtfd>aft gelöft ftnb, weil bie grfaljrung gelehrt fyat, baß aföbann in
ben meiften Säuen ein fdjtedjter Srtrag auger 3roc*fet fo¥- 3^ glaube, baß
bie lofe ©efdjaffenljeit be« SKdfer«, in melier jid) berfetbe unmittelbar nadj bem
'Sfoänefjmen ber Sartoffeln befinbet, bie #aupturfadje ift, me«ljalb ©tuterroggen
nadj iljnen fdjledjt gerät. 3n früheren Reiten, wo idfj ate SJerwalter nadfj be*
ftimmien ©orfdjriften oerfaljren unb bie Äartoffelädfer mit SBinterroggen be*
ftetten mußte, Ijabe i$ biefen guweileu eingefäet, oljne gu ppgen, unb midj
gum Unterbringen beö ©amen« nur be$ Grjftirpator« bebient; ber Srfolg war
günftig, in feinem Satte fdfjiecljter als naclj bem erneuten pflügen be« Selbe*-
SBinierroggen liefert auf trocfenen SReubrüdjen, wenn biefe fo beljanbelt
finb, wie in bem Sapitet oon ber Urbarmachung angegeben würbe, immer einen
großen (Srtrag. #atbelänber muffen wenigften« ein Saljr oor ber ©aat um*
gebrochen fem, nnb in gewiffen Säßen, wenn bie SBurgeln ber §aibe (Erica
vulgaris) bie obere ©obenfd&idjt gang burd^gogen ^aben, muß ©ud&weigen bem
Joggen oorange^en.
?(uf magerem ©oben, wenn ber SRoggen nad) bcr reinen ©rad^bearbeitung
folgt, gtebt man meiften« barnit gugleidj audf) bie Düngung. SSlaif me^riä^riger
Joggen. 341
©eweibung bagegen bfingt man fetten, weil bie @rf abrang leljrt, baß nadj ge*
Ijöriger 33radje be$ äßetbelanbe« ber JRoggen fdjon einen reiben Ertrag liefert,
wenn nnr ba$ 8anb Dörfer gebongt mar. Sägt man ben Joggen nadfr SJor*
früdjten folgen, fo ift e$ faft immer gwedfmäßiger, gu biefen gu büngen, atfo
ben Dünger nidjt unmittelbar ju bem JRoggen in änmeubung gu bringen.
Wlafy bie «efd&affenljett ber ©runbftütfe e* nötig, fo wirb eine f feine 5Racfc
l)ilfe mit Sompoft; Salf ober Seifenfteberafdje gegeben; and) eine Jpwbenbüngung
mit Sdjafen, unmittelbar gur Saat, äußert auf mageren, fanblgen ©runbftüden
eine trefflidje SBirfung. Den SDWft im übergangenen 3ufta^c un& großen
Stumpen auf ba$ SRoggenlanb gu bringen, wenn e$ gur Saat»gepPgt werben
foll, ift mögtidjft gu oermeiben. öeffer ift e$ ftetG, ben Dünger uorljer mehrere*
male mit bem ©oben burdjguärbeiten, aber befonbere 9iad^teile äußert bie frifdje
Düngung auf bie 33efdf>affenljeit ber Sörner nid)t.
Die Saatgeit für ben SBtnterroggen ift in- ben norbßftlidj oon ber Sfbe
gelegenen ©egenben ber September, in ben fübweftlidf) gelegenen bie lefete £älfte
t>e$ Septembers unb bie erfte be$ Oftober*. äfoänafymen Don biefer allgemeinen
Siegel bilben reiche fruchtbare 2^äler ober hochgelegene ©ebirgääder. ftür j[ene
ift bie SluSfaatjeit um 14 Sage fpäter, unb für biefe, felbft wenn fte füblidjer
liegen, früher. Sfaßerbem ift gu beachten, baß man naßfalte $dfer mit geringer
natürlicher. Xfjätigfeft früher, bagegen milbe, warme ©runbftücfe fpäter befäen
foll. ©ne in ber SDtfite be$ Sluguft bewirfte 3tu$faat bringt feljr feiten SJor*
teile, woljl aber bemerft man Ijäufig, ba% fo frfil) gefäeter SBinterroggen im
©inter leibet unb bünne wirb, ©ewöljnlidf) finbet man audf), baß ber gu frfil)
gefäete Joggen groar lang in'S Strolj wädfjft, aber nur wenig Äörner giebt.
Die oorauägegangene Sommerwitterung §at inbe$ auf ba$ ©ebeiljen ber
Utoggenaudfaat im £erbfte großen ©influß. 9iad(j einem trodfenen, warmen
Sommer ift attegeit eine ftärfere SSegetation ber jungen Saaten waljrgune^men,
roogegen ein naßfalter Sommer feinen ßmfluß auf bie folgenbe ßrnte in ber
SBeife äußert, baß aUe SBinterfaaten fdjmad) bleiben. Der fäwädfjere ober
ftärfere Stroljertrag tyängt gewöljnlid} baoon ah, ob bie Saat fidj im §erbfte
gehörig beftocfte ober nidjt. ©$ fann aber bei feljr milber £erbftwitterung unb
t>en 91ad)wirfungen eine* warmen Sommers ber gur gewöhnlichen &ti Oc.fäete
Joggen eine Stärfe erreichen, welche bei Ijoljem Sdfjnee ein 2fa$faulen ber Saat
befürdjten läßt. Um biefem oorgubeugen, läßt man foldfje üppige Saaten bei
trodfener SBitterung mit ben Sd&afen ober .aud& mit bem föinboiel) abtüten.
3n ©egenben, wo unter ben oorljanbenen 3Jcrt)ältniffen foldje üppige ^>crbft^
faaten nittyt oorfommen, wirb man freilief) ba« Sttbmetben ber Saaten mit bem
33ielj für eine Barbarei galten; aber man feljre jid) nidjt baran, fonbem be*
nufee biefen gelegentlichen SSorteil für ba« 9Sie^. Dem Somertrage wirb in
folgern 5aHe baö Seljüten weniger fd^aben, als wenn es bei wed^felnber SBinter*
Witterung ftattfinbet.
342 Anbau bcr etngefaai grüßte.
£)a$ ©eweiben bcr SGBinterfaaten bei ftroftwetter mar früher eine oott .
©djäfereibejxfcew Ijäufig ftreng ausgeübte ©eredjtigung, unb ift e« in bieten
beutfdfjen Säubern nodj. JBenn biefe« ©el)üten mit SMüßigung nnb nur auf
ben ftelbern gefd&ieljt, wo ein üppiger ©fottwudf}« ber <&>aat oorljanben ift, fo
fonn e$ ber teueren nidf>t fdjaben. SBirb e« aber auf bürftigen Saatfeldern
im SMärj unb 2lpril ausgeübt, wenn an ben fd)on längeren Jagen bet ©oben
um bie 3)?ittag$jeit auftauet, bei %lafy aber immer wieber gufriert, wobei bie
©aaten oljneljin gef Sorbet. finb, fo ift ber SRad&teil ber ©aatl)ütun<j oft feljr groß.
Der SBinterroggen ift weniger Sranfljeiten unterworfen , ate ber ©eijenr,
fte finb golge ber Witterung unb burdj menfd&lid&e ©orjicijt nid)t abjumenberi.
3uweilen jeigt fidj SWutterforn, weldje« eine SRißbilbung einjeöier törner
ift, woburdj biefelben eine ungewöhnliche ®röße unb eine btaufdjwarje ftarbe
ermatten. SWan fennt ben ©runb biefer Sranfljeit ntdjt.
SGBeit nachteiliger ift ber fogenannte Honigtau, weld&er watyrfd&etnltd'j
in einer ßrfättung ber SRoggenpftanjen feinen ©runb l)at unb jid) baburef*
äußert, baß bie SRoggenäljren mit einem füßlidfjen, bem £onig äfjntid&en fiebrigen
©afte belegt finb, weldjen man füljtt, fieljt unb riedjt, wenn man batb nadj
ber ©lüte burdj ein baoon befallenes SRoggenfelb geljt. $Radf> bem ©ntreten
biefer Äranffjeit ift nur auf einen geringen Äömerertrag ju rennen, ba atebamt
nur wenige $!)ren ootlfommene ftrüdjte bringen; bie am meiften baoon be*
troff enen jeigen einen* oöüigen ©tttfftanb im ffiadjstum, fo baß fte ganj oer*
fümmerte, ttic^t feimfäljige Äörner enthalten. Die fdjlimmfte 33ermüftung biefer
Art Ijabe idf> im 3al)re 1828 beobad&tet, wo in einem Seife be« ©berbrudfje«
baburdj eine totale SMißernte be« Joggen« tjerbeigefüljrt würbe, welche fiel)
infofern aud) auf ba« ©trol) auSbeljnte/ als biefe« feiner gewöhnlichen Seftigfeit
ganj entbehrte, beim ©refd&en jerbrad) unb ba^er nid&t ate ©anbftrol) benufjt
werben fonnte.
3n eingef (^(offenen fltieberungen unb auf reifem, fofem ©oben erfriert
ber Woggen juweifen in ber SHüte, in wettern ftafle er fo üötfig jerftört wirb,
baß er fogteidj abgemäht werben m\x^. 3m 3al)r 1818 war bie« in einigen
©tromnieberungen ber gatt. §öl)er unb frei gelegene gelber mit feftem ©oben
gaben bagegen einen guten • Srtrag.
Den a($ fidler anjuneljmenben Durd&fd&nittSertrag be$ ffiinterroggenG auf
ben oerfd^iebenen ©obenarten Ijabe tdf> bei ber Sßertfd&äfeung be* 3Werboben«
angegeben. Danadj ift ber Ijödjftc Grrtrag für ben 9Korgen 10 ©cfjfl.; jebod)
ift bie« nid&t fo ju nehmen, af« ob überhaupt auf einem üflorgen nidjt meljr
af« 10 ©treffet SKoggen ju ernten mären. SBenn ©oben ber I., II. ober
IV. fttaffe ganj altein bem töoggenbau gewibmet würbe, ftatt. baß nad| ben
9fanaljmen bei ber 2Bert«bered(jnung bie reine ©radfje juuädjft bem Sßetjenbau
ju gute fommt, fo würbe ber Srtrag ungteidji IjB^er au«faüen, inbem (Smten
oon 18 unb 20 ©d^effefn pro SWorgen mitunter wo^I oorfommen. 9Cber
Joggen. . 343
gewiß ift e«, baß buref} SRoggenbau auf ©oben, roeldjer für ©eigen geeignet ift,
ein fo tyoljer ©elbertrag wie burd) biefen nid)t erlangt roirb.
©er Sommerroggen ift in feiner Slrt mistiger für ben Stcferbau at«
ber Sommerroeigen, roeil bie 8$erl)ältniffe, unter melden fein Sfabau Don großer
©ebeutung tft, Ijäufig • oorfommen. ©er Stabau biefer 3frucf>t ift oorteilfjaft:
1) als 5Radjfrud>t nadj ben ©eljacffrfidjten, roenn ber ©oben gu unftdjer
für ©erfte ift;
2) al« $Radjfrucf>t nadj SBtnterroggen auf bürrem Sanbboben, roo roeber
§afer nod) ©erfte einen genügenben ßrtrag üer^eißen;
3) at« #am>tbrotfrudjt in @ebirg«gegenben, meiere gum ©tnter getreibe
nid>t mefyr ftdjer genug finb.
Sluf bürrem, aber gut gebüngtem Sanbboben giebt ber Sommerroggen
feinen geringeren Srtrag, al« ber ©tnterroggen na<§ reiner ©radjbearbeiiung
geben mürbe. Da jener nidjt fo empfinblid) gegen 33orfrüd}te ift unb auf
trodenem ©oben gerabe nad) ben ©el)a<Jfrüd}ten oorgug«roeife gerät, fo ift ber
. Sommerroggen ein errofinfdjter ©ermittler, um auf Sanbboben ben ^adfrudjt*
bau gu betreiben, oljne einen fo großen Stroljoerluft gu erleiben, roie bie Körner*
roirte fonft bei bem 2tabau ber ©eljadfrüdjte, namenttidj ber Kartoffeln, be-
fürchten. 3n bie Stoppel einer $almfrud)t gefäet, giebt ber Sommerroggen
benfelben (Srtrag, roie ©interroggen in biefer Solge.
3ft ber ©oben nidjt gar gu troefen unb genügenb mit ©ünger oerfeljen,
fo mifdjt man unter ben Sommerroggen (Srbfen ober ©iden, gu J, J ober |.
©egünftigi bie Witterung ba« ©ebeiljeu biefer $ü(fenfrüdjte, fo bienen bie
§atme be« Sommerroggen« tynen al« Stttfce unb fte geben an Körnern einen
au«gegeid>neten Srtrag, foroie oortrefflidje« Sutterftrol). Silagen bie hülfen*
fruchte roegen großer Dürre gang gurüd, fo ift ba« Selb barum bo<$ nid)t leer,
unb oft liefert bann ber Sommerroggen eine um fo größere Körnerernte. 3n
Sanbgegenben fann man Srbfen nur auf biefe ©eife mit einigem (Srfolg anbauen.
# ©er Sommerroggen paßt aber nidjt für mafferfüdjtigett Sanbboben, weldjer
im Srityling fpät abtrodnet, nod> roeniger für oerquedte, unreine gelber, ©irb
er auf folctye gefäet, fo bewirft er, baß biefetben nur nodj meljr oerqueefen.
©ie Saatgeit be« Sommerroggen« ift ber gebruar, SWärg unb 2tyril, \t
nadjbsm ber groft au« bem ©oben üerfetyrohtbet unb ba« gelb abtrodnet. 3ft
lefctere« gefdjeljen, fo roirb mit ber ßinfaat begonnen. 9Kan pflügt ba«8anb,
weldje« gu Sommerroggen geeignet ift, nur einmal, womöglidj oor bem ©inter,
unb läßt e« in rauher §urd)e liegen. 3ft e« im Srütjling mürbe, fo roirb
ber Sommerroggen aufgefäet unb fdjarf eingeegget. §atte ba« Sanb oorljer
Kartoffeln getragen, fo fdjmimmt e« beim auftauen gufammen unb e« roürbe
bann ber Samen burdj bloße« Gineggen nic^t Krume genug befommen. 3n
biefem Satte werben bie oft genannten anberen ©erfgeuge gum (anarbeiten ber
Saat gebraust.
344 ftnbcm ber einlebten grüßte.
3Kan fäet 14 bis 16 2ttefeen auf bcn preußifdjen 2ßorgen. Dey ertrag
ift nadj ber Jöefdjaffenljeit be$ 33oben$ unb nad) feinem .DüngüngSjuftanbe oon
3 bt« 10 ©djeffel. Körner unb ©trolj ftnb ganj rote oom ffiinterroggen ju
benufeeu. 3m Sßiuter 1802 unb 1803 rointerte mir »iübfen au«, td> befäete
ba$ gelb mit Sommerroggen unb erlieft eine. unglaublich reiche grate. Da*
©trol) mar 6 ftuß Ijodj.
Die ®erfte (Hordeum).
SSon biefer ©etreibeart werben mehrere botanifd) uerfdjiebene Slrten in
Deutfdjlanb angebaut.
• Sitte ©erftearten verlangen einen reiben, burd) Düngung unb fleißige 2)e*
arbeitung gemürbten ©oben; raenn biefer mürbe 3uftan^/ &*& ^cr urfprimgtidjen
©eftanbteile wegen, teil« wegen }U foärltdjer Düngung unb mangelnber ©e*
arbeitung fel)tt, ift aud) auf reiche ©erfteernten nidjt ju rennen.
Die Söintergerfte (Hordeum heiastichon); Sie giebt oon allen ©erfte*
arten bie f leinften unb leidjteften Sörner, me«|alb tl)r ^rete notroenbig geringer .
fein um%, als ber für ©ommergerfte.
2ftan bauet fte auf SWarfdjboben an, roo berfelbe fo reidj an ljumofen
leiten ift, baß ber ©eigen felbft nacf> einer guten SJorfrudjt ftdj lagert unb
be$f)atb nur geringe Körner giebt Die Söintergerfte lagert ft$ audj, allein
biefer ftrudjt fdjabet e$ roeniger, unb obgteid) fie nur., leiste Äörner giebt, fo
ift iljr Srtrag bodj fo reid), baß tfjr Einbau feljr lotynenb fein fann. 3n ben
iWieberlanben nrirb roeit mefjr föintergerfte als ©ommergerfte angebaut, wogegen
in Ijieftger ©egenb iljr Altbau feljr abgenommen Ijat
3n beut größten £eit uon Deutfdjlanb fann bie Sßintergerfte nur nadj
retner 33ra$e ober nadj SHap« angebaut werben, roeit fte ungefäbr um biefelbe
3eit roie ber SRapS gefäet merben muß, b. I). in ber legten $älfte be« Sfaguft.
Gine anbere. 93orfrud>t räumt ba$ gelb ntd)t jeitig genug, um foldje* fo frftl)
gur 2tufnaljme ber ©aat bereit gu galten. Denn oon einer 2fa«faat in ber#
legten §>älfte beS Oftober, bereu ©djroerj ermähnt, fann im nörblidjen Deutfdj*
lanb gar nidjt bie föebe fein, wo bie SBintergerfte oft fdjott auswintert, wenn
fte in ben legten Jagen beS äuguft ober in ben erften Sagen. beS ©eptember
gefäet mürbe.
Die Söintergerfte beftaubet ftdj meljr als bie ©ommergerfte, fann atfo
bünner gefäet merben. Die meiften Angaben beS SluSfaatquantumS in ben
9tfeberlanben erreichen nidjt einen ©djeffet für ben ÜÄorgen. ©ie giebt auf
bem für fte geeigneten ©oben unb nadj töaps, beljadten Sonnen ober reiner,
gebüngter öradje baS 20fte bis 30fte Äorn.
©ie wirb Gmbe 3uni ober Anfang 3ufi reif, . unb ba bie frülje Grnte
eine ber Sradjbearbeitung ätjntidje öeftettung üpr ber SluSfaat be« aSSinterroggen*
erlaubt, fo. wirb bie SBintergerfte allgemein afö eine SJorfrut^t beSfelbett betrautet
Öcrflc. 345
« *
Die jroeijeilige ©ommergerfte (Hordeum distichon)
ift btejenige ©erfteart, meldte ben beutfdjen öanbroirt am meiften intereffiert,
unb Tuddje in ber SReget gemeint ift, roenn an £anbel«pläfcen ber ^Jrete für
©erfte notiert toirb.
©ie gebettet oorjüglid) auf Bobenarten ber I., II., III. unb IV. Stoffe,
bei l>ol)er Sultur audj nodj auf ben jur V. unb VI. Stoffe geljörenben Bobenarten/
SMeje ©etreibeart übertrifft in ber Duantität be$ äßebfe, meiere eine ge*
gebene ftladje oon ben t$r jufagenben Bobenfiaffen liefert, faft alle (Setreibearten,
inbem ein Berliner Steffel ©erfte nidjt fetten ein ©eroid^t öon 73 bi« 76 Sßfb.
3ollgetmd)t erteilt, unb baoon 18 bis 24 ©Reffet Dom preuj?tfc$en äßorgen
erjielt werben. Berficffidjtigt man nun nod), baß biefer Srtrag bie 2lu$beute
eine« Saferes ift, unb baß bie ©ommergerfte Ttidjt, wie SÜJeijen, föaps unb
Sißintergerfte, einer ©ommerbradje bebarf, fo wirb man bie Söidjtigfeit biefer
grurfjt flar ertennen. Der fonft fo umfid)tige ©djroerj Ijatte rool)t nod| leinen
redjt einträglichen Slnbau ber ©ominergerfte ju beobachten Gelegenheit gehabt,
ate er feine Anleitung jur Kenntnis ber belgifdjen ^anbnrirtfdjaft fdjrieb.
Die jroeijeüige ©erfte ift eine ftrudjt nur für foldje Sanbnrirte, meiere
fdjon feit längerer 3eit eine l)olje ätöerfultur betreiben. Sei bem Beginn, einer
erl)öl)ten Kultur ift fie nod) nic^t am Pafee. @$ giebt faum eine fo unjidjere
8rad)t, fo lange ber Sanbroirt mit ©äure, SWagerfeit unb einem floßigen,
roljm 3uftanbe feiner 2lcferfrumc ju fämpfen Ijat, ober wenn ba$ gelb erft
für} oor^er urbar gemalt roorben ift. Unter fallen Umftänben barf niemanb
©erfte anbauen, wenn audj bie Sftifdjung be$ BobenS tjierju günftig erfdjeint.
Joggen unb $afer oertragen ftdj mit einer geroiffen SRolfteit be$ ©oben«,
©erft.e aber nie.
Der Xtjonboben, wenn er burdj einen ©eljatt an £umu$ ober bur$ ftarfe
Düngung gemürbt, augerbem burdj tüchtige Bearbeitung feit einem fjatben
Saljrljunbert gebänbigt ift, giebt feljr gute ©erfteemten, obgleich ein ber
III. unb VI. Slaffe angeljörenber Xfyonboben niemals bie gfitte be$ ©erfte*
ertrage« gemäßen rairb, wie 2töerfelb ber I., II. unb IV. Stoffe. Diefen
Beobachtungen entforectyenb muß man audj bie Bearbeitung be* ©erfteacferS
uorneljmen. 2ßan muß bemüht fein, eine feine Srume ju fdjaffen, beim nur
in folßer gebeifjt tycfe« Sinb ber l)ö()eren 3Werfultur.
Die Beljadfrüdjte gemäßen baljer bie befte Borbereitung jur ©erftefaat.
3e uoUfommener bie 3imfdjenräutue bei ber 9teil)enfultur gepuloert unb gereinigt
worben fiiib, um fo weniger arbeit bebarf e$, ba$ 8anb weiter jur Slufnaljme
ber ©erfte oorjubereiten. Die Befdjaffenfjeit be$ BobenS fommt. hierbei feljr
in Betraft. 9}ad) ftarf gebüngten ^adfrüdjten auf Boben ber I., IL, IV.
unb V. Stoffe pflügt man im ^perbft, läßt ba$ Sanb in rauher gurdje liegen,
egget im ftrüf)ial)r, fobalb ba« ßanb abgetroefnet ift, fäet bie ©erfte unb bringt
346 Anbau ber eingefnen grüßte.
pe mit bcm (Sjftirpator in bic @rbe. 2luf ©obenarten ber III. Älaffe, ober
folgen ber I. Älaffe, meldte groifdjen biefer unb ber III. ftlaffe in ber üfötte
fteljen, ift bie ermähnte ©eftetlung md>t genügend, fonbern e« muß im Srä^
ling nodj ein*, auef) rooljt groeimal geppgt werben.
Solgt bie ©erfte nadj einer £almfru<$t, gemöljnlid) Sßeigen, fo »trb gn
Slnfpng Oftober bie ©toppel geftürgt unb womöglid) nod| oor SBtnter querüber
# geljadt ober geppgt 3n biefer raupen Oberflä^e bleibt ba« 8anb liegen unb
wirb nadj bem äbtrodnen geegget, ©er ljumofe SEbon* ober Seljmboben, aud|
ber fanbige, retdje 8el)mboben mit burdjlaffenbem Untergrunb, fann nun fogleidj
gur ©aat geppgt Werben, ©emöljnfiffjer iü&onboben mn% ober im 5rül)jaljr
nod) groei gurren ermatten. 3m erfteren Satte wirb fritygeitig, im SÄärg unb
Slpril, im teueren erft im 2Rai gefäet.
Darauf, baß bie ©Übung oon Crbflößen oerfjinbert wirb, mvi% man bei
ber Vorbereitung be« ©erftefelbe« fein ^pauptaugenmerf rieten. £u bä" 3we<fe
folgt bie (Sgge bem Pfluge unmittelbar unb e$ barf ber gum SBerbatlen geneigte
\ ©oben nidjt einmal mätyrenb ber 3Äittaß$geit ungeegget liegen bleiben. SSJenn
mit wenigen ©efpannen geädert wirb, fo baß bei langen 3^9^ nty aüegeit
breite ©treifen für bie ßgge parat fein fönnen, ifiannt man oft ein febraadbe«
3ngtier neben bfe ^flugpferbe unb läßt auf biefe ffldfc mit einer fdjmaten
(£gge ba« aufgeppgte ßanb fogleid> eineggen.
Die ©aatgeit ber gmeigeitigen ©erfte ift ie nadj ber ©efd&affenljett be«
©oben«, wie bereit« ermähnt, feljr oerfdjieben. Sluf einem reiben, trodenen
unb warmen ©oben wirb fo ^rülj wie mögtid) gefäet, wogegen auf bemienigen.
©oben, bem e$ an natürlicher iptigfeit gebridjt, bte ©erfte nidjt eljer gefäet
»erben barf, ate bte bie (Srbe erwärmt genug ift, um auf ein ungeftörte*
gortmadjfen ber ftrudjt rennen gu fönnen. ©ine Unterbrechung im SöadjStum
oerträgt feine grudjt weniger als bie ©erfte. ©emöljntidj wirb angenommen,
baß bie ©aatgeit für bie ©erfte auf S^onboben eingetreten fei, wenn bie ?tyfrf*
bäume blühen.*)
Die im üßärg ober auSna!)m$meife fogar im Februar auf trodene, reidje
unb warme gelber gefäte ©erfte leibet wenig Dom ftroft. @ie wirb freiließ
baburd) etwa« gefdjmädjt, giebt aber offenbar bei biefer frühen StoSfaat einen
leeren Sörnerertrag als bei einer foäten. ffiettn man auf ©oben, welker
gum SJuSbörren geneigt ift, nad& ben ©etjadfrüdfjten roten J^ee fäen nritf, fo ift
bie frfilje @aat gum ©ebeiljen beSfefben wefentlidj.
Daß biefe ©erfteart in eingelnen Fällen einen fel)r Ijotyen Srtrag geben
fann, mürbe bereit« gefagt. äföer audj ber Durdjfd&nittSertrag mirb gufrieben*
■
*) Öortgcfefcte ^Beobachtungen beranlaffen mia) gu ber ©rlförung, bog felbft auf firengem
Xtyonbobtn eine fritye Sluefaat ber jroeqciüflen <$erfie beffer a(9 eine fpätc ift, tiorauftgefefet,
bog ba« gelb feine Vorbereitung oer bem SBinter erhielt, baß man einen genügenb troefenen
3uftanb bee ©oben« abwartete unb bie Unterbringung be* ©amenö mit bem &rttmmer beioirft.
©erfte. 347
•
ftfllenb fefa, wenn mon biefc 8?rud>t nur ba anbauet, wo bereit« ein gewiffer
leerer ©rab ber Äultur erreicht ift. Unter fold>e* SJorauSfefcung wirb er nidjt
weniger als 6 ©d&effel, auf JBobenarten ber I. unb IL ftlaffe aber 15 bis
18 ©djeffel betragen. SSon wie großem Shtftoß bie frühere Suöur auf ben
©erfteertrag ift, Ijabeidj in auffallenber Sßeife auf bem ©Ute SReidjenow er*
fahren. DiefeS befielt aus gwei großen ®trtfd>aftsljöfen, SReidjenoro unb §erg*
Ijorn, wetdje fett 15 Sauren infofern gang gleich be^anbeft waren, als bie
SJerwattung ftdj bemüht Ijatte, ben DüngungSguftanb ber ©runbftücfe mit allen
gu ©ebote ftetyenben SÄitteln gu oerbeffern. Der ©oben beS SBorwerfS §erg*
l>orn ift in feinen ©eftanbteiten fetyr wenig bon bem auf $Reid)enow oortyanbe*
neu oerfdjieben, nur ein etwas größeres SJerljäÖniS ber befferen SWEerflaffen ift
auf bem (enteren §ofe nödjguweifen unb baß bie 'Oberfläche metjr gleichartig
jidj oerl)äIt. Diejenigen Seile aber beS §ergljorner SlcferlanbeS, welche ber
IV. unb V. SWerflaffe angehören — ©oben einer Ijityeren Älaffe wirb auf
beiben SSormerfen überfallet ni'dft angetroffen — ftnb ööUig ebenfo gut rote
auf bem SBorwerfe töeidjenow ; fie gaben aud> öon JRays, ©eigen, SRoggen unb
§af er in ber legten £eit ben gleiten ßrtrag, wie bie SReidjenower ©runbftüde,
aber niemals I)at es gelingen wollen, einen genügenben ©erfteertrag in #erg*
Ijorn gu erjielen. Die gu biefem Vorwerfe gehörigen ©runbftftde waren oor
20 bis 25 Saljren teils in ber ftuttur Mrnadjläfftgt worben, teils waren jte
gu jener 3eit wit £olg bewarfen. 3<$- bin inbeS übergeugt, baß in ben
nädjften 10 Sauren biefer Unterfdjleb oerfdjwinbet, wenn bie jefcige JBewirt'
fdjaftung hräftig fortgefefct wirb.*)
8ln erheblichen Äranfljeiten leibet biefe ©erfteart ntdjt. Dem töußbranb
ift fie, wie alle ©ommerljalmfrücljte, unterworfen; me^r fdjaben il)r an^attenbe
Dürre unb Unfräuter. 3U ben lefcteren gehören, als bie üerberblidtften, bie
Lebensarten unb Diftetn, gegen welche, außer einer gwecfmäßtgen Stbwedjfetung
mit reinigenben ©aaten, nur bas redjtjeittge Säten* fdjfifeen fann.
Die öierjeilige ©erfte, audj fleine unb ©anbgerfte genannt
(Hordeum vulgare), ift eine ©erfteart, welche in bem nörbltdjen Deutfdjtanb
fowie überhaupt in SRorbeuropa, in Preußen, ^Jolen unb ben rufftföen Oftfee*
prooingen meljr als bie gweigeilige ©erfte angebaut wirb, ©ie eignet jtd) gang
für ben furgen ©ommer in nörbti^en Säubern; fie wirb feiten früher als im
Sinti gefäet, unb in gewöhnlichen Satyrgängen im Sluguft geerntet. 3Ran baut
aucf) eine ©piefart an, unter" bem Flamen ^rüljgerfte, welche im SDtörg unb
Styril gefäet wirb. Ob biefe eine äbart oon ber SBintergerfte ober üon Horde* ,
um vulgare ift, Ijabe idj nid)t ermitteln fönnen, ba bie festere ©erfteart bem
Hordeum he?astichon fo äljnticlj ift, baß man beibe (eidjt oerwedtfetn fann.
*) 2)ie geljn Scrfjre finb öorüber (1861). ÜRaa) ben mir jugetommenen 9to<$rid)ten be-
ttelt aber ber ermähnte Untertrieb immer noä); auf ben $erj$orner ©rnnbftücfen wirb (Serfie
immer nodj niä)fr in befrtebigenber äRenge geerntet.
348 Anbau ber einjelnen grüdjte.
£)ie inergeilige ©erfte gebettet weniger auf einem binbigen ©oben, afe
bie gweigeitige. Die gut I.V. unb V. Jöobenltaffe getyörenben Stcfer fmb Ujr
(SIcment; felbft auf ©oben ber VII. Stoffe giebt fie nodf) einen guten (Srtraß,
wenn er oft unb reitifjtid) gebftngt werben . fann. Sitte iöobenarten mit oor*
(jerrfdfjenbem • £f)ongetja(t taugen ntdfjt für biefe grudjt, weil bie SBefteßung ber
teueren in eine 3afyre«geit fällt, in melier ber tljonige ©oben burd) bie $i|e
" gufammengetrodfnet ift unb e$ fdjwer Ijält, auf betnfetben eine fo feine Srume
gu fdjaffen, wie fie gum ©ebenen biefer 'pflange notwenbig ift.
Diefe ©erfteart ift gegen SBorfrüdfjte nidjt empfinblid), wenn fotdje i^r im
©oben nur Sraft genug gurfidtlaffen. Sie gebeüjet bei gleichem Äraftguftanb
nadj Joggen unb Seijen ebenfo gut, mie nadj Jöeljacffrüd&ten. Um ityc eine
feine Srume gu bereiten, unterläßt man in einigen ©egenben ba« ©toppelftürgen
üor SBinter unb füfyrt baSfetbe erft im grüljliug uad^ bem Slbtrodnen be« 8anbe$
gang flac^ au«, worauf fogteidj geegget wirb. 3dj fenne eine ©egenb, wo
man nie oor Styril bie erfte 'ißflugfurdfje giebt" 3n ber erften £älfte bcö 9Wai
wirb gum gweitenmate gur Holten Xiefe gepflügt unb gleidj wieber geegget,
©eiingt es mdjt, babei alle Stöße gu gertrümmern ober erfolgt in ber lefeten
£älfte be« 3D?ai ein SRegen, fo egget man nadfj bemfelben nod) einmal, roatgt
audj woljt, um eine gang feine Ärume gu ermatten. 3n biefem ^uftanbe bleibt
ba« Sanb bi« gum Sunt liegen, bamit e« fid) fefee unb fteudjtigfett angieße.
3m 3uni wirb ber ©amen auSgeftreut unb fladfj untergepflügt. Überall, wo
man auf orbenttid&e StuSfüljrung ber SWerbauarbetten fie!)t, wirb bie Unter*
bringung ber Keinen ©erfte möglidjft beeilt. SDian egget wenig unb in ber
{Regel erft nadj 2 ober 3 £agen, worauf bie ©erfte balb Ijeroorfeimt. Söian
walgt aud) gern erft nadj bem Stuflaufen ber ©aat, weil ein einfatlenber $lafe*
regen ba$ Dörfer gewalgte ßanb fo feft fdjlägt, baß ba$ Slnfgeljen ber ©erfte
fel)r erfdjwert ift.
3n ben ßlbgegenben pfifft bie SluSfaatgeit ber Keinen ©erfte in bie. erften
läge be$ 3uni. änrfföen *>cr Ob« unb äßeidjfet fäet man erft nadj bem
6. 3uni unb weiter nörbtid) nadj ber SWitte be$ 3uni. SBenn nadj ber 2fa$*
faat regelmäßige ©ommerwitterung folgt unb nadj bem Xängften läge ein
burc^bringenber SRegen faßt, fo ift biefe ©etretbeart al« gur $älfte gejidjert
gu betrauten, ©ie bebedt baim rafdj ba* Selb unb fann fpäter fdjon eljer
einige Dürre aushalten, ©ie bebarf nur no# gum ^eroortreiben ber SÜljren
eine« burdjbringenben Stegen«, um fufj im ßrtra'ge an ©trolj unb hörnern ate
eine ber oorteilljafteften grüßte gu beweifen; benn e« ift nidjt gu leugnen, baß
biefe ©erfteart bei gufagenber Sßitterung reifere ©troljernten giebt, als bie
gweigeilige. 3d^ l)abe ©tro() oon 4 guß Sänge geemtet, unb Dom 9»orgen
12 bi« 16 ©Reffet Körner gebrofdfjen. ®a fte inbeffen bei anljaltenber
Dürre gang mißrät ober auf einen Ertrag uon 3 unb 4 ©djeffeln gurüctge^t,
fo ift ber DurdjfcfjnittScrtrag geringer al« Don ber gweigeiligen. ©erfte. STOan
<Mte. 349
muß jebod) hierbei nicf)t oergeffen, baß ftatt ber bierjeiligen ©erfte Ijäufig nur
£afer, aber nidjt jroeijeilige ©erfte angebaut werben farih, unb baß baljer iljr
Sfabau auf alten öortyerrfd&enb fanbigen ©obenarten, roenn fte im guten
Düngung«juftanbe ftd> befinben, feljr ju empfehlen ift. Die Äörner ber Meinen
©erfte finb je xtad) ber ©ommerroitterung feljr oerfdjieben; e« roiegt ber ber*
liner ©Reffet balb 55, balb 65 <ßfb., aber im Durdjfdjnitt rennet man 10
Scheffel ber Meinen ©erfte al« gfeidjroertig mit 8 ©djeffet ber jroeijeiligen.
2Bo jene jebodf) in oorjüglidjer Cualität erzeugt roirb, ba jtetjen fie bie
©rauer at« üKatjjgerfte öor, roeil fic wegen iljre« Heineren Rorn« beim Sin*
cpieHen gleichmäßiger geudjtigfeit einfaugt unb be«l)atb autfj gleichmäßiger
feimt unb Marere« ©ier giebt.
©ei anljaftenber Dürre im Stuguft, roenn bie Meine ©erfte reift, ift e«
fdjroierig, fie oljne ©erluft aufjubinben, ba iljre ätyren unglaublich leid) t ab*
brechen. 3n ber ÜKittag«jeit barf ba« Sinbinben behalt nidjt ftattftnben, e«
roirb bagegen Ijäufig in monbljetlen 9Wdjten vorgenommen, roenn fein ftarfer
Sfyrn gefallen ift.
Die §immel«gerfte (Hordeum coeleste), bie naefte ©erfte (Hordeum
nudum) unb bie 9t ei« g erfte (Hordeum zeoeriton) rourben oor 30 bi« 40
3aljren al« feljr oorteitljaft jum 9fabau empfohlen, unb finb audj oerfdjiebeuttidj
im großen angebaut roorben. Die tijnen nadfjgerüfjmten SSorjüge {jaben ftdj aber
triebt beftätigt unb oiefe Sanbroirte, meiere bie §imme(«gerfte eine SReitje oon Sauren
angeöaut fjaöen, ftnb fdjließtidj ju ben geroöljnficljen ©erftearten jurüdgefetjrt.
Die ^hmgetegerfte unb nadte ©erfte, jene oier*, biefe jroeijeilig, finb ba*
rin oon anberen ©erftearten oerfdjieben, baß bie ©peljen bei ber SReife uon
ben Sörnern fid^ abtöfen, baß alfo lefctere beim Drefdfjen, urie ©eigen unb
Joggen, glatt l)erau«f allen, roe«ljatb audfj ba« ©eroidjt ber Äörner bem be«
. Joggen« gleist. 3ljr S3erbraudj Ijat inbeffen nirgenb« ftortfdjritte gemalt,
unb obgleich fte angeblich jum ©rotbaefen unb* jur ©rauyenbereitung beffer ate
anbere ©erftearten fidj eignen foKen, fo Ijat fte bodj ju biefem &xotd in ber
©egenb oon ©erlin niemanb laufen rootlen, fo baß man genötigt geroefen ift,
fte ju oerfüttem.
©eibe lefctgenannte ©erftearten erforbem einen feljr fräfttgen ©oben unb
gebeiljlicfje Witterung, geljtt e« an ber einen ober ber anberen biefer ©e*
bhtgungen iljre« ©ebeiljen«, fo bilben ftdj bie Äljren nidjt au«, fonbern bleiben
jum Seil im ©dfjaft ober bie Römer Ißfen ftcfj ntcfjt au* ben ©tumenfoetjen.
3n biefem %aUe ift ba« Drefdfjen titelt nur fetyr fdjroierig, fonbern geroiffer*
maßen gauj untljunlidj. Die« Ijat midfj beftimmt, nad>bem idj mit bereu 2ln*
bau SSerfudje auf jroei oerf^iebenen ©obenarten gemacht fyrtte, fte für immer
aufzugeben, <S« muß auc^ anberen meiner 8anb«teute ebenfo ergangen fein;
benn i$ entftnne mid^ nid^t, biefe ©erftearten in neuerer 3eit anber« al« in
botanifc^en ©arten gefeljen ju Ijaben.'
350 Sfabtm ber einlebten grüßte.
@eit furger 3eit baue vfy eine ©erfteart an, roetäje i$ unter bem tarnen
3erufatem«gerfte erlieft unb bie eine Spielart mm Hordeum distichon ju
fein fdjemt; biefelbe Ijat ben ©orgug, baß fte auefj auf bem reidjften ©oben
fid> nic^t lagert unb ein fdjroerereä fiorn aü bie geroöljnlidje große ©erfte liefert.
Der §afer (Avena sativa).
93on biefer 5rndjt werben in Deutfälanb fotgenbe arten angebaut:
1) 9tttyent>afer;
2) ftaljnentjaf er ;
3) nadter ^>af er ;
4) JRauIföafer.
Der erftere ift ber geroöljnlidje uub oon tym giebt e* lüieber mannigfache
©arietäten, roetdje febod) it)ren Urfprung nur bem roedjfetnben ©oben unb
• Sltma ju oerbanlen fdjeraen.
Der §>afer, obgleich bem ©eroidjte feiner Sörner nadj bie tetdjtefte unb*
geroöljnlidj rootylfeilfte ©etreibeart, ift unter geroiffen ©erljältmffen unb auf
einigen ©obenarten eine fo einträgliche fjrudft roie ber ©eigen, unb infofern
nodj nüfctidjer, roeit er auf ©obenarten unb in einem ftttma angebaut roerben
!ann, roo biefer nhfjt meljr gebeizt. 3Iuf reifem ©oben giebt er einen fo Ijotjen
(Ertrag, baß er burd) bie SÄaffe feiner Sörner erfefct, roa$ burdj feinen ge*
rtngeren $rei$ oerloren gel)t. Sluf magerem unb fanbigem ©oben ift ber
£>afer bie eingige ©ommerljatmfrucfjt, burd) roeldje berfelbe nod) einigen
Ertrag liefert.
. SfoS biefem ©runbe rohrb ber $afer auf aßen ©obenarten angebaut.
Huf ©oben ber IX. unb X. ftlaffe ergiett man ootn 9tau^afer nod) eine
erträgliche ßrnte. Stuf ©oben ber I., II. unb IV. klaffe baut man ben £afer .
au«naljm«roei|e an, teils roenn burdj gufäflige Umftänbe ein 2Werftü(f für bie
©erfte gu rolj blieb, teil« roenn man außer ftanbe mar, ein foldje* orbnung**
mäßig gu büngen. 3n beiben gälten barf man oom $afer einen. Ijöljeren
Reinertrag ate oon ber ©erfte erwarten.
3CUe ©obenarten mit oorljerrfdjenbem £t)on, alte ber 9läffe aufgefegten
$cfer, äße SReubrüdje, foroie bieienigen Selber, roeldje eine große üßaffe oon
faferigem JpumuG enthalten, eignen fid) unter aßen Umftänben meljr jum $afer*
• att gum ©erftebau. SCuc^ bie troefenen ünb mageren tefer ber V. unb VII.
Älaffe geben oom $afer roemgfteitf einen fdjroadjen (Srtrag, roäljrenb bie ©erfte
iljn gang oerfagen mürbe.
©o große ©erträglidtfeit bem £afer mit ben oerfdjiebenften ©obenarten
eigen ift, fo genügfam ift berfetbe audj begügtid) ber ©orbereitunfl be$ gelbe«,
ßr ift banfbar gegen eine faubere unb gute Suttur, er oerfagt aber einen
mäßigen (Srtrag barum nodj nidjt, roenn ber Drang ber Umftänbe einmal
Safer. 351
eine mangelhafte 3uri^tun9 te* ©oben« notroenbig madjt. üßan farat iljn
auf iie etnfä^rtg umgebrodjene ®ra«narbe Don Sßiefen, Sffieiben, gorftgrunb
ober SBeibebreefd) fäen.
Sßenn ber Umbruch folget ©runbftücfe oor betn Sinter gefd^eljen ift unb
alfo ber groft bie 3erfrümefang bw ©oben« beförbert l>at, fo lägt fuf> ba«
(äneggen ber ©aat nod) leibfidj berotrfen. Slber felbft ba« ün'tfrfiljling ein*
fahrig umgebrochene ©ra«lanb fann fogleidj mit $afer befäet merben. 9Äan
muß freilief) bei biefer ©efteflung«roeife barauf rennen, baß ein großer SEeit
be« ©amen« unter bte ©Smarten fommt unb ein anberer offne (Srbbebedhmg
bleibt, me^atfa man faft ba« boppette an 3lu«faat bebarf, aber man erntet
tu folgern fltafenlanbe oft (eljr . frönen, ferneren Jpafer.
©ei ber ©efteßung be« in Äultur befinbtidjen JWertanbe« ju $afer richtet
man fiefj nadj ber oortyerrfdjenben ©eföaffenljeit be« gelbe«. 3ft biefe« meljr
tooden al« naß, fo Dermeibet man Diele« Stülpen unb auflodern be« ©oben«
• im ftrüljling. 9Äan pflügt entroeber im £erbfte gur ©aat, fäet im ®rül)liug
ben £afer unb egget iljn fdjarf ein, ober man ppgt ebenfaß« cor SBint'er jur
ooßen liefe, egget nadj bem äbtrodfnen bie raulje gurdje eben, fäet ben §afer,
qrftirpiert il)n, egget roieber unb roaljt. @« oerfteljt fid) oon felbft, baß biefe
©efteßung«roeife nur bei reinem troefenem ©oben anmenbbar ift.
'2luf tljonigem, naffem ober Derunfrautetem ©oben ppgt man Dor Sinter
" einmal unb jroei*, aud) rooljt breimal im Srüljjaljr, roobei bie* 8lu«f aatjeit be«
£afer« fid) bi« @nbe üKai l)inau«aiel)t. £>ie« ift freüid) in einigen ©egenben
etroa« unerhörte«, in anberen aber etroa« ganj geroöbnlidje«. Der $afer fann
auf troefenem ©oben im SÄärj unb Slprtl gefäet merben, giebt aber, Snbe
2Kai gefäet, in ben meiften Saljrgängen auf ©oben Don geringer £ljätigfett
einen fixeren. (Srtrag. ©er fpäte Jpafcr roirb geroöljnlid) leichter an Römern,
liefert aber um fo Diel ©trol) meljr, baß bei ber fpäten 3lu«faat — rool)l Der*
ftanben, auf naffen, queßigen äefem — ein größerer ©orteil erjtelt roirb.
©enn aber ber rei<$e, l)umofe ober torfige ©oben roegen SRäffe fpät befäet
werben muß, fo giebt er ein Ijödjft geringe«, leidjte« Äorn, roeil ber $afer fid)
entroeber lagert ober Dor ber Steife gufammenfnirft
5Dfe oegetabilifdfje Düngung fdjeint bem £afer. oorjug«roeife jujufagen.
$)al)et. fann man auf reiben Sleubrüdjen jroei*, aud(> bretmert fyintereinanber
Jpafer anbauen, oljne eine große ©erminberung be« Srtrage« roaljrjimeljmen.
35al)er roädftft and) in ber Stoppel be« roten fttee« unb auf umgebrochenen
fiujerne* ober @«parfettefelbem ber §afer fo üppig, ©elbft roenn man in bie
Äleeftoppel junädjft SBeijen ober Joggen fäet unb bann erft ^)afer folgen läßt,
roirb biefer fic^ noc^ au«jeic^nen.
9?ad) ©e^arffrüd^ten roä^ft auf Königen, naßfalten unb rotyen ©obenarten,
roeld^e für Oerfte miß(id§ jinb, ganj oorjüglidjer §afer, ebenfo reid^ an Äörnem
roie an ©tro^.
352 2fabcm ber ehqefaen grüßte.
Übrigen* gerät ber §afer aud) nad) jeber §afmfritd)t, nad) üKaßgabk
beS SraftguftaubeS unb ber Sefteßung beS ftelbeS.
Sfaßerbem, baß ber $afer fyäüfig uor ber SReife umfaßt, weites golge
einer bem 9toft älptlidjen Sranfljeit gu fein fdjeint, ift berfelbe nod) bem Stoß*
branbe auSgefefct, unb gmar nad) meinen ^Beobachtungen meljr ber fpät, ate
ber frülj gefäete $afer.
2faf trodfenem unb fanbigem, audj ljumofem ©oben finb bie Lebensarten
oertyeerenbe geinbe beS §aferS, auf bereu ^erftörung man, nötigenfalte burtlj
3äten, alle «Sorgfalt gu oerwenben Ijat.
Der §afer muß bem -9Kaße nad) tnef ftärfer gefäet werben, ate irgenb
eine anbere £almfrud)t. 8faf Sßeubrud) fäet man 4 ©Reffet, auf SEIjonboben
2 bis 2-J ©Reffet unb auf guten lehmigen ©anbboben lf bis 2 ©ti&effel.
•Der ertrag beS £aferS ift natfirlidj weit meljr wedjfelnb, als ber beS
©eigens unb ber Oerfte, weil biefe beiben ©etreibearten nur auf ben befferen
öobenarten unb nadj einer oorgüglidjen Vorbereitung angebaut werben.
SBirb $afer auf bem beften Stoben unb nadj guter Bearbeitung angebaut,
fo §at man Jöeifyiete, baß Dom SÄorgen 36 bis 40 ©djfl. geemtet worben
finb. ©djwerg giebt ate ©urdjfdjnittSertrag für bie 9Weberlanbe 24 ©Reffet
an. 3m Oberbrudj Ijat man audj ungefähr benfelben £)urdjfdjnittSertrag, aber
in ben ^öljmwirtfdjaften ber äßarl finb 19 ©djeffel ein guter unb 8 i\4 10
@d>fl. ein gewöhnlicher (Ertrag. 3n ben £)retfelberwirtfd>aftcn finft ber £afer*
ertrag freiltdj oft bis auf 3 unb 4 Steffel, man giebt aber bann biefer nüfclidjen
Srudjt audj eine Vorbereitung, weldje leinen anbem Ertrag erwarten läßt.
Die ©ritte beS $aferS foßte man früher beginnen, als gewöljntid) gefdjieljt.
SBenn man bamit fo lange wartet, bis .bie ftömer faft gang troefen finb, fo
Wirb man oft ben fdjwerften unb beften £afer auf bem Selbe laffen, wcttjrenb
eS bo$ gewig vorteilhafter ift, wenn bie no<$ unreifen Äöroer mit ber ©preu
beim SluSbrefdjeh teilweife am ©trol) fifcen bleiben,, inbem Ijierburdj bie klafft*
Ijaftigteit beS leiteten ungemein erl)öl)t wirb. CS ift eine wunbertidje ©e*
Ijauptang, baß ber f>afer oor bem einfahren Wegen befommen muffe, bamit
er beffer twm ©trol} gel)e. 3d) tarnt mhr nid>t anberS benfen, ate baß biefe
Lebensart non turgfWjtigen äntettbrefdjero erfunben ift, wetdje freiltdj beim
Drefdjen beS abgerotteten §>aferS in einer gegebenen 3eit meljr oerbienen, als
wenn $afer in ber ©eibreife abgemäht würbe unb oljne Stegen in bie ©djeune
fatn. "Der ©runbeigentfimer fann nur verlieren, wenn ber fd>on trodene £afer
naß wirb unb gleidjfam töftet, weil atebann ein großer SEeit ber Äörner aus*
fallen muß.
Sie §irfe (Panicum).
S5on biefer fjruc^t werben gwei oerfdjiebeue 3lrten angebaut, bie {Rispen*
fyttfe, Panicum milaceum, unb bie Äolbenl)irfe, aui) gudjSfdjmang genannt,
We. 353
Panicum italicum ober germanicum. Daß jcbe biefer botanifd) oerfdjiebenen
^rten mit grauen, fdjwarjen, braunen ober roten Sörnern oorfommt, ift nidjts
wefentlidjeä. SDic garbe be« inneren ftornS ift bei aUen biefen Spielarten gelb.
Wart) Jöurger gelangt bie Sofben^irfe nur in ber SBetnregion redfoeirtg
jur Steife. Obgleidj aber im nörblidjen $)eutfd)tanb oorjugäweife bie SHi«pen*
(jrrfe angebaut wirb, fo Ijabe üf> bod> nidjt bemerft, baß bie anbere 2lrt be*
jüglid) be$ SfoSreifenS !)ier eine mißfiele 3taid)t wäre, allein id) entfinne midj
nidjt, bie Solben^irfe oon ber Sänge gefeljen ju $aben, wie fxe bie 9?i$penl)irfe
oft erreicht. @$ mag alfo woljl richtig fein, baß jene 2trt fic^ nur in einem
milberen Slhna ganj ooltftänbig ausbtlbet.
Die §irfe ift eine feljr einträgliche, nüfctidje ftrudjt, weldje auf trodenen,
warmen Sobenarten oon Seftfcern Heinerer ®üter in größerer äuäbeljnung
angebaut werben follte. 3m großen fann il)r 2lnbau beSljalb nidjt gut be*
trieben werben, weil jie be$ Säten«, audj be$ auflodernd notwenbig bebarf,
um ju gebettjen.
auf tljonigen, oerunfrauteten, naffen Widern, ober in einem feudjten Älima
fann bie $hrfe nic^t angebaut werben. Sin reifer ©anbboben bagegen erjeugt
feine anbere ©ommerljalmfrudjt fo oollfommen, wie biefe. 3n ©trom* unb
tJlußnieberungen wäfyft man biejenigen ©teilen jum $irfebau, wo työljere ©anb*
lagen oorfjanben finb, alfo ©erfte unb #afer bei ber Dürre |eben Srtrag
oerfagen.
Xrodene, Ijumofe SReubrüdje geben oft feljr reidje #irfeeraten. auf biefen
ift ba« Säten ber Jpirfe fein fo unerläßliches (Srforbemte, weshalb man audj
bie Urbarmachung großer ©treefen gorfttanbe« mit bem Stnbau ber $irfe
beginnen tarnt.
Söenn ber ©oben nid>t jur (genüge mit Degetabißfdjem SWober angefüllt
ift, wie j. ©. in SKeubrüdjen, fo barf bie #irfe bod) nidjt auf einem frifd)
gebüngten Stder angebaut werben. Übergangener, roljer SDWft, unmittelbar
jur ®aat auf ba$ gelb gebracht, ift ü)r ntdjt juträglid>. SRur guter SWenge*
bünger unb äftober, aud> #ül)ner* ober Eaubemnift ift geeignet jur Düngung
be$ #irfeader$. geilen biefe ©toffe, fo büngt man ju ber 3Jorfrud)t mit
©tadmift unb bringt bie §irfe in bie jweite Xxafyt
Die §irfe ift nidjt befonberS empfhtblidj gegen SBorfrüdjte. ©ie fann
einer anberen Jpatmfrudjt folgen, wirb aber nadj einer ©eljadfrudjt mit ge*
ringerem Äoftenaufmanb angebaut, weil fte atebamt weniger be$ SätenS bebarf.
SRadj Slee unb mehrjähriger JBeweibung ift fie ganj an iljrem ^tafce.
Die Vorbereitung be$ öanbeä mu^ eine feljr forgfältige fein; fie Der fangt
eine mürbe, reine, tief burdjfoderte Ärume. 2luf fytmofen Steubrüdjen fäet
man fie freilief) auf bie umgebrochene SRarbe, aber tyer ift audj bie nötige
Soderljett bes ©obens fdjon oorfjanben. Sbtf gewöhnlichem äderboben utuß
man brei*, audj oiermal jur Jpirfe ppgen.
Äoppc. 11. «ufloflc. 23
354 Anbau ber em$elnen grüßte.
©ie STu^faatjeit ift SOZittc 9)M. SBirb fie früher gefäet, fo leibet fte oon
SReif unb Saite unb wirb gelb. Sßenn fie fidj aud) nochmals erholt, fo bleibt
bodj bie burdj ungünftige äßitterung erlittene SSergögerung beS SBad&StumS Don
nadjteißgem Sinffoß.
3Äit gwei Sßefeen reicht man gur <&aat pro preuß. äßorgen uoßfommen
aus. ®n bidjter ©tanb ber $irfe ift nachteilig, unb es mn% eine SSerbütmung
beim Sitten oorgenommen werben, wenn bie 9fasfaat eine gu reidjlidje mar,
£>aS Säten beginnt, fobalb bie Arbeiter bie £irfe oon ben Unfräuteru
gehörig unterfdfjeiben fönnen. £)a auf beut ©oben, wetdjer gum §irfebau
geeignet ift, mehrere wttbe $irfearten als Unfräuter oorfommen, wie Panicum
glaueum unb sanguinale, fo barf man nidfjt gu frülj Jäten ober muß es gwei*
mal tfjun; teueres ift in Dielen Säßen Dorgugieljen, wenn bie £eit es erlaubt,
©ei bem gweiten Säten wirb eine Sfoftodferung ber 3roiföenräume mittelft ber
fogenannten ^>irfcfräfeer oorgenommen, weldfjeS Heine, au« brei 3infen befteljenbe
£atfen finb. 35on bem gur regten $eit bewirften 3äten, SSerbännen unb
auflodern fyängt ber (Srtrag ber §irfe ab. 9tädjftbem begfinftigt ein warmer,
trodener ©ommer baS ©ebenen ber ftrudfjt, wogegen nagfalte Söftterung nadj*
teilig ift. ^Diejenigen Saljrgänge, wetdfje für bie meiften ©ommertyatmfrücijte
9Wißernten herbeiführen, ücranfaffen gerabe bie reidjften $irfeernten.
$)ie 9?eife ber £trfe erfolgt ungteidfj, unb baS 2fosfaßen ber Körner fann
fefyr bebeutenb fein, wenn man bie Srnte nidjt feljr uorftc^tig ausführt. 3)eS*
Ijalb muß bie £irfe faft überaß gefdjnitten werben. 35a« £irfeftrol) ift fo
faftig, baß man bie £rodfenljeit beSfelben nie abwarten fann, fonbern mit ®e*
winnung ber Sörner balb nadfj bem Sföfdjneiben fu§ beeilen muß. 9Äan fann
bie §irfe auf bem gelbe auf untergelegten großen Xütyetn brefdjen. £)aS
©trofj wirb bann jum Dößigem Slbtrorfnen wieber auf bem 3Wer ausgebreitet
unb man rüdt mit ben £)refdjtüdjern aßmäljlid) weiter, bis bie $irfe auf ber
gangen Stäche abgebrofdfjen ift.
Sßiß man bie großen Unterlegetüdjer nidjt anfdjaffen, fonbern gteljt e$
Dor, bie §irfe in bie ©Rennen gu fahren, fo muß man bodj baS ©trol), um
es gu trodfnen, an ber 8uft wieber ausbreiten. 3)aSfelbe fyat einen Ijoljen
ftutterwert unb es tierbient baljer, baß man feine gute (Gewinnung fidfj etwas
foften läßt.
$)ie $irfe giebt auf einem iljr gufagenben ©oben nadj reifer ©üngung
unb bei guter Pflege 8, 10 bis 12 ©Reffet ertrag, in emgetnen Säßen nodfj
meljr. £)a bie Srudfjt feljr naljrfjaft ift unb in ber »leget gut bega^tt wirb,
ber ©troljertrag pro SKorgen bem ©ewidjte nadj größer als Don einer anberen
©ommerljatmfrudjt ift, unb baSfetbe überbieS aßeS GJetreibeftrol) an 9taljrl)aftig*
feit übertrifft, ba femer nadj £irfe ber Joggen beffer als nadj anberen §atm*
frühen gerät: fo ift für afle ©irtfe^aften, wetdje bas Säten unb ^aefen ber £irfe
gur rechten 3^t burdjgufefcen oermögen, ber 3lnbau berfelben fefjr gu empfeljfen.
2Hat*. 355
£)er aWatS (tiirfifc^er ©eigen, Äufurufe), Zea Mais.
SDiefc in fübfidjen Sänbera meljr afö bei uns angebaute ^ßffange oerbient
t>odj aud) bie Sfafmerffamfeit be$ beutfdjen SanbroirteS, oorgugämeife in aßen
t>en ©egenben, in roelc^en bie gum SWerbau Derroenbbare fttödje befcfyränft ift,
<A aber nid)t an gefdjäftigen Rauben feljtt, um bie erforberfidje arbeit für eine
WönJc Ju bef Raffen, roetd&e bei forgffittiger Pflege einen boppett fo großen
Ertrag gu geben oermag, ate Don berfelben Städte bei bem änbau einer ge*
looljnttdjen ©etreibeart gu erlangen ift.
©enn man ben 2flat$ außerhalb ber Sßemregion anbaut, fo mirb er nid^t
in jebem Saljre reif, foroie überhaupt biefe $flange in einem folteren Äftma
nidjt bie Dofle ©röfce, roie in roärmeren Säubern erreidjt. 9Äan barf beätyatb
in nörbfidjen ©egenben nur eine SföaiSart anbauen, roetöje fritygeitig gur Steife
Jommt.
2(u$ bemfefben ©runbe mufc man f)ier aud) burdfjauS einen tätigen,
mannen ©oben in freier, fonniger Sage gum Sföatebau mäljfen. ftaßer, fernerer
S^onboben ift bei und bagu nidjt brauchbar, obgleich in mannen Säubern ber
23>on für iljn guträgtid&er ate fanbiger ©oben gehalten mirb.
£)er 2Kai$ mirb nidjt breitmürfig, fonbem entmeber in Steigen gefäet ober
in eingelnen Äöraern auägcftedt, in meinem lefeteren gaße er mit ber £anb
bewarft merben muß. Sßenn biefe SluSfaatmetljobe fdjon mel)r £>anbarbeit ate
We ber anberen ©etreibearten oerurfadjt, fo mirb biefe nod) burd) ba$ S(b*
brechen ber SKebenfdjoffe unb ba$ 3tbfdjnetben ber männtidjen ©lütenftenget,
burdj ba$ Sfosbredjen ber einzelnen ©amenfolben, burdj ba« Stufberoaljren unb
Stbbrefdjen berfelben fo üermeljrt, baf man bei einem fdjroadjen ©rtrage nur
9lad)teit oom SJÄatSbau Ijaben mürbe. @$' ift beäljatb nötig, ben 3tcfer gu
UKate ftarf gu büngen, ftärler ate gu jeber anberen grnd)t, roeit ber grtrag
tiefe« ©eroädjfe« mit ber ©tärle ber Düngung im geraben Servitute fteljt
unb man niemate Don einem feljr ftarf gebongten ©oben für biefe 3rud)t 9tadj*
teil gu beforgen §at
£>a Da« ©elingen be$ 2Raisbaue$ mit baDon abfängt, baß bie 9fo$faat
gur regten 3eit oerridjtet mirb, fo ift e$ groedmäfjig, ben ©ünger bagu im
£erbft auägufaljren unb unterguppgen. 3m 5tü$al)r egget man bie §erbft*
furd>e, pflügt gum gmeitenmal fo tief roie möglich, egget unb roalgt. ätebann
mirb in ben meiften gälten baö Sanb tyinreitfjenb oorbereitet fein, um gur ©aat
f freiten gu fönnen; biefe erfolgt in ben legten Styriltagen ober in ben erften
Sagen be« SWai auf Derfdjiebene Sßeife.
ßntroeber: man ppgt ba$ Sanb feljr fladj unb ftreut ben ©amen in bie
gmeite ober britte gurd)e mit ber §anb ober mit bem §anbbrißer, unb gmar
fo, baß in ben föeiljen auf aße feef^ 3oö «** Waxih* femmt, unb bie Weisen
fetbft gmei guß Don einanber abfielen.
23*
356 Sfabau bei* emgelnen grüßte.
Ober: man pflügt gum brittenmaf, egget wieber unb gieljt mit bem 2Kar*
queur bie Stnien, in weldje ber 9ftai$ gu fteljen fommen fotf. 3n bie gwei $ott
tiefen gurren, roetc^e ber SDiarqueur gegogen Ijat, ftrent man ben Samen unter
•^Beobachtung ber angegebenen 3roifdjenräume unb bebeeft i!)n auf bie ©eife mit
Srbe, bafc man quer über bie gegogenen ©treifen mit umgelegten, giemlid) föweren
<£ggen tjinweggieljt.
Rubere 9lu$faatmetIjoben, bei melden nochmaliges öeljacfen mit ber $anb
nötig ift, fowie ba$ 33erfaf)ren, Ärupboljnen ober ftafeoten, audj anbere niebrige
®ewäd>fe gwifdjen ben SDiaiäreüjen angubauen, ermähne id> nid)t weiter, weit
berartigeä beim äderbau im großen nidjt oorteilljaft ift, fonbem mel)r bei bem
©artenbau Slnwenbung finbet.
9(tadj bem aufgeben ber aWaispflangen, fobatb bie JReiljen ftc^tbar jinb,
werben bie 3nrifdjenräume mit ber breifdjarigen ©Raufet burdjgogen. 3ft bieS
gefd)eljen, fo wirb mit ber £anbl)acfe nachgegangen, teil« um ba$ bidjt an ben
^flangen befinbtidje Unfraut gu entfernen, teite um fold)e ^ßflangen au$gugiel)en,
meiere gu nal)e neben einanber fteljen. £)emt wenn gwei berfelben fic^ ben
<ß(afc ftreitig machen, fo gelangt feine gur üoflfommenen 2lu$bilbung; e$ fommt
jebod) oor, baß geljlftelten in ben töetyen oortyanben ftnb, gu beren Ausfüllung,
man bie überpffigen fangen oermenbet
yiaty 10 bis 12 lagen wirb ein gweiteä ©djaufeln, nad) ebenfo langer
3eit ba$ erfte 9fal)äufetn unb nad) einem äljnfidjen 3roifdjenraume ba« gweite
oorgenommen werben fönnen. Ü)a§ man nebenbei bie f)anblja(fe gu £ilfe
nehmen muß, wenn jtdj an ben 3Jiai$pffangen felbft Unfraut geigt, bemerle tc$
beiläufig. 3n gewöhnlichen Sa^rgängen jtnb bie SWatöpflangen bi$ gur 9Äitte
3uni fo weit tyerangewadjfen, baß bie männlichen Stuten auszutreiben anfangen,
weldje nad> erfolgter äuäbilbung einen gelben ©taub auf ben Srudjtfotben
ober bie weibliche Slfite auäftreuen.
©äljrenb ber ölütegeit Ijält man ba$ arbeiten in ber ÜRaiSpftongung
für nachteilig. 3ft fie aber oorüber, weldje« baran gu erlennen ift, baß bie gäben
an ber ©pifee ber tfrudjtfotben gu oertrodnen anfangen, fo beginnt man bamit,
bie männlichen Blüten btc^t über bem gmtfjrfolben mit einem fdjrägen ©djnitt
oon unten nadj oben abgufdjneiben, unb gewinnt baburdj ein fel)r nal)tf)afte$
gntter für äfötdjfülje, weld>e$ alle* anbere ©rünfutter in ber günftigen ©irfung,
auf bie SMdjprobultion übertrifft. $)a$ SBtofdjnetben ber männlichen $flangen«
teile tonn je na<$ bem $ebarf an SJieljfutter oorgenommen werben, ba e$ oöütg
gleid&giltig gu fein fdjeint, ob e$ 14 Jage früher ober foäter gefd&ieljt. S$ ift
autfj ratfam, bei bem ©ntfaljnen ber Sßaispflangen bie SRebenfdjößttnge, welche
in Ijorigontaler Stiftung auftreiben, weggunefjmen unb fotdje ebenfalte ate
SSic^futtcr gu benufcen.
£)ie Weife be$ 2Rai* erfolgt je nad> ber 2Irt, weldje man anbauet, na$
ber 3^ ber Sfasfaat, nac^ ^Befd^affen^eit unb Sage be* SIcfer« früher ober
aHais. 357
fpater, fleroöljttttdj aber im nörbtidjen Deutfd&tanb in ber lefeten £atfte be«
©eptember«. 2Äan erfeimt jtc baran, baß bie Decfblätter ber Sotben gelb unb
trodfen werben, bic Sömer wie poliert erfdfjeinen unb fo erhärtet füib, baß man
ben Sflagel be« Singer« nidfjt leicht einbrüdfen fann. $at eine Spange mehrere
Solben, fo »erben bie größten guerft reif, bie fd&wädfjeren fpäter.
Söenn bie obigen Senngeidjen ber 9?eife jidfj geigen, fo wirb mit ber Srnte
angefangen. äßan bricht bie reifen Solben ab, fammeü fte oorerft in körben
unb fdfjüttelt fie in ©äefe, um fie nadfj $aufe gu fdjaffen. Die Solben Ijaben
aber nod) Diel geudfjtigfeit in ftd) unb bürfen nidfjt lange in ben ©ädfen ober
in §aufen liegen bleiben.
Die ftrudjt würbe auf biefe SSßeife bumpftg unb fdjimmelig werben. Um
fie ooffenb« gu trodfnen, nimmt man oon ben gruc^tfolben bie Dedfblätter bi«
auf gwei ab, binbet fie mit biefen gu gwei unb gwei gufammen unb Ijängt fie
über ©tangen, meldte auf Stoffen unter bem Dadje in einem luftigen SRaume
aufgelegt fmb. äBem bie« gu umftänbttdj ift, ber entblättert bie Solben uoll*
ftänbig unb fdjüttet fie auf luftige ööben, wo fie oon 3eit gu $eit mit Warfen
gewenbet merben.
Da« nad) bem äbbredjen ber Solben gurfidfbleibenbe ©trolj wirft man
entweber bem S3ief) oor, welche« ba« nodj ©enießbare baoon frißt, ober man
faßt e« bi« gum hinter auf bem Selbe ftetyen, um e« bann al« ^Brennmaterial,
roeldfje« eine feljr gute Slfdje liefert, gu oerwenben, im Saß man e« nidjt gur
©nftreu benufcen will.
Die Solben läßt man bi« nadj Sfteuialjr Rängen ober liegen unb fie
werben bann trodfen genug fein gur ©ewinnung ber Sörner. 9hir bie gur
neuen 2lu«faat beftimmten Solben läßt man bi« gum Srüftfaljr Rängen unb
trennt bie Sömer mit größerer ©orgfatt, al« e« burdO Drefdfjen möglich ift,
htbem man fid> meiften« eine« mäßig fc^arfen, oorfte^enben öifen« bebient, wie
3. JB. ba«j[enige ift, meiere« querüber im ©c^effelmaß befeftigt gu fem pflegt.
9Äan nimmt gur ©aat nur bie in ber SDKtte ber Solben ftfeenben Sörner, »eil
fie bie ooltfommenften jinb, prüft aber Hüglig ftet« iljre Seimfä^igleit oor ber
3lu«faat. Denn felbft JBurger, welcher ben üttaisbau in einem warmen Slima
mit bem günftigften Erfolge betrieben Ijat, will beobachtet Ijaben, baß bie 2Rai«*
förner au<$ bort bie Seimfäljigfeit guwetlen oerlieren.
Den gum SBerbraucfy beftimmten üttai« brifd^t man auf einer gewöhnlichen
©dfjeunentenne ab unb reinigt bie Sömer burc$ Sieben oon ben iljnen anhängen*
t>en Solbenteilen. Der UM« ift ein oortreffiiclje« ÜJlaftfutter für ©dfjweine
unb Sebertriel). Die gelben unb roeißen Sörner geben ein woljlfdOmedfenbe«
©emüfe. SÖttt ©eigen* unb 9toggenmel)l gemifd^t, fann man ba« 2Wai«mel)l
in ©rot oerbadfen; audfj foH ber üttai« gum JBranntweinbrennen feljr woljf ge*
eignet fein. 3m nörblidjen Dentfdfjlanb Ijat ftd) inbeß, teil« wegen be« Slima«,
teil« wegen ber Dielen Jpanbarbeit, welche babei erforberlid^ ift, ber 3Äai«bau
358 8ttbcm ber chtgefoen grüßte.
nidjt au^flebveitet, befonber« Ijat er wenig ©ngang in große Sßtrtfdjaften ge*
funben. 3n leiteten roirb er t)tn unb roieber al« guttergeroäd)« angebaut, uni>
audj gu biefem 3we(* te* ®oben, rote angegeben, oorbereitet. Die 8fa«faat
gefdjieljt aber bann erft 3Bitte 3uni; bie Steigen roerben nur 18 &ott im&
Don einanber gelegt unb in ü)ttett felbft fommen bie ^ftangen oiel bitter gtt
fte()en, al« bei ber 8fo«faat gum föetfroerben.
Da« ©efjaden gefdjieljt mit berfelben ©orgfalt, roie bei bem ©amenmai«-
Da bie SBitterung bei ber foäten 2fo«faat ben natürlichen Sfaforberungen biefefc
©eroädjfe« meljr entfyridjt, fo liefert e« ein große« ftutterergengm« unb ift im
September, roenn alle« anbere ©rünfutter ju mangeln pflegt, gum abbauen
bereit. 6« roirb ben Äü^en teil« in feiner ganzen Sänge oorgeroorfen, teil*
gieljt man oor, e« in 3 bi« 6 3oll lange ©tücfe gu gerfdjneiben, um bem 33er*
geuben uorgnbeugen. Da« SRinbtriel) üergeljrt felbft bie bidften 2Wai«ftenget
roegen iljre« fügen ©efd&macfe« feljr begierig.
@iner meiner ©elannten, roeldjer gum erftenmale mit biefem Sutter einen
33erfud> madjte, bemerfte, baß feine tülje, beoor fie ba« neue, ungewohnte
9ialjrung«mittel geloftet Ratten, foldje« unberührt liegen liegen. Da«felbe mar
i^nen in einer Umgäummg auf bem $ofe gegen Slbenb oorgelegt roorben, uni>
jie blieben bi« gur 'iRad&t baoor fteljen, oljne e« gu freffen. Slm nädjften
SKorgen aber fanb fid), baß bie Sülje ben gangen Vorrat oerje^rt fjatten, unb*
foäter nahmen fie biefe« gutter immer feljr bereitroillig auf.
B. Äörner tragenbe ©eroädjfe mit breifen ©leittem.
Diefe fmb für ben Slderbau in boppelter $tnfi$t mistig. ©nmal bienert
fte a(« 3roifd)enfrüd)te 3tntfd^en groei ^palmfaaten, um ju bewirf en, baß xtaty
einer unb berfelben Düngung mel)r Körner geemtet roerben, al« roenn bie
Serealien unmittelbar auf einanber folgen*); fobann aber lommt and) ber
größere gutterroert iljre« ©trolje« in ©etradjt Mt £eile biefer ^ftangen finfc
meiner unb leistet oerbaulid) al« bie be« eigentlichen ©etreibeftrotye«. ©erat
man alfo üorgug«roeife eine SJermeljrung be« naljrljaften 33iel)futter« bei beut
91nbau biefer ©eroädtfe beabsichtigt, fo läßt man fie auf bem $alme nidjt git
reif roerben, fonbem trägt für iljre balbige Sinfdjeuerung ©orge; al«bann der*
tritt ba« ©trolj oon ifjnen , geroiff ermaßen bie ©teile be« Jpeue«. Die roeidjere
©efdjaffenljeit be« #tt(fmfrud)tftrolje« bebingt aber aud) ein fundiere« SSerberben
be«felben infolge roarmer unb naffer SBitterung. Die fdjroammigen ©lätter
unterliegen oiel leidjter. ber gäulni«, al« ba« glatte, mit einem ftrnt«äljnlicf}en
Überguge oerfeljene ©trof) ber Serealien. äWit 2lu«fcf}tuß be« Sudjroeigen« der*
langen alle Ijierljer gehörigen ©eroädjfe einen reiferen ©oben mit einigem
*) 2K. ögl. 6. 144.
©offnen. 359
Iljongeljalt unb geben felbft auf ben fedj« erften ©obenflaffen feinen fo jicfjeren
ßrtrag, wie bie ßerealien, weil fie bur$ bie ^ufältigfeiten ber ©itterung mefjr
leiben ate biefe. 3^r ätobau muß baljer notwenbig ein befdjränfter fein.
Die Boljne (Vicia faba).
2Wan Ijat mehrere Spielarten, weldje iebodj, wie bei ben meiften Sultur*
pflangen, nur burdj bie roedjfetoben 33erf)ältniffe, unter melden fie angebaut
mürben, entftanben finb unb leinen bleibenben Unterftfjieb begrünben.
Die ^ßferbebofyne, b. ty. biejenige Boljnenart, tueld^e im freien gelbe
gewöljnlidj futtimert wirb, oerlangt giemtid) ben gleiten ©oben, wie er für ben
©eigen erforbertid) ift. ©o biefer gebeizt, fann man autfj ©ofjnen anbauen.
Öefetere geben gwar autfj auf feuchtem, ljumofem ©oben, wo ber ©eigen nur
mangelhafte Äöroer au«bilbet, einen leiblichen (Srtrag, fie finb aber bann bem
SRoft unb üfteljltau meljr ate auf bem eigentlichen ©eigenboben unterworfen.
3luf ftrengem £ljonboben geigen bie Sonnen eine große SBerträglidjfeit mit
fidj felbft, wie ber grudjtwedjfef in Äent beweift, wo Soljnen unb ©eigen faß
ununterbrochen mit einanber abwedjfeln. £)bgleid> vi) nun eine fo (jäuftge
©ieberfeljr nitfjt ate SRegel empfehlen möchte, fo ift bod) gewiß, baß bie ©oljnen
in jebem üierten, fünften ober fetfjsten Saljr auf bemfetben Selbe angebaut
werben fönnen, oljne einen großen töüdfdjlag in ber Srnte befürchten gu laffen.
Da fie auf Xljonboben bei SRetyenfaat nädjft bem 9iap« eine ber beften 93or*
fruchte oor bem ©eigen finb, fo nimmt man bei geftfteüung ber ftrudjtfotge
Ijauptfädjlidj auf (enteren ^Rücffic^t unb fümmert fidj wenig barum, xotö ba« gu
©ofjnen beftimutte 8anb Dörfer getragen Ijat. <3ie nad) Slee unb ©eibebreefdj
folgen gu laffen, fann id> nidjt anraten. 9iad> beibem Ijaben bie ©interljatm*
früdjte eine gu fixere ©teile, ate baß id> biefe einer fjrudjt wibmen möchte,
welche andj nadj jeber §almfrud)t ebenfo gut gerät, wenn nur Dünger in 2ln*
wenbung fommt, Diefen aber verlangt bie ©oljne, wenn fie tyren £toed, ben
ftrengen £ljon gum ©eigenbau oorgubereiten, genügenb erfüllen foll.
Obgleid) e« immer fid> empfiehlt, ben Dünger gur SJorfrudjt oor bem
Jpalmgetreibe gu geben, fo ift bie« bod> namentlich bei einer grudjt, welche in
SReiljen gefäet wirb unb bereu 3wifci)enräume bearbeitet werben foßen, faft un*
erläßlic^. ©erabe bie SSermifc^ung be« Dünger« mit ber Slderfrume burd) bie
Bearbeitung unb ba« baburtfj bemirfte Jperoortreiben be« im Dünger unb im
©oben befinbltdjen Untraute« finb bie Urfad&en, welche ben JpadfrudOtban fo
wichtig für ben SIcfevbau machen.
Sin« biefem ©runbe lann idj audj nidjt gu einer breitwürfigen @aat ber
Botjnen raten, wobei gwar bie ftrinbelförmigen ©urgeln biefer ^ßflange unb ifjre
groben Stößeln bemnädjft aurfj etwa« gur Sfaftocferung be« £(jonboben« bei*
tragen, aber natürlich bie bei bem 9teil|enbau allein mögliche Reinigung unb
Bearbeitung be« Slcfer« wegfallen muß.
360 Stnbau bcr etnjetnen grüßte.
Die ©eftellung bcr ©oljnen in SReiljen gefc^ie^t auf folgenbe SBcife. 3m
$erbfte roirb baS Sanb gur trotten £iefe gepflügt unb bleibt bann bem grofte
auSgefefet liegen. 3m Saufe beS SöinterS, allenfalls aud) im geitigen ftrüljjaljr,
roirb ber Dünger aufgefahren unb fobalb ber ©oben abgetrodfnet ift, bie 2taS*
faat ber ©oljnen üorgenommen. ©eroöljnlidj fommen fie je -in bie groeite
gurdje unb bie fliegen erhalten bann 20 bis 24 3oll Sbftanb oon einanber.
SBenn man aber in fdjmäteren, nur 8 bis 9 3oü breiten fturdjen pflügen lägt,
fo muß man jie je in bie brüte fturdje bringen. 2Wan ftreut jte entroeber mit
ber £anb aus, ober roenn man fixerer geljen roitt, mit bem Jpanbbriller. Die
©oljne ift eine Ijarte grudfjt, welche eine tiefere ©rbbebedung als ber 3)tais
verträgt. Da man übrigens bie Sonnen in bie Steigen giemlidfj bidjt ftreut,
fo baj$ eine ^ßflange oon ber anberen !aum einen bis groei 3°H entfernt gu
fteljen fommt, fo Ijat es aud) nid)t oiet gu bebeuten, roenn einmal ein ©amen*
forit unter einem Düngerflnmpen ober (Srbttojs liegen bleibt.
JBenn ber ©oben nod) etroaS nag mar, fo egget man nidjt fogteid), fonbern
wartet bamit, bis fid> eine Prüfte gu bilben anfängt. 5Kan egget audfj nur in
bie Sänge unb nid)t uöüig glatt, bamit nadfj bem $eroortreiben ber ©oljuen
bas ßggen fai bie Quere nodj roirffam fein !ann, unb biefeS nimmt man am
tiebften nadjmittags oor, wenn bie ^flangen etroaS roelf ftnb unb nidjt fo teidjt
abbrechen, ©inb fie bis gu einiger Sänge (jerangeroadjfen, fo roirb auf milbem
©oben gefdjaufett, auf roiberfpenftigem aber gepPgt. j$u biefem ©eljufe rietet
man fidf) einen Meinen *ßflug oljne äfteffer oor, mit welkem man bie erbe Don
ben Sonnenregen guerft öon ber einen Seite unb nad) 8 bis 10 lagen fobann
audfj oon ber anberen ©eite abpflügt Sßenn biefe 33orfid}t angeroenbet roirb,
fo l)at man nidfjt gu beforgen, bafc bie jungen ^flangen bei trodfener SSMttemng
burdj baS 2lbpflügen ber erbe leiben ; biefe 3lrt ber ©earbeitung ift bei 5Eljon*
boben allein imftanbe, auf bie erhärtete Ärume günftig einjuroirfen, roäljrenb
baS ©Räufeln ljier feiten genügt.
©tel)t Unfraut in ben ©oljnenreiljen, fo mvi% es mit ber $anb auSgegogen
roerben, roeldfje Sttadjljilfe audj bei bem ^ferbeljadfen nidjt unterbleiben barf.
SGBcr foldje fdjeut, ber oergidfjte lieber gang auf eine l)öl)ere ober intenffoe fiultur
unb Ijalte bafür öfter reine ©ommerbradje.
©inb bie ©ol>nen 1 guß Ijocl) geroadjfen, fo roerben fie mit bem §änfel*
Pfluge angehäuft, Sßenn baS ©Räufeln ober pflügen ber 3roiföenräume gut
oerridjtet rourbe, fo roirb ein einmaliges anhäufeln genügen. 3*9* W W**/
baß ein groeiteS nötig ift, fo barf es nidjt unterbleiben.
einige empfehlen es bie ©o^nen gu föpfen, nadjbem biefe angefangen
Ijaben, unten ©d^oten angnfefeen, inbem fxe glauben, bamit ein fdjneöereS Steifen
gu beroirfen ober bie ©fattläufe gu öeratdjten, roetöje bie oberen leite ber
^flangen gu befefcen pflegen. üttan lann ftdj Ijiergu eines alten ©äbets, einer
bagu oorgeridjteten ©enfe ober eines anberen fd^neibenben 3nftrumenteS bebienen,
SBo^nett. 361
mit roeldjem bie Arbeiter jroifd)en bie 9teil)en burdfjgeljen. ©gene ßrfaljrungen
Jjabe idj barübcr nidjt, ob roirflidfj ein fdjnetfere* Weifen burdj biefe *ßrojebur
Ijerbeigeffiljrt roirb. 9iad(j ben ßrfdjemungen bei anbeten *ßflan$en roürbe id(j
efjer oermuten, bafc Ijiernadj neue JBtatttriebe erfolgen bürften rote j. ©. beim
SEabaf ber Satt ift; id) übertaffe baljer nodj anjuftettenben oergfeic^enben 93er*
fudjen bie (Sntfdljeibung barüber, ob ber beabfidjtigte 3roecf überhaupt ju er*
reiben ift ober nidjt. Die 33erfpätung ber Srnte be$ Jöoljnenfelbe* ift alter*
btngS in naffen Saljrgängen für ben nadjfolgenben SBeigenban feljr oerbriepdlj.
ÜBan mäljt bie in Weisen fteljenben ©oljnen jroar audj mit ©enfen ab;
wenn fie aber üppig geroadjfen finb unb fidj gelagert Ijaben, fo jielje idj bad
$lbfdjneiben mit ber ©id&et oor, roefdjeä im SSerbinge burdfj grauen oerridjtet,
t)te ein geringered £agelof}n ju oerbienen gerooljnt finb, nidfjt inet meljr ate ba$
3Käf)en foftet. SDian beginnt mit bem äbfdjneiben, fobatb bie unterften ©djoten
fd)roarj ju roerben anfangen, unb bhtbet bie abgefdjnittenen ^flanjen jufammen
wenn fie etma* roetf geworben finb, wartet aber nidjt bamit, bte alles trodfen
ift. Gte roerben nur ganj Heine ®ebunbe gemalt, roeldje man badfjförmig,
jroei unb jroei einanber gegenüber, aufftellt, bte fte bie genügenbe Xrodfenljeit
erlangt Ijaben. ©a bie ©oljnen feljr leicht auffallen, fo tl)ut man rooljl, fie
auf SBagen, meiere mit leinenen Söidjern belegt finb, einfahren ju (äffen.
£)a$ ©oljnenftrol) ift, roenn ba$ Stbfdjneiben jur regten 3eit gefdjalj, für
©djafe unb $ferbe, aber audj für SRtnboielj ein rooljlfdfjmedfenbeS Sutter. Da«
oon breit gefäeten ©oljnen ift bem oon gebrillten roeit üorjujieljen. sJioc^ oor*
äüglicfyer aber ift baSjenige ©trol), roeldfje* oon einem ©einenge quo öoljnen,
ffiidfen unb §afer gewonnen wirb, in roeldjem bie öofjnen gteidjfam "bie
©tüfcen bilben, an weisen bie aufroadjfenben Sßidfen ftdlj feftljalten. Dagegen
ijaben bejügltdj be$ SömergeronmeS, wie and) bejüglidfj ber nadjfolgenben Srrudjt
unb ber äldferfultur überhaupt bie in Weisen gefäeten Sonnen entfdjiebene 83or*
jüge oor Jeber anberen SCrt be$ Sfabaue* ber §filfenfrüdjte. ©ei lf bte 2
©djeffet 8to$faat, welche bie glädfje eines preufc. borgen« erforbert, roenn bie
©oipten in 2 gufj oon einanber entfernten SReiljen ju fteljen lommen, ift iljr
Durdfjfdjnittäertrag auf geeignetem ©oben 10 bte 12 ©djeffet unb be6t)alb
nidfjt f)öljer anjuneljmen — obgleidlj 18 bte 24 ©Reffet ertrag in günftigen
Sauren erjielt roerben — roeil felbft bie in Steigen beftellten Sonnen oielen
Unfällen auSgefefct finb. 3u biefen gehören jnnädfjft bie «tatttäufe, welche bie
ffiipfel ber ^ßflangen bebedfen unb fiefj bei geeigneter SBhterung unglaublidj
fdjnelf oermeljren. Die ^Jflanjen roerben bann fran!, ba« SSJa^tum ^ört auf
unb es leibet befonbert ber ©djotenanfafe.
äud^ an^altenbe ^ifee fd^abet ben ©oljnen, roenn fte in ootler ©tüte
fte^en, inbem baburd^ ba$ abfallen ber ©lüten oor beren ©efru(§tung oeran*
laft roirb. £)a§ biefe grud^t (Snbe ÜKai nodj erfriert, ift allerbing« eine
fettene erfd^einung; fie fanb aber im 3aljr 1818 ftatt, nad^bem ben ganjen
362 säu6qu ber etngelneu grüßte.
ÜBai tjinburd) eine ©ttterung geljerrfdjt §atte, rote fie bie Didfjter biefem
äftonat nadjrüljmett, aber in äBirflidjfeit nur fetten oorfommt. Die ^ftanjen
entroidelten jtd) bei einer milben, f engten Särme ber öuft in ber größten
llppigfeit unb waren wäfjrenb einer me^rroöc^enttic^en Dauer biefer SOSitterung
fo oerjärtett, baß ber erfte SRetf fie tötete.
Die ©oljnenförner jtnb ein oortrefflidfjeS gutter für ^ßferbe, 9ünberr
©tfjweine unb ©dfjafe unb Ijaben einen fyöljeren ftutterwert atö Joggen.
Die Srbfe (Pisum sativum).
aSon biefer ftrudjt giebt e$ mannigfache ©pielarten, welche jtdfj burd) gorut
unb ®röße ber Sörner, burdj bie Sorbe berfelben unb burdfj frühere« ober
fpätereä Steifen oon einanber unterf Reiben. Die Srbfen iebodfj, weldje in
Deutfdjlanb auf bem gelbe angebaut werben, jtnb oorjugSweife jweiertei Uxti
a) runbe weiße, gelbe ober grüne;
b) edige graue Srbfen, meiere aud) unter beut Stauten preußifd&e
Srbfen befannt jtnb.
Die Srbfen erforbem ju i^rem einigermaßen jidjeren ©ebenen einen
mergeligen, in guter Düngfraft fteljenben ©oben, wie man il)n bei Ijügeligeiv
wellenförmiger Dberflädje be« 8anbe$ oftmals antrifft. 3n retten Siieberungen
treiben fie jwar feljr in« Sraut, iljr Sörneranfafe ift aber weniger reupd).
Gaffer unb faurer ©oben, femer roiberfpenftiger, roeber burdO Jpumu*
nod) burdfj Sali gemilberter £t)on, torftger, Ijumofer, fowie trodener lehmiger
©anbboben eignet ftc^ nidjt für ben Srbfenbau. 9ßit 2üi«na^me be$ torfigen
Ijumofen ©oben« fönnen bie anberen f)ier genannten ©obenarten burdj auf*
bringung eine« paffenben STOerget« gum 3lnbau ber Srbfen gefdjidfter gemadjt
werden. Die ffirbfen finben alfo ben für jte paffenben ©oben oorjugäweife in
ber III., IV., V. unb VI. »derflaffc.
©oben ber IV. unb V. Stoffe trägt uortrefflidje Srbfen, wenn er l)itu
reidjenb rein ift. ©ei mangelhafter Srudfjtfolge aber unb bei Sfofwenbung ge*
ringerer Sorgfalt für bie 3erftBnmg ^ UnfrauteS oermeljrt jtd? in biefeut
fonft banfbaren äderlanb ber unoerföljntidjfte geinb ber Srbfenfultur, ber
@d>otenljeberid(j fo feljr, baß manche Sanbwirte ftdj oeranlaßt gefeljen Ijaben,-
ben Stnbau ber ßrbfen oorläufig ganj aufeugeben unb burdj eine oerönberte
ftrucfjtfolge biefen ^artnärfigen geinb ju befämpfen. Sommt namlid(j ber :pebe*
rief), burdj bie ©itterung begünftigt, auf einem örbfenader jur üppigen (Ott*
widelung, fo ift nid)t$ gewiffer, al« baß er bie ßrbfen unterbrüden unb felbft
roieberum fo oiet neuen ©amen auöftreuen wirb, baß ein Dejennium baju ge*
Ijört, um biefen nidfjt ausjurotten, — benn bas fann fo rafdj titelt gefdjeljen,
— fonbern nur ju oerminbern.
2öo bie ßrbfen fo mic^ttg fmb, baß man ftc nidljt entbehren lann, ba
giebt es fein anbereä ÜÄittel, bei iljrem Slnbau bie ©ermeljrung be« ©amen*
(Srbfen. 363
unfrante« gu oerljinbern, at« bafc man fidj bagu entf fliegt, fie in föeiljen gu
fäen unb foäter gu jäten imb ju beladen. 3dj mürbe fie, rote ben 9tap«, in
SReüjen oon 1 bi« l£ Sufe Sntfernung au«fäen unb fobann gur geeigneten
3eit mit einem Snftrumente bearbeiten, wie e« weiter unten beim 9iap«bau
angegeben »erben wirb. 3Benn nämtidj bie ßrbfenpftangen nodj nidjt gu grofc
finb unb atfo nodj aufregt ftetyen, fo fann man ben ©oben in ben 3nrifdjen*
räumen bearbeiten, ©ei ber SReityenfaat wirb man gwar an #anbarbeit etwa«
foaren, aber man mu% bodj auf bereu Änwenbung jidj gefaxt matten. Denn
e« würbe fc^r fatfc^ fein, eine Sfrodjt in SReitjen auSgufäen, oljne ein metyr*
malige« bearbeiten ber 3wifd)enräume ooroetjmen gu laffen.
Die ßrbfe geigt eine grofee Unoerträglid(jfeit mit fidj fetbft. Stuf ©oben
oon ber für biefe grudjt günftigften ©efäaffenljeit barf fie bodj nie öfter al«
aüe 6 3aljre wieberfetjren. ©effer ift e«, nodj länger mit bem Sßieberanbau
gu warten, wa« um fo nötiger ift, je weniger bie ©eftanbteile be« ©oben«
ba« ©ebenen ber (Srbfen begünftigen. ©offnen, SSMden ober 8infen in eine
Srrudjtfolge aufguneljmen, in meiner bie ©rbfen oorfommen, ift nicf)t gu
empfehlen; bagegen ift bie Srbfe mit aßen §almfrüdjten, äBurgetgewädjfen,
and) ©efpinnft* unb §anbel«pflangen oerträgtidj.
Die Srbfe ßebt gwar eine mürbe, reine Slderfrume, aber fein tofe« <£rb*
reidj, wie fote^e« meiften« oorfyanben ift, wenn ba« gelb nadj bem SBBtntcr bei
au«trodnenben §rül)ling«winbett grori* ober breimat hinter einanber gepflügt
wirb. Da« Grrbfenlanb im grüf)ialjr gweimal gu pflügen, ift niemals ratfam.
©ringt man bie Srbfen nad) ©erfte, meiere auf ©etjadfrüdjte folgte ober bringt
man fte unmittelbar nadj ©eljadfrücfyten, fo pflügt man nur einmal. 9lacf)
SOBinterljatmfrüdjten wirb bie ©toppel gum erftenmat im §erbft, unb im
grü(jiaf)r gum gweitenmal gur <&aat geppgt. ffi« giebt ©obenarten, weldje
burdjau« nur einmal gepflügt fein wollen, wenn bie örbfen gebeten fotlen.
Dafjin gehört ber magere, lettige ©oben, weldjer Dom Srofte ni<$t gemürbt
wirb, wenn er in ber raupen Surdje liegt, fonbem in biefem 3uftan^c b*e
Sftöffe auffallenb anhält unb be«tjatb fo leidjt Stöße bitbet, wenn er nag ge*
pflügt wirb. Da« Sßatgen be« ßtbfenader« ift wichtig, um ba« üßäljen gu er*
letdjtern unb foltte niemal« unterlaffen werben.
Die grbfe mu§ einen burd) öftere Düngung woljl oorbereiteten ©oben
finben, wenn fie gebeten foQ. ©ie auf ©oben angubauen, welcher feit
SKenfdjengebenfen feinen Dünger erhielt, ift eine unbanfbare Slrbeit. ©elbft
burd> bie ftärffte Düngung, wenn fie unmittelbar gu ben Srbfen gegeben wirb,
laffen fidj bie früheren in biefer Jpinjidjt begangenen ©ünben nidjt wieber gut
madjen. SBenn eine 2Birtfd(jaft mit ©amenunfräutern gu fämpfen Ijat, jtd)
atfo üorau«fefeen lägt, bag in bem Dünger allerlei Unfrautgefäme, wie e« burd)
©trol) unb ©preu tjineingebradjt wirb, entsaften ift, bann barf man bie Srbfen
niemat« in frifdjem Dünger anbauen, e« fei benn, bafc man 2Wittel unb 8uft
364 Sfafcau ber einjefaen grüßte.
ljabe, ben gangen Srbfenader gu jäten imb gu Rädert. ©ringt matt bte @rbfett
in bte groeite ober brüte £rad(jt, fo büngt man entroeber bte gur Sinterung
vorbereitete ©rad(je, ober man büngt gu ©el)adfrüdfjten, nnb läßt nad) biefcn
(Werfte unb hierauf Srbfen folgen. SBo man ber ©dfjafljaltung roegen einen
befonberS großen SBert auf Srbfenftrolj legt, ba folgen bie Srbfen aud(j un*
mittelbar nadfj ben ©etyadffrüdfjten. 3MeS ift Jebod(j nur auf folgen ©obenarten
p empfehlen, auf roetdjen Kartoffeln unb Joggen bie etngig fixeren grüßte
ftnb, Oerfte unb £afer bagegen, felbft nadfj ftarf gebüngten unb gut bearbeiteten
Kartoffeln, bennodj leinen fixeren Ertrag gewähren. 3n alten anberen gälten
ift es oorgugietjen, bte Srbfen nic^t unmittelbar nad(j ben ©eljadfrüdfjten folgen
gu taffen, mefmeljr eine anbere unb mel)r naturgemäße Stud^tfolge etnguljalten.*)
äöenn eS bem Srbfenader an Kraft gebridfjt, fo beftreuet man iljn oft,
nac^bem bie grbfen aufgelaufen ftnb, mit ®ips ober ©üngefalg. ÜDie 93Jirfung
beS (enteren lenne idj nic^t aus Srfatyrung. 2lber aud) mit bem Erfolge beS
©tyfenS Ijabe id() bei ben £ütfenfrüd)ten niemals gufrieben fein lönnen. Severe
blühen banad) immerfort, fefeen jeboc^ feineSroegS entforedjenb ©d(joten an.
©ei fernster unb naffer ©ommemritterung erhält man groar eine große SKaffe
@trof), biefeS ift aber roegen ber großen llppigfett beS SBudjfeS fo gelagert,
baß es als gutter nur geringen äßert l)at. ©ei trodener ©itterung fütb bte
Solgen beS ©tyfenS, roenigftenS für ben ©troljgeroinn gfinftiger; es Ijat mir
aber gefdjienen, als ob bie gegipsten ©rbfen ben ©tattlänfen meljr ausgefegt mären.
£)iefeS roiberltdje ®efdjmetß, unter bem Flamen üßetyttau belannt, ift bie
$aupturfadje, baß bie Srbfen eine fo unftdjere grudjt ftnb. ©enau genommen
ift ber ütteljltau oon ben ©lattläufen infofem gu unterfc^eiben, als Jener ooran*
geljt unb biefe folgen.
Sßetut nämtidfj bie ©eroäd(jfe aus ber Klaffe ber SMabetpljiften burdj un*
gfinftige Witterung leiben, fo befommen einjetne ©lätter bas Slnfeljen, als ob
fte mit üttetyl beftreut wären, rooljer ber Sftame rfiljrt. £)ieS geigt einen front
tyaften 3uftant) ber ^flangen an, melier bie ©tattläufe gu ergeugen fdjeint
SKsbann l)ört bie (Sntroidetung ber ^flangen auf, bie bereits angefefcten ©lüten
fallen ab, bie unauSgebilbeten ©dfjoten oertrodnen unb bie üppigften Srbfen
oeränbern fidfj fo, baß fte wie oom &euer oerfengt ausfegen. §ier Ijilft nichts als
batbigeS Sbmäljen, um roenigftenS etmas gittterftrol) gu retten; benn roerot foldje
t)om ÜÄeljttau ftarf ergriffene Srbfen lange fteljen bleiben, unb bei ber ffintte
irgenbroie ungünftige Sßitterung eintritt, fo oerbtrbt aud) baS Strof) feljr fdfjnetL
Das eingige STOittel, roetdfjes man gur ©erljfitung biefeS franfl)aften 3u*
ftanbeS anroenben fann, beftety barin, baß man bie Äusfaat ber ßrbfen beeilt,
ba erfa^rungSmäßig bie frfil) gefäeten bem 2ftel)(tau meniger ausgefegt ftnb,
als bie fpät gefäeten. Stuf benjenigen ©obenarten, meldte megen 9läffe nid^t
>) 34 »crroctfc ben 8efer auf ba« im 3. £bf$mtt gejagte.
»Wen. 365
fo frül) beftettt »erben formen, muß man eine frülj reifenbe, weniger in'* ©trol)
roac^fenbe 2lrt anbauen.
SBer bie Srbfenernte fo lange oerfdjiebt, bte bie ftmdjt auf bem $atme
üöttig bfirre geworben ift, I)at große Sfiadjteüe gu beforgen. Die Srbfen fallen
bei einem atebann eintretenben ftarfen Stegen aus, ba$ ©trofj wirb fd^(ed^t
unb ber ©oben erhärtet bei ber ungenügenben ©efdjattung.
ffiemt bie Srbfen breit gefäet werben, fo bebarf man 16 bis 24 SDtefcen
jur äusfaat. ©ie bfinn gu fäen, ift nidfjt gu empfehlen, ©ei einer ftarfen
SfoSfaat wirb man freißdj feljr feiten gu ber 8* ober lOfadjen 2fa$faatoermef)rung
gelangen; aber anbere 3wede be$ SrbfenbaueS, nämftdj Unterbrücfung be$
Unfcaute*, reid)fid)en ©enrinn an ftutterftrolj unb gute SJorbereitung be$ Selbe«
gum SRoggenbau, erreidjt man fixerer ate bei einer fdjmadjen 2to«faat. 9tur
berjenige Sanbwirt mag bie lefctere oorgietyen, wetö)er baä Säten be$ Srbfen*
felbe* gur regten £ext gu bewerfftefligen im ftanbe ift.
Obgleich man in ehtjetnen Satten außerorbentlidO Ijotye ftömeremten oon
ben Srbfen erplt, fo ift iljr Durctyfdjmttdertrag, felbft auf bem für jie geeigneten
©oben, bod& geringer ate oon Halmfrüchten. 3cf) fored&e Ijier oon bem ge*
roöljnfidjen'Srbfenbau mit breitwürfiger ©aat, wobei nid)t gejätet unb getyadft
wirb, ba fol$e$, felbft in ben beften 2öirtfd>aften, gur 3«t nod(j gu ben frommen
SBünfdjen gehört. Wqü) meinen ©eobad&tungen ift ber Durdfjfdjnitteertrag ber
(Srbfen auf ben für fie begeidjneten ©obenflaffen nidjt I)öl)er ate gu 5 bte 6
(Steffel angunetymen. ©itt man, öietteidfjt be« Srbfenftrotjeö wegen, auf ©oben
ber VII. unb VIII. Älaffe Srbfen anbauen, fo ftnft ber Srtrag, felbft bei
guter Sultur, bte auf 3 unb 4 ©tfjeffel. «uf berarttgem ©oben ift e* gwe<fc
mäßig, bie Srbfen im ©emenge mit Sommerroggen angubauen.
Die SBidfe (Vicia sativa).
Da mir leine ätöart oon ber SBidfe belannt ift, wetdje ftdj burdj befonbere
Stgenfdjaften auSgeidjnet, fo Ijatte id(j e* für überflüffig, über bie üerfd&iebenen
arten etwa* gu fagen.
Die SBtdfe fteljt anberen #ülfenfrfidfjten ate menfd§!idfje« *Kaljrung$mittet
nadf), wogu fie nur bei großem äftangel an ©rotgetreibe, unter Joggen ge*
trafst, genommen wirb, ©ie liefert aber ein üortreffßd()e$ gutterftrolj unb
iljre ftorner pnb für ^ferbe unb ©d^afe, gefdfjroten audj für SRinber, ein
naljrt)afte$ Sutter.
Die Saide roädjft auf naffem, etwa« oerfäuertem ©oben leidster ate bie
Srbfe. ©ie bilbet gerabe ba, wo man bem ©oben wegen mangelnber Düng*
fraft unb wegen gu roljer ©efdf>affenl)eit feine Srbfen anvertrauen barf, eine
paffenbe 3nrifdjenfrud(jt ber Sereatten. ©ei irgenb feud^ter unb warmer SBitterung
wödfjft fie aud§ in aSerttefungen, in welken anbere Stützte oerberben würben,
366 Altbau ber einzelnen grüßte.
üppig unb lodert ben ©oben bebeutenb. ßbenfo güuftig wirft fie auf ben gur
VI. unb VIII. Stoffe get)örenben £l)onboben, roenn er nur* nic^t gar ju arm
ift an Dünglraft.
3faf ben brei erften ©obenffaffen baut man bie SBMden feiten für fidj allein
an, fonbern oermifdjt fte mit ©oljnen, Jpafer ober ©erfte, roeldjeS ®emenge
unter bem Flamen SRauljjeug ober Sßidljafer ober SBidgerfte belannt ift. £ier
mürben bie Sßiden allein ftdj platt auf ben ©oben legen, unb ein roeit fdjtedj*
tereS ftutterftrolj liefern, als roenn fie mit aufre<$tfteljenben ^ßftanjen angebaut
roerben.
©oben, roeldjer feiner ©eftanbteile wegen 31» Xrodenljeit Ijinneigt, taugt
nidjt für SBiden. (Sin foldjer ift eljer für ©rbfen geeignet. 3n feinem galle
barf man auf ©oben ber V. unb VII. Älaffe SBicfen allein auSfäen, fonbern
man muß fte mit Sommerroggen unb £afer mengen. 3n roarmen, bürren
Satyrgängen oertrodnen fte auf folgern ©oben gänglid}, roäljrenb fte bei naffer
©ontmerroitterung, felbft auf ©oben ber jutefet genannten 2lder!faffe, guroeilen
ftd) fo ausbreiten, ba§ fie bie mit iljr auSgefäete Jpalmfrudjt nieberjieljen. 3n
folgern gaHe geben fie eine feljr reiche ©troljernte, roaS bie SBirte, roeldje nur
©oben ber angegebenen Slrt beftfcen, oeranlafct, aüjätyrlicty unter einen Xeil beS
auSguföenben JpaferS Saiden ju mifdjen.
ßtne Unoerträgtid&feit mit ftd) felbft geigt bie Sßtde, fooiel mir befamtt
ift, nidjt in bem ©rabe, roie bie ßrbfe, obgleich aus beftimmten ©eobadjtangen
ftd) ergiebt, ba§ fie bei einer weniger läufigen SBieberfeljr um fo beffer gebettet,
©eroöljnlid) wirb bie SBide nadj SBinter^almfrüc^ten anftatt eine« ©ommer*
getreibeS angebaut, ober nadj bem teueren als 33orfrud)t oor bem Joggen
unb Sßeijen, roobei alle (Srfdjeinungen beobachtet roerben, meiere bei bem Srbfen*
bau oorfommen.
Oft mufc bie SBide anftatt ber örbfe gefäet roerben, wenn bie äöitterung
unb bie ©efdjaffenljeit beS gelbes bie redjtjeitige SluSfaat ber festeren oerljinberten.
Die SBide fann ebenfo frfil), rote bie örbfe, auSgefäet roerben, fte reift aber
aud) nod), tomn man fte erft @nbe üßai fäet unb giebt bei einer fo fpäten
SuSfaat gerabe bie reichten ©troljeraten. Die Urfadje, roeSljalb man eine fo
fpäte äfosfaat ber Srbfen oermeiben mu%, ift bei bem Seidenbau ntdjt in gleichem
©rabe oorfjanben. Die SBiden leiben jroar guroeilen aud) Don ©lattläufen;
idj tyabe jebodj bei itynen niemals eine foldje ©erroüftung beobachtet, roie bei
ben ßrbfen. 2tteljr föabet ber Sßide manchmal bie belannte ©djmarofeer*
$flanje, bie SladjSfeibe, Cuscuta europaea.
Die ©earbeitung beS SlderS gu ben SBiden ift eine ebenfo oerfdjiebene,
roie iljre SfoSfaatjeit. SBerben fte früher gefäet, fo erhalten fte biefelbe ©e*
fteQung, roie bie Srbfen; man pflügt ein«, au$ jroeimal. SBill man aber bie
SBiden jum ©rfinabmäfyen benufcen, in roeldjem gatle fte im 3>uli unb 2foguft
in ©lüte ftetjen follen, fo muf man im Srültfaljr roenigftenS groeimal pflügen,
SBtdett. 367
nadfj Umftänbcn aud(j breimal. öoben ber IV. unb V. Stoffe, melier mit
.#eberidf> ftarf oerunreinigt ift, roirb oon einigen , ftatt mit reifenben Srbfen,
mit äßidfen gum ©rünmäfyen befäet. SBenn man freilid) gum Säten feine
Arbeiter erlangen, unb audj bie 2Bidfen grün ober getrodfnet gut oerroerten
tarnt, fo mag bie« ©erfahren tiorteißjaft fein, ätöer ba« auf biefe SBeife er*
baute Butter ift in ben meiften Sötten foftfpietig.
SBidfen gum SReifroerben geben größeren Sömerertrag, wenn fie in bie
jmeite unb britte Xradfjt fommen. ©htb fte gu ©rünfutter ober gu §eu be*
ftimmt, fo ift e« gut, bagu gu büngen. Sie geben bann eine um fo größere
Suttermaffe, unb ba e« hierbei o^ne^in auf 3erftörung be« Unfraute« abgefeljen
ift, fo fann ba« in bem Dünger befinbtidje ©efäme bie Suttermaffe auf oor*
teil^aftc SBeife oermeljren.
Die Srntejeit ber reifen Sßidfen muß man mit größerer ©orgfalt, al« bie
ber Srbfen bemeffen, roeil ba« Sßidfenfanb leidet ftdj oerfdfjfedjtert, roenn ba«
abmäßen nid^t rcc^tjeitifl begonnen roirb. ©er 3eityunft ber SReife biefer Smdfjt
ift eingetreten, wenn bie unteren ©dfjoten au«gebitbet ftnb unb wenn bie ©tengel
bi« gur falben ßänge gelb ftnb. Gr« ift rätlidfj, nur fo oiel SBidfen abbrefd(jen
gu laffen, al« man gur neuen 2lu«faat gebraust ober, roo biefe Srudjt £anbel«*
wäre ift, al« man ©elegenljeit tyat gu oerfaufen. Diejenigen, roetdfje man an
©dfjafe oerfüttern roill, follte man ftet« mit bem ©trol) oorlegen. Der £ädffel
oon ungebrofdjenen, gut eingebrachten SBidten wirb oon ^ferben gern gefreffen,
unb e« werben in ben (Segenben, roo bie Keinen ©ut«beftfcer ^ßferbe aufgießen,
t>ie groei* unb breijäljrigen Sohlen geroöljnlidfj mit SBiiiengemenge ernährt, inbem
man e« ungebrofdjen gu £ädffet fdjneibet. Diefe 2Betl)obe, bie SBicfe gu oer*
füttern, ift jebodj in bem gatte nidjt anroenbbar, roenn bie grudfjt antyaltenbe«
^Regenwetter au«^alten mußte ober feljr ftaubig geroorben ift, in roeldfjem Satte
ba« Slbbrefcljen gwedmäßig ift, um ben ©taub gu entfernen. SBidfen ober
SBidf engemenge gum £eumarf}en gu beftimmen, ift nidfjt gu empfehlen. Keffer
iljut man, fie grün gu oerfüttern unb bafür um fo meljr Äfee ober SSMefengra«
gu §eu gu machen, roeil bie im itypigften ffl3ad)«tMn abgemähten SBidten an
unb für ftd) fd&wer trodtnen, bei an^aftenbem SRegen leicht in Säulni« übergeben
unb bann gar nidfjt gur SJerfütterung brauchbar ftnb. £at man meljr SBidfen
«ngebauet, al« man grün oerfüttem fann, fo laffe man fte lieber Ijalb reif
roerben unb mälje fte bann erft, um ftdfj nid)t ber ©efatjr au«gufefcen, bie gange
<£rnte gu oerlieren. Die größere (Srfdfjöpfung be« ©oben« burdj ben Söraer*
<mfafe fdfjeue man um fo roeniger, al« fotdje feine«roeg« gang erroiefen ift, roo^l
<tber feftfte^t, baß bei erfolgtem Sörneranfafe ein naljrtyafte« Sutter gewonnen
unb baburd) jener 5Rad)teil geroiß au«geglid)en roirb. Die in ber halbreife
geemtete Smd^t trodfnet oiel fcfjneller, ba« ©trolj roirb fefter unb nidjt fo leicht
oon Säuini« ergriffen. Sebenfatl« erntet man auf biefe Sßeife giemlid) oiel
Körner.
368 Anbau ber cmgetuen griidjte.
1)aS (anbringen ber reifen SBiden in bie ©Neunen, fo lange ©troty unb
©djoten nodj nidjt bie gehörige £rodenl)eit erlangt l)aben, barf nadj meiner
Srfaljrung nid)t beeilt werben. 3dj (ie§ ttämtid) 1805 nadj meljrroöiijentlicfjem:
^Regenwetter SSßiden, roeldje groar tufttroden gu fein fdjienen, aber bodj in ©trot)
unb ©djoten nod) gu triel geudjtigleit enthielten, in bie ©djeune fahren. Site
fie einige 3^ W* gepadt gelegen Ratten, ersten fie ftd} nnb waren bei ber
Unterfud^ung gang öerfc^immelt. Diefer Unfall, melier mid) wegen mangetnber
Srfatyrung betroffen fyat, mag anberen gur SBamung bienen. @S ift immer
nod) beffer, baß eine Srodjt auf bem Selbe oerbirbt, als in ber ©Hernie, nadj*
bem man bie Srntefoften an fte geroenbet fjat. 2ludj Derberben bie auf bem
gelbe ausgebreitet ober in Keinen Raufen tiegenben Srüdjte nid^t fo gänglidj,.
roie bie in ©djeunen ober Seimen naß eingepadten.
3Äan fäet je nadj öefdjaffenljeit beS öobenS unb je nac^bem feine 93or*
bereitung gelungen ift, 16 bte 20 SJiefcen, unb erntet auf ben JBobenarten^
welche idj für SBiden ate geeignet begeidjnet Ijabe, im £)urd)fd>nitt ber Satyre
meljr Äörner, ate oon ben (Srbfen. auf JBobenarten ber brei erften Älaffen
erhält man oon bem barauf angubauenben ©emenge in ber SRegel fetyr reiche
ftörnerernten, meldte gumeilen bte gu 18 unb 20 ©djeffel Dom SRorgen
betragen.
3Ber bie ©iden freiließ auf einen bürren öoben fäet, roo JBudjtDeigen
fyngefjört, Ijat es ftd^ felbft gugufdjreiben, toenn er in mannen Satyrgängen mdfjt
einmal bie Sfosfaat erntet.
93or breiig Sauren ober länger tourben in lanbtDtrtfdjaftlicfjen ©Triften
juroeiten Sßinterroiden ermähnt, bie man in (Sngtaub anbaut, unb auf roeldje
ber Dereroigte 5Eljaer aufmertfam gemacht Ijatte. Sftad) feiner Srflärung aber
in ben „abmalen beS äderbaueS," baß biefe Sßidenart unferen Sßmter nidf)t
ausmalte, ift baoon wenig meljr bie SRebe geroefen. 3df) entfinne midj audj
nidjt, baß idj biefe Smc^t irgenbroo angetroffen Ijätte. 35er ©trettor oon
©djroerg ermähnt iljrer iebodj in feiner Anleitung gum prattifdjen Stderbau
unb oerfidjert, baß er bie SBinterroide in Württemberg auf ber fdfjroäbifdjen Slip
ausbauend) gefunben Ijabe. ßr fagt, baß man fie bort im (Gemenge mit £)infel
anbaue, audj baß er fte in ben roaltonifdjen Sßteberlanben gugteidj mit SBtnter*
roggen angebaut gefeljen Ijabe, baß fie bafelbft oft eine #ölje oon Dier bte fed)S
§uß erreiche unb in ben 3afjren 1822 bte 1824 cuid) in $oljenljeim mit (£x*
folg angebaut roorben fei.
3Äan fäete hierbei | Joggen unb f ffiiden. Durdj biefe Mitteilungen
motzte idfj bie ßanbroirte oeranlaffen, 93erfuc$e mit bem Sfobau ber SBinterrotde
in SSerbtnbung mit ffiinterroggen angufteöen. 3n ben 9tteberlanben fäet man
biefe* ©einenge bereits (Enbe Sluguft ober gu Anfang September aus. 2ttan
fyat früher ^äufig SBinterroggen angebaut, van benfetben im Srü^r als erfteS
©rünfutter gu benufcen, aber fi(§ übergeugt, baß er bagu nur furge 3«t brauchbar
Stnfen. 369
bleibt, (Sin fotd^ed äßidfengemenge aber roürbe offenbar e$ ermöglidjen, in ben
©egenben, roo bie Sugerae nidjt fortfommt, brei äBodjen früher ©rünfutter gu
ermatten als öon bem Älee*).
Die Sinfe (Brvnm lens).
9Ran baut brei Slrten an:
1) bie gemeine Keine Sinfe;
2) bie ^fenniglinfe mit breiten, federen Äörnern;
3) bie prooengalifdje 8mfe.
Die Sinfenarten oerlangen einen ©oben, roie iljn bie IV. nnb V. Älaffe
barbieten. @eljr ftrenger £ljon unb fe^r reifer Ijumofer ©oben fagen biefem
®eroädjfe nidjt gu. Die auf folgern ©oben geemteten Stückte fodfjen nidjt
meid), audj ift ber Öörneranfafe nid(jt fo bebeutenb, roie auf bem milben Seljm*
ober mergelig* lehmigen ©anbboben ber IV. unb V. ftlaffe.
Die ©troljmaffe, roetöje bie 2infe giebt, ift bei weitem geringer, als bie
ber übrigen Jpülfenfrüdjte. Die ©rünbe, roeldje ben Slnbau ber festeren rätticij
machen, tommen bei bem Sinfenbau gar nicfjt ober bodlj nur roenig in ©etradfjt.
Die Srgeugung eine« beliebten, rooljtfdjmedtenben ©cmüfeS, welkes teurer, a(3
ade anberen £filfenfrüdjte begaljlt roirb, ift faft aHem 3roedf k* Smfenbaue*.
SBer benfelben erreidjen roifl, roirb {ebenfalls gum 38ten unb ©eljadfen ftdj ent*
fdfjtiefcen muffen. SBenn ba$ erftere unterbleibt, roirb eine fo fdjroadje ^ßflange,
roie bie Sinfe ift teils Don Unfräutem, teite oon ben fredj aufroadjfenben äßidten
nnterbrüdft, unb e$ roirb nur SSie^futt«: geemtet.
Damit man wegen ber Unfräuter roeniger beforgt gu fein brauet, unb um ,
burdj frifdfjen Dünger nidjt Äörner anberer Strt auf ben SWer gu bringen, roöljtt
man gum Slnbau ber Sinfe eine ©erfte* ober töoggenfto|tyel, oorauägefefet, bafc
ber ©oben in guter Düngfraft fidlj befinbet. SKan ädert groeimat unb fäet bie
Sinfen, roenn irgenb mögfidj in Steigen, roeldlje 12 &oü oon einanber entfernt
jtnb. Dbgleidj id(j e$ nidljt oerfudfjt Ijabe, fo glaube id(j bod>, bafc man bie
3roifdjenräume mit einem, oon einem *ßferbe gegogenen Snftrument bearbeiten
lann, aber freitidlj mufc man nidjt glauben, babür<$ aöein feinen 3roed erreichen
gu lönnen. Da« 9tod(jgel)en mit ber £anb barf nie unterbleiben. 3dj mu§
bei biefer ©etegenljeit einen SBunfdj anSfpredjen, roeldjer fidj mir auf SReifen
oft aufbringt. ®ö ift nämlidj ber, bafc ber eigentliche ©auer ftdj oorgugsroeife
mit ber Kultur fotd(jer ©eroädjfe befaffen follte, roeldfje oiel §anbarbeit erforbern,
unb baß er bei bem ©oljnen*, ßrbfen*, Sinfen*, 9iapS* unb üßaisbau ftdj ber
©eüjiffe be$ <ßferbeljafen$ ebenfo bebienen mödjte, rote e$ in ben meiften ©egenben
jefct fdfjon bei bem änbau ber tartoffetn gefdfjiel)t. Die« roürbe roefenttidj gur
*) Huf einer töeife burd> einen £eü bon Belgien im 3af>re 1838 $abt tdj feine ©pur
tum beut Snfcau ber Siutemnde angetroffen.
Äoppe. 11. Auflage. 24
370 Anbau bcr einjefaen grüßte.
SBerbefferung feine« 3ufta^^ beitragen, weil er Deranlaßt märe, fidO unb bie
©einigen bei mandjer Arbeit meljr anguftrengen, ma« wieberum beffere ßrnten
gur unmittelbaren golge Ijätte; äßid&tiger aber nodj al« bie« märe bie
baburdfj angebahnte ©efeitigung ber Snboleng, weld(je ber tanbüblid(je Sldferbau
fo leidet fjerbeifüljrt, wenn ber 2ftenfdO 3al)r ein 3al)r an« mit einem etenben
*ßflug arbeitet, Don fritypefyaften hungrigen Vieren gegogen, benen e« an ber
nötigen Sraft feljlt, um einen raffen ©d(jritt gu geljen. ©er Unfraut mit
sßferbeljacfen au«i8ten tbilf, muß meljr nadljbenlen, er um% ben 3ufta^ te*
©oben« beobachten unb bem ©erzeuge eine bagu paffenbe ©teflung geben,
fön« füljrt gum anberen. Der Soljn, melden man für größere Sfofmerffamfeit
unb Slnftrengung erhält, muntert gu weiterer Slrbeit auf. SBir brausen nid)t
nad) ©elgien gu gel)en, um un« Don ber Midfjtigleit biefer ©äfee burdj ben
2fogenfd(jein gu übergeugen. 2Btr Ijaben in Deutfdjtanb überaß Diftrifte, wo
ber 2ldferbau ber gemeinen Sanbleute ein ebenfo freunblidje« SJilb wie bort bei
unferen ©tammDerwanbten liefert, aber leiber liegen bie größeren Städten nodfj
feljr im argen! Der ©auer lämpft meiften« nodfj mit ber Strmut, unb tljut
nidfjt«, um feinen 3**ftcmb iu Derbeffern, weil er nicfjt weiß, wie er e« an*
gufangen 1)at. — 3dj fetyre gu'bem Sinfenbau gurüdf.
Die Keinen ©etyoten ber grud^t reifen früher, afe ba« ©trotj bürre wirb.
ÜBan muß barauf adjten, um 2üi«faü gu 'Derfjüten, melier bei ben Sinfen nod)
meljr al« bei anberen #filfenfrüci)ten gu befürchten ift. ^ac^ bem Slbmä^en
ber Sinfen muß man ba« Smf feuern fd&nell gu bewirten fudje«, teil« um bie
Äörner nidjt gu oerlieren, teil« um baft garte ©trol), meldte« bem #eu gleich
gu fdjäfeen ift, gut gu gemimten.
. ÜBan fäet breitwfirfig, auf ben preußifdjcn 9Worgen einen ©treffet Don ber
fleinen 2lrt unb gwei ättefeen meljr Don ber ^ßfenniglinfe, bei ber SReiljenfaat
etwa« weniger, unb erntet 6 bi« 10 ©treffet. 33erfd)ieben Don biefer Srodfjt
ift bie SBidtlinfe, meldte, fo üiel idj weiß, im nörbtidjen Dentfdjlanb guerft
Don £errn Hauptmann Don SButffen auf $ie^)u^l im großen angebaut roorben
ift unb ftd) Don ba weiter Derbreitet Ijat. Diefe« ©ewäd&« ift ba«}enige au«
ber S laffe ber im SWerban Dorfommenben Diabetpljiften, meldte« mit bem ge*
ringften ©oben fürlieb nimmt unb fid^ batjer in fanbigen unb armen ©egenben
bagu eignet, al« ftuttergemädj« cmQebavd gu werben.
Der 23ud(jweigen (Polygonum fagopyrum).
3Son biefem ©ewädjfe wirb außer ber angegebenen 2lrt nur nod) eine, ber
fibirifdje ober tartarifdje ©u<$weigen, Polygonum tartaricum angebaut. Sefetere
wädfjft Ijöljer im ©trol) unb ift al« ©rünfutter ober ©rünbüngung Dorgugieljert.
Slnbere S3orgüge, meldte bem fibmfcljen 33ud(jweigen nachgerühmt worben finb,
Ijaben mir ntcf)t einleuchten wollen. ätodj wüßte idj nid^t, baß fein Stnbau in
Dcutfd^lanb ftortfdjritte gemalt Ijätte.
SBufyöeijen. 371
•
äße ©obenarten, roeldfje für #ülfenfrfidjte gu lofe futb, atfo bie torfigen,
moorigen unb fanbigen, finb gum ©ucfjroeigenbau geeignet £)erfelbe f)at bie Gigen*
fdjaft, faure nnb fonftige ber 'ißffangenergeugung nachteilige Stoffe im ©oben
$u gerfefcen nnb baranS gu entfernen, fo baß ber tefctere baburd) für bie Sultur
<mberer ^flunjen brauchbar roirb. Deshalb ift ber ©itdOmeigen für roüfte
©runbftüdfe, roeldje oon kläffe litten ober mit #aibefrant (Erica vulgaris) be*
tuadtfen roaren, im ©eginn ber Urbarmachung oon Ijoljem Sßerte.
Sftan befinbet fidf) jeboc^ in einem großen Srrtum, roenn man glaubt,
t>aß ber ©udjroeigen bie ftäljigleit Ijabe, and§ auf bem gang mageren, oöQig
<w$gefogenen @anbboben nodj einen leiblichen Grrtrag gu geben. Diefe Sßflange
liebt fetyr eine Ijumofe Ärume. SBenn man fie auf gang erfcfjöpften ©oben
bringt, fo gebetet fie ebenfo roenig roie JRoggen unb Reifer. 3u bex Sfteinung,
tag ber ©udjroeigen oljne ©obenfraft nodO Srtrag geben fönne, (jaben einfeitige
^Beobachtungen ©erantaffung gegeben, meldte auf folgen ©obenarten gemalt
umrben, in bereu Ärume ber #umn$ fauer ober abftringterenb mar. $ier liefert
t>er ©ud(jroeigen atlerbingS, im ©ergleid) mit anbeten ©eroädftfen, feljr gute
Ernten, fo lange bie ljumofen Seile in genügenber 3Äenge oor^anben fmb.
HBenn biefe aber burdj ^ßflangenbau bem ©oben entgogen finb, fo muß gebüngt
loerben. Sür ben 8rall, baß ber ©udjroeigen gu ©rünfutter beftimmt ift, fyut
mau rool)I, unmittelbar gu bemfelben gu büngen. £ur ßömerergengung bagegen
tringt man ben ©udfjroeigen lieber in bie groeite ober britte 5Eradjt. 9?od(j
fieffer gerät er nadj mehrjähriger ©eroeibung, nad) roetö)er man inbeffen meiftenä
lieber Joggen anbauen roirb, ausgenommen auf na f fem, oerfauertem ©oben,
loo ber SRoggen unfidjerer ate ©udjroeigen ift.
£)tß biefeä ©eroäd(j$ alle brei Safere roieberfeljren lann, fie^t man in ben
<Segenben, wo e$ bei ber ©reifelberroirtfdjaft faft bie eingige ©ommerfnuijt ift,
unb roo beinahe ebenfo große glasen mit ©udjroetgen, roie mit Joggen beftellt
finb. 3n ©eftfalen foll er auf SWoorboben fogar adjt Saljre Ijinter einanber
angebaut »erben, menn ba« 8anb ebenfo oft burdO ©rennen bagu oorbereitet
toorben ift. ©o uiel idj bemerft Ijabe, tjat e* auf ba* ©ebenen be* ©ud(j*
zeigen« roeniß ßinfluß, roa$ für eine ftxufyt iljm oorangegangen ift
£)ie ©udjroeigenftowel rühmen einige über ©ebüljr in ©etreff iljrer Sigen*
fdjaft, ba« gelb für SBinterroggen öorgubereiten. Die« mag begrünbet fem,
menn ber ©udjroeigen ate erfte Sntd^t auf roljeS $olglanb ober auf trodfen ge*
legte 5£orf* unb $aibemoore gefäet mürbe. Slber auf ©oben ber V., VII. unb
DL Älaffe lann idfj nidjt bagu raten, ben Dreefdf) mit ©uc^meigen gu befäen
unb biefem Moggen folgen gu laffen. @ei e$ bie große Sodferljeit, in roeldfje
t>a$ 8anb nadj äbemtung be« ©udfjroeigenS oerfefet ift, oerbunben mit einer ben
gangen §erbft ^inburd^ oorljerrfdjenben trodfenen ©efd^affen^eit ber Ärume, fei
es bie bqburd§ üerfpätete SluSfaat be« SRoggenö, ober baß ber ©udjroeigen ba«
Sanb me^r erfd^öpft, ate geroö^nlid§ angenommen roirb: genug, ic$ ^abe iti
24*
372 3fa6au ber cmjelnen grüßte.
foldjer ftolge auf ben ermähnten ©obenarten in jeljn hätten neunmal eine
fdjmadje {Roggenernte beobadjtet unb ^öc^ften^ einmal eine gute. 3dj rate
affo nidjt baju, ben ©udjroeijen auf geringem 2anbe oor bem SRoggen, fonbent
lieber afe te^te tfrudjjt oor ber neuen ©üngung anjubauen.
£)ie 2fa*faat be$ ©udjroeijen« barf in atten norböftfidf) Don ber Slbe ge*
legenen ©egenben nidjt bor bem 35. SWai gefdjeljeu; beffer ift e* aber, bei
ausgebeiztem Anbau ju oerfdfiebenen Otiten ju ffien unb bie leiste <&aat bis*
in bie 3)?ttte be* Sinti ju berfdfjieben. 3dj l)abe früher ben ©udjroeijenbait
auf großen 8fläd>en betrieben unb babei bemerft, baß ber im Sunt gefSete in
©trolj nnb Äörnera am ftdjerften geriet. 3d) gebe Jebod) gern $u, baß in
anberen ®egenben ein anbetet 3rftymtft ber 8to$faat jroedmäßiger fein tatnu
3dj Ijabe jroat oielfadj gelefen nnb gehört, baß man ben ©udfjroeijen ein*
ftö&rig anbanen !ann. 2ßtt 2fa$naljme be« £orf* unb ÜWoorboben« fann tdj
jeboc^ baju nidjt raten. £>a er fyät gefäet roirb, fo ift e$ pidfjt nötig, bie
erfle Sfuriije fdfjon oor ©inter ju geben, es fei bemt, baß man anf tyonigem
©oben biefe 8frud)t anbanen roottte. ©ei i>er Bearbeitung be« geroöljulidjett
©udjroeijenboben* ift e« fogar oorjujieljen, biefelbe erft im gfrüljjaljr anzufangen,
©oben ber VII. unb IX. ftlaffe pflügt man überhaupt nur jroeimal, metyr
tonhaltiger ©oben er^fift 3 unb 4 grurdfjen.
$)ie Unterbringung beS ©amen* auf eigentfidjem ©udjroeijenbobett gefäteljt
mit bem ^füige, wenn ba« ffietter troefen ift. ©ei feudjter ffiitterung roirb
ber ©amen aufgefäet, eingeeggt unb fogteidj geroaljt. £>a$ ganje ©erhalten,
biefer ftrudjt befunbet i^re #ertunft atö einem roärmeren trorfenen Ältma-
©ie bebarf roenig fteudjtigfeit jum keimen nnb 8toroad)fen. Senn man bei
ber ©aatbefteüung ftd> beeilt, ben ©amen in feudjt? Srbe ju bringen unb baffir
forgt, baß ber aufgepflügte ©oben burdf) <£ggen unb ©aljen red^t balb ge*
f hoffen wirb, fo erfolgt m ben meiften fjäöen ein gleichmäßige« Stoffauf en
ber ©aat
9Äan fäet 8 bi* 12 äßefcen auf ben STOorgeu; ba« geringere Quantum
bei untabeljjafter ©orbereitnng be* Selbe« unb bei feudfter ©itterung, ba&
größere in ben entgegengefefcten ftätlen. t)er Srtrag ift feljr oerfdjieben, }ebödf>
auf ben brei oon mir als für biefe 5rud)t befonber« geeignet bejeidjneten
^©obenarteu, roetm fie nidjt $u bürre unb in tfjrer Ärume frei oon £>eberi$
unb ©pörgel finb, hn $)urdjfdjnitt ber 3al)re ju 6 bi« 8 ©dfjeffet anjunelpten.
©aß id) hierbei eine orbnungSmäßige ©e^anbtung be$ 3Wer6 unb regelmäßige
Düngung beSfetben oorausfefte, ift felbftoerftänbli^. SBenn man, toie tjäufift
geft^ie^t, ben ©udjmeijenbau auf einem ©oben betreibt, roeldjer außer jufättig
beim ©eibegange, fonft leine 5Düngung erhält, fo fann man auf einen foldjen
Srtrag nit^t rennen. Äut^ ber mit gebend) unb milbem ©pörgelfamen an*
gefüllte ©oben giebt nur geringe ©udjtoeijenemten. ©etbe ^ßflanjen ma^en
auf ©anbboben bem ©udjtoeijen ben pfafc ftreitig unb biefer unterliegt leidjt»
öud&wetjen. 373
<£$ mag fein, baß ber SBuc^rocyett anbere Unfräuter unterbrüdft, idj tyabe aber
titt gefefcn, baß er ben $eberi$ unb »Üben ©pörgel beftegt Ijätte.
Der ©amenanfafc be$ 33ud&weijen« ift Don ber Witterung abhängig, wetöje
/roäljrenb feiner SStütejeit oorljerrfdjt. 2Ban behauptet, baß bie ©erottter tl)m am
itadfjteiligften feien. 34 glaube inbeffen, baß er metyr Don ben anfyrfteuben
ITOorgenwinben ju beforgen l)at. ©o Diel ift gewiß, baß e$ ntc^t in ber SBadjt
%e$ Sanbwirtö fte^t, auf eine anbere SEBeife gegen biefe Unftdfjer&eit ftd) gu
fdjüfcen, als baß er bie 8to«faat ju oerfdjiebenen fetten vornimmt. Dann gleicht
ftd) in jebem 3al>re bie gelungene ©aat mit ber mißratenen aud.
Die (Ernte be$ SBucJjweijenS beginnt man, wenn bie meiften Äönter fdjwarj
geworben ftnb. 3n ber 9?ege( §at bann bie $ffanje nodj ein ganj frifcJjeä
$fosfef)en, unb e$ ift ni<$t ungewö&nttdf) , baß nodj oiele öiüten oorljanben ftnb.
Höenn ber Sudjweijen einen guten Ertrag giebt, ift bie* gerate bie flieget, 9htr
tmnn, wenn ba* ©ew8d)$ burd) bie erwähnten auätrodtaenben ffiinbe gelitten Ijat,
.finb bie SStüten abgeftorben, wenn man gum abmalen fdjreiten muß. Die
faftigen ftavfen ©tengel be* 33ud&weigen$ muffen fange an ber Suft trodfnen,
fceüor fte einigefd&euert werben fönnen. Damit man weniger RBmerauöfatt erleibe,
mad)t man einige Jage nadj bem Äbmäljen ptpamibenftfrutige, fd)wadf>e ©ebunbe,
unb ftettt fie, Je 15 ober 20, aufre$tfteljenb, auf ben Stdfer. Serben biefe ©f*
fntnbe oon $tafcregen burcJjnäßt, fo lüftet man fte burt$ ©eiterfefcen auf eine
onbere ©teile, . worauf ein ftarfer Sföinb fie batb wieber abtnxfnet. Stuf biefe
Söeife fann man -ba« oöflige HuStrodfnen abwarten, wetdfje* je nadj SBitterung
unb SaljreSjeit oft erft in mehreren Sßodjen öoUenbet ift.
Über ben fjuttermert beö SucJjweigenftroIje« Ijerrfd&en bie wiberforedjenbften
18fafid)ten. einige fdjäfeen e« bem $eu gleidfj, anbere fpre^en i$m aüen gutter*
inert ab, unb nodj anbere beforgen oon fetner SBerfütterung fogar SRadfteite für
ba* JBtel). & finb biefe 2Reinung6oerf$iebenI)eiten nm fo auffatfenber, atö ber
33ud&raetjen eine töngft betannte SrucJjt ift unb in einigen ©egenben fe$r im
großen • angebaut wirb. 2lm auffattenbften aber wirb bem ßefer rooljl ba$ ©e*
ftänbnis erfreuten, baß meine fünfjigjfflforige (Erfahrung nicJjt ausreißt, um biefe
©iberfprfid&e genfigenb aufjuljeßen. 63 finb mir oon glaubwürbigen *ßerfonen
mehrere 5El)atfad(jen mitgeteilt worben, welche atterbing* bafür fpred&en, baß unter
gewtffen Umftänben ba* SBeweiben ber 23ud)weyenftoppe( unb ber ©euuß be*
©tro^ unb Jtaff* ungewB^nßd|e Grf^einungen oeranlaffetu Die ©d&afe foQen
3. SB. angefdjwottene Äöpfe befommen ^aben unb ©ctiweine ftnb wie betäubt
toorben. ©o((^e (Srfd^einungen finb aber immer nur üorfiöergeljenb geraefen;
€inen bleibenben 9iac^tei( ^at man nid^t bewerft. 34 fyabe bagegen auf eingel*
tteu ©ütern in manchem Satyr über 1000 ©djeffel äSiu^wetjen geemtet, unb
©troty unb ftaff an ©djafe unb 9tinber nie anberd a(« mit großem SSorteit oer^
füttert. Staut bie SBitterung yam einernten be* ©trotyeö befonberö günftig war,
fo Ijaben bie @c^afe, obgteid) fie feinedwegd burc^ junger baju gejwungen
374 2fa6cm ber chtjefaen grüßte.
maren, baS ©udjmeijenftrol) fo rein rote $eu aufgefreffen unb fafi lebten <Stenget
jurücfgelaffen. Set biefem langjährigen, großen SBerbraudfje beS ©udfjroeijen*
ftrofjeS fjabe idj niemals ®e(egenfjeit gehabt, midfj burd) ben Sfagenfdfjcin oon
ben ermähnten 9iad(jteiten bleiben ju überjeugen; id(j muß bal)er annehmen,
ba% bie Örtlidfjleit gerbet einen bebentenben Grinfluß ausübt.
I)ie Supine (Lupiiras). •
(DiefeS ®emäd&S ift als 3ierpffanje, unb bie «bart mit meißer «tüte als-
jnr Gründüngung befonberS geeignet, längft befannt. 5ßeu ift bagegen bte
große ®ebeutung ber gelben unb Manen ßupine- als ftuttergeroädfjs für alle
©anbgegenben. ftür btefe fehlte es bisher ben ßanbmirten an einer üppig,
madfjfenben unb jtdfjeren 3roifdfjenfrud)t jmifdjen ben Jpalmfrüdjten. 35er ©udfj*
roeijen mar ijierju bisfjer allein tauglidj, liefert aber burdfjfdfjnittfid) nur geringe
(Erträge.
25on ber gelben Supine bagegen l)abe idfj felbft, in ben 7 bis 8 3al)renr
feitbem \$ biefelbe anbaue, einen Srtrag gehabt, melier uadfj aßen bisherigen
Srfafjrungen für folgen ©oben ate unerlj&rt ju begeidfjnen ift. 3m Saljr 1852
betrug er oom preuß. SKprgen gegen 8 3«itaer Äörner unb 25 3«rtner @tro^
einfcijließlid) ber ©dfjoten unb (Spreu. Steint Sfabau im Keinen/ wobei bie
reifenben @ä)oten nad) unb nad> gemonnen merben fönnen unb feber ÄuSfatt
fidj oermeiben lägt, ergiebt ftdf) ein nodf) größerer Äömerertrag.
©etradfjtet man ben großen ©trolj* unb ftrautertrrfg tiefer $flanje oon.
einem ©oben, meld&er bie Grenje bilbet jmif^en 8töer* unb Sßalblanb, unb be*
beult ferner, baß infolge oon beren ^nbau bie ©egnaljme ber 9Rabelftteu oon
ben mit Äienen (Äiefern) beftanbenen ©runbftüden unterbleiben !ann unb fomit
eine fote^e üttißljanbtung ber SSBatbungen aufhört, fo ergiebt jldj beutlidfj, eine
mie große ©idfjtigleit bie Supiue für bie Sßationalmoljlfaljrt in Sflorbbeutfdfjtanfc
tyat; bie Sorge für bie SRacfjfommen, megen eines oerminberten ©ebeit)enS ber
Äartoffel, roirb baburdfj geringer. <£s Ijat jtrf) burd> bie Srfaijrung ijerausgeftetft;
baß bie Äörner ber Supinen jur Srnäljrung unferer #auStiere, oorjugSmeife ber
©d>afe,# feljr rooljl geeignet fmb. Dtefen Vieren betommt baS ftutter oon 8u*
pinen menigftenS ebenfo gut, mie bas burdfj ben Slnbau oon Srbfen, ©oljnen
unb Sßidfeu erlangte; ja mandfje rüfjmen jenem fogar Ijeilenbe ©genfdfjafteu
nadfj, roenn bie ©d&afe auf ungefunben SBeiben efate anläge jur \$Mt ermatten
fjaben foüten.
* 5ftadj meinen achtjährigen Beobachtungen ift bie Supine ein ®eroäd(jS,
meines beffer auf trodfenem, als auf naffem ©anbboben gebeizt. £)ie in beut
festeren gemö&nttdfj oor^anbene @äure fdfjeint i^r nid^t }U)ufagen. ®roße 9bt*
fprüc^e an S)üngfraft im ©oben macfjt fte nid^t, obgleich fxe natürlich reichlichere
ertrage liefert, menn fte fote^e oorfinbet. 3)ie}enigen, meldte Gelegenheit Ratten,
bie ffirfolge beS SupinenbaueS länger ju beobad^ten, ftnb ber STOeinung, bog
Supinen. 375
biefe ftrud&t im fortwäljrenben äßedfjfel mit SRoggen angebaut werben fönne; fie
wollen femer gefunben tjaben, bafj'audfj baä SRinboielj, wenn e$ ftdf) an ben
©enuß be$ ÄrauteS in beffen grünem ober trodenem 3uftanbe nur erft gewöhnt
Ijat, bamit fi$ gut ernähren laffe. ©ei mir jxnb bfcfjer bie ©djafe mit ben
Äöraern, ben ©egalen unb bem ©trolj mit bem beften ßrfolge gefüttert worben.
Die ftörner (äffe idfj ferner fdjroten unb mit #afer, .ju einem Dritteil bem
©ewidfjte nad) oermengt, als ¥fa*efutter Dorteilljaft oerwenben.
Die Vorbereitung be* gelbe« ju ber Supinenfaat erforbert nidfjt oiel Um**
ftänbe. DaSfelbe wirb bei mir oor bem ©toter 6 bi« 7 3oU tief gepflügt
unb Snbe Styril ober ju Anfang 3Wai ber ©amen, f ©dfjeffel auf ben SWorgen,
entroeber auf bie raulje gurdje gefäet unb eingeegget, ober mit bem Srümmer
uutergebrad&t. Die in neuefter 3eit oorlommenben SMißernten bei ben Äartoffetn
laffen e$ rätlirf) erfdjeinen, auf ben geringen, fanbigen ©obenarten ben Supinen*
bau au$$ubel)nen unb bagegen ben ftartoffetbau ju befdfjränfen. Dabei ift aber
erforberlidj, baß man bie SiuSfaat ber Supinen ju oerfdjtebenen 3eücn unt) fe^ft
nodj im Saufe be$ 3Konat$ 3uli oornimmt. 6* fofl bamit nidfjt gefagt fein,
ba§ biefe ftrudfjt nid&t ebenfo^wie anbere ^flanjen bem SKißraten ausgefegt ift.
3n ben troefenen Sauren 1857, 1858 unb 1859 fiftb emieine 3fo«faaten gänjlidfj
mißraten unb Ijaben mit ben ©dfjafen abgewetbet werben muffen- 3ebodj Ijaben
bie im 3uli, felbft im Sfaguft ber genannten Saljre bewtrften StuSfaaten nodj
fo günftige Ärauterträge ergeben, wie fie auf bem geringen ©oben oon feiner
anberen frrudfjt ju erwarten waren, fteimfäfjige ftörner finb in unferem Älima
freiließ bei einer fo fpäten 2lu$faat nidfjt ju erjtelen, moljt aber ein oortrefflidje*
©cfcaffutter.
Da« Steifen ber 8uptoen erfolgt ungleid), befonber* wenn fie auf ©oben
mit feljr wed&felnbem Untergrunb angebaut werben, meSljatb e$ nötig ift, bie
juerft gereiften abjumätjen, fobatb bie meiften ©dfjoten reif finb. ©artet man
ju lange mit bem ©eginn ber Srate, fo fpringen bie am ooflfommenften au«*
gebtlbeten ©djoten auf. Diefer (Sigenfdjaft wegen ift ol)nef)itt bie Srate ber
Supinen fdjmierig. g« fdfjeint mir baljer rätlid), bie abgemähte grudfjt im ab*
geweiften 3uf*a^e .in flehte ©ünbel ju bringen unb fie fo aufjufteüen, wie e$
bei bem ©udfjweijen ju gefdjefjen pflegt. SBenn man aufcerbem beim Stbfafjren
ber getrodtneten Sfrudjt biefelbe SJorfidfjt anwenbet, weldfje bie Ötfaaten oer*
langen, fo wirb wenigsten* ein großer Ausfall oermieben.
•
C. SlbjumSljenbe guttergewädjfe.
©ie finb feit nocJj nidjt langer 3^ in ben beutfdfjen SWerbau aufgenommen
worben. Srrüljer fulttoierte man fie gar nid&t, ober benufcte ju iljrem einbaue
befonbere ©raSgärten (SBöljrten, ©uljrten, #au«foppeln, ftämpe genannt). 3f)r
2fabau ift aber in meljrfadjer ^inftd^t oon ber größten 28idf)tigfeit.
376 Wabcm ber chgelnen grüßte.
grftüd) ift barauf ber felbftänbige betrieb beö «cferbaue* ofrte liefen
imb ©eiben begrünbet.
3raeitend wirb burdj bie Tjierljer gehörigen ^ßftanjen bem Steter ein Srtrag
abgewonnen, otjne äjn babei für Kömer tragenbe ©emäcftfe ju erfdjöpfeu. Die
Derfd&iebeue Statut ber Sutterpftaugen ift Urfadje, ba§ fte ber Hcferfeume ju
iljrem ©ebeiljen oorjug$meife fote^e Stoffe entnehmen, roetc^e bie Sereaßen Der*
möge iljrer Drganifatton fid^ nidjt anzueignen oermögen. Die Sutterpffonjen
Ijüitertaffeu aufcerbem in iljren marfigen SBurjetn unb burd) üjren JBtätterabfatt
fo Diele teidjt oermeStidfje leite, baß ber ©oben nadj iljnen, oljne neue Düngung,
jur #erDorbrmgung Don §>atmfrütyten fogar meljr ftraft bejifet, at$ nad> 8tb*
erntung be^enigen ©emädjfeä, mit meinem bie gutterpftanje auägefäet würbe.
Dritten« wirb burd) bie ftutterpffaugen für aUe fonbwirtfdjafttidjen 23ere
ein ebenfo naljrljafte* ate woljlfdjmecfenbe* Kraftfutter gewonnen, unb bamtt
teife auf- moljlfeife SBeife ein große« Quantum Don mertDoßen tierifdjen Grrjeug*
niffen erlangt, teil« ba* ©etreibeftrol) in fräftigen Dünger Derwanbeü.
Diefe ©ewäd&fe ftnb baljer für ben gangen SWerbau Don ber größten
SBidfjtigteit. 3l>r »erbauen ift aber abhängig Don ber «efdjaffenljeit be*
lobend unb Don feinem Kutturguftanbe, Stuf flauem, magerem, rofjem, er*
fdjöpftem unb bürrem ©oben gebeten gerabe biejentgen $ffongen nidfjt, metöje,
rote Kfee unb Sugerne, ate bie wicJjtigften gutterpflaugen anjufetjen finb.
Der rote Klee (Trifolium pratense).
Der rote Ktee ift oI)ne alten 3roeifel W* roidjtigfte ber in biefe Klaffe ge*
Ijörenben fangen, ©ein Anbau gemährt bem Sl<f erbau alte Vorteile, meiere
oorfteljenb im altgemeinen angegeben würben, wogegen ben übrigen gfutter*
pflanjen nur eingelne berfelben nachgerühmt werben Wimen.
3n bem 3eitraum, metöjer feit ber SBeröffentlidjung meiner @d(jrift:
„SReDijton ber Stöerbaufofteme" Dergangen ift, Ijabe idj meine Sfafidjten über
ben StUtban in mannen fünften Deränbert 3d> . Ijatte gu wenig ßrfaljrung
ba rüber, auf meldje ffietfe bie fortfäreitenbe Stcferfultur auf ben Kleebau ein«
wirft. SBetm idj jefet für ben Kleebau gewiff ermaßen eine (^renerflärung ab«
gebe, fo wirb man mir feinen Vorwurf barau* matten, baß tdj aufrichtig ein«
gefteije, burd> fortgefefcte ^Beobachtungen meine Kemttniffe Dermeljrt gu Ijaben.
3Kan Ijat gmei Strien Don Klee, gewöhnlichen unb fogenannten grünen.
Der (efetere tritt fpäter in ©tüte, bleibt mithin Kinger jnr ©rfinfütterong
brauchbar. . & lann atf o unter gewiffen SBerljältuiffen rtftttd) fein, beibe arten
angubauen.
Der rote Klee gebettet nur auf ben fe$* erften Jöobenftaffen unb mit
@tdjerf)eit aud) auf tiefen nur, wenn fie in tiefer, guter Kultur fidj befinben.
Der faferige, Ijumofe ©oben, weiter nad) feiner allgemeinen SrtragGfäljigfett
in bie V, Klaffe gehört, ift nid)t gum Kleebau geeignet
ttotflec 377
©ei redjt Ijoljer Kultur unb in einem fernsten Klima gelingt t« gwar, in
flewiffen Saljrgängen aud) auf bem jnr VII. Stoffe geljörenben ©oben eine leibliche
Kleeernte gu ergielen, f owie burd(j ftarfe Düngung aud) ©oben ber VHI. Klaffe
$xm Slnbau oon Klee befähigt wirb; bie* ftnb inbe$ nur ausnahmen, weld&e
obige Siegel ni$t umftoßen. 3>ebenfalte wirb auf biefen beiben ©obenarten
ein einträglicher Kleebau oljne befonberen Düngergufd&uß nicJjt befielen fitanen,
löie e$ auf ben fed)« erften ©obenllaffen ber galt ift
Da$ y&afytum be$ roten Kleeä, wie e* inu DurcJjf dfjnitt ber 3al)re auf
einem (State fidO gehaltet, ift ein fixerer äBaßftab für ben Kutturgrab be$
lederen. Sine ffodfje, mangelhafte Bearbeitung unb fpärlidfje Düngung mit
ftroljigem Sftifte ergeugt aucJj auf ben befferen ©obenarten nur fdjwadfje StUe*
ernten. Stnbem fid) biefe Mängel bei bem Slnbau eines ©oben*, melier in
bie Y. unb VI. Stoffe gehört, fo muß man auf SDiäljellee gang oergidjten. ffis
genügt audj nod) nidjt, baß man ben Scfer einige male tief umgebrochen unb
ein« ober gweimal tüchtig gebüngt tyat. Damit ift er bei magerem Untergrunb
für ben Klee immer nod) mdfjt ljinreid(jenb oorbereitet. 6rft nadj einer gwölf*
bis acJjtgeljniäljrigen guten ©e^anblung be$ früher mißfymbelten ©oben* tonn
man auf fixere alternden rennen.
Da id> früher nid&t glaubte, baß eine fo lange 3eit bagu gehöre, um bie
•Slcferfrume jum Kleebau oorgubereiten, oergweifelte id& faft bar an, im ober*
barnim'fdjen Kreife auf ©oben ber IV. unb V. Stoffe guten Klee gu erlangen
unb fd)ob bie ©djulb auf ben geringen 9?egenfaü. Stadjbem aber biefe ©oben*
arten längere 3eit Ijinburdfj tief geaefert unb regelmäßig aüe oier ober fünf
3af)re tüchtig gebüngt worben finb, ift ba* ©ebeüjen btf Klee* bort ebenfo
ftd&er wie anberäwo.
Die gleichmäßige ©ereidjerang ber SWerfrume burdj träfttgen SWift mu%
oorauSgeljen, beoor ein genügenber Kleeertrag gu erwarten ift. Unmittelbare
Düngung gu ber grudjt, mit welker man ben Kleefarnen auäfäet, nfi# wenig
ober nidfjtä, wenn bie Vertiefung ber Krume unb frühere Düngung feljlen.
<3inb aber biefe unerläßlichen ©ebingungen be* Kleebaues oorijanben, fo ift e£
nidfjt nachteilig, wenn audj ber Klee mit ber gweiten ober britten §rud)t nad)
ber Düngung bem ©oben anvertraut wirb, infofern nur redjt fräftig gebüngt
würbe. @o Ijabe idj g. ©. bei folgenben SJrudfjtfolgen:
1) 9tap$, ftarl gebünftt,
2) SBeigen,
3) ©erfte mit Klee,
ober
1) Kartoffeln, ftar! gebüngt,
2) Kartoffeln,
3) ©erfte mit Klee;
ober
378 Anbau bcr einjelnen grüßte.
4
•
1) ftartoffelu, gedüngt,
2) ©etfte,
3) {Roggen mit ftlee,
ben Ijerrtidjften ftlee gefeljen.
©ei fdjroädjerer Düngung unb auf einem weniger reidjen ©oben ift e£
, bagegen oorjugieljen, ben ftlee bem Dünger nätjer ju bringen nnb nnr jroei
grnten öorljer ju nehmen.
Sine feljr beliebte ftradfjtfolge ift bie:
1) ©efjadfrüdjte, rooju gebüngt roorben ift
2) ©erfte mit ftlee.
3fof allen ©obenarten, bie meljr öon 'Dürre ate Don pfiffe ju leiben
Ijaben, ift bei biefer ©efteßmtg«meife ber ftlee in feinem ©ebfitjen gejidjert, ba
ba« ju ©eljadfrfidjten gnt bearbeitete ßanb $ur frühen ©erftefaat bereit, unb
ber ftlee fai feinem erften änmnrje&i niemal« gefäljrbet ift hierauf fommt
auf einem «nefyr trodenen ate feuchten ©oben beim ftleebau alle« an. Sßenn
ber ftlee mit feinen Sßurjeln erft in bie !£iefe eingebrungen ift, fo fann er eine
feljr ungflnftige Sßitterung ertragen, oljne ju oertrodnen, wogegen in Sofaliiäten
ber ermähnten Slrt ber foät gefäete ftlee im 2ta«faatjaljre bei jeber an^altenben
Dürre im Suni unb 3uti leibet unb bamit ein ^atqrtanlaß jum STOifcraten be«
ftlee« gegeben ift.
Stuf einem ©oben, wetöjer feiner Sage unb ©eftanbteile wegen anljaltenbe
Dörre fdjon eljer erträgt, lann man ben ftlee mit bem beften örfolge nad) jroei
$afoifrüdjten anbauen, j. ©.:
1) ©radje, gebfingt,
2) ©eijen,
3) ©erfte ober #afer mit ftlee.
<S« ift beffer, ben ftlee mit Jpalmfrüdjten, at« mit ^ffonjen au« anberen
ftlaffen' jugleid) au«jufäen. ©ei jenen ift ein Srftiden be« jungen ftlee« oiet *
weniger ort« bei ben fxd^ auf bie ßrbe lagemben #ülfenfrü<f>ten ju beforgen;
audj Ijat mir gefdjienen, ate märe bie ©ermanbtfd&aft ber $ölfenfrß$te mit bem
ftlee bem ©ebenen be« leiteten nachteilig. 3dj Ijabe bei emjelnen SBerfudjen
beoba<f>tet, baf? ber gletdjjeitig mit Halmfrüchten au«gefäete ftlee beffer gewadjfen
• ift, ate ber mit ffirbfen unb SBBiden gefäete. Den ftlee mit Sein, ©udjweijen
unb ^Sommerrübfen au«jufäen, wirb im großen feiten rätfidj fein, unb auf allen
©obenarten, wo eine frülje Sfo«faat be« ftlee« für fein ©ebenen entfd>eibenb
ift, fommen biefe grüßte gar nidjt in ©etradjt
Huf gemiffen ©obenarten gefd&ieljt bie 3ta«faat be« ftlee« fixerer mit
ffiinter* al« mit ©ommerljalmfrüdjten. Sßo bie festeren ftd) gewöljnlid) lagern,
ober wo ber ©oben ipegen Überfluffe« an ljumofen ©eftanbteilen ju (ofe ifi,
ba ift bie 3fo«faat be« ftlee« auf bie Sßinterfaat ju empfehlen. 9Äan fäet ben
@amen im Srütiialjr cht«, fobalb ber ©oben abgetrodnet ift. Jpat ber Sroft
töotflee. 379
bte Oberflädje gelodert, fo genügt e$, nadf) ber ©aat ju waljen;.ber feine
©amen befommt baburdj tjinreidjenb ©erüljrung mit ber Qrrbe, unt anjuwurjefeu
Stuf ©oben, weldjer weniger oom fjrrofte jerfrümelt wirb, bagegen an ber
Oberflädje oon ber beim Auftauen oorfjanbenen kläffe eine Art ftrufte bilbet,
mu§ biefe mit fdjarfen eifernen (Sggen burtfjbrodjen werben, um bie $um An*-
wurjeln erforberfidje ftrutne ju gewinnen. Unterbliebe ba« Sggen, fo würbe
nur ber ©amen anwurjeln lönnen, welker in bte oorljanbenen Wiffe ber Ober*
flädje fällt, wenn nic^t utelletc^t ein tüchtiger *ßlafcregen ben ©amen einfdjlämmt.
©er ftlee üerfjält jiif> barin ben Srbfpn gleldj, ba§ er nidjt $u oft wieber*
feljren barf, wenn er geraten foü. 9tod) weniger atö fed)* Sauren barf er
audj bem fleeftüjigften ©oben nidfjt wieber anvertraut werben; längere 3wifdjen*
räume ftnb um fo nötiger, je weniger bie natürliche ©efdjaffenljeit be« ©oben«
biefer ^flanje jufagt.
•Der feine ©amen erträgt feine ftarle (Srbbebedung. SBenn er atfo mit
©ommerfrüdjten wie gewöljnlidj au«gefäet wirb, fo muf? ba« Sanb oor ber
2fa«faat be« ftlee« geebnet fein. Sin einfache* Überjteljen mit lehnten Sggen
ift ljtnreidjenb, vetn ben ©amen ju bebeden. Stuc^ ba« Übergießen be« mit
ftlee befamten ßanbe« mit ber ffialje ift bem gletdjmäjHgen auflaufen ber ©aat
feljr juträgtidj.
SBo ber ftlee gleidjfam wie.Unfraut im ©oben wudjert, ba empfiehlt
man, mit feiner 3tu«faat ju warten, bi« bte ©ommerfrudjt fingerlang, aurf)
eine ©panne ljod> geworfen ift, bamit er bte 8fmdjt ntdjt unterbrüde. 3dj ge*
ftelje, ba§ mir eine foteße ßofalitat nodj nidfjt oorgetommen ift unb ljalte na<$
meinen örfafjrungen biefe Slrt ber ftleefaat, bei weldjer man ben 3ufalt walten
läfjt, für ebenfo Wifcliclj, wie fte fein würbe, wenn man ben ©amen auf bie
raulje Surdje fäen unb i$n teilwetfe ju tief unterbringen wollte.
$)er in bie Sföinterung ober mit ber grüljgerfte gefäete ftlee entwidett fi<$
bei günftiger Witterung fdjon im Stefaatialjre mandfjmal fo, ba§ er in bem*
felben nodj einen ©Stritt giebt; ba« ift jumeilen in Ijieftger ©etgenb ber gfatt,
£)a«felbe Ijabe idfj' audfj in ©elgien beobachtet. Sfaf weniger retdjem ©oben
giebt er immer eine gute Sßeibe.
Obgleidfj triefe tüchtige ßanbwtrte ber Sfajtdjt ftnb, man tonne ben roten
ftlee, oljne feiner SMdjtigfeit ju fdfjaben, nadj bem abernten ber Überfrudjt mit
ben ©dfjafen beweiben, fo oermag idj iljnetf hierin uadj meinen ©rfaljrungen
bocij nidjt betjupflidfjten. <S« mag bie« auf bem graSwfidjftgen ©oben, wie er
am ftu§ ber (Sebtrge angetroffen wirb, mögfldfj fein; auf aßen ©obenarten
aber, in weldjen bie £rodenljeit üorfjerrfdfjt, muß man bte ftteefelber mit ben
©cfiafen oerfdfjonen. SBehn infolge ber ©outmer* unb #erbftbürre bie Ober*
fläche etwa« lofe geworben ift, fo wirb fte burdj ba« auftreiben ber ©djafe
nidjt feftgetreten, fonbem bie ftronen ber ftleepflanjen werben entblößt, unb
biefe ©jrifcmäuler beigen jte ab, fo bafc man im ftrüljjaljre ein bünne« ftlee*
380 Sfabau ber einzelnen grüßte.
felb fyrt. Dagegen lann man ben troefenen ©oben mit bem SRiuboielj beweiben,
.©tyne ben geringften 9iadjtet( für ben Sleenmdj* be* fotgenben Satyre* befürchten
ju muffen. S)a§ man gerbet oorjtdjttg oerfaljren mujj.unb ba« ftteefelb nic^t
betreiben (äffen barf, n>emt e« mit klaffe fiberfättigt ober bereit« fo abgefreffen
ift, ba§ ba« Söeibeoielj, um feinen junger ju ftiflen, gfeidtfam bie $f(an)en
<mi ber Srbe I)erau«beij$en um%, neunte id) ate fetbftoerftänbfid) an. dergleichen
■iÖHpräudje tommen nur ba oor, wo ber 3ufatt bie 8anbnnrtfd>aft regiert.
«Sei ber Äteefaat befolge man bie flieget, lieber breimal ju ftarf, ate ein*
mal ju fdjroadj ju fäen. Die jmedmäpige Didjtigfeft ber JWeepflanjen tyat freiließ
aud) tljre ®ren$en unb ein ju bid^t fte^enber Älee giebt nidjt fo oiet firtrag,
nue ein anberer, bei beffen 2lu«faat ba« redjte 2Bafc beobadjfet roorben ift;
aber in jroetfetyaften galten fteijt fxd^ ein Sanbtotrt beffer bei einem ju btdjten
otebei einem ju bünnen ftlee. SUHt adfjt $funb gefunben ©amen« !ann ber
UÄorgen oöttig bidE»t genug befäet werben; e« ift jebod) rätlidjer, 9 bi« 10
Ißfunb ju nehmen, roell für ben Sanbroirt triebt« Derbrie&lidjer ift, ate ju fdjioad)
fte^enbe Sutterpflanjen. £>ünn fteljenbe« ©etreibe fann burdj um fo oott*
fommneren ©amenanfafc eine Vergütung für ben fdjtoädjern Sinfd&nitt geben;
aber ein ju föroadj befäete« gutterfelb giebt nidjt allein einen geringen Srtrag,
fonbern e« bleiben audfj bie oerbeffemben ©irfungen für bie nadjfotgenbe ©aat
teiftoeife au«. ' *
3n Sänbern unb ©egenben, roo ber SWerbau weniger fabrifmäjHg at« bei
und betrieben wirb, roo bie ©fiter Kein unb ber $Snbe ju iljrem betriebe Diele
finb, ba ift e* fibfidj, ben Ä(ee auf mamtigfadje Seife ju ftberbüngeu. ÜÄan
bringt im $erbft unb ©iuter geroöljttlidpn SMeljbünger auf unb Ijarft bie
ftroljigen Äefte im 8?rfiI>Üng ©ieber ah*7 man oerroenbet ferner SRengebünger,
©tra&eu* unb gebertrieljmift, Sandte, SJfdje, lali^altige ober ausgelaugte, au$
Äafl jum Überftreuen. Die« finb alte* feljr gute #üf«mittel, um ben ftleebau
ju beförbern, unb wer fte jur Verfügung Ijat unb nicJjt auf fonfttge Seife
vorteilhaft Demenben fann, ber mag fie immerhin auf feine SHeef eiber bringen;
unertäfcftdj aber ift e« auf ben meiften ©obenarten, ben Ätee ju gtyfen. 3e
troefner ber ©oben an unb für ftdj unb \t unserer alfo ber Ätee ift, um fo
nrid&tiger wirb bie Stnroenbung be« ®tyfe«. Um mid& bejfigfidj ber Sforoenbung
biefe« nßfctid>en Überftreuung«mittel« nid^t ju roteber^olen, bitte i^ nad^juf^lagen,
loa« in bem abfe^nitt über ben ©fy* ate Düngungemittel gefagt morben ift*).
S)ie 2lfc^e, ber gebrannte Stall unb bie Sau^e finb mit großem Vorteil
i\xm Überbüngen be« fttee« an^umenben; bagegen bin i$ ber änfi^t, bag ba«
©ebenen be« Slee« me^r bur$ eine rei^e, glei^mö§tg' gebüngte $rume ge*
förbert mirb, at« burrfj eine Überbflngung mit gemö^nlit^em tierif^em 3Ktft.
SBo alfb lein Überfluß oon festerem ift, ba toirb man feine iCBirlfamteit für
*) ©ie^c @. 273 ff.
ttotflee. 381
ben gangen äderbau etilen, wenn man itjn nadj ber früher erteilten 2fa*
weifung mit ber Ärume oermifdjt, nidjt aber gur Überbüngung oerwenbet
&a mistige* ©eförbmmgämittet be$ Äfeewudfjfe« auf benienigen ©oben*
arten, benen e$ an einer tiefen, woljl burdjbüngten Ärume fel)lt, ift bie" Sfof*
bringung eine« paffenben Sßerget«. SRur tjterburd) !ann man auf magerem
©oben, wenn er wafferf>altenbe Äraft genug beftfct, bie oon früherer 3ett Ijer
fetjlenbe SuÜur erfefcen. Um Jebodj nid)t mlfcoerftanben gu werben, bemerfe
idfj ausbrüdlid), ba& eine ftarfe ÜWergetoug bte SWerfrume nur befähigt, bei
fonft guter Düngung unb Vorbereitung genügenbe ftleeernten gu ergeugen, bafc
aber nad) bem Sttergeln allein nodfj nidjt auf einen ftarfen Älcefc^nitt gu
rennen ift.
S$ ift femer gu erörtern, ob e$ oorteityafter ift, ben Äfee ein* ober gweU
Jährig gu benufeen. §ür beibe* fpredfjen je nad(j ben Umftänben gleidj oiet
®rünbe. ©ei Keiner äderftödje, bei feljr fjoljer Äuttur berfelben unb wenn
and) anbere* Duetten gur §erbeif Raffung be$ ©ieljfutterG oorljanben finb, wirb
man nidjt teilet ©eranfaffung l)aben, ben Äfee gwei Sa^re lang gu benufcen.
9Ktm wirb in biefen fjäflen bie Äteeftoppel einfäfjrig mit ©interung befteflen,
ober banad) #afer fäen, \t nadjbem bie ftrudjtfotge e$ erl)eifd)t.
©ei größerer 2WerfIädje unb bei feljtenben SBiefen unb SBeiben ift eine
gwefjäljrige ©enufcung be$ ftlee* öorgugiefjen. 9Wan fjat manchmal begweif dt,
ob ber ftlee im gweiten SftufcungSjaljre nod) einen genugenben ©djnitt geben
fömte. 3dj fetbft gehörte gu benen, wefd)e oon gwetyäljrigem Älee feljr geringe
(Erwartungen Regten, ©eitbem id) aber feit einer föeilje oon Sauren oon gwei*
jährigem filee einen redjt guten ©djnitt ermatten Ijabe, wie er auf gleichem
©oben eljemate oom einjährigen faum ergielt würbe, fann id) au« Srfa^runft
bie gweijäfprige ©enufcung bes Ä(ee$ empfehlen. Sine fdjonenbe ©eljanbfang
be« ftleeS, befonberS fparfame ©eweibung beSfelben mit ©tiefen ift atterbing*
©ebingung für biefe Slrt bet ©enufcung. Der Älee barf im erften Sftufeung«*
jaljr niemate oon ben ©djafen gang abgefreffen werben, wenn fein bidjter
©taub nidjt barunter leiben fott.
£>ie gweijäljrige ftfeeftoppet erlaubt bie jtc^erfte Vorbereitung ju aßen
©interfrüdjten, gu 9tap$, SRftbfen, ©eigen, Joggen unb ©erfte, weSfjalb fie in
nörblidjen ©egenben unb in großen SBirtft^aften, wel(^e ifyctn SBinterfrut^tbau
roenigftenS teitweife auf rehte ©rad^bearbeitung begrünben muffetv an paffenber
@teüe in ber ftrudjtfotge pc^ fe^r vorteilhaft erweift
SOBenn man ben Äfee im gweiten Sa^r afö SBeibe für ©d^afe "benagen
wiü, fo tljut man wo^l, zeigen Sleefamen, etwa gu ^ unter ben roten gu
mifdjen. Da« ranfenbe ©ewä^ö be« weißen SIee,ö" übergießt ben ©oben
wö^renb ber ©eweibung unb erljält i^n in ben erften SKonaten be«
©ommerö grün, xoa% ber rote ftlee nadj oft wieber^oltem fc^arfem äbbi§
nid)t oermag.
382 Sfafctra bcr cingclncn grüßte.
£)te Senkung be$ Ätee« ate gutter mu$ beginnen, beoor er gu alt unb
Ijart mirb. £a ©tünfutter ift er geeignet, wenn er fo lang ift, bafc if>n bie
©enfe orbentlid) faßt unb e$ fidj tofytt, äjn abgumäljen. 35em Sfafbläljen be$
SGie^eS burdfj folgen bfätterreidjen Slee fommt man baburd) gtmor, bat man
benfelben mit @trol) gu $ädfel fdjneibet unb i^n juerft nur als änmengfel oer*
roenbet. 3n bem Sßafce, ate er länger unb gartet roirb, nimmt man weniger
©trol), bi« man iljn gang unoermifcJjt vorlegen tann. 2luf biefe Sßeife erhält
man nidjjt nur frühes Orünfutter, fonbern man fiebert pdf} aud) ben gum graeiten
(Schnitt {jerangeroadjfenen 9tad*nmd)$, roetm ber erfte verfüttert ift
©erat ber Sfee jur Zubereitung abgemäht werben fott, muß man barauf
adjten, roetc^e £ölje er bis gu ber 3*ü erreicht Ijat, mo bie SBtütenfnoSpen gum
SJorfdjein fommen, 3^0* fi# ein f° üppiger SBudjS, baß ber ftlee im oöllig
auSgeroad(jfenen 3uftanbe eine Sänge tum 2 imb 3 guß erreidjen unb fid) nieber*
fegen mürbe, fo eile man mit bem Slbmäljen, unb groar um fo mefjr, merni man
Don großen gtädjen bie (Srnte gu £eu machen muß. SBäre man genötigt, un-
gültiger ©itterung wegen ba$ abmäßen gu oerfcJjieben, bis ber Älee in .bie
ooüe ©tüte eingetreten ift, fo mürbe man nur ein grobftengeligeä $eu ernten.
ÜDie größere Quantität be$ ftfeeljeue* entfdjäbigt ntdjt für feine geringere
Dualität Stuf geringem Stoben, mo ber Äfee niemals fo lang unb maftig
roäd&ft, fann man ef)er bie weitere SfaSbitbung ber fangen abwarten; e$ f trabet
bann wenig, wenn ber Slee beim anbauen bereite in ooßer 23Iüte fte^t. £)a*
gewonnene $eu bleibt in biefem gaüe bod) nod& fein unb naljrljaft genug, unb
ba ber groeite (Schnitt auf foldjem 23oben unjidjer ift, fo mürbe man ein gu ge»
ringet gutterquantum erlangen, wenn man ben erften fdjon gur 3e^ ber <m*
fangenben ©tüte ooroeljmen woüte.
2Ban troefnet ben Älee mit möglidfjfter ©Tönung feiner SSlätter, welche
bie naljrljafteften £etle finb, inbem man fl)n, fetbft bei ber ^etterften Witterung
nadj bem abmäßen gmet läge (ang rul)ig liegen Jäßt, bamit er gunädfjft oon
ber einen ©eite abtrodtne. (Sin ©etbroerben ber unten ttegenben £eile ift- bei
bem Älee nidfjt, wie bei bem SSMefengrafe, gu befürd&ten, weil burcJj ba8 ftärfere
©dftoinben ber Äleeftenget bie Suft immer aud) einigen 3utrüt gu ber unteren
Sage behält. SRadfj biefem oorläuftgen Sfötrodfnen ber einen Seite legt man ben
ftlee mit Ijölgernen ©abeln um, wenn er fo (ang ift, baß ftöj bieS oljne an*
menbung oon garten madfjen läßt. @o Jbleibt er wieber groei ober brei Sage
liegen. SRun wirb er foroeit abgeroetft fein, baß man Hjn in Keine Raufen fefeen
fann. 23on langem, ftarlem ftlee barf man biefe nic^t gu Kein ntadjen, weit
fte fonft nic£)t bie erforberlictje runbe, p^ramibaßfd^e Sorm ermatten mürben.
Sin lange« grobftengeßged ®ewä(^ö behält aber au^ metjr 3mifc^enräume, at«
furjer unb b(attrei$er Jtlee. 3n jebem gaüe muß man bafür forgen, baß bie
Raufen eine gorm ermatten, woburd) ba« Einbringen bed hegend mögti^ft Der*
^inbert wirb, unb baß fie jugteid) geftigfeit genug ^aben, um einem SBinbftoß
Hotttee. 383
Söiberftanb (etften ju Kimen. 3ft e* gelungen, biefen 9faforberungen ju genügen,
fo roirb ber ftfee nid&t leidet ber SBerberbni* unterliegen. ®ut gefegte Raufen
Ratten vielmehr einen mehrtägigen Stegen au«, oljne ööütg ju Derberben. 3n
fcem erften günfttgen Stogenbtid mujj bann aber nadjljer mit aller ftraft ba$
Umfefcen ber Raufen vorgenommen werben, roobei man fid) bemüht, ba* ftfeeljett
aufjulodern, bamit bie 8uft burdföieljen farau 3ft bie Sftäffe gar ju ftarf einge*
brungen, fo muß man ba« auflodern unb Umfefcen am f otgenben Jag roieberljolen.
©etbft bei Weiterer Sßitterung ift e* nötig, baß man red>t balb junt Um«
fefeeh ber juerft angefertigten Raufen fdjreitet. ©erat ber nur angeroelfte ftfee
in bie fogenatmten ©mbljaufen gebraut roorben tft, fo finft er roegen
feiner ©djroere bidjt jufammen unb ba« 9lu$trodnen ber unteren Sage rotrb ba*
burdj verfjinbert; audfj leiben bie unter ben Raufen beftablidjen Äfeepftonjen.
<Soüte man bie erften Raufen ju Kein angelegt fjaben, fo fann man bei beut
Umfefeen je jroei }u einem einzigen vereinigen. STOit bem ©nfaljren be$ Äfee*
fjeueä mv$ man warten, bis bie ©tengel fo trotten geworben finb, baß fie burdj*
brechen. SBeeift man ba$ ©nfaljrejt unb padt ba* Äleeljeu bidjt jufammen, be*
t)or es genügenb abgetrodnet tft, fo rotrb e* auf bem $euboben roieber no$
unb fcljimmelig.
£)aß man bie Äteeljaufen tu gerabe SReiljen fefeen mujj, um an iljnen Ijtn*
unter ju fahren, roenn auf geloben rofcrben fofl, unb baß man bei bem ffienben
be* Äfeeljeue* unb bem ©nfefcen beSfelben bie 9Rittag*I)it}e meibet, roeit f onft bie
SMötter abbredjen mürben, ift fo belatmt, baß idj taum für nötig eradjte, biefer
#33orfidjt ju ermahnen. $)a$ Dürremadjen be* im Sötffaatiatyr abgemähten
Ätee« madjt me^r ©djroiertgfeiten, leite ber vielen SBtätter toegen, teils roeit ju
ber £eit, roenn biefe Zubereitung ftattfinbet, bie £age turj unb bie SRäcJjte (ang
finb, fo baß ber Sau faum bis jur 9Rittag$jeit roieber abtrodnet. 3n oie(en
Sqljrgängen roirb man ba^er ba$ völlige 35örreroerben nic&t abroarten lönuen
unb in folgern gälte rate td>, baS Äleeljeu lagenroeife mit gefunbem, trodenem
©trol) einjubanfen. £)urd> ätaroenbung biefer SBorfid^t roirb man bem SBerberben
t>e$ gutter« vorbeugen.
Den Älee nadj ber ftlappmetyer'fdjen Sßetljobe in §>eu ju verroanbeln
ober baju ©erüfte gu verroenben, ^atte idj für ju weitläufig. ©oHte ein feljr
ungünftige« Älima eS rofinfd>en«roert machen, jtdj ber (enteren jum JErodnen
beS ÄleeS ju bebienen, fo madje ic^ auf bie von o. ©djroerj im 2. 3lbf Stritt
feiner Anleitung jum praftif^en 9(derbau @. 473 u. f. empfohlenen ®erüfte
auftnetffam; gang befonberS aber empfehle id) bie oom Dr. ©^ntalj gegebene
Sbtmeifung jum Xrodnen beS SIeeS auf ©eruften.
S)ie ©erohnnntg von gutem ©amenHee ift föroierig, roenn er fe^r üppig
roädtft unb fid^ (etd^t (agert. 3n folgern gaüe fann man nur ben jroeiten
SShtc^s ju biefem 3roede benu^en, unb felbft biefer fegt nidjt in jebem 3a^r
©amen an. Oft (agert ftd) ber Ätee aU$ beim jroeiten 293u$*, ober er blühet
384 Sfobcmber emgetnen grüßte.
taub, rote man ju fagen pflegt. Dagegen erjeugt ber meljr trodene 33obenr
ttrie oon aßen grüßten, fo audj oom Ätee in ben metftett Safjrgöngen guten
«Samen. Da matt auf foldjeut ©oben fc^pn ben erften ©djnitt jum ©amen
fteljen (äffen tont, fo ift aurfj ba« Simbblfiljen ttidjt ju befürchten, wenn matt
oon jebem ©djuitt einen Seit jur ©amengewhmung beuufct.
Der Statterwert be« ©trolje« ift nur gering, wetm man guten Ateefamett
ernten will. Sßan barf mit bem 3DWf)en triebt eljer beginnen, at« bi« einjeüte
ftöpfe bie ©anienljfilfen fallen ju (äffen anfangen. 9Kan mäljet ben Älee im
Xan ober Stegen unb bringt i&n einige Sage nadjljer fat Sinbfjanfen, beoor er
oon ber 3Rittag«ljifce bfirre geworben ift ®o bleibt er bis jum oSQigen 3tu«*
trodnen fteljen. (Erlauben e« bie anberen ©efdjäfte, f o brifdjt man bie ©amen*
fapfeln oon ben ASpfen auf untergelegten großen Xfldjern gteid) auf bem Selbe
ab. So ntc^t, fo wirb ber ©amenflee auf Sagen, bie man mit Supern be*
legt Ijat, eingefahren unb ju gelegener 3eit abgebrofdjen.
ÜRan tonn bie nadj bem abbrefdjen gewonnenen puffen jur Slu«faat oet>
wenben, wenn man Dörfer unterfudjt, wie triel reiner ©amen in einem beftimmten
®ewicfjte ber $filfen enthalten ift. (Eine fotöje Unterfudjung ift unerffißlWj,
wenn man fidjer geljen will; betm ba« SSerljältnl« ber reinen ftörner ju ben
#ülfen ift ein feljr wedjfelnbe«. Den jum Serlauf beftimmten ©amen muß
man jebenfaüe reinigen laffen, roa« nidjt' unbebeutenbe Arbeit oerurfadjt 3<$
(äffe ba« Stbbrefdjen ber $ütfen Dorn ©trolje unb ba« oöQige Peinigen be$
©amen* im SSerbittge oerridjten unb jaljle für jeben rein abgelieferten @djeffe(
ftteefamen 6 SWarf. Da mein ©oben feljr frautwßdjfig ift, fo ift bei mir, von .
ben ©amen ju reinigen, boppett fo Diel Arbeit erforbertidj, al« wemt ber ftlee
auf einem weniger reiben ©oben geerntet würbe.
3Ran beforgt ba« JReinbrefdjen entweber bei trodenem ffroftwetter ober bei
warmem ©otmenfdjein. 3m (enteren Safte farnt man biefe Arbeit nur in ben
Sommermonaten uornetjmen, unb läßt alfo bie abgezogenen $filfen bis baljin
liegen. 3n ben hülfen behält ber ©amen mehrere 3aljre Ijinburdj feine fteim*
fäljigfeit. ' 3Kan breitet in ber SRälje ber ©djeunentetmen , wo ba« Drefdjen
ftattfinben fofl, auf großen STfidjem bie $ülfen in bünnen ©djid)ten au«, öi«
jur 3TOittag«jeit finb fte fo weit getrodfnet, baß ba« Dreien beginnen tonn.
Die« wirb mit jeber Sage fo lange fortgefefet, bi« fidj ein großer Seit ber
hülfen in eine ftaubartige SDtoffe oerwanbeft Ijat. hierauf ftebt man ba« ®e*
brofd&ene ab unb bringt eine neue Sage jum , Drefdjen auf bie SEentte. Da««
jenige, wa« in ben ©ieben jurücfbleibt, wirb getrodnet, gebrofdjen, geftebt unb
ba« ganje SSerfaljren fo lange wieberljolt, al« nodj ©amen fidj oorfinbet. Da«
Peinigen be« ©amen« gefdjieljt mittelft be« ©iebe« bei fonftantem Suftguge
ober mit ben gewöhnlichen Sinbfegen. Steige finb ber 2Inftd)t, baß e« beffer
fei, bie festeren gleich naä) bem Drefdjen ber ^ülfen anjuwenben unb bie ©iebe
nur wenig ju gebrauten. Senn bei bem Dreijen ber äßaföine große SBorflc^t
«otHee. 385
angemenbet roirb, fo ift audj biefea SBerfafjren groedmäjHg. SBefatmt ift, bafc
man fid> jur (Entfernung ber Jpüifen Don ben Äörnera juroatlen ber ÜÄüljfen*
[lerne bebteut.
3um Xroc&ien ber #üifen bie Sacföfen ober gar bie 9Raljbarren ju be*
nufeen, ift teile ju weitläufig, teil* für bie fteimfraft be* @amen$ gefäljrttd).
Der ßrtrag an Äleefutter ift je natfj bem ©oben, feinem ftutturftanbe, nad)
bem ftßma unb ber SaljreSroÜterung nod> roedtfetober af* ber (Ertrag ber ÄBrner*
fruchte. 85$o ber ©oben fo gering ift, baf? man nur auf einen Äfeefdpritt
rennen lann, ba ift ber ftleeljeugeroinn taum auf 10 £tr. oom borgen ju Der*
attfdjlagen. 2Bo man aber auf einen @d)nttt im 8lu$faatial)r unb auf jroet gute
©djnitte im eigentlichen 9fotfcung$ialjr rennen fatm, ba toirb man pro äBorgen
einen (Srtrag oon 40 £tr. Äleeljeu annehmen tonnen.
Setfere« Quantum ift ber t)ö$fte @afc für bie I. unb IL ©obenflaffe;
32 3tr. für bie III; -28 3tr. für bie IV.; 20—24 3tr. für bie V. unb VI.
Ätaffe. £)iefe ©äfce ermäßigen ftd) für bie oier erften ©obehffaffen um | unb
für bie V, unb VI. um bie §äifte, wenn eine mangelhafte Äuttur ftattfinbet
ober roenn Sage unb fflima fe$r jur jErodenljeit hinneigen.
3ft e$ aber überhaupt rätfid), roten Älee auf folgern Soben anzubauen,
roo ber !Cur<^d)nittSertrag an Äleeljeu nid)t meljr als 10 3tr. oom SWorgen
beträgt? — 3d) beantworte biefe Frage mit 3a! unb bemerfe, baß bie ffieibe*
benufeung eine* folgen £lee$ nidjt Diel geringer att ber ©ett oon 10 3tr. £eu
fein toirb. £>a ber fttee auger ber Sfosfaat feine weiteren 33eftettung$toften oer*
urfadjt unb . oerbeffernb auf ben Stoben einwirft, fo roirb ber {Reinertrag ber mit
ftfee beftettten fftädje, felbft bei biefem geringen (Ertrage, in ben meiften Säuen
mit bem {Reinerträge ber beften ftöraerfrudjt, weldje man auf Stoben biefer Strt
anbaut, einen Sergleid) aushalten tonnen. SÄur ba roirb e$ anberä fein, wo
bie tierifdjen ßrjeugniffe faft ganj wertfo« ober SBiefen unb SBeiben in folgern
Überflut oor&anben finb, bafc jebe SBerantaffung jum fünftüdjen ftutterbau feljlt
. £afe ber Äfee bei bem #au«$a{teoiel) ' feidjt 3fafbtö$en bewirft, ift freiließ
eine fdjUmme ßigenfdjaft. ©aSfelbe erfolgt aber nad) äffen faftigen Futtermitteln,
mit SluSnaljme ber ©räfer. ©er abgemähte unb bem SBief) oorgelegte Ätee ift
in biefer £>infidjt titelt gefätyrlicty, roenn man bie nötige SSorfidjt anwenbet, iljn
nämtid) mit trodenem Futter .oermiföt unb in geringeren ©oben oerabreidjt.
Slber bei bem Stbweiben fd)fifct fetbft bie Angewöhnung be$ SBielje« nidjt immer
oor bem aufblähen, roeil bie Witterung manchmal wefentüdj mitwirft, baf? ber
®enufc beä btötterreidjen ÄleeS nachteilige folgen Ijeroorbrmgt. 3d} fyabe einigem
male erlebt, ba£ auf einem jfteejelbe baä 9Ste^ anfing aufoubtityen, nac^bem ed
brei bis oier ffioc^en lang ft^ barauf täglich, oljne eine ©pur beö Übete ju
jeigen, gefättigt ^atte. SBenn man ben roten filee me^r burc^ Seroeibung, atö
bur$ abmalen benufeen muf, t^ut.man roo^l/i^n jugleict) mit ©räfem ans*
jufäen. Sluf einer gemixten ®xa$- unb Äleeroetbe fommt ba£ aufblähen ^öc^ft
Stoppt. 11. Auflage. . 25
386 Änfcou ber erajdncn grüßte.
fetten oor. ©er Slee in SBerbüibung mit ©rflfern, am beften mit ftaty*, 5Eimotee*
ober ftnautgraä, anzubauen, tft überall ratfam, mo man ba$ Äteefelb jroei 3at>re
lang beraten nrilt. 3Wan fäet bann auf ben borgen 8 <ßfunb Sfee unb 10
$funb ©raSfatneju 3m erften SRufcung$iatjr mtrb bermod) ber Ätee oorljerrfdjen.
!£)ie ®räfer werben aber im ©pätfommer unb £erbft nad) bem ©djneiben be*
fttee* unb toetm ba« Sanb ber SSemeibung überlaffen mtrb, ben Sßufcen biefer
Sftengefaat betätigen, nod) mel)r aber »erat ber rote fltee im jmeiten Sßinter
ausfriert, roa$ gar nidjjt fetten gefdpefyt. ÄBetdje ®ra$art man babei )u mähten
tjabe, täfet fu$ ni$t immer leicht beftimmen. 3m «Sinter 1840/41 ift ba«
9tat)gra$ in Ijiefiger ®egenb faft meljr als 4er fttee erfroren, wogegen ba*
SSmoteegraS biefen beifpietto« oertjeerenben ©inter gut überftanben Ijat 3ene*
Ijat aber als Sßeibepflanje fo große SBorjüge, b<# i(^ biefe* Unfälle* uneradjtet
feinen Stnbau nicJjt aufgeben roerbe.
Die SRäljrlraft bed grünen unb getrorfnetett fttee* für bie $au£tiere mtrb
oon alten erfahrenen Sanbtotrten anerlannt. SRur fetten ift ba* ffitefenljeu fo
naljrtjaft nrie baS ftteetjeu. SBenn man SBielj auf guter Stafenroeibe ernährt, fo
brängt e$ bodf) oon biefer roeg, um auf bie ftteeroeibe. ju fommen.
35 er roeifce fttee (Trifolium repens).
SRan baut biefen geroöljnlidfj meljr jur ffieibe ate jum abmäßen an. Slber
t>ermifd)t mit rotem fttee ober ©räfern, oft audj atiein, gtebt er jum Äbmäfan
einen guten ©djnitt, roeldjer roeit bebeutenber ift, als ber Unerfahrene glaubt,
weit biefe ftteeart jroar nid&t Ijod) roädjft, aber in ber $td)tigfeit beS ©taube*
alle anberen guttergeroadtfe übertrifft.
SBenn bie V. SSobenftaffe erft bei redjt guter unb tiefer ftultur für ben
roten fttee fic^ eignet, fo ift bagegen in biefer $infid(>t meniger erforbertidj, um
ben weisen Ätee in feiner ganjen 33otßomment)eit ju erjeugen. £)iefe* auf ber
Oberfläche fortfriedjenbe ©eroädj* oertangt feine befonber* tiefe ädferfrume, eben*
foroenig einen großen £(jongeljatt be* Stoben*. <8r gebeutet auf bem ju ber
erahnten unb jur VII. fttaffe geljörenben lehmigen ©anbboben am beften, toetm
er nur überhaupt Sraft barin oorfinbet. aber biefe oertangt er ebenfo, rote ber
rote fttee. 3ft atte ftraft im ©oben oorfymben, fo überjietjt er »flljrenb ber
ganjen 3eit, in roetd&er baS gelb jur Sßeibe liegt, ba*fetbe in iebem Srü^ling
mit einer bieten $>edfe, obglettf) e* oft im ©pätfommer ben. Sfafdjein l>at, als
märe er ganj oerfd&rounben. Stuf einem mageren SBoben bagegen fieljt man üjn
jtoar im erften Satyr nad) ber 3tu*faat nod^ erträglich road^fen. (Sr oerfd^roinbet
aber auf bem jur SBeibe tiegenben Selbe oon 3a^r ju 3a^r immer nte^r, fo
baß er nac^ brei« ober merjäljrigem SBeibeliegen nur noct) in etnjelnen ^flanjen
angetroffen rotrb. 3Bo roäre aüc^ ein Oeroäd^S, oon ber $anb beS SRenfd^en
angebaut, roeldjeS nid^t ben großen SSert beS Düngers betätigte?
SB&eißcr Älce. 38t
3)ie 8tafbrtngung eine« paffenben 5EIjon* unb Sefynmergeft wirft auf biefen
5teer rate auf* ben roten, feljr roppfjätig uttb befähigt fetbft einen armen avß*
gefogenen ©oben, benfelben jiemttc^ üppig ju erzeugen.
Sänge 3eit tjtnburd) mar ber neige Älee bie etnjige $flange, roelc^e man
fienufete, um ba* gur ©eibe beftimmte Sfäerfanb ju befamen. 3n neuerer £eit
tjat man angefangen, bajn audj oerfdjiebene ©röfer ju oerroenben, aber bte$
^efc^ie^t bodj nur au$naljm$roeife. 3n ben meiften ftflüen ift e« nod) immer
allein ber roeige ftfee, mit roeldjem man ba$ 8<f ertaub * gur SBeibe nteberfegt.
<£r roirb nadj ben ©aatjaljren, beren man 2, 3, Ijödjften« 4 ehtljätt, mit
1>er legten gurc^e auägeföet; man bringt iljn alfo feljr feiten in bie groeite, ge*
ir>5t)nßd) in bie britte, guroetten erft in bie werte Xradjt nadj ber Düngung.
T)a er, rote bereite erroöljnt rourbe, im träftig gebüngten Sgnbe befonberä üppig
roädjft, fo folgt Don fetöft, bag er nad) öier ©aaten einen geringeren (Srtrag
fleben roirb, ate näd) groeien. (5$ fommt aber freiließ fetjr auf ben 33oben unb
feinen früheren £)üngung$guftanb, foroie auf bie Quantität be$ Dünger* an, roetdje
tu einem Umlaufe gegeben roirb. ©erat g. 33. 10 JJuber auf ben ÜRorgen
fommen unb e$ finbet folgenbe Sntdjtfolge ftatt:
1) £)reefd)brad}e, gebfingt,
2) 9top$,
3)' ©eigen,
4) Oerfte unb grbfen,
5) #afer mit weigern fitee,
f o roirb bie &rume nod) retdj genug fein, um ben ©eigen Stet ate üppige SBetbe*
pflange gu ergeugen. .
8fof SBoben, roeldjer feinen SBeftanbteilen nad) gur V. SWerflaffe gehört,
über roegen fehlerhafter ffiirtfäafttrinridjtung in ber £)üngfraft jurücfgelommen
ift, foroie auf SSoben ber VIL Äfoffe beobachtet man am groetfmägigften folgenbe
grudjtf olge :
1) Kartoffeln, gebüngt,
' 2) »iergeißge ®erfte,
3) (Srbfen unb §afer mit roeigem Ätee,
4) SKälje* unb ©amenttee,
5 unb 6) ffietbe,
7) ©reefdjbradje,
8) ffiinterroggen,
9) §afer unb 33udjroeigen.
(Srfaubt e$ ber Qüngeroorrat, fo roirb bie ©reefdjbradje fdjroädj überbüngt
Dber mit ben ©djafljorben belegt*).
*) Wl. tferßl @. 190 u. ff.
25'
388 Sfabou ber emgelnen grüßte.
35er roeiße ftlee roirb mh Sßuiter* unb ©ommerljatmfrüdjten, qu$ mit
(Srbfen }ugleidj auägefäet. auf ben fanbigen 33obenarten, meiere • für iljft paffen»
ift eine frülje äusfaat nid)t genug ju empfehlen. 3tf ^be ifjn oormat* attdj»
mit ber fpäten ®erfte unb mit SBudjmeijett auägefäet, wegen mißlungener (Erfolge-
bie* ober roieber aufgegeben urib Ufa in ben legten Sauren ftet$ mit ©ommer*
roggen unb $>afer fo frülj wie inögfid} in bie (Erbe gebraut. ©eitbem ift e£
mir gelungen, einen bieten ©tanb ju erregen.
. 3Kandje fäen ben meinen Stee auf bie mit Sinterroggen beftellten Selber
unb' glauben fein SlntDut^efa baburd^ ju fidjera, baß fie. bie SluSfaat bei ebener
©berflädje be« gelbe* auf ben ©djnee ober bodj batb nad) bem ©djmeljen be$*
felben oorneljmen. (Es gelingt audj bisweilen, bei biefer 3trt ber Sfasfaat einen biestert
Äfee ju erhalten, aber nodj öfter finbet man, baß er feljr ungleichmäßig aufläuft
3dj bin batyer nidjt bafür, allein ben 3ufall malten- ju laffen. SSM man ben
fttee in ©interroggen fäen, fo muß man burdj 3fof eggen ber Oberfläche Ijin^
reid)enb Ärume f Raffen unb ben auägefäeten ©amen burdj Sßatjen an biefelbe
anbrfitfen. Sföan <rfpart aber biefe arbeit, metm bie Äleefaat bei bem Jtnbau.
öon ©ommerfrüdjten erfolgt. 8üf SBoben ber VII. Älaffe öerfäfct man folgenber*
maßen: Die Stoppel wirb im $erbfte jur üotfen SEiefe in Jamalen $urdjen"
jur @aat gepflügt unb bleibt fo ben ©inter Ijinburd) liegen. 9tadj bem 31 b*
trodnen be$ 8anbe$ im grüljialjr wirb baSfelbe mit jwei 3üg«t eben geegget, ber
©etreibefamen auägefäet, mit bem Gqfttrpator untergebracht, mit einem 3ß%t
geegget, nun filee gefäet, nodj einmal geegget unb julefct geroaljt.
Da ber ©amen be$ weißen Älee* nodj feiner als ber be$ roten ift, fo
bebarf e$ town ber ©emerfang, baß jener nodj weniger eine ftarfe (Erbbebettan j
erträgt. S3ei jiemlidj tljoniger Sefdjaffenljeit be$ 83oben& fann ba* (Eineggen
be$ Äteefamen* ga»3 unterbleiben, unb e$ genügt atsbann, ben ©amen bto&
änjuroaljen.
©emt man ben weißen fflet mafjen miü, fei e$, um tljn ju $eu ju machen
ober nm ©amen ju gewinnen, fo mirb man moljt tljun, iljn im grfitjting mit
©ips ju beftreuen. Sei bem allein jur SBeroeibung befthnmten ftlee fann ba&
©tpfen unterbleiben. •
Diefe ftteeart mädjft in ben erften ©ommermonaten, im SBfcai unb Sunt,
am raf tieften. " SDtan fann fie Jebodj, felbft auf bem beften Stoben, nur einmal
fdjneiben; fte giebt aber juweilen bei günftiger Witterung and) auf geringerem
Stoben einen jufriebenftellenben Jpeuertrag. #äufig fäet man jur #älfte roten
unb jur $älfte weißen ftlee. 3um ©amengeroirm ift & errofinfdjt, baß ber
meiße Sttee Ijodj genug mäc^ft, bamit i^n bie ©äife faffen fann. SRan erntet
bann (eidjt böß Dreifache an Samen, 'at£ man oom roten Stee geroöljnlid) er-
hält. Da« «bbrefdjen unb {Reinigen be« meißen ftlee'« ift beÄ^alb, roeit m. einer
gleiten ÜRenge ©amenpifen ba* DreU unb SSierfad^e an ©amen enthalten ift, .
meit roeniger umftänblic^ unb foftfpielig. Da« ©erfahren ift ganj fo, roie bei
®e$er Äfft. 389
Oerofaurong be$ roten jtteefamen*, nur* baß man feinere ©tebe anroenben muß.
«3d> Ijabe fd)on* größere (Entnahmen oon nettem flfeefamen gehabt, att ber ©ert
%e* Sanbe« betrug, auf roeldjem er geerntet motten war.
{Bei ungfinftfger, f alter unb trodener SBittenmg .im April unb 3Rai fommt
«« aber m^t fetten oor, baß ber roeiße Jttee auf großen fjlädjen nirgend bie
£öf)e errettet, um gemfiljet werben gu tihmen. SBifl man bann ben Samen*
iebarf Dom eigenen Qfelbe erlangen, fo muß man bie reifen ©amenföpfe burdj
JHnber fammeln laffen. 3d) bin einigemal in biefem gfatt geroefen unb tytit
•<md> oerfud|t, auf trgenb eine ffieife einen Äfforb guftanbe 31t bringen, nad>
loeldjem bie eingefammelten ©amenföpfe gu bejahen mären. <£* ift mir aber
nidjt gelungen, roett gu ber betreffenben £eit ber änbrang mistiger @rntegefd)äfte
.gu groß mar, att baß id) bem ©egenftanbe bie nötige Slufmerffamfeit tyätte
roibmen formen, gfür foldje ftätte rate idj, oon einem reiben Äleefamenjaljre
Vorräte jurücf gu begatten, loa« mit einiger Sorftc^t bei ber Aufbewahrung re^t
-gut gefdpfpn tarn.
3dj empfehle, bei ber SluSfaat biefelbe SRegel gu befolgen, roetdje id) bei
"bem roten JHee angegeben tyabe, uämtid) lieber gu bic^t al« gu bßnn gu fäen.
HWan rechne baljer nidjt roeniger ate 4 bte 5 $funb SluSfaat auf ben borgen,
um einen bieten ©taub be$ Älee* gu erreichen. ®r beftaubet fid) fretßd^ feljr
ftarf; aber bie gumetten empfohlene $ä(fte biefer Samenquantität ift nic$t au**
retdjenb, unb e$ ift ebenfo nachteilig," eine fdpoadj befäete SBeibe, al« ein bfimt
JbeftanbeneS gutterfelb gu Ijaben.
S3ei ber SBeroeibung be« weißen Ätee$ im Sfodfaatialjr bebarf <e« weniger
iBorfldft, als bei ber be* roten. 5Da Jene* Oemädj« uadj allen Stiftungen
j$roeige ausfdjidft, wenn e« Äraft genug im Soben oorpnbet, fo ift e$ faft im*
tjerroüftlidj. ©et bidjtem ©tanbe unb bei irgenb feudjter SBtttermtg lann man
biefen Älee im §«*fte mit ben ©djafen .bemeiben, oljne bem ©udjfe beäfelben
für bie $olge ©djaben gugufügen. 3fi .aber bie* ftrume be« gur VII. unb
IX. ftfaffe geljörenben 83oben$ infolge anljattenber ©ürre feljr tofe unb ber ftfee
weniger bidjt, fo gelje man im SluSfaatialjr fdjonenb mit bem flteefelbe um unb
(äffe bie ®d>afe nidjt täglich barauf. fOlan mirb burdj biefe ©djonung einen
flleidjmäßigen @tanb ber fangen auf ber gangen fjläc^e beförbem. S)a«felbe
gilt bei ber SBenufeung be* jlleefelbe* im grü^fing. * Sffienn man leitete* fc^on
bemeiben läßt, fobalb ber @^nee gefömolgen ift, fo ^at man weniger 9tufeen,
<ite wenn man bamit märtet, bie ber Slee fid) gehörig ausgebreitet unb bie
Oberflädje bebedt ffat Ttan oergeffe iebod) nic^t, baß iä) hierbei biejenigen
IBobenarten im ©inne ^abe, roo faft nur meißer Ätee roäc^ft. SBenn man i^n
auf reifem S9oben gur ffieibe anfäet, fo bebarf er freifld) nidjt einer folgen
•©djonung.
ÜJian^e fäen au$ weisen $(ee mit folgen Halmfrüchten au«, nadj melden
im funftigen Sa^r ©ommerfrüdjte folgen foöen, bloß um eine beffere SSBeibe in
390 Stabcm ber cuigcfacn grüßte.
ber Stoppet ju Robert. £tofj man auf reifem SSobesi bie jur reinen 93radj*
bearbeitung beftimmten Gnmbftüde auf fote^e SBetfe befame, ift feljr jn empfeijteu
2lber au$ jur (Srjeugung einer reiferen ©toppetroeibe ift oft ber mci§e &ee*
fatnen, roemt man iljn felbft gewinnt, nidjt ju teuer. Sßenn iebo$ ber 3entner
90 3Ä. foftet, fo mürbe man fdjroertid) feine 9ted)nung babei finben, für atyU
roöd&entlid&e Skmtyung 3 3R. 33efamung$foften aufouroenben.
£)ie ©efaljr be* SlufMffljen* ber SCiere bei ber S3eweibung be* üppig fteljen*
# ben meinen ßteeS ift jroar geringer al* beim roten ; aber jumeilen nrtrb bunfr
benfelben ba« SfofblaTjen ber Ämber unb «Schafe ebenfalls bewirft unb e* ift
baljer bie nötige SSorftdjjt audj ^ter ntdjjt auger a$t ju (äffen.
SBom 3lnbau ber ©reifer auf bem ädertanbe.
@o roenig Serroanbtfdjjaft bie Gräfer mit ben Äleearten in botaniföer
$inft$t Ijaben, fo Diel SSerantaffung I)at ber Sanbroirt, fidfj iljrer ju erinnern,
roenn oon bem meinen Älee ate einer ©eibepflanje bie Siebe ift. 3d> Ijabe in
meiner ©djrift „föeoifion ber Sltferbaufofteme, Seite 149" au$ Unbefamttfd&aft
mit ben SSorttflen be« GraSbaueS biefe Angelegenheit auf eine Söeife erro&tjnt,
n>eld>e idj je^t bereue. 2)a einige beutfdje Sanbroirte, meiere mit bem Anbau,
ber Gräfer auf bem Slcferlanbe SBerfudjje angeftetlt Ratten, biefen Anbau nrieberunt
aufgaben, fo glaubte i<$, bafc unfer Altana bem Gra$umd)fe nidjjt fo juträglid>
fei, roie es in Großbritannien ber galt ift. 3$ Ijabe mid& geirrt; für ffieibe*
roirtfd&aften l)at ba* Äuäföen geroiffer ©rfifer geroifj audj bei und eine grofif
23ebeutung.
SDie Äleearten liefern aUerbing* tan grünen, abgemähten B^ftanbe oB
SÖßeibepflanjen unb als $eu unferen roid>ttgften §auMieren eine ebenfo nityrenbe
wie rooljlfdjmedenbe Stoljrung. Aber wir muffen audj bebenfen, baß ber Genufc
be« grünen ftleeS, befonber* bei ber Abroeibung, burd) aufblähen mmdjeni
ffiieberfäuer ben Xob bringt. Außer biefer ÄranRjett, bei roeldjer Urfadje vixä>
Sßirtang in unmittelbarer SSerbinbung flehen, oeranlaßt bie üppige Äteenafpung,
auf retten Adferroeiben bei ben Schafen nodj manche anbere ftranfljeiten, meiere
nid^t gerabe unmittelbare ftolge be« ftleegenuffe* ftnb, aber bodjj meniger Ijäufig,
oorfommen, wenn bie SCiere auf dfafenroeiben leben, atö roenn fie bie ftleefelber
feiten oerlaffen. Da&in redjne i<$ namentlich ben S3lutfdjjlag ober, roie e$ tat
ber ©djfiferfpradje Reifet, bie ©eudfje. 33efannt ift and), baß in gemiffen Saljr*
gangen bie Sämmer auf einer Sßeibe oon meinem Ätee in bie S9Xeic^fuc^t Der*
fallen, in bereu Gefolge gabenroürmer in ben Sungen fi$ jeigen, mogegen anbere
Sämmerljeerben, melt^e auf SRafenroeiben gehalten werben, gefunb bleiben.
3(^ will bamit nidjt gefagt ^aben, baß bie oben erwähnten Sämmerfranf^
Reiten allein oon ' bem Genug be« weiften Äfee« ^errü^ren (id^ ^alte bie« noe^
!eine«iDeg« für üöüig au«gema^t); aber bie betreffenbe Sleeroeibe ift, in biefer
^infid^t roenigften* oerbäd^tig, unb bie« im herein mit anberen SBa^me^mungen
©rafer auf «derlanb. 391
fpric^t fürcbk 3uträglidjteit ber ®ra«nal)rung für ©$afe ttnb anbete 5£iere.
Sföemal* ift rnfar ber Sau oorgetommen, bafj ein übermäßiger ©ettng be« Orafe«
SCiere gelobtet l)ätte, unb e« ift betamtt, baß bei naffer SBitterratg ein bitter
{Rufen al« 3ufIud>t*ort für bie ©d)af(>eerben bient, tabem man atebamt bie an*
gefäeten Äleefelber uieiben mu§.
Die« finb wichtige gingerjeige, meiere ber Sanbroirt bei ber 33efamung
tfitifttidjer SBeiben roofyt beachten um%. aber man fyat nod> roeitere (Srf aljmngen,
bie gu (fünften ber mit ®räfern befamten Slcferroeiben fpredjen. Die weiften
Oräfer geben triebt nur früher gutter atö ber roeiße ftlee, fonbern fie galten aud)
länger im 93oben <m&, ©erat eine jmffenbe 8lu*n)al)t getroffen ttmrbe. ©er
®runb, n>e«ljalb ber ®ra«bau nidjt föon fdjneßere gortfdjritte gemalt Ijat, ift
teil« in ber früheren Äoftfpieligteit be« ©ra«famen«, teil« in ber mangelnben
fienntni« feiner ©orteile gn fudjen. Sefet giebt e« nur uodj wenige (Segenben,
roo man jur SBefamung be« SWerlanbe« nidjt eine SJKföung Don ©reifem mit
ben Äleearten anroenbet
Da« englifdje 9tat)gra«(Lolium perenne) ift für 33oben ber IV., V.
unb VL Klaffe fefjr gut geeignet, tarnt aber nodj auf ben jur VII. unb VIII.
Älaffe gehörigen gefäet werben unb wirb aud) (jier feinen gtoed ate Jßeibepflnnge
erfüllen. Über ba« SlKengenöerljältni« im ©amen oon Älee unb ©räfern Ijabe
i<$ midj föon . früher au«gefprodjen, unb roetm man finbet, bafc id) jeftt eine
ftärtere Stofaat al« in ben erften Sudgaben biefer ©djrtft empfehle, fo mag
man barau« erfeljen, bafj tyierju fortgefefete 33eobad)tungen mid} oeranlajlt Ijaben.
93ei reinem änbau, um ©amen ju gemimten, rate id), 12 bi« 16 $funb
auf ben äÄorgen jn fäen. Durdj ba« ©amentragen leiben einige ^flanjen unb
fterben ab. Sei ber ßrote be« ©amen« fällt aber immer fo öiel au«, bag ba«
®ra«tan}> im folgenben griHjling feine ooüe Didjtigtett roieber erlangt. -
2ßan benrirft Sie ®ra«befamung auf äljnlidje SBetfe bei ber SBefteüung be«
Selbe« mit ©ommerfrüdjten, rote bei bem ftleeb'au angegeben rourbe; nur Der*
tragen bie ©räfer eine ftarfe (Srbbebedung nod) weniger als ber roeiße ftlcc.
Sßenn man bie (Eggen babei amoenben miß, fo muß e« beljutfam gefielen; in
ber Sieget genügt ba« Sinroatgen.
3m Saljr 1826 ftanb roegen unerhörter Dürre unb $ifee mein au«gefäeter
Älee ftetleniDctfe ju fdjroad), al« bie ©erfte abgeerntet rourbe. 3dj lieg be«{)alb
biefe ©teilen im Sluguft mit SRa^gra« bef treuen, o^ne irgenb etroa« für bie
Unterbringung be* ©amen« jn t^un. 3m Srü^r grünte bie ©aat unb gab
eine oortrefflidje SÖßeibe.
Dag man bei ber gemixten öefamung mit Äfee unb ®ra$ jebe« für )i§
fäen muBf oerfte^t \\d) oon fetbft. Der leiste @ra«famen tarnt triebt mit bem
feinfömigen Kleefarnen jugleidj au«gefäet roerben.
Da« befte 93erl)ä(tni«, in meinem roter unb weißer Klee mit ©räfern au«^
jufäen ift, oermag ic^ nic^t für alle gälte anjugeben. 6« liegt cmd) in ber
392 Xnfau her einzelnen grüßte.
SRatur ber ©adje, bafc foldje« burd) bie oerfdjiebene S3ef c^aff enljett abe$ 33oben$,
' foroie burdj ben 3^^ b« ffietbe, ob fie mel>r für ©c^afe ober für Stoiber be*
ftimmt ift, ftdj abänbem mu§.
Äußer bem dfatygraft mtrb auf trodenem §ol)eboben nodj bad Änäulgra«,
Dactylis glomerata, unb auf 33oben ber VII. Stoffe bie roeidje SCreSpe,
Bromus mollis, auSgefäet, um SBeibelanb Ijerjuftetteu. Huf fernsten ®runb*
(tücfen mit 'Ijumofem SSoben, meldte eine ben natürlichen Riefen ffljnfidje Sage
|abenA fäet man mit bem beften (Erfolge gute SBtefengräfer, roie SBiefenfud>3*
fdjroanj, Alopecums pratensis, SBiefenfc^minget, Festuca elatior, %\*
moteegraS, Phleum pratense, u. a. m. im ©einenge mit einanber au$.
gür urbar gemalte* ©iefenfanb, menn e« eine torfige 93efd}affenfjeb fjat,
empfehle idj ba$ #oniggra$, Holcus lanatus, unb für gonj geringe* ©anbtanb
@djaff$mmget, Festuca ovina.
Die Sujerne (Medicago sativa.)
Diefe* für fübßc^ere Sänber fo unoergleidjlidje guttergetofld)* Ijat aud) für
ben größten £eil ber beutfdjen Sanbroirte einen tyoljen Sßert, obgleich für ben
SWerbau im gangen eine geringere ©ebeutung, als ber rote unb felbft ber toetfc
Älee. Die beiben festeren fangen greifen mittelbar unb unmittelbar in ba£
©anje be$ 8l<f erbaue« ein; fie bereiten ben ©oben für Äörnerfrfidjte oor unb
bereitem iljn, liefern aber ebenfo roie bie Sujerne ein fcäftige* gfutter unb tragen
bamit jur JBerbefferung unb Sermetyrung be$ Düngers bei. Die föeearten unb,
mie id) litnjufefcen faim, aatS) bie ©reifer, bringen ben geringeren, foroie ben er*
fdjöpften ©oben, triemt fie abgemeibet werben, allmäljlidj auf eine Ijöljere ©tufe
ber (SrtragSfäljigfeit. Die Sujerne bagegen verlangt burc^aud einen f$on oer*
tieften amb bereicherten ©oben. Slber auger biefer ©efdjaffenljeit, roeldje burd)
feine frühere ftuftur bebingt ift, muß ber §um &t}ernebau taugüdje ©oben no$
folgenbe ©genfdjaften flaben:
a) bie SWerfrume muß i&ren Seftanbteilen nadj ber I., IL, III., IV. ober
V. 8töerffaffe angehören;
b) ber Untergrunb muß auf' eine liefe oon 30 bis 36 3ott entroeber
ber SWerfrume gleich ober ein mergeliger Xf)on ober 8e!)m fein;
c) ba$ Scferftücf felbft muß eine fonnige, freie Sage mit genügenb ftarfer
Äbbadjung l)aben, fo baß fidj niemals ©affer auf ilpn. anfammelt;
d) ebenfo roentg barf ba$ ju Sujeme beftimmte Sanb an ftauenber SRäffe
«
leiben. SBetm bie SBurjeln auf SBaffer lommen, fo fttrbt bie $ffonje
aömäljlidj ab.
Sann man bem Sujernebau fein ©runbftüdt roibmen, roeldjeS biefen 8n*
forberungen entforidjt, fo oerroenbe man barauf nidjt oergebenS 3e^ unb Soften,
fonbem fixere ftdj ben gutterbebarf auf eine anbere Sßeife.
Sujentc. 393
33eüor man.jur Sfolage eine« &tjernefelbe* freitet, forge man für thtt
Dottfommeue Steinigung, Verengerung unb Vertiefung ber Stdferfrume. 3ft
. man irgenb jroeifefljaft, ob aßen 8btforberungen Sterin genügt fei, f o baue man
jmei Saljre hinter emanber ®el)a<ffrüdjte attf bem jur fiujemefaat beftimmten
tiefer an unb geige babei niijt mit bem Dünger, 3d> glaube nidjt, baß man
Sterin ju Diel tlptn fann. 8ud(> ba$ Äafotpffögen, wie e$ früher angegeben
ift, foüte ber JBefteQung be$ betreffenben Uelbe^ mit ©eljadtfrüdjten immer
norau$gel)en. .
Den Sujernefamen felbft fSet man auf biefelbe ffieife tote ben Äfee aus
unb nimmt 12 bis 14 $funb auf ben borgen. Site Übetfrudjt ro&fjft man
©erfte gum {Reifroerben ober ein ©einenge oon $afer unb $fi(fenfrüdjteu,
roeWjeS man in ber Säf&tt mäljet unb oerfüttert. 9Kan märtet mit ber 3to$*
faat bi$ ßhtbe April ober Sfofang Wien, bamit bie jungen Sujeroepftanjen nid&t
burdfj ben Steif leiben, melier Snbe SIprü in unferem Äftma ntc^t feiten bor«
fommt SBitt man aber bie Sujeme mit einer ^rud&t, roetdje jum ©rfin*
abmäßen beftimmt ift, auäfäen, fo .tonn man bie Sfasfaat nad& ©eßeben, felbft
bid in ben Sunt nerfd^ieben.
(£$ legen einige großen Sßert barauf, baß man bie Sujerne nidjt mit einer
jum SRetfaerben befthnmten ftrudjt auäfäe. 3dj Ijalte bie« für unnötig unb
l)abe trieüneljr fetp gute Sujemefelber gefeljen, meiere mit ®erfte jum SRetfroerben
ongefaet roorben maren. '
ffienn bie Sujeme mit grün abjumäljenben Sutterpflanjen geffiet nmrbe, fo
giebt fte juroeüen fdjon im 8to$faatlal>r einen fd&roadjen ®($nitt. 3n ber Sieget
toljnt berfelbe jebod) ba$ Slbmflljeh ntdfjt, unb man läßt ba^er lieber bie junge
Sujerue oor bem ©inth bei trodtenem SSJcttcr- burdj SRtuböielj abmeiben.
3m erften 9tafcung$jaljr ift ber Sßud>$ ber Sujeme, felbft bei ben'ge*
lungenften Anlagen, nur fdjroadj. "@ie mfarb jroar bret unb biermal gefdjnitten,
aber es feljft foroo^t bie Dtdjtigfeit ate bie ©tärfe ber ^ffanjen.
©rft im britten 9hifcung$jatjr geigt ftdj btefe gfutterpffanje in tijrer gangen
<ßradjt, roenn fte einen itjr jufagenben ©tanbort Ijat ©ie giebt bann offenbar
t>on einer befthnmten fttädje ba* früljefte unb meifte Butter. 3nrtfd)en te*
(Sfbe unb Ober lann fte oon 9Äitte üftai an gefdfjnitten unb mn% bereit« Gnbe
2ßai ju $eu gemalt merben, roenn man bie 2Raffe ate ©rünfutter nidf>t be*
jroingen tonn, roeü fte fonft ju tyart unb grobftengefig roirb. Stodj 9Ronatefrift
ift fte bei irgenb günftiger Witterung roteber Ijeraugetoadtfen , unb giebt fo in
ber Siegel oier Schnitte, roetd&e aber freiließ immer fc^mä^er m erben, fo baß
bie jroei legten ni$t fo bie( betragen, ate ber erfte aQein. SBenn im ©onuner
flar lein burd^bringenber 9tegen ^fäüt, oielme^r bie obere $rume nur burd^
Oeroitterfc^atter einige 3°ö tief angefeuchtet wirb, fo oerminbert fid^ im
<2pätfommer aud^ ber Sujemenmclj* unb man muß ftdj mit brei <Sd^nitten
begnügen.
394 Anbau ber ctajelnen grfidjte.
Sei forgfäitiger ©efymbfong ber Sujeroe geben gelungene Anlagen 10 bi*
12 3al>re lang einen geniigenben (Ertrag; berfelbe nimmt bann aümäfßä) ab,
bis man ftd) genötigt fteljt, baS 8feß> umjubredjen.
3ur Unterftüftung be$ 8üadj*tum* nrirb bie Sujeroe in iebem ^tö^Iing
gegtpft. 3ft e$ irgenb möglich, fo roenbet man in iebem jroeiten 3aljr au$
eine Sompoftbfingung an. 3m ßftober ober SRooember mrrb biefer länger
aufgefahren unb redjt forgfäftig geftreut. ©eifenfieberafdje oertritt bie ©teile
be* Sompofte*, wenn biefer fetjft. Die Sßinterfeudjtigfeit bringt, bie büngenben
Seite ber auSgeftreuten ©ubftanjen an bie föurjetn ber Sujeme, unb teil« um
beren SBermtfdjung mit ber oberften Krume gu bewirten, leite um biefe auf«
jufodern, egget man in iebem fjrü^a^r bie Sugernefetber fo, ba§ biefetben, mit
ausnähme *er trocfenen . ©toppein toin öoriäljrigen ©udtfe, roie frifd^ befteflte*
9Wertanb ausfegen. 3U tiefer Arbeit muß man ben günftigften &eifywitt ju
rockten piffen.. ©erfelbe ift oorljanben, menn bie Dberpdje Don ber SBinter*
feudjtigfeit fo roett abgetrotfnet ift, baß ber ©oben fid} frfimett ©artet man
ju lange/ fo bübet fict> beim ätastrotfnen. eine ftrufte unb bie SHMrfunft ber
Sggen ift weniger fidjtbar. ffienn aud> ®ra$büfd>et fi$ eingeniftet Ijaben, fo
wirb jur (Entfernung berfelben ba$ bloge Sggen nidjt Ijinreidjen. 3n biefem
gatte mu& Da* fiujeraefanb mit bem früher ermähnten ©farififator aufgeriffen
unb Ijernadj mit ben ßggen be^anbett »erben. 35ie 3erftörung be$ ©rafes ift
notroenbige ©ebingung jur ßrljattung eine« bieten ©tanbeä ber fiujerae. 2Bo
ber föafen ftd) einniftet, öerfdjroinbet bie Sujerne.
Stuf graärofidftigem ©oben fäet man beÄ&atb bie Sujeroe in Steigen, meiere
12 &oU öon einanber entfernt fmb, unb bearbeitet bie &mtf$em&vime in ben
fcrften 3aljren mit ber $acfe, um ber fiugerne baburd) einetf freieren unb günftigeren
©tanb ju bereiten.
©er (Ertrag einer gelungenen Sujerneanlage ift fel)r bebeutenb, im brüten,
inerten, fünften unb [elften 9Gufcung«ial>r offenbar größer, ate ber be* beften
Äteefetbe«. 3Me Öujerne giebt im ftrfitüaljr 10 Xage jettiger als ber »tee ©rün*
futter; iljr jroeiter SBudjS ift roieber |erangen>ad)fen, tuenn ber erfte be« $tee$
jur 35iel)fütterung nic^t tnefjr brauchbar ift, unb im ©pätfommer, roenn wegen
trodener Witterung ber Steeroudjs ganj aufgehört Ijat, giebt bie tief rourjefabe
8ujeme oft nod) einen leiblichen ©djnitt. Diefer ©genfdjaften roegen ift in
einer ®egenb, too ber ©oben bem Kleebau nid)t oorjüglid) jufagt, bie Einlage
eine« SujernefelbeS Don groger SBidjtigfeit.* Sie ettoaS Ijodjfiegenbeu ßeljmtyüget
mit mergeliger Unterlage ftnb ju feinem SuttergeroädjS fo geeignet, nrie ju
Sujeme. SSSenn biefe $üge( nic^t mitten in einem großen gelbe, fonbem melp
ifotiert unb fo liegen, ba§ fte oom SBirtf^aft^ofe avtö balb ju erreichen ftnbf
fo werben fte au$ bem gewöhnlichen ^ru^tumlauf aufgerieben, unb ju Sujeme«
foppeln vorbereitet 3^re g(a^e mu% inbeß mit ber ®röße ber Shtfc^aft in
einem gewiffen SSer^ältni^ fielen. 3c§ rate, ben Sugernebau nid^t roeiter au«*
(Styorfctte. 395
gubeftten, aU gur ©rünfütterung für ba* 9tinbüiel) erforberltdj ift. Die Sugerne
Ififjt fidj gmar bürre machen, mtb giebt ein feljr na^r^afted $eu, wenn fte fri$
genug abgemffl&et wirb; aber ba e£ giemltdj lange bauert, btö bie faftige Sugeroe
bfirre ift, fo wirb ber 9iad}wud)* ber nnter ber trodnenben . SWaff e befutblidjen
^ftongen unterbrücft. g« ift ferner ntdjt gu überfein, baß bie Kultur ber
Sugerne, warn man nidjt gum 8nfaüf Don äfd&e ®elegenl|ett Ijat, bie 'Dünger
üorräte fetjr in Slnfprudj nimmt, unb baß ftd) bei biefem ftuttergemädjä nidjt,
wie begfiglid) be$ Äleeä, behaupten löft, e£ oermdjre bad Düngermaterial, oljne
beffm fetbft ju bdfcrfen. §fir einen im richtigen §rud)twedjfel unb auf baju
geeignetem -©oben ftattftubenben Äleebau läft fid) foldje« wirflidj beweifen, für
bie Sugerne nidjt, weil fte fo triefe 3al)re Ijinburdj ba« gfelb einnimmt unb e$
alfo ju lange bauert, bis banadj anbere grüßte angebauet werben Wimen.*)
3eigen jMj aller Pflege ungeachtet auf einem fiugemeftttii bebeutenbe ©lögen,
f o ift es £eit, basfelbe umgubredjen. $at es eine Steige* Don Saljren bie oben
angegebene Düngung ermatten, fo ift es für gewöljnlidje £almfrüdjte gu reidj.
üftan fann bafjer eine 33el)a<ffrttd)t, Äartoffeln, SRunfelrüben ober SRapS, dfme
weitere Düngung auf-bemfelben anbauen, ©oll 9tap8 ber Sugerae folgen, fo
wirb ßrnbe 2Äai nod) ein ©fijnitt genommen unb bann jum Umbruch gefdjritten.
3u öeljacffrfidjten pflügt man im #erbfte jum erftenmale. 3n Sßtrtfdjaften,
für weldje bie Sujeme große Sßidjtigfeit Ijat, benufct man nadj tyrem Umbru^
ba« betreffenbe gelb oier bi$ fünf 3al)re lang gu anberen grüßten, unb bereitet
es bann wieber cor gu einer neuen Sugerneanlage. Die ©ewinnung .beS
Samen« ift in nörbüdjen ©egenben fdjmierig, we$l)alb e$ bie SReiften oor*
gießen, benfelben angulaufen; Dom erften Schnitt fann er triebt genommen werben,
weil bie ßugerne fid) lagert, öom gweiten aber wirb er fpät reif.
3n neuerer 3eit l)at man audj angefangen, ©anblugerne, eine äbart
t)er gewöhnlichen, angubauen; fie wirb oon einigen Sanbwirten, wel^e SSerfud^e
mit iffrem Sfabau gemalt Ijaben, feljr gerühmt.
Die Ssparfette (Hedysarum Onobrychis).
Der änban biefer ^ßftonge ift uod) enger begrengt als ber fiugernebau.
©ie oerlangt gu iljrem. ©ebenen burdjaud einen laffbaltigen Untergrunb. SQBo
biefer feljlt, ba ift Jebe« ©emü^en, eine gute G&parfetteanlage gu fdjaffen, er*
folgtos. Der ©amen geljt auf unb bie ^flangen fdjeinen gu gebeüjen. ftmben
bie tiefer einbringenben ©urgetn aber ben für fie nötigen Seftanbteil be$ ©oben«
ntdjt Dor, fo oerfdjminbet bie Säparfette aümöljlidj unb nadj einiger 3eit ift
leine ©pur oon tfjv me^r oor^anben.
*) 8ei bem fjier (SefQöten ^abe it§ 6efottber$ bie Äüjlenlänber ber Oftfee im 2fo(je. 3m
fübli^en unb ffibroejttidjen 2)cuif(^(anb bagegen, mo Stau in paffenber SBerbhtbunq puftger in
ber Sderfrume cmgetroffeu rotrb, eignet fid) ber ©oben öon ytatnx meljr jum Inbau ber 8ugemer
unb e* finb ^ier bie ermahnten @er^Ö(tniffe roeniger üon 53cbcutung.
396 2fa6au ber emjelnen grüdjte.
Stbcr fc^r geeignet tft biefe ^ffonje für We Wirren £üget, beren Unter*
grnnb auß (Serötfe Don ftattfteln befielt unb beren ftrume fo ffodj tft, bog
fein anbereß ®eroäd)ß in berfetben annmqeln lann. $ier giebt bie ©parfette
mehrere Saljre Ijinburd) einen genügenben gtotterertrag, unb bereitet baburdj
ben fonft fafi unfruchtbaren ©oben ju anberen ©aaten not.
(Sine gereinigte, gefederte unb burdj Düngung bereicherte Ärume, aCfo
baß ©ovangeljett einer ©eljadfrudjt ift für bie ©enmratrag eineß bieten (Sß*
jparfettefelbed Don großem Sßerte. üflan fäet an Samen jrotfdjen groet unb
brei ©Reffet auf ben preuf. SRorgen mit Reifer au«.. HKandje geben bera
baju befthnmten gelbe eine reine ©ommerbradje, bfingen biefe unb fften bie
<gßparfette van bie SWitte beß Äuguft mit Joggen au«.
3n ben erften Sauren nadj ber Änßfaat tft ber ffirtrag ber Sßparfette
nur gering; er ftetgt aber auf paffenbem ©oben biß jtun geinten Satyr. (Sine
Düngung beß Sßparfettefonbeß mit Äfdje foff feljr juträgftd) fein, roeim fte
alle jbei Saljre roieber^oft merben lann.
* Die Sßparfette giebt Jäfirfid} eigentlich nur einen guten ©etynitt unb fo*
bann nodj eine gute Stadjroeibe. Um auf jroei ©dankte redeten ju fönnen,
mufc fdjon ein ©oben oorijanbeh fein, meiner iine gute, reidjßd) gebfingte
.SWferfrume Ijat.
Daß (gßparfettetyeu roirb atß baß üorjügfidjfte $eu für alle Jpaußtiere be*
trautet; and) im grünen 3uft°"be gilt bie Sßparfette ate ein gefunbeß," naljr*
$afteß gutter.
Die ©amenerjeugung madjt weniger Umftänbe, atß bei bem Ätee unb
ber Sujeme. <£ß gehört aber ©orfidjt va ber (Srnte baju, bamit baß 3foßfaflen
ber Äörner oermieben nrirb.
■
Der ©pörgel (Spergijla arvensis).
Diefeß ©eroädjß, oudj unter bem tarnen Änörid), ©utinfa unb SWerfparf
befannt, öerljätt fidj auf ©anblänbereien äl)nlid) roie bie gßparfette auf im*
fruchtbaren Statt* unb Jfretbetyügeln. <5ß toffd^ft nodj im reinen ©anbe, tuenn
er gebangt ift, beffer aber freiließ auf (einigem ©anbboben. Obgleich niemanb
in ©erfudjung lommen rotrb J ba ©pörgei &u fäen, roo fflee unb Sujernc gut
gebeifyen, fo muß ber Unerfahrenen wegen Ijter bodj bemerft tnerben, bajs jener
auf S^onboben gar .triebt fortlomutt.
Dagegen erreicht ber ©pörget auf reifem ©oben, mefdjer audj guten Ä(ee
trägt, roenn er nur ©anb genug enthält, um fodfej ju fein, eine $9t)e uon
l\ biß 2 ftufc unb giebt bann einen ftarlen ©dfjnitt. Stte 5Rotbeljetf fann "man
ttjn ba^er aud) einmal auf ©oben ber IV. unb V. ftlaffe anbauen.
aber eine Meibenbe ©tefle gebührt bem ©pörgel bei bem Stnbau beß jur
VII. unb IX. Ätaffe gefjörenben ©obenß. $ier roirb er tritö jum abmäßen,
teilß gum Stbrocibcn außgefäet; balb nimmt er baß. Selb atß £auptfrud>t ein,
esp8r0d. 397
bolb rotrb er nad) ber SRoggenemte atö Sftadfjfrudjt benufct. 5Da er Don ber
2ta*faat bt$ gut ©lüte nur ungefähr adjt Sßodjen 3ett bebarf, fein ©amen leitet
ju gemimten ift unb menig fojiet, bie Autor feine foftfpieltge Düngung unb
Bearbeitung beä ©oben« Derlangt, fo ift biefe ^ßflange für bie ©euufcung be$
geringen lobend Don ^o^ent -Seite.
©oll ber Spargel al£ £erbftfutter nad) bem Joggen angebauet- roerben,
fo mirb bie Stoppel g(eid) nadj bem abernten umgeppgt, feiert abgeegget, ber
©pörgel gefäet, baS gelb roieber geegget unb julefct gemalt SRad> jejfjfn Sagen
madyt man eine neue Sfasfaat. Der ©pörget ift in feinen ©adjatumSoer*
Ijfittmffen ebeufo, nie alle angebauten sßffainjen, Don bem (Einfluß ber Witterung
abhängig. &um Sehnen unb Sluftaufen be« Samens bebarf er natfirltdj fteudjtig*
feit. 3ft biefe jur äfosfaalgeit nidjt genügenb oorljanben, fo ge^t ber ©amen
ungletdjmäßig auf. 6« ift baljer bei »einem auägebeljnten ©pörgelbau mefentltdj,
bie äuäfaat ju oerfdjiebenen Reiten üorjunefymen.
Der in bie SRoggenftoppel gefäete ©pörgel mirb feiten jnr Steife fommenj
er tarnt audj beruft, meil er erft Gnbe September feine DoQe §ö^e erreicht,
nifyt mit ©idjerljeit ju <peu gemalt merben. SRan oerfüttert i#t alfo lieber
grün, roemt er jum abmäßen Ijod) going aufgelaufen ift, ober meibet iljn ab,
roenn er ju fnrg bleibt. 3dj tenne eine ©egenb, roo man fid) bie große SÖÜHje
madjt, iljn mit ber $anb anäjugieljen, um 3Siel)futter }u gemimten. öS ift
Aar, baß man hierbei bie Arbeit für nichts rennet, fonft möchte bie SJieljnufcung
fdjroertid) bie Soften biefefi gtotterS l>inreid>enb oergüten.
klimmt ber ©pörgel ate §auptfommerfrud>t ba« Sanb ein, fo btfbet er
texte bie 33orfrud)t oor bem Joggen, teils oertritt er bie ©teile einer Sommer*
fjatmfrndjt nadj bem SRoggen; (entere« gefdjieljt auf magerem, fanbigem ©oben,
mo $afer nnb Äudjroeigen fogar mißlid) fmb, ober roenn man bie Stöfidjt tyat,
©amen ju geroinnen.
Site fogenannte fflradtfrudjt oor bem Joggen erfolgt ber thtbau in folgen*
ber äBeife; . .
a) 35er im $erbft umgepflügte I)reefd)'mirb imgrü^ling abgeegget, ber
©pörgelfamen geffiet/nun roieber geegget unb geroaljU Dicfe ©pörgel*
faat giebt eine gute ©d>afroeibe jn ber 3eit, roenn ber 3Öudj$ be&
roeißen Stee* na^julpffen anfängt. ÜÄan benufct fie ungefähr tier SBodjeu
• lang unb fefct bann bie ©radjbearbettung in geroötjntidjer Seife fort.
b) Ober man ppgt bris ju SRoggen beftimmte Sanb, roeldjeä gebüngt
roerben foll, unb fäljrt ben (Dünger auf. 9Äit ber jroeiten Snrdje
ppgt man teueren unter, egget leicht, fäet ben ©pörgel, egget roieber
unb roaljt Der nad) einer folgen Sefteüung angebauete Spörgel
eignet ftd^ am beften jum §eumad}en. 3ft ba$ ipeu abgefahren, fo
roirb baS Sanb geppgt unb geegget. 9iadj brei SÖßod)en roirb ber
Joggen geföet unb mit bem ß^ftirpator untergebracht.
398 ftnfcou her einjeltten grüßte.
'Der ©pörgel ift lein perenuierenbe* ®emäd}*, meldje* nadj bem SDbmeibai
Don neuem auftreibt. 3ft er einmal bis auf bie SBurget abgebiffeu, fo tft auf
einen neuen Stieb menig gu rennen. SBetm man alfo allein ber ©pörgetoetbe
toegen ädern müßte, fo würben He 2lrbeit$* unb 8lu«faattoften leidet meljr be*
tragen, atö bie ffieibe fetbft mert ift. Qeäjaßr muß man ben Anbau biefer
$flan}e mit ber ^Bearbeitung be« gelbe« gu Joggen oerbraben; in roeldjem
gälte nur einige« gggen unb ba« SSatgen auf bie Kedjuung be* ©pörgete
fommt Söenn man ben ^auptgmed, Koggenbau, hierbei nic^t au« bem 9foge
oerliert, fo roirb man bei trodener Sßitterung in ber £eit, mo bie Sßeibe für
@d>afe tnapp ift, unb unter ffierpttüiffen, in roeldjen man ©oben ber VII.
unb IX. Äiaffe bemirtföaftet, im ÜÄonat 3uli burdj ben ©pörgel feine @$af«
beerben gut bi« jur ©toppelroeibe' '^tn^alten löraten. ©päter tritt nidjt leicht
Mangel an gureidjenber ffieibe ein unb anan tarnt bie ^Bearbeitung be« be*
treffenben Slder« gu Joggen fortfefcen. Der bei bem Äbmetben bem Selbe gu*
fommenbe Dünger ift {ebenfalls oon einigem SBerte für basfelbe.
£)aß man ben oor bem Koggen angebaneten ©pörgel nidjt gur (Samens
(jemimmng benufee, empfehle idj nur, bamit man nidjt in SBerfndjung gerate,
beäljalb bie nötige ^Bearbeitung be« 8anbe$ gu unterlaffen, ma« ftetö entfötebene
■Jladjteile l)aben mürbe. & mag anber* fem, meint ber ©anbboben in einem
guten Düngungöjuftanbe fidj beflnbet Bei einem foldjen lann man mandp*
tl|ttn, ma* fonft unterbleiben mufj. Stber menn man bie großen ©treden
mageren ©anbboben« groifdjen ber Slbe unb Sßeidjfel burdj ben ©borget auf
eine Dauere @tufe ber (&*rag«fäljigfeit Ijeben toiH, fo befolge man meinen Kat
Jöeoor fdjledjte Koggenemten midj eine« befferen belehrten, modte idj oor bem
Koggen burdj ©pärgefljeu unb reifen ©pörget nodj ein gute« SBieljfutter ge*
tomnen. Diefen 3med erreichte idj gu meiner greube gumeilen. aber a(« idj
bann feljen mußte, mie ber nadj bem ©pörgel folgenbe Koggen gerabe fo Diel
meniger gab, al« ber SBert ber ©pörgelernte betrug, fo !>abe tdj fpäter nur
au*nal)m$meife unb menn id) mußte, baß ber 3lcfer befonber« rein oon SBurjet
untraut unb giemtid} träfäg roar/nodj ©pörgel gum atomaren oor bem Koggen
angebauet.
SBenn man tetjmigen ©anbboben in großen glasen beroirtfdjaftet, fo mirb
man auf ben gu #afer unb £)n<$meigen beftimmten Selbem geringere ©teilen
antreffen, roeldje fetbft für biefe fonft fo genfigfamejt grüßte nod) gu (ei$t fmb.
3tof foldje fttet man ©pörgel gum Keifmerben.
9ßan bebarf gur Huäfaat auf einen Sßorgen 3 bi« 4 üDtefeen. SB&etin
man ben ©amen auf bie angegebene Seife felbft probugiert, fo toftet bie ©e*
famung feljr menig. Denn e« ift nic^t ungemölptlid), baß ber borgen folgen
geringen Sanbe*, meiere« ic^ al« bagu paffenb begännet ^abe, 6 ©Reffet (Samen
giebt. 3Jlan bebarf alfo nur 4 borgen @amenfp5rgel, um 100 bamit gu
befäen. Da« Dref$en unb Keinigen be« ©amen« ift feljr leicht. Wtan muß
8e$a<ffrfld&te. 399
darauf achten, baß man ben ©amenfoörgel abmäßet, beoor bie ftapfeln trocfen
finb, weil et fonft leicht auffaßt. Der Samen ift oft fdjon ganj fdjwarj,
toerat ba$ ®eroäd>$ nod) grün erfdjetnt ©obalb man bie* an ben unteren
Äapfebt bemerft, fdjreitet man jut grnte. v Damit man bie ^flanjen -redjt glatt
abmäßen tonn/ barf ba$ Stallen be$ ©pSrgellanbe* nad) ber ©nfaat nie
unterbleiben. — SBenn ber abgemäljete ©amenfpörgel einige Sage gelegen ift
jo wenbet man tyn, im §aü er ju bid liegt. 2öo nidjt, fo fefet man iljn in
Beine Raufen, rodele man etwa mie beim Sleetrodnen befjanbelt, unb abfährt,
Tüetm pe troden genug finb.
©ad ©amenftrol) wirb oon SRinbern unb ©#afen wie §>eu gefreffen.
3Bemt man ben ©amen nidjt bebarf, fo wirb aud) ba« mit bem ©amen nadj
angefüllte ®ewäd>$ mit fodjenbem SBaffer angebrütet unb baburef) ein Ijödjft
naljrljafteS gutter für 2J&fHül)e bereitet.
®rfin; fowoljl abgemeldet unb in ben Statt gefahren, als abgeweibet, ift
t>er ©pörget für SRinböielj ein «benfo nffljrenbe* wie angenehmes ftutter. ÜDie
auf bem umgepflügten Sßeibebreefd) angelegte ©pörgelweibe Ijat mir im Suli
für bie Sommer immer eine oortrefflidje 9tal)rrotg gegeben. ©erat ba« @rnte*
gemixt, weldje« man oon biefem ©eroäd^fe burdj 3Hä()efutter erlangen fann,
uidjt ein fo geringe« märe, fo mürbe e$ feljr jur oorteifljaften Kultur ber
©anbfelber beitragen, gumal es, fooiel td> roei§r einer Äranfljeit nidjt unter*
toorfen ift.*)
D. SJefjadfrüdjte, weldje oorjugäweife al$ SBieljfutter
angebaut werben.
SBerfdjiebene SBerfudje, meiere mit bem 3fabau oon Slee.uub £ülfenfrfid>ten
■gemalt würben, um 'baburef bie bei ber SDreifelberwirtfdjaft in iebem britten
ober fechten 3al)r wieberfeljrenbe reine ©ommerbradje entbetyrlid) }u madjen,
mußten fdjeitern, weil alle iöobenarten mit größerem 23jongel)att in ber Ijeißeften
finb trodenften SaljreSjett jur &utfti&xvaiq ber Srbffompen, jur oötligen $ufoerung
ter Ärume unb jur Unterbrüdung be$ Unlrautes einer Bearbeitung bebfirfen.
Die reine ©ommerbradje rofirbe beibehalten werben muffen, wenn man nidjt
ein SWittel fyätte, bie >$wede berfelben auf anbere 2Beife ju erreichen. Diefeä
beftefjt in ber aufnähme foldjer grüßte in bie regelmäßige ftrüdjtfolge, welche
man in Steigen pflanjt, fo Daß beren 3roif$enrättme auf bie mannidjfadjfte
Sßeife gerührt, gelüftet unb bearbeitet werben formen.
Senn e$ fdjon wichtig ift, ein ©erfahren entbedt ju tjaben, burd) meld|e$
man ben äder alljäljrlidj, bem Stabau anberer Srgeugniffe unbefdjabet, benufeen
*) §frr große Sötrtföaften, in roeldjen @djafe gehalten werben, ifi ber Einbau ber Supine
<rof ©anbboben bem be$ @pörge(S norjujiefjen. 2>tr testete ijat ober gnr Serffitterong an
Slinber, im grünen wie getrodneten 3uPQnt)f» ben Soraug.
400 9n6ou ber cinjcUiot grüßte.
tarnt/ fo nui§ e$ nodj meljr Vorteil bringen/ metm gerabe bie anftatt ber
©ommerbradje angebaueten ©emädfte eine guttermaffe liefern, mie fte auf
feinem üon ber Statur gefdjaffenen rjutterfelb erjielt mtrb.*) Da aber außer*
bem bie ©eljadfrfidjte eine Gelegenheit barbieten, bie SDianmgfaltigfett ber an*
gebauten ©eroädjfe ju oerme^ren unb baburdj bie (Sinmtrfung be« 8rrud>tmed)fel£
auf bie Steigerung ber ffirjeugniffe gn erf)öf)en, fo märe e« fetyr überftüffig, beti
SBSert be$ #acffrudjtbaue$ für ben gangen betrieb be« 9<ferbaue3 nodj weiter
beroeifen ju moßen.
dagegen roifl idj bie allgemeinen Regeln anbeuten, weldje ber bem Sfrad*
fnu|tbau ju befolgen finb.
1) 3U ötkn ©eljadfrüdjten mufj entmeber unmittelbar ftarf gebüngt
werben, ober fte muffen einen nod) mit genügenber Ärafi oerfebenen
©oben oorfinben. Die ©eljadfrüdjte erforbem bei i^rem äfabau oiel
§änbe* nnb ©efoannarbeit, roeldje mit 8u0nabme ber (Smtearbeiten
im SBerfjättni* fteljt gur @röjfc ber Stäche. 8Benn baffer biefe grüßte
auf einem 3Wer angebaut werben, bem e$ an ftraft gebrüht, um fte
in einiger gffitte ju erjeugen, fo fällt auf bie geringe ©rate ber gange
^Betrag ber ©earbeitungGfoften unb ber ©obenrente, ober mit anberen
SSorten, bie Sßrobuftion biefer grüßte roirb foftftrielig. §ierju fommt
nodj, baß bie gftnftigen SBtrfungen ber ©eljacffrudjt auf bie.9tad)*
fruchte nur bann oodftönbig erjieft werben, wenn jene ben ©oben
nodj in ootter Äraft gurücftägt. ®erfte, Äfee unb SBeijen geben auf
einanber fotgenb nur unter ber ©ebingung einen tol)nenben (Ertrag,
baß eine retdjlid) gebüngte ©eljadfrudjt Ujuen oorauSgeljt.
2) Die ^Bearbeitung be« gelbem ju ben ©eliadfrüdjten mu$ mit groger
©orgfatt gefdjeljen. ©te mu% fdjon im £>erbfte beginnen. ©enn bie
bisherige Ämme gu ftad^ war, nimmt man bie Vertiefung mit ber
erften gurdje oor, bamit ber Sfroft ben ro^en ©oben mürbe madjt.
Dann wirb ber Dünger aufgefahren unb ftatf) untergepflügt. 3e
nad) ber natürlichen ©efdjaffent)eit be« ©oben« unb nadj ber Sßttterung
wirb hierauf gematgt ober ba$ Sanb bleibt m rauber 8furd)e liegen.
83or bem ^Jftanjen ber ©el)a<ffrüd}te wirb juerft • geegget, bomit ber
SDWft jidj beffer verteilt, unb bann entmeber jur $flan)ung gepflügt
ober nodj eine britte oorbereitenbe fturdje gegeben. Die Kartoffeln
werben gemölpilid) mit ber britten Surdje aufgelegt, bie Üffiben unb
Äotylgemfidjfe mit ber oierten gepflanjt ober gefäet. Die forgfättigfte
3ubereitung be$ 8anbe« }u biefen ©emädjfen ift betfjatb nötig, bamit
ber ©oben bereit* in einem burd>au$ mürben £uftanbe ftdj befinbe,
roenn iljm bie ^JftSnjlinge anoertraut roerben. Das ^Jflanjen fetbft
•) 2Ran ticrgt. ©. '146 ff.
— wr
Be^ocffra^te. 401
unb bat Beijaden, e$ gefc^e^e mit ber $anb ober mit ©efpannen,
lögt fxd^ beffer unb fdjnetter in einer feinen, reinen Ärume ausführen,
ate in einer fdjofligen unb öerfrauteteri. Ungfinftige Witterung Tann
im erfteren ftalfe ani) weit weniger auf ben Sortgang ber Bearbeitung
ftörenb einwirlen. ÜDa bie Bearbeitung in einer mürben Ärume rafd)
oon. ftatten geljt, fo fann audj jeber paffenbe 2fagenbfitf jut Untere
brüdung be$ aufwadjfenben Unfraute* benufet werben, wogegen ein
rofjer, unoorbereiteter äder bei naffer SBittemng nidjt feiten jeber
äfoftrengung unfiberfteiglidje $inbermffe in ben Söeg legt unb auf
folc^e Seife ben 3we<I be« BeljadfrttdjtbaueS gang vereitelt
3) Damit biefer ooflftänbig erteilt werbe, mufc bie Steinigung unb Be*
arbeitung ber wadjfenben *ßflanjen unter allen Umftänben jur regten
3«t ausgeführt werben, ©er baranf nid)t bie nötige Sfofmerffamfeit
unb arbeit oerwenben fann ober miß, ber gebe ben 9fotbau biefer
grüdjte lieber ganj auf. (Er Meibe bei ber ©ommerbradje unb baue
nur breit ßefäete grüßte an. (S$ wirb ber Skfer nidjt leicht meljr
mifföanbett, als wenn man iffti mit ©ewädjfen in roeit abfteljenben
diesen befteüt unb bie 3roifdjenräume ntdjt genfigenb bearbeitet. £>iefe
werben bann eine maljre sßflanjfdjule für Unfröuter alter Slrt,
wäljrenb ber Boben üerfdjottet unb fo au$magert, bog bie nachfolgend
ben ftx&fyt einen nodj geringeren Srtrag tiefem, als bie fo fdjtedjt
be^anbelten Bel)a<ffrüd>te.
* Um bie Bearbeitung }u beförbern, ju erteiltem unb weniger f oftbar ju
matten, bebient man ftd} oerfdjiebener ffierlfceuge, metdje oon Vieren in Be*
megung gefegt werben unb oon benen bereite früher bie Siebe mar. Über beren
Shtroenbung ift jebodj nod) einige* • ju bemerfen.
Um bie •Betyadfrfidjte über Äreug bearbeiten *ju Wimen, tpirb bei ifjrer
BefteQung ber ÜWarfeitr (Borjetdjner, ghrienjieljer) angewenbet Da* 8anb
muß baju normet eben geegget fein unb e$ bürfen auf feiner Oberfläche weber
unjerriffene Jünger« unb 9fafenftü(fe, nodj größere Steine nnb ffirbfttönpen jxdjt*
bar fein. Sitte biefe ©egenftänbe Ijinbern ben ruhigen ®ang be$ ©erzeuge*
nnb machen bie oon bemfdben gezogenen Streifen für bie Arbeiter unftdjtbar.
Der SRarfeur ift atfo nic^t braud&bar, wenn bie ermähnten #inberaiffe nidjt
ja entfernen finb. 3m entgegengefefcten Satte aber wirb ba« 8anb burdj ?ln*
wenbung biefe« Snftrumente« für ben nachmaligen ®ang ber Beljacfwerfjeuge
auf feljr jwetfmäfcige Sßeife oorbereitet.
Der Sjftirpator unb bie ©djaufet werben, ber eine ober bie anbere, je
nad) ben Umftänben benufct; Jener auf beut beftettten ÄartoffetadEer oor bem
©idjtbarmerben ber Äartoffetn, biefe bei aüm Wbm* unb Äoljlgewädjfen unb
nadj bem Slufgeljen ber ßartoffetn. Die ©djaufet wirb nad) ber Befdjaffenljeit
be« BobenS, nadj ber Breite ber SRetljen unb nad) ber ®röge ber ^ßffonjen
Stoppt. 11. Auflage. 26
^
402 Sfofraw ta crajefaen grüßte.
•
öerfdjiebenttid) abgeänbert ©afo »erben größere, bafb Heinere ©Räufeln ein*
gefegt, balb werben fie enger, balb weiter gefteflt.
Die äforoenbung ber ©eptfungsroerfyeuge muß mit forgfäftiger ©eadjtung
ber Umftönbe geföeljen. Der ©oben barf nic^t- ju naß fein, au$ muffen bie
©eroäc^fe fdjon eine genägenbe #ö!je erreicht Ijaben, bamit fte nid>t mit (Erbe
fiberf djüttet werben. 'Die 9foljänferoer!£eitge muffen aud) eine fold&e ©nridjtwig
ermatten, bog fie ben ©oben jwifdjen ben Stehen oBHig umfeljren. ©inb fte
;u fdjmal, fo bog uid&t ber ganje äwifdjenraum bearbeitet wirb, fo bleibt ge*
tobe ber an ben ^ßffonjen Ijinlaufeube Grbftretfen unberührt , wirb feft unb
übergießt fic^ mit Unfräutera. ©inb bie Äntyäufeppge für ben 3wifdjenraum
aber jn breit, fo gerftören fie manche $ffoige, teifö burd) Überf d&üttung , teils
inbem fte biefelbe ausreißen. 2Ran muß alfo bie Sßeite biefer Sttterwerfäeuge
abänbem, wie e$ bie 3wtfd}enränme erforbem. SBerm bie ©efjacffrüdjte über
Äreuj bearbeitet werben Wunen, fo ift ein jweünaßge* SSeljäufen berfetben atte*
jeit jmedmäftg. Sfifjt ftc^ biefe Bearbeitung aber nur in einer Stiftung an**
führen, fo ift ba$ gweimaßge ©etyäufen tridjt immer nötig.
Die Äartoffel (Solanum tuberosum esculentum).
<S3on biefem (SemädjS giebt e$ bie matmigfadjften Abarten, wetdje buri^ (§x*
gteljung avß bem ©amen nod) immer uerme^rt werben. Die Statur f)at biefe ^ftanje
in jeber £>inftcf)t freigebig auägeftattet ©ie 1 ann bur$ ©amen, burdj Änotlen, .
burd) Seime unb burd) ©djöglinge» fortgepflanjt werben. Sßirb fie au& bem
©amen gejogen, fo erhält man neue Sitten, bie gum leil gang oerföieben oon
berjenigen finb, meiere ben ©amen erjeugte.
3ttan Ijat 3ftonograpl)ieen ber Äartoffeln, in welken alle 9C6* unb ©piek
arten forgfSitig befdjrieben finb. 3$ bin aber überjeugt, baß Jfebe« Original
werf biefer 3lrt, wenn e$ oon geljn }U geftt Sauren erfdjetnt, neue Slbarten auf«
gälten wirb, meiere norljer nidjt belannt waren.
3n iÄonomifdjer #inftd)t fdjeint e$ mir genügenb, über bie SJorgüge ber
einen ober anbereu Abart fotgenbe* ju fagen.
SWadj meinen Beobachtungen über bie Sartoff duften finb- bie mit geller ©$a(e,
fe fei meiß ober gelb, mel>r wflffertger Statur unb enthalten weniger ©tärfemel>L
Die mit roter ©djale unb im Snnem gang weißer ©ubftang finb bie
meljtreidjften unb auäbauernbften. Die mit roter ober blauer ©$ate unb mit
einer bunflen ©djicfjt unter berfetben, fowie mit bunfetfarbigen Streifen im
Stutern, finb ebenfalls mefjr wäfferiger Strt, auä) Ijaben fte einen unangenehmen
JBeigefdjmadt. Diefelbe ©genföaft ftnbet man audj bei allen weißen Kartoffeln,
bereu SnnereS mit bunflen ©trafen burdjgogen ift
Diejenigen Äartoffeln, wetd&e eine ungewöhnliche ®röße erteilen, finb
oft Ijotyl unb bann bem Serberben leicht unterworfen. Die Abarten, meiere
Äartoffefe. 403
toielc Snoßen mittlerer ©röfce an einem "®tod anfefcen, pflegen Don größerer
4)attbarfeit ju fem.
ätofjer onf bem 2ßeljlgel>att, bem SBo^Igef^mad unb ber Jpaltbarfeit be*
xuljt bie ©fite einer Sartoffelart nod) ' barauf, rote fie bie Snotlen anfefct
SBenn ledere oljne Diele Söürjelfafern unb 8lu$l8ufer um ben ©tod ^ertun
warfen unb bei bem 9ht*nefpnen leicht abfallen, fo fort eine foldje Slrt ©orjüge
Dor derjenigen, roetdje oiele faferige SQßurjetn unb 9fo$l8ufer !jat, an benen jroar
^aljlreidje, aber geroöljnlidj Heine Snolten ftyen, burd) beten mfiljfame* äblefen
We Sartoffeterute ungemein erfdjroert roh*.
• ©ei einem auögebetjnten Sartoffelbau ift feqter ber Anbau einer frül)
reifenben ©orte roid&tig, bamit man bie Qhtdt jeitig beginnen tarn. Da aber
t)ie ©pätfartoffeln beffere Srträge tiefem, fo t^ut man rooljl, Don biefen unge*
fäljr jroei Dritteite unb oon ben grü^fartoffeln ein Dritteil anzubauen, e« fei
benn, baß man im ©eftfc einer fo Dortreff liefen Sartoff elf orte ift, wie mir fie
in ber Ipeßgen ®egenb Ijaben, roetdje bei früher Wxßfaat bereite ju Anfang
«September reif roirb. S« ift bie« eine roeißblüljenbe Sartoffel mit Ijeüroter
©djate, roeldje im Smtern Döllig roeig ift, jroar mdjt al« feine ©petfelartoffet
iejeidjnet roerben fann, aber gu allen tedjnifdjen ©eroerben forooljt, afö audj
gur ©ieljffitterung feljr gut ftd) eignet, unb außerbem allen Stoforberungen an
^altbarteit unb rei$tid)e ©ermelpung entforidjt
Die 'Sartoffeln fönnen in allen ©obenarten anbaut roerben. S« giebt
einige Strien ©ieljtartoffeto, meiere auf reinem @anb nodj einen leiblichen ßr*
trag geben. 3ebo<§ ift falter, roiberfoeuftiger 5Eijon offenbar biejenige ©oben*
<irt, roeß&e einem einträglichen Sartoffelbau bie meiften Jpmbemiffe entgegen*
ftetlt 3m ©erl>attni« ju bem natürlichen ©obenroert roirb ber Sartoffelbäu
<tuf ©oben ber IV., V. unb VII. Slaffe mit bem größten SSprteile betrieben.
3tof.©oben ber I. unb II. Slaffe roerben alterbing* feljr gute Kartoffelernten
«rjielt, aber bodj md)t reifere, als auf ©oben ber IV. Slaffe, melden man
be^£)alb als ben SRormalboben für Sartoffeln betrachten famt. ©iel)t man
»aber oon bem Xotalertrag ab unb bebenft, mit rote geringen Slrbeitdfofteif ber
Sartoffelbau auf allen ©obenarten, in melden ber ©anb Dorljerrföt, betrieben
merben fann, mit roeldjer ©idjerljeit Ijier trofc SRäffe ober Dürre ein gerotffer
mittlerer ßrtrag erlangt roirb: fo muffen roofyl alle fotdje ©obenarten in ben
tlugen eine« jeben Derftänbigen Sartoffelbauer« im Sßerte bebeutenb fteigen.
Die 3ubereitung beS ©oben« rietet fid) ganj nad> feinen ©eftanbteilen.
3d) roill nidjt umftänblidj roieb erholen, roa«. id) fdjon mehrmals gefagt Ijabe,
<tber e$ ift bodj IjerDorguljeben, baß man eine nad) ©efdjaffenljeit be« Untere
grunbe« irgenb juläfftge liefe auf bem Sartoffetarfer Ijerftetlen mu%. Der
• <3anb* unb üßoorboben roirb mit ein*, Ißdjften« groeimaltgem pflügen jur
^fofuafyne ber ©aatfartoffeln vorbereitet 3e me^r ^on im ©oben enthalten
ift, befto öfter muß geppgt roerben.
26*
404 Änfom ber- ein jetnett grüßte. .
9ßa3 über bie Düngung beö' ©eljadffrudjtlanbeS überhaupt gefagt if*r
finbet alle« bei btefer fjrudfjt bie Dottfte 2lnmenbung. 2flan fann bett Dünger
im §erbft auffahren unb fogfeic^ unterpflügen, ober ben 9Btnter Ijinbureij liegen,
laffen unb bann bie DüngerauSfuljr Don $eit Ju 3^* fortfefcen bi$ bas §eß>
!jtnreid(jenb abgetrodnet iftj man fann ben Jünger ineljreremate mit burd^
pflügen, aber benfelben audj unmittelbar jur Kartoffelbeftetlung ausfahren, je
nadjbem bie$ alles bie ffiirtfd&aft$Derl)ältniffe erljeifdjen unb rötlich matten-
Sitte biefe 3ftetl)oben ber DüngerauSfuljr, merm nur jebe in il>rer ärt jroecfent^
fpredljenb ftattfmbet, finb bem Kartoffelertrage förbertidj, bormtfgefefct ba§ bcr
Dünger überhaupt eine gute, fröftige ©efdljaffenljeit Ijat. Auf ©oben, metöjer
in alter Dungfraft jid} beftnbet, !aun man oljne ©ebenfen ben Jünger mit
ben Kartoffeln jugleidf) einppgen; bagegen ift e$ fel)r juträgttd), menn magerer
unb auägefogener ©oben jwet* ober breimal mit bem Jünger bearbeitet wirb-
gfinbet e$ jeboc^ ber eine ober anbere nidljt jmedtmäfctg, unmittelbar }u bett
Kartoffeln ju bttngen, fonbern jteljt e$ oor, bie Kartoffeln in bie pette Iradjt
ober nad^ Klee, Sugerne,# @tyarf ette ober auf SBeibelanb ju bringen, fo mirt>
er bennodlj fel)r reiche Kartoffelernten erhalten, roenn ba$ Saub in Kraft mar»
8Be$l)ätb man eine berarttge ftolge nur au$nal)m$meife einhalten mhrb, ift
fd&on mehrmals bei anberen (Gelegenheiten gefagt roorberi. ©er aber moQte e*
atö einen geiler bejeidljnen, menn Jemanb avß oemünftigen ©rünben )u eines
folgen 2fo$naljme fiel) oeranlaft fietyt?
Die Kartoffel ift bie oerträgti^fte ftrud&t mit fid> felbft. Die lagelölpier
bauen fte auf einem unb bemfelben ©tfidt oft ununterbrochen jeljn Safjre Ijinburdj.
unb länger an. @ie giebt bann julefct freiließ geringeren Crtrag unb e$ er*
jeugt fidj in gemiffen ©obenarten eine Kranfljeit, meldte an ben Knollen burd>
einen wabenartigen Überjug fu§ ju erlennen giebt; aber roer es nidjt bis ja
biefem Äufjerften treibt, fann bie Kartoffeln fdfjon ein 3al)r um ba$ anbere
ober gar jroet Saljre hinter einanber anbauen, otyne eine SDüßerote befürchten
}U muffen. 3!)re bret» ober oierfäljrige SBieberfetyr ift eine oortrepdje ftrudjt*
folge", meldte in einigen ©egenben fd&on lange mit immer gleidjbleibenbem <£r*
trage eingehalten mirb. Ob ü)r eine $atm*, #ülfen* ober au<J> eine anbere
©eljadffrud)t oorangegangen ift, fdjeint für iljr ©ebenen fe^r gleichgültig 311
fein, menn fie nur nodf) Kraft im ©oben finbet, auf bie fxe freilief} allejeit
ätaforucfj madfjt.
. Die ^flanjjeit ber Kartoffeln ift oon ber &t\t an, mo feine tief einbringen*
ben ftröfte meljr oorjufommen pflegen, bi$ jur 3ttitte 3uni. ©anb* uni>
SWoorboben beftellt man fo frü& mie mö\jlidj, nagfalten 5Eljon in ber ÜÄitte
oom TOai unb bie milberen ©obenarten, mann man roiü unb fann, meil auf
i^nen eine paffenbe Kartoffelart, meiere felbft üDtttte 3uni gepftanjt ift, no$»
rec^t gut jur Steife fommt, roa* aber freiließ auf bem untätigen 2^onboben
• bei einer fo fpäten 2lu«faat nid^t immer ber Sali fein mürbe. Den £t)onbabe»
Kartoffeln. 405
fä>on im Slpril git beftefaen, ift be$l)alb gu nriberraten, roeil fcei niebriger
Temperatur rooljl bie in ber 9iä^c bcr ©berfläd&e befinblidjen Unfrautfämereien,
md^t aber bic tiefer tiegenben Kartoffeln auSgrünen. SBenn man S^onboben
<Snbe SCprit ober gu Anfang SWai befteHen roiü, fo nm| bie Bearbeitung be$*
felben fo öotffommen gelungen fein, baß man ba$ 'dliögrünenbe ©amenunfraut
"bürdj ben (Sjftirpator xmt ©idjertyeit unterbrüden fann. 5Die *ßflanggeit ber
Kartoffeln bis in ben 3nni ju öergögern, ift ein 9lotbeIjetf, gu bem man fretlidj
imter gemiffen Umftänben feine 3ttflu#t nehmen fann; after beffer ift e$ immer
-fi$ fo einguridjten, baß bie Äartoffeln im Saufe beä 2ßai in bie Srbe fommen.
<£$ fteüt fidf) nömlidf) im (September oft Keif ein, roeldjer ba$ Kartoff elfraut
tötet, . beoor bie $rn$t ifjre öotffommene SluGbilbung erreicht I)at. ©aß bann
bie fpät gelegten Kartoffeln üorgugsroeife an Stetige unb ©fite oerlteren,
ift begreiflich
ÜÄan Ijat feljr iriele 3ttetf)oben, bie Kartoffeln in bie Grrbe gu bringen.
3$ übergebe alle biejenigen, bei melden bie Bearbeitung ber Kartoffeln mit
ber $anb ftattfinbet, unb fpreäje nur öon ben befannteften berjenigen 9J?etl)oben
l>ie auf eine Bearbeitung mit $ferben beregnet ftnb.
£)a$ ßinpflügen ber ©amenfartoffeln, um foldje in ein*r
SRidjtung bearbeiten gu fönnen, ift bie gemö^nlid^fte ^ßflangmet^obe- #ier*
bei fommt e$ gunäd^ft barauf an, ob man bie Weüjett enger ober weiter oon
«inanber tyaben miß. 3m erfteren SaHe legt man bie <ßf!angfartoffel in jebe
3toeite, im anberen aber in jebe britte ^ßflugfurdje. ®ef($iel)t ba$ lefctere, fo
t>arf- man nidjt über geljn 3°ß breite gurren machen. (Sinen 2£fügigen
3roifcf)enraum fyrite id) bei gut oorbereitetem Boben für unnötig; nur in bem
§aüe fann ein folc&er üortetfyaft fein, roenn bie Vorbereitung beS gelbe« nid&t
Doüftänbig gelang unb man gegnmngen ift, bie fefylenbe Bearbeitung roäljrenb
*be3 ©ad)$tum$ ber Kartoffeln nad^gu^olen. ®iefe wirb aßerbbtg« burdj
ipeitere &mx\$tmiiumt erleichtert. *
Bei ro'enigften* groeifüftgen äroifcftenräumen legt man alle 12 bis 15 &ötL
€tne ^Jflangfartoffel. . £>amit bie Arbeiter biefeS SÄafc beobachten, wirb jebem
ein ©to<$ Don ber Sänge ber SntferAung gegeben, in melier bie Kartoffeln
Don einanber gelegt werben foHen. 3roc* Kartoffeln gufammen anzulegen unb
t>ie (Entfernungen bis auf öierunbgroangig 3°ß Ju üergröfjern, ift bei biefer
Ißffangmetljobe feljlerlfaft. £>amit bie 3ugtiere bie Kartoffeln nic^t au$ i^rer
Sage bringen, unb teuere and) niäjt auf ben feften Untergrunb gu liegen
Jommen, werben pe enttoeber an ber Sanb* ober an ber Stordjenfeite in bie
lodere ßrbe ehtgebrüdt, unb nidjt tote Ijöufig gefc^ie^t, in* bie offene ^ßflugfurdje
fleftreut. 3ene$ ift befonberä bann nötig, roenn man bie Kartoffeln in Quer*
reiben pflangen roitt, roouon fogleid) bie SRebe fein roirb.
Sßenn man gu iebem $f(ugpafc^ fünf Arbeiterinnen giebt, fo fönnen fie
t)a« auflegen ber ^Jflanjfartoffeln ki ber-Slrt, ba^ biefelben in bie Srbe ein*
406 2fo6ou ber einjcfoett grüßte.
gebrüdft roerben, redljt gut befdjaffen. SRüffen bie ©aatlartoffetn gefdfjnittett*
ober Detlefen roerben, fo finb beren fed^d erforberlidfj, roenn nämlid& bie 3^9*
tiete einen fo rafdjen ®ang Ijaben, bafc jcbex eingetne ^ßftug täßfldfj roenigftenfc-
bret SWorgen fertig mtufjt SBirb bebeutenb weniger an ^ßflugarbeit guftanbe
gebraut, fo reiben öier bfe'ffinf Smtegerinnen au«.
$Pgt man ben Dünger mit ben ^flanglartoffetn gugteidj unter, unb tft
jener tiid^t feljr oerrottet, fo ift auf groei ober brei pflüge no<J> eine ^erfon gratt
(Einwarfen be« Dünger« erforberlidj. 2Jtan gießt ben größten Seil be« Dünger«*
in bie Starfje, in roeteße bie Äartoffetn gelegt roerben, weil »man bemerft ßabett
roitl, baß e« auf ben (Ertrag einen gfinftigen ©nflu§ ßat, roenn bie ©aatfartoffel
bem Dünger naße liegt
Um bie Äartoffetn fo ju pflaugen, bafc fie über Äreug bearbeitet
roerben fönnen/ muffen guerft mit bem 3flarfeur 1| bi« 2 ftufc oon ein*-
anber entfernte Sinien gegogen roerben , roetd&e bie SRidjtung, rootjin gepflügt
roerben fott, im regten SBinfet bur<f)fdjneiben. Set bem ©npflügen ber $ar*
toffeln roirb übrigen« ebenfo, roie bei ber oortjer erwähnten SDfcetljobe oerfaljrenr
nur ift forgfättig barauf gu achten, baß bie <ßffangfartoffeln genau auf bie
©teilen Eingelegt roerben, roo bie SWarleurßnien mit ber geöffneten ^flugfurdje
gufammentreffen. 2ludf) muffen aöe Arbeiter angeroiefen »erben, bdg fie ba&
©nbrüdfen ber ^flanglartoffel in bie SWerfrume gteidjmäjjig Dementen. SBemt
man hierbei nid&t forgfam oerfäljrt, fo roirb ber ^totd öerfeßtt unb bie (Snfe-
fernung ber Äartoffeto oon einanber unregelmäßig. 3Äan madje guerft auf
einer flehten ätöerflädfje einen SSerfwl}. Dann roirb man au« bem Srfolge bie
etroa oorlommenben geljter bei ber SWantyulation oermeiben (emen.
(Sine anbere *ßflangmetl)obe, bei roetd&er man bie Bearbeitung ebenfalls
über Äreug üorneljmen famt, ift folgenbe. Der gut oorbereitete Sartoffetadfer
roirb mit bem STOarleitr burdfj bo^ette« Übergießen ht lauter SSierede eingeteilt,
©oü nun ba« Spangen beginnen, fo roerben bie ©teilen, roo ^ bie 8tnieu>
burd&fd)neiben, mit Äartoffetn belegt. SBenn man hierauf mit beut Häufelpflüge
bie belegten Sinien burd^gießt, unb bie ^ffongfartoffetn mit ffirbe bebedft, fo ift
ber Äartoffeladfer nad& beenbigter öeftettung bereit« in Dämme aufgetrieben.
Diefe *ßflangmetl)obe ift für tonhaltigen, etroa« naffen ©oben feljr groedfmäßig.
Die Sartoffeln fommen babei in ba« getodferte 8anb unb nt$t auf ben feftett
Untergrunb. 3ttan muß ba« Sggen be« auf biefe SBeife befteflten Äartoffet*
adfer« freiließ anfielen laffen, bi« bie ftartoffeln aufgegangen finb. De«ljaß>
ift aud) biefe <ßflangmetl)obe für einen ©oben, roeldjer oiet Unfrautfämereiett
entölt, nid^t gu empfehlen, oiebneßr bie oorfyer betriebene oorgugieljen, bei
roetdljer ba« ftelb baß) nad) bem pflügen geegget roirb. SSJenn bann nad>
einiger 3eit ba« Unfraut gum SBorfd&ein fommt, fo roirb e« mit bem (gjrfiirpatoc
letdjt gerftört.
(£« ift nun nodj bie grage gu beantworten, ob *« überhaupt geraten fetV
ÄQttoffeln. 407
bie Kartoffeln in fo roeiteh &\xtfd)mcäumm auSgulegen, rote eS bei ber 3ftetf)obe
beS über Kreug ^flangenS gefdjieljt, inbcm gu jcber ©taube bis 4 Duabrat*
fuß Stöcke erforberlid) finb.
öS Ijat aßerbmgS ben SBtofdjeiu, roemt man ein auf foläje Söeife befteltteS
Äartoffctfdb furg nad) 8fofgef|en ber Kartoffeln überblickt, als ob bie ©töcfe in
gu groß er (Entfernung oon einanber ftänben. 2luf magerem ober bürrem ©anb*
boben mieten fte and) fdjtoeriidj bei biefem ©taube bie gange Oberfläche be*
beden. 2tber auf allen gum Kartoffelbau gang geeigneten , reidjltdj gebüngten
unb gut oorberetteten Bobenarten erlangen bie etngelnen ©tBcfe einen folgen
Umfang, baß fte gur $eit ber ©tüte burdjauS geföloffen unb ofillig bidjt genug
fielen. 2ludj ift ber nad) biefer ^ßflangmetljobe gu ertangenbe Srtrag gang be*
friebigenb unb bent jenigen ätynlid), melier bei anbeten guten äßetljoben beS
SfabaueS, bie aber meljr $änbearbeit erf orbern, erlangt roirb. £>a nun bie
Bearbeitung über Kreug weit oottfommener erfolgen fann, unb bie ffirnte ber
Kartoffeln baburd> ungemein erleichtert toirb, fo ift biefe ^ffongmeäjobe bei bem
änbau im großen, roo fte überfjdupt guläffig ift, feljr gu empfehlen.
@el)r geteilter Meinung ftnb bie Kartoffelbauer begügltd) ber ftrage: ob
man als Langgut große ungerfdjnittene ober mittlere unb Seine Kartoffeln,
gerfdjnittene ©tüde mit ber gangen ©ubftang ober abgefdjnittene Keimenben unb
auSgeftod)ene Slugen nehmen fott? 3d) antroorte hierauf, baß Heine, unreife,
Kartoffeln unter (einerlei Umftänben gum StuStegen genommen werben foQten.
SJölfig reifgemorbene, ungerfdjnittene Knollen mittlerer ©röße eignen fidj afe
^ffonggut am beften, bei jeber Befdjaffenljeit beS lobend. £)a fte aber nid^t
immer gu Ijaben fmb, roeil g. B. auf gutem Boben bei einem (Ertrage oon
über 100 ©djeffel pro SKorgen bie Knollen großenteils bie mittlere ®röße
überftetgen, fo mürbe es Berföroenbung fein, gum fangen ungerfdjnittene Kar*
toffeln gu nehmen. äßan äjut in folgen Säuen tooljt, bie Keimenben ab*
gufdjnetben, anzulegen unb bie übrig Metbenben größeren ©tüde auf fonftige
SQScifc gu oerbraudjen. 3d> muß jebod) bemerfen, baß nur bei ben länglich
geformten Kartoffeln baS eine finbe oorgugstoeife mit Keimen oerfeljen ift.
Bei ben runben unb platten finb bie Keime meljr über ben gangen Umfang
ber Knollen oerteilt, unb es ift alfo bei biefen ©orten burd) Befolgung obigen
9toteS weniger Borteil gu erlangen, ©aß 3uredjtf$netben ber ^flangftücfe muß
forgfältig unb oor ber SluSfaat auf bem $ofe gefdjeljen, am beften im Ber*
binge. 5Die.^pangftüde Ijebt man an 'einem luftigen Orte auf, bis fie auf baS
Selb gebracht werben fönnen.
£)as auslegen ber auSgeftodjenen Keime läßt * fidj rooljl bei ber ©arten*
ober §anbarbetts* Kultur oorneljmen, ift aber nidjt bei bem' äfobau ber 'Kar-
toffeln im großen anroenbbar. 2tm allermenigften barf man ausgeflogene Stdmt
bei einer ^flangmetfyobe auslegen, wobei ieber ©tocf oier Ouabratfuß äcferpdje
erhält. 3fn biefem Saue finb nur *ßflangftücfe amoenbbar, oon benen fid) große
408 Knbau ber ctnjetnen grüßte.
(Stauben erwarten laffen, atfo mittlere unjerfdjnittene Kartoffeln ober abgefdjntt*
texte Setmenben. *
3m Satyr 1840 !)at man befonber* Gelegenheit gehabt, bie Sttdjtigfeit be*
9latcö, mit bem ©aatgut nidjt ju fparen, mürbigen ju lernen. 3n biefem 3aljr
aurbe allgemein über bie 3erftörung ber Kartoffeln tmrdf Sxodenfäule geHagt.
2luf ben gelbem nun, mo man bie ^flanjfartoffejn in Heine ©tüd e jerfdjnttten
Ijatte, fehlte £, £, gar mo()t | ber ^flanjen nnb e$ mürbe natfirltdf um fo
oiel meniger geerntet.
Bei Bearbeitung ber 3roif$enräume mäljrenb be$ SöadjStum* ber Kar*
toffeln befolge man bie. SRegel, biefelbe fo frttl) rote mögltdj anzufangen unb
nidjt bamit }u märten, bis ber ©oben erhärtet unb baS Unlraut erftarft ift
£)a$ lefctere mirb leidet unterbrüdt, roeim e$ nur oier bi$ fedj$ Blätter J&at;
bie$ gefdjieljt aber mmoüfornmen, meint bie SBurjeln tief in ben ©oben ein«
gebrungen fmb ober biefer fdjon erhärtet ift. 33er Sftadjteil ift ein boppeüer:
bie Bearbeitung rotrb foftfpieliger unb ber $med unooQfommener erreicht;
aujgerbem aber leibet bie ftartoff el, menn fte • mit bem Unlrattt um ben $lafc
Tamofen muß, unb es lann fpäter bie größte Sfaftrengung nid>t gut machen,
ma$. oorljer üerfeljen rourbe.
Sßenn feine ßjftirpatoren angemenbet merben, muß man ba* Sggen be*
befteüten ÄartoffeHanbeS fo lange anfteljen laffen', bte bie Kartoffeln anfangen
anzutreiben, bamit bie festeren über ba$ Unlraut bie ©bertyanb behalten. 3m
. reinen unb mürben Boben genügt e$ oft, blöd einmal ju fdjaufeln unb einmal
anau^äufen. 2Öenn jebodf nidjt etma bie natürliche Befdjaffentyeit be* Boben*
ein l)äuftge* SRfiljren bleiben verbietet, mie bei tofem ©anb* ober 9ftoorboben,
fo mirb eine öftere al« jroeimalige Bearbeitung ber Kartoffeln ftetS vorteilhaft .
fein, DoranSgefefct, baß fte oor ber Blüte ftattfinbet. (S« ift nötig, bie Be*
arbeitung oor ber oöüigen Äusbilbung ber ^flanjen ju beendigen, meil fonft
oiele ©traget niebergetreten merben. Stuf einem Boben, melier rein unb toder
ift, tpo alfo nadj .bem ©Räufeln ober Sbt^aim eine Berunlrautung be* Aar*
toffelader* nidjt ju befürchten ift, fann ba* Staljäufeln ganj unterbleiben. Ber*
gteidjenbe Berfu$e f)aben ergeben, baß ber (Ertrag ber unbetyäufelten Kartoffeln
in trodenen Sauren fogar größer mar als nad) erfolgtem anhäufeln. Surf
frautroüdjftgeut Boben aber mirb baS auftreiben ber 3roifdjenräume in Dämme
immer ba* mfarffamfte SWittel gur Unterbrüdung be* Unfraute* bleiben.
8fod) bei ber forgfättigften Betyanbfong unb Reinigung be* Slder* bleiben
auf einem ftarf oerfrauteten Boben jmtfflfjen ben Äartoffelftöden immer
nod). einige Unfräuter fielen, namentlich $eberi$ (Baphanus Baphanistrum),
*®enf (Sinapis afvensis), SDfcelbe (Atriplei patula), ffiilbljafer (Avena fatua),
SRätljfdjel ober Bitterfraut (Polygonum persicaria unb acre). Um ba* ©amen*
au*ftreuen biefer Unlränter ju oerfjinbern,- muß bie Kartoff elpftan jung nadj bem
Berufen nodjmal* mit Arbeitern burdjgegaugen merben. Unterläßt man bte«,
ftartoffefo. • 409
fo erftorfett bie Unfräuter im ©pätfommer außerorbentlidj unb (treuen eine
große SDienge ©amen av&; e« rotrb atebann ein mistiger £roecf be$ Kartoffel*
baue^ ganj oerfeljlt.
£)ie Kartoffeln ftnb reif, roenn ba« Kraut gelbltd) unb ftecfiß rotrb, roenn
tte Knollen leicht abfallen unb beim Kochen mehlig finb. $eDor biefe ijeidjen
eintreten, follte man bie Srnte nidjt beginnen. ••
£)ie (Srnte mtrb am jroedmäßigften im SBerbinge oorgenommen unb ber
$ol)n nad) ber SDtenge ber aufgenommenen grüßte beftimint ©inb bie Aar*
löffeln in Querreiljen befteüt, fo laffen fte jtd) mit ben fogenannten Kartoffel
Ijebern, roeldje« vergrößerte £anbf)acfen mit jroet 3infen finb, red)t gut fyetaxtä*
nehmen. 3ur Jpanbljabung biefer ©erzeuge gehören aber jiemlidj Iräftige
SBänner, unb ba bie meiften Sanbroirte jur 3eft &er Kartoffelernte für bie
Hftänner nodj anbere ©efdjäftigung Ijaben, fo jieljt man bie äftetfyobe be« 8fo«*
grabend mit beut (Spaten Dor, wobei in einzelnen gälten etne fleißige grau
20 bis 24 Steffel täglich au«nimmt, aber für geroöljnlidj bei einem Srtrage
Don 120 bi« 130 ©Reffet pro SKorgen*), nur 16 ©djeffel auf ba« 5Eageroerf
einer Stau lommen.
Sei ber 2fofberoal)rung ber geemteten Srüdjte ift faft mel)r bafür ju forgen,
baf fte Dor Säuini«, al« Dor bem (grfrieren gefiebert ftnb. SBenn bie Kartoffeln
bereits in ber erften $älfte be« September ausgenommen roerben, fo muß
man gegen ba« Raulen berfelben fel)r auf ber §ut fein. 6« fann bie« ebenfo
lexijt oorfommen, roenn bie grüßte in Kellern Ijodj übereinanber aufgefdjidjfet,
als wenn fie in ®ruben unb Seimen fofort mit (Srbe bebedt roerben; bei ijoljer
Temperatur nämlid) bünften fte ftarl aus, unb menn bie SBafferbämpfe feinen
$fö}ug Ijaben, fo ertyifcen ftd} bie Kartoffeln unb verberben. ättan barf bafier
bie Kelter nidjt efjer ganj anfüllen , als bis gröftc ju erwarten ftnb. Die
Seimen unb (Gruben muß man, roenigften« teilroeife, ol)ne (Srbbebedung (äffen,
bis ber broljenbe groft baju nötigt, fte gegen biefen ju fdjüfcen.
ÜDie Sfofberoatyrung in Gruben ift überall, roo ber 'Kartoffelbau mit ©org*
faft betrieben wirb, abgefdfjafft. 2ftan jieljt mit SRedjt ba« Sluffdjütten in Sehnen
oor, inbem man biefe auf trodenen ©teilen fo anlegt, baß beim ©c^meljen beS
©djnee« Dorn Sßaffer nichts ju befürchten ift. 35er öoben roirb eben gemalt
unb bie Kartoffeln werben in langen Raufen, in gdrm eine« £)a$e«, auf«
gefdjüttet. Um fte gegen ben Sroft ;u fidjern, beachte man bie befannte XfyaU
' fadje, baß (Srbe ein guter, trocfeneS ©trol) aber ein fd)led>ter ©ärmeletter ift.
Sfbxc ba« ©trol) fann gegen ba« Erfrieren föüfcen, menn g? nämlid^ gleichmäßig
über bie Kartoffeln ausgebreitet ift unb, Don ber (Erbe gufaqmtengepreßt, eine
*) 2)ie (SrfQ^rungen ber testen 10 3cu)rer in wetzen biefe grudjt fo ötelen SWißernten
auSgefefct war, machen e« bebenfltc^, biefe £aWtn wieber abjubruefen. 3$ (äffe fte jebodj flehen
in ber Hoffnung, baß bie feinbfi^en SJtödjte wieber weisen werben. (Bnmcrfung be* Serf.
au« bem So^re 1861.)
410 * Sfo&au ber einjcfaen grüßte.
5 btö 6 ^oü ftarle ©djidjt hübet Die Srbbede bewirft nur ba$ 3ufammen*
bräcfen be$ ©troljeS, ober fc^ü^t wenig gegen ben Stuft, ba man «eifoiete Ijat,
ba{$ m einem fdjneefreien Sinter unb bei antyaltenb ftrenger Säfte ber Sroft 3 Su§
tief ht ben «oben einbringt. Um fo roeniger !ann bie in loderen Raufen
liegenb'e Erbe großen @$u$ gegen bie Seilte genialeren. £)a$ ©trol), roomit
man \>k Kartoffeln jubedt, mug jebenfaU* 12 bid 18 3otl über ben 9fcrafe
ber Sehne oorfteljen, bamit ber Sroft nid&t oon untftt ijer einbringt. ättan
gräbt ju beiben Seiten ber Seime fo mel Erbe aus, baf? fxe auf bera Strofj
10 bis 12 3<>tt W 3" Hegen fommt, rooburd) mn bie Seime fjerum ein
graben entfielt.
©et Seimen oon 20 unb metyr SRuteu Sänge galten einige für n»tigr
burd) in bie Mittellinie eingefefcte ©troftoifdje ben fünften einen Sluägang jit
g ernähren, unb bringen beätjalb alle 12 bis 18 Sug einen folgen ©troljroifö
an. 2Benn man* aber bie Sartoffeln oor bem Döüigen Rubelten mit Erbe eine
3eit lang au«bünften tagt unb be*l)aib bie 3Hitte ber Seime offen Ijält, bis
ber Eintritt be$ Srofte* }u befürchten ift, fo lötmen jene fünfitidjeu ©unftjfige
megfaßen.
Um im Srü^ling ein ftarfeö 9fa3fetmen ber Kartoffeln ju oetfjmbern,
muj? man fte burdj Segen in Sljnttdjer llBeife, roie bie äßaurer ben ©anb Don
{leinen Steinen befreien, oon ber Erbe reinigen unb bann bünn ausgebreitet, an
einem luftigen, trodenen Orte aufbewahren, aud) oon 3ett Ju «Seit umfdjaufetu.
Die äßenge ber auf ber Slädje eine« 3ßorgen$ erforbertidjen ^flanjfar*
toffeln ift oerfdjieben nadj ber ©röße ber Snoden foroot)t, als nadj ber äftetyobe,
roie fte gepftangt werben. Sei groei Su§ oon einanber entfernten Ouerretyen
bebarf man laum 6 ®d)fl. auf ben 3Rorgen, toemt bie ausjulegenben Snoöen
mittlerer ®röfce finb; bei bem Segen in SReiljen oon 2 Sufj 3^^enraum unb
nadj einer eingigen SRktjtung, wenn bie Entfernung ber $flänglinge 15 bis 18
3oß beträgt, gegen 8 ©djeffeL Quantitäten oon 10 unb 12 ©djeff ein @aat*
gut auf ben SDiorgen tonnen nur bei Slnroenbung oon großen, ungerfdjnittenen
Sartoffeln oorfommen, ober raenn fte in feljr geringer (Entfernung oon einanber
aufgelegt werben.
Sei redjt tiefer äWerfrume unb bei ber forgfältigften Bearbeitung fommen
auf «oben L, II. unb IV. SMerttaffe Erträge oor oon 180 bis 200 Steffeln
pro borgen; fte gehören jebotfj gu ben Ausnahmen. 9iadj meinen Erfahrungen
lann auf «oben biefer klaffen ber ©urd)fel>nittsertrag bei ber forgfäfögften
Äußur nidjt über 15üO ©Reffet angenommen werben.
JBenn aber .ber Sartoffelbau feljr im großen betrieben wirb, unb nadj
Umftänben bis auf -J, tool)l gar { ber gangen ätöerflädje ausgebest ift, fo
lenne idj fein «eifotel, baß felbft in bem beften «oben, bei ftarfer SMingung
unb forgfältiger Sultur ein Ertrag oon 150 Steffeln alp&rlid) erreicht mürbe»
SDieiftenS ift man gufrieben, wenn man auf gemifdjtem «oben, toetdjer jeboc^
Äortoffeln. '411
ben öter erftcn Stderffaffen angehört, mit ©idjerl)eit auf 100 ©djeffet rennen
fatinj nur fetten bringt man auf Heineren ®ütern ben ®urd(jfdjnitt«ertrag bei
fo ftarfem fotbau bte anf 120 ©Keffer.
Sßtrb aber auf ®fitern mit geringeren ©obenarten, t>on ber V. bte IX.
äfcferftaffe ein fo ftarler Äartoffetbau getrieben, fo roirb fdjon ein gute« Düngung**
üerfjältnis oorfymben fein muffen, roenn bie &ur<$f$nitt*emte 80 «Steffel be*
tragen fott. 3m ©eghtn einer befferen unb tieferen ftuttur werben oft nidjt
mel)r aö 60 bte 70 ©dfjeffet erjleft.
!Ca$ ffartoffetfrant im grünen 3itftanbe ate gutter ju benufcen, fötft Jefet
niemanbem meljr ein; oor 40 Saljren aber Ijiett man benjenigen für einen
fötedjten ffiirt, ber es* unterlieg, ©a« -reife ftraut benufet man entroeber ate
©treu ober ate ^Brennmaterial. SBBenn e$ jur SWifterjeugung üerroenbet roirb,
fo fann man ben Äartoffefn, rote fo oft geföieljt, nidjt jum SSorrourf madfjen,
baß ftc ber £)fingerftätte wenig fonfiftente leite fiberßefem. 3m Oberbrudj
roirb e$ atigemein ate S3renn*aRateriat beifügt unb ate fotdfje* ljodfjgefdjäfct
$>er fogenannte ©djotf fft eine ftranfljeit, roeldtje turdj eine geroiffe
©obenbefdjaffenljeit oerurfad&t roirb. £)aß einige SKergetarten biefe Äranfljeit
oeranlaffen, fdjehtt ST^atfa^e ju fein; nur über bie ©eftanbteite be$ SRergete,
roeldje biefe SBirfung Ijeroorbringen, nm% um fo meljr 3roe*fe( obroatten, ate
ftc^ andfj fdfjorfige ftartoffetn auf ©obenarten finben, bie nie gemergelt roorben
ftnb. @d)on im 3at)re 1800 beobachtete Ufy biefe ftranfljett auf ©artentanb
oon tagelöhnern, töetdfje* feit bieten Sauren nur Äattoffetn oljne jebe 3n>ifdfjen*
frudjt getragen Ijatte.
S3on beut trodenen ÜRober roerben bie Äartoffetn nadj bem Huänetjmen
au$ ber (Srbe unb roenn fte in ÜÄagajinen aufgekauft liegen, manchmal befallen.
, <5$ ift behauptet roorben, biefe Äranfljeit fei erft in ber neueften 3«* auf**
getreten. £)em muß id(j nadf> meinen Beobachtungen roiberforedjen. 3m Ober«»
brudj, roo ein auägebeljnter Äartoffetbau ftj^on feit 60 3al)ren befielt unb bie
Änotten in großen Waffen aufgefdjüttet roerben, femtt man ba« Übel feit langer
3eit. 3Äan nannte bie auf fotdje ©eife oerborbenen ftartoffetn o erbrannt,
im ©egenfafe 3U ben jauchig oerfautten. & folgt tjierau«, baß man bie Urfadje
in einer (Srijifcüng fudjte, roetd&e ber £rodfenfäute oorangeljt. ©djufc bagegen ift
Sermeibung einer ju Ijoljen Sluffdjfittung, in Äetfern unb SWagajinen forooljt,
ate in Seimen ober bieten. X)aß bie ®efa!jr größer fein mnß bei tjoljer
jEemperatftr ate bei niebriger, teuftet ein. 8für jefet muß id(j befemten, ba§
alte SSerfudfje einer anberen (Srftärung biefe* Übete mtdf) nidfjt befriebigt fyaben.
S8o große SWaffen oon Äartoffeln geemtet roerben unb aufjuberoaljren ftnb, ift
ba$ (£rt)ifeen berfetbeu nid&t leicht ju oermeiben; andj ftnb bie grüßte in einem
3a^rgang mefjr roie in einem anberen jur Srodfcnfäute geneigt. Slber i<f>
glaube,, baß burdj große ©orgfatt bei ber Slufberoa^rung in ber angebeuteten
9ttd^tung bie SrodfenfSule oer^inbert roerben lann.
412 Anbau ber rinjefaen grüßte.
Die Äotytrübe (Brassica napobrassica).
Diefe SRübenart ift bei. un$ unter bem Tanten Sörude, in SRieberfadjfen
unb an anbeten Orten unter bem Tanten ©tedrübe befannt; aud) rohrb fie
ifcautrübe unb Srbfoljfrabi genannt. (Sie lommt oor mit gelbem unb roetßeip
gleifdje. (Srftere Slrt l)at man aud) fdjroebifdje töfibe, SRota* ober Stutabaga
genannt; bie mit bem lefcten tarnen bezeichnete SIrt ift groar im ©efdjmad, in
ber $orm unb ftarbe ber ^Blätter etwas Don ber mit roeißem $Ieif<f}e oerfdjieben,
in öfonomifdjer f>inftd)t ift aber jroifdjen beiben lein Unterfdjieb.
Diefe Stübenart oerlangt, rote ber Äopffoljt tmb bie föunfelrübe, einen
JBoben, melier ben üier erften Stöerffoffeu angehört. Sludj fatm man fte nodj
*mf ©oben ber V. Ätaffe anbauen, roenn berfetbe in tiefer unb guter Suftur
ftel)t. Die fünf testen SWerflaffen eignen ftdj nid)t für biefe* ©eroädj*.
9Äan £)at groei 2Wetl)oben be$ 3tobaue$. Die geroöljulidje unb fidjerfte ift
trie, ben ©amen im äprit in ein $ffangenbeet gu fäen, Ijier bie $ffongen'l)eran*
toadjfen gu (äffen unb fie im Suni auf baS gelb gu oerfefcen. ©ettener menbet
man bie SKeÜjobe an, ben ©amen mit bem §anbbrifler unmittelbar auf ba«
gelb ju fäen.
2tuf bie ßrgiefymg ber fangen oerfteljt ftdj jeber (Särtner; idj bemerfe
nur für jüngere SBirte, baß man roof)( ttyxt, ben Äofytrfibenfamen 15 bis 20
Sage fpäter ate ben Sopffoljlfamen auSgufäen, audj baß man gu $ffangungeu
t*on einigem Umfange groei Stoäfaaten machen muß, bamit, roenn bie erften
fangen burdj (Srbplje leiben, bie oon ber festen Stuöfaat ben ©ebarf beefen.
»
©egügttd) ber Vorbereitung beä Selbes gur aufnähme ber ^ffongen oer*
roeife id) auf ba$ienige, ma$ im allgemeinen über bie JBeljadfrüdjte gefügt roorben
ift. Da bie (Erfahrung leljrt, baß bie nad) SKitte Sunt gepflangten Sotylrüben
am ftdjerften gebeten, fo fann man bie Sorberettung be$ Selbes gu biefer grudjt
nodj betreiben, roenn bie übrigen ©efjacffrüdjte fc^on befteßt ftnb.
Da$ ^ßftangen fetbft rotrb am beften fo tauge oerfdjoben, bi« bie Witterung
einen feuchten ©Oarafter angenommen Ijat, muß aber bann mit aller Äraft au**
geführt werben. (Sin burdjbringenber ©emitterregen genügt in geroöljntidjett
3aljrg8ngen. ©et außerorbentfldjer $ifee unb Dürre, rote fte in munden Sauren
üorfommt, ift freiließ ein einjelner ©emitterregen feiten au$reid>enb, um bo*
Sanb gur Slufnaljttij ber fangen gehörig oorgubereiten unb um ba$ Jforoadtfen
ber festeren gu ermöglichen; e$ ftnb bann Sfeftalten erforberfid), unt ©affer
tum ^Begießen ber $flangen Ijerbeigufdjaffen.
9Kan fann bie $flangen fo einfefcen, baß fte nur nadj einer töidjtung in
SReiljen fteljen; man fann fie aber au$ ebenfo gut in Duerreifjen, rote bie
Äartoffeln, pflangen. Die SBorfeljrungen ftnb biefelben, wie bei ber Sartoffet*
yflangung. 2Han oermhtbert iebo$ bie Entfernung ber Weisen bei ber ftofjl*
rübenpflangung bi« auf 18 3oß.
golgenbe 9)?etl)obe fann i<§ aus @rf abrang ate praftifd) empfehlen, um
ba$ gleichmäßige Slnwadfjfen ber ^flanjen aud) bei trodener Witterung ju be*
wtrfen. 2Kan bereitet einen Stet oon 8el)m, Äuljmtft unb aKiftjaudje uni>
fießt benfelben in .einem ©efäße neben bie <ßflanjenbeete, wenn ba$ <ßflanjen*
jieljen beginnen fotf. 33on ben gezogenen ^flanjen fdjneibet man tjanbooßweife
ba$ gaub ber ©fätter etwa bret $oü öon ben ^erjblättern entfernt ab unb
taudjt bte ©urjeln in ben bereit fteljenben JBrei. SWad) biefer iöeljanbümg padt
man bie ^ßpnjen in große Äörbe, in melden fte auf ba$ Selb gefahren werben.
5Kun beginnt ba« $Pgen. 3wei $pge bilben einen $afdj; bie $ffon*
jerinnen werben, rote bei bem ©ntegen ber Äartoffetn, auf bie Sänge be$ ^ctb*
ftüde* »erteilt unb einer jebeft ber 9?aum bejeidjnet, ben fte bi$ jur ©ieberfeljr
ber $pge bepffonaen muß. Die $pnjen werben auf bie Sttitte ber gurdje
gefefct unb feft angebrüdt. 10 bis 12 Arbeiterinnen bepftanjen fooiel glädje,
rote jroei $Pge fertig madjen, .roobei eine 5urd>e um bie anbere befefct wirb.
Sei biefer $erfal)rung$weife wadjfen bie ^flanjen faft fämtlidfj an ttnb e$ ift
feiten ein iRadH>pnjen' nötig.
©enn man erft ppgen, eggen unb marfieren muß, fo oergeljen bei
trgenb breiten äderftfiden faft immer jroei Sage, beoor ba« <ßflanjen beginnen
fann, unb mittlerweile ift oft ber günftigfte 3«tyunft jum ©nppnjen oorfiber,
roenn ein bloßer ©eroitterregen ba$ fianb erfrifd^t l)at. ©ei bem • angegebenen
©erfahren aber beginnt baS $pnjen unmittelbar nadj bem Wegen ober rocHjrenb
beäfelben.
Das erfte ©etyaden einer folgen <ßflanjung muß fretti^ faft immer mit
ber §anb gefdjeljen. Die ^ßferbeljaden würben manche niebere ^ßffonje mit
<£rbe bebeden ober im ätoroadfjfen ftören. Da* jweite Beladen bagegen fann
redjt gut mit ber. ^ßferbef Raufet ausgeführt werben, ebt Belaufen ift weber
erforberlidj nod) rätlidj; aber woljl ift ju empfehlen/ baß bie ^flanjuug no<$
einmal mit ber §anb(jade nadjgegangen wirb, ©enn bie Vorbereitung be$
Sauber eine burd)au$ jwedmäßige war, fo ift eine weitere Bearbeitung über*»
pfjtg. 3n ber föeget warfen bie töüben jaudj fo rafdj, baß fie ben ©oben
ba(b ganj bebeden unb baburdj baS ömporfommen be$ UnfrauteS oer^inbem,
©enn eine feljr ungünftige ©itterung in ber legten £älfte be$ 3uni ba*
^ßflanjen unmöglich madjt, fo tröfte man ftdfj mit ber oon mir gemalten <5r»
fajjrung, falbem idj 1806 oon einer am 8. bte 10. 3uli erfolgten $pnjung
bie beften SRfiben geemtet tyabe, bie mir jemals oorgelommen finb. Die ft)ät
oerppnjten 9Wiben werben jarter unb wotylfdjmedenber, wogegen bie im 2ttai
oerpflangten juweilen eine ^oljtge ©efdjaffenljeit annehmen.
©enn ber fto^Irubenfamen' fogleid) auf ba« gelb geföet werben foll, fo muß
bie Düngung unb Bearbeitung be« gelbe« SWitte ü)iai oollenbet fein, ffi« wirb
bann ber 3tder mit bem bo^elten ©treid^brett» ober bem fteinen #8ufelppge
in Heine Dämme gelegt, auf bte SDiitte berfelben fäet man ben ©amen
414 2fabcm ber cra^ilncn grüßte.
tntttetft be* SRfibenbriflerS au*. äBerot -bie fangen trier 6te fetfjS «lätter ge*
Mbet fyiben, fo ge^t man bie 9tei^en mit ^aubfyitfen burd) unb nimmt bie
Jiberfülfftgen ^ßftangen weg. So genügt, baß man in ber (Entfernung Don
jebeSmaf 12 bt$ 15 3otf eine ^flanje fielen täft. £)a| man nebenbei auetj
ba$ oorfommenbe Uufcaut auÄ&acft, brauet moijl faum ermähnt gu werben.
3Kan muß femer balb nadj bem #aubljacfen bie töeüjen mit einem weiter ge*
fteüten Häufelpflüge burdjgiefyen, bamit ba$ Unffaut unterbritdt wirb.
33on einer folgen Stübenbefteflung ift anfdjeinenb ein IjiHjerer Ertrag als
oon ber ^flangmetljobe gu erwarten, weit bie Unftdjerljeit bei bem 8lu$fefcen ber
^ßflangen wegfällt unb weil bie föttben auf ben Vorgetriebenen Stämmen, fdbft
bei flauer Slcferfcume, ein tief geloderte* Srbreidf unter fxd^ ljaben. * Allein bie
jungen fangen ftnb auf bem freien Selbe meljr burdj örbpije gefetyrbet, als
auf bem ^ßflangbeete im ©arten, wo man burdj begießen unb Stomenbung Don
• ÜberftreuungSmitteln biefe tJetnbe be$ Sol)lgefdjledjte$ abgalten ober unföäbltd}
machen fatttu @$ tritt auä) üor bem Srftarfen ber $flangeu leidet ein @tiCU
ftanb im äßadjstum ein, beffen 9iad)teile fefbft burd) nadjmalige fruchtbare
Witterung nidjt gang nrieber gehoben werben, — - nid)t gu oergeffen, baf$ bie
Zubereitung beS SRübenCanbe* bei ber @aatmetl)obe mit ber be« Sartoffellanbe*
gufammenfälft, wogegen bei ber ^ftongmeäjobe nodji 3eit baÄu ä&rifl tfc romn
bie Kartoffeln längft befteöt ftnb. 3d) gielje baljer ben ätobau ber dtöben,
wobei bie sßflangen im ©arten gegogen unb bann erft auf ba« gelb oerfefct
werben, bem SfitoSfäen be$ ®amen$ auf ba$ gelb oor.
öei einer gefangenen Soljlrübenpflangttng geben bie ölfitter im September
ober Ottober ein gute« SJieljfutter, beffen ©emiunung freiließ umftänblidjer' ift
ate bei anberen guttergewädjfen, meldje mit ber Senfe abgemäht werben fönnen.
SBenn man tnbeö mit bem Stbblatten triebt gu friil) auffingt, fonbem bamit
märtet, bis bie ftüben il)re öotle ©röf e erlangt l)aben unb bi$ ein grof er Zeil
ber Blätter gelb wirb, fo fann eine grau gtemlidj Diel einfammeln. Sin in
früher äJegetattontyeriobe beginnenbe* Statten muß mit. melp SBorftdjt geföelpn,
weil bann nur bie gelb merbenben Blätter abgenommen merben bürfen.
2Wit ber ßrate ber Kohlrüben beginnt man erft, wenn bie Sartoffeln ugb
Stunfelrfiben fdjon eingebracht ftnb, weil jene f$on einen Keinen Sfroft ertragen;
inbe$ Tann bodj nur auänaljraöroetfe geftattet werben, fte ben Sßüjter über in
ber (Srbe gu (äffen. SBtr Ijaben in unferem Stima freiließ juweiten einen
SBinter, in welkem fogar bie Sartoffeln, bie gufäöig im ©oben bleiben, nidjt
erfrieren. Sonnte man ftets auf einen folgen SBinter rennen, fo mürbe man
rooljl tljun, bie Gliben fo lange im ©oben gu laffen, bis man tyrer bebarf.
aber ahljaftenb ftrenge Stalte unb befonber« «ein öftere« ©efrieren unb auftauen .
be$ ©oben« nerbtrbt bie SRüben. Sie Aufbewahrung in geinten unb Settern
ift fdjroieriger afö bei ben Sartoffeln. Die Soljtrfibe ift hierbei bem Serberben
meljr unterworfen als jene. 8fat beften Ijfltt fte ftd> in einem troefenen, luftigen
Äöpfto^ . 415
SBaume, welcher iebodf) üor bem grcofte gefdjfifet fein muß. (Es ift gut, fi$ fo
dnjurid&ten, bog man biefe 9tübe bis (Enbe Sanuar oerffittert fyrt; fte länger
<utfjuberoaljreu, gelingt nid&t immer* Sebod) f)ätt fte ficfj im freien; n>emt fte
in trodtent (Erbe nadj folgenbem 33erfaljren eingefd&lagen ift. ®ie (Erbe mirb
einen Suß tief auSgeftod&en; in bie baburdj entfteljenbe ©rube padft man groei
©djid£>ten SRübeft über einanber nnb bedt fte mit ber (Erbe ju, meiere man oon
einer jroetten ebenfo angelegten ©rube erpft. ©o wirb fortgefahren, bi« alle
Hubert mit (Erbe bebeeft jinb. Stuf biefd SEßeifc bleiben fte frifdlj unb gefunb
bid jum Srfiljjaljr, ba iljnen alsbaun ein müßiger groft riid&t fd&abet, welken
man übrigens nodlj baburd) abgalten fanu, baß man bie Raufen mit ^ferbemift,
gfodljs* nnb $anffdjeoen ober Äienuabeln bebedtt
£)er (Ertrag ber Äofytrüben ift anf ben angegebenen, für fie geeigneten
4Bobenarten größer, als ber ber Rartoffeln, ©ei meiner beften SRfibenerate
tjabe id(j leine Sffiägung ber Sßurjeln oeranfialten formen. 3meimal aber ift
es gefdjeljen. (Einmal betrug ber (Srtrag an SRüben 14 Sage nadfj bem SluS*
nehmen 13240, ba« jroeitemdl 18036 <ßfunb pro STOorgen. @ie waren auf
einem Stoben angebaut, welker jtoifdjen ber V. nnb VII. Älaffe mitten inne
ftetyt, unb es würbe tyiernadj ein Srtrag oon 20000 <ßfunb auf Stoben ber
trier erften Älaffen rootyt anjuneljmen fein, roenn nidfjt ber große föüdtfdjtag im
Ertrage, melier burdfj Raupen unb ©ürre oeranlaßt mirb, jn einer (Ermäßigung
i)eS ®urdfjfd()nittSertrageS nötigte.
Die ytawpm finb in einigen (Segenben eine bie SRübenfelber alle brei bis
trier Saljre treffenbe ^lage; in anberen roeiß man wenig baoon.
£)er ftopffoljl (Brassica oleracea capitata).
aSott biefem ®eroädOfe, meines audf) Äraut, Sßeißfraut, SappuS k. genannt
urirb, werben fetjr öerfdfjiebene Slrten angebaut, oon benen jebod^ ben Sanbroirt
jnrn Anbau im freien Selbe unb als SMeljfutter tjauptfädljlid) folgenbe intereffieren:
1) ber platte Sol)l, mit großen, ffadjen Sityfen,
2) ber fpifce Sloljl, mit Heineren, gugeftrifcten Äöpfen unb bidteren ©trünfen,
3) ber »lattfoljl, mit fraufen blättern ofyte Söpfe.
$)ie unter 2 bemerfte ©orte mirb in ©adjfen unb ©Rieften als SBieljfutter
<im f)äufigften angebaut.
©o triel idj roeiß, ergießt man bie Äoljtpftangen atlcjeit in sßffongenbeeten
unb oerfefet fie fpäter erft aufs Selb. SftiemalS mirb ber ftoljl gleid^ auf bie
©teile gefäet, roo er fielen bleiben foü.
2Äan oerfaljrt übrigens bei (Erjiefyung ber Soljtpffongen gang, mie bei ben
Äotylrüben ermähnt mürbe; nur ift nötig, ben SoJjifamen früher auSgufäen.
SCtte Soljlarten erforbern ju iljrem (Stebeiljen benfelben Stoben, meldten idj
für Äoljlrüben als paffenb bejeidjnet t)abe; audj Zubereitung beS Selbes, Düngung
416 ftnbcm ber einzelnen grüßte.
unb 2$erfefcen ber <ßffonjen, foroie bic SBartung wtb Pflege berfetben toäljreiib
i!)re$ 2Bad(j$tum« finb gteidf), mit bem Untertriebe nur, baß ber Äoljl (gnbe
5D?ai unb* in ber erften £älfte be* 3uni .oerpflanjt werben fottte. SDton tyat
jebodfj and) ©eifpiele, bog ber in ber testen #äifte be« Sunt oerpffanjte ffol>i
einen Ijoljen Srtrag lieferte.
ftutterfoljl, rooju id^ forooljl ben JBfottfoljI, ofö ben mit fpifeen Äöpfen unb
bidfen ©trünlen redjne, baut man audf) auf folgern ©oben an, ben man m
fumpftgen (Segenben auf bie Sßeife urbar madjt, baß man mit bem ©patett
^o(je ©eete anlegt unb groifdjen festeren breite, tiefe ®räben Einlaufen Iö§t^
Äoljtrüben geben auf folgern SWoorboben lefnen genügenben Srtrag, roogegett
bie ©fottfoljforten redjt gut gebeiljen.
©er Äoljl ift in einigen ©egenben ein fel)r beliebte« SBiefjfutter, it>e(d£je£
man ben Süljen oon SDtitte September an bi« Sßettjnadfjten oerabreidjt. 3ßo
©lattfoljl jur SMetyftttterung angebaut roirb, bient er ben ganjen Sßinter ljut-
burdl) afö Kraftfutter für meffenbe Sülje.
Die ©emtfeung be« Soljte beginnt, roenn ber Klee unb anbereä 9ttäl)efutter
ju Snbe gefjt. 3uerft werben bie ©tätter abgenommen; Ijat man biefe na$
unb nad) oerfüttert, fo getyt man an bie Äöpfe. 3Äan jerfdjneibet fte auf oer*
fdjiebene 2trt unb wirft fie bem 33ielje oor. 3m Raufen liegenb ertjifet ftdlj ber
®ofy leidet unb fängt an ju faulen. @o lange e« bie SBitterung irgenb er*
(aubt, lägt man ityx bafyer auf bem Selbe unb fätyrt nur ben täglichen ©ebarf
Ijeran. üßeljrere Sage anljaitenber ©fadjfroft, foroie öftere« auftauen unb
nrieberI)o(te3 ©efrieren jinb bem Äopffoljl nachteiliger als bem ©(attfoljt. golgt
nad) öbrocdjfelnbem groft fernste Witterung, fo fängt ber Äopffoljl an ju faulen.
9tm tängften lägt er fic^ jur SSie^f&tterung brauchbar erkälten, roenn er in mäßig
großen ptyramibenförmigen Raufen an einem gefaxten, trjodenen Orte liegt unb
mit etwa« ©trol) bebedtt ift. SDiefe Raufen bfirfen iebodf) nid^t meljr ate 600
bte 800 ^funb Snljatt tyaben, roeil jie-fonft bei gelinber SSBitterung pdf) erljifceiu
@o lange ber $ol)t frifdj unb unoerborben ift, roirb er mit fötty als ein
feljr müd&gebenbe« Butter gefd&äfet; audlj im ©egbm ber Haftung fann er mit
großem SBorteil oerroenbet werben, ^aulenber Sotyl aber giebt ber SDKldlj unb
Cutter* einen roibrigen öeigefd&tttacf.
Um iljn länger brauchbar ju ermatten, roirb er gumeilen in ©ruben ober
großen Soffern mit ©alj eingemacht, ä^nlid^ rote ©auerfoljt }ur menfdjlidljen
@peifc; biefe« SBerfaljren ift fretfidf) in ben Sänbern, roo eine ^o^e Abgabe auf
bem @a!je taftet, nid^t anmenbbar.
Die 3Waffe »ie^futter, mel^e ein 9florgen mit So^I bepflattgt liefert, ift
groß, ©ie ift bem ftutterroerte nad^- einem Quantum oon 4000 bi« 4500
$funb §eu ju oergkid^en. SBo bie ©erottmung üon Butter im $erbft unb
beren guter ©efd^madf ein Oegenftanb oon befonberer SBi^tigleit ift, ba ift e*
9tan!efrfi6en. * 417^
fe^r raifam, fo trie( fio!)t angubauen, al« bie metfenben fötfje Don White <2ej>
tcmbcr bi« SReujaljr bebürfen. ftfir anbere 3roecfe fa* bie Soljlfütterung feinen
leeren Sßert a(« bie oon Äartoffefa imb töfiben,
3jic SRunfetrübe (Beta cicla altissima).
Sind) Don biefer SRübenart giebt e« mandjfcrlei Abarten , bie fidj burdj
garbe, gönn, ber JBurgefa nnb ü)re ©röfce Don einanber unterfd)eiben.
3um Stnbau al« 93iel|futter roäljft man bie hellroten, gelben ober meinen
SRuntefa, roetdje Ijod) an« ber Erbe warfen nnb eine bebentenbe ©djroere er*
taugen, roenn fie auf einem iljrer Statur angemeffenen ©oben angebaut werben.
3um 3roe<f ber 3wJerfabrifation bauet man nur bie roeifen ober bie mit .ritt*
lieber ©djale an, roetdje roenig über ben ©oben I)inau«road)fen unb bie man
in neuerer 3eü &udtixübtn genannt Ijat. ©iefe SRübenart wirb an ben
SJtättem, fo roeit meine Erfahrungen reiben, oon feinem Snfeft fjeimgefudjt.
E« ift bat)er gu empfehlen, fte mit fiotjt unb ftof)(rüben gugleid) angubauen,
um fo, roenn biefe Don Raupen leiben unb baburd) einen geringeren Ertrag
geben, einen .Erfafc für ben, 9tü<ffd)lag an Butter gu erhalten.
Die 9hmfe(rübe oerlangt einen tiefen, reiben, tonhaltigen ©oben, gehört
affo eigentttdj nur auf bie beiben erften ©obenflaffen; roenn inbe« ber ©oben
ber JQI. unb IV. Stoffe in red)t tiefer unb guter ftuttur fteljt, fo fatm man
audj biefen nod) gum SRunfetrfibenbau benufeen; aber' auf geringeren ©oben*
arten foflte man biefe« ©eroäd)« ni<§t anbauen, für biefe finb anbere ©el)a<fc
fruchte beffer geeignet
Sßäfjrenb auf einem ©oben mit gntem Untergrunb ba« ©oppetppgen ju
anbeten ©eljadfrüdjten nur al« DorteiC^aft gu empfehlen ift, fo foüte bagegen
biefe ^Bearbeitung bem Sfabau ber {Rünfetrüben immer Dorau«gef)en. Sine
ad)t* bi« geljngöüige liefe ber ftrume ift gur Erlangung eine« genügenben Er*
trage« unertöjjlid). 3u meinen ffiirtfdjaften roirb oor bem JBinter gur geljn*
bi« groölfgBüigen liefe gepPgt. Die Erfahrung Ijat gelehrt, baf eine foM)e t
tiefe 8fuffo<ferung be« ©oben« bie erfte ©ebingung eine« toljnenben SRunfet*
rübenbaue« ift.
'2Kan fann bie ©eftettung be« töfibenfetbe« burd) 3lu«legen ber ©amen*
förner ober burd} SBerfefcen ber in Samenbeeten ergogenen ^pngfinge beroirfen.
Sfof aflen ©obenarten, meiere bie angegebene Vertiefung geftatten, f)at bie erfte
^pngmetljobe grofe SSorgüge. ©ei paeder SWerfrume bagegen ober auf einem •
Slcfer, roeldjer feiner ©efd>affent)eit roegen im Sfrfiljialjr nod) mehrere $pg*
furdjen ermatten mnf, van gehörig oorbereitet gu roerben, mag man bie (efetere
2Ketf)obe anroenben.
©ofl ber <Samen auf ba« fteß) au«gelegt roerben, fp C;at fid) bei mir
folgenbe« ©erfahren al« 3u&ereitung be« Stäer« am beften beroöljrt. 3m
Cftober roirb ber ©ünger aufgefahren unb pdj untergeppgt. 3m 5Rooember
Stoppt. 11. Kuftage. 27
418 • " Anbau bcr emjelnen grüßte.
ober überhaupt oor Sintritt be$ SßmterS wirb mit bcr jmeiten Sur^c bie üottc
£iefe gegeben , nämfid) oon geljn bis gwöff 3°ß- ®° 6Wbt ba« 8aub in
rauher fturdje ben SBrnter über liegen. SBenn e$ im grüljja^r abgetrodfnet
ift, wirb e8 eben geegget unb nun fogfeid) gur ©aat gef djritten. häufig
nimmt man ben 3Ml)engiel)er unb teilt bamit ba$ gu $Runfelrüben beftimmte
gelb in SMerede. 3Bo bie 8inien ftdfj burdjfreugen , wirb ber ©amen mit bcr
£anb in ber 9(rt eingelegt, ba§ man mit einem Keinen ©patel ein 8od), un*
gefäfjr einen 3°ö ^cf »uidft, wenigstens gwei Äömer fjhteinfaffen läßt, unb fo*
gleich mit (Srbe gubedft. Stuf reifem ©oben, wo bie SRüben leid)t eine gu be*
trädjtfidje ®rö§e erlangen, werben bie SReitjen nur gwöff $öü, auf weniger
reidjem 39oben aber ober wenn man bie ^Bearbeitung mit sterben befdjaffett
miü, adjtgeljn 3^ü öon einanber entfernt angelegt Sdti ber engeren ^flanjung
muß äffe Arbeit mit ber.^anb oerridjtet werben*
2tod) faßt man ba$ fertig geeggete Sanb mit ben gewötynlidjen $8ufet
pflügen in Dämme bringen, wefdje adjtgeljn bis einunbgwangig 3°ß üon ein?
anber entfernt finb unb wafgt biefe mit einer äßatge feft. Der ©amen wirb
auf bie oorljer erwfffjnte SDBctfc mit ber £anb in. bie SDütte ber Dämme, in
cinjelnen Sörnern mit oier* bis fünfjöttiger Sntferaung berfefben ausgefegt
©el)en aüe Sörner auf, fo wirb eine ^ßflange um bie anbere entfernt, fo ba§
ftc in ber SReilje neun bis geljn 3°ö 00It einanber entfernt fteljen. CDiefe
sßflangmetljobe ift bei unreinem Soben bie befte, weif man -bie &ro\fämtiixant
mit paffenben $ferbel>adfen bearbeiten fann, o()ne bie auf ber SDKtte ber
Dämme fte^enben Siübenpflangen gu oerfefcen.
Sßetm gu ben SRüben ntc^t gebfingt wirb, pflügt man baS gelb oor bem
Söinter gur ooüen liefe; im Srfiftfatyr wirb es abgeeggt, abgefurd&t unb ber
©amen eingelegt, wie angegeben.*) ;
Das tiefe pflügen im ftrülftatyr giebt auf ljumofem S^onboben teine tefaie
SJrume, weif ber ©oben in ber £iefe gu naß ift unb nadj bem Slufpffügen an
ber Suft erhärtet.
Obgleich tdfj eine ßrefpeffclje SRfibenfäemafdjine befifee, fo fjaben bie
33erfud)e mit berfelben midj bod) nid)t aufgemuntert, fie gur SfaSfaat gü benufcen.
Die 3Reä)obe beS SluSfegenS ber ©amen auf Dämme ift mir wegen ber ba*
burdj bebingten äWöglidjfeit, gleich gur erften Bearbeitung ^ßferbe benufeen gu
lönnen, bei einem auSgebeljnten Rübenbau unb bei oeruntrautetem ©oben oon
größtem SSorteif gewefen. • Da baS SfoStegen beS ©amenS nur 70 bis 80 $fg.
pro SKorgen foftet, unb ba es um bie ^flanggeit beinahe an jeber anberen
*) 3n neuejler 3eit mirb ba* (Einlegen ber ©amenlörner mit $iiffe einer @a)nur, in
roeldjer bie Entfernung ber Wttytxi bur$ rote unb n>etge 53änber begetdjnet ift , auf fo boO*
tommene Sßetfc bewirft, bag gimföen einem Slcferftücf öon 200 SRorgen unb einem ©arten*
beete ton nur einer Ouabratrute • beaüglto) ber ©enautgfeit bed @tanbed ber ^ftanjen fem
Unterfc^ieb raal^rgune^men ift.
9tunfcfrüben. 419
-Befd&äftigung für grauen, Änaben unb SDiäbc^etf fefylt, fo werbe idj mid)
fd)tt>erttd) jemals einer ©äemafdjine bebienen. ftür biejenigen, roefc^e unter
eroberen 33erl)ältniffen wirtföaften, bemerle id), bafj gum ©ebraudj ber SRüben*
fäemafc^ine baS Selb eben fo forgfättig oorbereitet fein muß, als wenn bie
SReüjenjiefier angewenbet werben fotten.
#Bei günftiger Sßitterung werben bie jungen ^ßffanjen nad) 10 bis 15
SEagen fidjtbar. Seiber fommt gleidfjgeitig mit tljnen eine SWenge Unfraut gum
SJorfdfjetn, melc^e^ forgfättig ausgejätet werben muß- Diefe erfte fo frülj roie
möglich oorguneljmenbe Bearbeitung barf man fid) nidjt oerbriefcen laffen; oon
toerfelben ift bie Jpölje beS SrtrageS abhängig, ©ei bem fpäteren Beladen
toerben bie fiberpffigen SRübenpflangen auSgegogen unb weggeworfen ober ba*
W fl*f*& »o fie feljlen.
Beoor bie SRübenpflangen eine gewiffe ©röße erlangt Ijaben, fmb jte feljr
t>orfid>tig gu beljanbeln unb barf man iljnen mit* ber *ßferbel>ade nidfjt gu nalje
lommen, weshalb bie 3wifd)enräume weit genug fein muffen-
Sott bie SKet^obe beS 9luSpfIangenS angewenbet werben, fo fann man bie
Bearbeitung beS Selbe« foöter beginnen. £>aS 5EiefpPgen fann im $erbft
furg oor bem eintreten beS grofteS ftattfinben, ba im §rül)jal)r nod) 3^ fles
nug ift, gwei* ober breimal gu pPgen. S5ie jungen ^flangen ergieljt man
auf gutem ©artenlanb, weldjeS tiefer als gu Soljlfaaten gegraben werben mu%,
tmtnit bie töübenwurgetn gehörig einbringen lönnen. Beim 3^cl&m berfelben
finbet alles ftatt, was bei ben Soljlrüben angegeben würbe; id) Ijalte jebodj
t>as fangen ber SRunleln mittelft eine« ^ßpngftodeS für unerläpdf), bamit
bie längeren Sßurgeln bis gu ber nötigen liefe in bie Srbe fommen. Die
toeitere Befyanblung ber ^Jffanjung ift gang wie bei ben toljlrüben.
35a« abnehmen ber Blätter barf bei ben gur 3uderfabrifation beftimmten
9?üben niemals früher ftattfinben, als bis fie geemtet werben. Die Blätter
liefern nur ein geringe«, wäfferigeS Butter unb finb burdjauS nidjt fo na^rljaft
lüie grüner Älee.
Die guweilen 12 bis 18 3°ö über ber @rbe fteljenben SRunfeln leiben
leidjt Dom ftroft. (Sie werben baburd) mdE)t gang unbraud&bar, wie bie &ar*
toffeln, oerlieren aber an £altbarfeit. äßan muß baljer bie Srnte biefer SRübe
unmittelbar nadj ber Äartoffefente ooroeljmen. Die weißen 9hmtelrfiben,
weldje für bie 3l*c*crfaörifQtton angebaut werben, Ijaben nidjt bie Grigenfdfjaft
über ben Boben weit hinaus gu warfen, wie oerfdE)iebene rote als SBietjfutter
angebaute arten, bie in einigen (S.egenben unter bem Flamen SuratyS befatmt
fmb. Die aus ber Srbe tyeroorragenben £eile ber ftudmübm finb laum
brauchbar gur 3uderfabrifation. SDian mäljlt baljer ju ©amenrüben nur folc^e
weldje jene Steigung, über ben Boben hinaus gu warfen, im geringen ©rabe
befiften. ©leic^wie bie weife JRübe entfd^ieben guderreit^er ift unb feftereS
grleifdj fyat, fo leibet fie and) weniger Dorn groft als bie wäfferigen, ^o^föpfigeu
27*
420 Sfabau bcr eingefaen ftrfidjte.
SKrten, jumal roenn fie noä) mit Hjrem botlen StattnmdjS oerfeljen ift. Grat
groft' üon fünf bis fed}$ ©rab Steaumur, bcr juroeiten meine bidjt gefdtfoffeneit
Siübenf eiber getroffen l)at, föabete ben Stuben gar nidjt. ©enn bie Stuben
aber ber ©lötter beraubt ftnb, fo ift il)nen fd)on ein groft Don jniei bte brei
©rab nachteilig.
SKan bewahrt bie Stuben am beften in trier bte fet§$ 5ug breiten ^ymfcit
ober bieten auf, in melden bie Stuben badtförmig fo aufgelistet finb, bafr
bie Söpfe nad) auf en fteljen. 59ei ber angegebenen ©rette ber Raufen bürfett
bie Stuben in ber 3Äitte nidjt Ijöljer als oier bte fedjä ftufc liegen. @ie in
größerer £ölje aufjufd)i<f|ten, ift nitfjt ratfam. @ie erijtfcen fid) fonft leidjt
unb erleiben eine. 3erfefeung il)rer JBeftanbteile, welche ber 3u<fergerotnnung
nachteilig ift. ©egen ben groft ©erben bie Stübenljaufen burdj eine tfiäfcige
@trol)be<fe gefdjüfct, roetd)e fyäter burdj aufgeworfene Srbe feft gebrädt rotrb-
Um ba$ £)edftrolj oor bem Stafcroerben burdj Siegen ju bemalen, roirb e£
balb natf) bem Sfoflegen an ber 33afte ber Raufen mit örbe bebeeft. £)ie
SDWtte ber Stübenljaufen muf aber fo lange, bte ffroft eintritt, oljne ©rbbebetfung
bleiben, bamit bie Salben, bei ber teeren Temperatur mit ber 8uft in Sie*
rö^rung bleiben. Unterläßt man biefe SBorfidjt, fo geljen fte triebt in. Sräufate
über. Diefe ift meit meljr ju fünften, ate bergroft, natürlich in ben gehörig,
mit ©trolj bebejften Raufen unb unter ^Beobachtung ber SJorfidjt, ba§ matt
nidjt etma oon oornljerein burdj groft befd)8bigte Stuben einmietet.
©et großer StuSbeljnung be* £udexxübenbaue& unb wenn e$ fdjroierig iftr
ba$ Decfftrof) ju bef djaffen, nimmt man oon bem festeren nur eine fe^r ge*
ringe Stenge ober bebeeft bie Stuben allein mit Srbe.
»
ÜDie ©afferrübe (Brassica rapa).
3u biefer ©attung gehören meiftenä biejenigen Stuben, roeldje in (Snglanfr
unter bem Stauten Xurnip* allgemein angebaut roerben, unb roooon öor 40
bte 50 Saljren, ate bie Storfotfer Siübennrirtfdjaft aud) für Deutfd&tanfr
empfohlen nmrbe, bei un$ oft bie Siebe mar.
<S$ Ijat fidj feitbem gegeigt, bafc für unfere SBerljätoriffe -ber nad> »rt be*
norfottföen betriebene Stübenbau nidjt pafct; er Ijat bei und leine allgemeinere
Verbreitung gefunben.
Die matmigfadjen Abarten biefer Stube finb befaratt. äte SSie^futter
baut man entroeber bie runbe ober fceflerrübe ober bie fange grttnfityfige Stube
an. Diefe ift roäfferiger ate jene.
Die SBafferrübe oerlangt einen tiefen, reidjen, lehmigen ©anbboben, ge*
beißet aber audj nod) auf milbem Se^mboben.
Die 8lrt be« «nbaue« ber Sßafferrübe in Deutft^lanb ift eine jtmefad)e-
SKan baut entmeber fogenaunte ©rac^rüben ober ©toppelrüben.
Safferrüben. 421
• 3U *>cn «fteren braudjt man flicht, rote gü anberen öeljatffrüdjten, bem
gelbe fdjon oor bem Sßinter bie erfte gurdje gu geben. ' Dagu ift in ber legten
4?älfte be$ 3Äat nod) 3^*- ^tad) &em ^f^11 $Pflen roirb ber Dünger auf*
•gefahren, geftreut, • untergeppgt unb ba$ gelb geroatgt. ©o bfeibt ba$ 8anb
bis Snbe Sunt liegen. -83i$ baljtn ift ber Dünger giemlid) oerrottet; nun tütrb
-geegget, um bie etroaigen Stumpen gu gerreijjen unb beffer gu oerteilen.
©ott gur ©aat gefdjritteit roerben, fo roirb ba$ gelb in fdjmalen gurren
üef gepPgt unb mit einem 3^9e geebnet, Ijierauf ber ©amen foegfältig auf*
jjefäet (groei *ßfunb auf ben 9)torgen) unb mit einem groeiten 3u9e eingeegget.
33iele$ Sggen mufc num oermeiben. S« roadtfen bie 9tüben atöbann • fdjnett
Ijeran, btö fte befjaeft werben fönnen, roeld)e$ mit groeiginKgen £a<fen jtdj am
ieften madjen lägt. Sei biefem Se^acfen roerben bie gu bidjt ftefjenben fangen
<ui$gegogen. 9todj 14 bis 20 Sagen finbet ein groeiteS ©eljatfen unb babei
<md), roenn es nötig ift, eine neunmalige SSerbfinnung ber fangen ftatt. 3m
gatt bie 9Werfrume frei ift Don Unfrautfämereien, egget man bie 9?üben mit
fdjarfen eifemen 3^en m* roieber^olt foldjeS alle ge^n Sage, bis fte biefer
Jöe^attblung ehtroa^fen finb. ©ei bem Sggen lommt e$ barauf an, bie Stuben
ju lotfern, fo ba§ fte nur nod) mit ber SBurjetfpifce im Öoben befeftigt ftnb.
$lud) bei bem ©eljatfen muf man fid) bemühen, bie @rbe ab*, nidjt angugieljen.
3e uteljr bie SKüben an iljren oberen Seilen oon ber Srbe befreit ftnb, befto
Jeffer ift baS S3el)aden ausgeführt,
Die jungen SRübenpflangen roerben oft oon ben Grbflöljen abgefreffen.
lättan muß beSljalb bei einem ausgebenden äfabau bie SfaSfaat niemals auf
-einmal machen, fonbem fot$e in brei *ßerioben, oon jieben gu fteben Sagen
üomefynen laffen. Dann ift gu erwarten, baf mittlerroeile eine ben (Srbflöljen
itngunftige Witterung eintritt unb man fann, im Satt eine ©aat gang roeg*
flefreffen roerben fottte, nod? in ben lefeten Sagen beS Suli Jörad>rüben föen.
SBem bie breite 2luSfaat ntdjt gefällt, ber fann fte au$ in diäten aus*
führen, roie bei ben Soljtrüben angegeben rourbe.
©toppelrüben fäet man nad) Joggen ober gru^gerfte. Die (Slbe bilbet
in Deutfälanb bie ©renge biefer Äultur, tnbem biefelbe roeiter nörbtid) unb
äftlidj nur auSnaljmSroeife in einigen §od) luttioierten ©egenben ftattfinbet.
Die Urfadje fdjeint mir forootjl in bem ftrengeren Älima bieSfeitS ber (Slbe,
als audj barin gu liegen, baf, mit 2tuSnaf)me oon ©Rieften, bie öeoötlerung
tjier eine bünnere ift; oielteidjt ftnb aud) bie mit ©ebirgen burdjgogenen ©egenben
in Württemberg, am SRljeht unb in Sßeftfalen, roo ber ©toppetrübenbau angetroffen
-roirb, im ©pätfommer unb im Durd^fc^nitt ber 3al)re nic^t einer fo lange an*
tjattenben Dürre auögefefet, roie ba$ öftlic^e Deutft^lanb. 2lu^ glaube id), bag
t)ie 8anbe«fttte hierbei nic^t o^ne ßinp^ ift. Denn Diele ©toppelrübenfelber,
welche ic^ im §erbft auf meinen JReifen in ben genannten ©egenben gefe^en
ijabe, roaren nid^t gerabe empfe^tenb für bie Ausbreitung biefer anbaue«.
422 Sfabtm bcr emaetocn grüßte.
2Öo bcr Soben einen fo i)o!)en aßert!)at, bog er ben arbeite *2lufwant>
für biefe jweite Srnte foljnt, ba wirb bie SRoggen* ober ©erfieftoppel, foball>
bie betreff enben frrüdjte entfernt fmb, geppgt unb fogfeidj geegget. Die
©toppetrefte werben in Raufen gebraut unb abgefahren, barauf wirb ba$ ftetb
gewaljt, wieber geegget unb nodjmafö gewagt. So bleibt ba« Sanb einige 3«t
liegen, ftarm man Dünger anwenben, fo wirb berfelbe nun aufgefahren. 2Ran
ffiet m äljnti<§er 2lrt, wie bei ben Sratfjrfiben ermähnt würbe, jebod) muß man
bemüht fein,* bie 3lu«faat bis jum 10. 9faguft auSjufüljren. 33on einer festeren
Sfasfaat lann man feine SRübenernte erwarten, weldje be« SBeljadenS wert wäre-
Srjielt man aber leine ftarlen SRüben, fo foftet baS StuSjieljen berfelben faft
ebmfo oiel, atö il)r Sutterwert beträgt, unb es ift miäjht lein eigentlicher 35or*
teil oon biefem Stnbau §u erlangen.
3n aßen ©egenben, wo ber Anbau ber Stoppelrüben betrieben wirb, ift
man ber Slnfidjt, taß banadj bie ©erfte einen geringen (Srtrag giebt. 2Ran
bringt baljer bie ©toppelrüben in ber Dreifetberwirtfdjaft ungern auf ein foletye*
Selb, wo nad) biefem ©Aftern ©erfte folgen muß.
„3Bie bie «rbeit, fo ift ber Soljn." 2Bie bie ©efteöung unb Düngung,
}U ben 9?üben war, bemgemäß ift bie ffirnte. ©ut befyanbette ®rad)rüben fteljen
ben übrigen SRübenarten in bem auf £eu rebujierten gutter*€rtrage nur wenig
nad). Diefe ©efjauptung. muß freiließ aßen benen auffaüenb erflehten, welche
ben SBafferrübenbau banadj beurteilen, wie man iljn in ben Äartoffettänbent
nodj oerehtjelt bei ©auern antrifft. 3dj gebe gern ju, bog für bie meiften
3roede ber 3Sie^a(tung bie Kartoffeln 93orjüge oor ben {Rüben l)aben, aber
foldje elenbe SRübenäcfer berechtigen nodj nid)t ju einem Urteile über bie 33or*
jüge ober 9todjtette beS {Rübenbaues hu allgemeinen.
Die 3Röl)re, 2Kol)rrübe (Daucus carota).
Daß bie Sanbwirte auf großen ©ütern ben änbau foldjer ©ewädjfe auf*
gegeben tjaben, welche nidjt allem oiet £anbarbeit erforbem, fonbem audj in
iljren Erträgen ganj oon ber Ausführung ber (enteren abhängig fmb, ift b&
bem oorfjerrfdjenben SBangel an. gefdjidten Jpanbarbeitem fe^r begreiflich-
SBßentger begreiflich aber ift es, baß ber gemeine Sanbmann, ber in feinen
fttnbern eine wohlfeile £ilfe für bie teilte 3äte* unb Sdeffad arbeit Ijat, ben
Anbau ber 3Rö!)ren oernadjtäfftgt, wetdje als SSie^futter oljne 3meifet oor ben
Kartoffeln Diele SBorjüge Ijaben unb mit biefen jugleidj angebaut, bie SSie^*
Haltung in einer flehten SBirtfdjaft ju einer leeren SSoßfommen^eit ergeben
würben. 3D2itd> unb ©utter ftnb bei SWöljrenffitterung offenbar wol)tfd)med!enberr
als bei Sartoffelfütterung unb befannt ift, baß junge ^ßferbe bei bem üJWljren*
futter ftd? befonberS woljl befinben. 3dj ^alte mid) oerpflidjftet, bie« bisher
oernädjläfftgte @emät§S ju einer 3eit in Erinnerung ju bringen, wo man faft
altem ben Kartoffeln Sfofmerffamfeit wibmet.
3Röf>ren. 423
Die 2ßö!)ren gebeten am beften in einem tiefen , mürben* ©oben unb
nerfdjmäfyen ben mttben Seljmboben nid)t, roetm er bereit« eine Dertiefte Srume
Ijat. ©oben ber IV., V. nnb VII. Äfaffe eignet fic^ oorgug«roeife jum üßöljren*
bau; aud) !ann ber ©oben I. nnb IL klaffe baju genommen roerben. Sffienn
e« nid>t an Dünger fefyft, um ©oben ber IX. Älaffe bis auf eine 8jöflige
liefe fruchtbar ju machen, fo trögt audj biefer nodj SKöfjren, aber freiließ in ge*
ringerer Quantität.
Die Vorbereitung be« Sauber ju ©radjmöljren ift gang berjienigen gteidj,
. roettfie idj für SRunlefrüben abgegeben Ijabe, roeun man bert Samen auf ba«
gelb ftedt. Sanger Dünger taugt nidjt für biefe grud)t. 2ßan fottte nur
Sßengebfinger baju oerroenben, ober bie SWöljren in bie jroeite Zxafy bringen.
@ie bebürfen ber ©obenlraft fo gut roie aüe ©eljadfrüdfte, aber frifdjer ©iet}*
bünger treibt eine 9ftenge Unfröuter, bie ba« 3äten erfahrneren. ÜÄan jäet
ben üßöfyrenfamen fo früf) roie inögttd) entroeber breitroürfig avtö, ober man
jieljt auf ba« baju oorbereitete Sanb töeiljen in 18jöüiger Entfernung, unb
ftreuet ben Samen in bie SReiljen. 3n beiben Säuen muf? nad) bem Stafgeljen
ber Saat gejätet roerben. <§« ift rätli$, jid) babei Heiner Araber ober 3äte*
tyaden ju bebienen, mit roeldjen man ba« Unbraut abföneibet unb jugtetc^ bie
firume lodert. SRadj bem erften 3äten erftarfen bie jarten 9Röljrenj>fIanjen
unb fangen nun an, fidj au«jubreiten, fo ba§ ein jroeite^ Säten ni$t erforberlidj
ift, fonbem bie weitere ©earbeitung mittelft be« ©eljaden« ftattfinben fann,
rooju man befonbere fdjmale $aden, reidjßdj einen 3ott breit unb mit Stafyt
belegt, fetyr jroedmäfcig benufct.
Die in Meißen gefäeten äßityren merben mit biefen #aden oerbünnt unb
bie 3roiföenräume mit ^ferbeljaden bearbeitet. Ob bie ©earbeitung be« 2ftöl>ren*
fanbe« burd) einmalige« Säten unb einmalige« ©eljaden ooflenbet ift, tyängt
oon ber ©efäaffeuljeit be« ©oben« unb ber Witterung ab. 3n ber Kegel
wirb ein jroeimalige« ©eljaden nötig fein.
äBotyfeüer merben bie äJWIjren . gewonnen, roenn fie einer anberen 8rud)t
folgen, meiere ba« Sanb frityjeitig räumt. 9tadj SRap«, SRübfen, Joggen unb
ftrüljgerfte bauet man fie in ben 9Weberfanben an. 3dj fettft l)abe fie jugleidj
mit 2Äo!)n unb Sein angebauet, unb jroar nadj bem im folgenben angegebenen
©erfahren, ©er fie unter anbere (Seroädjfe fäen miß, möge ba« fernen ©er*
(jäftuiffen angemejfene barau« entnehmen.
SKöljren unter SWoljn. 9iadjbem ba«£anb gegraben ober burd) Poppet
pflügen oorbereitet ift, roirb e« in 9jöfligen Steigen marfiert. (Sine um bie
anbere roirb mit üKoljn unb SRityren befäet.
Dag man bei bem (Sinftreuen be« ©amen« ba« redete 2Wafc galten mufc,
oerfteljt fid? oon fetbft. Da« 3äten, §aden unb ©erbünnen ber {Reihen ift
bem gieid), roa« fdjon bei ber ©earbeitung be« nur mit Sßölpen befäeten Öanbefc
erroäljnt ift. 2Bie bidjt bie ^flanjen in ben {Reihen fielen bleiben bürfen, muj$
424 2Cnfom ber einzelnen grüßte.
ba« Slugenmciß unb bie ' Srfatyrung teuren. Die Sluffe^er unb Arbeiter finb
. f djwierig bagu gu bringen , baß fie genug *ßflangen weghauen. @ie laffen fte
in ber föejel gu bidjt fielen.
Der 2Kol)n wädjft geitig unb räumt im 3uli ba« $elb> foäteften« gu
Slnfang Sfaguft. 9H«bann werben bie ©toppetn be« 9Äoljn« burd) fdjarfeS
Sggen au«geriffen unb hierauf bie SWöljren mit ber $anbljade gut bearbeitet
3Äcm erntet auf biefe SOBctfc gwar etwa« weniger SÖiöljren, al« wenn fie ba«
8anb atiein einnehmen, aber ba jie nur al« Sftadjfrudjt bienen, fo ift iljre ber*
artige grgeugung bennod) oorteißjafter.
SDiöljren nadj Sein, Sßenn man griHjtein bauet, fo fäet man ben
SWöbrenfamen* mit jienem gugfeiefj au«. Da bie 3Äöl)ren in ber erften 3^
nur langsam wadjfen, fo bemerft man fte faum beim Säten be« 8?lad)fe«. SBenn
man biefen be« ©afte« wegen anbaut, fo oerläßt er ba« gelb gewöljnlid) fdjon
im Suti. . Durd) ba« Sfafjieljen be« Sein« wirb bie obere Ärume gelodert unb
e« mag babei manche« Sßötyrenpflängdjen mit {jeraitögeriffen werben. Stber in ber
Siegel bleiben bereu nodj genug übrig. 9Äan gönne nun bem öanbe einige 9hdje,
unb e« werben bie 3RM)ren bafb beutlidjer fidjtbar werben. Darauf wirb gum
öeljaden gefdjritten unb babei oerfaljren, wie weiter oben angegeben ift. Sfaf
biefe Seife würbe ber SJiöljrenbau mit bem beften Srfotge oon meinen Gttern
betrieben. Stuf meinem ®ute S)ee«bau Ijabe tdj gur Vorbereitung be« ber IX.
öobenflaffe angeljörenben Sanbe« mit Vorteil ba« ©patpf lügen angewenbet
(£« wirb bagu gebüngte SRoggenftoppel genommen. 3m $erbft wirb beim
pflügen mit bem ©paten ein mäßiger ©tid)' au«ge!>oben unb auf bie $ftog*
furche gelegt. ©0 bleibt ba« 8anb ben äörater über liegen unb wirb geegget,
fobalb e« bie Sßitterung erlaubt; mit bem Vorgeidjner werben bie Steigen ge*
gogen unb in biefelben ftreut man ben ©amen, gwet $funb auf ben SWorgen,
ein. Stuf biefe SBetfe treibt ber ©oben wenig Unfraut unb bie Stuben geben
im Verljättni« gu ber geringen 33obenbefd)affenl)eit eine genügenbe (Srute.
Die Srnte ber SWöIjren wirb mit $i£fe oon ©paten ober SÄiftgabeln bewirft.
Sßenn fie in Steigen fteljen, lann man ftd> audj be« Pfluge« bagu bebienen.
SBie? ba« muß ein jeber Sdderwirt wiffen, ber bie äßirfungen be« Pfluge« tarnt
9Ran läßt bie SDWljren gern einige läge liegen, beoor man fte einfährt,
bamtt fte gehörig abtrodnen. Da« Sraut fdjneibet man gleich beim Slußneljmen
ab . unb oerfüttert e«. Die 9Röl)ren unb SBaff errüben bewahrt man am ftdjerften
in trodenen Kammern auf, welche gegen ben Sroft gefdjüfet finb. SBid man
fie in ber örbe aufbewahren, fo barf man fie nidjt Ijod) übereinanber flutten,
fonbern muß eine mäßig bide @djid)t oon ber anbeten burd) bugwifd)en gelegte«
trodene« ©trol) trennen. 3ulefet f°fflt lieber ©trol) unb bann. <5rbe, wie bei
ben Sartoffelfeimen. 3>d) bemerle nodj für bie Unerfahrenen, baß alle 9tfiben*
arten weit fdjwieriger gegen Säutaiö gu fdjfifcen fmb, al« bie Kartoffeln unb
L baß fte niemal« fo f)o$ aufgefdjüttet werben bürfen, wie biefe.
(Srbäpfrf. 425
Der (Srbapfel, Topinambur (Helianthus tuberosus).
Da« immer größer merbenbe 3ntereffe ber Sanbwirte für basjenige, wa«
eußer iljrem fpegieöen • 2Birfung«freife in iljrem ftadje oorgeljt unb mooon fie
tmrd) 3ettfdjriften rafdj 9iadjridjt erhalten, mar and) Urfadje, baß jiüngft btefe«
faft oergeffene ©ewäd>« an« ben Sßhrfeht ber ©arten Ijeroorgeljolt würbe, unb
t)aß man mit feinem Sfabau im großen ©erfudje anfteüte. Sßenn man aud)
in ben ßobpmfungen, weidje man i§m joflte, gu weit gegangen ift, fo Ijat
bodj ba« fanbmirtfdjaftfidje ©ewerbe oljne 3roetfel ^4 M* Debatten „für"
rotb „mtber" gewonnen, imb wir ftnb um eine mistige ftutterpffange reifer
geworben.
Senn man ben Topinambur« nadjrüljmt, baß fte auf bem fdjled)teften
4Boben madtfen, fo ift ba« eine ©etyauptung, bie iljren ©runb !)at in ber un=
beftimmten ©fcjeidjnung ber ©obenbefd)affent)eit, wobei man oft nur ber 2to«*
"brüd!e gut, mittel ober fd)led)t ftd) bebient. SDian irret fef)r, wenn* man glaubte
baß biefe $flanje auf '«oben ber VII., VIEL, IX. unb X. äderftaffe nod)
«inen genügenben Srtrag an 8aub unb Änotten giebt. auf ©oben ber VII.
unb VIII. Stoffe mag iljr Slnbau ungefähr ebenfo fofttenb wie berienige ber
Kartoffeln fein, aber e« wirb burd) iljren Slnbau Ieine«weg« ba« große $ro*
blem gelöft, oon magerem fdjledjtem ©oben ein gute« ba« £eu erfefcenbe«
$aubfutter, unb burd) bie Knollen jugtetc^ nodj ein faftige« Surgelfutter ju
ernten. Die Topinambur gebeten nur auf ©obenarten, wo aud) bie Aartoffeln
unb anbete ©et)a<Ifrfid)te einen genügenben Srtrag geben.
Die SSorbereitung unb Düngung be« gelbe« ift ungefähr biefelbe, wie
fcer Sartoffelbau fte oerfangt. 3d) Ijafte tmd) babei alfo nidjt weiter auf. ©ei
ber ©earbehung barf man ebenfo wenig Ijier nrie bort Äraft unb Sfofmerlfam*
feit fparen.
©eljr oerfdjieben jieboc^ ift bie ©ef)anbfang ber ©tenget unb be« 8aube«.
Um beibe ju gewinnen, werben bie ©tenget Gatbe September ober "311 Anfang
©ftober abgefdjnitten, mit ©trolj in Keinen ©ebunben leidet umwunben unb
aufgefteQt. ©0 bleiben fte fteljen, bi« fie troden ftnb unb werben bann ein*
gefahren. 3tod) tonn man afle« grün oerfüttem. @inb bie Stengel nidjt ju
ftarf, fo werben fie, fowo^I grün al« getrodfiet, pon töinbern unb ©trafen
gern gefreffen.
Die Änoüen läßt man ben JBinter tyinburd) in ber ßrbe, wo fie beffer
als in Seilern unb Seimen fid) galten, unb nimmt1 fie im Srü^ing Ijerau«,
mn fie ju oerfüttem. Da bie Snotten, entgegengefefet bem 23erf)atten ber
übrigen SBurjelgewäc^fe, burd) eine luftige Aufbewahrung leiben unb jufammen*
fdjrumpferi, fo muß man e« oermeiben, fte für längere 3C^ aufjufdjütten.
SWimmt man fie audj oor ffiinter an« bem ©oben Ijerau«, fo muffen fie bod)
in bebeeften jpaufen bi« jum ©erbraud) liegen bleiben.
426 Anbau ber «njelncn grüßte.
Der ^iäfjrftoffgeljaft bcr lopinambtfc ift geringer ate berjenige ber $ax*
toffefn. Da aber ü)r ?aub einen größeren gutterwert ate ba$ Äartaffettrant
l)at unb aud& meljr ÜÄaffe liefert, fo mag bcr ftutterwert beiber ©ewädjfe, ben
eine beftimmte mit ifjnen angebaute Stäche giebt, ungefähr gteidj fein. Da
bie Topinambur aber auf reifem ©oben einem perennierenben- Unfraut gteidjen,
ba$ ferner ju öertilgen ift, weil ber groft fie triebt tötet, ba femer bie (Se*
winnwtg be$ 8aube$ in eine 3eit faßt, wo ba« Iroclnen beSfelben fet)r gefä^rbet
ift, unb ba enbftd) bie Änoflen in ber Sflannigfaltigfett i^rer 3Setwenbung ben
Kartoffeln fet)r nadjftetyen, fo ift nidjt ju erwarten, baß it)r Snbau fidj au**
breiten wirb.
■
E. Sogenannte $anbe(ögewärf)fe unb ftabrifpflangen.
©$ werben hierunter fottf)e Srjeugniffe nerftanben, bie in ber Siegel roeber
pxt Sprung be$ Sßenfdjen nod> ber £au$tiere gebraust werben unb großen*
teils audj ber Sßtftergeugung wenig SSortcit bringen.' SBeit man fie a(fo oor*
jugäweife nur be^atb anbaut, um fie gu oerlaufen, feigen fie in ber (anbnrirt*
fdjaftüdjen ©pratfje $anbel$pftangen,* #anbe($gewäd)fe.
Die ljiert)er get)örenben ^ffangen finb in botanifdjer $infid)t feljr üerföieben-
9fad) begügttdj ber 2trt unb SBeife, wie fie angebaut werben, finb fie ba(b ben
Sefyacffrüdjten gugugäljfen, batb meljr ben abgumätyenben Halmfrüchten äljntid).
3m gweiten Stbfc^nitt Ijabe id) nadfouweifen gefudjt, baß auf ©oben ber
VII. Stoffe ber ^Betrieb be« gewöhnlichen §atotfrudjtbaue$ nad> ben Regeln
ber Dreife&erwirtfdjaft oljne außergewöhnlichen Düngergufdjuß nidjt mögßd) ift,
weil au$ bem geernteten ©trolj unb* bemjenigen $eu, weM)e$ mit jienem Der*
füttert werben fann, wenn ber SBert be$ (enteren burtf) tierefc^e (grgengniffe
oergütet werben fofl, bie erforberticfje Quantität Jünger nidjt ergeugt whrb,
um ben Slderboben in gleichmäßiger Srtragäfäljigfeit gu ermatten. Sßenn affo
feflbft £>atotfrud>tbau, öon welkem ber ©oben nur fein Sörnerergeugnis oerttert,
aüe ©tro!)* unb ftutterteile aber im Dünger gurüderfjält, auf ben geringeren
©obenftoffen oljne außergewöhnliche Düngerguf pfiffe ober, ©eweibung mdjt be*
ftefjen fann, fo folgt oon felbft, baß man auf iljnen foldje (Sewadtfe gar nidjt
anbauen barf, welche bie \23obenfraft in Sfofprudj nehmen, oljne einen Chrfafc
bafür jurüc^utoffen. Da nun nad) benfelben Srfa^mngöfäfcen bei bem ge*
wöljnlidjen SCnbau be$ ©oben« ber V. unb VI. Stoffe berfelbe in gleichmäßiger
ftraft fttf) erhält, fo wirb-audj auf biefem nod) lein $anbetegewäd)$bau ftatt*
finben bfirfen, e$ fei benn, baß Dünger, welcher außerhalb ber 2Btrtfd)aft er«
geugt ift ober öon einem großen SSBiefen* unb SBeibeoerljäftniS Ijerrülfrt, 3U
§üfe genommen werben fann.
6$ ift fonacfi "ber $anbetegewäd)$bau auf bie oier erften ©obenffaffen
angewiefen, wo er unter gewiffen Umftänben ftattfinben fann, o^ne bie (Ertrag**
•
#anbel«ge»äd)fe. 427
fflljigfeit be$ S9oben$ gu öerminbern. SBer ben töeidjtum feine* £toben$.teif*
n>eife ju ©rgeugniffen benufet, roeldje roenig ober tti<§t« auf bie DüngerftStte
tiefem, ber nm$ um fo aufmerffamer baremf atzten, baß bie übrigen, neben
ben §anbefögeroädjfen ergteften @mten bennodj genug Sßateriatien gur Dünger*
ergeugung abgeben, um feinen 9töer für atte ^Jrobuftionen in Sraft gu ermatten.
(§in$ o^ne ba$ anbere ift für bie Dauer nidjt mögfidj. Sine reidjttdje Jünger*
ergeugung erhält nid)t aflein ba$ SWertanb in fteter ßraft, fonbern fte geftattet *
audj bie Sortbauer eine« einträgtidjen §anbefögeroffd>$baue$.
tiefer ift in B^en, wo bie geroöfynlidjen Söraerfrüdjte einen niebrigen
*ßrei« l)aben, für ba$ Sefte^en be$ ganbroirt* oon ber größten ffiict>tigfeit
©er Anbau ber ^anbetegeroädjfe bietet ber Snbuftrie ein roeite« gelb. Der
aSorteit bei bem Äörnerbau ift yeriobenroeife fo geripg, baß e« fetten gelingt
babei einen Ijoljen ®eroinn gu erlangen- Oft Ijat man üoüauf gu tljun, nur
bie geroöfttttdje JBobenrente gu erfäroingen. Qbie oerftänbige ßrgeugung ber
£anbetegeroädjfe bringt mandjmal audj für längere $trt Vorteil, roetf gerbet
bie tonfurreng ttidjt in bem ®rabe, roie bei bem . Sörnerbau, gu befürdjten ift.
Denn es getreu gu einem ehtträgßdjen §anbet$geroä<§Sbau: ©oben ber befferen.
Äfoffen, eine reidje Düngerergeugung unb ÄenntniS oon einem Ijöljeren 3l<fer*
baubetriebe. Diefe Sßerljäftmffe unb ©genfdjaften roerben feiten vereint an*»
getroffen, ge^ft nur eine biefer Jßebinguttgen, fo wirb bie (Srgeugung ber
#anbefögeroödjfe leine großen 8ortfd)ritte machen.
Der §anbef$geroödj$bau bietet no<§ in ftaatsroirtfäaftttdfier £infidjt eine
©eite bar, bie audj für ben Sanbrotrt eine nähere öetradjtung üerbient. Viele
ber !)lerf)er gehörigen ^ffangen werben bearbeitet, geerntet unb als Verlaufs*
roare • gubereitet in einer 3^ roo ber* fonftige SWerbau leine ©efdjäftigüng
gewährt. SBie roidjtig ift alfo eine berartige, triel arbeit erforbernbe ^robuftion
für jebeS 8anb, roeldjeä jäljrftd) an Didjtigfeit ber ©eöölferung gunimmt, fo
baß früher ober foäter ein 3eüpunft eintreten muß, roo e$ ben fleißigen §änben
an ©elegenljett gur öefääftigung, mithin audj gum Srroerbe fehlen roirb. Der
Stobau oon Sein unb £anf fteljt in biefer ©egieljung obenan. @S ift befannt,
baß bei "ber Verarbeitung biefer fangen burdj ljodj getriebene Snbuftrie ber
SBert be$ roljen (SrgeugniffeS meljr att üergeljnfadjt roirb. ffiie mistig für ein
Älima, roo roegen ungünftiger SBitterung bie arbeiten im freien brei bis trier
SKonate Ijinburd) ruljen muffen*)! •
Stuf großen ©ütern, roo e$ oft fdjroer Ijält, bie nötigen Arbeiten gur redjten
3cit gu befdjaffen, unb roo bie 9foffid>t über bie feineren arbeiten be$ Jpanbets*
geroäd)«baue$ nid)t ftreng genug gu führen ift, mv^ man fofdje #anbetepflangen
*) SGBenn man atte arbeiten, bie erforberliä) (tnb, ben Sein ton einem borgen in gum
Verlauf fertige £emu)cmb gu t)eru)anbelnr genau berea)netr fo ergiebt ftä)f bag jcber mit Sein
befäete borgen Sanbeö, wenn ber Anbau gelingt, jroet ^Perfonen auf ein öottee 3a|jr 53e*
fa^äftigung giebt.
428 Sfabtm ber einzelnen grüßte.
rollen, bie weniger Slrbeit erf orbern, roie 3. SO. bie Ötjaaten, ober man nm§
eine Sinridjtung treffen, rote fte beim labafsbau längft befteljt, baß man bie
#anbarbeit burdj ^ßflanger nm einen Sfateit be$ SrtrageS oerridjten läßt, ober
man oermietet ba$ $ur @aat oorgeridjtete 8anb ju einem tyoljen greife, roie
beim fttadjs* unb Hanfbau in einigen ©egenben tanbübßd) ift.
Der 9iap«/ audj Soljtfaat ober große @aat (Brassica Napus oleifera.)
2Kan I)at oon biefem ©eroätfj« mehrere (Spielarten, bie fid) jebodj nur
in ber ©röße iljrer Söraer ju unterfdjeiben fdjeinen.
Der 9iap« oerfangt einen reidjen, tiefen ©oben, oljne jebod) äfofprud) an
einen bebeutenben S^onge^att bleiben ju machen. @r roädtft in einem reiben,
feuchten ©anbboben nodj red)t gut. aber er oerfdjmäljt eine arme unb flache
Ämme unb Ijat nic^t bie ga^igfett, bie roenigen Düngerteile einer folgen jid)
anzueignen. (5$ lägt fidj triebt behaupten, baß ber 9tap$ ben -©oben befonber*
ftarf erfc^öpft. JBäre bie$ ber Satt, fo mürbe man nid)t nod? mehrere oott*
foiumene Chatten nadj i!)m geroinnen fönnen. aber gerotß ift, baß ber 9tap$
a($ 3roifd)enfrud)t nur bann fo gänftige Srfdjeinungen barbietet, roenn man
ifpt in ein möglidjft bereidjerteS öanb bringt SBer ba« nidjt oermag, ber tf>ut
beffer, fid) nid)t mit bem SRapSbau ju befaffen.
2ßan tonn ben SRap$ befteflen 1) nadj ganjer, 2) nadj Ijalber ©radj*
Bearbeitung, 3) nadj einer $almfrudjt.
1) (Sine reine unb Dolle Grobbearbeitung muß ftattfinben, roenn
©oben ber III. unb VI. Ätaffe ju 9tap$ oorbereitet roerben foU#
ebenfo roenn biefc ^ßffanje nadj äöetbebreefd? folgt, ober roenn ber
©oben roeber tief nodj rein genug ift, van feine Gearbeitung in
roenigen SBodjen oottfoutmen ju befdjaffen. 3n allen biefen hätten
giebt man bie erfte §urd)e oor SBinter, fäljrt im SWai ben Dünger
auf unb pflügt üjn mit ber jroeiten 'fturd)e unter. 3m Saufe be«
3uni unb 3ufi roirb no<§ groeimal gepflügt unb nadj ber fünften
fturdje im Sfaguft ber ©amen auSgeftreut
2) ßitje Ijatbe ©radjbearbeitung genügt auf ©oben ber I., II. unb
IV. Älaffe, roenn er in- l)ol)cr Äuftur fteljt. golgt ber 9tap$ nadj
t Älee, fo roirb ein Schnitt genommen ober ba$ 8anb bient bis ©nbe
3uni gur äöeibe, roie bie« bei mir ber gatt ift. Dann roirb ge*
^Pgt, geegget, geroalgt unb fogleidj Dünger aufgefahren unb unter*
' gepflügt, nadlet b(oß gemaljt. ©o bleibt ba« fianb biö Anfang
SInguft liegen unb roirb nun geegget. 3Äit ber britten gurdje roirb
gur ©aat gepflügt.
©iö man ba$ 3?etb Dörfer gu Sßhfengemenge benufeen, fo roirb
oor ffiinter gepflügt, im Srültfaljr geegget unb ba« ©emenge au«*
föope. 429
gefäet, fobalb ber $uftanb . be$ gelbe« e$ erlaubt. Stuf reifem unb
mürbem ©oben ift bie$ ©emenge im Smji gum 2KäI)en Ijerangewadtfen
unb wirb grün verfüttert ober gu §eu gemalt. 3tan wirb Dünger
aufgefahren ic.
3) 9tad) einer $alnffrudjt bringt man ben SRapS, wenn er oerpflangt
werben foß, ober wenn man einen fo reiben Stoben Ijat, baß er auf
iljm wie Unfraut wäd)ft. Da« Umpflügen ber ©toppet, fobalb bie
£afmfmd)t abgeerntet worben ift, unb bie mögtidjfte Sfofmerffamfeit
bei ber ©eiteren Bearbeitung jtnb unerläßßd>e Sebingungen, wenn man
nadjj biefer SWetljobe ben.9iap$ mit einigem ©rfotge anbauen miß.
Die foftfpiefigfte 3lrt ber S5orbereitung ift bie imtcr 1) angegebene, ©ie
ftd^ert aber auf ben betreff enben Sobenarten allein einen befriebigenben Srtragf
audj ift gu beadjten, baß nidjt bie gangen Soften ber Grobbearbeitung bem
{Rapsbau gur Saft fallen, fonbem bog aße nadjfolgenben grüßte, oorgüglid)' ber
©eigen, um fo beffer gebeiljen, \t ooßlommener bie ©radje gegeben würbe.
Die unter 2) ermähnte SSorbereitung genügt auf ben bort genannten
Jöobenarten ooflf ommen. ©ie f efct aber eine ftf)r rafdje unb. fräftige SluSffiljrung
aßer arbeiten oorau«, fo baß ber Dünger fpäteften« bt« gum 20. Suli unter* '
gepflügt fein muß.
Waä) reif geworbenen £atmfrüd)ten folgt ber SRap's in einigen ©egenben
oljne SJerpflangnng. Unter ben aisbann obwattenben 33erl)81tnifferi läßt fid>
gegen biefe 8lrt be$ 9iap«baue$ wenig einwenben; fie ift abev nid)t allgemein
ju empfehlen, audfj ift ber 9iap$ bei biefem ©erfahren nodj unserer, als er
oljneljin bei aßen Stnbaumetljoben ift. Denn roenn im ©pötfommer ber SRegen
ausbleibt, fo bringt man ifjn auf bem trodenen ©etreibeftoppetlanbe triebt redjt*
jeitig jum Seimen.
SKan mag ben 9fap£, je naefj ben befonberen SBerljfittniffen einer jcbcu
Sßirtfdjaft, in ber einen ober anberen Solge anbauen/ fo ift bodj immer not*
roenbig, feine SluSfaat fan Saufe be« 5luguft gu bewirten, auf untätigem Xljon*
boben ftets oor bem 24. biefe* SWonatö; auf milbem unb reifem , tyumofeut
JBoben fatm fotöje audj nodj gu ßnbe Stuguft ftattfinben.
9ttan fäet entweber in Steigen, roeldje einen Suß Don einanber entfernt
flnb, ober breitroürfig. ©ei ber erfteren Slrt ber ®aat werben nad) bem (Sben*
eggen #be$ 8anbe$, unter Umftänben aud) nadjbem gewaljt roorben ift, bie
JReifyen mit bem SDiarfeur gegogen unb bie ©amenfömer, mit bem SRüben*
brißer ober einer anberen ©äemafdjine auägefäet Sin üKann unb ein Snabe,
roeldjer legerer bei bem Umfefeen beä SMibenbriflerS beljilflid) ift unb ba$ Sßerf*
geug giel)t, befäen täglich oier SKorgen, roenn fie fleißig jinb. SRadj bcr <Saat
roirb in groei 3figen querüber geegget. 3m ©eptember ift ber. 8tap« foroeit
entwidtelt, baß gefdjauf ett werben lann. @« werben nun in ben SRarfeur
8 £ofl breite ©djaufeleifen eingefefet unb bamit bie SReiljen burd)gogen. 3n
430 Slnbctu ber emaelnert grüßte.
ber äßitte be« Oftober Kifjjt man 33et)äufeifen uon Sifenbledj einfefeen, init
benen bie $flangen angehäuft werben, ©ei mir fonn man mit einem ^Jferb
brei SReiljen gugleidj anhäufen, bei ber ©djaufelarbeit werben aber foniel
©Räufeln in ba« SDiarfeurgeftell eingefefet, al« e« 8ödjer gum 2imengiet)en I)at,
nämlid) lieben. S38ie biefe oerfdjiebenen ©c^aufel* nnb Sfatyäufefü&e befdjaffen
fein muffen/ *rgiebt fid) am beften au«, bem ©ebraudj. Der Neuling tagt
ftdj öon jebem ein Gqremplar anfertigen nnb prüft beffen äBirffamfeit. Die
Slbänberungen, meiere man wünfdjt, fann ieber ©djloffer ober ©djmieb (eidjt
beforgen, man rnufc aber babei zugegen fein. Srlaubt e« ber $uftanb be«
gelbe«, fo wirb im griHjjaljr nodj einmal behäufelt. 35a ber 9top« aber feljr
balb in bie £>öl)e geljt nnb manche ^flange niebergetreten werben würbe, wenn
man bie Bearbeitung gu fpät oorneljmen läßt, fo muß man biefelbe nid)t unter
allen Umftänben au«füf)reto wollen, fonbem lieber gumeilen baoon abfielen.
auf bie l)ier angegebene Sßeife Ijabe id) auf Boten ber IV. amb V. Stoffe
ben 9lap«bau mit bem beften Srfolge betrieben, iebodj nur gwölfgötlige 3wifdjen*
räume gewählt, um bie Bearbeitung rafdjer ju förbera. 2Bcr barauf weniger
giebt, mag ad)tgeljngöllige 3wifd)enräume machen, in welken bie . gewöhnlichen
^Pferbeljacfen angewenbet werben fönnen. Der 9tap« bebetft audj in biefer (Site
femung ba« Sanb nod) gut.
auf bem Oberbmdjboben fann id) bie SReiijenfaat teiber nic^t anwenben,
weil bei ber gewötyntidjeu 3al>re«witterung um bie £tit ber 9top«faat ber ©oben
gu fdjnett abtrodnet, weshalb $Pgen, ©äen, ßggen unb SKalgen bei ber Be*
ftetfung weit fdjneller auf einanber folgen muffen, at« e« bei ber töeiljehfaat
möglich ift. 3dj würbe burd) bie teuere ba« fdjnelle auflaufen unfidjer magert,
weld)e« bei bem 9tap«bau feljr wefentlidj ift Srftarfen bie 9top«pflangen nidjt
Dor bem SBinter, fo ift auf einen reiben Ertrag an ©amen triebt gu redjnen.
Sei ber Jpanbfaat ift eine gleichmäßige Verteilung be« ©amen« uon
groger äBidjtigfeit Sine SWefee ©ajuen ift oollfommen au«reidjenb, einen
Sßorgen gu befäen, wenn bie Verteilung eine gteid&mäfcige ift Die babei an?
. guwenbenben Hilfsmittel jinb früher angegeben. Um ben ©amen in bie feudjte
Ärume eingubringen, egget man bie geöffneten ^ßflugfurdjen mit einem 3uge,
fäet ben ©amen, egget ein* ober gweimal unb walgt Sitte biefe arbeiten
muffen fuf> möglidjft fdjnett folgen , wenn warme«, trodene« Sßetter bei ber
©aatbeftellung obrfjerrfdjt Diefe b4 attijaltenbem Siegen fortgufefcen, muß tdj
wiberraten. Da« ©infdjmteren be« ©amen« ift fefyr nachteilig.
Da« Berpflanjen be« Stapfe« ift bie in ben Sftieberlanben gewöhnlichere
ärt be« anbaue« biefer ^ßflange. 2Kan bereitet gu bem &roed ein ©tfid Bradj*
fonb für bie ©rgieljung ber fangen ebenfo oor, al« ob ber 9iap« gur SReife
fommen fottte, unb befäet e« im 3ult. 2ßan fäet hierbei. 1| bi« 2 UÄefeen
auf ben borgen. SÄittterwette wirb nun ber 2tcfev, welker eine ^almfruc^t
l getragen Ijat, gur Slufna^me ber ^flangen oorbereitet. 3Äan ppgt bie ©tappet
mps. , 431
•
ffod) um, egget unb roalgt. 9tun roirb 2ftift aufgefahren. 3fi ba« Sanb nidjt
fcefonber« (oder unb mürbe, fo roirb ber Jünger mit ber groeiten gurdje untere
gepflügt unb mit ber britten im September gum ^ßflangen gef djritten; aud) in
t)en erften* £agen be« Oftober fann ba« *ßflangeneinlegen nod) ftattfinben. Die
^flangen werben, mit b«r SBurget bem ^eranfommenben Pfluge gu* unb mit
bem Staute oon il)m abgeroenbet, fo in bie aufgepflügte 3rurdje eingelegt, baß
bie SBurgeln burdj bie neue gurdfje bebedft werben. 3Kan belegt bie gurdje
«He 12 3<>tt mit einer ^ßflange. Die *ßflangen roerben oorljer au«gegogen unb
bleiben einen ober groei Jage auf bem *ßflangenfetbc liegen, bamit fie etroa« abroetfen.
Sluf einer flüchtigen SReife burdj ©etgien fy'abe tdj bemerft, baß ba« 33er*
^flangen be« Stapfe« boc^ häufiger mit ber §>anb, al« burdj ba« eben bemertte
©npflügen gefdjieljt. üßan bebient ftd) bagu entroeber be« ©patent ober be«
Ißflangftodk«. 9tad)bem bie ^3flangen auf ba« .in adjt ober geljn guß breite
4Beete gepflügte Sanb gebraut ftnb, ftid&t ein SDiann mit bem ^ßflangftod bie
Öffnungen ootf in roeldje bann brei grauen ober Snaben bie ^Jflangen einfefcen.
Sitte oier madjennad) ©djroerg tägtid) etwa« über 1\ bertiner 2ßorgen fertig.
2Bo ba« fianb teuer, bie SCrbeit aber rooljlfeil upb aud) immer bereit ift,
wag man jtdfj biefer 3Äett)oben bebienen. 3n ben meljr nörblidj gelegenen
Räubern, roo ber SBinter frütjer eintritt, be«fyttb bie (Scfdjäfte im Jperbft feljr
drängen, unb e« feljr fdjroer t)ält, bie 933urget unb Äoljtgeroä^fe oor bem
Ijereinbredjenben SBinter abguernten, ift ba« 3Serpflangen nidjt anroenbbar, ba
foldje« offenbar t>iel meljr f>änbe, afe Jebe anbere STOet^obe be« 9fap«baue« er*
forbert. g« lommt hierbei in JBetradjt, baß ba« 2lu«gie()en ber ^flangen, (Sin*
binben in ©ebunbe, Stuf* unb Slbtaben unb §infaljren auf "ba« gu bepflangenbe
gelb nidjt Diel weniger arbeit oerurfadjt, ate ba« Serpflangen felbft.
Die 9top«ernte muß angefangen roerben, roenn bie fiörner in ben ©djoten
eben braun finb. Sßollte man einen IjSljeren SReifegrab abwarten, fo roürbe
ber lefcte Seit . be« abgubringenben Stapfe« gu reif roerben unb man roürbe
nod) größeren 2tu«falt erteiben at« bei ben Dlgeroadjfen ol)net)in fdjon ftattfinbet.
€inen 8lu«fatl möglidjft-gu oerljinbern, ift ba« SBidfjtigfte, roa« man bei ber
€rote biefer grüd&te gu berüdtfidjtigen l)at.
Sßenn ber 9top« in bem oben angegebenen ^uftanbe geemtet roirb, fo
tarnt man üjn mit ©enfen • abbauen taffett. @r roirb jebenfall« unmittelbar
itadj bem abbauen eingebunben unb gum oBlligen äfötrodfnen aufgeftetlt.
3ttandje laffen iljn aud) in ©elegen, bi« er troefen geworben ift, liegen, öei
großer §>ifce erfolgt feine SReife guroeilen fo rafd), baß e« nid)t mögtid) ift, ba«
3lbmät)en gu beenbigen, beöor bie ©dfjoten troefen fxnb. Dann fann bie 9fap«*
■ernte nur im Zan oorgenommen roerben unb muß roä^renb ber £age«l)ifce ru^en.
©obalb bie Äömer in ben ©d^oten genügenb nachgereift flnb unb fic|
leicht ablöfen, roirb gum Drefd^en gef^ritten. öei an^altenb Weiterer SBitterung
gefc^ieljt bie« am fc^nellften auf bem gelbe felbft. 3U *)c*n 3roe(*e werben
432 • SCnbau bcr einjefoen grüdjte.
•
kennen auf bem Selbe gefdfjaufelt ober man §at große £fidjer,-bie untergelegt
werben, nadjbem bie ©toppein abgeftoßen finb unb ber ©oben oööig geebnet
worben ift. 3n beiben Säßen fann man ben ©amen burd) abreiten mit
sßferben leidet gewinnen, gu weldfjem Sefjufe ber 8tap« aufregt Ijingefteüt wirb.
2luf ftrengem SJjonboben fann man bie £üd)er gum hinterlegen entbehren, ob*
gletdj nidjt gu leugnen ift, baß man immer beffere XBare erhält, wenn ber
9fap« auf Stödjem, al« wenn er auf ber Srbe gebrofdjen wirb.
Daß man wenigften« brei lernten tyäben muß, eine, auf weldjer bie $ferbc
mit bem Ausreiten befti^äftigt finb, eine aubere, wo bie Arbeiter ben abgetretenen
©amen oom @tro§ befreien, unb eine britte, wo weiterer 9?dp« jum Ausreiten
guredjtgefteßt wirb, ift bei einigem SRadjbenfen barftber, wie bie« ©eföäft ant
beften gu förbern fei, leicht begreiflich.
Die Slrt unb Sßeife, wie man. ben 9fap« auf bie im Selbe angelegten
Drefötennen bringt, . ift feljr öerfdjteben. (Sittige fahren ben einigermaßen ab*
getroefneten 9iap« in große Seimen gufammen. Dann werben bie kennen an
ben ©eiten ber Seime angelegt unb ba« Drefdjen geljt fe^r gut oon ftatten.
Rubere laffen ben SRap« auf SSdjern, weldje an gwei mäßigen Stangen,
befeftigt finb, an bie kernten tyeran tragen; nodj anbere nehmen einen großen
$olgfd>titten, legen ein ©eriift auf benfelben, bamtt er eine große Sabung faffen
fann unb breiten über ba« ©erfift ein Xvl§ aui. Der ©glitten wirb mit
9iap« belaben, inbem man (enteren fanft mit työlgernen ®abetn auflegt unt>
barauf mit Serben an bie Senne fyeranfdjleift, wo bie Arbeiter ba« ©erüft
umftürgen unb bie gange fiabung mit einemmale auf bie Gerate werfen-
SBemt man bie lefcte Slrt be« $eraufd)affen« auwenbet, pflegt matt ben 9tap«
in ©etegen auf bem Selbe 'trotftten gu laffen.
SUIe biefe SReÜjoben Ijaben iljre ^iad^teile unb tm$ tyre 33orgüge. ©ei
einer jeben berfelben roirb man bie (Erfahrung machen, baß bie Reinigung be«
©amen« weitläufig unt/ foftfpielig ift, baß man aber {ebenfalls, woljl ttjut, bei
günftiger SSMtterung fo oiele Seute babei angufteßen, ate fidj hur immer auf*
treiben (äffen. Denn trenn ber 9tap« lange ftetjen m\x% beoor er abgebrofdjen
werben fann, befönber« wenn er balb naß, balb troefen wirb, ober voemx er
nad) entfernten ©djeunen gefahren werben muß, fo ift ber 33erluft burd) ben
9lu«faß nod) größer. Sei au«gebe!jntem 9tap«bau ift e« aber bennodj ratfam,
fogtetdj audji einen Seil be« troefenen Stapfe« in bie ©djeunen gu fahren, ba*
mit man ba« Drefdjen bei einfaßenbem Regenwetter fortfefcen fann. 2ßan
muß be«l)alb bie ©djeunenbanfen - mit 8el)m au«fd)lagen ober mit Sftauergiegefa
pflaftern (äffen, bamit man ben Sfa«faß, ber bei Aap« feljr groß ift, ooßftänbig
gewinnt. Sludj muß man mit lüdjern gum belegen ber Srotewagen, mit ben
bereit« erwähnten Supern gum Drefdjen auf bem Selbe, mit ©ieben unb
Reinigung«mafd)inen reid<dj) oerfeljen fein, um bie Reinigung be« Rapfe« mit
ganger firaft gu betreiben unb bie« ©efdjäft oor ber ©etreibeernte gu beenbigen*
9to*>«. 433
Der reine Samen wirb in gang bünnet <&$iä)t, wer bt« fedfj« 3°tf W>
anf ben ©peitfjer gefdfjüttet, nm bort ooßenb« gu trodfnen, gu meinem 3roe(*
er täglich umgeljarft ober umgefdjaufett werben muß. Da« Cnrljifcen be« ©amen«
unb ber ©djtmmel fd>aben femer ®üte feljr unb fefcen ifjn im greife herunter.
Die 9iap«f<ijoten jtnb an ben Orten, wo man bem SRinboiel) ©rütyfutter
giebt, ein ©eftanbteU be«fetben nnb werben be«l>atb forgfättig aufgehoben. Die
©d&afe freffen fotöje ebenfaß«; man mad&t fte baburd^ fd|ma<ff)after, baß man
fte mit ©dj(empe ober Ctfudjenwäfdfje begießt unb auf fotdje SBeife erweicht.
'<£« gehört gu iljrer Aufbewahrung aber ein großer ©ebäuberaum. 2Bo er fetjft,
muß man bie 9taj)«fd(joten gur Sinftreu öerwenben, ober man muß fie, mit
9?ap«ftrolj umpadft, im freien in Ijoljen Raufen ober Seimen aufbewahren,
meldte burdfj eine ©troljbedfe gegen ben Siegen gefidjert fmb. Da« ©tro!) tjat
af« Sutter wenig ffiert, ift aber at« ©nftreu, fowte jur ©ebedfung ber Aar*
toffefa unb $Rüben redjt gut gu gebrauten unb ertyart anbetet SKateriaf.
Der Srtrag oon SRap« ift auf ben für iftt geeigneten ©obenarten 8 bi«
12 ©Reffet. 2ßtm l)at freiließ eingetoe ©eifeiefe oon 16, 18 unb 20 Steffeln ;
ba aber biefe grudfjt autij fo gurüdffdpgt, baß ber SKorgen nur 5 bi« 6
©djeffet giebt, fo fann ber Durdf)fd)uitt«ertrag nidjt Ijöljer a(« erwähnt an*
genommen werben.
2faßer burtij oöflige« Erfrieren mirb ba« ©ebeiljen be« SRapfe« burd) einen
©fangfäfer gef Sorbet, weldjer bie ©tüten gerftört; audj fann ber ftroft iljn teil*
weife Dernidjten, fo baß er einen gu bünnen ©taub erhält, ©atb nadf) ber
$to«faat geffiljrben . iljn Dürre, grbftölje, in naffen Sauren ©d&nedten unb
einige SRanpenarten.
Der ©ommerrap«, aud> äoeel genannt, ift offenbar eine burd& bie
Äultur entftanbene Abart be« Sßinterrapfe« unb gehört ebenfo gut wie biefer
bem Jlol)tgefdf)fedjte an.
3d) Ijabe bie« ®ewäd(j« tior mehreren 3a^ren in ber Hoffnung angebaut,
burd) ba«fetbe einen Srfafe für ben SBinterrap« gu erlangen, wenn festerer
burdfj eine ber attgebeuteten Umftänbe mißriet. 3roc^nia^ ^a^c ^ au(§ ^ne
erträgliche Srnte oon bemfelben 'ermatten. üßod) weit öfter aber ift er mir bei
bem IjoffnungSDoflften ©tanbe burc& ©fotttäufe total gerftört Worten. Da nun
fein ©amen wenig Öl giebt unb bie ^ffonge wegen ü)re« langfameren JBad)«*
tum« aßen Unfröutern &eit faßt, gu reifen unb iljren ©amen faßen gu (äffen,
beoor bie ftrudjt geemtet werben fann, fo bin i<$ wieber gu bem fdfjneßer
wadjfenben unb mefjr t)l gebenben <Sommerrübfen gurüdtgefeljrt.
Der ©ommerrap« madjt audfj größere ätofprüdje an feinen ©tanbort, a(«
©ommerrübfen unb ift mit einem mageren ober bfirren ©oben nidjt gufrieben.
Sütf einem reiben, tiefen unb reinen ©oben erreicht ber ©ommerrapö bie §öf)e
ber Winterfrucht. • @r muß aber gu Anfang SKai geföet werben, wenn er nid&t
bi« Snbe ©eptember ba« gelb einnehmen foß.
Stoppt, ii. Buflage. 28
434 Altbau ber einzelnen grüßte.
Der SRübfen, bie flehte <Saat (Brassica -'Bapa oleifera),
2Kan fyat oon biefem ©eroädjs SOBintcr* unb ©ommerfrudjt. Ob bie festere,
roetöje unter bem 'tarnen ©ommerrübfen befannt ift unb bem ©efdjtedjt ber
©afferrübe angehört, aflein ober ob uod) eine Strt als ©ommergeroädjs an*
gebaut roirb, bie ans Brassica campestris (gctbfo^I) burd) bie Äuttur ent*
ftanben ift, Ijabe id) nidjt mit ©eftimmtljeit ermitteln föftnen.
3d) fpredje gunad)ft Dom 9fabau beS ©htterrfibfen.
Die äußeren Sfterfmale angugeben, burd) rodele jid} biefer oom 9iaps
untertreibet, l)atte id) für überpffig. ©er es roeiß, baß biefer eine Äoljtart
ift unb jener betn ©efdjtedjte ber ©afferrüben angehört, roirb beibe fangen
teidjter oon ehtanber unterfdjeiben tonnen, als ©eigen unb Joggen, namentfidj
wenn jte nebeneinanber in ©tüte fteljen. Der SRfibfen ift ein früheres ©e*
roadjs, roetdjeS 14 Xage oor bem 9tapS in Suite tritt unb audj um fo oiet
früher reift
Der SRübfen ftefjt gu bem 9lapö ungefähr im gleichen SBerljättniS roie ber
SRoggen gu bem ©eigen. Die* gilt forooljl oon bem ©oben, ben er oerlangt,
als aud) oon ber Bearbeitung, Düngung, SJorfrudjt unb grudjtfolge. Sener
ift in ieber §htftd)t leidster gu befriebigen als biefer, er ift aber fetten eine fo
ergiebige 5md)t, rote ber 9?apS auf geeignetem ©oben.
9Kan lann ben Stübfen fdjon eljer auf geringerem ©oben anbauen, roo
ber föaps gängtid) mißraten roürbe. 5ftad) einer ooßen ©radjbearbefomg, roie
fxe bei bem SRapS erroäljnt rourbe, gebeizt aud} ber SRübfen am jidjerften. Da§
ber lefetere aber nadj allerlei Vorfrüchten beffer als ber SRapS angubauen ift,
ergiebt ftd^ fdjon barauS, baß er nodj bis gum 15. September gefäet roerben
lann. 3D?an l)at alfo ftteljr &tit, um bas 8anb nad) bem abernten einer SJor*
frud)t gur föübfenausfaat oorgubereiten. 3d) füge nodj l)ingu, baß bie SluSfaat*
geit groifdjen bem 24. Stuguft unb bem 15. September liegt, baß bie ginfaat
um ein fünftel biefer ftattfinbet, als bie beS SRapfeS, unb oerroeife im übrigen
auf alles, roaS id) über ben SInbau biefeS ®eroäd)feS gefagt Ijabe.
Dag ber SRübfen aus einem gleiten SWaße ©amen in ber SRegel 5 pSt
£)t roeniger üls ber JRapS liefert unb atfo aud) im £>anbet um föntet roeniger
gitt, ift befannt. Der DurdjfdjnittSertrag beS ©interrübfen, roenn er auf
©obenarten angebaut roirb, roetdje für StapS gu fc^fed^t ftnb, ift 6 bis 10
©Reffet, roobei id) freiließ oorausfefee, baß niemanb SRübfen auf einem ©oben
anbauen roirb, ber üon SRapS einen fixeren Srtrag erroarten läßt.
Der ©ommerrübfen ift eine fogenannte ©radjfrudjt, bie man in reiben
Dreifetberroirtf haften im ©radffetbe, aber aud) bei Sinljattung anberer gelb*
fofteme anbaut. 3n Sa^rgfingen, roo bie ©interölgeroädjfe erfrieren, famt tiefe
5rud)t für bie ©ratafyinen bes SanbroirteS befonberS roidjtig- roerben. @ie ift
bics aber aud) unter Dielen anberen 3Jerl)fittniffen, roenn man bie Dreifetbe*
8»bfcn. 435
lütrtfdjaft beibehalten muß unb ber Sraftguftanb be$ JBobenS eine berartige ®e*
Ttufcung im «radfjiatjr ertaubt. Die barauf folgenben ffiinterijalurfrüdjte geben
ivoax einen fd§it>ädjeren Srtrag, ate oljne biefe ©enufcung be$ SradjfelbeS, aber
t>er mittlerroeite erlangte ©elbertrag gleist bie ©iffereng retd&lid) gu ©unften
t>e$ ©ommerrübfenbaueS au$, - — abgefeljen baoon, bajj ba« ©trol) biefer $flange
ate ©dfjaffutter einen Ijöljeren SBert Ijat ate ba$ oon SBinterötgeroädjfen, unb
bafc •befonberS bie ©djoten ein öiel toeidfjere* unb bem SSie^ angenefjmere«
gutter fmb.
ffiemt man ben ©ommerrübfen in ber oerbefferten SDretfelbernnrtfcijaft
<ite ®rad()frud(>t anbauet, fo ift bie geroötjntidje ©aatgeit Dom 15. bis 25. Sunt.
Hßandje fäen früher, aber in allen ©egenben, roo ein einträglicher ©ommer*
tübfenbau betrieben wirb, beforgt man bie Stuäfaat um Sotyauni.
%laä) §age(fdjäben ober anberen Unfällen, burd) roeldje ®aatm gerftört
werben, fäet man ben ©ommerrübfen nodj in ber erften £älfte be$ 3uli. 3m
©berbrudE) bagegen wirb er geroöljnlid) gang früljgeitig , gu Anfang Styrit gefäet
unb atebann in ben erften lagen be$ 3uli mit bem JBinterrapS gugleidfj geemtet.
SBenn bie SluSfaat um Soljanni erfolgt, fann bie Bearbeitung be$ Selbe«
-auf mitbem «oben im 9ftai üjren Slnfang nehmen. SBer früher beginnen will,
wirb baoon für ben ©ommerrübfen feinen ©djaben Ijaben, aber er oertiert im
grfiljjaljr bie ©dfjafroeibe, meiere *für mannen Don großem Sßert ift. SBenn
t>a« erfte $Pgen SDtttte 3M ftattfinbet, fo fann auf «oben ber IV., V, unb
VII. Ätaffe bie 3ubereitung fce« 8anbe$ bte gum löten ober 20ften 3uni
uoßenbet fein. Stil man biefe §rudf)t auf tonhaltigem «oben anbauen, fo
mufj ber Bearbeitung eine längere 3*it geroibmet werben. Um oon bem ©ommer*
Tübfen. einen genfigenben (Srtrag gu erlangen, ift e$ notmenbig, bag man fo
triel roie möglich für eine gute 3luflodferung unb ^utoerung ber Ärume ©orge
«getragen Ijat. 2tittf) ift eine ftarfe unb in bem «oben rooljt verteilte Düngung
tmrdjaus erforbertid), um biefer fänelfoadjfenben $flange bie Bebingungen gu
fleroäljren, unter rodeten fte iljrer Sftatur nadfj allein einen guten Srtrag geben
fann. ©dfjon trier ffiodjen nad> ber 3fo$faat fängt jie an gu blüljen, mithin
ntufc fie iljre SRaljrung leidet erreichen fönnen.
ättan erntet 4 bte 8 ©dfjeffel oom Sßorgen, f)Ot aber audj oft ben 33er*
t>ru{$, bafc eine glatte, fdjroarge föaupe bie ftntdfjt gängtid) gerftört. S)a biefetbe
«ujjerbem nod) baburdf) gefäljrbet ift, bag ba$ Selb bei ber 2tu$faat eine gu
irodfene Befdjaffenljeit $at unb fie beGljalb nidjt aufgebt, ober ba§ bie (Srbpije
We jungen ^flangen roegfreffen, fo ift -fte .nur mit feltenen Sludna^men ate eine
regelmäßig roi'eberfe^renbe Srud^t in bie Srud^tfolge aufguneljmen; fie eignet fid^
aber roegen xtyctQ fc^neUen Reifend fefjr ido()( ate Srfa^ für eine oerungtüdEte
@aat unb man foüte baljer in einer S3irtfc^afl, bie auf SBinterölfaatbau ein^
flerie^tet ift, immer mit einem ©amenoorrat oon ©ommerrübfen Derfeljen fein-
28*
436 Snbcm ber emjefaen grüßte.
. p Der weiße *©enf (Sinapis alba),
weldjer in JSBetreff beS.ätobqueS gang wie ©ommerraps beljanbett werben muß,
audf) gu feinem öotlfommenen ©ebenen eine« ebenfo reiben nnb moljl oor*
bereiteten -öobenS bebarf, l)at jtdj wegen [einer geringen Ölergiebigfeit bei mir
nidjt empfohlen unb idj Ijabe beSljatb feinen Sbtbau mteber aufgegeben.
Der Seinbotter (Myagrum sativum)
ift bagegen in neuefter 3eit .beliebter geworben. ©ein ©amen tyat an bat
meiften ^anbelspfäfcen einen beftimmten ^Jrci«, ber gewöljnücl) um 20 p£L
niebriger ift als ber beS SßiuterrapfeS.
9Sor ben ©ommerötgewädfjfen au« bem ©efd^Iec^t Brassica tyat ber Dotter
ben großen 33orgug, baß er nidjt fo Diel oon Snfeften gu leiben Ijat, als iene.
3n feinen Sfoforberuugen an ben ©tanbort ift er bem ©ommerrübfen äl)nlid)er
al$ bem ©ommerrapS; audj fann er foroo^l frül) als ftät gefäet werben, inbem
er oon ben ffrüljlingsfröften nid^t leibet unb eine furge 33egetattonSgett l)at-
ßr eignet jtd) baljer feljr gut gnm Slnbau nad& einer feljlgefdljlagenen ©aat»
gttr bie ömätyrung beS 33tef)eS liefert ber Dotter weniger. Die ©preu
wirb jwar oon «Sdjafen gefreffen, baS ©trol) meines SöiffenS aber nidjt, ift
alfo nur gum ffimftreuen braud&bar. Die Öttudjen oon Dotterfamen finb biet
geringer als bie oon 9?aps unb SRübfen.
Der Sßoljn (Papaver somniferum).
Der Sftoljn finbet fid) in oerfdjiebenen Slbarten , mit blauen, weißen unb
fd)Wargen ©amenförnern, teils mit gefdjloffenen Söffen, teils mit foldjen, bie
bei ber töeife unter ber fie bebedfenben Ärone Keine Öffnungen befommen unfc
baburdj ten ©amen infolge beS ©djüttelnS bei ber ffirnte leidjt ausfallen taffen»
2Wan fann ifpi gufammen mit ben 2Köl)ren anbauen ober audj für ft(^
allein, wenn g. JB. bie 2öinter*£>lfaaten burdf) (Srfrteren gu ©runbe gegangen finb.
Der SKo^n oerlangt einen tiefen, mürben, meljr trodfenen als naffen ©taub*
ort. «oben ber L, IL, IV., V, unb VII. Staffe ift für üjn geeignet- unb bie
SSorbereitung beS SanbeS ift biefelbe, wie bei bem üRö^renbau, worauf id& oer*
weife. Daß man ben 2Rol)n aud^ bann in lf 8fuß oon emanber entfernten
SReitjen fäe, wenn man tfjn für fWj allein unb triebt mit Wölken gugleid§ au»
baut, ift bringenb anguraten. Diefe ^ßflange muß frütjgeitig, im 2R8rg ober
Styrtl gefaet werben; fte wädjft anfangs .fe^r langfam, woburdf) bie Unfräuter
in üjrer Umgebung ®elegenl)eit erhalten, ftcij feljr auSgubretten. ^ebenfalls ift
alfo ein 38ten beS 3ÄoljnfetbeS oorgune^men unb beffer nodj ift eS, mmn
bamit ein ©eljadfen unb ajerbünpen ber ©aat oerbunben wirb, ober foldjeS bem
erfteren folgt. Die 9?einigungS*3lrbetten werben erleichtert, wenn ber 3ftol)tt in
SRei^en fte^t..
• . Sein. 437
•5Dic (Srnte beS äRoljnS ift fdjroterig, meil bic Sapfeln ungteidjmäfcig
reifen. Saft man Ujn gu lange 'fteljen, fo mtrb baS SMoljnfelb ein Sammele
yla^ ber 33öge(, bie biefcr gfrucfjit feljr nad^fteQen^ . SBirb er gu frfilj geerntet,
fo mtrb ber ©amen in ben Söpfen leitet mutftrig.
denjenigen SIRoljtt, melier gefdjloffene Äityfe Ijat, jieljt man nadj erfolgter
SRetfe ans unb binbet tyn mit ©trolj ht Heine ©ebunbe, bie man jum Srodnen
<rofredjt Ijinftellt unb mit ©trot) ummiefeü, um bie 33öget abguljalten. * Senn
alle Äöpfe gehörig troefen fujb, fdjneibet man bie Bunbe 1 btö 1| ftufe unter
t>en Söffen burdj, unb brifd^t ben SDfrript auf einem ©egeltud&e aus. Das
$luffcf)neiben ber einzelnen SWoljnföpfe, moburd) in flehten SBirtfdjaften ber
©amen gewonnen mirb, ift beim Sfabau im großen nidjt anmenbbar. ÜÄan
muß aber bafur forgen, baß ber ©amen triebt mit ©anb ftd) oermifdjt, weil er
t>aoon nidjt gut mieber befreit merben fann, roesljalb man ijjn auf ben ©d)tttt*
toben nur nadj forgfältigfter Reinigung berfetbeu ober auf untergelegte £üdjer
<mffd)üttet, um il)n oollenbs gu trodnen.
Der fogenannte ©djiütemofjn, b. t). berjemge mit offenen Äityfeh, beffen
Einbau nadj ber (Erfahrung ber SWolptbauer oorteifljafter ift -als ber beS 2Rol)nS
mit gefdjloffenen Äöpfen , mtrb auf anbete SOBcifc geemtet. Senn bie Keife
eintritt, fo begiebt man ftdj mit paffenben Supern unb ©äefen auf baS SKoljn*
felb. 2ßan jieljt fo oiel 3ftol>nftengel betyutfam aus, als ju einem mäßigen
4öunb gehören, unb binbet fte unter ben ftityfen gufammen. 3ft bieS gefdjeljen,
fo tjält man baS ®ebunb DorfidjHg über baS ausgebreitete £ud) ober über mit
Seiueroanb ausgelegte Sorbe unb läßt ben ©amen burdj oerfdjiebene äBepbungen
ausfallen, hierauf mtrb baS ©ebunb mit allen folgenben gum metteren Srotfnen
üufgeftellt. 9iadj 'einiger £eit mtrb biefeS ©amenausfdjfitteln gum gmeiten* unb
enblid) gum brittenmale roieberljott, bis aller ©amen gemotmen ift. Das ©trol)
ift ein gutes Brennmaterial.
Der Sein (Linum usitatissimum).
23on biefer ^flanje giebt eS Ijtraptfädjlidj nur gmei oerfdjiebene Slrten,
Stanglein unb Drefdjlein. Bei bem erfteren fpringen bie ©amenfapfeln
bei ber Keife auf unb laffen ben ©amen leidjt ausfallen; bei bem (enteren
Weiben jte gefdjloffen. Die unter anberen bauten belannten 9lbatten, mie
rufjifdjer ober Ütigaer, rljeimfdjer je, begegnen nur ben Urftmmg, moljer ber
©amen gelommen ift, man fann aber bei iljnen feine fonftanten Unterfdjiebe
ttadjroeifen.
(SS fdjeint mir ungmeifefyaft, baß in Deutfdjlanb an ben metften Orten
cht brauchbarer ©amenlein erbaut merben fann, menn man il)n richtig be*
Ijanbelt. (£r artet nur bann nadj mehrjährigem ätobau gänglidj aus unb er*
3eugt ein ju fdjroadjeS ©eroäc^S, menn man ben Sein auSfdjliefjßdj beS BafteS
wegen baut, unb tyn beSljalb triebt reif merben lägt. Äein ©emädjS ift aber
438 Sfobou bcr einzelnen grüßte.«
gegen fdjledjt beljanbetten, nic^t ganj ausgereiften ©amen fo empfinblidfj rote
ber Sein, Sin folget ©amen behält gmar feine Seimfraft, erjeugt aber lerne
ootßommenen <j}flan$en.
Der oorteilljaftefte $tadj«bau wirb triebt auf ben erfiten SJobenftaffen^
fonbern auf ben mittleren angetroffen. Der jur IV. unb V. Älaffe gehörige
©oben ift baju beffer geeignet, at£ ein ©oben ber brei erften Älaffen. Stuf
(euerem ergielt man jmar oft ein bebeuienbe* Srategemidjt, aber niemals ober
bod) nur äußerft feiten einen fo feinen 33a ft, rote auf ©oben ber mittleren:'
Älaffen bei nötiger Jöeljanbtung gedornten wirb. Der Seht oerlangt einen
reiben , mürben ©oben, aber blefer Stetdjtum foö meljr gotge fein einer feit
unbenflidfcn Reiten ftattgefunbenen ftarlen Düngung, at$ einer natürltdjen
än^äufung ber Ijumofen ©toffe, moburd(j ein gröber, grober ©aft erjeugt
wirb. SBenn lehmiger ©anbboben (VII. Älaffe) eine etwa* feuchte Sage l)at
unb in alter Dungfraft ftel)t, fo liefert er in ber SRegel erneu feljr feinett
©afttein.
Dag ber Sein mit ber geroöfytlic^en Dierjoüigen £iefe ber ädterfrume, rote
fie bei einem mangelhaften Stcf erbau ftdj oorfiubet, nidfjt jufrieben ift, fonbent
eine größere liefe oertangt, roeig ber. emfadfjfte Sanbmann, benn er greift häufig
jum Spaten unb gräbt fein Seintanb. Diefe Vorbereitung mag in feinen 93er«
Ijältniffen groecfmägtg fein; tdfj bin inbe$ ber Meinung, baß man burd) ben
^Jflug ben Seinader weit beffer oorbereiten fann, ate e$ burdfj einmalige*
©raben möglidj ift. Denn bie Ärume wirb burdj brei* bis otermaligeS gutes
$pgen . weit mürber unb feiner, unb ber Dänger tarnt Diel gleichmäßiger Der*
teilt werben. . ♦
Unmittelbar jum Sein }U bangen, ift nic^t erforbertidjj, nenn ju ber Dor*
fyergeljenben Sruc^t reiiijticl} gebüngt worben mar. 3ft man jebodfj ntdjt ftdjer,
baß ber ©oben fräftig genug fei, fo wirb mit fteberoteljbfiuger ober ©eifert*
fteberafdje na^ge^olfen, meldte Düngemittel man mit bem ©amen einegget. —
Der Sein foß nidfjt öfter afe äße fedjs Satjre wieb'erfeljren. ©egett anbere 93or*
früdjte ift er nidjt em^finbßc^. fitee unb $anf finb feine beftett SSorgänger^
auä) gut gebüngte unb forgfältig bearbeitete ©etyadffrüdf)te.
Der Sein lann fübwefttidf) Don ber ßtbe in gefaxten Sagen bereit« im
äßärj gofäet werben, ^umeiten erfriert er alterbingS, in ben meiften Säßen
aber gtebt ber grüljfein einen guten Ertrag. Daß bann bie Vorbereitung be$
©oben* bereit« im §erbft gefdjeljen mu%, ift felbftDerftänbtid^. Staf f älteren
©obenarten, unb wenn bie ©orbereitung be$ SanbeS erft inj Srüljtittg ftatfe
finbet, fann nidfjt oor bem 9ftai gefäet werben, ©effer ift e$, bei bem 5tad(j$*
bau eine boppette ober gar breifadlje 9fa$faat ju machen, weil wie bei allen
©ommerfrüdfjten, bie in einer gemiffen *ßeriobe ber Sntwidfelung einfallenbe
SMttemng einen wefentlid^en (Knfluß auf ba$ ©ebenen äußert unb beSljalb
eine SluSfaat ganj mißlingen fann.
Sein. 439
2Kcm Icmtt beti Sein auf milben, tätigen ©oben nodfj am jeljnten 3um
fäen imb er wirb glrid()Wol)t redfjtjeitig jur SReife fommen.
33or ber <&aat muß man barüber Kar fein, ob man ben Sem f)auptfad)ttd)
jur ©amenerjeugung ober be« Saftet wegen anbauen wifl. 3m erfteren Satte
nrirb Diel bfinner gefäet, unb e$ genügen 16 bt$ 20 ÜRefcen ©amen; im
lederen 3faße barf man nic^t unter 28 bi$ 32 Sßefcen auf ben STOorgen fäen.
Denn bei bünnem ©tanb ber Seinpftonjen wirb ein grober, foröber Saft er* '
jeugt, bagegen mel)r unb befferer ©amen. 3m Dberbrudj werben Ijäuftg brei
.Steffel ©amen auf ben Sftorgen gefäet 3ft ber Seinadter redjjt gut bearbeitet,
fo nrirb nadjj bem ©aatppgen mit einem 3uge geegget, barauf ber ©amen
auSgeftreut, wieber geegget unb nun gewaljt. SKandje watjen auc$ oor bem
©äen unb eggen ben ©amen nad#er fdfjarf ein. *9faf ©anbboben geljt btes
freiließ nidjjt, weit ber ©amen beim ßineggen nadlj bem SBaljen nid&t (5rb*
bebedhjng genug befommen mürbe.
I)aß aßer Sein gejätet »erben muß, wiffen fetbft bieienigen, welche niemals
einen anberen, afe barbartfd&en Ädferbau gefeljen Ijaben. ÜDaburdj mad&t ber
Seinbau in mannen 33erljältniffen einigermaßen gut, roa$ er burdfj Sntjieljrotg
oon ©ungmaterial fdjabet 3Wan muß baß Säten oomefynen, beoor ber Seht
eine größere Sänge erreidfjt Ijat, weil fonft titele "ißflanjen niebergetreten werben.
£)ie ßrate be* Sem« finbet früher ober fpäter ftatt, {e uadjbem man ben
Saft ober ben ©amen ate §auptfadje betrautet. Stimmt man auf ben leiteten
wenig SRfidfjidjt, fo wirb ber Sein aufgejogen, wenn aße ©tengel eine gelbe
garbe ^aben. Die ©amenfapfefn werben mit 8rfad(j$riffeln fogletdf) abgeriffen
unb auf luftigen ©oben getrodtnet, ber fttadjS aber fofort in bie SRöfte ober
SRötte gebraut. Die« giebt ben weißen Sladfj«, welken in einigen ©egenben
bie ftladjsbauer anftreben, fo baß fte e$ afe einen befonberen SRuljm anfeljen,
wenn berfetbe eine redjt Ijeße ffarbe erhält. 35aß ber bei folget ©eljanbtung
erlangte ©amen nid&t jur fünftigen Shtöfaat taugt, leuchtet ein.
.Um einen guten Seinfamen ju erhalten, ift es nötig, baß man mit bem
2tofjieljen be« Sladfjfe« fo fange wartet, bie bie ©amenfapfetn braun finb. Um
ben ©amenanfauf nodjj meljr entbehrlich ju machen, nimmt man beim 2(ufjiel)en
junäd&ft bie öorgefdfjoffenen 5fad()«ftengel unb legt ftc befonberd. 33on biefen
längeren unb ooflfomumeren ^flanjen benufct man ben ©amen jur Sfasfaat,
unb man wirb bamit oljne ©amenwedjfel ebenfo fangen glad)* erjeugen, al«
oon Eigner ©aatlein, beforiber« wenn man e« fidj jur Siegel madjt, niemals
anberen, als jmeijäljrigen Sein ju fäen. £)a« SJorwegauöjie^en ber längeren
©tengel ift leine fdfjwierige ©ad(je; |ebe Arbeiterin beforgt ba«, fo weit ftc mit
ben Jpänben reiben fann, unb rauft bann ben niebrigen ftladl)« nadj, bis fie
fo weit oorgerüdft ift, baß jte wieber längere ©tengel greifen fann. Sludfj be* '
obadfjtet man bie« ©erfahren nur bann, wenn man glaubt, baß eine Srneuerung
beS ©amenS nötig fein möchte.
440 Sln&au ber einzelnen grüßte.
Der gegogene ftladj« wirb bfinn auf bcn Acfer au«gebreitet unb bleibt
gwei bi« brei £age liegen. 9iun wirb er gewenbet, unb wenn bie anbere
©eüe* ebenfaü« abgetrodfnet ift, fo wirb er gebunben unb eingefahren- SKan
!ann ben ©amen fofort abbrefdjen; diele iebodfj gießen e« oor, bamtt bie ©tengel
weniger oerwirret werben, bie ©amenfapfeln abgurtffetn. SBfinfdjt man guten
Samenlein gu geroinnen, fo ift tefctere« 33erfaljren ba« beffere. 9tadj bem Ab*
■ riffeln werben bie Äapfeln geworfelt unb mittelft eine« weiten ©iebe« alle
©amenunfräuter entfernt. Die auf foldfje SSJeife gereinigten Äapfetn l)ebt man
an einem trodfenen, luftigen Orte auf. Der ©amen behält barin utdjt nnr
mehrere Saljre feine fieimfäl)igfeit, fonbem wirb aud) burdj bie Aufbewahrung
gur Aü«faat oerbeffert. i
Der oon ben ©amenfapfeln befreite ftladf)« wirb nun gunädftft geröftet
Die« lann hn ©äff er ober burdj Au«breiten auf ben SRafen gefdjeljen; aud)
formen beiberlei äßetljoben mit einanber oerbunben werben, inbem man ben
ftladj« erft einige 3eit in« SBaffer legt, jebodf) oljne üjm bie noKe 3l8fte gu
geben, meldfje er bann erft burdj banne« Ausbreiten auf ben JRafen er«
tyätt. Die SSerbinbung ber 5Eauröfte mit ber SBäafferröfte fdjeint mir ben
feinften Saft gu liefern; biefe SDiet^obe erforbert aber freitidj audfj am meiften
Arbeit*).
Die weitere Reinigung be« gladjfe« gu befdfjraben, unterlaffe id&, weit
bie« gu weit führen würbe.
3Som SJaftlein rennet man öter bi« fünf ©dfjeffel ©amengewhm pro
2Rorgen, oom ©amenlein fy&fi bi« fteben ©Reffet. fiefcterer Ijat aber aud)
al« ©djlaglem, für ben 3^ ber £)lgewinnung, einen wenigften« 10 pßt
Ijötyeren 2ßert. Die Quantität oon gereinigtem Sladj«, welche auf einem borgen
gewonnen wirb, ift nodj wedjjfelnber al« bie be« ©amen«, teil« weil ber JBaft
burdj ungünftige Witterung wäljrenb be« SQBadjfen« ber ^ßflange an §eftig!eit
verliert unb bann bei feiner Bearbeitung großen SJertuft erleibet, teil« weilba«
geringfte SSerfeljeu bei ber tööfte eine aSermtaberung be« SJafte« gur 5olge f)at,
teil« enblid^ weil Diel batfmf anfommt, ob man ba« ®ewid)t be« ^lad^fe« in
einem meljr ober minber gereinigten 3öftanb angiebt. ©enu man bie Steinigung,
fo weit bewirft, wie e« bei bem gewöhnlichen Bremen möglich ift, wogu nod)
ungefähr 15 pSt. Abgang burdj ba« §edje&t Ijingufommen, rennet man Dom
»aftlein 200 bi« 250 $funb $lad)«, oom ©amenlein aber 50 $funb weniger
pro 9ßorgen. ftür biejenigen, welche oon bem "belgifdjen 8flad)«bau nähere
fienntni«. nehmen wollen, mag nod) bemerft werben, bafc f>err SRüfin im
*) <&8 ift ljier ba* ©erfahren angebetttet, wie t9 in ben meiften ffadj«bauenben (Segenben
flblidj ift. 3Jht ©egug auf bie berbefferten SWetljoben be* glaäjGbaue* unb ber ©eljanbfang
be« gladjfeö bei ber 9löfle empfehle id) bie @ä)rift: glac§«bau unb gfr$*berettung in
gtanbern unb bem fran$öfifä)en 9torb*3)e|>artemcntr betrieben oon Dfferbtffen unb jtrotmamt.
»erlin 1848.
$attf. 441
3af|* 1844 auf SBeranlaffung be* St. *ßreupifdjen 8anbe$*fefonomie*Sollegium$
eine befonbere Sfaroetfung getrieben . Ijat, roie-ba* 2$erfal>ren ber ©eigier mit
üftufeen in Deutfdjlanb, namentlich in ©tieften, angumenben fei.
* »
Der £anf (Cannabis sativa).
Der £anf oerlangt einen tiefen, mürben unb reiben ©oben, tnehn er ge*
itügenben ßrrtrag geben foß. 3n ©trom* unb gtufcnieberungen finbet ftdj ber
für iljn paffenbe ©oben oft in großen Slawen; in Ijötyer gelegenen, roelten*
förmigen Sbenen muß man bie ©mfen ober SSertiefungen für iljn ausfudjen,
lüeldje freiltdj toäljrenb ber Vegetation be* $anfe« oor einer gu großen %n*
f ammtung be$ Sßaffer* gu fdjüfcen fmb. Denn obgleidj er eine feuchte Ärume
liebt, fo oerträgt er bod) feineSroege* ftanenbe pfiffe. 3n entroäfferten fftfd)*
teilen unb ©een, roo eine ftarfe, ljumofe @rbfdjidjt fu$ gebilbet ijat, gebeizt
tiefe ^flange auferorbenttidj. 2luf Dielen ®ütern bienen foldje SRieberungen
Satyr du« 3aljr ein gum Hanfbau; fte muffen aber freiließ aip&rltdj gebüngt
werben. . Diefe 'ißftonge Ijat bie fettene ©genfdjaft, ba§ fie fogar beffer roädjft,
wem fie ununterbrochen auf einer unb berfelben ©teile angebaut wirb.
. 3Äan lann gum §anf feljr ftar! büngen, oljne baoon SKadjteile gu beforgen.
hierbei ift gu empfehlen, baß man ben Dünger oor SBinter ober roenigften*
im Saufe be* Sßinter* auf ba* £anftanb bringt, um iljn metyreremal mit bem
JBoben burdjgupflügen. Übrigen* mn% man, roenn bie SWerfrume tljonig ift,
öfter pflügen, at* roenn ber Jpumu* oorijerrfdjt, in meinem Satte ein groeU
maltge* $Pgen öoUlommen genügt, roffljrenb fonft ein oier* unb fünfmalige*
feljr gutrögtidj ift.
SJlan fäct im 2Wat, roenn ber öoben fdjon Ijinreidjenb ermannt ift, fo
baf ber £anf rafdj aufmalen fann. Stuf iljm gufagenben ©oben unb roenn
bie gehörige Düngung unb Vorbereitung ftattgefunben Ijat, unterbrüdt ber Jpanf
alle* Untraut. (S* bebarf erft einer Jpanbarbett, roenn bev männliche $anf,
Kümmel genannt, nadj bem 2lu*ftreuen be* Slütenftaube* au*gegogen roirb.
Um bie* mit mögfidjfter ©djouung be* £anffelbe* gu beroerffteßigen, fottte man
ben £anf ftet* in a$t §u§ breiten JBeeten beftetten unb bie 3^fc^enfur(^en
ate 3ugönge benufcen, bereu man jebenfatt* bebarf, um ben Summe! au**
3ugteljen unb ljerau*gufd)affen. Jpat bie ©eftellung be* $anffeö>e* oljne biefe
©eetfitrdjen ftattgefunben, fo muf? man anbere 3ugänge einfdjneiben ober ftdj
ein tciltDcifcö SWebertreten be* £anfe* gefallen laffen. Der Summet giebt ben
feinften Saft, ber roeiblidje £anf ben gröberen. ßefcteren gieljt man au*, menn
ber ©amen reif ift, binbet iljn in Keine (Sebunbe unb ftellt biefe gum ab*
trodnen in ptjramibenförmige Raufen, meiere mit ©trolj umrounben toerben,
bt* fie gum Slbbrefdjen troefen genug finb. Oljne biefen burdj ©tro^ beiuirften
@(^u| fallen bie 33ögct über ben ©amen ^er unb oerge^ren einen großen Seil
442 2faban ber erajÄnen grüßte.
baoon. Das ätöbrefdjen beS ©ameuS gefc^ie^t am beftett im freien Selbe auf
ßrbtennen ober auf untergelegten Sftdprn.
Der #anf mnfi unter aüen Umftänben im ©affer gerJftet werben , weit
bie Üauröfte bie ftarlen ©tenget ntdjt gletdfjmäfjig angreift. Der ©aftgeroura
ift öom SKorgen burdjfdjnittßdj gegen 300 $funb; ber ©amengeminn ift größer,
wenn ber $anf bftnn ftanb, geringer, wenn er einen bieten ©tanb Ijatte unb
Dielen Saft gab. Den Ertrag an ©amen fann man ju fünf bis fieben Steffel
pro SWorgen annehmen.
2ßan foflte nie unter 24 SWefcen auf ben Sßorgen f5en; ift aber |u er*
warten, baß ber §anf befonbers tang unb ftarl anfwadjfen wirb, fo fäe mm
jwei ©Reffet aus, bamit bie <ßffanjen fetnftengfiger werben unb einen befferett
©aft tiefem.
Die ßljUefifcfje Dlpffanje (Madia sativa)
würbe in Deutfdjtanb oerfudjSweife in ber Hoffnung angebaut, ein oorjfigltdje«
©peifeöf, fotoic ein jum ©nfdjmteren feiner ÜÄafdjinentette brauchbares t)l
}U gemimten. Die oon biefem ©ewädjS emiarteten ©orteife futb aber nid>t
erjielt worben, weshalb man feinen Stabau als ÖlgewädjS an oiefen Orten
wieber aufgegeben Ijat.
9Wan lann ben SWabiafamen breitwürfig ober in Steigen ffien nnb muß
biefe $ffanje bei üjrem Knbau wie ©ommerraps ober ©ommerr&bfen beljanbefa.
.(Sbenfo wie biefe bei forgfättigem 3äten beffer gebeten, fo audj bie üDtabpflatqe.
SU^ ber ©amen nodj feiten war, Ijabe idj bei ber föeiljenfaat nur jwei $funb
pro borgen gebraust. ©päter tjat jtdj gejeigt, baß 4 bis 6 äÄefeen erforber*
lidj finb, um einen SKorgen breitwürfig ju befäen*
9Äit ber Srnte beginnt man, wenn ber ©amen in ben erften ©töten
troefen wirb. ©oüte man bie Steife ber fpäteren abwarten, fo würbe jener a(6
ber beffere oertoren geljen. Um ben äuSfaö gu oermeiben, mäljt man bie
Srodjt im SEaft ab, binbet fte fogleidj in Meine ©ebunbe unb fteüt biefe jum
Irodnen auf. Da« fiinfatjren ober Slbbrefdjen auf bem Selbe muß mit ber*
fetten ©orftdjt gefdjeljen, wie fie 9topS unb JRübfen erforbern.
Das ©frol) ift nur als Sinftreu ober jum ©rennen ju benufcen. Die
JpauStiere öerfdjmäljten es in tyefiger ©egenb. ©ei ber ©erfammfaug bet
Sanbwirte in Stttenburg behaupteten jebod> einige, baß fiel) baS SRinböiel) an
feinen ®emtß gewönne. Der ©amen wiegt 50 bis 60 $fb. pro ©djeffel unb
liefert naef) ben bisherigen ©erfud&en ben oierteh £eü feines ©ewidjteS an t>U
Die Ctludjeu oon biefem ©amen werben oon ^ferben unb föhtbern gefreffen.
• (5s werben oom SDiorgen 6 bis 16 ©djeffet geemtef unb es ift ber (Ertrag
ebenfo unfid)er, wie ber oon anberen Ötgewädjfen. 3U weiner ©erwunberung
Ijabe tdj fdjon im britten Satyr beS Anbaues ein Snfeft beobadjtet, welkes
oox ber SReife bas 2Rarf ber 2Kabpflanjen aufeetyrt unb baburdd baS äbfterben
Xabal 443
berfetöen bewirft äßan foß öud) mit bcm änbau biefer $flange gut ©rfin*
büngung Sfcrfudje gemalt Ijaben, unb groar mit gfinftigem SRefultat Da fie
aber größere Jfafprüdje an ben ©oben madjt, afe bie Dunglupine, o()tte bodj
fo Diel firautmaffe wie biefc gu liefern, fo begweifle idj, bafc jic gu biefem (Sc*
braud) meljr ©tücf Ijaben wirb, ate fie als Cfyflange gehabt Ijat
Der Sabal (Nicoti&na tabacum).
33on btefcr ^flange giebt e$ oerfdjtebene arten, weldje im großen angebaut
»erben, nämlidj: ben gemeinen Dtrginifdjen Sabal mit ftar! geftielten, fpifcen
©lottern; ben türfifdjen ober ©auerntabal mit o&alen ©lättero; ben braftßfdjen
mit gestielten, Ijergförmigen Rättern *c. (Ss ift ferner gu fagen, roetc^e 9Crt
fitf} am meiften gum Stabau empfiehlt. Die ftabrilanten oetfdjiebener ©egen^
ben geben balb ber einen, balb ber anberen ärt ben SSorgug unb ber Sabaf
pflcmjer tljut am beften, biejenige Slrt anzubauen, wetdje er am lei<$teften ab*
fefcen tonn. •
Der Sabal gebeizt am beften auf einem reiben ©anbboben. Stuf ben
gur L unb IL SWerffaffe geljörenberi ©obenarten wirb er gwar audj angebaut
unb giebt einen reiben (Ertrag, aber bie bafelbft gewonnenen Stattet werben
niemals fo gefragt, wie bie auf reifem ©anbboben gewadjfenen. Slxtf wiber*
fpenftigeut Sljonboben ober auf folgern, ber an 9täffe leibet, geröt ber Sabal
, nidjt Sfodj naffe unb falte Witterung fagt il)m nidjt gu; biejienigen Saljrgänge
roeldje ftdj wegen iljrer Jptfce* unb Dürre ausgetdjnen, finb in ben nörblidjer
gelegenen ©egenbeu bem Sabalbait am günftigften. 3dj lernte ©egenben, wo
man auf ©oben ber IX* Älaffe feljr reiche Sabalernten ergielt, wenn nur
Dünger genug Ijerbeigefdjafft werben lann, unb wenn man bafür forgt, baj?
man bie <ßflangen gum ©erfe|en bereit Ijat, beoor bie größte §ifce eintritt, ba*
mit fie nodj oorljer anwarfen unb ben ©oben bebeefen.
Da* Sabatlanb wirb ebenfo wie ba$ gu ©eljadfrüdjten beftimmte §etb
oorbereitet. 2Jtan büngt ba«felbe gern mit ©djafmifi, unb gwar fo ftarl wie
mögtief}. Der Sabal Ijat eine große ©etträgtidjlett mit ftdj felbft, er lann
eht 3aljr um« anbere wieberleljren, wie g. ©. bei ©djwebt unb ©ierraben
öfter gefd>ieljt; ja fogar alliäljrltdj lann Sabal mit bem beften Srfolge gebaut
werben, wenn nur Dünger genug gu einer folgen ftrudjtfolge öorljanben ift.
Da« (Srgieljett ber fangen gefdjteljt in ÜRiftbeeten, in ber 9Warl Äutfdjen
genannt. Diefe werben wie anbere SDWftbeete angelegt; man benufct aber gum
• 3ubeden berfelben nidjt genfter, fonbem nur ©troljbeden. 9Ran muß baljer
mit ber SfoSfaat be« SabalfamenS warten, bis leine ftarlen gröfte meljr gu
befürchten finb. 3n Ijtefiger ©egenb wirb ber ©amen in ben erften Sagen
be« Styril auSgefäet 3Ran feuchtet flpt Dörfer an, unb es legen iljn bie
SabatplanteurS gewöljnlidj in tljre ©etten, bamit er in gleidjmäjHger ©ärnie
bleibt SBenn bie Äeiute ftdjtbar werben, ftreut man iljn au« unb fiebt nadj*
444 Sfabau ber emjefoen grüßte.
$er Sftiftbeeterbe auf ben (Samen, bannt er feine ju ftarfe Srbbebecfung erhalte.
Die Pflege ber *ßftenjen erforbert oiet Stofmerffamieit. 3n ^ieft^er ©egenb
totrb bie gefamte mit beut Sabafbau oerbuubene Jpaubarbeit für. einen Anteil
be$ SrtrageS fogenannten 'ißlanteurS überlaffen, loeldje auf reifem «oben §
unb auf geringerem bie $älfte be$ ©rtrage* ermatten.
Sei forgfäftiger Pflege ber Sabalpflanjen ftnb fotc^e gu Snbe 2Äai ober
Anfang 3uni genfigenb tyerangeroadtfen. ®ie 3ubereitung be$ 8anbe« rnufc 6
bi$ 8 Sage oori)er beenbigt fem, toeil bie Panteur« e$ gerne feljen," roenn
baSfetbe ftd) etmad gefefet ijat Damit fxe bie $ffangen aber immer in friföe
<£rbe bringen lötmen, fielen fxe mit bem ©paten oor. 5Die *ßffaujer Dementen
bie Arbeit fnieenb. Seber befefct jroei IReiljen, bie ungleidj toeit Don einanber
entfernt ftnb. ©er 3roifdjenrawn, too ber ^ßffonjer ftdj fortbewegt, Reifet bie
Stotfdjbant, unb ift jtoei gufj breit; ber anbere nur 1| gufc. 3>a« $flanjen
fdjreitet feljr rafdj oor, fotoie alle in SJerbing gegebene SCrbett. Qedft bi*
fteben Sßenfdjen bepffonjen in ben langen Sagen *be$ 3uni einen Sötorgen.
$)a ber Sabal fein £uf dritten mit. Srbe oerträgt> fo feinen mir bei feiner
^Bearbeitung bie $ferbet)aden nidjt anroenbbar ju fein. ÜÄeiue $tanteur*,
beten gamiften geroöljnlidj auö fünf arbeitsfähigen ^ßerfonen beftetyen, bearbeiten
jeber 20 bi« 25 borgen, ©ie nehmen aber jnr $ftonjgeit nod) ©eljülfen an
unb (äffen ba* Slufjieljen ber ölätter burdj ftmber im S3erbmg oerridjten.
©ie ^ßflanjjeit robb bei einem ausgebenden Sabalbau bis ÜÄitte 3uli
<ro*gebef)nt. 9iodj foäter <ßffanjen auSjufefcen, 'ift triebt gu empfehlen, roeil
bann ber Sabal nidjt bie gehörige Steife erhält, 3itroeilen tuirb ber nady
Soljanne* gepflanjte f$on oon einem grofte betroffen, beoor er ge(b ju
»erben anfängt
<&nt jubereitete« Sabaßanb erforbert fetten mel)r als ein jtoeimatigeS ©e*
Ijacfen. SBenn ber Sabal 10 bis 15 ölätter getrieben l>at, fo wirb er gelöpft,
b. % bie ©jrifcen ber $ftanjen toerben abgebrochen. Stuf redjt reifem ©oben
lägt man ben Sabal Ijötyer roadjfen, beoor man iljm bie ©ipfel nimmt, als
auf einem armen. £)ie ^ffonge bittet nun bie üjx oerbliebenen Slätter aus,
mafy aber fetyr balb SRebentriebe , bie in' ben ölatttomlelu jum Sorfdjeiu
tommen. ©iefe Siebentriebe toerben ebenfalls ausgebrochen unb fmb 'unter -bem
Flamen ®etfc befannt.
3Me Sabalemte nimmt iljren Anfang , toenn bie Blätter einen gelblidjen
©djeht belommen. £)ie unterften toerben oöKrg gelb, toeStyalb man fie jettiger
als fogenannten ©anbgut, abnimmt unb befonberS trodnet unb oerlauft.
3Wan jieljt bie Sabalblätter auf ©inbfaben, melden bie ^lanteurd fptnnen, unb
^ängt fxe in luftigen Räumen auf. XBo ber Sabalbau ftarl betrieben rotrb,
^at man eigene Srocfenljäuf er j gemö^nli^ aber toerben bie 3Birtfd)aft*gebänbe,
Sie^ftäüe, @$flttb3ben, Dac^ränme bagu benu^t. Sin glei$uiä$ige*, f^nelle«
Srocfnen im <@$atten ift mistig, um eine gute $ertauf*toare ju gemimten.
tow- 445
äöentt ber Zabat gu bk^t utib oljne gehörigen Öuftgug l)<ingt, fo fangen etttjclne
Blätter an gu faulen unb fpäter gu fdjimmetn. Seibe$ aber öerbirbt bte Sare,
Um reifen guten Xabaffamen }U ernten , tagt man fo Die! fangen mit
ben ©ipfetn fielen als man braudjt, unb nimmt natürlich bte guerft aus*
gefegten baju.
Sine mittlere 6rnte Dom borgen jtnb fedjs 3*utner trodene ©tätter. G&
merben guroeilen geljn. $tnx. unb metjr geerntet; aber ebenfo jtnft ber (Srtrag unter
ungünftigen Umftänben auf geringem ©oben aud) bis auf brei 3cntocr' roc**
tyalb ber DurdjfdjnittSertrag, trenn man abfielt t)on einem gang Dorjüglid) für
bfcfe $flange geeigneten ©oben, niegt moljl Ijöljer anguneljmen ift als gu 6 3^tner,
Die ftärb erröte ober Srapp (Bubia tmetorum).
Der Äropp mirb mit günftigem ßrfotg nur auf folgen JBobenarten an«*
gebaut, meiere neben großem 9ieid>tum eine (ödere Jöefdjaffenljeit Ijaben, alfo
eigentlich nur auf ©oben ber I., .II. unb IV. Ätaffe. ©er Ärapp ift eine
grudjt, bie beS Steinigend unb ©eljadenS in befonber* ^o^em @rabe bebarf; e$
ift baljer bei il)rem ätobau öorgugsmeife aßeS basjenige- gu beobachten, ma$
früher atö für alle SJeljadfrüdjte geüenb ermähnt mürbe.
Das EiefpPgen, rote foläjes für 9tunleln unb 2R8l)ren empfohlen morben
ift, barf aud) bei ber Vorbereitung beS ÄrappfanbeS nidjt festen, es fei benn,
bafj man gu einem tiefen Umgraben mit bem Spaten fi<$ entfdjliefct
Site Düngung bedangt ber Ärapp 10 bis 12 ftarle Suber auf ben
SDlorgen. Der SDftft barf nidjt taug unb ftroltfg, fonbern ma% fett unb oon
foldjer ©efdjaffenfyit fein, ba§ er ftd) gut mit bem «oben oermifdjeu läßt
ÜRan bringt iljn am beften oor Sßinter auf, nadjbem man baS 8anb auf bie
eine ober anbere Seife jur .genügenben £iefe umgebrodjen fjat, unb breitet
il>n aus, bamit feine Äraft burdj bie SBintemäffe fWj redjt gteidjmäfcig bem
©oben mitteilt ©obalb bie Verarbeiten mieber ftattfinben fönnen, mirb ber
Üttift gur gemöljnttdjett Siefe untergeppgt unb baS 8anb ^barauf geegget.
Die ©efcünge ober Spangen tonn man au« (Samen gieljen, beffer aber
entnimmt man fie einer fdjon befteljeuben ^ßflangung, meiere bereu, roetm fte
ein 3aljr alt ift, eine große SJKenge liefert
Die befte 2ßetljobe, bie "ißflangen auf baS geß) gu oerfefcen, fdjeint mit
folgeribe gu fein. Da« auf bie angegebene SQeife gubereitete 8anb mirb auf
gmei gu£ Entfernung in Jpoljlfurdjen gelegt, mie es bei bem Slnbau ber 33e*
Ijadfrüdjte betrieben morben ift. 3n bie SKitte biefer aufgepflügten Surfen
madjt man mit bem ©paten fortlaufenbe ©nftidje, in meiere man bie ®rapp*
pffongen einfegt Damit (entere gut anroadjfen, tandjt man bie Sßurgeln oor*
t)er in gegönnte 3)?tftjan^e unb bepubert fte mit ßrbe, ober man madjt einen
33rei, mie man ifjn audj bei Äoljl* unb 9tübenpflangen anmenbet Wad) bem
ginlegen ber ^flangen, bie auf fedjs bi« a^t 3°ö ßntfernung.oon einanber ju
446 Sfobau ber emgelnen grüßte.
fteljett tommeu/ roirb bie Srbe be|utfam angebrüctt. 3U biefem ^ftanjgefc^äfte
roäljlt man groar feudjte, aber nid^t naffe SBitterung, weil bei festerer bie
*ßflangen leicht gelb roerben unb feänfetn. 3e früher man bie *ßflangung be*
roirfen fann, um fo beffer ift e«. De«tyalb mufc bte SJorbereitung be« gelbe«
tyauptfädjticf) im ^>erbfte gefdjeljen, bamit man im Srüljting bamit nidjt aufge*
galten wirb, fonbern fogtetc^ ba« 3tu«pflangen oome^men farnt.
SBierje^n £age nadj bem 2lu«fefcen befotgt man ba« erfte Säten, Ijfiiet
fuf) jebodj, ben nod) nidjt feft angeroadjfenen Ärapppftangen gu nalje ju
fommen.
Sßad) "33 erlauf einiger SBodjen merben %k ©efefinge gehörig angerourgeti
fein. SÖian fann ba« nun nötig roerbenbe ®el)acfen mit bemfelben Pfluge oer*
richten, mit Webern Tnan bie Dämme aufgefahren l)at. 3ßan burdjgieljt ba*
mit Sie ^roifdjenräume unb treibt bie Srbe an bie ^ffange IJeran. Die« roirb
roiebertfott, fo oft ba« Überfjaubneljmen be« Unfraute« e« oerlangt. 3n ben
dfeifjen fefbft gteljt man. ba« Unfraut mit ber §anb au« unb forgt baffir, bafc
auf einem Srappfelbe niemätö eine anbete <ßftange ftdjtbar roirb, *at« bie man
eben anjubauen beabjtdjtigt. g
3m ©pätljerbft, por Eintritt be« groftroetter« , fefct man ben ermähnten
®el)äufetung«pflug fo tief ein rate man tarnt, unb treibt bie Srbe fo roett auf,
baf bie ©lätter be« Ärapp« bamit bebeeft roerben. SBtrb bie« nidjt ooöftänbtg
erreicht, fo beffert man mit bem ©paten nad) unb trägt bie Srbe ba auf, roö
e« nidjt fdjon 'burdj ben $ftug gefdjeljen ift SSor^er fdjnetbet man bie Srapp*
pflanzen ab, bamit ba« ©ebedeu mit Srbe fid) ootftommener mtffüljren lägt
3m 'fotgenben Srüpng treiben bie 3^eige burd) bie aufgelegte Srbe l>in*
burd). Da« ©eijaefen unb {Reinigen oom Untraut, forote ba« nochmalige ©e*
Raufen, roirb fortgefefct, wie im erften Satyr, fo oft e« nötig ift. 3m Oftober
biefe« groeiten 3al)re« nimmt man bie SBurgetn Ijerau« unb öerfäljrt babei auf
folgenbe äBeife.
9Äit einem tief geftettten ^ßflug fäljrt man an ber ^ftangenreüje tymunter,
unb ppgt ben SRanb berfelben bi« an bie Ärapprourgetn um. 2£tt ber groeiten
gurd)e roirb bie SReüje fetbft mit ben' fflBurgetn umgeftürgt 3ft bte« gefdjeljen,
fo nimmt man SMiftgabetn unb Rüttelt bie Ärapprourgetn au«. SBäljlt man
bagu Ijeitere«, troefene« SBetter, bei roetdjem bie @rbe fufj leicht oon ben Sßurgeln
ablöfet, fo geljt biefe arbeit gut oon ftatten. kräftige ^erfonen oerridjten mit
ben gorfeu ba« 8üt«fdjütteln ber SBurgetn, fdjroädjere tefen bte festeren gufammen.
3n mannen ©egenben »erlangt man bretjäljrige Ärapprourgetn. 3n biefem
Satte roirb ba« JBetyäufetn, Jöeljacfen unb Peinigen in berfelben Art auc^ im
britten 3a^r oerri^tet. Da ba« ftraut giemtic^ tyä)m roäd^ft, fo muj? e« cor
bem testen Sln^äufen mit Srbe abgefc^nitten roerben, bamit e« triebt fault unb
bie SBurgetn anftedt $err SDtitbe bei Sre«tau baut nur breijä^rige föurjeta,
aud^ $>err ©ei§ in'Sffmpaufw.
*ww. 447
©ewöljntid) gefdjieljt baS aufnehmen ber SS&urjetn mit bem ©paten.
9Kan läßt ©tidj bei @tidj baS Sanb umgraben unb babei bie Ärappwiirjelu
forgfättig famnteln.' Die ßrbe Rüttelt man forte! wie möglidj ab unb fefct
bie SBurjeln auf bem Selbe in. Raufen, fo bafc fie an ber 8uft abtrocfnen unb
atsbanu oon ber iljnen anftebenbeu Srbe befreit werben förnten.
5ür bietenigen/ welche ben Ärappbau aus eigener Stafdjauung nidjt lernten,
bemerfe idj, bafc bie . gewonnenen äBurjeln nur bann oon oorjügtidjer ©üte
finb, wenn fie einige ©tärfe erlangt Ijaben. Dagegen finb fte fdjtetfyt geraten,
wenn bie ftärfften äBurjeln uidfjt bider als ©änfefiete fmb, 3e bider bie
äBurjeln finb, befto meljr Ärawmeljl enthalten fie, wogegen bie fdjwadjen
äBurjeln nur auS einem faferigen Gewebe befielen, weldjeS wenig gute« Ärapp*
ntet)t bei ber Bearbeitung liefert, ©o ftarle äBurjeln wie möglidj ju erjtelen,
vm% alfo ber Srappbauer fidj angelegen fein laffen. Der $err ©eljeime £of*
tat äBeber bemerft, bafe bie in ber oorjügltdjen Ärappanlage bes #errn
SWilbe erbauten äBurjeln £ bis f 30II im Durdjmeffer Ijaben.
Die @tärfe ber äBurjeln wirb freitidj eine größere, wenn man fie ein
Saljr länger fteljen lägt, atfo erft im britten §erbfte herausnimmt; bieS ift
aber aus bem ©runbe feljr mipdj, weil man öeifpiele Ijat, baß ber ffrapp
im äBinter ju ©runbe geljt unb weil es auf biefe äBeife nodj länger bauert,
bis man öejaljtung für bie aufgewenbete arbeit, Düngung unb ©enufcuug bes
SanbeS erhält.*)
9Äau farnt audj ben Ärapp fdjou im erften 3aljr ausnehmen, * wenn
man mit fdjledjter äBare jufrieben fein will. Da aber bie arbeit bes 2tuf*
neljmenS, weldje bas loftbarfte unb fangwierigfte Don allen bei biefer Äultur
öorfommenben ©efdjäften ift, ganj biefelbe bleibt, ob ber ftrapp einen, jwei
ober brei ©ommer im Sanbe ftanb, fo ift es geratener, fidj auf breijäljrigen
Srapp einjurtcfyten.
äBenn bie Srappwurjeln in ben oorljin erwähnten Raufen auf bem gelbe
foweit getrodnet finb, bap beim ©Rütteln ade 6rbe abfaßt, fo feiert man fie'
nai) $aufe, unb trodnet fie öollenbs unter Dad) an einem luftigen Orte, am
beften auf einem ©efteü öon fiatten, unter welkem bie 8uft freien Durdjjug
Ijat. $ier werben fie oft umgewenbet, bamit fie triebt fdjtmmeln unb finb jum
SSerfau^e fertig, fobalb fie üBüig bfirre finb.
Das äBafdjen ber Srappwurjeln plt man für nachteilig, weil iljnen ba*
tmr$ garbeftoff endogen wirb. Da es aud) eine weitläufige, befdjwerlidje
Arbeit ift, fo wirb es niemanbem einfallen, fie oorne^men ju laffen.
Das Ärapplanb ift nad) guter Seljaublung für mehrere nadjfolgenbe
grüdjte oljne neue Düngung vorbereitet. Serläßt ber Ärapp jeitig, ju Anfang
*) 9tac§ einer SWitteifong jebod) im ^weiten ©anbe ber föleftföen fanbrotrtfdjaftftdjen
SRonattfdjrtft üon©lod,$lat$iterunbSBeberifteui «erberben be«foaw*mi$t$ubefürc$teu.
448 2fo6au ber einzelnen grüßte.
Ott 06 er, ba$ $e(bf fo fann baäfetbe mit SBeijen ober SRoggen befäet merben.
Stugerbem ift e$ oortrefflidj ju ©erftc geeignet. 9tadj beiben fann e« mit
Srbfen ober ÄBicfen beftelft roerben nnb barauf nod) einmal Söinterong ober
Sommerung tragen, elje e$ roieberum ber Düngung bebarf.
Den Ärapp ju oft auf ein unb basfetbe Sanb ju bringen, fann ntdjt
empfohlen roerben. 3ft man imftanbe, e* fo einguridjten, bajj berfetbe nur aHe
geljn Saljre roieberfeljrt, fo roirb man feine Abnahme in feiner Srgiefrigfett
roafjrneljmen. Da er ofjnefjht eine ftarle Düngung oerlangt, fo ift e$ um fo
Dorteitfjafter, bas 8anb eine Steige oon Sauren mit anberen fjtfidjten ju be*
fteflen, roetdje für bie Düngergeminnung fjutter unb ©trolj ßefern. #err
üßilbe oerfäljrt freiließ anber*, inbem bei iljm oon 100 borgen 75 ftet* mit
Ärapp beftanben finb, alfo nur ber trierte £eU be« Slreate Jpabnfrüdjte trägt;
er bringt aber aud) alle oier Saljre 40 &uber Dünger auf einen SDtorgen.
yiüd) einer ©erecfynung be$ jperw Sßeiß in SÄfiljfljaufen rotrb bei tfjm burd>
Srappbau ein Reinertrag an Ärapp oon 66 $funb jäljrlidj üom SDtorgen er*
jielt, ibäljrenb ber ^Bruttoertrag 30 3*ntoer bei breijäl)riger Kultur beträgt.
Der Jßaib (Isatis tinetoria).
Sßenn e$ bei bem oorigen ©eroädj* barauf anfam, redjt ftarle Jöurjeln
ju geroinnen, fo beabfidjtigt man bagegen bei bem 2fabau be$ SSaib redjt niete
unb große Stötter ju erliefen, roeil in biefen bie blaue Sorbe enthalten ift.
Der Söaib bauert aus, fann aber aud) im tfrüljftng auSgefäet werben.
Der SBinterroaib giebt einen teeren ffirtrag, unb ed ift bemfelben baljer
bor bem im gfrüljßng gefäeten ber SBorjug }u geben. Der SBtoib roirb au*
©amen gejogen.
3nm 2ütbau be$ SBinterroaib roirb ba$ Sanb vorbereitet, roie ju Sörijen,
nur ftärfer gebüngt. Stoben, ber guten Steigen trägt, roirb audj guten Sßaib bringen.
sJtadjbem ba$ Sanb eine gute <Sommerbradje ermatten fjat, rotrb mit ber
werten gurdje Anfang September jur ®aat gepflügt, ber ©amen au*geffteut
imb eingeegget Die Verteilung be« ©amen« muß feijr forgfäftig gefdfe&en,
bamit er ntd)t ju biet ju liegen fommt. SBier bis fünf ÜÄefceu auf ben borgen
jtnb auSreidjenb, roemt er oon einem getieften ©äemann geftreut rotrb,
3m 5aü nad) biefer «usfaat bie »tätter nod) Im #erbft befcädjtßtf
Ijeranroadjfen, fann man fte abmäßen, aber nur ate SJieljfutter Derroenben.
3m nädjften grü^ja^r rotrb ber Sßaib forgfäftig getjatft unb gejätet. Utu
fräuter, überhaupt anbere ^ftanjen bürfen nidjt mit bem Sßaib jugteidj auf*
roadjfen, roeil fte bie ju geroinnenbe Sarbe Derberben mürben. Sei bem Sät*
I)a<fen muß man auf ba£ 93erbünnen ber fangen bebaut fein, fo baß einer
jeben berfetben nac^ atten ©eiten f)in 4 bis 5 3°U ^läc^e ju i^rer ©uöüicfetung
gegeben rotrb. Die fc^roä^eren $f(an}en roerben roegge^auen.
SSaib. 449
SKan fann audj, um bas Beladen ju erteiltem, ben Saibfamen auf ein
^ßflanjenbeet im Sfagufi auäfäen; bie fangen roerben bann im Oftober auf
Sieben, roeldje einen 5uj$ oon einanber entfernt jtnb, oerfefct. Die* Berfaljren
roirb ba$ {Reinigen be$ 355aibfelbe$ fetyr erteiltem unb Ijat noef) ben Borteil,
ba§ man gu biefer Kultur ein Selb nehmen fann, roeldjeS im SlnpflangungSjaljr
bereits eine ftrudjt getragen fyat SSJenn ein ©eigen* ober ©erfteftürf nad) ber
.Srnte fogteti) gepflügt unb barauf gebangt roirb, fo fann e$ bis gum Oftober
feljr gut oorbereitet fein gur Stofnatyme ber SBaibpftangen, beren äforoadjfen in
biefer 3aljre$geit leine ©djroierigfeit gu fyabeu pflegt.
©er ©ommerroaib wirb fo frül) roie möglidf) natf) bem Auftauen be$ BobenS
auSgefäet. @8 teuftet ein, baß ba$ 8anb bagu nidjt erft im griHjjal^r feine
Bearbeitung erhalten barf, fonbem fdjon im Jperbft au$reid)enb gebüngt unb
gelodert fem mufj. Das Säten unb Beladen ift bei bem ©ommerroaib ebenfo
gut nottoenbig roie bei bem SSMnterroaib.
Senn bie SBaibftengel fotoeit Ijerangeroadjfen jtnb, bap ftdj Blätter an
iljnen geigen unb bie unterften anfangen gelb gu werben, fo f djreitet man gur
(Srnte, inbem man mit bem fogenannten ©aibmeffer bie Blätter abftößt.
Die Blätter roerben barauf gefammelt unb in SBeibenförben gemäßen.
9todj bem Saferen fommen jte an einen bebedten luftigen 'ißlafc, roo fie ge*
fdjüfct oor ber bireften ©nroirfung ber Sonne gum Slbroelfen gebraut roerben.
3n biefem fjalbtrodenen 3uftan^e fontmen fie in bie Sßaibirotfjfe, einen £rog,
in roeldjem ein fernere« 9Jab, ba$ bie Blätter quetfdjt, umläuft.
Bon ber gequetföten SRaffe roerben Raufen gebitbet, bie 24 bis 48
©tunben angefeuchtet liegen bleiben, aber nidjt oom Wegen burdjnäfct roerben
bßrfen, roeSljalb man jte burdj ein Darf) fdjüfct. hierauf bietet man bie SWaffe
burdjehtanber unb roac^t barauS Balten oon ber ®röfce eine« ©änfeeieS.
Dtefe roerben an ber 8uft im ©Ratten getrodnet unb jtnb nun bie oerfäuf*
lidje SBare.
Drei bis oier Sßodjeu nadj bem Abflogen ber erften Blätter finb neue
ausgetrieben, mit benen man ebenfo oerfä^rt. 3n fruchtbaren Sauren giebt
ber ffiinterroaib auf biefe ©eife eine oiermalige Btattemte, in trodenen eine
breimalige. Der ©ommerroaib bagegen fann nur groeimal abgeftofcen roerben.
Die erfte Blattemte ift bie befte, roeil jte nidjt nur bie meiften Blätter
liefert, fonbem biefe audj Ijtnjidjtlidj iljrer @üte ben foäteren Blättern roeit
oorgugieljett jtnb.
Den ©amenbebarf geroinnt man leidjt, inbem ein £eil bes SßaibfelbeS
ungeftört fielen bleibt ß$ §at feine ©djroierigfeit, fidj biefen Bebarf gu Der*
f Raffen, betm ein SKorgen ©amenlqnb liefert' fotriel ©amen, als gur Stosfaat
auf 24 bis 30 SKorgen erforberödj ift.
Stoppt. 11. Huflage. 29
450 Wabau ber ehtjelnen grüßte.
£>er SJou ober ba$ ©ilbfraut (Reseda luteola).
«
£>er befte SJoben für ben ©au ift ein lehmiger ©anb, melier in einem
guten DfingungSguftanbe jtd) befbtbet. 2Iuf tljonigem Stoben gebettet biefe
?ßflange nidjt, fo wenig rate in fernsten ©rünben.
£)ie)~e$ ©emac^ö %at barin Äfjnlidfjfeit mit bem oorigen, bog e« forooljl
im §erbft als im 8frfi1tfai)r gefäet werben fann, nic^t weniger aud) bartn, baft
nidjt ber ©amen ober bie ©urgef, fonbero bie ©tätter unb ©tenget bie gelbe
garbe geben, um beretwiöen e$ angebaut wirb.
ÜDie Zubereitung ^ fianbeä ift oerfdjieben, je nadjbem man bie 2lu$faai
im §erbft ober &rül)ting mad)en will. £)ie teuere ift beäljalb oorgugiefjen,
weit atebann ein ©ommer gum Snbau genügt, wäljrenb freiließ bie 2tu$beute
etwas geringer auffällt. Unmittelbar gu bem $5$avi gu büngen, ift nieftt ratfam;
beffer ift e$, baß man ein gelb wäfylt, welche« gu einer oorauSgegangenen
ftruäjt ftarf gebüngt worben ift. SBädjft ber 3Bau banaef) audj weniger üppig,
fo ift bafür feine öraudjbarfeit gum färben um fo größer.
£)ie Stu^faat be« SBinterwau'S muß im Sluguft gefdjefjen. SS ift baljer
erforberlid), bem Selb eine förmliche Grobbearbeitung gu geben, weil man
nid)t 3eit tjat, biefe Bearbeitung nadj bem abernten eine« ©ewädjfeä uorgu*
nehmen, wefdje« in bem 3lu$faatja()r be$ Sßau'S angebaut worben ift.
2tm beften würben jtd) nodj frfilje, fogenannte 3atobi*8artoffetn als SSor*
frudjt bor bem SBau in bem 3al)r feiner SluSfaat eignen. 3Äan müßte ftc
geitig in bie ßrbe bringen, bamit fie Snbe 3uli ausgenommen werben tonnten.
ÜDann würbe bas 8anb ebenfo gereinigt fein, als wenn es jur Sradje gepflügt
worben wäre, was, um bas nadjfolgenbe Säten gu erteiltem, bei bem Slnbau
beS JBau'S oon großer Sßidfjtigfeit ift. £>ie ^Düngung würbe gu ben fiar*
toffeln gegeben.
3lad§ bem ausgraben ber Kartoffeln wäre bas 8anb gu ber SluSfaat be*
SßaufamenS nur einmal gu pflügen. Dies würbe gu Einfang Sluguft gefdjel)en,
unb ber SWer bliebe barauf 14 läge WS 3 SBodfjeu liegen, bis ein einfallenber
SRegen bie Srbfrume burdjnäßte. £>ann würbe einmal leicht oorgeegget, barauf
ber ©amen auSgeftreut unb nun fdjarf eingeegget, bei großer Jpi&e unb Xroden*
Ijeit nadj ber ©aat unmittelbar gewalgt.
3iel)t man es oor, ben ©amen im fjrüljling in bie ßrbe gu bringen, fo
muß bie* fo frülj gefdjeljen, als ftroft unb SBinterfeudfjtigfeit es gulaffen. (Sn
Selb, weldjeS iüi oorljergeljenben ©ommer burc$ Kartoffel*, SRfiben* ober Sabal*
bau in ben Buftanb großer Soderljeit unb töeinljeit oerfefct unb gu biefen ®e*
warfen gut gebfingt worben ift, bebarf leiner weiteren SSorbereitung, als eine«
einmaligen *ßflügenS unb eS ift bei ber Unterbringung be$ ©amen* äße* ba*
gu befolgen, xoa$ foeben begüglid) ber $)erbftau«faat gefagt würbe.
Äümmel. 451
SBegen be« bieten ©tanbe« ber Sßaupftangen wirb ein Setjaden berfelben
titelt woljl möglich fein. Defto forgfältiger muß man aber burdj Säten aHe«
Unfraut wegfdjaffen, weil äße frembartigen ©ctoäc^fc ber ftarbe nadjteilig finb.
Die Srnte be« ©au'« erfolgt, wenn bie ölätter be«felben größtenteil«
«ine gelbliche, reifenbe ^orbe angenommen Ijaben. Diejenigen SBaupflangen,
Don benen man ben ©amen gur neuen 8lu«faat genrinnen will, läßt man etwa«
länger fielen.
3m 3uti wirb ber gum Sorben beftimmte ©an bie angegebene 3ritigung
-erlangt l>aben. Sr wirb entweber famt ben SBurgeln aitögegogen, ober, roa«
t)er größeren SReinüdjfeit wegen mel>r gu empfehlen ift, bic^t über ber ®rbe
abgefönttten, De«ljalb ift awfy ba« SBBatgeu be« 8anbe« bei ber 31u«faat feljr
gwedmäjHg.
Sftadj bem 3tu«gtefyen ober Stbfdjneiben läßt man ben 2Bau auf beut gelbe
Abwetten unb bringt ilju fobann an einen luftigen Ort, roo er im ©Ratten
ttötlig au«tro<fnet. SBirb er gang an ber ©onne getrodnet, fo foti er etwa«
öon feinen färbenben Sigeufdjaften oerlieren.
Der foäter bei oölliger ©amenreife geemtete 2Bau ift gum färben ebenfalls
nodj brauchbar, nur oerfiert man feljr an ©ewidjt, weil atebann oiele ^Blätter
fdjon abgeftorben finb. Da er feljr reid)lidj ©amen anfefct, fo ift nidjt Diel
§läd>e erforberlidj, mn bie 9to«faat gu gewinnen, gumal audj oon bem früher
fleemteten 3Bau bie unteren ©amenfapfeln bereit« iljre SReife erlangt Ijaben
nnb bei bem Xrodnen ben ©amen ausfallen laffen.
35a« DöUig trodene ©ewädj« ift famt ^Blättern, ©tengeln unb ©aipen
33erfauf«ware. 9Äan binbet e« feft in ©ünbel unb oerfauft e« nadf) bem
<Sewid)t. Der SWorgen giebt 6 bi« 10 ä^tner.
3) er fiümmel (Carum carvi).
Die« ©ewädj« follte nur auf ©oben ber I., IL unb IV. Älaffe angebaut
werben. Der ftrenge £ljon fagt Ujm ebenfo wenig gu, al« ber gur £ro<fenljett
fiel) ^inneigenbe lehmige ©anbboben. Der lefetere muß wenigften« in feljr
Teiler unb tiefer Jhtftur fielen, wenn ber Kümmel auf iljm gebeiljen fott.
3öenn ic^ ben wilben Slnbau be« Äfimmet« in ©ra«gärten, fowie bie breit*
tüürfige 2tu«faat gugleidj mit einer Jpalmfrudjt unberü<fjicf)tigt laffe, fo Ijat man
Ijauptfädjlidj gwei Sßetijoben be« einbaue« biefer ^ßflange.
ßntweber ergießt man bie <ßflangen in einem ©amenbeet unb oerfefet fxc
<mf ba« Selb, ober man fäet ben ©amen fogleid) batjin, wo er audj gur {Reife
fommen foQ.
Die erfte SKet^obe ift bie gewöljnlidfjere unb man oerfäljrt babei folgenber*
mafcen. 3m geitigen Srü^r fäet man ben Äümmelfamen in reine«, gut gu*
bereitete« 8anb, am beften in fol<f>e«, weld>e« im Satyr Dörfer Seljadfrfidjte
getragen Ijat. Einige ftreuen ben ©amen audj fdjon im iperbfte au«. Um
29*
452 Slnbau ber eingetnen grüßte.
bic Sßflattjcn für einen äßorgen gu ergießen, bebarf man IjödjftenS 18 Duabrafc*
roten, nnb auf einem Sföorgen ^flangenlanb fedjs 3Kefcen Äümmelfamen gur
2(uSfaat. Sei günftiger SBitterung l)at man oon biefer glädje meljr ^ftangen
als gum ©efefcen ber angegebenen Stäche erforbertidj jinb, bei nngänftiger^
njcmt ber ©amen unregelmäßig aufgebt, reiben fte nur eben aus. Da« gunt
<ßffongenjiel)en benufcte 8anb mirb ebenfalls gum ©amengeminn oermenbet, weit
nadf) bem ausgraben ber ^flänjltnge nod> reid}lid>er Vorrat guritöbteibt, um
bamtt auf ber betreffenben 3ftöd>e eine Dolle (Srnte gu erlangen. Da§ man
hierbei ein rec^tgeitigeS SJeljaden unb SSerbünnen ber ^flangen Dorneljmen vm%r
Derfteljt ftd> Don felbft.
SBctyrenb bie Äümmelpflaugen tyeranmadjfen, mirb bas Selb, auf melc^e^
fte Derpflangt merben f ollen, oorbereitet. 3Äan bearbeitet es gang fo, mie 31t
einer Sotytrilbeupffangung. Waä) Sotyanni werben bie Äfimmelpflangen gro§
genug fein, um gum SSerfefeen berfelben fdjreiten gu fönnen. ffiBenn mbeffen
roegen mangetnber 3ubereitung beS gelbe« ober wegen anfjaftenber Dürre bas»
StuSfefcen ber ftümmelpflangen bis Snbe 3uli Derfdjoben werben mu% fo fdjabet
biefes nidjt in bem Satte, baj? bie ungfinftige Witterung aud) bie Snünidetnng.
ber ©efepffanjen Dertangfamt. $äÖ jebod) bie Dörre feljr lange an, fo mirt>
man feine reiche Äfimmelernte ergieten.
Das forgfattig geeggete, au$ gemaigte 8anb mirb mit bem SRarfeur m
neun* bis groölfgöttigen Duerreiljen übergogen. So biefe ftdj burdfjfdjueiben,
fe|t man bie fangen mit einem <ßflangfto<fe ein.
• 3ft ber ©oben beS ^ßffongenbeeteS troden unb Ijart, fo mufc man üjn roo*
möglich burdj SJegiefceu erweisen. 3um 2tuSneljmeu ber fangen bebient
man ftdj beS ©patenS, oerlürgt hierbei bie SBurgetu bis auf brei ober oier &ott,
oerfdjneibet aud) bas Äraut unb fann gum befferen änroadjfen ber $f(angen,
roenn bie SBitterung ungünftig ift, benfelben ©ret benufcen, melier weiter oben
bei bem SBerfefcen ber Äoljtrübeityflangen empfohlen mürbe.
SBenn bie Äümmetpflangen angemadjfen finb, fo mirb geljadt. Dies mujj
oor bem Jperbft nodj einmal, bei ftarfem UnfrautroudjS gmeimal gefdfjeljen»
Das Äraut lann man abfdjneiben ober burdj @cf)afe abmeiben laffeu. 3m
§rüf){af)r mirb nodj einmal geljadtt, jobalb bas Sanb oon ber Sßinternäffe ab*
getrottet ift.
Sei ber gmeiten SWetljobe beS ÄfimmetbaueS nimmt mm bagu entmeber
ein Selb, meines im 3al>r Dörfer ©eljadfrüdjte getragen tyat, ober bereitet
©toppellanb im Jperbfte fo oor, mie bei bem SRolpt* ober SWöljrenbau angegeben
mürbe, fo bafc es Snbe Slpril ober Sfafang 3Kai gur aufnähme beS Äümmet*
famenS gang fertig ift.
Das fein geeggete Sanb mirb nun mit bem SWarfeur in gmei 5uf oon
einanber abfteljenben Steigen na<$ einer Stiftung begogen.
$fimme(. 453
hierauf giebt man beit Arbeiterinnen in bic ©djürgen Äümmetfamen, lägt
auf ben föeiljen alle 12 bt$ 18 3°ß *toe Heine SBertiefung mit ber #anb
matten, in biefelbe £ eine« ftingerljut« oott ©amen njerfen unb testeten fogteid)
mit Srbe bebeden.
Der Summet geljt feljr batb auf unb bilbet ftarfe Bütten, ©r mufc fo
tange, bi« man iljn beladen fann, roie äßöbten betyanbett, atfo gejätet werben,
ißadjljer burdjgteljt man bie 3rotfdjenräume mit ber ^ßfcrbefc^aufd unb be*
tjanbett bie nädfjfte Umgebung ber Bütten mit ber ^anbljacfe. Die« Beladen
nnb Steinigen roirb im Saufe be« ©ommer« fo oft roieberljott, at« fidf) Un*
Iraut geigt.
3m folgenben ftrfilftaJjr roirb fetten ein meljr at« einmalige« Beiladen er*
forberlidj feiu; fommt inbe« roiebemm oiet Unfraut gum 33orfdjein, fo muß ba«
.Bewarfen roieberljolt werben.
9tod> ber Srnte roirb ba« Sümmetfetb mit ber flehten ^ferbeljade burd)*
gogen, barauf bie Sreuj unb Quer mit f djarfen eifemen Sggen geegget, um
auf btefe Seife bie trodenen ©toppein unb Surgetn oom Selbe fortgufäaffen.
Die Suiten grünen nun roieber au«. Bor bem Sinter roirb lurger Dünger
aufgefahren unb bie ftrotjigen SRefte be«fetben im ^rü^ja^r roieber abgeljarft.
Übrigen« roirb bie ßümmelpflanjung geljadt unb gereinigt, roie im Saljr oorljer,
unb fo fort, fo lange bie Bütten Srtrag genug geben ober man überhaupt ba«
Sanb bem Sümmetbau roibmen roitl. SCuf Boben ber L, II. unb IV. Staffe
fann man ba« abgeerntete Selb gu 9?aj>« oorbereiten, roenn e« nidjt meljr rättidj
erfdjeint, ba«felbe nodf) weiter gum Äümmetbau gu benugen.
Die guerft betriebene 3Äetl>obe oerbient ben SSorgug, roeil fie fixerer ift,
fceffer in ben grudjtumtauf pa&t unb be«I)alb roeniger Dünger bebarf. @o
wirb g. B. im Dberbrudj ber Sfimmetbau auf folgenbe Seife betrieben:
1. Saljr. Brad>bearbeitung be« ßümmetlanbe« unb Bepftangung be«fetben.
2. 3aljr. grnte be« Äümmet«, Bearbeitung gu SRap« unb 8lu«faat be«felben.
3. 3aljr. grote be« SRapfe«, Bearbeitung gu Seigen unb 2lu«faat be«felben.
4. 3at)r. ernte be« ©eigen«.
5. Satjr. §afer ober (Serfte.
So ber ©oben biefe oier grüßte nad) einer Düngung in Boßfommenljett
liefert, fann man bem ftümmelbau triebt einmal bie $ä(fte be« Dünger« gur
Saft fdjreiben.
Die 9?eife be« Äümmel« tritt um 3oI)anni ein unb ift an bem Braun*
werben ber ©tenget gu erlernten. Da ber ©amen feljr leidjt abfaßt, fo barf
ba« äbfdjneiben nur fan Xau oorgenommen roerben. 9Kau bhtbet ben ab*
gefdjuittenen Äümmel in ©ebunbe unb fteüt iljn gum Stbtrocftten auf. 3n
t)iefiger ©egenb roirb er entroeber auf £fidjern abgebrofdjen ober auf Sagen
angefahren, roeldje mit lüdjern belegt ftnb. @el)t man redjt forgfältig gu
Serfe, fo fölägt man ben reifen ©amen auf Xfidjern ab, fobalb ber Summet
454 2fa6au bcr einzelnen grüßte.
gefdjnitten ift, unb fteüt bie 33unbe jum 9iadjtrocfneu auf, um jte bann foäter
ooöenbs rein }U brefdjen.
2luf ben großen ©fitem im Oberbrud) rotrb ber Äömmetbau auf cöjnßdje
ffieife, roie bcr Xabafbau burdj ^ßflanjer um einen 2tnteit be$ SrtrageS (|)
betrieben. Die ^ffonjer ermatten aber bie ^ßflanjen geliefert. <£$ werben bte
10 unb 12 3tr. fäimmelfamen pro SWorgen geerotet, afe SDWttetertrag ftnb aber
nur 6 bis 7 &tc. anjuneljmen. $)a$ Sümmelftrol) roirb enftoeber ate ©renn*
materiat benufet ober bient jur Düngerbereitung.
2lnbere ©eroürjpftanjen lönnen mir unberüdfidjtigt laffen, weil ber ©er*
braud} ein }u befdjräufter ift, atö baß e$ lohnen rofirbe, ifjren Slnbau bei im*
etnjuföljren.
VII. ^efyanMnng nnb ^nm^ung ber jum natürlidjcn
(gra6töud)8 bfptmmtfn (Srunbftödtf*
Diejenigen ®runbftficfe, toeldje oljne ©eüjitfe ber Seaderung&roerfgeuge gur
(Srgeugung oon 93ieljfutter btencn, ftnb entroeber Sßiefen ober ©eiben. Die erfteren
werben (jäufig jum §eugeroinn unb aufcerbem gum Slbroeiben benufct.
SSott ben Sßiefen.
SBenn and) in ber {Regel bie Jöerotrtfd&aftung ber Sßiefen fufj barauf be*
fdjränft, bafc man ehtfad) ba« auf iljnen roadjfenbe Butter geroinnt, fo folgt
barauS büd) nic^t, baß ein foldjeS 93erfaljren unoerctabert beijube^aften fei. @3
giebt öielmeljr feljr öiele Örtfidjfeiten, roo eine groetfmäfcige SBerbefferung be$
35Mefengrunbe$ gerabe bie roid>tigfte Angelegenheit bei einer lanbtmrtfdiaftfidjett
Unternehmung fein fatm.
3n erfter 8inie oerbient bei ber Sßiefennrirtföaft ba$ Sßßaffer Serüdjtdjtigung.
Die SSMefen bebfirfen beSfelben, um reiche Heuernten gu liefern; aber ber Über*
fütft an ©affer roirb oft nadfjteißger ate ber Mangel baran. 3m teueren Satte
giebt eine Sßiefe groar einen geringen örtrag, aber ba$ auf il)r roac^fenbe Butter
ift bodj feljr naljrljaft unb toofjlfdjmedenb. Sine naffe ffiiefe aber liefert bei
fdjroieriger unb foftfoteliger Jpeuroer&ung nidjt allein einen feljr geringen Srtrag,
fonbem ba$ betreffenbe fjutter ift audj fraftlo« unb oft fogar föäblidj für bie
©efunbljeit ber SJere.
Die Xrocfenlegung eine« 3B3iefengrunbftü<f$ ift baljer eine not*
roenbige ©ebinguug, um baSfetbe groedmäjHg benufeen gu lönnen. Durdj bie
Sage ber Sßiefe »erben bie bagu erforberttdjen SBorfeljrungen auf mannigfadje
aSBcife oeränbert.
SBenn ba$ SBaffer au$ einem oorbeifließenben Strom, 5fafc °to ^a^
aufftaut, fo !ann nur ein groecfmäfcigeS ©nbeidjen, Sinpolbern bicfc^ oerljinbern,
roa$ aber für ben eingelnen feiten erreichbar, fonbem meift nur unter SKittoirfung
ber Staatsgewalt möglidj ift. 3n ber föegel fdjabet inbeffen ba$ qu% fließenben
456 SBefyanbfong ber gum natfirttdjen <$ra8nm$0 beflmtmten (Srunbftfitfe.
©eroäffern übertretenbe SBaffer nur bann, wenn e« gut 3ett ber §euernte bie
SBiefenflädje überftrömt, imb entweber ba« reife, mähbare ©ra$ überfdjwemmt
ober ba« bereit« abgemähte gutter gefäljrbet. Die Überföwemmung im grül)*
fing ift bagegen nur woljltljätig, oorauSgefefet, baß baburdj nid^t etwa @anb auf
bie SBiefennarbe geführt wirb.
Sßeit unangenehmer ift bie naffe Sage ber SBiefen, wenn fte Don fteljenbera
SSaffer Ijerrityrt. 3n foldjeut gaüe fann nur burdf) Srniebriguug be« Sßaffer*
ftanbe« §ilfe gefdjafft werben. (Sin oolfftänbige« TOüeüement muß geigen, rote
man ju «erfahren Ijat. 3ft nur einige« ©efätle oorljanben, fo läßt jtd) j>ft fdjon
burcfj (Sräben abhelfen.
33ei torfigen unb moorigen JBiefeh freuen mandje bie (Sntwäfferung, weif
nadj ber £rodenlegung ber ®ra«wud>« fid) nod) meljr oerminbert. SBenn man
inbeffen bie fdjledjte Sefdjaffentyeit be« ht ber Stoffe wadjfenben ®rafe$ unb bie
geringere Sßeibebenufcung foldjer Orunbftüde erwägt unb femer berüdjidjtigt,
baß eine trodengetegte moorige ftlädje burdj ©rennen oerbeffert unb oiefleidjt
in 2lcf erlaub oerwanbelt werben fann, f o roirb man bocf) feiten öebenlen fragen,
bie Sntwäfferung oorjuneljmen, wenn nur ba« nötige ©efätte oorljanben ift
ß« oerfteljt jidj oon felbft, baß ber $oftenpunft Ijierbei oor aßen Dingen in
Setradjt fommt unb baß man bie S3obenbefd)affenI)eit be« betreffenben ©tüds
oorljer woljl prüfen muß. 3ft biefe oon foldjer Slrt, baß burdj bie Sntroäfferung
Sßiefen ber erften unb jweiten klaffe entfielen, fo wirb ba« auf biefe aSerbeffening
oerwenbete Sapttat reiche 3infen tragen. 3ft aber ba« ju oerbeffernbe ®runb*
ftücf ein faurer @aub mt oitriofljaltigem torfigem Untcrgrunb, fo barf ber Soften*
aufwanb fem großer fein.
^ Die ooßfomutenfte SBiefenoerbcfferung wirb erretdjt, wenn man ba« Sßaffer
wttlfürlid) auf bie ©tefenpdje leiten unb wieber ableiten fann* Die 93or*
f errungen tyerju unb bie babei nötigen arbeiten bejetc^net man mit bem ?üi^
brud SJewäfferung ber SBBiefcn. Diefe felbft ift breierlei Art unb oerfdjteben
nadj ber Sage ber Sßtefenftädje unb bem gu ®ebot fteljenben SBaffer. — SBenn
bie Sewäfferung in ber äBeife gefd)iel)t, baß ba« SBaffer avß einem an ber
Ijödjften ©teile ber SBBiefe befinbfidjen (Kraben über bie geneigte Stäche langfam
Einfließt, bi« e« an ber niebrigften Stelle oon einem 2lbleitung«graben auf«
genommen wirb, fo nennt man bie« ttberrtefefung. Die gweite Slrt ber ©e*
wöfferung unb offenbar bie oottfommenfte ift bie, wobei man bie ganje SSJiefen*
fläche burdj fünftlidjen Umbau in fdjmale geneigte 33eete legt, ba« SBaffer ben
Ijöljeren ©teilen ju* unb oon ben nieberen ableitet, fowie oon einem SJeete auf
ba« anbere fließen läßt.
Die britte unb unoolffommenfte ärt ber SBiefenbewäfferung ift bie burdj
Überftauung, weldje mittelft ftangbämme unb ©djleufen bewirft unb wobei
"bte ganje SBiefenflädje jetooeife mehrere 3^0 ^o($ unter SBaffer gefegt wirb.
Diefe brei arten ber SJewäfferung fmb wo^f oon einanber gu unterft^eiben.
SStefeit. 457
3u einer natürlichen JBeriefelungSanlage gehört eine geneigte ©iefen*
fläche unb ein fixerer, memt au<$ nidfjt fe$r ftarfer.ffiafferguftufc. 3U ^ner
ÜberftauungSanlage ift geitroeife großer SBafferoorrat unb eine meljr roage*
redjte Sage ber SQSicf enob crflä (^ c erforberlid).
Um eine ffiiefenflädje burdf) Seriefelung gu beroäffem, muß ein SGBaffcr^
oorrat oorfjanben fein, welcher ber ^öd^ften ©teile ber betreffenben äBiefe gugängüd)
ift. hierbei finb angnlegen: 1. ber 3uleitung$graben, 2. bie au& bemfelben
füljrenben JHiöen mit i^ren Duerriöen, 3. ber Ableitungsgraben.
3n ®ebirg$gegenben ift bie Stnlage ber JBeriefelungäroiefen burdj bie
Sofaßtät fefyr erleichtert SWan brauet nur nadf) oorauSgegangenem SRioelle*
inent einen Sfangbamm mit einer ©d)leufe oberhalb ber ju beroäffernben Slädje
cmgulegen, roentt es fid) um ein £ljal fyanbelt, roeldjeä ber ©ad) burdjftrömt.
35ie 3uleitung$gräben werben nun in foldjer $ölje gu beiben ©eiien be« gu
beroäffernben SHjaleS fortgeführt, ate e$ ber ©afferftanb oberhalb beS gang*
iamme$ oorfdjreibt. •
3e weniger bie gu überriefelnbe glädje gegen ben Jporigont abfällt, befto
gleichmäßiger läßt ftdj bie ©eroäfferung ausführen, \e abfdjüffiger aber bie Sage
ber SSJiefe ift, um fo fdjroieriger ift bie Verteilung be$ SBafferS. 3U biefem
3roecf muß ber gange $lan mit oertifalen unb Ijorigontalen SRitten oerfe^en
werben, meiere ba« SBaffer au$ bem 3^eitung«graben aufnehmen unb verteilen.
3e fteiler bie Sage ber betreffenben SBtefc ift, um fo fd)mäler fmb bie 3roifdjen*
räume groifd&en ben Ijorigontalen Stillen gu machen, roeil fonft bei großem ®e*
falle ba« ©affer bie oertifalen 9ünnen einreisen unb ixt fotdjen abfließen roürbe,
öljne bie ftlädje gleichmäßig gu befeuchten.
©erat eine auägebeljnte glädje gu beroäffem ift, fo roirb ber SBafferoorrat
feiten Ijinretdjenb fein, um erftere auf einmal gu überriefeln. 3n biefem gaße
trifft man bie Sinrtdjtung, baß man ben ©eroäfferungsplan in mehrere ©tfide
ieiß, gunädjft einem berfelben mehrere Sage hinter einanber SBaffer guteitet
unb' Ijier bann bie Seroäfferung fo lange au$fe|t, ate erforberlid) ift, um audj
trie übrigen ©tücfe gu beroäffem.
SBenn bie Sofalität bie Stolage einer Seroäfferungfcroiefe geftattet unb ber
fianbroirt beliebig über ba« SBaffer oerfügen fann, fo f djeint mir bie ©atf)e fo
einfadj gu fein, baß idj ber Meinung bin, efl fönne jeber benfenbe ©efc^äftö^
mann, roeldjer in ber Stnorbnung oön SntroäfferungSarbeiien einige Übung t\at,
eine ÜberriefetungSanlage machen, felbft ofrte eine foWje jemals gefeljen gu Ijaben.
£>ie 3wteitnng^graben fmb nadj benfelben Siegeln angulegen, roie fie immer
beobachtet roerben muffen, roenn ba$ ©affer jidj rafdj genug fortbewegen foB.
£u großes ©efäüe in ben >$uletiMi%fyxiibm, n>etc^eö in ©ebirgSgegenben oor*
tyanben gu fein pflegt, matf)t eine aufeinanberfolgenbe Überriefelung Don eingelnen
Seilen ber Sßiefe unb bie Sfalage eben fo oieler ©tau*©djleufen notroenbig,
als man Seile gu beroäffem Ijat 3n folgern gaüe barf ba$ SSSaffer auc^
458 ©ef>anb(ung ber 3um natürlichen <&ra«nmdjs beftimmten (Srunbjhldte.
niemal« au« bem 3uteitung«graben unmittelbar auf bie SBiefe au«ftrömeitr
fonbem e« rotrb jener mit 8ludlaffero oerfeljeu, au« benen ba« SBaffer in ffoxu
jontat taufenbe Eilten fällt unb au« biefen erft auf ben Sßiefenyfan ausfliegt
unb fidj oerteitt.
Die (Entfernung ber §orijontalriUen Don einanber — mithin and) iljre
änga^I auf einer beftimmten Stäche — tyängt ab Don bem größeren ober ge*
ringeren ©efätle. 3dj mürbe fxe ftet« junädjft in geringer 2ln$al)l anlegen unb
fxe erft bann oerDoßftänbigen (äffen, wenn idj bie öeroegung be« SBaffer*
beobachtet Ijätte.
3n bem oorljm angebeuteten j5aöe, roenn man einen burd) bie 3Biefe
fliefcenben SSai) mittetft Sfofftauung jur Seroäfferung benufct, bebarf e« ber
ätolage eine* 3tbleitung«graben« nid>t, roeil ba« ©ett be« Sda$t& feine ©teile
Dertritt. Qot man aber ba« SSJaffer au« einem 5£eidje, ©ee ober ©ad) IjerbeU
geführt, meiner Dorljer in leiner SJerbinbung mit ber ju beroäffernben SBiefen*
fläche ftanb, fo rotrb natürlich bie ^erftettung eine« 8lbleitung«graben« notroenbig.
Der Äunftroiefenbau erforbert große SSorfe^rungen. Die 9tafenfläd)e
roirb abgeflogen unb ber gange Sßiefengrunb nadj ben Srforberniffen ber £u*
unb Ableitung be« ©affer« umgearbeitet, fo baß bie Äoften be« Umbaue«/ je
nad) ber natürlichen Sage ber Sßiefenflädje pro SD?orgen.45 bi« 120 SKar! be*
tragen.*) 3ft aber biefe 3fo«lage gemalt — natürlich in einer fiofalität, roo
man über ba« erforberlidje SBaffer Derfügen fann — fo l)at man aud) bie
ergiebigfte SBBicfe gefdjaffen, roetöje in bem oorljanbenen ftfima möglich ift.
Dbgleidf) Äunftroiefen ber angegebenen 2Irt oon nur empirifdj au«gebilbeten
Seuten oljne Slnroenbung Don fünftlidjen 3nftrumenten tabelto« angelegt routben,
fo ift e« bodj nidjt rättid), baß ein Ungeübter oljne weiteres mit einer folgen
Slntage jtd) befaßt, um fo roeniger, al« im öhteburgifdjen, im (Siegenden,
femer in ber Oberlauftfc bei bem ©rafen Don ©er«borf unb in Sommern
bei bem Saron ©enft oon ^ilfad) (Gelegenheit gegeben ift, bie Jtafagen
fotdjer Sßiefengrunbftüde burdj Stugenfdjein fennen ju lernen.
Die Seroäffemng burdj Überftauung erforbert ungefähr biefelben SSor*
feljrungen, rote bie Anlage eine« £eid>e«. Die ju überftauenben ©runtfftücfe
muffen mit Dämmen Derfe^en werben, roefd)e ba« ffiiefentljal quer burdj*
frfjneiben. Die nötige (Entfernung biefer Dämme oon einanber ergiebt jidj au»
bem ©efäße. 3ft foldje« feljr ftarf, fo muffen bie Dämme in geringer (SnU
fernung Don einanber angelegt »erben. (£« ift nidjt ratfam, ba« ©affer Ijöljer
a(« 4 guß anjuftauen, weil eine größere Stafftauung teil« feljr ftarfe unb tofu
bare Dämme nötig madjt, teil« audj eine ju lange 3ett erforbert, bi« eine fo
große Söaffermaffe oon ber SBtefe roieber ablaufen fann. ß« genügt, roenn
*) Sei einem $efu$ be* ©iegener Sanbe*, wo ber Stuiifhmefenbau in ijö($ffcr $ofl»
fommenfjeit angetroffen iotrbr ^abe ic^ in (Srfo^rung gebrockt r baß bort ber Umbau eine«
borgen g&tefenlanbe* jumetlen 360— 540 IWorf loflet.
©tefen. 459
baS ©affer an ber Ijödjften ©teile ber ©iefe 6 bis 8 3oö übet bem ftafen
fteljt, unb es muß burdj ein oorauSgefjenbeS SRioeflement ermittelt roerben, roo
ber Damm anzulegen ift, um nad^ ben gegebenen SRegetn oerfaljren ju lönnen.*)
Die Anlegung oon ©tauroiefen ift, wie bereits erroätjnt, nur bei großem
Sßafferjnfluß möglid}. ffio legerer fef)lt, muß man auf erftere oerjicf)ten.
Über baS befte ©erfahren bei ber öeroäfferung ftnb bie Sßiefenroirte
ntc^t gan} einig. ©eroöljnticl) oerfäljrt man folgenbermaßen. SBemt bie Sftafy
mal>t (baS ©rummet) oon ben ©iefen roeggebradfjt ift, fo roerben fte eine £ett
(ang beroeibet. ©obalb baS 33iel} in ben ©tau tommt, lägt man fofort bie
nötigen SluSbefferungen an ben ©räben oomeljmen unb baS SBaffer nodO oor
bem ©ntreten beS Graftes über bie SBiefen laufen, oerljmbert aber, baß eine
(SiSbede auf benfetben fic^ bilbet. Die ©djleufe beS gangbammeS roirb ge»
öffnet, fobalb ber Sitttritt oon fjroftroetter ju befür^ten ift, unb bas SBaffer
fliegt atsbann ben gangen Sinter* tyinburdj in bem SlbleitungSgraben ab.
Senn im Staging baS Sljauroaffer, meines nad) bem ©tefentl>al ftrömt,
großenteils oon frudjtbaren gelbern ober auS.SBirtf^aftS^8fen, Dörfern unb
©tobten jufammenffießt, fo läßt man baSfetbe über bie Söiefenflädje taufen,
bamit es ben mitgefürten ©djjtamm abfegt. 3fr bas Xljanroaffer oertaufen,
fo Ijätt man ein weiteres Überriefeln oor SKitte Styril nidfjt für juträgltdj. <5rft
nadj biefer &it ^itb bamit roieberum begonnen.
©ei ?Rad>tfröften ift es oorteifljaft, ben SBiefengrunb unter Sßßaffer ju
galten, roeil baS junge ©ras bann weniger leibet. Überhaupt muß bie Über«
rtefetung ftets mit forgfättiger ©erfi<ffid)tigung ber Sefdjaffenljeit beS Sßiefen*
bobenS unb ber Sßitterung geleitet roerben. (Sin burdfjläfftger ©oben fann
meljr ©äff er oertragen als ein jäljer Sfym, unb auf einer quelligen SBiefe
lann ju geroiffen &eitm bie ©eroäffemng fogar na^teilig rotrfe% SBätyrenb
ber SJtongel an jureidjenber fteudjtigfeit ein ju fpärlidljes ©adfjstum ber Sffiiefen*
pffanjen oerurfadfjt, fo unterbrüdt anbererfeits ein Überfluß beS SBafferS bie
befferen ^ftonjen, unb eS trften bie härteren ober „fauren" ©räfer an tyre
©teile, roeldje man auf naffen SBiefen finbet. Ss roirb als juträglidf) für bie
•Kadjmatjt eradjtet, roenn bie SSBiefe fed>S bis ad(jt Sage oor bem erften ©djnitt
nodj einmal Sßaffer erfjätt
©iefen, roetdje einmal an bie Überrief elung gleidfjfam gewöhnt finb, Iönnen|||
baS SBaffer um fo roeniger entbehren, oljne baß ein großer StüdCfötag in berl) .
Jpeuernte erfolgt. @te roerben bei SKangel an SBaffer roeit meljr oon to/jj
Dürre beeinträchtigt, als anbere oorljer nidjt beroäfferte SBiefen. '!/
Stuf ©taurotefen läßt man ebenfalls baS mit büngenben 5Teilen üerfeljene
£Ijauroaffer austreten. Stuf torfigen unb moorigen ©iefen ffält man aud) ben
*) (Sine fefjr mtfffiljrüdje Sfaroeifung jur Anlage ber ©en>äfferung$uriefen finbet man in
t>. ©djroerj, 9fat. gum prafttföen 8<f erbau, neue 2fo$ga&er mit 475 $oljfdmitten. $erftn
1882 bei faul $arci) ($ret* 12 SR.)*
460 • 23efjanblung ber jum natürlichen ®ra$ipud)* beftimmten (Snmbftficfe.
^ÖBettenfd^fag be« auf benfelben fteljenben SßafferS für feljr jutröglidj. T>a*
ÜBaffer auf ©tauwiefen barf nur fo lange flehen bleiben, bis warme Sittentng
eintritt unb bis ein auf beut SBaffer fid> jetgenber ©djaum beforgen lägt, baß
t)er 9?afen burcf) gäutnis leiben fönne. Der erfte ©djnitt be$ ©rafe« bebarf
nun in ber Siegel feiner weiteren geud)tigfeit, als weldje aus ber 2ltmofpl)äre
nieberfäöt 9ia(^ ber SBormaljterote wirb aber mit SSorteit eine neue Auf*
ftauung oorgenommen, wenn ber Sßafferoorrat es erlaubt.
SBenn eine SBiefe in iljren ©ejieljungen jum Sßaffer burdj abgraben,
©nbämmen :c. oerbeffert werben foll, fo muß man jugleidj aud) iljre Ober*
fläche in einen folgen £uftanb ju fegen bemüht fein, baß nidjt nur eine btdjte
Sßiefennarbe erhalten bleibt, fonbem audj biejenigen äBtefenpflanjen oorjugS*
weife gebeten, weldje bei reidjem Srtrage ein naljrljafteS Butter liefern, auf
frudjtbaren Sßiefen, wo burdj bie SRatur fdjon alle« gefd^en ift, ma$ ber
Sttenfd) nur wünfdjen fann, unb wenn man btsfyer pfleglich mit folgen fyerrtidjen
©runbftüden umging, bleibt freilidj wenig ju tfjun übrig. aber befto meljr
mu% man für bie SSerbefferung ber mißljanbelten 5Rieberungen beforgt fem, oon
tenen lein SBaffer abgeleitet würbe, wo nufelofeS ©efträud) bie Oberfläche be*
becfte, unb wo bie lefetere öoöer Unebenheiten ift, wie fte burd) ben fyeiUofen
©ebraurf) entfielen, bie SBiefen hu naffen 3u#an&e m& ®k$ in betreiben.
Unter folgen Umftänben ift bie £rodfenlegung bie erfte unb widjtigfte arbeit
unb il)r muß fid) unmittelbar bie Ausrottung beS ©efträudjS, wo möglich aud)
ber SQßiefenunfräuter auffliegen.
Das ©efträud) wirb auf befannte Sßeife gerobet Slüerlei SBaffergeroädtfe
unb 9?anunfelarten oerfdjwinben fdjon infolge ber £ro<fenlegung; Difteln,
$aul)edjeln unb anbere Unfräuter muß man auSftedjen (äffen. 3lm foftbarften
unb fdjmieiMten ift bie ßbenung ber Oberfläche, hierbei fuib mehrere Sude
woljl oon etnanber ju unterfc^eiben.
©efteljt bie Dberftädje au« einjelnen beträchtlich Ijöljeren (Stellen unb 35er*
tiefungen, fo ift nidjt anberS ju Reifen, als batotrdj, baß mm bie (Srbe oon
t)en ©rljöljungen in bie liefe fdjafft. SSSenn bie betreffenben Entfernungen nur
unbebeutenb finb, wirb bie« burd) SBerfen mit ©paten unb ©Räufeln au«
geführt, bei größeren Entfernungen muß man Jpanbfarren anwenben unb wemt
audj biefe nidjt metyr ausreißen, fo ift bie Arbeit mit folgen Darren, wie fte
jur 9ÄergelauSful)r benufct werben unb unter ©etyilfe oon $ferben }u bewirten.
hierbei ift ju beulten, baß man ben 9tafen mögüdtft f djone, tnbem man
tljn oon ben leeren ©teilen, meldje gefenft werben f ollen, bei ©eite legt,
bamit er nad) ber Sbenung wieber aufgelegt werben fann; ebenfo barf man in
ben }u erf>öf>enben Stieberungen ben 9fafen nid)t mit einer fußten Grrblage
fiberfdjfitten, fonbem man muß tljn auSftedjen unb jur ©ilbung ber neuen
SBiefermarbe benufcen, e« fei benn, baß bie 2luffd)üttung }wei 3°ü ™& fiber»
fteigt, in weitem Saue bie 9iafenpf(an}en großenteils burd)wadjfen.
SQßiefen. 461
Die 3uljülfenal)me &** aorljanbenen SRafenS ift befonberä bei aßen folgen
33erbefferungen roicf)tig, roo bcr ©benung roegen bic obere ljumofe ©rbfdfjidjt
roeggenommen rotrb unb roo ofyte ba$ auflegen be$ SRafenä ber magere Untere
grunb bie neue Oberflödfje ber Sßiefe bitten mürbe. 6$ teuftet ein, baß ein
magerer SBiefengronb, trofc aüer angeroenbeten 9Äfilje unb 2trbeit, oljne Über*
füljrung mit ljumofer Srbe ober Selegung mit natttrßdfjem SRafen nur einen
ganj foörtidjen ®ra$roudf)$ Ijeroorbringt. SBenn man baljer bie Sbemmg für
jroeefmäßig erfannfr Ijat unb biefetbe oorneljmen roitt, fo mu% bamit auef) not»
roenbig bie mBgfi^ft fdjnette Sifbung einer bieten {Rafennarbe oerbunben werben.
Denn bie Sbenung an unb für fid) ift nur SDWttef, um eine gleichmäßige
3Biefenfläcf)e ju erhalten, auf welche bie Seroäfferung fiel) anroenben läßt, aber
jum ©ebenen ber SBiefenpftanjen ift in nod) leerem ©rabe, als jum SBadjS*
tum ber auf bem Sldferfanbe angebauten Srjeugniffe, eine mit ^ßffonjennaljrung
oerfetjene Srbe erforberfid). Dem mageren SWerboben lann burcij Dünger rafdj
eine größere ftrudjtbarfeit oerlietyen werben, mbem man benfetben burcij bie
^Bearbeitung ber Ärome ber (enteren beimißt.
SRtdfjt fo leicht ift bie« bejfiglid) be$ ©iefengrunbe* möglich ; toenigftenS bie
fdjnette ©Übung einer fruchtbaren 9tafennarbe läßt ft<$ nidjt anber« ate bur<$
Schonung be* natürlichen 9tofcn$ erretten.
3ft eine SBiefenftödfje burdj Abtragung ber leeren ©tetten unb Sfosfüüung
ber ©infen geebnet, fo muß fc^ßeßtid^ bie SJefamung mit einem (Semenge oon
SBiefenyffanjen fiatiftnben. Die auf ben beutföen ©tefen am meiften oor*
tommenben ©räfer finb folgenbe.
Ägrostis vulgaris, SBtnbljalm, Straußgras,
Agrostis stolonifera, gioringraS,
Aira caespitosa, Schmiele,
Alopecurus pratensis, JBiefenfucIjSfdfjroanj,
Anthoxanthum odoratum, StodfjgraS,
Avena elatior, SBtefenljafer ober franj. 9totjgra$,
Bromus mollis, roeidje Trespe,
Cynosurus cristatus, ÄammgraS,
Dactylis glomerata, §unb«fnau(gra$,
Festuca pratensis, S0ßtefenfd)rotnget,
Holcus lanatus, £oniggra$,
Lolium perenne, engfifclje* 9tal)gra$,
Phalaris arandinacea, ©tonjgra*,
Phleum pratense, £imotl)eegra$, 8iefdf>gra$,
Triticum repens, Duedte,
Poa pratensis, SßiefenriSpengra«,
Poa trivialis, raul>e$ Rispengras.
3e nadjbem ber ©iefenboben oor^errfc^enb feudjt ober trodfen ift, au« einem
462 ©efjanblung ber 311m natürlichen ©raömu^« bejKmmten (SnrabfHUfe.
gtüdfidjen ©euufd) oon ljumofen wtb tyonigen ober oorl)errfd)enb au« mageren,
f anbigen ©eftanbteilen befte^t, mäljlt man bie audjufäenben ©räfer. Surf fernsten
unb reiben Sßtefen finben fotgenbe ©räfer oorjügfidjeS ©ebenen:
Alopecums pratensis,
Festuca pratensis,
Phalariß arundinacea,
Phleum pratense,
Poa pratensis unb trivialis.
3luf trodenen unb mageren SBiefen ift eljer Don fotgenben ein feibfidjer Srtrag
gu erwarten:
Agrostis vulgaris,
Anthoxanthum odoratum,
Bromus mollis,
Holcus lanatus,
Lolium perenne,
Triücum repens.
3e nac^bem mefyr ober roeniger eine neue SRafennarbe gu büben ift, bebarf mau
pro borgen 4 bi$ 7 ty% ®ra$famen, roeldje man oor ber 2fo$faat in betn
33erl)ältni8 mifdjt, baß auf trodenem ©oben me$r Don ben für ilpt geeigneten
©räfern unb auf feudjtem Jöoben meljr oon benjenigen ®räfern lommen, bie
man auf feudjten ÄBiefen in bereu natürfidjem ^uftanbe antrifft Den ®ra**
famen bringt man burdj (eidjteä ßggen, Sinljarfen, aud) burdj MofceS SBatjeu
mit bem Jöoben ber SBiefe in mögftdjft innige $erftf)rung. ©erat ber SRafen
nad) bem Stbftedjen teilroeife mieber eingelegt mürbe/ fo barf man foldje ©teilen
tridjt mit Sggen bearbeiten; (efetere mürben ben 9tafen mieber <m& feiner Sage
reißen.. 3Äan füllt übrigen« bie nad} bem belegen oerbßebenen 3roifd)enrfitiine
mit fjumofer ©rbe, mit SRober unb 5Eeid)fd)tamm aus. ©aß man hierbei jur
33oüenbung ber Arbeit nur garten unb Sßaljen anroenben barf, ift eraleudjtenb.
©iefen, mit bereu Oberfläche bebeutenbe SBeränberungen oorgenommen morben
finb, muffen im erften 3al)r oor überftrömenbem ober überftauenbem SBaffer
gefdjfifet merben. Diefeä mürbe bie lodere (Erbe teilmeife roegfüljren unb audj
fladje SRafenftüde au& tljrer Sage bringen. Die Söäfferung !aun nur ftattjinben,
menu bie nene SRafenbede oottftänbig feft gemorben unb angemadjfen ift. Sßetm
inbeffen (roa$ in allen Säuen, mo eine Sbenung ber gangen SSMefenflädje oor*
genommen roerben muß, als ba* 3medmäßigfte erfdjetot), Äunftmiefenbau ftatt*
gefunben Ijat, fo ift ein Sfcadjteit oon bem juftrömenben ©affer megen feine«
fanften 3uffoffe$ wfy Ju 6cforgen.
ÜÄit Stecht fann man hierbei bie fragen aufmerfen: 9ted)tfertigt ber ßrfolg
eine fo umftänbßdje unb foftbare SBerbefferung*arbeii? — 3ft e$ nidjt oorteil*
l)after, ein ©runbftüd in Stderfaijb ju oerroanbetn unb bie Sbenung ber fyit
nnljeim ju f teilen?
©iefen. 463
£)er ©ebarf an §eu unb fein Sofalroert, bic ©efd&affenljeit bcd ju Der*
beffemben öoben« unb bic SWögtidjIeit, eine fo forgfältig geebnete Oberfläche
ju bewäffern, entf treibet über bie Rentabilität ber 2Inlage. ©otdje unebene
©runbftütfe, Don benen id) Ijier rebe, Ijaben otyne * eine berartige 3uridjtung gttt
Sßiefe nur einen SSBcrt ate 35iel)weibe. SKangelt e« alfo in einer ®egenb an
fluten Söiefen unb muß beSljalb baSjenige £eu, weldje« brbigenb nötig ift,
au« einer (Sntfemung Don jwei SKeilen unb weiter fyerbeigefaljren werben, fo
ift ba« am Orte felbft ju ergietenbe £eu um ben Setrag ber ftuljrfoften meljr
wert, afe ba, wo SBiefengrunbftfide im Überfluß oorljanben finb. Diefer
^ötyere Neuwert allein bedt oft bie ,3infen öon bem 2tola{je* Kapital, welche«
3ur 2tu«fül)rung einer foldjen arbeit erforberlid) ift. 3nbeffen ift bie natftrlidje
öefdjaffenljeit be« ©runbftücfe« unb feine Sage mit S3ejug auf ba« ju benufcenbe
©affer wof)l ju prüfen. ftef)tt e« an genügenbem SSBafferoorrat bei an fidi}
unfruchtbarer öefäaffenfjeit be«.£toben« unb ift jur 35erbefferung beSfelben lein
paffenbe« Sttaterial bei ber §ctnb, fo mürbe bie foftbare Sbenung wenig nüfcen.
SDie Soften be« ©benen« unb ber -öefamung, abgefe^en oon ben weiteren
SJorfeljrungen jur SJewäfferung, laffen fid) nur annäljernb angeben, weil e«
einen großen Unterföieb madjt, ob ba« Sbenen ber Slädje nur in einer 2lu«*
gleidjung ber SSieljtritte befteljt ober ob größere Stellen abjutragen unb tiefe
©infen gu erljöljen finb. 3lud) werben bie Soften größer ober geringer fein,
je nac^bem bie abjutragenben 2hrf)öl)en ben ©infen nätjer ober entfernter liegen,
bie ^lanierung burdj bloße« SBerfen ber Srbe mit ©paten unb ©djaufetn ju
befdiaffen ift ober £anb* unb ^ferbefarren angewenbet werben muffen. Semer
fteigern fid) bie Soften, wenn bie Arbeiter im planieren unb tlbtragen ber
<£rbe nid)t geübt finb unb wenn fie bie ©äfce, wonach berartige arbeiten ftdj
nerbingen laffen, nid)t fennen. 3dj berufe midj hierbei auf ba« 3eugni« ößer
berjenigen, welche bei geftung«* unb ßljauffeebauten Erfahrungen mit geübten
Arbeitern gemadjt Ijaben, unb fann breift behaupten, baß alle folc^e arbeiten
beim beginn berfelben ba« boppelte oon bem foften, wofür fte fpäter ju
befdjaffen finb.
£>ie fyier angebeuteten 33erbefferung«arbeiten auf ber ©iefe lönnen einen
Stufwanb uon 15 bis 60 3ßarf pro SÄorgen oerurfadjen. Obgleich ber l)öd)fte
©oft beim erften Slnblicf feljr groß erfd&eint, fo wirb man bennod) oft fidj ent*
fcpeßen, biefe Sapitalantage ju machen, wenn man erwägt, baß oier &mtntt
mittelmäßige« #eu bie 3infen für fo Ijolje Soften ber SSerbefferung erftatten
unb baß ber ÜWeljrertrag an #eu faft otyne aUe SBerbung«foften erlangt wirb.
<£« fommt alfo nur barauf an, ob man auf einen "foldjen SKetjrertrag jidjer
rennen fänn, um barüber ftar ju fein, wa« man ju tljutf l)at.
änbere JRüdjtc^ten finb gu nehmen, wenn e« .fid) barum ^anbelt, brud§igef
moorige ©iefen, (fogenannte 8üd§er) ju oerbeffern. £)a biefe burd§ *8Baffer
gebilbet würben, fo finb aud) folc^e 2fal)öl)en, oon benen oben bie 9tebe war,
46.4 ©efjcmbfong ber gum natürlichen ®ra$nmdj$ befitmmtcn ©runbftfide.
fyier nidjt oorljanben. Die öorfommenben Unebenheiten finb fogenannte Saupen,
entftanben burd) ©aum* unb ©trawtywudjs, öülten, wie fxe uon bem Stofen
gartet ©räfer gebilbet werben, ober Söttet, wetdje ber £ritt beS SSieljeS be*
wirft l)at. Saupen unb Süden muffen abgeftoßen, auSgeljauen unb weggefafyrra
ober auf ber ©teüe üerbrannt werben. Die burd) baS Söeibetriel) oerurfadjten
Söc^er !ann man nur burd) Aufbringen oon (Erbe ebenen, ober inbem man
ein foldjeS ©runbftüd mehrere 3aljreL hinter einanber ädert, worauf e$ bann
mit ©räfern befäet a(S Sßiefe niebergelegt wirb.
Dte ©efäaffenljeit fotd&er mooriger SBtefen muß oor ber Ausführung ber
S3erbefferungSarbeitdt forgfältig geprüft werben. (Sin eifenljaltiger, oerfäuerter
©runb, auf bem außer ©egge unb SKnfen nur Söiefenwoüe (Eriophorum)
wädjft, ift oljne Srennen ber SRarbe gar nid)t gu oerbeffem. Um biefeö uor*
nehmen gu Tonnen, muß eine oottftäubige (Entwäfferung oorauSgegangen fein.*)
3ft ber SDioorgrunb aber oon weniger abftringiereuber ©efd)affenf>eit unb
rütyrt feine Unfrudjtbarfeit mel)r baljer, baß er eine }U geringe SRenge oon
eigentlicher (Erbe enthält, fo fann man iljn burdj Aufbringung einer ferneren
(Erbart, beS ©anbeS g. 33., in bem ©rabe oerbeffem, baß er ein gang (ruberes
Ausfegen gewinnt unb eine weit größere ghrodjtbarfeit äußert. Die fd>led)ten
©iefeupffangen oerf^wtnben unb es treten beffere an it)re ©teöe.
Senn bie (Entwäfferung beS SWooreS oottftänbig bewirft werben fann, fa
ift aüemat anguraten, mit ber Aufbringung oon geeigneter (Erbe ben Umbrud)
gu oerbinben, bamit eine um fo innigere 3Äifdjung ergieß wirb. üDian baut
in folgern gaüe gweimat §afer an, büngt barauf gu Äartoffeta, fäet nadj ben*
fetben wieber §afer unb mit biefem gugfeid) ©raSfamen, um eine neue unb
oerbefferte ©iefennarbe gu erhalten. ©ei Döüig troden gelegten ©runbftüden
ift btefeS ©erfahren oljne 3weifel &a$ rooljtfettfte. Der Sßiefengrunb wirb in*
folge ber JBeaderung ftd) fenfen unb bie Dörfer oorljanbenen fdjledjten ©iefen*
pftongen (äffen fidj auf biefe SBeife gewiß gerftören.
3m galt aber baS Sßoorfanb ftc^ nidjt genügenb entwäffern lägt unb
wenn es in ber Sftälje an brauchbarer (Erbe gur SBerbefferung beS ©oben« fel)tt
fo im% man unterfudjen, ob fofdje triebt unter bem 2Roorgrunbe fetbft anfteljt
3Äit Ausnahme oon oitriofljaltiger (Erbe, (Erblatf ober eifenljattigem 23>on finb
aöe (Srbarten geeignet, eine moorige ©iefe gu üerbeffem. $u t)cm 3roed
gteljt man bur<$ bie gange rftädje einen breiten unb tiefen Sanal. 3n Ent-
fernungen oon brei bis öier {Ruten läßt man, auf ben Äanal oertifat julaufenb,
oier bis fünf 5uß breite ©räben anfertigen unb oerteitt bie baraus genommene
(Erbe über bie Oberfläche beS SanbeS. SBenn man biefe Arbeit im ©pät*
fommer oornimmt, wo bie ©ewäffer in ber SRegel am niebrigften fte^en, fa
werben bie atmofpI)ärifd)en ßütpffe bie aus ben ©räben genommene (Erbe
*) Sfom fdjc Ö. 204 u. ff.
Sß&iefeiu . 465
fan tfaufe be$ ©intern mürbe machen unb fie roirb fid) im grüt)ia[)r oottfommen
gerfteinem (äffen, ©treut man anf triefe Srbe ©amen oon paffenben ©iejen*
pffongen au«, fo roirb bie Sßiefe in ben meifteh §fiflen einen roeit reiferen
©rtrag, als Dotier unb and) ein nahrhaftere* Butter liefern.
©ne fo rhit ®räben burdjfdjnitiene SBiefe J)at freiließ für bie öenufeung "
Diele Unbequemlichkeiten. ©a$ 2(bfal>ren beä §eue$ ift fdjroierig unb bie Dielen
©räben bebürfen fortroäljrenber Reparaturen. 3e mächtiger bie ÜKoorerbe an*
fteljt, befto letzter fc&roimmen bie ®räben roieber gu. Sann man alfo Jburd)
Überführung mit fanbiger Srbe einen feften SBiefengrunb fdjaffen unb baburdj
bie %äben entbehrlich machen, fo ift bie$ in ben meiften Säuen oorgugieljen.
©ei Entfernungen oon 40 bi« 50 Ruten ift ba$ Sarren burd) ÜKenfdjen rooljl
ausführbar unb audj rooWfeüer als bie ätnroenbung oon ftuljrroerf. Vettere«
ift oljneljin auf moorigen ©rfinben fetten gu benufcen, weit guroeiten mehrere
äöinter hinter einanber ber 5roft nidjt fo ahljaltenb ift, bafc ber äßoorboben
belabene* guljrroerf tragen fönnte. dagegen tonn man bei änroenbung ber
$anbtarren bie Arbeit mit £ülfe einer brettemen Sarrbaljn fetbft bei naffem
SBetter fortfefeen.
Söd Anlage oon ©fcroäfferungdroiefen unb in allen Säuen, roo bie SBtefen^
narbe gum größten £etl bic^t unb oon guten Sßiefenpflangen gebt (b et ift,
rotrb eine forgfältige Sbenung, roie fie oben erroäfynt rourbe, mit ©djonung be$
abguftedjenben 9lafen$ groedmäßtg fein. SBßenn man aber eine SBiefenftädje l)at,
roeld>e auger bem JBereidj einer möglichen 33eroäfferung liegt, mit nufclofem
©eftrüpp beroadjfen unb oolt oon 'alten 3ttaulrourf*f)ügeln ift, ebenfo roenn e$
an Ijnmofer Srbe gum befahren unb ausgleichen feljlt, fo ift e$ gewiß rötlicher,
ein foldjeS ©runbftüd für einige £eit ber ©eaderung gu unterwerfen, um ba*
burd) bie eingentfteten SBiefenunfräuter unb • bie Unebenheiten gu gerftören.
hierbei ift roefentlid), baß man nidjt meljr als groei grüßte oor ber Düngung
anbaut, ben Jünger aber reid)lid) gufüljrt unb burd) ein* ober gweijäljrigen
£atffrud)tbau ber Slderfrume red&t einoerleibt, bamit bie töafenfäulnis baburtf)
beförbert unb bie Ärume fonadj mögtidjft bereichert roirb. Sfiadj ben öeljact
fruchten fäet man ben ©raSfamen, mit etwa* rotem unb meinem Sl«e gemifdjt,
unter eine grün gu mätyenbe grudjt, roeit gu befürchten ift, bap eine reifenbe
grudjt bie angefäeten guttergewädjfe teilweije erftiefen würbe. Sei folgern
©erfahren gelingt e$ gewifc auf einigen ©obenarten unb in ben ©egen*
ben, wo ein feuchtes Älima oorljerrfdjt, eine Sßiefe nadjl)altig gu oerbeffem.
allein auf anberen -öobenarten ift e$ niemals möglich, tünfttidj einen SRafen gu
f djaffeti, roie er auf guten SBiefen fid) oorftnbct. &n Seifpiel biefer 2trt ift
folgenbeS. 3m größten SEeile beS Oberbrud)e$ baut man ftlee unb anbere
Suttergewädjfe neben fonftigen grüßten mit bem beften Srfolge an, aber nur
an wenigen Orten gelingen bie SBiefenanlagen. Dagegen ergeugt ber ©oben
im 2Bartf)ebrudj , welker in geringer Entfernung oon jenem liegt, oljne So i*
Äoppc 11. Sufloge. 30
466 • öe^cmblung ber gum natürlichen ©raSumdjS beftimmten (Srunbjiücfe.
famung tta$ einer SBmterljafatfrucfjt in bem baranf fo(genben 3af)t fogleic^
groei ootßommene ©raäfdjnitte, bie Sftadjroetbe ungerechnet. Sftadj meinem Da*
fürljaften tft bieje Neigung gum ©raSroudjä im ©artljebntdj burdj bie 35er*
fdjiebentjeit be* £toben$ gegenüber oon bem im Dberbrud) bebtngt, inbem bort
ber Ijumofe ©anb, Ijter aber ber Ijumofe £ljon oorljerrfdjt.
®egen foldje natürliche §inbemiffe angufämpfen tft 2$orljeit. SBeuu ein
©runbftüd auf feinerlei SBeife als Söiefc einen genügenben Srtrag giebt, ba*
gegejt troden genug gum Slcferbau tft, fo behalte man eine in Umbruch ge*
nommene SBicfc aud) immer afö Slderfanb. • '
33or nieten 3al)ren gab £err $rof. $oI)( eine eigene ©djrift fjeranS, in
melier er ba$ SBeriünaen ber äBiefen (etirte. Die« befielt in einer oon 3eit
gu ddt gu mieber^olenben Überführung be* SRafenS mit guter, fotmofer @rbe.
Wlan benufct bagu in auägebeljnten SBiefen* ferneren bie (Srbe, meldte beim
Peinigen ber (Sräben unb in Pgeligen ©egenben, toie im Stttenburgifdjett, aus
ben ©djtammfängen gewonnen roirb, roetdje bort an ben niebtigften ©teilen
be£ 2tder^ angelegt finb, um in iljnen bie oon ben 2lntjö()en Ijerabgefoütten
Ijumofen Sobenteile aufzufangen.
Die 2toroenbung einer folgen Srbe, au$ be$ SfioberS, ©frafjen* unb
2Kengebünger$, grünbet ftdj auf bie ©eobadjttmg, baß bie ©räfer in aufge*
bracfiter frifdier (Srbe neue gBurgelauSläufer tretbetL" unb atebann ein roeit (eb*
öfterer ®ra$roudj$ erfolgt. Sßenn bie Ijiergu brauchbare (Erbe in ber 9iäl)e
oorljanben ift unb mithin oljne große Soften Iferbeigefdjafft werben lann, fo
wirb bie periobifd) roteberljofte ätotoenbung bfcrfelben feljr günftige Solgen fjabeju
häufig Ijaben ftdj bie Ufer ber äötefengräben burdj ben au* (egtcren
ausgeworfenen ©djfamm fo erljöljet, baß fie ber Ableitung beS oon ber Sßtefe
abfließenben XBaffer* Ijinberttdj ftnb. Sind) biefe ©räbenufer geben ein fefyr
taugliches Material gur Verteilung über ben Stafen. @ne öiertelgölßge öe* .
becfung be£fe(ben mit (oderer firbe genügt ooßfomraen.
• Gtne nidjt bireft beabjtdjtigte 9Biefenoerj[üngung äl)n(id)er Slrt wirb burd)
bie Maulwürfe herbeigeführt Die Srbljäufdjen, roe(dje biefe 5Eiere im Saufe
be$ XBinterS aufftofcen, (äffen fidj mit ©Räufeln unb £aden in jebem 8rüf)ial)r
tetfl^t ebnen. SBenn aber nadjtäfftge Söiefenbejtfeer felbft biefe unbebeutenbe
Arbeit oerf äumt Ijaben unb bie Keinen $üge( oerrafet finb, fo ift iljre aus*
gleidjung. fdjtoieriger. ©tidjt man fie oljne roeitereä ab, um bie SBiefe gu
ebnen, fo entfielen t»iele nacfte ©teilen, auf benen längere £ett (jinburdj nidjts
wädjft, unb bie abgeflogenen Siafenftüde muffen außerbem nodj fortgefc^afft
werben. 3Kan t^ut ba^er wo^l, fid^ babei eines etwas ausgelösten, triebt gu
breiten ©patenS gu bebtenen, jeben 2JiaulwuxfS()aufen bur$ einen fireugftic^
in oier ®tMt gu teileu, bie unter bem dlafen befinbli^e lodere (Erbe au&*
Juftcc^en, auf bie SBiefe gu oerteUen unb bann ben Sfafen mit ben güßen
niebergutreten.
»Hefen. . 467
. Die äUt^rottung be« üßooftf auf fdjled&ten äBiefen fott, rote in tiefet
3el)rbüd)em gu lefen . ift, burd> @ggen im §rüf)ftng beroirft roerben fönnen.
3Beuu man aber mit bem.Söiefengrunbfelbft feine Seränberung oornimmt, bic
ftauenbe Sftäffe ni$t entfernt, feine gute*(£rbe ober na$ ilmftänben ' @aub auf*
fäijrt, ebenfo* roenig bfingt, fo möchte bie bloße Jfaroenbung ber Sggen ni<$t
Diel nfifcen, um bie Ausbreitung bed SWoofed auf bie Dauer gu oerljiubeni.
SBenn ftte Urfafo ntdft entfernt roirb. roefc&e bie ©rgeuguug oon 2ttood anftatt
guter ©iefenpftangen üeranfafct, fo roirb audj bie medjanifdje tettroeife ^erftörung
ied erfteren nur oon geringem Sftufcen fein.
35on ber Düngung ber ffiiefen.
S&n bem tanbroirtfdj'aftlidjen ©eroerbe roerben biete umgriffe gemalt, roetf
man bie fragen: roadjjijiü|fi^? joad Jft__?prteiC^aft? ^jtic^t fdjarf genug oon
cinanber fdjeibet. 9tfifcfid) ift oieted, otjne barum oorteifljaft gu fein, ©o bie
Düngung ber Riefen. öd ift gar feinem Broeifel unterworfen, baß auf einer
gebüngten SBBiefe meljr unb beffered ©rad roäctyft, atd auf einer ungebüngten.
Ob biefer Üfteljrertrag aber aflegeit mit ben Soften ber Düngung im
richtigen 33erl)äftniß fteljt? ober ob ber Dünger mdjt größeren (Erfolg beroirft,
ioenn er auf bad 2l<ferlanb gebraut roirb, felbft roenn bie SBiefen gang ungebüngt
Weiben muffen? — Diefe fragen oerbienen eine feljr forgfäÜige.Unterfudjung.
golgenbe 3Ba()rnel)mungen führen ju einer grünblid&en ^Beantwortung.
Die ßrfdljruug leljrt, baß ©iefengrunbftücfe, meiere geitroeife mit Sßaffer
tynreidjrenb gefättigt roerben, roenn audj nicfyt eine funftgemäße öeroäfferung
ftattfinbet, ununterbrochen einen befriebigenben ©radertrag liefern 3n roeldjer
Söetfc berfetbe je nadj J8efd)affenl)eit bed lobend fteigt ober fällt, ergiebt ftd)
<md ben $euerträgen, bie bei ber Söertfdjäfcung ber SBiefen angenommen roorben
finb. Die bort angegebenen ßriräge fmb bü äforoenbung ber unbebeutenben
Kulturarbeiten, oon benen bereit« bie 9tebe geroefen ift, für alle fetten gu er*
langen. 2Bo . man freiließ felbft biefe geringe ©orgfalt unterlaffen Ijat, ba finft
ber ©radertrag unter benjenigen, roeldjer nad) ber öobenbefdjaffentyeit erroartet
roerben fann, er ift aber oljne Düngung allein burdj ©mutig, Überführung
mit Srbe unb ©efumung roieber Ijergufteßen. <£d fteljt alfo atd 5Ujatfad)e feft,l
frafj bie SBiefen gur Seroorbringung elned geroiffen §euerh:aged ber\
eigentlichen Düngung nid)t fdjledjterbingd- bebürfen.
"JB"etrac§ten rotr nun dagegen bie (Srfolge ber SBiefenbüngung in ben
©egenben, roo biefetbe uralt, alfo tanbfiblid) ift. Stur eine folc^e liefert toi»
SRefuttate, roetdje mir gur ^Beantwortung ber aufgeftetlten fragen benufcen förnten.
2Bir finben bie ffiiefenbüngung atd Siegel in ©ebirgdlänbern ober in folgen
©egenben, roo ber ©oben feiner fteudjtigfeit roegen bem Slnbau ber äderfrüdjte
nic^t gufagt, in ber ©d>roeig, !£iroI, in ^oüanb unb auf ben Ijöljeren ©ebirgen
^)eutfd^(anb«. $ier finb ©radbau unb SSie^rotrtfc^aft einl)eimifd), nid^t, roeil
30*
468 ©einblütig ber gum natürlidjen ®ra«roud)$ befKmtnten ©runbfiüde.
fic an fid) oorteilljafter finb, ate 3t<ferbau, fonbern roeit bie aSer^atetiffc bat
leiteten nur mit großer ©nfdjränfung geftatten.
5Dicfc ®xa$* unb 93ief)roirtfd)aften mögen roegen bcr Sfteuljeit, roeldje fir
für bie meiften reifenben Scmbnrirte Ijalen, foroie bic ©ebirgäroirtfäaften roegett
beren romantiföen ©igentümlidjfeiten rec^t Diel Sntereffe barbieten; aber in ge*
roerblidjer §injid)t jeigen fic Jne jberrafctyenbe (Srfdjeimmg, . bag ber jebö5mat
porfranbene (Srtrag ber SQBiefen unb ÜKatten bei altoJjDitoflunfl, bie ifoten yt
5Teü roirbTli^ nur erraff, bog berfetbe aber nic^t fteigtjtnb ju einer aufe
gebeljnteren Kultur füljrt. 2Kan frage bie ©efdjidjte foldjer äßirtjdjaften unb
e$~ roirb fidi} ergeben, .bag bie betreff enben Orunbftücte eine lange Steige oon
Sauren Ijinburd) immer nur bie ©ubftftenjmittel für eine bestimmte 3aW ö0*
Sftufcoiel) lieferten. Die äderlänbereien in ben SBirtf djaften, roo bie ©iefen
nadj uraltem ©ebraud) gebangt roerben, feinen fogar oon ifprem ©rtrage einen
5Eeil jur Dfingererjeugung für bie festeren abgeben ju muffen, roeit jene offen*
bar burdjfdjnittüdj in geringerem Äraftjuftanbe angetroffen werben ate bortr
roo gar feine SBiefen oorljanben fürt), fonbem ber Slderbau auf fein eigene*
Dfingererjeugnte bajiert ift.
33ergteid)t man bannt bie ©rfotge einer nad) nötigen ©runbfafcen ge*
führten äderroirtfdjaft, bei ber alle Hilfsmittel jur 93ermefjrung ber «derfraft
au$ eigenen .Srjeugniffen in Sfafprud) genommen würben, fo roirb man bie
tfrudjtbarfeit be$ ©oben« . enblid) auf einen ^Junft gebradjt f eljen, roo auf gutem:
©oben ber ju großen Üppigfeit be$ äBudjfeS ber geroitynlidjen ©etreibearteti
burd) ben 2fabau getyrenber ßroifdjenfrüdjte Sin^aft getrau roerben muß.
I S$ folgt IjierauS, bag ber Dünger, roenn man iljn auf ©iefen unb ©ra^l
jlänbereieu oerroenbet, nid)t fo öorteifljaft auf bie ^ßflanjenerjeugung roirtt, ate\
'roenn er beut Stderlanb gugefüljrt unb biefe« abroedjfelnb jur Srgeugung ooal
nälpenbem SBieljfutter unb ftrotyigen ©eroädtfen, ben ©runblagen be« SBieljfutter* )
unb alfo aud) be$ Dünger«, benufct roirb. 3d) roeig, bag td) groge 2tutoritäten
gegen mid) Ijabe, aber man unterfudje bie ©adje genau unb urteile bann.
fiä folgt Ijteraus aber feiue$roeg$, bag bie Düngung ber ©iefen unter m
allen Umftänben unterbleiben mug. 3d> roill oielmeljr nur bartljun, bag ba*
SKfertanb grögeren äfofprud) an bie Düngeröorräte Ijat unb bag man biefe nur
in folgen •Säßen ben SBiefen guroenben barf, roenn Jene* reidjlidi} bamtt oer*
feljen ift. 8to$ fann bie ®ra** unb $euergeugung, j. ©. in ber 9täfte einer
grogen ®tqbt, roo häufig ein £trtintx gute« Jpeu meljr ate ein ©djeffet JRoggen
gilt, fo oorteil^aft fein, bag ber Dünger auf ben ©iefen beffer ate auf beut
3Wer fidj beja^tt mat^t. 3n biefem gaöe rofirbe bie Düngung ber SEBiefen
me^r in ©etradjt fommen, ate bie be« SWerS.
Unter geroö^nli(§en aSer^ältniffen, bie id) ^ier gunäc^ft oor Slugen^abe^
ift e$ am rätlidften, bag mau. einen. ÜDJtttelroeg einklage, namtic^ ben eigene
liefen 3Sie^bünger bert Slcferlänbereien oljne Slbjug görocttDe, bagegen aber für
©iefen. . 469
trie SBätefen einen vaffelt^e^ SÄengebünger bereite, fte mit 2JHftjaud)e begatte,
%\ty, SRufc, ÜMgftaub, ©djeunenabfäfle u. bergt, für fte anfammle ober fotdt)e
©egenftönbe anjufaufen fud)e.*)
Über bie ätnroenbung ber einjefaen Dungmaterialien auf ben Xöiefen be*
merfe idj nodt) folgenbeS.
(SetDö^nlic^er SSie^mift ift nidjt Dortetfljaft jur SBiefenbüngung ju benufcen.
Die ftroljigen 5Ceite beweiben geljen f)ier nidjt nur für ben '" öoröegenben ftmtd
*) 3n ©übbeutfdjlanb, namentfta) in ©ürttemberg unb ©aben, tfl bie Düngung ber
rmeljr troefenen ©ergwiefen mit ©talfmift an dielen Orten üblich, wäljrenb bie naffen «Riebe*
rang«* unb bie ©äfferwiefen mrift ebenfo wenig eine berartige 2>üngung erhalten, wie in
Siorbbeutfdjlanb. 2)ie giemliä) troefenen ©tefen, welche int allgemeinen ein borgfiglyijes gutter
liefern, verbleiben nur unter bem ©nfüiß be* angeführten Jünger« in einem guten (Ertrag**
3uftcmbe; ofjne Düngung würben fte jeljr balb in Ouantität unb Oualität bei gutter« auf
t>ebenfti$e ©eife abnehmen. 3n wie fasern ©rabe ber (Staflnrifi bie (Erträge ber betreffenben
SBiefen gu ßetgern bermag, ergiebt ftä) g. $. au* ben S3erfua)en, meldte man in ©obenljeim in
biefer Stiftung angeheilt t>at. 9fcaa) einer aujäfpftapn Düngung mit 71,5 ßentner ©taumijt
mürben auf ber gtädje bon V4 $eftar %n «erlaufe bon a$t auf ehtanber folgenben Sauren
t>urd)fdmitlia) pro 3al>r 33,3 3entner #eu unb ©rammet geerntet r wä^renb bie ungebüngte
■Söiefc auf gleidjer gläa)e einen ©ur$fdmitt*ertrag Don nur 20,6 Rentner lieferte. <5* lonnte
«Ifo unter ben bort)anbenen Eerbältniffen eine $of>e <grtrag*fäi>igfeit ber ©iefe tonflant erhalten
merben burdj bie afljäf>rlid)c 3ufu&r ciner folgen Ouantität ©tattmtft, roie biefelbe etwa bei
bei- Serfütterung ber gangen (Ernte bon $eu unb ©rammet probugtert wirb, #iergu aber
fommt riba),. bog aud) bie ©icf>erl)ät eines guten Grtrage* burdj bie Düngung mit ©tattmift
beträchtlich geweigert würbe. 3n gmei auf ehtanber folgenben fein* troefenen unb baljer futter*
«raten 3afjrgängen war nämtid) ba* JBerljäftm« ber Satte gu bem 5Dur$fdmttt*ertrage auf
1>er aajaijrttd) gebüngten ©iefenpargefle etwa wie 2:3, auf einer alle gwei galjre gebüngten
ttorgefle wie 1 : 2 unb auf einer gang ungebüngt gebliebenen $argette berfelben ©iefe wie 1 : 3.
2>a«ienige, was man in mannen (Segenben bura) bie Düngung ber ©iefen mit @tattmift
fcem «cferlaube entgieljt, fud)t man bem festeren bura) ben $ferd) ber ©a)afe einigermaßen
£u erfefeen, ba biefe STtere tfjre SRaljrung gum Seil memgftatf au ©egenr Kamen, überhaupt
auf <Sfra*länbereien flnben, benen man f einerlei birefte 2)üngtmg, namentTtd) feinen ®taftmijt
$ufommen läßt, (Sleidjwol)! ift nta)t gu leugnen, baß im allgemeinen unb im 2)urä)fdmttt ber
$erbältnifle ber ©tattmift auf bem «tferlanbe eine günftigere unb folmenbere ©rrfuna. äußert,
«1* auf ben ©iefen, namentlich bamt, wenn bei ber S)üngung be* SWerboben* aud) bie
^^ftfaHf4e)6efd)affen^eit unb eine Serbefferung berfelben mit$ttfebe* gugefü$rten.@tallimfte*
tolle 9erü(rTtd)tigung ftnben muß.
8on anberen Düngemitteln, weld)e außer bem eigentlichen ©tattmtji auf ben ©iefen
oft Hnwenbung ftnben, ift gunädjji bie gewöhnliche 2fttftjauä)e ober Oülle gu enoä^nen.
2)iefe wirft awlgegeia)net für bie Ouantität ber (grträge, namentlid) wenn fte mit ©affer ber-
bünnt reä)t gleichmäßig über bie -gonge ©iefenfiäd)e berteilt wirb. Suc^ bri dtiefelwiefen ift ein
3ufa^ bon Sauäp gu bem betreffenben ©affer bon bem beftat "(Erfolge für#bie (Sr^ö^ung ber
grud)tbarteit berfelben unb fein forgfamer Sanbwirt barf eö berfäumen, wo irgenb bie Gelegenheit
bagu gegeben ift baöjemae ©affer, weld)ed burc^ bireften 3UPU6 ober burä) ftbfpülen bon ^bfen
unb ©fraßen -3aua)enbeftanbteile aufgenommen ^at, ebenfo wie ba* ©affer, welä)e* bteflet^t
bon fruchtbaren gelbern, begie^ungdwetfe QVß 2>rahtröfn-en abfließt, möglid)fi boüftänbig feinen
liefen gugufü^ren. Suc§ bie Anlegung bon geeigneten ©ammeJbaffm* für berartigeö, befonber*
fruchtbarem ©affer wirb getoiß oft fefp lo^nenb fein. 9rar ift wo^l gu beachten, baß eine gar
V
,\
470 • ©efjonblung "ber jnm natürlichen @ra«wu$« befKmmtcu Qnmbftihfe.
J j verloren , fdnbern fie uermc^rcrt aud) bie 3Crbctt^foftctt, inbem man fie uu$(o£
Ijinausfaljren, nadfter abwarfen unb roieber fortfdjaffen mufc. 6$ ift feljr be*
greiflid), bag bie ©dfjroeijer unb $ofl8nber fo feljr auf btc Srjeugung oon
®üüe bebaut finb/ foldje burdj ^ufa^ Don SBaffer oermefjren unb bie tieriftljeit
8fa$tr>ürfe üon ben ftroljigen Xeiten be$ Dünger« auäwafdjen. gür üjre 85er*
Ijäftniffe mögen fte rerf)t Ijaben. Die auf fotdje Seife erlangte flüfpgc Düngung,
ift für ©rafltönber un&ergteidjßd).
ju reid)lid)e Düngung bcr ©tefen mit Sauere allerbing« bie Duantität be« gutter« bebeutenb
erbötjt, aber für bie Dualität be«felben nachteilig fein laitn; ba« gutter erhält baburä) eine
ooluminöfe unb f$wammige ©efd)aff«u)eit, ift weniger naljrbaft unb oerfiert wefentßd} an
©djmadtjaftigfeit. Diefc ©erihtberung be« gutter« ffeljt im 3ufcmnneirfjang mit einem reCatto
boben ©eljalt an fogen. ttmibfioffen (nia)t*etweif}artigen ©tidfftoffberbinbungen) unb mit bem
borfjerrfd)enb üppigen gBad)«tum toon garten i&rttfern, wäbrenb bie befonber« fdjmactyaften unb
netyrfräftigen ©fortpflanzen (fllcearten, «Bieten k.) unterbrüdt werben unb attmctyüd) Der»
fd)winben. Dtefe nachteilige ©hrfung ift ht einem fa|i noa) Ijöfjeren ©rabe bei ber Abtritt«*
jaud)e ober bem ftffbttfd)en Katrinen bänger borfjanben, welcher nur naa) 3uf°tJ «ner großen
9Renge ©affer fidj genfigenb gleid^mäflig über bie gffnje Sßiefenfrddje berteilen lägt unb Aber*
baupt nur für bie Bereitung eine« fräftigen Äompoflbttnger« redjt boflffönbig au«genufct werben:
tonn, ^iergu immer junädtft unb t>orjug«weife Slnwenbung flnben fottte.
3Dftfrjaud)e unb Satrinenflüfflgfeit finb ganj oorijerrföenb ©tidjtoffbünger; fte wrclar
aufjerbem bura) tyren $altge$alt ©eiberiet ©eftanbteile werben baljer aud), jeber für fta), in
paffenben ©erbinbungen ba« SG&ad)«tum ber SBiefenpftonjen förbern, bie #öfjc ber Ertrage
fteigern. @leid)moi)t wirb unter gewöhnlichen ©erfjältniffen ein berftöhbtger Sanbwirt bie reinen
©tfefftoffberbinbungen, wie (Sbififalpeter unb Kmmoniaffalge, auf ben ffitefen niemal« auwenbeit,
taum aud) Diejenigen £anbel«bünger, welche aufer einer größeren SRenge öon €fti(fftoff mebr
ober weniger an Ietcr)t lö«ltd)er ^^o«p^orföinre enthalten, wie $eru*<&uano unb Kmmoniat»
€>uperpl>o«p$at; alle biefe Düngemittel verwerten fty auf bem SWer weit beffer al« auf ber
©Mefe, namentlich weil fte gerabe bei bem Anbau ber törnertragenben $almfrfiä)te unb ber
ffiur§elgewäd)fe gang befonber« günftig unb flauer wirfen, bagegen ba« ©ad)«tnm ber wichtigeren
<$rünfntterarten unb fo au$ ber befferen unb nahrhafteren ©tefenpflanjen wenig rarterfrüfcau
So^nenber ift e« oftmal«, ©taffurter Äaltfalge bireft über bie SBiefen au«jufirenen; aber aua>
bei ben jtalifal&en ift e« ber befferen Verteilung unb bamtt bottftänbigeren 3ta«nufeung wegen
je benfall«. )u empfehlen, fie nidjt bireft, fonbern pnäa^ft al« 3ufQ4 $*** Äom^ofÄünger ja
fterwenben. 2)er Äompoft- ober SRengebünger ift al« ber eigentliche SBiefenbünger ju
betrauten; einer jwecfmftgigen Bereitung be«felben unb ber 9nfammlung barin öon gerabe
auf ben SBtefen befonber« wirffamen ©eftanbteilen mug ber Sanbwirt alle Äufmerffamfeit
wibmen. hierüber unb überhaupt gur X^eorie einer geeigneten SSiefenbttngung
unS ia> noa> folgende« bemerfen.
91« ©eftanbteil eine« guten SBtefenbünger« betrauten wir juerft bie $f)0«p$orfäure.
Die meiften ©obenarten enthalten nur wenig ^o«p^orfäure unb biefe augerbent in einem ben
$ffon$en ferner Zugänglichen 3uftonbe, wa« für ben gBtefenboben um fo me^r in« <&ewia)t
fällt/ al« bie ©räfer, überhaupt bie ben 9tafen bilbenben ©iefenpflan^en im allgemeinen mit
ibren SÖSuTjeln nur wenig tief einbringen, oielmeljr bQuptfäa)lia) ber oberften bünnen ©obenfa)ia)t
i^re i^abrun^ entnehmen, gerner enthält ba« aüjä^rlia) auf ben ©iefen geerntete gutter
immer eine nid)t unbeträ^th'd)e SRenge Don $f}o«pfjorfdure, wofür gewö^nlid) ber betreff enbe
©oben feinen genflgenben Srfa^ erhält, felbft bahn nia)tr wenn aud) bie SBiefe oon 3eit )u
3eh überfa)wemmt wirb ober einer (ünftlid)en ©ewäfferung unterliegt Denn in bem töaffer
©iefen. . . 471
Sähc^ für beutföe Sanbroirte fcnnc idj leine ätoedmafcigere 33erroenbung
berjenigen Sandte, roetdje in be? ©cuttern ber SDWftftätte ftdj anfammett, ate
anf SBiefen. 2Jon ityrer geringen SSMrfung auf SWerboben Ijabe id) bereit« ge*
forodjen, auf Jöiefen ift fie unter allen Umftänben roirffamer. Wloai bringt bie
Saudje am Uebften bei feuchter SBitterung auf. Set groger frtfce unb Dürre
wirft fie roeniger üorteifljaft.
Da« <ßf erd>en ber SDStef en mit ben .@e|afen f>at nad) meinen ©eob*
ftnbet man woj)t fjäuftg in größerer ober geringerer SDfcenge' alle fonftigen Sffiüjrfiöffe, bereit
Sufnaljme bur$ bie SBurjetn jum ©ebenen ber ^ffanjen notwenbig tß, aber Don ber SßfjoSpljor»
fdure ftnb meiß laum nachweisbare ©puren borfjanben. ®teufjwotjt ift ein gewiffes Minimum
btefes mistigen SRäljrßoffeS, mä)t allein jur Äörnerbitbung , fonbern au$ gut gangen (gut*
wufelung ber $ftange in Statt nnb ©traget tmentbe^rtidj ; lann biefes SRinhnum nidjt auf*
genommen werben, fo bermtnbert ß$ fofort bas (Srntegewidjt bes gntters feljr bebeutenb.
©ebor aber ber fanget an aufneljmbarer Jßljosptjorfäure in einer beutti^en Serminberung ber
(Ernteerträge ftä) ausfpridjt, wirb baburd) Won bie @fite nnb IRalp^aftigfeit bes gutterS
wefenttio} beeinträchtigt (SS iß fogar wa$rfd>emtidj, bog mcm$e gefdljrtidje Äranfyeiten bes
Siemes mit einem gu geringen ®el>alt *bes gutterS an $l>oSp$orfdure in nafjem 3ufammen*
fcange fielen, unb baljer burd> eine bernte^rte 3nWr DtefeS ^ffonjennäljrßoffes mit bem
ffiiefenbünger bermieben »erben tönnen. 3n ber 2$at $at man fä)on fjäußg, j. S. in ©a$fen
unb (Sngtanb, bon ber alleinigen Änwenbung -bes £no$enme$tes ober eines fonftigen rafö
wtrfenben $ljosp$ateS auf ffiiefen für bie Ouatität unb Ouantität ber (Erträge eine feljt
günftige unb aud} tanganljattenbe SSirfung beobachtet 3<$ Satte es für widrig unb unter ben
meißen ^er^äftntffen-ret^ttc^ to^nenb, bog man bem Äompoßbttnger, "Welker auf ben SBiefen
Sfowenbung ßnben fott, bon 3cit gu 3eü einige 3entner Änodjemnetyl beimifdjt, wetrigßens in
bem galt, roeim nidjt etwa fonftige tierifd>e ©ubßanjen ober audj allerlei ptyoSpfjorfäurereidje
erben (j. ©. gute $otjafd>e) nnb gabmfabfälle bei ber Bereitung bes SRengebüngerS in größeren
SWaffen benufet worben ftnb. gür ben erwähnten 3wecf tonn man au$ bas grobfplitterige,
im $anbet billigere ©tampffnodjemneljt berwenben, borausgefefct, bog Ijinreidjenbc 3Jcengen bon
leidjt berwestt$en ©ubßanjen in bem betreffenben Jünger borljanben finb unb biefer tange
genug einer geeigneten SeJjanbfang unterliegt, um in alten feinen Seiten einen burdjans mürben
unb gleichförmigen 3ußanb anjunefnnen. 3n ben Qegenben, wo bie $$ospl>ate aud) auf bem
ftdertanbe erfa^rungömägig eine beutti$ günftige Söirfung anf bie Segetation ausüben, Ijat
man' um fo me^r Urfao^e, an ^oSp^orfdure reiche ©ubftanaen bem jtompoftbttnger beiiumif^en
unb bamtt ben liefen gujufü^rcn. ©elbft auf ben tünfttic^ bewöfferten Äötefen wirb eine
jetriDeife 3«^^ paffenber $^oSp^ate gewig fe^r häufig gur Serbefferungber Oualitiit bes
probu^terten gutterS beitragen.
m<i)$ ber ^odb^orfdure formnt bad $ati ats Seftanbteil eines guten S&iefenbünger*
in ©etrac^t 2>a$ jeati, wo es reic^li^ im ©oben bor^anben unb ben $ftangen leicht jugeingfie^
ift, ^at im tyofjen (grabe bie gä^igfett, bie Statt« unb ©tengetbitbung ju beförbera, atfo unter
fonft günfrigeu Ser^ättniffen bie Ouantitdt ber SBiefenerträge gu er^ö^en. (Gegenwärtig I;at
man faft überatt in Deutfc^tanb in ben ©tagfurter 2)üngfatjen ein bequemes unb berijäftms*
mägig bittiges SD>2ittet, um beliebige SÄengen bon Aati bem Siefenboben gujufü^ren. S)iefe
©ata« taffen fto) auo) oft mit gutem (Srfotge für fi^ altein ober ber befferen Serteitnng wegen
mit etwas (orferer (grbe bermifd)t anwenben; ieboo^ mng aisbann ber Jföiefenboben eine ^umofe
ober überhaupt burdjtaffenbe Sefc^affen^eit ^aben, bei einem mefp aä^onigen 3uflanbe beö*
fetben iß bie btrefte Änwenbung jener ©atje als ©tefenbünger ntd^t ju empfehlen, ü)re günßige
Höirfung weniger gefto>ert, unb iebenfatts beffer, fte aunäc^ß bem äompofMnger bei^umifc^en
472 ©eljanblung ber gum natürlichen ®ra«wud>« beftimmten (Srunbftücfe.
a^tungen aflejeit einen großen Srfotg. 9Wan famr e$ nur im ©patljerbft ober
im jettigen grü()jal)r üorneljmen, menn man.nidjt bie fonftige Sßtefennuferaig
öerfieren roiü. Sü* fote^e Sßiefen, roridje ber Überfdjroemmung triebt auägefefet
ftnb, ift ba$ <ßferd)en oljne 3*°^ bit luo^ffeilfte tierifäe Düngung, bie in
biefer §mfid)t bie 3aud)ebüngung fibertrifft, ba bie (entere burdj bie Arbeit
be$ 3lu$faljren$ jiemfid) foftftrießg nrirb, roenn man aud> für bie 3audje fetbft
einen fel)r niebrigen 'preis anfefct
©eljr roirffam unb jroedmäßig ift ber (Dünger axtö Ijeimlidjen ©emädjern
für SBiefen, berfelbe mag junödjft jur ftompoftbüngerbereitung bienen ober audj
bireft mit SBaffer oerbfinnt unb in einem pfiffigen ^uftanbe gegeben werben.
3n allen ©ebirgdgegenben roirb biefer Jünger für ©rastanb befonber* gefdjäfct,
aber fo üief idj bemerft Ijabe, aüejeit hn ffltffigen, mit SBaffer oerbütmten £u*
ftanbe angemenbet.
unb mit biefem über bie ju bfingenbe glädje ju Verteilen. 2)og übrigen*, im gatt eine rei$u$e
unb btrefte Düngung ber Söiefcn mit SÄifrjaudje ober eine ©ewäfferung mit befonber« falireidjan
SBaffer ftattflnbet, baburä) jebe weitere 3ufu^r bon Aalt* unnötig wirb, ift wol)t feftffterfiänbfidj.
2Cuä) ber St alt, menn er fein gerteilt al« SRerget, <&ip« ober hn gebrannten unb nt
einem locferen $ufoer abgelöteten ßnftanbie, entweber bireft au*gefrreuet ober junädtft bem
äompofibünger beigemiföt wirb, äußert im attgemehten einen gttnfKgen (Stnfüiß. auf ba« f&aäfi*
tum ber SBiefenpftangen. 3m äompofibünger bewirft er eine rarere 3erfefeung dkr ©eftaub*
teile unb im ©oben felbft ju (fünften ber Segetation eine erljö^te. ^emifdje Xättgfeh. ©or*
jüglidj ift bie Hnwenbüng be« gebrannten unb ju $ulber gerfattenen Satte* auf föiefen ju
empfehlen, weldje jnr @dure geneigt unb baljer rei$ flnb an 9Roo« unb f$tec$ten Qrttfent,
bagegen arm an guten unb naljrljaften Kräutern. SS&emt gletdjjeitig für bie etwa nötige <5rö>
wäfferung be« ©oben« ©orge getragen wirb, bann werb« uaty ber äaflbüngung bie Äleearten
unb alle ©fottpffongen, wefdje gegen ben fauren #umu« fo fel>r empftnbtt$ ftnb, in größerer
Üppigfeit ft$ entwicfeln unb jur ©erbefferung ber (Erträge in Oualttäl unb Duantiffit wefentftdj
Beitragen. SÖIerbing« fann auf einem fefjr mageren ©oben bie Äaflbttngung für ft<|
allein feyten günfKgen ©nffofj äußern; jebenfatt« aber wirb e* immer jwedmäßig fein, alle
faflfjaltigen feinpulberigen Materialien, meinte ju (Gebote fielen, bem Äomjwftbüngcr betiumiföen
unb bamit bie fräfttge ©efdjaffenljeit bc«felben ju erpljen.-
9Ba« enbtidj ben ©titfftoff al« ©eftanbteil be« ©icfenbftnger« betrifft, fo fann eftntty
gmeifef^aft fein, bag berfelbe in geeigneten ©erbinbungen wie auf bem Bcfer, fo au$ auf ben
SSMefen meiften* eine gfinfKge SBhrfung ausübt.' 3ebo<$ möa^te e*, wie f(^on erwähnt würbe,
fanm lo^nenb fein, bie hn $anbel borfommenben ftidftoffrei^en Düngemittel, wie $cnuOnanof
(^iltfalpeter unb fbnmoniaffal^e aur Düngung ber liefen gu berwenben; ba§u fhtb bie ge*
nannten (Stoffe p teuer. Sua^ ift barauf ^injuwetfen, bog eine berme^rte 3ufu*>r öon ®ti<f«
ftoffna^rung hn Dünger, wenn au($ wirffam, boä) für bie* ©iefen triebt in bem Qrabe not«
wenbig erf^ehtt, wie für ba« Scferlanb. ©on ben SBiefetwflattjen werben bie natürli^eu Duetten
ber ©ti(fftoffna§rung me^r in 9nfpru$ genommen. Die näa>ttt^e X^aubilbtmg tft ftürfer unb
bamit wirb eine größere Stenge bon ^mntbntaf unb ©atpeterfdure au« ber 2uft bem ©oben
angeführt; femer muß bie cm^altenb feuchte unb metft augfet$ ^umofe ©ef^affen^ett be« SHefen«
boben« bie birefte Sbforption bon ®tt(fftoffna^rung au« ber umgebenben 8uft bermefjren,
wäbrenb ber feine unb. fa^wammige ^innu« in ber oberften ©obenfdjity bei feiner teilweifen
©erwefung ebenfalls jur (SrnS^rung ber $flan3en paffenbe ^tiefftoffberbinbungen liefert 3uö)
ift ju Beamten, ba% bie SBiefenpflanjen immer im grünen, faftigen unb begetation«früftigm
SBiefen. : 473
äBetm man ben @. 260 u. ff. ermähnten SÄengebünger, Äompoft,
triebt unumgängliß nötig für ba$ 2Werfanb gebrannt, fo eignet. er fiß feljr
#tt jnr äöiefenbüngung, unb er ift ju biefem SBeljuf bem geroöfynfißen 93ie^
bünger öorjujieljen. St tarnt , roenn er f orgfäftig jubereitet unb burßroeg ju
einem mürben ?ßufoer jerfaüen ift, feljr f^mac^ aufgebraßt unb bennoß gleiß*
mäfig öerteilt werben. 3roei W* bxci SSBagenfabmtgen reißen für einen 9Äorgen
au«, unb fßon bie fo geringe Quantität td'vcb in allen gälten fetyr günftig auf
t>en ©radertrag ehtroirfen, menu man itpt aus Ifäftig büngenben ©ubftanjen
bereitet l)at. 3ß brauße tno^I Icatm gu erinnern, baß nißt jebe Srbe guten
Äompoft gie&t. Denn roemt man baju mageren, unfraßtbaren £ljon Dber
<Sanb nehmen- roottte, fo mürbe er jroar burß ^Begießen mit Sauße unb 35er*
3uftanbe geenttet werben unb batjer bem ©oben Dertjältntemögig noä) toiel Äraft surücflaffen,
unb bog jie überhaupt faft fortwät)renb in einem (fohm<felung*ftabmm ftä) befinben, in meinem
otte Sßffonjen beaügtiß ifjrer SKafjrung bie unerfdjöpftfdje Duette ber atmofot)ärifä)en Suft metjr
in Hnferuä) nehmen , al* in ber* 3«t jwtfdjen it)rer ©lüte unb ber gruä)treife. ©iblidj wirb
auä) bie große SRannigfaltigfett ber ffiiefen-pffonjen beren gegenfettige* ©ebeifjen beförbern,
inbem 3. ©. bie äleearten unb überhaupt blattreia)en ©ewädjfe boraug*weife leidet unb reißlic^
"bie €föcfltoffnat)ruug ber umgebenbot 8uft entjiet}en unb bamit oud^ in ttjren abfierbenben unb
-"oerwefenben Seiten ben gradartigen ^ffanjen jur 2(ufnat)me barbieten. ©leia)wot)l aber muß
ber ßanbwtrt bafür beforgt fein, auä) in bem Äomrpoftbünger, weisen er feinen ©iefen gufüfjren
will, eine möaftdjft große SÄenge Don ©titffloff anjufammeln, unb es gefcjjiefjt bie« auf bie
frilltgfte ffieife bura) retä)ltdje ©etmifa)ung fcon Iromofen ©toff en, fowie burä) Bufafc öon allerlei
t)egetabutfd)en unb tierifdjen letßt t»em>e«(iä)en Abfällen au* SBalb, gelb unb ©arten, au* ber
^au*t}a(tung, au* ©ä)lää)tereienr ©erbereien unb fonfh'gen ©ewerben unb gabrifen.
2>ie organifdjen öerwe*lid)en ©toffe ftnb fet)r mißttge ©eftanbteile eine* guten
äonwojibünger* ; jemet)r man batoon bem leereren behnifdjen fann, befto rafä)er unb Iräftiger
wirb bie SBirfung beefetben fein. (3* ftnbet bie* bei ber ^Bereitung be* Äompofibünger* häufig
uiä)t bie nötige ©eacfjtung; man muß niä)t glauben eine befouber* wirffame ©üngermaffe ju
ermatten, roemt man einen rof>en ©oben nur mit allerlei ©arten« unb gelbunfräutern xraffa)t<$tet
unb .Don Beit gu Bett mit 2Rifrjauä)c ober ttbtritt«flüffigfett begießt (S* ift ttridjrig, bag bie
^auptgrunblage be* Äonwoflbunger* eine lodere unb mbgHßft fjumofe (5rbe bilbet( bag man
fjiergu SDioberr ©d)lammr ©rragenfe^riefet, unter UmfUtnben and) £orfputt)er unb Brcranfo^ten«
fiaub in reid)Iid)er Stenge Derroenbet. 2)ie öor^anbenen SO^ineralftoff e r roie bie ^Ufalien unb
itamentlio} bie $fjo*pf)ate würben für bie 8egetartou nur oon geringem 9?u^en fein, wenn
beren 2Sirfung nia)t burä) fKcffioff iatttge Deruie*üa)e ©toffe eine Unterftitfeung erhielte. 2)te
leiteten öugern nad) allen 9tiä)tungen ^m einen föfenben ©nflug, fte Derantaffen naä) unb
naa) jene mürbe, lodere, burä) unb burä) gleichförmige S3efä)affengehv welche ber ftompofibünger
in feinem „reifen" Bußanbe beft^en mug. SDtefer Bufianb fommt bei ber 2)üngung ber SBiefen
uoä) me^r in $etraa)t, al* bd ber Düngung be* ftcfertanbe*, benn auf ben SBiefen lann nur
ein Überftreuen be* Jünger* flattfinben, nißt eine meä)anifä)e 3Rifa)ung mit ben ©eftanbteüen be*
»oben*, unb bei bem rafä)en £Baä)*tiim ber Söiefen^flanjen mng an^ eine rafä)e Sörrfung,
bie balbige aufnähme ber gugefü^rten Ü^ä^rfioffe möglia) fein. @otä)e* ifl aber nur )u er*
warten, wenn ber betreffenbe Aonwofibünger reia) ift an wirlfamen ober rafa) berwefenben
SBeftanbteilen, unb wenn biefe in bem Bußanbe feiner unb gleichförmiger Verteilung ftß befinbenr
in welchem fte mit $ülfe be* 9tegenwaffer* leiä)t in ben SBtefenboben einbringen unb mit ben
^Burgeln- ber ^ffanjen in ©erül)rung treten fönnen.. (W.)
474 ©eftanbuntg hex jum natürlichen ©rasnmdj« Bejhmmtcn ©runbjtficfe.
mengung mit ©traßenbfinger unb ben Slbfäüen ber SRiftftätte büngenbe &e*
ftanbteile ermatten, aber er würbe folgern Äonqroft bei weitem nadjftetyen, beffett
©runbfoge an* STOober unb ;Eeid)fdjfamm beftefjt. 8fof ©iefen, wo leine Über*
fdjwemmung gu befürchten ift, fctyrt man ben ftompoft im #erbft auf, unb
oerteift iljn fogleid), bamit er burdj bie fömtemäffe red)t eingefdjlemmt wirb.
Srhtbet bagegen leicht eine ftarfe Strömung be$ SBaffer* beim auftauen be$
©dmee'S fiatt, fo t^ut man roofyt, mit biefer Düngung gu warten, bi* ber
©d&nee gefdjmolgen ift.
Die 8tfd)e ift für trocfene SBiefen ein feljr wirffame« ItängungSmitteL
3Kan menbet fie foroo^I im unauägefougten 3uftanbe; als andj a(6 äbfattafdje
oon ©eifen* unb ^ßotaföeftebereien an. 2)er Srfolg beiber . 2(rten oon 3IJdje
ift nid&t feljr oerfdjieben. « 2Ran ftreut 36 bis 48 ©Reffet auf beit 9Äorgenr
unb gwar gewöljnfidj im ftrüljüng nad) bem auftauen be« ©oben*. Unter
ben geeigneten ©obenoerljäftttiffen bewirft bie 2lfdje oorgugdweife ein lebhaftere*
Jperöortreiben ber fitee*, 8otu$* unb 8atf)i)ru$arten, aud) nrirb ba$ 9ßoo*
baburdj gerftört ober unterbrüdt. (£$ ift inbe« genug, baß bie Sfdje auf mannen
ffiiejen nur eine feljr geringe SBßirfung äußert. 2Ran nimmt an, baß bie*
oorgüglidj auf naffen SBiefen ber galt fei, aber unleugbar nrirb audj auf anberen
©runbftücfen, bie triebt an kläffe leiben* oft nur *m feljr geringer Crfolg ber
Stfdjebüngung beobachtet. ftür faft nod) wirffamer als Stfdje wirb ber Ofen*
unb <£ffen*9tuj; gehalten, melden man im Saufe beä SaljreS in einem bagu
beftimmten ©etiälter fdmmeln muß.
>Den gebrannten Äalf motten einige mit großem Vorteil jur Verbefferung
mooäreidjer SBiefen angewenbet Ijqben. Von anberen wirb bagegen beftritten,
baß ber Statt für SSMefen ein nüfctidje* ÜberftreuungSmittel fei. 3lu$ eigener
(Srfaljrung fann idj triebt entf Reiben, wotyer biefe Verfdjiebenljeit ber 2toftd)ten
rü^rt S55al)rfd)einlidj fort bie ©efd&affenljeit be$ ©oben« hierbei großen Ginfluß,
fonrie bie baburd) bebhtgte Slrt be$ Olafen*, ©efteljt berfelbe lebiglufj au»
©räfern, tmb fyaben fidj Weber Älee nod) SQBitfenarten auf ber SBiefe angejtebelt,
fo ift oon ber ©nwirfung be$ $alf$ weniger gu erwarten, ba es eine allgemein
beftätigte Hjatfadje ift, baß bie SDiabefyljtften burdj Sfawenbung laff^altiger
©ubftangen ju einer lebhafteren Vegetation beftimmt werben.
SBetm biefe Vermutung begrünbet ift, fo wirb bie önwenbung oon ©ip»
unb Düngefqtj auc^ nur auf fotöjen 3Biefen oon roo^It^ätigem ginflüß fein, wo
im Sßiefenrafen reit^fic^ ©ewädjfe aus ber Älaffe ber Iriabefyljiften öorfommen.
So fte gang fehlen ober bo(^ in gu geringer 9lngatjl oor^anben ftnb, wirb au$
ber ®tp« feinen großen Grinfiuß jur Steigerung be* ^eugewinne* äußern.
£bgleidj über bie Sntftefjung -Dieter ^ffanjen unb ber nieberen £iere noc^ ein
ge^eimniöodtte* Dunfei fdjwebt, fo ift bod^ fotriet gewiß, baß bie JBefjauptung,
biefe ober jene «öfcljanbtung be» Soben^ erjeuge Spangen, welche oor^er gar
nid)t ba waren, nic^t ftreng wörttid; gu nehmen ift. (it)x ©amen ober if)r
liefen. " 475
•
SQBurgefgeroebe waten waljrfdjeinftcf} oft fc^on oorljanben; ba e$ ober an aflerfet
wefenißdjen ©ebingungen ju iljrer ooflfommenen (Sntwtdefang fehlte-, fo füm*
inerten fie unbemerft in einem bflrfßgen Dafem nnb gelangten ctft ju einem
üppigen SBadjGtam, afe fie erhielten, roa« jn iljrer SfoSbiflmng erforbertidj war.
3^ fyabe gefeljen, baß anf 9tteberung«boben, ber 50 nnb me!)r 3al)re Ijtnburdj*
beadert worben tpar unb bie angebauten ®erocfd)fe in ber IjJJdjften 33otttommen*
fjeit geliefert Ijatte, fid) ©umpfgewädtfe jeigten, fobalb er im ©ommer mehrere
STOouate unter ffiaffer ftanb. 9iodj mertoürbiger ift bie Don mir gemadjte
Äeoba<$tung, baß in einer Ijodj gelegenen SRergeigrube, ate barm ba$ ffiaffer
im Saufe eine« ©ommer« nidjt auätrotfnete, SBBaffergewädtfe jtd) einftettten, oon
benen W$ in großer Sntfemung leine äljnlidie- angetroffen mürben.
Stuf fofdje Söeife wären bie ernföljnten ffiiberfprttdje einigermaßen ju er*
Hören. SDWgen btejenigen, triebe über biefen ©egenftanb Erfahrungen gemalt
Ijaben, Ijierburdj oeranfaßt werben, fte jum allgemeinen Seften ju oeröff entließen!
$ur SSBiefenoerbefferung eignen ftdj nodj folgenbe Dinge, befonber« weit
man oon irrten feinen anbeten ©ebraudj machen f ann : Unfrautfämereien, ©taub
unb ©preu, meldje bei ber Steinigung be$ ©etreibe« gewonnen werben, 2Mj*
feime*) unb Slbgänge tierifdjer Äörper, wie Stauen, ©tot, Gebern. Die 2Mj*
feime ftreut'mcm unmittelbar auf bie SBiefen; mit ben ©oben« unb ©djeunen*
abfäüen lann man entmeber ebenfo uerfaljren, ober man benufct pe junSdtft jur
Bereitung oon Sompoftbünger. frür SWertanb würbe biefer Unfräuter*9lüdftanb
fetpr nachteilig fein, aber ben SBiefen bient er, jumal in bem STOengebfinger, oft
jur 95erbefferung. Die ©djaf* unb {Rinberftauen foüen, wenn fie in ben SRafen
eingefefct werben, ben ®ra$wud)$ feljr beförbern. •
Sfolgenbe bie Sßiefenwirtföaft betreffenbe fragen finb. nodj nidjt entfdfieben.
3ft üon %&t ju £eit ein {Reifwerben ber ©räfer unb baburd) bewirfte« Sb*
faden be« ©amen« nötig ober juträglic^ ? unb fatm man eine SBiefe titelt ba*
burd) fcüngen, baß man fie guweüen al« SBeibe benufet?
©a« bie erfte ftrage betrifft, fo foöte man glauben, baß üon £eit ju 3eit
ein SReifwerben ber ^flanjen ben SBiefen feljr guträgltdj fein ntüßte, bannt näm*
tidj burd& ben ©amenabfaß bie etwa mangetnbe Did>ttgfeit be$ SRafen« fid) oer*
beffere. Sichtet man aber auf ben <£rfotg eine« folgen ©erfahren« , woju ein*
feurige liefen fetyr oft Gelegenheit barbieten, ba man bie Srate berfelben ntdjt
feiten über bie ©ebüljr oerfrfjiebt, fo fdjeint e« mir, al« würbe baburd) ber an*
gegebene 3roc<* **<# erreidjt. Üftan finbet oietmeljr ben Olafen am
bi$teften unb ootltommeicften auf beseitigen liefen, welche oon jetjer ftet« ge*
m&fjt würben, beoor bie SStefettyflangen reifen ©amen anfefeten, wa« überall
*) 2)ic SÄatjfeime werben bcfcmntlidj je^t allgemein a(ö ein fräftig mtrfenbe« gutter*
mittel' benutt. (W.)
476 öeljanMung ber gum natfirltdjra ®ra*u)udjs befHtnmten (Srunbffficfe.
ber fjatf ift, wo ©oben unb Sage öon «f o günftiger ©efdjaff entjett ftnb, ba& bie
Sßiefe jwei ootffommene Schnitte giebt SBo ein folget ©ra«mudj« au« irgenb
entern ©runbe nidfjt ftattfinbet, ba wirb man anbere ©orfeljrungen treffen
muffen, nm bie feljlenbe ©idjtigleit be« SRafen« tjergufteflen, inbem ba« Möge
abfallen be« ©amen« ofyte SBerbefferung be« ©oben« unb btjne oermeljrte 3«*
fuljr oon fteudjtigfett nidfjt triel Reifen möchte.
©benfo finbet jidj burdfj bie Srfaljrung jene ber 23>eorie *ntlel)nte ©e*
tyauptung mdjt beftätigt, baß nfimßdj ber ©ra«mudf)« einer SQBiefc feljr gewinne,
wenn teuere Don £eit gu £eit ein 3al)r fjmburdj beweibet wirb. SBirb ein
©runbftficf, wetdje« feit langer 3«t äßeibe mar, afö Sßtefe benufct, fo beobachtet
man aflerbing« oft eisen üppigen ®ra«wud)«; ba aber bie längeren unb
härteren ®räfer festen, fo erntet- man efaf weid&e«, wotfige« £eu, meiere« einen
geringeren SBertl) Ijat, al« ba«- auf foldjen ©runbftüdfen gewonnene, bie reget*
mäßig unb attjäljrfidfj gemutet waren.
Um bie fjStyer madfrfenben SBiefengräfer — fetbftDerftänbficfj ber befferen
Slrt — gu erhalten, fd&eint mir notwenbig, fie weuigften« einmal gum 2Jtal)en
aufwachen gu laffen. eitlem barin ftimmen bie meiften SBßiefenwirte mit ein«
anber überein, baß bie SBiefe oerbeffert wirb, wenn man iofytiiä) nur einen
©dptttt nimmt unb ben ©or* unb Sftad&wudj« abweiben läßt
£)a« ©eweiben ber SBiefen ift waljrfcijeinßd) wi& bem ©runbe fo fe^r
in SWißfrebit, weit e« oft al« Berechtigung öon einem anberen al« bem ©e*
jifcer, unb bann nidjt mit ber nötigen ©orgfatt ausgeübt wirb. (Sine fd&onenbe
©eweibung tagt fu§ nid^t mir rechtfertigen, fonbern man fattn audj. bemeifen, baß
fie ben ©iefen fogar jutrftgfid) ift unb oljne &mfyl guten Sftufeen gemährt.
<£rfte SRegel aber babei ift, baß große« SBiel? leine SBiefe betreten barf, roenn
ber ©oben weid) ift unb bie Stritte fufytbar werben. 3)e«l)atb ift bie grttl)jal)r«*
Jjütmig mit bem tötnbtrie!) in ber Sieget fdjäbfidf), wogegen fie mit ben ©trafen
unbebenfßdj ftattfinben fann. ©aß audj bie ©djafe bie. Sßiefe fo lange nid>t
betreten bürfen, al« ber ©oben no<$ feljr weidf) ift, bebarf woljl taum ber (&x*
innerung. 2Ran beobachtet bann begügtidj biefer SEiere bie befonbere ßrfd&einung,
baß bie ftrültfaljr«weibe iljnen eine fel)r gefunbe Sftaljrung liefert audj auf folgen
Sßiefen, auf benen fte im ©ommer unb $erbft jid> ben £ob Ijolen mürben.
SBenn bie ©eweibung nid^t gu feljr au«gebeljnt wirb, fonbern unter ©erücf*
ftd^tigung ber SBitterung nur fo tauge ftattfinbet, al« uoe§ Sftadfjtfröfte oorf ommen,
fo ^at bie SBeibebenu^ung leinen nadjtettigen Sinfluß auf ben §euertrag, ba
bie frü^ aufgeflogenen ®ra«fpifeen o^ne^in burd^ bie prüfte oertoren ge^en.
5Die 5Rad^weibe ift auf trodtenen ©iefen ben ©d^afen ebenfatt« juträgüc^,
aber oon ben meiften feuchten unb naffen ©iefen muffen biefe SSere im ©pflt*
fornmer unb im ^)erbfte abgehalten werben, dagegen finbet !)ier ba« ftinboiet)
ein fe^r nä^renbe« Butter. Die ©eweibung finbet fo (ange ftatt, al« ba« ®ra«
noc^ treibt unb bie Witterung e« geftattet.
©iefen. 477
£)ie #euernte ,
ift ein feljr wichtiges lanbroirtftfjaftlidjeS ©efdjäft, roelcf>eS freiließ in oielen
(Segenben feljr unooüfommen ausgeführt roirb.
3d) roitl guerft baS am meiften fehlerhafte ©erfahren angeben, baniit iui
©egenfafe bagu baS beffere um fo meljr Ijeroorgeljoben roerben fann.
£)aS ©ras roirb gemäljt unb bleibt unberührt mehrere Sage liegen, bis
bie obere ©eite abgetrodnet ift. 9fam roirb es geroenbet, nnb bleibt roieber
liegen, bis es oötlig bftrre ift. hierauf roirb eS in große Raufen gebraut
unb eingefahren. Sßemt bie Sßitterung redjt gfinftig ift, fo fann man freilufj
an^ auf bief e 2Beife gute« ftutter geroinnen. SBar aber ber ®raSrourf)S ein
reid)li<f)er unb ift alfo bie SBiefe mit ftarfen ©djroaben bebedt, fo bauert es
felbft bei Weiterem, luftigem ffietter lange, bis baS f>eu fertig ift. Sritt nun
gar ungänftige SBitterung ein, roäljrenb baS Ijalb bürre $eu ausgebreitet auf
ber SBiefe liegt, fo roirb es entroeber fdjroarg unb gang ftnbraudjbar, ober, roas
nicf>t Diel beffer ift, es roirb fo ausgebleicht, baß es bem ©trolje gleist
$)iefeS Sfoslaugen ber nä^renben Seile beS #eueS gefcfjiefjt fcfjon burd) ben
%au; um aber forooljl bieS gu oerpten, als audj mit größerer ©idjerljeit bem
SSerberben beS #eueS burd) ^Regenwetter guoorgufommen, muß man baS fotgenbe
SBerfaljren bei ber ^euroerbuug anroenben.
dasjenige ©ras, roeldjeS bis 9 Uljr oormittagS abgemäht ift, roirb mit
garten auSeinanber gefdjfittelt, um bie SKittagSgeit einmal geroenbet, unb nadj
6 Ufjr abenbs in Heine £äufd)en gebradjt, bie man ©raSljauf en nennt. SlüeS
nadj 9 Uljr oormittags ©entarte bleibt ben lag aber ruljig in ©djroaben liegen.
$)en anberen Sag roirb bas lefcterroetynte fjutter morgens fogleid) aus*
einanber gefdjüttelt, ebenfo basjenige, roaS benfelben lag bis 9 Uljr" abgemäht
roirb. 3ft bieS gefdjeljen, fo roerben bie ben tlbenb guoor eingefefcten ©ras*
Raufen forgfältig auSeinanber geftreut. hierbei beamtet man, baß am groeiten
2lbenb größere Raufen gefertigt roerben muffen, unb läßt bal)er ben 3nl)alt
oon brei bis oier ©raSljaufen nalje beifammen liegen, um baoon am SCbenty
einen Raufen gu machen. DiefeS im Srodnen begriffene $eu roirb im Saufe
beS SageS roieber groei* bis breimat geroenbet unb abenbs in bie erroäljnten
größeren Raufen gebraut, bie man SB8 in b Raufen nennt S5aß man mit
bem foäter gemätjten ©ras ebenfo oerfäljrt, roie am erften Sage, ift felbft*
oerftänblidj.
ätot britteh lag roirb baS ©treuen beS §eueS aus ben 2Binbljaufen, ba£
öftere SBenben unb bas äufammenfefeen am Slbenb roie ben lag oorljer aus*
geführt, nur baß man notf| größere Raufen madjt. SSiefe behaupten, baß fie
auf biefe' 2lrt in brei Sagen fertiges $eu erhalten Ijaben. ÜDieS ift mir nie
gelungen, fonberh idj Ijabe oier Sage Dagu gebraust, aber baS auf biefe
SBeife getroefnete §eu ift fo grün unb roofjtriedjenb, unb nät)rt babei um fo
478 SBefjcmbhing ber jutn natfirltdjeti 0ratnw$* bejttmmten ©runbftttde.
t)iel beffer, als ba$ ausgebleichte, baß tdj übergeugt bin, e$ mirb niemanb biefe
äßetljobe be« $eumadjeri« mieber aufgeben, ber fie einmal angeroenbet Ijat.
Zxitt ungünftige Söitterung ein, mäfjrenb ba$ $eu in Raufen fteljt, fo ift
babei roeuig ©efaljr. . (Diejenigen Raufen, meldfje ba$ gmei* unb breitägtge
£>eu enthalten, fefct man einmal um, menn bie regnende Witterung ju lange
anhält, ftreuet fte aber erft Dann gum* weiteren Srodnen öötßg auSeinanber,
menn bie SBitterung nrieber einen trocfenen, beftänbigen Sljarafter enge*
nommen tjat.
£)a frifdfj gemähte* ©ra$ burd) töegpnmetter meniger leibet als tyatbtnxfe*
ne$ £eu, fo fann man au<$ mäljrenb be$ Siegend mäljen (äffen, uax% aber
bann .gteidj bamit aufhören, fobalb trockne Witterung eintritt, unt> nun alle
Arbeiter gum Srodnen beö $m& oermenben. & ift nidjt gu leugnen, bog bie
beffere 2Irt be$ #euma<ljen$ meljr arbeit üerurfadjt, ate jene juerft ermähnte
mangelhafte. 216er mer roirb biefe oermeljrte Arbeit ntd)t gern an einen fo
midfjtigen ©egenftanb ^ermenben, burdfj beffen beffere Qualität ba* ©ebenen/
jum Seit bie ®efunblj.eit ber $au$tiere bebingt ift
£)ie richtige Steife be$ erften @dfjnitte$, ber 35ormal)t, ift oorf|attt>en,
menn ber größte Seil ber SBiefengräfer in ©tüte fteljt SBirb man alfo ni$t
burd) ungünftige Witterung abgehalten, fo ift mit ber jpeuemte gu beginnen,
fobalb biefer 3uftanb eingetreten ift. StnberS ift e* freiließ, menn man feine
Stu^fic^t Ijat, ba* abgemähte. ®ra$ gu trodnen. 5Dann vm$ man fo lange
märten, bi* fidfj bie SSMtterung geänbert fort.
Die gmeite SBatyt, in einigen ©egenben ©rummetemte genannt, beenbigt
man gern in ber erften $älfte be* September. 3e fürger bie Sage unb je
länger alfp bie Släc^te finb, befto meljr wirb ba£ Srodnen erfdfjroert. Äuger*
bem ift bie Sftadfjmaljt oon fetten Sßiefen faftiger, molliger unb meiner, unb
bebarf einer längeren £eit gum Srodnen. 9Kari laffe fidfj alfo ja nidjt oer*
leiten, bie gmeite Heuernte gu oerfd&ieben, um einen ftärferen ©dfjnttt gu erhalten.
©er mögliche ©eroinn an SWaffe fann für bie geringere ®üte ntc^t entfdfjäbigeu,
meiere' jebeö in furgen trüben Sagen geerntete §eu fo leicht annimmt.
5Die Jfofbemaljrung be$ £eue$ foflte in ben ©tallgebfiuben nur ftattftnben,
menn biefelben mit einer Sefynbedfe Derfetyen futb. Sßenn bie ©tälle, roie tetber
häufig ber Sali ift, bloß nrit Stangen ober Satten belegt futb, fo gieljt fid)
bie Shtöbünftung b# SBieljeS in bie unterfte Sage be$ $eutf unb oerbirbt einen
Seil besfetben. ©ei 3tegelbad) be« betreffenben ®ebäube# oerbirbt ebenfalls
berfenige Seil be$ £)eued, melier unter bem X)a$e liegt, menn ber ganje
Kaum oollgebanfet ift. Um bied ju oer^fiten, belegt man entmeber nur ben
mittleren Seil be$ Qadjraume*, fo ba§ gmifc^en bem £)a$ unb bem $)euoor«
rat nodj ein leerer 5Raum bleibt, ober, noc^ beffer, man trennt ba£ ^>eu öon
bem Qai} burdj eine Sage Stro^/ Dctö eine ober anbere SJerfa^ren mu§ an«
gemenbet merben, menn nid^t riet $eu oerberben foQ. 2ln einigen Orten fäljrt
«öeibeti.. * 479
man ba« <peu ein, beoor e8 oöttig trocfen ift, unb padt e8 feljr bidfjt gu*
fammen, worauf e$ fidfj erijifct unb bann ba« fogenaimte braune §eu giebt,
meines Don einigen gerühmt roirb. 3cf| Ijabe niemals ©elegentyeit gehabt,
beffen Sutterroert lehnen gu lernen.
SSon ben Sßeiben.
X)te fdfjtedjte Srnäljrung be$ SJieljeS auf ben.®emrinberoetben, foroie bet;
sJlad)i)ali oon ber in aßen Schriften, fogar in Sfamanen enthaltenen Seljre, baß
nur bie ©tattfütterung$roirtfcf)aft gu einem befferen 2ttferbau ffiljre, ift bie Ur»
fa<f)e, roeSljatb in Bieten ©egenben fo wenig für bte Jperfteüung guter SBeiben
flefdjiefjt. 9Kau ttjut feljr Unrecht baran. Die SBetbenufcung erfdfjeint nur
bann fo fätedfjt unb ift nrirtßdfj oft eine äußerft geringe , roerat fie auf großen
<5tre<feu oöttig unfuftfoierten ©oben« ftattfinbet 9Äan wirb aber anberä ur*
teilen, roenn man ben auf guten Seiben ergießen Stufeen mit bem jenigen Der»
gleicht, roeld&en ba$ 3Sic^ bei ©tattffitterung abroirft Dl>ne eine berartige
Unterjudjung lann man fidj leicht tauften, befouberS roenn man fidj gewöhnt
Ijat, bfcn Sßert ber äßeibe nad) ben befannten äfoifd^lag^fä^ext gu berechnen, uad)
meinen ein' beftimmte* SB eibegelb, für ein töinb g. 23. 12 bis 18 2Karf, für
ein @<ljaf 1 bis 1,50 3Karl, angenommen' roirb. ÜDie @äfce grünben ftdj auf
bie elenbe 2?tet$a(tung, roie fie in £>eutfdfjfanb gtüdKid&erroeife immer fettener
wirb, ©ie waren gu ifyrer 3^t gutreffenb unb ftnb e$ in einigen (Segenben
nod). 3lber ber SBert einer guten SBeibe erfdfjeint gang. anberS, roerat man bie
SHelptufcung genau ermittelt, bie fie oft iDtrflicf) gewährt. Sei ©djafen, Ddjfen,
^ßferben unb jungem SRinboiel) fann man nur nadj bem äußeren ©ebenen biefer
Xiere auf ben SBert ber SBeibenaljrung gegenüber bem SBfatterfutter f dfjtießen,
aber bei SKettfüljen erlangt man barüber matljematifdje ©eroißljett, roerat man
bie burdf) ©tattfutter erzeugte SWildj unb Butter mit beseitigen oergleidjt, meiere
eine gute SSBeibe liefert. £)a$ SRefuttat ift unbeftritten gu ©unften beS SBeibenS
unb obgleich mir notij nidfjt berechtigt finb, barauS allein gu entnehmen, roie
bie äßeibe auf Steift, Jett/ ©olle unb Sörpergunaljme rotrft, fo beroeift bodfj
ba« allgemeine ffioljtbefinben aller Xiere auf ber SEBeibe, baß (efetere triebt
nrinber oorteifljaft ift für bie SBermeljrung anberer tiertfdjer Srgeugniffe, ate
für bie 5sMd(w>robuftion.
2Rag man immerhin bie ffieibe auf folgen ©runbftficfen, bie eine anbere
2lrt ber Beratung gar nidfjt gu (äffen, ober bie ©toppetroeibe, foroie bie auf
ben ädern/ roetdje . in ber Bearbeitung begriffen jtnb, awty bie 33or* unb SRadj*
roeibe auf ben SBiefen niebtift oeranf plagen; man tonn ate ©runb bafür an»
füfpen, baß man o|ne bie $3eroeibung gar feinen Ertrag oon folgen ©runb»
ftüden l)aben mürbe. Slber man übeijelje be^alb nirf)t ben eigentlichen 2Bert
ber 9tal)rung, meiere ba« SSie^ auf ber SBeibe finbet. 3Äan ^at ben ßrtrag
ber gur SQSeibe benufeten ©runbftüde nad^ bem SKaßftabe be<edf)net, meldten man
480* ©eijatibhmg ber tum natfiilidjen förcrtumd)* beftimmten ©runbftfide.
auf ben Sßiefen unter ©eadjtung be« auf iljnen ftattfinbenben @ra«roud)fe« .an*
roenbet. allein bie« ift ungureidjenb. ,®a« junge ®ra«, roetd&e« ba« S$iel>
auf ben Sßeiben oerjeljrt, mag beut ©eroidfjte nad) Diel weniger betragen, ate
man ben im Staue ftef>enben Xiere an ®ra« juffiljrt, aber jene« näljrt toeit beffer.*)
. £)ie ©tattfütterung be« ®roßüiel)e« behält überall, roo ©runb unb ©oben
foftbar unb bie arbeit rooljffeil ift, fljren großen Sßert. * Diefen roill idj ntdjt
t>erunterfefcen; aber itfj nu$ auf bie .ffiidjtigfeit guter SBieljroetben aufmerffam
madjen, bamit man mel)r an iljre SSerbefferung roenbe, al« bi«ljer bei ira&
©eutfdjen gefdjeljen ift
3Ba« bie SBerfdjiebenljeit ber ©eiben betrifft, fo oerweife id(j auf bie Don mir
im jroeiten äbfdjnitt, ©ette 102, angenommenen Älaffen berfelben. Diejenigen
©runbftüde, roeldfje idj bort in bie beiben erften Äfoffen gefefct Ijabe, muffen
begüglicfc ber ffintroäfferung, föeinigpg oon ©eftrfipp unb ©traudjroerf, äu«*
füllung ber Vertiefungen unb Jöefamung ganj roie Sßiefen bejubelt roerbem
Die (Sbemrag brauet nid)t gerabe mit berjenigen ©orgfalt unb mit Sütroenbung
ber ©runbroage gu gefc^e^en, roie e« bei SBBiefen, bie beroaffert roerben f ollen,
nötig ift; aber roenn man alte S3ie!)tritte, 9Äaulrourf«!jaufen, ©untpfftellen unb
Unfräuter bulbet, bie Vertiefungen nidjt mit guter ßrbe auffüllt unb faljle
©teilen unbefäet lägt, fo Ijat man feine Stynung baoon, roie nufcbar eine bidjte,
mit gefunben ©eibepflanjen oerfeljene töafenroeibe ift. 3dj fyabt ijier ©runb*
ftüde im ©inne, reelle bejfiglicf) be« SBaffer« fo unfidjer gelegen finb, baß eine
periobifdfje Überfdfjroemmung nidfjt gu oermeiben ift, ober roeldje eine fo flache
ljumofe Sftarbe auf unfrudjtbarem Untergrunb fyiben, baß fte nidfjt gum Umbruch
ftd) eignen, ©inb biefe beiben Urfadjen, roe«l)alb man ein ©ruubfiüd ate
Söeibe beibehalten muß, ntdfjt oorljanben, fo Ijabe idj bereits tax brüten Stbfdjmtt
für ben großen SKufeen ber angqäeten %ferroeiben mid> entfdjieben baljin au«*
gefprodf)en, baß man aüe . ber roilben ©eroeibung geroifcmeten ©runbftüde, roenn
fie oerunfrautet finb unb in iljrem bermafigen 3uftanbe feine genfigenbe SBielf
naljrung gemäßen, umbrechen unb burdj äderroetben erfefcen follte.**)
S« föunen inbe« außer ben beiben angegebenen Urfadjen, bie burdj Sage
unb 3efcf)affenl)ett ber ©runbftüde bebingt finb, nod) anbere oortjanben fein,
meldte bie Beibehaltung einer ftafenroeibe rätlidj erflehten laffen. 3dj tonn
au« meiner Srfatjrung ein öeifoiel bafür geben.
3n ber SRälje meine« Sßebenoorroer!« ber Domäne SBottup lag neben einem
©räben mit fließenbem SBaffer eine äöeibefläc^e, gerabe au&eidfjenb, um ba«
bort fte^enbe Sungoie^ oom 5rü^j[a^r U$ gur Smtejeit ju ernähren. Da id>
ber Stnfic^t bin, baß junge, jum 3uge beftimmte 9iinber öeroegung ()aben
muffen, roenn fte fpäter i^ren 3rocd erfüllen follen, fo benuftte id^ biefe« ©runb*
*) Sgl ©• 263r «nmerfunfl.
**) SRan DgL @. 185 u. ff.
ffiribcn. 481
ftücf Diele 3al)re Ijinburdj ate SQBeibe. <£« mar aber bie Sßeibe juiefctfo
wenig ergiebig, baß id> midj allerbingS üeranfaßt fal), fie üor einiger 3eit um*
jubredjen.
. (Sine größere äBeibeftädje, bie idj früher wegen ber ©djafljaltung liegen
ließ, Ijabe id) bagegen tängft in Stöeriaub oerwanbelt unb ernähre teilweife
ineine ©djafe oor ber ©rate mit ©rünfutter im ©tatte, weit im Saufe ber
3eü ftcf) Jjerau$gefteflt Ijatte, baß ber beabftdjtigte &med burdj bie erwähnte
Sßetbefläc^e nur feljr umwtttommen erreicht würbe.
Die brei festen SBeibeffaffen ftnb einer 33erbefferung faum fällig. <S3
läßt ftc^ alfo bloß aber iljre öenufcung etwa* fagen.
Die ©djonung ber Seiben ju einer 3^ wo fie burdj bie dritte be*
23iel)e$ befd)äbigt werben formen, oerbient gang befonbere Jlufmertfamteit. 3n
wie tyoljem ®rabe bie s3ttd)tadjtung biefer SSorfid^t fid) beftraft, geigen bie meiften
©emeinweiben. SQBeit fte $u allen 3^*8* unb namentlich audj bei einer naffen,
weisen -öefdjaffenl)eit ber töafennarbe betrieben werben, ftnb fte Diel weniger
ergiebig, ate fte iljrer ©obenbefdjaffenljeit nadj fein tonnten/ wenn eine pflegliche
JBenufcung ftattfänbe.
Singer biefer Urfadje jnr ©djonung ber Seiben tat jeitigen Srültfaljr ift
nodj eine anbere oorljanben. ÜDiefe grünbet fid) auf bie ^Beobachtung, baß aüe
®ewädjfe in iljrem ©ebenen leiben, • wenn fte ununterbrochen burd) ben 33iß
ber SHere üerrounbet werben. 3um Srftarten ber SBurjetn unb jur ©Übung
ber jungen Xriebe ift burdjauä erforbertidj, baß bie ^flaftjen in ©tatt unb
Äraut .eine jeitlang ungeftört. jtd) ausbreiten tonnen. Sßirb Med burdj ju frühes
betreiben mit bem SBeibeoiel) unb ju ftarten 4Befa^} mit bemfelben öerljinbert,
fo erzeugt eine SBeibeflädje weniger 9lal)rung, ate wenn man fte fo lange mit
ber Stuftrift oerföont, btS bie SQBeibepflanjen eine gewiffe ®röße erlangt unb,
wie man fagt, bie SQBeibe belegt Ijaben.
3u bemfetben ßxoed ift e$ anty oortetfljaft, bie SBeibe in mehrere ©djtäge
ju teilen unb fte nur periobifd) ju betreiben, fowie wteber ju fronen, wenn
bie g(äd)e unb bie Totalität e$ irgenb geftatten. Die« ift Dorjüglidj bei einem
reidjen unb üppigen ®ra$wud)fe nötig. Sietet man* bem SBielj eine auägebeljnte
Stäche jur ©eweibung bar, fo fdjwelgt e$ gleidjfam im Überfluß, überläuft ba#
®anje unb frißt nur bort, wo e$ iljin besagt, SWittlerweile werben einige
Sßeibepffonjen Ijart unb alt. 3n biefem 3**ftanbe oerfdjmäljet ba$ 23ief) fie
nid)t nur, fonbern fie oerfjinbem obenbrein ben frifdjen Sladjwudj«, .unb e$
tarnt woljl üorfomtnen, baß auf berfetben SBeibe, -wo im Sunt ba$ 3Sie^
fdjwelgte, basfelbe im 3uli Mangel leibet. 9Äan räume alfo immer nur foüiet
ffieibeftädje ein, als baS SSie^ ju feiner ooUen Sättigung bebarf, unb rüde a\U
mäffiä) weiter. S)er erfte ©radwuc^« im Suni ift bei günftiger SBitterung auf
Stoppt. 11. Kuflage. 31
I
482 SBetycmbtung ber gum ncrtflrfidjen ®ra$nm($$ beftimmten (Srunbjlflcfe.
guten Seiben oft fo ftarf, baß er gar tridjt ooüftänbig abjumeiben ift. 3n
folgern Säße (äffe man bie üppigfteu ©teilen abmäßen unb gu £eu matten.
Der junge 5Racfjroucf)$ ift bem 2Mel) uiel angenehmer, als ba8 ällmäljlicij er*
Ijärtete lange ®ra$, roeldje* nur im äußerften Notfall gefreffen roirb.
Die oerfd)iebenen S3ieljarten bürfen ni<f)t mit etnanber gu gleicher £eit auf
eine Selbe fommen, roenn teuere jur ljödf)ftmöglid(jen 2tu8nufcung gelangen imb
alten SKeren auäreidfjenbe -Kaljrung gemäßen fott. Die Stoiber bebürfen eme$
längeren ®rafe$ at« bie ^ßferbe, roa$ man leicht begreift, roenn man gufieljt,
rote beibertei SCicrc ba« ©ra« abbeißen. 3lm beften ift e$ aIfo/ baß man eine
Seibe erft einige Sage tum Stoibern begeben läßt unb bann bie $ferbe baraitf
fcfjidt. Dodfj tatin man audj beiberiet Tierarten abroecfjfelnb auf eine Seibe
laffen, bamit bie ©eilfteßen, meiere oon bem Dünger be* SeibeoieljeS entfielen,
ebenfalls benufct roerben. ffierbe treffen bie t?on ttjrem eigenen SPKfte ntdfc
roofrl aber bie Dom 9totboteI)f unb umqefebtt.
©tijafe barf man in großen beerben auf feine Seibe bringen, roo man
ba(b nadjljer Stoiber ober ^ßferbe aufzutreiben gebenft. Der @erud> oon ben
ßjfrementen jener £iere unb tljre eigenen 8tu«bünftungen freuten feljr lange
nadjguroirfen unb bem anberen SJielj bie Seibe gu oerefeln. 3lud) beißen bie
©djafe bie ©räfer fo furg ab, baß größere £iere bort nichts meljr oorfinben,
roo jene geroeibet 1)aben. Überhaupt Heben bie ©djafe ba$ furge ©ra$ in bem
®rabe, baß man SRadfjteit baoon l)at, roenn man fte gu fpät auftreibt. Die
Seiben muffen groar mit ber ^flangenbede belegt fein, beoor fte ben @$afen
eingeräumt roerben, aber man glaube nidjt, auf fdjjtecljtem ©oben fiel) Vorteile
gu fdjaffen, roenn* man . mit bem Stbroeiben gu lange roartet
©djroeine uttb ®änfe muffen auf ungefunbe, naffe $läfce oerroiefen unb
bürfen auf feine Seibe gelaffen roerben, roeteije nodfj Don ben anberen Xieren
benufet roerben foß. 3ene gerftören ben föafen burefj Süljlen, biefe oerunreinigen
iljn burdfj üjre 3fo$roürfe. @ie roerben baljer in einer orbentlid^en Seiberoirt*
fc^aft nur bann auf bie angefäeten Slderroeiben gelaffen, roenn biefe umgeppgt
roerben foden.
Sann e$ irgenb eingerichtet roerben, fo ma^ man befonbere Seiben für
naffe* unb für trodeneS Setter Ijaben. ©efonber* roi^ttg ift bieS bei ber
©df>afl)altttng. Die mit $aibefraut unb 2)od*bart (Aira canescens) beroadjfenen
©anbroeiben finb bei naffem Setter neben üppigen, reiben ftteeroetbeu oon
großer Sicijtigfett. So fie fehlen, ba fann ein bitter, natürlicher 9tofen iljre
©teüe tiertreten. Sefcterer mu% in ©anbgegenben au$ als Sämmerroeibe oor*
Rauben fein, roenn bie ©rufet auf geroöljnlicljen gelbroeiben bei ftarfem $ta|*
regen Derfdjtämmt finb. S« ift eine befannte ßrfaljrung, baß bie Seibe in
biefem 3uftanb &«* Lämmern fe!)r nachteilig ift Severe befommen oon bem
®enuß be* befprifeten ©rafe^ junäd^ft Durchfall unb verfallen bann auc^ leitet
in ein allgemeine* Seiben, bemjufolge fte enbltrf) an ©let^fuc^t, foroie an
SBeiben. 483
* Rurigen* unb SKagenrofirmern fterben. 3dj femte ©anbgegenben, roo man bie
Lämmer im erftcn ©ommer im ©tafle füttern muß, weil biefe Äranfljeit jn
*ft üorfommt.
ÜDte föüdftänbe, meiere oon Überfdjroemmung bnrcf> ftarle SRegeugüffe im
Sommer narf) bem aflmat)üdjen Sfaätrocfnen ber SBafferpfüJ^n auf ben Sßeiben
uerbteiben, finb aßen SBieljarten fel)r nadjteilig. ©ei SRinbüieb unb *ßferben finb
Sungenübel unb 9Küjbranb bic gemö^nfi^cn folgen be$ SBeibenS auf folgen
$täfeen, bei ben ©djafen bie ftäute. g« ift aüejeit feljr gefäbrfid), bie Sfoftrift
nadj ber Überfdjroemmung fortjitfe^en. 3n folgern galle ift e$ beffer, baft
33iel) auf anbete SDBcifc ju ernähren unb bie überföroemmten ©nmbftüde jum
4?eugeroinn 3U benu^en.
31*
VIII. allgemeines über Uiefyfyaltung unb $tel)jud)t
ffienn unfer SBeltteil in atlexi Sänbern fo beoötfert märe, baß fäuttlirfje
®runbftttde, roeldje iljrer 2)efd)effenf>eit nad) juut ätöerbau ftdj eignen, mirttid>
biefer ©eftimtnung bt eitlen, fo mürben audj überall äljnlidj, rote e$ Jefet fdjon
anf ben britifdjen Snfetn ber Saß ift, bie tiertfcfjen (Srjeugniffe teuer genug feihr
um fte als einen §>auptjroe<f ber fianbroirtfdjaft betrauten ;u fönnen. @o lange
aber im Sorben unb Often oon (Suropa bie jefet nodj oorljanbene SRomaben*
mirtfdjaft ejifttert, meldje iljre örjeugniffe nadj ben übrigen teilen biefe* ffielU
teil« liefert, unb idj fefee Ijinju, fo lange in biefen ©egenben ber größte Seil
ber Äeoölferung in einer fiage jidj befinbet, meiere nidjt geftattet, an anbere
ate bie notroenbigften ©enüffe gu beulen, wirb bie Stofcöielföaltung im allgemeinen
ber Äömererjeugung untergeorbnet bleiben muffen.
Die SRinboielj* unb ©djroeineljerben au* ber Uframe, ^obolien, Ungarn K.r
ber 5Eafg aus SRußlanb, unb anbere tierifdje Srjeugniffe aus bem norböftlidjen
Suropa brüäen ben $reis biefer ©egenftänbe in Deutfdjlanb fo herunter, baß
iljre ßrjeugung ntdjt als Jpauptjmed, fonbem bie ganje tienfdje ^robuftion nur
als eine Sßebenbenufcung ber Sanbmirtfäaft angefe^en roerben tann.
Ausnahmen Neroon foutmen nur in einjelnen ©egenben oor. Um große
unb reidje ©täbte mit frifc^er 9Wild> unb Sutter ju oerfetyen, urirb es in ein*
jelnen Säßen loljnenb fein, baS fonft in Deutfdjlanb allgemeine ©erfahren bei
ber SBieljljaltung ju oerlaffen, unb babei einen außergeroöljnfidfen Sfafroanb ju
machen.
(Sin foldjer mürbe eine 3ett lang audj burd) grjeugung ber feinen Söolle
oergütet. Der tyolje ^ßrei« ber festeren machte bie Haftung oon SWerinofdjäfereien
fo einträglich, baß biefelben, außer ber Vergütung beS oerabreid)ten SutterS unb
außer ben äin\m beS auf biefen SBirtföaftSjroeig uermenbeten Kapital«, nod>
einen reinen Überfdjuß lieferten. 2Bo 3ud)tüieljöerfauf ftattfinbet, ift ber QJeminn
ttod) iefet fetjr groß. Da biefe Lüftung aber nur burdj bie Sntelligenj beS ein*
jelnen öeftfcerS bebingt ift, fo fann biefelbe Ijier nid^t roefentlid) in ©etradjt tommen.
Söcbhtgimßra für bie SCrt her $tef$altimg. 485
8fad) bie genannten ü^t^roirtfdjaften finb gang lofaler Srt, nnb bie gr*
jeugung ber feinen ©djafroofle rotrb nnr fo lange vorteilhaft bleiben, afö ber
©egeljr banad) unuotlftänbig befriebigt ift. 335trb jebodj fo »iel feine SBoße
erjeugt, als man bebarf, fo mujj iljr $rei« roieber äljnlidj bemjienigen anberer
tiertfdjer Srjeugniffe fid) gestalten, unb e$ werben audj bei biefem £roeige &c*
IBie^altung bie allgemeinen Siegeln ber beutfdjen Sanbroirtfdjaft Slnroenbung finben.
üKan rooKe hierin feinen Sfalafe jur Sntmutigung, nodj roeniger jur 93er*
ttadjläffigung ber SKufcoie^aftung finben. 'S* nüfct aber ben ©eroerbtreibenben
mdjts, roenn man über einjelne ©egenftänbe ftc im Srrtum lägt. 3dj fann
t>afjer nidjt in bie allgemeine getyre einftimmen, nadj reeller ber änfauf oon
25iel)futter, forme bie Haltung eine« großen 5ßufcoiel)ftanbe$ nnter allen Umftanben
•als ber fid)erfte 2Beg be$ fjortfe^ritt^ bei nnferem ©eroerbe bejeidjnet roirb.
Wirt, roa« bem nachhaltigen Reinertrag fdjabet, muß man bei }ebem ©eroerbe
oermeiben. (Sin unoerfjältniSmäjHger ober wtpaffenber 9lufcoiel)ftanb, foroie ein
tn ben Srträgen fid) nid)t lofrienber 2fafroanb für 93ietjfutter ift in feinen folgen
für ben -Kationalreidjtum ebenfo nachteilig, roie ein übertriebener Äörnerbau.
Söenn früher meljr öeifpiele oon bem (enteren fid) bemerfbar matten, fo finbet
man bägegen u\ ber neneren 3eit meljr 2JUf griffe bejfigtid) ber Shifcoie^Itung
imb ftuttererjeugung.
Die ©efamtljeit ber neneften (Srfatyrungen über bie greife aller SRatur*
probuöe oerbietet es, einen unDerpltniGmäjjigen Sfofroaub ju machen, roie
für bie Düngererjeugung, fo and) für bie $erbeifdjaffung oon ©ieltfutter. Der
%d erbau liefert im allgemeinen fehtejt ober einen feljr geringen Überfdjufr roerai
bie Materialien jur Düngererjeugung oon außerhalb Ijerbeigefdjafft werben muffen,
imb baburd) ber 2fafroanb oenneljrt roirb. Die SBieljroirtfdjaft femer rotrb nur
t>atut baS an fie oerroenbete Kraftfutter burdj Srjeugnijfe oon ttfetfdj, fjett, 2DWld>,
4Butter, SBotte k. genügenb bejahen, roenn ber äderbau iljr ©trol) in au**
xetd&enber ÜKenge nmfonft, ober nur für bie Soften ber Umroanbtuug in Dünger
liefert*).
Um bem Anfänger btefe äßaljrljeit anfd>auß<$ ju matten, rotfl id> fie in
einem ©eifpiete, mit 3u^Ufena^me oon jfrüjUn, beroetfen.
3roei 8anbroirte galten jeber 500 ©djafe. Der eine befifct ©trolji in Über*
ffofc, unb farni tägtid) auf jebe« ©tücf 3| <ßfb. jur SBHnterfütterung oerroenben.
Der anbere mu§ fparfamer bamit umgeben, unb feine SSorräte erlauben iljm
nur, iebem ©tücf täglich 2 *ßfb. ju geben. Der erftere roirb feine ©djafe reidjtid)
burdjrointern, unb eineji genügenben ffirtrag an Sommern unb SBoöe Ijaben, roenn
er iebem ©djaf auf ben 5Eag ber ffiinterjeit nod> 1 *ßfb. §eu oerabreidjt, ber anbere
wirb ein gleidje* JRefultat nur mit 1| ^ßfb. ^eu tägli^ ju ergielen im ftanbe fein.
*) 8gl. ©. 45, Wxm. nnb bat Sfaljaitg jum bierten 2fof<$mttf ©. 279 ff.r fowie bat
Sfa&ang jum twrrtcgcnbai a^tm Sl&föttitt. (w.)
486 allgemeines über #ie§l)afoutg unb Stteltfudjt
3n 175 Jagen, bie m nörbUdjen ©egenben minbeften« für bic SBiuter*
fütterung angenommen werben muffen, bebarf ber erftere für 500 ©djafe 795
3tr., ber groeite 1192| &tic. $eu- ®tob W&* ta ber Sage, fidj ben 3*1*1^
§en für 1 9Rarf gu öerfd|affen, fo toftet bem erften ba« Äraftfutter für feine
$erbe 795 SKarf, bem groeiten aber 1192,5 2Äarf. Sleftnen roir bie übrigen
SBerljättniffe bei beiben gleidj, biefetben Unfoften für ©tatfong, ©djfifer nnb
Sßeibe, nnb gleite greife für SBotte nnb für ba« aufgegogene SSielj, fo roirt>
ber erfte einen SSorteU oon 397,5 ÜÄarl Don feiner @d>afl)aftung gegen bat
groeiten trorau« Ijaben.
3ßan fann nnn freitid> mit bemfelben Stecht fagen, baß her erfte biefe
SRufeung nid^t an« ber ©djäferei, fonbem oon feinem SJieljrgeroinn an Suiter*
ftrol) ermatten l)at. ©ott aber bie Srtrag«fäljigfeit be« 2Kfer« nidjt gefäljrbet
roerben, fo ift fat ben meiften hätten ba« ©trol) triebt at« ein bi«ponibler ®egen*
fianb jn betrauten, über ben man beliebig oerffigen fann, fonbem e« muß, in
SDWft oerroanbelt, bem 9töer gurfiefgegeben werben. SSon biefem ©eftdjtöpunfte
an« betrautet, ift atfo bie ©ielföaftung, l)ter bie ©djäferei, {ebenfalls ba« STOittet,
van einen fo wichtigen ©eftanbteil be« Sßifte« in guten Dünger gu oerroanbebu
©ei näherer Unterfudjung ber Angelegenheit nnb bei Prüfung Dieter SBirt*
fdjaft«Derf)fittmffe gelangt man ftet« gu bem töefuttat, baß einträgliche SSie^
rotrtfdjaft nnb einträglicher Slderbau nnr ba angetroffen roerben, roo bie
erftere auf ben ©troljgeroimt be« festeren in ber Seife bafiert ift, baß gerabe
nur f o oiel 23ielj gehalten roirb, al« nötig ift, um ba« geerntete ©trol) in guten,
fräftigen ©finger gu oerroanbetn.
£>a« SBerpttni«, in meinem ba« ©trolj gu £eu ober gu bem ba«felbe
erfefcenben Äraftfutter oorljanbeu fein muß, ift nadj ber ärt be« Sfatfcoielje«,
nad) ber ©efdjaffenljett be« Äraftfutter«, befonber« auä) nadj ber oorljanbenen
Sßeibebemtfcung oerfdjtebetu
©ei einer ©djafljattung, beren §anptgroed ©ottergeugurig ift, unb roo bie
Überzügen Stiere mager oerfauft roerben, fann man mit ber gerfatgften SKenge
Kraftfutter au«reid)en, roetl nämtidj bie ©djafe fo organifiert finb, baß pe au«
\>mi ©trol) eine größere SDtoffe tterifdjer Sprung ftd) aneignen fönnen, af«
bie SRinber e« oermögen, unb roeil erftere längere 3*it tynburdj auf ber SBeibe
ba« gu iljrem 8eben«unterl)att unentbeljrlidje Äraftfutter ftaben. | 3n ©egenben
atfo, roo e« an SBiefen feljlt unb ba« £eu batjer fdjon burdj ben £rcm«port
teurer roirb, ober roo ber ©oben bie Srgeugung naljrljaften 33iel)futter« roeniger
at« bie ber §atmfrüd)te begünftigt, finb ©djafe ba« oorteif^aftefte 5ftut}triel).\
9l8d)ftbem ift bie Srnäljrung jungen SRhrtroielje«, roenn man ba«felbe nidjt ge*
rabe gu einer befonberen ©röße gu bringen beabftdjtigt, am oorteifljafteften mit
einem großen 33orrat oon @tro^ gu beiüirfen, ebenfo bie ÜDurdjrotnterung folc^er
ftü^e, roe(<$e gu 9Iu«gang be« SBinter« falben unb iljre eigentliche 9lu^ung erft
auf ber SSBeibe ober bei fonftiger Orünffitterung geben follen.
©cbmgungen für bic SCrt bcr ©ic^ottung. 487
Site ©efdjaffenljeit be« Kraftfutter« wirft infofern auf bic Quantität be$
mit aSorteil ju oerffitteroben ©troljeG ein, als mit einem feljr naljrljaften ober
wäff erigen Butter eine größere, bogegen mit einem trodenen trab naljrungä*
armen £eufutter eine geringere 2ßenge oon ©trolj nufcbar oerwenbet wirb.
$ferbe, meiere mit SRoggen ober ©eigen gefüttert werben, bebürfen not*
wenbig be$ ©trol^äcffets, bamit fie bie mit bfinnen £ü(fen oerf ebenen ftömer
nic^t ju gierig oerfdfjtodten unb ungefaut in ben SWagen bringen, ©erfte unb
§afer, oorjügfidj ber (entere, tonnen oljne allen Sdadjtett für ftdfj aßein an
<ßferbe gefüttert werben, wenn festere jur Süttung be« 2Wagen$ na<fj bem 35er*
jeljr ber Äömer unjerfcfjnitteneS ©tro!) ober £eu oorgemorfen erhalten.
SBenn man ©dfjafe mit (Setreibefdjrot ober reinen ftöraern oftte £eu
ernährt, fo ift eine ftarte -Beigabe Don ©trol) erf orbertic!} , we(dje$ man, gu
feinem §ädfet gefänitten, mit bem ßomfutter mengt unb beibe« anfeuchtet, fo
baj? ba« ftornfutter rodjt anberS al« mit oieten ©troljteüen oon ben Vieren
eingenommen werben lann.
©ei SBurgelfutter, bei ©etreibetrebem unb ©ranntweinfd&lempe ift bie 33er*
abreidjung einer großen Quantität ©trol) oon bem günftigften Srfotge für bie
©efunbljeit unb (Erhaltung ber 5Eiere.
©et einem nal)rung$armen ©untreu, meldte« als 35iel)futter bem beffern
gutterftrolj nadtfteljt, unb nur oor bem fdfjitffiljnßcfjen Joggen* unb Sßeigenftrolj
nod> SJorgüge Ijat, lann oon ben Xtereu nidjjt erwartet werben, baß fie no<$
äBinterljalmftrol) in -großer SWaffe oergeljren unb oerwerten.
5Die einer Sanbwirtfdjaft jur ©enufcung bienenben Sßebenweiben jinb in*
fofetn für bie SRenge be£ auger bem Kraftfutter ju oerabreidjenben ©troljeS
oon JBebeutung, als fie ein SÄifcDerIjältni« jwifdjjen bem oorfjanbenen §alm*
fracfjtbau unb 33te^ftanb bewirten, weil Diel ©trot) wäljrenb ber SBeibejeit ate
Sinftreu nötig ift, unb baljer bei ber 5Durc^winterung eine« fo großen SSielj*
ftanbeä für ba$ eingelne ©tüdf um fo weniger übrig bleibt
©tekJjwie es teineSweg* oorteifljaft ift, große SRengen oon SBurjdgewädfjfen
unb wäfferigen Abgängen aus tedf>nifd&en bewerben oljne genügenbeS ©tro^futter
ju oerabreidjen, fo ift audf> ba$ anbete (Syrern für bie ötonomifdje ©enufcungl
beS ©trofreö nadfjteißß, wenn man näutfidj baQ SBielj burdf> Jpunger jwingt, fify j
aüetn mit ©trob ju fättigen.
tefeS enthält bie Sftciljrftoffe in einem fo großen S3otomen unb ®ewidf>t,
baf bie £au$tiere nid>t im ftanbe finb, oon einer folgen 3Äaffe oiei meljr
ju oerbauen, als eben jur notbfirftigen ßrljaftung iljreS SebenS erforberßdfj ift.
<5s föeint auef}, als würben bie 93erbauung$organe übermäßig angeftrengt, wenn
fie immerfort mit einer fo großen naljrungSarmen SOtaffe befd^Sftigt ftnb, unb
ate oerlören fte baburdf) aud^ bie gä^igfeit, bie im ©trol) rotrflid) oor^anbenen
488 OTgemcine* über SBiety&altrofg unb $tefföitdjt.
5ftäljrftoffe ooflftänbtg aufguföließen unb auSgugieljen. Sßenigften« ift fo mef
gewiß, baß alle Xiere, bie ein richtiges Quantum Don gut näftrenbem Kraftfutter
neben« bem ©trol) ermatten, biefeä üiel lebhafter unb raffet oergeljren, ate
anbete, bie faft allein auf ©trotynaljrttng angewiefen fmb.
Der Sanbwtrt muß nad^ ben tyier angebeuteten ®rengen feine Sfcufcoiefc
Haltung abmeffen, unb (entere mit ber Sftferwirtfdjaft fo oerbinben, baß e* iljm
nie an ®trol) fel)lt, um bie nufcbaren Xeile be*felben unter Srftmrung öou
Kraftfutter gu oerwerteu, unb um oon ben ungenießbaren SRüdftänben ben Vieren
ein reinlidfje* Sager gu beretten. Wx Kraftfutter muß aber gleid&mäßig im
gangen Saljr fo Diel oorljanbeu fein, baß bie £iere ftete in einem tyuretdjeitb
guten 3uftaKbe oerbleiben unb nie in bie Sage fommen, gu geringe Mengen
Don SRaljrung aufnehmen gu muffen. Um biefe* gu öerfteljen/ bebenfe man
woljl, baß }ebe$ SEicr ein nad) feinem Umfang unb ®ewid)t wedjfelnbe* äRaß
Don Sftaljrong bebarf, um im ©efyarrung«guftanbe gu oerbleiben nnb bie fid>
ftete abnufcenben Seile be$ Körper« gu erfefeen. Eiere bie blo« notbfirftige«
Butter ermatten, löttnen leine «rbeit leiften, fie liefern nidjt 2Rtldj unb SBoOe,
unb ein ?Jleif<f>* ober §ettanfa£ fann triebt erfolgen. & ift alfo ber Satt rooljl
benlbar, baß infolge einer mangelhaften ffiirtfc§after£)rgauifation fe^r große
SWaffen 35ie^futter aufgegeljrt werben, oljne baß fte bem JBefifcer einen anberen
Stotfcen, ate ben eine* wenig fräfttgen Düngers gemäßen. Sitte ©irtf duften,
weldje fo feljr mit SRufctnelj überlaben fmb, baß biefe* ben größten Seil be*
3a!)re$ mit junger gu fämpfen Ijat, fönnen ate ©eifpiele.bienen.
Die Sftaljrung ber £iere muß ftctö fo befefjaffen fein, baß eine jfymobmt
an Sleifd} unb gfett erfolgen !ann, unb eine Srgeugung DonSWildj unb Solle
ober eine StrbeitSleiftung möglich ift. SBte weit man barin gu gefyen Ijat, bad
vxuji bie Beobachtung fämtlidj*r ©irtfdjafteDerljältniffe lehren unb ift bun$
ben Srved bebingt, weshalb ein £ier gehalten wirb.
golgenbe Erörterung ber oerfdjiebenen Umftäribe mag einigen Anwalt
gemäßen.
3trbeitStrie!) barf niemate unter einen gewiffen wirtfdjaftlidj braud>baren
3uftanb Ijerunterfommen. Gte barf in ber bringenbften Slrbeitegeit, wo e$ am
meiften angeftrengt wirb, niemate in einem 3uftanbe W> befiuben, wobei eine
rafäe ffirmfibung eingelner £iere, wenn foldje nidjt burd) Kranfl)eit ober älter
oeranlaßt wirb, gu befürdjten ift. 3ft bte* burd> übermäßige Hnftrengung ober
gu fdjwadje 9tal)rung bewirft worben, fo bauert e$ lange, bte bie £iere wteber
einen roirtföaftltd) guten £uftanb erlangen, unb man ift oor me^r ate ge*
wiHjnlidjem Abgang nidjt fttfjer, be« öerbrteßticfjen Umftänbe« nidjt gu gebenfeit,
baß alle ©efc^öfte fd&läfrig unb tangfam betrieben werben muffen, um bie 3"9*
. tiere nur im ®ange gu galten.
©nen folgen mangelhaften 3uftant) bex 33ie^attung trifft man häufig
nod§ in bäuerlichen SOBirtfc^aften an, bie mit boppeltem ©eft)ann geführt werben,
gu*rti$enbe (gmctyrung be* SRufcDtei)«. • 489
•
tiräfpenb nadjroeiabar ba* eine ©efoann ööüig entbel>rlid> ift uttb burdj eine
entforedjenbe «bänberung jß$rß$ 100 6i* 150 Später SßirtföaftSfoften erfoart
toerben Birnen.
- $3 ift eine tm^Iofe $erfd>n>enbung/ bie jnr Arbeit bestimmten Siere toi
einem gematteten 3^ftanbe ju ermatten, fie alfo cntroeber ju roenig ju benutzen
ober übermäßig )U füttern. SBoIjfljabenbe ganbteute nieberen ©tanbe* Derfatten
häufig in biefen gfefyler. ©ie freuen oft bie SluSgabe, um ein nfifclid&e« 2)ud)
für bie baffere .SHlbung iljrer Äinber anjuf djaff en/ roäljrenb fie in einer ebtjtgen
SBodje iljren ^ßferben ben Sßert beweiben in einem Überfluß an Äöroero Der*
abreißen.
Sin SWaftoiel) muß man fo mel ftraftfutter oertoenben, als i>er Organismus
t>er STierc nur irgenb gehörig gu oerbanen im ftanbe ift. | SGBenn idj mit beut«
fetben Butter eine Haftung tot 16 SBodjen beenbigen lann, fo bin id) ein Sljor,
wenn idj fold>e auf 20 Stoßen ausbefticj 3dj übernehme nid)t allein ein
längeres ftijtfo unb bie oermeijrten SBartungSloften/ fonbern id& oerßere aud)
baS oben erwähnte notmenbige ©eljarrongsfutter für ben 3eitraum ö°n &te
SBodjen. Die ®renjC/ bis rote roeit fidj bieS auSbeljnen lägt, ift burd) bie
Sljatfadje beftimmt/ bog Übertabungen oon ftarf'näljrenbem Sutter bie 3^
ttaljme ber Siere oerljhtbern, aber nie förbem. £)as Überlaben felbft bringt
baS Eier in einen franfljaften 3uftanb unb ber barauf fotgenbe ßfel oor bem
glittet oerlängert benfelben, fo baß allemal nad) jeber Überlabung. »enigftenS
efate 3eit UM brei Sagen unb audj eine breitägige Sfuiterportion oerloret* ift
iöei ber äfofoudjt oon Sungöiel) vxa% man bie Siere in einem fteten
SBadjfen unb annehmen erhalten, ofyte fte babei fett ju machen. 3)aS (entere
ift als ein fcanfljafter 3Hftanb an unb für fid)/ aber Ijier befonberS beSljalb
3U oermeiben, bamit bie Siere nidjt oerroötpit roerben. (Sie bebürfen guter
fräftiger 9lal)rung ju einem regelmäßigen gortfdjreiten im 2Bad)Stum, . JSett*
anfafc tann bei jungen Sieren nur burdj außergeroöljnlid) näljrenbeS gutter
beroirft roerben. Senn ein foldjeS fort unb fort oerabreidjt mürbe/ fo märe
ber äfofroanb ju groß. (SS vm% alfo fpäter ein geringeres an feine Stelle
treten/ roetdjeS bann roeber bem ©efdjmad beS Siered/ nod> ben SJerbauungS*
Organen jufagt ©erat baljer baS teure/ ftarl näfyrenbe Sfutter mit geroöljnlidjem
Dertaufdjt rotrb, fo ift eine unoerljältnismäßlge Abmagerung bie notmenbige 8?olge
einer folgen, man lann fagen £retb!)auS*(£r3ieljttng junger Xiere.
©er entgegengefefete geiler . ift bie gu f ärglidje Srnäljrung ber Xiere im
erften SebenSja^r, bei ber fie Derfritypetn (nad) einem ^roDinjiafauSbrudf: Der»
totten). alle unfere §>au$tiere, oon benen ^ier bie 9?ebe fcpi tarnt / finb oon
ber Statur für bie erfte 3eit i^re« Dafein« auf bie üRild) %er SKuttcr an*
gemiefen. 9Bie fann man alfo erroarten, baß i^nen unmittelbar nad^ bem Grnt«
roö^nen bie $eu» unb @trof)nat)mng genügen rotrb. öS ift flar, baß ganj
junge Siere notroenbig eine« gutterS bebürfen, in meinem bie 9Ja^rung fon»
490 Hflgemetne* über SHeiftaltung unb $iefoud)t.
jentrteter ift als im £eu unb ©trolj, e$ fei bemt, bqfc fie fo lange an bat
SWüttern faugen bürfen, rote fte motten. Sei ©trafen, bie mit ben Sämmera
auf einer reiben Sßeibe geljen, tann man annehmen, bafc ein brei* bis oier*
monatliches ©äugen. be$ 8amme$ bei bem turjen natürlichen 8eben$atter be*
©djafeä genügt um ba« junge Eier attmäljtidj }u einer anberen Sfarfjrung über*
jup&ren, roobei ba* faftige ©ra« roefentßd) mWjitft. »ei Rättern unb Sohlen
roirb aber eine träftigere Sprung nad) (Sntjie^ung ber SDhtttermildj unertäßfid),
roenn iljr 8Badj*tum nidjt unterbrochen »erben fott. 3ft aber biefe aUmäljfidje
Überführung unb Angewöhnung ju bem geroffljniidjen Butter erfolgt, fo ift ein
ftarl ncüjrenbes Söraerfutter für bie weitere ßntroidetong ber jungen Xiere unb
für iljre (Srjieljuug ju oerfdjtebeneu 3roecfen gewiß nidjt ratfam; rooljl aber
bebürfen fte eine* fefjr firäftigen #eue$ ober roenn e* baran fetytt, inSbefonbere
bie Äätber, gefunber SDBurgefa.*)
©et ber §afomg öon SRUdjfüljen unb ©djafen für bie geroöljnlidjen 3roerf*
tyrer JBenufcung Ijat man bie aufgäbe, mit bem gerin gften Kapital im
23ieljbeftanb ba« an betberiet Sftufcüielj- ju öerroenbenbe gutter am
üorteUfyafteften gu oerroerten. £)a$ ©treben, oon ber etnjelnen $hü) redjt
Diel 3Äüdj ju erhalten, unb Don einem ©djaf eine mögßdtft große Quantität
ffiotte ju fdjeren, mu§ Jener mistigeren Aufgabe untergeorbnet fein. 5Dem
Äurjfi^tigen wirb freilief) öiet 3DWtd> oon einer Äulj, foroie oiel föoüe oon
einem ©djaf, als gleidjbebeutenb erfreuten mit ber guten 9lufcung be« 83tefc
futter*. Da« ift. aber leinesroegs immer ber Satt; üietoieljr oerroertet ein 8anb*
roirt feljr- oft burdj ftülje, bie pro Jag 10 Ouart 3ÄHd> im gangen Durdjfdjrait
be« Saures geben, unb burdj ©d)afe, bie 4 $fb. Jförttte tragen, fein gutter
f djfcdjter, ate ein anberer, bejfen Äfil)e 4 Duart ÜBttdj unb beffen ©tf>afe*2£
$fb. 2Bofle burdjfdjnittlid) tiefem. Die« roirb eiufeudjten, roenn man fotgenbe*
beamtet.
3dj fjabe nadjgeroiefen, baf in ©eutfdjianb bei geroöljnftdjer 93te^altung
leitete meiften* nur bann ba$ auf fte öerroenbete Kraftfutter gehörig bejaht,
roenn bie ©tüdfja^l be* ju Ijaftenben 9htfcotef)e$ nad) bem ©troljgemfam unb
nadj ben etroa jur ©eroetbung fommenben, eine anbere %xt ber $emtfeung otö*
föße&enben ©runbftücfe befthnmt roirb. 3ebe 9iufenie^alttutff, bie ofyte ein
gennffeS SRafc oon rooljlfettem ©troljfutter unb ber nod> roo^tfetleren 3Beibe
befte^t, loftet in 9 öon 10 Säßen me^r, afö bie (Srjeugniffe, roetc^e fte ßefert,
wert ftnb.
*) %U \$ obige Qnmbfdfee über bie Shmf^tt^t ber $auettere in ben erßen ausgaben
biefe« 33u(^e« oufgeflettt ^atte, waren bie Säergfi^ter infolge einer @$rift be« grei§ertn
oon 9tiebefe( barüber in 3roeifel geraten, ob fte nidjt bei ber Sufgn^t bet 3nngoie^edr namentfi^
bie 9ünber bnr$ parfen ©enug oon 2^ilcf> unb mel)tya(tigen (Setränfen fo gu treiben fu$en
fottten, bog fie f$on im erfien 2eben«JQ^r bie ©röge i^rer ©tem erreichten. 3>er freimütige
2Rann ^at jebo^ fpäter dffent(t$ etnge^anben, bog feine ftnftc^t eine irrige gewefen fei
Su&eidjenbe (Srnd^ruitg be$ Sfoifcturfje*. 491
Die fparfam oerteifte 9la^nmg, wetdje auf ben jnr ©eweibmtg lommenben
glasen oorljanben ift — mögen biefe gewöljnßdfje $uger (ättmenben), Sradf>*
ädfer, Dreefdf) auf beti geringeren 2ldfcrÄaffen ober bie ©toppein nadj erfolgter
(Brote fein — fättigt mo!)t £iere oon geringem unb mittlerem Umfang, aber
feineSwegS fernere, bei einer reiben unb üppigen Sialjrung aufgesogene Eiere,
weMje ein große« SKaß oon Srjeugniffen liefmt fönnen. ©otten biefe großen
Xiere auf einer färgßdf>en SBeibe leben, fo muß tl)re &af)l feljr gering fein unb
fte werben bennod) bei ber ©djwierigfeit, auf ben betreffenben glasen bie ju
ifjrem ©eljarrungäjuftanbe erforberß^e 9?aljrung ju fammetn, eine geringere
SRufcung oon bem ganjen Butter gemalten, ate fo(d(}e$, oon fdjwädjjeren Vieren
oerjeljrt, gegeben Ijaben würbe.
Diejenigen -Mutiere, welche roegen i^rer beträd)tfid)en ©röße pro ©türf
beregnet, eine befonber* reidjfid(je 9tufeung geben fönnen, ftnb überaß ba am
rechen $fofte, wo bie SSie^altung meljr auf Äraftfutter afe auf bie kleben*
benufeung be$ ©trotyeä unb ber SBeibe begrfiubet ift. 3n unb nalje^bei großeu
©tobten, wo mm SDlitöjfiHje Ijäft unb foldje mit ©ranntweinfölentpe, 5£rebern
(©eil)), Äteien, ©djrot unb #eu füttert, ift ber größere SSorteit mit folgen
Äfiljen ju erjieten, oon benen jebe tägfidf) 20 Quart SRttdj gu liefern oermag.
Die Soften be* ©taßraumeä, ber SBartung *c, wetöje atebatm auf ein gewtffeS
9Kaß 3RH(^ faßen, jxnb geringer, ate bei ber Haltung oon föroädjeren Vieren,
ffibenfo ftnb fdjw&e ©djjafe auf ©ütern, weft&e biefen Xieren unauGgefefct eine
reidfje Sfia^rung gewähren fönnen, oftie beätyatb einen befonberen Äufwanb ju
erforbem, gewiß paffenb. Die au« einer folgen ©djäferei auf bie ©<f>tadf}fc*
banf fommenben ©dfjafe toerben in ber SReget fe^r gut bejaht unb oergäten
baburdf) bie reiche SRabrung.
SCbcr unter anbeten äJerljäßniffen, weint 3Rüd(jffil>e unb ©dfjafe ate SÄittel
bienen, um oon ausgebeljnten SBeiben einen (Ertrag ju erlangen, finb tteinere
SJieljräffen bei weitem oorteißjafter. & giebt S3erf)äftniffe, too bie fpärfidjfte
ffiintema^rung bie ratfamfte ift ©elbft bie Belgier, welche fonffc gemiffer*
maßen htptrtö* wtrtfdfjaften , jteljen e$ in eingetnen fräßen oor, bie Äfilje im
SMnter nur mit ©trolj ju füttern, wobei fie biefefben gar nidfjt meßen, toeit
fie fefjr richtig bemerft Ijaben, baß bie SBinterbutter ben Stafwanb an Äraft*
futter nur fpärßd) oergfltet.
Serner ift e$ gewiß jwedfmäßig, in einer bfirftigen, fanbigen ©egenb, wo
für ben fftrtterbau unb fefbft für bie Anlage guter ©djafweiben fein geeigneter
»oben ift, unb ber $rei* be« §eue« häufig 1,50 SWarf pro 3entner überfteigt,
wo man aber oon ben großen frtäd&en bodj einigen SRufcen jieljen wifl, nur
eine §ammetfd(}äferei ju galten, bie pdf) mit ©trolj unb bem geringften 3Raß
oon Kraftfutter nufebar bur^wintern läßt, ©e^ören fotcfje magere SBeiben ju
einem größeren ©üteroerbanbe, fo ift befannt, baß man auf iljnen bie älteren
Rammet auö einer großen ©d^äferei Ijält, unb auf biefe SBeife burdfj bie er**
492 ftttgemeitteq über ©idjljaftung unb $jeljgiu§t
aeugte 2ßoüc Dott betartigen ©runbftficfen nod& eine gang erträgliche 9hi$ung
erlangt äBoflte man in folget ßofalität große Schafe Ratten unb eine ffiolf*
fdjur öon brei fßfunb pro ©tüdf ergmingen, fo mären bie Soften be$ außerhalb
ergeugten Kraftfutters fo groß, bog fie bei bem genannten $eupreife nidjt allein
bie gange Sßeibenufeung mieber üergetyren, fonbem nod) einen baren &iä)V$
erforbern mürben, unb e$ tonnte leidet bafjin fommen, baß ein fotdjeS ®vd ttidjt
ben gerfatgften Überfdfjuß gemährte. Denn bei fo oerfe^rter Organifation müßte
ber ädterbau bie üon ber SBieljIjaltung nidfjt vergüteten Soften be* SBteltfutter*
übernehmen, unb baburd) mürbe leidet ber geringe Überfluß »erf^mmben, ben
er fonft gu geben oermötfjte.
föelatioer SBert ber berfdfjiebeneu Futtermittel.
©et SBerabreidjung be$ 35ie^futter« , fomie bei bem Slnfauf beSfelben muß
man bie berfdjiebenen Stoffe, meldte man ate Futter benufct, intern SBerte nadj<mit
einanber üejgteid&en, um banadj abgumägen, in meinem 83erljättui$ man ben
einen ober ben anberen üerroenben tonn. (Sd tft ba^er feljr oerbienftlidf), baß
man burdf) djemifdfje Slnaßjfen, burdj ©eobad&tungen im großen, unb burdj be*
fonberS angefteüte SBerfud&e ben SRaljrungSmert ber mistigeren Futtermittel gu
ermitteln gefugt Ijat SBenn bei ber SJielföaltung bie Srfolge nid&t hmner
biefen annahmen entforedjen, unb es fid) häufig geigt, baf etageine Futtermittel
balb beffer, balb fd|led&ter narren, als nac$ ben gemöljnlidjen annahmen im
borau* gu ermatten mar, fo wirb man fid) mit einem aunäljernben 3***^**
begnügen muffen, inbem man babei folgenbe Xljatfad&en beljergigt:
. 1) aide (Srgeuguiffe, bie eb elften, mie bie geringen, Ijaben an unb für
fh$ . einen roedjfelnben inneren ®efjalt. GS ift befannt, baß ber
Joggen in einem 3af)r fpejififS fernerer ift ate in bem anberen,
baß er balb eine feinere, balb gröbere $ütfe l)at, balb ein feines SReljl unb
Stob, balb ein gröberes, bunftereS giebt SQ&nn bieS fdjon bei einer Äorn*
art ber Fad ift, bie bem SluSfe^en nad) faft gang gleid) gu fein
fdfjeint; mie rnel größer muffen bie Unterfdjiebe beS eigentßdjen SBiefc
futterS fein, meldjje* auf ber einen ©obenart fein unb gart, auf ber
anberen grob unb mqftig aufroädjft, meines im jüngeren 3uftanb ge*
fdjnitten fel)r fdjmadfljaft unb oerbaulidf) ift, im älteren 3uftaub aber
eine grobfaferige unb Ijarte ©efdjaffenljeit Ijat; meldte* fcfticr bei
günftiget ©rntemttterung unb großer auf baS ©ürremadjen oerroenbeter
Sorgfalt ade näljrenben Seile behält, bagegen burdf) bie Ungunft ber
SBttterung unb mangelhaftes SBerfaljren bei ber'Sbbürrung bie beften
Seile üerliert! 3a felbft bie SaljreSmttterung oerSubert ben inneren
©eljalt* infofern,, ate im gleiten ©emidfjt be« bei naffer SBitterung ge*
madfcfenen Futter* oiel me&r SBäffertgfeit enthalten ift, als metm es
in einem trodfenen Sommer probugiert mürbe.
©crt bcr guttermittet.. 493
2) Stoßet biefer 93eränberlid)feit be$ inneren 35$erte$ erfdjeint bie SOBtrfung
bcr Sfuttermateriatten berf Rieben je nad) bem SBerljäftniö, in roeldjem
ftc mit anberen oerfüttert roerben, anber$ bei ber einett atö bei ber
anberen Xierart, anberä bei biefem als bei jenem 3n>ed ber SSie^aÜung.
2Bie ba$ @trol> anber« roirft, roenn e« itt einem nötigen 23erl}8ttni3 gum
Äraftfutter oergeljrt roirb, unb nrieber anber$, roenn bie SEiere lebigltd) auf bie
. ©trotynaljrung angerotefen futb, baß femer im erften Soüe bie tierifdjen S3er*
bauuugäroerfäeuge au$ bem ©trolj erl)ebttd)e SRaljrungSteife ausgießen, ober, roa*
gleidjbebeutenb ift, bog ber Sutterroert be« faftigen unb roäfferigen 33ieljfutterS,
ber Sßurgefo unb ber ©djlempe, burd) genügenbe« ©trolj erfjöljet roirb, baß
im testen gaüe aber bie fjrefctaft ber £iere fid) minbert, roaljrfdjeinfidj weit
ben 83erbauung$roerfgeugen bie Äraft abgebt, ba« oofaminöfe ©troljfutter ge*
Dörig gu oerbauen, — bie« ift bereite bei ber ©efored>ung ber ©idjtigteit be*
©trof)e$ ate &ieljfutter ermähnt roorben.
Slber audj anbere Sfuttennatefialien, roie Jpeu, ©urgeln, Saff ober ©preu,
8taj)$fdjoten, ©djlempe unb SEreber, roerben uorteifljafter in einer paffenben
aSermif^ung; ate «jebe« eingeht oerfüttert. SRan fte^t bie Sßirfung üon biefem
gemixten ftutter namenttid), roenn ba$ SRinboiel) baSfetbe in ber fogenannten
©iebe erljflß. ©o bie Umftänbe eine innige 2Äifd)ung nidjt geftatten, roirben
bie Sorteüe berfelben burdj abroedjfelnbe SSerabrei^ung ber Futtermittel erfe#,
inbem man täglid^ einmal $eu, einmal SBurgeln ober ©djfempe unb Ötfudjen
unb ein* ober groeimat ©trolj oorlegt. 3e gfinftiger baS SSer^ältnte ber oer*
fdjiebenen Futtermittel ift, befto beffer gebetyet bas 33ielj unb befto Ijöljer roirb
ba« SBie^futter au*genufet. ©iefe abroedjfetang mit trodenem unb faftigem
Futter reigt ben' ätppetit ber 5Eiere, foroie fte audj bie Ü^ätigfeit ber S3erb<tuung$*
roerfgeuge anguregen fdjeint. SBo fie in paffenber SOBctfe ftattfinbet, roirb afle$
Futter rein aufgegeljrt; roenn man aber ein geroiffe« äÄaß in ben ©aben be$
einen ober anberen Futter* überf errettet, fo erfolgt biefe ooöftänbige Slufgeljrung
nid)t, fonbern e$ wirb ben £ieren ba$ betreffenbe Futter batb guroiber, unb fie
taffen e$ bann unberührt liegen.
Sütdj bie £terart, oon rorfdjer ein beftimmte« Futter oerge^rt toirb, Ijat
auf bie ©irfung be$ lederen ben größten ©nflu§. !Die ^Jferbe bereiten ba^
Äörnerfutter mittelft i^rer 5re§mer?geuge gur SJerbauung t)or, inbem ftc ed Ijin*
reid^enb germalmen; für fie ift baSfelbe o^ne 3roeife( ^a^ natürüd^fte, ange^
ne^mfte unb nä^renbfle gfutter. Die älteren SRinber bagegen f)aben oon ©e*
treibetörnern nur geringen 9tu$en, menn leitete nifyt burdj ©Broten ober
Äoc^en oorbereitet finb. 2)ie fförner ge^en gro§enteite unterbauet burd§ ben
®armlanal unb begatten fogar teiltoeife bie ffeimfä^igleit. @« ift affo Aar,
roie Derfdjmenberifdj e« fein mu^ gang ungebrofdjeneS ©elreibe ober fc^Iec^t ge^
brofdjene« ©tro^ ben 9tinbern oorguroerfen. & ift Ijierbei ieboc^.
gu bemerfen/ baß junge 9Knber/g. 53. 8tbfe|fä(ber bie ^ä^igleit ^aben, ben
494 2Cffgemeine8 ü6er SBic^attung unb Steijju^t.
£afer ju oerbaueu. ßs fc^eint Ijiernadfj bicfc Sfctyigfeit erft bann oerloren ju
flehen, wenn bie 8tinbcr burd(j ba$ oolumintife ®xa&, $eu* unb ©trotyfutter
if)re SSerbauungSorgane erweitert Ijaben, unb ii) glaube ba!)er, baß man Sftnber
an bie 33erbauung Der ©etreibeförner gewinnen fann, wenn man fte unauS*
gefefct oon Sugenb auf bamit füttert. 3dfj oermute foldje« au« bem ©runbe,
weil ii) gefunben Ijabe, baß man in ©ebirgSgegeuben, wo man meljr auf bie
3ugodjfen fyält, iljnen regelmäßig Äöroerfutter giebt. 3dj fann mir uidji beulen,
baß biefe« gefdfcljen würbe, wenn man bemerfte, baß bie Körner unterbauet
abgeben. ©rwäljnen muß tdj jebodj, baß eine 3erHeinerung ber ©etreibeförner,
mag fte burdfj gewöfytlidfje 2Wüljlfteine ober burdfj metallene äöatjen bewirft
werben, aud) für ^ferbe gmedfmäßig ift.
'Daß bie SBieberfäuer überhaupt nidjt befähigt fein foüteu, bie ganjen ®e*
. treibelömer ju »erbauen, wtbertegen bie ©djjafe, meiere fogar neben ber ®ra£«
na^rung auf ber Sßeibe bie bei ber ©etreibeernte abfaüenben äljren gierig öer*
gelten unb bie barin enthaltenen Körner gut ju oerbaueu fernen; bie« ift um
fo auffattenber, ate es erwtefen ift, baß fogar bie $ferbe, wenn man Mpicn
faftigeä ©rünfutter giebt, bie iljnen außerbem gereiften ©etreibeförner nidjt
ooQftänbig oerbaueu. SJÄan lann baljer ba$ ©etreibe nid§t ate ein fibtftfidp*
ober unnatürliche« ©djaffutter bejeidjnen unb e$ ift gewiß fetjr oorteifljaft, baß
man auf großen ©ütera, wo man mehrere Arten oon Sßufeöiel) l)äft, alle* jura
©nftreuen befttmmte ©trol) Dörfer -ben ©dfjafen oorlegt, um bie barm nodj
befinblidfjen #l)ren unb ©etreibeförner auSfreffen ju (äffen.
<£$ bleibt nur nodfj übrig, ju geigen, wie bie oerfdfjiebenen &rwdt ***
Sttelföaltung ben 2Bert be« einen ober anbeten gutter* abänbern. 3ur Haftung
ift boS näljrenbfte gutter ba« befte. ÜDie &eitf meldte babei gewonnen wirb,
ift oan wefentlid&em Stoßen, wie fd>on oben ermähnt würbe. Sdti ber SDtafümg
tritt baljer ba$ ©trolj in ben £>mter gnmb ; e£ bient IjötfjftenS jur Anregung
ber ftreßluft unb außerbem jur ^Bereitung eine« reinen- unb trodtenen Magert
für ba« Siel). 'Die reinen ©etreibeförner, gefdjroten ober getobt unb gequollen,
ba$ fräfttgfte §eu, bie nä^renbften Sßurjeln, bie Abgänge oon ber Jöreuuerei,
traueret, ©tärfefabrif ober Ölmühle fmb jur Haftung obrjugSroeife geeignet.
2)ie oerfdjiebenen 9tü<ffid)ten auf längeren ©ebraud) ber £iere unb ©r^altung
i^rer ®efunb^eit fallen bei ber SDiaftung weg. S)aß bie Jiere mögli^ft gute*
ffteifdü unb möglid^ft oiel gett anfe^en, ift ber babei }U oerfolgenbe 3"^-
3e fd^neüer biefer erreicht wirb, um f o beffer wirb ba« jur Haftung oerwenbete
gutter oerwertet.
3ug^ unb Arbeitstiere foden Sln^bauer unb 9Ru$te(fraft beftfeen. ®ie
foUen ben größten Seil iljrer 3eit au ben Arbeiten, ju weldfjen fie beftimmt
ftnb, oerwenben. S)a fie aber nebenbei aud) mfjen muffen, ' fo folgt Don felbfl,
baß für fte nur eine ionjentrierte 9iaf)rung paffenb ift, unb baß man bie Ziere
nid)t nötigen barf, ftd^ mit ooluminöfem Butter }U fättigen, ju beffen 23erje^rung
©ert ber guttennittel. 495
unb SBerbauung fie roeit mel)r £#* bebürfen, afe in gut organifierten SBirt*
fc^aftett ifjnen baju bewilligt, werben fann.
ftür 9Mffülje, befonber« toenn bie Sßüdjr »erlauft rotrb, ift oorljerrfdjenb
flüffige ober faftige 5R<rfjrmtg oon etttfc^ieben Ijöljerem Söerte. 3n folgern gafle
tDttb bie öranntroeinfdjtempe I)odj oerwertet So fte feljtt, mu£ man fie burdj
<3djrottranf ober Dtfudjengeföff erfefcen. 3n ©auernroirtfd&aften Ijat man ba«
belannte ©rültfutter, nnb in ©elgien gar eine förmliche Suppe. SBenn man
weber ba$ eine nodj baS anbete an 2Äetffül)e ober fäugenbe ©djafe oerabrei<$en
toiQ ober fann, bann fxnb Kartoffeln, Stuben unb Äoljl neben £eu unb ©trol)
für eine gute 23ie^a(tung unertößftdj. Die 5Eiere nehmen mit bem einen ober
anberen faftigen ober roäfferigen SftaljrungGmittet meljr fteudjtigfett ju fidj, ate
bei bloßem äBaffergenufc, unb bieS Ijat auf bie Quantität ber 2Ritdj
großen (äinftug,
gür ©djafe, bie ^auptfäd^Kd^ ber ©oflerjeugung roegen gehalten werben,
ift eine jeljr gleichmäßige Srnä^rung ber Xiere, bei ber fie roeber ftett anfefeen
nodj abmagern, bie juträglidjfte. Ob biefe au$ $eu unb ©trol) allein, ober
au$ ©urjelgeroäd)fen nebenbei befteljt, ober ob man ba$ §eu ganj roegtä^t unb
bafür blo« SSSurjelgeroädjfe ober ©etreibeförner (fetbftoerftänblid) mit genügen?
bem ©trof}) oerffittert, fdjeint mir ganj gleichgültig, wenn bie ©djafe nur immer
in bem erwähnten gleichmäßigen 3uftanbe bleiben unb niemals Mangel leiben,
dagegen ift ber periobtfc^e äftangel unb bie periobtf^e Überfütterung, bei
roeldjer (enteren bie ©djafe in einen £uftanb ber 2Waft tommen, beibeä gleich
nadjteilig für bie 9ttenge, wie für bie innere Oüte ber ©olle unb. für S3er*
Wertung be$ Cutters.*)
©er biefe au$ oieljäljriger ©eobadjtung ber 33ieljl)altttng . entnommenen
2$atfadjen gehörig erwägt, nrirb einfeljen, roetöje Vorteile bie geftftettung be$
relattoen gutterroerts ber oerfd)iebenen fftittermaterialien gemährt, (£r wirb audj
nidjt unwillig werben, wenn er in einzelnen Säßen bemerft, baß bie ©tttoig
be$ einen ober anberen IJutterS geringer ober größer ift, als auf ©runb ber
SBertäangabe fidj erwarten lägt.
SRadj ben SRefuÜaten djemifdjer Stoafyfen unb nadj bireften (Erfahrungen
ober Seobadjtungen fann man annehmen, baß im allgemeinen bei ber Fütterung
gleid) finb ljunbert $funb föoggenfömern:
90 $funb ®eijen, .
105 * ©erfte,
110 * £afer,
90 * ßrbfen,
90 * ©oljnen,
*) S)ie (grge&niffe Don $erfn$en Aber bie (Ernährung ber ©$afe, tocl$e $err b. gtaf«
$erün auf ber ©erfmronfang ber Sanbtmrte • in 3Wftn$en im 3<u)r 1844 mitteilte , betätigen
auf« neue bie 9H^ttgfett ber ^ier borgetrogenen Se^re.
496 Allgemeine« über »ic^altung unb »ie^u^t.
95 '
pfunb SSBicEcn,
105
j*
©udiroetjett*),
250
SS
be« oorjttgfidjften fetrjen ©ergljeue*,
300
S?
guten SBiefen* unb Äleel)eue$,
400.
SS
mittleren langen fiMefeuljene*,
500
SS
fdjledjten fdjüfigen ober fauren SBiefenljeneS,
1050
U
grünet Sujeroe, Ätee, Sßufengemenge ober ®ra«,
1350
SS
biefer ©eiuäc^fc in einem härteren unb öfteren 3uftanbe,
550
SS
be$ beften ßrbfen* unb ©ufenftrolje*,.
600
*
$afer* nnb ©erfteftrol),
650
, «5
^djroeijenftrol),
700
SS
©eijenftrol),
800
£
SRoggenftroIj,
600
SS
Sartoffeln,
1050
SS
fltonf drüben **),
1050
ss
Soljlrüben,
900
s
SKoljrrüben,
1650
SS
«Seifcfoft
1500
SS
©afferrüben,
f
(900
SS
©djlempe oon Äartoffetu,
i300
SS
©djlempe Don (Setreibefdjrot nnb
|400
•
SS
£rebern oon SJialj,
150
SS
Ötlndjen.
*) ©et allen hörnern flnb fernere imb oottfommen au«gebilbete angenommen.
**) ©ei bei @<$aptterung föien e« nur, baß bie föunlelrüben oer^fttatemägig fcffer
nährten, al« obigem Snfafc entfpretfren würbe. Um barüber in« reine 311 tottraten, mürben im
©ujter 1837/38 jwei Hammelherben , iebe oon 250 @tücf, gn bem $e\fud)e aufgefielü: wie
fid) Kartoffeln unb föunlelrüben , wenn ftc als einige* Kraftfutter neben @tro§ an ©$afe
öerabrei$t werben, gu etnanber Debatten. 2)er ©erfu$ begann am 12. 2)egember 1837 unb
mürbe am 26. «pril 1838 beenbigt 2>te gütterung beftanb bei beiben gerben au« 2V4 ¥fb.
Koggen« unb ©eigen* unb ls/4 $fb. $afer* unb (Serjtejho^ pro ©tuet S)te eine ©erbe er*
#elt pro @tü(f täglich 2 $fb. Kartoffeln, bie anbere 2l/4 W- »unlclrüben. 5>a« ausfegen
ber 23efe roäfjrenb ber $erfu$«geit ließ e« gang gmeifelfjaft, auf melier ©eite bie oeffere ör*
näljrung flattfanb. 2RttteHt ber Söage jebo$ ergab ftdj bei ben Kartoffelljammeln eine größere
<&erotdjt«gnnaljme oon 3,86 $fb. pro @tücf unb eine um 3 £ot größere ffioflmenge. 3>a*
3Reljrgewi$t ber SBottc bei ben Kartoffefljammeln ift weniger auffaflenb, al« tyre 3unalpne an
gkifd>, bie roäfjrenb ber Serfu$*geit 7,69 $fb. pro @tüd betrug, wogegen bie ftüoen^ammel
nur 3,83 $fb. gugenommen Ratten. Suren bie Kuben in bem angegebenen ftortnafoerijäirm*
gu ben Kartoffeln oerabrei^t worben, fo würbe ofjne 3roetfel biefelbe ®ewt$t«gunal>me wie bei
ben mit lefcteren genährten gammeln ftattgefunben Ijaben. gür eine förmige SRäfhing mar
offenbar bie gutterportion gu f$ma$. 8ü>er auf ber anberen ©rite ftnb bie 3 80t Stalle,
roeldjc bie {tarier genährten Hammel meljr lieferten, (ein genügenber (grfafc für ba« rehfyt$*xe
Kraftfutter.
SBert bcr guttemüttel. 497
•
JBct öorftel)enben angaben bin idj großenteils meinen SJorgängern gefolgt,
imb Ijabe Srgängungen nnb SJeridjtigungen niri oorgenommen, roo e$ mir nötig
fdjien nnb meine neueren Srfaljrungen mid) bagu oeranlaßten. Die SSer^anb*
lungen über biefen Ijodjnrid&tigen ©egenftanb ftnb aber nodj lange riidfjt ate ge*
fdjloffen ju betrauten*), ©er 3eit nnb ©elegenljeit bagu l>at, birefte 33erfudje
anguftellen, foüte eS tljun. 3c§ beabsichtige oerfdfjiebene einguleiten, roemt idf>
mit ber (£mrid)tung meiner SBirtfdjaften etwa« me^r in Orbnung bin unb bann
redj't guöerläfftge ©eljilfett gur Jpanb I)abe.
2öem bie ÜDifferengen biefer Sfogaben mit ben ffiertangaben be$ £errn
SlmtSrat ©lodt auffallen, ben bitte id) gu bebenfen, bafc biefer ben relatfoen
SBert bet oerfdjiebenen lanbmirtfdjaftlidfjen ©rgeugniff e an unb ' für fidj, idfj aber
Änur ben gutterroert Ijabe auSbrfidten motten. 55er ©eigen g. ©. muß nadj
SSI od l)öl)er ju fielen fommen, nid&t roeniger ba$ ©trol), roeil öon legerem
bie nidfjt oerge^rten JRüdfftänbe, meiere eingeftreut roerben, ate ©treumaterial
einen t>on bem SB&ert be$ ©trotyes ate SSie^futter unabhängigen SBert l)aben.
®rünen Sfee unb ©rünfutter überhaupt im faftigen 3uftanbe Ijabe idj mit
einem l)öl)eren ftutterroert angefefct, ate jidj ergiebt, roemt man bie Seredjnung
barauf bafiert, baß 100 <ßfunb grüne ©eroädjfe 22 $funb #eu tiefem. £)a$
©rünfutter f)at offenbar einen fjöljeren ffttttemjert, roie jeher aufmerlfame Sanb*
trnrt aus (Erfahrung weiß. SÖaljrfdfjemlidj • roerben burdj ba8 Dürren allerlei
^Jflangenteile unlöSltdfj, roäljrenb fte im grünen 3*tftanbe af jimilierbar jinb, ober
ber grüne <ßftongenfaft entlaß felbft tierifdje SWatyrung, bie fufj beim Dürren
oerpdjtigt. 9Wan rotrb bieS nidfjt unroaljrfdjeintid) finben, roenn man bebenft,
wie roeit jtd) ber aromatifdje £eugerudj im freien üerbreitet, roa$ roo^l ber
fidfjerfte ©eroete ift, ba§ beim ©ürremadjen ^ßflangenteile verflüchtigt werben.**)
Über ben Suttermert ber Sranutroeinfdfjlempe, foroie anberer .Stbgänge au$
tedjnifdfjen ©eroerben fanb idj in ben mir gu ©ebote fte^enben ©djriften nur
feljr unoottfommene Zotigen. ÜDie 9ttdfjttg!eit meiner ledigen Angabe l)abe id§
bei 9iinboiel> in fo üerfdjiebenen SSer^filtniffett gu erforftfjen ©elegenljeit gehabt,
ba§ jte jeber ate fixeren Kuwait beraten fann. Sßetm bie ©c^lempe frifd^
üerffittert roirb, menn bei i^rer aSerroenbung unb Sluffauimtung bie nötige SRein*
lidjfeit ftattfinbet, unb roenn man aufcerbem, wie tc^ ^ingufüge, biefe« Butter
nur in mäßigen ©oben oerabreid&t unb einem 9Knbe mittlerer ©dfjroere nid^t
me^r ate bie Wüdftänbe oon 8 bte IQ berliner Wltym f artoffebi täglich giebt,
©etreibefdjlemjje in entfpred^enbem SSer^ältnte, unb gur (grgängung be6 Butter?
bebarf« genügenb ©tro^ »erabrei^t, fo ift biefe« gutter ebenfo nS^renb wie
gefunb. Die ©ered^nung be« ^utterroert^ nadj bem ®reratgut ift oiel fixerer,
*) Sergl. bie im 2fafjtmg gu btefem Slbfc^mtt mitöctciltcn SBemerftmgert über ©cu» unb
^loggenmerte, fowie über bie mistigeren 9Jefu(tate ber neueren unb qraften gütterung«öerfu^e. (W.)
**) ©ergL.ben SCn^ang.
Poppe. 11. Auflage. 32
498 Sägemehle* über attrfftaftung unb Stc^u^t
atö nadfj bem 3Äajs ber @d&tempe. gefetereS Ijflngt teil* Don bem ftärferen
ober fdjroädfjeren ©nmaifdjen, teite audj oon bem ©pfifoaffer ab, roetdjeS man
gur Steinigung ber ©efäfce anroenbet unb mit ben SRücfftänben oermifdjt ©ie
Sefürdfjtuhg, bog bie unoermifd^te ©djfempe gu ljifeig fei, ift gang gnarblo*.
Äffofyoftfdje ober Jjifeige Seile jtnb m gut abgetriebener ©dfjlempe uidjt mefor
oorljanben. 3dfj bin im ©egenteit ber Stnfidfjt, baft bie große SBäfferigleii, bie
burdj 3ufafe oon mefa SBöffcr gur ©d&fempe herbeigeführt toirb, *foId§e fftr bie
©efunbtjeit fdjffbfidj madfjt, inbem bie @infaugung$* unb äu$bfinfümg$org(rae
be$ tierifdjen ABtpert übermäßig angeftrengt »erben unb baburd& um fo raf$er
erfdjtaffen.
£)a$ ÜÄafcljalten mit ber ©djtemjjeffitterung ift befonber« bei ben ©djafe«
ju empfehlen; id& glaube aber aud(}, baß biefe* Butter ben föinbern guträgfit&er
ift/ roenn man fiel) in ben oorfteljenb angegebenen ©djranfen Ijätt, mit 8uS*
nannte be$ 9ttaftoiel>e$, bei meinem e$ jtdj nur um eine 3^tbaucr ber be*
treffenben Fütterung oon 3 biß 5 2ttonaten l)anbeft, in meiern 5atte.eS ges*
ftattet fein tarnt, einem ferneren Od&fen bie ©dfjtempe oon 12 bis 14 3ße$en
Kartoffeln gu oerabreidfjen, in einzelnen Satten fogar nod) meljr. Site ^ferbe
erholen ftd) fid&tßd(j bei ber ©djtempefütterung, roemt fte erft baran gemölptt
ftnb, unb ©djafen lann man unbebenttidfj bie SRürfftanbe oon 2 bis 3 @($effetu
auf 100 ©tfidt tägttd) geben, oljne baüon SRad&teüe befürchten }u muffen. @ie
oergeljren begierig meljr als baS boppeüe, aber bie größere SDtoffe glüfftgftit
befommt ifynen meiftenS fd)kd(jt. . 3d> femte jroar eine Sßirtfdjaft, too bie
©djafe in ben Sßintermonaten 3aljr aus Satyr ein bie Sftücfftänbe oon 4 bis
5 (Steffeln Sartoffefa pro 100 ©tü<f täglich erhalten, oljne baß ftd) ein 9ta<fc
teil jeigte; aber biefer Satt ftetyt fo ifoüert ba unb ein fotdfjeS ÜJiaß oon
©djtempe Ijat ftd^ in anberen gälten fo fdjäbttd) gegeigt, baß idj jüngeren Starten
eine foldje Fütterung nid&t anraten fann.
9Äit ©egug auf oorftefyenbe äuSeinanberfefcungen fann id& fotgenbe 9tegetn
für bie befte SSermertung beS ftutterS forooljl, als für bie Srljattung ber ®e*
funbtyeit ber Haustiere, nadj trieljäljrtger Srfaljmng empfehlen:
1. SKan beobachte bei ber Fütterung bie mögtidjfte Sieget*
mäßigfeit.
2ttan Ijafte genau barauf, baß baß SBiel) gu beftimmten ©tunben gefüttert
wirb unb baß bie Sutterportionen einen Jag roie ben anberen auffallen. Sei
3ugriel) ift ba« ©ntyaften ber £eit bei ber Fütterung fc^on betfjaft nötig, um
DieC Arbeit gu ermögßd^en; aber | be« gutter«, meiere« bem SJie^ an iebem
STag immer gu benfelben ©tunben oerabreietyt mirb unb memt man auc§ jmn
SSerbauen unb ausrufen ben Vieren ftetd bie gehörige regelmäßig roieberfe^renbc
3ttiifd^enjeit gemährt, nüfet metyr atö ba« gange, roeld)e$ in ungleichen Portionen
unb gu toed^felnben "Xage^ftunben vorgelegt mirb. Sei einer fotöjen unoer*
nünftigen Gattung be« SJie^eö fann leine gunftion ber tierifd^en (SrnÄ^rung
Siegeln bei her 8iel$aftung. 499
flttt ottdgefü^rt werben, ©enn bic £iere über bie gemöljnßdje ftuttergeit Ijinau«
warten muffen, beoor fte etwa« erhalten, fo befinben fie jitij roäljrenb biefer
SSSartcjcü in einer geroiffen Unruhe. ®iebt man ifynen nnn eine größere Sfutter*
portion, fo überlaben fie ftdfj bat SWagen, aud) ift bie Serbauung nodfj nidjt
t>ottenbet, roenn bie neue ftuttergeit tyeranfommt. ©ie üergeljren alfo ba« iljnen
fpäter oorgelegte Butter nid&t mit ber gehörigen ftreftfuft, e« bleibt leidjt etwa«
übrig unb lomrnt in ben Dünger, nnb ba bie £iere bei foldjer .©eljanbfang
t>er nötigen 9htl)e entbehren, fo !ann man mit ©idjerljeit barauf redjnen, baß
man uon ber gutteröerroenbung nur geringen Srfolg Ijaben roirb.
2. ättan oerabreidje ben Vieren ftet« meljr Sfutter, al« gu ityrem
8eben«unterl)att erforberfidj ift,. unb bleibe bauernb entroeber
bei einer fpärttdjen ober reiben ffirnä^rung, je nadj bem
v 3medte ber SBieljbaltung.
Unter ben notroenbigen ©el)arrung«ftanb barf bie ßrnSl)rung eine« £iere«
niemals fhtfen. Da« baju erforbertid^e Butter ift au« feiert begreiflichen
Urfadfjen für jebe« 3nbtoibumn feljr oerfd&ieben. ©in Odfjfe öon 1000 ^funb
•@d>tadjtgenrid)t bebarf gur bloßen 8eben«erl)aftuug oiel meljr al« ein anberer
t)on nur 250 *ßfunb ©d&tadjtgeroidjt.' ®ne guttermenge, meldte biefer nidfjt
«ergeben fann, reicht für jenen nicfjt einmal gur 8eben«erl)afiung au«. §at
man einen bürftigen ©oben gu fitftiüieren, ber menig grutter ergeugt, fo fmb
letztere SBieljraffen unb eine fpätßd&e ffirnäljrung ben fdfjmereren SBieljraffen unb
einer teifoeife ftarlen Fütterung oorgugie^en. Sßa« fönnte e« g. ©. auf ©oben
fcer VII. unb IX. Stoffe nüfeen, ©d&afe, bie auf bemfelben 6 bi« 7 3flonate
toeiben muffen, in ben 5 SBintermonaten ftarl gu füttern? 2Ban mirb fie
tmburd). aQerbtng« in einen fetten .Suftanb öerfefcen fötmen, aber bie ergiette
SBoßmenge wirb in feinem 93erl)filtni« gu ben Soften einer folgen Sßinter*
fütterung fteljen. Die ©djafe finb in bem Ijier angegogenen ©eifoiel nur
^Jttttel, nm ben bürftigen ®ra«roud)« eine« armen- ©oben« gur ©oöergeugung
ju benufcen. Die bafetbft aufgewogenen unb geroeibeten ' ©djafe roerben fetten
über 2 $funb SBoüe pro ©tüdf geben, aber biefe« Sßoßgenridjt mirb man bei
■einer ber bürftigen ©ommerual)rung entfpredfjenben Sßinterfütterung
erlangen. Die festere au« ©tetfett, um für einen guten 2Btrt gu gelten, fo
ftarf gu oerabreidfjen, wie fie für ©djafe erforberßdf) ift, roeldje 3 *ßfunb SBotte
tragen, ift geroife ein Segler.
SRodf) t^Brid^ter ift e«, bei ber 3Sie^attung in ben entgegengefefeten geiler
3U oerfaflen unb fdjroetfe Waffen auf bürftigem ©oben gu galten, in ber Sßeinung,
t>aburd) etwa« gur SBerbefferung ber äJiefjroirtfd&aft gu tljun. Die natfirfidje
Sotge baoon ift, baß entroeber ein unt>erf)ältni«mäjHger Sfafroanb gemalt roerben
tnu|, ober bä« SJiel) burdj bie (Srtröge überhaupt feinen ■Jiufeen bringt Da
nicfjt leidfjt iemanb einen folgen Jfafroanb bauernb fortfefcen mirb, fo tritt ge*
möljnßd) ber lefctere Sftadjteil ein. ©djroere $ül)e bei foärlidfjer Sprung bleiben
32*
500 2Cttgemetnc$ ü6cr ©tefftaltimg unb ©teljgu$t.
fo mager rote btc be$ 'ißljarao, unb geben roeniger Wilä) ate flehte, roerat üptei»
taum ba$ gu intern notroenbigen Jöefteljen erforberfidje glittet gereift roirb.
5Die Sfafdjaffung fernerer SSteljraffen auf bürftigem ©oben l)at ungefähr ben*
fefijejt ©rfolg, wie bie Srridjtung foftfarießger, wenn aud) gut tonftruierter ®e*
bäube auf einem gang Ijerabgelommenen ©Ute. £)a$ Kapital roirb in teibett
Säßen nufefo« uerroenbet, roeü man 3roc<* m^ SDKttel mtteinanber oerroedjfelt.
©ebäube unb 33ielj fmb nur bie 2Wittel, um. ben 3ro^ namßd) btc SSermerfcmg
ber auf einer befttmmten ftßidje erbauten Srgeugniffe, gu erregen. Dag tiefe
rofjen ©rgeugniffe erft oorljanben fein muffen unb baß ber Sanbroirt barauf
bebaut fein muß, ftdj in ben SSefife berfelben gu fefeen, beüor er bie SRittel ja
iljrer SJermertung Ijerbeifdjqfft, leudjtet ein. SWan uerßere baijer nidjt ber
Mittel roegen ben 3^ed au$ bem Sfoge, toie bieä getoölptßdj in ben fogenatmtett
$erbefferung$roirtfdjaften ber Saß ift. @inb e$ l)ier nidjt oft fdjöne ©ebäube
unb f oftbare 33ieljraffen, bie guerft angefdjafft werben?
3. äftan beobachte ba$ ©ebenen ber Xiere oon 3e** lu 3eit
genau unb adjte barauf, baß nic^t nachteilige Störungen irt
iljret Senufeung eintreten.
Der fluge Sanbmirt erlangt burdj große äufmerlfamfeit auf ben auffand*
ber 5Eiere unb auf bie SJeränberungen, meiere berfelbe burdj einen Seifet ber
9tof}rung ober burdj bie Witterung erleibet, einen fixeren Sblid, ber iljti raftfy
erfennen läßt, ob bie 9Jaljrung genägenb, gu gering ober überreichlich ift. 3n
früheren Erörterungen Ijabe idj mid) meljrfadj barüber au«gefaro<J)en, baß bie
©efdjaffenljeit be« Butter* bei gleichem ©eroie^t feljr Deränberlid) ift. Dies
gut befonber« oon allem 9toul)futter, bem $eu unb ©trolj. GS fann atfo ber
Saß feljr leicht eintreten, baß man mit bem ftutter, roeldjeS nad) ben 9tormat
fäfeen beregnet ift unb roomit man in anberen Saljren fein 3Sie^ nufcbar er*
galten Ijat, nidjt auSreidjt, baß man ettoa* julegen ober ein anbereS SBerljätote
in bem gu oerabreidjenben Butter eintreten foffen muß, um ba£ SBielj in einem
ber Körpergröße unb ber gangen 5Raljrung entforedjenben ^httymgftguftanbe
ju ermaßen.
Sine forgfäßige ©eobadjtung ber 33ieljijeerben ift befonber* bei bem Sßeibe*
gang nötig, ©et bemfelben bebtngt bie SaljreSroitterung feljr ^äufig bie greßften.
©egenfäfce be$ ÜberfluffeS unb be« langete. 3n ben erften Sommermonaten,
im 2Wai unb Sunt, fdjroelgt* ba$ 93ielj oft auf ben SBetb en, wogegen e$ im
Sluguft unb September förmlich Mangel leibet diejenigen, roetd^e bie Ijier
angegebenen Regeln nic^t befolgen, laffen bei günftiger Witterung fooiel Butter
gertreten, als Ijinreidjen mürbe, van ben 93ieljftanb gur 3«* te* ^ürre mifcbar
gu ermaßen. Die SBieljljirten unb äöffrter be^anbebt ein ©eibereirier niemals
fdjonenb. @ie (äffen bad 33iel), menn man i^nen fetnerlet ©graulen fe^t, ba^
gange Stücf überlaufen unb freien fic^ bed ÜberfbtffeS. S)er (Eigentümer muß
i^nen alfo oon 3«t gu 3«t genau öbrfdjreiben unb guteilen, road för ba« 85ie^
Kegeln bei ber $ief^altung. 501
ttüfefid) unbi nötig ift, inbcm er ftet« ben unter 5Rr. 2 angegebenen $XDcd im
äuge behält. £)urdj ein föld)e« Verfahren wirb er uon bem bei günftiger
SBitterung im Überflug gewadfjfenen Butter fooiel gum Dürremacfyen erübrigen,
bafc er bei mangelnber 9ialjrung auf ber SSJeibe etwa« gugeben fann. 6« barf
<aud) nidjt bie 3eit ber Sfafftattung be« SBielje« einfach nad) bem Äalenber be*
ftimmt werben. 3n bem benfwürbigen Jperbfte be« 3al)re« 1829 fefcte tdj
meine Äulföerbe bereit« @nbe ©eptember auf Söinterfutter, obgleid) auf meinen
SSBeiben nodj ©rünfutter in 'üppiger Süße oorljanben war. 2tber bef oorljanbene
^umofe Xljonboben mar Don ber unau«gefefeten S^äffe fo erweidjt, ba§ er einem
SDfcorafte glidfj. 3dj würbe affo ben ©oben burdj ba« betreiben mit fdjwerem
SSiel) oerborben Ijaben, fowie aud) gu befürchten war, ba§ ber ®efunbfjeit«guftanb
be« festeren babei leiben werbe. 3dj leugne nid&t, ba§ bie SBMnterfütterung
mir burdfj biefe« Verfahren teurer geworben ift. 3>r fonft mögliche Vertuft
wäre aber unenblidfj größer gcwefen. Ratten bie Sanbimrte in Dftpreujjen, im
©rojftergogtum ^ßofen unb in *ßolerf im §erbft 1844 ben nötigen Vorrat oon
£eu unb ©trolj gehabt, um e« mit itjren Vieljljeerben ebenfo machen gu tonnen,
• fo würben fte im ©inter 1844/45 nicijt fo grofee Verlufte burd) ©terblidfjfeit
i>e« Vielje« erlitten Ijaben.
4. SReinlidfjteit walte bei aller 33iel)l)altuitg begüglid) ber 92alj*
rung wie be« Sager«.
Da« anfdjeinenb unreinlidjfle £ier, ba« ©djwein, gebetet am wenigften,
wenn e« ba« Butter in fdjted&t gereinigten ©efäfcen erhält ober ein unreinliche«
Sager Ijat Slber alle §au«tiere erforbem biefelbe SReinlidfjfeit bei itjrer Haltung.
33efonber« fann man biefe bei ber Verabreichung faftiger unb wäfferiger frutter*
mittel nidfjt leidjt gu weit treiben. SBenn bie Sutterfrippen ober £röge ftet«
9?ü<fftänbe oon ©djlempe unb £rebern enthalten, fo fefct fidj ©äure unb
UJhtlftrigfett in üjnen feft, unb bie £iere freffen nur fo ütel oon bem neuen
gutter, al« fie gur ©tillung iljre« junger« notwenbig bebürfen. @ie freffen
al«bann nicijt mit ©ofylbeljagen, wobei allein ein orbentlidje« ©ebenen unb
.*ine genügenbe SRufcung erfolgt, ©o ift e« aud) mit bem SBurjelfutter. Sßenn
biefe« ben Vieren oermifdjt mit gu öiel Srbe porgelegt wirb, wenn bie Ärippen
unb £röge nid)t orbentlidfj gefäubert finb, wenn man bie ^utterportionen fo groß
Tnafyi, baß fte bie Xiere nidjt gang aufgeben, unb wenn man ftet« frifdje«
Sutter öorrohrft, beoor ba« alte oergeljrt ift, fo wirb man niemal« ein redete«
©ebenen ber £iere waljrneljmen. ÜDie mangelnbe SRetnlidfjfeit bei Verabreichung
t)e« Sßßurgelfutter« Ijat Anfänger oft oerleitet, bie gute SB&irfung be«felben in
Zweifel gu gieljen.
T)ie SRemlic^f eit be« Sager« ift ' aber oljne 3weifel ebenfall« eine wefentlidje
jßebingung be« guten ©ebenen«, ober roa^ gleic^bebeutenb ift, einer bauemb
Dorteilljaften 9lufeung ber §au«tiere. O^ne genügenbe« Sagerftro^ muffen biefe
in be* pfiffe fteljen ober liegen, unb gwar um fo metyr, je faftiger unb niif)renber
502 3fögemrine6 über $ief}f}aftung unb #ief$u$t.
ba$ Butter ift. Dabei entbehren fie be$ ®efül)l$ ber ©eljaglidjfeit. 2)fcm be*
obadjte nur bie Jiere, g. 2J. bie dtfnber. Diefe legen ftdj fogleit^, nadjbem
fie gefättigt fmb, auf eine frifdje ©treu nieber, unb e$ beginnt ba$ ©efdjäft
be$ SBieberfäuenS.
(Sin reines, trodene* Sager üerfpnbert aber aud) ba« 33orfommen oon
gußfranfljeiten, Don ÜWaufe unb $lauenfeud)e, foroie e$ bie £iere oor beut
fdjmufeigen Überjuge fd^ü^t, ber fid) oon i^ren eigenen .äfo$rofirfen anfefct, bie
3tu$bünftutf{j unterbrücft unb allerlei §autfranfijeiten gur Sotge Ijat X>a&
©triegeln ber *ßferbe unb Odjfen toirb erfdjroert, fdbft erfolglos wenn fie najr
unb fdjmuftig fmb. SBie feljr ba$ Peinigen ber £aut auf ba« SBo^tbefotbea
ber Xiere eiuroirft, ift am beutlidjften bei ^ferben gu beobachten. Surf) Der*
geffe man ntdjt, baß ein unreinlidjer, fdjmufctger ©talt nur oon einer Der*
borbenen unb ungefunben Öuft angefüllt fein tarnt, fo baß e$ für einen an
SRadjbenfen gemannten 2Menfcf)en nur ber $tofgäl)lung ber 9iad>teite einer un*
reintidjen SSielj^attung bebarf, um iljn gu beftimmen, baß er alle* antöenbe^
van fold^e gu oermeiben.
5. 2Wan forge für eine gemäßigte Temperatur in ben ©taU
(ungen.
Die* ift ofjne 3raetfef ^ fc&r widjtige* (grforberoi* bei ber Siel)*
Haltung. 33or langer 3eit behauptete Daubenton unb oor reidjlid) 50 Sauren
oon Xrembidi, bie ©djafe befänben fid) unfreien ober in luftigen ©puppen
beffer, als in bunftigen ©tällen. Dag fie in ben teueren fdjledjt aufgehoben
fmb, ift foeben ermähnt roorben, unb baß man oon einem ©d)afftaU, in bem
bie Sämmer im Sinter geboren werben, ben ftroft abgalten muß, barüber ift
tooljl audj unter DorurteilSfreien Sanbnrirten fein ©treu oorl)anben. <£tn
niebriger, bunftiger ©tau ift fdjäbtidj, ein {alter jcbod) nid)t mmber. Sßcnn
bie Üiere bem Suftgug ausgefegt fxnb ober oon ber Äälte leiben, fo gebeten fie
nidjt. ©ei trodenem Sutter ift ber SRadjteil be$ ftrofte* geringer, afö bei
faftigem ober flüffigem, toeld)e* gefriert unb bann ungenießbar wirb.
6. Sozi Slrbeiteoiet) oermeibe man übermäßige Slnftrengungciu
©letdjnrie berjenige 2D?enf(^ oiel auäridjtet, melier 3fo$bauer unb ©e*
ftfinbigfeit geigt, fo werben aud) mit ben ©efpannen nur bann Diele arbeiten
oollbradjt, menn fte ade Jage in ben iefttmmten Strbetoftunben in einer' jroat
lebhaften/ aber mäßigen £l)ätigfeit erhalten roerben. ©inb bie Store erft baran
geroöljnt, fo bleiben fie (felbftoerftanbtid) bei einer angemeffenen Sftafjrung) bei
Stetig unb Gräften, unb fönnen Diele Satyre tyinburdj gebrannt werben, aber
gcroiffe Strien oon Slnftrengungen nrirlen nachteilig auf iljre ®efunbl)eit, nrie
auf bie Dauer iljrer öraudjbarfeit.
Da* 3iel)en fdjtoerer Saften, wenn e* bie Äräfte ber £iere nid)t über*
fteigt, ift nie nachteilig, tooljl aber ba* Sagen mit leerem ©agen. SJon gdpt
$f erben, bie burdj ben ©ebrau«^ ju ®runbe ge^en, merben neun ju lobe ge*
EereMimg ber $au«ticre. 503
*
jagt, roäfyrenb bieüeid>t eins infolge ber Sfoftrengung beim Saftenjieljen ftirbt.
3n einigen ©egenben l)errfd&t bei ben Stuffeljern Jöibermiüen gegen ernftfidfjeS
arbeiten unb gute Sabung; bagegen tonnen fte teid^tfutnig bem Sfodbnnf) mut*
roifliger SRolföeit jufeljen, roenn bie SBieljroärter mit leerem SBagen nm bie
SBette jagen.
2Ber feilte SCicrc lange gefunb nnb brauchbar erhalten roiü, mußbiefe.unb
ä^nlic^e Überanftrenguugen oermeiben; bagegen fann er barauf galten, bag mit
ben ^ferben bei mäßiger fiabung in einem rafdjen ©djritt unb leer in einem
furjen Zxai gefahren roirb, nnb baß in ben eigenttidfjen ÄrbeitSftamben bei
geroöljnlidjen arbeiten feine Raufen eintreten. £)abei tihtnen ^ßferbe 5 bis 6
©tunben red&t gut aushalten, oljne baß ein 8fo$ruf)en ober SSerf djnaufen ber*
fetben nötig märe. Stoer btefe ärbeitsftunbeh muffen audjj regelmäßig eingehalten
roerben. Die Xiere genauen fid^ fo baran, namentlich Ddfjfen, baß fie burcf>
mancherlei 3eid(>en tyren Unmut audbrüdfen, menn bie SlrbeitSjeit Übertritten
unb erft fester auSgefoannt wirb.
23on ber 23erebtung ber Landtiere burd& füttftlidje Seitnng iljrer
gortpflanjung.
Diejenigen Xiere, weiche in iljrem äußeren ©au, in iljrer SebenSroeife
unb Srttfljrung, in iljrer gortpftonjung unb in ber ©Übung iljre« inneren
Organismus un gmetfefyafte 2Jierfmale ber 9Üjnßtijfett Ijaben, gehören ju einer
(Gattung.
3u einer 31 rt roerben afle biejenigen £iere gejagt, roeldje fxc^ untere
einanber frudfjtbar begatten nnb fortpflanjen.
3$ Ijabe fdjon bei bem tßflanjenbau ermähnt, roetoje 93eränberungen
äußere (Sinpffe an ben ©eroädfjfen tyroorbringen. Da nun bei ben Vieren
nodj bie 25ererbungSfäl>igfeit beS ClternpaareS {jinjufommt, fo ift nidfjt ju*
oerrounbern, menn mir bie Haustiere in ben mannigfachen Sonnen abgeänbert
finben, oou benen fid> faum uo<$ ein ©d&luß auf bie urforünglid&e Slrt
matten läßt.
Die ju einer Slrt geljöreuben £iere, meldte roenigftenS eine, in ber. Sieget
aber mehrere Ijeroorftedfjenbe Sigenfd&aften gemein fjaben, bie fie oor anberen
tyrer 2lrt auSgetdjnen nnb meldte fie ftdjer auf iljre 9tadfjfommen üererben,
geben ben JBegriff einer 8t äffe.
Damit man bie jufättigen (Sigenfdfjaften an einem Snbioibuum nidfjt gleidfc
für ein töaffejeidfjen l)alte, ift nötig, baß man auf bie urforfiuglid&e Sntfteljuttg
ber oerfdjiebenen Waffen jurfidfgeljt, unb fidfj oergegenroärtigt, mie fob^e burd)
äußere (Stapffe gebilbet fmb.
Das Stima änbert bie Hautfarbe beS äRenfdfjen unb bewirft, baß er
eine größere ober geringere ©roße erreicht. 3n ber falten 3one ift ber SfRenfd)
504 Mgememe« über ^te^aftung unb Ete^u^t.
bei weitem Heiner als tu gemäßigten @rb{jbru$en. £)a$ .falte Älima allein
liefert, ba$ foftbare ^elgtoerf , weil bie 9iatur bie barin lebenben Zitxt burdj
einen furgen, bieten $aartoud()S oor ber Äälte fc^ü^t.
©er Stoben unb bie ^fangen, meldte erfterer Ijeroorbringt, affo bie
9ial)rung, jtnb Don no$ größerem ©nflufc. 3n allen Sftieberungen mit
ljumofem, reifem Jöoben werben gro§fnod()ige, fernere SKeljraffen angetroffen.
§)ter finbet fic^ bie grofce @(§afraffe, bie brei bis fünf Summer wirft 8nf
ber Süneburger £>aibe lebt oon ber foürlid&en 9ialjrung be« $aibefraute$ unb
be$ 2Woofe« bie Jpatbefdfjnudfe, ein bürftige* Sier, roetdje* eine ©olle tragt
faft oon ber Öarbe be$ $atbefraute$. Die ©dfjweiger unb Styroler ?ttyen bc*
fifcen eine SRinboieljraffe mit ftarfem 33orber* nnb fiijwadjem $iutertetl. $ier
Ijat bie größere Slnftrengnng be$ SBorberteild beim ©efteigen ber ©erge nad)
nnb nadj einen befonberen S^u* ausgebilbet, woburd) fid) ba« ©ergoiel) oon
bem 9tieberung$oieI) unterfdfjetbet
2Ba3 Ijier bie Statur getrau l)at, beioirft ber SDtenfd) mit größerem unb
fdfjnellerem Srfolge, wenn er bie Paarung ber 3nbioibuen nac§ feinen &mefan
leitet, ©o finb bie oerfdjiebenen Jpunberaffen entftanben, ba$ englid&e ^Ram*
pferb, ba$ to(offa(e ftradjtpferb zc. jpunbe nnb <ßferbe ftnb oon ben Sftenfdjen
am längften gegürtet worben, barum finbet man watyrfdfjehtltdi) unter biefen
Vieren bie meiften Stoffen mit auffaflenb oetfdfjiebenen ©genfdjaften.
(£$ unterliegt aber gar feinem 3roetfe(, baj$ ftdfj oon allen $auStieren
oerfdfjiebene Waffen mit ebenfo auSgegeidjneten ^eroorfted^enben '©genfe^aftm
bilben taffen, wie fie bei ^Jf erben unb $unben bereit« oorljanben fEnb. 3d&
$alte e$ für mögli<$, 9ttnboteI)raffen Ijerangubilben, bie in Sftild&ergiebigfeit,
anbere, bie in 2Äaftung«fäl)igfeit, unb loieber anbere, bie in ber föafdjljett unb
8fo*bauer bei ber Arbeit fid& befonber* auSgeidjnen. öS ift befannt, bafc bie
©djafgüdfjter feit länger als 40 3aljren bei ber 3Äerinogud(>t beftrebt finb,
©tämme mit oerfdfjiebenen Sigenfd^aften entfielen gu laffen. öiner berfetben
liefert eine befonberS feine, turge, geträufelte SBofle. (Sin anberer geidpiet ftdj
burdfj größeren ©oflreidjium aus unb fteijt in ber gein^ett bem ootigen nadj.
%üä) ift nidjt gu begweifeln, baß man bei und, fo gut wie es ehemals Safe«
to eil in ffinglanb gelang, eine ©djafraffe auSgegeidfjnet btfrdj gleifdfj* unb
Settanfafe, unb eine anbere gürten wirb, bie eine feine, lange, fdjßdjte SßoHe
trägt, fobalb nur ein ©ewiun baburdj gu erlangen ift
3)ie nötigen ©runbfäfee bei ber 3üc^tung ber $auStiere gu geroiffen
3wedfen berufen barauf, bafc bie 33ererbungSfäl)igfeit beiber ©tern im allgemeinen
gleich ift. SBenn eingelne aKänndfjen i^re audgegeidfyneten ©genfe^aften oor«
^errfi^enb ö er erben, fo finb foldjje befonberd fd^ä|bar, meil burc^ fie* fd^nede
Sortfc^ritte in ber 93ereblung gemalt roerben formen. (Sin männliche* Xier
mit ausgezeichneten ©genfe^aften fann oiele ©eibc^en bebeden, moburc^ natürlich
Jene auf feljr oiele 9ta(^fommen oererbt toerben.'
Sotbbing bcr $au«ticre. 505
■
• Daß ba$ 3Jiönnd()en meljr auf bie inneren ©igenfdjaften be« Sungen, baS
SBeibdfjen meljr auf bie äußere Äörperf orni beäfetben, jenes meljr auf baS §mter*
teil, biefeS meljr auf ba$ SBorberteil ©nfluß ljabe, finb ^potljefen, bie roaljr*
fc^einlic^ nie genügenb aufgeftört werben bürften. Senn man eine SJieljraffe
mit ertpünfdfjten Sigenfdfjaften f)at, Jo tagt man bie äBeibdjen oon einem 2Wünnd(jen
telegen, roelcbeä jene (Sigenftfjaften iridjt nur in möglic^fter 33oÜfommenljeit be*
fifet, fonbem jidj audj burdfj ein gemiffeS fjeuer unb eine untabelljafte ©efunb*
t)eü auägetd&net, bie oereint auf gute 83ererbung$fäljigfeit fliegen laffen. 2ßan
Jjat in unüberlegter SBergletöjung ber Siere mit bem ättenfcijen bie Seljre auf*
-flcftettt, baß bie Begattung in ber ©tutdoerwanbtfdfjaft nachteilig fei, unb Ijat
barauS eine ajerfdjledjterung ber Waffen ableiten rooüen. @$ ift unbegreiflich,
tag man bie moralifdfjeu Urfadfjen, bie ben menfdjlidjen ©itten gu ®runbe
liegen, bei ber Xier}ud)t Ijat in Sfatoenbung bringen Tonnen, teuere ßr*
faljrungen Ijaben gerabe ffir.baä ©egenteil entfdfjieben unb e$ Ijat fidfj gegeigt,
baß man toünfdjenäroerte ©genfdjaften bei ben Vieren fonffanter madfjt unb
il)re SJollfommeuljeit fteigert, wenn man bie Paarung unter ' SlutSöerroanbten
fortfefct ober Sngudfjt treibt, trne. man bie« nennt.
SSereblung gemeiner 33ieljraffen.
•
©eljr oft aber befinbet ftiij ber Sanbioirt im 53cft^ oon gemeinen 23iefc
taffen,* oljne Gelegenheit ober bie 2Kittet gu Ijaben, einen eblen ©tamm mit.
«inemmale aufraffen gu lönnen. Sr muß alfo gur SSereblung feine &u*
findet nehmen, bie baburdj am roof>lfeilften bewirft toirb, baß er ftd) männlidfje
£iere berienigen eblen Stoffe gur fjortgudjt aufrafft, in bie er feine gemeine
Stoffe umgutoanbeln ȟnfdjt. Die Begattung ber Snbtoibuen einer SBieljrajfe
mit benjenigen einer anberen nennt man bie Äreugung.
Unter ben Vieren ber öotßommenften Stoffen finbet eine ©rabation ber
ifjnen rigentümlidjen eblen ffiigenfd&aften ftatt, toie nid^t anberä fein tonn, roeil
unter SDHüionen Xierei* nie groei gang gleiche ßjremplare angetroffen werben.
Die 5Ratur Ijat, obgleidfj fie einen getoiffen Ztyvtö für jebe Älaffe iljrer
©djöpfungen aufragt 4 bennodfj eine betounbera*roerte 2Banmgfattigfeit. Der
JDerftänbige Xiergfidfjter muß bei ber Sreugung feiner gemeinen SRaffe mit eblen
Sieren leine großen ©prünge machen rooüen. Da« Keine, unförmliche ®ra$*
pferb, roeldje« ftd^ auf faurem, fumpfigem ©oben näfjrt, barf ntdjt mit einem
großen englifd&en SJotlblutpferb gebeugt werben, ^ftr bie auf Jpaibefraut
meibenbe Sulj, bie auSgefdjladfjtet taum 200 $fb. Steift liefert, ift ein ©pring*
odjfe oftfriejxfdfjer ober einer anberen 9tieberung«raffe nidjt geeignet Da« ge*
meine pommerfdfje ober polnifdfje 8anbfd(jaf rotrb groedfmäßiger oon einem SQod
belegt, ber eine fdljlidjte aber# feine Sßotle tragt, bie unter bem tarnen Äamm*
. moüe befannt ift, ate oon einem anberen mit furjer geträufelter SBoQe.
506 Sttgemetne* über ©ief^attung unb $iefj3u$t.
4
9
Sßa* mürbe es für eine 9tad)gud)t geben, wenn man ben £)ad)$l)uub mit
bem SBinbfjunb, ben Steltenbeißer mit bem ©otoguefer ftdj begatten liefe! So
ift e* andj mit anbeten heterogenen 33iel>raffeu. 6$ l)at in l<mbroirtfd)aftlü&er
©egieljung bie naturlfttorifdje ffrage fein Sntereffe: ob nämlid) burdj eine fort*
gefefcte Äreugung ber gemeinen Waffen mit bem ooHlommenften Zier einer
eblen Waffe bie SSerebömg nidjt am fdjneüften gu bewirten fei, — roctl bie
burd) eine foldje Paarung erlangten jungen Ziere jur Erreichung beftmtmter
fanbroirtfcfjafttidjer 3»e(fe jbraudjbar bleiben muffen. £)te« fann aber nid)t ber
Öatt fem, roenn bie beiberfeitigen ©tern gu abroeidjenbe (Sigenfdjaften Ratten»
8fas bem (Srunbe belegt man bie ©tuten be$ gemeinen ©auernpferbe* mit
ebenmäßig gebauten größeren $engften , um brauchbare 3ugpfetbe gu erjieljen,
bie Keinen Sanblßlje bringt man gu ©pringodtfen mittlerer ©röße, unb bie
feinften unb ebelften 9Äerinobö<!e benufet man nur gur SBerooUfommnung fdjon
oerebetter gerben,
25a bie SSererbungöfa^igfeit ber gur SBereblung . gebrausten mäunfidjen
Ziere ebler SSie^raffen an unb. für fidj nidjt gleich fein tonn, unb ba fofdje
burdj bie mannigfachen ©nroirfuugen ber »abliefen Ziere uod) in jebem be*
fonberen gaOe eine Stbanberung erleibet, fo läßt ftdj nid)t mit mattyematifdjer
©etoi^eit beftimmen, roeldje 3^1 oon ©enerationen bagu gehört, bis bie burd>
fortgefefcte ftreugung ergießen Ziere benen ber eblen Waffe gang gtetdj finb.
Die toidjttgften (Erfahrungen hierüber liefert und bie ©efdjidjte be« eugliföert
SoOblntpferbe*.
ÜDie äußere tfyntidjfeit ber burdj bie SSereblung erlangten Ziere ift in
eingeinen @$emplaren oft fdjon in ber oierten unb fünften (Generation ooripnben»
©erben foldje oerebette Ziere aber gur Sngudjt gebraust, fo erfolgen in ber
Wege! Wfidffdjtäge, unb ein bis gu einem geroiffen ®rabe« oerebetter 33ie^ftamm
erhält jtdj nid)t auf bemfeCben ©tanbe, fonbern nähert fid) allmäljttd) roieber
ber Waffe, oon melier er mfitterlidjerfeits abftammt. Sud biefem ©runbe
muffen gerabe bann, toenn mit ber ©erebtung eine gemiffe työljere ©tufe aber»
fdjritten ift, bie ootöommenften männlidjen Ziere ber • eblen Waffe gur gort*
pflanguug gebraust roerben, bamit bie eblen ©genfdjaften in bem neuen
Stamme immer meljr fk& befeftigen (iljn fonfotibieren, tpte man mit einem be*
liebten neuen äudbrud ' f agt) unb üpt enblidj bem eblen Waffenftanune gang
gleich madjen. (E* ift in ben meiften Säue ratfam, in ber Sfanaljme, mann eine
33ereblung oottenbet ift, lieber gu ffeupuÜW gu fein, als bamit gu früt) aufrühren.*)
diejenigen Landtiere, welche ungtoeifeßjaft aus einer oöttig fonfolibierten
Waffe mit beftimmten Sigenfdjaften abftammen, nennt man Driginalraffe*,
aud) SBollbtuttiere. diejenigen aber, roeldje mütterlicher Seite Don geringeren
*) 2)ie (Sngfönber nehmen an, bog ttft xn ber fe$«$el>nten (Generation ein $f erbe»
flamm gemeiner Sttftmft afc Sottblut gelten tarnt, unb baf» fo lange bie Stuten be* gu der»
ebemben Stammes oon einem $oKMuu)engfie bebedt »erben muffen.
S&erebfong ber $au«ttere. 507
Stoffen, unb oäterltdjer ©eite Don einer eblen Originalraffe abftammen, feigen
#albbtut, $albf djlag, Söieftt^en, ÜÄetiS, aud) roolji ©aftarbe. fieberen
8fo$brutf foüte man aber in biefem ©tone nie brausen , weil mm bamit bie*
jenigen Xtcre bejeidjnet, bie aus ber Begattung jroeier Arten •entfteljen, j. 3,
Faultiere, unb benen bie Säljigfeit abgebt, fid} metter fortjupflanjen.
5Dic oöflige Umroanblung ber Stblömmlmge gemeiner Stoffen in Original
raffetiere roirb fdjnefler oor fid) geljen, wenn ber Sforjfidjter einen bestimmten
3roecf oor Singen l)at unb folgen mit SluSbauer oerfotgt £u bem <&nbe
mufrer ein ootlfommene* ©Üb oon ber Jöefdjaffentyeit feine« SBtetyftammeS fidj
ju entwerfen im ftanbe fein. ßr mn§ bie bemfelben einroofynenben guten ßtgeiu
fdjaften mürbigen unb fdjäfcen, barf fid> aber ebenfo wenig beffetr Mängel Der«
f)et)(en. 3Wit biefem üjm oorföroebenben Silbe mnf? er unter ben jur 9to$roal)i
ber 2Jerebtung$tiere oortyanbenen Stoff eftämmen fid) umfetyen, unb jtd) glridj*
fam ein Sbeal formieren, ba$ er burd> feine £iergudjt erretten roifl. £)em*
entforerf|enb muffen bie ju mäljlenben männlichen 3udjttiere fein. ;Jttdjt&
oerjögert bie (Srreid^ung be« oorgeftecften 3ieteä meljr al$ baS (Spanien oon
einem jum anberen. ©er bei ber SJereblung einer Schäferei j. S. ba(b bidjt*
unb Doßrooßige, ba(b lang* unb bämnooUige ©pnptgböde nimmt, ber wirb
niemals eine geroiffe Originalität feiner §erbe erlangen.
Sei ben fdjroanlenben £anbel$*Jhmiun!turen, bei bem Sinffofi, ben bie
STOobe ausübt, unb bei ben mannigfachen Stüdfidjten, bie ber Sanbroirt bei
feiner Sie^altung ju nehmen §at, gehört es mit ju ben fdjmierigften aufgaben^
in jebem befonberen Saue baS richtige ©erfahren bei ber 33ereblung ber £auS*
tiere einjuf plagen. Xt)Mti)t ift es, roenn man blöd bem in jeber ®egenb
Ijerrfdjenben 3uge folgt unb unüberlegt nadjaljmt, roas anbere für gut galten.
3d) l|abe gefeljen, baf Neulinge Xiere, roeldje für üpe Solalität ganj geeignet
roaren, oerfd>leuberten unb fogenannte oerebelte für teurem ®elb aufrafften,
meiere bann bei ber mangelhaften 9toi>rung unb Pflege, bie fte itjnen ungebeten
ließen, ju ®runbe gingen. 2Ber bie SBereblung gemeiner iEierraffen fSrbero
nritt, muß notoenbig erft bie Statur ber £iere unb bie jroedmäfcigfte Slrt iljrer
ßrnälpung, pflege unb ©eljanblung lernten. Sein 2Iuge mng geübt fein im
Sfaffaffen ber &ljnßd)lejten unb Unäfyilidjfeiten. ©er oljne biefe dementer*
tenntniffe ber SJieljtDirtfdjaft baS 93ereb(ung$gefd)äft beginnt, gleist bem SWer*
mtrt, melier bie getbetnteitung unb Srudjtf olge eines ftelbguteS abünbert, beoor
er bie ©runbnmljrljeiteu ber JBeaderung, ber ©üngererjeugung unb beS ^flanjen*
baue« begriffen tyat.
£>ie Sfortfdjrttte in ber ©ereblung ber Haustiere roerben nad) meinen ©e^
oba^tungen oorjüglid^ bur<$ folgenbe brei llmftänbe gehemmt; burd) Übet>
fc^äfeung ber eigenen Xiere, burt^ ben entgegengefe^ten Segler, unb enblid) burc^
ba« geringe ®enricf)t, mel^ed' man auf bie Haltung ber 2tere legt, inbem man
allen (Eifer nur auf bie 9(nfdjaffung ber befferen Raffetiere oermenbet.
508 ttttgememe* ü6er ^te^altung unb Btefoudjt
Um nic^t in bat erften, geroöljnlicljften, aber audj fdjlimmften genfer gu
tterfaßen, muß man oon Selbftfud)t unb Dünfet ftdlj frei machen unb mit un*
parteiifcf)en Stugen Staffetiere au* anberen Stämmen prüfen, iljre 33orgfige auf*
fudjen unb anetfennen. Unterlägt man bte*, fo ift man in größter ©efaljr,
. ebtfeitig gu werben unb oon bem Ijoljen Stanbpunft, ben man oiettetdjt mit
feinen 33tel)ftämmen bereite erreicht $ak, burdj aubere öerbrängt gu werben.
5£ierfd>auanftalten unb ein offene* 2fa*ft)red)en über SJorgüge unb 9Rängel ber
«blen 33iel)raffen ftnb bie beften SWittel, um bie Stojtdjten ber 33tel)güd}ter gu
berichtigen. 8tu* ben Debatten über fold>e ©egraftänbe ift aber leiber bie
Urbanität gewichen, feitbetn ber S3erfauf oon 3ud)ttieren eingelnen Seuten fo
große Sorteile gebradjt Ijat. SBenn man bie in gereifter (Stimmung »erfaßten
Streitfcljriften, meldte g. 3). über bie 33orgfige ber einen ober anberen Sdjaf*
raffe gefdjrieben raorben jutb, unbefangen lieft, fo rotrb man babei an ba*
treiben ber gemeinen $ferbel)änbier auf ben 9Äärften erinnert, roetd&e gegen*
fettig bie gum »erlauf aufgehellten $ferbe tabetn, um bie Ääufer für fid) felbft
augulocfen. •
3n ben groeiteu Setter, bie eigenen Xiere geringer gu ad&ten, al* fte oer*
bienen, fallen befd&etbene .unb unerfahrene aÄenfd&en, bie fid} nod) fein Urteil
gutrauen. Sie oerfdjroenben mit bem Sfafauf oon 3ud(jttieren, w» bäten ffe
ijolje Dualitäten erroarten, Diel ©elb, nicf)t feiten nutjlo*, toeil iljre Gutmütig«
feit ober il)r Vertrauen gemißbraucf>t rotrb, inbem< bie 83iefyf)änbler ifjnen oft
Stiere oerfaufen, meldte für bie S3ereblung Ujre* Stamme* oljne' Sßert ftnb.
©er oeroünftig genug ift, jtdj gu gefteljen, baß il>m bie nötigen Äemttniffe gu
ber fpdjeblen £iergud)t fehlen, ber foQte oor allen Dingen erft feine ftenntniffe
in biefem ftadj oermetyren, aber nidjt auf gut ©fütf Äreugungen mit ben Ijete*
togenften SRaffen oorneljmen.
®a* brüte £inberni*, mangetnbe Äenntni* in ber JBeljanbtung ber Stere
unb gu geringe ^Beobachtung iljrer gangen Statur, fann man befettigen, roetra
man ftd) ernftßdO um beffere (Stuftet in biefen Dingen bemüht 2Ran muß
bie £iere tit allen Situationen be* Seben* beobachtet l)aben; man muß au*
eigener Slnfdjauung roiffen, roie iljr äußerer 3uftanb tardj reidje unb htappe
SRaljrung, burdj StaUfütterung unb ffirnätyrung auf ber. ©eibe, burdO eine fort«
gefegt gute Pflege unb mieber burdj ÄBedjfet oon SJtangel unb Überfluß, burd)
retntfdje Haltung in Streu, burd} ffiafd&en unb Striegeln, unb mieber burd)
bie nadjläfftgfte, fdfjmufcigfte ©eljanbltmg oeränbert rotrb. ©eroiffe ftranfijeiten,
roetdje bie 2Here hn Sugenbalter gu erbulben Ratten, fönnen fo nachteilig auf
iljr Süßere* einroirfen, baß ein $albfenner barüber bie untrüglichen &emu
geilen iljrer befferen Slbfunft überfielt
Jim berjenige ift im ftanbe, eine 3üdjtung jtoedmäßig anjuorbnen unb
gu leiten, ber bie fyier angebeuteten (Sinpffe unb nocf) manche anbere gu roürbtgen
meiß. Die bagu erforberticfie Sihfic^t ift ni($t anber* gu erlernen, al* burd)
Sotibnrirtfäaftfidje gütterung*fe$re. 509
unau8gefefcte$, aufmerffameä Seobadjten bcr £ier$. 5Der SBinter bietet bem
8anbroirte ' baju bie befte ©elegenljeit. @r barf leine Slrt oon Sftufetriel) Ratten,
bereit ganje Sfcaturgefd&tcljte er niefet an* eigener Beobachtung fennen gelernt
.l)at. ör muß fotffen, rote ba$ junge Sier geboren roirb, rote e$ ftdj gnerft an
ber SRutter neifpt, rote eä aümäljticij an anbere SRaljrung gemannt roirb, roie
biefe auf feinen 3uftanb einwirft, unb roetdje tuiberroärtige 3uffiüe feiner ®e*
funb^eit nachteilig werben tonnen. 6$ . geljt ben jungen Sieren gewtffermaßen
wie ben Sinbem. 39iä ju einem gewiffen alter ift bie ®efal)r ber ©terbttdj*
feit oie( größer, ate bei ganj auägewadjfenen Sieren. 3ft bie Slufjudjt ber
Siere beenbigt, fo giebt bie Überführung berfelben ju bem beabfid&tigten ®e*
brause neuen Slntaf }U Beobachtungen anberer Slrt. TAe letzte Seftimnurag
ber meiften SRufctiere, fte für ben ©djlädjter ju mäften, erfd)eint fo einfach, bafc
wenige jtdj bie SÖiülje geben, ba$ befte ©erfahren babei fennen ju lernen, unb
bodj ift e$ nid)t möglich aud) nur ein @<$roein gehörig gu mäften, wenn man
ba$ richtige ©erfahren hierbei nidjt euijuffatten oerfteljt.
• Sanbmirte, meiere in alle biefe ©ngefljeiten ber 23iel$altung nidjt einbringen
unb bie ftdj iljnen barbietenbe Gelegenheit, bie Landtiere genau fennen ju lernen,
ntdjt benufcen, muffen audj bur<§ Äreujung bie SHeljraffen nidjt Derebeln wollen,
SBer bie* mit Srfolg ausführen wiü, xtm% Dotier eine*flare änfdjauung oon
ben SSorgügen ber befferen unb ben Seglern ber gemeinen SSie^raffen erlangt
Ijaben. SMele, meiere ©elb für eble 3udjttiere anSgebeh, mürben roo^l tljun,
roenn fie für biefe« ®elb beffere* f^uttcr- füge iljr 3Sic^ anfdfjaffftn, ober bafür
forgten, bog tym eine reinlidje, regelmäßige Pflege gu Seil roürbe.
fcte tatt*tPirtf$aftUdje 3fiittenmgdleljre
unb bereu gortfd>ritte in ber SWeugeit.
ftein anbere« ©ebiet ber SanbroirtfdjaftSfunbe Ijat in ben legten SDejennien
rarere unb größere fjortfdfjritte aufguweifen, alä bie ftfittenmgStdjre. ®3 fyat
biefelbe angefangen, auf gang neue ©runbtagen ft$ anfgubauen.
3Me ^ßeriobe einer rareren Sutwicftung ber $üttentng$lel)re begann mit
ber ©rünbung . ber tanbwirtfdjaftlidfjen Serfud)«ftattonen in 3>utfd&tanb. 3m
Saljr 1851 würbe bie erfte biefer änftalten in STOödEern bei.Setygig oon bem
Herausgeber beS oortiegenben SBerfe* eingeridjtet unb oon ityrer Jöegrünbung
an retdfßdj brei 3a!jre lang geleitet £iet gelangten größere Steigen oon Qfüt*
terungsoerfifi&en mit ©trafen unb 3Kildjfül)en jur 8to$ffiljrung, bei melden jum
erftenmal in ©eutfdjlanb fowoljl bie djemifdje 3ufammenfefeun'g . ber derabreidjten
Futtermittel, als aud) bie Dualität ber probnjierten SWildj eine etngeljenbe ©e*
rüdjidjtiguug fanb unb fomit oerfäiebene Sutterarten begüglidj tyre« SRäJjrftoff*
geaalt« unb Sftäljreffeft* einer oergleidjenben ©etrac^tung unterworfen werben
fonnten.
510 -SUIgememes übet ©ic^oltung irab SJteljgudjt.
ffiett roidjtiger aber maren bie Srfolge, roetdje ergiett mürben, ate bie 35er*
fudjSftation ffieenbe bei ©öttingen feit bem 3aljr 1858 in Ijer&orragehber Steife
an ber miffenfdjaftlidjen Begrünbung ber tanbmtrtfdjaftlidjen Fütterung$ld)re fidj
beteiligte, unb ate in raffet Stofehtanberfolge äfyttidje Stoftatten &i$ geben traten, .
üon benen anf er ben beiben genannten SBerfudjSftattonen öorjugflroeife Saljmfinbe
(1859 bi« 1865), Bresben (feit 1862), §atte (feit 1865) unb oon bem 3a$r
1867 an £ot}enfjeim in ber angebeuteten ^Rti^timg t^ätig roaren, anßerbem aber
aud) bie 33erfudj$ftattonen ©raunfdjmeig, ffieiblifc, *ßommerifc, ©a&me, ftufdjen,
3Ut* ä»orf$en, *ßro«lau, »ötljen, ^Äündjen k. burd) birefte SBerfudje irieffad)
intereffante Beiträge jur meiteren 2lu$bttbung ber SrütterungÄteljre lieferten.
3u ber 3eit, afö bie 33erfud>«ftation in üJiödern errietet rourbe, mar bie
fltedjnung na$ $eumerten unb SRoggenroerten in ben lanbmtrtfdjafttid^en
Greifen ©eutfdjtanbä nod> allgemein Derbreitet SBeira aud) bie $eumerte ur*
fprüngtid^ üon Xfyaer unb ßtntyof and ben töefultaten mm allerlei dfenrifdjen,
freiließ feljt unöottftänbigen Unterfudjungen ber Futtermittel abgeleitet mürben,
fo tonnte bodj biefe Bafte bei bem bamaßgen ©tanbpunft ber Sföiffenfdjaft mir
eine feljr unftdjere fein. 3n ber §auptfad>e beruften bie £eumerte anf ganj
allgemeinen unb unbeftimmten Erfahrungen, unb faft jeher fanbmfatfdjaftUdpr
©d&riftfteßer glaubte fid) berufen, bie betreffenben $atym nadj eigenem ®ut*
.bunten ju mobifijieren, unb in ftets oeränberter Form feinen ©eredjuungeu über
Fütterung, ©üngerprobuftton tc ju ©runbe gu legen. (SS entftanb fo in ben
bejfigfid&en {Rechnungen eine große SBermirrung, meiere einer mirtßd> rationellen
Fütterung ber Xiere tyinbertidj fein mußte, unb erft in ber neueften $ett mit
bem raffen Fortfdjreiten bet 2Biffenfdjaft unb bem völligen aufgeben ber alten
$eumerte mieberum befeitigt mürbe.
£)ie SBerfudje unb Unterfudjungen, meiere idj in 3Wö<fern 1851 bis 1854
ausführte, lieferten auf« neue ben JBeroete, baß bei ber Beurteilung be£ 9ifiljr*
merte$ ber einjefaen Futtermittel neben bem abfofaten ©eljalt an . ftttfftofffreien
tob ftidftoffljafttgen ©eftanbteilen audj bie größere ober geringere SSetbaufidjteit
berfelben, unb gleidjjeitig ber öerfdjiebene 3roec* ber Fütterung in Betraft ge*
gogen merben muffe. jjßan glaubte bamate, baß bie ^olgfafer (9tol)fafer) ganj
unoerbauüdj fei für ben ^ßffanjenfreffer, mie für ben fffetfdtfreffer, unb e$ lag
baljer ber ®ebanfe nal)e, bie $o(jfafermenge gleidjfam ate SWaßftab ju betrugen
für bie größere ober geringere SBerbaufidjteit be* Futterö ber lanbrotrtfdjaftüdpn
9tafctiere. ÜDie aijf ©runb biefer ärataljme unb unter Feft^altung gemiffer $l$fyc*
ftoffoerljältniffe für bie (Spaltung** unb $robuftionSfütterung"ber £iere, naß
ber mittleren progttttifdjen Stfartmietifänttti füt bie einzelnen Futtermittel opn
mir beregneten Squioalentjaljlen roaren geeignet, ben Übergang oon einer
uötfig pfonfofen, aber nod) feft eingemurjeften 9lrt ber Futterberedjramg ju einer
neuen, beffer begrünbeten 9nf<$auung*meife bejügtid) bed ©e^alt« unb ber 9H0)r<
mirtung ber etngefaen Futterarten gu oermittefn. liefen &xotd ^aben bie be*
ganburirtföaftftdp ptterong$te$rc. 511
treffenbett SEabetten erfällt, fte f anbot rafd) Singang in bie ^rajis, unb balb
nadjtjer mürben aud(j 9iö!jrftoff normen für bie Jpauptarten ber tanbftrirt*
fdjaftlid&en Fütterung aufgeteilt; oon jener 3ett batiert jtdj „bie ftütterrotg
nad) djemifdjen ®runbfä$en," baS Sntereffe aller ftrebfamen Sanbroirte für bie
§orfd(jungen auf bem Gebiete ber Hernie unb $ljt)ftologie tourbe ein immer regered.
£)a iebodfj bie SRefuttate weiterer 33 erfiu^e -ergaben, baß bie 9to^fafcr feine**
megS als ganj unüerbautid) gu betrauten tft, fonbern trielmel)r je nadfj ben
Umftänben einen größeren ober geringeren äfoteil nimmt an ber ^äfirratrtimg
beS ftutterS, tonnte biefelbe nur nod) als efat rein empierifdjeS Hilfsmittel jur
geftfteüuttg ber $erbaulidfjteitSoerl)«ltmffe bienen, unb and) in biefer §tnfic^t
bemalte fte ftdfj IjödjftenS bejäglic^ ber ftitfftofföaltigen SRffljrftoffe, ntdjt aber
bejügli^ ber ftiefftoffreien ftäljrftoffe. »IS enblid>*bie im Saljre 1860 oon
ipeniteberg unb ©toljmann oeröffentltci)ten Sßeenber 33erfudf}e geigten, baß j. ©.
100 $fb. Sleefau mit 99 .$fb. §aferftrotj, mit 101 $fb. SRoggenftrol), mit
DO $fb. 9tapStud(}en k. bei ber SrfjaltratgSfütterung oolliäljriger unb ru^enber
Ddftfen oöllig gleite %8l)rnririung änderten, alfo Satyrn ergaben, meldte in
feiner 2ßetfe nnt ben älteren wie mit ben neueren £euroerten in Qmtffong ge*
bracht roerben tonnten/ oerloren bie Neuwerte - überhaupt alte* Sntereffe, fte
mußten als unbrauchbar für jcbe rationelle ftuttetfieredjrantg aufgegeben werben.
S5on biefer 3eit an Ijaben HgriMturc^emiter unb 3*er#ji)ftologen il)re Sbt*
ftrebungen oerehtt, um für bie lanbroirtfdjaftlidje gfitterungstef)re burdjaus neue
©runblagen ju fdfjaffen; inwiefern iljnen bie« bis jefet gelungen ift, foü im
folgenben turj angebeutet werben.
©elbftoerftänblidf) tann es ftd) Ijier tmr barum ijanbetn, Don ben ©e*
ftrebungen ber Sßeujeit ein gang allgemeines ©üb jn entwerfen; es foll basfelbe
eine Überfielt über bie wichtigeren ber bisher erjielten töefultate gewahren unb
ju weiterem ©tubium im (Gebiete ber lanbroirtfdjaftlidfjen gütterungSleljre an«
regen. SBMr l)aben in biefer ^htftd^t gunäd&ft bie ©efefee }u erörtern, naß
meldjen überhaupt bie tierifdje Smäl)rung, b. I). ber Umfafc unb ber Sfafafc oon
Steif dfj unb $ett im Jierförper erfolgt; fobamt motten mir unterfudjeu, bnrdj
welche 33erl)ältmffe unb guftänbe bie S3erbauung beS gutterS ber tanbroirtfd&aft*
tid^en 9htfettere beeinflußt wirb, unb enblid) einiges erwähnen über baS richtige
SBerljältniS ber föäljrftoffe im grljaltungSfutter wie in bem $robuftum*futter,
atfo für bie oerfdjiebenen £md? ber lanbnrirtfd&aftlidjen Tierhaltung.
Sine neue (Spodfje für bie Seigre oon ber tierifdjen (Srnäljrung begann
im Sa^re 1860, als «ifdjoff unb SBoit iljre ©d&rift ueröffentlidfjten. „Die
©efefce ber Srnöljrung bes ftleifdjfrefferS," unb als balb nad&ljer ^ettenfofer
einen 9*efptratxonSapparai fonftruierte, mit beffen §itfe bie f amtlichen, unter
ganj normalen SJerljättniffen erfolgenben gasförmigen, wie ftd^tbaren SfaS*
Reibungen beS lierförperS genau beftimmt roetben tonnten. <5rft hiermit mar
es mögli^, bie bur<$ bie aufgenommene 9la^rung bemirften 33eränbemngen im
512 * Sfllgemeine* über #ief$atamg unb $ie$3n$t.
lebenben Organismus, in feinem Oeljaft an ftleifd) (©roeijj), frett, Sßaffer unb
3Rineratftoffeu, mm einem Sage gum anbeten in längeren 33erfudj$reiljen an
3Äenfdjen unb Steren fefitguftetten. SSon biefer &eit an entroidelte baS plfoiio*
fogif<$e Snftitut in SBündfjen unter ber Seitung oon SJoit unb ^ettenfofer eine
erfolgreiche Sljättglett auf bem gangen ©ebiete ber tierifd&en ffiruäljrung; iljr
verbauten rotr bie- roid&tigften SfefHSrungen, meldte guerft burdf> SSerfuc^e mit
bem fjlcifd^frcffcr ermittelt, bann aud> auf ben lanbimrtfdjafüidfjen SSerfud^*
ftationen in SBeenbe, $aße unb SWödfera für £)<$fen, Äül)e, ©d&afe unb 3iegen,
in £ol)enIjeim für $ferbe im roefentlidjen beftötigt würben. 3dj roitt gtmädfrft
erobern, auf roetöje ©eife man ben Verlauf be$ tierifäen SrnäljrungSprogeffe&
nadfj ben neueren 8tnfd)auuugen ftd> Dofjufteüen §at
Die organifdjen Stoffe, meldte au* bem 33erbauung$tanal, fo (ange Ijier
nodfj SRefte ber aufgenommenen 9tal)rtqtg üorfymben finb, in ben Äretefauf ber
tierifdfjen @äfte übergeben, alfo „reforbiert" roerben, finb gang öorl)etrfd>ent>
föroeiß, ftett unb 3udEer. 35aS Siroetf . tritt hierbei texte ate foldje« in feinen
oerfdjiebenen töSfidfjen STOobiftlationen in bie Sßhä* unb gtympl)gefäf;e ein, teil«
aber, nad)bem es unter bem Sinftofc be« äßagenfafteS in fogen. Pepton Der*
roanbelt roorben ift. 9ta<ij neueren, namentlich mit jungen, im raffen Sßad)«*
tum begriffenen Sieren angefteflten SSerfud&en muß man annehmen, ba§ baft
Pepton im Körper roieber in @iroeij? gurüdtoerroanbeft unb aisbann alfo ebenfo
roie ba$ unoeränbert reforbierte ©roeijj gum Stufbau tierifdjer ©eroebe oerroenbet
roerben fann. Unter geroöfytüd)en 33erl)äümffen freiließ fd&eint baS Pepton gu*
nädfjft unb befonber« leitet gerftört gu werben unb bient Ijöd&fteuS bagu, ölptfidj
ber mit ber Sftaljrung etwa aufgenommenen Setmfubftang einen geroiffen Jett
be$ eigentfidijen, in ben ©äften unb ©eroeben oorljattbenen SiroeifjeS oor ber
3erftörung gu fdjüfcen. Sfod) bie fjettftoffe roerben iebenfatts gum größeren
Seit als foldfje ober in einem unter SÄitroirfung ber ®afle unb be£ ©audj*
ffteid^ete ($anfrea$fafteS) nur menig ueränberten 3uftanbe to M* ®efäfje be*
SterförperS übergeben; e$ ift nidfjt nötig, baß gu biefem 3roedf, rote man be*
tyavoptet l)at, notier im 33erbauung$fanat eine trottftänbige S3erfeif*ng ftattfinbe-
Die tieriföe Membran mu| burd&brtngbar fein für bie reine ftettfubftang,
roeit fonft bie Sfafammfang berfelben im ftettgeroe.be bei ber Haftung, fotoie
ba$ S$erfdf>roinben bei ber Abmagerung ber Siere jtd) nid&t roofjt erftären ließe.
Der 3uder enbftdj, roetd&er fo leidet aus bem SBerbauungSfanat reforbiert
wirb, ift teite in bem ftutter ber pffongeufreffenben ober öon gemif^ter 5Ra^rung
lebenben Sieren fd^on fertig gebilbet oorljanben, teil« entfielt berfelbe ün 33er*
baunngftprogej? am anberroeitigen Seftanbteilen be$ ftutterd; baß ©tärfeme^t,
ber oerbaute Sfateit ber SRo^f afer ($o!gf afer) unb f elbft baäjenige, roaö oon ben
fogen. ftfdftoffreien Sftrjrftftoffen (f. unten) ber 3}erbauung unterliegt, ner*
roanbelt fid) gunäd^ft in Sudex ober eine gucferäijntidje @ubftang unb gelangt
erft nad^ biefer Umroanblung gur SReforption.
£anbit)hrtf(f)aftiidje gfitterungölefjrc. .513
3Bäf)renb faft unauftörlid) ein immer frifdtjer ©trom Don 9fcäl)rftoffen au«
bem 23erbauung«fanat in aße eingefaen Zexie be« £ierförper« übergebt, tritt
bemfetben in ber ©lutbatjn ein ©trom Don ©auerftoff entgegen. 3n ber
©edtfelroirfnng groif«f)en ber gugefüfjrten 3tol)rung, bem eingeatmeten ©auerftoff
unb aßen $dtmQtWben be« Xierförper« fmb bie Sebingungen für bie im
8eben«progeß auftretenben Srfdjeimmgen gegebert ; in biefer Sßedjfelroirfung (jaben
mir bie Dueßen gu fudjen für bie ^ßrobuftion oon Äraft unb SBärme, foroie
bie ©efefce aufgufinben, nadj melden bie Stiftung unb 3^*8rung/ ber SBnfafc
ober SSerluft oon Steife!^ unb gett im tierifdjen Organi«mu« erfolgt. 1)er
©auerftoff ber atmofpljärifd&en 8uft bringt befanutßdj Don ben Sungen au« in
bie Jölutbaljn ein; er wirb üou ben Slutfügeldjen abforbiert, biefe fiub bie
Präger be« ©auerftoffe«, burd) beren SSermittelung berfelbe mit aßen Organen
be« Körper« in Serütjmng gebraut roirb, unb l)ier, foroie im ©tute felbft,
feine gerftörenbe, b. t). o^bierenbe äBirfung ausüben fann.
5Dic SKenge be« eingeatmeten ©auerftoffe« ift bebingt feine«,,
roeg« bur<§ bie 3a# w»b liefe ber Sttembemegungen , fonbem burd) beffen
SSerbraud), alfo gunädjft burd) ben 3erfafl ber ©toffe in ben ©eroeben, fobann
audj burd) bie £cfyl unb normale ©efc^affenf)ett ber ©tutfügetdjen; fie roirb
mit beeinflußt burd} bie Slrt ber 5Wa^rung unb burdf) bie 9Kaffe ber Organe.
S3ei reid&tidjer ©roeißgufuljr ift bie &afjl ber 33tutfügetd)en Dermeljrt unb bamit
audj bie 2ßögttd}feit einer reiflicheren ©auerftoffaufnaljme unter fonft gleiten
aSer^äitniffen gegeben; bei fräftigerem Srnäljrung«guftanbe, bei# größerer 9Kaffe
ber Organe, ift bie «njiefjung für ben ©auerftoff DerftSrft unb fann guglridj
eine reirf|lid>ere Sluffpeid&erung be«felben in ben Organen ftattfinben. $)urdj
bie SJerfudje nämtidfj Don 93oit unb ^Jettenfofer am gefunben 3Äenfdjen unb
gleic^geitig Don Jpenneberg am Odf)fen mürbe nadjgerotefen, baß geroöljnlid) gur
3eit ber töulje eine oft beträdjtlidje STOenge oon ©auerftoff hn SEierförper
fid> anfammett, melier SSorrat foöter, roäfjrenb ber Hrbeitöleiftung Derbraud)t
roirb, gur Jöilbung oon fioljfenfäure SJerroenbung finbet.
„Die öfatförperdjen futb mit Keinen ftatyrgeugen gu Dergleichen, meiere
auf ber $auptoerfel)r«ftraße, bem ©roeißftrom, mit ' ©auerftoff einerfeit«, mit
Äoglenfäure anbererfeit«, im fiörper eine« erroadtfenen Spanne« bi« gu 4£ *pfb.
täglidj belaben Ijin* unb Ijerfaljren, unb biefe oljne ©eräufdj Derbidjteten ©afe
e$* unb importieren, öei Wadjt, roo ba« Äo^lenfäureejportgefc^fift meljr ruljt,
ift ba« 3mportgefd)äft be« ©auerftoffe« um fo lebhafter, unb e« werben bamit
bie eiitfemteften ©egenben be« Äörper« mit SSorrat für bie SWüljen be« nädjften
Sage« Derfeljen." (^ettenfofer.)
SSon ben in ben ®rei«lauf ber ©fifte aufgenommenen unb mit aßen Organen
in .©erütyrung tretenben 9täljrftoffen roirb ber £üdet befonber« rafd) gerftört, im
9iefpiration«progeß Derbrannt ober fonft umgeroanbett. 3m Äörper be« ^flangen^
freffer« gelangt oft ein enorme« Quantum dou 3w*ct ober gud erö^nlid^er ©ubftang
Stoppt, 11. Auflage. 33
514 ftttgemeine* ü6er ^te^oltung imb $tet)$udjt.
aus bem 2SerbauungSfanol in bic ölutbaljn, bei einem ootliälptgen Odtfen int
Verlaufe Don 24 ©tunben manchmal 12 bis 18 *ßfb., unb . gteidjinoljl enthält
baS normale Slut beS XiereS ftets nur fefjr geringe ÜÄengen Don Sudcc
(0,004 bis IjödjftenS 0,1 §) ' unb nirgenbs finbet eine Ablagerung ober An*
fammlung beSfelben ftott. Dies lögt fid) nur burdj bie na$ unb nad>,
roäljrenb ber gangen Dauer beS SSerbauungSprogeffeS, erfolgenbe JReforption beS
3ucferS er Hären, foroie baburdj, baß baS ®lut in faum einer ÜKinute' feinen
Kreislauf burd) atte Seile beS ÄörperS DoHenbet unb babei ber gudex raf^
ber 3erftömng unterliegt. Das au« ber Sftaljrung ftammenbe unb Derbaute
ßitüeiß unb 5Jett# nrirb bei ber bloßen SrfjaltungSfütterung ber Siere ebenfalls
Dotlftänbig gerftört unb felbft bei ber 8lufgurf>t beS 3ungoieljeS unb bei ber
äKäftung geroöljntufj nur gum Heineren Seile angefefct,. atfo im Körper als
gleifd) unb gett abgelagert.
Die Stoffe gerfallen nadj beftimmten Regeln, gunärfift unabhängig Doih
©auerftoff, in ben 3eß«t bei bem Durdjgange ber Srnäljrungspffigfeit burdj
biefelben, in ber JBtutbaljn (©lutjeüen ober 2Jtutförper«f)en) roie in ben ©e*
lu eben, überall roo eine £eiimtl)&ti$txt Dorljanben ift; bie guerft entfteljenbett
©paftungSprobufte gießen ben ©auerftoff an unb regeln beffen aufnähme im
SRefpirationSprogeß. Die ©toffgerteguug im Organismus mu| als baS primäre,
bie ©auerftoffaufnaljme als baS ©efunbäre angefeljen roerben, roäljrenb man
früher glaubte, baß umgefeljrt bie erftere burdj bie (entere bebtrigt fei. ©etm
bur<§ Dermeljrte JJtoljrungSgufuljr ober burdj heftige 3ÄuSfelanftrengungen bie
©toffgerlegung jidj erl)öljt unb befdjteunigt, bann mirb fefanbär audj meljr
©auerftoff aufgenommen, bamit bie betreff enben B^feungSprobufte Derbrannt
unb aus bem Körper auSgefdjteben merben fitonen. Die fiiroeißfubftanj, foroett
fte überhaupt ber Berftörung unterliegt, gerfällt burdj bie 3ettenttjätigleit btreft
ober mit allerlei 3»ifd)enftufen in $arnftof f unb gett. Der $arnftoff roirb
rafd) Don bem 3)tut aufgenommen, in ben stieren aus bemfelben ausgetrieben
unb mit bem $arn naefi außen Ijin entfernt; er famt unb barf nhrgenbs im
gefunben Organismus fidj anfammeln, man finbet baoon im normalen Söhd
unb in ben ©eroeben ftets nur unbebeutenbe ©puren, obgleidj bie ©efamtme^ge,
roeldje täglich g. $b. im Äörper eines Ddjfen gebitbet roirb, nid)t feiten 500 g
unb nodj meljr beträgt. Das aus bem Siroeif? abgefpaltene ftett bagegen lann
je nad) ben Umftänben im ftörper abgelagert merben ober in ber3JKld>probuftion
SBerroenbung finben, ober audj im SRefpirattonSprogeß einer Doltftänbigen ©jtybation
unterliegen. Die üftenge bes entftanbenen SetteS beträgt etwa .51 $roj. beS
trodenen (SiroetßeS unb muß ftets bem verbauten 9tol)rungSfett gugeredjnet merben,
roenn man bie SBirfung einer beftimmten ftfitterungSroeife richtig beurteilen roifl.
Sebodj ift gu beulten, baß Das im Iterförper aus ©roeiß gebilbete fjett, gleich*
fam im STOomente feiner ©Übung leichter mit bem oorfjanbenen ©auerftoff fä
oerbinbet, alfo lei^ter Derbrennt, als bas mit ber 9ial)mng fertig gebilbet auf*
2anbn>hrtfdjaftüd>e gfitterungsteljre. 515
genommene unb reforbierte ftett, unb biefe« roieberum leidjter, als basjenige,
tdeldfjes fdjon am Körper abgelagert, m ben &Uen be$ SettgeroebcS eingefdjloffcn
ift. 3n jenem erften 3^0 &c$ ©iroeifjeS, melier unabhängig dorn ©auerftoff
unb allein, rote e$ fdjeint, burd) bie &eütttifyäAihit erfolgt, ift and) eine §aupt*
«quelle für bie Sraft im 5Eierförper gu fudjen; ba« ßiroeifc ift ba^er Sraft*
■ergeuger unb bient gugteidf) gur ftett* unb Sßärmeprobuftion, roäljrenb ba$
gett unb ber 3u*e* (ftotyctybrate) oorgugsroeife unb in erfter Sinie ffiärme,
t>ie Soljlefyjbrate unter Umftänben aud) %ttt ergeugen (f. u.).
2lud) ba$ gett fdjeint bei feiner 3erftBnmg im Xierförper nid&t bireft mit
t)em ©auerftoff gu Sofylenfäure unb SBaffer fidj gu oerbinben,. fonbern gunädjft
tmrdj attmät)tid)e Slufnaljme don ©auerftoff eine Umroanblung gu erteiben, unb
3lüar in 3wfer, um atebann erft im SReftrirationSprogefc gu verbrennen. 3tu$
100 Seilen reiner ftettfubftang IBnnen burdfj Slnlagerung t)on ©auerftoff unb
unb Sßaffer 189 leite roafferfreier Iraubengudfer entfielen, eine Umroanblung,
tdeld&e befonberS beutlidfj bei ber geftörten £tUenä}ätic!ttxt im Äörper be$ Spotte
ruljrfranfen gu beobachten ift. 8lud) im gefunben Organismus fann, nadfj SSott
unb ?ßettenfofer, au« ©roeifc unb gfett ebenfo diel &udtx ergeugt roerben, roie
6ei ber ljod)gräbigften 3ttderfytrnru(r, nur derbrennt eben biefer 3ut*cr' *•
toerben faum ©puren badonjnit bem £.arn ausgegeben.
SRatfy ben l)ier entroidelten Slnfdjauungen roftrbe alfo ber 3^f^ungdproge^
im Sierförper im großen unb gangen ftdj feljr einfach geftalten unb es fdjliefclidfj
«Hein ber %ndex fein, roeldjer in ber SRefoiration bireft gu ftofytatfäure der*
Jbrennt. £)aS gett oerroänbelt fidO guerft in 3**^ w* unterliegt nadj biefer
Umroanblung ber SSerbrennung; bas Siroeifc gerfäHt gunädfjft in §arnftoff unb
tJett, unb bas ledere roirb roieberum nadfj feiner Umroanblung in £ucfer doli*
ftänbig ojtybiert.
ßrft feit bem Saljr 1857, nadjbem SSoit in STOündfjen als ungroeifetyaft
nadjgeroiefen tyatte, baf man unter normalen unb Ijtergu geeigneten Umftänben
t>en fämttid&en ©tidftoff ber Sprung ober eine bemfelben genau ent*
fpredfjenbe Stenge in ben fog. fenfiblen SluSfdjeibungen ber Xiere (in $arn
unb $ot, begiefyungsroeife STOitd}, $aar unb Sßolle) roieber dorfinbet unb baf?
^er ©tidfftoff beS §arneS afe cht fixerer ÜÄagftab für bie 2trt unb #ölje
t>eS 3CTfaI^c^ öon Siroeig im tierifdfjen Organismus gu betrauten ift, —
«rft feit bitfer 3*** war eine guoerläffige äßetl)obe gegeben, mit beren §ülfe
t>ie „®efefee ber glcif#ilbung" ober bie ©efefce be$ ©roei^Umfafte« unb Sin*
fafte« erforfdjt roerben fonnten. ^ad^bem jene £l)atfad)e gunäd^ft bei reiner
gteifd^na^rung an #unben feftgefieOt roar, rourbe biefetbe. balb and) für bie
derfdjiebenften Srnä^rung«derpttniffe in SSerfud^en mit berfetben Sierart unb
mit SOtenfd^en, foroie auf ben $erfudj*ftationen 9Q3eenbe, §aüe, Wöiexn unb
^o^en^eim bei ber Fütterung don Dd^fen, ftfi^en, gammeln, 3«fl«t ««%
gerben in ga^lrei^en 2)eobad)tungen beftätigt.
33*
516 SHIgememeS über Sie^aftung unb SHeljjudjt.
9Sott großer Sebeutung für bic flare Srfenntnte ber allgemeinen ©efefce
bcr tierifdf)en ßrnäfyrung mar e$, als 23oit burdf) bic föefultate feiner ftütterungs*
uerfudje ben Seroeis bafür lieferte^ baß man begüglid) be$ im Sierförper be*
fmblid)en ©roeißeS gu unterfdjeiben Ijabe groifd&en Organeiroeiß unb 3ir*
futattonSeiroeiß.. £>a« festere .umfaßt feine«roeg$ bie ganje üKenge be*
StroeißeS, roefdje in bem ©fote unb anberen ©äften be$ SierfötperS förtroöljrenk
girfutiert, fonbern nur benjentgen Seil besfetben, ber in ben ©eroeben bie 3*0**
burdjbringt, bie Organe mit „^ßarendfjijmpffigfeit" tränft unb alfo ben eigentlich
ernäfpenben „'plaSmaftrom" bilbet. Die SDienge be« &ixMatii>xiQeixoti%& ift bei
fdjte<f)ter Srnäljrung nur gering, fie beträgt beim ^ungern nodfj nidjt ein $ro*
gent Dom ©einigte be$ OrganeiroeißeS; ber 83orrat roädjft aber burd) reid)tidje
©roeißgufuljr in ber 9taljrang unb !ann bis gu fftnf ^Jrogent be$ Organeiroeiß e$r
roenigften« bei fleifdjfreffenben Sieren anfteigen. 3Kag nun bie SKenge be« im
<2äfteftrom burd) bie organifierten ©eroebe girftitierenben (SiraeißeS groß ober
Hein fein, immer wirb ber größere Seil beäfelben, geroölptti<$ 70 bis 80 £ im
Serlaufe oon 24 ©tunben gerfefct unb babei eine entfpredjjenbe SWenge <Sti<fc
ftoff im $am (als $araftoff, #typurfäure :c.) au$gefdf)ieben, roäljrenb oon bem
Organeiroeiß Ijödjften« 0,8 § ber 3erftörung anheimfällt. Da« 2Kajimum be*
festeren, roeldfje« tägfidfj gerftört wirb, l)at man burdf) Serfudje mit ljungernbm
Sieren ermitteln fönnen; bei junger, alfo oollftänbiger föaljrungSentgieljung.
röirb ber SSorrat an 3i^tation«eiroeiß rafd) aufgege^rt unb fdjon nadj wenigen
Sagen begießt ftd^ ber im $amfti<fftoff . gemeffene (Kroeißumfafe nur auf bie*
lenige äßenge, roeld)e oon bem Organeiroeiß täglid^ in 3irfutation gegogen rotrb
unb alfo bent 3crfefcung«progeß unterliegt ©ei genfigenber aber unb reidjlidfjer
örnäljrung roirb bie 9Renge be$ gerftörten OrganeiroeißeS eine ttodj geringere
fein; man barf feineäroegä annehmen, baß alle Organe im Sierfifrper einem
raffen ©toffroedjfel unterworfen fmb unb baß im Verlauf einer furgen JRetlje
oon ffiodfjen ober ättonaten ber gange Organismus bis auf ba$ lefete Atom
neu gebilbet unb aufgebaut roirb. 9lur ba$ 3frfafotion$eiroeiß erleibet fort»
roityrenb eine 3erftörun3- »fön mächtiger Strom eiroeißtyaßiger Stüffigfett oer*
laßt beftönbig ba$ S&hxt, habet bie Organe unb fetjrt roieber gum Stute jurücL
Stuf biefem SBege unb bei ber Sedtfelroirfung ber geilen mit bem $la$ma
tritt bie üexltgirnQ &c* Pfjigen, nidjt organifierten ©roeiße« ein, oteüeidjt auf
äljnliclje ©eife, roie roir bei unferen retatto groben oämottfdjen *93erfud^en ober
burdfj $aarröljrdjenangieljung Srennung oon d§emifd)en Serbinbungen beroirteu
Wunen."
Der ffiiroeißumfafc ift fefyr oerfdfjieben je nadj ber Slrt, ®röße unb
Smä^rungdroeife beS Siered; im ^ungerguftanbe beträgt berfelbe g. & bei
einem großen $unbe auf ein Silogramm Sebenbgeroid^t eixoa 1,2 g trodCened
Giroeiß, bei einem Od^fen nur 0,33 bie 0,50. Sei mittlerer örnäljrung roerbm
Don einem großen $unbe pro Kilogramm Sebenbgeroic^t ungefähr 2,5 g
2anbwtrtfdjaftfi($e gütterungste^re. 517
<m ©roeiß tägßdfj gerfiört, oon einer Äu!) 1,8 g, oon einem SKenfd^en
*troa ebenfo otet, oon einem Doßjäljrigcn rufjenbeu Odfjfen nur 0,75 unb oon
einem @rf|af 1,12 g- ©ei feljr reiiljftäjer ©näljrung fonn ober ber ©roeifc
umfafc bis jum bo^elten unb breifad&en be$ 33erbraudfje« bei mittlerer ©>
näljrung anfteigen unb bei au«fd(}fiej$fidf>er iJIeif^fütterung be$ §unbe$ fogar ba$
löfad^e oon bem betragen, roa$ beim jungem tägfidfj an ©roeiß jerftört roirb.
2fo$ bem SJorftetyenben ergiebt fidf>, baß bie ©roeißjerftörung im £ier*
förper in erfter Stete oon ber ßiroeißjufuljr betyerrfdjt roirb. 3n ber Xfyat
tritt mit jebem Quantum ©roeiß ber 9ial)rung in fürjerer ober längerer 3eit
„@tic(ftoffgIei(§gett)i(^t" ein, b. 1). e$ roirb mit bem Qaxn unb ftot (bejidjungä*
TOctfe 3ßitdj jc.) täglich im £)urd)fdf)nitt genau ebenfo oiel ©tidtftoff au$gefc$eben,
als mit ber 5ftaljrung aufgenommen rourbe. ©3 erfolgt ba$ ©rtcfftoffgleidfjgeroidfjt
um fo rafdfjer, je ftief ftoffrcid&er bie Sprung ift unb je meljr ber Organismus
in einem mageren fettarmen 3uftanbe fid) befinbet, im allgemeinen baljer lang*
famer bei pflanjenfreffenben als bei fleifdjfreffenben Vieren, ©obalb baS ©tiefc
ftoffgteidfjgeroidjt eingetreten ift, ber Körper baSfetbe alfo, fei eS burdfj Abgabe
ober burd) 9lnfafe oon ftleifdfj* ober ©roeißmaffe erreicht l)at, fo ift audf) genau'
tviefelbe 2Irt unb 9Kenge ber 5Raljrung erforberlid), um ben oortyanbenen Cr*
ttäljrungSjuftanb unueränbert ju erhalten- ©nem jeben Äörperjuftanb entfpric^t
i>al)er ju feiner Spaltung ein ganj beftimmteS ftutter unb eS lann bei ben
Vieren nidfjt woljl, roie bei ben *ßflan$en, oon einer ßujuSlonfumtion bie
SRebe fein, obgleich allerbingS feljr Ijäufig eine Sutteroerfdfjroenbung in ber $rajis
Dorfommt, infofera man meljr gfutter oerabreidfjt unb bamit einen Ijöljeren ©:*
uäljrungSguftanb ber Xiere berotrft, als jur ootffommenen ©reidjung beS augen*
Micfßd^en 3roedeS ber Fütterung erforberlidj ift, fo bei ber 9Ritd(}* unb ffiotte*
$robuftion, audj bei ber Fütterung ber 3u9^crc m* beS SungoieljeS.
SS äußert femer bie gefamte Organmaffe, unb namentlid^ baS a3erf)ältnis,
in roeldjem baS 3^^ationdeiroei§ p bem Örganehoeiß oorljanben ift, über*
f)aupt ber ganje SmäljrungSjuftanb beS XiereS einen ©nfluß auf bie $öl)e
t>eS UmfafceS, roenn audfj in geringerem ©rabe als bie Siroeißjufuljr. öei
großer $teifrf|maffe ift unter fonft gleiten 33erljättniffen ber Uutfafc etroas größer,
«IS bei relatio geringer ftleifdjmaffe, ba immer audf) ein Keiner £eil beS Organa
eiroeißeS ber 3crftörung unterliegt Sludfj bie ©eigabe oon Äod^falj oerftarft bie
©aftftrömung im Organi^mud unb bamit ben ©roeifmmfag (bei au$fd)(iej?(id()er
gletfc^na^rung be« §unbe^ j. ©. naef) oortiegenben 93erfu$en um burd^ntttttd}
4,5 1). S)ie SJerabreid^ung be« Soc^falie« ift ba^er oorjug^roeife am $fafee,
TOenn eine größere ©tergie be$ ©toffroed^fete unb aßer Sebenöfunltionen er*
teid&t roerben foü, fo bei ^ferben unb Slrbeitöo^fen, bei Sungoiefj, mänufid^en
3ud^ttieren icf roä^renb bei ber Haftung nur fo oiel @alj gegeben roerben
barf, att bie @d^mad(^aftigleit be^ gutter^ unb bie normale 8eben$tf)ätigfeit
ber SEicrc erforbert. ©n geroiffe« ÜJiaß oon ©alj ift aber für aöe ^panjen*»
518 allgemeines über ©telftaltung unb $ie4ju$t.
freffer unentbeljrltd} jur Gattung ü)rer ©efunbljeit. Söd oegetabilifdjer Sfcaljrunj
ift ba$ ©ebürfnt* nadj @alj ein roeit größere« als bei animalifdjer 9ta<pwtg~
(56 fteijt baä im 3ufammenl)ange utit bcm großen ®el)alt aller oegetabißfdjra
SRafjrungSmittel an ftali int a3erl)ältm$ ju bem barin oorfjanbenen Patron raifc
Güjlornatrium. $)a£ teuere aber ift ein roefent(id)er Seftanbteil be$ »Inte*
unb aller tierifdjen @äfte unb wirb, rote burd) btrefte Serfudje beroiefen roorben
ift, bei reichlicher 2fofnal)me oon Äaltoerbinbungen rafdjer unb in er$91jtent
©rabe mit bem £arn an* bem Äörper auSgefdjieben; baburdj oerarmt ba*
Sdhxt an Stytornatrium, ba$ ©ebürfnte, ba«felbe roieberum ju erfefcen, mhrb ein
immer größere« unb ber gange Organismus üerfäflt in einen trantyaften 3^
ftanb, roenn btefe« 53ebörftiift längere 3eit'tyinbur$ ktoe ©efriebigung ftabeL
Das ift oorgugäroeife bei ber ©taUfütterung ber 33ere ju beachten, roenn bie*
felben alfo gelungen finb, oft große SWaffen oon'falireid&en nnb natronarmen
Futtermitteln (Kartoffeln, ftörner Don ßerealien nnb Segnminofen :c.) auf*
guneljmen nnb nidjt, toie im roilblebenben 3"ftanbe unb anf einer guten SBeibe,
mit Ijinretdjenb falgljalttgen ^flanjen ftd) ju fätttg'en im ftanbe ftnb. Hudj für
ben STOenfdjen nnb inSbefonbere für bie ärmeren SBoflfeflaffen, bie oorfjerrfdjenb-
oon örob nnb Sartoffeln (eben nnb nur roenig ftleifdjfoeife ftd) oerföaffen fitanen,
ift ba« Sodtfalg als ein unentbeljrltdjeS. SftafirungSmittel, femeSroegS ab ein
bloßes ©enußutittef gu betrauten.
2ttan muß fid> aber Ijfiten, ben Sieren gu ftarle ©alggabetf ju oerabretdpn,
benn fte toerben baburd) gu einer übermäßigen ©afferaufnaljme befthnmt,
nnb biefe oeranfoßt roteberum eine oft bebeutenbe Steigerung beS (SuoeißumfafceS,
alfo eine erljöljte 3erftörung oon befonberS roertoolter ftutterfubftang. 5Radj ©e*
obadjtungen in ffieenbe an Odtfen ergab fid) fdjon bei einer um £ vermehrten
aßafferaufnaljme eine (Srljöljung beS gesamten (StoeißumfafceS tfon 7,2 §, unb
in einzelnen Säßen ift biefelbe eine nodj beträdjtlidjere. 2ßan fyat alfo bei
einer mögtidjft oortettljaften Fütterung, namentlich oon 3ungöiel> unb SRafttteren,
alles ju oermeiben, roaS eine fibermäßige Stafnatjme tfon SSSaffcr üeranlaffen
fann, j. 3. gu toäfferigeS Futter, gn Ijolje ©taßtemperatur, gu ftarle ©aljgaben,
gu oiel ©etoegung k., nnb groar rotrb biefeS begüglidj ber ©djafe nod) mdjt
gu beachten fein, als begüglidj ber SRinber, ba bie erfteren £iere im SBerljätotte
jur Sxodenfubftang im Futter roeit weniger SBaffer freitoidig aufnehmen, a(*
bie teueren. 9hn: ben mitd)gebenben Vieren fc^abet eine gefteigerte SBaffer^
aufnähme roeniger, unb e$ fann biefe fogar eine ertöte aÄild^probuftion be*
roirlen, obgleich ed auc^ ^ier iebenfallö rätlict) ift, eine gerotffe ®renje bejüglü^
ber SBäfferigfeit be^ Futterö einju^alten.
Für bie rationelle unb mögli<$ft vorteilhafte ßmä^xitng fterifd^er Organismen
ift ed oon großer SGBic^tigfett, baß e? äRittel giebt, um an ©roeifc in ber
täglichen 9ia^mng gu fparen, ben Umfafe bleiben für jeben 3raec* ^ Fütterung
anf ein geroiffe* SDJmimunt gn rebngieren unb bamit ben Slnfa^ oon Fleifd)
ganbnrirtföaftfidje gfltterungtfelpe. 519
am Äörpcr ju beförbern, überhaupt ba$ (Süueiß be« gutterd für bie *ßrobuftion
befonber« roertootler. tieriföer ©ubftanjen mögltc^ft ausjunufcen. 3d) erroäljne
in biefer £injid)t junä^ft ba$ gett bcr 9ial)rung. Sßenn man j. 2J.
einen grofen, reidjlid) 30 kg ferneren Jpunb täglich mit 500 g oxm
frifc^cm, fcttfrcicm 'Steift füttert, roorin ctroa 120 g an jErocIenfubftanj
oorljanben finb, fo Genügt biefe« Sfleifdjquantum bei roeitem nid^t, um ba$ Zicx
in einem mittleren @rnäl)rung*juftanb ju erhalten; baäfelbe magert oietmeljr
fortroäljrenb ab, oerliert t8glid> an $leifrf|maffe unb fommt anlegt bem junger*
tobe nalje. 83irb bagegen neben 500 g gleifd) eine genriffe SÄenge Don
gett, 3. ö. 200 g oerabreidjt, fo Ijört bie Abmagerung, ber gleifdjüerluft
oom Körper auf, ba£ .£ier oerbleibt fortnwljrenb in einem gefunben nnb
fräftigen ßrnä&rungSjuftanbe unb e$ tann felbft bei ber ermähnten 5ctt< unb
gleidjbleibenben Sleifdjmenge oon ber (enteren ein entfpred)enber %t\i jum 2fo*
fafc gelangen, alfo bie gefamte ftleifdjmaffe be$ ßörper* fid) Dermetyren. ©iefer
äfafafc finbet bann oorljerrfdjenb an ben ©eroeben ftatt, ba$ ©rganeiroeiß er*
leibet eine ä^na^me be« ©eroidjte« unb hierauf ift gerabe Ijauptfädjlid) ba$
Streben be« $ierjüdjter$ gerietet ÜDie 33erminberuug be$ ©roeißumfafce*
ober bie (grDöljung- be* gleifdjanfafceS burdj bie beigäbe oon Sctt ift allerbing*
anfdjemenb mdjt fefp bebeutenb unb betrug im äÄittel jaljlreidjer 33erfud)e mit
fleifd)freffenben Xteren unb bei ausfdjließlidjer Fütterung berfetben mit ftleifdj
unb gett etwa 7§; aber e$ ift biefe ©irtung bei gleidjbfeibenbem ftutter oft
eine lange anbauembe, fo baß fd)lteß(id), roenu urieberum ©ticfftoffgleidjgeroidjt
jrDt|(4)en Aufnahme unb Ausgabe erreicht ift, ber gefamte 9läljreffeft be« futtert
ein feljr beträchtlicher fein tann.
3m Butter ber pflanjenfreffenben Siere tritt bie (Siroeiß erfparenbe Sßirfung
be* Setter nidjt fo beutlidj tyeroor rote bei ber gleifdjnaljtung, roeil bort biefe
Sßirfung- burdj bie ©egemoart großer Waffen oon Soljleljtybraten oerbeeft ift.
Aurf) barf ber gettgeljalt im Butter namentlich ber ©ieberfäuer eine genriffe,
(eid)t erreichbare ©retqe ntdjt überf freiten; f(eine Mengen oon ftett äußern im
allgemeinen einen günftigen ßinfluß, größere Stengen aber ftnb oft feljr fdjäblidj,
roeil baburdj Störungen im SerbauungSprojeß entfteljen unb eine intmer ju*
neljmenbe Appetitlojtgfeit ber £iere oeranfqßt roirb. Sebodj Debatten ftdj bie
uerfdjiebenen Arten unb 3uftänbe be« Sfette* in biefer §mftd}t ungleich, unb
e* oerbient ba* f?ett {ebenfalls ©eadjtungi gunädjft bei ber Fütterung be* 3ung*
oiefje* unb ber Sßafttiere, audj ber ^ferbe, überall namentlich, roenn bas gutter
ein fticfftoffreidjeS ift.
@ne roeit größere Sebeutung für bie ßrnäljrung ber ^flanjenfreffer als
bie gette ^öben bie Äol)lel)t)brate (©tärleme^l, £ndtx ic). ©ie beroirfen
gleic^fall« eine SSermmberung beö ©roeißoerbraudjeS im Sierförper, unb groar
abfolut unb befonber* relatio in l)öf)erem ®rabe ate ba^ gett. Diefe 23er*
minberung betrug in SBerfudjen mit gleif^freffem bei Fütterung oon ©tärleme^l
520 OTgememe« über SSteljljaßung unb #ieljjudjt.
Itcben Steift burd&fdtjnitttidf) 9 j}, bagegen bei Verabreichung einer gleiten
® erotdjtö menge $& nnr 7 £ (f. oben), ©er p^fiologiföe ffiert ber ftoljle*
abrate ift atfo ein roeit größerer, ate beren 9iefpiratum$roert; fjttiftdfitlicl) beS
teueren, b. I). begüglidf) ber 2B8rmemenge, meldte fie bei iljrer Doßftänbigen
Verbrennung gu ergeugen oermögen, »erhalten ftdj ©tärfemeljt unb §ett rote
1 : 2,44, roityrenb bie SSerminberung be$ SiroeißumfafceS burttj ©törfmeljt unb
überhaupt burdfj Soljleltybrate fdjon bei gleicher ®eroidfjt$menge eine ebenfo
große unb fetbft nodj größer ift, ate burd(j gett
Die <PfIangenfreffer uermögen . weniger gett, bagegen roeit meljr Soljle*
abrate gu verbauen, atö bie f^teifd^freffer, roie man audj bei normaler ßrnä^rmig
ber betberiet Xierftaffen rohrflidfj beobachtet, unb hierauf beruht e$ tyanptfadEplid),
baß bie erfteren im Srljattungtffutter ufcrfjöltntemäßtg roenig ©roetß bebftrfen
unb baß bei ber $robuftion$fütterung biefer £iere leicht eine größere Sßenge
oon bem oerbauten ©roeiß im Äörper gurüdf bleibt, atx ben ©eroeben, aljo ate
Crganeiroeiß gum änfafc gelangt, Sin geroiffe* ÜÄinimum aber oon <8roetß
muß überaß audj im Butter ber ^flangenfreffer oor^anben fein unb tarnt burdj
feinen anberen Sutterbeftanbteil erfefct roerben. (S$ ift gerabe bie roidfjtigfte,
freiließ nur fdjroterig unb erft nadf) unb m$ gu löfeube ausgäbe ber Sütteungfc
lef)re, für aße eingelnen 3roerfe ber fotbroirtfdjaftUdfen £ierl)aftrotg biefeS 2JK«
nintum -an oerbaulidjem Stroeiß unb überhaupt bie nötige Stenge unb ba$
ridjtigfte SBerijöltuiS ber frtcfftofföaftigen unb fttefftofffreien mfätoftt im tag*
tidjen gutter ber £iere feftgufteßen. SBaS in biefer $infi^t bisher, uameutfidj
auf ben lanbrotrtfd&aftttdjen 25erfud)Sftationen, burd) birefte unb ejaft ausgeführte
SSerfuc^ ermittelt roorben ift, roirb metter unten ßrrofifjnung fiuben.
©er Slnfafe oon Siroeiß, bie gleifd&bitbung, lann bei ben ^flangenfreffern
nm fo feister erfolgen, ate biefe Xiere befanntlidfj gur ftettablagerung fetjr ge*
neigt finb unb fdjon bei mittlerem SrnaljrungSguftattb in iljrem äörper eine
roeit größere ÜÄenge öon gett gu enthalten pflegen, att bie gleifdfjfreffer. &
ift aber burd& birefte Verfuge nadfjgeroiefen, baß in einem fetten Äörper, bei
fonft gleicher gleifämaffe unb gleicher Srnäljrung, ber ©roeißumfafc ein ge*
ringerer ift, -atö in einem fettarmen Körper, ©ad im Sörper fd&on abge*
lagerte ftett roirft in älptlidjer SBeife oerminbemb auf bie 3erftötimg be*
©weiße« unb alfo förbemb für ben ©roeißanfafc, roie ba£ Sett ber SÄalpung.
©ie große Neigung aber ber $flaugenfreffer gum Settroerben fteljt im 3ufammeiu
ijange mit ber $rt unb 3Beife iljrer ©näljrung unb mit ber baburd) bebingten
ÜÄenge unb öefäaffenfjeit be$ Slute$,# öicßeid)t audj mit ber ®röße unb Sfa**
bilbung iljrcr {RefpirationSorgane. 3e meljr bie Xiere in einen fetten geraäfteten
^uftanb übergeben, befto geringer roirb im aflgemehten bie Baftönroß ber
@toffe im Sörper, befto weniger öermögrti bie ©tut* unb 8ijmpl)gefäße au«
bpm SSerbauungdlanat oon ber gugeffi^rten Slabrung gu reforbiren, befto me^r
»erminbert ftdfj überhaupt bie ÜÄenge be« gur Sättigung ber Xiere erforberlu^en
ganbimrtföaftadje güttmmgsfc$re. 521
$utter$. Diefe ßrfdf)einungen treten fiefannttidfj oorgugSmeife beutlidf) bei ber
Sfitterung Don Sßafifd&weinen auf, bei melden guweiten fogar eine fettige £)ege*
ueration ber Organe ftattfinbet, unb au«f) bei bem feljr fetten 3ungotel) l)ört
3ulefct ba$ normale ©acutum beSfelben auf.
ÜÄan !)at früher allgemein geglaubt, ba§ burclj bie medjantfdje Arbeit,
tmrclj angeftrengte 2ttu$fett1jätigfeit eine wefentfid&e Abnnfcung ber Organe
unb bamit ein fetyr oerineljrter Simetßumfafe hn Stierförper bewirft werbe.
Aus neueren S3erfu<§en jebod(j, weldje SJoit guerft am £unbe unb fobann tat
SSerein mit <ßettenfofer am 9ßenfd>en aufteilte, fyat fid) ergeben, bafe ber (St*
toeifcumfafc unter geroßljnlid&en 83erl)ättniffen bei ber arbeit fein größerer ift ate
in ber föulje. <£$ mag oretteidjt in ben gunädjft tätigen Organen metjr ©metfe
jerftört werben, aber bie« wirb wenigftenä burdfj bie atebann oerfjäftntemöfig
größere Sftulje ber übrigen Organe wieber ausgeglid&en, fo baß ber gefamte
Umfafc an biefer ©ubftanj für ben gangen ftörper oft felbft bei angeftrengter
Arbeit unoeränbert bleibt Dagegen wirb bie 3rcftömng oon gett, begieljung**
weife So^le^braten, burd) ftarfe Arbeitdleiftung feljr bebeutenb ertyityt, infolge
baoon entfpredjenb meljr ©auerftoff im töeftrirattonsprogefc aufgenommen unb
atfo meljr ©arme ergeugt, gteidfjgeitig aber bei weit größerer ©afferoerbunftung
und) meljr ©arme nadO außen l)in abgegeben. Die ermahnte ^Beobachtung, baß
t>er ©meipumfafc bei unoerönberter Srnäljrung trofe .oerftfirfter Arbeitatetftung
fxc^ nid&t erfjityt, lann Jebodj nur bann gutreffen, toenn ber (Srnä^rungdguftanb
t>e« Organismus ein guter ift unb inSbefonbere, wenn ber Serfudj auf eine
furge, nidjt aber auf eine tangiere 3eitperiobe $$ begießt, überhaupt nur, fo
lange bie bei ber arbeit feljr gefteigerte Ojrtjbation oon organifdfjer ©ubftaug
twrcf} bas infolge einer oorauSgeljenben reid^li^en Grrnätjrung im Körper ange*
jammelte ftett gebecft wirb., ©owie aber bie oerftärfte Arbeitsteilung längere
3eit anbauert, fo muß notwenbig batb aud& bas Sörpereiroetj?, anfangt im ge*
ringeren ®rabe, fpäter immer meljr angegriffen unb batyer bie Ausfd&eibung
üon ©thfftoff burcij ben $aw oermeljrt werben. 3MeS mürbe audfj in 93er*
fudfjen beftätigt, meldte man in £oljenljeim mit ^ßferben ausführte unb bei benen
tue ebigelnen ^erioben oon längerer Dauer waren. ©emt ein etwa 500 kg
fdfjwereS $f*rb in gewflljttliäjer SQBctfc mit #eu, #afer unb ©tro^ädtfet ge*
füttert würbe, ergab fid) bei ber feljr mäßigen £ageSarbeit oon 475 000 Äilo*
flrammmetem eine AuSfdfjeibung oon #arnftidtftoff pro Xag = 99 g, bei
t>er bteifadjen Arbeit (1425 000 kgm) = 116,8 g. gerner ein fttdfftoff*
reiche« gutter oon §eu unb ffloljnen lieferte . bei 810 000 kgm SageSarbeit an
£amftufftoff 198,6 g, bei £ 430 000 kg Arbeit bagegen oon £amftidfftoff
pro 5Eag 228,0 g.
ÜDie bei ber Arbeit fetyr oerme^rte SBerbrennung be« fettes fyat mand^e
^fiologen in neuerer £eit oeranla^t, in biefem ^rogeg bie Ouette für bie
9Ru$felfraft gu fudjen, inbem jte glauben, ba§ bie babei ergeugte ©firme ein
522 ' Httgememtf über $ief>ljattung unb ^ie^uc^t.
$quiuatent für bie gefeiftete Strbeit fei unb im £ierförper alfo eine Umfefeung
oon Sßärme in Kraft ftattfinbe, äljnliif) wie bei einer Dtfmpfmafdjine. bic
buref) ba« ^Brennmaterial ergeugte Sßärme burdfj ba$ SDHttcI be$ Dampfe* ht
Kraft fii) oerroanbeft. S$ ift aber Don namhaften $ljtyjttern barauf Ijingenriefeu
roorben, baß im SEierförper bie einmal gebübete SBärme nidjt in mecf>amf($e
Slrbcit ftd^ umfefceto, nidjt ate bie eigentliche Duette für bie lefctere betrautet
werben fönne, roeil bie Ijiergu erforberlidfjen öebingungen fehlen, namentfid)
feine abroedjfelnbe (Srljikung unb Slblüljtong ber Sttaföine ober einzelner STeile
berfefberi ftattfinbe. SMefoieljr roirft befanntticij nidjts nachteiliger auf ben ©e*
funbljeitöguftanb be$ tierifdfjen Organismus ein, ate SBeränberungen in ber
notroenbigen Temperatur bleiben; fd&on oerljättnigmäßig geringe Störungen
ber normalen Körperroärme führen gu einem raffen 5Eob. 8lud> ift gu beadjten
baß bie bei ber arbeit üermeljrte Sßärmeprobuftion fefunbör eine Solge ber
Arbeit ift unb nidjt rooljt primär bie Duette berfelben fein fann. 5Die bei ber
Slrbcit ergeugte größere Sßärmemenge toirb burd& bie ertyöljte äBafferöerbunftang
unb reid(jlid(jere SBärmeaudftraljlung abforbiert. Oteid&rooljt Ijat man in ber
ersten Verbrennung be« Körperfetted ober in bem größeren Quantum ber
ftidfftofffreien Stäljrftoffe be$ gutter« einen geeigneten Sttaßftab für bie geletftete
ober bie gu leiftenb* £age$arbeit ' Die $ol)enljeimer $ferbe*güttemug$Der|udff
(f* °0 jcigen beutltc^, baß bei einer gefteigerten ärbeitsleiftung aud& ein größerer
(Siroeißumfafc eintritt, roenn ber 93erfud) nur Ijinreidjenb tauge £ext fortgefe$
rotrb. Sei bem $ferb madfjt bie 3unaljme im ©roeißumfafc jid> f$on bei
einem mittleren, oietteid&t bei jebem SrnälirungSguftanbe bemerfbar; immer aber
ift biefetbe nur unbebeutenb im ©erkältete gu ber febr erlösten O^bnrion doh
Körperfett, begieljung&oeife oon flidfftoffreien öeftanbteüen ber ^atjnmg.
©eitere SJerfudje nun mit bem $ferb Ijaben ergeben, roie aud> nad(j beut, n>a$
mir über bie ©efefte ber ftletfcij* unb gettbilbung im 5Eierförper roiffen, gu er*
märten mar, baß nämlidfj bie Steigerung im Simeißumfafc fofort aufhört unb
legerer fogar oft einem ©roeißanfafc *ßlafe madjt, fpbalb ba$ täglich aufge*
nommene SÄäljrftoffquantum burdfj bie Seigabe einer genügenben SKenge oon
gett ober Koljleljtybraten oermeljrt roirb. SDian fann birett ermitteln, roie mel
oon ftidfftofffreien Sftäljrftoffen al« ©eigabe erforberlidj . ift, um ba$ bur# bie
er^öt)te aWu«tetanftrengung geftörte @tidfftoffgleid&genrid(jt nrieber Ijerguftetten unb
es ift gu oermuten, baß bamit atebann audf) ber größere SRefpiration$üerbrttiu$
gebedCt mirb, alfo gfeidjgettig Koljlenftoffgleid&geroidjt eintritt. Bo beobachtete
man g. JB., baß eine Steigerung ber 5Eage«leiftung um 500000 kgm (wm
1 450 000 auf 1 950 000 kgm) eine «eigabe *oon 930 g lufttrodtner 9iei*
ftärfe (mit 13 $ geud&ttgfeit), roooon aber anfdjemenb nur 570 g £ro<fenfubftanj
(©tärfmeljf) mirflid^ oerbaut mürben, erforberte, um ben burd^ bie uermelpte
Slrbcit erl)ö^ten (Simeißumfa^ mieber gu mäßigen, ba$ geftörte ©ticfftoffglei^
gemixt raieber ^erguftetten. Shte gang gteidje SBirlung ergab ftd^, meun bei
£cmbu>trtf$aftft$e gflttermtg*lel?re. 523
ber uut 500 00Ö kgm gefteigerten arbeit aus beut täglidjen Butter anftatt
570 g ©tärfemel)! infolge einer geeigneten 3uIaÖc 219 S rc^neÄ $& mcl)r
ats bisher oerbaut werben Tonnten.
80« bie eigenttidje Duette für bie SßuSfetfraft ift ber burdf) bie
3eltentl)ätigfeit bebingte Utnfafc ober 3crfall ber ©toffe über^aupt^
gunädjft unb gang befonberS ber (Siroeißfubftang angufeljen; inbem
festere bei bem Uurdjgang beS *ßtaSmaftromeS burdfj bie ©eroebegetfen in ein*
fasere 2ltomgruwen gerfättt, roirb gteid&fam ©pannfraft frei, meiere gu äußeren
Arbeitsteilungen bienen fann unb auti) im Siuljeftanb beS ÄörperS itjre 33er*.
roenbung ftnbet für bie innere arbeit ber Organe ober burdj Umfefcung in
eteftrifdje ©tröme :c. 35er Sörper tjat bie ftäfyigfeit, eine geroiffe SKenge oon
©pannoorrat aufgufoeid&ero; fobatb biefer Vorrat burdfj angeftrengte Strbett
rafdfj oerbraud(jt ift, bebarf es einer geroiffen 3C** ber 9fctf)e (SlrbeitSpaufe), um
beim ©ur^ftrömen einer neuen Sßenge oon ©roeiß burdj bie ©eroebegetten
roieber ©pannoorrat angufammetn unb bamit auf'« SReue ftärfere Äraftäuße*
rungen gu ermBgtidfjen. 3n ber 23)at ftimmen aud) oiete Srfatjrungen bamit
überein, baß l)auptfäd()tidj bie ©roeißftoffe es finb, roetd&e bei. iljrem 3crfaQ *>em
Sörper bie nötige Äraft oertei^en; nur in einem Mftigen (SmcÜjrungSguftanbe,
beffen ©Gattung bie tägliche 3ufuf)r einer reidjtid&en SDtenge oon ©weiß, eine
intenftoe ßmä^rung üerlangt, ift ber SEierförper gu einer angeftrengten 3ÄuSfet*
tt|ätigfeit befähigt. 25a aber bei ber teueren metyr föefpirationSmateriat oer*
brauet roirb, fo ift aud} biefeS in größerer SRenge gu oerabretd&en, es muß
überhaupt eine reidjtidjere ©nätjrung ftattfinben, roenn ber Äörper in feinem
©etyalt an Stetfdj unb ftett unoerönbert, atfo in einem gleich fräftigen 3«ftatibc
oerbteiben fott. ©ne Seigabe oon Sett, roetdjeS baS intenfiofte alter JRcfptra^
tiouSmittet ift, mödjte batyer neben bem ©roeiß in 39etrac$t fommen, unb es
roirb rooljl nidfjt gufättig fein, baß bie 3trbeiterftaffen eine SJortiebe für fettreidfje
©peifen bejtfcen unb baß ber £dfer, gleid&fam baS SRormatfutter für bie $ferbe,
oerljättniSmäßig reidj ift an fjettfubftang.
SSiet fdjroieriger ats bie ©efefce ber ftteifdjbitbung im SEierförper finb bie
59ebingungen gu ermitteln, unter roetdjen bie ftettbitbung unb gettabtage*
rung erfolgt. $tergu genügt es titelt allein bie fenfibteu 2tuSfdjeibungen, ben,
SQaxn unb Jtot gu berfidfftdjtigen, fonbem es muffen aud) atte ^obufte ber
JRefpiration unb Sxanfpiration genau beftimmt roerben. SefctereS ift freitidfj
burdj bie ©eiljülfe beS spettenfofer'fd&en SRefpirationSapparateS roefentfidj erteidjtert
unb es pnb bamit aud) fdjon oerfdfjiebene 25erfud}Sreil)en ausgeführt roorben,
bei benen jebodj faft ausfdjtießfid(j fleifd&freffenbe 5Etere unb 3Jienfd)en ats 93er*
fucfjsobjefte bienten, roäljrenb bie ©dfjroiertgfeiten, roeldje bei ber 93erroenbung
oon tanbroirtfdjafttid&en 9hifctieren gu berartigen SSerfud^en fidf> ergeben ^aben,
not^ ni(f)t gang überrounben finb. SS ift bat)er begreiflich, baß begüglid^ ber
Settbitbung, namenttid^ im Sßrper ber uns tjier in erfter Sinie intereffiemben
524 Stflgememe« über Sttetyfjaforag unb Bteljgudjt
Ißflangenfreffer, nodfj uiefe^ gu erfopfäen übrig bleibt. 3lüeiertei i*°$ W oft
üöllig entfdjiebeu angufetyen, näratid) baß ba« gett ber 9ial)rung unter tjierju
geeigneten Umftänben im Sörper gurüdfgeljalteu nnb abgelagert rohrb, unb fobatra
baß audfj au« anberroeitigen SJeftanbteilen ber SRaljrung eine Sfteubilbung oon
&tt erfolgen fann.
©elbftüerftänblidj fann eine ätofammtung oon fjett im SHerförper nur bei
reidjtidjer grnäjjrung be«felben ftattfinben. Die Xljatfadje ber Ablagerung
t) pn 9ßaljrung«fett ift nrieberum in neuefter 3^ burd) btrcftc SBerfudje be*
(tätigt roorben ; jeboc^ mxft ba« betreff enbe gett ein bem tierifdjeri fjctt analoge«
fein ober in fotöje« menigfteu« leitet fid& umtoanbeln tonnen, roäljrenb gang
frembartige Settftoffe entroeber au« bem 33erbauuug«fanal gar tudjt teforbiert
werben, ober in ben Ärei«tauf ber ©äfte aufgenommen, l)ier einer raffen 3er*
ftörung unterliegen. 5ür bie 9ieubilbung Don gett brausen feine be*
fonberen öeroetfe aufgeführt gu werben; biefelbe ergiebt fidj fdfjou jur ©ewige
au« ber aütägttdjen (Srfal)rüng. Dagegen ift e« untätig, bie grage gu erörtern,
meldte 9täl)rftoffe e« finb, bie gur Sleubilbuug oon ftett oorfjerrfdfjenb ober au«*
fd)ließlicfj ba« nötige SDiaterial liefern.
Daß au« <£iroetßfubftang ftttt entfteljen fann, «wirb gegenwärtig oon
feinem ©adfjoerftänbigen meljr begroeifelt. S« ift bie« burd) allerlei ©e*
obadjtungen außerhalb be« tierif^en £>rgaui«mu«, namentlich aber burdj 9$er*
fu^e mit lebenben Stieren oerfdfjtebener 3trt, bei au«fd)tief$ßdjer t£mät)rung ber*
feiben mit reinem fttetfdfj ober ötut, mit unb oljne ©eiljtlfe be« töefpirattan«*
apparate«, teilroeife aud> burdj birefte ©eftimmung ber gettmenge im Körper
ber gefütterten £iere nadfjgenriefen roorben. @« ift fogar fetyr roa1)rfd>einlidj,
toie ftfjon roeiter oben ermähnt mürbe, baß 6ei jebem Umfafc oon ©iroeiß im
£ierförper barau« gunädfjft eine entfpred&enbe Stenge oon Settfubftang fid> ab*
fpaltet, meldte entroeber in ben (Semeben gur Ablagerung gelangt, ober ber
33Wldf>probuftion bient, ober im 9iefptration«pA>geß oerbrannt rotrb. hierbei ift
nyr.uodj gu erörtern, ob ba« au«. öiroeiß fid) bitbenbe ftett neben bem &ctt
ber Slaljrttng aud(j unter allen Umftänben genügt, van bie oft fo rafdfje unb
reidjüdje gettprobuftion bei ütftaft* unb SDKfdjtteren gu erftfirert.
«egügtidij ber 9»itd(}fülje fmb in 2Äündjen unb auf ben «erfud^ftationen
in 9Jlö<fern nnb $ol)enfyeim genaue 93erfu<Jje augefteßt roorben, an» melden fid)
ergeben $at, baß ba« au« tem gutter reforbierte gett im herein mit bem burdj
©roeißumfafc im ftörper entftanbenen für bie ^robuftion be« Sßildjfette« au«*
reid&t, nid&t allein bei reü$tid>er unb intenfioer Fütterung ber Eiere, fonbcni
audj, roenn biefelben längere 3ett ^inburd^ auf oerl)ältm«mäßig bürftige unb
ftidtftoffarme Sutterrationen gefegt fmb. hiermit in Übereinftimmung befittben
fid} bie SRefultate oon 3Ääftung«oerfu^en, rocfd)e mit gammeln auf Der*
fdfjiebenen ffierfud^öftationen gur 3lu«fü^rung gelangten. 3n me^r al« 60 ©njel*
oerfurfjfen geigte fic^ mä^renb einer längeren 2ftäftung«periobe bei einem größeren
Sanbmtrtfdjafttidje gfitteruttgötefjve. 525
©c^alt be« ftwtter« an oerbaulidjem ©weiß aucfj eine entfpredjenb rarere 3u*
nafyme be« Sebenbgewidjte« ber Itere unb gugleidj eine reic^üc^ere ftettablagerung
in beten Sörper, wie an« ben überall in biefen SJerfudjen ermittelten ©djladjt*
refultaten fonftatiert werben fonnte. S« war ftet« bie ©umme be« au« ber
9taljrung reforbierten nnb be« an« bem oerbanten ©weiß entftanbenen f^ette^
meljr al« genügend nm bie beobadjtete ®ewicf)t«gunal)me ber £iere unb beren
fdjließfidj erreichten 9Käftung«guftanb gu erffären. Sfynlid) werben woljt aud>
bie 2Raftodjfen unb überhaupt alle wieberfetaenben £iere fidj uertjaften. $)a*
gegen fdjeinen bie @dj weine gang oorgug«weife gur Settbitbung befähigt ju
fein unb bagu, auger bem ©weiß, and) bie Äofjleljt} brate be«.gutter« SÄateriat
liefern gu fönnen. 2Benn nämlidj in eingeluen oorltegenben SBerfucfyen bei SKaft*
fdjweinen 100 $funb &tmafymt be« 8ebenbgewtd)te« bewirft worben fmb mit
einem gutterquantum, in wettern etwa 10 $funb fertig gebilbete« gfett unb
nur 40 bis 50 $funb ©wrißfubftang enthalten waren, fo fann barau« un*
möglidj bie gange SWenge be« wirffidd abgelagerten f5rcttc« entftanben fein, ba
biefe SJRenge für 100 ^froib ®ewid)t«gunal)me ber üWaftfdjweine oft 60 $funi>
beträgt. Sebenfaß« aber wirb bei biefen, wie bei allen Vieren ba« am Äörper
angefefcte gett guuädjft bem fjutterfett entnommen, fobann au« ©weiß unb'erft
in gweiter Sinie unter ©eiljilfe ber Äoljtefyjbrate gebilbet fein. 3U bet festeren
2trt ber gettbitbung finb freiließ bie ©djweine wegen üjrer gangen Organifation
gang befonber« befähigt, ba fie einerfeit« ein große« 33erbauung«oermögen für
aüe SiaMtoffe befifcen unb anbererfeit« bei ber Derl)ältni«ktäßig geringen ÜÄenge
oon Organeiweiß unb ©tut, fowie bei ber JBeföaffenljeit be« teueren namentlidj
im fetten 3*tftanbe ber £iere, bie O^bation ber ©toffe eine befdjränfte fein
muß unb alfo um fo meljr ©ubftang af« gett gur Ablagerung gelangen wirb,
3n neuefter 3d* ift audj burdj gang ejafte SSerfudje an oerfdjiebenen Stier*
gattungen mit aller ©eftimtntljeit, teil« burd) djemifdje Unterfudjung ber Xiere
üor unb nadj ber Haftung, teil« unter JBeiljilfe be« 9tefpiration«apparate« nafy
gjewiefen worben, baß außer ber ©weißfubftang audf) bie Äotjte^brate be$
gutter« 9Jlaterial gur ftettbilbung liefern fönnen, ja unter .geeigneten Umftänben
gang ootfjerrfdjenb at« ftettbifimer auftreten. 3ucrf* beobachteten ©. ©c^ulge
unb S35ei«fe in $ro«fau an ®finfen bei gütterung berfelben mit Stoggenfteie
unb Sartoffetftärfe, baß wenigften« 13 bi« 17,5 *JJrogerit oon ber ©efamtmenge
be« neu gebilbeten unb im Äörper angefammetten Sfette« aa& Soljteltybraten
entftanben fein mußten. Sfloä) entfd&iebener ergab jtdfj biefe« föefuttat in 33er*
fudjen mit ©dfjweinen; in ben S3erfud(jen oon 5Efd)irwin«fi) in 9Ro«fau mußten
wenigften« f be« betreffenben Srette«, in ben 33erfud>en oon ©ojljlet in ÜBünd>en
unb ebenfo in benen oon 3Reißl unb ©troljmer in SBien fogar f au« Äoljle*
^braten gebilbet fein. £>ie letzterwähnten SJerfuc^e würben mit Slnroenbung
be« 9tefpiration«a))parate« au«gefü^rt unb tjaben gum erftenmal 'bie fteübitbung
oon 5ett au« Äo^le^braten (bei Fütterung mit geföntem 5Rei«) am tebenben
526 allgemeines über ©ielftaftuitg unb $tef>jud)t.
SCier nadfjgenriefen. Serner fanben Srlenmetjer unb oon Planta m SÖiündjett
bei 33ienen bie ©Übung oon Sßad&S, alfo einer fettitynlid&en <2ubftanj, au3
3ucfer, auf« neue beftätigt, unb enblic^ fjaben fdfjon oor einigen Sauren Sem,
Battenberg unb £enneberg in (Söttingen bie Sntfteljung oon ftttt avß 9of)te*
ftybraten audfj bei roieberfäuenben Vieren, nämlidj bei ber Haftung oon nötßg
auSgeroac&feneu gammeln, beobachtet; e$ ergab fid) babei, baß 35,5 ^rojent
be$ gefamten im Äörper angefammelteu gette«, ober 50 g gett pro Sag
unb Sopf nid^t burdfj ba$ oerbaute gutterfett unb guttereimeiß gebedt werben
fon,nten, fonbem anberroettigen gutterbeftanbteilen, b. Ij. auäfdjließ tidO ben Soljle*
^braten ba$ SKateriat ju iljrer ©Übung Ratten entnehmen muffen.
Die Siere muffen bei beginnenber 9Jl8ftung in einem fräftigen Gr*
näljrungSjuftanbe fid) befinben ober burd& entfprcdjenbe gicmlidj ftidftoffreidje
gütterung in biefen 3ttftanb üerfefct werben; benn e8 ift unmögtid), einen Sörper
reidj ju madjen an gett unb gleifdj , raenu er nidjt fdjon eine geroiffe ÜKenge
tion Organeuoeiß unb jirfulierenbem ©roetß enthält, rooburdj er befähigt ratrb,
viel ©roetß unb gett ju oerbaueü, ju reformieren unb abzulagern. 3n ber
eigentlichen 9Käftung«jeit barf bie ©roeißmenge im gutter leine ju große fein,
feine* ju große Sfafammlung oon jirfulierenbem ©roeiß ftattfmben, weil baburd}
bie 3ctftörung roertooller ^ä^rfubftanj erljöljt fein mürbe; nod^ me^r aber Ijat
man 3U ocrljüten, baß ju Heine Mengen oon ©roeiß ben Sieren jur 2Iufnaf)rae
bargeboten roerben,' benn baujit roürbe e$ überhaupt an ber nötigen Energie be*
©toffroed&fet« unb jum Seil audj an Material jur möglidfjft raffen unb rettfc
liefen gleifdfj* unb gettbilbung im Äörper festen. <£$ finb oietmeljr mittlere
$äljrftoffüerf)ältniffe einhalten, bei meldten ju erwarten ift, baß anljaltenb bie
grüßte SKenge oon Drganeiroetß unb gett abgelagert roirb. Sßa$ aber unter
mittleren, foroie unter engeren unb weiteren Siä^rftoffoer^äÜniffen bei ber gütte*
rung ber tanbroirtfd&aftlid&en 9iufetiere gu oerfteljen ift, fann erft fpäter erörtert
werben, nad&bem mir oortjer bie in ber Sanbmirtfdjaft benufcten mistigeren
gutterarten bejfiglidj iljrer ajerbauttdjfeit unb if)re$ ©eljalts an roirfti<$em" 9ifiljr*
ftoff einer näheren ©etradfjtung unterworfen l)aben.
Sine 9bt3a^l oon lanbrotrtfcf)aftlitf)en 33erfudj$ftationeu t)at in neuefter 3«*
eine befonber* lebhafte unb erfolgreiche S&ätigfeit entroicfelt, um bie 93 erb au*
ttdjfeit be& gutter« im allgemeinen, foroie mit ©ejug auf foejielle, praftijdj
mistige fragen genau ju ermitteln. Sei ben betreffenben SSerfu^en mirb be»
fanntlid^ ba£ oon ben Sieren oerje^rte gutter unb ber audgefd^iebene Darmfot
ber Duantität unb ber c^emif^en ^ufattmtenfefcung m^r unter anroenbung
aller erforberli^en 93orIe^mngen unb SSorjtd^tömaßregeln, beftimmt unb an*
genommen, baß bie Differeng jroifd&en gutter unb Äot bie SWenge ber
an* bem Serbauungdlanal reforbierten unb alfo ^ur Gnmäljrung bed SierTBrperd
beitragenben gntterbeftanbteile angtebt. 6^ ift biefe Slnna^me freilid^ feine ganj
rid^tige, roeil ber Darmfot außer ben unoerbauten ober nidjt reforbierten Sutter^
SanbuHrtfdjaftftdje gflttcrung$tel)re. 527
reften audö allerlei (Snbprobufte be$ ©tofftoedfjfel«, namentlich ©allenbeftanbteite,
enthält; ijtbe« ift bic 3Kenge ber festeren nur unbebeutenb uttb beträgt nad)
barüber angeftellten Utiterfudjungen unter gemöljnlicijen ftütterungäoerfyältniffen
l)ödjften« 3 bi$ 4 $ oon ber ®ef amtmenge ber £rocfenfubftanj be« SoteS, fo
baß burdj biefe ^Beimengungen bie SRidjtigfeit ber SScrfuc^örcfuItate nidjt roefent*
üty beeinträchtigt wirb.
£)ie lanbioirtfd&aftltdjen Sftufctiere werben entioeber au$fd)liefilidf> mit 9toul(*
futter (£eu, ©trol), ©preu), begietyungSroeife ©rünfntter gefüttert, ober benfelöen
neben bem SRaufjfutter größere ober geringere ÜÄengen oon ©eifutter (Sßurjet*
fräste, Sörner, Sörnerabfälfe unb allerlei ffobrifrücfftänbe) oerabreidjt. SBir
muffen Ijier biefe beiben ^auptarten oon Fütterung fd&arf oon emanber trennen
unb betrauten junädjft bie 93erbaultcfffeit be« föauljfutter«, roenn biefe«
für fici) altein unb au«fd&liejjtid) jur . SSerfüttemng gelangt.
üßan fann bei bem gegenwärtigen ©tanbpuntte ber SBiffenf^aft bie, Joe*
ftanbteile ber guttermittet nur gruppenroeife jufammenf äffen; jebocfj genügt biefe«
für unferen 3roc(* oolffommen. Sitte 9?aul)* unb ©rünfutterarten entsaften:
1. föoljprotein (©roeifcfubftana unb ärnib); 2. fltoljfafer (£oljfafer);
3. SRoljfett (Äterejtraft);. 4. ftiefftofffreie gjrfcaftftoffe (Äofjlelftbrate) unb
5. SKineralftoffe (SReinafd&e).
3m einjelnen ift bejüglid) ber SSerbauung biefer Sutterbeftanbteife, junädfjft burdj
roieberfäuenbe £ie,re, fofgenbe« ju bemerten:
1) 35on. ber SRoljfaf er wirb immer eine genriffe, \t nadj ber SJefdjaffen*
tyett be« 9toul)futter« unb fonftigen Umftänben fefyr oerfdjiebene ÜKenge oerbaut
(oon etroa 35 bi« juroetten über 70 J- ber ©efamtmenge). Slnbererfeit« bleibt
Don ben fog. ftidftofffreien Sjtraftftoffen ftet« ein Xeit unoerbaut unb nrirb
toenigften«, toenn aud) im lö«ticfjen 3uftoub 3ugegen, au« bem SBerbauung«*
fanaf triebt reforbiert, fonbem mit bem ©armfot au«gefd)iebett. 6« ift nun
feljr bemerfen«roert, baß jroifd^en bem oerbauten Shtteil ber Stoljfafer unb bem
unoerbauten 9fateit ber ftidftofffreien ßjtraftftoffe eine Äompenfation ftatt*
ftnbet, baß nämltdf) bie betreffenben SKengen ber beibertei ©toffe jiemlid) gleich
ftnb unb alfo bie im Sutter burdj bie djemif d&e Sfaafyfe btreft ermittelte ®efamt*
menge ber ftiefftofffreien <£jrtraftftoffe# einen ÜRafftab abgiebt für bie SBer*
"baulidfjfeit überhaupt ber ftiefftofffreien öeftanbteile be« ?Jutter« (9tol)fafer unb
(Sjrtraftftoffe jufammengenommen). Die ermähnte Äompenfatton ift a6er nur
im allgemeinen unb burct}f$nitttidE) oortyanben; im einjelnen tommen ntc^t feiten
beträchtliche 9töioeid)ungen oor, fo baß bie üßenge ber roirfftdO oerbauten ftief*
ftofffreien ©ubftanj guioeilen 120 § oon ben anafytifd) ermittelten Gjtraltftoffeu
be« Butter« unb nod) meljr beträgt juroeilen aber auc§ bi« auf 80 § ober uod>
tiefer tjerabfinft. Diefe« roed^felnbe SJerljatten fte^t bei emer unb berfetben
Siaulj* ober (Srünfutterart im 3ufamntc^ang mit ber projentigen SSerbauung
ber oorljanbenen SRo^fafer ober ift bebingt burdj bfe SSegetation«periobe, in
528 " Stttgemeine« über aftefjfjaltung unb $iei)sud)k
welker ba$ betreffenbe Sutter ßcfdönittcn unb geerntet rourbe. 3c Jünger unb
garter ba$ ftutter ift, befio geringer ift geroöljnlidj ber progentige ©eljaft ber
£rorfenfubfiang an 9tof|fafer, befto letzter üerbaufid) ift bie lefetere unb befto
größer ift bie ©efamtmenge ber oon ben gieren verbauten ftirfftofffreien Srutter*
befianbteite gegenüber ber bei ber Stnaßjfe be$ ftuttermtttete gefunbenen SJtenge
ber Sjtraftftoffe. -@$ ftnbet bafjer j[ene $ompenfation groifdjen ber oerbauten
9tol)fafer unb ben unverbaut bleibenben ftirfftofffreien (Sjtraltftoffen alterbing&
bei mittlerer öeföaffenljeit be$ guttermittete ftatt, aber fte roirb beeinflußt burd>
bie größere ober geringere 33erbaulid)teit ber barin enthaltenen SRoljfdfer.
.2) 3>er üerbaute Anteil ber SRoljfafer ift reine ßellulofe, roeldje genau
biefelbe 3ttfammenfefcung l)at wie ba« ©tärfemeljl; ob aber biefe beiben ©toffe
audj eine gleidje Sftffljrtoirfung äußern/ ift aüerbingS fraglidj unb nad) neueren.
Beobachtungen taum anguneljmen. 2tad) ber nnrftidj »erbaute unb reforbierte
ätotetl ber ftirfftofffreien Sftraftftoffe ift bem @tärfemel)l natyegu gteidj gu*
fammengefefct, fo baß oermutfidj aüe ber 33erbanung unterltegenben ftirfftofffreien
SJeftanbteile be$ gutterS, ebenfo wie ba$ @tärfeme$l felbft,. im 8Serbauung«fanaI
gunädjft in 3urfer ober gurferaljnltdje ©ubftang ftd? umroanbeln unb im roefent*
liefen ate fotdjc in ben Äretetauf ber tierifdjen @äfte übergeben, — abgcfeljen
oon ben meift geringen SRengen ber orgamfdjen ©äuren, roeldje in bem auf*
genommenen Butter fdjon fertig gebilbet enthalten fxnb ober unter bem Sinfluß
ber SJerbauungSfäfte au« ©tärfemeljt unb &udet entfielen.
3) 3Ule$, roa$ oon ben ftirfftofffreien (Sjrtraftftoffen unoerbaut bleibt, ift ate
ein ©emenge oon oerfdjiebenen foljlenftoffreidjen ©ubftangen gu betrauten unb
$at ate gange* eine 3«fömmenfefeung aljnlidj berjenigen bc$ fogen. fiignin*
(56 bi* 56 § $ol)lenftoff gegenüber oon 44,4 § in bem ©tärfemeljl unb iu
ber ßetfolofe). ®ie töotyfafer be« fiote* ift ebenfalls immer foljlenftoffreidjer
al« bie 9tol)fafer be$ fttftter« unb enthält baljer neben unoerbauter Seltutofe
eine entfpred>enb größere äßenge oon ben betreffenben, bem Signin äljnlid) gu*
fammeugefefcten infruftierenben Stoffen.
4) 3n bem JRoljfett ift alle« enthalten, roa« au« ber SCrorfenfubftang be*
ftuttermittete burd) 2ttl)er gelöft unb ejtraljiert wirb, nämlid) außer ber etgent*
liefen tJettfubftanj audj road)$* unb I)argartige ©toffe, fonrie ba« (S&loroplwli
ober Blattgrün, SJon ber ©efamtmenge be* {Rosette« in ben 9taul)* unb
©rttnfufterarteu fmb im ©urdpnitt nur etwa 40 f oerbautidj, jeboc^ in ben
jüngeren unb garteren ^flangeu meljr ate in ben älteren, unb im allgemeinen
audj im Äleeljeu meljr (ca. 50 §) afö im Sßiefenljeu.
5) 3)aS föoljproteln ift l)infidjttid) femer »erbauü^Ieit in ben oer*
fd&iebenen JRau^futterarten unb in ben oerfdjicbenen 3uftänben eine« unb be«*
felben guttermittete faft nod^ größeren ©djnwutongen unterworfen, ate irgenb
ein anberer gutterbeftanbteif; oon ber ©efamtmenge be« 9tol)protein« im Äfee*
unb ©iefen^eu g. ©. werben je nadj ben Umftänben 35 bte gu 75 § oerbaut
Sanbmtrttöofttidp gflttttung*lef)re. 529
3m aflgemrinen fann man annehmen, bafj ba$ 9foty>roteItt um fo leichter unb
ooüftänbtger gur SBerbauung gelangt, je größer ber progentifdje ®el)öft be* be*
* treffenben gnttermittete an biefem ©eftanbteil ift, }e enger alfo bas SBerljäftni*
gnrifdjen bemfetben unb ber gefamten jiidftofffteien ©ubftang ftdj geftattet; inbe*
äußert baranf audj bie äflenge unb JBefdjaffenbeit ber oortyanbenen 9toljfafer
einen ßinffoj*. ©et ber oorljerrfdjenb großen Sebeutung ber ©roeifcftoffe für
bie GmiSljrung be$ tierifdjen Orgatridmu* mnfc man gerabe ooqugsroeife beftrebt
fein, burdj btrefte unb ejafte gfitterungflöerfudje über aße JBerbaußdjfeiWoerptt*
ntffe biefer ©ubfiangen gu Karen Aufhaltungen gu gelangen. 3<$ werbe baranf
begüglidje SSerfud&Srefnttate weiter unten mitteilen. Sfl3a$ aber bie JBegeidfjnuug
JRoljprotein betrifft, fo oerftetyt man barunter nidjt allein bie oerfdjiebenen
SWobififationen ber eigentlichen Stoelfftoffe (Albumin, Fibrin, Äafefn,- Segumin
k.), fonbern aud> bie fogen. „Ämibe" ober amibartigen @titfftoffoerbtnbimgen
(Steparagtn, ©lutamtn, »etaln, Seucin :c.), roetö>e fämtlic^ in ©affer tö&fid)
nnb batjer teidjt oerbaulid) finb, in ttjrem plfoftofogifdjen SBerte aber ober iljrer
giä^rroirfung fetnesroeg* ben (Stoetßftoffen gteidj, fonbern otefletdjt etyer bett
$oI)leltybraten, überhaupt ben leicht oerbaußdjen fftcfftofffreien ©eftanbteilen be*
gntter* äljnfld) jt$ Dermaßen. 3temI^ rei^ an Äuriboerbiubungen finb bie
©rfinfutter* unb $euarten, um fo meljr, roenn fte in einem frühen <&tfrot<fefang&
ftabium ber $ffangen gef Quitten mürben; no$ reifer ftnb bie ©urgetgeto&fjfe,
namentlich bie SRüben, in melden ba$ 8mib ober 9didjt*Siroeijj häufig bis Aber
| be& gefamten 9tolM>roteittS beträgt.
6) Sei au$fdjße#fidjer SBerabrtf df>ung oon 9taulj* ober ©rünfutter finb in
bem $arn ber roieberfänenben 5Etere nur geringe ©puren oon $l)o$pI)orfciure
enthalten. ßs fdjeiui aföbann oon ber im Butter aufgenommenen $I)o*pl)or«
fäure nur fomel au* bem SerbauungGtanal reforbiert ju roerben, als gum
etwaigen Slnfafc an ben ©eroeben, begiefymgStoeife gur 9ÄUdjbiö>ung erforberfidj
ift; alles übrige geljt in ben ©armfot über. Dagegen ift ber §atn ber
SSteberiauer oon gang aljnlidjer ©efdjaffenljett roie berjenige ber fleifdfjfreffettben
Süere, b. Ij. fe^r reidj an $$o$$orf8ure (20 bi« 45 § ber §aroafdje), wenn
man benfelben au*fd)fiejj8d(> SMdjnaljrrag barbietet ober ooftjßtjrige ©ieberläuer
mehrere läge taug bungern lößt, fo baf fte fdjlie|lidj nur oon bem eigenen
33tnt unb Steift getreu. 8fod) bei fe^r tutenfioer Fütterung oon ftäfbern unb
Sämmem mit hörnern ftnbet man in bem #am.berfetten immer größere ober
geringere Mengen oon *ßljo$p!)orf8ure. ffiie man ftet)t, oeränbern ftdj alfo bie
8foöfdjribungdoer$ffttniffe für bie im Suiter aufgenommene ^o^^orfüure je
nadj ber ärt ber Fütterung. Dagegen roirb bas Sil! all be* gutter* 'ftet* bis
ju 95 unb 97 g, bie 3ßagnefia gu 20 bi* 30 § unb ber »alt nur gu 2
bis 5 §, ©djroefelfäure enblic^ unb Sljlor faft Doüftätd>ig mit bem $arn
ans gef Rieben, unb gtoar finb biefe SSer^ältniffe bei bem filee^eu faft genau
ebenfo, mie bei bem ffiiefen^eu, ungeachtet bie Stfc^e ber beiberlei ^utterarten
530 allgemeine« über $ie^attung uub «ieltfudjt.
eine feljr ungleiche 3ufammenfefcung l>at. Den SReft ber genannten «föen*
beftanbteite be$ gutter*, fomeit berfetbe im Äörper feine SSerroeubung fabei
nnb atfo nid&t gurücfgeljatten rotrb ober in bie etwa probugierte SDHtö) übergebt, •
finbet man nebft ber gangen Sßenge ber mit bem Sutter aufgenommenen
Äiefetfäure, in bem SJarmfot ber Stiere, ©egreifüdjerroeife ift btefe* 93er*
Ratten ber »fd&enbeftanbteile be« ftuiter* für bie »eurteitung be* fcüngroerteS
ber feften nnb Pffigen Sffremente oon ©idjtigteit.
2luf einige fpegietle, aber praftifdj befonber« mistige fragen be*
gügttd) ber S3erbautid§feit nnb ber bamit im hmigften 3ttfammenl)ange fteljenben
9töl)rfraft be$ JRauljfutterS, bei beffen au$fd&Uef$ß<f>er 33erabrei(Ijung, Ijaben eben*
faß« neuere btrefte SBerfud^e eine beftimmte ätatmort gegeben, Sßir motten unter*
Judjen, ob unb inwiefern bie betreffenben 93erfudfj$refultate mit ben allgemeinen
Sfofdjauungen ber $rajri« ftcj^ im Sinftang befinben.
1) ©ei 93erabreh$ung perf djiebener Quantitäten pro SCag unb ftopf,
aber öon einem unb bemfetben SRauljfutter , bleibt bie nadfj ^rojenten ber ein*
gefaen öeftonbteile beregnete §3erbauH<f}feit beäfetben im mefentlid>en un*
oeränbert- <E9 mürbe biefe 23)atfadje bereit« in meljrfadfjett Serfudjen be*
ftätigt gefunben, bei Odjfen unb Schafen, bei Fütterung auSfdjßefjlid) mit
Sßiefenfjeu ober mit Äteeljeu. 'Die Ziere nehmen im gefunben 3uftanbe unb
unter fonft normalen äußeren SSerljältniffen öon* einem unb bemfelben SRavfy
futter nur foüief auf, atö fte refotto Doftftffnbig gu oerbauen oermSgen. Sie
progeritige SSerbauung be* Suttermittefö ift faft gang biefetbe, einerlei ob g. &
ein §ammel pro STag 1 ober 2 ober 3 $fb. Äteeljett otyne jeglt^e^ ©etfutter
oergejjrt. Srettidfj ift ju ermähnen, baß bie bteljer, ^auptfäc^ttc^ in ©eenbe unb
in §otyenl)eim, angefaßten ©eobadjtungen nur auf ©iefen* unb Äleetyeu oon
guter ober mittlerer ©efdfjaffenljeit fid) begießen; iebocfj ift roofyl gleite« aud) für
bie metyr fdfjmemerbautidjen 9?autyfutterarten, für ©trof), Spreu je* anguneljmen.
2) Die einzelnen Stäljrftoffe roerben nadj allen Stiftungen Ijin in Döflig
gleicher Seife tierbaut unb reforbiert, einerlei, ob ba$ betreffetibe Sutterurittd
im Ijeutrodenen 3uftanbe ober ate ©rünfutter tion bem Xter oerge^rt
mürbe. & ift biefed 83erfud&$refuftat aufdjehtenb im SBiberfprod) mit ben titU
gemeinen (Erfahrungen ber Sanbmirte. $u<$ ift basfetbe nur bann burdpn*
richtig, roemt ba« ®rün* unb SCrodenfutter Don fonft abfofot gleicher ©e*
fdfjaffenljeit ift, gu berfetben ^eä unb auf bemfelben gelbe gefdfjnitteu mürbe,
unb oon ben fangen bei ber $eubereitung feine ©pur oon flattern unb
anberen garten, befonber* na^aften Seilen üertoren ging. !Die$ ift befanntfidj
in ber $rayte niematt, namentfidfj bei ber Bereitung oon Stet* unb Siqenie*
Ijeu, oottftänbig1 gu erteilen unb aus biefem ®runbe, aber aud) meit bie $ffattges
im grünen 3uftanbe meift in einer früheren SBegetationSperiobe gur SSerfütterung
gelangen, beobachtet man gang gemöljnlicij eine größere 5R8ljrmirfttng oon bem
©rünfutter, ate oon bem §eu. hierbei mag nod§ oorläufig. unentfd^ieben bleiben,
&mbu>irtf$aftU$e gfltteruttgeieljre. 531
ab bie grofee Sßenge oon Sßaffer, meiere bie mifdjgebeuben STierc bei ber ©rün*
fütterung in fid^ aufnehmen, einen »wefentlicljeu ©influfi ausübt auf bte $öfje
ber SttitiJjprobuftion; aber bie 23erbcwlidjfeit ber orgamfd&en ©eft'anbteite eine*
guttermittete wirb burd) ba$ einfadje £rocfnen berfelbeu an ber ?uft, wenn
baSfetbe oljne aßen SJerluft ftattfiubet, in femer SBeife oeränbert.
3) ©afc bagegen bei ber geroitynftdjen <DfirrI)eubereitung mit bem 33er*
luft oon allerlei garten ^flanjenteilen audj bie 93erbault<Jjfeit beS Butter* fid)
oermmbert, ift wol)l felbftoerftänblid). ©er SJerluft an £rodenfubftanj beträgt
nidjt feiten 10 § unb barüber nnb nadj Beobachtungen in ^roSfau tmb in
SDiödern bei Sujeme bie Stbnaljme ber SSerbaulidfjfeit 4 — 5§. ÜDie SHmaljme
ift nodj bebeuienber, wenn burd) uugünftige ffirntewitterung ein wteberljolteS
beregnen nnb auslaugen be* gutta*/ oieöeicijt eine förmliche SBergäljrung be$*
felben ftattgefunben Ijat, wobei baSfelbe jugleidj an Slroma nnb ©djmadßjaftig*
feit feljr oertiert ©ner folgen 23eränberung ift bie im jungen nnb nod) wenig
»erfolgten 3*iftanbe gefdjnittene ^flanje gang befonber* auSgefefet, bas Orummet
baljer weit meljr als ba$ Sßiefenljeu.
4) Sfadj bei längerer Aufbewahrung beS ftutterS unter Beobachtung
aller erforberlidfjen a3orjid)t$maf$regeln, atfo }. $5. in einem trodenen nnb luftigen
JBobenraum, fann fowotjl bie 93erbau(i$feit wie bie ©djmadßjaftigfeit fuJj Der*,
mhtbern. SßenigftenS ift bie« au« 93erfn$en ju entnehmen, welche in $ot)en«
Ijeim ausgeführt würben , unb in benen oon bem SRotyrotein eines Sßiefen*
grummets batb na$ ber ßrnte 62 §, bagegen brei Monate fyäter nur 56 unb
im ffrüljialjr 54 § bei ber SSerffitterung an biefelben SHere jur SSerbauung ge*
langten, wäljrenb bie SBerbauung&Soeffijienten für bie übrigen gutterbeftanbteile
.giemlid) unoeränbert blieben. ©iefe ßrfdfjeinung ift in bem oorliegenben gatle
weniger burd) 33eränberuugen in ber djemifdjen 3ufammenfefcnng ber SErocfen*
fubftanj bebingt gewefen, als einfach bnrdj medjanifdfje« Stbbrödleln unb 3er*
jmloern oon feinen ^flanjenteilen.
5) JBefanntlidfj Ijat ba« Butter in ben oerf^iebenen SSegetationS*
y er i oben ber betreffenben $flanae eine feljr ungleiche 93erboulid)!eit unb üßäljr*
fraft ßs finb hierüber fd&on meljrfadj genaue 93erfud(je angefteüt worben. 3n
SWödern ergab jtdj, baß ©djfen bei ber Fütterung anSfdfjiiepdfj mit (Srünftee,
welcher am 20. 2»ai (hirj oor ber SMüte), am 7. 3uni unb am 20. 3uni
(gegen Snbe ber Blüte) gefdjmtten war, oon bem $Ro^rotein bejieljungSwetfe
71, 65 nnb 59 jj, oon ber föoljfafer 51, 47 nnb 40 g »erbauten, wäljrenb bie
iBerbanticIjlett ber fti<f ftofffreien ßjtraftftoffe geringeren Sdjroanfungen unterlag.
(Sbenfo beobachtete man in $o^en^eim bei bem ©rünHee in $erfu$en mit
gammeln eine attmäfjlirfje Abnahme ber 2?erbauung beS $Ro^roteinö oon 75
bis auf 59 unb ber ftoftfafer oon 60 bis auf 39 §. 3tudj in ^roStau ge^
langten oon bem ftofyrcotein beS jungen Seibeflee'S 78 §, beS SKä^eltee'S
bagegen nur 61 § jur 93erbauung, oon ber dio^fafer be}ie|ungSweife 67 nnb
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632 Sfflgememe* üBcr $ie^altuftg unb ©tajjudjt
49 §. 3JMt bcm Ijier angebeuteten Serljaßeu be$ gutterä fteljt aui) tut 3**
fammenljang, bog im allgemeinen ba$ ffiiefengrummet teiltet oerbaußd)
ift, afö ba$ SBiefenljeu, wenn nSmfidf) beibe« bei gletd) gttttfttger ©itterratj
geerntet würbe; Jebodj Ijabe icij fc^oti angebentet, baß ba& (brummet bei bettt
langfamen £ro<ftten unb bei ber meift unbeftänbigen §erbftwitterung, namentlich
in SRorbbeutfdjtanb, diel leistet eine. 33erfdf)(e^temng erleibet unb au$ fdjou
art fidj weniger fd&macfljaft unb aromatifdj tft ate gute* SBiefeuljen, unb befe
ijaflb öon ben Vieren weniger bereitwißig oljne Jegfid&eS JSBeifutter »er&eljTt whb.
$)te SRäljrtraft aber ber nod) Jungen *ßffonjen ntu§ eine größere fein, ba fte
ntdfjt allein letzter oerbanfidfj fxnb, fonbera in ifjrer Srodfenfubftanj ondj ehtf
weit größere SWestge üon SRoljprotein enthalten, att bie fat ber Vegetation weiter
oorgefdtjrtttenen ^ffanjen berfelben Art. & edjöljt jtdj baburdf) bie ©iffereitj
bejftgßdfj be$ wtrfßdj oerbauten Protein« fefjr betr8d)tßcf);'bei ben erwähnten
JBerfudjen in Sßöcfern betrug bie SRenge bc$ teueren t>on ber £ro<fenfubftmt|
be$ ©rftnffee'S jur 3eit ber beginnenden ©fiite 13,9 §, gegen ffinbe ber «löte
nur 7,8 § unb in ^JroStau waren bie betreff enben ^Differenzen fftr ©eibeHee
ttttb 3R«Je«ee nodfj üiet größer, nämßdj 21,2 unb 8,2 §. §ierburdj erflärt
ft$, baß eine unb biefetbe SIrt Don SRanljfutter Je nadj ben Umftänben, unter
welken e$ geworfen unb geemtet worben ift, in feiner Stöljrroirfttng um ba*
£>Qpptitt unb ©reifadje oerfdjieben fein fann.
6) Stflerfei 3ttbereitung$metljobett, wie namentlich ba$ 9lnbrüljen, bie
(Sefbfterijifcung k. flehten weniger oerSnbernb auf bie ©erbattfidjlett be* Äaulj*
futter* einjuwirten, ate man in ber $rqri$ meift anjuneljmen geneigt ift
2Benigften$ würbe auf ber SBerfudjSftation ©aljme bie 33erbaufid)tett oon Äoggen*
ftro^ bei beffen SSerfötterung an Rammet burd) ©etbfterftfeung in feiner SBetfe
erijötyt, unb ebenfowenig ergab fitl> biefe* fftr ein gemtfdjte« tfatter in 83erfudjen
mit ^fdjtßljen, wetdje man fat $ro*tau ausführte, dagegen wirb aßerbtng*
burdj ehte paffenbe 3«bereitung bie ©djmacfljaftigfeit be« ftutterS oft fel>r
bebeutenb erljöljt unb biedere auf biefe Sßeife beftimmt, weit größere üttengen
don einem an ftc^ iljnen weniger jufagenben f$ttttcr bereitwillig aafjtmefjmen*
<£$ tarnt atfo bie 3ubereitung in praftiföer $injtdjt einen bur$an$ gänfttgen
Erfolg Ijaben, wenn aud) bie Stenge ber aus einem bestimmten Quantum ber
SErodenfubftanj be* Butter« mtrlß<f> tierbauten unb reforbierten ^töljrftoffe feine
wefentßd) größere ift« 3Me ©djmadHjaftigteii be$ $utter* fpieü überhaupt bei
ber Smäljnmg ber lanbroirtf^afttic^en 9ht^tiere eine fo wt^tige Stoße, baß
man naä) ben 9tefußaten mand^er SSerfuc^e unb ^Beobachtungen annehmen tnußr
atö tonne baburd) ber 9l5^reffeft, bie Sta^nu^ung einer beftimmten SAenge ber
reforbierten SRcüjrftoffe fftr bie ^robultion Hott ftfeifd), gett ober SDKCc^ fu(
wefentßd) mobiftgieren.
7) $)ie oerft^iebenen arten ber wiebertfiuenben 5;tere, alfo Odtfen,
Aft^e, <£(^afe unb 3^9^/ »erbauen ein unb badfelbe Stau^futter in gleitet
2anbwtrtf$Qftti($e gütterftnö«le$re. 533
UBeife. 3m SKittet öon etwa 40 ©njefoerfudjen ergab fldj für baS SBief euljeu
*ine um ungefähr 2§ beffere ffierbauung aüer ©eftanbtetfe burdfj ©d&fen unb
. Äül»e als burdj ©djafe, wäljrenb in einer nod) größeren Stajaljl oon SJerfudjeu
fcaS ßleetyeu, bejteljungSweife ber ©rünflee Don ben ©doofen burdjfdjnittßdj um
2 bis 3§ beffer oerbaut würbe, als tion bem SRmboielj. £>ie an ftdj un*
iebeutenben ©ifferenjen gteidjen fidj alfo für bie genannten beiben #euarten
»oflfiänbig aus.
8) SBerm bie oerfdfjiebenen Strien ber wieberfäuenberi £tere bas glitte
in gleicher SSJeife oerbauen, ]o wirb man in biefer #inftdjt bei ben einjefyen
Waffen einer unb berfelben SSergattung nodj weniger irgenbwie beträdjtlidje
£)ifferenjen erwarten tönuät. 3n berSE^at Ijaben wieberljott in Bresben unb
tiamentttdj in $oljen!)eim angefiettte Serfudje übereinftimmenb gezeigt, baß 3. $,
Uttertno*, ©outljbown* nnb fog, 39afta«bl)ammet fowoljl bei ©eljarrungsfütteruug
unb bei auSfcpeßfidjer Sfafnatjme oon SSttefenljeu ober fiteetjen, wie audj bei
einer meljr ober weniger intenftoen SWaftfütterong bejügßdj ber projenttföeu
SSerbauung eines nnb beSfetoen fJutterS ftöj faft ganj gleich Debatten. 9Äati
Wrf Ijier bie Sßerbaufidjfeit beS gutterS nidjt mit feiner 5ßäl)rwirfung t>er*
loedrfeln. £)ie (entere fann bei ben oerfdjiebenen Waffen, wie befannt(ü$ au$
' bei ben eingetnen Snbiüibuen, eine fetyr ungleiche fein nnb ift burd)auS bebingt,
einerfeits burd) bie ftreßtuft ber £iere, bnrdj beren ffiermögeu, pro lag ein
größeres ober geringeres ftutierquantum aufzunehmen unb ju oerarbeiten, auberer*
feits burdj bie fonftige ©rgantfation, namentlich burdj bie ©eftattung beS gaujeu
SRefpirationSprojeffeS, audj burd) baS Temperament unb weitere angeborene
<£igenf$aften. Damit aber Ijat bie eigentliche projentige 93erbauung beS ftutterS
aunödjft nidfjts ju t^un; biefe ift vielmehr bei gleichem Butter bei allen Waffen
im wefentlidjen btefelbe, oorauSgefefct uatfirtid), baß nit^t etwa inbimbuette
SJerbauungSftörungen öorfjanben fmb, meiere freiließ Ijffuftg oorfommen unb bie
9tefu(tate oergleidfjenber 93erfu<Jje leidet oerbunfetn.
9) ©elbfi in ben oerfdjiebeneu SBadjStumS* ober ÄtterSperioben be*
fi^ett bie SEiere für ein beftimmteS Butter ein naljeju gleiches ffierbauungsoer*
mögen, wobei jebodj angenommen werben muß, baß jie oon ber ÜJhld^na^rung
üoüftänbig entwöhnt itnb unb baS betreffenbe Butter nadj <Sd(jma<jfi)aftigfeit
unb Stttyrfraft ein ifynen burdfjauS jufagenbeS unb genügenbeS ift, aud) baß
bie £iere im fiebenSalter md>t ju weit oorgefdjritten ftnb unb alfo iljre
Äauwerfjeuge nodf) feine SBerfdjledjterung erlitten Ijaben, wie es bei ben ^ferben
tyäufig oorfommt. £)aS ßrwö^nte ^at burd^ neuere SBerfudje, wcld&e in ^)o^en*
tyim mit jungen gammeln angefteüt unb neun 3Konate/lang, öon bem 5. bis
14. SebenSmonat ber Siere, lonfequent fortgefefet würben, fowo^l bei auSfdjtieß*
fi^er gütterung mit aßiefen^eu, als audj bei fe^r intenfioer Fütterung mit §eu
. unb Sörnem, ooöe öeftätigung erhalten. äfferbingS mag biefe Äonftanj im
SJerbauuugSoermögen weniger genau jutreffen, wenn es jtdj um ein fc^Ie^tereS
534 SHIgememc* über 8ttei#afomg unb $iel>3U($t *
unb an jidfj ferner oerbaufidfjeS ftutter tjanbett, aber bei einem fotöjen Braten
bie jungen SKere, fo lange fie überhaupt gu einem raffen ©adjstum geneigt
urib befähigt finb, gar nid)t gebeten; fie nehmen afebann ein» gu iljrer normalen
(Smä^rung gang .ungenügenbeS ffatterquantüm auf unb muffen bei längerer
Dauer einer folgen gütterungSweife oerfümmero.
10) Die Snbioibualität $at oft einen größeren ©nffoß auf bie ®e*
ftaltung beS 93erbauungSoermögenS für ein unb basfetbe Butter, als bie Waffe
unb felbft bie ©attung ber wieberläuenben $austiere. Stbgefeljen oon oorüber*
getyenben 33erbauungSftörungen unb oon ber burdfc IjoljeS 2ttter bewirften 3$er*
bauungsfd&wädje, finbet man oft bei Xieren gleicher föaffe, fowie oon g(eitf)em
Htter unb 8ebenbgewid()t lonftante SJerfdjiebenljeitett, weldfje iebod) feiten meljr
als 2 bis 4 £ ber gefamten organifdjen ©ubftang ober ber efatjetnen Seftanb*
teile beS Butter« betragen; größere Diffferengen geigen fid) güweilen bei eingeU
neu Snbitribnen, welche im äöadjstum unb 8ebenbgeroidf)t hinter ben übrigen
gleichartigen Vieren auffaßenb gurücfgebßeben ftnb. Unter folgen 33er!j8ltniffett
beobachtete man g. ö. in $roStau bei ©trafen 33erbauungSbtfferengen oon 7 £
für bie organifdje ©ubftang beS SutterS unb fogar bis gu 15 £ für bie 9tol)*
f af er atiein. 3ugleidj aber ergab ft$, baß biejenigen SXere einer $erbe, meiere
in gletdjer &dt nnb bei gfeidjem gutter gu bem größten Sebenbg eidjt gelangen,
nidfjt immer bas größte 33erbauungSoermögen bejifcen unb mit einer beftimmten
2Äenge beS oergeljrten SutterS nic^t immer am meiften Sebenbgewidjt probugieren.
Die größere ober geringere Preßluft, alfo bas Ouantum beS täglich aitfge*
nommenen Butter« ift für bie ©ewld(jtSgunaf)me ber wadfjfeuben Eiere unb fo
aucij bei ber Haftung weit meljr bebtngenb, als ein erljöljteS S3erbauungSüermÖgen.
11) 23on ben nidfjt wiebertäuenbeu ^flangenfreffern fommt als lanbroirt*
fdjaftßdjeS STier f>auptfäd&lid) bas $ferb in öetra^t. ©eit bem Saljr 1876
finb auf ber SJerfudjSftatton gu §of)enl)eim in großer Slngal)l üergleidfjenbe 35er*
fud)e mit ?ßf erb unb Rammet ausgeführt worben , wobei man ftets. biefelben
Sutterarten faft gleiäjgeitig mit ben beiberlei Siergattungen auf bie 33erbaufid>*
feit ^prüfte- JBegüglidj beS SBtefenljeueS würbe babei folgenbeS gefunben.
b) 8Son ber gefamten Srodenfubftang oerbaut bas $ferb 11 bis 12 jf weniger
als ber SßMeberfauer unb jwar ift biefe Dtffereng bei ben oerfdjiebenften ©orten
oon SMefenljeu giemtidfj fonftant. b) Das SRotyxottm wirb im allgemeinen oon
$ferb unb $ammel gteidf) gut oerbaut. Dies begießt fidf) feineSwegS oorgugS*
weife auf bie feljr ftidfftoffreidjen, garten unb an ftd) leidet oerbautid&en ©orten;
in einem fotdjjen §eu.wirb baS föoljprotein gerabe oon bem $ferb geroöljnfidj
etwas weniger gut, bagegen in meljr grqbftengetigen unb ftiefftoffannen ©orten
oft fogar beffer oerbaut, als oon bem Rammet, c) Següglidj beS SRoljfetteS
ift bie Differeng ber JBerbauungSfoeffigientett bei ^Jferb unb SBieberläuer be»
fonberS' groß, gunä<f)ft in ben leidet oerbauß^en ©orten, wä^renb biefelbe bei
geringerer SSerbaußd^feit beS 5>eueS fid^ bebeutenb oerminbert, nad^ ben oor»
fionbmtrtf <$afüi$c gütterungdc $tf . 535
liegenben S3erfud)en oon aber 50 bis auf 25 §. d) tljnti(f>eS, nur in oerijaterismäfcig
weit geringerem ®rabe, bemerft man bei ben ftttfftofffrcien Sjtraftftoffen, wo
bie $)ifferengen überhaupt nur einige ^JJrogente (7 — 10) gu fünften beS
$aihmets betragen, e) S3ie 9iol)fafer wirb burdjfdjnittßd) oon bem $ferb um
über 20 § weniger oerbaut als oon bem Rammet, was reid^tic^ f ber Don
bem festeren Zxex »erbauten SRenge auSmadjt, unb gwar ift biefe Differenz
foweit fte auf bie S3erbauungSfoeffigienten ftd) begießt, bei aßen ©orten oon
©fcfenljeu giemßdj gleidj. f) SfaberS geftattet fid) bie ©erbauungSbtffereng,
wenn man fte für bie einzelnen JBeftanbteite auf ^rogente ber #eutro<fetafubftang
beregnet. Son ber etwa 12 § ber festeren betragenben ©iffereng lommen bei
ben teidjtoerbaufidjen #euf orten auf bie SRo^fafer 5 bis 6 £, auf bie ftiefftoff*
freien (Sjtraftftoffe etwa 4 unb auf bas SRoljfett 1 bis 1,5 § nebft geringen
äRengen oon- Stotyroteln; bagegen bei ben ferner oerbaulidjen £euf orten auf
bie SRoftfafer 7 bi$ 8 $, auf bie ftiefftofffreien (Sjtraftftoffe etwa 3,5 unb auf
föoljfett 0,5 bis 1,0 §. g) ftfir baS $ferb trifft bie weiter oben erwähnte
fiompenfation gwifdjen bem »erbauten Anteil ber föoljfafer unb bem unoerbauten
Stoteif ber ftiefftofffreien <gytraftftoffe/ gunäc^ft begügttefj beS SßlefenljeueS nidjt
gu. 3m allgemeinen ift bie SJerbauung ber ftidftofffreien JBeftanbteile (SRoltfafer
unb (Sjtraftftoffe gufammengenommen) im $eu unb ©rünfutter bei bem <ßferb
um 20 bis 25 § ber anaftjtifdj ermittelten ftiefftofffreien (Ejrtraftftoffe geringer
als bei bem ©ieberffiuer. h) 2ßaS bie Sfasfdjeibung ber mit bem ftutter auf*
genommenen SDWneratftoffe betrifft, fo ift bei ben gweierteu 5Tiergattungen ein
großer Uuterfd)ieb oorljanbetv infofem bas <ßferb fel)r otet Äatt, g. ö. bei aus*
fcfjlieflßdjer Fütterung mit äßiefenfjen ober Ä(eefjeu mef)r ate bie §ä(fte ber
©efamtmenge, bagegen relatio weniger Sali mit bem $arn aus bem Äörper
entfernt; oon bem festeren Sßineralftoff enthält ber Äot beS ^JferbeS oft 30
bis 33 £ ber gongen im gutter oorljanbenen SDtenge, wäljrenb bei gleitet
Fütterung baoon im Äot ber Rammet !aum 5 § gefunben werben. Die $fyoS*
ptyorfäure wirb bei bem $ferb ebenfo wie bei bem ©ieberfäuer nur mit bem
Äot, faft gar nidjt mit bem $arn auSgefdjieben. — 53ei ber Sugerne ift be*
gugli^ ber gefamten organifdjen ©ubftang faft gar feine Differeng im S3erbau*
ungSoermögen oon $ferb unb Sßieberfäuer oorljanben (im SWittet oon oier
Sugernef orten nur 1,1 $), wäfyrenb baS Steetyeu in blefer $infidjt giemfldj in
ber SDWtte ftefjt (bei 3 ©orten burdpnitüidf) 4,6 £) gwiftljen Sßiefenljeu (im
Dur^fc^nitt oon 9 ©orten 12,1 §) unb SJugerne. ©efonberS beutfid) geigt fidj
bieS bei ber töoljfafer (£)tffereng refo. 20,5—12,9 unb 5,4 §); bagegen werben
bie ftiefftofffreien Gqrtraftftoffe im fflee* unb Sugerneljeuoon bem $ferb wenigftenS
ebenfo gut oerbaut wie oon bem SSMeberfäuer unb in beiben gutterorten ent^
fd^ieben teffer als burdjfdjnittfldj im ffiiefen^eu. ,2)ie SBerbaufldjfeit beS 9?o^
proteinS ift in allen brei 9(rten oon Jpeu für beibe ^iergattungen im allgemeinen
faft gleidj, wä^renb bas {Roljfett überaß oon bem ^Jf erb- weit weniger gut, oft
536 allgemeine* über ttte^altung tob $ie$3udjt.
um über bie §>älfte fdjledpter oerbaut wirb, ate oon bem g&tebertäuer. SDa*
©trolj ber $a(mfrü$te, namentticlj ba$ oft ate $ä<ffet bem $afer beigemiföte
l>arte ©troty oon SBrntermcijeu ober Joggen fdjeint für ba* ^ßferb faft iraoer*
baufidj $u fem unb bei ber (Ernährung biefe* Ziere« nur eine medjantfdj«
SBirfung autytfiben. 3Me tonjeutrierteu ober etgentüdjen ftraft*gnttcr*
mittel roerben oon ben beibertci £ieren, mit SluSualjme etwa ber gettfubftauj
oöttig gleidj gut »erbaut; menigften* Ijat man bie« in $of>enl)eim für $afer,
©erfte, 9Mai«, ftderbofpten unb Grbfen bereit« in mdjrfadjen SSerfudjen fonjta*
tiert. ©leidje* rourbe oud) bejfigti^ ber ©urjelgeroädjfe, junädjft ber Aar*
toffebt unb 2Äoljrrübett nadjgemiefen.
12) 2ßan fytf mandjmal geglaubt, bafc eine oerftärfte ärbeU*leiftung,
wobei ber Slppetit ber £tere meljr angeregt ift unb überhaupt meift eine ra<$*
liiere Fütterung ftattfmbet , audj bie Sbtfnufeung ober SBerbaufidfteit be* @e*
famtfutter* ju fteigem oermitöjte. £)ie$ ift jebodj leine^meg« ber Satt, rote bie
Stefuftate oerfdjiebener Keinen oon ^erbe*S&ttemng*oerfncfpn, bie ebenfalte in
#oljen!jeim jur Sbtöfülpung getaugten, beutßdj beroeifen. & mürben j. S. in
fünf 23erfu$tyerioben bei fe^r wedjfefober Arbeit (einfach — bop^elt — bretfa<$
— boppeü — einfaefj) oon ber gefamten organiföen ©ubftauj be* unoerSnbert
bieibenbeu gutter* 58,7—58,6—58,7—56,4—54,8 § oerbaut Die etwa«
abnetjmenben «äaljfen ta ben beiben (efeten 33erfudj$perioben ftnb burdj eine
aömäpdje SJermtnberttng in ber 33erbattli<f}teit be* ©iefen&eue* bebingi, mie fir
bei längerer Sbtfbema^mng be*fetben häufig beobachtet mirb unb fte^t ni$t mit
ber roedtfefaben $>öl)e ber 5Eage*arbeit im 3ufamntenl)ange.
&u* bem SSorftetyenben ergiebt ftd) mit aller Älarljeit, ba& bie projeittifte
SSerbauung be* 9toul>futter* , fo lange ba*feflbe au*fdjüejtfid> jur (Smä^rung
ber Xiere gleicher Gattung bient, faft einjig unb allem burdfj bie natürfidp
©efdjaffenljeit feiner Xrodenfubftauj bebingt ift, toäljrenb fonftige äu§ere 93 er
$ä(tniff£ (grüner ober lufttroefener äuftaub, äfteäjobe ber 3uberettung, Art,
SRaffe unb Sttter ber roieberfäuenbeu Xtere) barauf nur toenig oeränbemb ein«
toirfen. Sfaber* jebodj in monier $tnfid)t ift ba* S3erl)atten, roerat neben
bem SRauljfutter allerlei Seifutterarten in toedjfetober SDtatge oerabreidjt
©erben. Sir motten iefet erörtern, inwiefern unter bem (Sinfbtg ber mistigeren
Seifutterarten bie SBerbauung ber Seftanbtetfe be* SRautyfutter* unoeränbert
bleibt, ober eine größere unb geringere ©epreffion erleibet
1) ®ne Seifütterung oon SBetjenHeber, atfo bie einfeit ige Sermefjrnng
ber oerbaulidjen ^roteinfubftanj bewirft in leiner ©eif e eine 5Depreffton
in ber SSerbauung be$ 9tau^futter9. £)ied. ergab ftd§ }• S., ate man in
SBeenbe an Rammet pro Äopf unb Sag neben ettoa jmei $funb SBiefen^m
juerft 120 g unb fobann 262 g eiltet Äteberpräparate^ oerabrei^te, toetöje*
in ber Xrocfenfubftan} 78 § an reinen (Siroeißftoffen enthielt. Die anfdpinenb
um 4 bte 6 | oerminberte 93erbauung be« §euproteIn« tarnt hierbei, gar ni^t
8<mbu>irtföaftU($c gfttterungfltelpe. 537
in ©etrad(jt fommen, weit auü) ©puren twm ftleber unverbaut geblieben feto
{ömten unb aujjerbetn bei einer fo ftidtftoffreid&en Fütterung rooljt aucij bie ©e*
fretion ber VerbauungSfäfte unb bannt bie 8fo$fc$eibung oon ®toffn>ed>fet*
4>robntten im Äot etwas Dermetyrt iporben ift. ©ejttgüdj ber übrigen $eftanb*
teile be* SRauljfutter* mar fetbft eine berartige geringe Vertauungdbepreffion
uirgenb* üor^anben.
2) Von ©id&tigfeit ift e$, ba§ audj bie in ber $raji$ öorfommenben
fticfftoffreid&en öeifutterarten (5RäMtoffoerbätette = 1:1 — 5) feinerW
mfentU^e Veränberung in ber Verbaufld&feit be$ gleichzeitig oerabreid>ten SRaufc
futtert bewirten. (Ss ift bieS mit genfigenber ©id^er^eit an« ben SRefuftaten
tum jaljlreidfjen Verbauung$oerfud)en jn entnehmen, in melden neben Sßtefen*
ober Sleeljeu fteigenbe Quantitäten be$ betreffenben ^Beifutter* oerjeljrt tourbetu
derartige Verfuge mürben in £>ofcn$eim, ködern unb §>aße unter Stotoen*
bung befonber« Don 8ehtfud)en, aber auefj oon ©ofynenfärot, SRajtflud&en,
SBeijenfteien unb Saumrooßefamenfud&en, teil« mit gammeln unb 3ie9en^
teils mit Od&fen ausgeführt 3n ganj äljnlidjer SBeife werben an$ anbere
ftüfftoffreidlje SSeifutterarten juf> oer&aüen, nämtid) alle Wirten oon Ößucljen unb
$iUfenfrüd)ten, femer ©iertreber, ^anntoeinfdjlempe ic, hierbei aber ift ju
ermähnen , ba§ bie genannten unb fonftigen fonjentrierten Futtermittel feinet
weg*, meber bejügli^ ber barin enthaltenen ^roteinf ubftattj , nod) in üjren
anberen Jöeftanbteiten al$ abfolut oerbaufid) angefeljen ©erben bürfen, fonbern
ba§ einem jeben fongentrierten Futtermittel für bie einlebten ©eftanbteite be*
ftimmte Verbauung* ^Soeffigienten julommen, treidle bei Verabreichung
ber oerfdjiebenften Quantitäten be$ jebeämaligen ©etfutter* anfd&einenb naljeju
fonftant finb unb an» ben bireften Verbauung$oerfud(jen jtdj ableiten laffen.
X)ie ^rotelnfubftattj j. Ä wirb in ben $ülfenfrü$ten, tute e* fdjeint, oon ben
tmeberfäuenbeu Vieren retatto !>od), burd&fdjnittlidj ju reid)tid) 90 £, in ben
Seinfudjen ju 85, in ben 9tap«fudf>en unb SBeijenfleien ju wd)fid& 80, in ben
tti$t gefreuten $aumnu>tlefamentu($en ju 73 § :c. berbaut, roäljrenb bie pro*
jenttfdje Verbauung be« SRoljprotein* im Stauljfutter unueränbert, b. I). bie
gleite .bleibt, nrie bei ausfdjliepdijer Fütterung be$fetben ermittelt roorben ift
3) Über ben etwaigen (Sinflujj, melden bie Sörner ber Gtereatien, alfo
lonscntrierte öeifutterarten mit mittlerem 9lä^rftoffoer^|ättni« (1 : 5—8) auf
bie Verbauung be* 8tau!)futter$ ausüben, finb bisher erft wenige üergleid)enbe
Verfud&e angeftellt worben. Sftur ben #afer Ijat man in biefer $injtdf>t bur$
birefte Fütterung$t>erfud)e geprüft, welche in $)re*ben unb namentlich in #oIjen*
Jjetm mit gammeln gur Ausführung gelangten. Stn beiben Orten fanb man,
ba§ an$ eine öeiffitterung bed ^aferö bie projentige Verbauung nid^t wefent^
lit^ oerönbert. 3n $>o^en^eim ergab ft$ bei einem aKengenoer^ältniS Don
SBiefen^eu jum #afer = 1 : 1,76, ferner = 1 : 3,09 unb 1 : 3,30, bafc in
ben betreffenben Verfudjjen oon ber ^rotelnfttbftang be$ ^aferß 78,0, femer
538 Smgetnetncs'ü&er $iefjf)altung unb Sftefjgudjt
78,4 unb 78,5 § oerbaut mürben. 3n $)re«ben mar bic äSerbauung be« $afer*
proteln« bei 25erabreid(jttng fleinerer Sttehgen be« öeifutter« (©iefenljen ginn
#afet = 1 : 0,18, 1 : 0,44 unb 1 : 0,75) eilte etiod« geringere, nämßd) be*
gielfung«tDeife = 74,0—74,1 unb 67,3 §. 3ebodj> geigte aud) ber fai §otynr
. t>eim verfütterte £afer ein engere« ^äl)rftoffoer!)ältni« (1 : 5,16), al« ber in
DreSben oerabreidfjte (1 : 7,07) unb Ijierburdj fann feljr wty bie beobad&tefe,
an ftd& nidjt beträdjtlidje ©iffereng bebingt geioefen fein, ©egttglidfj ber anberen
©eftanb teile be« #afer« maren bie S3erbauung«*Äoeffigienten in allen (ginge!*
oerfuti&en naljegu fibereinfthrimenb, mit 8fa«naljme nur ber 9tof)fafer, für meldte
bie betoeffenben &atyzn überhaupt in ollen Äörnerarten unb $örnerabfatten
grofce .©dfjtoantungen auftoeifen. SKud) bei *ßferbeffitterung«oerfudjen fuib in
#ol}enl)eim für #afer, trofc roed()f einher äßenge in ber £age«ration, bei einer
unb berfelben ©orte naljegu fonftante S3erbauung«*Soeffigienten gefunben roorben.
(£« ift avß ben btetyer oorliegenben S3erfudj>en roobl mit genügenber @id)eri)ett
gu folgern, baf* bei einem 5R81)rftoffoerI)ättni« im Äörnerfutter oon 1 : 5 — 6
nodjj feine £)epreffion in ber 33erbauung be« gleichseitig verabreichten 5Raufc
futtert eintritt, baß biefe aber ftdj geltenb gu madjen anfängt, fobalb ba« Stfiljr*
ftoffoerljältni« ein nodfj roeitere« roirb, näqjlid(j = 1 : 7 — 8.
4) ©ntfd&ieben erleibet bie progenttge SBerbauung be« 9fcol)proteIn« int SRcwfc
futter, unb nädfjftbem audj ber SRoljfafer burdfj bie ©etftttterung größerer Giengen
oon reinen Äo^le^braten, namentlidj oon ©tärf erneut, eine (Depreffion.
2ßan l>at bie« bereit« in meljrfadjen SBerfudjen mit gammeln, 3feflen> ©dtfen
unb ftüljen tonftatiert. 3ebodf> ift bie 93erbauung«bepreffion für ba« Stauljfutter*
protein nur bann eine beutlidje, toenn ba« oerabreidjte ©tärfemeljl bem ©eurii^tr
nad) mebr al« , 10 # oon ber £ro<f enfubftang be« föauljfutter« au«madfjt; fetbft
bei 15 § ift jie nod> eine geringe, bei 25 — 30 § ,©tärfeme!>t bagegen eine feljr
beträdjttidfje. 3m allgemeinen toirb man für bie Skifütterung oon \ ber
£ro<fenfubftaug be« 8toul)futter« an ©tärlemetyl eine Depreffton in ber 35er*
bauung be« Stoljprotein« um 10 £ unb oon { ©tärfemejjt um reidfjlidj 25 §
annehmen tonnen. £)iefe S3etbauung«bepreffion ift in ^rogenten be« dtau$*
futterproteln« bei ßleetyeu unb namenilidE) bei fttdfftoffreid&em 8Bi<fenI>eu etsoa«
geringer al« bei ©iefenljeu, bei bem ftidfftoffarmen ©trol) ber ßerealieu bagegen
relatio bebeutenber. SBermtnbert wirb bie Depreffton, gutoeilen gang aufgehoben,
toenn außer bem ©tärfemeljl uodfj ein feljr ftidfftoffreiti&e« Beifutter, g. So. Sein*
fudfjen, oerabreidfjt roirb, — ebenfo, jeboclj in geringerem ®rabe, burdj ©ei*
fütterung oon ©o^nenfd^rot ober ©c^rot oon anberen $ü(fenfrü($ten. 9(u^er
bem 5Ro^rotein be« 9taul)futter« erleibet unter bem Sinfluf be« ©tärteme^l«
aui) bie 9tol)fafer eine 9Serbauung«bepreffion, jeboc^ ift biefetbe nic^t fo bebeutenb
unb fommt überhaupt bei ben betreffenben gutterberec^nungen weit weniger in
©etradfjt. ^nlid^ bem ©tärfemef}! bereit fic^ auc^ ber 3"der, nur bag bie
baburdf) bemirtte ü)epreffton meiften« etioa« geringer ausfällt. $inftdjt(i$ ber
£anbimvtf$aftft$e gütterungefe^re. 539
ftidftofffreien Sjrtraftftoffc unb beS Fettes im SRauljfutter ift gu ermahnen, baß '
bic SJerbauung biefer ffleftanbteife burdj ©tärtemeljl unb $u<tuc nitf)t roefentltd)
oerminbert erfdjetat, fo lange bicfeö ^Beifutter felbft nodj ooüftänbig gur 33er*
bauung gelangt, roas freiließ nidjt ineljr gutrifft, roenn baSfetbe in fc^r beträft*
lieber Quantität oerabreidjt roirb unb roenn namenttid) baS SRauljfutter uon feljr
ftiefftoffarmer «efdjaffenljeit ift.
5) 3n ber Grafts roirb es titelt leidet oorfommen, btfß man reine« ©tärfe*
meljl ober reinen 3^** verfüttert; es muffen aber bie an biefen ßo^Ie^braten
iefonberS reidjen* Sartoffeln unb mancherlei SRübenarten einen äljnlidjen
(Sinfluß auf bie SJerbauung be$ 5Raul)futterS ausüben, obgleich oon oornfierein
gu erwarten ift, baß berfelbe ein entfpredjenb geringerer fein wirb, babie ge*
nannten Futtermittel außer bem ©tärfemeljt unb 3uder nodj anbere ©ubftangen,
itamentltdj. größere ober geringere SWengen oon SRoljprotein enthalten. Um über
bie etroaige SJerb&uungSbepreffton beS fonftigen Futter* unter bem Sinfluß ber
SBurgetgeroädjfe nähere 2faSfunft gu erhalten, würben in $ol)enf}eim mit
gammeln SJerfudje angefteüt,- bei melden man in 23 Satten Kartoffeln unb
in 53 Fallen SRüben (begieljungsroeife SRunleln, &udmN)m unb iturntys) ate
Jöeifutter üerabreid)te. Um au« ben bhreften Srgebniffen biefer SJerfudje für
bie *ßraj:is brauchbare unb Ijinreidjenb bequem anguroenbenbe &(tijltn rttfl*
leiten, l)at man gunädjft groeiertei gu beachten: a) 3n ber $rajis Rubelt es
ftd& gang üorgugSroeife um eine ^JrobuftionSfÜtterung ber lanbroirtf(§aftlid|en
£iere unb babei um ein SWIjrftoffüerIjältniS im ®efamtfutter oon etroa 1 : 4
bis 1 : 8. Für eine fotdje Art ber Fütterung muffen* baljer bie ©eprefjtonS*
jafjlen in erfter State gutreffen, b) 3Me burdj SRüben ober Äartoffeln beroirfte
SBerbauungSbepreffton ift auf baS gange übrige Futter gu begießen, alfo auf
SRauljfutter unb fongentrierte Futtermittel guf ammengenommen, meiere ledere
öietleicfjt in größerer ober geringerer Quantität verabreicht roerben, um baS
9ßäf)rftoffüerl}ältniS, bem jebeSmaligen 3^^ ber Fütterung gemäß, als ein genügenb
engeS, nämltd) im allgemeinen mittleres gu geftalten. — 2Wit einer reget
mäßigen Steigerung beS ffleifutterfr muffen bie DeprefftonSgaljlen regelmäßig
ftd} erl)öl)en unb alfo bie bireften SBerfudjSergebniffe einer enifpredjenb'en Ab*
runbung unb Ausgleichung nnterroorfen roerben. ÜKit 9tficfftcf)t hierauf unb
auf ©runb ber foeben erwähnten beiben SSorauSfefcungen gebe ity gum oqr*
läufigen ©ebraudi in ber ^rajis bie folgenben 3°*)^ m^ Ju bemerlen ift,
baß bie SRenge beS ©eifutterS im SSer^ältniS gum übrigen Futter auf Xtoden*
fubftang ftdj begießt unb bie aufgeführten $DepreffionSgal)ten ^rogente. bebeuten
oon bem an ftd) öerbauttdjen Anteil ber gleichnamigen ©ubftang im Stauljfutter,
mit ©nfdjluß beS etroa gleidjgeitig oerabreidjten tongentrierten Futtermittels.
£40 3ttgemeine* Aber Sie^afttutg unb »Wjju<$t.
Beifutter im StertjäUm« fto$« ®ttc$offfme »olj* Orgamf^c
gum Staufjfutfer. protem. ejrtraftftoffc, ' Wer. ©uBfanj.
% 5 3 4 4
V4-V1 10 5 7 6
% 15 7 10 $
%-l 36 13 U 12
3)iefe £al)len gelten gleichmäßig für Sartoffetn unb Stöben, roenn auc$
tiei ber erfteren ?trt Don ©etfutter bie baburd) krotrfte 93erbauuug$be|)rejfton
oft etoa« beträchtlicher auffällt; febodj fc^eint bte* $auptfädjtidj nur bann ftatt*
3ufinben, toenn bie SKenge ber Kartoffeln eine befonberS große ift, nämßdj im
toafferfreien ^uftanbe meljr ate bie #älfte ber £rodenfubftan} oon bem übrigen
fjutter beträgt. Semer Ijat man ju beadjten, baß auc% itmefljatb ber ©renjen
einer rationellen $robuftion$fütterung (1 : 4 bis 1 : 8), für roeldje bte &afflm
gelten foflen, bie (enteren bei engerem SRä^rftoffoerijättnte reidjtüjj groß, fei
tüetterem bagegen manchmal etmat ju niebrig ftnb. 3ttan famt hierauf bei
fjutterberedjnungen SRficfjtdjt nehmen , oljne baß es nötig ober mögtidj roar&
für bie einjelnen ^ätyrftoffoerljfitouffe immer roieber befonbere ©epreffionSjaljleii
aufjufteflen unb in äfaroenbung ju bringen.
6) SDie birefte a3erabreic$ung Ileüierer Stengen oon ffett ober £)t Ijat t*
ben bisher hierüber angefteöten S3erfudjen einen feljr unbeftimmteu unb in bat
Äefultaten jtdjj roiberfpre$enben ©uftaß auf bie projeutige SJerbauung ber ©e*
ftanbteife beS 9tau$futterS ober beS ®efamtfutter$ gejeigt. <£* fatm freifid^
tüte fdjon früher tyeroorgeljoben mürbe, mdjt jmeifefyaft fein, baß ber ®efamfc
geljatt beS glittet an* öerbaußdjer ftettfubftang für bie ©eftattung b# ganps
SRäljreffefteS in ber ^robuftion oon ftleifö, gett, 2ßiW& unb flraft eine S8e*
beutung tyat, aber bie eigentliche SJerbauung be* einjelnen gutterbeftaubfeiie
fdjeint burdj eine Beigabe oon gett, j. 48. oon föfiböl ober 8einöt, nu$t mefenfc
ßdjj erljityt ju werben. SWan muß ftd> im ©egenteiC fel)r Ijüten, ben roieber*
fSuenben Vieren anljaftenb ein gu fettreichem Butter barjubieten, meü babunfc
fel)r leicht eine attmäl)ß$ gunetymenbe ätypetitlojtgfeit oeranlaßt wirb unb felbft
bebenflidje 33erbauung$ftöruugen eintreten Wunen. Sebodjj ift bemerfenAoert,
baß fofdje nachteilige Sßirfungen fid) weniger bemerlbar matten, roenn man baS
f?ett in ber gorm einem mirflidjen ©eftanbtetteS bem Futtermittels, otfo in ben
£)lfud)en unb Ötfämereien oerabreidjt, ate menn es in ©nbftanj bem übrigen
Futter beigemifdjt mürbe.
7) Saß baS ßo$fat} im (Smä^rung^rojeß bem timfe^en Organismus
eine mistige 5Ro(Ie fpielt unb namentlich für bie pftanjenfreffenben Xiere ate
ein nnentbe^rüc^em 9Ra^rnngmmittel betrachtet merben mußf ^abe ic$ fc^on weiter
oben angebeutet. Stuf bie SSerbauung bem gnttevm fd^eint bamfefbe aber feinen
&<mbu>irtf$aftß$e gütterung«(e$re. 541
irgenbroie beträd)tlicljen Grtnfütß auSguüben. Die burdj Äodjfafj oftmals beroirfte
größere @djma<fi)aftigfeit unb 2Rel>ranfnaljme be$ Futter* ift nid)t ju oermedtfeln
mit ber projentigen Serbauimg beSfelben, metä>e, mie mir gefehlt Ijaben, im
allgemeinen unb namentlich bei auöfdjliefjlidjer Verabreichung oon 9taul)futter
eilte feljr fonftante ift.
. 8. Unter Umfiänben ift bie Beigabe oon fonftigen SDWneralfaljen, junödjft
oon pl)o$pl>orfaurem Äall, mistig für bie ©eftaltung be$ ©efamt*9fcäl)r*
effeft* einer beftimmten Ffitterung«meife, menn au$ bie 2JerbauIid)fettSDerf)ält*
niffe baburdj wenig ober gar nidjt oeränbert merben. 5Die$ fann namentlich
ber Fall fein bei ber Fütterung tum 3ungtriel> unb menn in einer ©egenb niet^
leitet ba« gefamte 9toul)ftttter ungemöljntid) arm ift an $tjo*pljorfäure. Da§
ber paffenb präparierte pl)o$p{)orfaure Äalf au* bem S3erbauung$fanal roirflid)
reforbiert wirb, ift burdj meljrfadje btrefte 35erfud>e bemiefen unb e* muß ber*
felbe eine günftige SRäljrmirfimg -ausüben, menn ber tteriföe Organismus baran
2Ranget litt &e}ügtt$ be$ 3mtgüiel>e$, mett&e* feljr häufig p^oöp^arfäurerei^er
aber fatfarme Futtermittel in großer ÜWenge oerjel>rt, mie Kartoffeln, Stäben
unb intfbefonbere allerlei Körner ober Äornabfäöe, glaube idj, baß nidjt feiten
ber pl)o$pl)orfaure ftalf mit gleichem (Srfotg burdj ben meit billigeren foljten*
fattren Äatf, in ber Form etma oon gefdjtömmter treibe erfefct merben famu
Ob bie foodjenbrfidjigleit ber Xtere in erfter Sinie burdj Mangel an pljospljor*
fautem ÄaH im Futter oerantajft mtrb, oermag idj triebt ju entf Reiben; aller*
bmgS aber ift in manchen Fällen burdj eine berartige JBriffittenmg ein ent*
Rieben günftiger (Erfolg erjielt roorben.. ffia* enblidj bie Äatifalje unb ins*
befonbere ba$ pljoSpljorfaure Äali betrifft, fo mirb man in ber tanbmirtfdjaft*
liefen <Pra$fo feljr feiten SSeranlaffung Ijaben, biefe ©alje att Beifutter ju benufcenj
nur menn j. & <5djmeme au8fdjließfi<$ ober oorijerrföenb mit amerilanifdjem
Fteifdjmeljl, b. f). ben fflfitfftänben oon ber Fteifd^ejrtraft Bereitung gefüttert
merben, barf man einen berartigen «Bufafc 1*5* wtterlaffen, um einen guten
9täl)reffeft jn erjieten, mie neuere SJerfudje in Sftündjen unb in ^oppeteborf
unjmeifefljaft bemiefen Ijaben.
& mürbe Itfer ju meit füfjren, menn i<$ bie einjelnen Futtermittel
Ijtnfidjtiidj iljrer SBerbaufidjfeit, 9tcttptraft unb fonftigen ©gättümfidjfeiten näljer
djaraftertfieren motfte; {$ mv% midj barauf belaufen, in ber folgenben Xabelle
bie SBefbaunttg**£oeffi§ietttett für bie mutigeren Futtermittel jufammen*
juftettett, mie fie in $ro$ettten be* betreffenben FutterbeftanbteiteS au* ben mitt*
leren föefußaten ber bisset oorliegenben btreftett JBttbainmgSöerfudje mit mieber*
ftfuenben Sieren Ijaben beredjnet merben fönnen»
542
gffgemeinrt übet SSulj&atoraB vnb »wljjudjt.
w
Nfr.
•
ffiolj-
Hol)'
gett-
(SftrQft*
Organ.
3a$I her
C&atjei*
proteiit
fafer
fubftanj
ftoffe
Gräften)
Gorten.
berfnijt.
m
*TO|.
¥»».
ffrofr
Vroj.
$w>|.
•
©iefen^eu, weniger gut .
. 50
54
41
58
55
7
18
* , mittel . .
. . 56
58
48
62
60
•
24
62
0 , fe§r gut- . .
. . 64
62
50
68 .
65
14
42
©eibcgra«
. 75
75
66
78
76
3
6
Älee^en, mittel . . . .
. 55
45
51
65
67
6
19
• f fe$r gut . .
. . 62
47
60
70
61
6
18
• f ttoqflgti^ . .
, . 66
53
64
73
66
6
15
gnjernc, feljr gut . .
.. . 74
43
89
66
60
9
28
Suphten^eu ....
. . 74
73
30
61
70
1
2
@trol) bon (Somtnerljatmfi
r. . 30
58
36
42
50
6
13
• - Sößintertyatmfr.
. 20
58
33
38
46
4
•
12
* * $ütf enfrü($ten .
. . 61
37
58
64
53
• 3
7
Supinenftrol)
. 38
51
80
65
56
X
2
$aferförner . . •
. . 77
17
82
74
68
ft
31
(Serftefdjrot . . .
. 77
0
100
87
81
«
1
2
SRaiSförot . .
. . 79
62
85
91
89
1
- 2
©rbfenfdjrot . . .
. 89
66
75
93
90
1
2
©oijnenfdjrot . . .
. 88
72
87
92
89
5
18
föeqenfteie . . .
. . 78
33
69
77.
72
5
•
12
2emfu$en . .
. . 86
44
90
80
80
2
10
SRap«hi<$en . . .
. . 81
8
79
76
66
2
7
&oto*nuf3fu(§en . .
. 76
62
100
. 81
78
1
2
$a(mfud)en . .
. . 96
82 •
95
94
. 91
2
3
<5rMiugtu$en
. . 91
16
86
98
85
1
8
ß$ futb rat obigen bie beut gegenmärtigen ©tanbpunft ber SBiffenfdrafi
entfpredjenben allgemeinen Orunbtagen einer rationellen Fütterung ber lanb*
mirtfdjafttidjen 9ht$tiere Ittrj erörtert morben, nnb mir motten iefct baoon eine
prafttfdje Sütmenbung madjen, inbem mir ebenfalls unter ffleäjfilfe ber SRefultate
btretter SBerfudje ermitteln, ht melier 2Betfe ber nötige SRöljrftoffbebarf tmb
ba$ richtige 9iäljrftofföer!)ättui* für bie Betriebenen in ber $rap* oor*
fommenben $auptjme<fe ber Öötterung ft($ geftattet
«et ber geftftettung be* «filtfitoffbebarfe* nnb be« %{Qrftoffoer^(ttniffe9
merben mir nnr bietenigen üßengen ber SfntterbeftanbteUe berüdftdjttgeu, meU&e
int tierifdjen Organismus unter normalen SSer^äÜniffen audj mtrffid) jnr Set*
banung unb fteforptton gelangen, infomeit biefetben alfo als eigentliche Sfläfyc*
ftoffe angefeuert merben Tonnen« SDton muf Jefet bie bisher übltdje SKedjttiatg
mit „9tolN>roteinJJ aufgeben; fte Ijat atterbtng* baS irrige geleiftet nnb mefentfi$
baju beigetragen, ber SBiffenfdjaft (Eingang in bie $rap* ju oerfdiaffen. 9ta$*
bem aber bie ©efe^e ber SJerbauung unb ber (Sroffljrung nad) allen Stiftungen
Ijin aufgeklärt roorben futb, barf mm aud) in ber Saubmirtf d)aft nur mit
8cmb»mrtföaftti($c gfttterungtte^re. 543
wtrlß^cn ^lä^rftoffcn rennen; es geftalten ficlj auf triefe Seife aüe SBerljältniffe
weit einfacher unb Rarer, inbem man nidjt meljr nötig f)at, allerlei unbeftimmte.
33oran$fefeungen gu machen unb ben gleichnamigen ©eftanbteilen be$ SRaulj*
futtert unb öetfutterS eine nictfad^ ungleiche 9iäl)rfraft beizulegen. SOBtr tyabeft
hierbei bie groeierlei §auptgruppen Don SRätyrftoffen, nämlid> ftidftoffljattige
(Nh) unb ftidftofffreie (Nfr) in SRed&nung gu nennen; bie ©efamtmenge ber
leiteten ift nadj «jjufammenfefcung unb 9täTjrfraft bem ©tffrfemeljl naljegu gleidf),
inSbefonbere roenn bas im Butter enthaltene Fett, foroeit e$ überhaupt oerbaut
wirb, auf @tärfmel)t rebugiert roorben ift. £)ie paffenbfte 9Äenge oon Fett,
meldje man in ber täglichen Sftaljrung ben bieten gur aufnähme barbieten mn%
läfjt ftdj freilid) für jeben emjelnen FütterungSgroed nur annäf>ernb, nidjt mit
©idjerfyeit feftfteüen, fo lange erft nur roenige unbnod) bagu in tyren SRefuttaten
x)ft ftd) nriberfyredjenbe btrefte SBerfudje hierüber oortiegen. ©ang im allgemeinen
famt man aiptel)men, bajj ©erat ber FütterungSgroed ein ftidftoffreidjereS Butter
verlangt, paffenb audj bie 9Äenge beS fjuttcrfettc« entfpre<$enb }u ertyöljen ift
$)urdj bie SWenge ber gefamten organifdjen Subftang im täglidjen Butter
ber £iere, bei gleichzeitiger Angabe ber oerbaulidjen organifdjen öeftanbteile,
wirb angebeutet rote überhaupt ba$ ©efamtfutter na<$ SSolumen unb Slaljrlraft
befdjaffen ift, ob baran größere ober geringere SWeugen tum oolumtnöfen
ober me^r üitenfat» nälpetiben Futtermitteln Anteil Ijaben. JBegügtid) aller
FütterungSnormen aber ift gu erwähnen, ba§ man biefelben in ber *ßra$i$
nidjt gar gu äugftlid) bis auf bie einzelnen £)eghnalfteflen ber betreffenben
3a^(en gu befolgen brauet; fie fitanen nur im gangen unb großen als {RidEjt*
fönur bienen unb bie richtigeren GhsiäljrungSöerfjältmffe anbeuten, welche man
ftets im Singe behalten muß, um ben relatio größten tffofcen au« ber tanbroirt*
fd)aftltd()en Tierhaltung gu ergielen.
2Äan untertreibet geroöljnlid) groifdjen Erhaltungsfütterung ber £iere
unb beren ^ßrobuftionSffitterung. 3ebod> lägt fidj bie (entere oon ber
erfteren triebt immer fc^arf trennen, es Ijanbett jidj nur um eine metyr ober
weniger ftarle unb intenfioe (MtlfrungSroeife, Je nacf> ben oerfdfjiebenen &xoedm
ber Fütterung, toeldje mir im folgenben nebft ben betteffenben FütterungSnormen
no<$ furg betrauten moKen.
ES ift leicht begreiflich bafc bei ber bloßen Erhaltungsfütterung ooip&riger
SSere ein 9Ähumum oon Etoeifj im täglichen Futter genügen muß unb ein
lötet roeiiereS IMäTjrftoffüerIjältniS eingehalten werben lann, als bei. ber *ßrobuftion$*
fütterung. Für bie lefctere mir! en, rote f tfjon meljrf a$ ermahnt mürbe, ftets
mittlere 9t8^rftoffoer^fittniffe am oorteifyafteften. Ü)aS (Smetß -ber SRaljrung
iH bei jeber ^robuftion oon Äraft, Fletfdj, Fett, 9)tild>, SBoöe ic. te erfter
Sbrie t^ätig unb liefert oorf}errfd)enb baS bqu - erfotberlidje üßatertal; baS
9lä^rftoffoei^filtniS barf ba^er ntc^t ein gu roeite* fein, meil fonft nid^t bie gu
einer lofjnenben ^robuftion burdjauS nötige 3JJenge ©roeiß im täglichen ®e^
544 * 3l%meine$' über Sie^altung unb «ic^u^t.
famtfutter oon ben Sieren aufgenommen merben fönnte. Äufcerbem fytben mir
gefeiert, bafc gu weite) eine geroiffe ©renge fiberfdjreitenbe 5R8^rftoffDer^filtmffe
immer aui), unb groar oft fel)r beträdjtßd) bie SBerbauung gunfidjft ber $rotefn*
fubftang be$ 9taul)futter$ oerminbern, rooburd) alfö mieberum bie abfolute SOTenge
be$ für <ßrobufttonen öerfdjiebener «rt oerroenbbaren (Simeiße* eine geringere
werben mu£. Sluf ber eroberen Seite aber barf audj ba* 9Gffijrftoffi)ert)ältnt«,
menn bie $robuftion*fütterung eine möglidjft fofoienbe fein fott, ni$t als ein
ju enges ftd) geftalten; in biefem ftaBe mirb burd> ba* ftalpung&imeiß junädjft
unb ^aitptfäc^ltt^ ber fattermebiäre ©meigftrpm oerftörft, bie STOenge bc* fog»
3irfofotionSeiroetfce* im Iterförper erftHjt unb bamit eine oft gang unnötig
Dermelpte 3erftöruug mertooöer ^cfljrfubftang öeranlafjt £)a$ ftefuftat ift
aföbann oft fogar ein fdjfedjitereS, als menn abfolut unb refatto meniger an
©roeij* oon ben Xieren oergeljrt mürbe, b. $. bei einer im allgemeinen fofc
fpießgeren SrütterungSmeife meniger gut, att bei einer billigeren* & ergteft
ftdj hieraus mit aller fttarljeit, ba§ eine rationelle $robu!tion$ffitterung $tn*
ftdjtlidj ber ^rftoffoerl>ältniffe nur innerhalb gtemfidj enger (Strengen fi<$ be*
roegen tonn.
©et ber Fütterung ber tanbmtrtfdjaftßtfjen Sattere ftnb als mittlere unb
baljer für eine loljnenbe $robuftton befonber* geeignete ^ffltftoffberljÄltniffe 1 : 4
bt« 1 : 7 anjufe^en. 8Birb meniger ©meifc im Sfutter oerabreidjt, als bem
83erlj8ltnij$ 1 : 7 entfpridjt, bann mirb felbft oon biefer geringeren SDtatge
meniger oerbaut unb reforbiert unb außerbem aud) oft ein Zeil ber ftiefftoff*
freien SRffl&rftoffe unbennfct mit bem Darmfot au* bem ftörper ausgetrieben,
©et einem meiteren ^fil)rftofföer$ältniS ift ferner in bem ©efamtfutter triebt
genügenb ©meifjmaterial oorfymben, um bie beabfid>tigte $robuftion rafdj unb
fidler gu erreichen; biefelbe erfolgt üielmeljr tangfam unb ofyte (Energie, fo baf
ber erwartete Oetbgeminn großenteils ausbleibt, au<$ menn ba* betreffenbe
Butter an ftd) ein billiges mar. (Sngere $8^tftoffDerf)ä(tniffe afe 1:4 finb
bei ber Fütterung ber fonbmirtfdjaftlidjen 9tafctiere niemals erforberlhf}, fie
mürben gang unnötiger Sßetfe bie ©toffgerfegung im Xierförper er^B^en unb
bamit nodj empfinblidjere »erfafte bemirfen als gu roeite 9ia$rftoffoer^fitüti{fe.
Sßenn bie abfoluten Mengen ber frirfftoff^alttgen unb ftttfftofffreien sJtöljrftoffe
Ijinreidjenb große finb unb gegenfettig in ben angegebenen ®renjen ftdj bemegen,
fo ift allen Snforberungen (genüge gefeiftet; es finb bann meto irgenbmte
mef entließe SSertufte burd) SBerbauungSbepreffum ober gu ftarf oermeljrte @toff*
gertegung gu befürchten, nodj mirb es jemals an Sföaterial festen, um eine
rafdje unb reid)ßdje *ßrobu!tkm gu ermbgfid^en. 3roifd}en 1 : 4 unb 1 : 7
werben mieberum bie für bie ehtjetnen 3me<Ie ber ^robuftionSfütterung am
meiften paffenben SSer^Sttniffe feftjufteüen fein, obgleich mo^t im allgemeinen
anguneljmen ift, baf innerhalb biefer (Srengen mit bem Sngermerben beS ©er*
^ättntffeS bei gleichem @efamtquantum an mirffamem 9lfi^rftoff bie ^robuftion
Scmbmirtfdjaftftdje gfittenutg«leijrc. • 545
eilte um fo größere fein mödfjte, — ob aber audf) eilte oorteifljaftere, bied läjjt
ftdfc nur unter forgfältiger Abwägung ber JebeSmal üorljanbenen Umftänbe
entfdjeiben.
$>ce mittleren SflS^rftoffoer^ttltniffe = 1:4*1:7 entforedjen and)
am uteiften einer burdjauS naturgemäßen Fütterung ber lanbwirtfdfjaftlidjen
fciere. SItlerbingS wirb gewöljnttd) baS äBiefenljeu mittlerer ©üte (?Rfil)rftoff*
öerptoris = 1:8) gleid&fam als baS 5Rormalfutter junädftft für bie ffiieber*
lauer betrautet; es fann bie* aber nur für bie (Erhaltungsfütterung unb eine
madige ^robuftion als richtig gelten, für eine reidjttefje ^robuftion oon Steift,
8fett, SWttdj unb ftraft genügt baS gewölpttidp SBiefenljeu feineSwegS, audf)
wenn es bis jur ööQigen Sättigung ber £tere oerabretdjt wirb. £)aS WoxmaU
futter ber grasfreffenben Stiere ift öietmetyr baS (SraS, wie fte es auf einer
guten SflSeibe finben, unb in bem ffieibefutter Ijat man burd()fd)nittlid) baS
^ä!)rftofföerl)ättmS = 1 : 4 bis 6. Sttur bei einem folgen 3Serl)ältniS unb
weint gleichzeitig oermöge ber mec^antfe^en ©efdjjaffenljeit beS Cutters baS er*
forberlidje abfotute Quantum an SRfilpftoff aufgenommen werben fann, ift bei
ben Äüfjen bie työd)ftmöglidf)e 2Rild#robuftion, bei bem Sungoiel) ein normales
SBadjStum, bei äBafttieren eine entfpred>enbe ftettbilbung ju erwarten. 3luf
ber SBeibe werben nur bie jarten -©räfer unb Äräuter bereitwillig üerjeljrt,
bagegen bie (angftengeligen unb fdjon in bie ©tüte getretenen ^ftonjen üer*
fömäljt; baS testete gutter, alfo audfj baS barauS bereitete #eu, lann baf)er
unmöglich ein burd^auS naturgemäßes unb normales fein.
3n bem Steel) eu mittlerer Qualität ift baS ^rftoffoer^ätotis = 1:5
bis 6 ; es würbe alfo Ijieraad) einer ^ßrobuftionSfüttermtg beffer entforedfjen als
baS SBiefenljeu, aber wegen ber meift tjotygen unb ooluminöfen $efd)affenl)ett
fann bamit nxfy eine genügenbe Stenge oon Oefamtnäljrftoff aufgenommen
werben, man muß jum 3roedf «ner möglidfjft Ijoljen ^ßrobuftion ein leidjt*
oerbaulidjeS ©eifutter mit äfttlidjem ^äljrftoffoerljältnis öerabreidfjen. ©er
junge ftlee, wie er oor ber ©töte Ijäufig gefdfjnitten unb als ©rünfutter be*
nufet wirb, Ijat ein 5Räl)rftofföerljältniS = 1 : 4 unb fogar = 1:3; bie
auSfdjtiepdje Fütterung beSfelben ift aisbann eine Sutterberfd)wenbung, es ift
bamit ein großer SSerluft namentlich an ber fo wertooüen Giweifcfubftanj oer*
bunben unb man erreicht baSfelbe {Refultat auf eine meift billigere 2Beffe, wenn
burd) ©ehnifd&ung oon ©trolföädfel, ®preu :c. baS SWäljrftoffüerljäftniS bis auf
1 : 5 erweitert wirb, ©ei bem in ooöer ©tüte gefdjniitenen ©rünflee ift
natürlid) eine berartige ©eimtfdfjung unnötig, es wirb im Gegenteil eine ©et*
gäbe oon geeignetem leidster öerbaulidfjem Butter oft am ^ßlafce fein. "
SS ift femer bemerfenswert, baft auti) in bcn Sörnern ber Serealten,
alfo in unferen wid^tigften ©rotfrfidjten, ein mittleres SRäljrftoffüerljältniS =
1 : 5 bis 7 öorljanben ift, in ber ©erfte unb befonberS im 9ÄaiS ein etwas
weiteres als im $afer, Joggen unb Seijen. SUjnlidfr ift es aud^ bei ben
Äoppc. ll. tfaffage. 35
546 Kftgememe* über #ief$altung unb Cte^u^t
Äleienarten (1 : 4 bis 5), roffl)renb bie plfmfrüdjte befanntlidj feljr ftitfftofc
rei# ftub, ein 5Rä^rftoffocr^ätott« = 1 : 2 to 3 Ijaben, meldje* tu ben Dt
Indjen, öiertrebern unb in ber ©ranntroeinfdjtempe fid) manchmal fogat bte
auf 1 : 1 bie 2 verengt Derartige ftufftoffretdfje ©ubftanjen äußern eine
DOQÜgltdje SBirtung, oft fdjon, tuenn fie in oerljältntemäjjig Keinen SÄengen
neben ftidftoffarmem Beifutter ober $atqrtfutter oerabretdjt werben.
©elbft in bem natftrttdtften unb am meiften probuftiondfcüjtgeti gutta
ber gern} jungen SSere, nämlidj in berSühtttermildj, finbet man turnte* ttodj
ein jiemlid) mittlere* 9tä^rftoffoer^S(tnid/|oba(b man ba« öorfymbene gett mit
beffen ©tärfemeljläqutoalent in ftectymmg bringt, $• ©. in ber ftulptrilc$ =
1 : 4,5 (bei burd&fönittlic$ 3 £ &xoü% 3,5 § 8?ett unb 5 § 3u<fer). ©aSfettc
ift fogar bejügtid) ber normalen Stauung be$ äfienföen ber Satt, n>el<$e man
redjt eigentlich atö eine probufttoe bejeidjnen fatm ; nad) btreften SJerfudjeu unb
jaljlreidjen ^Beobachtungen au$ bem täglichen 8eben> genügen für einen triftigen
Sftonn ju beffen Stauung bei mittlerer Sirbett 137 g ßtoeig, 117 g gett
unb 352 g Äoljteftjbrate, melden äftengen ein ^ä&rftoffoerljältmS üon 1 : 4,7
entforidjt.
§ür bie triftigeren 3roede ber Fütterung Ijabe idj au§ ben Srgefc
ntffen ber bisher üortiegenben SBerfudje unb Beobachtungen bie fjütterung**
normen, b. 1). bie Mengen ber SRJHjrftoffe ober oerbautidjen gutterbeftanbtetle
beregnet, meldte atraäljerab genügen werben, um bie retatto ljöd)ften unb
toljnenbften föefultate ju erjieten. 3n ber fotgenben 3ufammenftetlung ift 3m
Beregnung be* ^rftoffoerfjältniffe« ba$ gett überaß mit ber 3at>t 2,44
multiplijiert, atfo mit feinem ,,@tärfemeI)t8qutoatentJJ ben ÄoJjlelfobraten ju*
geregnet roorben. ,
$ro Sag unb 1000 *Pfb. Sebenbgeroidjt ber £iere fuib erf orberlidj :
Draantftfic
©erbault<$e Stoffe.
»
Brt ber STiere.
@ubftau$
/Rt i„ »t^S
«ofle.
ft^^ii
9m
Stöfyrßoff«
•
1
m ganzen.
(Sttoeiß.
abrate.
Sett.
Qattjat.
toljaltm*.
?fb.
?fb.
»fb.
*fb.
m
1. Od) fett in Dotter @toKru$e
17r5
0,7
8f0
0,15
8,85
1:12,0
2. 3Boüf<$afe, ftärferc hoffen
20,0
1,2
10,3
0,20
11,70
1: 9,0
• feinere •
22,5
lr5
11,4
0,25
13,15
1: 8,0
3. O^fen 6ei mittlerer 8r6ett
24,0 .
1,6
11,3
0,30
13,20
1: 7,5
* • florier *
26,0
2,4
13,2
0,50
16,10
1: 6,0
4. «Pfcrbc * mäßiger Urteil
21,0
1,5
9,5
0,40
11,40
• 1: 7,0
* • mittlerer *
22,5
1,8
11,2
0,60
13,60
1: 7,0
* * ftarler *
25,5
2,8
13,4
0,80
17,00
1: 5,5
5. 2JW$iü$e
24,0
2,5
12,5
0,40
15,40
1: 5,4
6. 2Rapo<$fen, 1. ^eriobe .
27,0
2,5
15,0
0,50
18,00
1: 6,5
* 2. * .
26,0
3,0
14,8
0,70
18,50
1: 5,5
- 3. •
25,0
2,7
14,8
0,60
18,10
1: 6,0
S<mbn>tTtfd}aft(id}c gütterungateljre.
547
*
gerbantige Stoffe.
ber Stete.
Drgantfqe
©u&ftans
hn gangen.
toerl
«rt
ffirorifj.
abrate. ÖClL
3m
gangen.
rättni*.
m
W>.
w.
w.
Wb..
7. 2ÄQfifdj
afe, 1. ^eriobe
26,0
3,0
15,2
0,50
18,70
1:
5,5
#
2. »
25,0
3,5
IM
0,60
18,50
1:
4,5
■8. a^ofif^
meine, 1. $eriöbe 36,0
5,0
27,5
32,50
1:
; 5,5
0
2. •
31f0
4.0
24,0
28,00
1:
6,0
*
3. *
23f5
2,7
17,5
20,20
1:
6,5
-9. ©a<$fenbe tötnber.
•
«ftet.
2Äittt. 8e6enbgen>.
Sßontfe.
pro Äopf.
2— 3
150 $fb. .
. 22f0
4,0
13,8
2,0
19,8
1:
: 4,7
3— 6
300 •
. 23,4
3,8
13,5
1,0
17,7
1
; 5,0
6—12
500 *
. 24r0
2,5
13,5
0,6
16,6
1;
: 6,0
12—18
700 -- .
24,0
2,0
13,0
0,4
15,4
1
: 7,0
18—24
850 -
. 24,0
1,6
12,0
0,3
13,9
1
: 8,0
10. SBagfenbe @$afe.
5— 6
56 $fb. .
. 28f0
8,2
15,6
0,8
19,6
1
; 5,5
6— 8
67 -
. 25,0
2,7
13,3
0,6
16,6
•
1
: 5,5
8—11
75 *
. 23,0
2,1
11,4
0,5
14,0
1
: 6,0
11—15
82 <
. 22,5
1,7
10,9
0,4
13,0
1
: 7,0
15—20
. 85 «
. 22,0
1,4
10,4
0,3
12,1
1
: 8,0
11. ©adjfe
nbe SWa ftfdjw eine. .
50 $fb- • • 42,0
7,5
87,5
1:
2- 3
30,0
: 4,0
3— 5
100 -
. 34,0
5,0
25,0
30,0
1:
: 5,0
5- 6
125 *
31,5
4,3
23,7
28,0
1,
: 5,5
S- 8
170 • ' .
. 27,0
3,4
20,4
23,8
1:
: 6,0
8—12-
250 •
21,0
2,5
16,2
18,7
1:
6,5
SSorfte^enben 3aljten füge tdj nodj einige ertfluternbe öemerfungen bei
1) 3)a* ©eljarrungSftftter ber Odjfen, bei üööiger SRulje berfetteu
im ©taue, ift auf ber SBerfttd^ftation äßeeube burdj jaljtreidje 33erfudf>e ermittelt
Korben, ©ei entern Oeljalt be$ tagten SutterS mm 0,6 unb 0,7 an ©roeifc
pro 1000 Sebenbgeroidjt ergab fid) meift fdjon ein Hemer Steif df>anfafe, weiter
aber nic^t üt einer $nnaf)mt be* ÄörpergeroidjteS fä auäforqdj. 3n ber $rajfi$
toirb man bie angegebene SDlenge unb ba« SBerljätori« ber SÄä^rftoffe am ein*
fachten unb (oljnenbften Ijerftetten burdj S3erabreid)ung tum ©trol) ber ©ommer*
Halmfrüchte ate §auptfutter, unter ^Beigabe öon ttioas §eu ober geringer
SWeugen eine« ftuffioffradjen fonjentrierten guttermittete. ätaf fotdje Seife
Ijat man j. ©. auf ben' ©omänen a. ju äBeenbe unb b. ju ®reene bie öott*
jährigen Od>fen pro lag unb 1000 Sebenbgemidjt roöljrenb ber ©tntermonate
gefüttert mit
a. 12,9 ©ommerljalmftrol), 7,1 ötyarfetteljett, femer 0,4 ©oljnenfdjrot
unb 0,4 ftaptfudjen;
35*
548 2ttfgemeine$ über Sie^altung unb ©iefouc^t.
b. 16,3 ©erfteftrol), 0,4 ©rummet, 2,0 fl(eef)eu, 1,3 (Srbfenftrol) unb
2,9 9ftengfornfdjrot (®erfte unb $afer).
£>a$ tägliche Butter enthielt, nadj X)ur$fd}nitt$anaß)feu beregnet, an
9l8l)rftoffen a. 0,9 : 8,3 = 1 : 9,2 unb b. 0,8 : 8,2 == 1 : 10,2, hierbei
nehmen bie £iere ju SBeenbe im Saufe be« SSMnterS pro ©tfid (etwa 1400 $fb.
Sebenbgerofdjt) um 70 bi$ 80 *ßfb. an ©enridjt ju unb in ©reene fonnten bie
©djfen tägtid) eine leidjte Arbeit (1. bis 2 3audjenfuf)ren k.) Dementen, oljne
baß baburd) unb bei ber eingehaltenen Sütterungäroeife ber ßmfi^rungöjuftanb
berfdjled&tert würbe.
2) Die nur ber Sßolteprobuftion wegen gealterten ©d>dfe bebürfen
nädjft ben rutyenben Odjfen oerl)öltm$mäßig am wenigften Sftätjrftoff im tfig*
lidjen Sutter, jebod^ bie Waffen mit feinerer Sßotfe, auf gleite« 8ebenbgeroid>t
beregnet, etoa« meljr als bie {Raffen mit gröberer SBoüe. 5ü* bie frffftigeren
©djafraffen, weldje pro @tü(f im ausgeworfenen, gut genäfjrten, aber uidjt
gemäfteten 3**ftatibe *w Sebenbgeroidjt oon rei<$fidj 90 *ßfb. erregen, ift ber
tägliche ©ebarf pro 1000 Sörpergewidjt (oljne Sßofle beregnet) burdj genaue
SBerfudje juerft in Sßeenbe feftgefteöt, aud) in £ol)enl)eim unb anberdmo be*
ftätigt worben. ferner l)at ftdj ergeben, baß eine bebeutenb rridjlidjere gut»
terung ber ©djafe bie Sßotfeprobuftion weber ber SKenge, nodj anfdjehtenb
audj ber ®üte nadj ju erljöljen oermag.
3) 3n ben oben ermähnten, ber ^ßrajri« .entnommenen ©eifpielen würbe
bei £> djfen uhb einer ^ütterungS weife, weldje nur feljr wenig ftber bie An*
forberungen be« JöeljarrungSfutterS ftd^ erljob, fdjon eine triebt unbetrödjtßd)e *
<ßrobuftion oon ftörpergewidjt unb oon Slrbeit erjiejt. ©obalb aber wefenifid>
größere Slnfprüdje an bie ßdjfen, junädjft bejügti^ bet SlrbeitSleMhutfleu
gemalt werben, muß man iljnen audj im tögßd&en ftutter weit meljr an Der*
baulldjem SRaljrftoff barbieten. SlflerbingS wirb bireft burdj bie Slrbeit ober
oermeljrte SWuSfelanftrengung ein größerer 33erbraud), Ijaupffädjlidj nur mm
ftidftoffreien 9Wljrftoffen bewirft, aber um bie nötige Snergie unb SluSbauer
bei ber Slrbeit, eine Slnfammtung oon ©pannfraft im ßörper ber £iere ju er*
möglichen, muß audj bie Stenge be« 3h:fulation§etroei^ oermeljrt, unb um
biefe unoeränbert gu ermatten, überhaupt tntenftoer obhr eiweißreidjer gefüttert,
alfo im Butter ein entfpredjenb engere« SRaljrftoffüerpltm* Ijergeftellt ©erben.
Die in ber Nabelte angebeuteten SRäljrftoffmengen unb Stä^rftoffüer^Sßuiffe
motten genügen, um bie SlrbettSodjfen bei entfpredjenber 9Äu$fetauftrengrai0
in einem fortwäljrenb pten GmtäljrungSjuftanbe ju erhalten.
4) Die <ßferbe muffen meljr Slrbeit, ober biefe wenigfienS in einem leb*
Ijafteren £empo leiften, ate bie ©djfen. ©ie Ijaben außerbem eine rafdjere
SSerbauung unb oermögen im 9Äagen unb Darmfanat bem SSotumen na#
nie^t fo oiel guttermateriat aufjune^men. S« ifi ba^er begreiflich, baß man
ben ^ferben eine intenjtoe, an leicfjtoerbautidjen 9iä^rftoffen genügenb reiche
ganbnrirtf$aftft$e gütterungeteljre. 549
Fütterung muß gufommen laffen. äfö $auptfutter toirb bett gerben Dor*
fyrrfcijettb £afer Derabreidjt unb barin ift ba« Sftäljrftoffoertyättni* burdjfdjnitt*
Iva) roie 1 ; 6. 3)er $afer Ijat jebod) eine feljr toetfcfefabe JBefdjaffenljeit unb
t>ie Sßäljrnnrlung besfetben, gunäd&ft in ©egug auf Äraftprobuftion, nrirb eine
t>erfd&iebene fein, je nacijbem ba* 9lä^rftoffDer^ältnid bei gleichem ©e^att an
<$efamtnäl)rftoff fdjroanft groiföen 1 : 5 unb 1:7 btö 8. 3(uc^ ift bie Der«
fjättniömäßig große Fettmenge im £afer tooljt gu beachten, ba bei angeftrengter
Arbeit ba« f^utterfett ate intenjioeG, ben Äörper nur roenig belaftenbe* JRcfpi^
sationfimittel eine befonberS gänftige äßirfung ausüben muß. ffienn feljr große
ober an^attenbe ärbeiWletftungen verlangt roerben, g. Sd. Don Fradjt* unb
Stampf erben, fo ift bie 3ntenjttät unb ber ©ticfftoffgeljalt be£ Futter« no$
ineljr ju erl)i)t)en unb entmeber auäfdjließlid) guter £>afer ober biefer unter 3u*
$ag Don etroa* ©oljnenmeljl gu üerabreid>en.
5) Um gute üttelf fülje ju ber relatio l)öc^ftett SRild^probuftton gu befähigen
genügt nid)t bie alleinige Fütterung mit Sßiefenljeu mittlerer Dualität fonbem
«$ ift Ijiergu eine geeignete ©eibe, überhaupt junget unb garte* ©rünfutter ober
fletoöl)nlicf>es <peu unter iöeigabe Don genügenb fti<fftoffrei$en leidet Derbaultdjen
Futtermitteln erforberlidj. Stuf bie 3Jiildjprobuftion fdjeint, unter fonft gleiten
Umftänben, eine reidjtic^e 3Jienge dou 3irlulation«ettDeiß oorgugSroeife günftig
einguroirlen unb e« muß baljer ein giemlidj enge* 9iäl)rfioffoerl)ältni« im Futter
beobachtet roerben. @ht Duantum pro £ag Don 2,5 oerbaultdjem ©roeiß unb
etma 13,0 ftidftoffreien SRäfpftoffen auf 1000 Sebenbgenridjt ber £tere mödjte
<*Hen ätoforberungen genügen, aber and) fetneSioegS ate eine überflüffig reiche
Fütterung gu betrauten fein. <S« begießen ftd) biefe SRätyrftoffmengen auf gut
ntelfenbe Äülje mittelgroßer Waffen; leistete 2Dietttü^e bebürfen Derf>ältni$mäßig
nodj etroaä meljr -Wäljrftoff unb femer ift nad) Dorliegenben SJerfudfjen ber &u
loeißbebarf für SDWldj gebenbe Riegen ein beträcfjtlidj größerer ate für ftülje,
am nad) Quantität unb Dualität bie l)ö$fte 2Äild(jprobuttion gu ergielen.
6) «öei ber SÄaftfütterung ber £iere ftnb redjt eigentlich mittlere 9täl)r*
ftoffoerf)ä(tniffe am ^ßtafce. Die in ber Tabelle für 2Waftod()fen angegebenen
Ißäljrftoffmengen toerben eine raföe unb intenfioe ÜRäftung ber £iere ermög*
fidjen. @d)on geringere Mengen bewirten nidjt feiten eine beträchtliche 3unal)me
t>e$ £ebenbgenrici)te$, aber e$ ift bann bie angefefcte Äörpermaffe Don mef)r
toäfferiger ©eföaffenljeit unb alfo bie Dualität be$ ^robutteä eine geringere.
U)te Spiere muffen im beginn ber eigentlichen Haftung fdfjon in einem gut ge*
jtaljrten 3uftanbe W befinben, eine genügenb e SDtenge Don 3frfafation3* unb
©rganehoeiß in iljrem Sörper enthalten, roeil fie nur bann im ftanbe ftnb,
auc^ Diel 9lä^rftoff aud bem S3erbauung$tana( gu reforbieren unb gu Derarbeiten.
®er Übergang Don einem bürftigen Erhaltungsfutter gum SRaftfutter, roie au$
bei 'jeber ^ßrobuftiondfütterung ber Übergang Don einer gittterungSroetfc gur
cnberen, muß ftets langfam erfolgen unb alfo ba£ 9lä^rftoffoerpltntö nur gang
550 SÜttgemdne* über ©tef^altimg imb 8ic$gudjt.
attmäljlid) ein engere* toerben. ©egen ffinbe ber 3Röftung$}ett famt man ba*
33erf>ältm$ roieberum etioa« erweitern, unb gteidfeeitig ift au(^ ba$ (Sfefamt*
oofamen be* fjutter* entforedjenb ju oerminbern ober bie SBerbaußdjtett §n er»
työljen. <£$ rotrb babimf), bog man einen Zeit ber etma Derabreidjten ÖOfctd)enr
$ülfenfrüdjte k. burd) etnwe fticfftoff ärmere fonjentrierte Futtermittel, nament»
lief) bur<$ (Schrot Don (Sereafien erfefct, geroBlpi(id) bie ©djmaÄjafttgfett bet
©efamtfutter* oermefyrt imb au$, wie man beobachtet Ijaben roiff, bie Dualität
be* gangen Sföaftyrobnfte* oerbeffert.
7) 3n ben jaljlreidjen SBerfudjen, meldte in neuerer &txt mit üDlaftf $afen
ausgeführt roorben futb, l)at fidj ergeben, ba£ bei biefen Zieren eht fttcfftofc
reifere* Futter befonber* gfinftig roirft 3JHt bem Fortfdjreiten ber 3Räfbmg
ift ba$ 9fcfil)rftoffoerl)ältni$ baburd) §u oerengen, bafc man bie SRenge ber oet*
baulichen tehDeiffubftanj oermeljrt, ro'enigftenfc bann, roenn man einen Ipljen
©rab ber Haftung rafd) ju erreichen rofinfdjt. & lommt in ber <ßra$l* freu
ßd> ganj anf bie jebeämaligen S3erl)ättniffe an, ob bei einer fticfftoffreidjcrcn
Fütterung meljr Vorteil erjielt wirb, als bei einer etroa* fticfftoffärmeren ÜDtaft»
ration; aber im allgemeinen l>at man ber erfteren bei ber SWäftaug ber ©djafe
ben SSorjug ju geben.
8) Sie. in ber Zabefle für ÜRaftfd>roeine angegebenen äßengen ber
Futterbeftanbteile belieben ft$ junfidjft auf Ziere, roeldjein einem jiemttdj au**
getoadjfenen 3**ftanbe jur SÄaft aufgeftettt werben. £)a* Futter ber ©dpnetne
ift faft immer ein leicht derbaufldfe*; bie SSerfudje, roefdje man in $o!pn*
ljeim mit SRaftfdjroetnen aufteilte, ergaben für ©djrot oon Sereatien unb-
$filfenfrüd>ten eine SSerbauli^feit ber- gefamten organifdjen ©ubftanj ju 85 bte
90 §, unb jroar ber (Stoeifcftoffe ju 80 bfc 85 unb ber fticfftofffreien (gjtraft*
ftoffe ju 90 bis 95 f. Sie ©iroetne Ijaben bie Wgfeit, im «egiira ber
Haftung ein überaus großes Futterquantum in ftdj aufzunehmen unb au$
jiemüd) Dotlftänbig ju o erbauen; es erffärt fidj baburdj bie gerotöpt(t$ fo rafdp
©eroidjtSgunabme biefer Ziere, inbem fte bei geeigneter Fütterung roä^renb ber
gangen äTtäftungtjeit 100 $fb. Sebenbgenri^t oft mit laum 400 $fb. Zrotfen*
fubftanj beS Futters j>robujieren. 3Kit bem ftortfdjretten beS fflWftimgtyttftanbe*
oerminbert jidj Jebod) bie Srefefaft ber ©djroeine feljr bebeutenb, fo baj* fte
fößeglicl) im SBerfjättni« jum Sebenbgeroicfjt faft weniger an 8futter*Zrotfenfub*
fianj oerjeljren, als bie äBaftodjfen unb SRaftf^afe. I)aS ^rftoffDer^aitnt^
im 3Jiaftfutter ber ©c^amne ift nac^ unb na(^ ju erweitem, rote bei bireften
93erfu(^en als jwectmä§ig unb nortett^aft fi^ ^erauSgeftellt ^at.
9) £)ur$au6 eyafte 93erfucfye mit Kälbern ober wcu^fenben 9tinbern
finb bisher nod^ nic^t ausgeführt worben; man fann aber audj für biefe Ziere
mit iöeftimmtfjeit annehmen, ba§ es mistig ift, fie in ben erften Monaten
rec^t intenfiü ju füttern unb baburc^ ju bewirfen, baf fie rafc^ unb gleich
mä^ig an (Seioi^t june^men. SBenn aber bas 3ungoieb ein älter oon 8 bt*
?<mbrototföaftti$e gtttttantgtfelpe. 551
10 ÜÄonateu erreicht Ijat unb foäter jur STOild^robuttion ober 3lrbeit$teiftung
beftimmt ift, batf bie Fütterung feine ju fcffftlge feht, obgleich" natttrltd) immer
nodfj ba« jum normalen SSa^tum erforberlidje Butter oerabretdjt werben muß.
3$ tyabe bieS bei ber Seftfteüung ber betreffettben Süiterungsnormen beruft*
ftdjtigt. ferner ift an bie befannte SJjatfadje ju erinnern, baß bei bem 3ung*
triel) jeber Übergang t)on ebter träftigen $u einer fdjroädjeren ßrnffijrung nur fefjr
langfam erfolgen barf, roa* namentlich audj oon bem etmaigen (Erfafe eine* bis*
l)er oerabreldfjten öorjüglid>en SBiefenljeueS burd> eine weniger näfjrfräftlge unb
f^mad^afte ©orte üon 9taul)futter gilt.
10) SDie ermähnten ®eftd>t$punfte fommen faft nodf) meljr in iöetradjt bei
ber Fütterung ber Summer, metdje im jugenblidjen Sttter üerljättniSmafcig
rafdjer an (Seroidjt juneljmen als bie Äälber, unb bei ungenügenber gütterungS*
roeife feljr leidjt oerffimmern. ®ie Sfimmer entmidfeln fid) Dom 4. bis imn
9. SebenSmonat am beften auf einer guten Sßetbe, im ©taue muß ifpten baS
jartefte SBiefenl)eu bargeboten werben; wenn biefeS grobftengetig ift, fo oerjeljren
fte baoon ein ju geringes Quantum unb fte bleiben im ©ad)Stum auffatlenb
jurüd ©djon bei mittlerer ©efdjaff enljeit beS ©iefenljeueS ift eine entforedjenbe
Beigabe non ÄÖrnern, namentlich oon $afer ju oerabreidjen* 3n $ol)enf)eim
l)at man junge Rammet ber roftrttembergiföen ©aftarbraffe Dom 5. bis jum
14. SebenSmonat teils fefjr tntenfto mit Äöroero, teile auSfdjliejjtid) mit Sßiefen*
tyeu gefüttert unb hierbei in fünf oerfdjiebenen ©adjStumSperioben bie Mengen
ber iDtrfftc^ verbauten Sutterbeftanbteile genau beftimmt. 2foS ben SRefuttaten
biefer S3erfud>e l)aben bie in ber. Tabelle aufgeführten 3al)lenöerljciltttiffe a&flCs!
leitet »erben Wunen; biefetben gelten für £iere, meiere bei mittlerer fteinljeit
ber SBotle im ausgelaufenen ^tanbt ein Sebenbgeroidjt oon etina 90 $fb.
pro ßopf befifeen unb .fdjließtid) in einem guten ober mittleren SrnäljrungSju*
ftanbe ftd) befinben foQen. £>ie @d)afe flehten im iugenblidjen 9üter Defalt*
nismäfcig meljr an 5£rodenfubftang ober Stfiljrftoff t» täglichen, gutter aufju*
nehmen unb ju üjrer normalen (Sntnridbtng ju bebürfen, als bie So (ber;
fpäter aber nimmt ber nötige ©eljalt beS SutterS an 9täl)rftoff, ganj befonberS
an oerbaulidjer Stmei^fubftanj um fo rafdjer ab, womit natürlich eine immer
langfamere ^vata^mt beS SebenbgemidjteS parallel gel)t.
11) gür bie wadjfenben SWaftfd) meine, meiere alfo fortwetyrenb in
einem faft gematteten 3uftanbe ft<$ befinben, Ijabe idj bie $fil)rftoffmengen unb
9iS^rftoffoer^ältniffe Ijauptfädjlid) nadj ben «efultaten ber auf ben »erfudjs*
ftationen SBeibli^ unb Äufc^en aufgeführten SBerfudje beregnet. Q& mürben
hierbei übereinftimmenb 100 ^Jjb. 3unal)me be« Sefcenbgeroidjte« mit 300 bi«
400 $fb. 5Ero(fenfubftqnj be« futtere probujiert, ju ©eiblife j. «. in ben
aufeinanber folgenben fünf SSerfu^erioben mit 274, 340, 396, 316 unb 383
$funb, roaljrenb bie Stiere in einem SCfter oon 10 bis 12 STOonaten ein ®e*.
mid^t pro Äopf oon beinahe 300 ^fb. erreichten. Die ^8$rftoffüetfjältniffe
552
TOgememes fifccr*#te|l>aftun8 unb 8He§jti<$t
erweitern fidj mit guneljmenbem Sötcr unb ©eintest ber £iere immer nteJjr;
e$ ift ju bemerleh, baß bie angebentete ftufftoffretdje gütterung in bat erfreu
8eben$monaten, merat aud) an ftdj bie rafäefte ®etoi<§t$junaljme bewirft, bod)
infofern etwas bebenfftd) erfdjeint, als baburdj leitet Äranfl)eit$juftänbe, nantent*
fidj 881)mung$erfd}einungett herbeigeführt werben. 'Der größeren ©idjerljeit
wegen mödjte e$ bafjer rätfidj fem, bie angegebenen großen 2fteugen öon Qu
wei§ im gutter etwa* ju oerminbern unb gtetdj anfang« ein 9iäl)rftofft>erl)ält*
nid oon 1:5 einjuljaften, biefe« aber oom 6. 8eben$uionate an nadj unb nadj
bi$ auf fdjfießßdj 1 : 6,5 ju erweitern. 3ur Gattung einer guten (Sefunbljett
ber £iere wirb oftmals beitragen, wenn man ju bem Butter täglich eine Heine
Sflenge oon geflammter Äreibe ober au$ nur oon ausgelaugter fwljafdje
Ijinjufttgt.
IX. £uftud)t, Haltung unb Henulptng fror |)feröe.
(£« ift eine erfreuliche (Srfd)emun&, bag bie ©eutfdjen in ber $ferbejud)t
einen Vorgug oor ifyren »eftftdjen 9iad)bam gesponnen Ijaben, fo bag biefe fic^
veranlagt feljen, bei und Slnföufe oon gerben ju matten, foroie fte aud) jn^
gefielen muffen, ba§ wir iljnen in ber örjeugung Ijodjebter SBofle oorau*geeift ftub.
ffibenfo roie oor Sauren eine roefentfidje SBeroottfommnung ber iuiänbtfdjen
©djafjud&t junädjft baburdj beroirft mürbe, ba§ fid) bie. 8anbroirte reine 9Bertno*
gerben angafften, fo l)at in ber neueften 3eit eine fefjr oermeljrte ©nfuljr fcocfc-
ebter 9?affcpfcrbe ftattgefunben, feitbem man ju ber ©jifidjt gelangte, bafc auf
bem Sßege ber Beugung ba$ 3iet 3" langfam erreicht wirb.
diejenigen ©egenben oon $)eutfd)lanb unb oorgugsroeife be$ jjreujjiföen
«Staate«, in meieren eine . f djroadje unb augerbem arme .©eööfferung oor&anben
ift, eignen fid} oorjug«roeife jur ^ßferbejudjt, j. 53. ?ßreuf$en, ein Seil Don $om*
mern unb $ofen. £>ie exhete ^rooinj Ijat bereite barin feljr oiel getriftet.
£)a$ gemäftete Viel) bagegen unb bie 3Kotf erei ^ (£r jeugniff e maren bi« ju ber
neueften 3eit in biefen ©egenben weit niebriger im greife, ate in bitter be*
»Offerten 8anbe«teiten. Dort alfo ift e« befonber« ratfam, biejenigen ©runb*
ftücfe, rorfdje eine gute Sßeibe für $ferbe gaoffl&ren, jur 2fofjud>t berfetben au
benufcen.
©er Reinere Sanbmann, bem oft Diel barem gelegen ift, feine unb ber
©einigen Arbeit mögß$ft nufebar ju machen, roirb fefbft bei uöüiger Stalle
* •
fätterung junge *ßferbe nod) mit Vorteil aufriefen Ginnen, roeil er bie auf
Jperbeifäaffung unb Vorbereitung be« fJutter« oertoenbete arbeit nid)t Ijod) an*
rennet-, inbem er bamit nur bie müßigen ©tunben auSfüHt. Sßenn ber 33e*
Pfeer großer ©fiter Sujrufyferbe erjieljt, fo lann aud) er, gteidj ben (Snglänbew,
bei ber oööigen ©taöfütterung bie« ©efdjäft mit Vorteil betreiben, ©emeine
<ßferbe aber erfefeen einen berarttgen Slufmanb nidjt; il)re 2fafjud)t muß in fotd)e
Sofafitäten oermiefen »erben, meldte einer anberen ©enufcung, at« jur ^ferbe*
roeibe, nidjt mof)t fällig finb.
554 9fofju<f)t, Haltung unb ©enufeung ber $ferbe.
Die beftc Sßeibe für *ßferbe gtebt ber in bic HL, IV, unb V. Äfaffe ge*
ljörenbe ©oben, roenn er burd) SfoSfaat oon ®ra$fämereien unb Äteearten baja
oorberettet ift. Stuf folgern ©oben erjtelt man bauerljafte, mit guten $ufen
oerfe^ene Xiere, bie tangfam, aber regelmäßig roadjfen, unb beren Sßuäfefci bei
biefer guten unb gleidjförmigen Sfarijrung fo auSgebitbet werben, baß fte bte
größtmögliche Stnftrengung mit bem gerhtgften SRadjtett für üjre StaSbauer er*
tragen fönnett. Die auf einem fefjr fetten ©oben, alfo in fruchtbaren SDtarfdpn
unb Kieberungen erlogenen ?ßferbe befommen üiel teidjter fdjtedjte §ufe; bie
treibenbe, fette SRaljrung folget JBeiben übereilt gteidjfam bie 9tatur, bie
2Wu$fetpartieen roerben meiner unb fdjroammiger, fo baß man eine fdjnette
Sfosbtfbung unb eine beträd)tti<$e Körpergröße auf Soften ber firaft unb Dauer*
Ijaftigfeit erlangt. & lenktet ein, baß bei $f erben festere Sigenföaften tmr*
jugätoeife berihfftdjtigt merben muffen, ba ba$ Steift unb beffen ©eroidjt uidjt,
rote bei ben jur menfötidjen Smäfyrung benufcten Vieren, in ©etradjt foramt
(S$ ift iebodj nid)t ju überfein, büß jroiföen ben möglidjft guten
©eiben, bie nur feiten ben ^Jferben eingeräumt »erben fitonen, unb jenen
itypigen, beren ©efdjaffenfjeit üorjug«roeife auf (Srjeugung ton Srett unb tftetfd)
fjhmrfrft, nod) anbere ®runbftütfe gtetdjfam in ber 3Kttte liegen, bie jroar nt^t
aflen Sorberungen an ooflfommene ^ferberoeiben entfpredjen, aber bodj nur
luenig nachteilig fmb für bie $eranbilbung einer bauerljaften 8örper*fionftitutiou
ber auf ttjnen erjogenen ^ßferbe. ©runbftüde biefer Art fmb fefte 9?afenj)la$e,
mit ©enfungen be$ ©oben*, nrie fle in ebenen, flauen ®egenben fo häufig
oorfommen, unb bie in fotdjer ©efdjaffenljeit für @djafe gar nidjt, für SRinbet
aber rogttg geeignet finb. Da* $ferb bleibt auf folgen ©runbfiücfen roenigften*
gefunb, unb wenn man für beren Ghttroäfferung unb fonfüge ©erbefferung nad|
früher gegebenen Sfaweifungen ©orge trägt, fo wirb man auf ebnen bie ^ferbe
am rooijlfeitften ermatten Wunen, roeil fte biefen Eieren eljer, ate anberen Span**
tieren jufagen. Denn bie ^ferbe befinben fW) auf fauren Sßetben nod) ertrag*
lid> unb foadflen mäßig, auf melden Äülje bagegen faft gar leine STOHdj geben
unb Junge* SRinboielj fo tümmert, baß ju$ ber jroergartige ©d)lag bilbet, melden
man in foldjen (Segenben antrifft. Die fogenannten 9todjtfowefa unb ?ferbe»
roeiben, roetdje in ben 9Äarfen, in ber Saujtfc, in $oten unb ^ornmern bei
Heinett ©täbten unb. Dorf gemeinben ju finben finb, geben ben ©eroete für bie
SRidijtigfett biefer ©etyauptung. Die Ijter aufgegogenen $ferbe Meinen @$fage*
Ijaben einen fö niebrtgen $rei«, bäß man otyne ba« Dafein foldjer ©runbfHWe
gar nic^t begreifen Knute, wie ftdj für 180 bte 240 SWarf fedj*{äl>rtg<r, jum
geroötynlidjen ®ebrau<§ ganj geeignete <ßferbe ^erfteQen laffen.
Sßatyt ber äudjtpferbe.
^ac^betn tef) bie SSßirtf^aftöDer^ättniffe angebeutet t>abe, unter melden bie
^ferbejudjt oorteil^aft mit ber 8anb»irtf(^aft ftd) oerbinben lä^t, ergiebt fä mm
Safjl bcr 3udjttferbe. 555
felbft, baß ber Sanbwirt bie &uä)tftttten arbeiten laffen, unb fie nur gegen bie.
3eit, wo fie gebären fotlen, fowie in ben erften ©odjen nad) ber ®eburt be*
Süßen« Don aller Arbeit entbtnben foü. (Sin anbete« SBerfaljren, bei bent man
bie ©tuten bloß ber Süttengudjt wegen ^ätt, gehört in bie ©eftütwirtfdjaft, unb
muß oon einem anberen ®eftdjt$pttttfte au* beurteilt werben. <£$ fällt mir
tridjt ein, ju behaupten, ba% eine 3uc^tfntte ebenfo öiel Arbeit (eiften fötme,
wie ein anbere* Sttferpferb. Die* ift ebenfo wenig ber Sali, ate baß man mit
ftfiljen biefelbe Arbeit ju oerrtdjten im ffatnbe märe, rote mit 3ugo<fjfen. Aber
roof)t läßt ftd) in einer großen ©hrtfdjaft, roo Diele ©efaanne gehalten werben,
bie ffiinridjtung treffen , baß bie 3u<$tftatat öon W* großen ftnftrengungen
immer/ oorgfiglidj jebodj in ben legten bret Sftonaten il>rer STräd^tigfett beroal)rt
bleiben. Sei ben letzten arbeiten be$ pflügen« unb <5ggeu$, fowie bei ben
geroöfjnltdjen ©irtfdjaft«ful>ren in ebenen ©egenben (eiften bie 3^tftuten auf
guten SBegen fo triel mie anbere SWerpferbe. ©aß man ftc bei fdjweren
Sabungen roeber gu Weifen no$ auf moraftigen unb holperigen grroftroegert ju
©irtfdjafttfulpen gebrauten barf, oerfte^t fidj oon felbft.
Daß man aber bei Beobachtung mäßiger $orftdf)t oon ärbeitsftuten in
jebem Saljr ein Süden gießen fann, beweifen bie Bauern in ben (Segenben, roo
«pferbegudjt einljetmifdj ift.
3n nörblidj gelegenen (Segenben, roo mau oorgugäweife große, jur SBeibe
für junge <ßferbe geeignete glasen finbet, tritt ber Umftanb Ijingu, baß roegen
be* furgen ©ommer* l>auptf8djlid> gegen ba$ ßnbe beSfetben bie ©efoannarbeiten
ftdj fo Raufen, baß man biefelben oljne eine große 9fogal)( arbeitsfähiger fciere
triebt gnr regten 3^ befdjaff en lann. Denn bie Srnte ber §almfrfid)te unb
bie Beftellung ber ©interfaat mflffen gewöl>nlid> faft gleichzeitig ausgeführt
werben. Dagegen tritt in biefen Oegenben beim Stbgange be$ ©djnee* unb
Srofte* in jebem Srüljjaljr ein 3ttfto^ ber ®eflc ^ Wobei faft aöe ©efoann*
arbeiten ruljen mflffen. Beibe* paßt redjt gut gu ber QattvatQ oon 3udjtftuten-
ate Strbeütyferbe. Denn im Sebruar, üßärg unb äpril, wenn bie ©ege un*
fahrbar finb unb bie Beftellung«arbeiten in nörblidjen Älimaten nod> meiftenfr
rul>en, fommen bie Süllen in ber {Regel gur ©elt, ober bie ©tuten fitonen i^rer
Ijotyen £räd)tigfeit roegen nidjt angefpaunt werben. Dagegen finb bie jungen
güllen in ber bringenbften Arbeitzeit, bei ber ©ommerbeftetfang im 9ftat fo
Ijerangewadjfen, baß fie oon ben SWüttern für bie Dauer ber Ärbeiteftunben
getrennt »erben Wunen. ®egen 3(u«gang"be$ ©ommerd, Snbe Sfoguft unb
im ©eptember finb bie Süllen abgefegt unb bie ©tuten trofe ber neuen fcrädjtig*
feit nod) in einem folgen 3Hftanbe, baß tynen felbft bie lebhafte Bewegung,
wie fie beim Sggen unb pflügen ftattfinbet, nidjt fdjabet.
auf fold^e ©etfe ift bie Haltung einer entfpredjenben Stngaljl oon &VL&jt*
ftuten, im Sali man für junge $ferbe Jpaffenbe ©eibeptäfce Ijat, im gongen
ber SBirtföaft förberlid), unb unter Umftänben berjenigen ©nric^tung oor^
556 2tafju$t, Gattung unb ©enufcung ber $ferbe.
äujieljen, roobei man fidj bie nötigen 3ufi^ere burdj Haftung einer grofjen
3tojal)t Don Odjfen fiebert, roetdje im Sßinter gar ntc^t gebraust roerben, bafftr
ober freiließ eine &üt lang and) nur fefp mageret gutter erhalten.
(Sine ^ferbejudjt mit ärbeitsftuten !ann atferbmg* junödjft nur bejroeden,
iDteberum brauchbare 2töerpferbe ju erjiel>en. hierbei ift roidjtig, bei beut an*
lauf ber ©tuten baranf ju feljen, bafj man paffenb gebaute SEiere mit einem
mögtidjft geraben föüdfen unb abgerunbeter Gruppe erhalte, meiere einen jiemüd)
Keinen Sopf mit lebhaften, freunblid&en Stugen, großen Slafetttödjern unb leidji
beroegttd>en, nidjt gu langen Obren faben. Der $at$ barf nid)t btr; unb
ftarf, fonbem muf etwa« gebogen unb mit einer feinen SRälpie befefet fein.
{Die ©ruft barf nidfjt fdjmal, fonbem mu| breit fein; bamit übereinftimmenb
mu§ ber Stumpf eine runbe SBötbung Ijaben unb in ber Senbengegenb rödjt
beträchtlich abfallen, benn ^ßferbe biefer Slrt (man nennt fte enggefdjfirjt) finb
fd^Iet^te ftreffer, ^aben aud> jnm Saftenjieben nidjt bie erforberßdje SuSbauer.
33or allem muffen bie güfje einen mögtidjft runbenr reinen $uf baben unb bie
33orberfäf?e muffen, tron Dorn angefeljen, gerabe gefteüt fein. SDa$ geffetgetari
barf nidjt gu lang, aber aud) nidjt gu hxrj, unb bie Sü§e muffen frei non
©allen unb Überbeinen fein. $)ie §)interfü§e muffen bei ber Seroeguag mit
ben oorberen torrefponbieren, fo baß ftdj leiste ©eroegtidjfeit beuttidj auSjpridjt.
£)ie ^interffifee burfen nidjt mit bem ©prunggelenl einwärts gebogen (fulföeffig)
fein, aber audj nidjt ju feljr auSroärt* fielen. Überhaupt muffen bie &äße urit
kräftigen ©eljnen oerfeljen unb bnrfen nidjt plump unb bief fein* ©er entgegen*
gefefete gebier für ein 8lrbeit$pferb finb gu feine Süfje.
(Stuten biefer Slrt muß man oon einem $engft bebeden (äffen, ber au*
einer Familie oon bewährter Seiftungäfäljigfeit flammt, unb Don welchem befairat
ift, bafc er feine guten (Kgenfdjaften oererbt. Die 3tad)&>mmen aas ber eng*
Kfdjen Jpalbblut*9iaffe, melier ba$ üortreffßdje Sagbpferb angehört, finb bei
uerftänbiger 9fo$roaljt btejenigen Xiere, meiere mit fehlerfreien ©tuten ber
«gemeinen {Raffe bie braudjbarfte Siadjgudjt liefern. 3)ie SJorjüge beS gu
allen SBerridjtungen gleich brauchbaren englifdjen Sagbpferbe* finb fo all*
gemein anerfannt, bafj fie felbft oon ben ®egnern ber 9tenn*9taffe nidjt be*
ftritten roerben, unb e$ ift nur }u bebauem, baß biefe $ferbe fo ferner gu be*
fommen finb.
SBenn man in ber angebeuteten SBetfe ben $engft gur Paarung mit ben
«rbeitsftuten roäljlt, fo mirb man in ber Siegel gute füllen erzielen, oon benen
einige bem Sater tneljr gleiten roerben unb als töeitpferbe gu tytyn greifen
Derfäuflidj finb. I)ie meiften Stadjfommen roerben aber als tüchtige Arbeits-
pferbe brauchbar fein, unb man mirb leinen Slu^f^ug ^aben ober fotdje Xtere,
bie atö 2ltferpferbe gar feinen SBert befifeen unb an% atö 9teitpferbe nic^t
brauchbar finb. Se^tere* lommt oft bei ben Sänbrnirten oor, mel^e für itjre
gemeinen ©tuten ben $engft ni^t fein genug befomm'en formen unb baburdj
SS&trfji ber *3u$tyf erbe. 557
beroirfen, bog fie ?ßferbe mit frinen Anoden, ober oljne gehörig ftorfe unfr
fcäftige ©eljnen erholten.
Sin feinem Äörperbau nad) ju ben ©tuten paffenber £engft muß übrigen*
aufcerbem nod) frei fein Don £emperamentsfel}lern. Sr nm§ lebhaft unb feurig,
ober babei fromm unb gutmütig fein, borf nidjt beigen unb fdjlagen. Denn
baS 5Eemperament oererbt ftdj nidfjt minber als bie ftorm beS ÄörperS ouf bie
SRacfyfommen.
(Sin fräftiger, gut genährter £engft fann in einer ©prungjeit 40 bis-
50 ©tuten frudjtbar berfen. (5r nrnfc ober fedjs Sßodjen oorljer burd) fräftige*
Äömerfutter geftärft fein unb es barf iljm on Pflege unb SBortung niemals fehlen.
Die ©tuten geben baS töofftgfein, rote es genannt roirb, burdfj mehrere
Beidjen ju erlernten, üorjügfid) burd) Unruhe, wenn fte einen §engft roittem,
unb burd) einen au« ben ©efcijled&tsteilen fließenben ©steint. 9tar in biefem
3uftanbe, ber ungefähr 12 bis 14 Soge anhält, nimmt bie ©tute ben £engft
an. ©e^r feiten empfängt fie ober roirb fte trädjtig nad(j einem ©prunge; ge*
roöfytlid) roirb ber §engft jroei* bis breimal ju i^r getaffen. #at fie oom
jroeften ©prunge empfangen, fo nimmt fte .jum brittenmaft ben £engft nidjt
roieber an, fonbern fdjlägt if)n ob. ©ebr fette ©tuten ober foldje, bie au*
anberen Urfo^en unfrudfjtbar finb, bleiben längere 3^* rofPfl m* nehmen ben
Jpengft roo$l jebn* bis jroBlfmal an, oljne trädjtig ju roerben.
8luSnal>mSroeife fommt es freilidj oor, bog einige %Ät nadj ber @mpfäng*
nis bie ©tute roieber roffig roirb unb ben §engft nodj einmal annimmt. Slber
biefer 3uftanb ift bann ntdjt oon Dauer, ©onft fann man baS ausbleiben
beS SegattungStriebeS nod) bem ©ebeden als ein Äennjeidjen beS £rädjttgfein*
annehmen. Die ©tute roirb in biefem- 3uftanbe etroaS träger unb beginnt na<$
brei SWonaten ftärfer au freffen. 3m festen ÜÄonate ber SEräd&tigfeit fängt
ber ©aud) ber ®tutt an fid) auSjuroeiten, unb roenn man oon biefer 3^it an
beim ©aufen ber ©tute bie fladje £anb unter ben ©audfj legt, fo roirb man
ein 3urfctl oi>er Klopfen fpfiren, roetdjeS oon bem füllen Ijerrüljrt.
Die geroifyntid>e 3eit ber fcrädjtigfeit einer ©tute, bis fte baS füllen jur
SBelt bringt, bauert elf bis jroölf SWonate. SWon l|at inbeffen fjäüe, bog
©tuten oor bem elften üDtanat eine oölltg ausgebilbete ^ruc^t geboren $aben,
aber anü) ©eifpiete, bog fte länger als ein 3af)r trächtig bleiben.
3n ben testen brei SKonaten ber Eräd&tigfeit fponnt man bie ©tute nidjt
gern meljr an bie Deidjfet; aud) jroingt man fte nid)t, auf moraftigen, gefrorenen
ober holperigen SBegen Soften ju jie^en. Dagegen f^abet i^r ein letzter ©e*
brauch beim $pgen unb Sggen nic^t. ©enn bie 3eit ber ®eburt ^eranna^et,
roeldjeS man aus bem afnf^roeöen bes SuterS unb ber ©eburtsteite beutlidj
erfe^en fann, fo plt man einen geräumigen ©tonb für bie ©tute bereit, in
roetd>em fie unangefjalftert umljergeljt unb eine trotfene, rei^lid^e ©treu finbet
3n ber SRegel bringen bie ©tuten bie füllen liegenb. ©d^roere unb ungfäcfli^e ,
558 Hufoudjt, Gattung unb ©etmfcung bcr $ferbe.
Geburten fommen nidjt Ijäufig oor. £)ie ©tute ftefjt balb nad) ber ®ebttrt
auf unb lecft ba$ füllen, bis e£ trotfen mirb. iDicfcd richtet jidj audj balb
auf unb fudjt ba$ Suter ber ©tute. Sßenn leitete in ber Sfcadjt gefütlet fyrt,
fo finbet man ^öufig am borgen ba« gütlen fdjon fte^enb. 3n ben erten
SBodjen lägt man betfac in bem baju eingerid&teten SSerfd^tage. SQBitt man bte
©tute nidjt arbeiten, (äffen unb ber ©ommer ift mittlermeile fyerangetotmnen,
fo bringt man beibe . auf eine gute Sßeibe. ©ott aber bie ©tute arbeiten, '
fo fann man ba« Satten mitnehmen unb .nebenher taufen taffett. X)a
bie« aber ju bieten Störungen 33eran(affung giebt, inbem bie Suiten
jmiföen bie anbeten <ßferbe taufen unb aud) aber ©ebffl&r angegriffen roerbea,
toenn fte atte Sßege ber ©tute mitmadfjen muffen, fo ift e* beffer, bie Süden
im ©tatte )u begatten. & geljt bicd freiließ anfangt nityt oljne ©etjnfudjt
Don beiben ©etten ab. 216er bie Ziere gemöfyten ftdj balb bar an, unb roenn
man bie ftfitten ftrietenb nadj gurficfgelegtem fedj*mödf>entlid}em älter an ben
©enufc oon $afer gemannt, fo berfreiben fte jtd) bie 3ett mäljrenb ber Xbroefea*
Ijeit ber ®tutt mit bem SBerjefren beSfetben. ©fiugenbe ©tuten bürfen burdj
bie Arbeit nic^t in jn grofce ffirftfeung fommen. 3ft biefe* beunod) gefiel»,
fo forge man bafür, bafc bä$ Suiten nidjt eljer faugt, als bis bie ©tute fü|
mieber abgefüllt Ijai.
Sßemt bie SiUten jroei bis brei Monate alt finb, fo oerjeljren fte fdpm
jruei bis brei $funb $afer tägltdj. liefen barf man üjnen bei einer (Srjieljung
im ©taue, mäljrenb bie ©tute bei ber Slrbeit ift, nicl)t Doreutijatten, fonbent
man muß ftdj oielmetyr atte 3Äfil)e geben, bie jungen Ztere redjt balb an Ben
©eratß Don §afer ju gemöljnen. 3e früher ba$ güüen an bem §afer @e*
fdjmad finbet, befto eljer fann man e$ ganj entwöhnen. ©ei ÄrbeitSpferbcn
nimmt man bie Suiten nadj brei Monaten oon ben ©tuten, bei ®ra$pferben
etroa* fpäter.
Senn man bie ©tuten mit ben Süllen auf bie SBeibe fdjidt unb fte, fo
lange bie ©Sugeperiobe bauert, nidjt arbeiten lägt, fo fottte man in ber fRfifc
ber SBeiben einen offenen ©djuppen Ijaben, unter meinem bie Ziere bei an*
Ijattenber Stäffe ©djufc fudjen fönnen, mie e$ in ffinglanb überall ©ebraud) ift
2>ie füllen fangen auf ber SBeibe an ju grafen. Slber e$ ift audj bei ber
^Beibehaltung ber ©tuten feljr enq>feljten$mert, bie füllen fc$on oor bem 6nt*
miHjnen jum $aferfreffen anjuteiten unb ju bem iJmecfe öjnen täglich etma*
#afer ^aufcjufdjideu, bamit bie jungen Ziere benfelben foietenb betören unb
baljin gelangen, bafc fte oon fetbft herbeilaufen, menn bie $erfon erfdjeint, bie
iljnen biefed Butter getoö^nti^ barreidjt Sßtr bewunbem bie ®tö^e unb ©tärfe
ber engtifc^en $ferbe, mfivben aber beffer t^un, bie 3fteti)obe i^rer Äufjuc^t an*
june^men; atebann Ratten mir un« nic^t ju beflagen, bag mir fo Diele f$mai$e
^ßferbe gürten. Sei ben (Sngtänbern ift & Siegel, ben jungen gälten retdjfo$
f>afer ju geben, unb menn mir bie (Erfahrungen über bie Äufjuc^t anberer
2fofeu$t junger ^ferbe. 559
junger Siere beadjten,- fo fönnen mir nidjt baratt jmeifeln, bog bie ©röße ber
^ßferbe jum großen Seil Don ber Quantität $afer abhängig tft, bie bett Süßen
im erften SebenSialjr gereicht roirb. £>ie jungen Stuiber gebelljen nur bei
tialjrtyaftem Butter imb menn irrten folc^e« nad) bem (gntroitynen oon ber SlÄildj
gereicht mirb. Sie lagt fid) ermarten, bog baS ebelfte Sier, mddjeS nadj $e*
fdjaffenljeit feiner Srefc unb SBerbauung«* Organe auf Äöroerfutter angemiefen
ift, bei audfdjlieftltdjer ßmätyrung mit $eu unb ©ra$ eine orbentlt<$e Äu$*
fcilbung erlangen fönntc?
S3on ber Äufjudjt junger $ferbe.
£at man bie SüHen auf bie angegebene SJrt fdjon roäljrenb ber @auggeit
an ba$ ^aferfreffen gemöijnt, fo ift bamit bie ^auptfdjroierigfett bei bem 3taf*
frören ber SDKldjnaljrung befeitigt.. Senn man bie Süllen alsbann Don ben
©tuten entfernt Ijält unb fie beren ©ttmme nidjt meljr frören, fo ift in einigen
Sagen bie Sftuttermildj uergeffen. 9Ran giebt ben Süllen nun redjt reinen,
gefunben, ferneren #afer unDermifdjt, fängt mit einer SRefee ober Dier $funb
iägltdj an unb fteigt, memt fie meljr oerjeljren, bi$ adjt ^Jfunb. ©afj man
ben SüHen Diel $eu reidje, ift nidjt erforberlidj, oielme^r meiner Sßeinung uadj
nidjt einmal* rätlidj. $)a$ Sörnerfutter ift iljnen guträgtidjer. äud) ber 3^fafe
Don $ädfel fann unterbleiben; e$ genügt, menn man tynen gute* ®crftc* ober
Seijenftrolj in bie kaufen legt, dasjenige, roa* fie nidjt freffen, mirb ivan
(Siuftreuen oermenbet. 3dj tyalte, bei Ijtnreidjenbem $aferfutter, jmei bis brei
^ßfunb re<$t gut gewonnenes §eu Doßfommen auSreidjenb fite ein Süllen im
erften SebenSjaljr.
$)en $afer gtebt man ben Süllen täglidj breimal ju ber geroöljnlidjen
guiterjeit, bie man forgfältig enthalten nm%, unb forgt nebenbei für frifdje
Suft unb reinlidjeä Sager, nidjt minber bafür, baf? fie auf einem trodenen
$la$e redjt Diel im freien fidj beroegen. ©iefe (Gelegenheit muß ben Jungen
Sieren audj im Sinter, menn e$ ber 3uftanb be* lobend irgenb juläfft
immer bereitet werben. — Grippen unb kaufen bringt man etmas Ijodj an,
erftere bürfen jebodj nidjt ju eng fein. Sorgfältige ©eobadjtungen über ba*
Sadjstum ber $ferbe Ijaben ergeben, baf$ fie Ijauptfädjlidj im erften SebenSjaljr
toadjfeu. Ser alfo mögtidjft gut aufcgebilbete ^ßferbe Ijaben uritt, mufj alle«
aufbieten, um ba« Sadj«tum ber Süllen int erften Sebenäjaljr }u beförbero.
SBerfäumuiffe in biefer £infidjt fxnb ni$t mieber gut }u machen.
Süllen, bie man auf biefe Seife ben Sinter Ijinburdj ernährt Ijat, bepnben
fidj im Srüljling in einem oortrefflidjen iJuftanbe. 9Jtan giebt ben einjährigen
Sieren bie trodenfte unb befte Seibe unb läßt fie nidjt früher auf biefelbe, att
■
bis baS ©raö fd)on einige Sänge erreicht fjat Sollte an^altenbe 9täffe eht^
treten, fo giebt man eine 3ulage an $afer. 3ft bie Seibe aber megen großer
S)ürre nidjt aitörei^enb, fo ift ein Buföuf* öon ©tünfutter ober bie Einräumung
560 tfofoudjt, ©attung unb ©eraifeung ber $fcrbe.
eine« feuchten Sßeibepfofee* ju empfehlen, fo baß niemate ein 3«tyunft eintritt,
roo bie Jungen Xtere wegen mangelhafter (Sfnäljrung 3urü<fb(eiben. Soijfigfid)
roidjtig ift, bafc fte im Jperbft jeitig genng m ben ©taß fonraten. 3n biefer
Jptnftdjt rotrb häufig gefehlt; roei( man glaubt, e« fei auf ber SBeibe nod> ®ra*
genug oorfymben, feljlt es ben Jungen Vieren an genfigenbem Butter. T*&
#erbftgra$ nämUdj, roe(<fje« of)nel)in feiten oon Sau frei wirb, $at leine redpe
Äraft unb e$ mirb oft burdjj ju lange« ©eiben ber ®runb ju ftranfl)etten ge*
legt, burdf> roetöje bie fjfitteu entoeber fet)r jurfldRommen ober gar ju ©runbe
gefjen. 3m gtoeiten ©inter gefjt e$fd>on el)er an, ben jungen ^f erben eint
geringere §afer* Quantität unb größere STOaffen oon 9taul)futter, befteljenb an*
$eu unb Ityren, 3(bljarffe( unb Äurjfutter genannt, ju verabreichen, obgleich Wj
ttidjt baju rate, ba« ÄSmerfutter gang roegjufaffen. 2Ran roirb otyne baSfeftt
nid>t Diel ftreube an ber ^ferbejud^t erleben. Sine STOefce $afer muf ein groeu
iäljrige* Süßen minbeften* tögßdj j)aben, unb außerbem 8 bi* 10 $funb gute*
£eu. Diejenigen, roetöje iljrer {Behauptung jufo(ge ben jungen gerben leine
Äöroer geben, roeil fo(d)e ntdjt öom .©oben ben Sieren jugemeffen roerben, oer*
roenben gleid^roo^l an biefe oft mefjr Römer als anbete, inbem fie rat*
gebroföenen #afer, aud> ©Wen unb fogenannteS SRau^jeug, au* einem ©einenge
non ipafer ober ©erfte mit §)fllfenfrü^ten befteljenb, }u $ädfet fdjneiben (äffen
unb folgen mit bem ©djeunenfutter oermengen, roetöje« bie SBiefjtoSrter tomer*
reid^ genug erajttrufjten oerftefjen.
3n ®ut$roirtfd>aften t^ut man roof)(, bie $engftffiflen im gleiten 3aljr
faftrieren ju laffen, roetf bie Trennung ber ®efd>(edjter bie äufftdjt oennelpL
3m britten 8eben$ial)r ift meiter feine JBeränberung in ber Haltung nnb
ftutterorbnung üorjuneljmen. & ift aber nodj ju ermähnen, bafj bie SBärtrr
atteä aufbieten muffen, um bie fjfltten an bie SDfatföen ju gewönnen, bannt
fie nidjt fd>eu werben. £u *)em 3roc<* »erben bie liere angefodt unb baran
gen>öl)nt, fidj anfaffen }u laffen. Dabei $ebt man iljnen oft bie Qffifce auf,
um fie auf bie 2Kantyu(ation be$ ©erlagen« oorjubereiten. ÜÄan tfytt fogar
rool>l baran, im <&>taUt ober auf bem Summetptage eine Trommel fragen jn
(äffen, juroeilen ©eroeljre in ifyrer 92ä^e (oäjufdjtefiett, audj auf ben $fö|en,
mo fie jtdj beroegen, oon £eit ju £eit eine ga^ne flattern ju (äffen, um fie
oor bem ©c^euroerben ju bewahren. SSor allem tnu§ man barauf galten, ba§
bie SÖBärter ni^t burd§ SRectereien ben jungen Vieren ba§ Setzen unb ©plagen
angewöhnen. (Sd giebt unoerftfinbige härter, bie i^r SSergnügen baran ^abeör
roenn ein jungeö $ferb ^rembe oerfolgt, bie i^tn na^e Tommen, olpie ju be*
benten, bag baburdfj na^matö oft Seben unb ©efunb^eit anberer ÜKenfc^ai
gefä^rbet fein farat.
Die erfie §>S(fte be« oierten 8eben«ia^re« bringen bie iungen <ßferbe am
jroedmäfigften not^ auf ber SBeibe ju. 3m barauf folgenben SBinter nra$
man fie aber jum (Sebraud) oorbereiten. 3U bem 3roe(f werben fie beim
giitterung bcr ?ferbe. 561
Sfofftaflen angeljalftert unb befommen eine ftärfere Äörner fortiori, bagegeu
fann man iljnen ba$ §eu fnapper juteilen. 3e nadj iljrer ®röj$e giebt man
iljnen täglid) 3 bis 3£ 3Refeen £afer nnb 5 $funb"£eu, babei aber, roie fidj'«
Don fetbft verfielt, eine genfigenbe Quantität ©trol) in bie Kaufen ober ju
feinem §ädfet gefdptitfen. 3}ie Übungen mit bem Sfoffjeben ber §üße roerben
fleißig fortgefefct, unb man fängt nun an, ernftfid) gu pufceu.
Set gutem Setter nimmt man bie jungen SEierc an ein Seitfett unb lägt
fie laufen. ©ei folgen Jöeroegungen mufj bie ruljigfte unb fanftefte ©eljanblung
ftattfinben. SKan barf einem roiberfoenftigen. £iere nidjt nachgeben, aber e$
audj nidjt burdj SWijftanblungen baju bringen, fu^ in ben SBtQen be$ 3Äenfd>en
ju fügen, fonbero mit SRulje unb -©efonnenljeit. SDiefe erreicht bei $f erben,
bie nidjt in ber Sßilbnte ergogen.finb, immer iljren 3roe<f, roäljrenb burdj
Strenge ober gar 3Wij$anbfangen mandje* tyerrtidje unb teure £ier für* ben
£)ienft unbrauchbar roirb.
9iadjbem bie jungen <ßferbe roäljrenb ber SBinterjett burdj laufen unb
führen nod) meljr an bie 9Benfdjen gemannt morben ftnb, fängt man im Srülj*
jaljr an, fie für iljre eigentliche Jöeftimmung als JÄett* ober SBagenpferbe ein«
guüben, fo bafj fie mit bem oottenbeten vierten 3al|r entmeber gum reiten
bienen, ober angefoannt »erben. Unter Beobachtung ber angegebenen Regeln
finb aufmerffame Sanbtvirte bisher bei ber äfageroöljnung iljrer Ärbeitäpferbe
vorgegangen. 3n ber neueften 3eit l>at man biefe STOetljobe getabett, »eil
babei 'bie Sbtfjuti^t ju toftbar fei. Die Sobrebner ber engtifdjen ^ferbegudjt
verlangen, baß bie jungen <ßferbe im gangen ftärler genährt, aber früher jum
©ebraudj vorbereitet werben. 2Benn redjt forgfältig babei verfahren roirb unb
wenn man bemüht ift, nadj unb nadj von letzteren Stoftrengungen ju ferneren
überzugeben, fo fc^eint fid> bagegen nidjt« eintoenben ju (offen, befonber* roenn
e« begrünbet ift, baß bie «bfömmtinge ber a3oHbtut4Raffe früher jur völligen
äfosbilbung gelangen.
<£* muffen inbeffen bie JBeobadjtungen über ben ffirfotg be$ zeitigeren
©ebraudjä ber $ferbe nodj viele Saljre fortgefefct werben. 3U empfehlen ift,
junge $ferbe bis jum fünften SebenSjaljr vor großen Stoftrengungen ju bemalen,
üjnen feine roeiien Reifen in einem Sage gujumuten, ebenfo fie nidjt ju nötigen,
große Saften ju gießen, ffirft nadj vollenbetem fünftem Saljr ift ba$ $ferb
völlig auSgeroadjfeu unb bann ju allen ftienften fäljig, nadjbem man e$ all*
mäljtidj an bie 3lrbeit geroöljnt Ijat. ffttßfeljler unb (Stetfigfett finb bie ge*
roöljnlidjen Solgen, roenn junge Xiere vor ber 3eit nnb bevor bie Seinen unb
ÜRudleln bie nötige geftigf eit erlangt ^aben, ju fc^r angeftrengt werben.
Fütterung ber ?ßferbe.
. S5aö gefunbefie nnb jroerfmäßigfte ^Jferbefutter ift oljne j&XQtfyi reiner,
fd^iüerer, trorfener ipafer. 35a bie Äömer beö §afer« mit einer ftarfen $ülfe
Stoppt, ll. Auflage. 36
562 Sfofeudjt, Haftung unb ©enufcwig ber $ferbe.
umgeben ftnb, ift ba$ ?ßferb bei iljrem ®enuß uidjt leicht ber ®efal>r be*
ÜbertabenS auSgefefct, unb bennodj enthält ba$ Äora nälpeube Seile geimg.
Stuf bie ©efdjaffenljett ber SJtaljrung fetbft, roeldje in ben $aferfornecn
gegenüber Don cmberen ©etreibearten enthalten ift, lege id) leinen fo befonberen
Sßert. © giebt oiele Sanbrotrte, bie anbete ©etreibearten für nachteilig Ratten,
inbem fie glauben, baß bie *ßferbe Don Joggen unb Oerfte ftcif roerben. &
ift aber biefe gurdjt roo1)l unbegrfinbet, roenn nur fonft bie nötige SBorfidjt bei
ber Fütterung fernerer ©etreibearten beobachtet roirb. 5Dtefe ift aßerbrag*
nötig, bamit Überlabungen, roetdje -ftoßf ober 83erfdjlag (bie fogenannte Sutter*
relje) herbeiführen, oermieben werben.. I)ie ben $afer umgebenbe $ütfe muß
bei föroeren Römern burdj Jemen $äcffel erfefet roerben, bamit bie $ferbe gum
^ermahnen ber ftörner gejroungen roerben unb foldje nic^t gang Dermoiden.
(SinfSlttge Anette, bie Don ber Stotroenbigfeit biefer ÜJiaßregel leinen begriff
tyaben, töten mandje* $ferb ober füttern e$ fteif baburdj, baß fie reine Joggen*
ober SBeijeuförner in ju reichlicher 3Kenge hungrigen Sßferben geben. 5Diefe
Derfdjlmgen fotc^e ungefanet, unb toenn bie Sömer burdj fteudjtigfeit im ÜDtagen
aufquellen, fo ift bie Sßirfung immer Ijödjft bebenftidj unb feiten bleibt eine
fo tl)örtdjte ©eljanblung ber ^ßferbe oljne nachteilige folgen.
£)er 3nfafc ^ner gtößeren SRenge §äcffel ift unerläßliche öebingung,
roenn man fdjroere ©etreibearten an $ferbe füttert. (Sin ftar! arbeitenbe* <ßferb
vm% bei folgern Äomfutter roeuigften« 6 6te 7 ?ßfb. $ädfel erhalten, merat
üjm nebenbei £>eu Derabreidjt roirb, unb ofjne tefctere« 9 bte 10 Sßfb. 9m
beften erfolgt bie SBermengung be$ ÄorofutterS mit bem ©tro^äcffel auf bie
SÖBeife, baß leitetet für einen Dollen Jag Dörfer in ben gutterfaften getfjan unb
nun ba$ Äomfittter baju gemattet roirb, bamit in ®egenroart be£ Huffeljer*
beibe* mit einanber Dermengt roerben faun. SDer ^>äctfel roirb unter Umftänben
etroa$ Dermetyrt ober oerminbert, je nadjbem man ben ^ßferben Diel ober roenig
3eit jum treffen laffen fann. Slber in feinem gaöe barf bie« Don ber Sfflk
für be$ erajelnen Änedjieö abhängen, befonberS roenn jeber Aneckt ben §äd[el*
bebarf für feine $ferbe felbft fdjneiben muß. £)er faule unb nadjläfjtge ftnedjt
fdjneibet entroeber überhaupt ntdjt §ä<ffel genug ober bod) geitroeife ju roentg.
Sßenn aber einmal Dtel ©troljljäcffel unb bann roieber roentg mit bem ftom*
futter Dermengt roirb, fo roerben bie *ßferbe Derroötjnt, freffen bei bem geringen
£>äcffelpfa$ rafd) unb gierig unb Derfdjmäljen ein mit meljr §äcffel oermengte*
Butter. @« muß bann juroeilen uuoerjefjrtes tjutter aus ben Ariden genommen
roerben, unb biefer Umftanb erflärt bie ©rf Meinung, baß Don mehreren ®e*
fpannen ba$ tine ober anbere fid) au$geid>net, and) roenn fie fämtlidj gleich
gutter befommen unb gleichmäßig arbeiten.
Sßer feinen $ferben Joggen, ©erfte, ffirbfen, Sonnen ober Saiden ftatt
be$ ^afer« geben roill, muß alfo guDörberft bie (£inrid§tung treffen, baß biefe
föroeren Sörner fteW unb gleichmäßig mit bem nötigen ©trolföäcffel Dermengt
gütterung ber ?ferbe. 563
werben , unb baß bor aßen Dingen bie hungrigen $ferbe nidjt gu größeren
öuantitfiten biefer ftörner • gelangen fönnen. SRoggeu, ©erfte, Stoßen unb
<5rbfen freffen alle *ßferbe, fo oiel td> beobachtet Ijabe, gern, unb e$ bebarf
leinet befonberen Angewöhnung an biefe* ftutter. Sftit ffiiden ift e$ anberS.
Diefe freffen biejenigen $ferbe, weldje nidjt baran gewöhnt finb, ungern, unb
man $ut woljl, fie mit $afer oermifc^t ju füttern. Sbenfo ift e$ mit ben
Summen; an biefe müjfen bie *ßferbe ftet* attmäljlid) unb im ©emenge mit
$afer gewöhnt werben.
3n neuerer 3eit Ijabe id) Summen mit bem größten Vorteil öerwenbet,
lüenn idj fie im grobgefdjroteten 3uftanbe ju J bis f bem ©ewidjte nadj unter
<mbere$ Butter mengen Heß.
Der täglidje ©ebarf an ftBroem für eht ^Jferb ridjtet fidj nad) beffen
©röße, nad) ben Stnfhrengurigen, bie man Don if)m verlangt, unb nad) ber
^euration, weldjje man nebenbei giebt. Die auf größeren ©ütern gefjaftenett
ÄrbeitSpferbe ftnb in ber föegel na^e an 5 Stoß $0$ unb erreidjen feiten eine
£ölje öon 5| ffaß- ftttr Jene Reineren Eiere genfigen 10 $fb. ftömer täglich
pxo @tü<J,. wogegen (entere baoon 15 btö 18 $fb. erhalten muffen, wenn
man angeftrengte Arbeit oon ifjnen oerlangt.*) treten ^erioben ein, wo man
uidjt genfigenbe Jöefdjöftigung für bie ^ßferbe Ijat, fo fönnen biefe gutterportionen
6i$ auf f ermäßigt werben.
3n einigen ©egenben pflegt man fernere ftöroer oor i^rer 33erabretd)ung
ehtjuqueßen. Die« ift, befonbextf wenn triele alte ^ferbe in ben ©efpannen
frnb, bie langfam freffen unb ntdjt alle ftörner germalmen, gu empfehlen; e$
muß aber große 93orftd)t unb SReintidjteit babri beobachtet merben, bamit ba$
SBaffer niifjt ju lange über ben ftörnern fielen bleibt unb im ©ommer einen
üblen ®erud> annimmt. 6* genügt, wenn ba$ ^ferbefutter 6 bte 8 ©tunben
nor bem Vermengen mit $äcffel eingeweiht wirb. Die öoljnen etnjuquetten
$ält man aber nidjt für ratfam, weit bie $ferbe fie lieber im trorfenen 3«ftönbe
freffen. ©egen. iljrer ©röße ift bei biefen Äömern nic$t ju beffirdjten, baß fxe
ungelauet oerfd)lu<ft werben.
©effer als ba$ ®nqueüen ift ba« gröbliche 3wretßen be$ Somfutter«
auf einer 2ßül)te. Sin feine« ©djroten ift beäljalb ntc^t ju empfehlen, weil
in biefem $uftanbe ^ i>cn gerben oorliegenbe Stotter burdj ben Sltem ber*
felben leidet einen üblen ©erudj annimmt unb ben Sieren miberlid) roirb. Die
Vorbereitung ber ftörner burdj ©Broten ift freiließ nur für foldje Sanbwirte
ausführbar, bie fid> im JBeftfc einer eigenen üßüljle befinben. Denn biefe S5or*
bereitung ift nit^t fo roi^tig, baß man babur$, außer ben gfuljrfoften nati) unb
oon ber äRüfjte unb außer bem ©(^roteto^n, au$ not^ ben SSerluft oergütet
errette, weiter in einigen ©egenben burd) ßntroenbungen ber SDWHler ftatt*
*) IKan öergt e. 35.
36»
564 2fofou$tf $öttung unb ©enuferaig ber $ferbe.
ftebct. 2ludj baS ^oc^ett ber fd&roeren ©etreibeförner mirb mit s3hifeen au*
geroenbet; ia es ift fogar, wenn i<Jj nidjt irre, in Sranfreufj bie Umwanbümg
beS Joggend in fflrot vorteilhaft befunben roorben.
Über bie Kotroenbtgfeit ober <&rtbel)rtidjfett beS §eufutterS neben bra
Äörnero finb bie Sfaftd&ten ber Sanbroirte geteilt Steige glauben, baß oljne
§eu eine vorteilhafte ?ßferbel)attung, nidfjt ausführbar fei. Da« ift aber offenbar
ein Srrtum unb burdfj bie Srfaljrung einer großen 3Ö# ^on ^ferbebefifcertt
roiberlegt, roetdje ifyren ?ßferben nie £eu oerabrei^en unb bodj feine gräßere
©terblidfjfeit ober Hbnufeung berfelben beobachten. Senn baS §eu entforedjenb
feinem ©eljalt an näljrenben JBeftanbteiten ju gleichem greife wie bie fötaler
ju erlangen ift, fo gief)e idO aud) oor, ben $ferben eteen £eit il)rer Slaljrung
in $eu ju reichen, forootjl wegen ber Slbroedjfelung im ftutter, bie baburd)
möglidfj wirb, als au$ wegen ber ©equemlidOfeit, meldte eine 3u8a6e üon *
bis 6 $fb. #eu pro Äopf täglich bei ber ^ferbetyaftung gewährt. 3»an lamt
^Pf erben, bie erljifct in ben ©tau fommeri, fogleidj etwas $eu in bie Kaufen
geben, wäljrenb baS Äömerfutter atsbann nur mit großer 93orfic^t oerabretdft
werben barf; audj ift man fid&er, baß bie ^ßferbe nadfj oerridjteter Arbeit triebt
fo leidet burdfj ben mäben Snedjt üeroad&läffigt werben, meil es leidster für iljn
ift, baS §eii mit einem male in bie Kaufen ju ftedfen, als baS Äöroerfutier
in mehreren (Saben einjufdfjütten. Diefe SSorjüge ber §eufütterung jtnb aber
ntdjt mistig genug, toenn man baS §eu nur um ben boppetten ^reiö ber
ftörner fu$ oerfdfjaffen fann unb foldjeS aus einer (Stttferoung oon mehreren
STOeilen anfahren muß. ©er in einem folgen fjalle ift, wirft ©etb weg, wenn
er teures $eu an feine $ferbe oerwenbet unb bie Äöroer wotylfeil oerfaufL
Die Äöroer finb oljne £weifel baS für bie <ßferbe natürtidfjfte unb ' ge*
funbefte gutter, bei bem allein biefe tyerrtidOen £iere in einem frönen (Sben*
maß aufmachen. Die ©tammtiere ber eblen ^ßferbe, bie Orientalen, erhalten
in iljrem 33aterlanbe, meines SBiffenS, nur Körner, unb bie 33el)auptung, baß
burdf} baS Äömerfutter Jene berühmte Stoffe jidj gebilbet Ijabe, meldte burdj biet
Didfjtigfeit ber Änodjen unb fteftigfeit ber Seinen unb 2ÄuStetu ebenfo fe^.
tute bnref) eine gefällige, ebenmäßige Äörperbilbung fidf} auSjeid^net, l)at einige
©atjrfdfceinlidfjfeit für fu$. Sßir fefjen bei uns wenigftenS, baß bie $ferbe,.
meiere mehrere (Generationen IjinburdO ^auptfäd^lid^ öon ©ras unb §eu leben
mußten, fd^laffe, unförmlid^e Siere finb, in jeber §infid§t baS (Segenteil ber
orientalifdjen ^ßferbe.
Die grage, ob es ratfam fei, SlrbeitSpferben Orünfutter oon Stee, 8u*
gerne, ®ras ober SBidenmenge neben bem Äömerfutter ju geben, roirb oon
mannen Sanbmirten oemeinenb beantwortet. @te führen als ®runb an: rrbaß
„burdj baS ©rünfutter bie geroöfjnii^e gutterorbnung ber ^ferbe eine ©törung.
„erteibet, unb baß bie Siere nad)l)er ebenfo öiel an Sleifd^ roieber oerlierenf
„wenn pe auf trodenes Butter jurüdfgefefet werben, als fie burt§ baS ®rünfutter
güttermig ber $ferbe. 565
„gewonnen $aben. ©ei bfojjem ©rünfutter würben fie gu fraftfos, unb ba*
„Äörnerfutter, nebenbei gegeben, Orange nifljt gur gehörigen SBerbauung. Sßotte
„man wäljrenb ber %At ber ©rünfütterung eine SReife madjen, fo würben bie
t, ^Jferbe baburd) unöerl)ättni$mäfjig angegriffen, weit fie ba$ trorfene Butter
Irt>erfdjmäl>en ober nidjt redjt au&mfeen."
(£$" ift nidjt gu leugnen , ba{$ biefe ©rünbe teilwetfe richtig ftnb. aber
«auf bfer anberen ©eile ift ba« Verlangen ber <ßferbe in bof Ijeifcen SaljreSgeit
nadj grünem Satter fo gro§ nnb bie (SrfoarniS/ bie babei, unbefdjabet ber mixt«
fdjaftßdjen Srnäl)rung ber $ferbe, ftattfinben fann, fo erljebttdj, bafc idj e* nidjt
terwerfltd) finbe, ben SBtöerpferben gwei bis brei ÜWonate lang ©rünfutter gu
fleben. 2Ran muß freifidj imftanbe fein, bie« für eine längere 3eit ausführen
ju fönnen. 8lnf lurge 3^* loljnt es nidjt, bie $ferbe baran gu gewönnen.
Um bie 3eit, wo man reid)Iidj mit ©rünfutter üerfeljen ift, fommen oljneljitt
toenig Reifen oor. JDle SSermutung einiger <ßferbegüdjter, baß bie ©rfinffitterung
für bfe *ßferbe oftmafö eine woljttljätige ftur. fei, Ijat oiel für ftdj, weil bie
Itiere babei in ber Siegel jid) woljl befinben unb einzelne (eibenbe fidj offen*
bat erholen.
T)ie bei ber Verabreichung be$ ©rfinfutterfc angutoenbenbe Vorfielt befielt
in fotgenbem:
1. 3Ran muß *ßf erben bie erwähnten ©ewädjfe nic^t in einem gu jungen
3uftanbe -geben, fonbern ben ^Beginn mit biefer gfitteruitg fo lange oerfdjieben,
6i$ ba$ ©rünfutter etwa« fefter geworben ift. Ä(ee g. JB. barf nidjt e$er ge*
füttert werben, ate bis ftdj SMfltenfnotyen geigen, unb Söidengemenge nidjt
eljer, at$ bis bie SBidfett blühen unb teitrorife fdjon ©djoten anfefeen. ©inb
t>ie grünen ©ewädjfe gu faftig, fo purgieren bie <ßferbe gu ftarl banadj.
2. £)en angeftrengt arbeitenben <ßferben barf man bie fiörner nur teil*
weife, nidjt gang entgteljen. . 9Äorgen$ unb Üßittag« giebt man ftömer, gur
Sftadjt ©rünfutter. SefetereS mit ben ftörnem gugleidj gegeben, Ijat gur fjolge,
baß biefe unoerbauet abgeben. SBenn aber wie ermahnt »erfahren unb befonberS
lein gu faftigee junge« ©rünfutter gereift wirb, fo Ijabe idj gefunben, bajj bie
Ißferbe ba$ ftörnerfutter gut oerbauen.
©af? man ba« ©rünfutter fidj nidjt barf erfjifcen laffen unb audj gu oer*
meiben fu<$t, bag fol^e^ bei groger 9täffe geknittert wirb, oerfte^t ft<$ oon
fetbft Unter Seöba<^tung biefer SSorfidjt gtaube \ty, bag man mit bemfetben
gutter, grün gegeben, meljr au^ri^tet, ate wenn fo((^ed getrodnet unb ate $eu
Derabreid^t wirb.*)
3n neuerer 3^ W öon &* Fütterung ber ^ßferbe mit Äartoffeln oft
"bie $Rebe gewefen. 3d^ mug mic^ ba^er über bie änwenbbarfeit biefer gru^t
«te ^ßferbefutter auöfpre^en. 35a e« nidjt möglich ift, auf einer beftimmten,
*) »gt. @. 630.
566 2fofou<$t, Haltung unb ©ettufcunö bcr $ferbe.
mit Körner* ©emädjfen befteUtett $töd(>e ebenfo tuet .tierifdje Sprung %u erjietenr
ate biefetbe bei bcm Staban mit Kartoffeln liefert, fo ifi, öon biefer ©rite be*
trautet, bie Spaltung bet $ferbe in ber eigenen SBirtfdjaft burd> Kartoffeln
atterbing* rooljlfeiler ate burdj Körner ju bef djaffen, unb bie ftfafaniQ, baß
?ßferbe audj mit biefem gutter ftdj nähren, ift für gemiffe »erljäöuiffe oan
großem Sßert. äOttein für ein banemb juträglid&e* ^ferbefutter fann td* bie
Kartoffeln nidjt erftören nnb nid)t baju raten, baß man auf großen ©fitem
bie ^ferbeljattung baranf entrichte. Die ^ßferbe mfiffen mit großer SSorfidjt an
ba* Kartoffetfutter gerobljnt »erben, roeit e* leicht Sollt oeraufaßt. Huf {Reifen
fann e$ triebt mitgenommen »erben, roeil bie Saft- ju groß fem mürbe. 3d>
glaube aud) nidjt,' baß bei ber Stofjudjjt ber ^ßferbe mit Kartoffeln unb unauft*
gefegter Fütterung berfetben bie gefällige Körperform ber oon eblen Waffen ab*
ftammenben $ferbe fid) erhalten läßt; noct> rostiger möchte bei Kartoffeffutier
auf Seftigleit ber ©eljneu unb 2ttu£feln unb barau* fotgenbe £)auerbaftigfett
ber ^ßferbe )U redjnen fein. ©a« S3otumen, roeldje* ein $ferb jnr oollgt fo*
nä^rung an Kartoffeln bebarf, ift jn groß, unb bie 3Äenge geud>tigfeii, meldte
bafcfetbe bei biefer Sforfjrung burcl) bie Urtnroerfjeuge unb burd) 2bt*bunfhing
aud bem Körper fdjaffen ma%, ju bebeutenb, als baß ber baju erforberltdje
^ßrojeß nidjt nachteilig auf bie 3Ru$fetfraft ber Stiere roirfen foöte. SDieS toor*
au$gefd)i(ft, ift nun nidjt ferner ju beftimmen, unter roetdjen Umftänben man
bie Kartoffeln oorteifljaft ate ^ferbefutter oerroenben fann* SBetm man an*
trgenb einem ®runbe jur Jöefdjaffimg Don oiet ®efpannarbeit ^ferbe öon ge*
ttngem SBert gufammenfauft, fo rotrb man rooljl tljun, biefe mit Kartoffeln )u
ernähren; audj fann man (efetere an au$gebiente ^ßferbe, bie meljr ju ben 8r*
betten unterhalb ber ©uWgrenjen, als ju Steifen gebrannt merben, oerfütteia»
allein für bie guten SWerpferbe, bie lange auGbauera fotten unb }u roetten
Steifen befttmmt finb, fann idj biefe« Butter nidjt empfehlen.
JBenn man $ferbe mit Kartoffeln füttern roitt, fo muß man nebenbei not*
menbig $eu geben, unb jnmr in größerem SJerljäftnte, at$ bei bem Kornfutter
nötig unb fiblid) ift, auf ba« ©tüd 8 bte 10 $funb töglidj. £& Kartoffeln
fe(bft giebt man enttoeber rot) ober in Stampf gefönt. JBergteidfenbe S3erfudje,
meldte SDietljobe bie jmecfmäßtgfte fei, Ijabe idj nidjt angeftetft. (Einige empfehlen
bie Stnroenbung im roljen, anbere im getonten 3uftanbe. 3n jebem Satte tnvfc
ba« ffiafdjen ber Sartoffeln oorauägeljen, fotoie überhaupt bie SReinlldjfeit bei
biefer Fütterung rtic^t leidjt gu ©eit getrieben merben fann. X)ie ^ferbe ge^
toö^nen fid) balb an biefe Fütterung, roenn man i^nen jnerft einjelne Kartoffeln
in bie Krippen rairft. Stadler freffen fie biefelben fe^r begierig. Senn bie
$ferbe außer $eu fein anbered Butter nebenbei erhalten, fo bebürfen fie täglit^
| ^Berliner Steffel jur oollen Sättigung. £>a nur menige Sanbrotrte bie
Kartoffeln mit einem fnappen 2Kaß audmeffen laffen unb roeil in ber Sieget
biefe $rudj}t md)t fo ftrenge unter 9Serf(^luß gehalten merben fann, fo ^9rt man
©Ortung bet $ferbe. 567
f)äufig oon Heineren Portionen. Senn man aber unterfudjt, mieöiel bie $ferbe*
roärter neben ben iljnen jugemeffenen Kartoffeln Ijoten, fo wirb ficf) meine
Angabe beftätigt finben.
ftfir ein 'beffere* ^ferbefutter at* Kartoffeln t}äü man bie Sßöljren.
3ttan betrautet fie für junge <ßferbe, bie in bet ©rufe fielen, als ärjenet.
SÖü ber ©euufcung biefe$ §ntter$ fmbet übrigen« alle* StotDeiibuug, roa$ be*
jüglidj ber Kartoffeln gefagt ift. ©ie muffen geroafäen mtb gröblich §er*
fdjnitten werben, nnb bie *ßferbe muffen * babei ebenfalls eine größere Quantität
jpeu erhalten.
JBeljanblung ber $ferbe, um bauernb oiel Arbeit mit iljnen
ju oerridjten.
£>urd> Drbuung,. Sto*nttfcung ber >$& nnb SWäßigfeit in allen Dingen
roirb bei Kraftäußenmgen ftetö am meiften juftanbe gebraut, fo audj bei ber
©emtfcung ber <ßferbe. Diefe muffen arbeiten, treffen unb ruljen jn beftimmten
©tunben, unb oljne fefjr bringenbe Urfadjen barf man bie einmal eingeführte
Orbnung nidjt ftören. (Ein gute« Slcferpferb fann tägtidj 10 bfo 12 ©tunben
ernftlid) arbeiten, oljne baburdj oon Sleifdj nnb Kräften ju fornmen. 3m größten
Seil be« SaljreS fann folgenbe Orbnung beobachtet werben.
Um f 4 Uljr SÄorgenS wirb ber Anfang mit beut fjüttern gemadjt. Dabei
tperben bie $ferbe gepnfet 3n groei ©tunben jtnb gut geroöljnte $ferbe fatt,
unb »erat man fie oor bem Slnfpannen nodj eine Ijalbe ©tunbe lang Derbauen
läßt, fo tft bie* juträglidj. Um 6 Uljr roirb angefoannt unb nun fann im
raffen ©djritt gearbeitet unb mit leerem Sagen in tejem Xrab gefahren
werben. Die arbeiten muffen fo abfdjließen, baß bie $ferbe um 12 Uljr in
ben ©tau fommen.
3m Verlaufe Don lf bis 2 ©tunben roirb ba* SÄittagfutter gegeben.
Um 2 Uljr roirb roieber angefpannt unb fo gearbeitet, baß bie $ferbe jmnft
8 Uljr im ©taue jtnb- ®i* 10 Uljr roirb ju Sbenb gefüttert unb nun ben
$ferben eine reintidje, trodene ©treu bereitet, bantit fie fidj jur 9talje meberlegen.
Da« Butter felbft muß, gteidjmäßtg mit $ä<ffel öermengt, in fleinen
Portionen oerabreidjt werben. (Sine neue ®abe barf nidjt eljer erfolgen, al$
bi« bie erfte rein aitögefreffen tft, aber bann andj fogteidj. Sftidjt« ift nadj*
teiliger, ate ba« unregelmäßige ©nfdjütteu be$ guttert oon nat^läfftgen Knedjten,
meiere ft$ roäljrenb ber Sutterjett Einlegen unb fdjlafen unb bie ^ferbe bann
oft märten (äffen. Die« ift unter feinen Umftänben au geftotten. SBetm ber
härter fdjläft, fo Ijäit er bie 3eit jum ©nfdjütten be« Butter« nidjt reget«
mäßig ein.
Senn man ben ©eite 38 ff. gegebenen SRat befolgt unb roäljrenb ber arbeit
beren Sörberung auf alle Slrt fidj angelegen fein läßt, fo brauet man biefelbe
über bie geroöljnlidjen 2lrbeit«ftunben nidjt ausjubeljnen, unb ebenfo roenig
568 2fofoud}t, Haftung wtb öenufcimg bcr $fevbe.
»
übermäßige Sfafirengungen burdfj ftarfe gabungen eintreten ju (äffen. @obafi>
man fteljt, baß wegen fd^ledfjter Sefdjaffenljeit be« ©oben« imb ber ©ege bie
^ferbe nidjt imftanbe finb, bie Sabung mit mäßiger Stuftrengung fortgufdjaffen,
baß fie öielmeljr au$ grfdjöpfung anhatten, fo muß fofort bie ganje Arbeit
unterbleiben ober bie gabung fo öerminbert werben, baß bie £iere fte fortjn*
fdjaffen oermögen. S3ei Jeber fibermäßigen Slnftrengung wirb ntdfjt nur ba*
®efdjirr ruiniert, fonbern bie $ferbe werben babei me^r angegriffen, ate burdj
bie gewöljntidjen arbeiten innerhalb eines falben SaljreS.
3u ben nad&teiligften Stoftrengungen gehört ba« unoemfinftige Sagen ber
Änedjte mit leerem ffiqgen, meldte« beim $ux&tfatycm ant ber ®tabt oftmal«
uorfommjt. <ßferbe, weldje bon Sugenb auf nidjt gum Saufen, fonbern bloß gu
einem raffen ©ange geübt fmb, wie bie Stöerpferbe, werben burdj ein folc^e*
Sagen nodfj meljr angegriffen, ate burdj Saftenden auf moraftigen JBegeiL
©teifigleit, burdf) Übermäßige äuäbeljnuttg ber Seinen herbeigeführt, ift nod)
bie geringfte ftolge folget äßißljanblungen. Siel gewöhnlicher wirb babei
ber ©runb ju unrettbaren ^ranl^eiten gelegt ober gar ber lob unmittelbar
herbeigeführt. '
©eljanbluug ber *ßferbe in ben gewöfjntidjen Sranfljeiten.
. «
©enn bie $ferbe burdj ftrenge Orbnung beim füttern, arbeiten unb Stallen
in einem guten 3nftanbe ü et bleiben, unb wenn man ben SRißlptnbtungett ber*
fetten burdf) Überlabung auf moraftigen SBegen ober bur$ unftmuge* Sagen
roeljrt, fo wirb man baburdj bieten ftranfljeiten oorbeugen. @el)r toidfjttg ift
aber nod(), baß man ba* 2tuge fdjärft, van etwaige Äranfljeiteu im Seime ju
entbeden unb Hjnen burdf) ein jwetfmäßtge* biätetifdfjeS SJerfaljren juoor ju
fommen. £>te$ ift unenblidj wichtiger, ate bie ätowenbung oielev ärjeneien,
beren Srfolg im günftigften §aüe jroeifefljaft bleibt. ■
(Sine ber Ijäuflgften ftranfljeiten ber $ferbe ift ber firopf ober bie 35rufe.
St)r Serlauf ift oljne nachteilige Solgen; fie fann aber langwierig, ja töttidj
werben, wenn man bie $ferbe in biefem 3^tanbe anftrengt unb erlpfet. &
muß baljer ber Sanbwirt ein wadfjfame« Stuge auf ba$ Sßoljtöefinben ber $ferbe
fjaben, bamit er einen leibenben 3uftanb berfelben jettig entbedt unb jur regten
3eit ©djtmung eintreten läßt. äßenn bie ^ßferbe- Dom Steffen äblaffen unb ju*
gleidf) ein rauljeS 8fafel)en befommen, fo bürfen fte gar nidjjt ober nur ju
folgen arbeiten angefpannt werben, bei benen fie ftdfj nur gang mäßig bewegen.
(Sbenfo ift bie ©dfjonung ba$ befte Heilmittel bei Säljmungen ber Sfüße. Sauge
£age 9?u^e finb bei ber ©rufe unb bei anfangenben Sußübefn beffer ate äße
Sropfpufoer unb aüe ©alben. Die 9tatur Ijeilt in- btefen gälten am beften
felbft; ber 2Wenfdj tann burdf) Slrjeneien iljre wohltätigen SBtrfungen nur
untcrftüfcen.
Äranfyetten ber $ferbe. 569
3)ie $ferbe fittb aber nod| anbeten firanfyeiten unterworfen, bei benen
fdjnellere £ülfe nötig ift> unb too ber £ierarjt, melden man and ber ßnt*
fernung einer 2Reile herbeirufen mujj, oft fdjon ju fpät fommt SDian mufc
1td> mit biefen Äranfljeiten befannt machen, bamit man augenblidttidj $ülfe
leiften fann. Sine ber bebenttic^ften Äranlljeiten ift bte Sott! ober Darm*
gidjt. ©ie entfielt Don gierigem ®emtß be$ gutterd, dou Srlättungen, Don
ungewohntem Butter *c. Die $ffrbe werben unruhig, fetyen fid) ftngfttidj nad)
bem Serbe um, wobei fie bie ljefttgften ©djmerjen empfinben. @ie werfen ftdj
nieber, ftreden bie fjffifce Don fxd), foringen auf unb fallen ebenfo fdjnett mieber
nieber. 3ft ber Unfall fe^r heftig , fo wäljen fxe ftdj and), ©oroie mehrere
biefer 3eidjen eintreten , ffiljrt man ba$ leibenbe $ferb oon ben übrigen weg,
bringt e$ auf eine meiere ©treu, roo möglich in ein weitet ©emad) unb ent*
femt aüe garten (Segeuftcmbe, an melden fid} ba$ franfe £ier rounb plagen
fann. ©eroittjntid) leibet ba* 5£ter babei an SBerftopfung, e$ ift aufgetrieben
unb Derfudjit oft ju miften. 3ft ber Sfofaü heftig, fo fdjmtfct ba$ $ferb fo,
baß es ganj ttafj ift
Da$ grfte, roa* hierbei ju tljun ift, beftefjt in ber Bereitung eine«
flüffigen ßfijftier«, rooju man Äamiflenblumen Dermenbet, unb etwas Seinöl,
aud) fiodjfalj jufeftt. 2Jian muß baljer mit einer ftfyftierfprige, foroie überhaupt
mit einem Deterinärifdjen ©efteef Derfeljen fein. Auf meiere SBetfe man ein
Äfyftier beibringen muß, wie oiel ftlüfftgfeit baju gehört unb melden ®rab ber
SBärme biefelbe tjabett fott} über ba$ altes muß man fidj burdj einen erfahre*
neu Sanbunrt ober Sierarjt belehren (äffen. 9Äan gtebt aud) 1 Quart oon
bem Äamiltenabfub einem folgen franlen $ferbe ein. Soffen bie ©djmerjen
nadj bem Stijftier nidjt nadj, unb erfolgt fein Abgang be« SÄifteS, fo mieber*
ijolt man baS fifyftieren oon einer falben ©tunbe jur anbeten.
3ft bie Äoli! burd) (Srfäßung entftanben, unb bemerft man, baß baß
*ßferb auf ber $aut (alt ift, fo mirb ein tüchtige* Reiben mit ©trotjmifdjen
gute Dienfite tfym. (Die ^autorgane werben baburdj wieber in 5EI)ätigfeit gefefet.
S$ giebt ^ferbe, bie biefer ftranfyeii oft unterworfen ftnb, waljrfdjeintid)
weil tljre 33erbauung$organe an ©djwädje leiben. Der gewöhnliche 97at ift,
fot$e $ferbe bei Reiten abjufdjaffem Ob e$ fid) aber rechtfertigen lägt, wenn
man nur bie einfache Kegel befolgt: ffwa« bu nidjt wittft, baß bir gefdjefye,
ba* ifynt ' audj einem anbeten nidjt," barüber tarnt woljt feine atteinungsoer*
fdjiebenljeit befielen. $ferbe, mit biefer Einlage behaftet, muß man forgfältig
Dor (Srfältungen in a$t nehmen. 9u^ mn% man ju ermitteln fuc^en, welc^ed
ffrtter oorjugöweife bie SSeranlaffung jur &otit ift, unb & batf ein foldjrt
lier fein für baSfelbe gefä^rltc^ Butter erhalten.
SDHr ift ed metften« gelungen, befonberd wenn bie $ülfe geitig angemenbet
werben tonnte, bie fiolif bei $f erben burd^ ftl^ftierc ber angegebenen 2lrt ju
feilen. ®erife giebt in feiner feljr brauchbaren, aber jefet Deralteten praftif^en
570 2tofoud)t, Haltung unb ©cnufcung ber Ißferbe.
Anleitung jur ftityrung ber Sirtfdjaftegeföäfte folgenbe« üWittel a(* feijr
^eilfam an:
| Unje pufoerifterte oirginifdje ©djtangeu*SB3ur$el,
2 ©radjmen Äftmmetfamen;
| £>radjme tljebatfdje* Opium unb
| SDradjme Samplet »erben (jemtfdjt, unb baoon 24 $utoer gemacht
Stfefe 5ßufoer muffen in einem mit ©lafenljant woljt öerföloffenen ©tafe anf*
bewahrt werben, unb man giebt bei bem Slttfaü juerft ein $ufoer mit etroa*
Saffer gemixt. (Srfotgt feine Sinberung, fo nrirb in jroet ©tunbeii bie ®a6e
mieberljolt jc Sine feljr oerfeljrte SDtaßregel bei folgen Sfafäfien ift ba* ftarfe
Äeiten ber $ferbe, meldje* einige anmenben. — 3ft ba* $ferb genefen, fo
fyaüt man e* einige ©tauben Dom fjreffen jurfitf, weil teidjt ein SRiMfaö er*
folgt. Keffer ift aud), jroei ober brei Sage lang ba* genefene Zier mit Sfeie
ju füttern ober ©djrot ftatt ganjer Sömer jn nehmen, cmd) ba* gutter mit
etwa« Äodjfalj ju beftreuen.
(Das a3erfdjtagen/# SBerfangen, bie Äelje, ift ebenfalte ein fe^r ge*
roöljnlidje* Übel, in meldje« oorjugöroeife längere $ferbe, bie an größere Hiu
ftrengungen nid&t gewö&nt ftnb, oerfaßen.
©a« baran. leibenbe Xier geigt ptöfcltd) eine auffaUenbe ©teifigfett ber
Süße. Senn es ftdj fortbewegen fott, fo oerrät e* burdj moniertet 3eid>enr
baß i^m bie« große ©djmerjen oerurfadjt ,<£« jtefjt bie Hinterfüße unter ftd>r
metm man e* pxm SBeitergeljen antreibt 3n einem leeren ©rabe ber ftranf*
Ijeit gelingt e« faum, ba* leibenbe lier oon ber ©teile ju bringen. 3n ber
Siegel ift ein fot$er Patient in einem fieberhaften ^uftanbe, ni$t feiten ift
auc$ SBerftopfung bamit oerbunben.
Die gemöfottidjen <fotfteljung*urfadjen biefer Äranfljeiten ftnb ©rfäforag
unb Überfüllung be* Sßageu*. Senn bie $ferbe burd) Arbeit ober Sagen
in einen ersten Betäub gelomtnen ftnb, unb man läßt fte atebatra faltet
Saffer faufen; ober rettet fte gar fo tief in'* SBaffer, baß f olc§e* iljnen bi« an
ben Seib reity,- fo tritt $äuftg- ber 93erfd>lag ein. DaSfetbe ift au$ ber SaH,
wenn man- erljifcte $ferbe in falter Saljreäjeit im Snftjnge fielen läßt, ober fie
in einen falten jugigen <&toU bringt Senn man bie $ferbe au* trgenb einem
©runbe warm gefahren ober geritten Ijat, fo muffen bie liere in folgern $a>
ftanbe fo lange in mäßiger Bewegung gehalten werben , bi* fie ftd> abgefüllt
Ijaben; ober fte muffen tn einen mannen @tatt gebraut unb mit einer moQenen
£>ede belegt; außerbem aber am balbigen ©aufen oerljinbert werben.
©eroöljntuf) wirb biefe Äranfljeit burdj ben barbarifdjen ©ebraudj getroffen*
lofer Änedjte herbeigeführt; tüelc^e, nadjbem fte im Sinter bie $ferbe bimfr
Sagen erljifct Ijabeu, fie bann in ber Satte oor einer ©diente im freien fielen (äffen.
S)ie Teilung muß mit einem äbertaß unb bem kreißen ber Stfen beginnen.
Slußerbem ift (Sntgie^nng aller 9talpung in ben erften 24 ©tunben roefentfic^.
Ärantyettcn ber ^ferbe. . 571
92adK)er giebt man etnw« SßeigenKeie mit feinem §ädfet, ober im ©ommer gur
©tittung be« bringenbften junger* ©rünfutter. 3m Sinter bäljet man bem
sterbe mit marmer Sftanntmeinfdjtempe bie gfif e, nnb um bie« beffer ausführen
gu fönnen, umminbet man bie ftüße mit ©trolj, meldte« ton 3ctt gu £eit mit
biefer ©armen ftfüffigfeit angefeuchtet wirb. 3m Sommer aber fteflt man ein
oerfölagene* $ferb täglich 8 bie 10 ©tunben in STOiftiattdje ober bloße« Sßaffer.
Sdü biefer ©eljanbhmg ift e* mistig, baß man fnappe 9tal)rung reidfje, um
ben 3ubrang ber ©fifte gu oerljinbero , unb baburdj bie Rettung gu erleichtern.
SB3enn ein öerfdjlagene* $ferb fdjtedjt beljanbeft wirb, fo bleibt e* für immer fteif,
©et ber fogenaimten gutterrelje, toetm nämücl} biefe Äranfyeit burdj
Überfüllung be$ SHagen* herbeigeführt ift, fmb neben ber dfjarafteriftifdfjen
©teifigfett alle Beiden ber «oft! oorijanben. tiefer 3uftaub tft ^öc^ft gefffljr*
ttd> unb wirb oft tMidj. Senn bumme ftnedjte gu reinen SRoggen* ober
gBetgenförnern gelangen fönnen, nnb fotöje ben ^ferben im Übermaß reiben,
oljne fxe mit bem erforberß^en $ädfet gu vermengen , fo entfielt biefe Sranfc
|eit. ©af man gubörberft burd> ftfyfttere ben Abgang be* SRifte* befSrbem
unb bie Urfadje ber ftranfljeit möglidftt entfernen muß unb bann erft an bie
Teilung ber ©teiftgfeit beulen fann, ift leidet begreiflich.
©et teuren $f erben, f omie überhaupt . in bebenKic^en Säßen unb in anberen
ate Ijier angegebenen ftranffjeiten, gtelje man einen unterrichteten JEierargt gu
9tate; ba ein foW>er aber Ijödjft feiten in ber bringenbften ©efaljr jettig genug
gu erlangen tft, fo muj? man bei ben ermähnten ftranfljeiten fi<$ fetbft gu Reifen
fu<$en. $at man ba« ®Iücf, einen umficfjtigen, oorurteifefreien SKatm in feiner
SRälje gu l)aben, fo muß man einen folgen gut honorieren unb ein fotöje« %b*
tommen mit iljm treffen, baß er oon 3eü 8** 3eit bie $ferbe nidf>t nur, fonbern
atteS SBiel) genau unterfudje. Sfingere Sanbmirte werben babei oon einem
folgen 3Ranne oie( lernen; er rotrb jte auftnerffam machen, welche Vorlegungen
getroffen werben muffen, um ben 8u$brudj oon ftranfljeiten gu oerlfüten. 6$
roirb babei audj (Gelegenheit geben, baß er bie Unerfahrenen über bie SÄantpu*
lation beim (Singeben einer ärgnei, bei 3lnroenbung eine« Äßjftier* :c. belehren
tann. 9tar auf fotdje Seife tonnen bie £ierärgte bem Sanbmirte roefentli^
nüfcen, Denn ba fte, ber 9iatur ber ©adfje nadj, oon ben meiften ®fitern
entfernt rooljnen, unb megen iljrer $ra$i$ nidjt für ben eingeben gu jeber
©tunbe bereit fein tonnen, fo muß ber Sanbtoirt notoenbig in ben bringenbften
gälten fetbft 9tat gu föaffen trnffen.
X. £uftud)t, Haltung rnib £emt1pm0 be« ftintaitelp*.
$)aß in einer fo ausgebenden Sänbermaffe, welche man mit bem gemein*
fdjaftlidjen Tanten ©eutfdjlanb bejeidjnet, feljr Derfdjiebenartige 9tinbtrie^raffen
norlommen, larat nidjt befrembeu, ba ©oben unb JMima ht ben ringefaen gfinbern
fo mannigfach roedjfetn.
£)ie befannteften Waffen, meiere einen gerotffen 9iuf beftfcen, unb bie man
gut 33erebtung in fold^e ©egenben einführt, roo nur Keines dtfnbtriel) eintyeimif d)
ift, finb fofgenbe:
a) ©djroeiger. 3U berfetben gehören bie greiburger SfcieberungG* unb bie
JBerg4Raffe,. meldte fe^r oerf Rieben oon einanber jtnb. 3rre idj nidjt
feljr, fo giebt e$ in ber ©djroeig nodj eine britte JRaffe feiner 33ei«,
bie unter bem Flamen ber SReljmäuter belannt ift;
b) £iroler;
c) 93oigttänber;
d) Oftfriefcn;
e) Dlbenburger;
f) Sfiten;
g) £oßönber;
h) -Söirfenfetber;
i) äBefterroätber.
Die in einigen ©egenbeu ©äjlejten* eurijeimiföe Sanbraffe, roefd>er gum
großen £eil bie in ber SDiarf auf großen ©fitem gebrausten 3ugodjfm an«
gehören, oerbient el)er gur SJereblung gemeiner Sanbraffeu oertoenbet gu roerben,
ate 3. SS. ba$ fdjroetger ober tiroler 59ergDtc^f roetdje« in feiner $eimat fe$r
imfcbar fein mag, gur Äreugung aber mit unferem gemeinen Sauboielj oftte allen
Bert ift
23or mehreren Sauren ift nadj Sommern eine große $>erbe fdjottifdjer &uty
aus ber ©raffdjaft SlQrf^tre eingeführt roorben, bereu- SÄitdjergiebtgfeit bei Der*
1)äftni$mäßig geringem fjutter gerühmt roirb. Ob biefe ©genfdjaft. ber ge*
nannten SRaffe in ljöljerem ®rabe jutommt ate ben intöubifdjen Äityen, muß bie
£At lehren.
$erfdjiebene «offen bes 9tfnböte*>e$. 573
2ßit «egug auf Eerebfang be« töinbtrielje« ift m ben legten 40 3aljren,
feitbem ber ©tan für eine f)öl)ere 3nbufirie oiif bie 33tel)gud}t geteuft tourbe,
Diel Ungtoedmäßige« gefdjeljen. 2Ban Raffte oft mit großen Äoften ©pring*
odjfen Don Waffen an, bie ba« ?anboielj in ber SfRttc^ ergiebigfett oerfdfjledjterten.
Diefe« Durdjfteugen oljne beftimmten 3roed Ijat nadj meiner 9Äeinung trief ge*
fdjabet. SBenn man oerftänbige 3ngud}t getrieben unb bie 8anbe«raffe burdj
beffere Haltung unb Paarung ber oorgüglidjeren Sribfotbuen oerbeffert tyftte, fo
märe man roa^rfc^einlic^ weiter gefommen. Unter bem gemeinen Sanbotelj in
ben $öl)egegenben ftnbet man. überall ftülje, bie im SBerljätou« gu iljrem ©e*
toidjt eine fiberau« große Stenge 3Rild> geben/ berftefjt fid}/ wenn fte gut ge*
näljrt werben. 3dj fjabe bei 3Wüßero unb anberen Seuten Keine Äülje gefunben,
bie mit feljr naljrljafiem SWeljltranf gefüttert würben, unb friförnildjenb täglich
15 bi£ 20 ©erlüter Quart 3Kitäj lieferten» Sine forgfätttge ^Beobachtung ber
9Rüd)nufeung, meldte oon fogenannten ebten SBidjraffen erfangt toirb/ Ijat mi$
belehrt, baß man jtd} feljr irrt, wenn man glaubt, ba« Butter mit ©djroeiger,
tiroler ober anberem auswärtigem SRaffeoielj Ijöljer oerroerten ju fönnen. 3<£
bin in ber Meinung, baß fid} au« einer guten, bi«ljer oiefleidjt nur gu fätoafy
genährten Sanbraffe ein oorgügtidjer SBielfftamm juxten läßt/ bnrdj bie ©rfaljrung
beftärtt worben, roefcfje idj an meinem eigenen SRinboiel) gemalt tjabe. Diefef
fdjeint ber* gangen ftorm ber SEiere nad) gu fdjfießen, fonrie feiner Sarbe nadj,
eine burdf) reine Sngudjt oerebelte 8anbraffe gu fein. Sin wie großes Sebenb*
gemixt ba« töinboiel) im Oberbrudj fdjon oor 50 Sauren erreicht {jatte, ift
au« bem SBitte'fdjen SBSerfe „ Deutfdjfonb« föinboietj* Stoffen" gu erfe^en/ in
.roebfjem ein fat Sßottup gegogener Ddjfe abgebübet ift. 3n gleitet SBetfe unb
mit ftetem Streben nadfj leerer 83ottfommenI)ett l)at fdfjon mein Vorgänger
auf biefer Domäne bie 9tinböieljgud>t betrieben/ unb mir im 3af)re 1827 einen
oortrefflidjen Äinboieljftamm übergeben. 9btr in ber aflerfefcten 3eü ^ötte
c mein Vorgänger jtd> oeranlaßt gefeljen/ eine ftreugung mit audmärtigen ©pring*
odjfen oorgunefymen. ©er mir überlieferte fdfjien oon olbenburgtfdjer Waffe gn
fein. Die älteren 3ugo#m jieboc^ unb Diele ftfifje meine« Sieljftanbe« geigen
burdj ifjren gangen SSan, burdj bie garbe be« §aare« unb burdj bie ftorm
ber $ömer, baß fte urfprfingtid) ber märfifdjen Sanbraffe angehören. SBer auf
ben fjtefigen 93teljmärften ba« gemeine ©auemmef) mit bem meinigen oergteidjt,
nrirb biefe öe^auptung beftätigt finben. Da« 93te^ aber in meinen ©trtfdjaftm
ift gu einer außerorbentli^en ®röße teil« burc§ beffere Fütterung/ teil« bur<§
oerftänbige» Paarung gelangt*).
'*) Dicfer Äußerung m ben frft^cren Auflagen flnbe tc^ m\$ ^mjuaufe^en »erantaßtr
iaß ber Xyput ber Sanbraffen in meinem ^ie^flamm gegenroärtig meniger ftt^tbar ifl, obgleich
ity feine fremben 2Tterc jur 3«^t genommen, fonbern nur bie eigenen gebraust ^obe. 2)te
ermähnte Äreujung mit einem oföenburger 3u^tbuICen nnb bie. eigene gort6ilbung ber ^ieftgen
9toffe ^aben barauf ^ingeu)tr!tf baß (entere ben <Ef)arafter be« 9Hebernng0k)ie^ed angenommen $at~
574 ftufcudjt, Haftung unb ©enufcung M 8ftnbt>ieljc*.
3u einer ftreujung ber fianbraffen mit bem JBergtriel), bem ©dpoeqer
ober SEiroter, t>at matt oft feinen anbeten ®runb at* bq$ Soljlgefatfen an
ber auffattenbeu Äörperform biefer {Raffen. SJtan feilte aber bei ber Serebtung
be$ SRiuboielje* mdjt nrinber oorftdjtig fein, unb ntdjt meniger einen beftimmten
3toed in« äuge faffen ate es bei ber ©djafjudjt gefc^te^t. 3Äild)ergiebigffti,
SßaftungSffiljigleit unb SEüdjtigfeit jnnt 3*8^ »erben oereint ntdjt Irkfjt in
työljerem ®rabe angetroffen^ att bei bem oerebeften fdjteftfdjen nnb märftfdjen
Sanboielj. £)ie Sieljmäfter unb SSie^änbler Ijieftger ©egenb legen auf bte
3Kaftung^igf eit einerfette unb auf ba$ f afttge, . mit gett burrfjwadrf ene tftetfdj
anbererfeits, wetöje ßigenfdjaften bei ber ftefigen Sanbraffe angetroffen werben,
ein fo grofce* Oewidjt, baß bie Sanbodjfen fowoljl oon ben einen, roie oon
ben anbeten befonberS gut bejafytt werben, $)a* poboltf^e 33ief), roeldje* fonft
in großen gerben ljterl>er tarn, tft in neuerer £eit in üWtßfrebit gefommen
unb wirb nur im fßdjften SRotfaH nodj gelauft
Sbenfo ift e$ mit ben Odjfen and SDtaftenburg unb Sommern, meMp
gegenüber bem mttrtifdpn unb fötefefdjen 8anbole!> eine bei toeitem meniger
feine $aut Ijabenunb ftd> nw$t fo (eufjt mäften faffen, nie biefe*. 3d) roffl
baljer hiermit barauf aufmerffam gemalt ^aben, bafl man nidjt raol)ltljttt, bem
gremben na^uftreben unb batübet ba$ ehtljeimtfdp beffere ju überfein.
»nfjudit be* tötnboietje«.
infolge ber fy>I>eu SBottpreife, bie ju Anfang btefe« 3alpl)unbert* ge*
jaljtt würben, fjat man auf großen ©fitem im nötbtidjen £)entf$(attb ber
©djafoaltung beinahe alle Kufmerffamfeit gewfbmet, bie 9ttnboie(Qud)t bagegen
feljr eingefdjränlt. 5Ditrd> biefe ftarle Cermeljrung be« @$afbiefye* unb 35er»
minberung be« ftinbtrielje* tourbe aber erteilt, baß gegenwärtig bie 3nd)*
guten flfänboieljeS wteber etnträglidj geworben ift. 3n ben meiften &mbe&
teilen werben ftatfe 3ngotf)fen ba$ $aar mit 450 SWarf unb für ausgemäftetc
Cdtfen oft 300 unb meljr ÜÄarf füt ba* ©tö<J bejaht. Unter folgen lim*
fiänben lann e$ feinem 3roeifet unterliegen; baß jeher Sanbwirt, ber im ©eftfce
eine« Derebelten SRtnboteljfitamme* ift, bei ber Sbiftudjt jungen 33ie^c« feine
{Rechnung ftabet
5Der ©ufle ift, bei guter Haltung oon Sugenb» auf, im brhten 3a^t jitr
ftortpflatgung brauchbar. SBartet man langer, beoor man bie ©pringodfteu
ju ben fluten bringt, fo werben fte leidet ju ferner unb ju träge, fo baß triefe
Äütye unbegangen bleiben.
2JHt ben Werfen (Äatben) ift es ebenfo. SBenn man fie nidjt nadj oolt
enbetem 2\ fahrigem 2öter ju bem Nullen bringt, fonbern bamit nodj ein
weitered 3af)t wartet, fo fefct man ftd) ber ©efaljr and, baß fte ni$t empfangen.
Sine fiul) gef)t neun Monate trächtig. Die befte Bett jum Slbfefeen ber
Äätter tft im Februar, ÜKärj unb Sfyril, fo baß bie Mber not ber gliegeiu
3uftu$t fce* töinbme^ce. 575
jeit üöüig cm ba« gutter geroäljnt finb, unb ftd} ber Snfefteu ertoeljren fitanen.
3tu$ biefent ©runbe lägt man bie ©utlen oorjugStoeife gerti im April unb 2ßai
3u ben Äfil>en. SBo SWildjoerfauf ift, ba mu§ man toünföen, ba§ bte Äülje
im Saufe beS gangen 3al)re$ falben. Um bieg ju erlangen, ift e$ am jtoed*
mäfcigfien, bafc man einige fjerfen in febem STOonat }u bem JBuQen bringt
<Da ber JöegattungStrieb in 4 big 10 Soeben nadj bem Aalben toieber ein«
dufteten pflegt, fo tann man burd) bte £txt ber erften Paarung betoirfen, t>a@
man ju aßen 3eiten be$ SaljreS frifdjmildjenbe Äülje Ijat
ffieun e$, na$ ben im achten tlbfdjnitt bargetegten ®runbfäfcen bei ber
SBteljljaltung überhaupt toidjtig ift, bag ba« Kraftfutter ju ber oorffanbenen
@tikfyaf)l im richtigen 83erl)ältni$ fteljen, unb bafj man Xiere, toeldje SRufcung
geben fotlen, über iljren ©ebarf im- reinen <Sr1)attung£guftanbe nähren mufc:
ja l>at man bodjj oorjugätoeife an trächtige ftülje 6 bte 8 ©odjen oor bem
Aalben ein Satter ju oerabreidjen, roddje* auf reic^tic^e Stbfonberung oon ÜÄildj
Jjintoirft. £)al>in gehören Stteljttränfe unb nffipenbe SBurjelgetoädfjfe. Da«
HDürrfutter, meint e« audj nodj fo gut ift, erfefct ba« fafttge glittet für ben
ernannten 3toe<! ***$*•
Die ©eburten erfolgen bei ben Kfityen in ber Siegel leitet, olpte befonbere
4?ülfe, bie man überhaupt nur im äu§erften -RotfaQ eintreten laffen barf.
Über ba« SJerfaljren bei bem Sföfefcen ber Äälber ftnb bte Sanbroirte jroetetlei
ÜJieinung. 9tadj ber einen foüen bie ftälber gleich nacfj ber (Geburt oon ber
$ul) genommen unb mit beten 2ßildj getränft werben. Alf Orunb baffit giebt
man an, baj? man auf biefe Seife ba« gegenfetttge Stogetoöfyten oon ftulj unb
Äalb oerljütet unb ber mehrtägigen ©el)ttfud}t nadf) einanber juoorfommt, toeld>e$
leitete immer ftattfinbet, toenn ba« Salb mehrere Socken an ber Äul> gefogen
Ijat rr$)aS Äalb muffe bodj an ba« ©elbftfaufen mit einiger SWülje getofflptt
„werben. Dtefe fei faft geringer, toenn bie Äätber gar nidjt gefogen l)aben."
anbete laffen bie Kälber brei bi« fünf äBodjen an ber Kulj fangen unb
gewönnen fie bann etft an ba« Xränlen. hierfür toirb ate ®runb angeführt:
baB bei jungen ftfiljen bie 2Äild)gefäfje oiel beffer in Sljätigfett gefegt unb
gut äbfonberung ber SWtld) gereift toerben, toenn bie Kälber einige 3eit faugen.
„Sütdj fei bie manne äÄildj, bie ba« Kalb unmittelbar au« bem (Euter ber Ihilj
„erhalte, feuern roeit guträgfidjer, unb e« raäte bei bem erfteren ©erfahren ba«
„SBorfommen oon Durchfällen mefjt ju befürchten at« bei bem leiteten."
3dj laffe in meiner SBirtfdjaft bie Kälber oier Sßodjen lang faugen, beoor
fie entroöbnet toerben. 3dj fyabe aber gefeljen, bajj anbete nadj ber erftertoäljnten
aWctljobe ebenfalte mit bem beften Erfolge Kälber aufgewogen ljaben. ©eljr mistig
bleibt bei beiben SReäjoben, ba§ man ben Kälbern bie 9flüd) nic^t gu frü^
entgie^t S« ift aüetbing« cttniefen, ba§ man ein Ka(b, nat^bem e« ein Slltet
von brei SBoc^en erreicht ^at, o^ne 2Jiilc^ ernähren fann, unb oiele dauern,
bie auf bie Sftttdj ber Kul) gleit^fam märten, um fie felbft }u genießen, Der*
576 Stufou^t, Gattung unb ©enu&ung be* 9ftnbütef)e0.
•
faljren ntc^t anberS, ate bag fie nadj bem ßntroöljnen ba$ Salb mit 3Re$lfupi)t
ober bergleid)en futtern. Slttein ba* junge lier tuirb baburdj feljr im $&cuffi*
tum aufgehalten. Sßenn man große SRinber erlangen miß, fo barf man ben
Sälbern bie 2ßi(d) nic^t fo frütj entgieljen. Die erften 40 Zage nadj ber ©e*
burt muß man tönen bie 9Rtt(fj geben, tote fie oon ber Snl> fommt. Sladjlpr
mtrb fie mit Sßaffer oerbünnt unb gulefct giebt man bloß abgerahmte SRiM^
bis man gang gu bem Sßaffer übergebt
9kben ber 50Ktc§nal)rung muß man bie jungen Xtere balb an ben ©enuß
meljßger ©ubftangen gn gewönnen fud>ert. 3n Ijiefiger ©egenb rotrb $afer mit
©erfteförot gemengt bagn oermenbet. 2taber$roo nimmt man örbfen unb läßt
ftp nadj geroöl)nfid}er 2lrt fodjen. 8Jon bem erfafteten Srbfenbrei tlptt man
anfangt eine Steinigfett in bie äDKtöj unb fefct täglich mefyr ljtngu, fomte bie
Sätber meljr treffen, bt$ enblid) bie SWitö}. gang roegfäüt unb ber <£rbfenbret
nur mit ffiaffer oerbünnt oerabreit^t rotrb.
Sßenn bie Sälber 8 bis 10 Sßodjen alt ftnb, gewöhnt man fte an SBurgefe
geroädtfe, rooju ftdj Sartoffeln, SWöljren, StofyU unb audj 9?unle(rüben eignen.
2ßan fdjneibet biefe in ©Reiben unb legt iljnen baoon eine Steintgfeit oor.
©ie gewönnen ftdj balb baran unb freffen biefe« gtotter feljr begierig.
2luc^ furge*, Mätterreidje* Slee* ober ©tefenfjeu muß man ben jungen
Eieren in flehten Portionen reiben unb mit btefem fjutter, rote f elbftoerftänbfit$
ift, in geeigneter SQBeifc abroedjfefa, aber man barf basfefte niemals fo rridjüdj
oor legen, baß eS ntdjt aufgefreffen werben fann. £)ieö ift bei jcber tfct Don
SSie^altung nidjt allein feljterljaft, fonbem füljrt audj ju mtfcfofer $ergeubung
be* ftutter*.
Senn bie Äbfefefälber in ber ÜKeljrgaljl bereits im Degember, Sanuar unb
gebruar entatöljnt roorben ftnb, fo fann man fte oom 3uli an auf einer ge*
funben SRafemoeibe ernähren. ®ut ift es, roenn fte babei etroaS ©Ratten unb
frifdje* Sßaffer tjaben. Die im gebruar, 2Rärg unb Slpril entroö^nten Salber
gebeifjen frü^geitig im ©ommer beffer bei trotfenem ©taflfutter, roäljrenb fte im
©pätfommer in ben ©tällen oon ben Sufeften fel)r beiäftigt toerbeu.
£>a8 erfte SebenSja^r ift bei allen jungen Xieren entfdjeibeub für iljre
ooQIommene SlnSbilbung unb für bie (Srreidjung einer entforedjenben ®roße.
©enn man fat biefer £eit redjt gut nä^renbeS gutter ben Sälbern barbietet, fo
gebrauten fte in festeren Saljren um fo . weniger Kraftfutter. Sörner unb
©djrot entgieije idj atterbing* ben Sälbem, nfenn fie 6 2Ronate alt fittb; aber
Sartoffeln unb gutes §en befommen fte oon ba an gut oolfen (Sättigung, bis
fte 15 bis 18 SKonate alt ftnb.
3unge SRinber, bie in ben erften 18 SDhmaten auf foldje Sßeife genährt
roorben ftnb, bleiben im groeiten unb britten 3al)r neben einem mäßigen Sraft*
futter, bei gutem ©trolj unb bei ©preu bennodj im raffen 3une^men. SKein
Sungoie^ erhält in biefem Sllter täglich 18 bis 20 $funb Sartoffeln unb 4 «pfunb
«ufju^t beö ttmbDtyet. 577
§eu. SÄit ©preu unb ©trolj bin id) reidjfidj üerfetyen, fo baß biefe Butter*
mittel niemals fpärtic^ gegeben werben.
93or einigen Sauren Deröffentlidjte efai fefyr aufmerffamer 33ieljjüd)ter, £err
JBaron Don 9ttebefelr feine 33erjud)e aber bie Slufjuc^t be* 9ttnbDiel)e$, nadj
roefdjen e$ itjm gelungen roar, junge £iere burd) ftarfe ÜÄildptafyrung, rooju
fpäter §afermel)l jugefefct würbe, im ©acutum fo rafdj ju förbern, baß fte im
Saufe eine« einjigen 3al)re$ btö ju ber ©djroere iljrer ©Item gelangten. ÜDiefe
^Beobachtung ift an jtdj feljr intereffant. ©enn man aber ben eigentlichen
3roecf ber 3$iet)jud)t im ätoge behalt, roetdjer in ben metften fällen fein anberer
ift; ate bie unDerfäuflidjen roljen ©obenerjeugniffe in Derebelte unb Derfäuflidje
^robufte ju Derroanbeln, fo leudjtet mir ber praftifdje 9iufeen biefer SSerfudje
nid>t ein. ©elbft angenommen,, baß ein Stfttb, roeldje* in fo furjer 3*tt burdj
reid>tid)e 2Wild)* Unb Sfteljtnaljrung fein Dotier ®eroid)t erhalten Ijat, bemnädtft
aurf) befähigt märe, üon £eu, <§Jtro!j, getoöf)nlidjen Sßeibegräfern unb Abfällen
ber JBrau* ober ©rennereien SRufeung ju geben — roa$ wegen ber SJerroöljnung
burdj ba$ frühere, ftärfer näljrenbe gutter ju bejwetfeln ift — fo würbe bod)
bei einer fotdjen Slufjuc^t nidjtä als £tit gewonnen, weil bie 2Wildj unb ba$
ÜWeffl, beren ein fold>e$ SEter. bebarf , nidjt weniger foftet ate ba$ geringere
rjutter, womit man bie JRmber fonft fangfamer aufjujieljen pflegt.
2ßan empfiehlt Ijaufig, junge SRinber nidjt früher jnr Begattung ju (äffen,
ate bis fte iljre uotte 2(u$bifbung ermatten Ijaben, alfo im oierten 3al)r. £)ie$
mar aud) in früherer £eit, wo bie Sanbwirte feine näljrenben SBurgelgeroädjfe
jitr Verfügung Ratten, ein jroeAnäßige* SSerfaljren. Jöenn man bie Äälber
aber uad> ber oben Don mir gegebenen SCnroeifung er&icljt, fo erroaty ber ©e*
gattungätrieb fo frfilj, baß man nidjt fo lange jögern barf, iljn ju befrie*
bigen, o^ne ftd) ber ®efal)r auäjufefeen, baß mehrere Äalben ober Werfen un*
begangen bleiben. 63 ift eine Don mir oft beobachtete Srfdjeinung, baß bie
Werfen, wenn fie ju lange Dom ©uüen abgehalten werben unb in einem fetten
3uftanb fnf> befiuben, fdjließlid) nidjt empfangen. Um bie« ju Derljinbern,
bringe idj in neuerer 3«* weine gerfen mit 2\ bi$ 2f Sauren jum Stallen
unb finbe nid)t, baß fte babei im SBadjStum geftört werben. (S* ift fe^r Der^
brießßd), wenn ein junge«, f^öne« Xier gelte (gfifte) bleibt unb enbtid) atö
unfruchtbar an ben @d)(äd}ter abgegeben werben vm%.
Watt) oottenbetem jwetten 3a^r tann man aud) bie Jungen <Sprtngod)fen
benagen; aber man muß i^nen juerft nur eine mäßige 3<ri)( ö0^ &ül)en juweifen,
etwa 20 bi« 25 ©tücf. ®n im Dierten unb fünften 3aljr fte^enber ©uße
famt bie boppelte 3a^( bebecfen, wenn fo Diele ftülje binnen 3 ober 4 Sftonaten
brünftig werben. 6« ift gut, \>a^ ein ausgeworfener ©prtngoc^fe eine ent^
fpredjenbe 3tnja^I Äü^e jum iöebeden erhält, weil er fonft ju fett unb tröge
wirb, bie 3tftl)e aber leidet unbegangen bleiben.
Stoppt. ii. auflade. 37
1
578 Sfafjudjt, Jpaltung unb 33enufeung be$ 5Rtnbt>te^cö.
■
25on ber Haltung be$ 9ttnboiel)e$ im ©ommer.
3n früherer 3cit fannte man in ©eutfdjlanb leine anbere Art oon SSiel)*
Gattung, als bog man ba$ SRinboielj im hinter mit §eu unb ©trol) fütterte,
fobann oom Stprit unb 2)?ai an auf bie Sßeibe trieb unb e8 bort bis jum
Oftober unb 9tooember fein ftutter fudjen ließ- 3« feljr öielen (Segenben ift
biefe 2lrt ber Sie^attung nodj jefet allgemein im ©ebraudj. 2Bo bie öe*
roeibung mit allen §auMieren jugleid) unb in ©emeinfdjaft mit anberen
Jperbenbefifcern auf ©runbftikfen ftattfmbet, bie nur benufct, aber Don ber f>anb
be$ 3ßenfd)en niemals gepflegt werben, ba entgeht ba« 93iel) bei ungfinftiger
SBitterung nur eben bem £ungertobe; eine einträgliche 9iufcung Ijat man oon
einer folgen 33iel)tüirtfdjaft nidjt. ÜDiefer iämmerlidje 3^ftanb mar bie Urfad>e,
baf man eine 3eitlang <&& $*H ^tz fianbnrirtfd&qft Don ber ©oramerftaß*
fütterung be$ 3Sie^cd erroartete. Snfofern nmn bei jener ©ememberoirtfdjaft
gar uicfjts tijut, um jebem einjetnen ©tücf feinen JBebarf an SRatyrung §uju*
weifen, fonbem alles auf gut ®Iü<f ins greie Ijinaustreibt, Ijat alferbingS bie
©ommerftaüfütterung feljr grofce 93orjfige. aber fie ift nidjt bie einige 8rt
baS töinboiel) im Sommer gut unb mit 33ortet( ju ernähren, fonbem fotd>eS
fann audj bei einer oerftänbig eingerichteten Sßetberoirtfdjaft unb jroar oft nodj
vorteilhafter gefdjeljen.
£)te firnäljrung beS SRinboieljeS mit ©rünfutter im Stalle ift oortettyaft
für Meine SBhtfdjaften, roenn bie (Srunbftficfe jerftreut liegen, ober auf folgern
©oben, auf meinem Sujerne, &tee unb 2ötcf engemenge oortrefflid) roadjfeu,
aber bie SBJeibepflanjen ein geringeres ©ebenen ijaben. SS giebt felbft feljr .
fruchtbare JBobenarten, auf melden eS nie gelingt, einen bidjten, bem natürlichen
5Rafen äljnUtijen ©raSroudjS Oeroorjubringen.
Dagegen ift bie <£rnäl)rung beS 9ttnboiel)eS auf ber Sßeibe oorjujiefjen
a) auf ®ütem mit jufammenljängenben ©runbft&fen oon großer Slus*
beljmmg;
b) auf benjenigen ©obenarten, meldte gu mager fxnb ober eine ju geringe
' Srume Ijaben, um Slee unb Sujeroe ju einem genügenben örtrage
ju bringen;
c) wenn uatürlidfje ©eiben oorljanben ftnb, bie ju einer anberen 33enu&ung
ftd} triebt eignen.
Die ©ommerftaUfütterung oerurfadjt mefyr Slrbeit, ift alfo foftfptetiger, fie
erforbert mef)r ©treumaterial, audj größere 2luffidjt unb Sorgfalt, dagegen
fann man oon einer geringeren Stäche feinen SJieljftanb ernähren, larat babei
meljr (Streumatertal in guten Dünger oerroanbeln, unb auf eine gleichmütigere
Sfrtfeung AeS 33iel>eS rennen.
Die ©rnäljrung beS SRinboieljeS auf ber SBeibe erforbert größere glasen
unb bie SJieljnufeung ift babei meljr oon ber Witterung abhängig. Dagegen
^ommcrftatffüttenmg. 579
ftebarf man in foldjem ftaüe weit weniger ©treuftrbf), ba man ba« 83ief) £ag
imb SKadjt auf ber Sßeibe laffen fann. 3löe« SDW^en, anfaßten unb SSorlegen
t)e« Butter« fällt weg; ein £irt lann 100 unb meljr ©tü<fe, wenn 5$täd)e ge*
tiug torljanben ift, beauflagen, unb begügßdj ber (Gewinnung ber SKitö) ift bei
SBeibeoie^ bie 9teinlidf)feit leichter gu beobachten, at« bei bem im ©tafle gefütterten.
£)ie (Srwägung aller biefer Umftänbe muß entfärben, ob man ©ommer*
ftaflfütterung oorguneljmen ober eine SDBeibctoirtfc^aft einguridjten fyat
£)ie ©ommerftattfütterung. .
SBenn bie . 8of atitöt gu biefer £attung«weife be« SRtnboielje« geeignet ift,
fo ljqt man barauf bebaut gu nehmen, baß man fortwäljrenb mit faftigem
gutter Derfe^en ift. $u bem 3we<f umß man mehrere ©ewädjfe anbauen,
"bie eine öerföiebene S3egetation«geit l)aben. Sßenn ber ©oben für Ätee unb
"Sugeme gteidj gut paßt, fo genügen für bie erfte unb größere Hälfte be«
©ommer« biefe beiben $flangen. $)ie Sugeroe wädjft früher ate ber fttee, unb
fobatb fte Ijart unb fraftto« wirb, befinbet fidf) ber erfte Steefdjmtt in oofler
©afttgfeit. 3ft biefer uergeljrt, fo fann man wieber oon ber Sugerne ben gweiten
©djmtt nehmen je. SBo ber ©oben ftdj für Sugerne triebt eignet, ba ift burdj
t)en Äteebau allein nidjt aflegeit faftigem unb näljrenbe* ©rünfutter gu befdjaffen.
SBenn man aud) ben SIee geitig gu fdjneiben anfangt, um befto früher einen
zweiten ©djnitt nehmen gu formen, fo ift bodj tu ber SReget »bie Witterung
gegen 6nbe 3uni ober Sfafang 3uti gu troefen, unb fjält ben Äleewudj«. gurücf,
Jo baß otjne anbere SJorfeljrungen einige 3«t ba« Butter fehlen wirb. 5De«l>a{b
muß man im geitigen ffrüljftng, fobalb ber Stoben gu bearbeiten ift, puf fräftige«
$anb ein Gemenge Don Sßiden, Sonnen unb $afer fäen, um biefe« gwtfcfjen
t>em erften unb gweiten ftfeefdjmtt füttern gu fönnen. -Wad? bem gweiten Äfee*
fdjnitt tritt berfetbe gafl wieber ein, baß e« (m ©rfinfutter feffft; wenn man
ttidjt um Soljanne« eine gmeite 2lu«faat oon SBidengemenge gemalt Ijat Die
meiften fianbwirte galten bie ©ommerftaflfütterung nur fo lange ein, bi« ber
3Weüe Äleefdjmtt oerbraudfjt ift, unb treiben bann ba« SBielj auf bie ©etreibe*
unb ftteeftoppet. ©er bie« nidjt Witt, ber muß für ben ©pätf ommer außer
t>em bereit« ermähnten SBidengemenge grünen Sftai«, JBudjweigen unb ©pörgel
gum SDiäljefutter in ©ereitfdjaft Ijaben, ober au«gebeljnten Soljt unb Rübenbau
treiben, um für ben ©pätfommer unb Jperbft mit paffenbem Sfutter oer*
feljen gu fein.
©ofl bie (SrnSljrung mit ©rfinfutter im ©taße ein günftige« töefultat ge*
locüjren, fo vm%
, 1) ba« 33ie^ ooflftänbig gefättigt werben ;
2) muß bei bem $eranf$affen unb Vorlegen be« Butter« bie größte
Orbnung unb 9{ege(mäßigfeit nmlten, fo baß ia^ 9Sie^ nicfjt auf ba«
Butter gu warten Ixaufy;
37*
580 Sfafjudjt, Gattung unb ©eitufcung be$ 9tuibtrie()e*.
3) barf ba$ ftutter nidf)t in großen Raufen fo lange liegen, baß e$ ftcfr
erfjifcen famt;
4) muß matt mit gefunbem ©bmmerftrof) oerfeljen fem, um oon 3^ 3tt
£eit etwas oorlegen ju fönnen, öorjügtidfj wenn ber Siegen lange an*
tyält nnb ba$ Butter naß eingefahren worben ift;
5) barf ed nidfjt an ©treumaterial festen, um bem SBielj ein rerafidjeä,
troefened Sager ju bereiten;
6) muß ber <&>taU ober <&ä)vüppm, wo ba$ 25iel) fteljt, luftig fein, fo ba&
es nidjt oon ber Jpifee unb oerborbenen ÜDfinften leibet;
7) muß ber &taü gepflaftert ober mit JBoljlen belegt, auel) mit Sttjügra
für bie Sauere oerfeljen fein; außerbem muß ber (Dünger tägfidfj unter
bem 93tef) weggegogen werben, bamit e$ reinlich fte^e unb liege.
©er biefe JBebingungen nidljt erfüllen tarnt ober wiß, ber wirb wenig
SRufcen oon ber ©taflfütterung feine« SRinboieljeS Ijabetj.
3n ben metften ©Triften ift audfj ber gute dtat ju lefen , baß man ba&
©rünfutter nid)t naß anfahren foß. SBie bie* aber anjufangen \% wenn ba&
{Regenwetter mehrere SEage anhält, Ijaben bie SSerfaffer ju fagen oergeffen. <£*
ift aflerbingä aße« oljue 9lSffe gefdjnittene ?Jutter bem SBtel) angenehmer, aber
bei {Regenwetter ift es nidfjt möglidj bieSju befdjaffefc.
SSiele Sanbwirte ftnb bei bem ©egtnn ber ©rünfütterung Sngftlidfj, weil
fie meinen, baß ba$ ©rünfutter im ganj jungen ^uftaube, oorjüglidj ber rote
fitee, bie 5Erommelfudfjt oeranlaffe. @$ Ijat bamit aber feine ©efaljr, wenn
man baS erfte ©rünfutter mit ©trolj ju JpädEfel fdljneibet, unb e$ gleidjfam
nur jum anmengen be$ bürren SutterS benufct. ©obalb ba$ ©rünfutter länger
unb fefter.wirb, nimmt man nadj unb nadfj weniger ©trolj unb metjr ©rün-
futter. SBeun jidj beim Älee.bie JBtütenfnoSpen geigen, fo tann er allein oljne
aßen ©troljljjädtfel gefüttert werben, ©efäljrlid&er bleibt immer bie Seweibung
ber Sleef eiber; feine Angewöhnung an biefe SRaljrung fdjüfct gegen ba$ Sfaxf^
blähen. ÜDie Witterung unb bie atmofpljffrifdfje Suft flehten baraüf etajumtrfen,
baß ber junge blattreidje Älee jeitweife in biefer Jpinftcfjt befonber* gefäljrlidj ift.
3dj Ijabe bemerft, baß bie ©efaljr bed 3tof618l)en$ auf ben ftleeweiben am
größten war, wenn bie Suft eine fdjwfile ©efdjaffenljeit Ijatte unb beinahe täg^
ltdj ©ewitter oorfamen.
«
£>a* ©eiben bed SRinboielje*.
(5* ift unbeftritten, baß bei biefer (SmSIjruttgSart bie ftffije am meiftra
unb bie befte SWildfj geben, oerftetjt ftdj, wenn bie Sßeiben fo futb, baß ba*
SJielj feine ooße Sättigung auf iljnen finbet. Selber ift e$ aber an unb für
jtdfj fd&wer, fotöje SBeiben gu f$affen, unb bann wirft auc^ bie SBitterung ju
fe^r auf ifjre (Srgiebigfeit. !Dürre unb pfiffe futb gteidf) na^teittg für bie
SEBeiben. 9ber bei mittlerem 3uftanb be* «oben« unb ber Sitterung liefern
£>a* Stöben bc« $Ämbtrie§eö. 581
fte ben SSeren bie aüergebeil)fic$fte Sftal)rung. Die Urfadjen. ergeben fid? teidjt.
3Die Sßeibepflangen, wie fie ba« weibenbe SMelj genießt, finb garter, al« wenn
fie bi« jum abmäßen Ijeranmadjfen, unb bie mäßige Bewegung, bie fidi ba«
IBiel) bei feiner Sättigung madjt, Dielfeidjt auc$ bie 2fa«wal)I ber ^ffangen er*
Karen jene Srfdjeinung gur ©enüge.
Die Doüfommenfte SOBeibe ift aber nur eine fotdfje, auf wetöjer ein @e*
mifc$ Don ©räfern unb Sleearten ftdj ftnbet. Sßiemal« wirb eine ffieibe fo
nacty&altig, gefunb unb näfyrenb fein, wenn fie nur eine ^ßffongenart enthält.
Darum Ijaben bie natürlichen ©eiben erfter Slaffe einen fo tyofjen ©ert, weit
*mf Ujnen roenigften« ein ©emijdj Don ©räfern Dorljanben ift. ©er Sanbmirt
mufc audj Ijier, mie in anberen Dingen/ bie . gingergeige benufcen, weldje iljm
bie Beobachtung natürlicher Srfdjeinungen gewährt; er muß baljer bei beut
Sfofäen einer fünfttidjen SBeibe ein ©emifdj Don ©räfern unb Äleearten Der*
lüenben.
Der Slee aüem übergießt auf ben für biefe ^ßflange geeigneten Bobenarten
tm« Selb Dötftommen, namentlich wenn ein ©emifdj Don rotem unb weißem
-Ätee angefäet würbe, 216er, wie bereit« meljrmal« erwähnt worben ift, ber
©enufj biefe« btattreidjen ftutter«, n)ie e« bie SBeibe liefert, ift oft gefäljrtidj,
unb bie Snglänber tljun feljr woljl barem, ©räfer mit bem fftee au«gufäen.
3fadj bie Deutfdjen, welche SBeibewirtfdjaft treiben, Ijaben bie« in neuerer 3^t
eiugefeljen, unb eine foldje Befamung ber Sßeiben ift jefet auä) bei un« bie SRcgel-
. Der ©oben wirft notf) in anberer SBeife auf bie ©üte ber SBeiben, ate
t>afc er ie nad) feiner Derfdjtebenen üBefc^affen^cit bem *ßflangenwud)fe meljr ober
weniger günftig ift. auf einigen Bobenarten finb bie äßeibepflangen naljrljafter
al« auf anberen. Die« geljt fo weit, bafj fogar in einer unb berfelben tfclb*
mar! fidj Unterf triebe ftnben. ©ewöljttlid) nennt man SBeiben, auf benen ba«
Biel} bei Doüem ©rafe ein geringe« ©ebenen Ijat unb föwadjc Lüftung giebt,
fauer. SBeld^e ©äure aber biefen nachteiligen ©nffofi au«übt, ift nodj nidjt
ermittelt, ©o Diel lefjrt bie (Srfaljrung, baj* wieberljolte Düngung unb Bear*
Leitung be« Boben« gur (Sntferoung biefer nachteiligen Sigenfdjaften beitragen.
UÄandje wollen beobachtet Ijaben, bag befonber« bie Aufbringung Don berget
4ud) in biefer £injtdjt eine SBerbefferung be« Boben« bewirft Ijabe. ©idjer
<iber ift e«, bafc in ©egenben, wo bie natürlichen Sßeiben nidjt gebeiljlidj finb,
t>te fünfttidjen SBeiben auf Stdferlanb eine weit Ijöljere 9lufcung geben. -
So »oljltljätig bem SBeibeoielj eine mäßige Bewegung gu fein' fdjeint, fo
tiadjteittg ift e« bagegen für ben ©ewinn an Wdä), wenn ba«felbe täglich
iDeit getrieben werben mug, um auf bie SBeibe gu gelangen. 5ür bie Be*
tiu^ung entfernter ©runbftücfe al« SBeibe ift e« rätlid), bie Äü^e SCag unb
unb 9iadjt im freien gu laffen, unb bie SDWlc^ Ijerein gu fahren ober gu tragen.
(Sin wefentlidje« Srforberni« bei ber Beweibung ift gefunbe«, frifc^e«
SSJaffer. geljlt e« an fltegenbem SBaffer, fo muß man auf bem gelbe Brunnen
1
582 Sfofeudjt, Haltung unb SBeiutfcimg beö 9ttnbt>ie$e«.
anlegen; tiorauägefefct ba§ bie« wegen 5Eiefe be$ 2Bafferftanbe$ nidjt gu mele
Äoften oerurfadjt.
Sffienn bie Örtlic^fcU nidjt ertaubt , gute unb reidfje SRmboieljroeiben auf
bem SWerlanbe gu fdjaffen, weit e$ an £)üngung$mittetn feljtt, um ben ©oben
gur £eroorbrmgung eine« bieten ®ra$wud)fe$ gu befähigen, ober wenn grofje
©tredfen niebrig gelegener, f aurer, natürlicher SBeiben gu benufeen ftnb : f o mufc
man ftd() mit einem Meinen SBieljftifjtag begnügen unb nidjt glauben, baf* unter
folgen Umftänben bur<# äfofdjaffung einer größeren SRaffe eine beffere 9Zufemig;
ju erlangen fei. SWaffe unb faure SBeiben werben oljne 3roc*fe* *>**Ǥ folc^e
ftüfje am ^örf)ften ausgerast, rottye auf iljnen aufgewogen ftnb, bie fu$ a(fo
oon Sugenb auf an biefe SRaljrung gewöhnt Ijaben. @o erfolgreich eine gute
Straffe für bie SluSnufeung be$ ftutterS fein lann, wenn tefctere« in paffenber
©efdfjaffenljeit reidjlidj oorljanben ift, fo nachteilig ift eS, befferen unb fdtjmereren
25iel)raffen nur eine.fold&e SRaljrung gu geben, wie fic faum für S3iel) Heineren
©djfageä auSreidjte. ©erfährt man fo oerfeljrt, fo ift nidjts geroiffer, ate bafc
bie an beffere unb retdjlidjere Sßaljrung gewöhnten Ziere einen oiet geringeren
9tufcen gewähren, als bie bei fpörftdjer Haftung aufgelaufenen.
2Benn 3ugod)fen, toetd^e ftarf arbeiten muffen, ftdj auf ber SKJeibe ernähren
fotten, fo mufc biefe reidlj unb bem Orte, wo bie £iere arbeiten, nalje gelegen
fein. SWuß man bagegen bie müben 5Eiere weit treiben, beoor fte oom ^ffoge
auf bie SBeibe lommen, unb ftnben fte bann nidjt fooiel gutter, ba| fte jtdj in
lurger 3^ fättigen unb bei bem SBieberläuen ruljen lönnen, fo ift oon folgen
Üeren nidjt oiet Arbeit gu erwarten. £)e$ljatb ftnbet auf ®fitem, wo ein leb*
Ijafter ®efdjäft$gang eingeführt ift, ba« ©eiben ber Odljfen nur auänaljutsrorife
ftatt. @ie werben an ben metften Orten ben gangen ©ommer Ijhtburdj im
©taöe ernährt.
SBon ber ffimäljrung be« SRinboieljeS im SBinter.
©ei feinem ehemaligen 3uftön^ lieferte ber SWferbau gur SBmterfütterung
nur ©trolj, wöljrenb oon ben gufäöig gu einem ®ut geljörenben Söiefen fome£
Jpeu gewonnen • ober baoon fooiet gugelauft würbe, als gur ©urdjwinterung be*
JBieljeS erforberlidj war. Damatö war es bie Aufgabe be$ SanbmirtS, mit
beiben Futtermitteln gut $au8 gu galten unb fte gteidjmäjHg auf bie ganje
Sßtntergeit .gu »erteilen.
£)ie neuere fianbwirtfdjaft begnügt jtdfj hiermit nidjt. (Sie Bcfttt auf ben
Äderlänbereien außer bem £eu Kraftfutter mandjertei Slrt unb ift baburd^ in
beut ©tanb gefefct, aße $au$tiere, audfj baä föinboielj, mit kräftigerer iftaljrung
gu oerforgen.
£>a$ ^)eu ^at ate lonftftente 3uÖö^e Ju fnftigem SBurgetfutter unb jn
Sranntweinfd&lempe ^o^en SBert. @3 Ijitft ben ©anft füllen, erhält bie »er*
bauung«organe bei bem1 leidet nerbaulic^en, faftigen ober Pffigen gutter in
(gntäfjrung be« 9ttnbt>iefje* im SBittter. 583
größerer Xfjätiflfctt unb giebt ber SDWtcf) unb SJutter einen angenehmen ®ei*
gefdjmatf. 3tfj möd&te ba« £eu begügfttij feiner Sßirfung bei fonft fefjr fafttger
Fütterung ba« ©eroürg nnb ©alg nennen, ©ooiel ift ftd>er, baß bie Don bloßer
Sartoffetfütterung erzeugte ©utter einen faben ©efd&macf Ijat, roeldjjer burdj Sei*
gäbe Don £eu oerfdjroinbet.
gfir &ü$ofyen nnb Sungoiel) ift ba« #eu neben ©trol) nnb ©preu allein
genügenb, wenn e« in au«reid)enber SWenge gegeben werben fann. SBBo e« fnapp
unb teuer ift unb roo man tyauäljäöerifcf) -barmt umgeben mn% ba ift anzuraten,
e« mit ©trofj gufammen gu £ä<ffet gu fdjneiben. ÜRan !ann bann fogenannte«
©djeunenfutter, worunter man bie Abgänge beim ©refdjen unb Steinigen be«
betreibe« oerfteljt, gleichmäßiger mit bem §eu* unb ©troljfutter mifdjen unb
baburdj eine fparfamere SBie^altung herbeiführen. §at man töübfenfdjoten, fo
werben aud) biefe unter ben $fi<ffet gemengt. 3U Anfang be« SBinter«, unb
aud) noefj bi« in ben fjebruar hinein, ift biefe« ÜDürrfutter bei gewöhnlicher
SRinboieljljattung für ba« brei* unb oierialjrige 3ungoielj unb für 3ufl°^fe^
ooüfommen auSreidjenb. 3n ben legten brei SKonaten ber ffiinterfütterung,
roo $m unb ©trol) härter unb weniger oerbaußd) fmb, ift e« fetjr gut, roenn
biefe äflifdjung burd) 3fofeud)ten mit Öttudjen* unb ©dprottranl ober ©rannt*
jueinfölempe fdjmacfljafter unb leichter oerbaußd) gemalt ro\rb. Slud) StarJet*
geroädjfe oertreten bie ©tette einer fotdjen gfüfftgleit.
. Äülje, roetdje leine 2Rildj geben, fötmeji fo lange, bis tyre £rädjtigfeit gu
(Snbe gej)t unb iljre Suter gu fdjroeflen anfangen, ebenfalls mit trodenem Butter
genarrt werben. Um aber auf bie 3tbfonberung ber SDtitdf) beffer gu roirfen,
muß man ben Ijodjtragenben Äüljen, foroie betten, roett&e 2Ättdj geben joden,
ein ftörfer näljrenbe«, meljr faftige« fjutter oerabreidjen.
^anntroeinfölempe, ©tertreber, SBurgelgeroädjfe, $ol)l unb Öffudjentranf
ftab bie geroöljnßdjen 9?al)rung«mittef, bie man neben bem trodenen #eu* unb
©troljfntter ben Äüljen giebt. 3n einigen ©egenben, Jebod) nur in Sßirtfdjaften
oon mittlerem Umfang, roirb fogenannte« ©rü^futter bereitet. Sin ©emenge
obn gefdjnittenem £>eu, ©trolj, ©preu, 3tübfenfd)oten, Äof)l unb Sßurgetgcroädjfen
roirb mit fiebenbem SBaffer begoffen, barauf jugebeeft unb einige 3^ ft^cn
gelaffen. SBenn ba« ©ange fo roeit erlattet ift, baß bie ftfilje e« oljne ©efaljr
genießen lönnen, roirb e« iljnen tauroarm gegeben. 3dj foflte meinen, baß
fold)e« gutter für 2Wetf!ülje feljr juträgßdj fein muffe, Ijabe aber niemate ®e*
tegenfjeii gehabt, oergfeidjenbe SSerfudje barüber angufteüen, inroiefem bie größere
3Jtü!je ber gutterbereitung unb bie Äoften ber Neuerung burdj bie oermeljrte
SKi^probuftion begabt roerben.
(Sine nufcbare Durc^rointerung be« SRinboie^e« oljne §eu ift teil« mit
ffiurjefgeroäd^fen, teil« mit Abgängen oon 3wferfabrifen, ^Brennereien, Srauereien
unb ©tärlefabrilen roofjtfeif gu befc^affen. 3n beiben hätten muß man aber
reic^tid§ mit ©trofy oerfeljen fein. SBenn man biefen ärtifef, oorgügtid§ oon
584 Sfafoudjt, Haltung unb Senkung be« fömbbie^e«.
@ommerfrü#ten, im Überfluß befifct, unb oon bem ©efidjttyunft ausgebt, bafc
ba$ föinbüiel) ba$ Stttttet ift, um ©trol) tu Dünger ju oerroanbefa, baß man
affo auf eine eigentliche ©elbnufcung au^ bem @trolj nic^t SRedjnung ju machen
ljat, fo rotrb man ba$ SRmboielj forooljf mit SSBurjetgeroädjfen ale mit ben er*
tüä^nten 5a6rifabgängen rool)lfeiter burdjrointera ate mit £eu.
£)a$ ©trol) muß ju atten faftigen Futtermitteln beigegeben werben, um
Durchfall ju bereiten, überhaupt um bie ©efunbljeit ber dttnber ju erhalten.
$)iefe Beigabe ift um fo mistiger, je weniger ba$ 33ielj fdjon bei feiner Auf*
gudjt, atfo dou Sugenb auf an reidjtufje Mengen eine* feljr faftigen gutter*
gewöhnt ift. 3dj Ijabe gefeljen, baß große Külje au$ ben üßarfdjen an ber
9?orbfee, bie ganj mit $eu unb ©trol) aufgesogen waren, burd> ret$(u$e*
SBurjelfutter in einen £uftanb ber Stbmagerung gerieten, in roeldjem fie ben
mageren Küljen be$ <ßl)arao glitten.
Sei ber fo oietfadj oerfdjiebenen ©röße unb @<§roere beä 9tinboiel)e$ ift
e$ nidjt teid)t, ba$ nötige 9Kaß oon ffiurjelgeroädtfen anzugeben, roeldje* mit
SJorteü an ein SRinb tägftdj ju oerflittem ift. SDBemt eine Kul), bie au$*
gefdjfodjtet 300 $funb gleifdj liefert, mit 20 bis 25 $funb Kartoffeln, anbere
3Burje(n nad) 33erl)äftni$, eine reidjfidje 9ial)rung erhält — immer unter ber
33orau$fefcung, baß nebenbei gute« ©tro() jur ©enftge gefuttert rotrb — fo ift
Kar, baß eine anbere, bie 600 bie 700 $funb ftleifdj giebt, ba« bo^ette er*
Ratten mu% (§3 intereffiert un« Ijier nod) bie Frage: ift es beffer, bie Kar*
toffefa rol) ju üerfüttera ober fotd^e Dörfer ju fod)en? Die Antwort faitn,
tute bei oieten ©egenftänben ber Sanbroirtfc^aft, oerfc^ieben auefaüen. SBäljrenb
einige ba$ Sodjen empfehlen, finb anbere ganj bagegen, unb beibe karteten
fönnen redjt Ijaben. Suttert man regelmäßig Kartoffeln, betrautet man fie
als ba$ eigentliche Kraftfutter unb giebt bie jur nufcbaren Haltung be$ 33tel)e3
genügenbe Quantität, fo ift baä 33erabrei(§en im roljen ^nftanbe oorjugteljeiL
©oöen bie Sartoffeln aber nur ate eine fräftigere ©eigabe ju geringem
SErodenfutter bienen, j. SS. um bei tyodfjträdjtigen Küljen bie SWildjabfonberung
ju beförbern, ober oon meffenben Küljen meljr SWildj gu erhalten, unb man
lann täglidj auf ba« ©tüd nidjt meljr als 10 bie 15 $funb üerroenben, fo ift
bae Kodjen ber Kartoffeln unb bie Anfertigung eine« JöreieS ober Traufe« ju
empfehlen, mit bem man entmeber bae ^Dürrfutter begießt ober ben man ben
Äutjen gum ©aufen oorfefet.
T)k Abgänge ber ©tärfeberettung an» Kartoffeln, raet^e atö ben unjer*
riebenen Senaten unb ber au$geroafd)enen Safer befielen, Debatten ftd) bejügli^
ber Smä^rung bee 9?inboieljee ben ro^en Kartoffeln faft gang g(ei$.
SBetm xti) ^ier, roo oon ber SBurjelfütterung bie SRebe ift, ber Mbenarten
tneniger gebenfe, fo gefc^ie^t ee nur, roeU bie Kartoffeln me^r angebauet roerben
unb bei ber SBie^ffitterung in Sforoenbung lommen, atö aüe SRfibenarten ju*
fammengenommen. 3n i^rer ©ebettjtidjfeit für ba« SBie^ unb in iljrer ©irtmig
Snrifynmg be« SÄmbtoiefcö im hinter. 585
<mf 3Äitdj* unb öutterergeugung fielen bie Gliben ben Kartoffeln nidfjt nur
irid&t nadj, fonbern man femn breift behaupten , baß fie für SKtfdjDiel) beffer
geeignet finb. ©aß man bem ©erpicht ober 9Äaß nadf> ftärfere ©aben Don
Drüben reiben muß, ate Don Kartoffeln, ergiebt fi(J) qm& bem weiter oben in
3af)len bejeidjneten ftutterwert her oerfdjtebenen SRübenarten. £)ie Don biefem
fjutter gewonnene SDftld) liefert ftets eine woljlfd&medenbere fflutter, ate bie oon
Jen Kartoffeln erlangte. &vixn SDiäften finb aber festere oorjnjie^en.
Söä ber 33erabreidjung be$ 9tübenfutterS oerfäljrt man ebenfo rote bei ben
roljen Kartoffeln. 3Me- Silben werben in ©Reiben gefdjnitten ober jerftoßen
bem 2Sie^ oorgelegt. Sfadj wirb ©preu ober #ä<ffet jugefefct, je nadjbem man
ftärlere ober fd&wädjere ©aben oerabreidf>en !arm ober will.
3n nenefter 3eit Derwanbeß man bie SBurjetgewäd&fe juwetten burdj
URafdjinen in einen fflrei.
Erfrorene ober fei rjäulnte begriffene SBurjeln geben ein ungefunbcS gutter,
roeldjeS ein üorfid&tiger Sanbwtrt niemals Derwenben wirb.
5Die ffltertreber, and) ©eil) genannt, werben bei reifer 33iel)l)altung un*
i)ermifd)t oerfüttert; bei ärmtid&er Ernährung benufct man fie 3um Sfamengen
be« ©trolj* nnb £eu*$ädffete. ©ie finb ate ein feljr gefunbeS unb nafjrfjafteö
tjutter für SRinboief} gu betrauten, fo lange fie frtfdj finb. Sin oerftänbiger
Sanbroirt forgt bafür, baß fie im frifdjen 3uftanbe Derart werben.
£)ie Abgänge aus ben Branntweinbrennereien, ©dfjlempe, ©pülid)t
ober ©ragen genannt, finb in neuerer 3«t ate Futtermittel oielfadj beforod)en
worben. 3Kan Ijat manche Vorurteile bagegeu, ooh benen idj einige Ijier be«
rüljren will. £)ie ©djtempe fott ju Ijifcig unb barum für bie Dauer ungefunb
fem, aud) fotl fie wenig 9iäl)rftoff enthalten. 23orjügticfj ift eS bie Kartoffel*
fdjlempe, bie man in biefer §infid)t oerbädjttgt. Über ben ftuttermert biefeä
Stattete Ijabe \6) bereite im 8. Stbfdfjnitt meinen DieQäfirigen Erfahrungen gemäß
im allgemeinen midfj ausgebrochen. Jöejüglidfj ber SBermenbung für 9ttnboielj
mag l)ier jur S3eroottftänbigung nodfj gefagt fein, baß ein mäßiger ®enuß bief$S
fJutterS, worunter \ti) bie ©c^lempe oon 50 btS 60 $funb Kartoffeln für ein
Sttnb mittlerer ©djwere oerftelje, biefer Stewart nidf>t nur unfdjäblid) ift, fonbern
baß es nadj meinen Erfahrungen lein anbereS Futtermittel* giebt, weld()eS ge*
fünber wäre. Stber bie ©d)lempe muß frifd) oerfüttert unb in woljt gereinigten
©efäßen aufbewahrt werben unb es muß ber ©ifbung oon ©äure burd) Ehu
lalfen ber Seljälter unb große föemlidjjfeit oorgebeugt fein. $>aS unmäßige
SSerbünnen mit Söaffer Ijalte idf) nidjt nur für unnüfc, fonbern fogar für nadj*
teilig, weil ber tierifdje Körper baburt^ gezwungen wirb, eine große üDienge
SSSaffer burd^ Den Urin unb burdj Slu^bünftung wieber fortjufd&affen. ÜDa^
S3erbünnen mit SBaffcr fann nur in bem Satte ate }wedmäßig bejeic^net werben,
wenn man bie ©dfjtempe einjig unb allein baju benu^t, um bad ®eföff be^
586 Sfofjudjt, Haltung unb Senufeung bfö föinbtnelje*.
SBic^e« gu oerbeffero, nicfyt aber, roemt man biefe$ 3?utter ate bie eigentliche
Wahrung betrautet.
SBie überhaupt mehlige« ©etränf auf ®ermeljrnng bcr SHitdj roirft, fo tft
bic ©djtempe baju gang befonber* geeignet. Die 33ieljmäfter in öerfm, roctdje
ftete frifdjmeffenbe ffülje anlaufen unb foldje na<§ beut Stbmeßen fett an bie
©djtödjter abgeben, laufen bie ©dfjfempe oon ben JBrennera gu Ijoljen greifen
unb flehen jtdj burdj ben SWtldjöerfauf bei biefem ©eroerbe gut. Die 2RU$
oon ber ©djfempefütterung tft fetter, roemt bie Äülje babei gute« $eu erhalten;
bie oon biefer SDMtcSf bereitete Butter tft aud) befftt nte btejenige, meiere bei
Fütterung rötyer Äartoffetn gewonnen wirb; fte ftel)t jebodj ber $eubutter ober
ber Don 9Röl)ren, SRunfeto unb gefunbem Äol)t nadj. aber um 9)itfd} $um
Verlauf gu geroinnen, roaS in ber 9tölje groger ©täbte ^auptgroed ber ftulj*
Haltung ift, giebt es für ben gleiten $rei$ lein Sittter, roeldje* beffer wäre
ate bie ©djtempe.
3ür 3ugodjfen tft bie ©djfempe ein feljr nä&renbe* Butter; aud> gur 3Käftung
ift fxe brauchbar, um ba$ 25iel), nadj einem beliebten 33otteau$brucf, erft aui*
guffeifdjen. 3<ö roerbe fpäter barauf gurihffommen.
SBenn bie ©c&fempe ben Äüljen, ^"Ö* ot)er 9Jtoftodjfen ate eigeutlidje
5Wa()rung gegeben roirb, unb nidjt Mo« bagu bieut, baS Dürrfutter gu bc*
feuchten, um tefetere« genießbarer gu madjen, fo gielje id) eS oor, fte unoermifcfjt,
oljne 5>ädfet gu füttern. 3ft eS bagegen bie Slufgabe, mit ber ©djfempe redjt
trief auSguridjten unb mit beren $>ttfe große SWengen oon Dfirrfutter, g. ©. twm
9tap$* unb töfibfenfdjoten, ©etreibefpreu, ©trolföädfel :c. gebeiljlidjer gu machen,
fo wirb regelmäßig 24 ©tunben cor bem SSerffittem ba$ trotfene gutter mit
©djlemye angefeuchtet unb forgfättig burd&einanber gemengt. Die« gefegt in
Ijölgernen Ääften ober ©efößen, -aud) in fteinemen ©ruben. Die ©djtempe
burdjbringt babei ba$ troefene §utter unb oerfefct baSfetbe in einen ^afknib ber
©äljrung, in meinem eS bem SBiel) fel)r angenehm ifi. #
Um bie ©djtempefütterung einguffiljren, ift nötig, bamit fangfam gu SSßerfe
gu geljen. SBenn ba« SMelj nic$t baran gewöhnt ift, fo bauert es mehrere Xage,
beoor biefe Angewöhnung erfolgt. SDBirb bem aufgeftattten 25iel) gleich anfangt
ba$ ooBe Quantum ber ©djtempe oerabrei<f)t, fd ift nidjts roaljrfdjeinlidfjer, ate
baß ber SBerbraud) mit ber Bereitung be« Suttcrd nidfjt ©t^ritt Ratten rokb.
^)äuft fid) bie ©d^Ienme aber an, fo beginnt fie gu oerberben, unb urirb bem
5Bie^ unangenehm. STritt biefer 5aö ein, fo ift nidjt anber« gu Reifen, ate baß
man bie buref) faulige ©äl)rung oerborbene ©d^Iempe auf ben Dünger ans*
flutten läßt. Die ©effiße unb 3lufben)a{|rung«räume muffen bann forgfättig
gereinigt roerben, beoor frifdje ©d^lempe hinein lommt. Diefe« Butter na^rt
am beften, roenn es am Jage ber Bereitung oerge^rt werben lann. SKan muß
alfo bei ber 35ief)5altung folc^e Sfoftatten treffen, baß bie SSerge^rung ber ©djlempe
gleiten Stritt ^ä(t mit ifyrer ^erfteKung.
amidjiutrtföqft. 587
Die Ötfttdjen werben mit SRed^t in aüen Sßirtfdfjaften fc^r 'gefdjäfct, in
melden bat SSielj Ijauptfädjfidj mit ©trot) unb §eu gefüttert wirb. SBenn unter
fotdfjen SBerljattniffen ein erwadjfeneS 9ttnb tägtid^ 4 bis 5 <ßfb. trodfene £)t #
fttfjenfubftang erfjäft, bie in ©affer aufgerührt, gum 8fafeud)ten be$ trodfenen
SutterG benufct wirb, fo werben oljne 3roeifel bie näljrenben Sigenf dfjaften be$
{enteren er^B^t. 8emfu<f)en jinb notifj naljrljafter, ate bie $re$fod)en oon ben
ftübötfaaten.
$)te Öffudjen. werben au<§ oon ben Sanbwirten, bie i()r 25ie!j ben größten
5Eeit be$ SaljreS mit ©dfjleinpe ernähren, bagu benufet, um bie ©tefle ber letzteren
gu erfefcen, wenn bie ^Brennerei in ber Reißen SSaljreSgeit fd^roa^ unb t)ödjften&
jur ©ewinnung be$ notwenbtgften SMeljfutterS betrieben wirb. Stanbefteu
oerfäljrt man in folgern ftafle, inbem man bie Öffudjen in SSJaffer aufföft
unb biefen Ößudfjentranf mit ber ©djfempe oermifdjt. auf biefe SBeife !ann
man bie Fütterung ebenfo fortfefeen, wie mit ber üoüen ©djtemperatton, wobei
©trol) gum 2ta«ffitten be« SBanfteS gereift wirb. SWit bloßem Iran! oon
9iap$fucf)en unb ©trol) l)at e« mir nidjt gefingen wollen, ftarl arbeitenbe 3ug*
od&fen gehörig gu nähren. £)a$ Sttnboiel) nimmt oon biefem ftutter nidfjt bie
erforberlid&e Quantität gu fidfj, um oljne #eu jtdfj genügenb ju erhalten, wie
e$ bei ber ©dt)lempe ober einer SWifcfjung oon biefer unb £)tfudf)entranf ber
$aö ift. 3Me Abgänge oon 9?übenguder*ftabrif en finb ebenfalte ein . gute« Stinb*
oie^futter. .©otd)e finb gweierlei Slrt: gunädjft bie Preßlinge ober bie SRfidt*
ftänbe, weld&e man oon ben gerriebenen 9ifiben nad) bem StoSpreffen be$ ©aftes
gewinnt, ©ie werben bem SBtel) oljne Jöeimifdfjung oorgetegt) fowoljl frifdj ate
au<f> im gefäuerten 3ufta^c- 3n bem lederen befinben fid& bie Preßlinge,
wenn fie in ©ruben ober in Reimen mit Srbe bebeeft aufbewahrt würben,
ferner ift bie SKetaffe ober berjenige föüdfftanb be$ 3U(ferfafte* Ju crwa^nenf
ber nadf> ber 3lu$fd(jeibung be$ frljftaKijierbaren 3u<fer* üerbteibt unb wegen
feiner falgigen Sefdjaffenl)eit ju§ gum ©enuß für 3Kenfcf)en nid^t eignet.
Diefer geringe ©tyrup wirb mit SDBaffer oerbünnt unb in äljnfidfjer 3trt wie
Dffudjentranf gur SSieljfßtterung oerwenbet.
S5on ber 3ÄUd(jwirtJci)aft.
3n ben meiften ©egenben 5Deutfd)lanb$ ift SDWId^ergeugung §auptgwedf ber
SRinboieljljaltung. 3d^ Ijabe midfj bereit« barüber auSgefprodjen, baß eine größere
ÜRildjergiebigfeit me^r als bisfjer angeftrebt werben foßte. Die mildfjergiebigfteu
Äfilje finbet man in Keinen Sßirtfäaften, in welken bie Söeftfcer ben Xieren eine
au^gegetd^nete Pflege gufommen laffen unb bafür forgen, baß bie Ijodjtragenben
Werfen red^t nätyrenbeS Butter erhalten, ©ne fo -ergogene Äu^ !ann fpäter^in
bei larger ^a^rung fe^r tief im SMdjertrage jtnlen; wenn fxe aber im 3uftcmb
ber neuen Iräc^tigfeit wieber gut gepflegt unb genäljrt wirb, fo wirb bie 2lb*
fonberung ber Wlxlä) burd§ bie erweiterten 2KUd§gefäße beförbert unb i^re ©gen* '
588 Sfofjudjt, $aftwig unb $enufcung bes fötnbbtelje«.
fc^aft ^o^er . SDtitc^ergieKgf ctt wieber fidjtbar werben. <£« folgt barau«, ba§ man
twrgug«weife bie jungen Äülje mit fräftiger Sftaljrung. üerförgen ntug.
Die üftildjDerwertung gefc^ie^t entweber burdj SSerfauf berffifen 3JHM)
* ' ober burd) ©utterbereitmtg ober burd) Verarbeitung ber aJKtöj gu fettem Äfffe.
Der 2ßüdjoerfauf ift nid)t nur bie einfadjfte Slrt ber Verwertung, fonbeni
aud) bie oorteifljaftefte. 2Bo bagu ©elegenfyett oorljanben ift, Ijat man bie Äon*
lurreng ber SSerfäufer weniger gu befürchten , at« bei bem SSerfauf ber JButter
unb oon Ääfe. Sefctercr fatm au« weiter gerne ^erbeigefd^afft werben, bie füfce
üWttd) bagegen gum gewötjnttdjen ajerbraudj o!)ne £itfe ber ©tfenbaljneu nur au«
geringer ©ntfemung. Dc«l)alb ift bie ffüljereiwirtfdjaft in ber SKäije ootfreid)er
^täbte fo einträgfid). Sei bem 2Jttld>üerfauf lommt gunädtft bie STOenge in
J0etrad)t, we«l)alb bie betreffenben Äfilje biejenigen Futtermittel erhalten, welche
auf bie SÄenge ber SWitd) mirfen, b. I). mehlige £ränfe unb aße« faftige ftutter
. überhaupt. Sfodj ©erben oerftänbigerweife bei biefer Verwertung ber 3Kifdj bie
Sütje täglich breimaf gemotfen.
Sßirb bie SÄildj gu Sutter oerarbeitet, fo Ijat man anbere Verljaltttiffe gu
berfidjtdjtigen. Sfojjer ber 9Äenge ber Üftitdj intereffteren atebann iljr ©ütter*
geaalt, unb biejenigen Sigenfdjaften, meiere bie fflutter woljtfdjmtcfenb maßen
unb iljr eine natürlich gelbe garbe oerleiljen. Die woljlfdjmedenbfte Sdnifcc
erfyäft man, wenn bie Sülje junge« ®ra«, faftige Sugerne ober SIee genießeft
fcaljer .ftefyt bie üßaibutter bei ben #au«frauen in befonber« ljot>em 2lnfef>en.
Diefen eigentümßdjen SßJoljtgefdjuiacf Ijat bie ^Butter nur im SJtai unb Siuri,
ttenn fidj ba« Vielj oon ben jungen ^flangen näljrt. SBenn faäter im ©ommer
eine äljnfidje ©utter in forgfättig geführten SBirtfdjaften angetroffen wirb, fo ift
bie« nur al« 3tu«naljme gu betradjten. Die näljrenben ©igenfdjaften ber ftutter*
fangen finb in ber SRitte be« ©ommer« geringer; e« ift audj mögßd), baf$
bie große #ifce im 3uß unb Sfoguft bie Urfadje ift, we«ljatb bie ©utter in
biefer £eit *** $rüljßng«butter nadjfteljt.
Die ftettigfeit ber SIÄüdj ober iijr «htttergeljaft ift abhängig oon bem Futter,
t)on ber Snbiotbuaßfiit ber Äülje unb baoon, ob tefetere frifdj* ober attmelfenb
finb. SDBenn fidj bie $üf)e oon folgen ^ffangen näfjren, bie auf mitbem, gut
fuftiüiertem ©oben geroac^fen finb, wenn bie Sßitterimg meljr troden at« nag
ift, fo . geben fie eine butterreic^e 9RiI(^. ©erben fie bagegen auf faure, naffe,
^umofe 2Beiben getrieben, ober befommen fie ein fetyr maftig aufgewogene«
gutter, fo ift bie bei biefer 5Ual)rung probugierte SJRitc^ wäfferig; ebenfo bei
anljaltenb naffer SBitterung. Slüe SBurgeln, be«gtei^en bie -©ranntweinfdjfempe, l
ergeugen eine bunne äWifdj, wogegen red^t gut gewonnene«, gerudjreidje« ^>eu
eine fette SDWIc^ unb eine wol)tfd)me<fenbe ©utter giebt.
Der eigentfimßdje Organi«mu« ber Äälje ift Urfadje, bog bei gleid^em
gutter oon ber einen ffu^ eine große SKenge wäfferiger SDWfd^ gewonnen wirb,
wäljrenb bie anbere gwar ein geringere« SWag biefer gliiffigfeit liefert, aber
9RU4mirtMaft 589
bafür dou fo fetter #e)d)affenl)ett, bafc beibe £iere für bie Suttererjeugung
einen ganj gleichen 3Bert tyaben formen. — Die SKildjj Don frifdfjmelfenben
Äüljen ift immer bünner, afö bie Don altmeffenben. SBerben bie ßüf)e tägtidj
breimal gemotlen, fo ift bie babei gewonnene ÜJKld) bünner, als wenn man nnr
jweimal melft.*)
ß$ genügt alfo nod() nic$t, ju wiffen, wie Diel im. Durdjfcfjnitt be$ ganzen
3a()re$ Don einer Äntj Sföitd). gewonnen wirb, fonbem man muft aucfj feine
Sfafmerffamfeit baranf rieten, wie oiet biefe ÜJKldfj an ©utter liefert.
Die angaben' über bie SRenge ber %Mty, meldte eine ffulj liefert, fxnb
noiJ) weit fdjroanfenber, atö bie über ben 9Icferertrag. (ginige behaupten, baß
e$ Sfilje giebt, bie frifdfjmetfenb täglich jwifdjen 30 nnb 40 berliner Duart
9Wildf> probujieten. 3c§ mujj aufrichtig gefielen, ba§ idfj oor ber £anb baran
jroeifele. (Ss gehört fd&on ju ben aufcerorbentlidjen Srfdjehnmgen, wenn man
Don einer iStul) jrotfc^en 20 bis 30 Duart ÜJKldj erplt. einige Äülje geben
in ber erften 3eit nadj bem Salben Diel ÜJKId^, nehmen aber in ber 3Kildj^
ergiebigfeit balb ab, nnb flehen fdfjtiej$lidf> Dolle brei Sföonate trodfen; anbere
nrieber geben nadf> bem ftatben leine befonberS große äftenge, aber fie bleiben
fid) im ÜÄtldjertrage meljr glei<§, nnb festerer ift felbft im ,3uftanbe ^o^er
Xrädjtigfeit nod) teiblidf); bie beften fiülje tonnte man bis jum neuen Salben
fortmeffen, man Ijört aber beffer 4 bis 6 SBod&en Dörfer auf. Sei einem
großen SBieljftapel ift ber Durdfjfd)nitt beS SföildjertrageS, beri iebc Äul>
im Saufe beS ganjen SatyreS giebt, mistig, hierbei finb jwei Säue- wot)l ju
unterfdfjeiben. Sntweber es werben ftets frifdjmetfenbe Sülje angefauft, unb
wenn fie abgemolfen finb, an ben ©dpdjter abgegeben; ober man jieljt bie
Sülje felbft auf, unb Ijat alfo ftets einige junge £iere, wetdje nod) nid)t in
ifjrer Dollen 2Jttld)ergiebigfeit finb; anbere fteljen wegen Ijoljer 5Eräd(jtigfeit trodfen
unb biefenigen, weldje gefatbt Ijaben, muffen i^re SWitdO mehrere SBod^en Ijht*
i burdfj ben Kälbern geben, SS ift flar, ba| Don- einer gleiten ©tüdfjaljl
im erften Satfe wol)l ein Dritteil meljr 2Wild& gewonnen wirb, als im legten,
. mie fidj IjerauSftellen wirb, roenn man bie ÜDHI$ täglich meffen unb auffdjreiben
\ tfift, was in jeber guten ©irtfäaft gefdjeljen foötc. Der 2ßild)ertrag ift mittet*
\ mäßig, roenn man im Durdjfdjnitt beS ganjen 3a()reS täglidj begieljungsweife
\ nur 6 unb 4 Quart ÜJKltlj erhält, unb gut, roenn 7 bis 8 im erften, unb
5 bis 6 im jwetten 5aHe gewonnen werben.**)
Da man Don 12 bis 14 Ouart 3Ril(§ ein ?fb. ©utter erhält, fo liefert
*) Sefctere Behauptung wirb bur^ neuere Serfu^e unb Unterfu^ungen nidjt Bejlättgt;
i tägli^ breimaligem Steifen berÄü^e ift im aQgentetnen bie Wld) ttooa* lonaentrierter, a\»
um nur gwetmal gemoöen rotrb, überhaupt bie ßett öon ehtem SRelten jum anbem länger
bouert. (W.)
**) 3)q6 ify ^ter nur fol$e ©irtf^Qften int Sinne (>ak, in rael^en groged $ie^ ge<»
galten wirb, ijl felb^erflänbli^.
1
590 2faf$udjt, Haltung unb SBenufcung be* 9ttnbt>tef)es.
atfo eine Äulj tiac§ üorfteljenben Slngaben über ben 2)tttdjertrag jäljrtid) 1, 1|
unb 2 3tnr. Sutter.
Set ber ©eroinnung ber ÜJtttdj muß unter alten Umftänben bie grofte
SReintidjfeit beobachtet werben. 3U bem 3»ed ift ein remitier unb tnxfener
@tanb ber Sülje toefenttidje öebingung. Sffio biefer feljtt, ba jnirb e$ feiten
gelingen, bie SDttldj gang rein gu erhalten. 9ttan empfiehlt groar, bie (Suter
ber Sülje Jebe«mat oor bem SKeffen gu roafdjen.* Die« ift an unb für jid)
umftänbtidj unb wenn man bagu genötigt roirb, weil bie (guter mit meiern
©djmufc bejubelt finb, fo ift e« and) fe^r roa^rfdjeinlid), bafc man bei einem
großen 93tei)ftanb feinen 3roe<f gar nic§t erreicht, berat bie öftere ßrneuenmj
t>e« 2Bafdjroaffer« ift mfitjfam unb feiten erlaubt e« bie 3«t, bie <£ntetmfifdje
mit reinem Sßaffer gut au«gufüljren. ©efdjieljt bie« aber mit fdjmufcigem
Sßaffer, fo ift e« nachteiliger, al« ba« Saften gang gu unterlaffen. Da*
fidjerfte SÜttttel bleibt atfo ftet«, für ein reine«. Sager gu forgen, bamit ba*
SBafdjen nur au«nal)m«n)eife bei eingelnen Äüljen vorgenommen gu werben brauet
Die ©efäfce jum SDielfen unb gum £ran«port ber STOttdj föraten tridjt
reinlich genug gehalten werbest. SJermenbet man hierauf nidjt bie nötige @org*
fatt, fo nehmen bie SDKIdj unb bie avt» if)r bereiteten ^ßrobufte einen tnibrigai
©efdjmacf an; auc$ bie blaue SDWtdj unb bie lange 3Äild), befannte fc^Ihmne
3uftänbe berfelben, tyaben oft leinen anberen Urfprung at« Unreinlictyfett ber
Oefäße.
Die ©uttergetoinnung.
Sei ber 2hittergenmmung, ber geroöl)nKcf)ften 3$erroenbijng«art ber 3JW&
ift f otgenbe« gu beachten : 1) bie ®efä§e, in melden bie SDfttdj gum 3fo«fd}eiben
ber ©aftte ^ingeftettt mirb; 2) ba« Sofa!,, wo bie« gefdjietjt; 3) ber 3«tpwA
toann bie ©aljne ober ber JRaljm abgenommen wirb; 4) ba« ®efd)äft be*
^Buttern« fetbft; 5) bie öeljanbtung ber fertigen fflutter; 6) bie Senufeung ber
abgerahmten 2ftitd>.
1) Die ©efäpe, in benen bie äßildj gum äu«f<f>eiben be« 9tol)m« #*
flefteüt werben mn%, lönnen au& üerföiebenen ©toffen öerfertigt fein; fie fmb
Ijölgerne, hrbene mit guter ®tafur, gläf erne, oon ©tetngut ober ^ßorjeöan. ®ie
brei testen Slrten mürben, roeil fie fo leicht in einem reinlichen 3**ftattb iu
erhalten finb, ben SSorjug oerbienen, wenn man bie ®efdjäfte be« SKoflerefc
wefen« nidjt burdj Junge, fdjälerobe 2öeib«perfonen betreiben (äffen mfijjte, bie
meljr ®eföpe fotdjjer Slrt gerfdjlagen, at« ein el>rti<§er SKann anguf Raffen Der*
mag. 2lu« biefem ®runbe bleibt man meiften« bei ben Ijölgeroen ©efäfcen.
©erat audj ba« Material ber teueren tjtnftdjtlid) be« eigentlichen 3roecfe*
giemlid) gleichgültig ift, fo oerbient bagegen bie ftacfje $orm ben ffiorgug wr
ber tiefen, weit in ©efäfien ber erfteren 2trt bie SÖHIc^ am fänettften aWttß
unb bie 9lbfonberung be« 9ta^m« be«^alb am gleid)mäf?igften unb fc^neUften erfolgt.
SButtergeunntumg. ' 591
2) £)er 9Kitöjfetter muß fo befd^&ffcn fem, baß fetbft bei ber ©ommerltffce
t>ie Temperatur barin fetten über 10 bi« 12 Orob SR. fteigt 2foßerbem ift
loefentfld), baß friföe Suft ftet« guftrömt, weit feine ftfiifftgfeit bie 3ltmo«pljöre
be« betreffenben SRaume« leichter üerbirbt, at« bie SWUdj. $>e«l)att> finb niebrige
$ofate gur 9fafbemal)rung ber 9Kitdj nidjt gu empfehlen, fonbern l)ol)e bei weitem
norgugieljen, ba in biefen in beren oberem £eil ein ftarfer ßuftgug ftattfinbet,
otyne baß babei ber untere SRaum feljr erwärmt wirb, menn bie äußere 8uft,
wie im ©ommer gemöljnfidj gutrifft, wärmer ift at« bie be« 9Äitd(j!etter«. Sei
großer £ifce Ijitft man fidf> auf bie Seife, baß man bie 8uft nidjt am 5Eage,
Jonbern nur wätjrenb ber 9?acftt unb in ben fixten SKorgenfttfnben burdj ben
ÜÄitdjfetter tjinburdfj ftrömen täßt: 3n gebirgigen GJegenben leitet. man gern
fßeßenbe« laße« SBaffer burdl) ben 3fötd(jfetter unb fefet bie äRitdj bei Reißern
Sßetter in« ffiaffer. 3n bem 9»itd(jfetfer gu äßoßup bepnbet fid§ ein Srunnen,
ber bagu benufet wirb, Ijie ©aljne oor bem Stottern auf einen nieberen Temperatur*
grab gu bringen.
3) Der pgffenbfte 3*ttpun!t gum Stbnefjmen be« SRaljm« muß gum 3roedf
"ber (Semiunung einer wof)tfd>medfenben, feinen Stotter woljf beamtet werben.
<Sr ift eingetreten, wenn beim $ineinftedjen in bie ©aljne mit einem SKeffer
feine ÜRüdfj meljr Ijeroorquittt. 3n Jpolftein fteljt man fetbft mitten in ber
Diad)t auf, um biefe« ©efdjäft gur redeten 3* au«guffiljren. 3e forgfältiger
ber richtige 3cttyunft 3um abnehmen be« 9faf)m« eingehalten wirb, befto füßer
mtb woljtfdjjmedenber wirb bie Stotter. 3e nadj ber ©efdjaffenljeit be« SÖKIdj*
fetter« unb nac^ ber äußeren Temperatur oerg*eljen 24 bis 36 ©tunben, menn
von füßer ©aljne gebuttert werben fott, beoor ba« 2tbneljmen berfetben gefdfjetjen
fann. ©emöljntidj wartet man bamit, bis bie gurfidfbteibenbe 3Äitd) geronnen
ift, inbem man glaubt, baß in biefem Satte eine größere Duantität Stotter
gewonnen wirb. ÜDie $aut erfäeint bann atterbtng« bidfer, aber oergteidjenbe
SSerfud^e tjaben ergeben, baß ber' Stottergewinn au« f aurer ©aljne lein größerer
ift, at«,au« füßer.
4) Wad) bem abnehmen be« 9fat)m« fdfjreitet man fo fdjnett wie mögtidf)
3um Stottern. ®roße Sßirtfdfjaften, in weisen e« fidfj. toljnt, täglich gu buttern,
liefern batjer in ber 9?egel eine feinere Stotter. ÜDie oerfd^iebenen Slrten oon
JSÖutterfäffem unb bie medjanifäen SSorri^tungen, um bie Strbeit be« Stottern«
3u erteiltem, erwähne idj nidjt, weil fie auf ba« (Setingen be« ©efcfyäfte« fetbft
feinen wefentüdjen ©nftuß äußern. 3Die Temperatur be« SRaljm« aber oer*
bient bie allergrößte Sterüdffid&tigung. 3n großer Samte gelingt bie Trennung
ber Stotter oon ben fäjtgen teilen fo wenig, wie in großer Äätte. £>e«I)atb
tann man fan Reißen Sommer bie ©aljne nidjt triebt gu falt ftetten, im hinter
über muß man ba« Sotal, in metdjem ba« buttern ftattfinbet unb bie ©atyne
ouf bewahrt wirb, burd^ Ofen wärme auf einer Temperatur oon 8 bi« 10 ©rab
9t. ermatten. SBenn wegen 9iid^tbead^tung ber Temperatur ba« ©efdjäft be«
592 2fafeud)t, Haltung unb ©cmifeung be* 8ftnbt>ief)e$.
Stottern« ungeroöf)nlid) lange bauert, fo leibet baruuter ber ®ef<$mad ber fflutter;
ebenfo, roenn im SBinter burdj 3ufafe öon ^tgem Sßaffer bie lemperaüir ber
©aljne ju fdjnett erljöljet wirb, ^utodim ift eine befonbere 33efd)affenf)eit ber
STOitdf), afö tJotge ber Srnäl)rung«roetfe ber Sitye, Urfa<§e, baß bie JButter trofc
aller orbnung«mäßigen JBeljanblung ber WLd) ftc§ nid)t rechtzeitig abreibet
3n folgern ftatle ift nur burdj 25eränberung be« Butter« abhülfe |u föaffen.
Die Sßildj Don attmeffenben Suljen oerbuttert fxt^ fdjroiertger, ate bie oon
frifämelfenben.
5) SOSenn fid) bie öutter ans ber 2Wild> abgerieben fjat, fo ift jur
^Bereitung einer Dauerbutter nötig, baß bie nodj anljängenben SDMldjteile ofrte
©afdjen nur burdj fleißige« Sneten auf ba£ forgfäftigfte aus ber JButter eni*
femt roerben. Die« ift lein leidjte« ©efdjäft, unb erforbett forooljt Äraft ate
Übung.. 3n ben nteiften £au«l)dltungen wirb bie ^Butter gulefct mit SBajfer
au«geroafdjen, roa« aber nidjt fo gut fein foft, ate roenn man fie burdj an*
Ijaltenbe« kurzarbeiten oon aßen ÜÄitdjteilen befreit. 3n 5Rorbbeutfdjtanb
roirb bie ©utter fd)ließtid) nadjgefaljen, roäljrenb ein foldjer ©fttgufafc im füb*
tidjen Deutfälanb, irre id) nidjt audj in ben 9tyeingegenben unb in ©etgien,
unterbleibt, Seine STifdjbutter roirb nur mäßig mit ©atg oerfefct, roffljrenb
Sod)butter, bie erft nad) längerer 3ri* oerbraudjt werben -fotl, einer (tarieren
©etmifdjung oon ©alj bebarf. — Die ©uttermild) wirb oerfoeifet ober an
arme Seute oerfauft.
6) Die abgerahmte SWildfj oerarbeitet man ju magerem Safe, meiner oou
ben ganbleuten al« 3u*0ft jum ®rrt gegeffen roirb. Die faure 2Rild> eruwrmt
man ju biefem &mt& in einem großen Seffel, bi« fidj bie SKotten oon bea
Säfeteiten fdfjeiben. Diefe roerben bann mit großen Säfetöffetn au«gef$Bpft
unb in bie formen getrau, roo fie fo lange bleiben, bis bie SRolfen ganj ab*
gelaufen fmb unb man Dieredüge Safe oon oerfdjiebener ®röße fäneiben unb
jum STrodnen Einlegen lann. ©otdje Safe roerben mit ©alg; au$ rool>l mit
Sfimmel beftreut, unb burd) öftere« Umlegen fai einem luftigen Sofal ge*
trodnet. 3n anberen ©egenben bringt man bie oerbidte faure STOitdj in leinene
@ä<fe, unb trennt hierauf burd} ^reffen ben Safe oon ben 3Roßen. Diefer
^reßfäfe roirb mit ©alj unb Sümmel jufammengefnetet, ju flehten runbßdjen
©tficfd>en geformt unb auf äljnttd&e SBetfe, wie oben angegeben, getroefnet-
Die ©abid (audf) ÜRoßen genannt) bient ate ©djroeinefutter. S33o bie mageren
Safe nidjt gefugt roerben, mäftet man mit ber fauren ÜÄildj ©c^roeine, mos
unter Umftänben oorteiC&after ate bie Säfebereiteng ift. 3^ ^abe beregnet,
baß be{ Diepgen greifen be« mageren Safe« ber SRüdftanb oon einem Ouart
amt$ na^ bem SIbnetjmen be« 9ta^m« ni<$t ^ö^er ate gu 1 $fg. ft$ Der*
roertet. SBenn ba^er bei fo günftigem fflutterge^att ber 3ttild>, baß 12 Duart
berfetben 1 $fb. ©utter geben, tefetere mit 50 $fg. oerlauft roirb, fo bejaljft
ft($ ba« Ouart SDWcfj bo^ nur ju 5 $fg.
Ääfefabrifation. 593 '
Verarbeitung ber SWild) ju ©üßinildf)* unb fetten Äöfen.
Die füfce arcUdj, außer bafc fie bireft »erlauft wirb, bient oielfadf) and)
gur ©ereitung oon fettem ftflfe. SBo man ben Äüljen im ©ommer eine reid&e
angefäete Sßeibe auf gehörig entroäfferten Adertönbereien ober auf ben Alpen*
roeiben äl)ntid(jen ©runbftüden anroeifen unb iljnen als ©interfutter I)auptfäd)tidfj
rooljlriedjenbes $eu oerabreidfjen tann, ba roirb man einen angenehmer fämedenben
Safe liefern tonnen, als roenn bie Süjje mit ©urgelgeroädjfen, ©d&lempe unb
©trof) gefüttert werben ober auf -niebrig gelegenen naffen ©eiben fid& ernähren
muffen.
Die aus füfcer SWild) bereiteten Ääfe feigen üb er fett, roenn no$ ©aljne
oon anberer äRitd) ber ju oerfäfenben gugefefct roirb; fett bagegen nennt man
biejenigen, roetdje aus ber 2Äildj bereitet roerben, roie fie oon ber Äul) lommt;
halbfett foldje, ju bereu Anfertigung man ein (Semenge ber 2Worgenmüd(} mit
ber abgerahmten Abenbmitöj oerroenbet.
Um bie füge ÜJKldf) jum ©erinnen gu bringen, ift Sab erforberlidfj. Diefes
roirb aus ben 9Ä8gen ber mit STOtldj genährten ftalber bereitet. Sntroeber
btenen bagu bie rein geroafdljenen, nadf>l)er gefalgenen unb getrodneten Qihxtt
beS SttagenS, ober bie in bem (enteren enthaltene geronnene 2Rild), nadfj anbeten
Angaben beibeS gugteidfj. SSor bem ®ebraudf>e toirb oon bem auf bie eine
ober anbere Art gubereiteten Sab ba« nötige Ouantum einige ©tunben, aud)
rool)t 5Eage lang (roenn bie SDtägen im SRaud) getrodnet roaren) in SOBaffer
gemeint. ßinige laben bie üRüdj blofj mit biefem SBaffer, anbere Rängen
bie 8ab*@ubftang fetbft in bie äÄildj. SDie (entere noi%, roenn bie ©Reibung
oon ber SBabicf oor fidf> geljen foß, eine Temperatur oon 20 bis 22 ®r. 91.
l>aben. ffiirb hie 2Kildj fofort nad) bem Neffen gelabt, fo $at fie fäon bie
erforberfid&e Söärme. SBenn aber bie oon einem früheren 2Retfen. gewonnene
gugleidj mit ber frifdjen ÜÖHld) gelabt werben fott, fo mu$ eine örroärmung
berfelben bis auf bie angegebene Temperatur ftattfutben. hierauf bleibt bie 3Äitdf>
ein bis groet ©tunben lang ruljig fteljen, bis fie geronnen ift. SRadj bem @e*
rinnen roirb fie umgerührt unb burdj rafdjeS geuer bis auf 40 ®r. 9i. er^i^t.
35er Ääfe barf aber nur furge &eit biefem ©ärmegrabe auSgefefct fein; er roirb
nun herausgenommen unb in eine gönn gebratifjt, bie fo befdjaffen fein muf?,
bafc bie SBabid ablaufen fann. Das geroöl>nlid)e Sab bringt jebodj nidfjt alle
Ääfeteile gum ©erinnen. Stadlern bie burdf> bas Saben oerbidte SWaffe IjerauS*
genommen ift, roirb ber SRfidftaub bis gur ©iebfjifee erroärmt, unb mit einer
©äure oerfefct, roorauf jid) bann nod) eine geringe Art Safe ausfd&eibet, roetdjjer
in ber ©c^roeig unter bem SRamen 3*e9er befannt, aber leine #anbetsroare ift.
. SRadfjbem bie erftere ©orte fifife ben größten STeil ber SSJabid oerlqren
fyat, unb aus ber gorm genommen roorben ift, roirb fie mit ©alj beftreut unb
oft auc^ mit allerlei geroürgfjaften fingen aus bem *ßflangenreid)e öerfe^en,
Äoppc. li. Auflage. ' 38
594 Sfoftudjt, Haltung unb ©etmfcHhg bei 9ttnbbie$e$.
rooburdj, foroie burd) üerfdjiebene üßetljoben bei ber weiteren ©eljanbütng bie
mancherlei ©orten entfteljen, welche hn £anbel oorfommen.
3u ber Bereitung beS geroötjnlidjen ©üfcmitdjfäfe gehört cm Sotal
mit paffenben ©erüften, auf roeldjen bte Safe täglich umgelegt, abgerotfef^t unb
nadjgefeljen roerben, bis.fte SBerfaufSroare fuib.
2Äau red&uet, bog 100 $fb. 3Äilc$ 9 bis 11 $fb. frifc^etr Äfife geben.
©iefer oerßert aber roäijrenb ber £eit &# SrocfttenS nodjj 20 bte 25 $ro$ent
an ©enridjt;
Bon ber SWäftung beS ftinbtrieljeS.
5Diefc 2lrt, baS Butter burd) töinbüielj ju oeraerten, ift befouberS jroed*
mäfig, roenn man im Bejifce ehteS gutterS ift, roeld)eS ftd) nid)t lauge aufbe*
magren tä§t, weil es leidet oerbirbt, ober röeldjeS .nur jetoeife oorfyutben ift
alfo ntdjt geftattet, bafc man einen bauernben Bieljftanb barauf begrttnbet S)te
SBurjelgeroädjfe, meldte im £erbft in grofen SWaffen oorljanben ftnb, unb
leidet burd) gffufaiS unb groft eine Berfdjled)teruug erleiben; fxnb in Slorb*
beutfdjlanb ba& geroö&nßdtfte SÄaftfutter, foroie bie Abgänge oon Bierbrauereien,
Brennereien, Stübenjuder* unb ©tärfefabrifen, meiere ©emerbe nur einen Zni
beS SaljreS im lebhaften Betrieb ftd) befinben. Itajj man dtfnboielj auf foge*
nannten gettmeiben mflftet, gehört jefet ju ben feuerten SfoSnaljmen. ©runb*
ftüden, bie fid) baju eignen, benufet man in ber Sieget oorteityafter als SBiefen
ober als JWerlanb.
Bei bem Stnfauf beS SJiaftotetyeS mn§ man Sieren oon 6 bis 8 Sauren
öor benen l)öljeren SHierS ben . Borjug geben, »erat aud) leitete einen roett
niebrigeren $rei£ Ijaben. Die« ift namentlich bann ju berttcfjidjtigett, merni
nur oöllig auSgemäfteteS Bielj leicht abjufefcen ift unb gut bqaljtt rotft.
©n jüngerer £)d>fe, ber in leiblichem gleifd)gttftanbe aufgeftaflt »trb, frifjt
rafdjer unb mttb beStyalb früher, fett. <&S nrirb alfo baS an ilju oerroenbete
SKaftfutter roefentltd) beffer oerroertet, als baSjemge, meines man an abgetriebene
jaljnlofe £iere verabreicht, bie neun ättonate unb nod) längerer 3eit bebürfeu,
beoor fxe für ben ©djtödjter gute Sßare finb. 9ttit alten 3ugod)fen iß tm
in bem gfatte burdj üßäftung ein gutes ©efdjäft ju madjen, vomn man retd>*
ßd) mit SBeibegmnbftüden oerfeljett ift, auf melden foldje roo!>lfett augefaufte
Xiere oljne grofce Soften rooljlbeleibt merben, fo baf? es alfo iiaä) bem Stöben
nur einer fugen 3eit bebarf — brei bis trier SDtonate — um tipe SbtSmäfitmg
ju ootlenben. 3n feinem ftaüe fann ic^ aber ba)U raten, anbrüchige Xiere,
bie einen Sungenfe^ler ijaben, gur Sßäftung angufaufen, moju manche Sanbmrrte
bur$ ben mo^lfeilen $reis fold^er Oc^fen fä befthnmen (äffen. 9bt berartige
liefe üerf^menbet man im gtücftid)ften Satte baS Butter; fe^r oft rotrb aber
gerabe bur$ bie [tariere 9ta^rung ber Xob berfelben um fo rafc^er ^beigefü^rt
äWäftang be* 9Hnl>biel)es. 595
Sßäftung mit 2Burgelgeroädjfeh.
Sei Jeber 9Käftung gilt bic JRegel, baß man fie am rootylfeilften bemirft,
toenn fie in ber lürjeften £eit erfolgt, üßan taffe fidf) atfo Ja triebt oerteiten,
$u oiet 33tel) für ben üorljanbenen ftutteroorrat aufjuftattett, um oon öielen
Etüden ben 2Jtöftung$gemhm gu Ijaben. Ächte töed&nuug ift trfigerifd&er als
lrfcfc. alle« 2ttaftüielj muß ftet$ fo Diel fjutter erhalten, als e$ nur
immer regelmäßig »erbauen lann. hiermit ift bie natürliche ®renge
angebeutet/ über roeldje IjmauS bie täglich gu oerabretdjenbe ftuttermaffe nidfjt
fteigen barf. 9üemalS barf ein Überfreffen ftattfinben, rottet» ben Vieren
iBerbauungSftömngen, bie fid) afe Durchfall äußern, gujteljen fann. Die
SÄäftung madjt feine gortf dritte , metm ein fotöjer franfljafter 3uftanb bitrd)
Unregelmäßigleiten in ber Fütterung herbeigeführt mirb. 3d() oermeife barauf,
n>ä$ im adfjten abstritt überhaupt begüglitifj einer ftrengen Sutterorbnung gefagt
ift, unb gerabe bei ber SRäftung gang befonbere SJeadjtung öerbient. 9tar
bürdj pfinftlidje SRegelmäßigfeit aller S3errid}tungen im SWaftftattc gelingt e$,
•bie £iere gu einer öfonomifdjen SSerje^rung oon üietem Butter gu bringen.
3n ben bajn beftimmten £age$ftanben muß regelmäßig Butter gegeben, ©äff er
vorgehalten unb ber ©tall gereinigt werben, fo baß Don einem füttern jum
<mbern audfj ba* Sßieberfäuen unb' Stufen ftet* gleichmäßig erfolgen fann.
4Beifi)ielSmeife bemerfe idj, bdß um 6 VLfft morgend ba$ Sßurgelfutter gereift
wirb; SBäljrenb bie £iere bie« oergeljren, mirb ber SWift meggegogen unb iljnen
eine frifcfje ©treu gemacht. 9hm mirb etroaS ©trolj ober $eu Dorgelegt, ber
©tall gugemacfyt unb jebe Störung oermieben, bamit bie SSere fidj Einlegen.
Um 10 Vä)t mirb mieber $eu ober ©trolj gegeben unb eine Ijalbe ©tunbe
fyäter SBaffer oorgeljalten. Um 11 Uljr mirb eine gmrite ©abe ©urgetn ge*
reicht, unb barauf überläßt man bie £iere mieberum ber SRulje. Um twer
Uljr mirb geträntt, unb um fünf Utyr abenb« ein brttte« Sßurgetfutter gereift.
Utacijbem bie* oerje^rt ift, mirb gur 9tad)t £eu ober ©trol) gegeben unb bie
©treu erneuert'
Die SBenge be$ gu oerabreid&enben SBurgdfutter« rietet fidj immer nadj
^roei Umftänben: erftlid) • banadfj, ob e$ ooüftönbig aufgegeljrt roirtr, unb gmeiten*
nadj ber Sßirfcrag, bie e$ auf bie 33erbauung$organe äußert. ©leiben Stfidf*
f täube, fo ermäßigt man bie ©übe; ebenfo menn man einen burd^f allartigen
tlbgang ber (Sjfcemente bemerft. Die SRüdftänbe oon einem Butter gum anbem
muß man forgfältig entfernen unb bem mit magerem ftutter genährten 3U9D^
.juteiten. Die gu ieber Fütterung beftimmten SBurgefa muffen ftets frifd) gübe*
reitet fein, roeil fie bem SÄaftoiefj fonft unangenehm merben. 2lm beften ift
e$, fie in ©Reiben jerf^neiben gu taffen, nac^bem fie Dörfer oon ber an^aften^
ten Srbe gereinigt Rnb. 3Wan legt fie entiieber unoermifd^t ober, im ©emenge
mit etroas ©preu ober feinem #ädtfel ben Vieren oor. Sßenn man Odfjfen
38* *
596 3hif$u$t, Haftung unb ©enufcung be« 8tönbtriefje$.
•
aufgeftattt l)at, bie bei Sßurgetgeroädjfen aufgewogen finb, fa oergeljren biefettenr
unbefdjabet tyrer 33erbauungSfraft, fogteuty baS ooöe Sttaftfutter. änbentfatt*
ift eine afltnäljtidje ängeroöljnung an biefeS gutter ratfam. 3e nad> ferner
©d>roere bebarf ein Ddjfe tägfidj £ bis gu einem gangen ©djeffel Äartoffdiv
anbete Sßurgefa nad) SJerljältniS. 3um äßäften ftnb inbeffen jene entfdjieben
oorgugietjen, nnb fie oeranlaffen uidjt fo leidjt ©urdtfatt, nrfe biefe, weit fie in
gleichem ©eroidjt roeit mefjr näljrenbe Steile entsaften.
£>aj$ man gum STOäften beS SRmboieljeS mit ßartoffefa fein §eu gebrannt,
ift burd) taufenbfättige ©rfa^rnngen im ©berbrudj berotefen. §ier ermatten-—
ber gematteten Ddjfen niemals §eu, fonbern nur ©erfteftrol) bei ber SDläfümg.*)
5Dic Dauer ber SKaftgett ift natürlich feljr oerfdjieben, je nadj bem leeren
ober geringeren ÜÄäftungSgrab, toeldjen man erreichen miß, befonber* aber
aucf), je .nadjbem gang magere ober gut auägeffeifdjte Odjfen aufgeftattt werben.
3m teueren ftafle ift bie Haftung in jroet Monaten ooßenbet, wogegen im
erften beten fedjS faum reiben. $ierna$ richtet fu$ natürlich ber ©ebarf an
Surgein für einen Odjfeu. 2Bo baS ÜÄäftungSgeföäft ben gangen SBBinter ljm*
burd) betrieben roirb, unb oom ©ftober bt« gum 3tafi ftets gum <gdj(ad;ten
geeignete Ddjfen angutreffen finb, ba rechnet man bodj nid)t weniger als 100
bis 120 Steffeln Äartoffeta bur#$nittlid) auf einen Ddjfen. ©er SJtöftang«*
gewinn ober richtiger baS Stottergelb fdjroauft groifäen 45 unb 90 9Karf für
ba« ©tütf, je nadjbem ber Sinfauf gelungen ift unb Je nadjbem man Abgang ertribeL
©efonberS ferneren Ddjfen, bie bis in ben Sommer hinein ffceljen bleiben,
unb roetdje 120 bis 150 SÄarf guttergelb bringen, giebt man ausnatjrasweife
audj ©djrot, roetdjeS unter bie Sartoffeln gemifdjt roirb. 3n ber Sieget aber
roirb bie Haftung attem mit Kartoffeln bewirft. @ofl bie Haftung mit $ülfe
oon ©ranntroeinfdjfempe betrieben werben, fo mufc man biefelbe ftets gang frifd>
unb nidjt mit SJaffer oerbünnt ben Sieren barbieten. SDte ©djfempe roirb
bem sJ)iaftDie^ ebenfalls breimal tägltdj, rote baS ©urgelfutter, gegeben/ unb
nur in folc^er Quantität, 'bog fie oon einer Fütterung gur anbem ftets gern*
oergeljrt roirb. Das SSoriegen oon ©trolj ober Jpeu ift bei biefem gutter eben*
fo rotdjtig rote bei bem Sßurgelfutter. Sßenn alte Ddjfen, beren Organismus
fonft otyne gebier ift, auf ©djtempenaljrung gefegt merben, fo nehmen fie babei
leidster gu, als bei Sßurgelfutter, unb erlangen, oljne bafj iljnen nebenbei anbereS
9Raftfuttter gereift würbe, einen giemltdj Ijoljen SettigfettSgrab. SRadj meinen
Erfahrungen roirb bie ©djlempe auf biefe Sßeife feljr Ijodj oerroertet. 3c^ mxfi
inbeffen boc^ befennen, ba§ man mit Kartoffeln unb @c^rot Oc^fen fetter mäftet
*) 3n neuerer 3eit wirb roofj! bie obige 2trt ber SRäfUmg nur fetten noc^ betetebat
werben. 2)ie Kartoffeln fonn man für bie 3JiiIc^probuftion unb 3Jid|hxnö nur bann gut au*»
nu^cn, wenn burd) gleichzeitige Verabreichung t)on fticffbffreiäjen Futtermitteln, 3. 8. t»on ti*
fuc^en, bad ^ä^rfloffoer^ältnid im gefatnten SBeifutter aU ein burc^au« paffenbe* fl^ geflaüet
(f. ben 9&u)ang jum 8. 3C6f(^nitt). W.
Semifeung ber Sünbcr jum 3ug. 597
<il$ mit ©djlempe. (Singetne Siere werben groar aud) burd) bie festere fefyr
fett; aber nie Ijat eS.mir gelingen wollen, einen gangen Stall coli Odtfen burd)
tiefet glittet gu einem au$gegeid)net l)ot>en ©rab oon geiftigfeit gu bringen.
•JiamentlidE) Ijabe iti) and) beobachtet, bafc bie ©djtempe in ber marineren 3aljre$*
Seit weniger gnt mäßet, roa^rfc^eintid^ roeil fte bann leichter fäuert.
3n ber ftöfje groger ©täbte ift bie Äälbermaft ein einträglich ©efääft.
2Rän entfernt hierbei bie Salber balb nad) ber ©eburt tum ben Süljen, unb
■bringt jie in einen engen, jtnfteren Stall. $ier QetDö^nt man jie an ba$
©aufm mtb giebt üjnen guerft bie äftildj, rote fie oon ber Sulj fommt. ©päter
jefet man berfelben ©er gu, nnb fud)t burd) große SRegelmäjHgfeit unb Sorgfalt
bei bem Xränfen ba8 Salb baljin gu bringen, baß e£ eine große SDtenge SJKildj
Derge^rt, bie man aud) mit ©emmelfrumen oermifdjt. ©urd) bie Sftifdpmg
aus Üftild), Sern unb Semmel erlangen bie jungen Üiere in furger 3«* eine
außerorbentttcfje ©djroere nnb gettigfeit unb e$ ift nidjt ungeroöljttli#, baß ein
flut gemäftete* Salb 90 unb meljr ÜÄarf loftet. ©elbftuerftänblidj fmben ftd)
ju folgen Sälbern nur in ben ©egenben Säufer, roo bie Seute mo^lTjabenb finb
itnb auf iljre ©etüiffc etioat roenben tonnen.
3Son ber öenufeung ber SRinber jum 3U8-
3n allen ©egenben, roo leine Vorurteile gegen ben ©ebraud) oon 3^9*
*>d)fen fjerrföen, roo alfo bie gemeinen Arbeiter bie nötige Übung in ber Sentung
nnb $el)anb(ung berfelben tyaben, roirb bie 2ltferarbeit mit ifjnen ebenfo gilt
Derrid)tet, roie* anber$roärt$ mit ^f erben. 2lber biefe Slngeroöljttung ber Arbeiter
muß oorauSgegangen fein. ©er Sauer im Oberbrud) l)ätt nur auänafjmäroeife
3ugod)fen unb bann nur gum $Pgen. 3d) fann alfo a\& Grrfaljrung uon
ien ©djroierigfeiten reben, bie fid) ergaben, ate idj meine 3i*goc$fen gum ftatycm
iiuf ber ©trage benufeen mollte, unb nodj jefct muß idj Ijiergu foldje Arbeiter,
meiere 8ufi unb ©efdjicf begeigen, au$roäl)len, mn nidjt auf allen Segen Cdjfen*
fuljrroerfe gu fmben, bie ben übrigen M ber arbeit Sptnberniffe üerurfadjem
<5ä ift bie$ um fo auffaßenber, ate gang in meiner 9iälje, namentlich auf ben
Don Scfarbftein'fdjen ©ütern, 14jä^rige Snaben oier ftarfe Odtfen oor bem
Sßagen regieren unb alle arbeiten, ba$ Sggen nidjt ausgenommen, mit iljnen
tterridjten. SBer alfo über bie &\vtdmä$i$eit ber Odjfen gum 3UÖ urteilen
tüiü, muß feine ärbeiter an bie gü^rung biefer £iere fo gemannt Ijaben, ba§
fie mit 8uft unb Siebe bei ber ©ad)e finb.
$at man bie« , erreidjt, fo tann idj begüglidj ber geroö^nlid^en arbeiten
imb fju^ren innerhalb ber ©ut^grengen feinen Unterfdjieb groifc^en ber ^Jferbe^
nnb Odjfenarbeit finben, mit 2lu«na^me be$ Sggen« unb ber (grntefu^ren,
wenn man beibe$ im 5Erabe öerridjten lägt, roogu ber Oc^fe freilidj nxdft qt*
eignet ift. 3m erften Slbf^nitt biefe« SBerle« l)abe i$ bie ^auptpunfte an^
gebeutet, bie gu ©unften ber Odjfen, im SSergleid) mit ^ferben, foredjen. Stuf
598 SUifeudjt, $afamg unb ©enufcixng be* SÄtnbDieljeS.
großen ®ütera, roo e$ jtdfj toljut, groeiertei 2tngefpaun gu fallen, bin idj eni*
Rieben bafür, einen Seit ber ©efoaunarbeit burdf) 3u9°djfen öerridjtra gu
laffen. $lad) genauer ©eredjnung fyibe idj immer gefunben, ba§ bie arbeit
mit Ddfjfeu etraoö weniger foftet, afe bie burdj' *ßferbe geleiftete.
Set ber Srnäljrung ber 3ugodjfen muß man ben #auptgroe<f, gu meinem
fte gehalten roerben, berüdEftdjtigen unb bie Srfparoiö ttic^t -gu meit treiben
wollen, ©etm ein 9tfnb müßig geljt, fo ftnbet e$ altenfatte auf mageren
SEeiben feinen notbürftigen Unterhalt. ©oll e$ aber arbeiten, fo bebarf et
befferer SKaljrung, unb e$ ift um fo mel)r SJjorljeit, fdjledjt genährte Srbett**
odjfen gu f) alten, atö bie äDtetfdjen, bie mit folgen arbeiten, ebenfalls pmt
SÄüßiggaug gegtmingen frab. $at man lein Butter für eine größere Sbgaty
oon Xieren, fo Ijalte man roeniger; man roirb bann biefelbe Sirbett Dementen
formen, babei aber offenbar an ©tattungsfoften, an 9ftftfo unb an ben ftoftat
für bie gjüjrer erfparen. 'Die auf Rittergütern gehaltenen 3u9°d>fett 9*ta*
im gematteten 3uftanbe 500 bis 700 $fb. auSgefd&tadjtete« f^Ceifc^. Odrfra
oon biefer ©djroere muffen bei ber Arbeit täglich roenigften« 22 bis 24 $fb.
§eu ol)ne ©trolj erhalten, ober anbereS gutter nad) 33erl)ältm«. ©ei Fütterung
mit bidter* JBranntroeinfdjlempe unb gutem ©trolj fönnen Odfjfen ftarf arbeiten,?
oljne oon fjteifdj unb fträften gu fommen. ©ollen fie im ©ommer bei Dfiir*
futter leben, fo ift ein anfeuchten be* <pädtfel$ mit Öttudjen* ober ©dpottranf
fe&r gutrffgfidj, roett $eu* unb ©trol) oom SKärg an nidjt meljr fo leitet oer*
baulidfj fmb, at£ in ben $erbft* unb SBintermonaten. Sine Seigabe tum
Jpaferförnern gu bem ©d&fenfutter ober ba$ ©d&neiben ber $afergarben §a
§ädtfet Ijalte idj nad) meinen Beobachtungen nic^t für gtoedmäßig. 5Dtc Soften
biefer Fütterung fmb gu (joä) im SJerfjältnÖ gu ber Sßaljrung, meiere bie Odtfen
berfelben entnehmen; beffer ift e«, bie ©etreibelörne* gu fdjroten, meim man
fidfj oeranlaßt fteljt, ba$ Dd&fenfutter baburdfc gu oerbeffem.
SS ift oon einigen empfohlen roorben, audjj bie ßttlje gur Sirbett gu benufeen,
!inbem man baburd) Diete Vorteile Ijat erlangen motten. %5Sexm man hierbei
große SBirtfd&aften im Sfage Ijat, fo fel)e idj uid&t ein, roo(jer ber SSortett
lommen foü. SWan fann nur eine orbentfldje 9lufcung öon ben Xieren er*
langen, äöenn biefe angeftrengt arbeiten, fo roerben fte wenig äTOUdj geben,
©od aber iljr ©ebraudf) gum 3ug nur ©pieiroerf fein, fo foljnt e« p^ nit^t,
fie bagu abgurid^ten. 2)enn befanntermaf en ift bie ©eroöJjramg an «nftrengungett
bei ben Sieren ebenfo nrid&tig, wie bei 2Äenfd)en. Dagu fommt no(%, bafr ber
SSorfte^er einer großen SBirtfdjaft fein 3luge nic^t auf atte @egenjftSnbe berfelben
guglei^ rieten fann, unb baß er bafjer nic^t allen äßi^anbbmgen ber 3ug*
tiere oorgubeugen oermag. SBenn ro^e 9ftenf<$en groar leicht beroegüc^e, aber
färoädjlidje Siere,! ate meldte bie tülje im SJergleid^ mit Oc^fen gu begeidpien
fmb, gur Slnfpannung befommen, fo roirb manches ©tüd oerborben merbeiu
SluS biefem ©runbe mürbe id) mic^ nie bagu entfetteten, bie Äü^e gu rtgeU
93efjanblung fcanfer Sfönber. 599
mäßigen ©eacferungSarbeiten gu oerroenben; rooljt aber ift gu empfehlen, bag
man- in mittelgroßen SBtrtfdjaften einen £eil ber Äü&e an ba« 3od) getüöljnt,
«m mit tynen ba« ©rünfutter unb anbere ©ebürfniffe ber £erbe Ijerangufaljren.
T)Q gu ftfiljrern bei berartigem guljrroerf bie Sßärter ber fiütye benufct roerben,
fo ift bie ermähnte 3Wij$anblung nitfyt ju befttrdjten. Diejenigen, meldje ben
©ebraudj ber Sülje gum 3ug uodfj nid&t an« (Erfahrung fennen, muß id> bitten,
i$r Urteil über biefen ©egenftanb fo lange gurüdfculjalten, bi« fie bie fogenannten
Andauern in gebirgigen ©egenben tennen gelernt Ijaben; biefe oerridfjten afle
arbeiten mit fifiljen, nnb befinben fidj gleidjroofyl babei roett beffer, al« anber«roo
bie ©eftfcer Heiner Sanbfteflen, roetd&e befonbere 3ugtiere galten. Sßerot ber
Eigentümer fetbft mit ben ftüljen arbeitet, unb beren fo Diele fyafi, baß er nid)t
gejroungen ift, ein Ijodjtragenbe« £ier angufpannen, fo ge§t bie iSad&e oor*
trefffid). Die Äffl&e roerben in folgen Meinen Sßirtfdfjaften nur furgc 3eit l)in*
burd) jum 3U0 gebraust, nnb geben bann freilief) etroa« weniger 2Äildf>; ba
fte aber ba« einige SSic§ in ber betreff enben SQBtrtfc^aft finb, nnb fi(^ "be«f>alb
einer oorgfiglidjen Sürforge be« ©eftyer« gu erfreuen §aben, fo mertt man
itpien gar triebt an, bafj fte geitroeife gum £ug bennfct roerben. SBenn bie
©ejtfcer 10 bi« 20 Sßorgen im Oberbrudj fii} gur ©eadferung mit Äityen ent*
fließen tonnten, fo mürbe mancher, ber iefct nid&t befteljen fann, fein gute«
8to«lommen fjaben. @o finb eben oeränberte Umftänbe bebingenb für bie
3roedtmäj$igleit einer @ad)e. 2Ba« in einem Saüe ^öd^ft oorteifljaft ift, mürbe
m einem anberen feljr fel)lerl)aft fein.
Seljanblung Iranler SRinber.
Sei einer burdfjau« groedmäfcigen Haltung ift ba« föinboielj franfljaften
Unfällen roeniger au«gefefct, al« ba« $ferb; ba aber jene« nidjt oon bem me^r
gleichartigen (betreibe fä nälpt, fonbem auf gröbere ^ßffongenteile angeimefen
ift, bie. infolge ber 8Bitterung«etnPffe eine fetyr roed^felnbe 33efdjaffenl)eit
tjaben: fo leiben bie ftinber häufiger an (Spibemien unb Spigotien, unb
groar bei SBeibenaljrung in no<f> leerem ©rabe, al« bei <StaUfütterung. ßranl*
fjeiten, roeldje l)ierau« entspringen, ftnb ein groge* Übel unb feiten gu tyetfen.
(Sie rieten in einzelnen Säßen, rote- 3. ©. 8ungenfeud§e unb SKUgbranb,
grofce Verheerungen an, jebod) Ijaiqrtfäd&lidj nur bann, roenn ber 2)tenfdf> nid&t«
tipt, um bie Stadtteile ber 2Bitterung«etnpffe oon feinen SSie^erben abguljaüen.
©er für eine gefunbe SBeibe forgt, ober ftntter auf SWerlänbereien anbauet,
fjat roett roeniger oon biefen oer^eerenben Äranfyeiten gu befürchten.
T)ie Söferbürre ober bie eigentliche 9tinberpeft, roetd&e fid§ roaljrfdjetntid)
in £>eutfd(jtanb gar nidjt ergeugt, fonbem nur burdfj frembe« 3Sie^ au« bem
Dften gu un« gebraut wirb, ift roegen ber oortrefflid^en Ouarantäne*2lnftaIten
in &rieben$geiten eine fe^r fettene ßrfdjeiramg. Um biefe unb anbere anftedenbe
Äran!^etten oon feinen ©täüen fern gu f) alten, mn§ jeber 23ie^beft^er fd^on
600 Sfofoudjt, Haltung unb ©emifcung be« förabtnelje«.
feinet eigenen SSortcitö roegen bie beftetjenben gefefetid)en SBorfdjriften für Raubet
nnb äJerfetjr mit 2Stel) mit ber äufcerfien Sorgfalt unb Strenge beobachten.
Sin burtf) leine ©orgfatt ganj gu öermeibenbe« Übet ift bie Xrommel*
fudjt ober ba« Stufbtäljen. S« fann nadj jebem faftigen, ftar! ncüjrenben
gutter entfielen, aufgenommen burdj bie grünen (Sräfer. Äfee, .Sujerne, Äoljt,
Äartoffetn, SRüben unb ^anntroeinfötempe erzeugen e«, wenn bie Xtere bie
genannten Futtermittel gierig Derjeljren unb aufcerbem eine ©ispofition ju triefe*
Äranfljeit Ijaben. 2tm gefäljrlidtftett ift ber junge blätterreidje Stee, menn ex
oom 25iet) abgemeibet roirb. 3Jorftd)tige $irten unb 23ie^tr»arter fernen an«
ßrfatjrung bie £eit fennen, mie tauge fte bie jperbe auf einem Äteefelbe taffen
bürfen; burdfj unadjtfame Seute tann man großen SJertuft erleiben. Da$ Übel
felbft unb feine ©Qmptome fmb fo befannt, bafc eine öefdfjreibung berfetben
überftüfjig erfdjeint. 3m erften ©rabe be« Übel« #Ift eine Eingabe uon Saft«
roaffer, Don ©aljroaffer, audE) ©ranntroein. SBenn aber bie Sranfljeit fdjon
weiter öorgefdjritten ift, fo Ijat man fein anbere« SKittet, ben SEob ju Derijinbern,
at« bie Stnmenbung be* Xrofar«, SJejügttdfj ber ©teile, roo er eingeftofceo
werben mu%, unb über ba« 33erfaf)ren babet muf? man fidE» Don einem erfahrenen
Sanbroirt ober £ierarjt unterrichten (äffen, roeit bie 5£iere banadj tauge frantetn;
aber e« ift bie« freiüdj ba« ftdjerfte Mittel unb muj; angemenbet roerben, roenn
Weber bie ermähnten anberen 2Wittet, nodj aüd) ftarle« öegtefcen mit faltetn
Raffer Reifen motten.
3Son ber Leitung fonftiger SRinboieljfranHjeiten ermähne idj- nidjt«, weif
idj bie Überzeugung gewonnen Ijabe, • ba§ Strjeneien fie triebt Ijeben. Staat
burdj forgfätöge. ^adfjforfdjung bie Urfadfjen eine« Übet« aufgefimben finb, fo
Deränbere man bie (Srnäljrung be« SJielje« in jmedbientidjer Sßetfe. §ilft fotdp«
aud) nidjt, fo befaffe man fttf) uid&t triet mit iunerlid^en SWittetu, fonbern fdpette
jur Rötung be« 5£iere«.
3dj mitt burdj biefen 9?at feine«weg« ben weiteren gforfdjungen gefc^idter
£terärjte über bie Statur unb Leitung ber töinbmeljfranfljeiten entgegentreten.
2öenn ein Sanbroirt fo gtücflidfj ift, üon einem gefdjtdften" Sforarjt beraten ju.
merben, fo benufee er jeben Sranfl)eit«fatt, um mit ifyn gemeiafdOaftltd} benfetben
}U beobachten unb |U unterfud&en. Slber mit gemeinen Duadffatbera herüber
}u Der teuren, bie Ijödjften« nad& SRoljIme« föejeptenbudj üerfal)ren, ift eine
grofe £I)ort)eit.
XL ^uftud)t, Haltung unb ^mu^ung htx J0d)afe,
5Da$ ©dfjof ift für. ben Sßenfdjen m äften unb (Europa üon feljer ein
tmdjtige* £ier gemefen. 1)ie äfteften Urfunben be$ SKenfdfjengefdfjIedjtS bejeugen,
t>aß bie föomaben Ijauptfädjlidfj Don bem Srtrag iljrer gerben lebten. So ba«
Ätiuta weniger ftreng nnb ber norbifd&e Sinter unbefannt ift, ba farat ber
SJoben atterbingd oljne ade Bearbeitung auf fetjr einfache Söetfe mittelft ber
©djaföafomg einen (Srtrag geben.
3n $>eutf<f)fanb fjat bie ©df>aff)aftung erft infolge be« SUferbaubetriebä &tu
gang gefunben. Unfer Ättma erlaubt e$ nic^t, baß bie Schafe jur Sinterjeit
im freien iljre Sprung fudfjen, nrie in ©panien nnb teitoetfe fd&on auf ben
fcritifdjen Snfefa ber Saß ift. £)ie beutftfje ©dfjafljqltung fann baljer nidjt ate
ein für jtdfj befteljenber Snbuftriegroeig angefetyen roerben, fonbem fie ift als ein
Seit ber Stderbenufcung ju betrauten; fonft müßten außer ben Seibelänbereien,
auf welken bie ©djafe im Sommer iljre SRaljrung finben, roenigften« nodj
Siefen oortyanben fein, um auf üjnen ba« nötige Sinterfutter ju geroinnen,
$)ie Benufcung be$ ©obenS märe aber atebann eine fo geringe, baß e$ bei
bem jefcigen ©obentoert in ©eutfdjfonb rooljl nic^t feid&t jemembem einfallen
mödjte, auf biefe Seife ©djafroirtfdfjaft ju betreiben.
3Me 9fo«beljnnng biefe« Sirtfd(jaft$jroeige$ ift öielmeljr burdfj ba$ 93 or*
tjanbenfein geringer nnb oom $ofe entfernter Seibegrunbftficfe,
foroie burd) fo große ©troljüorräte bebingt, baß fte burd) anbereS 33iefj nidfjt
üerjeljrt roerben fönneu. Snnerljalb joiefer ©renjen ift bie (Schafhaltung ntdfjt
nur feljr emträgfidfj, fonbem fie beroirft audfj eine fteigenbe SJerbefferung be«
ädf erlaube«.
2)ie ©eroeibung ber (Srunbftücfe, meldte ber IX. unb X. SCdcrtlaffc an*
gehören, ferner bie Seibeberedfjtigung auf geringen SWerlänbereien im ©radj*
jal)r (im Sinne ber ©reifetberroirtfdjaft), enbßdj bie Seibe in mageren $oU
jungen, alled biefe« fann nur burcij ©dfjafe einen Sert erlangen. £)iefe STiere
tyaben bie $äl)tgfeit, auf weiten Räumen üjren 9ial)rung8bebarf ju fudjen, oljne,
roie bie Äüffe, babei allen ßrrtrag ju oerfagen. föedjnet man Ijierju bie geringe
602 • Sfofjudjt, Haftung unb ©enufcung ber @d)afc.
Slrbeit, roetdfje bie ©dfjafe bei ber geroöfptüdjen Gattung oerurfad>en, trab bie
Seidjtigleit, roomit iljre ßrgeugniffe gu oertoerten jutb, fo ift roo^l etnteudjtenb,
baß biefe Xiere unter ben angebeuteten ajerfjclltmffeu oor anberem 9htfctrielj einen
großen SJorgug Ijaben muffen. Obengenannte ©runbftüdfe unb ©erec^tigimgeE
fönnen nur mütefft ber ©dfjafe eine Statte gemäßen. ©Ijne biefe SSere foim
roeber ber erforbertidje Jünger ergeugt werben, um auf ben fdjtedfjteren 33obes*
arten ©etreibebau gu treiben , nodj tann ber Ertrag be$ (enteren oljne bte 6r*
•geugniffe ber ©djafroirtfdjaft bie öetrteb$!often becfen.
aber fetbft ein reifer ätöerboben, roemt er in großen fttädjen berotrtföaftet
roirb, bietet ben ©trafen üiefe <^übfiftengmtttel bar, meldte mit anberem S5ie^
nic^t gleich vorteilhaft gu benufcen jutb, fo baß auf großen ©ütern, mit feltenra
Sfoänaljmen, bie Haltung einer paffenben angabt ©djafe feljr rMdfc tft. 3>afjm
redfjne idj Ijauptfädjßd) bie ffieibe auf bem äcfertaub oor unb roäfyrenb ber
^Bearbeitung, foroie baö ©trol). SReidfjer ©oben erjeugt roäljrenb ber ©ärmeren
3al>re$geit ununterbrochen ^ftongen. 33on einem pflügen jum anbeten begrünt
ba$ Sanb. Stuf ber ©etreibeftoppel bleiben {ebenfalls Äljren liegen, menn aud)
toegen be$ bieten ©tanbeä ber ffrudjt ba£ ®ra$ md&t auftommen fonnte. fttf
bem ftartoffettanbe bleiben felbft bei ber forgfäfttgften äberntung immer einige
ftnollen gurüdf. ©d&Qfe nähren ftdj unter folgen Sßerljältniffen fefyr gut, roäljrenb
SRtnber nidjt einmal iljren junger ftitten fönnten. äftan fann auf großen
©fttero im Sommer [d^on eine anfeljnlitfje ©dfjafljerbe ernähren, ofyte beäljalb
autfj nur ein 9fchtb roeniger gu galten.
©egfiglid(} ber ©interfütterung ber ©djafe merben gegenüber berjenigen be$
SRinboieljeS nidjt allein ein bis groei Monate geroonnen, toeit jene fid^ um fo
oiel länger auf ber ©eibe ernähren, fonbern bie ©d&afe (äffen fidfj audj xm*
teifljaft mit einem größeren 33erf)ältni$ oon ©trol) burdfjrotntern, tote id) bie*
bereite im adjten Stöfc&nitt auSeinanber gefefet Ijabe. SBer alfo feine ©dpf*
Haltung auf eine für größere* SHelj nidjt gu benufcenbe SBeibe begrünbet, aud)
gur ©interfütterung ber ©dfjafe reid^tid^ mit ©trolj oerfeljen ift, ber ratrb btnd>
biefe Eiere betbeS, ©etbe unb ©trol), am. työd&ftett oerroerten. Um Skrroertung
be$ SutterS altein Ijanbelt fic^S überhaupt bei ader SJielftaltung. ©efjr feiten
gtebt (entere an unb für fii), außer ben Binfen be$ in iljr angelegten Kapitals,
noc^ einen Überfluß, unb eS tft ein 3crtum, menn man baoon fprid^t, roaS
eine $ul) ober ein @c^af einbringt. SBenigften* ift bieS immer nur fo gu oer*
fte^en, baß man ba* gutter burd§ biefe £iere fo unb fo tyoi) bejaht erhält
3)enn bie ©runbftüdte, meiere bad glittet ergeugen, ober bie Futtermittel felbft
muffen bei jeber 23ie^altung immer atö oor^anben ooraudgefe^t merben. Senn
man ben $erbrau$ an oerläuflid^em glittet nadj ben geinö^nlic^en greifen b^
fetben für ein eingelneS Jiet berechnet, fo rottb fäft adegeit at£ gfagit heraus*
lommen, baß bie tterifd^en ^robufte bad gutter bei meitem nid^t be-
ga^lt madjen. öS ift g. Ö. eitte pü gemeine, burd^ bie Srfa^rung befestigte
©ebutgungen her ©djaftcrttung. 603
8tona!jme, baj? ein ©dfjaf täglidj groei *ßfunb §eu, ober ein Squioalent baffir
in anberem fjuiter gur roirtfdfjaftlidOen Sraäl)rung bebarf. @$ brauet alfo jebe«
©d&af iäljrticf) 730 $fb, ober 6 3eutner 70 $fb. £eu. Stimmt man als mite
teren $reis & 3entner 7 # an, fo lofiet bie gfitterung 46,4 # = 154,5 ißfb.
SRoggen.*) Die ©olle, roeldfje ein ©djaf bei biefem ftutter liefert, lann nid)t
IjSljer ate gu 2f $fb. angenommen roerben. O&ne bie ftapitateginfen für ben
©ert be* ©djafe«, ber ©ebäube unb nötigen ©eräte unb oljne bie Soften für
ben ©djäfer gu rennen, mürbe ber 3entner ©olle, bei bem greife öon 90 $fg.
pro 3entner #eu, 263 SRarl gelten muffen, um nnr ba« glittet gu begaben.
& lenktet alfo ein, baj? unter geroöljntidfjen SBerIjältntffen eine einträglidje ©d)af*
Haftung niemals ftattfinben lann, roenn biefetbe nidjt gnm größten Seit auf
foldfjeS gutter angeroiefen iff, roetd&e* ofpte bie ©dfjafe gar ntc^t gn oerroerten
märe, nämlidj auf geringe SBeiben unb auf Diel ©trof}.
„9ttfo," mirb man fragen, „ift bie ©ommerftattffttterung ber ©djafe nidfjt
oorteityaft?" — 3Bie ftdj) bie greife ber Stoße gegenroärtig geftaltet Ijaben,
glaube id) nicljt, baj? o^ne ^ud^toie^oerlauf eine berartige ©djafljaltung gu em*
Pfeilen fei. SDer 3udjtoiel)üer!auf ift. aber oon ber $erfönlid(jteit be$ ©d^äfereU
befifcerS unb oon ben Sigenf haften feinet @df>afftamme* fo abhängig, unb e$
finb audj nur fo menige Sanbroirte im ftanbe, biefed ©efc^äft gu betreiben, baj?
fyier, roo jid&S um allgemeine ©nmbfäfce Rubelt, barauf feine SRüdffidjt ge*
nommen werben lann.
Die ©efddaffenljeit be« ©oben*, befonber* aber feine fteile ober ebene
Sage, fommt bei ber ©djafljaltung feljr in ©etrad^t. $&ä abfd&fiffiger Ober*
pc^e be« Sanbe«, roenn ba$ ©affer alfo einen natfirlufjen «bfluj? Ijat, ober
biefer bodj leidet burdj einige 9Zad#üffe bewirft roerben lann, bleiben bie ©djaf,
auf ben ffietben gefunb, roityreub ftauenbe gettd&ttgfeit Äranfljeiten oerantafte
burdfj meldte gange gerben gu ©ruube ge§en. SS ift no<fj nid|t uöüig aufge*
Hart, ob bie ©d&afe hierbei burdj geroiffe fangen, bie bei ftauenber 5Wäffe
gum Sßorföein lommen, ober burdj ben ©dfjlamm, melier auf ben fan Sommer
überfdjroemmten SBeibeftetlen gurfidtbleibt, ©djaben leiben. Slber e$ ift burd>
titele feljr traurige (Erfahrungen beftätigt, baj? bei einer folgen Örtlidfjfeit bie
©djafe leidet in bie unheilbare ftranfljeit oerf allen, meldte unter bem Warnen
ber Säule befannt ift. ©ie giebt jtdfj bem ©adjoerftönbigen burdfj eine geroiffe
Jöleidjljeit ber $aut, befonber* in unb an ben Sfogen/ gu ertennen. öeiui
Öffnen ber leibenben SRere finben fidj teils ©efdfjrofire in ber 8eber ober ©n*
geroeiberoürmer, teils Ablagerungen oon SBaffer in ber Jöruft* unb ©auc^^ö^e.
Der SKagen foldjer ©^afe bleibt in ber erften 3«t 9«f«»^/ fo ba^ fte freffen
rote geiüöljntic^ unb fogar fett roerben.
©runbftüdte, roo bie ©dfjafe biefer unheilbaren Äranf^eit ausgefegt fmb,
♦) Sgt e. 77.
604 Suftufy, Haftung unb ©enufcmig ber @c$afc
machen bie Haltung einer 3ud(jtfd)äferei unmöglid). am gefäljrfidftften ift bie*
jenige Sotalität, röo ©anb unb ©umpf fo mit einanber abroedfjfefn, bafc bie
©djafe nidjt auf ben trodfenen ©teüen toetben tonnen, oljne audj) bie futnpfigea
3U berühren. £)enn auf reinem 9üeberung$boben, wenn er nur burdjlafftg ift,
bleiben bie ©djafe eljer gefunb.
3Son ben oerfd&iebenen ©djafraffen.
T)ie in £)eutfd(jtanb Dorfommenben arten ber ©dfjafe laffen fid) Don einem
attgetneinen ®efid)t$puntte aus in jtöei große Waffen einteilen: erftlid) In foM>e,
feie eine lange, fdjltdjte, unb jroeitenS in foldfje, bie eine geträufelte, tage
SBotte tragen.
a. ©djafe mit langer, fd&lidjter Sode,
£)a$ urforünglidje beutfdje Sanbfdjaf, fo oerfdjieben feine ©eftalt fonft audj
fein mag, gehört in biefe SIbteüung. .
üDer ®rab ber. 5einl)eit, roeldjer ber Solle be$ &mbf<fjafe$ jutommt, ift
nad) ben einzelnen ^ßroüinjen fel)r oerfdjieben. 3m nörblidjen SDeutfdjtanb rairb
t)ie gröbfte SBotte in Sommern unb ben an <ßoten greujenben Steilen ber 9teu*
mar! unb oon Preußen angetroffen. £ie* gab e$ fetbft in ben Betten, roo
man bie befte SKerinomoüe mit 200 9tt^Ir. pro 3entner bejahe, ftet* fo grobe
unb toertlofe Sßotte, baß iljr *ßrei* 20 9Jtl)lr. nid^t überftieg, roäfjrenb bie befte
fd&lidjte ©olle bod* 40 9ttl)lr. unb meljr foftete.
£)ie SBereblung biefer ©djafraffe ift genriß ein ©egenftanb oon ber Ijödjften
Sötdfjtigteit, ba bie gute Äammrootte, bie man jur gabritattou oon ©trumpfen
nnb glatten 3eugen gebraut feljlt unb oom SluGtanb eingeführt werben muf.
SWan Ijat entjelne SBerfuclje gemalt, oerbefferte englifdfje ©d&afe bei und etnju*
führen, um burd) fxe bie SBerebtung ber fdfjlidfjtrooUigen ©dljafraffen ju betonten.
£>a aber audlj bie oon ben engtifdjen ©dfjafen gewonnene Statte feinen ijolpn
^ßrei* erreicht, fo futb bie S3erfudje, nrie mir fdfjeint, nirgenbä mit ffifer burdj*
geführt toorben.
3d& bin ber äfaftdjt, baß forgfältige Snjudjt feljr loljnenb fein roftrbe, be*
fonber* roertn man auger ber Sötte guglei<fj audj ba« ftteifdj ber 2iere berikd*
fidjtigt. £)enn baß bie öanbfdjafe ein fafttgere* gleifdö liefern, ate bie äfterino*,
ljabe id& bei bem Sfofauf emjelner ^artieen gemeiner 8anbfdjafe jum ©djladjten
beobachtet. SRodj oorteifljafter ift e$, toenn man gute ©dfjlad&tfcljafe ergteten
joitt, fid& einen ©tamm englifd&er Disfylety* ober ©outljbonm* ©djafe anjuf Raffen,
bei melden bie gäljigteit jum $teifd)* unb gettaufafc oon atten befannten ©dyrf5
raffen ol)ne ^roeifel am größten ift.
3m Oberbrudj galten bie tleineren Sanbmirte ©dfjafe oon ber Ijod&füßigen
UHeberungSraffe, bie juroeilen ein große« ©erntest erlangen. (Sin Serfudf}, b«
id(j mit biefer Stoffe aufteilte, lieferte ein fdjledjte* SRefultat. ©ei berfelben
Scrf^tcbcne @t$afraffcn. 605
SRaljrung, bei mefdjer meine 3Äerinofd(jafe immer nodj im fdfjfadfjtredjten 3U*
ftanb ftd) erhielten, blieben bie äbfömmlmge jener lang* unb fdjltdjtmolligen
Stoffe ftetö mager unb bärftig genährt; audf) übergeugte idj midfj, baj* bie tefc*
teren in ber Xljat ber reiben ftfitterung bebfirfen, meldte jte auf Meinen £Öfen
erhalten, mo iljnen geftattet ift, auf bem gangen gelbe Ijerumgutaufen unb ftcf>
ü)re Staljrung beliebig, felbft auf ben ©aatfelbern gu fudfjen.
b. ©djafe mit gehäufelter,, furger Sßolte (SJKerinoS.)
Die urfprünglidj au« ©panieu eingeführte {Raffe ber SßerinoS ift biejenige,
meldje bie beutfdlje ÄBoüe feit 40 bis 50 Sauren in bem auSlänbifdfjen §anbef
fo berühmt gemalt Ijat. ©is gu 6nbe beS adjtgetynten Saljrfjunberts mar
Spanien faft auSfdfjliepd) im ©efifc ber eblen SBoüe. STOan l)at groar in ber
legten §älfte biefeS 3af)rf)unberts in üerfdfjiebenen europäifdljen Säubern SRerinoS
eingeführt unb ©tammfdOäfereien oon ttjnen angelegt, um bie Sanbraffen barmt
ju freugen unb gu oerebetn; aber eS bauerte eine geraume 3«*> bis bie ßrfolge
fidfjtbar mürben. '
Da£ Heine ©adjfen mar fo gtüdlidfj, mit $i(fe ber aus ©panien in gmei.
t)erfd§iebenen Transporten eingeführten SßerinoS, burdfj ©ermetyrung ber bireften
Sftacljfömmlinge unb burdfj gelungene Sreugung ber ein^eimif^en Sanbfdjafe mit
ben SÄerinoS fd&on gu Snbe beS adjtgeljnten 3al)rl)unbertS eine Sßolle gu pro*
bujieren, meldte bie Slufmerffamfeit ber auSlänbifdfjen gabrifanten erregte unb
enblid) baS eingemurgette Vorurteil, baß gute SKerinomolle nur in Spanien
felbft ergeugt merben . fönne, roiberlegte. Die fäd^fifd^e SBJottc, in (Snglanb
€leltoral genannt, roeil jie oorjugsmeife aus ben furfürftlidjm ©tammfdjäfereieu
fam, geidfjnete fid> oor ber aus Spanien begogenen burd) größere ffieidfjljeit,
SÄilbe unb Sanftheit aus unb mürbe gu feinen, leidsten STOobegeugen geeigneter
als bie tefctere befunben. ©obalb biefeS entfd^ieben beffere Staturprobuft oor*
Rauben mar, beftrebten fidfj alle untätigen gabrifanten moüener 3CU8C/ baS*
felbe jtdj gu üerf djaffen, unb es bauerte nidjt lange, fo ftanb bie (Steftoral*
SBBotte in ben $reis*ÄourantS oben an unb bie ebleren SBoöf orten DeutfdjlanbS
fcaben nun fdjon feit langer 3eit einen meljr als boppeft fo Ijoljen $reis, mie
bie {efct nodj aus Spanien lommenben ©orten. Der große ©eminn, ben bie
SWerinogudjt in Deutfdjlanb braute, lenlte nidfjt allein bie Stufmerffamfeit aUer
tätigen 8anbroirte auf biefe ©djafraffe, fonbem bie Eljatfadje, baß bie 2Äanu*
fafturifien aud) für SKeriuomoÜe fetyr öerfdjiebene greife gafften, oeranlaßte
tütffenfcfyafilid) gebilbete SKänner, bie Äenngeidjen ber ebelften unb teuerften
Sßolle gu ermitteln unb bieienigen Strten ber STOerinoS näljer gu begeid&nen,
meiere ein befonberS ebleS unb teuer begastes *ßrobuft liefern, grüner fannte
man bie SWerinomolle nur unter bem 5Rafoten ber fpanifdfcen unb oerebelten,
unb Ijatte über bie (grforbemiffe einer ljod(jeb(en Sßolfe feljr miliare ^Begriffe.
H
606 Äufju^t, $d(tung unb SSnrafcung ber @$afe.
•
©eit längerer 3«t nehmen bie beften ©djrtftftefler über biefen äBirtfdjaf&
gmeig brei Jpauptflaffen ber SßerinoS an. 3n bie erfte Ätaffe fefcen fie
bieienigen SßerinoS, meld&e fitrge, feine, 'gehäufelte, babel fel)r meiere, fanfte
SBötfe, aber nur eine geringere Quantität berfetben geben; gu ber groeiten jä^b
man biejenige ätöart, metd&e. eine fräftige, bidfjt fte^enbe, ebenfalls geträufelte,
aber roeniger feine unb meidfje ©olle liefert. {Die brüte JHaffe Ijat eine SBoffe
oon geringerer Äräufelung unb Srümpfraft; fie ift länger, faft fd)ltd)t unb
ftefjt begüglid& iljrer Sigenfdfjaften in ber SBHtte gmifd)en ber geträufelten SRerino*
molte unb ber gang [tfjltdjten, meldte bie englifdfjen ©dljafe unb bie Sanbfdpfe
4)robujieren. Die ÜWerinof^afe ber erften Ätaffe nennt man ßtettorat, bie ber
groeiten 3nfantabo* unb bie .ber brüten Äammroollfdjafe.
• Diefe brei öerfdfjiebene Älaffen finb burdj bie Äunftgudjt entftanben, roo*
mit inbe$ m$t gejagt fein foß, bafc nidljt audfj ehemals in ben foantfdjen
SBefinoljerben Snbioibuen biefer eingetnen klaffen angutreffen geroefen feien.
3n einzelnen Gjemp taten maren fie aüerbing* fdjon üorfymben, aber feljr jn*
fällig, unb e$ gab leine $erbe, in melier bie 3Kel)rgaljt ber ©djafe einen
beftimmteu ßljaratter Ijatte; nod) fettener fanben ftd§ Xiere mit gebier ©ofie
ber erften Slaffe, meil es Xfytfafy ift, ba$ burdfj bie ftunftgud&t gemiffe S&ofl*
eigenfdfjaften, roeldje bie gabrtfanten befonber* l)od(>fcijäfcen, erft erjeugt roorben
finb. 9iadj bem, maß über bie ©eljanbfong ber fpanifd&en Sßanbertjerben,
au$ neigen faft alle 2Äerino$ in Suropa abftammen/ befanut geworben ift
foimten fid) audj bort ©djafe mit Ijod&eblen JBoöetgenfd&aften roeniger Dermdjren,
ate fotdfje, roeldje ein größeres äBoügeroicijt lieferten, meil bie Staffier jener
gerben meljr bei ber Quantität ber SBoüe, als bei beren Dualität beteiligt
roaren. Srft bie tyoljen greife, meldte in biefem Saljrfyrabert für Sleftoralraoüe
gegafft mürben, fmb äJeranlaffung geroefen, bafj bie ©dfjafgücljter fid> bemüfy
fjaben, btefetbe in größerer SÄenge gu probujieren.
©egüg(id) ber ermähnten brei klaffen oon in Deutfd&lanb oorfommenben .
2Kerinofd)afen bemerte id) nod), baß biefetben in ben eingeben gerben tridjt
immer ftreng gefd&ieben finb. Dies ift nur barnt in leerem ©rabe ber Sali,
roenn feit Dielen Sauren nadj einem beftimmten $fon gegürtet morben ift 3»
ben weiften gerben ftnbet man SEiere, bie groifdjen gmei biefer klaffen in ber
SWittc fteljeh, bei benen e$ alfo groeifefyaft ift, in meldte Älaffe fie gehören.
«efonber« ift bie« bei ber legten Älaffe ber gaü.
3d) mill oerfudfjen, bie roid&tigften ßigenfd&aften ber eingetnen Unter*
, Abteilungen ber 3JZerinoraffe angugeben, van angeljenbe Sanbmirte in ben @tanb
gu fefeen, für i|re Sotalität bie jebeSmat paffenbfte ärt au^gnmä^len.
©üd^fifd^e SDietinoö, Sle!toralf$afe, Ijaben einen befonber« feinen
unb fdfpnaten Körperbau. Die Sämmer merben meiftenö o^ne galten unb mit
Hetnen Sßolllödd^en geboren. Die $>aut ift fein unb meidf). Die SBotte ber
älteren ©(^afe biefer SRaffc ift im audgemad^fenen 3uftanbe entmeber anfe^etnenb
a$erf$iebene ©aufraffen. 607
>
Iuq, roeil fie in bcn fetnften SBinbungen gefräufeü ift, unb bann jinb bic Sßofl*
ftapcl*) abgerunbet unb ber <ßelj btfbet eine gefdjfoffene, faß glatte Oberfläche;
ober bie SBotte fettft ift an fidj länger, au$ rool)t weniger gehäufelt unb meljr
fößdjter SRatur/ tpobei bie <&taptl eine weniger tunbe unb mel)r fpifee Sonn
annehmen. 3Bemt bei betberiet gönn be* SBoflnmdjfe* bie Ijödjfte geinfyeit,
Sanftheit unb ©eidje öortyanben ift, fo ift fdjroer ju fageu, roetdjer 2lrt man
ben SJorjug gefreit fott.
Sie Quantität ber SBofle, roetdje bie (Steftoralfdjafe liefern, ift um fo ge*
ringer, je feiner bie SBofle ift.
Die Xiere biefer JRaffe finb fein gebaut unb I)aben im geringeren (Srabe
bie Sigenfdjaft, mel gett unb gteifdj anjufefeen; fte ftnb empfinbli^er gegen
bie ffiibprroärtigfeiten ber Witterung unb gegen eine unregelmäßige, fd)ted)te
Haltung unb Pflege.
Die fpanifdjen SWerinoä ober Snfantabofdjafe ftnb breiter, fleifdjtger
unb fräftiger. Die Sämmer werben fyäufig mit langen, feinen paaren geboren,
ober tyaben eine faltige, bide §aut SJon bem Äinn bi« nad) ber ©ruft Ijaben
befonberd bie Sbüd e unter bem £atfe «neu f ogenannten §atefragen, ber immer
mit gröberer 2Bofle befefct ift.
3n ber bidjtfteljenbett SBofle fefct fidj iriet ©taub an, melier in SBerbinbung
mit bem natürlichen ©djroeifc einen graufdjroarjen Überjug btlbet Die äBoße
fetbft ftef)t bidjt auf ber £aut, ber ermähnte Überjug oer^inbert ba$ Einbringen
ber 9iäffe unb bie äußere gorm be« ©oltyelje* erfdjehtt fetbft im auSgeroadj*
fenen 3uftanbe glatt. Die Statte enthält eine ©ubftanj, bie fidj ölig ober
*) 5)te Statte roäajfl nra)t, tote ba« $aar auf anberen m'erfflßtgen bieten, in ber Hrt,
bog jebe* etnaetne $aor feine eigene fötdjtung nimmt, fonbent e« toerbtnbcn fid) ftet« mehrere
Stattfdben gu Keinen ©üfd)eld)en, bie uneber unter etnanbergufammen^ängetu 5>iefe ©fifd)elä)en
nennt man ©tapel. @ie finben fta) auä) bei ben f<$liä)tn>ottigcn @d>afen, wie fdjon bie
^etge ber gemeinen Sanbleute jeigen. 2)a bie ©tapel au« einer SSerbinbung niedrerer Statt*
fdben entfielen r fo tann man aus ber gorm' berfelben mit jiemttdjer ®eu>ißf}eit auf bie gorm
wtb »efdjaffcnfjeü ber einzelnen gaben fetbft fließen. Sfctm bie Stattfdben t>on öerfdjiebcner
geinljeit finb, ober eine unregelmäßige Äränfefong $aben, fo tann bie $erbinbuug berfelben
leine innige fein, nnb noä) weniger bie äußere gorm be« au«geu>aä)fenen Stattöfleße« fid) galt)
regelmäßig gehalten. 2)ie Stattfäben ton Derfdjicbener gehujeit ober unregelmäßiger Äräufelung,
wenn man fte hn Innern be« ©tapel« unb nadj beffen Sänge betrautet, geigen biefe Unregel*
mäßiglett fefjr beuttid), unb man fagt bann, bie Statte fei unflar. 3)ie ©nbpartiecn ber ©tapel
M fold)en ungleichartigen Stattfäben geben bem Statttfieße, öon oben angefeijen, ein rau$e«,
*eroorrene« Snfeljen. SKan muß aber lotet Übung beflfeen unb Jefjr Diele @d)afe mit au«-
gett)aä)fener Sötte unter ben mannigfaä}flen äußeren $erl}ättniffen unterfuä}t ^abenr wenn man
au* ber gorm ber ©tapet, unb fo lange bie Statte auf ben Vieren fle^t, auf ben SBert ber«
Wen fä)Ueßen mitt- (Sine me^r ober minber forgfdltig ausgeführte @d)itrf bie Pflege ber
^afe, beren @d)onung gegen ba« 9laßn)erben, bic @treu unb ber toerfdjiebene 3uP°nfe D«r
Beleibtheit äußern jufammen unb eingeln ftor ber 38äfä}e einen fe^r großen ©nffaß auf ba«
3ttt«fe^en be« Stattpefge«.
1
608 Äufjudjt, Gattung unb 8t»u$ung ber 6<$afe.
«
fettig anfügt unb burdfc bie geroöljnlidje $elgroäfd()e nit^t gu entfernen ift. 3Ran
nennt fie Settfdjroeifc. ©bgleidj leitetet in jeher gefunben Sode angetroffen
toirb, fo ift er bodj bei biefer Stoffe in größerem Sßafje oorfjanben. @r oerbwft
fttfj in ber abgefrorenen Solle unb madjt fie nadj einiger 3ett barfdj unb fytxt
Diefer -SBeftanbteil, aber audfj ber bittere ©tanb ber SBoüe unb bereu
gröbere ©eföaffenljeit bewirft ein größere* ©dfjurgenridfjt ber 3nfautabofd>afe.
Semer finb bte festeren an jitfj fernerer/ f efeen letzter $ttt an 4tnb fmb gegen
ungünftige SBitterung weniger empfxnbfic^.
2Rerino$ mit fc^Icd^ter ©olle ober ßammrootte tarnen mit föatf
ausgeprägten ©genfdjaften im Saljr 1816 au» ber $erbe be$ 9Äarfd>alf
2ßon9et) in bie ©tammfd)äferei ju ffrantenfetbe. Setber ift biefer (Stamm
bafelbft uidjt fortgejü^tet roorbeu, fonbern toieber eingegangen. 3n neuerer
3«t, feitbem nad() feiner Äammroolte ftarle 9tad)frage ift, Ijat man angefangen,
Snbioibuen ber ©eftoratraffe mit langen, gebeljnten ©tapeln burd> Snjudjt
fortgupflangen. ©o diel idj roetß, ift bte« befonber* bem ©rafen ©d>roerin
auf SBolfsljagen gelungen.
Die Haltung biefer ©djafraffe fdjemt auf geringerem ©oben, roo e* nie*
mate an gufagenber 9ialjrung fe^tt, oorteiß)aft gu fein. #ter fann eine fo
grof e Quantität Uammwolle ergeugt roerben, ba§ baburdj ber ©d(jafgüd>ter für
ben geringeren $reis berfelben entfd)äbigt wirb.
£>a$felbe gilt au<$ oon ben Sufantabo'*. 3n raupen ©egenben, in einem
meljr feuchten filima, too ber ätöerboben leidet an SRäffe leibet unb mo a(fo
ein toeniger füße$ unb angenehmes Butter roädjft, ferner auf fel)r großen ©ütern,
roo ben ©dfjafen bie ffieibeptäfee oft tont entfernt oon ben Sfr&jm angeroiefea
»erben muffen, ebenfo an Orten, roo e$ an 2Kitteln fe^ß, burtfj @ntmafferung
bie natürlichen SBeiben gu oerbeffern ober burdj Stofäen fünftlic^e gu fd^affen,
ba fmb bie SEiere biefer Stoffe ^u empfehlen, ba fie fräftiger ftnb unb fdjäblidjen
ßmroirfungen ju miberfte^en oermögen.' Sie erreichen aud(} eine größere ©cfjroere
unb fuib beliebtere ©d&tadfjtfd&afe, als bie ber (Sleftoralraffe.
üDie (entere paft red&t eigentlich nur für bie I)oc$fultiüierten hügeligen
©ruubftücfe,. bereu Sldferfrume au« fanbigem Seljm ober lehmigem ©anb be*
fteljt unb für ©egenben, roo ein rnilbe*, meljr trodfene* ate naffe* Äfima IjerrfdjL
3n einer folgen Örtlidjfeit erlangt bie 2Boüe biefer ©dfjafraffe neben ben ifr
urfprünglicf) einrooljnenben ©genfdfjaften audO nod) ben ©lang, bie ©etbenartigteit
unb bie SBei^eit im ©riff, rooburd) fie gu einem fo roertooüen $robuft wirb.
SDer untätige ßanbnrirt muß rooljt prüfen, meiere ©djafraffe für iljn unb
feine £)rtlid)feit bie oorteityaftefte ift. Der oorgefunbene Stamm, bie 9tad|*
frage nad^ einer geroiffen Art oon SDBoße, foroie bie ©elegen^eit, für bie ©d>afe
yaffenbe 3uc^tbödte in ber 9tölje gu erhalten, lönnen ^inreid^enbe ©rünbe bafür
abgeben, in einer fonft ungünftigen Örtlid^Ieit eine beftimmte SRaffe beigubeftalten.
©o finbet man guroeilen eieltoratfc^afe auf ®üttxnf roo- fie eigentlich ni^t
$erfa$ren bei ber ^aanmg. 609
Ijingeljören. 35a aber ber Stamm ftdfj an bie Örttidfjfeit gewöhnt Ijat unb
weil ba$ 3udjtoiel) forool)! als bte ©olle f auf er finben, bte beibe* gut be*
jagten, fo wäre e$ ein geljler, eine anbere Jperbe anjufdljaffen.
©efonberS rotdjtig ift bie Prüfung ber Örtlidjfeit mit 4Begug auf bte eine
ober* anbere biefer ©djafraffen, wenn bie oorgefunbene §erbe au& mangelhaften
SEieren befte^t, bie roeber eine feine, nodj Diel ©olle tragen, unb wenn man
baburdfj in bie 9iotroenbigfeit oerfefct ift, eine ernftlidfje Änberung oorjuneljmen.
<£$ muß jeher ©dfjafjüdjter mit fidj einig fein, naä) meinem £iet ju
ftreben für üjn am jroedfmäßigftett ift. SRtdjtS ift bei ber £ierjud)t nachteiliger,
als ©dfjroanfen unb ©edjfeln in ben ®runbfäfc*n. ©er eine 3eitlang
fein* unb bünnroottige ©prungböcfe benufct unb nadfter roieber grob* unb
reidjroollige anroenbet, ober mit furj* unb langwolligen wedjfelt, ber wirb nie*
mal* eine gleid&mäßige ©olle erjielen.
©erfahren bei ber Paarung.
ÜDie öorftetyenbeÄ ©emerfungejt fönnen als Sfoljatt bienen, wie man bei
ber 3üd>tung oorgeljen muß. 3ft man im ©eftfe einer §erbe, bie nadfj ber
SWeljrgal)! ber Ziext entfliehen in eine ber brei ermähnten Älaffen gehört, unb
ift bie Sofalität einigermaßen geeignet für ben oorjjanbenen Stamm, fo behalte
man fljn bei unb fudfje ilpt burdj 3ngud&t ju größerer SMfommettljett ju bringen.
3u einer öleftorafyerbe muß man fufj feine, aber bidjtwotltge unb frttfttge
SBMt }U oerfdfjaffen fudfjen, bamit man ber ©djwädfjlidfjfeit unb ©oHarmut
entgegen wirft, wogu oiele Stämme biefer 9taffc hinneigen, wenn bisher allein
bte 5einljeit ber ©olle berütffidfjtigt worben ift. 35on ben weiblichen Vieren
muffen biejenigen ganj Don ber ;Jia<Jj$ud)t auSgefdljloffen werben, meldte gar
ju fc^roöc^lic^ unb mollarm finb.
3n einer Snfantaboljerbe muß man bie bei biefer SRaffc befonberö leidet
ftattftnbenbe äßmaljme in ber Seinljeit ber ©olle ju oer^inbem fudjen. ©roßer
©ottretdfjtum unb geringe Seinljeit ftnb in ber Siegel Bereinigt, diejenigen
£iere, wetdje reidjlid) feine unb audf) fonft untabeltfafte ©olle liefern, flnb
hierbei oorjugSweife )u beadjten.
©iö man gute Kammwolle erjielen, fo muß bie Sänge, ©djlid&tljeit unb
(Sanftheit, oerbunben mit äJoQmoßigfeit, berfltfjidfjtigt werben, ©enn bie lefctere
©genfdfjaft feljlt, fo ift lein loljnenber Srtrag ju erwarten.
Um biefe Unterfdjiebe genau lernten ju lernen, muß man bie uerfdjiebenen
<Sd>afftämme in if)ren ©olleigentümlidjfeiten unb jebesmaligen Seglern burdj
öftere Prüfung ber ©olle in itjrem oerfdjiebeuen SllterSjuftanb, aud) nad& ber
@djur unterfud&en. 9tur berjenige, melier foldje Prüfungen mehrere Saljre
fyinburdfj angeftetlt l)at, gelangt baf)in, jtdj oon ooltfommenen Sieren ein fo
JlareS ©ilb ju madjen, roie man e$ bebarf, um bie betreffenbe £erbe bem*
Stoppt. 11. Auflage. 39
n
610 SCufguc^t, Haltung unb ©enufcung ber @djafe.
felben nalje ju bringen. £>enn fd)on mit einer Stanctyerang an ba« 3beal
mu§ man jufrieben fein, ©anj roirb badfelbe in großen gerben niemals er*
rei$t, Ijödtften« in einzelnen Snbioibuen, fdjon beäljalb nidjt, roetf im Saufe
ber 3^ M* 8faf orberungen, bie man ntadjt, jtdj • fteigern.
Um eine ©djafoerbe burd) SJefeitigung ber geiler ober burdj Srlßtjiag
geroiffer roünföen&uerter Sigenfdjaften ;u oeroottfommenen, ftnb alle 3udjttien
mit 3ei(^en ju üerfeljen, bamit bie Sbeutität ber Subtoibuen niemals jroetfeUjait
ift, wenn man Jöeobadjtungen ober bie SRadjjudjt aufteilen rottt. Jßet bat
JBötfen geben bie $örner ©etegenl)eit, 9htmmern unb 3et<fjen einjubremten.
§ttr SWutterfdjafe mufc man ftdj ber ©infdjnitte in bie Dtyren, beS Xätomiren*
ober ber umgeljängtert Saferen öon $0(3 unb ©led} bebienen. Sttle ©e*
jeidjnungöarten Ijaben tyre Mängel, -©ei gehöriger Stufmerffamleit aber roirb
e$ bei aßen SKettjoben gelingen, ben &xotd ju erretten, namentlich meutt man
tüchtige ©c^äfer l)at unb fuf) felbft burdj öfteres Sftadjfeljen mit ber ganzen
§erbe ftetö in näherer JBefanntfd&aft erhält
9tad)bem bie S3ejeid)ramg auf bie eine ober anbere 9trt gefd)el)en ijt,
muffen bie ©genfdjaften eines jeben SnbioibuumS in einet 8ifte notiert roerben.
®ie 2tbfd)äfcung ber £iere erfolgt auf Koppelte Sßeife: üor ber @djur unb na$
berfelben. ©ie Beurteilung ber Solle im $elje fottte niemals früher 00*
genommen werben, als bis bie äBotte roenigften* 10 Monate alt ift. üRan
notiert bann getoitynlidj bie geinl^ett ber Statte eines jeben Steves, beren Sänge,
ben bünnen obet bieten ©tanb, bie Slrt ber ßräufelung, bie genfer im Sßudjjc
ober in ber Sonn beS Stapels, bie geringe ober größere 8u$gegttdjenl)ett jc
Um nidjt ju uiel gu ^reiben, bebient man ftd) geroiffer %&$tVL ober 3a^^
burdj roeldje bie guten ober fehlerhaften GSgeufdjaften angebeutet roerben.
9iad> ber ©djur roirb baS abgefrorene äJtiefj auf bem ©dptrtifd) aufc
gebreitet, unb nun werben über bie Sefdjaffenl)eit ber SEotte als äßare neue
öeinerfungen niebergefdjrieben unb mit ben oor ber Sdjur gemalten Dergli$en.
£ugteuf) ermittelt man baS ©eroid)t eines jeben 33ltefceS. SBerben biefe Unter«
fudjungen über ben SBert ber Statte mit ber nötigen ©enauigfeit angefteflt, fo
erlangt man einen Haren Überblirf über biejenigen ©genfefjaften einer $erbe,
bie feft ju galten ftnb, foroie über bie geiler, bie entfernt werben muffen. iRad)
bem Jöefunb ber oorfiegenben öemerfungen ftnb bie *ßaarung$* ober «Sprung«
fiften anfertigen.
£>ie untabelljaften roeiblidjen Xtere merben üon einem ctynftdjen männlichen
befruchtet; bie bünnroottigen bagegen oon einem folgen, beffen ©ptte einen
bitteren ©taub l)at, oljne jeboc^ in il)reu fögenfdjaften }u feljr oon beseitigen
abguroeidjen, meiere bie roeiblid^en Xiere tragen; bie bidjtroottigen gröberen
Sßutterfdjafe oon einem feinen ©od, beffen' Sötte iebodj (m$ möglidjft bu$
fteljt. 3Äännlicf}e 3^ttiere mit entfdjiebenen 3Boüfel)lem muß man niemals
gur 3u^t gebrauten. SBeibtic^e Xiere mit fehlerhafter Statte barf man nur
©erfahren bei ber Paarung. 611
mit ©öden paaren, bte gang frei oon ben ' 3?el)tern jener, aber in ben fyawpU
«tgenfdfjaften ber Sßotte iijnen bod) cüjnlidj finb.
Sem biefe Unterfud&ung ber ©oüeigenfdljaften gu umftänbttdE) unb fdjroiertg
«rfd&eint, ber laffe füf) bodf> itidjt gleich abfdjreden, fonbero madfje nur erft ben
Anfang. g$ rohrb ft<$ baß) ergeben, rote fetjr burd> ba* ®efd)8ft felbft fein
<mfänglidf) unfuijere* Urteil ftdj berichtigt unb fc^ärft.
©ei ber Stabführung tiner planmäßigen Paarung l)at man gtoet SIRetljoben.
<Sntn>eber bringt man iebeS ©djaf, wenn e* brunftig ift, gu bem für badfette
ieftimmten ©od, ober man fefet bie ©djafmfitter in fo Diele Abteilungen, ate
man ©öde* l)at, unb teilt einer jeben ben für fie beftimmten ©od gu. Da«
erfte ©erfahren nennt man bie Paarung an* ber #anb. 3U tan 3roe*
lägt man mehrere redjt Ijifctge, gemeine ©öde, mit ©djürgen oerfeljen, unter *
1>em 9Äutterl)aufen frei untrer geljen, bamit bie brunftigen ertannt unb gu bem
^affenben ©ode gebraut werben. 3n ber ©prungtifte, bie im ©dfjafftatte auf*
fleljängt roirb, werben täglich ^tätigen über bie ftattgefunbenen ©egattungen
flemadjt.
©roße gerben, über roet^e man nidjt eine fo genaue Mufftest führen !ann,
bringt man nac^ Ujren Dorgügßdjften Sigenfdjaften in Abteilungen unb teilt
einer jeben biejienigen ©öde gu, bie für biefette gur ©erebtung paffen.
©etoöljutidl} täft man bie ©öde oier biß fünf SBodjen unter ben SWfittern.
3u biefem 3eiiraume Dermag ein gefunber unb roenigftenS gtoeijffljriger #od
60 bte 100 üftütter gu befruchten, roenn man bie ©öde gut n&fpct unb fie
nidjt groingt, ftd} tljr Sutter auf mageren SBeiben gu fudfjen. (Seltene ©öde
mit ausgezeichneten ©igenf haften, bie man auf bie gange $erbe gu Dererben
roünfdjt, muß man im ©tatt mit §afer unb tüjnfidjem fräftigem Butter er*'
nähren, bamit fie rufyen tonnen, roenn bie &i$btn auf ber ©eibe ftnb.
<£* mirb audj jefct nodj, nad)bem in Dielen ©egenben bie Sammjeit Don
t>en üßonaten Februar, SDtörg unb 3lpril in ben 3uß unb Sluguft tierlegt ift,
darüber geftritten, meiere 3*ü We Mte f« V** ©eburt ber Sämmer. 3n ben
bei weitem meiften örtlidjteiten ift bie ©rntegeit oljne 3rDeifel biejenige, wo bie
Sämmer mit ben gertngften Soften aufgegogen unb ido bie @<fjafmütter am
menigften burdf) ba* ©äugen angegriffen roerben. 9tft unb Sung näfyrt ftd)
tann roäljrenb Dotter brei Sßonate auf einer ffieibe, bie teite auf ben abgeernteten
betreibe* unb Äteefetbero, teite auf ben SBiefen im ©pätfommer unb f>erbft
reid&fldlje 9la^rung barbietet. SBtiox ©nftaflen gur ©fnterftttterung fmb bie
Lämmer fo roeit ljerangeroadjfen, baß fie oon ben Sßfittero entwöhnt roerben
tonnen. SDicfe bebfirfen ben gangen SBinter 1)inburd& nur mäßige* Butter unb
tragen bennodj § bis tq Sßofle metyr ate anbere, bie im Sanuar, Februar
ober SWärg bie Sfimmer gebären. Die im Sommer geborenen Sämmer aber
ftnb bis gnm SRöDember fo ^erangetoad^fen, bafc fie mit gutem $eu unb mit
SBurgeln Doüfommen ernährt roerben lönnen, feiner ©etreibeförner bebürfen
39*
612 2fafou<$t, $attuvg unb ©ctrafcung ber @<$üfc.
•
unb bei ber ©dfjur im Sunt bennodf) fteben bi* ad^t Stein 8Boüe pro Ijunbert
©tüdf geben.
3>ie$ finb Cortette, meldte jeben ©dfjäfereibeftfcer befthmnen möchten, feine
©nridfjturigen beut entfpredfjenb gu treffen. Ätteht e« Ijat in mannen ©djafereien
große ©dfjmierigfeiten, bie ©d&afe an bie ©egattungGgeit im 3anuar, fjebruar
ober ÜRärg gu gewönnen. Ü5tc gute ttnb reid&fid&e Fütterung tft Ijiergu nidfjt
itmner genügenb, rate ity felbft erfahren l)abe; audfj ntdljt bie aUmStjftdje Sbu
gemöljnuug ber jungen gugegogeneu ©dfjafe an biefe JBegattungSgeit. 3n anbeten
©df)äfereien Ijat bagegen eine berartige Verlegung ber Sammgeit oljne ©djroierig*
feit ftattgefunben.
SBenn e$ nidf)t gelingt, bie ©ommerfommung etngufüljren, fo foQte man
biefetbe bodf) niemals in bie fingen Sage ber ÜÄonate ©egember unb Sauuar
oerfegen. Die lefcte .£Mfte be$ gebruar bis (Snbe 3tyril mödfjte für bie grfifc
jaljrSlammung bie paffenbfte £eit fein. 3n einigen ©egenben muffen bie
Sommer bei biefer fiammgett fo lange im ©tau ernährt werben, bi« fte auf
bie abgeernteten ©etreibefelber getrieben werben fönnen.
©ei ber Sfrültfaljr** ober SBinterfammung mu§ man bie tragenben ©c$af*
mutier in ben legten oter bi« fed>$ Sßodfjen ber Erädjtigfeit frfiftiger füttern.
Senn fte oor^er nur $eu Unb ©trpl) erretten, fo fefct man jefct 2Bnrgetfutterr
£)ttudf)en* ober ©d&rotgeföff l)tngu, um bie ÜJKWjabfonberung ju beförbern.
£)iefe$ nahrhaftere ©eifutter mfiffen bie ©dfjafe audfj * wityrenb ber 3eit be*
©äugen« erhalten, ©ei ftrenger Softe werben fte oljneljin, wie e$ fäexnt, oon.
bem ©fingen fel)r angegriffen unb magern ftd&tßdf) ab.
Um lefctere« mögßdfjft gu oerljinbern unb ben ©oflmudj* triebt gu ftörenr
beginnt man fd^on in einem breiwöd&entlid&en Älter bie Sfimmer guerft ein paar
©tunben tfiglid> oon ben Sftütiera gu entfernen unb fte babei an gutter gu ge*
motten. SungeS, btätterrrfd&e* ftteel)eu, aud& furge*, gut getrodnete* ffiiefen* .
Ijeu eignen ftdfj bagu am beften. 2Ran giebt amlj moljt gequollene (Srbfen,
Saiden unb Suptnen,. $afer unb gematgte ©erfte nebenbei; idf) rate aber, bie
Äörnerffitterung nidfjt gu übertreiben/ bannt bie Sämmer nidfjt förmlich gemattet
werben. 9htr wenn es an frfiftigem #eu fefltt, mag man Körner oerabreufjett»
Stber man oergeffe nidf)t, baj* man mit ber ©d&afljafamg #eu, ©trolj unb 3£etber
aber nid^t Sörner oermerten wiö, ba bie festeren auf ffirgerem ffiege oerfttbert
werben fönnen.
©enn bie Sämmer brei STOonate alt unb tote ermähnt jettig an ba$ Butter
gewinnt ftnb, werben fte gang oon ben SJWlttern entfernt.
Die gegen (Snbe be* ©tnters geborenen Lämmer werben mit tljren ÜRüttern
auf reiche Reiben getrieben, wenn fold&e oorljanben ftnb. £)a$ entwöhnen
madfjt in biefem $aQe gar feine ©d^wierigfeiten, weil bie Sfimmer bie grüne
9tabwng auf ber ©eibe fe^r leidet annehmen. SWan muß iljnen freiließ eine
reiche unb oon älteren ©djafen oerfd^ont Meibenbe SBeibe einräumen, ©ie biefe
$ef>otibtung ber Summer. 613
befdjaffen fein mu§, wirb nad$er, wenn oon ben ©dfjafweiben bie 9tebe ift,
erörtert werben.
©leidfjmSßige, rei<f)lidf)e, gefunbe SRaljrung muffen bie ©d&afe, wie aße §au$*
tiere, im erften 8eben$jal)r erholten, wenn fie eine entfprecfjenbe ®röße unb eine
mtfcbauernbe, fräftige ©efunbljeit erlangen foflen. SRangetnbe ober utipaffenbe
Uiatjrung im erften Sebenäjaljr fingert einen fe^r nachteiligen Sinflufo e$ wirb
tmbnrdj nidjt allein bie gange 2lu$bilbung be$ Körper« geftört unb aufgehalten,
•fonbern aud) ein fo fdjwädjlidjer 3uftanb ijerbeigefttljrt, >>ag bie £iere fpäter
ungünftigen atmofpprifd&en ©nflüffen nmfo letzter erliegen.
Die ©dfjafe ftnb nämtief) im frühen SebenSatter gemiffen Äranfljeiten au$*
ijefefct, bie gar nidjt ober bod^ nur unoollfommen geseilt werben fönnen, unb
beren ßntftetjung man baljer forgfältig ju oer^üten fidj bemühen mug. §ier*
i)er gehören:
a. ©tetfigfeit ber Sämmer;
b. bie ©elenfgejtijwülfte berfetben;
c. ber Durchfall;
d. bie «lei#id)t.
Die beiben erften Übel finben jtd) bei fäugenben Sommern in ben erften
fedjfr SBod&en ityreä 8eben$. @ie fmb einanber nalje oerwanbt. 3Ba^rfc^emü(^
Ijaben fie ganj gleiten Ursprung, unb es ift nur ein oerfd&iebener ®rab ber
Äranfljeit, wen« bie ©etenfe aufgetrieben werben unb ©efdjwüre in benfefben
fid) bitten, ftatt baft bie Sämmer ein anbereämal bloß ftetf werben, ficE» gar
nt(f)t ober bodfj nur fdjwierig bewegen fönnen unb babei abmagern unb fterben.
Oljne 3weifel ift 'ta bem gutter, womit bie tragenben ©djafe genährt werben,
' bie Urfadje beiber Übel ju fudfjen. Obgleid> ftd^ nidjt mit ©eftimmtljeit angeben
lägt, welche ©efd&affenljeit be$ SntterS befonber« nadjteilig wirft, fo ift bod>
flenrifc, bafc nid)t immer fdfjtedjteä, oerborbene* Butter bie Urfadje ift, wenn in
. einer Schäferei biefe Sämmerfranfljeiten ftdfj jeigen. 3m ©egenteit fdfjeint feljr
naljrljafteS ftutter, metdjeä eine feljr fette ÜWildj erzeugt, in biefer #tnjidjt
ttadljtetliger ju wirlen ate oerborbeneä Butter, weldf)e$ ledere meljr ba$ 83er*
lammen bewirft SMefe ©djäfereibeftfeer geben b<#er ben tragenben ©djafen
lüeber oiel tlee* ober feljr naljrljafteS äBiefentyeu, nod> ©etreibeföroer, fonbern
ein faftige* ©urjelfutter unb wäffrige* Ötfudfjengeföff, bis bie Sämmer brei
W$ oier Sßodjen alt fmb. SReine eigenen Erfahrungen ftimmen bamit überein,
fo bafj idj nur raten fann, bei oorfommenber ©teifigfeit ber Sämmer barauf
3U achten, ob fie nidfjt bur<$ }u naljrljafteS Butter ber tragenben ©djafe ijerbei*
geführt ift; i$ leugne aber nid&t, ba§ e$ nodf) anbere Urfad&en geben fann,
n>el$e biefe Sämmerfranfljeiten oeranlaffen, benn man ift über beren Sntfteljung
uodfj feine$meg$ im reinen, ©ooiel mir befannt ift, jetgen ftdj biefe Sommer«
Tranf^eiten nur bei ©ürrfutter, alfo bei ber fjrfil)j[a!>r*(ammung, unb fommen
bei ber ©ommerlammung gar nid^t ober nur feiten oor.
614 $taftu$t, #aforag mtb ©enufeuag bcr @<fytfe.
©urdjfall ber Sommer rocfljrenb ber ©auggeit ift geroöljnlidj golge
oerborbener Sprung bcr äßütter; berfcCbc wirb nidjt aufhören, menn nidjtbie
ledere oeränbert roirb. Stellt ftd) aber ber Durchfall bei Sämmem nadj bem
Sntroöljnen eht, unb roenn fie bereit* auf ber Sßeibe geroefen ftob, fo ift bie*
ein fdfjlimme* 3eidf)en unb metften* ein Vorbote ber 33teid)fud)t. 3n biefem
gaße ift nodj am elften Leitung gu hoffen, wenn man bie Sämmer auf eine
frifdfje, fräftige {Rafenroeibe ober auf roten filee bringt 4Bei auljatteubem
SRegenroetter, befonbÄ* wenn Diele $lafcregen ftattfinben, werben bie SBeibe*
fangen auf ©anbboben oerfeljlämmt, unb e* ift Eljatfad&e, baf? bie genannte
Sämmerfranfljeit am gefäljrlid&ften auftritt/ roo ber ©anb im ©oben oorljerrfdjt;.
icfj empfehle audfj bie Sfoiage bitter Sßeiben au* ©räfern, ba ic^ erfahren Ijabe,
baß unter gleiten SBitterung*einflüffen bie Sämmer auf ®ra*roeiben oöflig ge*
funb blieben, roaljrenb fie auf SBeiben oon weißem Älee erfranften. Ob Ijier*
bei anbere Umftänbe mit emroirften, oermag idfj nidjt gu entfeljeiben, aber e*
ift eine belannte Srfaljrung, baß auf Königen JBobenarteu, ober ba, mo bie
Sämmer SRafenroeibe Ijaben, bie SJleidjfudjt nidfjt oorfommt.
5Daj$ man bei anfyaltenbem SRegenroetter für bie Sämmer befonber* ©orge
tragen unb tynen im Stall ein fräftige* Qürrfutter geben muß, mürbe id>
laum ermähnen, wenn id& nidjt oft bie gröbfte jßadfjläfjigfett in biefem fünfte
beobachtet $ätte. 3$ bin übergeugt, baß mancher Saljrgang oon Lämmern gu
©runbe gefjt, roeil biefe nadfj bem austreiben auf bie Sßeibe nidfjt roeiter beamtet,
fonbern i^rem ©d>uffa(e überladen merben. Sie aber fann man erwarten, baß
bie iungen Xiere SRäffe, äßangel unb befdjroerlidje Triften oljne 92ac^tei( für
itjre ©efunbfyeit ertragen werben, roenn ein meJjrroödjentlidOe* {Regenwetter eintritt!
£>te JBleid&fudjt ift eine Sranfljeit, bie im 3uni, Suli unb äuguft bei *
folgen Sämmern angetroffen roirb, roeldje im gebruar ober 2Äärg geboren finb.
SRad) meinen Beobachtungen geigt fie ftdj am. tyäufigften bä roarmer ©ounnefe
nritterung mit abme^fetnben ftarfen SRegengüffen, rooburdfj bie Sßeiben teilmetfe
überf^toemmt werben. Die Sungen ber Iranfen Eiere finb roeiß, rooljer ber
Stame ftammt; fpäter finben fid} in ben Sungen gabenroürmer al* gfotge be*>
oorangegangenen Seiben*. £>te Reifung be* Übel* ift fet>r fdjnrierig, unb nur
bie aSeränberung be* gutter* fann eine Jöefferung beroirfen, menn ba* Ijeran*
naljenbe Seiben geitig genug bemerft roorbert ift.
SSon ber (Smäljrung ber ©djafe auf ber SSSeibe.
3n grogen SBirtfc^aften befinbet fidfj ba* Selb, felbft bei tpi)er SlcEerfuÜur^
oft in einem 3uftanbe, in meinem e* ben @$afen o^ne Seeinträ^rigung be*-
eigentli^en ffrudjtbaue* bie rei^fte SBeibe barbietet. Die* ift namentlich ftet^
nad) bem abernten ber grüßte ber Satt. Oft aber gemährt au$ ber 9<fer
oon einer ^ftugfur^e gur anberen biefen ©pi^mäufem, meldte gerabe bie frif4
au*treibenben ^flangen am (iebften freffen, eine feljr guträglid)e ^Ra^rung.
ßrnityrung bcr ©$afe auf ber Seibc. 615
•
Sßenn man gu bcn Sßinteröffrüdfjten bic ©ommerbrad()e- anwenbet, ift audj in
ben Sommermonaten, wo fonft aöe anbeten getber mit grüßten befteöt finb,
bie ©elegen^eit gut geitweiligen Seweibung be« Sanbe« uorljcmben. Denn bei
einer nidjt gar gu roljen unb wtberfpenftigen JBefd&affenljeit be« ©oben« genfigt
e«, mit ber ^Bearbeitung bleiben gu 9top« ober SRübfeu (Snbe Sinti angufaugen.
Da nun in gewöljnlidfjen Sa^rgängen um biefe 3eit bie föübfenfelber leer werben,
fo finben bie ©dfjafe auf tynen fo lange etwa« Sprung, bi« bie ©etreibe*
ftoppeln ben ©d&äfereibeftyer oon jieber ©orge für bie ßmä^mng feiner ©djäfe
befreien. 3d(> will nidjt gerabe behaupten, baß es unter allen Umftänben mag«5
lidf> fem wirb, mit §ülfe be« 9?ctf>^ unb SRfibfenbaue« in ben SKonaten 9ttai,
3uni unb 3uli eine fo galjlreid&e ©dfjafljerbe gu ernähren, wie bie fester oor*
fymbene ©etreibeftoppel unb bie öfononüfc^e Verwertung be« ©trolje« gu Ijalten
gtftattet; aber fo triel ift gewiß, baß auf frud&tbarem «oben audj obne große
ÄBeibefläd&en eine oorteifljafte ©djaftaltung eingurid&ten ift. Da fold&e aöge*
meine ^Behauptungen Diel weniger mißüerftanben werben, wenn man fte burdj
ein JBeifpiel Derfmntidf)t, fo will td) folgenbe« au« meiner eigenen Söirtfd&aft
anführen. Sei einer au« 4000 Köpfen befte^enben ©d&äferei ftnb gu SSJoüup
in ben SÄonaten SlprH, SKai unb Suni nur 300 ÜRorgen, weldje mit Klee
unb ©räfern angefäet unb im 3aljr öorljer gum §eugewtnn betrugt worben
finb, als SBeibefanb oerfügbar. Da bie ©djafe oon (Snbe 8pril bi« gum 10.
ober 15. ÜWai" nebenbei auf bie Sßeigenfaaten getrieben werben, fo bient ein
Seil obiger ©eibeflädje nod(> jum £>engewinn. ©nbe 2Rai wirb mit bem 2fa«*
fahren be« Dünger« gu Kümmel unb töap« begonnen, unb attmätjtidj ba« ge*
bängte gelb umgepPgt, fo baß fpäteften« am 10. 3uti alle« gu JRap« befthnmte
8anb bie erfte gurd&e erhalten Ijat. SDttttlermeile finb auf anberen gläd)en
Kümmel unb töfibfen geemtet worben unb bereu ©toppel bient ben ©trafen
gur ffieibe. ©ie ift aüerbing« gur Cmä^rung einer fo großen Jperbe unge*
nfigenb, unb bie ©djafe mfiffen im ®taU ©rünfutter oon Klee ober Sßidfen*
gemenge unb nebenbei reidjlidfj ©trof) ober 9tübfenfd(>alen ermatten. Die« bauert
aber nur brei bi« oier Soeben, weil atebann bie 9top«fe(ber unb ein Seil ber
®erfte* unb SRoggenfelber abgeerntet finb. 33on nun an finben bie ©djafe
wieber auf ben ©toppelfetbern au«reid>enbe Sftaljrung, befonber« weit naef) bem
grociten Kleefdfjnitt bie mit Klee unb ©reifem befamten Stäben unb, Dom ©e*
ginn ber Kartoffelernte an, audf) bie Kartoffelfeuer Ijingufommen, fo baß bei
gunftiger ^erbftwitterung bie SBhtterfütterung Ijier erft in ber legten £älfte be«
9h>ttember gu beginnen brauet, unb e« nidjt erforberlidfj ift, ber ©djafweibe
wegen, audj nur 100 Sßorgen liegen gu laffen. Denn bie bägu in ben erften
OKonaten be« folgenben ©ommer« befümmte gläc^e müßte bod^ unbefteüt bleiben,
bamit bie Düngung unb Vorbereitung gu Kümmel unb 9tap« bewirft werben
fann. (£« fmb ba^er nur 30 bi« 50 SWorgen auf bie 9?ed^nung ber ©d&af*
Haltung gu fe^en, weld$e gum ©rünfuttergewinn für bie ©d^afe bienen, wä^renb
616 2fafou$t, Gattung unb öcraifcung bcr ®$afe.
ber 3ctt Dom Umbredjen bcr gu 9tap$ beftimmten gelber bis gur 2tbenrtung
ber Dlgeroäd&fe unb einiger mit ®erfte unb Joggen beftettten gtödjett:
g« ift biefe 3lrt ber .©d&aftjaltung nidfjt etwa eine fdfjöne 3bee, fonbera
fie befielt mirfttdj in meinen Sffiirtfd&aften, fomie unter äljußdjcn SBerijättniffen
in mehreren meiner 9iadjbaro, feit länger ate 20 Sauren. 3d> barf Ijinju*
fefcen, baß meine ©djafe ben äJergleicf) mit anberen gut genährten @c$afeti
nid&t gu freuen brausen.
<£$ folgt hieraus, wie nichtig ber Smroanb mar, melden oor 50 unb 60
Sauren bie btinben Slnljänger am SJefteljenben gegen 9tufl)ebung ber @c$aftriß
auf fremben ©runbftüden matten, inbem man behauptete, baß bie ©djafgudjt
nidfjt gebeten I önne, . wenn ben Sieren ntd)t große glasen gur öeroeibmtg an*
geroiefen mürben. $)a$ ©dfjaf fudijt atferbrag* feinen ©ebarf an Staljrong
and) auf mageren ©runbftüdfen .gufammen, unb giebt babei einige 9ht$ung;
aber avß .biefer Xl)atfad)e folgt nodj nid)t, baß e$ ftdfj fd&tedfjter befinbet, menn
e$ auf einem bef djräntten Raunte ftdj fättigt.
£)ie Semeibung be« 2W ertaube* mit ©df)afen wirb roaljrljaft moljöljätig
unb förbernb für bie Vereiterung beäfetben auf ben geringen JBobenftaffen,
menn fie periobifd) roieberfeljrt unb mehrere 3aljre bauert 3d> bin im 3roc*fe^
ob auf ätöertanb ber VII., VIII. unb IX. Stoffe, »erat e* in einer reget*
mäßigen ©eiberoirtfd&aft beljanbett mirb, ben ©dfjafen bgenb ein SBetbegelb gur
Saft gu fdjreiben fei, weit l)ier mtr burd) bie SJeroeibung im fetbftänbiger
Stdferbaubetrieb mögtic^ ift. 3e mel)r man baljin gelangt, auf ben geringeren *
Sobenarten gute ©d&afweiben gu fdjaffen, um fo reidjtid()er geftatten ftd> audj
bie Sldferergeugniffe auf benfetben.
£>ie SSerbefferung be« mageren 8anbe$ burdf} Seroeibung mit ©djafen,
ber geringe 2lrbeit$aufroanb bei ber ©eauffid&ttguttg ber meibenben gerben unb
ba$ Sßoljtbeftnben berfetben bei biefer Smäl)rung$roetfe taffen midf) bie teuere
in ben meiften ftätfen ate eine ber roidjtigften Jöebingungen betrauten, worauf
eine oorteifljafte ©d&afljattung beruht, fo baß nur au$nal)m*roeife ootte Statt*
f ütterung ber ©djafe mä^renb be$ ©ommer« ate einträglich begetdjnet werben tann.
3Die SJeriufcung einer bidjtbefamten Sßeibe mit ©djafen erforbert groar
einige SBorjld&t, aber leine große Sunftferttgfeit. ©atjin gehört, baß man eine
frifä&efamte Sldferweibe ntdjt frütjer mit ben ©djafen ftarf befefce, ate bfe fte'
gang übergogen ift, unb baß «fie oBüig gefront merbe, menn fte in einem meinen
naffen 3uftanb ftdj befinbet, weit bann bie ©djafe mit iljren fptfcen Süßen bie
Sßeibepflangen in ben ©oben eintreten mürben. 3Äuß man bei anfytttenber
9läffe meiben, fo werben bie bereit« oerrafeten öfteren SSJeibegrunbftüdte beruht,
bie frifd&befamten aber oerfd^ont Sei antyattenber 3läffe oon ben gemBljnftdjen
SBeiben entfernt gu bleiben, ift attegeit ratfam, unb wo bie ©efd&affenljeit De«
©oben« e$ ertaubt, bei regnerifdjer SBttterung eine $aiberoeibe ober ©anbtanb
mit ben ©dfjafen gu betreiben, ift fotdfje* feljr gu empfehlen. %vß bemfelben
(Sraityrutig ber ©djaf» traf ber ©etbe. 617
©runbe lägt man aud) bie ©djafe nidfjt früher austreiben, afe bis ber Xaa .
öbgetrodfnet ift. ©ie freffen ba« naffe ®ra£ bo<$ ntd&t, roeäljalb fotlen fie bie
Söeibe oerunreinigen?
Den Übergang oon ber SBtnterffitterung gur Srnäljrung auf ber SBeibe
jnaijt man attmäljlidj, giebt ben ©d&afen guerft nodf) oormittag* üjr geroöljnlid&eS
Sutter, unb füljrt fie mir nadjmittag« einige ©tunben auf bie Sßeibe. Da
tue ©djafe oorgugSroeife ba$ junge ®ra$ lieben unb ba$ ältere gang oerfdjmäljen,
fo ttatf man ntdfjt gu fange märten, bi« fte auf bie Sßeibe tommen. (Sine gute
©djafroeibe mu% furg gehalten werben, unb e$ barf ba$ (Sra$ nie eine fotc^e
$änge erreichen, baß bie ©d&afe barin Sßege machen. Sitebann märe eine
möglidjft oortetfljafte 33enufeung ber ©eibe triebt ju ergieten. 2öenn man ge*
jroungen ift, ben ©trafen langen Slee gur ©eibe angubieten, fo mirb itjnen
iägftdj nur fooiel eingeräumt, ate fte gu ifyrer ©ättigung bebürfen, fo baß fte
<atle$ bi« auf ben ©runb abfreffen muffen.
Die ermähnten großen 33orgfige bei ber ©djafljattung ftnb aber nur auf
ben ffinftlidj angelegten, mit ©räfern unb Äleearten befäeten Sßeiben oorljanben.
SBenn bie SBeibe mit ben ©djafen in ffialbungen, auf entfernten fremben
^elbmarfcn unb auf ©runbftfidfen ausgeübt mirb, an roeldjen bie pflegenbe unb
nadf^clfenbe £>anb be« ÜKenfdjen niemals etroa* getrau %at, fo ift bie ©efaljr
für bie ©efunbljeit ber ©djafe oft eine große; {eil« leiben bie SJere bei un*
künftiger SBitterung leidjt SRangel, teil« ermüben fie auf ben meiten Triften,
ober fie nehmen eine 9tol)rung gu fidj, bie i^nen ben £ob bringt Stm gefäljr*
fidjften ift in biefer £tnfidjt «ne öbroed&fetnb aus trodenen f)öljen unb ber
Überfdjroemmung untermorfenen SWeberungen befteljenbe äöeibeflädfje. SBenn
megen Dürre bie $öl)en nidjt meljr gureidjenbe Sßafyrung barbieten, fo über*
wältigt ber junger ben natürlichen Snftinft ber ©dfjafe, unb fie nehmen eine
Ddaljrung gu ftd), bie iljnen fdjäblid) ift. 3n foldfjer Sofafität ift bie (gjifteng
ber gerben oft batatrd) gefäljrbet, baß ber Süljrer berfelben gur Ungeit emfdfjläft.
Da« äuge be« ©*ftfcer& fann bergleidjen Sfanijtäfftgfeiten nid|t oerljüten, fd&on
toeil fotdje ber roilben' ©emeibung gemibmete ©runbftücfe in ber Siegel fo ent*
femt liegen ober mit ©efträudjer beroadjfen fmb, baß beren öeaufftdjtigung
fe^r erfetymert ift. 2foßer burdj bie 3Bal)l guter ©djäfer fann ber ©efifcer fxd^
tor großen Unfällen nur baburdfj fd&üfcen, baß er meber bie ©djafmütter, nodj
bie 8ämmer unb Sämlinge auf fold^e gefäljrlidje. SBeiben geljen läßt, fonbem
itur bie üuSgemergten Xiere ober bie Rammet baljin fd^idCt, meldte fid^ an bie
©d)täd)ter nod^ leiblich oerlaufen laffen, memt man frü^ genug bemerft, baf?
fie oertjfitet ftnb (b|e anläge gur fjäufe ^aben.)
Diefer #eroeibung oon unlultioierten glasen gegenüber, lägt fidj aüer*
brng« gegen He SBorgüge einer ©ommerftallfütterung ber ©$afe mit
©rünfiUter mgen ber größeren ©idjerljeit, bie ©(§afe gefunb gu erhalten, t^eo*
retifd^ nü^t« einroenben. Slber gerabe ba, mo bie größte ©efaljr für bie ®e*
618 9lufgu$t, Haftung itnb ©emifcung ber ©$afe.
funbljett bcr ©dfjafterben oorljanben ift, roo man nämlid) grofce glasen bcr
rauben ©eroeibung roibmet, rotrb bie Süt^fü^rbarfcit ber ©ommerftaUföttenrag
baburdf) fc^r erfdjroert, ba§ e$ an fruchtbaren ©runbftüdfen mangeln bürfte, auf
roeldjen man für bte ganje Sßtrtfdjaft ba$ nötige ©rünfutter mit SJorteil er*
banen formte.
©er ©ebarf an SBeibeflädlje ift je nad) ber natürlichen Jöefd&affenljeii
be$ ©oben* unb uad) beffen Jhtßurjuftanb fetyr öerfd&ieben. (5$ fann Ijier nur
bie Siebe fein Don benjenigen Stäben, roeldfje für bie STOonate 2Bai, Sunt imb
3uli au^lie§Ii(^ jur Sßeibe liegen bleiben muffen. Denn barüber brauet
man lainn eine Unterfudfjung anjufteüen, ob nadfj bem abernten be$ ©etreibe*
ber Sßeibebebarf für bie ©djäf^ei öorljanben ift. ©erat eine foldfje ber ©tuet
jaljl tiad) auf ba$ Sßtnterfutter au$ eigenen (Srjeugniffen begrünbet ift fo fann
man, oftte ju irren, annehmen/, baß Dom SBfoguft an bte jur ©inftaüung ber
Jiere audj bie nötige SBeibefläd&e }ur drrnctyrung ber ©djafe jur Verfügung
fteljt, namentlich wenn man burdfj ©efamung ber abgeernteten ©etreibefelber
nadffttlft. £>er ©ebarf an S&eibefläd&e oergrößert fiel) natürlich mit ber ge*
ringeren Srtragfcfäljigleit be« ©obenS, fo baf* man oon angefäeter Stöerroetbe
auf ben fiJjled&teren ©obenflaffen nur jroei unb brei ©d&afe pro 9Äorgen
rennen fann.*)
• ©nftdjtsoolle 8anb* unb ©djäfereiroirte roiffen inbeffen au<$ auf magerem
©anbbobeu ft<$ ju Reifen, inbem fte ©nridfjtungen treffen, bei benen fte einer
geringeren Sßeibeflädje bebürfen unb iljre Schafe bennodf) gut nähren. Um mid)
nidfjt gu roieberfjolen, öerroeife idj auf bie Slnbeutungen, roeld&e hierüber bei ®t*
legenljeit be$ ©pörgelbaueä ©. 397 gemalt roorben fmb.
33on ber SBinterfütterung ber ©djafe.
hierbei fmb bie ©trotjoorräte, meldte ben ©doofen oerabretefct werben
lörnten, oorjugSroeife ju berüdfftd&tigen, toie fdf>on im achten Äbfdjnitt näljer er>
örtert roorben ift. Äein tmbereS Stufctier oermag nadj meisten ^Beobachtungen
aus bem ©trol) fooiel Sialjrung ju entnehmen, rote ba$ @d^af. JBefonberft
Ijertoorjuljeben ift bie SEljatfadfje, bafc bie ©djafe um fo begieriger ©trolj treffen,
je reichlicher fte nebenbei mit nahrhafterem Butter öerfeljen fttt. <£$ ftnbet itt
folgern $al(e alfo feine SSertpö^nung ftatt, fonbem biefe Spiere fallen mmrittel*
"bar nadj bem beften Kraftfutter begierig über gefunbe* ©trol) Ijer. 833enn bie
©d&afe allein auf ©trol) als einiges ©htterfutter angenriefen fnb, fo bemerk
man freilief), bafc fte wegen ungulänglid&er (ämtäljrung mager unb fdjroadfj
toerben. Dann treffen fte aud) bei. weitem nid&t fo ftarf in« ©brol), als toemt
fte redfjt ftäftig unb rooljlgenäljrt ftnb.
>) SD^an üerglet^e @ette 104 ff.
äS&mfcrfüttcrung ber @<$afe. 619
I>aS refatfoe SßertoertyältniS ber oerföiebenen ©troljarten ift bereit* früher
angegeben. £)er ffiert aller Slrten Don ©trol) als ©d&affutter ift bebentenb
ex^öt)tr menn bie Crrnte ber Sfrüdjte in ber ©efbreife erfolgte unb menn tljre
©nfcijeuerung beeilt merben tonnte, fo baß baS ©trolj nidjt ton anljaltenber
Sttäffc gelitten f)at Dasjenige ©trol) ift baS befte, oon bem ftc^ bie Äömer
ferner ausbrefdjen laffen. ©ofdjeS einjuföeuern muß feber forgfame ©cfyäferei*
befifeer bemüht fein. Slber au<$ als ä(f erbauet rotrb er hierbei ftdj beffer fielen;
benn gefegt, es bleiben einige unoollfommene, leiste ftörner im ©trolj, fo ge*
minnt er bagegen äße bie ferneren fiörner, roeldje früher reifen, roäljrftib biefe
bei langem Siegen ber grüd&te anf bem Selbe ausfallen unb gang oerloren geljen*
£)te mefyr ober weniger günftig bemirfte ffimte beS ©trofyeS, baS SDurd)*
ma^fen bleiben mit grünen ^flangen unb bie JBefd}affenI)eit beS betreffenben
©oben« oeränbem ben gWterroert für ben in SRebe fteljenben 3u>ed bebentenb,
<£s giebt ffiirtfdjaftSoerliältniffe, mo man bie älteren Rammet öfonomifd) richtig
mit ©trotj burdjmintert. SBenn baS ©trol> an unb für fidj roeic^ unb mit
garten ^ßflangen burd&madtfen ift, auef) bei günftiger Sßtiterung geemtet mürbe,
fo genügt bie barin enthaltene SRatyrung für Spammet, um eine befriebigenbe
SBoHfdjur gu liefern, wogegen baS auf trodenem ©anbboben geroad&fene Ijarte
9?oggenfirol>, ober foldfjeS, melcijeS burdf) SRegen auf bem Selbe oerberb, faft
gar feinen Suttermert l)at.
Die iüngeren Spiere, bie Stärlinge unb 3«tfc^afe/ muffen notroenbig mit
roei$erem, nahrhafterem gutter, als baS ©trolj ift, ernährt werben; man reicht
iljnen baS (entere metyr ber äbmedjfelung megen. (Sbenfo muffen bie ©djaf*
mütter }u ber 3^t, menn fie Wftiii) abfonbem füllen, mit fräftigerem Sfutter,
als baS befte ©trolj jemals fein fann, oerforgt merben. Sflber nebenbei mirb
forooljl biefen als ben Sämlingen ftetS eine größere Quantität ©trol) vorgelegt
$>eu, forooljl oon natürlichen XBiefen, als üon ben auf Stöerlänbereien
futtioierten ftuttergeroädjfen, wenn es fdjnell getrodfnet rourbe unb feinen ^Blätter*
abfaa erlitt, ift oljne 3roeifei bäs natürliche unb gefunbefte Kraftfutter für
©djafe. 3ft man bamit fo reidjlidj oerfeljen, baß man einem ©djaf mittlerer
©röfce baoon täglich ein $funb geben fann, aße in einer guten ©djäferei oor*
fommenben ©orten mit einanber unb bie gange SBinterfütterungSgeit ljtnburd>
geregnet, fo wirb man felbft eine Ijodfjfrine 2Jterinofdjaferei orbnungSmäßig
burdjrointern fön neu, oerfteljt fid), wenn man aufcerbem oon gutem, gefunbem
©trolj einen fo großen SSorrat Ijat, wie gur (Srgängung beS 9la^rungsbebarf^
_ nötig ift. Sine geringere Portion oon naljrljaftem $>eu Ijalte idj, roenigftenS
bei SWerinoS, nidjt für rätlidfj. £)enn menn guroeilen nur £ *ßfunb ipeu pro
Kopf angenommen mirb, fo Ijat man babei eine ©dfjafljaltung im Singe, bei
melier man fid) mit 7 ©tein 'Solle pro 100 ©tfid begnügt, ober es Rubelt
jtdj um eine ben $aibfdptucfen ä^nlid^e ffiaffe, bie fogar im Sinter täglidEj auS«>
getrieben mirb unb an junger unb Sntbe^rung oon 3ugenb auf gemö^nt.ift.
620 2fofeu<$t, Gattung unb ©enufcimg ber ©$afe.
Der oon mir angenommene ©afc, wonadfj ber Sßinterfutterbebarf für jebe*
in einer ©djäferei befinblidfje .©djaf täglidfj ein ^ßfunb #eu beträgt, ift audj
nnr bann gutreffenb, wenn man feljr gute*, naljrljafteS £eu Ijat nnb mit bem
beften gutterftrot) reidjlidj oerfeljen ift. SÖBer ben ©djafen nur reine* , triebt
burdjwadjfene* 9toggenftrolj neben bem $eu geben fann, wirb 1£ *ßfunb £eu
unb meljr für jebe« ©djaf bebürfen, ober an beffen ©teile anbereS Kraftfutter
Ijerbeifdjaffen muffen, ©eljr mistig ift nodj bei ber Fütterung abroedjfetnb
mit ©trolj unb £>eu, baß man bat erftere im §erbft ftärfer uerroenbe unb
ba$ lefctere meljr für Den Ausgang be$ SßmterS auffoare. 3e älter ba8 ©trolj
wirb unb }e meljr bie ftroftfälte unb bie auätroefnenben SBinbe im SKärj auf
basfelbe einwirfen, befto unoerbaulidjer unb Ijoljiger wirb e$. S« genügt aber
im beginn ber Sßinterfütterung, unb wenn bie ©dfjafe nodj etwas 9taljrung
auf ben SBeiben finben, baß man ben älteren ©djafen blog ©trolj oorlegt,
fowie audj bei oiJöiger Sufftatlung im 9iooember unb Dejember neben gutem
tfatterftrolj \ ^funb $eu. ftro Kopf üöffig fo oiel triftet, als im 2RSrj unb
Styril ein ^ßfunb. Dag man ben Sämlingen, befonberS ben im SJiärg unb
April geborenen, oom erften SSeginn ber SBinterfütterung an reidjjlidje Stationen
$eu oerabreidjen muß, uerfteljt fid) oon felbft; wenn fie aber bei redjt guter
IKaljrung im Saufe be$ Sinters ftärfer geworben jinb, fo werben fie im SKtöq
imb April fidfj teilweife mit gutem ©trolj abfpeifen laffen.
' Dem $eu nalje oerwanbt ift bas SJaumlaub, meldjeS in einigen ©egen*
bett ben ©djafen gereift wirb. Sßenn baS Ablauben ber' Sb&nmt regelmäßig
alle Saljre gefdjieljt, fo baß jebeSmal .nur fdjjwadfje Reifer abbauen futb, fo
ift bie (Gewinnung bief es gutterS ntdjt f o f djmierig, als wenn bie Säume jum
erftenmal entlaubt werben foßen. Smmer aber ift bie ©ewinnung biefeS SutterS
bodj feljr umftänbtidj unb nur ba ausführbar, wo ber Arbeitslohn niebrig ift.
"Das Saubfutter ift ben ©trafen feljr juträgltdfj unb wirb oon tljnen mit großer
©egier gefreffen.
Über bie 3uträgtidjfeit ber Knollen* unb SRübengewädjfe für bie
©djafe ftnb jefet alle oorurteilSfreien Sanbwirte einoerftanbeu. Sßenn e$ nodj
§ier unb ba einen befdjräntten gabrifanten giebt, ber oon biefer Fütterung einen
nachteiligen Stnfluß auf. bie Ijoctyeblen Sigenf djaften ber SBoHe fürchtet, fo finbet
bie* woljl barin feine @ntf$utbtgung, baß njodij oor jwanjig Saljren felbft tüchtige
©djafwirte glaubten, bie ©$afe würben bei einer berartigen 91a^rung ungefunb.
©efunbe SBurjeln aber finb> felbft wenn iljnen tixoa* troctene Srbe auflebt, ben
©djafen fe^r juträglic^, fobalb tefetere nebenbei rei^lic^ gute* ^utterftro^ er*
galten. 3n biefem ^atle tann bei allen ©djafen, bie über ein 3aljr alt futb,
jebe* anbere Kraftfutter wegfallen. 3c^ muß febodj bemerlen, baß bie ©d^afe
oorljer an ba« SQ3ur}elfutter gewinnt fein muffen. @$ würbe fe^r tljöridjt fem,
o^ne biefe allmähliche Angewöhnung große ©^afterben fofort auf ©urgelfutter
fefeen }u wollen, wie e$ manchmal nid^t oljne bebeutenben 9iadjteil gefd^e^en ift
Sraterfüttmmg ber @djafe. 621.
©o ber Äartoffelbau im großen betrieben wirb, unb roo alfo bie ©djafe bereite
beim SJÖeibcn auf ben abgeernteten Äartoffetfelbern an ben ©enuß biefer ftrud&t
gemannt ftnta, ba fyat eS leine ©djtoierigfeit, fte mit ftartoffeln audfj im SBinter
ju ernähren. 2Bo bieS aber ntdfjt ber tfytl ift, ba bebarf es geraumer 3^*/
bis äße 3nbioibuen einer jaljlreid&en $erbe biefeS Butter mit 8uft öerjeljren,
3d(> Ijabe bemerft, baß wohlgenährte 5£iere baSfelbe letzter annehmen, als foldfje,
meldte matt unb fraftfos finb. SS erreidjen batyer biejenigen Sanbrotrte, roetrfje
roegen SWangel an anberem Butter mit Sartoffeln ber gutteroot abhelfen moüenr
ntdfjt tyren 3tocc*- £fc ©eroöljnung ber ©djafe an bie Kartoffeln ober an
anbere Söurjeln muß atlmäljlidf) erfolgen/ inbem man iljnen juerft täglicfj
nur wenig baoon oorlegt <£s freffen anfangs immer nur ehtjelne Süere baoon-
Sßenn biefe ©efd&madf an ber neuen ©peife gefunben fyaben, fo laffen anbere
aus Neugier ftdfj oerleiten, fte ju foften. Sinnen 10 ober 15 5£agen fommt
man auf biefe Sßeife fo weit/ baß man baS SBurjelfutter als ooüe 9lat)rung-
anrennen famt. ©inb bie gerben erft einmal baran gewöhnt, fo oerjeljren
fte baSfelbe mit großer Regier unb bringen banadf) roeit meljr als nadf) bertt
heften Jpeufutter.
Sßenn bie Sßurgeln bei feljr ungünftiger, naffer SBitterung geemtet werben
mußten, fo mag es ratfam fein, fte ju wafd()en. 3to ber 9?ege( aber genügt
baS SSBerfen ober abrollen auf einer fjege. SS fdfjabet nidf)t, wenn etwas-
Srbe an ben Söurjeln fi^en bleibt 2lm jwedfmäßigften bereitet man ben
©djafen bie SBmyein baburdf) juut ©enuß oor, baß man fte auf ber befannten
Ijiergu beftiijimten ÜÄafdfjine in ©Reiben fd&neibet. SS muß bieS triebt lange
cor bem ©nfd&fitten in bie Suttertröge gefd&eljen. £)er ©aft fdjeint burdj
längere öerüljrung mit ber Suft einen unangenehmen Oefd&madt anjunel>menr
* unb es tft beSljatb beffer, baS 3erf($neiben " immer turj oor bem ftüttem ju
bewirten. 3ft man nidjt im ©eftfc einer @djneibemafcf)ine, fo genügt aud) ein
gröblidjeS &erftaxitip\m ober otogen. 3U &rcüfl <*** &arf baS Sßurjelfutter
niemals fein. £>ie ©d&afe laffen nur feiten größere SBurjelftüde, woljl aber
mitunter bte fefyr jerfleinerte SRaffe liegen. Steige glauben burdfj SBermifd&ung
ber ffiurjeln mit ©troljljädffel Sorteile ju ergielen. £)ieS ift aber bei ben
©dfjafen eine gang unnüfee Arbeit. Severe freffen baS lange ©trol) Diel lieber
für ftdj allein, als wenn es gefdjnitten unb mit ben Sßurjeln oermengt worben ift.
3n neuerer 3** ift bie JBrönntwetnfdjlempe (©pfilid()t, auä) ©ragen
genannt) oft als ©dfjaffutter em^pfo^len roorben. SDtc ©djafe gewönnen ftc^
leidet an biefeS Sötter, mag es aus einer ©etreibe* ober fiartoffelbrennerei
^erflammen, -unb eS ift iljnen aud^f mäßig gegeben unb bei gteidfjjeitig genügen*
bem ©troljfutter, feljr juträglid^. ®egen bie unmäßige SBerab'reid^ung muß ic^
aber roamen. ©ie ©d^afe felbft fennen fein ÜRaß unb 3W bei bem Oenuß
biefeS ftutterS. ©ie faufen, roenn fte einmal baran gewöhnt finb, tägfid^
mehrere Ouart ^pro ©tüdf. @S fdfjeint, als ob bie aufnähme ber großen SWengfc
622 2fafju<$t, Haftung unb ©eirafcung bcr @<$afe. *
äBafferS, roetdjeä in ber ©djtempe enthalten ift, befonberä ba$ SNutfqftan an?
greift. ©ie Xitte erfranfen gulefct an einer 9lrt ©elbfudjt, bettle oft tötiidj
ift. Sei ben an biefer Kranfljeit teibenben Vieren fanb idj ftet$. bie ©aßen*
bfofe übermäßig angefüllt nnb ba$ öfat fefjr roäfferig. £>ie ©dflempe ift aber
ben ©dfafen guträgüdj, roenn 100 ©tttd tägtidj nidjt mel)r ermatten, ate mm
60 bi$ 80 $funb ©etreibefdpot, ober oon 2, IjödjfteuS 3 ©ijjeffeto Kartoffeln
gerootmen tobet, roie bereite int achten Slbfd^mtt angegeben mürbe. 3dj bejie^e
mid) Ijier auf baSjenige, roa$ id) bort aber bie SBerbünnung ber Schlempe mit
©affer gefagt Ijabe.
2Me ©djafe mit reinen hörnern ju ernähren, tann bei ben iegtgen
greifen her teueren nur au&naljinSmeife rätßdj fein, roenn nämßdj anbere*
Kraftfutter ebenfalls ju Ijoljen greifen gefauft werben müßte ober wenn ba*
bei ungünftiger Witterung gewonnene £eu oon fo fdjledjter 4Befdjaffenl)eit tft,
bafc man färbten nm%, bie ©djafe bamit franf ju machen. .@o lange bie
$oljen SßoH* unb bie niebrigen ©etreibepreife beftanben, rooburd) bie ©d)afgud}t
eine übergroße SfoSbeljnung erlieft, mürben Uiete töntet bei ber SBinterfüttenmg
ber £iere uerroenbet. 9tm groedmäfjigften ift e$, $afer unb SBWbafer unge*
br öftren gu oerf üttero; man muf? aber oorljer roofjl ermitteln, eine mie grojje
Köroermenge in einem beftimmteu ©eroidjt be£ ungebrofdjenen betreibe« ent*
galten ift. ginbet man fid) oerantafct, reine Körner ju geben, fo fmb baju
Werfte nnb £afer befouber« geeignet. Da« ©trol), beffen bie £iere gur güflung
t>e$ tagend ünb gur öeförberung ber äierbauung bebürfen, wirb iljnen in
ien Kaufen ungefdjratten oorgefegt 9
©djroerere Körner, mie Koggen, ©i<fen, Grrbfen unb Sonnen, unoermiföt
ju füttern, ift nidjt gu empfehlen, roeiC einzelne £iere biefe Kömer gu gierig
oerfdjluden. 3lm beften ift e*, btefetben )u fdjroten, unb bann mit gang feinem
©trolföätffel gu oermengen. Um biefe« üoüftönbig gu beroirlen, feuchtet man
ten £>ä<ffe( mit S&affer an, unb fefct bann efft ba* ©djrot Ijingu. 3ud) ift
«3 groedmägig, ba$ Stofeudjteu unb Vermengen einige ©tunben oor bem füttern
ttorguneljmen. 3n großen ©irtfdjaften finbet guroeiteu eine Kornftttterung in
ber SSueife ftatt, baf man mißratene« unb oon Unfraut überroadjfene« ©etreibe
gar nidjt brefdjen, fonbern fold^ed ben ©djafen vorlegen Wf& (StroaS filpifidje*
ift e$, roenn man ba« ©trol) oon feucht eingebrachtem ©etreibe, meiere« fdjnriertg
rein gu brefdjen ift, ben ©djafen öorlegt, um oon tynen bie barin gebftebenen
Körner ausfreffen ju (äffen. Da man auf fotdje äöetfe in ben ©djafftätten
me^r Küdfiänbe Don burd^gefreffenem ©tro^ erhält, aü gur ©treu für bie
©djafe erforberß(§ ift, fo oermenbet man biefelben unter bem 9lamen Ort^en
ober Oert^en aud^ gur Sinftreu in ben übrigen 33iel)ftäflen, unb oermertet
baburdj ba« ©tro^ o^ne ^vod^l am beften.
Ironien ber @$afe. 623
a
Da« Uranien bcr ©djafe.
Die SJeobadjtung, baß bie ©djafe bei bem ©ennß faftiger ^ffottjen auf
%en Sßeiben längere £eit ot)ne SDSöffcr ejtftieren fönnen, im SBereht mit bem
Umftanb, baß bie Urfadjen monier ©djaffranfljeiten unbefannt fmb, oeranlaßte
titele alte ©träfet bem ©aufen eine größere 2Sid)tig!eit für bie ©efrotbtyeit ber
©d)afe beizulegen, at« e« Derbient. ©ie Rieften bie ©djafe jeitroeife ganj Dom
SSaffer ab. Da ftdj bie« aber roenigften« nadj einem ftarfen Stegen nidjt au«*
fügten lie^ fo f onnte ein fo graufame« ©erfahren in feinem gallc etwa« nüfeen.
Sefet ftnb atte oornrteitöfreien ©d)öfereibeftfeer barin ehttoerftanben, baß man
an beften tljut, ben ©djafen täglich gefunbe« äöaffer anjubieten, unb feine £&
flucht }nm örumteuroaffer ju nehmen, wenn bie Gelegenheit feljlt, bie gerben
<m einen Sffoß ober Haren £eidj ju treiben. <S« Derftefyt ftd) oon fetbft, baß
man ba« Xränfen in ber SDSorgenfüljle unb nid)t in ber 2Äittag«ljifce oome^men
muß. SBemt bie @d)afe iljren Dürft tägttd^ mit reinem, gefunbem 3Baffer
ftitten formen, fo roerben fte fem oerborbene« SSSoffer au& $füfeen faufen.
Da« reine SBaffer ift audj bei ber ©interfüttertmg, roenn biefette fonft
bie geeignete 39efd>affenljeit Ijat, at« £ränle für bie ©djafe genügenb. Die
^Bereitung eine« ©$rot*' ober Ößudjengeföff« ift meiner Meinung nad) nic^t
burdjau« notmenbtg; jeboc^ ift aflerbhtg« fieser , baß bie fäugenben SÄütter
burd) ein fd>leimige«, naljrljafte« ®eträn! ju ftärlerem ©aufen gereift merben,
unb baß babei eine reiflichere 8tbfonberung ber SRildj ftattfinbet, al« burdj
trodene« Kraftfutter allein ju ermöglichen ift.
• Die. Dlfudjen, forooljt oon ben 9tfibölgeroäd}fen al« Don Seinfamen, eignen
ftd) üorjügtidj jur Bereitung eine« naljrljaften ®eföff«. üßan nimmt baoon
für geroötyntid) pro Sag unb ©tüd \ $funb. 33ei ber ^Bereitung foroo^t be«
£)tfud)entranf«, al« audj be« Xranfe« an« ©etreibefdjrot, muß man bie größte
SReinßdjfeit beobachten. Sorgfältig t)at man barauf. ju adjten, baß bie ®e*
fäße nidjt oerfäuern ober bumpftg werben. .
2tof Ijoljen trodenen Sldermeiben bebihtfen' bie ©djafe be« ©atje«. ©ie
geben iljr Verlangen banad) burd) eine gerotffe Unruhe, burd? Seden an ben
SefjmroSnben ober auf anbere Seife ju erlernten. Senn man bie« bemerft,
fo ntuß eine ©aljlede fjergefteflt merben, rooju man am oorteityaftefien fdjroarge«
©atj, ein ©emenge oon ©alj mit £ljeer unb bitteren Kräutern (Sßermut ober
9toinfarren), oermenbet Sluf 100 ®t&d redjnet matt iebe«mal brei bi« oier
^funb. ßfate fotdje ®abe muffen fte in jebem ©ommer roenigften« breimal
erhalten. 3Bitt man ben ©djafen audj im SBinter ©alj geben, fo ift iljnen
bie« geroiß juträglidj.
Stnbere jteljen e« oor, in ben ©djafftäüen ©teinfalj in eifernen Körben
jum fortroetyrenben SJerbraudj aufzuhängen, ober ju bemfelben Se^uf Äud^en
au« geroöljnUdjem, fc^marjem ©alj burc^ SJermifi^ung mit Seljm unb ©ermut
624 2fof judjt, Haftung unb ©enufcung bcr @$afe.
anfertigen ju laffen. Senn bie ©djafe auf Ijumofer föafenweibe (eben, fo be*
biirfen jte fein ©alj. 3dj ^atte es in foldjem 3faüe auefj nidjt für nötig, fte
baran ja gewönnen, was leicht gefd>iel)t. Senn man aber trgenb ein 93or*
beugungämittel gegen Äranf Reiten anmenben null, fo glaube id>, ba§ man am
beften unter Seüjülfeoon ©atj bie Schafe oeranlaffen fanu, baäfelbe frehmftig.
aufjuneljÄten.
SSon ber JBenufcung ber ©dfjafe.
Unter ben gegenwärtigen merfantiltfd>en SSer^ältniffen in £)eutfd&lanb Ijält
man bie ©djafe in erfter Smie wegen ber Softe; bie übrigen -Jtufcungen biejer
Xiere ftnb mit felfenen 9fo$nal)meft Kebenfadje.
©er ©djafjüdjter I)Qt alfo gegenwärtig oorjugSweife fein Sfagenmerf barauf
ju rieten, nie er bie betreffenben <£rjeugniffe feinet lobend burdj bie Solle
am ^öc^ften oermertet. $)afc Med je narf) ben Umftänben ebenfo gut burdj <Sr*
jeugung einer weniger feinen Softe gefeiten fann, Ijabe idj bereit« früher an*
gebeutet, al$ Don ben . oerfdjiebenen ©eljafraffen bie 9febe war. aber irgenb
einen beftimmten 3wed om§ man oor Äugen Ijaben, unb bemgemäfc bie
3üd)tung leiten. £>ie ^albtyeit taugt an feinem Orte. Senn man ftdfj einmal
für eine woöreidje ©djafraffe entfdjteben Ijat, unb btefe ju juchten beabftdjtigt,
fo muß man aud) für bie biefem 3n>ed entfpredjenbe Sfcatyrung ber Ziere
forgen. Ser ferner einen ©tamm Ijodtfeiner ©djafe beftfct, mufj aüe$ aufbieten,
um burdj äußere Haltung ber Stiere bie Softe oor jebem genfer ju bewahren-
Senn ©d&afe mit ber feinften Softe in fdpnufeigen ©täften liegen mfiffenr
toenn beren Softe burdj. fdjkdjte Kaufen mit ftutterabfäöen oerunreitrigt mirbr
ober wenn bei ber Säfdje unb ©djur 5Rad()lüfjtgfeiten oorfommen: fo wirb ber
. ©elbgewtnn, ber burd^ einen eblen ©djafftamm erjteü werben fann, bei
weitem geringer auffallen. 3n biefer $>infidjt werben nod> tyäufig grofce
Segler begangen. 35ie ©djäfereibefifcer möchten gern feljr tyolje Softpreife Ipben,
aber fte tljun wenig bafür, um eine gut beljanbelte Softe jum SJerfauf ju
bringen/ Um biefen 3med Ju erretten, ritug 1) bafür geforgt fein, bag in
bie Softpelje fem Butter falle; 2) muß bie Säfdje ber ©djafe mit 51eiß unb
(Sorgfalt, unb nie bei f alter Lufttemperatur ausgeführt werben; 3) muj? man
nad> ber Säfdje ba$ (anfallen be$ ©taube« oerlpnbem; 4) barf bie ©d^ur
nidjt eljer beginnen, als bi« bie Softe gehörig troden ift; 5) bürfen bei ber
©djur bie SSliege nidfjt jerriffen werben; 6) muj? ba$ ©nbinben ber abge*
fdjorenen Softe nadj'bem 9(u$lefen jeber Unreinigfeit funftgemäfc mit SMnbfaben
gefeiten, unb bie auf foldje Seife angefertigten JBttnbel oon jwei bis trier
Softoliegen muffen nad^er mit ©djonung iljrefr 3ufammenljange$ m ©ätfe
eingetreten werben. 9iur burdj ängftltc^e ^Befolgung biefer Kegeln wirb ed
möglid^ fein, ben 9faf ber beutfd^en Softe in ber $anbeföwett immer fefter }u
begrünben. S« ift ^äupg bie SRebe oon bem ©ortieren ber Solle gewefen.
Sfafcung bor ©$afc. 625
SWeine SRehmng barüber ift, baß man in feljr genrifdjten ©d&äfereien bie ©dfjafe
oor bcr ©d&ur in Älaffen bringen unb bic ©olle oon ben oerfdjtebenen Stoffen
in befonbere ©äde paden fott; audj ift e$ rätltdf), bic abfaücnbcn gelben Soden
Don ber SJfießroolIe gu trennen nnb ht befonberen ©äden gum Serfauf au$gu*
fteüen. 9Mem auf eine wettere ©ortferung ftdj etngulaffen, fann idfj nidfjt empfehlen.
Der ©djäfereibeftfcer felbft fann unmöglfdfj bie Übung barin erlangen, bie ber
©olfyänbler befifct. Seute bagu anguneljmen, bie bei ©otfljänblern gearbeitet
l)aben, ift mtßli(i>, wogu nodj tommt, baß bei ber ©ortierung einer eingigen,
©d&äferei oon mandfjen ©orten gn geringe Quantitäten erlangt werben, um fie
gum SBerfauf bringen gu fönnen.
Die Sßäftung ber ©djafe gelingt am beften, wenn man bagu bret* unb
Dierjäljrige Xiere auswählt, öftere werben langfamer fett, unb bei jüngeren
wirft ba$ Sßaftfutter meljr auf bie ?tu«bel)nung be« ÄörperS. ffloleire»'^
öeftreben ging batyn, eine Waffe gu gfidjten, bie fdfon in einem älter oon 18
SÄonoten fidfj mSften lägt unb er foU aud) feinen 3wed giemtic$ erreicht tyaben.
Die äbfömmltnge ber SIÄerinoS, welche ben größten Seil ber beutföen ©d(jafe
auämad&en, entwideln ftdf) langfamer; fic finb erft nadfj brei Sauren öötßg au$*
gewadfjfen. Die woljlfeilfte 2Räftung gewährt bie SBeibe. Da inbeffen bie
größte 9tad)frage nadlj fetten ©djafen gu Sudgang be$ ©inter« unb im grüljling
ift, wo man nod> feine auf ber Selbe gemäftete @<$afe Ijaben fann, fo wirb
bie SBäftung im ©inter mit ©ratmtweinfd&lempe ober mit ftömern, Ijauptfäd)*
lidj aber mit Äartoffeln unb anberen ©urgeln bewirft.
Sei ber ÜJtöftung ber ©djafe finben biefelben Regeln Sfawenbung, beren
Befolgung bei bem SRmboiel) empfohlen würbe. Orbnunft unb {Regelmäßigfeit
in ber Fütterung, bie größte SReinlid&feit bei ber 3uberettung be$ ©urgelfutterS
unb eine gwedmäßige Slbwedftfelung gwifdfjen faftigem unb trodenem ftutter
fidjern aBein einen günftigen Grfolg.
3n ber9?äl)e großer ©täbte ift bie ©d&afmildfj ein beliebter Httifel, ben
man teuer genug begafyft, um gu beffen ^robuftion Slnlaß gu Ijaben. 3cf) glaube,
baß man eine ©djjafljaltung gum 3Ril<I>üerfauf am oorteityafteften auf folgenbe
SB&eife einridfjten fann. ©egen SfaSgang be$ ©ommer* faufe man ftarfe ©djaf*
wiütter unb laffe fie im Oftober gu ben ©öden. Die oon i^nen gefallenen
Sämmer werben im STOai gum ©dfjladfjten oerfäuflidfj fein, fo baß man über bie
SDMtöj ber ©dfjafe beliebig oerfügen fann. ©enn man bie Sämmer feljr frfilj*
jettig abfegen wollte, um balb bie Sinnaljme für 9Kild() gu erhalten, fo l)ätte
bie* ben SWaeljteil, baß bie gämmer nidjt i^re gehörige ©röße erreidfjten, unb
man batyer, im Sau man bte 2ßelffd(jafe felbft nadjgugieljett beabsichtigte, gu
fd)roadf)e Ziert ergielen würbe, oon benen foäter audf) nur ein geringer Sttildf)*
ertrag gu erwarten wäre.
3u ben 9ht$ungen einer ©d&äferei gäfyft man aud) ben $orbenfd)lag.
SSon ben wohltätigen ©irfungen biefer Düngung ift ©. 262 bie SRebe gewefen.
Jtoppc 11. Auflage. 40
626 Sfafjudjt, Haftung unb ©eraifcung ber ©djafe.
$ier roäre xtoc^ ju erörtern, ob ba$ Stegen ber ©djafe im freien ifyrer @e*
funbljeit fdjäbtidfj tft unb ob e$ nidjt nachteilig auf bie ©efdjaffenljeit ber
SBotte einwirft.
- 3ur ©eantroortung ber erften gragc bemerfe idfj folgenbe*. 3n trodenen
Sauren unb in einem trodenen Ätima ift e« triebt allein ganj nnfdjäblidj für
bie ©d>afe, wenn fie bei Sftadfjt auf bem Slcter liegen, fonbem üjneu fogar gu*
träglicf). Sei nafcfalter Witterung nimmt man fie jeboti^ beffer in ben ©tafl.
Sbenfo glaube idfj, ba§ ba$ Sorben in feuchten Jätern, too bie Sfl&äftt be*
fonber* tüljt finb unb Ijäufig ftarfe hiebet einfallen, ben ©d&afen ber (Sleftorat
raffe nachteilig ift, wogegen eine ju ben Snfantabo'S ober fcer Äammroottraffe
gehörige £erbe auc$ l)ier, üjrer ®efunbl)eit unbefdjabet, bie Städfjte im freien
jubringen fann.
Die groeite gfrage betreffend fo ift nad) meinen Erfahrungen auf 2$ofe,
8el)m* unb lehmigem ©anbboben uom $orbentiegen lein sJtad>teit für bie Statte
ju befürchten. Dagegen mu% jugeftauben roerben, baß ber üumofe ©oben,
meljr nodj ber 5Eorf* unb $aibeboben, eine fdjtoärjlidje ©taubbede auf ber
Statte abfegt, meiere berfelben au<$ im geroafd&enen 3uftanbe ebten bläuten
©c^ein mitteilt. Ob biefer 9iad()teil geringer fein würbe, wenn man in fote^er
Sotalität bie ©dfjafe nadjt* in ben (Statten Ijiette, ober ob ba« einfallen befc
fettigen ©taube*, roetdjer beim forttreiben ber gerben auffliegt, nidjt bie
mefentlidftfte Urfadfje Jene* fdfjroarjen Überjuged ift, mage id> nidjjt ju entfdjeiben,
weil id) feine oergleidjenbe ^Beobachtungen barüber angeftettt Ijabe. 3n feinem
Satte ift ber 9iadjteil be« §orbentiegett$ für bie liebten ©genfd&afteu fo be*
beutenb, wie il)n einige f dfjilbern. ffi$ ift betannt, bajj in manchen ©egeuben
©d&teften« unb ÜWStyreuS bie gurc^t oor bem Sftajjmerben ber ©djafe fo groß
ift, ba§ man fte in bie ©tatte treibt, fobalb ein Siegen broljt ©d>äfer, bie
bei foldjer ©djafoattung erjogen finb, erflären freiließ ba$ §orbenltegen in ieber
#tnjtd(jt für nachteilig. Bei JSBerüdjtd&tiguug ber hn fotgenben jur Haltung
ber ©efunbljeit ber ©d&afe angegebenen Siegeln fann tefj ba$ $orbenliegen in
allen trodenen (Segenben, roo bie SSerme^rung ber büngenben ©ubftanjen oon
groger ©idjtigfeit ift, nur empfehlen; id) Ijabe ungünftige ßinnrirfungen auf
ben SßottroueljS babei sticht malgenommen.
SSon ber Teilung Iranler ©djafe.
ffienn ic$ fdjon bei beu größeren §au6tieren ben Sanbmirten empfahl,
biefelben fo ju beljanbeln, baß fie oon ffranfljeite» oerfd&ont bleiben, fo ift biefer
SRat bei ben ©trafen um fo notmenbiger, teils weit ba« einzelne £ier triefet
SBert genug l)at, nm eine umftänblidje Änr mit ifjrn oorjune^men, teitö aber
meil bie 3a^ ber ©d^afe auf einem ®\xtt in ber Siegel )u gro| ift, um einem
einjetnen bie nötige Slufmerffamfeit mibmen ju lönnen. 9Ummt man ^iequ
Reifung hanler ©d>afe. 627
tiodlj bie Seidjtigfeit, mit ber jidj anftedenbe Übet einer gangen $erbe mitteilen,
fo l)at man ©runb genug, auf bie Spaltung ber ©efunbljeit biefer £iere bie
flrößte ©orgfatt gu oertuenben.
Obgleidlj bie im a$ten 3tbfd^mtt angegebenen atigemeinen (Regeln aucf) für
©dljafe gelten, fo wirb e$ bod§ nidjt überflüffig fein, tjier begügiidj ber testeten
jtodf) auf befonbere Umftänbe aufmerffam gu madjen.
£)a$ ©dfjaf fteljt, trofc fetner 9lüfctid(jfeit, als £au$tier auf einer geringeren
©tufe ber SSoHIommen^eit. "ißferbe, §unbe unb ötinber ertragen ben SBedljfet
ier 9lal)rung, be$ ßliuw'S unb ber Haltung feister.
£)a$ ©dljaf leibet burd) abroed&fetnb reiche unb fnappe 9laljrung meljr ate
jebeS anbere Eier. %$ bin übergeugt, baß ein ©ritteil alter in ©eutfdljtanb
fterbenben Schafe beäljatb gu ©runbe getjt, weit man gu fd&nett jroifdjen fanget
unb Überflug, mit bürrer unb ber faftigften 9ialjrung roedjfeft. (Sä fott bie*
weniger ein Säbel, als oietmeljr ein JBebauero fein, baß bie SBer^ättniffc ber
©dljafljattung felbft bem aufmerffamffen ©djafgüdjter nidljt immer geftatten, bad
redete 2ßaß eingut)atten. Sine fortmä^renbe ©tattfütterung mit trodenem ftutter
ift ba$ ftdfjerfte SKittel, bie ©terbtidfjfeit unter ben gerben fel>r gu öeratinbem.
fDian möge biefer 23)atfad(je entfpredljenb immerhin bei auägegeid&neten, fel)r
teuren 3^ttieren »erfahren'; altem gur (&reidjung ber roefentlidfjften 93orteife
ber ©dljafljaltung ift fie oljne bireften 9htfcen, fie le^rt aber, baß man bei ber
(SrnäTpwtg ber ©dfjafe alle Stufmerffamfeit barauf gu oerroenben §ot, fie im
fangen 3al)r möglid&ft gleid&mößig gu füttern.
©d&afe, bie bagu beftimmt ftnb, üon ben Gnrgeugttiffen einer bürftigen
Sßeibe gu leben, bürfen nur mit großer 23orfic^t auf üppige Sleefetber ober
reiche liefen getrieben werben. Sä ift giemtidfj ausgemacht, baß bie ©dfjafe
felbft in ben niebrigen, bruchigen ©egenben gefunb bleiben, roenn fie bafelbft
crgogen roorben ftnb unb niemals auf trodenen £>öl)en roeibeten. Umgeteljrt
freffen fid) folc^e gerben in 9lieberungen faul, roenn fie neben Ijoljeu ©anb*
toeiben niebrige, ber Überfd&roemmung auSgefefete ©runbftüde erreichen tonnen.
D)er ©tutfcljtag unb SMgbranb töten in ber Sieget nur bann @d)afe, roenn
mi) ungünftiger Witterung, meldte ben ©ra$roud&$ gurüdljiett, feuchte Joanne
eintritt, bei ber bie ^flangen üppig Ijeröortreiben.
Sin groeite (Regel bei ber ©d&afljattung ift: man fefee bie ©djafe niemate ben
<£inroirfungen antjaltenber ÜKäffe aus. Sitte Beobachtungen über bie Statur be«
©dfjafeä ftimmen barin überein, baß in trodenen 3a^ren bie ©terbtidjteit unter
biefen SEieren geringer ift, ate in naffen. 3dfj Ijabe feljr oft bei an^attenber
Dürre gefürdfjtet, bie ©dfjafe mürben auf ben SBeiben 9tot leiben. Der SBott*
ertrag geigte aber nad&tjer, baß fie fid) rootytbefunben Ratten. Dagegen ift nad)
Jebem naffen unb feudfjten ©ommer, n>o ®ra« im Überfluß roädfjft, bie ©oll*
fd^ur geringer unb bie ©terblid^feit unter ben ©d^afen größer, befonber« in
ötfen SQSirtfd^aften, wetd^e feine ©troljüorräte ^aben. Sann man bei anhatten*
40*
628 SCuftudjt, Haltung unb ©etrafcutifl ber 6c^afc.
bem SRegenroetter beit ©djafen im Sommer geftmbe« ©trol) vorlegen , fo mtrb
man am ftdjerften für (Spaltung iljre« 2Bol)lbefmben« roirfen.
Dritten« treibe man bie ©djafe ebenfo roentg auf überfdjfämmte föeiben,
al« man iljneu oerborbene« Butter öorfegt ©effer, man oerfanft bieienigen
£iere, für meldte man feine gefunbe 9tal)rttng Ijat, att baß man fie roaljr*
fdfjeinßdfjerroeife ungefunb werben läßt. Die folgen oon bem ®euuß üerborbenen
Sutter« bleiben nie an«; fie fteflen fid(j über turg ober lang oer^eerenb ein.
93ierten« enbßd(> oermeibe man bie ©erü^rnng mit ©djafen an« anberen
gerben, beoor man ft$ ntdjt genau baoon unterrichtet Ijat, baß lefetere frei
fmb oon anfteclenben Äranfljetten.
©er mit ber ^Befolgung biefer befonberen SRegeöt bie allgemeinen einer
oerftänbigen Sfotfetrieljfjattung überhaupt oerbinbet, rotrb nieten ftranfljeiten ber
©dfjafe oorbengen. <£r muß jtd) inbeffen aui) mit ber Rettung beseitigen
Äranfljeiten befamtt machen/ bie bei feiner' menfdfjßiijen SSorftd^t ganj ju oer*
Ijfiten ftnb. 3<§ teile bie twtfjttgften ©dfjaffranfljeiten ein
a. in anftedenbe,
b. in anbere, bie olpte StofteAmg entfielen.
a. ätaftedenbe Äraultyeiten.
Die $oden ober ©tattern Ijaben eine auffaöenbe Äljnfid&Ieit mit ben
Sßenf^enpocfen. 3ljr Steftccftingeftoff ift ebenfo föid&tig, febe« Snbtotbunm roafr
nur einmal baoon befallen, bie oerfdfjiebenen gerieben ber ftranfijeit Ijaben faft
gleite Dauer, unb ftnb ungefähr oon benfelben Srfdjeinungen begleitet, rote
bei bem 2Äenfdjen. Sfbxt barin ftnbet ftdj ein Unterfd^ieb, baß bie Äu^pocfen
bei ben ©trafen {eine fd&üfcenbe ©trtung äußern.
9Äan nimmt gerofflptßdO an, baß bie ©djafpodfen ntdjt oon felbft entftef>enr
fonbem immer burd) Sfaftedtong verbreitet werben, obgleich (grfdjeiramgen beim
3fa«brud> biefer Äranfyeit oorfommen, bie oermuten (äffen, baß fte fu$ aud>
felbft erzeugt. 3n praltifdjer #infWjt ift bie« jtemfidj gteid&. Denn gewif
ift, baß bie Äranfljeit,. toemt fte in einer §erbe junt 9fo«brud) gefommen ift
afle Snbioibuen berfetben na<§ unb nadfj befaßt.
3n einigen ^rooinjen fmb bie ©djafpodfen fo fetten, baß man fte taum
ju .fürchten Ijat, in anberen aber graffteren fie immerfort. 3n ben festeren
tfjut man rooljl, bie ©d&ufcimpfung eingufüljren. ©ie befielt barin, baß man
regelmäßig bie gngejogenen Sämmer im erften $erbfte impft. Die ©rfaljrung
Ijat gelehrt, baß junge STtcrc bie Sranfljeit teidfjter, al« ältere überfteljett Sfaßer*
bem ift gewiß, baß jene nur ben tyalben Sßert ber ertoad^fenen Spiere Ijaben.
Um biefe ©djufcimpfung oome^men ju fönnen, ift eine befonbere Sjtn^fanftatt
erforberlttfj, in roetdjer ber 3mpfftoff tonferoiert roirb.
9Hle ©djäfereibefifcer, bie au« guten ©rünben bie ©djufeimpfung nid)t eht*
geführt Ijaben, tljun rooljl, bie ftotimpfung fogleicij oorjuneljmen, menn ftc^
ätiftedenbe Srcmtyeitcn. 629
tie ^ßocfen in ber eigenen £erbe jeigen. Sftan fann burd^ augenbücfltc^e (SnU
feraung ber infizierten Snbtoibuen ber fdpiellen Stnftedung ©renjen fefeen, aber
id) bereifte, baß fie baburd) ganj ju unterbrüdfen fein tmrb. g$ ift rötlidf),
bie Äranf f)eit auf • biefe SSBelfc aufhatten , wenn fie fid) beim ^Beginn ber
Dämmung in ber größten Söinterfälte ober in ber SDiitte be$ ©ommer* jeigt,
Jtnb bann bie Sftotimpfung erft bei gemäßigter Temperatur öorguneljmen.
Über bie paffenbfte ©teöe, ben Smpfftoff aufbringen, Ijat man in neuerer
3eü oerfd&iebene anfielen geäußert. ßinige ^aben e$ für gleichgültig erflärt,
wehren Seil be* Äörper* man benufct, um bie Öjmplje oon einem podfeufranfen
<Sc^af auf ein gefunbe* ju übertragen. anbere galten ba$ Ol)r für bie un*
fdjäbtid)fte ©teile. Wad) meinen Erfahrungen, unb nadj benen Dieter ©d&öferei*
fcftyft/ Jte^e id) bie 3mpfung an ber fallen inneren 3flädf)e be« Oljr* jeber
ünberen ©teße.oor.
Den geimpften gerben Strjeneien ju geben, roie einige anraten, ift ganj
fiberflfiffig. 2Kan oerboppele bie Sorgfalt in ber biätettfdjjen ©eljanblung, aber
überlaffe alle* anbere ber Statur. £>ie in ben j&dton%m empfohlenen 23or*
6eugung*mittet gegen bie @<$afpoden I)atte idf> nadj ber iftatur biefer Äranfljeit
für burd&au* unurirffam.
ÜDie Stäube ift in allen ©egenben, mo bie ©dfjäfer biefe* Übel nidjt ju
tieljanbetn roiffen, eine ^öd^ft oerbrießlidfje Sranfljeit. @ie läßt fidf> felbft burdj
tue beften SMittel nidjt üertreiben, toenn bei beren Sfaroenbung nid)t mit ber
grüßten Sorgfalt oerfaljren mirb, unb gerabe biefe Hufmerlfamfeit, bie jur
fllücf liefen Teilung be* Übel* erforberlidj ift, unb ba* f<$arfe Singe, toeldje*
jebe föäubepufiel fdjon im ßntfteljeu entbedt, finben jtdfj fo feiten bei einer
^3erfon Bereinigt, baß id(j Ijier meljr \>a& 8foffud(>en ber *ßuftetn empfehle, roemt
eine räubige #efbe geseilt roerben fott, al* bie übrigen* belannten SRittel
nneberljole.
£)a bie Stäube ftdj nidfjt, toie ba* 9Äia*ma be* *ßodengifte*, offne un«
mittelbare 2)erfil)rung oerbreüet, fo fann man fidf> oor berfdben burdj bie große
<Sorgfalt fid^ern, womit man jebe Steuerung feiner @d^afe mit benen au*
fremben gerben ftreng oermeibet.
©ie bösartige ftlauenfeudje ift eine neue ftraufljeit, bie im nörblidjen
^Deutfdjlanb erft feit bem Äriege 18f| ftelönnt ift. @ie l)at jidfj feitbem faft
in alle feinen £erbep eingefd&lidfjen, aber oiel oon iljrer früheren 2)ö*artigfeit
verloren, fei e*, toeil man gelernt Ijat, fie jroedmäßiger gu betyanbetn, ober tueil
fie früher roirtlic^ heftiger in iljren SBirtungen ioar.
@e^r unangenehm aber ift bie (Srfaljrung, baß bafür jiebe* anbere Alanen^
übet, meldte* in einer ©d^äferei fi^ geigt, einen meljr bösartigen ß^arafter
annimmt ©djäfereibefifcer, bie auf ©runb i^rer früheren Seoba^tungen ba*
lauftreten einer Älauenfranftjeit gleichgültig betrachteten unb bie Leitung ber^
felben oon ber üftatur erwarteten, fa^en ftc^ bitter getankt unb mürben ju
630 Sfofoudjt, Haltung unb SBenufeung bcr @djafe.
•
fpät geroaljr, baß ficij in ifjren gerben bic bösartige Äfauenfeudje feftgefefet l)abe.
6$ ift barum bic größte SJorficfjt nötig, wetnt jtdfj etnjefae tarnte Xiere geigen,
üftan entferne fie au& ber £erbe, unb bamit man ftt^er fei, baß bie Äranfljeit
ntdjt unbemerft nm ftd) greife, fo unterfudje man ©tüif für ©tttdf bei aßen
£ieren bie ftüße.
£)a$ forgfättigfte äbfonbero ber lahmen £iere oon ben gefunben, unb bie
33el)anbfung ber erfteren mit geeigneten SKtttetn, * unterbrüdEt ba$ Übel im Grnt*
fielen, unb bewirft, baß e$ nidf)t bösartig wirb, ©oflen biefe ©emfiljungen aber
einen gtüdflidjen Srfolg l>aben, fo muß man guoörberft für einen remfidljen,
troefenen ©taub forgen. ©er mit ÜKiftfaudje gefättigte üßoraft oor ben @d)af*
ftäflen, roefd^er bei unferer ©interwitterung fo gewöplidf) ftdO oorftnbet, ift bie
nädtfte 33erantaffuhg be$ Übetä. SBenn bie Äranffjeit in einer £erbe aus*
gebrochen tft, fo forge man für eine ©nridjtung, bei ber bie ©dfjafe niemals
in biefen ÜKoraft getrieben werben, fonbern ftets einen trodfenen ©taub im
©taue begatten. 2Wan fteflt bie ©cfjafe gu bem %XQt& in Keine Abteilungen
öon 200 ©tüdf gufammen. Sßenn man barm in ben langen ©df)afftäßen, bie
fläuftg für 1500 bis 2000 ©tttdf eingerichtet ftnb, einen freien »taum für
200 ©tüdf Ijat, fo treibt man bei bem {Jüttern bie erfte Abteilung in jenen
SRaum, unb fo weiter bie folgenben Abteilungen in bie teer geworbenen 9Wuute.
Außer ber ftrengen Abfonberung ber flauenfranfen £iere oon ben gefunben,
unb außer bem forgfältigen Abpufeen unb 8o$fd(jneiben ber franfyaften flauen*
teile, ftnb ber blaue gepufferte SSitriol unb ©alpeter* ober ©djwefelfäure bie
wirffamften üWittel. SBenn ftdfj gwifdfjen ben Älauen blo$ eine jiaud^enartige
Seudjtigfeit geigt, fo genügt ba$ ©npubero mit feljr feinem 35itriotpufoer. 3ft
aber ©terung eingetreten, fo tft ba$ oom §errn ©aron oon Sljrenfete
empfohlene STOittef, bie ©nptnfelung mit ©atpeterfäure unb ba« fofortige ©e*
ftreicfjen mit brenglid)em $irfd)I)oroöt üorgugtefyen.
b. Rranlljeiten, bie offne Anftedfung entfielen.
Die ©reljfranfljeit ift ein bem ©djafgefcijfedjt eigentümttdje« Setben,
weldf)e$ feinen ©ifc in ber £irol)öl)le l)at. Obgleich faft in Jebem 3a§r tut*
f eljlbare SKittet angepriefen werben, teils um bie (Sntfte^ung biefer Äranfljett
gu oerpten, teils um fte gu Reifen, fo muß td) oor ber §anb bod) gangli^
begweifeln, baß bas eine ober anbere gelingen werbe. ®ie ©ttftefjungSurfad>e
tft gur £At nod) unbelannt, unb fo lange bie« ber Saß ift, ftnb aße Ottittel,
bem Übel üorgubeugen, Ijödjft oerbäcfjtig. ©aS trepanieren eine« breljfranfett
©cijafeS fofl mitunter gelungen fein, wenn eS gfücfte, bie Olafe mit aßen §äuten
IjerauSgugieljen. Snbeffen ftnb bie meiften 9tod(jricl)ten über bas ©etmgen biefer
Operation bodf) fo wenig guoerlöfftg, baß ic^ ben 9tat erteile, jebed SSer fogleit^
gu f<f)Iad)ten, fobafb bie ©ewiß^eit oorljanben ift, baß bie tlrfad^e be$ Dreien«
eine Sfafe im ®ef)im tft, unb baß nid^t etwa bie ÖftruStaroen, roetd^e p(§
9tt$tcmjiecfenbe Sranfyttten. 631
guroeilen burdlj bie 9fiafenl)öljlen in bcn ^o^f etnfdjleidfjen, bie betreff enben @r*
Meinungen oeranlaßt l)aben.*)
#f>nlid(>e ©lafen, rote in ber §irnl)öl)fe, tyat man <md> im SRMenmarf
gefunben, unb bei ben boton leibenben ©dfjafen geigt ftdj im ^unterteil be$
Körpers eine eigentümliche ©d§ro8d(je, fo baf fte fourn auf ben ©einen jtdfj
galten lönnen, nnb nadlj ber einen Seite Ijintaumeln. Diefe Äranlljeit begeidjnet
man mit bem tarnen be$ ÄreugbretyenS.
Snroiefern bie fogenamtte 5£raberfranfl)eit (baS ©djrudfigfem) mit bem
SRüdfenmarf gufammenl)ängt, unb ob bie ©nubber* ober Snupperfranfljeit
bamit ibentifd) tft , oermag idj nidfjt angugeben. 35or trieben Sauren Ijabe idj
in ben SWitteitungen aus bem ©ebiete ber Sanbroirtfdjaft bie Eraberfranfljeit
befpro^en. ©eitbem ift groar oiel über btefelbe gefdfjrieben roorben; aber ba
e$ ben meiften ©djriftftetlem meljr barum gu ttyun mar, iljre eigenen gerben
als frei oon biefer tranfljeit barjuftellen, unb anbere au$ feljr eigennüfcigen
Urfacljen oerbäcijtig gu machen, fo l)at man in ber SrfenntniS biefer Äranfljeit
in neueren ätitm nur geringe Sfortfdljritte gemadjt. 3d) für meine *ßerfon
fjabe foäter, feitbem id(j -forgfältiger um bie Urfadje be$ £obe« etngelner ©d&afe
midlj beffimmert Ijabe, bie £raberfranfl)eit oon 3eit gn 3eit in aßen ©d&äfereten
angetroffen, oon meldten mir genaue 9ied^enf$aft abgelegt roerben muffte. 9fodj
neulich rourbe mir bie iEljatfadje belatmt, baf? unmittelbare Äbfömmlinge eng*
lifd§er fangroottiger ©d&afe an ber 5Eraberfcanfljeit geftorben ftnb. ®afc id(j
oor mehreren Sauren groei an bemfetben Übel erfranfte 3^8^ fan^^ ^a^c ^
fdjon früher oeröffentlidfjt. 3d(j muß bemnad) aui) jefct nod> meine Meinung
über biefe tranfljeit ba^in auSfprecijen, bajj idj fte für ein eigentfimlidljeS Seiben
l)alte, roogu bie Disposition in allen ©dfjafftämmen oorljanben ift. Watt) meinen
©eobadfjtungen roerben bie ©dfjafe $auptfäd}ltd(j in bem Stlter oon 1| bis 2§
3al)ren oon bem Übel ergriffen, roeld&eS barin befte^t, bajj bie ©olle ein matte«
Sfasfeljen erljäft, ba& bie ©elenfmuSfeln, oorgügtitfj beS #interteils, an neroöfer
©dfjroädfje leiben, ber gufolge bie Iranlen £iere anfangs einen fteifen, fobann
einen roanfenben ®aug annehmen, gulefet nur mit STOülje ftd§ ergeben lönnen
unb biefer ©djroäcije fdljliejjlidj gang erliegen- SBeld^e Urfadjen befonberS ein*»
roirfen, um bie ffranfyett ausgubilben? in roetöjen Organen fie pdf) guerft geigt?
biefe fragen oermag icfj ebenfo roenig gu beantroorten, als i<f> im ftanbe bin,
baräber SluSfunft gu geben, ob ba« betriebene Seiben mit ber ©nubberfrant*
Ijeit ibentifd^ ift, bei roeldjer bie ©d^afe ftd(j bie ©olle oom Sreuge abfrejfen
foüen. 9la(| meinen Beobachtungen ift bie ©terblicfyfeit, roeld^e burc^ bie mir
bis jefet betannten Äranl^eiten oerantaßt rourbe, nid^t bebeutenb geroefen, roo*
gegen mir mitgeteilt roorben ift, bafc burd^ bie fogenannte ©nubberfranfljeit
*) SWon lefc Werü6er: JBef^rri6ung fteben bcr»anbt€T Äront^eiten ber ®$afer bom
«ßrofcffor Dr. @törig. «erfm bei «üder & ?ü^lcr. $rct« 1 2Rcr! 50 ?f.
632 Sufaudjt, $aftung unb ©etrafcung bcr ®$afe.
Ijalbe Saljrgänge ju ©runbe gingen, StroaS ä&nlicije* geigt aber bie ©efdjidjtc
ber £)rel)franfl)eit. 3B3enn aucfj mehrere 3al)re nacij einanber baburd) faft gar
lebt SSertuft erfolgt, fo ift e$ bodj letneäroeg« wtgetoöljnlidj, baß in einem im*
glücftidjen 3aljrgang ein fünftel ber jugejogenen Säljrlinge am Dreien barauf
geljt SBenn alfo Jemanb ben Pieren ®rab ber ©öSartigtett einer Sranfijttt
noi) nidjt and eigener Srfaljmng femtt, fo folgt barauf ntc^t, bafc öerfdjiebeit*
arten berfelben oorljanben fein muffen.
£)ie £rommelfud)t ober ba$ aufblähen erfolgt and benfetbe» Urfadjen,
bie idj bei bem 9ünbmelj angegeben Ijabe. Slnfeer ben bort ernannten SDttttefa
ift für ©cijafe nocij ju empfehlen, baß man ba$ aufgeblähte £ier m$ Stoff er
wirft, maS bei bem SRinboiel) nidjt ausführbar ift.
3n ber JBel)anbtung unb Teilung ber übrigen ©djaffranfljeiten, j. 33. be*
©lutfd)lageS, be« äntljraf, ber SDarmentjünbung ic, ift bie $>eiOunbe
noi) fo tnett jurfid, baß id(j in ber £ljat feinen galt fenne, too burdj §tlfe
bed 5£ierarjte$ ein ©djaf gerettet roorben wäre. $)ie Urfadjen ftnb leicht ju
begreifen. Der Verlauf ber genannten SranHjeiten ift fo rafeij, baß ber STob
faft immer in wenigen Stauben erfolgt SÖenu ber £ierarjt herbeigerufen roirb,
ift in ber Sieget ba$ Übel fdjon fo inert oorgefdjritten, baß ein #eifoerfaljren
nidjjt meljr rotrfen fann. SWacfj meiner Meinung ftnb hierin nur auf bie SBBcife
Sortfdjritte ju machen, baß fljeoretifdlj unb praftifd) gebilbete SEierärjte mehrere
Saljre tyinburd) bem ©djäferleben fid^ uribmen, bamit fte burdj lungere ©eob*
acfjtung ber Xiere ba^in gelangen, bie entfernteren 9ßerfmate oon Ijeratraaljen&en
Äranftyetten tennen au lernen.
XII. ^uftud)^ Haltung un& jgenulpmg der JÖtyweme-
2)a$ ©djroein ijat jmar eine geringere lanbnrirtföafttic&e ©ebeutung, als
bie übrigen $au$tiere, es ift aber jur befferen JBenufcung Dieter Abgänge einer
and mehreren 3roeigen befteljenben SBtrtfd^dft oft feljr nfifcltdj. SBer bie ©d&meine*
3udjt nidjt weiter auSbetynt, als bie betreffenben Abgänge erforbero, roirb babei
m<f)t weniger Vorteil Ijaben ate oon einer anbeten ^n^Dtel^attung. £)tefe 3tb*
gänge fmb: bie Abfälle au* ber Sfidje unb Haushaltung, bie 3Babi<fe (SDiotlen)
and ber SWolferei, geringe* nnb mit Unfrautfffmereten gemengtes (betreibe, Sfter*
trüber, SrannttDeinfd^lentpe ic, fetbft oiele Unfräuter, bie \>tn ©arten« nnb
$l<ferbau beläftigen.
jDie ©enufcung biefer Abgänge burd) ©djroeine tann anf jtoeiertei Seife
ftattfinben: entroeber burcij Stufjudjt biefer £iere, ober burdj 2lnfanf magerer
<5<$roeme, vtm fxe gentäftet roieber ju »erlaufen. Stuf großen Gütern nrirb in
ber 9tegel beibeS betrieben; inbem man mit einem Zeil ber Abgänge ©djroeme
aufjieljt, nnb mit einem anbeten bie ertoadjfenen ©djtoeine jum SSetlauf mäftet.
Sind) eine brndjige, moorige SBeibe, anf toeldjer bie ©dfjroeine oon 3n*
feftenlaroen, SBfirmern nnb SBurjetn fWj nähten, fomie eine (Sieben« ober ©ndfjen*
roaßmng fatm 3lnlafc geben ju einer ftarfen >$ui)t ober Haltung biefer £tere.
Sftad) meinen neneften Erfahrungen gelingt bie äfofoudjt ber ©djroeine nur, roenn
ein paffenbeä 2Beibe*9teDter oorljanben ift, rooljin man bie 3wJ}tfauen treiben
fann; menigften* muffen fie auf bem ©trtfdjaftsljofe frei untrer geljen bürfen.
2öo man audj ba$ testete nidjt geftatten fann ober will, fonbern bie ©c^roeine
ftei« in engen ©tätten Ijätt, ba roirb e$ nid)t gelingen, oon ben äßutterfauen
Diele 3nnge ju erlangen. 3n einer Sßirtfdfjaft atfo, roo e$ baranf antommt,
bie Abgänge eine« tedjnifd&en ©etoerbe« burdj ©djroeine }u oerroerten, ttjut man
am beften, jn biefem 3roe(f ein* ober jroeijäfjrige £iere anjufaufen.
2Ber ©djroeme aufriefen rottl, mujj ftdj eine SRaffe angaffen, meldte eine
bebeutenbe ®röjje erlangt, fein burdjroadjfene ©d>infen liefert, unb mit il)re$*
gleichen oerträglidj ift. Der ©adjtenner roeijj, baß in biefer Jpmftdjt große
634 2luf3udjt, $aftung utib SBenufcung ber @$roetne.
Unterfdjiebe befielen. £)ie Unüerträgtidjleit eingelner 2(rten ift fo groß, baß jie
ftdj oft tot beigen, wogegen anbete Slrten ein ruhigere« SBefen Ijaben unb babet
natürlich (eistet fett werben.
Um eine etwas au«gebel)nte ©djweinegudjt mit Srfotg gu betreiben, tntoß
ber bagu erforberttdje ©tattraum oorljanben fein. 9ßan gebraust
a) für jebe 3uc*)tfau ^^ Keinen, »armen nnb trodfenen ©tatt;
b) fo triete anbere größere ©tätle, ate Sßttrfe oorlommen, nm bie 8b*
fonberung ber Heineren oon ben größeren Xieren oorneljmen gu tonnen.
Dljne biefe ©tatträume, in melden bie größte JReintidjIeit unb £ro<fenijett
Ijerrfdjen muß, taffett ftdj feine ©djmeine aufgießen.
£)a bie Erffdjtigfeit ber ©au 18 3Bod&en lang bauert, fo tft bie ©iu
ridjtung gu treffen, baß fie jäfjrtidj gweimal gtrfet wirft, nnb gmar ehunat im
gebruar, ba« anberemat im Stuguft. £)a« nrönntid&e ©djmein (ber ®ber) muß
in einem befonberen ©tatt gehalten werben, unb bie ©auen fommen nur gu Ujm,
bamit fte gu ber beftimmten 3«* Werfet werfen, ©efdjieljt biefe« gu Stnfang be«
8faguft, fo lann man bie Sferfet mit ben ©auen auf bie ©toppein fdjkfen, unb
fie wadjfen üor ber ftrengften Äätte nodj fo weit Ijeran, baß fte ben SDStnter
gut ertragen. 5Die gu Sidjtmeß geborenen faflen in eine 3^*/ wo bie Xaqt
fdjon länger merben, unb wo bie Ääfte im Stbneljmen ift. 3Äan Ijat atfo 9lu«*
ftdjt, beibe SBürfe gu erhalten. Werfet, bie im SRoüember ober ©egetnber ge*
boren merben, ftnb feljr ferner aufgubringen, jie fterben entroeber ober fömmern
fo, baß fie feine erljebtidje Oröße erlangen.
Einige Socken üor bem ffierfen muß jebe trächtige ©au in einen befon*
bereu ©tatf gebraut unb iljr bafelbft foiriel trotfene« ©trol) gum Säger gegeben
merben, at« fte für ftdj unb iljre 3ungen bebarf. Die ©auen namtidj mfiffen
oor bem ©ebSren in bem ©tatf eW&ehnifd) geworben fein, weit fie fonft in
einer gewiffen Unruhe bleiben unb bie Sungen leicht befdjäbigen. ©inb fte
gegwungen, in ©efetffdjaft anberer ©djweine gu werfen, fo fommt e« oor, baß
bie Sungen oon ben anberen ©djweinen gefreffen werben. üDiefe« unnatürfidje
SQBefen nehmen mandje ©auen an, wenn man itjnen nidjt einen orbentfidjen,
troefenen ©tau gur regten 3«t anweift, ober wenn man fte ungenflgenb füttert
Sine gute 3udjtfau muß gwar woljt genährt, barf aber nidjt fett fein, ©rannt*
weinfdjtempe, bie nidjt attegeit frifdj oerffittert wirb, fonbem gu 3^1* ****
fdjtedjte ©efdjaffenljeit annimmt, ergeugt eine mangelhafte 3JHIc^r bei meftfcr
bie geriet nidjt gebeiljen. . ©e«ljatb empfeljte i$, bie tragenbett unb fängenben
9Äutterfdjmeine mit anberem Butter gu näljren. ©etreibefdjrot, gelobte Aar*
toffetn ober faure SWifdj ftnb bagu feljr gu empfetjfen.
©enn bie geriet brei bi« trier Sßodjen att ftnb, fo gewöhnt man fte an«
treffen, ftann man iljnen etwa« faure STOitdj reiben, fo ift bie« oljne 3»«frf
biejenige 5ftat)rung, mefdje tijnen am tiebften ift. üfteljt* ober ©djrottränfe ^fitt
man ni^t för guträgtidj für bie jungen liere. £>te mehligen Äörner aber,
3fafjud>t bcr @<$u>eme. 635
im natürlichen 3uftanbe üorgetegt, fo baß bie Srerfet fic fauen muffen, befommen
tljnen feljr gut, ja fie finb tljnen fogar nottoenbig. 2ßan lägt gu biefem 3roede
ftutterbretter anfertigen, bie mit Seiften befdjlagen finb, unb nadj bem füttern
forgfäüig abgefegt »erben.
9tadjbem bie fterfel fedfj« bis fieben SBodjen an ben ©auen gefogen Ijaben
unb in ber legten 3eit bereit« an ba« treffen gewinnt finb, werben fte ab*
gefefct unb bie £iere Don niedreren giemtid) gfeid&geitigen ffifirfeu gufammen*
gebracht, hierbei gilt nun ate allgemeine Siegel, baß man bie Jungen £iere
mit bem fräftigften gutter ftarl nffi&rt, mit ©etreibeförnern, namenttidj mit
©erfte unb faurer 2Rttöj. ©erben fie in biefer ^ßeriobe öernadfjfäffigt, fei e$
begüglidj ber Fütterung ober in ber 9temlid)f eit, fo Ijitft alle« fpäter oerabreicijte
beffere Butter nid&t«. ©ie oerfrüppeln unb fterben bei nadjfolgenber naffer ober
falter Witterung. SRöffe unb Unreinlid)feit in ben Stallen oerljinbert alle«
©ebenen ber ©djroeine. Stter bie ©taüemridfjtungen nidjt fo treffen roilf, baß
ben Vieren ein orbentlicJje«, trodfene« Sager gu Seil werben fann, ber gebe
lieber bie ©djroeineguctyt gang auf.
SBBenn bie fungen ©drehte brei ÜÄonate alt geworben unb burdj Sorn*
futter gu gutem ©ebenen unb rafd&em ffiac$«tum gebraut finb, fo fann man
anfangen, baä Sfutter etwa« eingufdjränfen, eljtte jebodf) bie Äörner gang gu ent*
gießen, ©efodfjte Kartoffeln, ©iertreber, audf) rooljl etwa« ©ranntweinfd^lempef
treten au bje ©teile ber Körner, ©preü oon Seinfamen, oon SRoggen unb
anberem ©etreibe roirb im SBinter, Unfräuter an& bem ©arten unb grüne
^Pflanjen mancherlei ärt werben im ©ommer mit gur wohlfeilen (SmS^rung ber
jungen ©djroeine benufct.
©inb bie ©d^meine fedj« bis ad(jt ÜKonate alt, fo fann man fie im ©ommer
gang oljne mehlige ©ubftangen erhalten, roettn man iljnen nur faftige, fdjroam*
mige ^flangen, g. SO. ©artenmelbe, ©alat, grünen Klee, Sugerne, 9tunfelrfiben*
Matter :c. gur oolfen Sättigung reid&t. 3m SBinter jebodf muß man Kartoffeln,
SWSljren ober anbere SBurgeln, am beften gefönt unb mit ©preu gufammen
gebrüht, als ©dfjroeinefutter oerroenben.
$ür ©djroeine, roeldje bte gu einem SCftcr oon neun Sßonaten mit Korn*
ober SDKIdjftrtter aufgegogen finb, ift bie ©ranntroeinfd(jlempe au« einer Korn*
ober Kartoffelbrennerei ein üortrefflid^e« ftutter. ®ie erlangen bei bemfelben
nidjt nur eine feljr bebeutenbe ©röße, fonbem aud(j einen gtemlidfjen ©rab oon
tJetftigfeit, fo ba§ fte ate $leifd(jfdjroeine cm ben ©djlädjter gut oerfäuflicij finb.
©djroere ©pcdtfdjroeine aber fann man bei biefem Sfuttcr allein nidfjt ergiefen.
9tur feiten roirb eine Sßeibe oorljanben fein, auf roeldfjer bie ©djroeine
oor ber ©etreibeemte oljne ^aqdbe oon anberem Sfutter ftdj ernähren fönnten.
SBBenn fie aber auf bie ©toppein getrieben werben, ober auf ben Kartoffelfeibern
9tadjlefe galten, fo finben fie ooHfommen iljren 9toljrung6bebarf. 3n Sidfjen*
unb ©mfjenroalbungen erreichen bie ©djroeine nadj ber JReife ber 5rfid(jte,
636 2fofju$t, Haltung unb ©enu&ung ber @dju>eine.
menigftens in geroiffen Saljrgängen, wenn bie gidfjeln unb SBitdjeln gut geraten
ftnb, einen tjoljen ®rab ber Haftung, ©efouberä gut aber gebeüjen nur bie«
jenigen ©djroeine bei ber Salbmaft, roetöje oon 3ugenb auf ben ©ommer
über ftdj auf Setben ernährten unb an ba$ gutter in Salbungen gemannt
fmb. diejenigen ©dfjroeine, bie int ©tau aufgewogen ftnb, filmten nidjt mit
günftigetn ©rfolg auf bie Salbmaft gebraut werben. ©erat beoor fte ftd) an
tiefet gutter geroöljnt Ijaben, ift baSfelbe ju Snbe. t
5Die Haftung ber ©dfjroeine, wenn biefelbe l>auptfäd(>lid) bie ^robuftton
oon ©pedf bejroedtt, fann auf oorteifi>afte Seife nur mit jroeijäl)rigen ©dpoeinen
oorgenommen werben, ©efct man jüngere ©d&roeine auf bie 332aft, fo raadjjen
fte jroar, aber ber ^auptjroedf bleibt unerreicht, diejenigen ©djroeme, roeldje
3Ur ©pedmaft beftimmt fmb, muffen bereits gut au$gefleif$t fein, roenn fte in
bie 2KaftftälIe fontmen. 3ft bie« triebt ber Satt, fo bewirft man t» mit ge*
ringerem ftutter, beoor bie Köroerfütterung beginnt. Soßte man magere
©dfjroeine fofort mit Körnern futtern, fo mürben fie baoon ju öiet bebürfeu,
beoor fte gehörig auägemäftet mären. 2Wan oerroenbet jur ©pedmaft, aufer
ben bereit ermähnten grüßten ber ©d&e unb Sudje, alle (Setreibearten, 2KaiS,
Äudfjroeijen, $ülfenfrfid(jte unb Kartoffeln. £)ie Körner ©erben entmeber ein*
gequettt ober gefdjroten. 3U Anfang ber 2Kaft füttert man jtoedtmäfjtg getonte
Kartoffeln im ©emenge mit ©etretbefdfjrot Üßan oerfäljrt babei auf folgerte
Seife. Die Kartoffeln werben forgf älttg geroafd&en unb in 3)ampf ober ©affer
gelod&t. Stadj bem Kodljen oerroanbelt man fie in Shrei. Spat man fte in
$)ampf getobt, fo fegt man nadj bem 3^*03* etn)a^ WW ©affer fytnju
unb uermiföt burdf) forgfältige* töfiljren mit bem Kartoffelbrei bem SKafc nad)
ein Drittel ©dijrot oon Koggen ober ©erfte. 5ftadf>bem bie äßaffe etoa* er*
faltet ift, fegt man ©auerteig Ijiuju unb rüljrt nochmals alles burd&eiuanber.
öä erfolgt nun balb eine ©äljruug unb (Säuerung, womit bie Zubereitung beft
gutter* oollenbet ift üßit biefem gefäuerten Kartoffel* ©d&rotbrei mäftet man
bie ©djjroeine ofyte Zweifel auf bie rooljlfeiifte Seife. öS gehören atlerbingä
einige SBorleljrungen gutn Kodjen ber Kartoffeln unb jur 3^bereitung biefeS
gutterS; aber man laffe ftd£) bie 9Äü!)e nidjt oerbriejjen, fte wirb gut begann
JBei ber im £erbft gen>öl)niid> oorfyanbenen Temperatur bereitet man ade jwei
ober brei Xage biefeS gutter. Die Duantität, meldte für ein einzelnes ©djwera
erforberttdf) ift, richtet ftdj na$ ber ©tärfe besfetben unb nad& bem 3ttfa»b
feiner gettigfeit. 3ft bie leitete gering, fo freffen bie ©djroetne meljr, wogegen
feljr fette ©d&roeine weniger oerjeljren.
SKäftet man mit reinem Oetreibefd^rot, fo ift ein uteljrftünbige* (Knquellen
besfelben unter allen Umftänben notwenbig unb audj ein ©äuera in berfetben
Seife, wie bei bem Kartoffel *©djrotbrei angegeben mürbe, au empfehlen.
Ser nid&t im öeftfc einer eigenen SWityle ift, ftnbet es oft oorteffijafter,
bie Kömer ungefd&roten an bie ©djweine ju oerabreid^en. 3ebod(j föetnt mir
Sütöjhing ber @c$u>eme. 637
roenigften* ba$ ©nqueßen mit Ijeißem Sßaffer ober ba$ Äodjen ber Äöroer
notroenbig, um fotdfje al« ©d&roeinefntter mit SSortcit gu oerroenben.
9Äan mag bie ftömcr in ber einen ober anberen SOSetfc oerfftttern, fo ift
ftetö fotgenbe« beim Säften unerläßttd).
1. Das Sfüttern muß regelmäßig gu einer beftimmten ©twtbe gefd)ef>en.
2. Die 3nrifdjenrSume oon einem gflttern gum anberen muffen groß genug
fein, bamit bie SKaftfdjroeine ba$ genoffene gfutter gehörig oerbanen fönnen.
ftünf bte fedj« ©tunben flehten mir bagu nötig unb genügenb.
3. 3n ben furgen Sagen ber ffimtermonate barf man ftd) beäljatb nid)t
nadlj bem Sfof* ober iWiebergaug ber ©onne, fonbem mu% fidj nadfj ber Uljr
rieten, nnb ba« erfte ftutter g. ©. fdjon um 5 Uljr SBorgen«, ba$ tefcte vm
8 Ul)r Hbenbä geben.
4. ObgIeid(> e* vorteilhaft ift,- baß bie ©demente in einer geroiffen 3«* fo
üiel SKaftfutter roie möglich oergeljren, fo barf ttjnen bodj nie meljr oorgelegt
roerben, afö fie oon einem Sfittem gum anbem rein anffreffen. Die SBärter
mfiffen ba^er gut aufpaffen unb bie Quantitäten be« Strttert fofort üermmbera,
fobalb pdf) geigt, baß etwa« flbrig geblieben ift. <£$ giebt nidjt* fehlerhaftere«,
a(ö ju bem übriggebliebenen gtotter neue« Ijmgugufdfjütten.
5. Den Sßaftfdfjroeinen giebt man ba$ ©djrot* unb ftörnerfutter mit ge*
ringem ©affergufafc, roeit fte ben bidfen ©dfjrotbrei unb trodtene, gequollene
Äöraer am fiebften freffen. 3um ©öufen bient fobaun eine fftflfftgfeit, SBabide
ober ein bünner ©djrottrant.
6. Die Sfafmerffamleit auf bie ftuttergaben ift gu üerboppefa, wenn bie
SWäftang bei ftrengem Sfroft fortgefefct wirb. <£« ift mir oorgefommen, baß
tte Stottertröge gang Doli gefrorenen $utter« roaren unb mir bann beridjtet
rourbe, bie ©d&roeine rooflten ntd&t freffen. ©eljr feiten gelingt e«, einen
SÖBärter baljhr gu bringen, baß er ol)ne Äufftdjt unb ©ei^ilfe ba« rechte 2ßaß
ber Portionen trifft. Da« ©prtdjroort: „95iel Ijttft oiel!" fd&roebt biefen Seuten
immer oor. 3Ätr frnb SBirtfd^aften belanut, roo otel Sfutter üerfdjroenbet wirb
unb bennod) leine fetten ©dljroeine gur ©cijlad&tbanl lommen, bloß beStjafb,
weit man ilpten ftet« gu diel oorlegt.
7. ©o roid&tig bie töeinßdfjfeit bei ber Fütterung ber aßaftfd&roehte ift, fo
mistig ift fie aud) beim Sager berfelben. @« ift triebt burdjau« erforberfidj,
baß.iljneu ©trol) untergeftreut rotrb, aber ein trodtene« Sager muß unter attm
Umftänben oort)anben fein. Die ©tätte finb be«tjalb fo ehtguridf)ten, baß aüe£
gtüffige abläuft. Der übrige Unrat muß tägtid) fortgefdjafft ioerb«t.
3ur STOäftung mit ©ranntroeinfdljlempe fauft man am üorteil^afteften
lungere magere ©dfjroehte, melt^e bei geringem fftttter aufgegogen finb. ©olc^e
freffen ba$ genannte Butter begierig unb nehmen babei rafd^ gu. Orbnung
unb {Reinßd^teit bei ber Sfütterung finb ^ier ebenfo mistig, roie bei ber ftömer*
maft. 3Ran forge aber außerbem bafür, baß bie ©d^Iempe nid^t mit ©affer
638 Sfofeudjt, Haltung unb SBenufcung ber @$roeme.
«
Derbünnt unb baj? fie ftetö frifdj uerfüttcrt roirb. Am DOrteitljafteften benufci
matt bie (Sdjlempe, metin man bie ©ctyroeine alle brei ober bier SÄonate abfegt
unb nid)t barauf befteljt, bei biefem gutter ftarle ©pedlfdjmebie ju erjtelen.
©afc bie ©djjtentye guerft, menn bte gjltterung bamit beginnt, Derbütmt
merben muffe, roeil fie fonft, mie man fidfj auäbrücft, ju ftarl fei unb bie
©d&meine bauon angegriffen mürben, fyabe id^ niematt beftätigt gefunben. 3$
Dermute, baj* bei ben älteren unDolffommenen öremw Apparaten unb bei bem
mangelhaften ^Betriebe ber Brennereien gumeilen (Schlempe ermatten mürbe, Don
meld&er ber 8Hfof)ol nic^t Dottftänbig abgetrieben mar. 3n folgern Satte fann
bie ©djlempe alterbingS bie (Sdjmeine taumelig machen, mie id) mtd^ erinnere,
einmal beobachtet ju tyaben. Stttein gut abgetriebene, frifdje (Sdjlempe tft ben
ermad&fenen ©djmeinen niemals nachteilig, 3ud(jtfauen werben bei biefer gütterung,
mie bereite gefagt, tcitö ju fett, teitt fdjeint bie 2Äild) eine nachteilige JBeföaffen*
Ijeit attjune^men, fo ba§ bie geriet nidjt fonberlicij gebeten. 9fo$ biefem
©runbe laffe id) bie ^a^anen unb geriet, bte teuere fedjä Monate alt finb,
nur ungern mit (Schlempe füttern. 3m übrigen fenne idj für @d>n>eine fein
paffenbereö unb geffinbere* gutter.
Sranfljeiten ber ©d&meine.
Senn bie £iere auf bie SBeibe getrieben merben unb fidj babei, mie e*
unDermeiblid& ift, erljifcen, fo finb fie Dielen Äranll)eiten mtfgefefct, an melden
fte entmeber fdjnett fterben, ober nad) unb nad) gu ©runbe geljen. ®aS erftere
ift gemötjntid) ber Satt. Sie gefälpitdjfte Äranfljeit ift bie Bräune, bie fefp
fd&nett tötticij roirb. 3$ tyabe niematt (Gelegenheit gehabt, biefe ober äfytfidp
entgünblidje Sranfljeiten, bie häufig epibemifdj auftreten, gu beobachten; ©aljr*
[(^einlief) befiljatb, meil id) bie (Sdjmeine in ber Siegel audj im (Sommer in ben
©tätten gehalten l>abe.
(Sine fe§r gemöljttttdje unb ben ©(^meinen eigentümliche firanfljeit finb bie
Torfen, meiere bie geriet befallen unb biefe uidjt allein im 2Bad)£tutn fe^x
gurücfyalten, fonbem aad) Diele berfelben töten. Die ©d&meinepoden f cremen
nic^t anftedenb gu fein unb infolge Don Sftäffe, Satte, Unreratidjteit unb glei$»
geitigem Mangel an genügenbem gutter gu entfielen. Sßemt bi^ Sufytfauen gut
genährt merben, einen trodenen, reinlichen (Statt Ijaben, unb menn man bes
jungen Vieren, fobalb fie ju freffen anfangen, Körner unb faure 2Äildj gtebt,
fommt biefe Sranfljeit ber geriet faft gar triebt Dor. Um fo häufiger robb fie
aber bei armen Beuten angetroffen, bei fanget eine« guten (Statte*, troefener
©nftreu unb be$ unerläßlichen $8roerfutter$. Entfernung ber ermähnten Ur*
fachen ift bie erfte ©ebingung ber Rettung biefer Sranlljeitj no$ beffer aber
tft e$, ben .gndjtfauen unb Seriein eine fotd&e ©e^anblung gulommen }U laffen,
baß bie SEiere niematt Don ber tranf^eit befallen merben.
XIII. ^roeckmäßige Hrrbinbung htt tedjntfdjen dtmerbr
mit ber AttöttHrtftyaft
3u 'einer £eit, roo ^c Sonbroirte oft in työdjfi unüberlegter Sßeife große
Kapitalien auf tedjnifdje ©eroerbe oerroenben, ift e$ roolfl paffenb, eine ©djrift,
bie fidj jur Aufgabe gemalt fyrt, ben oorteifljaften betrieb ber Sanbtoirtfdjaft
ju beförbern; mit einer Unterfudjung ber grage ju befcpeßen: unter roetöjen
SJerijältniffen jene ©eroerbe auf jroedmäßige SSeife mit SWerbau unb 93iel)jud>t
#t oerbinben fein motten?
£>enn baß ber Betrieb öon Brennereien, Brauereien, 3ucler* unb ©tärle*
fabrüen k. nidjt attejeit Vorteil bringt, ergiebt ft$ fdjon auö einer Pyogen
Beobachtung be$ ©eroerbs* unb ©efd(jäft$Ieben$. ©el>r oft befctyfeuuigt eine
neue ©eroerbäunterneljmuttg ben 8toin be$ 8anbroirt$, roetö>er barin feine Stet«
tmtg fudjt Der rafdje Übergang oon einem ©eroerbe jum anberen, ben man
fo häufig bemerft, ift ber ftdjerfie BeroeiS, baß biefer Seit ber menfd&tidjen
Betriebf amf eit f aft meljr nodj als irgenb ein anbetet feine SDWHjen unb Unfälle Ijat.
35ie Urfadjen, roe$l>alb ber Betrieb ber tedjntfdjen ©eroerbe fo fetten bauernbe
Befriebtgung gewährt, fitib meiner 2lnfid£>t na$ oorjug«roetfe folgenbe.
1. 5Da$ häufige 3Kißtingen ber gabrifation. Sfad) ber Bfrudjtbau
unb bie 33ief)roirtfd>aft fmb bem Seljtfdjfagen unterworfen, unb il)re Erträge er«
reichen oft bie billigen S3oranf<ijtäge nid&t, roenn entroeber bie 3afjreäroitterung
lmgünftig einwirft, ober geilet in ber Sirtföaftöfüfyrung Dorfommen. Slflem
nod) weit mißttcfjer ift ber Srfotg ber tec&nifdjen Betriebfamfeit, roeil bei biefer,
auger ben pljtjfifcfjen (Sinpffen nodj bie Äunftfertigfeit, forote bie befonbere
(Sorgfalt ber babei befdjäftigten ^erfonen einen feljr großen Sinpß Äußert.
Die tyiergu paffenbften Seilte aufjufroben, ift für ben Sanbroirt, ber auf fo Diele
anbere ©egenftänbe feine Sfofmertfamfeit ju rieten Ijat, ebenfo fdjwierig, ate
fic gu fontroüieren unb in Orbnung ju galten, ©enn aber ba$ Bierbrauen
mißlingt ober ba$ örenngut eine ju geringe ausbeute an 2ttfoIjot giebt, wenn
unbraudjbare £icgel angefertigt werben :c, fo entfteljt bei ben großen Soften,
640 SBertonbung ber Canbroirtfdjaft mit tedjnifdjen ©eiucrben.
meldte biefe ©ewerbe erforbero, m furger 3*ü ein fo bebeutenber SfoSfafi, baß
felbft bei fpäter etfolgcnbett günftigen föefultaten faum bic Dedung be$ 93er*
lufieS, aber lern ©ewinn ergtelt wirb.
2. @<§wierigfeit be* Slbfafce« ift ber gweite@runb, roealjaüb bie tedj*
nifdfjen ©ewerbe häufig fo geringen SSorteil gewähren.
£>ie *ßrobuftion ber roljen (Srgeugniffe ift gum großen Seil oon ©nrab
unb ©oben abhängig, unb tljre SBermeljrung alfo begrengt. 3Ijt 2Cbfa§ ift be&
I)a(b ni<f)t fo fdljwierig, ate ber ber oerebetten ©egenftfinbe. Severe fönnen mit
#ilfe eine« großen Sapitatä in fotd(jer SKenge Ijergefteßt werben, baß i§r 8er*
braud) mit ber ©rgeugung in feinem 33erf)äÜmS fteljt. Setreiben nun in einer
©egenb mehrere Sanbwirte ein unb baäfetbe ©ewerbe, fo Ijauft fidj bie SWenge
ber Sabrifate fo an, baß ber äbfafc berfetben nidjt gleiten Stritt mit ber Sbu
fertigung Ratten fann. ©in ©infen be« greife« ift bie notwenbige tJolge. ©er
baburd) in ber Grhmaljme bewtrfte 9to$fafl ift feljr balb ebenfo groß, wie ber
früher ergieße Vorteil, weld&er Ijinreidjte, gu bem ©etriebe aufgumuntern.*)
3. 5Der tefcte ©runb, weäljalb bie tedjniföen ©ererbe in ber 3bee oft
meljr Vorteile oerljeißen, ate fie wirftidf) gemäßen, ift bie große Sbnugung
ber ©erfite unb ©ebäube. (Sine gwedfmäßige ÄedjnungSfüljrttftg nnb ®ufy
Haltung gehört bei ben tanbroirtfdjaftlicljen ©ewftben immer nodj gu ben Sta*
nahmen. 9bn nadfjteiligften ift gerbet, baß meber bie Arbeit nod) bie Naturalien
auf iljren ©eibwert gurüdfgefü&rt werben, aui) nxäft eine jßlpftdje 8bfd(jfifcimg
be« Sßerte* ber ©eräte unb ©ebäube ftattfbtbet. Da aber über ba* bare
©elb SRedjnuttg geführt wirb, fo ergeben bie ted)nifd)en ©ewerbe bei biefer
mangelhaften ©udtjljaltung, befonberS in ben erfiten Sauren nadlj tljrer ©rün*
bung, fo tätige alfo weber an ©ersten nocf) ©ebäuben bebeutenbe ^Reparaturen
nötig finb, ein glängenbe* SRefuttat ©ang anber« würbe biefe^ fidf> geftatten,
wetm eine Jfiljrltd&e 3noentur ftattfänbe, b. lj. wenn man bie 9lbraifcimg ber
©eröte unb ©ebffnbe in Jtaredjnung brächte. Die ftapitafoerminberung iß im*
geheuer, weld&e burdj bie Slbnufcujtg ber ©erfite unb ©ebfiube entfielt. @o ift
g. SO. alle« ftupfergerfit in Brennereien, wenn bie ©efäße andlj nur wenig ge*
brauet werben, in furger 3«* <ntf f ober f feine* Sfofertigung$*$reife$ rebugiert
Diejenigen Seile ber fupfemen ©eröte, auf weldje Dampf unb ©äure gug(et$
einwirf en, werben in 5 bis 7 Sauren gang unbraudjjbar. Die (fernen @e*
fäße Ijaben gum Seil eine nocf) fürgere Dauer, ©ebäube, meldte ntdjt oon
Steinen, fonbem ans §olg aufgeführt jtnb, werben burd> bie Reißen ©affer^
bämpfe um bie £älfte ber 3* früher unbrauchbar, afe anbere. alle ©renn*
Öfen in 3iegef* unb Ralfbrennereien, ®la«ptten ic. toften bei ttjrer (Srbawwg
♦) 2)ie unfttimge 5B«me^rung ber Sörcmittiueinbrennereicn in einigen <8egenben ^at 3m:
golgc fle^obt, bog ber ?rei8 be« ©ronnttoein« gcittoeife 3U nicbrig ifl, um bie Soften feiner
^erflettung jn crfefcen.
©ebingimgen eines Vorteilhaften (Seroerbebetriebe«. 641
■
trief, unb fmb nur furge 3cit brauchbar. • ©er Äalfüt über bie anläge tedfc
tiifdjer ©eroerbe muß alfo notroenÄg bie Äapitalgerftörttng berüdffid&ttgen, raenn
trie Unternehmung afe eine ßorteitljafte gelten roill.
. 2Benn man burdj ßrfoägung unb ©firbigung ber Ijier aufgeführten all*
gemeinen *@d(jnrierigteiten, mit melden bie mit ber ganbrotrtfdfjaft oerbunbenen
tedjnifdjen ©eroerbe gu Ichnpfen $aben/ auf mand&erlei 8fo$fäüe, roie fie im Saufe
ber 3cit beborftefcen, oorbereitet ift, fo futb nodlj folgenbe befonbere Umftänbe
in ©etradjjt gu gießen, beoor man ftd^ gu bergleidjen Anlagen entf fließt:
♦a) ba$ erforberlidfje 93erm8gen;
b) bie (Gelegenheit einer Pieren SWerbenufcung;
c) ber (Sittflug auf bie Qitngeroermefpung;
d) bie ©elegenljeit gur «efd&äftigtmg ber Arbeiter in fotöjen Seiten, mo
ber geroölptlidje ädferbau fie nid)t gemährt;
e) bie Gelegenheit gur SBertoertung roI)er ffirgeuguiffe, meiere fonft rtidjt
öorijanben ift.
3n nriefem bitfe ©egenftäube unb 23er^ältrttffe oon (Einfluß finb, will id) je^t
jiäber erörtern.
35a$ erforberlidje ©etriebälapital fteljt unter ben ©ebingungen eine*
oorteifljaften ©etoerbsbetriebe« obenan. Sßenn olpte Ijinlöngliddtf SBermögen
flbeti&aupt fem ausgebende* ©efdjäft möglich ift, fo ift e* in bem oorliegenben
Solle, mo ber SCbfa^ ber fegeugniffe fo leicht ftodten tonn, too ba$ ©elingen
ber tfrbrtfation oft oon ben SJorräten an ftolpnateriaiten abhängig unb bc$
«apitat felbft'fo leidet gerftörbar ift, oon nod(> größerer S&id&tigfeit. ©er »er*
mögenbe lann bei periobifdfjer ©todtang be8 2lbfa|e$ bie nötigen Sagerräume
fkfj oerfdljaffen, um bie fertigen ftabrifate aufguljeben, bi* fie mit entfpredjenbem
Vorteil öerläufKd) finb. ©er Unoermögenbe mu% gu* |ebem ifyn offerierten
ißrei* (oblagen, roeil er bie betreffenben SBorMjrungen gur Slufberoaljrttng ber
Sabril ate- ntd)t 'matten fann, aui) roeil er* gur ©egatyfong ber laufenben Sfos*
gaben be$ ©elbe$ bringenb bebarf. ©entt berfetbe f)ierburi|) am SBerfauftyreiS
feiner gabrifate Diel oertiert, fo brüdft iljn ber Sttangel be$ SfcrmögenS mäft
weniger bei ber Stufdjaffung ber gu feinem ©eroerbe erforberlid&en Rohmaterialien.
Sföem ift triebt belaimt, baß nur oon altem 2Ralg ein flareS, gleid&mäßig gute«
Ster gebraut werben lann? baß man mit allen trodenen Brennmaterialien diel
weiter reicht, als mit grünen? baß man alle roljen ^robufte rootytfeiler lauft,
toenn man fie in großen SJÄaffen begießt? ©er ©eroiim, ber burdij oorteifljaften
Stalauf ber 9tol)materiafiett unb burd) oorteifljaften SJerfauf ber fertigen Sabri*
late entfielt, ift in iefcigen Seitm, bei ber fo großen Sonlurreng im ©eroerbs*
betriebe, oft ber alleinige, unb man lann in biefem Stalle bie tedjnifdjen ©eroerbe
nur als ein SDWttel anfeljen, mäßige Kapitalien gu oorteiQaften 3infen <ragu*
legen. S)a aber gleic^mo^l biefe Slnlage toegen ber angebeuteten leisten ,3er^
ftörbarfeit be« aufgetoenbeten ÄapitalS an großer Unfid^er^eit leibet/ fo ift e$
Stoppt. 11. ««flöge. 41
642 Stabmbwtg ber 8anbtmrtf<$üft mit tedjmföat Oeuierieit.
geroiffenfo«, roenn Beute mit frembhn ©gentum berarttge (Semerbe anfangen,
aud) gar nufjt ju oerrounbern, baß im ganjen metp ftapitalien babei bertoren
getyen, ate erworben roerben.
3ft aber ein 8anbroirt im ©eft$ be$ erfortfertid)en ©etriebäfapitate, fo
tann bie (Gelegenheit ju einer Pieren Ätferbennfinng ehtfeljr roidpttger
®runb für i^n fem, ben betrieb eine« ©eroerbe« etajuridjten. SDle ©rannt-
roeinbrenneret au« Ädrtoffeta, bie @tärfe* unb ©trup^abrifation and berfetben
Snufjt, nnb bie 3u<fer^abri!atton an* Stöben roirb $8ufig au« {einem anberen
®runbe betrieben. £>er Slnbau ber ©urjetgeroädjfe ift ben meiden ©obeftartra
juträglid), infofern er änfaß giebt §u einer beffern Reinigung unb Bearbeitung
be« Selbem, nnb burdj il)n bie eigentliche ©ornmerbradje befdjrftntt werben fatuu
(Die Möge ©enufeung ber SBurjefgerofidjfe at« SBieljfutter ift aber bei ben niebrigen
greifen ber tierifdjen Srjeugniffe ntdjt aufmuntemb jur großen 8u«be$ttung.
iljre« Anbaue«. 35ie beträdjtltdjen ©earbettung«foften, bie biefe ftuäur erforbert,
unb bie ©djroierigfeit, bie SBurgeto gegen tfroft unb ftäufei« ju fd>fifcen, fe|en
bem Anbau feine natürlidjen (Strengen, wenn t* ftd> babei Mo« um Sieltfutter
Danbelt. 35er Verlauf ber ©urjeln in großen SKaffen tft nidjt überall mögfidj,
no$ weniger ber (Sflte be« SWer« für bie Dauer jitträgßd}. £)enn ba§ fie
bie Stöerfraft in ttnfprud) nehmen, unb bog ber große {Rohertrag, wetzen fie
liefern, nur ftei ftarfer Düngung erfolgen fann, bie aber nadfljattig bemfelben
uidjt ju geben ift, roenn bie Sßurjefa oerfauft »erben, bie« finb meine« SBiffen«-
unbeftrittene Söjatfadjen. £>aju fommt uodj, baß roegen ber großen SDßafferig*
feit biefer Sfrüdjte tljr ©eroid>t im S3erljättni« )u bem greife unb bem inneren
ffierte feljr bebeutenb ift, rart> baß alfo bei irgenb roeitem £ran«port, fetoft
roenn bie Oelegetrfjeit jum SJerfauf oorl>anbett ift, baburd) ber größte Seit be*
getSften greife« nrieber4oerf jungen nrirb.
8fa« allen biefen ©rünben finb für ben 8anbroirt junfldjft biejenigen ®e*
roerbe roidjtig, mit beren $ttfe bie ffiurjelu auf bem ©ute, %tt)o fte erbauet
mürben, auä) tterftlbert roerben, befonber« roeil fte in iljren Sfbgängen große
SRaffen oon brauchbarem Ciel)fuiter (iefem, rooburdj bem Ä<fer bie entjogene
ftraft erftattet roerben fann. ©urdj biefe hoppelte ©enufcung«art ber ©urjeln
roerben fte oft Ijodj genug oerroertet, um U>rem Anbau größere glasen roibmeu
ju tonnen, inbem ber auf biefe Steife erlangte $öl)erc (Ertrag be« «der« be-
beutenb genug fein Tarnt, um fotöje ©eroerbe ju betreiben, burdj toelc^e bie
rotyen Slder^Srjeugniffe Derebelt roerben, fettft bann, roenn fte für ftc$ allein
betrautet feinen elgentfidjen Vorteil abwerfen.
35ie (Srjeugung roo^Ifeüen Sie^futter« unb bie SSeVme^rung
unb Serbeffernng bed Jünger« finb bei ber Orünbung unb bem gort*
betrieb man^er tec^nif^en (Seroerbe Dtelfa^ ju berücfftdjtigenbe SKomente. Vkt
einen ©oben bcroirtf haftet, ber allenfalls leibliche ftörnererntett liefert, aber
nic^t gra«roü(^ftg ift, unb auf reellem bie guttergeroäc^fe teil« unftc^er ftnbr
8ebhtgungat eine« bortcttyaften Öemerbcbetriebe«. 643
teils nur einen fdjtoadjen (Ertrag geben , für einen folgen Sanbroirt bieten bie
JÖierbrauereien, öratmtroeinbrennereien, SKttljlen, &U unb ©tärfefabrifen feljr
gute Gelegenheit, ba$ mangelnbe Kraftfutter ju erfefcen. 6$ ift bal)er oon
bet preufifdjeu Regierung bei ber Gefefcgebung feljr roetfc barauf 9üufjt<i)t ge*
nontmen toorben, baj? biefe (Seroerbe au» ben ©tfibten Derbrängt werben, ©nen
noieoiet grflfjeren SBert ' bie Sanbtoirte bcm 33te^futter unb Jünger betlegen
muffen, als bie ©tabtberooljner, baoon liefert bie Gefönte ber öranntn>ein*
irennerei in ben alten ^romnjcn be« preujüfdjeu Staate« roäljrcnb bei; legten
t>rei§ig Satire einen fpredjenben öeroete, inbem faft alle ^Brennereien in ben
Statten eingegangen ftnb.
Die Gelegenheit jur ©efdjäftigung ber Arbeiter audj in folgen
jfciten, roo ber fletuölptlidje SWerbau, roenn nur (betreibe erjeugt roirb, feinst
SJerbienft barbietet, ift ein tyunU, roeldjer groar oft bei ber Grfinbung tedjuifd)er
@eroerb$anftalten utd)t in {Rechnung genommen nrirb, aber geroig alte ©erücfc
$td>tigung oerbient .Die ,3unaljme ber ©eoötferung fann nur bann bem 8Bol)le
heß Ganjen förberlid) fein, menn in bem Grabe, nrie bie 9Äenfd>en}al)l eine
♦größere roirb, and) bie (Erwerbsquellen fu$ oermeljren. ©ei ben Sanblenten
ift 4öefd)äftiguug unb 23erbienft für ba* gange 3aljr pou befonber* .groger
Söidjtigleit. ©er reine Getreibebau erforbert fel>r triefe ßänbe in ber (Ernte*
jeit. 3um Qrefdjen ift im $erbft, Sinter unb grüljlmg *3ett genug übrig,
loobei, roie bei ben arbeiten ber öeaderung unb ©üngung, Diele oon beseitigen
3Renf$en nidjt ju befdfjäftigen finb, roeld>e bie (Ernte notroenbig erforbert 3ft
<ilfo lein SRebenoerbienft oorljanben, fo muffen bie arbeitet entroeber borbeu,
ober für bie (Srotejett fo teuer betagt merbeu, baß fxe oon biefem Serbienft
in bem übrigen £eil be« Safyred leben Kinnen. . XeUiuetfe ift bie* ber Sau
f)ei ben fogenannten ©djuittern, bie in einigen Gegenben jur (Eratearbett aa»
weiter fjerne Ijerbeilommen.
& finb baljer fotdje tedjnifdje Geroerbe, bie oielen 3Äenfd)en ben größten
Heil beS 3al)re$ Itfuburd) ©efdjäfttgung barbieten, roälpenb ber (Emtejeit aber
rutyen, bem äderbau im gangen ffcfyerlid). 5Die ffiübenjwfer* unb Starte
fabrilen, nidjt roeniger bie ftartoffelbrennereien, iu roetdpn man bie felbft er*
iaueten öeljacffrüdjte oerarbeitet, empfehlen ftd) autf) oon biefer ©eite. 3m
grü^a^r giebt ba* ^ffonjen unb bearbeiten ber ®e!ja<Ifrfid>te oiel $efd>äf*
tigwtg, im $erbft bie (Ernte berfelben unb im ffiinter ba* Saften, Steinigen
unb bie Verarbeitung in ben Gabrilen.
2Ba$ hierbei oon ben $>anbarbeitem gilt, finbet audj Staroenbung auf ba$
^ugtrielj. Severe« vm% in nörblidjen ftttmaten, roo bie jur SJeaderung ge*
eignete 3eit eine beföränfte ift, in unoerf>äßntem8fciger Änjal^l oor^anben fein,
um bie $u*faat re^t}eitig bewirf en )u Wunen. D^alb ^aben bie Gemerbe,
meiere bie Gefyanne im Sinter }medmä§ig beföäftigen, |ur $o(ge, bag bie
Verarbeiten too^lfeiler geleiftet merben. JSefonberd gehören ^ier^er aüe bie«
41*
644 SJerbinbung ber 8anb»trtföaft mit te$tiif$en (Vetterten.
jenigen gabrtfationen, meldje Diel ^Brennmaterial erforbern, oon bem man im
Süiter einen Vorrat anfahren tonn.
Snblid) ift bei öegrünbwtg ber ht Siebe fteljenben ®eroerb*auftaften bie-
SSerroertung ber ^ertinentien ber ©runbftficfe eftte ber roidjttgften 9tu
gelegenljeiten. * ©ro§e Sßatbungen in ©egenben, mo bad §oIj oljne Sßert tftr
Torflager, rolje Äalffteine jc. mögen Ijter ate SJeifotel bienen. 11m ®ren&*
material jn oermerten, finb 3iegeleien, ®la$fabriten, ©fenljämmer, $ottafd)e*
fiebereien, fflranntmeinbrennereten unb anbete gabrilationen, wobei oiet ©renn*
ftoff tonfnmiert mirb, in foläjeu ©egenben bon Ijoljem SOBert, mo ba* $olj tc-
unoerfäuftfdj ift. 3Me fonft nüfclidjften £)inge, meldje ben Ijödjften ©ebraudjs*
mert Ijaben, finb in gemerblid>er #infufjt oöflig wertlos, menn fte {ein fön*
lammen gemäßen. Oljne ^rocifei ift ein Sßalb mit ©ö unten, meM>e gletd>
brauchbar al* 9tn$ol$ mie al* ©remtl)olj ftnb, überaß mo ba* $0(3 oerfäuffi$
ift, ein roaljrer <&$alj. aber in einer menfdjeuleeren ©egenb, fem Don einem
föiffbaren ©eroäffer, ift ein Sßalb bem Karen Gaffer enteis frönen ganbfee*
}u Dergleichen, benn fte gemäßen bei aller öraud)barfeit beibe lebt (Sbtlommcn.
Sefctere* fann oon bem Brennmaterial in bem ermähnten tfaH nur erfangt
werben, menn e* jur.JBereitung folget £)inge bennfet mirb, bie bei geringem
©erntet unb SJölumen einen Ijoljen ©elbmejt Ijaben imb be*l)alb für einen
roeitäi Standort geeignet finb.
Die SBerfjältmffe,, unter melden bie 23erroertung unöerf8uffid>en Sbrcan*
material* einen felp mistigen «eftimmung*grunb bei anlagen oon tedpttfdjen
©eroerben bilbet, finb roett läufiger, al* man glaubt ' (E* giebt in £>etrtfdjianb
feljr roejtig ©egenben, mo bie $otftu<$t ebenfo oorteifljaft ift, mie ber 3tyterbmt,
ober mit'auberen ©orten,, ber #ol$rei* fte^t bei allen Slagen Aber $olj*
teuerung im allgemeinen niebriger al* ber $rei* anberer Sobenergeugniffe»
«efonber* brüdenb für ben ©runbbeftfcer ift bie Unft<$erf)eit be« 3bfafce*/an
ber äße gorften laborieren, roeldje ntd>t in ber 9tölje oolfreuf>er ©tfibte ober
föiffbarer ©eroäffer liegen; Diefem äbelftanbe wirb burd) ^ol^renbe Gabrilen
begegnet meldte aud) eine Gelegenheit b^rbieten, geringere $oljf orten, mie ©faxt
unb 3a<Jenl>olj, ju oerroerteu.
2fo* oorfteljenbeu (SrOrterungen ergeben fidj bie Regeln für ben 8anb*
mirt bei Süttage ber tedjutfdjen ©eroerbe oon felbft £)te »efentfidjften
finb folgenbe.
1. <£r madje fidj mit bem ©eroerbe ooüftänbig befoimt, roeldje* er etn§u*
rieten gebenft, bamit er ade Srforberniffe berfelben gehörig tbftrbigen fann.
Unterlägt er biefe SBorftdjt, fo muß er bei Einrichtung ber ©ebäube unb 8to*
{Raffung ber ©eräte teurem Seljrgetb bejahen. 6* oerlaffe ft(^ niemanb auf
bie @a$oerftönbigen allein, bie man hierbei * gemölptttcfj jn 9)ate gie^t • Sic
Ijaben oft ben beften SBitten; aber ba fte meiften^ nicfjt Sanbmirte finb, fo
CSnnen fte ba* Sneinanb er greifen be* .anjnlegenben ©eroerbe* in bie übrigen
ftegetn bei Anlage eine* te^nif^en ©etoer&e«. 645
2ßtrtfd^aft^ätt)eige nidfjt gehörig überfeljen. ©aoon Ijängt aber bei lärtblidfjen
Anlagen biefer Art ber günftige ©rfolg gum großen Steile ab.
2) SWan mäljle foldje ftabrifationen, roefdfje in trgenb einer Strt borteil*
^aft für bie übrigen 3Birtfd(jaft$jroetge ftnb. 2Jon biefen lägt jtdfj eine längere
Stauer erwarten, roäbrenb bei anberen, tuefdje eine ifolierte «Stellung Ijaben, ju
befolgen ift, baf$ fte im Saufe ber 3eit to'* @to<fen geraten. Semer muß bie
®rö§e beS ©runbftihf* mit bem Umfang be* Betriebe« im richtigen Berljäti*
nid fid) befinben. 3ft ba$ Umgelegte ber§all, fo roerben natürlich bie metften
Vorteile, bie' an*' ber SSerbinbung mit bem Stdferbau unb bem ©anjen ber
äöirtf c^aft entfielen, oerfdjroütben, unb ein foldjer ©eroerbsbetrieb ift einem
ftäbtifdjen ©ewerbe gleidfc. S5$a3 ftdj über lefctere* fagen läfct, gehört nidjt
l#erl>er. Site allgemeine JRegel, Stu$nal)men für befonbere Totalitäten jugeftanben,
lägt jtdf) annehmen, bog ber unoertyältntemäfnge Betrieb eine* tedfjnifd&en
©eroerbe* auf einem tönblidjen ©runbftüdt über für} ober lang in fu$ jerfatten
roirb, weil er ber betätrfei SRebenoorteile Don ©tabt unb Sanb entbehrt. Die
ftäbttfdfje Snbuftrte, für jtdf) allem betrachtet, wirb burdlj bie Setd^tigteit, ju jcber
3ett ©elbmittel tyerbeijufdjaffen, unb burd) rareren Stbfafc ber gabrifate unter»
ftüfct. 2ßan erinnere fu$ hierbei - ber Vorteile, roet$e eine Branntweinbrennerei
unb Bierbrauerei in ben ©täbten burdfj fdfjneüen Serlauf be$ Branntwein*
imb Bier« geroäljrt, nid&t weniger burdj bie Gelegenheit jum4 SKildjöerfauf,
roenn bie Abgänge an ftttlje verfüttert werben, ober gar burdj unmittelbaren
Becfauf ber ©dljlempe unb £r#er. $)iefe SSorteile muffen feljr bebeutenb fein,
roeil ehtjelne ftäbtifdje fjfabrifotionen biefer Art nodfj immer neben ben fernblieben
befielen, obgleich festere ber oben erwähnten Begünstigungen, bie aud ber Ber*
binbtmg mit bem Stöerbau ftammen, fidj erfreuen.
©rofje Betrieb$anftalt#t neben unbebeutenbem ädferbau, fämpfenb mit
SÄifcöerljättntffen aller Strt, tragen in ft<$ felbft ben Seim ju üjrem Untergang.
3. Sein Sanbmirt oerwenbe beträchtliche, burdj Sfaletye Ijerbeigefdfjaffte
Kapitalien auf ted&mfd&e ©ewerbe, wenn feine (Sjiftenj oljrieljin fdfjon gefäljrbet
tft. 35ie Urfadjen, wetöje 'biefer {Regel 3U ©runbe liegen , ftnb im Borger*
geljenben fd&on mel)rfac§ berührt morben. £)er tec^ntf^e ©ewerbsbetrieb gehört
me^r ober weniger ju ben gewagten Unternehmungen: einmal. bedljalb, weil
trie Äotifurrenj anberer Unternehmer .ju. beforgen ift, unb Ijierburd) oft ber
.fdjarffinnigfte ftalfül in feinen ©ronblagen oeränbert wirb; bann femer wegen
be£ hoppelten 3tifi!oö bejüglic^ ber $reif£ Wlcrn fann 9Serlufte l)aben
an bem ©orrat fertiger ftabrif ate unb an bem SSorrat tum {Ro^mate*
rialten. SRe^net man tyiergu nod) bie größere JJeuergefä^rli^leit^ bie mit
bem Sietrieb ber meiften tedjnifdjen ©eroerbe oerbunben ift# unb bie unöer*
meiblic^e SObnu^ung ber ®ebänbe unb (Geräte, fo mirb ftd^ nid^tö er^ebli^e«
gegen bie Behauptung, bat} bie ted^nifd^en ©emerbe }U ben gesagten Untere
Hemmungen gehören, einmenben laffen. 3ft bie^ aber richtig, fo ift nid^tö £e*