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Full text of "Journal für chemie und physik"

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SP^^'^Oft? 


'^ÄLic 


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I 


Journal 


für 


• 

Cliemie  und  Physik 

in     Verbindung 


mit  f 

J,  J^Bernhardit    J.   Berielius,    C,  F.  Buchoh,    X.  t»«  Crellf 
7.  iV%  Dö^ereinert   J.  JV.  Fuchs»  C.  J.  Thood.   v. ,  Grotthuf Sy, 
J.  P.  Hmnrieh^  '  C.    W-    F.    Kastner,    M.    H.    KlaprotK 
PV,    Jim  ' ZiämpadiuT ,    H.    F,Linkp    J.    L.    G»  Meinecket 
H.  aOtrned,  CIL  Ffdff,   R.  X.  Ruhland,  T.J.  S^ehech 

'   H,  Steffens  i  F«  Stromeyer, 


^ 


^      herausgegeben 


T  o  m 


Dr.  J.  S.  C.   Schiü^igger^ 

der   Chemie  und  Physik  Professor    am  physikotecImiscKen 
Institute  zu  Nürnberg,  derKönigl.  AltademiezuMünclien,  der 
wissenschaftliclien  Geseliscliaft  zu  !Harlem  und  der  naturfor« 
sehenden  2u  Berlin,  Halle  und  Erlangen  Mitgliede,^ 


Xri.  Band.    '      - 

Mit  Vogels  Bildnisse  und  einer  Kuj^fettaiFel. 


Nürnberg 
in_der   Schrag'sch^n  Buchhandlung. 


I 


\ 


«' 


Inhaltsanzeige* 

des   isechzehnten  Kändes« 


Erstes    Heft. 


Seite 


Untersuchungen  über  die  Blausäure  von  GayLussac. 

^Nach  einem  besondern  Ab druclie  dieser  Abhandlung 
aus  den  Annales  de  Chemie  übersetzt  vom  Professor 
Jileinecke),  •  ,  • 

Anhierkungen  zu  vorstehender  Abhandlung  vom  Prof^ 
Döbereiner*  •  •  • 


Üeber  die  thierische  Kohle  voi^  Prof.  Böhereiner, 


82 


Beobachtungen  über  die*  Harnsäure  von  Gay  Lmssuc 
(übersetzt  aus  AnnaUs  de  Chemie  October  i8i5> 
vom  Prof.  Döbereiner)»  •  y    .  84 


86    ■ 


Ueber  die  Pflanzenhohle  und  die  metallische  Grundlage 
derselben  vom  Prof,  Döbereiner,  .  92 


/ 


^  f 


iv 


Znhaltsanzeig« 


.  Seitd 

Ueber^dcutsche  und  indische  Stahlbereituxig  von  v,  Göthe,  x02 

Das  Daseyn  einer  Zusammensetzung  ans  Kohlensäure 

und  KoLlenoxyd  bewiesen  vom  Prof,   Döbei  einer,  105  , 

üeber  ZamhonVs  elektrische  Säule  von  Dr.  Schiihler,  ili    , 

Vermischte  Bemerkungen  voip  Prof.  Döbereiner,    ^-  116 

I.  üeber  Daystelli^ng  des  Boron«  aus  Borax,  — 

n.  üeber  die  Natur  des  hombergischeiu Pyrophor«,  %iQ 


Zwcytes    Heft, 


/ 


Seit« 
^  üeber  pliyBiologe  Gesichts -, und  parbencrscheinungcn,        121' 

üeber  die  Antiperistasis,  einen  Begriff  der  altern  Physik, 

von  Ji.  L.Fiuhland,  .  ..  •      ^58 

'  *  '  ■ 

Üeber  die    Absorption  der   atmosphärischen  Luft  durch 

flüssige  Körper  von  R.  L,  Ruhland  ,  •      ^^8^ 

Geschiclaliohe  Darstellung  und  chemische  Unter- 
luchung  d^r  zu  Aachen  gefundenen  gediegenen  Mc« 
tallmasse  vom  Dr,  J,  P,  J,  Monheim*    .  t  •»       *9^ 

J,  öryktognostische   Beschreibung  dieser   Metall- 

inAS$9yon\  Berf^Commissär  Noe^^erath,  199 


\ ' 


:     t 


•Inlialtsanzeige 


II.  Chemische  Untenuchung  derselben   vom  Dr. 
J.  P.  J.  Monheinu  •  «  • 


▼ 
Seite 

fto3 


B  e  7  1  a  g  e. 

Versuche  über  die  Auffindung  einer  wohlfeilen  und 
brauchbaren  Glasur  auf  englischee  Steingut |  von 
Chr.  FürchtegoH  Hollunder  zu  Görlitz.  •       225 


Nachschrift  vom  Prof.  Dühereincr» 


d4o 


■  '■»■ 


Drittes  Heft* 

Untersuchungen  einiger  in  der  Nähe  von  Fahlun  ge« 
fundenen  Fossilien,  ron  Joh.  Gottlieh  Cahii  und  Jacob 
Berzelias,  (Uebersetzt  von  Dr.  Chriß,  Cotth  Gmelin 
gegenwärtig  in  StochholmO    •  •  •      ^* 

üeber  die  Untersuchung  der  Mineralwasser,  vorzfig- 
lieh  in  Beziehung  auf  die  Wasser  vonDunblane  und 
ritcaithly,  vonBath,  Selters  und  anderer  Bader,  von 
John  Murray,  Der  Köni^l,  Gesellschaft  zuEdinburg 
Tnitgctheiltani2o.  Nov.  iSi4.  (Im  Auszüge  überüa- 
gen  von  Dr. /,  i.  C.  Mf  i/mir.}  •  •      ^(A 


'i 


VI  Inhalt  5  an  zeige. 

.       -  Seit« 

Ueber  die    Unter sucHung    verschiedener  FflanzenliÖr- 

per  und  des  Jftorks  insbespndere  >  von  ChevreuL    (Im, 

Auszuge  aus  den  Annal.   de  Chimie  Nov.  iQi5  über« 

/        tragen  von  JDi\  J.'X..  G.  JVLeineclie,)  .       ^  ,       353 

,Graf  ReaVs  neuer  Apparat  zur  Extractiön  organischer 
/Substan2?en,  als  Anhang  zn  CÄ<?i'r«ttrjv,oÄlehcnder  Ab- 
handlung; vom  Prof,    Döbereiher.  •  •       539 

r 

Ueber    eine  Verbindung   des    Jodins  mit  dem  Sauer- 
Stoffe  von   Humphry   Davy.       Der    königl.    Gesell- 
schaft   zu    London  vorgelesen   am  20   April    i8»5.     • 
(üebersetzt  von  J.  JL>  G.  Meinecke.)  .  .    ,  ^fiß 

Deber    Darstellung    der    OxJodine    und    Oxychlorine 

vom  Prof.   Dötfereiner.  »  .  .       35^ 

Ueljer  einige  Versuche  mit '  einer  grofsen  Voltaischen 
Batterie  angestellt  von  J,  G»  Children,  Mitgetheilt 
der  hönigl.  Gesellschaft  zu  Londonam  15  Jun.  1815O 
Im  Aiiszuge  übersetzt  von  Dr.  J.  L.  C»  M.einecke        353 

Vorschlag,  eines  neuen  Mittels  zur  Klärung. der  zu- 
cherigen  Fflanzensäfte  vom  Prof.    Döberein^r*  •      564 

iAuszug 'des  meteorologischen  Tagebuchs  Vom  Professor 
^    Heinrich  in  Ficgensburg:   Januar,  Febniar  igiS. 


t  « 

'  ■  •  / 


I 

Inhaltsanzeige.  vix 


Vierte»  Heft. 

Seito 
irntersuchung  über  das  Blut  und  venvundte  thierischd 

:-  Flu ssiglieitcn, TOXI  William  Thom  Brande^  Esq.  (Aus 

V  dem  Englisclien  yon  M*  IL*  G»  Meinecke.  .      369 

tr^eber  einen^  Ikrystallisirten  Hydrotliionscbwefelltallc, 

■•.'•- 

\  Tom  Di.  J»\  A.  Buchner  in    lyiüncben.    (Aus  einem 

I 
t  Briefe   an  den  Herausgeber.)  .  ,      397 

■V,.    •. 

^achscbrift   vom  Prof,  Döhereiner,  •  '       .      4oft 

■.^    • 

tte^rlagen   lur  Erläuterung  verschiedener  in  Berzelius 
'^;iibhandlung  ;      Untersuchung    einiger^  in  der   Nähe 
>.|^on  Fahlun  gefundenen  Fossilien  vorl^ommendcnGe*^  • 
v||enstähde.     (Fortsetzung  der  Abhandlung  Bd.  XVL 

341—279.) 

.  '•  * 

'\  1.  Untersuchung  der  Zusammensetzung  des  Gadoli* 

nits,  von  7.  Berzelius.        •  •  •      404 

2.  Untersuchung  der  bis  jetzt  bekannten  l^Iuosilicate^ 
oder  der  zur  Gattung   des  Topases  gerechneten 
•/.Fossilien,  ronj.  Berzelius^  .  ,      415 

5.  Eigenschaften  des  Tantalmetalls,  Sauerstoffge* 
balt  seines  Oxyds ,  seine  Sättigungscapacität  und 
chismische  Eigenschaften;  von  J,  Gottlieb  Gahn^ 
J.  Berzelius  und  H,  P.  F.  Bggertz     .  .      437  \^ 


« 


vni  . 


Inha^tsaiizeige 


...  Sei 

4.  Uiit«rsuchu|^  ;  der  Zusammensetzung  bekanp^er 

' .  '^'^-    '      .  ..        *  "■-'•  •  ='-  ; 

tantalliahig;ier- Fossilien,  von  J  Berzelius*  V*!^v4 


-  4 


—  ■.»■•■-' 

5,  Untersuchung  der  Zusammensetzung  der  bis  jetzt. -'5:  ) 

bekannten  Wolframiate  von  J  Bor'zetius.  i  "  '*'/L 


Auszug  des  meteorologischen  Tagebuche^  vom  Frofcssos  : 
Heinrich  in  Regensburg:  März,  April  igiö*  ■„/} 


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Untersuchungen 
ifiber     die    Blausäur« 


GAY  -  LUSSAC. 

.dem   Abdnirle    dieier  Abhindlimg    all» 
den  Jnnalti   de   Chimie  —  ^oüc    ifiiS    (ibcisetit  vom   Prof. 


Dem  SinDxiJiiBchen   Insiiii 


18  Sept.  fSiS. 


w„ 


ige  Kiirper  sind  so  bäufig  unteKacIit  und 
dennoch  so  vrenig  ergründet,  als  die  Blausäure  und 
deren  Verbindungen,  welche  der  Gegenstand  dieser 
Abbandhing  »eyn  werden-  Auraer  Macquer,  Scheele 
und  Berthollet,  deren  Unrersuchungcn  in  der  Ge- 
schichte  der  Blausäure  Epochen  machen,  könnte 
ich  hier  noch  eine  grofse  Zahl  ausgezeichneter  Che- 
miker nennen,  die  sich  damit  beschäftigt  haben; 
allein  ich  liefere  hier  nichts  Historisches  darüber, 
sondern  ich  beschränke  mich  darauf,  nur  die  vor- 
suglichsten  Resultate  ihrer  Arbeiten  anzuführen, 
am  den  Punct  zu  bezeichnen,  von  wo  ich  ausge- 
gangen bin. 

Die  ersten  bedeutenden  Untersuchungen  über 
die  Naiar  des  Berlinerblaus  verdanken  -wir  Macquer. 
(Memoires  de  l'academit  des  scJeJieeT.  i75=).  AI* 
dieser  geschickte  Chemiker  das  Berlinerblau  mit 
einem  UebermaaTse  von  Haliloäung  siedete,  so  f^ind 
tt,  dafs  nur  Eisentixyd  zurückbleibt  und  itals  das 
Bali  den  färbenden  Stoff  aufninjint;  wenn  aber  da» 
Je*™./  i;/™.  ».y/j-/.  .6. 11,1.  1.  Hf/(.         1 


KmM 
TbiM 


s  Gay-Lussac 

Berlinerblau  vorwaltet,  *o  sättigt  sieb  Sit  Kali  vol 
■tändig  mit  dem  Faibesloff  und  verliert  seine  hi 
■  eben  Eigenscbaften  ganz  so,  als  wenn  es  mit  cii 
Säare  gefältigt  wäre.  In  beiden  FiilJen  erhält 
äie  Eigenschaft,  mit  den  Eisenauflüsungen ,  vied 
mittelst  der  doppelten  Wahlverwandtschaft, 
der  Berlinerblau  darzustellen,  und  die  meistea-aq 
dernMetallauflüsungen  zufallen.  Wird  das  Berlin» 
blau  geglühet,  so  bildet  sich  AmmoniaK 
eache,  die  schon  von  Geoffroy  bemerkt  wordi 
und  es  bleibt  nebst  einem  Eisenoxyde,  welches 
Magnete  angezogen  wird,  eine  kohlige  Maiie  zq 
TÜclt.  Aus  diesen  Versuchen  schlofs  Macquer,  da] 
Berlincrblau  entstehe  aus  der  Verbindung  des  Eisen 
Oxydes  mit  einem  brennbaren  Stolle,  welcher  bej 
dem  Glühen  sich  iu  Ammoniak  und  Kohle  verwandli 

Zwanzig  lahre  später  erklärten  Gayton  UiM 
Bergmann  diesen  FarbestolF  für  eine  eigenthümlicl^ 
Säure;  Ersterer  nannte  sie  Preufsische  Säure:  dod 
blieb  ihre  wahre  Natur  noch  immer  unbekannt,      ] 

Scbeele'n,  an  dessen  Namen  sich  so  viele  trefQJ 
che  Entdeckungen  reihen,   gelang  es  i78* >   durd 
ein  sinnreiches  Verfahren  die  Blausäure  für  sichdav 
austeilen;    die  Kenncnifs    ihrer  Eigenschaften  [ö| 
derte  er  sehr:    es  gelang  ihm  sogar,  sie  zusammo^^ 
zusetzen,  und  er  näherte  sich  wirklich  der  Keni^H 
nifs  ihrer  Bestandtheile,    denn  er  fand   schon,    duH 
sie  durch  die  Verbindung  des  AcDinaniaks  mit  eim 
durch  die  Hitze  verfeinerten  kohligeu  Substanz  en 
stehe.  (Memoirer  de  ehimie  de  Sehcele.    T.  5.  p.  141)^1 
Auf  Scheele's  wichtige  Arbeit  folgte  die  nicbb 
minder  wichtige  ßerthollets.      Dieser  tiefdenhCnd«. 
Chemiker  zeigte,   dafs  die  Verbindung  de^  firbeti' 


Untersucliungen  über  die  Blau&äuic.        «^ 

äen  Stofls  mit  Kali,  welche  Macquer  darstellte,  ein 
dreifaches   Salz  sey,   worin   das  Eisen  den  dritten 
Bestandtheil   bilde,      AU    er    die  Blausäure,    nach 
Scbeele's    Verfahren   ge^vonnen,    mit    Cblorin  au- 
■amißen  brachte,  so  fapd  er,    dafs  letzteres  sich  ia 
H/drochlorinsäure  verMaiidle,    nnd  dafs  die  Blau- 
äure,  an  Lebhaftigkeit  des  Geruchs  gewinnend,    an 
Verwandtichaft  für  alkalischeBasen  verliere.  Indie- 
veränderien  Zustande  bildet  die  Blausäure  mit 
Kisenauflösungen  nicht  mehr  Berlinerblau,  sondern 
inen  grünen  Niederschlag,    welcher,    dem  Lichte 
bgesetzt   oder  mit  Schwefelsäure  gemischt,  eine 
Baue  Farbe  annimmt;  setzt  man  noch  Kali  hinsu. 
1  wird    die  Blausäure  völlig  zersiöri:    es  entsteht 
mnioniali,     welches    sich    verflüchtigt,     während 
poblentäure  mit  dem  Hali  verbunden  zurück  bleibt. 
lach  diesen  Resultaten  und   nach  der  Entdeckung 
indtheile  des  Ammoniaks,  welche  ebenfalli 
erthollet  angehört,    erklart  derselbe   die  Blausäure 
f  eine  Verbindung  des  HohlenstolTs  mit  Stickstoff 
;  WalTerstoff.      Sauersioft"  rechnete   er  nicht  zu 
1  Bestar.dtheilen,    sondern  nahm  an,  daf*  der- 
lige,  welcher  die  Kohlensäure  hervorbringt,  wenn 
1  die  durch  Chlorin  umgeänderte  Blausäure  mit 
ili  behandelt,  von  dem  Chlorin  hergegeben  werde. 
b  indessen  die  Äb^vescnheic  des  Sauerstoffes  in  der 
bosäure  noch  nicht  streng  erwiesen  war,    so  blie- 
ben   mehrere    auiigez  ei  ebnete    Chemiker    noch    in 
Zweifel  über  deren   Zusammensetzung.    Bertbollet 
selbst  scheint   diese   Zweifel    zu  tbeilen ,    denn  er 
lagt    in     seiner    Statique     chimique    T.   a.    p.  267: 
„Diese    Betrachtungen    »ind    kein    strenger  Beweis 
für   die    Abwesenheit    des  SauerstoQ'i  in   der  Blau- 


4  Gay-Lussac 

aUuie;  es  mutt  vielmehr  die  Entsclieidung  daräbi 
noch  so  lange  verschoben  werden,  bis  eine  genat 
Zerlegung  tler  TolÜg  für  sich  dargesLelllen  Blausäai 
vorbanden  ht.  Nachstehende  Beobachtungen  vti- 
mebren  sogar  die  Ungewifsheit ;  indefs  ivill  ich  h«y 
den  folgenden  Erklärungen  die  H^potbete  zum 
Grunde  legen,  dafs  diese  Verbindung  keinen  Sauer» 
»tofl'  enthalte". 

Aus  der  Analogie,  "welche  zwischen  derBlai 
»äure  und  der  Hydrothionsäure  Statt  lindet,  vorzüj 
lieh  aber  aus  der  Bemerkung,  dafs  die  blauaaure 
ßalze  bey  einer  geringem  Hitze,  ah  die  Bereitung 
der  Blutlauge  erfordert,  zerstört  werden,  folgert 
BerthoUet  ferner,  dafs  während  des  Calciniren« 
thierischet  Körper  mit  dem  Kali  eine  Verbindunj 
•von  Kali,  Kohlenstoff  und  Sticksioff  sich  bildC) 
welche  beym  Ueborglefsen  mit  Wasser  diesei  xew 
setze  und  dadurch  Koblensäure ,  Ammoniak  unA 
Blausäure  erzeuge.  Wirklich  bildet  sich  auch  eil 
•olche  Verbindung,  allein  sie  wird  nicht  erwieji 
durch  die  Bemerkungen,  worauf  BerthoUet  sii 
stütst:  denn  das  reine  blausaure  Käü  kann  eineseÜ 
hohe  Hitze  ertragen,  ohne  die  Fähigki.it ,  das  Eiaeki 
blju  zu  fällen,  zu  verlieren;  auch  werden  wir  seheil 
dafs  das  Product  der  Calcination  des  Kali  mit  thievi 
sehen  Theilen  bey  dem  Auslangen  nur  in  einem  beiou 
dem  Falle  Ammoniak  erzeug),  nämlich  dann,  w^ni 
et  nocb  rothglühend  ins  Wasser  geschüttet  wird' 
Zu  derselben  Meinung  über  die  Verbindung^ 
■welche  »ich  bey  der  Einäscherung  thierischer  Thcile 
mit  Kali  bildet,  -wurde  Cüraudau  geleitet,  ohne 
von  Berihollels  Werke,  da»  zwar  schon  gedruckt 
~  aber  damals,  aU  et  seine  Abhandlung  dem  Institut« 


^ 


üntersuclumg«n  über  die  Blausäure.        5 

vorlatt  noch  nicht  erschien«n  war,  Kenntnir^  zu 
haben.  Uebrigeni  abe^  itt  siiinc  Theorie  «o  durch- 
aus auf  Hypotheien  gebauet,  daFs  ich  sie  nicht  er- 
wähnen würde,  wenn  ich  nicht  besorgte,  dafs  eine 
cberflächliche  Ansicht  meiner  Arbeit  hier  einen  Zu- 
«animenhang  mit  eioeiu  Thcile  der  seinigen  6ndcn 
möchte. 

Nach  Curandau  giebt  es  ein  Blansäureradical) 
Irelches  er  Prussire  nennt  nnd  für  Aiß  gewohnliche 
lausäure  ausgicbt.     Verbunden  mit  Sauerttoil'  bil- 
:  es  die  wah^e  Blausäure  und  deren  Verbindun- 
D.  die  blauaaurcn  Salze;  die  Neutralisationsfähig- 
t  oder  das  Saure  erhält  e*  durch    den  SauerstijlF 
X  Metalloxyde,  ohne  dessen  Zutritt  keine  feste  und 
laernde  Verbindung  desselben  mit  salzfahigen  Ba- 
li möglich  ist.     Sobald  ein  thierischer  Körper  mit 
i  calcinlrt  wird,  so  entsteht  eine  blofse  Verbin- 
\ng    von    kohlenstoß'bakigen    Sticksloil'kali,     bey 
1  Auflösung  im  WitlTer  sich  Kohlensäure  bildet 
F  Kosten  eines  Theils  des  HohlenstoA's  nnd  des 
oßs  des    Wassers,    während    der    WasserBtoff 
t  dem  andern  Antheile  des  Kohlenstoüs  und  mit 
1  StickstolTe  das  Frussire  durstellt.     {Amt.  de  chi- 
1  T.  XLFI.  p.   143). 

Die  neuesten  Verbandlangen  über  die  Blausäure 
hren,  so  weit  ich  sie  kenne,  von  Porret  her:  es 
1  deren  zwey,  im  Auszüge  iniigetbeilt  von  Thom- 
^n  im  vierten  und  fünften  Bande  seines  Journals. 
I  der  ersten  Abhandlung  spricht  Porrett  von  den 
lansauren  Doppclsalzen.  Nach  seiner  Angabe  «iod 
nicht  gebildet  darch  Blausäure,  sondern  durch 
Ine  unbekannte  Süure,  die  aus  Kohlenstoff,  Stick- 
loff,  Wasserstoff  und  schwarzem  Eisenoxyd  luiam- 


Gay-Lussac 

mcDgesetzt  seyn  soll.  Er  stützt  sich  suF  die  Erfah-  ] 
rang,  dafs  ein  blausaiires  Doppelsalz,  der  Einwie-. 
kung  der  Voltaischen  Säule  ausgesetzt,  am  negati- 
ven Pole  Kali  giebt,  -während  das  Eisenoxyd  und' 
die  Blausäure  zum  positiven  Pole  übergehen.  In  det* 
aweyten  Abhandlung  liefert  Porrett  die  Analyse  di 
blausauren  Quecksilbers  und  der  Blausäure.  Ai 
dieie  letzte  Analyse,  welche  von  der  meioigen  au 
nehmend  abweicht  und,  meiner  Behauptung  nacliK, 
unrichtig  ist,  werde  ich  zurückkommen. 

Am  Schi usse  dieser  kurzen  geschichtlichen  Ein^i 
leitung  darf  ich  Proust's  Arbeiten  nicht  unerwähltt 
lassen:  daraus  habe  ich  vieles  entlehnt,  und  wenn, 
ich  hier  nicht  ausführlich  davon  rede,  so  gescbiebc 
dies  nur  deshalb,  weil  ich  Veranlassung  haben  wezf 
de,  sie  häutig  anzuführen.  Viele  andere  übergelu 
ich,  denn  ich  habe  schon  erklärt,  dafs  ich  nicht 
die  Absicht  habe,  an  alle»  d^s  zu  erinnern,  was  ■ 
der  Blausäure  gesagt  -worden. 

Um  die  Beobachtungen,  welche  ich  hier  darau- . 
legen  habe,  zu  ordnen,  theile  ich  sie  in  vier  Ab- 
schnitte. In  dem  ersten  suche  ich  die  Natur  der, 
Blausäure  zu  zeigen;  in  dem  z-weyten  will  ich  di« 
Eigenschaften  eines  neuen  Gases,  welches  das  Radi- 
cal  der  Blausäure  ist ,  darlegen ;  in  dem  dritten; 
will  ich  die  Verbindung,  welche  man  oxygenirla 
Blausäure  nennt,  näher  prüfen,  und  endlich  iiQ' 
vierten  Abschnitte  einige  blausaure  Salze  beBchreiben.j 
Ich  bedaure  durch  Beschränkung  der  Zeit  verhindert 
zu  seyn,  den  letzten  Theil  meiner  Arbeit  weite« 
auszuführen;  allein  ich  hofle,  den  Gegenstand 
der  Folge  wieder  aufnehmen  zu  können. 


Untersuchungen  jiber  die  Blausaure, 

Erster  Abschnitt. 
y  o  n    der  Blausäure. 

Vollkommen  rein  «hält  man  diese  Sänre  durcl» 
^1  Verfahren,  welche«  ich  im  77.  Bande  der  Jnna- 
lej  de  ehimie  angegeben  habe,  nämlich  durch  die 
Zef3et2ung  des  gewöhnlichen  blauiauren  Quecksil- 
ber» vermittelst  Hydrochlorinsäurc.  Der  Apparat, 
dessen  ich  mich  jetzt  dazu  bediene,  ist  einfacher 
als  der  vormals,  von  mir  vorgeschlagene:  deshalb 
ichiclce  ich  die  Beschreibung  desselben  voraus. 

An  den  Hals  einer  Tubulatretorte,  welcbezut 
Aurnahme  des  Gemirsches  von  hlausaurem  Quecksil- 
ber und  Hydrochlorinsäurc  bestimmt  iß,  wird  eine 
horizontale  Röhre  von  etwa  6Decimeter  Länge  und 
1}  Centimeter  Weite  hefestigt.  Das  erste  Drittheil 
der  Röhre,  zunächst  dem  Halse  der  Retorte,  -wird 
mit  kleinzerlheiltem  weifsen  Marmor  angefilllt, 
tim  dadurch  die  Hydrochloiinsäure,  welche  sich 
entwickeln  könnte  *),  zurückzuhalten.  Die  beiden 
andern  Dritlheile  der  Rühre  enthalten  geschmolze- 
ne» Chlorincalcium ,  ebenfalls  in  kleinen  Stiirken, 
um  das  Wasser,  welches  mit  demblausautcn  Dunste 


*)  Di«ri  irrnr»  sorgfaltig  vctmieileii'  weiden!  .ieaa  w«nn 
Hydro chloriosjiire  in  die  ßbhie  üb^steigt,  ed  acliaidet 
lio  die  Kohlcaiäare  aus  dem  MxrinOT  ,  welche  sich  mit 
dem  blaoSBiiren  Dunll  rermiachc  und  dessen  Verdi  cJilitn^ 
Terbindeit,  wodurch  ein  beliächEücher  Verhiß  «n'' 
fleht  •>  GL. 

•)  Dieici  nnanerndioie  Erfolg  »fit  «ch  cniCcnil  hnlleii ,  ivrnn 
miot  iia"  des  ivnlicu    iVlHiiiOn  ,  Uuckne)  neuicilr»  weiimii» 


eMA 


9  Gay  -Lussac 

vAnniscbt  teyn  konnte,  zu  verdichten.     An  das  Eni 
de  der  Röhre  legt  man  einen  Kleinen  Kccipienteiii 
bestinnut  zur  Aufnahme  der  Säure.     Dieser  mursnüC 
«inerkältenden  Mischung  oder  -wenigstens  mit  £il 
umgeben  werden,  um  die  Verdichtung  des  Dunste* 
«u befördern.     Gewohnlich  setzt  sich  die  Blausäan 
imAnfaoge  der  Röhre  an  dem  Marmor  ab,  aherdtircl 
eine  mäfeige  Erwärmung  kann  man  sie  nach  ili 
nach  durch  die  ganze  Rohre  leiten,  und  nach  Bell« 
ben  eine  längere  oder  kürzere  Zeit  mit  dem  Chlorin« 
calcium  in  Berührung  erhalten,   bi^  man  sie  zulet^ 
in  den  Recipienten  übergehen  läfst.    Ich  nehme  g 
■VpÖhnJich  concentrirteHydrochlorinsäure  und  zwi 
etwas  weniger,   als  zur  völligen  Zersetzung  des  blai 
«auren    Quecksilbers  nathig  ist;  den  Rückstand  b^ 
ivabre  ich  auf  zur  ßeteitung  tropfbatflüuiger  Blaüf 
säure,    wobei   ich  von    neuem  H^drochlurinsämrJ 
zusetze. 

Die  auf  die  beschriebene  Weise  bereitete  Blaiti 
■äure  hat  folgende  Eigenschaften.     Es  ist  eine  Fat 
benlose  Flüssigkeit,   von  »tarkem  Geruch  und  an- 
fangs kühlendem,  hernach  breanenden  Geschmacl 
und  höchst  asthenisirend  und  giftig  wirkend.     Di 
Dichtigkeit   derselben  bey  7°    ist  0,7058;    hey  i| 
fand  ich   si«  gleich  o.Öfjöt).      Sie  siedet  bey  s6,^ 
und  erstarrt  bey  ohngefähi  »5'  unter  dem  natürliche 
Gefrierpuucte ;  dabey  crystallisirtsie  regelmäfsig  un 
nimmt  zuweilen  die  fasrigeStructur  desAmmoniaki 
»alpeters   an.      Wenn   sie  verdampft,  so  bringt  sici 
•ogar  in  einer  Luft  von  eo°  Wärme,  eine  Kälte  hei< 
vor,  wodurch  sie  selbst  gefriert.     Den  Anblick  die- 
■es  Phänomens  kann    man  sich  leicht  verschalFen, 
wenn  man  einen  Tropfen  Blausäure  an  der  Spit: 


Untersnchungen  über  die  Blausäure.       9 

ei>]«Fapterstreir«i]s  oder  einerGlasTühreeniporhebt. 
Obgleich  ich  «iicse  Säure  iiieLrere  Male  uber  gepiil- 
Tciteut  Marmor  abzog,  »0  btliielt  sie  doch  iiniuer 
die  Eigenschaft,  das  b]aue  Laciiiiupapier  zii  rütlien: 
die  rothe  Farbe  verschwand  aber,  so  wie  die  Säure 
Terdampfte. 

Die  Dichtigkeit  ihres  Dunstes,  verglichen  mit 
ä«t  aimospharisdieu  Luft,  ist  gleich  0,9476.  gefun- 
den als  Mittel  aus  zwey  *  ^Tenig  von  einander  ah- 
-«reicliendeD  Versuchen.  Ich  habe  die  Dichtigkeit 
nach  einem  von  mir  bekannt  geraachten  Verfahren 
bestimmt.  Durch  die  Berechnung  der  Verbindung 
und  der  Verdichtung  der  Elemente  dieses  Dunstes 
haä  ich  seine  Dichtigkeit  nur  gleich  0,9360,  also 
chngefähr  um  ein  Hunderltheil  geringer.  Demobn- 
geachtet  glaube  ich  diese  letzte  Zahl  vorziehen  zu 
dürfen,  ■weil  die  Abweichung  beider  ■vvohl  zum 
Thei!  den  Fehlern  des  Versuchs  beigemessen  ■wer- 
denkann. Diese  geringe  Dichtigkeit  des  blausauren 
Dunstes,  verpHcben  mit  der  grofsen  Flüchtigkeit 
der  Säure,  ist  ein  neuer  Beweis,  dafs  die  Dichtig- 
lieit  der  Dämpfe  nicht  von  dem  Siedgrade  der  Flüs- 
sigkeit, sondern  von  ihrer  eigenthümlichen  ße- 
scbail'cnheit  abhängt.  •< 

Um  die  Einwirkung  der  Blausäure  auf  andere 
Körper  besser  zu  ergründen,  bestimmte  ich  zuerst 
die  Natur  und  die  Verbaltnisse  ihrer  Elemente.  Da 
dieie  Säure  sehr  Üüchtig  ist,  so  benutzte  ich  die 
faeifaen  Augusttage,  um  sie  in  V'oltu's  Eudiouietec 
SU  analysiren.     Ich  verfuhr  auf  folgende  Weise. 

lieber  Quecksilber  vo»  30  bis  35  Grad  Wärme 
füllte  ich  eine  kleine  Flasche  zwey  Drittheile  voll 
Sauen totlgas ,    und  das  übrige  Drittheil  mit  blau- 


lo  Gay-Liissae 

■aurem  Dumt.  Als  die  Temperatur  des  Qw 
Silbers  wieder  mit  der  umgebenden  Luft  gleic] 
■  Und,  so  nahm  ich  ein  besfimmtes  Volui 
Gasgemenges  und  wvsrh  flasaelbe  Tiiit  einer  Ka] 
lösiing:  der  Rückstand,  verglichen  mit  der  ataf 
gefundenen  Absorption  giebt  ge,Hau  da«  Verhäl 
nifs  des  Sauers toiFgasea  zum  blansauren  Dunst  an;- 
Dies  Gasgemenge  kann  ich  nachher  anwendeo«- 
chne  eine  Verdichtung  der  EJau«äure  befürcbtei 
dürfen:  doch  nur  unter  der  Bedingung,  dafs  dis' 
Temperatur  nicht  zu  niedrig  ist;  allein  bey  nteinei 
Versuchen  sank  Hie  niemals  unter  so".  Davon  HeJ 
ich  ein  bestimmtes  Volum  in  ein  Voltaischol 
Eudiometer,  dessen  Fassung  ganz  aus  Platin  hQ 
stand,  eintreten  und  einen  electrischen  Funkei 
äurchscb lagen.  Die  Entzündung  war  lebhaft;  d^ 
Flamme  blaulichweifs.  Es  entstand  ein  weifssi 
Dunst  und  eine  Verminderung  des  Volums,  dit 
durch  Messung  des  Hückstandes  in  der  graduirtea 
Köhre  gefunden  wurde,  Gewaschec  mit  einer  Auf« 
Itisung  von  Kali  oder  Baryt,  erlitt  der  Hückstamt 
eine  neue  Verminderung,  von  der  Absorption  dee^ 
entstandenen  Kohlensäure  herrührend.  Das  Ga«,, 
welches  von  dem  Halt  nicht  verschluckt  wurde, 
analytirte  ich  mit  Hydrogen  unter  Wasser,  und, 
fand,  dafs  es  ein  Gemiich  von  Stickgas  luid  Suuet>^ 
stoiVgas  war,  indem  letzteres  in  Uebermaafs  ange« 
vvaadt  worden. 

Der  erwähnte  weifse  Dampf  scheint  mir  von, 
ein  wenig  Salpetersaure  und  dem  W'asserdunstCi 
welche  sich  bey  dieser  Operation  bilden,  herzu- 
rühren; denn  ais  ich  «twas  Wasser  in  das  Eudio- 
meter eintreten  liefs,   bo  trübte  sich  dasselbe  nach 


Untersuchungen  über  die  Blausäure,     ii 

einigen  Schlägen,    teuie  (^iieclitilberoKyd  ab,   und 
lötbere  den  Larrnus. 

Angenommen,  f»  eay  mit  einem  Casgemenge, 
welches  joo  Theile  blausauren  Dunst  eiitbält,  opc- 
rirt  yvOTden,  so  findet  man  folgende  Xlesultate,  die 
ia*  Mittel  aus  vier  Verrucben  sind. 

Dunst  ....         loo.n 

Verminderung  nach  der  Verbrennung        78i5 
Entstandenes  kohlensaures  Gas  .  iOi,o 

Sticligas  ....  46,» 

^^  Wasserstoffgas  55,0 

^11'  Bey  der  Verbrennung  der  Blansänre  versrhwin- 
^Hk  eine  Menge  Sauerstoffgas,  -wekbe  am  Vohim 
^R^nabe  t^  Mal  so  viel  beträgt  als  der  eingewandte 
Ihuct.  In  der  entstandenen  liolilensäiire  findet 
•ich  1  Volum  wieder;  das  übrige  J  Vohitn  mufs, 
meiner  Annahme  nach,  zur  Wasaerbildung  ver- 
wandt worden  seyn;  denn  dafs  Wasserstoff  in  der 
Blausäure  sich  befindet,  ist  nicht  zu  bezweifeln. 
Den  Gesetzen  chemisch'  r  Proportionen  gemäfs  kann 
daraus  geschlossen  werden,  dafs  der  blausaure  Dunst 
gerade  so  viel  Kohlenstoff  enthalt,  als  zu  einem 
jleicben  Volum  Kohlensäure  erforderlich  ist,  oder 
undem  Worten,  dafs  der  btausaiire  Dunst 
1  Volum  Kohlenstoff,  i  Volum  Stickstoff  und  J-  Vo- 
lum Wasserstoff  enlhält.  In  Htusichl  des  Kohlen- 
itoffs  ist  das  Resullat  entschieden,  und  wenn  hi«r 
«att  50  Wasserstoff  und  eben  so  vielen  Stickstoff^ 
wie  unserer  Annahme  nach  da  scyn  eoHte,  55  für 
jenen  und  nur  46  für  dielen  gefuudcn  werden,  so 
misteht  dies  obne  Zweifel  daraus,  dafs  ein  wenig 
Slickaioff"  und  S.iuerstoiV  verschwunden  und  Sal- 
petersäure  gebildet   -worden    ist.      In   diesem   Fall 


Gay-Lussac 

1  noth-wendiger  Weise  weniger  SiiclittC 
mehr  WasserslolT  gefmitlcn  werden,    \veil  man  d 
Menge  des    letztern    nur    aus  der   Menge  de» 
zehrten  Oxj'gens  benrtlieilen  kann.     Aber  sind  d 
angegebenen   Elemente    wirklich  die  einzigen  1 
siandlheile    der  Blausäure?     Sind  ihre  Verbältnjf 
mengen   richtig  angegeben?     Diese  beidei 
künnen  wir  beantworten,    wenn  wir  die  Dicht^ 
teil:  des   bJausauren   Dunstes    mit    iler   Dichtigkf^ 
seiner  Elemente    vergleichen    und    dabey  erwäj 
dafs,  wenn  i  Volum  des  Dunstes  i  Vo!.  Koblensäuij 
nebst  i  Vol.  Stickstoff  und  f  Vol.  Wasserstoff  j 
die  Dichtigkeit  des   Dunstes    gleich  seyn  mufs  ^ 
Dichtigkeit  des  HohlenstoiVdunites  plus  der  halb] 
Diclitigkeit  des  Stick&taffs  und  Wasteistoffs,    sobj 
unsere  Analyse  richtig  ist. 

Nun  ist  aber  die  Dichtigkeit  der  HohlensätU 
verglichen  mit  der  der  atmosphärischen  Luft, 
i>5>96,     und    die    Dichtigkeit     des    Sauerstoftgäl 
gleich  1,1036;  folglich  ist  die  Dicbtigkei 
lenstoffdunates  gleich   1,5169  —  1,1036  ~  o,4i( 
Ein  halbes  Volum  Wasserstoff 
Ein  halbes  Volum  Stickstoff'  .  =:  0,4345! 


Die  Summe  iz  o>937i   Hg 


h  scyC 


AUÖ  sollte ,  der  gegebenen  Analyse  gemäfs , 
Dichtigkeit  des  blauaauren  Dunstes  gleich  ! 
0,9371,  und  ich  hahe  sie  durch  unmittelbat 
Stimmung  gleich  0,9476  gefunden.  Ungeachtet  dfe^ 
Differenz  von  0,01 ,  die  zwischen  diesen  bei(!eB__ 
Zahlen  statt  findet,  und  die  von  der  Beobachtung 
herrühren  kann,  glaube  ich  als  erwiesen  annehni«i) 
zu  dürfen,    dafs    der  blausaure  Dunst  aus 


Untersuchungen  über  die  Blausäure.     13 

lohlendunst ,  J  Vol.  IStickitoff  und  J  Vol.  Wasser- 
stoff» sämmtlicli  zu  einem  einzigen  Volum  ver« 
Achtet,  besteht,  und  dafi  kein  anderer  Stoff  darin 
enthalten  ist. 

Jetzt  ist  die  Raumverminderung,   die  der  elc- 
ctrische  Funken   in  der   Mischung  des  blausauren 
Dunstes  mit  dem  SauerstoiFgase  bewirkt,   leicht  zu. 
erklären.     Sie  müfste  1^  Mal  das  Volum  des  Dun- 
iles^betragen ,  weil  so  viel  SäuerstoiFgas  verschwin* 
det;    allein  dagegen  wird  wieder  f  Vol.  Stickstoff 
irey,    vrodurch  die  scheinbare  Verminderung' auf  f 
oder  0,75  des  Volums  des  blausauren  Dunstes  be- 
schränkt  wird.     Statt  dieser  Zahl  habe  ich  78»5  ge* 
fiinden;    da  aber  erwiesen  scheint,    dafs  Stickstoff 
und  Sauerstoff  bey  der  Verbrennung  des  blausau« 
Ten    Dunstes    verschwinden    und   salpetrichtsaures 
Gas  bilden ,    so  ist  dadurch  der  Grund  der  Abwei- 
chung beider  Zahlen  genügend  angegeben.     Sollte 
'  die££  Abweichung  nicht  genau  mit  der  Menge  des 
Verschwundenen  Sauerstoffs  und  Stickstoffs  zusam- 
mentreffen ,   so  mufs  dies  den  unvermeidlichen  j>r- 
thümern  in  der  Erfahrung  beigemessen  werden. 

Die  Natur  der  Blausäure  scheint  mir  daher  voll« 
kommen  erwiesen,  und  wenn  darüber  noch  Zweifel 
seyn  sollten,  so  können  diese  durch  folgende  Analyse 
gehoben  werden. 

Ohngefähr  s  Grammen  blausauren  Dunstes  trieb 
ich  langsam  durch  eine  hochrothglühende  Porcel- 
•lanröhre  über  ^»8^6  Grammen  eiserner  Klaviersaiten, 
^e  zu  einem  kurzen  Cylinder  zusammengewickelt 
iraren.  Ich  bekam  zwey  Producte:  ein  Gasgc- 
mengCi  aus  gleichen  Volumen  Stickgas  und  Wasser- 
stoffgas hestetend,    und  iCohle,  zum  Theü  a\>^e- 


14  Gay-Xiussac 

iet7.t  auf  dem  Eisen,  zum  Theil  innig  damit  ^ 
blinden.  Das  Gasgemenge  enthielt  keinen  K 
lenstolT,  denn  nach  der  VerpniFung  desselb 
mit  Sauerstoff  ')  bewirkte  das  Kali  keine  Vert 
derung.  Iib  habe  vorhin  erwähnt,  dali  die  KoJ 
•icb  blofs  in  der  Gegend  der  Rühre  abgesetzt  ha^ 
wo  sich  das  Eiseh  befand,  obgleich  dieses  i 
einen  kleinen  Theil  derselben  einnahm,  und  c 
der  blausaure  Dunst  einer  sehr  hohen  T^mperat 
ausgesetzt  wiirde,  ehe  er  bis  zu  dem  Eisendrat 
gehmgte.  Wenn  der  Koblenstoff  sich  völlig  i 
dem  Eisen  verbunden  hätte,  so  konnte  man  ■ 
Zersetzung  der  Saure  der  Verwandtschaft  des  U 
lalls  für  den  KohlenstolF  zuschreiben ;  da  aber  e 
grofser  Theil  desselben  sich  nur  an  das  Eisen  ang 
eetzt  hatte,  so  ist  diese  Erklärung  nicht  genügend 
Der  blausaure  Dunst  scheint  sich  demnach  ebeu  ■ 
zu  verhallen,  wie  das  Aiumoniakgas,  welches  nae 
Thenard's  Hcbüner  Beobachtung  eine  hohe  Tempi 
ratur  in  einer  Porcellanrühre  erträgt,  ohne  sich  ) 
versetzen,  aber  mit  der  gröfsten  Leichtigkeit)  aelb^ 
bei  einer  weJt  niedrigem  Temperatur,  in  seiaj 
Elemente  zerfällt,  sobald  es  mit  eintm  Metallin  ] 
lührung  kommt,  ohne  diesem  jedoch  etwai  abzit'' 
treten, 

Das  Eisen  war  bey  unseini  Versuche  ungemem 
«prüde  geworden.    Verbunden  mit  KohlenstolF, 
davon  ganz  umhüllt,   hüniile  ea.  aller  Wabrschein- 
licbk«it  nach ,   keinen  SauersiulF  erbalten.     Um  d 


*)    In    dem    Eraniöiiscber 
wahiicbtiiilioli  durcJi  e 


OrigioAle  steht  „Hydiogen/J 
aen  Uiuckfehler,  Mk^,,: 


Untersuchungen  über  die  Blausäure      15 

VAU  mich  zu  überzeugen,  löste  ich  dasselbe  in  H^> 
dfochlorinsäure  auf,  und  Hellte  dabey  einen  ver- 
fleiblienden  Versuch  mit  einem  bestimmten  Ge- 
wichte desselben  Etsendrathes  an.  Von  dem  koh- 
lenhaliigen  Dratbc  erhielt  ich  y^  des  Volums  Wai- 
■enroiigas,  das  mir  der  reine  Eisendrath  gegebea 
Ilaben  TTÜrde:  es  blieb  ein  Koblensioffeisen  0,155 
Grammen  an  Gewicht  übrig,  und  nur  0,076  Gram- 
men) nachdem  ich  es  mit  Tothem  Quecksilberoxyd 
geglübet  halte.  Diese  Menge  Oxyd  entspricht  ;f  j 
Waäserstoff.  Also  fand  ich  ;j|  Wasserstoff;  der 
Terhist,  welcher  yjj  betrug,  ist  zu  gering,  als 
dafi  er  auf  SaueritolF  in  der  Blausäure  anzeigen 
XÖnnle.'  er  feann  wohl  zum  Theil  dem  Versuche 
jugesthrieben  werden. 

Diese  Resultate  scheinen  mir  an  erweisen,  daf» 
die  Blausäure  Wasserstoff  und  Sticlistoff  zu  gleichen 
Volömen,  und  keinen  Sauerstoff  enthält.  Um  <Iaa 
Verhaltnifs,  in  welchem  der  Kohlenstoff  mit  diefen 
beiden  Körpern  verbunden  ist,  zu  bestimmen,  trieb 
ich  blausauren  Dunst  über  heinahe  rolhgliibcTides 
braunes  Kupferoxyd ;  der  Dunst  wurde  gänzlich 
zersetzt,  das  Kupfer  hergestellt  und  Wassertropfen 
setzten  sich  ia  der  Röhre  an.  Das  entwickelte  Gas, 
Welches  über  QuecUsilber  aufgefangen  wurde,  war 
etnGcmisch  von  sTheilen  Kuhlensäure  und  i  Theile 
Siictgas.  Dieses  Resultat,  mit  dem  vorhergehenden 
zusammengestellt,  hebt  alle  Ungewifsheit  über  die 
Natur  der  Blausäure  und  bestätigt  die  im  £udio- 
meter  angestellte  Analyse.  Dieses  Verfahren,  wel- 
che» ich  erst  nach  dem  ersten  angewandt  habe,  ist 
sosehr  einfach,  dafs  man  es  leicht  bei  einer  Voc 
iesung  wiederhulen  kann. 


»" 


i 


\ 


16  Gay-Lussac 


Nach  diesen  Analysen  halte  ich  es  also  für  aus^  | 
'  gemacht,  dafs  die  Blausäure  zusammengesetzt  ist  au*  : 
X  Volum  Kohlendunst, 

5     —      Wasserstoff,  ■  ■  * 

i     —      Stickstoff, 
zu  einem  einzigen  Volum  verdichtet;  oder  in  Ge» 

Wichten : 

.    i. 

Kohlenstoff       .  .  ^  .  ,    4493J}   :'^ 

Stickstoff  .  .  .  •       5«f7*      ;i 

Wasserstoff        •  .  •  »        3«90      ^ 

Verglichen  mit  andern  animalischen  Suhstanzea  ^ 
unterscheidet  sich  diese  Säure  durch  ihren  groben  Z 
Gehalt  an  Stickstoff,   durch  einen  gering^rQ  Was* 
serstoffgehalt  und  besonders  durch  die  Abwesenheit 


.  •  ■* 
I 


*)  Nach   genauen  8 töcliiometrisclien  Versuchen ,    welcha 
ich  im  vorigen  Sommer  angestellt  habe ,  Verbinden  sick  - 
4,5r  Azot  mit  1  Hydrogen  oder ,    statt  dessen ,  mit  5,7- 
Kohlenstoff.      Nun  sind  aber  in  der,  Blausäare  5  Ver» 
hältnisse  Azot,   2  Verhähnisse  Kohlenstoff  und  1  Ver«  * 
hähnifs  Hydrogen  vorhanden,    und  mithin  muft  di«»  -, 
selbe  zusammengesetzt  scyn  aus : 

Azot  3  X  4,5  r  13,5 

Kohlenstoff  2  X  5,7  :r  11,4 

Hydrogen      1  X  1     z:  1 

a5>9 
die  Zahl  welche   die  Blausäure  bezeichnet  9  wird  alTo  _ 

25,9  seyn,  d^  h.  25,9  Theile  Blausäure  müssen  eineMeng*'"* 

von  eineir  Base  sättigen ,  in  -welcher  7,5  •  Theile  Oxygon,  • 

enthalten  sind.    (S.  DObereiii«rs  Darstellung  der  Verhält* 

nifszahlen  der  irdischen  Elemente  zu  chemischen  Ver* 

bindungen.     Jena,    in  der   Crök«r8<^hen  Buchhandlung  ^ 

18 16.  ^Döbermer» 


/^ 


Untersuchungen  über  die  Blausäure      17 

des  Sauerstoffs.  Ihre  säurebildende  Eigenschaft 
kann  nicht  abhängen  yon  dem  Wasserstoffe,  denn 
dieser  hat  einen  höchst  basischen  Charakter» 
wobl  aber  von  dem  Kohlenstoffe  und  dem  Stick* 
•toffe.  Sie  ist^ine  wahre  Wasserstoffsäure  (hydra« 
ddo),  'worin  Kohlenstoff  und  Stickstoff  eben* so 
TTirken,  -wie  das  Chlori/i  in  der  Hydrochlorinsäure, 
das  Jodin  in  derHydriojinsäure  und  der  Schwefel  in 
der  Hydrotliionsäure;  allein  diese  Behauptung  be- 
darf  noch  weiterer  Entwicklung. 

Ich  habe  au ch^y ersuch t»  den  blausauren^  Dunst, 
mit  Wasserstoffgas  gemischt,  Termittelst  der  Ele- 
ctricität  zu  zersetzen.  .  Nachdem  ich  wenigstens 
fonfftig  Tausend  fur^ken  hatte  dürchschlagevi  lassen, 
war  der  Dunst  noch  nicht  völlig  zersetzt,  und  der 
lersetzte  Antheil  hatte  an  Volüm  ums  i)oppelte  zu- 
gcnomihen.  Die  Platinbescbläge  und  die  Stella 
der  Röhre ,  wo  der  Funken  durchging ,  waren  mit 
dnem  dünnen  schwärzlichen  Ueberzuge  bedeckt,^ 
ein  Zeichen ,  dafs  sich  Kohlenstoff'  oder  wenigstens^ 
eine  sehr  kohlenstoft'haltige  Verbindung  niederge- 
ichlagen  hatte.  Bej  der  Analyse  de»  Gases  erhielt 
,ich  w^irklich  etwas  weniger  Kohlenstoff,  als  die  Be- 
^lechnung  anzeigte;  Stickstoff*  und  Wasserstoff'  hin- 
gegen fand  ich  beynahe  in  dem  nämlichen  Verhält- 
lisse ,  wie  bey  den  vorigen  Versuchen«  Da  indefs 
lieser  Versuch  nach  zweymaliger  Wiederholung 
Bir  keine  genügenden  Besultate  gab,  und  er  übcr- 
dem  sehr  langwierig  ist,  so  achtete  ich  es  nicht 
förnothwendig,  mich  länger  damit  zu  beschäftigen» 
Die  eben  gegebene  Analyse  mufste  der  Unter« 
tnchung  der  Einwirkung,  welche  die  Blausäure  ^u£ 
andere  Körper  ausühr,  vorangehen. '  Diese  \3n\.et^ 
Ji?u/7r,  /.  Chem.  m,  Fhys,  i6.  DJ.  i.  Heft.  a 


ifl  Gay-LU3Sac 

■  iichung  liaiin  jetzt  nicht  ferner  sehr  schwie 
teyni  alJein  ehe  ich  mich  damit  beschäftige,  W 
ich  bemerken,  dafs  meine  Resultate  von  den« 
■welche  Po rrett  erhalten  hat,  gänzlich  abweiche 
denn  nach  seiner  Angabe  ist  die  Blausäure  zusai 
in  engesetzt  aus 


Kohlenstoff 

.      =4.8 

Slicfestoff 

.       40.7 

Wasserstoff 

.       34,5' 

100,0. 

d  nach  meiner  Angabe  ans 

Kohlenstoff 

•      44.39 

Stickstoff 

.      S».?«- 

Wasserstoff' 

.        3.90 

Dil  ich  seine  Abhandlung  nur  aue  einem  sehr  g 
drängten  Ausauge  von  Thomson  kenne,  so  würde 
mirschwer  werden,  den  Grund  einer  sij  grofsen  Di0 
penz  aufzusuchen;  es  leidet  indefs  keinen  Zweift 
dafs  das  Verhältnifs  des  Wasserstoffs,  welches  er  ang« 
geben,  viel  zu  hoch  ist. 

Bey  der  Untersuchung  der  Eigenschaften  ds 
Blausäure  will  ich  mich  an  keine  strenge  Ordnun 
binden-;  ich  werde  meine  Versuche  in  der  Reih 
darlegen,  wie  sie  sich  gegenseitig  erläutern.  D 
die  Blausäure  aus  drey  Elementen  zusammengeset] 
ist,  so  mufs  sie  ntitk wendiger  Weise  eine  grofi 
Veränderlichkeit  (moÄ(/iV<i)  besitaen ,  wovon  mu 
eich  eine  Voretellung  machen  kann,  wenn  man  ai 
mit  der  Hydrothionsänre  vergleicht,  allein  unti 
gleichen  Bi^dingungen  ist  diese  Veränderlichkeit 
rehtiv:  sie  hängt  vop  den  Umständen  ab,  -vroril 
man  sie  versetzt. 


Untersiii 


ichrnijren  über  die  Blausüi 


>i> 


Diese  Säure  zersetzt  sith  zuweilen  in  weniger 
;iner  Stunde,  auch  wenn  man  sie  in  wohh  er- 
iChlossenen  Gefäfsen  aufbe-\vahn,  und  selbst  ohne 
Zutritt  der  Luft;  oft  habe  icli  sie  vierzehn  Tage  un- 
verändert erhalten,  aber  ti  ht  sehr  selten,  sie  nach 
längerer  Anrbewahrung  ohneZciclien  der  Zersetzung 
%a  finnon.  Sie  fängt  au,  sich  rüthlichbraun  und 
immer  dunkler  zu  fiirben,  nnd  setzt  eine  hetracht- 
liche  Itohlise  Masse  ab  ,  die  das  Wasser  und  die 
Sbiiren  stark  fäibt  und  einen  sehr  lebhaften  Amma- 
luafegernch  ausstofst.  Wenn  die  mit  der  Saure  ge- 
fiilTte  Flasche  nicht  vollkommen  luftdicht  rcr- 
sclilossen  ist,  so  bleibt  zuletzt  nur  eine  irockna 
kohlige  Masse  übrig,  wodurch  das  Wasser  nicht 
mehr  gefärbt  wird. 

Um  den  Erfolg  dieser  Zersetzung  genau  kennen 
»n  lernen,  liefs  ich  Blausäure  in  eine  von  Luft 
wohl  gereinigte  Barometerröhre  treten,  und  war- 
tete,  hit  die  Wände  der  Röhre  mit  dem  kohligen 
Ueb^rzuge  bedeckt  und  dadurch  undurchsichtig  g«- 
W'orden  waren.  Das  Quecksilber  stieg  nicht  be- 
trächtlich, aber  als  ich  die  llohre  neigte,  so  fiillt« 
das  Quecksilber  sie  an,  ein  Beweis,  dafa  kein  per- 
manent elastisches  Fluidum  sieh  entwickelt  hatte. 
Die  Röhre  umkehrend  bemerkte  ich  den  Geruch 
nach  Blauiäure;  hinpingegos*ene»  Wasier  nahm 
eine  braune  Farbe  an,  Kali  und  Kalk  entwickelten 
daraus  Ammoniak  und  die  Schwefelsäure  niachto 
den  Geruch  nach  Blausäure  wieder  sehr  merkbar; 
Kohlensäure  hatte  sich  nicht-  entwickelt.  Hieraus 
geht  hervor,  dafs  die  Blausäure  hey  der  Zer«etzung 
Ainmoniak  «raengt,  welches  mit  einem  Ämheilc 
,are    verbunden   bleibt.      Die    kohligc    äubst 


■ 

30  Gay-Lusisac 

müts  nothwendig  stickstofFhakig  seyn ;  denn  da  das 
Ammoniak  aus  3  Vol.  Wassergtoff  und  1  Volv  Stick- 
stoff bestent ,  wählen 4  die  Blausäure  diese  zWey 
Elemente  zu  gleichen  Volumen  enthält,  so  müsse|i 
awey  Drittheile  Stickstoff  in  der  Kohle  zurückblei- 
ben  und  damit  folglich  ein^  Stjickstoffkohle  {azoturc 
de  carbone)  bilden\  *). 

Phosphor  und  Jodin ,  welche  ich  in  dem  blaii^ 
sauren  Dunste  verflüchtigte,  schienen  mir  darm 
keine  Veränderung  zu  bewirken;  Schwefel,  auf 
dieselbe  Weise  behandelt,  absorbirt  den  Dunst  st^hr 
l&ichtf  und  giebt  damit  einen  festen  Körper,  gatm 


*^  "DiA  heifst:  die  Blanslure  mxxU  bey  von  selbst  erfot«  ' 
^ender  i^ersetzung  zerfallen  in  ein  Verhjiltnifs  Atpxno«- 
aiiak  (—  4,5  Azot  +  1  Hydrogcn)  und  in  zw«y  Verhäft«.^ 
n2ise  StickstofEkohle  (=2  X  4>5 ^^^^  +  ^X  5>7  HoIilenstöS)  | 
"und  man  kann  diese  beiden  Yerbindangen  als  die  näck»  \ 
sten  Bestandtheile ,  der  Blausäure  ansehen.  Die  Entste«  f 
hung  derselben  bey  Behandlung  fein  zerthpiiter  glühender  < 
Kohle  mit  Ammoniakgas ,  rechtfertigt  dies^^  Ansickt»  \  • 
Es  wird  in  diesem  Processe  zuerst  Stickstoffkohle  ge^  -  •! 
bildet  und  Hydrogen  frey,  und  fast  gleichzeitig  erfolgt '.  > 
Blausäure,  welche  sich  mit  dem  unzersetzteft  Aniaio*|i 
niak  verbindet.  Ohne  Mitwirkung  des  letzten  wflrdü  '  ] 
erste  nipht  entstehen,  diese  wuide .zerfallen  in'KohUa^X 
azot  und  Hydrogen.  Bey  der  Verkohluifg^  ^chierisckas  1 
Körper  wird  schon  in  der  Perlode  der  AnnnoiualE«  4 
brldung  Blausäure  erzeugt  und  es  scheint,  dafs  thi««  ,i 
rische  oder  sticKstofiige  Kohle  und  Ammoniak  sich,  be« 
sonders  bey  einem  Ueberschiisse  des  letzten,  sehr  leicht 
mit  einander  verbinden.  Aller  Hirschkorngeist  enthalt  ] 
gnehx  od«r  weniger  Blausäure,  D&her&ingn       ' 


Unlersuchunscn  über  die  Blausäure     fii 


i^ 


Shnliich  einer  andern,  aus  Hydrothionsänre  mit  dem 
^dlcale^der  Blafusäure  sich  bildenden  Verbindung, 
wovon  ich  nachher  reden  -werde.  Bis  dahin  ver- 
schiebe ich  auch  die  Prüfung  einer  eigenthümli- 
ehen ,  aas  Chlorin  und  Blausäure  entstehenden  Ver- 
bindung. . 

Unter  den  einfachen  metallischen  Korpern  ist 
das  Kaliuq[i  vorzüglich  dazu  geeignet ,  durch  seine 
Einwirkung  die  •wahre  Beschaffenheit  der  Blau- 
saqre  aufzuhellen.  Wenn  man  dieses  Metall  in  dem 
mit  Wa&serstoffgas  oder  Stickgas  vermischtem  blau- 
Muren  Dunste  erhitzt,  so  entsteht  eine  Absorption 
ohne  Entzündung  und  das  Metall  verwandelt  $icK 
in  eine  graue  schwammige  Masse,  die  bald  darauf 
schmilzt  und  eine  gelbliche  Farbe  annimmt?.  An- 
genommen,  dafs  die  angewandte  Menge  Kalium  aus. 
dem  Wasser  ein  Volum  Wasserstoffgas  von  50  Theilea 
entwickeln  könnte,  so  wird  man  nach  der  Ein  wir- 
kung  des  Kaliums  finden, 

i)  dafs  das  Gasgernenge  eine  Volumvermin  de- 
rang  vo^n  50  Theilen  erlitten  hat ; 

2>  dafs  50  Theile  Wasserstoff  entstanden  sind^ 
wie  sich  nach  der  Behandlung  des  Gemenges  mit. 
Kali  und  bey  der  Analjne  desselben  mit  Sauerstoff-^ 
gas  zeigt ; 

3)  dafs  folglich  das  Kalium  xoo  Theile  blausauK 
len  Dunst  verschluckt  hat ;  denn  es  entstand  eine  Vo^ 
lumvernainderung  von  50  Theilen,  welche  offenbar 
doppelt  so  grofs  gewesen  seyn  würde,  wenn  eich, 
nicht  50  Theile  Wasserstoffgas  entwickelt  hätten.     , 

Im  Wasser  löst  sich  die  gelbliche  Masse  ohne 
das  geringste  Aufbrausen  gänzlich  auf  ^nd  erhält 
dann  all^  Kennzeichen  des  reinen ,  au»  der  uxvmv^^ 


93 


Gav  •  Lussac 


telbaren  Verbindung  der  Blausäure  mit  dein  Kali  dän 
gestellten  blausauren  Salzes.  Angenommen,  dafl 
das  Wasser  sich  zersetzt,  ^vas  sehr  wahrscheinlich 
ist  und  durch  Vcrniju'ung  liiier  Säure  nothvvendi| 
geschieht,  so  bemächtigt  sich  das  ftüliuin  des  Saudi 
etoll's  ,  iind  der  Wassersiolf ,  velcher  genau  ebei 
viel  betragt,  als  das  Kalium  der  Blausäure  enlao 
bat,  bringtdieseSäure.mitihren  sämmtlichenEigei 
Schäften  wieder  hervor. 

Hier  herrscht  also  eine  sehr  grobe  Analogie  x 
sehen  der  Blausäure  und  der  Hydrocblorin-uiidHydn 
odinsäure;  so  "wie  diese,  enthaltauch jene  dieHälfta 
ihres  Vahi^ns  Hydrogen,  und  ebenfalls  tin  Radicalfl 
ivelches  sich  mit  dem  Kalium  verbindet  und  damie] 
eine  Zusammensetzung  darstellt,  die  dem  Chlorin- 
uud  Jodinkaliura  völlig  analog  ist,  nur  mit  dem  Unter»  | 
schiede,     dafa  dieses    Radical    zusammengesetzt  is^l 
und  Chlorin  und  Jodin  einfache  Körper  sind. 
Da  nun  die  Blausüure  besteht  aus  : 

1  Vol.  fiohlendunst, 

3  Vol.  Sticlistoff, 

J  Vol.  Wasserstoff, 
und  ich  bewiesen  habe,  dafs  das  Kalium  daraus  di^ 
Hälfte  ihres  Volums  Wasserstoff  entwickelt, 
klar,   dafs  der  Körper,  welcher  sich  mitdem  Kaliuni 
verbindet  und  mit  dem  Namen  Blausäureradical 
»eichnet  werden  sollte ,  eine  Verbindung  von  I 
lenstoff  und  Stickstoff  ist,    und  zwar   in  dem  Ver*l 
b^ltnifs  von 

I  Volunl  Kohlendunst  und 

J  Volum  Stickgas. 

DiesRadical,  verbunden  mit  dem  Kalium,  stellt 

«in  wahres  Prussure  dieses  Metalls  dar.     Die  gs- ' 


Untersuchungen  über  die  Blausäure. 


^■iröbnjiche  Blausäure  muti  demnach  ftir  eine  Wjs 
MretoUEäure  angesehen  werilen ,  und  diefs  um  sa 
lieberer,  da  zahlreiche  andere  Thatsachen  zu  dem- 
telbeo  Schlüsse  fuhren. 

Dieseiu  zufülge  ist  die  Benennung  Preufsische 
■e  (acide  prassique)  nicht  mehr  passend:  sie 
litfste  ■wenigsten»  Preufsische  Wassemoft  säure 
teide  hydroprussicjue')  genannt  werden.  Auch 
ble  man  für  düs  Radical  ein  neues  Wort  schallen, 
ovon  die  Benennung  der  Säure  abgeleitet  ■werden 
könnte.  Wollte  man  aber  das  Wort  Preufsisch,  dai 
in  Deutschland  nicht  eingefiifart  ist,  beibehalten, 
so  müfste  man  wenigstens  einen  andern  Sinn,  als 
bisher  damit  verbinden.  DitTs  erwogen,  hielt  ich 
es  für  nochwendig,  einen  neuen  Namen  zur  Be- 
zetclinungdeaRadtcah  dieser  Säure  auf<;.usuchen.  Da 
das  Wort  Cyanogen  (von  kuäios"»  blauund-.EviQfiu, 
erzeugen)  den  Chemilierii  von  Paris  sehr  passend  zu 
•ej-o  schien,  so  habe  ich  es  angenommen,  und  wer- 
de mich  jdeisen  von  jetzt  an  schon  in  dieser  Abhand- 
lung bedienen.  Die  gewöhnliche  Berlineiblausau- 
re  erhält  den  Namen  Hydrocyanaäure  {acide  hydrocy 
aiiique)  und  die  blausauren  Salze  sollen  [hydrocyan- 
»aureSalze(Aydrocyo77fl(ej)  genannt  werden.  Die  Ver- 
bindangen,  welche  das  Cyanogen  mit  den  einfachen 
Körpern  eingeht,  werde  ich  mit  dem  Namen  Cyanver- 
bindungen  (cyanurcj)  bezeichnen,  wenn  das  Cyano- 
gen darin  dieselbe  Rolie  spielt,  wie  das  Chlorin  in 
der»  Chlorinverbindungen  (chlorures).  Es  möchte 
schwer  seyn ,  dem  ßadicale  der  Blausüure  eine 
»chickllchereBenennnng  augeben,  da  dasselbe,  wie 
■wir  nachher  sehen  werden,  die  Rolle  eines  einfachen 
und    eine»    ausamraengeseiz-ten    Körpers     zugleich 


«EIH 


ita^ 


s* 


Gjy-Xiussac 


l 


BpicU.  Wollte  man  das  Cyanngcn  einen  kähleiflH 
hastigen  StichitaS  (/Iznte  c^rhoiie)  nennen,  wel(^^| 
Benennung  ihm  als  zusntiiniengesetzten  HÖrpersqH 
kommt,  sowiirde  man  Um^chirclbungen  pebraagttU 
mürsen,  um  die  zahlreichen  VcrbiiidungeB^J^^^H 
ben  zu  bezeichnen.  Icli  lichrc  jetzt  wiedCT 'a^^^f 
Eigenschnrten  der  Verbindung  des  CyanogedÄiH 
dem  Kalium  zurück,  T 

Die  Auflösung  desselben  in  Wasser  isl  n>'hralfl 
haiisch,  selbst  wenn  die  angewandte  Menge  tlydro« 
cyandunBt  weit  mehr  betragt,  als  das  Kaliuin  ven 
Bchhichen  kann,  "wahrend  die  Chlorin  -  und  JodinH 
Verbindung  demselben  Metalls  ToHKonimen  neutr» 
ist.  Diese  merkwürdige  Verschiedenheit,  -welchd 
ohne  Zweifel  von  einer  eigenthümlicben  Anlage  den 
Molecüle  abhängt,  findet  bey  dem  Schwefel  nichll 
Statt.  Ich  erhitzte  in  dem  bydrothionsauren  GaBM 
ein  Maafs  Kalium,  welches  aus  dem  Wasser  5ü  TheilcJ 
Hydrogen  hatte  entbinden  müfsen,  und  entzog  dioi 
Schwefel verlidn düng  sogleich  der  £inwirkung  deM 
Gases,  als  da»  Brennen  aufhörte.  Die  Volumver-^^ 
minderung  betrug  50  Tbeile,  und  nachdem  de» 
Bücksland  mit  Kali  bebandelt  worden,  blieben  5» 
Tbeile  Wa^serstoftgas  übrig.  Also  hatte  sich  dasKa- 
lium  mit  50  Theilen  hydrotbionsanren  Gaies  ver., 
bunden  und  50  Tbeile  acrselzt.  woraus  der  Schwe- 
fel ubgescbieden  und  der  Wasfierstoif  frey  gewor- 
den war. 

e  Verbindung  derHydrotbionsäurc  mit  den^ 
Schwefelkalium,  worinletzieresdieBoUe  derOxyd« 
in  den  Salsen  zu  übernehmen  scheint,  löst  sieb 
Wasser  ohne  Aufbrausen  auf  und  macht  es  alkaliniscb^ 
Die  Hydrochloiimäuie  zersetzt  die  Aunösung  obno 


üntersachuTigen  über  die  Blausäure^  25 

HC  «u  trüben.  Also  sind  Schwefel  und  Cyanojen 
sich  dariii  analog,  ädh  beide  mit  dem  Kalium  alha« 
linische  Verbindung:en  bilden  *). 

Nach  der  Analyse  der  Hydrocyansiiure  und  nach 
der  Erfahrung,  dafs  das  Kalium  daraus  eben  so  viel 
Wasserstoff  entwickelt  als  aus  dem  Wasser,  ist  die 
Verbältnifszahl^  welche  die  Sättigungsfähigkeit  die- 
ser Säure,  so  wie  des  Cyanogens  ausdrückt,  leicht 
zu  finden,  für  den  Sauerstoff  die  Zahl  10  angenom- 
men«  Mail  Viimmt  so  viel  Hydrocyansäure,  dafs  der 
Wasserstoff  derselben  10  Sauerstoff  sättigen  kann, 
-wodurch  man  als  Verhältnifszahl  für  diese  Säure 
33»846  **)  findet;  zieht  man  von  dieser  Zahl  das 
Gewicht  des  Wasserstoffs  ab,  so  bleibt  32,520  als 
Verhältnifszahl  für  das  Cyanogen. 

Durch  eine  erhöhte  Hitze  erleidet  die  Hydrocyan- 
säure eine  sehr  meirkwürdige  Veränderung.  Läfst  man 
den  Dunst  derselben  durch  eine  glühende  Porcellan- 
Töhre^^teigen,  so  erhält  man  Wasserstoff',  etwas  Sticke 


•)  Auch  in  andern  salzähnlicben  Verbindungen  VeTtreten 
die  Schwefelverbindung«n   die  Stelle  der  Oxyde,   wie 
ich   in   ein/er   Abhandlung^   zeige,    die  ich  im  vorigen 
Jahte  der  philomatiscben  Gesellschaft  vorgelesen ,   aber 
noch  nicht  öffentlich  bekannt  gemacht  habe.     Ich  lie* 
fcre  darin   di^  Analyse   de»  8ch"wcflichsauren   Schwefel- 
stTontians,   worin  der  Schwefel,    zu  Schwefelsäure  er- 
hoben,   doppelt  so  viel  Base,     als   das  schwefliclisaure 
Salz  enthält,    sattigen  Konnte,    woraus  ich  schlofs ,  dafs 
-xnan    in    einem    schweflichsaurcn     Salze     sowohl     die 
Menge  des  Oxygens  als  des  Schwefels  verniehren  köane, 

/     ohne  die  Neutralität  zu  stören.  GL» 

*)  Oder  vielmehr  34i535.  ^« 


2C 


Gay-Lussäc 


Stoff  und  Cyanogen,  geuiUcht  mit  einem  beträchi 
chenÄntbeile  Säure,  welche  nicht  zersetzt  \voni 
und  die  Wände  der  Fiöhrc  beschlagen  mit 
ten  Anflug  von  Kohle.  Hitirin  gleicht  diese  Sfii 
bydrothionsanren  Gase;  denn  Cluael  hat 
dafa  diese»  sich  veriiülteist  der  Hilae  zum 
Schwefel  und  Hydrog^ii  reducirt. 

Es  ist  oben  henierkt.ddrs  das  Eisen  in  di 
glühhitze die Hydrocyiinsüure zersetzt;  da: 
gefangene  Ga»  ist  ein  Gemenge  von  gleichen  Theil 
Wasserstoffund  Stickstoff;  die  Kohle  der  Säure 
sichgröfstentheils  um  dasEisen  an,  und  derMeini 
Theil  verbindet  sich  damit.  Kupfer  und  Arsei 
■wirken  nicht  auf  die  Hydrocyansaure.  Flatinschi 
sie  bey  hoher  Temperatur  zu  zersetzen,  doch  ni 
mit  denselben  Resultaten,    wie  die  blofse  Hilze- 

Die  Oxyde  üben  auf  die  Hydiocyansäure  e 
verschiedene  Wirkung  aus,  welcbe  von  ihrer  Vi 
wandiachaft  fiir  den  Sauerstoff  abhängt. 

Ich  brachte  Baryt,  aus  aalpeiersaurem  Bai 
frisch  bereitet  ,  in  einer  Glasröhre  zum  Dunkel 
roihgliihen,  und  liefs  über  die  Oberfläche  desselbei 
hydrocyan»auren  Dun&t  steigen.  Der  Baryt  wui 
schwach  weifsglühenii,  erweichte  sich  und  trock> 
nete  sich  darauf:  Wasser  entband  sich  nicht,  wohj 
aber  ein  sehr  reines  Wasserstuff'gas  *). 


*)  Dieien  Versach  taan  iran  bequem  anslelh 
den  hydrocyaniiuren  DimEC ,  mit  Stickgas 
»COfFgss  vermischt,  in  «iiier  Uejneh  umgcbi 
fibsr  einer  WeingeiaUanipe  erliltzc;  nur 
dabey  kein  WeiCsglüIieii ,  weil  die  Wirhiuig  niclit  r 
genug  ist.  In  der  Kälte  wirkt  die  Barylerde  ntclit  ni 
lieh  auf  den  hydrocyaniauien  Dunst,  CL- 


der  WassBi 
encaGlocfc 
rbljckl  m. 


.  Untersuchungen  über  die  Blausäure.     «7 


K'i 


le:. 


Dieser   Versuch    beweist,     clafs  der  Baryt  den 
lijdrocyan sauren    Dunst  eben  so  zersetzt ,    wie  das 
i)[drwChIorinsaure  Gas,     allein   man  erhält    durch 
den  erstem  Wasserstoff  und  durch  letzteres  Wasser, 
wegen   der  Verschiedenheit    der  Verwandtschaften 
des  Baryums  für  das  Cyanogen  und  für  das  Chlorin, 
Da  nun  dieHydrocyansäure  bey  der  Verbindung 
mit   dem  Baryt  ihren  Wasserstoff  verliert ,    so  ent- 
steht hier  ein  wirkliches  Cyanb'aryum.    Wenn  man 
dieses  mit  dem  Wasser  in  Berührung  bringt,  so  soll- 
te eigentlich  eine  Verbindung   entstehen,    wek:he 
den    chlorinsauren ,    iodinsauren    und  schweflicht- 
sauren  Salzen  analog  seyn  müfste ,    d.  h.  ein  Salz, 
f    enthaltend  eine  Säure,  -welche,  durch  Sauerstoff  und 
Cyanogen  gebildet,    die  eigentliche  Cyansäure  dar- 
stellen würde.     Allein  hier  tritt  ein  besonderer  Um- 
stand ein,  wodurch  die  Resultate  bestimmt  werden : 
I .  es  ist  nämlich  das  Cyanogen  zusammengesetzt  und  die 
Verwandschaft  der  einzelnen  Bestandtheile  scheint 
kriftiger  zu  wirken,   als  die  des  Ganzen.     Wenig- 
^  *«tens  ist  gewifs,    dafs  durch  die  Auflösung  der  Cy- 
anverbindung  in  Wasser  Keine  oxygenirte  Cyanver* 
bindung  entsteht.     Nachher  werde  ich  diesen  Ge« 
genstandnäher  prüfen  *)• 


*)  £8  giebc  eine  Säure,  -welche  aus  Cyanogen  und  Sauerstoff 
zasammengesetzt  ist.  Sie  stellte  sich  mir  zum  ersten  Malo 
im  Sommer  des  vorigen  Jahres  dar,  als  ich  Kohlensäuregas 
mit  salpetriger  Säure  in  Berührung  brachte.  Seitdem  habe 
ich  sie  noch  auf  andern  Wegen  erhalten,  {TVdthers  Bit« 
terstoff).  Sie  besteht,  wie  es  mir  scheint,  aus  2  D.  Kohlen« 
'  oxydund  1 D.  salpetriger  Säure  oder  vielmehr  aus  1 D.  Cy* 
iUiogcii(;=  »  X  5,7  Kohlenstoff  +  5  X  4,5  Azot)  uiid  (}  D, 


\  • 


J^g  '  Gay-Lussac^ 

Statt  des  Baryts  Itann  man  sich  aurh  deß  durch 
Alkohol  geteiiiig^n  Kali  bedienen;  dieser  Versuch 
läfst  sich  in  einer  kleinen  gekrümmten  Glasglocke r 
anstellen,  und  ist  sogar  noch  leichtisr  als  der  vorige,  y- 
Man   erhält    ebenfalls  eine  Cy  an  verbin  düng,     undCf- 
Wasserstoflf  entwickelt  sich,  allein  in  weit  beträchtrv- 
lieber  Menge,  als  die  Hydrocy ansäure  liefern  söllte^J 
weil  der  Wassergehalt  des  Kali  zur  Zersetzung  einet  f^ 
Theils  von  Cyanogen  bey trägt. ^  *H 

Auch  ein  Cyannatron  habe  ich  dargestellt,  itt»^ 
diem  ich  in  einer  Glasröhre  bey  einer  Dunkel rotK-.'j 
glühhitze  hydrocyansauren  Dunst  zu  trocknem 
basischen  kohlensauren  Natron  treten  liefs.  Die* 
Säure  des  Salzes  wird  frey ,  und  man  erhält  ein  Js 
brennbares  Gas ,  welches  kein  reineis  Wasserstoffgäs  V 
ist,  da  bey  einer  erhöhten  Temperatur  entweder  w 
dies  Gas  oder  der  hydrocyansaure  Dunst  im  Stande  * 
sind,  auf  die  Kohlensäure  zu  wirken  und  ^Inen  lii 
Theil  derselben  zu  zersetzen.  .         ■   J« 

Ich  habe  schon  gezeigt,  dafs  durch  das  Kuptier« 

oxyd  die  Hydrocyansaure  in  der  Rotbglühhitze  Voll- 

*  ■       '  ■  j 

ständig  zersetzt  und  das   Kupfer  hergestellt  *w!rrd,  ^ 

wobey  man  Wasser  und  ein.  Gemenge  von  Kohlen-  \ 

~ —  ' .  ■  ■  '^ 

(=  5  X  7,5)  Oxygcn.     ich  werde  von  ihr  umstandlidbi  ^ 
reden  in  einem  der  näclisten  '  Hefte.    £s  ist  mir ,  wahr-   ^ 
scheinlich,  ^aCs  die  Oxycyansäure  aucli  in  der  Natur  und    '* 
^       namentlich  in  der  Erde  der  Künstlichen   Salpeterpflan- 
/  Zungen  vorlcomme,  wenigstens  sind  hier  alle  Bedingungen   ^ 
zu  ihrer  Bildung  vorhanden.  Finden  sich  ja  auch  die  Ohio* 
rinsaure  und  die  Phosgensäure,  welche  man  zu  den  neue- 
sten Erzeugnifsen  reclmet,  in  der  Natur,  letzte  iii  dem  ^ 
e  Salzsäuren  Bley  von  Derbhysir,  DöhAeiner. , 


ün(ersr.c!iiiTi£reii  über  die  Elr.iisSure 


=9 


Hlure  nnd  Sticltgas  in  dem  Verhiilinisse  wie  2  zu  t 
leiUält:  allein  ich  ■wollte  mich  uach  überzeugen,  üb 
^e  Einwirkung  dieser  liörpcr  auf  einander  bey 
(iFobnlicher Temperatur  eine  andere  »ey;  deshalb 
jjte  ich  das  Deatoxyd  des  Rupfers  in  einer  Rübr» 
k  mq  Gemisch  von  Hydrocyansüure  und  Wasacr- 
Bffgas:  eine  allniählige  Absorption  fand  zwar  Statt, 
pria  sie  war  nicht  so  stark,  aU  sie  bey  einer  gänz- 
^chen  Zerst'üfung  des  Dunstes  hätte  seyn  müssen. 
i  ils  ich  die  Röhre  umkehrte ,  um  mich  durch  den 
Geruch  zu  übemeugen,  oh  noch  bydrociansaurer 
Dnnst  nhrig  geblieben  sey,  so  bemerkte  ich  zu 
meinem  Erstaunen,  dafs  Cyanogen  sich  gebildet 
baite,  welches  an  seinem  starken  und  durcbdrin- 
genden  Geruch  leicht  zu  erkennen  ist.  Gelinde  er- 
wärmt schied  das  Oxyd  viel  Wasser  aus.  Hiernach 
scheint  die  Hydrocyansäure  mit  dem  Kupferoxyde 
»ich  eben  so  zu  verhalten,  -wiedieHydrochlorinsaure 
mit  dem  Maiigano)i,yde.  Als  ich  dai  Kupferoxyd 
in  die  tropfbarÖiissige  mit  Wasser  verdünnte  Säure 
brachte,  so  wurde  nach  einigen  Tagen  der  Geruch 
nach  Cyanogen  sehr  merlibar,  und  das  Oxyd 
■wurde  weifs  an  der  Oberfläche.  Das  Mangan- 
hyperoxyd  absorbirt  binnen  wenigen  Stunden 
den  hydrocyansauren  Dunst  vollständig,  aber  daa 
Cyanogen  zeigt  sich  nicht.  Ich  werde  unter  andera 
andemUrastande  genauer  prüfen,  was  hiebey  vorgeht. 
Das  rothe  Qnecksilberoxyd  wirkt  in  der  Hilze 
•O  lebhaft  auf  den  hydrocyansauren  Dunst,  daE» 
die  Verbindung,  welche  hieraus  entstehen  sollte, 
durch  die  entwickelte  Hitze  zerstört  lyird.  Dasselb« 
geschieht,  wenn  man  etwas  concentrirte  Hydro- 
cyansüare  auf   das   Oxyd   gielit;    c»   entsteht   ein« 


so  '   Gay-  Lussac 

grof^e  Temperaturerhöhung,    %velche -eine  gefäbr* 
liehe  Explosion  veranlassen  -würde»  ^enn  man  mit 
beträchtlichen  Mengen  operiren  wollte.     Wenn  die 
Säure  verdünnt  ist,    so  löst  sich  das  Oxjd  ebenfall» 
rasch  und  mit  Wärmeentwicklung,  aber  ohne'Gas^ 
entbindung,  auf,  und  man  erhält  das  Frodtict,  welr 
ches  man  mit  dem  Nanxen  blausaures  Quecksilber 
bezeichnet.     Als  ich  das  Oxyd  in  ein  Genr.isch  voift. 
hydrocyansaurem  Dunst  und  Walsers torff gas  brachte» 
ohne  die  Temperatur  zu  erhöhen,  so  ging  die  gäna» 
liehe  Absorption  des  Dunstes  in  wenigen  Minuten, 
vor  sich.      Nachdem  ich  die  Rohre  von  Wasserstof 
geleert  und  mit  einem  neuen  Gemenge  gefüllt  hattep 
um  das  Resultat  noch  bemerkbarer  zu  machen,  s<» 
geschah  die  Absorption  eben  so  vollständig  als  da» 
erste  Mal ,   und  das  Wasserstoffgas  behielt  sein  Vo- 
lumen bev,    welches  beweist,    dafs  dieses  an  der 
Erscheinung  keinen  Aniheil  hatte.     Nach  mehrern. 
ähnlichen  Operationen  hatte  sich  das  Oxyd  an  den 
Wänden  der  Rühre  angesetzt;    auf  den  Boden  der 
B.öhre  herabgeschoben   und  gelinde  erhitzt»    dun« 
4Btete  es  viel  Wasser  aus.. 

Wenn  also  das  Quecksilberoxyd  in  der  Kälte 
ftuf'  die  Hydrocy ansäure  wirkt»  so  verbindet  sich 
der  Sauerstoff  des  ersten  mit' dem  Wassersto^'  der 
letzten ,  welche  durch  diesen  Verlust  zu  ihrem  Ra-. 
dical  reducirt  wird;  folglich  muCs  man  hier  kein 
hydrocyansaures  Salz»  sondern  ein  Cyanquecksilber 
erhalten.  Das  gewöhnliche  blausaure  Quecksilber 
unterscheidet  sich  hiervon  nicht»  und  muCi  daher 
eben  so  genannt  werden. 

Da  das  rothe  Quecksilberoxyd  mit  solcher  Leicfa- 
■tigkeit  den   h^'drocyansauren  Dunst  absorbirt,    so 


[Jntersudiungfn  üljcr  die  Elausüure,     SI^^l 

ocebrdaeu geeignet,  den  Dunstvon  den  meisten 

irfen,  womit  dcrstlbevermischt  seyn  höimte.  in 

leiden.  MebrercMalebabe  ich  es  mit  Erfolg gethan. 

Au»  diejcn  -wenigen  Versuchen  sieht  man,  daf« 

Oxyde   verschieden   auf    den    hydrocy ansäuren 

imt  eio wirken.      Diejenigen,  Vorin   der  Sauef 

iff  stark  verdichtet  ist,    entbinden  das  Hydrogcu 

ielben,    und  bilden  dann  C^anverbindungen  der 

Oicj-de;   aber  die  Oxyde,   in  welchen  der  Sauerstoff 

nur  schwach  verdichtet  ist ,    üben    darauf  eine  so 

Teriiiiderliche  Wirkung  aus,  dafs  es  nüthig  ist,  noch 

mehr  Versuche  aiizustcllea,    als  von  mir  gescheben» 

um  zu  einem  HuuptresuUute  zu  gelangen. 


^on     de 


Zweyter  Abschnitt. 

':    Cyano gen    oder     Radical» 
der  Blaus iinre. 


Bey  der  Zersetznng  des  Cyanquecksilbers  ver- 
mittelstder  Wärme  entdeckte  ich  das  eigenlhümlicb« 
Ga«.  welches  icb  mit  der  Benennung  Cynnogen  be- 
zeichnet habe;  da  aber  das  C^fanqitecksilber  in  sei- 
ner Zusammensetzung  sehr  verschieden  ist  und  als- 
dann nicht  immer  dieselben  Producte liefert,  so  will 
ich  zuvörderst  angeben,  v/ie  man  es  bereiten  mufs. 

Wenn  man  rotbes  Quecksilberoxyd  mit  Betli- 
netblaa  digerirt,  so  erhält  man  eine  vollkommen 
neutrale  Cyan  verbin  düng,  welche  in  langen  viersei- 
tigen, schief  abgestumpften  Prismen  crystalliiirt. 
Durch  Abdampfen  und  wiederholtes  Crystallisiren 
Junn   man   sie   von    ihrem   iLisengehalte    befreien*  _, 


.1 


SÄ  ^  Gay-Lussac     ^ 

allein  ich  ziehe- es  vor/  nach  Prou«t«  Angabe,  sip 
mit  dem  Deiitoxyde  des  Quecksilbers,  Welches  AÜfi 
Eisenoxyd  vollständig  niederschlägt,  zo  koch^pl 
und  darauf  das  überschüssig«  Merkuroxyd  iuit  etwM 
Hydrocy^nsäure  odet  auch  mit  Hydrochlorinsäuflfl 
9EU  sättigen.  Diese  also  bereitete  CyanVerbindu^g 
e.ei'setzt;  ich  .durch  die  Hitze  f  um  4as  Radical  dtfli 
Blausäure  zu  gewinnen;  für  gewöhnliche  VersucfaflB 
bedarf  es  jedoch  solcher  Vorsicht  nicht.  '       -* 

*  Siedet  man  diese  Cy  an  Verbindung  mit  denp 
Deutpxyde  des  Quecksilbers,  so  löst  sie  «ine  beträchfc* 
liehe  Menge -desselben  a*if^  aus  der  neutralen  V^i^ 
bindung  wird  eine  basische;  sie  crystallisirt  nichC 
{mehr  in  Prismen,  sondern  in  sehr  kleinen  Büschels 
und  ihre  Äuflöslichkeit  scheint  sich  etwas  vermehrt 
«u  haben.     Bey  dem  Abdampfen  zur  Trockne  ver- 

.  kohlt  sie  sich  sehr  leicht,  weshalb  man  nur  did 
Hitze  des  Marienbades  an'i/vepden  darf.  Diese  Ver- 
bindung,  welche  man  ein  basisches  blausaures  Salap 
liätte  nennen  können,  ist  zuerst  von  Proaj^  bemerkt 
^rorden  {Annalts  ^e  chimie  Tom,  L»X.  p*  ssg)« 
Zersetzt  durch  die  Hitze  giebt^^sie  zwar  wohl  CyanOr 
-gen ,  aber  vermischt  mit  Kohlensäure  und  Stickgas. 
Proust  will  Ammoniak,   Oel  in  grefser  Menge,  koh* 

'lensaures  Gas,  Stickgas  und  Kohlenoxydgae^  erhalten 
haben;  ich  habe  nicht  die  leiseste  Spur  von  Oel 
und  Ammoniak  entdecken  k^nrieo,  obgleich  ich 
mich  sehr  bemühte,   sie   zu   finden. 


^J  Auch  Simon  will  hierbei  brandiges  Oel  mit  etwas  SSur« 
haltigem  Wasser,  wie  auch  Ammoniak  entstehen  geseba 
Ilaben  (vergl.  Saherer's  allg.  Journ.  d.  Chem.  VÜI.  S.  48), 
Ich  selbst  erliielc,  bereits  vor  einem  Jalire,  als  ich  total 
«utwissertcs  blausaures  Queeksilber  destilUrte  (von  dem 


Untersuchungen  iibci'  die  Blausäure.     55 

Die  Genauigkeit  des  Herrn  Fronst  vrar  mir  zu 
Aannt,  als  dafs  ich  an  den  von  ilim  erhaltenen 
puluten  hätte  zweifeln  sollen;  daher  \ynr  ich  ge- 
^lauben,  dafs  die  Cy  an  Verbindung,  welche 
panwandte,  von  der  nieinigcn  ganz  verschieden 
Nach  einigen  Untersuchungen  gelang  e« 
tr<endlich,  die  Ursache  der  Verschiedenheit  iinse- 
Jtlletnltate  aufzufinden,  l'rnuit  hat  einer  fcuchtea 
I^Uiverbindung  aich  bedient,  mdefs  die  meinige  sehr 
01  ncken  war.  Ohne  Beyaein  des  Wasser»  würde  ihm 
kt  Bch  die  Entdeckung  des  Cyanogens  nicht  enlgan- 
?  fi  »eyn.  Das  neutrale  und  vollliommen  irockne 
•k  ^inqnechsilber  giebt  blufses  Cyanogen,  feucht  hiu- 
=6  ^(u  liefert  es  blofs  Kohlensäure,  Ammoniak  und 
n  Jelen  hydrocyansauren  Dunst.  Bedient  man  sich 
a  g»  basischen  und  feuchten  Cyanverbindungi  so  er- 
li  (Itman  dieselben  Producte  in  verschiedenen  Ver- 
n  Ütnissen,  mehr  Stickgas  unt^  eine  braune  Flüisig- 
\  iti  die  Prouit  iixx  Ot\  gehiiUea,  aber  es  nicht  ist, 
K  Um  also  ein  reines  Cyanogeo  zu  bekommenl,! 
Q      rflDUinui  ein  neutrales  und  besonders  ein  voU- 

s,l  ich  jtdoch  nicht  weiTs,  ob  et  jieitiral  oder  basisch  go- 
,  I        Wesen) ,   niclits    sndtrs   ah   eine  gasfiii'inige  Fliis^igkeit, 

I  welche  sich  mit  bey  ralieier  ÜJiteiBucliung  als  eine  Ver- 
^^ttHndung  von  Kohle  und  Axot  ankündigte,  Ich  nnniiC« 
^^^■ri*  in  meinen  Voilcsiingen  gekohltes  Azotgas  imd  be- 
^^H-Irachtete  lie  a!s  deliydrogenirte  Blaittüiire ,  von  der  ich 
^^Baiir  Biidi  friihcr  TOrgestelh  haue,  defs  sie  in  diesem 
^BZustande  hii  Berlineiblau  und  in  nllen  nnauAüslichca 
^^V Znsammeaseizungcn,  Tvelclie  durcli  die  Wecliselwiikiing 
^^^der  Blausäure  und  verschiedener  Melallöxydo  resiilliren, 

r  enthalten  «cynmiifa.  Amtliche  und  anderweiio  ciieniischo 
,  I  tlnt^rsuchunglaibeiren  und  einige  FurchtiToi'devWitkung' 
^^^  derBlansituieaufdenUrganisiuLis,  hielten  midi  nb,  das  Ge> 
^^B  fandene  nnleisnchend  weiter  iit  piitfen.  DäbenlatT.  . 
^KtlrT..  /  Cfitm.  u.Piys.  i6.  Bd.   i.  «,/(.  5 


34 


Gay-Lussac 


kommen  trocTines  Cyanqueclssilber  nehnien.  Wei 
ich  früher  den  Einilurs  der  Feuchtigkeit  gelian 
hätte,  so  -würde  mir  die  Analyse  des  Cyanogen»  ■Wi 
weniger  Zeit  gekostet  haben,  weil  alsdann  die  J 
Weitbung  der  Mengen  des  Wassers loITgas es  und  ) 
Anomalien,  welche  daraus  folgten,  mich  nicht 
sehr  in  Verlegenheit  gesetzt  haben  würden. 

Da  ich  glaiibe  gezeigtau  haben >  dafs  diene 
trale  Verbindung,  welche  man  blausaures  Quet 
Silber  nennt,  eine  Cyanverbindung  ist,  so  nicl<{)i 
es  scheinen,  dafa  die  eben  erwähnte  basiac 
Zusammensetzung  ein  Sous-Cyanur  »ey;  alleiu  d( 
ist  nicht  also:  es  ist  die  Verbindung  dei  Merln 
Oxydes  mit  CyanqHecksilber*),  analog  vielen  ande 
gleicbarligen  Zusammensetzungen,  die  noch  nie 
hiitlähglich  bezeichnet  sind,  und  für  die  ii 
die  Aufmerksamkeit  der  Chemiker  in  AneprUi 
nehme.  Wenn  man  das  Chlorin quecksilber  i 
aweyten  Grades  (Dcutochhrure)  durch  Kali  zerse^ 
60  crbältiwan,  sobald  das  Kalinichtvorwaltei,  eini 
ziegelrolhen  Niederschlag,  der  eine  dreifache  Vi 
bindung  von  Chlorin  ,  SauerstoiF  und  Qaecksilb 
oder  eine  zweyfache  Verbindung  de»  Quecksilbc 
osydes  mit  Chlorinquectailber  darstellt.  Die  B 
ncnnung  basisches  ChlorJnquecksilber  (souscklontFi 
ist  hierfür  nichtelgentlich  passend,  vielmehr  möch 
ei   ein   ox^dirtei  Chlarinquecksilber  (oxychlorw 

')  In  dem  franibsiecheii  Originile  stellt,  statt  Cyana 
„Cyanogtan"-.  Dtefs  ist  bestininii,  ein  Druckfehler,  da 
es  ist  liiei  Boii  einer  Vei'liindung  die  Redf ,  welche  d 
jeDigea  älinHcli  iBt,  die  G»y-X-uiiac  oxyMorura 
Beuiiea  rorecliiagt,  Däbereiner, 


^m 


l'ntersiichTingen  über  die  Elausäuiii,     55 

Da  Aihwefelhaltigc  Antimonoxyd,  welcbe* 
iiuchein  oxydirlcsSchwefelanlimon  (oxysulfuro 
timoine)  nennen  könnte  und  vide  «ndere  Ver- 
ungen  bc&nden  stell  in  <lenigelben  F.i1Ie.  £ey 
Gelegenheit  mufs  ich  betnerlien,  äah  die  ku- 
lengesetxten  Verbindungen,  aus  dem  Zusam- 
eten  zweyer  Dopj)clverbindungen  hervorge- 
,  im  Allgemeinen  ein  gemeinschaftliches  £le- 
;,  das  der  einzelnen  Verbindung  zugleich  ange- 
(itzen  müssen.  Hiervon  bieten  die  SaUe 
reiche  Beyspiele  dar,  vornehmlich  die  dreyfa- 
Salze,  welche  beständig  aus  awey  Salzen  der- 
i  Art  bestehen;  ond  es  vvürde  schwer  seyn, 
Zusammensetzung  von  einer  Chlorin  -  oder 
efelverbindung  mit  einem  eigentlichen  Salze 
fuhren  *)-     Ich  komme  jetzt  wieder  auf  das  Ver- 

,  das  Cyanogen  zu  bereiten, 
Wird  das  Cyant^uecksilher  in  einer XleinenGlas- 
odei  in  einer  Rührei  welche  an  einem  Ende 


'er  Vetbindnngen   der  Ilaloide  mit  Oryden    giebt  et 

Taeiord entlieh  viele,  aber  nur   wenige  deiselben  iinil 

itcrsucht  uud  genau  betiiniit.      Ich  Lnbe   mchicrc  die* 

[  ZusanunensetzHiigEn'  durgeslellt   und  zerlegt   und  ich 

■de,  doTs  sie  AU9 1  Vcib.UcnirGc  Hjiloid  und  i  — 5  ode  (5  Ver- 

iltni nun. Oxyd  beiteheii.     Wall rscheinlidi  giebi  ei  eben 

I  viele  cinficlie  Zuaamtnenselzungen   aii9  Clilurm    und 

in  diesen  Vediäliinfsen  :  vwey  derselben  kennen 

schon,  das  Chlorinoxyd  und  die  ClilorinsHute.      Du 

igen^nnte  baiische  snlzsanre  Blcy  ,  das basiiclie  salzsaurs 

ipfcr  (Atakamit)  u.  i.  w.  »ind  aus  1 D.  Haloid  und  5  D. 

ixyA  zusamin engesetzt.     Eine   .ilinliche  _Veibindung  in 

Verhülcnilse  scheint  die  Glasur  des  alten  englischen 

|t«iigiit>.      Welche    durch     KoUisuU-  veriinlüfst    wird^ 

M  leyn,  Dubtiiintr, 


56  GayrLussac 

sugetcbmoleeii'  ist,  der  Wärme  ausgesetzt,  >o  fl 
es  liaid  an,  sich  scbwarz  zu  färben;  es  scbeinl 
«chmeUon  "wie  eine  thicriEche  Substanz,  und 
entwickelt  sich  das  Cyanogen  reichlich.  Das 
ist  rein  von  Anfang  der  Operation  bis  zu  E 
wenn  nur  die  Hitze  nicht  zu  stark  ist:  denn  "vr 
sie  bis  zum  Schmelzen  des  Glases  getrieben  i* 
so  entwickelt  sich  etwas  Stickgas.  £a  geht  e^ 
Quecksilber  mit  einer  beträchtlichen  Menge  C; 
quecksilber  über,  und  als  Hückstand  bleibt 
Kohle  schwarz,  wie  Rufs  und  auch  so  leicht 
dieser;  hierauf  werde  ich  nachher  zurüchkomn 
Auch  das  Cyansilber  giebt  Cyanogen,  wenn  t 
es  erhitzt,  aber  das  aus  dem  Quecksijbi 
andern  vorzuziehen. 

Das  Cyauogen  ist  ein  peemanent  elaatisl 
Fluidum.  Der  Geruch,  ■ivelcher  sich  nicht  bescl 
ben  läfst,  ist,  sehr  stark  und  durchdringend. 
Aullüsung  im  Wasser  hat  einen  sehr  stechenden' 
schmack.  Es  ist  brennbar;  die  Flamme  ist  b 
licht,  gemischt  mit  Purpurroth.  Die  Dichtig 
desEL'lbcii,  verglichen  mit  der  der  atmosphäriic 
Luft,  ist  1,8064.  Ich  fandsie  dadurch,  dafs  ichl 
Glaskugel,  welche  ohngefähr  zwey  und  einen 
ben  Litre  fafst,  und  wi.'lche,  bis  zu  demselben  Gi 
lufileer  gemacht,  zuerst  mit  Luft  und  dann 
Cyanogen  angefüllt,  bey  derselben  Temperatur 
bey  gleichem  Luftdruck  wog.  Folgendes  gab' 
Versuch, 
Gewichtdes  leeren  Gefäfses       ,         .     A  +  o,o] 

—  des  mit  Luftgefülken  Gefäfses  A  + 

—  des  mit  Cyanogen  gefüllten     A+S.oajj 
Dai  Gewicht  des  Cyanogeus  dividiil  dati 


Dntersuchungen   über  die  Blausäure.     37 

'ftwicht  der  Luft  giebt  die  Verliältnirssahl   1,8064. 

EinUnTs   der  Feucbiigkeit   habe  ich   hier  ver- 

Icbläfiigt,  weil  ichsieniclit  genau  Kenne  und  da- 

die  Correciioo  unsicher   geblieben  seyii  würde, 

ngens  ist  sie  auch  so  ^venig  bedeutend,    daU  sie 

MStglich  jibergangen  werden  kann. 

Da»  Cyanogen  ertragt  eine  sehr  hohe  Tempera- 
ohne  zersetzt    zu   ■werden.      Wasser,    womit 
dasselbe  einige  Minuten    schtitlelte,     löste  bei 
Temperatur    von  20°    beinahe    vier  und    eio 
Ib  Miil  sein  Volum  davon  auf;    absoluter  Alkohol 
imt  davon  das  Drey-  und  Zwanzigste  seines  Vo- 
auf.     Scbwefeläther  und  Terpenihinül     neh- 
vreiiigstens  eben   so   viel    aU  das  Wasser  auf, 
i   die;  Menge  babe   ich  nicht  genaa  2u  bestJm- 
sa  mich  bemüht. 
Die    Lacmustinctur  -wird  von  dem   Cyanogen 
ithet.      Wenn  man  die  Aullösung  erwärmt,   so 
itweithl  das  Gas  ■wieder,  vermischt  mit  ein  wenig 
Kohlensäure  und  die  blaue  Farbe  de»  Lacmus  stellt 
lieh  wieder  her.       Die  Kohlensiinre  entsteht  ohne 
Zweifel  aus  der  Zersetzung   eines  kleinen  Änlbcils 
von  Cyanogen  und  Wasser.      Es  entfärbt  die  rothe 
AnAösiing  des  schwefelsauren  Mangans,  eine  Eigen- 
schaft, welche  das  bydrocyansaure  Gas  nicht  besitzt, 
und  ein  Beweis,    dafs  seine  Elemente  beweglicher 
lind  als  die  des  letzten,      üuf  trockncm  Wege  treibt 
ei  ans  den  kohlensauren  Salzen  die  Saure  aus. 

Von  den  einfachen  Kürjjern,  welche  ich  mit 
dem  Cyanogen  bey  einer  Weingeisllampe,  deren 
Hitze  das  Glas  nicht  schmelzte,  in  Beiiihrung  ge- 
bracht habe,  konnten  Phosphor,  Schwefel  und  Jo- 
din iu  dietem  Gase  verflüchtigt  werden,  ohne  eine* 


Veränclerung  zu  erleiden  *);  aucli  das  Gemisch  i 
eelben  mit  Hydrogen  wurde  bey  gleicher  Temp« 
tut  nicht  geändert,  selbst  nicht  dann,  wenn 
einige  electrische  Fmiken  durchschlagen  M 
Kupfer  und  Gold  verbinden  sich  damit  nicht,  .at 
das  Eisen  zersetzt  ei  zum  Theil  bey  einer  Jlothgl 
httze,  diedeni  Weifsgliihen  nahe  kommt:  es  bedi 
aich  mit  einer  sehr  leichten  liohle  und  wird  «| 
de;  der  unzersetste  Antheil  des  Gases  ist  mit  St 
gas  vermischt:  bey  einer  Probe  betrug  das  Stid 
0,44-  ^ss  Gemisches,  im  Äilgenieinen  aber  isi 
geringerer  Menge  vorbanden.  Das  Platin,  wel< 
ich  neben  das  Eiten  gelegt  hatte  ,  w'ar  unverä» 
geblieben;  die  Obertläche  desselben  und  der  Ri 
war  nicht  mit  Kohle  bedeckt ,  wie  es  bey  dem 
»en  der  Fall  war. 

Das  Baliiun  wirkt  in  der  Kälte  nur  lang 
auf  das  Cyanogen,  weil  es  sich  an  der  Oberfll 
mit  einer  Kruste  Jiberzieht,  -welche  die  gegensei 
Einwirkung  verhindert.  Erhitzt  über  der  W 
geistlampe,  wird  das  Kalium  schnell  welfsglüh 
das  Gas  fangt  an  verschluckt  zu  -werden,  die  b 
nende  Scheibe  wird  allmahlig  kleiner  und 
sie  gauz  verschwindet,  was  nach  einigen  Secui 
geschieht,  so  hört  auch  die  Absorption  auf. 
nommen,  man  hätte  ein  Maafs  von  Kaliu 
Wandt,   das  aus  dem  Wasser  50  Theile  Wassers 


•)  Ganz  andara  Remltate    ■nfirden    bcir orgegangen 

vrenn     Gay  -  Laimc    Cyanqiiecksilber    ttiic    Piios| 

.     Scliwefel  und,  lodino   in   liohei    TempeTatnv   I 

hatte.    Er  würde   gaiii  nnie  und  meikwilrdige  Zi 

meuietzitiigeii  erlti.ltea  haben.  Döhersim 


Untersuchungen  über  i3ie  Blausäure,     gj*- 

:b  d»l|ii  (nlwichela  küante  ,   so  wird  man  finden,  d^U 

4gbi»5<»  TheileGas  rerschwinden,     Btihandtll  man 

Rückstand  mit  Kali,      so  hleil^en  gc%vubiilich 

iis  5,    oft  auch  10  bii    12  Tbeile  WassCrstoIFgas 

ältgf^ftg.     Ich  habe  viele  Veraache  angecielh,  um  den 

hgliffJInprDng  dieses  Gases  zu  cnLdechen  und  glaube  thi 

iiilich  gefunden  zu  hdben:  es  entsteht  unmlichaut 

üfera   Wasser,  welches  das  Cyanquecksilber  zurück- 

[flält,    wenn   es  nicht   gehiirjg    getrocknet  worden. 

eaut^ht  d.inn  bydrocyan saurer  Dunst,  der  bpy  - 
(der  Zersetzung  durch  das  fiah'uni  die  Uälfte  seines 
^olnms  Wassentoft'gas  als  Küclistsnd  übrig  läfsC. 
le  ich  diese  Ursache  kannte,  hatte  ich  aus  der 
änderlicben  Mengd'  des  Wasserstoffgases  den 
iur*  gezogen,  dafs  es  mit  dem  Cyanogen  in  kei- 
Beziehung  stehen  ;Itonnte,  es  hl  aber  befriedi- 
gender zu  wissen  ,  welcher  Quelle  man  «s  zuschrei- 
ben mui"s.  Ich  folgere  also  aus  diesem  Versuche, 
dafs  das  Kalium  ein  eben  so  grofses  Volura  Cyano- 
gra  verschluckt,  als  es  Hydrogen  aus  deui  Wasser 
entwickelt  haben  würde. 

Die  Verbindung  des  Kaliums  mit  dem  Cyanngeo 
ist  gelblich;  sie  löst  sich  im  Wasser  ohne  Aufbrau- 
sen auf  und  rerhält  sich  sehr  alkalinisch.  Im  Ge- 
schmack gleicht  sie  vüllig  dem  hydrocyansauren  Kali, 
dessen  sämmiliche  Eigenschaften  sie  an  sich  tragt. 
Dieser  Versuch  ist  ohnstreitig  sehr  belehrend, 
aber  nicht  hinreichend,  die  wahre  Beschaß'enheit 
des  Cyanogens  aufzuklären.  Da  das  Gas  sehr  leicht 
entzündlich  ist,  so  liefs  ich  es  in  dem  Veltaischen 
Endiometer  mit  etwa  zwey  nnd  ein  halb  Mal  seines 
Volumens  SauertoiVgag  verpufien.  Dift  Detonation 
ist  so  heftig,  dafs  mir  einmal  ein  Eudioj 


I 


4Ö  Gay-Luasac 

brach;  dicFlamme,  womit  siebegleitctist,  erscl 
bläulich,    ivic   die  Flamme    des  ini  SaaersLofFga 
brenueiiden  Schwefels. 

AngenümDien,  man  operire  mit  loo  Theilt 
Cyanogen,  so  wird  man  nach  dem  Verbrennen  eil 
Banmveiminderung  von  4  his  9  Theilen  vor&ndc« 
bebandelt  man  den  Rückaland  mit  liali  oder  Bar; 
•o  vermindert  er  sich  um  195  ti"  ^00  TheiU 
welche  kohlensaures  Gas  sind.  Von  neuem  übt 
Wasser  vermittelat  Hydrogen  analysirt,  liefert  di 
nückstand  94  bis  gß  Thcile  Stickgas,  und  dasSane 
sLoffgas,  welches  er  enthält  hinzugerechnet  zi 
jenigen,  welches  in  dem  kohlensauren  Gas 
befindet,  trift,  his  auf  4  bis  5  Ilunderttheile,  gan 
mit  der  angewandten  SauerR'olfmenge  iiberein. 

Uebersieht  man  die  kleinen  Äbw^eichunge 
dieser  Zahlen  von  den  einfachen  Verhällnifsen 
welche  eben  »o  wohl  wie  dip  Gegenwart  de»  Wa« 
eerstoffs  davon  abhängen,  daf»  in  dem  CyanogCl 
sieb  eine  abweichende  Menge  von  bydrocyansj 
rem  Dunst  befindet,  der  von  der  rücksländig 
Feuchtigkeit  des  Cyanquecksilbers  herrührt:  so  kam 
man  annehmen,  dafs  das  Cyanogen  genau  1 
Kohlenstoff  enthält,  um  das  doppelte  Volum  derf 
selben  an  Kohlensäure  hervorzubringen,  d.  h.  : 
Volume  Kohlenstoff  nebst  einem  Volum  Sticksioili 
säniratlicb  au  einem  einzigen  Volume  verdichtet 
Ist  diese  Annahme  richtig,  so  mufs  die  Dichtigkei 
des  ßadicals,  welche  daraus  abgeleitet  werden 
kann,  auch  in  der  Erfahrung  wieder  gefunden  wer- 
den. Nun  nher  beträgt,  die  atmosphärische  Luft 
als  Einheit  gL-setzt 


Unters ufhungeti  über  die  Blausäiite. 

dicdoppelteDich(igkeil  (?csKohlenstcf)V  rzo.gisa 
ilie  einfache  Dichiigkeii  des'  Sui-kstoJls  'rr  0,^(191 

Und  die  Summe  ist  ^  1,3011 

folglich  müfite  die  Dicliciglseit  de»  Cyunagent,- 
vat  der  gegebenen  Analyse  berechnet,  gleich  1,3011. 
tejni  der  Versuch  hat  1,8064  gegeben.  Aus  der 
Cebereinstimniung  dieser  beiden  Zahlen  duti  man 
achliefsen,  dafs  die  Analj'se  genuu  ist,  und  kann 
diegeringen  vorbin  bemerkten  Abweichungen,  deren 
eigenilichcr  Ciund  mir  klar  scheint,  übersehen 'J. 
Wenn  man  die  Analysen  des  Cyanogena  und  der 


,*)  D»  ich  bey  der  Best] mm» ng  derÜiditigkeic  des  Cviitio« 
gen»  den  Emfliifs  der  Feucliiigkeu  noch  niclil  k^iimte, 
60  iat  es  ivalirscbeiiiUcli ,  dar»  dieses  Gas  ein  klein  \/> 
aig  hydrocy ansäurt n  Dunst  eiiiliieh,  wcidiircti  sfina 
Dichtigkeit  etwas  halle  rermitidert  werden  sollen. 

Die  VoluoiveimludeTung ,  die  mon  naoh  der  V^rpuf- 
fung  des  Cyanogens  mit  dem.  O^gen  bemerki  ,  so  wio 
»uch  da»  Deficit  an  Kohlen  Sä  uro,  an  StitksttifF  iiad  E.iiifii- 
noB  ist  leicht  zu  erKlaien  durch  die  Gegenwnil  Toii  ein. 
wenig  hydiocy ansäure  11  Dimat,  Dann  wenn  man  die- 
sen nnit  gaucrstiitf  verpufft,  so  veriEiinderc  sich  dns  C.is- 
Toliun  des  Dunstes  um  Dreyrlotlel ,  und  d.ibey  eni.-teli|: 
nur  Eia  Vulum  Kohlunsrfure ,  da  duck  das  Cyanogen. 
awey  Volume  liervorbiingt ;  er  gicbt  nur  ein  hnlbes 
Volum  Stickiioli,  und  endlich,  ti'  euiiah  Wasserstoff, 
der  rin  viernl  Vohitii  Saiiersioff  wegnimmt.  Ah  ich 
Cynogen  vei puffte,  bemerkte  'ich  kein  salpelrigssure* 
Gas ,  aber  die  Oild^ng  dieser  Süiirc  ist  niclit  blofs  voa 
dem  D»«eyn  des  SiLuksioffs  in  einer  Vorbüidung  abbSn- 
gig;  ti«  wird  auch  durch  da«  Veihälteir»,  in  welchem 
■ia  «cb  daiiu  be&ndtt ,  basliimnt.  -  CLf' 


l 


Hydro cyansSure  mit  einan«!er  verglßiclit,  «o  fini 
man,  dafs  i  Voliun  Hjdrogen  zu  t  Volum  Cyi 
gen  hinzugefügt,  genau  zwey  Volume  hydrncyi 
sauren  Dunst  giebt,  ^vo^alls  folgt ,  dafs  die  Dichl 
keit  ,dci  letztem  gleich  ist  der  halben  Summe 
Dicbtiglteiten  des  Cyaiiogena  und  des  Hydrog« 
Hierin  gleicht  das  Cyanogeu  dem  Chlorin  und  d 
Jodin;  denn  auch  diese  verbinden  sich  mit  ein 
gleichen  Volum  Hydrogen ,  um.zwey  Volume  1 
dro  chlor  insaures   oder   hydriodinsaureg  Gas 


Jetzt  ist  es  leicht,  sich  zu  überzeugen 
die  Ein\virlinng  des  Kaliums  auf  das  Cyanog 
mit  ilerjenigeiv,  welche  dies  Metall  auf  die  Hyd 
cyansäure  ausübt,  übereinstimmt.  Wir  haben 
sehen,  dafs  es  50  Thcile  Cyanfjgen  absorhirt,  i 
haben  auch  gefunden,  dafs  es  100  Theilc  Hydi 
cyansäure  zersetzt  und  daraus  ^o  Theile  Wasserst 
entwickelt.  Da  nun  aber  100  Theile  hydrocyai 
«aurer  Dunst  weniger  50  Theil  WasserstoBgas  gern 
50  Theile  Cyanogen  darstellen,  so  stimmen  bei« 
Resultate  vollkommen  überein,  und  die  heidt 
VerbindungeKl,  welche  man  erhält,  müssen  ide 
tisch  seyn:  dicfs  wird  vollkommen  durch  die  I 
fahrung  bestätigt. 

üeberzeugt,  dafs  die  Analyse  des  Cyanoge 
von  grofser  Wichtigkeit  sey ,  versuchte  ich 
noch  mit  Hülfe  anderer  Mittel.  Ich  brachte  in  eil 
Glasröhre  Cyanquecksllbcr  und  legte  darauf  braun 
Kupferoxyd,  das  ich  dann  bis  zum  Dunkelrot 
glühen  erhitzte.  Als'ch  nun  auch  den  Theil  d 
Bohre,  vre  sich  das  CyanquecksÜber  befand 
mühlig  erhitzte,  so  entwickelte  sich  nach  und  aa< 


Untersuchungen  iiber  die  Blausäure. 


43 


Branogen  und  ging  zu  dem  Oxyde  über,   ivclche» 

Melbe  völlig  zersetzte,  indem  es  ihm  sein  OvTgen 

zlicb  abtrat.    Das  orlultenc  Gas,  gewasclifu  mit 

t  KU  verschiedenen  Zeiten     \vahrend  der    Opc- 

gab  bloT»  c,\Q  bis  0,3»  Stickgas  sutt  o,35( 

kh  nach  meiner  Ana1>se  haue  erbalten  sollen. 

muihend,    dafs  eich   bier   eine  aticUflioJlbaUigo 

ng   gebildet  baben   miichtc,    -wiederbolle 

I  den  Versuch,     indem    ich  auf  das    Oxyd  ejne 

Idcht  grober  Kupfetfeile  legte  und  diese  mtt  dem 

^de  in  gleicher  Temperatur  erhielt.     Bey  dieser 

inderten  Vorrichtung  war  der  Erfolg  sehr  regel- 

l>ig;  denn  die  kleinste  Menge  SiiiksioH",  wulche 

i  wäbrend  des  ganzen  Verlaufs  des  Versuchs  er- 

nielt,  betrug  30,7  von  100  Theilen  des  Gasgemenges 

-'  Und  die  grüfste  sticg-anf  34<4*     Aber  das  Mittel  aller 

Roben  war : 

Stickgas        .     -      .  *  .      3j,6 

liobleiisaurea  Gas  .  .       664 

ein  Resultat,  welches  mit  gröfster  Evidenz  beweist, 
dah  das  Cyanogen  awey  Volume  Kohlendunst  und 
dn  Volum  Stickstoff  enthält. 

Statt  das  Cyanogen  zum  Hiipferoxyde  treten  zu. 

Itnen,    machte  ich  bey  einem  andern  Versuche  ein 

menge  van    1   Theile  Cyancjuecksilber   und  19 

silen  Osyd,   brachte  ea  in  eine  Glasröhre ,   die 

^  einem  Ende  verachlossen  -war,  und  legte  darüber 

ipferMle,    die   ich   zuerst  bis  zum    Dimkelroth- 

Biben  erhitzte.     Als  darauf  auch  das  Gemenge  aU- 

flhlig  erhitzt  wurde,    so  ging  die  Zersetzung  mit 

'   pöfster  Leichtigkeit  von  Statten.      Die  rroben  de» 

Gasgemisches,   dag  wahrend  de»  Verlauf»  der  Ope- 

ntion  lieh  eutwickeU,  gaben  etwa»  weniger  regel- 


J 


^4-  Gay-Lussac 

märsige  Resultate,  als  der  vorige  Versuch 
daiaug  -war: 

Stickgas     .  .  ,       34,ß  statt  33,3 

kohlensaures  Gas  .       65,4  statt  66,61 

Bey  einem  andern  Versuche  erhii 

Stickgas     .  .  .       3s:, 2 

kohlensaures   Gas  .       67. fi, 

und  wenn  man  das  Mittel  aus  beiden  ziehd  tt 

bält  man 

Stickgas     .  .  .       3:1,4 

kohlensaures  Gas  .       G6,G. 

Ich  richtete  meine  Aufmerksamkeit  auf 
Wasser,  das  bey  diesen  Versuchen  hätte  entst« 
liönnen,  aber  es  zeigte  sich  so  wenig,  dafs 
Menge  desselben  nicht  zu  bestimmen  war 
neuer  BeTreis,  dafs  der  Kürper,  welchen  man  ti, 
saures  QuecRsilber  nennt ,  eine  Cyanverhind| 
dieses  Metall«  ist.  _  Durch  diese  Versuche  schJ 
erwiesen  zu  «cyn,  dafs  in  der  genannten  Ver 
dang  der  Kohlenstoff  aum  StickstolY  in  demsel 
Verhältnisse  steht,  wie  in  dem  Cyanogen, 
wenn  dem  also  ist,  -warum  bleibt  eine  kohlige  i 
stanz  zurück  hey  der  Zersetzung  der  Cyanverl 
düng  in  der  Hitze,  ^iese  Schwierigkeit  hat  nj 
einige  Zeit  in  Verlegenheit  gesetzt,  aber  es  ist 
wie  ich  glaube,  gelungen,  sie  zu  lösen.  Ich  % 
bemerkt,  dafs  wenn  das  Cyanquecksilber  eine^ 
hohen  Hitze  ausgesetzt  wurde,  das  Cyanngen  g« 
das  Ende  der  Operation  mit  7  bis  g  Hundertel  St 
gas  vermischt  war;  es  i^t  daher  nur  noch  nötl 
die  koblige  Masse  zu  analysiren,  um  zu  sehen, 
sie  StickstoiV  enthält,  und  in  welchem  Verhält« 
Das  Gewicht  einer  Menge  dieser  Cyanverbiadi; 


PlTntersiiüuinf'cn  üboi 


:  BL- 


iisätire.     45 


/?!c!ie  mir  5  Liier  Gas  gab ,  beträgt  ohogefahr  0,05 
nnime;  ein  Thcil  dieser  Substanz  mit  rotheco 
neckailberoxyd  grgiuhet,  liefs  keinen  Hücitstand; 
T  andeie  Theil  wurde  mit  einem  grofsen  Üeber- 
aaTae  Kupferoxyd  gemengt  und  in  einer  Glasrühre 
hiLzt.  Da  ich  auf  das  Gemenge  kein  Kupfer  ge- 
jt  hatte,  so  zeigte  das  Gas,  welches  sich  entband. 
Den  Gcrnch  nach  Sulpetergas  und  wurde  merkbai 
ithlicfa,  als  ich  Luft  hinzuliefs,  obgleich  der  An- 
eil  an  Salpclergas  nicht  über  5  bis  6  Hundertel 
■tg.  Hundert  Theile  dea  Gasgemenges,  mit  einer 
ililÖBung  gewaschen,  lieTsen  einen  Küclistand  von 

Theilen.  welcher  noch  einen  leichten  salpe- 
ichten  Geruch  behielt,  so  dafa  das  Verhältnifs 
*  Stickslolls  noch  etwas  geringer  seyn  tnufs. 
ler  wenn  man  zu  dieser  Menge  StichstulF  auch 
le  liinznrechnet,  die  sich  am  Ende  der  Destil-' 
ion  des  Cyanquecksilbers  entbindet,  50  nähert 
h  das  Vcrhättnifs  des  Stickgases  zum  kohleusau- 
iGase  sehr  jenem  von  1  zu  c,  wie  es  die  andern 
alfsen  gegeben.  Ich  bedaure  indefs,  das  Vei- 
ItniTs  dieser  verschiedenen  Producte  nicht  ge- 
uer  bestimmt  zu  haben. 

Jetzt,  da  wir  die  Bestandtheile  des  Cyanogens 
rmen  ,  wollen  wir  untersuchen  wie  es  sich  zu 
llischen  Basen  verhält. 

Wenn  man  eine  Auflösung  von  sehr  reinem  Kali 
diesem  Gase  treten  lüTst,  so  ist  die  Absorption 
ch;  wenn  die  Auilöaung  nicht  zu  Concentrin  ist 
d  von  dem  Cjanogen  nicht  ganalich  gesättigt 
rd(  so  fürbt  sie  sich  haum  citrongclb;  wenn  aber 
I  CyanQgen  darin  im  Ueberinaurse  sich  befindet,  sa 
1  eine  braune    Auilösung,   gleichsam    aU 


46 


Gay   litissac 


■wenn  sie  Kohle  enthielte.  GicTst  man  diete  ] 
dem  Cyanogen  verbundene  Kalilüsung  in  eine  w^ 
oxydine  Eisen.'iullüaungund  schüttet  man  eiiieS^ 
fainzti,  so  erhält  man  Berlinerblau.  Nach 
Erscheinungen  könnte  man  glauben,  duF»  daa 
sogen  in  dem  Augenblicke,  da  man  es  mit 
Kali  verbindet,  sir-h  zersetze;  allein  dieser  S« 
■frürde  zu  voreilig  seyn.  Ich  werde  vielmehrj 
■weisen,  dafs  dieser  Körper,  venuittekt 
sehen  Auflüsiing  zersetzt,  beständig  Kahlensäij 
Hydrocyansäure  und  Ämmoniah  erzeugt.  Nun  4 
entsteht  kein  Niederschlag  ,  wenn  man  fiaryt^ 
■er  in  die  Auflösung  des  Cyanogens  in  KaliloH 
schüttet ;  dies  be^vtiat,  daCs  sie  keine  Kohlensäure  I 
halt.  Scbnttetmaniji  diese  Auflösung  Kalk  im  Uel 
maa  h,  so  zeigt  sich  k«ine  Spur  ^von  Ammoniak.  Wd 
•ich  hier  also  keine  Kohlensaure  und  kein  Amnion 
bildet,  so  ist  dies  ein  otlcnbarer  Beweis,  daf»  das  ^ 
B«r  nicht  zersetzt  worden,  und  daCs  folglich  keine  1 
drocyansäure  entstehen  konnte.  Aber  woher  komaj 
äenn,  dafsdicAullöaung  des  CyanogcnsinaKalifiJ 
nerblau  mit  einer  Eisenauflüsungund  einerSaureil 
vorbringt  ?  Hierist  die  Lösung  dieser  Schwierig)! 
Wenn  man  eine  Saure  in  eine  Auflösung 
Cyanogens  in  Kuli  schüttet,  so  entsteht  ein  lel^ 
tes  Aufbrausen  von  kohlensaurem  Gas,  undi 
gleicher  Zeit  zeigt  sich  ein  starker  Geruch  nach  I 
drocyansäure.  Auclibildetsich  Ammoniak,  wel< 
mit  der, angewandten  Säure  In  Verbindung  bl6 
und  vermittelst  dea  ätzenden  Kalks  dem  Gerii 
bemerkl.ir  gemacht  wird.  Da  man  nun  aber  ^ 
Säure  zuschütten  mufs,  um  Berlinerblau  zu  ed 
ten,  soistdessenEnutehungnicht  weiter  lätbi^l 


Untersuchungen  iihcv  Jie  Blausäure.     47 

Katmm, Baryt-  undStronlianerde  verhalten  «ich 
äaa  Kalt,  und  man  darf  demnach  annehmen, 
da*  Cyanogfti  mit  den  Älfc.nlien  eigentliümliche 
indungen  bildet,  die.  so  lange  beitehen,  bis 
.3  ein  Umstand  die  Bildung  neuer  Pruducte 
llaTst.  Diese  Verbindungen  sind  -wirklich« 
die  ich  für  ganz  analog  denen  durch  Säurea 
nldeien  halte.  Auch  bat  in  der  Tbat  das  Cyano- 
die  EigenGchaften  einer  Saute;  es  enthält  zwej 
lUndtbeile  ,  Siickstoli:'  und  Kohle,  von  -welchen 
einen .  ausgezeichneten  säurebildenden 
larakter  hat;  es  rötbet  den  Lacmus  und  neutrali- 
die  Basen.  Auf  der  andern  Seite  verh.ilt  es  sich 
'jrfncb  in  seiner  Verbindung  mit  W.isserstoff  als  ein 
ifacl^er  Körper,  und  diese  doppelte  Rolle,  der  zu 
folge  das  Cyanogen  als  zusammengeseuter  und  ein- 
k  EKher  Körper  auftritt,  macht  seine  Nomenclatut 
schwierig. 
Wie  dem  auch  sey,  die  Verbindungen  des  Cya- 
tfogens  mit  den  Alkalien  ,  dieicli  mit  dem  allgemei- 
nen Namen  Cy  an  Verbindungen  (Cya'tures)  bezeichne, 
insetaen  sich  nicht  im  Wasser,  wie  die  alkalischen 
Chlorinverbindungen,  welche  darin  zu  chloiinsau- ' 
len  und  hydroclilorinsauren  Salzen  werden;  aber 
tobald  man  eine  Säure  hinzuschüttet,  so  entsteht 
1}  Eohlensaure,  welche  der  Cblorinsaure  entspricht 
Und  c)  Ammoniak  und  Hydrocjunsäure,  welche  der 
fiydrochlorinsäure  entsprechen  *J. 

:it>.iclL[ ,   difs  in  rIIch  Fällen ,   wo  eine  V«r- 
äiidung  von  A'.oi.  mit  0-tyge>i  erfolgen  soll,  Elckni 
ItmilwiTkcn  muh.    Di  aan  dtete  in  jenem  Fnlle  nicht 
,19   Azol,  selbst  in   seiueiii   condensir* 


Da  nian  farbenlaae  CyanTerbindnugen  der  , 
Isalien  ethalten  kann,  so  vFur  es iiotli wendig,  n» 
zuforschen,  in  welcbem  Verhältnisse  die  Kohlt 
fiüure,  das  Amnioni.ik  und  die  Hydrocyan säure  n 
bilden,  "wenn  man  diese  Cyaiiverbindungen  dai 
eine  Säure  «eraetzt.  Die  Absorption  der  Kohlt 
taute  durch  das  Gemisch  von  Kali  und  Säure,  ( 
man  anwenden  mufs  ,  macht  diese  Untersucbu' 
schwierig;  indefs  habe  ich  diese  Veranlassung  zu 
Irrthura  auf  fulgende  Weise  zu  vermeiden  gesuc] 

leb  bestimmte  zwey  gläserne  Maafae,  das  Ei 
fiir  das  Kuli  und  das  Andere  für  die  Saure,  so  äi 
bey  der  Mischung  des  Maafses  Säure  mit  dt 
Maafse  Kali  die  Säure  nicht  ganz  neutralisirt  wuirt 
iNach  dieser  Vorrichtung  Hefs  ich  149  Theile  "ko 
iensaures  Gas  in  eine  graduirte  Rühre  treten,  ui 
dnrch  Ein  Maafs  Kuli  absorbiren;  nachher, brach 
ich  in  die  Rührc;  Ein  Maafs  HydrocblorinsSu] 
K»  entwicT>jiten  sich  blofs  140  Theile  Gas,  und 
blieben  folglich  g  Theile  Säure  in  der  Auflösui 
Jes  hydrocfalorinsauren  Kali  zurück. 

Darauf  nahm  ich  147  Theile  Cyanogen,  liefs  1 


tW,    »US   d<!IIl  W 

ir  die  Beding 
■    Hyilvocyaiwl 


tea  Zustande ,  nicht  die  FiUiglii 
«er  Oxygen  snzuzieLen ;  so  fe 
zur  Dntileliung  des  Grgeiisati 
giitzlich  und  es  \iain  stau  desselben  iimner  nur  Kl 
lensjiive  hetvorgeheii.  W^örde  n.an  'aber  auf  die  Vi 
binJungrn  des  Cyanogeus  mii  Alkalien  in  miXsig  I 
feucinetem  Zuiunde  die  beiden  Pole  äei  galvanisch 
Slule  Avtrken  lassen  ,  so  wilido  am  poiiiiTen  Pole  d« 
selben  vielleicht  oxycyau saures,  am  negativen  liydroo 
■ttSKUve*  Alkali  entstehen.  Döbtreintr, 


Üiiterstichungcn  iiber  Uio  ßlausimie.     ^ 

:!i  Ein  Maafs  Kali  absorbircn,  und  »etate  dann 
Maah  Hydrochlgriiiaüure  Iiinzn.  Ich  erhielt 
Thcile  kohlensaures  G^s;  aber  da  ich  -wuIste. 
(ich  darin  ein  -wenig  Iiydrocyangaiirer  Dunit 
befanil,  lo  brachte  icb  es  in  Itertihrung  mit  rotheiu 
(Uaecksilberoxyd ,  -wodurch  die  »41  Theile  au  137 
rnminden  wurden.  Diese  Zahl  ^reicht  wenig  ab 
KB  159,  die  ich  nach  dem  ersten  Versuche  hütte  er- 
balten sollen,  und  man  ]<ann  daher  mit  Sicherheit 
logeben ,  dafs  bej  der  Zersetzung  des  CyankalJs 
recmitteUt  einer  Säure  Ein  Vulujn  }<oh1ensaiires 
Sai  entsteht,  welch«  genau  gleich  ist  dem  Volum 
In  angewandten  Cyaiiogens.  Es  ist  also  nocU  zu 
ncn,  was  aus  dem  andern  Voln'm  HohlenstoIF 
t;  denn  das  Cyanogen  enthält  davon  zwejr 
:  und  aufserdem  Ein  Volum  StickstoIT. 
)a  sich  auf  Kosten  des  Sauerstoffs  des  Wasser« 
olum  Kohlensäure  bildet,  welche  Ein  Volum 
»toff  enthält,  so  niüsaeii  auch  zwey  Volum« 
rssioff  entstanden  «eyn.  Abgesehen  also  von 
jjhlensäure,  bleiben  uns 
1  Völum  Kohlendunst, 
I  Volum  Stickgas, 
C  Volume  Wasserstoftgas; 
hierdurch  miisscn  die  Bedingungen  gegeben 
unter  welchen  diese  drey  Elemente  sich  gänz- 
md  dergestallt  verbinden,  ^aTs  sie  nurHydro- 
re  und  Ammoniak  hervorbringen, 
naher  giebtdas  Volnm  Kohlendnnst  mit  JVO' 
tickstoffnnd  j  Volum  Wasserst  off  gen  au  1  Volum 
gransauren Dunst,  und  i.J  Vol.  Wasserstoff  mit 
übriggebliebenem  J  Vol.  Stickstoff  erzeugen 
nniakgas,  indem  dieses  au^  derVerbindung  von 
»TM.  f.  Cham.  u.  PI.)!.   .C.  Dd.  1.  Ihß.  4 


5» 


Gay-IiU8S«c 


gTheilenWasaersioff  Hnd  i  Theile  Stickstoff .  hti 

um  die  HaUte  verdicbtet,   zusammengesetzt  ist. 

Diesemnach  erzeugt  ein  gegebenes  Volum  C] 


Bogen , 


i  verbunden   mit    einem    Alkali  ' 


darauf  behandelt  mit  einer  Säure,  genau 
1  Volum  kohleniaures  Gas, 
1  Volum  hyJrocyansanren  Dunst,  und' 
»  Volum  Ammoniakgas. 
Es  ist  sehr  auffallend,  zu  bemerken,   wie  ein  d4 
Anschein  nach  so  verwickelter  Versuch  ein  so  d 
faches  Resultat  giebt. 

Die  Metallox>de  scheinen  nicht  geeignet 
■fyn,  in  dem  Cyanogen  eben  solche  Veränderung« 
•wie  die  Alkalien,  zu  bewirken.  Das  schwefelaai 
"Eihenoxyda]  (protoiulfate  de  J'er)  füllte  ich  dui 
Kali,  so  daTs  kein  freies  Kali  blieb,  und  lief«  < 
Cyanogen  von  dem  Eisenoxydule,  welches  ^1 
Zweifel  noch  viel  Wasserenthielt,  absorbitea.  I 
auf  setzte  ich  Hydrochlorinsaure  hinzu,  allein 
erhielt  nicht  die  geringste  Spur  von  Berlin«rlfl 
obgleich  das  nämliche  Oxyd,  mit  ein  wenigKalivi 
mischt,  ehe  Saure  zugesetzt  wurde,  dasselbe  reii 
lieh  erzeugte. 

Nach  diesen  Resultaten  bin  ich  geneigt  xn  glH 
ben  ,  dafs  das  Eisenoxyd  sich  nicht  mit  dem  Cyi 
gen  verbindet,  um  so  mehr,  da  diis  mit  Gas  j 
schwängerte  Wasser  niemals  ein  Blau  mit  den  Eis« 
auflüsungen  hervorbringt,  wenn  man  nicht  vor| 
Kali  zusetz;!.  Das  Hyperoxyd  des  Mangan», 
^uecksilljer»  und  das  Deuioxyd  des  Bleys 
schlucken  das  Cyanogen,  aber  tcbr  langsam. 
9iua  Wasser  hinzu,     so   geschieht  die  Veibindi 


Unter  Euch  ungen  über  die  Bläusünrc,      qx 

icher.  Mit  dem  Hyperoxyde  des  Quecksil- 
Itn  erhält  man  eine  granliciiweifsc  Verbindung, 
die  im  Wasser  lehr  aufläslich  ist.  Was  bey  diesen 
nrtcliiedenen  Umatäaden  vorgeht,  hübe  ich  nicht 
jenaii  untersucht  *).  \ 

Das  Cyanogeti  zersiftzt  bey  einer  Dunkelrotb- 
;]iUi>tKe  die  kohlensauren  Sal^e  schnell,  und  giebt 
■dirte  Cyanberbindungcn.  Wenn  ma»  e«  über 
ichwefclbaryt  treibt,  so  verbindet  «s  sich  damit, 
lacht  denselben  leicht  schmeli^bar  und  färbt  ihu 
äunlich  schwäre,  in»  Wasser  gelegt  giebt  dieser 
irper  eine  Anflüsung,.  .welche  farbcnlos  ist,  abet 
t»  hydrnchlorinsaure  Eisen  dunkelkasianit^nbraun 
Das  Unaufgelöste  enthält  viel  schwefelsauren 
,  der  sich  ohne  Zweifel  während  der  Berei- 
de»  Schwefelbaryts  bildet. 
Aiifgclüst  in  hydtothionsaurem  Schwefelbaryt 
das  Cyanogeo  denScIuvcftl.  dersicb  aber  wie- 
Luflö&t,  wenn  man  die  Flüssigkeit  mit  Cyano- 
lättigt,  und  es  entsteht  eine  sehr  dunkel- 
nienbraun  gefärbte  Flüs&igkeit.  Oat  Gas  zer- 
-weder  das  Schwcfelsilber  noch  das  Schwe- 
ll« Cyanogen  verbindet  sieb  mit  dem  hydro- 
■aurenGase,  jedoch  langsam:  man  erhält  einen 

Ib  Ut  sehr  zri  bedauern ,  dafs  Gay  -  Luisac  nicht  unter- 
cht  Bat,  welche  Veränderung  dss  Cyabogen  erfshrt, 
«nn  CS  mic  dem  Ilyperoxyd  ^des  Maugans  ia  ßerüh- 
Litg  Steht.  £i  itt ,  dl  ei  absoTbin  worden ,  enziineh- 
«n,  dars  Cyanoxfd,  d.  li.  eine  Verbindung  gebildet 
uidei  welche  in  Ilimicht  ihrer  Zuaunmenseixung  dem 
bloiinozyd  entsjiriclii.  Döheniner, 


I 


i 


Sa  Gay-Lussac 

gelben  Körper,  in  selir  feinen  verschlungenen  P 
dein,  -vYelcher  sich  im  Wasser  auflüsr,  das  salpet« 
saure  Bley  nicht  fällst,  kein  Blau  erzeugt  lii 
ans  '  1  Volum  Cyanogen  und  ij  Vol.  Hydrotbifl 
(äure  Eusamiiiengesctzt  ist,  ' 

Ammoniakgas  und  Cyanogen  wirken  in  dei 
selben  Augenblick  auf  einander,  da  man  sie  v< 
,  mengt,  aber  es  bedarf  mehrerer  Stunden,  ehe  c 
Wirkung  vollendeL  ist.  Man  erblickt  Anfangs  eim 
TveiCsen  und  dichten  Dampf,  welcher  schnell  vi 
schwindet;  die  Verminderung  des  Gasvolumg  : 
letrüchtlich,  und  die  WSnde  der  Glasröhre,  wor 
sich  das  Gemenge  belindet,  werden  undurchsicb^ 
indtm  sie  sich  mit  einer  braunen  Masse  belege 
Wenn  90  Thetle  Cyanogen  in  ccy  Theile  AmmoH 
akgas  gebracht  werden,  so  verbinden  sie  sich  b( 
oabe  in  dem  Verbältnifse  von  1  zu  i^. 

Diese  Verbindung  färbt  das  Wasser  dunkelbriu 
Heb  pommeranzengetb,  aber  löst  sich  darin  nur 
geringer  Menge  auf.  Mit  Eisensalzen  bringt  tl 
Flüssigkeit  kein  Blau  hervor.  Weitere  Prüfungi 
habe  ich  damit  nicht  angestellt  (was  ebenfalls  se 
zu  bedauern  ist.  D — r.) 

Als  ich  die  Eigenschaften  der  Ilydrocyaiuäu 
beschrieb,  so  gab  ich  nicht  an,  wie  die  Voltaisc! 
Säule  darauf  wirkt,  weil  damals  die  Producte,  W.i 
che  dabey  entstehen,  noch  nicht  verstanden  werdl 
Jconnten.  Ich  setzte  diese  Saure  tropfbarfhissig  d 
Einwirkung  einer  Saale  von  eo  Paaren  aus:  e 
■wickelte  sich  viel  Wassersloffgaa  am  negativen  PI 
tindrathe,  am  positiven  Dratbe  zeigte  sich  nichu 
und  awar deshalb,  weil  an  dieserti  Ürathe  Cyan 
gen  erzeugt  wird,   welches   in  der  Säure  aufgelöt 


Unters ucIiiiDgcn  über  dio  Blausäure      53 

;ileibt.     Dicfs  Ut  cui  Mittel,    die  Vetbiotlnng  der 
[eialle  mit  ilem  Cyanogen  zu  prüfen,    indem  man 
am  posiliren  Pole  anbringt. 

Jettt  ist   es  leicht,  das  Pniiluct  zu  bestimmen, 

ilches  man  erhalt,  wenn  man  eine  tliieriscbe  Snb> 

ins   mit    ätzendem  oder  Ifohlensäuerlichem  Kali-^ 

het;  c»  ist  ein  Cyankali,  -wie  Folgendes  beweist. 

Ich  habe  gezeigt,   dafs  durch  Kali  der  Wasser- 

'ff  aus  der  Hydrocyansäute  vermittelst  der  Hitze 

;e»chieden  wird  ;  man  feann  also  annehmen,  dafa 

Säure  sich  erzeugt,    ■wenn   das  Gemenge  von 

i  mit  ihierischen  Theilcn    einer  hohen  Tenipera- 

au«gesetzt   wird.       Ich    sagte  ferner,    dafi  mau 

tia  Cyanhali  und  keineswegs  ein   Cyankalium  er- 

LSlt,  denn  das  letztere  giebt  bey  der  Auflösung  nur 

pa  bydrocyansaures   Kali,    w^elches    dnrch    Säuren 

letzt  wird,    ohne   Ammoniak  und  Kohlensäure 

erzeugen,  \vährend  das  Cyankall  sich  im  Wasser 

aoflöst,  ohne  «jne  Zersetzung  zu  erleiden,  und  nur 

dtnn  Ammoniak,' Kohlensäure  und  Hydrocyansaure 

gt«bt,  weun  man  eine  Sllure  znictzt.     Dies  ist  das 

wahre  Kennzeichen,  wodurch  eine  metallische  Cyan- 

Terbindung  sich  von  einer  oxydirten  unterscheidet. 

BertlioUet  macht  indefs  in  leiner  Statiqne  chimtque 

T.  2.   ;'■  -CS-     die  Bemerkung,    dafs,    wenn  man 

ilss  Prüduct  der  Caicination   einer  thierischcn  Sub- 

tianz  mit  Kali  ins  Wasser  wirft,    sogleich  Ammo- 

niakdämpfe    daraus    entwickelt   'vrerden.      Mehrere 

indere  Chemiker  theilen  diese  Meinung,   und  da 

sie   meinen    aufgesiellten  Resultaten   widerspricht, 

»o  ist  es  wichtig,    die  Ursache  dieser  Vurschicden- 

bät  zu  zeigen. 

leb  glühetc  Kali  mit  ciaer  thicriscben  Substanz 


i 


in  einem  wohl  lutirten  Tiegel,  und  licfs  clas  F<aJ 
duct  völlig  erkalten.  Darauf  löste  ich  einei 
desselben  in  Wasser  auf,  aber  ich  konnte 
geringste  Spur  von  Ämnionialt  erkennen, 
in  die  Auflösung,  welche  übrigens  viel  BsrlinerMi 
gab,  KaÜi  imUebermaars  schüttete.  Den  andern  Ai 
theil  erhilzte  ich  bis  zu  einer  Tempeiatwr,  die  lanj 
nicht  an  das  Piothglühen  reichte,  und  als  ich  diesei 
ein  wenig  Wasser  hinziigofs,  so  stiegen  augenblicl 
lieh  weiTse  Dämpfe  von  basischem  kohlensaure 
Ammoniak  sehr  reichlich  anf.  £s  istaho  kein  Zvre 
fei,  dafs  dioErzengung  d«  Ammoniaks  hey  BerthoHe 
Versuche  nur  unter  Beytritl  des  Wassers  hei  eint 
erhöhten  Temperatur  Statt  findet,  und  dafs  ijc 
hey  gewöhnlicher  Temperatur  nicht  die  geringal 
Menge  bildet:  es  ist  durchaus  die  Mitwirkung eim 
Säure  nöthig,  wie  ich  schon  gesagt  habe,  nn 
wovon  ich  niich  jetzt  durch  das  Glühen  thierischi 
Körper  mit  Kali  von  neuem  überzeugte*). 

Also  bildet  sich  ^virklich  ein  Cyankall,  Treu 
man  Kali  mit  thierischen  Körpern  glühet,  w: 
Berthollet  und  Cüraudau  schon  früher  gesagt  habei 
allein  ihVe  Meinung  gründet  sich  auf  zwey  unricl 
tige  Thatsachen,  nämlich  auf  die  angebliche  Ze 
Störung  des  blausauren  Kali  bey  hoher  Temperati 
nnd  auf  die  vermeinte  Bildung  des  Ammoniaks  be 
der  Auflösung  des  Cyankali  im  Wasser. 


*)  Sollte  es  niclic  möglich  seyii ,  d>ri  bey  der 
des  C}-aiikaIi  yermiticlat  einer  Säure  ,  die  Hitze,  -welcli 
durch  die  Veibinduiig  entwickelt  wird ,  vorzüglich  i 
gegeaiciiige  Zeiseteuiig  dei  Cynnogens  und  d«a  Wani 
TMursaclit  ?  Gt,, 


üntersncliuiigen  über  die  Blausäi 

Dritter   Abschnitt, 

Wonder  Substanz,  welche  bey 

Wkandlun g  der  Hydrocy ansäure  mit 

Chlorin  entsteht. 

Benliollet  hat  die  Entdeckung  gemacht,  daf« 
'  Et  BydrocyansSuie  andere  Eigenschaften  er1il[lt, 
(reoB  sie  mit  Cblorin  vermischt  wird.  Ihr  Geruch 
Bild  sehr  erhübt,  sie  bildet  nicht  mehr  ein  Blau 
niit  den  Eisenauflüsungen,  sondern  einen  grünen 
Riederschlig,  welcher  erst  durch  die  Vermisch 
Bit  »cbweflichter  Saure  blau  -wird.  Diese  also 
loderte  hydrocy  ansäure  erhielt  den  Namen  oxyge- 
niiie  Blausäure,  weil  man  voraussetzte,  dafs  sii 
Oxygen  aufgenommen  habe.  Durch 
Ünlersuchungcn  zurBeschäfiigung  mit  ihren  Eigen- 
uhaften  geleitel,  stellte  ich  einige  Versuche  ana.i 
und  gelangte  dabin,  zu  finden,  dafs  sie  eine  Zu-' 
»mmensetaung  von  Chlorin  und  Cyanogen  in  glei- 
cltein  Volum  ist. 

Um  diese  Zusammensetzung,  wofür  ich  die 
taenonng  Chlorocyansäure  vorschlage,  zu  bereiten, 
p  ich  einen  Strom  von  Cblorin  in  eine  Äwilösung 
^Hydrocyansäure  treten,  tis  sie  den  in  Schwe- 
fbire  aufgelösten  Indigo  entfärbt,  und  befreye 
B  von  dem  Uehermaafse  an  Chlorin,  welches  sie 
Imthält,  durch  Schütteln  mit  Quecksilber,  Wenn 
§-)ch  sie  darauf  bey  gemärsigCer  Hitze  destillire,  lo 
rickelt  sich  ein  elastisches  Fluidum,  welches 
fe Eigenschaften  der  angeblichen  oxjgcnirten  Blau- 
|ie  besitzt.  Es  ist  jedoch  keine  reine  Chloro- 
nasäure:'    denn   diese    ist  kein    ^lermanentei'   Gas, 


56 


Gay-Tinssac 


sie  kann  allein  unter  demDrucliederAtmoiphareil 
in  einer  Teraperatur  von  15  bis  £s  Grad  nirrht  i 
stehen;  es  ist  vielmehr  ein  Gemisch  von  Kohle 
säure  und  Chlorocyansäure  in  veränderliche! 
bäknissen,  welche  sehr  schwer  mit  Schärfe  zu  | 
stimmen  sind.  Auf  folgende  Weise  überzeugte  i 
mich  davon: 

Wenn  man  die  Hydrocyan saure  mit  Chloi 
gesättigt  und  ihr  das  Uebermaars  an  Chlorin  vi 
mittelst  Quecksilber  entzogen  hat,  so  enthält  « 
Flüssigkeit  Chlorocyansäure  und  Hydrochlorinsäu; 
Sättigt  man  sie  mit  Baryt,  so  entsteht  kein  Niedt 
schlag;  setzt  man  ätzenden  Halk  im  Uebermu 
liinzu,  60  entwickelt  sich  kein  Ammoniak.  Sohl 
aber  die  letzte  Prüfung  nach  der  Destillation  aU 
itelltwird,  so  giebt  sie  viel  Ammoniak,  und  1 
elastische  Fhiidum,  welches  man  erhält, 
sacht   in  der  Barylaiiflösung  einen  Niederschlag. 

üeberaeugt  durch  diese  Th-atsachen,  dafs  1 
Chlorocyansäure  durch  die  Hitze  zersetzt  wird,  vt 
suchte  ich  es,  sie  aus  der  Auflösung  durch  ein'a 
dcres  Mittel  zu  gewinnen.  Eine  gläserne  Flascl 
füllte  ich  drey  Viertel  voll  Quecksilber  und 
übrige  Viertel  mit  einer  concentrirten  Auüösui 
yon  Chlorocyansäure  und  Hydrochlorinsaure, 
tauchte  sie  umgekehrt  in  Quecksilber.  Als  ich  ni 
das  Vacuum  über  dem  Quecksilber  hervorbracht 
so  sank  das  Quecksilber  in  der  Flasche,  wegen  c 
elaiiischen  Fluidums ,  welches  sich  entwickelt 
Bald  wurde  seihst  die  Flüssigkeit  gänzlich  ausg 
trieben,  und  schwamm  dufserhalb  über  dem  Quecl 
silberspiegcl.  Nach  der  Wiederherstellung  des 
niosphärischen  Drucks  konnte  die  Flüssigkeit  nie! 


rmersiichungen  über  die  Blausäure. 

njeder  in  die  Flasche  z.iiTÜclareien,  londern  blof» 
B  Quecksilber,  und  das  ganze  cLaslische  Fliiidti 
rdfchtetc  sich,  bis  auf  eJn  lilcine»  BI&sch(;n.  leb 
Mjändalierder  Meinung,  darsdiL'CblnToc^'atisüurt'kiria 
mänent  elastisches  Fluidum  ist,  eonderii  daTs  sie 
bit  einer  andern  gasartigen  Substanz  getnischt  si^b 
■nfs,  "^venn  man  sie  im  gasförini;^en  Zustande  be^ 
Wöbnlichem  Drucke  und  minierer  Temperatur 
t  Atmosphäre  erhallen  ■will.  Bey  meinen  Verso- 
hen  TPar  sie  mit  Bobleiisäuro  vermischt.  Obustrei- 
j  würde  es  vorthcilhafter  gewesen  seyn,  dies» 
Dreh  ein  unaullüslicbes  Gas  zu  ersetzen  ;  nachdeni 
Kb  aber  mi.'ine  Analyse  des  Gemisches  von  Cbluru- 
ransäure  und  Kohlensäure  geendigt  hatte,  so 
unbte  ich  keine  gröfsere  Genauigkeit  erreichen  xu 
Hlmienj  wenn  ich  sie  mit  einem  andern  Gemisch 
^eder  anhnge.  Die  Chlorocyansüure  bat  folgende 
macbaften.  Sie  ist  farbenlos;  ihr  Geruch  ist 
t.  (tsrk,  dal«  sie  schon  bey  sehr  geringer  Menge 
:  Schleimhaut  reizt  iind  Thrilnen  erregt.  Sie 
tbet  den  Lacmua,  ist  nicht  brennbar,  und  ver- 
fefit  nicht,  wenn  man  sie  mit  dem  doppelten  Aji- 
rile  SaHersioH'aias  oder  tnit  Wassers  toffgas  ver- 
Ihre  Dichtigkeit,  bcsiimmi  durch  die  Be- 
ibniuig,  ist  c,iii.  Ihre  Autiüiung  im  Wassee 
Kbt  weder  das  Salpetersäure  Silber  noch  diis  ßa- 
rasser.  Die  KaÜen  ahsorbircn  sie  rasch,  allein 
list  ein  Ueberniafs  nilthig,  wenn  ihr  Geruch  voll- 
■adig  rerschwiiiden  eiill.  Setzt  man  alsdann  eine 
Ffiiure  hinzu,  sn  entsieht  ein  lebhaftes  Aiifbrauaeii 
von  KuhleiTsüure  und  der-Gcnich  nach  Chlorocyan- 
silure  aeigt  «ich  nicht  mehr.  Kall;  im  Uebcrmjf» 
SU  der  sauren  Auflijsujig  gesctst,    entwickelt  daraus 


Teichlich  Ainmoniafc.  Diese  Zersetzung  der  Chlor 
cyansäure  za  Kohlensäure  und  au  Ammoniak  i 
von  BerthuÜPt  beobachtet  worden;  aber  dieeem  g 
lehrten  Chemiker  zu  Folge  llndet  sie  in  deiü  Augei 
blicke  statt,  da  man  sie  mit  einem  Kali  veriAiecl; 
während  ich  die  Gegenwart  der  Kuhlensäare  us 
des  Ammouiaks  nur  dann  bemerken  konnte,  wen 
ich  eine  Säure  zusetzte.  Man  kann  sich  leicht  d 
von  überzeugen,  dafs  dicAuilÜsung  derChlorocyai 
säure  in  Wasser 'nicht  vom  Baryt  gefällt  wird,  ohn 
deslillirt  zu  seyn ,  und  dafs  der  Kalk  daraus  kei 
Ammoniak  entwickelt.  Auch  kann  man  eich  leicfa 
t^ffsicbern,  dafs  ihre  Auilosung  inKali  keinAinmc 
niak  cnt^rickelt.  Da  nun  aber  die  Bildung  des  Ammt 
niaks  und  derKohleiisäure  gleichzeitig  seyn  mufi, 
kann  eich  keine  Kohlensäure  bilden  in  dein  Augei 
blicke,  da  Kali  der  Chlorocyansäure  zugesetzt  win 
Indefs,  wenn  sich  auch  die  Elemente  dieser  Sätw 
nicht  indem  Augenblicke  trennen,  \vodasKali  zug« 
eetzt  wird,  so  erleiäensiedoch schon  eincsolchc 
diücation,  dafs  man  nicht  mehr  einen  grünen  Nieder 
Bchlag  mit  den  Auflösungen  dee  Eise^oxydule  erha 
ten  kann.  Ich  habe  mich  in  der  That  durch  wifl 
derliolte  Versuche  überzeugt,  dafs  man,  um  ei 
Grün  zu  erhalten,  zuerst  die  Chlorocyansäuremi 
EisenauEüsung  mischen  und  darauf  ein  wenig  K^l 
und  endlich  etwas  Säure  hinzusetzen  raul's.  Wem 
man  aber  das  Kali  vor  der  Eisenauilijsung  hinzn 
setzt,  so  erhält  man  keinen  grünen  Niederschlag. 

Ich  habe  sehon  gesagt,  dafs  kein  Niederschia 
entstehe,  wenn  man  »alpetersanres  Silber  zu  de| 
wäfsrigen  Anfiüsung  der  Chlorocyansäure  sc&ütiet. 
Wenn  man  denselben  Versuch  anstellt,  nachdem  za 
dei  Säure  Kali  und  daraaf  Salpetersäure   zugesetzt 


Untersxichungen  über  dieBlausiiiire,      59 

I  worden,   so  wird  alsbald  Chlotinsilber  in  heträrht- 

I  lieber  Menge   niäderfaUen.      Aha  ciitbüU  die  Chlo- 

ixrjaDsäiire  offenbar  Chloriii,  und  daHieiiacb  Her- 

1  Versuchen  auch  Slictslolf  und  Kohlensti.A" 

lält,  so  njufs  man  diesedrey Subäiunsienzu  ihren 

itandlbeiJen  rechnen,     iber  in  welchem  Verhält- 

•ifse  «iud  sie  darin  verbunden?      Und  sind  aulter 

Urnen  reicht  noch  andere  dafin  befindlich? 

Die  AnaWse  vermittelst  SaiicrGtolVgaB  hat  mit 
:  Ireine  so  geniigenden  Resultate  gegeben,  als  ich 
1  (»ritnschte.  Ihre  Verbrennung  mit  Sam-tstolVgks,  bat 
t  nar  dünn  Statt,  wenn  man  ein  wenig  Wasserstölt- 
•  g»  zusetzt:  sie  geschieht  sehr  lebhaft,  mit  biäu- 
-Itiefaweirsem  Lichte  und  begleitet  von  einem  auTser- 
^  «tdenttich  dichten  weifseii  Dunste,  dessen  Geriich 
►r  »Was  salpetrichtes  bat  und  dessen  Geschmack  mer- 
L-  kuialisch  ist.  Das  Quecksilber  hängt  an  den  Wän-* 
e     Sm  des  Eudiometers. 

Den  Resultaten  mehrerer  Versuche  nach,  habe 
kb  gefunden : 

t.  DaCs  Ein  Vcdum  Chlorocyansäure,  gemischt  mit 
D«r  mehr  oder  minder  grofsen  <^iiantität  koblcn- 
inren  Gas  bey  der  Verbrennung  ein  gleiches  Viilum 
dieiäs  letzten  Gases  hervorbringt;  folglich  nmrsmaa 
Waehnien,  dafs  ein  Volum  reiner  Chlurocyansäurej' 
nflwelchera  Umfange  esseyn  mag,  ein  gleiches  Vo- 
ll Kohlensäure  hervorbringt. 

H.  Dafs  das  angewandte  Sauerstoffgas,  bis  etw« 
E  zwey  oder  drey  Hunderitheüe  in  der  Kohlen- 
Ane  and  in  dem  Wasser,  weiche  gebildet  werden, 
b  wiederfindet;  welche«  beweist,  dafs  die  Chlo- 
lOe^iu&urc  Keinen  WassersioU'  enthält. 
f  5.  Dafc  das  Volum  Stickgas,  welche»  man  er- 
,  tieinahe  gleich  ist  dem  halben  Volum  der  an- 


m 


€o    _  Gay*Lussao 

gewandten  Chlorocyan säure,  und  daf»  die  DUTe 
hlein  genug  ist,  um  scbliefsen  zu  dürfen,  dsl 
diesem  Körper  sich  befinden; 
1  Volum  Kohlendunsc, 
J  Volum  SlickstoJV. 
Da  vnr  ifun -wissen,  dufa  dieCIilorocyansäureaU 
dem  Chlorin  enthält,  so  ist  noch  zu  bestiitimei 
■welchem  Verhältnisse.  Es  ist  nicht  leicht 
Frage  auf  geradem  Wege  zu  lösen:  ich  bio  d 
Schlüfse  dazu  gelangt. 

Wenn  man  Cblorocyansaure  mit  Kali  nnct 
nach  mit  Hydrochlorinsäure   behandelt,    so 
man  eben  so  viel  Kohlensäure,    dem  Volom  nj 
als  die  angewandte  Chlorocyansaure  beträgt^    | 
■es  ResulL;it  ist  offenbnr  unabhängig  von  der  ftU 
cles  Kohlensauren  Gases,   welches  Anfangs  mit'! 
Chi oracy ansäure    vernjischt  gewefen;    und  daj 
Analyse  in  dem  Eudiometer  uns  gezeigt  hat,    { 
diese  bey  der  Verbrennung  nu/  ein  gleiches  Vol 
kühlensaures  Gag  erzeugt,  sn  kann  I^eiue  Hydrd 
ansäure  entstehen,  vcnn  dieChloracyansaure  dn 
die  Einwirkung  eines  Alkali  und  einer  Säure  n 
und  nach  zereelzt  wird:  dies  bestätigt  auch  diej 
'fahrung,    und  Berthollet  hat    es  schon  [seit  laii 
"Zeit  gefunden.     Da»  Glilorin  aber  giebt  nach  se| 
Trennung  von  dem  Stickstoffe  und  von  dem 
lensioil'e  und  bey  seiner  Verbindung  mit  dem 
entweder  ein  hydrochlorinaauresSalz  oder  ein  Gl 
xinmetall;  das  ist  hier  durchaus  gleichgültig 
ich  will  hier  annehmen,   es  sey  ein  bydrochli 
saures  ßä]a.     Wenn  man  also  nur  Kohlensäure, 
jnoniak  und  Hydrochlorinsäure  bekommt,   so 
ich^  dafs  dieChlorüc^ansaure  dieHälfteihresVoli 


ünwrsuchiingcn  übcir  die  Blausäure.     61 

in  enthair.     Denn  da  bey  der  Zersetzung  de» 
isers  durch  die  iiiccessive Einwirkung  eines  Alküli 
einer  Säure  Ein  Volum  Kohlensaure  enlstebt, 
müssen  »leb  zwey  Volume  AVasserstoffenrwickeln. 
'ir  haben  aber  gesehen,    dafs  die  Säure  J  Volum 
lutaff  enthält,  weichet,   um  in  Ammoniak  vcr- 
BU  werden,    if  Volum  Wasserstoff  erfor- 
t:    «I  bleibt  daher  J  Volum   Wasserstoff  ijbrig, 
'elcbes,  um  Hydrochlorinsäure  KU  bilden,  ein  glei- 
tlies Volum  Chlorin  bedarf.      Die  Chlorocyanefiura 
bc  also  zusammengesetzt  ans 

.1  Voluip  Kohlendunst, 
J  Vfilum  Sticksioif, 
J  Volum  Cbtorin  j 
tnd  sersetKt  durch  die   succoive  Einwirkung  einCi 
JÜKali  und  einer  Säure  bringt  sie  hervof 
1  Volum  Hydrochloringai, 
1  Volum  kohlensaures  Gas, 
1  Volum  Amnioniakgas. 
Es  bleibt  noch  übrig  2U  erfahren,  ■welche  Ver> 
incktiing  diese  drty  Elemente  bey  ihrer  Verbindung 
Kueiden.     Ich  vrerde  durch  eine  andere  Art  Audlysa 
uigen,  dafs  eiu  did  Half te  der  Summe  ihrer  Volume 
Ittiigt. 

Wenn  die  Chlorocynsäure  mit  Antimon  in  ti- 
kleinftn  Glasglocke  vermittelst  einer  Weingeist- 
Umpe  erhitEt  wird,  so  vermindert  sich  nach  und 
Dach  das  Volum  dts  Gases  ;  es  entstehen  zu  gleicher 
Zeit  Dämpfe  von  Chlorinaniimon,  welche  bey  der 
Verdichtung  crystallisiren.  Wenn  die  Einwirkung 
idigt  ist,  so  zeigt  sich  das  zurückbleibende  Gas 
ToUkomniensü  absorptionsfahig  fiir  Alkalien,  wie  es 
rher  wari  der  Geruch  und  die  übrigen  Eigen- 
[ten  *ind  die  des  Cyanogen».     Da»  chlorocyan- 


* 


Cs 


Gay-Lussa  c 


•aiire  Ga»,  ■welcbes  ich  anwandte,  Trurde  umo.y 
durch  die  Einwirtung  dfs  Aniimons  vermindei( 
«a  enthielt  KohleDsaiire,  Avieich  schon  gesagt  faaft 
«o  dafs  die  Vetm indem ng  noch  beträchtlicher  j 
ivesen  sejm  ■würde,  wenn  es  rein  gewesen  wä; 
»ie  würde  ohne  Zweifel  auf  die  Hälfte  des  Volu 
gestiegen  seyn.  Diese  Annahme  zugegeben,  iot  > 
leicht,  die  wirklicTieMenge  Cb]orocyan8äore',.weld 
mit  dem  kohlensauren  Gase  vermischt  ist,  au  erfd 
ren:  sie  wird  offenbar  das  Doppelte  der  heobacht 
ten  Verminderung  näuilich  o,6a8,  und  die  di 
liohlenEaiiren  Gaa  0,31a  betragen.  Berechnet  1 
nun  nach  diesem  Resultate  die  Menge  der  Chlon 
cyanaäure  beyder  Analyse  vermittelBt  dcsSauerstoi 
gBses,  und  ebenfalls  die  Menge  des  Cyanogens  hi 
der  Analyse  des  Rückstandes,  welchen  man  bey  Ai 
Behandlung  dt^r  Chlorocyansäure  mit  Antimon  e 
hält,  80  findet  man  die  Menge  dea  Sticfestoffs  ehi 
so  grofs  als  die  Erfahrung  angieht,  folglich  ist  d! 
Annahme,  dafs  diese  £äure  sich  um  die  Hälfte  ▼© 
mindert,  wenn  man  ihr  das  Chlorin  entzieht,  | 
gründet.  Wir  wollen  also  annehmen,  dafs  sie  H 
tarn  menge  setzt  ist  aus 

I  Volum  liohlendunst, 

f  Volum  Stickstoff, 

^  Volum  Chlorin, 
tind  dafs  die  Verdichtung,  welche  diese  drey  El 
tnente  erleiden,  die  Hälfte  ihres  Volums  betraf; 
oder  mit  andern  Worten,  dafs  i  Volum  Cbloric 
j  Volum  Cyanogen  bey  ihrer  Verbindung  zw« 
Volume  Chkirocy  an  säure  hervorbringen.  Dasselb 
Resultat  finden  ivirbey  derHydrocyansäure,  weldl 
ebenfalls  durch  die  Verbindung  gleicher  Volumen 


Uiitsrsuciiiiiigfn  übL-r  die  Blausaure,      65 

Hjfdrogei»  und  Cyanogen einsieht,  otinedafscineVer- 
dictiiuiigSutlfJiidcI,  eo  äah  das  Chloria  in  derChloro- 
CyausäaredicStelle  (Ie«Hydrogeiis  in  derHydrocjan- 
läure  vertrjtr.  Es  ist  sehr  merkwürdig,  dafs  zviey 
Kürper,  deren  Eigenschaften  sct  verschieden  sind, 
dennoch  dieselbe  ßülle  bey  di;r  Verbindung  mit  dem 
Cyanogen  spielen. 

Da  i  Volum  Chlorin  und  1  Volum  Cyanogen 
iwey  Volume  Chlorocyansäuce  geben,  so  mufs  die 
Dichtigkeit  des  letztern  gleich  seyn  der  halben  Smnme 
der  Dichtigkeit  der  beiden  ersten  : 

Dichtigkeit  des  Chlorins        !!,4i!! 
—         —       des  Cyanogens      i,8o> 
WovondiebalbeSummec.iii  beträgt,  ^ieicb  «chon 
inge geben  habe. 

Die  Chlorocfansäure  bietet  mit  dem  K:iliain 
beinahe  diefelben  Erscheinungen  dar,  wie  das  Cya- 
nogen.  Die  Verbrennung  ist  eben  so  langsam,  und 
das  Ga»  wird  auch  an  Volum  vermindert.  Wendet 
man  ein  M^afs  Kalium  an,  welches  ans  dem  Was- 
Kr50  Tbeile  Wasserstotf  entYpickeln  würde,  so  be- 
tiigt  die  Verminderung  des  Volumens  ohngefähr 
jaTheile,  und  der  gasartige  Jlückstand,  gew^aschea 
mit  Kall,  giebt  10,  bis  12  Tbeile  Kohlenoxydgas. 
!e  feste  schnniziggelbe  Masse,  worin  das  Kalium 
!h  verwandelt,  giebt  mit  Wasser  eine  alkalisch 
igirende  Auflöfmig,  welche  das  salpetersaure  Sil- 
fcö  fället,  wenn  sia  durch  Salpetersäure  nentralisirt 
ilt,  und  welche  mit  Eisen.iuflüsungen  ein  Blau 
debt.  Da  die  Anwesenheit  der  Kohlensäure  in  der 
fihlorocyansäurc  Unsicherheit  in  diö  Resultate  bringt, 
nhabe  ich  nicht  mehr  Anfiuerkaamkeit  auf  diesen 
Venuch  gewandt. 


«4 


G  a  y  -  L  it  s  s  a  c. 


Ich  habe  Tieine  grijfsere  Zahl  von  Versuch! 
über  die  Cblorocyansilure  angestellt,  aufser  dar«  ' 
sie  auch  durch  andere  Mittel  au  gewinnen  suchti 
indc-rs  ziehe  ich  noch  immer  die  Methode  vor,  welcl 
ich  angegeben  habe. 

Wenn  man  au.  (lern  Chloiin-  H^drocyansäi] 
von  geringem  Wasaergehalt  treten  läfst,  so  entstc« 
augenblicklich  eine  gTorseMengeHydrochlorinsäm 
und  die  Chlorocyaosaure  setzt  sich  zum  Tbeil  j 
Gestalt  kleiner' öliger  Tropfen  an  de»  Wänden  di 
Flasche  ab.  Wenn  man  hydrocyanaauren  Dunstiq 
atniosphürischer  Luft  mischt  und  darauf  Chlorij 
hinzusetzt,  so  wird  in  der  Dunkelheit  kiine  Vc 
ünderung  der  Gusa  cntsteheUf  sobald  sie  nur  kei^ 
Feuchtigkeit  enthalten;  aber  wenn  man  da&Gejmia« 
dem  Sonnenlichte  aussetzt,  so  entsteht  unverzügli 6] 
tihne  Detonation,  ein  dichter  Danipf,  der  sich 2U| 
'fheil  an  den  Wänden  des  Gefafses  verdichtet,  wi 
bey  dem  vorigen  Versuche.  Schüttelt  man  das  Gas 
gemcnge  mit  Quecksilber,  so  versch\vinden  die  iiji 
gen  Tropfen  «nd  derga.sformige  Kückstand,  wx;lchl 
elfenbar  Chlorocynsäure  enthält,  zeigt  noch  eincf 
cigenthiimlichen  Geruch  nach  Chlorin,  ohne  jedod 
die  Farbe  des  Lacmus    zu  zerstören. 

Auch  habe  ich  Clilorin  mit  gut  gettocknetem 
Cyanquecksilber  im  Schatten  mehrere  Tage  aufbe 
wahrt.  £s  zeigte  sich  keine  Einwirkung  dieser  Kör", 
per  aufeinander;  im  Sonnenlichte  hingegen  ve» 
schwand  die  Farbe  des  Chlorins  binnen  is  Stunden 
vollständig  und  das  Cyanquecksilber  hing,  -vrie 
feucht  geworden,  an  den  Wänden  der  Flascbe.i 
Unter  Quecksilber  geöftnel  füllte  sich  die  Flascfaft 
beynahe  zur  Hälfte  mit  diesem  Metall  an,   und  dai^ 


Untersuchuaigen  über  dr^  Blausäure*     ^5 

immckbleilpende  Gas,  welches  ein  Gemitcli  von 
lltmo sphärischer  Luft  und  Flydrocyansäure  war»  be« 
3üelt  seinen-  ausgezeicbneMcn  Geruch  nach  Chlorin, 
obgleich  ef  den  Lacmus  nicht -entfärbte.  Ich  Hefa 
hs  QuecKsilber  die  Flasche  ganz  anfüllen^  und 
larauf.  ein  bestinuhtes  Volum  atmosphärischer  Luft; 
inzutreten^  ich  maafs  die  Luft  von  neuem «  und 
ind ,  dafs  sie  an  Volam'  9  Hundertel  gewonnen 
atte.  Diese  verschiedenen  Versuche  beweisen  ew^r« 
afs  die  Chlorocjansäure  kein  permament  elastisches 
as  ist ,  aber  sie  geben  kein  bequenfes  jVIitte] ,  sie 
1  gewinnen  9  an  die  Hand.  Endlich  versuchte 
:h  noch ,  sie  durch  ein  Gemisch  von  gleichen  Vo-. 
imen  Chlorin  und  Cjansäure  zu  gewinnen;  nach- 
em  dasselbe,  mehrere  Tage'  einem  schwachen 
icbtc  ausgesetzt,  keine  Veränderung  zeigte,  setzte 
:b  es  dem  Sonnenlichte  aus.  Es  entst^d  ebenfalla. 
In  weifser  Dampf,  und  ich  bemerkte  viele  ölige 
'röpfchcn,  allein  nach  dem  Schütteln  mit  Qu^^ckr 
ilber  bliej)  von  den,  G^sen  jo^ur  Cyanogen  übrig. 
cheint  es  nicht,,  als  wenn  unter  diesen  Umständen, 
ine  besondere  Substanz  «entstehe,   welche  bey  dem. 

0 

•chütteln  mit  Quecksilber  wieder  zerstört  wird?. 


Vierter    Abschnitt. 

Von   den   f^erbindungen    der  Hydro* 

cyphsäiire. 

Den  Untersuchungen  über  die  Hydrocyians^ure 
mich  überlassend,    schmeichelte  ich  mir,    einiges 
Licht  i^ber  ihre  yethir\^un^eii  verbreiten  zu  können, 
•   Journ./.  Chem*  u,Phyu  lÖ.  JBil.  i.  ri#/t.       ^    5 


€6 


Gay-Lussac 


allein  die  Pfliclilen,  welche  mir  obliegen,  hab^ 
mich  genüthigt,  sie  früher  zu  unterbrechen,  d 
«e  den  Grad  der  VoÜkomraenheit,  den  ich  ihn^ 
geben  zu  können  glaubte,  erreicht  hatten,  le 
lege  den  Chemikern  das  Geatändnifs  ab,  dafs  ic 
selbst  hier  zahlreiche  Lücken  £nde,  und  rechi 
auf  ihre  Nachsiebt. 

Die  Hydtocyansäure  bildet,  wie  gesagt,  m 
den  Basen  einfache  «nd  dreyfache  Verbiudungei 
drren  Eigenschaften  noch  sehr  schwierig  zu  erM 
ren  sind.     Ich  werde  mit  den  erstem  anfangen. 

Da«  Daseyn  der  hydrocyansauren  Salze  Icari 
nicht  geläugnet  werden,  denn  wir  haben  vorhi 
giBthen,  daf»  der  hydrocyansaure  Dunst,  in  d 
Duiikelrothglühhitae  über  Baryt  oder  Kali  geleite 
Wasae'stoffga»  entwickelt;  dies  be\veist  linwid« 
■prechlich,  dafs  eine  Ileduction  des  Kali  nicht  StM 
findet.  Wenn  diese  nun  aber  in  erhöhter  Tempi 
ratur  nicht  erfolget,  so  wird  sie  noch  viel  w^ 
nigcr  in  gewöhnlicher  Temperatur  geschehen,  vi^ 
mehr  wird  die  Säure  mit  dem  Kali  sich  verbindet 
ohne  Entwickelung  von  Wasserstoflgas.  Der  Chi 
racter  der  hydrocyansauren  Salze  ist,  alkalisch  a 
seyn  ,  auch  wenn  man  zu  ihrer  Bildung  ein  grofsi 
UebermaaT»  von  Säure  angewandt  hat;  sie  werde 
durch  die  schwächsten  Säuren  zersetict,  und  if 
zeigen  in  vieler  Hinsicht  viel  Analogie  mit  den  hv 
drothionsauren  Salzen.  Wenn  die  Feuchtigkei 
ihnen  entzogen  ist,  so  ertragen  sie  eine  höbe  Tem 
peratur,  ohne  dfiia  sie  die  Eigenschaft  verlieren^ 
ein  Blau  mit  Eisenauflösungen  hervorzubringen^' 
oder  um  mich  besser  auszudrücken,  sie  verwandeli 
■ich  in  Cyanverbiadnngen  der  Oxyde;  allein  in  Beruh- 


I  UnlersuchuDgen  über  die  Blausäure.     Gj 

mit  der  Luft  oder  mit  Wasser  zersetzen  «ie  »icU 
idegÜnzHcfatUndrcrwaiidelti  sichln  kohleiaure 
Um  sich  die  unvcräiideilicheAIkaliinldt  der^ 
■cyatiiaiiren  Salze    erklüron  zu    künuen ,  miift 
■  •ich  daran  erinnern,  daft  dat  Kalium  aut  dem 
■CTanaatiren  Dunste  ein  Volum  Ga»  entwichelt, 
hnigen  gleich,    welches  dadurch  aus  dura  Was- 
■twickelt  werden  küiinte,  und  dafs  die  Cjan- 
ndung,    "vrelcbe  man  dabey  erhült.    mit  dem 
eine   alkalische    Auilösung   gicbt.     £s  ,  ist  i 
•achtend,     daf»    das    HaU,      welches    »ich   bil- 
Moder  vermittelst  des  Sauerstolls  de»  Wassers  sich 
liUen  könnte,   eine  sehr  starke  Verwandtschaft  anf  < 
lie  SäDre  ausüben  mufs,  da  diese  hiiilänglicb  Was- 
tntolT  enthalt ,   um  den  Sauerstoff  des  Kali  zu  aät- 
m,  aber  dafg  auch  die  £in-tvirl;ung  des  Kali  auf 
in tb eil  Säure ,  deren  Hydrogen  nicht  durch  dea  > 
tnoS  desselben  gejiitligt  werden  kann,    noth- . 
Kg  weit  schwächer  seyn  mufs.     Da«  Chlorin- 
i  giebt  mit  Wasser  eine  neutrale  Aujdösung, 
Idie   Menge    des    darin    enthaltenen    Chlorina 
Eden  Wasserstoff,    welcher  dem  von  dem  Ka- 
■snfgenommencn  SauerstolV  entspricht,    nnzie- 
mn,  während  die  Menge  Sauerstoff,   welche 
nhaliura  und  auch  das  Schwefelkalium  auf- 
,    geringer  ist,    als  die,    welche  dem  Was- 
tofFgehalte  der  Menge  Hydrocyansäure  und  Hy- 
fOlhionsäure  entspricht,  wodurch  das  Oxyd  wirk- 
cb  neairaÜsirt  werden  könnte.      Ich  glaube,    daf» 
B  Bemerkung  .über   Alkalinität  und  Neutralität 
lie  hicher  gehörigen  Salze  allgemein  gültig  ist. 
jDnter    den   einfachen    hydrocyansanren    Salzen 
I»  bydrocyausaure  Ammoniak  vorzüglich  merk- 


68 


Gay-IiUSsac 


würdig:  es  crystallisirt  in  Würfeln  in  Terachld 
geaen  Friimen  und  in  farnkranr ähnlichen  Blf 
chen.  E«  ist  so  flüchtig,  daF»  die  Spanimng  seil 
Dunstes,  bey  einer  Temperatur  von  22°,  ohnj 
fähr  45  Cenlinieter  beträgt,  und  folglich  bey  J 
dem  Drucke  der  Atmosphäre  dai  Gleichgewit 
haken  konnte.  Leider  zersetzt  Hich  dieses  Salz  ic 
leicht  und  verkohlt  sich.  Seine  grofse  Fliicbtiglu 
hat  mich  verhindert',  das  Verhättnifs  der  Beai 
theile  zu  hesiimmcn. 

Wenn  düs  Daseyn  der  hydrocy  an  sauren  Sa] 
keinen  Zweifel  leidet,  so  nicht  minder  das  1 
Cyan  verbin  düngen.  Ich  habe  schon  gezeigt,  ä 
das  Qiieckiilberoxyd  durch  den  hydrocyansaui 
Dunst  zersetzt  \vird,  dafs  sich  Wasser,  und  M 
lieh  eine  Cyanverbindung  bildet.  Das  sogenaui 
blausaure  Silber  ist  auch  eine  Cyanverbindung.  Bt 
gelinder  Hitze  entwickelt  es  Cyanogen  undschmi] 
zH  einer  bräunlichrothen  Flüesigkeic,  welche  bi 
dem  Erkalten  fest  wird  und  eine  graue  Farbe 
nimmt.  Oiepe  letztere  Verbindung  widersteht  ei 
erhöhten  Temperatur,  allein  sobald  sie  mit 
Lnft  in  Berührung  kommt,  so  bleibt  nur  Silbl 
zurück;  ich  halte  sie  für  eine  basische  Cyanverbli 
diing  (soui-eyaiiurt).  Als  Kennzeichen  trocknet  Cyw 
meLalle,  wenigstens  solcher,  deren  Daseyn 
macht  ist,  gebe  ich  an,  dafs  sie  Cyanogen  en 
■wickeln,  wenn  sie  der  Einwirkung  der  Hitze  ausge 
■etzt  werden.  Ich  halte  es  für  sehr  wahrscheiulicb^ 
dafs  der  weifse  Niederschlag,  den  man  bey  di 
Mischniig  einer  Goldaufl5snng  mit  hydrocyansan- 
rera  Kali  erhält,  ein  Cyanmetall  ist.  Hydtocyan»-- 
aaBretüali  und  Eisen,  geschmolzen  tu  einem  JPIfi' 


ÜütersucliaDge»)'  über  die  Blausäure. 

ati^el,  und  eine  Zeilhng  in  der  Holh^Iühliitze 
buken,  gabi^n  mir  eine  braune  M.isse,  velchc  bey 
rÄuflüsiing  im  Wasier  in  Menge  ein  graues  l'nl- 
rraHenliers.  da&sich  blo«  in  Hünigswaiser  auf- 
it  und.  bpy  einer  Teujperatur  von  »wey  bis  drey 
ändert  Orad,  au  der  Luft  sich  entBÜndet^ie  etil 
rophor.  Es  enthält  vid!  Vlatin  und  «cheint  eine' 
iJicheCyanverbmdungdieaesMetaH»  zu  seyn.    Die  i 

iRÜaung,    welche  über  diesem  Pnher  schwamw,  | 

ib  mir  bcy  dem  Abdampfen  Anfangs  gewöhnliche»  | 

drocyan»aureaTia]i  und  hernach tlne  grofse  Menge      \  ;' 
iimatificher,  nadelfÜrmigcT  und  vöjlig  faibenlosei 
■stalle. 
Porrelt  hat  Üaa  Cyanquecftsilber ,    welches  ef,  I 

ie  alle  Chemiker,    für  eine  Verbindung  von  ro-  j 

em   Quecksilbecoxyd  mit  Blausäure  hält,   unter-  j' 

;ht  und  d:irJn  gefunden    ,  \ 

Blausäure,        ....        »5,9 
Ilothes  Quccksiiberoxyd  .       q6,Q 

100,0. 
Berichtigt  man  die  Analyse  die« er  Verbindnng 
Eh  der  Annahme,    dafs  da»  Quecksilber  «ich  hier 
metallischen  Zustande  befindet,   und  daTs  125,5 
lUe  desselben  10  Theile  Sauerstoff  erfordern,  uni 
Queckaifbero\yd  zu  bilden  *},  so  findet  maa 
CyanogCn         ....       Sfl,i 
Quecksilbei     .        .        •         .       79*9-  \ 


■]  Die  Zahl,  wekke  äisCyKnogtn  niudnl«kt  isC  24,9  d,  h, 
S4i9  Tlieile  deiselben  sUdgen  eine  Menge  vüit  «neu 
Meialb,  weldLe5  7,5  Theile  Oxygcn  aufneJ.i 
RV  b»iscb  £U  seya,    oiier  eine   Menge   von  tiiier  B«sC| 


U 
H 


Berechnet  man  dieses  VerbältniTs  nach  der  Z« 
^welche  ich  vorbin  ftir  dai  C^anogen  gefunc 
habe,  so  erhält  man 

Cyanogeii       ....       20,09 
Qiieclisilbcr  .         .         .       75.9'*) 

.ein  Resultat,  das  vollkommen  mit  Porretts  dngal 
«bereinatimrat.  Ich  -will  hier  nicht  die  Yerbi 
lli»e  dei  andern  Cyanmetall«  und  bydrocyuii: 
ten  Salze  ailführcii,  -weil  die  Sättigungscapadtäti 
.welche  ich  fflr  das  Cyanogen  und  für  die  Hyd 
cjanaanre  angegeben  habe,  hinreichend  tind^J 
jene  alle  finden  zu  künnen. 

Es  ist  keinem  Zweifel  unterworfen,  daü  < 
Cyanogen  mit  den  wenig  oxjdabeln  Metallen  V 
binilungen  eingebt;  aber  isl  die»  auch  der  Fall,! 
Metallen,  welche  eine  nahe  Verwandtschaft  fiir  i 
Sauerstoff  haben?  Und  wie  verhält  sich  insbe« 
derc  das  Berlinerblau  ? 

Ich  hin,  mit  Proust,  der  Meinung,  dafs  es  k' 
Kali  enthält,  und  das  es  folglich  eine  einfache 
hindung  ist ;  denn  wenn  ich  es  ohne  Alaun  bereit 
und  wohl  aussüfste,  bo  liefs  es  nach  demAniglül 


in  welcher  7,5  O'iygen  entliallea  sind.  Nacb  nii 
sehr  genauen  imd  oft  wiederhohed  Vemiehen  axyiÜTM 
7,5  Oxygen  95  Quecksilber,  niiihin  muf»  am  Cyaniiu«pk 
Silber  lusamiuengegeut  seyn  iius  : 

Cyiino^™        24,9» 
QjiecKsilber   95 
und  die  Zabl,  welche  dasselbe  bezeichnet,    ist     ii$,^. 

Dir. 
')  ronrOToy's  und  Thenard'a  Analyse  giebt  dies  Reiuluit, 
allein  ntch  der  Analyse  de»  Ziniiobeis  TOn  Proust  (gj 
Qiicclisilber,  t5  Gchwefcl^ ,  welche  mit  einigen  mt 
•igeneu  Vcrsuelie  iibeieinsiinuiit,  würde  man  ioO:tygen 
£egen  140  QuccluUber  «tb.iltcii.  CX. 


Untersuchungen  über  die  BlausSure.    ,7« 

eine  Spnr  von  Kali  im  Wasser  erkennen 
entweder  ein  Cyaneisen  oder  ein  hjdi 
esEisen.  Die  Frage,  hierauf  zurückgi führt, 
h  noch  nicht  leicht  zu  beantworten,  und  ich 
n  nnr  die  Gründe  angeben,  welche  »ich  für  fe- 
lieaer  beiden  Meinungen  aiiführen  lassen. 
.Wenn  man  dai  stark  ausgetrochnete  Berliner*. 
L  deitillirt  und  die  entwickelten  elaatisch^nFlüjr 
iiten  ZQ  verschiedenen  Zeilen  wahrend  der  De- 
^don  prüft,  so  bemerkt  man  darin  beständig  dis^ 
iscnbeil  der  Kohlensäure  und  der  Hydrocian- 
,  niemals  aber  Cyanogcn.  Erhält  man  nun 
f  beständig  Kuhlensäure,  Hydrocy  an  säure  und 
Ammoniake,  so  mufs  in  dem  Berlinerhlau 
CiBloft' und  WasserstoJI:  zugegen  seyn,  und  dahet 
natürlich  anzunehmen,  dafs  es  wirklich  ein 
picyansauresEis^n  sey.  Wenn  man  sich  aberer- 
dafs  das  Cyanfju^cksilber  in  der  Hitze  nur 
Cyanogen  giebt,  wenn  es  trocken  ist, 
hingegen  genau  dieselben  Producte,  wie 
^BcTlinerblau  Helen,  wenn  es  feucht  ist,  so 
man  auch  annehmen,  dafs  das  BcrÜnerblau 
C^aneisen  sey,  ^reiches  Wasser  enthüll,  und. 
,  man  es  also,     nach  Prousls  trefflichen  Unler- 

EDDgen  über  die  Veitindungen  des  Wassers,  für 
Hydrat  des  Cyaneisens  ansehen  nDÜfse.  Oiesa 
Arne  gewinnt  sa  Wahrscheinlichkeit,  wenn 
Sarauf  achtet,  dafs  das  Beilinerblau  im  Augen- 
^■einerBildung  sehrvolunainös  ist,  dafs  es  sich 
:em  Trocknen  genau  eben  so  verhält,  wie  die 
lerde.  und  dafs  es,  wie  diese^  das  Wasser  bärt- 
ig zurückhält.  Angenommen  ferner,  das  Ber- 
iblau  sey  ein  hydrocyansaure»  Salz,  ist  es  dan» 


I 
I 


7S  Gay 

nichi  «ehr  aurserordentlScIi,  -yvenn  ilic  Hydi 
«äure  den  schwäcbsien  Siiuren  die  Alkalien  tibtrU 
^■welche  weit  iii^cluigor.  a!»  das  Eisenoxjd  «inj 
■während  sie  diesem  Oxyde  durch  die  tnächligtra 
Säur6n  nicht  entzogen  werden  ttann?  Weitleichl 
begreift  man,  warum  die  Cyanmclulle  ^cb^iriei 
durch  Säuren  an  zersetzen  sind.  In  diesem  Fatle  h 
findet  sich  dus  Cyanijiiecli^ilbet ,  welche»  von  de 
Was»'er»toI)*äuren  y,ersely,t  wird,  aber  Keineaweg 
von  den  durch  SauersloiF  gebildeten  Sauren,  'vra 
«ie  durch  Wasser  verdünnt  sind,  weil  das  Qaet 
eilberwenigoxjdabclist;  eben  so  werden  auch  Zin 
ober  und  Graphit  von  einer  mit  Wasser  genüM 
teil  Sch%vcfels;iure  nicht  angegriften. 

AuTserdem  erklärt  diese  Theorie  auch  viel  leic 
tcr,  warum  d<is  BetHuerblau  von  demrothenQu« 
eilber  zersetzt  wird;  denn  wenn  jcuesein  Cyaiieist 
ist,  so  erscheint  die  Zersetzung  desselben  durch  < 
Quechsilberoxyd  als  die  Folge  der  nahen  Verw'aäd 
scbaft  des  Eisens  für  den  Sauerstoß';  sieht  man 
-aber  für  ein  bydrocvarisnnres  Salz  an,  (0  mürste 
^uecksilberoxyd  dem  Eisen  eine  Säure  enixiehd 
■i^elche*  gegen  alle  Analogie  ist. 

'  'Zugegeben,  das'Berlinerblau  scy  ein  C)-aneis< 
ao  mufs  noch  erlilärt  ■\Verderi ,  T.vodurch  sich  i 
■weifse  Niederschlag,  welchen  die  HydrocyänsStl« 
mit  den  EisenoxydulsaUen  gicbt,  von  demTila 
Niederschlage  der  Eisen ox)d»alze  unterscheidet 
das  heifst  nichts  weiter,  als  erklären,  wie  vermt 
lelitdes  SauerstofFs  der  wcifie  Nicderchlag  in  e 
grünen  übergeht.  Ich  gestehe,  dafs  ich  nicht  genu 
Versuche  angestellt  habe,  um  darüber  eine  geniigei 
de  Erklärung  geben  zu  kuniicn,  allein  die  Fjrbeij 


Untersnthtiiiccn  über  dife  Blausäure. 


73 


tod«rtmg,  wovon  ich  rerle,   acheint  niir  hJcft^ 
^Tträgli^h  mit  der  Annahme,  dafi'  die  Hitcn 
Jiläge  Cyanelsen  sind. 
I  Kach  Scrihullets  Meinung  hönnten  diese  Eiseii- 
uerachläge  sich   wohl  nur   dnrch  dus  Verhälinira 

r  Bntandtlicite  untcrsrhciden,  eben  so  Vit 
(den  Grade  des  CyanqutclisilberB;  allein  ich  1 

•  wahrschi-iiilichtr,      dafs  der  weifse  NiedstJ 
plag  eine  Verbindung  von  Subcyaneisen  mit  Hy* 
9    Ilnc7ant9ure  i&t,   analug  der    oben  ervrühiuen  ZK»1 
nenseczung    von    Sthweftlkaliitm    und   Hydn 

läare.       Wenn    man  der  ttydracy ansäure  dcii 
■entolF  durch  Sauersioil:  oder  G1ilüri|i  enuiHiq 
JRtUte,  so  würde  man  ein  Cyaneiten  erhalten,  dub3 
id   knCyanogen  eben  so  viel  beträgt,  ah  da«  der  Säi 

äder  Cyanverbindang  zusammeügtnomnien.     Ittl 
1  Fall«  -würde  der  grüne  WicduTscIil.ig,  welchp^ 
h    Nnnittelst  der  Hydrocyansäuie  in  den  Eiseno^ydi^I^ 

SftiuigeB entsteht,  eine  Verbindung  des  basi&chff&fl 
t    tfmeiieit»  mit  Cbtoiocyansiure  seyn. 

fc'.    Derocherähuliche  fiücksiand  ,  der  sich  b^y  d 

Hon  desBcrIinerblaues  mit  einer  Malischen  Ai}: 

nnng  bildet^  urid.voi^  Berthollet  für  ein  basiaChn 

pwatire*  £ift.ea!g<;haltcn  wird,..müchte  wohl  ei^S 

ebindung  von  Eisenoxyd  mit  Bcrlinevblau  seyriii 

f  Aach  ohne  Chlorin  habe  ich  einen  griincn  Ni* 

')r)il'g  erhalten,    wie  mir  scheint,  diirch  bioA 

Hitwirhung  des  Snuergtods.  '  Ich  liefs  nämlich  eine 

I  Auflösung  von  Cynnogen  iiu  Wasser  über  Deutoxytl 

t  de»  Bkys  und  Manganhyperoxyd  sieben;     d^s  Cya- 

||  nngcti  wurde  nach  und  nuch  gänzlich  absorhirt  und 

da«  Wasser    selbst   entfärbt.       Nach    dem    Fütriren 

war  die  Auilusung  cilrongclb  und  ichien  ncutralisirt^ 


74 


Gay  -  Lussac 


zu  sej^n.     Kalk  entwiclielte  daraus  vitJ  Arg 
flber  die  tjydrochloriniäuje  zeigte  dnria  wa^ 
drocyansäure  noch  Koblensäure  an,  uud  Ba^ 
ur*aciile  keinen  Nieilersclilag,  Durch  diese  hesa 
bene   Fliissigfcrit  erhielt  ich  einen  grünen  1 
■chlag  mit  achwefeUaurem  Eisenoxydul,    Die4.Q 
.  ist  olinc  Zweifel  verschieden  von  jenem,  das 4 
die  Chlorocyans^iiiTö   gebildet  wird,    denn  ^  ^ 
nicht  blau  durch  sohweflicljte  Säure.     Es  ist ,(] 
streitig  d^issclbe  Grüii,  vrorin  das  Berlineiblau,  j 
Luft  Un^e  ausgest-tzt,   sich  verwandelt. 

Es  bildft  sich  Atnmnnialf  -wäbrend  derEim 
Ifiing  des  Cyanogens  auf  feuchten  Mennig:  hiei 
also  Wasser  zersetzt  worden;  aber  wo  bleibi 
Saueretofl"?  Welche  Säure  sättigt  hier  das  Am 
niak?  Sollte  Cyansaure  sich  gebildet  baberi  ?  ; 
scheint  mir  nicht  tmmüglich,  und  ich  hoffe  dtH 
weitere  Arbeiten  n^ich  davon  zu  überzeugen  1 
Durch  Abdunsten  der  er^v^hnten  amraoniakalisi:]]! 
Auflösung  erhielt  ich  einen  leicht  Kerfliefseiial 
Kückstand,  welcher  mir  bey  der  Destillation  kobll 
aaures  Ammoniak  gab. 

Nicht  weniger  schwierig  ,  ah  diese  zweifach 
Verbindungen,   sind  die  dreifachen  VerbindaO| 


*)  UoleT  jensn  UmEtÄndsii  Kann  niclit  Cyansiiure ,  ii 
eine  Verbindung  von  i  D,  Cyanogen  mit  5  D.  O^yg* 
frolil  aber  Cyanos-yd  iitTvorgehen  und  dieies  jiiu-  daif 
'Vreun  t  D.  Cj'anogen  mit  3  D.  Mennige,  in  wcjel 
1  D.  übertcLüssi^cn  O^ygeni  entliahen,  ia  Bi 
rung  stellt. 

Döberliner, 


Untersudmngen  iibtr  die  Blausäure.      75 

■  Hydrocy  an  säure  mit  den  Baien  fiir  ilie  Unter- 

uJiung.      Um  die  Uiiveränderlichlitit  dieser  Snlae 

0tklären,  nimmt  Porret  eine  besondere  Hydrucyan' 

i  an,  welche  Eiaeiioxy d  als  Uefttandtbfil  eiiibal- 

und  ausgezeichnete  neutntlisiiende  Etgenaclmf- 

Maitzen   i^t.      Seine  iVIcitiiuig  zu  untertlüzen 

I:  er  einen  arligen  Versucb  an.      Er  taucliLo  die 

1  Dräthc  dc;r  vrjltaischen   Säule  in  die  AuIIq- 

■  de«  bydrocy ansauren  £is«nka!i,   unt!  da»  hdli 

I  «eigte  eich  am  negativen  Pole,  während  die 

rocyanaäure  mit  dem  EisenoKyde  am  positiven 

sieb  absetzte.      Das  Resultat  dieaea  Versuche«, 

ich  nicht  wiederholt  bab«,  will  ich  nicht  b.c- 

n  :  aber  ist  es  hininngliuh.  f  orreita  Annahme 

veiien?    ist   es  nicht  möglich,    die  dauernde 

äadung    der    hydrocjanaauren  Tn|ipelsjUe  auf 

andere  und  genügende  Weise  zu  erfclären  ? '). 


i}a  ich  mich  stets  der  ^alv^nisclien  Süiile  bediene,  um 
ie  chemüclte  Natur  dErjenigcn.  Siibstnnuen  und  Ziiiiin- 
lessetKUngen ,  iVelcho  nirht  ^ntsdiieden  büsitch  oder 
Met  reagiren,  zu  eiforsnlicn,  so  hibe  ichiucb  Porretl't 
^ersnch  wiedttbolc,  leb  erbialt  ebenfalls  am  iiegntiven 
'oIb  KkIi  und^m  positiven  ein)^  TicIIbkne ,  telir  itark 
»ch  BUusatire  riecbcnde  Plösii^kcit ,  -wclcbe  fdi  mit 
eine  eigcnlliilni liehe  Siure,  die  icb  Fenocy- 
iskure  nennen  '  nt'icbce',  beti'uc^ie ;  ftir  eine  Säure ,  in 
■clctiet  d.is  Eisen  die  Rolle  des  Hydrogens  in  der  H7- 
raeyBiisSure  oJei-  die  dts  CUlorins  in  der  CUorocyan- 

Ich  kann   niolit  nmiün,  bei  dicsBr  Gelegeiilieit  nocli. 

wü  darauf  nufmerksaiii   zti  machen ,   dnfs   die  gtlvaDi' 

Electriciläl  das  «insige  und  sicUerste  Miliel  ist,  die 


.76  ■'  -T   Gay^Lussrac 

Die  HydrooyaiMäüre  -v^ird  von  dem  Kali  ditsc 
Kohlclhsäure  getrennt ;  wird  aber  zu  dieser  Verl»( 
düng  Bifienoxij^d' gesetzt^  so  kann  die  Trennung  ni 
durch  mächtigere  Säuren  bewirkt  werden.  Die^ 
Erfahrung  ist  allgemein  bekannt ;  aber  man  nui| 
-auch  bemerken,  dafs  die  hjdrocyansauren  Tripp^ 
salze  analog  »ind«  den  gewöhnlichen  Trippelgalz4 
deren  Bildung  eine  gegenseitige  Verwandtschaft  dl 
Salze,  woraus  die  zusammengesetzt  sind,  voran 
setzt.  Ein  merkwürdiges  Beyspiel  giebt  die  Alatn 
■erde «  denn  ihre  Verbindung  mit  der  Schwefelsau: 
35t.  weniger  neutral  und  w^eniger  beständige  als  di 
welche  dieselbe  Säure  mit  dem  Kali  darstellt.  Dag 
gen  wird  man  freylich   einwenden«    dafs  in. die: 


chemische  J^atur  d^r  orgaiiischen  und  unorg^anisob 
Substanzen  und  die  Rolle,  i^elche  mehrere  derselb 
in  Verbindungen  spielen ,  zu  offenbaren.  ■  Als  ich  au< 
vor  m.ehreren  Jaluen  mit  der  Sche^dunjg^  yersclued^ 
Pigmente  der  Pflanzen  beschäftigte,  so  ei'|iielt  ich  ei 
durch  die  galvanische  Säulen  Wirkung  die  Ueberzeugun 
j)  dafs  in  jeder  Fsrbenpflai^e  stets  2  .yerscUiedene  Pi 
znente  mit  eiuaudecr  verbiuiden  vorhanden  sind  und 
dafs  das  eine  derselben  saurer,  das  andere  basischer  Kst 
ist  und  dafs  man  mit  Hülfe  alkalischer  Substanzen  'i 
basischen  Pigmente  TOm  den  säuern  trennen  kann  ui 
uipgekehrt.  X'äfst  man  z.  B«  auf  einen  Aufgufs  von  Isa 
tinctoria  die  beiden  Pole  der  elektrischen  Säule  wirke 
.  so  tritt,  am. positiven  Tolc  eine  gelbe  Flüssigkeit,  a 
negativen  Pole  aber  Indig  auf.  Da  letzter  in  sein^ 
.  .isolirten  Zustande. ^unauflöslich,  ist ^  so  kaxpi  er  von  de 
•auem  gelbeu  Pigmente  durch  Kalkwasser  geschied 
werden*  Döberciner, 


UntersncI Hingen  über  die  Blausäure.      77 

boc)ramauren  Trippelsal/.e  äai  Eisen  nicht  nie- 

»chhigen  \vird  Wt^dci  durch  die  Kalicii,  noch 

die     hj-tirotliionsaTireu     Salze ,    welclis    das- 

aiu  a)len  meinen  andern  Verbindungen  fällen. 

C  aacb  diüTalkerde  -wird  gefällt  durch  Kaliodtr 

ponialc   in  den    einfachen    Verbindungen ,    untT 

hiebt  nicht  mehr,  wenn  «e  sich  in  einem 

tpeliaUe  befindet.     Eben  so  auch  viele  anders 

r.      Darf  man  daraus  scbliericii,  ddfi  sie  ver- 

n  niU-deii  Säuren  deren  *äii  rebilden  de  Eigen« 

verniehien,  wenn  man  librigens  weif»,    dafa 

Neutralität  neutraler  SuVta  durch  die  Verbindung 

t  g^tärt  wird? 

[  Wir    haben  geiahen,     dafs  daa  hydrocyaniaure 

kaliacb  leagirt;    den  Grund  davon  h.iben  wie 

bn  aufgesucht.      Diese  Alkaliuitüt   hündigt  eine 

;opg  an,    dreyfache  Verbindungen  einzugehen, 

1  dieses  Salz  mit  entgegengesetzten  Verbindun- 

,  wdche  mit  ihm  schon  ein  gemeinschaftliche! 

fnent:  enthalten,    in  Berührung   hommt.      Eben 

»en  auch  hydroihionsaure  Salze  riele  Sulfureto 

I    und  wenn  man  diese  Verbindungen  mehr  un^ 

Khte,    >0  würde  man  in  ihnen  viele  Aehnlich- 

'    mit    dön    dreifachen    hjdrocyansauren    Salzen 


1 


Die  Beobachtungen,  w^elcbe  der  Gegenstand 
dieser  Abhandhing  sind,  zeigen,  dafs  die  Kenntnifg 
desCyanogens  ein  weit  ausgedehnte»  Feld  zu  neuen 
üntersnchungen  eröifnet.  Dieses  Gas  giebt  uns  ein 
merkwürdiges,  bis  jetzt  einziges  Beispiel,  wie  ein 
Körper,  obgleich  /,usammeng<'setKt,  in  seinen  Ver- 
bindungen mit  dim  Wnsserstoffe  und  mit  dcD  Me- 
j    ullen  die  Rolle  eiues  einfachen  Stoiles  spielt,   End- 


fjg-  Gay-Lüssac 

lieh  füllt  er  eine  Lücke  in  der  Chemie,   indei 
uns  eine  Verbindung  anfaeigt,  dienoch  fehlte, 
lieh  die  Verbindung   de«  Stickstoff»  mit  dem  I 
lenstoffe  •>     Gern    hätte  ich    mehrere  Thatiai 


•)  Eine  Verbindung  in  Stickstoffs  mit  HokUnitaff 
DIU  idion  von  dem  Beginnen  der  Chemie  an  in  der. 
riiohen  Kolile  gegeben.  Dieso  allein  iit  El  ja,  wi 
uns  das  Cyanogen  liefert  und  die  Eicli  von  dieicm 
dadurcii  uttcet^c Leidet,  dah  sie  weiiigei'  Azoe  enthil: 
daher  siair  eischeiul.  Wird  sie  mit  Kali  g-eglßUl 
xerffllU  tio  in  KohLe ,  welcKe  keinen  AzoE  enthält 
in  Cyanogen.  Die  Stickstoff  kokte  stuUt  sich  mei 
>1(  eine  metalliscli  glänzende  und  oft  mit  den  schüi 
Farben  tpielende  Substanz,  dar;  sie  sclieint  mir  d: 
■nebe  del  verschiedenen  farbigen  ZuStandes  der  ] 
11. ».  -w,  lu  lej-n.  Hr.  Bergr.  l^oigt  allliicr,  welcher  di 
bSltnisse  der  Farben  organischer  Körper  sehr  genanttl 
und  die  Relnltnlc  »eines  Denkens  und  Forach ent  in.  i 
toebenerschieiienenSchiift:  Die  Farben  der  organii 
Höqier,  a-isltnscliaflUch  bearheitst  von  F.  S,  folgt  a.  I 
Jona  in dErCrfikcrscbenBuch handlang: 
roitgetheiJth.it,  halt  den  farbigen  Stoff  der  Federn  u.1 
für  einenKohlenwassersiolT  und  den 'der  Pilanxen  für  „« 
Kohleuaauerstoff"  d,  h.  für  ein  RolJenoxyd,  Der  Chen 
k*nn  hierin  mit  lürn.  Bergr.  folgt  nicht  gleicher  ' 
jiung  «eyn.  Im  Pflanzenreiche  und  im  Thierreiche 
let  der  KohlenMofF  nbrr  neben  diesem  im  eriten 
Wasser  oder  die  Elemente  desselben  und  im  letilefl 
Azot.  Jeder  lliiasigc  und  fcsle  ßestandriieil  der  Tl 
•ntlisit  Kohlenaiot-  und  es  findet  sich ,  ausser  dem  T 
keiner,  welcher  blos  Holücnhydrogen  zur  Grünt 
hltte.  Darum  und  weil  auch  die  vollendesten  Fign 
der  Pflauxen,  s.  B.   der  Indig,   das  rothe  Pigxual 


Untersuchungen  über  die  Blausaure.      75 

vorsüglicli  weniger  Hypothesen  den  Chemikern 

tlegt,  allein  icb   habe   sclion  gesagt,   dafa  ich 

Qthigt  worden  bin.    meine  Arbeit  zu  unterbre- 

Dnd  dafs   icli    liier  die    Unvollkommenheic 

ganz  eiitsebe. 

Während  des  Abdrucks  dieier  Abhandlung  habe 

einige  Versuche  über  das  hjdroc^  an  saure  Kali- 

angefttcllti   ich  iheile  sie  mit,   weil  ich  sie 


Jloti,  vrolclie  beide  in  ilirem  dicLlMtan  ZuiUnde  l»e- 
[liieligUnxcQil  uTacheinen,  nebeji  KoliIenb^drogeD  Holi- 
nuot  enihdten,  muft  min  annehmen,  dafs  auch  die 
«teiielle  ßase  der  ihieri.clien  Farben  eine  Vcrbinduns 
in  Kohlensioff  mit  Azot  sey.  Dag  Verhalten  dmelben 
tgen  Halogen,  w^lcheo  Hr,  Retgr.  foigc  selbst  gepiflft 
bewein  diesea  noch  mein: ,  Die  Farben  der  Federn 
ehiedener  Viigel,    auf  welche  derselbe  das  Halogen 


n  liefs, 


nälLn 


ich  tt 


mdinbr. 


oder  gelbe  verwandeh,      Nnn  aber  lehrt  die  Er- 
rg,   dafs  diese  Ersclieinnng  blos  an   denjenigen  oz- 
heo   StoiFen    hervorirj» ,    M-elche   Aiot   enlbalten, 
id  dafs   dagegen  alle  diejenigen   farbigen  Substanzen, 
»Ich«,  stiitt  des  Aiots,  Hydi'Ogen  zum  licstnnddieil  ha- 
dern Halogen  voUk.oimiiengtbUii.lit  d.  h.viillig 
rbcniot  vrerden.     Was  die  Farben  der  Pflanzen  betrilTt, 
wissen  vrir,    dafs   dieselben  nicht   ein   Kohlenoxyd, 
idem  vielmehr  ein   Kohlenliyilroid  (^lutd,   w!e  schon 
□erkt,   oft  gleichzeitig   Kohlenazot)  anr  Base  haben, 
id  dafi  alle  diejenigen  organischen  Stoffe ,  in  welchen 
,  oder   Trenigtr   oxydirte  Kohle  als   Ilauptbestand« 
enthalten,    wie  z.   B.    der    ZtickeT,    das   Gummi, 
Terichie denen  Fflanzeniluren    ii,   s,   w.  farbelos  er* 
liAen, 

Vobtreiaer. 


Ii 


*. 


\ 


SO'  ^  Gaj  -Lu  s  sac 

iiJLX.  geeignet  haUe,   einiges  Liebt   über  die   bjdiifli 
c^aiis^uren  Trippelsalze  zu  verbreiten.   .    .  '^ 

Ich  bereitete  bydrocyansaures  KaH  mit  ein 
S^reübi^rdduiCB '  iiitd  dam]pft6  dasselbe  beinäher 
zur  Trockne  ab;  darauf  brachte  ich  es  wieder 
241  einem bestimi|it€n  Sättigungsgrade«  der  vondeq^ 
j£:nigen,  welchem  man  durch  die  Auflösung  des  Gjan 
}u:liu4ihs  im  Wasser  erbaut,  nicht  verschieden  Ht 
Nachdem  ich  das  Salz  mit  Wasser  diluirt  bfitt^ 
theihe  ich  es  in  zwey  Portionen;  zu  der  einen  settC 
ich  frisch  bereitetes  und  -wohl  ausgesüfstes  Cyan 
Silber :  die  Auflösung  gieng  rasch' voii  Statten,  abe 
das  Salz  reagirte  noch  eb^n  so  merklich  alkaliscfi,  al 
die  andere  Portion,  welche  ich  zur  Vergleichui»^ 
zurückbehalten  hatte.  Darauf  schüttete  ich  Hydro 
cyansäure  hinzu;  ein  neuer  Antheil  von  Cyansilbe 
löste  sich  auf  und  die  Verbindung »wurd^  vollköntf 
m.en  neutral.,  Beym  Abdampfen  erhielt  ich  sechs 
eckige,  unordentlich  zusam mengehäufte  Blättcheil 
w^che  im  Walser  leicht  auflöslich  waren :  dieAu£ 
lösung  schlägt  die  Eisen  -  und  Kupfer&alze^  weiC 
nieder.  Durch  hydrochlorinsaures  Ammoniak  wir« 
sie  nicht  getrübt;  Hydrochlorinsäure  entwickel 
daraus  Hydroey ansäure  und  fället  dabey  Chlorinsil' 
her.  Die  Hydrothionsäure  bringt  darin  keine  ana 
löge  Veränderung  hervor.  «   -        ' 

Die^  Verbindung  ist  olFenbar  ein  hydrocyan- 
saures  Kali -Silber,  \relchcs  andern  hydrocyansau- 
r«n  Trippelsalzen  analog  gebildet  seyn  mufs. 

Nun  aber  haben  wir  gesehen,  dafs  das  Cyan 
•iTber,  mit  dem  hydrocyansauren  KaH  sich  verbin- 
dcnd«  die  kaiische  Reaction  nicht  vermindert »  ion' 

den 


'Untersuchungen  über  die  Blausäure,     ö»' 

Pdats  sichda«  Kali,  begtinitigt  durch  die'  entite- 

S  dreyfache  Verbindung,  voilkoinmen  mil  Hy- 

nsäTire  sättigen  kaftn ,  ganz  lo  wie   auch  Üai 

liakgas  und  da»  kohlensaure  Ga»    vermittelst 

^BKcrs,   welche»  doch    Keine  Sätligungsfähig- 

;in  neutrale*  Salz  bilden,   während  aie, 

»Anwesenheit  dieier  Flüssigkeit ,  nur  ein  basi- 

f  Satx   darstellen.      Eben  so  bilden  auch  viele 

«Oxyde  drcyfacbe  Verbindungen,  "welcheneu- 

I  beständiger  sind,    als  die  binären  Salze. 

mnach  »cheint  mir  die  Vergleichung ,    welche 

B  zwischen  den  hydrocyansaurenrinddengewühn- 

kben  Tripelsalzen  anstellte,  ■»ollkommen  richtig 


man  nicht  daran  zweifeln  kann,  daf«  da* 
:yansaure  Kali  -  Silbisr  eine  Verbindung  vo» 
'Insilber mit  neutralem  hydrocyansauren  Kali  ist. 
0  glaub e  ich  auch,  dafs  das  hydrocjansaure  Kalt- 
Üten  eine  Zusammensetzung  darstelle  von  neutra- 
lem hydrocy  an  saurem  Kali  mit  dem  Subcyaneiien^ 
bi  ich  in  dem  weifsen  Präcipitat  mit  Hydrocyan- 
fare  verbunden  finde.  Man  kann  es  vollkommen 
icDlral  erhalten  und  dann  zersetzt  e»  den  Alaun 
licht  mehr;  aber  da»  hydrocyan saure  Kali ,  welche» 
kständig  alkalisch  reagirt,  bewirkt  darin  einen  leich- 
ten flockigen  Niederschlag,  der  ohne  Zweifel  Alaun- 
nde  ist.  Diesem  überschüsiigen  Kali  ist  auch  die 
(chergelbo  Farbe  der  Niederschläge,  welche  das  hy- 
hocyansaure  Kali  in  den  Eisenoxydsalzen  bewirkt« 
lii£Utchreiben :  diese  halte  ich  für  Verbindungen 
ie*  Cyaneisen» ,  oder  um  nicht  zu  weit  vorzugrei- 
de»  Berlinerblaues  mit  dem  Eisenoxyde.  Wenn 
ein  vollkommen  neutrales  hydrocyauiaiuei 
/.  Cktm.  B.  PA//.  iS.  BJ.  I.  Htrft.  6 


8» 


Gay-Lussac 


Salz  anwendet,  lo  eihält  man  nur  weifie  Nied^ 
schlage.  Indefs  zeigen  lie  auch  dann  nock  die| 
Farbe)  "vi'enn  man  ein  etwas  alkaliniscbes  hjdqi 
cyansaures  Salz  anwendet,  weil  die  EitenauilöiDj 
gen  immer  säuerlicli  sind  und  daher  das  übertcliij 
sige  Kali  sättigen.  £ine  merkwürdige  Thatiadl 
welche  die  Äucmerkiamkeit  der  Chemiker  verdi«; 
undPoriets  und  mehrerer  anderer  Chemiker Theofj 
nach  meiner  Meinung,  umstörst,  ist  alao  die^ 
■lafs  das  hfdroc)'ansaure  Kali  nur  dann  Neutralil 
erlangen  kann,  wenn  es  durch  seine  Verbindoi 
mit   Cyanmetallen  begünstigt  wird. 

Das  Cyaneisen  bat  für  das  b yd rocj'aii saure  K 
wenigstens  eine  eben  so  grofsc  Verwandtschaft, 
das  Cyantitber:    denn  wenn  ich  dieses  letztere  i 
einer  Auflösung  von  hydrocyansaurem  Kali-Eil 
kochte,    «Q  schien  keine  Veränderung  zu  erfolge 

Anmerliang  von  Döbereiner, 
Bereits- vor  acht  Jalirenhat  ein  deutschrr  Clienii1[er,I 
33t.  von  Itlner  iii  Freybur^  im  Breisg:in  eine  Reibe  inU 
■snCer  Versuche  über  die  Zusimmenselzuiig  und  V-erhlltiii 
der  Bljiuiäure  in  einer  kleinen  Eclirift :  Beyträfe  i 
tehichu  der  Blausaure  mit  Veriuchen  über  ihre  Vtrhindung 
und  ff''irkuitgen  auf  den  thieruchen  Organismut  ht 
gemacht.  Dieier  Arbeit  ged»cli[e  aber  Gay-Ijutacu 
stehender  AbhaniUiiiiguiii  keinem  Worte,  obgleicbersi 
>ui  mehreren  Stellen  derselben  dcudich  su  enehen,  benU 
bat.  Darum  selio  ich  mich  Tersnl^fst,  diejenigen  Lelet  < 
•es  Journals  atif  Ittner'i  Schrift  aufmerksam  xn  mschen,  i 
il«n  dieselbe  noch  niclit  beksnnl  iic.  Sie  werden  darin  ini 
Tcre  inteieiaanio  TliaCiscben  aufgezeichnet  finden  ,  und  I 
angenehme  Ueberzeugung  erhalteiT ,  dsfi  die  eigentlich«  1 
ttu  der  Blauidure  und  dio  Zusammensetrung  derselben  mtt 
Toa  einem  deutschen  Chemiker  gründlich  erfoischt  Word« 


Untersuchungen  über  die  BlausäuFe.     g$ 

Ich  will  liier  taaehtriglich'  betiiciAdn,  dkff  es  möglich 

Hjn  innfs^  aus   kleesaurem  Ammoniak ,  welches  zusam« 

m^gesetzt  ist  aus  i6,5  Ammoniak  nnd  55,9  Kleeslure, 

Cyanogen  zu  gewinnen.    Die  Kleesftore  besteht  nehm* 

lieh ,  wie  ich  gelegentlich,  darthnn  werde ,  .aus   1  Yer« 

hältittrse  (20,7}  Kohlensaure  und  i  YerlaltniCiQ  (i3»s) 

Jiohlenoxyd :  sie  enthält  also  so  viel  SauerstofiF,   als  er* 

forderlich  ist,    den  Wasserstoff  der  genannten  Mengo 

Ammpniaks  zu  sättigen  und  so  riel  Kohlenstoff ,  als  der 

S^ckfitoff  des.  letztern  aufnehmen  kann,  um  Cjanogcn 

SU  bilden«    Folgendes  Schema  wird  dieso  Behauptung 

rechtfertigen : 

< 

»a.5  *  +  5  c  z=  ft5»8  Wasser 

, -= S| 

114  Oxygen  a  5  Hy drogen  c  I 
,4Kohlehst.b  i5,5Azot4j  *^*  Aimaon. 

ij,4  b  +  i5i5  d  ~  24,9  Cyxnogen 
Mm  tieht  hiiAnm^  daCs  du  kleesaure  Ammoniak  betraöhCiC 
werden  kann  als  Cjranogen,   welches  dtirch  die   £tt« 
naiM  des  WAtien  in  Salz  Terwandek  ist.  liob€r§in§r. 


(.9  Rtoetinr» 


/ 


Gav-Lussac  , 


Beobachtung 

über     die     Harni 


GAY-LUS5AC 

Xaui  den  Annd.  de  Chimie  Octobei  ]f(t5  iiey  fibenetui 

TOMi  Prof.  Diihneiner.) 

XLs  sind  ■wenigstens  zwey  Jahr«,  daf»  iq 
Ckevrejil  die  Anwendung  dci  Kupferoxy(]i,J 
legung  vegetabilischer  und  animalischur  SnH 
angezeigt  und  zngleicli  die  Vorrichtung  atfj 
habe,  deren  ich  mich  bedient  hatte. 
Suhltanzen  zu  zerlegen,  wozu  der  von  1 
Thenard  in  unsem  Jieeherehes  jfhysicoeJiim 
schriebene  Apparat  nicht  gebraucht  werdi 
Ich  erinner«  mich,  dafs  ich  mich  betnäbl 
mit  Hülfe  des  Kupferoxyds  die  Harnsaure  arf 
gen,  und  dafs  ich  ihre  Zusammensetzung,  in  RücH 
sieht  ihres  Gehaltes  an  HohlenstolF  und  Stlckstofl 
mit  der  dea  Cyanogeni  üheroinstimmend  gefundel 
habe;  ich  gkubie  jedoch,  das  Resultat  eine«  Vei 
■uchea,  den  ich  mir  £in  Mal  angestellt  habe, 
der  Bekanntmachung  de&selbeR  durch  einen  neuel 
Versuch  bewahrheiten  zu  müssen. 

Ich  vermengte  za  dem  Ende  Harnsäure  mifl 
ohngefähr  der  zwanzigfachen  Menge  ihre»  Gewichü 
tes  Kupferoxyd,  gab  das  Gemenge  in  eine  an  einem 
Ende  zu  geschmolzene   Gldsiöhre   und    bedeckte 


I 

'Beobachtung  über  die  Harnsäure.       gS 

toit  einer  hohen  Schichte  Kupfinrfeile«  Ich  erhitzte 
lueraaf  iiierst  die  Kupferfeile  und  dann  nach  und 
'aach  alle  Theile  dea  Gemenges  bis  cum  dunkeln 
fiothglühen.  Die  elaatiscbe  Flüssigkeit ,  welche 
lieh  entwickelte  9  wurde  über  Queckailhet  a^ufge« 
lammelt.  Dieselbe  seigte  kaum  einigen  Geruch. 
Durch  Waschen  mjt  Barytwa^ser,  welcbes  stark  ge* 
trübtwtirde»  erlitt  sie  eine  Verminderung  von  0,69» 
welche  der  eneeugten  Koblensänre  angebört._  Der 
Rest».  o»3l  betrii^nd/  war  Stickgas.  Dals  Verhält- 
Ulfs  dieser  zwey  Zählen  nähert  sich  sehr  dem  von 
£  :  1  und  die  Diflerenz  würde  sichei^  null  gewesen 
sejm»  wenn, nicht  gleichzeitig  ein  wenig  kohlen« 
itf uerliches  Ammoniak  gebildet  worden  wäre ,  wel-^ 
chee  in  dem  Wasser»  to  sich  in  der  Destillirröfare 
verdichtet  hatte 9  aufgelöst  war '*^).  Die  vollständige 
Zerlegung  der  Harnsäure  würde  mehr  Zeit  gefordert. 
haben »  als  ich  ih¥  hätte  TV^idmen  können ,  und  ich 
beschränke  mich  darauf»  auszusprechen.»  dafs.  in 
Aer  Harnsäure  Kohlenstoff  und  Azot  in  dem  Vo- 
lomverhältnifs  von  s  ;  1  wie»  im  Cjanogen  vorhan«^- 
ien  sind^ 


*)  Das  kohlensänerliche  Ammoniak  Ist  beliuxuitlichsusam^ 
gtfsetzraus  16,5  Ammoniak  und  120,7  Kohlensaure »  oder 
ans  13,5  Stickstoff»  5  Wasterstoff,  5)7  Kohlenstoff  und 

• 

25  Sauerstoff  und  es  sind  also  in  ihm  Stickstoff  und 
Kohlenstoff  in  gleichen  Volumverhältnissen  vorhanden. 
Eine  einfache  Zusammensetzung  jener  beiden  Elemente 
in  diesen  Verhältnissen,  welche  die  salzbare  Grundlage  ^ 
des  kohlensiuerKifiheq  Ammoniaks  dai'stellen  v^rürde ,  ist 
zur  Zeit  noch  unbekannt.  '  iP  *-  r«.       ' 


IDöbereiner 


U  e  b  e  r, 

die  thierische  Kohle' 

Prof.  DOEJJEREINER. 

XJiey  ■  Lussae  hat  -bei  »einer  Untersuchang  \ 
Slaufäure  und  des  RadicaU  derselben  iiiclit  alle  \t 
hältnisse  erforscht,  in  welchen  Kobleustoß"  Ol 
Azot  lieh  mit  einander  verbinden  können.  Eri 
xvrar  gesehen,  daf«  die  Blausäure  bei  ihrer  Auffa 
Wahrung  von  selbst  zerfallt  in  Aminoniak  und 
eine  Itohliche  Substanz,  die  er  für  eine  SticliiW 
kohle  (^Azoture  de  Carboue)  erkannte,  und  hat  du» 
Berechnung  gezeigt,  dafs  dieielbe  ein  Drittel  J 
weniger  als  das  Cyanogen'  enthalten  mitssci  er 
aber  nicht  nachgesehen,  in  -welchem  Verhaltnil 
fiohlenstolV  und  Azot  in  den  ibierischen  Hohl 
welche  die  Bedingung  zur  Bitdung  des  Cyannge 
und  der  Hydrocyanaänre  enthält,  vorhanden  sii 
Längst  hatte  ich  mir  aufgegeben,  die  Zusammt 
Setzung  derselben  zu  erforschen,  aber  immerwni 
ich  durch  andeieArbeiten  gehindert,  dieses  Vorhabt 
auszuführen;  erst  vor  -wenig  Tagen,  als  ich  Ga 
Lusiacs  Abhandlung  i  n  Druck  gegeben  hatte,  mach 
ich  mir  es  möglich,  jenen  Gegenstand  in  UnU 
■uchuog  zu  nehmen. 

Zuvörderst  bereitete  ich  mir  die  thierische  Roh 
sniLeim,  die  ich  von  phosphorsaurein  Kalk  V**-^ 
xeinigte  durch  wiedeiholte  Behandlung  mit  eihi« 


über  die  tliieriscTie  Kohle. 

K'SalzsSore  and  kodhendem  Wuitt,  und    dann 
knete,^ 

5  Gran  der  gereinigten  thieriscben  Kohle  im 
!in  icriheJlten  Zustande  wurden  mit  75  Gran  Ka- 
feroxyd  innigst  gemengt  und  mit  diesem  in  einer 
,  dem  kleinen  bydrargyro- pneumatischen  Appa- 
t  Verbindung  gesetzten  Glasröhre,  welche  an 
1  Ende  zugeschmolzen  war,  durch  Weingeist- 
r  bis  Eum  Glühen  erhitzt.  Es  erfolgte  sehr  bald 
Igeruch'  und  farbenloee  elastische  Flüssiglteit, 
eioSgradnirten  Glasröhren,  wovon  jedeawey 
Ikzollefafste,  aufgesammelt  und  dann  6Smndea 
Imit  einet  schwachen  Auflösung  von  Ammoniak 
RTasser  in  Berührung  gesetzt  wurde.  Es  fand 
I  ftchnell  Volumverminderung  des  Gases  statt, 
Hie  aber  schon  nach  2  Stunden  nicht  mehrwei- 
[fickte  und  nach  der  genannten  Zeit  in  der  einen 
die  das  zuerst  übergegangene  Gas  enthielt, 
in  jeder  der  zwey  andern  Röhren  aber  0,87« 
i  Mittel  also  (0,32  +  s  X  o,87  :  3  =)  0,85  betrug. 
>ls  nickständige  Gas.  0,15  im  Mittel  betragend, 
rurde  getheill  mit  Salpetergas  und  in  der  vol- 
lischen  Verpuffungsröhre ')   mit    Oxygen    geprüft: 

i  Die  Verpuffungsröhran ,  »reiche  gm«  uneulbelirlich« 
pferkxeuge  fiii  dcit  esp er imcnlir enden  Chemiker  ge- 
irorden  sind ,  hsien  (icli  sehr  leicht  und  wohlfeil  auf 
MflendeAri:  conslruiien.  Man  diirclibohlt  eineo  dichten, 
Rxicht  poTiJsen  Kortpfropf  dar  Llage  nach  t  ntal  und 
|<«eliiebt  durch  denselben  1  Gksiöliren ,  in  welche  2  ine»> 
,  silberne  oder  pUtinenc  Drätlie  TcTmitceltt  Sie- 
LgcUv^s  lufrdiclit  eingeechmoben  sind,  fsic  ein-  Wenn 
Vdi*U  geschehen,   kriimint   man   die  unieru  Spiticn   der 


r'  D  öbereine*' 

«•  venkielt  aich   gegen   beide  ganz  indifferenM 
war  folglich  Stickgas.     Die  araoniakalische  Flu| 


Xh-Stlie  so  Treit  gfgen  einan Jer  ,  di»h  der  eleXm 
Funsen  leiclit  übeTSchlngen  kann.  Den  so  lugenf 
ten  KotIi  liittet  man  hierauf  inic  Sirgf'llack  in  Ja«j 
Ende  «iner  Q  h'u  la  Zoll  k»gen  und  -J  bis  ^  Zoll  M 
GIuröliTo,  4eren  Wände  a  bis  3  Einieii  dick  EindJ 
dicht  ein  und  überzieht  zitlel^^t  den  innern  und  Grtl 
Theil  des  eingekitteten  Koiks  so  mit  SiegelUk,.. 
die  innern  und  autsern  Enden  der  beiden  Glasri^ 
1  bis  2  Linien  lang  unbedeckt  bleiben.  Jedst  Ilalt 
einer  Phlola  kann  ,  ivenn  er  auch  nicht  von  gld 
Weito  ist,  abei'  nur  recht  dicke  Wände  bat,  auf,] 
Art  zugerichtet,  ala  YeipulFungs rühre  gebraucht  \VN 
Ich  habe  mir  solche  VerpnfFungsröhren  von  vetm 
dener'Grofse  und  Starke  xt^eiiclitet  und  sie  Uisieil 
BD  gute  Dienste ,  dafs  ich  dis  scliöne  Voltaischc  B| 
meier,  welches  der  geschickte  Hofmechanikits  Oi 
allhicr  für  das  Giofshevrogl.  cliemisclie  Laboratoi 
Verfertigt  hat ,  gani  enlbthren  kann.  Ich  gebe  i 
»och  eine  gewisse  Eleganz  und  Dauer  dadurch,  d*( 
.auf  den  obtrn  Theü  der  Rohre,  wo  der  Kork  g; 
pafst  ist,  eine  Ijülse  von  Messing  kitte  etc.  VVa| 
dem  Gebrauch  dieser  Ai  t  EiiJLDuiei»  zu  beobu 
hat  mein  verawigier  Freund  Vogel  in  einer  heaoi 
Abhandlung  in  diesem  Journals  Bd.  5.  S.  sS  fit 
•t^iidlicb  angegeben.  'j 

Ein  unentbehrlicher  Hülfsapparat  bejm  Gebni 
der  VerpufFungarOhren  ist  eine  kleine  El ekirisirmasj 
oder  ein  gutes  EUktrof  hör.  Beide  lassen  sidt  aber  1 
bequem  tranaportxren  und  eignen  sicli  daher  nicht  ' 
für  ein  tragbares  chemische)  Laboratoriuin.  Ich  d 
lange  auf  eine  bequemere  Vorrichtung  und  fand  ite 
lieh;    Eine  ohngcfähr  j  Zoll  weite  und  ig  bil  b4 


ither  Sie  thlerisclie  JKohle, 

,  "w^elche  o,85  G*^  aurgenommen  baue,  trübte 
stark  dai  Barytwasaer  und  fällte  aus  salzsaurer 
ftauü'äsnng  kohlensauren  Baryt,  mitliiii  war 
.absotbirte  Gas  Koblen&äure.  Da  nun  die  Mengf 
pelben  ^  und  die  des  Slichgas  15  Maafse  betrug 
I  diese  b^den  Zahlen  sich  zu  einander  verhalten 
p-wie6:  1  (denn  05  :  i5  — 5.85)t  *o  sieht  man, 
)  die  thieriiche  Kohle  zusaminengeaetzt  ist  dcBi 
Um  nach  aus 

6  Volum  KoMendunst 
i  Volum  Stictgai 
r  dem  Gewichte  nach ,  wenn  wir  die  Gewichti- 
j^Sltnirizahl  von  i  Voluni  Kohlendnnst  ditrch5,7 
1  die  von   i  Volum  Siicl^afl  durch  13,5  ausdrü- 
a,  aus 

Kohlenstoff (6X5,7=:)  34,3 
Stickstoff  13,5 

[   die  Zahl,  'welche   die    thieritche  Kohle    be* 


^g.,^ 

beiden 

Enden  z 

■ge 

clOToIzer 

e  GUiTülro 

zwi- 

"ythtn  ein 

•m   lusg 

.nmengelest 

n    sohwsrzseidenen 

ruciL 

jgeriebeD,  giebr,  5 

wie  sie 

Wa 

rm  wird 

za  jeder  J.hres- 

IUI  so  TielElekiT 

ci.lt,  da 

fic 

»c  I>ieine 

Leidner  Fl 

9cha 

ii 

bi.  j  Zoll  Wtilp,  w 
in  OTcnig  Sekunden 

»k  Kupf 

rfeile  .1 

gofölk 

Iber- 

"ÜW  stark 

gelaJcn 

wird  , 

Tve 

n   man 

ie   zwischer 

den 

ringen,   der  link 

n  lUnd 

wctcl.e 

iie   Rühre 

mit 

Tuche  gerieben  wird,  hält  und  iliren  Knopf  mit 
^r  Rölire  in  BciGhrung  sem  oder  dieser  nähert.  Auf 
diese  Art  erwi^cke  ich  icic  lariger  Zeit  das  elehtriscli« 
•Teuer  zU  cheniisclien  Emiündungcn  in  Jen  Verpuffnag«- 


Vöbrc 


Dieselbe 


einfach    : 


«  Wenig  Vorrichtung,  düfi  ich  s 
pfdilen  darf. 


ind  fordert 
tro  Chemiker  cm« 


»eichnet,  -wäre  hiernach(34,3  +  i3,5n:)  4.7,7,  ■ 
nehmlich  Hydrogen  durch  i  und  Oxygen  durch  i 
Zahl  7,5,  als  Aequivalente  für  47.7  thierische  Kofa] 
ausgedrückt  werden.     Man  sieht  hieraus 
ä'l)  dafs    Ho  bleu  stoß:'   und  Azot  sich  in  < 
R*-/    hältnmen   mit  einander  verbinden 

veracbiedene  Zusammen  Setzungen  bÜd« 

nen,  nehmlich 


a)  thietische  Kohle  =: 


b)  Kohlenasot 


.={ 


6  Vol.  Kotlenftoff 
i  Vol.    SticUftoff 

6  Vol.  Kohlenstoff 
8  Vol.  StJckÄtoffi 


f  6  Vol.  Hohlengtoff    ' 
cjCyanogen  =  |  3  Vol.  Stickstoff       * 

fl)  dar>  in  1  DifFereniiale  C47,7j  thieriicher  Kolil« 

■OTielAzot  enthalten,  als  erforderlich  ist,  uutä 

gegebenen   Bedingungen     (durch  Glühen   vgä 

Kali),  1  Differentiale  (=4.9}  Cyanogen  oder  1  I^ 

i-5i9)  Hydrocyansäure  zu  bilden.  , 

Ich  habe  die  Zerlegung  der    thierischen  Kobli 

«weymal   auf  die'  angezeigte   Art  -wiederholt   unj 

immer  faat  gleiche  ReauUate  erhalten,   wobejr  mSl 

die  Ueberzeugung  geworden  ist,   dafs  das  Kupfefl 

Oxyd    sich    zur  Darlegung    der    Bestandtheile  jene 

Körper»  vortrefflich  eignet,  denn    t)  enthält«  mil 

einer  geringen  Menge  (60  Ge^v.  Th,)  Kupfers  ein« 

verhält nifamäfsige     grofse    Menge    (15  Gew.    Tb.] 

Oxygen  verbunden;  2)  läfst  es  in  der  stärksten Hitzi 

lieinen    Saueistofl:'   fahren;   3)   (oidert  es  nur  eim 

schwache  Kothglühhitze,  um  seinen  Sauerstoff  an 

den  Kohlenstoff  der  mit  ihm  in  Berührung  geseutei 


|}er  die'  äiierische  Kohle. 


9» 


mttofflialiigeTi  Snfe »tarnen  "abzutreten  und  \ra- 
dieter  Eigenschaft  giebi  es  4)  keinen  An- 
Bildang  von  Kohlenoxyd  ,  also  auch  nicht 
|W«ifelbaften  oder  unsichern  Resultaten.  Da« 
Kanhj'peTOxyd  und  das  rothe  Quecksilberoxyd 
«n  zwar  ebenfalls  als  zerlegende  Potenzen 
lUCbt  werden,  aber  nicht  mit  sqlcher  Sicber- 
■wie  das  Kupferoxyd,  Beyfle  g^b«n  durch 
i^  Erhitzung  SaitcrstolVgas  aus  und  veranlassen, 
;  nlit  geringer  Menge  thierSscher  Kohle  ge* 
it  werden  und  nur  ein  wenig  Wasser  vorhanden 
|die  Entstehung  von  Salpetereäura.  Das  Man- 
Qrperoxyd,  -welches  zusammengesetzt  ist  au« 
^asiscben  Manganoxyd  und  7,5  Oxygen,  fweJch« 
^lie  Stelle  einer  Säure  vertritt)  gab  mir  bey  aei- 
inwirkung  auf  thierische  Kohle  nur  dann  <la» 
£nsäuregas  und  das  Stickgas  in  dem  oben  angc- 
len  Verhältnifs,  wenn  ich  es  mit  einer  gröfsern 
^  tbierischer  Kohle  vermengt  hatte,  als  von 
:  Menge  Oxygens  aufgelöst  oder  zerstört  werden 
I,  Uebrigens  forderte  es ,  um  auf  letzte  zu 
wn,  keine  höhere  Temperatur  als  das  Kupfer- 
1,  vielmehr  glaube  ich  das  Gegentheil  und  übet- 
^t  eine  raschere  Wirkung  bemerkt  zu  haben. 


Döbereiner  über  die  Pflansonliohlö' 


b 


'die  Pflaözenkohle  und  die  mets 
Grundlage  derselben. 


Prof.  DOEBEB.EINER, 


Di. 


Jie  Fflanzenkohle  untergclieidct  sieb 
»icht  ihrer  physischen  Eigenschaften  und  ihrer  dl 
mischen  Verhältnisse  von  der  thierischen  Kohl 
Sie  hat  eine  Tollkoinnxn  sch^varze  Farbe,  ist  nie 
*o metallisch  glänzend  wieletatere,  istböchetbren 
bar  und  bildet  heym  Verbrennen  imOxygen  Kohle 
■äure  und  Wasser,  diese  dagegen,  welche  nur  schwi 
yerbrennlich  ist,  Kohlensäure  und  Stickgas. 

Die  Entstehung  des  Wasser»  heim  Verbrenni 
der  Pflanaenkohle  -wollten  mehrere  Chemiker  b 
xweifeln,  wahrscheinlich  "vveil  sie  um  einer Theori 
willen,  die  sie  lieb  gewonnen  oder  sich  selbst  g 
macht  hatten,  -wünschten,  dafs  die  Kohle  eine  sii 
fache  Substanz  aeyn  und  bleiben  möge. 

Sehr  genaue  Versuche  anderer  Chemiker,  vre 
che  nur  die  reine  Wahrheit  suchten,  haben  indesie 
dargethan,  dafs  beider  Aullösung deiselbstsehrstarl 
geglühten  und  all  ihres  Wassert  beraubten  Pflanzen 


un<3  die  metallische  Grundlage  derselben.   <)} 

koble  in  Oxygen  illeeeit,  neben  Kolilensäiire,  auch 
efwas  Wasser  gebildet  ■werde,  ein  Umstand,  wel» 
eher  be^w-eiset,  dar«  dieaelhe  chemisch  gabundene« 
Hydrogen  enthält.  So  fand  Crutkihank,  wenn  e» 
ein  Metalloxyd  mit  stark  geglühter  Kable  dem  Feuec 
atucetzte  ,  dats  stets  etwa*  Wasser  erhalten  wurde, 
und  TJasjeitfratz,  welrb  er  trockne«  Oxygenga*  libei 
Yorher  aiugeglübte  Koble,  die  sich  in  einer  ghiben- 
äen  Bühre  befand,  Etreicben-  lieh  4  «ab  deutlich, 
dal*  am  Anfänge  des  Frocesses  sieb  eine  beträcht- 
liche Menge  Wassers  an  dem  Ende  der  Rühre  ver- 
dicbiete  und  dafs  auch  das  Gas,  welches  »ich  entwi-:  , 
ekelte,  in  dem  GefaTse,  worJnea  aufgesammelt  wurde»- 
«iuen  Nebe)  bildete  und  nach  dem  Erkalten  .Wasiec 
absetzte.  Ferner  wird  jeder  e.\perimentirende  Che- 
miker, welcher  nnr  ein  Mal  daa  Verhalten  der  ge- 
glühten PflanaenJtohle  gegen  Schwefel  in  hoher 
Temi>eratur  untersucht  hat,  beobachtet  haben,  dafa 
bei  der  ^ve€hseheitigen  Ineinanderwirkung  dieser 
beiden  Substanzen  eine  Menge  H^drotbionaäure  ge- 
bildet wird,  welche  bei  weitem  grüfser  i«t,  al»  die- 
jenige, so  bei  Verbindung  eine*  Metalles  mit  dersel- 
ben QuanlitätSchwefels  aus  letztem  frey  wird,  und 
dal«  die  Kohle,  welche  von  der  Behandlung  dersel- 
ben mit  Schwefel  zurückbleibt,  kaum  mehr,  oder 
vielmehr  nur  in  hoher  Temperatur  verbieanlichist, 
weil  sie  durch  den  Schw^efel  dehydrogenirt  worden,  < 
Ich  habe,  umbeym  Dociren  die  Zasomroenaetzung  ; 
det  Kohlensäure  auf  synthetischem  Wege  darzuthun, 
*d»  oft  ausgeglühte  Kohle  mit  wasierfreyen,  leicht 
^noxydir baren  IVIetalloxyden  in  hoher  Temperatur 
behandelt,  und  allezeit  neben  der  Kohlensäur«  et- 
vu  Wasser  eotstefaen  gesehen  und  %o  mich  vou^w.^ 


34    Döber-eineT  über  die  FHauzenltohle 

Wahiheit    der   Angaben    Cruihjhank's  und  Sasiin 
fratz's  vollkommen  überaeugt. 

Der  Erfolg  von  <ler  Zerlegung  der,  thieriicli4 
Kohle  forderte  mich  auf ,  nachzusehen,  ob  in 
Pilanzenlcoble  das  Hydrogen  vielleicht  inebensold 
«nem  Verbältnisse,  ■wia  in  der  tbieriscben  Kobled 
Asot  vorbanden  «ey,  und  veranlafste  nachstebeud« 
Experiment : 

Reine  Rapferfeile  wurde  in  oft'enem  Tiegel  i 
lange  geglühr^  bis  sie  sich  total  oxydirt  oder 
scbwirze  blaugraue  pulverige  Substanz  vcrwandeM 
hatte.  Von  diesem  auf  pyrochemiachem  Wege  dargfl^ 
stelitea  und  folglich  gana  wasserfreien  Kupferoxyä 
wurden  45"  Gran,  welche  G  X  15  ir:  i)0  Gran  od« 
eine  Menge  Oxygen  enthalten,  welche  binreicM 
6  X  5,7  rr  34,^  Gran  reine  Koblensubst^nz  zu  satt] 
gen»  mit  56  Gran  stark  geglühter,  in  einer  erhiiztd 
H^ibachale  gepulverter  Hoble  von  Fichtei 
nigst  gemengt  und  nach  dem  Mengen  anf  eindi 
Waage,  welche  00,1  Gran  noch  genau  anzeigt 
wieder  gewogen.  Das  Gemenge  wog  genau  nocl 
436  Gran,  hatte  also  "während  der  Bereitung  keil 
Waster  aus  der  Luft  angezogen.  Dusselbe  V 
hierauf  schnell  in  eine  GlasrÜbie,  welche  §  Zo) 
weit  und  £7  Zoll  lang  und  an  einem  Ende  »ugi 
■cbmolzen.  am  andern  aber  mit  einer  genau  2bgl 
wogenen  lubulirten  Glaskugel  verbanden  war,  gt 
geben  und  nacli  und  n<ich  durch  schwaches Kohlea 
feuer  bis  zum  Glühen  erhitzt  und  in  dieser  Tempi 
tatur  so  lange  erhalten«  bis  sich  kein  HoblensäurJ 
gis  mehr  entwickelte.  Es  wurde,  wie  in  jedeii 
meiner  früheren  Versuche,  Wasser  erzeugt,  wd 
che«  sich  aber  schon  in  demjenigen  Theil  der  Bahre, 


und  die  melallisohe  Grundlage  derselbon.  g^ 

Srelcher  niche  der  Wirltung  des  Feuers  ausgeieizt 
■war,  Tcrdicbtete  und  au  Tropfeil  zusamnienftors s 
in  der  vorgelegten  Glaskugel  und  auch  in  der  mit 
dieser  verbunden  gewesenen  GasleitungsiÖbre  wan 
kein  Hauch  von  niedergeschlagenem  Wasser  wahr- 
lUDehtiien.  Um  die  Menge  desselben  zu  beitimmen, 
Tvnrde  der  Theil  der  Rühre,  -welcher  das  medcrge- 
tcblagene  Wasser  enthielt,  von  dem  Theile  dersel" 
iben,  ivelcher  der  Wirkung  des  Feuers  ausgesetzt 
'War  und  das  redncirle  Kupfer  enthielt,  abgeiclinit-* 
len,  von  der  angepafsteu  Glaskugel .  getrennt,  gfe-. 
nau  abgewogen  und  hierauf  über  Kohlenfeuer  vdII- 
uaadig  ausgetrocknet.  Die  abgeschnittene  Röhre  er- 
litte durch  das  Austrocknen  einen  Gewichlsverltist 
tod4<>  Gran  und  dies  war  also  die  Menge  des  erzeug*, 
ten  Wassers.  Ich  hatte  ein  andcrea Resultat  d.h. eine 
gröfsere  Menge  Wassers  erwartet,  und  wiederholte 
daher  den  Versuch  mit  der  Abänderung,  dafs  ich 
die  gebildete  Kohlensäure  über  Chlorincalcium, 
welches  in  einer  andern  Rühre  enthalten  -war,  tlrei- 
cheu  liefs  und  in  diese  alles  Wasser,  welches  sieb 
in  der  DestillirrÜhre abermals  condensirt  hatte,  durch 
Ctnwirhung  der  Wärme,  überfiihne.  AU  der  Pro» 
zefs  beendigt  yviir  ,  w^urde  die  Röhre  mit  dem  salx— 
sauren  Kalk  gewogen  —  sie  hatte  eine  Gewichtsver*. 
mehrong  von  4i-  Gran  erhalten  ,  ein  Resultat,  wel*j 
ches  von  dem  ersten  wenig  abweicht,  und  welches 
duthnt 

ij  dafa  ^le  gasförmige  Kohlensäure  Fast  gar  keine 
Aoziehtuig  zum  Wasser  besilzt  und 

}  dafs  die  stark  ausgeglühte  Pflanzenkohle  am 
t  mcngeseUt  ist  au^: 


v--:V>^?  .Kii; 


gC     Döbereiner  über  ilic  Pflanaeri 

dem  Gewicht  nach.  Dem  Vi 
Kohlenstoff  34,2  oder  6ß,4 
WatserstoiR  0,5  —  1.« 
denn  4, ä  Gra«  Was»er  enthalten  (nahe)  J  Gran 
drogen.  Dieses  Verhaltnif»  derPflsnzenkohli 
spricht  aber  nicht  dem  der  Elemente  der  tl 
fischen  <>ohle,  denn  dieseist,  wie  wir  oben  (S.f 
gesehen  halien  ,  aua  6  Volumverhiillnissen  Kohl 
dunst  and  t  VolumveThältnifs  Azoc  ztiammen 
•ettt;  und  es  ist  -wahrscheinlich,  daTs  die 
ausgeglühte  Pflaiizenkohle,  welche  sich  von 
ausgeglühten  durch  gröfsere  Brennbarkeit  o 
vielmehr  dadurch  unterscheidet,  daf»  sie  be 
Verbrennen  in  gWicfaer  Me»ge  eine  gröfsere  Sü 
me  von  WSrme  erzeugt  als  diese,  eine  grüfse 
■vrahrscbeiiiäich  die  doppeUe  Menge  Hydroj 
enthält.  U«i  diese  Vennuihung  zu  prüfen,  sei 
ich-ungegkthieHolzköhle,  in  ausgetrockneten  Sl 
gehüllt,  3  Stunden  lang  einer  Temperatur  toq 
bis  120°  R.aus,  um  alle«  Wasser,  so  sie  aus  der  i 
angesogen  hatte,  zu  entfernen,  und  beh&n^ 
hierauf  56  Gran  derselben  auf  die  oben  angezei 
Art  mit.  535  Gran  Kupferoxyd.  Es  wurden' 
Gran  Wasser  gebildet,  also  nur  eine  Menge  ( 
aelben,.  in  welcher  ohngefähr  o,75  Gran  W*ii 
Stoff  enthalten  ist. 

.  Es.  gebt  hieraus  hervor,   dafs   die  ahgegli 
HolzKohle  zusammengeseiat  ist  aus:  '-^ 

dem    Gewichte    nach-       Dem   Volnin  ,1 
Kohlenstoff        34.2  oder  Gg,4  s 

Wa^erstoiV  0,75     —       1,5  i 

und  doEs  liefolglich  um  die  Hälfte  mehr  Hjäro 
enthalt  ah    die  ausgeglühte  Kuhl^'.   -Dieser  gtvfi 


IuDädiemetalliscbeGtundJagederaeUien.  97 
rogengehalt  istwahrscbeinlich  die  Ursache  ibnn! 
em  Hilzkrafl  und  ihres  iiidÜfer^nten  Vcrhtl» 
gegen  riechende  und  gefsrhte  Plüssigkctten. 
Geglühter  Graphit,  welchen  ich  mit  Kupfer- 
mjä  heftig  glühte,  gab  keine  Spur  vgn  Wasser, 
ntbült  mitbin  kein  HydrOgen,  tundem  slalt  dcf 
m  Ei»cn.  Zw-jr  wollen  Tkeiiard  und  Gay  Lussas 
Kobscbtet  haben,  dafs  ein  Theil  Halogengas,  wel- 
Jtes  äe  über  rothglübeudcn  Graphit  streichen  lie- 
«n,  in  Salzsäure  verwandelt  wurde,  aber  gcwif» 
legt  dieser  Ertcheinong  ein  Uuittand  zum  Grunde, 
inichen  diese  Chemihei  übersehen  haben.  Eniwe- 
nt  enthielt  das  Halogengas,  so  sie  gebraucbien,  et- 
'  Wasser,  welches  durch  den  Graphit  zerlegt 
3e  und  den  Wasserslofl'  zur  Bildung  der  Sala- 
)  bergab,  oder  es  wurde  von  dem  Hdlogcn  au* 
Graphit  Eisen  aufgcnommeu  und  Eisendeutero- 
Id  gebildet,  welches,  da  es  ilücbtig  ist,  iu 
Torlage  übergeführt  und  hier  durch  das  Was- 
iit  lalssaures  Eisenoxid  -rerwandelt  werden 
te. 

Die  eigentliche  Grundlage  der  Kohle,  welche 
Kohleustaft' nennt,  habe  ich  von  jeher«  da  sip 
mit  Eisen  und  mehreren  andern  Metallen  vei- 
tt  und  mit  jenem  eine  Verbindung  bildet,  w^l- 
gewissermafsen  edler  und  mi.ial lischer  aU  rei- 
li>ea  ist,  als  eine  Subsians  von  ineialüiichcr 
t  betrachtet.  Es  fehlte  mir  aber  an  der  Keunt- 
nnes  Verfahrens,  den  }toh)eii^oJl'  rein  duTZU- 
n  wid  meine  Aui^icht  zu  bestätigen.  Der  Zu- 
hat mir  endlich  die  Bedingungen  angezeigt, 
rwclcbeo  jene  Substanz  von  rein  metalliactier 
um.j.  Chcm.  ».  VUii.  i6  üd.  ..  lUjt.  7 


$S    Döb-«rcincr  über  die Pflauzenkolilc. 

KesclialFenheit  auftritt  und  ich  bin  nachher  so  gläc 
lieh  gewesen,  dieselbe  nicht  nur  isolirt  darzUBteilt 
■ondem  auch  anderweit  als  Neben  er  zeugnifi  aofi 
finden. 

Der  erite  Vertach,  'welcher  die  metallüc 
Koblcnsubstaha  gab,  hatte  eine  technische  Bdi 
hnng,-und  -war  folgender:  Ein  Oeirieng  ' 
Thalien  höchst  fein  zcrtheilten  metallischen  Eiua 
1  Thei!  Manganoxjds  und  x  Theil  gelüschteo-  Ki 
inases  wurde  in  einem  bedeckten  Dnppeltiegel  ( 
Wirkung  de»  hcltigstcn  Feuers  eine»  Töpferoft 
ausgeaetat.  Es  erfolgte  Manganeisen  und 
ichwaragraue,  slark  metallisch  glänzende,  a 
ausammenhangenden  Blättchen  bestehende Sabstai 
welche  mit  der  graphitartjgcn  Mnlerie  der  ] 
giesaereicn  die  grcirstc  Aehnlichkeit  hatte; 
vom  Magnete  gezogen  und  kündigte  sich  dadot 
als  eisenhaltig  an. 

Um  die  Zusammensetzung  dieser  neuen  .SR 
■tanz  kennen  au  lernen,  ■\vurde  dieselbe  in  hol 
Temperatur  mit  Kali,  mit  Salpeter  und  mit  Sa 
säure  behandelt.  Keines  dieser  Agenzien  wirl 
auf  eie:  da  jedoch  der  Magnet  die  Gegenwnrtj 
Eisens  angekündigt  hatte,  so  brachte  mich  äa».i 
galive  Verhalten  der  Salzsäure  auf  die  Verm-uthttl 
daTs  vielleicht  !et7,tes  mit  einer  Materie  verhunii 
»eyn  möchte',  w«lche  dieses  vur  der  :£in-vvirln 
der  Salzsäure  schützt«.  Ich  glühte  daher  die  5i 
«tanz  mit  Schwefel,  nm  das  Eisen  zu  schwefeln  v 
ei  so  in  Salzsäure  auflöslich  zu  machen;:  sie  i 
aber  wedervomSch^vefclin  ihren  physischen  Eige 
■cbafcen  verändert,  noch  nachher  von  der^alssäl 
angegriß'en.      Nach  diesen   und   mehrerea    andü 


uiiJ  die  meiaVliscli»;  Gi  undlage  JerseJbcn.    gy 

Are  Erfolg  gebliebenen  Vprsucbfn  prüfte  ich  da* 
Hj-ba!ten  de»Künigs\vasser.  Diese  Flüssigkeit  zeigte 
Ich  ^■n'rbsam:    sie  verlor  nelimlich  sehr  bald  ihre 
•  Farbe,  wurde  nach  und  nach  griinlicb  und  zuletzt, 
nach     14  Tagen,    ganz    dunkelgrün .     faat  uudurch- 
■ichtlg,    wobey  sie  jedoch    immer    noch   Halogen 
aasduiistcte.     Die  eisenhakige  Substanz,  welche  sich 
in  ihren  physischen  Eigenschaften  unverändert  er- 
halten hatte,  wurde  von  der  überstehenden  dunkel- 
farbigen Flüssigkeit  getrennt ,  mil  einer  neuen  Tor- 
lion  Königswasser  Übergossen  und  damit  4  Wochen 
'    lang  in  Berührung  erhalten.      Nach  dieser  Ziit  er- 
schien sie  immer  noch  unverändert,    obgleich  dai 
ipnigswasser  wieder,  wie^vohI  nur  schwach,  grün- 
1  gefärbt  erschien.  Ich  wiederholte  diese  Behand-    ^ 

lerer  Substanz  mit  Konigs^rasser  zum  drit 

I  male,    und  unterstützte  die  Wirkung  desselben 

■ich  gelinde  Wärme.     Es  erfolgte  jetzt  keine  wei- 

!   Veränderung  der    sich    berührenden   Materien, 

Innd  der  oft  genannte  metallische  Körper  ^var  also 

]  ron  aller  in  Königswasser  auflöslichen  Materie  he- 

L  freyt.     Derselbe  wurde  jetzt  tnitkochenderSalzsäurt- 

I  und  zuletzt  mit  kochendem  Wasser  ausge-vvascben, 

getrocknet    und    ge\yogen.      Er    zeigte    einen    Ge- 

htsverlnst  von  0,27;  erschien  jetzt  immernoch 

«chwarz- grauer,  metallisch    glänzender  Farbe 

[  in  Gestalt  zarter  schujipenarliger  Blätter;  wur- 

l  nicht  mehr  vom    Magnet   gezogen,     leitete  aber 

B  Elehtricität  und  verllüchtigte  sich,  ohne  jedoch 

I  brennen  ,  als  er  in  einem  offenen  Tiegel  andert- 

1  Stunden  lang  der  Einwirkung  der  weilsglilh- 

i  ausgesetzt   wurdo. 


i(to  Döbereiner  über  diePflanzenkohl*.         S 

Diese  letzte  Erscheinung  war  meiner  Vcrm»'  « 
tliung,  dafs  ich  mit  reinem  metallischen  Hoblenitoff  ,_ 
experimenlirte,  äurserst  günllig  und  ich  eilte  letzce   , 
näher  zu  prüfen.     Ich  mengte  laGran  derbefichrit-    - 
benen,  mit  Honigswasser  hehandelten  Substanz  iji- 
nigsl   mit  5G  Gran  rothen  Eisenoxyd»,  gab  das  Ge- 
menge in  eine  an  einem  Ende  verschlossene  irden 
Rohre,  welche  mit  einem  feuerfesten  Ueschlag  ort 
geben  war,  und  erhitzte  dasselbe  hierin,  .nachdei 
die   Kijhre    mit    einem    Gasleitungsrobre   versehe 
■ward,    vor  dem  Gebläse  bis  Tium  Weifs glühen, 
enlwiclielte  sich  anfangs  atmosphärtscbe  Luft  u 
Bann  ein  Ga»,  welches  an  atmosphärischer  Luft  ii 
der  Flamme  eines  hrenneden  Holzspahns   beruht 
■ich  cntzündeteund  mit  schwach  bläulicher  riamn 
brannte,  uriä  mit  Sauerstoffgas  durch  den  elektrisch«! 
Funken    verpufft   Kohlensäure    givb.       Das    Glüht 
V^urde  80  lange  forlgesetzt,  bis  aus  dem  Gasleitung 
Vobre  "kein  Gas  mehr  hervortrat,  was  nach  b  Stui 
den  der  Fall  war.     In  der  SchmelziÜhre  fand  sie 
nachbeundigCemFrozefsein  scb warzgraues  schwM 
metallisch     glänzendes,     mit    kleinen    metalliscfai 
Körnern  vermengtes  Pulver,  welches  vom  Magni 
jrezo^cM  wurde  und  sich  in  Salzsäure  unter  Ent^ 
ckelung  von  sehr  übelriechendem  Wasserstofigaiui 
mit  Ilinlerlassung  einer  grauschwarzen  Mjtcrie,  ( 
tey   n'üheter  Untersuchung  sich  als  Grapliit  xu  i| 
kennen  gab,   autlüste  ,  mithin  feducirtesKtsen  w 
Aus  dctn  Erfolg  dieses    Versuchs    gebt   heivi 
dafs  jene  Substanz  metallischer  Kohlenstoß' ist,  i 
man    Kohlenmetall   oder    Carbonium   nenneo    kai 
wenn  man  anders  zugiebt,  dafs  „ein  hoher  Grad  V 
Glanz,    Undutchsichtigkeit ,    Brenn-  oder  Oxyd 


und  die  melaUisdie  Grundlage  derselben. ,  loi 

liatkeit  nnd  das  Vermögen,  die  Elektrioität  zu  lei- 
ten" die  charakterisiiEcbeii  Eigenschaften  der  Me- 
talle sind  und  erkubt ,  eini^  Mälcrie,  v/clcha  mit 
diesen  Eigenschaften  begabt  ist,  an  die  Metalle  za 
leiben.  Schon  die  Beob:ichtung,  d^ifs  Koble  mit 
meialliscbeni  Eisen  und  andern  Metallen  sich  verbin- 
det nnd  damit  rein  metallische  Zusammensetzun- 
gen bildet,  ja  dem  Eisen  fast  noch  mehr  Metallität 
verleibt,  als  dasselbe  im  reinen  Zustande  be&itzt, 
hätte  uns  längst  bestimmen  sollen,  den  RohlenstoiF 
als  ein  Metall  anzusehen  und  in  chemischen  Schrif- 
tcn  aufzuführen,  als  ein  Metall,  \velchcs  sich  in 
Hinsicht  einiger  seiner  [ihysischen  Eigenschaften  urtd 
•eines  Verhaltens  gegen  Eisen  und  Oxygen  u.  b.  w. 
«n  das  Sicilium  anschliefst  und  den  Anfang  der 
isolirt  darstellbaren  Metalle  macht. 

Die  Materie,  welche  dus  Iionigs.wasser  aufge- 
nommen halte,  erwies  sich  bey  niiherer  Untersu- 
chung als  ein  Gemisch  von  Eisen  mit  Mangan.  Ich 
habe  die  Menge  desselben  nicht  erforscht  darum, 
-weil  mir  zufällig  davon  etwas  verloren  gegangen 
and  weil  ich  glaubte,  dafs  diese  dem  Gewichts- 
verlnste  des  Kohlenmetalls.,  welcher  durch  Behand- 
laog  desselben  mit  Königswasser  veranlafst  wurde, 
cotiprechen  müfste.  In  diesem  Falle  würde  das  Ge- 
misch zu  betrachten  teyn  als  eine  Verbindung,  in 
telchcr  1  Verh.  Manganeiien— b6  (denn  S7+25: 
—  c6)  und  12  Verh.  C8rbonium=Ci2  X  5,7  =1:68.4) 
shanden  sind,  gan«  entsprechend  dem  obeuange- 
beuen  VerhäUnifse  der  Elemente  der  onsgcgliihten 
ilz3iohle,  da  sj  Eisen  oder  S7  Mangan  ci'^  Aeiiui- 
ilent  sind  für  i  Hydrogen. 


J 


102  vo  n   Goetlie 

Vor  einiger  Zeit  hatte  ich  Gelegenheit,    tliÜ 
von  der  metallisch  glänzenden,    schuppigen 
Platten  di-s 
che 

Bu  unteriiichen. 

die  obenbeschriebene  durch  Glübci 
, Manganoxyds  mit  einet  grofsen  Mei 


s  poIirLen  Stahls  ähnlichen  Materie,  yrt 
iersereien  vorkommt,  zu  erhalten  u 
jselbe  verhielt  sich  ganz  iOT 
;s  Eisens  9 
e  Kienrofs  e 
haltene  Substanz,  undlieferle  nach  wiederholterB 
handlung  mit  Königswasser  ebenfalls  Carboniin 
Da  jene  Materie  in  genannten  Anstalten  häufig^ 
kommt,  so  Itann  man  sich  ihrer'  bedienen,  um  i 
Carbonium  auf  die  wohlfeilste  Art  au  gewinnen; 
Spiftere  Versuche,  welche  ich  über  die  Darit 
Jung  des  Carhoniums  angestellt  habe,  lehrten,  di 
dieselbe  nur  dann  statt  findet,  wenn  die  Kohle  n 
einem  Oxyd,  welchem  seinen  Sauer&toA'  so  fest  f 
hunden  enthält,  dafs  dieser  erst  bei  Weifsglühhitze  VI 
der  Kohle  aVigezogen  wird,  in  möglichst  hoher  Te« 
peratur  behandelt  und  gleichzeitig  mit  einem  M 
talle  in  Berührung  gesetzt  wird,  welches  dieEigeA 
ftchaft  hat,  sich  mit  der  durch  das  Oxyd  dehydrog^ 
nirten  Kohle  zu  verbinden  und  diese  möglichst  i 
verdichten.  Diese  Bedingungen  waren  in  meinet 
ersten  Versuche  gegeben,  Sie  sind  es  auch,  iihti 
welchen  die  Bildung  des  Stahls  statt  findet,  dei 
bekanntlich  eignen  tich  manganhallige  Eiaeherj 
zur  Stahlbereitung  besser  als  iiianganfreye.  Die  Ü 
»ache  davon,  -Reiche  bis  jetzt  unbekannt  war, 
durch  meine  Erfahrungen  aufgedeckt  worden.  '  Ic 
habe  meine  diesen  Gegenstand  betrelTende  Bebhacl 
tungen  bereits  vor  anderthalb  Jahren  Herrn  StaaC 
Minister  von  GoeMemitgetheilt.  Dieser  allverehri 
grofse  Mann  theiUe  mir  hierauf  in  folgendem  Sehn 


über  indische  Stahlbereitnng;         105 

ien  nachstehende  int^resa^nte  Bemerkung  ChariMi 
ober  die  indiscae  Stahlbercitung  mit. 


Weimiir  d.  29.  April  1315« 

\         ,tAIs  ich  die  Stelle  las,    >yelche  auf  dem  fol« 

!  ttnden  Blatte  ausgeschrieben  ist,   mufste  ich  mich 

der  interessanten  Bemerkung  erinneri) ,  -welche  mii 

'  Emt.   Wohlgeboren   vor    einiger  Zeit  .  mittheilten , 

.  dafs  es  eigentlich  die  Beymischung  des  Braunsteins 

-  tej  9    -welche  dem  Eisen   die  Eigenschaft  verleihe 

Stahl  zu  werden.     Daher  also  mag  es  kommen,  ^afs 

die  Sie|;enischen  und  Dillenburgischeii  Eisensteine 

.  bequem  vortrefflichen  Stahl  liefern ,   -weil  sie  innig 

\  mit  Braunstein  gemischt  sind,    der  sich  also  schon 


I  I 


\  beym  Ausschmelzen  piit  dem  Eisen  verbmde.t.  Die- 
^  selbe  Bewandnifs  mag  es  mit  dem  Indischen  haben, 
wahrscheinlich  in  einem  hohem  Grade." 

,    Goethe. 

0 

Yoyage  du. Chor,  CliftTdiii  en  Peria 
ToiQQ  nie  pag.  09..    ■ 

—  Les  Mines  i^Acier  se  trouvent  dans  les  m£mes 
Pais,  et  y  produisent  beaiicoup;  car  l'Acicr  n'y  vaut 
que  sept  sols  la*,]ivre.  Cet  Acier  — la  est  si  plein|de 
Soufre,  qu'en  jettant  la  limaille  sur  le  feu,  eile 
petille  Gomme  de  la  poudre  a  canon.  II  est  fin, 
ayant  le  grain  fort  menn  nt  delie ;  qualit^ »  qui 
naturellement  et  sans  artifice,  le  rend  dur  comme 
le  Diamant.  Mais  d'autre  cote»  il  est  cassant 
comme  le  verre ;  et  qomme  les  artisans  Persans  ne  lui 
savent  pas  bien  donner  la  trempe,  il  n'y  a  pas  moycn 
d*ea  faire  des  ressorts  ni  des  ouvrages  delies  et  deli^ 


104    '^-  Gocth  e  über  ind.  Stalilbereitung. 

eats,  11  piend  pounant  une  fort  bonne  trempe  dfl| 
l'eaii  froide,  cequ'onfaiten  l'envtloppant  d'un  )iii| 
mouille,  au  Heu  d«le  jetter dans  une  auged'eauapri 
qu'on  l'a  fait  cbanffer,  sans  le  rougir  tout  k  f» 
CetAcier  ne  se  peutpointnonplusallieravec  leFc 
et  f!  Ton  lui  donne  le  feu  irop  cliaud ,  ii  se  bru 
et  devient  comme  de  l'ecunie  de  charbon.  Qn 
luile  avec  l'Äcier  des  Indes,  qui  e»t  plus  dou 
quoiqu'il  soit  aussi  fort  plein  de  Soufre,  et  qui 
beauconp  plus  estime.  Le»  Persans  appellent  l'i 
et  l'autre  sorte  d'Acier,  Poulad  jauherder ,  Ach 
endi,  qui  est  ce  que  nous  disons  Aeier  de  Damt 
pour  le  distinguer  de  l'acier  d'Europe.  C'est '( 
cet  Acier  —  Va,  qu'ils  fönt  leurs  belle«  lames  danu 
quinees.  IIb  le  fondent  en  paln  rond,  comme  ] 
creux  dela  main ,  et  en  petits  bätons  quarres. 

Was  Cbardin  bier  Schwefel  (Soufre)  nen' 
mufs  Carbonium  heiTsen,  denn  liein  Scaht  entb 
Schwefel.  Wenn  übrigens  der  Stahl,  von  d< 
Cbardin  redet,  in  hoher  Temperatur  ganit  verbren 
und  wie  Kohlenschaum  wird;  so  enthült  derlei 
wahrscheinlich  von  Eisen  und  Carbonium  glci< 
Verhältnisse  d.  h,  35  vom  ersten  und  5,7  vom  letzt 
lind  er  würde  in  diesem  Falle  die  brennbare  Grui 
läge  des  kohlensauren  Eisenoxids  darstellen.  Wi 
möglich,  diese letate  Zusammensetzung  total  zu  d 
Oxydiren,  ohne  dafs  etwas  Kohlensäure  unzeisi 
»ich  trennte,  so  müfste  jene  Verbindung  in  i 
angegebenen  Verhältnisse  hervorgehen. 


Da» 
D  a  s  e  y  n 

iner     Zusammensetzung''' 

ans  Kohlensäure  imd  Kohlcnoxyd 
bewieten, 

Prof.    DOEBEREINER. 

wie  Chemilser,  welche  die  Zerlegung  der  ] 
ndtheile  der  organischen  Körper  zum  GegeDstam 
res  Forschen»  gemacht,  haben  sich  bis  jetzt  1 
bgt,  die  Elemente  derselben  dem  Gewichte 
m  Volam  nach  zu  bestimmen,  ohne  nachzusehen 
et  anauzeigen,  wie  die»e  unter  einander  verbnn- 
find.  So  hat  man  z.  B.  gefunden ,  dafs  die 
serfreye  Sauer  kleesäure  zusamraengeietzt  ist  aoK 

Sauerstoß'         6S  ,  554 

Kohlenstoff     33  ,  ßB3 

Wasserstoff       o  ,  344 


!  ödet 


ingt  man  nun  an,  die  VerhäUnifse  2U  berechnen, 
1  welchen  HohlenstolT  und  Sauerstoff  sich  mit  ein- 
nder  verbinden,  so  findet  luan,  dafs  in  derSauer- 
leeiänre  diese  beiden  Elemente  in  »olcber  Menge 
orbitndeD  tind ,  dab  sie  mit  einander  Tetbundoi 


Döbereiner  über  das  Daseyn 

iid  in  den  Gaszustand  übergeführt,  genau  i  Verhll 
nifs  Hohlensäurega»  und  i  Verhältnifs  KoMeuo^d 
gas  geben,  denn 
i7,iKohIenstoJF-|-45    Sauerstoft'=KohlensänreUi 

17.1  —  +32.5   '   —        r^Kohlenoxyd 

34.2  —  ~67;5""    —       (=53,s=e:66^ 
und  dafs   milhin  -die.  Sauerhl^esüure   niclitf 
als  hubicnsaures  Eohlcnoxyd  seyn  If^nn. 

^e^Beife  töchBl  IileiTie  Menge  Wasserstoffs  i 
selbei^  entweder  gar  nicht   vorbanden,  «der  «r*| 
mit    SauerstoP."  verbunden   und  bedingt  als  ' 
das  Bestehen  dieser  Zusaiiimcnsetzung. 

Untersucht  man  ferner  die  Sätti^ungs •  Capia 
lät  dieser  Saure,   sD  findet  man,   data  33,5  Tha 
derselben    im   wasserfreien    Zustande   eine    MeB 
von  einer  Base  sättigen,  in  welcher  V.SThieile  ( 
gen  enthalten  sind  und  dafs  sie  mithin,    Wenn  i 
letatea  die  Zahl  7,5  ges&tzt  wird ,    mit  der  Zahl  3 
zu  bezeichnen   ist.     Nun  bilden  aber  i  VerhäUoj 
r=  ao,7  Kohlenfiäuie  und  i  Verhälinifs  —  13,3  ] 
.leno^yd  mit  einanden  ein  Produkt,   -welche»  > 
die  Zahl  (£0,7  +  13,2  zz)  33,9  ausgedrückt  werd 
mufs.     Da  diese  Zahl   mit  jener,    welche  die  Sät 
gungs-Capacität  der  ÄaueiWeesüiire  ausdrückt, 
ganz  genau  übereinstionnit,   &o  hat  man  noch  i: 
Ursache,  diese  Säure  als  eine  Zusammensetzung  a 
gleichen  Verhältnissen  Kohlensäure  und  Kohlenoxi 
zu  betrachten.    Die  nachstehenden  Versuche,  -wcld 

'  zum    Theil  überraschende   Erscheinungen    gelx 

'bestäiigen  diese  Ansicht  noch  mehr. 

Zuvörderst  zerlegte  ich  durch  Wärme  iMehred 
ItleesauTC  Metalloxydc,  welche  in  einer  hohen  T« 


Iiohliger  Säure  laj 

peratur  total  entwässert  Varen.  Einige  derselben» 
wie  das  kleesaureBley-  und  Eisenoxyd,  gab^n  nichts 
anders  als  Kohlensäuregas  undKohlefhpx-ydgas,  aber 
'in  so  verschiedenien  Verhältnissen,  dafs  ich  nicht 
Tragen  konnte,  nach  diesen  die  Zusammensetzung, 
der  Sanerkleesänre  za  berechnen.  Das  kleesaure 
Knpferoxyd  gab  mir  ein  reines  Resultat«  Als*  diesite 
in  seinem  möglichst  ausgetrockneten  Zustande  in 
^dner  Glasröhre  erhitzt  wurde,  so  erfolgte  lauter 
'Kohlensäure  und  tnetallisches  Kupfer  von  prächtig 
*  dunkel  fast  blattrother  Farbe,  aber  keine  Spur  Von 
'Wasser.     Da  dieses  Salz  zusammengesetzt  ist  ans  • 

Kupferoxyd  75  (~  60  Kupfer  -j-  15  Sauerstoff) 

Saucrkleesäure  2  X  33,5  =  67(,8) 
'imdbey  Einwirkung  von  Wärme  in  Kohlensäure  un3' 
Aetallisches  Kupfer  zerfällt,  so  müssen  die  15  Sauer- 
stoff, welche  mit  diesem  verbunden  waren ,    an  die 
Sauerkleesäure  getreten  seyn  und  diese  in  Kohlen- 
säure umgewandelt  haben.      Nun  haben  wir  aber 
noch  obiger  Angabe  im  67(,8)  Sauerklesäure 
Kohlenstoff  2S»8 
SauerstdflT  ■"  45 

67.8 
oder 

Kohlensäure  2  X  2i,7zr4*»4 
Kohlenoxyd  2  X  13,2—26,4 


67,8 
und  mithin  im  Kupferoxyd  genau  so  viel  Sauerstoff 

als  erforderlich ,  den  ungesättigten  Kohlenstoff  der 
Säure  zu  sättigen  und  in  Kohlensäure  zu  verwan- 
deln (denn  45  Sauerstoff  in  der  Säure  -^  15  Sauer- 
stoff im  Oxyd— 60  und  60  Sauerstoff -j- 02,8  Kohlen- 
stoff ~  8->8  Koblei25äur^^.    Da  nun  auch  kein  NVa&^et 


105     Döbereiner  üb^'das  Daseyn 

geliiltlet  worden  ist,  so  ist  unsere  obige Bereclinl 
nach  welcher  die  Sauerkleesäure  aus  t  Verhälu 
Kohlensäure  und  i  Verhaltiiig:ie  Kohlenoxyd  zo) 
niengesetzt  ist,  richtig.  .Mit  Becht  können  yvix 
auch  diese  Säure  kohlige  Säure  {^eidum  et 
noium,  Aeide  e arb  ontiix)  nennen.  Diese 
xiennung  bezeichnet  nicht  blos  die  Znsamn 
■etzui]g  derselben  ,  sondern  ist  auch  passenden 
die  blie:  denn  die  Sanerkleesäure  iommt  n' 
allein  im  Sauerltlee,  sondern  auch  in  vielen  and 
Pflanzen  vor,  und  kann  T.ist  aus  allen  organitc 
Stoü'eii  durch  Behandlung  derselbea  mit  Salp« 
aäute  gebildet  werden. 

Ich  will  noch  einen  andern  interessanten 
"»och  erzählen,    welcher  über  die  Natar  der  K 
Aüure  Licht  zu  verbreiten  und  all  da*  Geaagte 
mehr  zu  bestätigen   fabig  ist. 

Bärgmann  sagt  in  seinen  Opuse,  V.  f.  p.  S 
„Magnesia  nigra  cum  aeido  saeckari  effervsi 
etiam  sine  calore,  solntio  autem  saturata  pulve 
deponit  alhidum,  aqua  vix  solubilem,  nisi  al 
dante  aeido  etc."  Um  diese  Angabe  zu  prul 
löste  ich  g,75  Gran  ItrystaSlisirte  Kleesaiue,  in  ' 
eben  5,25  Gran  ^asserfreye  Säure  und  4.5  * 
Wasser  enthalten  sind,  in  60  Gran  Waaaen 
und  setzte  die  Auflösung  in  einet  kleinen  Gaai 
bindungsflascbe  mit  so  Gran  Mangan hyperoxyd 
Berührung.  Es  erfolgte  in  der  Tbat  sehr  bald 
•chon  bey  einer  Temperatur  von  17°  B.  ein  j 
brausen,  welches  immer  lebhafter  und  tumulluar 
wurde,  wie  ich  das  Ganze  erwärmie.  Es  enl 
c}EcltG  sich  Gas,   dessen  Menge  am  £qde  d»  : 


koliligcr  Süure. 


109 


Eubikeolle  beinig  mid  welches  »ich  hey 
iieisnchimg  wie  KoLlensSuregas  verbiete 
rntbinilungigerär«e   fand  äich  eine   kUrc,   ge- 
kJote  Flüssigheit  und  noch  viel  unzersetzte* 
gaobyperoxyd.     Um  zu  erfahren  ,  ob  hleesaute* 
Oxyd  vorbanden   «ey,    letzte   ich   der  Mi- 
^g  9  Gran  Vjtriolöl  zu.     Sehr  »chnell  begann 
ler   ein  Aufbrausen    und  es    enlwichelten  iich 
■pene  C  Eubih:£ol1e  Kohlen» äurega».     Der  Rück- 
euEhielt    noch    unzerietztes     hyperoxydirte« 
ran  und  eine  Anflütung  von  »aurem  schwefel- 
1  Manganoxyd,  Welche,  nachdem  sie  neutrali- 
(TOrden,  mit  einer  Aullösung  von  Gyps  Quf  vor- 
E  Kleesäure  gtprüft  wurde.     E»  erfolgte  abec 
;  Trübung  und  alle    Klecsäure  hatte  sich  also 
Kohlensäure  aufgelöst.     Diese  Erscheinung  war 
■'*o  überraschend  f    dafs  ich  den  erzählten  Ver* 
;  logleich  und  auf  verschiedene  Art  wiederholte. 
Elief*  nehmlich    9,75    Gran    krystallisirtcr    Hlee- 
arein  Wasser  aufgelöst  allein,,  uud  dann  cineeben 
Im  grofse  Menge  derselben,   ebenfalls    in    100  Gran 
LWassera  aufgelöst,  aber  mit  ro  Gran   concentrirtec 
Schwefelsäurevermischt,  auf  ifi  Gran  Manganhyper- 
Ktyd  einwirken.     Das  erste  Gemisch  gab  5,35,  das 
1,90  Kubihzoll,  also  nahe  die  doppelte  Menge 
llilensäuregas.     Aus  diesem    Erfolg  geht  unawey- 
;  hervor,  daTs  die  Kleesaure,  wenn  sie  allein 
■  das    Manganhyperoxyd  einwirkt,   zur  Hälfte 
p.    wenn  Schwefelsäure  mitwirkt,    welche  die 
lere  Hälfte  in  Freyheit  und    so  in  Wechselwir- 
;  mit  dem  genannten  Hyjieroxyd erhält,  ganz 
I  Eohlensäure    verwandelt    wird.      Da    nun  5,05 


aio  Döbereini^i:  über  das  Daseyn  etc.    > 

Gran  -Vrasserfre^e?  Rleesäure  ohngefäbr  1,25  G^na^ 
Sauerstoff ,  fordern  9  upi  total  gesäuert  pder  in  fi^ 
Gran  Kohlensäure  verwandelt  zu  werden  und  iM 
Kubikzoll  Kohlensäuregas  ohngefähr  6»S5  Gran  iMm 
gen ;  so  srebt  man ,  dafs  das  Resultat  dieser  .Vew 
suche  sehr  iiabe  mit  dem  det  obigen  Berechnnig 
über  die  Zusammensetzung  der  Kleesäure  und  d^ 
Eersetzung  des  kleesauren  Kupfers  ühereinstimmt,j 
Die  Kleesäure  zeigt  sich  also  in  ihrem  Verhalta^ 
gegen  Manganbyperoxyd  ähnlich  den  Waiserstou 
aänren»  was  gewifs  merkwürdig  ist.  } 


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L  U  e  b  e  r 

r  Zamboni's  elelttrische  Sänle 

f  "  ■  I  .....  ».      I 

'9- '  v.oin.  ■■ 


•    « 


Dr.    SCUÜBL£R 


(ras  •inem  Sehreiben   desselben  vom  20  Man  1316  «n  den 

Prof.  SchioeiggerJJ 

Xch   erwähnte    Ihnen   in   fl^einen  leisten  Bemer« 
langen  über  die  Zambonisofie.  Säule,  von  einer  grö- 
Isern  auft  10000  filättchen  .Qold-  und  Silberpapier 
bestehenden  Säule,  welche  seit  einiger  Zeit  in  ihrer 
Thätigkeit  abgenommen  hatte;  was  ich  damals  ver- 
•mnihete  trat  einige  Monalie  ^sipäter  wirklich    ein^ 
sie  steht  nun  ebenfalls  still ;  anfangs  fing  sie  zuwei* 
■len  wieder  an  zu  gehen,    oder  konnte  durch  ein.e 
leichte  Erschütterung  wieder  zum  Gehen  gebracht 
werden,    welches  jedoch   »^ch;  und    nach  immer 
schwächer  wurde;   beidq^Sole  laden  sich  übrigens 
anch  noch  gegenwärtig  mit  Elektricität  jedoch  be- 
deutend schwächer  als  am  Anfang,    wie  mir  dieses 
die  Versuche  durch  das  Elektrometer  näher  zeigen. 
Seit  &  Wochen  nahm  ich  den  Pendel  ganz  weg,  und 
venichlofs  sie  nur  leicht  unter  Glas.   Sie  zeigte  mir 
aufs  Nene  eine  schöne  Erscheinung;   zuvöllig  hatte 
lieh  durch  die  Seiten  des  Glases  etwas  Staub  auf  die 
Pole  der  Säule  gelegt^    dieser  ordnet  sich  um  die 
randen knopfförmigen  Pole  ißt  £ä.ulc  strahlenfciro^ig, 


f 


.  Scilübler 

Tpie  sich  feine  Eiienfeite  um  die  Pole  einei  Magndl 
XU  ordnen  pflegen;  noch  sehe  ich  täglich  dii 
Strahlen  durch  den  langsam  sich  absetzenden  Stat)^ 
znnehmen.  —  Be7  meiner  zTceyten'kleinern  Zambo 
ikischen  Säule,  deren  ich  mich  auf  meiner  Rein 
bediente,  konnte  ich  bis  jetzt  zwar  einige,  jedod 
Veit  geringere  Abnahme  in  ihrer  Thäligkeit  bi 
nierken.  Diese  au&allende  Verschiedenheit  iu  4< 
Dauer  der  Thäligkeit  v eranliifste  mich  diesen  Wint« 
an  w'eitern  vergleichenden  Versuchen,  aus  den« 
«s  mir  höchst  w^ahrscheinüch  wird,  dafs  aa^ 
Ley  diesen  scheinbar  so  trockenen  Säulen  der  vi 
Bchiedene  Grad  der  Feuchtigkeit  es  ist,  -welch) 
diesen  verschiedenen  Erfolg  hervorbringt.  Werdü 
diese  Säulen  hey  feuchter  Witterung  errichtet,  welcbl 
in  Vergleichung  mit  andern  in  feuchten  Umgebui^ 
gen  einige  Zeit  gelegen  hatten,  so  entwickeln  si 
anfangs  stärkere  Elektricititt  als  andere  auf  dieselb 
Art  errichtete  Säulen  ,  deren  Scheiben  zuvor  stäTk« 
-ansgetrocknet  worden  waren ;  die  grüfsere  Thätij 
Jieit  der  erstem  bleibt  aber  nicht  lange  gleichförnd 
atark,  sie  wird  nach  und  nach  schwächer,  welch^ 
hey  den  trockener  errichteten  weniger  de?  Fa 
-  ist.  -^  Um  näher  den  Einflufs  der  Feuchtigkeit  ai 
diese  Säulen  zu  verfolgen,  eröffnete  ich  eine  meint 
kleinern  Säulen  von  laoo  Scheiben,  welche  id] 
bej  trockener  Sommerwilterung errichtet  hatte,  luM 
deren  Thäligkeit  seit  6  Monaten  nur  wenig  schw< 
f^r  war,  und  reihte  sie  an  einen  trocknen  Seidel 
faden:  ich  erhielt  in  einem  trockenen  Zimmer  « 
j>ositiv-en  Ende  lo  Grade  Elekiricität.  Ich  legte  un 
diese  Säule  in  demselben  Zimmer  auf  einen  -gehfiita 
teü  Porzellanofeu  und  liefs  sie  so  6  Stunden  lai 


über  Zaojboni's  Säule. 


US 


aneininder  gereilit  völlig  auitrocknen. 
'chh  der  Wärme  •chichtete  icli  sie  wiederum 
:ht  aufeinander  und  nun  Itonnte  ich  nichts  mcht 
Elektricitätsenrwtcklmig  an  ihr  liemerken ; 
nocbte  »ie  in  der  Warme  oder  iiaclidcm  sie  di« 
remperatur  de»  Zimmers  von  14.°  R.  angenommen 
Jatie  uniertuchen.  Erst  ndcliilem  ich  sie  mehrere 
branden  in  einem  schwach  geheizten  etwas  feuch- 
ten Zimmer  hatte  hängen  bssen,  erhielt  ich  wie* 
derum  einige  Zeichen  von  Elektriciläl.  Ich  brachte 
nun  die»« Säule  in  unser  iingeheitztes Laboratorium, 
ich  »ie  24  Stunden  lang  locker  aufgereiht  in 
nner  Feuchtigkeit  von  78"  Saussure  und  4-  3°  R, 
■n  lief».  Schon  in  wenigen  SLuntlen  nahm  ihre 
tricität  deutlich  zu,  ich  erhielt  nach  Verlauf 
von    2  Stunden   4°  El.  am  positiven  Pol 

—  4       —        9"    — 
_    7        _      ,a°    — 

—  IC       -      14="    — 

erstieg  die  Elektricität  nicht.  Ich  hracfate  nun 
e  Säule  'wiederum  in  mein  Wohneimmer  in  eine 
■{leratur  von  10°  R.  bcy  einem  Hygrometerstand 
60  Saussure :  ihre  Elektricität  verminderte  sich 
Lrch  wieder  in  24  Stunden- bis  auf  9  Grade; 
linden  lang  einw^irkend«  Ofenwärme  war  hin- 
lend,  auch  diese  Elektricität  wieder  zu  zerstören' 
zh  neues  Aussetzen  in  feuchte  Luft  wurde  die 
Itricitat  aufs  Neue  wieder  rege.  —  Ich  wlcder- 
e  die*e  Abwechslungen  auf  verschiedene  Art» 
ler  mit  demselben  Erfolg. —  Zwey  dieser  Säukn, 
■OD  ich  die  eine  oft  diesen  Abwechslungen  au*- 
Ie,  -während  die  andere  tubig  in  meinem  Zimmsr 
arn.  f.  Chtm.u.Phyt.,li.lid.  1.  lUfl,  f. 


i 


il4  Schiibl«!- 

fclieb,  zeigten  mir  die  ähnliche  obenbemerkte 
■cbiedenbeit :  die  häufiger  der  Feuchtigkeit  an 
■etzte,  eeigt  zwar  öfters  »lärkere  Elektricitäisgru 
vorziiglitb  anfangs,  diese  ^nirden  aber  imi 
ichwäciicr  nnd  erreichten  nie  mehr  die  er» 
Starke,  während  die  im  trockenen  Zimmer  ] 
gende  zw^ar  vom  Anfang  an  weit  schw^ächer  i 
gleichförmiger  in  ihrer  Wirkung  blieb;  bey 
eretern  verlohr  da*Metall  nach  and  nach  von 
Glänze.  Diese  Versuche  machen  e»  mir  höd 
■wahrscheinlich,  daf»  auch  auf  die  Thätigkeit  dit 
Zamb-.  niichen  Säulen  die  Feuchtigkeit  bedeute 
einRiefse  und  zwar  auf  eine  doppelt  verschied) 
Art:  Ihre  Thätigkeit  wird  bis  auf  einen  gewin 
Grad  grofser,  wenn  die  Feuchtigkeit  zwischett'if 
cinzslnenBtättcben  vermehrt  wird,  undumgekeh 
»rc  wird  hingegen  ebenfalls  stärker,  wenn  1 
cliescr  in  Glasröhren  eingeschlossenen  Säule  dis  S 
gebende  Liift  Iroc'.ner  wird,  wodurch  sich  an 
dem  Pol  die  Elektricität  leichter  an^ammelH  kai 
und  weniger  Echnell  in  die  umgebende  Luft  alq 
leitet  wird.  —  Ich  glaubte  Ihnen  diese  Versuche' 
Bäziehung  auf  einige  meiner  frühen»  Aeusserung 
über  die  JDeluc'sche  Säule  mittheilen  zu  miuü 
deren  Veränderungen  ich  eher  denen  eines  Hjff 
Mieters  als  atmosphärischen  Elektrometers  verglicl 
habe.  i 

Ich  gab  mir  viele  Mühe  eine  Säule  »us 
kommen  blanken  Metallen  mit  reinem  Harz  zu  < 
richten,  ohne  allen  Firnis,  E»  gelang  mir  endlichaQj 
40  Plattenpaarcn  Hu»fer  und  Zinks  mit  geachnud 
zenem  reinen  (iolopbonium  in  der  Hitze  selbit 
auf  heil'iera  Ebenblech,  zu  errichten;  jedes  Plattaa 


über  Zamboni's  Säule«  .  ^'5 

war  von  dem  andern  durch  eine  dünne  Schichte 
»honium  vollkommen  isplirt,  so  dafs^  sich 
Platten  entgegengesetzt  laden  liefsen  und  sich 
ondensatoren  zu  einander  verhielten,  auch  die 
;r  waren  mit  Harz  überzotgeo,.  -  Ich  k^nte 
lichts  mehr  von  ElektricitätsentwicUung  he* 
>n;  schon  eine  leichte  Befeuchtung  der  Ränder 
iVegnahme  dbs  Harze:i »  war  «hier  hini;eichend 
wieder  hervorzurufen.  —  Dafs  in  diesei^ 
nen  Harzsäule  demohngeachtet  eine  Elektr^ 
ntwichluhg  statt  finden  kdnne,  tvetche  aber 
jede  entgegengesetzt  geladene  Platte ,  wie 
einen  Condepsator  gebunden^  xurüc^ge]^al« 
4rd  und  sie  dadurch  füx  andere  äusseve 
ometer  und  Condensatoren^^J(lwiKkaasli  bleibt^ 
nach  den  merkwürdigen  Versuchen,  von  Hn^ 
.edicu«  Jäg^r  in  $tutt^ar4  iQU^erbinder  Fal> 


i  .■> 


■i 


•* 


.'    . 


r-K»    ■-■.,  ..iJi.jy 


«Ifi 


Jobereiner 


Vermischte    Bemerkungen' 


Prof.  SOEBERINER. 


,^.    Ueher  Darstellung   des  Borans  aus  Bort 

XJie  Grundlage  der !Bora\« iure,  -welche  denNanMl 
'Boron  erhalten  hat.  bann  heltanntlich  nicht  bl 
durch  die  galvanische  Elebtricität,  sondern  aa^ 
und  in  grüfserer  Menge  auf  pyrochemischem  W( 
flurch  Behandlung  der  Boraxsäure  mit  Kalium  (Ri 
metallj  gewonnen  weiden.  Uavy  giebt  hiezu  I 
gendes  Verfahren  an  :  < 

fioraxsäure,  welche  längere  Zeit  der  Glühhtti 
ausgesetzt  worden,  wird  gepulvert  und  mit  eini 
gleichen  Gewichte  Fotossiuni  (Kalimetall}  in  ein 
eisernen  oder  kupfernen  Köhre  stark  geglüht.  D 
Kesultat  wird  mit  verdünnter  Salzsäure  behandl 
und  so  lange  damit  gewaschen,  bis  nichts  als  4I 
dunkelgefärDtes  Pulver  übrig  bleibt,  welches  in  i 
Ilothglühhitze  getrocknet,  die  Substanz  daiste 
TOH  welcher  hier  die  Hede  ist. 

Dieses  Verfahren  der  fioronscheidung  ist  otM 
•treitig  das  einfachste  und  ergiebigste;  aber  w^egri 
des  hohen  Preises  des  dazu  anzuwendenden  Ka] 
tnetalls,  auch  zugleich  das  kostipicligste.  Ich  haj 
veriucht  diese  Substanz  auf  eine  woUIfeÜae  i 


vermischte  Bemerkungen. 


>'7 


bd  nomittelbar  aus  fioraii  zu  gewinnen  :   und  di 
Vertuch  gelungen,    so  theile  ich  da»  befolgte 
fahren  mit: 
Gebrannter  feingepülveitet  Borax,  "wclcliernach 
:faiometriiGlien  Versuchen  von  Davy  Busanunen* 
letat   ist   aus   yo  Boraxjäure  C^S5  Eoron -f- 45 
lerstoff)  und  Sg,5  Natron  (in  Bb  Natronium  ■^-  7,5 
tberetoft')  wurde  mit  so  viel  aasgeglühtem  Kien- 
rars  gemengt,  als  die  Berechnung  forderte,  um  die 
doppelte  Menge  des  im  Ncitron  euthaltenen  Saucr- 
j^offs  «a  scheiden  und  den  KohlenstolF  de«   letzten 
' Kohlen oxydgds   au  verwandeln  ,  al^o 
Borax       (.30  +  29,5=)  109,5  Theile 
Rienrufs  (  a    X5.7=:)    11,4      — 
IS  Genieng  wurde  in  einem  abgeschnittenen  Flin- 
llauf,  Weicher  an  seinem  offenen  Ende  mit  einem 
iasleitungsrohr  versehen  war,    s  Stunden  lang  der 
Weifsghihhiue  aasgesetzt.     Es  wtirde  viel  Kobien- 
oxydgas  gebildet,    welches  mir  anzeigte.    daU  eine 
Desoxydation  des  Boraxes  statt  iiode.      Nach    been- 
digtem  Proceise    fand   sieb    im    Flintenlaufe   eine 
iwarzgraue,    geschmolzene  feste  Masse,    welche, 
;hdem  cie  gepulvert  und  sebi'  oft  mit  kochendem 
ler  und    dann    mit    Salzsäure   behandelt  ward, 
ichwarzgrüne  pulverige  SubstanK  lieferte,    die 
ganz  wie  Boron  verhielt,    übrigens  nucb  mit 
ra>  nnzersiörter  Kohle  vermischt  war. 

Ob  in  diesem  Frocesse  zuerst  das  Natron  oder 

Mch  die  Borajtfäure  unmittelbar  durch  die  Kohle 

lacirt  worden,  läfst  sich  nicht  bestimmt  angeben. 

bin  geneigt,    das  erste  anzunehmen  und  glaube, 

die  Ausbeule   an  Boron  noch  giufsei  gewesen 

n  trlirde,    ^ena  ich  den  Borax  uoo^   ui'vX  ^t 


118 


Döbereiner 


Hälfte  seinei  Gewich-tes  Kalihydrat  und  der  da 
pelten  MengeHienrurses  vermischt  hätte.-weil  äa\ 
eine  gröfsere  Menge  Alkalimctall  (Sodiutn  ti 
fotaasiutn)  bätta  gebildet  und  durch  diesei  ei 
gröfsere  Quantität  BoraxEiiure  deioxydirt  yveri 
müssen. 

Ich  begreife  nicht,  warum  die  Cbemiher  nii 
achon  lange  auf  diese»  Verfahren  der  Boronj 
Jiung  gfiTiommen  sind,  da  doch  behannt  ist,  dl 
eineVeibindung  vfln  a  oxydirten  Substanzen  leicht 
(lesoxydirt  werden  kann,  als  die  eine  oder  die  ai 
dere  der  letzten  für  eich  allein,  besonders  Tvei 
sie,  wie  der  Borax,  die  Eigenichaft  hat,  in  bob 
Temperatur  flüssig  zu  werden,   welche  das  Beitf 

-  "ben  de»  Sauerstoffes  und  der  Kohle  (oder  eine*  ai 
dein  Desoxydationsraittels),  sich  mit  einander  ) 
verbinden,  in  hohein  Grade  begünstigt.  Kie0 
z.  B.  welcher  an  sich  unschmelzbar  ist,  -wird  durt 
Behandlung  mit  Kohle  in  der  höchsten  Temperatt 
nicht  desovydirt:  ist  er  aber  iriit  Kali  oder  eio 
andern  Substanz  verbunden  und  dadurch  mit  d 
Eigenschaft  begabt  worden,  in   hoher  Temperati 

-flüssig  zu  werden,  dann  ist  er  der  detoxydiieadf 
Wirkung  der  Kohle  unterworfen. 


II.    XJther   die    Natur    des  Homherg 
sehen    Pyrophors 

Dr.  Coxe  in  Philadelphia  hat  vor  mehrerd 
Jahren  in  einem  Briefe  an  Tliomson,  wovon  « 
Auizug  in  Gilberfs  Annalen  der  Physik.  Jahrg.  igi 


verinisclitc  Bcmerliungen.  uy 

'.  5.054 — -56  enthalten,  auf  Versucbe  sich 
id  danhun  Svollen,  daf«  die  Entuümlnng  de» 
ibergischen  Pyrophois  von  Kaliuniwassersloflgas, 
hes  beyra  Anhange  dieses  Präpaiati  entstehe. 
ihre.  Ich  will  einen  oft  und  abgeändert  wie- 
ten  Versuch  erzählen,  aus  welchem  hervor- 
ihcn  acheint,  daf»  vielmehr  eine  chemische 
iiidung  Ton  Kohle,  Sch^vefel  und  Kalium  es 
■welche  die  selbst  ent/.ündliche  Substanz  des 
innten  Pyrophors  bildet.  Wenn  man  1  Tbeil 
-anuten  A)auri  mit  i  oder  besser  2  Theilen  koh- 
isäuerlichen  Kalis  und  J,  1  oder  i^Theileu  Kiea- 
inuigat  vermengt,  und  das  Gemenge  in  einem 
iteulaufe  liiaxuui' Weifsglüheii  erhitzt  und  das- 
in  diüser  Temperatur  J  Stunde  lang  erhält,  to 
»Igt  kein  Schwefeldunat,  wie  bey  dem  gewühn- 
Verfahren  der  Pyrophorbeieilung,  .sondern 
d  lOei  aus  dem  Alaun  aufsteigende  Schwefel  wird 
von  den  übrigen  Substanzen  aufgenommen  und  es 
entsteht  ein  Pyrophor,  -welcher  so  leicht  entzünd- 
lich ist  ,  dafs  er  selbst  in  der  trocknen  Luft 
Feuer  fängt  und  aus  dem  FLintenkuf  nicht  ohne 
ofolgenile  Entzündung  in  ein  anderes  Gefäfs  ge- 
bracht  w^erden  kann.  Dabey  hat  er  das  Vorzügliche, 
äals  er  seine  Sei  baten  tzünd  barkeit  fast  gar  nicht  ver- 
liert  und  beqiiem  als  tragbares  Feuerzeug  gebraucht 
werden  kann.  Da  nun  dieser  Pyropher  kein  Wasser 
fordert,  um  in  Brand  zu  gerathen ,  so  kann  auch 
nicht  Kaliumwasserstoffgas  die  zündende  Substanz 
desselben  seyn.  Es  ist  vielmehr  anzunehmen,  dafs 
nihrend  des  Gliibena  des  (Pyrophor  liefernden)  Ge- 
menges Scbwcfelcarbonium  und  Kalium  gebildet 
Werdeu,    welche  ticb  mit  einander  verbinden  und 


iftö    Döberlsinet  vermischte  Bemerke 

eine  imhphenOratde  leicht  entzündliche  Zusamn 
Setzung  bilden,  welche  die  übrige  Kohle  dui 
d!ringt  und  diese  dann  bej  erfolgender  Entzünd 

«mit  im  Brand  steckt. 

Wenn   ^oap   blos   kohlensäuerlicbes    Kali 

'  Kohle  stark  glühet »  so  ensteht  auch  eine  pyrop 
tische  Masse»  in  welcher  eine  Verbindung  von  B 

-Ikietall  mit  Carboninni  die  selbstzündende  Ursa 
SU  seyn  scheint.  '  Läfst  man  aber  durch  diese 
Wllkrend  sie  in  einem  Flintenlauf  glühet.  Hyc 
thioneäuregas  streichen»  so  wird  sie  viel  entzü 
lich«r  und  gansK  dem  nach  der  angegebenen  1 
aöhrift  bereiteten  Pyrophor  ähnlich.  Dieser  £r: 
ist  meiner  Ahsiciit  von  der  Natur  der  Fyropl 
günstig. 


A 


I         int 


mm 


■i*«pi 


*    '1 


U  e  b  e  r 


.  f 


^hysiologe  Qesichts*  und  JFurben- 

Ersch^inungen.  ' 


««.   s-   •«!  •  ■  •     ' 


.   ».1         t 


5.  l. 

/\.lles  Seyn  zerfällt  wissenschaftlich  vor  uns  in  dat  ^ 

■■   ■    '  • 
Psychologe,  physiologe.und  pbysicale«    . 

Von  dem  ersteren  sehen  wir  hier  ab :  das  sMheyte 

lassen  wir  in  das  animale  und  vitale .   das  dritte  in 

'  ■ -f 

2as  chemische  und  mechanische  zerfallen. 


I    ■ 


iJ.  2. 

•  ■    '  '■  ^ 

Wir  bemerken ,  dafs  gleichsana  im  Uebergange 

von  dem  physicalen  zum  physiologen  Seyn  die  ele- 

metrischen ,  galvanischen ,  magnetischen  Wirkungen 

liegen,  indem  solche  objectiv  den  chemischen  änzu- 

r 

gehören ,  subjectiv  aber  sich  -so  nahe  an  die  vitalen 
Erscheinungen  anzuschliefsen  scheinen,  dafs  sie  bis- 
B^tzt  ohne  Verletzung  weder  .der  einen  noch  der  xin- 
icleren  Classe  zugezählt  virerden  können. 

'      IJ.  3- 
Bey  Erforscliung  des  Sitzes  oder  Bandes  uatür« 
Kcher  Erscheinungen   und    Zustände  können   wie 
Jomm,  /.  Ch§m,  u,  Phys.  16.  Bd,  8.  Heft,  9 


laa  Ücbef  physiologe  G<?sichts«  ^ 

nicht  anders  als  von  den  beiden  Extremen ,   i 
sehen   denen   sie   sich   verhalten »     ausgehen , 
schrittweise  beobachtend  zur  verknüpfenden  M 
Hu  gelangen. 

U-  4- 
In  dem  Gegenstände  unseres  Vorhabens  tre 
wie  wir  erkennen ,  das  mechanische  sowohl  als 
animale  Seyn  deutlich  hervor.  Beide  lassen  siel 
weit  geschiedenen  Grenzen  nachweisen ,  zwisc 
denen  von  unteh  her  das  chemische ,  von  oben 
das  vitale  Seyn  nachzuweisen  schrittweise  schy 
riger  wird. 

N  — 

\ 

$.5. 

"'"  Iiidem  wir  also,  Unserer  Absicht  zu  Liebe,  ü 
die  Kluft  hinwegsehen,  -Vielehe  zwischen  dem  i 
clianischen  und  animalen  Seyn  des  Organs  li< 
VLiid  beides  in  seiner  Geschiedenheit  doch  un^ 
telbar  auf  einander  beziehen,  werden  wir  in 
dafs  die  Wirkung 

d)  des  animalen  Seyns  vom  Subject  zum  Obj< 
von  Innen  nacli  Autsen , 

£)  des  mechanischen  Sevns  vom  Object  zum  S 
ject,  von  Aufsen  nach  Innen  strebt^ 

Wir  werden  ferner 'mhc,  dafs 
a)  in  dem  knimaleii  Seyn,  ein  thätiger  Wille  u 

ein  Bei^ufsueyn  ^ 
h)  in  dem  mechanischen  Seyn  >  ein  Gegensatz  < 

Dinge  in  uns,  aufser  uns^  unter  sich  und  zu  \ 

erkannt  werdfln  mufs. 

•■  ■,■      :   •  •  •••  .■  .:.: 


und  Falben -Erscheinungen.  123 

fi.  7. 
werden  ferner  die  mannigfaltettcn  und 
Hteti  Verknüpfungen  jener  gescbiedenen  Glieder 
El  animalen  und  mecIianiBclien  Seyns  gewahr,  und- 
I  wird  une  durch  dieselben  deuilicli,  dafs  eine 
luwle  Unterordnung  statt  findet,  die  vielleicbt 
BfCh  alle  Mittelglieder  in  stetiger  Hcihe  nacbsu- 
■iseii  wäre,  und  in  "n'elcher  der  fT'iile ,  alt  Herr* 
die  oberste  Stelle  ciiininsrnt. 


I  dieser  Reihe  erkennen  wir  noch  insbeson- 
wie  das  Bewufstseyn  in  seiner  Trennung  vom 

sn,  sich  dem  vitalen  Seyn  anEchliefst,  wenig- 
einer  unmittelbaren,  vielleicht   nothwen- 

I,   Wechselwirkung  mit   diesem,  itehet. 


Um  der  Beobachtung  aller  einzelnen  Verknüpr 
and  der  daraus   erfolgenden  Erscheinungen 
vollständige   Be- 
nd  mechanischen 
de   werden.      Da 
1  Subjecte  fast  iden- 
ichreibung 


;u  werden ,  müfste  ein 
iibung  des  animalen,  vitalen 
altens  des  Organs  beygebra 
•  das  animale  Seyn  mit  den: 

:,    10   ist  dasselbe 
igsten  fähig,    das  objective  mechanische  Seyn 

1  10  mehr.  Diese  letztere  würde  daher  zu- 
erst so  zu  leisten  seyn,   dafs  der  Mechanismui 

dem  Organe,  von  dem  im  Organe  deutlich 
liieden  ley,  dafs  alles  Einzelne  in  Bezug  auf 
^nze,  die  peripherischen  Theile  in  Bezug  auf 
Centrum,  dieses  aber  in  Bezug  auf  »eine  vom 
lalen  Seyn  vermittelte  organische  Wirkung  dar- 


j)2/f  Uebcr  physiologe  Gesichts- 

«  .  ■ 

gdtellt,   und  durch  da»  vielfältig  mangelhafte 

«torische  nich£  bescl^ränkt  oder  ausgeschlossen, 

d^rn  vielmejir  herbeigezogen  wörde,   was  für 

höhere  Coofttruction  zu  ergänzen  i^t. 

/ 

Dai  vitale  Seyn  des  Organs  läfst  sich  wie 
snimale»  nur  durch  seine  Erscheinungen  beschrei 
und  da  die  Darstellung  derselben  in  ihrer  caus 
Verknüpfung  mit  dem  ganzen  Organismus  nahe 
der  Zweck  der  Untersuchung  überhaupt  ist 
Ufst  auch  davon  sich  füglich  nichts  vorausschic 

5.  11. 

Setzen  wir  nun,,  damit  der  Organismus 
IJIenschen  überhaupt  uns  nicht  zu  weit  vom  ! 
wegführe,  Willen  und  Bewufstseyn  zuvor 
in  den  Hintergrund  des  Auges,  bis  zu  welc! 
wie  wir  nicht  läugnen  können,  die  Wirkunj 
Aeufseren  mechanisch  eindrillt. 

$.    IS. 

Wie  wir  5-  5.  7»  ^J^d  8«  wahrnahmen,  beher 
^er  Wille  den  Sinn  lediglich  in  seiner  höcl 
"Organischen  Einheit,  das  von  ihm  beherrscht« 
wufstseyn  hingegen  begleitet  denselben  auch 
taner  getrennten  niederen  Stufe, 

■ 

t)^s  normale  Sehen  geschiehet  aho  nur  d 
Einheit,  des  animalen  Bad'  ntechaniscben  Seyn 
Organeb 


und  Farben -Ersehelnungen.  1^5 

,    ß,  14- 

L  Das  abnorme  Sehen  hirigegen  gescbiehet,  ohne 
pegen-wait  des  Willens »  wohl  aber  wH  Beirabt- 
«eyn  9    durch  das  vitale  und  mechanische  ^^ja^ 

\  Das  aarmale  Sehen»  'welches  durch,  den  Willen 
Ifeeschiehety  hönnte  daher  auch  das  activ^,  das  ab- 
Itorncie  hingegen  das  passive  genannt  werdeu* 

L.  5.  16. 

Auch  l^onnte  man  das  normale  Sehen»  aTs  top- 
i^'Waltende  Action  des  Subjects»  welcher  die  Reaction 
^es  Qbjects  untergeordnet  ist,  das  Sehen  ati  sich» 
yUs,  abnorme  Sehen  abei:,  als  vorwaltende  Action 
Ues  Objects»  welcher  die  Reaction  des  Subjectp 
UxutergeordniSt  is^»    das  Scheinen  nenneu« 

ff-   17. 

Geist  ist  unendli'che  Zeit»   Körper  i^  ui^endr  . 
licher  Raum ;  beide  einander  ausschliefsend ;  N.atur 
Lihre  Vereinigung;    ihr  nothwendiges  Product   dex 
^rSiun»   dem  Subjecte  zugeeignet,   aU  Maajb   ihrea 
^ObfectK 

ff.  18. 
Für  A»ß.  Subject,  a3so  ist  Bj^vaa  das  Vexh^ltnif» 
von  Nähe  und  Herne. 

fi-  19- 
Für  das  Organ  des  Sehens  spricht  sich  dieses. 
Verhiltnifs  als  Licht  und  Schatten  aiu»  dahev  denil 
jeder  helle  Gegenstand  nti^her  U|]d  also  auch  gröfser^ 
jeder  dunkele  Gegenstand  entfernter  xXnA  also  auch 
Heiner  erscheiKir, 


'<'  w    ■ 


ta6  Üebcr  physiologc  Gesichts- 

$.    20. 

'Die  Vermittclung  von   Nähe   und  Feme 
Licht  und  Schatten  für  dai  Organ  im  Moment 
Farbe. 

ö.  öl. 

Den  Dimensionen  von  Nähe  und  Ferne, 
^ Xich^iind  Schatten,  entsprechen  die  sich  unter 
ander  cofnpensirenden  Dimensionen  im  "Organe 
Sehens  und  die  denselben  zukommenden  Far 
Empfindungen* 

5.  flö. 

Die  Dimensionen  im  Organe  des  Sehens  we: 
entweder  durch  den' herrsfchenden  Willen  (12. 
'  lind  zwar  vermittelst  Compensation  der  in  den 
steren  einander  entgegengesetzten  Systeme , 
Dimensionen  der  Nähe  und  Ferne  (des  Lichts 
Schattens^  der  YQegen^tände  gemäfs»  normirt, 
diefs  ist  das  normale  Sehen ,         ^ 

J.  «3. 
oder  nicht,  und  dann  tritt  das  abnormeSehen 

Alle  Dimensionen  im  Auge  beziehen  sich 

das  CentruiQ  seines  (^ganismus  und  auf  die  kür: 

Linie,  welche  dieses  mit  den  Gegenständen  ai 

.   dem  Organe  verbindet  f    d.  h.  iiit  Achse  des  Ai 

Das  normale  Sehen  geschiehet  daher  in  derE 
tung  der  Achse,  und  zwar  momentan,  succe 
JPunct  vor  Func!. 


und  Faiben*  Erscheinungen.         127 

Ztim  normalen  Sehen  mit  beiden  Augefn  gehört 
^  gleiche  Normiren  der  Dimensionen  in  beiden 
Augen, 

also  anch  dat  Durchschneiden  der  beiden  Angen« 
IchsenJn  einem  und  demselben  Puncte. 

Jeder  Punct»  welcher  nicht  dieser  Dürchscbnittf^ 
oder  Vereinigungs-Punct  der  beiden  Augen  •  Achsen 
fdbst  ist,  liegt  also  vor  oder  hinter,  demselben» 

*  ■ 

]Et  mufs  also»  in  so  fern  er  ipit  beiden  Angen 
gesehen  wird»  doppelt  erscheinen;  alles  ahnoi;n9^ 
Sehen  mit  beiden  Augen  ist  also  ein  Doppeltseheau 

\ 

*  r 

Dieset  Doppeltseben  ist  abermals  sweyfach» 
nämlich  (  sQ, )  in  so  fem  es  vor  oder  hint^  der  Ver- 
einigung der  Achsen  liegt,^ 

J.  31, 

Vor  der  Vereinigung  der  Achsen  erscheint  der 
,  Gegenstand  übers  Kreuz  doppelt »  so  dafs  das  linke 
Auge  denselben  rechts»  das  rechte  denselben  links 
siebet»  und  um  so  weiter  auseinander»  je  näher 
der  Gegenstand  den  Augen  und  je  entfernter  dieVer- 
einigung  ihrer  Acbaen  ist. 


X28  lje!)er  physiologe  Ge8ipht$- 

.Hinter  der  Yereihigunff  der  Achten  erscbci 
der  Gegenstancl  jedem  Auge  gegenüberstehend,  rechn 
dem  rechten ,   links  dem  linken ,   um  so  weiter  ai 
einander,  je  näher  die  Vereinigung  der  Achsen 
je  entfernter  der  Gegenstand  ist. 

i 


Dieses  zweifache  sich  entgegengesetzte  Doppelt^^ 
sehen ,  welches  schon  Eepler  a  priori  jedoch  nicht 
eben  umständlich  angab,  und  welches  später  hiit 
inehr  und  mehr  übersehen ,  zuletzt  ganz  vergesseii. ., 
Und  in  der  neueren  ^eit  durcl^aiis  unbekannt,  ge^ 
blieben  ist,  obwohl  doch  das  Doppel tsehen  als  Sym-^ 
ptom  in  Augenkrankheiten,  und  in  ändern  Fälleir 
eine  bedeutende  Rolle  spielt,  fand  ich  im  November 
fi8iÄ  nach  viei^ii  Versuchen;  im'März  1813  erhielt 
ich  durch  ein  glückliches  Ungefähr  die  Inaug,  Disü 
tdes  J^ueas  JDin  :  JDe  vUione ,  quaii  löcnlo  ßt  gemitiOf 
Jenae  17149  in  welcher  diese  Erscheinung  ausführ« 
lieh  und  gut  demonstrirt  ist,  obwohl  die  Haupt«. 
Figur  nebst  ihrem  Beweise  nicht  für  g^nz  richtig 
angekommen  .werden  kann».        ..  ..: 

Später  finde  ich  nur  in  des  vortrefflichen. J> 
Cat:  Traitd  des  seiiSy  davon  einige  Erwähnung; 
neuerer  Zeit  weifs  man  nichts  mehr  davon,  wie 
insbesondere  a^s  eifier  Aeufseining  d^s  Doctor  Galt 
merkwürdig  genug  zu  entnehmen  ist.  ^ 

Da  es  auf  die  Kenntnifs  dieses  Doppeltsehens 
vorzüglich  ankommt,  so  möge  man  sich  dasselbe 
in  folgender  Figur  näher  bekannt  machen,  und 
durch  Stäbchen  oder  Lichtkerzen ,  welche  in  den 


lind  Farben -Erscheinungen.  129 

icten  A.  B.  C.  D.  E.  feststehend  anzubringen 
l^  vergegenwärtigen,  incfem  diese  Puncto  hm- 
inander  fixirt,  oder  mittelst  Dtircbschncidung 
Achsen  beider  Augen  F.  G*  normal  gegeben  wer- 
t,  und  die  andern  gleichzeitig  abnorm  gesehe- 
I  Functe  in  a  b,  cd,.ef,  gh,  ik,  Im^  no^ 
,  rsy  tu,  doppelt  erscheinen. 
Wenn  also  mit  beiden  Augen  F.  G. 

1)  A  fixirt  wird ,  so  zeigt  sich 

A  für  F  in  A  und  für  G  in  A 

B a~—  —  — b 

C— c    — d 

D e    — f 

E g    — h. 

2)  Wenn  B  fixirt  wird ,  zeigt  sich     ' 

A  für  F  in  b   und  für  G  in  a 
B —  B     — B 

D 1     —    _  —  —  m 

E n    — —  o»     ' 

3)  Wenn  C  fixirt  w^ird,  zeigt  sich 

A  für  F  in  d   und  für  G  in  c 

B k     — i 

C C    —    — C 

E r     —    — s. 

4)  Wenn  D  fixirt  wird,  zeigt  sich 

A  für  F  in    f   und  für  G  in  e     x 

B r  m    — Sri 

C q Ip 

D D    —    —  — .-.D 

E t    —    —  —  —  u. 


ajo  Ücbcr  physiologe  Gesichts« 

5)  Wfenn  E  fixirt  wird ,  zeigt  sich 

A  für  F  in  h  und  für  G   in  g 

\  * 

Wobey  übrigens  bemerlit  wird,   dafs  hier  lediglicl|< 
2US  d- r  Ursache,   tun  die  Figur  nicht  zu  sehr  aus*' 
z^dehnen,  und  zugleich  das  Auseinandertreiben  der 
Bilder  deutlicher  darzustellen  ,,  dct  Funct  A  und  die^ 
folgenden  so  nahe  als  geschehen,  an  F.  G.  projectirt. 
worden,   indem. dieses  in  der  Wirklichl^eit  unmög^T 
lieh  ist,  vielmehr  A. »  oder  der' nächste  Funct,    in^ 
"Welchem  die  Achsen  zusammenfallen  können«  we-^ 
nigstens  den  doppelten  Abstand  der  Augen  von  ein-^ 
ander',  also  smal  F.  G. ,  entfernt  seyn  müfste.    Wie 
bedeutend  der  Abstand  der  beiden  Augen  von  ein<^ 
ander  und  von   den  Gegenständen  wegen  der  da-^ 
durch  entstehenden  Parallaxe  für  die  Perspective  ist, 
darauf  hat  ififf/zZer  schon  aufmerksam  gemacht,   ist 
aber  seitdem'  wenig  beachtet  worden.  = 


p«w< 


$•  33. 
Da  das  Dpppeltsehen  auf  der  gleichzeitigen  Wahr« 
iiehmung  verschieden  entfernter  Puncte  beruhe 
hier  also  eine  ^momentane  p^ermittelung  von  Nähe 
und  Ferne  statt,  findet ,  so  ^ergiebt  sich  difiraus  eine 
Barben  '  Erscheinung  (20.) 

$.  34- 
Diese  Farben-Erscheinung  ist  eben  so  in  entgegen» 
gesetztem  Sinne  xu^eyjacbials  es  das  Doppeltsehen  i^t. 


"und  Farben  -  Erscheinungen.  igi 

if.  35. 

Liegt  nämlich  die  Doppel  -  Erscheinung  vor  der  - 
Vereinigimg  der  Achsen ,    wie  in  obiger  Figur  ad  12) 
A.  ad  3)  A.  und  B.  ad  4)  A.  B.  C.  und  ad  5)  A.  B.  C. 
und  D.,  so  tritt,  ' 

a)  wenn  das  Bild  heU  auf  dunkelem  Qrunde  ist, 
die  Farben -Reihet  violett -blau- gelb -roth, 

b)  wenn  das  Bild  dunkel  auf  hellem  Grunde  ist, 
.die  Farben  -  Beihe :  roth- gelb -blau- violett, 

Ton  Innep  nach  Aufsen  hervor. 

V 

$.36. 

Uegt  hingegen  die  Doppel -Erscheinung  hinten 
der  Vereinigung  der  Achsen ,  wie  in  obiger  Figur 
ad  1)  B.  C.  D.  und.  £.  ad  2)  C.  D.  und  £.  ad  3)  D. 
und  £.  ad  4)  E. ,  so  tritt 

d)  wenn  das  Bild  hell  auf  dunkelem  Grunde  ist, 
die  Farben-Reihe :  roth  -  gelb  -  blau  und  violett, 

i)  wenn  das  Bild  dunkel  auf  hellem  Grunde  ist, 
die  Farben  -  Reihe :   violett  -  blau  •  gelb  -  roth, 
von  Innen  nach  Aufsen  hervor. 

U-.37- 

Fragt  man  nun,  was  eigentlich  bey  diesen 
sweyfacben  Doppel  -  Erscheinungen  geschiehet,  so 
ergiebt  die  obige  Figur,  dafs  i,n  dem  Falle  §.  35.  die 
näher  gelegenen  Puncte  A.,  A.  B.,  A.  B.  Ci  A.  B.  C. 
D.,  ei2(/Vr/i/^r  erscheinen ,  als  sie  sind,  nämlich  in 
b.  a.,  in  d.  c,  Jk,  i.,  in  f.  e.,  m.  1.,  q.  p.,  und  in 
h*g.,  o.  n.p  i.  y.,  u.  t. 


I 


I 


I ' 


132  Ütfber  physiologe  Gesichtis-'  '      ' 

I 

S.  38.  I 

•     Hingegen  JJ.  36.  erscheinen  die  entfernter  gele^Ä 

genen  Puncte  B.  C.  D.  E. ,  C.  D.  E.,,D.'E. ,  undE.^' 

in  den  näher  liegenden  Puncten  a.  b. ,  c.  d.»  e.  f.,J 

g.  h.,  in  i.  k. ,  1.  m.,  n,  o.,  p.  q. ,  r,  s.,  und  in  t.  u»  j 

ß- 39-  ^ 

Beide  Doppel  -  Erscheinungen    sind   mit  einer*^: 

f^ergröfserunt^  verbunden,  ^welche  in  dem  Falle  dct^ 
fi«  fi-  35-  "•  37'  ^"  ^^"^  Verhältnifs  mäfsiger  ist  ali^ 
in  dem  Falle  der  ß.  g.  36.  und  38.,  in  'welchem,  wie 
das  Schema  zeigt ,    die  scheinbare  Verrücikung  des 
Orts  in  ersterem  Falle  geringer  als  in  letzterem  ist. 

\  0.  40. 

Wenn  also  nach  35.  und  37.  helle  Bilder  auE. 
•flunkelem  Grunde  die  Farben  -  Reihe :  vic\lett-blau- 
gelb  und  roth ,  dunkele  Bilder  auf  hellem  Grunde 
die  Farben  -  Reihe :  roth -gelb -blau*  violett,  von 
Innen  nach  Aufsen  zeigen,  indem  sie  sich  aus  der 
Nähe  entfernen  t  hingegen  nach  36.  und  Sß.  helle 
Bilder  auf  dunkelem  Grunde  die  Farben  «Reibe: 
xoth  -  gelb  -  blau  und  violett,  dunkele  Bilder  auf  hei« 
lern  Grunde  die  Farben  -  Reihe :  violett -blau -gelb 
und  roth  von  Innen  nach  Aufsen  darstellen ,  indem 
sie  sich  aus  der  Ferne  nähern^  so  beweist  diefs,  'was 
oben  (JJ.  JJ-  iß»  *9*  20.)  behauptet  wurde: 

dafs  hell  und  dunkel  für  das  Auge  eben  soviel« 
ist  als  nahe  und  fern  9  und  dafs  die  Farbe  die: 
Vermittelung  dieses  Gegensatzes  im  Momente  ist« 

S.  41- 
Es  beweist  diese  Beobachtung  aber  aufserdem, 
dafs  es  einen  genetischen  Gegensatz  in  der  Farben- 


und  Farben  -  Erscheinungen.  J33 

specification  giebt,  dafi  nämlich  violett  und  Mau 
der  $eite  ^es  Schattens  und  der  Ferne  ^  roth  tmd 
gelb  hingegen  der  Seite 'ßes  Lichts  und  der  JNähö 
zugehörert  f  '  indem,  bey ''der  Entfernung  des  nahen 
Lichtbildes  dasselbe  in  der  Mitte  violett  und  blau, 
der  äuCsere  zurückbleibende  Umfang  aber  gelb' und 
roth  erscheint,  Umgekehrt  aber  bey  der  Annäherung 
des  entfernten  Lichtbildes  roth  und  gelb  inderMittQ 
desselben ,  blau  und  violett  im  äufsern  zurückblei* 
benden  Umfange  hervortreten. 


«k '. 


jj.  42, 

Wie  sehr  diese  Erscheinungen  mit  der  physi« 
calen  Theorie  der  Farben  -  Erzeugung  in  v.  Goethe*s 
Farbenlehre  übereinstimmen,  leuchtet  schon  hier 
ein,  und  wird  weiterhin  noch  mehr  in  die  Augen 
fallend. 


Die  Farbcnerscheinung  beym  Doppeltsehen  ist 
bisher  selten,  flüchtig  urid  durchaus  ungenügend 
beobachtet  worden.  Der  fruchtbare  Gegensatz  der- 
selben aber  ist  bis  jetzt  ganz  unbekannt  gewesen. 
Z»J«riVj  Abhandlung,  hinter  Smith' s  Optik^  findet 
man  eine  dunkele  Ahndung  von  einer  solchen  Farben- 
Erscheinung  ;  aber  weder  Lucas  Din ,  noch  sonst 
jemand,  d^r  das  Doppeltseben  gekannt  hat,  erwähnt 
der  Farben.  Ich  bin  daher  in  der  Besorgnifs  gewe- 
sen, dafs  es  mir  nicht  leicht  gelingen  würde,  die 
Naturforscher  von  der  reellen  Existenz  dieser  Erschei- 
nung zu  überzeugen,  da  es  den  Anschein  hatte,  dafs 
iolche  bey  mir  nur  individuell  statt  fände.      Ei%t 


IS''!'  Ueber  physiolq^e  Gesichts- 

vor    8    Tagen    fiel ,  mir    folgende«    Werk    in    diej 
Hände:      '  \ 

^ndreae  Comparetti  in  Gymn,  Fatavino  P.  P.  P. 
Ohservationes  dioptricae   et    anatomieae   com* 
paratae  de   Coloribus    apparentibus^     visu   et 
.     oculo.  Patavii  1798V  4«  (XI  und  104.  und  11  S^^ 

Diese  Schrift,  welche  gleichsam  eine  Fortsetzung"^ 
der  im  Jahre  i787  erschienenen  Ohservationes  opti*  ^ 
cae  de  luce  inßeoca  et  coloribus  desselben  Verfas-: 
^•ersisty  habe  ich,  so  wie  die  letztere,  zwar  erst 
oberflächlich  kennen  gelernt,  glaube  jedoch  gefun-* 
den  zu  haben,  dafs  von  den  darin  sorgfältig  be- 
schriebenen und  abgebildeten  subjectiven  Erschei- , 
nungen  nur  durch  Hülfe  eines  höheren  Lipht% . 
welches  dem  Verfasser  liicht  gegenwärtig  war,  Ge-, 
brauch  zu  machen  ist. 

Sehi-  schätzbar  ist  solche  mir  aber  defshalb,weilä 
ich  mich    auf  mehrere   darin   fleifsig  beschriebene, 
Erscheinungen  i  die  zu  ein'em  oder  dem  andern  der^ 
oben  bereits  methodisch  aufgeführten  und  noch  fer^; 
ner  zu  entwickelnden  Fälle   gehören,   ak  auf  eii 
historisches  Zeugnifs,    welches   mir.  bisher  fehlte/j[] 
beziehen  kann. 


ö-  43. 

Bey  sorgfältiger  Aufmerksamkeit  auf  den  ver^ 
möge  des  Doppeltsehens  im  Innern  des  Auges  »ich 
ereignenden  Vorgang  bemerken  wir  bald,  dafs  eine 
Umstellmig  d€s%t\hiin  statt  findet,  je  nachdem  wit 
dafi  Entfernte  oder  das  Nahe,   das  Dunkele  oder  dlu^ 


und  Farben  «Erscheinungen,         135 

Helle ^  doppelt   sehen,    die  eine   oder  die   andere 
Farben  •  Reihe  erscheinen  lassen. 

0.44. 

Aufserlich  bemerken  wir  an  unserem  Auge  haupt- 
sächlich nur,  dafs  in.  dem  Falle  ad  35.  37*  wo  die 
Achsen  sich  hhiter  den  Doppelbildern  schneiden,  die' 
PupiUe  sich  erweitert,  in  dem  Falle  ad  36.  3g.,  wo 
die  Achsen  sich  vor  den  Doppelbildern  schneiden^ 
diO'Pupille  sich  verengt. 

fi.  45. 
Habeii  wir  nun  in  der  willkührlichen  Verän* 
darang  der  uns  so  weit  noch  unbekannten  Dimen- 
Nonen  im  Innern  des  Organs  für  entferntere  und 
BShere  Gegenstände  (21.  22.  23.)  durch  häufige  Wie- 
derholung der  entgegengestehenden  Fälle,  nach  An» 
leitung  obiger  Figur,  eine  sichere  Uebung  erlangt^ 
10  werden  wir  diese  Veränderung  im  Innern  auch 
benrorfaringen  können,  ohne  uns  jenes  Ursprung« 
liehen  Schemas  zu  bedienen ,  und  zwar  werden  die 
UnizsichtigenK^Myopes),  denen  es,  rermöge  der  eigen* 
thamlicheii  Bildung  oder  Gewöhnung  ihrer  Augen» 
leichter  ist  die  Achsen  in  der  Nähe  als  in  der  Ferne 
lu  vereinigen ,  eher  den  Fall  ad  36.  38- »  hingegen 
die  Weitsichtigen  (Presbyopes') ,  wegen  der  gegen- 
tfaeiligen  Natur  ihrer  Augen ,  leichter  den  Fall  ad 
35*  37-  hervorzubringen  fähig  seyn« 

Wir  werden  also,  ohpe  einen  näheren  oder 
entfernteren  Gegenstand  wirklich  zu  fixiren,  die 
iiigen  •  Achsen  vor    und  hintep    einer   gegebenen 


13.6  Üeber ,  Physiologe  Gesichts - 

»      ^     •     .  '.      •  ■  .'  '     •' 

Flöclie  zu  vereinigen,  und  dadurch  im  Organe 

Veränderung   hervoraubringen   vermögen»     wcl 
nach  obigem  Schema  stau  findet. 

'5.  47. 

i 

Sofort  werden  wir  eiae  neue,  höchst  atilFallei 
Erscheinung  gewahr,  nämlich  dafs  diese  Fläche, ' 
oder  hinter  welcher  die  Vereinigung  der  Aug 
'  Achsen  geschiehet,  die  Uvikehrung  des  Licht- i 
Schatten  —  oder  des  Farben  -  f^erhältttisseserltH 
sobald  w^ir  den  Blick,  nach  kräftig  erfolgter  in 
rer  Veränderung,  von  derselben  wegkehren.  Es 
scheint  selbige,  unter  genauer  Beybehaltung  ili 
Figur,  anstatt  dunkel  — hell,  anstatt  hell  —  dun] 
a^nstatt  roth— -grün,  anstatt  grün — ro4:h,  ans 
blau  —  orange,  anstatt  gelb  — violett,  also  in 
v^n  V.  Goethe ^gefunnten  gefordertenF ürhe^yvel 
[^.rscheinung  JDarwhi  {Brandts  Uebersetzung)  1 
hihrt^  ' Augentäüschungen  nennt« 

.  5-  48- 
Vor  der  Vereinigung   der  Achsen  erscheint 

umgekehrte  Farben  -  oder  Licht  'Bild,  wenigstens 

4Ke  Weitsichtigen,    stärker   ausgedrückt  als  hii 

,    derselben«      Ist  statt  einer  Fläche,    ein  schmale 

in    beiden  Fällen    doppelt  erscheinendes  Bild 

wählt,   so.  kommt,  diesem ,   wenn  nach  kräftig 

pfangener  Wirkung  der  Blick  abgekehrt  wird; 

ümkehrungvon  Licht,  Schatten  und  Farbe  in  sei 

doppelten  Erscheinung  zu. 

S-  49- 
Diese  Umkehrung  ist  dieselbe  ,  man  wende 
Blick  y  i^a^h  vollendeter  Aufnahme  auf  einen  d 


und  Farben -Erficheinimgen.  137 

leren    oder  helleren ,  .farbigen   oder  niifarbigen 
rund.     . 

i 

..     5-  So- 
wohl aber  vermischt  sich  das  Licht,  der  Schat- 

1  od«r  die  Farbe  des  Grandes,  a\if  den  wir,  nach 

Ilendeter  Umkehrung  im  Auge,  hinblicken,  mit. 

m  umgel^ehrten  Bilde,      so  dafs  dieses  vermöge 

s  hinzn^etenden  Grundes  heller ,    dunkeler  odei 

n  bestimmter  Farbenmischung  erscheint.     Ist  also 

1  dunkelrothes  Bild  durch  die  innere  Umstellung 

ein  hellgrünes  verwandelt  worden,  so  erscheint 

sselbe  dunkelgrün ,  sobald  man  auf  einen  duuke- 

1,  gelbgrün  (^indem  gelb  und  grün  sich  mischen) 

bald  man  auf  einen  gelben,  grau  (indem  roth  und 

qn  sich  mischen)    wenn  man  auf  einen  rothen 

lind  hinsiehet« 

Wenn  wir  nun  früher  eingesehen  haben ,  (29« 
».  31.  32.)  dafs  es  das  Verhältnifs  zur  Vereinigung 
•r  Augen -Achsen  war, .  was  die  Poppelbilder  hei- 
>rbrachte,  so  ist  es  doch  nicht  dasselbe,,  was  aU 
msa  eßiciens  der  dabey  eintretenden  Farben -Sr* 
;heinang  angesehen  werden  kann ,  sondejrn  Idiese 
tf  wie  4ie  Beobachtung  mit  dem  einzelnen  Auge 
sweiset ,  für  jenes  Verhältnifs  nur  accessorisch. 

Vielmehr  müssen  wir  auf  die  frühere  Behauptung 
t2.)  zurückgehen^  dafs  zum  normalen  Sehen  an 
ch  die  den  Entfernungen  der  Gegenstände  entspre- 
Jcum.  /•  Obern,  u.  Phys.  xiS.  JBd,  2,  Heft.  «o 


^    I 


/ 


p 


138  Uetcr  physiologe  Gesichts - 

cbende  Normirung  der   inneren  Dimentions 
Oigani  gehöre. 

5-  53- 
FJxiren  V^ir  nun  mit  einzelnem  Auge  einen 
SO  erblicken  wir  die  vor  und  hinter  demielbe 
legeneii  Gegen&tiliide  als  einzelne  Bilder  eben  m 
gröfsert  und  gefärbt  als  jene  zwejfachen  Dopp 
der  vor  und    hinter   der    Vereinigung    der   Au 
Achsen,     und    wir     erlsennen ,    dafs  diese  lel 
biebei  keine  andere   Holk  spielt,    als  data   sii 
to  bestimmter    duti    Punoi    bezeichnet,    nach 
chem     jedes    Auge    sich    mit  dem    anderen    g 
mäfsig   normirt    (26 ).     Auch   erscheint  dem 
neu  Auge  in  beiden  Fällen  die  Farben  -  üral«^ 
yirie  bey  47-  und  48-i  jedoch  natürlich, uur  In 
fächern  Bilde. 

5-  54. 

Nun  finden  wir,  dafs  die  Pupille  sich  bej 
»em  Normiren  zwar  im  Allgemeinen  (44.)  füi 
Nähe  und  das  Licht  verengt,  für  die  Ferne  unä 
Schatten  sich  erweitert ,  dafs  sie  aber  dem  Vet 
nifs  der  Nähe  und  Ferne,  des  Lichts  und  Schal 
keineswegs  absolut  folgt,  welches  auch  nach 
Maafs  ihrer  möglichen  Weite  nicht  zu  bewij 
«eyn  wurde.  Vielmehr  setzt  dieselbe  durch 
■tete  oscillirende  Bewegung  sich  allezeit  wii 
auf  ein  niederes  Maafs  der  Verengung  oder  Er 
terung  zuru  k.  woraus  sieb  schon  die  Wahracfa 
lichkeit  und  selbst  die  NothwendigUeil  eines  q 


""  und  Farben -Erscheinungen.  159 

Irffcli  mit  ihr  rerbundenen  Gegensatzes  ergiebt«  des- 
sen Gegenwirliunjg   der  Einwirkung  de»  Aeuistren 
,  auf  die  Pupille  in  gewissen  Grenzen  der  Zeit  und 
des  Raumes  die  Wage  hält  und  mit  der  organischen 
Fonction  der  Pupille  für  all^  mögliche ,   das  abso- 
ae   MaaCs  der   Fähigkeit   des   Organs   ^icht  über«. 
Dbreitende»    Fälle  zum  norm,alen  Sehen  compen- 

(81.  S2.). 


JJ.  55-  - 

Zunächst  trifft  hiemit  die  seit  Kepler  von  den 

.Optikern   wiederholt  erwiesene  Behauptung  über- 

iDy  dafa  der  Abstand  der  Krjstalllinse  von  der  Re* 

iina  sich  nach  Verschiedenheit  der  Entfernung  der 

Gegenstände  uothwendig   abändern  müsse ^   indem 

das  deutliche  (normale)  Sehen. sonst  nicht  zu  Stande 

'lommen  könne;  eine  Behauptung,  die  am  gründ« 

liebsten  in  Olbers  Inaug.  Uiss, ,    de  oculi  inutatio' 

nihus  internisx    Göttin^.   i78o«  erörtert  und  darge- 

;tban  worden. 

'  Diese  Veränderung  des  Focus»  es  mag  solche 
dmrcli  das  Zusammenpressen  des  Augapfels  mittelst 
^der  4  geraden  Muskeln,  oder  durch  Rück-  undVor- 
'^irta*  Bewegung  der  Linse  selbst  oder  durch  Ver- 
pöfserung  oder  Verringerung  ihrer  Convexität,  oder 
durch  sonst  ein  mechanisches  oder  vitales  Mittel  ge* 
•chehen,  ist  an  ^ich  durch  die  hier  beygebrachten 
neuen  Beobachtungen  als  vollkommen  consiatir^ 
anzusehen.  '  ^  , 


140  Üeber 'ffhysiolpge  Gesichts- 


—d 


\ 


— b 


— c 


~A 


t 

\         » 

.  Das  normale  Sehen  erfordert  n 
eine  der  Entfernung  des  Gegenstände! 
xnessen  liormirte  Focal  -  Weite  für  di( 
als  Abstand  derselben  von  der  Eetii 
Ä2.  23.).  Mit  zunehmender  Entfernu 
Gegenstandes  verkleinert  sich  diese  not 
^  dige  Focal  -  We^ite,  mit  abnehmende 
fernung  ver^röfsert  sie  sich.  Ist  dal 
Focus  in  dem  Auge  A,  für  die  Entfi 
.A,  b.  normirt,  so  ist  die  Weite  de? 
zu  grofs  für  die  Entfernung  A*  c.  >  zi 
für  die  Entfernung  A.  d. 


I. 


/-.      <  ■  ■    ■     $.  57. 

Wehri'die  Focal- Weite  Meiner  ist  als  die 
liehe  Abstand »  kreuzt  sich  das  Bild.  Diefs  i 
der  Fall  ad  .36.  und  33. ,  wo  die  Entfernung 
war  als  clie  des  fixirten  Punctes ,  nach  welch« 
Focus  normift  worden.  Die  Farben  -  Erschei 
roth  -  gelb  -  blau  und. violett  von  Innen  nach  . 
auf  duukelem  Grunde  ist  also  die  Wirkur 
JDurchkreuzung  des  Bildes. 


;    Ist  die  Focal  -  Weite^röfser  als  der  Absta 

•koinint  der  Focus  nicht  zur  Vereinigung.     Di 

-.  der  Fall  ad  35.  und  37. , .  wo  die  Entfernung  l 

war  als  die  des  fixirten  Punctes ,  nach  welche 

Focus  normirt  worden.     Die  Farben  •Erschei 

▼iolctt* blau- gelb -roth  von  Innen  nach  Aufs^ 


lind  Farlien- Erscheinungen.  i^i 

ileelem  Grande  ist  die  Wirkung  der  Nicht  -  p^er* 
^gung  des  Lichtbildes. 


5^  59'  «  . 

Hiebey.mag  zu  -weiterer  Ausführung  die  Beöb- 

chtung  dienen»    dafs  die  vermöge  der  Durchkreuz 

entstandene  Farbeji  -  Erscheinung  (5*7») ,  wenn 

in  solche  dicht  Vor  dem  Auge  von  einer  Seite  her 

verdecken  unternimmt,   ?ii cht  übers  Kreuz f  son* 

gerade  vpn  derselben  Seite  her,   von  welcher 

An  zu  verdecken  anfangt,   abnimmt f  hingegen    . 

I 

I 

(J.  6o. 

jlie  durch  Nicht-  f^ercinigung  des  Licht -Bildes  (58*) 
imtstandene  Farben -Erscheinung  übers  Kr^uz  oder 
[von  der  gegenüberstehenden  Seite  her  abnimmtf'Wenn'* 
sie  yor  dem  Auge  von  einer  Seite;  her  zu.  ver^r 
ikßn  anfängt«     .     .  * 


Ö.  €i. 


■» .  • 


<       ^  4.' 


'  Auch  ist  hier  anzuführen ,    dafs  die  aus  dem 

[lothgelben  ins  DunÜelMaue  ausgehenden  Strahlen 

I  entfernter  stark  leuchtender  Funicte,    z.  B.  der 'La-^ 

teraen,    Sterne  u.  s.  \v.  eben  die  ad  36.  38«  iJnd  57. 

ausgeführte  Farben  -  Erscheinung  sind ,    wie  man 

lieh  durch  das- Verdecken  leicht  überzeugen  kann. 

fjer  Eqcus  des  Auges  ist  hier  wegen  4er  Starke  des 

ilichts  für  die  Entfernung  zu  klein;  daher,    indem 

wir,' getäuscht,   uns  das  entfehitc  Lichtbild  gleich- 

lam  näher  ziehen,    der  helle  Schein  desselben,    der 

entfernt  zurückbleibt,  blau,   der  nähere  Theil  die- 

•        ■  ■         ■  • 

les  Scheines  rothgelb  wird. 


Ueber  Physiologe  Gesichts - 
5.  6a. 
Endlich  wäre,  um  das  Mechanische  gans  n 
ahsolviren,  von  diesen  Füllen  au  der  Farben- Wh 
kung  der  Refraction  iiherhatipt  überzugehen 
zu  zeigen,  wie  solche  lediglich  in  dem  Entfernt 
oder  Durchsehatleti  des  Lichtes  beruhet,  woza  frf 
gende  BeobacIiLung  vorzüglich  nahe  liegt. 

Man  sehe  in  der  Entfernung  von  einigen  Schri 
ten  mit  Eiueni  Auge  au»  dem  Zimmer  gegen  eil 
Fensterscheibe,  hinter  weicher  der  graue  Himm 
den  Grund  macht;  man  fahre  mit  einem  Fing« 
hart  vor  dem  offenen  Auge  gegen  die  Scheihe.  S( 
fort  bemerken  w^ir,  dafs  eine  Brechung  in  dcrRicl 
tong  Blatt  findet,  in  welcher  der  Finger  bewt 
wird,  und  dafs  die  RändtT  der  Scheibe,  verraö| 
derselben,  sich  ganz  nach  den  Gesetzen  der  ]! 
tischen  Brechung  färben.  Eben  diefs  kann  mi 
des  Abends  au  einem  Kerzenlichte  beobachtei 
^o//a;«'i?e  bemühet  sich  pedantisch,  diese  Farbei 
Erscheinung  nach  Newtons  Theorie  der  Beugui^ 
des  Lichts  zu  erklären. 

fi.  64. 

Bewegt  man  von  gegenüberstehenden  Seit« 
zwey  Finger  oder  sonslzvi'ey  dunkele  Grenzen  geg« 
die  Scheibe  oder  gegen  die  Kerze,  und  zwar  dergestal 
gleichzeitig,  dafs  keine  Grenze  früher  wirken  kan 
als  die  andere,  so  erfolgt  keine  Farben  -  Erschemun 
ebenso  wie  zwey  gleiche  Prismen,  durch  Gegeneiü 
anderkehrung  der  Winkel  zu  einem  Parallel -Köi 


und  Farben- Erscheinungen. 


■43 


inummengegetzt,  keine  Farben  hervorbringen^ 
m  die  WiikuDg  dea  einen  die  du  andern 
lebt. 

Koch   mehr    AuFhlämng  giebt  die  Zusammen- 

■  dieses  Versuch»  mit  d^nen  der  zweyfachen 

-Erzeugung  de»  ahnoroien  Sehens,  nachdem 

diese  mit  Einem  Auge  zu.  bewirken  vollkom- 

Uebung  hat  (4-5. 530-     Auch  verdienen  hiebey 

;e  Versuche   des  Pater  Schehier  empfohlen   zu 

;  allemal  bebalte  man  aber  die  Sülze  «g.  19^  I 
1.  etsqc).  im  Andenken. 

15.66. 
bidessen  bemerken  wir,   dar»  die  mechanische 
ruction  weder  das  Käthsel   der  Erscheinungen 
löset,  noch  können  wir  jene  mit  diesen  überall 
.naittelbaie  Beziehung  setzen. 

1  ö-  '67. 

BOenn  schon  die  JJ.  jj,  47.  und  43.  etseqq.  beob- 
■tele  Farben -Umkehrujig  ist  dem  mechanischen 
nen  fremd  und  olFenbar  allein  dem  vitalen  Seya 
ngehörig,  an  dem  wir  selbige  durch  das  ihm  bey- 
rohnende  Bew»tr»[aeyn  ebenso  ge^vahr  werden,  als 
Ue  Erscheinungen  des  abnormen  Sehens.  Diese 
'arb«n  -  Urakehriing  tritt  aber,  wie  wir  gefunden 
aben  bähen,  nur  ein,  jiaehdem  das  abnarme  Sehen 
iie  Durchkreuzung  oder  Nicht- Vereinigung  de« 
ocus)  auf  das  vitale  Seyn  des  Organs  gewirkt  hat 
jL  dieses  sieb  nun  selbst  überlassen  ist. 


1^4     '    XJihtr  Physiologe  Gesichts  - 


"^  '  '  $'  68. 


Insbesondere  aber  siebet  man  nicht  ein »  3 
die  Abänderungen  des  Mecbanismus«^  welcbe  1 
{55  —  60.)  auseiqandergesetzt  baben,  mit  der  s 
(540  *^   bedeutend    angekündigten  Bewegung 

'^    Pupille/ wel^be  offenbar  vital  ist,   in  Verbin di 
stehen,  und  iban  erkennt ,  dafs  jene  zwar  mittel 

.  ziti^der'  Compensation  dienen  können,  wclcbe 
Organe  zur  Aufnabme  einer  so  ungeheuren  Differ 
von  Licht  und  Schatten ,  Nähe  und  Ferne ,  eri 
dert  wird,  und  däfs  selbige  dazu  wesentlich  ge 
ren,  dafs  sie-^edoch  lediglich  dem  Einen  Gliede 
zu  compensirenden  vitalen^ Gegensatzes  untergec 
net  sind, 

5-  69. 

Dagegen  erkennet  man ,  dafs  auch  die  Iris 
ijiir^n  Bewegungen  nicht  minder  einseitig  und  z^ 
dem  anderen  Gliede  des  vitalen  Gegensatzes  un 
^«ordnet  itt. 

$.70.' 

f 

Der  Vitale  Gegensatz  im  Auge^  wie  im  gan 
menschlichen  Körper,  ist  der  des  sensiblen  g 
Nerven-  und  des  irritablen  od/erGefäfs- Systems. 

5.  71.    . 

Zum  normalen  Sehen  wird  die  Ifidifferenz 
der  Systeme  erfordert. 


« '^ 


5.  72- 
Die  Linse  nebst  dem  übrigen^  dioptrischen 
parat  und  der  ersten  Hinter- Wand  des  Auges» 


\ 

1 

\ 


tmd  Farben  -  E  rscb  eimmgen.  1 45. 

letnia»  gehört  dem  sensiblen  Systeme,  die  Iris  mit 
jem  Ciliar -Kranze  und  der  zweyten  Hinter -Wand 
lei  Auges,  der  Cliioroidea ,  gehört  dem  irritablen 
fysteme  zu« 

S'  73. 

Da  die  Iris  (44*  540  ^^^^  bey  Annäherung  des 
egenstandes  oder  Verstärkung  des  JLichts  erweitert, 
ras  eben  so  viel  ist»  als  dab  die  Pupille  sich  ver«. 
Igt) ,  diese  Erweiterung  aber  piit  der  Wirkung  des 
nze$,  welche-'Contraction  ist,  im  Widerspruche 
shet,  so  wirkt  die  Nähe^  das  Lichte  auf  dif  .Iris,. 
ler  auf  das  irritable  System  im  Auge  offenbar  ..a^ 
IS  Gegentheil  des  Reizes*. 

fi-  74- 
iHefs  stünmt  auch  mu  der  schon  herrschenden 
[inahme  überein ,    dafs  die  Retina  durch  das  Licht; 
treizt  werde,  .     . 

$•  75- 
Ist  aber  die  Nähe,  das  Licht,  für  die  Retina 
ler  das  sensible  System  als  Reiz  anzunehmen,  so 
iiifs  das  Gegentheil  derselben,  d^e  Ferne,  der  SchaU 
n,füKdie  Choroidea^  oder  das  irritable  System 
Is  Reiz  gelten ;  (wobey  zu  bemerken  ist,  daf»  die 
^eifse  durchsichtige  Retina  dem  Lichte,  die  schwarze 
ndurchsichtige  Choroidea  dem  Schatten  homogea 
rscheint). 

0. 76. 

Da  aber  die  Contraction  und  Expansion  der  Iris 
icbt  denGt  absoluten   Maafse   der  Einwirkung  des 


14^  Ueber  physiologe  Gesichts- 

Lichu  und  der  Nähe  proportional  bleibt,  sonder 
allemal,  nach  aufgenommener  Wirkung,  zurücl 
schreitet,  gleichsam  um  zur  Aufnahm«  luehrer  Eil 
■Wirkung  geschickt  zu  seyo  C54-)<  "»"i  <^^  d'*  lo^Jff' 
renz  beider  Systeme  zum  normalen  Sehen,  dei 
Zwecke  des  Organs,  erfordert  wird  (71.).  so  dürfe 
wir  annehmen,  dafs  diese  Oscillaiion  der  Iris  durch 
die  zur  Her»teI)H»g  der  iddifferenis  nolhi^e  Coi 
pensation  zwischen  der  Wirkung  und  Gegenwir* 
bung  der  homogenen  und  heterogenen,  äufsern  uni 
innern  Systeme,  mithin  durch  eine  der  Bewegunj 
des  irritablen  Systems  entsprechende  Gegenbewegian 
des  sensiblen  Systems  veranlafst  werde. 

Ö-  77. 

Nur  mit  Einschränkung  ist  die  Annahme  -wafarv 
dafs  lediglich  in  deim  Gefäfs-,  nicht  aber  in  dem 
Nerven -Systeme  Bewegurtg  sey.  Die  neuere  Vhj% 
siologie  hat  derselben  längst,  -wenigstens  indii 
widerip rochen  und  die  Folgerungen  daraus  : 
4liäcirt. 

ß-78- 

Hier  Itbnnen  wir  nicht  umhin,  der  Expansionr 
der  Iris  und  Choroidea  durch  das  Licht  eitie  Cont 
traetioii  der  Retina  und  ihrer  zugehörigen  Tbeiley 
hingegen  der  Contraction  der  Iris  und  Choroidea 
durch  den  Schatten  eine  Expansion  der  Retina  ge* 
genüber  zu  stellen. 

5-  79. 

Die  Contraction  nnd  Expansion  der  Retina  g^ 
«cfaiebet  nicht  nur  an  den  äufsern  Grenzen  derael- 


und  Farben  •  Ersclieinungetu  147 

{feio,  sondern  vorzuglich  bedeutungsvoll  durch  das 

Centfiflloeh  9   indem   dieses  fich  zu  erweitern  und 

SB  verengen  fähig  und  so,    in  Form  und  Bestim- 

mnng  der  Pupille  der  Iris  entgegengesetzt»  eine  An- 

ti  -  Papille,  Pupille  der  Retina »   ist. 

5.  80. 

Der  gelbe  Fleck  um  das  Centralloch  scheint  die 
Orense  der  Bewegung  der  Retina  bey  OelFnurig  des 
Centrallochs  zu  bezeichnen ,  welche  daher  weit  ge- 
ringer ist  als  die  Bewegung  der  Iris.  Man  könnte 
den  gelben  -Fleck  die  Iris  der  Retina  nennen.  Die 
Falte  in  der  Retina ,  die  vorzüglich  bey  Embryonen 
stark  ist,  gehört  mit  zu  diesem  Bewegungsapparate. 

r  • 

ö.  8i« 

Durch  die  Pupille  der  Retina   geschiehet  dqs 
n0rmal0  Sehen;  sie  bewirkt  den  geistigen  Blick  de% 
Willens  und  der  Kraft.    Nur  wenige  Thiere ,  anfser 
[   dkm  Menschen«  besitzen  ihn,  ja  es  giebt  Menschen, 
die  ihn  nicht  besitzen« 

5.  82. 

Die  Normirung  der  Pupille  der  Retina  stehet 
mit  der  Normirung  des  Focus  der  Linse  und  der 
Popille  der  Iris  in  nothwendiger  Wechselberiehung, 
welche  zu  construiren  wäre. 

J.  83. 

Aus  dieser  Construction   dürfte    sich   ergeben, 

dafs  derMittdpunct  der  Ferbreitung  der  Retina  nicht 

das  Centralloch,    sondern  so  wie   die  Stützender- 

sMen  der  Seh'JNerve,    hingegen  der  Mittelpunet 


w 


I 

17|8  U^ber  Physiologe  Gesidits- , 

.  •  .     ■  * 

der  Verhreiiung  der  Chorpidea  die  Pupille  (ein  L< 
und  ihre  Stütze  der  rin^örmige  TVulst  ist ,  so  < 
die  Achsen  der  beiden  Systeme  sich  un4:er  eii 
kpitzen  Winkel  schneiden,  welcher  durch 
Winkel  der  Covergienz  der  Augenhöhlen  cbmpen 
SU  ^erden  scheint. 

'     .  •  $•  84. 

>.  .  Aus  ihr  wird  ferner  hervorgehen,  welche  Fe 
und  Ausdelinung  jedem  der  Theile  beyzumessen 
die  im!  Innern  des  Auges  bis  jetat  noch  einer 
xiauen  anatomischen : Bestimmung  bedürfen,  z. 
äen  vorderen  Grenzen-  der  lietina,  dem  B.ai>i 
den  die  Choroid^^a  jp wischen  der  Traubenhaut  i 
der  Retina  einnimmt. 


\'^ 


'         ■         •  ,  -fi.  85. 

;  Dabey  wird  die  genaue  Abgrenzung  und  ti 
tive.  Bestimmung  des  Gesichtskreises  innerhalb  ti 
anfserhalb  des  Organs ,  und  eine  genetische  E 
Wickelung  der  Perspective  zur  Sprach^  komm ea 

fi.  86. 

:      .Aus  dieser  Cönstruction  wird  sich  endlich 
geben ,   in  wie  fem  das  Auge  ein  Spiegel  und  < 
Sehen  ein  Spiegelnf  ist,    und  *//  wie  fern  eine  Co: 
pensation    des  Radius,  visualis   durch   den  liadi 
visorius  noth wendig  ist. 

5'  87. 
Dem  erwähnten    vitalen   Gegensatze   ist   hii 
nächst  auch  die  Unikehrung  der  Farben  nach  .£: 
wiikung  des  abnormen  Sehens ,  ebenso  zuzuschr 


.  ^         uxid  Farben-  Erscheinungen,        '  14^ 

|.  ben,  als  dfc  Umitehrung  von  Licht  in  Schatten, 
Von  ßcbatten  in  Licht,  von  Nähe  in  Ferne,  von 
Feme  in  Nähe,' 

« 

0-  88. 
Denn  dafs  die  Farben  unter  sich  in  einem  glei- 
chen Gegensatze  stehen,  wie  Licht  und  Schatten, 
und  defshalb  eine  gleich  diffqrente  Wirki^ng  auf  das 
Adge,  namentlich  auf  die  Pupille,  äufscrn ,  hat 
schon]  JoA.  Fapt,  Porta  bemerkt,  und  in  seinem 
vortrefflichen  Werke :  De  lief  ractiojie  {Neapel  1595) 
darch  einen  sinnreichen  Versuch  dargethan. 

Auch  erscheint  die  Farben  -  Umkehrung  eben  so 
wenig  als  das  Bild  selbst,  wenn  dieses  auf  die  durqli 
Mariotte  gefundene  Stelle  der  Insertion  des  Seh^ 
Nerven  in  das  Auge  (welche  ^eine  Choroidea  hinter 
•iciuhat)  föUt. 

ö  90. 
Die  nothwendige  Wirkung  von  Hell  und  Dunkel 
und  des  speciüschen  Farben  -  Gegensatzes  in  der  An- 
wendung auf  die  JMalerey  wäre  nun  zu  entwi- 
ekeln  und  die  üebereinstimrnung  mit  v.  Goethes 
schönen  Beobachtungen  nachzuweisen. 

Die. Umkehrung  des  Farbenbildcs  ist  aber  nicht 
daurend.  Das  Organ  strebt,  sich  rasch  zum  nor- 
malen Sehen  wieder  herzustellen  und  die  Farbe  des 
Gegenstandes  in  sitch  zu  reproduciren ,  selbst  wenn 
es  willenlos  sich  allein  überlassen  bleibt. 


1 

t 

*        ■ 

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; 

V    '            ^          . 

'  ■ 

150  üeber  physiologe  Gesichts 

5-  92. 

Die  Wiederheratellung  gelingt  aber  nicht,  weil 
die  Dimensionen  einmal  verändert  sihd;  es  tritt  d£*  ' 
her  eine  Modification  ein,  die  aher  bcy  der  hishe»  ' 
(47.  4.8-)  abgehandelten  Farben  -  Umkeh rang ,   weil 
die  Vitalität  nicht  in  dem  Grade  frey  geworden  ist; 
um  sich  kräftig  genug  zu  äufsern ,   blofse  Tendenz  ■ 
bldbt  und  nicht  :^u  Stande  kommt. 

$.  93. 
Sehr  auffallend  an  Dauer,  £nergie  und  Folge  ^ 
ist  hingegen  die  vitale  Farben  •  Erzeugung  in  detfi 
Falle  der  Blendung,  Indem  hier  dem  Organe  plöta* 
lieh  eine'gröfsere  Differenz  von  Licht  und  Schatten 
aufgedrungen  .wird,  als  dasselbe  aufzunehmen  ver- 
mag, wird  seine  normale  Function,  nach  dem 
gröTseren  oder  minderen  üebermaafse  der  äufsereft 
Einwirkung,  für  längere  oder  kürzere. Dauer  aufge« 
hoben  und  die  ganze  Kraft  der  Vitalität  zur  Wieder- 
herstellung des  Organs  geweckt. 

J^.  94. 
Diese  Thätigkeit  der  einander  compensirenden 
vitalen  Systeme  erzeugt  die  von  Darwin  (Brändis 
üebersetzung)  unter  der  Rubrik:  directe  ^Augen- 
Täuschungen^  aufgeführten,  von  v.  Goethe  so  vor- 
züglich sorgfältig  beschriebenen  Farben'- Wechsel, 
indem,  unter  einer  fortwährenden  Modification 
(90.)  der  Farben -Gegensätze,  zuletzt  die  Erschei- 
nung verschwindet,  und  das  normale  Sehen  wieder 


eintritt.  ' 


B(l  Farben -Erscheinungen.  15« 

ö-  95- 
Bey  dieser  Farben-Erscheinung  ist  jedoch  haupt- 
Ikhlich,  und  all  geneiicher  Unterschied  von  der 
(47-  48  )  abgehandelten  Farben  -  Umkehrung, 
beachten,  dof.i  es  wescntUch  avj  den  Grund  an- 
>mmt ,  gegen  welchen  man  das  Speetrum  stehet, 
ein  diiiikeler  Grund  die  ßeforderten  Farben 
denen  zeigt,  welche  auf  hellem  Grunde  gesehen 
•A&n.  Ist  das  Spectrum  gegen  einen  dunkeln 
nd  gesehen  roth  mit  blauer  Einfassung,  so  ist 
gegen  einen  hellen  Grund  gesehen,  grün  mit 
inger  Einfassung  u.  ».  w. 

Id  60  fern  hatte  Darwin  daher  ganz  Recht,  diesen 
■Fall  jener  früher  erwähnten  Farben  -  Umkehrung, 
fcej  ■welcher  der  Grund ,  gegen  den  sie  gi-schen 
wird,  keine  wesentliche  Veränderung  hervorbringt, 
(49O  ausdrücklich  entgegen  zu  setzen,  und  nur  von 
einem  höhern  Standpuncle  aus  bann  man  v.  Goethe' s 
Verlahren  billigen,  indem  er  diesen  Gegensalz  still- 
schweigend aufhob  oder  niclit  anerkannte. 

Bier  wäre  nun  -weiter  x  on  den  pathologen  Ge- 
•ichia-  und  Farben -Erscheinungen  (welche  den  vi- 
talen untergeordnet  werden)  zu  reden,  von  den 
fmilien  und  Flecken,  mouches  volantes ,  von  den 
Licht-  und  Farbenkreisen,  die  durch  den  Druck 
in  den  Winkeln  des  Auges  entstehen,  von  den  sub- 
jectiven  Hufen  u.  s.  vf-,  deren  Sitz  und  Ursache  zum 
Theil  glücklich  erforscht  ist. 

fi-  97- 
Femer  wäre  von  den  chcuiiscben,  clectrischen, 
lalraaitchen ,    magnetischen     Erschcinu'ngen  man- 


i 


i5^  üeber  J)hyßiologfe  Cesichts^ 

c)ieft  anzuführen»,  was  nach  Analogie  niid  durc 

•duction  dentlich  genug  anschauend  liefse ,   wi< 

bige.  mit   den   vits^en  und  mechanischen  Ers 

>  .  nungen^im  Organe  au  Einer  Wirkung  verknüpft 

S^  98. 

Noch  dieiife  letztlich  folgende  Wahrnehr 
2um  Belege  für  den  vitalen  Antheil  ^n  den  Fa 
Erscheinungen.  Die  Erklärung  ist  nicht  sch^ 
Im  Sommer  igii  erwachte  ich  in  einem  y 
getünchten  Zimmer ,  durch  dessen  Fenster  die 
gensonne  stark  auf  die  mir  gegenüberstehende! 
schien^  aus  einem  erquickenden  Schlafe^  und  i 
indem  ich  langsam  die  Augen  öffnete,  ein  jin 
treffliches  dunkeles  Blau  gewahr,  welches  mir 
Bchen  den  Wimpern  zu  fliefsen  schien.  Es  ^ 
blasser,  io  wie  die  Augenlieder  sich  öffneten, 
schwand  den  offenen  Augen  gänzlich,  liefs 
jedoch,  so  lange  der  Hauch  des  Schlummers  wä 
durch  Zuthun  der  Augen  mehrmals  ^   obwohl 

''und  nach  schwächer,  wieder  zum  Vorschein  brii 
InfSominer  18 42  erfuhr  ich  dasselbe  in  e 
ebeh  so  gelegenen,  orange  ausgemalten  Zin 
wo  die  Erscheinung  so  anhaltend  war,  daf 
durch  die  halb  geöffneten  Augen  bemerken  ko 
wie  das  Blau  sich  mit  dem  Carminroth  einer  D 

« auf  welche  ich  in  diesem  Zustande  /  blickte 
einem  Dunkel -violett  mischte. 

JJ-  9[}- 
Wie  nahe  das  psychologe  Seyri  dies^  Era 
nungen   verwandt  ist,    auch  davon  läfst    sie! 
weiterer  Forschung  noch  isiniges  anführen. 


und  Farben- Erscheiminfreii. 


J53 


I  5cbon  teit  vielen  Jahren  hatte  ich  ^vahrgenoIU- 
,  dafi  d!«  Glanzpuncte,  welche  beym  K«rzeii- 
n  Porcellain,  Gla«.  Metall  u.  s.  w,  erscheinen, 
ll  eine  gewisse  Diaposition  der  Atigen.  die  ich 
[  ,,da(  Zer»trem«eben"  nannte,  sich  vergtiirsem, 
pinem  rothenRande,  inwendig  blau  sich  xeigen 
I  Mittelpuncte  deutlich  ein  Lichilläiniiichen 
en,  Freund  S.  den  ich  im  Jahre  igi^  dar- 
I  au^erksam  machte,  ^vie  dieser  rothe  Rand 
'\t  V.  Goethes  Theorie  nicht  übereinstimme,  in- 
I  darnach  der  Band  vielmehr  blau  teyo  tollte, 
-über  keinen  AuftchluTs  zu  geben. 

Bey  oftmaliger  hewufster  Wiederholung  dieser 
dieintiug  fand  ich,  dufs  solche  eine  Doppel -Er- 
^einnug  übers  Kreuz  sey  (35.  57.  6ü.)  und  daf« 
Vsicb,  nebst  der  sie  bewirkenden  Veränderung 
nInDern  des  Organs,  vorzüglich  beym  tief  en  Näch- 
st ganz  von  selbst  einstelle. 
Hierdurch  ohne  Unterlafa  zur  nähern  Unter- 
nchtmg  aufgefordert,  fand  ich  im  November  igis 
ie  zweifache  Doppel- Erscheinung  und  die  Me- 
bode,  »ie  hervorzubringen  (jo.  etfeqq.)  und  ich 
unnte,  daf»  mein  Fall  derjenige  ist,  wo  die 
■  Achsen  weit  hinter  den  beobachteten  Glanz- 
1  zusammenfallen  (55-  370 
Bald  befand  ich  mich  im  vollständigen  Besitz, 
t^ncheinung  durch  Abs iractiont  durch  anhält 
r  Denken  an  abwesende ,  entfernte,  geistige 
tellungen  willkiihrlich  stärker  und  schwächer 
jll  an  dunkeln  als  nn  /lellen  Gegenständen  vot 
r  zu  bringen,  und  ich  'war  im  Stande,  die  blu* 
;  Schrifisiige,  und  die  Bluts- Tropfen  beym 
■./.  CA*ni.  u.Phyi,  .0.  Bd.  2.  H-iJt.  11 


«ü4 


Ueber  Physiologe  Gesichts* 


"Würfeln,  von  denen  die  Geschichte  bedKuB 
Vorfiä]Ie  80  nihi-evide  Erwähnung  ihut,  mir  sin; 
zu  vergegenwärtigen.  Die  Tiefe  eines  be-vvegta 
müths  liann  sich  nicht  natürlicher  als  in  diese! 
genden  verewigen ,  gleichwie  auch  der  Heu 
Schein,  den  die  ersten  Christen  sAi  ihren  Hei 
Hhen,  ein  sicheres  Zeiignirs  der  Inniglteit  j 
Glaubens  und  ihrer  Anbetung  ist. 


i  April  i8>.>.  "I»j 
'weiltc  und,  nacal 
i  Gerath  geheftet,  cj 


Damals  ahndete  ich  nicht,  in  welcheinoth^ 
tligen  Verbindung  dieser  Fall  rail  der  Farben;! 
kehrung  stand,  die  mir  bis  dahin  überhaupt  i 
wenig  erschienen  -war.  (Denn  der  Fall  der  J 
düng  ist  ein  ganz  anderer.) 

Da  ereignete  es  sich  im 
eines  Morgens    im   Bette  verwei 
kend  den  Klicfi  auf  ein  grünes  G' 
iinbewufst  uuf  eine  weifse  Decke  sah,   dafs  dii 
stall  dieses  Geräthes  gan^',   ilcutlich  carminrot' 
der  Decke  stand.      Sogleich  erwachte  ich  au> 
■ncra  Nachdenken,  erinnerte  mich  meines  Zuttan 
■wiederholte  ihn,  und  die  Erscheinung  trat  je^e* 
•wieder  ein,  wie  solche  47-  und  43.  beschriebetn 
indem  ich  h;ild  bemerkte,  dafs  die  dabey  im  Ini 
de»   Organs  vorgehende  Veränderung  dieselbe 
■welche  bey  der,  mir  damals  schon  beliannten  | 
Farben -Erscheinung  vor  der  Vereinigung  de? 
gen -Achsen  erfolgt.      Die  Seele    richtet  dabey 
Achsen  der  Äugen  auf  einen  weit  entfernten, 
mil  dem  Sinne  zu  erf;iasendeii,    Gegenstand;  1 
der  Mähe   Gegenwärtige    wird  daher  abnorm 
hffn  und  die  Vitalität  des  Organs  wirkt  ii 


if^Wi 


uiid  Farben -Ersclitinungen.         '  155 

Dafi  die  Allen  von  Natur  ■weitsichtig  und  sum 
innen  und  Nachdenlteri  geneigt  sind,  indemgleich- 
im  ilie  Richtung  ihres  Geistes  ebensosehr  von  der 
egtnwart  weg  in  die  Ferne  gehet,  als  die  Vereini- 
pag  ihrer  Äugen- Achsen ,    möge  für    die  Einheit 

[ei«iigen  uii'd   körperlichen  Lebens   ein    Zeug- 

{eben. 


£ine  übnticbe  Erscheinung  am  Sinne  des  Ge- 
ist längst  bekannt,  nicht  aber  ihr  eigentliche« 
^Unifs  zu  dem  Sinne. 

vie  Vi  durchaus  falsch  itX,  zu  glitubec,  daft 
, eine  gegebene  Farbe  teharf  ansehen  müsse,  um 
Initsebrung  derselben  zu  erbalten,  eben  so  falsch 
II,  dsCs  man  durch  Schärfe  des  Gehörs  beym 
iblagen  eines  Tones  den  mitklingenden  Jecord 
mebme.  Vielmehr  mufs  die  organische  Thätig- 
des  Sinnes  aufgehoben  scya,  um  diese  wie  )ene 
mehtnang  zu  machen,  und  diefs  gelingt  nicht 
frct  als  durch  Abstraction,  tiefes  Nachdenken. 
^inst,  da  ich  kränklich,  mit  Schwindeln käm- 
fL,  spät  eingeschlafen  war,  erwachte  ich  nm 
eiaacht,  heftig  erschrocken  über  einen  ditsoni- 
ien  Accotd,  der  dreymal  fürchterlich  in  meine 
1  tönte.  Niemand  um  mich  her  hatte  etwas 
lommen;  |  Stunde  spiiter  hörte  ich  4  Schläge 
ßlocke  des  Doms,  an  "welchem  ich  wohnte,  (es 
a  Uhr)  nnd  erkannte  sogleich  den  Grund-Ton 
■  J-  Stunde  dreymal  gehörten  Sexttjuinten- 
irda    mit  kleiner  Sexte.      Es   halle  ^   auf  a  gü- 

I.  Den  Accord  hörte  ich  aber  nicht  mehr. 
iricheinlich  hatte  der  Schwindel  meinen  Sinn 
lic  DispOBition  gebracht,    den  Aocord  zu  hüt^n- 


^ 


156 


Ueber  physiologe  Gesichts - 


HieduTch  aufmerktam  gemacht ,  verftUcbtB  i 
nun  durch  jibttraction,  eben  wie  die  Farben-U 
kelirung,  auch  das  Hören  der  mi [klingenden  Tl 
au  bewirJven ,  und  es  ist  mir  gelungen ,  «o  dab* 
ich  solche  tolist  mit  der  grcifsten  Anstrengung  sil 
vernehmen  konnte,  sie  mir  jetzt,  bey  vollkommti 
innerer  Disfjosicion,  leicht  und  dentÜch  in  di«  1 
Ten  fallen. 

0.  io=. 

Vitlleieht  noch  höher  hinauf  als  die  erwähnti 
Erfahrungen  deutet  die  folgende,  wo  inderRüekefl 
jierung  eine  Farben -Umkehrung  statt  fand;  von  i 
ich  jedocli  nur  dies  Eine  Beyspiel  anfuhren  kaif 

Vor  einigen  Jahren  erhielt  einer  meiner  Frcmjö 
ein  Fortrail  aus  Dresden,  dessen  Ankunft  auch  Vi 
mir  lange  sehnlich  erwartet  war.  Der  Anblick  A 
»elben  überraschte  mich;  ich  konnte  mich  nid 
davon  trennen  ;    gerührt  begab  ich  mich  hinweg; 

Als  ich  zu  Huuse  kam,  murrte  ich  den  M< 
nigen  eine  Beschreibung  des  Bildes  geben,  wob 
man  mich  aufmerkaam  machte,  dafs  der  gtü 
M;inte1,  mit  ^ve!chem  das  Brustbild,  nach  mein 
Erzählung  ,  von  unten  verlhillt  war,  gegen  das  vi 
leite  Kleid  unmöglich  eine  gute  Wirkung  thun  körn 

Wie  erstaunte  ich  ,    beym  Wtederanschauen  i 
Bildes  zu  &nden,   ddfs  der  Mantel  nicht  gnin 
dern  purpurroth  ist;  und  doch  —  obwohl  ich  vo 
kommen  deutlich  weifs,    dafs  der  Mantel  roih  t 
■elbst  heute  noch  erblicke  ich  ihn  itn  Geiste  i 
anders  als  griin! 


»\ 


)>  . 


und  Farben  •Ers.chermmgen. 


157 


Vorstehender  Aufaats  -war  tchon  im  November 
|i4  getchrieben ,  sodann,  zur  Prüfung,  Fi;cunden 
id  Forschem  mitgetheilt,  und  obgleich  der  Vex* 
«er  seit  der  Zeit  neue  Bemerkungen  gemachtt 
«reichende  Ansichten  gewonnen;  so  bringt  man 
onoch  einen  unveränderten  Abdruck  ^insweilen 
I  Pablfcum»  mit  dem  Wunsche,  durch  Thei)» 
bme  der  Kjenper,  eine  umfassendere  B/earbeitung 
eichteiCt  nnd  heförd^t  zu  Sisheij^ 


.     V 


Ruhland 


ü  e  b  e  r 

die    AntiperistasiS! 
einen  Begriff  der  altem  Physik 


R.  L.    RUHLAND. 


w« 


T-enn  Wasser-  ttnd.  Sauersioffgas  durch  Tempo 
ratur- Erhöhung  mit  einander  verbrennen,  so  con 
densiren  sich  dabey  dieae  beiden  Gasarien  zu  einen 
Körper,  welcher  weit  dichter  als  sie  selb«  ist.  Mi 
•oUte  aber  gerade  da»  Gegentheil  hievon  erwarten 
da  die  Wärme  nach  allen  unsern  Erfahrungeo  (~ 
Körper  vielmehr  ausdehnt,  und  auch  in  dem  vor 
liegenden  Falle  diese  beiden  Gasarten  durch  «na 
geringern  Wärmegrad  expandirt  werden,  und  i 
bey  einem  grörseren  sich  zu  Wasser  condensitei 
JHonge  ist  sueret  auf  diesen  Widerspruch  aufmerl 
■am  geworden,  und  tufiht  ihn  dadurch  zu  hebei) 
dafs  er  ihn  auf  einen  andern  bekannten  Versac 
Siots  sutückrübrt,  nach  welchem  Wasser - 
SauerstolTgas  in  der  Compressionspumpe  mileinai 
der  Wasser  gehen.  Er  nimmt  dem  zu  Folge  an 
der  durch  den  WärmestoIFdilatirte  TheÜ  des  Gasg4 
mengcs  zugleich  den  nächstliegenden  Theil  dessa 
hcn,  der  noch  nicht  diese  höhere  Temperatur  ang 
nommen  bat,  comprimire,  uuddieWaiaerproductio 


über  die  Aiitiperistasis.  159 

•omit  Effect    der  Znsammenprestinig  sey.     Allein, 
'  wenn  auch  diese  Erklärung    für  den   vorliegenden 
jFall  nicht  gerade  widerlegt  werden  kann,  so  zeigt 
sie  sich  doch  sogleich  als  ungenügend,  so  wie  man 
sie  auf  anderaianaloge  Fälle  auszudehnen  versucht, 
'  welche ,   wenn  sie  die  richtig^  wäre ,  sie  nothwen* 
dig  zugleich  mit  erläutftrn  müfste.     So  wie   näm-r 
lieh  in  dem  benannten  Falle  geringer^e  Wärme  die 
beiden  Gase  expandirt ,  während  gröfsere  dieselben 
Bur  Contraction  bestimmt,  so  bewirkt  auch  dieselbe 
Wärme,  in  einem  geringern  Grade  angewendet,  die 
Oxydation  des  Quecksilbers ,  Bleys  und  einiger  an- 
[  dern  Metalle,   während  in  höherem  Grade  sie  die* 
'  selben  desoxydirt.     Und  noch  viel  allgemeiner  sind 
/dann  die  Fälle,    wo  dfe  Wärme  an  verschiedenen 
[.  Körpern  bald  die  Oxydation,  bald  die  Desoxydation 
befördert. 

Was  hier  von  der  Wärme  gesagt  ist,  läfst  sich 
eben  so  von  den  andern  allgemein  verbreiteten  4gen* 
tien  nachweisen.  Derselbe  galvanische  Strom,  wel- 
cher das  Wasser  in  seine  beiden  Bestandtheile  aus<> 
einander  gehen  macht,  verbindet  auch  das  daraus 
entstandene  Wasser-  und  Sauerstoffgas  wieder  zn 
Wasser,  sobald  er  dasselbe  als  Funken  durchgeht; 
und  der  elektrische  Funken,  welcher  die  Salpeter- 
säure in  Azot  und  Sauerstoff  scheidet,  vereinigt 
diese  beiden  Bestamlt heile,  wenn  er  sie  als  Gas 
trifft,  wieder  zu  Salpetersäure;  so  wie  auch  die 
Kohlensäure  nach  Henrys  und  Anderer  Versuchen 
.  durch  Stunden  hindurch  fortgesetztes  Elektrisiren 
in  Kohlenoxyd-  und  Sauerstoffgas  auseinandergeht, 
welche  sich  dann  wieder,  sowie  man  den  Funken 
durchschlagen  läfst,    zu    Kohlensäure    verbinden« 


i€o 


Ruhland 


Eben  «o  wissen  wir  von  dem  Lichte,  wenn  wif 
ihm  auch  nicht  nachzuveeisen  vermögen,    dar« 
an  demselben  Kürper  entgegengeseiate  Zustände  hi 
vorrufe,  "weil  es,    in  verschiedenen  Graden  voil  Is 
teneitäi    angewendet,    dann    auch   zugleich  duxcj 
Temperatur -Erhöhu.ig  wirkt,   doch  wenigstens 
viel,  daf»  es  an  verschiedenen  Körpern  entgegenj 
setzte  Zustände  erzeugt,    während  es  z,  B.  manct) 
Metalloxyde  desoxydirt,    es  auf  der  andern  Seited 
Oxydation  der  äiherischen  und  fetten  Oele,  des  di 
peischen    Oels,    des   Guaiaks.    der   Extractiv-    lu 
Gerbeatoffigen  Körper  befördert,   und,  während 
lebende  Körper  dunkler  färbt,    es  todte  umgeltel)^ 
bleicht,  und  ihrer  Farbe  beraubt. 

Wie  aber  in  diesen  Fällen  eine  schwacfaeieEi 
Wirkung  eines  s.  g.  impondorablenFluidunis  gersd 
das  Gegenlheil  von  demjenigen  in  einem  Körper 
vorbringt,  waseioe  siJrkerethui,  und  was  dannsein 
eigentliche  Wirkung  ifil,  ebenso  wirken  auchpondl 
rable  Korper  aufeinander,  indem  namlicb  niol 
immer  vonzwey  basischen  Körpern,  welche  sich  ni 
einander  mischen,  der  eine  den  andern  in  seinerBreni 
barkeit  herabsetzt,  wie  dieses  bey  galvanischen  Vo 
hältnissen  der  Fall  ist,  sondern  vitdmebr,  weB 
sie  beide  in  der  elektrochemischen  Reibe  nur  nicl 
zu  weit  auseinander  stehen,  sie  vielmehr  gege) 
seitigsichin  ihrer  Brennbarkeit  erhöhen,  ebend 
durch,  dafs  einer  den  andern  darin  herabzosetiei 
einer  auf  Kosten  des  andern  sich  zu  oxydiren  such 

So  zeigt  sich,  um  bey  solchen  Erscheinuiij 
anzufangen,  welche  eine  Erhöhung  der  Brennbi 
keit  des  -|-  Pols  der  Mischung  beweisen,  dadurcl 
dafs  ein  zweyier  Körper  von  geringerer  firenobi 


über  die    Antipfristasis«  i6i 

^*f  rJeiC  mit  demselben  verbunden  xvird,  ohne  daTs  dar- 
HJmus  die  Verbrennung  auf  Kosten  des  letztern  statf 
linde j  die  Oxydabilität  des  Bleys  und  einiger  an- 
dern Metalle  durch  ihre  Amalgamirung  mit  Queck- 
silber so.  anEserordentlich  erhöhet  y  d^s»    während 
^'dieselbeii 'für  sich  ohne  Temperatur -Erhöhung  mit 
-  Sflüerstoä:   keine    merkliche  Verbindung  eingehen» 
sie''  in  di^er  Verbindung  bekanntlich  als  eudiome- 
'  Irische  Substanzen  gebraucht  werden  können.     In 
;.  einem  darüber  angestellten  Versuche  überzeugte  ich 
mich.  daEs  die  Oxydirung  des  Bleys  dabey  dieselbe 
ist,  wenn  ich  auch  die  Luft,  in  welcher  d^  Amalgan^ 
geschüttelt    wurde«    vorher    künstlich    getrocknet 
hatte»   und  das  Bley  oxydirte  sich  in  diesem  Falle 
aas  dem  Quecksilber  heraus ,   ohne  d^fs  ich  nach- 
her merklii^he  Spuren  yon  entstandenem  Quecksil- 
))eroxyde  auffinden  konnte. 

£ben  so  zeigen ,  wie  aus  den  vortreillichen  Ui\- 
tersuchungen  *)  unsers  verewigten  Gehlen  hervor- 
geht, einzeln  geschmelzte  Metalle  nie  das  geringste 
Leuchten;  dagegen  tritt  sogleich  Phosphorescena 
ein,  sowie  s^wey  Metalle  von  etwas  beträchtlicher 
Differenz  no^it"^ einander  erhitzt  werden:  und  dafs 
dieselbe  dem  -)-  sich  verhaltenden  Körper  zukomme, 
geht  daraus  hervor,  dafs  diese  Erscheinung  auch 
dann,  und  dann  sogar  vorzüglich  statt  hat,  wenn, 
^ie  bey'  Legirung  von  Arsenik  mit  Platin ,  nur  das 
eine  Metall  schmelzbar  ist,  das  dann  im  Augenblick 
'  teiaer  Verbindung  mit  dem  letztern  ein  blitzähnli- 
eheif  Leuchten  wahrnehmen  läfst. 


*}  Diese  Versuche  werden  nächstens  in  diesem  Journale 
mitgetheil^wetden.  R. 


i6s 


nulilana 


Ei  haben  diese  Falle  offenbar  die  gröFste  Ai 
logic  mit  demjenigeu  Leuchten,  -welches  bey  H 
Vereinigung  des  Scb  wefeli  '  mit  einigen  Metalll 
sl.Ttt  hat.  auch,  wenn  aller  Luftzutritt  ausgeschlc 
eon  ist.  Der  Schwefel  verhält  sich  abtr  nacb£>i39] 
(jcrichtigendcn  VeraucLen  gegen  alle  MclaÜe  -J-  ( 
trtach,  auch  beraerlit  man  ilie  leuchtenden  Ersch;) 
nungen  in  demselben  AugenbJiclie,  in  Svelehe 
er  zu  schmelzen  anfängt,  und  sich  mit  dem  Meta} 
verbindet. 

Die  Stelle  des  Metall»  von  geringerer  Oxydal 
lität  vertreten  die  Säuren  noch  ausgezeichneter, 
Metalle  und  Säuren  auch  in  der  elektrischen  Keilu 
weiter  auseinander  liegen.  Wird  daher  Eley  odol 
ein  ähnliches  Meldl  in  Essigsäure  gebracht,  so  axy 
dirt  e»  sich,  bey  Zutritt  der  Luft,  mit  ihr  "iveS 
schneller,  als  mit  Wasser,  obgleich  die  Säure  dabe^ 
nicht  die  geringste  Veränderung  erleidet,  Wirdaboi 
ctatt  dieser  eine  andere  concentrtrte  Säure  g<nonb 
men.  welche  sich  noch  weniger  basisch  verhält,  ■ 
wird  dann  das  Metall  so  aufserordentlich  in  seinei 
Oxydabilität  erhöhet,  daf>  es  diese  selbst  zerlegt*). 


*)  Man  hat  solcha  Verbrenniingcn  von  Körpern  ü.  ...-^ 
Ten  davon  abUiteu  wollen ,  d^r«  leizieie  don  SauerslD| 
in  einem  condensirteren  Zustande  als  di«  atmoipharisclu 
Luft  eniLalten ,  «Hein  dieils  würdaj  dieses  wieder 
durch  caiupcnsirt ,  dafs  der  Sauertioft'  in  derSänre  n 
eine  Disis  gebunden  i&r,  welche  ihn  mit  mehr  oder  ^ 
»iger  Kraft  zuiQcliliälc ,  was  i,  B.  bey  Verbrennung  « 
nes  MeuUes  in  leinem  Snuerstofl'gase  rieht  der  Fall  isi^' 
tbeils  wörde  ein  solclier  con de ji sirlerer  SsuersiofF  i 
tlen  sc^aellern  Forrgsag  einer  einmal  angefangenen  V» 


über  die  Aj^itiperistadis.  165 

Wie  aurserordenilich  die  Brennbarkeit  des 
Ilwefels,  und  Phosphors  durch  die  Verbindung 
it  Alkalien  und  Erden  steige,  ist  bekannt.  Schwe« 
1  und  Kali  gehen  für  sich  ohne  Temperatur -£rhö- 
mg  nicht  die  geringste  Verbindung  mit  demSauer- 
offgas,  der  Luft  ein,  während  die  Mischung  aus 
lesen  Substanzen  bekanntlich  so  aufserordentlich 
srbrennlich  ist.  Derselbe  Fall  ist  es  mit  Phosphor 
ad  Schwefel,  deren  Brennbarkeit  durch  Mischung 
nninimt» 


brennmig,  a1)er  nie  begreiflich  machen,  warum  selbst 
solche  Metalle  mit  Satiren  leicht  sich  oxydiren ,  welche 
weit  entfernt  sind ,   es  in  reinem  Sauerstoffgaie  za  thun« 

Jet  dagegen  die  Säure  verdflnnt ,  so  dafs  nur  ilir  Was* 
ser  zerlegt  w^ird ,  z.  B.  bey  Zink  in  verdünnter  Schwe« 
feisaure, 'SO  ist  das  V^rliältnifs  ein  rein  galyanifolies,  in« 
dem   die  Säure  die  Stelle  des   Metalls   vertritt,  dureh 

I 

welche  der  Wasserstoff  des  Wassers    angezogen  wird»  v 
während  der  Sauerstoff,  "wie  bey  jeder  andern  galvani- 
schen'Verbindung,     an  den    Zink,    als    den  positiven 
Pol  übergeht. 

In  solchen  elektrischen  Verbältnissen  scheint  es  mir, 
^  dafs  auch  weit  mehr,  als  in  gröfseTer  Condensation  der 
Grand  gesucht  werden  müsse,  "warum  manche  Zusam« 
mensetzungen ,  z.  B.  diejenige  des  Ammoniaks  nur  in 
statu  nasanti  vorkommen«  X)it  verschiedenen  Bestand« 
theile  der  Mischung  stehen  zu  diesejr  Zeit  in  einer  sol« 
chen  elektrischen  Spannung  gegen  xcinatider,  wie  sie 
nicht  haben ,  wenn  man  z.  B.  die  das  Ammoniak  bil- 
denden Gasarten  mengt,  und  etwa  auch  den  elektrischen 
Funken  durchsclilagen  läfsc.  ü» 


kA-. 


Ruhlan,d 

Selbst  bloTse  Mengung  ut  in  manchen  PälS 
hinreichend,  die  Brennbarkeit  eines  Kiiqier»  z 
böben;  dieses  zeigen  Hemineleiu  *)  Jieohichtvai^e 
nach-  welchen  EbospTior  in  verdünnter  Luft  i 
dann  sich  entzündet,  wenn  er  mit  einem  P 
oder  Schwefel  in  üerühiung  gebracht  wird. 

In  manchen  Fällen  geht  selbst  ein  Köqier  dum 
eine  solche  Verbindung  in  einen  Säure-Zostai 
über,  wozvi  er  ohne  Temperatur -Erhöhung  all« 
»lie  gelangt  seyn  ■würde.  So  ist  es  eine  häufig  wi 
derhoite' Beubacbiung,  dafs  Alkohol,  in  welche; 
ätzendes  Kalt  aufgelöst  ist.  sich  nach  längerer  Z( 
in  Essig -und  Koblensilure  umbildet,  und  halbkol 
lensaures  Kali  im  Residuum  zurückläfst. 

In  den  angeführten  Beobachtungen  ist  essoin 
immer  ider  -|-  sich  verhaltende  Kcirpcr,  weichet  i 
■  einer  Oxydabilität  erhöhet  wird,  während  det- 
■ich  verhaltende  keine  Veränderung  erleidet.  Ol 
■eine  ganze  Wirksaaikeit  sich  darauf  beschränk 
die  Thätigkeit  des  positiven  durch  seinen  Geget^ 
eatz  gegen  ihn  zu  erhohen.  Man  könnte  Vtt 
bältnisse  dieser  Art,  wie  es  von  Manchen  auchg 
schehenist,  den  galvanischen  anreihen  wollen,  i 
auch  in  diesen  die  Thätigkeit  des  positiven  Pole 
durch  die  Verbindung  vergrüfseri  *wird.  Allein 
wenn  «ie  schon  darum  ticb  nicht  für  dieie  HlaM 
«igncn,  weil  hey  mchrern  (wie  bey  Oxydinffll 
des  Blcys  in  trockener  Luft,)  diese  Wirkung  ital 
hat.  ohne  dafs  die  geringste  Wasserzersetzung  dab^ 
vorkäme,  die  wir  uns  doch  sonst  als  bedingend  fd 
^en  Galvaniimus  denken,  so  ist  auch  auf  der  aaderfl 


*J  N.  t.  J.  ä,  Cb.  H.  S.    as6. 


über  (He  Antipcristasis. 


^(><. 


Seite  die  Erhöhung  der  Brennharkeit  eines  Körpers 
iarch  einen  andern  blofs  vermittelst  seiner  Verein- 
dang  ohne  Zwischenmittely  wo  somit  beide  Körper 
lieh  mischen,  un^  daher  die  entgegengesetzten  elek« 
triscfaen  Zustande,  so  wie  sie  entstehen »  auch  sich 
fOgleich  wieder  ausgleichen,  und  in  Indifierenz  über- 
|ehen  müfstenT  nichts  nach  vom  Galvanismus  her- 
genommenen Gesetzen  erklärbar.  Noch  mehr  tritt 
•ber  der  Unterschied  durch  die  folgenden  Fälle  her- 
vor, in  welchen  der-  —  Körper  auf  eine  höhere 
Oxydationsstufe  durch  seine  Verbindung  mit  einem  -)- 
|,  lieh  Verhaltenden  Körper  übergeht»  während  der-}* 
sich  verhaltende  ruht. 

Es  gehört  dahin  die  Erhöhung  der  Oxydabilität 
mehrerer  Metalle»  wenn  sie  mit  reinen  Alkalien 
zusammenkommen»  da  diese  nach  liortwns,  Davy^s 
und  Pfaffs  Versuchen  zu  allen  Metallen  wenigstens 
im  Anfange  des  Processes  sich  positiv  verhalten.  -— 
So  Oxydirt  krystallisches  Aetzkali  in  einem  eisernen 
Kessel  geschmelzt»-  das  Eisen  aufserordentlich  stark» 
imd  bey  der  nachherigen  Aüflörung  des  AetzkalV 
setzt  sich  eine  grofse  Menge  rothes  Eisenoxyd  ab. 
Selbst  ohne  alle  Temperatur- Erhöhung  oxydirt  sich 
bey  Luftzutritt  Eisen  in  Kalilauge  schneller  als  im 
Wasaer.  Eben  so  geht  ein  Theil  des  Zinnoxydu)^» 
welches  mit  Aetzkalilauge  Übergossen  wird»  inZinu- 
oxydanf  Kosten  eines  andern  Theils  über,  der  sich  re* 
aacirt.  Selbst  solche  Metalle»  welche  durch  Wasser 
und  Luft  keine  Veränderung  erleiden»  wie  Fiatin» 
Iridium »  oder  vollends  das  Osmium,  welches  nicht 
einmal  die  stärksten  Säuren  zu  oxydiren[|  vermögen^ 
Mrerden  dtirch  Hülfe  des  Kali  oxydirt  i  in  Fällen, 
WO»  wid  oey  blofsem  Kochen  der  Kulilauge  im  Fla- 


H  u  h  1  a  n  d 

tintiegel,  kein  Kalipcroxyd  entsteht,  das  daich^ 
ne  Keduction  die  Oxydation  des  Platins  befÖrder 
böniite. 

So  Tvie  überhaupt  bey  dem  Galranismns  i 
Thatigkeit  des  -]-  Metalls  um  =.0  grilTser  Ist,  je  W( 
ter  das  —  Metall  in  der  eleluriicheu  Spannungsreil 
von  ihm  abliegt,  so  \vird  audi  der  negative  Körp 
in  diesen  Verbindungen  um  so  thätiger  und  breni 
barer,  je  weiter  bis  auf  einen  gewissen  Piiiict  d 
positive  von  ihm  absteht;  anf  diese  Art  erklärt 
sich,  warum  djs  durch  kauätiäclie  Alhalien  gefall 
Manganoxyd  im  Augenblicke  iier  Fallung  eil 
grüfsere  Menge  Sauereioü'  absorbirt,  was  da«  Öan 
kohlensaure  gefällte  nicht  ihut. 

Mit  Ammoniak  verhalten  sich  die  Metalle  ebi 
£0,  Kupfer  oxydirt  aich  bekanntlich  bey  Luftzuttil 
mit  ihm  schnell ,  mit  reinem  Wasser  nicht. 

Eben  so  verballen  »ich  die  Oele  zu  den  Meh 
len  +  elektrisch,  und  doch  befürdern  sie  die  Ox; 
*icung  des  mU  ihnen  und  mit  atniosphärischi 
Luft  zugleich  in  Berührung  kommenden  Kupfei 
und  BJeys  ausncbmend,  .  und  ähnliche  Wirkun 
hat  der  Alkohol  auf  Zink. 

Derselbe  Fall  ist  es  mit  der  unvollkommene 
Schwefelsäure,  -vrelche  weit  schneller  SsuerstolTat 
der  Luft  absorbirt,  wennsie  iin  eineBase  gebundei 
als  wenn  sie  für  sich  in  Wasser  aufgelöst  ist,  wi 
dieses  sich  vorzüglich  autiallend  am  schwetliditsai 
»en  Ammoniak  zeigt. 

Am  sprechendsten  sind  aber  für  diese  gegensei 
li^e  £rhühui]g  dex  Hüriier  in  ihrer  CoiubustibilitÜ 


über   die  Antiperistasis.  167 

diejenigen  Fälle,  nvo  sich  beide  zugleich  auf  höhere 
Oxydationsstufen  erheben.  % 

Hieher  fällt  die  Ver&nderung,  welche  der  s.  g. 
künstliche  Vulkan,  und  auch  die  natürlichen  Schwe- 
felkiefse  aivdier  Luft  erleiden.  Während  nemlich 
das  Eisen  in  dieser  Verbindung  und  zwar,  wie  man 
TOn  dem  künstlichen  Vulkan  weifs ,  weit  schneller 
als  JTür  sich»  sich  oxydirt/  thut  es  zugleich  auch  der 
Schwefel«  der  es  für  sich  allqin  nicht  gethan  haben 
würde«  und  es. entseht  schwefeHaures  Eisen. 

Derselbe  Fall  ist  es  mit  einer  Mischung  von 
gleiclien  Theilen  Phosphor  und  Schwefel«  welphe« 
einige  Monate  hindurch  in  mittlerer  Temperatur  an 
der  Luft  stehend«  eine  Mischung  von  phösphorich- 
ter  Säure«  Phosphorsäure  und  eben  auch«  obgleich 
in  geringerer  Menge «    Schwefelsäure  bilden. 

Noch  merkwürdiger  ist  in  dieser  Hinsicht  aber 
die  Entstehung  des  Bleiweifses  durch  die  Essigsäure. 
Während  nämlich  das  Bley,  durch  seinen  Gegensatz 
.gegen  die  Essigsaure  in  seiner  Oxydabililät  erhübet«* 
sich  oxydirt,  geht  auch  dje  Essigsäure  in  Kohlen- 
saure über.  Die  letztere  ist  aber  eine  oxjdirtere  Säure 
als  die  Essigsäure«  denp  diese  ist  noch  breiterer 
Oxydation  fähig,  und  selbst  verbrennlich ;  auch 
•dauert  diese  Steigerung  der  Oxydabilität  der  Essig« 
fäure  selbst  dann  noch  fort «  wenn  die  Oxydation 
des  Bleys  schon  bis  auf  einen  gewissen  Punct  vollen- 
det ist;  denn,  wenn  man  fein  lävigirte  Bleygjätte 
mit  einer  Auflösung  von  essigsaurem  Bley  siedet« 
so  löst  diese  einen  Antheil  von  erstcrm  auf,  das 
basische  essigsaure  Bley  bildend«  ein  Theil  der  Es- 
sigsäure aber«   in  seiner  Spannung  durch  die  Basis 


iCg  Rühland 

erhöhet,    oxydirt  sich  zu  Koblemäure)    und  bildi 
kolilensauies  Bley. 

In  m^inchen  Fiillen  ändert  sich  sogar  da*  elel^ 
Irische  Verhühnifs  der  beiden  auf  einander  wiikei 
den  Körper  -während  des  Processea  selbst  V 
geht  nach  Pfaff\t  Versuchen  die  elelitrische  SpM 
nang  des  Eisen«,  welche  gegen  kohlenssureAllialjei! 
sogleich  vom  Anfange  des  Processes  4*  ist.  mit,deD 
ätzenden  Alkalien  aus  —  in-)- nach  einiger  Zeit  üben 

Solche  Verhältnisse,  denen  jeder  Chemiker  b 
leicht  wird  analoge  bej-fügen  können,  entspreche^ 
somit  dem  Vorgange,  wie  wir  ihn  in  der  galvani 
sehen  Kette  zn  sehen  geWobnt  sind,  nicht;  allei 
bcy  der  grofsen  Verwicklung  und  vielfachen  Zusail 
menwirhung,  -welche  fast  jedes  auf  den  ersten  Blie 
scheinbar  noch  so  einfache  chemische  VerhaUnif»  gl 
Wiihnlich  zeigt,  wenn  es  sorgfältiger  untersuct 
%iviTd,  ist  vor  alleai  die  Frage,  oh  dieselben  nicl: 
unter  eine  andere,  in  der  Chemie  bereits  angesoi 
iucne  Kategorie  zu  bringen  sind, 

So  legt  man  den  Grund,  -warum  zwey  in  da 
Mischung  zusammengehende  Kürper  in  derselben 
andere  Eigenschaften  haben,  als  vor  ihrer  VereM 
gluig,  häufig  darein^  dafs  eine  Mischung  ein  liea< 
Kiirper  sey,  in  -welchcT  die  bisher  einander  entgl 
gengesetzten  Bestandiheile  zur  Ruhe  gekommfl 
Seyen,  so  dafs  man  mIso  kein  Recht  habe,  von  dea 
Eigenschaften  ihrer  Elemente  Tor  i^er  Mischung  aa 
diejenigen  der  letztern  zu  schliefsen.  Allein,  davon 
abgesehen,  dafs  auf  diese  An  der  Knoten  entzwey' 
geschnitten,  statt  gelost  wird,  so  icheint  auch  dii 
Aasicbc,  die  ßestandlheiU  in  dev  Mischung  licb  i 


nber  difi  AniJi'eiistasis. 


.6^ 


ncn  cu  dtiikcn,  nicht  ganx  ricbllg, 
ri«luielir  gehl  aus  allen  Erfahrungen  hciviir, 
ine  Mischung  nur  «ü  lange  bL'stehl,  al»  ihre 
Idtbeil«  dasjenige,  noch  nicht  eireichl  haben, 
ediMTch  dieselbe  zu  erreichen  tuchen.  Sa  sticht, 
ispiel  au  gel'en,  ilas  Eisen  in  seiner  Ver- 
ng  mit  der  SchwelcUiiure  nicht  die  Ve^eini- 
mit  dieser  als  sokher,  sondern  mit  ihreiiiSaueiv 
,  letztere  kommt  ihm  nur  nebenher,  es  er- 
leb diihet  die  Mitchnug  auch  nur.so.ljmg«,  4I9 
1  Eieeo  nicht  gelingt,  den  SauerstoU^',  ^elcb^!^ 
ht,  aofzunehmeni  So  wie  es  sieb  dage^sn^ 
der  Luft  oder  durch  Zerlegung  der 
t^.  düoüt  .zu  ^tilgen  vermag.,  -su  fälU  «%  auch 
ch»»09  der  Säure  nieder;  ■  dii;  JVltechung,  ]öaC 
r^WtÖl  der  Grund,  der  sia  bisher  erhieltr nun 
pefullen  in.  OeisulbeFall  in  es  mit  d«r  Auüä- 
f  Oiaticher  MetuUe  inSalpelersiiure,  welchesitli 
O  lange  erhalt,  als  ds  deiiselben  nicht  gelinj^t 
püllig  daraus  %u.  tuiydiren,.  worant'  st$  ^ogleich 
reslben  unanüüFsKch  vccrden.  Satt  Uafs  somit 
Aue««  OxydabÜiUtt  üweier  Kür(ier,  -^--«jin  »id 
MÜsohen,  durch. d«n:«]le  -weitete  Unten^jchu^s 
^Midendeo  Suta,  .<)arB'fiben  ein  GeinM«he.n&u^ 
icbaften  habe,  erklärt  würde,  sini  \ieh)iehr 
vtaeu.  i-igenscbafieu,  -welche  .x\i/ey.  tiüipez 
i  ihce  Mischung  annehmen,  von  der  Ox^itlf-tions- 
BongjibztileUeiit  in  vi-ekh«  sie  dadiuch. : g>^£en 
^erUetcn.         i.  -       'i'-,-.' 

I^ür. einzelne  dct  abcn  angeführten  Fall«  hat  man, 
!r  UeberzeuguHg,  dafä  hier  keine  fi.thrunisclieii 
filtaissc  siatt  hiihoui    die   £rklä[ung  gt:l«^ci\  txl 

,./.   CAjm.   M.Pliy,.    ib.    LJ.    2.    Ilsjl.  1  = 


17*0 


l\ü  bland 


tnadten  gemchl,  datsaffinilai  jn-atdlsponau  vii\ 
allein  davon  abgescheii ,  dar«  man  zu  tlieser  £i 
TUiigs\^ei»e,  die  geiswungen  genug"  ist,  <(»  dafr 
von  manchen  Chentikern  ganz  gtlüwgnet  TTiid.'^ 
in  derNiilh  «eine  Zallitcht  nahm,  ^veil  man  mi 
Erscheinungen  nicht  andei-s  au  crhlaren  vernmcll 
80  giebe' es  €Jno  Menge  :inilei-«r,  die  gar  nicht 
durch  begreiflich  zu  machen  sind,  während  di 
dieAehnlickkeit  allerunLereJnander  lo  groTs  hx,i 
ein  Erittärtmgsgviinil  für  alle  aufgefunden  wc« 
iaith.  -Eher  noch  Jiürini?  man  versacht  sejn ,  . 
ptSdisponireiide  Vcrwundschafty  als  einen  obnei 
nofch  anfwrst  dunkeln  Begriü'  umgekehrt  aiu  A 
allgemeinen  Erscheinungen  derErböbung  derBren 
barkeit  eines  Körpers  dnrcli  seine  Verbindung  i 
einem  Tnindcr  brennbaren  .ibzuleitcn,  und  uarod 
lieh  wäTC'einer-der  am  gewöhnlichsten  für  prtd 
punirende  Verwandschaft  angefühnen  Fälle,  nein 
lieh  das  Hervorlrelen  der -Kahle  in  den  Oelen,  dl 
Zucker,-  Alkohol  u.  s,  w. ,  wenn  sie  mitSobweJ 
sJure  in  Verbindung  gesetzt  werden,  sehr  gut  dm 
die  ÄntiflliHte  prkijrbar,  daf*  durch  dieae  Veibi 
düttg-  (Wie  "basir.ch  sich  grgen'  die  Säure  verhl 
(enden  Ußr^ierinflaminabkr  würden;  und  etwa 
den  dieae  F;illfl  ebenso  eine  Steigerung  des  pnsitin 
Poles  Ijewtia«!.  ivic  die  bey  der  Salpcterfabrikaiii 
gemacbte  Beobacbiung,-  dafs  durch  t-urbandcN 
Rali  die  Sal[>etGriäurebi!dung  befördert  werde,  td 


gut 


ihre  Erkliirung  fände 


laCt  hier   dnrdv 


den  Gegensalz  gegen   den  positiven  Pol  die  Oxjdj- 
hilität  dcs'ntgaliven  erhöhet  würde,  somit,    w 
einmal  eine  auch  noch  so  geringe  Menge  Siir.; 
Oxyd,   auf  welchem   Grade   e*  *ey,    sicli   g^^:  i 


über  die  Aniipcrist.isis.  171 

1  -^v-ürde,  die  Säuiebildung  dann  raschet  vor 
k  gehen  müfste. 
Am  wenigsten  ist  wohl  aber  eine  solche  Zimabme 
P^e»  V'erbrennlicbkeit  durch  Mischung  blo»  ^  on  der  dit; 
:  begleitenden  HohäsioMiSverniinderiing  abzu- 
wie  ea  Berthollet  in  seiner  Statik  fiir  dai 
■wefelkuli  und  einige  analugc  Mischungen  thut, 
Bn  es  giebt  eine  Menge  Mischungen  ,  deren  Vcc- 
innliehkeit  nunimtni,  ohne  dafs  die  KohHsiou 
1  zugleich  verminderte;  ich  erinnere  nur  an  den 
Uten  Fall,  daTs  Blui  und  Ziiui  sich  weil 
Seiler  oxydiren,  wenn  sie  zusammen  ^  ^s  W6nfl 
■einzeln  geschmelzt  werder>,  so  yf'ia  in  dem  oben 
eFührten  Falli;  die  hlufse  Mengung  von  Fhu^phoi 
3  Harz  schon  dit'  ISrttinbmkcit  nbatidert.  ^ 

\  Noch  könnte  man  vielleicht  auch,  um  alle  £r^ 
erschüpfcn,  versucht  sejn,  wäh- 
i  Zunahme  der  Brennbarkeit  des  einen, 
Ubiern  Besiandiheiles  einer  Mischung  von  einem 
panischen  Verhällnisae  ableiten.,würde,  sülche 
!o  denen  auch  die  Oxx<l''bitilät  des  —  Volt 
t  dem  +role  zugleich  steigt,  z.  B.  in  der  Bil- 
LBg  de»  schwefelsauren  Eisens  aus  verwitternden 
ihwefclkiesen  einer Uebertragung  desSaufcritoit'gaj 
potchreiben,  so  dafs,  während  das  Eiien  zucek 
selbe  aus  der  Luft  anzieht,  dieses  nun  e«  wieder 
t  den  Schwefel  abgeben  -wüide,  welcher  sich 
Ivich  auf  diese  Art  dieses  Gas  in  einem  conden- 
a  Zustande  befindet,  leichler  damit  verbinden 
9  in  Säure  übergehen  könnte.  Allein,  wie  wenig 
It  diese  Erklärung  auf  die  TOrliegendcn  F.tlle  an- 
frendet  werden  kann,  sieht  man  daiaus,  dafs 
inn  auch  der  Schwefel  sich  »imcn  nuiUnc,  wenn 


M 


172 


Ruhland 


er  mit  sclionfebildeteiiMeialloxyden  in  V«rbii^ 
gebr;!cht  -vvürde ,  "was  selbst  bi-y  gelinde  erhä 
Temperaliitnichl:  der  Fall  ist.  Dann  giebt  ei  U 
dem  eine  Menge  Fällte,  die  auf  diese  Art  ganl 
erklärbar  sind  ,  wohin  alle  diejenigen  gehöreiT 
■Welchen  Wärme,  Licht  oder  eleccrisches  Fit« 
als  der  eine  Pol  eintreten,  eo  \vie  andere  Erj 
nnngen,  bey  welchen der-j- Pol  keiner Desoxydi 
fabig  iat,  lo  mit  auch  an  den  —  Pol  hein  S 
etoifgas  abtreten  kann,  ivohin  die  schnellere: 
dh-ung  d«s  "Eisens- und  Zinks  in  BeTÜhning 
Kali.  de»'KtipfKrs  mit  Ammoniak,  de»  Al£ 
mit  Zink  ü;  a.  1*'.  gehören.  1 

-  W-enn  soniit  die  für  soTcbe  Eracboinun^ 
Physik  and  Chemie  angewendeten  Erklärung* 
thoden  riicht  ausreichen,  so  ist  m.m  wohl  berei 
Vnd'ieVbit  g^üÖth'i^l,  eine  ne"ue  lu  versuchen! 
•the4nt  miirater  d^e  heutige' Physik  bei  AuFsid 
aller  Gesetae  für  die  gegenseitige  Einwirkung 
Körper  darin  einen  Fehler  zü'liegeben,  daf»  H 
nur  auf  das'  einwirkende  Agens,  und  nie  an] 
Körper,  auf  weleßen  gewirkt  witdi  'imm^ 
auf  Action,  nie  aaf  Keaction  Hüi-ksTcHt  g'eno^ 
■wird,  auf  welche' Art  e«  dann  freilich  unWgrd 
ist,  einzusehen,  wil-  eine  und  dieselbe  Einwfrl 
je  nachdem  sie  -verschieden  ilark  jst,  [iil.'ä 
und  demselben  Rürjier  einen,  und.  danü''' 
wieder  den,  diesem  entgegengesetalen  Zustand 
»ormfeft,  tiVid  ebenso,  wie  ^ii  verschiedMeW 
perri- diese] btf  Action  ganz  *ieiracliiedeiie.  anO. 
an^cr  enig«(re>')^e»ety.le  Ziistäiidu  erzeuget)  k&ni 
.;  Dagegej^en'glimbe  ich,  hat  die  ältere  PI 
m   ihrer  L«hPe  VÄfe  der  jintiijeihfaüi 


■  ii   eia'Q 


über  die  Antiperiötisis, 

^ettellti  durch  welcties  lie  aicli  dem  in  der  Pliy- 
tiologie  längst  aufgenommenen  Gesetae  von  Aciinn 
ond  Reaction  sehr  annäherte,  und  welche»  iiuc 
ünes  allgeradncrn  Ausdrucks  hßtlarf ,  uro  allgemein 
giiliig  ZQ  •e)'n-  Die  älcemPhygiker,  ohnehin  immer 
mehr  ihre  Aufmerksamkeit  auf  die  Vcihältnisse  der 
organischen  Körper  zu  einander,  ais  auf  dasjenige 
der  unorganischen  Körper  unter  sich  richtend ,  gin- 
gen nebmlich  dahey  TOn  der  Beobachtung  aus,  dafs, 
Aveun  ein  organischer  Körper  an  irgend  einer 
Stelle  von  einem  beträchtlich  kalten  Körper  berührt 
wird,  in  dieser  Stelle  nicht  Kälte,  sondern,  ivenn  die 
Berührung  nur  nicht  au  lange  Zeit  fortgesetzt  wird, 
»ielmehr  ihr  Gegentheil,  Entzündung  entsteht,  und 
folgerten  aus  dieser  und  ähnlichen  Erscheinungen 
an  organischen  Körpern,  dafs,  wenn  ein  "Körper 
leinem  Contrarium  ausgesetzt  werde  ,  er  dadurch  in 
der  einmal  angenommenen  Richtung  seiner  Thä- , 
Itgheit  nicht  gerade  immer  geschwächt,  sonderrit  . 
wenn  nur  Wirkung  und  Gegenwirkung  innerhalb 
gewisser,  von  der  Energie  der  Körper  abhängiger 
Gränzei)  bleiben ,  vielmehr  durch  den  Gegensatz 
noch  erhöhet  werde. 

Wir  können  diesen  Satz  allgemeiner,  undmebr 
in  Anwendung  auf  chemische  Beziehungen  auch  so 
stellen:  wenn  von  zwey,  mit  einander  in  Beruh- 
inng  kommenden  Körpern  der  eine  Körper,  oder, 
was  hier  gleich  gilt,  statt  dessen  ein  sogenanntes 
unwägbares  Fluidum  in  dem  z\veyten  eine  gewisse 
Wirkung  erzeugen  will,  welche  der  Thätigkeit  des 
siern  entgegen  ist,  so  ^vird  dieser  entgegen  zu 
i;irkea  suchen,    und,   wenn  seine  Reaction  hinrei- 

id  ist,   so   wird  derselbe  in  seiner  eigenih\ira- 


174 


Ruhland 


liehen  Richtung,  diircli  den  Gegensatz  aurgereist, 
mir  mit  um  so  gröfserer  Tension  fortschreii 
dafs  gerade  da«  Gcgeniheil  'der  beabiichligten  Wir- 
kung erfolgt,  die  erst  dann  eintritt,  -wenn  äit 
Action  des  Fremden  einwirkenden  Körpers  so  starl 
ist,  dafs  sie  die  Heactinn  dpsjenigen,  auf  welchi 
eingewirkt  w^ird,  unterdriicV.t ;  oder,  wenn  >icii 
das  Verhalinifs  dahin  abänderte,  dafs  zvvey  Körpei 
miteinander  in  Conflict  kommen,  welche  beide An^ 
Biehufg  zu  einemjlritten,  a.  B.  zwey  osydirbatfl 
Körper  zum  Sauerstoftgas  der  Luft  haben,  ao  wir^ 
nicht  immer,  wie  nach  den  vom  Ga)vanismus  ei 
lehnten  Gesetzen  zu  erwarten  wäre,  einer  den  a 
dem  in  seiner  Oxydabiiilät  unterdrücken,  s(niden^ 
wenn  der  Unterschied  zwischen  der  Intensität  beidef 
nicht  sehr  grofs  iit,  so  wird  vielmehr  eii 
sndern  in  seiner  OxydabiHtüt  steigern,  eben  dadurch 
daTs  er  ihn  darin  sn  unterdrücken  ,  und  auf  seinaf 
Kosten  sich  zu  oxydireii  sucht;  beide  werden  so- 
oaii  sich  gegenseitig  zu  einem  Grade  von  chemische^ 
Thärigkeit  erheben,  zu  welchem  jpder  allein  ■ 
uicbt  erhoben  haben  würde. 

Dieses  Vcrhältnifs  raufs  somit  w^esentllcli  i 
dem  galvanischen  gesondert  werden.  In  letzterm 
ünlerdrrickt  ein  Körper  den  andern  in  seiner  ThiJ 
tigkeit;  von  zwey  Metallen,  von  welchen  jedes  fÜR 
sich  sich  oxydiren  ^lürde,  -wird,  wenn  siegalvamacb 
verbunden  sind,  das  eine  von  schwacheier  chen;ii- 
s.rlicr  Energie  durch  das  stärkere  gehindert,  sicU 
211  oxydiren,  oilcr  auch  selbst  genöthigt,  geradd 
den  enigegengesetzten  Gang  zu  gehen,  welchen« 
für  sich  allein  gegangen  aeyn  wurde,  sich  somit  si 


über  Aie  Antiperist^sis.  475 

detoxydiren  und  sogar  zu  hydrogeniren«  daher  auch 
derGalvanismus  um  so  'wirksamer  sich  zeigt,  je  grörsci 
die  Differenz  der  Oxjdabiliiätder  beiden  dazu  ange- 
wendeten Metalle  ist.     Bej  der  Jntipiristasis  dage* 
gen  sucht  z\^ar  auch  ein  Körper  den  ,andern  in  sei« 
^er  chemischen  Thätigkeit,  somit,  uui  mich  n^ch 
femer  de«  angewendeten  Beispieles  zu  bedienen,  in 
seiner  Ox^dabilität  zu  unterdrücken,    und  sich  auf 
dessen  Kosten  in  seiner  eigenen  zu  erheben  j   wo* 
dnrcbt  YT^nn  dieses  gelänge,    das  Verhäitpifs  zum 
galvanischen  würde;   allein^  weil  in  diesem  Falle 
der  Unterschied  der  chemisphen  Thätigkeit  in  den 
beiden  Kprpern  nicht  grofs  genug  ist,  so  -yrirkt  die- 
ser ?weyte  Körper  mit  ungefähr  derselben  Kraft  wie-r 
der  eptgegen,   mit  welcher  auf  ihn  gewirkt  wird, 
und  so  pxjdirt  sich  dann   auch  dieser  nur  um  so 
nehr^    Wenn  somit,    uii\  diese  beiden  VerhMtnifsQ 
?n  bekannte  e^ectrische  zu  halten «   bey  dem  galva* 
nischen  die  beiden  Körper  sich  ungleichnamig  zu 
(riDander  verhüten,  so  sind  sie  in  der  Antiperistasi^ 
vielmehr  gleichnamig^  ihre  Richtung  ist  dieselbe^ 
und  nur  ein  Unter9chied  in  der  Efiergic »   mit  weU 
eher  sie  wirken. 

Nur  scheinbar  ist  die  Ausnahnte  ^olchei:  Fälle« 

vo  von  zwey  miteinander  in  Vexhältnifs  kommen« 

den  Kqrpem  nur  der  eine,   oxydablere,    in   seineiT 

Brennbarkeit  erhöhet  w^ird,^    während  der  andere 

.  I  zu  r^hen  scheint,   und  dann  nur  ^Is   Reizmittel  auf 

1  den  erstem  wirkt.     Es  geschieht  dieses  dann,^  wenn 

/  der  (eine  der  Bestandtheile  entweder  schon  oxydirt 

f  ist,  oder  durch  den  Procefs  nicht  hinreichend  auf* 

geregt  wird,  um  sich  auf  eine  höhere  Oxydatipns- 


»tuTe  zu  erheben,  obgleich  er  <Ubey  nicht «nthälii 
ist.  Man  hat,  im  Gefühle,  äaU  hier  hein  Wahn 
GalvaniimuB  staic  ßnde,'  solche  Fälle  in  Deiitscl 
land,  denn  im  Auslände  scheint  man  diese  so  wiel 
tigen  Unterschiede  noch  gar  nicht, aufgefafst  du  h 
hcn.  unter  dem  Namen  der  ,, offenen  galvani»ch< 
Säule"  von  dem  GalvanismuB  stillschweigend  g«aOi 
dert,  allein  ich  hab«  sclion  oben  bemerkt 
nig  auch  solche  Fälle,  ^o  der  +  V'*^  durch 
Verbindung  in  einer  Mischung  oxydabler  wird,  ß 
galvanische   angesehen  werden  Itoune 

Durch  die  aurterordenllicben  Fortschrille  dll 
Chemie  in  neuere*-  ZfiJt  ist  es  wol  aufser  ZWi 
fei  gesetzt,  daTs  auf  Veibrennung  im  -weite 
Sinne,  worunter  nicht  blofs  die  .Verbindung  ra| 
Sauerstoffgas ,  eondern  die  Abnahme  der  Breiml 
heit  eines  Körpers  durch  Verbindung  mit  einem 
dern  von  geringerer  Brennbarkeit  im  allgemein^ 
verstanden  wird,  alle  chemiiche  Bewegung  znräcl 
komme,  allein  die  phlogistische,  -wie  die  anliphtl 
gistische  Chemie,  haben  darin  geirrt,  dafs  sie 
nur  an  den  sich  oxydirenden  Kursier  allein  hielte! 
ohne  zugleich  auch  die  Veränderungen  zu  beiracf 
ten,  ■\'velcbe  er  durch  seine  Verbindung  mit  andes 
erleidet.  So  kam  es  dann,  daTs  diese  beiden  Systtfli 
die  Verbrennlichkeit  eines  jeden  Körpi 
ihm  eigenthümlicbe ,  unter  allen  Verhall 
'  gleichbleibende  Quantität  angesehen  haben,  weldl 
somit  in  jeder  Verbindung  in  Bcciebung  auf  -eini 
dritten  Köqier,  mit  welchem  die  Verbrennung  ge 
icheben  soll,  z,  B.  dem  Sauersloffgas  dieselbebleibi 
und  sich  daher  auch  für  die  verschiedenUen  FS] 
durch  gleiche  Zahlen  bestimmen  Usse. 


üBer  di6  Antiperista$|s./ 


177 


Der  Oalvaniftmus,   von  •welchem  man  das  s.  g. 
elektrochemische   Sysietn   als  eine  blofs  folgerechte 

Xrwreitemng.und  Ausdehnung  ansehen  kann,  da  er 
darauf  fübren  mufste,  hob  diese  Einseitigkeit,  da  er 
umgekehrt  lehrte,  dab  die  Brennbarkeit  eines  Kör- 
pers nichts  standhaftes,  sondern  in  so  hohem  Grade 

I  von  dem  Verhältnifs  abhängig  sey,  in  welchem  sich 
derselbe  zu  andern  befinde,  dafs  sich  dadurch  die 
Oxydäbilität  aller  Körper  sogar  gänzlich  umkehren 
ksse,  und  somit  veränderlich  sey.  Allein,  so  richtig 
inch  dieses  Gesetz  ist ,  so  scheint  es  mir  auf  der  an- 
dern Seite  darin  zu  sehr  generalisirt  worden  zu  seyn, 
dafs  man  annahm,  dafs,  wo  nur  zwey  Körper  in 
chemisches  Verhältnifs  treten,  der  eine  eben  so  viel 
in  seiner  Brennbarkeit  zurückgehe»  als  der  andere 
darin  steige,  der  eine  somit  um  eben  so  viel  sich 
•desoxydire,  als  der  andere  sich  oxydire. 

Durch  dieoben  angeführten  Fälle  glaube  ich  dage- 

[  gen  dargethan  zu  haben,  dafs  sehr  viele  Erscheinungen 
unter  galvanische  Gesetze  gebracht  worden  sind,  wel- 
che sich  ihremWesen  nach  davon  gänzlich  unterschei- 
den ^  und  dafs  überhaupt  nur  dann  galvanische  Ge- 
ietze» eintreten,    wenn  die  beiden  aufeinander  wir- 
Itenden  Körper  in  ihrer  Brennbarkeit  beträchtlich 
auseinander  stehen;   während,  wenn  dieselben  in 
der  elektrischen  Spannungsreihe  sich  einander  mehr 
nähern,  aie^  vielmehr  gegenseitig  sich  in  ihrer  Brenn- 
barkeit erhöhen  *).     Jeder  Chemiker  wird  mit  Leich* 


\ 


r-i 


.ij'l 


^)  Dtrin    liegt   wol  auch    der  (jrund,    w»'iriim    manche 

Agenden  in  manchen  Köi*pern ,  aucii  organischen ,  «Ver* 

F    äaderungen  bcwiiken ,   weiche  es  in  andern  nicht  thun ; 


178  Ruhlahd 

tigkeit  den  angegebenen  Fällen  ähnliche  beyzufügeh  »j 
VMssen,  und»  wenn  man  die  Untersnchung  auf  die  ^ 
mehr  zusammengesetzten  Mischungen  t  namentlich  ^ 
die  so  äufserst  zahlreiche  Klasse  der  Fyrophore  aus  ^ 
dem  organischen  Reiche  ausdehnen  wird ,  so  wird  ^ 
man  .dch»  wie  ich  glaube ,  überzeugeir»  dafs  das^ 
Gesetz ,  welches  ich  hier  zu  entwickeln  gesucht  i 
habe,  nicht  weniger  Fljlle  als  das  galvanische  selbst 
In  sich  begreift. 

Ich  behalte  mir    vor,    diesen    Gegenstand    in 
der  Folge  noch  von  einer  andiern  Seite  wieder  auf- 
zunehmen.     So  wie  nämlich  in  den  angeführten 
Fällen  Action  dejj  einwirkenden  Körpers  \ind  Re- 
actioh  desjenigen,  aufweichen  gewirkt,  wird,  ghich- 
zeitig  sind,  so  giebt  es  andere  Beobachtungen,  wel- 
che dafür  sprachen,  dafs  bey  zwey  aufeiiiander  wir- 
kenden Körpern  anfangs,   so  lange  die  Action  eine3 
B  noch  schwach  ist,    die  Reaction  des  A  sich  am 
deutlichsten  zeigt,    so  wie  aber  die  Action  des  Q 
zunimmt,  die  durch  die  Reaction  d,es  A  erzeugten  * 
Erscheinungen  minder  merklich  werden ,  während 


weil  es  nämlich  an  der  gehörigen  Reaction  auf  die   ein- 
wirkende Potenz  felilt.    So  erhitzt  sich  ein  durchsichti- 
ger  Körper   am   Sonnenlichte  nicht,    weil  er  es   durch 
sich  hindurchgehen  läfst,  derselbe  niclit  darauf  reagirt; 
eben  so  wird  wol  aus  demselben  Grunde  dieselbe  Krank- 
heit   bald  durcli  Elektricitäc    geheilt,    bald  nicht;    ditt 
einen  Körper -sind  für  die  Einflüsse  des  thierischen  Mag- 
netismus empfänglich,  andere  nipht  u.  s.  w.     In  solchen 
Fallen  ist  man  dann  immer  bereit ,  Avenn  die   erwartete 
Wirkung  nicht  eintritt,    den  Grund  davon  in  die  Un- 
wirksamkeit des  einwiikenden  Mittels  zu  setzen. 


über  die  Antiperisthsis.  iygj 

un  wieder  mehr  hervortreten,  so  hald  äieAction  / 
ich  wieder  vermindert.  Ich  glaube ,  d^fs  da- 
die  von  allen  sorgfältigen  Aerzten  erkannte, 
:)ar  entgegengesetzte  Wirkung  der  Arzney* 
n  verschiedenen  Zeilen,  so  wie  eine  grofse  Anf- 
ulerer  dunkler,  und  bisher  unerklärter  Erschei-. 
I  der  Physik  iind  Physiologie  Licl^^  erhalten^ 


I 


igp  Ru^hla^'d  über  Absorption 


/ 


^ 

^ 


ü  e  b  e  r  ■ 

Absorption  der  atmosphärischen  Ltil| 
durch  flüssige  Körper.  i 

Von  W 

^  R.  L.  RUfLAND.  i, 

JLIer   erste»    welcher    Versuche  über  Absor^tiom 
der  atmosphärischen  Luft  durch  Wässer  angestellt  batji 
ist  PriestUy.     Nach  seinen  Versuchen  wird  die'at^ 
mosphärische  Luft  durch  langes  Schütteln  mitWasH- 
ser  so  sehr  verschlimmert ,  dafs  ein  Licht  darin  aus^ 
Vöscht.',  Sergers  *)  Versuche  bestätigen  dieses«     G<M 
wohnliches  Brunnenwasser  hat  diesem  zufolge  dai^ 
Vermögen,  der  lange  Zeit  über  ihm  stehenden,  odec^ 
sonst  in  mehsfachen  Contact  mit  ihm  gebrachtes, 
atmosphärischen  Luft  den  Sauetstoff  zu  entziehen«r 
während  es  auf  das  Stickgas  derselben  keine  Wir* 
kung  hat.     Dagegen  wird  nach  de  Marty^s  ♦*)  Ver- 
suchen    von    atmosphärischer   Luft,     welche   mit 
Wasser  geschüttelt  wird,   immer  auch  eine  gewisse- 
Menge  Stickgas  absorbirt,   was  aber  bald  sein  Ma«* 
ximum  erreicht,  während  die  Absorption  des  Sauer- 
stoffgas   durch    Wasser    keine    Gränze    zu    habeil 
scheint» 


*)  Joum.  de  Phys.  T.  LVIX,  S,  5.  C»8o3.) 
*^)  Jnn.  de  Chim.  ißoy.  S»  271, 


der  Atmosphärischen  Liijft  ,u.  -a.'w,       igt 

Wichtiger  noch  ist  aber  die  Untersuchung, .  wie 
jt  diese  absorbirende  Kraft  des  Wassers  durch 
inperatur,  'fremde  Beymischuügen  und  andere 
iHüsse  bestimmt  werde,  und  somit  veränder- 
b  sey,  und  namentlich ,  ob  dabej  die  Qnantitit 
'*  absorbirten  Luft  impier  in  demselben  VerbSlt- 
te  zu  ihrer  chemischen  Verähdefung  stehe»  da 
ses  für  alle  Versuche,  bey  welchen  mai>  ^nwt« 
sartcn  und  Wasser  zu  thun  hat,  Einflnfs  auf  -die 
hauigkeit  der  Resultate  haben  müfs.  ••  v 

Da  bietüber  noch  k^ine '  Uht<er<uchungen' vOI^ 
nden  sind,  so  habe  ich  mich  d«ther  zuerst -hemtiht, 
e  diejeYiigen  Einfiiisse  zu  bestimmten,'  'yr^che  die 
röfse  des  Absorptions  -  Vermögens  ''des '  Wassei» 
t  modificiren  vermögen.    lAahin  gehört  die 

Temperatur.  Brunnenwasser  von  0  R.  wurde  in 

aem  gut  verstöpselten   Flästhchen,  Welches  daii 

hnfache  des  Luft- Volums  hielt,  lo  Minuten  mit 

o  Theilen  atmosphärischer  Luft  geschüttelt,  es  ah- 

rbirte  davon        .         .         •         •  '       •         •      -o;o4 

Gleiches  Wasser  von-f"7R«»    ebensolange  •  •     - 

mit  100  Th.  atmosphärischer  Luft.  -  xy^ofi 

-^  —       von  -]-i5  R.  bey--welcher        " 

das  Wasser  seine  Luft  an  hineioge«        ** 

stellte  Körper  abzusetzen  anfängt,     /   ' 

vermehrte  das  Luft- Volum  um     •  -    cho5 

—  —      von  30  R.  gab  Vermehrung    0,07 

—  —        —  /j.5  R.  gab  Vermehrung    o<öq 
■' —       —        —  60  R.  gab  dagegen  Ver- 
mehrung nur         .         .         .         ,   '  0,05 

eil  in  letzterm  Falle  das  Wasser  schon  einen  Theil 
iner  Luft  abgegeben  hatte,  noch  ehe  es  auf  diese 
•mperatur  gekommen  war.      Wenn  somi^  frisch 


182  Ruhland  über  Absorpiion 

geschöpftes  Wasser  unter  15  R.  einen  Theil  det, 
jnosphliriscben  Liifi  absorbirt,  wenn  es  damil 
mebifacheii  Contact  gebracht  iat,  so  giebt  es  1 
gekehrt  bey  einer  Temperatur  über  15  Rl  ei 
Tbeil  der  in  ihm  beändlichen  Luft  an  die  e>  1 
gebende  ab. 

Bey  gleicher  Temperatur  hält  übrigem  dasae 
Binniienwasser  nicht  irnmer  gleichviel  Luft.  Vft 
-dasselbe  bey  sehr  verschiedenem  Weller  geschä 
■wurde,  man  nun,  da  diese  Versuche  alle  im  Verl^ 
eines  Winlets  angestellt  wurden,  dasselbe  durch 
geben  mit  Schnee  gleich  förmig  auf  o  R.  brach 
und  hierauf  so  lange  mit  ior>  Tb.  atmosphäriicE 
Luft  schüttelte,  als  noch  Absorption  statt  hatte, 
■wechselte  dieselbe,  wenn  das  Wasser  das  cgfachei 
Volums  der  Luft  betrug,  zwischen  0,06  und  0,1 
während  diese  Versuche,  wenn  sie,  vras  ich  1 
unterliefs,  unmittelbar  darauf  mit  demselben  Wa« 
\riederholt  wurden,  immer  genau  dieselben  I 
tultatc  gaben.  Ebenso  absorbirle  Wasser,  weld 
mehrere  Tage  in  einem,  blos  mit  einer  Glastche) 
bedechlen  Cjlinderglase  geitandgn  halte,  -wenn 
nun  schnell. duriji  Umgebung  des  Glases  mit  Scbn 
aufoK.  gcbr.-icht  wordL'it,  immer  0,01  bis  0,01t  ^ 
uiger,  als  frisch  geschupftes  von  derselben  Ta 
peratur. 

Die  Menge  der  Luft,  welche  von  Wasser  aB 
aorbirt  wird,  hängt,  wie  sich  von  selbst  verstdl 
von  der  Menge  des  Wassers  ab,  mit  welcher  dii 
geschüttelt  wird.  Wasser,  weli;hes  nur  das  (  — 
fache  des  Volums  der  Luft  hat,  absorbirt  divo 
heinc  roerldiche  Menge,  dagegen  man  mitZunahSl 
der  Wasseimcnge  jede  beliebige  Luftmcnge  absoi 


'     I 


■ 

der  atmospliärlschcn  T4uft  u«  $.  w,       JtQo 

h'ren  machen  kann.  Wenn  u;»ber  de  Marty  gefan* 
len  hat,  dafs,  -vvenn  man  SuuerstoiTgas  über  reinem 
HTa&ser  stehen  läfst,  und  es  von  ZeitxuZeit  nulersiicht» 
ich  jedesmal  eine  neue  Absorption  zeigte 4  so  dafs 
ieselbe  keine  Gränze  zu  haben  scheint,  90  -mag 
leses  hej  Sauerstoftgas  und  langem  Stehen  dec  Fall 
jn  9  dagegen  diq  Gränze  der  absorbirten  Luft  sehr 
Jd  erreicht  ist,  lyenn  atmosphäris'che  Luft  mit 
«n  Wasser  geschüttelt  wird;  So  erhielt  ich  be^ 
asser  von  5  R«  das  erstere  Mal ,  nach  20  Minui^n 
»durch  fortgesetztem  Schütteln,  0,04  Absfirplion: 
8  nun  aber  oiait  demselben  Wämser,  aufs  neue  eben 
lange  100  Theile  atmosphärischer  Luft  ges^bütr 
It  -worden^'  aoo  war  die  At^sovption  nur  o,e^t  .  £in 
itteamal.  h€y  .derselben  'Behaadlung  nur  0,0061 
id  ein  viertesmal  war  sie  vdlUg  unmerklich.  Di« 
mfeerung  geschah  dabej  jedesmal  im  Quecksrilber^ 
pparate,  weiLauCserdem  ein  Theildes  Wassers  des 
läschchens  sich  mit  demjenigen  der  pneumatischien  • 
(Tanne  gemischt  haben  würde,  was  dann  immer. 
ine. neue  kleine  Absorption  hätte  erzeugen  können^ 

Die  Beymisehung^  voft'  Salzen  hat  bekanntlich 
ie  Wirkung,  drffs  ein  Thfeil  d€*r  in  dem  Wasser  . 
nthaltenen  Luft  ausgetrieben  wird,  sowie  sich  das 
•alz  darin  auflöst.  Humboldt  *)  und  Gay-Lujsac 
aben  gefunden ,  dafs  def,  auf  diese  Art  ausgetrie* 
lene  Theil  der  Luft  sauerstoffärmer  als  der  zurück* 
[ebliebene  sey,  und  erklären  si^h  daher  die 'vom 
laller  **)  gemachte   Beobachtung,    nach    welcher 


•)  Gilb.  Ann.  B.  XX.  S.  33. 
**)  Gilb.  Ann.  B.  XVI.  S.  95. 


JiJ4  Rulilaiul   üliei:  ÄbsorpLioöa 

eine,  längere  Zui't  hiiulurch  mit  atmospliSi 
tuft  in  CüiUacl  gewesene  fiocUsalzauilÜsung  Sanei 
Gtolfgas  abaotbifm,  davon,  dafa  das  Wasser  de 
duich  die  AiiflöBiing  dt»  Salzes  TCtlon 
Luft  wieder  anziehe.  Dieses  ist  aber  äicht  dl 
Fall,  sondern  die  Luft  entweicht  aus  dem  Was*«! 
V'eil  die  Verwandtschaft  des  Salzes    zu  det 


gröl» 


i'irrt  dahernicbti 


angeeogen,  wie  lange  man  auch -dieselbe  über  de( 
Wasser  Stehen  lassen  niag,  wie  dieses  dioColgendflj 
Versucfielebren.       ■ 

Ich  bab'e  nUmlicIl  salzsanren  Kalk,  Kali^.S^ 
pAter  und  andere  Sa!;ie  in  einen  2  —  3  Maafs  baltö 
den  en^halsigen  Kolb«ni;  der  mit;  lange  Z«it  auvJ 
an  der  L'uft  geslandeiieiti  destillirtani'VVaiier  gefttj 
■wav,  geljracfat,  nschdenvith  diciie-Salsve-xiivor  ßa 
gejinlvert  und  so  wiJit  mit  destiilirtenuWasser  bd| 
rührt  hatte,  als  zur  Austreibung  diu  in  dep  Z^ 
schenriiuinen  ■d«r4o)bt:n  betiitd liehen  Luft  nötb 
war.  Der  Kolben  .wtw-deiiierauf  angleich,  luftdiä 
versiihlbssen  undumgei-.ehrt,  so  dafs  die^ährend-d 
Auflösung  Act  Sal»«s,.>^ich  eutUi;idt:flvL«,Luft  ni 
einer'  möglichst  .grortcit'  Fliehe  der  Flüssigkeit  ^j 
Betrüiuuiig  kaiiq,:dU^ii,.,  obgleich,  die,  durs}i  '^ 
ÄDÜümng  des  Salze» 'aiUideiu  Wa^stu  entxricke^ 
gÄinge. Menge  Luft  hey  ,g-MonaWii  (U't.'lerselben.i 
Beuülu'ung  gcl^ssQu  wurd«,  so  hutbe  doL'h  nicht  d 
^l'ingate  Aüsüqiüibn  derselben  mehr  statt-  1 

Ja  einem  andern  Versuche  löste  ich  diese  Salf 
bis  zur  Sättigung  in  destillirtem  Wasser,  das  echc 
lan^e  mit  atmosp biirischer  Luft  in  BerüHrung  | 
standen  halte,  auf,  und  veiscblofe  die,  glcjcl 
Menden  Wasser  hallenden  Gefalae,  schuld  als  diu 


d^r  atmosphärischen  Luftu.  i .  w.      135 

sich  auflösende  Sals  alle  Lnft  aus  demselben  ge- 
riebeq  war»  und  brachte  nun  in  jedes  100^  atiuo-> 
Sphärische  Lufit.  N^ich  14  Tagen  untersucht»  eeigte 
lie  über  reinem  destilHrten  Wasser  gestandene  Luft 
bi»o4  Verminderung»  dagegen  die  über  den  Salzauf- 
Hhungen  befindlich  gewesene  Luft»  andern»  weiter 
unten  vorkommenden  Versuchen  gemäfs »  statt  eine 
BröffferCyTielmehr  gar  keine  Absorption  erlitten  hatte. 
'  Ich  änderte  den  Versuch  nun  auch  noch  da- 
bin ab »  dafs  ich  von  den  folgenden  Salzen  1  Unze 
in  ic  Unzen  Wadser  auflöste»  die  Auflösung  Qltrirtc» 
■m  sie  mit  atmosphärischer  Luft  in  möglichste 
Berührung  zu  bringen»  und  hierauf  einen  Monat 
lang  in  gleich  weiten  Cy  lindergläsern»  die  blofi  mit 
CJher  Glasplatte  belegt  wurden»  an  einem  tempe* 
■irteu  Orte  stehen  liefs.  Nachher  wurden  diese 
iHischungen  in  einem  Kolben»  den  sie  gerade  aus- 
füllten» so  lange  gekocht»  als  sich  noch  Gas  auflfan* 
gen- liefs»  und  die  Menge  desselben»  nach  Abzug 
Üer  Kohlensäure»  die  zuvor  durch  Kalkmilch  eilt* 
jEernt  wurde»  bestimmt.  So  gab 
reines  Walser  .         .  iCo^derEudio- 

meter-Scalc 
Auflösung  V«  schwefelsaurem  Natrum  »45      »^ 
_    —    Salpeter     .         .        .         145      .jl 
.«-    —    halbkohlensaurem  Kali       130      — 

—  — ^    säuerl.  weinsteinsaur.  Kali  160       — 

—  —    salzsaurem  Kalk         .         120      —• 

io  daf»  »uch  hier  wieder,  obgleich  diese  Versuche 
nicht,  den  Grad  von  Genauigkeit»  welchen  die  er- 
stem» zulassen»  doch  merklich  weniger  Luft  dieje- 
nigen Auflösungen  gaben,  deren  Salze  die  giüfscste 
Anziehung  zum  Wasser  haben. 
Journ»  /.  Chim,.  u,  Phys*  16.  Bd,  2.  Jhft.  15 


156  Ruhland  über  Absorption 

Daraus  eihlärt  es  sich  dann  auch,  'warum  c 
Auflüsung  um  so  wenigei  Luft  absorbirt,  in 
damit  geschüttelt  ivird,  je  grüfser  die  Anziehe 
des  Salzes  zum  Wasser  ist;  sa  abaotbJtte  gleich* 
Waseer  mit,  dem  Gewichte  nach,  gleichviel  S 
bis  zur  Sättigung  mit  Luft  geschüttelt,  von  »oo' 
atmosphärischer  Luft: 

BrunnenwasBei  ohne  Beymischung        0,03 
f'.  —  mit  0,1  Schwefelsäure  0,00  ■ 

■  I  —  —         Salzsäure  0,00 

■  ^  —  —        Äetzkali  OiO>& 

■  '  — -  —  Salpeter  O,o9  • 
■'f                  ^               —        schwefelsaurem 

■  Nalrum  o><i3S 
—                —        salzsauretnKalh  0,01 

In  einem  andern  Versuche,  bey  welchem  die  auf» 
Temperatar  einige  Grade  hoher  alt  bey  dem  vori^ 
war,  absorbirte  Brunnenwasser  ohne  Beymischui 
welches  wie  die  folgenden  Autlösungen  läng 
Zeit  zuvor  an  der  Luft  gestanden  hatte,  bis  guij 
ligung  geschüttelt  .         .         .        .  .      o. 

—  mit  0,08  des  Gewichtes  Glau- 

■  -  bersalz  .  .  .         o, 
K             -T                  .^        ^        —    Salpeter  0,01 

—  -^        —        —     Aetzhali  o.oi 

—  —         __         —     salzsaurem 

Kalk    o.0d 

dagegen  Schwefel  säure  und  Salpetersäure,  in  de 
selben  Verhäknifa  dem  Wasser  beygcmischt,  da»1 
Jum  der  Luft  um  0,07  vermehrten. 

Dieses  liefs  mich  sogleich  auch  vermuthen,  1 
mit  der  Menge  des  aufgelüslen  Salzes  die  Einiiy 
kung  des   demselben  Bum   Menstruum    dieueot 


der  atmospliäiisclien  Liifi  u.  8,  w,       137 

Issers  auf  die  rnngebende  Luft  abnehmeD  wÜrdR 
f.  folgenden  V«rsucLd  be«latjgeii  dieses: 
Gleichviel  Brunnenwasser    ohne  Beymischung, 
bis  znr Sättigung  geschültelt,  absorbirte     o,u3 

—  mit  i  Scmpei  Actaliali     0,035^ 
^-         —     2       —  —  0,05' 

—  —    4      —         —         0,025 

—  ■ —    g     —         —        '0,0a 

—  ■ —    I  Unze         —  0,01 

—  —     1     —  —  0,01. 
Eben' so  in  einem  andern  Versuche: 

Gleiche  Mengen,  lange  vorher  in  Berührung  mit  der 
•■  Luft  gestandenes  destillirtes  Wasser  ohne  Bey- 
^  ;mi&chung  .         •         •         ,         .         0,0s 

—  mit  1  Scrnpel  salzsaurem  Kalk    0,025 

—  ' —  f  Drachme    .         .         .         0,035 


—     —  1  Unze  .         .         .        0,005 

pLOchtts  fVoiser  absorbirte,  wie  sich  erwarten 
ia,  eine  sehr  grofsc  Menge  Luft.  Ist  e,s  sorgfältig 
jeinem  enghalsigcn  Gefäfse  ausgekocht,  so  fand 
B,  dafs  es  bis  auf  0,10  seines  Volums  verschluckt. 
Waiübrigens  hiervoni  Wassergesagtist.Itoinml, 
t  in  verschiedenem  Grade,  eben  so  gut  auch  an- 
0  flussigen  Körpern  zu. 

Mit  Alkohol  lassen  sich  die  Versuche  nur  über 
iecluilber  anstellen,  denn,  so  wie  er  mit  Wasser 
{cischt  wird,  so  ist  seine  Veiwandischaft  zu  dem- 
■en  sogrofs,  dafs  er  sogleich,  wie  die  niinera- 
dien  Säuren,  einen  Theil  der  Lnft,  -welche  in 
,  mit  ihm  in  Berührung  gesetzten  Wasser  ent- 


iit-  -  ■* 


»08  Ruhland  übti- Abaorplion 

galten  ist.  austreibt,  und  daher  das  Volum  derLuA 
mit  welcber  man  ibn  srhülteU,  vermehrt. 

Lein-  Mohn-  und  Olivenöl  haben,  mit  atmt 
•pbürischtir  Luft  gescliiittelt,  eine  dreymal  gTör»e 
Absorptionsfähigkeit  als  das  Walser.  Auch  gebe 
diese  Oele,  so  wie  auch  der  Alkohol  auf  dieselbe  Ar 
wie  in  obigen  Versuchen  die  Sdlzantlösungcn,  a 
die  Luft  gestellt,  und  bieiauf.  so  lauge  als  sichLu 
entwickelte,  gekocht 

dasBaumül  coo  deiEudiomeicrecale  Gas 

—  Leinöl  220  _         _ 

der  Alkohol  550  —        —  soipitmeii 

als  selbst  das  reine  Wasser  oder  irgend  eine  dei  obfl 
untenuchten  SalzaufLusungcn. 


Säuerst  offg  ehalt, 

Aufser  der  Menge  der  aus  licjuideu  Körpern  dare 
verschiedene  Reagenlieu  ausgesonderten  Luft,  m 
dann  noch  ihr  Sauerstoffgehalt  zu  untersuchen. 

Wasser,  welches  von  o  R.  Temperatai  in  d< 
obigen  Versuchen  0,04  absorbirle,  faatte  dabey  41 
die  beiden  Bestandthcile  der  aufgenommenen  La 
gleichfüfniig  gewirkt;  es  hinteiliefs  ,  mit  Schwef« 
kali  untersucht,  0,81°  im  Rest,  wenn  mit  Was» 
nicht  geschüLielte  Luft  nur  o,"^  g^b;  es  hatte  ah 
die  Hälfte  Sauerstolf-  und  die  Hälfte  Stickgas  al 
•orbirt.  Vermehrte  man  die  Menge  des  Wassers 
■weit,  dafs  0,10  Luft  absorbirt  wurde,  »o  ynnT  aui 
hier  das  VerhSltnifs  wieder  dasselbe,  indem  gen; 
die  Hälfte  der  verschluckten  Luftmenge  SauerstoD' 
die  andere  Hälfte  Stickgas  war. 


der  atmospliäriachen  Luft  u.  §.  w.      igg 

Anders  üt  es  mit  dem  geüöchteii  /Nasser;  die 
nimmt,  obgleich  sein  Luft- Absotpliors- Ver- 
teil weit  gr'äCter  sIü  düijenigi^  des  ungekochten  ist, 
li  nnr  so  viel  Sauersioligas  als  eine  gleiche  Menge 
ekocbtes  awf,  alles  andere  ist  reine  atmosphän- 
i  Luft,  so  daff  zu  vermuthcn  ist,  da  man  durch 
hen  aus  Brunnenwasser  eine  Luft  erhält,  welche 
lier  an  Sauerstoff  als  die  atmosphärische  ist, 
I  es  erst  bey  längerer  Einwirkung  auf  die  Luft 
ir  Sauerstoff  anziehe. 

Die  Auflösungen  von  Salzen  vermindern,  to 
I  die  Luft-Absorption  im  allgemeinen,   so  auch 

des  SauerstoDgag.       Wenn    nämlich  mit  einem 
sser  bis  aur  SüLtigung  geschüttelte  Luft  eine  Ab- 
jtion  vofl  0,05   gab,    -wovon  das  Stickgas  0,8* 
it bildete,  so  gab  dasselbe  Waaser 
I  Urne  GUubeiialz     0,03  Absoipiion  11.  ao,5Rest üi  100 Tb. 

—  Süipctpr  0,05        —  —80.5    —    —    — 

—  Aetikali  0,0a        —  —  79,5    —    _    — 

—  ssUsaur,  Kalk  0,02        -^  *— 79        —    —    — 

—  SchwefeU.      0,005      —  —79       — .    —    — 
^i-welchemit  Wasser  nicht  getcliültelc 

vrorden  .....  79 
dafs  also,  je  geringer  die  Lu  ftabsorptton  derl^uait- 
ät  nach,  um  so  geringer  auch  für  Saleaullösungen 
Veränderung  der  LufL  durch  dieselbe  ist;  ver- 
hrte  man  dann  aber  die  TVTenge  der  Säure  zum 
»ser  so  weit,  dafs  das  VoViini  der  damit  geschüt- 
len  Ltift  zunahm,  so  nalim  auch  in  eben  dem 
hältnifs  der  Sauerste Ifge halt  der  ans  di!m  Wassct" 
Itriebencn  Luft  zu. 


Wasser,  welches  n 
worden,    absorbirt  genau  : 
menge,  welche  es  aufaerdei 


Stidiga»  zuvor  gesSrtiget 

nur  die  Häifie  der  Luff- 

ahsor^Jrt  haben  würde^ ' 


igo  IVuhland    über  Absorption 

dagegen  ist  seine  chemiscfae  Wirkung  auf  die  Lnl 
eine  andere.  Wenn  e*  nämlich,  ohne  zuvor  mi 
Stickgas  geschüttdt  zu  seyn,  cgi  im  Reit  lä&t,  4 
giebt  es,  mit  Stickgas  gesatLigt,  o,83  Rest,  seilli 
Einwirkung  auf  den  SanersiolYder  absorbirten  Lnl 
ist  somit  grüfscr,  und  zugleich  wird  ein  Thei 
Stickgas  an  die  Luft  abgegeben. 

£s  folgt  somit  aus  diesen  Versuchen,  dafs  aud 
kalt  bereitete  Salzauflösungen  aufser  dem  Sanentdü 
^as  noch  einen  Theil  Stickgas  absorbiren,  wa«  16 
die  Genauigkeit  mancher  Versuche  von  grorscmEii 
flufa  ist.  So  habe  ich  rogelmäUig  gefunden,  daG 
kalt  bereitete  Sch-vvefelkali-Autlöiung  inFläschcbe; 
Ton  dem  höchstens  2  — 3fachen  Volum  der  dartibe 
gebrachten  Luft  rcgeim^ifsig  o,2i  absorbirte.  Ward 
aber  das  Volum  der  Aullösung  so  weit  vermehll 
dafs  es  das  12  —  cofacheder  darüber  gebrachten  Lul 
betrug,  so  stieg  auch  die  Absorption  auf  o,fi3  bi 
0,23,  und  würde  ohne  Zweifel  durch  eine  uoi; 
gröfsere  Menge  Auflösung  auch  noch  haben  vffl 
mehrt  werden  können,  da  in  diesen  Fällen  das  Wsi 
ser  der  Autlösung  noch  den  Theil  Stickgas  absorbi 
t«,  den  in  noch  gröfserer  Menge  das  reine  Was»! 
aufnimmt  '). 

Wie  sich  in  allen  diesen  Fällen  reine»  Wa»H 
lind  Salzauflösungen  verhalten  ,  so  auch  wieder  u 
dere  lii^uide  Körper.     Vorzüglich  grof»  itt  unterdie(| 


*)  Darniis  geht  tervor,  dafs  anch  eine  kalt  bereitste  Schvl; 

felkali ■  Auflösung  nur  d»nn  mit  Sicteilieit  zugobr»uc 
ist,  wenn  ilir  Volum  nicht  um  vielemale  dasjenige 
Luft  abcTitcigi» 


der  atmosphärischen  Luf  f  u.  ^.  vr.       191 

len  ^die  Saner^toffgasabtorbirende  Kraft  der  Oele; 
K)  steigt,  i/irentt  die  Abaorption  einer  gleichen 
Menge .  Wastör  0,04  beträgt,  diejenige  von  Baumöl 
»f  o,i5,.nnd  Leinöl  nimmt  alles  Sauersio^as,  so 
gut  als  Schi/refelkali  weg,  dagege^A  yerhältnirsmäfsig 
ikre  Wirkung  auf  das  Stickgas  der  (iUf(  'geringer  ah 
diejenige  des  Wassers  ist. 

Wurde  nun  umgekehrt  verfahren  und  die  Luft 
tOB  den  oben  beschriebenen,  lange  Zeit  mit  der  At- 
mosphäre in_ Verbindung  gestandenen  KSurpem  aas- 
getrieben ,  so  erhielt  ich  aus  den  zuletzt  erhaltenen 
Luft  «Portionen,  welche  ich  allein  untersuchte,  von 
reinem  Wasser  im  Rest  von  ioo  o,7# 
lalzs.  Kalkauflöfsung  •        •        0,70,5 

Wfuser  mit  Schwefelsäure  •        ,        0,69,5  ' 
Salpeterauflesung         •        •        •        0,70 
Kaliauflösung      «         . .       •         •         0,71 
10  dafs  der  Sauerstofl^gehalt  der  letzten  aus  diesen 
Auflösungen  getriebenen  Luftmengen  sich  sehr^lich» 
und  der   Unterschied   also   mehr  die  verschiedene 
Menge  der  in  verschiedenen  Auflösungen  enthalte- 
nen   Luft    betraf;     dagegen   Oliven  -   und   Leinöl 
0,93  —  0,95  iui  Best  liefsen,  somit  fast  reines  Stick^ 
gas  gaben. 

£s  geht  somit  aus  diesen  Versuchen  hervor  ( 
dafs  gewöhnliches  Quellwasser  mit  Luft  noch 
nicht  gesättigt  ist,  sondern  bey  einer  bestimmten 
Temperatur,  welche  nicht  15°  R.  übersteigen  darf, 

noch  einen  Antheil  Luft  aufnimmt,     welcher  aua 

*  * 

gleichen  Theilen  Sauerstoff-  und  Stickgas  besteht ; 
dafs  dieses  auch  dann  noc^h  der  Fall  ist,  wenn  in 
dem  Wasser  Salze  sich  aufgelöst  befinden,  die  Absorp- 
tion der  Luft  dann  aber  iri  umgekehrtem  Vei\iä\\mu^ 


igfi  Rtihlandübcr  Absorption 

mit  der  Menge  des  auFgelüsten  Salzes  und  dessen  A 
xiehiip^  zum  Was»er  *ieht,  daher  durch  AuIIösbi 
eine»  Salzes  ausgetriebene  Luft  nachher  nicht  wi 
der  absorbirt  wird;  daf«  Wasser,  n:iit  Stickgas  | 
sättigt,  mehr  SauerstoA'  aus  der  atmosphärisch« 
Laft  absorfairt,  als  es  ohnedem  gethan  haben  ward 
dagegen  tlnen  tJeinen  Theil  des  absnrbirteu  Stic 
gas  abgiebt;  und  dafs  zuletzt  alle  liquide  Körper 
verschiedenen  Graden  diese  absorbirende  Eiuwi 
liung  auf  die  umgebende  Luft,  mit  ^velchet  augli 
jedesmal  eine  chemische  Verminderung  derselbe 
verbunden  ist,  ausüben. 

Daraus  folgt  nun  aber  das  sehr  wichtige  R( 
snltat,  dafs  unsere  Anthraltonietrie  der  atmosplU 
rischen  Luft,  wenn  die  Kohlensäure  deraelbi 
wie  gewöhnlich,  durch  Abnahme  des  Luftraunq 
vermittelst  Waschen  mit  Kalhwasser  und  nicbl 
was  ohnehin  nur  für  grüfsere  Quantitäten  Luft  aq 
wendbar  ist,  durch  die  Menge  des  entstaudena 
kohlensauren  Kalks  bestimmt  wird,  auf  durchoi) 
irrigen  Principien  beruht.  Schon  seit  2  Jahrea  batb 
ich  mehrmals  beobachtet,  dafs  atmosphärische  Luft 
die  sorgfaltig  mit  Kalkwasser  ge^raschen  wori 
immer  0,01  weniger  Sauersloif  gab,  als  nicht  danü 
gewaschene,  ohne  diesem  Umstände  hinreichend« 
Aufmerksamkeit  au  schenken,  bis  ich  endlich  ehei 
so  zufallig  bemerkte,  dafs  eine  gröfserc  Menge  Kall^ 
Wasser  oder  Kalkmilch  immer  auch  gröfsere  Absorp^ 
tionen  verursachte. 

Dieses  vetaiilafste  mich,  darauf  besondere  V«ll 
suche  anzustellen,  von  wo  aus  Jch  dann  erst  ai 
die  andern,  bisher  erzählten  Versuche  überginj 
Jialhwastei  oder   statt   dessen  Kalkmilch  absoibiit 


der  atmosphansclien  Luft  u.  s.  w.      193    ' 

imlich  ^  gerade  so  viel  von  der ,  atmosphärischen 
«ft^  und  bat  auch  genau  dieselbe  chemische  Wir- 
ong  auf  dieselbe»  welche  reines  Wasser  hat.  Ich 
onnte  daher  auch  mit  Leichtigkeit^  wenn  ich  nur 
te  Menge  der  Kalkmilch  auf  das  so  —  3ofache  des 
3lums  der  Luft  vermehirte,  o»io  und  mehr  der 
ift  absorbiren  machen,  was  somit,  nach  anthra- 
»metrischen  Grundsätzen»  alles  Kohlensäure  gc- 
esen  wäre;  woher  es  sich  nun  erklärt,  dafs  kein 
bemiker  mit  dem  andern  über  die  Menge  der  at- 
Dsphärifichen  Kohlensäure  sich  vereinigen  kann, 
:  hier  alles  von  der  Menge  und  Temperatur  der 
alkmilch  und  der  Dauer  des  Schütteins  abhing, 
hne  daher  den  durch  andere  Versuche  hinreichend 
rwiesenen  Kohlensäuregehalt  der  Luft  läugnen  zu 
'ollen ,  80  ist  doch  so  viel  gewifs ,  und  jeder  Che« 
liker,  der  nur  verschiedene  Mengen  Kalkwasser 
im  Schütteln  nehmen  will ,  wird  sich  selbst  Über- 
zügen können,  dafs  die  Methode,  die  Kohlensäure 
;r  Luft  durch  die  Abnahme  des  Volums  derselben 
1  bestimmen ,  durchaus  aufgegeben  werden  mtlfs. 
So  wie  Wasser  durch  Schütteln  eine  gewisse 
enge  Luft  absorbirt,  so  thut  es,  nach  Bergers 
ersuchen  das  Gleiche  durch  Hülfe  von  Umgiefsen 
IS  einem  Gefäfse  iu  das  andere.  Derselbe  Fall  ist 
,  wenn  die  Luft  ohne  weitere  Bewegung  über 
;m  Wasser  längere  Zeit  stehen  bleibt;  das-  Wasser 
isortiirt,  nach  meinen  Versuchen,  in  letztcmi  Falle 
jrade  so  viel  als  durch  Schütteln,  worauf  die 
bsorption  auch  hier  aufhört.  Da  somit  derProcefs 
es  Schütteins  nicht  wesentlich  ist,  das  Wasser 
uch,  .  wenn  nur  die  Temperatur  genau  dieselbe 
leibt,   die  Luft,  welche  es  durch  Schütteln  auf- 


Ruhland  über  Absorption 

genommen  hat,  nicht  wieder  abgiebi :  so  kann  Üei 
Erschf^inung ,  wie  es  mir  scheint,  nur  von  eini 
■wirklich  (■xiitirendeii  AfTujiiäi  des  Stickgas  dJ 
Ätnios[)häre  zum  SanerstnJl'gas  abgeleiret  w'erdei 
da  hier  kein  anderer  Unt-^schied  vorkommt, 
üars  im  einen  Falle  das  Quell-  und  Brunnen  was« 
da«,  beständig  in  Berührung  mit  atinosphäri»ch< 
Luft,  sich  lauge  daraus  hätte  sättigen  sollen, 
freier  Atmosphäre,  im  andern  Falle,  wenn  es  tä 
der  Luft  cingeschloss«dn  wird,  mit  abgesonderte 
atmosphärischer  Luft  in  Berührung  kommt;  so  dal 
vermuihHch  in  dem  Maafse,  als  das  Stickgas' du: 
die  verschiedenen  Oxydationsprocesse  seinen  Saaei 
stnff  verliert,  es  wieder  einen  Theil  aus  soictü 
Körpern  aufnimmt ,  deren  Oxydationtspaimtu 
wie  diejenige  des  Wassers,  gering  ist,  oder  iin^ 
kehrt  sie  nicht  zu  der  vollen  Oxydation  gelar 
läTst,  welche  sie  ohne  diese  Keaction  des  Stickgi 
der  Atmosphäre  erreicht  hahen  würden. 

Es  kommt  damit  auch  ein  Versuch  SaUsjürt 
d.  J.  überein,  insofern  derselbe  auf  eine  ähnlich 
Art  die  chemische  Vertvand tschaft  der  Kohlensiai 
zur  atmosphärischen  Luft  beweist,  da  aucb  diei 
bekanntlich  fast  noch  mehr  als  die  AflÜnität  de 
Stjckgas  zum  Sauerstofl'gas  der  Atmosphäre  von  dQ 
meisten  Chemikern  ge]äugnet  wird.  Wurde  nSm 
Uch  ein  Cactuszweig  so  lange  in  atmosphärische 
Luft  im  Dunkeln  gelassen,  als  noch  eine  Abaar| 
tion  statt  fand,  und  hierauf  in  einen  eingeschloi 
senen  Luftraum  gebracht,  so  absorbirte  er  doC 
noch  ^  seines  Volums  SauerstoIFgas,  was  sich  meli 
reremalo  mit  demselben  Erfolge  wiederholen  lieij 
wenn  er  in  den  Zwischenzeiten  in  die  freye  Atmd 


t 


der  atmosptiärischen  Luft  u.  8»  ^or«       19^ 


^  pliSre  gebracht  wurde,    in  Yrelchem  Fall6  dieselbe 

\  ihm  hestindig  wieder  einen  Theil  der  neu  gebil» 

f  deten  Kohlensäure  entrira  *)• 

^         Warmn  aber  von  dem  Wasser  neben  dem  Sauer- 
itoIFgas  auch  immer  noch  ein  Antheil  Stichgas  suf- 
genommen  wird^   rührt  wohl  daher,    dafs  die  Affi- 
nität   des    Wassers    zum    Sauerstoftgas    tiberhaupt 
schwach  ist,    so  dafs  es  dasselbe  von  seinem  Stick«* 
gas-Bettandtheil  nicht  vollständig  zu  sondern- ver- 
mag,   was   allen  schwachen^  Oxjdationsprocessen, 
I.  B.  demjenigen  der  Respiration ,    gemein  zu  sejn 
scheint;  während  die  Oele,    deren  Oxydationsver- 
mögen  gröfser  als  dasjenige  des  Wassers  ist,   auch 
mehr  SauerstoIFgas  im  V^rhältnifs  zum  SticRgas  ab*  '. 
.sorbirea,   und  so  ohne  Zweifel ,  je  energischer  der 
Oxydationsprocefs  eines  Körpers  ist,   um  so  reinet 
auch  das  Sauerstoffgas  von  dem  Stickgas  det  Atmo» 
Sphäre  gesondert  wird« 


*}  Saussares  ehem.  Unters,  über  die  YegetatioOj  übers«  r* 
Foigt.  8»  66  u.  72. 


V  .' 


igO     Monheim  gescliichtl.  DarstcUung 


Geschichtliche   Darstellung 

ti  n  d 

che  mische  Unter  suciiung] 

der  zu  Aachen  gefiuidenen  gediegene 
Metall -Masse 

Dr.  J,   F.    J.  ÖIONIIEIM. 

.  im  Jahre  176a  der  Kiirsächslsche  Prina  Ce 
3'Iaximilian Hie  Aarhner  Schwefel  -  Quelle«  besuch) 
begleitet  vom  Kurfürstlich-Süchsischen  Herrn  Hc 
lath  vind  Leibarzt  Locher,  so  bemerkte  Herr  D 
Loebcr,  als  er  einst  äus  seinem  Wohnhause, 
neuen  Badegenannt,  -vvclcheaauf  dcrBtichel -Stiali 
gelegen  ist,  herausgicng,  dafs  aus  dem  aiifgegra] 
nen  Strafsenpflaster,  mit  dessen  Ausbesjerung  tQ 
gerade  beschäftiget  war,  eine  unfärmlichelVTasae  h 
vorrage,  die  mit  einer  brannen  Rinde  umgeben  war, 
woran  man  an  einer  Seite,  wodieRindeabgestofseilj 
■war,  etwas  metallisch- glänzendes  wahrnahm, 

Hr.  Hofrath  Loeber,  der  diese  Masse  ein» 
nahern  Untersuchung  wtirdig  fand,  liefi  sie  V 
graben  und  ausmessen;  ihre  Schwere  \vurde  nai 
dieser  Ausmessung  berechnet,  und  auf  15000 
17000  Pfund  bestimmt.  l)ie  Masse  lag  nun  ein  pi 
Jahre  often  auf  der  Sirafse,  dann  aber  grub  man  *K^ 
weil  man  ihren  wissenscbafilichcn  Werlh  nie) 
kannte,  wieder  in  die  Erde  ein. 


der  zu  Aachen  gef.  ped.  Metallmasse.    197 

Hr.  Dt,  Loeber  hatte  Suiclie  von  dieser  Masse 
{<lie  splucihin  zur  Witteiibt'iger  Sammlung  gekom- 
men seyn  sollen)  poliren  lasaen,  und  fand,    dufa  sie 
va  Feinheit  der  Politur  dem  englischen  Stahle  nithti 
jltacbgaben;    auch    beschrieb  er    die   Dicke  der  die 
Masse  umgebenden   Rinde,    -^Teiche  et  von  einem 
halben    bis   ganzen    Zolle  C^inc).      Von    eigentlicher 
Binde  ist  aber  jetzt  (anr»et  einer  falschen»  die  durcb 
Zusammenbacken  von  etwas  abgelösten    Oxyds  der 
grabcnen  Masse  mit  der  sie  umgebenden   feuch- 
ten Erde   entstand)  nicht  viel  mehr  zu  finden.     Ich 
selbst  konnte  mir  vondereigentlicben  Rinde  nur  ein 
einziges  Stückchen  verschaffen,  dessenBeschreibung 
in  der  folgenden,  vom  Herrn  Berg-Oommissär 
tggeratk  verfafsteni  oryktognostisehen  Äbliand- 

vOT&nden  Tcird. 
Die  erste  gedruckte  Nachricht  über  diese  Mc- 
Masie  gab  das  Wittenbergische  Wochenblatt 
Jahre  i775  im  36-  St.  S.  288  ^-  f-  i  a"»  diesem 
le  sie  in  den  Berlinscheii  Sammlungen  zurBefÖr- 
Ug  der  Ärznev-Wiaseiischaft,  Naturgeschichte  etc. 
Bd.  5.  St. ,  vom  Jahre  1775  S.  503  und  524  auf- 
inunen.  CA/a<i«ierwähiiLBdaraufdiceer  Masse  in 
let  Schrift  über  den  Ursprung  der  von  Pallas 
idenen,  und  anderer  ihr  ahnlichen  Eisenmassen 
Ig  1794.  aus  dieser  ^^nelle  Gehler  in  seinem 
'Bihalischen  Würterbucbe  Bd.  V.  S.  C^o  und  341. 
m  Petzsch  in  seiner  kuraen  Darstellung  der  Ge* 
ichichte  über  das  Vorkommen  des  gediegenen  Eisens, 
Dresden  1604,  wieder  Chladiii  in  Schiveiggar' i ]oMr- 
nal  fürChemie  und  Physik  Bd.  IV,  1  Heft,  S.  u7, 
und  ebenderselbe  in  der  Bej  läge  zum  1  Hefle  des 
IV  Bdes    deaselbeii    Jonrnals    S. 


igg  Monheim  gescliiclitl.  Daistellun^eto. 

ihrer  noch  an  verBcbiedeneii  Orten  Erwähnung 
scbehen. 

Auch  Leaoinne  und  SJnuheim  gedacbten  di^ 
Masseim  Jahre  i8i=  in  Briefen  an  Chlad'ni,  Floe 
und  Trommsdorß^ ;  einen  dieser  Briefe  nicl 
Trommsdorff'  im  S».  Bande  des  Journals  der  Pk 
macie  i.  St.  S.  361)  bis  362  ein,  \voäurchderWuiMi 
der  Naliirforacher,  etwas  davon  zu  besitzen  , 
dings  rege  wurde.  Die  Beschleunigung  der  Ai 
grahung  derselben  haben  wir  indessen  der  Berlin 
Universität,  und  unter  deren  vortrefflichen  Mitgli 
dern,  besonders  dem  grofsen  Naturforscher  Heu 
Professor  f^e'ifs  zu  verdanken  ,  der-Seine  Excellej 
Herr»  Gtneral- Gouverneur  des  Nieder-  und  Mi(tj 
Rheins,  Königlich- Preussischen  geheimen  Stasi 
Bath  und  Bitter  SacJi.  auf  unsere  Metall  -  Masse  a 
merksani  machte.  £s  brauchte  nichts  mehr,  1 
diesen  so  grofsen  Gelehrten  als  Staatsmann»  -dt 
nichts  so  sehr  als  die  Beförderung  des  Wisseiuchlj 
liehen  und  Nützlichen  ans  Hera  gehet,  zum  schli 
nigen  Nachsuchen  zu  bewegen.  Man  machte  i 
31.  October  1814  damit  den  Anfang,  imd  schon  j 
4.  November  ^vurde  die  Masse  in  Gegenwart  Seil 
fixcellenz  des  Herrn  General-Gouverneurs,  dea.Hei 
Gouvernements  -  Konitssärs  Ober  •  Appellations-Bal 
Boelling,  des  Herrn  Kreis-Directors  Biergan. 
einer  grofsen  Anzahl  Standes -Personen  und  Büij 
BU  Tage  gefördert,  undHerrn  BergcommissärA'oi 
gerath  die  oryktoguostische,  mir  aljer  die  chemtsc 
Untersuchung,  nebst  der  Darstellung  des  Gesctücl 
lieben  übertragen. 


/  ■ 


Noegg  e  r  a  t  h  orylitognost.  Beschreib,  etc.^  ^^9 

•    -  .  ; 

Oryjuognostische  Beschreibung  der  in  Aachen 

vorgefundenen    problematischen  metaU 

tischen    Masse    vom  Berg'"  Commissär 

NoeggeratK 

Die  Masse  hat  eine  knollige  unregelmäfsige  6e* 
italt  mit  vielen  faus.tgrofsen ,  auch  kleinen,  und 
^fsem  rändlichen  Vertiefungen.  Berücksichtigt 
man  die  minder  bedeutenden  irregulären  Umrisse 
nicht«  so  nähert  sie  sich  im  ganzen  der  EyComi, 
mit  der  Modification  jedoch,  das  eine  Seite  .eine 
halbmondförmige  Einbiegung  zeigt,  eine  andere 
aber  einen  spitzwinkeligen  Ausschnitt  darbietet«  £a 
mag  dieser  gröfsere  Ausschnitt«  so  wie  mehrere  rin^ 
aenförmige  Einkerbungen,  welche  sich  an  der  Masse 
befinden ,  durch  Kunst  mit  der  Feile  oder  Säge  her* 
vprgebracht  sejn,  als  man  im  Jahr  1762  Stücke  dait)n 
getrennt  hat )  an  der  Stelle  jenes  spitzwinkeligen  Aus* 
Schnittes  scheint  dieselbe  sogar  ein  bedeutend  grofses 
Fragment  verloren  zuhaben.  Die  gröfste  Länge  der 
Masse  beträgt  4  ^^^^  9  Zoll  Pariser  Maafs,  ihre 
Ausdehnung  in  der  Breite  nach  einer  Richtung 
2  Fufs  11  Zoll,  nach  der  anderen  hingegen  d  Fuß 
5JZ0IL 

Ihr  cubischer  Inhalt  möchte  t  einem  ungefähr 
Ten  Anschlage  nach,  da  derselbe  sich  nicht  genau 
bey  der  Unregelmäfsigkeit  der  Form  ohne  gröCsere 
Vorrichtungen  angeben  läfst,  auf  beyläufig  sechs- 
Eehn  Kubikfufs  zu  bestimmen  seyn.  Das  absolute 
Gewicht  der  Masse  wird  demnächi  undbey  dex&jcv- 


200  Noeggerath  oiyktognost. Beschreib, 

nabme  einer  apccifiscben Schwere  von  G.ycj,  ")  übi 
7400  Pfund  betragen.- 

Bcy  dem  Aiiscblage  mit  einem  Hammer  ärtheilj 
ftte  «inen  reinen  und  sehr  vernebin liehen  metallii 
klingenden  Ton. 

Sie  ist  sehr  ausgezeichnet  polarisch. 

Aeurserltch  ist  äer  ganze  Block  rauh,  anebeBi 
und  von  einem  ochergclfa  und  ocberbraiiii  nügi 
cirten  und  tingirten  Eiseno.tyd  (dünn  überzogM, 
Nur  an  \Tenigen  Stellen  ■wird  eine  tuckere  Kind< 
bemerkt,  die  lich  indessen  sehr  leichtvonderHaapI 
masse  trennt,  und  welche  vielleicht  ehemals 
ganze  Masse  umhüllte,  aber  durch  das  Öftere  Uii| 
wendeil  nnd  Handhaben  sowohl  bey  der  frühere 
als  jetzigen  Ausgrabung  abgelöst  und  verloren  g 
gange;i  seyii  n;iag. 

Tolgende  ünfsere  Eeschaflenhelt  ist  an  diesi 
Jlinde  zu  bemerken: 

Sie  ist  auf  dem  Bruche  von  dunkelraucbgraue^ 
insKohlenschwarze  ahflielaeuder  Farbe.  Der  £ruc^ 
selbst  ist  uneben,  jedoch  mit  vielen  feinen,  kleine) 
und  grofsen,  rundlichen,  glatten  Elasentüumei 
durchaogen.  Das  Unebene  ist  stets  matt,  die  Bla- 
senräume  aber  irauier  glänzend,  zum  Theil  stahl' 
faring  angelaufen. 


*3  Es  ist  diese  Bestimmung  «1  einem  Stilcke  vonj^ai, 
Grati  absolutem  Gewichte,  das  die  der  iVlasse  eigBnthilui- 
liclten  BlafiCBiÄunio  in  mhllerer  Z.iiil  eiiüüelt ,  be^ 
13"  E,  auagemiitelt. 


in  Aadien  votgef.probl.  iiieUilI.  Masse,  zui 

Sie    giebt    unbestimmt     eckige    schafdäiitigB 

th*iüoke; 

iit  undnrcbsicblig; 

ihalbbart  im  boben  Grade; 

ipröde; 

Jeicht  SS  erspr  engbar ; 

raub  im  Anfühlen; 

nicbt  tonderlicb  schwer; 

ietn  Schweren  nahe,  und 

triflit  auf  den  magneiisirten  Stab. 

t>at    Ganze   zeigt  mit    wunther    Eisenschlacke 

tteftende  Uebereinstimniuiig.     Das  Innere  de« 

ifC9  «elbst  —  nachSlücken  zu  arthcilcR,  die  von 

entgegengesetzten  Seiten  abgt'schlagen  wurden, 

alle    im  Wesentlichen    durchaus   ü herein» tim- 

(-Wiiren  —  ist  mit  vielen  Kissen ,  Höhlungen  und 

alären  Blasenrauinen  durchzogen,   welche  Elets 

einem  dunkel- nufsröthlich  und  ocberbraunen 

loxyd  angeflogen  Bind.     Sehr  viele  Ablüsungs- 

Hl    sind    ebenfalls    damit    überdeckt.      Selten 

tx    eich  kleine  Flecken    eines  lauchgrünen  Be- 

gs,    und  noch  »eliener  zunächst  an*  der  Ober- 

febe  der  Masse  hier  und  da  einige  kleine  Blasen- 
le  mit  Eisenvitriol  ausgefüllt. 
Die  Hauptmasse  zeigt  auf  dem  frischen  Bruche 

olgende  aufsere  Kennzeichen: 
Farbe :  zinnweifs  sich  etwas  dem  Stahlgrauen  an- 

t nährend  (heynahe  von  der  des  weifsen  Spei»- 
fcobaltesO  tlic  BruchHächcn  laufen  sehr  bald 
hey  der  mindesten  Einwirkung  von  Feuchtigkeit 
ocbergelb,  und  oft  bronzf^rbig  an.  ' 

Qlanz:  Metallglanz. 
Ziurehsichtl^keit :  undurchsichtig, 
'•ym.  /.  Ch,m.  u.  Phyi.  »6.  Bä.  s.  H*/t.  14 


^^ 


Äoa  No eggerat  oryktognost.  Beschreib. 

ßruch:  uneben,  vpn  kleinem  Korne,  oft  schuppig; 

zuweilen  schon  sehr  dem  Kleinblätterigen  ai^ 

genähert.     ^  vi 

Bruchstücke :  unbestimmt  eckig,  nicht  sonderlid 

scharfkantig.  j 

Absonderung :  bey  dem  kleinkörnigsten  Bruche  einjl 

Anlage  zum  Nierenförmigschaligen  (wie  manchil 

gediegene  Arsenik.) 
Härte:  halbhart. 

r 

Zusammenhalt :      aufserordetitlich    schwer/  %f^ 

sprengbar  *) 
Geschmeidigkeit:      dehnbar;    kalt   läfst    es  H 

unter   dem   Hammer   platten   und   susamib 

schlagen,    auch  im  Schmiedefeuer  verhält 
'    fich  wie  Garcisen.  .  l' 

-    Biegsamkeit :  gemein  •  biegsam ,  aber  nur  bey 

schlagenen  Stücken. 
Sfificifisehe  Schwere  i   aufserord.  schwer -€t7£3. 
Magnetismus^   attractorisch ,    und   selbst  in 

kleinsten  Fragmenten  ausgezeichnet  polaris 


; 


*0  Nur  mit  grofser  Mühe  wurden  mit  ScKtfteeluxiaSiK 
einige  wenige  mei'fftens  kleine  Stücl&e  davon  g4 
Die  ganze  Ausbeute  der  zweytägigcn  Arbeit   von 
starken  Männern  betrug  Itaum  etliche  Pfund»     Ein« 
glaubliclie  Menge    Gezälie   wurde   dabey   nnbxlaäiil^ 
gexnaclit.  '        ^ 


•• 


t 


Mönl^ einlas  chemische  UlntersÜGiu  etc.  fio}. 

^  I       II. 

Chemische   Untersuchung  der  %u  Aachen  vor^ 
'  S^f^^^denen  gediegenen  Metall^ Masse  von 

von  Dr./*  P.  /.  Monheim., 

•       ■  .         ■•   . 

<  .  .  • 

ITm  bey  der  chemischen  Zergliederung  dieser  Ma^ße 
den  passendsten  Weg  .einzuschlagen«  mufite  ich 
zuvor  ihre  Bestandthcile  auszumitteln  suchen.  Ich 
Terfuhr  zu  dem  Ende ,  wie  folgt. 


I;    Versuch. 


•  ;  ..' 


IG  Quentchen  von  der  Metall  -  Masse  wurden 
mit  verdünnter   Salzsäure   übergössen ;    die  Auflö- 
sung ging  unter £nt  Wickelung  eines  nach  Schwefel 
und  lynoblauch  riechenden  Gases  zon  Statten,  und 
es  blieb  ein, kleiner  Rückstand  von  violettbranner 
Farbe  ünaufgelöst   zurück«     Ein  über   das    Gefäb, 
worii)   die    Auflösung  von    Statten   gieng,     aufge- 
henktes »   mit    essigsaurer  ßleyauflösung  bestriche- 
nes  Papier  wurde    schwarzbraun  gefärbt.  —     Bey 
diesem  Versuche  liefs  mich  der  starke  Knoblauchge- 
rrich  die  Gegenwart  des  Arsenik- Metalls,  das  schwära^- 
liehe  Anlaufen  des  mit  Bley- Auflösung  bestrichenen 
Papiers  aber  jene  des  Schwefels  vermuthen. 

2,  Versuch. 

Um  zu  erfahren,  wie  weit  meine,  aus  de» 
Erscheinungen  des  ersten  Versuches  geschöpfte,  Ver- 
iDuthung  gegründet  scy,  /glühte  ich  lo  Quentchen 
ttniercr  Metall -Masse  mit  30  Quentchen  chemisch- 
Teiaen  Sa'lpeters  im  Platinticgel  bis  zur  voWkonime 


ao4    Monheim's  cliemisclie  Untersuch. 

nen  Zersetzung  des  Salpeters.  Dann  lösete  ich  i 
Salzmasse  in  destillirtem  Wasser  auf,  stellte  ( 
durch  Filtriren  Abgeschiedene  Un  auffiel  äste, 
ich  mit  A  bezeichnete,  zur  ferneren  Unteiä 
bey  Seite,  und  sättigte  die  fast  wasserhefli 
■ung  mit  Essigsäure.  Da  ich  hej  dieser  j 
eine  Verminderung  der  Helligkeit  der 
benaerktn  glaubte,  die  mich  auf  langsame  J 
irgend  eines  uugefärbren  Stoffes  scbliefsei 
so  dampfte  ich  die  Flüssigkeit  zur  Hälfte  l 
«ich  dann  wirklich  ein  gallertartiger  Niei 
bildete ,  den  ich.  nach  dem  Gliihen 
Kauhigkeit  im  Anfiiblen,  seine  UnautlÖsHchkeit 
Säuren,  und  seine  gänzliche  Auflöslichkei 
in  der  Glühhitze,  als  reine  KicseluTde  anerKannt 
Nacl\  von  der  Auflösung  entfernter  Kieselerde, 
tersuchte  ich,  dem  eigentlichen  Zwecke  dieses  Ve 
Buches  gemäfs,  die  Flüssigkeil  auf  Schwefelsäai 
und  Arseniksäure,  deren  Gegenvvart  oder  Abwes 
heitmich  vomDaseyn  oder  Abwesenheit  des  SchVT' 
fch  und  Arseniks  in  ansrer  Metall- Masse  übersei 
gen  raufsten.  Zu  dem  Ende  schüttele  ich  ,  um  ai 
erst  die  Schwefelsäure  aufzusuchen,  in  die  neutfa! 
Flüssigkeit  neutralen  essigsauren  Baryt , 
als  noch  eine  Trübung  erfolgte;  es  entstand  ri 
Weifser  Niederschlag,  der  auf  dem  Filtro  ] 
meit,  gut  "ausgelaugt,  getrocknet,  im  Flaiinüegt 
mit  dem  vierten  Theil  seines  Gewichts  Kohle  e 
Stunden  lang  geglübet,  und  dann  mit  verdünnt« 
Salzsäure  libergossen,  durch  das,  bey  der  Ucb0| 
giefsung  mit  Salzsäure,  sich  aus  ihm  entwickelnd^ 
achwefelbakige  WasserstofVgus,  bewies,  dafs 
nichts  als  schwefelsaurer  Baryt  gewesen  war»   ^ 


■i  2.  Aachen  Torgef.  gedieg.  Metall -Masse,  ao$ 

durch  die  Gegenwart  des  Schwefels  in  unsrerMetiill- 
Masae  aufser  Zweifel  gesetzt  hl.  Um  auch  die  Ar- 
Kniksäure  zu  entdecken,  trö|)ffhe  irh  in  die,  vom 
Jcbwefelsauren  Baryt  befreyte,  Flüisigkeit  lo  lange 
niig«3ureft  filey,  als  noch  ein  Niederschlag  oder 
eine  Trübung  erfolgte,  trocknete  den  gut  ansge- 
laagten  Niederschlag,  und  «etzie  ihn  dern  Gliihe- 
fener  aus.  Während  dei  Glühens  bestreute  ich  die 
Matise  zu  verschiedenen  Zeiten  mit  feinem  Kohlen- 
polver;  das  Kohlenpulver  entzündete  sich  mit  eini- 
ger Lebhaftigkeit,  und  es  stieg  ein  weifser  Dampf 
auf,  der  nach  Knoblauch  roch,  wodurch  ich  in 
fler  Vermuthung,  dafs  untere  Masae  Arsenik  ent- 
halte, bestärkt  wurde. 

3.  Versuch. 
Um  mich  indessen  von  der  Gegenwart  des  Är- 
jeniks  vollkommen  zu  überzeugen,  gliihte  ich  noch- 
mals 10  Quentchen  Metall  -  Masse  mit  30  Quentchen 
Sali>eter  im  Flatintiegel ,  bis  zur  vollkommenen 
Zersetzung  des  Salpeters,  lösete  dann  die  Masse  in 
dettillirtem  Wasaer  auf,  schied  durch  Filtriren  da» 
Unanfgelüste  vom  Aufgelüsten,  sättigte  die  Flüssig- 
keit mit  Essigsäure,  dampfte  sie  zur  Hälfte  ab,  schied 
dann  durch  Filtriren  die  Kieselerde,  und  theiltenun 
die  Flüssigkeit,  nachdem  ich  zuerst  durch  essigsau- 
ren Baryt  die  Schwefelsäure  gefallt  und  den  Nio- 
derschlag  durch  Filtriren  abgeschieden,  injTheile: 
in  den  isten  schüttete  icbsalzsiureKobalt-AultÖiung; 
die  Flüssigkeit  trübte  sich,  und  es  entstand  ein  ro- 
senroiher  Niederschlag;  in  den  3ten  Theil  gofs  ich 
jchwefelsaure  Kupferauflösung,  wobey  die  Flüssig- 
,t  sich  trübend,    einen  Niederschlag  von  übei!i\tft 


• 


oo5  Monheim's  chemische  TJntersucli. 

Bchoner  grünen  Farbe  (Scheelsclies  Grün)  Üeferti 
in  den  5ren  Theil  endlich  liefs  ich  schwefelhaltigi 
Wasserstoffgas  hineinströmen,  wubty  ein  Icicht^c 
ber  Niederschlag  erfolgte,  der,  auf  glühcndeKuhli 
geworil'en,  einen  gemischten  Scliwefel  -  undKnCi 
lauchgeruch  verbreiteLe.  Es  ist  aUo  durch  die  Ä 
»ultate  der  eben  beschriebenen  Versuche  die  G 
genwart  des  Arseniks  In  dieser  Metall  -  Masse  vol 
kommen  erwiesen. 

4.  l^  er  such. 
Die  im  Cten  und  gten  Versuche  rorgefondei 
Kieselerde  zog  besonders  meine  Aiifmerbsamlieit  z 
«ich,  und  zwar  um  so  mehr,  da  ich  zu  diesen  V( 
suchen  nur  durchaus  derbe  ,  glänzende,  selbst  \ 
allem  anhängenden  Oxyde  freye  Metall  -  Slückcfai 
angewandt  hatte.  Ich  dachte  mir:  diese  Stiickch 
waren  durch  und  durch  glänzend,  ich  hatte  ti« 
den  dünnsten  Plattchen  geschlagen,  an  keinem  i 
selben  Spuren  von  etwas  Erdigtem  bemerkt,  1 
beym  Versuche  angewandte  Salpeter  war  chemiic 
rein,  der  Versuch  selbst  war  im  Platintiegel  veri 
.«taltet,  wie  konnte  ich  also  Kieselerde  erhalten? 
tcb  [habe  sie  indessen  wirklich  erhalten;  — 
soll  ich  das  erklären?  —  Sollte  sich  die  Kieselei 
mit  unserer  Masse  chemisch  verbunden  be[iiid< 
ohne  ihr  den  Metallglanz,  die  Fähigkeil,  eine  »ta 
ähnliche  Politur  anzunehmen,  und  selbst  die  Dch 
barkeit  benommen  zuhaben?  —  Dlefs  wollte  i 
nicht  einleuchten.  —  Ich  wiederholte  daher  i 
Sten  Versuch  inehrmalsmit  dergrüfsten  Genauigh 
nahm  uur  ganz,  reine,  zu  äulserst  dünnen  Plätlcl 
geschlagene  Metall -Stücke,  spülte  mit  desiilHrt 


d.  z,  Aaclien  vorgef.  gcdifg,  Metall -Masse,  zoj 

Wasser  alles  Oxyd  uoiä  anhaugendcn  Staub  ab,  be- 
diente Toich  chemigch  -  reinen  Salpeter»,  macbte 
den  Versuch  ini  Platintiegel,  und  erhielt  doch  jedc»- 
m&l  Kieaelerde.  —  An  dem  Vorfinden  der  Kiesel- 
erde ■vpähreud  der  Versuche  war  also  nicht  mehr 
«u  zweifeln;  nun  aber  fragte  es  sich,  wie  sie  sieb, 
als  Rieselerde,  mit  unserer  Metall  -  Masse  verbinden 
konnte,  <la  man  doch  bisher  kein  Beyjpicl  von  Ver-  ' 
biadungcQ  der  Erden  (als  solche)  mit  regulinischen 
Metallen  hat?  —  Meine  Meinung  ist  diese:  Da  un- 
sere Metall  -  Masse  die  F^ibiglieit  bat,  eine  stahl- 
Shnliche  Politur  anzunchnren,  mit  Metallglanz  und 
Dehnbarheit  verpaart,  sn  ist  an  eine  Verbindung 
der  Kieselerde  (als  solche)  in  unserer  Metall-Masse  , 
tiicht  leicht  zu  denken;  ich  vermnthe  daher  mit 
einiger  Wahrscheinlichkeit,  dafs  nur  die  Grundlage 
Kieselerde,  das  Sicilium,  oder  Kiesel- Metall 
unserer  Metall -Masse  enthalten  sey,  und  die 
tselerde  erst,  während  der  Versuche,  aus  dem 
^cium,  durch  Anziehung  von  Sauerstoti',  ent- 
Was  die  Wahrscheinlichkeit  dieser  Vermu- 
log  zu  bestätigen  scheint,  ist  der  Umstand,  dafs 
;re  Metall -Masse,  wie  die  von  Berzclius  nnd 
omeyer  untersuchte  hünsClicbe  Verbindung  des 
lens  mit  Kiesel- Metall  und  KohlenatofF,  w^enn 
man  sie  glühend  in  kaltes  Wasser  bringt,  harter 
wird,  dadurchihre Dehnbarkeit  einbüfslundbrüchi- 
gerwird,  und  endlich  eine  feine  Politur,  unddurch's 
PoUren  einen  starken  Spiegelglanz  annimmt.  Der 
folgende  Versuch,  verglichen  mit  demvon  Ber=e/iu^ 
nnd  Stromeyer  mit  der  aus  Eisen,  Silicium  und  Koh- 
lenstoff bestehenden  Verbindung  gemachten,  wii^d 
die  Wahrscheinlichkeit  des  Daseyns  des  Siesel-Mc- 


tf^ 


^^ä 


2o3     itfonheim's  chemische  Untersuch. 

talls  fast,aurser  Zweifel  setzen,  indem  ajch  der 
gten  Versuche  behandelte  Hüchitand  gegen  Säui 
ganz,  wie  die  von  eben  genannten  Gelehrten  u 
tersuchte  Silicium  -  haltige  Eisen  Verbindung  vethS 

5,  Versuch. 
Den  im  aten  Versuche  als  unaufgelßst  erhalt 
nen,  mit  Ä  bezeichneten  Kückatand  von  braun 
Farbe,  iihergofs  ich  mit  verdünnter  Salzsäure  1 
lange  bis  ein  neuerdings  hinzugefügter  Zusatz  nicl 
mehr  darauf  einwirkte;  die  Auflösung  ging  nnti 
Entwickelung  von  Wasserslofl'gas  von  statten,  nii 
es  blieb  ein  Riicksta:ul  von  vio]eilbraaner  Farb 
Dieser  Rückstand  halt«  merkwürdige  Eigenschaften 
denn  wie  die  von  Berzelius  und  Stromeyer  beha: 
delte  Verbindung  von  Kieselmetall,  RohlenstofftU 
Eisen,  wt^rde  er  von  den  Säuren  nie  gana  aufg 
löset,  und  was  z-  B.  Salzsäure  oder  galpelei 
Salzsäure  bey  jedesmaliger  Behandlung  aufnahi 
verhielt  sich  gegen  Reagcnticn  im  Allgemeinen  ü 
Eisen.  Ein  Umstand  zog  bej-  diesen  Versuchen  h 
sonUers  meine  Anfmerksamkeit  auf  sich  ;  so  oft  ic 
nämlich  in  eine  der  durch  Salzsäure  oder  salpetei 
«aure  Salzsäure  erhaltenen  Auflösungen  Gallus-Tii 
ctur  schüttete,  so  entstand,  wenn  d>e  Flüssigki 
keinen  merklichen  Ueberschufs  von  Säure  halt 
gleich,  sonst  aber  erst  beym  Zuschütten  v 
caustischem  Kali  oder  Ammoniak,  ein  so  häufig< 
violetter  gallertartiger  Niederschlag,  dafs  die  Flu 
■igkeit,  wenn  sie  sehr  Concentrin  war,  zuweili 
zu  einer  festen  Masse  gerann. —  Diese  Erscheinuri 
verbunden  mit  der  Schwerauflßslichkeit  in  Säure 
UeTs  mich  die  Gegenwart  von  Titan  verraulhen; 


n 


ä.  Z.Aachen  vorgef.  giflieg-  Metall- Masse,  flOg 

verschaffte  wir  demnach  netien,  dem  so  eben  bo- 
icbriebcnen  ganz  ähnlicbeu,  Hückstand,  und  be- 
handtlte  ihn  Bb^vethaclnd  mit  Salzsäure  auf  nassem 
Wege,  und  mit  kohlpnsaurciii  Kali  durch  Glühen 
im  Silberticgel.  Sowohl  die  Salzsäure  als  d;is  Kali 
nahmen  jedesmal  etwa»  auf,  und  al»  ich  nach  3ma- 
ligcr  Abwechselung  der  Behandlungen  den,  nach 
ndlung  mit  kohlensaurenn  Kali  durch  Glühen 
ickgebliebenen,  Hücksland  in  Salzsäure  aurtösie, 
taud  ich  nach  einer  halben  Stunde  das  Ganze  in 
fejte  durchsichtige  Gallerte  von  gelber  Farbe 
-andelt,  was  mir  die  Gegenwart  von  Titan 
Wahrscheinlicher  machte.  Bey  Allem  dem 
ite  ich  keines  entdecken,  und  durch  Reagentieii 
der  gallertartigen  Substanz,  die.  bcy  Zti- 
lung  von  vieler  Salasäure»  in  der  Wärme  wie- 
düanfiüssiger  wnrde ,  Nichls  als  Eisen  zu  fin- 
Es  mufste  indessen ,  aufser  dem  Eisen ,  noch 
■as  Anderes  zugegen  scyn;  ich  fiel  also  auf  den 
laaken,  diese  letzte  Flüssigkeit  mit  Ammoniak 
^erznichlagen.  Der  Niederschlag  war  von  brau- 
Farbe;  ich  laugte  ihn  gut  aus,  digerirte  ihn, 
ohne  ihnzuvOTzu  trocknen.  48  Stunden  mit  cansti- 
tcbem  Ammoniak,  fiUrirte  dann  die  Flüssigkeit, 
nnd  untersuchte  sie  mit  Reagentien.  Sie  wirkte 
■uf  alle,  die  Galhis ^Tinclur  ausgenommen,  blof» 
kk Ammoniak.  Mit  der  Gallus-Tinctur  aber  ent. 
(land  ein  häufiger,  gelblich  -  weifser,  gallertartiger 
Hiederscblag ,  der  sich  frisch  gefällt  beym  Zusata 
von  vieler  Salzsäure, gröfstentheil*  auflöste,  nach 
dem  Glühen  aber  weder  von  Salzsäure,  noch  von 
Schwefelsäure  und  Salpetersäure,  wohl  aber  durch 
neues  Glühen  mit  Kali  anfgelöstt  wurde.     Es  war 


210     Moulieim's  chemische  Unters 

tlso  Kieselerde,  die  »icb,  -was,  meine»  Wii 
noch  kein  Chemiker  bemerkt  hatte,  duicb 
Dig'itiren  mit  cans tische m  Ammoniak  zum  Tl 
darin  aufgelöset  hatLe,  und  die,  was  cbenfulU  a 
run  Keinem  wahrgenommen  worden,  von  der  ( 
lijs  -  Tinctur  aus  neutralen,  oder  auch  etwai 
Alkalien  übersättigten  Flüssigkeiten  gefüllt  -wui 
leb  untersuchte  nun  die  kaliacben  Laugen,  die 
diirrh  die  Behandlungen  des  Kiickstandes  mi[-k 
lensaurem  Hall  durch  Glüben  erhalten  hatte,  i 
gaben  mit  Gallus  -  Tinctur,  bejm  Zutropfeln  ■ 
etwas  Essigsäure,  gallprlarlige  Niederschläge,  ( 
in  allen  fand  ich  nichts  als  Kieselerde.  Auch; 
oben  durch  Ammoniak  gefällte,  und  mit  Am] 
niak  digcrirte,  Niederschlag  wurde  durch  ferju 
Behandeln  mit  cauitiscbeni  Iluli  ganz  iuKteieli 
und  £isi;iioxyd  zerlegt.  Man  darf  also  kaum  n 
Kweifchi,  dafs  der  in  Säuren  so  seh werauflüsli 
nückatand  aus  Kiesel  -  Metall  und  Eisen  besU 
■welche  Verbindung  erst  nych  gänzlicher  VerwJ 
lung  des  Kiesel -Metalls  in  gallertartige  Kieael< 
vullkommen  getrennt  werden  kannte. 

6  f ersuch. 
Da  in  den  Versuchen  von  Berzelius  und  fl 
meyer  es  der  Rohlensioli  war,  der  die  Kieselerdi 
den  metallischen  Zustand  versetzte,  so  unterste 
ich,  ob  auch  in  unserer  Metall -Masse  Eohleni 
vorhanden  wäre.  Zu  dem  Ende  brachte  ieh, 
Gran  unserer  sehr  verkleinerten  Metall  -  Masse 
500  Granen  Salpeter  in  einer  kleinen  Glai-Ket 
»um  Glühen  ,  und  leitete  den  Hals  der  RetorB 
eine  mit  lialkwasser  gefülKe  Flasche,    die  ich, 


d.  z. Aachen vorgef. gcdieg. Metall-Masse,   an 

iBltdie  durch  Zersetzung  des  Salpeters  entstehenden;: 
^ba  Wasser^ unauflösbaren  Gase  entweichen  konnten, 
utht  ganz   verschlofs.      Während   des  Glühens  der 
"If asie  TN^urde  das  Kalkwasser  getrübt ,  und  als  ich 
in  das  Retörtchen»  nachdem  die  Mischung  ein  paar 
Stunden    lang    geglühet,     i-  Quentchen  verdünnte 
Schiyefelsäure  gofs,  das  Retörtchen  schnell  ins  Kalk- 
'W'as&er  leitete,  und  die  darin  enthaltene  Flüssigkeit 
ins  Kochen' brachte  9    und  einige  Zeit  darin  iinter« 
hielt,     so  erhielt  ich  einen  häufigen  Niederschlag, 
der  vollkommen  getrocknet  4^  Gran  wog.     Mit  ver- 
dünnter Salzsäure  Übergossen,  brauste  er  etark  auf, 
^nad  verbreitete  den  der  Kohlensäure  eigenen  stechen-t 
r  den  Gerxicb,  woran  ich  ihn  als  kohlensauren  Kalk 
[  erkannte  und  wovon  4f  Gran  tidchScrzclius  ^  Gran 
Kohlenstoff  anzeigen. 

Aus  den  so  eben  besx:h rieben en  Versuchen  er- 
hellet, dafs  unsere  Metall  -  Masse  aus  Schwefel,  Ar- 
senik -  Metall ,  Kiesel  -  Metall  oder  SiÜcium ,   Eisen 
:  imd  Kohlenstoff  bestehe. 

Um  nun  das  quantitative  Verhältnifs  dieser  Stoffe 
«u  iin^den  schritt  ich  zur  chemischen  Zergliederung, 
•  welche  ich  folgender  Maafsen  veranstaltete. 


jinalyse. 

1.  10  Quentchen,  oder  600  Grane  (Nürnberger 
Medizinal  -  Gewicht)  von  unserer  mit  t^ieler  Mühe 
yer^einerten^Metall- Masse  glühte  ich  mit  30  Quent- 
chen chemisch  -  reinen  Salpeters  im  Platin -Tidgel 
mehrere  Stunden  lang,  das  heifst,  bis  zur  vollkom- 
menen Zersetzung  de»  Salpeters ,  weichte  dann  die 
erhaltene  kaiische  Salz-  Masse  mit  kochendem  destil- 


211    Monheim's  chemische  ITnlcrsndKll 

lirten  Wasser  auf,  und  schied  das  Aufgelösl 
I  UnaufgeliJslen  durch  Filtriren,  Die  Auflösur 
ich  mit  A  bezeichnete  ,  setzte  ich  einsweil 
ferneren  Untersuchung  bcy  Seite,  und  glüh 
Bückstand  nochmals  mit  30  Quentchen  Sa 
bis  zur  vollkommenen  Zersetzung  des  letzter 
auch  die  letzte  Spur  von  Arsenik  au  säuern,  ^ 
TÖlh'g  von  der  übrigen  Masse  trennen  zu  ki 
was  bey  einem  einzigen  Glühen  mit  Salpeter 
immer  gelang,  weichte  dann  die  Salzmasi 
hocheudem  desiillirlen  Wasser  auf,  schied  das  , 
löste  vom  Nichtaufgelüsten  durch  Filtriren, 
die  erhaltene  Flüssigkeit  zu  der  früher  erba 
mit  A  bezeichneten,  bezeichnete  den  unaufge 
Bückstand  mit  B  und  stellte  diesen  zur  spaten 
tersuchung  bey  Seite. 

c.  Die  mit  A  bezeichnete  Flüssigkeit  ei 
ich  mit  Essigsäure,  sie  schien  dadurch  etwa 
ihrer  Helligkeit  zu  verlieren,  was  mich  ein 
■ames  Absetzen  von  etwas  Kieselerde  ven^ 
liefs  ;  ich  dampfte  sie  daher  bis  auf  4  Unzen  ab 
schied  durch  Filtriren  den  wirklich  entstani 
gallertartigen  Niederschlag,  der,  nach  dem  Gl' 
4  Gran  wog,  und  sich  wie  reine  Kieselerde 
hielt. 

3.  Ans  der  von  derKieselerde  befreyten  ni 
len  Flüssigkeit,  schlug  ich  die  Schwefelsäure  c 
neutralen  essigsauren  Baryt  nieder;  der  erba 
■chwefelsaure  Baryt  wurde  durch  Filtriren  voi 
Flüssigkeit  abgeschieden,  gut  ausgelaugt,  get 
net  und  geglüht;     er  wog  nach  dem  Glühen 


I 


d,±..Aaxhffa  vorgef.  gedieg.  Metall-Masse«  S13 

Bran ,  wdclxe  nach  Slaproth  2  Gran  Schwefel  an* 
■eigen  *)• 

4.  Ans  der  vom  schwefelsauren  Baryt  befrej« 
timi  Fliusigheit  fällte  ich  die  Arseniksäure  durch  es- 
sigsaures Bley.  Das  wohl  ausgelaugte  arseniksaur« 
Bley  -wurd  durch  mäfsiges  Glühen  getrocknet.  £^ 
:wog  alsdann  413^  Gran/  welche  nach  Elaproth 
go  Gran  Arsenikmetall  enthalten. 

6«  Qen  heym  isten  Versuche  init  B  hezeich-* 
neten,  zi^r  ferneren  Untersuchung  surückgestellten 
Rückstand  behandelte  ich  mit  Salzsäure.  Diese  lösete 
den  gröfsten  Theil  davon  auf;  es  blieb  aber  ein  nicht 
■uflösIicherRückstand  von  violettbrauner  Farbe.  .  Die* 
len  glühte  ich  mit  dem  dreyfachen  Gewicht  reinen^ 
ganz  mit  Kohlensäure  gesättigten  kohlensauren  Ka<» 
li's  im  Silbertiegel  eine  Stunde  lang,  dann  behan? 
delte  ich  das  nach  dem  Auskugen  mit  destilUrtem 
Wasser  zurückbleibende  Pulver  wieder  mit  Salzsäura 
lüf  nassem  Wege,  und  wiederholte  diese  abwech« 
lelnden  Behandlungen  dreymal  nach  einander; 
bey  der  3ten  Behandlung  mit  Salzsäure  erstarrte  die 
Flüssigkeit  nach  einer  halben  Stunde  zu  einer  durqh« 
•ichtigen  gallertartigen  Masse  von  gelber  Farbe,  und 


*)  Da  in  600  Gran  nur  2  Gran  Schwefel  entbalten 
sind,  die  Metallmasse  so  lange  Jahre  in  der  Nähe  der 
Schwefelquellen  gelegen  war ,  '  ich  auch  nur  Stücke^ 
fo  von  der  Oberfläche  der  Masse  genomnien  worden, 
auf  die  also  nothwendig  das  Schwefelgas  während  so 
vieler  Jahre  gewirkt  hatte,  untersuchen  konnte :  so  wäre 
es  (möglich ,  dafs ,  wenn  man  in  Zukunft  aus  dem  In^ 
nern  der  Masse  genommene-  Stucke  chemiso|i  zerglie« 
derte,  man  keinen  Schweiel  vorfände* 


ai4      Monheim's  chemische  Untersuch. 

nachdem  ich  diese  nochmals  lei(;ht  getrochnet, 
mit  kohlensaurem  Kali  geglnhet  hatte,  blieb  fa 
Auflösen  nichts  ah  etwas  Eisen  -  Oxyd  zurücfe. 
erhaltenen  halischeii  Flüssigkeiten  wurden  nan 
ÄUsaniraengeschüttel.  mit  Essigsaure  gesaltiget, 
anf  =  Unzen  ahgedampft.  und  filtrirt.  Der  auf 
Filter  gesammelte,  wohl-  ausgelaugte  und  gegl) 
Nifd erschlag  wog  3  Gran  und  verbtfelt  sich 
Viie.  Kieselerde;  die  durch  Salzsäure  erhaltenen 
iösuugen  wurden  ehenfalls  zusammengeschii 
mit  reinem,  nacli  Klaprotli's  Methode  bereiß 
canstischen  Kali  gefällt,  noch  4.  UnEcn  übeiiC 
lige  Kalilauge  hinzugefügt,  das  Ganze  in 
Glasfl.ische  mit  enger  Oeffiiiing  im  Sandbade  4' 
den  gekocht,  der  Niederschlag  durch  Filtrircn' 
der  Autlotung  geschiedun,  die  Autliisung  mit  £ 
sSure  gesättigt,  bis  auf  etliche  Unaen  abgedai 
lind  filtrirt;  auf  dem  Filtro  blieb  eine  gallertai 
Substanz  zurück,  die  gegl  üb  et  s/g  Gran  "WOg 
»ich  ganz  wie  Kieselerde  verhielt. 

G.  Der  im  5ien  VersUtlic,  durch  Fällung 
Salzsäuren  Aallüsungen  durch  Kali,  erhakenSi 
ausgelaugte  und  getrocknete  Niederschlag  W 
mit  Gel  angckucteC,  und  im  verschlossenen  Pli 
tlegel.eine  Stunde  lang  geglühet;  das  herausgci 
meiie  l'ulver  wurde  gaua  vom  Magnete  angezOj 
uud  wog  50g  Graue.     Es  war  metallische»  £i» 

7.  Der  Gehalt  unserer  M.isse  an  Kohlec 
"Wurde  durch  einen  besondeni  Versuch  (S.  i  ß. 
such  der  Vorarheitcii)  aufs  genaueste  faestimm^ 
erhellte  daraus,  dafs  iodGiuii  unserer  ^ass«  ^ 
Kohlenstoß',  aiäo  60a  Gran  Müsse  5  Gran  Üiotl 
etoff  enthalten. 


z.  Aachen  vorgef.  ged.  Metall-Masse.   215 

rkuiig  über  so  eben  beschriebene  Analyse. 

ch  hatte«    'wie  bekannt,   600  Gran  IVJ^asse  zur 
je  angewandt,  und  erhielt,'  wie  man  bey  der 


hxne  ersieht: 

Schwefel     .     . 

.      2. 

Arsenik -Metall 

.   90- 

Kieselerde    .     • 

•    91% 

Kohlenstoff 

•     3- 

Metallisches  Eisten  505. 

y 


Zusamnien  609/5  Gran« 
liervon  mufs  aber  der  Sauerstoff  der  KieAelejrA^ 
ogen  werden,  der  nach  Stromeyev  in  g/g  Gran 
rran  beträgt,  so  dafs  die  Menge  des  durch  97^5 
Kieselerde  angezeigten.  Silicimns  oder  l^iesel- 
Is  nur  41-  Gran  ausmacht.  —  Die  5^  Gran 
Stoff  von  609/0  Gran  abgezogen»  lassen  604^ 
zurück,  »also  nur  einen  Ueberschufs  von 
ran,  der  b^m  £isen  in  etwas  Kohle  des 
tzten  Oeles  aufzusuchen  ist*. 
)0O  Theile  dieser  Masse  bestehen  demnach  aus 

Eisen       .     *    ,     .     .     .    5pp,5« 
Arsenik -Metall  ,.     .     .       99.     i, 
Silicium  oder  Kieselmetall     4Ȋ* . .. 
Kohlenstoff       .     •  .  •     •        Z\     \ 
Schwefel      .     .     •     •     .         fl- 


600.    ■  " 


U4 


gemeine  Schlufsfolge  und  Bemerkungen.. 

&US  dem  Vorhergehenden  geht  hervor;  dafs' dife 
^lerde  in  unserer  Masse  nicht  als  solche,  sonderä 
letallisohen  Zustande  zugegen  ist;  dafs  von  der 
1  gefällten,    noch  nafs  mit  vielem  causiisch^n 


• 


\ 


\ 


-^^  -•  "  ■ 


2i6      Monh  elm's  U'cniische  ünlersuta 

Aiiinioiiiak  43  SiuiiJen  lang  digerirteii  Ktei 
sieb  etwas  darin  auflüset;  dafs  diese  AuflÖiiu 
der  Gallus-Tinctur  iii  galleriartigem  Zustanoi 
fallt  wird,  dafs  auch  die  Aullösungen  von  et 
wenigem  der-frisch  gefällten  Kiesel- Gallerte  in! 
läure  durch  Gallus- Tinctur  beyra  Zusatz  vonÄin 
niak,  und  eben,  so  die  AuOiJsuiigen  der  Kiesel 
in  caiislischem  Kali  durch  Gallus-Tinctur  beym 
salz  von  einer  Säure  gefallt  werden,  welcly 
wiraen  bey  Unlersuchtingcn  von  unbekanntd 
tallmischungen  von  höchster  Wichtigkeit  i 
dem  man,  bey  Nicht-Berücksichtigung  dieSr 
genschaften  der  Kieselerde,  bey  ähnlichen  Mol 
Mischungen,  wie  die  unsrige,  wenigstens  viele 
gebliche  Arbeiten  unternehmen  würden,  ja  gar  a: 
Umständen,  wo  »ich  mit  dem  Silicium  oder  Kit 
metall  ein  wetriger  churakterisirtes  Metall  i 
Eisen  ist,  verbunden  befände,  leicht  irrige  ] 
Tangen  machen  Itönnte. 

Scbliefslich  bemerke  ich  noch,  daTs  icffl 
den  Fragmenten  unserer  Metallmasse,  einige,  ^ 
Ganzen  verschiedene  kleine  Nieren  wahrnahm, 
durch  ihr  Aeufseres  und  ihre  Härte  dem  Arseqäj 
ähnlich  waren,  und  auch  wirklieb  mehr  Afw 
als  die  übrige  Masse,  enthielten. 

Was  endlich  den  Ursprmg  dieser  Metall-M 
angebet,  darüber  läfst  sieb  mit  Bestimmtheit  Nii 
tagen;  ajle  voji  Chladni  angeführten  Grüt 
wodurch  er  zu  beweisen  sucht,  dafs  die  von  Pal 
Rubin  de  Celis,  von  Humbaidt  etc.  etc.  gefunde 
Eisen -Massen  weder  auf  nassem  Wege  enlst« 
noch  das  Product  einer  Künstlichen  Schmd 
seyen,    passen  ebenfalls  auf  unsre  Masie, 


neym 
eiche 
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,  z.  Aachen  vorgef.  ged.  Metall-Masse.    217 

lert  die  grofse  Verscliiedenheit  in  den  beider- 
genBMUiidth eilen,  aiemit  vorgenannten MaMen 
Ine  Classe  zu  setzen.  leb  entlialte  mich  alio 
lUrtheites  über  deren  ninthmarslicheEn titebang. 

htr^gUche   Bemerkungen   tur  vorstehenden 
Analyse. 

Die  Beschreibung  dieser  g-egcn  Ende  dei  Jahre« 
\  beendigten  Änaly&e  wurde,  -wörlüch  «0  wie 
then  gegeben  wurde,  nebst  einem  Pracht- Stücke 
unserer  Melalt-Masse  zu  Anfang  des  Jahres  »gig 
h  Sr.  Excellenz  unseren  Herrn  General -Gonver- 
r,  KÖniglicb-PreufiiBchen  geheimen  Staat»  Rat h 
ttSact^  an  die  Berliner  Univcrsilät  abgeschickt; 
■elbst  übersandte  gleichzeitig  Stücke  an  Herrn 
r- Aledicinal-Rfilh  lilapvoth  und  an  Herrn  Prof. 
\fs,  mit  der  Bitte  au  Erstcren,  meine  Versuche 
gst  Tviedcrholen  zu.  wollen. 

Im  März-Monate  1815  erhielt  ich  durch  Hn.' 
Prof.  fT'e'ifi  ein  Schreiben  des  Hn.  Ober-  Medicinal- 
Riths  nlaprotk,  worin  dieser  mir  seine,  apäterbin 
toiö.  Bande  seiner  Beiträge  zur  chemischen  Kennt, 
der  Mineral  -  Körper  S.  36S  —  370  abgedruckte 
lulyse  mitiheihe. 

s  erhellte  aus  dieser  Analyse,  dafs  unsere  Metall- 
Uuse  nur  aus  Eis^'U  und  JüohlenstoiF  bestehe,  ^uad 
'uicbaus  keinen  Arsenik  enthaUe. 

Solch  ein  von  dem  von  nair  erhaltenen  so  aof- 
EÜlend  rerschiedenes  Resultat  setzte  mich  in  Erstau- 
nen, ich  glaubte,  der  f  latintiegel  müsse  den  Arsenik 
loant.  /.  CAfm,  u.  Phys.  16.  Bd.  2.  Hfft.         i& 


^ 


siß     Monheim's  chenÜBclie  Unterll 

hergegeben  haben  *),  erneuerte  daher  die  V 
naunteii  Versuche  (selbaL  mit  Aufopferung  eine 
bertiegel«)  durch  Glühen  unserer  M^sse  mit  Salj 
im  Silberiiegel,  erhielt  aber  -wieder  eine  Sah 
die  mit  Wasser  aufgeweicht,  und  mit  E^sigsänr 
sättiget  '•),  durch  schwefelhaltige»  Wasgerslo 
Icichtgtlb  und  durch  essigsaure»  Bley  ^veifg  gef 
Tfrorde;  die  dieFdrbe  deaanimonialihahigen,  sei 
feleaueen  Knpferoxyds  in  die  de»  Scheelschea  Gi 
tiniwandeJte,  sich  dabey  leicht  trübte,  diefsmal 
nicht  den  starben  grünen  Niederschlag  lieferte, 
ich  hey  den  ersten  Versuchen  erhalten  hatte. 

Ich  war  nun  überzeugt,  dafs  mein  FUtinti 
an  den  erwähnten  Erscheinungen  keinen  Anti 
batte,  die  nun  einzig  von  unserer  Melallniaue 
rühren  konnten;  ich  er*ah  aber  zugleich  bey 
uetien  Versuchen  auB  dem  nunmehrigen  Nicbter 
teil  des  häufigen  grünen  Niederschlag»  durch  ami 
niaUhaltiges  schwefelsaures  Kupferoxyd,  an 
Stelle  jetzt  nur  die  von  einer  leichten  Trübung 
gleitete  Umwandlung  der  blunen  Farbe  in  dieG~E 
wahrgenommen  wurde,  dafs  das  von  mir  zur 
ipünglicheu  Analyse  angewandte,  iu  loo  Thd 
■5  Theile  Arsenik  enthaltende  Stück .  das  mit 
moniakbal tigern   schwefelaauren    Kupferoxyde 


•)  Wie  bekannt ,  bedient  man  lich  eines  Ziuntzes  voä' 
•enilt  hey  Bearbeitung  der  Platin- Gefiifse.  Idi  i».\ 
daher  an  die  Müglichleic   eines  Etüchhahes  davon. 

■*3  Die  Sätlignng  iiiufs  vollkommen  seyn,  weil  bey  eii 
Ueberechurs  von  Kali  das  Scliwefeliiaitige  Wh««») 
gas  keinen  Niederschlag   bewiikt. 


d.  z.  Aachen  vorgef.  ged.  Metall-Masse.    A19 

iaCBSrordeatlich  starken  grünen  Niederschlag  lieferte« 
den  Hr.  Dr.  Lesoinnß  und  andere  meiner  Freunde» 
«p  denselben  bey  mir  zu  sehen,  Gel egenbeit  hatten» 
tp  oft  bewunderten»  vielleicht  das  einzi|;e  Stück 
ttrar»  was  den  Arsenik  in  so  aufserordentlicber  Menge 
^enthielt.  Ich  war  aber  auch  durch  jedesmaliges 
Eintreten  der  oben  erwähnten  Erscheinungen  bey. 
Wiederholung  der  Versuche  vollkommen  überzeugt» 
-dafs  ich  es  nicht  mit  blofsem  Eisen  und  Kohlen- 
stoffq  zu  thun  hatte»  und  schlofs  daher  nach  wie 
-irox  auf  Arsenik* 

Was  hätte  mich  auch  in  dieser  Meinung  wan- 
;ikend  tna6hen  können?  Vielleicht  die  Nicht -Ver-. 
[flächtigung  des  Arseniks  bey  Löthrohr-  und  Kö- 
^itnngs- Versuchen?  Aber  dieser  Umstand,  der  all  er- 
^dings  berücksichtiget  zu  werden  verdient ,  schliefst 
^micht  die  Anwesenheit  des  Arseniks  aus»  denn  man 
;liraucht  nur  anzunehmen,  dats  in  unserer Metalk 
jllasse  das  Arsenik  -  Metall  so  fest  an  das  Eisen  und 
fSilicium  gebunden  sey»  dafs  der  Wärmestoff  diese 
jfVerbindung  nicht  zu  trennen  vermöge  >  so  ist  die 
EBa4ibe  ejklärt;  und  wer  wird  wöTil  in  dieser  Erklä- 
^ng  etwas  Widernatürliches  finden?  Geht  doch 
[<b*e  Chlorine  mit  dem  Ammoniak  eine  Verbindung 
Lein»  so  der  Wärmestoff  schwer  zu  trennen  vermag» 
prie  viel  leichter  kann  ein  ähnlicher  Fall  bey  festeren 
(Stoffen  eintreten? 

Die  NichtVerflüchtigung  des  Arseniks  bejr  Löth- 
ohr-  und  Röstungs  -  Versuchen  beweist  also  die  Ab- 
"Wesenheit  des  Arseniks  nicht;  wir  wollen  sehen, 
job 'andere  wirkliche  Beweise  für  dessen  Abwesen- 
heit vorhanden  sind. 


aao  Monheiiu's  chemlsclie  Unlersucliucg 

Icli,  mainer  Seits,  nehme  bey  zwey  Versuche] 
Ketultste  wahr,  die  gegep  das  Daseyn  de»  Arsenlh 
iß  unserer  Metall-Masse  zu  streiten  scheinen;  TsQ 
um  sehen,  ob  sie  die  Abwesenheit  des  Arsernks  ai 
eine  genügende  Weise  darthun: 

Wenn  man  nämlich  in  die  durch  Glühen  «ose« 
Metall  ■  Masse  mit  Saliicter  erhaltene,  in  Wasser  aa 
gelöste,  und  mit  Essigsäure  gesüttigte  Salx-MaiM 
nachdem  man  durch  eisigsauren  Baryt  die  gebildet 
SchwefeUänre  abgeschieden*),  Salpetersäure«  Silbl 
hin-fin tröpfelt,  so  entstehet  ein  u^ei/j^r  Nie derjchli] 
■vriv  bekannt,  giebt  aber  das  arseniksanre  Kalin 
»alfietersaurem  Silber  einen  Braunen,  und  man  (olli 
äocb  vermuthen  .  dafs  das  tn  unserer  Metall-lV 
belindliche  Arsenik-  Metall  durch  Glühen  mit  S 
peier  bis  zur  vollständigen  Zersetzung  des  letstcffl 
in  Arseniksäure  hätte  verwandelt  -werden  i 
indessen  liefs  sich  hierauf  erwiedein  ,  dafs  ^ 
durch  Glühen  von  arseniger  Säure  mit  Salpeter,  4 
seniksaures  Kali  entstehe,  dafs  aber  durch  Glüht 
von  so  inni^  mit  Silicium  und  EJsen  verband 
Arsenik -Metall  mit  Salpeter  nur  arufn/^joi 
erheUen  werde,  weil  tbeils  die  andern  M^l 
auf  Kosten  des  Sauerstoffs  des  zersetzten  l 
oxydiren  müssen,  tbeils  auch  das  Arsenik- Meti 
selbst  dessen  schon  eine  beträchtliche  Menge  bedat 
um  in  arsenichte  Saure  verwandelt  zu  werden. 
dafs  kein  SauerstoiF  zur  fernerea  Säuemse  i 
bleibt. 


•3  Dieft  Abscheijen  der  Schwefels! ure  durch  estigsa» 
Biiyt  ia  auch  bcy  üitn  tiOheien  V«i»ucli«ii,  wo,i 


dz.  Aachen  vorgef.  ged.  Metall-Mo sse,   an' 

Schwerer  icbeint    das  Resultat   des  folgendfii 

I  Vmuchet  zu  erklären;  Wenn  man  nämlich  von  um- 

fc«rer  Metall-Masse  in  Salpetersäure  auiliigei,  die  Anf- 

Esun?  bi«  zur  Trockne  abdampfet,  da«  trockne  Pul- 

:  trockncRi  cau»ii<cheii  Natron  imSilbertiügel 

ftltifaet,    dann   die  erhaltene  Salz- Marne    in  Wasser 

Rtilötet,  die  Anilösnng  mit   Essigsäure  sättiget,    die 

lehildete  Schwefelsäure  di;rch  essigsauren  Baryt  ab- 

Rheidei,    und  dann  in  die   filtrirte  Flüssigkeit  sal- 

tetertaures    Silber    hinein  tröpfelt;     so   erhält  man 

B>enfalls  nur  einen  weiFsen Niederschlag"}.     So  seht 

Ber  dieses  befremden  mufs,  so  lüfst  sich  doch  auch 

lervon  eine  Erklärung  geben ,   die  mir  selbst  frei- 

ii  nicht  ganc  genüget,   die  aber  auch  nicht  ganx. 

i  Terwerfen  ist.     Da    nämlich    bekannt  ist,    dafa 

Upetersärure  ohne  Zusatz  von  Salzsäure  die  arseniga 

e  nur  schwer  und  langsam  in  Arseniks»ure  um- 

fandelt,  so  möchte  dieFs  um  so  mehr  der  FallseyR, 

e  auf  Ärsenikmetall ,    in  einer  so  festen  Ver- 

mdung,  wie  die  in  Rede  stehende  ist,  wirket.  Ei 

I  daher  möglich,    düfs  auch   hier  das  Arsenih- 

tetall  nur   in  arsenige  Säure  verwandelt  worden 


t 


«ich  des  essigfiiuron  Bleyes  nls  Reagens  bediente,  geache« 
hta,  und  nur  der  Küiie  wegen  nicht  angeffilirt  worden, 
da  dieses  VeTfaliiciie  ohnehhi  bey  der  eigentlichen  Ana- 
lyse tio  oft  etn'äbnt  wurde. 
!'•)  Die  auf  eben  bescliriebenem  Wege  erhaltene  Flflsaig- 
lieii  yriti  budIi  durch  sehwefellialtiges  Wmserstciffg:!! 
leicht  gelb ,  und  durch  essigsaures  Bley  weift  gefilier, 
»uch  TSTwnndeh  sie  die  scLQne  blaue  Tiirbe  des  Aniinf^ 
oiak  •  hKlcigen  schwefelsauren  Ki'pfcroxydes  in  dia 
pöne. 


^mä 


222  Monheim's  cbemisclie  Untersuchung 

Ware,  ivo  dann  nothwendig  ein  weifser  und  k« 
brauner  Niederschlag  «ntstchen  müCstc. 

Die  Einwendungen,    die  gegen  das  Daseyn 
Arsenilts,  nach  meinen  Einsiclilen,  zu  erheben 
rän,  wären  also,  wo  nicht  gehoben,    doch  ^vel 
'.Aten*  einiger  maPsen  entkräftet^    lafst  ans  iiunme 
untersuchen,    -was  man  mit  einiger  Gcwifeheit  a 
dem  Vorhergehenden  schliefäen  kijnne. 

Von    dreyen    Voran ssetziingen    ist  Eine  unui 

.■l&rsUch  wahr:  entweder  ist  der  in  Hede  stehen 

Stoff  ein  vom  Arsenik  verschiedener  bekannter  od 

.    aber  ein   bisher  uiibekaimier  £örpar,    oder  endlif 

"wirklich  Arsenik. 

Ein  vom  Arsenik  verschiedener  bekamiter  Sto 
ist  er  nicht,  denn  von  allen  bekannten  Naturköl 
.petn,  aufser  dem  Arsenik,  ist  keiner,  der  roi 
schwefelhaltigen  Wasserstoffgase  lichtgelb  geßl 
wird,  nnd.  keiner,  der  die  blaue  Farbe  di 
^iak-haltigeu  schwefelsauren  Kupferoxyd»  Id  d 
des  Scheelschen  Grün»  umwandelt. 

Für  einen  bisher  itnBekaiinien  von  allen  belcaiii 
teil  Körpern,  also  auch  vom  Arsenik  verschiedene 
StolF  kann  ich  ihn  defsbalb  nicht  halten,  weil  i 
die  Haupt-  Eigenschaften  des  Arseniks  bcsitaet,  nii 
die  wahrgenommenen  Abweichungen  in  den  ßesul 
taten  einigerVcrsuche  der  Art  nicht  sind,  dafssie  d 
Gegenwart  des  Arseniks  durchaus  ausschlössen,  Ul 
so  weniger,  da  diese  der  Anw^esenheit  des  Arsenil 
ungünstig  scheinenden  Kesultate  sich,  wie  man  b 
reits  gesehen,  auf  eine,  wenigstens  nichts  wJdi 
sprechendes  in  sich  enthaltende  Weise,  telbit  ' 
Gunsten  des  Arseniks  erklären  lassen. 


.  z.  Aachen  vorgef.  ged.  Metall -Masse.  223 

Mir  »cheiot  es  also  j4rsenik  zu  seyn ,    der  oben 
Väbnte  ßetukate  bervorbrachte,  um  10  ructir,   da 
hrere  meiner  Freunde  und  ich,    bcy  Aullüsung 
»erer  Melall  ■  Masse  in  verdünnter  Schwcfel*äure 
ti  Salzsäure,     den    Knoblauch  -  üeruch    deutlich 
Jirnahnien,   und  ich  nach   beendigter  urgpriing- 
len,    meistens  in   der  Stube  veranstalteten   Ana- 
',    von    Erbrechen    überfallen    wurde,     "Welchei 
f  Monate  fortdauerte    und  wo)    mit  der  letzten 
Ia1;heic    de«    verehrungswiirdigen    Akademikers 
tlen  eine  Aehnlichlseit  haben  mochte. 
Man  wird  sich  vielleicht  wundern,  dafs  icb  in 
Snwärtigem  Nachtrage,  nebst  der  Gegenwart  dea 
niks  in  uosrer  Metall  •  Masse,    nicht  auch  zu- 
g1i   jene  de»  Silicium«  veriheidlgt   habe.      Diefs 
ndessen  nicht  befremden,    denn  das  SilicJuni 
Fging  Hr.  Ober- Medizinal  -  Ratb    JKlaproth  mit 
Uchweigen,  aufAraenikaberhatteEr  unsere  Masse 
fc   besonder»   geprüfet,     und   keine   Spur   davon 
jefunden;  hierauf  mufste  ich  aleo  antworten. 
Was   übrigens    das    Silicium    angehet,    so    Tiii- 
ich  in  den  Stücken,    »o  ich  jetzt  untersuchte, 
I  jene  Menge  nicht  mehr   vor,    die  das  zur  ur- 
mglichen  Analyse  angewandte,  ebenfalla  an  Är- 
»0  reichhaltfge    Stück   enthielt;     ich  ^erhalte 
'  noch    immer    einige    Gran  Kieselerde,    wenn 
10  Quentchen  unserer  Metall -Masse  der  Analyse 
srwerfe.     Uebrigens  habe  ich  von  mehreren  im 
emberund  Decembet  18^4-  ™it  ^cm  an  Arsenik 
Silicium   so    reichhaltigen,     etwa    ein    Pfund 
scbweren  Stücke  angestellten    Versuchen  und  Ana- 
lysen,   mehr  als  30   Gran  reiner  Kieselerde  gesam- 
,  und  würde  deren  weit  mehr   gesamnicU  ha- 


d 


S34  Monheim's  chemjsclie  Untersucboog 

bcn,  -wenn  ich  sie  nicht  bey  jenen  Versuchen' 
zu  andern,  Zwecken  veranstaltet  wurden,  abzuM 
den  uuterlaBsen  halte. 

Dem  vorhergehenden  zufolge  bleibe  ich  feil 
Meinung,  daf»  unser  Mctall-Ülock  aus  Eisen,  J 
nik-Meiail,  Riefiel-Metall  oder  Silicium.  Sei 
fe!  und  Kohlenstoff  bestehe,  daTs  die  Mengen - 
hältnisse  eben  genannter  Stoße,  und  namenl 
jene  des  Arseniks  und  Silicium*  in  veischiedi 
Fragmenten  unsrer  Metall  -  Masse  sehr  abändi 
dafs  aber  höchst  wahrscheinlich  sowohl  Arsenil 
Silicium  in  geringer  Menge  in  der  gansen  H 
enlhahen  sind,  indem  ich  dieselbe,  bey  mcti 
zwanzig  mit,  von  verschiedenen  Seiten  des  Big 
bergeiiüinraenen  Stücken  vorgenommenen  Anal] 
immer  vorfand. 

Da  es  nun  für  die  Wissenschaft  höchst  w« 
ist,  die  Bestandlheile  nuserer  wahrhaft  merki 
digen  Metall -Masse  festzusetzen,  die  anhalt| 
UnpäfBllchkeit  de*  Herrn  Ober  -  Medicinal -fl 
Klaproth  es  diesem  aber  vielleicht  nicht  za| 
die  ihm  den  15.  März  1315  unter  Adresse  des  H 
VxoifsKOnfP'eijs  neuerdings  zugeschickte  Masri 
dem  von  mir  eingeschljgenen  Wege  auf  An 
■u  prüfen,  so  habe  ich  unierm  24-  Octobcr/J 
Herrn  Prof.  Stromeyer  durch  Herrn  Prof.  ^agdt 
Bostock  von  unserer  Masse  zustellen  lassen,  aud 
von  schon  früher  an  Herrn  Prof.  John,  der  I 
mit  einem  Besuche  beehrte,  übergeben.  Dieia 
gezeichneten  Gelehrten  ersuche  ich  demnach,) 
Veriiiche  wiederholen  £u  wollen.         * 


■^i^«^ 


i>      *    »^1      ■ 


BEILAGE. 


Versuche 

über   die 


;  AnfiRndim^     einer     wohlfeilen     nnd 
I  brauchbaren   Glasur    auf    englisches 

Steingut, 


vo» 


CHIt  rUERCHTEG.  HOLLÜNDER  zu  GörHtz, 


N, 


ftchseelieiicle  Versuche  wui'den  auf  Veranlassung  des  Be<* 

^   titzers  einer  Fabrilsr  von    sogenanntem  englischen  'Steingut 

.  «Q  Codau  in  Böhmen  unternommen,   welcher  filr  sein  Fa<« 

briliac  ^^^ar  schon  eii;ie  Glasur  -  Corapösition  besafs»  dereti 

teltsameii  Zusammensetzung  niian  es  aber  auf  den   ersten  Au-« 

'    genblick  ansah ,    dafs  sie  ohne  läuternde  Prüfung  eines  Sach« 

Ter8t&ndi|;en  ans  dem  arcanistischen  Reiphthum.ein^s^Werk^ 

meitters  zum  andern   übergegangen  seyn  mochte ,  und  die  eit 

daher  wegen  ihrer  ünzuvcrlässigheit  durch  eine  zwechmii 

üsigere ,  einfachere  zu  verdrängen  wünschte ,  welche«  auch 

TollkommeB  gelang. 

Ich  wende  mich  daher,  ohne  wettere  XJmschweifi», 
gleich  zu  den  Arbeiten  selbst,  nachdem  ich  zuerst  noch  hürz^ 
lieh  die  zu  denselben  erfoid^rlichen  Yo:rb€reituiigen  berührt 
Labe,  wi^  fol^t; 


1126  Hollunder's  Versuche üb.'die  Auffindung  i 

■  '  ■       .       '  '  '  1 

i'j   Ich  bereifete'^äuf'dfe   i>e1(annte  Art  durch  Infusion 
von  Käuflicher  Pottasche  mit   gleichen  Theilen  kalten  Was- '  < 
sers  und  Abdampfung    der  erhaltenen  kaiischen   Lauge  .zur    .' 
tTrockue,  ein  reines  Pottaschensalz. 

I 

2}  Es  'wurden.  Scherben  von  Codatier  Biscuit  -  Masse  im  * 
blanken  eisernen  Mörsel  fein  pulverisirfc,  auf  einer  Glastafel  j 
mit  Wasser  zum  .  unf ilhlbar^n  fulver  abgerieben ,  und  zu-  j 
let^t  noch  yon  diesem  das  Feinste  durch  Schlcittimen  ab« 
gesondert.  , 

5)  Eben  so  wurden  Scherben  ,vön  gutgebranlttexn ,  gla-   ' 
sirtem  Codauer  Steingut  behandelt;  defsgleicHen  auch.: 

4)  Scherben  von  Meifsner  Porzellain »  und  endlich  ^ 

;  ■  ....  ... 

5)  Tvard  eine  Quantität  Joachims-  Thaler  Mennig;e  auf 
•  die  erwähnt«  Art  mit  Wasser  auf  Glas  fein  ^(erieben,  und 

dann  geschlemmt. 

Aus    diesen    einzelnen   Besfandtheilen  mischte  ich  nun 
folgende  Versetzungen  zum  Glasiren  zusammen,  als; 

1. 

Pülverisirtes  glattgebranntes   Steingut  1  Theil 
Mennige  .        ..        .        ,        .        6    — 


2. 
Pülverisirtes  glattgebranntes  Steingut  1  Theü 
Mennige  ♦        •-*'^.        .        4    — 

Pülverisirtes  glattgebranntes  Steingut  1  Theil 
Mennige 6.  — 

.        -         4- 
Biscuitscherhenpulver  1  Theil 
Mennige       .        ,         5     — 

5- 
Bisouitscherbenpulver  1  Theil       x 

Mennige        •        .        4     — 


e.  Vohlf.  u.  brauchb.  'Glasur  a.  engl'.SteinguC  sa^ 

6. 
Bhcuitacherbei^pulver   i  l'heil  '* 

MeiTsA.  Porzellainsclierbenpulver  1  Tlieil 
Mennige        •        .        .        •  5     — 

8- 
MeiCsfn.  Porc^Uainschcrbenpulrer  1  Theil 

Mennige       •        •        •        >  4     *~ 

9. ,  '        .  ■ 

Fulverisirtes  glattgebranntes  Steingut  i  Theil 
Kohloualnaares  Ble^*)       •        •        4    *~* 
Mennige  ••        •        •        i— t 

lO« 

Biacuitschcrbenpulvcr  1  Theil 
KohlenBalzsaures  Bley  4     — 
Mennige        .        •         i     — 

11. 

MeifsnerForzellainscherbenpulrer  1  Theil 
Kohlensalzsaures  Bley    •        •   '      4    — " 
Mennnige         ....  1    — 

Diese  CompOidtiouen  -wurden  auf  der  Glastafel  mit  Was* 
ler  gut  unter  einander  gerieben,  dann  mit  noch  mehr  Watf« 
KT  zur  dünnen  Breyconsistenz  angerührt,  und  dutch  diesen 
dflnnen  Brey  wurden  nun  Scherben  von  Codauer  Biscuit- 
Geschirr,  ungefähr  3  Zoll   lang  und  1  — i|Zoll  breit  hin- 


r 


*)  Dieses  weiter  unten  noch  einmal  vorliommende  kohlen- 
salzsaure  Bl^y  war  bey  der  nach  Schcelischer  Art,  jedoch 
mit  einigen  Modificatipnen  veranstalteten  Zerlegung  ^qb 
Kochsalzes  mittelst  Bleyglätte  abgefallen,  und. hielt.,  da 
es  nic£t  ausgesüfst  war ,  neben  dem  salzsanren  und  koh- 
lensauren Bley  noch  etwas  freyes  ISfaitron,  -welches  je- 
doch zu  vorliegendem  Ztvecke  nicht  anders  als  yortheil« 
liaft  seyn  konnte. 


'  / 


/ 


^dö  Holländer'«  Versuche  üb.  die  Auffin 

durch*  gezogen,    wödorch  sich  die  Glasur  überall  gle 

iiiig  ansaugt,  falls  mau  nur  bey  diesem  Handgriff  mi 

ger  Gewiuidbeit  operirt;    nui*  -mufs  man   sich   dabe); 

in  Acht  nie^men,  dafs  die  Gläsiirmasse  nicht  zu  dick  a 

sonst  erscheint  {^ie  nach  dem  Brennen  upan^enehm  ge 

voll  kleiner  Haarrisse.     Die  zu  glasirenden  Scherben 

.mit  arseniksaure^n   Kob^lci  -  Oxyd   signirt  Und  wurde 

.  Glattbrennen  in    sehr  feuerbeständige   Thoi^tiegel ,    d 

innen  mit  der  nämlichen  Glasurmasse  dberzogen,  mii 

falls    inwendig,  glasirten   fDecheln    versehen  und  gut 

waren  CRool^cs"),  doc*h  ohne  dafs ,    wie  sich  von  selb 

steht,  die; ein^elnien  Streifen  einander  berfihrten,  neb 

under  aufgestellt,     Beym   Glattbrennen  dieser  ersten  ; 

^  stellte  ich  zugleich  noch  folgende  5  Satze  zu  den  weil 

.ten  mehr  zu  erwfhnenden  Glasuren  zum  Schmelzen 

den  Ofen,  nämlich | 

Satz   I. 
5  Loth'  feines   Qnarzpulver    (es  hatte   einen  gell 
Schein,  ich  digerirte  es  deshalb  mit  salzsaurem  V 
v:  -    wodui^ph  es  nach  dem  ^^bwaschefi  und  Trochnf 

Schneew^eis  wurde)» 

5  Loth  Pot^sohensal«  ' 

6  Loth  Mennige.  ^ 

JkUes-im  Glasmdrser  wohl  untereinander  gerieben', 
im  feuerfesten,  bedeckten  und  lutirten  Thontiegel,  wi« 
folgt,  ^zu  «Glas  i^eschmolzem 

r  Satz  IL 

5  Loth  mit  salzsaurem  Wasser  gebleichtes  QaaTz| 
S§  Quentchen  Votaschensahr, 
i,  Loth  Kochsalz» 

5  Loth  Mennige« 

Satz  |IL 

6  Loth  weifses  Quarzpulver« 
9{  Loth  Kochsäls. 

^  5}-  Loth  Mennige.  *-      ' 


wolilf.  u,  brauchb.  Glasur  a.  engl.  Steingut,  nay 

"Btfop  wie  K.  I.  zusamtnengerieben  und  gesclilnolzeii. 
Der  zu  diesem  Gut  odelr  Giattbrennen  der  glasirten  Stein» 
at- Scherben  luigewandce  Ofen  war  im  Wesentlichen'  dem, 
leinen  Kuxihelschen  Glasofen  gleich  *).  Die  Tiegel  standen  auf 
mem  Ziegelrost,  durch  welchen  die  Flamme  des  auf  deh 
mtersten  eisernen  Roste  eingelegten  Holzes  dieselben  frey 
imtpielen ,  pind  dann  durch  eine  obeti  aufgesetzte  i  Elld 
bhe  Esse  abziehen  honnte.  Oberhalb  der  Tiegel  war  ein« 
Idiiffel  angebracht,  deren  rordere  Dehnung  mit  einem  De^ 
^el  und  Lutum  luftdicht  verschlossen  w^den  konnte ,  und 
nrelche  dazii  diente ,  um  Während  des  Brandes  Von  Zeit  zaf 
Zeit  Proben  nehmen,  und  so  den  Gang  des  FrocesSes  gt* 
börig  beurtheilen  zu  können,  ohne  ihn  jedoch  zu  stören« 
Jet^t  Wurden ,  -wie  schoii  ferwShnt ,  von  den  ersten.  3 
Narnfpem  der  beschriebnen  Comppsitionen  von  jedei^a  Scher- 
ben glasirt»  und  diese  harnen  nebst  noch  ein  paat  mit  det 
alten  Glasur  •  Masse  der  Codauer  Stisin^it  -  Fabrik  überzognen 
Biscuit- Scherben]  in  die  wohl  ver^chlolsnen  Tiegel.  Di6 
I^ünimern  9,' 10  u.  11  hingegen  kAmen  mit  noch  einigen 
roüiden  Compositionen  1  «-3  glasirten  Probestückchen  iu  did 
Muffel.  Darauf  liefs  ich  allmählig  daS' Feuer  angehen  und 
nach  den  Graden  Verstärkt  unterhalten,  Während  dessen 
Eog  ich  von  Zeit  zu  Zeit  aus  der  Muffel  eine  Probe ,  welche 
entere  ich  jedoch  augenblicklich  wieder  verschliefsen  liefs. 
Zuletzt  versetzte  ^ich  die  OefFnungen  des  Ofens  mit  Ziegel^ 
Stacken »  damit  alles  ruhig  über  Nacht  erkalten  könnte. 

Resultate  dhs  Brandhs. 

Als  am  andern  Morgen  die  Tiegel  herausgenommen,  ge- 
öffnet und   die  Scherben  untersucht  wurden,  zeigten  sich 

I 

ielbige  folgendergestalt  i 


V  \ 


*)  S.  dessen  GlasmacherkunSt  j  in  der  vor  tnit  liegenden 
Ausgabe,  Frankfurt  u^eipzig  1670  steht  die  Abbildung 
Th.  I.  S.  203  u.  209  Und  die  Beschreibung  dieses  Ofen^ 
Th.  II.  S.  i38* 


;  ^ 


i 


fi59  H  o  i  1  u  Q  d  e  r's  Versuche  üb.  die  Auffindung;] 

Nr.  !•    Beide  Scherben  waren  ungleich,  gelblich,  nicht,; 

genug  geschmolzen  ;   jedoch  fanden  sich  einige  Stellen  daran  J 

^    jdemUcK  ^lütt  und  weifsi  -  J 

Kr.  2.     Dui'cliaus  ungleich,   gelblich  und  grünlich.    .  -L 

Kr.  5.    yerhielt  sieh  im  Ganzen  genommen  wie  Nr,  w 
.Nr.  4.    War  ebenfalls  sehr  ungleichförmige    g^^  fü^ 
flechigt,   so  wie.  auch  die  folgende.    -  '  .'. 

Nr.  Q.  Von  diesem  -zeigte  sich  der  ei^e  Scherben  gans  ; 
schlecht,  schwarzgrau  und  rauh,  indefs^der  andere  fi 
durchaus  gleich,  <  weifs  und  glatt  vollkommen  mit  einerl 
Glasur  überzogen  war,  die  dem  Muster  an  Güte  gewifk 
nichts  nabhgegeben  haben  würde,  hätte^sie  ,bey  einem  an» 
haltendem  Feuersgrade  vollständig  fliefsen.  können.  Unt«, 
allen  war  dieses  Stückchen  unstreitig  am  besten  gerathtm 

*N.  7  ü.  ft' hatte  es  ebenfalls  sehr  an  der  zum  Glatte 
fliefsen  nötliigen  Hitze  gefehlt :  denn  sie  Vikaren,  nicht  genug 
geschmolzen ,  daj[ier  sehr  gelbflechigt ,  besonders  Nr.  7 ;  vor 
allett  schien  mir  g  am  weifsesten^  zu  seyn.    Von 

Nr.  9— -11  liefs  sich  im  Grunde  nichts  Bestimmtes  an- 
geben.    Sie  waren  gröfstentheils  vor  dej:  Zeit  als  Probe  aus 
4er   Muffel  herausgenommen,    auch  war    der    Vexglasung»-.. 
jwocefs   durch  das    beym  wiederholten   Oeffnen  der  MuM ' 
^nvermeidlich  Statt  ^findende  Eindringen  der   äufsern  hahen, 
Luft  gestört  worden.     Ich  fand  sie  daher  mit  einem  grün*' 
liehen ,   jedoch  egalen ,    nur   noch   nicht    völlig   geschmol- 
'  zeuen  -Glase    überzogen. 

Im    Gauzen   genommen   glaube  ich , .  dafs  schon .  dieser 
«rste   Brand  viel  erwünschtere  Resultate  würde  ausgegeben  , 
haben,  wäre  nur  das  Feuer  noch  anhaltender  gewesen. -Für  ! 
den  Feuersgrad,  der  bey  gegenwärtigem  Versuche  Statt  fand, 
waren  alle  die  angewandten  Compositionen  zu  strengflüssigi 
und  nur    ein  noch  mehrere   Stunden  fortgesetztes  ununter- 
brochenes Feuer  würde  sie  haben  bezwingen  Können.    Dean  ' 
auch  di6  mit  der  aHen  Glasur  der  Codauer  Fabrik  überzognen   ij 
I^-öbe  -  Scherben  waren  aus  demsdlben  Grunde    nicht  voll-     1 

kommen  glatt  geflossen.  j 

i 

\ 


[ilf.  u, brauchb. Glasur a.  engl. Steingut.  äJi 


e  zu  den  nun  folgenden  Yersuclien,  scholl  oVen  be« 
enen^  mit  eingesetzten  Glasur  •  Sätze  hingegen  wau*eii 
esem  Hitzegrade  ,  wenigstens  I  u«  II  |  vollkommen 
t ,  und  ersterer  zu  einem  durcKsichtig  bräunlich  grü« 
letzterer  aber  zu  einem  dergleichen  gelblichgrfineii 
reschmolzen.  Nr.  III.  war  noch  nicht  vollkommen 
asflufs  gekommen,  sondern  nur  zu  einem  sehr  weifsen 
lem  Stich  ins  Grünliche  spielenden  £mail  zusammen« 
rt.  Nr.  I.  wobey,  sich  unten  ein  kleiner  Bl^ykönig 
t  hatte  ,  war  von  den  dreyen  di^s  vorzOglichere.  In« 
wurden  alle    dreye   durch  Absonderung  der   Tiegel* 

,  darauf  folgendes  Pulverisiren  im  blanken  eisernen 
,  Schlagen  durch  ein  Haarsieb   und  endliches  Yein- 

auf  Glas,  Abscklemmen  und  Trocknen  vorbereitet, 
F  die  sclidm  erwähnte  Art  durch  Abreiben  mit  Wasser 
e  neue  Compositionen  zum  Glasiren  daraus  zubereitet«^ 

1  7  ^ 

Satz  I  ftTheile. 

Mennige   i  Theil. 

8 

Satz  II  5Theile. 

Mennige  i  Theil. 
Bitfcuitscherbenpulver  j|  ThL 

9 
Satz  III  J  TheiU 
Mennige  2     — 
M.  porzell.  pulver  i  Theil 

lO 

Satz  I  2  Theile. 
Mennige  |  Theil. 

11 
Mennigfe  5  Thcile.  * 
Geschlemmt.QuarzpulV.  iTh, 

12. 


'ür  sich» 

2, 
für  sich. 


[  für  si^. 


4 
5  Theile. 

;e  1  Theil. 

5 

3  Theile. 

;e  i  Theil. 
6 


\ 


3  Theile. 
e  I  Theil. 


Satz  I  2  Theile 

Mennige  2  Theile. 

Fulv.  glattgebr.  Steing,  iThl. 


*i 


l 


» 


B52  Hollundcr's  Versuclie  üb,  die  Auffindun 

Nun  wurden  »u£  die  sclioii  oben  bemerlite  Art  Codau 
BUcuit- Scherben  signht,  mit  dielen  Versetzungen  gliiD 
und  dsnn  in  die  T erschlossenen  Tiegel  .ufgeäteUc.  H 
düiice  es  vielleicht  nidil  gnnz  flbeiflassig  oder  unuAte  ity 
eines  Versehen»  von  niiv  Erwähnung  eu  tLun ,  weldl 
swsr  eine  an  und  ffir  sich  sehr  bekannte  Erfahrung  terlB 
tilleiu  Tielleichc  doch  hie  itnd  da  einem  Techniker  ) 
lur  Wanniing  dienen  künnte ,  um  nicht,  wie  es  Wrir  giri 
■♦Jele  Mülle  uii<l  Arbeit  vergebens  aiifxuwcnden.  Ob  es  im 
gleiehwölil  bekannt  ist ,  daf»  d.is  Kupferoxyd  in  hohei-  TM 
porarnr  hinsiclitlich  seiner  Faihe  ichr  unbeitSndig  üt, 
glanble  ich  doch  nicht,  dars  der  liier  angewandte  FeneTtgli 
e»  so  gani  luid  gat  vernichten  würde,  wie  es  w^irklieb  g 
(chaL ,  und  signirte  daher,  da  ich  gerade  kein  KobaUox^ 
bey  der  Hand  hatre,  die  Biicuittchelben  wit  schw 
Kupfer -Peroxyd,  fand  aber  nach  dem  Brande  selbiges 
Völlig  velEchwundon ,  dafs  auf  den  mehrsten  Scherben  niclll 
eine  Spur  von  Signainr  mehr  zu  sehen,  auf  den  flbrige 
aber  alli'i  £0  in  einandei'  geClosseu  und  unketinclicb  wl 
(zu  vrelchei  ErEcheinung  jedoch  »iich  die  Reaction  der  Bl 
•tandtboile  der  Glasur  vieles  beigetragen  haben  inochl^ 
daf»  ich  michj  um  zu  «ichem  Resultaten  lU  gelangeti 
irahliefsen  Jnufste,  den  ganzCn  Procefs  von  vorn  an  t,' 
iderholen,  wobey  ich  mich  rur  Bezeichnung  der  Kobaltprt 
parate,  die  mir  vor  nllen  m  diesem  Behuf  am  zWcckinsM^ 
(ten  (cbicnon,  bediente.  Doch  ich  kehre  nncli  dieser  Mi 
neu  Ausschweifung  zu  meinem  Gegenwand  euiiick,  Ui| 
bemerke,  dafs  das  Feuer  zum  Glatibrenuen  der  ei 
setzten  glasircen  Proben  bej-nahe  a  Stunden  langer 
das  i  erstemal  unterhalten ,  und  zudem  noch  die  Wiiknn 
des  Ofens  durcii  Ve^ängerung  der  Esse  um  ein  Bedeuteüi 
des  verstärkt  %vorden  war,  so  d^fs  ich  von  dieser  Seit 
eines  Vollkommnen  und  erwünsohteil  Erfolgs  TersiCbci 
seyn  konnte. 

Die  Retuliate  äieses   Brandts    entsprachen  jedocli   1 
fW)«  ineinen  Erivartungen.   Bey  weitem  i«   ^ü^iexb  tUi 


wohlf«  u.  brauchb. Glasur  a.  engl.  Steingut.  253 

sr  angewandten  Compositionen  katte  eine  Glasur  gelijeferc^ 
reiche  der  Musteiprobe  vollkofnmen  an  die  S^ite  gesetzt 
rerdeu  konnte;  ja  einige  der  gelungensten  beliaiipteten  rer- 
Doge  ihrer  höhern  Weifse  noch  einen  bedeutenden  Vor- 
ni^  vor  jener,  Bey  Betrachtung  und  Vergleichung  der  cin^ 
leinen  Nummern  unter  einander ,  ergab  sich  folgendes : 

Nr.  1.  wiar  gut  geflofsen,  ohne  Blasen,  im  Ganzen  weiffl, 
lur  an  einigen  Stellen  schmutzig  schwarzgrau. 

Nr.  2.  war  sehr  glatt  geflossen  und  völlig  blasenfrcy, 
ainr  etwas  haarrissig  und  stark  ins  Gelbe  stechend,  welche  Feh- 
ler aber  einzig  der  etwas  zu  dick  aufgetragneh  Glasur  zuzu* 
schreiben  sind ;  sonst  war  diese  Nr.  eine  mit  von  den  besten» 

Nr.  3.  war  sehr  ungleich  in  Ansehung^ der  Güte,  an 
auaichen  Stellen  schwarzgrau  nnd  nur  unvollkommen  ge- 
flossen ,  an  andern  wieder  glatt,  weifs  und  völlig  ohne  Ta« 
dd.    Mit      .  . 

Nr.  4.     und  ' 

Nr.  5.  verhielt  es  sich  im  Ganzen  genommen  eben  so* 
feberhaiipt  mufs  ich  bey  dieser  Gelegen)ieit  eine  Erscheinung, 
eren  schon  der  verstorbene  Richter  (5.  dessen  Fortsetzung 
es  ehem.  Handwört^rb.  von  Bourguet  im  4.  Bd,  mit  d.  Kubr. 
orzellain,  achtes)  Erwähnung  thut,  mit  bemerkbar  machen^ 
reiche  ich  bey  diesen  Versuchen  im  Kleinen ,  so  wie  in 
en  Fabriken  zu  meiner  grofsen  Verwunderung  häufig  zu 
eobachten  Gelegenheit  hatte,  nämlich  dafs  an  ein  und  dem« 
ilben  Stilck ,  in  ein  und  derselben  Kapsel  nicht  selten  bey 
er  Glasur  die  vollkommensten  und  wohlgerathensten  Stel- 
Bu  neben  den  verdorbenen  und  mifslnngenen  dicht  neben 
iuander  liegen ,  eine  Anomalie ,  die  ich  mir  so  wenig  zu 
n-klären  weifs,  als  Richter,  da  hier  scheinbar  ganz  identische  ^  ' 
Ursachen  so  rerschiedne  Folgen  veranlassen. 

Nr»  6.    War  schlecht  geflossen  ,' und  schwarzgrau. 

Kr.  7.     war  vorn^effJich  gcrathen,  völlig  glatt  gcsclimol- 
Xco,  ganz  gleich,  die   Glasur  hatte  sich  fest  mit  der  Masse  des 
Journ.f,  Chem*  u,Phyt,  16.  Bd.  2.  Heft.  x6 


fl34  HoUunder  Versuche  uK  die  Auffindung 

Biscuits  vereinigt,  und  war  so  schön  weifs  und  völlig  ohnä 
Haarrisse,  dafs  sie  noch  vor  der  Müsterprobe  den  Vorzug 
Tcrdiente ,  und  gar  nichts  mehr  zu  wünschen  übrig   liefs. 

Nr.  8*  "^^^  ^S^^  und  glatt  ^  nur  noch  nicht  vollkoia:^ 
inen  gescl^olzen. 

Nr.  9.  hingegen  'wieder  sehr  schön  glatt^und  volll 
tommen  geflossen,  ohne  Blasen  und  Haarrisse,  nur  ecwM 
ins  Gelbliche  ziehen«^.  .  .  -  i 

Nr.  10.     so  wie  auch 

Nr.  11.    waren   schlecht  gerathen,    ganz  schwarzgiai% 
nicht  geflossen  und  voll  Blasen. ' 

Nr.  12.  ebenfalls  fleckigt,  grauschwarz  uud  sehr  na* 
vollständig  geschmolzen. 

Die  Resultate,  die  sich  aus  den  ganzen  aufgeführten  Very 
suchen  für  die  praktische  Anwendung  ergeben,  sind  meinf^ 
Bedünkens  kürzlich  folgehde : 

Die  Compositionen  zur   Glasur   für  englisches  Steingut 
dürften  sich  zwar  allerdings  wie  beym  ächten  Porzellain,  tnt 
der  Biscuitniasse   oder  blofsem    Prozellainpulver   mit  einen 
Flufs  befördernden  Mittel »   der  Mennige,   in  veHchiedenM 
Verhältnissen  vermlfcht ,   verfertigen  -  lassen,  allein  sie  tiai 
sehr  strengflüssig   und  in   der  Anwendung  etwj^  innsicber, 
so  dafs  die  aus  den  folgenden  sub.  I.  II.  und  III.  oben  be^ 
•chriebenen  Glassätzen  theils  für  sich  ohne  Zusatz ,,  theils  in 
verschiedeüien  Verhältnissen  mit  Mennige  versetzt^    verfer- 
tigten' Compositionen   bcy  weitem  den   Vorzug  verdienesi 
indem  sie,  besonders  Satz  I  und  II  in  Verbindung  mit  noch 
etwas  Mennige  bey  einem  mäfsigern  Feuer,- welches  jedoch'' 
zum    Gutbrennen    der    Waare    völlig     hinreichend    ist  *)i  ^ 
eine  Glasur  geben,  deren  Vollkommenheit  für  diesen  Zwech  ' 
hichts  weiter  zu  wünschen  übrig  läfst,  j 


*)  Alle  bey  diesem  Brande  glasirten  Scherben  schlugen  tt^   ' 
Stahl  Funken,  und  zeigten   sich  überhaupt  eben  so'kyrt, 
als  eih  in  de|:  Cod^uer  Fabrik  glattgebrannter    Probe;  ^ 
teller.  j 


l 

»■  ■ 


e.  wohlf.  lu brauchb« Glasur  a,  engl.  Steingut.  255 

..     ^  -         .'  .     ^  ■ 

Nachträge  zu  dies&n  Versuchen» 

Oogleieh  we^n  des  erwünschten  Erfolgs  vorstehende 
Arbeiten  als  geschlossen  angesehen  werden  Können,  so  sey 
CS  mir  doch  erlaubt,-  noch  einiges  wenige  hinzuaufögen, 
betreffend  etliche  wenige  Versuche  Qber  denselben  GegetN 
stand ,  -welche  nur  eingeleitet  wurden ,  dann  ^  aber  weg^ 
«bgetretener  Hindernisse  unbeendigt  bleiben  siufsten ,  die 
jedoch  hie  und  da  einem  denkenden  FabriKanten  Veranlass 
Hing  geben  honnten,  weiter  darüber  zu  forschen ,  und  vielr 
leicht  dadurch  auf  Thatsachen  zu  gelangen ,  welche  für  ^i« 
Cechnischei  Praxis  nicht  ganz  unwichtig  werden  dürften. 

1 

Diese  Arbeiten  liaben  die  Anwendung  des  Glaubersalzes 
zur  Glasüif  zum  Zwecke ,  eines  Materials ,  welches  in  den 
neusten  Zeiten  durch  die  auf  mannichfaltige  Art  versuchte 
Zngntemachung  desselben  zu  einem  von  vielen  Seiten  für 
den  technischen  Cliemiker  sehr  interessanten  Gegenstande 
geworden  is^» 

Das  Glaubersalz,  dessen  ieh  mich  zu  den  folgenden  Ver- 
letzungen bedienfte,  war,  so  wie  es  als  Rückstand  von  der 
'Stlzsäur^  -  Bereitung  abfällt,  im  entwässerten  Zustande,  hielt 
aber ,  w^ie  diefs  bey  solchem  Rückstande  der  FaU  ist,  etWai 
freye  Schwefelsäure.  ^ 

Folgendes  sind  nun  kürzlich  die  Untersuchungeki ,  die 
ich  damit  anstellte : 

Glassatz  L  Glassatz  IJ.  Glassatz  Ilf. 

Glaubersalz  %  Unz.      Glaubersalz  2  Th,  Glaubersalz      2  Th', 
[Qttaripnlv.  4    —        Quarzpulv,   6  —    Cod.  Biscuitp.  4  ^— 

Diese  Fritten  wurden  nach  gehöriger  mefchanischer  Ver- 
mengung  etliche  Stunden  in  bedeckten  Tiegeln  bey  scliw^a- 
cber  Rothglühhitze  calcinirt ,  wodurch  sie  jedoch  keine  Ver- 
änderung zu  erleiden   schienen.      Zu   gleicher    Zeit  wurde 
,  noch  folgende- Glasurxnischung  mit  bereitet ,  näinlicli: 


S36  Hollunder's  Versuche  üb.  die  AüMpdoiig; 

Satz  IV. 
BleyiTV^eifs  (kolilen  -  salzsaures  Bley)  ii2  ScnrpeL 
.    Feines  -weifses  Kicselpulver        .  24      — 

Weifses  Glaspulvcr     .         .         •  6      — 

ftllös  Wohl  uiitereiiian4ef  gerieben. 

Nun  TTurden  alle  4  Tiegel  bedeclst  und  lutlrt  dem.  15 
stfindigen  Feuer  unsers  Glattbrennofeas  übergeben  und  dam 
die  dadurch  erlittenen  Veränderungen  untersucht.  Die  Glas- 
fritten  I.  II.  III,  -vraren  nicht  geschmolzen,  sondern  nur 
^anz  lose,  zusammexigebaclien  ;  auch  schienen  sie  etwas  grauec 
von  Farbe,  sonst  aber  dem  äufsem  Ansehen  nach  w^enig 
verändert  zh  seyn ,  als  vor  dem  Brennen.  Dafs  aber  trotx 
dein  dennoclt^  ein«'  bedeutende  Reaction  der  verraengteoi 
Stoffe  auf  einander  während  des  Brennens  Statt  gefundte& 
Laben  müsse,  .das  bewies  der  merlvwiirdige  Gewichtsver- 
lust ,  tv^elcher  bey  -  allen  diesen  5  Tritten  bis  auf  eine  Klei- 
nigkeit eben  so  viel  betrug ,  als  der  Schwefelsäure  -  Gehalc 
in  denselben,  welche  Entfernung  des  Schwefelsäure  -  Gehalt0 
.durch  den  Umstand  noch  mehr  bestätiget  wurde',  dafs  di« 
mittelst  heifsen  Wassers  gemachten  Extractionen  diesem 
Fritten,  (die,  wie  schon  bemerkt,  vor  dem  Bfennen  freye 
.£fäure  hatten)  jetzt  die  stärksten  Anzeigen,  besonders  Nr.  Im 
und  II,  auf  freyes  Natron  gaben.  Der  Satz  Nr.  IV,  aus  den» 
ich ,  früher  über  diesen  Gegenstand  angestellten  Arbeiten 
zu  Folge ,  bey  einem  weniger  heftigen  und  anhaltenden* 
Feuersgrade,  als  diefsmal,  ein  schönes  weifses ^ Email  erhal^" 
ten  hatte^  .war  zu  einem  Homogenen,  undurchsichtigen 
rothen  Körper  (mit  einer  schwachen  Decke  von  grüneoi 
Glase  und  unter  Absonderung  eines  3^  Quentchen  schweren 
Bleykönigs)  ganz  von  dem  äufsern  Ansehen  des  künstlicheis 
Furpürino  von  Lampadius  *}^  zusammmengeschmolzen ;  ein 
mir  ganz  unerw;arteter  Erfolg ,   den  ich  nur  einer  VcrUnrci- 


*^  Vergl.   Gehlenfjovjm^  £ni   Ch.,  Phy«,  und  Mineral« 
7  Bde^  4te8  Heft  S.  71g. 


;-«.' wohlf.  u.  brauchb.Glasur^.  engl.  Steingut,  ßjy 

nignngdes  ^ebraucliceii,  niis  sacLsisclier ,  also  Kupferhaitiger 
Gifltte  durch  Zerlegung  mit  Kochsalz  bereiteten  Blcyweirses, 
nnd  rielleicht  dem  auhakcnden  heftigen  Feuer,  1vodur9h 
fich  der  gröfste  THeil  des  Bleyes  auf  Unkosten  des  Kupfers 
desoxydirte,  beyuiessen  liaun. 

Diese  Glassätze  oder  Fritteu  Nr.  I.  IT.  u.  1 11.  wurden ^un 
wie,  die   übrigen  auf  Gla«  mit  Wasser  fein  abgerieben  und 
^darauf  geschlemmt  und    getrocknet  und  nachstehende   Gla« 
Naren  daraus  zusammengesetzt; 


a» 


Mennige  i  Theil. 
Fritte  I  f  TheiU 

Mennige  i  Theil« 
riiPte  I  1  Theil. 


Nr.  h  mit  Ffitte  IL 


e» 


Kr.  c  mit  Fritte  II. 


h. 


Nr.  d  mit  Ftitte  II. 


I. 


k. 


Mennige  i  TheiL 
Fritte  I  f  Theil. 
-Codauer  Biscuitpulv. }  Theü.       j^^  ^  ^^^  p,..^^^  jj ^^ 

Mennige  5  Thcile. 
Fritte  I  2  Theile. 

■ 

^eifsner  Pqrcellan*Schcrben* 
Piilver  §  Theil. 
e. 
3Nr.  a  mit  Fritte  11  ♦). 


Nr.  h  mit  Fritte  III. 
Nr.  c  mit  Fritte  III. 


m. 


Nr.  d  mit  Fritte  HI. 


Mit  diesen  Glasuren  nun  wurden,  wie  die  crstenraale, 
Scherben  von  Codauer  Biscuit  überzogen  und  in  vei*schlo^« 
senen  Kapseln  in  den  GUttbrennofen  eingesetzt.     Da  jedoch 


^  Dm  heilsi;:  Mennige  i  Theil 
'  Fritte  II  |  Theil. 


'Ä38  HalliLTid  er's  Versuche  üb.  die  Aufßhdi 

.  bey  dicaem  Brande  durch  ein  Versehen  der  Feuersgrad  gegc% 

die  vorigen  male  sehr  sch^vach  war,   so  liefsen   kich  XeiM 

ganz  sichern  Folgerungen  daraus  «ieh^n ;  jedoch   ergab  sicik 

80  viel,    dafs  alle   diese   Glasuren,   von   denen  sich  in   ddi 

That  mehrere  zu  einem  schicKlichen  Ueberzuce    für  verfei?« 

.     *4 
nertc  Töpferarbeit  zu  eignen  scheinen,  doch  zum  volIKommnci 

Glattfliefseii«  wiedef  eines  hohen  und  anhaltenden  Feuergrft-j 

cles  Ibedürfcn.  , 

♦  . 

Noch  endlich   wurden  bey   diesem   letzten  Gutbrenni 
5  neue  jFritten ,   zusammengesetzt  aus : 

I.  IL  III. 

Glaubertalz  i  Thl.      Glaubersalz  i  Tbl.      Glaubersalz  4  TJi 
'    <Juftrzpulveri—        Cod.  Bise.  P^i  — ?        Quarzpulver  1  — . 

Töpferthon  i   -Tv 

nach    vollständigem    Zusamn^enreiBen    un4    vorbereiten 
mehrstündiger  Caicination  bey  Schwacher  B.pthglubhitze  d 
f  euer  mit  übergebeh.  ^  Schon  na^ch  der  ersten  vorbereiten 
Caicination  hatten  alle  5  eine  rüthliche  Farbe  ange^iomm 
die  besonders  bey  Kr.  III  sehr  intensiv  war,   und  schon  iil 
BraunTOthe  überging,  und  nach ^emßi^ennen  im  Glasur-  0^ 
hat^c  si^h  diese  Farbe  bey  Nr   II  und  t>esonders  Nr.  JII  ehflf 
noch  Y^r^tärkt,  fils  v^rmind^rt ;   sonst  w^Ten  sie  iiü  äufserfli 
Zusammenhange  und  Ansehen  wenig  verändert,    nur  etwaf» 
und  zw^ar  am   stärhsten  Nr.  III  zusammengebacken.     Nr.  Ij 
hingegen   verhielt   sich  anders.      Es  war  zu  einer  schöndi 
gTüulichweifsen ,   sehr  festen ,   glasartigen  Masse  ,    die  untei 
am  Boden  in    ^ini^en  dünnen  Splittern  schon  in  ein   apfet  ; 
grünes    Glas  überging  zusammengesintert,    und  pulveritiit 
und  mit  Wasser   infundirt,   gab   dieses  starke  Anzeigen  auf. 

*  freyes   Natron.      Zwar    fand    diese  Erscheinung   auch  hef  * 
Nr.  n  und  JII  Statt,  jedoch ^h  etwas  geringerm  Grade,    w*  - 

'sonders  bey  IL  Üebrigeris  war  der  Gewichts- Verlust  duretf 
Brennen  bey  allen  dreyen  wieder  charakteristisch ,  und  wl* 
bey  den  ersten  Versuchen  dem  ScLwefelsäcuegehnit  der  Oomr  , 


.wohlf..u.brauchb  Glasur  a  engl.  Steingut,  äsgf 

i 

&sitionen  bis    auf   ein  Geringts  ^entsprechend.    Ich  würd« 

I 

ßese,  den  Gehlehschen  Glasschtnelzungsversuch^n  *)  sehr 
rerwandte  und  mit  ihnen  zu  meinem  gtöfsten  Vergnügen 
lebr  iibereiustinimenden  Arbeiten  gern  weiter  verfolgt  haben» 
iffl  dadurch  auch  lüT  ien  vorliegenden  Zweig  des  Fabrik« 
Vf^esens  noch  einige  nützliche  Thatsachen  zu  entwickeln, 
irire  ich  nicht  durcn.  eintretende  Hindernisse  davon  abge« 
ialten  worden.  Indefs  dürfte  es  auch  für  den  blofs  empi« 
ischen  Arbeiter  nicht  schwer  seyii,  selbige  iiün  vollend*- 
Qsznfähiren  ,  "wehn  die  Glasur  -  Versetzungen  daraus  mit  ge^ 
ingen  Modificationen  nach  den  oben  aiigegebenen  Formeln' 
»reitet  werden.  Besonders  geeignet  scheint  mir  Nr.  jy 
i  seine  Besundtheile  schon  bey.so  mäfsigeni  Feuer  ^ich' 
i  einer  der  Glashatur  sehr  nfthel'nden  Masse  vereinige 
itten.  Auch  dürfte  vielleicht  blofses  fein  abgeriebnes  und. 
sschiemihtes  weifses  Ghispulver  entweder  für  sichj  odev 
i  verschledetien  Yerhältnisseh  mit  Mennige  .versetzt,  e^ic* 
)en  so  jgVLte  Glasur  für  das  verfeinerte  Töpfergeschirr  ab^ 
eben ,  als  nach  Chaptals  Vorschlage  bey  der  gemeinen 
denen  W'aare  das  gemeine  Glas  diesen  JDietist  verrichtet^ 
wenigstens  wird  ein  solches  weifses  Glaspiilver  für  sicU 
nd  in  Verbindung  mit  Mennige  <roa  der  Biscuit  -  Wai^r» 
»hr  g^t  und  gleichförmig  angenommen,  und  ich  zweifle 
ü  einem  erwünschten  Erfolge  kaum; 

Alle  diese  Erfahrungen  schieneh  mir  einer  Bekanntina* 
hung  nicht  ganz  unwerth  zu  seyn,  defshalb,  weil  sie  sich 
hrer  Einfachheit  und  leichten  Ausführbarkeit  wegen  von 
delen  der  schwerfälligen  Künstler  -  Formeln  vortheilhafc 
mterscheiden  j  und  die  ganze  Operation  des  Glasirens  auf 
lUgemeine  Grundsätze  zurückführen ,  als  durch  welche  Be« 
lundlung  allein   das  Fortschreiten  und  die  Ausbildung  so* 


•)  Schuf eigger  N.  Jwirnal  für  Chemie  und  Physik  iQiu 
a.  Bandes  i.  Heft. 


fl4a  H.a.llUjndei;'s  yers.  üb,. di  Auffindung  i 

i.   '     '       * '      '      ■■■>.• 

wplil  dieses  a}s  aller  übrigen  Zweige  des  Manufactur- 
rabrikwcscHS    wahrhaft  *'Äud  t  wesentlich    befördert     i 
4cn  kaivtt,  .    .  , 


•  T 


Nach^cj^rift  votn  Prof,  JDöbercinet 

^  -  Möchte  BS  dei1V;gerchickten  und  Kenntnifsreichen  V 
^er  Torstehenden  iiitereseanten  Abhandlung  gegönnt  se 
seine  hier  /nitgetheilt-en  Versuche,  über  das  Glasiren 
Steingut^  im  CJrofsen  zu  wiederholen,  weiter  eu  verfolj 
vXid  vta  Iiet£Cen.^alle  <iie  L«lire  von  den  bestimmten  Mischun 
Verhältnissen  der  einfachen  und  zusammengesetzten  Si 
stanzen  als  Leitfaden  für  die  Zo^animensetzuug  der  Glas 
aaaise  u.  s.  w.  zu  benulizen« '  Von  dieser  .Lehre  müssen  ^ 
uns  jetzt-.bey  allen  technisch  -  ohemischen  Operationen  kii 
lassen «  wenn  wir*  den  gr<)rsten  Gewinn  ziehen  und  juns< 
Er^eugutissen- den  höchsten  Grad  der  Yollkommenheit  gel 
wollen»  In  meiner  Darstellung  der  Verhühnifizahlen  i 
^fdischen  Eleme nC9  sinil  kuch:  die   Verhältnisse,    in  welcl 

^  Kiesel  und  Kali,  Kiesel  und  Bleyoxyd  u.  s.  T^r.  sich  mit  e 
ander  verbinden,  .angegeben,   und  man  wird  sich   derseU 
:S[iit  Nutzeit  bey  Vegrfertigung  def  i^lasur,  des  Glases  u.  s, 
bedienen  Können; 


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^'^"^"tß^tßHttKUUKmtmmmmtmm-^bm 


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•Untersuchungen 

einiger 

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in  der  Näne  von .  Fahlan  gefundenen 

■Fossilien, 

7  WC 

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JOH.  GOTTLIEB.  QAIiN'  u.  JACOB  BERZELIU8. 

^Uebertetzt  Ton   Dr.  Christ.  Gattl,  Gmalie  gagenwftitig  in 

)  Stockholm.) 

■     •-...,  •       .        .     ■, 

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1.  JF'  in  b  o.  ' 

V'  i      .  :    :        .'. 
or  mehreten  Jahren,  da  die  Ergiebigkmt  der  mit. 

Quarz  gemengten  Erzb  auf  der  St.  Kupf et hcrgs- Grube  i 

tninder  bedeutend  war,  brachte  Hr.  Joh.  Heinrieh 

Gähn  jun.  von  einem  |  jM eilen  von  F^hlun »  nicht 

Vreit  von  Mjckelmyra,  dicht  an  derLandstraCiebele*. 

genen   Quarzbruch ,    Quarz   zum    Schmel^Ben    aus^ 

Vebst  dem  Quarz  l&amen  an  dieser  Stelle  Mineralien 

^OT,  die  durch  die  Versuche^  welche  Joh.  Oottlieb  * 

Gdhn  damit  anstellte,  als.&ol'che: befunden  wurden»  ' 

die  man  theils  vorher  picb!;.haniite,theils.vpn  selte-  " 

üerer  Art  waren.     Zu  den  letzteren  gehörte  der  Ga- 

dolinit  oder  Ytterit,  der  jedoch  nur  in  kleineren  Kör-   > 

nem  sich  fand,  und  eii^e  eigene  Art  von  Zinnstein,    . 

^er  sich  auch  selten  anders,  als  in  kleinen  Körnern 

Journ*  /•  Chitn,  »,  Phys,  16.  jBJ.  3.  JU/t.  ij 


s4*      }■  ^-  G'ahn  und  J.  Berzeliua 

eingesprengt  vorfand.  Zu  den  unbekannten  gebor 
le  der  Fyropkysalitk  ,  dessen  ZusamraentetEUn 
«ehdeni  von  Hishiger  und  mir  untersucht  wurdi 
nebst  einer  -weifsen,  etrahligt  krutnniblältrigei 
feldspathaitigen  Steinart,  dia  von  Hedenherg  asA 
Ijsirt  wurde.  Die  Stelle  bekam  durch  diese  Mi 
neralien  eine  Art  von  mineralogischer  Huchtbu 
keit,  6nd  wurde  von  allen  fremden  Mineral« 
gen,  die  nach  Fahlun  kamen,  -aufgesucht.  Ur.  J 
G-  Gähn  fuhr  fort,  ein  und  das  andere  mal  diai 
Mineralien  auszubrechen,  und  die  Stelle  eibic) 
den  t^amenFin&o- Schürfen,  weilF^i^o  der  erste  al 
der  Land«trafse  belegene  Hof  ist,  auf  den  man  voi 
diesem  Bruch  am  stöftt,  -ob  er  gleich  beynabe^MM 
le  entlegen  ist. 

Der  Quarzbrucb  selbst  iit,  so  weit  man  ant  let 
nera  gegenVrärtigen  Zustande  scbliefsen  kann,  eil 
in  Gneii  aufsitzender,  mehrere  Ellen  mächtigen 
nach  Nordtrest  streichender  Gang.  Wir  nahmeaun 
vor,  -während  des  Sommers  i8>4<  ^'^  Mineraliei 
die  hier  vorkommen,  genauer,  als  bisher  geschehe) 
war,  zu  untersuchen,  und  so  weit  die  Zeit  es  ge 
stattete,  durch  die  chemische  Analyse  die  Art 
jeden  Fossils  »u  bestimmen  ;  und  ob  wir  gleicl 
Iteine  volUtSndige  Untersuchung  von  allen  liefen 
konnten,  so  hoffen  wr  doch  ,  dafs  unsere  Arbet 
ten  die  Aufmerlisamkett  der  Mineralogen  verdiene! 
werden.  Wir  liefsen  einen  ansehnlichen  Theil  i 
wobl  von  der  Gneis- Masse  selbst,  als  TOn'deM 
Quarz  ganz  sprengen,  und  überzeugten  ansdadureli^ 
dafs  es  allein  der  Quarzgang  «elbst  ist,  der  die  Mt 
neralien  führt,  von  denen  wü  biei  sprecb'ei 
Werd»n. 


ünt,  ein.  in  d.  Nähe  v.  Fahlun  gef.  Fossilien.  543 

i)  Gadolinit,  auch  i'tterit  genannt.  Er  kommt 
bier  in  Quarz  eingesprengt  vor  in  der  Form  kleiner 
Sdmer,  die  seilen  die  Gröfse  einer  Erbae  überstei- 
gen; auweilen  wurde  er  von  der  Grofse  einer  Ha- 
lelnuf*  gefunden.  Beynahe  alleumgiebt  ron  aufsen 
ine  verwitterte  Rinde,  welche  roih  ist,  ähnlich 
Eisen -fiost,  nnd  «-eiche  verursacht ,  dafs  der 
leichtausseinerMulter  herausfällt,  wenn  man 
inscbt,  dieser  eine  passende  Form  zu  geben.  Bis*. 
llen  fanden  »ich  Spuren  von  Krystallisationen, 
jedoch  immer  unvonkommen  waren,  aber  auf 
iie  Figur  eines  Octaeders  schliefsen  liefsen.  Zuwei» 
scheinen  die  Krystalfe  iiu  Querbruch  fünfseitige 
Prismen  zu  seyn  ,  wenn  aber  dann  und  wann  ein 
lolcher  sich  losmachen  Ufst,  so  findet  man  kein 
Zeichen  eine  Krystallisation ,  wenn  das  ganzeStück 
inerL^nge  nach  betrachtet  wird.  Uebrigen« macht 
if  der  Oberfläche  sitzende  verwitterte  Rinde, 
'dafs  man  wenig  auf  die  Form  der  beyFinbo  vorkom- 
menden Gadoltnite  icblieften  kann.  Sie  gleichen 
im  übrigen  lO'wohl  ihren  äufseren  Kennzeichen  al« 
ihrem  Verbalten  vor  dem  Lötbroht  nach  den  bejr 
Ytterby  vorkommenden  Gadoliniten  so  vollkommen, 
dafsman  kein  Bedenken  tragen  kann,  sie  als  dasselbe 
Fossil  anxusehen.  Valverisirt  iverden  sie  von  den 
Säuren  mit  Zurüchlassung  der  Kiesclerde'aufgelüst, 
und  die  Säuren  nehmen  Yttererde,  Eisen,  Oxydul, 
und  w^ie  wir  weiter  unten  sehen  werden ,  auch  Ce- 
Töxydul  auf. 

Was  die  quantitative  Zusammensetzung  diese« 
Gadolinit-Art  betrifft,  so  verweile  ich  auf  die  Ga- 
dolinite  im  Anhang. 


■1^ 


244        J-  G*  Gähn  und   J.   Berielins 

a)  Pyrophysaüth.  Hicbey  verweüe  ich  auf 
Zueammetuctzang  des  Topas -Geicblecbtes  ia 
BeyUge. 

3)  riufsspdlh,  theili  dunkel  vioTet,  entww 
in  kleiuen  5  seiligen  Priaiiiencryitaniairt,  oderliTa 
als  pürsichblütliroiber  Anflug  auf  andern  Mioerali 
tlieils  grünlicbt,  balbklar  und  derb.  Der  leizte' 
zeicbiiet  sich  dadurch  aus,  d^fs  wenn  er  vor 
Lülhrohr  in  Gyps  aufgelöst,  und  einem  stark) 
Ked actio nsfeuer  ausgesetzt  wird ,  er  einen  Gcrai 
nach  Arsenik  verbreitet.  Der  Arsenik  -  Gehält  aei 
«ich  auch,  wenn  das  geschlänirale  Fossil JmitCSal 
aaure  digeriri,  und  hierauf  ein  Strom  geschwefelli 
Wasserstoftgases  durcbgeleitet  wird  ,  wobey  e 
■wenig  Schwefel -Arsenik  gefallt  -wird.  Auch  Bä 
er  »ich,  wenn  das  Fossil  durch  Sch\vefelBäarei 
üeberfchufB  zerlegt,  und  die  fr  eye  Säure  mit  Wi 
«er  ausgezogen  wird;  wird  dann  causliscbei  Atlin 
niak  bineugesetzl,  aolfänt  eine  geringe  Menge  ein) 
Weifsen  flockigten  Pulvers  nieder,  welches  dtaC 
menge  von  arsehiksauTcni  Ralk  mit  wenig  Mangi 
oxydul  äst,  und  welches  nicht  2  Procente  des  G 
W'icl't.s  de»  Flüfsapatjis  beträgt. 

4}  i'ttroctrit.  So  nennen  wir  ein  neues  bi 
l^nbo  vorkommendes  Fossil,  '-welches  der  Amlj' 
aufolge,  die  %vir  damit  angestellt  haben,  aus  fliifl 
«fturer  Halkerde,, llurssaureni  Ceroxyd  und  flurssaiu 
Yltererde  besteht,  und  das  sich  daher  sowohl  durch  di 
Selteiibeit  einiger  seiner  Bestandtbeile,  als  dnrd 
die  unerwartete  Verbindung,  worin  diese  vorfanBi 
meii,  ausaeichnet,  Di«  Farbe  varüitj  sie  ist  entwft 
der  dunkel  violett  oder  gtaurolh,    oder  weifs  odi 


pt.  ein.  in  d.  Nähe  v  F.iMungef.  Fossilien.  2^ 

^aa;  sebr  oft  bey  derselben  Siufe  au  verichiede- 
nen  L^gen  ahvvechSclnJ.  Auf  rJer  Obertl.iclie  ist  et 
bisweilen  verwittert,  und  dann  mchientheili  vveifk 
£1  ist  (lerb.,obnc  äufaere Zeichen  einer  KTystallisation. 
£)  hat  eig  balbhr^atallinisches  blättrige»  Gefiige  von 
uehrrachcm  Durchgang  der  Blatter.  Die  Masse  dea 
Stein»  setzte  sich  xu  verschiedenen  Zeiten  in  ver- 
ichieiicn  gefärbte  Schichten  ab,  die  sich,  wie  wir 
bey  einem  nnd  dem  andern  Exemplar  fanden,  nach 
irr  Gestalt  der  Unebenheit  richteten  ,  in  welche 
die  Masse ,  als  eine  weiche  eingedruckt  wurde. 
Der  Bruch  ist  im  allgemeinen  eben,  auf  den  natnrr 
liehen  Durchgängen  des  Steins  gläneend,  im  Quer^ 
■uch  weniger  glänzend.  Es  ist  und4r(:h£ichiig» 
h  an  den  Kanten. 

Wird  vom  Messer  und  vom  Quarz  gerhzt,  aber 
It  leicht  denFlufsspath,  der  seinerseits  eine  polirte 
khe  des  Yttroceriis  nicht  ritzt 

Es  kommt  in  Quarz  eingesprengt  vor,  in  regel* 
Ifiigen  SiücKen  von  unbestimmter  Form,  voni 
Qnen  Anflug  bis  zu  J  Pfund  schweren  Rlunipem 
Es  ist  jedöcb  minder  häufig,  als  irgend  ein  an^ 
res  bey  Finbo  brechendes  Fossil. 
"  Sein  specif.  Gewicht  ist  5'447-  Vor  dem  Löth- 
hr  verliert  es  seine  Farbe,  ehe  es  glüht,  wird 
äfs  oder  beynaheweifa,  mit  einemSiich  insRolhe. 
r  sich  selbst  ist  es  unschmelzbar;  mit  einen  Zu- 
E  von  Gyps  schmilzt  es  aber  zu  einer  Perle,  die  je- 
Eh  bey  keinem  Grad  der  Hitze  klar  wird,  wl« 
»et  mit  dem  Flufsspjth  der  Fall  ist.  Das  KiigeU 
rn  ist  nach  dem  Abkühlen  weifs.  In  einer  GIjs- 
iie  vor  der  Lampe  erhitzt,  phosphoresciri  es  nicht. 


i._i 


1146        J-  t*'  Gähn  und  J.  Berzelius 

riecht  etwa»  brenrlicbt,  giebt  eine  Spur  von  F«iiclii> 
tigkeit  und  wird  farbenlos.  Die  violette  Färbt 
scheint  daher  nicht  von  metallischer  Natur  zu  sejn^ 
Als  feines  Pulver  wird  es  leicht  von  kochender  Sal» 
•äure  ohne  Aückstand  und  mit  gelber  Farbe  auf 
gelöst.  ' 

Von  der  Schwefels  Sure  wird  das  SteinpnlTCl 
mit  Leichtigkeit  unter  Entwicklung  von  Wännj 
und  mit  Aufbrausen  zersetzt.  Die  Zersetzung  gehl 
viel  leichter,  als  bey  gnwöhnlicbem  Flufsipath,  voi 
sieb.  Die  zersetzte  Masseist  tief  orangegelb,  und 
wird  durchs  Glühen  weiTs.  Die  rückständige  Masse 
hat  einen  mehligten,  aber  zugleich  zuckenüfien 
Geschmack. 

1 .  200  Probier-Mark  (—  6 J  Gramm :)  geschlämmr 
tes  und  geglühtes  Pulver  von  auserlesenen  licbtereüt 
Stücken  des  Steins  wurilen  mittelst  concentrirter 
und  in  der  Glasretortc  umdestillirter  Schwcfelsänre 
■ersetzt.  Die  Masse  wurde  bis  zur  Verjagung  de» 
grÖfsteu  Tbeilsder  Säure  abgeraucbt,  der  pomeranz'- 
gelbe  Rückstand  geglüht,  worauf  er  zu  wiederholr 
ten  malen  mit  Wasser  ausgekocht  wurde,  dem  ein> 
wenig  Salzsäure  beygemischt  war,  bis  der  zurück- 
bleibende Gyps  völlig  farbenlos  war.  Der  auf  dem. 
FiltrumgesammelteGyps  wog  geglüht  cog-jProb.M. 

s.  Die  Auflösung  wurde  mit  caustischem  Am' 
moniak  gefällt;  der  weifse  voluminöse  Niederschlag 
aufs  Filtr^im  genommen  und  mit  Wasser  wohl  auM 
gewaschen.  Während  des  Trocknens  wurde  er^elb^) 
uuddarchs  Glühen  dunkel  rostgelb.  Er  wogSaP.  MJ 


^t.ein.  in  d.  Nähe  v.Fahlungef.  Fossilien.,  047 

1a  Salzsäure  löste  er  sich  mit  gelber  Farbe,  und  un- 
ler  langsamer  Eoiwickelung  von  oxydirt  lalzsaiirem 
Aas  auf.  Die  Auflösung  hatte  einen  zuckeiiürsea 
mmen  zieh  enden  Geschmacli,  und  wurde  von 
itiichem  Kali,  das  in  grorsemUeberichufs  Buge- 
iwurde,  mit  weifser  Farbe  gefallt;  die  durchfil- 
te  klare  Flüssigkeit,  mit  einer  Säure  neutra^sirt, 
I  nichts  fallen ,  auch  "vrenn  tie  zuerst  mit  Säure 
nattigc  und  nacbhet  mit  caustischöm  Ammoniak 
Ktzt  wurde. 

tj.  Die  Aullcisung.    aus  ^reicher  diese  Erde  ge- 

twar»  -wurde- zur  Trockne  abgedampft,    und  di« 

rka«  Masse  geglüht.  Sie  wog  05,3  Prob.  M.  Salz- 

,  mit  der  sie  behandelt  wurde,  nahm  eine*  je- 

h  nicht  wägbare  Spur  Mauganoxyds  daraus  auf, 

en  Natur  abersich  sowohl  dadurch  zu  erkennen 

t  daf»  es  sich  an  der  Luft  schwärzte,  als  durch 

fArbe,  die  es  dem  Phosphor-  Salz  vor  dem  Löth- 

»tbeihe,    wenn  das  geschmolzene  Kügelchen 

etwa»  Salpeter  angerührt  wurde-     ^ 

^  Der  in  1.    erhaltene  Gyps  wurde  mit  einet 

^von  basisch  kohlensaurem  Kali  kochend  zex- 

t;    dei  zurückbleibende  kohlensaure  Kalk  löste 

L  mit  Zurücklassung  eines  geringen  fheils  auf, 

Welcher   nach  wiederholter    Behandlung    mit    der 

Lauge  weiter   zersetzt  wurde,    und  sich  nun  ohne 

Rückstand  in  Salpetersaure  autlöste.     Die  Auflösung 

i^er  Kalkerde  in  Salpetersäure  "wurde  mit  caustischem. 

Ammoniak  versetzt,  wodurch  sich  noch  ein  kleiner 

teil  etner  Erde,   die  der  in   s.   erhaltenen  gliche 

ichied.     Sie  wog  geglüht  a,66P.  M. 

a  diese  Analyse   ohne  einen  besonders  beden- 
1  Verlast  mufs  können  gemacht  wurden  ae^n. 


2,i3       ].  G.  Galm  und  3,  BerzeUn 

so  dtiffte  das  Fehlende  als  Flufssäure  ange: 
den  können.  Dafo  es  Flufssäure  in  ihrem  reinen 
stand,  und  nicht  hicselhakige  Flufssäure  (afii 
silicio-ßuorienni)  ivar,  wurde  auf  folgende  Art 
gemachte  Ein  gegebenes  Gewicht  geschlämmten] 
ver»  von  reinem  Yttroceril  wurde  in  einem  Plat 
liege!  mit  Schwefelsäure  gemengt;  auf  dem  Tf 
■war  zuvor  ein  genau  schliefsender  Deckel  voni 
her  luftdicht  mit  einer  IVlischung  von  Bernsteit 
nifs  und  chemisch  reiner,  gebrannter  Alatin( 
festgekittet;  in  eine  am  Deckel  angebrachte  Oeffn 
wurde  eine  silberne  Kohre  fe*tgeschrauht,  und 
sich  entwickelnde  Saure  in  einem  SilbertiegeV 
einer  Lösung  von  Borax  aufgefangen,  welche,  <A 
eine  bemerkbare  I'ortion  Kieselerde  abzusetzenj 
ein  neutrales  Flnobotat  von  Natrum  verwam 
"wurde,  dasauch durch  Einkochung  keineKiesel4 
absetzte. 

DasResultat  dieser  Analyseistdaher:  E3i,66f 
Gyps,  welcher,  nach  Abzug  der  2.66  P.  M,  E 
aß9  P.  M.  Gyps  macht,  die  95,26  P.  M.  oder 4' 
4  Proc.  Kalkerde  vom  Gewicht  des  Steins  enU 
^hen;  5a +  a.66=54.66P.  M.oder  27,33  Proc.e 
eigenen  Erde,  wornach  für  die  Flufssäure  50,08  | 
25,04  Proc.   übrig  bleiben. 

B. 

Um  es  aber  nicht  bey  einem  einzigen  Ven 
bewenden  au  lassen,  ^vurde  die  Analyse  noch  ein 
mitgescblämmiem  Pulver  von  auserlesenen  violfl 
Stücken  des  Steins 'wiederholt.  100  Th.  davon 
loren  durchs  Glühen  3,  VI  Proc.  an  Gewicht, 
"wenn  der  Versuch  in  einer  Retorte  gem^i 


I 

Jnt.  ein.  in  d.Näh6  v.  Fahliin  gef.  Fossilien.  049 

ik  Uofses  Wasser  befanden  Mrurden.  Das  gebrannte 
luWer  mrar  nun  völlig  gleich  ,dem  des  ^venigor 
fefärbten  Steins,  und  verlor  bey  wiederholtem 
stärlKeren  Glühen  im  Flatiutiegel  nichts  mehr  sm 
fiewicht. 

&00  P.  M.  geglühtes  Pulver  gaben,  bey  eine« 
j&it  der  angeführten  völlig  gleichen  Behandlung 
H7J  P.  M.  Gyps,  welche  48>85  Proc*  Kalkerde  ent- 
iprechen,  36,63  P*  M'*  der  eigentbümlichen  £rdci^ 
wornach  für  die  Flufssäure  a4^s  P.  M.  übrig  blei- 
ben. In  einem  noch  andern  Versuch  wurden  50 
Proc  Kalkerde  nebst  24*55  Proc*  der  eigenen  Erde 
erhalten. 

Um  die  Natur  dieser  eigenen  Erde  zu  unter- 
suchen»  wurde  sie  mit  andern  ver7lichen ,    welche 
die  Eigenschaft  haben ,    süfse  Salze  zu  bilden.     Sie 
konnte  nicht  Bleyoxyd  seyn ,  weil  sie  mit  Schwefel- 
saure ein  lösliches^  Salz  gab;    sie   konnte   eben  so 
irenigBeryllerde  oder  Alaunerde  seyn,  weil  sie  sich 
in  caustischem  Kali  nicht  auflöste.     Es  blieb  daher 
jäbrig»   auf  Yttererde  und  Ceroxyd  zurathen»   voii 
"Welchen  Widen   sie  ein  Gemenge  zu  seyn  schien^ 
weil  sie  beym  Brennen  nicht  so  stark  gefärbt  wurde» 
wie  dieCs  der  Fall  müfste  gewesen  seyn ,  wenn  sie 
leiues  Ceroxyd  gewesen   wäre. 

Um  diese  beiden  vermntheten  Stoffe  von  ein- 
ander zu  trennen »  .wurde  eine  kleine  Fortion  der 
£rde  in  Salpetersäure  aufgelöst,  zur  Trockne  ab- 
'geraucht,  und  bis  zur  Verjagung  der  Säure  geglüht. 
Die  rothgelbe  Masse  wurde  mit  Essig  digerirt,  in 
der  Meinung,  dieser  werde  das  Ceroxyd  zurück- 
lassen; aber  beide  wurden  davon,  mit  gelber  Farbe» 
aufgelöst. 


ft5o       3-  G.  Gähn  unü  J.  Berzelius 

Da  das  Ceroxyd  mit  SchwefeltSure  nnd  Kali 
ein  schwcriüslichei  Sala  giebt,  soglaubten  vrir,  umj 
dieses  Mittds zu ihrerTrennungbeilieiieii  zuköni 
Wir  mischten  daher  eine  Auflösung  der  Erde  in 
Schwefelsäure  mit  schwefelsaurem  KaÜ ,  und  «i 
Wärmten  die  Mischung,  wobey  sich  ein  weiCui 
krystalliiiisches  Vulver  absetzte.  Da  wir  aber  zugleidb 
das  Verhaken  der  Yiiererde  nnter  gleichen  Um 
ständen  untersuchten,  so  feinden  wir,  dafji  auch  i 
mit  Schwefelsäure  und  Kali  ein  minderjöslicii 
DoppeUaU  bildete.  Das  Yttererdesalz  ist  jedoch  \i 
lieber,  als  das  Ceroxydsalz,  so  dnfs,  wenn  wir  dl 
was  sich  zuerst  absetzte,  besonders  nahmen,  DI 
durch  Zusatz  von  koJilensaurem  Alkali  zersetzte 
ein  kohlensaurem,  unauflösliches  Salz  erhalten  moird 
das  sich  im  offenen  Feuer  ziegelrotb  brannte,  DI 
vor  dem  Lölhrohr  alle  Eigenschaften  des  Ceroxj'i 
zeigte.  Wurde  dieses  ziegelrothe  Oxj-d  mit  Schwfl 
feisäure  Übergossen,  aa  wurde  eine  citrongelbe  Aul 
losung  erhalten  ,  welche ,  wenn  die  Mischung 
einer  stundenlangen  Digestion  abgekühlt  wurde  >  il 
kleinen  undeutlichen  citrongelhen  Krr»talleD  an 
•chofs,  völlig  ähnlicli  denen  des  sauren  schwefele 
eauren  Ceroxyds.  Wurde  das  ziegelrothe  Ox^d 
Salzsäure  übergössen,  so  löste  es  sich,  gleich  äl3Mt 
Ceroxyd,  mit  Entwicklung  von  oxydirt  «alzsanre 
Gas  auf.  —  Wurde  der  Theil  der  Flüssigkeit,  ai 
welchem  das  schwerlösliche  Doppelsalz  einem  gn 
fseii  Theil  nach  angeschossen  war,  mit  caustischent 
Ammoniak  gefällt,  so  wurde  eine  weifse  Erde  ei* 
halten,  die  beym  Trocknen  nic^t  gelb  warde,  di^ 
beym  ßrennen  in  einem  oA'enen  Geiät»  sich  nn 
•ch^vach    färbte,     und    die  mit    Schwefelsäure  «i 


Int  ein.  in  d.  Näliev.Falilun  gef.FoseÜien.  251 

niTses,  in  schiefen  Rbaniboedern  kryatalliiirendes 
Äalz  gab ,  wodurch  aUo  die  %v'eirse  Erde  die  Eigen* 
■Ja^aSteo  der  Yttererde  zeigte. 

^L  Nachdem  vcir  uns  iiber%eiij;t  hatten,  dafs  dis 
Hvltene  Erde  wirklich  ein  Gemenge  von  Ceroxyd 
Em  Yttereräe  war,  so  blieb  uns  noch  übrig,  das 
^^erhahniTs  ausznmitteln,  in  dem  sich  beid«  gemengt 
tmden. 

Eine  gesammehe  Masse  von  145  P.  M.  geglühter 
B  -wurde  in  Essig  aufgelöst ,  wurauf  die  Lüsung 
Sh  kohlensaures  Ammoniak  gefällt  wurde,  das 
[rofsein  UcbermafB  zugesetzt  und  damit  einige 
I  in  Berührung  gelassen  wurde.  Das  unaufgelüste 
«de  im  bedeckten  Kolben  mit  einer  neuen  Quan- 
,  kohlensauren  Ammoniaks  digerirt,  -welches  nur 
tgeringe  Menge  davon  auflüste,  die  aber,  wie  die 
tihinloniakalischeLüsung,  nach  der  Hand  gelb- 
wurde.  Das  unaufgelöste-wurdeaufsFiltrurngfr 
imenundgeglübt.  Esgab7o.65P.  M.  »iegeiroihea 
uiyd,  das  jedoch  nicht  frey  von  Yttererde  war. 
Die  Auflösung  in  kohlensaurem  Aromoniak 
rde  durch  Hocben  zersetzt,  und  hierauf  nach 
{sgung  des  überschüssigen  Alkali's  mit  etwas  cau- 
Ibem  Ammoniak  versetzt  und  fillrirt.  Der  Nie- 
Cblag  wog  geglüht  74''4-  ^^  wurde  durchs 
ben  in  olfencm  Feuer  gelb,  und  in  Salzsäure  anf- 
|tt  gelblich.  Er  war  mithin  nicht  frcy  von  Ce- 
rd,  welches  überdiefs  in  kohlen*aurc]n  Ammo- 
[  nicht  unauflöslich  ist.  ob  e»  «ich  gleich  darin 
»pejt  minderem  Grade  auflost,  ah  die  Yticrerde. 
Vtn  die  Yitererde  vom  Ceroxyd  an  trennen,  ver- 
.uchten  wir  mehrere  Mittel,  -welcLe  jedoch  nicht 
Uteken  wollten.     Gleichwohl  erfüllte  die  Absicht 


E5«       J.  G.  Gähn  und  j,  Bd.rzeli  iis 

noch  am  besten  die  Anwendung  des  schwefeUsaii 
Kalis,  auf  die  Art,  ui)dmit  denVi)»!c!itMiia(*regcl 
die  im  Anhang  bey  der  Analyse  der  Gadolinite  yr 
den' angeführt  werden. 

Die  fi4,55Proc.  gemengter  rothgelber  Erde,  i 
im  letzten  Versuch  erhalten  wurden,  gaben  1 
di-ise  Art  |J,i  Proc.  Yttererdcand  16,45  Proc.  danlH 
rothes  Ctroxyd-  Da  die  Yitererde  und  das  Ceroiq 
gleiche  IV'Iengen  Säuerst  oll'  enthalten ,  wie  v 
weiter  unten  sehen  werden,  und  die  Quantität  < 
Ceroxrds  hierbeynahe  genau  doppelt  so  *ie)  betrS| 
als  die  der  Yttererde,  so  scheint  es,  als  ob  bfiii 
in  dem  Fossil  nach  einem  bestimmten  Verhälui 
Verbunden  waren,  so.  dafs  das  Ceroxyd  doppell  I 
yiel  Sauerstoff  als  die  Yitererde  enthielte. 

Es  |ist  nicljt  müglich,  die  chemische  Cgnst 
lution  dieses  Fossils  mit  einiger  Zuverlässigktit  H 
hesiiinmen.  Wir  können  für  jetzt  blofs  die  Walt 
icheinlicbkeiteii  darlegen,  zwischen  welchen  fq 
nere  mehr  er^veiterte  Kenntnisse  entscheiden  müsse 

Wir  haben  gefunden,  dafs  das  Fossil  von  s4ij 
bis  zu  27,35  Proc.  des  Gemenges  von  Ytlererfle  n 
Ceroxyd  enthält ,  wovon  ^  Yttererde  und  ^  Cetoaf 
ist.  Nehmen  vfii  al«  das  Mittel  der  Resultate  s6fi 
und  zugleich  an,  dafs  beide  Oxyde  so, 7  Froc.  Sana 
Stoff  enthalten,  so  enthält  die  Yttererde  t, 837  na 
das  Ceroxyd  3,675  Tb.  Sauerstoff,  zusammen  also  3i5 
Die  Fiufsjäure  enthält  den  Versuchen  nach,  diew 
bis  jetzt  haben,  ihre  Zusammensetaung  2U  beree^ 
neu.  77  Proc.  Sauerstoff,  oder —  um  nicht  gegen  d 
Vorsicht  derjenigen  Chemiker  anzustorsen,  welch 
glauben ,  dafs  man  in  der  Chemie  nicht  die  Berech 
nung  anwenden  dürfe,   wo  das  Resultat  eiaei  i 


m 


Cnt   ein.in  d.Nahev.l'dhluiigef.Fo3silien.  253 

Veten  VeMOcbs  ni^ht  auf  die  Wagicbale  gelegt  wer- 
ten bann  —  die  Flufssaure  lältigt  eine  Quantität 
iasist  deren  Sauersiolf  77  ist;  die  Yttererde  und  das 
^roxyd,  die  «ich  im  Yttrocerit  änden,  mu6sen  atio 
rtne  Quantität  Flafs*äurc=:7,i5  Proc.  de*  Gewichts 
ie»  Stein«  aufnehmen.  47-65  ^i*  5'^  '^^-  Kalkcrde 
»tlialten  13.4  ^i^  ^4  T^^'  SaueTstoü',  und  ^verden 
uithin  von  i7i53=  Iji*  '8.>8  Vtoc.  Flufssäure  vom 
Gewicht  des  Stein»  gesättigt.  Das  Gewicht  liec 
FlaCs&äure  beträgt  also  im  Gänsen  Q4.545!>i>  cSPruc- 
Tom  Gewicht  des  Steins,  welches  so  genau  mit  der 
Analyse  nhereiii^iimmt,  ul»  «ich  nur  erwarten  lafst, 
anAial  da  der  erste  Versuch  C5,o4i  und  der  zweite 
S4,5e  Vtac.  gab.  £s  wird  hieraus  klar,  dafs  die 
au fgL'furi denen  Basen  in  dem  Stein  in  der  Form 
von  rciiiiCU  neutralen  kicselerdcfreyen  Fluatea  vor- 
IllDde»  sind. 

Nachdem  dieser  Funct  entschieden  ist,  so  fragt 
«isicU:  Ist  dieses  Fossil  als  ein  blofs  mechanische» 
Gemenge  von  3  Fluaten.  oder  als  ein  Gemenge 
Flufssputh  .  mit  Jluas  yttrico  ■  eerieus  anzusehen? 
Oder  ist  es  ein  Gemenge  von  2  Doppeliluaten,  wovon 
das  eine  aus  halfccrdc  und  Ceruxyd,  und  das  andere 
aus  Kalkerde  und  Yttererde  bestände?  Oder  end- 
lich, kann  es  als  ein  chemisches  Ganzes,  d.  b.  als 
eia  aus  einer  Sdure  mit  3  Basen  bestehendes  Sala. 
angesehen  werdrn? 

Keine  dieser  Fragen  läfst"  sich  mit  einiger  Si- 
cherheit heantworten.  Die  äiifseren  Etjjeuschdfteii 
1  des  Fossils,  vornehmlich  seine  Textur,  zeigen,  daf» 
I  ti  durch  eine  langsame  und  unter  veränderteii  Um- 
l|  itinden  gescheliendrFülhing  Oller  Ab^Jtz,  und  nicht 
I   durch  Kif^ulliiaiioii  gebildet  wurde;    ahnt  da  eiut 


354       J.G.  Galin  und  J.  B  erzelius 

Fällung  von  mehreienunauflöslichen  Verbinäung 
mir  einem  male  statt  haben  Itann,  sn  läfst  sicli  hj 
aus  kein  Schluf«  ziehen.  Die  Härte  des  Fois 
■welche  die  des  Flufsspalhs  bedeutend  übertrii 
ohngeachteC  die  ilufssaure  Kalkerde  ^  desselben  I 
tra^t,  scheint  zu  erliennen  zu  geben,  dafi  sei 
Beslundlheile  sich  in  einem  andern  Verhaitnift  I 
im  FluFsspalb  verbunden  finden  ,  oder  wcnigctfl 
dafs  die  anderen  Fluate,  welche  sich  zugleich  dirl 
finden,  bedeutend  härter  alsgewiJhnlicherFIurnpil 
»eyn  müssen. 

So  lange  wir  noch  nicht  von  andernlUnutii 
den  aus  eine  chemische  Verbindung  einer  Säuren 
3  Basen  liennen,  so  ist  es  nicht  zulässig,  dieExisiei 
einer  solchen  auf  eine  Untersuchung  hin  von  d( 
Art,  wie  diese  ist,  im  voraus  anzunehmen, 
■überdiefa  scheint  das  Resultat  der  Analyse  diesi 
Meinung  nicht  günstig  zu  seyn,  weil  i,83t  VC 
clies  der  niedrigste  Sauers toft'gebalt  ist,  in  15,5  L 
14,  welches  der  höchste  ist,  nicht  einigennart< 
dem  Vielfachen  einer,  ganzen  Zahl  nach 
halten  ist. 

So  lange  Keine  Doppelflaate  ron  Kalkerde  an 
Yttererde,  oder  von  Kalkerde  und  Ceroxyd  behaud 
sind,  kann  auch  nichts  entschieden  werden,  wedo! 
in  Kiicksicht  der  WahrscheinJithkeii  des  Vertan 
denseyus  solcher  im  Yitrocerit,  noch  in  ßücKskhl 
der  Anzahl  der  Flufsspatbpartikeln ,  die  mit  der 
flufssaurenyttererdeoderroitdemflufssaurenCerosyd 
verbunden  sind.  Aber  da  auf  der  andern  Sein 
Ceiium  ein  Begleiter  der  Yttererde  ist,  und  sowoti] 
in  i^nhier  sich  findenden  Gadoliniten,  als  in  denct 
von  Ytterby  vorkommt,  so  bat  man  Grund  zu  \ 


fteiu.  in  d.N^lie^T.  Fahlun  gef.  Fossilien,  255 

,  da](  die  Yttererdc  und   das  Ceroxyd  hier 

n    Doppclfluat  verbanden   sind,    bestehend 

r  Partikel  y^uar  yttrlcus .    and  s  Partikeln 

ficerieui,  welcbcs  lich  zu  gleicher  Zeit  und  ge- 

fuäijluas  calcicus  fällte^   und  welchem   der. 

locerit  leine  grüfsere  Härte  und  seine  efwas  grä- 

Ireipesif.  Schwere,  ah  die  desgewähnlichenFlufi' 

atbi,  verdankt. 

Obgleich  diese  Betrachtungen  gewif*   nicht  ir-' 
od    einen   Äufschluf»  über  die  innere  chemiache 
nititution  des  yttrocerit»  mit  enticheidender  Si- 
eiheit  gegeben  haben»  ao  glaube  ich  doch,  dafs 
von  grofsem  Gewicht  sind,    weil,   wenn  m^n 
Miese  Art  bey   der   Untersuchung   eine«    jeden" 
■afoitfährt,    man  endlich  dahin  gelängt,    dafs 
Rh  der  Mineralogie  bestimmt  weif*,  was  völlig 
Sier  ist,  und  was  noch  künftigen  Untersuchungen 
tügend  auszumachen  übrig  bleibt,  und  man  ver-' 
ogt  auf  diese  Art  nicht  unsichere  Ideen  und  Wahr- 
leinlichkeiten  mit  dem,  was  man  positiv  ^veifi.  ' 
Du  numeräre  Resultat  der  Analyse  hat  gegeben 

Kalkerde     47,63  bis  50,00.  ' 

Ytiererde      9.11   —     8t»o. 
Ceroxyd       18,22    —    »6,45* 
Flufssäure  05,05   —    25,45. 
Da»  -wissenschaftliche  Resultat  giebt: 
\  Flnfssaure  Kalkerde     65,16=  bis  6S,iB. 

—  Vttererde     11,61*  —   10,60. 

—  Ceroxyd      23,026  —  so,ss. 
&,  wenn  die  zuletzt  angeführte  Ansicht  von 

mischen  Constitution  des  Fossils  die  richtige 
I  ohngefähr  31  bis  35  Froc.  des  Doppeläuat» 
!toxyd  und  Ytteierde  enthulteu  mufs. 


Sj6       J.  G.  Galii 


liJ  J.  Pu 


eli 


t 


I 


5)  ZimisteiirJ    Seiuc   Furbe  .|is[  schwarr, 
sich  et\TSi  ins  KoliUe  oder  flotbgrane  aiebt.     D 
Farben-Nuance  isL  jejoch  wenig  merlibar. 

Er  Iiommt  tieUen  kryatalli&trt  vor,  und  zwari 
Octaedern,  derenGröfse  die  eine»  Hanfsamens  ni 
üb^rtteigt.  GervübiiHch  findet  er  sich  in  Iil«. 
Kdrnetnvon  unbesliiiimtsrForm,  seilen  in  grfifief 
SlÜcken.  Der  Bruch  ist  »neben  ,  von  Meiallgiai 
Er  ist  undurtbsicbtig^;-"Hart,  (ritzt  das  Glas). 

Er  kommt  in  Quarz,  Pyrophyialitb  ,  Albit  V 
aildei'n  hier  brechenden  Fossilien  eingesprengt  \ 

Giebt  ini  infang  ein  graurothes,  bey  besui 
Keiben  aber  beynahe  -weifses  Pulver. 
-.  Specif.  Gewicht— ,6,55. 
>  Vor  dem  LtJtbrobr  veiändert  er  sich  nie 
Vpn  dem  Pbo^phorsalz  wjrd  er  tläge  aiigegriß^ 
TVird  weifs,  und  ertheik  dem  Glase  keine  Farl 
V^ird  feingeriebenes  Pulver  mit  Phosphorsals  2 
sauimengeschmclzen,  so  lüst  sich  alles  bey  fortg 
setzten!  Blasen  auf,  djis  Glas  wird  aber  nicht  nier 
bar  weder  in  der  äufsern  noch  innern  Flamn 
gefärbt.  Vonfiorax  wird  es  leichter  zu  «inem  hal 
klaren  graulichten  Glas  aufgelöst,,  dessen ,Fsrbe  u 
Klarheit  beym  ^bküblen  sich  nicht  verändern, 
wird  ein  grofser,  Zusatz  erfordert,  um  das  Gli 
völlig  unklar  zu  machen.  Das  Glas  trübt  sich  nid 
oder  nur  unbedeutend,  wenn  es  von  neuem  gelin 
erhitzt  wird.  Mif,  Soda  giebt  er,,  in  Pnlverfor 
angewendet,  reichliche  Zinnl.ügelchen,  wenn 
in  das  rauchichle  lleductionsfeuer  gehalten  wil 
Die  Menge  des  reducirten  Zinns  wird  bey  deiB.Zi 
Bat:£  von  ctw«  Borax  noch  vermehrt. 


(Tut.  ein.  in  d.  Nähe  V.  Falilun  gef.  Foseilien.  057 
Von  der  S^ure  wü'i  er  nicht  angegrißen. 
Beym  Glühen  verliert  «blofs  das  hygroskopisch 
aohängeude  Wattf.r. 

1.   100  P.  M.  geschianimipn  und  geglühten,  bey- 

s  -vreifsen  Pulver*  vom  Zinnstein  winden  ihit  50a 

W.  causlischcn  Kali    im   Silbertiegel  eine  halbe 

ide    lang    mafsig    geglüht.      Die    grüne    Masse 

3e    im  Wasser  aufgelüsr,    das  Klare  abgegossen 

in  einem  Glasfeolhen   mit  Salzsäure   gesättigt. 

in  zuerst  eine  Fällung  cnisaml ,   die  aber  beyin 

tz  von  mehr  Saure  wieder  verschwand. 

B.     Das  unaufgcUlste  wurde  im  bedeckten  Kol- 

i-Amnioni»k  digertrt.      Das  was 

blieb,     \vurde  aufs  Filtrum  ge- 

,  und  zuerst  mit  Wusser,  nachhermit  Salz- 

igewaschen;    der  unaufgelösic  Theil  wog 

Übt  2,5  P.  M.,    und  verhielt  sich  den  damit  an- 

llteii  Versuchen    nach,    "wie   Tantaloxyd.     (S. 

er  unten). 

3.  Die  salzsaurej Auflösung  von  1.  wnrdezti  dein 
Otbion-Ammoniatund  zu  derSalzsäure,  womit 
'anlaloxyd'  ausgewaschen  -worden  war,  gegossen. 
auf  wurde  ein  Strom  von  geschwefeltem  Wasser^ 
ga«  durchgeleitet,  so  lange  noch  einige  Fällung 
:and.  Der  gelbe  Niederschlag  wurde  aufs  Fi^- 
L  genommen,  gewüschen  und  hierauf  mit  Hö- 
^asser  zersetzt,  wovon  er  ohne  Hücltstand  auf- 
it  WHirde.  Die  Auflösung  wurde  zuerst  mit  Can- 
hnp  Ammoniak  gcfSllt,  und  bicrguf  w'urde, 
allen  Hinterhalt  von  Zinnojcyd  abzuscheiden, 
steinsaures  Ammoniak  zugesetzt  ^  so  lange  bi» 
die  FlÜBsigheit  nicht  mehr  davon  trübte.  DcK 
■»./.  Ch§m.H.  Phyt.  16.  ÜJ.  3  H'/t-  "8 


VlÜÄ      J.  G.  Galin  und  J.  Berzeltu« 

erbaUenc  Niederschlag  wog  auigesüfst  und  flj 
S8.4  P-  M.  1 

4.  Die  mit  geschwefeltem  WaBaentoffgw'i 
Flüisigkeit  wurde  mit  Salpetersäure  gehochfl 
Auimoniak  neutralisirt,  und  hierauf  mit  berd 
saurem  Ammoniak  gefällt.       Der  Niederschlaj 

.  blafaroth,  aber  blasser  als  bemsteinsaures Eisei 
Nach  Verbrennung  in  offenem  Feuer  wog  j 
F.  M.  Mit  Salzaäure  behandelt  löste  sich  dal] 
£i*enoxyd  auf,  und  i,s  P.  M.  blieben  unaufi 
zurück,  die  sich  vor  dem  Löthrohr  mit  S(M 
Zinn  reducirten,  und  mithin  ein  Hinterbi 
Zinnoxyd  waren.  Es  bleiben  mithin  1,4  P.' 
das  Eisenoxyd. 

5.  Die  mit  bernsteinsaurem  Ammoniak 
Flüssigkeit  wurde  im  bedecitten  Kolben  mij 
drotbionammoniak  gemiacht,  wovon  eine  Tri 
entstand,  die,  nachdem  sie  sich  gesenkt 
rothgelb  war.  Die  klare  Flüssigkeit  wurde 
eossen,  der  Niederschlag  in  Salzsäure  auff 
worauf  er  mit  basisch  kohlensaurem  Kali  ki 
gefällt  wurde.  Der  geglühte  Niederschlag  gi 
P.  M.  Manganoxyd, 

Die  mit  Hydrothion-Ammoniak  gefälltcFI 
keit  wurde  mit  hle'«sanrem  Ammoniak  versi 
der  Kolben  augepfropft.     Die  Flüssigkeit  blieb 
Der  Ziiinstein  enthält  daher  keine  Kalkerde. 
Die  Analyse  hdt  also  ergeben: 

Zinnoxyd        ....      g3JB 
'  Tantaloxyd    ....         «,4, 

Eisenoxyd       .  .  .  1,4 

Mangauoxjd  .         ■         .         o.g 


lt.  «in.  in  d.  Nähe T.Falilungef. Fossilien.  259 

Seinen  äufsern  Charakteren  nach,  iteht  dieier 
nnsleio  neben  dem  Tantalic,  Wolfram  uiid  den 
IMilient  die  eine  Mischung  von  Eisenoxydul  und 
langanuxydul  zur  Basii  haben.  Man  hat  daher 
\eo  Grund  2u  vermuthen,  daTs  die  kleinen  Quan- 
Uiten  Eiicnoxyd  undMangano^yd,  welche  die  Ana- 
^e  gegeben  hat,  diesem  Ziniistein  weaentlich  an- 
«hören,  und  dafs  sieden  deutlichen  Unterschied 
vrursachen,  der  zwischen  dem  Zinnstein  von  Ftnbo 
ind  dem  von  Corn^vallis  itatt  hat ,  vtelcher  durch- 
tchlig.  vielhärterundfichwerer  ist,  und  in  welchem 
Slaproth  blufs  Zinnoxyd  fand.  Daft  die  Quaniiiat 
1er  electroptj'.itiven  Oxyde  so  gering  ist  in  Vergleich 
Bit  der  des  electronegativen  Oxyds  und  mit  seinem 
«deutenden  Gehalt  an  Sauerstoff,  ist  eigentlich 
Lein  Beweis  gegen  diese  Meinung,  weil  das  Zinn- 
ixyd,  den  Versuchen  nach,  die  ich  schon  vorlängit 
tiekannt  gemacht  habe,  eine  sehr  geringe  Sättigungi- 
Capacität  hat.  £s  wäre  inawischen  zu  viel  gefor- 
JMrt,  bey  so  grofsen  Verschiedenheiten  in  den  re- 
lltiven  Quantitäten  der  Bestandtheile,  die  Multipll 
Bei  SaueisCoAs  der  Basen  im  Zinnoxyd  bestimmen 
EU  wollen,  wie  es  auch  schwer  ist  zu  entscheiden, 
in  welchem  Verhaltnirs  das  Eissn  und  Manganoxyd 
ku  einander^  stehen,  weil  ihre  Quantitäten  so 
^iering  sind,  dafs  ein  kleiner  Fehler  in  der  Ani- 
Ijie  doch  immer  zu  groTs  wird,  tun  eine  einiger- 
'■nifsen  zulässige  Approximations  -  Berechnung  zu 
Igwtitiei». 

6)  Tantalit.  Unter  den  Stufen ,  die  wir  für 
Zinnsibin  ansahen,  kommen  Stücke  von  einer  dem 
Inieiien  nach  dunkleren,  mehr  rein  schwarzen 
be  VOr>  die  vor  dem  Lothrohrt^  weniger  Zinn  al* 


fi6o      J,  G.  Galm  und  J.  Berzclius 


) 


die  vorhergehenden  haben,    aber  die  ■wir,    dt 

ohngeachtec  lange  für  Ziniistein  hielten,  bis  die] 

1      deckung  de»  Tanlalits  von  Broddbo  eine  nüfierä 

■  tersuchung  derselbeh  veranUrste,  wobeyiich  f 
K  dafs  die  dunkleren  Arten  variirende  Portionen 
n  T^nUlit,  mit  Zimismin  gemengt,  enthielten. 
m.  .  Die  Farbe  ist  mehr  rein  schwarz,  als  dt 
f    Zinn&tein». 

Die   Form  ist  derb,  ohne  äuTsere  oder  in 

Anlage  zur  Kryslalli^ation.      X)er  Bruch  ist 

yon  Metallglanz,     undurchsichtig    hart,     ritzt 

^  Sias  schwach.       Das  Pulver   ist    dunkel,     anl 

P.  ichwarzbriiun,  und  ähoelfbey  weiterem  Reiben 

■  snit  Rahm  gemischten  Kaffe.     Die  Nuancirung 
I  tarbe  Tariirt  beynil'ulver  je  nflch  der  grcJiserem 
I  geringeren    Quantilüt  von  Tantalit,    den  das 
R  (enthält,  so  dafs  man  durch  Vergleichungdeut^cl 
I  fcen  Kann,  welcher   mehr  und  weichet  wenigei 

Von  enthält. 

Speciiiaches  Gewicht  nicht  untersucht. 

Vor  dem  Lütbrohr  verändert  er  sich  nidbt.  .1 

p   Phosphor -Salz  wird  er  ziemlich  leicht,    zunu 

Kt.ulverform  angewendet,  aufgelöst,  und  giebt  d 

I  «inbraungelbesGlaa.das  während  desAbkühlen« 

P  lig  gelb  wird,  und  dessen  Farbe  in  der  Reducii 

K'^nime  nicht  Safranroth    wird.      Vom  Corax  ^ 

L   ^r  noch  leichler  aufgelüst.  und  giebt  ei»  klärei 

faes  Glas,  das  entweder  beym  AbKiihlen,  udera* 

\reni>  ea  von  neuem   gelinde  erhitzt  wird,    ia 

äufseren    Flamme    seine    Durchweh ligkeit    veii 

Hnd  milchweil»  wird.     Durch  dieses   Vtrhaltei 

es  daher  l'eicht,  den  Tantalit  von  deta  nicht  tu 

haldgeu   Zinnstein    zu   unterscheiden.      Mit 


11t.  ein.  in  d,  Näh^  v.  Fahl  iiii/  äöj 

bt    er  in  der  Rcductionr  ^    "^^ 


«. 


isouder&  wenn  etwas  Borast  i    *  ^€ 

Der  Tantalit  J(ommt  mehreu  '  ^ 

;üqken  yor  als  der  Zinnsteinr »   ist  6v 
mer.     £r  ist»  wie  der  letztere,   in  ^ 
eldspath  und  Fyropbysalith  eingespren^    -^ 

5,353  Gr.  geschlämmte^  Pulvers  von  eJnK 
eren  Stufe »  die  ich  in  meiner  Sammlung  amlk 
ahrcy  wurden  ^urch  is  Gr.  caustischen  Kalis 
irch  ein  eine  halbe  Stunde  im  Silbertiegel  über 
sr  Spiritus  -  Lampe  fortgesetztes  Glühen  zersetzt, 
ie  Masse  zersetzte  sich  sehr  schnell »  und  wurde 
inkelgrün ,  welche  Farbe  eie  auch  nach  fierii  Ab- 
iihlen  bejbebielt.. 

1.  Die  Mastse  wurde  durch  kochendes  Wasser 
IS  dem  Tiegel  genommen,  und  hierauf  ini  Glaskol- 
vsx  mit  Salzsäure  im  Ueberschufs  versetzt.  Die 
uflösung  wurde  von  der  Säure  gefällt,  und  dte 
lüssigkeit  wurde  zuerst  braun,  hierauf  weint oth 
ad  endlich  gelb,  wobe^  sich  oxjdirt  8alz9aures  Gas 
itwickelte^  t)ie  Flüssigkeit  wurde  bis  zumKocheni 
hitzt  und  .  filtrirt.  Auf  dem  Filtrum  blieb  eine 
rofae  Menge  einer  weifsen ,  in  Salzsäure  unauflös* 
eben  Masse.  Sie  w^urde  behutsam  mit  einem  Pia» 
Q  -  Spatel  vom  Filtrum  genommen  und  hielrauf^ 
IS  Qründen,  die  bej  dem  Brodbbo-Tantalitjausführ- 
cher  werden  erörtert  werden ,  mit  Hydrothijon- 
mmoniak  digerirt.  Er  wurde  hierauf  auf  dasnäm-» 
che  Filtrum  gebracht  und  die  hepatische  Flüssig- 
st wurde  zu  dqr  zuvor  durchgegangenen  sauren  ge- 
ischt.  Das  auf  dem  Filtrum  zurückbleibende 
urdemit  etwas  Wasser  ausgespült  und  hieranf  mit 
ochehder  Salzsäure  übergössen,  w  oduich  ihre  grün* 


i$tk''   J.  G.  Gähn  und  J.  BericUus 

dihtc  Farbe  sich  in  eine  weifse  verwandelte.  Di 
«urchfiltrirte  Säure  wurde  zur  übrigen  Fliissigfcei 
gemischt.  Da«  au£  dem  Filtrum  aurücfcbleibend 
Avog  geglüht  E,s33  Gr.,  und  hatte  alle  Charaktere 
des  Taataloxyds, 

s.  Die  FlÜEsigkeit,  die  durch  da*  Hinzukoni'' 
iiien  des  Hydrothion-Alkalis  eine  bedeutende  Men^ 
gelben  Schwefel  -  Zinne»  abge»etzt  hatte,  ivurde 
durch  Ammoniak  genauer  neutraliiirt,  'worauf  i 
Strom  geschwefelten  WasierstofFgases  durch 
geleitet  wurde.  Der  gelbe  Niederschlag  wurde  61 
trirt ,  und  hierauf  durch'  Königswasser  zersetzt 
welches  ihn  ohne  Rückstand  auflöste;  ein  Beweit 
dafs  er  iteine  Wolframsäure  enthielt,  wie  dieses  hef 
dem  Taniatit  vonBroddbo  der  Fall  ist,  wiewirw«' 
ter  unten aehen werden.  DieÄuilösungwurde  durch 
caustischet  Ammoniak  gefällt,  und  der  Hinterhall 
von  Zinn  durch  bermtcinsauret  Ammoniak  abge- 
schieden. Das  im  offenen  Gefäfs  streng  durcbgft 
glühte  Zinnosj'd  wog  0,505  Gr. 

3.  Die  in  2,  mit  geschwefeltem  Wasserst offgH 
gefällte  und  hierauf  filtrirte  Flüssigkeit  wurde  1 

Salpetersäure  gekocht,  worauf  mit  bernitcinwiv 
rem  Ammoniak  bernsteinsaures  Eisenoxyd  geßll 
wurde,  das,  nach  der  Verbrennungim  offenen  Feu^ 
0,S7g4-  rotbes  Eisenoxyd  hinterliefs,  welches  jede cB 
bey  Wiederautlösung  in  Salzsäure  0,0s  Gr.  Ztnnoxyi 
unaufgelöst  zurückliefs.  Dia  Menge  des  Eiaeiun^q 
beträgt  mithin  o,C594.  Gr. 

4-  Die  durch  bernsteinsaures  Ammoniak  gefällt 
Flüssigkeit  wurde  in  einer  Flasche  mit  Hydrothion 
Ammonfak  vermischt,  wodurch  Hydrothion-MangU 
gefällt  wurde ,  das ,   nac^idttu  es  sich  gesetzt  halt« 


^petenäure wieder  aufgelöKtui^d daraus  kochend 
kablentaures  Kali  gelallt  wurde.  Das  ttieng 
übte  Manganoxyd  wog  o,=66. 
fi.  Die  abgegossene  hlare  hepatische  Flüssiglieit 
fde  nie  kleesaurem  Auimoniali  versetzt  und  zn- 
^opft;  «te  setzte  kleesauren  Kalk  ab,  der  ge> 
it  und  mit  Schwefelsäure  hebandelt,  0,19s  Gr. 
gab,  welche  0,0^  Gr.  reiner  Kalkeide  ent- 
teilen. 

Die  Analyse  hat  mithin  gegeben: 
Tantaloxyd     0,1^33  (^^>99 

Zinnoxyd        0,525  »6,75 

Eisenoxyd        0,259  7,67 

Manganoxyd   0,266  7,gg 

Jtalkerde  o,o8n  Ci4o 


3.365         101,79 
dem,     was  weiter-unten  bey   den  Tantalaten 
1  angeführt  werden,    wird    »ich  ergeben,    daf» 
tTantaloxyd  eigentlich  als  eine  Säure  zu  betrach- 

t'iit,  und  daPs  100  Theile  desselben  eine  Quan- 
t  Basis  sättigen ,  deren  Sauerstoff  ohngefähr  5,S 
Man  wird  auch  aus  dem,  was  im  Anhang  bey 
finnischen  Tantaliten  voikommt,  ersehen,  dafs 
rantalit  diese  Säure  mit  Eiienoxydul  und  Man- 
inoxydul  in  dem  VerhältniTs  gesättigt  ist,  daf* 
nde  gleiche  Mengen  Sauerstoff  enthalten ,  so  wie 
ich  aus  den  dort  angeführten  Analysen  sich  eigiebt, 
ifs  kaum  irgend  ein  Tantalat  vorkommt,  das  nicht 
lehr  oder  weniger  tantalsauren  Kalk  enthält.  Nach 
lesen  vorausgeschickten  Betrachtungen  ist  es  nicht 
hwer,  die  chemische  Constitution  des  vorherge- 
enden  FoshIs  zu  beurtheilen.  Es  ergab  sich  dabpy 
Ueberschufs  an  Gewicht;     dieses  zeigt   mithin. 


ftUeberschufs 


,  deren  Sauerstoff  5,q 
antiiät  Basis,  deren  Sn 
1  mitbin  «on  den  gefua 


^ 


?Gi^       J,  G,  Galm  und  J.BerzeUxis 

in  Verbindung  mit  Ben  aus  führ!  i  oberen  Uni 
chuiigen,  die  man  beym  Broddbo-Tftntalit  findet, 
das  Eisen  und]VTaiigan  in  dem  Fossil  blofs  0x71 
aind.  7,67  P.  M,  Eisenoxyd  entsprechen  6, 
Oxydul,  und  7,98  Manganoxyd  7,189  Proc.  O: 
von  denen  da»  ersCere  1.563  Tb.  und  d, 
^'5ä^  Tb.  Sauerstall:  entbiilt,  so  dal's  man  anne] 
kann,  sie  haben  gleiche  QaaniiLätcn  enthalt« 
*,4-  Proc,  Kalherde  enthalten  0,67  Tb.  SauersI 
also  enthalten  die  Baien  im  Ganzen  zusamnieii 
Sauerstoff;  "wenn  aber  100  Th.  Tantaloxyd 
Quantität  Basis  sättigen 
80  sättigen  66,99  ^'"^  Q^ 
Stoff" 348  ist.     Wenn  ma 

'neu  Basen  das  abi^ieht,  was  der  chemischen 
etitution  des  Zinnsteina  angehört,  so  kommen 
zurückbleibenden  Quantitäten  der  Sättigungtci 
cität  des  Tanialoxyds  um  so  näher.  Es  dürfte  d 
als  durch  diese  Analyse  ziemlich  entechiedeti  a, 
sihen  werden  können,  dafs  das  untersuchte  F( 
ein  Gemenge  sey  von  ungefähr: 

Tantalit        .     .     .     57,5 
Tantalsaurem  Kalk    15,4. 
Zinnstein     .     .     .     17,1 
Eine  andere  Tantalit-Sorte,  die  vori 
fscren  Stufe  genommen  wurde,  welche  G.  T.Ht 
Gähn  jun.  in  seiner  Sammlung  aufbewahrt. 
auf  ganz  gleiche  Art  untersucht,  und  gi 

Tantaloxyd     »a,22 

Zinnoxyd         83,65 

Eisenoxyd  8,13 

Manganoxyd      i,83 

Haikerde      .     ^,/^o 
»00,07 


int.  ein.  in  d.  Nähe^.  Fahlun  gef.  Fossilien.  £55 

Diete  Analyse  bekräftet  et  also,  dafs  die  Tanta« 
tite  nur  gemengt ,  nicht  chemisch  verbunden  mit 
Zinnatein  vorkommen ;  dieses  letztere  Fosail  besteht 
AtmtMh  aus  einem  Genlenge  von 
,x         Zinnstein  85t5 
Tantalate  14,7 
und  es  durfte  vielleicht    am  richtigsten    seyn»  in 
Betrachtung   der  überwiegenden  Menge  des  Zinn* 
Steins ,  dieses  zuletzt  untersuchte  Fossil  zum  Zinn« 
stein  zu  rechnen. 

'  7)  Smaragd  oder  vielmehr  Pseudosmaragd.  So 
wollte  ich  gerne  ein  Fossil  nennen,  das  seltener  vor- 
liommt,  und  gewöhnlich  grofse  sechsseitige  reguläre 
Prismen  von  1  bis  3  Zo|l  im  Durchmesser  bildet. 
Die  Farbe  ist  grün,  vom  Dunkelgrünen  ins  Gelb- 
grüne, oft  ungleich,  so  dafs  ein  Stück  des  Kry  st  alles 
lichter  ist  als  das  andere.  Die  Form  ist  meistens 
^  krystallisirt,  ein  reguläres  sechsseitiges  Prisma.  Die 
Oberfläche  der  Krystalle  ist  uneben,  ohne  Glanz 
und  mit  Tälkschuppen  bedeckt,  von  gleicher  Art 
mit  denen,  welche  den  Pyrophysalith  zu  bedecken 
pflegen.  Die  Kryftalle  haben  bisweilen  in  ihrem  In- 
nern einen  Quarzkern. 

Der  Bruch  ist  uneben,  und  entweder  matt  ode,. 
wenig  glänzend  von  Fettglanx,  ohne  Spuren  von 
Irystallinischen  Durchgängen. 

Er  ist  weich,  w^ird  vom  Messer  mit  gröfsjicr 
Leichtigkeit  geritzt»  Einige  Stellen  ,  besonders  die 
dichteren,  sind  jedoch  etwas  härter »  ob  sie  gleich 
Vom  Messer  angegriäen  werden. 

Das  Pulver  und  das  Abschabsei  ist  Aveifs  oder 
ins  Gelbe  sich  ziehend,  undrfettig  anzufühlen. 


•  i 


I 

I 


266       J.  G.  Galin  und  J.  Berzelius 

Anden  Kanten  ist  er  duichscheinend,  von  gel 
grüner  Farbe, 

Specif.   Gewicht  i,7oi. 

Das  FOMÜ  gleicht  dem  ersten  Ansehen  nai 
einer  Serpentinart  und  seine  natürliche  Bruchfläi 
lafst  nicht  sogleich  irgend  eine  Ungteichförmigll 
in  «einer  Textur  erkennen. 

Die  Krystallfigur,  verbunden,  mit  tlerWeichhi 
de*  Fossils,  gab  uns  AnlaL's,  beaondert  interesaan 
Resultate  von  seiner  Analyse  zu  erwarten. 

DerStein  wurde  mit  Alkali  gebrannt,  die  Man 
durch  Salzsäure  zersetzt,  und  damit  auf  die  gewöhl 
liebe  Art  verfahren.  Wir  erhielten  Kicielerde.  Alaun 
erde,  Talkerde  und  Beryllerde,  welche  his  aaf 
Proc.  vom  Cewiclit  des  Steins  sich  beliefen.  —  Gl 
rade  als  wir  im  Begrilf  waren,  die  relativen  Menge 
dieserBestandiheile  naher  zu  bestimmen,  wurde  d« 
Smaragd  bevBroddbo  entdeckt,  und  veranlafsteoi 
nähere  üiUersuchung  der  mechanischen  Zusammoi^ 
Setzung  dieses  Fossils  ,  zumal  da  sowohl  die  Fon 
ah  die  Anwesenheit  der  Beryllerde  ausdiückUcl 
auf  Smaragd  deuten. 

Ein  Stück  von  dem  Fossil  wurde  gescUiffu 
und  polirt.  Dabey  offenbarte  sich  eine  mecbui 
scheMenguog  eines  härteren,  beynahe  farblol 
■ils,  das  Politur  annahm,  und  eines  weicbei 
nen,  welches  sich  nicht  poliren  liefs. 

Beide  lagen  gemengt  miteinander,    obj 
wie  die  verschieden  gefärbten  Gypsarten  i: 
£s  wurde  dann  ganz  deutlich,  dafs  das  hart 
il  Smaragd  war,  und  das  weichere  wnrde  hiowi«' 
derum  erkannt,   uls  von  derselben  Art  seyend  'i 
das,  dessen  Beschreibung  hier  unten  folgt.     Jedodi 


Ünt.  ein.  in  d.  Nähe  v.  Fahlun  gcf .  Fossilien,  2C7 

fanden  wir,  daf»  die  kleinsten  Theüe  des  Smaragd» 
dberall  mit  dem  weichen  Fossil  gemengt'  -waren, 
weil  die  Kanten  des  geschliAenen  Fossil»  aiich  an 
den  Stellen  t  wo  sie  Politur  annahmen,  sich  vom 
MeMer  abschaben  liefsen.  Hieraus  ersieht  man  also, 
äitt  die  Massen  beider  Fossilien  im  tlüssigen  Zu. 
lUnde  sich  mengten,  dafs  aber  das  AnschieTsenzu^st 
in  einem  nicht  fliiastgcii,  einfachen  Zustande  statt 
gefunden  haben  müTgte,  wobey  die  kleinsten  Thei- 
k  des  Smaragds ,  -\vdhrend  sie  ihrer  krystallinl- 
^MchcD  Polarität  gehorchten  ,  und  zu  einem  Kör- 
^Hb  von  bestimmter  Figur  erbarteten,  das  andere 
^^pcht  krystallitirende  Fossil  nicht  so  verdrängen 
^^mrmochtent  sondern  es  umschliefsen  mufsten.  Die- 
lei  Fossil  stellt  also  ungefähr  denselben  Fall  dar, 
vrie  die  Fossile  von  Fontainebleau,  mit  dem  Unter- 
•cbiede,  dafs  diese  sich  aus  einem  Flüssigen  krystal- 
lisirenden  und  einem  bereits  erhärteten  Fossil  bil- 
deten, wodurch  die  mechanische  Mcngung  umso 
viel  ahgenscheinÜcher  wird,  während  dagegen  die 
Kr7Stallisation  des  Pseudosmaragds  in  einer  Men- 
gung  zweyer  tlüssiger  im  Erstarren  begiifiener  Fos- 
•Jlien  voi  sieb  gegangen  seyn  mufste. 

Die  Quantiät  derSmaragdmafse  variirt.  Das  zur 
Untersnchang  angewendete  Stück  zeigte  sich  bey 
Vergleichung  mit  einigen  andern  Stufen,  die  ge- 
•cfaliA'en  wurden,  als  das  an  Smaragd  reichere.  Be- 
Tcchnet  man  es  nach  seinem  Gcbalt  an  Bcryllerde, 
•o  läfst  es  sich  ansehen  als  gemengt  aus  ungefähr 

Smaragd 59 

Talk 41. 

8)  Talksehufer.  Die  Farbe  variirt  vom  Graogru- 
nen  ins  Braun^riine,  £räiinliche  und  »e\\.en«  "Lyr- 
berrolbe. 


Die  Gestalt  ist  scbiefrig»  ohne  Zeiphen  einelE 
Kristallisation ,  aber  leicht  in  rhomboidale  Brnch«^ 
ftücke  zerfallend».  -       ' 

-     Der  Bruch  ist  blättrig  von  mehrfachem  Durch- 
gang,  glänzend,  von  Fettglanz. 

•  An  den  Kanten  durchscheinend.  '     '     • 

Weich ^^  wird  leicht  vom  Messer  geritzt,  unl 
läfst  $ich  beynahe  schaben.  £r  giebt  einen  weiEseD 
Strich  ,    und  das  Pulver  fühlt  sich  fett  an«, 

Specif«  Gewicht  2,7 18- 

£r  komipt  in  gröfseren  oder  kleineren  abgesonder- 
ten  l^lumpen  von  theils  gerad»  theils  etwas  krumm* 
ichiefriger' Textur  vor,  bisweilen  in  bedeutend  pro* 
fsen  Massen  oder  blofs  als  dünner  Ueberzug  oder 
Anflug  auf  andern  Mineralien ,  besonders  auf  dem 
Pyrophysalith.  Er  ist  gewöhnlich  nach  allen  Bich- 
tungen  von  Silberglimmer  durchzogen. 

Vor  dem  Löthrohr  schmilzt  er  in  dünnen  Kan« 
ten  zu  einem  farbenlosen ,  blasigten ,  undurohsich-^ 
aichtigen  Glas« 

Von  Soda,-  Borax  und  Phosphorsalz  wird  er,  kk 
kleinen  Portionen  zugesetzt,  langsam  zur  ]ilareii 
Perle  aufgelöst,  die  so  lange  sie  heifs  ist,  gelb  ist* 
aber  während  des  Abkühlens  farbenlos  wird«  V/'uA 
vom  Steinpulver  mehr  zugesetzt^  als  der  Flub  auf- 
lösen kann,  so  bleibt  ein  dr.rchscheinendes ,  v^db" 
lichtes  Skelett  unaufgelöst,  wie  dieses  mit  alles 
alaunerdehaltigen  Fossilien  der  Fall  ist. 

Von  kochenden  Säuren  jwird  er  wenig  ange- 
griffen. 

Bey  einem  un\'ol1ständigen  analytischen  Versncli 
mit  geglühtem  Steinpul  ver,  fand  er  sich  susammea- 


Vnt.  ein.  in  d.  Nähe  v^  Fahlun  gef .  Fossilien,  affj 

'feieut  ans  Kieselerde     .        •        .        >      5^A<^ 
Alannerde      •        •        »        •      33fi$ 
Eisenpxjd      •         •     .   •        *        4»oo 
.    Kalkerde  mit  Talkerde  •        3,00 

Verlust  .        .        •        .        8>44- 

Der  hier  gefundene  Verlust  kann  nichts  and%rf 
lejn  als  Alkali,  zumal  da  der  analytische  Versuch  mit 
der  gehörigen  Genauigkeit  angestellt  M^ar,  um  die 
bnnötfaigen  Verlaste  su  vermeiden. 

Der  Stein  selbst  verlor  übrigens  durchs  Glühen 
in  mehreren  Versuchen,  ztvischen  6  und  8  Froc. 
Wasser, 

Es  wäre  ungereimt»  aus  einem  so  unvollkom- 
menen  Versuch  die  chemische  Constitution  des  Fos- 
sils beurtheilen  zu  wollen,  und  selbst  wenn  äelt 
Versuch  vollständig  wäre,  so  würde  es  vergebdrife 
Arbeit  seyn,  da  das  blofse  Aussehen  zeigte  >  dafi 
diese  Art  von  Fossil  nicht  durchaus  gleichartig  ist. 
Es  gehört  übrigens  ganz  deutlich  zu  dem,  was 
Havy  Rocke  talqueuse  lamellaire  nennt. 

9)  Erdiger  Talk,  £r  ist  deutlich  dasselbe  Fossil 
mit  dem  vorhergehenden,  aber  in  Absiebt  auf  Form 
auf  die  Weise  von  ihm  verschieden ,  dafs  er  in  so 
kleine  Theile  zerborst  ist,  dafs  er  sich  in  fein^ 
Schuppen  ader  in  einen  erdigen  Zustand  zerdrücken 
Isfst;  er  hat  gewöhnlich  eine  lichtgrüne  Farbe, 
fühlt  sich  Fett  an,  und  macht  nicbt  selten  mit  deiti 
vorhergehenden  eine  zusammenhängende  Masse  aus. 
Wir  haben  keine  besondere  chemis'che  Versuche  mit 
ihm  angestellt.  —  £r  scheint  zu  Haüy*s  Tale  gra-. 
nuleux  zu  gehören. 

10)  Olimmervon  besonders  schönen  Krystaüisatlo- 
nen  aber  selten  in  grofsenKrystallen.  Der  hier  vorkom- 


270       J.   G.  Cahii  und  ].  BerzeUus 

mende  Glimmer  ist  gerad blättrig.  theiU  silbetw« 
theils  in  dünnen  Blättern  durchsichtig,  in  dickei 
durchscheinend  mit  rauchigtei  Hyacinthfarbe, 
dicken  Stücken  undurchsichtig ;  theiU  schwarE.  n 
durchsichtig,  ein  gnipes  Pulver  gebend.  Die  schw« 
Abart  zeichnet  sich  durch  einen  sehr  reichlichen  3 
halt  von  Mangan  aus.  Herr  B.  P.  Egßertz  hat  il 
aura  Gegenstand  seiner  Uni e rauch nn gen  gcmact: 
von  denen  wir  sehr  interessante  Hesultate  erwarte 
11)  Feldspath,  gsw'öhn]icheT,  theils  roth  (licht 
und  dunkler),  theils  ungefärbt  in  groTsen  detbi 
Massen.  Sehr  oft  mit  Anflug  von  Yttrocerit  i 
Ritzen. 

iB)  Mbit,  eine  nach  unserer  Meinung  bish 
nnbemerkte  eigene  Fossil  -  Gattung)  die  vord 
von  Hedenberg  untex  dem  Namen:  krummblil 
lichter  Feldspath  beschrieben  wurde  (,Afh.  ,  J 
sik,  Kemi  och  Mineral.   1  Th.  S.  nS.) 

Diese  Steinart  zeichnet  sich  durch  ihre  eijf 
iromniblätlrichte  Textur,  ihre  Aveifse  Farbe,  ,( 
oft  schneeweifs  ist,  und  ihre  Härte  aus,  sie  yn\ 
nämlich  vom  Quarz  nicht  geritzt.  Es  ist  keine  i 
des  Feldspaths.  Herr  //.  F.  Eggertz  bat  sie  aui 
zum  Gegenstand  seiner  Untersuchung  gemaclil 
und  seine  Resultate  stimmen  nicht  mit  den  vo 
denberg  angegebenen  ii  herein.  Wir  ^vollen  ihm  XK 
der  Bekanntmachung  seiner  Versuche  nicht  zmi 
kommen  und  da  Hedenberg  bereits,  voiläiigst  c 
»iemlich  genaue  fiescbreibung  der  äuCseren  dif' 
raktere  dieses  Fossils  geliefert  hat,  so  glauben  V^ 
bier  nichts  weiter  darüber  anfuhren  zu  müssen. 

13)  Eine  eigene  Jrt  Granat,  selten  deutlis 
angescIioBsen,    »m  Üftesien  blols   ia  ganz   MeiW 


ein.  IQ  d.  Nahe  v,  Falilun  gef.  Fossilien.  «71 

lern  vorkommend,  die  in  mehreren  Verhält- 
len  mit  den  Fahlu  -  Granaten  übereinkommen, 
r  haben  keine  besondere  Analyse  damit  angestellt. 
14)  Oaarz,  theils  halbduTchsichtig,  theils  mil- 
sht.  Er  wurde  bey  einer  damit  angestellten  Ana* 
I  als  völlig  rein  befanden,   ohne  andere  Beymen- 

g  als  blofa  eine   geringe    Spur  von  Eiienoxyd. 

kommt  in  grofsen  abgesonderten  Massen  1 


3.  Brodd  bo, 

wahrend  wir  uns  mit  den  Mineralien  des  Bruches 

Finbo  beschäftigten,  brachte  einer  der  dabey 
Qtzten  Arbeiter  einige  Stücke  Pyrophysalit  und 
Lt  mit  nach  Hause,  die  er  auf  einer  andern  Seite 
I  Fablun  gefunden  hatte.  Wir  suchten  sogleich 
le  Stell«  auf,  die  westlich  von  der  Stadt  Fabluo 
dem  grofsen  öden  Steinhaufen  belegen  ist, 
eher  ungefähr  eine  halbe  Q  uadratmeile  ausmacht, 
i  wo  die  Dampfe  vom  Rösten  alle  Vegetatioq« 
auf  die  Crypiogamtsten  auf  der  Oberfläche  der 
ne  hinaus,  zerstöre  haben.  Ein  griifscrer  Stein- 
:k  einige  hundert  Klafter  vrestlich  vom  südlichen 
le  des  sogenannten  Skälpussen  war  von  Bergleu- 

gesprengt  worden,  welche  einen  Gestellstein 
die  Hütten  suchten  ,  und   da  sie  ihn  für  untaug- 

dazu  fanden,  liefsen  sie  ihn  auf  der  Stelle  za- 
(.  In  diesen  Ueberrcsten  fanden  wir  nun  gröfier« 
Halle  von  Pyrophysalith  und  verschiedene  Gado- 
le,  welche  von  ganz  denselben  Fossilien  beglei- 
wurden,  die  die  Gangart  beym  Finbo-Bruch 
Uebeidieft  fanden  wir  hier  ein  licht- 


1 

I 


272        J.  G    Galiii   und  j.  Berzclitt» 

grünes  Mineral  in  grofsen  Krystallen,  das  bey  tf 
rtir  Uniersachiing  für  Smaragd  crkannl  wurde., 
iiahnien  uns  daher  vor,  sowolil  den  noch  übrig 
gVÖTsern  Theil  dieser  SteinmaMe,  als  die  Gegend 
allgemeinen,  xa  untersuchen. 

Wir  fanden  danji,  daTa  grössere  und  klein 
Steine  von  gleicher  Art  mit  denen  vom  Finbo  -öa 
iir  einer  ■westlichen  StrecXe  von  einigen  houi 
Ellen  Breirc  ztrstreiit  lagen,  koiuen-on  ihnen  zeij 
Spuren  von  VyrotihyBnlilhen  oder  Smaragd,  den  e 
eigen  Stein  ausgenommen,  der  durch  Zufall  1 
den  Bergleuten  gesprer-gt  wurde.  Mehrere  dert 
ben  belierbergten  Gadolinite,  von  d«nen  jedoCh  i 
grSrserc  Theil  durch  die  gemein schafdiche  EinwJ 
knng  der  Luft ,  des  Regens  und  des  sauren  Dami 
vom  Rösten  aufgelöst  und  weggefiihrt  wut,  mii^ 
niclilassung  eines  leeren  Loches,  unter  wddi« 
"ein  du.ikelerund  rostiger  Rand  auf  derOberflikhe  d 
Steins  den  Weg  der  allmahlig  niedcrgeflosseaenScH 
tion  beceichnete.  Wo  grüfscre  (iadolinite  aüli 
Ohcrfläche  sich  fanden  ,  war  noch  ein  Icleiner  1 
derselben  übrig,  und  gab  den  Ursprung  dieM£  t 
ebeiibeil  zu  erkennen. 

AU  der  erw&hnte  Stein  gesprengt  wurdet'- 
hielt  man  eine  Menge  von  Pyrophysalill'.en,  -4 
gtöfserer  und  hellerer  Art,  als  die  bey  Finbo. 
gleich  fand  man  Smaragde  in  regflniUrsigcn  »e<( 

■  seitigen  Prismen,  von  1  bis  zu  6  und  7  Zoll  I 
Durchmesser.  Ihre  Länge  lafst  sich  nicht  bestiniinc 
weil  sie  beym  Sprengen  zerbrachen,  aber  nach  d 
i=  bis  14  Zoll  langen  Stücken,  die  herauslieleit,j 
nnbeilen,  scheint  ihre  Länge  gewifs  die  Lange  ( 

Dih-cbmcssers   am,  \ie\ema\  u\jfatQK.e^  lu.  bab< 


.ein. in  d.Nähev, Fahlun  gef. Fossilien.   273 

en  fanden  »ich  kleinere  Kiystalle.  Neben  die. 
traf  er  ein  Albit  an  von  einer  dichteren  ami  we- 
fr  rein  weifaen  Art  al»  der  von  Finbo  ,  nebst 
isera  Feldspath  ,  und  da  diese  aufLürten,  üng, 
einer  iceist  ziemlicb  merkbaren  Gtänze,  ein 
p'igt  krj'stallinisches  ,  marmoiäUnHchcs  ,  sehi 
tea  Foaiil  sich  zu  zeigen  an,  das  seiner  Farbe 
I  Textur  nach  gehr  dem  Ttilen-Zucker  ähnehc; 
Jer  Gränze  zwischen  diesen  lag  eine  breite  Reihe 
1  Granaten,  ähnlich  denen  von  Finbo.  Hie  und 
fanden  sich  Gahnite  und  Gadolinite  zwischen 
Granate  eingesn-etit.  An  einer  Stelle  lag  an 
Stelle  der  Granate  ein  breiter  Streifen  von 
üeren  und  kleineren  GadoHniteu,  deren  Quer- 
Bh  nnregelmäfsige  ,5seitige  Prismen  anzudeuten 
öat. 

Zwischen  dem  Feldspath  und  Albit  ■wechselte, 
der  Masse  des  Steins,  Glimmer  ab,  theils  gerader 
k  mehreren  Zollen  Mächtigkeit  nach  allen  Dirnen- 
len,     tbeiU  krummscbaHger    und    von    Silben 
HZ.     Hier  und  da,  betonders  anglimmerreicbereik 
llen,  faud  &ich  ein  schwarzes,  hartes  Fossil, welche* 
r    (einem  äufsern   Aussehen   nach  «ogleich  ohne 
lenken  für  Zinnatein  van  gleicher  Art   mit  den^ 
i  Finbojnahmen  ,  da«  wir  aber  nachher  bey  nü- 
er    Untersuchung   aus    Tantalith   seiner   Haupt- 
ise  nach,  mit  Wolfram  gemengt,  bestehend    be- 
iden, ein  Umstand,  der  nunmehr  unsere  Aulinerk- 
(unkeit  weckte,  als  die  Stufen  von  den  inSkogsbüle 
IQ  Eimito  in  Finnland  belegenen  Zinngruben,  wo- 
von man  glaubt,    jdafs  der  Finnische  Tantalit  her- 
itimme,  die  Hr.  Gottl.    Gähn  in  seiner  Sammlung 
wahrt,      völlig  gleich    bLScliaffencn    teVia^*^ 
.Joürn./.  Chem.  u.  Fhyi.  ,6.  Ed.  3.  Ht/t.  ^g 


1 


074       J-  ^-  Gähn  und  J.  Berzelius 

und  Gliizinier,  sowohl  von  der  gerad-  al«  hrui 
blätuigen  Varietät ,  enthielten, 

Ca  die  Eide  um  den  besagten  Stein  sollte  i 
geschafftweiden,  wurde  sie  bis  auf  einen  gewi 
Abstand  vom  Stein  aua  grobem  Glimmersand,  Qu 
aand,  grüTseren  Stücken  von  Quarz,  Smaragd 
Pyrophysalith  bestehend  gefunden,  s«  daf*  ein  T 
des  Steines  darch  die  Revolution,  die  ihn  dibiil 
worfen  hatte,  zerroalrat  zu  seyn  schien.  Die  Pj 
pliysaliliie,  die  hier  lagen,  waren  oft  gror»e  Sli 
von  Erystallen,  von  denen  das  gvöfste,  das' 
Krysallfigurnocheiiiigermafsen  deutlich  beybeha 
hatte,  ßx^o'!  lang  war,  und  dn  dessen  kleinerem^ 
der  grofseteTZfurchinesser  9  Zoll,  am  grÜfaeren'E 
11  Zoll  lang  war.  Der  kleine  Diameter  war  i 
oben  ungffäbr  G  und  nach  unten  ungefähr  7j- 
lang.  Das  Sttick  wog  b7  Pfund.  Ein  anderes  Sl 
xeinen  iind  ungeniengten  PyrophysalilliB ,' 
chem  aber  heine  der  Krysiallilächen  mehr  ü 
war,  wog  84.  Pfund.  Auch  fanden  sich  g 
Stücke  von  Smaragden,  von  denen  eines  noch 
Kryätdll fläche  behalten  hatte  und  einen  gro 
Theil  dir  beiden  angrenzenden.  Die  Breite  dl 
Fläche  betrug  3|  Zoll,  -woraus  man  leicht  atil 
Durchmesser  dos  Krj-stalls  schliefsen  kann,  zu 
da  die  Ueberresle  der  beiden  andern  Flächen  zu 
kennen  zugeben  schienen,  dafs  das  Prisma  g1e 
-  »eitig  war.  Da»  Stück  wog  qJ  Pfund.  Unter  die 
Grus  fanden  sich  auch  einige  Stücke  Tantalit, 
denen  das  gröfsle  e8  Loth  wog,  und  von  ft  and 
^as  eine  >4  und  das  andere  11  Loth.  Die  übri 
betrugen  nicht  über  1  bis  2  Loth,  Wir  liefseit 
btr  die  £tde  waschen ,   die  den  Stein  riugiiuti 


L  ein.  in  d.  Niilie  v.  FalUun  gef.  Fossilien.  375 

obey  noch  etwas  mehrere  kleinere  Stücke 
iTantalit  erhalten  wurden.  Nachdem  die  Er3e 
i  Ellen  im  Umkreis  vom  Steine  untergra- 
frar,  honen  diese  Mineralien  gänslich  auf  und 
hrushügel  führte  nun  nichts  anderes  aU  die  all- 
oSteinarten,  aus  denen  dieser  colossaleStein- 
i  besteht. 
11  und  der  andere  Stein  von  gleicher  Gangart 
il  io  der  Nähe  von  dein  nun  angeführten,  wurde 
esprengt,  gab  aber  blofsGadoHnit,  Feldspath,  Galinit 
nd  Granate.  Sie  führten  nicht  Glimmer,  Pyro- 
faysalith,  Smaragd  oder  Tantalit,  so  dafs  wir  an 
ieser  Stell£|  nach  altem  Anschein,  für  jetzt  deri 
anzen  Zugang  zu  diesen  Fossilien  erschöpft  hatten. 
Erinnert  man  sich,  daPs  schon  gegen  Fahlun 
[ie  Auswiirtiinge  des  l'oryhyrs  von  Elfdalen  seht 
clieiL zu  werden  anfangen,  und  erst  inj  Leksand, 
iättvik  und  in  den  um  E]fd,dc:n  herum  belegenen 
Kirchspielen  im  allgemeinen  häuliger  zu  erscheinen 
begannen,  und  erinnert  man  sich  weiter,  dafs  die 
BeyBroddbo  gefundenen  Auswürflinge  vonPyrophy- 
»tiith,  Smaragd,  TanlaHt  u.  s.  w-  schon  in  einem 
Abtand  von  einer  halben  Meile  am  Finbo  Schürf 
10 fester  Rluft  sich  finden,  so  kann  es  nicht  fehl- 
Uhlagen ,  dafs  der  feste  Berg,  von  dem  sie  hentam- 
Wti,   nicht  besonders  weit  entlegen  seyn  kann. 

'  In  der  Strecke  z%vi3chui  dem  Finbobruch  und 
Bfoddbo  triiVt  man  hie  und  da  Gesteine  von  gleicher 
irt  mit  den  hier  untersuchten  an,  welche  Gado- 
init  und  seltener  Smaragde  führen.  Die  wenigen 
imaragde,  die  sich  bey  Finbo  finden,  sind,  wie 
^augeEülirL  haben,    sthr  durch  fremde,  ia'v\..Ok«c  '' 


»tG      J.  G.  Galiii  und  J.  Berz.eliai! 

Smaragdtnaase  verschmolzene.  Einmengungffln 
«»reinigt,  ßie,  welche  in  der  Strecke  zwiscti 
Finbo  und  Broddbo  angetroffen  wurden,  sind  IT 
niger  unrein  als  die  tey  Finbo,  aber  weniger  hon) 
gen  als  die  bey  Brodtlbo  •). 

Man  bat  Ursache  zu  vermutfaen  ,  äats  man  b 
Verfolgung  des  Finbogange»  endlich  die  mapnia 
liehe  Lagerstätte  der  gigantischen  Fossilien  ¥] 
Broddbo  entdecken  werde. 

£ine  'weiter  ausgedehnte  Untersuchung  dan 
verbärgt  schöne  Früchte  sowohl  für  die  GeognO( 
als  für  die  Mineralogie,  und  wir  werden«  so 
unsre  besonderen  Umstünde  es  erlauben,  diese  F« 
schungcn  fortsetzen;  es  ist  aber  zu  beklagen, 
die  unorganische  Naturgeschichte  nicht  nur 
Eifer  derer,  die  ihrem  Studium  obliegen,  in 
ipruck  nimmt,  sondern  auch  bedeutende  Capitalii 
•o  oft  sie  nicht  dem  Zufall  der  ATbeiten  in  den 
tallgruben  überlassen  wird. 

Wir  werden  nun  die  Beschreibung  vcm  jei 
einzelnen  bey  Broddbo  gefundenen  Fossil  geben. 

1.  Tyrapkysalith.  Er  ist  hier  von  ganz  glej< 
Art  mit  dem  bey  Finbo,  erscheint  aber  nur  in  { 
fseren  Krystallcn.  Sie  haben  alle  im  (^uerbrüch 
Gestalt  des  Topases,  spitzen  sich  aber  gegen 
Ende  zu,  so  dafs  sie  eine  Pyramide  bilden.  O 
selbe   ist  auch  mit  dem  Finbo  -  Pyropbysalith 


*^  Dieie  Smaragde  wiirdeti  luersl 

mann  gcfiiiiüen  bey  Sprcngutig 

I  LandeifCDtKunt  LallarfVel,  das  i 

nnd  Finbo  liegt,  ab« 


1  BcTgmeiiter  ^<i 


Linie  mir  Bittd^ 


Unt.  ein.  in^.Näliev.  FalJuTigef.  FoSÄÜifin.  577 

Fall.  S.  das  -weitere  in  der  Eeylage  über  die  Zu- 
ummcoseuuitg  der  Gattung  Topas. 

ft.   Smaragd.  Die  Farbe  i*l  tticils  gnin!i«ht,  vom 
ichwacb  filaugrüneu  ins  Gelblichgrüne,  iheilftweif» 
oder  scbwacb  in»  Gelbe  sieb  ziehend. 
I  Er  ist  in  regelmäfsigen  Gseiligen  Piismen  mit 

aeislens  s  schmäleren  Seitenflächen,  krystallisiit. 
Die  Eadspitzen  sind  selten;  sber  die,  welche  sich 
vorfanden,  waren  so  ganz,  dafs  man  sie  einei 
Untersuchung  unterwerfen  konnte,  wobejr  aie  sich 
1I1  übereinstiiumend  mit  Haüfs  Fig.  46.  Pl.  XLV» 
■eigten. 

Die  Krystalle  sind  gewÖhnlicl»  sclir  grors. 

Die  Brucbfläche  ist  uneben,  splittrig  von  Fett- 
glanx,  mit  nicht  undeutlichen  Spuren  einer  spa- 
thtgen  Textur. 

Die  Brucbstüclse  sind  unbestimmt  eckig. 

Cr  ist  undurchsichtig,  oder  blofs  in  dünneren 
Splittern  durchscheinend.  An  polirten  Flächen  zeigt 
ich  hie  und  da  eine  Abwechslung  in  der  Verthei- 

voDDnrchscheinenheitundUndurcbsichiigkeit, 

,das  Undurchsichtige^  überwiegt. 

Er  iit  h^tt,  ritzt  den  Quarz. 

Specjf.  Gewicht  zwischen  8,673  «"^  5»68J'.  ""■ 

Vor  dem  Löthrohre  verändert  «.sich  anfang» 
nicht,  weder  in  Ansehung  seiner  Farbe  noch  seiner 
Daiclfacheinenheit.  Nach  einem  lang  fortgesetzten 
heftigen  Znblasen,  rundet  er  sich  an  den  Kanten  ab. 
und  endlich  fangen  gewisse  Puncte  zu  schmelzen 
an,  wobcy  an  diesen  Stellen  ein  Aufwallen  cnt- 
HUebt.     Die  Blasen  fallen  sogleich  wieä««  »  ■«■taä^  ^'^o- 


M    1 


l 


£78       J.  G. 'Gähn  und  J.  Berzeliu's 

Stelle  sieht  unter  dem  MikrtMcope  wie  öine  FarT)« 
lose  Schlacke  aus.  Die  Ericheinung  zeigt  sich  ei 
nach  einem  sehr  langte  aiisgehaltenen  Zublasen. 
So  ■wohl  vom  Phosphorsalz  als  vom  Borax  wi 
er  zu  einem  klaren  Glase  aufgelöst.  Soda  löst  tl 
etwas  träger  auf,  giebt  aber  ein  klares  Glai,  e 
charakteristisches     Unterscheidung» ■  Merkmal    "vQ 

-Pyrophysalith,  der  mit  Sode  nicht  schmelzt. 

^         Feingerieben  und  mit  salpetersaurem  Kobalt  t 

'feachtet,  wird  er  heym  Brennen  •iunkelblau,  w 
sich  ins  Violette  zieht. 

Durchs  Glühe«  verliert  er  nichts  von  sein« 
Gewicht. 

.'        per  Smaragd  wurde  im  Feuefftein-Mörsec  l 

.Ftilver  zerriehen,  das  feinste  mit  W4sser  d 
schlämmt.  Auf  200  Probier  •  Mark  geschlämmt 
und  gegliihies  Pulyer  hatte  der  Mörser  e  FrobÜ 
Mark  an  seinem  Gewicht  verloren,  so  dafs  das  zi 
Analyse  angewandte  Pulver  ein  Procent  vom  Mö 
sei  abgeriebene  Kieselerde  enthielt. 

a)  200  P.  M.  schwarzes  Pulver  (~  §  Loih  OÄ 
ungefähr  6|  Gramm)  wurden  in  einem  FlatindcgC 
mit  dem  ^fachen  ihres  Gewichts  basisch  Whlm 
saurem  Kali  geschmolzen.  Die  geschmoleene  Mu 
sc  war  schwach  bläulich.      Sie  ^%'urde  in  vefdünn- 

'  ter  Salzsäure  aufgelöit,  welche  einige  wenig 
leichte,  anfgequollene  Flocken  von  Kieselerde  EU- 
rückliefs,  an  denen  man  deutlich  erkennen  honiltCi 
dafs  sie  nicht  unzersetzies  Steiiipulver  ^Taren. 

h)  Die  Auflösung  wurde  in  der  Platin ■  Schah 

'iis  zum  Gelaiiniren  ahgedampft,  und  hierauf  unWl 
heslandigem  Umrühren  eingetrocknet.    Die  ItodttDl 


^K.  ein.  in  d.  Nähe  v.  Fahlun  gef.  Fossilien.  379 

^Hk  wnrde  mit  Salzsaure  digerut ,  hiet-auf  nüt 
^Hser  vermischr,  und  filtrirt.  Die  Kieselerde  wog, 
^Hewaschen  und  geglüht  136,7  F.  M. 

^Vc)  Die  durchgegangene  lilare  Fh'i stiglt ei t  wurde 
^^Kb  caustisches  Amitioniak  gefällt,  worauf  coo 
^^n,  Itohlensaiires  Ammoniak  zugesetzt  und  di« 
^^Khang  i::  Stunden  stehen  gelassen  wurde.  Das 
^Kifgelösie  wurde  aufs  Filtruni  gebracht  und 
^Ba&chen ,  worauf  es  mit  einem  Flatinspalel 
^^Ecfatig  wieder  vom  Fijtnim  genommen  von 
^^Bm  mit  einer  Auflösung  von  100  P>  M.  kohlen- 
^^■eca  Ammonidk  dlgerirt,  wieder  aufs  Filtrum' 
^Htacht,  und  hier  zuerst  mit  ein  wenig  w^armem 
^Baer  und  nachher  mit  einer  Auflösung  von  koh- 
^B&urem  Ammoniak  gewaschen  wurde,  bis  das 
^^kIib  Fihnim  gehende  Ammoniak  nichts  mehr 
^^Eeliist  hielt.  Die  ausge^vaschene  Erde  wog 
Hng  geglüht  36,65  F.  M. 

■  d)Die  durchgegangene  ammoniakalische  Flüssig- 
keit wutde  in  einem  Glaskolben  zur  Verjagung  des 
überschüssigen  Alkalis  gekocbt,'wobeysiesicfa  trübte, 
Qod  eine  körnige  Erde  absetzte. 

Da  in  der  Flüssigkeit  keine  Spur  Älcali  mehr 
Wahrgenommen  werden  konnte,  so  wurde  so  viel 
caiistificbesAmmoniak  zugesetzt,  dafs  die  Flüssigkeit 
,  alkalisch  reagirte,  wodurch  der  Theil  der  Erde, 
Iflchei  sich  während  des  letzten  Kochens  in  der 
Hch  Verjagung  des  Ammoniaks  frey  gewordenen 
Ire  aufgelöst  haben  konnte,  wieder  abgeschieden 
DieErde  wurde  aufsFittrum  gebracht,  aus- 
itifst  "und  streng  geglüht.  Sie  war  schneeweif» 
l  wog  aG,8  F.  M.,  und  verhielt  sich  in  allen  da- 


flBo        J.  G.  Gähn  und  J.  Berzelius  ' 

mit  angcfitellten  Proben  der  Beryllerde  volibomi 
ähnlich  •). 

e)  In  Salzsäure  aufgelöst,  blieben  0,55  P- 
«inerKieielerde  ahiiliclien  Masse  zurück,  welche  t 
dem  Löthrobr  jedoch  kein  Glas  mit  Soda  gab,  I 
Borax  aber  ein  klares  Gas  gab,  das,  wenn  ei 
hitzt  wurde,  milchicht  wurde,  und  milhin  Tl 
tal-Oxyd  war.  Dasselbe  zeigte  sieb  bey  einigem 
dem  analytischen  Versuchen  mit  Broddbosmarag 


*3  VauqueUn  gi«bt   ala  ein  unterteil eidenJei  KcnDzeicIi 
für  die  Beryllerde  an.,  dafs  sie  durch  gut  gesättigtei 
drotliion-Alkali  mehr  ^efäUc  werde  CAncal.  de  Chi 
T,  XXVti  p-    176,),  ;cinB   Angabo   die   sich  nachher 
alle   Lelirbflcher  eingeachlichen   h^t.      Wir  wollten 


dicies  Mittels  bedienen, 
der  durch  die  Analyse  e 
bolt  von  AUiinerde  aul 


tehei 


obi 


luden  lu 


1  Beiyllerde 


eil  nicht 
ein  Ilton 

n  Saluli 
D   gflrlflj 


einer  etwa»  innren  Adflüsung  der  Beryllerde  i 
Ilydrotliion- Animanlah,    wodurch  luerat   e 
schwarzer  Niedericlilag  (ich  bildete,  den  wir 
und  den  wir  all  ein  GeniengeTOnEiienmitetiras 
befanden,   der  abtr  za  gering  war,   uro  gewog«j»  Vwdl 
zu  können.     Hierauf  wurde   die   Erde  durch  mehr 
drotluon  •  Ammoniak  niis^efjUc  ohne   alles   Aufbran: 
wir   glaubten  dann,  dafs  ein  Ueberichuf)  von  getchwl 
feilem  Wafsersioffgat  KU  ihrer  AuDiisung  erfordert 
wcfswegen  wir  2  Stunden  lang  einen  Eirom  von 
G\t  durcJi  die  Miichung  streichen  liefucn  ,  aber  die  Er 
blieb  unaufgelüst,  und  aus  der  ßhrirlcn  rlüMigkeit 
weder    durch   Kochen    noch    durch    iiigeietEtea 
etwas  gefällt.     Diel*  icheinE  mithin  /u   bewaün 
dis  Bery Herde  (ich  wohl  mit  geicliwefotcem  Watsenl 
verbindet,  daft  aber  diele  Verbindung  im  WuMr 
RuflOtlicli  iit. 


lint,  ein.  in  d.  Nälie  v.Fahlnngef.  Fossilien,  sgi 

k  f)  Die  geglühte  Erde  von  c)  wurde  Jn  Salzsäure 
'«ufgelösr,  iiijd  die  AuHüsuiig  durch  caiutiüc.hes  Kali 
fgcfällt,  das  im  Utbcvschiifs  »«gesetzt  ^vutdc,  wo- 
rdtircii  das  GefäUie  »ich  ^vted«rum  aatlöste  mit  Za- 
XÜcKlassung  von  Elienoxyd,  -vrelchcs  geglüht  1^3 
M.  iKOg,  Zieht  man  diese  Menge  von  36,65  ab, 
'bleiben  35<°- 

g)  Die  in  Kali  iiufgelnstcErde,  mit  einer  Säure 
[Bih,  hatte  alle  Eigenachaften  der  Älnunerde  und 
bt  da  «ie  wieder  mit  Sohlen  saurem  Aaimoniak 
Kcrtrt  wurde,  keine  merkbare  Spuren  von  Beryll* 
ie  luefar. 
Der  Broddbosmaragd  hatte  somit  gegeben  ; 


Kieselerde   130,70 

63.35 

Alaunerde      55,20 

17,60 

Bcryllerde     £6.26 

»3.13 

Ei»eno!cjd        1,4.5 

0,7  s 

Tanialoxyd      0.55 

0,27 

soo,i6 

i»o,o8. 

B  das  Tantal-  und  £isena\yd  als  seiner  Za- 

Dmenscrzung  völlig  fremdartig  seyen  ,  ist  keinem 
reifel  «nterworfen.  Zieht  man  daher  diese  bei- 
n  Oxyde,  so  wie  ein  vom  Morser  abgeriebenes 
SC.  Kieselerde  von  der  Hauptmasse  ab,  »o  bleiben 
Proc.  für  den  eigentlichen  Smaragd  iibrig.  wo- 
rch  seine  Bestandtheile  in  folgendes  Verhäitnif» 
einander  gesetzt  werden: 

Kieselerde  69,64 

Alaunerde    iTiQ^ 

Beryllerde    13,40. 
Die  für  dieZusammenseEzung  derSmaragds  und 
11711»  berechnete  Formel  giebt  nun  68,=»  Kiesel- 


flgß       J.  G,  Gähn  und  J,  Bcrzclius    ■ 

erde,  iß-'-  Alaunerde  und  15,63  Beryllerde  *). 
dieser  ist  der  Sauerstoff  der  JSeryllerde  Einheit, 
der  Alaunerde  ein  Vielf.ichcB  dieeer  Einh^t  I 
der  Zahl  c,  der  der  Kieselerde  nach  der  ZaW  6;. 
da  die  hier  angeführte  Analyse  blofs  durch  ein  hi 
Prooent  Kieselerde  oder  etwas  dariiher  von 
Formel  abweicht,  ao  feann  sie  als  eine  Bokräftij 
der  Richtif;keit  der  Formel  angesehen  ^verden 
'wie  Bieauch  einen  neuen  Beweis  dafür ahgiebti 
die  Beryllerde  ein  Bestreben  zeigt,  Vorzugs^ 
«Bure  Salze  zu  bilden,  da  sie  im  Verhaltoiri 
ihrer  SättigungscapacitSt  doppelt  so  viel  Kiese] 
in  diesem  Fossil  aufnimmt,  als  die  AUuuerde. 
Formel  für  die  Zusammensetzung  des  Broddboi 
ragds  ist  daher  völlig  dieselbe,  wie  die  fiir  den  c 
Smaragd  und  den  Beryll ,    nämlich  GS4-f"*^^ 

Alle  diese  müssen  daher  eine  und dieselbeM 
ralspecies  ausmachen,  und  sich  blofs  durch  zufä 
Umstände  unterscheiden,  in  Ansehung  der  Kry 
lisation,  Durchsichtigkeit  und  fremden  Beyi 
gungen. 

So  z.  B.  unterscheidet  sich  der  Broddhosmai 
sowohl  vom  Beryll  als  von  dem  edlen  Sinarag 
dutch  seine  Undurchsichligheit,  vcas  jedoch  1 
chemischer  Unierscliied  ist,  da  wir  oft  bey  J 
Btallisationen  gewie-ee  Salze  bisweilen  inilchw 


•J)  Veratict  durch  Anweniiitng  der  ekKtroch« 
Tlieoiie  und  der  cliemisclien  Proportionen  aal  Jm! 
nerilogie  ein  rein  miEeFiiichafdicIiei  MiueralffUci 
begi'ündcn ,  von  Jac,  Benelius, 


t.  ein.  in  4-  Nähe  v.  Fahlun  gcf.  Fossilien,  ßgj 

iurclisichtig  und  bisweilen  völlig-  klar  erhalten, 
ft  ich  oft  sowohl  bey  dem  schwefelsauren  Kali 

bey  dem  Salpetersäuren  Bleyoxd  gesehe;n  habe; 
iluTch  die  fremtardigen  färbenden  finimengungen, 

hn  Broddbosmaragd  entweder  £isenoxydul'  sind» 
9r,  iTvas  sehr  w^ahrscheinlich  ist ,  gerad«  zu  Tan- 
tt ,  lyäbrend  sie  dagegen  im  amerikanischen  Sma- 
;d    in  Chrmo?^'d    und  etwas  *Kalkerde  bestehen. 

einigen  sowohl  bey  Broddbo  und  Yinbo  gefun- 
den Smar^den  war  der  färbende  StoJFFinbo-Zinn« 
in,  und  diese  zeichneten  sich  durch  eine  gelbliche 
rbe«  einen  grobkörnigten  Bruch,  und  einen  mehr 
tschiadenen  Fettglanz  aus. 


r  I 


3v  Tantalit.  Die  Farbe  i$t  gleich  förmig  schwarz» 

■  • 

ch  an  geschliiifenen  und  pplirten  Flächen. 

Die  Form  ist  unbestimmt,  ohne  Anzeigten  einer 
ystallinischen  Textur. 

Der  Bruch'  ist  uiiebeh«  von  Metallglanx,  die 
ruchatücke  unbestimmt  eckig." 

Er  ist  undurchsichtig  auch  in  den  dünnsten 
plittern.  Er  giebt  ein  kaffeebraunes  Pulver,  das» 
renn' es  sehr  fein  ist,  einem  mit  Wenigen  Ttopfea 
Ahin  gemengten  Kaffee  ähnelt.  , 

Er  ritzt  das  Glas  schwach ,   oder  nützt  es  viel- 

r 

aehr  blofs  ab,  giebt  mit  dem  Stahl  keine  Funkeiif 

4 

nd  vfitd  vom  Quarz  geritzt. 

Sein  spec.  Gewicht  wurde  bey  einem  grofserep, 
öllig  reinen  Stück,  iij  Loth  schwer,  bey-f-flo^C. 
=  6,291  befunden.  Bey  einer  nicht  so  vollkommen 
tinen  Stufe  n  6,2o3- 


\ 


384       3-  f»'  Gähn  und  J,    Eerzelj 

£i  wirkt  nicht  nierklicb  anf  die  MÜ; 
nadel. 

Von  Süaren  'wüd  er  nicht  angegtiffea,  il 
ganz  wenig  von  kochender  concentrirter  Schw 

Auf  der  Kohle  vor  dem  Lötbiobre  vcrände 
«ich,  für  sich,  nicht. 

VonPhosphorsals  wird  er,  zumal  inPuIveri 
zu  einem  klaren  gelLltchten  Glas  aofgeläst,  dj 
Beductionsfeuer  tief  safranrOLb  -wird,  von  gaiu 
seihen  Nuancirung  mit  der,  die  das  Phospht 
durch  einen  geringen  Zusatz  von  wolfrai 
Eisenoxyd  betomnit.  Die  Farbe  wird  währen 
Abkühlung  dei  Glases  stärker,  and  »eigt  sich, 
dem  das  Glas  ahgekählt  isL,  wenn  sie  xu  schl 
'War,    um   merkbar  tu  werden,    während  «s 


:• 


Vom  Borax  wird  erzu  einem  klaren  gelbli 
Glas  aufgelöst,  das,   wenn  es  von  neuem  erl 
-wird,  mäfgig  milchicht  wild,  und  seine  Dnrcbi 
tigkeit  verliert. 

Mit  Soda  giebt  er  vor  dem  LBthrobre  Zini 
gelchen,  besonders  beym  Zusatz  von  etwai Bl 
Bisweilen  ist  es  jsdocb  der  Fall,  dafs  das  Zinn 
nicht  eher  deutlich  zeigt,  bis  die  Masse  sieb' 
Hoble  gezogen  bat,  und  diese  dann  herausgenon 
nd  pulverisirt  wird,  wie  dieses  bey  Keductioi 
suchen  vor  dem  Lotfarohre  gewöbnlicb"  ist. 


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J.  G,  Galiii   und  ^.  Bi;rzelius 


Den  mit  Tantalit  gemengten  Zinnstein  erlteo 
man  an  den  allgemeinen  Charakteren  detZiansteÜ 
vei  banden  mit  der  Eigenschaft  des  BoraxglaseE,  b 
■wicdLiliolter;  sclineller  gelinder  Erwärmung  in  ( 
äHrsern  Flamme  seineDurchsicbugheit  zu  verlien 
uijd  mehr  oder  weniger  stark  emailweifs  za  vrt 
deii.  Je  mehr  das  i'hosphorsal«  und  der  Borax  Vt 
dem  -Tantahnltigcn  Zinnsicin  gefärbt  wird,  dei 
mehr  Tantalit   ist  darin  enlh.dtcn. 

Ha  wiranfangs  glaubten,  dafs  dieses  Fossil Zia 
stein  »ey  von  gleicher  Art  mit  dem  von  Finbo,  m 
die  Anwendnng  des  caustiachen  Kalis  sowohl  b 
echwerlich  -war,  als  auch  theuer  au  stehen  kam,  I 
versttchteH  wir  andere  Mittel  zur  Analyse  die« 
Fossils, 

Wenn  wir  z,  B.  das  Zinnoxyd  zu  Oxydul  redi 
ciren  kannten,  so  würde  es  nachher  keine  Scfawit 
xigkeit  haben,  die  ao  reducirte  Masse  in  Salaslur 
aufzulösen  und  sie  dann  in  ihre  Bestandtheile  zi 
trennen.  Grobes  Pulver  davon  wurde  daher  in  rin) 
Glasriihre  gebracht,  die  bis  zum  ühihen  erhill 
wurde,  während  ein  Strom  von  WasserstoSgIs  di 
durch  geleitet  wurde;  aber  das  Futver  befand  lic 
dadurch  nicht  verändert. 

Hierauf  wurde  fein  geschlämmtes  Pulvprjnli 
Zinnober  gemengt  und  in  einer  Glasretorle  deatilKli 
aber  der  Zinnober  stieg,  unverändert  auf,  bnd  ÜeTl 
das  Pulver  in  deniselbcii  Zustande  wie  zuvor. 

Eine  Portion  djvijn  wurde  in  einen  KohlciK 
Tiegel  gebracht,  und, bis  zu  einer  iur  die  Rediutioo 
des  Mangans  hinreichenden  Hit:ce  erhiizt. 

Die  Masso  f^nd  sich  nach  dem  Zublasen  ton 
einer  Stunde   x.a.   einem  stahlgrauoii   auf  der  Oba- 


,  ein.  in  d,  Kü''«  t.  Fahlun  gef.  Fossilien,  337 

egelblichlen  Metallklurapen  ledncirt,  der  hart 
vpräilewar,  so  dafa  erpuiverisirt  werden  hoiiiite. 
Salscäure  iibergosaenjöste  er  sich  aiiraiigs  mit 
ricklung  von  WasserstoH'gas  auf,  was  aber  bald 
Durch  Zusatz  von  Salpetersäure  wurd« 
Auflösung  nicht  berördett,  u»d  es  blieb  ein 
ITjirzes  mctaUisches  Pulver  unaufgdust  zurück, 
lach  einerDigesiion  von  c^^Stundeii  mitKünigi- 
er  sich  unverändert  fand.  Dieses  gab  uns  hin- 
lenden  Beweis,  dafs  das  in  Frage  stehende  Fus* 
ein  Zinnstein  ^va^.  Die  Auflüsung  in  Säuren  eiit- 
:  Eisen  und  Mangan,  aber  keine  bemeikbare 
[  voo  Zinn. 

£ine  Portion  von  dem  geschlämmten  Pulver 
Fossils  wurde  mit  concentririer  Schwefelsäure 
gekocht,  wovon  es  einem  Theil  »ach  zersetzt  und 
ichter  wurde;  die  Säure  nahm  Eisen  und  Man- 
Ipxydul  auf,  aber  selbst  nachdem  die  Säure  zu 
Itderbolten  Malen  über  das  Pulver  abdestillirt 
tdea  war,  war  es  nur  einem  sehr  geringen  Theil 
1  Beisetzt. 
^  Die  Wirkung  der  Schwefelsäure  gab  uns  Ver- 
Uiung,  das  pulverisirte  Fossil  mit  saurem  schwc 
(Büren  Kali  zu  versuchen.  Dieses  glückte  voU- 
tomen;  so  bald  die  Masse  in  glühenden  Flufs 
k,  wurde  das  Pulvervollkomnicn  zu  einer  klare» 
isigkeit  aufgelöst,  welche  noch  heifs  brandgelb 
ii  nach  dem  Gestehen  und  Abküblen  eine 
lifse  SulzmasBe  gab.  Als  sie  im  Wasser  aufgelöst 
,  blieb  ein  ^veifses  Üockichles  Pulver  unauf- 
pösi  Burück,  das  nach  dem  Auswaschen  und  Glü- 
hen grauliebt  wurzle,  und  das  bcy  der  Reductiün 
mit  Soda  merkbare  Spuren  vonZiniigab.     EioTheii 


flS8       J-  G-  Galin  und  j.  Eerzeliü» 

von  diesem  Pulver,  dernicht  geglüht  wurde,  ■ 
mit  concentririer  S.ilssaure  digeritt,  wovon  ernic 
aufgelöst  wurde,  aber  die  Säure  färbte  sich  gelblicl 
und  zog  etwas  Kisenaxyd,  aber  kein  Zinn  aus.  . 
Strom  vün  geächweieltem  Wasserstoli'gas  wurden! 
durch  die  saure  Mischung  durchgeleitet,  um  dur 
die  Reduction  des  Zinnoxj'ds  zu  Oxydul  es  in  Süti 
auflöelither  -^n  machtaj  ;  die  Säure  nahm  aach  wii 
Kch  eine  geringe  Portion  Zinn  auf,  abei;.  d 
zuiuchblifibende  weilse  Oxyd  gab  noch  Spiiren  vfl 
■  Zinn  bey  der  Reduction  vor  dem  Lüthrt 
,  Da   die  äufseren   Charaktere  des  Fossil«  verbu 

den  mit  der  Unauflöslichkeit  des  weifsen  Oxy4 
in  uns  den  Verdacht  erregten,  daf«  es  Tanialoxj 
seyn  Itönnte,  ao  versuchten  wir,  nach  VVollastoR 
Vorschrift,  es  in  Kleesaure,  Weinsieinsäure, 
eenlrirter  Schwefelsäure  aufzulösen.  Die  beide 
letzteren  nahmen,  auch  nach  einer  einige  Stunde 
l^ug  fortgesetzten  starken  Digestion  nichts  davo 
auf,  aber  die  Hleesüurc  gab,  n^ich  Sätti°;ung  mit  cai 
stischem  Ammoniak  ,  eine  schwache  Trübung, 
bekam,  da  siemitGall^pfel-Aufgursgeniitcht  'vrurcb 
die  brandgelbe  Farbe,  welche  das  Tantaloxydw 
zeichnet. 

Da  TVollaston  seineVcrsucbc  mit  einem TannI 
«xyd  anstellte,  das  durch  Aufschliefsung  mit  i 
kali  erhalten  worden  war,  und  das  mithin  mt 
Ücherweise  Kali  kuntiLe  enthalten  haben  ,  wodunj 
es  vielleicht  in  Säuren,  mittelst  Bildung  von]3o|l 
pelsalaen,  leichter  löslich  würde,  so  wurde  tti 
Thcil  des  vrcifsen  Oxyds  mit  saurem  Meesanre 
Kali  digetirt,  wovon  es  nach  einiger  Zeit  völli 
aufgelüst  wurdet  und  sich  durch  die  Cburakteie  t 


Unt  ein.  in  dL  Nahe  v.  Fahlun  gef.  Fpssilien.  ü^i^ 

V 

erkennen  gab ,   die  Wollaston  und  Ekeberg  für  das 
Tantaloxyd  aufgestellt  haben* 

Es  entstand  nun  die  Frage,  wie  es^sicb  rom 
Zinnoxyd  scheiden  liefse ,  dessen  Gegenwart  durch 
die  Löthrohrs  -  Versuche  aufser  allem  Zweifel  gesetmt 
war.  -^  Ein  Theil  der  erhaltenen  Auflösung  wurde 
'ober  destillirten' Zink  in  Digestion  gestellt,  aber  der 
ZiAk  fälltte  ^fangs    nichts,    und   später  blpfs   ein 
weifses  Pulver,  indefs  er  selbst  uhter  Entwicklung 
von  WasserstoiFgas  sich  auflöste.      Ein  Strom  von 
geschwefeltem  Wasserstoifgas ,    durch  die  Auflösung 
bindurchgeleitet ,   fällte  eine  geringe  I'ortion  eines 
schmutzig  gelbbraupen   Stoffes,    der  sowohl  Zinn 
als  Tantaloxyd  enthielt,    aber  das  in  der  Auflösung 
aurückbleibende  Tantaloxyd  zeigte,  nachdem  es  aus- 
gefällt war,  noch  Spuren  von  Zinn  vor  dem  Löthrbhr* 
Nichts  schien  uns  unserem  Zwecke  besser  ent- 
sprechen zu  können ,    als  das  reducirende  Vermögen 
der  galvanischen  Säule,    zumal  wenn  Quecksilbei^ 
als  negativer  Leiter  benutzt  würde ,   welches  dann 
sowohl  durch  das  reducirende  Vermögen  der  Elek- 
tricität ,   als  durch  seine  eigene  Affinität ,   das  Zinn 
aufnehmen    müfste.     Wir  konnten   keine  stärkere 
elektrische  Kraft    anwenden,    als  60  Paare  runde 
Zink-  und  Kupfer -Scheiben  von  if  Zoll  im  Durch*- 
nesser.     Zur  Entladung  derselben  wurde  die  Flüs- 
sigkeit in  einen  kleinen  Glaskolben  gesetzt,   in  des* 
-sen  Boden  ein  Platin  •  Drath  eingeblasen  war ,   und 
so  viel  Quecksilber  wurde  darüber  gegossen,    dafs 
der  Drath  bedeckt  war;   als  positiver  Leiter  wurde 
Ilatina  angewendet.      Da  die  Auflösung  bey  der  ge- 
'Wohnlichen  Wärme  der  Luft  zu  einer  butterartigen 
Masse  gesteht,  so  mufste  man  sie  durch  eitve  k\<^\u% 
I        iouni.J.  C/i^m.  u.  PAj-s,  16.  Bd.  Z  H^ju  ao 


ß^       1.  G.  Gähn  und  J.  BerzeÜus 

Oellatnpe  flüssig  erhalten,  die  unter  den  Koll 
gesetzt  wurde.  Der  Versuch  -wurde  3  Tage  i 
(erbrochen  fortgCEetst ,  das  Quecksilber  wurde 
und  wann  herausgenommen  und  abgerauchi, 
flog  aber  immer  ohne  Rückstand.  Währen! 
letzten  Nacht  erluscbte  die  Lampe,  und  die  l'  ■ 
keit  ^var  erstarrt.  Die  Schichte  davon,  weltliü 
Quecksilber  bedeckte,  hatte  eine  Linie  hoch  t 
(chöne  lichte  blaue  Fäibe  angenommen,  ähnli 
der.  die  ein  wolframsaurea  Salz  annimmt,  ^ 
man  eine  Auflösung  von  Zinnoxydul  darein  irÖ] 
Diefs  gab  uns  Veranlassung,  in  unserem  Tanialo« 
auch  Wolf  r.imsäure  zu  vermulhen.  Die  blaue  Schiel 
wurde  daher  besonder«  herausgenommen,  das  Os 
ausgefällt  und  vor  dem  Lüthrohr  auf  Wolfram  •* 
»uchl,  aber'  das  Fhosphorsalz  wurde  nicht  blattl 
Ton;  diis  Oxyd  gab  mit  Soda  Zinn.  Eine  aad 
Portion  würde  mit  caustischera  Ammoniak  diget 
um  die  Wolframsäure  auszuziehen,  aber  da»  Aniil 
niuk  liefette  nach  seiner  Verdunstung  nicbl  1 
mindeste  SpUr  Wolframsäure. 

Nach    diesen    inifsgHickten    Versuchen 
das  Oxyd  mit  Schwefelkali  digerirt,    welche«  4 
bedeutende  Porti'onZinn  auszog;  aber  das  rü< 
dige  Tantaloxyd  war  noch  zinnhaltig. 

Endlich  wurde  eine  geaätligte  Auflilsung  1 
HydrothioD- Ammoniak  versucht;  das  Oxyd  nd 
davon  eine  grünlichte  Farbe  an,  wie  dieses  ai 
mit  dem  Schwefelkali  der  Fall  war,  und  die  Fl 
sigkeit  färbte  sich  dunkel  brandgelb.  Nach  e 
einige  Stunden  im  verschlossenen  Kolben  fortgei 
ten  Digestion  wurde  die  Flüssigkeit  abgego**en 


IDnt.  ein.  in  d.  Nähe  v.Falilun  gef.  Fossilien,  apx 

-  -«  .« • 

__     • 

jbs  unaufgelöste  mit  kochendem  Wasser  gewaschen. 
Bie  Auflösung 'in  Hydrothion- Ammoni^K  wurde 
i}t>Salpetersänre  gefällt;  sie  gab  einen  gelbbraunen 
liederschlag,  der  mit  Königswasser  digerirt,  sich 
it  Hinterlassung  eines  schönen  citrongelben  Pul« 
rs  auflöste,  das  als  Wolframsäure  befunden  wurde, 
flJL  h.  sich  in  caustiscjbLem  Ammoniak  auflöste,  un4 
lit  Phosphorsalz  vor  dem  Löthror  in  der  äusseren 
imme  ein  gelbes,  in  d^r  innern  ein  schönes^ 
in  blaues  Glas,  gab.-*  Aus  der  Auflösung  in  KönigSü» 
T  wurde  das  Zinnoxyd  ^mit  Ammoniak  gefällt. 
Das  grünliche,  mit  ßydrothion- Ammoniak  di« 
trirte  Oxyd  wurde,  mit  Salzsäure  gekocht,  weifs« 
ind  die  Säure  nahm  etwas  Eisen  davon  auf.  Da^ 
[rückbleibende  Oxyd  gab  nunmehr  keine  Spur  yon 
vor  dem  LÖthrohr,  und  wenn  es  mit  Zusatz 
^oa  Phosphorsalz  und  etwas  Eisenoxyd  geschmolzen 
:>nirde ,  konnte  die  salFranrothe  Farbe  nicht  mehr 
lervorgerufen  werden«  was  dagegen  sogleich  mit 
.jjlem  Tantaloxyd  der  Fall  War,  das  nicht  mit  Hy« 
drothion  -  Ammoniak  behandelt  wurde. 

Durch    diese    Methode,    das  Tantaloxyd  vom 

iinnoxyd  und  besonders  von  der  Wolframsäure  zu 

leiden,    zu  der  gewifs  kein  Chemiker  ä  priori 

greifen  würde«    konnten   wir   boffen,  vzu    einem 

inigermafs€|n  genügenden  Resultat  der  Analyse  zu 

[elangen. 

Li  .  ■  \ 

i)  5  Gramme  geschlämmten  und  nachher  ge- 
glühten Tantalitpulvers  wurden  in  einem  Platin* 
tiegel  fiait  40  Gramitien  pulverisirten  sauren  sähwt- 


sga       J.  G.  Gähn  und  J.  Berzellus 

felsauren  Kalis  *)  gemischt,  worauf  das  Gemi 
geschmoleen  und  glühend  erhalten  wurde,  bi 
eine  klare  Auflösung  bildete,  worin  nichts  am 
den  des  Tiegels  unaufgelöst  schien.  Die  abgekd 
Masse  wurde  mit  warmem  Wasser  ausgezogen 
Auflösung  abgegossen,  und  das  uuaufgclÖsb 
wiederholten raalen  mit   Wasser  ausgekocht. 

2)  Die  uiiaufgeliJste  weifse  Masse  -wurtll 
Stunden  im  bedeckten  Holben  mit  Hydrothioni 
Bioniak  digerirt,  ^vobey  sie  dunkelgrün  wi 
Die  brandg^lbe  Flüssigkeit  wurde  abgegossen, 
das  unaufgelöste  mit  gekochtem  Wasser  gewasi 
dem  nachher  etwas  Hydrothion  Ammoniak  I 
'aetzi  wurde ;  worauf  das  ünaufgelöste  mit  Salzt 
digerirt  ^vu^de,  welche  die  dunkle  Farbe  beai 
Das  Ox.jd  wurde  aufs  Fiitrum  genommen,  gi 
•chen,  getrocknet  und  geglüht.     Es  wog  5,33j 

3)  Die  Auflösung  in  Hydrothion- Anomi 
■wurde  mit  Salpetersäure  gefällt,  der  Niedersc 
aufs  F^trum  genommen  und  hierauf  in  Köi 
Wasser  aufgelösE,  -welches  Wolframsäure  nni 
iBsl  zurück  liefs,  die  nach  Auswaschen  mit  s( 
fei  säurehaltigem  Wasser,  w^ovon  sie  nicht  aufg 
■wird,  geglüht  wurde,  und  0,239  ^"^  Wolframi 
^urückliefs. 

4)  Die  Auflösung  in  Königswasser  WOrda 
caustiechem  Ammoniak  gefällt,  und  der  Hi 
halt    des    nicht    ausgefälhen    Zinns    durch     Zi 


•)   Da.   Sali 
Vcrkaton. 


W»r  tuvor  geglüht  wo 
i  f  euchcigkuit  oder  übt 


Bchikssigec 


lt.  cliv  in  d.  Nähe v^  Fahlun  gef!,  Fosailien.  A95 

Q  etwas  bem^teinsaurttn  Ammoniak  ausgeschie- 
lieden;  die  NiedersclilMge  wogen  zusaimnen> 
cb.  dem  Glühen  itn  offenen  Tiege>,  0,244. 

5)  Die  Säure,  womit  das.  Tantaloxyd' nach  dem 
^drotbion  -  Ammoniak  behandelt  wurde,  wurde  zu 
nrLpsung  und  de^m  Spülwasser  von  Nr.  d  gemischt, 
orau^  die  freye  S^ure  mit  caustischem  Ammoniak: 
»sättigt»  und  die  Flüssigkeit  zu  einem  geringeren, 
o]umen.  abgeraucht  wu^rde.'  Beryll|ter|)saures  An^« 
loniak  fäjlte  4arau5  Eisenoxyd  9  welches  nach  Ver- 
rennung  im  offfenen  Tie'gel  0,69  Gr.  wog,  und  bey 
rtederauflösung  in  Salzsäure  0,1575  Zinnoxyd  un- 
bif^elöst  zurückliefff.  £s  l|lieben  miithin  fiür  da%. 
iseno^yd  0,5305^ 

6). Die  mit  1>ernsteihsaurem  Ammoniak  gefülltes 
liissigkeit  wurde  durch  kohlensaures  Kali  ^kochen^ 
efällt,   der.  Niederschlag  wurde  aufs  Filtrum  ge* 
ommen^  und. gab  geglüht.  0,51  Gx^M^ißganpxid^ 
)it  Analyse  ha^tte  mithin  gegeben : 

Tautaloxyd       3^335  •  •  66,66; 

Wolframsäure  0,289  *  •  fl»7ft' 

Zinnoxyd  0,401  .  .  8*0^ 

Ejsenoxyjd        0,552  .  .  10,64.. 

lA^nganqxyd    o,5|0  .^  .  10,20. 

6906$  iAi,3o«i 

Einige  Versuche-  ijirelqhe  nach  der  Hand  mi^ 
:cm.  Mangangehalt  gemacht  wurden,  gahen  VeraH» 
issung»  Kalkerde  darin  zu  veirmuthen» 


/ 


■94       J.G.-Gahn  und  J.Berzeliu« 

B. 

Es  wurde  ein  Stück  von  der  gröfseren  Tanti 
Stufe  ahgestlilagen,  -welche  zur  Untersuchung 
•pecjf.  Gewichts  des  Fossils  gedient  hatte.  Es  ti 
de  zu  Fulver  zerrieben,    und  geschlämmt. 

j)  4-  Gratnmevon  dem  gelinde  geglühten  Sli 
pul  ver  wurden  zur  völligen  Auflösung  mit  30  Gras 
•aurem  achivefelsanrenR^li  geschmolzen.  Das  d 
der  Behandlung  mit  Hydrotbion- AmraouialE  1 
Salzsäure  rückständige  Tanlaloxyd  wog  gegÜ 
e,73  Gram. 

o)DieAuflö3ung in  Hydrotbion- Ammoniak  1 
'  de  durch  raiichende  Salpetersaure  gefällt,  und 
nach  einer  gleiche»  Behandlung  wie  bty  der 
hergehenden  Analyse  0,1792  Gr.   WolframsHure 
•.3885    Gr.    Zinnoxyd.     Die  mit  rauchender  Sal 
tersäure  gefällte   Flüssigkeit    wurde    ztir  TrocV 
abgerauchl,  und  gelinde  erhitzt.     Sie  Vieh  nach 
freywilligen  Verpuftung  des  Salpetersäuren  Ann 
niaka  eine  gelbe  Masse  zurück,  welche  nach  vSi 
gern  Ausglühen  0,075  Gr-  "wog,  und  WoIfnnMli 
war. 

3)  Die  Auflosung  in  Wasser,  nebit  der  AuflÜi 
in  Salzsäure  von  (1),  wurde  mit  etwas  Salpeleraäi 
gekocht,  neutralisirt   und  mit  bernstL-insaurem  Ä 
moniak  gefällt.     Der  rotbc  Niederschlag  ^vnrde  at 
Filtrum    genommen,     gewaschen,    getrocknet 
im  ofl'enen  Tiegel  verbrannt,  wonach  0,425  Gr. 
scnOxyd    zurückblieben,      die   bey  WiederauHösn 
in  Salziäuia   0,04s  Gr.  Zinnoxyd  unaufgelgst 


Fnt.  em,  in  d.  Nähe  v.  Fahlun  g^t.  Fossilien,   ag^ 

erliefsen.     Es  bleiben  mithin  für  das  teine  Eisen- 
»xyd  blofs  0,385  Gr^ 

4)  Die  mit  bernsteinsaurem  Ammonial^  gefällte 
Plüssigl^eit  'wnrde  in  einer  Flasche  mit  Hydrothion« 
^mmoniaH  gemischt,  welches  daraus  einen  pome- 
ranzengelben  Niederschlag  abschied.  Die  Flasche 
wurde  zugepfropft »  und.  die  Flüssigkeit  stehen  ge« 
lassen ,  um  sich  zu  klären  ^'  -worauf  sie  abgegossen 
wurde;  der  Niederschlag  wurde*  aufs  Filtrum  »ge- 
ipmmen, .  wovon  er  durch  Salpetersäure  weggebracht 
pnd  nächster  durch  kohlensaures  Kali  kochend  ge* 
hllt  'wurde,/  Er  gaib  nach,  dem  Glühen,  0*236  Gr,, 
Manganpxyd^ 

5}  Di&  mit  Hjdrothion  •  AmmoniaK  gefällte 
Flüssigkeit  wurde  mit  kleesaujem  Amn^oniak  go^ 
mischt  X  wovon^  ein.  weiCser  Niederschlag  entstand^ 
der  naclv  Verbrennung  der  Kleesäure»  mit  Schw«^ 
feisäure  0,11^  Gr,  Gyps  gabj^  welche  p#o475  Gif* 
reiner  »alk^rde  entsprechen,.  . 

Die' Analyse  hatte  mithin. gegeben;. 


Tantalpxyd         .-       , 

,        c,73oo. 

68>2ft 

WoJfra^isä^re^    • 

0,2475 

6»  19 

Zinnoxyd  '          ^ 

0,33  »Q 

8tö6 

Eisenoxyd 

o,385o        ^ 

9.58   ' 

Manganoxyd. 

0,2860 

7.id. 

Kalkerde 

0,0475 

»t>9  . 

4,0250.  1,00,59* 

Dieselbe  Analyse  wurde  an  einer  Stufe  wiederholt» 
die  einige  Spuren  einea  krystallinischen  Gefüges  zeig* 


^  • 


A96      J.  G#  Gähn  und  J.  Berzeliut 

te,  ähnlich  denen,   die  man  bisweilen  beym  Fi 
sehen  Tantalit  antrifft.    3,33  Gy.  wurden  zur  Ai 
lyse  angewendet,  welche  gaben: 

Tantaloxyd      ,.  .  fi,2ii5 

Wqlframsäure  .  0,2040 

Zinnoxyd  •  •  o,s8oo 

Eisenoxyd         •  .  0,3690 

Manganoxyd     .  •  0,2200         • 

Kalkerde  »  •  0,0500 

3.3395'  100,189 

Die  Uebereinstimmung  zwischen   diesen 

lysen  zeigjt  folglich ,   dafs  das  Fossil  in  allen  di 

untersuchten  Stücken    von    derselben    Zusamm 

Setzung  müsse  gewesen  seyn.  —    Nun  bieten  AA! 

n^ehrere  Fragen  zur  Beantwortung  dar.     In  welches 

<2ttstand  findet  sich  das  Eisen  und  Mangan  darint 

'Läfst'sich  ein  so  beschaffenes  Fossil  wie  das  inFrap 

stehende,  als  ein  chemisches  Ganzes  ansehen  ?  Oder 

mufs  es  zur  Classe  der  gemengten  Fossilien  gerecli« 

nefwerden?' 

Was  die  erste  Frage  betrifft ,  nämlich  den  Qxy^ 
dationszustand  des  Eisens  und  Mangans,  so  läfst  sich 
diesei  von  mehrern  Seiten  her  beantworten.  Das 
Fossil  wirkt  nicht  auf  die  Magnetnadel  und  sollt« 
daher  angesehen  werden  können  als  nichts  andere 
enthaltend/  als  rothes  Eisen oxyd;  da  aber  dasselbe 
auch  xnit  kohlensaurem  Eisenoxydul  der  Fall 
ist,  ehe  die  Kohlensäure  durchs  Glühen  verjagt  ist, 
80  kann  dieses  nichts  über  die  Oxydations-Stufe  dd 
Eisens  im  Tantalit  entscheiden. 

Dafs  diese  Metalle  als  Oxydule,  d.  h«  im  nie 


Ünt.  ein.  in  d.  Nähe  r.  Fahlun  gef .  Fof^iliieD,  ügy 

drigsten  Basificatipns  •  Grad  darin]  entbalten  iej^n; 
fcheint  aus  folgenden  Umständen  geschlossen  wer« 
den  zu  können:,  i)  die  Analysen  ergaben  keinen 
Verlust,  sondern  vielmehr  einen  kleinen  Ueberschüfs 
an  Gelaicht.  Da  der  Verlust  gewöhnlich  unver- 
meidlich ist,  so  ist  es  klar,  dafs  er  auch  in  diesem  Ver- 
mch  statt  haben  mufs  ;  dafs  er  aber  durch  einen  Zu- 
Bcfaufs  an  Gewicht  verdeckt  wurde»  kamdaber^  dafs 
die  Oxydule  sich  während  der  Analyse  zu  Oxyden 
.  verwandelt  haben>  und  in  diesem  Zustand  gewogen 
irnrden. 

2)  Der  Tantalit  hat  in  seinem, AeuFsem  grofsd 
Aehnlichkeit  mit  Wolfram  und  mit  dem  in  Frank- 
reich gefundenen  phosphorsaurem  manganhaltigen 
Eisensalz  y  von  welchen  es  sich  durch  mehr  directe 
Versuche  beweisen  läfst »  dafs  sie  diese  Metalle  im 
Zustand  von  Oxydulcn  enthalten,  und  da  zwischen 
deli  chemischen  Verbindungen  des  Eisen oxyduls  und 
Eisenoxyds  ein  groTser  augenscheinlicher  Unterschied 
statt  findet ,  so  scheint  der  Tantalit  dieselben  Basen 
enthalten  zu  müssen,  wie  der  Wolfram,  d.  h.  Eisen- 
Oxydul  und  Manganoxydnl.  (S.  weiter  unten  di^ 
Beylage  von  den  Wolframiaten). 

3)  Eine  Portion  Tantalitpulver' wurde  mit  ver- 
glastem Borax  in  einem  kleinen  damit  angefüllten 
Glas -Kölbchen  zusammengeschmolzen,  bis  dasTa»- 
talitpulver  völlig  aufgelöst  war.  Das  Glas  hatte  eine 
schwach  grünliche  Farbe.  Derselbe  Versuch  wurde 
in  einem  kleinen  Pktintiegel  mit  einem  genau  schlie- 
fsenden Deckel  wiederholt,  und  das  gleiche  Resul- 
tat erhalten.  Das  Glas  war  unbedeutend  dunkler 
gefärbt   als  es  erhitzt  wurde;  aber  da  es  vor  dem 


V 


sgS        J-  G-  Gähn   und  J,  Berzeli 

Iiöthrohr  in  der   äufsern  Flamme  mit  ZmaK  1 
et.wfls  Borax  geschmolzen    wurde,    seigte  sich 
Farbenspiel,    welches  das  Eisenoxyd  und  Manga 
oxyd  auszeichnet. 

Was  die  andere  Frage,  nämlich  die  chemisd 
Conslititiion  dieses  Fossils  beirift't,  so  läfrt  i 
diese  -wohl  ziemlich  leictit  beantworten.  Nach  i 
leitung  dessen,  was  ich  an  einer  andern  Stelle  g 
fiufscrt  habe,  Itanu  kein  anderes  Fossil  als  ein  V 
gemengies  oder  mineralogisch  einfaches,  d.  b.  1 
ein  aus  einer  einzigen  chemischen  Verbindung'^ 
etehendes  angesehen  werden,  als  entwci^er  ein  M 
cbes,  an  welchem  man  den  Umstand  M'ahrnelUDi 
'kann,  wie  z.  B.  hey  Krystallisation ,  Suhlimatio 
durch  den  e»  von  der  mechanischen  Beymei 
abgeschieden  wurde,  worin  die  Elemente  oderd 
ren  gegenseitige  Verbindungen  sich  ursprüngHl 
in  der  Masse  der  Erde  mufsten  bt^funden  habt 
oder  auch  eil)  solches,  das,  ohngeachtetdergleid 
üraBtäode  sich  nun  nicht  mehr  bemerken  iaut 
deutlich  blota  aus  einer  einsigen  anerkannten  od 
wenigstens  mit  der  Wahrscheinlichkeit  überei 
stimmenden  chemischen  Verbindung  besteht.  K' 
«timnit  es,  auf  der  andern  Seite,  gewifs  nicht  i 
dem,  was  wir  bis  jetet  von  chemischen  Verbi 
düngen  kennen,  dafsdicdrey  elektronegaiivejiOxyi 
«ämlicb  Tantaloxyd,  Wolframsäare  und  Ziuttoxj 
ja  einer  und  derselben  chemischen  Verbiiidn 
.durch  drey  verschiedene  eJektropoaiiive  Oxji 
nämlich  durch  Eiseiioxydul,  Manganoxydu!  i 
Ktflkerde,  neutralisirt  vorkommen  solhen;  dageg 
Jet  ea  aber  nicht  nur  wahrscheinlich,   sondern  i 


Unt«  ein.  ito  d.  NaKe  v«  Fahlui)  gef •  Fossilien.  999 

tchieden  ,  dafs  der  gröfsere  Theil  der  in  dex  Masse 
der  Erde  vorkommenden  Fossilien  mechanische  6e« 
menge"  von  mehreren  besonderen  Verbindungen 
seyn  müssen,  weil  es  der  Umstände,  die  solche 
Beimengungen  abscheiden  I^önnten,  nur  sehr  \ye* 
niggiebc,  und  auch  diese  -wenigen  unmöglich  überall 
und  gleich  auf  alle  Verbindungen  wirlieu  können. 
Ich  glaubte  daher,  daFs  kein  rationeller  Mineralog 
den  Schlufssatz  bestreiten  wird,  dafs  der  Bicoddbo- 
Tantali t  angesehen  werden  müsse  als  zu  der  Classe 
der  zusammengeschmolzenen  Fossilien  gthörend, 
und  dafs  er  folglich  ein  mechanisches  Gemenge  von 
Tantality  Wolfram  und  Zinnstein  seyn  müsse,  (der 
letztere  vielleicht  von  gleicher  Be&chaQenheit  mit 
dem  von  Finbo),  zumal  da  die  relativen  Quantitä* 
tan  der  gefundenen  Oxyde  vollkommen  damit  auf* 
die  Art,  die;ichnun  angeben  werde,  überein  treffen« 

Wir  werden  aus  dem  Folgenden  ersehen ,  dafa 
der  Tantalit  in  seinem  reinen  Zustande,  wie  er  bey 
Kimito  in  Finnland  vorkommt,  aus  Tantaloxyd  be» 
steht,  verbunden  mit  Manganoxydul  und  Eisenoxy-* 
dal  in  einem  solchen  Verhältnifs,  dafs  diese  beiden 
•OxyduJe  gleiche  Mengen  Sauerstoff  enthalten.  (S* 
die  Beylage  über  die  Zusammensetzung  des  Tan« 
talits.) 

Wir  werden  weiter  finden,  daü  der  Wolfram, 
.so  wie  er  in  seinem  reinen  Zustande  "vorkommt. 
Wolframsäure  enthält,  verbunden  mit  denselben 
Oxydulen,  aber  in  einem  solchen  Verhältnifs,  dafa 
der  Sauerstoff  des  Eisenoxyduls  das  Dreyfache  ist  von 
dem  des  Manganoxyduls,  und  der  Sauerstoff  der 
Wolframsäure  das  Dreyfache  vo»  dem  Sauerstoff  bei« 


300       J.  G.  Gähn  und  J,  Beneliu« 

flerOxydeailsaminengenommen-  Der  Erod(lbO"-TJÄ! 
talit  enthält  6  bis  6.=  Proc.  WolframBaiire,  dem 
Sauerstoff  i,a  bii  1,24  iil,  »ind  welcher  mithiriitBTl 
Procent  Eisenoxyd  vom  Gewicht  des  Steina.  intlai 
Znstand ,  wi«  die  Analyse  es  gegeben  hat.  und  0,l>S! 
troc,  Manganoxyd  entspricht.  Hieraus  folgt,  .4al 
der  Tantali I  8,69  Frocent  Wolfram  mafate  eothalttl 
haben. 

Die  Analysen  haljen  weiter  zwischen  fl.aS  vtu 
8.4.  PiQC.  Zinnoxyd  gegeben.  Aus  denUntersuchnn 
gen,  die  wir  über  die  am  Finbo  -  Schürf  vorlidlll^ 
menden  Fossilien  mitgetheilt  haben,  ergiebt  lich* 
dnTs  das  Zinnoxyd  die  gleiche  Eigenschaft  feeiitiC 
wie  (las  Tantaloxyd,  eine  Siiure  vorzustellen  uni 
elelitro negativ  zu  »eyn,  dafs  es  aber  in  An»eliun| 
«einer  äufserst  ichwachen  Afiiniliitcn  von  einer  sehl 
geringen  Menge  Basis  gesättigt  wird,  die  wohl  biM 
ohne  grofaen  Fehler  vernachlSisigt  werden  ](öiinK. 
Wir  wollen  aber,  dem  Resultat  derAnalyse  desZin» 
Steins  zufolge,  für  34  Zinnoxyd,  o.cfiß  EisenoxyÄ 
nebst  0,01)  Maflganoxyd  abziehen,  so  bleiben  ) 
6Ö.345  Tb.  Tantaloxyd,  8-93  Th.  Eisenoxyd,  5,^ 
Tb.  Manganoxyd  und  1,5  Th.  Kallterde  übrig.  Dfl 
Satiefstolf  dieser  letzteren  ist  0,42;  der  des  Mangln 
oxyds,  redncirt  auf  das  Oxydul,. in  welchem  ZiutaDJ 
es  im  Stein  vorkommt,  ist  t,0  und  der  des  Eises 
Oxyduls  i,78;  d.  h,  der  Sauerstoff  des  Manganoi;; 
duU  ist  das  sfache  von  dem  der  Kalkerde,  und  dft 
des  Eisenoxyduls  mit  sehr  geringer  Abweichung,  du 
7tfflche.  Der  SauerstolTgehall  aller  zusatomengenoiD' 
men  ist  3,4-  Wenn  afcer  den  Untersuchungen  üb« 
die  Zusammensetzung  des  Tantaloxyds  zufolge',  dl* 


Jnt.  ein.  in  d.  Nähe  v,  Fahlungef.  Fossilien.  301 

chim  Folgenden  anführen  werde,  das  Tantaloxyd 
>,i,Proc,  Sauerstoff  enthält,  so  müssen  66,345  Th, 
5i38  'i'h. ,  oder  gleich  viel  mit  dem  gefundenen  Sau- 

trstoffgehalt  der  Basen,  enthalten. 

/■  ■  .  •' 

Vergleichen  wir  die  Resultate  der  Analysen,  so 
finden  wir,'  dafs  die  Kleinen  Differenzen  sich  alle 
rnn  einen  gemeinschaftlichen  Pünct  drehen;  wijf 
können  es  daher  als  entschieden  ansehen,  dafs  der 

«  ■ 

Broddbo  -  Tantalit  ein  Gemenge  ist  von  einer  eige- 
nen Art  kalkhaltigen  I  Tantalits  mit  Wolfram  und 
mit  ders6l))en  Art  Zinnstein,  die  bey  Finbo  vorkommt. 

Das  in  diesem  Gestein  vorkopimende  tantalhal- 
tige  Fossil  dürfte  daher  betrachtet  werden ,  als  zu* 
sammengesetzt  aus  einer  Partikel  tantalsaurem  Kalk, 
3  Part,  tantalsaurem  Manganoxydul  und  4  P^it. 
tantalsaurem  Eisen oxy dul ;  oder  nach  elektrochemi« 
sehen  Ansichten,  aus  s  Doppel  -  Tantalaten,  nämlich 
einer  Partikel  eines  Doppel -Tantalats  von  Kalkerd6 
und  Eisen  oxy  dul  und  3  Part,  eines  Doppel- Tan  talata 
von  Mangaiioxydul  und  Eisenoxyduh  Die  For* 
mein,  welche  seine  Zusammensetzung  ausdrücken, 
müssen  daher  werden : 

Ca  Ta  -f-  3  Mn  fa  +'  4  Fe    Ta  oder 

(Ca    ta+-Fe  fa)  +  3(Mn  f  a  +  Fe    Ta). 

Ist  diese  Auseinandersetzung  der  Zusammen- 
setzung des  Fossils  die  richtige,  so  besteht  das  ei- 
gentliche tantalhaltigd  Fossil  aus : 

Tantaloxyd  .  3^S7^ 

Eisen  oxy  dul  ,  9*^78 

Manganoxydul     •  7fi24-  ^ 

Kalkerde  «  i,82C 


\ 


302       J.  G.  Gähn  und«  J.  Berzelius     ^^ 

*     Daii  ans  diesem  Tamalit  zusammengesclimolzeni 
Fossil  ttiufs  bestehen  aus : 

f  Tantaloxyd        .     67,586) 
.    .         I  Maneanoxydnl  .  ^  <5,ood  ! 
,Tamaht     <!  gj  J,^aul      .,    7  Jso  j*     «^'^S« 

Kalkerde  .       x,5o4J        / 

Wolfram  »        .        .        .    ^   .        8*690 

Zinnstein  .        .        .        •        .        8*758 

u.-fc        100,000 

Die  Qjaantitäten  des  Eisenoxydulst  \velch^  so- 
Vrobl  im  Tantalit^  als  im  Wolfram  und  ZinAsteia 
tich  finden  j  -würden  nach  dieser  Aufstellung  10,77 
ProC.  Eisenoxyd,  Und  das  Manganoxydul  7,16  Man- 
ganoxyd g(?geben  haben ,  welches  nahe  mit  den  Ke* 
Bultaten  der  Analj^scn  übereinstimmt. 

4)  Gadolinit.  Seinen  äufsern  Charakteren  nach 
Völlig,  ähnlich  dem  vonFinbo,  aber  in  weit  gröfseni 
Stucken  ^  so  dafs  man  welche  bis  zu  der  Gröfse  der 
Wallnüsse  fand.  Kein  Zeichen  einer  krystallinischea 
5*extUr.  (S.  Weiter  die  Beylage  über  die  Gadolinite.) 

5)  TttroceriL  Von  ihm  kommen  hier  bJofsgan« 
geringe  Spuren  vor ,  welche  alle  in  Smaragd  *  Kiy- 
stallen  inüe  safsen.  * 

'6)  Oahnit  in  schonen,  grasgrünen  denttich 
kryställisirten  Octaedern,  jedoch  minder  allgemein» 
mit  Granat  und  Gadolinit  in  Quarz  innesitzend«    - 

I 

7)  Granat  von  gleicher  Art  mit  dem  beyFinbo, 
aber  sehr  oft  in  gröfseren  Stücken»  bisweilen  meb- 
rere  Pfund  schwer. 


\ 
t 


t.  ein.  in  d.  Nähe  T.Fahluugef.  Fossilien.  303 

8)  Rine-eigene  Art  TttrötantüU  Von  diesem  fand 
h  blofs  ein  einziges  kleines  Stuck;  er  ist  dem 
doHnit  sa  ähnlich,  dafs  beynahe  blofs  der  Zufall 
B  Veranlassung  gab  i  seine  Verücliiedenheit  vom 
idonnit  zu  entdecken.  £r  zeichnet  sich  durch 
le  vollkommene  Üildurchsichtigkeit  auch  in  den 
insten  Kanten  aus ,  während  dagegen  der  Ga- 
ilinit  durchscheinend  grün  ist.  £r  giebt  ein 
irchatu'  grünes  Pulver^  Während  der  Gadolinit 
n  graugrünes  giebt.  Mit  Säuren  bildet  er  keine 
allerte^  Man  fand  bey  einigen  damit  angestell- 
i>  vorläufigen  Versuchen  ^  dafs  er  Tantaloxjd^ 
ttererde  und  Eisenoxydul  enthalte.  Eine  gehauere 
enntnifs  seiner  2usainmen Setzung  kohnten  vvit 
icht  erhalten,  Weil  wir  bey  genauer  Untersuchung 
;r  aufgefundenen  Gadolinite  nicht  tnehr  ^Is  diesei 
nzige  kleine  Stückchen  entdecken  konnten  <,  das 
!r  Zufall  in  unsere  Hände  führte*  und  welche» 
*reits  zu  unseren  vorlatifigen  Untersuchungen  aufv 
^gangen  war,  ehe  wir  seine  Merkwürdigkeit  recht 
kannten«  ^  - 

9)  Eine  eigene  Art  läetgpech  m  runden  küglich* 
!n  Körnern.  £s  fand  sich  blo^  von  der  Quantität 
niger  wenigen  Grane.  Vor  dem  Lötbrohfe  veif- 
rannte  es  mit  Flamme  und  einem  ganz  eigenen 
eruch.  £s  wurde  zu  einer  lichtgrünen  Asche  ver- 
rannt, welche  etwas  Kupferoxydsalz  hielt,  und 
reiche  mitFlüssen  ein  grünes  Glas  gab,  m  welchem 
iinn,  wie  gewöhnlich,  das  Kupfer  anzeigte.  . 

10)   Gediegen  fVismuth    fand  sich  unter  dem 
hus,  aber  blofs  ein  einziges  Stück,  von  ungefäbc 


\ 


I 


304  ,     J-  G..Gahn  und  J.  Berzeliu» 

i|^  L/o^li  an  Gewicht,  vollkommen  compact, 
von  ein^m  blättrigen  metallischen  Bruch.  ^ 

ii)    Glimmer f   meistens  von  Silber- Gl^nz, 
grofsen,  mehrere  Pfunde  schweren  Klumpj^n,  th< 
gerad,  thells  krammschiefrig.      Von]  der  schwai 
Glimmer- Art  kam  bey  Bröddbo  nichts,  aU  hie 
da  dne  Spur,  vor,  / 

1  s)  j4lbit ,  seiner  Textur  und  seinem  Aussehe 
nach  ähnlich  dem  bey  Fihbo,  ab^r  selten  so  vol 
kommen  weifs. 

1  13)  Feldspathf   und  14)  ^uarZt  völlig  ähnli( 

dein  von  Finbo^ 

15)  Ein  eigenes  weifses,  in  kleinen  Körner« 
kryställi >irtes  Fossil,  so  ähnlich  d^m  Tuten-Zucker, 
dafs  wir  es  unter  uns  Zuckerstein  {Sockersten)  zu 
nennen  pflegten.  £s  ist  hart,  so  dafs  es  mit  dem 
Stahl  Funken  giebt,  in  Säuren  unauflöslich, £chmilz( 
träge  vor  dera  Löthröhr  und  giebt  luit  Flüssen  un- 
gefärbte Gläser,  Wir  kamen  noch  nicht  dazu,  ei 
genauer  zii  untersuchen. 

i6f)  Flufsspath^  arsenikhaltig,  ähnlich  dem  voa 
Finbo« 

•  Es  verdient  hemerkt  zu  werden  ,  welch  eint 
Menge  verschiedener  Körper  an  diesen  kleinen 
Flechen  zusammengeführt  worden  ist,  unter  denen 
mehrere  zu  den  seltneren  gehören.  Somit  haben  wir 
hier  unter  den  Metallen  gefunden  :  Zinn.  Wif^mutb, 
Eisen ^ ,  Mangan,  Zink  *)f  Cerium»  Wolfram,  Tan- 


*}  Im  Gahnic. 


at.  ein.  in  d.  Nähe  v.  Fahlun  ge£  Posten.  079 

I»  Arsenik,  Kupfer;  unter  den  Erdarten:  'Kiesel- 

tde,    Alai^nerde,  Yttererde,   Betyllerde^i   Talkerdc 

id  Kalkerde,  und  überdiefs  Flubsäure  im  FluCispathy 

rocerit  und  Pyropbysalith  und  Kali  iu.  Feldspath 

id  Glimmer.    Hiezu  kon\men  nun  noch  die  klei« 

Stückchen  Bergpecb,     £s  ist  sonderbar  genug» 

fs  während  oft  durch  grofse  Bergstrecken  hindurch' 

le  und   dieselbe   Masse  unverändert  fortstreicht, 

in  oft  hie  und  da  an  einer  Stelle' so  viele  seltsame* 

id    verschiedenartige     Substanzen    zusammengt* 

Üengt  vorfindet, 

r  '     ' 

I  • 

I 

Die  Fortseitang  folgt  in  einem  d«r  nlckstsn' 

Hefte.) 


Jolirn./.  Chim.  u,  Phys,  16.  Bd,  g,  Hfft.  äi 


gofr  M  u  r  r  a  y '  s  Untersuchung 


/  ü  e  b  e  t 

die 'Untei'stichung 

der  Äün^ral Wasser^  vorzüglich  in 

♦  ■      '  *        >  •  __^^^  ^ 

'  zidiung  auf  die  Wasser  von  Dunblai 
und  Pitcaithly,  voil  Bath^  Selters, 
.   r        '   und  anderer,  Bäder , 

>0HN  MÜR-RAY. 

Der'  königl.   Gesellschaift    zu  .Edinibu^g  mit^etheih 

am  20  Nov.  18 14« 

(Im  Auszuge  übertragen  von  Dr.  J.  L,  O^  Meinecke,) 

Jlis  ist  noch  uiient^cbiedeil  und  vielleiclit  nie 
entscheiden!  in  'welchem  Zustande  die  Bestan» 
theile  eines  Mineralwassers  äicH  befinden»  oMi 
Säureh  und  Grundlagen  darin  als  Doppelv^erbifl" 
dangen  abgesonderte  Salze  bilden ,  oder  ob  sämiDti 
liehe  Säuren  mit  sämmtlichen  Grundlagen  in  eioel 
gemeinschaftlichen  gegenseitigen  Verbindung  stehet 
Angenommen  die  er^te  Meinung^  welche  die  allg^ 
meinste^  und  vielleicht  die  -wahrscheinlichere  i«ti 
50  kann  doch  -Wenigstens  nicht  geleugnet  -werde* 
dafs  die  Verbindungen  durch  das  Verfahren  beyd"* 
chemischen  Zerlegung  Abänderungen,  etleiden  Mfl* 


.    I 


Aex  Mineral  waiser  etc. 


397 


len,  nnd  dafs  die  amgeschiedenen  Dogpelverbin- 
ungen '  nicht  -  genau  atif  dieselbe  Weise  in  dem 
Vasser  sich  befinden.  Hiervon  ein  Be/spiel.  Die  ^ 
alze,  welche  man  aus. dem  Wasser  von  Dunblan^ 
rhält,  sind  salzsaures  Natron,  salzsaurer  Kalk  und 
chwefelsaurer  Kalk.  £s  ist  leicht  möglich,  dafi 
er  schwefelsaure  Kalk  bey  der  Zerlegung  des  Was7 
ers  gebildet  wir;d  und  keinesweges  einen  ursprüns^ 
leben  Bestandth eil  desselben  darstellt:  die  Scbwe- 
elsäure  kann  vielmehr  mit  dem  Natron  verbunden 
eyn ,  aber  bey  dem  Fortgange  der  Abdunstung  in 
Ler  eingeengten  Flüssigkeit  auf  einen  Theil  des 
alzsauren  Kalkes  einwirken,  und  durch  Wechsel- 
eilige  Zersetzung  eine  entsprechende  Menge  vox^ 
alzsaurem  Natron  und  schwefelsaurem  Kalk  her- 
''orbringenl 

Diese  aufgestellte  Vermuthung  ist  von  Wichtige 
(eit:  eine  Bestätigung  derselben  kann  einiges  Licht 
•Verbreiten  über  die  Eigenschaften  der  Mineral«: 
A^asser,  und  besonders  über  die  Einwirkung  der* 
lelbeu  auf  den  menschlichen  Körper.  Das  ange^ 
•ührte  Beyspiel  mag  diefs  beweisen.^  Der  schwefel«  ^ 
►aure  Kalk  ist  ein  unwirksamer  Körper,  er  kann 
flso  in  diesem  Zustande  zur  Wirksamkeit  des  Dun«  ^ 
)]aner  Wassers  nichts  beytragen;  auch  die  An. 
yesenheit  des  salzsauren  Natrons  kann  auf  die  Heil« 
[räfte  dieses  Wassers  keinen  bedeutenden  Einflufs 
laben ;  wenn  aber  die  Bestandtheile  dieser  Salze  in 
iiner  andern  Verbindung  sich  befinden,  wenn  die 
Jchwefelsäure  mit  Natron  und  ein  Theil,  der  Salz* 
äure  mit  der  Kalkerde  verbunden  ist,  so  wird  nicht 
illein  die  Menge  des  talzsauren  Kalk^  erhöht»  WO* 


1  \ 


/ 


goß  Murray 's  Untersuchung 

von  die  vorzügliche  Heilkraft    dieses*  Wassers  bef 
allgemeine^   ktankhäfter,     besonders    scrophul 

,  Constitution  des  Körpers  abhängt ,    sondern  es  i«^ 
aueb.  die  abführende  Kraft  desselben  erklärt,  wclc 
ohne  die  Anwesenheit  des  schwefelsauren  Natf 
-hier   Völlig  unbegreiflich  ist,    indem  diefs   W 

-kein  anderes  Salz  enthält,   welches  diese  Wirkui 
hervorbringen  könnte. 

Auf  dem  geraden  Wege  des  Versuchs  läfst  sicK 
hier  nichts  entscheiden ;    denn  auf  welche   Wei 
man  auch  die  Zerlegung  veranstaltet ,    immer  moh' 
di^  lüdung    des    schw^efelsauren    Kalks    heförd 
werden,      (jewinnt  man  den   schwefelsauren  Kalk 
Vermit4:el  st  der  Ab  dampfung,  so  ist  diefs  kein  Beweis» 
dafs  dieser  Körper  wirklich  als  solcher  vorbandea 
gewesen  sey,     da    die  Einengung    der  Flüssigkeit 
eben  sowohl  dessen  Bildung  veranlafst,' und  die  Ein- 
wirkung des  schwefelsauren  Natrons  auf  den  saJi- 
»auren  Kalk  begünstigt  haben  kann.     Die  Ausschei- 
dung desselben  ^ürch'ein  fällendes  Mittel,   etwa 
durch  Alkohol^    ist  derselben  Ungewifsheit  unter- 
worfen :  denn  ein  gewisser  Grad  von  Einengung  der 
Wäfsrigen  Auflös^ng  mufs  vorangehen,   wenn  ein 
Niederschlag  erfolgen -soll,   und   der   Alkohol  ver- 
mehrt noch  diese  Einengung,  indem  derselbe  mit 
dem  Wasser  sich  verbindend,    die  auflösende  Kraft 
desselben  vermindert,    und  dadurch  die  Kraft  der 
Anziehung  vermehrt,   welche  die  Stoffe  dahin  be- 
'stimmt ,  die  am  wenigsten  löslicheh  Verbindungen 
einzugehen.     Hat  man  noch  auf  eine  an,dere  Weise 
die  Zersetzung  vorgenommen,  hat  man  etwa  sämmt-  I 
liehe  Kalkerde  durch  ein  Keagens  gefällt »   so  bleibt 


\ 

I 

\  /     • 


der  Mineralwasser  etd  -  jcly 

V 

man  ebenfalls  in  UngewifshiefU ,  ob  diese  Erde  gänz- 
lich mit  Salzsäure  odir  s^um   Theil  x^it .  Schwefel« 
saure  verbunden  ^ewei^en.    Auch  die  Schwefekäuve . 
kann  mmn  fällen ,    ohne  gewifs  zu  seyn ,  ob  sie  Vor« 
her  mit  Natron  oder  mit  Kalkerde  eip^  Vei:bindung 

gebildet  habe« 

■>     •         ■ ,  -1 

Bey  der  Abdampfung  mehrerer  Minjecalw^sser 
scheidet  sich  der  schwefelsaur^  Kalk  nickt  so 
schnell  aus,  als  der  hohe  Grad  seiner  Schwerauf- 
löilichkelt  erfprdext :  diese  Beobachtung  würde  >zti 
dem  Schlüsse  berechtigen ,  dafs.  dieser  Körper  nicht 
als  solcher  in  dem  Wasser  vorhanden  seyn  köpnte» 
stäche  nicht  die  Erfahrung  dagegen ,  dafs  die  Sal2^e 
durch  gegenseitige  Einwirkung  ihre  Auflöslichkeit 
erhöben:  defsbalb  kann  der  schwefelsaure  Kalt^  in 
Verbindung  mit  andern  Salzen  allerdings  wohlin 
cmer  geringern  Menge  Wasser  sich  aufgelöst  erhal- 
ten ,  als  derselbe  für  sich  alleiQ  zur  Auflösung  ex« 
fordert. 

Kanu  ah|5r  schwefelsaures  Njatrpn  i^  beträchjt* 
lieber  Menge  mit  salzsaurem  Kalk  in  einer  Auflo- 
sung yorhanden  s^eyn,  ohne  dafs.  eine  Zersetzung 
vorgeht  u^d  schwefelsaurer  Kalk  niederfällt?  da fis 
diefa.  möglich  sey ,  zeigen  Versuphe.  Vers,chiedenen 
Abtheilungen  von  vier  Unzen  Dunblaijer  A^^asser^ 
'Vnii:dqn  5,  1^,0,  15,  20  upd  endlich  30  Gran  schwe- 
felsaiires  Natron  zugesetzt ,  und  niemals  entstand 
ein  Niederschlag,  selbst  nach  24  Stunden  fand  sich 
die  Mischung  ungetrübt  und.  unverän4^t.  In  den 
meisten  dieser  Mischungen  war  die  Menge  dea 
schwefelsauren  Natrons  hinreichend»  den^  säjnmt- 
Hchen   salzsauren  Kalk  in -Gjps  su  verwandeln» 


>  ' 


Sio  Murray' s  Untersuchung 

tinä  die  Flüssigkeit  wir  lähgst  unvermögend,  den 
Gyps  aufgelöst  zu  erbalten.  Die  Flüssigkeit  wurde 
äafch  Abdampfen  sogar  bis  auf  einien  gewissen  Grad- 
Vermindört,  ohne  dafs  eine  Fällung  writrat.  Hier- 
aus scheint. sich  zu  ergeben,  dafs  hier  kein  schwe- 
flßlsaurer  Kalk  gebildet  worden ,  und  dafs  schwefel- 
saures Nauum  und  salzsaurer  Kalk  in  einer  sehr 
verdünnten  Auflösung  neben  einander  besteheii 
können,  ohne  eine  Zersetzung  zu  erleiden. 

Einen  andern  Beweis  für  die  Annahme,  dafs 
der  schwefelsaure  Kalk  mehrerer  Mineralwasser  erst 
im  Verlauf  der  Abdunstung  durch  die  gegenseitige 
Einwirkung  des   schw^efelsauren  Natrons    und  des 

.salzsauren  Kalks  entstehe  ,  giebt  die  Erfahrung, 
dafs  durch  den  Zusatz  von  schwefelsaurem  Natron 
die  Menge  des  schwefelsauren  Kalks  in  der  einge- 

,  engten  Flüssigkeit  vermehrt  wird.  Wenn  man  einet.: 
Pinte  Dunblaner  Wasser  i  o  Gran  krystallisirtes  schwe- 
feisaures  Natron  zusetzt,  so  erhält  njan  bey  der  Ab-  ^ 
dampfung  4  Gran  *)  schwefelsauren  Kalk,  welches  ; 
doppelt  so  viel  ist,  als  dieselbe  Menge  Wasser  ohne  . 
Zusatz  gegeben  haben  w^ürde.     Diefs  beweist,  dafs,  * 
wenn  schwefelsaures  Natron  in  diesem  Wasser  auf- 
gelöst wird,    bey  der  Abdampfung  eine  verhältnifs- 
mäfsige  Menge  von  schwefelsaurem  Kalk,  und  folg- 
lich auch  von  salzsaurem  Natron  gebildet  wird. 


.*)  Hier  scheint  ein  Druckfehler  zu  seyn  :   die  Zahl  ist 

.    .  ff 

zu   klein ,  wie   die   nachfolgende  Angabe  der  Bestand- 
theile  ^t%  DunbUner  Wasswt  zeigt.    VVahxscheinlich  7. 


der  Min cra Wasser  etc.:.  511 

Diese  Versuche  beweisen  zwar  nicht  entscbel- 
dendi  dfirs  in  desa  erwähnten  Mineralwasser  di« 
Schwefelsäure  an  Natron  gebunden  ist»  allein^ sie 
geben  do^h  dieser  Annahme  eine  hohe  Wahrschein- 
lichkeit, zumal  wenn  damit  die  Bemerkungen  über 
die  Wirkungen  dieses  Wassers  ziisammengestellt 
werden«- 

Dieae  Annahme  zugegeben ,  4nüssen  die  Angft» 
ben  des  Gehalts  vieler  Mineralwasser  ganz  anders 
aosgedrüclit  werden ,  als  bisher  geschehen.  03rpt 
und  Kochsalz  y  welche  der  Chemiker,  in  sq  vielen 
Heilbrunnen  findet,  werden  entweder  ganz  oder 
zum  Theil  aus  den  Angaben  des  Gehalts  derselben 
verschwinden  und  ihre  Stelle  wirksamem  Salzen  ab« 
treten  &  von  welchen  die  Heilkräfte  bestimmter  ab- 
geleitet werden  können.     Hiervon  einige  Beyspiele. 

Die  neuentdeckte  Heilquelle.  zuDunblane  giebt 
(nach  Murray  und  BMls)  auf  den  bekannten  Wegen 
chemischer  Verlegung  aus  einer  Finte  folgende  Bt* 
standtbeile; 

Sa^zsaui^es  Natron        .        $4>^^  Gran 
Salzsaure  Kalkerde       .         i8>oo    — « 
Schwefelsaure  Kalkerde         3^,50    — 
Kohlensaure  Kalkerde    ^         p,5o    -^         _ 
Eisenoxyd*    .      '.        ^        0,17    —i» 

46,17  Graa 

An  die  Stelle  voil  3,5  Gran  schwefelsaurer  Kalk- 
erde treten  hier  3,7  Gran  schwefelsaures  Natron» 
welche  das  Aequivalent  für  jene  Menge  sckwefel- 
saure  K^lkerde  sind.  Aber  diese ,  schwefelsai(re 
ü  alkerde  ist  auf  Kosten  eines  Theils  von  salzsaitier 


5ia  Miirray's  Untersuchung 

Kalkerde  gebildet  worden,  und  dUse  Bildung  "wird 
von  der  Entstehung  einer  gewissen  Menge  salzsaw 
ren  Natrons  begleitet,  also  wird  das  Verhältnifs  d« 
erstem  Salzes  etwas  gröfser  seyn  und  die  Menge  it 
letztem  in  demselben  Maafse  vermindert  w^erdei 
Da  nun  das  Aequivalent  fiir  3,5  Gran  scbwefelsani 
Halkerde  2,8  Gr.  salzsaure Ealkerde  ist,  soiiiufs  di( 
»e  Menge  zu  der  angegebenen  Zahl  der  salzsaure 
Kaiherde  hinzugesetzt  werden  ;  und  3  Gran  werde 
als  Aequivalent  von  der  Menge  des  Salzsäuren  Nl 
trons  abgezogen.  Hiernach  ist  der  wahre  Gchal 
äes  Dunblaner  Wassers  folgender : 


Sak.mre»  Natron 

Ei.oo  Gran 

Salz.aure  Kalkerde       . 

so,8o     — 

Schwefelsaures  Nalroii 

3,70     — 

Kolileii.aurer  Kalk       . 

0,50     — 

Eisenoxyd 

0,17    — 

46,17  Gran 
Das  schon  Hinger  bekannte  Wasser  von  Pitkcaltk 
ist  dem  vonDunblanesehr  ähnlich,  nur  scbwächi 
Es  enthält  nach  Murray  und  Ellis  in  einer  Pin« 
aufser  i  Cubikzoll  Kohlensäure  und  J  Cubikiol 
atmosphärischer  Luft: 

Salzaaures  Natron  .  13,4-  Gran 

Salzsaure  Katkerde        .         »9,5 

Schwefelsaure  Kalkerde  0,9     — 

Kohlenäaure  fialkerde     .         q,5     — 

i34.3  Gran 
Da  hier  die  Menge  des  schwefelsauren  K,alhsw 
geringer  ist,    als  sie    in  dem  Dunblaner  Wasser 
funden  wird,   so  kann  man  sie  vielleicht  für  cii 


der  Miner alvtrasser  etc,  513 

nrsprunglichen  Bistandtbeil  ansehen:  wenn  man 
iber  diq  wahrsoheinlichere  entgegengesetzte  Ansicht 
innimmt,  so  ist  der  eigentliche  Gobalt  des  Was* 
lers  von  Fithcaitbly: . 

Salzsaures  Natron  % 

Salzsäure  Kalkerde         • 

Schwefelsaures  Natron  • 

Kohlensaure  Kalkerde    • 


iö,7 

Gran 

£0,2 

/• 

0,9 

— 

0^ 

— 

34»3 

Gran 

t 

Nach  derselben  Ansicht  kann  hier  auch  die  koh^ 
lensaure  llalkerde  während  der  chemischen  Unter- 

• 

snchung  gebildet  worden  seyn,  im  Wasser  selbst 
aber  als  kohlensaures  Natron  sich  befinden :  indeb 
ist  die  Menge  derselben  so  gering  und  die  kohlen« 
saure  Kalkerde  findet  sich  in  Wassern  so  allgemein 
^^erbreitet ,  dafs  sie  hier  für  einen  ursprünglichen 
Bestandth^il  füglich  gehalten  werden  darf.  Wenn 
nber  die  kohlensaure  Kalk^de  in  beträchtlichem . 
I\(engen  sich  vorfindet,  vorzüglich  in  Mineral w^- 
Sern,  welche  kein  Uebermafs  von  Kohlensäure  ent- 
halten ,  wpdufch  deren  Auflösung  erleichtert  wird, 
so  mufs  man  diesen  im  Wasser  beynabe  unauf* 
löslichen  Körper  für  ein  Froduct  der 'Analyse  an- 
sehen. 

£s  ist  gewifs  nicht  zufällig,  dafs  fast  alle  seit 
Bergmann  mit  einiger  Genauigkeit  angestellten  Un* 
tersuchungen  der  mineralischen  Wässer,  welche 
Gyps  enthalten,  auch  salzsaures  Natron  als  Bestand- 
theil  derselben  finden ,  und  dafs  der  Gyps  niemals 
fehlte  wenn  salzsaures  Natron  und  salzsaure  Kalk« 
erde  zugleich  in  einem  Wasser  gegenwärtig  sind. 


3i4  Murray*5  Ui>tcr$ucbuiig 

Die  An];iahm6»  dafsGyps  und  Kochsalz  gänzlich  odef- 
/vvenig&t^ns  zum  Theil  während  der  chemischen  Unr 
ter$uchung  entatehen»  giebt  davon  den  Grund  an. 

Man  hat  sich  bis  jetzt  vergeblich  b^inüht ,  Sm 
Heilkräfte  der  berühmten  Quellen  von  BatV»  zu  er* 
klären  ,  Ma  die  Bestandtheile,  -welche  der  Chemikec 
darin  findet,  zum  Theii  von  uiil)edeutender  4zndt 
gröfstentheils  ohne  alle  Wirksamkeit  sind.  .  Sie* 
sollen  nämlich  nach  der  neuesten  und[  genauestes] 
Untersuchung  von  Philips  in  einer  Finte  ^nthalteB.'] 

Schwefelsaure  Kalkerde     q,q  Gran 
Salzsaures  Natron        ,         3,3     — ^ 
'  Schw€;felsaures  Natron      ^1,5    *-- 
Kohlensaure  Kalkerde         0,8  -  ^— 
Kieselerde  •        ,        0,2     -^'  - 

-  14,8  Gran  nebst  x,fiCubik*j 
zoll  Kohlensäure  inidj 
/^  Gran  E^enoxjd.' 

Die*  grofse  Menge  schwefelsaurer  Kalkerde,  die 
kohlensaure  Kalkerde  und  die  Kieselerde  sind  hier 
völlig  unwirksam,  und  Von  der  geringen  Menge 
salzsauren  und  schwefelsauren  Natrons  und  kob*i 
lensauren  Eisenoxjds  können  die  irächst  kräftigenj 
Wirkungen  dieses  Wassers  nicht  abhängen,  zumaldt j 
eiTnur  in  geringen  Mengen  genommen  werden  dai£^{ 
Einige  haben  ihm  daher  alle  Heilkräfte  abspreclieAj 
wollen;  allein  das  Gegentheil  zeigt  sich  deutlich^ 
genug,  *und  die  Kraft  dieses  Wassers  äüfsert  sick 
«chon  durch  s^ine  höchst  verderblichen  Wirkungen^ 
w^enn  es  nicht  mit  Vorsicht  genommen  wird.  k^\ 
dere  haben  durch  verschiedene  Annahmen  diese] 
Kräfte  %\i  eikläcen  gesucht.    Sie  beriefen  sich  est« 


der  Mineralwasser  etc.  s^5 

weder  auf  die  Beobachtung  ^  die  in  gewisser  Hin- 
f  sieht  nicht  geleugnet  werden  kann ,  da(]^  kleine 
J^'Mengen  in  vielem  Wasser  aufgelöst ,  wegen  ihrer 
r  Terdünnung    mehr     Wirkung      aut     den    Körper 

Sufsern «  *  dls  man  von  denselben  Mengen  im  zu« 
^sammengedrMngten  Zustande  erwarten  dürfe.  Oder^ 
.  man  nahm  an ,  dafs  die  Wärme  des  Wassers  dessen 
^  Wirksamkeit  ^erhöhe ,  und  besonders  die  Wirkung 
•  des  Eisens  befördere.       Oder  man  schrieb  einigen 

;aer  Bestandttieile  noch  unbekannte  Kräfte  izu:  et 
.  sollte  z^.B.  (nach  Saunders)' das  Stickgas,  vv^elches  aus 

.dem  Wasser  entweicht  und  (nach  Gibbes)  der  ge- 

iii)ge  Gehalt  an  Kieselerde  eine  besondere  Wirkung 

auf  das  thierische  Leben  ausüben. 

Dafs  ^alle  diese  Erklärungen  sehr   ungenügend 
sindr  ist  kaum  nöthig  zu  bemerken.     Nach  der  An« 
nähme,  d^af s  die  Bestandtheile,  welche  bey  der Zcr- 
legung -gefunden  werden,   im  natürlichen  JMineral-. 
Wasser  in  anderer  Verbindung  stehen,  erhalten  die 
'  Quellen  von  Bath  eine  weit  wirksamere  Mischung. 
Auf  Kosten  von  3,1  Gran  salzsauren  Kalkerde,  welche 
bey  Philipps  fehlet,  haben  sich  3,5  Gran  salzsaures 
Natrum  gel^ildet,  welche  in  der  natürlichen  Mischung 
nicht  vorhanden  sind^  aber  bey  der  Analyse  gefunden 
Werden.  Um  diese  Zersetzung  hervorzubringen»  müs- 
sen 4  Gran  schwefelsaures  Natrum  anwesend  seyn. 
Welche  zugleicher  Zeit  3,gGran  schwefelsaure  Kalk« 
erde  bilden.     Hierdurch  wird  die  Menge  der  schwe- 
felsauren Kalkerde  bey  nahe  um  die  Hälfte  vermindert, 
das  salzsaure  Natrum  verschwindet  ganz,  und  an  de-  . 
ren  Stelle  tritt  salzsaure  Kalkerde  und  eine  gröfsere 
BSenge  von  schwefelsaurem  Natron.     Die  wahren 


.*  \ 


316 


M  u  r  r  a  y '  s  .Untersiichin?g 


/ 


Bestandtheile  des  natürUchen  Walsers  vonBath  uni 

^Iso  folgende. 

Schwefelsaure K^lkerde  5,2  Gran 


Salzsaure  Kalkerde  . 

3.1 

— ^, 

Schwefelsaures  Natron 

5»5 

-r- 

Kohlensaure  Ealkerde 

0,8 

\ 

Kieselerde        •        ^ 

0,3 

w 

14,8  Gr.  tk.  eine  kleine  M< 

kohlensaures  Eiseno 

,  bestehend  aus  -^^ 

'   '  Oxydu.  1,2  C  Z.  Sä 

Diese  Mischling,    verglichen  mit  andern  ab 

liehen  Mineralwassern»  hat  das  Besondere,  dafs 

jnehr  schwefelsaures  Natron  enthält,   als  zur  Um-' 

seizung  der   salzsauren    Kalkerde  in  scbwefelsäure 

Kalkerde  nöthig  ist.     Daher  erhält  man  bey  der  AV 

dampfung  keine  salzsaure  Kalkerde  und  daher  auch 

die'  äufserordentlich   grofse  Menge  schwefelsaure! 

Kalkerde,  bey  deren  Bildung  noch  etwas  schwefol«! 

saures  Natron  übrig  bleibt.       In  den  Wassern  vW 

Dunblaneund  Pitcaithly  hingegen  be&ndet  sich  nur 

•wenig  schwefelaaures  Natrum,  die  salzsaure  Kalk* 

erde  ist  in  weit  gröfserer  Menge  vorhanden,   und 

wird  von  «alzsaurem  Natron  begleitet:    daher  bcf. 

I  deren  Untersuchung  die  gänzliche  Abwesenheit  dci 

schwefelsauren   Natrons  ,   die  geringe  Menge  von 

•chwefelsaurer  Kalkerde  und  das  Uebermafs  an  sab« 

•aurer  Kalkerde.  ^ 

Die  Wasser  von  Cheltehham  geben  bey  der  Zc^ 
legung  schwefelsaures  Natrum,  schwefelsaure  Bi^ 
tererde  und  schwefelsaure  Kalkerde  mit  salzsaur^ 
Natron,  salzsaurer  Bittererde,  kohlensaurer  Bitter« 


der  Mineralwasser  etc. 


S17 


erde  und  Eiseno^yd  verbünden,  s  Hieraus  darf  man 

aicbt  schliefäen,    dafs  diefs   ihre  "währen  Bestand- 

-theile  sind;   es  ist  viel  wahrscheinlicher ,    daTs  sie 

vor  der  Abdampfung  salzsaure  Halkerde  enthalten, 

■welche    mit  schwefelsaurem  Natron  das  'salzsaure 

Natron  und  die  seh wfefels'aure Kalkerde  hervorbringt. 

[Da  die  kohlensaure  Kalkerde,    welche  itn  Wasset 

[ittt  unauflöslich  ist,  in  diesen  Wassern  so  reichlich 

fgeftmdei)  wird,  ,so  ist  es  nicht  unwahrscheinlich, 

Idafs  auch  diese  keinen  ursprünglichen  Bestandtheih 

der  Wasser  ausmacht,   sondern  vielmehr  das  koh-' 

lensaure  Natron,  welches  bej  der  Einengung  durQh 

Abdampfen  die  schwefelsaure  und  salzsaure  Talkerdö 

sersetzt,  und  damit  koblensaure  Talkerde  ihit  eihein 

Terhältnifsmäfsigen    Antheile    vdh   schwefelsaurem 

und  salzsautem  Natron  darstellt. 

Die  Wasser  von  Spaa,  Pyrmont  und  Selters 
Zeichnensich  dadurch  aus,  dafs  sie  eine  grofse  Menge 
Kohlensäure  und  kohlensaures  Natron  erhalten,- 
wozu  noch  kohlensaure  Bittererde  Kalkerde,  und 
sallzsaüres  Natron  sich  geselien*  Dieses  Vorkommeil 
des  Salzsäuren  Natrons  mit  den  kohlensauren  Erdeit 
fährt  zu  der  Vermuthung,  dafs  die  wirklichen  Be- 
standtheile  dieser  Wasser  kohlensaures  Natron,  salz- 
laure Bittererde  und  salzsaure  Halkerde  se'yn  müssen» 
und  dafs  das  kohlensaure  Natron  in  gröfserer  Menge 
vorhanden  ist,  als  die  Zerlegung  anzeigt,  dafs  aber 
dieses  während  der  Abdampfung  des  Wassers  die 
Salzsäure  Bittcrerde  und  Kalkerde  zersetzt,  und  da* 
tnit^ie  kohlensauren  Erden  und  eine  gröfsere  Menge 
wn  salzsaurem  Natrum  bildet,  als  diese  Wasser  ur* 
sprünglich  enthalten. 


318  Murray^s  Untersuchung 

Das  Selterwasser,  das  reinste  unter  den  vojhiii 

genannten  Wassern  ,  da  es  weder  Eisen  noch  irgend 

ein  s^chwefelsaures  Salz^enthäh,  kann  diese  Ansicht 

vorzüglich  deutlich  machen:  es  enthält,  pach  Berg^ 

mann;  in  einer Pinte: 

Kphlensaure  Kalkerde  3,0  -Gran 

KohlensaureBittererde5,o     — 

Kohlensaures  Natron     i4    . —   (oder  4  Gr.  krystalli-j 

sirtes) 

Salzsaures  Natron  17,5  — 

"  26,9  Gran  und   17  CubikzoK] 

/  ^  ^Kohlensäure. 

pie  ursprünglichen  Bestandtheile  aber  sind : 

Salzsaure  Kalkerde      3,8  Gran 

Salzsaure  Bittererde    5,0     — 

Kohlensaur.  Natron  10^3     —  (oder.iSGJjran  krystalli- 

sirtes)  , 

Salzsaures  Natron       7,8    — 

06,9 '     Gran  und  17  Cubikzoll 
^      V  Kohleusäure^ 

Denn  5  Gran  gefundene  kohlensaure  Kalkerde  sind  ein 
Aequit^alent  für  3,8  Gr.  wirklicbe  salzsaure  Kalk- 
erde,  so  wie  5  Gran  kohlensaure  Bittererde  in  dem 
Zustande»  in  welchem  Bergmann  sie  erhielt ,  näm* 
lieh  als  getrocknetes  Pulver,  ein  Aequivalent  für 5 
Gran  wirkliche  salzsaure  Bittererde  geben.  Um  du  1 
'  erste  dieser  salzsauren  Salze  in  ein  kohlensaures  zu 
verwandeln,  sind  3,2  Gr.  trocknes  kohiensäuerli- 
ches  Nfttrum  noth wendig,  für  das  zweyte  SaU  hin- 
gegen 5,7  Gr. ,  zusammen  8i9  Gr. ;  hinzuger,echnet 
1,4  Gran,  welche  in  den  gefundenen  4  Gn  krystaU 
lisirtem  kohlensäuerlicfaen    Natron   enthalten  sind» 


V  '         • 


der  Mineralwasser  etc.  319 

trägt  das  Gana^  10,3  Gran  trockhes  oder  18  ^i** 
Tstallisirtes  l^ohlensäuerliches  Natron«  Endlich 
itstehen  bey  der  Zersetzung  der  Salzsäuren  Erden 
7  Gr.  salzsaures  Natron»  welche  von  &7«5  Gran 
37 -der  Zerlegung  gefundenem  Salzsäuren  Natron 
)gezogen,  7,8  Gran  übrig  lassen»  aU  wirklich  in 
em  Selterwasser  zugegen*  ^ 

t)agegen  könnte  man  einwenden »  dafs  eine  16 
rofse  Menge  von  kohlensaurem  Natron  mit  salzsau*« 
!r  Kalkerde  un'U  Bittererde  nicht  zusammen  bestehe^ 
me  sie  zu  zersetzen ,  und  dafs  folglich  die  angege* 
;ne  Zusammensetzung  des  Wassers  nicht  zuläfslich 
y ,  sondern  dafs  man  die  von  Bergmann  angezeigt 
annehmen  müsse,  zumal  da  ein  Uebermaafs  an 
ohlensaure  die  kohlensaure  Kalkerde  nnd  Bitter- 
de aufgelöst  erhalte  :  allein  Versuche  zeigen,  daCs 
ne  jdurch  die  Berechntmg  gefundene  Menge  von 
ilzen  unabhängig  von  Kohlensäure  in  einer  Pante 
^asser  sich  auflösen  läfst  9  ohne  die- Auflösung  z*^ 
üben.  Dasselbe  bemerkt  man  an  dem  natürlichen 
ineralwasser :  auch  wenn  es  der  Luft  so  lange 
isgesetzt  wird,  dafs  es  seine  Säure  verliert,  und 
\x  Geschmack  desselben  kaiisch  geworden,  so  ent- 
sht  dennoch  kein  Niederschlag  von  kohlensauren 
rden.  Der  Niederschlag  findet  dann  erst  Statt, 
enn  nian  Wärme  anwendet,  und  die  Abdampfung 
s  zu  einem  gewissen  Gr^de  treibt»  Nicht  weni* 
r  beweisend  ist  eine  von  Bergmann  selbst  ange- 
brte  Beobachtung.  Die  kohlensaure  Kalkerde 
[ilägt  sich  nämlich  zuerst  nieder,  und  fast  gans 
ne  Beimischung  von  kohlensaurer  Bittererde; 
3se  wird  erst  bey  fortgesetzter  Abdampfung  abg^- 


320 


Murray's  Untersuchung 


»oniiert:  man  mufs  die  Abdampfung  sogar  bis  sx 
Trockne  treiben,  nnd  den  Hücksiand  wieder  i 
huirsem  Wasser  autlü-'^cn,  ■wenn  man  sie  gänzlid 
gewinnen  will;  hieraus  darf  man  den  Scblufs  i 
hen,  dafs  die  kohlensaure  Bitterenle  nicht  ah  ant 
gelöst  in  Koblensänre  anwesend  ist,  sondern  dafa' 
■ie  ihr  Dassyn  der  Abdampfung  verdiinkt,  und  folg- 
lich durch  die  Einwirkung  des  kohlensauren  Ka- 
trons auf  die  salzsaure  Biitererde  entsteht.  Diesi 
Ansicht  t-ntäpricbt  vollkommen  den  äufsem  Kenn 
aeichen  und  den  Heilkräften  dieses  Wassers.  De\ 
Geschmack  desselben  ist  nach  Entweichung  de 
Kohlensäure  nur  lebhaft  kaliscb,  eine  uubegreiflichi 
Erscheinung,  wenn  eine  Finte  Wasser  statt  iQGrai 
nur  4  Gran  koblenaaurcs  Natrum  enthalten  t 
Es  wirkt  säurebrechend,  iaC  wohUhätig  hey  gö 
«chwächter  Verdauung,  bey  Krankheiten  der  Harn- 
W^erkzeuge  und  überhaupt  bey  Leiden,  welche  eine 
gelindstärkende  Hcüart  erfordern.  Diese  WirkuD; 
gen  würden  nicht  genügend  zu  erklären  seyn,  -wenn 
man  in  dem  Wasser  nur  eine  so  geringe  Menge  kob«, 
lensaur  es  Natron  verbunden  mit  so  vielenisalzaauteii 
Natron  und  Kohlensaurer  Külk-  und  Bittererde  fin- 
den wollte;  sobald  nianaberin  diesem  Wasserauftei 
freyer  Kohlensäure  eine  beträchtliche  Menge  kohf 
lensanres  Natron  in  Verbindung  mit  salzsaurer  Kklk^ 
erde  und£ittcrerde  und  salzsauremNatronannii 
>o  erscheint  es  als  eine  weit  kräftigere  IVIischang, 
wordus  die  Heilkräfte  desselben  auch  hey  geringet 
Menge  (die  mittlere  Gabe  ist  eine  halbe  Finte)  leich- 
ter abgeleitet  werden  können. 

Die    künstliche    Bereitung    eines    Selterwassen 
Iiac  bis  jetzt  schon  defswegen   nicht  gelingen  ] 


der  Mineralwasser  etc. - 


32  i 


nttif  ^sveil  man  sie  auf  die  Resultate  cbemischer 
Analysen  gründete ;  allein  nach  Anleitung  der  ange- 
führten chemischen  Berechnung  wird  sie  sehr  er« 
leichtert.  Man  löse  die  angegehenen  Bestandtheile 
in  Wasser  auf ,  und  schwängere  die  Auflösung  ipit 
Kohlensäure 9  oder,  v^ras  noch  leichter  ist,  man  ver* 
einige  beide  Operationen  zu  einer  einzigen.  '  Zu 
dem  Ende  löse  maii  so  viel  kohlensaure;  Kalkerde« 
als  sur  Bildung  der  salzsauren  Kalkerde  erfordert 
wird;  in  sehr  verdünnter  Salzsäure^auf»  und  hin* 
dere  die  £ntweichung  der  Kohlensäure  durch  Ver* 
«chliefsen  des  Gefäfses.  Auf  dieselbe  Weise  bilde 
man  die  Salzsäure  Bittererde  und  das  salzsaure  N^ 
tmm  vermittelst  kohlensaurer  Bittereirde  und  koh« 
lensauren  Natrons.  Für  die  salzsaure  Kalkerde  wer» 
den  in  einer  Pinte  3  Gran  kohlensaures  Natron  er- 
fordert 9  für  die  salzsaure  Bittererde  5  Gran  kohlen- 
laure  Bittererde,  und  für  das  salzsaure  Natron  12,5 
[firan  krystallisirtes  kohlensaures  Natron.  Dabey 
{entstehen  zugleich  6,2  Gran  oder  13  Cubikzoll  freye 
Kohlensäure,  etwas  weniger,  als  das  natürliche 
Selterwasser  enthält:  wenn  man  diesen  Gehalt 
.ganz  erreichen  will«  so  mufs  man  statt  des  koh« 
lensäuerlichen  Natrons  das^  gesättigte  kohlensaure 
I^atron  anwenden,  und  zwar  in  dem  Verhältnifs 
Ton  11  Gran.  Dadurch  gewinnt  man  6  Cubikzoll 
Kohlensäure  mehr,  also  zusammen  19  Cubikzoll, 
und  folglich  s  Cubikzoll  mehr,  als  das  natürliche 
Selterwasser  enthält*). 


*)  Das  beste  VeTfahren  ist  folgendes ;  Ohngefähr  55  Gi  ai^ 
Salzsäure  von  der   Stärke ,   wie  sie  gew^ölinlich  im  Ha«i« 
journ,/^  Chem.  u,  Fhys.  a6.  Bd,  5.  Hejt,  %% 


314    ChevrcuTs  tJntcxsucIi.  vcrschiedcnet 

wohnlichen  Luftdrücke  die  Hitze  dieser  Atiilö<nn»t 
mittel  wegen  ihrer  Vcrjdampfung  nicht  hoch  geno| 
getrieben  werden  kann,  «o  ist  es  nülhig,  die  Vn 
danipfung  xu  hindern:  diefs  führt  zu  dem  Gedin- 
Iten,  denPapinianiichenDigestoratizuwendea,  yr'H 
auch  schon  vonCoUomb  bey  der  Untersuchung  delFi^ 
niises  der  Seide  und  von  F'auquelin  bey  der  Ana- 
lyse der  Haare  geschehen  ist.  Allein  diese  Mascbii 
60  wie  sie  bis  jetit  nach  der  Angabe  de«  Erfiiw 
angewandt  wird,  iit  für  den  chemischen  Gebran 
au  unbehiilflich,  und  läfst  einen  TheÜ  der  Ai 
KersetBten  Körper  leicht  entwischen ;  Chevreul 
■ie  bequemer  eingerichtet,  und  zugleich  in  ei) 
De&tillirupparat  verwandelt.  Die  Einrichtung  < 
'  «es  Apparats  ist  folgende. 

Das  Gefäfs  he&teht  aus  Kupfer,  uitiehr  W< 
gern  Zink  tegirt.  Die  Gestalt  desselben  ist  ein  ( 
linder  von  167  Millimeter  Tiefe  und  9  Centim« 
Weite,-  die  Wände  desselben  sind  1  Centimeterdil 
vier  Millimeter  vom  Rande  umgiebt  auswirla  d 
Cylinder  ein  starker  Band  mit  vier  Hervonragung 
für  die  Schraubenlocher,  in  welchen  der  Ded 
festgeschroben  werden  Itann. 

Ein  zweyter  Cylinder,  welcher  genau  in  i 
vorigen  pafst,  ist  von  Silber,  und  am  K^nde  d 
gebogen. 

Eine  silberne  Scheibe,  mit  vielen  kleinen  i 
ehern  wie  ein  Sieb  durchbohrt,  dient  daKU,  die  1 
behandelnden  Korper  in  der  Flüssigkeit  des  «ilbe 
nen  Gefäfat»  uniergetauchl  zu  erhalten.  Sie  ist'J 
der  Miite  mit  einer  Handhabe  versehen. 


U  e  b  er 


die  Untersuchung 

scliiedener  Pflanzenkörper  und  des 
Korks  insbesondere, 


von 


» 


»    CHEVREUL. 

LTisztig;e  aus  den  Annal.de  ChimieNov.  1315.  fiberdra^eü 
von  Dr«  /.  L,  G*  Meinecke.) 

r 

s  saftigen  Fflanzentheilen  kann  der  Chemiker 
h  Auspressen  leicht  den  gröfsten  Theil  ihrer 
intlichsten  Bestandtheile  gewinnen,  allein- in 
Tocknen  oder  getrockneten  Fflanzenkörpem  sind 
kstandtheile  gröfstentheils  eine  so  innige  Ver* 
ung  eingegangen,  dafs  selbst  diejenigen,  welch« 
sondert  in  mehrern  Mitteln  sich  leicht  auflösen^ 
mit  gröfster  Schwierigkeit  ausgeschieden  wer- 
konnen.  £r  mufs  daher  oft  kräftige  Mittel« 
ich  Säuren  und  Alkalieh  zu  Hülfe  ziehen,  wo- 
1  aber  nicht  allein  die  Stoffe,  welche  ausgezo« 
rTerden  sollen,  oft  zerstört,  sondern  auch  neue 
[ndüngen  gebildet  werden.  Mehr  Vortkipile  ge- 
en  die  schwächern  Auflösungsmittel,  nämlich 
er  Und  Alkohol,  wenn  deren  Einwirkung  durch 
litze  verstärkt  wird«     Da  aber  unter  dem  ge- 


ga/j.   Chevreul's  Umersuth.  verschiedener 

■wohnlichen  Luftdrücke  die  Hitze  dieser  AiiflÖ5un| 
mittel  vre^en  ihrer  Ver^ampfang  nicht  hoch  gcnl 
getrieben  werden  kann,  to  ist  es  nöthig,  die 
dampfiing  zu  hindern:  diefs  führt  za  dem  Gedi 
ken,  denPapinianischenDigestOranzuwendcn,  ' 
auch  schon  TOnCo/ifffiZ' beider  Untersuchung  des 
nisses  der  Seide  und  von  F'auquelin  bey  der  Al 
lyse  der  Haare  geschehen  ist.  Allein  diese  Maschi 
BO  wie  sie  bis  jetzt  nach  der  Angabe  des  Erfinde 
angewandt  wird,  ist  für  den  chemischen  Gcbrau) 
au  unbehiiinich ,  und  läfst  einen  Theil  der  dai 
zersetzten  Körper  leicht  entwischen;  Chevreul 
«ie  bequemer  eingerichtet,  und  zugleich  in  ein 
Destillirapparat  verwandelt.  Die  Einrichtung  ^ 
aes  Apparats  ist  folgende. 

Das  Gefäfs  besieht  au»  Kupfer,  mittehr  we 
gern  Zink  legirt.  Die  Gestalt  desselben  ist  ein  I 
linder  von  v67  Millimeter  Tiefe  Und  g  Centira« 
Weite;  die  Wände  desselben  sind  i  Centinieterdl'i 
vier  Millimeter  vom  Rande  uiogiebt  auswärts  d 
Cylinder  ein  starlicr  Band  mit  vier  Hcrvorragnngl 
für  die  Schraubenlöcher,  in  welchen  der  Decb 
fesigeschroben  werden  kann. 

Ein  zw^eyter  Cjlinder,  welcher  genau  in  du 
vorigen  pafst,  ist  von  Silber,    und  am   Hände  ni 

Eine  silberne  Scheibe,  mit  vielen  kleinen  L 
cbem  wie  ein  Sieb  durchbohrt,  dient  dazu,  die  i 
behandelnden  Körper  in  der  Flüssigkeit  des  sÜbe 
nen  Gefätsts  untergetaucht  zu  i;rh;iiien.  Sie  iM"i 
der  Milte  mit  einer  Handhabe  verseben. 


Pflanzenkörper  tu  d.  Korks  insbesondere,  32 /;• 

Die  halbkugelförmige  Haube  des  Gefäfses  ist 
wendSg  mit  einer  silbernen  Platte  überzogen. 
ie  pafst  genau  auf  das  Gefäfs,  wie  der  Deckel  einer 
ose»  und  hat  ebenfalls  am  Rande  vier  Hervorra« 
puigen  mit  Löchern  für  die  Schrauben  j^  'welche  sie 
tWLi  dem  Gefäfse  befestigen^ 

Diese  Haube  hat  oben  eine  Oeffhung  von  g  Mil« 
Ixneter  Weite,  worin  ein  Kegelventil  pafst.  Eine 
•jrlindrische  Büchse,  mit  Löchern  zum  Durchgange 
ler  Dünste«  wird  um  diese  OeiFnung  geschroben. 
)as  Ventil»  welches  in  dieser  Büchse  spielt,  wird 
turch  eine  messingene  Spiralfeder  niedergedrückt. 

Um  diese  kleine  Büchse,  welche  das  Ventil  ent- 
iSlt,  wird  eine  zweyte  gröfsere  Büchse  geschroben» 
^osan  das  gekrümmte  Rohr  sich  befindet ,  das  die 
iitwickelten  Dünste  fortleitet.  An  dem  Rohre  ist 
in  Ansatz  befestigt,  welcher  in  einen  Vorstofs 
^afst»  und  dadurch  das  Robr  mit  einem  tubulirten 
lallen  in  Verbindung  setzt^^  Auf  diesen  Ballon  fol^ 
Ecn  ^wey  Woulfische  Flaschen^  Diefse  Gefäfsef  be- 
enden sich  in  Schalen,  welche  dazu  bestimmt  sind^ 
Lbkühlende.  Substanzen  aufzunehmen^ 

Wenn  man  von  diesem  Apparate  Gebrauch  ma- 
chen will;  so  legt  man  um  den  Rand  des  kupfernen 
äefäfses  einen  Streif  angefeuchteter  feiner  Pappe, 
tnd  setzt  den  silbernen  Cylinder,  worin  sich  die 
m  untersuchende  Substanz  befindet,  in  das  Gefäfs. 
Kit  der  silbernen  Scheibe  drückt  man  die  Substanz 
lieder ,  und  giefst  das  Auflösungsmittel  darauf.  Auf 
len  äufsem  Rand  des  Gefäfses  legt  man  ebenfalls 
inen  Streif  feuchter  Pappe»    setzt  die  Haube  dar-* 


326  Chevtewrs  Untersuch,  verschiedener 

'  auf,  und  schlierst  sie  mit  Schrauben  fest  an. 
Büchse  mit  dem  Veniile  befindet  sich  schon  auf  ( 
Haube.  Nuu  setzt  man  den  Destillir-Digeslor 
eint-n  kleinen  Windofen,  und  schraubt  audi  ( 
Büchse  mit  dem  Rohre  auf  die  Haube.  Vermilt« 
des  Ansatzes  und  des  Vorstofses  wird  das  Bohr  E 
den  Gefäfsen,  welche  die  deslilHrenden  Frodui 
aufnehmen  sollen,  verbunden. 

Bey  der  Erwärmung  des  Digeslor«  gebran« 
man  die  Vorsicht ,  die  Hilze  nur  langsam  nach  u 
nach  zu  verstärken,  und  sobald  die  Detiillatioo; 
fängt,  dieselbe  Temperalur  au  unterhalten.  W( 
man  die  Menge  der  Flüssigkeit,  -welche  man  in  ( 
Digestor  geschüttet  hat,  genau  bemerkt  hat, 
lann  man  aus  der  Menge  der  übergegangenen  FH 
■igkcit  scliliefsen,  wie  viel  noch  in  dem  Cylin 
•ich  befindet,  und  wann  die  Operation  unterbi 
clien  werden  niufs. 

Wenn  der  Destülirdigestot  seine  Eestimmv 
ganz  erfüllen  soll,  so  mufs  man  die  Hitze  ti 
•elben,  nach  Maafsgabe  der  Körper,  welche  unti 
jucht  werden  sollen,  abändern  können,  le  n 
Widerstand  den  Dämpfen  entgegengestellt  wil 
am  desto  gröfser  wird  die  Hitze:  man  muf«  at 
die  Feder,  welche  das  Ventil  niederdrüclit,  nmi 
stärker  spannen,'  je  grofsere  Hitze  man  verlang 
wobey  noch  zu  bemerken  ist,  dafs  in  der  Warn 
die  Feder  an  Spannkraft  verliert.  Bey  einiger  I 
fahrung  und  einiger  Bekanntschaft  mit  der  Maschil 
kann  man  die  Hitze,  welche  irgend  ein  Versui 
erfordert,  leicht  vorher  bestimmen.  Wenn  füt  si 
feine  Veiaucbe  die  genaueste  Angabe   dei  Teinn 


t 


Pflanzeniorperu.d.  Korks  insbesondere«  327 


itUT  hn  Dfgestor  nöthig  leyn  soHte,  so  mürste  man 

jm  Deckel  de»  Gefäfses  einen  Thermometer  anbrin- 

:eti9    der  jedoch  die  Wärmegrade  höchstens  nur  bis 

H^mn  Siedepunkte  des  Quecksilbers  anzeigen  kann. 

.     Die  Vortheile,   welche  der  DesilHrdigestor  bey 

:der  Untersuchung  vegetabilischer  und  animalischer» 

wo  wie  auch  einiger  mineralischen  Körper  gewährt» 

•kid  folgende ; 

1.  Schwache  Auflösungsmittel  erhalten  darin  eina 
grofse  Energie, 
,   s.  Die  verflüchtigten   Producte  einet  Operation 
werden  in  den  Vorlagen  gesammelt, 
i  -    3.«  Kostbare  Auflösungamittel ,  wie  Aether  iind  AI^ 
koholy  gehen  nicht  verloren,  und  der  unter- 
suchte Körper,   welcher  durch  die  silberna 
Scheibe    niedergedrückt   wird,    kann   beyn^ 
Aufschäumen  nicht  übergehen.    Der  silberne 
Jlinsätz  erleichtert  das  Ein-  und  Ausschütten 
^er  Flüssigkeiten»   und  verhindert  diQ  Bey* 
^  '^  mischung  an  IVIetalloxyden. 

^  Die  Hitze  des.  Topfes  k^nn  durch  die  Feder  desi 
Ventils  leicht  erhöht  oder  vermindert  werden.  • 
Als  Bjsweis.  der  Brauchbarkeit  dieses  Apparatur 
4iene  die  Ünterluchxuig  des  Korks,  aus.  dessen  Ge- 
webe die  schwierig  zu  lösenden  Bestandtheiie  allein 
durch  Wasser  und,Alkohpl  fast  gänzlich  ausgezogen, 
worden  |ind» 

Analyse  des  Korks, 

.  TYßckntn  des  Korks.  Zwanzig  Grammen  feiii* . 
zertiieilter  Kork ,  von  bester  Güte,  von  rosenrother 
Farbe  nind  angenehmen  Geruch,  und  befreyet  von 


r 

h 


'ijjg  Chcvreul's  Untersuch,  verschiedenec 

dem  rothen  Staube  der  Poren,  wurde  in  dem  n 
bernen  Gefäfse  desDigestors  im  Marienbade  erkiUI 
ea  entwickelte  sich  ein  aronaalischer  Geruch,  un 
an  der  Glasplatte,  womit  das  Gefafs  bedeckt  w« 
setzten  sich  Tropfen  ab.  Diese  Tropfen  waren  länei 
lieh  von  etwas  bey gemischter  Essigsäure.  Alt  i 
Entwicklung  der  Feuchtigkeit  aufborte,  fand  s 
dafs  der  Kork  ß  DecigraTOmen  oder  /;  seines.  Q 
wichts  durch  das  Trocknen  in  det  Siedehitze  v) 
loren  hatte. 

Behandlung  des  Korks  mW  ff  asser,  Zwanl 
Grammen  getrockneter  Kork  wurden  der  Einin 
kung  des  Wassere  im  Digo»tor  übergeben.  Die  fi 
der  drückte  auf  das  Ventil  mit  einer  Kraft  i 
Pfund.  Zwanzig  Mal  wurde  der  Kork  ausgezogei 
jedes  Mal  mit  8  Deciliter  Wasser,  wovon  aber  jed 
Mal  nur  zwey  oder  drey  in  den  Ballon  übergetrii 
ben  wurden. 

Das  übergegangene  Wasser  hatte  einen  «tarkl 
Geruch  nach  Kork.  •  Krkaltct  setzte  es  eine  krjKi 
linieche  Substanz  ab,  welche  aus  gallnisaureml 
«en,  verbunden  mit  einem  gelbfärbenden  SlöIFe  b 
Blond,  Bey  dem  Abdampfen  des  Wasfers  verfHid 
tigte  sich  etwas  Essigsäure  und  wohliiechenj 
Ptincip.  Der  Rückstand  wurde  mit  Alkohol  i 
gössen,  ui}d  auf  die  gewöhnliche  Weise  destillir 
wobey  der  verflüchtigte  Alkohol  ohne  fremde  Bej 
mischung  überging.  Dieser  Rückaland,  mit  wen 
gern  Wasser  übergössen,  theilte  sich  in  zwey  Rö 
per,  in  eine  gelblichbraune  Flüssigkeit,  und 
eine  Öligte  Substanz,  welche  von  dem  Wasier  nlel 
aufgenoiiimen  wurde. 


PHitnzenliöi'pcr  u.  d.KorKs  insbesondere.  329 

X/ntersaehung  dtr  gtlbUchbraunen  ^ujlösutig, 
e  ^vllr(le  mit  Wasser  verdünnt  und  liUrirt.  Auf 
m    Papiere    blieb    beinahe    nichts    Kuhick.      Die 

igkeit  war  »auer,  und  hatte  einen  zuianimen* 
ebenden  Geschmack.  Sie  brachte  die  Gallerte 
Gerinnen  ,  und  färbte  das  scbwefeUaure 
lien  braun,  wodurch  ihr  Gehalt  nn  Gerbstoff 
igezeigt  wurde.  Die  Farbe  der  FJüsstgkeit  und 
e  röthlicbgelbe  Farbe,  womit  «e  da»  essigsaure 
ley  fällete,  zeigte  die  Gegenwart  eines  gelbfärbcn- 
in  Stoffs  an.     Auch  enthielt  sie  eine  s tickst oll'h al- 

I Substanz:  denn  als  sie  mit  koblensar.reai  Baryt 
Kt  wurde,  so  sonderte  sich  ein  branner  Körper 
■reicher  bey  der  Destillation  kohlensaures  Am- 
Uk  entwickelte. 
f/nterTuekuHg  der  öligen  Substanz.  Nachdem 
teie  Substanz  mehrere  Male  mit  kochendem  Wastet 
EWaschen  worden,  übergofs  man  sie  mit  Alkohol: 
Ut  Alles  löste  sich  auf.     Die  Aullosung  tvar  röth-  ' 

trann.  Das  Curcumepapier ,  das  essigsaure  Üley, 
:hwefelsaure  Eisen,  die  Gallerte  und  das  oxal- 
Ammoniak  zeigten  darin  die  Gegenwart  einer 
!tytn  Säure,  eines  gclbfärbenden  Stolfs  und  eine* 
leinen  Antheils   Gallussäure,    Gerbstoft'  und  Kalk« 

I,  Auch  iie  Anwesenheit  eines  harzigen  Käi> 
konnte  nicht  verkannt  werden. 
Der  Kork  wog  nach  der  Digestion  mit  Wasser 
7,t5  Grammen  :  er  hatte  also  an  dieses  Anflösungs- 
üttel  8,85  Grammeu  oder  beynahe  J  seines  Ge- 
'^ichts  abgegeben.  Die  Farbe  desselben  war  ruth- 
cbgran;  an  einzelnen  Stellen  war  er  pulverförmig 
SWOrdGU,  und  glich  dem  Holzstaube-  Am  Sonnen- 


L_    _ 


S30  C h e vr cuT s  ÜxitcrsucK  verschiedener 

lichte  betracbtet ,  schien  er  mit  kleinen  glänzender 
Körnern  besäet  zu  seyn.  £r  kann  die  Hälfte  seinei 
Gewichts  Feuchtigkeit  aiifnehmenit  ohne  feucht  zu 
"werden. 

Sehandlung  des  Korks  mit  Alkohol ,    nach  der 
jpigestion  mit  fVasser.     Die  nach  der  Behandlunf 
mit   Wasser  übriggebliebenen  17,15  Gramme  Kork« 
wurden    darauf  ebenfalls   in    dem  DestilHrdigestor 
mit  Alkohol  von  0,8^0  spec.  Gewichts  gekocht.  Man  ; 
machte  fünfzig  Aufgüsse. 

•^  Die  ersten  acht  Aufgüsse  -wurden  besonders  ge- 
sammelt:  ihre  Farbe  w^ar  gelb.  Bey  dem  Erkaltet» 
trübten  sie  sich  und  {setzten  eine  gel  blich  weibe 
Substamz  ab ,  "welche  wirkliches.  Wachs  -war. 

Diese  Aufgüsse  zusammengegossen  und  bis  auf 
den  sechsten  Theil  ihres  Vplums  eingeengt »  setzten 
Kleine  glänzend  weif se  Krystalle  ein^es  wachsartigen 
Stoffs  ab  9  welche  ^Chevreul  Ctirine  nennt* 

Der  frey willigen  Verdunstung  überlaMen ,  scBie- 
l^en  diese  Aufgüsse  eine  weiche  harzige  Masse  im. 

Nachdem  sich  diese  Masse  abgesondert  bitte»  < 
blieb  eins  Flüssigkeit  übrig,  welche  eine  Mischung 
Ton  etwas  Ceriae  und  Harz ,  mit  den  in  der  vorigen 
Wäfsrigen  Auflösung  befindlichen  Stoften  Terbunden» 
enthielt.  ^  Die  Flüssigkeiten  des  gten  bis  5oten  AI- 
koholaufgusses  unterschieden  sich  von  den  ersten 
^cht  Aufgüssen  kaum  anders  als  durch  ihren  schwa- 
chem Gehalt.  Hier  ist  also  nur  die  nähere  Unter* 
iuchuag  der  Gerine  und  der  harzig[eti  Masse  von 
Wichtigkeit^ 


Fflai;i2enkörper  u.  d.  Korks  insbesondere«  351 

Die  Cerin».  Sie  kann  mit  keinem  der  bekan»* 
I  tcn  Körper  verwecli»elt  werden.  Ob  aie  ein  reiner 
uQvenniicbter  StoIFsey,  ist  picbtleicbt  zu  entsciiei- 
den;  dafft-^bcr  dieser  Stoff»  "wenn  derselbe  eine 
Verbindung  «eyn  sojlte;  irenigstens  eine  Verbindung 
in  bestiaimten  Verbältnissen  darstellt,^  scheint  sowohl 
seine  Krjstallis^itipn  als  Siein.  gleigbbleibendes  VerbaU 
it\\  zu  beweisen.  £r  befindet  sieb  in  deip  Korke  nur 
"  in  geringer  Menge :  zwanzig  Gr.  ((ork  gaben  einmal 
nur  0,36  Gr.  und  ein  anderes  Mal  t)»^!  Gr.  Cerinet 

Die  Cerine  krystallisirt  in  kleinen  weifsen  Na- 
deln ;  -wenn  sje  nicht  mehrere  Male  im  Alkohol  auF?^ 
gelöst  worden»  so  hält  sie  immer  noch  gelbfärbenr 
({es  Friincip  zurück,  Sie  zerfliefst  nicht  im  sieden^ 
den  Wa^er»  sondern  erweicht  blofs,  und  sinkt  da« 
rin  zu  Boden;  das  Wachs  verhält  sich  nicht  also; 
es  schmilzt  schon  bey  62,75  ^*  ^^  einer  Flüssigkeitj^ 
welche  auf  dem  Wasser  schwimmt,  \ 

Auf  glühende  Kohlen  gelegt  verflüchtigt  sie  sich 
zu  einem  weifsen  wohlriechenden  Dampfe  :  hierin 
gleicht  sie  dem  Wachse,  ^In  einer  Retorte  erhitzt; 
giebt  $ie  ein  saures.  Wasser  und  eine  gelbe  flüssige 
Masse,  welche  beym  Erkalten  gröfstentheils  krystal 
lifiirt.  Etwas  Kohle  mit  einer  Spur  von  kojilensau,« 
rem  JEalk  ble]:bt  zntück. 

1000  Theile  siedender  Alkohol  von  0,816  8pec% 
Oew*  lösen  2,4^  Theile  Cerine  auf,  während  nuv 
U  Theile  Wachs  von  derselben  Menge  aufgelöst  wer« 
den'.  In  der  Wachsauflösung  bleiben  bey  der  Erkal« 
tung  glänzende  Blättchen  schwimmen^  statt  dafslia 
der  erkalteten  Cerinauflösung  kleine  jnadel förmige 
KrjsuUe  sich  niederschlagen«    Die  Wachsauflösung 


V 


352  ChevreuTs  Untersuch,  vcrsclilcdener 

rÖihet  die  Lakmus t inktiir ;  die  Ceiinaullotuiig  zeigt 
Keine  Spur  von  Säure. 

In  Salpetersäure  von  32°  erhitzt,  zergeht  äit 
Cerine,  und  sammele  sich  an  der  Oberfläche  in  vh> 
gpn  Tropfen,  Bey  fortgesetzter  EThitziing  entwickell 
sich  SaJpetergas,  und  die  Cerine  löst  sich  auf.  Dia 
Säure  wird  gelb,  und  wenn  Wasser  hinzugeschut- 
tetwird,  so  echlägc  sich  die  Cerine  in  einen 
änderten  Zustande  wieder  nieder.  Die  Flüssigheit 
Enthält  Oxalsäure. 

Fünf  Centi^ranime  Cerine  losten  sich  nicht  in 
in  eiuerstarlten Lösung  vonSGraramen  reinemKal^ 
selbst  nicht  mit  Hülfe  der  Hitze:  die  FlÜMigkol 
wurde  blofs  gelb  gefärbt.  Beym  Zuschntten  voi 
Salzsäure  blieb  flie  ungetrübt.  Die  ^e]be  Farbe 
scheint  also  nur  von  einem  gelbfärbeiiden  Stoffe 
herzurühren,  welcher  noch  in  der  Cerine  zuiftck- 
geblieben. 

Aus  diesen  Versuchen  ergiebt  aich,  dafs  dieCe 
rine  zwar  in  vieler  Hinsicht  dem  Wachse  gleicli^ 
aber  auch  durch  mehrere  Eigeflschaften,  vorzügh'cH 
durch  geringere  Schnielibarlseit,  grüfsere  Dicbtig-' 
keit  und  durclj  ihr  Verhalten  gegen  den  Alkohol 
von  dem  Wachse  sich  wesentlich  unterscheidet. 

Das  weiche  Harz,  £b  ist  pommeranzengelb.  Bef 
so'  ist  es  weich  wie  Vogelleim,  und  klebt  surt 
an  der  Haut.  An  Geruch  gleicht  es  dem  grünes 
HarzedesÄlhohoJextracIs  der  Blätter.  Der  Gescbmack 
ist  etwas  scharf.  EsrÖthet  deuLalimus,  und  schmelzt 
bey  mälBiger  Wärme  zu  einem  pommeranzcnfarbnen 
Oele.     Bßy  der  Destillalion  erhält  man  eine  flüssige 


I 


Fflan2eD^drper  u.  d^KoiüsB  insbesondere«  33s 

Säure,  ein  zähes  braunes  Oel,  einige  Gasarten  und 
etwas  Kohle.  Hiebey  verbreitet  sich  der  •Geruch 
nach  verbranntem  Kork«  *  Alkohol,  Aether  lösen  das. 

L' 

Harz  leicht  auf,  Kali  nur  zürn  Theil. 

£s  ist  wahrscheinlich,  dafs  dieses  Harz  von  der 
Öligen  Substanz,  welche  in  der  wäfsrigen  Abko- 
.chuQg  des  Korks  gefanden  wird ,  nur  durch  eine 
gröfsere  Beymischung  ^^on  Fettigkeit  sick  unter» 
scheidet,  und  dafs  in  beiden  die  Cerine  und  eine 
Idchtflüssigere  Fettigkeit,  verbunden  mit  färben- 
den Stoffen,  als  wesentlichste  £estandtheile  gegen«  , 
Wärtig  sind. 

Analyse  des  Korks  ^  nach  der  Bthar^dlung  des^ 
selben  mit  Wasser  und  AlkehoU  / 

.  ~  Der  Kork  wog  getrocknet  14  Gramme:  er  hatte 
also  beinahe  f  seines  Gewichts  durch  die  Abkochung 
mit  Wasser  uiid  Alkohol  verloren.  Seine  Gestalt 
iafte  er  vollkommen  behalten.  Wenn  [man  ihn  un- 
ter demVergröfserungsglase  mit  dem  frischen  Korke 
verglich,' so  fand  man  dasselbe  Gewebe;  das  Einzi- 
ge, wodurch  er  sich  unterschied,  "^ar  seine  ins  Grau 
übergehende  rosenrothe  Farbe. 

Drey  Gramme  dieses  digerirten  Korks  wurden  in 
einer  Retorte  bis  zur  Zerstörung  destillirt :  die  Pro- 
iucte  waren: 

1.  Sehr  wenig  Wasser. 

a.  Eine  farbenlose  Flüssigkeit  von  öligem  An« 

sehen. 
3.  Ein  wachsgelbes  Oel.     Diese   Axej  Körpe# 
waren  sehr  sauer  und  schienen  schon  gebil- 
det in  dem  Korke  vorhanden  zu  ieyn,  oder 


534  Chevreul's  Ünterauch.  verschiedener 

Vrenigstetis  aus  der  wenig  veränSerten  öligeB- 

.  «  ■ 

Substanz  zu  entstehen,  weiche  man  während  J 
'         der  Opc^ratiion   äMs  dem  Korke  hervordringen  j 

.'  sah.  '  i 

4.  Ein  rb^hlich  braunes  Oeh  *  * 

5.  Etwas  Ammoniak. 

6.  Eii\e  fettige  Masse,     Welche  lüm  "fheil  in.' 
dem  Halse  der  Retorte  in  Krystallen  sich  an*' -j 

.  setzte.     Sie  erschien  erst,    nachdem  die  De- 
stillation  mehreire   Stunden   latig  fottgesetst  ^ 
Worden^  ^*  > 

'^.  Mehrere  Gasärten.  1 

g.  Endlich  eine  Kohle,  welche  die  Gestalt  dei  ^ 
Korks  "beybehalten  hatte,'  mit  Ausnahme  eini-  • 
ger  verschlackten  Stellen.  Sie  wog  nur  755  : 
Milligramme.  Im  Plantintiegel  geglühti  ver- 
minderte sie  sich  zu  745  Miliigr4mmen«  Der  ' 
ausgekochte  Kork  hatte  also  ofangefährs5  Pro- 
cent Kohle  gegeben.  Bey  der  V^erbreiinung 
'  blieben  nur  15  Milligramme  einergrauen  Ascbe 
zurück,  welche  gröCstcntheils  aus  Kupfer* oder 
Silberoxyd,  ohne  Zweifel  von  dem  Digestor 
herrührend,  bestand.  Der  mit  Wasser  und 
Alkohol  im  Digestor  ausgekochte  Kork  giebt 
daher  fast  gar  keine  Asche. 

Fünf  Gramme  des  ausgekochten  Korks  wurden 
in  einer  Retorte  mit  30  Grammen  Salj^etersüure  von 
S^°  der  Zersetzung  überlassen ;  nach  einem  Monat 
Wurde  die  Flüssigkeit  überdestillirt ,  und  verschiV 
Jene  Male  von  neuem  wieder  über  dem  Rückttan* 
de  abgezogen-.  Darauf  setzte  man  frische  30  Gramme 
Salp^ersäure  zu  dem  Rückstände  ^  und  trieb  dieM 


Pflanzenliörper  U.  d.  Korks  insbesondere.  335 

wieder  aW  Endliich  siedete  man  den  Rückstand  in 
einem  Litre  Wasser  und  filtrirte  die  Auflösung.  Der 
unaüfgelöste  Antfaeil  betrug.  55  Centigramme.  Er 
loste  sich  im  siedenden  Alkohol  auf  bis  auf  einen 
weifsen  gläneenden  Rückstand,  ^yelcher  nur  5  Cen- 
tigrammen  wog  und  ein  holziger  Stoff  oder  unver- 
brannte  Holzfaser  zu  seyn  schien.  Die  Alkohol« 
auflösung  enthielt  einen  harzigen  Stoff,  an  Gewicht 
5t)ecigramme.  Die  wäfsrige  Auflösung  zur  Trockne 
abgedunstet  ^  gab  i,is  Gramme  Korksäure  ^  38  Cen- 
tigramme krystallisirte  Oxalsäure  und  eine  sehr  bittere 
Lmgej  welche  Ammoniak  entwickelte  beydemZti* 
Satze  von  Kali. 

Zur  Vergleichung  -Würden  5  Gramme  frische* 
Kork  und  5  Gramme  in  der  Siedhitze  getrockneter 
Kork  auf  dieselbe  Weise  behandelt.  Folgendes  war 
das  Jlesultats 

1.  Der  frische  Kork  gab  0,74-5  Gramme  im  Wa»* 
ser  unauflösliche  harzige  Substanz,  welche  sich  bis 
auf  einen  Rückstand  von  x  Centigramme  im  Alkohol 
auflöste.  Aus  dem  im  Wasser  auflöslichen  Antheilo 
Wurden  70  Centigramme  Korksäure  und  .g  Decx* 
gramme  Oxalsäure  gewonnen.  -  Eine  gelbe  Lauge 
blieb  zurück. 

a.  Der  getrocknete  Kork  enthielt  ga  Gentigram«^ 
me  im  Wasser  unauflösliche  Substanz,  welche  bejr 
der  Behandlung  mit  Alkohol  ß75  Milligramme  harzi* 
ge  Substanz  gab«  In  der  wäfsrigen  Auflösung  be^ 
fanden  sich  98  Centigramme  Korksäure\und  53  Ceil^ 
Ügr^mme  Oxalsäure. 

Aus  diesen  Versuchen  geht  hervor,  dafs  die 
Korksäure  keipesweges  von  den  Körpern  herrührt| 


^    V 


\ 


T56  Chevreul's  Untersucli.  verscHedcner 

wcicbenian  durch Digeäiion  niitWasserundAHsoho' 
am  dem  Korke  aunsiehen  kann,    Bondeni    dafs 
ein  Ptoduct  des  zeitigen  Gewetes  deiselben  ist. 

Das    zellige    Gewebe  des  Korks  völlig  rein  anji 
frey  von  fryniden   StojFen  darzui'i^llen  ,  wollte  nie*, 
'    mals  gelinpen;   auch  in  sehr  erhutiler  Hitze  mit  Wi5-i 
aer  und  Alkohol  gefcocht,  behielt  der  Kork  stets  nocbl 
eine  löihliche  Farbe,     Es  wurde  daher  versucht, 
das  Holluiidermark,    welches  nach  Link  mit  Salpl 
tersäure  Korksäure  giebt,  für  ein  reines Korkge wd 
angesehen  werden   könnte.      Dieser  Körper  gleicl 
wirlsHch  dem  Kork  durch  seine  Textur,  durch  tä 
äufseres  Ansehen  und  aeine  UnauflÜsHclikeit  imWl 
ser  iiiid  Alkohol.      Da    es  aber  unmöglich  ist,  dl 
Mallundermark  in  Korkslure  zu  verwandeln, 
,  es  eben  so  wie  der  Kork  behandelt  wird,  fes  gii 
hlofs  Oxalsäure),  so  müssen  diese  beiden  Hörperfii 
verschieden  gehalten  werden. 

Die  angeführten  Versuche  zeigen,  dafs  derKorf 
eine  sehr  zusammengesetate  Snbs;.iuz  ist,  Au|Vt 
dem  zelligen  Holzgewehe  und  der  gebundenel 
Feuchtigkeit  enthält  er  ein  wohlriechende»  Pritici|l 
Gallussäure,  Gerbstoff,  eine  gelbfärbendn  und  ^ 
BlickstoßlialtigeSuhstajiz,  ein  Harz  und  einch  W»b( 
artigen  Korper,  und  einige  seinem  Charakter  WV- 
niger  wesentlich  angeliörige  Salze.  Hiebey  kfinnlSl 
aber  der  Vorwurf  gemacht  werden,  dafs  mefarerf 
dieser  Körper  nicht  -wirklich  iu  dem  Korke  vorhi 
den,  sondern  erst  durch  die  Behandlung  derselb 
in  erhöhter  Hitze  gebildetseyn  möchten.  Daf«  dieV 
nicht  der  Fall  sey  ,  scheint  ans  nachstehenden  £•- 
merkungen  za  erhellen. 


PflanT^enliorper  u.  d.  Korks  insbesondere.  337 

1.  Das  wohlriechendePrincip.  18t  sicher  indem 
►rke  vorhanden  :  denn  schon  bey  geringer  Erwär- 
mg  entwifckelt  er  einen  Wohlgeruqh,   welcher 
h  von  dem  iin  Digestor  entwickelten  Wohlgeruch  y 
:ht  unterscheidet. 

s.  Auch  Gallussäure  mufft  sich  in  dem  Korke  ' 
lon  gebildet  befinden:  denn  ein  Kork  wird  blau, 
enn  er  mit  Eisensalzen  in  Berührung  kommt. 

3,  Die  gelbe  Farbe,  d^r  Gerbstoff  un'd  die  stick- 
3*fihaliige  Substanz,  welche  durch  Wasser  ausge- 
►gen  w^erden,  können  nicht  neu  gebildet  seyn,  da 
an  eine  gewisse  Menge  dieser  Körper  auch  ohne 
höhte  Hitze  schon  bey  100°  C.  aus  feinzertheiltem 
orke  ausscheiden  kann. 

4.  Wenn  die  Hitze,  in  welcher  das  Wasser  auf 
en  Kork  einwirkte,  die  oben  angegebenen  Bestand- 
heile des  Korks  nicht  zerstört  hat,   so  kann  auch 
He  geringere  Hitze,  wobey  der  schneller  siedende 
Ukohol    auf  die    dadurch   ausgeschiedenen    Stoffe 
wrirkt,    keine   gewaltsame  Umänderung   hervorgcr  ' 
bracht  haben.     Ueberdem  giebt  auch  schon  die  De* 
»tilktion  des  Alkohols  über  Kork  bey  geringer  Er- 
wärmung   eine   fiVnifsartige    Masse,    welche    ohne. 
Zweifel  eine  Mischung  von   Cerine  und  Harz  ist. 
Auch  erklärt  die  Anwesenheit  der  harzigen  Substan- 
zen  in  dem  Kork,  warum  dieser  Körper  mit  einer 
grofsen  Flamme,  mit  vielem  Rufs  und  mit  Wohlge- 
ruch  verbrennt ,  warum  eine  so  poröse  Masse  sich. 
*o  lange  erhält,    warum  sie  sich  erweicht  in  der 
Wärme  und  dann  klebrig  ist,  wie  man  diefs  beson- 
äers  bemerkt^   wenn  man  eine  Glasröhre  durch  ^i- 

Journ^f.  Ch§m.  u^Vbys.  16.  Bd,  5.  üejt.  23 


338  CheTreul's  Unt.  versch.Pflanzenk,  etc. 

nen  Kork  drängt «  den  man  mit  einem  heifsen  £i-' 
'sen  /durchbohrt  hat^  j 

5.  Das  Holzgewebe  des  Korks  ist  durch  die  heifse  j 
Digestion    nicht    zerstört  worden»   wie  schon  der 
Wo fse  Anblick  zeigt,  und  die  Behandlung  mit  Sal- 
petersäure weiter  beweist,  welche  mit  dem  ausge-; 
kochten  Kork   dieselben  Körper  hervorbringt,  die 
>der  frische  Kork  giebt. 

Dafs  indefs  wohl  einige  Zersetzung  bey  der  Am- 
Scheidung  der  Körper  aus  dem  Korl^  vermittelst  hei- 
fsen Wassers  und  Alkohols   Statt   gefunden    haben 
möge,  worauf  unter  andern  die  Entwicklung  des  i 
AmmoniaKs  deutet,  kann  nicht  geleugnet  werden: 
diefs  ist  aber  bey  keiner  Zerlegung  organischer  Stoffe 
^anz  zu  vermeiden,  und  hier  vielleicht  mehr  einem 
Fehler  im  Experiment,  als  der  Anwendung  des.De- 
ctillirdigestors  zuzuschreiben.  Im  Allgemeinen  aber 
W^ird  diese  Analyse  dadurch  bewährt ,  dafs  man  die 
Eigenschaften  des  Korks  wiederfindet  in  den  Stpfl'en» 
die  daraus  geschieden  worden. 


\ 


339 


Graf  ReaTs  / 

Buer  Apparat  zur  Extraktion  .organi- 
scher Substanzen 

al^  Anhang 

aChevreurs  vorstehender  Abhandlung ; 

Tom 
Prof.  DOEBE REINER. 

Micht  die  hohe  Temperatur,  sondern  der  stärke 
ruck,  -welcher  durch  die  gesteigerte  Elasticität 
r  Dämpfe  des  Auflösungsmittels  auf  letztes  selbst 
i  papinischen  Digcstor  hervorgebracht  wird, 
bcint  die  schnelle  und  vollkommene  Extraktion 
ganischer  Substanzen  zu  veranlassen ,  "wie  aus 
chstebender  vom  Hrn.  Prof.  van  Mons  brieflich 
itgetheijten.  Entdeckung  des  Grafen  Real  hervor- 
het: 

^jGraf  Real^  der  neuerlich  einige  Tage  bey  mir 
ibrachte ,  hat  ein  sehr  sinnreiches ,  einfache»  und 
^veckmäfsiges  Instrument  erfunden,  um  auf  kal- 
m  We^e  Extrakte  aus  den  organischen  Substanzen 
i  bereiten.  Die  auflösende  Flüssigkeit,  die  zu« 
eilen  eine  ans  der  Stelle  treibende  wird  ^  bringt 


V  . 


S^o  DobereinerVGf»  Real's  neuer  Apparat 

die  ganze  Wirliung  hervor.    Das  Instrument  ist  ein 
nach  Belieben  genommener.Cylinder,   nirr  mufs  er  ■ 
eines  bedeutenden   Widerstandes    fähig  seyn.    Er  ^ 
kann  von  Glas,   Holz,    Zinn  oder  Kupfer  gemachte 
werden,  nach  Maafsgabe  des  Gebrauchs,    den  matf 
damit  beabsichtigt.      Zwey  durchbrochene  Platten 
oder  Drathsiebe  sind  an  den  Enden  des  Cylinderi  l 
angebracht,  um  dazwischen  die  Substanz  zu  fassen, 
die  so  fein  als  möglich  zerstofsen  und  ein  wenig 
zusamriienged rückt  seyn  mufs,   damit  sie  fähig sey, 
die  eintretende  Flüssigkeit  zurückzuhalten.     Ueber 
diesen  Cylinder  befestigt  man  eine  ftöhre  von  zwcr  ^ 
bis  acht  Fufs  Höhe,  bestimmt  das.  Auflösungsmittel 
aufzunelimen  und  um  einen  starken  Druck  hervorzn-  , 
bringen,    den   man   nach   Beliebeiv  plötzlich  oäec' 
stufenweise  anwenden  kann.     Füllt  man  die  Röhre  j 
mit  Quecksilber,   inden^  zuvor  die  Substanz  imCy*' 
linder  von  Weingeist ,    Oel  oder  Wasser  durchdmn« 
gen  ist ,    so  wird  der  Druck  ganz  aufserordentlicb* 
Diese  Röhre  kann  übrigens  beliebig  eng  seyn,  vr^^ 
eii>e  Flüssigkeitssäule,  welches  auch  ihre  Basis  seyn 
möge,    im   Verhältnifs   ihrer   Höhe   wirkt,    vrcnn 
auch  der  Durchmesser  ihrer  Verlängerung  sich  ver- 
mindert.    Das ,  was  von  der  durchgedrückten  Flüs- 
sigkeit  am   unteren   Siebe    zuerst  zum    Vorschein 
konlmt,   ist  so  voll  des  aufzulösenden  Stoffs,  dab 
es  von  Syrupsdicke  erscheint,    und  das  zuletzt  blei- 
bende hat  weder  Geschmack  noch  Farbe.     Quawia 
z.  B.  erhält  man  zuerst  in  der  Stärke  des  Extrakti,, 
zuletzt  ohne  Geschmack. 

f 
j  • 

Die  Parbenstoffe  werden  von  ihren  eigenthüm- 
Uchen  AaÜösungsmitteln  mit  einem  Mahle  aufge- 


3cur  Extraktion  organischer  Subst^nz^n.     34  t 

nommen ;  der  ExtralitivsioflF  des  Thees ,  Kaffees  und 
Hopfens-  kommt   in    einem   solchen   Zustande    der 
Verdickung  hervor:  cjafs  man  ihn  ohne  Verderbnifs 
lahre  lang  aufbewahren  mag;     Diese  Extrakte  müs* 
sen  daher    zum   Gebrauch   mit   Wasser    verdünnt 
werden.       Mit   einer  Flafche   solchen    E^tracts  in 
der  Tafche  braucht  man  nichts  als  kochendes  Wasser, 
Milch  und  Zucker  5    um  guten   Thee    oder   Kaffee 
zu  machen ,  der  bey  der  rechten  Farbe,  auch  nicht 
das  mindeste  an  Aroma  verlohren  hat.     Ist  zur  £x- 
traction   ein    anderes  Auflösul^gsmiuel    als  )¥asserf 
z.  B.  Aikohol,  eine  alkalinische  Flüssigkeit,  eine  Säure 
oder  Oel  erforderlich,  so  mufs  die  organische  Sub* 
s^auz  mit    diesem    Auflösungsmittel  geschwängert^ 
und  darüber  Wasser  gegossen  werden.     Jene  Flüssig- 
keiten, gesättigt  mit  dem  aufzulösenden  Stoff, 'gehen 
dann  ohne  die  mindeste  Beymischung  von  Wasser, 
dorch.    Aus  gestofsenen  Mandeln  wird  zuerst  ein 
dünnes  Oel  erhalten ,    und  wenn  das  Wasser  durch- 
kömmt,   ist  es  von  rother  Farbe.      Für  die  Oele, 
welche    gestehen,    mufs  die  Temperatur  nicht  zu 
niedrig  seyn.     Kurz  jede  Substanz,  die  keine  Bealr- 
beitung  durch  Hitze  verlangt,  oder  die  nicht,  wie  • 
man  sagt,  gekocht  seyn  will»  wird  schnell  utid  be* 
quem  durch  diesen  Apparat,    den  man  eine  4uflö' 
jz/»^j-PrtfjJi?  nennen  kann,  extrahirt.     Die  Anwen- 
dung   derselben   ist   allgemein    und  ihre  Resultate 
merkwürdig;  sie  liefert  jede  Substanz  frey  von  aller 
Umwandlung  der  Hitze;  die  Analysis  der  organi- 
schen Substanzen   wird  durch   dieselbe  in  hohem 
Grade  erleichtert  und  vervoUkommt.**^ 


.f 


>. 


340  Döliereiner  Graf  ReaTs  Apparat  etc. 

Auf  diese  Entdeckung  Ist  Real  wahrschein 
di\rch,  die  Wirkung  des  anatamischen  Hebers  gefi 
worden.  Mehrere  angestellte  Versuche  haben  n 
von  der  Wahrheit  derselben  überzeugt..  Lange  si 
recht  stehende  ,  mit  Wasser  gefüllte  Brunneni 
ycn,  welche  unten  vermittelst  Schraubehhäl;ine 
Gefäfsen,  so  die  zu  extrahirende  Substanz  enthal 
In  Verbindung  gesetzt  werden  können,  werden 
wohlfeilsten  9  dauerhaftesten  und  kräftigsten  . 
lösungs -Fressen  seyn..  Der  forschende  Cliem 
xnufs  sich  zu  analytisch  -  chemischen  Operatio 
langei^  Glasröhren  bedienen»  und  einen  zu  ve: 
lassenden  ausserordentlichen  Druck  durch  Bild 
J^oher  Quecksilbersäulen  in  denselben  hervorb 
gen.  Sehr  bequem  wird  sich  Real's  beschrieb« 
Apparat  zur  Compression  oder  Zersetzung  einfa< 
oder  gemischter  Gasarten»  zur  Schwängerung  tr 
barflüssiger  Materien  mit  elastischflüssigen  u.  s 
gebrauchen  lassen. 


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/€ine  Ver4)indung 

des  Jodins  mit  dem  Sauerstoffe 

,    ron 

jHtJMPHRY  DAYY. 

Der  Konigl.   Gesellschaft  zu  London  Toxgeleten  am 

20.  April  ißiS-  ^ 

(Ueberseut  von  7,  Z..  G.  Msinecke.) 

In  zwey  Abbandlungen  über  das  Jodin  *)  bescbrieb 
ich  eine  Abtheilung  von  Körpern ,  welche  aus  Jo- 
iin ,  Sauerstoff  und  verschiedenen  Grundlagen  ztt- 
ammengesetzt  sind»  uiid  mit  den  hyperoxydirtsalz- 
auren  Salzen  verglichen  werden  'können.  In  der 
etzten  Abhandlung  sagte  ich»  dafs  ich  daraus  keine 
i^erbindurig  Von  Jodin  und  Sauerstoff  habe  abschei- 
len  können  y  weder  nach  dem  von  Gay  "  Luxsae 
orgeschlagenen  Verfahren,  nämlich  dbrch  dieEin- 
kvirkung  der  Schwefelsäure  auf  das  oxydirte  Jodin* 
Jaryum  oder  den  jodinsauren  Baryt,  noch  auf  än- 
dere, von  mir  ersonnene  Weise,  sondern  dafs»  wenn 
nan  Säliren   auf  die  oxydirten  Jodinverbindungen 


*)  Mitgetlieilt  im  Journal  den  Chemie  und  Phytili.  B.  XI. 
S.  öß.  234.  Vorl.  Nachr.  vom  Gegenstände*  dies.  Abhdlg. 
Bd.  XIU.  S,  121. 


344         Davy  über  eine  Verbindung  . 

(jodinsaare  Salze)  einwirvcen  lasse,  nette  Vfrbindmi* 
gen  enuteben.  Nachher' habe  ich  diese  Untersu- 
chungen iiach  einem  neuen  und  ganz  verschiedenen 
Plane  wieder  aufgenommen,  und  ^es  i^t  mir  endlich 
gelungen,  das  Jodin  mit  dem  Sauerstoff  zu  verbinden« 

,  fiey  meinen  Untersuchungen  hatte  ich  bemerkt, 
dafs  eine  Auflösung  der  Verbindung  des  Jödinsmit 
dem  Chlorin  in  den  Auflösungen  der  Alkalien  und 
selbst  einiger  salzsaurer  Salze  einen  Niederschlag 
erzeugt,  welcher  eine  oxydirte  Jodinverbindungist, 
%voraqs  ich  schlofs,  dafs  das  Jodin  eine  stärkereAn* 
Ziehung  für  den  Sauerstoff  hat,  als  das  Chlorin.  Da 
nun  das  Jodin  auch  Anziehung  für  das  Chlorin  zeigt, 
80  hielt  ich  es  für  sehr,  wahrscheinlich,'  dafs  da» 
Euchlorin  oder  die  gasförmige  Verbindung  des  Saner- 
stofFs  mit  dem. Chlorin  von  der  Hitze  zersetzt  wer- 
den dürfte,  und  dafs  zwey  Verbindungen  entstehen 
würden,  die  Eine  aus  Sauerstoff  und  Jodin,  die' 
Andere  aus  Jodin  und  Chlorin  besteh^d,  oder  dab 
sich  eine  drey fache  Verbindung  bilden  könnte,  Tvor- 
aus  das  Chlorin  leicht  auszuscheiden  seyn  raöcbte. 
Als  ich  diesen  Gedanken  der  Prüfung  vermittelst  des . 
Versuchs  unterwarf,  so  fand  ich,  dafs  ich  mich 
nicht  geirrt  hatte.    . 

Um  die  Verbindung  des  Sauerstoffs  mit  dem 
Jodin  zu  erhalten,  darf  man  nur  Euchlorin  mit  Jo- 
din in  Berührung  bringen,  und  zwar  bey  der  ge-. 
wohnlichen  Temperatur  der  Atmosphäre.  Die  Ein- 
wirkung beginnt  sogleich,  wenn  das  Euchlorin'mit 
dem  Jodin  in  Berührung  tritt :  die  Farbe  desselben 
wird  pommeranzenfarben,  und  es  bildet  sich  eine 
tropfbare  Flüssigkeit.     W^enn  das  Euchlorin  in  hin- 


s 


des  Jodlns  mit  dem  Sauerstoffe.        ^5 

bellender  Menge  angewandt  wird,  so  erscheint 
ucli  eine  weifse  Substanz.  Diepommeranzenfarbone 
Terbindong  des  Jodins  mit  Chlorin  kann  in  Dunst 
verwandelt  werden  durch  gelinde  Erwärmung,  wor- 
auf die  Verbindung  des  Sauerstoffs  mit  Jodin  trocken 
zurückbleibt. 

'  Will  man  diese  letzte  Verbindung  im  trocknen 
Zustande   gewinnen,    so  mufs   das  Euchlorin  erst 
durch  Salzsäuren  Kalk  hindurchgehen ,   ehe  man  es 
zum  Jodin  treten  läfst.     Die  Vorrichtung«  deren  ich 
mich  zur  Gewinnung  derselben  bediente,   besteht 
in  einer  wie  ein  verkehrtes  L  ('j)  gebogenen  Röhre, 
deren  längster  Schenkel  am  Ende  verschlossen  ist,  und 
stau  Retorte  dient,  das  Gas  zu  entbinden;   ein. klei- 
ner gläserner  Kolben  mit  langem  Halse  enthält  das 
Jodin  i  und  eine  kleine  gekrümmte  Röhre  von  noch 
Ueinerm  Durchmesser  als  die  erste ,  und  damit  ver- 
bunden,  leitet  das  Gas  in   d_en  Recipienten.     Der 
salzsaure  Kalk,    in  getrocknetes  Papier,  gewickelt, 
wird  in  den  kurzem  Schenkel  der  weitern  Röhre 
gelegt.     Um  nun  die  Substanz  Zugewinnen,  nehme 
ich  zu  ^o  Gran  Jodin  .100  Gran  überoxydirt  -  salz- 
saures Kali  und  vier  Mal  so  viel ,  Salzsäure ,    deren 
Dichtigkeit  etwa  1,105  beträgt.      Zur  Entwioklun^g 
des  Gases  bediene  ich  mich  einer  sehr  kleinen  Wein- 
geistlampe, und  bringe  mit  Vorsicht  das  Feuer  nur 
am  Boden  der  Röhre  an ,   nn^  Explosionen  zu  ver- 
meiden. 

Wenn  die  Verbindung  des  Sauerstoffs  mit  Jodin 
durch  die  Wärme  gänslich  getrennt'  ist  von  der  Ver- 
bindung des  Chlorins  mit  dem  Sauerstofie,  so  er«» 
scheint  sie  in  Gestah  einer  festen»  weiTsen  und  halb- 


540.    '    Davy  über  eine  Verbindung 

'    durchsichtigen  Makse;    sie  ist  geruchlos«    hat  aber 

^  einen,  sehr  scharfen  ui^d  zusammenziehenden  Ge- 
schmack. Ihr  specifisches  Gewicht  ist  l^eträchtlicbi 
detin  si«  fällt  schnell  zu  ßoden  in  der  Schwefelsäure. 
Stark  erhitzt,  zersetzt  sie  sich  in  dem  Augenblicke, 
da  sie  in  Flufs  geräth,  und  verwandelt  sich  gänz- 
lich in  Jödin,  und  in  ein  Gas,  ohne  den  geringsten 
Rückstand  zu  hinterlassen. 

Zur  gänzlichen  Zersetzung  erfordert  dies«  yer- 
bindung  eine  Hitz^,  -welche  beynahe  den  Siede- 
punct  des  Olivenöl*  erreicht.  , 

^  Der  Gehalt  dieser  Verbindung-wird  sowohl  durch  . 

die  Analyse  als  durch  die  Synthese  erwiesen;  denn 
die^  flüchtige  Substanz ,  welche  durch  die  -Einwir- 
kung des  Euchlorins'  auf  Jodin  entsteht»  hat  alle 
Kennzeichen  des  Products,   welches  aus  der  unmit- 

_  telbaren  Verbindung  des  Chlorins  mit  dem  Jodin 
hervorgeht;  und  wenn  der  vorhin  beschriebene  Kör- 
per in  einem  pneumatischen  Apparate  zersetzt  witä, 
so  findet  man,  dafs  das  entstandene  Gas  reinen  Sau- 
'erstoiF,  und  die  verflüchtigte  feste  Masse  jeines  Jodin 
darstellt. 

Ich  suchie  das  Verhältnifs  der  Bestandtheile 
dieser*  Substanz  dadurch  zu  finden ,  dafs  ich  sie  in 
einer  sorgfältig  gewogenen  Glasröhre  zersetzte,  tfnd,. 

.  den  Verlust  des  Gewichts  derRöl^rc,  sowie  auch  das 
Voluiii  des  entwickelten  Sauerstoffganes  bestimmte.  > ' 
*Ifch  arbeitete  nur  mit  sehr  kleinen  Mengen;  allein 
da  meine  Waage  empfindlich  ist,  so  glaube  ich  bey 
meinen  Bestimmungen  keinen  beträchtlichen  Ir^ 
thum  begangen  au  haben.  Ich  gebe  hier  diejenigeOi 
welche  ich  für  die  genauesten  halte» 


des  Todins  mit  dem  Sauerstoffe.      347 

Bey  einem  Versuche  gaben  S  Gran  dieser  Sub* 
ftnz  eine  Menge  Safierstoff,  %velche  an  Volum  5i7«3 
rran  Wasser  gleich  kommt,  und  sie  veiloren  an 
jewiöht  0,63  Grian ;  bey  einem  zweyten  Versuche 
;aben  s  Gran  ein  Volum  Sauerstoff  gleich  348*3  O^« 
Wasser,  und  bey  einem  dritten  Versuche  erhielte 
ich  aus  1  Gr.  eine  dem  Volum  von  19I  Gran  Was« 
sers  gleiche  Menge  Sauerstoffs. 

Durch,  mehrere  kürzlich  angestellte  Versuche 
bin  ich  überzeugt,  dafs  ich  in  nieiner  ersten  Ab- 
handlung die  Verhältnifszahl,  n^ach  welcher  da« 
Jodin  Verbindungen  eingeht,  zu  gering  angegeben 
habe,  doch  auch  in  jener  Zeit,  da  ich  selbst  sagte, 
dafs  meine  gefundenen  Resultate  nur  eine  unvoll- 
komiöene  Annäherung  verstatt.eten ,  zeigten  diese 
doch,  dafs  das  Jodin  darch  eine  sehr  grofse  Zahl 
dargestellt  wird. 

Bey  einem  n(iuerlich  mit  Sorgfalt  angestellten 
Versuche  gaben  50  Gran  Jodinkalium,  durqh  Sal- 
petersäure zersetzt,  32^  Gr.  Salpeter.  Hiernach  ist 
die  Verhältnifszahl,  nach  welcher  sich  das  Jodin 
v-erbindet,  227,3;  aber  ich  wäge  es  nicht  zu  be- 
haupten, dafs  diese  Zahl  genau  sey,  weil  ich  vom 
der  Reinheit  des  Kalibydrats ,  womit  ich  das  Jodin- 
kalium  gebildet  hatte,  nicht  versichert  war. 

Die  Verbindung  des  Sauerstoffs  mit  Jodin  ist 
Behr  auflöslich  im  Wasser;  sie  z.erfliefst  in  feuchter 
Luft,  aber  bleibt  utiverändert  in  trockner;  die  Auf- 
lösung derselben  rothet  anfangs  blaue  Fflanzehfar- 
ben,  und  zerstört  sie  darauf;  die  übrigen  Pflanzen« 
färben  verwandelt  sie  in  ein  dunkles  Gelb.     Weni) 


348        Davy  überr.cine  Yßrbindung 

xüan  die  Auflösung*  erhitzt/  so  verdiclct  sie  sich  all- 
mählig,  so  wie  das  Wasser  verdunstet;'  sie  nimmt 
die  Gestalt  eines  Syrups  an,   wird,  teigig  und  end«- 
htht  stärker  erhitzt,  hinterläfst  sie  die  Verbindoiig« 
als  feste  Masse  und  unverändert ,' es  sej  denn,  daCij 
die  angewaedte  Hitze  stark  genug  gewesen,   einen 
Theil  der  Verbindung  zu   zersetzen,    in  welchem. 
Falle     sie,    eine    leichte     Purpurfarbe     annimmt » 
welche  wahrscheinlich  von  fr'eygewordenem  Jodin  ] 
herrührt.     Die   teigige    Substanz   ist    oiFenbar  eia.. 
Hydrat,  denn  sie  giebt  bey  ihrer  Zersetzung  Was«  ' 
ser  ab. 

Ihre  Einwirkung  auf  brennbare  Körper  kann 
man  aus  ihrem  [Gehalte  vorhersehen.  Mit  Kohle, 
Schwefel,  Zucker,  mit  Harzen  oder  feinzerthei]ten  '. 
brennbaren  Metallen  verpufft  sie.  Ihre  Auflömng  j 
greift  schnell  alle  Metalle  an,'  womit  ich  sie  in  Be- 
rührung brachte.  Sje  wirkt  selbst  auf  Gold  und 
Platin,  vorzüglich  auf  das  erste. 

Wenn  man  die  Auflösung;  dieser  Verbindung  in 
Auflösungen  von  Alkalien  oder  Erden  giefsjt»  oder 
auch  auf  die  kohlensauren  Salze  derselben  wirken 
läfst ,  so  entstehen  oxydirte  Jodinverbindungen  ( jo- 
dinsaure  Salze)  oder  dreyfache  Verbindungen  am 
Sauerstoff,  Jodin  und^  metallischen  Grundlagen  sn* 
s^ammengesetzt.  Mit  Ammoniak  gemischt,  bildet  iM 
allem  Anschein  nach  eben  dieselbe  Substanz,  welche, 
.d;irch  dieses  Alkali  mit  der  gesättigten  Verbindung 
des  Jodins  und  Chlorins  entsteht,  wovon  ich  m 
ntieiner  ersten  Abhandlung  gesprochen  hab^.  Diese 
Substanz  mufs  demnach  für  ein  oxydirtes  Jodinani' 
moniak  angesehen  werden»  , 


r  > 


des  Jodios  mit  dem  Sauerstoffe.      549 

Die  Auflösung  des  oxydfrten  Jodins  in  ein  auF- 
Sslicbes  Baryt-  oder  Stroniiansalz  geschüttet,  bil- 
.et  einen,  starken  Niederschlag  von  oxydirten  Jodin- 
rerbindungen.  Das  oxydirte  Jodinbaryäm  ist  s^br 
B^^enig  löslicb,  im  Wasser,  wie  ich  schon  in  meiner 
nrsten  Abhandlung  über  das  Jodinf  gesagt  habe.  Die 
oxydirte '  Jodinverbindung  des  Strontiums  scheint 
noch  löslicher  zu  seyn,  und  die  des  Calciums,  Mag- 
niums,  Glyciums^  Yttriums,  Alumiums,  Circo- 
niüms  sind  es  noch  mehr,  und  zwar,  wie  icbglau- 
be,  nach  der  hier  angegebenen  Folge. 

Die  yerbindung  des  Jodins  mit  Sauerstoff  ver- 
ciDigt  sich  mit  allen  Oxyden ,  worauf  ich  sie  ein- 
wirken liefs :  sie  schlägt  das  Bley  und  das  Queck- 
silber aus  ihren  salpetersauren  Auflösungen  nieder. 
Noch  mehr  Besonderes  zeigt  die  Einwirkung  die- 
ser  Verbindung  auf  die  Säuren:  mit  allen  flüssigen 
nnd  festen  Säuren ,  womit  ich  sie  in  Berührung 
setzte,  scheint  sie  sich  ^u  verbinden,  so  fern  sie 
sie  nur  nicht  zersetzen.  Schwefelsäure  in  die  con- 
centrirte  und  erwärmte  Auflösung  derselben  getröpfelt 
bildet  einen  festen  Niederschlag,  aus  dieser  Verbin- 
dung und  aus  Schw^efelsäure  zusammengesetzt :  denn 
bey.  hiäfsiger  Erwärmung  entweicht  daraus  nur 
Wasserdünst.  Bey  vermehrter  Hitze  schmelzte  die 
gebildete  feste  Substanz  und  beym  Erkalten  gab  sie 
rhomboidale  Krystalle  von  blafsgelber  Farbe.  Diese 
Krystalle  waren  sehr  leicht  schmelzbar  und  verän- 
derten sich  nicht  in  der  Temperatur,  in  ^velcLer 
die  Verbindung  des  Jodins  mit  Sauerstoft'  sich  zer- 
setzt, sondern  sie  sublimirten  unzersetzt.  Wird 
die  Hitze  weiter   getrieben,   so  sublimirt  sie  zuiu 


*> 


3 50.        D  a  V  y  aiber  eine  Vci bindung 

^  ■  ^^ 

Theil,  zum  Theil  zersetzt  sie  sieb,   wobey  Sauer- 
stoff,   iodin   unid   Schwefelsäure  entwickelt  W]f£ 
Genau  dieselben  Erscheinungen  findenStatt  mit  dar 
Hydrophosphorsäure,  womit  sie  eine  gelbe«  krystäl-' 
linisch- feste  Masse  bildet. 

Sie  löst  sich  auf  in  derphosphorichten  Säüre| 
aber  bey  der  Erhitzung- dieser  Verbindung  entwi- 
ckelt sich"  unmittelbar  Jodin  durch  die  Zersetzung 
eines  Theils  derselben ,  und  der  unzersetzte  Antheil 
verbindet  sich  mit  der  gebildeten  Phosphorsauire. 

^  Salpetersäure  in  eine  concentrirt^  Auä.osting'1 
dieser  Verbindung  geschüttet,  bildet  abgeplattete  ^ 
rhomboidale  Krystalle.  Wenn  diese  getrocknet  wer- ,  ^ 
den,  so  zersetzen  sie  sich  zum  Theil;  zum  Theil  i 
fiublimiren  sie,  und  zwar  bey  einer  weit  schwa- 
chem Hitze,  als  die  durch  Schwefelsäure  und  Phos- 
phors^ure  gebildeten  Verbindungen.  Sie  geben  daan'- 
Salpetersäur'e,   Jodin  und  Sauerstoff. 

In  einer  Auflösung  von  Oxalsäure  löst  sie  sich 
auf,    aber  schon  bey  einer  sehr  gemäfsigten  Hitze 
wirkt  der  Sauerstoff  dieser  Verbindung  ai^f  die  brenn- 
bare Grundlage  der  Säure,    und    es    entsteht   eine, 
reichliche  Entwicklung  von  Jodin  «iimd  Kohlensäure. 

Von  der  tropfbarflüssigen  Salzsäure  wird  das 
oxydirte  Jodin  leicht  zersetzt:  es  bildet  sich  eine 
Vert)indang  von  Jodin  und  Chlorin. 

Boraxsäure  löst  sich  mit  Hülfe  der  Wärme  ia 
der  Auflösung  des  oxydirten  Jodins  auf ",  aber  bil4ct 
damit  bey  dem  Erkalten  keine  Krystalle.  Beym  Ab- 
dunsten erhält  man  eine  weifse  feste  Substatiz, 
welche  schwieriger  zu  zersetzen  ist,  als  das  oxyn 
dirte  Jodin  selbst. 


\. 


des  Jodins  mit  dem  Sauerstoffe.      351 

Der  Geschmack  aller  dieser  sauern  Verbindun- 

I 

;en  ist  sehr  sauer,  doch  in  verschiedene^:!  Grade, 
ie  röthen  blaue  Fflanzenstoffe  und  lösen  Gold  und 
Platin  auf«  Läfst  man  sie  auf  Alkalien  oder  Erden 
einwirke!^ »  oder  auf  Salzlösungen,  welche  sie  zu 
zersetzen  vermögen ,  so  entstehen  zu  gleicher  Zeit 
neutrale  Salze  und  oxjdirte  Jodinverbindungen. 

Diese  Thatsachen  erklären  die  in  meiner  ersten 
Abhandlung  über  das  Jodin  beschriebenen  Erschei- 
nungen,   vvelche   aus  der  Einwirkung  der  Säuren 
auf  die  oxydirten  Jodinverbindung'en  hervorgehen, 
und  bestätigen  die  Meinung,   vrelche  ich  über  das 
Wesen  dieser  Einwirkung  aufstellte.     Die  Substanz, 
\ife\che  Gay -LiUssac 'Sich  versch^Üte  durch  die  Ein- 
Wirkung  der  Schwefelsäure  auf  das  oxydirte  Jodin- 
baryum  und  für  eine  reine  Verbindung  von  Jodin 
und  Sauerste^,   'gemischt  mit  etwas  Schwefelsäure, 
annahm ,    ist  offenbar  eiric  Verbindung  der  Schwe- 
felsäure mit  dem  oxydirten  Jodin ,  und  enthält  au- 
ßerdem  noch   Baryt.      Man    lasse   noch   so  wenig 
Schwefelsäure    auf  das  oxydirte  Jodinbaryum   ein- 
Wirken,   immer  wird   doch  ein  ^ntheil .  derselben 
dazu  verwandt ,    diese  saure  Verbindung  zu  bilden, 
^nd  die  rückständige  Flüssigkeit  enthält  zugleich 
difese^  Verbindung  und    eine   gewisse   Menge   von: 
einer  oxydirten  Jodinverbindung, 

Aus  den  oben  gegebenen  Beobachtungen  geht 
tlar  hervor,  dafs  diese  Verbindung  eine  wirklich 
-hemische  ist,  zumal  da  sie  in  krystallinischerForm:^ 
Erscheint.  Man  ist  berechtigt  anzunehmen,  dafs 
ich'  die  Bestandtheile  darin  in  bestimmtem  Verlfält- 
lisse  befinden,  .  Bey  einem  Versuche  fand  ich,  dafs 


y. 


g5a         Davy  über  eine  Veibindung 

eine  Meine  Menge  oxydirren  Jodir»  bey  der  V 
Wandlung  in  rhomboidale  Krystalle  etwas  wenif 
als  die  Hälfte  ihres  Gewichts  an  SchwefeJ säure  ai 
nimmt;  zwey  Gran  verniehcen  sich  nämlich 
S,8  Sr.n. 

Bey  der  Zersetzung  der  Verbindungen  i 
Schwefelsäure  und  l'hospborsäure  wurden  die  ei 
vrickelten  Säuren  im'  Zustande  von  Hydraten  g( 
funden ,  woraus  man  schliefsen  'kann ,  dafs  die  ki^^ 
iullinischen  Verbindungen  Hydrate  sind  ,  und  d^ 
die  Säuren  hier  ihre  bestimmte  VerbältniftmengV 
'Wasser  enthalten.  Es  ist  sicher  nicht  unwBlu> 
scbeinlich,  dafs  hier  die  Gegenwart  des  WauO» 
zur  Verbindung  nothwendig  ist.  Hiervon  ein  Be 
,  spiel,  worauf  ich  schon  längst  aufmerksam  gcmacl 
habe:  das  schweÜi  cht  saure  Gas  und  das  salpetricb 
saure  Gas  scheinen  nicht  auf  einander  zu  wirket 
wenn  sie  trocken  sind,  allein  hey  dem  Zutritt  d» 
Wasserdunstes  bilden  sie  ein  festes  krystallitirt» 
Hydrat. 

Aus  der  Analogie  zu  schliefsen,  könnte  min 
wahrscheinlich  noch  eine  Verbindung  von  Saun- 
«toilP  und  Jodin  darstellen,  welche  weniger  Sauer- 
stoff enthielte  als  die  vorhin  beschriebene.  In  itt 
Hoffnung,  einen  solchen  Körper  zu  entdeckWi 
habe  ich  mehrere  Versuche  angestellt,  doch  ohi 
entscheidenden  Erfolg.  Läfst  man  die  AuflösHiig 
der  neuen  Substana  auf  eine  Verbindung  von  Jodw 
und  Kalimetallen  einwirlfen,  so  entsteht  Jodin  unÄ 
bey  der  Sublimation  desselben  enwtichelt  sich  keia 
Gas.  Eine  Auflösung  des  oxydirten  Joding,  mit 
(linerhitat,  färbt  sich  etwas;  diefs  acheint  aber  i 


des  Jodins  mit  dem  SauerstoflFe.      555 

»ne  Folge  der  yerbindung  des  Jodins  mit  Wasser 

t\x  seyn^^  denn  es  erhebt  sieb  als  Dunst  mit  dem 

Wasser,    ohne  das  oxydji'te  Jodin  zu  ändern.     Bey 

einigen  Versuchen  über  die;£in^virkungdes  Euchlo* 

rins  auf  das  Jodfn,  wobey  das  Jodin  in  grofsem  ye- 

bermafs  vorhanden  -war,  bekam  die  gewonnene  feste 

Substanz  eine  leichte  Chokolatefarbe:  es  ist  indefs 

möglich,  dafs  diese  von  ein  wenig  unverbundenem 

Jodin  herrührte:    denn  als  sie  im  Wasser  aufgelöst 

und  abgedampft  wurde,  sp  entstand  die  weifseVer- 

bindung. 

In  meiner  letzten  Abhandlung  über  das  Jodin 
erwähnte  ich  ausführlich  der  fruchtlosen  Versuche, 
mir  vermittelst   einer   Verbindunc;  von  Jodin  und 
Chlorin,  in  Wasser  aufgelöst^  eine  Verbindung  von 
Sauerstoff  zu  verschaffen,    indem  ich  dachte,  daf« 
hiebcy  das  Wasser  sich  zersetzen  würde.     Seitdem 
habe  ich  neue  Versuche  angestellt,  in  der  Meinung, 
dafi  darin  eine  lodin Verbindung  mit  weniger  Sauer* 
&toff y  \äls  die  oben  beschriebene  enthält ,  vorhanden 
.  seyn  möchte ,  allein  ohne  Erfolg.     Ich  konnte  dar- 
aus kein  oxydirtes  Jödin  ausscheideiT,  weder  durch 
'"'Destillation  bey  sehr  niedriger  Temperatur,   hoch 
"  äarch  Einwirkung  einer  kleinen  Menge  Silberoxyd, 
noch  auf   andere    Weise;    und  wenn  das  Chlqrin- 
f  Jodln  dreyfache  Verbindungen ,  nämlich  oxydirte'Jo- 
.  dinVerbindungen  durch  seine  Einwirkung  auf  Alka- 
^  lien,  Erden  und  Metallauflösungen  darstellt,  so^cheint 
'"  der  Sauerstoff*  der  Alkalien  oderErden  sich  nur  in  einer 
•  neuen  Ordnung  zu  verbinden,  und  zwar  in  demselben 
Augenblicke,  da  das  Jodin  aufdiese  Körper  einwirkt, 
ein  Erfolg,  der  durch  die  Verwandtschaft  des  Chlo» 
Journ.  /•  Ch€m»  u,  Phyt»  16.  fit/.  3.  Heft.  24 


55o      '  Davy  über  eine  Verbindung 

Tins  für  die  Rafdicale  der  Kalien  oder  Erden  begün- 
stigt "Wird.  Meine  daraus  hergeleitete  Folgerong; 
dafs  die  Chlorqjodinsäure  nur  eine  einfache  Verbin- 
dung Von  Wasser  mit  süblimirter  .Chlorojodinsäure 
ist,  wird  durch  das  Verhalten  der  Salzsäure  zu  dem  i 
oxydirten  Jodin  bestätigt*).  .        ' 

Da  die  Verbindungen  des  Sauerstoffs  mit  Jodia' ' 
und  einer  Grundlage  die  Benennung  oxydirte  Jo^in- 
Verbindungen  (  Oxiods)  erhalten  habel),  so  kann  diese  ' 
neu   entdeckte  Verbindung  füglich  dxydirtes  Jodin 
oder  Jodinoxyd  (Oxiodine)  und  die  Verbindung  die- 
ses mit  dem  Wasser  Oxyodinsäurc  genannt  /werden,  j 

Gay  -  Lussac  giebt  der  Verbindung  des  Sauer- 
stoffs mit  dem  Jo^in  die  Benennung  Jodinsäure,  nnd 
die  Verbindungen  des  Sauerstoffs  mit  Jodin  und  einer  , 
Grundlage  nennt  er  jodinsaure  Salze.  Diesem,  scharf- 
sinnigen Chemiker,  welcher  einen  Körper  im  vor- 
'^us  erkannt,  ohne  ihn  für  sich  dargestellt  zu  habeo> 
würde  ich  gern  beystimmen,  wenn  mir  nur  4if 
Bejiennung  Jodinsaure  bestimmt  genug  erschiene; 
denn  die  Hydriodinsäure,  die  Chlorojodinsäure  und 
die  Oxypdinsäure  können  sämmtlich  JodinsänreUf 
oder  Säuren  vermittelst  Jodin  gebildet ,     genannt 


♦)  Vermittelst  det  Chlorojodinsäure  kann  maar  sich  leicltf 
reine  Baryterde  verschaffen.  Scküttet  man  eine  Auflö- 
sung dieser  Säure  in  Balz9a|Lren  Baryt,  so  bildet  licli 
.  ein  Niederschlag  von  oxydirtem  Jodinbaryum,  wejche!, 
^  zersetzt  dui'ch  starke  Hitze,  reine  Baryterde  zurück  Ufst, 
da  in  dieser  Temperatur  die  Anziehung  des  Sauerstoil 
far  das  Baryum  gröfser  ist,  »Isfür  das  Jodin. 

D.      , 


des  Jodins  mit  dem  Säuerstoffe.     35 i. 

^werden.      Die  Verbindungen  des  oxydirten  Jodins 
xnit.Grundlagen  Salze  zu  nennen,  scheint  mir  sclion 
defshalb  unpassend,    lyeil  sie  in   der  Hitze  ihren 
•ämmtlichen  Sauerstoff  verlieren,    ohne  ihre  Neu- 
tralität aufzugeben,    worin  sie  allein  den  hyperoxy- 
dirten  Chlorinverbindungen  gleichen.     Die  Benen« 
nungen  Jodinverbindungen  und  Oxiodinverbindun* 
.gen  scheinen  mir  am  bestimmtesten  die  zwey-  und 
'    dreifachen  Verbindungen  des  Jodins  zu^  bezeichnen. 
Ich  habe  das  Oxiodin,  verbunden  mit  Wässer, 
eine  Säure  genantit,  ohne  für  das  feste  troclc;ie  Oxio- 
NÜn  die  Benennung  Säure  zu  gebrauchen.      £s  ist^ 
mir  nämlich  höchst  wahrscheinlich,  dafs  das  Hydro- 
.    gen  des  verbundenen  Wassers  hier  die  sauren  £igen* 
J  Schäften  hervorbringt.      Diese  Säure  kann  als  eine 
*  dreyfache  Verbindung  von   Jodin,    Hydrogen  und 
,  Oxygen,  oder  als  ein  oxydirtes  Jodinhydrogen  an- 
■     gesehen  werden ;  das  Hydrogen  bringt  hier  vielleicht 
^V  sben  so  sehr  den  Säurecharakter  hervqr,  als" das 'Ka- 
lium,  Natronium  oder  andere  metallische  Grund* 
^    lagen  in  den  Oxiodinverbindungen ,  und  da  das  Hy* 
II.   drogen  verbunden  mit  dem  Jodin  eine  sehr  kräftige 
\    Saure  darstellt,  so  kann  man  sehr  wohl  annehmen» 
dafo  b^  der  Auflösung  des  Oxiodins  im  Wasser  das. 
Hydrogen   bey   der  Bildung  seines  Säurecharakters 
von  wesentlichem  Einflurs  ist. 


*)  S.ollte  riiclit  das  Wasser,  als  Wasser  es  seyn,  welches 
den  Verbindungen  des  Oxygens  mit^  Jodine ,  Schwefel, 
Chlorine ,  Azpt  oder  Phosphor  die  saiure  Eigeniöliaft  ver- 
leiht ?  Davys  Ansicht  ist  in  der  Thst  paradox.    X>  —  r. 


\    - 


,  55C  Döbereiner,  Darstellung 


>  i      »■—————■■■—>— PWW  I  »■        ■  . 

J 


V  Ü  e  b  c  « 

Darstellung 

der  Oxiodine  und  OxychloriÄc; 

VOÄI 

Prot    DOEBEREINER. 

JLch  babe  in  eitler  meiner  Vorlesungen  DaVy^s  Oxt- 
odine  nach  der  in  der  vorstehenden  Abhandlung  ge^ 
gebenen    Vorschrift    dargestellt.      Ich   erhielt   diese 
Zusammensetzung  ebenfalls  nnd,  wie  es  mir  schieiij 
in  gröfseret  Menge,    %y^"^   '^^  dasjenige  Chlorin- 
oxydgas ,     welches  aus  geschmolzenem  oxychlorin'- 
sauren  Kali  durch  Behandlung  mit  Schwefelsäure- 
bydrat  hervorgeht,  und  das  nach  JDavy  aus  1  Ver- 
hältnisse zz  32    Chlorine  und  4  Verhältnissen  n  3^ 
Oxygen    zusammengesetzt   ist,    in    Jodine   stiömen 
liefs ,  und  dann  das  Resultat  der  Wärme  aussetzte,    t 
um  die  gleichzeitig,  gebildete  Chloriodine  zu  ent* 
fernen.     In  beiden  Fällen  stellte  sich  die  Oxiodiiic 
als  eine  weifse,  undurchsichtige  feste  Substanz  dar^ 
welche  übrigens  alle,  die  von  Davy  aiigegebenen 
Eigenschaften  besitzt.     Die  Darstellung  dieser  Ver- 
bindung ist  einfach  und  die  der  Euchlörine  (welche 
ein  Gemisch  von  Chlorin  und  jenem  Chlorinoxyd 
zu  sGyn   scheint)  bey  weitem  nicht  so  gefahrvoll, 


der  Ojci9diae  und  Oxyclilovihe.  ,      357 

■ 

wl«  Z>at^  •  l>ebaiiptel.      Ich  liefs   dieaelbe  anfangs 
in  einem  Apparate»  wie  ihn  Davy  oben  angegebeq, 
und  nacher  in  einem  GlasKölbchen ,    welches  mit 
einer  zweyschenlilichen  Glaslei ttingsröhre   verbun- 
den war,  darstellen,  und  es  erfolgte  in  keinem  Falle   ^ 
eine  Explosion,   obschon    das  Gemische  ohngefäbiC 
l)i8  zu  46!^  K.  erhitzt  wurde  und  der  leere  Raum 
des  Destillirapparats,  w;elcher  stet«  m,it  Chloriopx^d 
erfüllt  war,  noch  gegen 4  bis  5,  C.  Z,  betrug.     Mai^ 
.  mufs  bey  dieser  Arbeit  nur  darauf  sehen ,  dafs  diis 
,  Wärme    der    brennenden    Weingeistlampe    immer 
Bur  auf  das  Gemisch,  welches  das  Euchloringas^  j^us-    ^ 
giebt  und  nicht  auf  letztes  selbst  einwirke.     Mein 
Gehülfe,    Herr  Studios.   Göbel  h«t  dii^sen  Procefjp 
mehrere  Male^ach  einander  glücklich  veranUfst. 
Die  Darstellung  des  reinen  Chlorinoxyds  nach 
.  der  vom  Hrn.  Graf  von  Stadion  in  Gilbert^  Anna« 
len  der  Physik  Jahrg.  \^\6  S.  197  fR  angegebenea 
Methode  fodert  mehr  Vorsicht.    Sie  läfst  sich  jedoch^ 
Bach  meiner  Beobachtung  ohne  alle  äufsere  Warme 
Veranstalten  und  ist  dann  ziemlich  gefahrlos.     Ich. 
erhitzte  xoo   Gran    oxychlorinsaures   Kali   in   einei^ 
Meinen  Glasretorte  sxi  weit,  dafs  das  Salz  yollhom- 
jaen  flüssig  wurde,    und  übergofs  dasselbe,   nach-^ 
dem  es  wieder  erstarrt  und  vollkommen  abgekühlt  ' 
war,  mit  600  Gran  Vitriolöh    In  dem  Augenblicke, 
wo  beide  Substanzen  mit  einander  in  Berührung 
kamen,   erfojgte  ein  lebhaftes  Knistern  und  gleich, 
darauf  häufige  Entwickelung  von  Chlorinoxydgas^ 
wobey  die  Masse  in  der  Retorte  heftig  aufwallte^    . 
Nach  einer  halbem  Stunde  horte  die  Gasentwicke- 
Inng  auf.     Der  Rückstajad,.  welcher  j^edoch  erst  d^^ 


/  ' 


'  354  Ö 6 beY einer, Darstellung d.Oxiodine etc. 

andern   Tage   untersucht  wurde,    gab    im  Wasser 
aufgelöst   das   von    Stadion   entdeckte   neue  Salz, 
welches  aus  oxygenirter  Oxjchlorin säure  und  Kali 
zusammengesetzt  ist ,    und  schwefelsaures  Kali  mit 
grofsem   Ueber^chufs   an  Säure.       Bringt  man  mit 
der"" Mischung,  aus    geschmolzenem   oxychlorinsau- 
ren    Kali  und  Schwefelsäure  nur    einige    Tropfen. 
Wasser  in  Berührung, 'so  erfolgen  furchtbare  Explo« 
sionen  und  die  gantse  Masse  s|)ritzt  blitzend  weit 
und  zerstörend  umher.     Diefs  ist  das  Resultat  der 
Wirkung»  der   ans,  dem   Wasser    frey   gewordenen 
Wärme  auf  das  mit  Schwefelsäure  verbundene  Ghlo- 
rinoxyd,    welches  von  derselben  in  Chlorin-  und 
Oxygengas, zerlegt  wird.  ^  ». 

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355 


U  e  b  e  r 
einige  Versuche 

mit  einer  grofsen  Voltaischen  Batterie 

angestellt 

♦  •/ 
^.  G.  CHILDREN. 

Mitgetheilt  der  königUGesellsohaft  zu  London  am  15«  Jun.  i8i5t 

•  (Im  Aiuxuge  Übersetzt  von  Dr.  J,  iL«  G»  MeineckeJ) 

Im  Jahre  1809  gab  der  Esquire  Children  Nachricht 
^oxi  einigen  Versuchen  *)  mit  einer  Voltaischen 
Batterie»  deren  Platten  eine  auFserordentliche  Gröfse 
hatten ;  seitdem  hat  Derselbe  eine  zweyte  aus  noch 
Weit  gröfsem  Platten  erfichteU  Die  Kupfer-  und 
Zinkplatten  sind  6  Fufs  lang  und  fi  Fufs  gZoll  breit : 
iede  Platte  enthält  daher  eine  Oberfläche  von  33 
Quadratfufs ;  sie  sind  in  der  bekannten  Folge  durch 
Bleystreifen  unter  einander  verbunden.  Alle  Platten 
>ind  befestigt  an  einem  starken  hölzernen  Leisten, 
^er  in  Seilen  und  Gewinden  hängt »  und »  durch 
-in  Gegengewicht  gehalten  9   leicht  gesenkt  oder  er* 


*)  sie  finden  sich   mitgetheilt   im    Jottrnal  für    Chettu« 
und  Physik  £d.  XI.  S.  %\%. 


'  ; 


36o  Children^s  Versuche 

höht  y^erden  kann,    je  nachdem  man  die  Platten 
in  die  Säure  tauchen  oder  wieder  herausziehen  "will. 
Die  ersten  Versuche  gaben  nicht  das  erwai^tete  Re- 
sultat;  als  aber,    nach  PFoUastons  Angabe,   äu  je- 
dem Plattenpaare  noch  eine^  Kupferplatte  hinzuge- 
fügt  wurde,    so    dafs  jede  Zelle   ode;r   jedes  Fach 
eine  Zinkplatte  und  zwey   Kupferplatten    enthielt 
und  beide  Seiten  der  Zinkplatte  einei^  Kupferplatlc 
gegenüberstanden,  so  erhielt  die  Maschine  ihre  völ- 
lige Wirksamkeit.     Durch  diese  Verbesserung  wird 
die  Elektricität  wenigstens  um  das  Doppelte  verstärkt.  - 

Die  Batterie  hat  2 1  Fächer ,  welche  zusammen- 
genommen 945  Gallonen  fassen  können.     An  jedem 
'  Pole    der  Batterie  ist  ein  bleyern^r  Stab  von  etwa 
\  Zoll  Dicke  angelöthet,  welcher  in  ein  Gefäfs  mit 
Quecksilber  getaucht  (jeder  Stab  hat  ein  besonderes 
Gefäfs)  die  electrische  Strömung  beschleunigt  unA 
die  vollkommenste  Berührung  sichert.     Die  ergteii 
Versuche   waren    dazu    bestimmt ,    den   Grad    deT 
Schnelligkeit    zu  erfahren ,    mit  welcher   die  ver- 
schiedenen Metalle  in   Gluth   geratben',   wenn  si^ 
dem  dektrischen    Strome  ausgesetzt  werden.     Zt» 
dem  Ende  wurden  zu  jedem  Versuche  zwey  Dräth  ^ 
von  verschiedenen  Metallen  und  zwar  von  gleicheit^ 
Durchmesser  und   von  gleicher  Länge  genommem- 
Das  eine  Ende  jedes  Drathes  wurde  getaucht  in  ein^ 
der  Quecksilbergefäfse,    welche  mit  den  Polen  de^" 
Batterie  in  Verbindung  standen;,  das  andere,  Ende 
war  umgebogen ,   so  dafs  die  Dräthe  durch'  Einhä- 
keln an  einander  verbunden  werden  konnten.   Jeder 
Drath  war  8  Zqll  lang  und  -^^  Zoll  dick.     Die  Bat- 
terie wurde  mäfsig  gereizt  durch  ^ine  Säure,  welche 


ni.  ein.  grof«.  Voltaisch;  Batterie  ,angestellt.  561 

—  ■  «  .    t 

durch  4^  Theile  Wasser  verdünnt,  war*    Folgendo. 
Versuche  waren  die  wichtigsten. ' 

1.  Eia.'Drath  von  Platin   und  ein  Drath  von 
Gold  wurden  verbunden,  und  dem  Sttoine  der  Elek-^ 
tricität  ausgesetzt:    das  Platin  gerieth   sogleich  in 
Glath,  das  Gold  erlitt  keine  Veränderung^ 

2.  Gold-  und  Silberdräthe  wurden  auf  gleiche 
Weise  behandelt:  das  Gold  gerieth  in  Gluth,  das 
Silber  nicht'.' 

3.  Gold  und  Kupfer.  Das  Glühen  beider  Me- 
talle war  nicht  merklich  verschieden:  beide  wurde» 
rothglühend. 

4*  Gold  und  Eisen.  Das  Eisen  gerieth  inGluth^ 
das  Gold  blieb  unverändert. 

5.  Platin  und  Eisen.  Das  Eisen  gerieth  sogleich 
hey  der  Berührung  nahe  am  Pole  der  Batterie  in  ' 
Gluth ;   darauf  glühte  der  ganze  Platindrath ,   end- 
lich erhitzte  sich  das  Eisen  stärker  als  das  Platio,. 
nnd^die  Gluth  des  Platins  verminderte  sich..        x     , 

6.  Platin   und   Zink.      Das    Platin  gerieth  iu  . 
£liuh,   aber  nicht  das  Zink:    es  schmelzte  bis  aa 
den  Berührungspunct.       Bey  einem  zweyten  Ver- 
siicl;ie   schmelzte  das  Zink  nicht,    und  das  Platin 
glühte  wie  vorher. 

7.  Zink  und  Eisen.  Das  Eisen  gerieth  in  Gluth, 
das  Zink  ertrug  die  Hitze  ohne  zu  schmelzen. 

8»  Bley  und  Platin.  Das  Bley  schmelzte  aip 
Berührangspuncte. 

9.  Zinn  und  Platin.  Das  Zinn  schmelzte  am 
Berührungspuncte.  Bey  beiden  letztern  Versuche» 
gerieth  keiner  der  Dräthe  in  Gluth.  j 


35a 


Cliildren's  Vcrsucln: 


10.  Zink  und  Silber.  Das  Zink  glühte  vor  deV 
Schmelzen;  das  Silber  nicht. 

In  allen  diesen  Fällen  waren  die  Erscheinunged 
dieselben,  an  \velcheni  Pole  der  Batterie  [man  auch  da;' 
einer  oderandern  Dratb  anbringen  mochte.  Wurden 
niebrerePaarevonDräthen,  jedes  wieder  aus  verechi» 
denen  Metallen  znsamnicngeselzt  und  unter  e 
der  verbunden,  dem  elektrischen  Strojne  ausgeset»V 
so  erfolgten  immer  dieselben  Resultate  wie  vorhin. 

11.  Versuch  mit  drey  Paaren  von  Silber-  unä 
Plalindräthen.  Alle  Flatindräthe  geriethen  in  Gluti,, 
aber  keiner  der  Silberdrülhe. 

12.  Ein  Zinkdrath zwischen zweyFlatindräthcni, 
Beide  Platindrälhe  glübetcn,  derZinkdraCh  nicht 

15.  Ein  Eisendrath  zwiBchen  mwey  Platindrf" 
then.  Die  letztern  geriethen  anfangs  in  Glutb,  dar- 
auf auch  der  Etscndraih,  welctier  bald  »ich  beSif 
erhitzte  und  schmelzte. 

Eey  allen  übrigen  abgcanderien  Versuchen  ei^- 
folgte  das  Glühen  ganz  in  derselben  Folge,  wi^  hey 
den  vorhin  angegebenen,  ausgenommen  bey  einem 
wiederholten  Versuche  mit  Kupfer  und  Gold,  wo- 
laey  das  Kupfer  sich  entschieden  stärker  erhitzte  al« 
das  Gold. 

Diese  Erscheinungen  zu  erklarea,  stellt  CAt^ 
ären  folgende  Vermuthung  auf. 

Wenn  zwischen  den  Polen  der  Batterie  eine 
vollkommene  Verbindung  veranstaltet  js( ,  »o  strömt 
die  Elekiricitat  über,  ohne  eine  merkbare  Wirkung. 
hervorKubringen:  aber  wenn  sie  bey  ihrem  Strome 
einen  Widerstand  findet,    so  kündigt  sie  »ich  an 


1 .  '  '  ^ 


m.  ein.  grofs.  Voltaisch.  Batterie  angestellt   559 

darch  chemische  Wirkanjgen/  durch  Entwic'klnng 
von  Wärme  und  Licht  oder  durch  beides  zugleich. 
Die  Wärme  —  der  erste  Grund  dieser  Erscheinung 
»ey  auch  \Yelcher  er  wolle  —  entsteht  also  von  dem 
Widerstände,   den  die  ßlektricitat  findet,    und  da 
dieser  Widerstand  mit  der  Lei tungs Fähigkeit  im  um- 
.gekehrten  Verhältnisse   steht,    wenn   zwey  Dräthe 
-  Texschiedener  Art  mit  einander  verbunden  in  den 
Kreis  der  Elektricität  gebracht   werden»    so  mufs 
die  Temperatur  des  schwachem  Leiters  die  erhöh« 
tere  seyn :    also  wird  das  Platin ,   v^elches  den  ge^ 
ringsten    Grad   der   Leitungs Fähigkeit  besitzt »    vor 
allen  an'dern  erhitzt ,  während  das  Silber,  der  be^te 
Leiter,  niemals  zum  Rothglühen  kommt,   wenn  es 
mit  einem  andern  Metalle  verbunden  ^ird.     Nach 
^en  abgegebenen  Versuchen   folgen  die  Matalle  in 
Hinsicht  ihrer  Leitungsfähigkeit  in  nachstehender 
Aeil^e :    Silber ,    Zink ,   Gold ,    Kupfer^    Eisen   und 
I^latim     Da  Zinu  und  Bley  in  dem  Augenblicke  der 
Berührung  schmelzen ,  so  kann  ihre  Leitung  fähig« 
^eit  nicht  bestimmt  werden.    Der  Unterschied  zwi» 
'clien  Gold  und  Kupfer  ist  fast  gleich  Null ;  in  Hin* 
^^oht  auf  Platin  und  Eisen  scheint  das  Verhältnifs 
^tirer  Leitungsfähigkeit  von  dem  Grade  der.Tempe-^ 
''^tur  abzuhängen.     Es   ist  merkwürdig,    dafs  die 
^«Ige,  worin  die  Metalle  nach  ihrer  Leitungs  Fähig- 
keit für  Elektricität  stehen,    mit  ,der  Folge  nach 
^lirem  Vermögen  die  Wärme  zu  leiten ,  beynahe  zu- 

^ammenfällt, 
% 

Für  die  nachfolgenden  Versuche  reizte  Childern 
die  Batterie  aufs  'höchste :  er  nahm  dazu  doppelt 
%o  viel  Säure »  al^  bei^  den  vorigen  Versuchen ,  näm- 


364.    '  Childrcn's  Versuche 

Heb  1  Theil  Säure  gegen  20  Theile  Wasser.  Eia 
Gemisch  von  Salpetersäure  und  Schwefelsäure  brachte, 
die  stärksten  und  anhaltendsten  Wirkungen  hervor« 
1.  Ein  Platindrath^  5  Fufs  und  6  Zoll  lang 
und  yVo  ^^^^  stark  y  ^^urde  gänzlich  so  glühend^ 
'    dafs  man  es  am  Tage  bemerken  konnte. 

«.  Ein  Platindrath,  8  Ftifs  6  Zoll  lang  und  yöV 
Zoll  stark,  "wurde  rothglühend. 

3.  Eine  vierseitige  Platinstange,  deren  Seite  J- 
Zoll  m^fs,  und  die  2j  Zoll  lang  Tvar,  wurde  auch 
rothglübend  und  schmelzte  zuletzt. 

4.  Eine  cylindrische  Stange  von  demselben 
Metall,  Yööö  ^o^t  ^"^  Durchmesser  und  2|Zq11  lang» 

..  lyurde  gänzlich  weifsglübend 

5.  Kleine  Stücke  Holzkohle,'  heftig  geglühet 
im  Halogen ,  wurden  weder  selbst  v6ränderi^^  noch 
brachte  sie  irgend  eine  Verändenihg  in  dem  Gase 
hervor.  Dasselbe  war  der  Fall,  als  die  Kohlen  im 
Stickgase  geglühet  wurden. 

Die  grofse  Wirkung  dieser  Batterie  benutzte 
endlich  Chlldren ,  mehrere  schwierig  zu  schmel-  \ 
,  sende  oder  zu  reducirende  Substanzen  zu  prüfen. 
Der  zu  prüfende  Körper  wurde  in  eine ''kleine  Ver^ 
ti^fung  gelegt,  die  in  ein  Stück  gut  ausgebrannter 
Holzkohle  ausgehöhlt  war;  die  Kohle  schwamm 
auf  dem  Quecksilber  ein^  der  oben  genannten  Ge- 
fäfse,  und  mit  dem  zweyten  Stück  Kohle  in  dem 
andern  Quecksilbergefäfse  wurde  die  Verbindung 
durch  einen  starken  Kupferdrath  bewerkstelligt* 

1,  Wolframoxyd,  im  Kohlen tiegel . in  einem 
guten  Ofen  vorher  stark  geglühet  (diefs  geschah 
auch  mit  den  andern  Metalloxyden t    'weichender 


m.  ein.  ^oü,  Voltälsch.  Batterie  angestellt.  365 

\  Prüfung  unterworfen  wurden ) ,  schmelete  und 
'  wiurdezum  Theil  zu  Metall  hergestellt.  Das  Metall 
^ütgraulicbweir8>  schwer»  glänzend  und  sehr  spröde. 

ö.  Tantaloxyd.     Ein  sehr  kleiner  Theil  dessel- 
ben wurde  iiergestellt.     Die  Körner  sind  röthlich 
^  gefb  und  aufserordentlich  spröde.  , 

f  3.  Uranoxyd.  £s  schmelzte»  wtirde  aber  nicht 
f  hergestellt. 

►"  4.  Titanoxyd*  Geschmolzen»  nicht  reducirt. 
Als  es  heftig  iprhitzt  wurde,  so  brannte  es,  wie  Ei- 
sen, unter  glänzendem  'Funkenwerfen, 

5*  Ceriumoxyd*     Es  schmelzte»    und  nachdem 

es  heftig  erhitzt  wurde,  brannte  es  mit  einer  gro- 

fsen ,  lebhaften  und  weifsen  Flamme ,  verflüchtigte 

\  'sich  zum  iTheil ,   aber  wurde'  nicht  reducirt.     DasL 

.geschmolzene  Oxyd,  einige  Stünden  der  Luft  aus^ 

gesetzt,    verwandelte    sich    in    einen   hel}braunen 

l  Staub ,  gemengt  mit  kleinen  glänzenden  Thcilcheil 

f  von  Silberglanz »   und  von  Geruch  nach  Phosphor* 

Wasserstoff. 

6.  Moiybdänbxyd  tchlnelzte  und '  wurde  mit 
Leichtigkeit  hergestellt.  Das  Metall  ist  sehr  brüchig»' 
stahlgrau  und  bedeckt  sich  bald  mit  einem  Ueber- 
luge  von  purpurfarbenem  Oxyd. 

7.  Die  metallische  Verbindung  des  Iridiums  mit 
dem  Osmium  schmelzte  zu  einem  Körnchen. 

8«  Keines  Iridium  schmilzt  zu  einer  unyoU- 
Icomninen  Kugel,  worin  sich  noch  einige  kleine 
Höhluhgeu  befinden.  Das  Metall  ist  weifs,  sehr 
glänzend  und  von  einer  specifischen  Schwere  von 
*8>Ö8:  wahrscheinlich  viel  zu  gering  bestimmt, 
"VTegen  der  Porosität  des  Kügelcheus. 


362  Children*s  Vctauchc 

9.  Rubin  und  Saphir  konnten  nicht  zum  Schmel- 
zen gebracht  werden. 

io..BIau(er  Spinell  verwandelte  sich  in  eine 
Schlacke. 

11.  Gadolinit  schmelzte   zu  einem  Kiigelcheo. . 

is.  Die  Talkerde  sinterte  zusammen. 

13.  Der  Cixkon  von  Norwegen  .schmelzte  tu* 
vollkommen. 

14.  Quarz,  Feuerstein  und  Graphit  bliebennn- 
verändert. 

Children  schliefst  seinen  Bericht  mit  nachste- 
henden verschiedenartigen  Versuchen. 

Trpcknes  ätzendes  Kali  wurde  einer  hefitigeA 
Hitze  zwischen  zwey  Stücken  Kohle  ausgesetzt:  es 
schmelzte  und  schien  sich  zu  zersetzen,  indem  e* 
eine  lebhafte  Flamme  von  einem  besondern  Purpat' 
rotb  verbreitete ,  so  wie  diefs  bey  der  Verbrennung 
des  Kaliums  geschieht.  Als  feuchtes  ätzendes  Kali 
dem  elektrischen  Strome  ausgesetzt  wurde,  so  zer- 
setzte sich  blofs  die  Feuchtighett. 

Um  zu  erfahren,  ob  der  Grad  der  Hitze,  welche 
sich  entwickelt,  an  den  beiden  Polen  verschieden 
»ey,  stallte  Children  in  de1fi  elektrischen  Ström  kldne. 
thönerne  Gefäfso  voll  gleicher  Mengen  Quecksilber, 
und  verband  diese  durch  einen  Platindrath  von  sol- 
tlier  Stärke  und  Länge,   dafs  derselbe  beständig  in 
Gluth  .  erhalten  werden  konnte.      Das  Quecksilber 
des  Gefäfses  am  Zinkpole  stieg  nach  Verlauf  von  so 
Minuten  zu  einer  Temperatur  von  iöi°,    während 
die  Hitze  in  dem  andern  Gefäfse  nur  itd^  betnij[* 


x: 


..  ein.  grofs,  Voltaisch.  Batterie  angestellt,  363 

Die  Batterie  war,  selbst  in  ihrer  gröfsten  Thä- 
gk^it)  nicht  im  Stande  9  eine  Kleistische  Flasche* 
Lir  isri  geringsten  zu  laden. 

Zuletzt  wurden  alle  Zink-  und  Kupferplatten 
iseinaiider  genommen  und  die  Bleystreifen,  wo- 
urch  sie  verbunden  waren ,  zerschnitten.  Vermit« 
^Ist  anderer  Bleystreifen  wurden  darauf  alle  Zinkv 
latten  zu.  einer  einzigen  Platte  verbunden;  auf 
;leiche  Weise  auch'die  Kupferpjatten »  so  dafs  die 
;anze  Batterie  nur  zwey  Platten  bildete ,  wovon 
ede  eine  Oberfläche  von  1344  Quadratfufs  darstellt^. 
iolchergestalt  vorgerichtet,  hing  i^an  die  Platten 
luf,  ohne  sie  mit  einer  Säure  zu  benetzen  ^  und 
erband  die  beiden  IVfttallflächen  durch  ein.en  Pia-, 
indrath  von  ^ö'öö  2^^^^  Durchmesser  und  istwa  -^^ 
ioll  Länge.  Die  Berührung  war  vollkommen  ges- 
ichert, allein»  obgleich  der  Versuch  im  Dunkeln 
ngestellt  wurde ,  so  erblickte  map  dennoph  nicht 
tie  geringste  Spur,  von  Gluth  an  dem  kleinen  Fa* 
en,  der  diese  beiden  grofsen  Flächen  verband.  • 


i  . 


568 


/     ' 


I       Vörsfehlag 


eines 


neuen  Mittels  zur  Klärung  der  zucke- 
rigen Pflanzensäfte 


I 


vom 


]?iojF.   DOEBEREINER. 

jJer  GerbestolF  bildet  bekanntlich  mit  Eyw^ifs  und 
einigen  Arten    Fnanzenschleims   unauflösliche  Ver- 
bindungen.    £3  wäre  daher  zu 'Ver»ucben,   ob  sich 
der  RunkelrübensaFt ,    welcher  neben   dem  Zucker 
sehr  viel  von  den  beiden  letzten  Substanzen  ebthälr, 
nicht  schneller  unU  vollkommener  dadurch  klären 
liefse,  dafs  man  denselben  siedend  mit  gepulverter'. 
Eichenrinde  behandelte.     Ich  lade  diejenigen  vater- 
ländisch gesinnten  Männer,  welche  sich  fortan  be- 
mühen, die  Fabrication  des  Rübenzuckers  in  Deutsch- 
land nicht  nur  zu  erhalten ,    sondern  inimer  m«hr 
zu  fördern,  ein,  jenen  Vorschlag  zu  prüfen.    Doriorit 
ein  Franzos  soll  die  Rinde  von   Ulmus  pyramidalis 
2Vr  Klärung  des  Qohrzuckersaftes  sehr  vortheilhaft 
gefunden    und  für   seme  Entdeckung  bereits  sehr 
grofse  Summen  empfangen  haben  (s.  Journal  dephar- 
-    macie.  Nov.  i8»50  - 


vi  ' 


I 

I 


Auszug 


des 


I  

eteorologischen     Tagebuches 


vom 


Professor    Heinrieh 


I  n 


Regenslpiurg^« 


Januar»    181 6- 


^onrn.  f.  Chem.  u.  PhyS»  16.  Bd.  5  Hr/t.  SL^ 


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ll/ebcr, 


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I  ^' 

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Biicr.  Wind.    tUeiiere  TU 


WiiidBeKCii.Schoi 
Trilb.  SchnCE.  8  m 


Jilisdit.  Wind, 

nHFoJit.WijiJ, 

Schön. 


Trtil'.  Ufbel. 

dlchirr  Nebtl. 

Trüb. 

Trüb. 

rrilb.  Sehnee.neif. 

tiebn.    Tiiib. 

Kebrl.  Trfib. 
TiMi.  Schnee. 
(  "Tnllj. 
Schön.  Wind, 
Schrio.  Wind. 
Trüb. 


Im  Durch»  chiilit 
TempcTiinr :  bäitfig  ii 
10  Schnee  vi 
I  Abend;  tH 


Ttül). Sehnte. Wind   ^'- 


T  dejjrlfiche« 


TIlib.ItFgru,  St  lim 
TitVb.  Wind, 
riib.  Vennisoht. 


TMib, 

Trüb. 

Tifili.  N.:bcl 


Tiilb 

TTiib. 

riib.Schilce.-Wi 

Trlb.  ■Wind. 

Tvlih , 


:  fmchte  Luft  mit  dichiem  Nc 
.igec  als  >oun  im  Miiielr  (iiibcc 
Ite  Spuren  d«  ZndÜEallichtt : 
nie   ohiia  Flechen  :   vuni  ylea  ai 


Tiüb. 

Tri.b, 

rfiV.   Wind. 


rmi.e 
VViudig« 


:  Nieder.'tdl 


» 


Auszug 


des 


meteorologischen     Tagebuches 


T  o  m 


Professor    Heinrich 


1  n 


Re^«nsbnrg. 


Februar,     iQtS. 


/ 


Mo. 
nats- 
Tag. 


1. 

s. 

3. 
4- 
5. 


6. 

7- 

8. 

9- 
10. 


11. 

12. 

»3- 
14. 

15. 


■16. 
17. 
18. 
*9- 

20* 


21. 

22. 

2^. 

25. 


06 

— /• 
2a. 


Im 

IMODAI. 


Barometer. 


Stunde» 


Maximum*     Stunde. 


5.7, 

.1 
F.  ' 

4 

F. 

2 

F. 

4 

F. 

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26      7.   71 


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3  F. 

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9  "A. 

11  A. 


11    A. 

10   A. 

8   F- 
10    A. 

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5  F. 

10  A. 

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10  A. 

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11    A. 

Q    A. 

8  F. 
11    F. 


9    A. 

55  F. 

10    A. 

10.   12  M. 


'23.Q  A. 


26 
26 
26 


27 

27 
27 
27 
27 


27 
26 
26 
27 
27 


7»  16 

3>  79 

3.  51 

8,  6ö 

xo,  35 


lof  A. 
9f  A. 
4  A. 
9f  A. 
4   A. 


9  4- 

9i  A. 
4    A. 

2  F. 

3  F. 


o,  25 

'  4,  8ö 

4,  8^ 

4,  Ö7 


1.  .21 

7.   46 
10,   52 

o.   43 
2i   65 


10  A. 
4  F. 
4  F. 
4f  F. 
31  F. 


J^inimum. 


27" 

26 

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26 

26 


26 
26 
26 
26 
26 


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4  F. 

5  F. 

8  A.   ^ 

5  F. 

11  A. 


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27 
27 
27 


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3, 

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3  A. 

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3  F. 

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5, 

70 

5  F. 

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6, 

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4  A. 

27 

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11  A. 

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10  A. 

26 

8. 

31 

5  F. 

26 

9. 

30 

3.5-A. 

27 

5. 

70 

8  A. 

26 

26 
26 

26 
27 


27 
27 
27 
27 
27 


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»I.   »7 

9>  85 

8,  32 

6,  78 


4, 
11, 


89 
85 


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2,  89 


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27 
27 

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1,  17 


2,   46 

5,  02 

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26  6, 

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26  109 

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27  •  3* 
27      6. 


51 
^7; 


4.  71   27      5, 
!•  78  27      3, 


26  10,  98  26  11, 

26  3,  24  26  11, 

26  q,  43  26  6, 

26  9.  00  26  9, 


-; 


Thermometer. 

llygromettr. 

r"-  1 

ÄTa- 

Mi- 

Me- 
dium. 

Ma- 

Wi- 

diu.... 

Tag. 

K.ci..: 

-5.0 

-10,3 

-6,9' 

67a 

6^ 

6iß,6 

NO.SO.  1 

OSO.     . 

-4.3 

-7,a 

-  I-J,'A 

7'-.'' 

636 

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OSO.    1 

OäO.     1 

+  o,7 

-6,0 

-  2,^0 

6^5 

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OSO.    I 

SSW.      i 

+  3-'« 

+  0,4 

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SW.  0.  . 

0.    . 

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+  ..3U 

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373 

429,0 

u. art .  1 1 a 

WsW.  i 

+  2.0 

+  0,6 

+  1,09 

62g 

469 

573.0 

SW.  SO.  , 

0.     1 

+  8,5 

+  i,a 

+  .,5' 

54J 

4'« 

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SO.  SW.  2 

0.  PW.  . 

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+  1,06 

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NW.    a 

—  5.5 

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NW.    1 

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732.5 

w.  0.  . 

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—  4.8 

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719 

605 

705.8 

NW.sD., 

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—  4.4 

—  ß,2 

-6,^5 

650 

6.^ 

637.3 

OSO.     , 

NW.NO  , 

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-4,44 

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651.6 

»W.NW.  , 

FO.    . 

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658 

541 

605,5 

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SW.    HS. 

+  1,9—0.8 

+  «1,79 

662     6.1 

633.3 

WSW.  3 

WNW.   5 

+  p,b;— 2,7 

—  0,87 

72Ö 

663 

7f9-7 

WNW.3 

WNW.    3 

—  2,5  -s.«- 

-4,09 

ao9 

67* 

757,9 

NW.    2 

S\V,N>V'.«5 

—  i,8y 

■6i7 

687.8  .WN\V.5 

WNW.  a 

+  aJ2 

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+  1.04 

750 

634 

705.8 

WKW.  2 

WSW.ijB 

+  3.5 

+  1.3 

+s,io 

755 

676 

730,4 

SW.     2 

WSW.   1 

+  .t,o 

+0,5 

+  1,3« 

59a 

555 

57Ö.0 

BW.      . 

WSW.   i 

+  3.3 

+  1,11 

6äö 

459 

544,3 

r-\\\  ao. . 

NNW.   1 

+  4,2 

—  z;a 

+  i,.i 

741 

529 

Ö33,v 

NW,  so. . 

0  w.  . 

+  3.a 

—  1,1 

+  »,Q7 

m 

654 

S<j»,a 

SW.  so. » 

sW.    2 

+  3,8 

+0,6 

+  2,.o 

725 

654 

69., 3 

SW.  NW.  ä 

WNW.a 

+  i,t. 

+  o,i7 

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7^7  !-7'.9 

W.          B 

WSW.  3 

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+  0,91) 

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NW.  S 

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0,0 

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— .,(,. 

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573 

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SW.  N^V.3 

SW.NW3 

+4." 

-13.« 

-1.3p 

— 

ff  i  t  t  e  T  u  n  g. 


i-t\r^*'tf*T^  r^TTTMi  i\rJvJv#ir/irrrnrmri  rj\f\#kfvrj\«vrJ^»#<i'  -f^s^tt 


Tnili,  Scluice. 
Tnib.  Wind. 


chü«.  Wind, Sehne 
it  DiiicbidiDiit 


Scliüu.   Ueltei 


Verm.  Sclichi, 


Tciil,.  Wind, 
liib.  Vtim.Sii.m 
Soliiin.  Wüii. 

Schnee.    ■Wind. 

Tiiib,  Wijid. 

SthGii, 


Tnib.  Wind. 
Trllb.  Vriitd. 
TiüL.   Slilrm. 


Trüb.   KsgEn. 
Ttftb.SchiiBe."'ii 
.  Tnib.  "Will 


TrübJcbön  V 
Heiwt.  Trn 


rage  Diit  Nrb«l 
Ij-gf  mit  Jir;e< 


Kaohie  mit  V4 
fächle  inUSAa 

BfdigdW  SefaJ 
Hcgcuwu 


» 


J  I     »** 


Untersuchungen 

iil)  er  das  Blut  und  verwandte  thierisclie 

Flüssigkeiten 

« 

von 
WILLIAM  THOMAS  BRANDE,  Esq. 

(  Afis  dem  Englisdien  *)  von  J.  X..  G*  Meinecke  ^. 

i^iese  Abhandlung    enthält    eine  Reihe  Versuche 
über  das  Blut,  welche  eigentlich  in  der  Absicht  un- 
ternommen worden ,   über  den  färbenden  StoIF  im 
31iite  Aufschlufs  zu  erhalten.     Die  Schwierigkeiten, 
-^^elcbe  sich  der    Analyse  thierischer  Körper  über- 
^  baupt  entgegen  stellen,  sind  Ursache,  dafs  mehrere 
P^esaltate  .dieser  Untersuchungen  weniger  entschei- 
dend sind,    als   ich  wünschen    mufste;    allein  ich 
glaube,    daf^  die  allgemeinen  Folgerungen,   wozu 
sie  führen,  nicht  unbedeutend  erscheinen  werden. 
Sie  Anwesenheit  des  Eisens  im  Blute  ist  zuerst 
Von   Menghini  behauptet  worden,   und  die  eigen- 
tliümliche  rothe  Farbe    desselben    haben   neuerlich 
Foureroy  uni  Fauquelin  von  einer  Verbindung  jene» 


•}  Thilos.  Transactions  for  igis.  T.  I.  p.  90—114. 
^  ■-       Journ.  /.  Chenu  n.  PJiys.  16.  Bd.  4.  //^/f»  *^ 


./ 


370 


B  r  a  n  d  e'  9    Unlersuchnngen 


Metalls  mit  PhospIiorsSme  abgeleitet.  Die  Im 
merkliche  Farbenveranilcrunp.  welche  die  Gallo 
tinctiir  in  einer  Auflösung  des  färbenden  Siofi's  » 
anlafst,  und  zvrar  unter  Umständen,  welche  de 
schärfsten  Prüfung  auf  Eisen  so  »ehr  günBtig  ab^ 
erregte  zuerst  in  mir  Zweifel  an  den  Folgerung« 
•olchor  geichiclilen  Chemiker;  nachherige  Versuch 
über  die  Verbindungen,  worauf  sie  «ich  betufci 
testiiiigten  meine  Vermuihung,  und  bewogenmii 
diesen  Gegenstand  ron  neuem  der  Prüfung  zu  i 
terwerfen.  Und  da  eine  Renntnif»  des  Cbylus  « 
der  Lymphe,  welche  so  schwierig  in  hinreicheniUl 
Menge  und  im  reinen  Zustande  zu  bekommen  u 
bis  jetüt  nicht  genau  analjsirt  sind,  zur  Vergleichnn 
mit  der  Untersuchung  des  Bluts  dienen  kann,  t 
babe  ich  meine  Versuche  über  diese  Fltissiglieitt 
als  einen  wichtigen  Zusatz  dieser  Abliandlung  btj 
gefügt. 

».  BestandtJieüt:  des  Chylus. 

Die  Flüssigkeit  Je»  Brustganges  ist  sehr  Tcril 
derlich,  Ohngefähr  vier  Stunden,  nachdem  ( 
Thier  gefüttert  worden,  kann  man  diese  Flüssigkeit 
für  reinen  Chylus  ansehen,  wenn  übrigen»  kein 
ünterbriichung  der  Verdauung  Statt  gefunden  hat 
man  sieht  sie  .ilsdann  in  grofser  Menge  durch  ili 
Milcfagefärse  eindringen  ,  und  sie  zeigt  sich  duiA 
aus  von  gleicher  weifser  Farbe,  Längere  Zeit  mc 
dem  Füttern  fängt  die  Menge  des  Chylu»  an  »ic 
2u  vermindern,  und  die  Flüssigkeit  dei  Brustgsngt 
gleicht  einer  Mischung  von  Milch  und  Wasser;  wen 
endlich  das  Thicr  vier  und  zwanzig  Stunden  odd 


üb.  das  Blut  u.verw.thier.  Flüssigkeiten.  371 , 

In^ier  gefastet  hat,  so  enthält  der  Brustgang  nur 
eine  durchsichtige  Flüssigkeit»  welche  nichts  Ayei* 
ter  als.  reine  Lymphe  ist. 

Der  Chjlus  hat  folgende  Eigenschaften : 

1.  Ohne  Beymischung  von  Blut  gesammelt, 
itdlt  er  eine  undurchsichtige  Flüssigkeit  dar  von 
ToUkommen  weifser  Farbe ,  ohne  Geruch ,  von 
schwachem  salzigen  und  mit  etwas  Süfslichem  he* 
gleiteten  Geschmack. 

2.  Weder  der  Lacmus  noch  das  Curcumepapiet 
%rerden  dadurch  verändert,  aber  die  blaue  Farbe  des 
Veilchensaftes  w^ird  dadurch  nach  und  nach  grün. 

3.  An  specifischer  Dichtigkeit  übertrifFt  der 
Chylns  das  Wasser,  aber  nicht  das  Blut;  er  ist  in* 
defs  in  dieser  Hinsicht  sehr  veränderlich. 

4*  Ohngefähr  sehn  Minuten,  nachdem  derselbe 
tos  dem  Brustgange  genommen  wordeil ,  erhält  er 
die  Gestalt  einer  starren  Gallerte;  in  Verlauf  von 
€4  Stunden  sondert  er  sich  allmä-hlig  in  s  Theile 
und  bildet  eine  feste  geronnene  Masse,  umgeben 
von  einer  durchsichtigen  farbelosen  Flüssigkeit. 
Diese  von  selbst  erfolgende  Gerinnung,  welche 
jedes  Mal  eintritt,  wenn  der  Chylus  zu  der  geh 5- 
rigen  Zeit  nach  der  Fütterung  des  Thiers  gesam- 
melt worden,  gleicht  vollkommen  der  Gesinnung 
des  Bluu  und  der  daraus  erfolgenden  Scheidung 
desselben  in  Serum  und  Cruor;  auch  werden  beide 
durch  dieselben  Mittel  aufgehalten  oder  beschleunigt. 

Der  Chylus  zeigt  folgendes  chemische  Verhalten : 

1«  Der  geronnene  Antheil  hat  mehr  Aehnlich- 
)(eit  mit  dem  käsigen  Stoffe  der  Milch ^  als  rnit  d^m 
fa&erstoff  des  Bluts. 


37Sfe  Brande's  Untersuchungen 

fi.  Von  den  ätzenden 'und  kohlensäuerlichen 
Alkalien  .w^rd  ^r  schnell  aufgelöst.  Mit  einer  Auf- 
lösung von  Kali  oder  Natron  hildet  er  eine  hell- 
braune Mischung,  -woraus  sich  etwas  Ammoniak 
entwickelt,  wenn  das  Geronnene  noch  frisch  ist 
In -tropfbarflüseigem  Ammoniak  erhält  die*  Auflösung 
jpine  rothe  Farbe, 

3.  Die  verscliiedenen  Säuren  wirken  auf  je- 
ne Mischungen  beynalie  auf  gleiche  Weise:  es 
Vird  durch  sie  eine  Substanz  abgesondert,  welclie 
lein  Mittel  von  Fett  und  Eyweifs  ist.  Salpetersäure 
am  Uebermaars  zugesetzt,  löst  den  Niederschlag  in 
der  Üält^  wieder  auf;  durch  Schwefelsäure,  Sal»* 
ftäure  und  Essigsäure  geschieht  diefs  nur  dann,  wenn 
%ie  daräber  eine  Zeitlang  sieden. 

4.  Auf  das  Coagulum  des  Chylus  wirken  weder 
Alkohol  noch  Aether,  aber  von  dem  Niederschlage 
aus  den  alkalischen  Auflösungen  lösen  sie  einen  klei- 
nen Antheil  auf,  welcher  dem  Wallrath  gleicht. 
Der  Rucks tanid  ist  geronnenes  Eyweif*. 

5.  Schwefelsäure  löst  das  Coagulum  sehr  leicht 
auf ,  auch  wenn  sie  mit  einem  gleichen  Gewichte 
Wasser  verdünnt  ist;  mit  Hülfe  der  Wärme  löst  et 
Ärch  auch  in  einer  Mischung  von  Einem  Theil  Säure 
jnit  4  Theilen  Wasser  auf;  aber  wenn  die  iftenge 
des  Wassers  bis  zu  6  Theilen  vermehrt  wird,  so  übt 
die  verdünnte  Säure  keine  Wirkung  aus. 

Ich  war  darüber  erstaunt ,  dafs  die  Alkalien  in 
dieser  schwefelsauren  Auflösung  keinen  Nieder- 
Bchlag  gaben ,  wenn  bey  der  Auflösung  Wärme  aa* 
gewandt  und  nur  ein  kleiner  Antheil  d^es  Coagulum» 


^  I 


üb.  das  Blut  u^ver^.  thier.  Flüssigkeiten.  573 

lufgenommen  woi^ep  Mar:  dicfß  veranlafste  mich, 
insbesondere  die  Umänderung  zu  beobachten,  welche 
dasCoagulum  bej  der  Einwirkung  der  Säure  erleidet. 

Eine  Auflösung  von  einer  Drachme  des  Coagu- 
lums  in  aswey  Unzen  verdünnter  Schwefelsäure  (be* 
stehend  aus  einem  Theile  ^Säure  und  drey  Theilcn 
Wasser)  wurde  bis  auf  Eine  Un^e  abgedampft:  es 
sonderte  sich  etwas  hohlige  Substanz  ab ,  "und  die 
Auflösung  zeigte  folgende  Eigenschaften  2 

Sie  war  durchsichtig  und  hellbraun  gefärbt. 

Weder  ätzende  noch  kohlensMuerliche  Alkalien 
brachten  darin  einen  Niederschlag  hervor,  wenn 
sie  bis  zur  genauen  Sättigung  der  Säure  oder  im 
Uebejrmaafs  zugesetzt  wurden. 

Gallustinctur  oder  andere  GcrbestofF  enthal- 
tende Aufgüsse  trübten  die  saure  Auflösung  und  fäll- 
ten einen  sehr  reichlichen  Niederschlag ,  wenn  sJa 
durch  Alkalien  gesättigt  war. 

Wurde  sie  bis  zur  Trockne  abgedampft,  so 
setzte  sich  eine  kehlige  Substanz  ab,  und  schwef- 
lichte Säure  entwickelte  sich;  zugleich  erschienen 
die  übrigen  Producte,  wovon  eine  solche  Zerse- 
tzung g wohnlich  begleitet  wird. 

6.  Das  Coagujum  in  verdünnter  Salpetersäure, 
aus  Einem  Theil  Säure  und  15  Thcilen  Wasser  be- 
stehend, d^igerirt,  wurde  in  kurzer  Zeit  dunkel- 
braun, aber  veränderte  sich  nicht  weiter  während 
mehrerer  Wochen.  Als  es  darauf  aus  der  Säure  her- 
ausgenommen wurde,  so  zeigte  es  die  Eigenschaften 
der  Abänderung  des  thierischen  Fetus,  welche 
Fäurcroy  Adipocirg  qder  Fettwachs  nennt. 


37'»  Brande's  Untersuchungen 

Eine  Mischung  von  Einern  Theil  Satire  mitj 
Thcilen  Wasser  TV'irfct  raichcr  auf  das  Coagului 
de»  CliyliiB:  ein  Theil  desselben  WTirde  autgelöil 
und  naclulem  die  Säure  sorgfältig  abgegossen  WOf 
den  von  dem  Hückstande,  m  fanden  sich  an 
selben  die  Eigenschaften  der  Gallerte.  Mil  HüU 
der  Wärme  oder  bev  Aii%vendniig  einer  stärke! 
Säure  Avurde  die  Wirkung  heftiger:  es  entwickelte 
sich  Stickgas  und  Salpetergas,  VKobey  etwas  Koh 
lensäuie  und  Oxalsäure  entstand. 

7-  Coiicentrirte  Salzbäure  löst  das  Coagului 
des  Chylus  nicht  auf,  aber  wenn  sie  mit  einer  gl^ 
eben  Menge  Wasser  oder  noch  stärker  verdünnt  i* 
so  gehl  die  AiiUüöuiig  mit  Leichtigkeit  von  Sutt^ 
und  bildet  eine  strobgelbc  Flüssigkeit,  welche  sie 
trübt,  wenn  sie  durch  Alkalien  genau  gesättigt  \vif( 
aber  dabey  fällt  kein  Niederschlag  zu  Eodea  uH 
kann  auch  nichtauf  einem  Filter  gesammelt  werde) 
Wenn  in  dieser  jiuflüsung  weder  eine  Säure  noB 
ein  Alkali  vorwaltet,    so  bleibt  sie  durchsichtig. 

Q.  Essigsäure  über  dem  Coagulura  einige  Stul 
den  siedend  erhalten ,  loset  einen  kleinen  Theü  di* 
selben  auf,  Eey  dem  Erkalten  setzt  diese  AofliMM 
weifse  Flocken  ab,  welche  dem  geronnenen Eywefl 
gleichen. 

g.  Die  Oxalsäure  wirkt  beynahe  eben  so  i 
die  Essigsäure,   aber  weder  die  Citronsäure,  nocH 
die  Weinsteinsäure  üben  eine  Wirkung  auf  das  Coa-  T 
guJum  aus.  I 

10.  Bey  der  zerstörenden  Destillation  dieser Sub- 1 
»tanz   geht   Wasser  iibCr,    verbunden  mit  kobleffl' 1 


/ 

üb,  das  Blut  u,  vcrw;  ihier.  Flüssigkeiten.  375 

lanrem   Ammoniak^  ferne»  eine  geringe  Menge  fe- 
dden  Oelft  nebst  KohlenoxTdgas  und  kohlehaltiges 
i  WasserstoJFgas,   ,     - 

Die  Kohle,  welche  in  der  Retorte  zurückbleibt:, 
ist  fchYrierig  einzuäschern;  sie  enthält  Kochsalz 
und  phosphorsauren  Kalk,  und  zeigt  eine  kaum 
merkliche  Spur  von  Eieren, 

i&.  Der  seröse  Theil  des  Chylns  iirird  bey  der 
Erhitzung  etwas  trübe  und  setzt  Flocken  vonEy* 
weifs  ab« 

ifl.  Wenn  nach  dcir  Ausscheidung  desETvreifsea 
die  Flüssigkeit  bis  auf  die  Hälfte  abgedampft  wird, 
hej  einer  Temperatur  von  nicht  mehr  a^  poo*  F., 
so  schiefsen  beym  Erkalten  kleine  Krjstalle  an, 
welche  dem  Milchzucker  ähnlich  sind ;  sie  erfordern 
zui^  Auflösung  ohngefähr  vier  Theile  kochendes  Was- 
ser ,  und  sechzehn  bis  zwanzig  Theile  Wasser  von 
einer  Temperatur  yoh  60^  F«  Sie  sind  etwas  auf« 
löslich  im  siedenden  Alkohol,  aber  setzen  sich  wie* 
der  ab,  wenn  die  Auflösung  erkaltet.  Bey  gewöhn* 
lieber  Temperatur  löst  der  Alkohol  die  Krjstalle  nicht 
auf.  Die  Auflösung  dersell>en  in  Wasser  schmeckt 
ausnehmend  süfs.  Durch  Salpetersäure  werden  sie' 
m  ein  weifses  Pulver  verwandelt,  welches  sehr  we- 
nig auflöslich  ist  und  der!  Milchzuckersäure  gleicht^i 
so  wie  Scheele  sie  beschreibt. 

Die  Gestalt  der  Krystalle  konnte  selbst  mit  Hülfe 
einer  Loupe  nicht  bestimmt  werden.  Eins  der  Kry- 
stalle schien  ein  schiefes  sechsseitiges  Prisma  zu 
seyn,  doch  auch  dieses  war  sehr  unbestimmt  he- 
gränzt. 


\ 


3^-6    .      Brande's  Untersuchungen 

Erhitat  auf  einer  Platinplatte  über  einer  Wein- 1 6 
geistlampe  schmelzten  die  Krystallc,  verhreitctea  fc 
einen  Geruch  nach  MilchzucTter  und  brannten  mH,  f^ 
ohne  den  geringsten  Rückstand  zu  hinterlassen. 

i^.  Bey  derzetsiörenden  Destillation  des  wäfr 
Tigen  Antheils  des  Chylus  entsteht  eiiie  kleine  Menge 
Kohle  mit  Spuren  von  phosphorsaurem  Kalk^  von 
Kochsalz  und  von  kohlensauerem  Natrnnu 


2.   Untersuchung  der  Lymphe» 

Die  Flüssigkeit,  "welche  in  dem  Brustgang^de ' 
Thiere  gefunden  wird,  nachdem  sie  vier  undzwan- 
zig  Stunden  ohne  Futter  geblieben ,,  ist  vollkommen 
durchsichtig  und  farbenlos,  und  scheint  in  keiner 
Hinsicht  von  der  Flüssigkeit  der  lymphatischen  Ge- 
fäfse  verschieden  zu  seyn.  Defshalb  kaim  öie  als  reine 
Lymphe  betrachtet  werden. 

Sie  hat  folgende  Eigenschaften  : 
1.  Mit  Wasser  mischt  sie    sich  in  jedem  Ver- 
hältnifs. 

•     52.  Vegetabilische  Farben  verändert  sie  nicht. 

3.  Sie  gerinnt  wieder  in  der  Hitze,  noch  durch 
Sauren,  noch  durch  Alkohol,  aber  durch  das  letzte 
Beagens  -wird  sie  etwas  getrübt. 

4.  Wenn  sie  bis  zur  Trockne  abgedampft  wird, 
so  bleibt  ntir  ein  geringer  Rückstand. 

^  5'  Bey  der  Einäscherung  derselben  in  einem 
Platintiegel  giebt  der  Rückstand  etwas  salzsaures 
Natron ,  allein  von  Eisen  findet  sich  nicht  die  ge- 
ringste Spur. 


üb.  d.Blut  u.  vcrw.  tliien  Flüssigkeiten.  577 

6.  Als  die  Lymphe  der  Wirkung  einer  electro- 
bemischen  Batlerie  ausgesetzt  wurde,  welche  aus 
wanzig  ^vierzülligen  Plattenpjfaren  von  Kupfer  und 
'Aiik  bestand,^  so  entwickelte  sich  eine  kaliscbe  Sub- 
tana  am  negativen  Pole  und  zugleich  sonderte  sich 
reronnenes  Eyweifs  ab;  am  positiven  Pole  zeigte 
sich  blofs  Salzsäure  ,  so  weit  man  aus  der  gerin- 
gen Menge  von  Lymphe,  womit  operirt  wurde, 
ichliefsen  konnte, 

5.  Eemerkungen    über   die  Analyse  des 

Blutwassers^ 

Das  Blutwasser  ist  so  häufig  und  sorgfältig  von 
Chemikern  untersucht  worden ,  dafs  es  uniiöthig 
seyn  würde,  'hier  bis  ins  Einzelne  der  Analyse  dessel- 
ben einzugehen  ;  ich  will  daher  nur  solche  Umstände 
berichten ,  die  »ich  insbesondere  auf  den  Hauplge* 
genstand  gegenwärtiger  Untersuchung  beziehen, 
und  von  den  oben  erwähnten  Chemikern  nicht  be- 
rücksichtigt  worden  sind. 

Die  Flüssigkeit,  ivelche  von  dem  in^  der  Wärme 
geronnenen  Serum  abfliefst  und  von  den  Physiolo- 
gen Serosität  gerfannt  wird ,  betrachtet  man  gew  öhn- 
lieh  als  eine  Verbindung  von  Gallert  mit  etwas  N^- 

-  -  « 

trum ,  Ammoniak  und  kleinen  Antheilcn  salziger 
Substanzen,  als  salzsauren  Natrons,  und  Kalis,  und 
phosphorsanren  Kalks.  Bostok  hält  sie  für  eine» 
Schleim. 

Verschiedene  Versuche,  welche  ich  bey  einer 
frühern  Gelegenheit  über  das  Blutwasser  anstellte, 
bewogen  mich,    die  Serosität  als  eine  Verbindung 


^'! 


378  Brande's  Untersuchungen  "' 

von  Eyweifs  mit  einem  Ueberniaafs  von  Kali 
nehmen,  und  dessen  Gerinnung  mit  der  Gerinni 
des  Weifsen  im  Ey  und  anderer  Abänderungen 
Albumen  für  analog  zu  halten.  Um  hierüber 
Gewifsheit  zu  gelangen  ,  und  um  zu  erfahren, 
-Gallerte  in  dem  Seriitu  vorhanden  ist,  itellte 
folgende  Versuche  an. 

Zwey   Unzen  reines  Semm  wurden   m  eint 
Marienbade   erwärmE,    bis  zur  voilständigüQ  Geriii- 
iiung:   düsCoDgulum,  ui  Stückezerschnitten, 
einige  St^mden  lang  in  vier  Unzen  destillirtem  Wassn 
digerirt  und  darauf  ültrirl. 

Die  klare  Flüssigkeit  färbte  das  CurcumepapJt 
braun,  und  bewirkte  einen  reichlichen  Niederscbli 
in  der  Oallustinctur.  Abgedampft  bis  auf  eine  hall 
-  Unze  gerann  sie  bey  derErkaltung  zu  einer  Gallert^ 
Bey  dem  Zuschütten  von  verdünnter  Schwefelsäi 
und  Sdlasäure  wurde  sie  etwas  trübe,  aber 
wirkte  nicht  darauf. 

Aus  diesen  Probeversuchen  hätte  ich  schlierten 
können,  dafs  nur  Gallerte  von  dem  Wasser  aufge' 
iiommen  wori^en  sey;  da  aber  eine  kaiische  Auflö- 
sung mit  Eyweifs  ebenfalls  eine  gallertartige  Masii 
bildet,  wenn  sie  sehr  eingeengt  ist,  und  das  Ey- 
weifs eben  so  wohl  wie  die  Gallerte  vom  Gerbestoff 
niedergeschlagen  wird  ,  so  war  ich  geneigt,  auEden 
ersten  Anschein  so  lange  nur  geringe*  Vertrauen  sn 
setzen,  bis  ich  die  Auflösung  nach  der  genauesten 
Methode  der  elektrischen  Zersetzung  untersucht 
haben  würde.  Als  ich  sie  in  die  galvanische  Kette 
brachte,  so  wurde  meine  Vermutbung  bestätigt 
durch  die  schneÜe  Geriauiuig ,   welche  am  negaÜ- 


'       V 


üb.  d.  Blut  u.  verw/  lluer.  Flussiglseiten.  379  . 

ren  Drathe  eintrat.  Defshalb  veranstaltete. ich  noch 
finige  weiiere  Versuche, .  um  ein  Resultat  fest^tt 
stellen« 

Eine  Unse  des  flüssigen  reinen  Serums  iimrde 
mit  drey  Unzen  destillirten  Walsers  verdünnt.  Dia 
Leiter  einer  Batterie  von  dreyfsig  vieHölligen  Plat- 
tenpaaren wurden  in  die  Flüssigkeit  getaucht  und 
in  einer  Entfernung  von  zwey  Zoll  aus  einander 
erhalten.  Das  Elektrisiren  dauerte  drey  und  eine 
halbe  Stunde,  während  welcher  Zeit  das  festgewor-  • 
deneEyweifs  nach  und  nach  herausgenommen  wurde. 
Nach  Verlauf  dieser  Zeit  fand  keine  Gerinnung  fer- 
ner Statt :  es  begann  eine  Zersetzung  des  Wassersr 

Durch  vorherige  Versuche  versichert ,  dafs  die 
Gallerte  nicht  verändert  wird  durch  elektrische  Ein- 
wirkung, suchte  ich  ferner  zu  erfahren,  ob  nach 
der  vollständigen  Absonderung  des  Eyweifses  noch 
Gallerte  in  der  Auflösung  enthalten  sey:  defshalb 
untersuchte  ich  die  Flüssigkeit ,  woraus  das '  £y- 
weifs  ausgeschieden  war,  mit  einer^'Gallustinctur 
und  fand,  dafs  sie  dadurch  nicht  verändert  w^irde« 
Auch  ^nd  sich  keine  Gallerte,  als  die  Flüssigkeit 
bis  zur  Trockne  abgedampft  wurde. 

Zwey  Unzen  verdünnter  Schwefdsäüre  wurden 
zu  Einer  Unze  Serum  geschüttet :  die  Mischung  er- 
hielt  aogleich  ein  gallertähnliches  Ansehen;  sie 
■wurde  erhitzt  und  eine  vollständige  Gerinnung  des 
Eyweifses  trat  ein.  Der  flüssige  Antheil  wurde 
durch  ein  Filter  abgesondert.  Die  Elektricität 
hwchte  keine  Wirkung  hervor,  auch  entstand  durch 
einen  Öalläpfelaufgufs  kein  Niederschlag. 


/ 


I 

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-• 


«>t  • 


M 


380  Brande's  Untersuchungen 

Ich  wiederholte  den  ersten  Versuch/  indem  ici 
zwanzig  Tropfen   einet  Auflösung  von  Fischlei 
dem  Serum  zusetzte :    die  Flüssigkeit  ^   welche  n 
«urückblieb  ,     nachdem    das     Ejweifs     vermitte 
der  Elektricität  gänzlich  ausgeschieden  war,   ga^ 
einen  reichlichen  Niederschlag  beym  Zuschütten  der 
Galläpfelaufgusses» 

■  Aus  diesen  Versuchen  kann  geschlossen  werdeiif 
dafs  die  Gallerte  im  Serum  des  Bluts  nicht  vorhan- 
den ist,  sondern  dafs  die  Serosi tat  desselben  ausEy- 
weifs  mit  Kali  verbunden  besteht,  wodurch  die  Ein- 
wirkung der  gewöhnlich  angewandten  Reageptien 
bestimmt  wird. 

Um  zu  erfahren ,  ob  Eisen  im  Blutwasser  ge- 
genwärtig ist,  wurde  eine  Pinte  desselben  bis  zur 
Trockne  abgedampft,  und  in  einem  Tiegel  nach 
und  nach  in  Kohle  verwandelt,  welche  man  darauf 
einäscherte  und  in  Salzsäure,  vermischt  mit  einigen 
Tropfen  Salpetersäure,  digerirte.  Einige  Kohlen- 
theilchen  blieben  unaufgelöst«  Die  Auflösung  wurde 
mit  Ammoniak  gesättigt,  wodurch  ein  reichlicher  I 
Isfiederschlag  von  phospborsaurem  Kalk  entstand, 
begleitet  von  äufserst  geringen  Spuren  von  Eisenoxjd.    j 


/•  Einige  J^ersuche über  das  Coaguluni desBluts, 

**'•  Aus  HatchetVs  schätzbaren  Untersuchungen  über 

den  chemischen  Gehalt  der  vefschiedeneu  Abände- 
rungen des  geronnenen  Eyweifses  geht  hervor,  dafs 
diese  Substanz  in  ihren  äufsern  Eigenschaften  nur 
wenig  verschieden  ist,  sie  mag  nun  aus  dem  Blut- 
kucheii,   oder  durch  Auswaschen  der  Muskelfaser, 


I 


üb.  drBlutu.  verw.  tliier.  Flüssig!^ eitern/  53 i 

<?der  äa&  andern  organischen  Körpern  gewonnen 
"Worden  seyn,    dafs  jedoch  das  Verhältnifs  der  erdi- 

!^geh  und  salzigen  Stotfe'in  den  verschiedenen  Ab- 
änderungen beträchtlich  abweicht.      Hier  bemerke 

.  ich  nur ,  dafs^  in  der  Asche ,  welche  man  bey  der 
Verkohlung  und  Verbrennung  des  Eyweifses  im 
Slute  erhält,   keine  bestimmbare  Monge  von  Eisen 

-  gefunden  wird. 

,    Die  Anwesenheit  des  Eisens  in  dem  färbenden 
.  Stoffe  des  Blutes  suchend,  veranstaltete  ich  folgende 
Versuche  mit  dem  Blutkuchen. 

Zwey  Finten  Blut  wurden  in  zwey  besondern 
Gefäfsen  aufgefangen.  Der  eine  Antheil  wurde  det 
firey willigen  Gerinnung  überlassen,  der  andere  hin-^ 
gegen  eine  halbe  Stunde  mit  einem  Holzstäbeben 
umgerührt.  Bey  der  Absonderung  des  Coagulun^s 
blieb  der  gröfste  Theil  des  färbenden  Stoffs  in  dem 
Blut  Wasser  Schwimmend  zurück.  Die  beiden'  ge- 
w^onnenen  Antheile  wurden  jetzt  in  einem  Marien* 
bade  getrocknet,  und  gleiche  Geyirichte  desselben 
in  einem  Platinatiegel  zu  Kohle  und  darauf  zu  Asche 
verbrannt.  Die  Asche  Wurde  in  Salpeter-Salzsäure 
digerirt,  und  die  Auflösung  mit  Ammoniak  gesät- 
tigt, um  sowohl  den  phosphorsauren  Kalk,  als  auch 
das  Eisen ,  welches  darin  vorhanden  seyn  möchte, 
niederzuschlagen.  Der  Niederschlag,  getrocknet 
und  mit  verdünnter  Essigsäure  behandelt,  welche 
denselben  fast  ganz  auflöste,  zeig^te  eine  sehr  schwache 
Spur  von  zurückbleibendem  rothen  Eisenoxyd,  des- 
sen Menge  in  beiden  Antheilen  gleich  war,  aber  so 
gering,  dafs  sie  kaum  bemerkt  werden  konnte. 


afi»' 


Brande's  Unter sucl innren 


Man  kann  mit  Recht  schliersen,  dafs,  werndef 
färbeii'le  Stoü'  de»  Bluts  aus  Eisen  in  irgend  eijiei 
V«(biiii]ung  bestäijde,  eine  verhältnifsmäfsig  weil 
gröfsere  Menge  dieses  MtyjlJs  in  dem  ersten  BloP 
ICDchcti  gefunden  werden  miifäte  ,  als  in  den 
]ct2iei)  geronnenen  Aniheiie;  allein  häufige  Wit'. 
derholungen  dieser  Versuche  haben  gezeigt, 
diefa  nicht  der  Fall  ist,  und  die  naclistebendei 
Untersuchungen  scheinen  diefs  entscheidend  daii 
anthun. 

Der  färbende  StnfF  einer  Pinte  Bluu  -vcurdf 
durch  Schütteln  im  Blutwasser  verbreitet,  tind  nacbi 
der  Absonderung  des  geronnenen  Blutkuchens  dem 
allmShligen  ruhigen  Niederfallen'  in  der  Feuchtig- 
lieit  «iberlassen  ;  nach  24  Stunden  ^vurde  das  War^ 
Blutwasser  abgegossen  von  dem  Bodensatze,  wel^ 
cber  den  färbenden  SiolF  enthielt.  Dieser  m 
zur  Trockne  abgedampft,  zu  Asche  verbrannt  und 
die  Asche  untersucht,  wie  bey  den  vorigen 
suchen;  allein  die  Spuren  von  Eisen  Ovaren  hiep 
eben  »0  undeutlich  ,  als  bey  den  vorhin  erwähnteff' 
Versuchen  ,  obgleich  eine  beträchtliche  Menge  i^ 
benden  Stoffs  angewandt  worden. 

5.)  Untersuchungen  über  den  färbenden  Stog 
des  Bluts. 

1.  Diesen  Stoff  zu  gewinntfn,  wandte  ich  ge- 
wöhnlich venöses  Blut  an,  welches  während  sei- 
ner Gerinnung  geschüttelt  ward  ;  nach  AbsOi 
derung  des  Faserstoffs  blieb  der  färbende  Stoff  : 
dem  Blutwasser   schvrimmend  zurüclti    nud   ■«! 


ixh.  d.  Blut  u.  verw.  thier.  Flüssigkeiten.  383 

# 

te  sieb  darin  n^h  und  nacib  zu  Boden ,  da  der- 
selbe in '  dieser  Flüssigkeit  schwer  auflöslich  ist. 
B^ach  dem  Abgiefsen  des  darüber  stehenden  Blut^ 
«rassers  blieb  /der  färbentle  Stoff  sehr  concentrirt 
aarück. 

fi.  Wenn  der  färbende  Stoff  urttc^  einem  Ver- 
grofserangsglase  betrachtet  wurde ,  so  erschien  der« 
selbe,  wie  Lewenkoek  zuerst  bemerkt «  in  Gestalt 
Ueiner  "Kügelchen.  Diese  werden  gewöhnlich  als 
auflöslich  im  Wasser  beschrieben ,  eine  Angebe^  die 
mit  meinen  Beobachtungen  nicht  übereinstimmt, 
und'  durch  die  genaueren  Untersuchungen  des  Dr* 
jToii»^  entschieden  widerlegt  wird. 

3.  Werden  diese  rothen  Kugelchen  mit  Wasser 
übergössen,  so  löst  es  den  Farbestoff  auf,  während 
die  Kügelcheo  entfärbt  werden ,  und  auf  der  Ober- 
fläche der  Flüssigheit  schwimmen. 

Diese  Auflösung  des  Farbestoffs  ist  lebhaft  rotfa, 
und  nicht  zur  Fäulnifs  geneigt.  Sie  bleibt  unver- 
ändert in  der  Wärme  bis  zu  einer  Temperatur  vpil 
190— -200®  F.>  aber  bey  höherer  Temperatur  trübt 
lie  sich,  und  läfst  einen  hellbraunen  Bodensatz 
fallen.  Wird  sie  in  diesem  Zustande  auf  ein  Filter 
geschüttet ,  so  fliefst  das  Wasser  farbenlos  ab.  Also 
zerstört  die  Hitze  nicht  allein  das  Roth»  sondern 
macht  auch  den  färbenden  Stoff  unauflöslich  im 
Wasser« 

Alkohol  und  Schwefeläther  trüben  ebenfalls  die 
Auflösung  y  und  wenn  diese  Mischung  filtrirt  wird» 
10  erhält  man  eine  farbenlose  ^nd  durchsichtige 
Flussigkeiti 


384-  Brande's  Unter sucliiin gen 

%  Der  Stoff,  welcher  auf  dem  Filter  auiu 
bleibt,  ist  unauflöslich  im  Wasser,   im  Alkohol  ua 
im  Schwefeläther,     aber  in    verdünnter   Salzsä 
oder  Schwefelsäure  erwärmt,   wird  er  zum  Th^ 
aufgelöst ,  und  bildet  eine  braune  Flüssigkeit. 
Dieser  auflösliche  Antheil  ist  oline  Zweifel 
durch  Hitze  umgeänderte  färbende   Stoff;    der  u» 
auflüsliche  Antheil  hingegen  hat  alle  Eigenschafteil 
des  Eyweifses. 

5.  Die  Säuren  wirken  auf  den  färbenden  Sto: 
auf  folgende  Weise: 

Salzsäure  auf  den  färbenden  Stoff  gegossen,  mache 
.  einen  Theil  desselben  fast  unauflöslich ,  und  giebt. 
ihm  eine  braune  Farbe;  ein  anderer  Antheil  \viid 
Ton'der  Säure  aufgenommen,  und  bildet  damit  eine 
Flüssigkeit,  welche  bey  zurückgeworfenem  Licht« 
dunkel  carmoisinrOth  erscheint,  allein  wenn  sie  ge- 
gen das  Licht  gehalten  bey  durchgeworfenem  Lichte 
.  betrachtet  wird,  so  hat  sie  eine  grünliche  Farbe. 

Diese  Auflösung  bleibt  durchsichtig  und  ihre 
Farbe  bleibt  ungeschwächt,  auch  wenn  sie  lange 
dem  Lichte  ausgesetzt  wird,  sowohl  in  Berührung 
mit  der  Luft,  als  aufbewahrt  in  verschlossenen  Ge- 
fäfsen.  Durch  die  Siedehitze  wird  die  Farbe  eben* 
"falls  nicht  zerstört. 

Der  Galläpfelaufgufs  bringt  keine  Veränderung . 
in  der  salzsauren  Auflösung  hervor ,  auch  leidet  die 
Fa^rbe  nicht  durch  kohlensäuerliche  Alkalien ,   selbst 
Wenn  sie  in  beträchtlichem  Uebermaafse  zugesetzt 
werden. 

Die  Auflösung  wird    braunroth  durch    Ueb^- 
•ättigung   mit  ätsiendem  Kali,     aber    joicht  durch 


I 


üb.  d.  Blut  u.  vel-w.  tliier.  Flüssigkeiten.  3g5 

ilatron   oder  durch  Ammoniak :    diese,  und  vorzüg- 
icH  da^kitztere»  erhöhen  vielmehr  ihre  rothe  Farbe. 

Wenn  sie  beträchtlich  verdünnt  wird  durch 
ÜTasser,  so  schwächt  sie  ihre  ursprüngliche  Farbe» 
anddasGrün^  welches  sie  sonst  nur  gegen  das  Licht 
gehalten  zeigt,   tritt  deutlicher  hervor. 

Diese  Auflösung  zu  bereiten,  wurde  häufig 
i3ei  Blutkuchen,  in  Stücken  zerschnitten,  ange- 
•^andt,  und  in  einer  Mischung  von  gleichen  Thei- 
len  Salzsäure  und  Wasser  bey  einer  Temperatur  zwi- 
schen 150^  bis  200°  F.  digerirr.  Nach  3  oder  4Stun- 
dcn  wurde  die  Säure  abgegossen  und  filtrirt.  Die 
Hare  Auflösung  glich  in  jeder  Hinsicht  der  vorhin 
Tjcschriebenen ,  doch  hatte  sie  vor  dem  Filtriren 
eine  schmutzig  oraune  Farbe. 

Ein  Theil  dieser  salzsauren  Auflölung  wurde- 
2ja  Marienbade  bis  zur  Trockne  abgedampft ;  sie  be- 
hielt ihre>  Farbe  bis  zuletzt,  da  sie  in  dem  Ab- 
dampfgefäfse  ein  durchsichtiges  Häutchen  voi^ 
schmutzigrother  Farbe  zurückliefs.  Wieder  aufge- 
löst in  Salzsäure,  bekam  sie  ihre  vorige  Farbe 
wieder.  Die  Auflösung  in  Wasser  war  mehr  braun 
.als  roth. 

Schwefelsäure  mit  9  oder  10  Theilen  Wasser 
verdünnt ,  bildet  ein  treffliches  Aaflösungsmittel  für 
den  i'ärbehden  Stoff  des  Bluts.  Die  Säure  kann 
auch  concentrirter  angewandt  werden,  allein  in 
diesem  Falle  wird  die  lebhafte  Farbe  der  Auflösung 
leicht  geschwächt;  wenn  sie  aber  noch  mehr  mit 
Wasser  verdünnt  ist,  so  erfolgt  die  Einwirkung 
langsam  und  unsicher.  Es  ist  gleichgültig ,  ob  zu 
Journ.  f.  Ch0m.  u.  Vhys.  16.  Bd.  4.  tieft.  v\ 


386  Brandes  Untersuchungen 

dieser  Auflösung  der  Bodensatz  des  färbenden  Sto: 
oder  der  Blutkuchen  angewandt  wird. 

Verdünnte  Schwefelsäure  dem  färbenden 
zugesetzt  9    färbt    ihn   schwach    purpürroth, 
wenn  keine  Hitze  angewandt  worden,     so  bin 
die   abgegossene    und    durchs    Filter    abgesdnd 
Säure    ungefärbt.       In    der    Kälte    löst    verdü 
Schwefelsäure  den  färbenden  Stoff  nicht  auf« 

Ein  Theil  geronnenen  Bluts ,    in    Stücke  le^ 
ichnitten ,  wurde  in  einen  Kolben  eingetragen  nnl 
mit  etwa   3  Theilen  verdünnter  SchweFelsänre, 
einem  Sandbade  erwärmt.     12  Stunden  lang  woidi 
eine  Temperatur  unterhalten ,    welche  nicht -un; 
100°  F.  war  und  212*^  F.  nicht  überstieg.      Nai 
24  Stunden  würde  die  Flüssigkeit  durch  das  FS 
abgesondert  und  erschien  nun  in  einer  schönen  Lil»' 
färbe  9    welche   jedoch   nicht    sehr  satt   war,    und 
gegen  das  Licht  gehalten  ins  Grüne  spielte. 

Diese  Auflösung  war  nicht  ganz  so  beständig 
als  die  sal^saure  Auflösung:  denn  sie  veränderte 
etwas  ihre  Farbe,  als  sie  einen  Monat  lang  in  einem 
offenen  Gefäfse  öfters  den  Sonillänstralen  ausgesetit 
wurde. 

,  Wehn  sie  mit  dem  zwey  -  oder  dreyfachen  Ge* 
wichte  Wasser  verdünnt  würde,  so  verschwand 
die  Lilafarbe,  und  die  Mischung  erschien  grünliA 

Wenn  die   schwefelsaure  Auflösung  der  Hitse 
ausgesetzt  wurde,  so  veränderte  sich  nach  und  nach' 
die  Farbe,   so  wie  die  Säure  durch  das  Abdampfen  ! 
eingeengt  wutde^   und  nachdem  sie  auf-dieHtifte  . 
ihres  Gewichts  vermindert  worden,  so  verschwand 
die  Lilafarbe. 


■ 

üb.  d.  Blut  u.  verw  tliier.  FlüssigKeit.en*  337 

^;  Auflösungen  der  reinen  ui^d  kohlensäuerlichen 
lAlkalien  der  schwefelsauren  Auflösung  imUcbermaars 
{eingesetzt ,  verwandelten  die  Farbe  derselben  in  ein 
Sräunlichroth ,  aber  in  geringerer  Menge  schwäch- 
sten sie  blofs  die  Farbe. 

Salpetersäure  zerstört  den  FarbestoiF  des  Bluts 
•leicht ,  selbst  wenn  sie  stark  verdünnt  ist :  wenige 
Tropfen  der  salzsauren  oder  schwefelsauren  Auf- 
15sung  zugesetzt»  verwandeln  allmählig  die  Farbe 
in  ein  helles  Braun,  und  stärkere  Mengen  brin» 
fgen  dieselbe  Veränderung  augenblicklich  hervor. 
Auch  unter  andern  Umständen  bewirkte  die  Salpe- 
tersäure eine  Zersetzung  des  färbenden  Stoffs,  so 
dafs  alle  Ben^ühungen,  eine  rothe  Auflösung  des- 
•elben  in  dieser  Säure  zu  erhalten,  ohne  £rfolg  - 
blieben. 

Essigsäure  löst  eine  beträchtliche  Menge  des 
Farbestoffs  auf:  die  Auflösung  hat  eine  dynkel  kirsch- 
rothe  Farbe.  Etwas  verdünnt  oder  in  Röhren  von 
'  ohngefähr  einem  Viertelzoll  Durchmesser  gegen  das 
Licht  gehalten ,  erscheint  sie  völlig  grün.  In  ihrem 
.übrigen  Verhaltlen  gleicht  sie  fast  ganz  der  salzsau- 
ren Auflötung. 

In  Oxalsäure  aufgelöst,  erhält  der  färbende  Stoff 
eine  noch  lebhaftere  rothe  Farbe ,  als  in  den  vorhin 
erwähnten  Säuren;  die  Citronsäure  wirkt  gleich 
der  Essigsäure ;  die  weinsteinsaure  Auflösung  zieht 
sich  etwas,  ins  Scharlachrothe.  An  allen  diesen 
Auflösungen  zeigt  sich  das  oft  erwähnte  Grün  im 
vorzüglichen  Grade, 

6.  Die  Einwirkung  der  Alkalien  auf  das  färbende 
Princip  des  Bluts  ist  folgende: 


388  Brande's  Üntersuchtingeil 

Lösungen  von  reinem  und  koUdnsä^ierlicheni 
Kali  nehmen  eine  beträchtliche  Menge  des  Farbe- 
stoffs auf:  diese  Auflösungen  sind  im  concentrittea 
Zustande  so  stark  gefärbt,  dafs  sie  undurchsichtig  er- 
scheinen ,  allein  verdünnt  od^r  in  engen  Gefäbeü 
leiiigeschlössen,  zeigen  sie  eine  hellrothe  Farbe. 

Im  ätzenden  und  kohlensäuerlichen  Natrüm 
aufgelöst,  erhält  der  Farbestoff  eine  carmoisinrothe 
iFarbe,  welche  sehr  licht  ist,  so  lange  die  Auflösung, 
nicht  verdünnt  wird»  ^ 

Die  Auflösung  des  Farbestoffs  im  tropfbarfluft- 
eigen  Ammoniak  nähert  sich  noch  mehr  dem. Schar- 
lachroth,   als  die  vorigen  alkalischen  Auflösm^geii* 

Wenn  diese  alkalischen  Auflösungen  mit  Salzsäart 

oder  verdünnter  Schwefelsäure  übersättigt  wenden» 

,«o  bekommen .  sie  eine  Farb6  ^  welche  beynahe  der 

täxhe  oben  erwähnter  säuret  Auflösungen  gleich  ist. 

Salpetersäure  in  geringen  Mengen  oder  bis  zur 
Sättigung  den-  alkalischen  Auflösungen  zugesetzt,  er- 
liöht  die  Farbe  der  drey  Mischungen ;  aber  w^nä 
die  Säure  nur  ein  wenig  vorwaltet,  so  entsteht  ein 
tommeranzengelb,  welches  bald  in  ein  lichtet 
üelh  übergeht;  / 

Die  alkalischen  Auflosungen  könneh  fast  bis  znr 
Trockne  abgedampft  werden,  ohne  dafs  sie  ihrd 
frothe  Farbe  verlieren;  bey  der  Abdämpfung  der  Am- 
moniak^uflösung  entweicht  das  Alkali,  und  eine  röth- 
lichbraune  Auflösung  des  Färbestoffs  im  Waifei 
bleibt  zurück. 

\ 


II     ■! 


\ib, d.  Blut  u.  ven^/thierischerFlüssiglceiton.  jgg 

Najchdem   m    obigen  Versuchen    dßs   färbende 
Trincjp   des  Bluts  für  sich  untersucht  \Vorclen,  be- 
mühe te  ich  mich  zu  erforschen ,    in  wiefern  djesei^ 
Stoff,    gleich  andern  Farbestoffen,    fähig  sey,    Ver- 
bindungen einzugehen.     Die  Versuche  darüber  fol- 
'gen  hier  in  der  Reihe ,  nach  \!velch^r  sie  angestellt^ 
wurden. 

1.  Reine  Alaunerde  wurde"  der  eingeengten  AuP» 
lösung  des  Färbestoff^s  im. Wasser  zugesetzt,  und  die 
Mischung  nach  vier  und  zwanzig  Stunden,  während 
^welcher  Zeit  sie  häufig  umgc&cbüttelt  worden,  auf 
ein  Filter  gegossen,  und  der  Rückstand  mit  heifsem 
desHlÜKten  Wasser  ausgesüfst.  Die  filtrirte  Auflö- 
sung hatte  viel  von  ihrer  ursprünglichen  Farbe  ver- 
loren,  und  die  Alaunerde  hatte  eine  rpthe  Farbe 
angenommen.  Getrocknet  bey  einem  Wärmegrade; 
von  etwa  8P°  ?•  erhielt  die  Alaunerde  eine  braup^ 
Farbe.    ,     i  • 

ö.  Zweyj  Hundert  Gran  Alaun  wurden  aufgc-« 
löst  in  vier  Unzen  der  Auflösung  des  Farbestofts, 
80  wie  diese  bey  i/Sn  vorigen  Versuchen  angewandt 
worden.  Die  Farbe  der  Mischung  war  lebhaft  roth^ 
Flüssiges  Ammoniak  wurde  zugesetzt ,  der  Nieder- 
'  schlag  gelaipmeU.  und  sorgfältig  getrocl^net:  diesei: 
war  schmutzig  roth,  und  einige  Tage  dem  Lichte 
ausgesetzt,  erhielt  er  ein^  braune  Farbe, 

Aus  diesen  rind  andern  Versuchen ,  deren  w^h  ' 

\  tere  Anführung  hier  unnöthig  ist,  scheint  sich  zii 

ersehen,  dafs  die  Alaunerde  mit  dem  Farbestoff  de» 

ÜUits  kein  standhaftes  Roth  darstellen  kann;  es  wur^ 

den  defshalb  Versuche  piit  dem  Zinuoxyde  angestjellt^n 


ggo  Brandes  Untersuchungen 

>3.  Fünfzig  Gran' Icrystallisirtes  salzsau^es  Zinn 
wurden  aufgelöst  in  vier  Unzen  der  Auflösung  des 
FarbestofFs:  diese  nahm  sogleich  eine  Purpurfarbe 
an»  und  verwandelte  eich  nachher  in  Braun.  Sie 
wurde  mit  dem  Doppelten  ihre»  Gewichts  Wasser 
▼erdünnt  und  in  einem  verschlossenen  GefaCse  zur 
Seite  gestellt.  Nach  drey  Tagen  fand  sich  am  Bo*  i 
den  dei  Gcfäfses  eine  kleine  Menge  hellrothen  Pul- 
vers »  welches  eine  Verbindung  des  Farbestoffs  mit 
deih  Zinnoxyde  war.  Ein  Theil  desselben,  mehrere^ 
Wochen  im  Wasser  aufbewahrt,  behielt  seine  Farbe 
^unverändert ;  al«  es  aber  getrocknet  und  -der  Luft 
ausgesetzt  wurde,  so  verlor  es  seine  glänzende  Fär- 
bung^ und  nahm  ein  unangenehmes  roth  an. 

Zu. einer  gleichen  Mischung  von  salzsaurem  Zinn 
mit  einer  Auflösung  des  Farbestoffs  wurde  Kalilösung 
bis  zur  Zersetzung  des  .Zinnsalzes  zugesetzt.  Der 
erhaltcneNiederschlag,  getrocknet  an  der  Luft,  hatte 
eine  unangenehme  rothe  Farbe,  aber  veränderte  sich 
nicht  weiter,  obgleich  derselbe  drey  Wochen  der 
vereinten  Einwirkung  des  Lichts  und  der  Luft  aus- 
gesetzt war. 

4.  Da  das  saure  -weinsteins.aure  Kali  die  Farbe 
des  Bluts  erhöht,  ^0  wurde  ein  Versuch  angestellt, 
durch  eine  Mischung  dieses  Salzes  und  des  Zinn- 
okyds  mit  dem  Blute  das  Verfahren  der  Scharlach- 
färberey  vermittelst  Cochenille  nachzuahmen :  allein 
obgleich  die  Mischung  ein  lebhaftes  Roth  hervor- 
brachte, so  verschwand  diefs  doch  .wieder  bey  dem 
Trocknen  in  mäfsiger  Wärme,  und  glich  dann  jenen 
vorhin  erwähnten  Verbindungen« 


V 


üb.  d,  Blutu.  verw.  thierische  Flüssigkeiten!  591 

Die»e¥  Versuch  wi^rde'^uf  mannichfaltige  Weise 
abgeändert»  und  dabey  das  Zinnsalz  als  ein  Beiz« 
mittel  für  Wolle »  Leinewand  \i.  s.  w.  angewandt« 
allein  der  Glanz  der  Farbe  war  nie  dauernd. 

5.  Da  icti(  gefunden  hatte,  dafsein  Galläpfel- 
aufgufs  und  eine  Abkpchung  der  Eichenrinde  die 
Farbe  des  Bluts  nicht  schwächt;  so  glaubte  ich» 
dafs  der  Gerbstoff  hier 'als.  ein  Beizmittel  dienen 
Könne»  wie  dieser  auch  wirklich  von  den  Färbern^ 
angewandt  wir^ »  solchen  rotheu  Farben  Festigkeit 
SU  geben.  Ich  tauchte  daher  ein  Stück  Zitz  in  eine 
Abkochung  von  Eichenrinde»  und  zog  es  nachher 
durch  eine  Auflöjsuilg  des  Färbestofts:  es  bekam 
eine  eben  so  schmutzige  rothe  Farbe »  als  entstand, 
>venn  l^ein  Beizpiittel  angewandt  worden  war; 
wenn  aber  dieser  Versuch  mit  einer  kaiischen  Auf- 
lösung des  Farbestpifs  angestellt  wurde »  so  entstand 
eine  rothe  Farbe,  die  dem  gewöhnlichen  Krapp 
gleicht»  \nnd  die»  so  weit  ich  mich  überzeugt  habe, 
dauernd  ist. 

6.  Der  Farbestoff  des  Bluts  wurde  in  einer  Auflö- 
sung von  saurem  essigsauren  Bleyoxyd  vertheilt: 
die  Mischung  war  lebhaft  roth;  eine  frey willige 
Veränderung  derselben  fand  nicht  St^tt,  und  bey 
dem  Zusetzen  eines  Alkali  entstand  ein  weifse^  Nie- 
derschlag, während  die  Flüssigkeit  ihre  vorige  Farbe 
behielt.  Aus  diesen  und  andern  Versuchen,  welche 
dahin  abzweckten,  das  Bleyoxyd  mU  4eni  färben- 
den Stoffe  des  Bluts  ?su  verbinden^  scheint  hervor* 
zugehen,  dafs  zwischen  diesen  bei4en  Körpern  ' 
keine  Anziehung  Statt  findet. 


59^  Brandes  Untersuchungen 

7.  Das  iTvirksanisten  Beizmittel  für  den  Farbe- 
5toiF  des  Bluts  sind  die  Quecksilberanflösnngen,  vor« 
züglich  4^s  salpetersaure  Quecksilberoxyd  und  der 
ätzende  Sublimat. 

Zehn  Gran  salpetersaures  Qu^cRsilbieroxjd  (in 
der  Wärme  bereitet  und  das  rothe  Oxyd  enthaltend) 
ivurden  in  2  Unzen  einer  Auflösung  des  färbenden 
Stoffs  aufgelöst.  Nach  einigen  Stunden  setzte  sich 
eine  dunkelrothe  Masse  ab  5  welche  aus  einer  Ver- 
bindung des  Quecksilberoxy.ds  mit  dem  FarbestölF 
und  einenf  geringen  An th eile  geronnenen  Ejweifses 
bestand.  Die  Flüssigkeit  hatte  ihre  rothe  Farbe 
fast  gan%  verloren. 

.  Das  Salpetersäure  Quecksilberoxydul  (schwane« 
Oxyd  enthaltend)  bringt  fast  dieselbe  Wirkung  her- 
vor; doch  ist  die  Mischung  heller  roth  gefärbt. 

Aetzender  Sublimat  der  Auflösung  des  färbenden 
Stoffs  zugesetzt,    färbt    sie   augenblicklich    lebhaft 
roth,  und  es   entsteht  eine  leichte  Trübung  durch 
ausgeschiedenes    Eyvvcifs.      Wenn    dieses    sogleich 
durch  ein  Filtes  abgesondert  wird,    so  setzt  sich  in 
der  Flüssigkeit  allraählig  ein  dunkelrother  oder  pur- 
purfarbner   unauflöslicher  ^Niederschlag    ab.     Von    ' 
iieu«m  filtrirt,  wird  ^  die  Flüssigkeit  farbenlos  und    i 
der  FarbestofF  bleibt  in  Verbindung  mit  dem  Queck-   / 
silberoxydul  auf  dem  Filter  gänzlich  zurück. 

Wenn  Stücke  vrollenen  Zeuges  mit  einer  Auf- 
lösung von  salpetersaurem  Quecksilber  oder  ätzen- 
den Sublimat  benetzt  und  darauf  in  eine  Auflösung 
des  Farbestoffs  des  Bluts  getaucht  -werden,  so  er- 
halten sie  eine  vollkommen  dauernde  rothe  Farbe» 


üb.  d.  Blut  u.  rervT.  tlu^r,  Flüssigkeiten.  393 

welche  be^  dem  Waschen  mit  Seife  nicht  verändert 
wird.  Mit  Hülfe  derselben  Beizmitltil  hann  auch 
Zit2  oder  Leinewand  in  einer  ammoniakalischen 
Auflösung  des  Farbestofl's  gefärbt  Avcrden. 

£s  ist  ein  sehr  befriedigender  Erfolg  dieser  Vcr- 
iDche,  dafs  der  färbende  StoIF  aus  den  Aiiflüsungen 
gänzlich  ausgeschieden  und  die  Flüssigkeit  voll«* 
ständig  entfärbt  wird» 


6.  Bemerkungen  über  die  angestellten  Versuche^ 

Aus  den  Versuchen ,  welche  in  dem  ersten  Ab- 
schnitte, dieser  Abhandlung  angeführt  sind,  erhellet, 
dafs  die> Schwefelsäure  den  geronnenen  Anthcil  des 
Chylus  auf  dieselbe  Weise  verändert,  wie  Hatchett 
diefs  bey  der  Einwirkung  der  verdünnten  Sal|)etcr-* 
säure  auf  das  geronnene  Ejweifs  bemerkt  hat;  doch 
Itann  der  letzte  Körper  vernjittelst  Schwefelsäure 
nicht  in  Gallerte  verwandelt  werden,  wefshalh 
derselbe  in  dieser  Hinsicht  mehr  dem  käsigen  An-» 
^  theile  der  Milch,  als  dem  geronnenen  Chylus  gleicht, 
Sowohl  dieses,  als  als  auch  die  Bemerkung,  dafs  der 
geronnene  Antheil  des  Cliylus  sich  leichter  in  ver-t 
dünnten  als  in  concentrirten  Säuren  aullöst,  deutet 
auf  eine  grofse  Aehnlichkeit  dieser  beiden  Körper,, 

Der  süfse  Geschmack  des  Chylus  führt  zu  dem 
Gedanken,  dafs  derselbe  Zucker  enthalte:  alleia 
die  Anwesenheit  desselben  ist  durch  unmittelbar« 
Versuche  noch  nicht  vollkommen  erwiesen. 

Die  Versuche  über  das  Nicht  -  Daseyn  der  Gallerte 
in  dem  Blutwasser  können  für  entscheidend  gehaU 
ten  werden;  ^ie  zeigen ,   daf».  dieser  reichliche  und 


V 

I    . 

-   \ 


\ 

1 


394.  Brandes  Untersuchungen 

vorzugliche  Grandstoff  thierischer  Körper  nicht  un- 
mittelbar au«  deiti  Blute,  wofin  man  ihn  aU  schon 
gebildet  augegeberi  hat,  ausgeschieden  wird,  son- 
dern dafi^  derselbe  ein  Prpduct  der  Secretion  ist. 

Der  flisengehalt  9  welphen  maii  hej  der  Ein- 
^scherung  verschiedener  Artender  thierischen Kohl^ 
bemerkt,  ist  weit  unbeträchtlicher t  als  man  ihn 
erwarten  sollte,  und  die  Versuche  des  ersten  Ab- 
schnitts dieser  Abhandlung  zeigen,  dafs  derselbe 
nicht  reichlicher  vorhanden  ist  in  dem  färbenden 
Stoffe  des  ßluts,  als  in  den  übrigen  thierischen  Kör- 
pern ♦  und  dafs  dieselben  Spuren  von, jß^isen  sich 
ebtjfüalls  vorfinden  in  dem  Chylus,  welcher  weiff 
ist,  in  dem  farbenlosen  Blutwasser  yind  in  dem  aus- 
gewaschenen Blutkuchen  oder  in  dem  reinen  Faser- 
stoffe. Die  Vermuthungen ,  welche  in  dem  Ein- 
gänge dieser  Abhandlung  aufgestellt  worden,  sind 
durch  diese  Thatsachen  streng  erwiesen,  und  stim- 
men mit  der  vom  Dr.  fVplls  über  die  Bescha&en- 
heit  des  färbenden  Stoffs  im  Blute  gegebenen  Ansicht 
vollkommen  überein. 

Dafs  der  färbende  Stoff  des  Bluts  durchaus  un» 
abhängig  ist  vom  Eisen ,  geht  aus  seinem  allgemei- 
nen chemischen  Verhalten  deutlich  hervor;  und 
es  ist  wahrscheinlich,  dafs  diese  Erfahrungen  für 
die  Färberey  einst  nützlicher  seyn  werden,  als  man 
bis  jetzt  glauben  mag ,  indem  weder  die  Alkalien 
noch  die  Säuren  (mit  Ausnahme  der  Salpetersäure) 
diese  Farbe  s^erstören  können.  Die  Leichtigkeit, 
mit  welcher  die  Flecken  aus  den  Zeugen  wegge- 
schaft't  werden  können,  sobald  kein  Beizmittel  an- 
gewandt worden,  scheint  diesen  Farhestoft*  vorzüg- 


/ ' 


Üb.  d.  Blut  u.  vcrw.  thier.  Flüssigkeiten,  595 

ich  für  die  Zitzdrncicereyen  brauchbar  zu  machen. 
>ie  Versuche  sind  nicht  hinlänglich  ausgedehnt,  noch 
jenug  vervielfältigt,  um  entscheiden  zu  Können, 
)b  die  Anwendung  diese»  FarbestofFs  von  Vortheil 
'ür  die  Gewerbe  seyn  könne :  sie  würden  von  deni 
lapptgegenstande  dieser  Untersuchung  ab-  und  in 
jin  zu  weites  Feld  geführt  haben ;  allein  der  Ge^en« 
itänd  ist  von  Wichtigkeit,  Es  ist  merkwürdig, 
iafs  die  Armenier  das  Blut  in  Verbindung  mit  Krapp 
bey  ihren  feinsten  und  dauerhaftesten  rothen  Farbe- 
brüheh  anwenden,  und  dafs  es  auch  für  einen  noth- 
vrendigen  Zusatz  gehalten  wird,  die  Dauer  der  Farbe 
&u  sichern.  , 

Schonii  die  Thatsache,  dals  eine  Beymischung 
iron  Eisen  die  Färberröthe  in  grau  u  2d  schwarz  um- 
»etzt,  kann  die  Nich  tan  Wesenheit  dieses  Metalls  in 
dem  färbenden  Stoffe  des  Bluts  erweisen. 

Während  dieser  Untersuchungen  erhielt  «ich 
eine  kleine  Quantität  von  Monatflüssigkeit^,  wel« 
che  von  einer  am  prolapsus  uteri  leidenden  Frau  / 
herrührte  und  folglich  ohne  Beymischung  anderer 
Absonderungen  war.  Diese  Flüssigkeit  glich  voll* 
kommen  einer  concentrirten  Auflösung  des  Farbe*' 
atoffs  im  Blutwasser  und  gab  eine  treffliche  Gelegen- 
heit, die  Thatsachen  zu  bestätigen,  welche  vorhin 
angeführt  worden. 

Ich  konnte  nicht  die  geringste  Spur  von  Eisen 

endecken,   welches  w^ahrschefnlich ,   wenn  gleich 

in  sehr  geringer  Menge,  eben  sowohl  in  dieser  Flüs- 

sigkeit  als  in  den  vorhin  urttersuchlen  gegenwärtig 

ist:    bey  der  grofsen  Menge   des  färbenden  Stofli 


^^i.  .•'te«.i . 


596  Brandes  Unter $,ucl)itngtn 

in    dieser  Flüssigkeit  hätte   eine  verhaltniCnnärsig''' 
grof^e  Menge  Eisen  sich  zeigen  müssen,    wenn  ir- 
gend ein  Zusapimenhang  ^^wischen  Eisep  und  dem 
färbenden  Stolle  Statt  I\aben' sollte^ 

£s  ist  oben  fbeiperkt  worden,  dafs  die  künstli- 
^^hei^  Auflösungen  des  färbenden  Stoffs  gegen  "das  Licht 
gehalten,  grün  erscheinen :  diefs  wurde  sehr  deutlich 
apch  an  diesem  monatlichen  Ausflusse  beobachtet*). 

Ich  hoffe ,  dafs  die  Resultate  der  gegebenen 
Versuche  dem  Physiologen  willkommen  seyn  werde». 
Sie  erleichtern  die  Erklärung  der  schnellefi  Wißder- 
erzeugung des  Bluts  nach  sehr  starken  VerblutUDgen» 
welche  nach  der  Annahme,  dafs  das  Eisen  den 
Farbestoff  im  Blute  bildet,  unbegreiflich  ist,  und  | 
können  vielleicht]  zur  Erläuterung  mehrerer  an- 
dern räthselhaften  Erscheinungen  dienen ,  welche 
init  dem  Athmen  zusaihmenhängen.  Es  ist  "Vfohl 
nicht  unwahrscheinlich ,  däfs  di-e  Bildung  des  fär-, 
benden  Stoffs  im  Blute  mit  der  Ausscheidung  ei- 
nes Antheils  Kohle  und  Wasserstoff  in  Verbindung 
ftteht,  und  dafs  die  verschiedene  Färbung  des  Bluts 
von  einer  solchen  Abänderung  eines  thierischen 
Stoffs  abhängt,  und  nicht,  wie  Einige  angenom- 
men haben,  von  den  verschiedenen  Graden  der 
Oxydation  des  JE^iseiis  |  das  man  in  dem  Blute  fin- 
den will, 


*)  Es  ist  merkwürdig ,  dafs  in  dieser  Flussiglicit  Keint 
Kügekhen  entdeckt  werden  lioniiten :  denn  wenn  anch 
schon  eine  leichte  Fänlnifs  eingetreten  war,  so  ^konnten 
doch  die  im  Blute  beobachteten  Kügelchen  hier  bey  so 
l^e^inger  Zerset?un^  noch  nicjit  zerstört  yfrpxden  seyn. 


537 


■PI       .      I  - 


ü  e  b  e  r 

einen 

« 

's.  ' 

irystallisirten 

Hydrothionschwefelkalk 

Von 

t)r.  J.  A.  BUCHNER  in  München. 

QAvLs  einem  Briefe  an  den  Hemusgeber.) 

Xm  vorigen  Sommer  entdectcte  ich  zufällig  einen 
krystallisirten  Hydrothionschwefelkalk.  Ich  hatte 
nämlich  zu  einem  gewissen  Zwecke  in  einer  Ent- 
bindungsflasche  ge^wöhnlichen  ^aus  i  Theil  Schwe- 
fel und  2  Th.  ätzendem  Kalk  durchs  Glühen  hereite* 
ten)  Schwefelkalk  mit  Essigsäure  Übergossen,  und 
alft  die  Gäsentwickelung  nachliefs,  die  Flasche  ver- 
stopft, an  das  Fenster  des  Laboratoriums  gestellt; 
Im  Gedränge  von  Arbeiten  blieb  die  Entbindungs* 
flasche  einige  Wochen  lang  den  Sonnenstrahlen  aus- 
gese^t  stehen.    Als  ich  sie  nach  einiger  Zeit  wiede* 


398  B  u  ah  n  e  r  über  einen 

ii 
zur  Öand  nahm ,  fand  ich ,  dafs  sich  aus  der  gelbdi 

Flüssigkeit  einige  kleine  Krystalle  abgeschiedeti  hat- 
'  ten,  die  auf  iiiid  zwi9ch(en  dem  weifsen' Bodensatze 
zerstreut  lagen.  Ich  leerte  daher  den  Inhalt  det 
Flasche  in  eine  Schale  aus^  und  sammelte  die  Kry- . 
stalle.  Ich  mufs  bemerken,  Idafs  die  Flüssigkeit 
nicht  mehr  wie  frisch  bereitetes  Schwefel  wasserstoff- 
gaSy  sondern,  vielmehr  wie  faule Kochzwiebelp  roch.  \ 
Die  Krj^talle,  nachdem  sie  gut  abgewaschen  und  ge^ 
trocknet  waren ,  verloren  dieseii  unangenehmen  Ge- 
ruch nur  langsam,  und  verbreiteten  ihn  selbst  daüD, 
als  sie  völlig  geruchlos  zu  seyn  schienen,  wieder» 
wenn  sie  zerrieben 'wurden. 

Die  goniometrische  Bestimmung  der  Krystalle  , 
verdanke  ich  mein  m  verehrten  Lehrer,  Herrn  Prof. 
JBcrnhardi  zu  Erfurt. 

Die  Krystalle  stellen  zugeschärfte  sechsseitige 
]Prismeft  vor,  für  deren  Grundform  (Fig.  i.)  man 
ein  Rectanguläroctaeder  annehmen  kann,  in  welchem 
die  Kante  B,  >  die  Kante  F,  und  die  gerade  Linie,  die 
von  O  nach  O  gezogen  werden  kann,  in  dem  Ver- 
hältnisse von  i:  y*3,:  y6  stehen. 


krystallisirten  Hydroüiionschwcfellialh.  399 
Fig.    s. 


M 

-7 

Bey   dierer   VoraussetzUttg   tanr«  die  Form,  iil 
ilcher  sich  die  Krystalle  (Figt  fi.)  dargtellen«  mit 


FM    o 

seichnet  -werden.  Der  £infalU\vin1wl  VOtt 
P  aaf  P'  beträgt  datiu  109°  ßg'  16'' 
P  _  o  _  —  ie5°  15'  6" 
M  —  M'  —  —  135°  35'  4" 
M  —  0  —  —  112°  12'  b8" 
Die  Flächett  o  sind  melirentbeile  etwa«  ia  di« 
ler  gestreift. 

Uebrigeiis  bleibt  bey  der  Kleinheit  der  Kryitalle 
erdings  einiger  Zweifel ,  ob  diese  Bestimmungen 
r  Wahrheit  vollkommen  gemäfs  sind.  Die  Un- 
Ukommeobeit  der  Flächen  F  liefs  nicht  einmal 


4Ö(i 


Buchner  über  einen  |1 


mit  Sicherheit,  ausmitteln,   ob  äiä  Kante  B  auf  die 
Kante  F  unter   einem  rechten  Winkel  einfalle. 

Diese  Kr^^stalle  besitzen  eine  byacynthrothe 
f*arbe  und  sind  durchscheinend.  Beym  Zerreiben 
geben  sie  ein  gelbes' Pulver,  und  entwickelnden 
bereits  oben  bemerkten  eigenthümlichen  Geruch. 
Auf  der  Zunge  erregen  sie  einen  schWefelleberard* 
gen  Geschmack. 

Im  Wasser  sind  sie  schwer  aufiöslich ,  denn  ein 
Theii  derselben  erfordert  zu  seiner  vollkommenen 
Aulliisung  ungefähr  400  Thcile  Wasser  von  mittlem 
Temperatur.  Die  Auflösung  ist  gelb  gefärbt,  Uar. 
Vom  kochenden  Wasser  scheinen  sie  serset^t  lU 
Werden,  denn  es  bildet  sich  ein  weifser  Niederschlag; 
welcher  sowohl  in  einer  grofsea  Menge- Wasser,  als 
auch  in  Salzsäure  aufiöslich  ist,  mithin  ätzender 
Kalk  seyn  mag. 

« 

Im  Alkohol  scheinen  die  Krystalle  unaiifiöslich 
ÄU  seyn. 

Die  wäfsrige  Auflösung  der  Krystalle  färbt  den 
blauen  Veilchensaftgrün,  das Curcumepapier  braun, 
nnd'das  irothe  Lafemuspapier  blau. 

Die  Salpetersäure  entwickelt  daraus  Schwefel- 
Wasserstoffgas,  und  schlägt  Schwefel  mit  schmutzig 
\veifser  Farbe  nieder. 

Das  kleesaure  Kali  bildet  damit  einen  häufigen 
Niederschlag  von  kleesaurem  Kalk. 

Wenn  die  zerriebenen  Krystalle  mit  Concentrin 
ler  SchAvefelsäure  übergössen  werden,  so  entwickeln 
isie  mit  Aufbrausen  Schwefelwasserstoffgas,  ohne 
dafs  ein  Gerach  nach  schwefeliger  Säure  bemerk* 
bar  wird. 


ystalHsirten  Hydrothionschwefellialk.  ^oi 

t  Wenn  man  die  Krystalle  einige  Zeit  lang  der 
■ospbariscben  Luft  aussetzt,  dünn  werden  aie 
,  und  blaf».  Ju  diesem  Zustande  mit  Schwe- 
re Übergossen ,  entwicheln  sie  nur  noch  eine 
■Üige  Menge  SchwefelwatserstuiVgas,  dagegen  aber 
f  (lechenden  Geruch  der  schwefeligen  Säure. 
\  Diese  Erscheinungen,  glaube  ich,  beweisen 
ireichend,  dafs  die  erwähnten  Krystalle  zusam- 
hgesetzt seyen,  ausSchwefelwaBserstoff,  Schwefel 
1  Kalk,  ich  nenne  sie  daher  Hydro tbionschwe- 
(alk.  Da  ich  nur  5  Gran  samnielu  konnte,  so 
nir  unmöglich,  sie  stächiometrisch  zu  be- 
1.  Ans  den  Niederschlägen,  welche  dieser 
nrothionschwefell^lk  mit  verschiedenen  Metall- 
■Ssungen  hervorbringt,  möchte  ich  schliefsen, 
t  »ich  derselbe  von  dem  gewöhnlichen  (durchs 
ihen  bereiteten)  Scbwefelkalk  besonders  durch 
meinen  Schwefelwasserstoffgehalt  unterscheide.  Die 
Niederschläge  sind  durchaus  dunkler  gefärbt,  als 
diejemgen,  welche  von  einer  Auflösung  des  ge- 
"Xvöhnlichen  Schwcfelkalks  bewirkt  werden,  jedoch 
«ind  sie  wieder  heller  als  die  durch  Schwefelwasser- 
stofl:'  hervorgebrachten.  Als  ich  in  eine  Auüösung 
ties  gewöhnlichen  Schwcfelkalks  in  destilUrtem 
Wasser  nur  eine  geringe  Menge  Schwefelwassert 
MoJTgas  stiömen  licfs,  dann  brachte  diese  Flüssig- 
keit in  den  Muiallauilösungen  Niederschläge  hervor, 
die  von  jenen ,  welche  der  krystallisirte  Hydro- 
thionschwefelkalk  bewirkt  ha.tte,  kaum  verschie- 
den waren. 

Ich  bin  noch  immer  durch  andere  Arbeiten  ab- 
gehalten,   dia  Versuche  fortzusetzen,     welche    ich 
lamr:  f.  Chtia.  m.  tfhyi.  iß.  Bd.  4  fi'/t.  fl)} 


•  \ 


'4.OÄ         Bachner  und  Uobereincr 

i(})er  die  Bildupg»  und  über  die  Bestandtheile 
Krystalle  anstellten  möchte.  Inzwischen  habe  ii 
diese  Krystalle  (freilich  nur  in  sehr  geringer  Menj 
auch  4urch  einen  absichtlich,  angestellten  Versnk 
dargestellt;  als  ich  nämlfch  etwas  gewöhnlicht 
(durchs  Glühen  bereiteten)  Scliwefelkalk  mit  vei 
dünnter  Salzsäure  übergofsy  und  die  Masse  na< 
dem  ersten  Aufbrausen  und  Umrütteln  in  ein< 
Flasche  verschlofs  und  mehrere  Wochen  lang  ruhij 
stehen  liefs ,  da  legten  sich  an  die  Wände  des  Glase 
Kleiivs  röthlichgefärbte  Krystalle  an,  welche  voi 
den  oben  beschriebenen  nicht  verschieden  sind. 


im 


Nächschrift  vom  Prof.  Döbereiner^ 

Wenn  man  bey  Bereitung  des  antimonhaltige 
Schwefelkalks ,  ein  Präparat ,  welches  in  der  Pha 
macie  unter  dem  Namen  Calcia  salphurato-  stibiai 
bekannt  ist,  statt  gebrannten  Kalk,  den  auf  pyr< 
chemischem  Wege  dargestellten  Schwefelkalk,  wc 
ther  den  Goldsch^i^efel  total  und  ohne  Zersetzun 
auflöset,  anwendet  und  die  Verbindung  ifi  der  kleii: 
ston  Menge  Wassers  aufgelöst  ruhig  stehen  läfst 
so  krystalh'sirt  dieselbe  ebenfalls  und  bildet  durch 
Mchtige,  dunkelbernsteinfarbene  Krystalle ,  welcb 
an  der  Luft  verwittern ,  und  auf  Zusatz  gewässerte 
Säuren  Goldschwefel  ausgeben.  Die  Krystallisirba 
keit  jenes  Präparats  habe  ich  bereits  vor-  4  Jahrei 


üb.  e.  Iviyst.  HydiüiliitjnscLwefelkalk.     403 

tobachtet  und  in  meinen  Elementen  der  pharma- 
utischen  Chemie  g.  533.  angezeigt. 

Der  oben  vom  Herrn  Dr.  Buchner  heschriebe- 
\  krystadlisirte  Hydrothionschwefelkalk  mufs  nach 
ochiometrischem  Calc^l  zusammengesetzt  seyti  aus 

Hydrothionsäure  16 

Schwefel  15 

Katk  27,5 

lex,  "wenn  es  erlaubt  ist,  eine  Verbindung  von  s 
erhältnissen  Schwefel  mit  1  Verbältnifs  Hydrogen, 
%  hydrothionige  Säure  anzusehen »  aus 

hydrothioniger  Säure  31 

Kalk  27.5 

h  habe  gefunden «  dafs  die  Alkalien  sich  auf  pyro« 
lemischem  Wege  mit  2  Verhältnifsen  Schwefel  ver- 
luden, und  Verbindungen  bilden»  welche  vonWasser 
i  hydrothionigsaure  Alkalien  verwandelt  werden. 
I.  meine  Elemente  d.  pharmac.  Chem.  $.  2%i). 


t 


40/f         J;Bdrzelius  Untersuchung 


ii 


•  i 


\ 


Beylagen 


zur 


Erläuterung  verschiedener  in  Berzeliiis  Ab- 
handlung :  Untersuchung  einiger  in  der  Nähe 
VonFahlun  gefundenen  Fossilien  vorkommen- 
den Gegenstände. 

(Fortsetzung  der  Abhandlung  Bd.  XVI.  S.  241  —  2jg.) 

1.    Untersuchung    der    Zusammensetzung  da 
GadolinitSy  von  J.  Berzelius. 

•Öowohl  bey  Ytterby,  als  beyFinbp  und  Bi^öddbö  kom- 
men  Gadolinite  vor,   die  vor  dem  Löthrohr  einige 
Verscbiedenbeit  zeigen.     Alle  haben  jedoch  eine  ge- 
meinsame Eigenschaft,  die  ich  noch  nn  keinem  mi- 
neralogischen Handbuch  angeführt  sab,  und  worauf 
mich  Dr.  WoUaston  in  London    zu  allererst  auf> 
merksam  machte.     Wenn  ein  Stück  Gadolinit  lang- 
iam  voc  dem  Löthrohr,   bis  zur  anfangenden  Glü- 
hung,  erhitzt  w^ird,    so  dafs  das  ganze  Stück  wo'; 
möglich  an  allen  Stellen  gleich  stark  erwärmt  wird, 
80  kommt  es  bjy  einer  gewissen  Temperatur  schnell 
ins   Glühen,    wie   wenn    die   Masse  Feuer  finge,  j^; 
und  dieses  Glühen  breitet  sich  desto  schneller  übet  {,g 
die  Masse  aus ,  je  gleichförmiger  man  den  Gadolinit   | 
erhitzt  hat.     Am  schönsten  wird  dieses, .weiin  mdn 
gröfsere  Stückq  Gadolinits  in  einem  offenen  Platin- 


der  Zusammensetzung  des  Gadolinits.     405 

tiegel  zwischen  Hohlen  erhitzt;  das  Feoerphäno- 
men  stellt  sich  dann  melir  gleichförmig  auf  einmal 
Über  die  ganze  Masse  verbreitet  ein,  und  wird  da- 
durch um  so  viel  glänzender.  Nachdem  diefs  vorb«y 
Üt.  findet  man,  dafs  die  schwarze  Farbe  des  Fossil« 
in  eine  grünliche  hellgraue  sich  verwandelt  hat, 
ibalich  der  Farbe  des  nicht  gebrannten  Steinpul- 
Ters;  und  während  das  nicht  gebrannte  Fossil  vor 
Sem  Brennen  von  Königswasser  unter  Entwicklung 
von  Wärme  in  Zeil  von  wenigen  Minuten  aufgelöit 
wird,  so  hann  es  nun  nicht  mehr  davon  aufgelöst 
werden,  als  wenn  man  da«  geschlämmte  Pulver  mit 
der  Säure  kocht,  was  mehrere  Tage  fortgesetzt  wer- 
den niufs,  und  dennoch  zu  keiner  vollständigen 
Zersetzung  führt.  Ich  nahm  groblichte  und  einiger- 
raaCsen  gleiehgrofse  Stücke  von  demselben  Gadolinic 
von  Broddbo,  wovon  die  eine  Hälfte  in  einem 
Platiniiegei  gebrannt  war,  und  beide  wurden  hier- 
lof  in  Königswasser  gelegt,  das  aus  demselben  Ge- 
fäf»  genommen  ^vurde,  und  neben  einander  auf 
den  Ofen  gestellt.  Der  nicht  gebrannte  Gadolinit 
War  in  Zeit  von  la  Stunden  in  lose,  weifse,  gal- 
lertartige Klumpen  von  Kieselerde  verwandelt;  der 
gebraunte  lag  noch  nach  9  Monaten  unverändert 
da.  Die  Säure  hatte  jedoch,  wie  ich  fand,  etwai 
Eisen  und  Yttcrerde  ausgezogen.  —  Die  Verglim- 
mnng  des  Gadolinils  ist  daher  von  ganz  gleicher 
Natur  mit  der  Feuererscheinung,  welche  bey  meh- 
Teien  metallischen  Stibiaten  sich  zeigt  *)  die  nach 


■]  S.  dieses  JonmU  Bd.  VI.  S.  169. 


i   1 


4.06  J.  B  erzeig  US  .Untersuchung 

der  Verglimmung  eine  bleichere  Farbe  bekommen, 
oder  weifs  ^erden,  und  hartnäckig,  wo  nidU/ 
ganz  lind  gar,  der  zersetzenden  Wirkung  concea« 
trirter  Säuren  widerstehen. 

Die  Feuererscheinung  zeigt  sich  bey  dem  Gado- 
linit  von  Ytterby  auf  zwey  verschiedene  Arten;  ent- 
weder braust  das  Fossil  auf,  wie  Borax  oder  essig- 
saurer Kalk ,   und  die  Verglimmung  ist  schwächer 
und   erscheint  blofs  dicht  an  der  von  der  Flamme 
des  LÖthrohrs  am   meisten   erhitzten  Stelle,    oder 
auch  der  Stein   behält   seine  Form  bey',    und  die 
Feuererscheinung  verbreitet  sich    eilig  über    seine 
ganze  Masse ,    w^elche  davon  etwas  aufschwillt  imd 
hie  und  da  einen    Sprung  bekommt.      Man  kamt 
schon  nach  dem  Aussehen  im   voraus  bestimmen, 
welches  von  beiden  sich  ereignen  vHrd.     Der  Gado« 
linit,  welcher  am  stärksten  verglimmt,  und  seine 
Form  nicht  verliert ,    hat  einen  muschlichten ,  glas-  ll 
artigen  Bruch  ,  und  ähnelt  dem  Obsidian ,  während 
derjenige,  welcher  sich  aufbläht  und  schwächerver- 
glimmt,  einen  kleinsplittrigen,  weniger  glasartigen 
Bruch  hat,   und  in  Vergleichung  mit  dem  vorher- 
gehenden   weniger  homogen  aussieht  aber,    öfter 
als  er,   Spuren  einer  krystallinischen  Form  zeigt. 
Diese  Verschiedenheit  in  den  äufsem  Verhältnissen 
giebt  natürlicherweise  eine  Verschiedenheit  in  der 
Zusamniensetzung  dieser  beiden  Gadolinitarten  zu 
erkennen.      Ich    habe    keine    Gelegenheit   gehabt, 
einige  Versuche  darüber  anzustellen,  aber  ich  habe, 
schon  lange  Zeit  vorher,  gefunden,    dafs  ein  Stück 
von   dem  Gadolinit,    der  zuerst  gefunden  wnrdc, 
welches  ich  von  dem  Entdecker  dieses  Fossils,  dem 


^ 


■\ 


^  der  Zusammensebsung  des  Gadolinits,     40;/ 

•Henrn  Obrist  -  Lieutenant  und  Ritter  j^rrhenius  er- 

•  halten  habe,   und  welches  Töllig  Obsidian  ähnlich 

ist«  und  ohne  Vecänderung  seiner  Form  verglimmte, 

keine  merkbare  Spur  Berjllerde  enthielt,  die,  wie 

~    bekannt  ist,  Ekeb^g  als  einen  Bestandthcil  des  Ga* 

.'   dolinits  aufgefunden  hat. 

Dieselbe   Verschiedenheit   in    dem   PhänomeQ 
i    der  Verglimmung  zeigt  sich  bey   den  jCradoliniten 
y   x^n  Broddbo  und  Finbo.     Einige  verglimmen  leb- 
^    haft  und ,  ohne   Veränderung   ihrer  Form ,    andere 
.     hinwiederum   blähen  sich  nach  allen  Kichtungeii 
auf,  und  verglimmen  schwächer,  und  so  schwach, 
dafs  es  sich    leicht    der  Aufmerksamkeit   entzieht» 
l  .Man  kann  es  ihnen  jedoch  nicht  so  genau  an  ihrem 
Aeufseren  ansehen,   welcher  Fall  eintreffen  werde« 
Bej  Untersuchung    der    Gadolihite   von  letzet- 
genannter  Stelle   fand  ich   in   ihnen   einen  neuf^.n 
Bestandtheil ,  den  man  zuvor  nicht  als  dem  Gado- 
linit  zugehörig   angegeben  hat,    nämlich  Cerium« 
oxyd.     Dafs  die,   welche  vor  mir  Gadolinite  ^na- 
lysirt  haben ,  diesen  Bestandtheil  nicht  aufgefunden 
haben,  darüber  darf  man  sich  um  so  viel  weniger 
wundern,  da  das  Ceroxydul  der  Yttererde  in  atllcn 
seinen  chemischen  Verhältnissen  sq  n^he  kommt, 
dafs  man  schwerlich  eine  Veranlassung  finden  kann, 
seine  Gegenwart  zu  vermuthen.  Ich  wurde  durch  den 
Umstand  yeranlafst,  ihn  darin  zu  suchen ,  dafi;  die 
yttererde,  die  ich,  weil  sie  im.  verschlossenen  Gefäfs 
hartnäckig  die  letzten  Antheile  an  Kohlensäure  :^u« 
ruckhält,   vor  dem  Abwiegen  bey  der  Analyse  im 
'  halboQenen  Tiegel  stark  gebrannt  hatte,  eine  Kost- 
farbe dadurch  aniiahm^  P^ich  anfangs  glaubtej^  d^fft 


\ 


4*8  J-  Bericlius  Untersuchung 

diesfi  Ton  irgend  einen  Venehen  bey  Anwendun 
des  bemBtcinaaurcn  Ammoiiiaks  zur  AbscheidnH 
de«  Eisenoxid«  herrühren  hßnnie,  so  löste  ich  di 
geglühte  Erde  in  concentrirter  Salpetersänre  an 
welche  damit  eine  tief  pcimmeranzengelbe  Flüwij 
Veit  bildete,  deren  Farbe  durch  Verdüarung  dl 
Auflösung  verschwand  ,  und  die  auch  in  ihrem  net 
tralsten  Zustande  von  bernsteinsaurem  Ammouii 
nicht  gefällt  "wurde.  Ich  warf  dann  ein  Stüc 
schwefelsaures  Kali  in  die  Auflösung,  und  liefssie 
IC  Stunden  stehen,  wo  ich  dann  fand,  <Uf«  »icli 
ein  sehr  reichliches  lichtgelbes  Pulver  abgesetil 
hatte,  das  ich  ah  das  Doppetsalz  von  schwefelsau- 
rem Ccroxyd  und  schwefelsaurem  Kali  erkannte, 
und  woraus  das  Ceroxyd  durch  causliäches  Kali  g«- 
trennt  wurde.  Da  diesesDoppelealz  imWasscrnicht 
unauflöslich  ist,  und  mir  daher  zur  Analysenichtaa' 
Wendhar  schien,  »o  versuchte  ich  andere  Mittd 
die  Erde  vom  Ceroxyd  zu  trennen.  Wir  habea 
«uvor  gesehen,  dafs  das  kohlensaure  Ammoniak 
auch  die  Gerolde  auflöst;  ich  glaubte,  andere  1i oh- 
lensaure  Alkalien  könnten  blofs  das  Ceroxyd  mit  Zi 
rücklasEung  der  Yttererde  aufnehmen;  aber  bei« 
wurden  davon  aufgenommen,  und  es  war  hier  dei 
•elbe  Fall,  wie  mit  dem  Ammoniak,  dafs  das  auf- 
gelöste weniger  und  das  unaufgelösie  mebr  Ceroxyd 
«nihielt;  zu  analytischem  DehuF  aber  war  diwe 
Methode  unanwendbar.  Ich  versuchte  hierauf,,  ein 
NeutralJale  zu  finden,  welches  das  eine  füllte,  dn 
andere  zurückbehielte,  aber  beide  verballen  »ich 
■0  sehr  auf  gleiche  Art,  und  stimmen  selbst  in  Pa^ 
Mcularitäten  miteinander  übereia ,  wie  z,  B.  darin. 


ibeii 
niak« 

koh-ll 

derfl 


...  ^      f 

/ 

der  Zusammenseteung  des  Gadolinits.    409 

dal«  beider  Verbindung  mit  WeinsteinsSure  in  AI* 
hall  anilöslicb  ist.  Die  Blutlauge,  die  Kali  zur 
Basis  bat,  fällt  wohl  im  ersteh  Augenblick  bloCs  das  — 
Cerium«  nachher  aber  auch  die  Ytterde^  bis  beide 
ausgefällt  sind.  Die^Meesaure  Vttererde  ist- in  Säu- 
ren auflöslicher/  als  das  kleesaure  Ceroxjdul,  aber 
in  dem  unaufgelösten  bleibt  noch  viele  Y^tererde 
zurück.  , 

Nach  sehr  lange  fruchtlos  angestellten  Versuchen 
blieb  es  mir  endlich  als  die  letzte  Zuflucht  übrig, 
die  Auflöslichkeit  des  5fachen  Salzes  (aus  Schwefel» 
säure ,  Ceroxydul  oder  Oxyd  und  Kali)  in  Wasser 
zu  bes-tinimen,  und  dadurch  den  in  einer  Auflösung 
rückständigen  Hinterhalt  an  Ceroxyd  zu  berech- 
nen. Dabey  fand  ich,  dafs  das  5fache  Cero:^ydul- 
odev  Ceroxydsalz  in  reinem  Wasser  wohl  auflös- 
lich ist,  dafs  es  aber  aus  diser  Auflösung  wieder  nieder- 
fällt, wenn  schwefelsaures  Kali  zugesetzt  wird,  so 
dafs,  wenn  die  Flüssigkeit  mit  dem  lezter^n  gesät«  . 
tigt  ist,'  sie  nur  noch  so  wenig  Cerium  zurückhält, 
dafs  sie  kaum  durch  Alkali  getrübt  wird.  Ich  fand 
weiter,  dafs  das  Doppelsalz  aus  Schwefelsäure,  Ytter- 
erde  und  Kali  zwar  durch  Zusatz  von  tschw.efelsau!- 
rem  Kali  schwerer  löslich  wird ,  dafs  aber  doc^  ein 
grofserTheil  davon  in  der  Flüssigkeit  zarückgehal- 
ten  wird,  und  dafs  man  es  aufgelöst  erhalten  kann, 
wenn  vor  dem  Zusatz  des  schwefelsauren  Kalis  die 
Auflösung  hinlänglich  verdünnt  wird.  Ebenso  fand 
ich,  d^f^wenn  man  zu  einer  neutralen  Auflösung  der 
Yttererde,  gemengt  mit  einem  von  den  Ceroxyden, 
schwefelsaure^  .  Kali  setzt  (in  gröfseren  Krystallen, 
um  nachher  das  überflüssige  herausnehmen  zu  kön- 


410  J.  Berzelius  Untersuchung   • 

jfien)  und  das  Gemenge  in  der  Kälte  stehen  lä(»t| 
sich  blos  das  Doppelsalz  von  Cerium  absetzt;  "wen" 
det  man  aber  Wärme  an ,  so  fällt  mit  d«m  Cersak 
eine  Portion  Yttererde- Salz  nieder«  und  während; 
des  Abkühlens  schiefst  ein  sehr  grofser  Theil  davon 
Hn ,  so  dafs  es  beynahe  aussieht »  als  bildete  sich  das 
Yttererde  -  Doppelsalz  nicht  eher,  als  bey  einer  ei- 
höhten  Temperatur. 

Die  beste  Methode,  Cerium  in  der  Yttererde  zu 
entdecken,  ist, -wie  ich  gefunden  habe,  die,  dafs  man 
'die  im  offenen  Gefäfs  streng  geglühte  Erde  in  star- 
ker Salpetersäure  auflöst ;  bildet  sie  damit  eine  rotbe 
ctder'gelbrothe  Auflösung,  so  enthält  sie  Ceriumoxyd, 
dessen  Anwesenheit  noch  sicherer  entdeckt  wird, 
wenn  man  die  Flüssigkeit  mit  doppelt  so  viel  Was- 
ser verdünnt ,  und  ein  kleines  Stück  schwefelsaures 
Kali  hineinlegt;  nach  einiger  Zeit  findet  ms^n  dann 
einen;  Niederschlag  von  einer  weifsen  oder  licht- 
gelben Farbe,  welcher  das  Doppeloxydul-  oder  Oxyd- 
«alz  ist. 

Die  Art,  die  mich  am  nächsten  zum  Ziel  fährte, 
Cerium  von  Yttererde  äu  trennen,  so  dafs  ich  bey 
der'Analyse  wenigstens  ein  Annäherungsresultat  er- 
halten konnte»  war:  die  geglühte  mit  Geriumoxyd 
gemengte  Yttererde,  deren  Gewicht  in  diesem  Zu- 
stand genau  bestimmt  sejn  mufs,  in  Salpetersäure 
aufzulösen ,  die  Auflösung  zur  Neutralität  abzudam- 
pfen, sie  in  loo  oder  150  Mahl  so  viel  Wasser,  als  das 
Gewicht  der  Yttererde  beträgt,  aufzulösen ,  und  in 
die  Auflösung  Krystalle  von  schwefelsaurem  Kali  zu 
legen.  Diese  lösen  sich  zuerst,  oihne  dafs  sich  eir 


der  Zusammensetzung  des  Gadoliiuij.     411 

Niederschlag  zeigte,  auf,  aber  nachher  beginnt  die 
Auflösung  sich  zu  trüben;  nach [12  Standen  wurde 
das  klare  abgegossen,  und  in  einem- beson dem  Gefäfs^ 
.noch  12  Standen^mit  einer  neuen  Fortion  schwefel- 
sauren  Kalis  stehen  gelassen ,  im  Fall  sie  nicht  völ- 
lig ausgefällt  sollte  gewesen  seyn.     Die  Flüssigkeifc 
wird   nun    von   dem  Niederschlag  dunch  Filtriren 
getrennt  und  der  Niederschlag  auf  dem  Filtrum  mit 
einer  geringen   Menge  einer  gesättigten  Auflösung 
von  schwefelsaurem  Kali  gewaschen.     Die  durchs 
Filtrum  gegangene  Flüssigkeit   enthält  nun  Yttet- 
erde,  und  auf  dem  Filtrum  blieb  das  Cerinm  mit 
Kali  und  Schwefelsäure  zurück.     Das  Filtrum  wird 
mit  kochendem  Wasser  übergössen»    welches   das 
Cersalz  auflöst,  und  die  Auflösung  wird  durch  cau« 
stisches  Ammoniak  gefällt.     Der  Niederschlag  wird 
aufs  Filtrum  genommen ,  wohl  ausgewaschen ,  ge« 
glüht  und  gewogen.     £r  ist  nicht  reines  Ceroxyd, 
sondern  enthält  noch  Schwefelsäure ,   deren  Menge 
bestimmt  und  abgezogen  werden  mufs.     Dieses  ge- 
schieht am  besten,  wenn  man   das  geglühte  Oxjd 
in  kochender  Salzsäure  auflöst,  die  Auflösung  hier* 
.  auf  mit  salzsaurem  Baryt  fällt ,    worhach  man  den 
GeWlt  an   Schwefelsäure  berechnet.     Löst  man  es 
vor  dem  Glühen  in   Salzsäure^  auf,    und   fällt   die 
Schwefelsäure,  so  erhält  man  ein  fehlerhaftes  Re- 
sultat,  indem  dann  mit  dem  Ceroxyd  ein  kleiner 
,  Antheil  überschüssig  zugesetzter  Barjrterde  nieder- 
fällt.    Ich  versuchte  auch,   um  diesen  Umweg  zu 
vermeiden,     die    Auflösung    des    Doppelsalzes   mit 
kleesaurom  Ammoniak  zu  fällen ,  dann  ist  aber  der 
Niederschlag  ein  Doppelsalis  von  Kleesäure,    Kali 


412     '    X  Berzelius  Untersuchung    ' 

und  Ceroxyd  oder  Oxydul ,    pind  reagirt  nach  Ver- 
brennung der  Kleesäure  stark  alkalisch. 

.  Die  Auflösung  der  Yttererde  <!ie  durch»  Filtmin 
'gegangen  ist,  wird  durch  caustisches  Ammoniak 
gefällt,^  die  Erde  wohl  ausgewaschen ,  getrocjknet, , 
streng  im  ofieneii  Feuer  geglüht,  und  gewogen. 
Sie  wird  dabey  entweder  gelblicht  von  Ceroxyd, 
das  die  vorhergehende  Methode  nicht  zu  trennen 
vermochte,  und  das  sich  auch  durch  andere  Metho- 
den  äufserst  schwierig  vollkommen  entfernen  läfst, 
oder,  wenn  das  Fossil  Manganhaltig  ist ,  schwarz« 
bnaun.  Durch  Auflösung  in  starker  Salpetersäure 
wird  dieser  letztgenannte  unauflöslich ,  und  hält 
dann  g&wöBnlich  auch  den  Hinterhalt  an  Ceroxyd 
bey  sich  zurück.  Die  erhaltene  Auflösung  wird 
auf  Schwefelsäure  mit  salzsaurem  Baryt  geprüft, 
weil  sie  beynahe  immer  einen  Antheil  davon  ent- 
hält, der  mit  Yttererde  in  Form  eines  basischen 
Salzes  gefällt  war,  und  vor  dem)  man  nicht  immer 
sicher  seyn  kann ,  dafs  man  ihn  durch  die  Heftig« 
keit  und  lange  Dauer  des  Glühens  völlig  entfernt 
habe,  und  welcher  macht,  dafs  e^pe  Yttererde,  die 
sonst  beym  Brennen  gelblicht  werden  würde,  sich 
schneeweifs  erhält. 

V 

/ 

Nach  diesen  Vorerinnerungen  komme  ich  nun 
zur  Analyse  der  beyFinbo  und  Broddbo  gefundenen 
Gadolinite. 

i)  GadolinitvonFinbo.  Eines  von  den  gröfsera 
Stücken  die  hier  gefunden  wurden,  diente  zur  Ana- 
lyse ;  es  war  jedoch  von  keinar  so  derben  und  gleich« 
förmigen  Masse,  dafs  nicht  möglicherweise  ein  klein 


der  Zusammensetzung  de^  Gadolinits.     413 

"wenig  eingesprengter  Quarz ,  allea  Bemühens  olin- 
geachtet,  ihn  wegzuschaiFen,  hätte  daran  sitzen , blei- 
ben können.  Alle  zur  Analyse  angewandte  Stücke 
hatten  jedoch  an  dem  Stein  ein  Continuum  gebildet. 
Durchs  Glühen  verlor  er  g^nau  0,6  Procent  an  sei- 
nem Gewicht.  ' 

a)  3,333  Gramme  pulverisirten  nicht  geglühten 
Gadolinits  wurden  in  Königswasser  aufgelöst.  Die 
Auflösung  wurde  durch  ein  gewogenes  Filtrum  fil- 
trirt,  uftd  liefs  die  Kieselerde  unaufgelpst  zurück, 
die  nach  dem  G.lühen  schneeweifs  war,  und  0^33    - 

wog-  .       ^ 

b)  Die  Auflösung  wurde  mit  caustischem  Am^ 

moniak  neutralisirt  und  mit  bemsteinsaurem  Am- 
moniak gefällt;  der  Niederschlag ,  gewaschen  und 
in  oiFehem  Feuer  zu  rothem  Eisenoxyd  verbrannt» 
W'Og  O93337 ;  in  Salzsäure  aufgelöst,  blieb  Kieselerde 
zurück,  welche  geglüht,  o,Ofi7  wog,  so  dafs  der 
Gehalt  an  Eisenoxyd  eigentlich  nicht  mehr  a|s  0,38 
betrug,  oder  11,43  Procent.  Die  Kieselerde  dage« 
gen  beträgt  0,833  +  0,027  rr  0,36  oder  25,8  Procent.  ^ 

c)  Die  rückständige  Auflösung  gab,  durch  cau* 
stisches  Ammoniak  gefällt,  einen  weifsen  Nieder- 
schlag, der,  in  offenegi  Feuer  gebrannt ,  schwach 
ziegelroth  wurde,  und  2,07  Gr.  wog.  Die  zurück- 
bleibende Auflösung,  tnit  kleesaurem  (Ammoniak 
gemengt,  gab  noch  einen  Niederschlag,  der,  gebrannt, 
sich  wie  Yttererde  mit  vielem  Cerium  verhielt;  er 
wog  0,03  Gramm,  so  dafs  der  ganze  Gehalt  an  Ce- 
rium haltiger  Yttererde  2,1  Gr.  beträgt. 

d)  Letztegab  auf  die  oben  angegebene  Art  behau« 
delt,  mich  Abzug  der  Schwefelsäure  von  den  Nie- 


4i4  h  Berzelius  Untersuchung 

derschlägen  0,5973  Ceriumoxyd,   nebst  1.5  Gr.  Yt- 
t^rerde ,   so   dafs   mithin  der  Finbo  -  Gadolinit   ge 
geben  hat: 

25f8o     Oder    Kieselerde         fi5,8o 
45tob,  Yttererde  45»oo 

17,92  Ceroxydul         16,69 

11,43  Eisenoxydul      10,26 

Glühungsverlus^    o,€o 


Kieselerde 
Yttererde 
Ceroxyd 
£isenoxyd 


f    \ 


100,15 


98.35 


Hier  wurde  also ,  des  bey  Analysen  unvermeid- 
^liehen  Verlustes  ohngeachtet,)  ein  Zuschufs  an  Ge- 
wicht von  0,15  Proc.  erhalten,  der,  zusammen  mit 
dem  Verlust,  der  durchs  Glühen  entsteht,  0,75  Proc 
ausmacht;  dieser  Zuschufs  an  Gewicht  mufs  daher 
Tühren,  dafs  die  Metalloxyde,  welche  bey*  der  Ana- 
lyse in  ihren  höchsten  Oxydations  -  Graiden  gewogen 
werden,  sich  in  dem  Fossil  blofs  unter  der  Form 
von  Oxydulen  befinden.  17,  92  Th.  Ceroxyd  enthal- 
ten 3,  7  Th.  Sauerstoff,  wovon  fcri,  03  durch  Oxy- 
dation während  des  Verlaufs  der  Analyse  hinzuge- 
liommen  seyn  mufs;  und  11,  45  Theile  Eisenoxyd 
enthalten  3,  5  Theile  Sauerstoff,  wovon  1,  17  durch 
die  Airialyse  hiiizugekomnien  seyn  mufs,  im  Fall  das 
£isen  im  Gadolinit  blofs  als  Oxydum  ferrosum  vorhan- 
den war.  Dieses  ist  jedoch  nicht  der  Fall;  denn  wenn 
man    das  Gadolinitpulver  mit  Sulzsäure  übergief&t, 
so  erhält  man  keine  schwach  grünlichte,  benähe 
farbenlose  Auflösung ,  wie  man  sie  erhält,  wenn  £i- 
sen  unter  Entwickelung  von  W^asserstoffgas  von  Salz« 
säure  aufgelöst  wird,  sondern  eine  duhkelgelbe,  so 
wie  eine  sai^re  Auflösung   von  Eisen  in  Salzsäure 


der  Zusanuuen&elxung  des  Gadolinits.     415 

'Wird,  nachdem  sie  einige  Zeit  der  Luft  ausgesetzt 

war;    Obgleich  daher  alle  Umstände  darthun»  dafs 

das  Eisen  im  Gadolinit  seinem  gröfsten  Theil  nach 

'Oxydum  ferrosum  ist ,  so  hat  jedoch  ein  Theil  dieses 

letzteren  hey  der  ersten  Bildung  des  Steins  Gelegen- 

heit  gefunden ,  sich  zum  Oxydum  ferroso  -  ferricum 

zu  oxydiren»  wefswegen  der  Ueherschufs  an  Gewicht, 

der  durch  die  weitere  Oxydirung  des  Eisenoxyduls  ent<> 

stehen  muGs,  nicht  genau  b,estimmt  werden  kann; 

in  jedem  Fall  scheint  der  Verlust  bey  dem  Versuch 

sich  auf  1  f  Procent  belaufen  zu  haben. 
• 

s)  Gadolinit  von  Broddbo,  Die  Analyse  würde 
auf  dieselbe  Art  wie  bey  dem  vorhergehenden  ange* 
stellt.  Durchs  Glühen  verlor  er  0,6  an  seinem  Ge- 
wicht; in  KÖnigswass.er  aufgelöst,  gab  er  bey  einem 
Versuch  25»  35»  ^^7  einem  andern  Versuch  Q2yQi, 
und  bey  einem  dritten  24*  16  Kieselerde;  in  diesen 
Versuchen  wurde,  in  derselben  Ordnung,  erhalteti 
11»  89  ^5»  96  und  xs,  63  Proc^  rothes  £isenoxyd» 
nebst  62,  61,  und  64»  i3  Proc^  des  Gemenges  von 
Yttererde  und  Ceroxyd.  Die  beiden  ersten  Analy- 
sen hatten  mithin  o,  85  und  0,23  Proc.  Verlust  gege- 
ben,^) Währeild  dagegen  die  letzte,  die  angestellt 


*)  Ein  grofser  Theil  dieses  Verlustes  rühn  ahnstreitig  da- 
her, dafs  der  aus  Yttererde  und  Ceroxyd  bestehende  Nie» 
derschlag  die  zur  Ausfällung  des  Eisens  im  Ueberflufs 
zugesetzte  Bemsteinsäure  enthielt,,  im  offenen  Tiegel  ge* 
brannt  wurde,  und  eine  weifse  Erdp  gab,  in  der  ich  noch 
niclu  die  Gegenwart  des  Ceriums  ahndete ,  und  welch» 
das  Letztere  biofs  als  Oxydul  enthielt. 


/ 


4i6         J.  Berzelius  Untersuchung 

'wurde,  nachdem  durch  die*  vorhergehenden  alleUnh 
stände  ins  Licht  gesetzt  waren,  welcher  zu  einer  der 
Wahrheit  einigerisiafsen  nahe  kommenden  Annähe* 
Tung  erfordert  würden,  und[die  daher  mit  gröfster 
Genauigkeit  angestellt  wurden,  einen  Zoschals  itt 
Gewicht  von  ö,  92  Proc.  ergah.  • 

Die  relative  Quantität  von  Yttererde  und  Cet' 
oxyd  in  den  beiden  ersten  Analysen  wurde  nicht  be« 
stimmt,  weil  die  ganze  Menge  durch  fruchtlose  Ver» 
suche,  beide  Stoffe  von  einande^r  zu  trennen,. aufging; 
boy  dem  letzten  Versuche  wurden  iQ,  fi  Proc.  Cc^ 
oxyd  nebst  45,  93  Proc.  Yttererde  erhalten,  so  dali 
die  Zusammensetzung  der  Finbo-undBroddbo-Gado- 
linite  einander  sehr  nahekommt.  looTheileBroddbo- 
Gadolinit  haben  bey  dem  letzten  Versuch  gegeben: 
I^ieselerde      124»  ^^      Oder  ^Kieselerde        24,  16 


Yttererde 

CJeroxyd 

Eisenoxyd 


45.93 
18,  20 

10,63 


Yttererde 

Ceroxydul 

Eisenoxydut 


45>93 
16,  90 

»1*34 


100,92.         Glühungsverlust      0,60 


98.93- 
Und  der  Unserschied  scheint  blofs  in  einer  ge- 

ringen  Einmengung  von  Quarz  bey  dem  Stück  Finbo- 

Gadolinit  zu  bestehen,  das  zur  Analyse  angewendet 

wurde,  und  wovon  ich  kein  so  reines  Stück  mehr 

harte,  dafs  ich  es  durch  eine  wiederholte  Anai^e 

hätte  aufser  allen  Zweifel  setzen  können.    Ich  mufs 

noch   bemerken  ,    dafs   ich  bey  diesen  Gadoliniten 

Spuren  von  Manganoxyd  gefunden  habe. 

Was  die  chemische  Constitution  des  Gadolinits 

betrifft,  soläfst  sich  diese  nicht  so  leicht  mit  Sicher- 


der  Zusammensetzung  des  Gadolinits.    417 

heit  ausmachen.  Vergleichen  wir  den  Sauerstoffgc- 
balt'der  gefundenen  Bestandtheile,  so  enthalten  1.00 
Theile  Ceroxyd  20,7  Sauerstoff,  was  auf  18,2  Theile 
3,767  macht,  die  2,51  Theilen  Sauerstoff  im  Oxydul 
entsprechen.  Der  Sauerstoff  des  Eisenoxyds  ist  3, 877, 
imd  zeigt  2,585  Sauerstoff  in  dem  entsprechenden 
Slisenoxydul  an.  Der  Sauerstoff  beider  Oxydule  ist 
slso  so  nahe  wie  möglich  gleich* 

Der  Sauerstoff  der  Yttererde  beträgt  dagegen,  wie 
"Wir  weiter  unten  sehen  werden ,    20  Proc.    45,  95 
Theil^  Yttererde  enthalten  daher  9,186  Theile  Sauer- 
stoff,  welches  ungefähr  das  vierfache  der  Menge^  ist, 
die  sich  im   Ceroxydul  findet,    weil  2,51   X  4  rz 
10,04*     ^4,16  Theile  Kieselerde    enthalten  dagegen 
genau  in  Theile  Sauerstoff','  welches  mit  geringer  Ab- 
iveichung  gleich  ist  den  Sauerstoff-Mengen,  die  sich 
in  der  Yttererde  und  den  Oxydulen  zusammengenom- 
men finden.    Wenn  daher  bey  künftigen  Analysen 
der  Gadolinite  die  relative  Mengen  dieser  Oxydule' 
sich  unveränderlich  finden,  so  hat  man  allen  Grund« 
&a  glauben,  dafs  sie  dem  Gadolinit  chemisch  ange- 
hören^ und  nicht  zufällig  seyen,  und  da  die  Affini- 
täten derselben  schwächer  sind  als  die  der  Yttererde, 
so  mufsten  sie  mit  einer  Portion  Kieselerde  verbun- 
den  seyn,  welche  halb  so  viel  Sauerstoff  enthält,   als 
das  Metalloxydul ,  indefs  die  Yttererde  mit  der  Kie- 
selerde in  einem  solchen  Verhältnifs  verbunden  ist, 
>  dafs  beide  gleiche  Sauerstöffmengen  enthalten. 

Ist  diese  Voraussetzung  richtig,  so  bestehen  die 
hier  untersuchten  Gadolinite  aus  einer  Partikel  Sub- 
silicias  ferrosus,  einer  Partikel  Subsilicias  cerosus, 
Und  8  Partikeln  Silicias  yttricus,  und  ihre  2usam- 


\ 


413  L  Berzelius  Untersuchung 

xneTiset9.ung  läfst  sich  durch  folgen4e  Formet  ans- 
äxiicken : 

F^S-f  ce^  S  +  8YS.      ' 

Vergleicht  man  das  Resultat  dieser  Analysen  mit 
dem,  welches  sowohl  jE/ctf3ffr^  ah  Klapröthunä  Favh 
quelin  von  dem  Gadolinit  von  Ytterhy,  und  Slap» 
roth  von  deni  Gadolinit  von  Bornholm ,  erhielten, 
so  findet  man  deutlich ,  dafs  alle  diese  eine  und  die- 
selbe chemische  Substanz  sind.  Was  das  Cerium  im 
Ytterby  Gadolinif  betrifft,  so  habe  ich  es  daraus 
auf  dieselbe  Art  dargestellt,  wie  aus  den  vorherge- 
henden ,  und  ich  habe  es  auch  aus  der  Yttererde  er- 
halten, die  sich  unter  Ekeberg's  hinterlassenen  Prä- 
paraten mit  der  Aufschrift  „reine  Yttererde"  vor- 
fanden.— Die  Yttererde,  die  ich  zu  dem  Versuch  bfr 
nutzte,  den  SauerstofFgehalt  der|Yttererde  zu  bestim- 
men ,  der  in  meiner  Abhandlung  über  die  Ursache 
der  hestimmten  Proportionen  angeführt  ist ,  wurde 
bey  den  Versuchen,  die  ich  nun  damit  anstellte,  selir 
ceriumhaltig  befunden ,  ob  ich  gleich  bey  meinen 
früheren  Versuchen  keines  Umstandes  gewahr  wur-  \ 
de,  der  mir  hätte  Veranlassung  geben  können»  Ce- 
rium darin  zu  suchen. 

Da  der  Stoff,  den  man  zeither  Yttererde  genannt 
hat,  aufser  seinerVerbindung  mit  Ceriumoxydül  nicht 
gekannt  war,  so  sollte  man  erwarten  können,  dafs 
der  Theil  der  bisher  für  Yttererde  gehaltenen  Masse, 
welcher  nicht  Ceroxydul  war,  völlig  eigenthümliche 
und  von  denen  der  gemengten  Masse  abweichende 
Eigenschaften  haben  würde.  So  verhält  es  sich  je- 
doch damit  nicht.  Das  Ceroxydul ^ommt,  wie  ich 
erwähnt  habe,  seinen  chemischen  Eigenschaften  nach 


äer  Zusammensetzung  des  Gadolinits.     419 

fäehr  mit  der  reinen  Yttererde  überrin ,  «lafs  es, 
be  «ein  Vermögen,    eine  hülie^  Oxyilationsstufe 
imen,    Tielleiclit    nie    halle    bestimmt    von 
[  yttererde  unterschieclen  ■werden  können.     Da- 
t  kommt    es,    dafs  die  Beschreibungen,    die  wir 
,'on  der  Yttererde  erhiehen,  einige  -wenige 
{^stände    ausgenommen,     richlig  sind.      Jikeberg 
,  dar»  die  Yttererde  nie  so    itiii  erhallen  wer- 
i  könnte,  dafs    sie    nicht    bejni  Brennen   etwas 
Rikler  wurde;  und  er  bemerkte,  daTa  sie  mit  Sal^- 
jire  übergössen  und  in  einer  bedeckten  Flasche  ste- 
S  gelassen, eine  gelblichleÄuHiisung  gab,  uiid  dal» 
i  ein  Gernch  nach  oxydirter  Salzsäure  entwickel- 
Echricb  dieses  der  Gegenwart  des  Manganoxyd* 
t  -v-felches  sich  auch  im  Ytlerby-  Gadolinit  findet. 
pproth  und   f'aM^Ke^tK  beschreiben  die  Yttererde 
's.  Dieses  lafst  sich  schwer  anders  erklären, 
^. dadurch,  daCs  sie  sie  nie  imoHenen  Gefafsbrann- 
j  denn  so  weit  meine  Erfahrung  geht,  ist  es  sehr 
jvierig,   selbst  nachdem  man  von  der  Gegenwart 
t  Ceroxyduls  unterrichtet  ist,  die  Yttererde  so  rein 
I erhalten,  dafs  sie  nicht  beym  Brennen  im  offe- 
i  Feuer  gelblicht  wird.     Es  ist  noch  ein  anderer 
Instand  möglich,  nämlich  der,  dafs  die  Yttererde, 
ttiche  Kla/iroth  und  f^auquelin  für  rein  ansahen,  aus 
r  Auflösung  in  Schwefelsäure  durch  Ammoniak 
Eällt  war,  wobey  man  immer  ein  basisch  schwe- 
käures  Salz  erhält,  das  auch  mit  dem  ganzen  Ge- 
nt an  Ceroxydul  sich  bey  gelindem  Brennen  färben- 
I  erhält.  —  Ohngeachlet  ich   «o  viele  Zeit  auf  den 
nderspenstigsten  Versuch  gewendet  habe,  eine  Me- 
Ibde  aufzufinden,   eine  absolut  ceriumfreye  Ytt«f- 


.  / 


/^20t        J.  Berzelius  Untersuchung 

erde  zu  erhalten,  so  kann  ich  doch  keine  gfinz  sichere 
Methode  hiezu  angeben.  Folgende  Methoden  führten 
noch  am  nächsten  zum  Ziele. 

Nachdem  die  Auflösung  von  Ytterde  und  Ce^ 
oxydul    durch  schwefelsaures   Kali    kalt    ausgefallt 
•war,   Avurde  sie  mit  caustischem  Ammoniak  gefallt, 
der  Niederschlag  gewaschen ,  worauf  er  wieder  ia 
Salzsäure  oder  Salpetersäure  aufgelöst  wurde.     Die 
Auflösung  wurde  mit  kohlensaurem.  Ammoniak  g^ 
fällt,  das  in  so  grofser  Menge  zugesetzt  wurde,  dab 
ein   grofser  Tlieil    des    Niederschlags   sich  wieder '' 
auflöste.     Hiebey  gehen  sehr  grofse  Mengen  kohlen- 
sauren Ammoniaks  auf.     Die  Auflösung  wurde  fil- 
trirt,   und  das  Alkali  in  einer  Retorte  abdestillirt 
Das  unaufgelöste  ist  merklich    cerhaltig,  das  aofge* 
Ipste  (dagegen ,    das   sich  durch  di^  Yerjagung  des 
Alkalis  fällte,   hekommt  beym  Brennen  gewöhnlich 
blofs  einen  höchst  unbedeutenden  Stich  ins  Gelbe; 
es  wurde  wieder  in  Säure  aufgelöst,  und  mit  koh- 
lensaurem   Ammoniak   versetzt,    so    dafs   »ich   das 
meiste  auflöste ,  worauf  das  Alkali  von  der  ültrirten 
Auflösung   abdestillirt   wurde.      Die  nun  erhaltene 
]pLrde  pflegt  sehr  weifs  zu  seyn;  ich  hab^  sie  jedoch 
nur  ein  einziges  Mal  vollkommen  schnee^veifs  er- 
halten, w^obey  ich  mich  durch  Auflösung  in  Salz- 
säure und  Zusetzen  von  Barytsalz  überzeugte,    dab 
sie  keine  Schwefelsäure  enthielt.   --7.  Eine  andere 
minder  kostspielige   Methode,    bey   der  man  sich 
aber  leicht  betrügen  kann  ,    ist' folgende :   njan  löst 
die    durch  schwefelsaures  Kali  gereinigte  Erde  iii 
verdünnter  Schwefelsäure  auf,   und  fällt  f  oder  i 
des  aufgelösten  mit  kohlensaurem  Ammoniak  aus, 


■der  ZtisainmeiiSGtzuiig  clesGadolinits.     4^1 

rauf  das  Genieng  le  b'n  S4  Stunden  in  koclien- 
. Digestion  erhalten  wird-  Die  RolitenKüare 
tweg,  und  es  bildet  sich  basisch  schwefelsaure 
,  während  dasCeroxyduI  mit  einem  andern 
beil  Ytteterde  in  der  ÄuHosung  »uri  ick  bleibt  und 
neutrales  UuppLdiiaU  bildet.  Uas  basische  iin- 
itUcbeSali,  aufs  Filtnim  genommen,  ist  halb 
fehaichdg  mid  wird  nach  Jem  brennen  weife, 
einem  bis  zu  ^  bedeckten  Tiegel  einer 
r  heftigen  und  lange  andaurenden  Hilze  ansge- 
80  kann  nun  den  grüfsten  Theil  der  Schwe- 
«iliure  wegbrennen,  ■  aber  die  zurückbleibende 
i«le  wird  dann  nicht  mehr  so  völlig  weifs,  zum 
Mphen,  dafs  noch  etwas  Ceriijm  sie  begleiten 
la  diesem  Zustand  lüst  sie  sich  in  Salpeter« 
H,  ohiie  sie  zu  färben  ,  auf. 

;  noch  andere  Alelhade  ist  die.  den  durch 
b  kleteaures  Kdli  in  einer  Ytteretde - Äallösung 
iprgebrachten  Niedt^rschlag  mit  verdünmer  Sal- 
lure  zu  behandeln,  die  blofs  die  kleesaure  Yt- 
:  auflöst,  und  bcniach  ans  der  Auflösung  die 
terde  durch  causiiscbcs  Ammoniak  zu  fatJen. 
PjndieaemZustande  isldieErdoweifs,  underhält 
e  Färbung  durch  longescutes  Brennen  in  oife- 
ILufl.  Wird  sie  geHjlicht,  50  ist  diesea  eine 
llRge,  dafs  »ie  noch  Cerium  enthält,  ob  ich  gleich 
letie  habe  zu  glauben,  dafa  eine  höchst  uubedeu* 
sniv  Menge  von  Ceroxjd  der  Yltererde  einen  sehr 
edeutendcn  Stich  ins  Gelbe  giebt,  wenn  übrigem 
ie  Mischung  frey  von  andern  fremden  Stollen  ist. 
^  Die  yttererde,  die  so  frey  von  Cerium  ist,  dafs 
Bbeym  Brennen  nicht  merkbar  gelb  ^YiId,  gicbt 

■  f        1 


j^SQ  J.  Berzellus  Untersuchung  H 

mit  Sdiwefchäure  ein,  wenigstens  in  den  Quant^f 
taten,  in  (lemn  ich  es  halte,  farbenloses  Salz,  (tfi^| 
sen  Form  icK  fast  mit  Ekcberg's  An«;abe  übereii^| 
stimmend  f;ni(}.  Je  mehr  dagegen  die  Erde  be^^H 
Breilnen  gelb  wird,  dusto  gefärbter  \pird  das  Sali^| 
woraus  icli  Echliefse,  dafs  die  amethystrotlie  Farb^| 
wc^lche  man  bey  der  scbwefelBauren  Yttererde  g^M 
funden  bat,  so  wie  bey  dem  scbwefelaauiea  C^^| 
oxydiil,  von  einer  geringen  Menge  Oxydum  eeroJ^M 
eericum  hcrriihTt,  dag  mit  Sch'wefelsäure  verbund^^l 
im  Salsc  enthalten  ist,  wie  die  Amethyetfarbe  ^Ü^k 
Bch^vefolsauren  Manganoxjduls^  deren  IiidcnsiUll* 
oftvarirt,  nicht  dem  OKydulialz  angehört,  sondciul' 
einer  Portion  SiUphas  manganoso  -  matigartiats,  i»tX^ 
darin  cnlhalten  ist;  Krystalle«  die  au«  einet  üdW 
geschwefeltem'  Wasserstoilgas  angeschwäneert^M 
Auflosung  anschiefsen,  sind  ungefärbt.  1" 

Um  den  SaucTStoflgehalt  der  Yttererde  nahem 
bestimmen,  unlersnchte  ich  die  Zusamniensetsung 
der  schwefelsauren  Yttererde.  lon  Th.  bis  zumge-  ' 
linden  Glühen  crhil^ter  schiwefel saurer  Ytterer^t. 
gaben  in  2  verschiedenen  Versuchen  145,4.  und  i^Gi 
Thcilc  Bchwefelsaiiren  Baryt,  welche  4g,87  bii 
50  Th,  Schiveletsinire  entsprechen,  so  dafs  ioo  Th. 
Schwefelsäure  von  lOO  bis  100,5  Th.  Yttererde  ge- 
sättigt jverden;  hieraus  folgt,  dafs  die  Yttererde, 
19,08  bis  tg.Q6  Proc.  Sauerstoff  enihäU,  welcb« 
ich  in  den  Uercchnungen  genau  bu  :y  angcoommi 
habe. 


der  Zoiammensetzung  der  Fluosilicatö.    425 

t«  Untersuchung  der  bis  jetzt  bekannten  Fluo^ 
Silicate ,  oder  der  zur  Gattung  des  Topases 
gerechneten  Fossilien ;  von  J.  Berzelius. 

Man  kennt  |die  Verschiedenheit  der  Resultate, 
welche  die  Chemiker  bey  den  Analysen  der  Topase 
erhielten«  Die  Ursache  hievon  scheint  darin  zu 
liegen  t  da(s  man  auf  verschiedenen  Wegen  nicht 
gleich  vollkommen  den  Flufssäure- Gehalt  des  Steins 
abgeschieden  hat,  und  durch  das  Entweichen  dersel- 
ben mit  Kieselerde  den  Gehalt  des  Steins  an  diese  letz- 
teren vermindert  und  an  der  ersteren  vermehrt^  er- 
hielt. Bisweilen  scheint  es  auch  sich  ereignet  zu  ha- 
ben, dafsein  Th6alQufsaaureAlauherde  sich  während 
der  Analyse  mit  der  l^ieselerde  niederschlug,  wo- 
durch der  Gehalt  der  letzteren  auf  Hosten  der  beiden 
ersteren  zu  grofs  ausfiel. 

Man  scheint  vermuthet  zu  haben,  dafs  die 
untersuchten  Topasart^n,  der  Verschiedenheit  der 
Resultate  der  Analyse  zufolge,  verschieden  zusam- 
mengesetzt seyen,  obgleich  Hauy*s  vortrt^liche  Ver- 
mache über  die  Identität  ihrer  Kryst^llform  zu  er- 
kennen  geben,  dafs  sie  als  eine  und  dieselbe  che- 
mische Substanz  dürften  betrachtet  werden  müssen. 
Nachdem  es  bestimmt  entschieden  war,  dafs  die 
Topase  aus  Verbmdutigen  bestehen ,  welche  Flufs- 
säure, Kieselerde  und  Alaunerde  enthalten ,  so  fing 
man  an,  alle  Fossilien,  worin  sich  diese  fanden, 
ohne  Rücksicht  auf  die  Quantitätsverhältnisse  zu 
nehmen ,  zum  Topas  zählen  zu .  wollen ;  so  ent- 
deckte z.  B.  BucholZf  dafs  der  von  Werner  für  eine 
Beryllart  gehaltene  schörlartige^Bery  11 ,  der  nachho? 


j 


4^4         J.  Berzelius  Untersuchung 


\ 


den  Namen  Stangenstein  erhielt »  aus  Flufssäure, 
Jiieselerde  ui^d  Alannerde  besteht,  kraft  dessen  er 
sogleich  zum.  Topas  gestellt  wurde,  obgleic}i  er 
übrigens  weder  Härjte  noch  geometrische  Charaktere 
mit  diesem  gemein  hat,^woraus  daher  folgen  mufste, 
4ars  er  auch  nicht  die  £estandtheile  in  denselben 
gegenseitigen  Verhältnissen  enthalten  kann,  wie 
der  Topas ,  und  folglich  auch  nicht  dieselbe  chenii« 
sehe  Substanz  seyn  kann. 

Inzwischen  waren  mehrere  von  der  sowohl 
mit  dem  Topas  als  Stangenstein  angestellten  Ana- 
lysen so  sehr  von  dem  richtigen  Verhältnifs  entfernt, 
dafs  bisweilen  Analysen  von  Topas  und  Stangen- 
stein besser  mit  einander  übereinstimmten,  als  9 
•Analysen»  die  mit  demselbenTopas  angestellt  würden. 
Ein  Beyspiel  von  dem  ersteren  giebt  JBuckolz*s  Ana- 
lyse des  Stangensteins  und  VauquelMs  Analyse  its 
«iberischen  Topases ;  ein  Beyspiel  von  dem  letzteren 
KlaproMs  und  f^auqiieluCs  Analysen  des  sächsischen 
Topases, 

Um  den  Leser  in  den  Stand  zu  setzen,  diese 
verschiedenen  analytischen  Resultate  mit  einem 
Blick  zu  übersehen ,  will  ich  sie  hier  anführen« ' 

Analysen  des  säcJisichen  Topases,  ^ 

Klaproth^  p^auqu^lin^ 
Alaunerde|                 59  49 

Jiieselerde  35  «9 

Flufssäure  5  $0 

Analysen  des  brasilianisohen  Topases^ 

Klapr.         FauqiiiL  VauqueL 
Alaunerde      47,5                  47  50 

Kieselerde     44,5  '         öß  ^9 

Flufssäure  7  17  19 


der  Zusammensetzung  der  Fluosilicate.   4fi5 

Analyse  des  Pyrophysaliths  unAiiberischen  Topases^ 

Hisinger  u.  Berzelius^     VauqueU 


Alaunerde 

( 

! 

55.25. 

48. 

Kieselerde 

1 

52,88. 

30, 

Flufssäure  u.  Verlust 
1 

13.87. 

la. 

- 

jdnalyseii 

1 

des  Stangensttins. 

.^ 

Bucholz 

Kanqutl. 

läapr. 

Alaunerde 

48. 

52.0. 

%,5. 

Kieselerde 

34.  ■ 

36,8. 

43,0. 

Flufssäure 

»7- 

5,8. 

4,0. 

Um  über  die  wahre,  Zusanjmensetzung  dieser 
Fossilien  zur  (jewifsheit  zu  gelangen»  wurd<?  erfor-» ' 
derty.  (eine  Methode  auszufinden,  die  Flufssäurefvon 
der  Alaunerde  und  Kieselerde  vollkommen  zu  schei- 
den.  Ich  habe, zu  diesem  Behuf  mehrere  Mittel  ver- 
sucht, und  bin,  wie  diefs  gewöhnlich  der  Fall  zu 
seyn  «pflegt,  erst  am  Ende  auf  die  einfachste  un^ 
leichteste  verfallen. 

Ich  versuchte  zuerst,  das  fein  geschlämmte  T&-* 
paspulver  mit  Boraxsäure  zu  schmelzen,  in  der 
Hoffnung,  die  Flufssäure  werde  von  der  Bora:«;-, 
säure  ausgetrieben  werden ,  und  damit  als  tluLs  -  bo<« 
raxtaures  Gas  entweichen;  aber  auf  diese  Art  wurde 
das  Steinpulver  nur  einem  aehrgeringen  Theil  nach 
zersetzt,  und  das  Zersetzte  w^ar  sehr  schwer  auf-  . 
zufzulösen.  Hierauf  schmelzte  ich  ein  gegebene^ 
'Gewicht.  Top^^pulver  mit  pulverisirtenx  Glas  von 
saurem  phosphorsauren  Kalk  j^usatnmen ,  in  der 
Hoffnung,  die  Flufssäure  werde  in  der  Form- von, 
kieselflulssaurem  Gas  entweichen;  aber  auch  hi^X*. 


hsG 


J.  Bci-zeliiis  Untersuchung 


durch  blieb  das  Steinpulver  seinem  ^rÜFsten  Tbt 
iiacli  iinzenetzt. 

Folgende  Metliode  wurde  nach  mehreren  t 
neaten  Versuchen  als  die  den  Z-.veck  am  besten  ( 
reichende  befimden :  geschlämmtes  Topaspnlvei 
im  Feucrsreinmiirscir  gerieben ,  wurde  iin  Platii 
liege!  mit  dem  4Fachen  seine»  Ge^vichts  verwilia 
ten  basisch  Itohlensaureu  Nutrons  eine  Stunde  lau 
in  vollkommener  lloihglühhiize  gebFannt.  ] 
Masse  w^ar  nicht  zum  Sclimelzen  gekommen,  hs 
sich  abtf  stark  zuiümmengezngcn.  Sie  wurde  i 
dem  Tiegel  genommen  und  wohl  mit  Wasser  i 
gewaschen,  bis  dieses  nicht  mehr  im  geringil 
alkalisch  war,  wobey  sie  zu  einem  lockeren  w 
fienPulverzeriiel.  Die  abgegossene  klare)  Thi: 
welche  nur  ilnfssaurea  Natrum,  mit  etwas  Kieu 
und  Alaunerde,  die  von  einem  Theil  durchs  Bre 
nen  caustisch  gewordenen  Natrons  aufgelöst  wiH 
den,  gemengt  enüiiell,  wurde  mit  einer  AuflösUD 
von  kohlensaurem  Ammoniak  solange  v'ersetzt,  a!<  j 
iioch  ein  Niederschlug  entstand,  worauf  die  Auf- 
lösung ültrirt,  und  das  überschüssige  Ammoniak 
an  einem  lauen  Orte  langsam  verdunstet  wurde,  wo- 
bey sich  biawciien  etwas  mehr  Erde  noch  abBetzK. 

Das  im  Wasser  unaufgelöste,  so  wie  das  durch 
Ammoniak  gefällte,  wurde  auf  dasselbe  Filimm  ge- 
nommen ,  und  sehr  wohl  gewaschen,  woraof  e» 
in  verdiinnter  Salzsäure  aufgelöst  wurde,  die  et 
nach  einiger  Zeit,  ohne  den  geringsten  Rückstand 
von  etwas  anaufgolösiem  zu  hintcrlasven,  und  ohne 
davon  gefärbt  zu  werden,  auflöste-  Die  Flüsnij- 
keit  wurde  zur  Oelatina  abgedampft,   und  die  C^ 


fler  Zusammensetzung  der  Fluosilicale. 


407 


atina  bey  gelintler  Wärme  eingetrocknet,  bis  alle 
Liberfliistige  Säure  und  Wasser  verjagt  waren.  Die 
trockene  Masee  wurde  mit  SaUiäure  befeuchtet 
ond  eine  halbe  Stunde  stehen  geldsten,  -worauf  lie 
mit  Wasser  ubergoBsen  untl  34  Stunden  stehen  ge- 
Usten  M'urde.  uiitl  dann  die  unaufgtlosle  Kiesel- 
erde auf»  Filirum  genommen.  Die  ani  der  ealzsau- 
reu  Äullösiiiig  durch  Ammoniaih  gefällte  Alaunerde 
wurde  getrocknet,  geglüht  und  gewogen;  bey  Wie- 
derauflijaing  in  Salzsaure  hjiuerliera  sie  keine  Kie- 
selerde, wie  dieses  sonst  immer  der  Fall  in,  wenn 
die  gehtinirte  Masse  nicht  vollkommen  eingetrock- 
net wurde. 

Die  tlufüsänrehaUige  Flüssigkeit  wurde  in  einem 
Hh  von  Silber  abgedampft,  bis  sie  zu  einem  für 
Forlsetzung  der  Untersuchungsich  schickenden 
tngeren  Volumen  gebracht  war,  worauf  sie  mit 
isäure  gesäiiigt.  und  hierauf  loss  bedeckt  auf 
tem  -+-  50*=  warmen  Slitberiofen  e4  Stunden  Bur 
^^dunstung  dvs  kuhkusauren  Gases  stehen  gelassen 
irde.  die  Fliissigkeit  wurde  dann  schnell  aüf- 
;ocbt,  und  hierauf  mit  caustiacheiu  Ammoniak, 
,  etwas  im  Ueberschufs  zugesetzt  wurde,  neutra- 
rt,  in  eine  Flasche  gegossen,  wo  sie  mit  einer 
flösung  von  salasanrem  Kalk  versetzt  wurde, 
irauf  die  Flasche  sogleich  zugepfropft,  und  stehen 
(lassen  wurde,  um  sich  xukl.ire«.  Das  Klare  wurde 
;egosien,  und  frisch  gekochtes  Wasser  zugesetzt, 
Masse  wiederum  stehen  'gelassen  um  sieb  zu 
Iten,  hierauf  der  gefiillte  flufasaure  Kalk  aufs  Fil- 
m  genommen,  gewaschen,  getrocknet,  geglüht 
id  gewogen.     Sie  geglühte  Masse  wnrdc  hierauf 


4ö8'  J«  BetTselius  Untersuchung 

mit  etwas  yerdünriter  Salzsäure  beeoxsen.  um  su 
eehe^a,  ob  nicht  etwas  zufällig  beygemengter  lioh- 
lensanrer  Kalk  das  Resultat  trüglich  machen  konnte, 
und  da  sich  kein  Aufbrausen  zeigte ,  wurde  das  A^ 
sultat  als  zulässig  angesehen. 

Was  die  Quantität  der  FlufssSure  im  flufssau- 
ren  Kalk  betrilFt,  so  haben  wir  bis'fjetzt  keine  ge* 
nauere  Bestimmung  derselben ,  äU*  die  von  JDavj, 
Er  fand,  dafs  loo  Theile  auserlesener  reiner»  krystal- 
lisirter  Flufsspathlvon  Derbyshire  175,  5  Thcile  Gyp« 
lieferten;  nun  enthalten  100' Theile  Gypj,  4.1,  436 
Theile  Kalkerde,'  175,  3  Theile  -enthalten    daher 
72,633  Theile  Kalkerde,  so  dafs  der  Flufssäure  Gehalt 
auf  100  Theile  Flufsspath  27,  517  Theile  wird,  kraft 
dessen  die  Sättign'ngseapacität  der  Flufssäure  75,  0S 
•eynimufs,  d.  h.  die  Basis,  A^elche  100  Theile Flufi- 
säure  sättigt,   mufs  diese  Quailtttät  Sauerstoff  ent- 
lialten.    Den  Untersuchungen  übev  die  Zusammeia- 
Setzung  der  Verbindung  der  Flufssäure  mit  Kiesel-  1 
erde,  und  der  Verbindung  derselben  mit  Ammoniak- 
gäs  nach,  welche  John  Davy  anstellte,  müssen  z 00 
Theile  Flufssäure  zugleich  159  Theile  Kieselerde  und 
84«  33  Theile  Ammoniak  sättigen,  deren  Sanerstofi^ 
den  S.auerstofi:  in  diesem  Alkali  zu  46',  gg  Proc.  an- 
genommen 39,  466  Theile  beträgt,  die  sich  wieder- 
um in  der  Flufssäure  verdoppelt  finden  müssen«   de- 
ren Sättigungscapacität  dann  79,  95  wird,  und  in 
Folge  dessen  100  Theile  Flufssäure  2g4  Theile  Kalk- 
erde sättigen  müssen,  und  der  Flufsspath  aus  74Thei* 
len  Kalkerde  und  26  Theilen  Flufssäure  bestehen.  — 
Erinnert  man  sich  hiebey  zugleich,  dafs  JDavy  bey 
seiner  Analyse ,   ehe  die  Gewichtsvermehrung   ihr 


der  Zusammensetzung  der  Fluosilicate.   4129 

IVTaximum  erreicht  hatte»  8  verschiedene  Male  den 
gebildeten  (jjps  herausnehmen  und  pulverisireiii  ihn 
<lann  wieder  i|i  den  Tiegel  legen  und  mit  mehr  Schwe- 
felsäure erhitzen  mufste,  «o  Verwundert  man  sich 
nicht  9  wenn  dabey  ein  Verlust  entstand,  abgeseliea. 
davon,  dafs  Davfs  Versuch  bis  auf  einen  gewissen 
Grad  unrichtig  ausfallen  konnte  durch  die  dcmFluIs» 

# 

spath  in  kaum  bemerkbarer  Quantität  beygemengte 
Kieselerde ,  die  wie  das  Eisenoxyd  sich  mechanisch 
beynahe  in  alle  Fossilien  einschleicht. 

Um  zu  einem  entscheidenden  Resultat  2u  ge^- 
langen,  beschlofs  ich,  die  Zusammensetzung  des 
künstlichen  Flufsspaths  zu  untersuchen ,  fand  aber 
ibey  seiner  Bereitung  die  Schwierigkeit  vollkommen 
60  grofS)  ihn  von  Kieselerde  absolut  frey  zu  ervhal* 
ten ,  als  aus  dem  Mineralreich  einen  solchen  sich  zu 
verschaffen,  und  dafs    man  in  jedem  Fall  bey  dem 

■ 

künstlichen  Flafsspath  von  seiner  Reinl^eit  von  Kie* 
seierde  nicht  mehr  vergewissert  seyn  kann »  als  bej 
dem.  na  türlichen.  Ich  wählte  daher  eine  reine,  far- 
benlose, durchscheinende,  aber  nicht  völlig  durch-* 
sichtige  Flufsspathart  ^on  Norberg,  schlämmte  das 
Pulver  davon ,  brachte  ein  bestimmtes  Gewicht  des 
geglühten  Pulvers  in  einen. Platintiegel,  kittete  auf 
den  Tiegel  mit  einem  Lutum  von  dickem  Bernstein- 
£rnir$  und  Alaunerde,    die  aiis  AUun  gefällt  war, 
einen  Dackel  von  feinem  Silber,  der  mit  einer  Ab- 
leitungsrohre versehen  war,  wodurch  das  ganze  in 
eine  Retoite  verwandelt  wurde,  aus  welcher^  durch  ' 
Zusatz  von  concentrirter  Schwefelsäure,  die  Flufs- 
fläure  in  ein  Gefäfs  von  Silber  überdestillirte,,  wel- , 
ches  eine  Auflösung  von  Borax  enthielt.  Nach  beeö* 


y 


\ 


430         J.  Berzclius  Untersuchung 

digter  Deslillalion  der  Saure  fand  sich  die  F 
keit  iu  der  Vorlage  darch  Kieselerde  gelriibt,  dera| 
RJtnge  -wäbrend  des  ^iiuroclsneiis  der  Fliissigk«j 
noch  etwa*  sich  vermehrte,  mul  die  aufs  FiUiruin  j 
bracht,  gewaschen  und  geglüht  auf  6Grai»ni  Flu^ 
'■^ath  o ,  09  Gramm  betrug. 

Sechs  andere  Gramme  von  demselben  Flufssitatli 
palver  wurden  in    einem  gewogen)!)!  Vlaiin 
unter  beständigem  Umrühreti  mit  einem  Plai 


tel. 


I   coiicentriner  Schwefclsäu) 


■  D'S' 


24  Stunden    wurde  dit 
und  die 


liber- 


flÜÄvige  §äare  abgeraucht,  und  die  Masse  durch  Glü- 
hen getrocknet,  Sie  war  nun  jedocli  nicht  mehr 
-weifs,  sondern  tostroth,  von  einer  iiicmlieh  bedeu- 
tenden Menge  £is«noxyd,  das  sie.  vcrmuihlich  in 
Verbindung  mit  Flufsääure,  enihielt.  Die  Masse  Wog 
9.98  Gramme,  und  kannte  nicht  durch 
Behandlung  mit  Sch\vefelsäare  su  ■weiterer  Ver- 
mehrung ihres  Gewichts,  als  von  0,005  Gr.  gebracht' 
werden.  Sie^vurdenun  kochend  durch  koiilensaur« 
r^atron  zersetzt,  die  Flüssigkeit  abgegossen,  woraui 
der  kohlensaure  Kalk  mitSalasjnre  ausgesogen  \vDr- 
de,  und  der  noch  rückständige  unzerseizle  Gjps  mit- 
telst einer  wiederhulten  Digestion  mit  Wuiser,  wo- 
uach  unzersel^.ter  Flafsspath  7,uriickbl!eb  ,  der  ge- 
glüht o,  455  Gr.  wog.  Legt  man  zu  diesen  die 
e,  09  Gr.  Kieselerde  und  zieht  das  Gar.2 
gefundenen  Quantität  Gyps  ab,  ond  von 
■wandten Menge  FlursspaHi.  so  erhält  man  5,  455  Gr. 
Flutsspyth,  welche  y,  435  (ir,  Gyps  gegeben  haben, 
oder  100  Theilc  Flufispaih  hatten   nur  175  Thcili 


im 


derZusamniensetzung  der  Fluosilicate.    43 1 

fe   Gyps  gegeben,  d.  h.  71,  77  Theile  Kalkerde  gegen 
t   ag,   23  Theile  Flufssäure.     Die  Ursache  dieser  Ab- 
^*  "weichungipufB  in  dem  Eisengehalt  des  angewandten 
;    Xlufsspaths  gesucht  werden,  das  wahrend  des  Verja- 
f    ^ens  der  überflüssigen  Schwefelsäure  seine  Säure  ver- 
\     \or  9    und  dadurch  machte,    dafs  die  Quantität  der 
\'    erhaltenen  schw^efelsauren  Salze  zu  gering  st^sfieL 
'.    ICeiner  der  Flufsspathe,  die  ich  für  jetzt  zu  unter- 
suchen Gelegenheit  hatte,    war  eisenfrey,   und  ich 
konnte  diaher  nicht  bis   jetzt  auf  eigene  Versuche 
eiifige    Berechnungen    von    der    Zusammensetzung 
"^^   flufsaäurehaltiger  Mineralien  bauen.  Ich  will  daher 
hier,  als  der  Wahrheit  am  nächsten  kommend,  das 
Kesultat  annehmen ,  welches  aus  John  Davy^s  Ana- 
lyse des  kieselflufssauren  Gases  folgt,  zumal  da  es 
zuvor  gemachten  Berechnungen  zum  Grund  gelegt 
wurde ,  und  besser  als  die  directe  Analyse  des  Flufs- 
spaths,  sowohl  mit  der  Analyse  des  Yttrocerits ,  als 
niit  den  Analysen  des  Topases ,  die  ich  nun  anfüh- 
re>i  werde,  übereinstimmt. 

Ich  habe  auf  die  angeführte  Art  den  Pyrophy- 
salith,  den  klaren  farbenlosen,  sächsischen  Topas 
und  dtn  gelben  brasilianischen  Topas  analysirt.  Die 
Versucht  mit  ihnen  wurden  2,3  bis  4  Mal  w^ieder- 
bolt,  weil  ich  mich  vergewissern  mufste,  dafs  die 
Gleichheit  der  Resultate,  die  ich  von  allen  erhielt, 
nicht  Folge  eines  Zufalls  war,  sondern  wirklich  in 
der  Identität  ihrer  Zusamiftensetzuiig  begründet  war. 
Die  ersten]  Versuche  wurden  mit  4  Gramm,  ge- 
schlämmten Pulvers  von  jedem  angestellt;  da  aber 
die  grofsc  Menge  Alaunerde,  welche  diese  Fossilien 
enthalten«  bey  der  Analyse  zu  voluminös  wiid,  als 


N. 


4S2         J'  Berzeliu^  Untersuchung 

dafs  sie  mit  völliger  Sicherheit  ausge^vaschen  Tver- 
d«n  könnte,  so  wandte^  ich  su  den  Versuchen ,  de- 
reA  Gewichte  in  dem  Folg^enden  angegeben  sind, 
nicht  mehr»  als  i  Gramm  von  dem  geglühten  Pul- 
ver an. 

Der  brasilianische  Topas  gab  Kieselerde  34>oi 
Proc^,  Alaunerde  58.38  l^roc,  ihifssauren  Kalk  29,39 
Proc. ,  welche  7,79  Proc.  Flufssäure  entsprechen. 

Tier  sächsische  Toy'as  gab  Kieselerde  34,24  Pr., 
Alatiner^le  57.45  Proc,  Üurssauren  Kalk  2Q,$Proc.ZZ 

7,75  Proc.  Flufssäure. 

« 

Der  Pyrophysalith  gab  Kieselerde  34,36  Proc, 
Alaunerde  57,74  Proc,  nebst  flufssau^en  Kalk  29,9 
Proc.  m  7,77  Proc  Flufssäure.  ]Vlai\.  erhält  daher 
folgendes  Schema  t  '  , 

Alaunerde.  Kieselerde.  Flufssäure.  Summa.^ 
Brasil.  Topas  58,38  34.0*  7.79  100,18 

Sachs.  Topas   57,45  34.24  7,75  99,44 

Pyrophysal.     57.74-  34,30  '?,77  99,8? 

t)ie  Abweichungen  zwischen  diesen  Analysen 
.  gehören  zu  denen ,  welche  sich  für  jetzt  wohl 
schwerlich  dürften,  vermeiden  lassen,  und  fielen 
sogar  '  zum  Thcil  bey  verschiedenen  Versuchen, 
•Vvelche  ich  bey  demselben  Topas  mit  grüfseren 
Quantitäten  anstellte,  etwas  gröfser  aus. 

Vergleichen  Avir  die  numerären  Resultate  mit 
den  Formeln,  'welche  ich  in  meinem  Versuch 
eines  rein  wissenschaftlichen  Princips  für  die  Mi- 
neralogie p.  67.  angeführt  habe,  so  finden  wir, 
dufs    sie  so  nahe   als  müglich  mit  der    Formel  A^ 


der  Zusammensetzung  der  Fluosilicate.  435 

Fl.  -f~3  ^S»  übereinstimmen,  welche  in  100  Theilen 

£iebt: 

Alaunerde  /  .  »  4  58i55 
Kieselerde  •  .  •  .  34*^7 
Flufssäure      .     .     .     .    J7*i8« 

In  diesen  Versuchen  fiel  die  Quantität  der  Alaun- 
erde zu  gering  9  und  die  der  Flnfssäure  beinahe  um 
eben  soviel  zu  groCs  aus.     Diefs  isann  auf  mehreren 
Umständen  beruhen:   1)  darauf  dafs  die  Grundlage 
Sür  die  Berechnung   der   Formel  etwas   fehlerhaft 
ist 9   zumal  da  die  gefundenen  analytischen  Resul- 
tate,   auf  die   sie  sich  stützt,   gewifs  noch   nicht 
vollkommen  genau  seyn  können;  2)  kann  eine  Por- 
tion Alaunerde  in  der  flufssäurehaltigen  Flüssigkeit 
zurückgeblieben  seyn,  und  sich  mit  dem  Flufsspath 
gefällt   haben,    wodurch  sein  Gewicht  vergröfsert 
wurde ;  und  3)  kann  Kieselerde  theils  von  dem  Feuer- 
stein'mörser  9    theils    mechanisch  dem,  Topas  Ibeyge- 
mengt,  mit  der  Flufssäure  in  der  alkalischen  Flüssig- 
keitzurückgeblieben, und  als  Kalksilicat  zugleich  mit 
dem  flufssaurem  Kalk  niedergefallen  seyn,  wobeydas 
Gewicht  des  letzteren  zu  grofs,  und  das  der  Alaünerde 
zu  gering  dadurch  ausfiel,  dafs  das  zur  Analyse  ange- 
wendete Pul  verKieselerde  enthielt,  welche  nicht  der 
Zusammensetzung  des  Topases  angehörte,  und  dafs 
mithin  die  angewendeten  lOoTheile  etwas  weniger 
als  100  Theile  reinen  Topas  enthielten.     Diese  letz- 
tere Vermuthung  sehe  ich  als  die  wahrscheinlichste 
von  allen  an ;  und  ob  es  gleich  nicht  möglich  war, 
das  Gewicht  gena;i  zu  bestimmen ,    das  die  Topase 
während   des  Reibens   mit  Wasser  im  Feuerstein- 
mörser  gewannen ,    so  gaben  es  doch  Annäherung«* 
Journ,/»  Chem,  u,  Phys»  x6.  Bd,  4.  Heft  So 


'  I 


43« 


J,  Berzelius  Untersuchung 


verBuclie  zn  tingefähr  einem  Proceni  an,   wicwon 
«3  bi»weilen  darüber,    tUweilen  darunter  TTBr  *).  , 

Gay-  Luisac  und  Thenard  geben  an  ,  dafs  Ünf  J 
■aares  Natium  durch  Sinkocheo  sich  leicht  von  dcrl 
Kieselerde  scheidet;  ich  habe  dieses  richtig  gefan-J 
den*,    zugleich  kfa^r   auch   erfahren,    bey  den  Vee 
suchen,   die  ich  anstellte,   um  eine  grofsere  M^nd 
"liüiistlichen  Üufssauren  Kalk  zu  bereiten,  dafs  dieta 
Sala  hartnäckig  eine  geringe  Portion  Kieselerde  «u-T 
Eückbält,   die  nicht  eher  sich  entfernt,    a1 
mit  einei  Portion  Borax,    der  zuvor  dem  gröfsic 
Tbcil    nach    mit    Essig    oder   Salzsäure    neutraliiirt I 
ward,    gemischt   wird,    wobey   einige   wenige  ge-l 
latinöse   Klümpchen  sich  während  des  Abdunsteai 
absetzen.     War  nun  dasselbe  in  den  zuvor  angefiü 
ten    analytischen    Versuchen  der  Fall,     so  sind  l 
Abweichungen  von  der  Formel  leicht  srkJailich. 
jedem  Falle  findet  man,  wenn  man   die  erhaAen«^ 
HesuUate  mit  den  durch  Rechnung  gefundenen  mÖM 
liehen  Verbindungen    der  tlufssaUren  Alaunerde  t 
Alaunerdesilicat    vergleicht,     dafs   die    Spuinge. ) 
jeder  andern  Formel  zu  grofs  sind,  als  dafs  sie  durelP 
einen  JJeobachtungsfebler  bey   einer   auch   mit  g^  1 
tingerer   Sorgfalt  als  die  oben  angeführten-,    ange- J 
•teilten  Analyse  könnten  hervorgebracht  werdeti.' 

Ich  glaube  daher,  dafs  man  bey  gehöf  jger  E 
wagung  aller  hieher  gehörenden  Umstand«  ] 
ziemlicher  Sicherheit  annehmen  kann. 


•)  Die«B»  wurde  duich  dal  Abwägen  de»  Mörjeri  ■gor  tu 
nack  der  Bereiiiing  einer  gegebenen  IVIcDge^geicltliii 
kau  Putf  ers  bestimmt. 


der  ZusauimenseUuijg  dc3  P>xuits.     435 

m)  dab  die  drej  untersuchten  Topasarten  dieselbe 
chemische    Substanz    sind,     blofs    in   Farbe, 
Durchsichtigkeit  und  kleinen  Nebenumständen 
der  Form  Tariirend ;    und 
s)  daff  der  Topas  aus  einer  Päitikel  Suhfiuas  alu^ 
minicus  verbunden  mit  3  Partikeln  Siliciasalw' 
Tniniciis   besteht,    seia    Ausdruck    mithin    ist 
A*  Fl +3 AS. 
Bey   ^vreiterem    Nachdenken  findet  man  auch» 
dafs  ein  so   hartes  Fossil   i^ie    der  .Topas  schwer- 
lich neutrale  fLufssaure  Alaune'rde  sollte  enthalten 
können,   und  dafs  der  Topas  in  einem  solchen  FalL 
nicht  härter  als    andere  Fossilien    seyn  sollte,   die 
dasselbe  Alaunerde  -  Silicat  enthalten  ,   wie  der  To- 
pas  ,'  z.  B.  Nopheline.     Dadurch ,  dafs  die  flufssaure 
Alaunerde  basisch  ist,    sieht  man  den  Grund  dieser 
gröfseren  Härte  ein ,   weil  Ucberschurs  von  Alaun- 
erde allen  krystallisirten  Fossilien  einen  ungewöhn* 

l^chep  Grad  von  Härte  eitheilt. 

i 

Stangenstein  von  Jltenherg.     Hauy*s  Pycnit. 

Es  war  natürlich ,  nachdem  die  Zusammen!- 
Setzung  des  Topases  einigermafsen  genügend  ge« 
kannt  war,  von  der  Zusammensetzung  des  Stan* 
gensteins  ganz  besondets  lehrreiche  Resultate  zu  er- 
warten, zumal  da  sowohl  die  geometrischen,  als 
auch  die  übrigen  Charaktere  dieses  letzteren  zu  er- 
kennen zu  geben  scheinen  1  dafs  er  nicht  als  die- 
selbe chemische  Substanz  wie  der  Topas  betrachtet 
werden  kann. 

Untersucht  man  den  Pycnit  vor  dem  Löthrobr,. 
so  findet    man^   dar»  er  in  weit  gröfserer  Mengt 


'  I 


436         J«  Berzelius  Untersuchung 

und  viel  leicliter  Blasen  Wirft,  als  die  Topase»  von 
V  welcher  Eigenschaft  Hr.  Hisinger  für  den  pnbo- 
Topas  den  Namen  Pjrophysalith  herleitete,  6in  Na- 
me 9  der  vorzugsweise  dem  Pjrcnit  zulcommen 
tollte.  Dieser  Umstand,  yerbünden  mit  der  getfn- 
geren  Härte  des  Pjcnits,  (er  wird  nämlich  sebr  stark 
Vom  Qaarz  geritzt)  giebt  Veranlassung  zu  der  Ve^ 
muthung,  dafs  er  entweder  mehr  Flufssäure  ent- 
halten •  oder  ^afs  wenigstens  das  im  F)rcnit  h'efind- 
liche  Fluat  neutral  seyn  müsse,  welches  macht, 
dafs  die  Flufssäure  sich  leichter  davon  austreiben 
läfst,  und  dafs  die  bey  den  Löthrohrs -  Versuchen 
mich  zeigenden  Blasen  bey  eikier  niederen  Temperatur 
hervorgelockt  werden  können. ' 

Ich  mufste  jedoch  bedaureh ,  dafs  ich  so  wenig 
Von  diesem  Fossil  mir  zu'-  verscbafFen  Gelegen- 
heit hatte,  dafs  ich  nur  einen  einzigen  analytischen 
Versuch  damit  anstellen  konnte ;  und  ob  dieser  gleich 
mit  aller  möglieben  Sorgfalt,  a'uf  gleiche  Art  w« 
die  vorhergehenden,  veranstaltet  wurde,  so  glaube 
ich  jedoch,  dafs  ein  einziger  Versuch  nicht  mit 
Völliger  Gewifsheit   etwas  zu  entscheiden  vermag. 

Ich  erhielt  von  dem  Pytnit  Kieselerde  38,43 
Proc,  Alaunerde  51  Proc,  nebst  34  Pröc.  flüfssau- 
ten  Kalk  iz  8»84  Proc.  Flufssäure. 

Vergleicht  man  dieses  Resultat  mit  den  For- 
meln, so  findet  man,  dafs  es  der  Formel  A  Fl-f-3  AS 
sehr  nahe  kömmt ,  mit  der  man  es  hier  verglichen 

lindejt:        Resultat  der  Formel.  deJr  Analyse. 
Alaunerde                53.07.  51,00. 

Kieselerde  38,8o*  3&43- 

Flufssäure  0,15.  8*84v 


fiber  f  ycnlt,  Tantalum  etc.  457 

Diese  Analyse  gab  mithin  s  Proc.  Verlniit ,  und 
ihre  Abweichungen  von  der  Formel  sind  überdiefs 
Töltig  proportiona^l  den  Abweichungen  von  der  For- 
mel,  die  sich  in  den  Resultaten  der  Analysen  .dev 
Topase  fanden  ,  so  dafs  nach  aller  Anleitung»  gleiche 
Ursachen  die  Abweicjiungen  an  beiden  Stellen  be« 
nimmen. 

Wenn  der  Fycnit  so  zusammengesetzt  ist ,  wia 
^an  es  der  vorhergehenden  Untersuchung  nach  Ur« 
•ache  hat  zu  vermuthea,  so  enthält  er  eine  Partikel 
neutrale  fluFssaüre  Alaunerde,  verbunden  mit  3  Par* 
tikeln,Alaun^rde*Silicat;  und  man  braucht  blofs  ei- 
ne Partikel  Alaunerde  hinzuzusetzen ,  um  das  Fluat 
basisch  zu  machen^  und  den  Pycnit  in  Topas  zu 
verwandeln,  oder  umgekehrt,  von  dem  letzteren  dia 
Hälfte  der  Alaunerde,  welche  das  darin  befindliche 
Subfluat  enthält,  wegzunehmen ,  um  ihn  in  P;|rCQit 
siu  yer^andel^. 


fff 


j(.  Eigenschaften  des  Tantal ^2lJet;aüSf  Sauere 

Stoff  geholt  seines  Oxyds  ^  seine  Sättigungst^ 

,  capacität  und  chemische  Eigenschaften  ;  von 

J;    Gottlieh  Gahn^     Jac.   Berzelius^ 

und  H,  P.  Eggertz, 

Um  die  Zusammensetzung  eines  Tantal>haltrgen 
Fossils  richtig  beurtheilen  zu  können,  wird  die  Kennt« 
nifs'des  SauerstofFgehalts  des  Tantaloxyds  und  der 
davon    abhän^endm   $ättigungscapacität  erfQrdert> 


438       Berzelius;  Gähn  u/Egge^tz 

Es  ist  dier»  eine  von  den  schwierigeren  Unter^Bcliaii« 
gen  y  Y(reil  die  Unauflöslichkeit  des  Tantaloxy.ds  in 
den  meisten  Säuren,  und  seine  Geneigtheit,  sich  mit 
den  Fällungsmitteln  zu  verbinden ,  deren  njan^sidh 
SU  seiner  Abscheidung  bedient,  alle  Genauigkeit  in 
den  Resultaten  der  mit  künstlich  hervorgebrachtea 
Tantalaten  angestellten  Analysen  ein  Hindemifs  iaj 
den^Weg  legt. 

Das  erste,  um  was  es  uns  zu  thun  war,  ^l^^iit 
Heduction  des  Tantaloxjds  zum  Metall  zu  versdchen. 
Hierzu  wurde  ein  zuvor  gut  durchgebrannter  Koh- 
lentiegel angewendet.  Seine  Höhlung  bildete  eiA 
Loch  v6ti  der  Dicke  einer  Gänsefeder,  und  von  •!• 
ner  Länge  von  i^^ZolK  Der  Kohl entiegel  wurde  ^a( 
einer  genauen  Wage  ins  Gleichgewicht  gebracht,  und 
hierauf  geglühtes  Tantaloxyd,  «o  fest  als  es  deifTie* 
gel  auszuhalten  vermochte,  darein  gepreüit,  worauf 
€r  gewogen  und  das  Loch  mit  einem  passend/en  Koh- 
lenpfropf verstopft  wurde.  Der  Kohlentiegel  wur- 
de auf  die  gewöhnliche  Art  in  einen  hessischen  Tie- 
gel gesetzt,  und  die  Masse  eine  volle  Stunde  indem 
Gebläse  einer  guten  Esse  erhalten.  Als  die  Probe  nach 
dem  Abkühlen  herausgenommen  wurde,  lag  in  dem 
Loch  des  Tiegels  ein  Metallklumpep,  der  darin  klap- 
perte. Er  wurde  vorsichtig  herausgenommen ,  hatte 
.4ie  Gestalt  des  Lochs,  und  alle  Eindrücke  davon  hat- 
ten sich  aber  um  ungefähr  \  von -dem  Volumen  des 
eingelegten  Oxyds  zusammengezogen. 

i)  10  Grammen  .Tantaloxyd  lieferten  9^49  Gram- 
men Tantalum  in  einem  Klumpen  von  schwaAiem 
Zufammenhang,  dessen  kleinere  Theil^  aus  dunkel 
bleygrauen  metallischen  Körnern  bestanden,  welche 


^fterTiinuilum  u.  seine  ehem.  Verlialüiisse,  439 

^■Lait  waren  .  dafs  sie  Glas  ritzten  ,  aber  auf  dem 
^Btzat«in  sich  scbteifenliefsen,  und  dabey  vollhom- 
fSn  Metallglanz  und  eitengrauc  Farbe  zeigten. 
E  B)  4.885  Gr.  Tantaloxj-d  gaben  4.G5.'t  Gr.  Metall, 
■liplirTi  dem  vorigen,  aber  toii  gröfserem  Zusam- 
^bnlult.  In  diesen  beiden  Versuchen  betragt  mit- 
^■b  der  Sauerstoffgfcbxlt  5,1  Froccnt,  gegen  94-'9  !*'• 
Btall. 

^>*  3)  6.35  Gr.  Tantaloxyd  gaben  6,0s  Gr.  MetaU 
H*  94.803  Metall  gegen  5,197  Theile  Sauerstoff. 
H  4)  5.64  Gr.  Tantaloxyd  gaben  5,34  Gr.  Metall 
H)94,6Q  Metall  und  5,3s  Th.  Sauerstoff. 
^B  Diese  Versucbe  stimmen  daher  so  nahe  wie  mog- 
^fth  mit'  einander  überein,  und  man  kann  nach  ei- 
^fe  Mittelz^bl  annehmen ,  dafs  das  Tautaloxyd  be- 
^■dtt  aus ; 

Ti'ni^'um       gliS  100  iS23 

Sauerstoff  5,2  5,4,55  »O» 

Die  Reduction  des  Tantaloxyds  [erfordejrl  ein 
strenges  Feuer,  jedoch  nicht  ein  heftigere»  als  «nge- 
fihf  die-  des  Manganoxrd».  Wir  konnten  es  nicht 
zum  Schmelzen  bringen,  und  der  Zusammenhalt,  den 
es  hat,  ist  eigentlich  nichts  anders  ah  durch  Zusam- 
menschweireen  einstanden.  Bisweilen  wird  es  auf 
der  Oberfläche  messinggelb,  vermuthlich  durch  ein« 
Oxydulation  mittelst  der  während  desAb^blens  de* 
Tiegels  eindringenden  Luft.  ■   - 

Das  TantalmetuU,  so  vrie  wir  es  erhalten  ha- 
ben, hat  einen  gewissen  Grad  von  Zusammenhalt, 
der  je  nach  den  verschiedenen  Wärmegraden  bey 
«einer  Beduction  zu  variren  8cheint<  Seine  kleiniieri 
Theile  sind  hart,  »o  dafi  »ie  auf  dem  Glas,  auf  da* 


man  mit  ihnen  streift,  Spuren  zurüclüassci].  DiePo 
rofiilüt  dieser  Mctallkijuige  liefs  es  nicht  zu,  ihr  *{>' 
cißiches  Gewicht  zu  untersuchen.  Ihre  Farbe  lA 
dunkelgt.iuj  mit  einem  harten  Messer  gestrichen 
nehmen  sieMetall^Ianz  an.  der  besonderE  sich  zeig: 
wenn  der  Tantal -Regnlus  auf  einem  feineo  Well 
stein  geschliffen  wird.  Er  hat  dann  das  Ansehend 
Eisen.  Dabey  zeigt  sich  heym  Anfeuchten  und  w>b 
wnd  des, Schleifen»  ein  Geruch  nach  Wasaentoffg 
mit  derselben  Modification  des  Geruchs,  wie  i 
das  Manganmetall ,  -wenn  es  befeuchtet  wird,  ai 
•  lüTst,  und  welcher  von  einem  Hinterhalt  von  Man 
gan  herrührt,  der  sich  bey  der  Analyse  dta  TantaliU 
nicht  völlig  abscheiden  läfgt,  und  bey  dem  wirschoi 
licy  dem  Resultat  der  Analyse  de»  Tantalits  geieh^ 
liaben,  dafs  irgend  ein  Verlust  mufste  Statt  gefunden 
}iat>^u.  Das  Tanj:almetall  läfst  sich  zum  Pulver  rei' 
ben,  das  nicht  den  geringsten  Metallglanz  bat,  t 
flaa  dunkelhräunljch  ist.  Dieses  Pulver  wird  weder 
von  der  Saläsäi^re,  noch  von  der  Salpetersäure,  noch 
von  ddm  Königswasser,  selbst  wenn  man  diese  Sau*, 
lea  im  coiicentrirtemZusjande  anwendet,  aufgelöste 
Fein  geriebenes  Pulver,  das  mehrere  Tage  hindurch 
mit  concentrirtem  Königswasser  unaufhürlicb  dige* 
riri  wurde,  verblieb  unvetäudetl;  in  der  Säure  fan« 
den  sich  hlofs  schwache  Spuren  von  Eisen,  und  be^ 
■onders  von  Mangan  aufgelöst,  die  entweder  von  äei 
Kohle  herrührten,  oder,  was  am  glaublichsten  ist, 
dem  Tantaloxyd,  aller  Bemühungen  ,  sie  zu  entfern 
neu,  ohugeachtet,  noch  von  demTantalitanhiengeih' 
In  seinem  Veibalten  zum  Königswasser  ähnelt  mit» 
hiii  das  Tantalum  dem  Chromium.,  Titan ,  Iridium» 


^  üb.  Tantalumu.  seine  ehem.  V^hältids^e.  44.1 

land  Rhodium.  Wie  diese  Metalle^»  wird  es  durch 
^aren  nicht  oxydirt,  wohl  aber,  "wenn  es  mit  c^au^ 
«tischemfiali  {geglüht  wird,  wodurch  dann  eine  Ver- 
bindung des  Tantaloxyds  mit  Hali  entsteht. 

Wird  das  TanCalmetall  bis  zum  Tölligen  Hoth- 
glühen  erhitzt,  so  Fängt  es  Feuer,  und  brennt  schwach 
ohne  Flamme,  hört  aber  sogleich  zu  brennen  auf, 
l^enn  es  wieder  d.us  dem  Feuer  genommen  wird* 
£s  wird  dabey  grauweils,  und  wir  konnten  es  nia 
dabip  bringen ,  dafs  ein  aus  dem  weifsesten  Oxyd 
erhaltener  Tantalregulus  nach  dem  Verbrennen  eii^ 
weifses  Qxyd  gab ,  sondern  es  ^og  sich  immer  ins 
Graue»  wobey  die  Gewichts  -  Vermehrung  immer 
yariirte  und  i^m  ao  geringer  ausfiel ,  je  grauer  das 
Oxyd  wurde.  100  Th.  Metall  nahmen  aaf  diese 
Ar*  3>5>  4  t»is  4»^-  Th.  Sauerstoff  auf.  Diese  Um- 
stände scheinen  von  einer  unvollkomijienen  Ver«» 
hrennung  herzurühren,  wobey  Theile  des  iVFctallsr 
von  dem  Oxyd  so  umwickelt  w^erden.,^  d^fs  sie  sich 
nicht  weiter  oxydiren  lassen  „  denn  es  ist  klar ,  daßi 
wenn  aus  jioo  Th.  Oxyd  .94,9  Th.  Metall  wurden, 
wieder  aus  dieisem  100  Th.  Oxyd  müssen  erhahe» 
werden  können,  wenn  das  Meta^ll  auf  denselben 
Grad  wie  zuTor  oxydirt  wrd. 

Wird  das  Tantalmetall  in  Puhrerform  und  mit 
Salpeter  gemengt,  in  einen  glühenden  Tiegel  ge- 
worfen, so  dctonirtcs,  wiewohl  nicht  sonderlich 
lebhaft.  Die  Masse  ist  schneeweifs^  und  besteht 
ans  Kali  mit  Tantaloxyd  verbunden. 

t)aa  Tantalmetall  läfst  sich  mit  andern  Metallen 
verbinden.  Wir  reducirten  wolframhaltiges  Tan«, 
taloxyd»     Die  Verbindung  ähnelte  dem  Tantaluntf 


442       Beri^elius,,  Gähn  u.  Eggertz 

war  ^^er  Weit  Fester  und  härter  als  reines  Tant^lum, 
und  liefs  sich  leicht  polieren, 

Tantalox7d»  mit  räinen  Eisenspähnen  gemengt 
und  in  einen  kleinen  Tiegel  gelegt ,  wurde  Tom 
Eisern  reducirt,  and  es  wurde  ei^  unvollkommea 
geflossener  Kegulus  erhalten  ,'  welcher  Gufseisen 
ähnelte,  aber  nicht  kristallinisch  im  Brueh  war. 
Seine  Oberfläche  war  so  hart»  dafs  sie  Glas  ritzte. 
Königswasser  nahm  Eisen  daraus  auf  ^  jedoch  sehr 
träge  und  langsam,  und  das  Tantalmetall  blieb 
unter  der  Form  eines  grauen  Pulvers  zurücV. 

Der  Tantalit  selbst  wurde  in  einem  Köhlentie- 
gel  re^ucirt.  Er  gab  eine  metallische,  auf  ^^r.Ober« 
fläch«  messinggelbe  Masse,  welche  übrigen«  in  ih* 
rem  Innern  dem  Tantalmetall  ähnelte;  mit  Salz* 
ftäure  Übergossen,  löste  sich  |d^raus  das  Eisen  und 
Mangan  mit  Entwickelung  von  WasserstoflFgas  auf, 
nicht  aber  das  ;Zinn  und  Wolfram»  welche  beide 
eelbst  niqh^  I^pnigs^asser  auszog. 

«  • 

Wurd^  Tant^loxyd  in  eine  Glasiröhr^  gebracht 
und  darin  geglüht,  und  hierauf  ein  Scroip  yon  Was* 
ferstoifgas  durch  die  Röhre  geleitet,  ^o  wtirde  das 
Oxyd  gra^u;  wurde  es  herausgenommen  und  gelinde 
geglüht»  so  wvt^de  es  wiederum  w^if^,  ivahm  aber 
^o  unbedeutend  an  $einem  Gewicht'  ^u,  dafs  es 
fchwer  ist,  ?a  erklären,  welche  Axt  von  Veränderung 
das  Wasserstoifgas  darin  heryorgebxacht  habe. 

Pas  Tant^lum  läfst  sich  nicht  mit  Schwefel 
yerhinden ,  weder,  wenn  es  direqt  mit  ihm  2usam> 
mengeschmolzen  wird,  noch  wenn  Schwefel  in 
Pämpfen,  oder  geschwefeltes  Wasseratoffgaa  durch 


über  Tanlalumai  seine  ehem.  Verhältnisse.  443 

glühende»  Tantaloxjd  geleitet  Tvird«  Eben  so  we-* 
nig  läfst  sich  die  Vereinigung  bevirirheD,  wenn  das 
Oxyd  mit  Zinnober  gemengt  und  erhitzt  ^'ird« 
Hydrotfaionammoniak  beivirKt  bej  noch  feuchtem, 
frisch  gefölUen  Tantaloxyd  keine  Veränderung. 

Was  seine  Oxydationsgrade  betriftt,  so  konnten 
%vic  nicht  tnehr  als  ein  Oxyd  linden ,  weiches  im 
Tantalrt«  vorkommt.        Die     messinggclbe   Farbe, 
die  sich   oft  auf  der  Oberfläche  des  Tantalmetall« 
.zeigte  wenn  es  nach  der  iieduction  heraus  genom- 
men wird,    dürfte   eine  Suboxydationsstufc   seyn; 
um   dieses  aber    mit    Ge^vifsheit  zu   entscheiden, 
werden  eigends  dazu  angestellte  Versuche  erfordert^ 
Das  Tantaloxyd  wird  am  besten  rein  erhalten, 
wenn  es  mit  kohlensaurem  Kali  in  einem  Platin-t 
tiegel   zusammengeschmolzen,    und   die  geschmol- 
zene Masse  im  Wasser  aufgelöst  wird.     £s  ähnelt 
nun  insofern  dem  antimonsauren  Kali «  aU ,  nach- 
dem kaltes  Wasser  den  Ueberschufs  von  Alkali  mit 
einem  Theil  Tantaloxyd  aufgenommen  hat,  das  da- 
durch nicht  aufgelöste  dann  durch  kochendes  Wasser 
aufgelöst  wird,  so  dafs  ain  Ueberschufs  von  kohlen» 
saurem  Kali   die  Aullüslichkcit  des  neutralen  Kali-r 
tantalats  behindert ;  die  Auflösung  hat  einen  schwa- 
chen, etwas  metallischen  Geschmack. 

Pie  Salzsäure  fällt  das  Tantaloxyd  mit  wcifser 
Farbe«  Wird  es  mit  einem  Ueberschurs  von  Säure 
digerirt,  y^^d  hierauf  mit  kochendlicirscm  Wasser 
gewasi^hcn,  so  lange  noch  das  durchgehende 
4ie  Silbersolution  fällt,  so  erhält  man  ein  schriee- 
"vreifses  voluminöi^es  Pulver,  Welches  Tantaloxyd, 
mit  Wasser  verbunden,  ist.     Es  röthet  das  Lakmus- 


f 


/    / 


I 

/^     Berzeliua,  Gähn  u./Eggei?ta5      ^  . 

papier ;  vrirA  es  getrocknet  und  hierauf  auf  feijclitef 
Lakmuspapier  gelegt«  so  wird  letzteres  auch  davon 
geröther.     Wird  es  in  einer    Glasretorte   destillirt, 
1^0  gieht  efli  Wasser«  das,  wen^  es  gut  aus^e-wascheü 
worden   war ,    nicht  nur  nickt  ^  sauer    schnieclit; 
sondern  auch  nicht  auf  Lakmuspapiev  reagirt,  so 
d^fs  die  Eigenschaft  des  wasserhaltigen  Tantaloxjcts, 
]Liakmuspapier  zu  röthen ,    nicht  einer  aahängenden  « 
SSure  zuzuschreiben  ist,  sondern  dem  Tantaloxyd 
selbst  zukömmt     Nachdem  das  Wasser  Verjagt  ist, 
)reagirt  es   nicht  mehr,    wie    eine  Menge    änderet 
wasserfreyer  Säuren.  Bey  mehreren  Versuchen,  den 
yVäs»etgeh^\t    dieser    Verbindung    %n    bestimmen, 
wurden  von  loo  Th.  bey  mäfsiger  Wärme  getrock« 
neten  wasserhaltigen  Tantaloxyds  lo  bis  11,11  Th. 
Wasser  erhalten.     Bey  einem  Versuche,  der  mit  der 
^ufsersten   Genauigkeit    angestellt   wurde,    wobey 
auch  das  Wasser  gesailimelt  und  untersucht  -wurde, 
wurden  68t93  Th.  Oxyd  nebst    11,07  Th.   Wasser 
erhalten»  i^elches  auf  100  Thi  wasserfreyen  Oxyds 
i2f  Th.  Wasser  giebt,    worin  sich  11   Th.  Sauer- 
stoff befinden;  wenn  daher  der  Sauerstoff  des  Tan- 
taloxyds   ein  Submultiplum  nach   der  Zahl  a  vom 
Sauerstoff  im  Wasser  ist,    so  ist  sein  Sauerstoff  IT 
5»5j  was  nicht  bedeutend  vom  gefundenen  Verhält- 
pifs  abweicht.     Bey  einem  andern  Versuch  wurden 
von  tpo  Th.  wasserhaltigen  Oxyds  89»5  Th.  geglüh- 
tes Oxyd  nebst  10,5  Th.  Wasser   erhalten.      Dieses 
giebt    11,73  Th,    Wasser  auf  100  Th.   Oxyd;    das 
Wasser  enthält  10,35  Th.  S  luerstoff  >   wovon  5,175 
die  Hiilfte  ist,  welches  der  Mittelzahl  der  Versuche 
poch  näher  kommt. 


üb.  Tantalumü.  seine  them.  Veihälmisse.  445, 

Da  das  Tanlaloxyd  dich  nicht  mit  Säuren  zu 
Salzen  verbindet,  und  da  eft  die  Eigenschaft  hat^ 
im  Wasserhaltigen  Zustand  Lakmmpapier  zu  töthen» 
und  §ich  mit  Alkalien,  Erden  und  Mctallojtyden  zti 
verbindeii^  gegen  welche  es  die  Hölle  eitier  Säure 
spielt,  so  ist  es  klar,  dafs  dieses  Oxjrd  unter  die* 
ClasAe  der  metallischen  Säuren  gestellt  werden 
müsse,  ob  es  gleich  gewifs  zu  deu  schwächeren  ge« 
hört,  und  dafs  es  neben  der  Antimonsäure  und  deili 
Telluroiyd  seinen  Platz  finden  müsse  ,  welche 
beide,  oder  zum  wenigisten  das  letztere ^  es  in  sei^ 
nen  Affinitäteh  als  Säure  übertrifft.  Man  ist  daher 
berechtigt,     es  künftighin  Tantalsäur^,   und  seine 

.  Verbindungen  mit  Basen  tantalsaure  Salze  zu  nennen. 
Wird  wasserhaltige  Tantalsäare  mit  ietwas  cau- 
stischem  Ammoniak  vermischt ,  so  absorbirt  sie  ei- 
nen Theil  Ammoniak ,   der  sich  durch  Wärme  wief- 

.    deJTum  verjagen  läfst.  —  Wird  das  tantalsaure  Am- 
moniak xhit  einer  Auflösung  einer  Erde  oder  eines 

*  Metalls  in 'einer  Säure  vermischt,  so  erfolgt  ein  Um* 
tausch  der  Bestandtheile  beider  Salze,  urid  die  Tan- 
talsäure verbindet  sich  mit  der  Erde  oder  dem  Me-/ 

talloxyd. 

Wasserhaltige  'I*ahtalsäure>  aus  tantalsaurem  Kali 
gefällt  utid  mit  einer  Auflösung  von  tantalsaurem 
Baryt  behähdelt,  der  mit  etwas]  caustischem  Ammo- 
niak versetzt  wird,  giebt  tantalsauren  Baryt  in  Form 
eines  weifseh  Pulvers.  Es  ist  jedoch  schwer,  hie- 
bey  ein  völlig  gesättigtes  Tantalat  zu  erhalten,  und 
bey  einigen  Versuchen,  den  tantalsauren  Baryt  zu 
analysiren,  fiel  der  Ausschlag  veränderlich  aus.  Die 
gtöfste  Menge  $aryt ,  die  sich  in  diesen  Versuchen/ 


446      Berzelius,  Gah)i  .u.  Eggertz       Ml 

Jfnit  loö  Th,  Tantalsäure  verbunden  fand,  Waren  40'lj 
Th. ;  der  Sauel^toff  dieser  ist  4.,^,  -woraus  mitluiiS^ 
erhellejty  dafs,  irn  Fall  die  zuvor  angeführten  Ae- 
iductions* Versuche  richtige  llesultate  gegeben  babeii|*l" 
.]Bin  Theil  der  Tantalsäure  nicht  niit  Baryt  gesättigt!] 
Wurdet  so  wie  es  auch  im  allgemeinen  scheint^  dab. 
diese  Säure  von  einer  Quantität*  Basis  gesättigt  wird« 
deren  Sauerstoftoxyd  gleich  ist  dem  Sauerstoff  der 
ißtäsis. 

jbie  Tantaisäure  wird  v6n  hejnahe  keiner  SänrcL' 
angegriffen.  Hie  von  leitete  Mkeberg  den  Nam^ 
Tantalum  ab,  mit  Anspielung  auf  die  Fabel  vom 
Tantalüsi  PVollaston  gieht  an »  dafs  sie  von  Klee- 
isäute».  Weiüsteinsäure  und  GitroliensäUrd  aufgelöst 
Werde.  Bey  unsere  Versuchen  nahmen  diese  Säu- 
ren» ätich  nach  einer  sehr  lange  fortgesetzten  kochen- 
den Digestion  so  w^eiiig  da^'^on  auf.  dafsman-die 
Tantalsäure  als  eine  in  diesen  Säuren  unauflösliche 
ansehen  kann..  Nur  allein  die  Kleesäure  uuhm  so 
viel  davon  auf,  dafs  sie»  mit  Gälläpfelaufguls  ge- 
mischt^ die  brandgelbc  Farbe  des  gerbest oifhaltigea 
^antaloxyds  bekam ,  ohne  dafs  sie  jedoch  dabej»  et- 
was fällte.  Dagegen  wird  die  Wasserhaltige  Tantai- 
säure von  kochendem  sauren  weinsteinsauren  Kali 
in  bedeutender  Menge  aufgelöst,  und  Wenn  die  Auf- 
lösung  gesättigt  ist,  so  gesteht  sie  nach  dem  Abküh- 
len. Alkali  fällt  sie  aus  dieser  Auflösung.  Geschieht 
die  Fällung  durch  kohlensaures,  im  Ueberschufs  zu- 
gesetztes Ammoniak,  so  wird  ein  Theil  der  Tantal- 
aäurie  in  der  Flüssigkeit  aufgelöst,  und  der  utiauf-  : 
gelöste  Theil  wird  sehr  voluminös.  JDieser  enthält 
kohlensaures  Ammoniak»     Bleibt  e$t  lange  an  offe- 


Zusarnnvensetzung  tantalhaltigör  Fossilien.  447 

ner  Luft  liegep,   jio  erleidet  er  eine  Art  von  Vetr 
Witterung,  wobey  das  Ammoniak  verdunstet. 

In  saurem  weinsteinsauren  Kali  löst  sich  die 
Tantalsäüre  ebenfalls^  abe^  in  höchst  unbedeutender 
Menge ,  auf. 


4.  Untersuchung  der  Zusammensetzung  bekannter 
tantalhaltiget Fossilen f  von  Jac.  Berzelijus. 

i.  Tantalit  von  Fihland. 

Man  weifs  nicht  mit  völliger  Oewifshcit,  voii 
welcher  Stelle    in  Finland   der  Tantalit   sich  het«         ^ 
schreibt,  man  glaubt  aber,  und  das  mit  vieler  Wahr- 
scheinlichkeit» dafs  er  von  Versuchen  auf  Zinn,  auf 
den  «Skögsböle  Länderejren  in  der  Versatniiilung  Ki* 
mitö  herrührt^    welche  nun  nicht  mehr  betrieben 
werden«  und  WQ  die  damit  vorkommenden Minera* 
lienviele  Aehnlichkeiimit  denen  haben,  in  welchen 
der  Broddbo- Tantalit  vorkömmt.  Ekeberg^  welcher  % 
dail  Tantalum  eiitdeckte,  hatte  dieTantalite,  welche 
er  untersuchte ,  von  dem  ober  -  Öirector  Geyer  er- 
halten«   welcher  seinerseits  sie  von  Finnland  äsuge«». 
•chickt  erhalten  hatte.  1 

Da  Ekebergi  Erben  seine  mineralogische  Hin« 
terlassenschaft  an  Dn  Mactnichael  verkauften »  s<^ 
hatte  dieser  die  Güte,  mir  alles  das  zu  überlassen^ 
was  sich  darin  von  angefangenen  Untersuchungen  -  / 
vorfand^  W^^u  besonders  etwas  Tantalit  >gebörtei 
thcils  in  kleinen  Stücken  1  theils  bereits  pulverisirti  >        f 


448 


Berzelius  yntersucl^unc' 


\t~ 


m 

nebst  den  Yttrotantaliten ^  deren  Beschreibung näj] 
Analyse  icbf  im  Folgenden  anführen  werde. 

1.  TaUtalitf  , ein  einziges  Stück,     mit  Beme^ 
kung'^seiner.Sfecifc  Schwere  von  ^asöi  . 

Er  wurde  auf  der  Porphyrplatte  sum.  Palva 
gerieben  Und  geschlämmt;  di«  ganze  Quantität 'gab 
hiebt  mehr  älä  eine  Gramme  geschiämmten  und  ge- 
glühten Pulvers,  • 

a)  Eine  Oraitime  Tantalitpulver  würde  init 
)5"Gtamtneri  saurem  schwefelsauren  Kali  gemischt 
u»d  im  Platin tiegel  geschmolzen.  Die  geschmol- 
zene Masse  wurde  mit  Wasser  ausgelaugt»  zuerst 
mit  kaltem  und  hierauf  kochend  heitsem ,  worauf 
'flas  unaüfgelöste  mit  Hydrothionammohiak  digerirt 
wurde,  und  hierauf  mit  Salzsäure ;  sie  liefs  Tantal- 

•  •  ( 

/ 

Oxyd  zurück ,    welches  geglüht  o,83ö  wog. 

5)  Die  Auflösung  in  Hydrothionammoniak,  zur 
iTrocknifs  abgeraucht,  und  die  trockne  Masse  stark 
Im  ofFenen  Gefäfs  geglüht,  hinierliefs  o,oo6  Gr*. 
eines  weifsen  Pulvers ,  das  vor  dem  Löthrohr  mit 
etwas  Soda  zu  einer  Zinnkugel  redncirt  wurde. 

c)  Die  Auflösung  des  sauren  Kalisalzes  in 
Wasser  wurde  mit  der  Salasäure  gemischt  ^  womit 
'das  Tantalokyd  digerirt  worden  war>  und  das  auf- 
genommene Eisen  zuvor  durch  Salpetersäure  in  den 
Zustand  des  rothen  Oxyds  versetzt ;  die  sa\ire  Flüs- 
sigkeit Wurde  mit  causti^hem  Ammoniak  genau 
^sättigt,  und  durch  bernsteinsaures.  Ammoniak 
gefallt ;  das  bernstein saure  Eisen,  im  ofEenen  Tiegel 
Verbrannt,  hinterliefß  0,09  Gr.  rothes  Eisenoxyd.    . 

d)  Die  übrige  Flüssigkeit,  kochend  mit  basisdh 
kohlensaurem  Kali  gefällt»  und  hierauf. noch. eine 


,  \ 


.i- 


der  Zusammensetzung  tantalh..  Fossilien,  449 

*  •  \ 

Stunde  gekocht,  hinterliefs  kohlensaures  Mangan, 
'Vrelches,  streng  im  oiFenen  Tiegel  geglüht,  0,093 
€r.  wog.  In  Salzsäure  aufgelbst ,  und  die  concen- 
triife  Auilösui^g  mit  einem  Tropfen  Schwefelsäure 
versetzt,  setzte  sich  etwas  6yps  ab,  dessen  Menge 
jedoch  zu  gering*  war,  um  aufs  Filtrum  genommen 
und  gewogen  werden  zu  können. 

Dieser  Tantalit  hatte  mithin  gegeben : 
Tantaloxjd  83>ö     Oder  Tantaloxyd         83»* 

Eisenox]^d  9,0  Eisenoxydul        7,2 

Manganoxyd  9,3  Manganoxydul    7,4 

Zinnoxyd  0,6  Zinnoxyd  0,6 

£ine  Spur  von  Kalk 


■<■<■■« 


^  .         102,1  984 

'  Das  Eisenoxydul  enthält  1,81  Theile  Sauerstoff, 

so  wie  auch  das  Manganoxydul ,   so  dafs  in  diesem 
\    Fo68il  der  Sauerstoff  der  Basen  gleich  ist,  und^usam- 
\  xnen  3,62  beträgt.    83» *  Theile  Tantaloxyd  dagegea 
,    enthalten  4,32  Theile  Sauerstoff,  so  dafs  hier  ent- 
w^eder  die  ganze  Quantität  des  Steins  nicht  völlig 
versetzt  wurde ,   oder   die  Reductionsversuche   des 
Tantaloxyds  keinen  völlig  genauen  Ausschlag  gege- 
ben  haben.    Ich  hatte  nichts  mehr  von  diesem  Tan- 
talit übrig,  um  ihn  einer  heuen  Analyse  zu  unter- 
werfen ,  und  kann  daher  nicht  entscheiden ,  ob  der 
Fehler  in  der  Analyse  liegt. 

In  jedem  Fall  zeigt  diese  Analyse,  dafs  der  reine 
i  Tantalit  eine  Verbindung  ist  von  einer  Partikel  tan- 
talsaurem Eisenoxydul  mit  einer  Partikel  tantalsau- 
rem Manganoxydul ,  verunreinigt  mit  etwas  tantal- 
saurem Kalk,  und  dafs  seine  Zusammensetzung  aus* 
gedrückt  wird  durch  mg  Ta-^-fFa, 

Journ.  /.  Chtm.  u.  Fhys,  16.  Bd,  4  Heft>  3» 


45^  J*  Berzelius  ÜntersuchiiDg 

'  2,   Taut  all  t  von  kaneelhrainieTn  Pulver,    üflt 

dieser  Aufschrift  falid  sich  unter  £kebergs  .h\n\m 
lassenen  Mifteralien  ein  pulverisirler  Tantalit,  d€i> 
»en  Pulver  eine  Rostfarbe  hatte,  upd  von  welcbei|] 
Jßkeberg  bemerkt  ha,tte,  dafs  ©s  von  einem  eiozigaii 
Tantalitkrystall  herrühre,  desse;^  speci&sches  Geiaridiii 
7,936  war  ,  und  dafs  es  der  Rückstand  einer  Qiua* 
tität  von  y  Loth  sey,  welche  iS^S  ^^  einer  Analyse 
angewendet  worden ,  und  über  welche  leider  all« 
weitere  Anzeigen  unter  seinen  Fapieren  refnubt 
wurden*  1         _ 

Dieses  i*othbraune  Pulver  wurdfe  in  Sauren  ▼ol- 

lig  unauflöslich  befunden.     Seh  rieb  das  feinere  auf 

einer  Porphyrplatte  und  schläminte  es,  wobey  seine 

Farbe  noch  lichter  rostroth  wurde,  und  ich  erhielt 

>  auf  diese  Art  0,32  Gr.  geglühtes  Pulver. 

Auf  gleiche  Art  wie  das  vorhergehende  unter« 

.    sucht,  gab  es  0,7315  Gr.  =  89»o8  Pr^c.  geglühtes  Tan- 

ta]oxyd,    welches   in    Alkali    wiederum    aufgelöst, 

nichts  nnzersetztes  ufid  keine  fremden  Steife  entbill- 

ten ,  befunden  wTirde. 

Die  sauere  Solution  gab  6,115  Gn  rothes  Eisen- 
I        '   oxyd,  nebst  0,03  Gr,  eines  Gemenges  von  MangaQ- 
^         Oxyd  mit  etwas  Kalk. 

•  Zusammen  betragen    also  ^ie   gefundenen  Be- 

standtheile  0,8765,  folglich  0,0565  lÄehr,  als  ich  vom 
Stein  angewanclt  hatte.  Ohnstreitig  ist  wohl  dieses 
irgend  einer  Nichtbeachtung  beym  Abwiegen  des  zur 
Analyse  Angewendeten  oder  einem  andern  Zufall 
während  der  Analyse  zuzuschreiben,  ich  habe  sie  aber 
dessen  ohngeachtet  hier  angeführt  >  um  die  Minera- 


V 


1er  Zusammensetzung  tantalh.  Fo3silien.     451 

logen  auf  den  Unterschied  zwischen  diesem*  und  dem 
vorhergehenden  Tantalit  aufmerksam^  au  machen, 
dessen  Pulver,  -wie  da«  vom  Broddbo  Tantalit,  ei- 
Hern  mit  etwas  Rahm  gemischten  KaiFe  ähnelt.  £s 
ist  schwer,  eine  Vermuthung  zu  wagen,  worin  der 
Unterschied  zwischen  beiden  eigentlich  besteht,  aber 
er  mufs  entweder  darin  liegen,  dafs  der  letztere  tan- 
talsaures  Eisenoxyd  enthalt,  oder,  was  ich  beynahe 
Für  wahrscheinlicher  halte,  dafs  er,  so  wie  Wolfram, 
dessen  Palver  ebenfall»  rostroth  ist,  wiewohl  etwas 
äunliler,  aus  3 Partikeln  Eisenoxydul  gegen  einePar- 
t:ikel  Manganoxydul  besieht,  verbunden  mit  doppelt 
BO  viel  Tantaloxydi  als  dieses  im  vorherg,ehenden  he* 
trägt.       -  ' 

Die  zuletzt  angeführte  Analyse,  ihrer  offenba- 
ren Fehlerhaftigkeit  ohngeachtet,  stimmt  nahe  mit 
ULlaproths  Analyse  eines  Tantalits,  dessen  specifische 
Schwere  7,  5  war,  und  bey  wrelcHem  Klaproth  nicht 
anführte,  welche  Farbe  sein  fein  geriebenes  Pulve? 
erhielt.  Erfand  darin  88  ^^^^* '^^^^^^^^J^»  lo  P.  C. 
Eisenoxydul  u.  fi  P.  C  Manganoxyd ,  -welche  er  je-" 
doch  'nicht  durch  bernsteinsaures  Ammoniak,  'son- 
dern blofs  durch  kohlensaures  Kali  trennte,  welche 
Art  der  Trennung  wohl  nicht  völlig  zulässig  ge- 
nannt werden  darf.  ^ 

fi.  Yttrotantal  von  Ytterhy. 

Bas  zugleich  mit  Attm  Gadolinit  bey  Ytterby 
vorkommende  Fossil,  welchem  Ekeberg  Aen  Namen 
Yttrotantal  gab,  wurde  nicht  besonders  untersucht. 
Ekeberg  hat  sich  gewif^  damit  sehr  viel  beschäftigt, 
und  vielleicht  auch  diese  Unterauchung  Tollendet,^ 


^ 


11 


452  J,  B er zelius  Untersuchung 

aber  unter  seinen  hinterlassenen  Papieren'  fanden 
sich  keine  Ai^^^^geii»  die  Zusammensetzung  diesei 
Fossils  betreffend.  Dessen  obngeachtet  zeigte  mir' 
jßkeherg  bereits  ißoS  eine  kleine  Portion  Üranoxyd, 
die  er  aus  dem  Yttrotantalit  erbalten  hatte,  und  sagte .] 
mir  zugleich,  dafs  dieses  Fossil  auch  Wolframsäure 
enthalte. 

Unter  den  von  Ekehtrg  hinterlassenen  Proben 
von  Yttrotantal  -  Stücken»  welche  Gegenstand  seiner 
Untersuchungen  waren,    deuteten  die  Aufschriften 
vorzüglich    auf  2   Arten,    von    denen    er   die    eine 
a)  schwarzen^  vind  die  andere  b)  gelben  oder  oUven» 
farbenen  Yttrotantal  nannte.     Neben  diesen  lag  ein 
kleine^  Paquet  mit  der  Aufschrift:  „Yttrotantal  von 
eigener  Art ,    welcher  zwischen  dem  eisenschwar- 
zen  und  dem  gelblichten  in   der  Mitte  zu  liegen 
scheint.     Ich"  habe  diese  3  Arten  von^  Yttrotantalen 
Untersucht;  und  obgleich  die  Mannich/altigkeit  in 
ihrer  Zusammensetzung  es  gewifs   nicht  gestattete, 
"völlig  genaue  Resultate  zu  erhalten,  so  will  ich  sie 
doch,  nebst  den  Schlüssen,  die  ich  aus  ihnen  ziehen 
zu  können  glaube  ,   zur  Erläuterung  der  chemischen 
\    Constitution  dieser  Fossilien  anführen. 


A.  Schwarzer  Yttrotantal.' 

Er  kömmt  zwischen  rothem  Feldspath  und  Glim- 
mer, zugleich  mit  Gadolinit,  in  zerstreuten,  höch- 
stens eine  Haselnufs  grofsen  Klumpen  vor,  die  biswei- 
len undeutliche  Spuren  einer  Kristallisation  zeigen. 

Stine  Farbe  ist  schwarz. 


I 


.dev  Zusammensetzung  tantalh.  Fossilien.  453 

Sein   Bruch  ist   nach  einer  Richtung  hlättrig, 
^  ^ach  einer  andern   grobkörnig,     von   Metallglana?. 
^   Die  Bruchstücice  sind  onregelmälsig.     £r  ist  leicht 
•  sersprengbar. 

Giebt  ein  graues  FuTvcr. 
.   *      In  den  dünnsten  Kanten  undurchsichtige 
Hart,  ritzt  das  Glas. 
Specif.  Gew.  5,395* 

Vor  demLöthrohr  decrepitirt  er  schwach;  witd 
dunkelbraun,  {unbedeutend, lichter,    als  zuvor. 

Schmilzt  nicht  für  sich  selbst.  Oft  wird  er  im 
*  Glühen  ungleich  gefärbt,  besonders  wenn  gröfsere 
t  Stücke  geglüht  werden,  in  welchem  man  dann  Rnöpf- 
:■  I  chen  findet^  die  nicht  im  mindesten  lichter  gefärbt 

•werden,  woraus  erhellet,  dafs  die  Bestandtheile  dM 

Fossils  ungleich  verfheilt  liegen, 

Viom  Phosphorsalz  wird  er  träge  au{gel(58t,  ent- 
weder ohne  Farbe,  oder  blofs  mit  einer  gelblichtci»; 

ff 

w^ird  während  des  Blasens  mehr  und  mehr-  Vom 
Steinpulver  zugesetzt,;  so  erhält  man«  wenn  stärket 
i  Keductionsfeuer  gegeben  wird,  ein  safranrothe« 
Glas,  welches  endlich  undurchsichtig  wird.  Eine 
weifse  Masse  erhält  sich  sehr  lange  im  Glas  unauf« 
gelöst.  Vom  Borax  wird  ^r  leichter  aufgelöst.  Das 
Glas.,  farbenlds  oder  blofs  gelblicht,  wird  während 
des  Abkühlens  opak,  oder,  wenn  der  Zusatz  ge- 
ringer ist,  erhält  es  sich  klar,  wird,  aber  undurch- 
sichtig weifs,  wenn  es  von  neuem  in  de/  äufseyn. 
Flamme  erhitzt  wird. 

Mit  Soda  schmilzt  er  ohne  AufbiHhfiv,   worauf 
sich  das  Alkali  in  die  Hohle  «iek^i   und  eine  w^ifft« 


/ 


s 


,i 


454  J.  Berzelius  Untersuchung 

Masse  hinterläfst,  die  wh  nicht  weiter  verändei 

■ 

Durch  eine  gehörig  angestellte  Re^uctioiiftprohe  v< 
dem  Löthrohr,  kann  man  hisweilen  daraas  erb 
bare  Zinnl^örner  ausziehen.  ^ 

In  Säuren  ist  er  unauflöslich«       , 

Von   dem  Gadolinit  unterscheidet  er  sich  an 
leichtesten    durch   sein    Verhalten   zum   Boraxglas»' 
das  mit  Gadolini^  dunkelgrün  o4er  heynalie^chwan^l 
wird.  ^ 

2,9  Gr.  feingeschlämnrtes,  schwarzes  Yttrotaa^ 
talpulver,  von  lichtgrauer  Farbe,  wurden  über  der 
Sptrituslampe  zum  Glühen  erhitzt,  wobey  das  Pnl- 
Ter  schmutzig  braungelb  wurde  und  nach  dem  Ab- 
kühlen 2,7425  w^og ,  das  verlorene  war  *  Wasser, 
das  mithin  auf  100  Theile  geglühten  Yttrotantal, 
5>74  Th.'  ausmacht, 

2  Gr,,  von  diesem  Pulver  wurd'en  mit  7  Gr.  cau- 

stischem  Kali  im  Silbertiegel  gebrannt;  ^die  noch 

heifse  geschmolzene  Masse  war  auerst  grün,  wurde 

^zhtr  nachher  rothbraun,  nach  dem  Abkühlen  hatte 

sie  dieselbe  Farbe ,   wie  das  geglühte  P Alver. 

a)  Die  Masse  v^'urdeim  Wasser  aufgeweicht,  die 
Auflösung  abgegossen  und  mit  Salpetersäure  im  Ueber- 
schufs  gefällt.  Der  weifse  Niederschlag  wurd^  aufs 
Filtrum  genommen,  ausgewaschen,  und  hierauf  mit . 
atarkem  caustischen  Ammoniak  übergössen,  welches 
eine  kleine  Portion  davon  auflöste.  Die  Ammoniak- 
«olution  hinterliefs  nach  Verdunstung  und  Glühung 
der  Salzmasse,  0,145  Gr.  eines  gelben  Pulvers,  das 
mit  Phosphorsalz  ein  blaues  Glas  gab^  und  mitbin 
Wolframsäure  war» 


er  Zusammensetzung  tantalh.  Fossilien.      455 

b)  Der  im  Alkali  unauflösliche  Theil  des  Stein- 

Ivers  wurde  mit  concentrirter  Salzsaure  digcrirt, 

"^is   das   unaufgelöste  vollkommen  weifs  war,     die  '■ 

Flüssigkeit'  wurde     abgegossen    und'  das    unaufge- 

-^Öste  gewaschen,  .worauf  es  zugleich 'mit  dem  vom 

Amnäoniak  in  Nro.  a.  nicht  aufgelösten,  mit  IJydro- 

-  thion- Ammoniak  digerirt  vrurde,    welches  daraus 
xinnbaltige  Wolframsäure  auszog ,    welche  geglüht 

-  O402  Gr.  wog.  Das  in  Hydrolhion  -  Ammoniak  un- 
auflösliche, gewaschen,  getrocknet  und  geglüht,  wog   . 

!■    a,e4  Gr,  und  verhielt  sich  wie  Tantaloxyd.  ^ 

'c)  Die  durch  Salpetersäure  gesäuerte  Flüssigkeit' 
von  (a)  wurde  mit  c.iustischem  Ammoniak  gef.Jlt, 

-  und   gab   einen   weifsen  Niederschlag,    der  durcht 
•.  Glühen  gelblicht  wurde,  und  0,05  Gr.  wog.  Er  ver- 
hielt sich  vor  dem  Löthrohr  wie  Tantaloxyd  mit  et- 
was wolframsauxem  Eisenoxyd  verunreinigt. 

d)  Die  saure  Autlösung  von  (b)  war  gelb.     Si^  , 
wprde  durch  caustisches  Arnmoniak  gefällt  und  fil- 

-/  trirt*  Die  klare  Flüssigkeit  gab  mittelst  Zusatzes 
von  kleesaurem  Ammoniak  einen  Niederschlag ,  der, 
nachdem  er  ausgewaschen  ,  und  die  Kleesäure  weg- 
E  gebrannt  war,  mit'  Aufbrausen  von  verdünnter 
'  .Schwefelsäure  aufgelöst  würde,  in  Gyps  sich  ver- 
\  wandelte,  der  g^lüht  0,3  Gr.  wog,  und  0,125 Gr. 
1^  leiner  Kalkerde  entspricht. 

e)  Der  durch  Ammoniak  abgeschiedene  und  ge- 
I  glühte  Nieder«chlag  von  <d)  wurde  in  Salzsäure  aaf« 
.    gelöst,  wobey  0,05  Gr.  zinnhaltiges  Tantaloxyd  un- 

-  iii%e)öst  «urückiblieben ,  mit  caustiscbem  Ammo- 
niak neutralisirt,  und  durch  kleesaures  Ammo- 
niak giefällt,  gewaschen,  getrocknet  und  gebrann t« 


k.1 


456         J/Ber'zelius  Untersuchuög 

-vvonach    ein  Rückstand   von  0,404   &'•  Yttererde 
entsund.  '        ' 

f)  Die  durch  kleesaures  AmnfonialiL  in  (e)  ge- 
fällte  Flüssigkeit  wurde  mit  kohlensaurem,  etwas 
in  Ueherschufs  zugesetztem  Amiuouiak:  gemischt, 
wohey  ein  Niederschlag  entstand,  der  geglüht 0,07 
Gr.  wogt  und  als  Eisenoxyd  hefunden  wurde«.  . 

g)  Die  ammoniakälische  Flüssigkeit  wurde  ver- 
danstety  und  mit.Galläpfelaufgufsvetmischtt  ^A(^^ 
daraus    einen     rothhrdunen    Niederschlag    schied, 1 
der  geglüht  0,01  Gr«  wog,  und  sich  wie  Uranoxyd 
verhielt. 

Di,e  Analyse  hatte  mithin  gegeben : 
Tantaloxyd       a)  1,04 

c)  0,05 

e)  0,05    =   1,140         57.00 
Wolframsäure  a)  0,1 45 

b)  0,020  =  0,165  8»25 

Yttererde  e)  0,405       0,405  20,25 

Kalkerde  d)  0,125       0,125  6,25 

Eisenoxyd  f)  0,070        0,070  3,50 

Uranoxyd  g)  0,010       0,010  0,50 

1,9^5  95,75- 
Eii^i  Verlust  von  4|;  Procent  ist  sehr  bedeutend,, 
aber  ich  möchte  bey nahe  glauben,  dafs  es  sich  bej 
einer  so  zusammengesetzten  Analyst,  wie  diese  ist, 
unmöglich  vermeiden  läfst,  einen  bedeutenderen 
Verlust  zu  bekommen ,  als  bey  gewöhnlichen  Ana- 
lysen, zumal  wenn  man  sich  alle  mögliche  Mühe 
giebt,  den  Ausschlag  der  Resultate  nicht  durch 
Mangel  an  Auswaschen «    oder  durch  Verbindung 


Her  l^asammensetzung  tantalh.  Fossilien.  457 

des    zugesetzten    Fällungsmittels    piit    den^  Mieder* 
schlagen  zu  hoch  zu  erhalten. 

I  ' 

B.   Gelher  Yttrotantal.  \ 

Die  Farbe  zieht  sich  ins  Gelbbraune,  an  einigen 
Stücken  zugleich  «twas  ins  Grüne ;  meistens  ist  sie 
ungleich,  mit  grünlichten  Flecken  und  Streifen.  Er 
kommt  zwischen  Feldspath  in  dünnen  unregelm^- 
fsigeii  Lamellen  vor,  selten  in  Körnern,  von  denen 
das  gröfste,  welches  ich  gesehen  habe,  die  Gröfse' 
eines  Pfefferko'rns  nicht. übertriffti^  Er  zeigt  keine 
Spuren  einer  krystallinischen  Bildung. 

Der  Längenbruch   der   Lamellen    ist  blättrig, 

der  Querbruch  muschlich.      Der  Bruch  der  Körner 

ist  feinkörnig.  ' 

»  _ 
Er  ist  glänzend,   auswendig  von  Fettglanz,  im 

Querbruch  von  plasglan^. 

Er  ist  undurchsichtig. 

Giebt  ein  weifses  Pulver.  * 

Ritzt  das  Glas  kaum  merklich,  wird  aber  umge- 
kehrt von  ihm  sehr  stärk  geritzt. 

Sein  spec.  <jew.  ist  tididti  Ekeberg^s  Abwägung 

Vor  dem  Löthrohre  schmilzt  er  nicht  für  rieh 
selbst,  decrepitirt  aber  schwach,  verändert  seine 
tarbe,  und  wird  lichte  strohgelb.  \ 

Mit  Phosphorsalz  verhält  er  «ich  auf  folgende 
Art;  wird  ein  Rprn  des  Steins  in  die  Perle  gelegt, 
und  gutes  Reductionsfeuer  gegeben,  so  wird  ein 
Theil  des  Steins  mit  Zurücklassung  eines  weifsen 
Skeletts  aufgelöst,  das  mit  der  gröfstsn  Schwierigw 


1 

458  J    Berzelius  Untersuchung 

keit  vom  Clase  aufgenommen  wird.  Läfst  man  die 
^ligel  sich  abkühlen,  so  ist  sie,  während  sie  noicÄ 
heifs  ist,  ge^lb,  w^ird  hierauf  farbenlos,  und  beköinmt 
bald  Risse,  wobej'  sie  in  gewissen  Richtungen  eine 
-schwache,  aber  reingrüne ,   Farbe  zeigt. 

Wird  hinwiederum  fein  gerieben  es  'Steinpulver 
hineingelegt,  so  löst  »ich  alles  zusammen  bey  einer 
starken  Reductionshitze  zu  einem  trüben  Glas  auf, 
welches,  währei/d  ^s  noch  heifs  ist,  grün  ist,  das 
aber'  währen,d  des  Erkaltens  eine  sch\vache  Rosen- 
farbe bekommt ,  und  völlig  unklar  wird.  Dieses 
letztere  Verhalten,  welches  von  wolframsaurem  Eisen 
herrührt,  zeigt' »ich  nicht  immer  gleich  ^tark  ,  und 
bisweilen  gar  nichts  ganz  dem  Umstände gemäfs,  ob 
der  Stein  wolframsaure»  Eisen  enthält  oder  nicht. 

Vom   Borax   wird   er   im    Reductionsfeuer  zu 
einem  kjaren  gelben  Glas  aufgelöst,    welches  wäh^ 
rend   des    Abkühlcns  noch   mehr  gelb  wird.      Die 
Kugel  wird  milchwcifs,   wenn  man  sie  von  neuem 
gelinde  erhitzt  y und  dann  sich  abkühlen  läfst. 

Soda  greift  ihn  nicht  an. 

Von  Säureh  wird  er  nicht  aufgelöst. 

Analyse  mit  saurem  schwefelsauren  Kali, 

.  Die  am  meisten  rein  gelblichtenj'd.  h.  am  we- 
nigsten ins  Grüne  sich  ziehenden  Stückelwurden  aus« 
gelesen,  auf  der  Porphyrplatle  ;£um  feinen  Pqlver 
gerieben  und  geschlämmt.  Das  Pulver  wurde  streng 
getrocknet.  Es  war  weifs.  4,36  Gr.  Pulver  wuiden 
geglüht,  wodurch  es  strohgelb  wurde  und  4»635  Gr. 
hiaterliefs.    Das,. was  weggegangen  war^  bestand 


der  Zusammensetzung  tantalh.  Fossilien,     ^gg 

9 

in  reineip  Wasser,    ioo  Theilen  geglühten-  Steinpul- 
Vers  entsprechen  mithin  4^855  l"^*  Wasser. 

4*5  Gr.  von  diesem  Pulver  wurden  mit  30  Gr. 
saurem  schwefelsauren  Kali  gehrannt.  Die  Masse 
Wifrde  eine  halbe  Stunde  in  glühendem  Flufs  erhalten. 
Sie  war  nach  dem  Abkühlen  grau. 

a)  Die  im  W  asser  löslichen  Theile  wurden  mit 
Wasser  wohl  ausgekocht,  worauf  das  im  Wasser  un-^ 
auflösliche  weifsgelbe  Pulver  6  Stunden  mit  concen- 
trirter  ^^^zs^ure  digerirt  w^urde;  die  Säure  wurde 
dann  zu  der  Auflösung  in  Wasser  gemischt.  Das  \Qn 
der  Säure  unaufgelöste  wurde  mit  Hydrothioriammo- 
niakin  grofsem  üeberschnfs  Übergossen  und  damit  di- 
gerirt. £s  bekam  davon  eine  graublaue  Farbe.  Die 
Flüssigkeit  wurde  abgegossen,  und  das  unaufgelüste 
noch  einmal  mit  concentrirter  Salzsäure  digerirt. 
Das  nach  allen  diesen  Behandlungen  rückständige 
unaufgelpste  weifse  Pulver  wog  geglüht  2,636  Gr. 

b)  Die  zu  einander  gemischten  Auflösungen  ia 
Wasser  und  Salzsäure  wurden  mit  caustischem  Am« 
moniak  neutralisirt,  worauf  ein  Strom  geschwefel- 
ten Wassers toDfgases  durchgeleitet  wurde.  Sie  trüb^ 
ten  sich  davon  schwäch,  und  setzten  einen  geringen 
Niederschlag  von  dunkelbrauner  Farbe  ab.  £r  wur^e 
aufs  Filtnim  genommen ,  verbrannt  und  hintcrliefs 
0,011  Gr.  Wolframsäare ,  deutlich  mit  Zinn  verun- 
reinigt. Die  AuQösung  in  Hydrothionammohiakvon 
(a)  zur;  Trpcknifs. abgeraucht  und  die  Masse  im  Pia-* 
tintiegel  gebrannt,  hinterliefs  o,o§6  eir^r  solchen 
noch  mehr  zinnhaltigen  Wolframsäure;  zusammen 
niithin  0,047.;  ich  hielt  es  nicht  für  nöthig,  den 
Zinngehalt  abzuscheiden,  der  überdiefs  gering  wän 


460         J.  B  c r Ä  e li u  8  Untersuchung 

c)  Die  mit  geschwefeltem  Wassersttoftgas  geM- 
te  Flüssigkeit  "wurde  aufgekocht  und  mit  Salpete^ 
säure  versetzt  I  um  das  Eisenoxydul ,  welches  sich 
darin  finden  konilite,  zu  oxydireii.  Die  Flüssigkeit 
wurde  hierauf  mit  caustischem  Ammoniak  gefällt; 
der  Niederschlag  war  weifs,  wurde  aber,  da  er  auf 
dem  Filtrum  gesammelt  w^i'de ,  gelblicbt.  Aus  der 
durchgegangenen  Flüssigkeit  fällte  kleesaures  Am- 
moniak  o,  a7  Gr.  kleesauren  Kalk  ~  0,0225  Gr.  rei- 
ner Kalkerde,  welche  vor  dem  LÖthrohr  keine  Spur 
eines  Mangan  geh  alts  zu  erkennen  gab. 

d)  Der  Niederschlag  wurde  wiederum  in  Sälpe- 
tersäure aufgelöst  und  mit  kleesaurem  Ammoniak 
gefällt.  Der  weifse  Niederschlag  wurde  4ufs  Filtmm 
genommen »  und  gewaschen  zuerst ,  nachdem  die 
etwas  gesäuet-te  Flüssigkeit  durchgcgangeh  war,  mit 
reinein  Wasser,  und  dann  mit  Wasserj^  das'mit  etwa* 
caustischem  Ammoniak  versetzt  war,  weil  die  völ- 
lig neutrale  kleesaure  Yttererde  in  einem  geringen 
Orade  in  völlig  reinem  Wasser  auflöslich  ist. 

e)  Der  erhaltene  Niederschlag  wurde  gebrannt, 
und  hinterliefs  i,38'Gr.  eines  weifsen  Pulvers.  Bej 
Wiederauflösung  in  Salzsäure,  blieben  0,02  Gr.  Tan- 
t^loxyd  unaufgelöst.  Die  Auflösung  wurde  neutrali- 
•lirt,'  und  mit  Essigsäure  versetzt,  worauf  etwas  Hy- 
drothion- Ammoniak  zur  Sättigung  der  Säure  hin- 
augesetzt  wurde;  das  Gefäfs  wurde  mit  einem  Kork 
verschlossen  und  ah  eine  warme  Stelle  gestellt,  wo* 
hey  sich  ein  dunfcelrothes  Pulver  absetzte,  das  auf» 
Filtrum  genommen  wurde,  und  nach  dem  Verl]|ren- 
nen  0.02  Gr.  Uranoxyd  gab.  Es  bleiben  mithin  für 
die  Yttererde  1,54  Gr.  zurück. 


der  ZusamiuensetznTig  tantalli. Fossilien.  ^C i 

f)  Die  mit  kleesaiirem  Ammoniak  in  d  gefällte 
Auflösung  wurde  mit  caustischem  Ammoniak  gefällt, 
wodurch  ein  gelber  Niederschlag  erhalten  'war4ei 
der  geglüht  0^33  Gr.  wog.  '  Er  wurde  wiederum  ia 
Salzsäure  aufgelöst,  worauf  er  mit  kohlensaurem  Afn- 
Tuoniak  in  grofsem  Ueberschufs  gefällt  wurde.  Da- 
bey  setzte  sich  rothes  Eisenoxyd  ab,  das  geglüht  0,052 
Gr.  w^og.  Die  durchgegangene  alkalische  Flüssigkeit 
war  gelb  9  und  gab  durch  Abdunsten  gelbes  Uran* 
oxyd  =  0,33  —  0.52  z:  0,278  Gr. 

Der  gelbe  Yttrotantalit  hatte  mithin  gegeben: 
Tantaloxyd        a)  2,6g6 

s 

e)  0,020=2,7060  60,124 
Yltererde  '  e)  i»34o«^  -9>78o 
Kalkerde  c)  0,0225  0,500 
Uranoxyd            e)  0,620 

f)  0.278    0,2980        6,622 
Eisenoxyd            f)  0,0520         1,155  / 

Zinnhalt  Wolframsäure  b)  0,047  1,044 

'     *     ■-        ■  ■  "■      ■ 

4t4655        99»  2^5 

Analyse  mit  kohlensaurem  Natrum, 

2  Gr.  geglühten  Pulvers  von  gelbem  Yttrotanta|t 
worunter  verschiedene  Körner  sich  sehr  ins  Grüfte 
ao^'eti,  wurden  in  einer  sehr  strengen  Hitze  eine 
Stunde  mit  10  Gr.  basisch  kohlensaurem  Natrum  ge- 
schmolzen. 

a)  Die  Masse  wurde  in  Wasser  aufgelöst,   das 
Unaufgelöste  hatte  die  Farbe  des  St«inpulvers.    Die 
Flüssigkeit  wurde  mit  Salzsäure   gdfällt,    und  der. 
Niederschlag  aufs  Filtrum  genommen  ,   zuerst  mit 


/6fl  J.  Berzelius  Untersuchang 

ctwas' Hydrothion  -  Ammoniak  tind  hietanf  mit  Was-  :j 
»er  gewaschen;  dr  wog  geglüht  0^132  Gr.  und  war 
Toptaloxjd.        •  ' 

<  b)  Die  durchgegangene  Flüssiglsdit  wiir^e  neu« 
tralisirt  und  mit  GalläpfeJaufgufs  versetzt,  wodurch 
»ich  eine  kaffebraune  Masse  fällte,  welche  nach  dem 
Verbtennen  0,046  Gr.  wog,  und  wolframsäürehal- 
tiges  Tantaloxyd  war.  Mit  saurena  schwefelsauren 
^ali  und  hierauf  mit  Hydrothion-Ammoniak  behan- 
delt ,  zog  dieses  letztere  0,01  Gr.  Wolframsäure  aus. 
Auch  das  Hydrothion- Ammoniak  von  a  gab  nach 
dem  Verdunsten  und  Glühen  0,015  Gr.  Wolframs^ure, 

ausammen  0,025  ö'^»  '        ^      ' 

c)  Das  unaufgelüste  brandgelbe  Pulver  wurde 
mit  Salzsäure  digerirt,  von  der  es  dem  gröTsern  Theil 
nach  aufgelöst  wurde.  Die  Auflösung  ging  sehr  träge 
durchs  Filtrum,  und  hinterliefs  darauf  eine  Portion 
Tantaloxyd,  die  geglüht  0,254  (ir.  wog. 

d)  Die  durchgegangene  Flüssigkeit  wurde  auf- 
gekocht, >vobey  sie  sich  trübte  und  einen  weifsen 
flockigten  Stoff  absetzte,  der  aufs  Filtrum  genom- 
men ,  gewaschen  und  geglüht  wurde.  Er  wog  0,672 
und  verhielt  sich  bey  allen  damit  angestellten  Pro- 
ben wiC'Tantaloxyd. 

e)~Die  durchgegangene  Flüssigkeit  wurde  mit 
ca«iitisch(»m  Ammoniak  gefäljt.  Der  Niederschlag 
war  weifs,-  schwach  ins  Gelbe  sich  ziehend.  Das 
durchs  Filtrum  Gegangene,  n^bst  dem  Wasch wasser, 
Wurde  mit  kle«faurem  Ammoniak  "veräetzt,  welches 
0,169  Gr.  kleesauren  Kalk  daraus  fällte,  die  o>o657 
Gr.  reiner  Kalkerde  entsprechen. 


der  Zusammensetzung  tantaJh.  Fossilien^    465 

f)  Der  Niederschlag,  der  bey  e'  aufs  Filtrum  ge- 
nommen wurde»  wurde  getrocknet  und  In  Salz^iiure 
mfgelost,  w^elched^bey  0,044 Tantaloxyd  unaufgelöst 
surücklieCs.   Die  Auflösung  gab  mit  kleesatir.em  Am- 
noniak  einen  Niederschlag,    der  geglüht  0,624  Gr. 
wog.     Mit  concentrirter  Salzsäure  gekocht,  Hefa  er 
edoch   o>o6   Gr,    Tantaloxyd**  tinaufgelöst    zurück, 
las  seine  Aiiflöslichkeit  bey  allen  diesen  Operationen 
leybehalten  hatte.     Aus  der  mit  ^estigsaurem  Ai^jmo- 
Mak  versetzten  Auflösung  fällte  geschwefeltes  Wasser- 
toifgas    einen    dunkelbraunen    ^Niederschlag ,     der 
lach  dem  Verbrennen  0,056  wog.     Die .  Salzsäure 
og daraus 0,01  Gr.  Eisenoxyd  aus;  das  rückstehende 
Volke  sich  nicht  mehr  auflösen »    und  bey  näherer 
Untersuchung  wurde  es  als  metallisches  Fiatin  be- 
mden^    das  von  der  Einwirkung  des  Alkali«  au£ 
en  Tiegel  während  des  Brennens  des  S^einpulvers 
errührtc* 

g)  Aus  der  noch  ,durch  E^sigsätirö  gesäuerten 
lüssigkeit  wurde  durch  genaue  Neutralisation  ein 
inkelrothes  Pulver  gefällt,  das  nach  dem  Verbren- 
m  0,01  Gr.  grünes  Uranoxyd  hinterllefs.  Werden 
d6  Tantaloxyd,  0,056  Piatina  und  Eisenoxyd  nebst 
31  Gr.  üranoxyd  abgezogen ,  so  bleiben  von  d^m 
fgelösten  0,624  Gr.,  0,498 Gr.  für  die  Yttererde. 

h)  Die  in    e     mit  kleesaurem  ,  Ammoniak   ge- 
lte Flüssigkeit  war  gelb,  und  gab  mit  caustischern' 
imoniak  einen  gelben  Niederschlag,  der  nachdem 
lihen  röihlicht  wurde,  und  0,099  wog.     In  Salz- 
ireaufgelöst,  wurde  er  durch  kohlensaures  Aramo-    » 
ik  in  0,0445  ^isenoxyd,    das  unauflöslich  wui^de^ 


d 


464  J.  Berzelius  Untersuch,img  |k 

und  in  0,0546.  Gr.  Uranoxyd,    das  vom  Alkali ant 
gclpsterhaUen.wurde,  zetlegt. 

Die  letztere  Analyse  hatte  mithin  gegeben:- 
Tantaloxyd         a)     0,136 

b)  0,036 

c)  0,854 

d)  0,67a  ' 
f)     0,060 

0,044  1,1900  59,50 

.Yttererde'  g)  0,4980.  29,90 

Halkerde  ^  e)  0,0657  3,29 

'      'Uranoxyd  g)     0,0  leo. 

h)     0,0546  0,0646  3,23 

Eisenoxyd  f)     0,0100 

h)     0,0445  0,0545  0,72 

Wolfrkttisäure  b)  o,og5Q  if^S 

i,a978  9*i89 
Die  Analyse  hat  bis  zu  5  Proc.  Verlust  gegeben, 
und  es  scheint,  als  ob  die  Anwendung  von  Alkali 
mehr  einem  Verlust  bey  der  Analyse  unterworfen 
sey,  als  der  Gebrauch  von  saurem  schwefelsaurem 
Kali. 

Ohngeachtet  also  eine  mit  saurem  schwefelsau- 
,  «ren  Kali  angestellte  Analyse  gröfsere  Ansprüche  auf 
Genauigkeit  machen  darf,  so  ist  es,  wie  ich  glaube, 
•    doch  durch  die  letztere  Analyse  an  den  Tag  gelegt, 
dafs   die  Zusammensetzung  des  gelben-  Yttrotantals 
sich  nicht  in  allen  Körnern  gleich  ist,  sondern  dafs  ' 
das  Verhältnifs  zwischen  den  darin  bcfindlichenTan- 
talaten  variirt,.  und  dafs  es  mithin   ganz  zwecklos 
seyn  würde,  das  Verhältnifs  zwischen  ihren  relati- 
ven Mengen  gen^u  bestimmen  zu  wollen. 


.   \ 


der  Zusammensetzung  tantalh.  Fossilien*  465 

C.     Dunkler  Yttrofantal.  , 

Die  Farbe  ist  schwarz,  kaum  merklich  ins  Braune 
»ich  ziehend.  v 

Er  kommt  unter  dem  vc^rhergeh enden  vor,  meist 
in  feinen  Lamellen  eingesprengt,  selten  in  Körnern, 
die  nicht  die  geringsten  Spuren  einer  krystallini- 
«eben  Bildung  zeigen. 

Der  Bruch  ist  nach  einer  Richtung  muschlich, 
nach  einer  andern  feinkörnig,  wie  hcy  dem  vorher- 
gehenden. 

Der  Glanz  hält  das  Mittel  'z-^ischen  Glas  und 
Fcttglanz. 

In  dünnen  Splittern  ist  er  durchscheinend,  bey- 
nahe  farbenlos,  wenn  nicht  etwas  weniges  gelblich. 

Er  giebt  ein  weifses  Pulver, 

Ist« hart,  wie  der  vorhergehende. 

Schwer.  Das  specif.  Gewicht  ist  nicht  unter- 
,  sucht  worden. 

Schmilzt  nicht  vor  dem  Löthrohr,  decfepitirt  , 
~^ahcr  schwach  und  wird  lichtgelb. 

Mit  Phosphorsalz  verhält  er  sich  auf  gleiche. 
Art  wie  der  gelbe  Yttrotantal,  mit  dem  Unterschied, 
dafs  er  schwächer  grün  als  dieser  wird,  und  dafs 
die  rothe  Farbe  sich  nicht  hervorbringen  läfst,  wenn 
Tcme  Stücke  ausgewählt  werden,  sondern  die  ^e-^ 
.  tättigte  Glaskugel  dunkel  und  schwach  grünlich-» 
grku  wird. 

Mit  Borate  giebt  ^  er  ein  gelbes  klares  Glas  1  das 
bey  gröfserem  Zusatz  dunkelgelbbraun  wird. 
Von  Soda  wird  er  nicht  aufgelöst. 
-  Von  Säuren  wird  er  nicht  angegriffen. 
Journ,  /.  Cherju  u.  Phys,  ii6.   Dd,  4.  Heft.        ^x 


/jGi.  J.Berzelius  Untersuc\iung 

unii  in  0,05 i6  Gr.  Uranoxyd ,   d  cere  zwischen  di^ 
g.  jÜ5t  erhalten  wurde,  serlegt.    gind  folgende: 
Die  letztere  Analyse  hr 

^p        ^  ,  ^     jdher»  DunUer, 

*     '  '        '    .(inlidi  -  oder     beinahe scbwan. 

"/      '^      I>iäiin]icl]gelb. 

^)   ^...  \'\'ird  strohgelb.   WiiJ  strohgelb. 

^  .keDe-  Ebenso.  Ebenso. 
Yttcrerc'      ^y-iration. 

Kalke         ..i.inrothcs,  Schwachrosen-  Griinlicligrau, 
'Urr       '^^  Abres  Glas.'         roth,  unklar.  uiiklar. 

/"*      ^r.in,  nach  dein    Weifs,  «lachdem  Ebenso. 
/v^'    blühen  rostroth.  Glühen  strohgelb. 

pj  dieses  Fossil   auch   mit  Wolfram  gemengt 

^jj^jinmt,   und  dann  grüfsere  oder  kleinere  StücT»e 

itVfVrlf    die  durchs   Glühen    nur   wenig  lichter  in 

ihrer  Farbe  werden,   eo  wurden   zur  Analyse  nur   | 

solche  Stücke  gewählt,  welche  durchs  Glühen  ihrer 

ganzen  Masse  nach  gelb  wurden,  ohne  dunkle  oder 

rostbrauiiQ  Flecken  zu  zeigen.     Jedes  Stück  wurde 

für  sich  geglüht.   Die  Stücke,  welche  beyni  Glühen 

ihre  dunkle  Farbe  behielten,  verloren  auf  100  Tb. 

geglühter  Steinmassc  nur  2,72   Th. ,    während  die, 

welche  gelblich  -wurden,    auf   100  Th.  geglühten 

Steins  6,06  Th.  verloren. 

2,7  Gr.  geschlämmten  und  geglühten  Steinpul- 
vers wurden  mit  15  Gr.  verwitterten  basisch  kohlen- 
sauren Natrons  gebrannt.  Die  Masse  war  schwach 
gclbgrün  und  lieCs  nach  Behandlung  mit  Wasser 
ein  gelbliches  Pulver  unaufgelöst  zurück. 


1 

der  ZiisammensetzuTig  tantalh.  Fossilien«  467 

a)  Die  alkalische  Flüssigkeit  wurde  mitSalpe-' 
irsäure  übersättigt,  wodurch  ein  weifses  Pulyer 
ch  -abschied.  Als  die  im  Ueberschufs  zugesetzte 
iure  mit  caustischem  Ammoniak  neutralisirt  wur-' 
*,  fällte  sich  noch  eine  kleine  Menge,  welche  bei» 
?9  nach  Behandlung  mit  Hydrothion- Ammoniak^ 
jis waschen  und  Glühen  0,242  Gr.  wogen.  Die 
üssigkeit,  aus  der  sie  gefällt  wurden,  wurde  ab- 
braucht, und  zeigte  dabey,  dafs  sie  nichts  mehr 
)n  der  Masse  des  Steins  enthielt.     . 

b)  Das  gelbe,  nach  dem  Aussüfsen  der  gebrann* 
n  Masse  rückständige  Pulver  wurde  6  Stunden 
ng  mit  concentrirter  Salzsäure  digerit,  wovon  es 
inem  gröfsten  Theil  nach  mit  Hinterlassung  eines 
•eifsen  Pulrers  aufgelöst  wurde,  das,  mit  Hydro- 
lion- Ammoniak  behandelt,  gewaschen  und  geglüht 
33c  Gr.  wog,  und  so  wie  das  von  a  Tantiiloxyd 
ar. 

c)  Die  Auflösung  in  Salzsäure,  die  durch  das 
aschwasser  verflünnt  war,  wurde  einige  Zeit  ge- 
)cht,  wobey  sie  einen  w^ifsfcn  gallertartigen  .Nie- 
irschlag  absetzte,  "welcher  abgeschieden  wurde, 
it  /Hydrothion  -  Ammoniak  behandelt,  wurde  er 
hwarz,  Salzsäure  nahm  daraus  etwas  Eisen  auf, 
öbey  er  weifs  wurde ;  er  wog  nach  dem  Aus  wa- 
llen und  Glühen  0,825  Gr.  und  war  Tantaloxyd. 
IS  der  Salzsäure  wurden  durch  caastisches  Ammo- 
ak  o,ei5  Gr.  Eisenoxyd  gefällt. 

d)  Die  erhaltenen  Auflösungen  in  Hydrothion-Am- 
oniak  wurden  zusammengemischt,  abgeraucht,  und 
:r  Rückstand  gebrannt,  wobey  0,06  Gr.  wolfram- 
arehaltiges  Zinnoxyd  erbalten  wurde. 


468 ^        J.  Berzelius  Ufttersuchung'  . 

4 

I 

e)  Die  durchs  Kothen  vom  Tantaloxyd  befre 
saure  Flüssigkeit,    durch  Ammoniak  dem  Nentrali 
sationspunct  nahe  gehracht  und  mit  geschwefeil 
WasserstofFgas  behandelt,  gab  einen  gelben  Nied«p 
schlag;  der  nach  dem  Verbrennen  in  oiFenem  Fei 
0^01  Gr.  wog  und  Zinnoxyd  wan 

f)  Die  Flüssigkeit  wurde  hierauf  mit  Salpete 
säure    gemischt,  und   gekocht^   hierauf  nait  caus 
schcm  Ammoniak  ge/ällt,  und  der  Niederschlag  au 
Filtrum  genommen.    Aus  der  durchs  Filtrum  gega 
genen  Flüssigkeit  nebst  dem    Wasch wasser   wurdi 

.  durch  kleesaures  Ammoniak  kleesaurer  Kalk  gefäild 
der  trocken  0,232  wog,  und  nach  dem  Verbrennen 

^und  Behandeln  mit  Schwefelsäuresich  ino',2iiG^p4v 
2Z  0,088  ör.  reiner  Kalkerde  verwandelte. 

g)  Der   Niederschlag   mit  caüstischem  Amtnö- 
«iak  von  f  wurde   in  Salpetersäure  aufgelöst,   diö 
Flüssigkeit  mit  caüstischem  Ammoniak  neutraÜsirt 
und  mit  kleesaürem  ^^moniak  gefällt.  Welches  klee- 
saure Yttererde  abschied,   die,  im,o^n.^n  Gefäfs  Vet-' 
brannt  1,049491  Yttererde  gab.    Die  mit  kleesaürem J* 
Ammoniak   gefällte  I^lüssigkeit  war  gelb;    sie  gab 
mit  caüstischem  Ammoniak  einen  lichtgelben  Nie- 
derschiag,  der  nach  dem  Glühen  0,05  Gt.  wog.    Et 
wuide  als  reines  Uranoxyd  befunden,  weil  er,  nach 
Wiederäpflösung  in  Salzsäure  durch  im  Ueberscbdrs  < 
zugesetztes  kohlensaures  Ammoniak,    ohne  eine  be 
merkbare  Spur  von  Eisenoxyd  zurückzulassen,  wiß 
der  aufgelöst  wurde. 

Die  Analyse  halte  mithin  gegeben: 


der  Zusammensetzung,  tan t^lh,  Fossilien^  ^6q 

lintaloxyd  a).     0,^41 

h)'^  0,532 


c) 

0,835 

»♦399 

515815 

Itererde. 

g) 

1,049 

38*515 

alk 

f> 

9,088   • 

3>2Go 

ranoxyd 

t) 

- 

p,o3a 

1,111 

Tinhaltige  Wolf- 

** 

ramsäure 

d) 

e) 

0,070. 

^y59^. 

isenoxyd 

0 

TT 

0,015 

0.555 

, 

5,651 

97.848 

Bevor  irh  mich  an  iie  £ntwicXli2ng  deaseu 
ende,  für  was  ich  die  chemische  Zusammensetzung 
eser  Fossilien  ansehe  ^^  werde  ich  noch  einige 
orte  übör  die  Methoden  anführen,  welche  ich  an,- 
andte,  um  jeden  der  Bestan/itheile  als  solchen  zu 
kennen. 

a)  Yitererd^f  so  leicht  erkennbar  durch  ihne 
genschaft,  süf&e  Salze  zu  bilden,  konnte  jedoch 
it  Beryllerde  gemengt  gewesen  seyn,  so  wie  sie 
keherg  im  GadoHnit  damit  gemengt  f^nd.  —  Ich 
^handelte  sie  daher  bey  jeder  Analyse  mit  causti- 
hemKali,  das  nichts  daraus  aufnahm,  wodurch 
»mit  die  Abwesenheit  sowohl  der  AJaunerde  als 
»r  ßeryllerde  bewiesen  ward,  r—  Eben  so  wenig 
nd  ich  Cerium  als  einen  wesentlichen  Bestandiheil 
5s  Yttrotantals ,  sondern  die  Yttererde,  die  ich  au* 
iesem  erhielt,  war  weit  reiner,  als  die  aus  dem 
adolinit,  welche  ich  dtSrch  Kunst  zuvor  zu  reini- 
in  gesucht  hatte.  Dessen  ohngeächtet  war  sie  nicht 
üllig  frey  von  Cerium ,  welches  sich  leicht  entde- 
ken  lieCs,   wenn,  die  geglühte  Eiide  ij^  eioer  .vCir-^ 


\ 


0 


I 


•  1 


I        y 


470  J.  Berze^lius  Untersuchung 

sch'lossenen  Flasche  lüit  Salzsäure  übergössen 'wni 
i^'oh^y  nach  einiger  Zeit  der  Geruch  nach  oxydi 
Salzsäure  srrh  zeigte.  Die  Yttererde  ans  dem  Yt 
tantal  aber  gab  keinen  Niederschlag  eher,  als 
eigene  Doppelsalz  der  Yttererde  in  einem  mehr  ( 
centrirten  Zustand  änzuschiefsen  anfing. 

b)  Das  'Tantaloxyd  ist  ge\rifs  durch  seine 
aufLöslichkeit  leicht  zu  erkennen ;  da  es  aber  ge 
gegen  die  Vermuthung  -während  des  Verlaufs  c 
durch  Brennen  mit  Alkali  angestellten  Anlayse  i 
'  xereMale  zugleich  mit  andern  Stoffen  gefällt  und 
'  gelöst  ^rd,,  so  kann  seine  Unauflöslichkeit  1: 
mehr  ein  zulässiges  Untersclieidungs  Kennzeichei 
geben.  Die  Merkmahle,  ah  denen  ich  es  erkai 
sind  a)  sein  Verhalten  zu  Fhosphorsals  und  £ 
vor  dem  Löthrohr;  und  b)  habe  ich  es  durch 
henmit  saurem  schwefelsauren  Kali  zur  klaren  IV 
aufgelöst^  worauf  diese,  mit  Wasser  digerirt,  ' 
taloxjd  zurückläfst,  welches  dann,  mit  Gallä 
aufgufs  Übergossen  ,  gelb  wird ,  mehr  oder  w^ei 
ins  Brandgelbe  fallend,  während  die  darüber 
hende  Flüssigkeit  dunkel  orange  wird. 

Bey  diesen  Analysen  traf  es  sich  zuweilen , 
ich  ein  Tantaloxyd  erhielt,  >velches,  neben 
übrigen  Eigenschaften  dieses  Oxyds  auch  die  h 
mit  Phosphorglas  imReductionsfeuer  ein  tiefsai 
rothes  Glas  zu  geben;  dieser  Umstand  tritt  < 
ein ,  wenn  das  Oxyd  mit  wolframsaurem  Eisern 
verunifeinigt  ist,  und  findet  nicht  Statt,  wenn  1 
Wölframsäure  oder  blofs  Eisenoxyd  darin  enthi 
ist.  Dieses  giebt  daher  ein  leichtes  Mittel  an  dieF 
3SU  erkennen «   ob  Tantaloxyd  Wolframsäure  ent 


der  Zusammensetzung  tantalh,  Fossilien.  471^ 

yr^nn  man  nämlich  ein  Atom  Eisenoxyd  zusetzt,  und 
dieses  im  Reductions Feuer  dem  V^osphorsalz '  die 
safranrothe  Farbe  ertheilt. 

c)  Die  Wolframsäure  wird  aufser  der  Art,  wie 
sie  .während  der  Analyse  erhalten  wird,  dadurch 
erkannt  9  dafs  sie  vordem  Löthrohr  für  sich  selbst 
in  der  Keductionstlamme  grün  wird.  Mit  Phosphor» 
salz  gieht  sie  ein  klares  Glas,  das  in  der  äufselrn 
Flamme  farbenlos  oder  blofs  gelblich,  im  Reductions- 
feuer  aber  schön  blau  wird.  Ein  Gehalt  ah  Alaun- 
erde,  Kieselerde  oder  auch  sogar  gewisse  Quantitä* 
ten  von  Tantaloxyd  oder  Zinnpxyd  benehmen  dem 
Glase  die  blaue  Farbe,  obgleich  sie  die  Säure  nicht 
bindern,    im  Glühen  gelb  zu  werden. 

d).Die  Charaktere  des  Uranoxyds  sind  ziemlich 
bestimmt;  da  es  aber  in  so  kleinen  Quantitäten  und 
mit  fremden  Stoffen  gemengt  vorkömmt,  von  denen 
man  es  durch  neu  aufgesuchte  Mittel  trennen  mufs, 
s6  wäre  es  wohl  möglich,  dafs  man  sich  täuschen 
Könnte.  Ich  habe  jedoch  das  aus  dem  gelben  Yttro- 
tantal  erhaltene  Uranoxyd  mit  Uranoxyd  verglichen, 
das  aus  Pechblende  erhalten  war,  und  beide  ein- 
ander vollkommen  gleich  befunden.  Die  Eigen- 
schaften« durch  die  ich  mich  für  berechtigt  glaubte, 
es  als  Uranoxyd  anzusehen ,  sind :  a)  dafs  es  durch 
Ideesaure  Neutralsalze  nicht  gefällt  wird,  wenn 
man  von  dem  Hinterhalt  desselben  absieht,  den  die 
Ueesaure  Ytterde  mit  sich  zieht,  wie  dieses  mit 
mehreren  Körpern,  idie  gefällt  werden,  der  Fall  ist; 
b)  dafs  es  leicht ,  tind  mit  gelber  Farbe  von  kohlen- 
saurem Ammoniak,  nicht  aber  von  caustischem  Am- 
moniak aufgelöst  wird ;  c)  dafs  es  mit  Galläpfelauf- 


t^2.     ^    J.  Bjerzelius  Untersuchpingcn         1*5 

gufs  einen  dunkel chocaladebraunen  NiederscUiglr« 
giebt;  d)  dafs  eg  in  der  KeduCtionsflamme  vot  dä&lr 
Löthrohi^  schwar^grün  wird,  und  e)  dafs  es  nkL 
Fhosphorsalz  im  lleductionsfeuer  ein  schönes  gru-lia 
grünes  klares  Glas  giebt ,  ^welches  durch  Zusatz  vo&||^ 
Salpeter  wieder,  gelb  wird,  obgleich  immer  nockl^ 
ein  grünlichter  Schein  zurückbleibt.  L 

e)  Das  '  Zinnoxyd  wurde  erkannt ,   aufser  da  r 
Art ,  auf  welche  es  erhalten  wurde ,   durch  die  lU*  | 
^    duction  vor  dem  Löthrohr  mit  Soda »   wobej  es  ge* 
w^öhnlich  leicht  sichtbare  Zinnkugeln  gab,    welche 
doch  bey  kleinen  Quantitäten  die  Behandlung  er* 
/  forderten,  die  ich  in  meinem  Lehrbuch  der  ChCf 

miell  Th.  p.  48^"*  83  angeführt  habe. 

Suchen  wir  nun  die  Resultate  dieser  Analysen  ; 
'  2u  würdigen ,  so  finden  wir ,    dafs  in  dem  schyirar* 

zen  Yttrotantal  57  Th.  Tantaloxyd  mir  20,250  TL. 
Yttererde,  nebst  6,25  Th.  Kalkerde  verbunden  wareu. 
Er  enthielt  augleich  8»^5  ?^^oc.  Wolframsäure,  nebst 
3,5  Proc.  Eisenoxyd.  Nun  sind  in  57  Th.  Tantal- 
oxyd 2,964  Th.  Sauerstoff  enthalten,  in  20,g5  Th. 
/  Yttererde  4,05  Th.  Sauerstoff,  und  in  6,25  Th.  Kalk- 
erde 1,75  Th.|  Sauerstoff,  welche  letattere  Mengen 
zusammen  5,75  betragen,  was  beynahe  «das  Doppelte 
ist ,  vom  Sauerstoff  des  Tantaloxyds,  weil  2,96  x  ^ 
=  5.92> 

8» 25  Th.  Wolframsäure  nehmen  so  viel  Eisen- 
oxydul auf,  als. 2,65  Th.  Eisenoxyd  entspricht,  es 
bleiben  mithin  von  diesem  o,85  Pf oc.  übrig,  welche 
möglicherweise  mit  dem  Tantaloxyd  verbunden  ge- 
wesen seyn  könnten,  die  sich  vielleicht  aber  aucb 


der  Zusammensetzung  tantalh."  Fossilien*  473 

"wegen  eines  zu  geringe    ausgefallenen    Gehalts  an 
Wolframsäure  ala   wolframsaiires   Eiseuoxydul  dar- 
in   fanden.*     Das   ungleiche  Aussehen   des    Steins 
nach  dem  Glühen  zeigt  augenscheinlich ,    dafs  der 
\0cliwar2e    Yttroiantal    -vvolframsaures    Eisenoxydul 
mechanisch  eingemengt  enthält,   und   dafs  er  also 
seines  deutliclicn  Strebiens  nach  krystalUntscher  Form 
^ungeachtet,   als  ein  gemengtes  Fossil  anzuscheiX  ist. 
Was  das  Verhalten  zwischen  der  Yttercrde  und 
Kalkerde  betrilFt,   so  ist  der  Sauerstoff  der  Yttererdie 
ziemlich  nahe  das  zwcyfkcke  von  dem  der  Kalkerd^^ 
'weföwegen  nian  also  sich  würde  vorstellen  können« 
'dafs  di(i  Hauptmasse  dieses  Fossils  aus  einem  Dop-» 
peltaptalat,    bestehend  aus  2  l*artikeln  subtantalas 
^iyXtricus  mit   einer   Partikel  suhtantaL  bicalcicus 
xusamn\engesetzt  sey^;  diefs  k^nn  sich  zwar  sd  ver- 
halten ,  es  ist  aber  eben  sowohl  möglich ,  dafs  diese 
beiden   Tantalate  hier   gleicherweise   durch  Zufall 
gemengt  sind,    ohne  dafs    etwas   auf   chemischen 
Affinitäten   zwischen  ihnen  begründet  wäre,   wie 
diefs  , deutlich  beyden  andern  Yttrotantalaten  und 
^Tantaliten   der  Fall  ist.      Es  ist  daher    auf  jeden 
Fall  am  siebersten,    die    Verbindung  aU  aus  den 
beiden  Subtantalaten  bestehend  zu  betrachten,  ohne 
übrigens  zu  entscheiden,  in  wie  weit  sie  angesehen 
"Werden  müssen  als  solche ,  die  eine  chemische  Ver- 
bindung oder  ein  blofs  mechanisches  Gemenge  aus« 
•  machen ,    bis  wir  durch   fernerhin  erweiterte  For» 
■  schungen  mehr'  sichere  Basen  zu  einem  entschei« 
denden  ürtheil  hierüber  erhalten  können. 

Der  gelbe  Yttrotantal  enthält  blofs  Spuren  von 
Wolfram  ^    dagegen  ^ine    bedeutende  Portion  ,von 


474 


J,  Berzelius  Untcrsuclmng 


suhtantalas  tiranieus,  desieti  Menge,  so  wie  äi«l 
Menge  des  suhtaiitalas  ealcieus,  in  verscbiedeneiifl 
Exemplaren   davon  beileulentl    zu  varüren    rcfaeini.  1 

In  der  ersten  Analyse  mit  den  am  meisten  gel- 
ben und  reinen  Studiert  einhalten  60,124  '^^-  T*"' 
lotoxyd  3,is6  Th.  SauergtofI';  dagegen  enthalten  die 
mit  der  Tantalsäure  darin  verbundenen  Basen,  (29.7 
Th.  Yitererde  5.956  Th.  Sauersioff,   0.5  Tb.  Kalk- 
erde  0,14,  und  6,6a2  Tb.  Uranoxjd  0.54)  ausammea  4 
6,fi36  Th.  Sauerstoff.      Dtr  Sauersioll    des  TamakJ 
oxyda  betragt  verdoppelt  6,253,  woraus  man  dahcfl 
Grund  hat  zu  schlicl'sen,    dafs  auch  bier  die  Basen  1 
doppelt  so  viel  Sauerstoff  als  das  Tanlaloxyd  enthalten«  4 

Sey  der  mit  Alkall  gemachten  Analyse  des  grün- ' 
lieben  Yttrotantals  enthalten  59.5  Th.  Taatalüxyd, 
3,084  Th.  Sauerstoff*,  und  die  Basen,  d.  h.  Ytter- 
erde,  Kalkerde  und  Uranoxyd,  zusammen  6,12  Tb. 
■Sauerstoff',  welches  ■wiederum  beynahe  genau  das 
Doppelte  von  dem  des  Tantaloxyds  ist,  da  5,034 '^. 
s  =  6.i68. 

Iiey  dem  dritten  oder  sogenannten  dunkeln  YttrO- 
tantal  bietet  sich  ein  ganzanderes  Verhältnirsdar.  Er 
entbüll  5i,8»5Thei]e  Tantaloxyd,  deren  Saoeratoff' 
S,6g4  ist.  Dagegen  enthalt  er  bis  gegen  58.5>5  Yltef- 
erde,  deren  Sauerstoff"  7,703;  3,26  T(j.  Kalkotde  enU^ 
hallen  o,g  und  111  Tb.  Uranoxyd  0,096  Tb.  Sauer- 
stoff'. Der  Sauerstoff'  der  Basen  zusammen geno mm eUt 
ist  also  das  dreyfache  der  Tantalsaure,  und  es  MUt 
eich  also  vermutben,  dafs  dieses  Fossil  hasisch  iaq>. 
talsaure  Yttercrde,  Kalherdc  und  Uranoxyd  enthält 
-worin  der  Sauerstoff'  der  Basis  das  Dreyfache  des  dec 
Säure  ist,  in  -welchem  Fall  der  Sauerstoff'  de*  Tw-' 


der  Zusammensetzung  tantalh,  Fossilien,  475 

taloxyds  zu  s»9  anstatt  zu  2,694-  müfste  auägefal« 
Jen  sejn. 

Die  Yttrotantale,  welche  bey  Ytterby  vorkom- 
men, sind  mithin  Gemenge  von  mehreren  Subtanta* 
laten  von  Yttererde»  KalRerde  und  Uranoxyd,  in 
mehreren  verschiedenen  Verhältnissen 'unter  einan« 
der  gemischt.  Die  gewöhnlichsten  derselben  schei- 
nen die  zu  seyn»  vro  die  Basen  doppelt  so  viel  Sauer« 
Stoff  gegen  die  Säure  enthalten;  weniger  allgemein 
"^scheint  dagegen  der  dunkle  zu  seyn ,  oder  der ,  wel- 
cher subtantalas  triyttricus  enthält,  den  Quantitä* 
ten  davon  nach  zu  urtheilen ,  welche  in  £,kcberg^ 
Sammlung  sich  fanden. 

Wenn  sich  daher  gleich  die  relative  Menge  der 
Bestandtheile  dieser  Fossilien  durch  die  mineralogi- 
schen Formeln  nicht  ausdrücken  läfst,  weil  sie  ganz 
sufällig  und  unveränderlich  ist ,  so  lassen  sich  dpch 
diese  Formeln  dazu  brauchen,  eine  wissenschaftlich^ 
Uebiersicht  über  ihre  chemische  Constil;ution  zu  er« 
langen. 

Der  schwarze  Yttrotantal  ist  kraft  dessen ,  was 
am  Vorhergehenden  angeführt  wurde,  Y^Ta  gemengt 
loiit  C^Ta  und  mit  FW^  (wo  der  Mangangehalt  de» 
letzteren  während  der  Analyse  gewifs  verloren 
^ing).  Der  gelbe  ist  Y*  Ta  gemengt  mit  kleiifen 
^Portionen  von  C^Ta  und  U^Tat  nebst  Spuren  von 
Wolfram.  Der  dunkle  ist  Y^Ta  gemengt  mit  Kleinen 
Fortionen  C^  Ta,  U^  Ta,  nebst  Spuren  von  Wolfram« 


476   '      J.  Berzelius  Untersuchungen 

5<  Untersuchung  ddr  Zusammensetzung  der  hu 
jetzt  bekannten  Wolframiatei  von  J.  Ber» 
Ti^elius. 

As  Wolfram.  ^ 

Da  die  Wolframsäüre  hn  Broddbo-Tantalit  mit 
denselben  Baoen  verbunden  vorkommt,  AVie  in  dem 
leir  lang^  bekannten  Mineral  Wolfram,  schielt  ich 
es, für  nöfhig,  die  Zusammeiisetzung  dieses  Fossih 
ÄU  untersuchen,  um  zu  bestimmen,  ob  man  vom 
Broddbotantalit  sagen  könne,  er  enthalte  Wolfram , 
o^er  tretend  eine  andere  Verbindung  zwischen  Wolf- 
ramsäüre und  diesen  Oxyden.  j 

Der  zur  Untersuchung  angewandte  Wolfram 
war.  im  Jahr  1750  von  Godolphins  Ball  in  Cumber- 
'land  erbalten  worden,  und  bestand  in  wohl  auser- 
•lescnen ,  und  so  Weit  es  das  Auge  entdecken  konnte, 
Itieselfreyen  Stüclken.  Er  Wurde  auf  der  Porphyr- 
schale  zu  feinem  Pulver  gerieben  und  geschlämmt; 
das  Pulver  war,  so  lange  es  mit  Wasser  befeuchtet' 
war,  graulich  roth,  w^urde  aber  nach  d^m  Trock- 
nen dunkelbraun,  ähnlich  dem  Eisenoxyd,  das  man 
durchs  Glühen  von  salpetersaurem  Eisen  erhält. 

Die  erste  Frage  bey.  der  Analyse  dieses  Minerals 
ist  natürlicherweise  die!  enthält  es  Wolframsäure 
mit. Oxyden  oder  Oxydulen  von  Eisen  und  Mangan 
verbunden?  Die  Vermuthung,  welche  man  von  H. 
Aikm  \xi  seinem  JDictionarj  of  Chemistry  T,  IL 
'  p.  44.4»  j  nnd  vom  Hr,  Hausmann  in  seiner  Minera- 
logie T.  I.  p.  308  aufgeworfen  findet,  dafs  dieses 
Mineral  Wolframoxyd  und  nicht  Wolframsäure  ent- 
halten möchte,   ist  in  so  weit  unwahrscheinlich. 


t 


/ 

öJ^Zusammeiis.  d.  bis jefat beL.  Wolfiamiate.  477 

als  icb'gez,eigt  habe,  dafs  das  sogenannte  blaue 
Oxyd  nichts  anders  als  eine  Modification  der  Säure 
ist,  und  das  braune  Wolframoxyd,  'yyelches  durch 
Zersetzung  der  glühenden  Wolframsäure  mittelst 
WasserstofFgas  erhalten  wird  ^  diesen  Schriftstellern 
nicht  bekannt  war*  .  , 

Um  die  Oxydationsstufen  bey  den' Metallen  zu 
bestimmen,  wurde  eine  Portion  geschlämmten  Wolf- 
ranCls  nvitcpncentrirter  Salzsäure  digerirt,  in  einer  da* 
mit  angefüllten  und  wohl  verkorkten  Flasche;  Die 
Säure  färbte  sich  gelblichgrün  >  und  liefs  ein  auf- 
gequollenes, schmutzigblaues  Pulver  unaufgelöst 
zurück.  Die  abgegossene  Säure  liefs,  als  sie  mit 
Wasser  gemischt  wurde,  einen  weifsen'käseähn- 
licbeii  Stoß:'  fallen,  der  nach  dem  Trocknen  -und 
glühen  gelb  wurde,  und  vor  dem  Löthrohr  alle 
Charaktere  der  Wolframsäure  zeigte. 

',Die  verdünnte  Eisenauflösung  würde  mit  cau*» 
stischem  Ammoniak  im  Ueberschufs  versetzt,  das  Ge- 
fäfs  zugepfropft ,  und  der  dunkelgrüne  Niederschlag 
stehen  gelassen,  damit  er  sich  zu  Boden  setzen  kenn« 
te.  Das  klare  wurde  in  ein  offenes  Gefäfs  abgegos* 
sen,  wo  es,  dem  Zutritt  der  Luft  überlassnen,  rothes 
Eisenoxyd  in  grofser  'Menge  absetzte.  Das  Eiseno'xy- 
^dul  hat  nämlich  die  Eigenschaft,  mit  Salzsäure  und 
AiQtnoniak,  wie  "die  Talkerde  und  das  Manganoxy-» 
*'dul ,  ein  Doppelsalz  zu  bilden,  das  von  caustischen^ 
Ammoniak  nicht  eher  zersetzt  wird,  als  bis  das  Eisen« 
bxydul  Gelegenheit  findet»  sich  auf  Kosten  djer  Luft 
weiteren  oxydiren. 

Der  blaue  in  Salzsäure  unauflösliche Theil  wuf- 
de  zur  Hälfte  auf  ein  Filtrum  genommen,  wo  er  ge-* 


478         3.  Berzelius  Untersuchung 

•waschen  warde ,  wobej  er  beständig  gelber 
wurde,  bis  er  endlich  nach  dem  Trocknen  in  ein 
rostgelbes  Pulver  verwandelt  ward,  ans  dem  cau- 
stisches  Ammoniak  Wolframsäure  mit  Zurücklas- 
sting  von  Eisenoxyd  auszog. 

Die  andere  Hälfte  der  blauen  in  Salzsäure  ün* 
auflösHchen  Masse  wurde  in  einer  Flasche  mit  cau- 
stischem  Ammoniak  Übergossen.  Sie  würde  davon 
nicht  angegriffen;  da  aber  das  Gefäfs  geöffiiet  wurde 
und  die  Masse  Gelegenheit  bekam ,  sich  zu  0x7- 
diren ,  so  wurde  ßie  nachher/ zersetzt,  und  di« 
Wolframsäure  löste  sich  im  Ammoniak  auf. 

Der  in  Salzsäure  unauflösliche  Theil  des  Wolf- 
rams  ist  daher  nicht,  wie  die  Herren  jiikin  und 
Hausmann,  vermuthet  zu  haben  scheinen^  blaues 
Wölframoxyd,  sondern  wolfram«aures  £is€nöxydul 
mit  Ueberächufs  an  Säure ,  das  gleich  andern  Eisen- 
öxydulsalzen  von  caustischem  Ammoniak  nicht  eher 
zersetzt  wird,  als  bis  das  Oxydul  Gelegenheit  be- 
kommt ,  sich  in  Oxyd  zu  verwandeln. 

Da  sich  das  Eisen  nicht  würde  in  der  Form 
des  Oxyduls  finden  lassen  können ,  ohne  dafs  duch 
das  Mangan  oxydulirt  wä^e,  so  beweisen  diese  Ver- 
suche, dafs  dais  Mineral  aus  wolframsauren  Oxydul- 
salzen besteht,  undj  dafs  somit  die.  rothbraune 
Farbe  desselben  nichts  über  die  Oxydationstufe  des 
Eisens  entscheidet.  Eben  so  wenig  kann  man  er- 
warten, dafs  der  Wolfram  vom  Magnet  angezogen 
w^erden  sollte,  da  auch  kohlensaures  Eisenoxydul 
diese  Eigenschaft  nicht  besitzt. 

Da  die  Salzsäure  nur  unvollkommen  diese  Ver- 
bindung zersetzt,  so  beschlofs  ich  zur  Analyse  der- 


d.  Zusammens.  dL  bis  jetzt  bek.  Wolframiate.  479 

selben  die^eljbe  analytische  Methode,   wie  bey  dem 
Tantalit ,  anzuwenden. 

Ich  mischte  daher  4  Gr.  gesphjämmten  und  über 
der  Spiritus! ampe  getrocl^neten  Pulvers  von  Wolf- 
iram  mit  20  Gr.  pulverisirten  sauren  schwefelsau- 
Ten  Kalis  t  und  erhitzte  das  Gemenge  langsam  in  ^ 
einem  Platintiegel,  bis  es  bey  der  Rothglühhitze  klar 
flofs.  Es  war  im  Feuer  blutrot^,  nahm  aber  nach  dem 
Abkühlen  eine  schniutzige,   gelblichgraue  Farbe  an.  ^ 

a)   Es    wurde   hierauf  in    koehendem    Wasser 
mit  Zarücklassuug  eines  weifsen  voluminösen  Pul- 
vers aufgelöst,     das  aufs  Filtrum   genommen  und, 
wohl  gewaschen  wurde;  so  bald  das  durchs  Filtrum 
Gehende  anfing,    das  beteits   Durchgegangene  -zu 
trüben,  wurde  das  Letztere  weggenommen,  und  das 
Abspühl Wasser  für    sich  gesammelt,    weil  es   nun 
deutlich  die  Säure  auflöste.    Die  am  Filtrum  hän- 
gende Masse  wurde  durch  caustisches  Ammoniak 
davon   weggebracht,    welches  sie   leicht  auflöste;  ' 
diese  Auflösung  wurde  dann  zu  dem  besonders  ge- 
sammelten Abspühlwasser  gemischt,    aus  welchem 
sich   nach    einigen    Stunden   ein   geringer  Antheil . 
Eisenoxyd  absonderte. 

Das  Ammoniak  liefs  bey  der  Auflösung  der 
Säure  eine  geringe  Menge  eines  rostgelbefi  Pulvers 
zurück,  welches  ein  basisches  Eisensalz  zu  seyn 
schien,  und  von  dem  ich  zuletzt  das  Nähere  an- 
führen \f  erde. 

b)   Um   die   Quantitäten    der   in    dem   sauren 
Wasser  in   Auflösung  befindlichen  Metalloxyde  au  . 
finden,  wurde  diese  Flüssigkeit  durch  ein  lange  fort- 


480  J-  Berz<ilius  Untersuchung 

gesetztes  Kochen  mit  übercHüssig  zugesetztem  ba- 
sisch jiohlensauren^  Ka]i  gefällt.      Der  Niederscbl&g 
■wurde  zu  dem  in  (a)  abgeschiedenen  Eisenoxvd  ge- 
mischt,  und  in  Salzsäure  aufgelöst.     Die  Auflösung 
•wurde  mit  caustischem  Ammoniak  neutralisirt-nnd ; 
mit  bernsteinsauren)  Amnlbniak   gefällt,    das  nach 
dem  Glühen  o,847  Gr.Xwög,  und  bey  Wiederauflö- 
Bung  m  verdünnter  Salzsäure  ein  weifses  Pulver  zu« 
rückliefs,    das  nach  dem  Glühen   strohgelb  wurde 
tind  Wolframsänre  war.     Es  wog  0,07  Gr.     Das  El- 
Benoxyd  betrug  mithin  0,7^  Gr. 

c)  Die  mit  bernsteinsaurem  Ammoniak  gefälhe 
Flüssigkeit  würde  dareh  länge  fortgesetztes  Rochen 
mit  basisch  kohlensaurem  Kali  gefällt.      Der  weifte 
Niederschlag   wurde  durchs   Glühen  schtvarz»    im 
Braune  sich  ziehend,  und  wog  0,3265  Gr.     Salpeter- 
isäure  Vöste  nichts  davon  auf.     Salzsäure  lÖst^ihnttiit 
EntWickelung  von  oxydirt  salzsäurem  Gas  ohne  Rücl»- 
Utand   auf.      Da  die   Auflösung  wieder  abgedunstet 
wurde,  gelatinirte  sie,  und  nach  dem  Eintrocknen 
tiiid  Wiederauflösen  blieb  Kieselerde  zurück,  welche 
geglüht  O5O5  Gr.  wog,  %y:o raus  sich  mithin  ergiebt, 
tüafs   der   Gehalt   des  Manganoxyds   hur  0,2765  Gr. 
betrug. 

d)  Die  in  Ammoniak  aufgelöste  Wolframsäure 
\vurde  der  Wirkung  eines  Stroms  von  geschwefel- 
tem WasserstolFgas  ausgesetzt ,  bis  d^s  Alkali  davon 
gesättigt  war;  die  Flüssigkeit  blieb  klar.  Beym Zu- 
satz von  Salpetersäure   fällte   sich   ein  braungraues 

»  Pulver.  Die  Flüssigkeit  wurde  so  genau  als  mög- 
lich neutralisirt,  filtrirt  und  der  Niederschlag  aufs 
Filtrum  genommen^    Er,  wurde  nach  und  nach  vom 


d.  Zusaiinnens.  d.  bis  jetzt  htk.  Wolfi  auuate»  43 1 

Augtüfse  -  Wasser  wieder  aufgelöst,  das,  so  *wie  das 
ßnf^t  durchs  Filtrum  gegangene,  eine,  rothbraune 
Färbe  hatte.  Dieses  giebt  mir  zu  der  Vermuthung 
li^tahiassung,  dafs  dieser  Niederschlag  nicht  Seh  We- 
ifil jivolfram ,  sondern  vielmehr  eine  Verbindung  der 
.  Wqrlframsäure  öder  desWoiframoxyds,  mit  geschwe- 
feltem Wasserstoff  ist^  weil  es  gegen 'das,  was  w^r 
Tön  andern  geschwefelten  Metallen  wissen,  streitet, 
dafs  sie  sich  in  Wasser  auflösen  sollten. 

Als  die  durchs  Filtrum  gegangene  rothbVaune 
Flüssigkeit,  um  zu  prüfen,  ob  Salpetersäure  nicht 
im  Ueberschufs  zugesetzt  war,  mit  Hythrothionam-* 
moiiiak  versetzt  wurde, 'färbte  sich  der  hineinge- 
faUiie  Tropfen  grün,  ohne  dafs  sich  etwas. fällte, 
vffti^  da  mehr  Hydro thionammoniak  zugiesetzt  wurde, 
wurde  die  Flüssigkeit  so  tief  indigblau,  dafs  sie  un- 
durchsichtig  wurde^  ohne  dafs  sich  aber  ein  Nieder- 
^scMag  bemerken  liefs.  Dasselbe  war  mit  dem  Aus- 
süfsjBj  -.Wasser  der  Fall ,  d.  h.  mit  der  Auflösung  der 
äu]^'  d.em  Filtrum  gebliebenen  Schw^felverbindung 
in. ^jefiiem.  Wasser.  Hieraus  dürfte  man  schliefsen 
ii'onxiiSpf  dafs  die  blaue  Auflösung  eine  Verbindung 
d<BfS  geschwefelten.  Wasserstoftgases  mit  einer  niede- 
'  reren  Oxydationsstufe  des  Wolframs  enthielt. 

Der  letzte  Theil  des  Aussüfsewassers  wurde. für 
sich  zur  Trocknifs  abgedunstet,  wobej  er  einen 
graubraunen  Stoff  lieferte,  der  im  Feuer  mit  £nt>» 
Wickelung  von  schwefligter  Säure  verbrannte,  und 
reine  Wolfr^msäure  zuiücklicFs.  Das  auf  dem  Fil- 
trum Rückständige  wurde  getrocknet,  in  eine  glä- 
serne Retorte  gebracht,  und  erhitzt.  Es  gab  Wasser 
und  Schwefel,  und  liefs  in  der  Retorte  schwarzen  ' 
Journ,f<  Chfin,  u,  Vhys,  i6,  Bd,  4.  H#ft.       -    ^5 


48» 


J.  Be 


cHus  Uotersuclume 


k. 


genchwcfeiten  Wolfram  znrück;  der  Hals  c 
■wurde  nbgesprengtliiiil  das  geschwefelte  Metall  iui 
oftenen  Feacr  verbrannt.  Es  gab  in  VerbinJUa^  , 
lüh  dem  au»  degi  Aiusüfce -Wasser  erhallenen  ojS^ 
<jr<inini  Wolframiäure,  die  nach  der  Uigeglion  von 
einigen  Stutiiieii,  ahne  Hiickttiind  in  veiduiuitea. 
caiiEt liehen  jlnimoniak  sieb  auflöste.  '  ' 

e}  Die  blnne  F'liiBsiglieit  wurde  abgedunttetir 
Wdbey  sie  ihre  Farbe  verlor,  grün,  gelb  itad  AOä* 
letzt  farbenlos  wiirde.  Da  nur  eine  geringe  Mengo 
KurücKblieb,  ■wurde  sie  mit  coHMnlrirt«  Salpöle>4 
sünie  vetsetat,  wodurch  ein  häufiger,  aCb'wifrA^ 
M'eifser  Niederschlug  enisland.  .  Das  Klare  .WurS» 
abgegossen  und  der  WiederschlagniJl  etwas  r^dtiflB* 
ter  Satpeicrtäure  gewaschen,  -worauf  er  im  Kalifen 
tiegel  eingetrocknet  wurde.  Durch  eigerda  äatvP, 
nngestelhc  Geg en vertu cho  etfniir  ich,  daTs  dt^eit 
■weifse  Fuiver  eine  cbemische  Verbindung  toV 
Schwefelsäure,  Wolframsänre  und  Wasser  ist.  die  JäM 
reinem  Wasser  auflöslich  ist,  |aber  au»  dieser  AuB^ 
«ung  wieder  durch  Salpetersäure  gefällt  wird.;  | 
rade  wie  der  gelbe  Nieder&cbfag,  den  die  Sülpct 
■änrC'  in  ivolfranisaureni  Ammoniak  hervorbringt^^ 
eine  Verbindung  von  Salpetersäure,  Wolframsäui 
nndWasser  ist,  die  in  nicht  unbedeutender  Mengt 
von  reinem  Wasser  aufgelöst  wird,  aber  daraasdurt 
ZnsÄla  von  Salpetersaure  wieder  niederfällt. 
Verbindung  von  Schwefelsäure  und  Wolframiäure-'l 
wurde  gebrannt;  sie  gab  zuerst  häufige  Dämpfe  . 
von  concentrirter  Schwefelsäure,  lief»  hierauf  Wolf-  ' 
ramsäure  mit  der  gewöhnlichen  lichtgelben  Farba 
aurück.      Sie  yrog  1,416  Gr.  und  verBieU  »ich  b(7 


i 


Zusammens.  d.  Bis  jetzt  bek.  Wolfraniiate.  455 

illen   damit^  angestellten  Proben  wie]  röine  Wolf-t 
imsäure. 

"  ^  f)  Die  mit  Salpetersäure   gefällte  .Flüssigkeit,  «o 
'*''^}e  die  zum  Aussüfsen  benutate  Salpetersäure,  "wur- 
"*<äen   zusammen  zur  Trocline   abgedunstet  und  vor- 
J^ichtig  erKitzt,     bis  die  darin  befindlichen  schwe"- 
Xekauren  und  Salpetersäuren  Ammohial^salze  zerstört 
^waren,    worauf  die  Masse  geglüht  wurde,  und  ein 
"*gelbe«  zusammengebackenes  Pulver  hintcrlicfs,  da» 
"0,7.6.5  Gr.  wog,  undaich  wie  die  Sfache  Verbindung 
von  Schwefelsäure,  Wolframsäure  und  Kali  verhielt. 
Die  Beweif^e,   dafs  es  nicht  reine  Säure  war, 
AiTid  folgende :       1)   wurde  es,   nachdem  es   einige 
Tage. der  unmittelbaren   Einwirkung   der  Sonn eiy 
strahlen  ausgesetzt  wurde,  nicht  blaugrün,  wie  die 
,  reine  Säure ;     2)  Löste  es  sich  äufserst  schwierig  in 
caiMtischem  Ammoniak  auf,  und  erforderte   aulncr- 
i>tdentlich  grofse  Mengen  Alkali,  und  5)  lÖ8te>essicri 
in  'geringer  Menge   in  concentrirter  Salzsäure  auf, 
-wurde   aber  aus  der  Auflösung  nicht  durch  Wasser 
gefällt.      Mit  Flüssen  vor  dem  Löthrofare   verhielt 
es '•ich,  übrigens  völlig  wie  Wolfram»äure, 

g)    Das  in  a  ai\f  dem  Filtrum  gesammeltes  ba- 
sische Eisenoxyd  -  Salz  wog  nach  strengem  Trocknen 
0,246  Gr.      Concentrirte  Salzsäure  zog  daraus  Eiseu- 
oxyd  aus,    aber  aus  der  sauren  Flüssigkeit  fällte  zu- 
-  gesetztes  Wasser ,  Wolframsäure.     Das  in  der  Salz- 
säure aufgelöste  Eisenoxyd,  mit  caustischem  Ammo- 
niak gefällt  und  geglüht,  "v^^og  0,047.     Der  in  Salz- 
säure unaufgelöste  Theil  des  Eisenoxydsalzes  wurda 
,  nach  dem  Glühen  gelb,    und  wog  zusaftimen  mit 
dem  aus  der  Salzsäure  gefällten  0,19  Gr.     Er  bes^fa 


.  \ 


V  '  .. 


-^ 


/ 


I- 


\ 


484       /!•  Bcrzelius  Untersuchung 

I 

jedoch»  alles  ä^fsern  Ansehens  von  Wolfraanäaie 
obngeachtet,  nicht  die  Eigenschaft,  sich  weder  in  1* 
Aminöniak  noch  in  Kali  aufzulösen ,  wurde  in  der  F 
Keductions.-  Flamme/  vor  dem  'Löthrohre  schwarz,  \ 
und  gab  mit  Flüssen  kein  blaues  Glas.  Da  dieiei  |^ 
mit  einer  Wolframisäure  der  Fall  ist,  die  sich  mit 
Alaunerde  oder  mit  Kieselerde  gefällt  hat,  so  schliefe 
ich;  dafs  ein  Kieselerde  -  Gehal^  diese  Portion  Wolf- 
ramsäure verunreinigt  hat,  zumal  da  wir  weiter 
unten  sehen  werden/  daf*  der  Wolfram  mehr  Kie- 
selerde enthält,  als  dieses  analytische  Verfahren  er- 
geben hat. 

Das  Resultat  der  beschriebenen  Analjse  bat  ge- 
geben : 

Wolframsäure    b)  0,07^ 


d)  0,690 

e)    1,4x6 

.  f)    0,785            .      . 

g)  0,190        3,1510 

78,775 

F.isenoxyd    ,       b)  0,770 

w«.        g)  0,047       0,8170 

. 

ÄO,425 

Manganoxjd      c)                     0,2765 

6,912 

Kieselerde          c)                    0,0500 

1,250 

4.2945 

1 

107,362 

Oder 

Woljframsäure         785775 

\ 

Eisenöxjdul            i8«320 

Manganoxydul         6,22 

Kieselerde           /       1,25 

104,565 


\ 


d.  Zusammens.  d.  bis jetztbeK  Wolframiate»  436 

Hier  stellt  sich  mithin  eine  Gewichtsvermeh- 
rnng  von  nicht  weniger  als  753Ö2  Procent  vom  Ge- 
wicht des  Steins  ein.  Da.  die  Oxyde  des  Eisbns  und 
Mangans  sich  im  Stein  als  Oxydale  fanden,  so  ist  es 
klar,  dafs  sie  das  Gewicht  um  2,797  Procent  erhöht 
haben  müssen.  Die  nöcji  übrigen  4»56v5  Priocent 
rühren  von  anliäng£nder  Schwefelsäure  und  Kali  in 
den  letzten  Joriionen'  der  WoUVamsaure  her.  Und 
da  mir  keine  Methode  bekannt  ist,  die  ganze  Quan- 
tität Wolframsäure  aus  ihrer  Verbindung  mit  Kali 
rein  darzustellen,  ohne  allen  Verlust,  so  mufs  man 
sich  dÄmit  begnügen ,  alles  das  für  \\  ulfranisäure 
anzunehmen,  W"as  nicht  Eisenoxydul ,  Manganoxy- 
dul oder  Kieselerde  ist.  Es  bloibcn  dann  für  die* 
Wplframsäure  74*46  Procent. 

In  einem  andern  Versuch  ,  hey  welchem  ich 
meine  Aufmerksamkeit  vorzüglich  dahin  richtete, 
die  Mengen  von  Eisen  und  Manganoxyd  mit  der 
äufsersten  Genauigkeit  zu  finden,  wurden  3  Gramm, 
geglühten  und  geschlämmten  Wolframpulvers  durc*h 
Brennen  mit  12  Gr.  basisch  kohlensanttn  Natrons 
zersetzt.  Die  geschmolzene  Salzmasse  würde  mit 
Wasser  ausgezogen,  wobey  ein  braunes  Pulver  von, 
der  eigenen  Farbe  des  Wolframs  zurückblieb.  Es 
löste  sich,  unter  Entwickelung  von  oxydirt  salzsau- 
rem  Gas,  in  Salzsäure  vollliommen  und  ohne  Rück- 
stand  auf;  die  Auflösung  wurde  zur  Verjagung  der 
überschüssigen  Säure  abgedampft,  wobey  sie  gelati- 
nirte.  Mit  Wasser  verdünnt,  setzte  eich  Kieselerde 
ab,  die  geglüht  0,063  Gr.  wog.     . 

Die  Flüssigkeit,  mit  causiischem  Ammoniak 
ncutralisirt  und  mit  bernsteinsaurem  Ammoniak  ge-  . 


\ 


4ß6  J.  Bcrzelius  Untersuchung 

fällt,  gab  o,588  Gr.  tothes  Eisenoxyd..  Au»  def  noch 
übrigen  Auflösung  wurde  durch  Kochen  mit  basisch 
Kohlensaurem  Kali ,  Kohlensaures  Marganoxydul  ge- 
fällt., Has  nach  depi  Glühen  rein  schwärz  ^far,  mnd 
0,1 83  Gr.  wog. 

Die  Analyse  hatte  mithin,   wenn    der  Verlust 
für  WolfiramsSure  genommen  wird,  gegeben: 
Wolfraaid'aure  74*666  74,666 

,  Eisenoxyd  0,533     19,60  =  Eiienoxydul'   i7?59V 

Manganoxyd       0,188       6,26  =:  Manganoxydul  5,640 
Pieselerde  0,065       9.10'     Rieselerde  2,100 

Pas  Eisenoxydul  enthält  genau  4  Theile  Sauer- 
stoft,  dagegen  enthält  das  Manganoxydul  1,25,  das 
-  mit  3^  multiplicirt  zz  3,75,  ^als^  so  nahe  als  möglich 
^  vom  SauerstpiF  des  Eisenoxyduls,  welches  letztere 
Verhältnifs.  bey  der  auerst  beschriebenen  Analyse 
noch  genauer  eintrifft,  wo  der  Sauerstoff  des  Eisen- 
pxyduls  4>i8»  und  der  des  Manganoxyduls  1,392  ist, 
wovoji  dasDreyfache  —  4»  176.  100  Theile  Wolfram- 
säure  enthalten  00  Procent  Sauerstoff,  mithin  ent- 
halten 74,666  Wülframsäure  14,9332  Sauerstoff';  der 
Sauerstoff'  der  Baseit  ausammengenommen  ist  5»-ät 
wovon  dasDreyfa<plie  =  15,75  ist.  Es  erhellt  also  hier- 
aus, dafs  wenn  alle  Data  für  die  Berechnung  richtig 
find,  die  Säure  3  Mal  so  viel  Sauerstoff"  als  die  Basen' 
enthält.  Aus  diesen  Versuchen  folgt  daher,  dafs  der 
Wolfram  aus  einer  PariiHel  wolframsaurem  Mangan- 
oxydul verbunden  mit  3  Part,  wolframsaurem  Eisen- 

oxvdul    besieht ,    und    dafs    sich    seine  Zusammen- 

•••  •'• 

••     »•»         ,,     ••• 

Setzung  ausdrücken  läföt  durch  MgW-}-3FeW. 


/ 


cLZusammens.d.blsjeLzlbek.  Wolfiamiate*  437 

B.   TungsteiUk 

Vor  einigen  Jahren  wur^de  an  der  oesterstorgrufva 
des  Daikarsberges  in  der  Norabergs -Revier  eine  ge- 
ringe Menge  eines  Minerals  gefunden,  das  die  Berg- 
leute für  Sthwerspatb  hielten.  /.  G.  Gähn  fand,  dafs- 
es^wolframsaurer  Kalk  war,  und  die  Stufe,  die  er  für 
meine  Sammlung  mir'  mitzutheflen  die  Güte  hatten 
gab  mir  die  Gelegenheit  an  die  Hand  ^  die  Zusa/n- 
xaenseti^ung  dieses. Fossils  su  untersuchen,  und  ohn-^ 
geachtet'  Klaprotk^s  vortreffliche  Analysen  vollfeem- 
jnen   nilt   dör  Sättigungscapacität   übereinstimmen^  ' 
•welche  sich  für  die  Wolframsäure  aus  den  vorher- 
gehenden  Versuchen  ergiebt ,   so  glaubte  ick  doch, 
dafs  eä.  van  dnigem  Werth  seyn  könnte,  da,  so  viel 
ich  vreifs ,  dieses  Fossil'  zuvor  hier  ;nicht  gefunden 
•vrurde,  und  möglicherweise  gedacht  werdeii konnte^- 
dafsesdie  Basis  ih  einem  andern  Grad  der  Sättigung, 
mit  der  Säure  enthalte ,   als  die  bisher  bekannten^ 
w^as' jedoch^  wie  wir  finden  werden 5  hier  nicht  def 
Fall  war. 

Diesex  Tüngsteiii  ist  IJicht  kiystallisitt »  sondeniv 
bildet  d6rbe  Massen  von  einem  grobkörnigen  Bruch 
und  eifier  etwas  grauliclheii  Farbe. 

-  6  Gramm,  geschlämmten  und  nachher  geglühteil 
Pulvers  von  Tungstein  wurden  mit  so  tjr.  oohcen« 
trlrter  Salpetersäure  gemischt,  und  damit  bis  bey«i. 
nahe  zur  Trocknifs  abgeraücht,  worauf  von  neuem/ 
so  Gr,  doncentrirter  Salpetersäure  zugemischt,  und 
die  Flüssigkeit  bis  nahe  zur  Trocknifs  abgeraucht 
wurde.  Der  salpetersaure  Kalk  wurde  mit  Alkohol 
ausgezogen,  und  die  Säure  hierauf  in  caustischem 
Ammoniak  aufg^lüsti 


4o8  J.  Berzelius  Unters,  d.   ZTusammens.eic  , 

Die  Auflösung  in  Alkohol  wardö  mit  einer  Auf- 
lösung de^  schwefelsauren  Aoimonialis  in  Alkohol 
solange  versetzt,  als  npch  etwas  Gyps  niederfiel;  der 
Niederschlag,  mit  Alkohol  gewaschen  und' geglüht« 
wog  2,7  Gr.,  welche  1,119  Gr.  Kalkerde  entsprechen. 
,  '  Die  Auflösung  der  Wolfr^msäure  in  faustischem 
Ammciniak  in  einem  Platintiegel  zur  Trocknirs  ab- 
gedunstet und  geglüht,  hinterliefir  4>5^  Gr.  reine 
Wolfram  säure.  ^ 

Das  Ammbniaki  liefs  noch  uüzersetzten  'wolf- 
ramsauren  Kalk  zurück,    der  nach  dem  Glühen  0,35 
wog  und  gelblich  war-     Er  wurde  auf  gleiche  Art 
zersetzt ,    die  Zersetzung  g^'^g  aber  träger  vor  sich, 
und  die  abgeschiedene  Säu^e  schien   etwas  kiesel- 
erdehaltig  zif  seyn,    färbte  die  Glasflüsse   nicht  so 
s^ark,    wie    die  reinere,    und  erforderte  zu   ihrer 
Auflösung  grofsere  Quantitäten  Ammoniak.   Es  wur- 
den daraus  noch  o,o45  Kalkerde  uiid  0,305  Gr.  etwas 
kieselerdehaliige  Wolframsäure   erhalten. 
Der  Tungstein  hatte  also  gegeben : 

Wolframsäure       *4,8ö5  '  8o»4*7 

Kalkerde  i»i64  19.400 

"    ,■  •  • 

'  5»989  99.Ö17 

Nnp  enthalten  19,4  Theile  Kalkerde  5,43ß  Th. 
Sauerstoff,  und  80,41 7  Th.  Wolframsäure  16,0334 Th. 
Sauerstoff;  aber  5,432  x  3  ist  n:  16,096,  so  da  f 6  also 
das  Sättigungs  -  Verhältnifs  zwischen  Base  und  Säure 
hier  gänzlich  dasselbe  ist,  wie  im  Wolfram,  und  die 
Zusammensetzung  des  Tungsteins  wird  ausgedrückt 

durch  Ca-|-W. 


] 


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A  u  s  z  a  g 


ie$ 


me  t  eorologischen     iTagebuches 


T  o  xn 


Professor    Heinrich 


X  n 


Kegensbur^ 


März,     xßiö.  * 


•  • 


Jaurn,  f,  CHem.  u,   Phyt>  x6.  Bd,  4.  Heft.        54 


1.4.  ••< 


^            ' 

1 

Mo. 

B  aT  omet  ( 

1 

T«g. 

Stunde. 

Maxinmm- 

Stunde. 

MinimuiD. 

Medium. 

26   11,    4; 
"-6    7.    4i 

i  ^'  ö 

16    7,    10 

16  8.  a 

3- 
5- 

-ä. 

T. 
8- 
9- 

1.  A. 
9  F. 

5  F. 

10  A. 

11: 

1.  A. 

11  A. 

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27    0.    5ä 
2Ö   8,    7» 
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26    7.    87 

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26    5.    46 

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Xichf, 


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SVV.O.  1 
SO.  6\V.  2 
WSW.  2 
0.5W.  2 


SW.  0. 1 

NW.  O.i 

SW.O.  I 

O.     i 

WNW.  i 


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SW.    s 
SW.O.    I 

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SW.SO.  1 

SW.  I 

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SO.SW.  1 

O.W.   1 

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SW.  NW.  1 

NW.SO.  1 

SW.    1 

WNW.  i 

so.  SW,  1 

SW.NW2 

SW.  so.  1 

SO.  NO.  i 

NO.   s 

NW.     2 
NNO.  1,2 
NO. 

N 


NNW.  i,a 

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JO.   2   NNO.  1 ,  s 
CO.   2  1    ONO.  2 


NO.  2 


NO.  2 
NO.  2 
NO.  2 

N.    s 
NO.    2 

NW.    2 


NO.    2 


NO.    2 
ONO.  s 

N.    2     • 

N.    s 

N.      2 

WNW.  1 


• 


l*i 


I  Summarisclie 

\Uebarsiaht 
der 

Witterung. 


I         —  ^  .  ^„  m  .  I  ■ 


fj^  i  t  t  t  r  u  n  g. 


Vormittag. 


I. 

2* 

s. 

7. 
ß. 

9- 
.0. 

1. 

5. 


Vermischt. 

Heiter. 

Trftb.  Schnee. 

Schön.-  Wind. 

jTrdb.lkclinee.Regen 


Nach  mittag.!         Nachts. 


Triib^  Regen.  Wind. 

TriiK 

Tri^h. 

Trftb.  Nebel. 

W\b.   Nebel. 


Triib. 
•Vermischt. 
Träb.NebeLRegen. 

Vermischt. 
Vermischt, 


Tiiib,  Schnee. 

Heiter.  VSTind. 

Trüb.   Wind« 

Vermi».  Stürmisch. 

r»4ib.Hegen.Wind. 


6. 

7. 
& 

9* 
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05 
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]o. 
51 


,  Trüb. 

Trüb.  NebeL 

Trüb. 

Trüb.  Wind.  Be?. 

Vernn  Starker  Reif. 


VermJ'rtlb.Wind. 

Trüb; 

Trüb. 

Trüb.  Regen. 

Triib. 

Trüb.  W^ind. 

Trüb. 
Trüb.  Wind. 

Vermischt. 
>  Schön. 


Schön. 

Trüb.  Schnee. 
Vermischt.  Wind.  -  ,     —^  ^     „ 
Heiter.TrübSchnee^*"*«^^^  T*&^  '« 

Trüb.  Regen.        Trt^beTage 


Trüb. 
Heiter.Trüb.Regen. 

Trüb:   Nebel. 

Trüb.  Nebel. 

Trüb. 


Tri\b.  Schön. 
Triib.Regen.  Nebel. 


eitere  Tage         1 
ISch&np  Tage         1 
rrnm 

Windige  Ta»e  17 
Stürmische  Tage  1 
Tage  mit  Regen  6 
Tage  mit  Schnee  5 
Tage  mit  Nebel     4 


Heitere    Nächte 
Schotte  — 


o' 

5 
10  < 

16 

11 

1 


Trüb.  Wind. 

Trnb. 
Trüb.  Wind. 
Trüb.    Wind. 
Trüb.  Wind. 


Trt\b,    W^ind. 
Verm.  Wind. 

Trüb.  Wind. 

Tri\b.Wind.Schnfrc 
Trüb  Wind.Schnee 
Trtib.Wind.Schnee 


Trüb. 
Triib, 
Vermischt. 
Verm.Wi  nd.Regen. 
Vermischt. 


Trüb.  Regen.  Wind. 

Triib.    • 

Trab.  Wind. 

Trüb.  Wind. 

Trüb.  W^ind. 


Trüb.  Reg.  Stürmis.  Vermischte  — 
kleinerHagef. Schön  Trübe  — 

Schön.  Wiridige        — 

'^^^^''    ^Isiürmische   — 

Schön.  pachte  mit  Regen  5 

Vermischt.        |Nftchtc  m.  Schnee  8 
Heiter.    Trüb.    iNächte  mit  Nebel  3 
Heiter.    Vermischt.! 

Tr1\b.  "Wind.     iRetTag  des   Regen- 

— — — Ennd  Schnee'VN'asscrs 

Trüb.Repen.Wi«d.|g,,        ^.^.^^ 

Trüb.  " 


Vermischt.  Wind. 
Trüb.  W^ind. 

Trüb.  Wind. 
Triib.  Wind. 
Trüb.  \Vind. 
Trüb.Wind.Schnee 


Triib.  W^ind. 
Trüb.  Wind. 
Trüb.  Wind. 


Schön.  Wind. 

Schön.  Trüb.Wind. 
Schnee. I 

Trüb.  W^ind. 

Heiter.Trüb.^VindJ 

Schön. Trüb.Wind 

Trüb.  Vermischt. 


[Herrschenile  Winde 
10 st  und  Nord-05t. 

[Zahl  der  Beobacht. 
5»  5 


Das  ZodiacaUicht  zeigte  sich  an  jedem  schönen  Abend  deutlich. 

Pie  Sonne  war  nie  ohne  Flecken:  vom  la.  bis  zu  Ende  des  Monats  waren  sie 

ganz  vorzüglich  merkwürdig. 
Jh  der  etftrmischtn  Nacht  vom  15.— 14.  wiU  man  hier  nebst  dem  Hagel  auci 
ein''  ichU^  bemerkt  "habeiw. 


Auszug 


des 


meteoroloaischen     Ta£:ebuclie&  ', 


V  e  m 


Professor    Heinrich 


i  n 


Regensburg. 


f 
\ 


April,     1  8  1  ^» 


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1 

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Barometer. 

1 

Mo- 

i^e- 

SdindB. 

Maximum. 

Stunde. 

Mi 

niinuRi 

.Medium.  H 

27' 

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17 

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27        2.    5; 

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16 

A,  75 

26 

10,  07 

Alull!<[. 

Thermometer. 


Ma- 
xim. 


2,a 

4>8 
fco 

7»o 


8>4 

12,0 
13,0 


i7i3 
iÄ,7 

1196 

Ä.7 


5>o 

11)0 

13.7 
9,0 


12>6 

i4.7 

l5iA 

12,0 


i">7 
12,5 

14,3 

»5.3 

16,0 


17.3 


Mi- 
nii^. 


3>o 
5»o 
4»a 

3sa 


2,5 

4,0 

i>8 
4>4 


3>8 
7.0 

5iO 
5^8 
0,2 


•0,2 
2,4 

4>8 
5>o 
6,2 


3.0 

3>9 
5,a 

4,8 
Ö>o 


Mc- 
dii^m. 


0,00 
1,26 
o,5ö 

a,34 
2,60 


4,88 
6,64 
5,68 

7,29 
9»37 


11,97 
10,09 

7,68 

6,5ft 
1,23 


1,85 
6>i8 
9.68 
9,96 

7,52 


Hygrometer. 


Ma- 
xim. 


8,50 

9»93 

io,78 
10,24 

9»*a 


^5,8 

1  ' ' 
8,74 

3,8 

9»ö8 

3,8 

10,05 

4,0 

iO,35 

Ä)8 

ii>5» 

—5,0 

6,96 

8a6 
843 
864 
8^>4 
867 


870 
766 
840 
B6o 

888 


917 

862 

863 
885 

784 


851 
891 
895 
85a 
830 


894 
910 

913 
923 
907 


885 
9«>5 
927 
932 

949 


949 


Mi- 
nim. 


707 

777 
740 

777 
714 


699 
594 
605 
645 

730 


711 

8«! 

724 

689 
7*5 


740 
71a 
722 
600 
668 


787 
8öo 
788 
827 
784 


815 

762 

790 
762 

759 


594 


Mc 
dium. 


782,3 

8  »8,9 
8  «0,0 

825,5 

799,0 


807,2 
ri86,4 
746,1 

766,3 
024,0 


843,9 
839>8 
788,8 
794,3 

743,5 


797iO 

824.1 
820,4 

752,6 
764,1 


848,3 
878,7 
864,3 
834,5 
857»5 


852,4 
855,4 
869,5 
8^)2,4 
882,2 


8  A3 


Winde. 


Tag. 


NW.  NO.a 
ONO.  2 

ONO.  f;  2 
ONO.  I 

NW.SO.^ 


Nacht. 


NO.     1 
ONO.   2 

i\NW.  2. 
WNW.  1 

WNW.  1 


PO.  1;  2 
SO.üW.  I 
SW.  O.  1 

O.       2 

NW.  0.2 


OßO.    2 

WNW.  2 
WSW.  1 


so.    1 

SW.  1 
NW.  0. 1 
O.SW.  1 

üöO.  1 


OSO.    1 
WSW.  1 

WSW.  1;  o 
SO.SW.i;2  NW.SW.i 


Wsw. 


SW.     1 

SO.SW.  1 

O.     1 

NW.,SW.  i 

NNW.  2 


NO. 


W6W. 


SO.    1 

W.  O.  1 

NW.  i 

WNW.  1 

ONO.  1 


NNO.    I 


NO.     1 

N.     1;   % 

ONO.  i;2 

ONO.i;2 

NO.     2 

NO.     2 

NO.    2 

NW.NO.i 

NO.sO.i 

0.  NW.  1 

ONO.  2 

Nü.NW.i 

NO.  1:  2 

0.     1 

0.     1 

WNW.  i 

0.    1 

NW.    1 

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