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Full text of "Journal für Ornithologie"

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% JOURNAL 
ORNITHOLOGIE. 


DEUTSCHES CENTRALORGAN 


für die 


gesammte Ornithologie. 
In Verbindung mit der 
Allgemeinen Rentachen Ornithalogischen Gexellachaft zu Berlin, 


mit Beiträgen von 
Dr. 6. Hartlaub, Prof. Dr. Altum, Dr. F. Kutter, Dr. H. Golz, Dr. Ant. Reichenow, 
Graf v. Berlepsch, A. Nehrkorn, Herm. Schalow, Hof-R. Dr. A. B. Meyer, Ad. 
Walter, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, W. Hartwig, Dr. A. König, Ernst 
Hartert, Paul Leverkühn, Dr. C. Eckstein, Herm. Bünger, Dr. Schäff, Othmar 
Reiser, Th. Lorenz, Prof. Dr. Max Fürbringer, Dr. Fr. Westhoff, Cand. Wickmann 
und anderen Ornithologen des In- und Auslandes, 
herausgegeben 


von 


Prof. Dr. Jean Cabanis, 


Erster Custos der Königl. Zoologischen Sammlung der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, 
General-Secr. der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. 


XXXVIL Jahrgang. 
Vierte Folge, 17. Band. 


Mit 4 colorirten Tafeln. 


Leipzig, 1889. 
Verlag von L. A. Kittler. 


LONDON, PARIS, NEW-YORK, 
Williams & Norgate. 14. A. Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co, 
Henrietta Street, Coventgarden. 524 Broadway. 


Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen. 


G. Pütz’sche Buchdr. (Lippert & Co.), Naumburg a/S. 


Inhalt des XXX VII. Jahrganges. 


19 


zu 


Vierte Folge. 17. Band. 


I. Heft, No. 185, Januar. 


Aufsätze, Berichte, Briefliches etc. 

Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. Von Dr. Anton 
Reichenow . . B Sn ER 
Zur Frage: Brütet der Kukuk? Yan A a w a 1 ie er. ? 

Aus den Ornithologischen Tagebüchern Dr. Emin Pasc Dr a’s. 
Mitgetheilt von Dr. G. Hartlaub . AR N 


Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft 
Berlin. 
Bericht über die (XILL.) Jahresversammlung. Abgehalten zu Berlin, 
vom 12. bis 14. September 1888. 
- Erster Tag, Mittwoch, den 12. September 1888, Abend-Sitzung 
Zweiter Tag, Donnerstag, den 13. September, Vormittags- 
Sitzung. (Discussion über Syrrhaptes.) . E 
Dritter Tag, Freitag, den 14. September, Vorne Sin 
-im Ornithologischen Arbeitszimmer des Museums für Natur- 
kunde, Schluss der Jahresversammlung . 5 
Statut der. Allgemeinen Deutschen Pa Gessllschutt 
zu Berlin . 5 
Die Kennzeichen I Behlschen Baubeel Eine Aulktlunges zur 
sicheren Bestimmung unserer deutschen Tag- und Nachtraubvögel 
Bericht über die ee Verhandelt Berlin, Montag, 
den 3. September 1888 . 


. Bericht über die October-Bitzung. perkänidelt Börlin. Menkipe acı 


8. October 1888. (Hartwig: Märkische Vögel) . 


. Berieht über die November-Sitzung. Verhandelt Berlin, Meine, 


den 5. November 1888. (Cabanis: Merops mentalis nov. subsp. 
von Gamerun. — Schalow: Vogelwelt der Insel Rügen.) 


(1889.) 


Seite 


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11. 


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15. 
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18. 
19. 


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10. 


Bericht über die December-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag, 
den 3. December 1888. (Walter: Merops apiaster bei Cassel erlegt.) 
Bericht über die Januar-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag, den 
7. Januar 1889 . 

Bericht über die Februar- ne Perhandalt Bars Montal) due 
4. Februar 1889. (Golz: Nachruf an Kronprinz Rudolf von 
Oesterreich-Ungarn. — Derselbe: Vaterland der besten Sprosser. 
— Cabanis: Francolinus (Scleroptera) modestus nov. spec. von 
Camerun.) ee, 
Verzeichniss aan Micslieäieh for A. D. Or. Gesellschaft . HErTER 
Benachrichtigung (Journal-Angelegenheit) 


Aufsätze, Berichte, Briefliches etc. 

Systematisches Verzeichniss der von Herrn G. Garlepp in Brasilien 
und Nord-Peru gesammelten Vogelbälge. Von Hans v.Berlepsch 
Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. Von Paul 
Leverkühn - 

Aufruf, VerbrsiEen Fhretd "Von P: a = M a t sc oh ie 


Nachrichten. 


An die Redaction eingegangene Schriften > 
Bevorstehende Jahresversammlung der A. D. Den Geselleehaßl, 


IE. Heft, No. 186, April. 


Aufsätze, Berichte, Briefliches etc. 

Ornitbologische Beiträge. Von Dr. G. Hartlaub a 
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. Von Paul Lonerbn x: 
Ornithologische Beobachtungen auf einer Reise nach dem Nordcap. 
Von W. Hartwig . 

Tetrao tetri« Lin. am Sl ordahlan a di Konkuit Yab "Th. Lars, 
in Moskau 

Ueber den wiribecha eier Werth En Krühen ua Busun Yon 
Prof. Dr. Altum.. saß, 10.0 \gsreuuulle A 
Aus dem Minneleben der Vögel "on Dr. Karl Eckstein, in 
Eberswalde - sie ssulitsertei u 
Ein Ei in der Behoshählen eines lin Von Demselben. 


Seite 


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101 


110 
112 


Turdus iliacus Lin. in Bayern nistend. (Aus dem Nachlass des _ 


Oberförsters Baumeister.) Mitgetheilt von O. Reiser. . 
Vorläufige Notiz über zwei neue Vogelarten von den Canarischen 
Inseln. Von Dr. A. König, in Bonn . 


Argentine Ornithology. A descriptive Datalaa ofthe Birds f 


of Argentine Republic. By Ph. L. Sclater. Bericht von Dr. G. 
Hartlaub,„sfl-fsan$ ab Helene IR ode 


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Seite 
Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft 


zu Berlin. 


11. 


12. 


13. 


zu Berlin. 


1. 


Bericht über die März-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 
4. März 1889. (Reichenow: Revision der Nomenclatur der Vögel 


Deutschlands.) . . sale ai 188 
Bericht über die Amel Sitzung Verhandelt Berkn, Montag den 
BAD ASSI N . IR AHGSN . Wales. oh Nlalkardapani. 189 
Nachrichten. 

An die Redaction eingegangene Schriften. . » . 2 22... 191 


III. Heft, No. 187, Juli. 


Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft 
Seite 
Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung. Abgehalten zu 
Münster in Westfalen, vom 10. bis 12. Juni 1889. 
Erster Tag, Montag, den 10. Juni 1889, Abends 8 Uhr. Vor- 
versammlung im westfälischen zoologischen Garten . . . 193 
Zweiter Tag, Dienstag, den 11. Juni, Morgens 9 Uhr. Sitzung 
im westfälischen zoologischen Garten. (Dr. Westhoff: 
Avifauna Westfalens. — Ernst Hartert: Das Leben 


einiger Vögel Indiens. — Wickmann: Structur und 
Bildung der Eischale. — Dr. A. König: Zur Fauna der 
Canarischen Inseln.) . . run. 193 


Dritter Tag, Mittwoch, den 18. Fun, v a Mrernsion 
nach Dülmen. Abends Sitzung im zoologischen Garten. 
(v. Berlepsch: Neue südamerikan ische Vogelbälge.). . 201 


Aufsätze, Berichte, Briefliches etc. 


Zur Avifauna des Münsterlandes. Von Dr. Fr. Westhoff . . 205 
Ueber Structur und Bildung der De Von Cand. Wick- 
mann in Münster .... .... 225 
Eugen Ferdinand von Homer; sein en ei Sl vice 
Ernst Hartert#948 5, 231 


Einige Bemerkungen über a ln von es und den 
eventuellen Herd der Entstehung der Papageien, sowie über den 
systematischen Platz von Jyne. Von Max Fürbringer . . 236 
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. III. Von Paul erkah 245 
Vorbemerkung über einige wohl zu unterscheidende und neue 
Vogelarten von den Canarischen Inseln. Von Dr. A. König in 


Bon... REN ET. 0 ee 
Ueber eine Veen aus ÖOst-Afrika. Von Dr. Ant. 
Reichenow.. . Eistklai. . aan NS he 


Mittheilung über enge Von:A.Nehrkoemwes . .....286 


VI 
Seite 


10. Eine dritte Form des Tannenhehers in Europa. Von Dr. Ant. 
Reichenow ... rad 87 

11. Systematisches RER der von Höxen user Garlepp in 
Brasilien und Nord-Peru im Gebiete des oberen Amazonas ge- 
sammelten Vogelbälge. Von Hans von Wr - (Fort- 
setzung s. Januar-Heft S. 7 fi) . . a 280 

12. Beschreibung der bisher unbekannten Wehen von Asia 
Stephaniae und Epimachus macleayanae Von A. B. Meyer. . 321 


Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft 
zu Berlin. 


13. Bericht über die Mai-Sitzung. Verhandelt Berlin, den 6. Mai 1889 326 


IV, Heft, No. 188, October. 


Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft 
zu Berlin. 
1. Bericht über die September-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag 

den 9. September 1889. (Cabanis: Ueber Hemignathus procerus 

n. sp. von Kauai. — Schalow: Ueber Corvus tingitanus Irby) . 329 
2. Bericht über die October-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 


7: October. 1889. ,,... . 333 
3. Bericht über die November- an ende ken > 4. F- 

vember 1889. (Matschie: Ueber Francolinus-Arten. — Rei- 

chenow: Zur Nomenclatur der deutschen Vögel) . . . . .. .. 838 


Aufsätze, Berichte, Briefliches ete. 
4. ‚Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. Von Ernst 
Hartert. Mit oologischen Beiträgen von Oberstabsarzt Dr. 
Kutter... . 2 WEDER IR IME 


Index der systematischen Namen des Jahrganges 1889. . . . . 41 


Tafeln des Jahrganges. 


Tab. I. Pauadisea Guilielmi IT Cab. Siehe Jahrg. 1888 Seite 119. 

Tab. II. Paradisea Augustae Vietoriae Cab. Siehe Jahrg. 1888 Seite 119. 

Tab. III. Fig. 1. Ara couloni Sclat. Siehe Seite 313. 

Fig. 2, 2a und 2b. Conurus roseifrons Gray. Siehe Seite 314. 

Tab. IV. Fig 1. Agapornis Fischeri Rehw. $ Siehe Jahrg. 1887 Seite 54, 
Fig 2. Agapornis personata Rchw. /' Siehe Jahrg. 1887 Seite 5. 


JOURNAL 


ORNITROLOGIE. 


Siebenunddreissigster Jahrgang. 


Syrrhaptes paradosus in Deutschland 1888. 


Von 
Dr. Anton Reichenow. 


Zum zweiten Male, seitdem die Ornithologie eine eigene 
Litteratur, insonderheit periodische Zeitschriften besitzt, in welchen 
alle Vorkommnisse auf dem Gebiete der Vogelkunde verzeichnet zu 
werden pflegen, hat eine Massenwanderung der asiatischen Steppen- 
hühner nach Westen stattgefunden, und zwar übertraf die diesjährige 
an Umfang bei weitem diejenige des Jahres 1863. Die erste 
Nachricht von dem Erscheinen der Syrrhaptes in Deutschland er- 
hielt der Verfasser am 28. April d. J., an welchem Tage dem 
ersten Präparator am Kgl. Museum für Naturkunde in Berlin, 
Herrn Ludwig, ein am 27. April bei Bukow in der Mark erlestes 
Stück zuging. Am folgenden Tage schrieb Herr Dr. Rey in 
Leipzig, dass am 27. April unweit der letztgenannten Stadt zwei 


 Steppenhühner erlegt seien. Da zu vermuthen war, dass diese 


beiden gleichzeitig bekannt gewordenen Fälle nicht vereinzelte Vor- 
kommnisse beträfen, vielmehr eine ausgedehntere Einwanderung 
der Steppenhühner in Deutschland, ähnlich derjenigen vor 25 Jahren, 


_ zu erwarten stand, so erliess Verfasser sofort eine Notiz in allen 


bedeutenderen Tageszeitungen sowie forst- und landwirthschaft- 
lichen Zeitschriften Deutschlands, in welchen auf das Erscheinen 


der seltenen Gäste aufmerksam gemacht und um Nachricht über 
das Vorkommen ersucht wurde. Die in Folge dessen an den 


Verfasser sowie an befreundete Ornithologen, insbesondere an Herrn 
Dr. Schäff, Assistenten am Zoologischen Museum der Kgl. 


- Jlandwirthschaftlichen Hochschule in Berlin, welcher gleichzeitig 


mit dem Unterzeichneten einen bezüglichen Artikel in der Deutschen 
Cab. Journ, f. Ornith, XXX VII. Jahrg. No. 185. Januar 1889. 1 


2 Dr. A. Reichenow: 


Jägerzeitungen veröffentlicht hatte, aus allen Theilen Deutschlands*) 
in Massen eingehenden Nachrichten liessen bald eine Einwanderung 
von ungeahnter Ausdehnung erkennen. Da trotz der — freilich 
auch sehr dürftigen — negativen Erfahrungen des Jahres 1863 
die Möglichkeit nicht ausgeschlossen war, dass die Fremdlinge an 
geeigneten Stellen unseres Vaterlandes zur Brut schreiten würden, 
so beschloss die Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft 
in ihrer Monatssitzung am 7. Mai d. J., einen Aufruf an alle 
Vogelfreunde, Jäger und Landwirthe zu erlassen, um Schutz den 
asiatischen Gästen zu sichern. Solcher ist denn auch, wie im 
Voraus bemerkt sei, Dank der Theilnahme aller betheiligten Kreise 
erwirkt worden. Auch der Herr Minister für Landwirthschaft, 
Domänen und Forsten in Preussen hat auf Eingabe der Allg. 
Deutsch. Ornithologischen Gesellschaft einen bezüglichen Erlass an 


die preussischen Forst- und Domänen - Verwaltungen gerichtet. 


Anerkennung verdient in Sonderheit die gesammte Deutsche Fach- 
und Tagespresse, welche mit dem grössten Interesse und Eifer 
der Sache sich angenommen hat. 

In dem Folgenden sind die gesammelten Notizen über das Er- 
scheinen der Steppenhühner in Deutschland nach Ländern und 
Provinzen, von Osten beginnend, und innerhalb dieser chronologisch 
geordnet zusammengestellt. Es sind nur solche Nachrichten nach 
sorgfältiger Prüfung auf Zuverlässigkeit aufgenommen, welche dem 
Verfasser unmittelbar zugingen, sowie eine grössere Anzahl, welche 
demselben von Herrn Dr. Schäff für diesen Zweck freundlichst 
zur Verfügung gestellt wurden. Zahlreiche, in der Fach- und 
Tagespresse erschienene Einzelnotizen sowie mehrere bereits er- 
schienene Zusammenstellungen unserer Fachgenossen sind hier 
nicht benutzt worden, weil sie zum Theil mit den folgenden Beob- 
achtungsnotizen sich decken, andererseits die vorliegenden Nach- 
richten ein hinreichend klares Bild der Einwanderung nach Aus- 
dehnung und Fortschreiten liefern, endlich weil die erwähnten 
Veröffentlichungen unserer Collegen jedem leicht zugänglich und 
zu etwaiger Ergänzung des Nachfolgenden ohne Mühe zu benutzen 
sind, daher eine Wiederholung an dieser Stelle überflüssig erschien. 
Dem Verfasser sind folgende bisher veröffentlichte Bearbeitungen 
der Einwanderung der Steppenhühner in Deutschland bekannt ge- 
worden: 

A. B. Meyer und F. Helm, Ueber das Vorkommen des Steppen- 


*) Nur aus Württemberg und Baden sind keine Nachrichten eingetroffen. 


Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 3 


huhnes in Europa im Jahre 1888; in: Abhandl. u. Ber. des Kgl. 
Zool. u. anthrop.-ethnol. Museums in Dresden 1888/89. 

Th. Liebe, Ueber die Einwanderung des Fausthuhns; in: 
Monatschr. D. Ver. z. Schutze d. Vogelw. 13. No. 7. Mai 1888. 

F. Lindner, Die zweite Einwanderung des Faust- oder Steppen- 
huhns; ebenda. 

Pietsch, Syrrhaptes paradoxus; ebenda. 

E. Ziemer, Syrrhaptes paradoxus; ebenda No. 9. 

A. v. Homeyer, Das Steppenhuhn zum zweiten Male in Europa; 
in: Zeitschr. f. Ornith. u. prakt. Geflügelz., Stettin, 12. No. 6. 

E. Schäff, Ueber den diesjährigen Wanderzug der Steppen- 
hühner; in: Zool. Gart. 29. No. 6. 

Derselve in: Sitzungsb. Ges. naturf. Freunde, Berlin, No. 6. 
19. Juni 1888. 

L. Holtz, Ueber das Steppenhuhn (Greifswald, Bamberg 1888). 


Ostpreussen. 


Mitte April wurden bei Wilhelmthal, nahe Fürstenwalde, Kr. 
Ortelsburg, ein Zug beobachtet (Guttfeld). 

Am 20. April ein Volk von etwa 60 Stück bei Oziunken, 
Kr. Pillkallen, welches eine Woche lang in der Gegend sich auf- 
hielt (M. Nesslinger). 

Am 22. April wurde bei Oranz, b. Königsberg, ein Stück in 
einem Ueberschwemmungsbecken ertrunken gefunden (Gerhardt). 

24. April Züge bei Waschulken und Soldau, b, Neidenburg, 
beobachtet (W. Schmidt). 

Am 25. April zog ein Volk von etwa 70 Stück in der Höhe 
von 15 Metern von O. nach W. über Szabienen, Kr. Darkehmen, 
Rgb. Gumbinnen (0. Parlow). 

N Am 28. April wurde ein Stück bei Steinort, Kr. Angerburg 
 erlegt (Altum). 

| Ende April ferner: bei Koschlau, Kr. Neidenburg, ein Stück 
durch Anfliegen gegen einen Telegraphendraht getödtet (Dr. 
_ Wagner in Osterode). — In Borchersdorf b. Gutenfeld, Rgb. 
Königsberg, ein Zug beobachtet (Rittseher). — Bei Hedlsbderg, 
_ Rgb. Königsberg, zogen 20 Stück Nachmittags 5 Uhr in SN.- 
_ Richtung (Zielaskowski). — In Mettkeim bei Wulfshöfen, Kr. 
 Labiau, ein Zug von 20 Stück gesehen (Schönwald) [s. Briefausz. 
S. 4]. — In Berglinz b. Usdau, Kr. Neidenburg, ebenfalls ein Zug 

1*F 


a Dr. A. Reichenow: 


von 20 Stück (Grabe). — Bei Sacherau, b. Germau, Kr. Fisch- 
hausen, sah Herr Rittergutsbesitzer Krieger 5 St. wiederholt auf 
einer Wiese und übersandte ein erlegtes Individuum dem kgl. 
Museum für Naturkunde in Berlin als Geschenk. Ein Stück wurde 
von Fischern ertrunken in der Ostsee gefunden (Kuwert in Wern- 
dorf b. Tharau). 

Am 1. Mai wurde ein Volk von 30 Stück auf dem Zuge b. 
Aulowöhnen, Kr. Insterburg, beobachtet. — Bei Gr. Bartelsdorf, 
nahe Wartenburg, Kr. Allenstein, zog eine Schaar von 50—60 
Stück in 4 Meter Höhe Nachmittags 6 Uhr in SN.-Richtung. — 
Bei Neudorf, Pillkallen, wurde 1 Stück geschossen (Heinrich). 

Am 3. Mai Zug von 20—30 Stück in 20 Fuss Höhe und 
OW.-Richtung bei Mäkelburg, nahe Bartenstein, Rgb. Königsberg 
(Hubert). — Bei Neuhof, Lasdehnen, Kr. Pillkallen wurde 1 Stück 
erlegt (E. Borbstadt). 

4. Mai bei Wargienen, Tapiau, 2 Stück aus einem Volke von 
7 Individuen geschossen (H. Rogge). 

Am 7. Mai bei Carmitten, Pavunden, Cranzer Bahn, 11 Stück 
beobachtet (R. Schubert). 

Mitte Mai bei Kl. Steegen, Kr. Pr. Eylau, 8 Stück beobachtet 
(0. v. Steegen). 

Am 18. Mai in der Nähe von Gafken, b. Fischhausen, 17 
Stück (Hübner). 

Am 25. Mai wurde eine Schaar von etwa 20 Stück in der 
Höhe von etwa 10 Metern, von Ost nach West ziehend, bei Szabienen, 
Kr. Darkehmen, beobachtet (0. Parlow). 

Am 7. Juni schreibt die Zeitung „Graudenzer Geselle,“ dass in 
Girrehlischken b. Rautenburg ein Steppenhuhn „auf einer Wiese 
auf 5 Eiern brüte“ [?] (R. Zeitz in Podrusen). 

Herr Schönwald (Mettkeim) schrieb: „In den letzten Tagen des 
April bemerkte ich auf meinem Weizenfelde eine Schaar von etwa 
20 Vögeln, die bei ihrem Auffliegen ein eigenthümliches ‚Geräusch 
verursachten, etwa wie ein Haushuhn, wenn es verfolgt wird. Die- 
selben sah ich nun fast täglich, wenn ich an dem Felde vorbeiging, 
und da mir diese Vogelart nicht bekannt war, so versuchte ich ein 
Exemplar zu erlegen, was auch gelang. Nach der Beschreibung der 
Hartungschen Zeitung ist es unzweifelhaft das asiatische Steppenhuhn. 
Ich liess mir das Huhn zubereiten und fand es sehr schmackhaft, 
jedoch war ich gerade nicht sehr entzückt von der Nahrung, die das 
Thier zu sich genommen; es war nämlich die vor einigen Tagen 


Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 5 


frisch gesäete Kleesaat und zwar nur Kleesaat, so dass ich glaube, 
dass diese Vögel, wo sie in besonders grosser Menge auftreten, 
den Saaten gefährlich werden könnten.“ 


West-Preussen. 


Am 15. April wurden bei Driczmin, Kr. Schwetz, Rgb. Marien- 
werder, ein Zug von 40 Stück beobachtet (C. Ehlert). 

21. April bei Burgsdorf, Neustadt, ein Volk von 15 Stück 
auf dem Zuge (P. Gielke). 

22. April bei Kalınken, Laskowitz, Kr. Schwetz beobachtet 
(Grasshoff). 

Am 25. April wurden bei Zöblau, Reb. Danzig, 2 Stück ge- 
schossen (Himstedt). — Desgleichen mehrere bei Zlbing beob- 
achtet (Königsb. Hartung’sche Zeitung). — Bei Recken- 
dorf, Kr. Neustadt, ein Zug von 20 Stück Nachmittags zwischen 
3 und 4 Uhr beobachtet; ebenda am 27, April 50—60 Stück 
(Kirscht). 

Am 30. April wurden bemerkt: Zug von 40—80 Stück in 
Zahn b. Zempelburg, Kr. Flatow, in OW.-Richtung (Bothe); bei 
Dossoczyn, Kr. Graudenz, 16 Stück in SN.-Richtung und 4—5 
Meter Höhe, um 11 Uhr Vormittags (Lentz); bei Czekanowko, 
b. Lautenburg, Kr. Strassburg, 40 Stück, welche einen Tag in der 
Gegend sich aufhielten (H. Bergmann); bei Sobai, in der Gegend 
von Elbing, bei Ztibenz, Kr. Kulm, und bei Neu Grabia, Kr. Thorn 
(Zeitung Der Gesellige); endlich bei Marvendburg 1 Stück ge- 
schossen (W. Kunz). 

Am 1. Mai wurde in Baudtken b. Marienwerder ein Volk 
von 20 Stück beobachtet und bei Baldram in derselben Gegend 
1 Exemplar lebend ergriffen (A. Zobel); am Zarnowitzer See bei 
Neustadt mehrere gesehen (Bockwoldt); in Schrotz, Kr. Deutsch 
Krone, traf eine Schaar von etwa 100 Stück ein und hielt sich da- 
selbst 8 Tage lang auf (A. Berghaus). 

Am 2. Mai wurde ein Stück bei Graudenz geschossen (Goede). 

Am 4. Mai zog eine Schaar über Flatow, Rgb. Marienwerder, 
in OW.-Richtung (Geppert). 

Am 6. Mai etwa 20 Stück in Schötzau bei Rehden, Kr. Graudenz 
(EeTritte)). 

7. Mai in Jastrow, Kr. Deutsch Krone, 1 Stück durch Anfliegen 
gegen Telegraphendraht getödtet (G. Funck). 


6 Dr. A. Reichenow: 


15. Mai in Wittkow, bei Deutsch Krone, 10 Stück (G. Bahr). 
Am 22. Mai in Tannenhof b. Kl. Montan, Kr. Marienburg, 
9 Stück (E. Schultz). 


Posen. 

Um Mitte April traf ein Volk von etwa 20 Stück in Dodska 
bei Lostau, Kr. Strelno, ein (Hoffmann). 

Am 26. April wurde ein Zug von etwa 40 Stück in Nieder- 
Röhrsdorf bei Fraustadt beobachtet (B. v. Waldow); ein solches 
von etwa 20 Stück in Sztronno b. Bromberg (Ule). — In Neubrück 
bei Krone fand der Förster Schönrock 20 Stück auf einer neuen 
Kiefern-Culturanlage (Kleinhaus). 

Am 27. April wurden in @olun b. Pudewitz etwa 50 Stück, 
von O. nach W. ziehend, beobachtet (Werner). 

Am 23. April wurde in Zlotnk, Kr. Posen, ein Volk gesehen 
(Matthes); bei Boms’ ein Zug von etwa 60 bemerkt (Hartz). 
— Herr Revierförster Krüger in Exchquast bei Obernik, Rgb. Posen 
schreibt: „Am 28. April sah ich einen Flug Hühnervögel, die mir 
fremd waren, aus der Richtung SO. nach N.W. ziehen. Es waren 
etwa 20 Stück. 

„Einige Tage nachher, genau konnte ich das Datum nicht er- 
mitteln, wurde etwa 1!/, Meile von Posen, an der Belgard-Posener 
Eisenbahn ein Vogel gefunden und zwar lebend, er hatte sich den 
einen Flügel an einer Telegraphen-Leitung beschädigt. Dieser 
Vogel war ein Steppenhuhn, wie ich nach Brehm’s Werk feststellte. 

„Am 3. Mai sah ich dieselben Vögel, aber in einer Entfernung, 
die mir keinen Zweifel liess, womit ich es zu thun hatte, in gerade 
entgegengesetzter Richtung, also von NW. nach SO. ziehen. Es 
waren dies aber wohl gegen 30 Stück.“ 

Am 30. April wurden Völker von 25 bis 30 Stück in Tupadly 
bei Ezin, Kr. Schubin, von Herrn Rittergutsbesitzer Th. Busse 
beobachtet. Derselbe schenkte ein erlegtes Stück dem kgl. Museum 
f. Naturkunde in Berlin. — In Schille b. Betsche, Kr. Meseritz, 
zogen 25 Stück in etwa 15 Meter Höhe Vormittags 11 Uhr von 
SO. nach NW. (Hielscher). — Bei Inowrazlaw, Rgb. Bromberg, 
etwa 30 Stück auf dem Zuge (J. Voermanek). — In Duschnik, 
Rgb. Posen, 25 bis 30 Stück in SN.-Richtung ziehend beobachtet 
(W. Schulze). 

Am 1. Mai wurden 12 Stück in Komorow b. Mixstadt, Kr. 
Schildberg, beobachtet und eine Woche lang täglich auf einer 


Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 7 


- wenig bewachsenen, eben aufgeforsteten Blösse angetroffen (Retz- 
 dorff), — Bei Bromberg Zug in SN.-Richtung bemerkt (Ule). 
— Bei Strychowo, Kr. Gnesen, trafen 40 bis 50 ein und verweilten 
daselbst (V. Herrmann). — In &elec, Kr. Kröben, Völker von 8 
und 20 Stück (E. Luther). — Aus Brätz, unweit Schwiebus, 
schreibt Bürgermstr. Stubenrauch: „Am 1. Mai, Nachmittags 5 
Uhr, flog über die hiesige Stadt in der Richtung von Südost nach 
Nordwest eine Anzahl von 15 bis 20 mir nicht bekannter Vögel 
hinweg. Sie hielten sich ungefähr in einer Höhe von 10 Metern, 
flogen pfeilschnell und zwar in Keilform geordnet, doch nicht wie 
wilde Gänse in einem hinten ofienen Winkel, sondern in einem 
ausgefüllten Dreieck. Das Aussehen dieser Vögel deckte sich mit 
den in den Zeitungen enthaltenen Beschreibungen der Steppen- 
hühner vollständig, und ich kann deshalb mit ziemlicher Sicherheit 
annehmen, dass die von mir gesehenen Vögel dieser Art ange- 
hörten.“ 

Am 3. Mai sah Herr Rittergutsbesitzer Mackensen zwei 
Völker, von 17 und 25 Stück; in Pawlowiez bei Zlotnik, ein 
erlestes Exemplar sandte der genannte Beobachter an das kgl. 
Museum für Naturkunde in Berlin. Andere Völker wurden be- 
merkt in Murovana-Goslin, Kr. Obornik (F. Zeysing), bei Lissa 
20 bis 30 Stück, in Miloslaw, Kr, Wreschen (F. Tiemann in 
Breslau), in Wengierki b. Wreschen 12 Stück (Bering) und in 
Bronschewo b. Obersitzko 40 Stück (A. Tessmann). 

Am 5. Mai zog eine Schaar von 25 Stück über Grzybno b. 
Czempin, Kr. Schrimm (F. v. Günther). 

Am 6. Mai Züge von 50 und 20 Stück bei Dolewiz, Kr. Buk 
(Fuss). 

Am 8. Mai wurde bei Duschnik [s. 8. 6] eine neue Schaar 
von 16 Stück beobachtet (W. Schulze). 

Am 17. Mai zeigten sich 7 Stück auf Morasko b. Posen 
(Hermann). 


Pommern. 


Mitte April wurden in Lauenburg wiederholt Züge beobachtet 
und vorzugsweise Roggenkörner im Magen von erlegten Individuen 
gefunden (A. Laude). — Bei Barth (Rgb. Stralsund) traf eine 
- Schaar von 18 Stück ein (Holtz) [s. Brief 8. 9). 

Am 24, April flog ein Volk von 20 Stück über Zemitz b. 
Buddenhagen, V.-P., in WO.-Richtung in geringer Höhe über dem 


8 Dr. A. Reichenow: 


Boden, andere Züge folgten am: 26. April, 4., 9. und 10. Mai 
(F. Briest) [s. d. Briefauszug 8. 10]. 

Am 25. April wurde bei Pyritz ein Stück gefunden, welches 
durch Anfliegen gegen Telegraphendrähte verunglückt war (0. 
Maslow), desgleichen in Tempelburg, Kr. Neustettin (Tempel- 
burger Post). 

Am 28. April in Grünhof bei Schmolsin, Kr. Stolpe, ein Zug 
von etwa 50 Stück (Lehmpfuhl). 

Ende April wurde in Kniephof b. Walsleben, Kr. Naugard, 
einem Habicht ein eben geschlagenes Steppenhuhn abgejagt (M. 
Lüdecke), ferner Exemplare beobachtet in Krückow b. Demmin 
(v. Sobeck) und in Nadelitz b. Putbus (C. Wulff). — Bei Pyritz 
wurde ein durch Anfliegen gegen Telegraphendrähte verletztes 
Stück gefangen (E. Burow). 

Am 1 Mai wurden zahlreiche Flüge bemerkt: Bei Prerow, 
Reb. Stralsund, 15 bis 20 Stück am Ostseestrande, besonders in 
den Dünen (Bathke), in Drenow b. Charlottenhof, Kr. Kolberg 
25 Stück, dann Zuzug mehrerer Völker von 40—50 Stück (Für- 
böter), in Radekow b. Tantow 20 Stück (Lenke), in Gollnow, 
Kr. Naugard (J. G. Strehlow), in Ziebnitz b. Trent und Mönken- 
dorf auf Rügen, wo ein Stück geschossen wurde (Fock), in Sarow 
b. Demmin 30 Stück (L. Böbs). — In Neu Mitzow b. Stralsund 
wurde ein Volk beobachtet; ein Stück verunglückte durch Anfliegen 
gegen Telegraphendrähte (R. Bohn). — Verunglückte wurden 
ferner gefunden bei Treptow a. R. und Anklam. — In der Gegend 
von Anklam wurden Schaaren bis zu 100 Stück beobachtet (Greifs- 
walder Kreis-Anzeiger). 

Am 2. Mai wurden auf Zingst b. Stralsund zwei Stück todt 
am Ostseestrande gefunden (Klamann). — Auf der Greifs- 
walder Oie wurde 1 Stück erlegt (Nürnberg). — In Bünzow, 
Kr. Greifenhagen, eine Schaar von etwa 100 Stück beobachtet (0. 
Bartel). — Bei Wolgast Volk von 30 Stück (Burmeister). — 
In Leppin b. Stolzenberg, Rgb. Köslin, Schaar von 50 Stück (R. 
Clericus) [s. Brief S, 10). — In Ziebnitz b. Trent auf Rügen 
wurden 3 Stück aus einem grösseren Volke geschossen (@. 
Friederich). — In Damgarten, Postbez. Stettin, etwa 40 Stück 
von SO. nach NW. ziehend beobachtet (C. Benz). 

Am 3. Mai bei Gingst a. Rügen 15 Stück beobachtet (Werth), 
ebenso eine Schaar in Zanken b. Sassnitz (A. Busch). 

Am 4. Mai wurde ein durch Anfliegen gegen Telegraphen- 


Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 9 


_ drähte verunglücktes Stück bei Kalkofen auf der Insel Wollin ge- 
funden (Winkelmann). — Bei Ratinik b. Köslin wurde eins 
_ von einem Raubvogel geschlagen (Lüdtke). [Beobachter fügt 
hinzu, dass ‚bereits im Februar und März 10 Stück beobachtet 
worden seien!] — In Gross Bünzow, bei Greifenhagen, Schaar von 
etwa 100 Stück bemerkt (R. Haamanın jr.). — In Jershöft, Kr. 
Schlawe, flog ein Stück gegen den Leuchtturm, ein anderes wurde 
bei Rügenwalde erlegt (A. Rohde). — In Frätow bei Greifswald 
wurden einzelne gesehen, in Gr. Bünzow, Kr. Greifenhagen, 3 
durch Anfliegen gegen Telegraphendrähte verletzt (P. Oldorn). 
— In Labuhn, Kr. Lauenburg, Volk von 30 Stück beobachtet (O. 
v. Tiedemann). — Bei Schwirsen, Kr. Kammin, 3 Stück gesehen 
(U. v. Schrader). 

Am 6. Mai wurden bei Grimmen, Rgb. Stralsund, 7 Stück 
angetroffen (J. Pietsch). — In Gr. Carzenburg, Kr. Bublitz, 
wurden 20 Stück vom 5. bis 7. Mai bemerkt, welche dann in 
westlicher Richtung weiter zogen (Hummel). — In Politz bei 
Stettin flog ein Stück gegen Telegraphendrähte (Dunker). 

Am 8. Mai wurden in Marienhof b. Gr. Jestin, Kr. Colberg- 
Cöslin, 7 Stück beobachtet (M. Brästlein). — 30 Stück flogen 
über die Stadt Greifswald (P. Oldorn). — In Marienthal, Kr. 
Randow, wurde ein Volk von 15 Stück um 5%/, Uhr Nachmittags 
ziehend beobachtet (L. Lüdtke). — In Nadelitz bei Putbus drei 
Völker bemerkt (C. Wulff). 

Am 9. Mai wurde bei Wolgast in einer kleinen Waldung, dem 
sogen. Tannenkamp, ein Volk von 20 Stück angetroffen (R. 
Friedrich). — Bei Gützkow, Kr. Greifswald, 2 Völker von 50 
und 20 Stück (Baruschke). — In Behrentoff b. Gützkow eine 
Schaar von 50 bis 60 Stück (W. Heldt). — Bei Wampen am 
Greifswalder Bodden 60 Stück, wovon 3 erlegt wurden (P. Oldorn). 
— In Koserow au der Ostsee, Insel Usedom, wurden vom 10. bis 
15. Mai eine Schaar von 200 bis 250 Stück beobachtet (E. Wendorf). 

Am 12. Mai wurde ein Stück bei Bergen auf Rügen unter 
Telegraphendrähten todt gefunden (Mann). 
| Aus den Zuschriften der vorgenannten Beobachter seien einige 
- eingehendere Notizen im Auszuge mitgetheilt: 
| ‘ Herr Chr. F. Holtz (Barth) schrieb am 7. Mai: „Vor etwa vier 

Wochen sah ich hier ein Volk von 18 Stück Steppenhühnern, welche 
ganz vertraut waren. Weil ich die Vögel kannte, beobachtete ich 
‚dieselben. Das Volk ist jetzt bis auf 8 Stück zusammengeschmolzen. 


10 Dr. A. Reichenow: 


Da ich aber auch ausserdem einzelne Paare antraf, so nehme ich 
an, dass die fehlenden 10 Stück sich abgepaart haben, und also 
alle Aussicht vorhanden ist, die Vögel hier zur Brut schreiten zu sehen.“ 

Herr F. Briest (Zemitz) schreibt, nachdem er. eines am 24. 
April beobachteten Zuges der Steppenhühner Erwähnung gethan, 
folgendes: „Am 4. Mai beobachtete ich wiederum einen Flug von 
15 bis 20 Stück. Die Vögel schienen zeitweise eine gewisse Ordnung 
in Dreiecksform einzuhalten, während andere Flüge aufgelöst in 
breiter Front zogen. Am 9. Mai, Vormittags, strichen einige 50 
Stück ziemlich hoch (60 bis 70 Fuss) und sehr schnell über mir 
hin und am Nachmittage zog eine sehr starke Schaar von etwa 
300 bis 400 Stück in unmittelbarer Nähe und dicht über dem 
Boden an mir vorüber. Bemerken möchte ich noch, dass der 
Flug der Steppenhühner an den der Goldregenpfeifer erinnert, wie 


auch der schwarze Fleck auf dem Bauche, so dass die Vögel gewiss 


oft mit letzteren verwechselt werden.“ 

Herr R. Clericus (Leppin) will die Steppenhühner schon 
im Jahre 1887 beobachtet haben [!], er schreibt am 20. Mai: 
„Am 15. August vergangenen Jahres, beim Einfahren von Roggen, 
wurden diese mir damals unbekannten Vögel, in Schaaren von 
einigen fünfzig, zuerst von mir bemerkt. Als ich meinen Gärtner 
und Jäger darauf aufmerksam machte, sagte er mir, dass er die- 
selben, die Roggenstoppeln absuchend, schon 8 Tage lang beob- 


achtet habe. Damals sah ich dieselben dann noch etwa eine Woche _ 


hindurch, so dass sie sich im Ganzen 14 Tage hier aufgehalten 
haben können. In diesem Frühjahr sah ich dieselben zuerst am 
2. Mai wieder und zwar in einer Schaar von etwa fünfzig Stück, 


gedüngtes Land absuchend. Als ich sie meinem Sohne zeigte, 


theilte er mir mit, dass er die Vögel beim Kartofielnpflanzen schon 


in den letzten Tagen des April immer auf demselben Schlage be- 
merkt habe. Die Thiere waren sehr scheu und liessen sich höchstens 


auf 80 Schritt angehen. Am Sonnabend den 5. Mai wurden in 


meiner Feldmark, auf einem andern, gut eine halbe Stunde von 
ersterem gelegenen Schlage, ebenfalls Kartoffeln gepflanzt, und 
hielt ich nebenan zu Pferde auf einem Sturzacker, als durch die 
Gespanne bei den Kartoffeln aufgescheucht, etwa eine Schaar von 
100 Stück dieser Vögel sich dicht, vielleicht 20 Schritte von mir 
entfernt, niederliessen. Es waren unzweifelhaft eben solche wie 


im vorigen August und ohne Zweifel die jetzt mehrfach in den 
Zeitungen beschriebenen Steppenhühner, — Nach dem Niederlassen 


as 


Em 


Syrrhaptes: paradoxus in Deutschland 1888. 11 


breiteten sie sich nebeneinander aus und suchten, unter kicherndem 
Zwitschern (ziemlich laut), sieh von mir entfernend, den Acker ab, 
‚hin und wieder von der Erde etwas aufpickend, was, da dort 
noch nichts gesät war, nur Unkrautsämereien sein konnten. Als 
ich sie nicht mehr beobachten konnte, winkte ich meinen Sohn 
heran und trug ihm auf, sich den Hühnern ganz langsam zu nähern, 
um so dicht als möglich an sie heranzukommen; dies gelang aber 
wiederum nur bis auf :80 Schritt, und mit dem ihnen eigenen 
scharfen Fluge flogen sie eine Strecke weit den Schlag hinunter. 
Seitdem, 14 Tage lang, sahen wir keine mehr, und glaubte ich 
schon, sie seien nur als Wandervögel durchgekommen. Nachdem 
ich aber gestern, den 19. Mai, auf demselben Schlage, wo im 
Frühjahr die ersten gesehen wurden, auf einer Stelle 20, dann 2 
und später noch 5 Stück antraf, so scheint mir doch, als ob sie 
sich hier heimisch machen wollen. Nur ist mir noch nicht er- 
sichtlich, wo sie das Brutgeschäft vornehmen wollen, da sie sich 
stets auf blossem und frischem Acker aufhalten, der ihnen doch 
gar keine Deckung gewährt.“ 


Schlesien. 


Aus dieser Provinz liest dem Referenten das früheste Datum 
der Zugbeobachtung vor. Bereits am 8. April sah Herr E. Rukop 
in Gr, Groniowitz b. Koschentin, Kr. Lublinitz, nahe der russischen 
Grenze etwa 25 Stück in westlicher Richtung ziehen. 

Am 23. April wurde demnächst in Schlaupitz b. Reichenbach 
eine Schaar von 50 Stück in westlicher Richtung und in Keilform 
ziehend beobachtet (K. Knauthe) [s. Brief 8. 13]. 

Am 25. April in Rogau b. Krappitz, Kr. Oppeln, bemerkt 
(Hermes). 

Am 26. April Schaar von 20 Stück in Schweinitz b. Grünberg 
(Burmeister). 

Am 27. April Volk von 8 bis 10 Stück bei Stroppen, Kr. 
- Trebnitz (6. Lieber). — In Kuchelderg b. Vorderheide, Kr. Lieg- 
nitz, sah Herr v. Nickisch-Roseneck zwei Flüge von etwa 
150 Stück. — Ferner beobachtet in Guttmannsdorf, Kr. Reichen- 
bach (Schrör). 

Am 28. April eine Schaar von 100 bis 150 Stück bei Rauscha, 
b. Liegnitz (A. Hübner). — Bei Freistadt zog eine Schaar in 
Schusshöhe von SO, nach NW. (F. Haeckner). 


12 Dr. A. Reichenow: 


Am 29. April sah E. Dohn ein Volk von 15 bis 20 Stück 
bei Follwark, b. Oppeln. — In Banau b. Kamenz, Kr. Franken- 
stein, zogen 50 bis 60 Stück in 8 bis 10 Meter Höhe (A. Seifert), 

Am 29. April bei Zawaldau, Kr. Grünberg, bemerkt (P. 
Hübner). 

Am 30. April wurde bei Deuthen 1 Exemplar todt unter der 
Telegraphenleitung gefunden (Zeitung: Oberschles. Wanderer). 
— Desgleichen 2 Individuen in Zoblitz b. Lodenau, Kr. Rothenburg 
(C. Fünfstück). — In Domnitz b. Winzig, Kr. Wohlau, wurden 
15 Stück beobachtet (Winkler). — Ferner zeigten sich Völker 
bei Sagan (Neue Preussische Zeitung), bei Thienendorf, Kr. 
Steinau (v. Nickisch-Roseneck), bei Sprottau (Berliner 
Tageblatt), in Rolwitz, Kr. Ohlau, 6 Stück erlegt (Schlesische 
Zeitung), in Gross Küpper, Kr. Sprottau (v. d. Lage). 

Am 1. Mai flog über Neudorf b. Dyhernfurth, Breslau, ein 
Volk von 15 Stück in OW.-Richtung (W. Winker). — In Tarnau, 
Kr. Oppeln, trafen 12 Stück ein, blieben daselbst bis zum 4. Mai 
und verliessen sodann die Gegend wieder, andere zeigten sich bei 
Nieder Faulbrück, Kr. Reichenbach (Schlesische Zeitung). 

Am 2. Mai wurden 60 Stück in Ober Herzogswaldau, Kr. 
Freistadt, beobachtet und eines davon geschossen (H. Freche). — 
In Pilgramsdorf bei Goldberg erschien eine Schaar von 50 bis 60 
Stück (v. Elsner). — In Friedeberg am Queis, am Isergebirge, 
trafen zwei Völker von etwa 30 und 9 Stück ein und zogen nach 
einigen Tagen weiter (Bormann). 

Am 3. Mai bei Herrnstadt, Kr. Guhrau, 21 Stück von NO. 
nach SW. ziehend beobachtet (Rückert). — In Primkenau, Kr. 
Sprottau, ein Volk (Klopfer). — In @ebhardsdorf b. Friedeberg 
am Queis mehrere gesehen (v. Uchtritz). 

Am 4. Mai wurden in Polwiz b. Ohlau 6 Stück aus einer 
Schaar von 20 geschossen (v. Eicke). — In Kuhnern b. Breslau | 
1 Stück gefangen (Meissner) [s. Brief 8. 13]. E 

Am 7. Mai in Driebitz b. Gross Glogau ‘eine Schaar von 30 
Stück (W. Wolff). — Desgleichen in Löwenderg (Breslauer 
Zeitung). 

Am 8. Mai wurde bei Malapane, Kr. Oppeln, ein Stück todt 
unter der Telegraphenleitung gefunden (E. Ziemcke). 

Am 9. Mai in Polkwitz bei Gross Glogau beobachtet (v. d. | 
Lage). | 

Am 14. Mai zeigten sich in Sadenitz bei Canth, Kr. Neumarkt, 


N 


Syrrhaptes ‚paradoxus in Deutschland 1888. 13 


25 Stück (Sauer). — In Camnitz b. Pischkowitz, Grafschaft Glatz, 
eine Schaar von 30 bis 50 Stück (Thon). 

Herr K. Knauthe in Schlaupiz schrieb: „Am 23. April, 
Nachmittags 2 Uhr, bei SSW.-Winde, flogen ca. 50 Stück in 
geringer Höhe von O. nach W., sie liessen hierbei einen eigen- 
thümlichen Laut, etwa ein „Tri, Tri“, oder „Terr, Terr“, wieder- 
holentlich aus. — Wie mir Herr Inspektor Fischer zu Kuchendorf 
erzählte, haben sich die Vögel auf seinem frisch gesäten Hafer- 
oder Gerstacker niedergelassen und sind erst gegen Abend, um 
5%, Uhr durch seinen kleinen Hund aufgescheucht, in NNW.- 
Richtung, also nach den westlichen Ausläufern des Geiersberges 
hin, abgestrichen. 

„Diese in keilförmiger Anordnung wandernde Kette scheint 
bis Kuchendorf genau die Richtung von Osten nach Westen beibe- 
halten zu haben, da sie von Karschau, Kr. Strehlen, woselbst sie 
sich nach einer Notiz des „Schlesischen Tageblattes“ auf den Feldern 
eine Zeitlang herumtrieben, in westlicher Richtung zunächst nach 
Curtwitz und von da über Heidersdorf nach Langenöls gezogen ist. 
Auf den Schlägen der letztgenannten Ortschaft haben die Thiere 
ebenfalls eine kurze Rast gehalten. 


„Am 26. April, früh 7 Uhr, zog ein starker Schwarm, den 
oben wiedergegebeneu Laut recht oft ausstossend, bei O.-Winde 
in beträchtlicher Höhe über Schlaupitz in der Richtung von ©. 
nach W. hin. (Er mochte etwa 40 Exemplare zählen und seine 
Form war ungefähr die der spanischen tilda [”].) 


„Am 4 Mai, Vormittags 91, Uhr, beobachteten unsere 
Arbeiter ein schwaches Völkchen, höchstens nur 15—20 Stück, in 
ganz geringer Höhe im „Gänsemarsch“, d. h. ein Exemplar hinter 
dem anderen, pfeilschnell, laut schreiend dahinfliegen. Dieselben 
hatten, auch dort „aus dem Mittag kommend“, bei unserem südlichen 
Nachbardorfe Lauterbach gerastet, waren aber bald, durch Bauern 
verscheucht, gen Schlaupitz gewandert. 

„Soviel ich erfahren konnte, und ich streife doch den ganzen 
Tag über in unserem Gaue herum, haben sich auf den zu Schlaupitz 
gehörigen Aekern Steppenhühner niemals niedergelassen.“ 

Herr Meissner (Kuhnern) schrieb am 6. Mai: „Ein asiatisches 
Steppenhuhn wurde am 4. Mai von Arbeitern auf hies. Feldmark 
gefangen. Dasselbe liess sich leicht ergreifen, und sind von den 
betreffenden Arbeitern andere dergleichen Vögel in der Nähe nicht 


14 Dr. A, Reichenow: 


gesehen worden. Gegenwärtig wird es in der Stube gehalten und 
erscheint ganz zahm. — Einzelne solcher Steppenhühner kamen 
in diesen Tagen bis in die Dorfgärten, und im nächsten Nachbar- 
dorfe Beckern hat man einzelne Züge derselben, von 12 bis 20 
Stück, beobachtet.“ 


Mark Brandenburg. 


Am 24. April wurde eine Schaar in der Richtung von O. nach 
W. ziehend bei Lippehne, Kr. Soldin, beobachtet (H. Conrad). 

Am 25. April bei Kottbus ein Exemplar durch Anfliegen gegen 
Telegraphenleitung getödtet (R. Krüger). 

Am 26. April beobachtete Herr C. Isert bei - eine 
ziehende Schaar von etwa 50 Stück Mittags 12?/, Uhr. — 4 Stück 


zogen über Maulbeerwalde b. Techow, Ost-Priegnitz, in der Richtung 


von O. nach W. (G. Schulz). 
Am 27. April wurde bei Bukow, Kr. Lebus, eine Schaar von 


30 bis 50 Stück Mittags, von S. nach N. ziehend, beobachtet und 
1 Exemplar erlegt. — Ein Volk von 17 Stück zeigte sich in der 


nördlichen Vorstadt von Berlin, Müllerstrasse (Hummel). — Bei 
Dieckow, Kr. Soldin, ein Volk von 18 Stück (Krohn). 

Am 28. April wurde eine Schaar von 18 Stück in Garzin b. 
Rehfelde, Kr. Lebus, bemerkt (M. Kersten). 


29. April bei Neumellentin, Kr. Soldin, ein Stück todt unter 
Telegraghenleitungen gefunden (Köppen). — Bei Fehrbellin des- 


gleichen (A. Seehase). — Bei Carzin, Kr. Soldin, ein Volk von 
30 Stück, ein Exemplar durch einen Raubvogel geschlagen (Müller). 
— In Baudach, Kr. Krossen, flog ein Stück gegen Telegraphen- 
drähte (Fournier). 

Am 30. April wurde bei Müncheberg eine Schaar von 95 bis 
30 Stück in westlicher Richtung und 80 bis 100 Fuss Höhe Morgens 
9 Uhr ziehend beobachtet (H. Ahrendt). — In Neu Lewin bei 
Wriezen zwei Völker von 40 und 50 Stück (P. Breitkreutz). 


Am 1. Mai in Rüdnitz, zwischen Bernau und Biesenthal, Nieder 
Barnim, 1 Paar bemerkt (F. Scheer). — Ein Volk in Braschen 
b. Merzwiese, Kr. Krossen (Kinner). — In Batzlow b. Gross 
Cammin, Kr. Küstrin, eine Schaar von 40-50 Stück (C. Boldt). | 

2. Mai bei Trebatsch, Kr. Lübben, ein Volk beobachtet. — 
Bei Weichensdorf, Nieder-Lausitz, zwischen Frankfurt u. Kottbus, 


wurde eine Schaar von etwa 20 Stück gesehen (v. Borroczyn). 


 Syrrhaptes paradozus in Deutschland 1888. 15 


— Bei Koitbus Zug von 12 Stück in der Richtung SO.—NW. um 
10 Uhr Morgens (Pag6). — In Liebenwalde b. Oranienburg flog 
ein Stück gegen Telegraphenleitungen (G. Becker). — In Bagenz 
b. Frankfurt a. OÖ. eine Schaar von etwa 200 Stück in der Richtung 
O—W. ziehend beobachtet (Dierke). — Ferner bei Züllichau (Z. 
Nachrichten). 

Am 3. Mai wurden 15 Stück auf Dom. Witiwien b. Rheins- 
berg, Kr. Ruppin, beobachtet (Schmidt). — In Draschen b. 
Merzwiese, Kr. Krossen, verunglückte ein Stück durch Anfliegen 
gegen Telegraphenleitung (Kinner). — Bei Bärwalde, Kr. Königs- 
berg N.-M., schoss Herr Rittergutsbesitzer Schönfeld ein Stück 
aus einem Volke und übersandte dasselbe dem kgl. Museum für 
Naturkunde in Berlin als Geschenk. 

Am 4. Mai wurde bei Gross Machnow, Kr. Teltow, ein Volk 
von 20 Stück, von Ost nach West fliegend, beobachtet (F. Engel). 
— Ein anderes soll bei Rheinsberg gesehen sein. 

Am 5. Mai flog eine Schaar von 50 Stück über Forsthaus 
Eichheide bei Neumühl-Kutzdorf, Kr. Königsberg (0. Norbert). 
— Ein anderes Volk wurde am Treskower Berg b. Neu Ruppin 
gesehen (Borbor). — 18 Stück bei Rehfelde b. Lebus (M. Kersten). 
— Ein Volk von etwa 14 Stück flog über Fahrland b. Potsdam 
in der Richtung von Ost nach West (E. Ebel). — Andere wurden 
aus der Gegend von Sorau gemeldet (Berliner Tageblatt). 

6. Mai: 15 bis 18 Stück bei Birkenwerder, Kr. Nieder Barnim, 
in der Höhe von 20 Metern von SW. nach NO. ziehend (C. 
Niessing). — Bei Neu Ruppin traf Herr W. Borbor ein Volk 
von 10 Exemplaren; später wurden grössere Schaaren beobachtet. 

Am 7. Mai zogen zwei Völker von 60 bis 80 und ca. 40 Stück 
von S. nach N. über Prenkeberg b. Letschin, Kr. Küstrin, einige 
verweilten daselbst bis zum 10. Mai (Zimmermann). 

Am 8. Mai flogen 8 Stück in der Höhe von 40-50 Fuss in 
der Richtung SW. über Dobrilugk, Kr. Luckau (Seeliger). 

9. Mai: 40 Stück in Wilkersdorf b. Tamsel, Kr. Küstrin (C. 
Adler). — Ein Volk von 24 bis 30 Stück zog in der Höhe von 
9—6 Metern in westlicher Richtung über Lüdersdorf b. Wriezen 
a. OÖ. (Hüttel). — Bei Schönfeld b. Friedeberg, Neu-Mark, wurde 
ein ermattetes Stück gefangen (H. Sasse). 

Am 11. Mai zeigten sich wiederum 50 Stück bei Lippehne 
(C. Isert). — Ein Stück log bei Blumenhagen, Kr. Angermünde, 


16 Dr. A. Reichenow: .. 


gegen Telegraphendrähte. Gewicht 1 Pfund, im Magen Gersten- 
körner (0. Flügge). 

13. Mai: 4 Stück in Oladow b. Landsberg a. W. (Schilling). 

14. Mai: 25 bis 30 Stück, von O. nach W. ziehend, bei Neu- 
Ruppin (H. Stahlbaum). — Aus Görlsdorf b. Angermünde schreibt 
Herr Barnewitz: „Am 14. d. M., früh 6'/, Uhr, sah ich auf der 
durch Pachtung zur hiesigen Gräflich von Redernschen Jagd ge- 
hörenden Kerkower Gemeindefeldmark ca. 35 Steppenhühner, die 
in ca. 20 Fuss Höhe im schnellen, lautlosen Fluge dieht bei mir 
vorüberstrichen. Da ich unsere einheimischen Vögel ziemlich 
sicher kenne, so ist ein Irrthum wohl ausgeschlossen. Es waren 
Vögel, die ich bislang noch nicht gesehen hatte. Ich sah diese 
schon gut 200 Schritte, ehe sie mit mir in gleicher Linie waren 
und konnte ihnen noch ein gutes Stück nachsehen. Einige zu 


schiessen, war mir ebenfalls gut möglich; da jedoch Schonung 


verlangt wird, zur hiesigen Oberförsterei ausserdem ein 5000 ha 
grosses, zusammenhängendes Feldjagdterrain gehört, so schoss ich 
nicht. Bemerken will ich noch, dass die Steppenhühner im Fluge 
mit Strandläufern Aehnlichkeit haben, jedoch gedrungener und 


voller aussehen. Die von mir gesehenen flogen in zwei, nicht 


ganz regelmässigen parallelen Querreihen, deren Mitte etwas vor- 
geschoben war.“ 

Am 15. Mai in Malchow b. Neu-Ruppin ein Volk beobachtet 
(C. W.Schultze). — Ein anderes wurde in Bernstein b. Frankfurt 
a. OÖ. Morgens 7 Uhr von SO. nach NO. ziehend beobachtet 
(0. Gülde). 

16. Mai: 17 Stück flogen über Gross Machnow, Kr. Teltow, 


in westlicher Richtung (Engel). — 4 Stück in Zinna bei Jüterbogk 


bemerkt (Engel). 


Mecklenburg. 


Am 18. April wurden bereits Steppenhühner bei Parchim be- 
obachtet (v. Laffert). 

Am 26. April wurden bei Parchim 3 Stück beobachtet (Prahl), 
1 Exemplar wurde unter Telegraphenleitung todt aufgefunden (v. 
Laffert). 

Am 1. Mai flogen über Malchow 20 Stück zwischen 1 und 
2 Uhr Mittags in der Richtung von O. nach W. (F. Bühring). 

Am 2. Mai zogen in Staven b. Roga, Meckl.-Strelitz, 30 Stück 


Be a ne ne ne sen 


Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 17 


um 2 Uhr Nachmittags in nördlicher Richtung (P. Kisser). — 
Bei Hagebock an der Wismar-Rostocker Chaussee verunglückte ein 
Stück durch Anfliegen gegen Telegraphenleitungen (Voss). 
4. Mai: Bei Waagenitz b. Parchim 3 Stück durch Anfliegen 
an Telegraphendrähte verunglückt (v. Böhl). 
Am 7. Mai bei Rostock gesehen (Rostocker Zeitung). 
Am 8. Mai ebenda ein Stück todt gefunden (Rost. Zeitung). 
Am 9. Mai 30 Stück bei Starnberg beobachtet (A. Steinorht). 
11. Mai: Bei Zudwigslust ein Volk von 15 bis 20 Stück; bei 
Wismar ein Stück unter Telegraphenleitung todt gefunden (V. 


‚Böh]). 


Am 12. Mai wurde bei Schwerin ein Volk von 13 Stück ge- 
sehen (A. Ritzmann). 

Am 13. Mai verunglückte bei Doberan ein Stück durch An- 
fliegen gegen Telegraphendrähte (Rostocker Zeitung). — Bei Remplin 
wurde ein Volk von 15 Stück beobachtet (G. Maass). 

Am 19. Mai wurden wiederum mehrere bei Doberan gesehen 
(H. Krüger). | 


Schleswig-Holstein, Lübeck. 


Am 17. April wurden in der Gegend von Husum die ersten 
(6 Stück) bemerkt (Lorenzen). 

Am 30. April wurde bei Mölln ein Stück aus einer Schaar von 
30 geschossen (Frahm). 

Am 1. Mai in Marienwald bei Mölln 25 bis 30 Stück gesehen 
(Richelsen). 

Am 2. Mai zeigte sich bei Mölln eine grosse Schaar von 60 
bis 80 Stück (A. Höltien). — Bei Ratzeburg wurden 2 Stück 


erlegt (H. Herpe). — In Erfde, an der Chaussee von Rendsburg 


nach Friedrichstadt, fand man eins todt unter Telegraphenleitung 
(Plamböck). — In Goldensen b. Ratzeburg wurden 2 aus einer 


'Schaar von etwa 50 geschossen (J. Ohrt). — Bei Apenrade zeigten 


sich Schaaren von 20 bis 40 Stück (Ch. Bode). 
Am 3. Mai bei Kropperbusch, zwischen Schleswig und Rendsburg, 


‘ein Stück dureh Anfliegen gegen Telegraphendrähte verunglückt 
E(Wesener). 


u 
{ 


4. Mai: Hohe b. Rendsburg, 50 Stück beobachtet (V ollert). 


6. Mai: Klein Rheide b. Schleswig, eine Schaar von 40 bis 
50 Stück, aus welcher 6 erlegt wurden (Wölffer). — Ss Schülp 


Cab. Journ. f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 185, Januar 1889. 


18 Dr. A. Reichenow: 


a. d. Eider eine Schaar von etwa 60 Stück gesehen (Peters). 
— Bei Osdorf unweit Altona, hielt sich eine Schaar von 40 bis 50 
Stück, welche bereits Ende April daselbst eingetroffen war, mehrere 
Wochen lang auf (C. Plön). | 

Am 7. Mai auf der Nordseeinsel Föhr bemerkt (C. Plön), 

Am 9. Mai wurde bei Zist auf Sylt ein Stück gefunden, welches 
durch Anfliegen gegen Telegraphenleitungen sich verletzt hatte 
(J. H. Paulsen). | 

Am 10. Mai auf der Insel Fehmarn eine Schaar von 50 Stück 
(C. Krusse). — Bei Zübeck mehrere Völker von 8 und 10 Stück 
(F. Borekmannn). | 

11. Mai: Haitsiedter Koog, Kr. Husum, 2 Stück gesehen 
(P. Petersen). 

12. Mai: In der Gegend von Husum 9 Stück beobachtet 
(Lorenzen). 2 

Am 16. Mai in Zagenburg b. Norburg auf Alsen 20 Stück | 
gesehen (Ch. Jensen). — In Voorde, zwischen Kiel und Neu- 
münster, ein Volk von 12 bis 14 Stück (A. Berg). 

Am 19. Mai flog eine grosse Schaar von etwa 80 Stück in | 
der Gegend von Husum in der Höhe von 20 Metern von Ost nach 
West (Lorenzen). | 

Am 25. Mai wurde unweit Tondern eine Schaar von 40 bis ' 
50 Stück gesehen (C. Plön). 

Am 26. Mai 2 Stück in der Gegend von Husum beobachtet 
(Lorenzen). | 


EEE 


Hannover und Hamburg. 


In Harber b. Hohenhameln, Ldr. Hildesheim, wurden Mitte 
April und später Flüge von 10 bis 20 Stück gesehen (A. Bähre). 

Am 25. April in der Gegend von Burgdorf 20 Stück gesehen 
(K. Köhler). 

Am 28. April wurde bei Celle ein Stück unter 'Telegraphen- | 
leitung todt gefunden (W. Feldmann). Der Beobachter schreibt, 
weiter: „Am 30. April erhielt ich wieder eins, welches an Tele- | 
graphendrähten sich todt geflogen hatte, am 1. Mai zwei, welche ') 
bei Wiütbeck geschossen waren; der Jäger hatte sie für Goldregen- |) 
pfeifer gehalten und aus einer Schaar von 12 bis 14 Stück erlegt. 
In Folge dessen aufmerksam gemacht, ging ich am 5. Mai in die 
genannte Gegend, welche fast nur Haide aufweist. Plötzlich be- 
merkte ich auf einem Stück Brachland sich etwas bewegen, ging 


a ee 


Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 19 


näher heran und sah nun eine Anzahl Steppenhühner liegen, kaum 
von dem Erdboden zu unterscheiden. Langsam weiter schreitend, 
kam ich bis auf 15 Schritte heran und zählte 8 bis 10 Steppen- 
hühner, welche sich nicht rührten. Jetzt breitete ich die Arme 
aus und darauf flogen die Vögel unmittelbar von ihrem Lager auf, 
aber zu meinem Erstaunen nicht 8 oder 10, sondern 30 bis 40 
Stück. Später habe ich an dieser Stelle noch dreimal je 2 Stück 
angetroffen, auf dem Wege von Ohe nach Bostel 7 Stück auf frisch 
bestelltem Acker. Die von mir ausgestopften Vögel hatten Roggen- 
und Haferkörner im Magen.“ 

Am 29. April wurde in @liennitz b. Hohenzehten ein Volk beob- 
achtet (E. Schulz). — Bei Garbolzum b. Schellerten eine Schaar 
von 50 bis 60 Stück (0. Lehmann). 

Am 1. Mai in Brest b. Harsefeld, Ldr. Stade, 20 Stück ge- 
sehen (W. Katt), — Bei Zamspringe zogen 50 Stück in etwa 5 
Meter Höhe in südlicher Richtung (F. Meyer). — In Stade zwei 
Völker von je 15 bis 20 Stück (G. E. Pratje). 

Am 5. Mai in Graustedt, Kr. Bremervörde, ein Volk von 20 
Stück, aus welchem 2 geschossen wurden (Reuss). — In Horst 
b. Stelle, Amt Wiesen a. d. Lune, 30 bis 40 Stück (H.Schmanns). 

Am 6. Mai in Wulfsdorf b. Lüneburg eine grosse Schaar 
von über 100 Stück beobachtet (W. Schorkopf). — In Eidelstedt 
bei Hamburg eine Schaar von 30 Stück (H. Bolau). — In Reifen- 
hausen b. Hildesheim eine solche von 20 bis 30 Stück (C. Depp). 
— Bei Bispingen, Amt Soltau, 15 bis 20 Stück (Ch. Carsten, 
Steinke). 

Am 9. Mai flog eine Schaar über Zeenzen b. Soltau, Morgens 
6 bis 7 Uhr in der Höhe von 30 bis 40 Fuss in südlicher Richtung. 

Am 12. Mai wurden 14 Stück bei Peine gesehen (C. Marwed). 

14. Mai: Bei Ahrenfeld, b. Elze, eine Schaar von 15 Stück 
(W. Frühauf). 

16. Mai: Wettmar b. Burgwedel, 30 Stück in einem Roggen- 
felde beobachtet (E. Leopold). 

Am 17. Mai trafen zwei Völker von 7 und 15 Stück auf der 
Insel Neuwerk b. Cuxhaven ein (W. Breun). 

Am 30. Mai wurde in Nottensdorf b. Neukloster ein Volk be- 
obachtet (v. Damnitz). 

Herr H. Lampe in ZLahre b. Haselünne, Rgb. Osnabrück, 
schreibt Anfang Juni: „Als ich am 23. Mai Morgens auf das Feld 


ging, wurde ich durch ein eigenartiges mir bis dahin fremdes 
9+ 


20 Dr. A. Reichenow: 


Vogelgeschrei aufmerksam gemacht. Bald gewahrte ich 7 Steppen- 
hühner, welche kaum 30 Schritt an mir vorüber in Keilform von 
Osten nach Westen zogen. Mein Bruder, der mit Pferden auf dem 
Acker arbeitete, sah an demselben Tage 12 Stück auf einem Buch- 
weizenacker laufen, so nahe, dass er sie mit dem Stock hätte 
werfen können. Diese 12 Stück sind schon längere Zeit hier ge- 
wesen, aber Niemand kannte die Vögel. Sie suchten fast immer 
auf demselben Acker ihr Futter; man traf sie dort zu jeder Zeit 
an. Am 25. Mai. kam ein neuer Zug von etwa 40 Stück auf den- 
selben Acker, worauf die ersten verschwanden, und auch diese 
hielten sich beständig dort auf. Ich hatte Gelegenheit, sie hier 
ganz nahe zu beobachten. Sie laufen ziemlich schnell, wenn sie 
Futter suchen. Buchweizen und Gerste scheinen sie am liebsten 
zu fressen. Am 26. Mai sind diese 40 Stück nach Süden weiter 
gezogen, und habe ich seit der Zeit nichts wieder von den Vögeln 
gesehen.“ 


Oldenburg. 


Um Mitte April wurden grössere Völker in Phiesewarden b. 
Blexen, Kr. Ovelgönne, bemerkt (J. Abbenseth). | 
Am 6. Mai wurden bei Oldenburg drei Stück todt unter Tele- 
graphenleitungen gefunden (C. Aulenberg). — Bei KFedder- ' 
warden, 8 km nördlich von Wilhelmshafen, wurden 10 Stück Abends 
6 Uhr in südlicher Richtung ziehend beobachtet (Ellmer Memmen). 
— In Ocholt verunglückten 3 Stück durch Anfliegen gegen ' 
Telegraphendrähte (Jeverländ. Nachrichten). 
Auf der Insel Juist, westlich von Norderney, trafen mehrere 
Schaaren am 7. Mai ein (Fr. Janssen). | 
Am 16. Mai im nördlichen Budjadingerland 10 Stück beob- 
achtet (Kohlmann). — In Hude b. Oldenburg ein Volk von etwa | 
16 Stück in der Höhe von 20 Fuss in südlicher Richtung ziehend, 
fiel auf ein Haferfeld ein (H. Kleyböcker). | 
Anfang Juni bei Phiesewarden [s. oben] 6 Stück auf dem Felde 
bemerkt (J. Abbenseth). 4 


Sachsen (Kgr.). 


Mitte April wurden bei Leisnitz b. Leipzig die ersten bemerk: | 
(Spiller). 


Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 21 


Am 27. April bei Paunsdorf b. Leipzig angetroffen (Rey). — 
Zu gleicher Zeit bei Zehista b. Pirna ein Volk von 12 bis 15 Stück 
(H. Sauer). 

Am 1. Mai wurden in Reichenau b. Bautzen 2 Stück unter 
Telegraphenleitungen todt gefunden (H. Rolle). — Ferner bei 
Schandau an der Elbe beobachtet (G. Schwenke). — Bei Zittau 
und Wurzen, am letzteren Orte eine Schaar von etwa 150 Stück 
(E. Kielwagen). — Bei Werbelin, in der Gegend von Leipzig, 
:20 Stück (M. Richter). 

Am 4. Mai bei @rossenhain ein Stück unter Telegraphenleitung 
todt gefunden (R. Keysselitz). 


Am 7. Mai eine Schaar von 25 bis 30 Stück in Leisnitz b. 
Leipzig (Spiller). 


Sachsen (Prov.). 


Am 22. April wurde ein Stück in der Öberförsterei Osche 
b. Laskowitz, Merseburg, erlegt, woselbst eine Schaar von 30 bis 
40 Stück auf den Feldern umherschwärmten. Das erlegte Stück 
hatte den Kropf mit Samenkörnern von Plantago lanceolata, Klee 
und einer kleinen Wicke gefüllt. Die stärksten Eier am Eierstock 
‚zeigten 3 mm Durchmesser (Altum). 


Am 27. April in Gr. Salze b. Magdeburg eine Schaar von 80 
bis 100 Stück beobachtet. 

Am 28. April wurde in Zohenleipisch b. Halle ein Stück 
gefangen, welches sich an Telegraphenleitungen verletzt hatte 
(K. Gieseler). 

Am 29. April bei Derendburg, Magdeburg, ein Paar, und in der 
Nähe von Sitröbuk eine Schaar von 30 bis 40 Stück beobachtet 
(E. Sprögel). — Ein Stück wurde in der Försterei Königsthal 
.b. Nordhausen, Erfurt, erlegt (Altum). 


Am 30=April bei Genthin ein Exemplar angetroffen, welches 
durch einen Raubvogel geschlagen war (Frey). — In Nockwitz b. 
Glesien, Rgb. Merseburg, 11 Stück beobachtet (Fleischer). — 
Auf Dom. Gottesgnaden b. Kalbe a. d. Saale, Rgb. Magdeburg, 
zogen 25 Stück Vormittags 8 Uhr in zwei Meter Höhe von SO. 
nach NW. (H. Schlege)). 


| Am 1. Mai zog eine Schaar von 50 Stück Vormittags 11’), 
Uhr in der Höhe von 15 Metern über Kriegsdorf b. Merseburg, 


22 Dr. A. Reichenow: 


um 1'/, Uhr Mittags eine andere von etwa 30 Stück in ca. 10 
Meter Höhe von Ost nach West (L. Otto). — In Wulferstädt, 
Kr. Oschersleben, wurde eine Schaar von 50 Stück. beobachtet 
(G. Klingemann). 

Am 2. Mai wurde bei Gröders, Rgb. Magdeburg, ı eine Schaar 
von 30 Stück gesehen (G. Bein). 

3. Mai: In Queisau b. Hohenmölsen, Kr. Weissenfels, eine 
Schaar von 50 bis 60 Stück (Krahl)). 

4. Mai: In Neuwegersleben, Kr. Oschersleben, eine grosse Schal 
von 200 bis 250 Stück; ein Volk von 25 Stück mehrfach beob- 
achtet (6. Klingemann). 

5. Mai: In Eüsdorf, Kr. Oschersleben , zwei Völker von 20 
und 39 Stück (A. Bothe). 

Am 7. Mai erlegte Herr Gutsbesitzer Schmidt auf Kirchheim 
b. Erfurt ein Paar, welches er der Kgl. zoologischen Sammlung 
in Berlin als eek überwies. | 

Am 8. Mai wurden bei Aderstedt, Oschersleben, zwei Exem- 
plare angetroffen (Kreue)). 1 

9. Mai: In Böddensell b. Flechtingen, Kr. Gardelegen, wurden 
2 Stück geschossen (Wieneke). 1 

Am 11. Mai wurden bei Oberwünsch, Kr. Querfurt, 2 Flüge ° 
von 4 und 20 Stück, in südwestlicher Richtung ziehend, beobachtet 
(H. Schimpf). 

Am 14. Mai zogen über @erterode, Kr. Erfurt, Morgens 8 
Uhr 2 Flüge von 25 und 30 Stück in nördlicher und in westlicher 
Richtung (A. Wisotzky). 

Am 15. Mai wurde in Schmalzfeld b. Wernigerode eine Schaar 
von etwa 60 Stück beobachtet, zeitweise in kleinere Völker ge- 
trennt (Müller). a 

Mitte Mai traf bei Aschersleben, Rgb. Magdeburg, ein Volk ' 
von 14 Stück ein, welche bis Mitte Juni auf 8 zusammenschmolzen. 
Auch in der Gegend von Ermsleben, Rgb. Merseburg, wurden 
Steppenhühner beobachtet und mehrere geschossen (Dr. Gründler). ° 

17. Mai bei Deerdheim b. Wasserleben, Kr. Halberstadt, ein ° 
Volk von 20 bis 25 Stück (H. Bekurs). | 

21. Mai in Hordorf b. Oschersleben ein Volk von 12 Stück 
(Kreue]). 

Am 22. Mai 9 Stück in Heinrichsberg b. Wolmirstedt a 
achtet (Freytag). 


Syrrhaptes: paradoxus in Deutschland 1888, 23 


Mitteldeutsche Herzog- und Fürstenthümer. 


Am 27. April zog in Grimme b. Nedlitz, Anhalt, eine Schaar 
von 25 Stück Morgens 9 Uhr in der Richtung nach WNW. 


Am 28. April in Poris b. Ronneburg, Sachsen-Altenburg, ein 
Volk von 25 Stück beobachtet (F. Vogel). 

Am 30. April eine Schaar von 25 bis 30 Stück bei Gotha 
(S. Kühl). Beobachter schreibt: „Am 30. April Vormittags be- 
merkte ich auf einem Spaziergange zwischen Gotha und dem in 
westlicher Richtung davon belegenen Dorfe Triegleben einen Flug 
dicht am Boden dahinstreichender Vögel, welche ich zuerst für 
Goldregenpfeifer hielt. Als ich denselben aber, um mich zu ver- 
gewissern, in der Richtung folgte, wo ich sie hatte einfallen sehen, 
entdeckte ich bald, dass es die mir von früher schon bekannnten 
Steppenhühner waren. Ich habe sie mehrmals aufgejagt und wieder 
verfolgt, es waren 25 bis 30 Stück; sie strichen nie weit (3—400 
Schritt) und duckten sich immer auf frisch gepflügten Feldern oder 
Brachäckern nieder, die mit Wintersaat bestandenen Flächen 
schienen sie zu meiden. Es gelang mir freilich nicht, bis auf 
Schussnähe heran zu kommen; doch hatte ich ein Perspectiv bei 
mir und habe die Thiere sitzend und laufend auf's Deutlichste 
gesehen und erkannt. Ich bin ein alter Jäger und passionirter 
Ornithologe, eine Täuschung ist völlig ausgeschlossen. Am folgenden 
Tage bin ich wieder in die Feldmark gegangen; doch waren die 
Vögel nicht mehr vorhanden, und konnte ich nur nach Aussage 
mehrerer im Felde beschäftigter Bauern und Arbeiter feststellen, 
dass die auffallenden Vögel auch von ihnen bemerkt worden und 
nach ihrer Aussage sich 3 bis 4 Tage in der Gegend aufgehalten 
hätten.“ 

1. Mai bei Udestedt, S.-Weimar, eine Schaar von 70 bis 80 
Stück, später einzelne Paare beobachtet (Berger). — In Beyer- 
naumburg b. Sangerhausen eine Schaar von 60, später eine solche 
von 14, welche nach dem 8. Mai sämmtlich verschwanden (Weber). 

Am 3. Mai wurden 5 Stück in Rosefeld, Anhalt, gesehen 
-(Köppe). 

Am 4. Mai zog bei Grimme b. Nedlitz, Anhalt, Abends 6!/, 
Uhr eine Schaar von 19 Stück in WNW.-Richtung. — In Ehren- 

berg b. Altenburg wurde ein Paar beobachtet (R. Pezold). — In 
Friedrichswerth am Leichberge b. Gotha ein Volk bemerkt, und in 


\ 


24 Dr. A. Reichenow: 


Krossen b. Jena (R. Keil). — Bei Zesse in Braunschweig 25 Stück 
beobachtet (C. Füst). 

Am 5. Mai in Grossheirath, S.-Coburg-Gotha, eine Schaar 
von 30 (C. Schubert), 

7. Mai in Neundorf b. Weida, S.-Weimar, gesehen (G. 
Tellgmann). — In Dom. Sehereberg, Schwarzb.-Sondershausen, 
ein Stück unter Telegraphenleitung todt gefunden (H. Gremsi). 

Am 10. Mai in Zangenholzhausen b. Varenholz 10 Stück be- 
obachtet (Wagener). | 

13. Mai in Grub b. Coburg ein Volk von 12 bis 15 Stück 
(P. Hampe). | 

Am 14. Mai eine Schaar von 20 Stück bei Bernburg (Creydt). 

Am 22. Mai in Wangenheim b. Gotha 18 Stück gesehen 
(A. Hirschfeld). 


Hessen-Nassau. 


Aus Mönchhof b. Abterode, Kr. Eschwege (Rgb. Cassel) schreibt ' 
S. Hekmann: „Am 28. April berichtete mir mein Verwalter, 
Herr Steblein, dass er soeben, Vormittags 10 Uhr, einen grossen ' 
Schwarm wilder Tauben (40 bis 50 Stück) in meiner Flur, auf ' 
einem Roggenstück sich äsend, gesehen; dieselben hätten ihn 
sammt Hund bis auf 10 Schritt ruhig herankommen lassen; seien 
gelb von Farbe, mit schwarzen Punkten übersäet und hätten kurze, 
behaarte, verkrüppelte Füsse; nach Art der Hühner pickten sie | 
die Blätter des Roggens ab. Kurz darauf habe sie sein Hund | 
verscheucht und seien sie dann langsam, aber mit grossem Ge- 
räusch, aufgestrichen, eigenthümliche Laute von sich gebend. — 
Ich bezweifelte gleich, dass dies Tauben sein sollten, und veran- | 
lasste den Verwalter, vorkommenden Falls ein Exemplar zu schiessen. 
Selbigen Tages jagte sein Hund auf einem Weizenstück noch ni 
Paar auf, von dem Herr Steblein das Glück hatte das zweite Stück, 
wahrscheinlich das Huhn, zu schiessen, welches ich einem Kundigen 
zum Ausstopfen übergab. Ich erkannte dasselbe als zum Flug- 
hühnergeschlecht, Rauchfüssler, gehörig, war aber im Zweifel, ob 
ich es für das kleinere Sandhuhn (/terocles Lichtensteinü) oder für | 
das eigentliche Steppenhuhn (Syrrhaptes paradoxus) ansprechen | 
sollte; doch kann hierüber nun kein Zweifel mehr sein! 

Mehrere Tage hielten sich die Fremdlinge hier im Felde auf 
(nieht im Walde) und zogen am 30. April, Vorm. gegen 8 Uhr, in 


| 
| 
| 


Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 25 


‚westlicher Richtung ab. Ihren Flug konnte man schon weit her 
vernehmen; sie strichen in einer Höhe von ca. 120 Fuss in Halb- 
mondform, mit weit vorgestrecktem Kopf und vielem Ge- 
schrei über mich hinweg. — Ein prächtiger Anblick! Die Ent- 
fernung von einem Ende des Halbkreises bis zum andern mochte 
ca. 100 Fuss betragen. 

Am 9. Mai hörte Herr Verwalter Steblein zwei Steppenhühner 
in meinem Raps locken und am 11. Mai sah er wieder 2 Ketten 
‚zwischen 5 und 6 Uhr Abends von westlicher nach östlicher Richtung 
(vielleicht die früheren zurück kommend) über das Feld streichen. 
Das erste Volk konnte aus 20 Stück bestehen und kam in mehr 
nördlicher Richtung, das zweite '/, Stunde später, in mehr östlicher 
Richtung. Von der Zeit an haben wir sie nicht wieder gesehen. 
Doch hört man fast täglich schwache Locktöne in der Nähe des 
Rapsstückes, und glaube ich annehmen zu können, dass wenigstens 
ein Paar darin brütet. Eine genaue Untersuchung wage ich nicht 
anzustellen, um die seltenen Gäste nicht zu stören.“ 

Am 12. Mai wurde bei Zomdurg v. d. Höhe Abends zwischen 
5 und 6 Uhr eine Schaar von 40 Stück beobachtet (W. Steffen). 

Mitte Mai wurden wiederholt kleinere Völker bei Marburg 
gesehen (C. Hildebrant). — In Steinbach b. Giessen 5 Stück 
beobachtet (Gerhard). 

Am 17. Mai in Grossenwieden b. hess. Oldendorf in d. Prov. 
Hessen beobachtet (W. Siegmann). 

Am 19. Mai wurde in Ofsten b. Worms ein flügellahmes 
Steppenhuhn gefangen (T. Deisz). 

Am 20. Mai in Kirchhain, Oberhessen, eine Schaar von 38 
Stück (E. Hansült). — In Insberg b. Cassel eine Schaar von 50 
Stück (H. Merten). 


Westfalen. 
Am 13. Mai wurde in Oalendurg b. Warburg, Rgb. Minden, 
“ein Volk von 9 Stück beobachtet (W. Mehrmann). 


Mitte Mai zog eine Schaar von 30 bis 40 Stück über Salz- 
‚kotten b. Minden von S. nach N. (E. Rüscher), — In Greven, 
Münsterland, Volk von 15 bis 20 Stück bemerkt (F. Becken). 


Am 18. Mai in Beckum b. Münster ein Volk von 20 Stück. 
Ende Mai in Senden b, Münster ein Volk von etwa 20 Stück 


26 Dr. A. Reichenow: 


beobachtet (Dereken). — In Ochtrup, Kr. Münster, ebenfalls (v. 
Schütz). 


Rheinprovinz. 


Am 8. Mai flog in Merheim b. Kalk, Rgb. Cöln, eine Schaar 
von 40 Stück in westlicher Richtung (Rolshoven). — In Sieg- 
burg b. Cöln ein Volk von 12 Stück (Kiel). 

Am 9. Mai bei Haus Freiheit, Dorf Inger, Kr. Siegburg, ein 
Volk von 12 Stück, aus welchem eins geschossen wurde (v. 
Francken). 

Am 12. Mai zog bei Wesel ein Flug von Ost nach West 
(Diek). 
Am 16. Mai wurde b. Rodenkirchen b. Cöln ein Stück erlegt 
(J. Jansen). 

Am 19. Mai verunglückte in Ofsten b. Worms ein Steppen- 
huhn durch Anfliegen gegen Telegraphendrähte (T. Deisz). | 

22. Mai: In Wiebelsheim b. Oberwesel 18 bis 20 beobachtet 
(Gloger). 

24. Mai: Bei Dreiborn i. d. Eifel, Rgb. Aachen, 20 bis 25 Stück. 

Am 29. Mai 13 Stück bei Wesel gesehen (v. Schimmelmann). 

Ende Mai wurde bei Emmerich, Regb. Düsseldorf, ein Stück 
gefangen (Weseler Zeitung). 


Baiern. 


Aus Regnitzlosau b. Rehau in Oberfranken schreibt Herr J. 
Deeg: „Am 15. April beobachtete ich an der böhmischen Regnitz | 
eine Schaar Steppenhühner, ungefähr 30 bis 40 Stück. Ich hielt 
dieselben Anfangs für Rebhühner; doch fiel mir gleich die plumpe 
Gestalt auf und näher kommend erkannte ich die asiatischen ' 
Gäste. Die Thiere waren nicht besonders scheu und liessen sich ' 


in nächster Nähe beobachten. Auch in Selb, drei Stunden von 


bier, an der böhmischen Grenze, wurden, wie das dortige Tageblatt 
berichtet, am 4. April Steppenhühner in gleicher Anzahl wie hier 
gesehen. Seitdem sind die Vögel aber wieder verschwunden“ 

In Hüll, unweit Bayreuth, wurden im April von dem Jagd- 
pächter J. Heckl 10 Steppenhühner bemerkt (Forstm. Frese). 

Am 1. Mai zog bei Rindlhütte b. Spiegelau ein Volk von | 
25 bis 30 Stück Nachmittags 3 Uhr von S8.W. nach N.O. (A. 
Haslbeck). 


Syrrhaptes: paradoxus in Deutschland 1888. 27 


Am 2. Mai wurde in der Gegend von Zberberg, Oberbaiern, 
eine Schaar von 50 gesehen (Härning). — In Pressath, Oberpfalz, 
20 Stück bemerkt (J. Weig]). 

Am 3. Mai in Stadtlauringen, Unterfranken, 20 Stück beobachtet 
(E. Hofmann). 

Am 5. Mai wurde in Mering b. Augsburg ein Steppenhuhn 
geschossen (v. Boutteville). — Auch in Altötting, Oberbaiern, 
bemerkt (J. Lutzenberger). 

Aus Wunsiedel, Oberfranken, schreibt Herr Dr. Tuppatz am 
11. Mai: „Gerade vor 3 Wochen und ein zweites Mal am 5. Mai 
wurde ein Schwarm von etwa 40 Steppenhühnern in der nächsten 
Nähe von Wunsiedel, beide Male von Kleefeldern aufstehend, ge- 
‚sehen. Die Vögel würden für Rebhühner gehalten worden sein, 
wenn es nicht aufgefallen wäre, dass sie gleichzeitig aufflogen 
und sich, etwas höher als die Rebhühner streichend, gemeinschaft- 
‚lich auf einem etwa 600 Schritte entfernten Kleefelde niederliessen. 
während die Rebhühner bereits seit 2 Monaten gepaart und in 
dieser Jahreszeit nie als geschlossenes Volk anzutreffen sind. Auch 
fiel die lichtere, gelbe Färbung auf. 

Wunsiedel liegt auf Hügelland der östlichen Ausläufer des 
Fichtelgebirgs (50° 3‘ nördlicher Breite, 29° 40‘ östlicher Länge), 
während das Fichtelgebirge selbst sich in Hufeisenform herumzieht, 
Den Weg hierher können die Steppenhühner nur von den böh- 
mischen oder sächsischen Ebenen aus (von Ost oder Nord) genommen 
haben. Dass die fremden Gäste die Höhenzüge des dichtbewaldeten 
Fichtelgebirges überschreiten, ist kaum anzunehmen.“ 

Mitte Mai bei Schmalnau im Rhöngebirge, Unterfranken, ein 
grosser Zug (E. Ullrich). — In Schmölz b. Kronach ein Volk 
von 20 Stück gesehen (C. Th. Raps). 

Am 18. Mai bei Augsburg 40 Stück (Kemptner Ztg.). 

22. Mai in Unteralteriheim, Bz. Würzburg, eine grosse Schaar 
von 80 bis 100 Exemplaren beobachtet (M. Schnepper). 


Am 23, Mai zog über Seybothenreuth b. Bayreuth, Oberfranken, 
eine Schaar von 40 bis 45 Stück Nachmittags 4 Uhr in nordöst- 
licher Richtung (J. G. Herzog). 


Elsass-Lothringen. 


Am 4. Mai wurde bei Logelheim b. Neu-Breisach ein Volk 
von 16 Stück beobachtet (K. Friz). 


28 Dr. A. Reiehenow: 


Am 9. Mai bei Weissenburg ein Volk von 25 bis 30 Stück (v. 
Schimmelmann). 


Es mögen noch einige Nachrichten angeschlossen werden, 
welche dem Verfasser aus dem Auslande zugingen, da sie zum 
Theil auch das Bild des Zuges des Steppenhuhnes in Deutschland 
vervollständigen. 

In Süd-Russland wurde in Kosalzkö b. Spola, Kr. Swenipo- 
rodka, Gouv. Kiew ein Steppenhuhn am 22. April erlegt. Am 
6. Juni wurde abermals ein Paar im flügellahmen Zustande am 
Waldrande unweit einer Telegraphenleitung gefunden (Ober- 
förster Sander). | 

In Livland wurde bei Schloss Luhde unweit Walk am 18. Mai. 
ein Steppenhuhn auf einem Roggenfelde geschossen, am 30. Mai 
ein anderes gesehen (C. Nurmiek). . 

In Bessarabien wurde der Durchzug in ostwestlicher Rich- 
tung Anfang April beobachtet, besonders im nördlichen Theile, 
zwischen Nuworeletz und Chotin (E. Lohmeyer und R. Taltin). 


In Rumänien wurde auf der Mogura an der Bukowinaer \ 
Grenze um Mitte Mai ein Steppenhuhn geschossen (C. A. Eberle). 


In Siebenbürgen wurde bei Hermannstadt am 21. April ein 
Steppenhuhn erlegt. In Grossau bei Hermannstadt verunglückte | 
ein Stück durch Anfliegen gegen Telegraphendrähte. Bei Stolzen- ' 
burg wurde gleichzeitig ein Stück geschossen. Ende April bei 
Alvinz beobachtet und am 1. Mai 7 Stück bei Hermannstadt be- 
merkt (A. Berger). | 

In Krain wurde um Mitte April bei Mirnagee, . Rudolfs- | 
werth, ein Steppenhuhn gefangen. Dasselbe befindet sich jetzt aus- | 
gestopft im Gymnasial-Museum in Rudolfswerth (L. Stergert), 


In Ober-Oesterreich traf bei Friedburg ob d. Enns, Bez. Mattig- | 
hofen, ein Volk von 30 Stück ein und verweilte daselbst drei Tage 
(J. Erblehner). | 

In Nieder-Oesterreich am 5. Mai bei Enzersdorf beobachtet | 
(N. Wien. Tageblatt). | 

In Böhmen wurde am 30. April bei Cernowitz ein Steppen- 
huhn geschossen (Max Schütz). | 

In Dänemark trafen die Steppenhühner Anfang Mai ein. In 
ganz Jütland, auf Seeland und Bornholm wurden Völker be- 
obachtet. | 


Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888, 29 


In Schweden wurde in Schonen und Westgothland am 11. Mai 
das Auftreten bemerkt. 

Auf Helgoland erlegte Herr P. C. Reimers am 14. Juni ein 
Paar, welches er dem Kgl. Museum für Naturkunde in Berlin als 
Geschenk überwies. 

Aus England kam am 17. Mai die Nachricht, dass am Pent- 
land Skerries’ Lighthouse 4 Exemplare durch Anfliegen gegen 
die Scheiben des Leuchtthurms verunglückten (J. Gilmour). Am 
29. Mai wurden Steppenhühner bei Nottingham beobachtet (F. O. 
Morris), am 30. Mai auf den Orkney-Inseln (L. Dunbar). 


Aus den vorstehenden Notizen gelangem wir zu folgenden 
Ergebnissen: 

Mit Ausnahme von Württemberg und Baden, aus welchen 
Ländern (wohl zufällig) keine Nachrichten eingegangen sind, 
‚wurde das Auftreten der Steppenhühner aus allen Theilen Deutsch- 
lands gemeldet. 

Die wandernden Schaaren der Steppenhühner haben westliche 
Zugrichtung gehabt. Durch die osteuropäischen und östlichen 
deutschen Gebirge ist diese Richtung etwas nach Norden abge- 
lenkt worden, so dass die Hauptmassen nördlich der Karpathen und 
Sudeten über die Norddeutsche Tiefebene sich ausbreiteten, daher 
Süddeutschland und auch die gebirgigen Theile Westdeutschlands 
(Rheinprovinz) verhältnissmässig nur schwach von der Ein- 
wanderung betroffen wurden. Einzelne Schaaren sind allerdings 
durch die südlichen Ausläufer der Sudeten nach Böhmen und durch 
die Pässe im Norden und Süden des Böhmer Waldes nach Baiern 
gelangt (vergl. S. 26 u. 27). 

Vorläufer scheinen bereits im Februar und März des Jahres 
in Deutschland angekommen zu sein (vergl. S. 9). Nach Angabe 
des Herrn Clericus (Leppin) (vergl. S. 10) haben schon im August 
vergangenen Jahres Steppenhühner sich gezeigt. Die ersten Massen 
trafen jedoch erst Mitte April an der Ostgrenze Deutschlands ein. 
Es müssen ungeheuere Mengen gewesen sein, welche zum Theil 
die östlichen Provinzen ohne Aufenthalt durchflogen, denn das Er- 
scheinen am 15. (bezw. Mitte April) wurde gleichzeitig gemeldet 
aus Ostpreussen, Westpreussen, Posen, Pommern, Mecklenburg, 
Schleswig-Holstein‘, Hannover, Oldenburg, Königr. Sachsen und 
Baiern (an der böhmischen Grenze). Wenn man nicht zu berück- 


30 Dr. A. Reichenow: 


sichtigen hätte, dass die vorliegenden Notizen trotz ihrer Anzahl 
immerhin lückenhaft sind, so würde man aus dem Umstande, dass 
gleichzeitig in den nördlichen Theilen Deutschlands und in den 
südlicheren, Sachsen und Baiern, der Zug um Mitte April be- 
obachtet wurde, während aus Schlesien*) und der Mark um diese: 
Zeit das Erscheinen nicht gemeldet ist, den Schluss ziehen können, 
dass zwei gesonderte Schaaren um Mitte April den Einzug in 
unsere Gauen hielten, die eine grössere von Polen aus durch Preussen 
und Posen über Pommern und Mecklenburg nach Schleswig-Holstein, 
Hannover und Oldenburg, die andere kleinere von Böhmen aus 
nach Sachsen und-Baiern. _Es ist dies, wie bemerkt, eine sehr 
schwach begründete Annahme; jedoch bildet diese Combination 
vielleicht anderen Bearbeitern unseres Themas Anregung zur Er- 
gänzung von Lücken in dem vorliegenden Material und findet in 
diesem Zwecke ihre Rechtfertigung. Beachtenswerth ist jedenfalls, 
dass bei den Nachrichten aus sämmtlichen Gebieten, mit Aus- 
nahme der westlichsten sowie Schlesien und Brandenburg, welche 
nur spätere Daten liefern, zwischen der ersten Meldung von Mitte ' 
April und der darauf folgenden eine Zwischenzeit von 5 und mehr 
Tagen liegt, während die weiteren Beobachtungsnotizen sich dann 
unmittelbar und zahlreich anreihen. So wurde gemeldet: 

Aus Ostpreussen das erste Auftreten am 15. April, die fol- 
genden am 20., 22., 24 u. s. f. | 

Aus TEE IEN erstes am 15. April, folgende 21., 22., 25. u. S. n | 

Aus Posen erstes Mitte April, folgende 26., 27. u. =. £. 

Aus Pommern erstes Mitte April, tölzemiB 24, 2 WB 

Aus Mecklenburg erstes 18. April, folgendes 26. April. 

Aus Schleswig-Holstein erstes 17. April, folgende 30. April, 
1. Mai. 

Aus Hannover erstes Mitte April, folgende 25,. 28. u. = £. 

Aus Oldenburg erstes Mitte April, folgendes 6. Mai. 

Aus Kgr. Sachsen erstes Mitte April, folgendes 27. April. 

Aus Schlesien lauten die Meldungen dagegen 23., 25., 26. 
Apr, 

Aus Brandenburg 24., 25., 26. u. 8. f. 

Aus diesen Angaben kann geschlossen werden, dass auf die 
erste Einwanderung um Mitte April etwa fünf Tage später eine 
zweite noch umfangreichere folgte, welche nunmehr auch über 


*) Die vereinzelte Meldung aus Schlesien vom 8. April dürfte Vorläufer 
betreffen. 


Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 31 


Schlesien und die Mark sich erstreckte. Zweifellos geht aus 
den vorliegenden Berichten hervor, dass nach dem 20. April ein 
Weiterschieben der einzelnen Völker, welche an geeigneten Oertlich- 
keiten Aufenthalt genommen hatten, nach Westen stattfand, indem 
die früheren durch von Osten nachrückende Schaaren verdrängt 
wurden. Nach dieser Zeit sind denn auch die westlichen Theile 
Deutschlands aufgesucht worden, welche von den ersten Zügen 
nicht berührt waren, wo die Vögel erst Ende April oder Anfang 
Mai eintrafen. 

Zur Beurtheilung der Menge der eingewanderten Vögel liefern 
die vorliegenden Angaben trotz der Unsicherheit einer derartigen 
Schätzung immerhin einige Anhaltspunkte. Rechnet man die 
Individuen zusammen, welche von den einzelnen Beobachtern dem 
Verfasser gemeldet worden sind, wobei unberücksichtigt bleibt, 
dass in manchen Fällen wohl dieselben Schaaren beim Passiren 
verschiedener Ortschaften mehrmals bemerkt und gemeldet wurden, 
so ergiebt dies eine Zahl von etwa 10,000 Stück. Nun ist zweifel- 
los nur über einen Bruchtheil der beobachteten Schaaren dem Ver- 
fasser Nachricht zugegangen, ferner nur ein Bruchtheil der Ein- 
wanderer überhaupt beobachtet worden. Die vorgenannte Zahl 
wird also dureh mehrfache Multiplication zu vervielfältigen sein, 
und man dürfte nicht fehlgreifen, wenn man die Anzahl der Ein- 
wanderer auf Hunderttausende schätzt. 

In den meisten Fällen zogen die Vögel in kleineren Völkern 
von 20 bis 40 Stück; doch wurden auch Gesellschaften von 80 
und 100 und sogar grosse Schaaren von 300 bis 400 Stück be- 
obachtet. 

In der Regel zogen die Wanderer in geringer Höhe über dem 
Boden, 5 bis 10 Meter hoch, daher das so ungemein häufige An- 
fliegen gegen Telegraphenleitungen. Nur in selteneren Fällen 
wurde die Zughöhe bedeutender, auf etwa 30 bis 40 Meter ge- 
schätzt. 

Neu dürfte die Beobachtung sein, dass die ziehenden Steppen- 
hühner eine bestimmte Flugordnung annehmen, und zwar ein 
ausgefülltes Dreieck mit nach vorn gerichteter Spitze bilden. 
In der Auflösung begriffen, erschien die Figur in die Breite aus- 
einander gezogen, als Halbmond oder als mehrere hintereinander 
befindliche Bogenlinien (vergl. 8. 7, 13 und 25). Das Flugbild des 
einzelnen. Individuums wurde fast allgemein mit demjenigen der 
Goldregenpfeifer verglichen, und vielfach sind die Steppenhühner 


32 Dr. A. Reichenow: 


anfänglich von den Beobachtern mit letzterer Art verwechselt 
worden. Das fliegende Steppenhuhn scheint in der Regel den 
Kopf dicht an die Schultern zu ziehen; doch schreibt Herr 
Hekmann ausdrücklich, dass er die Vögel mit weit ausge- 
strecktem Kopfe fliegen sah. Es wäre sehr erwünscht, dass 
die Beobachter über diesen Punkt ihre Erfahrungen Öffentlich aus- 
tauschten. | 

Im Magen der verunglückten oder erlegten Individuen fand 
sich Gerste, Hafer, Weizen, Roggen, Buchweizen, Grassamen und 
besonders Kleesamen, welchen letzteren die Steppenhühner zu be- 
vorzugen schienen. Das mehrfach festgestellte Gewicht des Steppen- 
huhns beträgt etwa ein halbes Kilo. 

Obwohl nun, wie bereits oben anerkennend erwähnt, den 
Einwanderern fast allerorts eine gastliche Aufnahme bereitet wurde, 
so hat sich doch die Hoffnung, die Steppenhühner an geeigneten 
Oertlichkeiten zur Brut schreiten zu sehen oder gar dauernd 
heimisch machen zu können, nicht erfüllt. Dem Verfasser ist 
kein einziger verbürgter Fall des Brütens oder überhaupt des Ver- 
suchs dazu bekannt geworden. Die in der Tagespresse mehrfach 
aufgetauchten derartigen Nachrichten waren sämmtlich auf Ver- 
wechselung mit dem Rephuhn oder noch häufiger mit dem Wachtel- 
könig (Crex pratensis) zurückzuführen. Viele Zuschriften erwähnen 
dagegen, dass die Steppenhühner auch aus Gelände, welches an- | 
scheinend ihren Lebensgewohnheiten durchaus entsprach, ohne 
ersichtliche Ursache bald wieder verschwanden. Dass sich die 
interessanten Gäste noch im Herbst in Deutschland auflielten ' 
und auch während des Schreibens dieser Zeilen (im October), 
wenn auch an Zahl bedeutend verringert, bei uns weilen, steht | 
fest. Vielfach wurden bei der Hühnerjagd im August und September | 
geschlossene Völker angetroffen und bei dieser Gelegenheit auch 
zahlreiche Individuen erlegt. Verfasser hatte selbst Gelegenheit, 
eine grössere Anzahl erlegier Steppenhühner zu untersuchen, aber 
alle waren alte Vögel in abgeflogenem Gefieder. 

Ein Verbleiben der Einwanderer in Deutschland erscheint 
somit aussichtslos. 

Die Ursache der Massenwanderung der Steppenhühner nach 
Westen ist vielfach erörtert worden. Bisher konnte diese Frage | 
aber nur vermuthungsweise behandelt werden, indem der Grund | 
bald in späten Nachwintern, bald in Nahrungsmangel oder in 
Uebervölkerung der Brutreviere gesucht wurde. Auch dem Ver- 


Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 33 


fasser ist es nicht gelungen, thatsächliche Beweise für die eine 
oder andere Annahme zu erhalten. Der Umstand, dass die Fremd- 
linge bereits im Vorjahre in Deutschland sich gezeigt, möchte ganz 
besonders die Annahme einer Uebervölkerung der Wohngebiete 
als die wahrscheinlichste Ursache rechtfertigen. Hoffentlich werden 
wir die Erklärung der interessanten Wandererscheinung seitens 
unserer russischen Collegen zu erwarten haben. 

Sogleich bei Empfang der ersten Nachrichten drängte sich 
dem Verfasser die Frage auf, welcher Art die eingewanderten 
Steppenhühner angehören möchten, ob $. paradoxus Pall. oder 
S. tibetanus Gould. Die erhaltenen Individuen wurden daraufhin 
genau untersucht: alle gehörten S. paradoxus Pall. an. 

Die Güte des Wildprets der Steppenhühner wird sehr ver- 
schieden beurtheilt. Ueber den Geschmack lässt sich bekanntlich 
nicht streiten; immerhin dürfte ein Austausch der Ansichten auch 
über diesen Punkt von Interesse sein, und so möge zum Schluss 
die Bemerkung gestattet werden, dass Verfasser das Fleisch sehr 
zart und schmackhaft gefunden hat, jedoch demjenigen des Reb- 
huhns an Güte nicht gleich achten kann. 


Nachtrag: Während des Druckes vorstehenden Artikels 
theilte Herr Rohweder in Zusum dem Verfasser freundlichst 
mit, dass zwei Fälle des Brütens der Steppenhühner in Schleswig- 
Holstein sicher festgestellt seien: „Im Mai wurde ein Nest mit 
drei Eiern auf Föhr gefunden und am 5. Juni ein solches im 
Wiülhelminenkrog bei Tating, Kr. Eiderstedt. 

Berlin, am 1. November 1888. 


Zur Frage: Brütet der Kukuk? 
Von 
Ad. Walter. 


„Die Botschaft hör?’ ich wohl, 
allein mir feblt der Glaube.“ 


Im Juni d. J. überraschte die „Gartenlaube“ ihre Leser mit 
einem Artikel, überschrieben: Der Kukuk brütet. 
Mir wurde von einem Bekannten der betreffende Bogen über- 
reicht mit den Worten: „Eine höchst m Be Beobachtung ist ge- 
macht, der Kukuk brütet.“ 


Cab. Journ. f. Ornith. XXX VII. Jahrg. No. 185. Januar 1889, 3 


34 Ad. Walter: 


Ich wies das Blatt zurück, ohne es anzusehen und nach dem 
Verfasser des Artikels zu fragen und erklärte dem Herrn, dass 
hier ein Scherz oder wenigstens eine Erfindung vorliege; der 
Kukuk könne, wie allgemein bekannt, gar nicht brüten. Mit- 
theilungen solcher Art, die wohl das grosse Publikum interessirten, 
beim Ornithologen aber ein Lächeln hervorriefen, hätte die Garten- 
laube schon öfter gebracht, ich wolle nur erinnern an die 
„Wanderung kleinerer Vögel auf dem Rücken grösserer“. Wenn 
ein Ornithologe eine so wichtige Beobachtung wirklich gemacht 
hätte, wie das Brüten des Kukuks, so würde er nicht die ‚„Garten- 
laube“, ein Unterhaltungsblatt, zur Publication, sondern eine Zeit- 
schrift rein wissenschaftlichen Inhalts gewählt haben. 

An diesen Artikel wurde ich erst wieder erinnert, als mir 
das Juliheft des „Zoologischen Garten“ zu Händen kam, das die- 
selbe Mittheilung brachte. Nun aber schenkte ich dem Artikel 
die gehörige Beachtung, zumal er den bekannten Ornithologen 
Ad. Müller zum Verfasser hatte; aber wenn ich schon beim Lesen 
des Autornamens mich wundern musste, dass dieser Herr auch 
jetzt noch der Ansicht huldigt, dass der Kukuk zuweilen brüte, 
nachdem ihm von Dr. A. Brehm und Anderen nachgewiesen wurde, 
dass die vor 20 Jahren von ihm veröffentlichte Beobachtung eines 
Kaufmanns Kiessel, der ein Kukuksweibchen auf 2 Eiern brütend 
zu sehen meinte, eine ungenaue war, und dass damals eine Ver- 
wechselung des Kukuks mit der Nachtschwalbe, Caprimulgus, 
stattfand, so wurde ich gerade in Staunen versetzt, als ich die 
tief-ernst gehaltene und mit genauer Zeit- und Ortangabe gemachte 
Beobachtung zu Ende las. 

Dass ein Irrthum hier vorlag, musste ich, da gar Mancherlei 


von dem, was der Herr Verfasser berichtet und worauf er baut 


und sich stützt, durchaus nicht der Wirklichkeit entspricht, an- 


nehmen und es konnte die Beobachtung meiner Meinung nach 
also nur auf Selbsttäuschung beruhen, und wie leicht eine solche | 


statthaben kann, ist bekannt. 


Wenn nun der Herr Verfasser auf Seite 194 sagt, dass „dies- 
mal doch wohl keine Stimme des Zweifels sich erheben wird, um | 
die schnellfertige, bequeme Vermuthung auszusprechen, der ein- 
heimische Kukuk sei wieder mit der Nachtschwalbe verwechselt 
worden ete.‘, so will ich gern zugeben, dass hier eine Verwechselung 


mit der Nachtschwalbe wohl von wenigen Vogelkundigen ver- 
muthet wird, da im Laufe der Mittheilung der Kukukscharakter 


Zur Frage: Brütet der Kukuk? 35 


und sein Betragen genau und richtig geschildert wird, aber dennoch 
glaubt von allen den Ornithologen, mit denen ich über die Beob- 
achtung des Herrn A. Müller sprechen konnte, Niemand an: das 
Brüten des Kukuks, und ein Jeder sieht in der Mitiheiiune eine 
Selbsttäuschung des Beobachters. 

Da ich mieh viel mit der Erforschung der Lebensweise des 
Kukuks beschäftigt habe, so wurde ich nieht nur mündlich, sondern 
auch zweimal schriftlich von bedeutenden Ornithologen aufgefor dert, 
meine Ansicht über den Artikel des Herrn A. Müller in einer 
wissenschaftlichen Zeitschrift auszusprechen, und dieser wieder- 
holten Aufforderung folge ich jetzt, obgleich es mir nicht ange- 
nehm ist, den divergirenden Ansichten dieses anerkannt tüchtigen 
Ornithologen entgegentreten zu müssen. 

Ich nehme an, dass dem geehrten Leser das Juliheft de 
„Zoologlischen Garten“ vorliegt, oder dass ihm wenigstens der 
Inhalt der „eigenen Beobachtung“ des Herrn A. Müller genau be- 
kannt ist, und beschränke mich deshalb darauf, in möglichster 
Kürze die Hauptsache der Begebenheit zu wiederholen. 

Das Nest, 3 Eier von verschiedener Grösse, Farbe und Form 
enthaltend, wurde am 16. Mai d. J. von dem Herrn Oberförster 
A. Müller in seinem Dienstbezirk Hohenschied in einer flachen 
Bodenmulde, die zwischen Gras und Ginstergestrüpp ringsum in 
einem Abstand von 30—35 Centimetern frei war, gefunden, nach- 
dem nahe dieser Stelle ein bräunlich gefärbtes Kukuksweibchen 
aufgestanden war. Als Herr M. sich schnell zurückgezogen hatte, 
erschien es nach wenigen Minuten wieder und liess sich nicht 
weit vom Nistplatz nieder. Nach dreiviertelstüändigem Warten 
wurde der Vogel, von dem Herr M. annahm, dass er sein Ei den 
drei vorhandenen Eiern hatte hinzufügen wollen, wieder in der 
Nähe des Nestes getroffen, und nun erst erkannte Herr M. die 3 
sehr verschiedenen Eier als Eier des Kukuks, von sehr zartem 
Korn und dünner Schale. (Ich erlaube mir hier zu bemerken, dass 
bei einem vollen Kukuksei Niemand die dünne Schale erkennen 
kann, um so weniger, als Kukukseier überhaupt keine dünne 
Schale haben, wenn auch Brehm und Andere dies behaupten. Wir.) 
Nach dieser Untersuchung entfernte sich Herr M. schnell und 
"beobachtete aus einem Hinterhalt, dass der Kukuk nach 6 Minuten 
wieder zum Nest flog und auf demselben während der ganzen 
Beobachtungszeit, die über 1'/, Stunde währte, unbeweglich auf 
den Eiern sitzen blieb. | Re 

gr 


36 Ad. Walter: 


Am 25. Mai fand sich nach dem Abfliegen des Kukuks vom 
Nest ein junger, etwa 6 Tage alter Kukuk im Nest vor, etwas 
abseits davon die beiden Kukukseier, ein röthlich braunes und 
ein sehr kleines, die das Kukuksweibchen bei Seite geschoben hatte. 

Nachdem Herr M. wiederholt beobachtet hatte, wie das 
Kukuksweibchen sein Junges mit grünen Räupehen in kurzen 
Zwischenräumen — in 10 Minuten 3mal — ätzte, fand er am 
10. Juni den jungen Kukuk ausgeflogen, jedoch noch in der Nähe 
des Nestes, wo er von der Mutter gefüttert wurde. 

Dies ist in Kürze der Hergang der „eigenen Beobachtung“ des 
Herrn M. 

Bevor ich nun zu einer weiteren Besprechung des Vorgangs 
eingehe, muss ich meine Verwunderung darüber aussprechen, dass 
Herr M. so vieles, was näheren Aufschluss hätte geben und seiner 
Beobachtung viel mehr Wahrscheinlichkeit hätte verleihen können, 
ausser acht gelassen hat. Als erstes auffallendes Beispiel führe 
ich an: das Nichtaufbewahren der unausgebrüteten Eier und Ei- 
schalen. Mit grösster Bestimmtheit hätten mehrere unserer Orni- 
thologen — ich nenne nur Dr. Baldamus, Dr. Kutter und Herrn 
W. v. Nathusius — aus der Untersuchung der Eischalen ersehen 
können, ob die bei Seite geschobenen Eier Kukukseier waren oder 
nicht. Bei einer so wichtigen Begebenheit wirft überhaupt kein 
Forscher die Eifragmente fort, und auch in meiner Sammlung be- 
wahre ich solche sorgfältig auf und habe z. B., um den Beweis 
zu führen, dass der Kukuk stets gleiche Eier legt, ein solches 
Fragment in meiner Sammlung liegen. Auch werden stets 
Fragmente von Kukukseiern zur Untersuchung der Schalen begehrt. ' 

Zur Besprechung übergehend, muss ich im Voraus erklären: 
Herr M. setzt sich mehrmals in Widerspruch mit der Wirklichkeit 
und stützt sich auf Voraussetzungen, die gar nicht zutreffen. So 
lässt er sein Kukuksweibchen 3 Eier von ganz verschiedener Farbe 
und Grösse legen und bebrüten, und behauptet, ein und dasselbe 
Kukuksweibchen könne Eier von ganz verschiedener Farbe, Grösse ' 
und Form legen. Das ist nicht richtig, denn immer legt ein und 
dasselbe Weibchen, wie es bei den anderen Vögeln auch der Fall 
ist, gleiche Eier, wie ich gründlich beweisen kann und werde. 

Wenn nun jene 3 Eier wirklich Kukukseier waren — als solche ° 
wurden sie beim Auffinden des Brutlagers zunächst gar nicht 
einmal von Herrn M. erkannt — so mussten sie von 3 ver- | 


Zur Frage: Brütet der Kukuk? 37 


schiedenen Kukuksweibchen gelegt sein, was schon ganz un- 
denkbar ist. 

Das Kukuksweibehen brütete also nicht auf seinen eigenen 
Eiern, sondern höchstens auf einem selbstgelegten Ei. 

Es konnten aber meiner Meinung nach diese 3 Eier überhaupt 
nicht sämmtlich Kukukseier sein — sicherlich nicht das kleine, 
denn das beweist schon seine Kleinheit, seine Färbung und noch 
bestimmter seine leichte Zerbrechlichkeit. Kukukseier sind nämlich 
nicht zerbrechlich, sondern ungewöhnlich fest und hart. 

Wer würde aber ein Ei für ein Kukuksei halten, das folgen- 
dermassen vom Beobachter beschrieben wird? (Seite 195.) 

„Das auffallendste, von diesen beiden Eiern wesentlich ver- 
schieden, war das dritte. Es erinnerte sehr an die Eier des Buch- 
finken, bot auf graugrünlichem Grunde spärliche, kleine röthliche 
und grössere dunkel rothbraune Punkte, und war ungewöhnlicher- 
weise gehäuft punktirt am spitzen statt am stumpfen Pole. Es 
erreichte nicht einmal die Grösse der Eier der ebengenannten 
Finkenart.“ 

Ueber die Zerbrechlichkeit des dritten kleinen Eies sagt auf 
Seite 196 der Herr Beobachter: Beim Auffinden des jungen Kukuks 
lagen die beiden unausgebrüteten Eier, das röthlichbraune und 
das kleine Ei abseits des Brutlagers. „Das erste war eingedrückt 
und erwies sich als ungezeitigt und faul, das kleine war unver- 
sehrt. Ich erkannte aber beim Versuche, es auszublasen, dass es 
unbefruchtet und mit nur wenig halbvertrocknetem, halbver- 
dorbenem Inhalte versehen war. Unstreitig war es, wie das halb- 
zerdrückte, ein während des Brütens nachgelegtes, aber noch nicht 
ausgebildetes, unbefruchtet gebliebenes Ei, was sein auffallend ge- 
ringer Umfang, die äusserst zerbrechliche dünne Schale, 
sowie sein dürftiger Inhalt bewiesen.‘ 

Eine „äusserst zerbrechliche dünne Schale“ hat kein Kukuksei, 
mag es klein oder gross sein; im Gegentheil, kein Ei aller uns 
bekanaten Pflegeeltern des Kukuks, hat eine so harte feste Schale 
wie ein Kukuksei. Wenn das kleine Ei eine so starke Färbung 
hatte, wie der Herr Beobachter schreibt, so war es auch ausge- 
bildet, denn die Färbung bildet den Schluss der Eibildung resp. 
dessen Schale. 

i Nun machten schon 1880 Herr Oberstabsarzt Dr. Kutter und 
dann Herr Hauptmann Krüger-Velthusen gleichzeitig mit mir 
auf die ungewöhnliche Härte und Festigkeit des Kukukeies auf- 


38 B Ad. Walter: 


imerksam (siehe Ornitholog. Centralblatt, Jahrgang 1880) und später 
schrieb ich im 9. Jahresbericht des „Ausschusses für die Beob- 
achtungsstationen der Vögel Deutschlands“ Seite 201 über das 
Ergebniss der Präparation eines 1884 hier bei Cassel gefundenen 
Kukukeies, bei dem schon der Schnabel des kleinen Kukuks durch 
das Ei schaute. In dem durch Zufall zerstörten Neste der Hecken- 
braunelle, Accentor modularis, mit 4 stark angebrüteten Eiern des 
Nestvogels befand sich das Kukuksei, das schon innen vom Em- 
bryo durchstochen war, so dass der Schnabel des kleinen Kukuks 
als kleine Spitze zum Vorschein kam; dennoch konnte dies Ei 
nach 12 Tagen von mir kunstgerecht entleert werden, ohne dass 
es zersprang, und liegt dasselbe jetzt in meiner Sammlung als 
Beweis für die Härte und Festigkeit eines Kukukseies. Die stark 
angebrüteten Eier der Heckenbraunelle dagegen zersprangen schon 
beim ersten Versuch des Ausblasens. — Nur ganz kurz, um nicht 
zu lange von meiner eigentlichen Aufgabe, der Besprechung der 
eigenthümlichen Beobachtung des Herrn A. Müller abzuschweifen, 
will ich noch zwei Beweise der bewundernswürdigen Festigkeit 
der Kukukseier geben, die gewiss interessiren werden. | 


1. Herr Fischermeister Wilcke in Krügerswerder bei Wilsnack 
zeigte mir und dem Herrn Lehrer Martins aus Plänitz im Juni 
1885 ein gut erhaltenes Kukuksei, das er neben ganz verwitterten 
Eischalen des Rohrsängers in einem Nest der Calamoherpe palustris 
im Frühjahr, gleich nach dem Aufgehen des Elbeises, gefunden und | 
das also den ganzen Herbst und Winter im offenen Nest gelegen 
hatte. In dem Augenblicke, als er es auf den Tisch legte, zer- | 
sprang das Ei mit starkem Knall. 

2. In einer Höhe von eirca 14 Fuss fiel aus einem äusserlich 
lädirten Nest, im Brieselang bei Spandau stehend, das ich mit ' 
einem langen Stabe, da mein Regenschirm nicht hinaufreichte, | 
herabstossen wollte, ein schönes Kukuksei auf den mit Moos be- 
deckten Erdboden und blieb unversehrt. (Siehe „Monatsschrift | 
des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt“ Jahrgang | 
1888, Heft 8, Seite 210.) Ich glaube hiermit die Festigkeit der ' 
Kukukseier zur Genüge bewiesen zu haben, aber ebenso bestimmt 
kann ich nachweisen, dass ein und dasselbe Kukuksweibchen ' 
immer gleiche Eier legt, dass also das Kukuksnest des Herrn M. 
kein ganzes Gelege eines Kukuksweibchens enthalten konnte. 

Mit diesem Beweise trete ich zugleich den Gegenbeweis für 


IL 


Zur Frage: Brütet der Kukuk ? 39 


'einen der drei von Herrn A. Müller aufgestellten Sätze, die ihm 


als Beweise für seine Behauptungen dienen, an. 
Herr A. Müller sagt nämlich am Schluss des von ihm mit- 
getheilten Vorgangs: „Das Vorstehende beweist unwiderleglich klar 


‚die Thatsache: 


1. „dass der Kukuk ausnahmsweise im Stande ist, eins und 


‚das andere seiner Eier — die er dann ohne Nestbereitung an 


irgend einer sicheren Stelle des Bodens wahrscheinlich sämmtlich 
ablegt — selbst auszubrüten und das Junge bis zum Selbstständig- 
werden zu pflegen und gross zu ziehen;“ 

2. „dass die Eier von ein und demselben Kukuk sehr ver- 
schieden gefärbt und gezeichnet sein können, mithin die von ge- 
wissen Seiten aufgestellte, rein theoretische Behauptung völlig 
entkräftet wird, jedes Kukuksweibchen lege gleichgefärbte und 
gezeichnete, sogenannte „typische Eier, welche für das zum Ver- 
wechseln ähnliche Gelege“ einer besonderen Art der Kleinvögel 
bestimmt seien und regelmässig dieser Art von dem weiblichen 
Kukuk octroyirt würden.“ 

Es beweist meine Beobachtung aber auch ferner: 

3. „dass der junge Kukuk — entgegen meinen mehrfachen 
Erfahrungen an jungen der Art, welche von den gewöhnlichen 
kleinen Brutvögeln erzogen worden waren — in circa 21 Tagen 
vollständig flugbar geworden war, während die in Sängernestern 
ausgebrüteten jungen Kukuke kraft meiner Beobachtungen bis 
6 Wochen zur Flugbarkeit brauchen. Ohne Zweifel ist an diesem 
raschen Emporwachsen des Kukuks im gegenwärtigen Falle die 
viel reichlicher vom Muttervogel ihm zugebrachte Aetzung die ein- 
zige Ursache.“ 

Zu Punkt | kann man keinen bestimmten Gegenbeweis liefern, 
das bringt die Sache schon mit sich, denn wenn Herr M. behauptet, 
bestimmt gesehen zu haben, dass der Kukuk 1'/, Stunde auf der 
Niststelle brütend verharrte und dass später der alte Kukuk den 
jungen mit Raupen fütterte, so hiesse ein Dagegensprechen Herrn 
A. Müller der Unwahrheit beschuldigen. Nur aus dem früher Ge- 


sagten lassen sich Schlüsse ziehen. Wohl aber kann bei Punkt 


2 und 3 gründlich nachgewiesen werden, dass Herr M. sich im 
Irrthum befindet. ß 

Schon seit mehr als 10 Jahren habe ich wiederholt darüber 
-Mittheilung gemacht, auch durch Vorzeisen von Eiern in der 
Jahresversammlung der „Allgemeinen Deutschen Ornithologischen 


40 Ad. Walter: 


Gesellschaft zu Berlin den Beweis geliefert, dass von ein und dem- 
selben Weibchen stets gleiche Eier gelegt werden, so dass es 
fast überflüssig ist, von Neuem Beweise zu erbringen oder Altes 
zu wiederholen; indessen will ich diesmal nicht allein meine 
eigenen Erfahrungen, sondern auch die eines sehr eifrigen Forschers, 
des Herrn Ochs hier, mittheilen und ihn selbst sprechen lassen. 
Herr K. Ochs hat höchst interessante Funde von Kukuks- * 
eiern gemacht und kennt die Kukuke des Habichtwaldes, seines 
Beobachtungsgebietes, in welchem er selbst Grundbesitz hat, fast 
so genau wie die Kanarienvögel und Stieglitze in seiner Vogel- 
stube. Er weiss bestimmt, ob seine alten Freunde wiedergekehrt 
sind oder nicht, und ob ein neues Weibchen die Stelle eines zu 
Grunde gegangenen alten eingenommen hat. Die heimgekehrten 
alten Weibchen erkennt er zum Theil an ihrer Färbung, sicherer 
aber an den Eiern, die bei jedem Weibchen immer gleichgefärbt 
sind, von den Eiern des anderen Weibchens aber sehr abweichen. 
Jedes Weibchen kehrt immer in das alte abgegrenzte Gebiet zurück. 
Herr Ochs liess mir im vorigen Monat, als ich ihn nicht in 
seiner Wohnung antraf, um mit ihm über seine Kukuksbeobach- 
tungen zu sprechen, ein Schriftstück zukommen, das ich wörtlich 
abschreibe. Es lautet: 
„Auf Grund meiner seit einigen dreissig Jahren an den hier 
alljährlich vorkommenden Kukuken gemachten Beobachtungen 
bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, nachdem ich mehr als 
100, hauptsächlich in Rothkehlehennestern abgelegte Eier fand, dass 
1. ein Kukuk jedes Jahr in sein bestimmtes Gebiet zurückkehrt, 
2. dass die Eier eines Vogels sich in Gestalt, Färbung und ' 
Grösse gleichbleiben, so dass die Eier eines in dasselbe Gebiet 
eingedrungenen anderen Kukuksweibchens von ersterem von jeden 
Sachkundigen unterschieden werden können.“ 
Cassel, Wilhelmshöher Querallee. K. Ochs. 


Ich selbst habe schon 1876 auf der ersten Jahresversammlung 
der „Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft“ in Berlin 
(siehe Bericht der ersten Jahresvers. der Allg. D. O. G. Seite 17 | 
u. 34) eine Reihe von Kukukseiern vorgezeigt, die von mehreren 
Weibchen gelegt waren, von denen aber die ein und demselben 
Weibchen angehörigen gleiche Farbe, Grösse und Form hatten. 
Es heisst dort Seite 34: Am 5. Juli hatte ein Kukuk sein Eiin 


Zur Frage: Brütet der Kukuk? 41 


‚ein Bachstelzennest unter einem Backofendach gelegt. Das Nest 
‚wurde zufällig gleich darauf zerstört, doch bekam ich das Ei. 
‚Derselbe Kukuk (kenntlich an seiner hellen Brust) legte am 9. 
Juli, da dieselben Bachstelzen sogleich wieder nahe dabei bauten, 
in das kaum fertige Nest sein Ri. Kukuk und Bachstelzen habe 
ich täglich von meiner naheliegenden Wohnung aus genau be- 
obachtet. Beide Kukukseier sind sich in Farbe und Grösse ganz 
gleich. (Sie wurden von mir vorgezeigt.) 

In der „Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der 
Vogelwelt“ sagte ich im Jahrgang 1883 Seite 36: „Ich habe 
3 gleichgefärbte, zum Verwechseln ähnliche, graugrüne Eier — 
die kleinsten Kukukseier, die ich je gefunden habe — auf ein 
und demselben Bergabhang in geringer Entfernung von einander, 
in den Nestern ein und derselben Vogelart, des Zaunkönigs, dann 
an der Elbe 3 ganz gleiche röthliche Eier auf kleinem Raum, 
2 sogar in demselben Strauch (nur nicht in demselben Jahr), alle 
3 in Nestern der Calamoherpe palustris liegend, entdeckt, das 
beweist doch wohl, dass es ein und dasselbe Kukuksweibchen in 
beiden Fällen war. Es beweist ferner, dass jedes Weibchen stets 

1. gleiche Eier legt, 

2. stets die Nester derselben Vogelart und 

3. immer dieselbe Oertlichkeit aufsucht. 

Ich stehe Jetzt nach 6 Jahren weitern Forschens auf demselben 
Standpunkt wie 1874.“ 

Die 3 röthlichen Eier fielen Herrn Major A. v. ns der 
mich vor mehreren Wochen mit seinem Besuch erfreute, wegen 
ihrer eigenthümlichen Färbung und weil sie kaum von einander 
zu unterscheiden sind, so auf, dass er sie sogleich als von einem 
Weibchen herrührend bezeichnete. Ich erzählte dann, wo ich sie 
gefunden und dass 2in ein und demselben Weidenstrauch, jedes- 
mal in einem Nest der Calam. palustris, von mir entdeckt wurden. 

In manchen Gegenden sind sogar die Eier sämmtlicher Ku- 
kuksweibchen stets von gleicher Farbe und Grösse, so dass man 
die Eier verschiedener Kukuke in der Regel gar nicht von einander 
unterscheiden kann. Eine solche Gegend ist das ganze meilen- 
weite Revier der Königl. Oberförsterei Rothenvier in Pommern, 
in dem sich eine grosse Menge von Kukuken aufhält. Alle Eier 
jener Kukuksweibchen ‚sind kleiner als die der bier und in West- 
‚deutschland vorkommenden Weibchen und haben immer dieselbe 
Farbe, d. h. sie sind auf stumpfgrünem Grunde auf der ganzen 


42 Dr Ad. Walter: 


Oberfläche, besonders aber am stumpfen Pole, braungrün gefleckt. 
Seit Jahren besuche ich dies Revier und finde jedes Jahr Kukuks- 
eier — im vorigen Sommer 10 — aber nie kommt ein Ei von an- 
derer Färbung vor. 

Es ist nun nach dem eben Gesagten klar, dass, wie ich schon 
vorher erwähnte, das Kukuksweibchen des Herrn Müller nicht auf 
einem Gelege seiner Bier, sondern höchstens auf einem selbst- 
gelegten Ei brüten konnte. Dass der Kukuk überhaupt im Stande 
sei, seine Eier selbst auszubrüten, wird bekanntlich von den 
meisten Ornithologen aus dem Grunde bezweifelt, weil die Bier 
des Kukuksweibehens nur in Zwischenräumen von 5 bis 8 Tagen 
sich entwickeln, daher bei einem Gelege von mehreren Eiern das 
erste verdorben sein würde, bevor das letzte gelegt wäre und ein E 
anhaltendes Brüten begonnen hätte. | 

Auch der dritten Schlussfolge, zu welcher Herr M. auf Grund 
seiner Beobachtungen gelangt, liegt ein Irrthum zu Grunde, und 
zwar ein sehr grosser. 

Der Herr Beobachter sagt nämlich (Seite 200): (Zwecks rich- 
tigen Verständnisses wiederhole ich Punkt 3.) „Es beweist meine 
Beobachtung aber auch ferner: I 

3. dass der junge Kukuk — entgegen meinen (nchrfhcheni 
Erfahrungen an jungen der Art, welche von den gewöhnlichen 
kleinen Brutvögeln erzogen Werden waren — in circa 21 Tagen 
vollständig flugbar geworden war, während die in Sängernestern 
ausgebrüteten jungen Kukuke kraft meiner Beobachtungen bis 
6 Wochen zur Flugbarkeit brauchen. Ohne Zweifel ist an diesem 
raschen Emporwachsen des Kukuks im gegenwärtigen Falle die 
viel reichlicher vom Muttervogel ihm zugebrachte Aetzung die | 
einzige Ursache.“ | 

Nun habe ich aber schon vor 11 Jahren mitgetheilt, dass ein 
junger, in einem Zaunkönignest erzogener Kıkuk am 20. Tage 
seines Lebens das Nest verliess. (Siehe Ornithologisch. Central- 
blatt 1877, Seite 155, Zeile 5). Und wenn schon das kleine Zaun- 
königspaar im Stande war, den grossen Vogel in 20 Tagen so | 
weit zu bringen, dass er das Nest verlassen konnte, so ist ein 
grösseres Vogelpaar noch weit mehr dazu befähigt. Das habe 
ich denn auch bei einem Kukuk im Bachstelzennest bestätigt ge | 
funden, aus dem der Kukuk schon am 19, Tage flog. | 

Dass erst nach 6 Wochen „kraft seiner Beobachtungen“, wie 
Herr M. sagt, ein junger Kukuk das Nest seiner Pflegeeltern ver- 


Zur Frage: Brütet: der Kukuk? 43 


lässt, entspricht also nicht der Thatsächlichkeit, und wenn schon 
die schnelle Entwickelung des jungen Kukuks in den Nestern 
seiner Pflegeeltern allgemein bekannt ist, so soll der geehrte 
Leser dies auch noch durch Herrn A. Müller selbst erfahren. 
Man höre! 

In der „Monatsschrift des Deutschens Vereins zum Schutze 
der Vogelwelt, Jahrgang 1887, Seite 83 unten, sagt Herr A. 
Müller: „In dem Augenblicke, wo wir dies niederschrieben, kommt 
uns eine Notiz über den Kukuk in einem unserer alten Tagebücher 
vom Jahre 1870 zu Gesicht. Es heisst darin: Den 23. Juni kam 
ein junger Kukuk in einem Neste des Rothkehlehens unter 4 Eiern 
aus. Der Kukuk hatte keinen Flaum. Den Tag darauf lagen 
die 4 Rothkehlcheneier vor dem Neste, etwa 1—2 Zoll weit vom 
Rande desselben. Den 5. Tag begannen einzelne Kiele, besonders 
an Flügeln und Schwanz, auszustossen u.s.w. Den 8. Tag brachen 
allmählich die Augen auf. Jetzt begann der Kukuk bei Annäherung 
mit der Hand sich emporzurichten, sich in Wehr stellend auch 
nach der Hand zu schnappen. Am 17. Tage war der Kukuk 
ziemlich flügge, so dass er bei Annäherung an das 
Nest bis auf einen Schritt aufflog und ziemlich weit 
strich, auch nicht mehr erhascht werden konnte.“ 

Wenn der Herr Beobachter den Kukuk den „geheimnissvollen“, 
den „bekannten Unbekannten“ nennt, so sagt er damit, dass es 
nicht möglich ist, das Thun und Treiben dieses Vogels gründlich 
zu erforschen, dass es ihm wenigstens nicht gelungen ist. Auch 
mir war in der Fortpflanzungsweise einiges lange Zeit unklar ge- 
blieben, und trotzdem ich Jahre lang sein Leben und Treiben von 
Grund aus zu studiren bemüht war, hatte ich mich doch geirrt 
(namentlich in einem Punkte), habe auch meinen Irrthum später 
gern eingestanden (siehe Zeitschrift für die gesammte Ornithologie. 
1886, Heft 1); aber gerade durch mein Irren habe ich ihn besser 
kennen gelernt, denn mein Irren brachte mich zu der Erkenntniss, 
dass man dem Treiben dieses Vogels nur durch anhaltend fort- 
 gesetztes Beobachten in jeder seiner Verrichtungen, auch der un- 
bedeutendsten, und durch oft wiederholte Experimente mit dem 
jungen Vogel auf den Grund kommen kann und auch dann wirk- 
lich kommt, vorausgesetzt, dass man den Willen dazu hat. Leider 
haben sich aber von jeher Forscher darin gefallen, das Leben 
und Treiben des Kukuks recht mysteriös erscheinen zu lassen, wie 
‘das die vielen Volkssagen offenbaren, 


44 Ad. Walter: 


Niemals bin ich vom Glück so begünstigt worden, wie Herr 
A. Müller beim Beobachten der alten Kukuke. 

Ich kenne den Vogel nur als einen sehr scheuen, vorsichtigen, 
der sich bei der Brutstelle, der er sein Ei übergeben hat, niemals 
zeigt, sobald er einen Menschen in der Nähe vermuthet. Herr M. 
dagegen darf sich nur zurückziehen, so erscheint der Kukuk wieder 
beim Nest. Das sehen wir nicht nur bei dem uns hier vorliegen- 
den Fall, sondern Herr M. hat Aehnliches schon öfter berichtet. 
Er sagt z. B. in der Monatsschrift des Deutschen Vereins z. Schutz 
der Vogelw., Jahrgaug 1887, Seite 76 und ebenso in „Thiere der 
Heimath“: | 

„An einem uns vorher schon bekannten Neste des Weiden- 
zeisigs gewahrten wir den 13ten Tag, dass ein junger Kukuk 
ausgekrochen ist, aber noch keins der Eier des Weidenzeisigs zum 
Aufbruche reif erscheint. Erst des anderen Tages frühe liegen 
zwei Junge Weidenzeisige unter den 4 Eiern. Der junge Kukuk 
verhält sich vollkommen friedlich gegenüber seinen Stiefgeschwistern 
und den Eiern. Währenddessen fällt uns das wiederholte Er- 
scheinen zweier Kukuke in der Nähe auf, in Folge dessen wir 
uns rasch zurückziehen. Gleich daraufkommen die Kukuke 
durch’s Gebüsch tief an der Erde hergeflogen, fussen 
in der Nähe des Nestes, und wir sehen, wie der eine derselben 
2 Eier aus dem Neste holt und heisshungrig verschluckt, die 
übrigen sodann aus der Nestmulde sammt einem jungen Weiden- 
zeisig wirft. Der andere Kukuk kommt nun herzu und würgt 
rasch hintereinander den eben herausgeworfenen Nestvogel, sowie 
eines der noch übrigen Eier, wie vorher sein Begleiter, jedesmal | 
nach dem Verschlingen eines Gegenstandes das Gefieder schüttelnd, | 
worauf beide auf einem nahen Baume fussen. Nach einer Weile 
fliegen dieselben, umflattert von dem klagenden Weidenzeisigpaare, 
wieder vor das Nest, zerren abwechselnd dessen Inhalt heraus, 
um auch diesen zu verschlingen.“ 

Dieser Mittheilung gegenüber muss ich bemerken, dass ich 
selbst Stunden lang unter Gesträuch versteckt, dem Zaunkönignest 
gegenüber in möglichst grosser Entfernung gelegen habe, um zu 
beobachten, wie das Kukuksweibchen die Eier neben dem soeben 
dem Ei entschlüpften Kukuk entfernt. Es liess sich nicht sehen. 
Sobald ich mich aber auf eine halbe Stunde entfernt hatte, fand 
ich bei meiner Rückkunft die Zaunkönigseier vor dem Nest am 
Boden liegend. Nachdem sie wieder von mir ins Nest gelegt waren 


Zur Frage: Brütet der Kukuk? 45 


und ich mich wieder in mein Versteck zurückgezogen, beobachtete 
ich von Neuem. Ein Zaunkönig trug ab und zu Futter zum Nest, 
aber keins der wiederhineingeschobenen Eier wurde ausgeworfen, 
trotzdem ich (im vorigen Jahre) 1!/, Stunden beobachtete. Als 
ich wegen Genickschmerzen nicht länger in meinem Versteck aus- 
halten konnte, trat ich wieder an’s Nest und fand die Eier im 
Nest, wie ich sie hineingelegt. Wieder entfernte ich mich und 
kehrte nach °/, Stunden zurück. Da lagen die Zaunkönigseier 
wieder vor dem Nest. Nochmals hineingelegt, fand ich sie am 
Nachmittage herausgeworfen, aber niemals konnte ich den Kukuk 
ertappen, niemals wurden Eier ausgeworfen, wenn ich 40 Schritte 
entfernt und gedeckt beobachtete und nür, sobald ich mich weit 
entfernte, fand ich sie ausserhalb des Nestes, denn nur in meiner 
Abwesenheit kam der Kukuk zum Neste zurück. 

Ich habe diese Beobachtung früher bei Reiersdorf, Provinz 
Brandenburg, gemacht und auch beschrieben im „Ornithol. 
Centralblatt“ und später in der „Zeitschrift für die gesammte Or- 
nithologie“, Jahrgang 1857, Heft 1. Voriges Jahr konnte ieh mit 
noch weit grösserer Ausdauer zweimal bei eben dem Ei ent- 
schlüpften Kukuken meine Beobachtung wiederholen. 

So zahme Kukuke, wie sie Herr A. Müller vorfand, kommen 
in den von mir durchforschten Gebieten nie und nimmer vor. 

Sehr auffallend muss es erscheinen, dass Herr M. während 
der ganzen Beobachtungszeit, vom 16. Mai bis 10. Juni, einer Zeit 
von 3%, Wochen, keinen Zeugen für diese höchst merkwürdige 
Begebenheit heranzog, und doch legen die beiden Herren Müller 
so grosses Gewicht auf Zeugen, indem sie bei Besprechung der 
Kiesselschen Entdeckung sich auf den Ausspruch von 3 Zeugen — 
Herr K. Müller in der Gartenlaube sogar von 4 Zeugen — be- 
rufen, von denen der eine auf besondere Veranlassung 
des Herrn A, Müller den Thatbestand schriftlich bestätigen 
musste. 

Ich halte es meinerseits für das beste, über die Kiesselsche Ent- 
deckung volles Stillschweigen zu beobachten; A. Brehm hat dar- 
über genug gesagt. Kiessel scheint ja auch nicht einmal einen 
jungen Kukuk gekannt zu haben, denn er sagt in einem Briefe 
an Herrn A. Müller: „Der kleine, kaum dem Ei entschlüpfte junge 
Kukuk hatte an mehreren Stellen, besonders am Kopf und an den 
Schultern, dunkelen Flaum, wie alle jungen Vögel haben.“ 

Der dem Ei entschlüpfte junge Kukuk hat aber, wie auch 


46 r Dr. G. Hartlaub: ° 


Herr A. Müller ganz richtig bemerkt, keinen Flaum und ist ganz 
weiss, d. h. von sehr zarter heller Fleischfarbe; jedoch schon im 
Laufe des zweiten Tages färbt sich der Hinterkopf grau und dieses 
Grau wird am folgenden Tage stärker und breitet sich immer 
weiter aus. 

Cassel, im November 1888. 


Aus den Ornithologischen Tagebüchern 
Dr. Emin Pascha’s. 


(Mitgetheilt von Dr. G. Hartlaub.) 
III. Estrelda nonnula Hartl. 


Wenn die meisten Astrilden Bewohner der Steppe sind und 
sandige mit Gebüsch bestandene Ebenen bewohnen, einige auch 
die Bambusdiekichte und den mit Schilf und Rohr bestandenen 
Saum der Bäche und Flüsse bevorzugen, so macht unser Vögelchen 
insofern eine Ausnahme, als es der eigentlichen Waldregion 
angehört, in welcher es mit Gras und Gebüsch bestandene Licht- 
tungen bewohnt. In kleinen Flügen vereint, schwärmen sie hier 
von Busch zu Busch, bald mit mäuseartiger Gewandtheit durch 
das Laub schlüpfend, bald zu 6—7 auf einen Grasstengel einfallend 
in steter Bewegung. Immer halten sie sich niedrig über dem Boden, 
auf den sie häufig genug herabkommen, um Grassamen aufzupicken, 
Die Nahrung besteht aus allerlei feinen Sämereien; doch werden 
auch winzige Insecten, Fliegen und Ameisen der rothen Art mit- 
genommen, Was die Verbreitung anbelangt, so ist unser Vogel 
im mittleren Ungoro und Uganda bei einer Meereshöhe von 
3—4000‘ ziemlich häufig, geht im westlichen Macraca ausnahms- 
weise nördlich und vertritt im Lande der Sandeh und im Mom- 
buttulande stellenweise die graue Astrilde. Auch in den letztge- 
nannten Ländern, die bedeutend niedriger liegen, bewohnt der 
Vogel mit Gebüsch besetzte, an Wälder angelehnte Ebenen, in 
denen er flugweise sich tummelt. Aufmerksam auf Alles, was 
um ihn herum vorgeht, ist er nicht eben scheu und gefällt besonders 
dadurch, dass er sich stets sauber und zierlich hält. Er scheint | 
Standvogel zu sein, denn ich beobachtete ihn in der feuchten wie 
in der trockenen Jahreszeit. Halten die Individuen eines Fluges 


Aus den Ornithologischen Tagebüchern’ Dr. Emin Pascha’s. 47 


treu zusammen, — ich halte sie für Mitglieder einer Familie — 
so sondern sich in der Paarungszeit die einzelnen Pärchen. Aber 
auch dann verleugnet sich ihr Geselliekeitstrieb nicht. Denn das 
Bäumechen, auf welches ein Paar zu Nest zu tragen beginnt, wird 
gewöhnlich von der ganzen Gesellschaft zum Nisten benutzt. Es 
war im October des Jahres 1877, als mir ein Aufenthalt bei 
‚Ungoro’s Herrscher, Kabrega, Gelegenheit bot, das Brutgeschäft der 
schwarzköpfigen Astrilde zu beobachten. Dicht neben meinen 
Hütten, auf einem Hügel, der sanft zum Bache Kjai abfiel, standen 
mehrere niedrige Combreten, auf denen sich eine ganze Gesellschaft 
unseres Vögelchens etablirt hatte. Stundenlang konnte ich sie bei 
ihren Liebeswerbungen, ihrem Nestbau und der Erziehung ihrer 
Jungen beobachten. Denn während manche Pärchen, noch dicht 
aneinander gedrängt, sich krauten und liebkosien, manchmal auch 
das Weibchen einen scherzhaften Schnabelstoss bekam, dann wieder 
ein Männchen sich emporschwang und mit leicht gesträubten Federn 
und zuekenden Schwanzes sein Weibchen umflatterte, aus voller 
Brust sein Lied ihm vorsingend, waren andere Paare eifrig mit 
dem Nestbau beschäftigt, an welchem der Gatte aussen und das 
Weibehen inwendig arbeitete. Noch andere hatten schon Junge 
erbrütet. Das Nest ist ein kugeliger, nach unten etwas in die 
Länge gezogener sehr diehter Bau, völlig überwölbt und aus 
frischen Grashalmen gefertigt. Er steht zwischen dünnen Aestchen 
und ist gewöhnlich durch Blätter verdeckt. Die Einschlüpföffnung 
ist klein und rund. Die ziemlich tiefe Mulde wurde sauber mit 
Pflanzenwolle und weissen Federchen gepolstert gefunden und aut 
dieser Unterlage gewöhnlich 4—5 Eier von rein weisser frischer, 
etwas röthlich durehschimmender Farbe und ein wenig nach unten 
 verjüugter Form angetroffen. Die grösste beobachtete Eierzahl 
war 6. Ich schliesse daraus, dass diese Vögel unter normalen 
"Verhältnissen wenigstens noch einmal brüten, vielleicht im April. 
Unter den zur Brut bestimmten Nestern findet sich gewöhnlich 
noch eine Anzahl solcher, die unbenutzt zu bleiben scheinen und 
über deren Zweck ich im Unklaren geblieben bin. Sind sie das 
Resultat einer extravaganten Baulust? oder dienen sie als Sitz- 
nester für die Männchen, was mir wahrscheinlicher ist, da sie 
‚unten gewöhnlich offen stehen und Querstränge zeigen. Solche 
‚Nester sind ja bei den Webern, Nigrita Arnaudi z. B., nicht selten. 
"Die Bedachung ist bei ihnen wie bei den Brutnestern ausserordent- 


By % Dr. 6. Hartlaub: 


lich solide geflochten, zum Schutz gegen die starken Regen, die 
gerade zur Brutzeit zu fallen pflegen. 
An dem Brüten betheiligen sich Männchen und Weibchen. 
Wenigstens sah ich jene oft genug einschlüpfen und mit dem 
Weibchen zusammen im Nest verbleiben. Diese sitzen so fest 
auf den Eiern, dass man sie berühren kann, ehe sie sich zum 
Verlassen des Nestes entschliessen. In 11 Tagen werden die 
Jungen gebrütet, die mit grauem Nestflaum bekleidet, völlig schwarze 
Schnäbelehen zeigen. Befiederung und Wachsthum nehmen an- 
dere 8-9 Tage in Anspruch. Die Jungen, welche von beiden 
Eltern fleissig gefüttert werden, sind zunächst ziemlich trübe ge- 
färbt. Die Kürze meines Aufenthaltes erlaubte mir nicht, die Aus- 
färbung zu beobachten, doch zweifle ich nicht, dass sie sich wie 
bei andern von mir beobachteten Astrilden durch Verfärbung, 
nicht durch Mauserung vollzieht. Besonders bemerkenswerth 
schien mir, und ein Beweis für die grosse Verträglichkeit unseres 
Vögelchens, dass auf demselben Baum, mitten in ihrer Nestcolonie 

ein Pärchen von Spermestes eueullatus brütete. 
Zum Schluss einige Maasse (in Millimetern): 
Ganze Länge. First. Flügel. Schwanz. Lauf. 


Ungoro, Oetbr. 16. & 120 9 44 41 14 
I; Br 116 9 4 38 153 
3 HB 117 9 42 40 14 
Uganda, Febr. 4. & 119 9 42 40 13 
” ea a ©) 118 ) 43 4l 14 
Kudurma, Nov. 10. & 118 9 43 41 14 
MN za ALRRNG 114 9 41 39 13 
Mombuttu, Juni 6. & 119 ) 43 42 14 
5 23202 114 9 40 39 13. 
IR RR 113 ) 42 37 13 
23 Juh >.) 116 9 43 40 13 


Die Weibchen scheinen also etwas kleiner als die Männchen | 
zu sein. Inder Färbungistzwischen den Geschlechtern | 
absolut kein Unterschied zu entdecken. Während der‘ 
Paarungs- und Brutzeit sind die Farben des Männchens natürlich | 
etwas intensiver und das Roth ist leuchtender. | 

Soweit Emin Pascha. j 

Nach dem Vorstehenden kann es wohl nicht zweifelhaft sein, 
dass diesem der hier in Rede stehende Vogel kaum weniger gut 
bekannt ist, als uns etwa der Sperling. Und schwer wiegend er- 


Aus den Ornithologischen Tagebüchern Dr. Emin Pascha’s. 49 


scheint die Bemerkung, dass bei ersterem in der Färbung der Ge- 
schlechter kein Unterschied wahrzunehmen sei. Wie aber ist da- 
_ mit in Einklang zu bringen, dass Shelley, gestützt auf die drei & 
und 1 9, die von Emin Pascha in Mombuttu gesammelt und von 
ihm nach England geschickt wurden, erklärt, das Männchen dieser 
Art sei der von Reichenow als Habropyga tenerrima beschriebene 
Vogel, das Weibchen aber unsere 7. nonnula? Die abweichende 
Schnabelfärbung und der scharlachrothe Weichenfleck sollen die 
unterscheidenden Merkmale des Männchens vom Weibchen bilden. 
Dass Emin Pascha, dem esja an der genügenden Litteratur fehlte, unser 
Vögelchen mit einer nahe verwandten, streng aufGabon beschränkten 
Art, Estrelda atricapilla Verr., verwechselt, istsehr entschuldbar. Aber 
der zwischen seinen Worten und den von ihm eingesandten Exem- 
plaren bestehende Widerspruch bleibt zunächst wenigstens unerklärt. 


IV. Bradyornis pallida, v. Müll. 

Gerade das Gegentheil zu der ewigen Beweglichkeit der in 
den vorstehenden Zeilen behandelten Astrilde bildet der nun zu 
besprechende Vogel. Weit über das Land verbreitet, sowohl in 
den Tiefebenen hausend, als auch zu den Bergen aufsteigend, be- 
sonders häufig aber im Ostflügel unseres Landes, hält er sich stets 
nur paarweise zusammen. Einzeln stehende vollbelaubte Bäume, 
deren Astspitzen ihm eine freie Umschau erlauben, bilden seine 
Wohnstätte. Hier kann man ihn leicht beobachten. Denn weit 
entfernt von Scheuheit, lässt er den Jäger furchtlos sich nähern. 
Mit aufgebauschtem Gefieder sitzt er auf einem dürren Aestchen, 
scharf auslugend nach vorüberfliegenden Insecten, die er in schönem 
wiegenden Fluge erhascht und nimmer verfehlt. Die Beute wird 
dann entweder sofort verschlungen, oder er kehrt mit ihr auf seine 
alte Warte zurück. Nie sah ich ihn Insecten von Blättern ablesen. 
Im Uebrigen hat der Vogel ein träges Naturell. Nie sieht man 
ihn im Laubwerk und Gezweige sich umherbewegen. Die Pärchen 
halten treu zusammen und locken sich mitunter mit ziemlich höl- 
_ zernen Lockrufen. Einen eigentlichen Gesang habe ich nie ver- 
nommen, häufig aber einige aneinander gereihte zirpende Töne. 
Das Nest wurde im März, also bei Beginn der Frühlingsregen 
gefunden. Es stand nicht gerade hoch in der Längsaxe eines 
ziemlich starken Zweiges, auf welchem es aus sehr gleichförmigem, 
 thonigen Schlamme fest aufgemauert war. Die Blätter des Baumes 
deckten es einigermassen, und von weitem hätte man es für 

Cab. Journ. f. Ornith, XXXVII. Jarhrg. No. 185. Januar 1889. 4 


50 Dr.G.Hartlaub: Aus d.Ornith. Tagebüchern Emin Pascha’s. 


einen Bau von Baum-Termiten halten können. Seine Höhe be- 
trug 15 mm., der Umfang 245 mm., die Dieke der Wandung 
57 mm. Die offene tiefe Nestmulde war einfach mit Heu aus- 
gepolstert. Auf diesem lagen 4 kaum bebrütete, einfarbig hellblaue 
Eier ohne irgendwelche Fleckung oder Sprenkelung, auf denen 
das Weibchen ziemlich fest brütete, während das Männchen nicht 
weit davon seine Umschau hielt. Ueber die Dauer der Brutzeit 
und die Entwiekelung der Brut vermag ich nicht zu berichten; 
doch dürfte sie der bei den grösseren Fliesenfängern entsprechen, 
zu welchen unser Vogel im System sicher zu zählen ist. Im Mai 
sammelte ich ausgefiederte Junge in Begleitung ihrer Eltern. Ihr 
Jugendkleid erinnert in seiner Fleckung ebenfalls an die Fliegen- 
fänger. Ich nehme an, dass im Jahre eine Brut gemacht wird. 
Geht diese zu Grunde, so mag im September eine zweite vor- 
kommen; jedenfalls aber ist das eine Ausnahme, da es dann an 
genügender Nahrung für die Jungen fehlen dürfte. Ich lasse einige ° 
Maasse folgen: 

Ganze Länge. First. Flügel. Schwanz. Lauf. 


Magungo, Nov. 19. & 150 1 ARE. 47 19 
In pa 148 11 80 49 19 

Wakkala, April 4. 68 166 1y USB 69 1907 3 

Baron, "rar SQ 165 1 hl ei 63 IyrE 

Agaru, 29. 160 1 77 61 
Tadjuli, Mai 5. 2 176 12" nR2ER 70 16 
Ä a ® 172 1288 6 m 
Katerma, ,„ 27. 182 12 m 13 16 
Mundi, , 6. & 172 1107 180 68 18 


Es geht hieraus hervor, dass die nordöstlichen und westlichen | 
Exemplare grösser sind als die eigentlich äquatorialen, eine Be- 
stätigung von Barboza’s Ansichten. In der Färbung der beiden 
Geschlechter ist nicht der geringste Unterschied. | 

Bradyornis pallida zählt jetzt zu den bestbekannten afrikani- " 
schen Museicapiden. Nahe verwandte südlichere Arten sind, Br. 
mariquensis Sm., Br. murinus, Finsch u. Hartl. und zumeist Br. | 
Oatesi, Sharpe. "(Oates: Matabele-Land, p. 314, pl. 3.) 


Allgemeine Deutsche Örnithologische Gesellschaft zu Berlin. 51 


Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin, 
Bericht über die (XIIL) Jahresversammlung. 
Abgehalten zu Berlin, vom 12. bis 14. September 1888. 


Erster Tag. 
Mittwoch, den 12. September 1888, Abends 3 Uhr. 
Sitzung im kleinen Saale des Architekten-Vereins- 
hauses, Wilhelmstr. 92. 1I. 


Anwesend die Herren: Altum (Eberswalde), R. Blasius 
(Braunschweig), Schumann (Crimmitschau), Ziemer (Klein- 
Reichow), Thiele (Cöpenick) und Krüger-Velthusen (Branden- 
burg a/H.). 

Von Berliner Mitgliedern die Herren: Cabanis, Deditius, 
Hocke, Wittcke, Grunack, Schalow, Blanc, Matschie, 
Kolbe, Reichenow, Ösner, Mützel, von Oertzen, Bünger, 
Rörig,Wacke,Braumüller, Hartwig,Kabatnick, Pascal, 
Pasceh, Müller, Hainz, Ehmcke, Marquardt, Freiherr 
von Maltzan, von der Heyden. 

Von Ehrenmitgliedern: Herr Möbius. 

Als Gäste nahmen Theil die Herren: Dreyer und Schotte 
aus Berlin. 

Vorsitzender: Herr Möbius. Stellvertreter die Herren: Altum 
und R. Blasius. Schriftführer: Herr Matschie. 


Der General-Sceeretär der Gesellschaft, Herr Cabanis, er- 
öffnet die erste Sitzung der (XIII) Jahresversammlung mit einer 
herzlichen Begrüssung der so zahlreich erschienenen Mitglieder. 
Durch Acelamation wird hierauf Herr Professor Dr. Möbius 
zum Vorsitzenden für die Jahresversammlung, die Herren Professor 
Dr. Altum und Dr. R. Blasius zu Stellvertretern gewählt. 

Herr Möbius dankt für die auf ihn gefallene Wahl, erklärt 
sich zur Annahme derselben bereit, bittet jedoch um Nachsicht, 
"wenn er, durch anderweitige Pflichten seines Berufes überaus stark 
in Anspruch genommen, nicht während des ganzen Verlaufs der 
_ Jahresversammlung die Verhandlungen leiten könne. 

Die Herren Altum und Blasius nehmen dankend die Wahl an. 
Herr Möbius übernimmt den Vorsitz und ertheilt dem General- 
‚Secretär das Wort zur Verlesung der folgenden Tagesordnung, 
‚welcher Entwurf von den Anwesenden angenommen wird: 

4* 


52 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Mittwoch, den 12. September. 
I. Sitzung. Abends präcise 8 Uhr im kleinen Saale des 
Architekten-Hauses, Wilhelmstr. 92, II. — Eröffnung der Jahres- 
Versammlung. — Wahl der Vorsitzenden und Schriftführer. — Fest- 
stellung der Tagesordnung. — Anmeldung von Vorträgen. — Be- 
schlussfassung über beantragte Statuten-Aenderungen. — Bericht 
über das verflossene Vereinsjahr. — Wahl der Revisionscommission. — 
Hierauf Abendessen im Architekten-Keller. 


Donnerstag, den 13. September. 

II. Sitzung. Morgens 9 Uhr im kleinen Saale des Architekten- 
Hauses. — 1. Vorträge. Bereits angemeldet sind: { 
Dr. R. Blasius: Berichte über die diesjährige Einwanderung 

des Steppenhuhns (Syrrhaptes paradozus). 
Dr. R. Blasius: Bericht über die Beobachtungsstationen der 

Vögel Deutschlands. 
2. Berathung von Anträgen der Mitglieder Hofrath Dr. Meyer 

und Dr. Reichenow in Bezug auf die Gestaltung des Aus- 

schusses für die Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 


Um 11 Uhr Frühstückspause, um 2 Uhr gemeinschaftliches 
Mittagsessen bei Lantzsch, Charlottenstr. — Nachmittags Besuch 
des Ausstellungsparkes und der Kunstausstellung. — Abends Ver- 
einigung im Restaurant „Würzburger Hofbräu“, Jägerstr. 14. 


Freitag, den 14. September. 

IlI. Sitzung. Morgens 9 Uhr im Ornithologischen Arbeitszimmer 
des „Museums für Naturkunde“, Invalidenstr. 43. — Besichtigung ’ 
des neuen Museums unter Führung des Herrn Direktors Prof. Dr. 7 
Möbius. — Prof. Cabanis: Literarische Beriehte und Vorlage 
neuer seltener Vögel. — Erledigung der Geschäftsangelegenheiten 
(Bericht der Kassen-Revisoren, Neuwahl ete.) — Gemeinschaftliches " 
Mittagessen. — Nachmittags bei günstiger Witterung: Ausflug in | 
Berlins Umgebung. — Abends 8 Uhr erforderlichenfalls eine Schluss- 
Sitzung im „Würzburger Hofbräu“. 

Es stehen zunächst Statuten-Aenderungen zur Berathung, welche 
der General-Seceretär zur Beschlussfassung der Jahresversammlung 
vorlegt, und welche als Anlage zu der allen Mitgliedern zugesendeten 
Einladung den folgenden Wortlaut haben: 

$5. Den ersten Absatz so zu gestalten: „Der Vorstand, 
welchem die Geschäftsführung der Gesellschaft obliegt, besteht aus’ 
fünf Mitgliedern: dem Präsidenten, dem Vice-Präsidenten, de 


Bericht über die (XIII.) Jahresversammlung. 53 


General-Secretär, dem stellvertretenden Secretär und dem Kassen- 
führer, welche, mit Ausnahme eines der beiden Präsidenten, in 
Berlin ansässig sein müssen. Es bleibt dem Vorstande überlassen“ 
u. s. w. bis zum Schluss. 

Im 2. Absatz, Zeile 1, zu setzen: „Der Ausschuss besteht aus 
höchstens 10 Mitgliedern“. 

$ 6. Den ersten Absatz (4 Zeilen) so zu gestalten: „Die Wahl 
des Gesammt-Vorstandes geschieht alle 2 Jahre auf der Jahres- 
Versammlung am Sitze der Gesellschaft rach Stimmenmehrheit 
der anwesenden Mitglieder und zwar durch Wahlzettel in ge- 
sonderten Wahlgängen. 

Im zweiten Absatz, Zeile 3, statt „Jahresversammlung“ zu 
setzen: „Wahlversammlung“. 

Im dritten Absatz, statt der 2 ersten Zeilen, zu setzen: „Von 
dem Ausschusse scheidet alle zwei Jahre nur die ältere Hälfte aus“. 


Im vierten Absatz, hinter „die Jahresversammlungen ernennen“ 
einzuschalten: „In Abwesenheit der Präsidenten“. 

8 7. Im 3. Absatz hinter „Jahresversammlung“ einzuschalten: 
Fin Berlin‘. 

Im Absatz e. statt „vorjährigen Rechnung“ zu setzen: „zwei- 
jährigen Rechnung“. 

Im Absatz d. statt „für das laufende Jahr“ zu setzen: ‚für 
die laufende Etats-Periode“. 

89. Zeile 9 statt: „durch Post-Vorschuss einzuziehen“ zu 
setzen: „durch Post-Auftrag einzuziehen‘ und hinzuzufügen: „An- 
nahme-Weigerung kann einer ungewöhnlichen Austritts-Erklärung 
gleich erachtet werden, worüber die Jahresversammlung entscheidet.“ 


8 11. Am Sehlusse des $ hinter „Jahresversammlung“ einzu- 
fügen: „sobald dieselbe mindestens aus 10 Stimmen besteht, er- 
ledigt. Minoritäts-Beschlüsse bedürfen der Bestätigung des Vor- 
standes“. 

Die beschlossenen Statuten-Aenderungen treten sofort nach 
Genehmigung des Gesammtvorstandes in Gültigkeit. 

Berlin, im August 1888. 
Der General-Secretär: 
Prof. Dr. Cabanis. 


Herr Cabanis motivirt die vorstehenden Anträge: Er habe 
bereits vor 2 Jahren dieselben Vorschläge gemacht, damals aber 
sei zwar die Geneigtheit zur Annahme vorhanden, nicht aber die 


54 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


zur Beschlussfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern anwesend 
gewesen. Er halte die vorgeschlagenen Aenderungen für dringend 
nothwendig, damit z. B. nicht auf einer nur von einer geringen 
Anzahl von Mitgliedern besuchten Jahresversammlung Beschlüsse 
gefasst werden könnten, welchen die grosse Mehrzahl der Mitglieder 
ihre Zustimmung versagen müsste; wie dies 1867 durch die auf- 
lösenden Beschlüsse des „alten“ Ornithologen-Vereins eingetreten sei. 
Im übrigen werde durch Verlegung der geschäftlichen Ange- 
legenheiten auf die in Berlin stattfindenden Jahresversammlungen die 
Tagesordnung der Wanderversammlungen zweckmässig entlastet. 
Herr R. Blasius erklärt sich gegen jede Statuten-Aenderung ° 
und betont die Nothwendigkeit der Gleichberechtigung aller Ba: 
versammlungen. 
Herr Reichenow ist ebenfalls kein Freund von Aenderungen 
in den Statuten, glaubt jedoch, dass in der That jetzt Umstände 
vorliegen, welche eine Revision der Satzungen rechtfertigen. Die 
auswärtigen Versammlungen würden oft sehr schwach besucht, und 
es liege ein Bedenken in dem Umstande, dass drei oder vier Mit- ° 
glieder in der Lage seien, Beschlüsse zu fassen, welche für die ° 
ganze Gesellschaft bindend würden. i 
Nach längerer Debatte, an welcher die Herren Cabanis, R. 
Blasius, Hartwig, Bünger und von Maltzan sich be- ’ 
theiligen, und nachdem die Anwesenheit von mehr als 25 Mit- 
gliedern constatirt worden ist, wird ein Antrag des Herrn R. 
Blasius, die Debatte über Statuten-Aenderungen nicht, vorzu- 
nehmen, mit allen gegen zwei Stimmen abgelehnt, ein Antrag des 
Herrn Reichenow, ineine Berathung der einzelnen vorgeschlagenen 
Aenderungen einzutreten, angenommen, nachdem ein Antrag auf 
Annahme derselben en bloc zurückgezogen ist. | 
Zu $ 5 der Statuten wird der erste Absatz nach Begründung 
durch die Herren Reiechenow und Schalow einstimmig ange- 
nommen und somit der Kassenführer zum Mitgliede des Vorstandes 
gemacht. — Der zweite Absatz, die Reduction der Zahl der Aus- 
schuss-Mitglieder betreffend, wird hierauf gleichfalls angenommen. 
In der Debatte wird die Theilnahmlosigkeit der meisten Ausschuss 
mitglieder den Sitzungen der Gesellschaft gegenüber beklagt. j 
Die für den $ 6 vorgeschlagenen Aenderungen begründet Herr 
Cabanis durch die Thatsache, dass bisher im günstigsten Falle 
5 bis 7 Mitglieder des Ausschusses durch Abgabe ihrer Voten den 
Vorstand gewählt hätten, dass dagegen in jeder anderen grossen 


Bericht über die (XIIL.) Jahresversammlung. 55 


Gesellschaft sämmtlichen Mitgliedern das Recht der Wahl des Vor- 
standes gewahrt sei. 

$ 6 wird nach kurzer Debatte in der vorgeschlagenen Form 
angenommen. 

Ein Antrag des Herrn R. Blasius, den Mitglieder-Beitrag 
von 13 auf 20 Mark pro anno zu erhöhen, kann nicht zur Ab- 
stimmung gebracht werden, weil derselbe nicht zur statutenmässigen 
Zeit vorher angemeldet worden ist. 

Die SS 7, 9 und 11 werden angenommen, $11 mit der Aenderung: 
„Beschlüsse, welche mit weniger als 10 Stimmen gefasst werden, 
bedürfen der Bestätigung des Vorstandes.“ 

Bei der Schlussabstimmung werden die gesammten Statuten- 
Aenderungen mit dreissig gegen zwei Stimmen angenommen. 
Das revidirte Statut ist diesem Berichte angehängt. 

Herr Cabanis theilt mit, dass die erforderliche Genehmigung 
des Gesammt-Vorstandes zu den beschlossenen Statuten-Aenderungen 
bereits gesichert erscheine, da von den 17 Mitgliedern, aus welchen 
der Gesammt-Vorstand gegenwärtig bestehe, nur drei, die Herren 
R. Blasius, Landois und König-Warthausen, dagegen 
seien und nur noch von zwei Mitgliedern, den Herren Bolle und 
W. Blasius, eine Erklärung überhaupt ausstehe. *) 

Herr Schalow berichtet nunmehr über die Geschäftsführung 
in den letzten zwei Jahren. 

Die Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zählte 
im Jahre 1885: 


Ordentliehe, Mitgliedern: nassen. rn laL 
Ausserordentliche Mitglieder . . . ... =.» g 
“in Summa 146 
Es schieden aus 1886 8 
Durch den Tod verlor die Gesellschaft 4 
in Summa 12 ab 12 
bleiben 154 


*) Von Herrn Bolle war die zustimmende Genehmigung am zweiten 
" Sitzungstage eingegangen. Herr Dohrn ist aus dem Vorstande ausgeschieden. 
"Nachdem nun schliesslich Herr W. Blasius, welcher am Tage nach dem 
Schlusse der Jahresversammlung verspätet in Berlin eingetroffen war, sein 
Votum mündlich dahin abgegeben hatte, „dass er sich der Abstimmung ent- 
halte,“ war die Genehmigung mit 13 gegen 3 Stimmen vollzogen, wodurch 
die Statuten-Aenderungen laut Beschluss der Jahresversammlung sofort (leider 
äber erst nach Schluss derselben) in Gültigkeit treten konnten, 


56 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


bleiben 134 


Es traten ein 1886 8 
in Summa 142 
Es schieden aus 1887 10 
Durch den Tod verlor die Gesellschaft 3 
in Summa 15 ab 13 
bleıben 129 
Es traten ein 1887 8 


Durch den Tod verlor die Gesellschaft: 
Apotheker A. Benzon. Kopenhagen. Mitglied seit 1873. 
Se. Excellenz J. C. H. Fischer. Königl. Dänischer Minister für 

Kirchen- und Unterriehtswesen. Kopenhagen. Mitglied seit 1873. 
Ignaz Schaitter, Kaufmann. Rzeszow in Galizien. Mitglied 

seit 1869. 
Dr. L.P.Fr. Pollen. Deutscher Viceconsul. Scheveningen. Mitglied 

seit 1884. 

Dr. Quistorp. Greifswald. Mitglied seit 1879. 
Dr. G. A. Fischer. Barmen. Mitglied seit 1880. 
Lieutnanta.D. Ad. Meyer. Gronau a. d. Leine. Mitglied seit 1882. 

Es traten ein 1886: V 
Freiherr von Berg, Königl. Oberförster. Strassburg im Elsass. 
Hermann Bünger. Bankbeamter. Berlin. 

L. Urban. Maurermeister. Berlin. 
Lackowitz. Schriftsteller. Berlin. 

C. Parrot. Stud. rer. nat. München. 

P. Leverkühn. Stud. med. Hildesheim. 
E. Kaforke. Apotheker. ° Berlin. 

Dr. med. Seidel. Braunschweig. 

Es traten ein 1887: 

von Winterfeldt. Premierlieutenant a. D. Berlin. 

H. Hocke. Maler. Berlin. 

A. Pischinger. Cand. phil. Würzburg. 

G. Hirsch jun. Hannover. | 
K. Knauthe. Landwirth. Dom. Schlaupitz, Kr. Reichenbach, 

Schlesien. 
Dr. A. König. Bonn a. Rh. 

Freiherr H. v. Maltzan. Berlin. 
Se. Durchlaucht Fürst zu Salm-Salm. Anholt. | 

Hierauf legt Herr Sehalow die Rechnung pro 1886 und 1887 


Bericht über die (XIII.) Jahresversammlung. 57 


vor. In die Revisions-Commission werden die Herren Grunack, 
Bünger und Hartwig gewählt. 

Die Herren Reichenow, R. Blasius und Cabanis 
überbringen den Anwesenden die Grüsse einer Anzahl von Mit- 
gliedern, welche zu ihrem Bedauern verhindert sind, an den Ver- 
handlungen Theil zu nehmen. Es sind dieses die Herren: Lever- 
kühn (Hildesheim), Hecker (Görlitz), W. Blasius (z Z. 
Breslau), Landois (Münster), Hartlaub (Bremen), Golz (Fang- 
schleuse), von Pelzeln (Döbling), Heine (St. Burchard), von 
Roedern (Breslau), Kutter (Cassel), Nehrkorn (Riddags- 
hausen), Wiepken (Oldenburg), von Berlepsch (Münden), 
König-Warthausen (Warthausen), Dohrn (Stettin), Bolle 
(Scharfenberg), von Tschusi (Hallein), Heine (Emersleben). 

Hierauf wird die Sitzung geschlossen. Im Architekten-Keller 
tauschen die Ornithologen in gemüthlicher Tafelrunde noch einige 
Zeit ihre gegenseitigen Erfahrungen und Meinungen aus, während 
gleichzeitig die Mitglieder des Ausschusses für Beobachtungsstationen 
der Vögel Deutschlands zu einer längeren Vorberathung der der 
Jahresversammlung vorzulegenden Anträge zusammentreten. 


Zweiter Tag. 


Donnerstag, den 13. September 18838, Morgens 9 Uhr. 
Sitzung im kleinen Saale des Architekten-Vereinshauses. 


Vorsitzender: Herr Möbius. 


Herr Blasius berichtet über die diesjährige Ein- 
wanderung des Steppenhuhns (Syrrhaptes paradoxus). 

In der sich hieran anschliessenden Discussion spricht sich Herr 
Altum mit Entschiedenheit gegen die Wahrscheinlichkeit des 
Bleibens von Syrrhaptes in Deutschland aus. Die Nahrung sei 
vielleicht vorhanden, die Steppen jedoch fehlen, auf welche die 
fremden Gäste angewiesen seien. Man wolle in Bezug auf alle 
Meldungen von angeblichen Syrrhaptes-Bruten höchst vorsichtig sein. 
Er habe bisher alle derartigen, ihm zur Kenntniss gebrachten Fälle 
als auf Irrthum beruhend gefunden. Nach brieflichen Mittheilungen 
ist Herr Wiepken in Oldenburg ebensowenig von dem Bleiben 
der Steppenhühner überzeugt. Auch er hat häufig gefunden, dass 
die vermeintlichen Steppenhuhn-Eier solche unserer gewöhnlichen 
Rebhühner oder von Crew pratensis waren. Er sah noch gegen 
Ende August die Syrrhaptes in Schaaren von 8 Stück, also noch 
nicht gepaart, | 


58 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Herr Reichenow hat Nachricht erhalten, denen zufolge die 
Steppenhühner noch im September in Völkern herumstrichen. 

Ueber verschiedene biologische Punkte erhebt sich eine Dis- 
cussion zwischen den Herren Altum, R. Blasius und Ziemer 

Herr Möbius hat auf Amrum 5 im Käfig gehaltene Syrrhaptes 
gesehen. Die Vögel, welche sich übrigens z. Z. im Berliner Aquarium 
befinden, waren äusserst scheu. Wie Herr R. Blasius bemerkt, 
waren die Steppenhühner nach den ersten Beobachtungen ziemlich 
dreist, und es ist anzunehmen, dass die Verfolgungen, welchen die 
Thiere im Verlaufe ihrer Wanderungen ausgesetzt waren, dieselben 
gelehrt haben, vor den Menschen mehr auf der Hut zu sein. ; 

Herr Cabanis fragt an, ob auf Seeschiffen Steppenhühner ° 
beobachtet worden seien, da die Annahme nahe liege, dass dieSteppen- ° 
hühner in ihrem anscheinend planlosen Ansturme die westlichen 
Grenzen Europas überflogen und im Atlantischen Ocean zum grossen ° 
Theil ihr Ende gefunden haben würden. # 

Herr Blasius theilt mit, dass am 29. Mai ein Syrrhaptes an 
Bord eines Schiffes auf der Reise zwischen Dänemark und Schott- 
land gefangen sei. l 

Herr Reichenow ergänzt diese Notiz dahin, dass häufiger 
in der Ostsee ertrunkene Exemplare dieser Art von Fischern auf- ° 
gefangen seien. F 

Die Ansichten der anwesenden Mitglieder über die Ursachen ° 
und den Verlauf des merkwürdigen Zuges erweisen sich als sehr 
verschieden. Möge es gelingen, durch sorgfältige Zusammenstellung 
aller Notizen ein klareres Bild des seitsamen Vorganges zu gewinnen, ö 

Herr Altum demonstrirt an Fichtenzapfen die verschiedene | 
Art und Weise, wie Loxia curvirostra und L. pityopsittacus bei der 
Bearbeitung der Zapfen zu Werke gehen. f 

„Unsere vorjährige akademische Studienreise („grosse Herbst- 
excursion,‘“ welche alle 2 Jahr abgehalten wird) führte uns u. a. 
auch in Reviere des Fiehtelgebirges und des Bayerischen Waldes, 
In den Fichtenaltbeständen des Revieres Wunsiedel (Fichtelgebirge) ° 
wurde ich überrascht durch die äusserst grosse Menge der vom Kreuz- 
schnabel, Lo.xia curvirostra, bearbeiteten, am Boden liegenden Zapfen. | 
Sie boten freilich an sich, d. h. durch die längst bekannte Art des 
Aufspaltens der einzelnen Schuppen, nichts Neues. Der Vogel 
durchsticht mit einer Spitze seines Schnabels eine Schuppe nahe 
der Basis und spaltet sie dann bis zur Spitze in der Weise auf, 
als sci sie mit einer Scheere der Länge nach aufgeschnitten. "| 


Bericht über die (XIII) Jahresversammlung. 59 


(Redner legte dergleichen beschädigte Zapfen der Gesellschaft vor.) 
Fortwährend trieben sich noch kleinere Flüge in den Wipfeln um- 
her, unaufhörlich Zapfen herabwerfend. Allein es fielen auch 
kurze Triebspitzen mit stark beknabberten Gallen der Fichtenwoll- 
laus, Chermes abvetis (viridis, ceoccinea), herab, ausserdem auch 
Spitzen ohne solche Gallen, an denen keine weitere Beschädigung 
als die Abbruchstelle zu bemerken war. Alles das ist längst be- 
kannt, und nur die ausserordentliche Menge der Kreuzschnabel- 
Fichtenzapfen, von denen man in kurzer Zeit Hunderte hätte sammeln 
können, macht die Thatsache hier bemerkenswerth. — Dagegen 
war mir bis jetzt die Besehädigungsart der Fichtenzapfen durch 
den Kiefernkreuzschnabel, Z. pityopsittacus, völlig unbekannt. Diese 
fanden sich im Forstamt Zwiesel-Ost des Bayerischen Waldes an 
vereinzelten Stellen unter frei stehenden alten Samenbäumen. (Auch 
von diesen legte Redner einige zur Besichtigung vor.) Der Angriff 
dieser Vogelart weicht von dem ihres Vetters gänzlich ab. Sie be- 
‚arbeitet nur das Basisdrittel, selten die Basishälfte.e Der Schnabel 
greift tief in den Zapfen bis zur Spindel, zerreisst und zerfasert 
Spindel und Schuppenbasis, so dass hier die Zapfentheile nur mit 
Fasern zusammenhängen, sogar wohl gänzlich zerfallen. Jene, vom 
L. eurvirostra verletzten Zapfen fanden wir in den Revieren des 
Bayerischen Waldes nicht, und diese des L. pityopsütacus, wie ge- 
sagt, nur unter wenigen freistehenden alten Fichten. — Wenn einmal 
die Frage nach der Speziesverschiedenheit dieser beiden Kreuz- 
'schnäbel wieder aufgeworfen werden sollte, so darf nach meiner 
Ueberzeugung dieser sehr grosse Unterschied in der Weise des 
 Zapfenaufbrechens beider nicht unberücksichtigt bleiben.“ 
| Herr Ziemer, welchem auf der (XI.) Jahresversammlung die 
"Ausarbeitung einer Uebersicht der Kennzeichen aller deutschen 
 Raubvögel übertragen worden war, legt den Entwurf zu einer 
solehen vor und bespricht denselben. Im Namen des Herrn Ehmcke 
bittet er die Gesellschaft, die Veröffentlichung dieses Schlüssels 
; übernehmen zu wollen. 
Nachdem sich die Herren Möbius, Blasius und Altum 
für die Ausführung der dem Laien vollständig verständlichen Kenn- 
zeichen-Tabelle ausgesprochen haben, wird auf Antrag des Herrn 
 Cabanis eine Commission zur Prüfung und Durchsicht der Ziemer- 
schen Arbeit gewählt, welcher die Herren Reichenow, Ziemer, 
Ehmke, Bünger und Matschie angehören. 

Hierauf folgt eine kurze Frühstückspause. 


60 Allgem. Deutsche Ormithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Nach der Wiederaufnahme der Verhandlungen verliest Herr 
Blasius einen Antrag des Herrn Leverkühn, ihn durch Angabe 
von Material für seine Arbeit über Entenkojen unterstützen zu 
wollen. Die Versammlung spricht ihre Bereitwilligkeit dazu aus. 


Alsdann berichtet Herr Blasius über die Thätigkeit des Aus- 
schusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 


Nachdem der Vorsitzende des Ausschusses durch ein Cireular- 
schreiben bereits die Meinungsäusserungen der Mitglieder über ge- 
wisse Aenderungen in der Geschäftsführung und in der Redaction 
der Aufrufe ete. eingeholt hatte, waren am Mittwoch Abend die 
Herren Blasius,Reichenow, Matschie, Ziemer, Deditius, 
Wacke und Bünger zu einer Besprechung zusammengetreten, 
in welcher dieselben über die eingegangenen Anträge berathen 
hatten. Für einige beschlossene Abänderungen wird nunmehr die 
Genehmigung der Jahresversammlung durch Herrn Blasius ein- 
geholt. 

Auf Antrag des Herrn Reichenow wird beschlossen: „Die 
Jahresversammlung der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen 
Gesellschaft wählt unter Aufhebung des bisher bestehenden Coop-' 
tations-Rechtes die Mitglieder des Ausschusses für Beobachtungs- 
stationen der Vögel Deutschlands selbst und zwar nur aus der 
Zahl der Gesellschaftsmitglieder. Als Zeitpunkt für die Einsendung 
der Berichtsantheile an den Vorsitzenden des Ausschusses seitens” 
der Mitglieder wird der erste Juni festgesetzt. Der Druck von 
Beobachtungstabellen zur Vertheilung an die Beobachter wird ein- 
gestellt. Die Instructionen für die Beobachter werden insbesondere 
den Anträgen des Herrn A.B. Meyer gemäss abgeändert und unter 
Anwendung der möglichsten Deutlichkeit und Kürze neu aufgestellt.“ | 

Schluss der Sitzung nach 1/, Uhr Mittags. 4 

Nachdem bei Lantzsch, Charlottenstrasse, ein gemeinsames 
Mittagsmahl eingenommen war, wurde der Nachmittag zur Be- 
sichtigung des Zoologischen Gartens benutzt. | 


zu einer zwanglosen Sitzung, in welcher gleichzeitig die Kassen-" 
Revisoren die Rechnungen bis zur Feststellung der Decharge prüften. 


Dritter Tag. 2 

Freitag, den 14. September 1888, Morgens 9 Uhr. Sitzung‘ 
im Ornithologischen Arbeitszimmer der zoologischen A 
des Museums für Naturkunde, Invalidenstr. 43. | 


Bericht über die (XIII.) Jahresversammlung. 61 


- Vorsitzender: Herr Möbius. 

Der Vorsitzende begrüsst die erschienenen Mitglieder in den 
prächtigen Räumen des seiner Obhut unterstellten Museums. Er 
macht vor dem Eingange in die Tagesordnung auf einen Form- 
fehler in den am Mittwoch geänderten Statuten aufmerksam. : Aut 
‚seinen Antrag wird unbedenklich als redactionelle Verbesserung 
in 8 6, vierter Absatz hinter „die Jahresversammlung ernennen“ 
eingeschaltet an Stelle von: ‚In Abwesenheit der Präsidenten“ 
„talls die Präsidenten verbindert sein sollten‘“. 

Hierauf spricht Herr Möbius in längerem Vortrage über den 
Plan und die Einrichtung des neuen Museums für Naturkunde. 
‚Die Versammlung folgte den klaren und interessanten Ausführungen 
mit gespannter Aufmerksamkeit. Ein Rundgang durch die gross- 
artigen Räume der zoologischen Abtheilung des Museums unter 
der Führung des Direetors gab Anlass zu den verschiedensten, 
überaus fesselnden Erörterungen über praktische Aufstellung von 
Museumsobjecten. Allgemeine Anerkennung fand die Art und 
Weise, in welcher Herr Director Möbius die dem Publikum zu- 
gängliche „Schausammlung“ zu benutzen gedenkt für eine möglichst 
anschauliche Darstellung des heutigen Standes der Zoologie. 

Mit der Bitte, die geplante Sammiung vaterländischer 
Vögel durch Zuwendung von Varietäten, Nestern und 
Frassobjektenetc. unterstützen zu wollen, verabschiedet 
sich Herr Möbius von den Anwesenden. 

Herr Schumann spricht demselben den herzlichsten Dank 
der Gesellschaft aus. 

Nach einer Frühstückspause wird der Rest der Tagesordnung 
erledigt. 

Die Revisions-Commission ertheilt dem leider aus seinem Amte 
wegen Ueberbürdung mit anderweitigen Geschäften scheidenden 
Kassenführer Decharge. Herr Bünger erklärt sich bereit, die 
Kassengeschäfte bis zur definitiven Wahl eines Kassenführers durch 
den Vorstand zu versehen. 

Als Ort für die nächstjährige Versammlung wird Münster 
gewählt auf die Einladung des Vorstandes des Westphälischen 
‚Vereins für Wissenschaft und Kunst in Münster. Es soll der Vor- 
sitzende dieses Vereins, Herr Professor Dr. Landois, ersucht 
‚werden, die Local-Geschäftsführung zu übernehmen und die passende 
Zeit für die Jahresversammlung zu bestimmen. 

Die statutenmässig ausscheidenden Mitglieder des Ausschusses, 


62 Allg. Deutsche Ornitholog. Gesellschaft zu Berlin. Statut. 


die Herren Wiepken, Kutter, Nehrkorn und Graf Ber- 
lepsch, werden durch Acclamation wiedergewählt. 

Zum letzten Male soll der Vorstand nach alter Weise gewählt 
werden, weil durch das Ausbleiben einer Stimme der Abschluss 
der Genehmigung des Gesammt-Vorstandes für die beschlossenen 
Statuten-Aenderungen verzögert ist. Da ausserdem aber weder 
schriftliche Voten der abwesenden Ausschussmitglieder eingelaufen 
sind, noch irgend ein Mitglied des Ausschusses anwesend -ist, so 
kann eine Neuwahl nicht stattfinden. 


Zum Schluss legt Herr Cabanis eine Anzahl seltener Vögel 
des Museums vor, darunter die prächtigen neuen Paradiesvögel 
welche er so glücklich war als Paradisea Guilielmi II. und Paradisea 
Augustae Vretoriae publiciren zu können. 


Hierauf wird der officielle Schluss der (XIIL) Jahresversammlung 

verkündigt. | 

Möbius. Altum. R. Blasius. Matschie. 
Cabanis, Gen.-Secr. 


Statut 


der 


Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. 


Sl. 

Die „Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft“ ist ein 
naturwissenschaftlicher Verein, welcher seinen Sitz in der Reichs- 
hauptstadt Berlin hat. { 


82. I 

Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Ornithologie 
nach allen Richtungen, namentlich also Erforschung der gesammten 
Vogelwelt hinsichtlich der Systematik, des Körperbaues, der Lebens- 
weise und der Bedeutung ihres Lebens für den Haushalt der Natur. 
Dieser Zweck wird zu erreichen gesucht durch gegenseitigen 
Austausch der gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen in 
regelmässig wiederkehrenden Sitzungen, Jahresversammlungen und 
in einem gemeinschaftlichen Organe. 


Allg. Deutsche Ornitholog. Gesellschaft zu Berlin: Statut. 65 


0% 

Die Gesellschaft ist eine geschlossene und zählt als solche nur 
ordentliche Mitglieder; doch soll der Vorstand das Recht haben, 
in besonderen Fällen auch Ehrenmitglieder zu ernennen. Zur 
Mitgliedschaft ist jeder in Deutschlaud oder im Auslande lebende 
Kenner und Liebhaber der Vögel berechtigt. Nach erfolgter Mel- 
dung auf Grund der Statuten ist der Vorstand befugt, die Aufnahme 
zu vollziehen; spricht der Vorstand sich für Abweisung aus, so 
hat derselbe die definitive Entscheidung im Verein mit dem Aus- 
schusse zu treffen. Das Mitglied bleibt der Gesellschaft für das 
folgende Kalenderjahr verpflichtet, wenn es nicht spätestens 
vier Wochen vor Jahresschluss eine Austrittserklärung an den 
General-Seceretair schriftlich abgiebt. 

Ueber Zulassung von Gästen zu den Sitzungen und Jahres- 
versammlungen entscheidet der Vorstand. 


84. 

Die Angelegenheiten und Interessen der Gesellschaft leitet 
und wahrt ein geschäftsführender Vorstand und ein Ausschuss, 
welche aus der Zahl derjenigen Mitglieder periodisch gewählt werden, 
die als Schriftsteller, Reisende, Sammler oder Züchter Hervor- 
ragendes geleistet haben, oder überhaupt solcher, die vor- 
zugsweise an der Förderung der Gesellschaft sich zu 

'betheiligen und nach Möglichkeit den Sitzungen, beziehungsweise 
 Jahresversammlungen, persönlich beizuwohnen gewillt sind. 


55. 

Der Vorstand, welchem die Geschäftsführung der Gesellschaft 
obliegt, besteht aus fünf Mitgliedern: dem Präsidenten, dem Vice- 
Präsidenten, dem General-Secretair, dem stellvertretenden Secretair 
und dem Kassenführer, welehe, mit Ausnahme eines der beiden 
Präsidenten, in Berlin ansässig sein müssen. Es bleibt dem Vor- 
'stande überlassen, wie er auf Grund einer von ihm entworfenen 
Geschäftsordnung seine Thätigkeit auf die einzelnen Mitglieder 
 vertheilen will, und haftet er der Gesellschaft gegenüber solidarisch. 
| Der Ausschuss besteht aus höchstens 10 Mitgliedern. Die- 
selben sind als Vertrauenspersonen der Gesellschaft in allen wich- 
tigen Fragen vom Vorstande zu Rathe und erforderlichen Falles 
zur Geschäftsführung oder Vertretung heranzuziehen. In dringenden 
Fällen soll der Ausschuss auf Antrag des Vorstandes provisorisch 
die Befugnisse der allgemeinen Versammlungen ausüben können. 

Die Wirksamkeit des Ausschusses während des Jahres regelt 
gleichfalls eine von demselben entworfene und von der Jahresver- 
sammlung genehmigte Geschäftsordnung. 

Der Vorstand und der Ausschuss bilden zusammen den Ge- 
sammtvorstand. 


64 Allg. Deutsche Ornitholog. Gesellschaft zu Berlin: Statut. | 


5 6. 

Die Wahl des Gesammt-Vorstandes geschieht alle 2 Jahre auf 

der Jahresversammlung am Sitze der Gesellschaft, nach Stimmen- 
mehrheit der anwesenden Mitglieder und zwar durch Wahlzettel in 
gesonderten Wahlgängen. 
Die Ausscheidenden können sogleich wieder gewählt werden, 

Bei unvorhergesehenen Vacanzen ergänzt sich der Vorstand nach 
eigenem Ermessen provisorisch bis zur nächsten Wahlversammlung. 


Von dem Ausschusse scheidet alle 2 Jahre nur die ältere 
Hälfte aus. Die Neuwahl, mit zulässiger Wiederwahl, geschieht 
auf Vorschlag des Vorstandes durch dıe Jahresversammlung nach 
absoluter Majorität der anwesenden Mitglieder. 


Die Jahresversammlungen ernennen, falls die Präsidenten ver- 
hindert sein sollten, für die Dauer ihres Zusammenseins jedesmal 
ihre eigenen Vorsitzenden. 


87. 

Am ersten Montage eines jeden Monats (ausgenommen Juli 
und August) versammeln sich die in Berlin anwesenden Mitglieder 
der Gesellschaft zu einer Sitzung. Statt der Juni-Sitzung wird 
eine Frühjahrs-Excursion unternommen. 
Ausserdem findet, um sämmtlichen Mitgliedern im voraus die 
Möglichkeit persönlicher Begegnung und Besprechung zu sichern, 
alljährlich im Sommer eine Jahresversammlung an einem Orte’ 
innerhalb Deutschlands statt, welche jedoch alle zwei Jahre am’ 
Sitze der Gesellschaft tagen soll. | 
Auf der Jahresversammlung in . sind folgende Geschäfte 

zu erledigen: 
a. Neuwahl für die seit der Im Versammlung statuten- 
mässig, beziehungsweise aussergewöhnlich ausgeschiedenen Mit- 
glieder des Gesammtvorstandes. 
b. Entgegennahme des vom Vorstande vorzulegenden Berichtes 
über die Geschäftsführung seit der letzten Versammlung. 


c. Prüfung und Decharge der im Auftrage des Vorstandes von 
dem Kassenführer vorzulegenden zweijährigen Rechnung durch eine 
ad hoc gewählte Revisionscommission von drei anwesenden Mit- 
gliedern. | 

d. Entgegennahme und Feststellung des seitens des Vorstandes 
auf Grund eines Normal-Etats vorgelegten Budgets für die laufende 
Etats-Periode. 

e. Bestimmung des Ortes, der Zeit und der localen Geschäfts- 
führer für die nächste Jahresversammlung. 

Ausserdem kommen alle von mindestens 5 Mitgliedern unter- 
stützten oder vom Vorstande eingebrachten Anträge, Soweit es nach 
den Statuten zulässig ist, zur Verhandlung. 

Ausserordentliche Sitzungen und Versammlungen bleiben den 
Anordnungen des Vorstandes vorbehalten. 


| 
KÜ.. 
' Allg. Deutsche Ornitholog. Gesellschaft zu Berlin: Statut. 65 


88. 

Alle in den Versammlungen gehaltenen Vorträge und die sonst 
an die Gesellschaft eingehenden oder von derselben veranlassten 
ornithologischen Abhandlungen werden in dem 1853 begründeten 
„Journal für Ornithologie“ veröffentlicht, und gewährt die 

Gesellschaft die Mittel zur Herstellung naturgetreuer Abbildungen, 
' um den Anforderungen deutscher Wissenschaftlichkeit gemäss ein 
für die Ornithologie in jeder Beziehung zweckentsprechendes Organ 
dauernd zu sichern und fortzuentwickeln. Die Protocolle und 
‚ Sitzungsberichte, insofern sie wissenschaftliche Ergebnisse liefern, 
alle die Gesellschaft betreffenden Bekanntmachungen und ebenso 
' Wünsche und Anfragen der Mitglieder in Bezug auf Ornithologie, 
‚ werden ebenfalls durch das Journal zur allgemeinen Kenntniss ge- 
bracht. Von allen wichtigen ornithologischen Publieationen, zumal 
des Auslandes, wird das Organ der Gesellschaft thunlichst Be- 

sprechungen, Berichte oder Auszüge bezw. Uebersetzungen bringen. 


SIEH 
| Zur Förderung der Zwecke und zur Bestreitung der Kosten 
‚ der Gesellschaft zahlt jedes Mitglied einen jährlichen Beitrag von 
18 Reichsmark pränumerando im Laufe des Januar. 


Die erste Beitragszahlung gilt für das laufende Kalenderjahr. 
Mit dem neuen Jahre wird an jedes Mitglied ein gedrucktes und 
' frankirtes Schreiben gerichtet, worin in Erinnerung gebracht wird, 
dass die Zahlung für das neue Jahr fällig ist und das Ausbleiben 
bis zum 1. Februar als die Erlaubniss angesehen wird, den Betrag 
durch Postauftrag einzuziehen. Annahme-Weigerung kann einer 
ungewöhnlichen Austritts-Erklärung gleich erachtet werden, worüber 
‚ die Jahresversammlung entscheidet. Nach erfolgterZahlung empfängt 
' jedes Mitglied für das laufende Jahr eine auf seinen Namen aus- 
gestellte Mitgliedskarte, welche dem Inhaber die Rechte und Vor- 
theile eines Gesellschaftsmitgliedes gewährleistet. 


Ebenso erhält jedes Mitglied jährlich 4 Hefte oder einen Band 
des Journals für Ornithologie unmittelbar nach Vollendung des 
Druckes geliefert. Die Versendung geschieht mittelst frankirter 
' Streifband-Verpackung unter sorgfältiger Controlle an die im Mit- 
_ glieder-Verzeichnisse aufgegebene Adresse, jedoch ohne weitere 
Gewährleistung durch die Gesellschaft. Allen im Laufe des Jahres 
hinzutretenden Mitgliedern werden die bereits erschienenen Hefte 
' des betreffenden Jahrganges nachgeliefert. 


Ss 10. 
Sämmtliche Meldungen und Zusendungen in Gesellschafts- 
' Angelegenheiten sind frankirt an den General-Secretair zu richten, 
welcher dieselben dem Vorstande zu übermitteln oder sonstwie das 
- Erforderliche zu veranlassen hat. 
Cab. Journ. f, Ornith, XXXVII. Jahrg. No. 185. Januar 1889. 5 


66 Allg. Deutsche Ornitholog. Gesellschaft zu Berlin: Statut. 


s ıl. 

Zusätze und Aenderungen der Statuten können nur auf einer 
Jahresversammlung am Sitze der Gesellschaft berathen werden. 
Darauf bezügliehe Anträge sind wenigstens 6 Wochen vor der 
Versammlung an den General-Secretair schriftlich und präeisirt 
einzusenden und auf die Tages-Ordnung zu setzen. Zur Berathung 
solcher Anträge ist die Anwesenheit von wenigstens 25 Mitgliedern, 
zur Gültigkeit des Beschlusses die Majorität von dreivierteln der 
anwesenden Mitglieder und die Bestätigung des Gesammtvorstandes 
erforderlich. Zur Gültigkeit eines Beschlusses über Auflösung der 
Gesellschaft ist die Majorität von dreivierteln sämmtlicher Gesell- 
schaftsmitglieder erforderlich. Alle anderen, die Statuten nicht be- 
treffenden Anträge werden durch absolute Majorität der Jahres- 
versammlung, sobald dieselbe mindestens aus 10 Stimmen besteht, 
erledigt. Beschlüsse, welche durch weniger als 10 Stimmen gefasst 
werden, bedürfen der Bestätigung des Vorstandes. 


8 12. 

Ueber Erweiterungen ihrer Thätigkeit und über Einrichtungen 

zur Förderung der Gesellschaft, z. B. Anlegung einer ornitho- 
logischen Gesellschaftsbibliothek, Schriftenaustausch mit anderen 
ornithologischen Vereinen u. s. w. beschliesst die Gesellschaft durch 3 
ihren Gesammtvorstand. 


Revidirt auf der Jahresversammlung zu Berlin im September 1888 
und bestätigt. 


Der Gesammtvorstand. 


67 


Die Kennzeichen der deutschen Raubvögel. 


Eine Anleitung zur sicheren Bestimmung unserer deutschen 
Tag- und Nachtraubvögel. 
Im Auftrage der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft 
zusammengestellt 
von 
Paul Matschie. 

Die Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesell- 
schaft zu Berlin beschloss auf Antrag des Herın Ehmcke eine 
einfache, zuverlässige, leicht zu benutzende Uebersicht der Kenn- 
zeichen aller deutschen Raubvögel herstellen zu lassen, um die 
Kenntniss der Verbreitung und des Vorkommens dieser Arten, 
welche noch manche Frage offen lässt, zu fördern. 

Die hier gebotene Anleitung, welche unter Benutzung eines 
Entwurfs von E. Ziemer und mit gewissenhafter Beachtung des 
gesammten reichen, in der zoologischen Sammlung des Königlichen 
Museums für Naturkunde zu Berlin vorhandenen Materials an Raub- 
vogelbälgen zusammengestellt ist, wendet sich vornehmlich an alle 
Forstbeamte, Jäger und Jagdliebhaber. 

Die Benutzung der Tabelle erfordert keinerlei Vorkennt- 
nisse. 

Es wird gebeten, Nachrichten übererlegteRaubvögel 
an den General-Secretär der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen 
Gesellschaft, Herrn Professor Dr. Cabanis, .Berlin.S.W., Alte 
Jacobstr. 103a einzusenden. 

Sehr erwünscht sind Angaben über den Mageninhalt 
der erlegten Raubvögel. In zweifelhaften Fällen wolle man 
die betreffenden Exemplare unfrankirt an das Kgl. Museum 
für Naturkunde, Zoologische Sammlung, Berlin N. 4 einsenden. Er- 
wünscht sind ferner Mittheilungen über Nahrung, Brutplätze, Aetzung 
der Jungen und sonstige Lebensverhältnisse unserer Raubvögel. 


A. 
Anleitung zur Bestimmung der Gattungen der Tagraubvögel. 
Nr. der 
Tabelle B. 
nackt oder nur mit 
I. Kopf und Hals Dunen bewachsen. . . » . .. . Geier: 1 
beftederti 2022 209! unter IJ. 


bis an die Zehen befiedert . ‚Adler und 
Lauf. Rauhfussbussard: 2—7 
| nur im oberen Theile 


befiedert . . . . s. unter III. 
* 


68 


gegabelt,d.h. dieäusseren 
Schwanzfedern sind länger 
als die mittleren 

nichtgegabelt d.h. die 
Schwanzfedern sind gleich- 
lang oder die äusseren 
sind kürzer als die mitt- 
leren s. unter 


III. Schwanz 


mit scharfem, eckigen 
Zahnim Oberkieferund 
kerbenartigem Ausschnitt 
vor der Spitze des Unter- 
kiefers ; 

ohnescharfen,eckigen 
Zahn, höchstens mit einer 
Ausbuchtung am OÖber- 
kiefer und ohne Ausschnitt 
vor der Spitze des Unter- 
kiefers s. unter 


IV. Schnabel , 


nicht gelb, sondern bläu- 
lich oder blaugrau. 
V. Füsse...» 


gelb. s. unter 


länger als 60 cm. 
VI. Flügel . 


| 


[Man messe den angelegten Flügel in seiner 
grössten Länge geradlinig.] 


kürzerals60cm s. unter 


mit kleinen, schuppenar- 
tigen Federn; Nasen- 
löcher schlitzförmig 
mit haarartigen Borsten 
bekleidet; Nasenlöcher 
rundlichoderoval s. unter 


VII. Zügelgegend 


[Zügelgegend nennt man den Theil des Kopfes 
zwischen Mundwinkel und Auge.] 


nur bis höchstens zur 
Hälfte von den ange- 
legtenFlügelnbedeckt 
überdieHälftevon den 
angelegtenFlügelnbe- 
deckt 


VIII. Schwanz 


\ 
Nr. der 
Tabelle B. 
Milane: 8 
IV. 
Falken: 915. 


s. unter IX, 


V, 


Fischadler und 
Schlangen- 
adler: 


16 
VI. 


Seeadler: 174 


v1. 


Wespenbussard: 18 


vIll. 


Habichte: 


69 


Nr. der 
Tabelle B. 


an der Wurzel mitin die 
Höhe gebogenen 
längeren Bartborsten; 
ein Schleier, wie bei den 
IX. Schnabel . . . Eulen, um das Gesicht 
Körper sehr schlank . Feldweihen: 2022 
an der Wurzel ohne 
längere Bartborsten; 
kein Schleier; Körper 
gedrungen . . . . . .„ Bussarde: 23 


B. 
Geier: 
rund. Gefieder dunkel braun Vultur monachus 
FE Rarenlücher ns lich mil Gefied uch gie 
eng | Janslichrowal, Gefieder weisslich . Gyps fulvus 
siehe Tab. A. unter VI. (Gm.) — Gänsegeier. 


| Adler und Rauchfussbussard: 
| M kürzer als 48 cm . . siehe unter 3 
ee { längerals48cm .. „ 4-7 
oben weiss mit 1-6 dunklen Binden. Schnabel 
von den Stirnfedern zur Spitze im Bogen gemessen, 
kürzer als4 cm. . . Archibuteo lagopus (Gm.) — 
u hwanz ..- Rauhfussbussard. 
oben braun ohne Binden. Schnabellänger als 4cm: 
Aquila pennata (Gm.) — Zwergadler. 
bis hinten unter das Auge gespalten; Schwanz 
von der zweiten Feder an gerade abgeschnitten: 
N Aguila melanaetus (L.) — Kaiseradler. 
bis vorn unter das Auge gespalten; Schwanz 
abgerundet . . . . . siehe unter 57 
länger als 60 cm . . . Aquila chrysa&tus (L.) — 
2 Steinadler. 
kürzer als 60 cm . . siehe unter 6—7 
länger als 56 cm; Nasenloch länglich schräg: 
- | Agwila orientalis Cab. — Steppenadler. 
kürzer als55 cm . . siehe unter 7 
länger als6 cm; Schnabel an der Stirn höher als 
| 2,7 cm; Nasenloch breiter als 8 mm, länglich: 
Aqwila clanga Pall. — Schelladler. 
kürzer als 6 cm; Schnabel an der Stirn niedriger 
als 2,7 cm; Nasenloch nicht 8 mm breit, rund: 
Aquila pomarina Brehm — Schr eiadler. 


Anm.: Sind die Flügel kürzer als 52 cm, so ist das Exemplar sicher A. pomarina. 
Sind die Flügel länger als 54 cm, so ist das Exemplar sicher A. clanga. 
In zweifelhaften Fällen wolle man behufs Bestimmung den erlegten Adler 
unfrankirt einsenden! 


. Rachen . 


Flügel . 


. Flügel. . 


. Rachen . 


70 


8. Schwanz. 


9. Flügel . 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


16. 


17. 


Bartstreif . 


Schwanz . 


Bartstreif . 


Füsse. . . 


Krallen . 


Flügel 


Kopfseiten.. 


Fischadler und Schlangenadler: 


Milane: 


rostroth, ca. 36 cm lang. . Milvus ictinus Sav. — 
Gabelweih. 

| dunkelbraun, ca.28cmlang Milvus migrans (Bodd.) 
| — Schwarzer Milan. 


Falken: 


länger als29 cm . . siehe unter 10-11 
\ kürzer als. Yem..„u..% „ 12-15 


breit, dunkel, ungefleckt. 

Schw.anz kürzer als 19 em und von 

den angelegten Flügeln vollständig be- 

deckt: Falco peregrinus Tunst. — Wanderfalk. 
fehlt oder nur schwach angedeutet. 

Schwanz länger als 19 cm und von 

den angelegten Flügeln nicht vollständig 

bedeckt IP ETF Rue 


weiss oder mit12—14dunklen Binden: 
Falco rusticulus L. — Jagdfalk. 
braun mit 9—11 weissen oder rostfar- 
benen Flecken . . Falco lanarius 
L., Pall. — Würgfalk. 
breit, über 2 cm lang, dunkel, unge- 
fleckt: Falco subbuteo L. — Lerchenfalk, 
Baumfalk. 
fehlt oder nur schwach angedeutet, 
s. unter 13—15 
| rothgelb oder mennigroth Falco 
vespertinus L. — Rothfussfalk. 
gelb... ......2..2.. siehe unter 14—15 { 
hell, nicht schwarz Falco cenchris 
| Naum. — Röthelfalk. 
schwarz’?".%."% , Siehe unters 


kürzer als 24 cm und reichen an- 
gelegt über das Schwanzende hinaus 
Falco aesalon Tunst. — Merlinfalk. 
länger als 24 cm und erreichen an- 
gelegt höchstens das Schwanzende 
Falco tinnunculüs L. — Thurmfalk. 


mit dunkler Binde . . Pandion haliaetus (L.) — 
‚Fischadler. 

ohne dunkle Binde . Circactüs gallicus (G m.) 4 
Schlangenadler 

| 


Seeadler: 


Zehen ohne Spannhaut . . . . . Haliaötus albieilla (L.) Seeadler. 


1 


Wespenbussard: 


18. Eine ganz kurze Spannhaut zwischen der äusseren 
| und Mittelzehe: Pernis apivorus (L.) — W espenbussard. 


Habichte: 
| länger als28cm . . Astur palumbarius (L.) — 
& Hühnerhabicht. 
EHlngel. . . - | kürzer als 28cm . . . Accipiter nisus (L.) — 
Sperber. 
Feldweihen: 


länger als 40 cm,, Schnabel im 
Bogen gemessen länger als 3,5 cm.; 
Schwanz einfarbig: Circus aeru- 
ginosus (L.) — Rohrweihe. 
kürzer als 40 cm., Schnabel im 
Bogen gemessen kürzer als 3,5 cm. 
siehe unter 21—22 


20. Flügel . . - | 
9,5. Schwinge des Flügels bogig verengt auf der 
Aussenfahne, 1.—4.Schwinge auf der Innen- 
fahne winklig eingeschnitten: 
21. Schwungfedern Circus cyaneus (L.) — Kornweihe. 
9.-4,Schwinge des Flügels deutlich verengt auf 
der Aussenfahne, 1.3. Schwinge auf der In- 


nenfahne winklig eingeschnitten: siehe unter 22. 


überragen angelegtdenSchwanz. Innerer Winkel- 

einschnitt der ersten Schwungfeder ca. 2 cm. von den 

Deckfedern des Flügels: . Circus pygargus (L.) — 

Wiesenweihe. 

Innerer Einschnitt der ersten Schwungfeder dicht 
neben den Deckfedern des Flügels: 

Circus maerurus (Gm.) — Steppenweihe. 


22. Flügel . 


Bussarde: 

länger als 40 cm.; Schwanz länger als 23 cm. 
Rostfarbener Anflug an Schwanz und Schenkeln 
| fehlt . . . Buteo vulgaris Behst. — Bussard. 
23. Flügel . - - kürzer als 40 cm,; Schwanz kürzer als 23 cm. 
Rostfarbener Anflug an Scäwanz und 
Schenkeln vorhanden. 

Buteo desertorum Daud. — Steppenbussard. 


Anleitung zur sicheren Bestimmung der deutschen Eulenarten. 


deutlich sichtbar, vom Kopfe abstehend: 
siehe unter 2—8 
nicht deutlich sichtbar, nicht vom 


| 1. Ohrfeder 
Den sesnngne aa. ‚siehe, unten 4 


länger als 40 cm Bubo ignavus Forst. — Uhu. 
De. er als 40 cm . . . .\. . siehe unter 8 
messung siehe 
an A. unter 
länger als 20 cm. . . . Asio otus (L.) — Waldohr- 
3. Flügel ee 
5 kürzer als 20 cm Scops pulchella (Pall.) — Zwergohr 
eule. 
Zum grössten Theile weiss oder mit wenigen 
4, deneter ı braunen Flecken . Nyctea scandiaca (L.) — , 
nicht rein weiss . 2 2 2... 8 unter 5—I2 
länger als:85 cm Twins km an kr 8. unter i6 
5. Flügel . a als 35cm . . 2... ... 8 unter 7—I2 
gelb. Kehle schwarz: 
Syrnium lapponicum (Retz.) — Barteule. 
6. Auge dunkelbraun. Kehle nicht schwarz: 
Syrnium wralense (Pall.) — Habichtil 
eule. 
flängerals 20cm ....... 8 unter S-10 
lee: \ kürzer als20cm .. ok aaa 
gezähnelt; „1. und. s L. — Sch - 
s. Kralle derfigezehne a flammea Nm 
telzeh 
Be nicht gezähnelt . .... 8. unter 9—10 
f dunkelbraun .. . Bummi aluco (L.) — Waldkauz 
AnnUBe BER la Dr NN IR . 2... siehe unter 10 # 


an den Kopfseiten orhahe en: | 

Nyctea ulula (L.) — Sperber- 

10. Schwar- eule. 
zer Fleck | an den Kopfseiten nicht vorhanden: 

Asio brachyotus (Forst.) — Sumpf- 


ohreule. 


Carine noctua (Scop.) — Stein- 


11. Zehen . k 
auz. 
dicht mit Federn besetzt. . . . . s. unter 12 
länger alsl4cm Nyctala tengmalmi (Gm.) — Rauhfuss- 
4 kauz 
12. Flügel . kürzer als 14 cm . Carine passerina (L.) — Sperlings- 
kauz. 


| nur mit Borsten befiedert: 


Bericht über die September- und October-Sitzung. 13 


Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin. 
| Bericht über die September-Sitzung. 
_ Verhandelt Berlin, Montag, den 3. September 1888, 
AbendsS8 Uhr, im Sitzungslokale, Bibliothekzimmer 
des Architekten-Vereinshauses, Wilhelmstr. 92.11. 
Anwesend die Herren Cabanis, Wacke, Deditius, 
Reichenow, Schaeff, Kolbe, von Oertzen, Matschie, 
Ehmceke, Nauwerck, Pascal und Müller. 
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie. 


Herr Cabanis legt vor und bespricht einige neu erschienene 
und eingegangene Schriften. Derselbe theilt den Anwesenden als- 
dann den Bescheid mit, welchen das Königliche Ministerium für 
Landwirthschaft auf die im Auftrage der Ornithologischen Gesell- 
schaft erlassene Eingabe zur Erreichung des Schutzes für die in 
Deutschland eingewanderten Steppenhühner gegeben hat, und 
welcher allen Wünschen der Ornithologen Rechnung trägt. 

Herr Reichenow bespricht eine Arbeit von Ad. Müller, 
in welcher der Beweis zu führen versucht wird, dass Cuculus ca- 

 norus zuweilen selbst brüte und ein und dasselbe Cuculus-Weibehen 
verschiedenfarbige Eier zu legen im Stande sei. In der sich an 
die Besprechung anschliessenden Discussion geht die Meinung 
der Anwesenden einstimmig dahin, dass Herr Ad. Müller einer 
Selbsttäuschung zum Opfer gefallen sein müsse. 

Herr Cabanis überbringt der Gesellschaft Grüsse des in 
Hinterindien ornithologisch sammelnden Mitgliedes Herrn Hartert. 

Eine Vorbesprechung über die demnächst stattfindende Jahres- 
versammlung schliesst die Sitzung. 

Matschie. Cabanis, Gen.-Secr. 


Bericht über die October-Sitzung. 


Verhandelt Berlin, Montagden 8. October 1888, Abends 
8 Uhr, im Sitzungslokale. 
\ Anwesend die Herren: Cabanis, Reichenow, Hocke, 
Schaeff, Grunack, Hartwig, Nauwerck, Marquardt, 
.Bünger, Schalow, Matschie, Rörig, Pascal. 
| Als Gäste die Herren: Dr. Weltner und Krezschmar, 
beide aus Berlin. 
- Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie. 


74 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Nach Verlesung und Annahme des Berichtes über die September- 
Sitzung legen die Herren Cabanis und Schalow eine Anzahl 
von neu erschienenen und eingegangenen Veröffentlichungen und 
Arbeiten vor und referiren über dieselben. 

Den zahlreichen Arbeiten über die Einwanderung des Syrrhaptes 
haben sich wiederum einige neuere angereiht. L. Holtz, Salvadori, 
Brusina berichten über das Auftreten der asiatischen Gäste in den 
von ihnen berücksichtigten Gegenden. 

M. A. Menzbier kündigt das Erscheinen einer „Ornitho- 
logie du Turkestan et des pays adjacents“ an, welche in 6 Bänden 
mit ca. 80—90 colorirten Tafeln in gross 4° in französischer 
Sprache erscheinen wird. Das Werk soll eine Bearbeitung der 
von dem berühmten russischen Reisenden N. A. Sewertzow in 
den Jahren 1857— 1878 gemachten grossartigen Sammlungen bringen 
unter Berücksichtigung der Forschungen, welche Zaroudnoi und 
Groum de Grgimaylo in Turkestan unternommen haben. Die dem 
Prospect beigegebene gute Abbildung von Falco babylonicus ist 
nach Aquarellen von Menzbier und Martinow auf Stein gezeichnet. 
Im Texte vermissen wir eine kurze lateinische Diagnose der Art. 

Herr Schalow widmet dem am 16. Mai in Petersburg ver- 
schiedenen russischen Ornithologen Modeste Bogdanow einen 
ehrenden Nachruf. f 

Herr Hartwig berichtigt verschiedene Fehler, welche in 
den Protokollen über die September- und November-Sitzung des 
vergangenen Jahres sich befinden. Jahrg. 1888 p. 103 Zeile 6 
v. 0. muss es heissen ‚„‚madeirensischen“, nicht „canarischen“ Platt- 
mönchs; ferner ebenda Zeile 8 v. o. muss stehen „Madeira“ für 
„den Canaren“. 

Bezüglich der Notiz auf p. 111 desselben Heftes betont Herr 
Hartwig, dass die betreffende Muscicapa luctuosa ursprünglich 
im grauen Kleide gefangen worden war, dass dieselbe später 
schwarz wurde und dann im nächsten Frühjahre, ohne eine Feder 
zu verlieren, wieder grau geworden ist. 3 

Zu der auf p. 112 sich findenden Bemerkung über Berniela 
brenta bemerkt der Redner, dass um dieselbe Zeit von dem Mit- 
gliede Herrn Hainz Schaaren dieser Gans an demselben Orte 
angetroffen wurden. Der Müller von Glöwen behauptet, dass 2. 
brenta alljährlich auf dem dortigen See erscheine. 3 

Herr Hartwig erwähnt als ferneres Beispiel, wie sich sonst 
scheue Vögel an das Leben und Treiben der Menschen gewöhnen 


Bericht über die Oetober-Sitzung. 75 


(ef. Jahrg. 1888 p. 115), dass Acrocephalus arundinaceus im Garten 
von Tivoli in Kopenhagen von ihm im Jahre 1883 in 2 Exemplaren 


beobachtet wurde. Die Vögel hüpften, fröhlich und laut singend, 


von Zweig zu Zweig in dem von Tausenden von Gasflammen er- 


leuchteten und sehr belebten Garten. Der Vortragende giebt einige 


kleinere Mittheilungen über Vögel der Mark: 


Ardeola minuta wurde von ihm Ende Juni 1888 auf dem 


 Inselchen bei Eierhäuschen in der Oberspree beobachtet. Syrrhaptes 


_ paradozus sah er am 17. Mai 1888 auf den Koellnischen Wiesen 
zwischen Görlitzer und Ringbahn im Weichbilde von Berlin. 


Herr Reichenow theilt hierzu mit, dass auch bei der Müller- 
strasse und auf dem Tempelhofer Felde die Art angetroffen 
worden sei. 

Herr Hartwig sah den von Arbeitern aufgescheuchten Vogel 
im Kreise streichend fast an ebendenselben Ort zurückkehren, von 
welchem er aufgescheucht worden war. 

Emberiza hortulana ist seit 15 Jahren, wo sie im Oderbruche 


seltener als citrinella war, dort immer häufiger geworden und ist 


jetzt daselbst die häufigste Ammer-Art. Man kann oft 5 bis 6 
Örtolane zu gleicher Zeit flöten. hören. 

Hirundo urbica ist in diesem Jahre aus manchen Orten des 
Öderbruches fast verschwunden, z. B. aus Neu-Trebbin. 

Herr Cabanis macht darauf aufmerksam, dass hier in Berlin 
die Mehlschwalbe ebenfalls in diesem Jahre selten sei. 

Cotyle riparia hat gleichfalls an Zahl im Oderbruche abge- 
nommen. So sind jetzt die ehemals grossen Colonien bei der 
Lapnower Mühle und bei Karlsdorf verödet. _ 

Alcedo ispida scheint aus dem Stöberthal zwischen Lapnower 
Mühle und Dammmühle bei Alt-Friedland verschwunden zu sein, 
obwohl das Thal unverändert ist. Früher war dieses Juwel unserer 
märkischen Gewässer dort häufig. 

Cygnus olor nistet seit längerer Zeit auf dem Rietzer See bei 
Alt-Friedland. Es scheint stets das Elternpaar zurückzukehren, 
während die jährlich ausgekommenen Jungen nicht wieder erscheinen. 

Upupa epops in noch nicht recht flüggem Individuum wurde 


am 8. August bei Johannisthal gefunden. 


Von weiteren späten Bruten erwähnt Herr Hartwig: Cuculus 
canorus am 9. August mit Zarius collurio, noch nicht flügge, und 


 Anthus arboreus am gleichen Tage bei Johannisthal in kleinen 


Nestjungen. 


76 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Gallinula chloropus fand derselbe Ende Juni 1883 im Thier- 
garten an der Löwenbrücke. Nueifraga caryocatactes wurde um 
den 20. October herum im Friedrichshain häufiger angetroffen. 

Herr Cabanis legt vor und bespricht mehrere vom Conser- 
vator des Museums in Santiago, Chili, dem Herrn Rahmer, an 
das Museum für Naturkunde gesendete Vogelbälge. Es sind 
Phoenicopterus andinus und Ph. Jamesi, sowie Recurvirostra andina. 
Das hiesige Museum besitzt merkwürdiger Weise den Ph. Jamesi 
(von Arica) in einem ganz jungen Exemplare noch vorherrschend 
in Grau gefärbt und daher unbeschrieben geblieben, seit mehr als 
20 Jahren. Nach mehreren vorläufigen Mittheilungen des Herrn 
Schalow über 2 für die Mark neue Arten Vultur monachus und 
Luscinia philomela berichtete derselbe über den Erfolg der Reisen, 
welche Herr Dr. Ehrenreich im Araguay-Gebiete in Matto 
Grosso gemacht bat. Die ornithologischen Sammlungen desselben 
sind in Berlin eingetroffen und werden demnächst untersucht werden. 

Herr Schaeff zeigt den Mageninhalt eines Syrrhaptes, be- 
stehend aus ca. 900 Körnern von Roggen und Sporgel. | 

Die Herren Reichenow, Schaeff und Hartwig lenken 
die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf verschiedene Zeitungs- 
nachrichten, welche einen hochgradigen Mangel an ornithologischer 
Bildung im grossen Publikum voraussetzen. ’ 

Herr Matschie macht einige Bemerkungen über die Brauch- 
barkeit der von Ziemer verfassten Kennzeichen-Tabellen zur Be- 
stimmung von Raubvögeln. 

Schluss der Sitzung. 


Matschie. Cabanis, Gen.-Secr. i 


Bericht über die November-Sitzung. a 

Merkand el! Montag en, November 1888, im Sitzungs- f 
lokale. 

Anwesend die Herren: G@runack, Hocke, Nauwerck, | 
Reichenow, Wittcke, Thiele, Schalow, Matschie, 
Hartwig, Deditius, Kolbe, Cabanis, Marquardt, 
Pascal, Rörig, Schaeff, Ks batnieh Wacke, Bünger, 
Müller, Haintz und von Oertzen) | 
Als "Gäste die Herren: Magdolf, Sehotte, Director Dr. 
Heck und Krezschmar, sämmilich aus Berlin. | 
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie 


Bericht über die November-Sitzung. Zu 


Der Bericht über die October-Sitzung wird verlesen und mit 
einigen Aenderungen angenommen. 

Herr Cabanis wünscht, dass im Interesse einer möglichst 
correcten Wiedergabe der Verhandlungen in den Sitzungen die 
Herren Redner eine kurze Mittheilung über das von ihnen Vorge- 
 tragene in jedem einzelnen Falle zum Protokoll geben möchten. 
Ferner bittet derselbe um rechtzeitige Anmeldung der betrefienden 
Vorträge, damit die Tagesordnung in der Einladung zur Monats- 
sitzung bereits bekannt gemacht werden könne. 

Der Vorsitzende berichtet nunmehr über eine Anzahl neu er- 
schienener und eingegangener Veröffentlichungen. 
| Ausser den neuesten Nummern der drei kleineren deutschen 
_ ornithologischen Zeitschriften, welche besprochen werden, gelangen 

u. a. zur Vorlage: 

R. W. Shufeldt: „Observations upon the morphology of 
Gallus bankiva‘“, worin eine ausführliche Beschreibung des Skeletts 
dieses Vogels gegeben wird. 

E. Newton: Address to the Members of the Norfolk and 
Norwich Naturalist’s Society, mit einer Liste der lebenden und 
ausgestorbenen Vögel der Maskarenen und Seychellen. 107 Arten, 
unter denen sich 17 ausgestorbene Species befinden, werden auf- 
gezählt. 

 J. A. de Sousa: Contribution pour la faune ornithologique 

d’Angola, enthaltend die Beschreibung einer neuen Drossel, Mon- 
ticola angolensis. 

E. Regalia: Unghie ai dite I e II della Mano in Uccelli 
italiani, eine Arbeit, in welcher bei 25 italienischen Arten ein 
Nagelglied am Daumen des Flügels, bei 9 an Daumen und Index, 
bei 3 am Index allein nachgewiesen wird. 

Ein Prospect von T. E. Buckley und J. A. Harvie- 
Brown: A Vertebrate Fauna of the Outer Hebrides. 

Herr Schalow legt vor und bespricht zunächt die October- 
Nummer des Ibis und den Report of the Ornithologist for the 
year 1837 von C. Hart Merriam. 

In letzterem findet sich eine ausserordentlich interessante 
Arbeit über die Untersuchung des Mageninhaltes von 1072 nord- 
amerikanischen Raubvögeln. 

Der Vortragende theilt alsdann den Anwesenden die traurige 
Nachricht mit, dass der berühmte russische Forschungsreisende 

Przewalsky am Issikul plötzlich verstorben sei. 


738 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Herr Reiechenow berichtet über verschiedene neu einge- 
gangene Schriften in ausführlicher Weise. | 

Herr Cabanis spricht über eine kleine Sendung von Vögeln 
aus dem Kamerun-Gebiete, in welcher sich ein interessanter und 
seltener Bienenfresser befindet, welcher dem Merops Mülleri Cass. 
sehr nahe steht und sich von dieser Art nur durch den Mangel 
des blauen Kinnes unterscheidet, indem die blaue Kehlfärbung 
erst unterhalb des Kinnes beginnt. HerrCabanis schlägt vor, diese 
Abart, falls sie sich bewährt, als Merops mentalis nov. subsp. zu 
bezeichnen. 

Herr Schalow spricht über die Vogelwelt der Insel Rügen. 
Der Vortragende weist darauf hin, dass er viele Jahre hindurch 
und zu den verschiedensten Jahreszeiten die Insel nach allen 
Richtungen hin durchstreift habe, um einen Einblick in die orni- 
thologischen Verhältnisse dieses nicht uninteressanten Ostsee- 
gebietes zu gewinnen. Es ist zu bedauern, dass Rügen nie ein- 
heitlich, unter besonderer Berücksichtigung der localen Verbreitung 
der brütenden und des Vorkommens der durchziehenden Vogel- 
arten, behandelt worden ist. Vermöge seiner Lage in der Ostsee 
und der verschiedenartigen Configuration seines Bodens bildet es 
eine Heimstätte für Vögel, wie kaum ein anderes Inselgebiet des 
baltischen Meeres. Die älteren Arbeiten von Eugen v. Homeyer, 
Hornschuch und Schilling geben Uebersichten über die ganze 
Provinz Pommern, ohne der Insel Rügen mehr als eine gelegentliche 
Bemerkung zu widmen. Wichtiger sind zwei neuere von Ludwig 
Holtz veröffentlichte Arbeiten, von denen die erste, im Jahre 1871 
erschienene die Raubvögel von Neuvorpommern und Rügen und 
die zweite, 1880 veröffentlicht, die übrigen Familien des vorge- 
nannten Gebietes in eingehenderer Weise behandeln. Aber auch 
hier vermissen wir oft genauere locale Angaben, abgesehen von 
einzelnen kleinen Irrthümern bezüglich des Vorkommens gewöhn- 
licher Arten. Herr Schalow giebt am Schlusse seiner Darstellung 
einige Berichtigungen zu den Angaben von Holtz. Die beste 
Arbeit, welche wir über Hiddens-Oe und die benachbarte Rügen’sche 
Küste besitzen, veröffentlichte R. Tanere im Jahre 1881. Leider 
ist die Arbeit an einer Stelle begraben, wo sie nie gesucht wird. 
Sie findet sich in E. v. Homeyer’s Ornithologischen Briefen, p. | 


; 


262—276. Der Vortragende hat in diesem Sommer, von Mitte 
August bis Mitte September, zum ersten Male während eines 
längeren Aufenthalts die Halbinsel Mönehgut besucht und referirt 


Bericht über die November-Sitzung. 79 


über einige von ihm daselbst gemachte Beobachtungen. Die ge- 
‚nannte Halbinsel mit ihrer eigenartig zerrissenen Gestalt hat ver- 
hältnissmässig geringen Baumbestand, dagegen desto mehr Acker- 
flächen, Wiesen und Weideland und ausgedehnte, mit kärglicher 
' Buschvegetation bedeckte Heiden. Die weit in das Meer hinaus- 
geschobenen schmalen Landzungen, hier Höwts genannt, erheben 
sich über das platte Land und fallen an der Spitze steil in das 
‚Meer ab. Sie bestehen aus diluvialem ebenen Geschiebelehm und 
haben meist an ihrem Fusse, an der Küste des Meeres, Massen 
von wild übereinander gethürmten grösseren und kleineren Fels- 
blöcken. Viele dieser Höwts besitzen eine dichte und undurch- 
dringliche Buschvegetation, die den kleineren Sängern eine treffliche 
Heimstätte bietet. Der Strand von Mönchgut ist theils sandig theils 
dicht mit Steinen besäet. 

Was nun die Vogelwelt dieses Gebietes betrifft, so ist sie, 
wie der Vortragende ausführt, relativ ausserordentlich arm sowohl 
an Arten wie an Individuen, relativ arm wenigstens, wenn man 
‚sie mit der des Nordens oder gar des Westens der Insel vergleicht. 
Aus den gesammelten Notizen führt Herr Schalo w das Folgende an. 

Von Raubvögeln wurden wiederholt beobachtet Buteo vulgaris 
'(L.), Circus sp., Milvus ictinus Sav. und Falco subbuteo L. 

Tinnunculus alaudarius (L.) ist nicht selten auf Mönchgut. 
Der Vortragende sah ihn oft auf der Lobber Heide und am Strande 
zwischen Lobbe und Thiessow. An dem steil in das Meer ab- 
fallenden Lobber Höwt fand er, ca. 10 m vom Boden entfernt, 
unterhalb der Brutstätten von Cotyle riparia (L.) Löcher in der 
Wand, welche ungefähr 20 cm im Durchmesser hatten. Täglich 
konnte er sich an der frischen Losung überzeugen, dass die Höhlungen 
während der Nacht benutzt worden waren, ohne dass jedoch je 
ein lebendes Thier an denselben beobachtet worden wäre. Da 
'theilte ihm Herr Nauwerck mit, dass er ähnliche Höhlen unter 
den gleichen lokalen Bedingungen auf Hiddens-Oe gefunden habe, 
‚aus denen Thurmfalken aus- und einflogen. Auf den Einwurf, 
dass diese Höhlungen von Tadorna cornuta (Gm.) gegraben seien, 
bemerkt Herr Schalow, dass er nicht glaube, dass die genannte 
"Gans im Stande sei, an einer absolut steilen Wand, bei einer Höhe 
‘von ca. 10 m vom Boden, derartige Löcher zu graben, dass 
‚ferner die von ihm gefundenen Höhlungen als Brutplätze für Ta- 
.dorna cornuta viel zu klein seien, und dass endlich die Brandgans 

an der ganzen Küste von Lautenbach südwärts bis Thiessow und 


Ak 


80 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


von letztgenanntem Punkt nordwärts bis Lohme überhaupt nicht 
mehr als Brutvogel gefunden wird. Als Seltenheit wurde ein. 
Exemplar im Herbst 1886 bei Sassnitz geschossen. Die Ent- 
stehung (der vorgenannten Höhlungen, in denen auf Hiddens-Oe, 
wahrscheinlich also auch auf Mönchgut, Tinnunculıs alaudarius 
regelmässig horstet, erklärt der bekannte alte Jäger und Fischer‘ 
Christian Nehls auf Vittow, Hiddens-Oe, dadurch, dass der Fuchs, 
um zu den Colonien der Erdschwalben zu gelangen, in der Nähe 
derselben horizontale unterirdische Gänge grabe und dabei oft bis 
an den Rand der Sandwände komme. } 

Alauda arvensis Lin. und Galerida ceristata (Lin.) sind beide 
sehr häufig. Zinota cannabina (Lin.) wurde in sterilen Heide- 
gegenden, ohne Baumvegetation, und dicht am Meere gefunden. 
Von den Meisen wurden häufig beobachtet: Parus major L., 
P. caeruleus L., P. ater Lin. und P. eristatus L. 


Farrulus glandarius L. wurde nicht häufig gefunden, desgl. 
Piea rustica (Scop.), die in der Nähe der Ortschaften entschieden 
selten war. Sehr gemein sind Colaeus monedula (L.) und Corvus’ 
eornie L. Letztere sieht man täglich, oft mehrere Individuen 
zusammen, sich am Meere herumtreiben. Bei Göhren suchten sie 
die in der Nähe des Strandes stehenden Gebüsche ab, die dicht 
mit Schnecken, Tachea hortensis, Arionta arbustorum, Monacha incar- 
nata, Eulota fruticum und strigella u. a. bedeckt waren. Ein reich 
besetzterer Tisch bietet sich ihnen dar, wenn nach starken Stürmen’ 
durch das fortwährende Stossen und Aneinanderwerfeu die Fische 
in den Netzen zu Grunde gehen und am Strande ausgeschüttet 
und verscharrt werden müssen. | 

Corvus corax Lin. horstet in einem gemischten Bestande in” 
der Nähe von Sellin. 

Sturnus vulgaris Lin. wurde nur einzeln gesehen, Motacilla 
alba Lin. ist nicht selten. | 


Sylv’a nisoria (Bechst.) soll nach Holtz nicht häufig im Gebiet 
sein. Ich sah Ende August bei Lobbe in einem dichten Crataegus- 
Gestrüpp einen Vogel dieser Art unruhig durch die Zweige schlüpfen 
der augenscheinlich auf der Wanderung begriffen war. J 

Sazxicola oenanthe (Lin.) ist besonders in den steinigen Strand- 
partien ganz ausserordentlich häufig. Nicht selten soll dieser 
Steinschmätzer in kleinen selbst gescharrten Höhlungen nisten. 

Lanius collurio ist überall gemein. Am 8. September fand ich 


Bericht über die November-Sitzung. 81 


noch auf dem Nordpehrd bei Göhren eine Brut von 4 Jungen, die 
‚ eben im Begriff waren das Nest zu verlassen. 
Von den Schwalben ist ZJirundo rustica Lin. häufiger geworden, 
_ während Chelidon urbica (Lin.) und Cotyle riparia (Lin.) ganz be- 
- deutend in der Individuenzahl zurückgegangen sind. Grosse Colonien 
‚ wurden nur von wenigen Paaren bewohnt. Auch in der Provinz 
Brandenburg hat man die gleiche Beobachtung gemacht. 
| Bezüglich der Sumpfvögel bemerkt Herr Schalow, dass er 
‚in keinem anderen Gebiete von Rügen im September so wenig 
Arten gesehen habe wie am Strande von Mönchgut. Allein ein 
- Paar Individuen von Tringa alpina Lin. im reinsten Sommerkleide, 
‚ nicht Tringa fuscicollis Vieill., und ein einziges Exemplar von 
: Haematopus ostralegus Lin. wurden beobachtet. 
Von den Schwimmvögeln fand der Vortragende Anas boschas 
Lin. Auf den Wiesen bei Sellin Oedemia nigra Lin. in zwei 
Exemplaren während einer Bootsfahrt in der Ostsee, Phalacrocorax 
- carbo (Lin.) in einem Individuum am Lobber Höwt. Larus marinus 
_ Lin., alt und in Uebergangskleidern, ist sehr häufig, von Z. canus 
' Lin. wurden nur wenige Individuen gesehen. 
Sterna fluviatilis Naum. ist nicht selten. Der Vortragende be-. 
_ obachtete, wie ein alter Vogel zwei Junge, die am Strande sassen 
_ fütterte. Interessant war hierbei die Schnelligkeit, mit welcher 
der alte Vogel das Futter — so weit sich durch das Glas er- 
_ kennen liess, waren es nur Sandaale, Ammodytes tobianus — herbei- 
schaffte, und die regelmässige Reihenfolge, in welcher die Jungen 
nacheinander das Futter erhielten, die selbst dann eingehalten 
_ wurde, wenn die jungen Vögel in Abwesenheit der Alten die Plätze 
tauschten. 
Von Sterna caspia Pall. wurde im Herbst 1887 ein Exemplar 
bei Göhren geschossen und dort zum Verkauf ausgeboten. 
| Diesen wenigen Notizen von Mönchgut fügt Herr Schalow 
_ einige in Bezug auf die vorgenannte Holtz’sche Veröffentlichung 
über Rügen an. Er weist darauf hin, dass er in Ergänzung der 
_ von Holtz gegebenen Mittheilungen bereits früher (Ornitholog. 
Centralbl. 1880 p. 147—148) über das Brutvorkommen von @ecinus 
 viridis (Lin.) und Alcedo ispida Lin. wie über das zufällige .Vor- 
kommen von Zanius major Cab. (nec Pall.) (Lanius borealis euro- 
paeus Bogd.) berichtete. Recurvirostra avoceita Lin. brütet schon 
seit langer Zeit nicht mehr auf Hiddens-Oe, sondern nach den 
Mittheilungen von Nehls nur noch in einigen Paaren auf Ummanz. 
Cab. Journ, f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 185. Januar 1889. 6 


82 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Squatarola helvetica (Lin.), der nach Holtz nur selten auf dem Zuge 
das Gebiet berührt, ist zur Herbstzeit auf Hiddens-Oe neben Tringa 
alpina der gemeinste Strandvogel. Sterna caspia Pall. fehlt in dem 
Verzeichniss von Holtz. Brütend kommt diese schöne Art schon 
seit ca. 60 Jahren nicht mehr auf Hiddens-Oe vor, doch erscheinen 
noch jetzt alljährlich nach den Mittheilungen von Nehls im zeitigen 
Herbst zwei bis drei alte Vögel mit jüngeren Individuen, die bald 
wieder verschwinden. Es werden auch noch alljährlich Exemplare 
auf Hiddens-Oe erlegt. — 
Herr Hartwig bringt eine Mittheilung des Herrn Wernich 

zur Kenntniss. Derselbe hat am 30. October 2 Nucifraga caryoca- 
tactes leptorhynchus bei Biesenthal & und 2 erlegt. Die Vögel 
waren in gutem Fleischzustande Am 14. October wurde gleich- 
falls daselbst ein Exemplar erlegt. 
Herr Schaeff spricht über eine hübsche Varietät von Turdus 
iliacus, welche im Besitze der Sammlung der hiesigen landwirth- 
schaftlichen Hochschule sich befindet. 
Schluss der Sitzung. 

£ : Matschie. Cabanis, Gen.-Secr, 


Bericht über die December-Sitzung. 


VerhandeltMontag, den 3. December 1888imSitzungs- 
lokale. 
Anwesend die Herren: Thiele, Hocke, Schalow, 
Reichenow, Pascal, Grunack, Nauwerck, Bolle, 
Hartwig, Deditius, Marquardt, Witteke, Matschie, 
Rörig, Schaeff, Mützel und Ehmcke. 
Als Gäste die Herren: Dr. Heck, Director des Zoologischen 
Gartens, und Buchhändler Schotte, beide aus Berlin. 
Vorsitzender: Herr Bolle. Sehriftf.: Herr Matschie. 


Zu dem Berichte über die November-Sitzung, welcher verlesen 
und angenommen wird, machen die Herren Bolle, Reichenow, 
Hartwig und Nauwerck einige ergänzende Bemerkungen. 

Wenn Sturnus vulgaris auf Mönchsgut fehlt, so ist er auf 
Hiddens-Oe um so häufiger, trotzdem der Wald dort ganz abge- 
holzt ist. 24 

A.vonHomeyerfand (annabina linaria auf Hiddens-Oe brütend, 

Sawicola oenanthe ist auf Hiddens-Oe ungemein häufig, ebenso 
Pratincola rubera. Am Dars fand Herr Bolle Larus fuscus. 


iR 
nr 


Bericht über die December-Sitzung. 83 


Ueber eine Brutstätte des Seeadlers entspann sich zwischen den 
Herren Bolle und Nauwerck eine Discussion. Jalhaötus albieilla 
brütete bis vor 15 Jahren auf der Südspitze von Hiddens-Oe. Der 
bekannte Fischer Nehls nahm damals ein Junges aus dem Nest, 
welches er aufzog. 

Herr Reichenow beobachtete die Art bei Zingst; ein Horst 
befindet sich bei Warsin. 

Herr Hartwig nennt als Brutorte den Dars und Stubben- 
kammer. 1878 besuchte er mit dem Herrn Oberförster Schmidt 
einen der beiden an letzterem Orte befindlichen Brutplätze. 

Herr Schalow legt vor und bespricht die 46. Lieferung der 

von Dr. Reiehenow herausgegebenen „Eneyklopädie der Natur- 
wissenschaften“, in welcher eine Anzahl von interessanten Artikeln 
_ über Ornithologie sich befinden. Ferner referirt er über H. von 
Maltzan: „Cap Vincent‘. In dieser Arbeit erwähnt der Verfasser 
das Vorkommen von Webervögeln in Algarve. Da anzunehmen ist, 
dass H. v. Maltzan die Webervögel auf seinen Reisen in West- 
afrika zur Genüge kennen gelernt hat, so darf man in diesem 
- Falle auf eine Einbürgerung durch entflohene Käfigvögel schliessen. 
- In ähnlicher Weise sind, wie die Herren Bolle, Reichenow und 
Hartwig hervorheben, auf Elba Serinus canarius zeitweilig, auf 
' den Antillen Numida meleagris, auf St. Helena Phasianus torqua- 
tus, auf Sansibar Oryzornis oryzivora eingeführt. 

Herr Mützel legt das bekannte Prachtwerk: „Auer-, Rackel- 
und Birkwild“ vor, für welches er die 17 Tafeln gemalt, Dr. A. 
B. Meyer den Text geschrieben hat. 

Herr Bolle drückt Herrn Mützel für die vollendet künst- 
lerische Ausführung der prächtigen Abbildungen die volle Be- 
 friedigung und den höchsten Beifall der Anwesenden ‚aus. 
| Herr Sehalow widmet dem unlängst verstorbenen russischen 
, Forschungsreisenden Przewalsky einen herzlichen Nachruf und 

hebt die Verdienste dieses Reisenden für die Ornithologie hervor. 
| Herr Ehmcke spricht über das Vorkommen von Syrrhaptes 
| paradoxus in Ostpreussen. Von dem Lehrer Techler in Szameitschen 
sind drei Männchen und ein Weibchen ausgestopft; letzteres ist 
| am 14. October 1888 vom Lehrer Albat in Springen Nachmittags 
8 Uhr auf der Feldmark Discherlanken bei Gumbinnen bei hellem 
, Wetter aus einem etwa aus zehn Stücken bestehenden Volke, das 
\ fest niedergedrückt auf der Saat sass, erlegt. 
Am 13. October 1888 beschoss der Besitzer Kehsnitz in Lichten- 

6* 


84 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


hagen bei Seeburg ein etwa 30—40 Stück starkes Volk, von dem 
zwei Hähne in den Besitz des Lehrer Techler gelangten. 
Am 2. November 1888 übersandte Oberlehrer Dr. Lautsch zu 
Insterburg ein Männchen, das wahrscheinlich durch Anfliegen 
gegen die Telegraphendrähte seinen Tod gefunden hatte. 
Herr Reichenow berichtet über zwei Fälle, in denen durch 
Herrn Rohweder sichere Bruten dieser Art in Deutschland 
constatirt sind. cf. J. f. Orn. 1889 weiter vorn. 
Herr Walter in Cassel schreibt, dass gegen Ende des Octobers 
3 Merops apiaster bei Cassel erlegt und dem dortigen Präparator 
Beckmann zum Ausstopfen übergeben worden sind. Herr Walter 
schildert das Benehmen von Zanius major in der Gefangenschaft. 
Herr Reichenow hat Ardea stellaris noch gegen Ende des 
Octobers aus der Nähe von Emden erhalten. 
Schluss der Sitzung. 
Bolle Matschie Reichenow, stellvertr. Seeretär. 


Bericht über die Januar-Sitzung. 
Verhandelt Montag, den 7. Januar 1889, Abends 8 Uhr, 
im Vereinslokale. 
Anwesend die Herren: Heck, Schaeff, Mützel, Cabanis, 
von Oertzen, Reichenow, Grunack, Thiele, Deditius, 
Pascal, Rörig, Linke, Müller, Schotte, Matschie, 
Hocke, Schalow, Krezschmar und Bünger. 
Als Gäste die Herren: Professor Dr. Gadow (Cambridge) 

und Professor Dr. Nehring (Berlin.) 
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie. 
Nach Verlesung und Annahme des Berichtes über die December- 
Sitzung begrüsst der Vorsitzende die mit dem Beginne des neuen 
Jahres in die Gesellschaft eingetretenen Mitglieder. 
Hierauf referirt derselbe über eine Anzahl neu eingegangener 
Schriften. 
Herr Reichenow bringt Grüsse unseres Mitgliedes Hartert, 
welcher im März d. J. nach Europa zurückzukehren gedenkt. 
In eigener Angelegenheit macht derselbe alsdann einige Be- 
merkungen. 
Herr Bünger spricht über das Verhalten von Parus caudatus 
in der Nachtruhe. 
Herr Matschie berichtet über die bisher von ihm gewonnenen 


Bericht über die Februar-Sitzung. 85 


| Resultate behufs Herstellung einer Verbreitungskarte für Nachtigal 
‚und Sprosser. 

| Herr Nehring bemerkt, dass er am 21. September, Mittags 
'12%/, Uhr, bei den Müggelbergen eine Schaar von 25—30 Wild- 
' gänsen von N.N.O. nach S.S.W. ziehend beobachtet habe. Eben- 
‚falls des Mittags, am 19. September vorigen Jahres habe er einen 
‚ Zug von ca. 50 Kranichen in Crampas auf Rügen beobachtet. 

| Herr Hocke berichtet über grosse Züge von Lanius ewcubitor 
‚bei Berlin in den letzten Wochen in der Gegend von Wuster- 
hausen und Mühlenbeck. 

| Derselbe sah Pieus virdis unter den Linden zwischen der 
- Friedrichstrasse und dem Palais. 

Schluss der Sitzung. 


Matschie. Cabanis, Gen.-Secr. 


| Bericht über die Februar-Sitzung. 


 Verhandelt Berlin, Montag, den 4 Februar 18839, 
Abends 8 Uhr, im Sitzungslokale. 

Anwesend die Herren: Golz, Cabanis, Reichenow, 
Linke, von Oertzen, Pascal, Matschie, von Winter- 
feldt, Schaeff, von Dallwitz, Hocke, Thiele, Bünger, 
Deditius, Grunack, Schalow, Nauwerck, Rörig, 
Wacke, Krezschmar, Müller, Heck und Mützel. 

Als Gast: Herr Polizeilieutenant G olz. 

Vorsitzender: Herr Golz. Schriftf.: Herr Matschie. 


Der Vorsitzende Herr G olz eröffnet die Sitzung mit folgender 
Ansprache: 

Meine Herren! Gross war unsere Freude, als vor elf Jahren 
Oesterreichs Kronprinz aus eigener Entschliessung geruhte, sich 
als ordentliches Mitglied in unsere Reihen zu stellen. 

Grösser nun ist freilich die Trauer um seinen so frühen Verlust. 

Wir zählen ja glänzende Namen unter den Rittern vom 
Geiste, welche diese erste und älteste deutsche Hochburg der 
Ornithologie beschützen. Ich erinnere nur an den Fürsten Bismarck, 
welcher schon vor 19 Jahren sein auch für Wald und Flur offenes 
Auge der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft 
freundlich zuwandte. 

Aber Sie Alle wissen auch, wie selten es einem Orden der 
Wissenschaft vergönnt ist, von den Grossen dieser Welt nicht blos 


86 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


wohlwollend beachtet, sondern auch durch höchstpersönliche 
Mitwirkung gefördert zu werden. 

Als daher 3 Jahre nach dem Fürsten auch Rudolf von Oester- 
reich zu uns trat, seinerseits noch nicht belastet mit den Ge- 
schäften des Staates und noch nicht umdrängt von den Sorgen 
für Völkerwohl, aber erglüht von jugendlichem Eifer für Natur- 
wissenschaft und insbesondere Erforschung der Vogelwelt, deren 
Biologie ja selbst für Europa noch mancher Aufschlüsse bedarf: 
da, meine Herren, durften wir wahrlich frohlocken. 

Auch liess dieser fürstliche Bundesgenosse auf Thaten gar 
nicht warten. Und hatten unser Freund Brehm und unser vor- 
maliger Präsident E. F. von Homeyer, die Reisebegleiter und 
Jagdgenossen des Kronprinzen, seine scharfe und unermüdliche 
Beobachtung nicht genug rühmen können: so wurden wir auch 
bald durch Erstlingsarbeiten desselben erfreut. Es bergen 
die 35 Jahrgänge des Journals für Ornithologie viel frische und 
duftige Blüthen; zu den schönsten zählen die ornithologischen Be- 
obachtungen in den Auländern der Donau. — Worauf aber vor 
Allem unsere Gesellschaft stolz sein darf und stolz ist, das sind 
die späteren selbstständigen Unternehmungen Oesterreichs auf dem 
Gebiete der Ornithologie. Ausgehend vom Geiste unserer Gesell- 
schaft und an ihrer Hand herangebildet, sind sie geworden, was 
sie sind. 

Möge Alles leben, blühen und wachsen, was der hohe Ver- 
blichene gepflanzt hat! 

Von den Früchten seiner Bestrebungen hat die Ormithologie 
die allerbesten empfangen, und dafür sind wir von Herzen dankbar. 

In so hohen Ehren darum überall das Andenken an den 
Kronprinzen Rudolf von Oesterreich leben möge: nirgends wird 
es in höheren Ehren gehalten bleiben, als inmitten der stillen Ge- 
meinde unserer Gesellschaft ! 

Hierauf ergreift Herr Schalow das Wort, um die lite- 
rarischen Verdienste des heimgegangenen österreichischen Kaiser- 
sohnes um die Ornithologie eingehend zu beleuchten, worauf die 
Anwesenden sich von den Sitzen erheben, um das Gedächtniss ei 
Verstorbenen zu ehren. 

Nunmehr wird der Bericht über die Januar-Sitzung kerieeh 
und angenommen. 

Herr G olz spricht im Anschlusse an die in der letzten Sitzung 
von Herrn Matschie vorgetragenen Mittheilungen über das Vater- 


Bericht über die Februar-Sitzung. 87 


"land der besten Sprosser. Nur auf dem Durchzuge finden 
‚sich und werden dann ab und zu gute Sprosser gefangen in den 
Aulanden der Donau, in Siebenbürgen, in der Bukowina, in 
Böhmen und Sachsen. 

Brutvögel, ausgezeichnet in Bass und Moll, giebt es nur 
in Russland, namentlich in dem halben Westsibirien. Siedlungen 
finden sich bei Saratow an der Wolga, bei Kiew und Pinsk. 
| Was in den Handel kommt, ist, wenn es gut ist, im Herbst 
bei Esseg in Ungarn und bei Kronstadt in Siebenbürgen gefangen: 
also wieder auf dem Durchzuge. 
| Das Allerbeste ist nur zu beziehen aus der Siedlung 
 Mosür (Wisinka) unweit Pinsk. Aus den morastigen Kampen 
daselbst erhalten die Moskauer Vogel-resp. Sprosser-Enthusiasten 

ihre „Trompeter“. 

Alle andern pommerschen, polnischen, ungarischen und rus- 

sischen Sprosser, — und das ist die gewöhnliche Marktwaare 
stets, — sind ordinäre Hacker oder gar nachtigallähnliche Zwei- 
 schaller. — 

Herr Cabanis bespricht einige neu eingegangene Schriften, 
welche den Anwesenden vorgelegt werden. 

„Report upon Natural History collections made in Alaska 
between the years 1877 and 1831 by Edward W. Nelson. 
Edited by Henry W.Henshaw.“ Dieses in Gross-Quart erschienene 
und mit 21 Tafeln ausgestattete Werk enthält u. a. eine an sehr 
werthvollen biologischen Mittheilungen reiche Arbeit über die Vögel 
von Alaska. 259 Arten werden aufgeführt, darunter 20 sibirische 
und palaearctische Formen, und 11 Species, welche nur von Alaska 
bekannt sind. Nelson theilt Alaska in 4 Regionen, den Sitka- 
Distriet, den Alöutendistriet, den arctischen Alaskadistriet und den 
Alaska-Canadadistrict. 

CharlesB.Cory hat seine im „Auk“ niedergelegten Arbeiten 
über die Vögel von Westindien in einem glänzend ausgestatteten 
Werke: „The Birds of the West Indies“ gesammelt, in 
welchem 552 Arten abgehandelt werden. 

Herr Cabanis legt aus einer der zoologischen Abtheilung 
des Kgl. Museums für Naturkunde zugegangenen Sendung von 
Kamerun einzelne interessante Arten vor. 

Francolinus (Sceleroptera) modestus Cab. 
wird als neu beschrieben wie folst: 
In Grösse und Färbung den weniger lebhaft gefärbten Gattungs- 


88 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


verwandten Schuetti und ashantensis nahestehend, jedoch noch be- 


scheidener gefärbt. 

Dem F. ashantensis kommt er in der Färbung der Oberseite 
nahe durch die ziekzackförmige Querzeichnung. Die Unterseite ist 
jedoch grau, mit nur schmalem dunklen Schaftstrich, während bei 
ashantensis die Unterseite braun ist, mit weissem Streif zwischen 
der dunkeln Schaftfärbung und dem Federrande der einzelnen Federn. 

In der Färbung der Unterseite ähnelt modestus dem Schuetti, 
jedoch ist bei modestus die Unterseite viel heller, da fast die 
ganzen Federn heller grau gefärbt sind. 

Schnabel im Leben roth; Füsse röthlich;; Iris graubraun. 

Die neue Art wird im Journal später abgebildet werden. 

Der Vortragende kennt von derselben 3 Individuen, und zwar: 

1. Ein junges, noch nicht ganz ausgewachsenes und nicht 
ganz ausgefärbtes Weibchen. 

Dasselbe wurde von Dr. Falkenstein an der Loango-Küste 
(Chinchoxo) gesammelt und von mir bei Bestimmung der Falken- 
stein’schen Sammlungen als fraglicher junger F\ ashantensis ange- 
sprochen und ist daher unter diesem Namen in Reichenow’sZusammen- 
stellung (Journ. f. Orn. 1877 Seite 13) übergegangen, was zu be- 
richtigen ist. 

2. Ein etwas älteres Weibehen vom Congo, im Besitze des 
Dr. Müller’schen Instituts „Linnaea“. 

3. Das vorliegende alte, ausgefärbte Weibchen von der Station 
Barombi in Kamerun. 

Ein Männchen, mit Sporn, ist noch nicht bekannt. 

Die geographische Verbreitung dieser neuen Art erstreckt sich 
mithin in West-Afrika von Loango bis Kamerun. 

Die von Herrn Matschie redigirte „Bestimmungstabelle für 
Raubvögel“ wird einer Besprechung unterworfen und für die zweck- 
mässigste Verbreitung derselben gehen Vorschläge ein. Herr Dr. 
Schaeff wird in den für diese Angelegenheit eingesetzten Aus- 
schuss gewählt. 

Herr Matschie macht einige Bemerkungen über die Brut- 
stätten von Turdus piaris in Deutschland. 

Herr Schaeff giebt kurze Mittheilungen über Parasiten in 
Hühnereiern und zeigt ein Distomum ovatum in Spiritus vor, welches 
in dem Eiweiss eines frischen Hühnereies gefunden und an Herrn 
Prof. Dr. Nehring eingesandt worden war. Distomum ovatum lebt 
in der Regel in der Bursa Fabrieii, bisweilen auch wohl im Ovi- 


Mitglieder-Verzeichniss. 89 


duct von Vögeln. Der Zufall führt gelegentlich ein Individuum 
im Eileiter weiter aufwärts, es geräth in das Eiweiss eines in der 
Bildung begriffenen Eies und wird alsdann mit von der Kalk- 
schale umschlossen. Der Vortragende erinnert an einen gleichen 


Fall, welchen Ed. Linton im Januarheft des Jahrg. 1888 vom 


American Naturalist veröffentlichte, sowie an ein von Prof. Dr. 
Möbius beobachtetes Vorkommen von Heterakis inflexa Rud. 
(Fadenwurm), welches in den Schriften des naturwissenschaftl. 
Vereins für Schleswig-Holstein beschrieben ist (Bd. 7 Heft I, p. 19). 
Ferner legt der Vortragende eine höchst eigenartige Missbildung 
eines Hühnereies vor. Das mit vollständiger Kalkschale versehene 
Ei hat die Form eines in unregelmässigen Windungen zusammen- 
gelegten Schlauches oder Rohrs. Nach einem Ende hin ist es 
ziemlich verjüngt. 
Schluss der Sitzung. 
Gola. Matschie. Cabanis, Gen.-Secr. 


Verzeichniss 
der 


ordentlichen und ausserordentlichen Mitglieder sowie der Ehrenmitlieder 
der 
Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft 


zu Berlin. 
[Aufgestellt am 1. Januar 1889.] 


Vorstand: 
G. Hartlaub, Präsident. 
H. Golz, Viece-Präsident. 
J. Cabanis, General-Secretair. 
A. Reichenow, Stellvertr. Secretair. 
H. Bünger, Cassenführer. 


Ausschuss: 
A. v. Pelzeln. F. Wiepken. 
F. Heine sen. F. Kutter. 
Graf Roedern. A. Nehrkorn. 
C. Bolle. Graf Berlepsch. 
B. Altum. H. Landois. 


Freih. R. König-Warthausen. H. Schalow. 
W. Blasius, 


90 


1870. Se. 


1887. 


1862 


1884. 


1879. 
1870. 
1862. 


1872. 


1870. 


1880. 


1870. 
1868. 


1880. 


1879. 


1879. 


1886. 


1851, 


. Se. 


. Se, 


. De. 


Se. 


Mitglieder-Verzeichniss. 


Ordentliche Mitglieder: 
Kaiserliche und Königliche Hoheit Erzherzog Kronprinz 
Rudolf von Oesterreich und Ungarn, in Wien. 
Königliche Hoheit Prinz Ferdinand von Coburg- 
Gotha, Fürst von Bulgarien, in Sofia. 
Durehlaucht Fürst vonBismarck-Schönhausen, 
Kanzler des Deutschen Reiches, in Berlin. 

Durchlaucht Fürst Hermann von Hatzfeld auf 
Schloss Trachenberg, Schlesien. 

Durchlaucht Fürst zu Salm-Salm in Anholt, West- 
falen. 


. Herr Altum, B. Dr. Professor a. d. Forst-Akademie zu 


” 


” 


” 


” 


” 


” 


Eberswalde. 

von Bardeleben, Friedrich, Oberstlieutenant und 
Command. des Drag.-Reg. No. 11, in Lüneburg. 
Bauer, Dr. med., prakt. Arzt, Stettin. 


Graf von Berlepsch, Hans, Münden, Prov. Hannover, 
Herr Blasius, R. Dr. med., Stabsarzt a. D., Braunschweig, 


Petrithor-Promenade 25. 

Blasius, Wilhelm, Dr. med., Professor, Braunschweig. 
von Bleiehroeder, Geh. Commerzien-Rath, Berlin 
W., Behrenstrasse 63. 

Bolau, H. Dr. Director des Zoologischen Gartens 
in Hamburg. 

Böttcher, Dr. med. Sanitätsrath in Görlitz. 
Bolle, Carl, Dr., Gutsbesitzer, Berlin W., Leipziger 
Platz 14. | 
Borggreve, Prof. Dr., Oberforstmeister, Director der 
Forst-Akademie in Münden (für die Akademie). 


Graf Breuner-Enkevo&rth, August, in Wien I., Singer- 


strasse 16. 


Herr Brusina, S., Prof., Director des Zoologischen National- 


Museums in Agram, Kroatien. 

Bünger, Hermann, Bankbeamter, Cassenführer 
derGesellschaft, Berlin N.W., Klopstockstrasse 38. 
Cabanis, Jean, Dr. Prof., Erster Custos der Zoolo- 
gischen Sammlung des Museums für Naturkunde der 
Königl. Universität. General-Seceretair der Ge- 
sellschaft, Berlin S.W., Alte Jacobstrasse 103 a. 


.v"s 


Mitglieder-Verzeichniss. Su 


1884. Herr von Dallwitz, Wolfgang, Berlin W., Karlsbad 15 II. 


1884. 


1873. 


1868. 
1880. 


” 


” 


” 


Graf 


Deditius, Carl, Ober-Postsecretair, Berlin S.W., 
Zossenerstrasse 26 I. 

Döring, Adolf, Dr. Prof. in Cordoba, Argentinien, 
Süd-Amerika. Adr. Deuerlich’sche Buchhandlung in 
Göttingen. 

Dohrn, H,, Dr., Stettin, Lindenstrasse 22. 

von Douglas. Adr. Gräfl. Douglas’sche Hauptver- 
waltung, Carlsruhe. 


1868. Herr Dresser, H. E., London E. C. Cannon Street 110. 


Hannover Square. 


1852. Se. Excellenz Graf Vlodimir Dzieduszycki, Adresse: 


Gräflich Dzieduszycki’sches Museum, Lemberg, Theater- 
gasse 1°. 


1870. Herr Ebers, Martin, Dr.,, Rittergutsbesitzer, Berlin W., 


1882. 
1872. 
1873. 
1879. 


1868. 


1888. 


1868. 


1872. 


1871. 


1885. 
1851. 


1870. 


1884. 


” 


Behrenstrasse 60. 

Ehmcke, Landrichter, Berlin S.W., Charlottenstrasse 94. 
Elsner, G., Zuckerfabrikant, Gross-Rosenburg. 
Frick, C., Dr., Sanitätsrath, Burg bei Magdeburg. 
Friderich, C. G@., Aquarellmaler, Stuttgart, Seiden- 
strasse 24. 

Fritsch, Anton, Dr. Prof., Custos des National- 
Museums in Prag, Brennte-Gasse 25. 

Fürbringer, M. Dr. ord. Professor der Anatomie 
a. d. Universität Jena. 

Golz, H., Dr. Justizrath, Rechts-Anwalt und Notar, 
Vice-Präsident der Gesellschaft, Berlin C., 
Stralauerstrasse 6. 

Grunack, A., Geh. Registrator beim Reichs-Eisen- 
bahn-Amt, Berlin S.W., Lindenstrasse 94. 
Hagenbeck, Carl, Handelsmenageriebesitzer, Ham- 
burg, St. Pauli. 

Hartert, Ernst, in Marburg. Adr. General Hartert. 
Hartlaub, Gustav, Dr., Präsident der Gesell- 
schaft, Bremen. 

Hartmann, Robert, Dr. Prof., Berlin N.W., Ana- 
tomie-Gebäude, Luisenstrasse 56. 

Hartwig, W., ordentl. Lehrer an der Sophienschule, 
Berlin N., Lottumstr. 14 II. 


92 


Mitglieder-Verzeichniss. 


1889. Herr Heck, Dr., Director des Zoolog. Gartens zu Berlin W. 


1870. 
1852. 


1862. 
1888. 


1881. 
1887. 
1877. 
1868. 
1551. 
1868. 
1886. 


1851. 


1887. 


1885. 
1888. 
1889. 


1879. 


1876. 
1885. 


1374. 


1870. 


1868. 


1872. 
1870. 


Für den Zoologischen Garten. 
Hecker, H.F., Kaufmann und Fabrikbesitzer, Görlitz. 


Heine, F., Oberamtmann, auf St. Burchard bei Halber- 
stadt. 
Heine, F., Rittergutsbesitzer, Emersleben b. Halberstadt. 


von der Heyden, Max, Kaufmann, Berlin N.W,, 
Paulstrasse 26. 
Hintz, Rob., Königl. Forstmeister, Wiesbaden. 


Hocke, Herm., Maler, Berlin N.O., Linienstrasse 1.- 
Hollandt, W., Rechts-Anwalt, Braunschweig. 
Holtz, Ludw., Greifswald, Wolgasterstrasse 25. 
v. Homeyer, E. F., Stolp, Pommern. | 
Jablonski, Max, Gutsbesitzer, Zion bei Stentsch. 


Kaforke, Emil, Apotheker in Berlin, O., Schilling- 
strasse 12 II. 


Freiherr Riehard König-Warthausen, Kammerherr, 


Herr 


Schloss Warthausen bei Biberach, Würtemberg. _ 
König, A., Dr., Privatdocent. Bonn a/R. Coblenzer- 
strasse 164. 

Koeppen, Theodor, in Coburg. 

Kollibay, Referendar, Neustadt, Ober-Schlesien. 


Krezschmar, Carl, Buchhändler, Berlin N.W., Kirch- 
strasse 18. 

Krüger-Velthusen, Hauptmann im Brandenburgi- 
schen Füsil.-Reg. No. 35, in Brandenburg. | 
Kuntzen, W., Amtmann in Nortenhof bei Wolfenbüttel. 
Kuschel, Max, Polizeirath in Breslau, Ursuliner- 
strasse 2/3. 

Kutter, F., Dr., Oberstabsarzt I. Klasse und Regiments- 
arzt des 3. Hess. Infant.-Regiments No. 82, Cassel. 
Landois, H., Dr. Prof. Für die Zoologische Section 
des westfäl. Vereins für Wissenschaft und Kunst in 
Münster. 

Leverkühn, Paul, cand. med., Freiburg i/B. und 
Hildesheim. 

Liebe, K. Th., Dr. Prof., Hofrath, Gera. 

Linden, Emil, Radolfszell, Baden. 


Mitglieder-Verzeichniss. 95 


1888. Herr Linke, Major a. D., Berlin W., Ziethenstrasse 27. 


1831. 


1887. 


1888. 


1884. 
1885. 


1855. 
‚1872. 


1880. 
1874. 
1881. 
1868. 
1879. 


1888. 
1885. 
1875. 
1886. 


1888. 
1885. 


1883. 


1868. 
1887. 


” 


von Madaräsz, Julius, Dr. phil., Custos an Un- 
garischen National-Museum in Budapest. 


Freiherr Hermann von Maltzan, Berlin N.W., Luisen- 


platz 6. 


Herr Marquardt, Erich, Kaufmann, Berlin S. Prinzessinnen- 


” 


” 


” 


strasse 19. 

Matschie, Paul, Pankow bei Berlin. 

Meier, Hermann, Rittmeister z. D., Gutsbesitzer auf 
Louisenberg pr. Domnau, Ost-Preussen. 

Meves, Wilhelm, Stockholm, Kammakere Gatan 5. 
Meyer, A. B., Dr., Hofrath, Director des Zoologischen 
ine in Beexden, 

Müller, Aug., Dr. phil., Inhaber des naturhistorischen 
Instituts Linnaea, Berlin N.W., Luisenplatz 6. 
Mützel, @., Thiermaler, Berlin S.W., Hagelsberger- 
strasse 10 III. 


'Nauwerck,Wilh., Kaufmann, Berlin S.W., Gneisenan- 


strasse 30. 

Nehrkorn, Oberamtmann auf'Riddagshausen b. Braun- 
schweig. 

Nehrling, H., Customhouse, Milwaukee, Wis., U. St. 
Amerika. 

von Oertzen, E., Berlin W., Kurfürstenstrasse 77. 
Page, Dr., prakt. Arzt ete., in Cottbus. 

Palmen, J. A., Dr., Professor, Helsingfors, Finnland. 
Parrot, Carl, cand. med., München, Herzog Wilhelm- 
strasse 29 Il. 

Pascal, Georg, Lehrer a. d. Luisenschule, Berlin N.W., 
Kirchstrasse 22. 

Pasch, Max, Königlicher Hofbuchhändler, Berlin S.W., 
Ritterstr. 50. 

Baron von Pawel, Kurt, Premier-Lieutenant im 
Oldenburg’schen Infant.-Reg. No. 91. Oldenburg, Ghzth., 
Stau No. 10. 

von Pelzeln, Aug., in Wien I., Schönlaterngasse 13. 
Pischinger, Arnold, cand. philol., München, Türken- 
strasse 93 II. 


94 


1870. 


1868, 


1876. 
1385. 


1874. 
1852. 
1879. 
1888. 


1876. 
1885. 


1876. 
1888. 


1870. 


1872. 
1870. 


1889. 


1868. 
1883. 


1870. 
1856. 
1886. 
1871. 


1878. 
1856. 


Mitglieder-Verzeichniss. 


Herr Radde, Gustav, Dr., Kaiserl. russ. Staatsrath., Direetor 
des kaukasischen Museums in Tiflis, Transkaukasien. 

„ Reichenow, Anton, Dr, Custos der Zoolog. 
Sammlung des Museums für Naturkunde, Berlin N., 
Invalidenstrasse 43. Stellvertr. Secretair der 
Gesellschaft. 

„ Reinecke, Kreisgerichtsrath a. D., Quedlinburg. 

„ Reiser, Othmar, Custos der Naturwissenschaftlichen 
Abtheilung des Bosnisch-Herzegowinischen Landes- 
museums in Sarajewo, Bosnien. 

„ Rhamm, Jul., Amtsrichter, Braunschweig. 

Graf Roedern, Erdmann, Gerichts-Assessor a. D., Breslau, 
Agnesstrasse 8, 

Herr Röhl, H., Lehrer, Stettin, König Albertstrasse 15. 
(für den Stettiner Ornithologischen Verein). 

„ Rörig, Rudolf, Kgl. Eisenb.-Betr.-Secretair, Berlin W., 
Potsdamer Platz 3. 

„ Rohweder, J., Gymnasiallehrer, Husum. 

Conte Tommaso Salvadori, Prof., Vice-Direttore del 
R. Museo Zoologico Torino. Turin, Italien. 
Herr Samplebe, Thierarzt, Schöppenstedt. 
„ Schäff, Ernst. Dr., Assistent am zoolog. Institut der 
Landwirthschaftl. Hochschule, Berlin W., Lutherstr. 53. 
Se. Excellenz Reichsgraf Ludwig Schaffgotsch, auf 
Warmbrunn, Schlesien. 
Herr Schalow, Herman, Kaufmann, Berlin N.W,, Paulstr. 28. 

„ $Sehlüter, Wilhelm, Naturalienhändler, Halle a/S. 

„ Schotte, Ernst, Kgl. Hofbuchhändler, Berlin W., 
Burggrafenstr. 9. 

„ Schütt, Emil, Grossherzogl. Oberförster, Freiburg i/Br. 

„ Sehulz, Fritz, Preparador y Conservador del Museo 
Zoologico, Universidad Cordoba, Argentinien. 

„ Schumann, Gotthold, Spinnereibesitzer, Crimmitschau. 

„ Selater, P. L., Dr., London W., 3. Hannover Square. 

„ Seidel, Dr. med., Braunschweig. 

„ Stejneger, Leonhard, Smithsonian Institution. Was- 
hington D. C. North-America. 

„ Talsky, Josef, Oberlehrer, Neutitschein, Mähren. 


»„ Theobald, P. W., Pastor, Kopenhagen. Gothersg. 109. 


u 


% 


Mitglieder-Verzeichniss. 39 


1872. Herr Thiele, H., Baumeister, Cöpenick. 


1868. 
1886. 


1979: 
1885. 


1870. Graf 
1885. 
1883. 
1882. 
1853. 


1878. 
1873. 


1887. 


1884. 


Herr 


Vietor uber von Tsehusi- ohiahaihen. 
Villa Tännenhof bei Hallein, Salzburg. 

Urban, L., Architekt und een Berlin S.W., 
Blücherstrasse 19. 

Vieweg, Heinrich, Buchhändler, Braunschweig. 
Wacke, Robert, Lehrer in Berlin N.O., Landsberger- 
strasse 40 II. 
vonWaldburg-Zeil-Trauchburg, Carl, Syrgen- 
stein, Post Röthenbach, Allgäu, Bayern. 

Wernich, Hugo, Weingrosshändler, Berlin C., Rosen- 
thalerstrasse 38. 

Wiebke, Anton, Kaufm., Hamburg, Paulstrasse 26. 
Wiebke, Paul M., Kaufm., Hamburg, Paulstrasse 26. 
Wiepken, C. F., Director. Für das Grossherzogl. 
Naturhistorische Museum, Oldenburg. 


Se. Excellenz Graf Wilezek, Wien, Herrengasse 5. 
Graf von Willamowitz-Möllendorf, Schloss Gadow 


bei Lanz. 


Herr von Winterfeldt, Prem.-Lieutenant a. D., Berlin W,, 


” 


Taubenstrasse 32 I. | 
Ziemer, E. Klein-Reichow bei Podewils, Hinter- 
pommern. 


Ausserordentliche Mitglieder. 


(Auf Grund der „Uebergangsbestimmungen‘“ der im Journ. für Ornith., 1876, 


Seite 106 abgedruckten Statuten.) 


1875. Herr Ebeling, W., Lehrer, Custos des städtischen Her- 


1860. 


1852. 
1873. 


1869. 
1874. 
1875. 
1874. 
1875. 


bariums, Magdeburg. 
Hanf, P. Blasius, Pfarrer, Mariahof, Post Neumarkt, 


- Obersteiermark. 


Naumann, Edm., Gutsbesitzer, Ziebigk, Köthen. 
von Olfers, Dr., Gutsbesitzer, Metgethen, Königs- 
berg i/Pr. 

Tenekhoff, B., Dr., Gymnasiallehrer, Paderborn. 
Thiele, Hreh., Oberförster, Braunschweig. 

Uhde, Otto, Oberförster a. D., Braunschweig. 
Uhde, Rud., Oberförster, Calvörde, Station Flechtingen. 
Walter, Ad., Landschaftsmaler, Cassel, Neue Leip- 
zigerstrasse 35. 


96 Benachrichtigung für die Mitglieder der Gesellschaft. 


Ehrenmitglieder: 
1856. Se. Majestät der König Ludwig von Portugal, Lissabon. 
1856. Se. Königliche Hoheitder GrossherzogPetervon 
Oldenburg, Oldenbung. 
1855. Se. Königliche Hoheit Herzog Ernst zu Sachsen- 
Coburg und Gotha, Gotha. 
1856. Se. Hoheit Herzog Friedrich von Anhalt, Dessau. 
1870. Herr Albarda, Herm., Leuwarden, } 
1883. Se. Excellenz Herr von Alten, Grossherzoglich Olden- 
burgischer Oberkammerherr, Oldenburg. 
1870. Herr Collet, Rob., Dr. Prof., Christiania. 
1855. „ Graf Keyserling, Alexander, Raiküll (via Reyal) 
Russland. 
1862. „ Krüper, Theobald, Dr., Conservator am Universitäts- 
Museum, Athen. | 
1855. „ Lilljeborg, Wilh., Dr. Prof., Upsala. | 
1855. „ Middendorf, A. v., Dr, Staatsrath, Ehrenmitglied 
der Kais. Russ. Akad. der Wiss,, Hellenorm b. Dorpat. 
1870. „ Möbius, Carl, Dr..Prof,, Dir. der zoolog. Sammlung 
des Kgl. Museums für Naturkunde in Berlin. 
1862. „ Newton, Alfred, Dr. Prof., Cambridge, Magdalene 
College. 
1855. „ BarondeSelys-Longchamps, Edmund, President 
du Senat Belge, Membre de l’Academie Royale ä Li6ge. 
1860. „ Westerman, H. F. Dr, Director des Zoologischen 
Gartens, Amsterdam. 
1886. „ Wiepken, C. F., Direetor des Grossherzogl. Naturh. 
Museums in Oldenburg. De 


Um etwaige Berichtigungen und Aenderungen bei vorstehenden ? 
Adressen wird im Interesse richtiger Postbestellung gebeten. - 


Benachrichtigung für die Mitglieder der 
Gesellschaft. 

(Journal-Angelegenheit.) 

Mit Bezug auf eine frühere Anzeige hat die Verlagshandlung 

sich bereit erklärt, der „Allgemeinen deutschen ornitho- 

logischen Gesellschaft“ die früheren Jahrgänge des Journals 


Hans von Berlepsch, Brasilien- und Perubälge. 97 


für Ornithologie, soweit die Vorräthe zu erlauben, zu folgendem 
ermässigten Preise pro Jahrgang zu liefern: 

Journal f. Orn. Jahrg. 1853 bis 1867 a 7 Mark. 

General-Index der vorstehenden 15 Jahrgänge 81/, Mark. 

Journ. f. Orn. Jahrg. 1868 und 1869 & 8'/, Mark. 

Journ. f. Orn. Jahrg. 1870 u. ft. & 13 Mark. 

Orn. Centralblatt I (Halb-) Jahrg. 1376 1'/, Mark. 

Orn. Centralblatt II. bis VII. Jahrg. 1877 bis 1882 & 3 Mark. 

Bei Abnahme der ganzen Reihe (Journal von 1870 ab und 
Centralblatt 1876—82 complett) soll der Preis noch in Etwas 
ermässigt werden. Einzelne Hefte dagegen können nicht, oder 
nur ausnahmsweise, wenn dergleichen vorhanden sind, oder nur zu 
erhöhtem Ladenpreise abgegeben werden. 

Mitglieder der Gesellschaft und derselben befreundete Orni- 
thologen, welche hiervon zur Completirung Gebrauch machen wollen, 
erhalten gegen Einsendung des resp. Betrages an den General- 
Secretair der Gesellschaft das Gewünschte (innerhalb des 
deutsch-österreichischen Postverbandes franco) zugesandt. 


Aufsätze, Berichte, Briefliches etc. 


Systematisches Verzeichniss 
der von Herrn Gustav Garlepp in Brasilien und Nord-Peru, 
im Gebiete des oberen Amazonas, gesammelten Vogelbälge. 
Von 
Hans von Berlepsch. 

Herr Gustav Garlepp aus Köthen wurde im Jahre 1883 von 
Herrn Dr. Staudinger in Dresden ausgeschickt, um im Gebiete des 
Amazonenstromes Insecten zu sammeln. Zu gleicher Zeit unternahm 
er es, für Herrn Oberamtmann A. Nehrkorn in Riddagshausen Vogel- 
bälge und Eier zu präpariren und hat sich dieser Aufgabe mit 
Fleiss und Hingebung gewidmet. Garlepp sammelte zunächst in 
der Umgebung von Fonteboa und Tonantins in der brasilianischen 
Provinz Solimoes, wandte sich dann nach Nord-Ost Peru, wo er sich 
längere Zeit am unteren Huallaga (Shannsi, Yurimaguas, Tarapoto 
oder Cumbase), ferner im Gebirge bei Rioja, Huayabamba, Guaya- 
bamba und endlich am oberen Huallaga (Juanfu& und Valle) auf- 
hielt und reiche Sammlungen anlegte. Die von ihm präparirten 
Vogelbälge, welche mir sämmtlich zur Untersuchung vorgelegen 

Cab. Journ. f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 185. Januar 1889. 7 


” BD ie 0: 
X \ 


98 Hans von Berlepsch: 


haben und die grösstentheils in meinen Besitz gelangten, sollen 
im Folgenden zur Besprechung gelangen. Dieselben wurden uns 
in fünf verschiedenen Colleetionen übersandt, in weleher Reihenfolge 
ich dieselben nun behandeln werde. 

I. Collection von Fonteboa und Tonantins, am mittleren 
Amazonas, in Prov. Solimoes, N.W.-Brasilien. 

Herr Garlepp hat sich an den genaunten Orten nur wenige 
Monate aufgehalten und nur 26 Vogelbälge daselbst präparirt, 
deren Etiquetten die Daten vom 3. Januar bis zum 27. Mai 1884 
tragen. Nichtsdestoweniger bietet diese kleine Collection viel 
Interessantes und beweisst, dass die Provinz Solimoes in ormni- 
thologischer Beziehung durchaus noch nicht genügend durchforscht 
ist. Die Auffindung des äusserst seltenen Colibri Phaethornis | 
filippii (Bourc.), dessen Heimath bisher nach Bolivia verlegt wurde, \ 
und eines seltenen nordamerikanischen Zugvogels, des Oporornis 
agilis (Wils.), durch einen Anfäuger in der Ornithologie, lassen 
vermuthen, dass diese Provinz bei besserer Durchforschung durch 
einen geübten Sammler noch manches Neue und Interessante 
liefern wird. 

l. Oporornis agılis (Wils.). 

Ein anscheinend weiblicher Vogel ohne Geschlechtsangabe. 
Tonantins, 9. April 1884 — No. 8.: al. 66/,, caud. 47, rostr. culm. 
11'/,, tars. 201, mm. Ich erkannte sofort in diesem Vogel den 
Oporornis agilis (Wils.), eine der seltensten Arten der Vereinigten 
Staaten von Nordamerika, welche bisher nicht in Süd-Amerika 
nachgewiesen worden war. Prof. Ridgway hatte dann die Liebens- 
würdigkeit, diesen Vogel mit grösseren Serien nordamerikanischer 
Exemplare im U. S. National Museum zu vergleichen und bestätigte 
lediglich die Richtigkeit meiner Bestimmung, indem er mir schrieb: 
„Ihe bird sent for examination is true O. agiks. It seems to agree 
perfectly with North American examples.“ 

Es scheint, dass O. agzlis, welche im Norden der United States 
brütet, auf seinen Wanderungen nach Süden ähnliche Flussgebiete, 
wie diejenigen seiner Heimath, als Winterquartiere aufsucht, und 
dürfte sich hierdurch das auffallende Vorkommen am Amazonen- 
strom erklären, während die Art bisher in den gut durchforschten 
Gegenden Guianas, Venezuelas und Columbias nicht nachgewiesen 
worden ist. | 

2. Tanagra coelestis Spix. 

Localuame Sai. ad. Fonteboa, 17. März 1884 — No. 4. 


De di 


Syst. Verz. Brasilien- und Perubälge. 99 


NB. Spix’s Tanagra coelestis wurde nach Vögeln von Para 


und Fonteboa beschrieben. 


3. Rhamphocelus jacapa (L.). 

Fonteboa: „3“ ad. vom 31. Januar und ein ‚2“ (juv.) vom 
21. März 1884. < ad.: al. 77, caud. 72, culm. 15'/,, tars. 19!/, mm. 
& ad. den Vögeln aus Brit. Guiana ähnlich, Rücken etwas mehr 
röthlieh überlaufen, aber nicht so röthlich wie bei Vögeln aus der 
Küstenregion Venezuelas. 

4. Sporophila ocellata (Sel. & Salv.). 

Tonantins: ein „g“ ad. und ein „2“ vom 28. April, auf der 
„Wiese“ erlegt. ‚Iris schwarz“ sowie ein junges „S‘“ im Kleide 
des 2 vom 12. April 1884. 

Das & ad. zeigt keine Spur von weissen Flecken im Scheitel. 
Die Federn au Gurgel und Brustseiten sind mit schwarzen Feder- 
säumen gezeichnet. al. 60, caud. 48, rostr. 8, tars. 14 mm. 

5. Cassieus persicus (Linn.). 

Localname: ‚„Japim“. Ein „g“ jr. Fonteboa, 3. Februar und 
ein „g“ jr. Tonantins, 9. April 1884. „Iris hellblau.“ 

6. Dolichony& oryzivorus (Linn.). 

Tonantins: Ein (3) ad., ohne Geschlechtsangabe, vom 6. Mai 1884. 
Iris dunkel und ein (9), ad., uhne Etiquette. 

Das & zeigt noch olivenbraune Säume an den schwarzen Federn. 
Nacken schmutzig rostgelb; al. 102, caud. 70'/,, culm. 15%/,, tars. 
271, mm. 

1. Pipra auricapüla (Licht.). 

Tonantins: Ein „ZS“ ad. 7. Mai 1884. „Iris dunkel.“ Dieser 
Vogel stimmt in seiner Kopffärbung am besten mit Vögeln aus 
Yquitos (Peru or.) u. Ost-Ecuador überein, Oberkopf nur ein wenig 
intensiver gelb. Lichtenstein’s Typus stammt auch aus Brasilien. 
2 59, eaud., 20, rostr. 8%, tars. 12 mm. 

8. Tityra semifasciata (SPix). 

Localname „Urubutinga“. Tonantins: ein (8) ad. und ein 
junger Vogel, beide ohne Geschlechtsangabe, vom 14. April 1884. 
Das alte & stimmt mit einem & ad. von Yquitos im Mus. H. v. B. über- 
ein. Die nördliche Form T. semifasciata personata (Jard. & Selb.). 
scheint sich constant durch die schwarze Spitze des Unterschnabels, 
welche der semrfasciata vollständig fehlt, sowie durch schmäler 
schwarzes Stirnband und nicht so rein weisse mehr grau über- 
laufene Unterseite zu unterscheiden. & ad. al. 121, caud. 67, culm. 
27), tars. 254, mm. 

7* 


100 Hans von Berlepsch: 


9. Phaöthornis filippü (Boure.). 

Localname „beyaflor“. Fonteboa, 20. März 1884. — No. 5. 

Long. tot. 146, al. 63°/,, caud. rectr. intermed. 59, ext. 261), 
rostr. 30'/; mm. 

Bourcier hat als Heimath dieses äusserst seltenen Colibri 
Bolivia angegeben. Ob diese Fundortsangabe richtig ist, muss 
die Zukunft lehren. Das von Boureier beschriebene Exemplar 
scheint bisher das einzig bekannte gewesen zu sein. Mulsant & 
Verreaux fügen noch den Fundort „Perou“ hinzu, doch weiss ich 
nicht, auf welche Autorität hin das Vorkommen daselbst vermuthet 
wird. Mein Vogel stimmt sehr gut mit Bourecier’s Original-Be- 
schreibung überein. Da das Exemplar von Ph. defilippil der 
fünfte Vogel ist, welchen Herr Garlepp in S.-Amerika conser- 
virte, so ist wohl anzunehmen, dass die Species bei Fonteboa nicht 
zu den Seltenheiten gehört. 

10. Agyrtria fluviatilis (Gould). 

Localname „Wainamu“. Ein junger Vogel „g“ von Tonantins 
vom 27. Mai 1884. Iris schwarz. 

11. Chlorestes coerulea (Vieill.). 

Localname „beyaflor“. Tonantins: Ein „ga“ ad. vom 27. Mai 
und ein „g“ juv. vom 20. April 1884, und drei (3) ad, ohne Eti- 
quette. 

12. Lampornis nigricollis (Vieill.). 

13. Pionopsiüta brachyura (Temm. & Kuhl). 

Localname: „Loro.“ Tonantins: „2“ ad. vom 25. Mai 1884. 

+14. Crotophaga ani (Linn). 

Localname: ‚„Annu“. Fonteboa vom 22. März 1884. 

+15. Plotus anhinga (Linn). 

Localname „Carara prego.“ Ein „ga“ jr. Tonantins vom 
4. Mai 1884. Iris roth. 

Kopf und Hals graubraun, doch beginnen sich die schwarzen 
Federn schon überall zu zeigen, Kehle noch fast ganz weiss. 

al. 361, caud. 256, rostr. culm. 99?/,, tars. 38 mm. 

+16. Ardea egretta (Gml.). 

Localname „Garca“. Fonteboa, 10. Februar 1884. 

Tonantins: ein Vogel ohne Geschlechtsangabe, vom 13. April 1884, 
und ein alter Vogel mit langem Hochzeitsschmuck, ohne Etiquette. 

17. Psophia napensis (Scl. & Salv.). 

Nomencl. av. neotr. (1873) pp. 141, 162 (typ. ex Rio Napo). 

Localname: „Jacamim“ und ‚Trompetero“. 


e 


Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. 101 


Tonantins: „2“ ad., am 29. April 1884 im Walde erlegt. Magen- 
inhalt: Früchte. 

al. 280, caud. 117, culm. 33, tars. 128 mm. 

Der Vogel von Tonantins gehört, so weit ich nach Sclater & 
Salvin’s kurzer Diagnose urtheilen kann, zu dieser noch wenig be- 
kannten Psophia-Art. | 

48. Bartramia longicauda (Bechst.). 

Localname ‚„Massarico‘“. Tonantins: „2“ ad. 7. Mai 1884 am 
Wasser. „Iris dunkel.“ 

Münden, im Februar 1889. 

Hans von Berlepsch. 


(Fortsetzung folst.) 


Südamerikanische 
Nova aus dem Kieler Museum. 
Von 


Paul Leverkühn. 


Im Frühling 1886 bot mir Herr Professor Dr. Möbius, 
damals Director des zoologischen Instituts der Universität zu Kiel 
(jetzt in gleicher Eigenschaft in Berlin) an, die grossen Schätze von 
Vogelbälgen zu bestimmen, welche seit den 40er Jahren in der 
Sammlung des genannten Instituts liegen. Durch andere Arbeiten 
in Anspruch genommen, begann ich erst ina Winter mit meiner 
Aufgabe, mich durch einen Stock von ungefähr 10000 Bälgen zu 
kämpfen, bestimmend, ordnend und eine beschreibende Bearbeitung 
einleitend. Die von mir bestimmten Gruppen sandte ich Autoritäten 
zu definitiver Identification mittelst sicheren Vergleichsmaterials, 
das mir in Kiel völlig fehlte. So sah Henry Seebohm in London 
die Turdiden, Prof. Dr. Wilhelm Blasius in Braunschweig die 
Corviden und Icteriden, Dr. Gustav Hartlaub in Bremen die mir 
zweifelhaft gebliebenen Papageien durch. Zu meiner Freude wurden 
durchschnittlich über 95 Procent meiner Determinationen von den 
genannten Ornithologen anerkannt. Eine zusammenhängende grössere 
Publication kann in den nächsten Jahren noch nicht hergestellt 
werden, daher folge ich dem Rathe meiner Freunde, die gefundenen 
neuen Arten und Unterarten vorläufig bekannt zu machen, zumal 
viele Dutzend Nova veröffentlicht sind, zu welchen die Typen im 
Kieler Museum liegen könnten, nämlich wenn sie ihrerzeit be- 


, 


102 Paul Leverkühn: 


schrieben wären. So ist es thatsächlieb wahr, was Seebohm 
über diese Sammlung schrieb: it has been buried-for forty years! 
Da die Versendung der Suiten gewisse Unannehmlichkeiten im Ge- 
folge hat, war es mir doppelt angenehm, dass auf meine Bitte 
mein Freund und Gönner Hans Freiherr von Berlepsch aus 
Hann-Münden sich entschloss, den Rest der von mir bestimmten 
Familien (Timeliden zum Theil, Tauben, Muscicapiden etc.) per- 
sönlich durchzugehen, und zu diesem Zwecke, sowie um mir 
die Colibris zu bestimmen, für 14 Tage nach Kiel zu mir kam. 
Nachher hat er meine Nova mit Stücken seiner reichen Sammlung 
verglichen und ihre Speeiesdignität somit in besonders werthvoller 
Weise sanetionirt. Ihm, sowie den anderen namhaft ‚gemachten 
Ornithöologen, welche meine Arbeiten in liebenswürdigster Weise 
unterstützten, ferner Herru Professor Dr. Möbius, der mir zuerst 
das Material anvertraute, und Herrn Professor Dr. Brandt, Director 
des Zoologischen Instituts der Universität zu Kiel, welcher mir die 
Fortsetzung meiner Arbeiten zugesichert, bin ich zu grossem Danke 
verpflichtet und möchte diese Gelegenheit benutzen, um ihn auszu- 
drücken! — 

Was nun die Sammlung selber betrifft, so besteht sie zum 
grössten Theile aus dem Material, welches der verstorbene Professor 
Dr. Behn aus Kiel auf der Weltumsegelungsreise der dänischen 
Corvette „Galathea“ in den Jahren 1845—47 und weiter auf seiner 
Landreise quer durch Südamerika Anno 1847/48 gesammelt hat. 
Gleich an Bord wurden die Bälge in vorzüglich schliessende Maha- 
gonischränke verpackt, in denen sie noch heute ruhen — ein Um- 
stand, dem die durchweg gute Erhaltung der Vögel zu danken ist. 
Professor Behn nummerirte die gesammelten Objekte und führte 
einen mit jenen Nummern correspondirenden Blätterkatalog, in 
welchen er Maasse, Beschreibungen, biologische Beobachtungen 
u. s. w. eintrug. Leider sind weder alle Exenplare, welche zu den 
Nummern seiner Notizen gehören, noch alle Blätter seiner Notizen, 
welche zu den vorhandenen Bälgen gehören sollten, verhanden. Alles 
irgend Wissenswerthe aus seinem Journal werde ich später, wenn 
ich, mit den Bestimmungen fertig, das gesammte Material bearbeite, 
publieiren. Ueber die wissenschaftlichen Ergebnisse der Expedition 
ist m. W. nichts gedruckt; eine Reisebesehreibung*) in dänischer 
Sprache (und übersetzt ins Deutsche) darf keinen Anspruch auf 


*) Steen Bille, Beretning om Corvetten Galathea’s Reise omkring Jorden 
Kjöbenhavn 1849—51. 


Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. 105 


Wissenschaftlichkeit erheben; es werden darin vorwiegend mercantile 
Interessen berücksichtigt. Der für uns wichtige Theil des Itinerars 
geht natürlich nur soweit, bis Behn in Südamerika an Land 
ging. Von da ab fehlt mir vorläufig jede Kenntniss seiner Route, 
doch hoffe ich, im Laufe der Zeit durch die Wittwe seine Briefe 
etc. zu erhalten, um das Nothwendigste über seinen Weg festzu- 
stellen. Unter solchen Umständen machte es bei den Bestimmungs- 
arbeiten oft grosse Schwierigkeiten, das Habitat der Exemplare zu 
eruiren, da auf den Etiketten sehr oft Eingeborenen-Namen an- 
gegeben waren, die kein geographisches Lexicon aufwies. 

Unter den Drosseln fand ich eine neue Art, welche H. Seebohm 
auf seinen Wunsch in den Proceedings*) der Zoologischen Gesell- 
schaft in London beschrieb. In dem kleinen Aufsatz, welcher von 
meiner Merula subalaris Lev. handelt, sind ein paar störende Druck- 
"fehler untergelaufen, welche ich hier verbessern möchte: Zeile 12 
v. 0. muss es statt 10 th oi August, 8 th of October, Zeile 14 
v. 0. muss es statt 11 th of July, 7 ih of November, Zeile 16 
v. 0. muss es statt 9th of July, 7th ofSeptember, und daher 
auch Zeile 8 v. o. nicht July and August, sondern October and 
November heissen. ; 

Eine exquisite Tafel der neuen Merula ist in Royal-Quarto von 
Keulemans in London hergestellt, welche inSeebohm’s grossem 
Drosselwerke erscheinen wird. — Wohl infolge eines Missverständ- 
nisses ist in einer kurzen Notiz über die englische Publication von 
Prof. Dr. Cabanis im Journal für Ormithologie**) bemerkt, See- 
bohm hätte die neue Form in Kiel gesehen; vielmehr konnte ich 
den Balg, welcher keine andere Bezeichnung auf der Orginaletikette 
trug, als die des Datums und Fundorts, nicht unter den bekannten 
Drosselarten unterbringen, sandte ihn nach London und bezeichnete 
ihn dem bekannten Ornithologen und ersten Drosselkenner Henry 
Seebohm als vermuthlich neu. Wenn das fragliche Stück in 
Berlin „zur Bestimmung“ gewesen ist, so ist es jedenfalls seiner- 
zeit unbezeichnet***) zurückgekommen, während einige Dutzend 
andere Bälge auf ihren Etiketten Aufschriften in Prof. Cabanis’ 
Zügen tragen. 


*) 1887 No. XXVII, June 23, 1887 p. 557. 
**) XXXVI. Jahrg. No. 181. Januar 1888 p. 113. 
’=ek) Der Grund, wesshalb diese Art, obgleich als neu erkannt, damals 
nicht annectirt wurde, ist ja in der vorstehend angezogenen Journal-Stelle 
deutlich angegeben. Der Herausgeber. 


104 Paul Leverkühn: 


-+1. Aphobus megistus Lev., n. Sp. 
Diagn. A. chopi similis, sed major; imprimis rostro longiöre; 
' nitore corporis aeneo magis conspieuo. 
Hab. Bolivia (Santa Cruz et San Miguel). 


Typ. Duo specimina in Mus. zool. Kiel. a Behno collecta as- 
servantur. 


& 11. Mai 1847. Orig. No. 1987 A*) S. Cruz. 
2 17. Juni 1847. Orig. No. 2096 A*) 8. Miguel. 

Not. Im Ibis 1834 (p. 163 und 164) machte schon Ph. L. 
Selater auf Grössenverschiedenheiten des „Tordo‘ (A. chope) auf- 
merksam: er unterschied eine stärkere südliche Form von Paraguay 
und Süd-Brasilien (A. chopi) und eine schwächere nördliche von 
Südost-Brasilien [Bahia, Pernambuco] (A. suleirostris). Vermuthlich 
haben Dr. Sclater Bolivia-Exemplare vorgelegen, welche, nach 
den Behn’schen Stücken zu urtheilen, erheblich grösser sind als 
die Brasilianer, von denen das Kieler Museum eine grosse Serie 
aus verschiedenen Gegenden Brasiliens besitzt. Wenn Dr. Selater 
aber vermuthet, dass die südbrasilianischen Exemplare von A. chopi 
zu dieser grossen Form gehören, so beweist ein von Dr, von 
Ihering in der Provinz Rio Grande do Sul gesammeltes altes 
Männchen, im Museum Hans von Berlepsch, das Gegentheil. 
Dieser Vogel ist durchaus nicht von den kleineren Exemplaren aus 
Paranahyba, Rio Manso, Monte afeyre, Dvivadino**) verschieden. 
Ob nun der Paraguayvogel, auf dem der Name chopi (Vieil. ex Azara) 
basirt, zur grossen bolivianischen oder zur kleinen brasilianischen 
Race gehört, kann erst mit Sicherheit festgestellt werden, wenn 
Vögel aus Paraguay zur Vergleichung vorliegen. Im Britischen 
Museum ***) befindet sich ein „g ad.“, dessen Fundort „Paraguay ?“ 
-fraglich-angegeben ist. Es scheint nach Sclater’s Bemerkungen, 
dass dieser Vogel der grösseren Race zugehört. — 

A. megistus unterscheidet sich von A. chopi durch bedeutendere 
Grösse, längere Flügel, längeren Schwanz, höheren Tarsus und 
namentlich auch durch viel längeren, stärkeren Schnabel. Die Sulei 
am Unterschnabel scheinen etwas tiefer zu sein. Auch der Ober- 


*) In den 5 Bänden handschriftlicher Notizen Behn’s, welche das Kieler 
Museum besitzt, fehlen die zu diesen Nummern gehörigen Blätter. Lev. 


**) Die genannten Localitäten sind wohl in der Provinz Goyaz zu suchen. 
(H. v. B. in litt.) Lev. 


*#) Of, Cat. Brit. Mus. Vol. XI p. 405 (1886). 


Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. 105 


schnabel zeigt bei megistus einige von der Nasengrube aus parallel 
mit dem Culmen laufende nicht sehr tiefe Sulei, welche bei chopı 
kaum angedeutet sind. Ausser diesen auffallenden Grössendifferenzen, 
welche am besten durch die unten folgende Maasstabelle illustrirt 
werden, unterscheiden sich die Bolivia-Vögel auch durch einen viel 
ausgeprägteren mehr grünlichen Stahlschiller des ganzen Körpers 
(namentlich auf Flügel und Schwanz). — Neben Sclater ist Forbes*) 
die verschiedene Grösse der chopi Exemplare aufgefallen, denn er 
spricht von einem aus Nordost-Brasilien mitgebrachten Männchen 
als „einer kleinen Form dieser Species“ Wenn der brasilianische 
Vogel sich als verschieden herausstellen sollte, so wäre unecolor 
(Licht.) der für ihn in Anwendung zu bringende, weil älteste Name. 
Denn das Exemplar, welches Lichtenstein als Icteru sunicolor Licht. 
im Berliner Doubletten-Verzeichniss**) aufführt, basirt auf dem 
brasilianischen Vogel, trotzdem Lichtenstein Azara als synonym 
aufzählt. 

Was die graphische Darstellung der Aphobi anlangt, so sind 
die Abbildungen von A. chopi im Text des britischen Catalogs (. c.) 
entweder in vergrössertem Maassstabe (?) oder, wenn in natürlicher 
Grösse, beziehen sie sich auf A. megistus, mit dem sie haarscharf 
übereinstimmen. Wir werden hoffentlich später eine Abbildung von 
A. megistus bringen. — Im Text des brit. Cataloges vermisst man 
zwei wichtige Litteraturnachweise über A. chopi, nämlich: 

Reinhardt, Bidrag til Kundskab om Fuglefaunaen i Brasiliens 
Campos p. 396 (in Vidensk. Medded. Kjöbenhavn 1870) und 
A. von Pelzeln, Ormnithologie Brasiliens III, 195. 


Aphobus megistus Lev.. 


(Maasse in Millimetern.) 
Long.tot. Al. Caud. Culm.rostr. Tars. 
(eirciter) 
1. „g ad.“ Santa Cruz., 
Bolivia. Mus. Kiel. 
Exped. Galath. 250 144 105 25,0 34,5 
2. „2“ (in Mauser), San 
Miguel, Bolivia. Juni 
1847. Mus. Kiel. Exped. 
Galath. 246 136,5 100 26,5 34 


(Primären 
in Mauser) 
*) Ibis 1881 p. 339. 
**) No. 178 p. 19 (1823). 


106 Paul Leverkühn: 


Aphobus chopi (Vieil.). 


(Maasse in Millimetern.) 


Long.tot. Al. Caud. Culm.rostr. Tars. 
(eirciter) 


3. „&“ Monte afeyre. 1. 

November 1847. Orig. 

No. 2309 B.*) Mus. 

Kiel. Exped. Galath. 230 124 93,5 23,5 öl 
4. „g“*Dvivadino. 2.Nov. 

1847. Orig. No. 2309 

C.*) Mus. Kiel Exped. 

Galath. BEN NH DT WARE oe 31,5 
5. „&“(ad.) Paranahyba. 

24. Octob. 1847. Orig. 

No. 2309 A.*) Mus. 

Kiel. Exped. Galath. 227 123 88 22,5 31,5 
6. (ad.) (Rio) Süd-Bras. 

N0.4688. Mus.H.v.B.e 205 125,5 9 21,5 30,5 
7. (ad.)Süd-Bras.(Brandt 

in Hamb.). Mus. Kiel. 207 123 03,5. 22,25 29,5 
8. (ad.) Bras. (Salmin in 

Hamburg.) Mus.Kiell. 224 1265 925 239 31,5 
9. „g sect.“ (ad.) Säo 

Lourenzo, südl. Prov. 

Rio Grande do Sul. 

12. Sept. 1886 (H. v. 

(Jhering.)Mus.H.v.B. 225 127,5 94 23,5 33 
10. „&“ (ad.) Rio Manso. 

26.August 1847. Orig. 

No. 2310 A.*) Mus. 

Kiel. Exped. Galath., 202 1225 87,5 23,9 31,5 


+2. Homorus Galatheae Lev. n. Sp. 

Diagn. Corporis superna parte, alis, cauda pallide einnamomeis; 
corpore subtus dilutiore; pileo rufescente-griseo, ceristam plumis 
elongatis exhibente; fronte anteriore einnamomeo; primariis binis 
' primis griseo-brunneis, ceteris basi extrema rufescenti griseo colore 
extus marginatis; frenis griseis nigro eolore mixtis; rostro brevis- 
simo, dimidia parte basali plumbea, apicali albicante; pedibus plum- 
beo-nigris. 

a. Zu den sämmtlichen Bälgen fehlen die betreffenden Blätter der 
Behn’schen Notizen! Lev. 


Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. 107 


Hab. Matto grosso. (Cuyaba.) 

Typ. Specimen typicum in Mus. Zool. Kiel. asservatur, collec- 
tum a Behno. 

2 24. Juli 1847. Orig. No. 2144 A.*) No, des Abbalgers: 
683. Cuyaba. 

Dim. Long. tot. eirc. 212 mm, alae 96, caudae 95, tarsi 27%), 
culminis rostri 191). 

Obs. H. cristato proximus, sed multo minor; neenon crista 
breviore, grisea, non rufa non cinnamomea. Species, quam primo 
visu distinguas. 

Not. Diese augenscheinlich neue Species, von der sich ein als 
‚Weibehen bezeichnetes Exemplar unter den auf der Galathea- 
Expedition gesammelten Bälgen des Kieler Museums findet, unter- 
scheidet sich durch die oben angegebenen Merkmale leicht von 
H. eristatus Spix, einer Art, von welcher ein Stück aus dem Mus. 
H. v. Berlepsch aus Bahia verglichen wurde. Vielleicht steht Z. 
Galatheae Lev. noch näher dem A. unirufus (D’Orb.) *") aus Bolivia, 
woher D’Orbigny’s Vogel stammt, während unser Exemplar in 
Matto grosso erbeutet wurde. Die D’Orbigny’sche Beschreibung 
differirt von der unsrigen in wesentlichen Punkten: D’Orbigny be- 
zeichnet sein Exemplar als „roux uniforme assez vif, teint6 de 
brun au milieu des plumes du dessus de la tete“. Es geschieht 
also der charakteristischen aschgrauen Färbung des Scheitels keine 
Erwähnung. Ausserdem seheint der D’Orbigny’sche unirufus noch 
sehr viel kleiner zu sein als unser Galatheae. (D’Orbigny: Al. 
88 mm, Caud. 93, Rostr. 16, Long. tot. 230 mm.) 


+9. Terenura elaopteryx& Lev. n. sp. 

Diagn. T. spodioptilae ex Guiana Britannorum similis, sed 

remigibus omnibus extus olivaceo non griseo colore marginatis, 

remigibus intus atque tectrieibus subalaribus flavo-albidis (non albo- 
griseis ?). 


Hab. Cayenne esse habitationem H. de Berlepsch e gerere 


ac modo praeparationis iudicat; schedula-scilicet falso-affıxa indicat 
„Bogota“. Y 
Typ. Speeimen unicum a. 1857 emptum ab Jamrach Londinensi 
in Mus. zool. Kiel. asservatur. 
*) Das zugehörige Blatt fehlt. Aus dem zugefügten „A“ geht hervor, 
dass Behn mehrere Exemplare dieser Art sammelte. Lev. 


**) Voy. dans l’Am. mer. Oiseaux p. 259 „1835—1844*. Nach Coues 
Ornith. Bibliogr. IId instalment 1879 p. 254: „ostensibly 1847. 


108 Paul Leverkühn: 


Dim. Long. tot. 85, al. 48/,, caud. 37, rostr. culm. 12°/,, 
tars. 13’, mm. 

Not. Dieses einzige Exemplar einer anscheinend neuen Speeies, 
welche sich im Kieler Museum befindet, stammt der charakteristischen 
Präparationsweise — die Beine sind in den ‚Knieen‘ zusammenge- 
heftet — nach zu urtheilen, aus Cayenne. Auf der Etikette findet 
sich schon der zweifelnde Vermerk: durch Jamrach angeblich 
aus Bogota 1857. Dieser Vogel stimmt im Wesentlichen mit der 
Beschreibung von ZT. spodioptila Selater & Salvin*) überein, 
unterscheidet sich aber sehr wesentlich durch die olivengrünen statt 
aschgrauen Aussensäume der Schwingen. Die Innenfahnen der- 
selben und die Unterflügeldeckfedern erscheinen weisslich gelb, 
was wohl bei der typischen spodioptila nicht der Fall sein dürfte, 
obwohl die Beschreibung hierüber nichts enthält. Der helle Augen- 
streif scheint weniger scharf markirt und mehr graulich als in der 
Abbildung Keulemans’ von 7. spodioptila. Die Bauchmitte er- 
scheint ebenso weiss, wie die Kehle, während es in der Beschreibung 
von spodioptila heisst: „corpore (etc.) subtus cinereis, gula albican- 
tiore“. Da die übrigen, der spodioptila nahe stehenden Arten (T. 
callinota Scl. aus Columbien und Veragua, T. kumeralis Scl. & Salv. 
aus Ost-Eeuador) grüne Säume der Schwingen haben, so ist es nicht 
unwahrscheinlich, dass wir es hier mit einer vierten Form zu thun 
haben, welche die spodioptila Scl. & Salv. von Britisch Guiana in 
Cayenne vertritt. 


4 Trupialis militaris (L.), subsp. nov. falklandica Lev. 
Diagn. Simillimus militari, sed major, imprimis rostro fortiore, 
rectrieibus externis extus dimidio apicali et apice ipso albo mar- 
—  ginatis, non apice obsolete pallide brunneo vittatis; subcaudalibus 
tectricibus similiter albo colore marginatis neque obsolete fasciatis; 
‚ lunula cervicali nigra magis conspicua et in guttur medium protraeta. 
Hab. Insulas falklandicas. 
Typ. Specimen unicum in Mus. zool. Kiel. asservatur, emptum 

ab Jamrach a. 1862 Londinensi. 


Dim. Militaris (L.) [typiea]. Mü. falklandica Lev. 
Long. tot. 225 mm (cire.) 270 mm 

„% tar. 35 ,„ 40 „ 

„.  eulm. al. er 

u. Algee 124 „ 132. 5 


_  %) Ibis 1881 p. 270, pl. IX Fig. 1. 


Siidamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. — Aufruf. 109 


5. : Polioptila boliviana Sel.*) species restituta. 

B. Sharpe erklärt im Catalog des Britischen Museums **) 
nach dem Vorgange Dr. Selaters die P. boliviana Sel. für identisch 
mit P. dumicola (Viel. ex Az) Drei Exemplare des Kieler 
Museums: 

& Cuyaba 29. Juli Orig. No. 2062 No. 723 des Behn coll. 


1847 ) Abbalgers Exp. Galath. 
2 Cuyaba 18. Juli Orig. No. 2062 649 Br N 
1847 C. 
g Caxoeirinha 5. Sept. Orig. No. 2062 914 % N 
1847 F. 


stimmen zu gut mit der Originalbeschreibung in den Proceedings 
(l. e.) überein, als dass wir glauben könnten, P. boliviana sei 
mit dumicola zu verwechseln. Die fast reinweisse Unterseite mit 
leichtem, aschgraulichem Anfluge an der Brust, die viel hellere 
aschgraue, nicht blaugraue, Färbung der Oberseite, die weissen 
Federchen unter dem Auge, welche bei dumicola wie die übrigen 
Parthien der Kopfseiten schwarz sind, ferner der merklich längere 
Schnabel — bilden Charaktere, durch welche sich die alten Männchen 
der Species dolwwiana von denen der dumicola auf den ersten Blick 
unterscheiden lassen. Auch das Weibchen von doliviana difterirt 
von dem Weib der dumicola des Museums Hans von Berlepsch 
durch reiner weisse Unterseite, sowie durch reiner weisse Zügel, 
Stirnwand und Umgebung des Auges, endlich durch den längeren 
Schnabel. Bereits Baird spricht sich in seiner Review of American 
Birds (1864 pag. 73 in Smith. Mise. Coll. 181) entschieden dahin 
aus, dass ?. doliviana nicht mit P. dumicola zu identificieren sei. 


Strassburg i. E. Juli 1888. Paul Leverkühn. 


Aufruf. 


Im Interesse einer möglichst schnellen Herstellung von Ver- 
breitungskarten für Zuseinia philomela, L. luscinia und Turdus 
püaris bittet der Unterzeichnete die Herren Mitglieder um Nachricht 


*) P. Z. S. Lond. 1852, p. 34 pl. 47. 
**) Vol. X p. 445. 1885. 
***) Auch zu diesen drei Bälgen fehlen die entsprechenden Notizen. Aus 
den Chiffren geht hervor, dass Behn mehrere Exemplare. dieser Art ge- 
sammelt hat. Lev. 


110 


An die Redaction eingegangene Schriften. 


über eventuelles Brutvorkommen der drei Arten. Auch negative 
Angaben sind werthvoil. Mittheilungen von Adressen guter 
Beobachter werden mit Dank augenomnien. 


Pankow b. Berlin. P. Matschie. 


2166. 


2167. 


2168. 


2169. 


2140. 


TE 


2172. 


Nachrichten. 
An die Redaetion eingegangene Schriften. 
(Siehe Jahrg. 1888, Seite 308 ff.) 

Monatsschrift des Deutschen Vereins zum 
Schutze der Vogelwelt. Redigirt von Prof. Dr. Th. 
Liebe ete. XIII. Jahrgang No. 13—17; September bis 
December 1888. XIV. Jahrgang No. 1. Januar 1889. 
Vom Verein. 

Mittheilungen des ÖOrnithologischen Vereines 
in Wien. XII. Jahrgang. No. 10—12. October bis De- 
cember 1888. — Vom Verein. | 


Zeitschrift für Ornithologie und praktische 
Geflügelzucht. Herausgegeben vom Vorstand des 
Ornithologischen Vereines zu Stettin. XII. Jahrgang. 
No. 11—12; November und December 1888. XIII. Jahr- 
gang. No. 1 und 2. Januar und Februar 1889. Vom 
Verein. 

Jahresbericht des Naturbistorischen Museums 
in Lübeck für das Jahr 1837. Lübeck 18883 — 
Von der Direktion des Museums. 


ProceedingsofUnited States National-Museum. 
Vol. X. No. 45, 12. October 1838 bis Vol. XI. No. 8, 
5. November 1888. — Vom United States National- 
Museum. 

The Auk. A Quarterly Journal of Ornithologie. Vol. V. 
No. 4, October 1888; Vol. VI. No. 1, Januar 1889. Von 
der American Ornithologist’s Union. 

The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. Vol V. 
No.. 4. October 1888. , ‚Sixth..Series. ‚Vol. IL, No, 1. 
Januar 1889. — Von der British Ornithologists 
Union. 


2173. 


2174. 


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2186. 


An die Redaction eingegangene Schriften. 111 


E. Regalia: Unghie ai dite I e II della Mano in Uceelli 
itallani. [Aus Proc. verb. della Soc. Toscana di Scienze 
Naturali. 6. März 1888.] — Vom Verfasser. 

E. Newton: Address. [Aus Transact. of the Norfolk and 
Norwich Nat. Soc. II. September 1888.] — Vom Verfasser. 
R. W. Shufeldt: Observations upon the Morphology oı 
Gallus bankiva of India. [Aus Journal of Comp. Med. and 
Surg. October 1888.] — Vom Verfasser. 

C. Hart Merriam: Report of tthe Ornithologist 
for the year 1837. [Aus Ann. Rep. of the Dep. of Agri- 
culture for the year 1887.] — Vom Verfasser. 

R. Bowdler Sharpe: Ona collection of Birds from the 
Islaud of Paläwan. Mit 2 Tafeln: Syrnium Whiteheadh. 
Prionochilus Johannae, Stiphia erithacus. [Aus Ibis. April 
1888.] — Vom Verfasser. 

Sharpe: On a new Species of Accipiter from Liberia. 
[Aus Notes from the Leyden Museum. Vol. X.] — Von 
Demselben. 

Sharpe: Deseriptions of some new Species of Birds from 
the Island of Guadalcanar in the” Solomon Archipelago, 
discovered by Mr. C. M. Woodford. [Aus Proe. of the Zool. 
Soc. of London. 6. III. 1888.] — Von Demselben. 
Sharpe: Notes on Speeimens in the Hume Collection of 
Birds. On some Species of the Genus Digenea. [Aus P. 
Z. 8. 1887 p. 470.] — Von Demselben. 

On two new Species of Starlings. [Aus Ibis, 10. August 1888.] 
— Von Demselben. 

Sharpe: On two apparently undeseribed Species of 
Sturnus. [Aus Ibis 1888.] — Von Demselben. 


Sharpe: Diagnoses of some new Species of Birds obtained 


on the Mountain of Kina Balu by Mr. John Whitehead. 
[Aus Ibis 1888.] — Von Demselben. 

Sharpe: Note on the Genus Rectes. [Aus Ibis 1838.] — 
Von Demselben. 

Sharpe: List of a Collection of Birds made by Mr. 
L. Wray in the Main Range of Mountains of the Malay 
Pen. insula, Perak. Mit einer Tafel: Pericrocotus Wrayıi. 
[Aus P. Z. S. 15. May 1888] — Von Demselben. 
Sharpe: Further Notes on Calyptomena whiteheadi. Mit 
Abbildung. [Aus Ibis. April 1888.] — Von Demselben. 


112 


2187. 


2188. 


2189. 


2190. 


2191; 


2192. 


2193. 


2194. 


219. 


An die Redaction eingegangene Schriften. 


Sharpe: Further Descriptions of new Species of Birds 
discovered by Mr. John Whitehead on the Mountain of Kina 
Balu, Northern Borneo. [Aus Ibis. Oct. 1888.) Mit 3 Tafeln: 
Oreoctistes leucops, Androphilus accentor, Brachypteryx erythro- 
gyna, & und 9, Ohlorocharis Emillae, Megalaema pulcherrima, 
Harpactes Whiteheadi. — Von Demselben. 

Frank M. Chapman: List of Additions to the North 
American Avifauna and of Eliminations and changesin nomen- 
clature proposed since the publication of the A. ©. U. Check- 
List. |Aus Auk Vol. V. No. 4. Oct. 1888] — Vom Ver- 
fasser. 

A. und E. Newton: Notes on some Species of Zosterops. 
[Aus Ibis 1888.] — Von den Verfassern. 

Tommaso Salvadori: Altre notizie intorno al Sirratte 
in Italia nel 1888. [Aus Bol. dei Mus. di Zool. ed Anat, 
comp. delle R. Un. di Torino 1888. Vol. III]. — Vom Ver- 
fasser. 

Nordböhmische Vogel- und Geflügel-Zeitung. 
Herausgegeben vom ormithologischen Vereine für das nörd- 
liche Böhmen in Reichenberg. Jahrg. I. No. 1. — Vom 
Verein. 

OÖ. von Riesenthal. Die Kennzeichen unserer Raubvögel. 
Vierte durchgesehene und vermehrte Auflage. Berlin 1889. 
— Vom Verfasser 

La Caceia illustrata. 1885. No. i. — Vom Heraus- 
geber. 
P. Leverkühn: Index der ersten zwölf Jahrgänge 1876 — 1887 


der Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der 


Vogelwelt. — Vom Verfasser. 
Leverkühn: Litterarisches. |Aus Monatsschrift d. D. V. 
z. Schutze d. Vogelw. XII. pag. 456.] — Von Demselben. 


Jahresversammlung der A. D. Orn. Gesellschaft. 
Die diesmalige Jahresversammlung wird (zu Pfingsten) in den 


Tagen vom 10. bis 13. Juni 1889 in Münster i/Westf, abgehalten 
werden. Den Mitgliedern der Gesellschaft wird vorher gedruckte 
Einladung zugehen. 


———— 


JOURNAL 


für 


ORNITHOLOGIE. 


Siebenunddreissigster Jahrgang. 


Ornithologische Beiträge. 
Von 
Dr. G. Hartlaub. 


I. Zur Kenntniss der Gattung Psittacula Briss. 

Gestützt auf ein sehr umfangreiches Material, veröffentlichte der 
rühmlich bekannte amerikanische Ornithologe R. Ridgway eine 
monographische Uebersicht der Gattung Psittacula und zwar in den 
von der Smithsonian Institution in Washington herausgegebenen 
„Proceedings of the United States National Museum“ von 1887, 
S. 529—548. In dieser fleissigen, kritisch sichtenden Arbeit werden 
die folgenden 11 Pszttaeula-Arten eingehend charakterisirt und be- 
schrieben: 1) Ps. crassirostris Tacz. Ostperu und Eeuador; 
2) Ps. Selateri, Gray, Oberer Amazonas; 3) Ps. conspiellata, Lafr., 
Hochland von Columbien und östl. Ecuador; 4) Ps. coelestis, Less., 
Westperu und Ecuador; 5) Ps. passerina, L., Oestliches Brasilien 
(Cearadistrict); 6) Ps. passerina vivida, Ridgw., Banken. T) Ps. 
cyanopygia Souance, Westl. Mechico; 8)' Ps. insularis sp. n., Tres 
Marias Inseln (Westl. Mechico); O'Ps. exquisita, Ridgw. n. sp., At- 
lantische Küstengebiete Columbiens; 10) Ps. gujanensis, Sw., Gujana, 
Venezuela; und 11) Ps. deliciosa, Ridgw. n. sp., Unterer Amazonas 
(Diamantina-Creek, Santarem). 

Durch ein Uebersehen, wie es dem Besten passiren kann, war 
Ridgway eine Arbeit von uns in den Proceed. Zool. Soc. Lond. 1885, 
p. 613—15 pl. 38, Fig. 1 unbekannt geblieben, in welcher wir eine 
neue Art der Gattung Psittacula von Bavranquille in Columbien unter 
dem Namen Ps. Spengeli beschrieben und abbildeten, sodann aber 
über eine sehon mit grossem Recht von Joh. Natterer unter dem 
Namen Ps. cyanochlora abgesonderte, von Finsch (Papag. - p. 649 


Cab. Journ, f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No, 186. April 1889. 


A 
v 


114 Dr. G. Hartlaub: 


irrthümlich mit Ps. passerina vereinigte Art Näheres mittheilten 
(l. ec. pl. 38, Fig. 2). 

Bei näherer Bekanntschaft mit Ridgway’s „Review“ wurde so- 
fort klar, dass dessen Psittacula exquisita zusammenfalle mit unserer 
Ps. Spengeli. Wahrscheinlich zwar, aber weniger sicher erschien 
die Gleichartigkeit von Ps. deliciosa Ridgw. mit Ps. eyanochlora, 
Natt. In solehen Fällen von Unsicherheit der Anschauung giebt 
es nur ein Mittel: die Vergleichung der typischen Exemplare. Be- 
reitwilligst kam uns Ridgway dabei entgegen und jetzt stellte sich 
heraus, dass Psittacula delieiosa und Ps. cyanochlora zwei vollständig 
verschiedene Arten sind. Die Unterschiede bestehen in Folgendem: 
Ps. deliciosa ist die grössere, heller und eleganter gefärbte Art, als 
Ps. cyanochlora. Bei ersterer zieht die Nackenfärbung sehr schwach 
ins Grauliche, während bei letzterer das etwas düstere Grün der 
Oberseite keine merkliche Abschattirung zeigt. Der Unterrücken 
(tergum und uropygium), bei Ps. cyanochlora lebhaft und rein 
smaragdgrün, zeigt bei Ps. deliciosa eine stark ins bläulich ziehende 
Malachistfarbe, welche oben gegen das sehr schwach ins Bräunliche 
ziehende Grün des Rückens und nach unten gegen die hellpapagei- 
srüne Farbe der Schwanzdecken auffallend absticht. Das pracht- 
volle Gentianenblau der inneren Flügeldecken zeigt bei Ps. delieiosa 
eine weit grössere Ausdehnung als bei cyanochlora;, dasselbe er- 
streckt sich auf die von den Flügeln bedeckte Gegend der Körper- 
seiten. Das Papageigrün des Schwanzes ist heller und lebhafter 
bei Ps. deliciosa und der Schnabel ist bei dieser Art wesentlich 
schwächer gestaltet. Länge des Flüg. bei delie. 82 mm; bei eyanochl, 
80; Schwanz bei delie. 50, bei cyanochl. 42 mm. 

Das Weibchen von Ps. deliciosa zeigt wie bei sämmtlichen 
congenerischen Arten kein Blau unter den Flügeln und ist um die 
Stirn herum nahezu gelb. Das Weibchen von Ps. eyanochlora_ ist 
noch unbekannt. 

In seinen Supplementary remarks on the genus Psittacula Briss. 
(The Auk, vol. V. p. 460) hat Ridgway das Unterschiedliche bei 
Ps. deliciosa der Hauptsache nach richtig hervorgehoben. Ps. cyano- 
chlora würde also als 12. Art zu den von Ridgway charakteri- 
sirten hinzukommen. 


I. Zu Salpornis. 


In der Bearbeitung des Ornithologischen Theils der Zoologischen 
Sammlungen, die durch Emin Pascha an das Britische Museum 


Ornithologische Beiträge. 115 


in London gelangten, hat Capt. S. E. Shelley die Artselbständig- 
keit unseres Salpornis Emini (Proceed. Zool. Soc. 1884, p. 415 
pl. 37) auf das Entschiedenste bestritten: Proc. Z. S. 1888, p. 37. 
Er konnte ein schönes altausgefärbtes Exemplar von 8. Emini, 
gesammelt in Tobbo (Mai), vergleichen mit 2 Exemplaren von 8. 
Salvadorıi, Barb. aus Benguela und einem solchen aus Mashoona- 
Land. „This is no doubt the 9. Emini Hartl. but J can detect no 
character, by which it can be separated from 8. Salvadori.“ Wenn, 
' wie allerdings höchst wahrscheinlich, die beiden von Emin 
Pascha auf einem und demselben zoogeographischen Gebiete ge- 
sammelten Individuen einer ächten Salpornis-Art als gleichartig in 
Färbung und Proportionen anzunehmen, so bleibt uns der oben eitirte 
Ausspruch Shelley’s vollkommen unverständlich, und wir können 
denselben nicht wohl unerwidert lassen. Unser Vergleichungs- 
material bestand und .besteht aus dem altausgefärbten männlichen 
Exemplare Emin Pascha’s von Langomeri und einem altaus- 
gefärbten Pärchen von S. Salvadorü von Caconda, letzteres mitge- 
theilt der Bremer Sammlung durch Prof. Barboza du Bocage 
in Lissabon. 

Wie wir in unserer ersten Mittheilung über diese interessante, 
bisher nur als indisch bekannte Oerthiadentorm bereits näher aus- 
führten, zeigt das Färbungssystem der beiden südwestlichen und 
des östlich-äquatorialen Exemplars die grösste Uebereinstimmung. 
Aber schon bei oberflächlicher Vergleichung beider ist der Total- 
eindruck ein verschiedener. Das Zeichnungsmuster erscheint nämlich 
bei dem südwestlichen Vogel grösser, gröber und deutlicher mar- 
kirt. Die Fleckung der Ober- und Unterseite ist bei diesem viel 
schärfer ausgeprägt und umschrieben. Dasselbe gilt von der Bände- 
rung der Schwingen und der Steuerfedern. Die Basalhälfte der 
ersten Handschwinge zeigt auf der Innenfahne bei $. Salwadorü 
regelmässige, scharf begrenzte weisse Randflecken von rundlicher 
Gestalt. Bei S. Emini erkennen wir nur an deren Stelle weissliche, 
undeutlicher umschriebene Flecken von mehr länglicher Gestalt. 
Auch bei den übrigen Schwungfedern erscheint die Randfleckung 
der Basalhälfte der Innenfahne undeutlicher und mehr confluirend 
bei der letzteren Art. Die schwärzliche Grundfarbe der Schwingen 
ist entschieden dunkler bei S. Salvadoru. Am auffallendsten kenn- 
zeichnet sich die Verschiedenheit in der Tiefe und Deutlichkeit der 
Flügelzeichnung, wenn man bei gut präparirten Exemplaren den 


Flügel lüftet und die Innenseite vergleicht. In auffälligster Weise 
8*+ 


116 Dr. G. Hartlaub: 


wiederholt sich die bei den remiges hervorgehobene Verschiedenheit 
in der Bindenzeichnung und Färbung der Steuerfedern. In den 
Maassen ergeben unsere Exemplare nur in der Tarsuslänge eine 
unbedeutende Abweichung, die rein individueller Natur sein kann, 


Wir wiederholen, dass es unmöglich ist, die hier hervorgehobenen 
Unterschiede zu übersehen und bei auch nur oberflächlicher Ver- 
gleichung nicht sofort zu erkennen. Zieht man, da wie gesagt das 
Färbungssystem des südwestlichen und 'des östlich-äquatorialen 
Vogels genau dasselbe ist, es vor, nach dem Vorbilde der ameri- 
kanischen Ornithologen trinominal zu verfahren, so mag man den 
von uns als Salpornis Emini beschriebenen Vogel als Subspecies be- 
trachten und Salpornis Salvudorüi orientalis benennen. Gegen eine 
einfache Identificirung der Beiden, wie solche Shelley annimmt, 
müssen wir auf das entschiedenste protestiren; die Abbildung in 
Barboza’s Ornithologie d’Angola ist tadellos gut. Die in den 
Proceed. Z. S. passt besser auf den südwestlichen als auf Emin 
Pascha’s Vogel. 

Der Typus der Gattung Salpornis ist bekanntlich die hinter- 
indische Certhia spilonota Frankl. Vergleichen wir ein schönes uns 
vorliegendes Individuum dieses seltenen Vogels aus Candeish mit 
unseren afrikanischen Exemplaren von Salpornis, so möchten wir die 
von Shelley gebrauchte Bezeichnung „barely separable“ nicht unter- 
schreiben. Der indische Vogel zeigt sehr deutliche Abweichung von 
dem afrikanischen und bleibt als eigene Art unanfechtbar. 


III. Kritisches zu Dryoscopus Boie. 


In der letzten an uns gelangten Vogelsendung aus Wadelai 
befand sich das schön ausgefärbte Pärchen einer Dryoscopus-Art, 
die Emin Pascha, dem das für seinen Forschungseifer so unent- 
behrliche Material an Litteratur zukommen zu lassen, uns immer 
nur halb hatte gelingen wollen, für Dryoscopus aethiopicus Gm. 
(Buffons Merle noir et blanc d’Abyssinie) gehalten und demgemäss 
etikettirt hatte. In unserem „Dritter Beitrag zur Ornithologie der 
östlich-äquatorialen Gebiete Afrikas“ (Speng. Zool. Jahrb. II, p. 320) 
hatten wir diesen Vogel, leider ohne nähere Prüfung der Be- 
stimmung, als Dr. aethiopicus aufgeführt. Dass hier ein Irrthum 
vorliegt darzuthun, ist der Zweck der nachstehenden Zeilen. 

Dryoscopus aethiopicus (Gm.), bei Rüppell (System. Uebers. 
t. 23) gut abgebildet und gut beschrieben in Catal. Birds Brit. 
Mus. VIII p. 139 bildet mit Dr. bicolor Hartl. (Westafr. p. 112) 


Ornithologische Beiträge. 117 


die kleine Abtheilung dieser Gruppe, welcher die durch die Aussen- 
fahnen von 2 oder 3 Handschwingen gebildete weisse Längsbinde 
des Flügels fehlt. Die durch die Aussenfahne der mittleren Flügel- 
deckfeder gebildete weisse Schrägbinde theilt sie mit Dr. major, 
Hartl., Dr. picatus, Hartl., Dr. stieturus, Hartl., Dr. guttatus, 
Hartl. und — mit dem oben erwähnten Vogel Emin Pascha’s, 
den wir hier, so widerstrebend wir auch von der binominalen Regel 
abweichen, Dr. major Casatit vorläufig benennen wollen. Dieser 
Vogel steht allerdings Dr. major sehr nahe und wurde von 
Reichenow, dessen Ansicht wir einholten, einfach für Dr. major 
erklärt. Fine sorgfältige Vergleichung mit verschiedenen ausge- 
färbten Individuen dieser letzteren Art, also 1) dem Original unserer 
Beschreibung in der Hamburger Sammlung, 2) einem schönen 
Exemplar in der Leidener Sammlung von der Goldküst& (Nagt- 
glas) und 3) einem solchen von Abokovi in Westafrica, Collect. 
Shelley, lässt uns aber an der Richtigkeit dieser Identificirung 
zweifeln. Die schöne schwach lilabräunlich angeflogene Isabellfarbe 
der Unterseite, wie beide Geschlechter von Emin Pascha’s Vogel 
solche zeigen, ist bei Dr. major, soviel uns bekannt, nicht beob- 
achtet worden. Alle von uns gesehenen Exemplare waren untenher 
rein weiss oder zeigten nur einen schwach röthlichen Anflug auf 
Brust und Seiten. Die dem nicht entsprechenden aber immerhin 
sehr bemerkenswerthen Angaben bei Barboza (Ornith. d’Ang. 
p. 229), glauben wir wenigstens zum Theil auf eine andere Art, 
Dr. guttatus beziehen zu müssen. Schwer scheint uns die wesent- 
lich zierlichere Schnabelbildung bei dem östlich-äquatorialen Vogel 
ins Gewicht zu fallen. Wir haben vergleichende Maasse: 


First. Flügel. Schwanz. Lauf. 

E. Pascha’s Vogel 24 97 96 37 
major (Type) 25 105 100 33 
»„ (Eeiden) 24 3 102 36 

»„ (Coll. Shelley) 24 99 102 34 


Es dürfte der modernen Anschauung zumeist entsprechen, die 
Dryoscopus-Art, welche in unserem „Dritter Bericht“ als .Dr. 
aethiopicus aufgeführt ist, als Dr. major Casatii dem System ein- 
zuverleiben. Beide Geschlechter in unserer Sammlung. 

2) Im „Catalogue of Birds in the British Museum“ vol. VIII 
p. 138 hat Gadow Dryoscopus picatus Hartl. als Synonym zu Dr. 
bicolor Hartl. gebracht. Dies ist ein Irrthum, aber darum ein ver- 
zeihlicher, weil es in unserer Originalnotiz (Proc. Zool. Soc. 1867, 


118 Dr. G. Hartlaub: 


p. 726) nur lautet: exactly like Dr. major but much smaller etc. 
und in unseren „Vög. Ostafrikas“: Färbung ganz wie bei guitatus, 
aber die Unterseite rein weiss und bedeutend kleiner. Die äusserste 
Steuerfeder jederseits zeigt einen kleinen weissen Endfleck auf der 
Aussenfahne. Dies war aber allerdings ungenügend, die Artselb- 
ständigkeit von Dr. picatus zu begründen. Die Typen beider Arten 
vor uns, fassen wir die Unterschiede wie folgt: 

1) Dryoscopus bicolor zeigt weit stärkere Dimensionen als 
picatus. Die Flügellänge bei ersterem beträgt 102, bei letzterem 
90. Der Lauf ist bei Dr. picatus nur wenig länger als bei dicolor, 
aber die Füsse sind bei ersterem wesentlich kleiner und zierlicher. 
Die Länge des First ist 10 zu 14. 2) Dr. bicolor zeigt, wie schon 
bemerkt, nur eine breite Schrägbinde des Flügels, gebildet durch 
die mittleren Deckfedern. Bei Dr. picatus setzt sich aber diese 
Schrägbinde fort in eine Längsbinde, gebildet durch die breiten 
scharfbegrenzten Aussenwände einiger Armschwingen. Bei unserem 
altausgefärbten Exemplar zeigt nur eine derselben, die mittlere, 
diesen weissen Rand stark und breit markirt, bei zwei anderen 
wird nur eine weisse Säumung bemerklich,. Bei dem typischen 
Exemplar von Dr. picatus zeigen die beiden äusseren Steuerfedern 
die Spur eines weissen Spitzenflecks, der auf der linkseitigen stärker 
entwickelt ist. Bei den uns bekannt gewordenen Individuen von 
Dr. bicolor ist von solchen Flecken nichts zu bemerken. 

3) Zu Dryoscopus guttatus (Type in der Bremer Sammlung) 
ziehen wir ein hochausgefärbtes uns unter dem Namen Dr. major von 
Barboza mitgetheiltes und von Angola stammendes Individuum der 
Lissabonner Sammlung. Wir vergleichen sodann ein von Benguela 
stammendes, uns von Büttikofer gefällig mitgetheiltes Exemplar von 
Dr. guttatus in der Leidener Sammlung, sodann ein etwas jüngeres 
Weibchen derselben Art und ebendaher. Bei dieser Art bilden in 
der Regel nur zwei Seeundärschwingen die oft erwähnte Längsbinde, 
welche auch bei dem jüngeren Weibchen völlig ausgebildet erscheint 
Während aber das Z ad. keine Spur eines weissen Spitzenflecks 
der Schwanzfedern zeigt, sehen wir bei dem jüngeren 9 einen 
grossen weissen Spitzenfleck auf der jederseits äusseren Steuerfeder 
und Spuren eines solchen auf der zweiten rechten Seite. Das 
schöne frisch ausgefärbte Exemplar der Lissabonner Sammlung 
(„major‘ Barb.) zeigt die Steuerfedern einfarbig schwarz, ohne jede 
Spur eines weissen Spitzenflecks. Auffallend erscheint bei diesem 
Individuum die zierliche fussbildung. Der Hauptunterschied dieser 


Ornithologische Beiträge. 119 


Art von Dr. major besteht in den grossen tropfenartigen schärfer 
definirten weissen Endflecken der Bürzelfedern, sodann in etwas 
geringeren Maassen. Immerhin sind Dr. major und Dr. guttatus 
sehr nahe verwandte Arten, deren sichere Unterscheidung zu 
wünschen übrig lässt und die bei Manchen wohl nur als Subspecies 
Geltung behalten werden. 

4) Zwei schön ausgefärbte und von Barboza mitgetheilte 
Exemplare seines Dryoscopus neglectus benehmen jeden Zweifel an 
der Gleichartigkeit dieses Vogels mit unserem Dr. sticturus. (Type 
vom Ngamisee in der Bremer Sammlung). Dr. stieturus ist die 
grösste und ansehnlichste Art dieser so charakteristischen Form. 
Die weisse Längsbinde wird, wie es scheint constant, von 3 Secundär- 
schwingen gebildet. Es verdient bemerkt zu werden, dass Gadow 
bei Dr. stieturus sagt: „lower parts of a ereamy buff eolour.“ Alle 
von uns gesehenen Exemplare waren untenher rein weiss. War 
Gadow’s Exemplar wirklich stieturus? — — 

Die für diese Form so charakteristische weisse und weisslich- 
srüne Beimischung der Unterrücken und Bürzelfedern zeigt sich 
am schärfsten markirt bei Dryoscopus guttatus, weniger deutlich bei 
Dr. major, Dr. m. Casatü, Dr. bicolor und Dr. picatus; am schwächsten 
bei Dr. stieturus. 

Bezüglich des gelblichen oder röthlichen Anflugs des weissen 
Unterkörpers bleibt für unsere klare Erkenntniss noch viel unauf- 
gehellt. Wovon ein Fehlen oder Vorhandensein, ein Mehr oder 
Weniger dieses farbigen Anflugs eigentlich abhängig, wissen wir 
nieht genau, wenngleich anzunehmen ist, dass dabei Alter, Jahres- 
zeit, Geschlecht, vielleicht auch die Nahrung einwirken. Das oben 
erwähnte jüngere Weibchen von Liberia, bei dem noch fahlbräunliche 
Querbinden auf der Oberseite sichtbar, zeigt das Weiss des Unter- 
körpers gleichmässig gelbfahl überlaufen. Giebt es Arten dieser 
Gruppe, bei welchen ein temporärer gelblicher oder röthlicher 
Anflug auf dem Weiss des Unterkörpers niemals eintritt? 

Was die sehr unregelmässig gestalteten, bald grösseren, bald 
kleineren bald ein- bald doppelseitigen Spitzenflecken der beiden 
äusseren Steuerfedern jederseits anbetrifft, so scheint es wohl, dass 
dieselben als einer noch nicht bis zur höchsten Stufe vollendeten 
Ausfärbung angehörig zu betrachten sind. Jüngere Vögel zeigen 
dieselben constant. 

Es ist bemerkenswerth, dass bei den beiden Arten dieser 
Dryoscopus-Gruppe, welchen die oft erwähnte weisse Längs- 


120 Paul Leverkühn: 


binde des Flügels fehlt, also bei Dr. aethiopicus und Dr. bicolor, 
manchmal Spuren — jedenfalls schwer erklärliche — einer solchen 
beobachtet wurden. So schreibt Gadow von einem Weibchen des 
Dr. aethiopieus: „The outer Web of one of the secondaries on the 
right wing is very faintly edged with white“ und weiter: „the fine 
fully grown specimen from Bogos has also one of the secondaries 
of the right wing edged with white on the middle third of the 
outer web‘. Auch bei Dr. bicolor erwähnt Gadow eines Exemplars 
mit einer einzelnen weissgerandeten Secundärschwinge und meint, 
dergleichen Vorkommnisse auf „immutarity‘“ zurückführen oder als 
Ueberbleibsel des Wintergefieders auffassen zu müssen. — — Aber 
gerade bei Dr. aethiopieus und Dr. bicolor kann diese Erklärung 
kaum als genügend gelten. 

Zum Schluss die Bemerkung, dass einer kürzlich erhaltenen 
brietliehen Mittheilung zufolge Shelley, der ausgezeichnete Kenner 
afrikanischer Vögel, dem wir unsern Emin Pascha-Vogel zu eigener 
Untersuchung schickten und auf dessen Ansicht allerdings wir das 
grösste Gewicht legen, diesen für den eigentlichen Dr. aethiopiceus 
hält, was nur dadurch erklärlich, dass er die weisse Längsbinde 
des Flügels für kein constantes Merkmal hält. „The white band 
down the outer secondaries is not a constant character.“ Wir theilen 
hier diese Behauptung mit, ohne sie zu billigen, verweisen übrigens 
auf das Vorstehende. Um uns vom Gegentheil zu überzeugen, 
also Shelley’s Ansicht beizupflichten, müsste man uns zunächst 
altausgefärbte Exemplare von Dr. major, guttatus, picatus oder 
stieturus zeigen, welchen die weisse Längsbinde des Flü- 
gels fehlt. 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. 
Von 
Paul Leverkühn. 
11. 
(Aus den Museen in Bremen, Göttingen und Kiel.) 


Die nachfolgenden Notizen, unsere zweite Materialsansammlung 
für das Studium der Albinos, wurden in den Universitätsmuseen 
zu Göttingen und Kiel und in den Städtischen Naturhistorischen 
Sammlungen zu Bremen auf einer Reise im Herbst 1887 gesammelt. 
Für freundliche Unterstützung bei der Herbeischaffung der Objecte, 
sowie für anderweitig liebenswürdiges Entgegenkommen sind wir den 
Herren Prof. Dr. Brandt in Kiel, Dr. G. Hartlaub und Director 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 121 


Dr. Schauinsland in Bremen, sowie Prof. Dr. Ehlers in Göttingen 
zu Danke verpflichtet. — In der Aufzählung, aus welcher je ein 
Stück aus der Bremenser und Göttinger Sammlung zu Gunsten 
eines späteren Beitrages vorläufig fortgelassen ist, bedeutet „B“ 
Bremensische, „G“ Göttingensche, „Ki“ Kieler Sammlung. Einige 
Exemplare aus unserer Sammlung sind mit „Coll. Lev.“ eingeführt, 
ferner einige briefliche Notizen unseres Freundes H. Wiese in Schön- 
kirchen über Albinos aus der Umgebung Kiels ausserdem verwerthet. 
Von Litteratur ist nur ein kurzes Essay aus der St. James’ Gazette mit- 
getheilt, um es in einem ornithologischen Fachblatte aufzubewahren. — 

Denjenigen Arten, welche in unserem ersten Verzeichnisse *) 
- noch nicht genannt sind, ist in dieser Liste ein Stern (*) beigefügt. — 


l. Neophron percnopterus Savig.* 
G. Kirchhoff Coll. Adult: Khartum. A. E. Brehm. Rein weiss. 
2. Strix flammea L. 

G. a) 2 Kirchhoff Coll. Januar 1857. ‚A. Smith‘ Die 
alte Etikette trägt in Chr. Ludw. Brehms Zügen die Aufschrift: 
„Strisce Kirchhoffiü nobis 2 Jan. 57. Madrid.“ — Schleier, mit Aus- 
nahme eines konischen Flecks vom Auge bis zum Schnabel ab- 
nehmend, und Unterseite silberweiss; ebenso die Tarsusfedern. 
Oberbrust wolkig isabell, Oberseite recht hell. Auf den Flanken 
ganz wenige schwarze Punkte. (Cf. Naumannia 1858. p. 219.) 

b) & Kirchhoff Coll. 12. October 1856. Nienburg. Durch 
eine Katze gefangen. „E. Kümmel“ (Praep? Lev.) ‚A. Smith.‘ 

Wie Exemplar a), nur der Schleier mehr braun, weniger weiss. 

Ausserdem sind in der Göttinger Sammlung noch 2 normale 
Schleiereulen aufgestellt, deren eine unterwärts dunkel, deren andere 
heller gefärbt ist. 

Ki. c) Boie Coll. 1856. Orig. No. 781. Eutin 1843. Dunen- 
junges, aber schon Federkleid. Auf dem Rücken wenig, auf der 
Unterseite und dem Kopfe viel Dunen. Flügellänge 10,5‘ engl. gegen 
die Normallänge des alten Vogels von 11,8“ bis 12° nach Sharpe 
Brit. Cat. II, 294 ff. Das Exemplar ist rein silberweiss, ohne irgend 
eine Fleckung! Die Ohrendeckfedern spielen sehr wenig ins Gelb- 
liche. — Ist dieses die normale Färbung? Wir finden in der 
Litteratur fast nichts über den Fall, wobei wir allerdings bemerken, 
dass wir die 177 Citate, welche der fleissige Sharpe im Katalog 


*) Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. I. Aus den Museen in Hannover, 
_ Bamburg und Kopenhagen. Cab. Journ. f. Ornith. 1887. p. 79 ff. 


122 Paul Leverkühn: 


zusammenstellt, nicht alle habe nachlesen können. — Buffon giebt 
zwar an: Die Jungen sind ganz weiss in der ersten Lebenszeit 
(dans le premier äge) — und gut zu essen am Ende der dritten 
Woche (!) [Hist. nat. gen. et part. Tom. XVI, p. 370. 1770. Quart- 
ausgabe] Naumann (Nat. Gesch. Vög. Deutsch. I, p. 486. 1820) 
schreibt: An den jungen Vögeln sind alle Farben viel blasser, sie 
fallen, besonders am Unterleibe, sehr stark ins Weisse, die braunen 
Punkte an der Brust sind kleiner und hier felılen die weissen ganz. 
Im Text zu Bädeckers Eier der europäischen Vögel (1855, zu 
Taf. 42) heisst es: die Jungen haben lange, sehr weiche Daunen, 
die auf dem Oberkörper grau, auf dem Unterkörper weiss und un- 
gefleekt sind. Chr. L. Brehm bemerkt in seinen „Schleierkäuzen“ 
(Naumannia 1858. p. 214) nur: Die Jungen sind im Dunenkleid mit 
weissem Flaum bedeckt. — Die bisher angezogenen Citate sind 
desshalb nicht zu gebrauchen, weil in ihnen kein genauer Unter- 
schied zwischen Dunenkleid und Nest(-feder)kleid gemacht wird. 
Als erster thut dieses R. Bowdler Sharpe (18751. ce.) indem er 
sagt: Nestjunges bedeckt mit reinweissen Daunen, die Federn im 
Gesicht röthlich, die der Halskrause theilweise weiss mit schwach 
orangefarbenen Spitzen, PrimärenorangemitgrauenEnden, 
Secundären deutlicher graugefleckt. Die Beschreibung 
des jungen Vogels ‚on leaving the nest‘ fängt an: ‚Hauptfärbung 
oben orange‘ — und ist fern von der Kürze der Beschreibung 
unseres Exemplars „reinsilberweiss“. Diese Angaben sind die ge- 
nauesten, welche wir gefunden; inBrehms Thierleben, einer Menge 
von Naturgeschichten, z. B. auch Seebohms History of Brit. Birds, 
ist gar nichts mitgetheilt, oder nur referiert aus Werken, die wir 
schon berücksichtigten. Riesenthal (Raubvögel 1878. 517) giebt 
den Nestjungen „gelblich weissen Flaum, aus welchem in der 
3. Woche die Federn hervorsprossen, auf dem Kopfe blaugraue ete. 
Unser Exemplar hat mindestens ein Alter von 3 Wochen erreicht. 
Wie dem auch sei, ob A/dino*) oder nicht, angeregt möchten wir 
haben die Frage nach den ersten Kleidern der Schleiereule, die 
uns nicht hinreichend studiert zu sein scheinen. — 


Schneeweisse Spielarten führen Naumann (t. ce. p. 466) und 


*) Hans Graf von Berlepsch, der uns in Kiel zu ornithologischen | 
Arbeiten besuchte, als wir gerade an dieser Zusammenstellung schrieben, 
pflichtete uns bei und sprach das Kieler Exemplar für einen echten Albino an. 

Lev, ;.» 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 123 


Giebel (Landw. Zool. 1869 p. 295) an; wir selbst berichteten über 
eine solche in unseren ersten Farbenvarietäten. (l. c. p. 79.) 


8. Hirundo rustica, L. 

B. a) Orig. No. 2521. 3 juv. 28. August 1374 von Ottersberg 
'bei Bremen. — Gesammteolorit: duff; oberwärts schwärzlich. Kehle 
hellbräunlich, Brust dunkelbräunlich. 

Coll. Lev. b) g ad. Gronau a/L., Provinz Hannover. Von 
A. Mejer erhalten. Im Anfang der 80er Jahre eriegt. Oberseite 
mit Ausnahme der Stirn silberweiss. Unter den Oberschwanzdeck- 
federn einige mit braunem Anfluge. Stirn, Kinn, Kehle rostroth- 
normal; Unterseite rothbräunlich-normal. Axillaren weiss mit roth- 
bräunlichen Federspitzen; Flügel reinweiss, Basen der Decken 
bräunlich. Schwanzfarbe bräunlich, die Querbinde vorhanden, weisse 
Spitzen. Füsse und Schnabel normal. 


4. Hirundo urbica, L. 

G. a) In Spiritus conserviert. Reinweiss. 

Ki. b) Orig. No. 1390. Plön 1866. Von Fontenay. Rein- 
silberweiss. Schnabel und Füsse gelbweiss. Iris roth. 

ec) Orig. No. 1389. Eutin 1843. Reinweiss. Wie manche aus- 
gestopfte und aufgestellte Vögel der Kieler Sammlung durch 
Schimmelpilzsporen stellenweise bräunlich überlaufen. 

d) Kiel. 1830. Von Prof. Heller. Reinsilberweiss. Flügel- 
länge von: b) = 5” engl., c) = 4,5", d) = 4,1". „Eine weisse 
Schwalbe war vor einigen Jahren bei Heikendorf, bei Kiel.“ 
(H. Wiese in litt.) 


5. Cotyle riparia, (L.)* 

G. a) Ein Exemplar aus der „Alten Göttinger Sammlung“ 
mit der Aufschrift: „Chel. urbica“. Reinweiss. 

Coll. Lev. b) (Im Fleisch.) 

Im Herbst 1887 schwärmten Tausende von Uferschwalben auf 
der Colberger Heide, einem Sumpfgebiete, nordöstlich von Kiel in 
Schleswig Holstein, über welches wir eingehend in unseren ‚Orni- 
thologischen Excursionen im Frühjahr 1886‘°*) berichteten. Die 
Schwalben rüsteten sich offenbar zur Abreise. Sie flogen so sorg- 
los, dass ein Hütejunge mehrere mit seiner Viehpeitsche ım Fluge 
todt geschlagen hatte. Auf das vorliegende weisse Exemplar 
machten zwei andere Schwalben Jagd und hackten mit dem Schnabel 


*) In Monatsschrift des deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. 
Band XI. 1886. p. 258 ff. 


124 Paul Leverkühn: 


nach ihm; dabei riefen sie ji ji. Alle drei streckte ein Schuss. 
(Sie sind alle in der Coll. Lev.) Das Geschlecht des Albinos 
konnte von E. Werner, dem wir ihn verdanken, nicht constatirt 
werden, da das Stück zu zerschossen war. Die Iris war nicht roth, 
sondern dunkelbraun. — Flügel und Schwanz sind rein weiss, auf 
dem Rücken und der Unterseite sind scheinbar überall die normalen 
Farben vertreten. — Mehrfach kamen weisse Uferschwalben und 
andere Schwalben in England vor. |Alb. in Bds. in St. James’s 
Gaz. Oct. 25. 1887.) 


6. Cuculus canorus, L. 


Nur ein authentischer Fall eines theilweise weissen Kuckucks 
ist aus England bekannt. [Alb. in Bds in St. James’s Gaz. 


dat. eit.] 


7. Sturnus vulgaris, L. 


B. a) Orig. No. 2761. Aus Deutschland. Die beiden Flanken 


sind gewöhnlich gefärbt: grün metallfarben mit weissen Federspitzen; 


im Uebrigen ist das Exemplar einfarbig hellbraun, nur der Schwanz, 


die Oberflügeldecken und die Ohrgegend ist ein wenig dunkler. 


G. b) Kirehhoff Coll. Nienburg. Unterwärts schlohweiss, 
jede Feder mit deutlich geschiedenem noch hellerem Endfleck, 
wie beim normalen. Dadurch erhält die Unterseite ein getropftes 
Aussehen. Die Unterschwanzdeckfedern tragen isabellfarbene Spitzen. 


Schwanz reinweiss. Oberflügeldecken, Oberschwanzdecken mit isa- i 
bellfarbenem Anflug an den Rändern, dies bei letzteren stärker als 
bei ersteren. Flügel weiss, die Secundären mit isabellfarbenen 
Rändern. Auf Stirn, Kopfseiten oberhalb des Auges, Nacken, 
Oberrücken jede Feder getropft, wie beim. normalen Herbstkleid. 
Unterrücken weiss. Die Schäfte der Stirnfedern dunkel. Füsse 
gelb. Oberschenkel an Basis und Ende hell hornfarben, unterseits 


dunkler. 
Ki. c) Orig. No. 1518. Kiel & 1. October 1848. 


Matt isabellfarben. [Unrein wie Hir. urb.: Ki. c.] Füsse dunkel- 


hornfarben; Oberschenkel dunkel; Unterschnabel an der Basis 
hellgelb, an der Spitze wie Oberschnabel. 

d) Reinweiss. Schwanz abgestossen; ob aus Gefangenschaft? 
Füsse hellhornfarben. Schnabel bis auf die Firste, welche dunkler 
ist, gelb. [Unrein wie Air. urb.: Ki. ce. 


Bi 


| Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 125 


Einzelne völlig weisse Exemplare, welche ihre regelmässige 
dunkle Augenfarbe bewahrten, in England angemerkt. [Alb. in 
Bds. in St. James’s Gaz. d. c.] 


8. Lycos monedula, (L.) 
Ki. Reinsilberweiss. Füsse und Schnabel blassgelb. 
Während der Jahre 18385—1887 wurden viele Fälle von weissen 
und scheckigen Dohlen in England notirt. [Alb. in Bds. in St. 
James’s Gaz. d. e.] 


9. Corvus cornie, L. 
B. a) Exemplar aus Bremen. Wahrscheinlich Hybrid von 
corone und corniv. Keine reguläre Nebelkrähenbefiederung. — 


Coll. Lev. b) $ ad. Steenby Mölle, Insel Fünen, Dänemark; 
15. Januar 1864. (Aus der Benzon’schen Sammlung.) 

Kopfseiten und Nacken weiss, ins Bräunliche ziehend; Rücken, 
Brust und ganze übrige Unterseite reinweiss. Kopf, Kinn, Kehle, 
Oberbrust dunkelbraun, fast schwarz. Vom Kopfe zum Nacken 
geht diese Farbe in das Weisse der Oberseite über, so zwar, dass 
die Federn vom Schwarz immer mehr verlieren, zuerst an der Feder- 
basis, dann an der Mitte, zum Schluss an den Enden. Die schwarzen 
Federschäfte erhalten sich noch eine Zeit lang auf dem Nacken. — 
Unterrücken braunweiss, zum Schwanz hin dunkler werdend; analog 
wie bei der Kopfzeichnung bekommen die zum Rücken hin sitzenden 
Federn zunächst braune Spitzen; das Braun dehnt sich auf den 
beiden Federseiten aus — nur ein fahler Saum bleibt ringsum; 
die dem Schwanz unmittelbar auf liegenden Federn sind fast ganz 
braun. — Flügel braun, die Aussenfahnen weisslich, von der dritten 
Primäre an alle. Kleine Flügeldecken dunkelbraun, grosse heller 
mit fahlen Säumen. — Schwanz dunkelbraun. 

Die letzten Seceundären und einzelne Caudalen zerschlissen. — 
Füsse und Schnabel schwarz. 

Coll. Lev. c) Aus der Gefangenschaft. Längere Jahre im 
Zoologischen Garten zu Kopenhagen gehalten, starb 1871. 

Bei diesem jüngeren Vogel, dessen Gefieder durch die Ge- 
fangenschaft gelitten hat, ist die Anordnung des Colorits wie 
bei b). Alles was dort braun und dunkelbraun, ist bier rostbraun. 
Die Vertheilung des Weiss ist dieselbe Füsse und Schnabel horn- 
braun. Die Schnabelfedern sind bei diesem Exemplar braunweisslich, 
indess sie bei No. b) braunschwarz sind. 

Bei den hier beschriebenen Exemplaren b) und ec) ist die An- 


126 Paul Leverkühn: 


ordnung der Farben insgesammt nicht von der, wie man sie beim 
normalen Vogel findet, verschieden: normal grau — hier weiss; 
normal schwarz — hier braun. 


10. Corvus frugilegus, L. 


Gilbert White sagt, dass ihm in England während einer 
langen Reihe von Beovbachtungsjahren nur ein Fall von einem 


Albinismus bei Vögeln, „bei denen ererbter oder eigener Leucismus 
viel seltener [als bei Vierfüssern] vorkommt“, und zwar bei einer 
Saatkrähe begegnet sei. Er fand in einem Neste zwei junge milch- 


weisse Saatraben, deren Schnäbel, Beine, Füsse und Nägel eben- 


falls milchweiss waren. Leider giebt er nichts über die Farbe 


der Iris an. — Eine junge Saatkrähe, cremefarben, mit weissen 
Beinen und Schnabel, wurde 1885 in Dumfriesshire gefunden; ihre 


Augen waren bläulich. Diese Färbung kommt bei unzweifelhaften 
Albinos gelegentlich vor. [Alb. in Bds in St. James’s Gazette, d. e.] 


1l. Corvus corone, L. 


„Eine weisse Krähe hielt sich im Herbst 1887 beirDohersdbnf 


— nicht weit von Kiel — auf.“ (Wiese in litt:) 


12. Pica caudata, (Boie). 

B. a) Orig. No. 2778. Reinweiss, etwas schwarz auf dem 
Schnabel; aus Bremen. 

Ki. b) October 1856. Von Renard. Reinweiss; Schnabel und 
Füsse gelb. [Unrein wie Aer. urbica. Ki. c.] 

Coll. Lev. c) 2 ad. Liselund, Insel Moen, Dänemark; November 
1861. (Aus der Benzon’schen Sammlung.) 

Die beim normalen Vogel dunklen Parthien sind matt fahl- 


bräunlich ; die Färbung der reinweissen Unterbrust und des Bauches 


ist gegen die fahle Farbe des Reste der Unterseites zum Kopfe hin 
scharf abgesetzt — wie beim gesunden Vogel. Schenkel und After- 
gegend sind noch einen Ton fahler als die Kehle und Oberbrust. 
Schwanz, Flügel, Flügeldecken reinsilberweiss. Kopfseiten wie 


Kehle. Oberseite vom Kopf bis zum Rücken silbergrau, auf dem 


Oberhaupt etwas in’s Fahlbraune spielend. Rücken matt braun. 
Öberschwanzdecken wie Unterschwanzdecken. Schnabel und Füsse 
schwarz. — 


Dieses Exemplar ist, wenn man so sagen darf, ein typischer | 


Elsteralbino. Derartige Stücke findet man in vielen Sammlungen. 
Es wäre interessant zu eruiren, ob Exemplare mit Rückschlag 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 1 


zum normalen Colorit schon beobachtet sind. Auch ein anderes 
Moment ist bei Albinos von Pica caudata reselmässig: ein eigen- 
thümlich zerschlissener Schwanz, wie ihn unser Exemplar c) in 
allen Schwanzfedern aufweist. 

Coll. Lev. d) Orig. No. 2204. Nestjunges. [?? durch Section 
nicht genau ermittelt H. v. B.] Long. tot. 325mm. Pupille röthlich. 
Am 14. Juni 1876 bei Schloss Berlepsch bei Witzenhausen in Hessen 
von Hans von Beriepsch geschossen. 


Dieses interessante Exemplar, welches wir der Güte unseres 
Gönners, des glücklichen Schützen, verdanken, zeigt schon ganz 
schwach jenes für Elsteralbinos charakteristische Colorit, das wir 
soeben beschrieben. Die Kehl- und Oberbrustfärbung- ist ein 
äusserst mattes, nicht in jeder Lage sichtbares Weiss-chamois; die 
Grenze zum Weiss der Unterbrust ist zu erkennen. Unter- und 
Oberschwanzdecken, Kopf, Kopfseiten, Nacken, Oberrücken von 
derselben Farbe wie die Kehle. Schwanz und Flügel und grosse 
Flügeldecken matt fahl gelblichbraun. Die kleinen Flügeldecken und 
die Mitte des Rückens sind reinsilberweiss, so dass dieses Weiss 
im Fluge auf der Oberseite ein Hufeisen bildet, dessen offene Seite 
zum Kopfe hinsieht. — Die Schwanzfedern sind erst halb entwickelt 
Füsse und Schnabel gelb. 


13. Muscicapa grisola, L.* 
B. Total weiss; Mühlenthal. 


14. Accentor modularis, L.* 

Im Jahre 1885 wurde in Irland ein Nest normaler Eltern mit 
drei vollausgefiederten weissen Jungen gefunden. Ihre Augen 
waren so verkümmert klein, dass sie als ganz unbrauchbar be- 
zeichnet werden mussten: gewiss ein Fall von echtem Albinismus. 
[Albinism in Bds in St. James’s Gazette d. c.] 


15. Troglodyties parvulus.* 
G. Kirchhoff Coll. Von Helgoland. Normale Grösse. Die 
ersten 4 Primären reinweiss jederseits. Auf dem Hinterkopfe bis 
zum Nacken ein 12 mm langer, 10 mm breiter reinweisser Fleck. 


16. Merula vulgaris, Leach. 
Scheckige und reinweisse, letztere meist mit tiefblauen Augen 
(ef. supra bei ©. frugilegus) sind in den letzten zwei Jahren so oft 
vorgeführt, dass dies Vorkommen in England nahezu gewöhnlich 
genannt werden darf. [Alb. in Bds. in St. James’s Gaz. d. c.] 


128 Paul Leverkühn: 


B. a) Total weiss. 


b) Orig. No. 2548. Aus Bremen. Stirn, Ober- und Unterseite, 
einige Schwanzfedern und etliche Schwungfedern weiss, im Uebrigen 
normal gefärbt. 


c) Altes 3. Reinschwarz, nur auf dem Oberkopf 2,2 cm 
vom Schnabel beginnend ein reinweisser Fleck von 2,2 cm Länge, 
1,4 cm Breite. Ki. d) Helgoland 1842. 


Oberseite fahlbraun, auf dem Kopf dunkler; Flügel hellfahlgelb; 
Kinn, Kehle weisslich, letztere mit braunen Federspitzen. Brust 
wie Kopf, Bauch heller, jeder Feder Basis weisslich, Oberende 
bräunlich. Ohrfedern glänzend fahlbraun. Schnabel und Füsse 
hellgelb. ec) & Helgoland 1844. 


Auf dem Nacken ein weisses Band von etwa 10 mm Breite. 
Ueber dem linken Ohr einige weisse Federchen, über dem rechten 
ebenfalls aber weniger. [Auch hier das Weiss unrein wie Her. urb. 
Ki. c.] 

17. Merula torquata, (Boie.) | 

B. a) Orig. No. 2544. Nacken weiss; Gesichtsseiten und Ober- 
kopf weiss gefleckt. 


Coll. Lev.b) Ein Exemplar aus Ditmarschen vom November 1885 
in einer Wildhandlung in Kiel gekauft, woselbst zu der Zeit sehr 
viele Ringamseln feil waren, in einer Kiste an einem Tage 50 Stück ; 
wenige plaris. 

Grösse und Färbung normal bis auf einige wenige reinweisse 
Federn auf den beiden Nackenseiten, rechts deren vier, links eine. 


18. Turdus viscivorus, L. 

Ki. Nacken, Halsseiten, Brust, Bauch, Axillaren, Unterflügel- 
decken, Primären, Unterrücken, Bürzel — reinweiss. Am Steiss 
etliche schwach rostfarbene Tupfen. Oberkopf, Kinn, Kehle isabellin, 
jede Feder mit dunklerem Schaft. Brust besonders nach den Seiten 
hin, Flanken rostbraun, jede Feder mit lichterem Rande, welchem 
wieder ein schmaler dunklerer Saum folgt. Oberrücken dunkel- 
rothbraun. Schnabel und Füsse hellgelb. 


19. Turdus musicus, L. 
Ki. a) Oberseite, Schwanz, Flügel fahlbraun, isabellenfarben, 
zum Schwanze hin heller, die Aussenfahnen der Schwingen heller. 
Ein deutlicher Augenstreif. Unterseite (in ähnlicher Weise wie 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 129 


unten bei Van. eristatus) in der Anordnung der Zeichnung normal, 
nur haben alle Tropfenflecken die isabelline anormale Farbe. — 

b) Ein sehr merkwürdiges Exemplar: die Flecken auf der 
Brust vollständig normal, nicht ganz dunkel, aber nicht heller, als 
man sie bei vielen gewöhnlichen Stücken vorfindet; die verwaschene 
Fleckenzeichnung auf dem Bauch und dem Steiss normal. Dagegen 
ist Kinn und Kehle schneeweiss: eine einzige Feder auf letzterer 
trägt die Andeutung eines Tropfenfleckens. Der ganze Kopf, 
der Nacken, die Schenkel, einzelne Deckfedern, die 3. und 5. 
Primärschwinge, ferner die Aussenfahnen der Bastard-, 2. und 4. 
Primäre und eine Secundärschwungfeder reinweiss. Der Schwanz 
etwas fahler als normal. Der Rest der Oberseite graubraun mit 
einzelnen weissen Federn untermischt. Die Flankentropfung wie 
beim Bauch. Der Rest der Schwingen mattbraun. — Füsse, Schnabel 
hellgelb. 

Das Colorit von Ki. b) muss als eine starke Aberration von 
den gesunden Verhältnissen bezeichnet werden, 


20. Harporhynchus Palmeri, Coues.* 

Ki. Mexico 1856. Durch J.G. W. Brandt, Naturalienhändler 
in Hamburg. Balg. 

Völlig normales Kleid bis auf die Oberseite des Kopfes, auf 
welcher oben 4 oder 5 kleine weisse Federchen sitzen, auf dem 
Scheitel zwei etwas grössere weisse Federn, über dem linken Auge 
eine kleine weisse Feder und auf dem Hinterkopf eine braune 
Feder mit weissem Ende. — 

21. Dandalus rubecula, (L.)* 

Ein rein weisses Exemplar aus Einstand, dessen Kehle und 
Brust allein die normale rothe Färbung zeigte. [Alb. in Bds. in 
St. James’s Gaz. d. c.] 


22. Motacilla alba,L. 

B. Orig. No. 2659. Vom Solling. ‚Pallide fulvescens‘ über 
und über; creme-farben. 

23. Alauda arvensis, L. 

B. a) Ein Exemplar aus Oberneuland bei Bremen, im Fleisch 
von uns Ende October 87 im Bremer Museum gesehen. Oberseite 
dunkelgelb; Unterseite weiss; Füsse hellgelb; Iris normal 
sraubraun. Im Nacken einige regulär farbene Federn. 

G. b) 3 Nienburg. Kirchhoff Coll. 1877. Ganz weiss mit 
isabellfarbenem Auflug, nur Oberkopf, Zügel und Ohrgegend dunkler. 


Cab. Journ, f. Ornith. XXX VII, Jahrg. No. 186, April 1889. 9 


130 Paul Leverkühn: 


Ki. e) Orig. No. 13. 22. September 1842. ? Vunbel. (Balg.) 

Flügel, Schwauz, Oberseite (Kopt, Rumpf. Bürzel), Bauch rein- 
weiss, Flügeldecken schwach ins Mattgelbe ziehend, desgleichen 
ein wenig stärker Kehle und Brust. Schnabel und Füsse hellgelb. 

Einige wenige weisse Lerchen wurden in Grossbritannien 
constatirt. (Alb. in Bds. St. James’s Gaz. d. c.) 


24. Emberiza eitrinella aut miliarda, L. 
„Am 2. September 1887 wurde bei Bisperode am Ith eine 
fast weisse junge Gold- oder Grauammer geschossen.“ (Hans Kam- 
lah in Jitt.: Fide Hans von Berlepsch.) 


25. Passer domesticus, (L). 
Ki. a) Orig. No. 1655. Eutin, a. 1843. Dunkelisabellfarben. 
Unterseite heller. Schnabel und Füsse hellgelb. 
b) Orig. No. 1656. & Kiel. 19. December 1847. Oberkopf, 
Unterbrust, Bauch, Unterschwanzdecken, einzelne Federspitzen auf 


dem Nacken, Rücken, die Oberflügeldecken — reinweiss, — Das 


Schwarz von Kinn und Kehle, der rothbraune Zügel und eben- 
solche Streifen zur Schulter hinab sind angedeutet durch zerstreute 
schwarze resp. röthliche Federn; die weisse Flügelbinde ist vor- 
handen. Schnabel und Füsse hellgelb. 


c) 2 Kiel 1887. Ganze Unterseite schmutzig grau, auf dem 
Bauche einzelne ganz weisse Federn. Oberkopf und Nacken 


intensiv weiss, mit einzelnen schmutziggrauen Federchen unter- 


mischt. Auf dem Rücken am Ende einzelner Federn und mitten 
auf ihnen weisse Parthien. Die Flügelbinde ganz undeutlich und 
unvollständig. Füsse und Schnabel normal. 

d) Orig. No. 1654. Oldenburg, a. 1851. Kinn, Kehle, 
Brust, Axillaren tiefschwarz. Oberbauch, Unterschwanzdecken, 
Bürzel schwarz mit sehr feinen bräunlichen Rändern. Zwischen 
den beiden Beinen ein rein weisser Fleck. Auf der weissen 
Flügelbinde etliche schwarze Fleckchen. Auf den Gesichtsseiten, 
fast bis zur Schulter hinab, die schwarzen Federn mit Weiss 
gefleckt. Auf dem Rücken viele der braunen Federn auf der einen 
Fahne schwarz und zwar auf der rechten Körperseite vornehmlich 
die linken, auf der linken Seite die rechten. Primären fast schwarz, 
an den Enden der Secundären braune Flecken, braune Streifen auf 
den Fahnen dieser Federn, ebenso auf denen der Flügeldecken erster 
Ordnung. Schnabel und Füsse gelb, — Dieses sehr merkwürdige 
Exemplar widerlegt zunächst die von Naumann (IV. 458) aus- 


Lee rn 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 131 


gesprochene Meinung: dass schwarze oder braunschwarze Sperlinge 
in freier Natur nicht vorkämen, denn es leidet keinen Zweifel, dass 
dieser Passer russatus draussen erlegt ist. Wäre er in Gefangen- 
schaft gewesen, so würde das Gefieder nicht so tadellos im Stände 
sein; auch würde wohl eine Notiz auf der Etikette stehen. — 
Ferner ist es interessant, dass an ein und demselben Stück Mela- 
nismus und partieller Albinismus und theilweises Verschwinden 
der regulären Färbung (z. B. an der weissen Binde) sich vorfindet. — 

e) „Ein weisser Spatz ist hier bei Schönkirchen (bei Kiel) 
früher gesehen worden. Junge Spatzen haben hier häufig einzelne 
weisse Federn, die sich bei der "nächsten Mauser verlieren.“ 
(H. Wiese in litt:) Nicht selten ganz weisse in England. [Alb. 
in Bds. in St. James’s Gaza. d. c.]| 

Coll. Lev. f) Orig. No. 1793. 

2 ad. Cassel. Von Theod. Spillnerin Cassel im Sommer 1871 
sekauft durch Hans von Berlepsch. Ganzer Kopf und 
Nacken weiss und braun gescheckt, da zwischen den regu- 
lären braunen Federn sowohl reinweisse inserirt sind, als auch 
braune mit weissen Enden. Von Bug zu Bug zieht sich ein 
besonders links stärker entwickeltes weisses Band. Rücken mit 
zahlreichen weissen, etwas ins Isabellfarbene ziehenden Federn 
durehsetzt. Oberschwanzdecken gelblichweiss. Auf den Kopfseiten, 
unter den Wangen etliche weisse Federn. Schnabel und Füsse 
normal. — 

26. Passer montanus, Briss.* 

G. a) „Alte Sammlung.“ Isabellfarben. 

b) Im Fleisch in Spiritus erhalten; war längere Zeit lebend 
in Gefangenschaft gewesen. Reinweiss. 

ec) & Kirchhoff Coll. Gelbe Varietät. Kopf, Hals, ganze 
Unterseite regulär; oberwärts sanft verblichen, besonders Schwanz- 
deckfedern und Schwanz. 


27. Ligurinus chloris, (L.) 
Ein weisser Nestvogel in England beobachtet. [Alb. in Bds. 
St. James’s Gaz. d. c.] 


283. Oannabina sanguinea, Landb. 
Ki. Reinweiss. [Unrein wie Zir. urb. Ki. c.] Schnabel und 
Füsse hellgelb. 


29. Turtur deceipiens, Hartl. et Finsch.* 


B. Reinweiss. 
9* 


132 Paul Leverkühn: 


30. Tetrao urogallus, L. 

G. a) 2 sehr alt. Hahnenfedrig. Januar 1857. Jemtland, 
Schweden. Eierstock und Oviduct sehr deutlich entwickelt ge- 
wesen. (Tetrao macwatus Chr. L. Brehm). Brust metall- 
stahlgrün. 


b) 2 sterilis. Im Uebergang zur Hahnenfedrigkeit. Herbst 1850. 
Helsingland. Die braunen Brustfedern tragen metallgrüne Spitzen. 


3l. Tetrao medius, Mey. 

G. a) b) Ohne Etiketten. Ganz schwarze Schnäbel. 

c) & Kirehhoff, Coll.. Wermeland, Schweden. 

Wir führen die in den Museen aufbewahrten Exemplare des 
Rackelhuhns mit auf, als constante durch dieselbe Kreuzung ent- 
stehende Farbenvarietäten. 

32. Phasianus colchicus, L. 

Ki. 2. Orig. No. 2008. Kinn, Kehle, Zügel, ein Streifen über 
dem Auge, Stirn reinweiss. Auf Kopf, Nacken, Oberflügeldecken, 
Rücken, Rumpf haben viele regulär gefärbte Federn breite — von 
1 mm bis 30 mm — reinweisse Ränder, so dass der Vogel ge- 
scheckt aussieht. Das Abweichende liegt in der verschiedenen 
Grösse dieser Ränder und ihrer reinweissen Farbe. Schwanz, 
Füsse, Schnabel normal. Scheckige und weisse Varietäten kommen 
in England häufig vor. 

(Alb. in Bds. in St. James’s Gaz. d. c.) 

33. Starna cinerea (L). 

B. a) Aus Bremen, a. 1874. Jugendkleid. Reinweiss. 

G. b) Juv. Kirchhoff Coll. Nienburg. Das Exemplar, 
dessen Schwanz so eben hervortritt, ist über und über isabellfarben. 
Flügel dunkler; jede Feder zeigt die typischen weissen 
Schaftstriche und die Vorzeichung der dunklen Quer- 
bänder. (cf. infra bei Vanellus eristatus.) Kehle ganz weiss. 

Ki. ec) 2 Reinweiss. Füsse und Schnabel hellgelb, die Spitze 
des Oberschnabels rahezu weiss. 

d) Orig. No. 2643. Thüringen, a. 1885. Von Tetzner. 
Stirn, Streifen rings um’s Auge, Zügel, Backen, Kinn, Kehle ein- 
farbig isabellbraun; jedoch auf der Kehle etwas heller, am Kinn 
nahezu weisslich. Die ganze Brust gleichmässig melirt; jede 
Feder an ihrem distalen Ende mit 6 bis 8 quer verlaufenden, durch 
feine bräunliche Punkte auf den einzelnen Ramis entstehenden 
Miniaturbändern. Auf der Mitte des Bauches zwei intensiv rosa- 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. 11. 135 


roth gefärbte Flecken. Der Rest der Unterseite weiss, Unter- 
schwanzdecken bräunlich. Die obere Seite: zunächst der Stirn 
eine quer verlaufende weisse Linie, weiche sich jederseits über 
dem Auge fortsetzt und, der Medianlinie zustrebend, sich über das 
Ohr hinzieht. Ohrfedern glänzend rehbraun, Unter ihnen ein 
dreieckiger weisser Fleck. Oberkopf braun mit dunklen Schäften, 
welche bei einzelnen Federn schwarz werden, und kleinen hellen 
gelblichen Tropfenflecken 1 mm vor dem Ende jeder Feder. 
Nacken melirt (aus Graubraun und Weiss). Rücken- und Bürzel- 
federn mit querlaufenden, von oben nach unten an Dicke wachsenden 
braunen Querbändern, deren jede Feder mehrere trägt. Vom 
Nacken bis zum Schwanz nehmen diese Querstreifen vollständig 
regelmässig zu; während sie unter dem Kopfe nur mit der Lupe 
zu zählen sind, erreichen sie am Ende des Bürzels einen Quer- 
durchmesser von 1 mm. Schwanz rostbraun. Schwanzdecken duff 
gebändert. Flügel matt isabellin; lebhaft weisse Schaftstriche. 
Oberflügeldecken, Flanken breit vbraun gebändert, weiss am 
Ende. Axillaren, Unterflügeldecken schneeweiss. Füsse gelbbraun. 
Schnabel gelb. — Gelegentlich weisse und partiell albinotische 
Exemplare in England constatirt. (Alb. in Bds. St. James’s 
Gaz. d. c.) 


94. Vanellus eristatus (L). 

B. Weibchen, aus Bremen. Unterseite ganz weiss; Oberseite 
hell, zum Theil bräunlich; Oberschwanzdeckfedern rostbraun. Das 
Schwarz der Kehle und der Haube ist duff angedeutet, so dass 
hiermit wahrscheinlich ein neues Pendant zu den früher von uns 
beschriebenen Exemplaren von Stur. vulgaris, Pre. major, Emb. ceitri- 
nella, Pod, ceristatus,*) Turd. musicus, Star. cinerea,**) und dem 
von Dr. J. von Madaräsz abgebildeten und beschriebenen Prcus 
major ***) gefunden ist, bei welchen allen bei der nächsten Mauser 
eine Wiederkehr des regulären Kleides hätte erwartet werden dürfen. — 


35. Scolopaz rusticula, L. 
G. & ad. Kirchhoff Coll. Westfalen. 
Schnabel, 65 mm gegen 75—80 mm bei der normalen Wald- 


*) Cab. J. f. O. 1887. p. 79 ff. 
**) supra p. 132. No. 33. G. b. 
***) Ueber abnorm gefärbte Vögel in der Sammlung des ungarischen 
National-Museums. In Termeszetrajzi füzetek. Vol. VIII. Part.3. 1864. Deutsch 
p- 227—239, ung. p. 187—198. Tafel 6. Pic. major pp. 237 und 197. 


134 Paul Leverkühn: 


schnepte, °/, seiner Länge vom Kopf aus gerechnet, hellgelb, der 
Rest schwarz. Zehen lichtgelb, Nägel schwarz. Kleines Exemplar. 

Färbung. Analog der normalen Befiederung, hat dieses 
Stück dort dunkele Parthien, wo ein gewöhnliches Exemplar 
schwarze bis braune Farben zeigt, so an den Zügeln, dem Ober- 
kopf, dem Rücken, den kleinen Flügeldecken, dem Schwanze. 
Die ganze Unterseite ist dunkelisabellfarben, die Kehle wie bei 
der normalen Waldschnepfe weiss. Die Subcaudalen sind tiefer 
gefärbt. Die Wellenlinien der regulären Färbung der Unterseite 
sind stärker am Ober- als am Unterkörper angedeutet. Die Sub- 
alaren und Flankenfedern sind sehr bleich — alles Dunkele des 


Normalgefieders nur aschfahl. Hals und Stirn wie die Unterseite. . 


Der ganze Rücken isabell bis in’s Rothbraune ziehend mit fast 
ganz weissen Enden. Die grossen Schwingen haben reinweisse 
Enden, ebenso das Schwanzende. Bürzel und Unterrücken sind 
rostfarben. — Das Colorit erinnert an Haleyon coromandae, Steph. 


36. Gallinago scolopacina, Bp.* 

B. Orig. No. 2940. Vom 12. October 1874. „Iris braun.‘ 
Die Primärschwingen weissgespitzt, im Uebrigen das ganze Ge- 
fieder ‚pallide isabellinus‘. Die Subeaudalen bleich rothbräunlich. 
(pallide rufescentes). 


37. Muchetes pugnaz, (L.)* 

B. Ein Stück mit reinweissem Kragen. 

38. Anas boschas domestica, L.* 

Ki. Reinweiss, d, aus Büsum in Holstein; 23..November 1876, 
fünf Monate alt. — 

Dieses Exemplar ist, abgesehen von dem bei Hausenten 
äusserst häufig vorkommenden Albinismus, durch das Fehlen der 
Schwimmhäute an beiden Füssen auffallend. Bei übrigens normalen 
Körperverhältnissen sind statt der Schwimmhäute ganz kurze un- 
brauchbare Rudimente soleher vorhanden. — Ueber diesen Fall 
referirte Herr Prof. Dr. Möbius im Zool. Garten Noll’s,*) mit dem 
Bemerken: dass sich die Füsse ohne künstliche Mittel so miss- 
gebildet haben müssten. Wir haben durch direkt beim Schenker 
Herrn Courkamp in Büsum eingezogene Erkundigungen er- 
mittelt, dass die schwimmhautlose Ente ohne Schwimmhäute 
aus dem Ei geschlüpft ist. Gleichzeitig theilte uns Herr 
Courkamp mit, dass eine zweite ebenso missgebildete Ente später 


*) Jahrgang XVIIl, 1877, p. 223. 224, 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 135 


in demselben Orte erbrütet sei. — Dagegen wurde vor ca, 6 Jahren 
auf dem Gute Frankenstein in der Rheinpfalz, laut mündlicher Mit- 
theilung unseres Freundes cand. jur. S. Ritter, eine bis dahin 
völlig gesunde Hausgans (Ans. domesticus) plötzlich an dem 
einen Fusse krank, konnte nicht mehr gut gehen und schwimmen 
und gewährte einen trübseligen Anblick. Der Fuss schwoll dick an, 
wurde völlig gelb und sah widerlich aus. Nach einiger Zeit ver- 
loren sich „infolge des Geschwürs“ die Schwimmhäute, so dass die 
Gans mit einem ‚Hühnerfuss‘ umherlief. Sie schwamm langsamer 
alsin früherer Zeit. Es dauerte einige Wochen, bis der Fuss voll- 
ständig heilte und die Schwimmhäute regulär wiederwuchsen. Da- 
nach ist die Gans gesund geblieben. — Auch in der Litteratur 
ist ein ähnlicher Fall verzeichnet. Herr Obermedieinalrath Dr. 
G. Jäger*) bespricht in extenso einen solchen, bei welchem 
es sich auch um eine, übrigens gesunde, Hausgans handelt. 
Leider konnte Dr. Jäger eine Anamnese nicht erhalten. Die 
Schwimmhäute waren hier beiderseits nur an den Vorderzehen un- 
vollständig entwickelt, der häutige Lappen der Hinterzehe vor- 
handen. Wie bei dem Kieler Exemplar deuteten kleine frei- 
stehende Ränder an den Zehen die Ansatzstellen der Schwimm- 
häute an. — Wir erfahren nichts darüber, was aus dem Thiere 
seworden ist. Dagegen betont Dr. Jäger ausdrücklich, wie 
auch Prof. Möbius, dass an eine Bastardzeugung zwischen 
Huhn und Ente resp. Gans (!) nicht zu denken sei; ersterer mit 
der fortführenden Bemerkung, dass man weiter an die Be- 
‚brütung eines Gänseeis durch eine Haushenne und an dadurch 
entstandene Veränderungen denken könne — physiologische Un- 
möglichkeiten, ebenso wie die Verwilderung der von Elstern ver- 
brüteten Zwerghühner.**) Endlich plaidirt Dr. Jäger noch für 
die Eventualität, dass Gänse besondere Vorliebe für das Land 
gehabt haben könten, wenig oder gar nicht aufs Wasser gekommen 
wären und daher nach und nach ihre Schwimmapparate ein- 
büssten! — wir halten im Gegensatz zu diesen ‚Erklärungen‘ das 
Phänomen für ein einfach pathologisches und können uns deshalb 
durchaus nicht damit einverstanden erklären, wenn Dr. Jäger 


*) In: Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Würtem- 
berg. Band III, 1847. Stuttgart, pp. 209—216. 

*»*) Of. Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. 
Band VII 1882 p. 270 sqq. VIII 1885. p. 44. 212 sqg. 


136 Paul Leverkühn: Farbenvarietäten. II. 


als Pendant Missgeburten,*) wie Menschen, deren Finger 
durch Schwimmhäute verbunden waren, anführt. — 
39. Spheniscus demersus, (L).* 

B. Exemplar aus Angra Pequena, a. 1886. Gesammtfarbe: 
hell graulich, fahl. Auf dem Rücken die Federschafte dunkel. 
Der Hals hellbräunlich. Unterflügel fahler. — Dieser sehr interes- 
sante Albino erinnert sehr an die schöne Abbildung, welche die 
Sclater’sche Notiz über eine ‚pale variety‘ von Eudytes chryso- 
lophus Brandt in der Zoology der Challenger Expedition illustrirt. 
Vol. II. Part. VIIL Aves pl. 29, 1880 p. 127 fig. 2 „pale 
variety“ (Text: „reprinted from P.Z.S. 1878).“ 

40. Uria Brünnichi, Sab. 

B. Orig. No. 2370. Grönland; von der 2. Nordpolexpedition, 
‚Hansa‘, a. 1870 unter Capitän Hegemann. Reinweiss. 

Ein zweites albinotisches Exemplar dieser Species, ein Weib- 
chen, erwähnt Dr. OÖ. Finsch in seinem „dritten Beitrag zur 
Vögelkunde Grönlands“**) (p. 363), dessen ‚sämmtliche Hand- 
schwingen und deren Decken jederseits reinweiss seien‘, 

41. Hydrochelidon nigra, Boie.* 

G. Exemplar aus Lilienthal. Schlohweiss.. Schnabel und 

Füsse hellgelb. 


Für unsere Verzeichnisse neu sind in dem vorliegenden Bei- 
trage Albinos von folgenden Arten beschrieben: Neoph. percenopterus, 
Cot. riparia, Muse. grisola, Acc. modularis, Trogl. parvulus, Harporh. 
Palmeri, Dand. rubecula, Pass. montanus, Turt. deeipiens, Gall. 
scolopacina, Mach. pugnax, An. boschas, Sphen. demersus, Hydrochel. 
nigra. y 

Von den angeführten 80 Exemplaren aus 41 Arten sind manche 
„rein wirklich albinotisch“, manche „bleichsüchtig, chlorochroitisch“, 
manche „partiell albinotisch“ oder „partiell chlorochroitisch“ nach 
der Eintheilung Anton Bogdanow’s.***) Eine Uebersicht über 
diese Verhältnisse gedenken wir erst am Schluss unserer Material- 
sammlungen zu geben. — 

Kiel, Ende April 1888. Zoologisches Institut. 


*) Riecke im Journal für Chirurgie und Augenheilkunde von Walther 
und Ammon. Band XXXIV, 1845 p. 615. 
**) In: Abhandlungen, herausgegeben vom Naturwissenschaftlichen Verein 
in Bremen Band 5, Heft 2, 1877. pp. 3843—366. 
***) Cab. Journal für Ornith. 1858, 


W. Hartwig: Ornithologische Beobachtungen. 137 


Ornithologische Beobachtungen 
auf einer Reise nach dem Nordcap. 
Von 


W. Hartwig. 


Die Reise nach dem nördlichsten Europa führte ich im Juli 
und in den ersten Augusttagen des Jahres 1383 aus. Freilich 
liegt dieselbe schon mehr als fünf Jahre hinter uns; dessenunge- 
achtet glaube ich, dass die Aufzeichnungen, welche ich damals 
machte, doch noch zum Theile der Veröffentlichung werth seien, 
und so übergebe ich sie denn derselben. 

Da ich die ausgedehnte Reise von Berlin aus in noch nicht 
ganz fünf Wochen machte, so springt in die Augen, dass ich fast 
nirgends längere Zeit Rast machen konnte. Ein Verweilen von 
etwas längerer Dauer fand nur statt in Drontheim, Tromsö, 
Hammerfest und Molde. Die Reise an der Küste entlang machte 
ich auf verschiedenen Postdampfern, die im Binnenlande auı 
offenem, zweirädrigem Karren, welcher beliebiges Halten und all- 
seitige Aussicht in reichlichem Maasse gestattete. 

Da der Zweck meiner Reise ein nicht ausschliesslich ornitho- 
logischer war, ich vielmehr die nordische Fauna und Flora, wenn 
auch nur in etwas, so doch aus eigener Anschauung kennen lernen 
wollte, so konnte nur ein geringer Bruchtheil meiner schon so 
knapp bemessenen Zeit der Vogelwelt gewidmet werden. Irgend- 
wie Erschöpfendes wird ausserdem Niemand in flüchtigen Reise- 
aufzeichnungen suchen; nur zum Schluss, in der Aufzeichnung 
der Brutvögel Tromsös, habe ich dieses mit Hülfe des Herrn 
J. Sparre Schneider, Kustos am naturhistorischen Museum zu 
Tromsö, versucht. 

Notizen über allerorts häufige Vögel habe ich meist nur ge- 
macht, wenn mir irgend etwas in ihrem Auftreten auffiel, etwa 
Massenhaftigkeit, auffallende Brutstätten ete. Eine Aufführung 
sämmtlicher von mir auf dieser Reise beobachteten Vögel findet 
daher, ausser in dem Verzeichniss der Brutvögel Tromsös, im Nach- 
folgenden durchaus nicht statt. — Manche meiner Aufzeichnungen 
werden sich vielleicht von dem Beobachter des Vogelzuges ver- 
werthen lassen. 

Besonders war ich bemüht, die Höhen- und Breitenlage der 
vorkommenden Orte möglichst genau anzugeben. Ueber die klima- 
tischen Verhältnisse derselben etwas Ergiebigeres mitzutheilen, war 


133 W. Hartwig: Omithologische Beobachtungen 


mir leider nur in wenigen Fällen und dann auch nicht einmal in 
dem von mir gewünschtem Maasse möglich. 

Die Vögel, über welche ich Aufzeichnungen machte, sind 
folgende: 

1. Caprimulgus europaeus L. Im Zoolog. Museum zu 
Drontheim fand ich ein gut gestopftes Stück der Nachtschwalbe 
vor, welches laut Aufschrift aus Christiania stammt. Aus der 
Umgegend Drontheims (63 ° 35‘ nördl. Br.) selber besitzt das Mus. 
kein Stück. — Drontheim hat trotz seiner nördlichen Lage ein 
sehr mildes Klima, welches es, wie überhaupt die ganze West- 
küste Norwegens, dem Einflusse des Golfstromes zu verdanken 
hat. Der Nid, welcher die Stadt durchfliesst, soll nur höchst selten 
gefrieren. Die Vegetation der Umgegend ist eine reiche. Wir 
finden noch die Rothbuche vertreten, welche doch in der nörd- 
lichsten Spitze Ostpreussens nicht mehr fortkommen will, und 
selbst ziemlich grosse Wallnussbäume, die manchmal auch noch 
reichlich Früchte tragen sollen. 

2. Cypselus apus L. Bei Mölmen (624, ° nördl. Br. 
und 650 m hoch) im oberen Gudbrandsdal fand ich die Thurm- 
schwalbe noch am 27. Juli vor. Am 28. Juli fand ich sie in 
demselben Thale unter etwa 62° nördl. Br. und bei 500 m Höhe 
ebenfalls noch vor; besonders häufig, ja massenhaft sah ich sie 
an diesem Tage bei Braendhougen (62° nördl. Br., 350 m 
hoch). Am 29. Juli hörte ich sie noch bei Listad (61?/, ° nördl. 
Br., 275 m hoch). Hier bei Listad sah ich an demselben Tage 
die ersten Gerstenmandeln. Am 31. Juli Abends 73/, Uhr jagten 
noch in grosser Zahl die Thurmschwalben bei Christiania 
(59° 55‘ nördl. Br. und 25 m hoch gelegen). Auch am 1. August 
früh waren die Vögel in Christiania noch zahlreich vorhanden. 
Am 1. August Abends 7 Uhr bis zur Dunkelheit sah und hörte 
ich viele Segler bei Trollhättan (58'/,  nördl. Br.) in Süd- 
schweden; am 2. August früh waren sie hier ebenfalls noch vor- 
handen. Am 3. August früh traf ich sie noch ziemlich zahlreich 
in Gothenburg (57°/,° nördl. Br.) an. — In Berlin (521), 
nördl. Br.) verliessen uns in diesem Jahre (1883) die letzten Thurm- 
schwalben am 6. August. 

Nach A. Brehm kommt Cypselus apus auch am Dome von 
Drontheim brütend vor; doch fand ich ihn daselbst nicht mehr. 
Seit Jahren wurde an der Erneuerung des herrlichen Bauwerkes 
gearbeitet, und dadurch waren wohl die Thurmschwalben vertrieben 


auf einer Reise nach dem Nordcap. 139 


worden. Auch im Jahre 1887 nisteten dieselben noch nicht wieder 
am Dome. Herr Lehrer W. Wolff aus Berlin, welcher im Juli 
Drontheim besuchte, schrieb mir: „Die Thurmschwalbe ist am 
Dome nicht zu finden; Bauleute, welche den Dom restauriren, 
haben sie wahrscheinlich verscheucht.“ 

Auch heute (1889) dürfte der Segler am Dome zu Drontheim 
noch nicht wieder zu finden sein, da die Ausbesserung desselben 
noch nicht beendet ist. 

3. Chelidon urbica L. Am 13. Juli besuchte ich die Insel 
Torgen (65'/, ? nördl. Br.) mit dem hutähnlich geformten Berge 
Torghättan. Durch den Kopf des Torghättan geht in etwa 
150 m Höhe ein natürlicher Tunnel von im Durchschnitt 45 m 
Höhe und 165 m Länge. In diesem Tunnel fand ich eine sehr 
zahlreiche Colonie unserer Hausschwalbe vor. Hier ist dieselbe 
also echte Felsenbewohnerin. Im Kaukasus ist unsere Fenster- 
schwalbe laut Radde, in Ornis caue. p. 291 und in Peterm. Mitth. 
XXVII p. 269, ebenfalls Felsenbewohnerin und zwar noch in Höhen 
bis zu 2500 Meiern und darüber. Am 28. Juli trafichsiezuBraend- 
hougen im oberen Gudbrandsdale in grösseren Mengen wieder 
als gewöhnliche Hausbewohnerin an. 

4. Muscicapa grisola L. Am 10. Juli traf ich den grauen 
Fliegenschnäpper zuerst bei Eidswold (60'/; ° nördl. Br., 130 m 
hoch) am Südende des Mjösensees und einige Stunden später auch 
am Nordende dieses Sees bei Hamar (60°, nördl. Br., 155 m 
hoch) an. Hamar zeichnet sich durch sein rauhes Klima aus. 
'Auch ich erlebte es, dass es Abends gegen 8 Uhr zu schneien be- 
gann. Am 11. Juli hörte ich den Vogel bei Drontheim. In 
reizender und milder Lage liegt an der Westküste Norwegens 
das Städtehen Molde (62?/,° nördl. Br). Hier fand ich am 
26. Juli den grauen Fliegenschnäpper in Höhen von 200—250 Metern. 
Molde liegt sehr geschützt gegen Nordwinde in einer tief in’s Land 
schneidenden Bucht, am Molde-Fjord. Ich war erstaunt über die 
Fülle schöner Rosen und über die armdieken Stämme der Johannis- 
beersträucher, welche ich hier in Baumform fand. Am 29. Juli traf 
ich den Vogel bei Listad an. 

5. Muscicapa atricapilla L. Dieser Vogel ist noch bei 
Drontheim Brutvogel. Am 11. Juli sah ich auf dem Kirchhofe 
von Drontheim einen jungen Trauerfliegenfänger auf einer 
Balsampappel (Populus balsamifera L.) sitzen. Es liegt meiner- 
seits durchaus kein Irrthum vor, 


140 W. Hartwig: Ornithologische Beobachtungen 


6. Pica caudata Ray. Der Vogel ist im nördlichen Nor- 
wegen noch recht häufig und viel weniger scheu als bei uns. Ich 
führe von den Orten, an welchen ich ihn beobachtete, nur auf: 
Röros (62!/, ® nördl. Br., 650 m hoch). An diesem so rauhen Orte, 
dem südlichsten Punkte, bis zu welchem die Lappen ihr Gebiet 
ausdehnen, sah ich die Elster am 11. Juli früh Morgens. Am 
22. Juli begegnete ich der Elster unter 66° 45° nördl. Br. am 
Hollandsfjord, am Fusse des Svartisen, des zweitgrössten 
Gletschers unseres Erdtheiles. Es trieben sich hier furchtlos ganz 
in unserer Nähe mehrere Stücke auf niedrigen Glasbirken umher. 
Bei Tromsö (69° 40‘ nördl. Br.) ist sie noch ziemlich häufig; 
hier kommt sie sogar mitten in der Stadt vor. 

7. Fringilla eaelebs L. Am 11. Juli schlugen bei Eidet 
(62° 50° nördl. Br., 422 m hoch) die Buchfinken so herrlich und 
fröhlich, wie bei uns an einem recht warmen Maitage, obwohl hier 
bei Eidet die Luft sehr rauh war. Am 29. Juli im unteren Gud- 
brandsdal(61—62° nördl. Br., 300 m hoch) fand ich den Buch- 
finken häufig und meist geschaart. Sammelten sich diese Schaaren 
wohl schon zur Südwanderung? Auch die Bachstelzen schaarten 
sich hier schon. 

8. Pleetrophanes nivalis L. Ich glaubte die Schneeammer 
im äussersten Norden unseres Erdtheiles recht häufig zu finden, 
fand mich aber sehr getäuscht. Am 17. Juli sah ich einen 
einzigen Vogel dieser Art auf der öden, mit Steingeröll über- 
säeten und mit kleineren Schneefeldern bedeckten Fläche der 
nördlichsten Spitze der Magerö, dicht am Nordeap (71° 10° 
nördl. Br., 300 m hoch). Bei einem fast dreistündigen Umherirren 
im feuchten, kalten Nebel, welchen die Mitternachtssonne nicht 
zu durchbrechen vermochte, stiess ich auf das Thierchen, welches 
dicht vor meinen Füssen aufflog; es war ein Männchen. Nie wieder 
bekam ich während des Aufenthaltes im höchsten Norden unseres 
Erdtheiles eine Schneeammer zu Gesichte. 

So öde, so trostlos die rauhe Hochfläche der Magerö, dieser 
Insel, deren nördlichste ihrer drei Spitzen für gewöhnlich als die 
Nordspitze Europas (Nordcap) angesehen wird, so milde ist das 
sanft ansteigende Gelände einer kleinen nach Südwesten geöffneten 
Bucht. Hier fand ich den Boden mit einem diebten grünen Rasen 
bedeckt, geschmückt wit grossblumigen gelben und blauen Veilchen 
und zwei Orchideen, wovon die eine stark nach Vanille duftete. 
Hin und wieder überragten Büsche der Trollblume (Trollius euro- 


auf einer Reise nach dem Nordeap. 141 


paeus L.) die vorhergehenden, denen sich noch zugesellten: Dryas 
actopetala, Parnassia vulgaris, Cardamine u. a. Diese Blumen 
wurden im Scheine der Mitternachtssonne umflattert von zahlreichen 
Kleinfaltern und einigen zu den Nachtfaltern gehörigen Gross- 
schmetterlingen. 

9. Motacilla albaL. Am 29. Juli fand ich die weisse 
Bachstelze im unteren Gudbrandsdal zwischen dem 61. u. 62. ° 
nördl. Br. und etwa 300—350 m über dem Meeresspiegel auffallend 
häufig, meist in kleinen Gesellschaften von 8—10 Stück. Sollten 
sich dieselben hier schon zur Südwanderung geschaart haben ? 

10. Budytes viridis Gm. Auch diese gelbe Bachstelze fand 
ich im untern Gudbrandsdal an denselben Oertlichkeiten wie 
die vorhergehende weisse und ebenfalls in auffallender Menge. 
Niemals sah ich übrigens bis heute Dudytes flava bei uns in gleicher 
Menge. Sollte auch 2. viridis schon im Begriff gewesen sein, 
sich für die Südwanderung zu sammeln? Jedenfalls ist es auf- 
fallend, dass sich Buchfink und die weissen Bachstelzen schon in 
so früher Jahreszeit zu Flügen vereinigten. 

11. Sazicola oenanthe L. Morgens um 1/,2 Uhr schon 
vernahm ich am 14. Juli seinen Lockton am Gletscher Svartisen 
unter 66°,° nördl. Br. Am 16/17. Juli um Mitternacht hörte ich 
den Steinschmätzer am Nordcap. Am 17/18. Juli beim hellen 
Mitternachtssonnenscheine fand ich ihn bei Hammerfest am Fusse 
des Tyven (703/,° nördl. Br., 150 m hoch), dieses Rigi Finnmarkens, 
lockend und seine Jungen fütternd vor. Die Nestjungen hörte 
ich bei jedesmaliger Fütterung dicht neben mir in einer Fels- 
spalte piepen, konnte sie jedoch wegen zu enger Oeffnung der 
Spalte nicht erreichen. So verhielt ich mich denn ruhig und sah 
längere Zeit der Fütterung des nichts weniger als scheuen Vogels zu. 

Die Vögel des hohen Nordens ruhen während der sogenannten 
Nacht selbst um Mitternacht nicht, sind vielmehr scheinbar so 
beweglich wie am Tage. Diese Beobachtung machten ja schon 
Faber, A. Brehm, Th. v. Heuglin u. A. 

12. Sylviahortensis Gm. In den Anlagen von Kopen- 
hagen ist die Gartengrasmücke recht häufig und noch nicht selten 
bei Christiania. Am ersteren Orte hörte ich am 8. Juli, am 

letzteren noch am 31. Juli ihre orgelnden Weisen erschallen. Sie 
kommt als Brutvogel noch bei Tromsö (69 40‘ nördl. Br.) vor, 
wie aus dem nachfolgenden Verzeichnisse der Brutvögel dieser 
hochnordischen Stadt zu ersehen ist. 


142 W. Hartwig: Omithologische Beobachtungen 


13. Sylvia einerea Bechst. Als am 10. Juli unser Dampfer 
den HafeneingangChristianiaserreichte, hörteich westlich davon, 
auf den kleinen, niedrigen Klippen, welche kaum etwas Gebüsch 
aufweisen, den fleissigen Gesang dieser Grasmücke. — Geht diese 
Grasmücke in der That als Brutvogel bis zum 69.° nördl. Br. 
hinauf, wie A. Brehm behauptet? Bei Tromsö kommt sie sicher 
nicht mehr nistend vor. 

Obwohl Sylv. cinerea bei uns ein weniger empfindlicher Sommer- 
vogel ist als Sylv. hortensis, so geht sie an der Westküste Nor- 
wegens doch entschieden nicht so weit nach Norden wie die 
Gartengrasmücke. 

14. Phylloscopus trochilus L. Am 10. Juli fand ich 
den Fitis wenige Meilen .nördl. von Christiania vor. Am 
13. Juli hörte ich das lieblich singende Vögelchen auf einer Glas- 
birke (Betula odorata Behst.) dicht neben dem Eingange zum 
natürlichen Tunnel des Torghättan auf der Insel Torgen. Am 
14. Juli hörte ich am Hollandsfjord, am Fusse des Svartisen, 
unter 66° 45° nördl. Br. Morgens von 3—5 Uhr verschiedene 
Stücke fröhlich singen. Die Bergesabhänge links und rechts vom 
Gletscher sind von wundervollen Glasbirken ziemlich dicht be- 
standen; dieselben erreichen in den unteren zugänglichen Lagen 
noch eine Höhe von 5—6 Metern. Am 15. Juli fand ich den 
Fitis im Tromsdal (69%/,  nördl. Br.) bei Tromsö in mehreren 
Stücken noch fleissig singend vor. Als ich am 22. Juli am Hol- 
landsfjord von einer andern Seite den Gletseher Svartisen etwa 
100 m hoch zu erklimmen suchte, hörte ich den Vogel auch hier 
wieder in mehreren Stücken. Am 27. Juli fand ich am Eingange 
des Romsdals (62°/, ® nördl. Br., 490—500 m hoch) den Fitis über- 
all häufig und zwar noch singend vor. Am 2. August hörte ich 
ihn bei Trollhättan (58!/,° nördl. Br.) ebenfalls noch häufig. 

Phylloscopus trochilus geht in Europa bis zur Wald- 
grenze, und diese wird bekanntlich in unserem Erdtheile von 
Betula odorata, der Glasbirke, gebildet. Das nördlichste Birken- 
wäldehen Europas befindet sich am Fusse des Tyven bei 
Hammerfest; es liegt in einer geschützten Bucht unter 70° 40° 
nördl. Br. Hier auf den zwerghaften, nur wenige Meter hohen 
letzten vorgeschobenen Posten des Baumwuchses ist es, wo noch 
allsommerlich unser Vögelchen seine nach und nach ersterbenden 
Molltöne erschallen lässt, häufig übertönt von dem Rauschen der 
brandenden Wogen des Nordmeeres! — 


auf einer Reise nach dem Nordeap. 143 


A. Brehm lässt den Fitis irrthümlich nur bis in’s mittlere 
Schweden hinauf gehen. Th. v. Heuglin beobachtete ihn aber 
ebenfalls noch bei Tromsö; er sagt (Cab. Journ. f. Ornith. 1871, 
p. 11): „Ist bei Tromsö nicht gerade selten.“ 

15. Phylloscopus rufus Behst. Am 11. Juli hörte ich 
das „Zilp-zalp“‘ dieses kleinen Sängers auf dem Kirchhofe des 
Domes zu Drontheim, am 27. Juli recht häufig im Romsdal 
(62'/, ° nördl. Br.) in Höhen von mehr als 500 Metern. 

Dieser Vogel dringt in Skandinavien, wenigstens an der 
Westküste, nicht so weit nach Norden vor, wie Phyll. trochilus, 
obwohl A. Brehm das Gegentheil behauptet. Bei Tromsö (siehe 
das nachstehende Verzeichniss!) kommt PA. rufus als Brutvogel 
nicht mehr vor. 

16. Hypolais veterina Vieill. Im Garten von Tivoli bei 
Kopenhagen ist dieser Spötter sehr häufig und lässt sich durch 
die rauschende Musik und durch den Lärm grösster Volksmassen 
in seinem Gesange durchaus nicht stören, wie ich am 8. Juli, 
an welchem Tage ein Volksfest stattfand, wahrzunehmen lange 
Zeit Gelegenheit hatte. Am 26. Juli hörte ich den Ruf der eben 
ausgeflogenen Jungen des Sprachmeisters an der Westküste Nor- 
wegens bei Molde (623/,° nördl. Br... Der Temperaturwechsel 
in Molde scheint bedeutend zu sein. In der Nacht vom 25/26. Juli 
war die Luftwärme bis auf — 5° R. heruntergegangen, Mittags 
stieg sie bis zur drückendsten Hitze (leider war ich unterwegs 
und konnte die Temperatur nicht ablesen), sank Nachmittags nicht 
unmerklich und betrug Abends 6 Uhr doch noch 191, R. — 
Hypolais icterina. verbreitet sich also nicht blos bis Skandinavien, 
wie es oft heisst, sondern gebt an der Westküste des Landes als 
Brutvogel ziemlich weit nach Norden hinauf, sicher bis zu 62° 45‘ 
nördl. Br. 

17. Acrocephalus turdoides Meyer. Von Trollhättan 
ab südlich sind die sumpfigen Ufer des breiten Götaelf meilenweit 
dieht von Rohr (Phragmitis communis Trin.) bestanden. Obwohl 
ich aufmerksam auf ihn achtete, sah und hörte ich doch nie etwas 
vom Rohrsprosser. Da der Vogel in Südschweden noch Brutvogel 
sein soll, hatte ich ihn am unteren Götaelf sicher vermuthet. 

18. Acrocephalus arundinaceus Lath. Am 9. Juli 
beobachtete ich von diesem Vogel (?) zwei Männchen lange Zeit im 
Garten von Tivoli bei Kopenhagen. Da gerade ein Volksfest 
stattfand, war das Gewoge der Menschen ungeheuer; auch war 


144 W. Hartwig: Ornithologische Beobachtungen 


der Garten durch Tausende von Flammen erhellt, und verschiedene 
Musikchöre liessen ihre rauschenden Weisen erschallen. Die 
Thierchen flogen dessenungeachtet ohne Scheu von einem Weiden- 
gebüsch und Weidenbaum zum andern, blieben jedoch stets in 
ihrem ihnen scheinbar schon bekannten Reviere, ein Beweis, 
dass sie schon an das lärmende Treiben der Menschenmenge und 
an die rauschende Musik gewöhnt waren. 

Wahrscheinlich waren diese beiden Vögel nicht der echte 
Aer. arundinaceus Lath., auch nicht der wahre Acr. pulustris Bchst., 
sondern die Form Acr. hortieola Naum. Der letztere Vogel scheint mir 
nach Gesang und Lebensweise zwischen A. arund. und A. pal. zu 
stehen. Oft ist es sehr schwer, nach dem Gesange (und sehen 
konnte ich die Vögel doch kaum) diesen Vogel von den beiden ihm 
nahestehenden zu unterscheiden; so ging es mir wohl auch im 
Garten von Tivoli. 

19. Turdus torguatus L. Von den Orten, wo ich die 
Ringamsel traf, führe ich nur das obere Gudbrandsdal an. 
In diesem Thale fand ich sie besonders häufig etwa unter 62° 
nördl. Br. und in Höhen von 400—600 Metern. Ein flügellahmes 
Stück hätte ich hier am 29. Juli beinahe mit den Händen er- 
griffen. Der Wald wurde in dieser Gegend meist nur aus sehr 
dichten Birkenbeständen gebildet. 

20. Erithacus tithys Scop. Den Lockruf des Hausroth- 
schwänzchens vernahm ich früh Morgens am 11. Juli am hölzernen 
Bahnhofsgebäude von Röros unter 621/,  nördl. Br. und etwa 
650 m über dem Meere. Es überraschte mich, den Vogel noch 
so weit nördlich und in so rauher, hoher Lage anzutreffen. — 
Röros ist bekannt wegen seines rauhen Klimas. Die mittlere 
Jahrestemperatur dieses Ortes beträgt — 2° R., die mittlere Temp. 
des Januar — 9° R. und die des Juli nur + 5!, ® R. 

21. und 22. Weder Erithacus philomela Bchst., noch 
Erith. luscinia L. kommen nach Herrn Lieutenant v. Quillfeld 
inDrontheim bei dieser Stadt trotz ihrer auffallend milden Lage 
mehr vor, während doch empfindlichere Sommervögel auch noch 
weiter nördlich brüten. 

23. Lagopus albus Gm. Auf den Höhen nördlich von 
Hammerfest beobachtete ich beim schönsten Scheine der-Mitter- 
nachtssonne am 18. Juli eine Henne mit 8—10 Dunenjungen. Als 
ich nämlich von dieser Bergkette niederstieg, flog dieht vor mir die 
Henne auf. Die Jungen liefen immer von einer Felsspalte des 


v 


auf einer Reise nach dem Nordeap. 145 


zerklüfteten Gesteins zur andern. Ueberall war hier der Boden 
bedeckt mit Empetrum, Moos, Wollgras, Bärlapp und Cornus sue- 
cica L. Die Thierchen waren so flink, dass ich trotz emsiger Jagd, 
freilich nur bewaffnet mit einem Bergstocke, nicht eins erlegte. 
Die Alte lief, sich flügellahm stellend, mit ausgebreiteten Flügeln 
dicht vor mir her, so dass ich häufig mit dem Stocke nach ihr 
schlug und zur Abwechslung auch hin und wieder danach warf, 
aber ohne Erfolg. Wenn die Jagd dem Thiere zu hitzig wurde, 
flog es wohl manchmal auf. Da ich die Erfolglosigkeit der wilden 
Jagd einsah, stellte ich dieselbe endlich ein. 

Sehr häufig ist Zag. albus auf der keinen Insel Haajen, 
welche einige Kilometer westlich von Hammerfest und vor der 
Bucht dieser Stadt liegt. 

Die Losung von Schneehühnern fand ich auch auf der öden 
Hochfläche des Nordeap sehr häufig vor, ohne auf die Vögel 
selber zu stossen. 

24. Haematopus ostrealegus L. Am 14. Juli fing ich 
ein Dunenjunges vom Austernfischer am Hollandsfjord in dem 
Sande, gemischt mit Steingeröll, woraus die Endmoräne des dortigen 
Gletscherarmes des Svartisen besteht. Aufmerksam gemacht wurde 
ich durch das ängstliche Geschrei der Alten. Diese gebärdeten 
sich ähnlich wie der Kibitz, wenn man ihm die Jungen nehmen will. 

25. Totanus hypoleucos L. Den Flussuferläufer fand ich 
am 18. Juli bei Hammerfest etwa 100 m über dem Meere beim 
Scheine der Mitternachtssonne und des Vollmondes ebenso be- 
weglich wie am eigentlichen Tage; er fand sich nur in wenigen 
Stücken an einer Niederung vor. 

26. Alca torda L. Ueberall nördlich von Bodö (671),° 
nördl. Br.) ist der Tordalk sehr gemein. Man findet ihn um 
Mitternacht ebenso häufig und rege, wie zu jeder andern Tages- 
zeit. Der Vogel fliegt, aufgescheucht, meist dicht über dem Wasser 
ziemlich schnell und schwirrend dahin, um bald wieder einzufallen. 
Am 17. Juli beobachtete ich ihn am Vogelberge Svärholt- 
klubben (71° nördl. Br.) in grösserer Menge. — Von Bodö ab 
erregte der Vogel wohl erst deshalb meine Aufmerksamkeit, weil 
er von hier ab als Bewohner der sogenannten Vogelberge anfängt 
in grösseren Schaaren aufzutreten. 

27. Fratercula arcetica L. Lovunden und Threnen 
(66'/,° nördl. Br.) sind wohl die Inseln an der norwegischen Küste, 
wo der „Lundefugl“ (spr. Lunnefugl) anfängt in grossen Mengen 

Cab. Journ. f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 186. April 1889. 10 


146 W. Hartwig: Ornithologische Beobachtungen 


als Brutvogel aufzutreten. Er scheint sich schwer zum Auffliegen 
entschliessen zu können, denn 4—5 Raketen, welche wir von 
unserem Schiffe aus gegen den Vogelberg Svärholtklubben auf- 
steigen liessen und welche Hunderttausende von Zarus tridaetylus 
und viele Tordalken aufscheuchten, vermochten nicht ein einziges 
Stück dieses sonderbaren Gesellen zum Auffliegen zu bringen. — 
Die Fischer von Lovunden und Threnen jagen den ‚„Lundefugl“ 
mit abgerichteten Hunden, welche die brütenden Vögel aus den 
Felsspalten herauszerren; ebenso wird er auch auf noch anderen 
norwegischen Inseln gejagt. 

23. Mergulus alleL. Ich glaube den Krabbentaucher ver- 
schiedentlich von Hammerfest ab über den dunkeln Wogen 
dahinschwirren gesehen zu haben, scheinbar von unserem Dampfer 
„sverre Sigurdsön“ aufgescheucht. Zur vollen Gewissheit ist mir 
mein Glaube aber nicht geworden. 

29. Rissa tridactyla L. Sie bildet an den Küsten des 
norwegischen Eismeeres entschieden den Hauptbestandtheil der 
Bewohner der sog. Vogelberge. So bewohnt sie, wenn nicht zu 
Millionen, so sicher zu Hunderttausenden, auch den grössten 
Vogelberg Europas, Svärholtklubben. Wir langten bei 
demselben am 17. Juli gegen 10 Uhr vormittags mit unserem 
Dampfer an. Leider ging die See etwas hoch, und der Kapitän 
wollte mir, da wir uns auch schon in Tromsö zu lange aufgehalten 
hatten, das Aussetzen eines Bootes nicht gestatten. Mein Lieb- 
lingswunsch, diesen bedeutenden Vogelberg betreten zu dürfen, 
ging daher leider nicht in Erfüllung. 

30. Graculus cristatus Fab. Am 20. Juli sah ich diesen 
Kormoran häufig auf den Klippen um die Lofoten herum. Die 
oft nur wenige Fuss über den Wasserspiegel hervorragenden 
Granitklippen waren häufig ganz weiss, wie getüncht, von seinem 
Auswurfe. Auf so niedrigen Klippen nistet er auch. 

31. Somateria mollissima L. Vom Polarkreise ab be- 
obachtete ich eigentlich erst die Eiderente zahlreich. Von hier ab 
findet man sie aber freilich auch sehr häufig in Gesellschaften die 
kleinen niedrigen Inselchen, Holmen genannt, umlagern. Die Vögel 
sind meist wenig scheu, lassen den Dampfer ziemlich nahe heran- 
kommen :und tauchen dann oder fliegen auch wohl auf, um bald 
darauf wieder einzufallen.. — Junge habe ich nieht zu Gesicht 
bekommen. 


auf einer Reise nach dem Nordeap. 147 


Wie zahm an manchen Orten der „Ederfugl‘“ werden kann, 
darüber berichten A. Brehm und Th. v. Heuglin ja mehrfach. 


Die bedeutendsten Vogelberge von Hammerfest bis 
Nordkyn (71° 6° nördl. Br.), der Nordspitze des europäischen 
Festlandes. 

Bald nördlich vom Polarkreise treten sog. Vogelberge auf; 
es sind dies stets öde Inseln ohne Baumwuchs, welche terrassen- 
förmig ansteigen. Frei auf den Absätzen, in Felsspalten oder in 

Haufen gröberen Steingerölles nisten, je nach der Art, die Be- 
' wohner dieser Vogelberge. Stets wird ein Vogelberg von grossen 
Massen bewohnt, selten nur von solehen einer Art. Zu jeder 
Tageszeit scheint der Berg besetzt zu sein und immer findet unter 
den Bewohnern Zank wegen mangelnden Platzes statt. Dabei be- 
findet sich doch fortwährend ein sehr grosser Theil der Bewohner 
auf der Nahrungssuche. Wenn die Bewohner nach Hunderttausenden, 
ja nach Millionen zählen, welch ungeheuer grosses Stück von Meeres- 
oberfläche der Umgebung des Vogelberges muss ihnen als Fischerei- 
bezirk ihren Tribut zahlen? Gross, sehr gross muss ihr Jagdrevier 
sein, trotz seines fast unglaublichen Fischreichthums! Und nun 
sind es nicht blos beschwingte Jäger, die hier auf Beute gehen; 
es kommen noch dazu die verschiedenen Robben, Delphine, Wale 
u. s. w. Fast erscheint es wunderbar, wie allen diesen Kost- 
gängern das Meer stets Nahrung liefern, ja dieselbe sogar noch 
im Ueberflusse gewähren kann. 

Von diesen Vogelbergen sind die meisten nur klein. Von 
Bedeutung wegen ihrer sehr zahlreichen Bewohnerschaft sind 
auf der in Rede stehenden Strecke besonders folgende drei: 


1. Der Vogelberg bei Hjelmöstören (71 nördl. Br.). Er 
wird von Alca torda und Atissa tridaetyla, auch wohl von Frater- 
cula arctica bewohnt. Sendet man eine Rakete gegen den Berg, 
so erheben sich die Möven sofort in die Luft, während die Alken 
sich herabstürzen, um erst „genügend Luft“ unter die Flügel zu 
bekommen. Dabei stürzen viele direet ins Wasser, doch sicher 
oft gegen ihren Willen, obwohl es auf den Beschauer leicht den 
Eindruck macht, als geschähe dies freiwillig. 

2. Die vier Stappene. Es sind dies vier säulenförmige, 
öde Felsen unter 71° 6° nördl. Br. Die Bewohner sollen sich 
ähnlich zusammensetzen, wie die des vorigen Vogelberges und 
in ungeheuerer Anzahl vorhanden sein. Wir erblickten die kahlen 

t 10* 


148 W. Hartwig: Omithologische Beobachtungen 


Felseilande nur aus weiter Ferne durch den Feldstecher, da sie 
ganz ausser dem Kurs des ‚„Sverre Sigurdsön“ lagen. 

3. Svärholtklubben (71° nördl. Br.). Es ist dies die 
Spitze einer Halbinsel zwischen dem Nordeap und Nordkyn. Der 
Berg besteht hauptsächlich aus Thonschiefer und erhebt sich 
terrassenförmig bis über 300 m über den Spiegel des Eis- 
meeres. Die Bewohner dieses grössten europäischen Vogelberges 
bestehen aus Larus tridactylus und Alca torda, wahrscheinlich auch 
aus einer geringeren Menge von Fratercula aretica. Auch die 
Alken treten gegen die dreizehige Möve schon sehr zurück. Diese 
letztere bevölkert den Berg in so ungeheuren Schaaren, dass 
es wohl kaum eine Uebertreibung ist, wenn man sagt „zu Millionen‘, 
Der „Sverre Sigurdsön“ lief bis auf einige hundert Meter an den 
Berg heran. Es erschienen in dieser Entfernung die brütenden 
und sitzenden Möven auf den schwarzen Thonschiefer-Absätzen 
des steil abfallenden Berges wie weisse Perlschnüre auf dunklem 
Hintergrunde. Ein Boot auszusetzen wurde mir, wie schon oben 
bemerkt, nicht gestattet. Glücklicher ist in dieser Hinsicht derjenige 
daran, der sich selber einen kleinen Segler chartern kann. Jedoch 
liess der Kapitän „stoppen“ und dann in längeren Zwischenräumen 
etwa 4—5 Raketen gegen den Berg steigen. Die Wirkung, welche 
dies auf die beschwingten Bewohner des Berges hervorbrachte 
und diese letzteren dann wieder auf uns, ist schwer zu beschreiben: 
zunächst ein kreischender, ungeheurer Lärm, dann Aufwirbeln der 
Vögel wie Schneegestöber, so dass man den Berg nur wie ver- 
schleiert sieht. Haben sich die Vögel dann hoch erhoben, so kreisen 
sie, einer weissen Wolke gleich, über unseren Häuptern. Vor- 
sichtige Leute halten es jetzt für gerathen, den Schirm aufzu- 
spannen, bis die lebende Wolke nicht mehr ihren wenig duftenden 
Inhalt auf das Deck ergiesst. 

Trotzdem sich vielleicht Hunderttausende von den Möven er- 
hoben hatten, sah man in den weissen Ketten der sitzengebliebenen 
doch kaum Lücken. 

Ein Boot von dem einsam gelegenen Sitze Svärholt brachte 
Körbe voll Eier von Rissa tridactyla an Bord; diese wurden uns 
am nächsten Tage auf den Tisch gebracht. Man rühmte den 
Geschmack derselben noch mehr, als den der Kiebitzeier. 

Der Besitzer des Vogelberges, Herr Kröbel, wohnt in Svärholt. 
Die Einnahmen, welche er durch den Verkauf der Möveneier er- 
zielt, sollen nicht unbedeutend sein. Die jungen Möven werden 


auf einer Reise nach dem Nordeap. 149 


hier, im höchsten Norden Europas, als Viehfutter. verwendet, indem 
man sie zunächst in eine Grube wirft, mit Erde bedeckt und 
später in Tonnen verschickt. Frisch werden sie auch, wie man 
mir sagte, vom Menschen verspeist. 


Das naturhistorische Museum zu Tromsö. 

Es ist dieses die nördlichste derartige Anstalt nicht nur in 
Europa, sondern überhaupt auf Erden, und sehr sehenswerth. Für 
den ÖOrnithologen ist die zoologische Sammlung des Museums 
besonders deshalb werthvoll, weil sie die Brutvögel Finn- 
markens ziemlich vollständig und zwar zum grössten Theile in 
so vorzüglich gestopften Stücken enthält, wie man nicht häufig in 
ähnlichen Sammlungen unter gesegneteren Himmelsstrichen .an- 
treffen dürfte. 

Das Museum besuchte ich am Vormittage des 15. Juli 1883 
unter der kundigen Führung des Herrn J. Sparre Schneider, des 
Kustos des Museums. Hier vervollständigte ich meine Aufzeich- 
nungen über die Brutvögel der Gegend, welche ich lebend während 
meiner kurzen Anwesenheit doch nur zum geringen Theile .be- 
obachten konnte. Die Ausfüllung der dennoch bleibenden Lücken 
danke ich späteren gefälligen brieflichen Mittheilungen des Herrn 
J. Sparre Schneider. 

Noch einmal spreche ich Herrn Schneider hier meinen. in- 
nigsten Dank für all seine Freundlichkeit und Gefälligkeit, welche 
er mir dort und später mehrmals brieflich erwiesen, aus! — . 

Die ornithologische Abtheilung des zoologischen Theils des 
Museums ist übrigens die umfangreichste, was seine Begründung 
in dem Vogelreichthum der näheren und ferneren Umgebung der 
Stadt findet. Brutvögel konnten 96 Arten festgestellt werden. 


Diese Brutvögel der Umgegend von Tromsö sind: 


Heuglin führt statt Ch. ur- 
bica, Hirundo rustica als bei 


1. Queulus canorusL. „Erscheint 
selbst in kalten Jahren um 


den 1. Juni herum“ Tromsö vorkommend auf 

(Schneider). (Cab. Journ. 1871, p. 12). 

2. Dendrocopus minor L. Ich habe nur Oh. urbica ge- 

3. Apternus tridactylus L. sehen, und Herr Schneider 

4. Cotyle riparia UL. führt in einem Briefe auch 
5. Chelidon urbica L. Sie. ist nur Hir. urbica an. 


aber nicht häufig. Th. v. 


6. Corvus ‚coraw L. Häufig. 


150 W. Hartwig: Orithologische Beobachtungen 


7. Corvus cornix L. Häufig. 
8. Pica caudata Ray. Nicht 


40. Asio drachyotus Gm. 
41. Aegoldus scandiacus L. Ich 


selten. | sah am 15. 7. 83, als ich in 
9. Sturnus vulgaris L. | Tromsö an’s Land ging, auf 
10. Passer domesticus L. Nicht der Landungsbrücke eine 
selten. | frisch geschossene Schnee- 
11. Fringila montifringilla L. eule hängen; ein wunder- 
12. COhrysomitris linaria L. | volles altes Stück ! 
13. Plectrophanes nivalıs L. 42. Aegoldus Tengmalmi' Gm. 
14. Emberiza citrinella L. | 43. Tetrao tetrix L. 
15. Emberiza schoeniclus L. 44. Tetrao urogallus L. 
16. Anthus pratensis L. ı 45. Lagopus albus Gm. Sehr 
17. ? Anthus obscurus Lath. Es häufig. 
ist nicht ganz sicher, dass | 46. LZagopus mutus Leach. 
er bei Tromsö brütet. 47. Haematopus ostrealegus L. 
18. Motacila alba L. 48. Charadrius hiaticula L. 
19. Budytes viridis Gm. 49. Charadrius sibiricus Gm. 
20. Parus borealis Selys. 50. Charadrius auratus Behst. 
21. Cinclus melanogaster Br. 5l. Phalaropus hyperboreus L. 
22. Sawicola oenanthe L. Nicht | 52. Tringa maritima Brünn. 
selten. 53. Tringa alpina L. 
23. Sylvia hortensis Gm. 54. Tringa Temmincki Cuv. 
24. Phylloscopus trochlus NL. | 55. Totanus hypoleucos L. Nicht 
Ziemlich häufig. selten. 
25. Acrocephalus schoenobaenus | 56. Totanus calidris L. 
L. Häufig. 57. Totanus fuscus L. 
26. Turdus pilaris, L. Häufig. 58. Totanus glottis L. 
27. Turdus musicus L. 59. Totanus glareola L. 
28. Turdus Wiacus L. 60. Machetes pugnax L. 
29. Turdus merula L. 61. Numenius arcuatus L. 
30. Turdus torquatus L. 62. Numenius phaeopus L. 
31. Erithacus phoenicurus L. 63. Gallinago scolopacina Bp. 
32. Erithacus suecicus L. | 64. ? Crex pratensis Behst. Nicht 
33. Astur palumbarius L. ganzsicher (nachSchneider), 
34. Astur nisus L. | dass er bei Tromsö nistet, 
35. Pandion haliaötus L. im Museum aber vorhanden. 
36. Haliaetus albicilla L. 65. Alca torda L. 
37. Archibuteo lagopus Gm. 66. Fratercula arctica L. 
38. Falco gyrfalco L. 67, Uria trode L. 


39. Falco lithofalco Gm. 68. Uria grylie L. 


auf einer Reise nach dem Nordcap. - 151 


69. Eudytes glacialıs L. 81. Graculus eristatus Fab. 
70. Eudytes arcticus L. 82. Mergus merganser L. 
71. Eudytes septentrionalis L. | 83. Mergus serrator L. 
Nicht selten. 84. Fuligula marila L. 
12. Podiceps auritus L. 85. FPuligula clangula L. 
13. Lesiris parasita Boie. 86. Fuligula glacialis Li. 
74. Larus argentatus Brünn. 87. Fuligulanigra L. Sehr häufig. 
75. Larus canus L. 88. Fuligula fusca L. 
76. Larus marinus L. 89, Somateria mollissima L. Sehr 
17, Larus fuscus L. häufig. 


78. Rissa tridactyla L. Ist die | 90. Anas boschas L. 
Möve, welche hauptsächlich | 9], Anas penelope L. 
die Vogelberge des nörd- | 99, Anas acuta U. 
lichen Norwegens bevölkert | 93, Anas crecca L. 
und auch bei Tromsö höchst | 94, Vulpanser tadorna L. 
wahrscheinlich Brutvogel. 95. Anser segetum L. 

79. Sterna arctica Temm. | 96. Anser ferus L. 

80. Graculus carbo L. 


Ich will nicht unerwähnt lassen, dass im Museum zu Tromsö 
Coturniz communis Bonn. vorhanden ist und, wenn ich nicht irre, 
als Bewohner des Stiftes Tromsö aufgeführt ist. Es ist hier sicher 
ein Irrtum untergelaufen, wenn nicht mir, so dem Museum. Die 
Wachtel kann wohl im Stifte Tromsö erlegt worden sein, äber 
sicherlich ist sie nicht Bewohner, nicht Brutvogel desselben. Es 
werden ja mitunter Vögel der gemässigten Breiten bis in den 
höchsten Norden verschlagen. So wurde z. B. Upupa epops nach 
Th. v. Heuglin (Cab. Journ. 1871, p. 91) einmal an der Küste 
Spitzbergens (78° nördl. Br.) ergriffen. sSerinus hortulanus soll 
schon auf Island erlegt worden sein; doch weiss ich augenblicklich 
nicht, wer das letztere verbürgt. Aelınlich verhält es sich auch mit 
tropischen Vögeln, welche hin und wieder bis in gemässigte Breiten 
gerathen. So wurde sicher schon Musophaga africana Temm. 
auf Madeira (32° nördl. Br.) erlegt (Cab. Journ. 1886, p. 456.) 

Herr J. Sparre Schneider fügt seinen gefälligen Mittheilungen 
über die Brutvögel der Umgegend von Tromsö in seinem Briefe 
vom 24. November 1885 dann noch wörtlich hinzu: „Die Zahl der 
brütenden Arten ist also gering; die der hier zufällig oder auf 
dem Zuge observirten beträgt ungefähr 150.“ Mit den 96 Brut- 
vögeln sind es also etwa 246 Arten, welche bei Tromsö beob- 
‚achtet wurden. 


152 W. Hartwig: Ornithologische Beobachtungen. 


Wie nicht anders zu erwarten, nehmen die Sumpf- und Wasser- 
vögel mehr als die Hälfte der 96 Brutvögel Tromsös hinweg; es 
sind nämlich davon: 

17 Arten Sumpfvögel, 

15 Arten Entenvögel, 

2 Arten Ruderfüssler, 

7 Arten Langflügler, 

8 Arten Taucher. 
Summa: 49 Arten. 


Nächst den Sumpf- und Wasservögeln sind die Sperlingsvögel 
am zahlreichsten vertreten, nämlich mit 29 Arten. Von den nun 
noch übrig bleibenden 18 Arten gehören: 1 Species zu den Kuckucks- 
vögeln, 2 zu den Spechten, 11 zu den Raubvögeln und 4 zu den 
Hühnervögeln. 

Im Verhältniss zu seiner nördlichen Lage hat Tromsö ein 
sehr mildes Klima, was besonders in Bezug auf den Winter in 
die Augen springt. Die Januar-Temperatur beträgt — 3,3° R., 
die Juli-Temperatur + 9,2° R.; das Jahresmittel ist—=-+ 1,8°R. — 
Ende Mai fängt die Natur an zu ergrünen. Herr Schneider 
schreibt mir z. B. unter dem 2, Juni 1886: „Der Wald ist theil- 
weise grün, und die meisten Zugvögel sind da.“ Unter dem 29. 
Dezember 1886 schreibt er mir: „Im März kommen die meisten 
Schwimmvögel, Sterna arctica aber erst im Juni.“ 


Das verhältnissmässig so milde Klima hat Tromsö, wie die 
ganze norwegische Westküste überhaupt, dem Einflusse des Golf- 
stromes, dieser Warmwasserheizung Europas, zu verdanken. Trotz- 
dem giebt es hier im hohen Norden manchmal mitten im Sommer 
recht winterliches Wetter. So erwarb ich z. B. in Hammerfest 
nach vielem Bemühen eine Photographie dieser Stadt, auf welcher 
sie fast ganz von einem Schneelaken bedeckt erscheint. Dieser 
arge Schneesturm fand am 1. Juli 1881 statt und begrub die Stadt 
an manchen Stellen 2—3 Ellen unter Schnee. 


Die lange Dauer der dunklen Zeit, welche es sicher den 
meisten Vögeln erschwert, dienliche Nahrung in genügender Menge 
zu erlangen (von den Insektenfressern selbstverständlich ganz ab- 
gesehen), ist gewiss deshalb ein Hauptbeweggrund, sie nach Süden 
zu treiben. Bei Tromsö dauert z. B. die dunkle Zeit, die sog. 
längste Nacht, schon etwa 65 Tage. Während der Mittagszeit 
kommt jedoch die Sonne dem Horizonte so nahe, dass man noch um 


Th. Lorenz: Tetrao tetrix Lin. am Nordabhange d. Kaukasus. 153 


Weihnachten an sehr klaren Tagen Mittags 12 Uhr ohne Lampe 
in unmittelbarer Nähe des Fensters lesen kann, 

Welche Vögel bleiben denn während dieser dunklen Zeit in 
der Umgebung von Tromsö? Diese Frage beantwortete mir wieder 
Herr J. S. Schneider in freundlichster Weise und zwar unter dem 
29. Dezember 1886 wie folgt: „Wir sehen regelmässig: Corvus 
coraz, C. cornix, O. pica, Passer domesticus, Parus borealis, Soma- 
teria spectabilis und mollissima, Tringa maritima und selbstverständlich: 
Lagopus alpina und subalpina, Tetrao tetrie und urogallus; hier 
und da eine Möve: (Larus argentatus und marinus); mehr aus- 
nahmsweise: Pyrrhula vulyarıs, Ampelis garrula, Fuligula glacialıs, 
Alca torda, Uria grylie.“ 

Das Meer friert an Skandinaviens Westküste nie zu, und erst 
tief im Innern der Fjords giebt es Eis. Dieses kann also den 
Wasservögeln den Zugang zur Nahrung nicht versperren. Solches 
kann erst nördlich vom Bereich des Golfstromes geschehen. Nie 
durchdrang in historischer Zeit ein Eisberg diesen Strom und 
landete an Europas Gestaden. 

Unter der Breite von Tromsö, wo man im Sommer im duftenden 
Birkenwalde noch das liebliche Orgeln unserer Gartengrasmücke 
vernehmen kann, finden wir, werfen wir den Blick auf die west- 
liche Halbkugel, Grönland unter einer 10600 m starken Inlands- 
Eisdecke vergraben. 


Tetrao tetris Lin. 
am Nordabhange des Kaukasus. 
Von 
Th. Lorenz, in Moskau. 


Dass Birkhühner in den kaukasischen Steppen beobachtet 
wurden, erwähnt schon Sabaneew*) in seiner Monographie des 
Birkhuhnes; er sagt nämlich: „nach Mittheilungen von G. A—w’s, 
dass Birkhühner bei Batalpaschinsk und im Kreise Maikoss 
vorkommen, so auch bei den Stanitzen Protschnookopskaja und 
Labinskaja, sowie auch früher sich viele am Kuhan, bei der 
Stanitza Tifliskaja aufbielten. A. S W-—w. theilt mit, dass 
Birkhühner in den Wäldern der Tschetschna und am Fluss Belaja 
anzutreffen sind.“ 


*) L. Sabaneew „Teteren-Kosatsch“ (russ). 1876. 


154 Th. Lorenz, in Moskau: 


„Dr. Radde erwähnt auch in seiner „Ornis eaucasica“*) nach 
Aussagen des Generals Gessler Birkhühner, die bei Maikoss vor- 
kamen.“ 

Dann ferner führte ich auch (zwar mit einem Fragezeichen) im 
Nachtrag meines „Beitrag zur Kenntniss der ornithologischen Fauna 
an der Nordseite des Kaukasus“**), Tetrao tetri.c als vorkommenden 
Vogel an. Ich versprach am Schluss, sobald ich Näheres er- 
fahren, der wissenden Welt es mitzutheilen. 

Um endlich ins Reine zu kommen, mit welcher Art Birk- 
hühnern wir es da zu thun haben, und um die Verbreitungsgrenzen 
des Tetrao tetrix zu erforschen, unternahm ich in ‚diesem Frühjahr 
eine Reise in die kaukasischen Steppen. 

Anfang Mai traf ich dort ein und machte mich sofort daran, 


um vorläufig bei Jägern Erkundigungen einzuziehen und danach 


meine Excursionen zu unternehmen. 

Ich habe vieles von Birkhühnern, von guten und zuverlässigen 
Jägern in Erfahrung gebracht; über ihre Lebensart im Sommer 
und Winter; das Balzen und über die Jagd auf dasselbe ete., 
aber trotz vieler Mühe und Zeitverlust, war es mir wiederum 
nicht vergönnt, Birkhühner dort zu sehn, viel weniger denn zu er- 
beuten. Dass es aber wirklich nordische Birkhühner waren, die 
dort vorkamen, oder vielleicht an einigen Punkten der Steppe 
noch vorkommen, unterliegt nicht dem geringsten Zweifel; dieser 
Vogel muss entschieden der Fauna des Kaukasus zugezogen werden. 

Wenn das Vorkommen des Birkhuhns im Kaukasus ober- 
flächlich betrachtet wird, so ist es ganz eigenthümlich und räthsel- 
haft; untersuchen wir aber dasselbe gründlich, so finden wir sein 
Vorkommen dort vollkommen begründet. 

Betrachten wir das Vorkommen des Birkhuhns in den Oren- 
burger Steppen des Ural und Ilek, so ergiebt es sich, dass dort 
das Birkhuhn unter denselben Verhältnissen wie in den kauka- 
sischen Steppen lebt. Die Flora der Steppen des Orenburger 
Gouvernements und der Steppen am Nordabhange des Kaukasus 
stimmen, was die Nahrung des Birkhuhns betrifft, sehr überein; 
hier und dort wächst der wilde Kirschbaum (Cerasus chamacerasus) ; 
die Erdbeere (Fragoria collius) die Brombeere (Aubus coreyläifolius) 
und (Prunus spinosa) in Menge. In der Brut- und Mauserzeit bieten 
alle diese Pflanzen dem Birkhuhn eine gute und. nahrhafte Speise. 


*) Dr. Radde „Ornis caucasica“ 1885. 
**) T, Lorenz „Beitrag zur Kenntniss —* 1887. 


u 


Tetrao tetri« Lin. am Nordabhange des Kaukasus. 155 


Gegenwärtig ist der Anbau der kaukasischen Steppe fast voll- 
ständig beendet und mit ihm der wilde Kirschbaum verschwunden; 
da die anderen genannten Pflanzen jetzt nur sporadisch auftreten, so 
ist es erklärlich, warum das Birkhuhn dort fast verschwunden ist, 
da es ihm an Nahrung und den geeigneten Brutplätzen mangelt. 
in den Orenburger Steppen dagegen, wo es noch viel Steppen im 
Urzustande giebt, findet sich das Birkhuhn noch in Menge vor. 

Vom Orenburger Gouvernement geht das Birkhuhn nach 
Westen über die Wolga in das Land der Donischen Kosaken, 
wo es noch ziemlich häufig anzutreffen ist. Bei Zarizen (im Süden 
des Gouvernements Saratoff) solles auch, aber selten, vorkommen, und 
nach Angaben von Prof. M. Bogdanow*) im Winter bei Sarepta, 
wo es von Rückbeil beobachtet wurde. Dann verbreitet es sich 
durch den westlichen Theil der Kalmückensteppe und das Gouverne- 
ments Stavropol bis zum Fusse des Kaukasus. 

Nach Mittheilungen sehr glaubwürdiger Jäger waren Birk- 
hühner, vor ea, 15—20 Jahren, keine Seltenheit in den Steppen 
-des Gouvernements Stavropol. In der Terek-Oblast wurden brütende 
Birkhühner, unweit der Stadt Grosnai, vor ca. sechs Jahren noch 
angetroffen.**) In den Steppen der Kuma soll das Birkhuhn bis 
an den Caspi vorgekommen sein. 

Wo das Birkhuhn in sehr grossen Massen auftrat, das 
waren die Steppen der Kuban-Oblast. Aus der Umgebung der 
srössern und ältern Stanitzen, so der Labinskaja, Sassowskaja, 
Tschemlitskaja und Wladimirskaja, sind sie schon mehr denn 
zwanzig Jahre, durch den Anbau der Steppen, verdrängt worden, 
besuchten aber dessen ungeachtet regelmässig jeden Winter das 
bebaute Land bei den Stanitzen, um sich an dem Getreide zu 
sättigen, welches damals bis tief in den Winter hinein auf der 
Steppe liegen blieb. 

Bei den Stanitzen Upornaja, Wladimirskaja und der Otrad- 
naja traten sie in sehr grossen Massen auf, wo sie Sommer und 
Winter in der Steppe verblieben. In der Umgebung der Stanitza 
Kaladschinskaja, wo die Steppe schon höher liegt und es schon 
Felsen giebt, waren Birkhühner zu Ende der fünfziger Jahre 
und Anfang der sechziger so häufig, dass, als dort der Militär- 
stab residirte, täglich Birkhühner zu Tisch gereicht wurden. 

*) M. Bogdanow „Vögel und Thiere an der Wolga“ (russ). 1871. 


**) T. Lorenz „Beitrag zur Kenntniss etc. an der Nordseite des Kau- 
kasus“. 1887.. 


156 Th, Lorenz, in Moskau: 


Nachstellungen seitens des Menschen hat das Birkhuhn in 
den kaukasischen Steppen wenig erlitten; der Kosak hatte damals 
andere Beschäftigung, als sich mit der Jagd auf Birkhühner zu 
befassen; zudem wimmelten damals die Wälder an der Laba, 
dem Tschemlick etc. von allerhand edlem Wilde, die das Inter- 
esse des Kosaken viel mehr auf sich lenkten; da waren Edel- 
hirsche, wilde Schweine, Bären und Rehe sehr gemein, und 
Fasanen gab es überall und sehr viel. Es wurden wohl ab und 
zu gelegentlich Jagden auf Birkhühner abgehalten, die aber mehr 
durch ihr Massenauftreten die Jagdlust der Kosaken reizten. 

In der Balzperiode wurden sie auf eine höchst originelle 
Weise gefangen. Ein alter Kosak aus der Stanitza Tschemlitz- 
kaja, der in derselben seit 1841 lebt, theilte mir über die Birk- 
hühner und deren Fang zur Balzzeit Folgendes mit: „Als die 
Stanitza gegründet wurde, war der Wald am Fluss Tschemlik 
(Zufluss der grossen Laba) überfüllt mit allerlei edlem Wilde; da 
gab es Wildschweine, sehr viel Edelhirsche, namentlich aber Rehe 
auf der ganzen Steppe, und sehr häufig Bären. Fasanen waren 
so häufig, dass man nur einige Schritte hinter die Häuser zu 
machen hatte, um die ohne Mühe zu erbeuten. In der Steppe 
wimmelte es von Gross- und Zwergtrappen, und Birkhühner gab 
es da massenhaft. Im Herbst und Winter waren Heerden, be- 
stehend aus mehreren Tausend Stück, durchaus keine Seltenheit. 

In der zweiten Hälfte des März begann die Balze, welche 
ebenfalls in der Steppe stattfand. Auf dem Balzplatze ver- 
sammelten sich bis dreihundert Hähne. Die Balze dauerte bis 
in den Mai hinein. Auf dem Balzplatze wurden viele Männchen 
und Weibchen erbeutet; nicht aber mit dem Gewehr, sondern auf 
eine ganz eigene Art lebend gefangen. Am Tage wurde auf dem 
Balzplatze eine Vertiefung gegraben, die ca. 24, Arschinen 
Länge, aber kaum eine halbe Arschine Breite besass. Die Tiefe 
betrug so viel, dass ein Mensch in sitzender Stellung von den 
Rändern der Grube um einige Werschok über dem Kopf überragt 
wurde. Innen wurde die Grube so erweitert, dass der Jäger, mit 
ausgestreekten Füssen, bequem in derselben sitzen konnte. Die 
Erde aus dem Loch wurde sorgfältig bei Seite geschafft, um die 
versammelten Hähne nicht misstrauisch zu machen. Oben wurden 
die Ränder der Grube mit längeren Halmen besteckt, um die Oeff- 
nungen zu maskiren. Um Mitternacht setzte sich der Fänger in 
das Loch und harrte der Ankunft der Birkhühner. 


Tetrao tetrıx Lin. am Nordabhange des Kaukasus. 157 


So wie es am Morgen graute, erschienen die Hähne. Der 
nichts ahnende Vogel in seinem Liebestaumel, steht beim Balzen, 
wie bekannt, nicht still, sondern rennt hin und her, fällt in die 
für ihn unsichtbare Grube und wird von dem in derselben sitzenden 
Manne sofort ergriffen. Er muss aber rasch zugreifen, um das 
Flattern des Vogels zu verhüten, um nicht die Aufmerksamkeit 
der versammelten Hähne zu erwecken. 

Dem ergriffenen Hahne wird ohne Umstände der Hals durch- 
schnitten. Im Anfang der Balze fielen nur einzelne Hähne hinein; 
später aber, wenn die hitzigen Kämpfe begannen, stürzten oft zu- 
gleich mehrere Stück in das Loch.“ Es ist selbstverständlich, 
dass auch viele Weibchen um’s Leben kamen; da dachte aber 
natürlich Niemand an Schonung der Hühner. Uebrigens war es 
auch fast unmöglich, im finstern Loch die Geschlechter zu unter- 
scheiden. 

Das Ergebniss eines solchen Fanges an einem Morgen waren 
von zehn bis zwanzig Stück. Diese Fangmethode wurde fast in 
allen Stanitzen ausgeübt, jedoch nicht häufig. Dass ein solcher 
Fang nur da in Anwendung gebracht werden kann, wo die Birk- 
hühner sich in sehr grossen Massen beim Balzen versammeln, ist 
selbstredend; danach kann man urtheilen, welch enorme Massen 
von Birkhühnern die kaukasischen Steppen bevölkerten. 

Anfang Juni entschlüpften die Jungen den Eiern. Im Juli 
und August konnte man auf einem Flächenraum von einer Quadrat- 
werst zwanzig bis dreissig Ketten mit Leichtigkeit antreffen, das 
war ein wahres Eldorado für Jäger mit dem Vorstehhunde. Der 
Kosak behelligte sie aber um diese Zeit nie, denn da war die 
Erntezeit, da hatte er vollauf zu thun. Im Winter besuchten sie 
die damals noch wenig bekannten Getreidefelder in der Nähe der 
Stanitzen, so auch die Wälder an den Flüssen, die sie zur andern 
Jahreszeit vollständig vermieden. 

Das im Sommer geerntete Getreide liessen die Kosaken, 
wegen Mangel an Raum, bis tief in den Winter hinein in grossen 
Haufen auf freiem Felde liegen. Diese Getreidelager wurden regel- 
mässig im Herbst und Winter von den Birkhühnern besucht und 
von den Kosaken, wenn ihrer sich sehr viele versammelten, ge- 
legentlich geschossen. 

Bei der Stanitza Sassowskaja z. B., wann später im Winter 
das Getreide vom Felde fast weggeräumt war, stellte man unge- 
droschene Getreidegarben aus, um die Vögel an einen bestimmten 


158 Th. Lorenz, in Moskau: 


Ort einzugewöhnen. Zu gleicher Zeit wurde eine kleine Hütte aus 
Stroh hergerichtet, in welcher ein Jäger in sitzender Stellung 
Platz hatte. Sobald die Birkhühner eingewöhnt waren, was schon 
nach wenigen Tagen geschah, setzte sich der Schütze früh am 
Morgen, vor Ankunft der Hühner, in die Hütte. Versammelten 
sich ihrer nicht sehr viele, so wurde auf dieselben nicht gefeuert; 
es wurde abgewartet, bis eine recht grosse Anzahl sich auf die 
Garben niederliess und nur dann geschossen, wenn mit einem 
Schuss mindestens zehn Vögel erlegt werden konnten. 

Zu oft durfte das Vogelschiessen aus der Hütte nicht wieder- 
holt werden, da die Vögel bald den gefährlichen Ort vermieden. 
Um das zu vermeiden, wurde eine andere Hütte in einiger Ent- 
fernung von der ersten gemacht, um nicht zu oft aus ein und 
derselben Hütte auf die Hühner zu schiessen. 

Das Wegschiessen der Birkhühner aus der Hütte und der 
Fang auf dem Balzplatze verminderte die Zahl der Hühner nicht 
im Geringsten; es waren ihrer zu viel, und die Jagd wurde doch 
sehr selten ausgeübt, um eine Abnahme derselben zu bemerken. 

Im Jahre 1864 war der Krieg mit den Tscherkessen beendet 
und das Land in Friedenszustand erklärt. Der Kosak konnte 
jetzt dreist, ohne sich der Gefahr auszusetzen, in die Hände der 
Tscherkessen zu fallen, die Steppe in viel weiterem Umkreise der 
Stanitzen urbar machen. So wurde denn das Birkhuhn immer 
mehr und mehr auf einen engern Raum verdrängt, bis es fast voll- 
ständig aus den kaukasischen Steppen verschwand. Noch viele 
Jahre nach der Erklärung des Friedenszustandes, so bis zu Ende 
der siebenziger Jahre, blieb für das Birkhuhn noch viel unbebaute 
Steppe, wo es ungehindert seine gewohnte Lebensart fortführen 
konnte; später aber, als viel Volk aus dem mittlern und südlichen 
Russland, der prächtigen schwarzen Erde der Kubansteppen wegen, 
zuströmte und jeder Fleck Erde ausgenutzt wurde, nahm das 
Birkhuhn sehr rasch an Zahl ab. — Anfang der achtziger Jahre 
wurden noch hin und wieder kleine Trupps auf der schon bebauten 
Steppe im Herbst und Winter beobachtet. Vor einigen fünf, sechs 
Jahren hielten sich Birkbühner noch in der Steppe, welche auf 
gewisse Strecken, am Flüsschen Ull und dem Tschechraek (Zu- 
flüsse der grossen Laba) vom Pfluge noch nicht berührt waren, 
in kleinen Banden von 10—15 Stück, verschwanden aber gleich, 
nachdem der Strich Steppenland urbar gemacht wurde. Möglich 
ist es, dass einige Flecken Steppe sich noch im Urzustande befinden 


Tetrao tetriw Lin. am Nordabhange des Kaukasus. 159 


und das Birkhuhn dort vereinzelt vorkommt, da es noch jetzt zu- 
weilen auf seinen Streifereien im Winter beobachtet wird. Ein 
solches aber jetzt dort zu finden und in den Besitz desselben zu 
kommen, ist äusserst schwer, wenn man den colossalen Raum 
berücksichtigt, und nur ein sehr günstiger und glücklicher Zufall 
kann das Streben des Forschers belohnen, um zu einem Exemplar 
zu gelangen. Vergebens durchstreifte ich die Steppe im Kuban- 
gebiet im Herbst 1883 und im Frühjahr 1888, mich bei Allen und 
Jeden nach den Birkhühnern erkundigend, erhielt aber in den 
meisten Fällen die Antwort, dass es deren früher schr viele gab, 
jetzt aber dieselben verschwunden sind. Im Herbst 1833 wurden 
bei der Stanitza Wladimirskaja und der Sassowskaja noch Birk- 
hühner beobachtet, mir aber, trotz eifrigen Suchens, gelang es leider 
nicht, solche zu sehen. Weder in die Vorberge noch in die höheren 
Gebirge hat sich das Birkhuhn gezogen; da hat es Niemand ge- 
sehen. Höher im Gebirge, nicht tiefer als 6000 Fuss, tritt häufig 
Tetrao Mlokosyewiezü (Tacz) auf, den alle Jäger sehr genau kennen 
und ihn von den früher in den Steppen lebenden Tetrao_ tetrix 
gut unterscheiden. — 

Unwillkürlich drängt sich die Frage auf: wohin ist der nor- 
dische Birkhahn aus den kaukasischen Steppen ausgewandert? 
Dass der Mensch ihn nicht ausgerottet, sahen wir aus dem oben 
Gesagten und er ist nur der Bodenkultur gewichen! Die Ver- 
muthung liest nahe, dass er aus den kaukasischen Steppen in die 
nördlich gelegenen Steppen des Don, des Gouvernements Saratow 
u. Ss. w. gewandert ist, von wo er sich wahrscheinlich ursprünglich 
in die kaukasischen Steppen verbreitet hatte. 

Das Birkhuhn ist ein dem Norden angepasster Vogel, wie ja 
das zur Genüge seine diehte und pelzige Befiederung beweist, so 
wie auch die stark befiederten Tarsen deutlich genug darauf hin- 
weisen, dass seine wirkliche Heimath nur kälteren Breiten angehören 
kann und sein Vorkommen in mehr südlichen Gegenden, wie die 
kaukasischen Steppen, wo der Edelfasan seine Heimath hat, nur 
ein schwer zu erklärender Grund haben kann. 

Es ist im Interesse der Wissenschaft sehr zu bedauern, dass 
keiner von den früheren Reisenden, die den Kaukasus erforscht, 
sich die Mühe nahm, den sonst im mittlern und nördlichen 
Russland sehr gewöhnlichen Birkhahn zu sammeln, um der Nach- 
welt einen factischen Beleg für das Vorkommen der Tetrao tetrix 
in den kaukasischen Steppen zu hinterlassen. 


160 Prof. Dr. Altum: 


Freilich war damals das Sammeln mit vieler Gefahr verbunden, 
als das Birkhuhn dort noch häufig war; später aber, in den sechziger 
Jahren, konnte das ohne alle Gefahr ausgeführt werden. Ich ver- 
muthe, dass es vielleicht auf der Strecke zwischen Maikoss und 
Ekaterinodar, und weiter bis vor Noworossisk, zu finden sein 
wird. Das sind übrigens nur Vermuthungen, die gegenwärtig 
noch sehr der Bestätigung bedürfen. 

Moskau, den 1. November 1888. 


Ueber den wirthschaftlichen Werth der Krähen und 
Bussarde, 


(Aus der Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. Jahrg. 1388.) 
Von 


Prof. Dr. Altum. 


Die alte, zeitweise lebhafter auftretende Frage nach dem 
wirthschaftlichen Werthe der vorstehend genannten Vogelarten ist 
bis heute nicht zur Ruhe gekommen und wird auch wohl nie zum 
allgemein befriedigenden Austrage gelangen. Es treten dabei 
zunächst durchaus nicht selten die land- und forstwirthschaftlichen, 
sowie die jagdlichen Interessen, namentlich aber das erste und 
letzte in unversöhnlichen Widerstreit. Ausserdem aber stellt sich 
gar oft die Lebensweise dieser Vögel zu einem und demselben 
Interesse bald günstig, bald feindlich. So z. B. kann derselbe 
Landwirth alle Ursache haben, auf derselben Kulturfläche dieselbe 
Saatkrähenschaar in der einen Jahreszeit als grossen Wohlthäter 
freudigst zu begrüssen, in einer anderen aber als ruinöse Plage 
zu verwünschen. Oder: der eine Landwirth baut auf von Enger- 
lingen durchaus nicht gefährdeten Flächen Erbsen und Getreide, 
der andere auf von diesen Larven wimmelnden Kartoffeln und 
Rüben. Den ersten möchten diese schwarzen Schaaren fast an 
den Bettelstab zu bringen im Stande sein; der zweite hebt ihr 
wohlthätiges Wirken bis in den Himmel. Noch jüngst wurden 
aus dem Münsterlande, woselbst der Landwirth von einer Enger- 
lingsplage, wie sie hier im Osten auftritt, kaum eine Ahnung hat, 
über die Saatkrähe die bittersten Klagen laut. So z. B. unter dem 
24. November 1. J. (1887) von Reeklinghausen wörtlich: „Was 
macht man, um die Saatkrähe zu vertilgen? In unserer Feldmark 
ist der von diesem gefrässigen Thier angerichtete Schaden kaum 


ae 


Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 161 


zu berechnen. Spät-Weizen zu säen, haben die meisten Oekonomen 
schon aufgegeben. Im vorigen Jahre sind dem Schreiber dieser 
Zeilen mehrere Scheffel Saat*) vollständig aufgefressen worden. 
Die Krähenschaaren nehmen ein ganzes Stück **) vor und fressen 
so lange, als sie noch ein Korn finden. Da muss Abhilfe ge- 
schaffen werden.“ Wenn nun schon derselbe Landwirth zu ver- 
schiedenen Jahreszeiten, und verschiedene Landwirthe unter sehr 
verschiedenen Kulturverhältnissen über den Werth derselben Vogel- 
spezies sich die entgegengesetzten Urtheile bilden müssen, wie soll 
dann gar, wenn Land-, wie Forstwirth und Weidmann ihre Inter- 
essen geltend machen, ein einheitliches Urtheil über den Werth 
der vorstehend bezeichneten Vogelarten gewonnen werden können! 
Das geringwerthigere Interesse muss freilich in allgemeinen An- 
gelegenheiten dem wichtigeren nachstehen. Vom nationalöko- 
nomischen Standpunkte ist der Landwirthschaft die erste Stelle 
einzuräumen und der Jagdbetrieb nimmt jedenfalls den dritten 
Platz ein. Im einzelnen Falle jedoch kann sich das Gewicht der- 
selben sehr verschieben, und wer sich des Vorzugs erfreut, zugleich 
Land- und Forstwirth wie Weidmann zu sein, dem wird es frei- 
stehen, die Wagschale seinen persönlichen Interessen entsprechend 
nach einer beliebigen Seite hin sinken zu lassen. 


Ein viertes Interesse liegt freilich auf einem anderen, dem ästhe- 
tischen Gebiete und gehört somit nicht zu unserer „Frage“. Allein, 
bei den Verhandlungen über diesen Gegenstand in der letzten 
Versammlung des Märkischen Forstvereins (Berlinchen, 7. und 
8. Juni 1837) bemerkte, ohne Einspruch zu erfahren, der Herr 
Oberförster von Riesenthal unter Anderem über die Saatkrähe, 
dass ihre in der Nähe bewohnter Oertlichkeiten angesiedelten 
Schaaren geradezu unausstehlich würden, und schliesst: „M. H., 
wer den Heidenlärm, den diese Krähen machen, einmal mit durch- 
gemacht hat in seiner nächsten Umgebung, der wird zugeben, dass 
man unmöglich gezwungen sein kann, diese Schaar zu dulden.“ 
Deshalb möge auch hier der ästhetische Gesichtspunkt und zwar 
nach seiner positiven Seite noch kurz gestreift werden. Es wird 


*) „Scheffel Saat“ bezeichnet die Grösse der Kulturfläche, auf welcher 
ein Scheffel Getreide ausgesäet wird. 


**) „Stück, Baustück“ ist eins der in der Mitte (Rücken) etwas erhabenen 
und durch tiefere Furchen, „Baufurchen“, getrennten Längsfelder einer 
grösseren Kulturfläche. 

Cab. Journ. f. Ornith. XXX VII. Jahrg. No. 186. April 1889, 11 


162 Prof. Dr. Altum: 


z. B. kaum Jemand leugnen, dass ein über dem alten Hochwalde 
im blauen Aether sich wiegendes und kreisendes Bussardpaar die 
Landschaft ganz ungemein belebt, verschönert, hebt. Der Land- 
schaftsmaler unterlässt es nicht, sein Bild durch passendes An- 
bringen von Lebewesen in besonderer, oft sehr charakteristischer 
Weise zu beleben. Ein grosser, im Mittelgrunde des Tableau 
zwischen Felsen und über verfallenden Wetterbäumen einsam schwe- 
bender Raubvogel genügt oft allein schon zur Erreichung dieses 
Zweckes. Man nehme auf dergleichen Decorationen der freien 
Natur auch einige Rücksicht. Freilich gebührt beim Widerstreit 
zwischen der praktischen und ästhetischen Bedeutung eines Vogels 
widerspruchslos im Allgemeinen der ersteren der Vorzug. Allein, 
wenn es sich darum handelt, entweder einen muthmaasslichen ge- 
ringen jagdlichen Schaden zu erdulden oder eine hohe unersetzliche 
landschaftliche Zierde zu vernichten, so sollte man sich doch nicht 
gar zu rasch für die Verödung entscheiden. 

Die vorhin angezogenen Verhandlungen auf der letzten Ver- 
sammlung des Märkischen Forstvereins, bei denen der Herr Vor- 
sitzende auch auf die Angaben in meiner „Forstzoologie“ II. über 
die Nahrung der Krähen Rücksicht nahm, boten mir die nächste 
Veranlassung, in dem vorliegenden Aufsatze ausführlicher auf die 
wirthschaftliche Bedeutung der drei genannten Vogelspecies ein- 
zugehen, als es in jenem Buche geschehen konnte. Es handelte 
sich für jene Verhandlungen um die Frage, ob nach der Ansicht 
der Versammlung der Schutz, den die polizeilichen Verordnungen 
des Reg.-Bez. Frankfurt dem Bussard und der Saatkrähe und die 
des Reg.-Bez. Potsdam dem Bussard und der Nebelkrähe gewähren, 
aufzuheben sei. Das Votum der Versammlung bejahte für alle 
drei Vögel die Zweckmässigkeit einer solchen Aufbebung. Ohne 
Zweifel wird wohl jede Forstversammlung, welche über dasselbe 
Thema verhandelt, zu gleichem Resultate gelangen. Denn im Grossen 
und Ganzen haben diese Vögel für die Forstwirthschaft nur geringe 
Bedeutung; dem jagdlichen Interesse stehen sie vorwiegend feind- 
lieh gegenüber, und die meisten Forstleute tragen mit Vorliebe 
Büchse und Doppelflinte. Auf einer Versammlung von Landwirthen 
dagegen würde ein so überwiegendes, gegen die Nebelkrähe an 
Einstimmigkeit grenzendes Votum wohl kaum abgegeben werden. 
Die auffällige Thatsache, dass im Reg.-Bez. Potsdam die Nebelkrähe 
polizeilichen Schutz geniesst, soll auf den Bemerkungen eines 
Landwirthes, welcher zur Berathung über Aufstellung der in diesem 


Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 163 


Bezirke zu schützenden Vögel von der Königl. Regierung zugezogen 
war, beruhen. 
Die Krähen. 

Von diesen rabenartigen Vögeln beherbergen unsere Gegenden 
zwei Arten und zwar die eine in zwei Formen. Beide Arten 
stimmen in ihrem Aeusseren wie in ihrer Lebensweise in manchen 
Stücken überein. Sie nehmen ihre Nahrung sowohl aus dem 
Pflanzen- wie Thierreiche und besuchen darnach vorzugsweise die 
landwirthschaftlichen Kulturflächen, als F'ruchtfelder, Wiesen u. 
dergl. Ihre Nester bauen. sie auf stärkere Bäume, jedoch stets 
dort, von wo aus sie freien Ausflug auf freie weite Flächen haben. 
Sie verzehren besonders die Kulturpflanzen bez. Sämereien uud 
Früchte, jedoch nicht minder die der Kultur schädlichen niederen, 
sowie die Brut der kleineren höheren Thiere und treten so zu den 
menschlichen Interessen in sehr verschiedene Beziehung. Da jedoch 
diese beiden Arten auch in vieler Hinsicht ihre besonderen, spe- 
cifischen Eigenthümlichkeiten in ihrem Leben und Wirken zur 
Geltung bringen, so sind sie hier getrennt zu behandeln. 

1) Saatkrähe (Corvus frugilegus L.) Von der ebenfalls ganz 
schwarzen Rabenkrähe unterscheidet sie sich durch stärkeren violett- 
blauen Stahlelanz ihres Gefieders, weniger plumpe Gestalt, ge- 
streckteren Schnabel, längere den Schwanz ganz bedeckende Flügel 


- und etwa vom halbjährigen Alter an durch Fehlen der die Nasen- 


gruben bei allen rabenartigen Vögeln bedeckenden Federborsten. 
Nach Abstossen derselben erscheint die nackte Umgebung der 
Schnabelbasis grindig und hellgrau und der Schnabel relativ ver- 
längert. Ihre gestrecktere Gestait macht sie im Fluge durch die 
spitzeren Flügel der Rabenkrähe gegenüber kenntlich. Auch ihr 
im Fluge häufig ertönendes Geschrei „Krah“ oder „Karr“, „Kurr“ 
lässt über die Art keinen Zweifel aufkommen. Sie lebt stets in 
engen geschlossenen Schaaren und ist auch hierdurch von der 
anderen Art verschieden. Auf dem Erdboden (Feldern, Wiesen) 
erscheint ihr Gefieder aus der Ferne tiefer schwarz als das der 
Rabenkrähe. Ihre Nahrung liest sie nicht allein von der Ober- 
fläche des Erdbodens auf, sondern hackt sie auch aus demselben 
hervor. Das Abstossen jener Federborsten, welche sich später 
nicht wieder ergänzen, scheint hiermit in enger Beziehung zu 
stehen. Wo eine Schaar sich längere Zeit am Boden aufgehalten 
hat, findet man in demselben zahlreiche Löcher. So verfährt sie 
nach der Aussaat von Getreide und Hülsenfrüchten wie auf von 
11* 


164 Prof. Dr. Altum: 


Regenwürmern, Engerlingen und anderen Insektenlarven stark be- 
wohnten Wiesen- und sonstigen Flächen. Sie liebt sowohl trockene 
Getreidekörner, namentlich Weizen und Hafer, als in der Keimung 
begriffene und die noch milchigen unreifen und scheint besonders 
die unreifen Gerstenkörner vorzuziehen. Nach letzteren knickt sie 
gern die Halme, jedoch nur an den Rändern der Kulturflächen. 
In gleicher Weise nimmt sie von Hülsenfrüchten mit Vorliebe die 
Erbsen und besucht die betreffenden Felder eben so sehr nach der 
Aussaat und während des Keimens als später beim Heranreifen 
der jungen Samen. Auch nach der Ernte liest sie die ausge- 
fallenen Sämereien auf. Gelegentlich plündert sie die Kirsch- 
bäume, sowie sie auch Beerenfrüchte nicht verschmäht. Nicht minder 
verzehrt sie aber auch alle möglichen niederen Thiere. Sie hackt 
aus dem Wiesenboden die Regenwürmer, Engerlinge und andere 
Larven, folgt fleissig dem Pflüger, um dieses aufgedeckte Gewürm 
zu verzehren; sie vernichtet nackte wie kleinere in Häusern 
wohnende Schnecken; plündert aber auch die bodenständigen 
Nester, sie mögen Eier oder Junge enthalten. Junge wie alte 
Mäuse frisst sie gern. Wie die Kirschen, so nimmt sie auch nackte 
Raupen, Puppen, Insekten von den Bäumen. Aas verschmäht sie, 
so lange noch andere Nahrung aufzufinden ist. Nur zur Zeit 


grosser Noth treffen wir sie ausnahmsweise bei jenem oder auf 


Dunghaufen und dergl. an. — Ihre Hauptbedeutung beruht in 
ihrem zu allen Jahreszeiten sehr stark ausgeprägten Geselligkeits- 
triebe. Wir treffen ihre Individuen zumeist zu stärkeren Schaaren 
vereint an. Im enger Gesellschaft brüten sie, in solcher suchen 
sie ihre Nahrung und leben sie auf ihren Wanderungen. Die Be- 
nennung „Gesellschaftskrähe“ ist daher für sie eine sehr passende 
Bezeichnung. Es giebt Kolonien, welche nach Tausenden von 
Paaren zählen. Wo solche Schaaren einfallen, räumen sie mächtig 
unter ihren Nahrungsgegenständen auf. Enthalten dieselben viele 
unverdauliche Stoffe, so bekunden auf den besuchten Flächen ihre 
zahlreichen Gewölle diese ihre Thätigkeit. Auf frisch besäeten 
Haferfeldern lassen sich diese Auswürfe in grösster Menge auf- 
finden. Reicht die nächste Gegend für das Nahrungsbedürfniss 
so zahlreicher Individuen nicht mehr aus, so vereinzeln sich die 
letzteren nicht auf den benachbarten Flächen, sondern die ganze 
Masse macht tägliche Ausflüge bis zu staunenswerthen Entfernungen. 
Eine der stärksten Kolonien ist wohl die in Lödderitz, deren Paare 
auf etwa 3000 geschätzt werden. Ungefähr sechs Wochen bleiben 


Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. : 165 


sie in der Nähe der Neststände, so lange nämlich, bis die junge 
Saat zu hoch aufgeschossen ist. Von da ab besuchen sie täglich 
die Umgegend von Halberstadt, eine Entfernung von 5 bis 6 Meilen, 
und kehren Abends nach den alten Beständen zurück. — Dass die 
Saatkrähe, wie auf jener Versammlung von einem der Redner be- 
merkt wurde, uns wohl gänzlich gleichgültig sei; dass sie dem 
Forstmann gar nichts, auch dem Jäger nichts thue, und dass dem 
Landwirth gegenüber sich Schaden und Nutzen aufwiegen würden, 
wird sich schwerlich einer allgemeineren Zustimmung erfreuen 
können. 

Dielandwirthschaftlichen Interessen werden von solchen 
einfallenden Schaaren zur Zeit der Bodenbearbeitung in sehr 
hohem Grade gefördert, da sie Alles was der Pflug, dem sie eifrig 
folgen, wie Larven und Gewürm, freilegt, verzehren. Auch ge- 
hören sie zu den Mäusevertilgern. Bei einer lokalen, starken 
Mäuseplage leisten sie ohne Zweifel die wesentlichsten Dienste; 
sie. werden so lange die bedrohten Felder besuchen, als noch zahl- 
reiche Mäuse vorhanden bezw. ihnen zugänglich sind. Auch auf 
Vertilgung der oft in grosser Menge auftretenden nackten Acker- 
schnecken durch sie wird nicht geringes Gewicht zu legen sein. 
Dass aber andererseits die Klagen und Nothschreie mancher Land- 
wirthe übertrieben oder gar unbegründet seien, wird Niemand 
behaupten können. Wo und wann ihr Nutzen und ihr Schaden 
in ganzer Schärfe auftritt, ist in den Einleitungsbemerkungen 
bereits angedeutet. — Sie lassen sich nur durch fortwährende täg- 
liche Beunruhigung (ein Mann soll für eine Fläche von 25 ha ge- 
nügen) in einer Weise von den Feldern verscheuchen, dass kein 
erheblicher Misswachs entsteht. Blinde Schüsse, Aufhängen von 
getödteten Krähen als Scheuchen und dergl. leisten kaum etwas. 
In Behauptung ihrer Niststände erweisen sie sich äusserst hart- 
näckig.  Scharfes Schiessen hat nur ununterbrochen während 
72 Stunden (am Tage und in den dazwischen liegenden mondschein- 
hellen Nächten) fortgesetzt durchschlagenden Erfolg; die nicht ge- 
tödteten werden dadurch solange vom Bebrüten der Eier abgehalten, 
dass letztere erkalten und die Embryonen abgestorben sind.. Erst jetzt 
verlässt die Kolonie die Nistplätze, um sich anderswo anzusiedeln. 
Auf den freien Feldern zeigen sie sich jedoch gegen scharfe Schüsse 
weit empfindlicher, und vermeiden dieselben auf einige Zeit, wenn 
sie den einen oder anderen Kameraden fallen und am Boden 
zappeln sahen; auch jene Scheuchen wirken alsdann nachhaltiger, — 


166 Prof. Dr. Altum: 


Es möge hier schliesslich nicht unerwähnt bleiben, dass ihre Eier 
zu den wohlschmeckendsten gehören; auch ihre Jungen geben 
einen delikaten Braten.) 

Der Forstwirthschaft steht die Saatkrähe wesentlich anders 
gegenüber. Es bilden zunächst die forstwirthschaftlichen Flächen 
überhaupt nicht ihr Arbeitsfeld. Die Saaten auf denselben greift 
sie nicht an. Der Nutzen aber, den sie durch Verzehren zahlreicher 
Engerlinge und Mäuse auf den den Beständen benachbarten Aeckern 
und Wiesen dem Landwirth gewährte, kommt theilweise auch 
dem Fortmann zu gute. In einzelnen Fällen aber zeigen sich 
diese Vögel auch direkt als seine treuen Verbündeten. Kurz nach 
Mitte Juli des letztverflossenen Sommers z. B. war mir die An- 
wesenheit vieler Saatkrähen in einzelnen Kiefernaltbeständen des 
Schutzbezirks Brahlitz unseres Reviers Freienwalde auffällig und 
blieb bei diesem flüchtigen Besuche unaufgeklärt. Sie waren auf 
einzelne Bäume vertheilt, mehr wie drei flogen nur ausnahmsweise 
von einem Baume ab. Am 23. Juli erhielt ich durch eine grosse 
Menge aufgerissener und entleerter, am Boden liegender Cocons 
des Kiefernspinners Aufklärung. Auch jetzt konnte ich nur flüchtig 
geraden Wegs durch einen dieser Bestände gehen, allein kaum 
wenige Schritte machen, ohne in nächster Nähe wieder einer solchen 
leeren Hülle zu begegnen. Es mussten Tausende dieser Puppen 
durch die Saatkrähen vernichtet sein. Die baldige Entstehung 
einer ungemeinen Menge von Kiefernspinnerraupen ward so durch 
sie verhütet, was gerade für diese von den verschiedensten Raupen 
heimgesuchten Bestände von grösster Wichtigkeit ist. Ohne Zweifel 
decimirten sie daselbst auch die stellenweise häufigen Nonnen- 
puppen. Diese den Brahlitzer Beständen durch die Saatkrähen 
erwiesene Wohlthat, welche damals im Hochsommer nur im All- 
gemeinen geschätzt werden konnte, erhielt durch die Probesammlungen 
nach der winterruhenden Kiefernspinnerraupe im November und 
Dezember eine überraschende, sogar in Zahlen scharf ausgedrückte 
Bestätigung. In dem Nachbarschutzbezirk Breitelege waren bei 
gleichem Sammeln 18836 durchschnittlich per Stamm 1,6 Raupen 
gefunden. Diese Durchschnittszahl stieg durch die Vermehrung 


*) Die Eierdelicatesse braucht sich überhaupt nicht auf die „Kiebitzeier“, 
als welche in manchen Gegenden auch die von Wasserläufern und anderen 
schnepfenartigen Vögeln verkauft werden, zu beschränken. Es übertreffen 
z. B. die Eier des grossen Haubentauchers (Lorch, Seehahn, Colymbus eristatus) 
die des Kiebitzes in Zartheit und Feinheit des Geschmacker. 


Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 167 


des Spinners im Sommer 1887 auf 46 hibernirende Raupen. In 
Brahlitz dagegen war 1886 diese Zahl 1,3, also um 0,2 mehr als 
in Breitelege, und im Winter 1887 nicht nur nicht gestiegen, sondern 
auf 0,4 zurückgegangen. In Verschiedenheit von Lage, Ex- 
position, Bodengüte, Wuchsverhältnissen der Bestände oder in der 
abweichenden Witterung dort und hier lässt sich irgend ein Grund 
für diese gegensätzliche Erscheinung nicht entdecken. Im Gegen- 
theil sassen in Breitelege „Tausende von Kiefernspinnerraupen‘*) 
an den Stämmen bedeckt mit den Cocons der Mikrogaster, während 
ich selbst am 23. Juli, also zu einer Zeit, wo die weitaus grösste 
Menge dieser Raupen bereits verpuppt, bezw. zu Faltern entwickelt 
war, in Brahlitz nur vereinzelte durch diese Parasiten getödtete 
Raupen bemerkte. Also dort, woselbst vom Jahre 1886 her 0,2 
Raupen per Stamm weniger vorhanden waren, wo 1887 eine un- 
seheure Menge von mörderischen Feinden auftrat, diese grossartige 
Vermehrung, und hier unter den entgegengesetzten Verhältnissen 
ein auffälliger Rückgang! Eine grössere Anzahl ausgedehnter Be- 
stände im Schutzbezirk Breitelege musste jetzt unter grossen Opfern 
von Arbeit und Kosten durch Anlegen von Leimringen geschützt 
werden. Die Brahlitzer höchst gefährdeten Bestände waren durch 
die Saatkrähen im verflossenen Sommer so entlastet, dass von An- 
wendung dieses Schutzmittels jetzt ganz und gar Abstand genommen 
werden konnte. Diese Krähen haben dem Staate für den laufenden 
Winter 1887/88 eine Ausgabe von reichlich 5000 Mark erspart. 


Jedoch muss der Forstmann auch kleinere durch sie verursachte 
Schäden wohl mit in den Kauf nehmen. So waren, um bei demselben 
Falle zu bleiben, in einer 25jährigen, von jenem, von den Saat- 
krähen nach den Spinnerpuppen besuchten Altholz umgebenen 
Kiefernschonung nicht wenige Spitzentriebe gebrochen und hingen 
schräg geneigt zur Seite. Dass Krähen beim Versuche sieh auf 
dieselben zu setzen, sie durch ihr Gewicht abbrechen, ist allbekannt, 
Aber so zahlreich wie hier, findet man diese Beschädigung gewiss 
nur ausnahmsweise; auf eine andere Ursache, als die Saatkrähen, 
liessen sich diese Wipfelbrüche nicht zurückführen. — Es muss 
ferner erwähnt werden, dass bei starken Kolonien das Abbrechen 
der Zweige zum Zweck des Nestbaues nicht gleichgültig ist, nament- 
lieh wenn die Vögel bestimmte Holzarten, z. B. Obstbäume oder 
junge Eichen, fort und fort mit Vorliebe dazu befallen. — Im All- 


*) Bericht des Herrn Oberförsters Boden. 


168 Prof. Dr. Altum: 


gemeinen aber wird der Forstmann keine Veranlassung haben, den 
Saatkrähen die Schonung zu entziehen. 

Ein anderes Uriheil freilich muss der Jäger sich über die- 
selben bilden. Sie thun in dem Umkreise, in dem sie nach 
Nahrung umhersuchen, wenigstens der Rebhuhnjagd ganz erheblichen 
Abbruch. Eier nehmen sie gern. Ob sie in Fasanerien Schaden 
anrichten, hängt wohl von der Beschaffenheit der betreffenden 
Oertlichkeit ab. Auf beengte, zu kleine freie Flächen, in Gebüsch 
und Gestrüpp begeben sie sich nicht; sie leben und wirken, schaden 
wie nützen nur da, wo die Gesammtheit einer Schaar sich frei 
zu bewegen vermag. Diese ihre von der anderen Krähenart ab- 
weichende Lebensweise stellt sieauch dem Jäger gegenüber günstiger. 
Alte matte Rebhühner und flugfähige Junge oder gar Hasen, etwa 
kranke, verfolgen sie wohl nie, wenigstens ist m. W. über der- 
artige Angriffe noch keine Klage geführt. 

Nach allem Vorstehenden ist es unmöglich, ein allgemein zu- 
treffendes Urtheil über den Werth der Saatkrähe abzugeben. Eine 
gleichmässige wirthschaftliche Bedeutung derselben existirt nicht. 
Sogar auch die Frage nach ihrem vorwiegend positiven oder 
negativen Werthe muss aus eben demselben Grunde unbeantwortet 
bleiben. Den einzelnen königl. Regierungen muss es daher frei 
stehen, nach den vorwiegenden Verhältnissen ihrer Bezirke durch 
polizeiliche Verordnungen den Saatkrähen Schutz zu gewähren oder 
ihnen denselben zu entziehen. So würde z. B. m. E. das Vor- 
herrschen einer Engerlingsplage oder Abwesenheit einer solchen, 
‚oder auch die auf sehr ausgedehuten Flächen weitaus zumeist vor- 
herrschend angebauten Fruchtarten, ob etwa Hülsen- und Halm- 
früchte oder Kartoffeln und Rüben, oder ob es sich um colossale 
Weiden- und Wiesenflächen, wie in der Priegnitz, ob um Holz- 
bestände und dergl. handelt, den Ausschlag geben müssen. Welche 
Gründe für die benachbarten Regierungsbezirke Frankfurt und 
Potsdam zu einer gegensätzlichen Beurtheilung des wirthschaftlichen 
Werthes dieser Krähe massgebend gewesen sind, entzieht sich 
meiner Kenntniss, Bei nicht zu hebendem Zweifel über ihren 
Werth für bestimmte Bezirke möchte sich die Entziehung des 
Schutzes empfehlen. Das Freigeben dieser Art ist doch wahrlich 
nicht ihrer Vernichtung gleich zu achten. Wenn wir hier von dem 
Zerstören ihrer sehr vereinzelten Nistkolonien absehen, so rottet 
denn doch z. B. der Landwirth, welcher sie durch scharfe Schüsse 
von seinem Acker zu entfernen berechtigt ist und nun von dieser 


Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 169 


Berechtigung Gebrauch macht, dieselben nicht aus. Er muss 
schon sehr vom Glücke begünstigt sein, wenn er von dieser Vogel- 
art mehr als ein Procent erlegt. Nach wenigen Treffern wird 
sich die Schaar auf längere Zeit, vielleicht für dieses Jahr auf 
immer empfehlen und sich andere Jagdgründe, auf denen sie viel- 
leieht absolut nicht schadet (Wiesen und dergl.), gewählt haben 
Kraftausdrücke, wie „Alles niederknallen,“ ‚„ausrotten‘ etc. haben 
für diesen Vogel keine Berechtigung. Man nehme überhaupt die 
Erlaubnissertheilung für Nothwehr nicht allzu verhängnissvoll, 
wenn es sich um die Saatkrähe handelt. Eine solche Erlaubniss 
muss jedenfalls ohne schleppenden Geschäftsgang rasch zu er- 
langen sein, denn es handelt sich nicht selten um Abwendung 
einer plötzlich hereinbrechenden Gefahr. Es sei z. BD. erinnert an 
jene 3000 Krähenpaare des Lödderitzer Reviers, welche die kaum 
bestellten Getreideäcker oder die Erbsenfelder eines mehrere Meilen 
entfernt wohnenden Gutsbesitzers dort überfluthen, woselbst dieser 
Vogel unter dem Schutze des Gesetzes steht. Solcher Schutz 
kann freilich auch nach den bestehenden Polizeiverordnungen von 
den Landräthen bezw. den Polizeibehörden der Stadtkreise zeit- 
weise ausser Kraft gesetzt werden. Aber in der Regel wird die 
Berechtigung zur Nothwehr erst dann eintreffen können, wenn be- 
reits eine empfindliche Beschädigung stattgefunden. Sie könnte 
m. E. für bestimmte, mehr oder weniger regelmässig wieder- 
kehrende Fälle unbedenklich auf Widerruf gegeben werden, falls 
die Persönlichkeit und Verhältnisse des Petenten Bürgschaft gegen 
groben Missbrauch liefern. Dass sich derselbe event. mit dem 
Jagdberechtigten darüber zu verständigen hat, ist selbstredend. 
2) Raben- und Nebelkrähe (Corvus corone und cornie L.). 
Beide sind unzweifelhaft nur als farbige Verschiedenheiten einer 
und derselben Art zu betrachten. Sie unterscheiden sich weder 
in ihren plastischen Körperverhältnissen, noch in ihrer Lebens- 
weise, Betragen, Stimme, Nestbau, Eiern, Nahrung, Flug u. s. w. 
Einzig Färbung und Heimath trennen sie in zwei Formen. Im 
nördlichen und mittleren Deutschland scheidet im Allgemeinen die 
Elbe die westliche rein schwarze Rabenkrähe (im Süden „Rabe“ 
genannt, woselbst der eigentliche Rabe „Kolkrabe‘“ heisst) von 
der östlichen schwarzgrauen Nebelkrähe. Diese Scheidung macht 
sich bis zu ihren südlichsten Verbreitungsgrenzen noch geltend. 
In Syrien und Aegypten z. B. trifitt man nur die Nebelkrähe an. 
Im Herbst jedoch verwischen sich die Grenzen, namentlich zieht 


170 Prof. Dr. Altum: 


die Nebelkrähe gern westlich und wird dann daselbst Winter- 
krähe genannt. Wer in der Brutzeit auf der Eisenbahn oder dem 
Dampfschif! (Donau) diese Grenze bei einer westöstlichen oder 
umgekehrten Fahrt schneidet, hat Gelegenheit, diese Thatsache zu 
bestätigen, sowie ferner zu beobachten, dass sich in der Nähe dieser 
Grenze sogen. Bastarde, Mischfärbungen von beiden, durchaus 
nicht so selten finden. Es paart sich dort Raben- und Nebelkrälie 
gar häufig, bald gehört die eine bald die andere dem einen oder 
anderen Geschlechte an. Die Jungen eines solchen Mischpaares 
sind der Regel nach reine Raben- und reine Nebelkrähen, beide 
in einem Neste. Jene in äusserst verschiedener Farbenmischung 
auftretenden Bastarde gehören fast zu den Ausnahmen. — Körper- 
gestalt plumper als bei der Saatkrähe; das schwarze Gefieder nur 
mit geringem Stahlglanz, auf den Flügeln meist schwach grünlich 
schillernd; Schnabel mittellang, kürzer als der Tarsus (bei der 
Saatkrähe von gleicher Länge), First sanft, gegen die Spitze stärker 
gebogen; die Flügelspitze erreicht das Schwanzende nicht. — Diese 
Art übertrifft in unseren Gegenden die Saatkrähe wohl an Anzahl, 
jedoch vertheilen sich ihre Individuen über dieselbe, insofern über- 
haupt daselbst passende Aufenthaltsorte geboten werden. Deshalb 
imponirt sie nirgends, wie die genannte andere Art, durch ihre 
Massen. Geschlossene Schaaren bildet sie nicht. Sie lebt ver- 
einzelt, geht vereinzelt ihrer Nahrung nach, brütet in vereinzelten 
Paaren. Jedoch hegt sie auch keine Abneigung oder gar, wie 
viele Vögel, zumal während der Brutzeit, Feindschaft gegen ihres 
Gleichen. Ist vorzüglich beliebte Nahrung an beschränkten Stellen 
vorhanden, so sammeln sich daselbst ansehnlich viele Individuen, 
welche dann in kleinere lose Trupps getheilt des Abends ihre 
Nachtstände aufsuchen. Auch bauen sehr gern mehrere Paare, 
doch nicht sehr nahe bei einander, neben reich besetzter Tafel ihre 
Nester. Allein weder jene Einzelkrähen noch diese Paare bekunden 
im Uebrigen ein gegenseitiges Band. Werden sie beunruhigt, so 
zieht jede ihrer Wege; Männchen und Weibchen der einzelnen 
Paare halten natürlich zusammen. Taucht plötzlich ein sehr ver- 
dächtiger Feind auf, so erhebt die Entdeckerin ein Mordgeschrei, 
die Nachbarn eilen schreiend herbei, umfliegen die Stelle der Ge- 
fahr, aber beruhigen sich in der Regel bald und zerstreuen sich 
wieder. In dieser Vereinzelung beruht der Saatkrähe gegenüber 
ein Hauptmoment für ihre wirthschaftliche Bedeutung. Wenn jene 
die Flächen verlässt, auf denen die Gesammtheit der Schaar die 


Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 171 


ausreichende Nahrung nicht mehr findet, so kommt die vereinzelte 
Raben-Nebelkrähe in schneefreien Jahreszeiten sobald nicht in 
Verlegenheit; im Sommer findet sie ihre Nahrung hinreichend. 
Sie sucht tagtäglich an passenden Stellen umher, kriecht in alle 
Winkel und verlorene Ecken, und, wo sich eine grössere Anzahl 
solcher vereinzelter Sucher umhertreibt, bleibt von grösseren be- 
liebten Nahrungsgegenständen nicht viel unentdeckt. Nie macht 
sie, wie jene, ihrer Nahrung wegen meilenweite Tagesflüge; sie 
sucht dagegen um so gründlicher ihre Umgebung ab. Man kann 
sagen, dass die Saatkrähe plötzlich und fleckweise, diese aber 
ganz allmählich und allgemein wirkt. Es wurde vorhin die hohe 
Bedeutung eines erfolgreichen Verscheuchens jener betont; bei 
dieser ist der Versuch eines solchen Schutzes nur in sehr be- 
schränkter Weise von Wichtigkeit. Die etwa auf immer ver- 
scheuchten Stücke. werden oft gar bald durch andere ersetzt. 
Ausserdem verlassen uns die Saatkrähen gegen Ende October und 
stellen sich erst nach reichlich vier Monaten wieder bei uns ein. 
Raben-Nebelkrähen dagegen haben wir in gleicher Anzahl im 
Sommer wie im Winter. — Das zweite Hauptmoment für ihren 
wirthschaftlichen Werth liegt in der Beschaffenheit ihrer Nahrung. 
Sie steht in dieser Hinsicht dem Raben weit näher als die Saat- 
krähe. Aas bildet für beide ein sehr beliebtes Gericht. Beide 
greifen lebende Säugethiere und Vögel an. Gewiss lebt auch die 
Saatkrähe von Mäusen, Nestjungen, Eiern. Allein die Raben- 
Nebelkrähe ist weit mehr auf diese angewiesen. "ie greift 
sogar alte kranke Hasen an, tödtet bereits fligge Rebhühner, 
Gänse-, Enten- und Haushuhnküchlein und ist auf Eier geradezu 
erpicht. Ein einziges Paar kann die Fasanengelege sehr em- 
pfindlich deeimiren. Die einzelne Krähe bleibt am Orte, bezw. 
stellt sich verscheucht, sobald sie die Luft wieder für rein hält, 
wieder ein, einzig und allein auf Erreichung ihres Zieles bedacht, 
und gar bald ist wieder ein Ei vernichtet. Brütet eine Ente zu 
fest, so erinnert sie dieselbe durch einen Schnabelhieb daran, dass 
die Zeit für einen Erholungsflug gekommen. Sogar dem brütenden 
Reiher nähert sie sich von hinten her und versetzt auch ihm, wenn 
ihre kurze Geduld erschöpft ist, einen Schabelhieb. Brüten etwa 
10 bis 15 Paare am Rande eines Altbestandes, der an einem von 
nassen Wiesen umgebenen Gewässer liegt, woselbst — ich denke 
hier an die Umgebung unseres grossen Stadtsees — Stockente, 
grosser und rothhalsiger Haubentaucher, Blesshuhn, Kiebitz, Bekas- 


172 Prof. Dr. Altum: 


sine, kleines Sumpfhuhn, Ralle brüten, so verschwinden gar bald 
Kiebitz und Bekassine, die Schalenreste der Enten- und Tauchereier 
liegen zerstreut am Ufer, die Stimmen vom kleinen Sumpfhuhn 
und der Ralle hört man nicht mehr; verhältnissmässig wenig leiden 
dagegen das Rohr- und Blesshuhn. Als bis vor etwa 5 bis 6 Jahren 
daselbst die Krähennester regelmässig ausgeschossen wurden, konnte 


man über das reiche Vogelleben staunen, jetzt sind nur noch spärliche 


Reste vorhanden. Ueber die ganze Wiesenfläche vertheilt suchen 
die alten Krähen unablässig umher und die ausgeflogenen Jungen 
leisten ihnen später Gesellschaft. Freilich ist eine solche Ver- 
minderung von Reihern und Tauchern wahrlich kein wirthschaft- 
licher Nachtheil und das ungestörte Ausbringen von Sumpfhuhn- 
und Rallenbruten kein bemerkenswerther Nutzen; allein dieses 


eine Beispiel zeigt doch, wie viele Vogelbruten auf eiuer so. be- 


‚deutenden Fläche durch wenige Krähen zu Grunde gerichtet werden. 
Sie verzehren daselbst freilich auch Schnecken, Frösche u. a. Am 
Wasser treiben sie sich überhaupt gern umher; beim Sinken des 
Spiegels nehmen sie die Muscheln, um sie in der Nähe‘ zu zer- 


hacken, im Winter die erfrorenen Fische. Auf dem Felde ergreifen 


sie Mäuse, sogar Maulwürfe, sehr gern auch Regenwürmer, Enger- 
linge, Käfer und andere Insekten. Sie folgen zur Erlangung 
solchen Gewürmes dem Pflüger. Aus dem Pflanzenreiche nelimen 
sie Feld- und Baumfrüchte, Getreidekörner, Rüben, Kartofieln, Obst, 
Beeren u. v..a. 

Wegen ihrer dünneren Vertheilung. und nusseredenihli 
Polyphagie schaden und nutzen sie der Landwirthschaft weit 
weniger als die Saatkrähe. Das Verzehren von Getreidekörnern, 
gekeimten und halbreifen Erbsen u. dergl. wird sich wohl nur an 
sehr beschränkten Stellen zu einem kaum wirklichen  wirthschaft- 
lichen Schaden steigern. Die Vertilgung vo: Mäusen und Enger- 
lingen kann gewiss mit Freude begrüsst werden: aber ein bemerkens- 
werthes Gewicht setzen sie aus den angegebenen Gründen gegen 
diese Kulturfeinde nicht ein. Eine geschlossene Schaar Saatkrähen 
räumt etwa unter den aufgepflügten Würmern und Engerlingen 
ganz anders auf, als die wenigen dem Pfluge folgenden Raben- 


Nebelkrähen, welche bei zahlreichen Würmern und:Larven bald 
gesättigt sind und sonst nur diejenigen erbeuten, welche nicht im 


Stande waren, rasch in dem lockeren krumigen Boden wieder zu 
verschwinden. Ein Aufhacken des Bodens nach Würmern und 
Larven, wie vorhin von der Saatkrähe angegeben, geschieht ihrer- 


Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 173 


seits nicht. — Im Grossen und Ganzen wird sich ihr Schaden und 
Nutzen für die Landwirthschaft ausgleichen. 

Zur Forstwirthschaft treten sie kaum in ernste Be- 
ziehung. Es möge das Abtreten der Terminaltriebe der Nadelhölzer, 
vorzugsweise der Fichte, Erwähnung finden. Gelegte keimende 
Eicheln und Bucheln sind mehrfach durch sie vernichtet. Ander- 
seits ergreifen und verzehren auch sie manche Puppe oder nackte 
Raupe eines schädlichen Insekts. Allein dieser Nutzen kann ihrer 
'Vereinzelung wegen wohl nie, wie bei der Saatkrähe, von einer 
wirthschaftlich durchschlagenden oder auch nur erheblicher Be- 
deutung sein, sowie auch jene Beschädigungen im Ganzen zu den 
unerheblichen gezählt werden müssen. 

Dass sie für die Jagd, besonders die Geflügel-Feld- und 
Wasserjagd als sehr verderblich angesehen werden müssen, folgt 
aus den vorstehenden Mittheilungen ohne weitere Erörterung. Ob 
in dem in jenen Verhandlungen des Märkischen Forstvereins an- 
gegebenen Falle, in welchem, so lange die Krähen geschont waren, 
im Jahre nicht 10 Rebhühner, nach Vergiftung derselben (durch 
Eier) an 150 Stück geschossen werden konnten, die Nebel- oder 
die Saatkrähe oder beide Arten gemeint sind, lässt der Text nicht 
erkennen, die Thatsache selbst sich jedoch keineswegs anzweifeln. 
Bei diesen Krähen „überwiegt der jagdliche Schaden den landwirth- 
schaftlichen Nutzen.“ 

Dass die Raben-Nebelkrähe auf gesetzlichen Schutz Anspruch 
zu erheben nicht berechtigt ist, gelangte bei der betreffenden Ab- 
stimmung in jener Versammlung zum unzweideutigen Ausdruck, 
da sich von allen Anwesenden nur zwei Stimmen für einen solchen 
geltend machten. 

Die Bussarde. 

Auch hier müssen zwei Arten unterschieden werden: der ge- 
meine Bussard (Buteo vulgaris Bechst.) und der rauhfüssige oder 
Schneebussard (BD. lagopus L.), ausser denen noch fast 40 Arten 
in den verschiedensten Welttheilen leben. Es sind plumpe, schwer- 
fällige, ungelenke Tagraubvögel. Träge sitzen sie auf einer Er- 
höhung, suchen aber von dieser Warte herab mit ihrem scharfen 
Gesichte in der Umgebung am Boden Beute zu erspähen. Fliegende 
Vögel vermögen sie aber so wenig wie die Eulen zu schlagen. 
Grössere Flächen revidiren sie im ruhig schwebenden niedrigen 
Fluge, aus dem sie beim Erblieken einer nahen Beute rasch schräg 
zur Erde herabfahren und die event. fliehende nicht ungeschickt 


174 Prof. Dr. Altum: 


verfolgen. Ihre Rettung findet diese nur im schnellen Erreichen 
eines Versteckes, Gebüsches u. dergl. Jedoch möchte ein Bussard 
kaum im Stande sein, einen gesunden, hakenschlagenden Hasen 
auch auf weiterer Flucht zu überholen. Die zumeist staunenswerthe 
Schnelligkeit beim Angriffe eines Raubvogels ist das Product zweier 
Kräfte, der Ruderbewegung und der Anziehungskraft der Erde. 
Für den niedrig nach Beute dahinschwebenden Bussard kommt 
die letzte kaum in Anschlag, und in der Ruderschnelligkeit steht 
er den Falken und Habichten weit nach. Ist er über die Qualität 
eines Gegenstandes am Boden zweifelhaft, so hält er zum genaueren 
Fixiren desselben in der Luft rüttelnd etwas an und stürzt sich 
event. blitzschnell nach demselben herab. Bewegt sich der Erd- 
boden durch die Arbeit eines unterirdischen Thieres (Maulwurf, 
Mollmaus), so greift und kratzt er nach einem solchen Sturze mit 
seinen Fängen möglichst rasch und tief hinein und fasst sein un- 
gesehenes Opfer durchaus nicht selten. Es ist klar, dass er am 
Boden sich bewegende Thiere weit leichter erspäht als ruhende, zu- 
mal wenn diese durch ihre Umgebung, wenn auch nur theilweise, 
verdeckt sind oder sieh durch ihre Färbung von derselben nicht 
oder kaum abheben. Es folgt hieraus unbestreitbar aber auch, 
dass Junghasen im Lager, sich im Kraut drückende Rebhühner- 
bruten u. dergl. von ihm weit mehr übersehen werden, als am 
Boden umherlaufende Mäuse. Die Krähe, welche, wenn sie irgend 
etwas Brauchbares halb und halb bemerkt hat, am Boden lange 
umberläuft und jedes kleinste Plätzchen darnach untersucht, ist in 
dieser Hinsicht weit gefährlicher als unser Raubvogel, welcher 
sich nur wenig am Boden aufhält und weitaus weniger an demselben 
suchend umherläuft. Es liegt in seiner seinem ganzen Wesen 
entsprechnden Art zu jagen, dass „er neben Mäusen auch wohl 
ein Häschen nimmt, wenn er es bekommen kann“, dass aber die 
Sache nicht umgekehrt werden darf, „dass er nur von Hasen u. S. w. 
lebt und die Mäuse nur so nebenbei fängt.“ *) Berichte, wie z. B. 
(Voss. Zeit. 17. Juli 1884), dass ein Forstverwalter einen Baum 
fällen liess, um mit dem im Horste befindlichen jungen Bussard 
(Mausefalk) zu experimentiren, ihn am Orte dieses Baumes gefangen 
setzte und nun feststellte, dass ihm die Alten innerhalb vier Wochen 
14 Hasen, 5 wilde Enten, 3 wilde Tauben, 6 Maulwürfe und einige 
Ratten und Mäuse zugetragen haben, beruhen im günstigsten Falle 


*) Verhandlungen eines Märkischen Forstvereins 1887, Seite 24, 


Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 175 


aut einer Verwechslung des Bussards mit dem Hühnerhabicht 
oder auf einer optischen Täuschung. Dass er Wildtauben und Wild- 
enten schlägt und kröpft, wenn diese nur stille hielten, ist nicht 
zu bezweifeln. — Doch nun zu unseren beiden Arten. 

1) Gemeiner Bussäard. — Dass bei Nichtornithologen, 
wenngleich tüchtigen Waidmännern die Bestimmung vieler unserer 
Tagraubvögel durchaus nicht selten auf grosse Unsicherheit stösst, 
darf bei der oft ausserordentlichen Variabilität der meisten Arten 
in Körperstärke und Gefiederfärbung durchaus nicht befremden. 
Mit den Weihen, namentlich der Wiesen- und Steppenweihe in ge- 
wissen Kleidern, hat sogar der sattelfeste Ornithologe seine Plage. 
Die beste einschlägige Literatur verlässt ihn, ausreichende Ver- 
gleichstücke fehlen ihm, die sonst charakteristischen Merkmale sind 
undeutlich, er kann die vorliegende Weihe nur mit einem ? etiquettiren. 
Beim gemeinen oder Mäusebussard ist nun die Sache trotz seiner 
farbigen Verschiedenheit durchaus nicht schlimm. Eine Beschreibung 
würde hier zu weit führen, doch sei bemerkt, dass, wenn es sich 
um einen bussardähnlichen Raubvogel, also nicht etwa um Weihe, 
Milan, Falk u. dergl. handelt, die Eigenthümlichkeit des Steisses 
allein schon die Art bestimmen lässt. Derselbe ist nur mittellang 
und wird von den angelesten Flügeln ganz bedeckt; die Steuer- 
federn besitzen weisse Schäfte und tragen ausser dem dunklen 
Spitzenbande 12 (10 bis 14) schmale Querbinden. Eine Verwechs- 
lung kann am leichtesten zwischen diesem und dem fast beispiel- 
los variablen sogen. Wespenbussard (Pernis apivorus L. — Re- 
präsentant einer eigenen Gattung) stattfinden. Bei diesem über- 
ragt der lange Steiss die Flügel und trägt 3 (4) breite und 
zwischen diesen feine dunkle Querbinden. Es ist durchaus nicht 
unmöglich, dass der Herr Vorsitzende in jener Versammlung des 
Märkischen Forstvereins für seine Angabe, dass ein erlegter Bussard 
mit Forleulen-Raupen vollgestopft war, sich im Irrtbum über die 
Species befand. Der Wespenbussard nimmt vielfach ausser aller- 
hand Insecten, Wespen- und Hummelbrut u. a. auch sehr gern 
nackte Raupen. In dem Kropfe eines solchen fand ich nebst einem 
Erdfrosche 320 kleinere Spannerraupen. Für den Bussard wäre 
eine solche Mahlzeit zum wenigsten sehr auffallend, obschon auch 
er nicht selten Insecten, aber wohl kaum andere, als solche, welche 
am Boden leben (Grillen, Heuschrecken), in irgend erheblicher 
Menge verzehrt. Ausserordentlich wichtig ist es, den gemeinen 
Bussard im Fluge richtig anzusprechen und jeden anderen ähnlich 


176 Prof. Dr. Altum: Wirthsehaftl. Werth der Krähen u, Bussarde, 


grossen und schwebenden Raubvogel von ihm unterscheiden zu 
können. Beschreiben lässt sich ein solches Flugbild kaum. Man 
betrachte aufmerksam seine Gestalt im Fluge, die Umrisse und 
Haltung der Flügel, die relative Länge und Gestalt des Schwanzes, 
und es wird nach fester Einprägung dieses Bildes nicht so schwer 
sein, Sofort zu erkennen, wenn es,sich um eine andere Art, etwa 
Wespen-, Schneebussard, schwarzen Milan, dessen Schwanzgabel 
schon bei mässiger Ausbreitung des Steuers verschwindet, u. a. 
handelt. Das wohl am leichtesten und sichersten zu verwerthende 
Merkmal des schwebenden und kreisenden Bussards bietet die He- 
bung der Flügel über den Körper. Der letztere liegt merklich 
tiefer als die Flügelflächen, während bei den anderen Flügelflächen 
und Körper in einer Ebene liegen: der schwarze Milan streckt 
die Flügel fast adlerähnlich. 

Die wirthschaftliche Bedeutung erhellt aus den im Allgemeinen 
über die Lebens- und Jagdweise der Bussarde vorstehend ange- 
deuteten kurzen Bemerkungen. Dass er auch Reptilien, Amphibien, 
Kegenwürmer uud andere niedere Thiere verzehrt, ist bekannt. 
Seine Zerstörung mancher Vogelnester, das Schlagen einzelner 
Junghasen muss unbestritten zugestanden werden. Allein seine 
Hauptnahrung sind und bleiben zur Sommerzeit Mäuse. Die auf 
durchaus exacten Untersuchungen beruhenden Thatsachen, welche 
der Herr Oberförster Fickert auf jener Versammlung des Märk. 


Forst-Vereins mittheilte, verdienen die volle Würdigung. Dass der 


Fasanenzüchter ihn ohne empfindlichen Schaden nicht in seiner 
Nähe dulden kann, lässt sich allerdings ebenso wenig bestreiten. — 
Es gehört nun aber der Bussard zu jenen wenigen Vögeln (z. B. 
Reiher), deren weitaus meiste Individuen unsere Gegend im Herbste 
verlassen, während einige wenige als Standvögel betrachtet werden 
müssen. Im Winter aber, wenn eine hohe Schneedecke die Mäuse 
beschützt, wenn sich an den Rändern offener kleiner Wasserläufe 
keine Frösche und dergl. auffinden lassen, wenn Rebhühner und 
auch Hasen Noth leiden, dann wird der Bussard der Jagd in der 
That schädlich und leistet der Landwirthsehaft nicht den geringsten 
Nutzen. Der einzelne Bussard fahndet Tag für Tag auf dasselbe 
Volk Rebhühner. Niemand wird verpflichtet sein können, seine 
Pfleglinge bei den Futterplätzen von einem einzelnen Bussard so 
decimiren zu lassen. 

2) Schneebussard, Rauhfuss, rauhfüssiger B. An Körper- 
stärke übertrifft er den gemeinen, sein Schwanz, an der Basis 


ee ee u 


Dr. Karl Eckstein: Aus dem Minneleben der Vögel. 177 


weiss, an der Spitze tiefbraun bis schwarz, sowie seine auf der 
Vorderseite bis zu den Zehen befiederten Fänge unterscheiden ihn 
von jenem in jedem Kleide. Im Fluge zeigen die Flügel eine 
andere, kaum zu beschreibende Gestalt; die Schwanzfärbung macht 
ihn alsdann auch in grosser Höhe bei günstiger Projection er- 
kenntlich. Er rüttelt weit mehr als der einheimische Vetter und 
ist somit dadurch leicht von diesem zu unterscheiden. Seine Hei- 
math ist der höhere Norden. Bei uns erscheint er nur als Winter- 
gast und zwar im Osten weit häufiger als im Westen. In seiner 
wirthsehaftlichen Bedeutung gleicht er dem vereinzelten Winter- 
mäusebussard. 

Nach allem Vorstehenden wird die Frage nach der Angemessen- 
heit eines gesetzlichen Schutzes der Bussarde dahin zu beantworten 
sein, dieselben während der „Sommerzeit“, etwa von Anfang März 
bis Mitte October, dem Schutze zu empfehlen und in der anderen 
Jahreszeit für vogelfrei zu erklären. Dem Fasanenzüchter muss 
ausserdem die Möglichkeit gegeben werden, die Erlaubniss zu er- 
halten, innerhalb eines bestimmten Umkreises sein Areal zu jeder 
Jahreszeit von den Bussarden zu befreien. 

3. Dezember 1887. 


Aus dem Minneleben der Vögel. 
Von 
Dr. Karl Eckstein in Eberswalde. 


Ebenso wie in ihrer äusseren Erscheinung unterscheiden sich 
die Vögel in ihren Lebensgewohnheiten. 

Auch die Art der Paarung, der Ort, wo dieselbe stattfindet, 
und die besonderen Nebenumstände sind höchst verschieden. Denken 
wir nur an den balzenden Auerhahn, der auf hohem Aste sitzend 
seinen Balzruf erschallen lässt, oder an den Haushahn, der mit 
gesträubten Halsfedern und tief herabgezogenen Flügeln seitlich 
an die sich niederduckende Henne herantritt. 

Alle Hühner paaren bekanntlich am Boden, der Storch auf 
dem Neste, die Gans und Ente im Wasser, letztere beobachtete 
ich schon am 23. Februar. 

Am 25. April hatte ich das Glück den grossen Buntspecht 
belauschen zu können. Es war in der Nähe des im Wald gelegenen, 
grossen Eberswalder Stadtsees, wo ich Taucher und Enten zu be- 

Cab. Journ. f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 186. April 1889. 12 


178 Dr. Karl Eekstein. 


schleichen gedachte, als ein dahin fliegender Buntspecht meine 
Aufmerksamkeit auf sich zog. Er strich nach einem Baume hin, 
_ wo ein anderer Specht, das Weibchen, wartete, und rasch hatte sich 
das Paar gefunden. Bei der einige Secunden währenden Ver- 
einigung sass das Weibehen quer auf einem in mittlerer Baum- 
höhe horizontal vorstehenden Aste einer Buche. 

Während die Liebeswerbungen der Sperlinge unter grossem 
Geschrei vor sich gehen, wobei die Männchen mit erhobenem 
Schwanze, tief gesenkten Flügeln wie närrisch umherhüpfen und 
das oder die Weibehen von Zweig zu Zweig jagen, von Ast zu 
Ast verfolgen, findet die Begattung ganz in der Stille und oftmals 
hintereinander statt. 

Eine siebenmalige Vereinigung auf dem Aste eines Birn- 
bäumchens hatte ich Gelegenheit zu beobachten, wobei das Männchen 
sich jedesmal nach dem Begattungsacte neben dem Weibchen nieder- 
liess.. Ein andermal sass dieses auf einem Fenstersims, das Männchen 
auf einem vorspringenden Balken nicht ganz einen Meter von 
jenem entfernt. Da zwitschert das Weibchen leise, das Männchen 
kommt hinzu, die Begattung erfolgt, das Männchen fliegt wieder 
auf seinen alten Platz, kommt wieder herbei, die Begattung findet 
abermals statt und ebenso zum dritten und vierten Male. Darauf 
flog das Männchen auf das Dach des Hauses; das Weibchen hatte 
sich in der ganzen Zeit unbeweglich und ruhig verhalten. 

Der 20. April 1856 war in Giessen ein Regentag. Laut 
schreiend trieb sich ein Spatzenpärchen im Gebüsch des botanischen 
Gartens umher, wo ich sie von meinem Fenster aus bequem beob- 
achten konnte. Da es nur zwei Thierchen waren, welche so laut 
schrieen, wollte ich sehen, ob die Vereinigung auch nach solchem 
Lärm und nicht wie gewöhnlich in der Stille stattönden würde. 

Das Männchen sass auf einem Zweig und packte das von unten 
heranfliegende Weibchen mit dem Schnabel an den Federn des 
Hinterkopfes. Dieses zieht darauf die Beine ein, legt die Flügel 
dieht an und wird einige Augenblicke von dem auf dem Aestchen 
sitzenden und mit den Flügeln schlagenden Männchen in der Luft 
frei hängend gehalten. Daun lässt dieses los, das Weibchen fliegt 
auf einen nahen Zweig, kommt bald wieder herbei, dasselbe Spiel 
wiederholt sich und findet sogar zum dritten Mal statt. Dann fliegen 
beide auf den Boden und suchen nach Nahrung. — Eine Er- 
klärung dieses höchst eigenthümlichen Gebahrens weiss ich nicht 
zu geben. 


Ein Ei in der Leibeshöhle eines Haushuhnes. 179 


Um die Gunst eines Weibchens sich bemühend, jagen die 
männlichen Buchfinken in gewandtem Fluge einander nach. Mit 
weitgespreizten Schwanzfedern, von denen die beiden äussersten 
jederseits ihren breiten, rein weissen Keilfleck hell leuchten lassen, 
gewähren sie einen schönen Anblick. Ihre ziemlich lang dauernde 
Begattung findet nicht auf einem Baume, sondern am Boden statt, 
wohin sich das Weibchen begiebt, dem das bevorzugte Männchen 
alsbald nachfolgt. 

Ueber die Begattung der gelben Bachstelze, Motacilla sulphurea, 
finden sich in meinem Tagebuche folgende Notizen: Auf dem Kies- 
weg des botanischen Gartens zu Giessen sassen am 2. April zwei 
Bachstelzen. Das Weibchen duckt sich an den Boden und verhält 
sich ganz ruhig. Das Männchen läuft mit nach hinten gestrecktem 
Schwanz, hoch gehobenem Hals, zurückgebeugtem Kopf, fast gerade 
in die Höhe geriehtetem Schnabel und herabhängenden Flügeln 
laut zwitschernd umher. Plötzlich rennt es mit ebenso gehaltenem 
Kopf, aber ganz senkrecht aufgerichtetem und etwas ausgebreitetem 
Schwanz auf das Weibchen los. Dieses fliegt auf, das Männchen 
folgt ihm, beide lassen sich in den Zweigen eines nahen Weiden- 
baumes, zwitschernd einander Antwort gebend, nieder. — Das 
Weibchen begiebt sieh wieder an den Boden, wohin ihm laut schreiend 
das Männchen folgt, um in derselben brünstigen Stellung wie vor- 
hin nun auf es los zu gehen. Die Begattung dauert ungewöhnlich 
lange; während derselben hat das Männchen sich mit dem Schnabel 
im Nacken des Weibchens festgehalten, dieses fliegt eine Strecke 
fort, setzt sich nieder, um sein Gefieder in Ordnung zu bringen, 
während der Gatte im Gebüsch verschwindet. Ganz ähnliches 
Gebahren hatte ich Gelegenheit auch bei der weissen Bachstelze 
zu beobachten. 


Ein Ei in der Leibeshöhle eines Haushuhnes. 
Von 
Dr. Karl Eckstein. 


In der Leibeshöhle eines Huhnes, das im vergangenen Jahre 
seschlachtet wurde, fand man einen eigenthümlichen Gegenstand, 
der feuchtem, zusammengeknittertem Papier nicht unähnlich war. 
Er lag seitlich des Magens, dicht an denselben angedrängt und war 


dementsprechend schwach muldenförmig ausgehöhlt. Seine Länge 
12* 


180 0. te 


und Breite betrug etwa je 4 em, während die Dieke zwischen 5 und 
10 mm schwankte. Nachdem ich den Gegenstand von zwei Seiten 
genau gezeichnet, wurde begonnen, ihn sorgfältig auseinander zu 
falten, und siehe da, es war eine papierdicke, lederartige Eihülle, 
die beim Präpariren an einer Stelle zerriss. Der stumpfe Pol ist 
normal, das spitze Ende dagegen in einen geknickten, fast 2 em 
langen röhrenförmigen Hals ausgezogen, wie ich ihn schon öfter 
als Monstrosität bei Hühnereiern gefunden habe. Um die membran- 
artige Haut geschmeidig zu machen, wurde sie mit Wasser ange- 
feuchtet, sorgfältig aufgeblasen und mit Baumwolle ausgestopft. 
Sie hat eine regelmässige Eiform angenommen, geht an dem spitzen 
Ende in den genannten Fortsatz aus und ist auf ihrer Oberfläche 
durch die Falten, in welchen sie früher zusammengelegen hatte, in 
unregelmässige Vielecke getheilt. Die Entstehung dieser Eihülle 
wird etwa die folgende gewesen sein: das Ei war gerade in dem 
Stadium, in welchem es von der Kalkschale umgeben werden sollte, 
ist aber durch irgend welchen Zufall in die Leibeshöhle gerathen, 
wo es zwischen den Eingeweiden eingezwängt einem verhältniss- 
mässig grossen Druck ausgesetzt war, so dass sein Inhalt heraus- 
gepresst und mit der Zeit vollständig resorbirt wurde. So blieb 
nur die consistentere Haut übrig, welche entsprechend dem Aus- 
treten des Ei-Inhaltes mehr und mehr zusammenfiel und endlich in 
fest gefalteter plattgedrückter Form an den Magen angepresst 
ward, wo sie nach dem Schlachten des Huhnes gefunden wurde. 
Dr. Karl Eckstein. 


Turdus iliacus Linn. in Bayern nistend. 
(Aus dem handschriftlichen Nachlass des Oberförsters ©. Baumeister.) 
Mittgetheilt von 
O. Reiser. 


In dem IX. Jahresberichte (1884) des Ausschusses für Be- 
obachtungsstationen der Vögel Deutschlands findet sich pag. 287 
zu der Notiz des im Titel genannten verewigten Oberförsters bei 
Turdus tliacus, welche er einmal im Jahre 1865 auf 5 Eiern 
brütend am 8. Mai in den Allgäuer Alpen aufgefunden zu haben 
angiebt, eine Bemerkung von R. Blasius, dass diese Beobachtung 
so interessant ist, dass es sehr wünschenswerth wäre, ähnliche 
Beobachtungen aus dortiger Gegend zu erhalten. 


Turdus diacus Linn. in Bayern nistend. sl 


Leider konnte Baumeister dieser Aufforderung, nieht mehr 
nachkommen, denn kurze Zeit darauf wurde uns dieser treffliche 
Beobachter durch den Tod entrissen; allein als ich am 10. Januar 
dieses Jahres für das bosnisch-herzegowinische Landesmuseum in 
Sarajevo von der Wittwe Baumeister’s die prächtige Eiersammlung 
ihres verstorbenen Gemahls zu erwerben die Freude hatte, fand 
ich unter den zahlreichen Papieren und Aufzeichnungen die nach- 
folgenden näheren Umstände der Auffindung des Weindrossel- 
nestes, welche es unzweifelhaft erscheinen lassen, dass es sich um 
ein Brutvorkommniss dieses nordischen Brutvogels in Süddeutsch- 
land wirklich handelte. 

Wennschon verlässliche Fälle eines Brütens dieser Drossel 
in Norddeutschland selten sind und in der Regel eine solche Be- 
obachtung auf voreiliger Annahme zu beruhen pflegt, so muss 
der im Folgenden vorgekommene Fall am Nordabhange der Alpen 
geradezu als ein Unicum bezeichnet werden. 

In neuerer Zeit ist mir überhaupt nur ein Fall, der Anspruch 
auf Glaubwürdigkeit machen kann, aus der hübsch geschriebenen 
Studie von Th. Pestalozzi, das Thierleben der Landschaft Davos 
bekannt, wo pag. 33 eine Rothdrossel nistend beim Davoser Kulm 
angeführt wird. 

Schon in einem Briefeoncepte vom 27. November 1866 schreibt 
Baumeister an einen unbekannten Correspondenten, vielleicht 
Oberf. Hintz, von Sachsenried aus über seinen im Vorjahre ge- 
machten glücklichen Fund Folgendes: „Ueber Turdus ilacus habe 
ich Euer Hochwohlgeboren zu berichten, dass im selben Sommer, 
als ich diese Eier in Fischen sammelte, ein männlicher oder weib- 
licher Vogel (von 2 Stücken) bei Wollmetshofen im Juni geschossen 
wurden. Ueberdies hat mein Vater selig mir oft gesagt, dass 
ich T. iliacus nistend bei uns finden könne, da er Vögel im Sommer 
angetroffen — dies zur Notiz und als* weiterer Beweis für das 
Brüten des Turdus iliacus in südlichen Gegenden.“ 

Offenbar auf die Anmerkung in dem Beobachtungsstations- 
bericht hin hat Baumeister kurz vor seinem Tode ausführlicher 
seinen Fund vom Jahre 1865 beschrieben. Auf einem Forst-, Jagd- 
und Trift-Rechnungs-Bogen findet sich unter dem in der Ueber- 
schrift beibehaltenen Titel: 

„Die Wein- oder Rothdrossel ist bekanntlich ein Vogel des 
Nordens, brütet auf Island, in Norwegen, Lappland, Insel Tromso&, 
Archangelsk, Gouvernement Curland, Gottland, Krotoschin, Esthland, 


182 Dr. A. König: Vorläufige Notiz über zwei neue Vogelarten. 


Polen, Russland und Finnland in Birkenwäldern und Erlen-Brüchern. 
Dass sie aber auch in Süddeutschland niste, wurde noch nicht er- 
wiesen; ich kann jedoch einen Fall constatiren, wo sie bei uns 
und zwar bei Fischen im Allgäu genistet hat. 

Es war am 8. Mai 1865, als ich in den sogenannten Iller- 
auen gelegentlich der dort stattfindenden Forsteultur ein äusserlich 
aus gröberen, innerlich mit feineren Halmen gebautes, von den 
Nestern anderer bei uns vorkommenden Drosselarten wohl unter- 
scheidbares Nest in einem Erlen- und Fichtenstrauche 2‘ von der 
Erde entfernt mit 5 frisch gelegten Eiern entdeckte. 

Ich wollte den Vogel erlegen, jedoch liess mich derselbe auf 
Schussnähe nicht ankommen. Derselbe war sehr scheu, gab 
nur ein paar kurze Laute von sich, und so musste ich auf den- 
selben verzichten, welcher von mir genau als Turdus diacus er- 
kannt wurde, befürchtend, es könnte mir das Nest sammt seinem 
Inhalte entgehen. 

Der Standort des Nestes lag in einem Gebirgsthale ca. 3000’ 
über der Meeresfläche am Fusse des Stubingerhorn und hatte da- 
her offenbar viel Aehnlichkeit mit dem eigentlichen Brutstandort 
im Norden, so dass dieser einzelne Fall leicht erklärt werden 
kann, um so mehr, als schon einzelne Weindrosseln im Frühjahre 
und zwar noch im Monate Mai in der Nähe von Augsburg vor 
Kurzem beobachtet worden sind. Die Eier waren länglich in ihrer 
Form, kleiner als diejenigen der Merula vulgaris, von blaugrünlicher 
lebhafter Grundfarbe, welche die sonst vorkommenden, mehr oder 
weniger rostbrannen kleinen Flecken kaum erkennen lässt, ohne 
schwarze Punkte. Die ziemlich glänzende, glatte Schale ist am 
ähnlichsten den Eiern von Merula und T. pilaris. Der Charakter 
der Zeichnung gehört zum Färbungstypus von Merula. Maasse: 
22—25 mm lang, 17—18 mm breit.“ 

Gegenwärtig befindet sich dieses Gelege sammt der übrigen 
Sammlung Baumeister’s im bosnisch - herzegowinischen Landes- 
museum in Sarajevo und es ist nach Obigem wohl nicht zu be- 
zweifeln, dass hier ein authentischer, wenngleich vereinzelter Fall 
des Brütens der Weindrossel in den süddeutschen bayrischen 
Alpen vorliegt. 


Vorläufige Notiz 


über zwei neue Vogelarten von den Canarischen Inseln. 
Von 


Dr. A. König, in Bonn. 


Auf meiner im vergangenen Winter unternommenen Reise 
nach den Canarischen Inseln erbeutete ich unter einem umfang- 
reichen Material der dortigen Ornis zwei gute bisher noch unbe- 
kannte Vogelarten, welche ich vorläufig bekannt zu machen 
wünsche und die kurze Beschreibung wie folgt gebe. Die ge- 


Vorläufige Notiz über zwei neue Vogelarten. 183 


naueren Details darüber erscheinen dann in einem der späteren 
Journalhefte in einer ausführlichen Abhandlung iiber die Vögel 
der eanarischen Inselgruppe. 


I. Fringeilla coerulescens, Kg. nov. spec. Blaurückiger 
Lorbeerfink. 


& ad. Frringilae tintilloni simillimus; — sed minor: gula, facie, 
suboeulari et gutture pallide rosaceis: pectore et ventre albicante 
idemque crisso et subcaudalibus: dorso et uropygio supracaudali- 
busque coerulescenti-plumbeis, haud viridi lavatis: rostro coeru- 
lescenti-corneo: pedibus incarnatis; iride fusca. 

Diese schöne Finkenart unterscheidet sich von der typischen 
Form des Tintillon hauptsächlich durch den einfarbigen bleigrau- 
bläulichen Rücken, vom Nacken herab bis auf die letzten Schwanz- 
deckfedern, sowie durch den gänzlichen Mangel an Rostfarbe auf 
Brust und Bauch, welche von hervorstechend schönem Weiss sind. 
Die Wohnstätten dieses höchst distinguirten Finken sind die hohen 
Lorbeerwaldungen der Insel Palma im Gegensatz zum Tintillon, 
der auf Madeira den Fichtenhain und auf Teneriffa fast aus- 
schliesslich die Kastanienregion bevorzugt. Der auf Teneriffa vor- 
kommende Tintillon unterscheidet sich als klimatische Varietät 
von dem auf Madeira lebenden, nicht aber als wirkliche Species. — 


HU. Erithacus superbus, Kg. nov. spec. Brillant-Roth- 
kehlchen. 


& ad. Erithaco hyrcano, Blanford e Persia similis, sed plumis 
uropygio haud rubro marginatis: corpore supra obscuro-olivaceo, 
capite paullo saturatiore: fronte, gula cum capitis lateribus usque 
ad oculos, iugulo et pectore superiore laetissime rubro, paene coc- 
cineo; qui color in colli lateribus coerulescenti-cinereo eingitur: 
peetore imo et abdomine albicante: hypochondriis et crisso oli- 
vaceo adumbratis: rostro pedibusque nigris, iride fusca. 

Q ad: haud a mare distinguenda sed minor. 

Dieses sich dem Colorit nach sofort unterscheidende Roth- 
kehlehen bewohnt die höheren Regionen Teneriffas — etwa von 
2500° ab — und geht niemals ans Meergestade herunter. Auch 
liegen wichtige biologische Unterscheidungsmerkmale vor, sowie 
grosse Differenzen in den Eiern und dem Brutgeschäft, die ich 
7. Z. bekannt machen werde. Das hellleuchtende Ziegelroth auf 
Kehle und Brust, sowie die dunkele Oberseite charakterisiren 
es jedoch schon hinlänglich als gute Art von unserer europäischen 
Form. — 


184 Dr. G. Hartlaub;: 


Argentine Ornithology: A descriptive Catalogue ofthe 

Birds of tbe Argentine Republic. By Ph. L. Selater 

with notes of their habits by W. H. Hudson. vol. II, 
250 S. 10 Kupfertafeln. 


Bericht von 


Dr. G. Hartlaub. 


Wir beeilen uns die Aufmerksamkeit der deutschen Ornithologen 
auf den kürzlich erschienenen zweiten Band eines vortrefflichen 
Werkes zu lenken, dessen ersten Theil wir bereits besprachen und 
das nunmehr vollendet vor uns liegt. Von besonderem Interesse 
ist die Einleitung. Selater möchte für die neotropische Region 
6 Subregionen annehmen: 1) die transpanamische, also den grossen 
centralamerikanischen Isthmus von Tehuantepec bis Panama; 2) die 
antillische, enthaltend die westindischen Inseln; 3) die eolumbische, 
begreifend das südamerikanische Littoral und die daran hängenden 
Andes-Züge in Venezuela, Columbien, Ecuador, Peru und Bolivien; 
4) die amazonische, umfassend Guiana und die Thäler des Orinoco 
und Amazonas mit ihren Confluenten; 5) die brasilische, also die 
grossen Wald- und Camposdistriete Südbrasiliens und Paraguay’s 
und 6) die patagonische, also das antaretische Amerika bis auf- 
wärts zu den brasilischen Walddistrieten und den Hochlanden 
Boliviens auf der Ostseite der Andes mit ihrer westlichen Aus- 
dehnung bis zum Golf von Guajaquil. Natürlich sind zwischen 
diesen 6 Subregionen keine scharfen Grenzen zu ziehen. Aber in 
der Hauptsache haben wir die argentinische Republik der pato- 
gonischen Subregion beizuzählen. 

Wie schon bemerkt, beträgt die Zahl der uns als die argen- 
tinische Republik bewohnend bekannten Vögel 430. Eine tabel- 
larische Uebersicht erläutert das numerische Verhältniss der argen- 
tinischen Vögel zu denen der neotropischen Region (3565 Arten). 

Am verhältnissmässig stärksten vertreten in der argentinischen 
‘ Ornis sind die Tyranniden mit nicht weniger als 63 Arten. Ausser- 
dem prävaliren die Fringilliden und Dendrocolaptiden, beide ver- 
treten mit 46 Arten. 

Besonders charakteristisch für die patagonische Avifauna und 
vertreten in der Argentinischen Republik sind die Pteroptochiden 
und Phytotomiden. Merkwürdig erscheint das Auftreten je einer 
besonderen Cinclus-Art in den Bergen Columbiens, den Andes von 
Peru und in der nördlichen Sierra der Argent. Republik. 

Schwach vertreten sind Colibri’s und Spechte. In der Ordnung 
Coceyges glänzen die Motmot’s, die Todus, die Rhamphastiden und 
die Jacamare durch ihre Abwesenheit. Die Papageien, deren die 
neotropische Region 142 Arten zählt, erscheinen in höchstens 
10 Arten. 

Stark vertreten sind die Raubvögel mit 19, die Anseres mit 
23, die Ralliden mit 13 und die Schnepfen mit 15 Arten. 

Von den den Straussen structurell zunächst stehenden Tina- 


Bericht über die März-Sitzung. 185 


mus, mit 36 Arten über die neotropische Region verbreitet, kennt 
unser Gebiet 8 Arten. 

| Exelusiv argentinische sind die Gattungen Donacospiza, Sal- 
tatrieula, Coryphistera, Anumbius, Limnornis, Drymornis, Rhino- 
erypta, Spiziapteryx, Chunga und Calodromas. 

Der interessanteste und zumeist charakteristische Repräsen- 
tant unter den Vögeln der patagonischen Subregion ist endlich die 
Rhea, die amerikanische Vertretung des Strauss-Typus. 

Im systematischen Theile des Werkes lassen Selater's Be- 
schreibungen, wenn auch kurz gefasst, nichts zu wünschen übrig. 
Man erkennt in jeder Zeile die dazu vollgültig berufene Feder. 
Besonders interessant aber und von grösstem Werth sind, wir 
wiederholen es, die den einzelnen Arten beigefügten biographischen 
Notizen W. H. Hudson’s. Sie enthalten des Neuen viel und be- 
kunden durchweg den geübten und zuverlässigen Beobachter. 
Specieller Beachtung empfehlen wir Hudson’s zum Theil über- 
raschende Mittheilungen über die Lebensweise von Gwra piririgua, 
Bolborhynchus monachus, Speotyto cunicularia, Miüvago chimango, 
Polyborus tharus, Ardea cocoi, Ardetta involucris, Chauna chavarıa, 
Aramides ypecaha, Vanellus cajennensis, Larus maculipennis, Calo- 
dromas elegans, und von Rhea amertcana! einem herrlichen Vogel, 
dessen Tage gezählt zu sein scheinen. 

Wunderschön abgebildet sind Chaetocercus Burmeisteri, Hydro- 
psalis furcifera, Coccygus cinereus, Conurus Molinae, Bolborhynchus 
aymara, Buteo Swainsonii, Ardelta involueris, Cygnus nigricollis, * 
Rallus maculatus und Nothura Darwini. 

Wir zählen Selater’s „Argentine Ornithology‘“ zu den grössten 
Zierden unserer ornithologischen Bibliothek. 


Allgemeine Beutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin. 


Berieht über die März-Sitzung. 


Verhandelt Berlin, Montag, den 4. März 1889, Abends 
8 Uhr, im Sitzungslokale, Bibliothekzimmer des 
Architekten-Vereinshauses, Wilhelmstr. 92.11. 

Anwesend die Herren: Thiele, von Winterfeldt, Rei- 
chenow, Pascal, Bünger, Mützel, Deditius, Hartwig, 
Schäff, Matschie, Cabanis, Ehmceke,Hocke, Grunack, 
Urban, Müller, Rörig, Schotte und von Oertzen. 

Als Gast: Herr Freese (Berlin). 

Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie. 


Nachdem der Bericht über die Februar-Sitzung verlesen und 
angenommen worden ist, bespricht Herr Cabanis einige neu er- 
schienene und eingegangene Schriften. Die Februar-Nummern der 
deutschen ormithologischen Zeitschriften werden vorgelegt. 


186 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


O. von Riesenthal giebt als erstes Heft eines grösseren 
Werkes über „die Kennzeichen der Vögel Mitteleuropas und an- 
grenzender Gebiete“ „die Kennzeichen unserer Raubvögel“, eine 
vierte durchgesehene Auflage seiner bekannten Arbeit. Angehängt 
ist eine kurze Abhandlung über die krähenartigen Vögel und 
Würger, welche die äussern Kennzeichen dieser Arten mit einer 
gedrängtenUebersicht über die biologischen Merkmale derselben giebt. 

William Brewster beschreibt in der April-Nummer des 
„Auk“ acht neue Arten und Unterarten vom westlichen Nord- 
amerika und Mexiko. 

Th. Studer und W. Fatio bieten: Katalog der schweize- 
rischen Vögel, bearbeitet im Auftrage des eidgen. Departements 
für Industrie und Landwirthschaft. 1. Lieferung: „Tagraubvögel“. 
Diese interessante Arbeit, welche mit 7 Verbreitungskarten aus- 
gestattet ist, enthält eine werthvolle Aufzählung der die Vogel- 
fauna der Schweiz behandelnden, älteren und neueren Arbeiten, 
sowie eine Fülle von biologischen Notizen. Bei selten auftretenden 
Arten sind alle in diesem Jahrhundert gemachten Angaben über 
ihr Vorkommen in der Schweiz berücksichtigt. So finden sich 
12 Fälle aufgeführt, wo Gyps fwlvus beobachtet wurde, 85 Mal 
wurde Gypaetus barbatus nachgewiesen. Die Vulgärnamen wurden 
sorgfältig aufgezeichnet. 

W.W.Cooke berichtet „on Bird migration in the Mississippi 
valley in the years 1884 and 1885“. 

Die Ergebnisse der Beobachtungen von 170 Stationen im Thal 
des Mississippi, welcher eine grosse Zugstrasse für die nord- 


amerikanische Vogelwelt bildet, liegen vor. 560 Arten wurden 


auf dem Zuge beobachtet: über Tyrannus tyrannus (L.) und Progne 
subis (L.) finden sich höchst interessante biologische Mittheilungen. 
Die Arbeit ist ein sehr werthvoller Beitrag zur Frage des Vogel- 
zuges, in welchem den Wechselbeziehungen zwischen Temperatur 
und athmosphärischen Einflüssen zu der wandernden Vogelwelt 
grosse Aufmerksamkeit geschenkt wird. 

Herr Cabanistheilt den Anwesenden die von Herrn Landois 
ergangene Einladung zur Jahresversammlung der Gesellschaft mit. 

Herr Reichenow bespricht: „Die geographische Verbreitung 
der echten Raben „Corvinae“. Inauguraldissertation von Franz 
Diederich. Diese fleissige Arbeit stellt die Verbreitung der 
Krähenarten mit Einschluss der Monedula-Gruppe unter reichlicher 
Benutzung der vorhandenen Litteratur dar. 

Herr Reichenow hat eine Revision der wissenschaftlicheu 
Nomenclatur der Vögel Deutschlands vorgenommen und hierbei 
eine Anzahl von Fällen gefunden, in welchen nach dem Gesetze 
der Priorität eine Aenderung der bisher gebräuchlichen Namen 
eintreten muss, während andererseits eine in neuerer Zeit vorge- 
nommene Aenderung wieder zu Gunsten des älteren Namen zu 
beseitigen ist. 

1. Anstatt Hypolais ieterina (Vieill.) muss es heissen: Aypolais 


‘Bericht über die März-Sitzung. 187 


philomela (L.) 1758. — Linn@’s Diagnose seiner Motacilla Philomela 
(Ed. X. S. 185) ist zwar so ungenau, dass danach die gemeinte 
Art nicht festzustellen sein würde, aber er bezieht die Species 
auf Zuscinia altera Klein (av. 73 T. 1) und nach der Klein’schen 
Beschreibung bleibt kein Zweifel, dass unter M. Philomela die 
Bastardnachtigal zu verstehen ist. 

2. Nach Stejneger (Proc. Un. St. Nat. Mus. Vol. 5 p. 28) 
wäre der Gattungsname Chelidon Forst. 1817 für Herundo L. 1758 
mit dem Typus 7. rustica L. zu benutzen und für Chelidon Boie 1822 
der Linne’sche Name Hirundo, mit dem Typus Z. urbica L. — 
Im Jahre 1774 hat aber J. Ch. Schäffer (Elementa ornithologica 
Gatt. 100) für die Gattung Hirundo als ganz bestimmten Typus 
die Rauchschwalbe (ZH. rustica L.) angenommen (vergl. !. c. Tab. XL). 
Sonach war Forster nicht mehr berechtigt, einen neuen Typus 
für die Gattung Airundo zu wählen und der Gattungsname Che- 
lidon Forst. ist nur ein Synonym zu Hirundo L. Aber auch Boje 
durfte nicht später den einmal für einen bestimmten Fall benutzten 
Namen in anderem Sinne gebrauchen. Da somit für die Flaum- 
fussschwalben ein neuer Gattungsname seschaffen werden muss, so 
wählen wir als ein hinreichend unterschiedenes und doch möglichst 
ähnliches Wort das Diminutivum von Ohelidon: Chelidonaria. Die 
Synonymie beider Gattungen gestaltet sich somit folgendermassen: 

Hirundo L. 1758 — ohne bestimmten Typus. 

Hirundo J. Ch. Schäff. 1774 — Typus: Airundo rustica L. 

Chelidon Forst. 1817 — Typus: Hirundo rustica L. 
Chelidonaria Rehw. 1889 — Typus: Hirundo urbica L. 
Chelidon Boie 1822 (nec. Forst. 1817) — Typus: Firundo urbicaLL. 

3. Cabanis und Heine haben (Mus. Hein. IV. p. 30) ein- 
gehend erörtert, aus welchen Gründen die Gattung Picus L. nur 
mit dem Typus ?. viridis L. verbunden und nicht die sogenannten 
Buntspechte umfassen könne. Dass die älteren Schriftsteller in 
dem Grünspecht den Typus der echten Spechte erblickten, 
bestätigt J. Ch. Schäffer's Elementa Ornithologica (1774), wo 
(Taf. 57) P. viridis als Typus der Gattung Picus behandelt wird. 

4. Carine noctua wird meistens auf Striw noctua Scop. (Ann. 1 
p- 22) bezogen. Die betreffende, sehr ungenaue Beschreibung 
könnte jedoch eher auf Syrnium aluco gedeutet werden. Der 
Steinkauz ist unter dem Namen Strix Noctua zuerst von Retzius 
(Faun. Suec. 1800 p. 84) deutlich beschrieben worden, die Art 
sollte also als Carine noctua (Retz.) geführt werden. 

5. Falco gyrfalco L. wird in der Regel für den norwegischen 
Jagdfalk angewendet. Linne beschreibt die Art folgendermassen: 
„f. cera caerulea, pedibus luteis, corpore fusco subtus fascüs einerers, 
caudae lateribus albis. Hab. Europa; Columbis infestus.“ Diese 
Diagnose wie das allgemeine Vaterland Europa und ganz be- 
sonders die Bemerkung, dass der Falk den Tauben nachstelle, 


188 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


deuten vielmehr auf F. peregrinus. Jedenfalls bleibt es zweifelhaft, 
welche Art vom Autor gemeint ist. Dagegen führt Linn& drei 
Seiten vorher Falco rusticolus auf mit der Diagnose: „F. cera 
palpebris pedibusque luteis, corpore einereo alboque undulato, collari 
albo. Hab. in Suecia.“ Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, dass 
hiermit der Jagdfalk gemeint ist, welcher demnach unter Be- 
richtigung des von Linn& begangenen Schreibfehlers F. rustr- 
culus L. zu nennen ist. 

7. L. Stejneger hat nachgewiesen, dass Scolopaz glottis L. 
nicht auf den hellen Wasserläufer, sondern auf Zimosa lapponica 
zu beziehen ist, und wendet für erstere Art den Namen Totanus 
nebularius (Gunn.) 1767 an. Ich finde aber, dass Linne (Ed. X 
1758 S. 149) obige Art als Tringa littorea kenntlich beschreibt. 
Nicht allein die Diagnose, sondern auch die in der Fauna sueeica 
gegebene ausführlichere Beschreibung dürften keinen Zweifel offen 
lassen. Die Art ist demnach als Totanus littoreus (L.) 1758 zu 
führen. 

8. Der Gattungsname Colymbus wird von vielen Schrift- 
stellern noch immer für die Seetaucher gebraucht, während für 
die Lappentaucher der fürchterliche Name Podiceps Lath. zur 
Anwendung gelangt. Demgegenüber sei wiederum darauf hinge- 
wiesen, dass Brisson (1760) zuerst eine Sonderung der von 
Linn& vereinigten See- und Lappentaucher vorgenommen hat. 
Letztere beliess er bei der Gattung Colymbus, erstere vereinigte 
er in der neuen Gattung Mergus. Da aber Mergus von Linne& 
vorher in anderem Sinne gebraucht worden ist, so kann dieser 
Brisson’sche Gattungsname nicht bestehen bleiben, auch Uria 
Scop. 1777 ist vorher von Brisson anders verwendet; vielmehr 
kommt Urinator Cuv. (1800) für die Seetaucher in Anwendung. 

9. Der Name Xema Leach, Ross Voy. of Discov. (1819) 
App. 57, als Gattung für Larus sabinii Sab. angewendet, scheint 
ein sinnloses Wort zu sein. Nach Ross’ Angabe ist derselbe auf 
Xeme begründet, welche Bezeichnung Sabine dieser Mövenart 
beigelegt habe: ‚„(Sabine’s Xeme, non-descript)“. Da nun Sabine 
in seiner Beschreibung der Art (Trans. Linn. Soe. 12. p. 522. 1818) 
ganz besonders auf die Gabelung des Schwanzes aufmerksam 
macht und hervorhebt, dass diese Eigenschaft wohl eine generische 
Sonderung rechtfertigen möchte, so liegt es nahe, dass der Autor 
mit der seinem typischen Exemplar beigefügten Bezeichnung 
„NXeme“ das grichische ynun (Klaffen) im Sinne hatte. Durch einen 
Fehler bei der Benutzung lateinischer Buchstaben ist offenbar an 
Stelle des griechischen 7 ein x angewendet und auf diese Weise 
der ursprünglich gute, passende Name entstellt worden. Wir 
möchten deshalb an Stelle des bisherigen sinnlosen Wortes für 
die Folge den Namen Chema empfehlen. — 

Herr Hartwig theilt einiges aus einem Briefe des auf Madeira 
weilenden Dr. König mit. Tristram hat die im Bolle’schen Ver- 
zeichniss als zweifelhaft angesprochenen Formen auf den Canaren 


in 


Bericht über die April-Sitzung. 189 


untersucht und wird sie als neue Arten beschreiben, so den 
canarischen Thurmfalken und das dortige Rothkelchen. Phyllop- 
neuste rufa von den Canaren bestimmte er als Ph. fortunata (ef. 
J. f. 0.1886 p. 485 und 486). Der Name Ph. rufa canariensis Hartw. 
dürfte jedoch die Priorität haben. Von Fringilla teydea denkt 
Dr: König etwa ein Dutzend zu erlegen. Ein Gelege desselben 
Vogels wurde ihm für 200 Mark angeboten. 

. König sammelte auf Madeira 2 Pärchen von Regulus madei- 
rensis sowie Columba trocaz. 

Herr Hartwig schliesst hieran einige Berichtigungen und 
Verbesserungen zu seiner oben erwähnten Arbeit: „Am 11. April 1886 
hörte und sah ich auf einem Ritt zum grossen Curral in einer Höhe 
von 700 m an steiler Felswand, die mit langen Grasbüscheln und 
kleinem Gesträuch dicht bestanden war, den Zaunkönig.“ 

J. f. O. 1886 p. 484, Zeile 2 und 3 von oben lese man: „Auf 
Tenerifa sah ich dafür häufiger Perdix petrosa“ etc. Perdix rufa 
kommt auf den Canarischen Inseln nicht vor. 

Herr Ehmcke macht Vorschläge über die Art und Weise 
für die Verbreitung der Matschie’schen Bestimmungstabelle 
für Raubvögel. 

Herr Schäff wird das Interesse der Jagdschutzvereine für 
diese Angelegenheit zu erwecken versuchen. 

Herr Schäff legt eine hahnenfedrige Birkhenne (Tetrao 
teirix L.) vor. 

Herr Thiele spricht über ein Spulei von Gallus domesticus, in 
welchem sich ein zweites zur Hälfte mit fester Schale ausgebildetes 
Ei befindet. Im vorigen Jahre war ihm ein ähnlich gebildetes Ei 
zugegangen, welches ein kleineres vollständig ausgebildetes Ei um- 
schloss. 

Schluss der Sitzung. 

I ee Matschie. Cabanis, Gen.-Secr. 


Bericht über die April-Sitzung. 


Verhandelt Berlin, Montag, den 8. April 1889, Abends 
8 Uhr, im Sitzungslokale. 

Anwesend die Herren : Cabanis, Reichenow, Mützel, 
Hartwig,von Winterfeldt, Grunack, Matschie, Thiele, 
Deditius, Ehmceke, Hocke, Schalow, Nauwerck, Pas- 
cal, Schäff, Krezschmar, Rörig, Bünger und A. Müller. 

Als Gäste die Herren: Freese und Lackowitz jun. 

Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie. 


Der Bericht über die März-Sitzung gelangt zur Verlesung und 
Annahme. 

Herr Cabanis legt vor und bespricht eine Anzahl neu er- 
schienener und eingegangener Schriften. 

Die „Mittheilungen des ornithologischen Vereines in Wien“ 
erscheinen vom Beginne dieses Jahres an in Octav-Format und 


190 Allgem. Deutsche Omithologische Gesellschaft zu Berlin: 


mit zinkographirten Abbildungen versehen wöchentlich unter dem 
Titel: „Die Schwalbe“, 

Die American Ornithologist’s Union bietet eine durchgesehene, 
den in der letzten Zeit nöthig gewordenen Aenderungen in der 
Nomeneclatur Rechnung tragende Check-List of North-American 
Birds. Dieselbe führt 768 Arten auf; jeder Species ist der ge- 
bräuchlichste Vulgär-Name sowie ein kurzer Hinweis auf die 
Stellung der Art in den bereits erschienenen Check-List’s von Baird 
1858, Coues 1373 und 1832, und Ridgway 1380 beigegeben. Die 
Arbeit ist so gedruckt, dass die einzelnen Artbezeichnungen als 
Etiquetten ausgeschnitien werden können. Angefügt ist eine Liste 
von 10 Arten, welche in Nordamerika acclimatisirt in wildem 
Zustand frei brüten. Es sind Phasianus colchicus, torquatus, versi- 
color, Euplocomus nyethemerus, Chrysolophus pietus, Tetrao tetrix, 
Carduelis elegans, Passer domesticus, montanus, ? Alauda arvensis. 

H.E. Dresser macht in der Januar-Nummer des Ibis einige 
Mittheilungen über eine kleine Vogelsammlung, welche Dr. Radde 
in Transcaspien zusammengebracht und an den Verfasser zur Be- 
stimmung übersandt hat. Dresser beschreibt als neu darin Zanzus 
raddei, von welcher Art er bereits in den P.Z. S. 1888 p. 291 
eine kurze Diagnose gegeben hatte. 

Freiherr König-Warthausen hat eine Anzahl kleinerer 
in den Jahresheften des Vereins für vaterl. Naturkunde in Württem- 
berg erschienenen Arbeiten eingesendet, unter welchen sich die 
ersten drei ornithologischen Jahresberichte aus Württemberg be- 
finden. Interessant sind die Angaben über Oypselus melba, Musci- 
capa collaris, Euspiza melanocephala, Surnia nisoria, Scops zorca. 
Einzelne Angaben wie im 1887er Bericht pag. 142 über Aypotri- 
orchis aesalon, pag. 145 über das Brüten Otus brachyotus, pag. 186 
über Gallinula chloropus bei Böblingen etc. erscheinen dringend 
einer Bestätigung bedürftig. 

Die April-Nummer des ‚Ibis“ wird vorgelegt und besprochen. 

Th. Pleske veröffentlicht zwei sehr werthvolle Arbeiten. In 
den M&moires de l’Academie imperiale des sciences de St. Peters- 
bourg giebt derselbe eine „Revision der Turkestanischen Ornis“ 
nach Sammlungen des verstorbenen Conservators Russow. Dieser 
tüchtige Ornithologe, der leider viel zu früh im Jahre 1879 den 
schwarzen Blattern erlag, hat in 8 Monaten über 800 Vogelbälge 
gesammelt, darunter 18 bis dahin für Turkestan nicht nachge- 
wiesene Arten. Pleske zählt 419 Species auf. 

Von einem zweiten für die Kenntniss der palaearctischen 
Region sehr werthvollen Werke Pleske’s, die Vogelfauna des 
Russischen Reichs liegt eine Lieferung, die erste des zweiten 
Bandes vor, welche die Grasmücken behandelt. 

Das Werk erscheint in deutscher und russischer Sprache; eine 
Tafel, von Mützel’s Hand gemalt und lithographirt, zeigt die Sylvia 
curruca mit ihren Verwandten $. althea und S. miniscula. 

Von Herrn Dr. Conwentz ist eine Mittheilung des West- 
preussischen Provinzial-Museums in Danzig eingegangen, welche 


en er u 


Nachrichten: An die Redaction eingegangene Schriften. 191 


u. a. über das Vorkommen des Syrrhapies paradozus in jener 
Provinz interessante Angaben bringt. Bemerkenswerth ist, dass 
am 12. Februar 1889 ein altes $ dieser Art auf Leimruthen hinter 
dem neuen Schützenhause unweit Danzig gefangen wurde. Das- 
selbe befindet sich im Provinzial-Museum. Am 25. April 1888 
wurden die ersten beiden Steppenhühner in der Provinz bei Kl. 
Stoboy erlegt. Ein junges Thier ist nirgendwo beobachtet worden. 
Die Vögel haben sich vornehmlich von dem Samen und jungen 
Pflanzen des rothen Klees ernährt, dann fanden sich aber auch 
Weizen- und Roggenkörner sowie andere Samen vor. 

Herr Ehmcke erwähnt, dass nach Mittheilungen des Herrn 
Conwentz Phalaropus hyperboreus in Westpreussen erlegt wurde. 

Herr Hocke zeigt Spähne, die von Picus martius in der 
Umgegend von Fürstenwalde aus dem Holze herausgeschlagen 


wurden, vor. 


Lu 


Eine längere Discussion erhebt sich über eine neuerdings auf den 
Vogelmarkt gelangte, angeblich neue Art der Gattung Cardinalis, 
welche sich, sobald ein Exemplar zur wissenschaftlichen Prüfung 
zugänglich sein wird, zweifelsohne als Artefaet erweisen dürfte. 

Herr Bünger verliest 2 kleine Abhandlungen von Dr. Eck- 
stein: „Aus dem Minneleben der Vögel“ und „Ein Eiin der Leibes- 
höhle des Haushuhns“. Dieselben gelangen im Journal zum Abdruck. 

Derselbe überbringt Grüsse unseres Mitgliedes Radde und 
kündigt dessen Besuch im Juni dieses Jahres an. 

Schluss der Sitzung. 

ed si Matschie. Cabanis, Gen.-Secr. 


Nachrichten. : 
An die Redaction eingegangene Schriften. 
(Siehe Jahrg. 1889, Seite 110 ff.) 


2196. Zeitschrift für Ornithologieund praktische Ge- 
flügelzucht. Organ des Verbandes der ornithologischen 
Vereine Pommerns XIII. Jahrg. No. 4—6. April—Juni 
1889. — Vom Ornithologischen Verein zu Stettin. 

2197. Monatsschrift des Deutschen Vereinszum Schutze 
der Vogelwelt. Redigirt von Hofrath Prof. Dr. Liebe. 
XIV. Jahrg. No. 5—6. März — April 1889. Vom Verein. 

2198. V. von Tschusi: Der Tannenhäher [Aus Mon. d. D. V. 
z. Schutze d. Vogelwelt. XIV. Jahrg. 1889. No. 1.] — 
Vom Verfasser. 

2199. Derselbe: Ueber Phyllopneuste bonelli Vieill. in der Schweiz. 
— Von Demselben. 

2200. Derselbe: Zum heurigen Erscheinen des Fichtenkreuz- 
schnabels. — Von Demselben. 

2201. Derselbe:Zur Erinnerung an heimgegangene Ornithologen. 

I. u. II. [Aus Mitth. d. Orn. Ver. in Wien 1888. No. 11 und 
aus: Die Schwalbe XIII. Jahrg. No. 2.] — Von Demselben. 


2213. 


2214. 


2215. 


2216. 


2217, 


2218, 


An die Redaction eingegangene Schriften. 


. V.v.Tsehusi: Kronprinz Erzherzog Rudolf als Ornithologe. 


[Aus Die Schwalbe XIII. Jahrg. No. 6.] — Vom Verfasser. 


3. „DieSchwalbe.“ Mittheilungen des Ornithologischen Ver- 


eines in Wien. Jahrg. XIII. No. 1—7. 1889. — Vom Verein. 


. v. Tschusi: Richtigstellung der Notiz „Ardea bubuleus iz 


Obedske bare“. — Vom Verfasser. 


d. Proceedings of United States National Museum. 


Vol. XI. No. 9, 5. Jan. 1889. — Vol. XI. No. 19, 26. März 
1839. — Von der American Ornithologist’s Union. 


. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. VI. Ser. 


Vol. 1. No. 2. -—- April 1889. — Von der British Orni- 
thologist’s Union. 


. Freiherr Richard König-Warthausen: Bauch- 


schwangerschaft bei Vögeln. Aus Jahreshefte d. Ver. f. 
vaterl. Naturkunde in Württ. 1886. — Vom Verfasser. 


. Derselbe: Ueber die Schädlichkeit und die Nützlichkeit 


der Rabenvögel. [Ebendaher 1887]. — Von Demselben. 


. Derselbe: Ueber die Gestalt der Vogeleier und über deren 


Monstrositäten. [Ebendaher 1855]. — Von Demselben. 


. Derselbe: Omithologischer Jahresbericht 1885, 1886, 1887. 


[Ebendaher 1886, 1887, 1888.] — Von Demselben. 


. H. E. Dresser: Notes on Birds collectet by Dr. G. Radde 


in the Transcaspian Region. [Cum. tab.: Zandus raddei.| 
[Aus Ibis. January 1889.| — Vom Verfasser. 


. Cheek-List of North-American Birds. Accor- 


ding to the Canons of Nomenclature of the American Orni- 
thologists Union. 1889. — Von der American Orni- 
thologist’s Union. 

Theodor Pleske: Revision der Turkestanischen Ornis. 
[Aus Mem. de !’Acad. imp. d. science. de St. Petersbourg. 
VI. Serie Tome XXXVI. No. 3.] — Vom Verfasser. 
Th. Plesk e: Die Vogelfauna des Russischen Reichs. Band II. 
Lief. I. Grasmücken (Sylvia). Petersburg 1889. [Mit einer 
Tafel: Sylvia curruca nebst verwandte Arten.] — Vom 
Verfasser. 

P. Leverkühn: Welche Vögel nennt der Koran? [Aus 
Zeitschr. f. d. ges. Orn. IV. 1888]. — Vom Verfasser. 
Leverkühn: Die Vögel unseres Gartens in Hannover. 
[Aus Monatsschr. d. D. V. z. Schutze d. Vogelwelt 1889. 
No. 5.] — Von Demselben. 

J. A. d. Sousa: Aves da Huilla (Angola remettidas ao 
Museu de Lisboa pelo reverendo padre Antunes. [Aus 
Jornal de Sciene. Math. Phys. e. Nat. 1889. I] — Vom 
Verfasser. 

Supplement to the Code of Nomenclature and 
Check-List of North-American Birds. — Von der American 
Ornithologist’s Union. 


————&a—a — 


JOURNAL 
ORNITHOLOGIE 


Siebenunddreissigster Jahrgang. 


Allgemein Beutsche nis nhe Bekuen zu Berlin, 


Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung. 
Abgehalten zu Münster in Westfalen, vom 10. bis 12. Juni 1889. 


Erster Tag. 
Montag, den 10. Juni 18389, Abends 8 Uhr. Vorver- 
sammlungim westfälischen zoologischen Garten. 

Anwesend als Mitglieder die Herren: Prof. Dr. H. Landois, 
Münster, Dr. A. König, Bonn, Ernst Hartert, z. Z. Wesel, 
E. Schotte, aus Berlin und Dr. Tenckhoff, Paderborn. 

Als Gäste nahmen Theil die Herren: Dr. Westhoff, 
Freiherr Fr. v. Droste-Hülshoff, Rudolf Koch, H. 
Stroband, H. Kaiser, W. Lienenkamp, L. Treu, Dr. 
Vormann und H. Wiekman aus Münster, Dr. Bölsche und 
Rector E. Lienenkamp, Osnabrück. 

Prof. Dr. Landois eröffnet die Sitzung durch eine herzliche 
Begrüssung der Anwesenden. Zum Vorsitzenden für die heutige 
Sitzung und für morgen wird Professor Landois gewählt und 
zu Schriftführern werden die Herren Dr. Westhoff und Hartert 
ernannt. Die Feststellung der Zeit und der Tagesordnung für 
die nächstjährige Versammlung in Berlin wird den Berliner Mit- 
gliedern zur Berathung in einer Monatssitzung überlassen. 

Noch lange nach Erledigung der Tagesor dnung sassen die 
Anwesenden bei Bier und Wein zusammen. 


Zweiter Tag. 
Dienstag, den 11. Juni 1889, Morgens 9 Uhr. Sitzung 
im westfälischen zoologischen Garten. 
Anwesend als Mitglieder die Herren: Prof. Landois, 
Cab, Journ, £, Ornith, XXXVI. Jahrg. No. 187. Juli 1889. 13 


194 Allgem. Deutsche Ormithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Schotte aus Berlin, Dr. A. König, Bonn, Ernst Hartert, 
z. Z. Wesel, Dr. Tenckhoff aus Paderborn. 

Als Gäste die Herren: Dr. Westhoff, G. Nieling, Wanne, 
-R. Grasreiner, Wanne, Dr. Vormann, Otto Weber, 
Tümler, Fr. Loens, Rud. Koch, Westrick, Frei- 
muth, Cand. Wickmann aus Münster, Oberförster Renne, 
Dülmen, Architekt Brode, Münster und F. Siekmann aus 
Iburg. 

Der Vorsitzende Prof. Landois eröffnet die Versammlung 
mit Verlesung einer langen Reihe von Postkarten, Briefen und 
Telegrammen, welche das Bedauern vieler Mitglieder enthielten, 
die durch äussere Umstände verhindert waren, der Versammlung 
beizuwohnen. Prof. Cabanis blieb aus Gesundheitsrücksichten 


fern, Wiepken in Oldenburg verträgt das Reisen nicht mehr, 


Reichenow ist durch die Arbeiten in dem demnächst zu er- 
öffnenden zoologischen Museum ferngehalten, ferner drücken die 
Gebrüder Blasius, Paul und Anton Wiepke in Hamburg, 


Herr Grunack in Berlin und Freiherr v. Berlepsch in Münden 


ihr Bedauern aus, nicht anwesend sein zu können. Herr Hartert 
überbringt Grüsse des dienstlich in Anspruch genommenen Dr. 
Kutter in Kassel und den Dank des Obersten Nernst in 
Wesel für die Einladung, der er gern nachgekommen wäre, aber 
durch den Beginn der Schiessübung nachzukommen verhindert sei. 

Der Vorsitzende gedachte sodann des in diesem Jahre 
erfolgten Todes zweier hervorragenden Mitglieder, S. k. u. k. Hoheit 
des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich und des Nestors 
der deutschen Ornithologie, Eugen v. Homeyer in Stolp i. P. 


Herr Hartert hob in warmen Worten die Verdienste Herrn 


E. v. Homeyer’s um die paläarctische und im Besonderen 
um die deutsche Ornithologie hervor, die Gesellschaft ehrte den 
Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Ein Nekrolog wird 
im Journal f. Ornithologie veröffentlicht werden. 

Herr Dr. Westhoff sprach über die Avifauna West- 
falens. Der Vortrag wird im Journal f. Orn. abgedruckt werden. 
An einer längern sich daranschliessenden Discussion nahmen be- 
sonders König und Hartert theil. Dr. König constatirt, dass 
er Fulica atra, der bisher noch nicht als Brutvogel des Münster- 
landes bekannt ist, bei Burgsteinfurt zur Brutzeit beobachtet 
hat. Beide Herren glauben bestimmt, das Cyanecula leuco- 
cyana nicht eingewandert ist, sondern von den frühern Be- 


Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung. 195 


obachtern nur übersehen wurde. An die Mittheilung, dass Serinus 
hortulanus noch nicht bei Münster brüte, knüpfen sich die Mit- 
theilungen König’s, dass die Weiterverbreitung dieses Vogels 
von SW. nach NO. stattiinde, dass er 1883 im benachbarten 
Rheinlande auftrat und 83 und 84 zuerst bei Bonn Brutvogel war. 
Hartert bemerkt, dass er den Vogel kürzlich bei Dresden hörte, 
dass er bei Wesel noch nicht vorkomme und auch manchmal von 
S. nach N. sich weiterverbreite. Es dürfte nach Ansicht beider 
Herren nur noch kurze Zeit dauern, bis er auch im Münsterlande 
und bei Wesel Brutvogel. Hartert knüpft an den Vortrag an, 
dass Jynxz torquilla bei Wesel zwar brüte, aber ganz ausser- 
ordentlich selten. 

Hierauf sprach Herr Ernst Hartert über das Leben einiger 
Vögel Indiens. Der Vortragende, der vor etwa zwei Monaten von 
einer neunzehnmonatlichen Reise nach Sumatra, Malakka, den 
Gebirgen Ober-Assams zurückgekehrt war, führte die Anwesenden 
zuerst im Geiste in den Hafen von Calcutta, wo die überaus 
frechen Milane, Melvus gowinda Sykes, die schönen Aaliastur indus 
und zahlreichen Corvus splendens den Fremden in Erstaunen setzen. 

In den Raaen eines Dampfers wurden einmal 34 Milane, 
2 Haliastur und etwa ein Dutzend Krähen gezählt. Die Frechheit 
der Milane wurde drastisch geschildert, die Art des Ergreifens 
der Beute erläutert und das Leben anderer die innere Stadt be- 
wohnender Vögel, Acridotheres tristis, Passer indicus, der Geier, 
Marabus und anderer beschrieben. 

Von dem reichen Vogelleben auf dem heiligen See bei Push- 
kar in Rajputana, wo sich Enten mit einer den deutschen 
Jäger frappirenden Zahmheit herumtreiben, ward ein Bild entworfen. 

Wenige Vögel beleben so phantastisch eine Gegend wie die 
Bucerotiden, deren vorzüglichste Heimath die grossen, ebenen 
"Waldungen Sumatras und Malakkas sind, Zu gewissen Jahres- 
zeiten hallen dort die Wälder wieder vom Geschrei der riesigen 
Buceros rhinoceros und Rhinoplaw vigl. Eine Schilderung der 
Lebensweise dieses letzteren, seltenen Vogels ist bisher nur von 
Davison, dem trefflichen früheren Sammler Hume’s, versucht 
worden und vom Verfasser vollauf bestätigt gefunden und ver- 
vollständigt. 

Genauer besprochen wurde dann ein bisher nur einmal er- 
legter, nunmehr von Hartert in drei Exemplaren mitgebrachter 
Hornvogel, Anorhinus Austen‘ Jerdon; die Exemplare zeigen, dass 

13* 


196 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 
/ 

wir hierin eine sehr gute Art vor uns haben, welche sich nicht 
nur deutlich im Gefieder, sondern auch durch eine verschiedene 
Lebensweise von der nahestehenden Anorhinus Tickelli unterscheidet. 
Während Tickelli auf ein kleines Gebiet in Tenasserim beschränkt 
ist, lebt Austen! in den Gebirgen der Patkai-Hügelketten in Ober- 
Assam. 

Beschrieben ward der bisher noch nicht bekannte Ton des 
hochseltenen Psdopogon pyrolophus, der in Malakka in Höhen 
von 4000 Fuss, in Sumatra schon 2000 Fuss hoch gefunden wurde. 
Diese Stimme klingt etwa zirr zirr zerrırr und wurde vom Vor- 
tragenden anfangs für eine Cicadenstimme gehalten. Ausserdem 
hat der Vogel noch einen kurzen kreuzschnabelähnlichen Lockton, 
während die ihm von Wray zugeschriebene Stimme einem andern 
Vogel angehört. 

Ferner ward das Leben der tropischen Bienenfresser im 
Innern Afrikas, auf Sumatra und Salanga beschrieben. Schon in 
Afrika an Merops pusillus Müll. und wiederum häufig an Melittias 
quintieolor auf der Insel Salanga wurde wahrgenommen, dass sie 
sich nach Art der Alcedininen in das Wasser stürzen, wahrscheinlich, 
um an der Oberfläche schwimmende Insekten zu fangen. Der be- 
kannte indische Ornithologe Blyth erwähnt derselben Beobachtung 
an einem kalten Tage von Merops viridis in Nordindien, eine 
Beobachtung, die ihn sehr überraschte und nur das eine Mal ge- 
macht wurde. | 

Als fernere Charaktervögel tropischer Gegenden, welche der 
Gegend ein buntes Leben verleihen und Jedem auffallen, nicht wie 
die bunten Pitta und manche Eurylaemiden tief versteckt im 
Waldesdunkel leben, wurden die Alcediniden geschildert, deren 
zwei Unterabtheilungen Alcedininen und Daceloninen sich ganz wesent- 
lich in der Nahrung und im Aufenthalt unterscheiden. Einzelne 
Ausnahmen wurden angeführt, der wesentliche Unterschied aber 
besteht darin, dass die Alcedininen stosstauchend aus dem Wasser 
fischen, die Daceloninen ihre Beute auf dem Trocknen nehmen. 
Viele andere mitgetheilte biologische Beobachtungen werden später 
im Journ. f. Ornith. veröffentlicht werden. 

Hierauf legt Herr Hartert mehrere von einem und dem- 
selben Weibehen herrührende, von ihm 1383 bei Wesel am Rhein 
gefundene Kukukseier vor, welche schon im Journ. f. Ornith. 1887 
pag. 253 u. 254 besprochen wurden. Die Eier haben in der Farbe 
eine frappante Achnlichkeit mit denen von Calamodyta phragmitis, in 


_ 


Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung. 197 


deren Nestern sie bis auf eins auch gefunden wurden. Die An- 
wesenden erklärten, so gefärbte Kukukseier noch nicht gesehen 
zu haben. Mit diesen Eiern, bemerkt der Vortragende, ist ein 
fernerer Beweis geliefert, dass ein und dasselbe Kukuksweibchen 
gleichgefärbte Eier legt und dass die gegentheilige Behauptung 
des Herrn Oberförster Adolf Müller (siehe Journ f. Ornith. 
1889 Seite 39 in der Arbeit von Herrn Walter) durch einen 
ferneren, durch Beweisstücke bekräftigten Fall widerlegt wird 

Im Anschluss hieran richtet der Vorsitzende, Professor Lan- 
dois, nochmals die Gedanken der Versammlung auf die von keinem 
Ornithologen getheilten Ansichten des Oberförster Müller, der 
den Beweis zu liefern suchte, dass der Kukuk zuweilen selber 
brüte. Wie wenig glücklich er dabei gewesen ist, wurde durch 
die in der Septembersitzung 1883 in Berlin von den anwesenden 
zwölf Mitgliedern kundgegebene Meinung und durch den ein- 
gehenden Aufsatz von Ad. Walter in Cabanis Journal 188) 
Seite 34 u. ff, genugsam bewiesen; aber in Anbetracht des grossen 
allgemeinen Interesses für den Gegenstand glauben die Anwesenden 
nochmals Stellung zu der „Frage“ nehmen zu müssen, indem sie 
einstimmig dem Vorstehenden zustimmen. 

Ferner legt Herr Hartert ein ungeflecktes, sehr 
grosses Schreiadlerei aus Ostpreussen vor. Bekanntlich fehlen 
immer noch unanfechtbare Beweisstücke für das Brüten von Aguzla 
clanga in Preussen. Das Weibchen, dem vorliegendes Ei angehört 
hat, hatte den Anschein, eine c/anga zu sein, wurde aber leider 
nicht erlegt, sondern nur angeschossen, kam nicht wieder zum 
Horste zurück und ward nicht wieder gesehen. Das Ei wurde 
natürlich daraufhin fortgenommen. Nach Meinung der Anwesenden 
ist das Ei eine clanga, aber da absolut sichere Merkmale zur 
Unterscheidung der Eier verschiedener Schreiadlerarten nicht zu 
finden sind, muss die Frage noch offen bleiben. 

Hierauf berichtet Herr Oberförster Renne aus Dülmen 
über das Birkwild der Ebene Westfalens. Es wird die 
interessante Erscheinung eingehend besprochen, dass das Birkwild 
in den letzten Jahren in die Ebene des Münsterlandes von Norden 
her eingewandert ist. Es zeigte sich zuerst im Norden des Münster- 
landes und trat erst später in den südlichen Theilen desselben 
auf. Noch vor fünf Jahren konnte man im Zweifel darüber sein, 
ob die Ansiedelung eine dauernde sein werde, jetzt aber kann 
dies keinem Zweifel mehr unterliegen, sondern es wird erfreulicher 


198 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Weise eine stetige Vermehrung und Ausbreitung wahrgenommen. 
Schon ist es an gewissen Orten so zahlreich geworden, dass dort 
die Jagd zur Balzzeit zu den besten in Deutschland gehört. Mit 
dem in den Gebirgen Westfalens, dem Sauerlande, lebenden Birk- 
wilde hat dies eingewanderte Birkwild nichts zu thun, denn es 
unterscheidet sich ständig durch geringere Grösse. In der mit 
ungewöhnlicher Schärfe beobachteten Schilderung des Balzens der 
Hähne wird hervorgehoben, dass der Schwanz stets dachförmig 
ausgebreitet wird, ausser dem oft beschriebenen ‚Kollern“ und 
„Schleifen“ wird auch das fast nirgend erwähnte kurze „terrüt“ 
beschrieben, das man nur beim Aufflattern des Hahnes hört. Der 
Ton der Hennen wird als kökökökö bezeichnet. Ein Treten findet 
nur statt, wenn Hahn und Henne sich allein glauben, nicht aber, 
wenn mehrere Hähne und Hennen beisammen sind. Im Gegen- 
satz zu dem Auerhahn, den man gewöhnlich im „Anspringen“ 
resp. Anschleichen erlegt, ist der Hahn auch während des 
Schleifens noch recht vorsichtig und scheu. Die Balz beginnt 
im Beobachtungsgebiete anfangs April und dauert bis gegen Ende 
Mai. Das Nest findet man auf freien Flächen, zwischen Haide- 
kraut und Gras, auch schon auf einsamen Waldwegen an den 


Bölken zwischen Geleise und Pferdeweg. Die Hähne wurden oft 


beobachtet, wie sie an feuchten Haidemooren Rohrhalme in 


Massen abbissen, wodurch der Graswuchs an solchen Orten sehr 


begünstigt wurde. In Buchweizenfeldern richten sie zuweilen 
Schaden an. 

Von Feinden dürften Iltis, Fuchs und Marder die schlimmsten 
sein, aber selbst diese richten nicht allzu grossen Schaden an, da 


das Birkwild hier die öden, von diesen Thieren wenig besuchten, 


diehtest verwachsenen Haidekrautflächen bewohnt. 


Unter dem guten Schutze, der dem schönen Wilde in den 


meisten Forsten zutheil wird, dürfte der Bestand sich fernerhin 
vermehren. 


Es folgt nunmehr der Vortrag des Herrn Wiekmann: 


Ueber Struetur und Bildung der Eischale. 

Zur Erläuterung des Vortrages, welcher im Journal abgedruckt 
wird, werden alsdann an zwei grossen Mikroskopen von der Firma 
Klönne und Müller in Berlin mit verschiedenen Trokensystemen, 
Wasser- und Oel-Immersionen eine Menge Präparate demonstrirt, 
wovon wir als besonders interessant ein Präparat von einem 


braunen Eierfarbstoffe, dem Eileiter einer Krähe ent- 


N 


Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung. 199 


nommen, hervorheben wollen, dessen enorm kleine, amorphe Par- 
tikelehen durch eine !/,, zöllige Wasser-Immersion von Klönne 
und Müller, bei ca. zweitausendfacher Vergrösserung sehr hübsch 
zur Anschauung gebracht wurden. — 

Hierauf sprach Herr Dr. A. König aus Bonn: Zur Fauna 
der Canarischen Inseln. Der Vortragende kürzt in Anbetracht 
der vorgeschrittenen Zeit seinen Vortrag wesentlich ab. Es werden 
kurz die früheren Arbeiten über das Gebiet erwähnt und nament- 
lich der ganz vortreffichen Arbeit von Dr. Bolle volles Lob ge- 
spendet. Die über 400 Bälge und viele Eier enthaltenden Samm- 
lungen Dr. König’s bestätigen fast durchweg Bolle’s sorgfältige 
Beobachtungen, die Berichtigungen betreffen fast nur solche Arten, 
welche anscheinend nicht von Bolle erlegt wurden und nun durch 
die vorliegenden Stücke als anderen Formen angehörend sich er- 
wiesen. So z. B. ist der grosse Würger Lanius algeriensis, der 
grosse Specht ist nicht numidieus sondern major, der Pieper ist 
Anthus Bertheloti, Parus Tenerifjae ist identisch mit ultramarinus , 
die Feldlerche ist sehr selten u. a. m. 


Dem vulkanischen Boden entsprechend ist die Ornis wie die 
ganze Fauna eine armselige und dürftige. Die von Bolle in den 
hohen Regionen des Pie von Teneriffa vergeblich gesuchte, früher nur 
in Paris und London in wenigen Exemplaren vorhandene Fringilla 
_ teydea wurde vom Vortragenden mit Recht in den eine Höhe von 
120 bis 130 Fuss nicht selten erreichenden Wäldern von Pinus 
canariensis vermuthet und als Brutvogel entdeckt. Seine Lebens- 
weise wurde genau beobachtet und Nest und Eier erworben 
welch’ letztere grösser und von einem tieferen Blau als die Eier 
von Fringilla coelebs sind. 

Die ebenfalls seltene Fringilla tintillon ward in einer auf 
Madeira grösseren, auf Teneriffa kleineren Race erbeutet, auf 
Palma ward eine neue Art Fringilla coerulescens König entdeckt, 
die durchweg blau ist und keine Rostfarbe auf der Unterseite zeigt. 

In Höhen von und über 2500 Fuss wurde ein durch Gefieder, Eier 
und Nistweise verschiedenes Rothkehlchen Eryihacus superbus König 
n. sp. entdeckt, auf der Insel Palma jedoch unsere Erythacus rubecula 
gefunden. 

In den schönen Lorbeerhainen von Palma wurde die Columba 
laurwora und auf Teneriffa Columba Boll brütend gefunden, beide 
machen 2 Bruten, legen aber jedesmal nur ein Ei. Eine ausführ- 


200 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin. 


liche Arbeit über den Gegenstand wird demnächst im Journal für 
Ornithologie veröffentlicht werden. 

Herr Dr. Reichenow hat einen Aufsatz eingesandt, welcher 
die wissenschaftliche Nomenelatur behandelt und die 
Stellungnahme der Gesellschaft zu dieser wichtigen Frage durch 
Einigung über bestimmte Grundsätze in Vorschlag bringt. Eine 
Diseussion über die Arbeit findet nicht statt, die Versammlung 
beschliesst jedoch: 

1. Die Versammlung hält es für eine wichtige Aufgabe, den 
Versuch einer Regelung der zoologischen Nomenclatur zu unter- 
nehmen. 

2. Eine Commission, bestehend aus den Herren Dr. Reiche- 
now in Berlin und Freiherr Hans v. Berlepsch in Münden, 
wird erwählt mit dem Ersuchen eine Vorlage auszuarbeiten, die 
auf der nächstjährigen Jahresversammlung zur Discussion bezw. 
Beschlussfassung vorzulegen ist; dieselbe soll den Mitgliedern 
vorher im Drucke zugestellt werden, damit ein Jeder in der Lage 
ist, seine Anschauungen nach reiflicher Ueberlegung zu vertreten. 

Hierauf schliesst der Vorsitzende die Versammlung um 1'/, Uhr 
Mittags. 

Nachdem im Saale des zoologischen Museums im zoologischen 
Garten ein trefiliches, gemeinsames Mittagsmahl eingenommen 
war, wobei Herr Prof. Landois in schönen Worten ein Hoch 
auf die ornithologische Wissenschaft ausgebracht hatte, wird ein 
Rundgang durch die schönen Sammlungen des Museums unter- 
nommen und die von einigen Herren unter Landois’ Führung 
schon vor Beginn der Versammlung am Morgen begonnene, ein- 
gehende Besichtigung der Provinzialsammlung fortgesetzt, welche 
viel des Interessanten bot. Sehr beachtenswerth ist ein bei Münster 
erlegtes Blaukehlchen, das als Cyanecula Wolfii bezeichnet ist und 
dem jedweder weisse oder zimmtbraune Fleck im blauen Kehl- 
felde fehlt, nur die bedeckten, nicht sichtbaren Wurzeihälften der 
Federn sind weiss. Dr. König und Hartert glauben indessen, 
dass dies nicht Cyaneeula Wolfii mit tiefblauer Kehlfärbung ist, 
sondern eine Varietät von Üyanecula leueocyanea. Viele andre be- 
merkenswerthe Stücke wurden eingehend geprüft, eine wohl durch 
Versehen hineingerathene Nyctea nisoria wurde als bei Königsberg 
i. Pr. erbeutet und in der typischen Art des Herrn Präparator 
Künow ausgestopft erkannt. Besonders reich vertreten sind 
Sing- und Wasservögel. 


se en Die a © 


Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung. 201 


Am Nachmittag hatte die zoolog. Section für West- 
falen und Lippe in Verbindung mit der Direction des 
zoologischen Gartens ein Festconcert veranstaltet, das die 
Anwesenden bis gegen Abend im zoologischen Garten fesselte. 

Die Herren König und Hartert hatten gegen Abend zu ihrem 
grossen Bedauern Abschied nehmen müssen, aber die Zahl der Orvi- 
thologen ward durch die noch verspätet erscheinenden Herren Freih. 
v.Berlepsch und Wilh. undRud. Blasius aus Braunschweig ver- 
mehrt. Bis zum dämmernden Tage wurden die Anwesenden durch 
die feuchtfröhliche „Abendgesellschaft des zoologischen 
Gartens“ in urgemüthlichster Stimmung zusammengehalten. 


Dritter Tag. 

Excursion nach Dülmen. 

Mittwoch, den 12. Juni: Vormittags. Anwesend von Mitglie- 
dern die Herren: Prof. W. Blasius, Prof. R. Blasius aus Braun- 
schweig, Schotte aus Berlin, und Prof. Landois. 

Von Gästen nahmen Theil: Zwei Herren Nieling aus Wanne, 
Rechnungsrath Rade, Koch, Cand. Wiekmann, Tümler aus 
Münster, Nopta aus Seppenrade, Oberf. Renne aus Dülmen, Hacke- 
braun aus Dülmen und Dr. Westhoff aus Münster. 

Gegen 7 Uhr fand die Abfahrt nach Dülmen statt, wo Herr 
Oberförster Renne und Kaufmann Nopta aus Seppenrade die 
Gäste begrüssten. Zunächst fand eine Besichtigung des pracht- 
vollen herzoglich Croy’schen Schlossgartens statt. Darauf fuhr die 
Gesellschaft, soweit die Haide das Fortkommen der Wagen ge- 
stattete, in die liehtübergossene Einöde hinaus und setzte zu Fusse 
den Weg über die weite Ebene fort, wo das Haidekraut die todten 
Sandflächen mit rothglüheuden, honigschweren Blüthenbüscheln 
bedeckt und zur Alleinherrscherin geworden ist. Wo zwei lange 
Reihen hochaufgeschossener, aber längst wieder erstorbener 
Lärchen den Versuch verrathen, die Haide dem Menschen forstlich 
nutzbar zu machen, da löste sich die Gesellschaft in weitgedehnte 
Gruppen auf, um das Birkwild zu erwarten, das von einer Kette 
Treiber herangedrängt werden sollte. Schwüle Ruhe lag. über der 
Haide, nur der Kiebitzruf drang von ferne herüber und ein grosser 
Brachvogel schwebte am Horizonte dahin. Ein halbwüchsiges 
Füchslein schnürte gerade auf Dr. R. Blasius, den einzigen In- 
haber einer Flinte, zu und wurde mit zwei Schüssen Hühner- 
schrotes erlegt, und auch der Hauptzweck ward zur vollkommenen 


202 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Befriedigung der Gesellschaft erreicht, indem ein Birkhahn mit 
nachfolgender Henne über dieselbe hinstrich. 

Stellenweise dicht umhüllt von Massen des Eichenwicklers, 
Tortrix viridana, deren Raupen die Eichblätter überall zerfressen 
hatten, nahm die Gesellschaft den Weg zum herzoglichen Wild- 
parke hin, wo die Bestände an Rehen, virginischen und Axis- 
Hirschen vorübergetrieben wurden und ein wohlgelungenes Absuchen 
der zahlreichen Kaninchenbaue mit Frettchen stattfand. Unter 
den vielen grauen Kaninchen wurden auch einige weisse Exem- 
plare sichtbar. Es sind keine Albinos, denn sie haben schwarze 
Ohrenspitzen und dunkle Augen, sie sollen aus Spanien stammen. 
Mit dem Nachmittagszuge kehrte die Gesellschaft nach Münster 
zurück, nachdem durch ein gemeinsames Mal im Hötel Ostrup zu 
Dülmen die körperlichen Bedürfnisse befriedigt waren. Infolge 
der noch immer zahlreichen Betheiligung ward beschlossen, eine 
fernere wissenschaftliche Sitzung abzuhalten. 


Sitzung im zoologischen Garten, 12. Juni 1889. 
Abends 8 Uhr. 

Der Vorsitz wurde Herrn Prof. Wilh. Blasius übertragen. 
Anwesend von Mitgliedern die Herren: Prof. Wilh. Blasius, 
Prof. Rudolf Blasius, Freiherr v. Berlepsch, Prof. Landois, 
Herr Schotie. 

Von Gästen: Herr Rechnungsrath Rade, R. Koch, Dr. West- 
hoff, Herr Tümler, Cand. Wiekmann, Herr W. Pollack und 
A. Krause, aus Münster. 

Freiherr v. Berlepsch legt eine Reihe südamerikanischer 
Vogelbälge vor, welche neue Arten repräsentiren: 

Conirostrum setticolor intermedium nov. subspec. aus Venezuela. 
Pogonotriecus Landoisi nov. spec. aus Venezuela. 
Dendrocolaptes eximius nov. spec. aus Trinidad. 

Urochroma Emmae nov. spec. aus Columbia. 

Die Diagnosen sollen später im Journ. f. Ornith. veröffentlicht 
werden. 

Prof. Wilh. Blasius hatte beabsichtigt, einen Vortrag 
über neue Arten von den Sulu-Inseln zu halten, nimmt aber der 
vorgerückten Zeit halber davon Abstand. Die Abhandlung soll 
später abgedruckt werden. 

Derselbe machte einige persönliche Mittheilungen über 
E. v. Homeyer. 


Pe 


Berieht über die (XIV.) Jahresversammlung. 203 


Eugen Ferdinand v. Homeyer, geboren am 11. Nov. 1809 
zu Nerdin bei Anclam in Pommern, starb am 31. Mai 1889 Abends 
11!/,;, Uhr. Die Erziehung erhielt derselbe anfangs im elterlichen 
Hause, das er später zum Zwecke des Besuches eines Gymnasiums 
verliess. Schon früh erwachten in ihm die Neigungen zu den 
Naturwissenschaften, besonders zu botanischen und zoologischen 
Studien. Infolge des Verkehrs mit vielen ältern und gleichaltri- 
gen Ornithologen wurde bald die ÖOrnithologie seine Lieblings- 
wissenschaft. 

Von Beruf Landwirth pachtete v. Homeyer im Jahre 1840, in 
dem er sich auch am 18. Octob. mit Philippine Ladewig ver- 
heirathete, die Güter Darsin und Pottargen (Kr. Stolp). 1852 kaufte 
er das Gut Warbelow, verkaufte dasselbe aber 1874 wieder, nach- 
dem ihm seine treue Lebensgefährten durch den 'Tod entrissen 
war, um nach Stolp i. P. zu ziehen und sich nur noch seinen 
Lieblingswissenschaften zu widmen. Sein Sohn Eugen ist z. Z. 
Majer im Magdeb. Dragoner-Reg. Nr. 6 und Director der Unter- 
offieier-Reitschule zu Hannover, seine Tochter Clara mit Herrn 
v. Zitzewitz auf Dumroese bei Denzin i. P. verheirathet. Der 
Verewigte war sammelnd und schriftstellerisch ausserordentlich 
thätig. Der deutschen Ornithologen-Gesellschaft gehörte er seit 
ihrer Begründung an und war lange Jahre Präsident derselben. 
Bis in seinen letzten Lebensmonat war v. H. geistig und körper- 
lich sehr rüstig. Zu Pfingsten dieses Jahres hatte er sich eine 
wissenschaftliche Reise seit längerer Zeit vorgenommen. Noch 
am 24. Mai d. J. ist derselbe Abends mit Bekannten bis 10'/;, Uhr 
in der Umgebung von Stolp spazieren gegangen, um dort ausge- 
setzte Nachtigallen zu verhören. Am 25. Mai Abends hat er das 
Casino besucht _ und wie gewöhnlich seine Parthie gespielt. Am 
26. Mai früh ist er zur gewohnten Stunde aufgestanden, er war 
gesund und munter, doch traf ihn beim Anziehen der Stiefel ein 
Schlaganfall, der die ganze linke Seite lähmte. Die Besinnung 
ist fast bis zum Tode nicht entschwunden. Am Mittwoch, den 
29. Mai, waren die letzten Worte, die er sprach „Buch“, „Feder“, 
Das Schreibzeug, das ihm gereicht wurde, konnte er aber nicht 
mehr zum Schreiben verwenden. Der Todeskampf trat ein, der 
ihn in der letzten Stunde des 31. Mai dahinrafite. Zuletzt schien 
der Tod wie eine Erlösung. Im Tode nahm das Gesicht den 
Ausdruck des Friedens und des Verklärtseins an. 

Es ist ein merkwürdiger Zufall, dass der letzte Correctur- 


204 Allgem. Deutsche Ormithologische Gesellschaft zu Berlin. 


bogen zu dem letzten grösseren Werke v. Hs „Vögel Norddeutsch- 
lands“ wenige Stunden vor dem Tode in Stolp angelangt zu sein 
scheint. Das Werk wird jedenfalls, event. vollendet von meinem 
Bruder und mir, sehr bald erscheinen können. Der ganze wissen- 
schaftliche Nachlass ist in den Besitz des Sohnes übergegangen 
und wird zunächst nach Braunschweig übergeführt werden, um hier 
geordnet und gesichtet zu werden. 

Hierauf vertheilte Dr. R. Blasius unter die Anwesenden seine 
Broschüre „Erzherzog Rudolf, Kronprinz von Oesterreich-Ungarn +.“ 

Professor Landoissprach überdasneuenaturhistorische Museum 
zu Münster und betonte im Anschlusse daran die Wichtigkeit der An- 
lage von Lokalsammlungen. In der sich anknüpfenden Discussion hebt 
auch Freih. v. Berlepsch die Wichtigkeit lokalfaunistischer Studien 
hervor, R. Blasius weist auf ähnliche Bestrebungen in Danzig und 
Dorpat hin. 

Auf Antrag des Vorsitzenden fasst die Versammlung folgende 
Resolution: „Die Jahresversammlung der D. ©. G. zu Münster i. W. 
bittet künftigbin um separate Zusendung der Einladung zur 
Jahresversammlung unter Kreuzband.“ (Begründung: um ein 
Uebersehen und Verlorengehen derselben zu vermeiden.) 

Eine nochmalige Besichtigung der Lokalsammlung durch die 
erst gestern Abend Angekommenen erwarb den Beifall derselben. 
Auf Mittheilung von der gestern angenommenen Resolution be- 
züglich der Mittheilungen Ad. Müller’s über das Brüten des 
Kukuks, erklären die nachträglich gekommenen Herren sich noch 
namentlich mit dieser Resolution einverstanden. 

Da weitere Verhandlungsgegenstände nicht vorlagen, schloss 
der Vorsitzende die Versammlung mit einem Hinweise auf die 
grosse Aufmerksamkeit und Liebe, mit welcher dieselbe vom Lokal- 
geschäftsführer Landois und den Mitgliedern der zoologischen 
Section aufgenommen und geleitet wurde, und spricht den Dank 
dafür aus. Prof. Landois bedankt sich für die Anerkennung 
und dankt den Gästen für deren Besuch. 

Etwa eine halbe Stunde, um 9!/; Uhr Abends, nach Schluss 
der Sitzung lief ein Telegramm des Fürsten von Bulgarien 
ein, was Prof. Landois veranlasste, nochmals die Sitzung zu er- 
öffnen. Das sofort verlesene Telegramm lautet: 

„Sofia, Palais 12. Juni 1889. 6 Uhr N.M.“ 

„Seine Königliche Hoheit der Fürst von Bulgarien, 
ordentliches Mitglied der D.O.G., beauftragen mich, Ihnen zu 


Dr. Fr. Westhoff: Zur Avifauna des Münsterlandes. 205 


melden, dass seit einigen Tagen sich Millionen von Rosenstaaren, 
Acridotheres roseus, in nächster Umgebung Sofias aufhalten. 
Dieselben bedecken streckenweise Boden und Sträucher, zeigen 
Ermüdung und Hunger. Der Fürst erlegte heute früh 75 Stück. 
Seine Königliche Hoheit benutzt diesen Anlass, den versammelten 
Mitgliedern der A.D. O.G. seinen collegialen Gruss zu übersenden. 

Der Chef der Cabinets-Canzlei Geheimrath v. Laaba.“ 

Auf Antrag des Freiherrn v. Berlepsch wird beschlossen, 
dem Fürsten folgende Antwort telegraphisch zuzusenden: 

„An den Chef der Cabinets-Canzlei Seiner Königlichen Hoheit 
des Fürsten von Bulgarien, Geheimrath v. Laaba, Sofia, Bul- 
garien. Die Jahresversammlung der A.D.O.G. zu Münster i. W. 
bittet den Herrn Chef Sr. K. Hoheit ihren unterthänigsten Gruss 
und Dank für die hochinteressante Mittheilung betreffs des Er- 
scheinens der Rosenstaare in Bulgarien gütigst übermitteln zu 
wollen. Professor Dr. Landois, Vorsitzender.“ 

Freiherr v. Berlepsch verbreitete sich noch in eingehender 
Rede über den Rosenstaar und seine Wanderungen, worauf die 
Versammlung geschlossen wurde. — 

Ein gemüthliches Zusammensein der Theilnehmer fand erst 
bei hereinbrechendem Tage ein Ende. 

Ernst Hartert und Dr. Westhoff. Prof. Landois. 
Schriftführer. Vorsitzender. 


Aufsätze, Berichte, Briefliches etc. 


Zur Avifauna des Münsterlandes. 
Von 
Dr. Fr. Westhoff. 


[Vortrag gehalten auf der Jahresversammlung der Allgem. Deutschen 
Ornitholog. Gesellschaft zu Münster i. W.] 


Zweck meines Vortrages ist es keineswegs, etwas wissen- 
schaftlich Neues aus dem Gebiete der einheimischen Orrithologie 
zu bieten, sondern ich hege die Absicht, dasjenige, was die Lokal- 
forschung unseres Münsterlandes, dessen Hauptstadt heute die 
Ehre hat, Ormithologen aus ganz Deutschland in ihren Mauern zu 
sehen, bis jetzt in Bezug auf seine Avifauna ergründet, zu einem 
Gesammtbilde zusammenzufassen und so das hiesige Leben und 
Treiben der Vogelwelt Ihrem Verständnisse näher zu bringen. 


206 Dr. Fr. Westhoff: 


Wenngleich auch unser Münsterland einen Theil der grossen 
norddeutschen Tiefebene ausmacht, seine Fauna sonach mit dieser 
dieselben Grundtöne trägt, so besitzt es doch in Bezug auf Be- 
schaffenheit und geopraphische Lage solche Eigenthümlichkeiten, 
dass dieselben unmöglich ohne Einfluss auf die Vogelwelt bleiben 
konnten. Dazu kommt, dass das Münsterland im Laufe der Zeit, 
zumal in den Tagen des jetzigen Jahrhunderts, so durchgreifende 
landschaftliche Veränderungen erlitten hat, wie wohl kaum ein 
anderer Theil Norddeutschlands; Veränderungen, welche auch 
in der Physiognomie der Vogelwelt einen auffallenden Wechsel 
hervorbringen mussten. 

Bevor wir daher den Charakter unserer Ornis und die Ver- 
änderungen, welche sie mit den Jahren erlitten hat, näher in’s 
Auge fassen, wird es notwendig sein, Ihnen in kurzen Zügen 
das Münsterland und seine Eigenthümlichkeiten vorzuführen, als 
auch die Unterschiede in der landschaftlichen Beschaffenheit 
zwischen einst und jetzt näher zu erläutern. 

Das Münsterland bildet einen dreieckigen, nach Westen offenen 
Busen. Im Nordosten wird es vom Teutoburger Walde, im Süden 
beziehungsweise Südwesten von dem Haarstrange begrenzt. Den 
geologischen Untergrund bilden thonigsandige oder thonigkalkige 
Gesteine der Kreideformation, welche aber nur an einzelnen Stellen 
aus den diluvialen Lehm- und Sandüberlagerungen hervorragen. 
Höhere Berge und grössere Gewässer, seien es nun Flüsse oder 
Seen, fehlen gänzlich, dafür aber durchziehen niedrige Kreide- 
höhen vielfach die Ebene, und eine Unzahl kleiner Bäche und 
Flüsschen durchfurchen den lockeren Boden. | 

Mit dem Eintritt in die historische Zeit war dieses Ländcehen 
ein weites Wald- und Sumpfland. Cornelius Taeitus, der erste 
Schriftsteller, welchem wir Nachrichten über die Beschaffenheit 
unseres Landes verdanken, sagt ausdrücklich: „im Allgemeinen 
ist es mit finsterem Urwald oder wüsten Sümpfen bedeckt“. Nur 


an geeigneten Orten, wo ein Fluss oder Quell, eine Au oder ein 


Gehölz zur Besiedelung einluden, fanden sich bereits die ältesten 
Wohnstätten, von denen allmählich die weitere Cultur des Bodens 
ausging. Noch heute kann man vielfach die Verhältnisse erkennen, 
unter welchen diese Besiedelung des Landes vor sich gegangen, 
und der Name mancher Ortschaft sagt noch heute, von welcher 
Beschaffenheit der Ort der Culturstätte ursprünglich gewesen ist. 
So trefien wir hier zu Lande ein Borghorst, Freckenhorst, Senden- 


Zur Avifauna des Münsterlandes. 207 


horst u. s. w. von Horst = Wald hergenommen; ein Nordwalde, ein 
‚Albersloh, ein Wadersloh, ein Ennigerloh u. s. w. von Loh, 
Lohe=Gehölz ; ferner ein Seppenrade, Rinkerode von Rade, Rode = 
Rodung u. s. w. u. s. w. 

Wild und dicht bewaldet blieb dieses Land bis in das sech- 
zehnte und siebenzehnte Jahrhundert hinein. Zwar hatten die 
bebauten Flächen zugenommen und an Ausdehnung gewonnen, 
aber die einzelnen Gemeinden wurden vielfach noch durch weite 
Moore (Veene) und Unlande (Wöste), sowie durch dichte Wal- 
dungen von einander getrennt. Erst die langen und schweren 
Kriegszeiten (vom 30 jährigen Kriege angefangen bis zum 7 jäh- 
rigen) mit ihren wiederholten Verheerungen und Verwüstungen 
räumten unter dem wilden Waldbestande vielfach auf und ver- 
grösserten die ausgedehnten Sumpf- und Heidestrecken. Grosse 
Wälderstrecken versumpften und öde Heiden sowie weite Moore 
traten an ihre Stelle. Noch heute findet man in den Sümpfen 
unserer Heide, oder in dem Sande kahler Flussufer nicht selten 
mächtige Baumreste, die Zeugen einer ehemaligen Bewaldung. 

Versumpfungen konnten in einem Lande, wie das Münsterland 
ist, leicht eintreten. Von Natur reich an atmosphärischen Nieder- 
schlägen, besitzt seine Oberfläche vielfach nur sehr geringe Nei- 
sungen. Dieses hat zur Folge, dass die Tageswässer, besonders 
auf der Scheitelhöhe der einzelnen Bodenwellen keinen oder sehr 
schlechten Abfluss haben, sie bleiben stehen, und da sie leicht in 
Folge der sich in ihnen unter dem Einflusse organischer Substanzen 
vollziehenden chemischen Prozesse unlösliches Eisenoxydhydrat 
ausscheiden, welches im Untergrunde bald sogenannte Orbänke, 
bald Raseneisenerzstufen bildet, die bei einem noch so lockeren 
Boden weder für das Wasser noch auch für Pflanzenwurzeln durch- 
dringlich sind, so sind alle Bedingungen einer allmählichen Terrain- 
versumpfung gegeben. Auf diese Weise sind weite Unlandstrecken 
im Münsterlande entstanden, die ohne menschliche Nachhülfe kein 
höherer Pflanzenwuchs mehr beschatten kann, obwohl einstens ein 
üppiges Pflanzenleben daselbst grünte. So büsste das Land viel 
von seinem ehemaligen Waldcharakter ein; wo das Wasser wegen 
der Abdachung des Geländes leidlich abziehen konnte, entstanden 
später kahle Heiden, wo es jedoch fortdauernd stagnirte, der öde 
Sumpf und das Moor. 

Einen noch grösseren und durchgreifenderen Wechsel in dem 
landschaftlichen Habitus unseres Landes aber brachte die zu An- 


208 Dr. Fr. Westhoff: 


fang dieses Jahrhunderts beginnende Markentheilung hervor. Hier- 
durch wurden grosse Flächen von Sumpf und Heideland, die bis 
dahin von einer Gemeinde gemeinschaftlich ausgenutzt wurden, 
indem sie dem Plaggenhieb oder einer kümmerlichen Viehzucht 
dienten, entwässert, getheilt und die Theile den einzelnen Ange- 
sessenen der Gemeinde als persönliches Eigenthum überwiesen. 
Diese nahmen nun die ihnen zugekommenen Theile auf verschie- 
dene Art in wirthschaftliche Benutzung, und bald verschwanden 


Sumpf und Heide, und blühende Felder und üppige Wiesen traten 


wieder an die Stelle mancher öden Unlandfläche. Dort aber, wo 
die Sterilität des Bodens eine ergiebige Nutzung versagte, wurden 
die dürren Heidelande zu Kiefergehölzen aufgeforstet, und weite 
Flächen, welche noch unlängst eine öde Heide bildeten, deckt 
jetzt ein düsterer Nadelwald, dem Lande ein Gepräge verleihend, 
das ihm bis dahin fremd war. 

Wurde so das Münsterland auf der einen Seite wieder wald- 
reicher, so brachte man auf der anderen Seite den verbliebenen 
Resten des alten Laubwaldbestandes wiederum grössere Lücken 
bei. Vor Allem die in der Neuzeit eingetretene Erhöhung des 
Holzwerthes und die Verbesserung der Beförderungsmittel lichteten 
schnell die letzten Ueberbleibsel des alten Urwaldes; die alten 
Baumriesen sanken unter den Hieben der Axt dahin und weite 
Flächen alten Waldes bearbeitete der Pflug zu fruchtbarem Acker- 
land. So ist es gekommen, dass heutzutage im „Lande der Eichen‘ 
eine wirklich alte Eiche, in deren Wipfel'einstmals ‚‚Wodan’s Sagen- 
lieder rauschten“, fast selbst zur Sage geworden ist. Alte aus- 
gedehnte Waldbestände sind überhaupt heute im Münsterlande 
selten, und an die Stelle pfadloser Urwälder sind überall wohl- 
gepflegte Forsten getreten, in denen man weder alte noch abstän- 
dige, hohle Bäume duldet. Was an Waldpartien heute noch im 
Münsterland vorhanden ist, bildet meistentheils kleinere Gehölze, 
oft nur wenige Hektare gross; diese allerdings finden sich in grosser 
Anzahl und bewirken, dass unser Land trotz seiner jetzigen Wald- 
arnuth keineswegs den Eindruck eines kahlen, holzarmen Flach- 
landes macht, wie so viele anderen Theile der norddeutschen Ebene. 

Noch mehr jedoch als die vielen kleinen Feldgehölze verleiht 
eine andere Eigenthümlichkeit des Münsterlandes diesem einen 
eigenartigen Charakter. Es sind die sogenannten Wallhecken 
(welche wir auch in Holstein unter dem Namen Knicks wieder- 
finden), Erdwälle, welche seit der ältesten Culturzeit die einzelnen 


‚Zur Avifauna des Münsterlandes. 209 


Ackerfelder (Kämpe) umziehen und mit zum Theil recht altem 
Holzbestande (Knubben) bewachsen sind. Wenn schon die vielen 
Feldgehölze den Fernblick ungeheuer hemmen, so geschieht dies 
noch viel mehr durch diese Wallhecken, und so erscheint denn 
unser Münsterland in dem bunten Wechsel von Wald und Feld, 
Heide und Wiese, überall durchsetzt mit diesen bewachsenen Erd- 
wällen, mit seinen eingestreuten Gehöften und Dörfchen wie ein 
stetiger Garten oder Park. Weite, ununterbrochene, kahle Gefilde 
treffen wir nur an den fruchtbaren Abhängen des Haarstranges 
und in den einzelnen öden, noch unaufgeforsteten Heidestrecken, 
hauptsächlich im Norden und Osten des Gebietes. Erst in der 
neuesten Zeit hat man in ausgedehnterem Maasse mit der Aus- 
rodung der Wallhecken und Feldgehölze begonnen, namentlich in 
der Umgebung grösserer Ortschaften, und dadurch auch an diesen 
Orten weitere flache Fruchtgelände geschaffen. 

Nachdem wir also dem Ländchen selbst unsere Betrachtung 
gewidmet haben, können wir auf die Beschaffenheit seiner Vogel- 
welt und die Veränderungen, welche dieselbe unter dem Einflusse 
des landschaftlichen Wechsels allmählich erlitten hat, näher ein- 
gehen. Sicher war zu der Zeit, in welcher unser Münsterland, 
als wildes Wald- und Sumpfland, in die Geschichte eintrat, die 
ÖOrnis eine ganz andere, wie in unseren Tagen. Wohl haben wir 
keine bestimmte Kenntniss von ihrer Zusammensetzung; denn Nie- 
mand hat uns überliefert, welche Vogelarten hier zu Lande lebten 
und nisteten, als der römische Feldherr, Quintilius Varus, es zu 
unterjochen trachtete, und Drusus und Germanieus es auf ihren 
Rachezügen durchquerten; allein so viel können wir kühn an- 
nehmen, dasselbe Bild, wie heute, kann das damalige Vogelleben 
dem Auge eines Beobachters nicht geboten haben. Macht uns 
doch auch die deutsche Götterlehre mit Vogelarten bekannt, welche 
heutzutage nur noch als seltene Bewohner bei uns heimathen, 
oder bereits das Bürgerrecht verloren haben. Der Vogel Wodan’s, 
der kluge Rabe, heute hierselbst nur noch ein ganz vereinzelter 
Brüter, war zweifelsohne in dem Waldzeitalter unseres Münster- 
landes ein allverbreitetes und allbekanntes Thier. Ebenso der 
alte Waldeinsiedler, der Schwarzspecht, und der sagenumwobene 
Schwan, von denen man jetzt nur noch äusserst selten Kunde er- 
hält. In der That diese und andere Wald- und Sumpfvögel werden 
damals vornehmlich unserer Gegend den ornithologischen Stempel 
aufgedrückt haben, 

Cab. Journ. f, Ornith. XKXVII. Jahrg. No. 187. Juli 1889. 14 


210 Dr. Fr. Westhoff: 


In diese Physiognomie hat nun allmählich die langsam fort- 
schreitende Kultur Veränderungen geschaffen. Mit der Nieder- 
legung grösserer Urwaldstrecken und der Entwässerung weiter 
Sumpfgebiete und derenUmwandlung in fruchtbare Wiesenflächen und 
wogende Aehrenfelder fanden nach und nach auch die Vögel der 
Steppenfauna ihre Daseinsbedingungen. Damals schon werden 
daher die Sperlinge und Goldammern, die Schwalben und Segler, die 
Fliegenschnäpper, Dohlen, Lerchen u. s. w. mehr und mehr ein- 
gewandert sein und, weil in unmittelbarer Nähe der Menschen ein 
offenes Leben führend, ein nicht unwesentliches Moment in den 
Charakter der Avifauna unseres Landes hineingetragen haben. 

Allein trotz alledem verblieb auch der angestammten Wald- 
und Sumpffauna ein wesentlicher Antheil an der Zusammensetzung 
unserer Ornis, bis mit den langen Kriegszeiten sich die alten Ur- 
wälder lichteten und mit der Markentheilung die weiten Sümpfe 
und Heiden verschwanden. Dass dem so ist, dafür besitzen wir 
wissenschaftliche Ueberlieferungen, herrührend von Männern, welche 
noch die „alten Zeiten“ gesehen und in ihnen bereits unsere 
Vogelwelt betrachtet und erforscht haben. Besonders sind hier 
zwei Ornithologen zu nennen, Meyer und Bolsmann,*) welche uns 
zuverlässige, wissenschaftliche Nachrichten über den Charakter 
unserer beimathlichen Vogelwelt vor der Markentheilung überliefert 
haben. Lassen wir, um ein Bild zu erhalten, wie in jenen Tagen 
sich hier zu Lande die Vogelfauna dem Beobachter darstellte, 
eine Schilderung des Letzteren folgen, welche er uns von dem 
Vogelleben der Croner Heide, drei Stunden nördlich von Münster 
bei dem Dorfe Greven gelegen, entworfen hat; **) 

„Ganz durchgreifend wurde die Veränderung unserer Fauna 
durch die in hiesiger Provinz im Jahre 1830 ausgeführten Gemeinde- 
theilungen, wodurch die Moore und Heiden entwässert und die 
Wohnplätze der Wasser- und Sumpfvögel vernichtet und letztere 
zur Auswanderung gezwungen wurden. So erging es auch der 
ınit Wasserpfützen aller Art angefüllten Croner Heide im Kirch- 

*) Dr. jur. Franz Meyer, Justizrath zu Rheine, war ausgezeichneter Vogel- 
kenner, starb daselbst am 12. Mai 1845; seine Vogelzeichnungen und Manu- 
scripte befinden sich auf der paulinischen Bibliothek. 

Heinrich Anton Bolsmann, Pfarrer zu Gimbte, geb. zu Rheine am 9- 
August 1809, starb am 14. April 1881. Seinen Nekrolog siehe im 9. Jahresber., 
der zool. Section f. Westfalen und Lippe 1881 S. 16. 


**) „Ueber das einstige Vogelleben der Croner Heide.“ 2. Jahresber, d. 
zool. Section f. Westfalen und Lippe 1874 S. 43. 


N 


Zur Avifauna des Münsterlandes. 211 


spiel Greven, '/, Stunde vom Orte beginnend, !/, Stunde breit und 
2 Stunden lang, '/, von der Ems, durchschnitten von verschiedenen 
Bächen, umgrenzt von Holzung aller Art. Die Ems fliesst ca. 50 
Fuss tiefer und die Bäche 10 Fuss tiefer, als die Heide, welche 
durch Abzugsgräben vollständig trocken gelegt wurde, und nun- 
mehr kleine Schlaghölzer, Kiefernwaldung und Ackerland enthält. 
Wo früher die Schwäne überwinterten, nisten jetzt im Getreide 
die Lerchen, wo früher Möwen und Seeschwalben schwebten, 
streichen jetzt die Turteltauben, wo früher die Wasserschnepfen 
meckerten, da ruft jetzt der Kuckuck, und wo sonst im Früh- 
linge das Gejodel und das Geschrei der Wasserläufer (Totanus), 
der Tüten und Kiebitze die Luft erfüllte, da ist es jetzt stumm 
und still; eine einzelne Baumlerche oder Baumpieper und einzelne 
Laubsänger lassen ihren Gesang erschallen, und die stumme 
Waldschnepfe streicht jetzt dort im Frühling, wo sonst Hunderte 
von Wildenten aller Art strichen. Im Frühjahre, so bis um Mitte 
April, bei stillem warmen Wetter bot die Croner Heide Ornitho- 
logen ein bezauberndes Bild; das ganze Firmament voll von fröh- 
lichem Gejodel der Rothsehenkel, vom Meckern der Wasserschnepfen 
(gallinago), der Kiebitze und der vielen Tüten (Charadrius apricarius) ; 
die Wasserläufer (Totanus glareola und ochropus) zeigten sich 
hier und dort, das leise Wispern der hier zahlreich nistenden 
kleinen Strandläufer (Tringa Schinzü) liess sich hören. Auf den 
blanken Gewässern tauchte der kleine Steissfuss; im Riedgrase 
nistete das punktirte Wasserhuhn. Auf den grossen Wasser- 
fluthen wiegten sich kleinere und grössere Schaaren von Enten, 
nicht blos Stockenten und Knäckenten, die dort nisteten, sondern 
auch Spiessenten, Löffelenten und Pfeifenten, untermischt mit 
Schellenten und dem kleinen und grossen Säger, die bald ihren 
nordischen Brutplätzen zueilten; unter ihnen oft auch eine Menge 
von Tauchenten. Ueber den Gewässern strichen einzelne Möven, 
meist Lachmöven, und gegen Anfang Mai trat die dort nistende 
Seeschwalbe an ihre Stelle. An den Rändern der grossen Wasser 
stand in der Reihe eine Truppe wandernder Fischreiher und unter 
ihnen einzelne schwarze Störche, die östlich am Rande auf einer 
mächtigen alten Eiche ihren Horst hatten. Die Rohrkämpe wurden 
bewohnt von Rohrsängern, darunter phragmitis und aquatica. 

Am 24. Juni begann die Wasserjagd auf junge Enten; gegen 
den 25. Juli auf die dann vollständig erwachsenen W asserschnepfen. 


Dann schaarten sich schon die Tüten, und Ende Juli oder Anfang 
14* 


212 Dr. Fr. Westhoff: 


August war es todt und öde in der Heide, nur einzelne Ketten 
Enten striehen umher. Die Kiebitze schaarten sich, die Züge von 
Kampfhähnen, meist von jungen, wirbelten nmher, die kleinen 
Strandläufer schaarten sich zum Abzuge. Dahingegen stellten 
sich von Zeit zu Zeit wandernde Rotten von Lachmöven und See- 
schwalben ein und wanderten nach kurzer Rast dem Süden zu. 
Der Monat November brachte dann neue Gäste über die durch 
Herbstregen angeschwollene Wasserfläche ; zahlreiche Entenschaaren 
lagern über ihr, und nun kommt der König derselben, der wilde 
Schwan, aus dem eisigen Norden herbei, um sich auf dem Rücken 
der Gewässer zu wiegen. Einst sah ich den ganzen Tag hin- 
durch ziehende Familien; einzelne Familien, alt und jung, blieben 
auf dem ein paar Fuss tiefen Gewässer, bis der Frost sie weiter 
trieb. Eine auf sie verschossene Kugel liess sie kaum auffliegen, 
um sich gleich wieder nieder zu lassen, und selten wurde einer 
erlegt. Geschah dies jedoch, so war es nicht immer der grosse 
Singschwan, sondern der kleineschwarznasige (Oygnus melanorhinus). 

Der strenge Frost vertrieb Wasser- und Sumpfgeflügel und 
machte die sonst so belebte Heide öde, in welcher nur der Hase 
in dem häufigen Wachholdergebüsch noch einzeln wohnte, während 
grosse Schaaren Wachholderdrosseln den dortigen Vogelherden 
reichliehen Verdienst gaben. Im Sommer wurde die Heide zum 
Weiden der Gänse, der Fohlen mit den Mutterpferden und ein- 
zelner Rinder benutzt, das ganze Jahr hindurch aber von zahl- 
reichen Schafheerden besucht.“ 

Also das Vogelleben hier zu Lande vor 60 Jahren! Wie ist 
das alles mittlerweile anders geworden; wie gar wenig passt diese 
Schilderung zu der Ornis der jetzigen Tage. Haben doch sowohl 
die Sumpf- und Wasservögel, als auch die gefiederten Bewohner 
unserer alten Urwälder gewaltig an Arten und Individumen ein- 
gebüsst, so dass sie keineswegs mehr im Stande sind auf den 
Charakter unserer Vogelwelt einen bestimmenden Einfluss auszu- 
üben. Die meisten Sumpf- und Wasservögel, welche einstens in 
jenen Sumpf- und Heidegegenden Brutstätte und Lebensunterhalt 
fanden, sind nach Trockenlegung und Urbarmachung derselben 
ausgewandert, und können jetzt nicht mehr als ständige, oder 
überhaupt nicht mehr als Brutvögel angesproechen werden; und 
viele von ihnen, welche ehemals alljährlich in grossen Schwärmen 
dorten für längere oder kürzere Zeit ihr Standquartier aufzu- 


Zur Avifauna des Münsterlandes. 213 


schlagen pflegten, meiden jetzt die ungastlichen Gefilde, nur ab 
. und zu sich als Irrgäste zeigend. 

Nach dem Verzeichnisse von Rudolph Koch *) sind von der grossen 
Zahl der Sumpf- und Schwimmvögel nur 16 als Brutvögel für das 
Münsterland constatirt, und von diesen 16 augenblicklich noch 
hier zu Lande brütenden sind die meisten noch unregelmässige 
oder doch spärliche Brüter. Allerorten häufig brüten im Münster- 
lande überhaupt nur noch zwei Arten, die gewöhnliche Stockente, 
Anas boschas L., und das grünfüssige Teichhuhn, Gallinula chlo- 
ropus L. Stellenweise häufig trifft man ebenfalls noch zwei Arten 
an, den grossen Brachvogel, Numenius arquatus Cuv. und ab und 
zu auch die Sumpfschnepfe, Gall»nago scolopacina Bp. Alle anderen 
Angehörigen dieser Ordnungen sind recht selten geworden, und 
werden von Jahr zu Jahr noch seltener. 

Das gilt in erster Linie von zwei Sumpfvögeln, welche 
vor der Markentheilung in unseren sumpfigen Heiden zu den 
häufigsten Brütern zählten, von dem Goldregenpfeifer (oder der 
Tüte), Charadrius pluvialis L., und dem Kiebitz, Vanellus cristatusL. 
Der erstere ist jetzt fast ganz aus dem Gebiete verschwunden und 
wird als Brutvogel nur noch an dessen nördlicher Grenze an- 
getroffen. Nur im Herbst kommen noch grössere Schaaren aus 
dem Norden zu uns herüber, um hierselbst theilweise zu über- 
wintern; kämen sie nicht, die sonst so bekannte und bei den Jägern 
so allbeliebte „Tüte“ müsste als ausgestorben betrachtet werden. 

Fast ebenso schlimm ergeht es dem Kiebitz. Seit mehreren 
Jahrzehnten bereits hat er seine alten angestammten Brutplätze 
seräumt und sich immer mehr und mehr in die noch verbliebenen 
Einöden zurückgezogen; nur noch auf dem Durchzuge erscheint 
er fast überall in grösseren Flügen. Am zahlreichsten brütet 
er noch im Gebiete der oberen Ems, in der Senne bei Delbrück, 
dann aber auch westlicher in den Heidedistrieten längs der Ems 
zwischen Rheda und Harsewinkel. Im Uebrigen trifft man ihn 
nur einzeln; hier bei Münster brütet er nur noch regelmässig in 
vier bis sechs Pärchen nordöstlich vom Kirchdorfe Nienberge auf 
dem sogenannten Hägerfelde. Der aufwachsenden Generation ist 
hier im Lande der Kiebitz wie die Tüte ein unbekannter Vogel. 

Aehnliches gilt von dem Fischreiher, Ardea cinerea L., und 
den beiden Storcharten Orconia alba Briss.. und nigra L. Der 


*) Rudolph Koch: „Die Brutvögel des Münsterlandes“. Im 7. Jahresb, 
der zool. Sektion f. Westf. und Lippe. 1879. S. 58 ff. 


214 Dr. Fr. Westhoff: 


Fischreiher zeigt sich zwar in einzelnen vagabundirenden Exem- 
plaren Jahr für Jahr; aber als Brutvogel kommt er bei uns nur 
sehr sporadisch vor. Grössere Colonien fehlen im Münsterlande 
ganz, der erste grössere Reiherstand, etwa 100 Nester zählend, be- 
findet sich 1'/, Stunden jenseits der nördlichen Grenze zwischen 
Salzbergen und Emsbüren am rechten Ufer der Ems in der Ge- 
meinde Liestrup. 

Der schwarze Storch ist ebenso selten geworden; sehr selten 
sieht man ihn als Durchzügler, sehr selten sind seine Horste, deren 
Anzahl im ganzen Münsterlande die Zahl 12 wohl nicht erreichen 
dürfte. Noch weniger bekommt man hier im Lande den weissen 
Storch zu Gesicht, der augenblicklich wohl kaum noch als Brut- 
vogel des Münsterlandes angesehen werden darf. Bis zu Anfang 
der 70er Jahre horstete bei uns noch ab und zu ein Pärchen, jetzt 
aber besucht er unser Ländchen nur noch als spärlicher Irrgast.*) 

Ebenso wenig nistet in unserem Gebiete noch die Rohrdommel, 
Botaurus stellaris L., noch auch das gemeine Wasserhuhn, Fulica 
atra L.,**) während die Wasserralle, /tallus aquatieus L., der Alpen- 
strandläufer, Tringa alpına L. var. Schinzi Chr. L. B, der Flussufer- 
läufer, Actitis hypoleucus L., das gesprenkelte Sumpfhuhn, Galli- 
nula porzana L., und das Wiesensumpfhuhn, Ürex pratensis Bechst., 
nur noch vereinzelt als Brutvögel im Gebiete auftreten. Welch’ 
spärliche Reste einer noch unlängst so reichen Fauna! 

Wie die Trockenlegung und Entwässerung unsererer Heiden 
und Moore die Sumpfbewohner verdrängt und zur Auswanderung 
gezwungen, so hat nun auch die Lichtung und Ausrodung der alten 
Urwaldbestände das seinige dazu beigetragen, die Zahl der Wald- 
vögel zu verminderu und zu vertreiben. Mit dem Fallen der end- 
losen Wälder und dem Fällen der hohlen, alten Waldriesen ist 
manchem Vogel die Lebensader gänzlich unterbunden worden. 
Wie weit mag die Zeit hinter uns liegen, wo der letzte Adler in 
unserem Münsterlande seinen alten Horst verlassen hat? Nach- 


*) Ist auch in der Umgegend vonWesel nicht Brutvogel, erscheint aber 
als Zugvogel und zwar alljährlich. Hartert. 

**) F'ulica atra L. Bisher ist den hiesigen Ornithologen kein Fall bekannt, 
dass Fulica atra im Münsterlande gebrütet hat. Nach Hartert’s Angaben brütet 
das schwarze Wasserhuhn noch auf einigen Sümpfen an alteu Rheinarmen 
zwischen Wesel und Emmerich. Auch im Verzeichnisse von Rudolf Koch 
feblt das gemeine Wasserhuhn. Vor einer Reihe von Jahren hat Dr. König 
es zur Sommerzeit bei Burgsteinfurt gesehen, sein dortiges Brüten aber nicht 
feststellen können. 


r 


Zur Ayifauna des Münsterlandes. 215 


richten irgend welcher Art haben wir nicht darüber. Jetzt stellt 
sich die eine oder andere Art nur noch als verschlagener Irrgast 
ein. Auch die anderen waldbewohnenden Raubvögel sind gegen 
früher seltener geworden; das gilt vom Baumfalken, Falco subbu- 
teo L., vom Habicht, Astur palumbarius L., dem Wespenbussard, 
Pernis apivorus, und dem rothen Milan, Milvus regalis Briss. _ 

Gleichfalls steht auf dem Aussterbeetat der „kluge“ Rabe, 
Corvus corax L. Auch er ist bei aller seiner Klugheit demselben 
Schicksale nicht entgangen; die Zahl seiner Horste wird von Jahr 
zu Jahr weniger, und nicht in allzu fernen Tagen dürfte das letzte 
Rabenpaar unserm „ungastlichen“ Lande sein „Lebewohl auf ewig“ 
zugekrächzt haben. 

Neben diesen mit den Wäldern vernichteten gefiederten 
Existenzen, haben besonders die Höhlenbrüter stark abgenommen, 
weil es ihnen eben an hohlen Bäumen gebricht. Da ist zuerst zu 
nennen die Mandelkrähe oder Blauracke, Coracias garrulaL. Zu 
Anfang dieses Jahrhunderts war dieser Vogel noch überall 
im Lande unter dem Namen Holzkrähe bekannt, ein Beweis, dass 
er gar nicht so selten beobachtet wurde. In der That brütete die 
„Holzkrähe“ bis zum Jahre 1823 bei Rheine und bis in die Mitte 
dieses Jahrhunderts noch einzelne bei Delbrück, verschwand dort 
aber mit den alten Eichen, welche ihre Brutplätze waren. Jetzt 
kennt man diesen blaubefiederten Vogel nicht mehr und der Name 
„Holzkrähe“ ist im Munde des Volkes verschollen, nur ab und zu, 
aber in den letzten Jahren auch nicht mehr, hat der Vogel als 
Irrgast seine ehemalige Heimath noch aufgesucht, aber bald wieder 
verlassen. Ferner müssen wir die Holztaube, Columba oenas L., 
hier erwähnen, welche früher nicht so selten in unserem Gebiete 
heimaihete, heute aber nur noch als ganz vereinzelter Brüter oder 
Durchzügler vorkommt. Seltener werden auch die Spechte. Der 
Schwarzspecht, dieser einsame Waldklausner, Dryocopus martius 
Boie, brütet bei uns schon lange nicht mehr und beehrt unsere 
Wälder nur mit ganz spärlichen Besuchen. Auch die Buntspechte, 
besonders der mittlere und der kleine, Picus medius L. und minor 
L., werden von Jahr zu Jahr weniger und sind an einzelnen Orten 
bereits ausgestorben. Dasselbe gilt von dem Wendehals, Iynz 
torguella L., früher ein ganz häufiger Vogel, ist er jetzt viel seltener 
geworden, und obwohl er sich gern in der Nähe menschlicher 
Wohnungen, in Obstgärten und dergl, aufzuhalten pflegt, ist er 
jetzt hier im Volke fast ganz unbekannnt. Auch die in Baum- 


216 Dr. Fr, Westhoff: 


löchern nistende Spechtmeise, Sitta Caesia L., stellenweise auch der 
graue Baumläufer, Certhia familiaris L., scheinen das Loos der 
spechtartigen Vögel zu theilen, wenigstens sind beide Arten in 
den letzten Jahren in der Umgebung Münsters auffallend spärlicher 
geworden. 

Ausser diesen Ursachen wirken nun noch andere mit, ver- 
schiedenen Vogelarten das Dasein zu erschweren. Vor Allem ist 
es hier der sich fortwährend steigernde Jagdbetrieb, welcher zur 
Verminderung manchen Vogels beiträgt, dann aber auch sonstige 
Gründe, welche uns mehr oder weniger noch verschleiert sind. 
Seltener sind in Folge dessen in den letzten Jahren geworden die 
beiden Würgerarten, Zanzdus excubitor L. und collurio L., ferner die 
Singdrossel, Turdus musicus L., ‚der Steinschmätzer, Sazicola oe- 
nanthe L., der Kernbeisser, Coceothraustes vulgaris Pall., der Gimpel, 
Pyrrhula europaea Vieill., und die Schwanzmeise, Acredula caudata L. 

Dies mag genügen, um das Bild des Wandels und Wechsels 
in der Vogelwelt unseres Ländchens nach der einen Seite hin voll- 
kommen klar hervortreten zu lassen. Soviel ist gewiss, alle die 
erwähnten Vogelarten und Gruppen sind heute nicht mehr in der 
Lage, bestimmend, wie zu den Zeiten der beginnenden Märken- 
theilung, auf den Charakter der heimathlichen Ornis einzuwirken ; 
sie sind eben in den Hintergrund getreten, um anderen Platz zu 
machen. 

Wie nämlich die Veränderungen der Neuzeit auf der einen 
Seite zerstörend und vernichtend gewirkt haben, so haben sie sich 
auf der anderen auch fördernd und begünstigend erwiesen. Der 
immer mehr sich ausbreitende Culturzustand mit seinen Fruchtfeldern 
und Wiesengründen, Obstgärten und Parkanlagen, Culturwäldern 
und Culturstrassen; mit einem Worte gesagt mit seinem ausge- 
sprochen steppenartigen Charakter, gewährte manchem gefiederten 
Wesen, das vordem sehr zurückgehalten wurde, günstigere Lebens- 
bedingungen. Hier sind es besonders die sogenannten Culturvögel, 
die mit der Zunahme der Menschheit und ihrer Thätigkeit neue 
Impulse zur Vermehrung und Verbreitung erhalten haben. Wenn 
wir oben bereits sagten, dass die Sperlinge, die Schwalben, die 
Segler, Dohlen, Fliegenschnäpper u. s. w. wahrscheinlich mit dem 
Beginn der Besiedelung und Bodencultur in dem Münsterlande 
ihren Einzug gehalten haben, so können wir das kühn behaupten, weil 
wir eben wissen, dass diese Thiere alle in den letzten Jahrzehnten 
gerade eine immer grössere Ausbreitung gefunden haben. Eben- 


Zur Avıfauna des Münsterlandes. 217 


dasselbe gilt von den vielen Sing- und anderen Vögeln, welche ein 
freies Feld oder garten- und parkartiges Terrain vor Allem lieben. 
Dazu kommen manche Vogelarten, deren Existenz besonders an 
den Getreidebau geknüpft ist. Die Weihen -Arten, besonders aber 
Feldhuhn und Wachtel zeigen und vermehren sich heute bei uns 
gerade an solchen Oertlichkeiten am meisten, wo dieser, wie z. B. 
längs des Haarstranges, in ausgedehntem Maasse betrieben wird, 
Eben diese steppenartigen Verhältnisse bedingen dann ferner das 
Herüberkommen östlicher Einwanderer, welche dann und wann 
unsere Gefilde aufsuchen und oft längere Zeit daselbst verweilen. 
Dahin sind zu rechnen die grosse Trappe, Otes tarda L., der Triel, 
Oedienemus cerepitans L., und das asiatische Steppenhuhn, Syrhaptes 
paradoxus Pall. 

Neben jenen Vogelarten, von denen wir nur wissen, dass sie 
Culturvögel sind und mit den Fortschritten, welche die Cultursteppe 
macht, sich vermehren und verbreiten, von denen wir aber nicht 
sagen können, zu welchem Zeitpunkte sie bei uns eingewandert 
sind, weil derselbe vor dem Beginn einer exacten Beobachtung 
liegt, kennen, wir-aber auch solche, deren Einwanderungstermin 
mehr oder minder genau für unser Gebiet festgestellt worden ist. 
Diese Zukömmlinge gehören sämmtlich diesem Jahrhundert an, 
wo bereits eine wissenschaftliche Ornithologie hierselbst Boden ge- 
fasst hatte, die bestrebt war, die Veränderungen unserer Ornis zu 
erforschen. Lassen wir sie einzeln an unseren Augen vorübergehn. 

In erster Linie erwähnen wir hier das Hausrothschwänzchen, 
Rutieilla tithys L. Beim Beginne dieses Jahrhunderts war dasselbe 
im Münsterlande fremd, drang dann aber bald darauf von Süden 
kommend auf der Rheinstrasse weiter vor und kam auch in unser 
Gebiet. Jetzt gehört das Hausrothschwänzchen zu den häufigsten 
Sommervögeln, welehe in der unmittelbaren Nähe des Menschen 
leben und nisten. Wie anderorts, folgt auch bei uns das Vögelchen 
den menschlichen Steinbauten, und wo irgendwo in entlegener Heide 
eine neue menschliche Ansiedelung entsteht, stellt sich auch bald 
das Rothschwänzchen ein, um nun zu der neuen Heimath Jahr 
um Jahr zurückzukehren und zu brüten. 

Mit der Zunahme wohlgepflester Kunstwiesen vermehrt sich 
auch zuschens der braunkehlige Wiesenschmätzer, Pratincola rube- 
tra L. Vor der Markentheilung war er ein seltener Gast und als 
Brutvogel unbekannt. Damals hatte sein schwarzkehliger Vetter, 
Pratincola rubicola L., das Regiment, ein Bewohner jener feuchten 


218 Dr. Fr. Westhoff: 


Heidegründe, wie sie damals noch so sehr zahlreich waren. Dieser 
ist jetzt längst aus vielen seiner angestammten Reviere vertrieben 
und wird mit dem Verschwinden geeigneter Brutplätze jährlich 
seltener. 

Desgleichen ist seit Beginn dieses Jahrhunderts der rothköpfige 
Würger, Zanius rufus Briss., als Zukömmling anzusprechen. Er 
folgt den Viehweiden und Obstgärten, findet sich überall einzeln 
und spärlich, brütet jedoch heute an manchen Orten, wo er vor- 
dem unbekannt war. 

Ganz erstaunlich hat sich in diesem Jahrhundert bei uns der 
Staar, Sturnus vulgaris L., vermehrt. Zu Anfang desselben kam 
der Staar hierselbst nur einzeln als Zugvogel vor, erst im Jahre 1826 
wurde er bei Münster brütend beobachtet, und jetzt — überall im 
ganzen Münsterlande wimmelt es an geeigneten Orten geradezu 
von Staaren, so dass er sowohl für die Sommerzeit als auch für 
den Winter zum Charaktervogel unserer Wiesen und Viehweiden 
geworden ist. Nur bei strengem Frostwetter sucht er offenere 
Gegenden auf, und verlässt alsdann unsere beschneiten Fluren, um 
aber sofort zurückzukehren, sobald der erste Frühlingsstrahl Eis 
und Schnee zum Schmelzen bringt. Viel hat zu der grossen Ver- 
mehrung des Staares die überall erfolgte Anbringung geeigneter 
Nistkästchen beigetragen, nicht zum Schaden der Landwirthschaft. 

Ein weiterer Zukömmling ist die Haubenlerche, Galeria eri- 
stata L. Vom Fusse der mongolisch-tartarischen Grenzgebirge und 
aus den Steppengefilden Westasiens und Osteuropas drang dieses 
Vögelehen Aurch Norddeutschland allmählich bis in das Münster- 
land vor. 1820 erschien es zum ersten Male im Oldenburgschen 
und 1828, also 8 Jahre später, wurde das erste nistende Paar bei 
Münster angetroffen. Die Haubenlerche folgt auch bei uns stets 
den Kunststrassen, vor allen den Chausseen, hält sich immer in 
der Nähe derselben auf und fehlt auch heute noch an denjenigen 
Orten, welchen solche Strassen mangeln. Sonst ist sie überall 
recht häufig, bleibt auch den Winter über bei uns und erscheint 
bei strengem Schneewetter sogar in den Strassen der Städte. 

Die folgende Vogelart, die Tannenmeise, Parus ater L., ver- 
danken wir dem Norden Europas. Mit der Aufforstung unserer 
Heiden durch die Kiefer hat sich dieses Vögelchen nach und nach 
bei uns eingebürgert. Vor dem Jahre 1840 war dasselbe hier 
fremd, 1843 (oder 44) nistete aber bereits das erste Paar bei 
Münster. Seitdem hat es sich in der Umgebung Münsters stetig 


Zur Avifauna des Münsterlandes. 219 


vermehrt und ist jetzt hierselbst in allen Kieferngehölzen häufiger 
Brutvogel. An anderen Orten des Münsterlandes wanderte es 
später ein, und auch heute noch fehlt es allenthalben dort, wo 
keine Kieferwaldungen existiren. 

Sodann müssen wir an dieser Stelle das Blaukehlchen, Cyane- 
eula leucocyanea Br., erwähnen, da ein grosser Theil der hiesigen 
Ornithologen behauptet, dass dasselbe vor den 40er Jahren im 
Münsterlande nicht geheimathet habe, sondern nur als unregel- 
mässiger Durchzugsvogel vorgekommen. sei. Heute ist das Blau- 
kehlchen an verschiedenen Orten des Gebietes, so vor Allem an 
den mit Weidengebüsch bestandenen Ufern der Ems ein gar nicht 
seltener Brutvogel, stellenweise daselbst, wie z. B. beim Dorfe 
Greven sogar so häufig, dass man in der Nistzeit auf alle 50 Schritt 
ein singendes Männchen vernehmen kann.“) 


Auffallend ist es, dass mit dem Beginn der 60er Jahre sich der 
Drosselrohrsänger, Acrocephalus turdoides Mey., als Brutvogel bei 
uns eingestellt hat, während er früher, wo weit ausgedehntere 
Sümpfe vorhanden waren, niemals beobachtet worden ist. Im 
Jahre 1862 siedelte er sich zuerst in unserem Gebiete und zwar 
am nördlichen Rande desselben an; 1867 brüteten zum ersten 
Male mehrere Pärchen bei Rheine an der sogenannten neuen Lake, 
woselbst er seit jener Zeit ständiger Brüter ist. Auch an anderen 
Orten des Gebietes wurde er brütend aufgefunden, oder als Zug- 
gast beobachtet.**) 


Fast um dieselbe Zeit ist auch der Sumpfrohrsänger, Aeroce- 
phalus palustris Bechst., bei uns eingewandert. - In der Umgegend 
von Münster trifft man ihn seit etwa 20 Jahren und augenblicklich 


*) Nach der Ansicht der Herren Dr. König (Bonn) und Hartert (Wesel) 
wird im Münsterland das Blaukehlchen in früherer Zeit nur übersehen sein, 
da es am Rhein und auch an anderen Orten stets Brutvogel gewesen. Diese 
Ansicht würde sich allerdings mit der des verstorbenen Baron Ferdinand von 
Droste-Hülshoff decken, welcher meint, dass dieser Vogel schon seit längerer 
Zeit nistend in unserer Provinz bekannt sei, und mehrfach Nester bei Burg- 
steinfurt, Coesfeld, Emsdetten aufgefunden worden seien. Sei dem nun, wie 
ihm wolle, mag das Thierchen auch in früheren Zeiten hier ansässig gewesen, 
aber wegen seiner versteckten Lebensweise übersehen worden sein, so viel 
kann als verbürgt gelten: im Laufe der letzten 25 bis 30 Jahre hat es sich 
hier zu Lande nicht unbedeutend vermehrt und ausgedehnt; tritt es doch in 
der Neuzeit vielfach an Orten auf, an denen man es früher vergebens suchte. 


»*) Vielleicht liefert der Umstand für die Auffälligkeit dieser Erscheinung 
eine Erklärung, dass früher die Heidesüumpfe und Teiche weniger dicht mit 


220 Dr. Fr. Westhoff: 


sogar sehr häufig. An anderen Orten, wie z. B. Lüdinghausen, 
ist er weniger häufig, bei Dortmund sogar nur spärlich: vertreten, 
während er bei Paderborn wieder häufiger vorkommt. An dem 
letzten Orte ist er im Jahre 1868 eingewandert. Er liebt dichte 
Hecken, deren Grund mit Gekräut und Strauchwerk dicht be- 
wachsen ist, grössere Korn- oder Rapsäcker müssen in der Nähe 
liegen und ein kleiner Tümpel oder Sumpf bequem zu erreichen 
sein. Da solche Verhältnisse im Münsterlande sehr häufig sind, 
wird aller Wahrscheinlichkeit nach dieser neue Gast mit den Jahren 
fortwährend an Terrain gewinnen. 


Ferner gehört zu denjenigen Vögeln, welche mit der zu- 
nehmenden Ausbreitung der Ackereultur im Laufe dieses Jahr- 
hunderts aus den Steppen des Ostens zu uns herüber gewandert 
sind, auch die Gartenammer oder der Ortolan, Emberiza hortulana L. 
Zwar haben wir keine bestimmten Nachrichten, wann die Garten- 
ammer zum ersten Male sich als Gast bei uns gezeigt, wann sie 
zuerst bei uns gebrütet hat, allein da man für andere östlicher 
gelegenere Gebiete solches festgestellt, so unterliegt es keinem 
Zweifel, dass sie auch in unserm Münsterlande sich erst unlängst 
angesiedelt hat. Auch heute noch ist sie hier ein unregelmässiger 
Brutvogel, in dem einen Jahre ziemlich zahlreich, in dem folgenden 
wieder recht spärlich. In den Emskämpen bei Gimbte und 
Gelmer, 2 bis 3 Stunden nordöstlich von Münster, kommt sie in 
den letzten Jahren häufiger vor, ebenso im Norden des Gebietes bei 
Wettringen. Auch bei Münster selbst und bei Paderborn trifft 
man sie einzeln als Brutvogel an. Sie liebt kahle offene Acker- 
flächen und wird zweifelsohne mit der Ausdehnung dieser auch 
an Zahl hier zunehmen. 

Genau dasselbe gilt von der Grauammer, Miliaria europaea 
Swains. Auch diese Ammer war vor Kurzem in unserer Ebene 
noch fremd, während sie in dem benachbarten flachen Osnabrücker 
Lande bereits nistete. Zuerst zeigte sie sich in unserem Gebiete 


auf den kahlen, baumlosen Getreidefeldern des Haarstranges von 


Rohr bewachsen waren, als heute. Damals dienten die Heidesümpfe vielfach 
zu Entenfängen, während die Teiche, besonders Hausgräben vielfach zur Fisch- 
zucht benutzt wurden. Auch hatte man, da sie gleichzeitig Schutzgräben waren, 
ein Interesse daran, dafür zu sorgen, dass sie nicht verschlammten. Jetzt 
sind diese Gewässer meistens mit Rohrwäldern bestanden. An solchen Stellen 
ist auch heute noch der Teichrohrsänger, Acrocephalus arundinaceus Naum., 
ein gewöhnlicher Brutvogel. 


‘ Zur Avifauna des Münsterlandes. 921 


Paderborn angefangen allmählich nach Westen weiter vorwärts- 
dringend. Aufdiesem Zuge hat sie vor einigen Jahren Unna erreicht. 
Desgleichen drang sie langsam von Norden her in das Gebiet ein 
und fand sich vor etwa 25 Jahren das erste Mal bei Rheine und 
Wettringen als Brüter. In das Innere des Münsterlandes, speciell 
in der Umgegend von Münster traf sie vor 10 bis 15 Jahren ein, 
und zwar wählte sie sich solche Stellen aus, die durch das Ver- 
schwinden der Wallhecken einen offenen Charakter angenommen 
haben. Seit ihrer Ansiedelung wird sie hier am Platze jährlich 
häufiger. 

Schliesslich erwähne ich als Zukömmling des letzten Jahr- 
hunderts das Birkhuhn, Tetrao tetriv L. Vor der Markentheilung 
war dieses schöne Wild in unserem Gebiete kaum bekannt; nur 
selten mal wurde ein verirrtes, meist junges Thier in unseren 
Heidegründen erbeutet. Seitdem jedoch in den letzten Jahrzehnten 
mit der Bepflanzung unserer Heide begonnen wurde und überall 
lichte Birken- und Kieferngehölze heranwuchsen, wo ehedem nur 
struppiges Heidekraut oder Sumpfgräser ihr kümmerliches Dasein 
fristeten, ist das Birkwild nach und nach von Norden her zu uns 
herübergekommen. Zuerst trat es am nördlichen Rande auf in 
den Heiden von Optrup, Rheine und Saarbeck. Von hier drang 
es in zwei Richtungen allmählich weiter vor, einmal längs der 
holländischen Grenze über Stadtlohe, Borken bis Bocholt und öst- 
lich durch die Heidegründe von Velen, Reken, Laversum bis zu 
den Borkenbergen bei Seppenrade und bis zur Lippe. Auf der 
“ anderen Seite nahm es seinen Weg längs des Teutoburger Waldes 
bis in die Senne hinein und südwestlich von hier überall die 
Heiden des Innenlandes bevölkernd. Fast auf allen bewachsenen 
Heiden hat sich somit das Birkwild heutzutage häuslich nieder- 
gelassen und vermehrt sich jährlich, unbeachtet der scharfen Ver- 
folgung von Seiten der Jäger. Auch im Norden Münsters, in der 
Koer- und Gelmer-Heide ist das Birkhuhn seit etwa 20 Jahren 
Standwild und gedeiht daselbst unter günstigen Verhältnissen 
ganz vortrefflich. 

Im Anschluss hieran wollen wir sodann noch einen Vogel be- 
sprechen, der zwar wohl schon länger heimathsberechtigt gewesen 
ist, in der letzten Zeit jedoch nicht unbedeutende Fortschritte in 
der Ausbreitung gemacht hat, es ist dies die Saat- oder Gesell- 
schaftskrähe, Corvus fruglegus L. Die Saatkrähe war, soweit die 
Nachrichten reichen, früher im Gebiete nur am linken Ufer der 


222 Dr. Fr. Westhoff: 


Lippe längs des Haarstranges sesshaft. Vielleicht ist sie vor Zeiten 
aus dem Lippeschen Lande in diese Gefilde eingewandert, woselbst 
sie sehr häufig vorkommt. Jedenfalls stammt auch sie aus dem 
Osten, und da sie weite ebene Flächen zu ihren Jagdrevieren 
wählt, konnte sie ehemals im ganzen Münsterschen Busen kein 
besseres Terrain zur Ansiedelung auswählen. In der Umgegend 
von Paderborn befinden sich mehrere Colonien, jede im Durch- 
schnitt mit etwa 50 Nestern; 1834 hatten sich die Thiere daselbst 
sogar in einigen Pärchen in dem belebtesten Theile der Stadt- 
promenade häuslich niedergelassen. Westlich trafen wir weiter 
Colonien in der Gegend von Lippstadt und Soest. Südlich von 
Lippstadt findet sich in einem kleinen Eiehenbestande, zwischen 
dem v. Kettler’schen Gute Schwarzenraben und dem Dörfchen 
Langeneiken gelegen, wohl die grösste der westfälischen Brut- 
stätten. Die Colonie zählt nach meiner Schätzung mehrere hundert 
Nester, von denen sich Tausende von Krähen erheben, sobald ein 
Büchsenknall sie jäh aus ihrer Ruhe aufstört. Weiter Lippe ab- 
wärts finden wir Colonien bei Hamm, dann bei der Rauschenburg, 
Olfen gegenüber, und schliesslich ganz an der westlichen Grenze 
des Gebietes bei Borbeck. Die westlich gelegenen Brutplätze sind 
schon jüngeren Alters und bezeugen das Zunehmen der Thiere, 
welches übrigens in den letzten Jahrzehnten auf der ganzen Linie 
des Haarstranges stattgefunden hat. Ferner sind die Thiere in 
der neuesten Zeit von Olfen aus nordwärts das Steverthal hinauf 
weiter vorgedrungen und traten somit brütend im Herzen des 
Münsterlandes auf, wo sie vordem ganz fremd waren. Aus diesem 
Gebiete sind zwei Colonien näher bekannt geworden. Die erste 
liegt nördlich von Haltern am sogenannten hohen Sebbel in der 
Bauerschaft Westrup, wo in einem sechs Morgen grossen Buchen- 
busche gegen 30 Bäume mit je 2 bis 10 Nestern besetzt sind. 
Die zweite Colonie befindet sich noch weiter nördlich, einige 
Kilometer vom Dorfe Appelhülsen beim Colon Velbert, woselbst 
in einem Eichengehölz die randständigen Bäume mit je 2 bis 5 
Nestern, zusammen gegen 60 bebaut sind. Die übrigen Bezirke 
des Münsterlandes beherbergen die Saatkrähe als Brutvogel bis 
jetzt noch nicht, dort erscheint sie nur vagabundirend im Verein 
mit Raben und Nebelkrähen zur Winterzeit, aber es ist sehr wahr- 
scheinlich, dass in dem Maasse, als im ganzen Lande Büsche und 
Hecken mehr und mehr verschwinden, auch dieser Vogel sich weiter 
verbreiten und vermehren wird. 


Erw 


Zur Avifauna des Münsterlandes. 223 


Im Anschluss hieran erwähne ich noch den Girlitz, Serinus 
hortulanus Koch. Auf dem allmählichen Vorrücken aus seiner 
südlichen Heimath hatte sich dieses Thierchen bereits vor zehn 
Jahren bis in das Münsterland vorgewagt, denn damals wurde 
bei Münster ein Exemplar erlegt. Seit der Zeit jedoch haben wir 
ihn bei uns noch nicht wieder gesehen, obwohl er mittlerweile im 
ganzen Rheinlande Brutvogel geworden ist.*) Münster dürfte bis 
- jetzt der nördlichste Punkt sein, bis zu welchem dieser kleine Süd- 
länder beobachtet worden ist, und da die klimatischen Verhält- 
nisse unseres Busens für ihn keine ungünstigen sind, so steht zu 
erwaıten, dass er der nächste Vogel ist, welcher sich das Münster- 
ländische Bürgerrecht erwerben wird. Ihm dürften dann zunächst 
die beiden Ammer-Arten folgen, die Zipp- und die Zaun-Ammer, 
Emberiza eia L. und eirlus L., die ebenfalls aus dem Süden 
kommend die Rheinstrasse hinabwandern und jährlich weiter nach 
Norden verrücken. Von den beiden letztgenannten ist bis jetzt jedoch 
im Münsterlande noch keine Spur beobachtet. 

Damit hätten wir dem Gehen und Kommen in unserer Vogel- 
welt eine hinreichende Würdiguug zu Theil werden lassen, es er- 
übrigt nun noch einiges über den augenblicklichen Stand unserer 
heimathlichen Ormis im Allgemeinen hinzuzufügen. Es würde je- 
doch zu weit führen und auch zwecklos sein, alle die Arten, welche 
als Brüter, regelmässige Durchzügler oder als seltene Irrgäste bei 
uns beobachtet worden sind, einzeln namhaft zu machen, giebt 
doch hierüber der unlängst erschienene zweite Band von „West- 
falens Thierleben“ hinreichenden Aufschluss.**) Ich beschränke 
mich demnach darauf, einige allgemeine Zahlenangaben zu geben. 

Nach dem den jetzigen Stand unserer Kenntnisse repräsen- 
direnden Verzeichnisse von Koch***) besitzt unser Münsterland 
130 Brutvögel. In dieser Zahl sind aber alle diejenigen Arten 
mit eingeschlossen, welche in den letzten 50 Jahren auch als 
zufällige Brüter nachgewiesen worden sind. Nimmt man nun 


*) Nach den Mittheilungen des Dr. König erschien der Girlitz im Rhein- 
thale in den 70er Jahren in der Gegend von Mainz, 1883 wurde er zum 
ersten Male brütend bei Bonn gefunden und ist daselbst jetzt ein ganz häu- 
figer Vogel. 

’»*) ‚Westfalens Thierleben“, 2. Band, die Vögel in 6 Lieferungen. Pader- 
born und Münster 1886. Herausgegeben von der zoologischen Section für 
Westfalen und Lippe. 


ArR) l. C 


224 Dr. Fr. Westhoff: Zur Avifauna des Mün sterlandes. 


diejenigen Arten heraus, von welchen man mit einiger Ge- 


wissheit annehmen kann, dass sie auch heute noch alljährlich 
in unseren Gefilden dem Brutgeschäfte obliegen, so dürfte die 
Zahl — einige zweifelhafte mit eingerechnet — höchstens 112 
betragen. Davon entfallen auf die Ordnung der Singvögel 
allein 67 Arten, also bei Weitem mehr als die Hälfte. Die 
übrigen Ordnungen sind, wie folgt, vertreten: Raubvögel mit 


13 Arten, Sehreivögel mit 5, Klettervögel mit 5, Tauben mit 3, 


hübnerartige Vögel mit 3, Sumpfvögel mit 14 und die Schwimm- 
vögel mit 2 Arten. Die Zahl derjenigen Vogelarten, welche bis 
jetzt im Münsterlande oder unmittelbar an seinen Grenzen zur Be- 
obachtung gelangt sind, seien es nun Brüter oder Durchzügler oder 
Irrgäste, beläuft sich hingegen auf 262. Demnach wäre in unserem 
Gebiete gerade die Hälfte derselben als Brutvögel nachgewiesen. 

Nach diesen Verhältnissen kann es durchaus nicht zweifelhaft 
erscheinen, welcher Ordnung die Vögel angehören, welche heutzu- 
tage unseren Gegenden den ornithologischen Charakter verleihen, 
es sind ohne Frage die Singvögel. Sie stellen zu den Brutvögeln, 
wie wir eben angegeben, die bei Weitem grösste Artenzahl, sie 
liefern auch selbst im Winter die grösste Menge der heimathlichen 
Vögel. Aber nicht nur an Arten sind bei uns die Singvögel zahl- 
reich vertreten, auch an Individuenzahl offenbaren viele von ihnen 
einen hervorragenden Reichthum. Kühn können wir es aussprechen, 
das Münsterland ist das Land der Singvögel; ist es auch arm an 
Arten, besonders an Brutvögeln, so ist es reich an Individuen, be- 
sonders reich an Individuen aus der Ordnung der Singvögel. Da- 
durch eben unterscheidet sich unser Gebiet von den andern Ge- 
bieten der Norddeutschen Ebene; eine solche Avifauna weisen weder 
die weiten Sumpf- und Heideflächen Oldenburgs und Hannovers auf, 
noch auch die weiten, baumlosen Cultursteppen von Sachsen, noch 
auch die seenreichen Gelände Mecklenburgs, Pommerns und 
Preussens. 

Mit Recht sagt Ferdinand Baron von Droste - Hülshoff:*) 
„Bunte Mannigfaltigkeit, rascher Wechsel mit vielen, contra- 
stirenden Arten finden wir hier zu Lande nirgend. Dafür aber 
schallt uns überall, wohin wir uns auch wenden, im Frühlinge der 
herrlichste Vogelgesang entgegen, vom vollendeten Liede der 


*) Ferd. Baron Droste: Beiträge zur Vogelfauna von Westfalen und 
Lippe. Zoologischer Garten, XIV, Nr, 4. 1873. Auch separat. 


ee 


Cand. Wickmann: Ueber Structur u. Bildung d. Vogeleischale. 225 


Nachtigall bis zur stümperhaften Weise des Goldammers. Der 
ungemeine Reichthum an vortrefflichen Sängern be- 
gründet den ornithologischen Stolz Westfalens. Nach- 
tigallen, Grasmücken, Rothkehlehen, Amseln, Drosseln, Staare, Finken 
u. Ss. w. beleben unsere durch unzählige Hecken und Feldgehölze 
unterbrochenen Fluren in solcher Häufigkeit, wie wir sie in anderen 
Ländern vergebens suchen.“ 


Ueber 
Struetur und Bildung der Vogeleischale. 
Von 


Cand. Wickmann, in Münster. 


Den Ornithologen interessiren hauptsächlich drei Punkte: 

1. Woraus bildet sich die Schalenhaut der Vogeleischale? 

2. Wie entsteht das Korn? 

3. Woher kommt die Färbung? 

In der Beantwortung dieser Fragen herrschen immer noch die 
grössten Meinungsverschiedenheiten, und namentlich sind es zwei 
Ansichten, welche sich schroft gegenüberstehen. 


Auf der einen Seite steht W. v. Nathusius ganz allein, 
Nach ihm ist das ganze Ei mitsammt der Schale ein aus der ur- 
sprünglichen Eizelle erwachsener Organismus. 


Die anderen Autoren erklären die Eischale für ein acces- 
sorisches Gebilde. Aber auch diese sind unter sich uneinig, 
wobei sich der Streit hauptsächlich auf die Bildung der Schalen- 
haut zuspitzt. 

Hierbei sind folgende Ansichten vertreten: 

1. Die Schalenhaut ist die geronnene obere Eiweissschicht 
(ausser verschiedenen älteren Autoren Blasius und auch neuerdings 
Landois). 

2. Die Fasern der Schalenhaut sind erstarrte Drüsen- 
secrete, ähnlich den Spinnengeweben (Leuckart). 

3. Es betheiligen sich zerfalleve organisirte Gewebe aus 
dem mütterlichen Organismus an der Bildung der Schalenhaut. 

Als solehe werden angeführt: 

a. Die Uterusschleimhaut, von der sich ein Ringstück 
mechanisch ablöst und um das Ei lagert (Meckel von Hemsbach), 

Cab. Journ, f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 187. Juli 1889, 15 


226 Cand. Wiekmann: 


b. Das Muskelgewebe des Eileiters, dessen glatte Muskel- 
fasern nach Auflösung der Schleimhaut zu Tage treten und sich 
zur Schalenhaut verfilzen, (frühere Ansicht Landois’). 


c. Die Epithelzellen eines bestimmten Abselnittes des Ei- 


leiters, von denen ein Theil sich loslöst und zerfliessend zu den 
Fasern der Schalenhaut ausgezogen wird. 

Letzteres ist die Ansicht des Vortragenden, dem 
dadurch die doppelte Aufgabe erwächst, den accessorischen Cha- 
rakter der Eischale überhaupt und speciell seine eigene Ansicht 
zu verfechten. 

Redner wendet sich nun zunächst gegen W. v. Nathusius, 
dessen Abwesenheit von der Versammlung er sehr bedauert. 

W. v. Nathusius führt stets zwei Gründe an, die eine acces- 
sorische Bildung der Eischale von vornherein unmöglich machen 
sollen. Der eine Grund ist das Nichtvorhandensein von Eiern 
ohne Dotter resp. Reste von Dotter und Dotterhaut; der andere 
die Existenz eines dünnen Häutchens, welches während der 
Bildung der Eischale im Eileiter das Ei umschliessen soll und so 
die Möglichkeit des Hinzutritts organisirter Absonderungsproducte 
des Eileiters zur Schalenbildung vollständig ausschliesst. 

Redner erklärt das auch bereits von anderen Autoren ange- 
führte Vorkommen von Eiern mit normal aufgebauter Schale, deren 
Inhalt jedoch nur aus Eiweiss, ohne irgend welche Reste von Dotter 
oder Dotterhaut besteht, sogar als häufig. Die in solchen Eiern 
oft vorhandenen Membranfetzen seien Chalazenhaut, aber nicht 
Dotterhaut. 

Die von v. Nathusius bei Arrundo riparia vorgefundene „con- 
tinuirliche zarte Membran“, welche das Ei im Eileiter umgab, hält 
Redner für ein Artefact, entstanden bei der Conservirung durch 
Coagulation von Eiweiss, und erklärt auf das bestimmteste, dass 
seine eingehendsten Untersuchungen bei den verschiedensten Vogel- 
arten, in den verschiedensten Eientwicklungsstadien, das Nicht- 
vorhandensein einer solchen Membran ergeben haben. 

Ein weiterer Beweis, sowohl gegen die v. Nathusius’sche An- 
sicht, als auch gegen diejenigen, welche die Schalenhaut als die 
geronnene obere Eiweissschicht betrachten, ist dem Vortragenden 
erbracht durch Hühnereier, welche in drei Fällen fr©. in der 
Bauchhöhle lagen. Augenscheinlich waren diese Eier durch 


antiperistaltische Bewegungen des Eileiters vom Uterus aus, anstatt 


durch die Kloake, zurück in die Bauchhöhle gelangt. In allen drei 


en ie 


Ueber Struetur und Bildung der Vogeleischale. 227 


Fällen hatten sich die bereits in der Kalkschalenbildung begriffenen 
Eier auf ihrer Rückwärtsbewegung noch mit einer zweiten 
Sehalenhaut bekleidet, welche ohne Zwischenraum der ur- 
sprünglichen Schale dieht auflag. Sämmtliche Eier besassen 
einen normalen Inhalt und eine normal aufgebaute, mehr 
oder minder fertige Schale. 

Im ersten Falle war es ein Ei, dessen ursprüngliche Schale 
eben Anfänge der Verkalkung zeigte. 

Im zweiten Falle hatte das Huhn 5 dicke Eier im Leibe, 
davon 1 im Uterus, die anderen 4 in der Bauchhöhle. Das Ei 
im Uterus besass keine doppelte Schalenhaut, sondern die 4 übrigen. 
Die ursprünglichen Schalen derselben standen in verschiedenen 
Stadien der Kalkschalenbildung. 

Endlich im dritten Falle war das einzige in der Bauchhöhle 
vorgefundene Ei schon mit einer festen Kalkschale umgeben, welcher 
wiederum eine zweite Schalenhaut fest auflag. 

Diese Bildung der zweiten Schalenhaut, unmittelbar auf 
der ursprünglichen Eischale, ist durchaus unvereinbar, sowohl mit 
der v. Nathusius’schen Ansicht, nach welcher hier plötzlich eine 
Rückwärtsentwicklung stattgefunden haben müsste, als auch mit 
der Annahme der Gerinnung der oberen Eiweissschicht, da in allen 
Fällen das Eiweiss durch die ursprüngliche Eischale vom Eileiter 
getrennt war. 

Es bleiben daher nur noch die beiden Möglichkeiten übrig, 
dass die zweite Schalenhaut bei der Rückwärtsbewegung des Eies 
an einer bestimmten Stelle des Eileiters entweder durch erstarrte 
Secrete, oder durch Ablösung organisirter Elemente 
gebildet wurde. 

Nach der Ansicht des Vortragenden sind es auch wirklich 
organisirte Elemente, welche die Schalenhaut bilden, und 
zwar die abgelösten Epithelzellen eines bestimmten Ab- 
schnittes des Eileiters, welche zerfliessend zu Fasern ausgezogen 
werden. 

Diese Ansicht wird durch folgendes Experiment begründet: 

Die Wichtigkeit der Einführung eines Fremdkörpers in 
den Eileiter eines lebenden Vogels, behufs Beobachtung der Bil- 
dungsweise der Eischale, lag auf der Hand. Um nun nicht durch 
Aufschneiden des Bauches und des Eileiters einen kranken Zustand 
hervorzurufen, wurde vom Vortragenden legenden Hühnern von 


der Kloake aus ein Gummiball in den Eileiter geschoben, dann 
15* 


228 Cand. Wiekmann: 


die Vagina, ohne den Bauch aufzuschneiden, unterbunden, und nach 
24 Stunden die Thiere getödtet. Es sollte der Gummiball, der 
unterbundenen Vagina wegen durch antiperistaltische Bewegungen 
nach oben getrieben, den mittleren Theil des Eileiters passiren, 
wo sich die Schalenhaut bildet. 

Dies gelang in einem Falle; der Ball wurde im oberen Theile 
des Eileiters wiedergefundeu. 

Umgeben war derselbe von einer dicken Membran, deren 
mikroskopische Untersuchung ergab, dass sie aus Epithelzellen 
des Eileiters bestand. Theilweise waren diese Zellen noch unver- 
sehrt, tbeilweise zerflossen oder zu Fasern ausgezogen. 

Im frischen Zustande zerflossen die einzelnen Epithelzellen 
beim leisesten Druck des Deckglases. 

Der abgelösten Zellen war eine solche Menge, dass zusammen- 
geballte Klumpen derselben sich neben dem Gummiballe vorfanden, 
die an demselben nicht haften geblieben waren, vielleicht wegen 
zu raschen Durchganges des Balles, oder weil dieser, mangels ge- 
nügender Nachgiebigkeit gegen die gewundenen Schleimhautfalten, 
nicht hinreichende Drehung erhalten hatte. 

Der Vortragende hält hierdurch die Entstehung der Schalen- 
haut aus Epithelzellen des Eileiters für erwiesen. 

Als zweiter Punkt ist das Korn der Eischale bezeichnet. 

Behandelt man ein Stück von einer Eischale mit einer Säure, 
so löst sich die Schalenhaut von der Kalkschale los. Auf der 
äusseren Fläche der Schalenhaut bleiben dann kleine Zotten 
sitzen, deren Länge, Breite und Abstand von einander bei den 
Eiern ein und derselben Vogelart dieselben bleiben, dagegen bei 
verschiedenen Arten resp. Gattungen Verschiedenheiten zeigen. 

Landois hielt diese Zotten früher für die losgelösten „Uterin- 
drüsen“ selbst und hält sie heute noch für die abgelösten 
Endungen derselben. Blasius nennt sie „Kerne“, ohne sich 
über ihren Ursprung klar zu sein. v. Nathusius bestreitet jedoch 
entschieden ihr wirkliches Vorhandensein und erklärt die mikro- 
skopischen Bilder für Artefacte, für durch Kohlensäureentwick- 
lung entstandene Hohlräume, welche dann bei der Färbung 
des Präparates den Farbstoff aufgesogen haben und so Trug: 
bilder geben.- 

Der Vortragende beweist das wirkliche Vorhandensein 
dieser Zotten durch mikroskopische Präparate mit feinen Quer- 
schnitten verschiedener Schalenhäute, sowie durch ein Stück einer 


Ueber Structur und Bildung der Vogeleischale. 229 


entkalkten Eischale vom Schwan, deren Zotten viermal so lang, 
als breit und so gross sind, dass sie mit freiem Auge gesehen 
und sogar mit den Fingern gefühlt werden können. 

Ueber die Entstehung dieser Zotten bestehen noch Meinungs- 
verschiedenheiten. Redner stimmt Landois darin bei, dass die Zotten 
im engsten Zusammenhange mit den Drüsen des Uterus 
stehen, bestreitet aber auf das Entschiedenste, dass es die Uterin- 
drüsen selbst, oder die Endungen derselben seien. So lange 
der Eileiter in Thätigkeit ist, zerfallen die Drüsen selbst 
nicht, sondern nur ein Theil der Seeretionszellen der Drüsen. 
Der Irrthum Landois’ ist darauf zurückzuführen, dass dieser die 
Querschnitte der Uterindrüsen für die Drüsen selbst gehalten hat. 

Ebenso bestreitet Redner die Landois’sche Ansicht, dass sich 
im Eileiter zuerst diese Zotten bildeten und sich nachher der 
Kalk daran niederschlage. 

Kalk und zottenbildendes Material gelangen zu gleicher 
Zeit auf die Schalenhaut. Fortwährend, bis zum vollkommenen 
Aufbau der Kalkschale, findet eine Absonderung von Kalk, Eiweiss 
und den Resten der zerfallenen Drüsenzellen statt, von welcher 
Masse dann nach Zerstörung des Kalkes der Eischale durch Säuren 
das zuerst Abgesonderte zurück bleibt, weil es sich an 
die Fasern der Schalenhaut geheftet hatte. Die übrige Masse ist 
zum weiteren Aufbau der kegelförmigen v. Nathusius’schen Mamillen 
benutzt worden, in deren Spitze vor der Entkalkung diese 
Zotten steckten. 

Der regelmässige Abstand der Zotten, also auch der 
Mamillen, ist nun darauf zurückzuführen, dass sich das Ei im 
Uterus nicht mehr dreht, wodurch beide also nur da entstehen 
können, wo eine Drüse mit ihrem Ausführungsgange die 
Schalenhaut berührt. 

Die Meinungsverschiedenheiten über das Vorhandensein resp. 
Fehlen der Drüsenausführungsgänge sind dadurch erklär- 
lich, dass einerseits das durch mangelhaftes Conserviren und 
Präpariren coagulirte Eiweiss die Ausführungsgänge verstopft, und 
dass anderseits ein zu üppiges Drüsenpolster, wie es bei Hühnern 
besteht, das Auffinden der Gänge schwierig macht. 

Redner erklärt bereits vor längerer Zeit das Vorhandensein 
und den Abstand der Drüsenöffnungen zuerst am Uterus 
eines Hühnerhabichts und dann später auch bei anderen 
Vögeln mit Bestimmtheit nachgewiesen zu haben. Der Abstand 


250 Cand. Wiekmann: Ueber Struetur u. Bildung d. Vogeleischale. 


von einander stimmt überein mit dem der Zotten in 
der Eischale. 

Die Verschiedenheit des Kornes der Eischalen wurde be- 
reits früher durch Landois, ohne dass er die v. Nathusius’schen 
Mamillen kannte, sehr richtig auf den verschiedenen Abstand 
der Zotten in den Eischalen der verschiedenen Vogelarten zurück- 
geführt. Da nun diese Zotten mit den auf ihnen aufgebauten 
v. Nathusius’schen Mamillen nach den Untersuchungen des Vor- 
tragenden durch die Drüsenöffnungen bedingt sind, so rührt 
die Verschiedenheit des Kornes der Eischalen von der Ver- 
schiedenheit des Abstandes der Drüsenöffnungen im Uterus 
der betreffenden Vögel her. 

Der dritte Punkt betrifft die bisher noch völlig unbekannte 
Entstehung der Färbung der Vogeleischale. 

Die Ergebnisse der Untersuchungen des Vortragenden auf 
diesem Gebiete lassen sich kurz in folgenden Fragen und Antworten 
zusammenfassen : 

1. Frage: Was sind die Farbstoffe ? 

Antwort: Blutfarbstoffe. 
2. Wo werden sie ausgeschieden ? 
Im geplatzten Follikel. 
3. Wieviele sind es? 
Eine Anzahl. 
4. Wo lagert sich der Farbstoff auf die Eischale. 
Nur im Uterus. 
5. Wie gelangt er zur Eischale ? 
Den Eileiter hinunter. 

6. Wie kommt es, dass die einen Eier gefärbt, die anderen 
ungefärbt sind ? 

Eier ohne Farbstoffe giebt es nicht; die scheinbar unge- 
färbten enthalten weisse resp. helle Farbstoffe. 

7. Wie kommt es, dass die verschiedenen Vogelarten ver- 
schiedene Farbstoffe ausscheiden ? 

Dies ist ebenso Eigenthümlichkeit der Art, wie die Ver- 
schiedenheit in der Färbung des Gefieders. 


E. Hartert: E. F. v. Homeyer, sein Streben u. Schaffen. 231 


Eugen Ferdinand von Homeyer,*) 
sein Streben und Schaffen. 
Von 


Ernst Hartert. 


In dem hohen Alter von 80 Jahren ist der Nestor der deutschen 
Ornithologie in seiner geliebten pommerschen Heimath gestorben. 
Ein langes Leben hat der Verstorbene zu grossem Theile der 
Ornithologie geweiht und manche schöne Gabe auf den Altar der 
Wissenschaft gelegt. 


Homeyer hatte das grosse Glück, einen Vater zu haben, der 
als Freund und Kenner der Natur es verstand, dem Knaben gleiche 
Neigungen einzupflanzen, und seine materiellen Verhältnisse machten 
es ihm möglich, sich in intensivster Weise mit der Wissenschaft 
zu beschäftigen, ohne studirt zu haben, nicht aus amtlicher Pflicht- 
treue, sondern aus blosser Liebe zur Sache, ohne des Auges Schärfe 
in qualvollen Vorbereitungen zu peinlichen Prüfungen in hohen 
Lehranstalten eingebüsst zu haben, ohne Beeinflussung nothge- 
drungener Weise zu verehrender Lehrer, frei seinen ureigenen 
Ideen und Eindrücken nachgebend. So kam es, dass H. ein Er- 
forscher des Lebens der Vögel wurde, wie es wenige giebt, weniger 
ein Systematiker. Sein ganzes Streben wurde von drei Gesichts- 
punkten aus geleitet: 1. Nie über den Rahmen der paläarktischen 
Zonen hinauszugehen, namentlich aber im Auge zu haben, dass 
noch ausserordentlich viel in der deutschen Heimath zu erforschen 
ist. 2. Schärfste Unterscheidung der Arten und Formen zu machen. 
3. Durch Zweifel zur Wahrheit zu gelangen. 


Betrachten wir den ersten Gesichtspunkt, so lässt sich gegen 
denselben an und für sich nichts einwenden und wir sind vollauf 
damit einverstanden, der Heimath seine Kräfte zu widmen und 
warnen eindringlich davor, zu glauben, dass bei uns nichts mehr zu 
erforschen sei und glauben auch, dass diejenigen, welche ihre 
Kräfte auf das paläarktische Faunengebiet beschränken, Grosses 
leisten können, glauben aber, dass zum Aufbau eines Systemes 
eine Kenntniss der Vögel aller Länder durchaus nothwendig ist 
und auch jede Liste oder Verzeiehniss europäischer Vögel in 
systematischer Hinsicht Mängel haben wird, wenn sie ohne Kennt- 
niss ausländischer Formen gemacht ist. In Bezug auf die Unter- 


*) Siehe Protokoll der Jahresversammlung Seite 194. 


232 Ernst Hartert:- 


scheidung der Arten und lokalen Formen dürfte Homeyer vollauf 
nachzuahmen zu sein und eines seiner Hauptziele, durch die 
Kenntniss auch der am schwierigsten unterscheidbaren Lokalformen 
die Ziele der Wanderung vieler Arten festzustellen, dürfte nur auf 
diesem Wege zu erreichen sein. Was endlich Homeyer’s Wahlspruch 
„durch Zweifel zur Wahrheit‘ anbetrifft, den er dem Schreiber 
dieser Zeilen schon in einem der ersten, acht Seiten langen, Briefe 
ans Herz legte, so hat derselbe diesen Wahlspruch auch zu dem 
seinigen gemacht, was namentlich jetzt, wo so Manche, die vorher 
sich niemals mit Ornithologie beschäftigt haben, sogenannte Be- 
obachtungen mittheilen und drucken lassen, sehr am Platze ist, 
glaubt aber doch, dass Homeyer hierin oft zu weit gegangen ist, 
indem er schliesslich fast alle Beobachtungen Anderer anzweifelte 
und auch manche eigene Beobachtung, die er in überpeinlicher 
Sorgfalt noch näher prüfen wollte, für immer verschwiegen hat. 

Das erste selbständige Werk Homeyer’s war das „Verzeich- 
niss der Vögel Pommerns“, welches eine überaus günstige 
Beurtheilung erfuhr, damals von hohem Werthe war und heute 
noch von grosser Brauchbarkeit ist. 

Vielfach in Anspruch genommen durch seinen Beruf als Land- 
wirth, blieb H. fortan mit Leib und Seele der Wissenschaft ergeben, 
war ein fleissiger Besucher der ornithologischen Versammlungen 
und mehrere Jahre Präsident der A. D. 0. G. Mit fast allen 
deutschen Ornithologen stand er im regen Briefwechsel, beschäftigte 
sich auch vielfach mit Botanik. Als Schriftsteller war er immer 
thätig und ornithologische und jagdliche Zeitschriften enthalten 
ungemein zahlreiche Artikel aus seiner Feder. 

Es kann nicht in unsrer Absicht liegen, alle seine Publikationen 
zu besprechen, wollen aber einige, zumal die bedeutenderen, einer 
Betrachtung unterziehen. 

Nachdem ihm 1872 seine Gemahlin gestorben und er 1874 
sein letztes Gut Warbelow in Hinterpommern verkauft hatte, liess 
er sich zu Stolp i. P. nieder, um fortan ganz seiner Lieblings- 
wissenschaft zu leben. Von da ab datiren auch die meisten seiner 
Schriften, die meisten aber aus dem letzten Jahrzehnt seines Lebens. 

Unter den Artikeln im Journal f. O. ist ein 1875 verfasster 
Aufsatz über die „Gruppe der Schreiadler“, für die er sich 
stets ganz besonders interessirte, von Wichtigkeit. Der Verf. kommt 
zu dem Schlusse, dass unsre deutsche Aguila naevia nicht in Indien 
vorkomme, sondern dass alle unter naevia aufgeführten Stücke 


E. F. v. Homeyer, sein Streben und Schaffen. 233 


aus Indien andern Arten, zumeist e/anga angehören, eine Ansicht, 
die mir völlig richtig erscheint und auch von den meisten englischen 
Ornithologen angenommen wurde Wenn A. bifasciata J. E. Gray 
als Synonym zu A. orientalis Cab. gezogen wird, so muss bifasciata 
Gray das Prioritätsrecht haben, aber H. war stets der Ansicht, die 
bekanntesten Namen gelten zu lassen und das Prioritätsrecht nur 
geltend zu machen, wenn der Name einigermassen bekannt war. 
Dass das für den praktischen Gebrauch recht bequem ist, lässt 
sich keineswegs leugnen, aber eine consequent durchgeführte Nomen- 
elatur war auf diesem Wege natürlich nicht zu erreichen. Wenn in- 
dessen englische Schriftsteller dem Steppenadler den Namen bifas- 
ciata geben, so ist es ein grosser Fehler, wenn der Name orien- 
talis Cab., unter dem er jedenfalls in Europa am bekanntesten ist, 
in den Synonymen nicht mit erwähnt wird. Sehr beachtenswerth 
ist die Beschreibung des A. fuleiwentris C. L. Brehm, von dem 
Homeyer zwei Stücke besass, eins aus FEgypten, eins aus der 
Danziger Gegend, welche den Eindruck einer guten Art auch auf 
mich machten. Inımerhin ist es höchst merkwürdig, dass diese Art 
sonst nirgend in Sammlungen vorhanden sein soll. Zu bedauern 
ist, dass H. die vtiata Hodgs. aus Indien nicht geprüft hat, immer- 
hin aber ist die kleine Arbeit über diese so äusserst schwierige 
Adlergruppe von nicht zu unterschätzender Bedeutung. — 

In einem kleinen Werke „Deutehlands Säugethiereund 
Vögel, ihr Nutzen und Schaden“ werden die Thiere der 
Heimath bezüglich ihres Nutzens und Schadens kritisirt, und ist 
diese Schrift, weil von den Gesichtspunkten der Landwirthe, Jäger 
und Naturfreunde aus betrachtet, in vieler Beziehung werthvoll. 

Im Jahre 1881 erschien: „Ornithologische Briefe. 
Blätter der Erinnerung an seine Freunde, gesammelt 
vonE. F. von Homeyer. Berlin, Verlag von Theobald 
Grieben.“ Nicht nur, dass jeden Ornithologen der interessante 
Briefwechsel mit den alten Meistern der deutschen Vogelkunde, 
mit Naumann, Chr. L. Brehm, Thienemann und Andern 
auf das höchste fesseln muss, jene, nicht für den Druck ge- 
schriebenen Briefe, gleichsam durchdrungen vom Geiste der Ver- 
storbenen uns entgegentreten, sind auch viele werthvolle Beob- 
achtungen und Daten in jenen Blättern enthalten, die freilich dort 
wenig gesucht und beachtet werden. 

Im selben Jahre erschien: „DieWanderungen der Vögel, 


234 Ernst Hartert: 


mit Rücksicht auf die Züge der Säugethiere, Fische 
und Insekten. Von E. F. von Homeyer.“ 

Dieses Werk, das der Verfasser mir infolge eines kurzen Brief- 
wechsels und einiger ihm von mir übersandten Beobachtungen über 
Brüten und Zug einiger Vögel in Ostpreussen mit einer mich hoch 
ehrenden Dedication übersandte, spornte mich an, auf dem be- 
tretenen Wege emsiger Forschung in Wald und Feld zu beharren 
und mehr noch als bisher mich den Wanderungen der Vögel im 
Besonderen zuzuwenden. 

Durch meine vielen, dem greisen Forscher in uneigennützigster 
Weise gesandten Beobachtungen entspann sich nun zwischen uns 
ein reger Briefwechsel, dem später mehrere, einmal ein mehr denn 
fünfwöchentlicher Besuch in seinem gastfreien Hause folgten, Be- 
suche, die zu fleissigem Lernen in den riesigen Schätzen seiner 
Sammlung dienten und denen ich einen grossen Theil meiner leider 
noch so unvollkommenen Kenntnisse in der Ornithologie verdanke. 
Unvergesslich werden mir die Stunden sein, da der lebhafte Greis 
von Jagden und Reisen im geliebten Pommerland erzählte, da er 
mir immer und immer wieder seinen Wahlspruch: „durch Zweifel 
zur Wahrheit“ einprägte und mich ermahnte, fortan meine Kräfte 
der europäischen Ornithologie zu widmen. So entstand auch die 
erste in seinem Auftrage unternommene Reise nach dem östlichsten 
Preussen, und so kam es, dass ich ihm die meisten der von mir 
vorher und nachher in Preussen und Neuwerk gesammelten Bälge 
und viele Eier verkaufte. 

So ist es erklärlich, dass seine „Wanderungen der Vögel“ 
für mich eine ganz besondere Bedeutung haben, aber abgesehen 
davon halte ich sie für die wichtigste seiner bisher bekannten 
Schriften. Ganz besonders dankenswerth ist, dass der Theorie von 
Palm&n, welche den Vögeln enge, schmale Wege, ihre Zug- 
strassen, anweist, wie solche nicht existiren, entgegengetreten ist. 
Dies ist in ausgiebiger Weise geschehen und ist nur zu bedauern, 
dass H. mit der gerechtfertigten Widerlegung der Zugstrassen- 
Theorie und verschiedener Ansichten von Wallace zugleich gegen 
die gesammte Darwin’sche Theorie eifert. Homeyer war ein 
heftiger Gegner des Darwinismus und blieb es bis an sein Ende. 
Es entsprang diese Gegnerschaft vorzugsweise aus dem gerechten 
Bestreben, nur aus langen und genauen Untersuchungen Schlüsse 
ziehen zu wollen, aus der Verachtung jener Richtung, die es für 
das Wichtigste hält, geistreiche Theorien zu entwickeln und sie 


E. F, v. Homeyer, sein Streben und Schaffen, 235 


dann aus den in Büchern niedergelegten Beobachtungen und Er- 
fahrungen zu stützen und zu begründen. Dass durch übereifrige 
junge Gelehrte infolge der weitausschauenden und weite Gesichts- 
kreise eröffnenden Lehren der Descendenztheorie vielfach in dieser 
Hinsicht gesündigt worden ist, lässt sich nicht leugnen, und es ist 
Homeyer zu danken, dass er sich dagegen wendete, aber zu be- 
dauern ist, dass er sich absolut feindlich den Darwin’schen Lehren 
gegenüberstellte und dass er durch die auf dieselben gemachten 


Angriffe in den „Wanderungen der Vögel“ Manchen von dem 


trefflichen Buche abgeschreckt hat. Wie ich schon sagte, bin auch 
ich ein absoluter Gegner der gänzlich unbegründeten Zugstrassen- 
Theorie und habe mich oft überzeugt, dass auch Meere nicht an 
den engsten Stellen, sondern in breiter Front überflogen werden, 
wie z. B. das Mittelmeer und das rothe Meer. 

Durch Hunderte, schreibe Hunderte, von eignen Beobachtungen 


und solche vieler meiner Bekannten habe ich mich auch überzeugt, 


dass H. mit Recht die Meinung vertritt, dass die Vögel stets mit 


dem Winde wandern, eine Thatsache, die merkwürdiger Weise 


früher fast ganz allgemein und jetzt noch hier und da bestritten 
wird. Es würde zu weit führen, hier auf alle Punkte einzugehen, 
aber es genüge der Hinweis auf eine grosse Menge werthvoller in 
dem Werke enthaltenen Beobachtungen. Ich bin mit nur sehr 
wenigen Punkten in dem trefflichen Werke nicht völlig einver- 
standen und hoffe nach Jahren auf Grund fortgesetzter Beobach- 
tungen dies Thema noch einmal näher zu besprechen. 

Eine Anzahl wichtiger Bemerkungen enthalten: „Beiträge 
zur Kenntniss der Ornithologie Westsibiriens“ von 
H. und Tancre&, sowie die Bemerkungen zu W.Mewes, „Orni- 


_ thologische Beobachtungen im nordwestlichen Russ- 
land.“ 


Manche interessante Notiz und werthvolle Beobachtung ist in 
der neuesten Auflage von Brehm’s Thierleben und in der 
„Eneyklopädiedergesammten Forst-undJagdwissen- 
schaften“ von Dombrowski niedergelegt. 

Mit den Schriften über die Spechte, das Meckern der Bekassine, 


_ den Turdus pilaris u. a. m. begab sich Homeyer auf das Gebiet 


a 3 


der Polemik, auf dem er in seinem grossen Eifer oft sehr scharf 


_ wurde. Es ist dies ihm vielfach nicht mit Unrecht übel genommen 


) worden. Auch seine in den letzten Jahren hervortretende Unduld- 


ER EEE 


samkeit gegen die Ansichten Anderer und die Nichtachtung fast 


236 Max Fürbringer: 


Aller, die auf dem Gebiete deutscher Ornithologie selbstthätig sein 
wollten, hat ihm viele Feinde erworben, aber wir wollen gern ver- 
gessen, was er in heftiger Aufwallung ausgesprochen hat, und ein- 
gedenk sein, dass es vorzugsweise seine Furcht war, Unrichtiges 
veröffentlicht zu sehen, die ihn so heftig werden liess, 

Wenn auch mit Homeyer eine Menge Wissen für immer 
verloren gegangen ist, so steht doch noch sein letztes grosses 
Werk, „Die Vögel Norddeutschlands“, in nächster Zeit zu 
erwarten, denn wie Prof. Blasius mittheilt, ist wahrscheinlich 
noch an seinem Todestage der letzte Correeturbogen in Stolp 
eingetroffen und wird das Werk nöthigenfalls von den Brüdern 
Blasius fertiggestellt werden. Seine Sammlungen von mehr als 
8000 Vogelbälgen aus dem palaearctischen Faunengebiete und sehr 
vielen Eiern und Nestern sollen behufs Ordnung und Sichtung zu- 
nächst nach Braunschweig zu den Gebrüdern Blasius ge- 
schafft werden. 

Noch inmitten rastlosen Strebens hat der Tod den Greis ereilt 
und die Erde hat sich über einem der besten Kenner europäischer 
Vögel geschlossen, dessen Name stets mit Ehrfurcht im Munde 
eines Ornithologen geführt werden wird. 


Einige Bemerkungen 
über die Stellung von Stringops und den eventuellen 
Herd der Entstehung der Papageien, sowie über den syste- 
matischen Platz von Jynx. 
Von 
Max Fürbringer. 


W. Marshall hat unternommen, eine Reihe von „Zoologischen 
Vorträgen“ zu veröffentlichen, welche sich über das ganze Gebiet 
der Zoologie ertrecken, namentlich aber die Vögel und Insekten 
berücksichtigen und der Organisation der Thiere in ihrem Ver- 
hältnisse zu der Lebensweise, sowie der Verbreitung der Thiere 
eine besondere Aufmerksamkeit schenken sollen. Ein solches Unter- 
nehmen von einem Autor, der die Specialkenntniss, die allgemeine 
Bildung, den scharfen Blick und die tiefe und gedankenvolle Natur- 
anschauung W. Marshall’s besitzt, darf auf den Dank aller sich 
für die vorliegenden Fragen Interessirenden rechnen und lässt 
nicht Gewöhnliches erwarten. 


Stellung von Stringops etc. 237 


Die beiden ersten bis jetzt erschienenen Hefte, welche die 
Papageien und Spechte behandeln, rechtfertigen diese Erwartungen 
in vollem Maasse. 

In diesen Heften gedenkt der Autor auch meiner bescheidenen 
Leistungen auf ornithologischem Gebiete in freundlicher Weise 
und stimmt, soweit die gleichen Fragen uns Beide beschäftigten, 
verschiedenen meiner Ergebnisse und Anschauungen bei; nur hin- 
sichtlich weniger Punkte existiren Controversen zwischen uns. 

Es sei mir gestattet, dieselben hier in Kürze zu berühren und 
dabei zugleich meine diesbezüglichen Auffassungen, die in den 
„Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel“ ent- 
sprechend den weiter liegenden Aufgaben derselben nur cursorisch 
und andeutungsweise behandelt wurden, in prägnanterer Form 
wiederzugeben. 

1, Stringops. 

Die erste Controverse bezieht sich auf die systematische Stel- 
lung von S£ringops. Mit zahlreichen Autoren hatte ich in diesem 
Genus die am tiefsten stehende Gattung der lebenden Papageien 
erblickt, zugleich aber zugefügt, dass sie so viel secundäre Diffe- 
reneirungen (verminderte Zahl der Handschwingen, Eulenähnlich- 
keit des Gefieders, einige mit der Rückbildung der Flugfähigkeit 
zusammenhängende Züge etc.) in ihrem Bau zeige, dass man aus 
ihr noch keinen directen Schluss auf den wirklichen Stammvater 
der Psittac‘ machen könne. Marshall betont dagegen, dass Szrin- 
gops die modernste, jedenfalls die durch Sonderanpassungen am 
meisten modifieirte und von den typisch entwickelten Papageien 
am weitesten entfernte Form sei, und stellt sich damit denjenigen 
Ornithologen, welche in den Stringoprdae die ältesten Psiztacz er- 
blickten, direct gegenüber. Zur Stütze seiner Auffassungen führt 
er an die auf secundärer Reduction beruhende mangelhafte Aus- 
bildung der Clavicula, sowie die Rückbildung der Flugfähigkeit, 
die Existenz ausgesprochener Kletterfüsse, die von kletternden 
Ahnen erworben und auch bei dem mit Verlängerung der hinteren 
Gliedmaassen einhergehenden neuen Leben auf dem Boden nicht 
verloren seien, die dem nächtlichen Leben secundär angepassten 
Besonderheiten und die infolge des eingebüssten oder eingeschränk- 
ten Klettervermögens reductive Ausbildung des Schnabels, — alles 
das lasse auf einen aus Sonderanpassungen hervorgegangenen und 
rückgebildeten Typus, aber nicht auf eine älteste Stammform der 
Papageien schliessen. 


238 Max Fürbringer: 


Die letzteren Ausführungen sind wohl nicht gegen mich ge- 
richtet, da ich mich über das Alter von Stringops nicht geäussert 
und ausserdem ausdrücklich hervorgehoben habe, dass unser Papagei, 
obsehon die am tiefsten stehende Gattung, doch wegen der zahlreichen 
secundären Züge in seinem Bau keinen directen Schluss auf die 
Stammform der Psittaci gestatte. In diesem Punkte sind wir in 
der Hauptsache derselben Ansicht: auch für mich repräsentirten 
die Rückbildung der Flugfähigkeit und die damit Hand in Hand 
gehende höhere Entwickelung der Lauffähigkeit, die Eulenähnlich- 
keit des Gefieders etc. durchaus secundäre Differenzirungen, und 
meine wiederholten Ausführungen über die Reduetion der Olavieula 
bei Vögeln, wie bei Reptilien und Säugethieren, lassen wohl keinen 
Zweifel aufkommen, dass ich hierbei stets von Formen mit einst- 
mals wohl entwickelter Clavieula resp. Furcula ausging. 


Aber aus dem Nachweise dieser secundären Rückbildungen und 
ziemlich weit gehenden Umbildungen und Modificationen möchte 
ich noch nicht den Schluss ableiten, dass Stringops deshalb die 
modernste, von den psittacinen Urformen am weitesten entfernte 
Urform darstellt; bei einer solchen Art zu folgern würde man 
wohl auch behaupten dürfen, dass z. B. die Ratiten mit ihren sehr 
umgebildeten Flug- und Lauforganen die modernsten Vertreter des 
Vogelgeschlechtes darstellen. Wenn aus solchen secundären Ver- 
änderungen überhaupt ein genealogischer Schluss zu ziehen ist, so 
ist es wohl der, dass die äusseren Anpassungen auf die primi- 
tiveren Formen innerhalb der Familien mit mehr Erfolg als auf 
die höher entwickelten Typen einwirken, und danach dürfte mit 
Wahrscheinlichkeit anzunehmen sein, dass Stringops nicht erst 
spät von höher organisirten und in ihrer Conformation fixirten 
Papageien sich abgezweigt und danach schnell und intensiv sich 
umgebildet und von ihnen entfernt habe, sondern dass seine und 
seiner Verwandten Abzweigung von dem psittacinen Hauptstamm 
bereits in einer relativ frühen Zeit erfolgt und vermöge der damals 
noch grösseren Plastieität in der Organisation zu ausgiebigeren 
Differenzen gelangt sei. 

Indessen soll man mit der speciellen Anwendung solcher all- 
gemeinen Schlüsse vorsichtig sein. Besässen wir nicht in dem Bau 
von Stringops, soweit er bisher bekannt ist, einige Momente, welche 
den meisten anderen Psittaci gegenüber auf eine primitivere Con- 
figuration dieses Thieres direct schliessen lassen, so würde ich 


Stellung von Siringops ete. 239 


mich wohl gehütet haben, einer relativ tieferen Stellung desselben 
das Wort zu reden. 

Diese primitiven Züge erblicke ich, um lediglich bei der 
Gattung Stringops stehen zu bleiben, in der Configuration des 
Xiphosternum, in dem Verhalten der Carotiden und in der Anwesen- 
heit des Musculus ambiens; auf die beiden let#teren Momente hat 
übrigens schon Garrod aufmerksam gemacht. 

Das Xiphosternum der Papageien (vergl. auch Tabelle 
XXVII, p. 788 in meinen Untersuchungen) ist in der Regel un- 
durchbrochen oder jederseits mit einem kleinen oder mittelgrossen 
Fenster versehen; dieses Verhalten scheint, von wenigen Ab- 
weichungen (z. B. Sittace nach Lühder) abgesehen, ziemlich eon- 
stant zu sein. Stringops macht davon eine bemerkenswerthe Aus- 
nahme, indem bei den mir bisher durch fremde oder eigene Be- 
obachtungen bekannt gewordenen Exemplaren das Xiphosternum 
bald undurchbrochen ist, bald auf der einen oder anderen Seite 
ein oder zwei Fenestrae aufweist, bald endlich jederseits eine 
mitteltiefe Incisura obturata zeigen kann.*) Ein derartiger Wechsel, 
insbesondere das Auftreten der als primitivere Gebilde zu beur- 
theilenden Ineisuren (vergl. die Untersuchungen), lässt auf eine 
minder fixirte Organisation, also auf eine nicht sehr hohe Stellung 
von Stringops schliessen. 

Variirungen des Skeletsystems vergesellen sich allerdings auch 
mit Reductionszuständen desselben. An diesen Rückbildungen hat 
aber im vorliegenden Falle das Xiphosternum kaum Antheil. 
Auch konnte ich im Speciellen Theile der Untersuchungen be- 
legen, dass gerade dieser Abschnitt des Brustbeines der Vögel 
seine von der Ausbildung der Flugmuskulatur in der Hauptsache 
unabhängigen Wege geht, und brauche jetzt die verschiedenen 
bekannten Fälle nicht zu wiederholen, wo das Xiphosternum bei 
und trotz völliger Rückbildung der Flugfähigkeit seine hochgradige 
Entwickelung (selbst als Xiphosternum imperforatum, wie z. B. bei 
Alca impennis, Onemiornis, Rhinochetus) nicht eingebüsst hat. Alles 
das lässt einen eingreifenderen Einfluss der Flugreduction auf das 
Xiphosternum von Stringops ausschliessen, wohl aber in der Con- 
formation desselben eine primitivere Stellung dieses Psittacinen 

- erblicken. 
Stringops zeigt noch einige andere relativ einfache Züge in 


*) In der Tabelle XXVII durch Druckfehler als tief angeführt, 


240 Max Fürbringer: 


seiner Skeletbildung; da aber bei diesen die Möglichkeit besteht, 
dass sie mit der Rückbildung des Fluges zusammenhängen, über- 
gehe ich sie. 

Der Wechsel im Verhalten der Carotiden der Vögel (vergl. 
p. 1094 f. der Untersuchungen) ist bekanntlich schon seit langer 
Zeit Gegenstand Mngehender Beobachtungen geworden; bereits 
Bauer, J. Fr. Meckel und Nitzsch gelangten auf diese Weise zu 
nicht unwichtigen systematischen Resultaten. Garrod verdanken 


wir eine in grösserem Maasstabe durchgeführte Untersuchung über 


die Anordnung der Carotiden bei den Papageien, deren Vertreter 
in charakteristischer systematischer Vertheiluug bald durch 2 gleich- 
mässig ausgebildete tiefe subvertebrale Carotiden, bald durch die 
alleinige Persistenz der linken, bald durch die Ausbildung einer 


linken Carotis superfieialis collateralis an Stelle der normalen tiefen, 


während die rechte erhalten bleibt, bald durch das Zusammenfliessen 
beider Carotiden zu einem gemeinsamen Stamme gekennzeichnet 


sind. Stringops gehört zu derjenigen Gruppe, welche das zuerst 


aufgeführte primitivste Verhalten paariger tiefer Carotiden (welches 
die Vögel bekanntlich auch mit den Crocodiliern theilen) aufweist, 
während z. B. die amerikanischen Papageien sämmtlich die als 
secundär zu beurtheilende Ausbildung eines linken oberflächlichen 
collateralen Gefässes an Stelle der normalen Carotis zeigen. 
Endlich der, ebenfalls von Garrod des Eingehenderen gewürdigte 
Musculus ambiens (vergl. meine Untersuchungen p. 1064 f.). 
Derselbe stellt bekanntlich einen Muskel dar, welcher der Mehrzahl 
der tiefer stehenden Vögel zukommt, bei den meisten höheren 
dagegen in Rückbildung getreten ist; funetionelle Beziehungen mit 


Rücksicht auf das Land- und Wasserleben oder das Baumleben 


scheinen bei dieser Vertheilung auch eine wichtige Rolle zu spielen, 
die jedoch nicht einseitig zu beurtheilen ist. Verschiedene Vogel- 
familien zeigen mit Rücksicht auf seine Existenz oder Nichtexistenz 
einen Wechsel, indem er bei den einen Gliedern derselben wohl 
entwickelt vorhanden ist, bei den anderen in verkümmertem Zu- 
stande sich befindet, bei noch anderen gänzlich fehlt; durch den 
Vergleich lässt sich erkennen, dass die geringe Entwiekelung und 


der Mangel keine ursprünglichen Zustände, sondern secundäre Re- 


ductionen aus guter Ausbildung darstellen. 

Zu diesen Familien gehören auch die Papageien, bei deren 
Mehrzahl nach Garrod’s Untersuchungen der M. ambiens in völlige 
Rückbildung getreten ist, während er bei dem australischen Nestor, 


Stellung von Stringops etc. 241 


bei den afrikanischen Z’sittacus und Poeocephalus und verschiedenen 
Vertretern der südamerikanischen Arinae Garrod’s resp. Conuridae 
Marshall’s noch existirt, bei Stringops aber in einer individuell 
wechselnden Weise bald vorbanden, bald rückgebildet ist. Auch 
danach steht Stringops in der Reihe der primitiveren Formen, 
während zugleich das Verhalten seiner Carotiden eine Ableitung 
von den anderen angeführten, einen Ambiens besitzenden, aber hin- 
sichtlich ihrer Carotiden sehr einseitig differenzirten Gattungen un- 
möglich macht; der Annahme einer secundären Neubildung des 
M. ambiens, an die man ja in Anpassung an die eingeleitete Um- 
wandlung vom kletternden Baumvogel zur erdlebenden Form denken 
könnte, stehen aber die gewichtigsten morphologischen Bedenken 
entgegen. 

Nach alledem muss ich daran festhalten, dass von den lebenden 
und näher bekannten Papageien Stringops trotz mannigfacher ein- 
seitiger Differenzirungen, die zum grossen Theil mit der secundären 
Umwandlung seiner Lebensweise zusammenhängen, in der Haupt- 
sache doch eine recht primitive, wenn nicht die primitivste Stellung 
in dieser Familie einnimmt. 

Uebrigens dürfte auch der sonstige physiognomische Charakter 
Neu-Seelands der Marshall’schen Annahme von seiner am meisten 
modernen Stellung unter den Verwandten nicht sehr das Wort 
reden; doch will ich auf diesen Punkt kein besonderes Gewicht legen. 


2. Einiges über den Ort der ersten Entstehung 
der Papageien. 

Zu der Frage betreffs der taxonomischen Stellung von Stringops 
steht auch die hinsichlich der Heimath der ersten Papageien in 
einem gewissen Connexe. Anerkannte Autoritäten haben sich mit 
derselben beschäftigt und auch unser hervorragender Thiergeograph 
widmet ihr seine besondere Theilnahme. 

Insbesondere haben sich Wallace und Reichenow eingehend 
über diese Heimath und die weitere Verbreitung der Ab- 
theilung geäussert; der Erstere findet die Wiege schliesslich in 
der orientalischen, der Letztere in der australischen Region. Ich 
habe es bei dem völlig unzureichenden jetzigen Stande unserer 
paläontologischen und paläoklimatischen Kenntniss nicht für an- 
gezeigt gehalten, in dieser schwierigen Frage bestimmte Stellung 
für und wider die eine oder andere Auffassung zu nehmen, und 
habe die Vermuthung ausgesprochen, dass über dieselbe wohl auch 

Cab. Journ, £. Ornith, XXXVIL Jahrg, No, 187, Juli 1889, 16 


242 Max Fürbringer: 


in Zukunft noch manches Wort gewechselt werden dürfte. Marshall 
tritt denn auch der Annahme der beiden genannten Autoritäten, 
namentlich aber der Hypothese einer australischen Entstehung der 
Papageien entgegen und zeigt sich, insbesondere auf Grund eocäner 
nordamerikanischer und miocäner europäischer Funde, geneigt, für 
ein früheres Auftreten dieser Vogelsippe in Amerika und Europa 
zu plaidiren. 

Auch für diese Anschauung erscheinen mir indessen die bis- 
her vorliegenden Acten noch nicht spruchreif zu sein; sie dürften 
ihr aber auch nicht einmal zu Gunsten sprechen. 

Von einem eocänen Papagei aus Wyoming habe ich keine 
Kenntniss, obschon ich die Marsh’schen Ausgrabungen und die 
bezügliche Literatur mit Sorgfalt verfolgt zu haben glaube, — mag 
es sein, dass er mir entgangen ist. Der miocäne Psittacus Ver- 
reaueii von Allier repräsentirt dagegen, soweit er bekannt ist, eine 
bereits sehr definirte Form, aus der sich über die früheren Vor- 
ahren nichts schliessen lässt. In erhöhtem Maasse gilt das für 
die wenigen übrigen, meistens noch jüngeren fossilen Befunde. 
Wie bei den meisten Vogelfamilien ist aus den bekannten, genug- 
sam ventilirten Gründen das paläontologische Material auch bei 
den Psittaci ein höchst mangelhaftes; gerade diejenigen Continente 
und Inseln, die jetzt die Mittelpunkte des psittacinen Lebens bilden, 
sind in den geeigneten Horizonten kaum oder nur ganz wenig 
durchforscht. Bei solchen Defecten muss die Chorologie der Papa- 
geien sich für’s Erste mit ziemlich luftigen Hypothesen begnügen ; 
von paläontologischen Beweisen kann noch keine Rede sein. Der 
einzige Schluss, der sich aus den bisherigen fossilen Funden ziehen 
lässt, ist der, dass die Psittaci in früheren wärmeren Epochen eine 
weitere Verbreitung, auch in jetzt gemässigten Zonen, besassen; 
über den ersten Herd ihrer Entstehung, die schon in der meso- 
zoischen Zeit erfolgt sein wird, und über das Specielle ihrer 
weiteren Verbreitung auf der Erde lässt sich nichts aus ihnen 
folgern. 

So müssen diese Hypothesen Succurs auf anderen Gebieten 
suchen. In erster Linie bietet sich bier der morphologische Bau 
dar, und gerade hier ist ein Punkt von einiger Bedeutung. Ich 


meine das bereits oben hervorgehobene Verhalten der Carotiden: 


während die australischen, orientalischen und afrikanischen Papa- 
geien alle möglichen Modificationen von der primitivsten bis zur 
differentesten Anordnung darbieten, zeigen die amerikanischen nur 


| 


| 


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Stellung von Stringops etc. 243 


eine Art der Bildung, nämlich die der superficiellen linken Carotis, 
die als eine durchaus secundäre zu beurtheilen ist und noch von 
einzelnen australischen und namentlich afrikanischen Gattungen ge- 
theilt wird. Das erweist sich der Marshall’schen Hypothese nicht 
günstig. Selbstverständlich wird dieselbe damit nicht vollkommen 
widerlegt, denn es ist ja zu denken, dass in der Vorzeit in Nord- 
amerika und Europa Papageien mit symmetrischen tiefen Carotiden 
lebten, von denen sowohl die paläotropischen Psztiaci mit ihren 
mannigfach gebildeten Carotiden wie die neotropischen mit ihrer 
einseitigen Modification derselben abstammten; aber die Wahr- 
scheinlichkeit dafür erscheint mir sehr gering. Soweit wir mit zur 
Zeit bekannten Thatsachen rechnen können, verfügen meines Er- 
achtens die Hypothesen von Wallace und Reichenow über die 
kräftigeren Instanzen. 


3) ya: 


Kürzer als über Siringops kann ich mich über die Differenz 
unserer Anschauungen äussern, welche die Stellung von Jynz 


innerhalb der Picidae betrifft. Ich hatte mich, im Einklange mit 


zahlreichen Ornithologen, dahin entschieden, dass Jyn« den in 
der Hauptsache tiefsten und am wenigsten specialisirten Typus 
der Pieidae repräsentire; natürlich wollte ich damit nicht sagen 
dass diese Gattung der Stammvater der übrigen Spechte sei, sondern 
nur, dass er einen früh abgetrennten Zweig darstelle, der sich nicht 
so hoch entwickelt habe, wie diejenigen der anderen Picidae. Marshall 
nimmt an, dass die Jyngidae von den Picidae abstammen und dass 
sie nicht umgekehrt ahnenartige Formen dieser sind, sie haben 
sich aber, fährt er fort, früher abgezweigt als die verschiedenen 
zu der künstlichen Familie der Picumnen vereinigten aberranten 
Spechtarten oder, wenn auch vielleicht das nicht, sie haben eine 
bewegtere Geschichte hinter sich als diese und haben sich durch 
Neuanpassung weiter von der ursprünglichen prototypischen Specht- 
form entfernt; als Zeugniss hierfür hebt er insbesondere die geo- 
graphische Verbreitung sowie den Spechtfuss hervor, den Jynz 
(und Picumnus) bei ihrer Lebensweise, wenn einmal durch frühere 
kletternde Thätigkeit erworben, wohl behalten, aber nicht erwerben 
konnten. 

Nach dieser Gegenüberstellung besteht somit zwischen Marshall 
und mir hinsichtlich der frühen Abzweigung‘ der Jyngidae von dem 
Urstock der Picidae Einverständniss; auch bin ich’hinsichtlich der 

16* 


244 Max Fürbringer: 


Existenz des Spechtfusses von Jynx der gleichen Ansicht wie der 
geschätzte Autor. Unsere Anschauungen unterscheiden sich somit 
im Wesentlichen nur betreffs der Höhe und Fixation der pieinen 
Differenzirung von Jynx: mir schien dieselbe in der Hauptsache 
eine primitivere zu sein als bei den anderen mir bekannten Picidae; 
Marshall, wenn ich ihn recht verstehe, findet hier den Ausdruck 
einer einseitigen und höheren Entwickelung wieder. 

Meine morphologische Kenntniss von Jyrx ist eine mangel- 
hafte, da ich nur das Skelet dieses Thieres selbst untersuchen 
konnte, hinsichtlich der Weichtheile aber auf die Mittheilungen 
anderer Untersucher angewiesen war. Danach schien mir u. A. der 
Bau der Zunge, sowie die Configuration der unteren Nasenmuscheln 
in gewisser Hinsicht ein etwas tieferes Niveau der Differenzirung 
zu verrathen als bei den eigentlichen Spechten; doch will ieh 
darauf kein Gewicht legen, da beides auch infolge secundärer Rück- 
bildungsvorgänge bei Jynx vereinfacht sein kann und da überhaupt 
die vergleichende Morphologie dieser Gebilde bei den Vögeln im 
Speciellen noch lange nicht genug durchgearbeitet ist. Auch von 
der Schwanzbildung sehe ich ab; hinsichtlich dieser sind wir eben- 
falls voch nicht so weit, um uns mit Sicherheit entweder für ein 
primitives oder ein retrogrades Verhalten zu entscheiden. 

Ein anderes Moment, worin Jyn® mir etwas primitivere Ver- 
hältnisse als die übrigen daraufhin untersuchten Pieidae aufzu- 
weisen scheint, erblicke ich in der Gaumenbildung, insbesondere in 
dem Verhalten der beiden Ossa vomeris, die (nach W. K. Parker’s 
Untersuchung und Abbildung, die am frischen Skelet leicht con. 
trolirt und bestätigt werden kann) bei Jynz noch leidlich breite 
und einander noch ziemlich genäherte Platten, bei den anderen 
Spechten sehr schmale und weit von einander entfernte Splitter 
darstellen; nur mit grosser Schwierigkeit vermöchte ich hier die 
jyngine Shmetnt von der speciell picinen abzuleiten. 

Endlich die Scapula, welche bei Jynx die gewöhnliche, dei 
meisten Coracornithes gemeinsame schlanke Form mit dem säbel- 
förmigen, zugespitzten hinteren Ende aufweist, während sie bei 
den eigentlichen Spechten von grösserer Kürze und mit dem charak- 
teristischen krummstabähnlichen Ende versehen ist: hier dürfte 
wohl kaum Zweifel bestehen, dass Jynz die generelleren, die anderen 
Pieidae die specificirteren Verhältnisse darbieten, und ich kann mir 
unmöglich vorstellen, dass die Scapula von Jynx von einer speei- 
fisch pieinen Ausgang genommen haben sollte. 


| 
| 


Stellung von Stringops etc. 245 


Diese Punkte, so wenige sie auch sind, mögen zunächst ge- 
nügen; der letzterwähnte giebt für mich den Durchschlag. Immer- 
hin verkenne ich nicht, dass eine weit intensivere und extensivere 
morphologische Durcharbeitung der Preidae ein nothwendiges Desi- 
derat bildet, ehe die Acten über diese Frage endgültig geschlossen 
werden können. 


Ueberhaupt sollten diese kurzen Ausführungen nicht sowohl 
der Vertheidigung meiner ursprünglichen Anschauungen gelten, 
als namentlich zu eingehenderen morphologischen Arbeiten auf diesem 
oder jenem specielleren ornithologischen Gebiete anregen. Nur 
so können die zahlreichen noch bestehenden Lücken unserer Kennt- 
niss ausgefüllt werden, nur so ist zu hoffen, dass zahlreiche noch 
strittige Punkte und Fragen in einfacher und sicherer Weise ihre 
Lösung finden werden. Die auf morphologischer Basis arbeitende 
Ornithologie hat, wenn sie anders Gründlichkeit mit der rechten 
Methode paart, die Zukunft für sich. | 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. 
Von 


Paul Leverkühn. 


III. 
(Aus den Museen in Metz, Strassburg und Colmar.) 
(Siehe Seite 120—136.) 


Die nachfolgenden Notizen, unsere dritte*) Materialsammlung 


zum Studium des Albinismus und verwandter Erscheinungen, wur- 


den theils im städtischen Museo zu Strassburg i. E., theils in der 
Sammlung des Museum Unterlinden in Colmar, theils endlich in 
der städtischen Sammlung zu Metz und der kleinen Collection des 
Petit-Seminaire zu Montigny-les-Metz auf Touren im Juli 1888 zu- 
sammengetragen. 

Für freundliche Unterstützung bei der Herbeischafftung der Ob- 


 jeete, sowie für anderweitig liebenswürdiges Entgegenkommen 


*) I. Aus den Museen in Hannover, Hamburg und Kopenhagen, In Cab. 
Journ. f. Ornith. 1887 S. 79 ff. II. Aus den Museen in Bremen, Göttingen 
und Kiel. Ebd. 1889 S. 120—136. 


246 Paul Leverkühn: 


sind wir den Herren Director Dr. Döderlein in Strassburg, Dr. 
Faudel in Colmar und Abbe Friren in Montigny zu Danke ver- 
pflichtet. — 

In der Aufzählung bedeutet ,M“ Metzer, „St‘“ Strassburger, 
„C“ Colmarer Sammlung; nur wenige andere Fälle sind ausserdem 
angeführt. Denjenigen Arten, welche bislang in unsern Albino- 
beiträgen noch nicht genannt sind, ist in dieser Liste ein Stern 
(*) beigefügt. — 

Ueber die Farbenaberrationen des Metzer Museums legte Mal- 
herbe einige Notizen nieder in der „Statistique du departement de 
la Moselle“ (publiee sous la direetion de M. le conte L. E. de Chastel- 
lux; par deeision de M. le conte Malher. Tom. I. Zoologie, par 
M. Alf. Malherbe. Metz 1854), woselbst er auch dann und 
wann Exemplare seiner Privat-Sammlung erwähnt. Ueber den Verbleib 
dieser letzteren konnten wir nichts Näheres in Erfahrung bringen. Aut 
die Malherbe’schen Notizen ist in der nachfolgenden Bearbeitung 
hingewiesen. Leider giebt Malherbe keinerlei nähere Notizen noch 
Beschreibungen der von ihm erwähnten Exemplare; viele von ihnen 
waren im Metzer Museum nieht mehr aufzufinden, so dass für ihre 
ehemalige Existenz nunmehr nur die Autorität des grossen Malherbe 
gilt; sie sind wahrscheinlich mit anderen Theilen der Malherbe- 
Collection nach Paris gewandert. — 

In der Sammlung zu Metz konuten nur sehr flüchtige Auf- 
zeichnungen gemacht werden, da ein Herausnehmen der fraglichen 
Stücke an dem Tage, als wir dort waren, sich nicht machen liess. 
Die ornithologische Abtheilung der naturhistorischen Sammlung 
dort ist in einem sehr traurigen Zustande. Die Etiketten tragen 
alle verblichene, meist nur französische Bezeichnungen, fast stets 
ohne Habitat! Seit Malberbe’s Zeiten (+ 1865) ist nichts für die 
Sammlung gethan. Malherbe hat seinerzeit grosse Suiten gesammelt, 
namentlich Spechte, von denen er bekanntlich eine Menge neu be- 
schrieb.*) Die Typen seiner Arten finden sich zum grössten Theile in 
Metz, ohne als solehe besonders bezeichnet zu sein.**) Auch sein 
grosses Werk (von dem beiläufig auch das naturhistorische Museum in 


*) In; Mem. de la Soc. Roy. de Liege 1846. Travaux de la Soc. d’Hist. 
nat. de Metz 1848—60. Rev. zool. 1845, 49, 50, 52, 54. Mem. de l’Acad, 
nat. de Metz 1849 etc. 

**) Prof. W. Blasius verhiess in seiner einen Arbeit über Ale. impennis 
(Ill. Jahr.-Ber. Ver. Naturf, Braunschweig 1881—83 $S. 106—-7 Anm.) ein 
Verzeichniss dieser zu geben, 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. III. 247 


Strassburg ein Exemplar besitzt) „Monographie des Picides“ (Vol. 
I—IV. 1861—1862. Mit 700 Bildern auf 121 Tafeln) ist in der 
übrigens an naturhistorischen, speciell zoologischen Werken nicht 
sehr reichen Bibliothek der Stadt vertreten. 

‘Im Gegensatz zum Metzer hat das Strassburger ornitho- 
logische Museum seit Dr. Döderlein’s Zeit einen besonderen Auf- 
schwung erlebt.*) Ausgezeichnet ausgestopft, stehen die Vögel leider 
in den engen Räumlichkeiten ein wenig gedrängt, doch ist durch 
den in Aussicht stehenden Neubau in dieser Beziehung baldige 
Aenderung zu erwarten. Bei jeder Familie sind Verbreitungs- 
karten aufgestellt, weiche Herr Dr. Döderlein ebenso wie die durch- 
wegs eingeführten lateinischen und deutschen Etiketten durch den 
Institutsdiener mit einer einfachen Druckmaschine drucken lässt. 
Von besonders reich vertretenen Gruppen führen wir die Paradies- 
vögel an. Aus Abessinien, von Wilhelm Schimper in den Jahren 
1849—52 gesammelt, sind reiche Serien vorhanden; ebenso schöne 
Sammlungen aus Gabün, vom Senegal, aus Spanien und Aleier, 
von Chile, Gnatemala, Californien u. s. w. Prachtvolle Suiten 
von Ag. repax, Nisaetus fasciatus, Gyp. barbatus (9 Stück) Bubo 
(13 sp. darunter D. nigrescens) finden sich unter den 10000 Exem- 
plaren der Sammlung. 

Das ‚Museum Unterlinden‘ in Colmar, das wir am 29. Juli 
1888 besuchten, zeichnet sich durch gut ausgestopfte Exemplare aus. 
Besonders die Vögel des Elsass sind reich vertreten; das Bemerkens- 
wertheste in dieser Hinsicht ist durch G. Schneider in Basel 
unlängst mitgetheilt.**) Eine interessante Suite Wasservögel sam 
melte ein Herr Firmin an den Ufern der Rhöne und Saöne, 
theilweise Arten, welche jetzt nur noch sehr selten dort erlegt 
werden. Ein schöner Stringops habroptilus, ein ebensolcher Nestor 
productus ziert. die Sammlung exotischer Vögel. — Eine kleine 
Eiersammlung stammt aus älterer Zeit. — 

Das kleine Naturaliencabinet in Montigny-les-Metz, 
welches zum „Petit-Seminaire“ einer Klosterschule gehört, bietet 
für den Ornithologen wenig. Die Exoten, Geschenke der Jesuiten, 


*) In der Festschrift für die 58. Versamml. der Naturforscher 1885 gab 
Döderlein einen Ueberblick über die Entwickelung des Museums (4°, S. 59—68). 
Fernere Mittheilungen aus seiner Feder finden sich in der kleinen Schrift „Natur- 
historisches Museum der Stadt Strasshurg. Bericht über die Zool. Abtb. des 
Museums für die Jahre 1886—89.“ Vögel S. 11 ff. 

**) Ornis. III. 1887. S. 509—558. 


248 Paul Leverkühn: 


sind alle ohne Heimathsangabe. Auch die einheimischen haben 
meist keine Etiketten. Aus dortiger Gegend ist eine Scops gıu 
aufstellt; ein Pullus von Ströx lammea, ebenso wie ein solcher der 
Metzer Collection, ist weiss, bis auf die Schleiergegend, in deren 
Mitte — um die Augen — sowie an deren Peripherie bräunliches 
Gelb vorherrscht.*) Drei alte Exemplare sind unten weiss; auch 
in der Metzer Sammlung befinden sich zwei derartig gefärbte 
Stücke. — 


1. Corvultur albecollis.* 

M. Cap der guten Hoffnung. Reinweiss. [Leider ist die in 
Metz gemachte Notiz nicht ganz erhalten, so dass wir in Zweifel 
sind, ob die Identification der Etikette eine richtige. Das Exemplar 
wäre nochmals nachzusehen.] 


2. Buteo vulgaris. 

C. a) Ein schönes Exemplar aus Colmar im Jahre 1888 hat 
die ganze Unterseite rein weiss. 

St. b) Coll. Eugene Pougnet. Orig. Nr.4. Harprich in Lothringen. 
Weiss, sehr schwach ins Cröme-farbige ziehend. Auf den Flügeln 
und sehr schwach auf dem Schwanze ist die Querbänderung ange- 
deutet. Die äussersten drei Primären sind einfach grauschwarz 
am distalen Ende. 


3. Strixz flamme.a. 

M. und Montigny Pulli. (a—g.) Vgl. o. S. 247. 

St. Pulli. h) coll. Schimper. 1831. Ganz weisse Dunen. An 
den Flügelstumpfen die Federchen der Unterseite gelb. Die Kiele 
der Oberseite blau, der Unterseite aschfarben grau. Die Federn 
um das Auge besonders zum Schnabel hin von einem gelblichen 
Tone. Kiele blau. Der Schleierrand rothbraun. 

i) Coll. Eugene Pougnet. Orig. Nr. 600. 17. August 1882. 
Landorf (Lothringen). 

Weiteres Stadium als h). Weiss, mit einem geringen Stich in’s 
Cr&me-farbene. Flügel: aus den langen Spulen blicken graue 
Federköpfe, nur hier und da sieht ein wenig Gelb daraus hervor. 
Schleier: Braun um das Auge, weiss in der Verlängerung der 
Mundspalte. In der Ohrgegend ein weisser Tuft. Der Schleier 
bildet einen rechten Winkel, dessen Seiten von der Schleiergrenze, 
welche die Verlängerung der Mundspalte bildet, und von der- 


*) Vergl. Ueber Farbenvarietäten etc. II. a. a. O. S. 121—23. 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 249 


jenigen, welche senkrecht zur Schnabelspalten - Richtung vom 
Kopf herab zieht, ausgemacht werden. 

k) Coll. Eugene Pougnet. Orig. Nr. 1052. Remilly. 7. Sep- 
tember 1885. (Gleichzeitig interessant wegen der späten Nistzeit, 
was ja schon oft beobachtet; vgl. für den Monat August: Cab. J. 
f. 0. 1877. 323. [Rohweder.] September: ebd. 1878. 415. [Sachse.]| 
ebd. 1884. 36. [Neumann.] October: Corr. Bl. zool. min. Ver. 
Regensburg 1850. 53. [Jäckel.] — Rhea II. 184. [Derselbe.] — 
Cab. J. f. O0. 1854. 173.. [Ders.] November: Cab. J. f. O. 1854. 
92. [v. Rödern. Gloger.] ebd. 1864. 15. [Krüper.] ebd. 1864. 
220. [Holtz.] Mitth. naturw. Ver. Neuvorpommern u. Rügen. II. 
1871. 37. [Ders.| Seebohm, Hist. Brit. Birds. I. 150. |Norgate.] 
Corr. Bl. zool. min. Ver. Regensburg 1851. 186. |Jäckel.] Cab. J. 
f. O. 1854. 173. 1886. 184. [Ders.] December: Seebohm, Hist. 
Brit. Birds. I. 150. [Waterton.]) 

Weiter entwickelt als b) und i). Weiss. Flügel wie beim 
alten Vogel (grau marmorirt und gelbbräunlich). Schleier wie 
beim Alten — nur an der Aussenseite des dem Auge zunächst be- 
findlichen Theiles des Schleiers weiss. Rand des Schleiers dunkel 
braungelb. Rücken: ein dickes Büschel normal adult gefärbter 
Federn. Der Schwanz bricht in den Farben der Alten durch. 


4. Otus brachyotus.* 

St. Coll. v. Hinüber.*) 1874. Orig. Nr. 8. Alles, was beim 
normalen Kleide auf der Oberseite gelb bis braungelb, hier matt- 
gelb. Unterseite: Grundfarbe weiss statt gelb, mit normalen Längs- 
flecken (die etwas schmaler als gewöhnlich); diese Schaftflecken hören 
an der Stelle der Insertion der Beine auf; von hier: alles weiss. 
„Hosen“ do. (=Lauf und Zehenbefiederung). 


5. Hirundo rustica. 

IM. Nach Malherbe’s ‚Zoologie‘ in der Statistique du depar- 
tement de la Moselle (Metz 1854, S. 405) ist ‚une variete albino‘ 
im Metzer Museum, die wir indess nicht wieder entdeckt haben.| 

St. a) Coll. Eug. Pougnet. Orig. Nr. 449. 26. Juli 1881. Destry 
(Lothringen). Silberweiss; Füsse und Schnabel hellgelb. Auf den 
Flügeln ein Schimmelschmutz, wie auf so vielen Exemplaren der 
Kieler Sammlung. **) 


*) Die vom + Oberamtsrichter v. Hinüber gesammelten und dem Strass- 
burger Museo vermachten Exemplare stammen zumeist aus Hannover. Lev. 


**) Vgl. Farbenvarietäten II. A. a. O. S. 123. no, 4. Ki. c, 


250 Paul Leverkühn: 


b) Strassburg 1840. Orig. Nr. 3253. Das Rostroth der Kehle, 
die Augenflecken des Schwanzes und die dunkle Färbung der Ober- 
seite ist angedeutet, letzteres durch ein schmutziges Aschgrau. 
Dieses Exemplar rechnen wir ebenfalls zu den ‚Uebertünchten“. 
Schnabel und Füsse hellgelb. 


6. Hirundo urbica. 
St. Orig. Nr. 3254. Strassburg 1850. Weiss; Schnabel und 
Füsse hellgelb. 


7. Hir. riparia. 
M. Malherbe führt eine weissliche Varietät an (a. a. O. S. 405), 
die wir nicht mehr vorfanden. 


8. Sturnus vulgaris. 
C. a) Orig. Nr. 508. Elsass. Kopf, Rücken, Oberseite theilweise 
weiss mit einzelnen metallischen Federn untermischt. Flügel und 
Schwanz normal; einzelne weisse Federn in den Oberflügeldecken. 


St. b) August 1865. Strassburg. Zimmer ded. Oben incl. 
Flügel und Schwanz weissgrau; die Secundären und grossen Flügel- 
decken haben fahlbraune Contouren. Unten: Kinn, Kehle weiss. 
Rest der Unterseite, bis auf die Bauchseiten, wo die reg. Färbung ver- 
waschen, „übertüncht‘, zum Vorschein kommt, grauweiss. — Schnabel 
schwarz, Füsse hornbraun. 

e) Elsass Nr. 1842. Auf dem Kopf, Hals und Unterrücken 
manche weisse Federn. Kinn, Kehle weiss; auf der Brust, Bauch 
und den Flanken ebenfalls viele weisse Federn. 

Das Exemplar legt soeben sein erwachsenes Kleid an, wie die 
stahlgrünen, auf dem Rücken durchgebrochenen Federn beweisen. 
Schnabel gelb. 

d. e. f. g) Diese Serie ist wohl kaum den Farbenvarietäten zu- 
zuzählen, sondern sellt mehr weniger normale Jugendkleider dar: 
d) 15. Juli 1854. Strassburg. Kehle weiss. Auf der Brust weisse 
Federn untermischt; übrige Unterseite graubraun. Oben dunkler, 
Flügelsäume lichter. Schnabel schwarz. 

e) Der jüngste der drei e. f. g) & 1859. Strassburg. Oben 
graufahl; auf dem Unterrücken haben die Federn schwarze, in’s 
Metallische auslaufende Enden mit lichtbraunen Säumen. Kinn, 
Kehle, Brust- und Bauchmitte weissgelblich, einzelne Federn der 
Bürzelgegend, viele auf den Flanken, einzelne Unterschwanzfedern 
regulär metallfarben mit weissem Ende. Schnabel schwarz. 

f) Etwas älter als e) 28. August 1856. 2 Strassburg. Das 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. III. 251 


Metallische auf dem Rücken nach dem Kopf zu weiter ausgebreitet; 
die Metalltropfung der Unterseite bis an die Oberbrust (Kehle) 
ausgedehnt, nur in der Medianlinie eine bräunlich geschäftete Feder- 
parthie übrig lassend. Subcaudalen wie beim Alten. Schnabel 
schwarz. 

g) Der älteste der drei. 25. August 1854. Strassburg. Alles 
wie bei f), nur intensiver und ausgedehnter; die lichtbräunliche 
Mittelfärbung der Unterseite zu einem !/,; cm schmalen Streifen 
reducirt. — 

9. Corvus corone, 

St. & Zool. Gart. Berlin 1884 erhalten. Blendend silberweiss. 

Schnabel und Füsse ganz mattgelb. (Iris roth.) 


. 9a. Corvus eornix X corone. 
M. Ein Exemplar; ob aus dem Lande? 


10. Pica caudata. 
M. a) Weiss ohne jedes Schwarz. Malh. a. a. ©. 8. 413. 


b) Alle schwarzen Theile dunkelrussbraun. 


St. c) Coil. v. Hinüber. 1874. Nicht der gewönliche Elsteralbino- 
typus: während in der Regel diese Albinos an Stelle des normalen 
Schwarz ein mattes Braun haben, zeigt das Exemplar St. c) ein 
schönes silberglänzendes mattes Grau, welches am intensivsten und 
angenehmsten auf dem Hals und Brust, weniger rein auf dem 
Unterrücken und sehr matt und unrein auf dem Schwanz ausge- 
prägt ist. Der letztere ist wie gewöhnlich bei Albinos *) dieser Art 
zerschlissen. Schnabel und Füsse sind normal. — 


ll. Garrulus glandarius. 

C. a) Elsass. Fuss hellhornfarben, Schnabel dunkelhornfarben. 
Unten duff-weiss. Oberseite, Schwanz und Bürzel, Flügel und 
Schwanz, Rücken ganz weiss. Am reinsten weiss die Flügel. Auf 
dem Oberkopf einige bräunliche Sprenkeln. Nacken herrlich sanft 
weinröthlich angehaucht. Backen und Ohrgegend weinröthlich. 
Kleine Flügeldecken ebenso. 


M. b) Juv. Ganz weiss. Malh. a. a. O. 8. 413. 


12. Lanius collurio,* 


13. Muscicapa grisola, 
M. Zu Malherbe’s Zeiten befand sich ein Albino vom Fliegen- 


*) Vgl. unsere Farb.-Var. II. a. a. O. S. 127. 


252 Paul Leverkühn: 


fänger im Metzer Museum, mehrere vom Würger dort wie in 
seiner Privat-Sammlung (a. a. O. S. 412 und 413). 


14. Accentor modularis. 
M. Malherbe (a. a. 0.S. 409) kannte eine „vari6t& blonde“ im 
Metzer Museum. 


15. Troglodytes parvulus. 
M. Malherbe (a. a. O. S. 409) kennt einen Albino im Metzer 
Museum, der zur Zeit unserer Visite nicht mehr vorhanden war. 


16. Sylv. hortensis. 
M. Malherbe (a. a. ©. S. 407) spricht von einer hübschen albino- 
tischen Varietät, welche er in ‚seiner Sammlung hätte. 


17. Turdus merula. 

C. a) Z. Gefangenschaft. Kietzheim. Schwanz bis auf eine Feder 
weiss. Ein Fleck inmitten der Stirn, 3.—8. Schwanzfeder weiss. 
Sonst normal. 

M. b) c) Weiss. d) Blassgelb. Malherbe bemerkt von ihnen, 
sie seien im Mosel-Departement erlegt; auch besitze er mehrere 
albinotische Exemplare in seiner Privat-Sammlung (a. a. O. S. 412). 


18. Turdus torgquatus. 
C. a) 2. Die erste äussere Schwanzfeder, einige Federchen 
auf dem Rücken, einige Federn vor dem Auge und auf dem Kopf 
und den Kopfseiten weiss, sonst normal. 


b) Orig. Nr. 188. Kopf weiss bis auf einige wenige schwarze 
Federn. Unten gross weiss getropft, ebenso auf dem Unterrücken; 
die 2 mittleren Schwanzfedern weiss. 

ce) Orig. Nr. 187. Bauch, Hals ringsum, die 1., 2. und eine 
halbe Schwanzfeder, nur rechts, weiss. Unterrücken, Kopf ver- 
waschen weisslich. 

St. d) & (ad.) AufdemOberkopf ein weisses Federchen, auf dem 
Hinterkopf und dem Nacken zusammen etwa ein Dutzend weisse 
Federchen. Sonst normal. — Das Stück stand in einem Schranke, 
der vom 12.. bis 27. September 1871 durch Granaten beschossen 
ist. Daher Schnabel defeet durch Granate. 

e) Coll. v. Hinüber. Nicht ganz alt. 

In der Richtung der Augenspalte des rechten und im hinteren 
Winkel des linken Auges dort 4, 5, hier eine kleine weisse Feder. 
Sonst normal. 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. III. 253 


f) 17. October 1852. (Strassburg.) (ad.) Der ganze Kopf mit 
Ausnahme von Kinn und Kehle und dem Oberkopf (die normal 
schwarz) mit zahlreichen weissen Federchen untermischt. 

g) October 1862. & (Kroener. Strassburg) Auf dem Ober- 
kopf zwischen den beiden Augen auf dem Kinn einzelne weisse 
Federchen. Analgegend und Tarsus weiss. Anstatt der ‚Torques‘ 
ein Gemisch weisser und schwarzer Flecken. 

Obs. Eine schöne Suite Ringdrosseln ausserdem (13 Stück) vom 
ersten Nestkleid bis zum ältesten Männchen hin zeigen alle mehr 
weniger weissliche Säume an den Flügeln und Flügeldeckfedern. 
Ist das die Norm? Auch auf der ganzen Unterseite finden sich 
von den jüngeren Individuen zu den älteren abnehmend weisse 
Federränder. Dieselbe Frage! — Als Habitat ist Schweiz, Elsass 
und Schwarzwald angegeben. — Schon längst war uns aufgefallen, 
dass zu allen Jahreszeiten selbst ganz alte Ringdrosseln mit ziemlich 
breiten weissen Federrändern und eigenartig gescheckt aussehender 
Unterseite vorkommen, worüber wir im Herbst 1883 in Halle 
mit dem vortrefflichen Kenner Herrn Wilh. Schlüter uns unter- 
hielten.*) Wir besitzen in unserer Sammlung ein höchst wahr- 
seheinlich vom Gebirge stammendes, auf dem Dohnenstrich bei 
Hannover erbeutetes derartiges Exemplar. Mittlerweile ist die uns 
beunruhigerde Frage durch einen ausgezeichneten norwegischen 
Ornithologen, welcher seit Jahren sich in Nordamerika niederge- 
lassen hat, Herrn Leonhard Stejneger, wissenschaftlich behandelt 
und unsere Vermuthungen, dass es sich um eine zweite constante Form 
handelt, die nie die breiten Ränder verliert, vollauf bestätigt. Da 
schon Vater Brehm im Handbuch (1831, $. 377) diese Ringdrossel- 
form abgetrennt hatte, hat Stejneger dessen Namen für die Ge- 
birgsform 7. alpestris beibehalten (Proc. Un. Stat. Nat. Mus. 
Washington 1886, S. 365 ff.). Sein Verfahren ist in Europa gut- 
geheissen durch von Tschusi-Schmidhoffen (Schwalbe XII. 1888, 
8. 78£.) und durch Seebohm (Ibis 1888, S. 309 ff.). 


In diesem Falle ist unbedingt die trinäre Nomenclatur anzu- 

wenden und die Gebirgsform Merula torquata alpestris (C. L. Br.) 
zu benennen; die Methode, solche Formen als ‚Varietas‘ in Ver- 
zeichnissen etc. einzuführen, halten wir für entschieden verwerflich, 


*) Es bedarf wohl nicht der Erwähnung, dass wir die Frage ‚Ist das 
die Norm‘ niederschrieben, bevor wir den Stejneger’schen Aufsatz gelesen! — 
Lev. 


254 Paul Leverkühn: 


weil dadurch der Begriff Varietät, selbst wenn ihm das Epitheton 
‚constant‘ vorgesetzt wird, verschoben wird. — 


Sehr interessant würde es sein, zu erkunden, ob die auf dem 
Teutoburger-Wald, also in einer Höhe von nur ca. 420 Metern, im 
Sommer angetroffene und wohl mit Gewissheit brütende Ringdrossel 
der Alpestris-Form zugehört. Unser verehrter Freund Schacht 
in Feldrom bei Horn in Lippe wäre wohl am ersten in der Lage, 
diese Frage zu lösen, wozu wir gerne anregen möchten. — 


19. Turdus musicus. 
M. a. b) Isabelline. Malherbe führt ausserdem Exemplare 
seiner Privat-Sammlung an. (a. a. O. S. 412.) 


20. Turdus tliacus. 

C. a) Aus Mauirtz. Auf dem Rücken, im Schwanz und auf den 
Flügeln viele weisse Federn. Kopf nach unten ganz weiss. „Ge- 
scheckt.‘ 

M. b) ec) Isabelline Malh. a. a. 0. S. 412, 


St. d) Coll. v. Hinüber. Ganze Oberseite mattgelblich. Aussen- 
fahnen der Primären und Secundären weiss. Schwanz gelblich- 
weiss. Augenstreif, Kinn-, Kehl- und Brustfärbung, ebenso die 
der Flanken angedeutet; alles was beim normalen dunkel gefärbt, 
hier fahlrostgelblich. Die Axillaren lebhafter und ausgebreiteter 
rostlich. Bauch silberweiss. Schnabel und Füsse hellgelb. 


21. Ruticilla phoenicurus.* 
22. Luscinia minor,“ 


M. Malherbe führt je einen Albino auf. (a. a. O0. 8. 
408 und 406.) 


23. Dandalus rubecula. 

M. a) Malherbe berichtet (a. a. O. S. 407) von mehreren 
albinotischen Exemplaren in seiner Privat-Sammlung und im 
Metzer Museum. Letztere waren bei unserem Besuch nicht auf 
zufinden. 


St. b) Coll. Saucerotte.*) 1843. Orig. Nr. 4191. Russland. 
Partiell albinotisch am Kopf: Oberkopf reinweiss, Hinterkopf und 


*) Die nachgelassenen Papiere des bekannten Trochilidologen Saucerotte 
werden im Naturhistorischen Museum zu Strassburg aufbewahrt. Sie ent- 
halten keine unpublieirten ornithologischen Notizen und bestehen zum grössten 
Theile aus Excerpten. Lev. 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 255 


Nacken weiss und grau abwechselnd. Ohrendecken weiss; im 
„Roth“ der Kehle einzelne weisse Federchen; ein schräges weisses 
Band zieht sich von rechts unten nach links oben bis an die Nasen- 
federn. 

c) Col. Saucerottee Lothringen. Das ‚Roth‘ der Kehle 
normal. Die Befiederung der ganzen Oberseite dagegen matter 
als normal, Schwanz fahlbraun, Schwungfedern gelbbräunlich, die 
letzten Secundären nahezu weiss. Schnabel und Füsse regulär. 


24, Sazicola oenanthe. 
25. Pratincola rubeira* 
Zu Malherbe’s Zeiten war von beiden Arten je ein Albino im 
Metzer Museum. (a. a. O. S. 409.) 


26. Motacilla alba. 

M. a) Malherbe führt 2 albinotische Exemplare für das Metzer 
Museum an. (a. a. O. S. 410.) 

St.b) Coll.v. Hinüber. Reinweiss, bis auf die 6 mittleren Schwanz- 
federn, welche schmutzigbraun (beim normalen diese: schwarz!). 
Auch die weissen Schwanzfedern haben auf den Innenfedern ein 
ebensolehes braunes Colorit, welches an Ausdehnung von der Mitte 
nach aussen abnimmt. Füsse normal. Schnabel hellgelb. (Iris roth.) 


27. Anthus arboreus.* 

C. a) Orig. Nr. 345. Mattgelbweiss auf Nacken, Rücken, 
Schwanz, Flügel. In’s Rothbraungelbliche ziehend am Kopf und 
unten. 

b) Ohne Etikette. Einzelne ganz weisse Federn auf der Unter- 
seite, dem Kopf, den Flügeldecken und dem Schwanz. „Gescheckt.“ 

M. c. d) Malherbe führt 2 blonde (=hellgelbe) Varietäten für 
das Metzer Museum an. (a. a. O. S. 410.) 


28. Anth. pratensis.* 
M. Auch den Albino dieser Art, den Malherbe (a. a.0.5. 411) 
namhaft macht, konnten wir nicht wieder auffinden. 


29. Alauda arvensis, 
M. a. b) Weiss. 
e) Unten weiss; oben und Flügel grau wie gewöhnlich. 
d—l) Isabelline, Kehle rothgelblich. Ob diese Suite aus 
einem Jahre und von einer Localität, ist nicht aus den Etiketten 
ersichtlich, 


256 Paul Leverkühn: 


m) Schwarz. Malherbe führt eine schwarze, 4 weisse und 
6 blonde Varietäten auf, auch mehrere aus seiner Sammlung. (a. a. 
0. S. 417.) 

St. n) Coll. Saucerotte. 1847. Orig. Nr. 5237. Ganze Oberseite 
rostbraun; Schwingen lichter, die erster Steuerfeder bis auf einen 
schmalen inneren Streifen, die zweite nur auf der Aussenfahne weiss. 
Deutlicher weisser Augenstreif, der sich jenseits des Auges über 
das Ohr hin undeutlicher fortsetzt. Kinn, Kehle, Bauch, Unter- 
schwanzdecken weissgelb, Brust in’s Röthliche ziehend. Schnabel 
hellgelb, Füsse normal. 


30. Emberiza ceitrinella. 

M. a) Eine gelbe Varietät nach Malherbe, (a. a. O. S. 416.) 

St. b) Wielersweiler bei Albersdorf. Lothringen. 1884. Werckla 
ded. Unten einen Ton matter als normal, oben sehr viel matter. 
Auf dem Kopf keine schwarzen Federschäfte, auf dem Rücken 
haben die meisten Federn schmale weisse Säume; Enden der Flügel- 
decken, der Schwungfedern, Aussenränder aller Steuerfedern — 
weiss. Das normale Rothbraun der Secundärschwingen schwach 
angedeutet. Von dem regulären Rostroth des Bürzels ist nichts 
zu sehen. 

3l. Emberiza schoenielus.* 

St. Nr. 1860. Strassburg. Pickel ded. Sehr matt gefärbt; 
Schwingen bis auf-den proximalen Theil, der fahlbräunlich, ferner 
die äusserste Steuerfeder weiss; die 2. Schwanzfeder auf der Aussen- 
fahne und am distalen Ende der Innenfahne weiss, von dort ab- 
nehmend zur Federaxe hin, so dass ein keilförmiger Flecken ent- 
steht. Die reg. schwarzen Kopfparthien fahlbraun; Schwanz asch- 
braun, Seiten, die normal braun gestrichelt, verwaschen weissgelb. 
Das weisse Nackenband, der Augenstreif und die weissen Züge, 
von der Schnabelecke zu der Kehlseite, sehr gut zu erkennen, 
breiter und intensiver entwickelt. 


32. Passer montanus. 
M. a) Weiss. Malh. (a. a. O. S. 416.) 
b) Isabelline. 
33. Passer domesticus. 
C. a) Juv. Schmutzigweiss. Zum Unterrücken hin grau. Schwanz 
fast normal. Das Braun des Rückens ist ganz schwach angedeutet. 
b) Weiss. } 
c) 10. März 1867. Die 2., 3., 5., 6., 8.,9. Primär-, die 1., 2., 4, 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 257 


5. 'Secundär-Schwingfeder links, die 2., theilweise 3, 5, 8. 
Primär-, die 1., 3. Secundär-Schwingfeder rechts reinweiss. Sonst 
ganz normal. 

d) 2. Orig. Nr. 2110: Matt gefärbt auf der Unterseite, oben 
die Grundfarben angedeutet. Varietas brunnescens. Montigny-les- 
Metz. Weiss. — Malherbe bespricht das häufige Vorkommen von 
Leucismus bei dieser Art und erzählt, dass ein Herr von Courcelles 
im Schloss von Montigny-les-Metz mehrere Jahre junge weisse 
Spatzen gehalten hätte, welche im Käfig gross geworden bei der 
ersten Mauser ihr reguläres Gefieder wiedererhalten hätten. — In 
seiner Privat-Sammlung sowie im Metzer Museum befanden sich 
damals mehrere Albinos. — (a. a. O. S. 415 und 416.) 

St. e) Durch Schneider in Basel. Reinweiss. Füsse und 
Schnabel hellgelb. 

f) A. 1854. Elsass. Reinweiss. Füsse und Schnabel hellgelb. 
(Iris 

34. Lig. chloris. 

M. a. .b) Nach Malherbe (a. a. O. S. 416) besass das Metzer 

Museum ein weisses und ein jonquillegelbes Exemplar. 


35. Fr. coelebs. 
36. Fr. montifringilla. 
-M. Von ersterem führt Malherbe ein, von letzterem mehrere 
albinotische Exemplare auf für das Metzer Museum und von letzterem 
auch für seine Privat-Sammlung. 


37. Carduelis elegans. 

C. a) September 1876. Bouxville. Kopf, Rücken weiss. Das 
Rostbraun der Unterseite nur angedeutet, das Roth des Kopfes 
am Schnabel schwach angedeutet. 

b) Melanismus partialis. Kopf statt roth schwarz. 

ec. d. e) Ausserdem sind noch 3 Stieglitze in der Colmarer 
Sammlung, deren Kopfroth einem mehr weniger intensiven Hoch- 
gelb Platz gemacht hat. Ob Exemplare aus Gefangenschaft ? 

M. f) Zu Malherbe’s Zeiten war ein albinotisches Exemplar 
im Metzer Museum. (a. a. O0. S. 414.) 

St. g) Alte Sammlung. 1846. Elsass. Die reg. rothe Stirn 
mit. viel Weiss untermischt. 


38. Pyrrhula europaea. 
M. a) Unten weissgrau; Schwanz normal. 
b) Schwarz. 


Cab. Journ. f. Ornith. XXXVIL. Jahrg. No. 187. Juli 1889. ihr 


258 Paul Leverkühn: 


Malherbe erzählt, ein schwarzer Gimpel in seiner Sammlung 
stamme aus einer Kreuzung zwischen Canarienvogel und Gimpel. 
(a. a. O. S. 415.) 

39. Lin. cannabin.a. 

M. Zu Malherbe’s Zeiten befand sich ein Albino im Metzer 

Museum. (a. a. O. S. 415.) 


40. Padda oryeivora. 

C. Blendend weiss. [Wir führen diese äusserst zahlreich ge- 
züchtete weissliche Spielart nur der Vollständigkeit halber an. Fast 
alle Museen besitzen davon. Auffällt, dass die Stücke regelmässig 
reinweiss sind; gescheckte sind uns noch nicht vorgekommen. Wir 
werden nur über solche in Zukunft mittheilen.] 


41. Phasianus colchieus. 

C. a) &. weiss. Am Hals unten einige weisse Flecken, ebenso 
auf dem Rücken und an den Flanken. 

b) Bastard zwischen Jagdfasan und Haushenne. Hals weiss, 
Rücken weiss gescheckt. 

St. ce) &. Tirol. Weiss. 

d) &. Elsass. 1865. Weiss; am Hals 2 kleine schwarze 
Federchen; die Spitze und die Aussenfahne je einer Feder der 
Flügeldecken rechts schwärzlich; die der auf der Aussenfahne 
farbigen benachbarte lichtschwarz besprenkelt. — 

e) 9. Elsass. Weiss. Einige Flügelfedern mit dunkeln, licht- 
bis dunkelbraunen Schäften. Auf dem Ober- und Unterrücken 
einige wenige Federn mit dunkelbraunem Centrum und gelblichen 
Rändern. — | 

Ausserdem stehen mehrere sehr beachtenswerthe Exemplare 
des in Elsass als wild anzusehenden Jagdfasans, welche einen 
breiten weissen Ring um den Hals tragen und sich somit sehr 
dem typischen Pas. torguatus nähern, der indess nie in halb- 
verwildertem Zustande gehalten resp. ausgesetztist. 
Die Exemplare datiren von dem Anfange der 50er Jahre her. 
Kröner*) schreibt in seiner ziemlich unbekannten und seltenen 
Avifauna des Elsass eine scheinbar nicht zutreffende Bemerkung 
über diesen Punkt: „Le faisan de collier, originaire de l’Inde, 
provient du croisement du faisan commun avec le faisan & 
collier de la chine.“ 


*) Apergu des oiseaux de l’Alsace et des Vosges. Strasbourg 1865. 8°. 
43 S. (S. 22.) 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 259 


Diese Thatsache ist um so beachtenswerther, als der im Handel 
sonst als ‚Ringfasan‘ bezeichnete Vogel stets als Kreuzungsproducet 
zwischen Ph. colchicus und Ph. torquatus in ungezählten Ver- 
bastardirungen anzusehen ist; vom englischen berichtet dies 
z. B. Seebohm (Ibis 1887, S. 168). 

Wir betonen ausdrücklich, gestützt auf die Angaben des Kais. 
Oberförsters in Strassburg, Herrn Baron von Berg, u. A., dass der 
chinesische torquatus nie ausgesetzt ist, so dass wir es entweder in 
den Rheinwaldungen des Elsass mit einer neu entstehenden Form 
von torguatus zu thun haben, oder aber annehmen müssen, dass 
die sich vermischenden Formen (die westliche Ph. colchicus 
westlich, die östliche PAR. torquatus östlich vom Meridian Calcuttas 
nach Seebohm) derartig „interbreeding species“ sind, dass man sie 
nicht subspeeifisch zerlegen darf, sondern als in und neben 
einander vorkommende Formen ansehen muss. Dieser dann einzig 
in der Vogelkunde dastehende Fall verdient grösste Aufmerk- 
samkeit! — 

42. Perdix cinerea. 

C. a) Coll. St. Firmin, Rhöne oder Saöne. Fast weiss. Die 
Oberflügeldeckfedern mattaschblaufarben; Flanken matt schwarz, 
in breiten Abständen gewellt. Bauch und Nacken gelbbräunlich. 
Brust weiss. Schwanz matt aschfarben; die Spitzen der Federn 
bräunlich. Oberrücken und Schultern sehr matt weinfarben. 

b) „Variete marron a cou blanc.“ Coll. St. Firmin, Rhöne oder 
Saöne Kopf ringsum rostbraun. Halsseiten jederseits weiss. Der ganze 
Rest des Gefieders dunkelrostbraun (maroon), Läufe hell matt- 
braun. Auf den Flügeln einzelne weisse Schäfte. Schwanz etwas 
heller. Bauch weisslich. 

c) Coll. St. Firmin (ut sup.), Kopf ringsum rostbraun (genau 
dieselbe Farbentönung wie C. b.), etwas dunkler als C. b) Ganzer 
Rest des Gefieders mit Ausnahme des Schwanzes schwarzbraun, 
Die Schäfte der Flügelfedern weiss. Ebenso einzelne weisse Schäfte 
auf Rücken. Läufe fast weiss. Schwanzspitzen weiss; dann folgt 
eine dunkelbraune Parthie, welche in matteres Braun übergeht. 
Bauch weisslich. 

M. d) Weisslich oben, rothbraune Flecken unten. 

e) Ganz weisslich. Malh. a. a. O. 8. 421. 

f) (Im Naturaliencabinet in Montigny-les-Metz.) Gescheckt. 

St. g) Strassburg. 1865. „Gescheckt.“ Auf der ganzen Ober- 


seite viele reinweisse Federn eingestreut; Flügel und Seiten regulär. 
17* 


260 Paul Leverkühn: 


Auf der ganzen Unterseite ebenfalls viele weisse Federn unter- 
mischt. Jenseits des schwarzen Flecks auf der Unterbrust der 
Rest ganz weiss. Schwanz mit Ausnahme zweier Federn der 
linken Seite, die normal braun, ganz weiss. Schnabel mattgelb, 
Füsse normal. 

h) Coll. 3. Saucerotte. 1852. Frankreich. ‘ „Perdrix des 
montagnes.“ Orig. Nr. 46. Ü 

Sehr ähnlich den 2 Colmarer Stücken: Kopf und Hals ringsum 
braungelb; ganzer Rumpf inel. Flügel und Schwanz dunkelschwarz- 
braun (,maroon‘“), manche Federn mit weisslichen Schaftenden 
und weisslichen Federendchen. Aussenfahnen der Primären fahler; 
die „Hosen“ (Schenkelfedern) sind nahezu weiss. Schnabel und 
Füsse normal. 


43. Coturnix dactylisonans, 

C. a) Coll. St. Firmin. Ob Albino? Normal, nur die (normal) 
hellen Parthien der Unterseite nahezu weiss, mit schwach gelb- 
lichem Anflug. Nach oben zu die weissen Schaftstriche deutlicher. 

M.b) Weiss. Malh. a. a. O0. 8. 421. 


44. Meleagris gallopavo. 

St. (9) ohne Etikette. (Ex captiv.) Hals und Kopf rostbraun 
(wie Perd. cinerea St. h). Diese braune Färbung ist einzelnen 
Federn auf dem Rücken, den Fahnen der Schwingen und Ober- 
schwanzdeckfedern hie und da mitgetheilt. Schwanz: dunkel- 
braun mit helleren braunen Aussensäumen. 


45. Numida ptilorhyncha, Licht.* 

St. W. Schimper. Coll. 1842. Orig. Nr. 28. Abessynien. 
Einer der interessantesten Albinos der Sammlung; er bildet ein 
Pendant zu der am Ende unserer ersten „Farbenvarietäten“ auf- 
gezählten Reihe*) von Pie. major etc. 

Das normale Gefieder ist wie mit dünn aufgetragener weisser 
Farbe überstrichen. Anormal ausserdem ist die Färbung der 
Primären, welche sämmtlich rein weiss, ferner der Seiten von 
Brust und Bauch, und des Unterbauchs endlich eines in die Quere 
gezogenen Flecken oberhalb der normalen (aber „übertünchten“) 
Brust — welche Stellen alle weiss sind. Während bei der regu- 
lären Num. ptüorhyncha die Fleckung auf den Primären und Se- 
cundären getropft zu nennen ist, sind bei dem vorliegenden Exemplar 


*) Farbenvarietäten I. A. a. O. S. 86. 


Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. IIL 261 


die weissen Tropfen zu Strichen ausgezogen, so dass in 'der Be- 
ziehung das Stück sich Num. meleagris nähert. 

Die Halsparthie ringsum, die normal von struppigen schwarzen 
Federn bedeckt sein sollte, ist blassgelblich (?) und nackt gewesen 
(da angemalt) nicht wit Sicherheit anzugeben!). Füsse blasser als 
regulär, die Schilderung gelb; Schnabel und nackte Theile des 
Kopfes scheinbar normal. 

46. Fulica atra.* 

M. Zu Malherbe’s Zeiten war ein albinotisches Exemplar im 

Museum. (a. a. O. S. 425.) 


47. Scolopaw rusticula. 
C. a) 4. November 1862. Baden. 


Isabellfarben (wie Göttingen. Nr. 35 Farb. Var. IL). Oben 
dunkler, normales Gefieder stark angedeutet; alles ist mattbräunlich 
überflogen. Schnabel ganz heilgelb. Füsse gelb. 


M. b) Zu Malherbe’s Zeiten befand sich ein rein weisses Exemplar 
im Museum. (a. a. O. S. 424.) 


48. Gallinago scolopacina. 

C. a) Coll. St. Firmin. (Rhöne oder Saöne.) Unten sehr 
matt, die Flecken duff. Oben ist das normale Gefieder ange- 
deutet. Schwingen weiss, Schwanz da weiss, wo normal braune 
Stellen. 

M. b) Zu Malherbe’s Zeiten befanden sich 2 albinotische 
Exemplare im Museum. (a. a. O. S. 424.) 


49. Anas boschas. 

C. a. b) Gemar (Entenfang). & und 2. December 1879. Beide 
Exemplare sind zusammen gefangen. In den plastischen Verhält- 
nissen im grossen Ganzen mit der typischen Wildente überein- 
stimmend, zeichnen sie sich durch etwas stärkeren und längeren 
Körper aus. Auf dem Kopt ist das & stellenweise blaustahl 
schillernd; beim 2 ist dieselbe Farbenanordnung in matterer Tinte 
und weniger ausgebreitet vertreten. Das & ist unten etwas gelb- 
lich gewellt, der Rücken schwarz (beim 9 letzterer grauschwarz) 
bis an den Schwanz. An den Weichen sind einzelne schwärzliche 
Federschäfte Alles übrige weiss. 


50. Cairina moschata.* 
St. a) 1850. Ex capt. Strassburg. Kopf, Hals, Brust, Rücken 
mit weissen Federn untermischt. Spiegel weiss. 


262 Paul Leverkühn: Farbenvarietäten. III. 


b) 1860. Bastard von C. moschata und An. boschas. (Ex capt.) 
Strassburg. Bedeutend kleiner als moschata typ. Kinn und ein 
schmaler Federsaum, der sich von dort in der Richtung der Mund- 
spalte hinzieht, ein Streif, der sich durch’s Auge zieht, einzelne 
Federn auf dem Kopf, dem Oberrücken und viele auf der Brust — 
weiss. Spiegel: stahlblau. Ganzes übriges Gefieder: oben: stahl- 
grün auf braunem Grunde, unten: braun, auf der Oberbrust ganz 
schwach in’s Violette spielend. 


Für unsere Verzeichnisse neu sind in dem vorliegenden Bei- 
trage Albinos von folgenden Arten beschrieben: Corv. albicollis, 
Ot. brachyotus, Lan. collurio, Rut. phoenicurus, Lusc. minor, Prat. 
rubetra, Anth. arboreus, pratensis, Emb. schoeniclus, Fr. montifringilla, 
Lig. chloris, Num. ptilorhyncha, Fulic. atra, Cair. moschata. 

Unter den angeführten 134 Stücken von 50 Arten sind be- 
sonders beachtenswerth die Dunenjungen von Si. fammea (vergl. 
unsere Farb.-Var. II, S. 121—123), ferner die Exemplare von Sylv. 
hortensis (vergl. Farb.-Var. I, S. 85. Notiz 3), Pass. domesticus juv. 
(vergl. ebenda Notiz 1. Farb.-Var. Il, S. 133 Nr. 34), Phas. col- 
chicus, bei welch letzterem oben im Text das Nähere nachzulesen. — 


Strassburg i. E., April 1889. 


Dr. A. König: Vorbemerkung über neue Vogelarten. 263 


Vorbemerkung 
über einige wohl zu unterscheidende und neue Vogelarten 
von den Canarischen Inseln. 
Von 


Dr. A. König in Bonn. 


Im April 1889 veröffentlichte ich zwei neue selbständige Arten 
von den Canarischen Inseln, nämlich den blaurückigen Lorbeerfink 
(Fringüla coerulesceens Kg. nov. spec.) und das Brillantrothkehlehen 
(Erithacus superbus Kg. nov. spec.). 

Nach genauer Durchsicht des mitgebrachten Materials wird 
ferner aber noch folgende Mittheilung nothwendig: 

1. Der canarische Thurmfalk 
(Cerchneis tinnunculus canariensis Kg.) 
gehört zu den dunkelfarbigen Unterarten. Da er mit neglectus Schl. 
meiner Meinung nach nicht identifieirt werden kann, fasse ich 
ihn als eigene Subspecies auf. 
2. Der ceanarische Buntspecht 

(Pieus (Dendrocopus) canariensis Kg. nov. spec.) 
unterscheidet sich wesentlich von der europäischen Stammform 
„major“ durch constant stärkeren Schnabel und dunkle Unter- 
seite, deren Färbung nicht etwa als angeschmiert durch Klettern 
an den Pinienstämmen, sondern als vererbt zu betrachten ist. 


3. Das canarische Goldhähnchen 

(Regulus satelles Kg. nov. spec.) 
ist eine gute selbständige Art. Sie zeichnet sich durch hochorange- 
rothe Scheitelfärbung aus, welche durch eine tiefschwarze Binde 
eingefasst wird, die auf der Stirne zusammenhängt und nicht etwa 
wie bei cristatus Koch unterbrochen wird. Die Art klingt am 
meisten an die nordamerikanische satrapa Licht. an, entfernt sich 
jedoch wieder von ihr durch das Fehlen des vielen Weiss in der 
Wangengegend. 

4. Die bisher mit Parus ultramarinus Bp. identificirte Ultra- 
marinmeise der Canarischen Inseln muss als selbständig von ihr 
unterschieden werden, da sie sich durch Mangel der weissen Binde 
auf den Flügeldeckfedern wie durch das Fehlen der weissen End- 
spitzen auf den Secundärschwingen auszeichnet. Der zutreffende 
Lesson’sche Name ‚Teneriffae‘ würde daher dieser Meise aus- 
schliesslich beizulegen sein. — 

Das Genauere darüber erfolgt später in diesem Journal. 


264 Dr. A. Reichenow: Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 


Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 
Von 
Dr. Ant. Reichenow. 


Herr Dr. F. Stuhlmann, welcher zum Zweck zoologischer 
Forschungen in Sansibar sich aufhält und mehrfach Reisen in 
die ostafrikanischen Küstenländer unternommen hat, sandte unter 
anderem auch eine gegen 800 Stück umfassende Sammlung von 
Vogelbälgen heim. Dieselbe wurde zum Theil auf Sansibar, zum 
Theil in dem deutschen Ostafrika und am Quilimane (Mossambik) 
zusammengebracht und umfasst 171 Arten, darunter vier für die 
Wissenschaft neue Species beziehungsweise Subspecies oder Varie- 
täten: Vanellus leucopterus, Francolinus stuhlmanni, Indicator varie- 
gatus var, virescens, Psalidoprocne petit! orientalis. Von besonderem 
Interesse sind u. a. die gesammelten Stücke von Ploceus zanthop- 
terus, durch welche die Selbständigkeit dieser bisher angezweifelten 
Art bewiesen ist, Anaplectes rubriceps und Budytes campestris, welche 
bisher nicht in Ostafrika gefunden wurden. Im übrigen liefert 
die Collection viele werthvolle Nachweise für die Verbreitung der 
afrikanischen Vögel. 

In dem nachfolgenden Verzeichniss bedeuten die in Anführungs- 
striche gesetzten Namen die bei den Eingeborenen üblichen Be- 
zeichnungen für die betreffenden Arten nach Angabe des Herrn 
Dr. Stuhlmann, und zwar, wo nichts beigemerkt wurde, solche 
in der Suahelisprache. Den Nummern der einzelnen Stücke sind 
die Angaben des Sammlers über Fundort und Datum und Be- 
merkungen über Färbung der Augen, Füsse und des Schnabels 
beigefügt. 

1. Colymbus minor, L. | 

„Bata-siüa.“ — 334. 9 jun. Sansibar 13. November 1888. 
Iris braungrau. Schnabel schmutzig gelbbraun, Firste und Spitze 
schwarzgrau. Füsse schwarzgrau. — 407. & Sansibar 22. Novbr. 
1838. Schnabel schwarz, am Winkel gelb. — 81. ? jun. Sansibar 
14. Juli 1838. — 236. & jun. Sansibar 28. October 1888. Schnabel 
schwarz, unten an der Basis schmutzig gelb. Iris braun. 

2. Larus hartlaubi, (Bruch.). 
663. &, 665. & Quilimane 8. Februar 1889, 
3. Sterna media Horst. 

448. &, 449. g, 450. 9, 451. &, 452. 9, 453. 9, 454. &, 455. & 

Sansibar 27. November 1888. Iris braun. Schnabel ockergelb- 


N 


Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 265 


Füsse schwarz. — 466. 2, 467. &, 468. & Sansibar 28. November 
1838. — 658. 9, 660. & Quilimane (Flussmündung) 12. Februar 1889. 
4. Plotus levaillanti, Leht. 

„Muöudo“ (Kaffernsprache). 699. 2 jun. Quaquafluss 16. 
Februar 1889. 

5. Thalassiornis leuconota, (A. Sm.). 

„Battinu‘‘. — 499. 3 Quilimane 17. Januar 1889. Iris roth- 
braun. Schnabel schwarz, gelbgefleckt. Füsse schmutziggrau, 
Schwimmhaut schwarz. 

6. Dendrocygna viduata personata, Württ. 

„Namulili.“ — 741. Quilimane. Ende Februar 1889. 

7. Charadrius squatarola, (L.). 

„Kituitui.“ — 329. & Sansibar 11. November 1888. Iris 
braun. Füsse dunkelgrau. Schnabel schwarz. — 441. 2 Sansibar 
26. November 1888. — 469. 2 Sansibar 28. November 1888. — 
482. 3 Sansibar 29. November 1888. 

8. Charadrius hiaticula, L. 

„Kituitui“. — 319. 9, 320. 9, 321. 2 Sansibar 11. November 
1888. Iris braun. Schnabel schwarz mit rothbrauner Basis. Füsse 
ockergelb. — 434. 2 Sansibar 24. November 1888. — . d, 471. 
d&, 472. 2 Sansibar 28. November 1888. 

9. Charadrius geoffroyi, Wael. 

„Kituitui.“ — 322. & Sansibar 11. November 1888. Iris braun. 
Füsse schmutziggraugelb. Schnabel schwarz mit bräunlicher Unter- 
kieferbasis.. — 432. 2 Sansibar 24. November 1883. — 457. & 
Sansibar 27. November 1888. — 479. 3, 480. 3, 481. & Sansibar 
29. November 1888. 

10. Charadrius tricollaris, Vieill. 

„Kituitui.“ — 287. 2 Sansibar 28. October 1888. Iris grau- 
braun. Schnabelbasis rothbraun, am Unterkiefer heller, fast orange, 
Spitze schwarz. Füsse schmutzig graubraun. 

11. Charadrius mongolccus, Pall. 

„KRituitui.“ — 328. 2 Sansibar 11. November 1888. Iris braun 
Füsse bleigrau. Schnabel schwarz. — 446. 3 Sansibar 26. November 
1888. — 463. 2 Sansibar 27. November 1888. 

12. Charadrius alexandrinus, L. 

582. & Quilimane 25. Januar 1889. Füsse grau. Schnabel 
schwarz. Iris braun. 

13. Vanellus leucopterus, Rehw. n. sp. 


266 Dr. Ant. Reichenow: 


Vanellus crassirostris Seeb. (nec de Fil.); H. Seebohm, Geogr. 
Distr. of Charadriidae p. 214. 

503. 3, 504. &, 505. 2, 506. 4, 538. 2 Quilimane 17. Januar 
1889. Iris kirschroth. Schnabel kirschroth, Spitze schwarz. Füsse 
schwarz, hinten braunroth. 

Diese Art gleicht im Allgemeinen ganz dem V. crassirostris 
de Fil., unterscheidet sich von demselben aber dadurch, dass alle 
Schwingen, mit Ausnahme der drei ersten Handschwingen, welche 
schwarz sind, und der vier graubräunlichen Schulterfedern, voll- 
ständig reinweiss sind, während bei V. crassirostris die Arm- 
schwingen nur weisse Basis haben, im Uebrigen wie die ganzen 
Handschwingen aber schwarz sind. 


H. Seebohm hat (Il. e.) unter dem Namen V. crassirostris 
die vorstehende Art beschrieben, vermuthlich nach einem süd- 
afrikanischen Stück. Ein im Berliner Museum befindliches typisches 
Exemplar des V. crassirostris, von Heuglin in Nordostafrika ge- 
sammelt, besitzt schwarze Schwingen, wie oben angegeben, und 
damit stimmt auch die von Hartlaub (Journ. Ornith. 1855, p. 427) 
gegebene Originalbeschreibung überein. Die von Fischer und 
Böhm in Ostafrika gesammelten Stücke gehören zu V. crassirostris ; 
es scheint somit V. leucopterus auf Südostafrika beschränkt zu sein. 

14. Oedienemus vermiculatus, Cab. 

„Mruru“ (Kaffernsprache). — 692. & Quaquafluss 20. Februar 
1889. Iris hellgelb. 

15. Tringa subarcuata, (Güld.). 

159. & Sansibar 27. November 1888. 

16. Calidris arenaria, (L.). 

„Kituitui“. — 324. & Sansibar 11. November 1888. Iris braun. 

— 456. 2, 458. 2, 460. &, 462. 3, 464. & Sansibar 27. Novbr. 1888. 
17. Totanus hypoleucus, (L.). 

„Kituitui“. — 323. 3 Sansibar 11. November 1888. Iris braun. 
Füsse bleigrau. — 325. & Sansibar 11. November 1888. — 326. 
2 Sansibar 11. November 1888. — 327. 2 Sansibar 11. November 
1888. — 420. 2 Sansibar 23. November 1888. — 671. 2 11. Febr. 
1889. — 478. 2 Sansibar 29. November 1888. 

18. Totanus littoreus, (L.). 

„Namruru“. — 701. 2 Quilimane 21. Februar 1889. — 483. 
2 Sansibar 29. November 1888. Iris braun. Schnabel schwarzbraun. 
Füsse schmutzig grüngrau. 


Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 267 


19. Totanus glareola, (L.). 

‚„Kidjodjo-ndjo“. — 750. & Quilimane 6. März 1889. — 776. 
& Quilimane 16. März 1889. 

20. Totanus stagnatilis, Bchst. 

„Kido-djonjo“. — 586. & Quilimane 26. Januar 1889. Iris 
braun. Füsse olivenbraun. Schnabel schwarz, an der Basis des 
Unterkiefers olivenfarben. 

21. Numenius arcuatus, (L.). 

„Korongo“. — 90. 2 Sansibar 20. Juli 1888. — 440. & San- 
sibar 26. November 1888. 

22. Numenius phaeopus, (L.). 

„Korongo, Mruru“ (Kaffernsprache). — 439. & Sansibar 26. 
November 1888. Iris braun. Füsse bleigrau. Schnabel schwarz- 
braun, Basis des Unterkiefers fleischfarben. — 693. 2 Quilimane 
21. Februar 1889. 

23. Scolopaz major, (Gm.). 

„Kidjodjo-ndjo‘“. — 488. 2, 489. 2, 490.2 Sansibar 14. De- 
cember 1888. Iris braun. Füsse grünlich graubraun. — 721. ? 
Quilimane März 1889. — 740. 2 Quilimane Ende Februar 1889. 

24. Rhynchaea capensis, (L.). 

396. 2 Sansibar 21. November 1888. Iris braun. Füsse 
schmutzig grünlichgrau. 

25. Ortygometra nigra, (Gm.). 

„Kukusiua, Kruc“. — 82. 2 Sansibar 14. Juli 1888. Iris 
orangeroth. Augenrand zinnoberroth. Füsse korallroth. Schnabel 
hellgelb. — 336. 2 Sansibar 14. November 1888. Iris gelbroth. 
Schnabel schmutzig gelbgrün. Füsse schmutzig braunroth., — 
337. & Sansibar 14. November 1888. Iris röthlichgelb. Schnabel 
schmutzig grüngelb. Füsse rothbraun. — 406. 2 Sansibar 22. No- 
vember 1888. — 408. $ Sansibar 22. November 1888. Augenrand 
roth. — 596. 2 Quilimane 28. Januar 1889. — 595. & Quilimane 
28. Januar 1889. 

26. Porphyrioalleni, (Thomps.). 

„Kukusiua“. — 239. & juv. Sansibar 28. October 1888. Iris 
gelb. Schnabel braunroth. Füsse braunroth. — 332. & Sansibar 
13. November 1888. Iris graubraun. Schnabel korallroth. Füsse 
- schmutzig braunroth. — 338. 2 Sansibar 14. November 1888. Iris 
ockergelb. Füsse braunroth. — 393. 2 Sansibar 21. November 
1888. — 401. 2 Sansibar 23. November 1888. — 405. 2 Sansibar 
22. November 1888, 


268 Dr. Ant. Reichenow: 


27. Porphyrio smaragdonotus, Tem. 

„Kuruelle, Kukumasi“ (Quilimane). — 730. & Quilimane Ende 
Februar 1889. Füsse hellrosa.. Schnabel schmutzig roth. Stirn- 
platte zinnoberroth. — 765. & Quilimane 16. März 1889. Schnabel 
braunroth, 

28. Parra africana, Gm. 

„Mombo, Kukusina“. — 331. & juv. Sansibar 13. November 
1888. Iris graubraun. Schnabel bräunlich bleigrau, an der Stirn 
grünlich. Füsse bleigrau. — 500. & Quilimane 17, Januar 1889. 
Iris schwarzbraun. Schnabel schwarz, Basis und Spitze bleigrau. 
Füsse dunkel eisengrau. — 501. 2 Quilimane 17. Januar 1889. 
Füsse eisengrau. — 502. 2 Quilimane 17. Januar 1889. Stirnschild 
bleigrau. — 525. & Quilimane 20. Januar 1889. — 540. & Quilimane 
22. Januar 1889. — 601. 2 Quilimane 20. Januar 1889. — 697. 
Q Quilimane 16. Februar 1889. — 668. & Quilimane 9. Februar 1889. 

29. Microparra capensis, (A. Sm.). 

„Mombo“. — 598. 2 Quilimane 28. Januar 1889. Iris braun. 
Schnabel braunschwarz. Füsse eisengrau. — 599. d, 600. 2 Quili- 
mane 28. Januar 1889. 

30. Anastomus lamelligerus, Tem. 

„Nansa Korroboe“ (Kaffernsprache). — 687. 3 Quaqua 19. 

Februar 1889. Iris braun. — 688. & Quaqua 19. Februar 1889. 
31. Nyeticorax griseus, (L.) 

„Mumbo‘“ (Kaffernsprache), „Namägala“ (Quilimane). — 691. 
& juv. Quaquafluss 18. Februar 1889. — 694. & Quilimane 21. Febr. 
1889. Iris korallroth. — 695. 2 Quaqua bei Mopeia 19. Februar 
1889. Iris korallroth. — 739. 2% Quilimane Ende Februar 1889. 

32. Ardetta pusilla, (Vieill.). | ! 

„Korongo“. — 238. & juv. Sansibar 28. Oetober 1838. Iris 
hellgelb. — 245. 3 juv. Sansibar 29. October 1888. Iris gelb. — 
342. & Sansibar 15. November 1888. Iris gelb. — 333. & Sansibar. 
Iris ockergelb. — 379. & Sansibar 20. November. 1888. Iris hell- 
gelb. — 397. 3 Sansibar 21. November 1888. 

33. Ardeola rufiventris, (Sund.). 

„Mombo“ (Kaffernsprache), „Vidöle“ (Quilimane). — 623. 2 
1. Februar 1889. Schnabel schwärzlich, Basis des Unterschnabels 
gelbgrün. Füsse schmutzig hornbraun. — 624. 2 Quilimane 3. Febr. 
1889. — 758. 2 Quilimane 8. März 1889. Füsse blassgelblich. 

34. Butorides atricapilla, (Afzel.). 
‚„Mombo, Kidomoi“. — 627. 2 Quilimane 4. Februar 1889, 


Ueber eine Vogelsammlung in Ostafrika. 269 


Nackte Augengegend gelb. — 698. 2 juv. Quilimane 16. Februar 
1889. 
35. Ardea purpurea, L. 

„ldo&“. — 689. jun. Quaqua 20. Februar 1889. Iris hellgelb, 

— 690. juv. Quaqua 20. Februar 1889. Iris hellgelb. 
36. Herodias gularis, (Bosc.). 

„Korongo“. — 330. 2% Sansibar 11. November 1888. Iris 
‚weissgelb. Schnabel schwarz, Schnabelwinkel gelb. Zügelhaut blau- 
grau. Füsse schwarz, Zehen gelb, Krallen schwarz. 

Von Dr. Fischer wurde nur die Form eineracea Cab. auf 
Sansibar gefunden, das vorgenannte Stück (typische Form von 
gularis Bose.) hat dieselbe dunkle Schieferfarbe wie westliche Stücke; 
nur sind die Maasse um weniges kleiner: Flügel 24 cm, Schnabel 
von der Stirn 7,7 cm, vom Schnabelwinkel 9,4 em, Lauf 8 em. 

Var. cineracea, Cab. 

„Korongo“. — 87. & Sansibar 18. Juli 1888. Iris hellgelb. 
Schnabel schwarz, bei den Nasenlöchern gelb. — 88. & Sansibar 
18. Juli 1838. — 89. 2 Sansibar 20. Juli 1888. Iris hellgelb. Füsse 
schmutzig gelb, am linken in der Mitte des Laufes ein schwarzer 
Fleck. Schnabel schwarz, Untersehnabel hornfarber, in der Nähe 
der Nasenlöcher gelblich. 

37. Herodias garzetta, (L.). 

„Kakoa“ (Kaffernsprache). — 634. 2 Quilimane 15. Februar 
1889. Iris hellgelb. — 700. & Quilimane 14. Februar 1889. Iris 
hellgelb. — 662. 2, 681. &, 682. 2, 685, sämmtlich Quilimane 
21. Februar 1889. 

38. Treron delalandii, (Bp.). 

„Ninga“. — 149. 2 Msere (Usegua) 7. September 1888. Iris 
weiss. Füsse korallroth. Schnabel grau. Wachshaut und Augen- 
ring korallroth. — 206. ? Lewa (Usambara) 25. September 1888. 

39. Turtur semitorguatus, (Rüpp.). 

„Djoua, Hua“. — 128. 2 Mbusini (Usegua) 30. August 1888. 
Füsse schmutzig kirschroth. Schnabel schwarz. Nackte Haut um 
das Auge karminroth. Iris orangefarben. — 177. 3 Gubuini 
(Usegua) 17. September 1883. Iris lebhaft orange. — 207. 2 Lewa 
(Usambara) 25. September 1888. 

40. Turtur capicola, (Sund.). 

„Ndjio, Djivoa“ (Sansibar), „Iväagu&“ (Quilimane). — 703. 2 
Quaquafluss 19. Februar 1889. — 754. 2 Quilimane 8. März 1889. 
-— 763. 2 Quilimane 13. März 1889. 


270 Dr. Ant. Reiechenow: 


41. Peristera tympanistria, (Tem.). 

„Udjivoa“, — 293. & Sansibar 8. November 1888. Iris dunkel- 
braun. Schnabel schwarz, am Grunde röthlich schimmernd. Füsse 
schmutzig karminroth. — 366. & Sansibar 17. November 1888. 
Schnabel schwärzlich karminroth. 

42. Chalcopelia afra, (L.) 


„Pugi“. — 198. & Korogwe 21. September 1888. Iris grau- 


braun. Schnabel kirschroth, Spitze rosa. Füsse schmutzig kirsch- 
roth. — 282. 2 Sansibar 4. November 1888. — 292. 2 Sansibar 
7. November 1888. Iris braun. — 359. & Sansibar 16. November 
1888. — 410. & Sansibar 23. November 1888. 

43. Chalcopelia chalcospita, (Wagl.). 

240. 2 Sansibar 29. October 1888. Iris dunkelbraun. Füsse 
schmutzig karminroth. Schnabel schwarz. 

44. Numida coronata, Gray. 

„Kanga“. — 165. & Kihengo (Ost-Unguru) 11. September 
1888. Iris graubraun. Schnabel grauolivenbraun, an der Spitze 
heller, am Schnabelwinkel roth. Füsse schwarzbraun. Wachshaut, 
Ober- und Hinterkopf roth, Horn hell hornbraun, an der Basis 
in’s Röthliche übergehend. Ring um das Auge, Kopf- und Hals- 
seiten hellblau; Vorder- und Hinterhals grau. Schnabellappen 
hellblau mit rother Spitze. 

45. Francolinus kirki, Hartl. 

„Quale“. — 109. ? Mbusini (Usegua) 27. August 1888. Iris 
braun. — 131. 2 Mbusini 31. August 1888. 

46. Francolinus stuhlmanni, Rchw. n. sp. 

„Tetere‘‘. — 104. & Pongue aa 24. August 1888. Iris 
rothbraun. Schnabel hornbraun, am Schnabelwinkel und Basis des 
Unterkiefers gelb. Füsse gelb. 

Diese neue Art steht dem F. subiorgquatus A. Sm. sehr nahe, 
unterscheidet sich von demselben aber durch eintönig rostfarbene, 
nicht gebänderte Unterschwanzdecken, ausserdem durch etwas 
geringere Grösse. Sie vertritt F. subtorquatus in Ostafrika. Von 
Dr. Böhm wurde ein zur vorstehenden Art gehöriges Stück in 
Kakoma gesammelt. 

41. Pternistes nudicollis, (Gm.). 

„Quare“. — 110. & Mbusini (Usegus) 27. August 1888. Irig 
dunkelbraun. Füsse roth. — 552. & Quilimane 23. Januar 1889, 
Iris braun. Schnabel, nackte Kehle und Füsse korallroth. — 553. 
? Quilimane 23. Januar 1889. — 591.2 Quilimane 27. Januar 1889. 


ee A EU ALL U ı Zu 


Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 271 


— 625. ? Quilimane. Anfang Februar 1889. — 661. 2 Quilimane 
10. Februar 1889. 
48. Polyboroides typicus, A. Sm. 

Kipanga. — 96. $ Kikoka (Usaramo) 18. August 1888. Iris 
olivenbraun. Wachshaut gelb. Im Magen Oelnüsse. Soll Hühner 
angreifen. 

49. Circus rantivorus, (Daud.). 

Tangue (Quilimane). — 759. 2 juv. Quilimane 8. März 1889. 

Füsse blassgelb. © 
50. Circus aeruginosus, (L.). 

Kipanga (Sansibar), Tangue (Quilimane). — 760. 3 jun. Qui- 
limane 8. März 1889. Füsse gelb, Krallen schwarz. 

Es sei besonders darauf aufmerksam gemacht, dass vor- 
. genanntes Stück mit der vorhergehenden, nahe verwandten Art 
an demselben Orte und demselben Tage erlegt wurde. Die spe- 
eifische Selbstständigkeit von C. ranıworus dürfte doch noch zweifel- 
haft sein. 

51. Astur polyzonoides, (A. Sm.). 

Ivabue, am Quilimane. — 775. & Quilimane 16. März 1889. 

52. Asturinula monogrammica, (Tem.). 

757. & Quilimane 8. März 1889. Schnabel schwarz. Schnabel- 

rand, Wachshaut und Füsse röthlich orangegelb. 
53. Spizaötus occipitalis, (Daud.). 

Usumbira (Kaffernsprache). Fune-Fune. — 172. 2 Mekakalla 
Thal (Ost-Unguru). Iris gelb. Füsse gelb. Wachshaut gelb. 
Schnabel grau, an der Spitze fast schwarz. 14. September 1888. 
— 685. 2 Quaquafluss 19. Februar 1889. Iris orange. — 686. ? 
Quaquafluss 19. Februar 1889. Iris orange. 

54. Milvus aegyptius, (Gm.). 

„Moeoe“. — 171. & Kilindi (Ost-Unguru). Iris hellbraun. 
Füsse hellgelb. Wachshaut gelb. Schnabel weissgelb. 13. Sep- 
tember 1888. — 174. & Quadigassa (Usegua). Iris graubraun. 
15. September 1888. 

55. Pernis apivorus, (L.). 

„Tangue“. — 621. ? Quilimane 2. Februar 1889. — 762. 2 
Quilimane 10. März 1889. Iris zitronengelb. Schnabel schwarz, 
Schnabelwinkel und Wachshaut gelbgrau. Füsse orange. Krallen 
schwarz. 

56. Elanus caeruleus, (Desf.). 
„Kipanga“; „Sumbira“ (am Quilimane). — 350. ? Sansibar 


272 Dr. Ant. Reichenow: 


16. November 1888. Iris hellgelb. Schnabel schwarz. Schnabel- 

winkel und Wachshaut wie Füsse dunkel zitronengelb. — 621. 2 

Quilimane 30. Januar 1889. — 362. 2 Sansibar 17. November 1888. 

— 736. & Quilimane. Februar 1889. — 756. & 7. März 1889. Füsse 

und Wachshaut orangegelb. — 737. 3 Quilimane Ende Febr. 1889. 
57. Falco peregrinus, L. 

„Iväge“ am Quilimane. — 707. 2 Quilimane 1. März 1889. 
Ein auf dem Rücken ungemein hell (hellgrau) gefärbtes Stück. 

58. Falco ruficollis, Sws. 

„Njakali-uanje“ (Kaffernsprache), „Sumbira“ am Quilimane, 
„Mevoe“ auf Sansibar. — 696. ? Quaquafluss 19. Februar 1889. — 
755. & Quilimane 7. März 1889. Wachshaut, Augenring und 
Füsse lebhaft orangegelb. 

59. Poeocephalus fuscicapillus, (Verr.). 

„Quaru, Kamsalari“; „Moro“ (Kaffernsprache). — 115. & 
Mbusini (Usegua) 28. August 1888. Iris gelb. — 152. & Msere 
(Usegua). Iris schmutzig gelbbraun. — 626. & Quilimane 2. Februar 
1889. Schnabel oben dunkelgrau, unten weisslich. Füsse schwarz- 
grau. — 639. Quilimane. Anf. Februar 1889. 

60. Gallirez chlorochlamys, Shelley. 

„Kurukuru“; „Guruguru“ (Kaffernsprache). — 172. 2 Kilindi- 
Berg (Ost-Unguru) 14. September 1888. Augenrand roth. Füsse 
dunkelgrau. — 628. 3 Quilimane 4. Februar 1889. — 629, 2 
Quilimane 4. Februar 1889. — 175. 3 Malianga (Haesun), 16. 
September 1888. 

6l. Colius leucotis, Rüpp. 

171: Bsehi3se Mekakananee 14. September 1888. Iris grau- 
braun. Füsse korrallrotb. 

62. Colius striatus, Gm. 

„Pausa“. — 520. & Quilimane 19. Januar 1889. Iris braun. 
— 518. 2 Quilimane 19. Januar 1889. Iris karminroth. Füsse 
schmutzig bräunlich kirschroth. 

63. Centropus monaecehus, Rüpp. 

„Mokotta“. - 523. & Quilimane 20. Januar 1889. Iris korall- 

roth. — 539. & Quilimane 22. Januar 1889. Iris roth. 
64. Centropus nigrorufus, (Cuv.). 

„Mkuta u. Mkuta-Dambo“ (Quilimane). — 742. 2 Qeilian; 
6. März 1889. Iris schwarz. — 744. 2 Quilimane 6. März 1889. 
— 766. 2 Quilimane 16, März 1889. — 769. Quilimane 16. März 


a 
Br: 


Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 273 


1889. — 771. 3 Quilimane 16. März 1889. — 774. 2 Quilimane 
16. März 1889. — 743. 2 Quilimane 6. März 1889. 
65. Centropus superciliosus, Hempr. Ehr. 

„Tippi-Tip“. — 201. 2 Lewa (Usambara) 25. September 1888. 
Iris roth. Füsse grauschwarz. — 229. 2 Sansibar 26. October 1888. 
Füsse dunkel bleigrau. — 317. & Sansibar 10. November 1888. — 
318. & Sansibar 10. November 1838. — 367. 2 Sansibar 17. 
November 1888. 

66. Ceuthmochares australis, Sharpe. 

„Msani“. — 287. 2 Sansibar 7. November 1888. Iris karmoi- 
sinroth. Schnabel gummiguttgelb. Füsse schwarz. — 335. & 
Sansibar 14. November 1888. — 352. & Sansibar 16. November 
1888. Schnabel orangegelb. — 387. & Sansibar 20. November 1888. 
— 403. 2 Sansibar 22. November 1888. 

67. Cuculus heuglini, Cab. et Heine. 
„Lunebe“ (Quilimane). — 745. & juv. Quilimane 6. März 1889. 
68. Chrysococceyz cupreus, (Bodd.). 

„Mtschune“. — 202. & Sansibar 10. November 1888. — 291. 
& Sansibar 7. November 1888. Iris gelbroth. Augenrand roth. 
Schnabel schwarz, an der Basis des Unterkiefers graubraun. Füsse 
grauschwarz. — 297. &, 298. 2 (Kehle isabellfarben) Sansibar 
9. November 1888. Iris gelbroth. — 305. 2, 308. 2 juv., 310. 
? juv., 315. & Sansibar 10. November 1888. — 346. 9 jun. San- 
sibar 15. November 1888. Iris roth. — 357. 2 jun. Sansibar 16. 
November 1838. — 391. & jun., 394. 2 jun. Sansibar 21. Novem- 
ber 1888. — 413. 2 (mit weisser Kehle, wie das & gefärbt) San- 
sibar 23. November 1888. Iris und Augenrand roth., — 473. & 
Sansibar 28. November 1885. — 485. & Sansibar 30. November 
1888. Iris braun. — 606. &, 611. Z, 616. & Quilimane 29. Januar 
1889. Iris braun. — 751. & Quilimane 7. März 1889. Iris roth. 

69. Indecator variegatus, Less. 

„Mlembe“. — 182. & Haluquemba (Usegua) 18. September 
1888. — 203. & Lewa (Usambara) 25. September 1883. Füsse 
bleigrau. 

Während Nr. 182 durchaus die typische Färbung der Art 
zeigt, weicht Nr. 203 durch grüneren Tun der Oberseite, schnee- 
weisse (sonst bräunlich weisse) Unterflügeldecken und Innensäume 
der Schwingen sowie dadurch auffallend ab, dass die Kehlfedern 
anstatt des mattschwarzen Mittelstrichs, welcher bis zum Rande 
der Feder reicht, einen in der Mitte der Feder befindlichen Tropfen- 

Cab. Journ. f. Ornith. XXX VII, Jahrg. No. 187. Juli 1889, 18 


274 ‘Dr. Ant. Reichenow: 


fleck zeigen. Ich unterscheide dieses abweichende Kleid vorläufig 
als Varietät (var. virescens Rehw.). Weiteres Material wird ent- 
scheiden, ob nur eine individuelle Abweichung oder eine Abart 
vorliegt. 
70. Indicator minor, Steph. 
„Usserere“. — 735. 2 Quilimane 7. März 1889. 
71. Pogonorhynchus melanopterus, (Ptrs.). 
„Suakulu“. — 179. 8 Heluquembe (Usegua) 18. September 
1858. Iris dunkelbraun. — 210. & Lewa (Usambara) 25. Sep- 
tember 1888. 
12. Pogonorhynchus irroratus, Cab. 
„Djuakulu“. — 192. & Korogwe 21. September 1888. — 204. 


& Lewa (Usambara) 25. September 1888. — 217. 9, 218. & Lewa } 


26. September 1888. 
73. Tricholaema lacrymosa, Cab. 

„Kongrole“. — 107. $ Pongue (Usegua) 24. August 1888, 
Iris rothbraun. 

74. Trachyphonus suahelicus, Rchw. 

„Vangana‘“. — 152. 3 Mbusini (Usegua) 31. August 1888. 
Iris rothbraun. Schnabel an der Basis grüngelb, an der Spitze 
horngrau. Füsse horngrau. — 133. 9, 136. 2 Mbusini 31. August 
1888. Iris und Schnabel wie vorher. — 158. & Matomondo (Un- 
guru) 9. September 1888. 

75. Mesopicus namaguus, (Lcht.). 

„Kongota“. — 102. 2 Kivugo (Ukuehre) 21. August 1888. 
Iris roth. — 168. & Kihengo (Ost-Unguru) 12. September 1888. 
Iris kirschroth. Schnabel und Füsse dunkelgrau. 

76. Campothera nubica, (Gm.). 

„Kongota“. — 348. & Sansibar 15. November 1883. — 385. 
& Sansibar 20. November 1888. — 411. 3 Sansibar 23. Novem- 
ber 1888. — 618. 2 Sansibar 23. November 1888, 

77. Campothera mombassica, Fschr. et Rchw. 

„Kongota“. — 138. & Mbusini (Usegua) 31. August 1888. Iris 
rothbraun. Schnabel horngrau. Füsse schmutzig grüngrau. 

178. Dendropicus hemprichi, (Hempr. Ehr.). 

„Kongota“. — 129. 2? Mbusini (Usegua) 30. August 1888. 
Iris gelb. — 355. 2 Sansibar 16. November 1888. Iris roth. 

79. Lophoceros melanoleuceus, (Lcht.). 
„Quembe‘; „Mombo‘“ (Kaffernsprache). — 100. & Rosako 


c 
| 


Ueber eine Vogelsammlung' aus Ostafrika. ‚275 


(Usaramo) 19. August 18388. Iris hellgelb. Schnabel hellroth. — 
622. & Quilimane 1. Februar 1889. Füsse schwarzbraun. 
80. Lophoceros deckeni, (Cab.). 

„Quembe“. — 139. 2 Masungu (Usegua) 1. September 1888. 

Iris rothbraun. — 140.2 Masungu 1. September 1888. 
81. Halcyon chelvicutensis, (Stanl.). 

„Mkumburu“. — 356. 2 Sansibar 10. November 1888. — 
412. & Sansibar 23. November 1888. Iris braun. — 656. ® 
Quilimane 29. Januar 1889. — 715. & Quilimane Anfang März 
1889. — 118. $ Mbusini (Usegua) 29. August 1888. Iris braun. 
‘ Füsse oberseits braun, unterseits hellroth. Schnabel oben horn- 
‚braun, Basis des Unterschnabels braun. — 314. & Sansibar 10. 
‘November 1885. — 353. 2 Sansibar 16. November 1888. Füsse 
schmutzig roth. — 358. & Sansibar 16. November 1888. — 399. 
2 Sansibar 21. November 1888. — 409. 2 Sansibar 22. November 
1888. — 457.2 Sansibar 24. November 1888. — 650. 2 Quilimane 
3l. Januar 1889. 

82. Halcyon irrorata, Rchb. 

„Ischerule“. — 548. Quilimane & 23. Januar 1889, Iris 
braun. Schnabel roth. Füsse schwärzlich kirschroth. — 549. 
& jun. Quilimane 23. Januar 1889. Schnabel schmutzigroth mit 
dunkler Spitze. — 670. & Quilimane 11. Februar 1889. 

83. Halcyon orientalis, Ptıs. 

„Mukumburu und Tscherule“. — 117. 3 Mbusini, Usegua 
29. August 1888, Iris braun. Füsse und Schnabel roth, letzterer 
mit dunkler Spitze. — 547. 3 Quilimane 23. Januar 1889. 
Füsse schwärzlich kirschroth. — 717. 2 juv. Quilimane Anfang 
März 1889. 

84. Alcedo ceristata, L. 

„Kumburu“. — 224. $ Sansibar 26. Januar 1888. Iris 
dunkelbraun. Schnabel und Füsse korallroth. — 241. 2 Sansibar 
29. October 1888. Schnabel schwarz mit röthlichem Schein an 
der Kante des Unterkiefers. — 242. & Sansibar 29. October 1888. 
— 344, & Sansibar 15. November 1888. — 345. & Sansibar 15. 
November 1888. — 354. & Sansibar 16. November 1888. — 378. 
& Sansibar 20. November 1888. — 381. 2 Sansibar 20. November 
1888. — 382. 3 Sansibar 20. November 1888. — 386. & Sansibar 
‚20.:November 1888 — 430. 3 Sansibar 24. November 1888. — 
250. & Sansibar 30. October 1888. 

18* 


276 Dr. Ant. Reichenow: 


85. Alcedo pieta, Bodd. 

„Kumburu“. — 196. 2 Korogwe 21. September 1888. Iris 

dunkelbraun. Schnabel und Füsse mennigroth. 
86. Ceryle rudis, (L.). 

„Kituitui“. — 95. & Bagamojo 13. August 1888. Iris dunkel- 
braun. — 278. 3 Sansibar 3. November 1883. — 664. 2 Quilimane 
9. Februar 1889. — 676. & Quilimane 8. Februar 1889. — 702. 
2 Quilimane 15. Februar 1889. 

87. Merops supereiliosus, L. 

‚„Tschinega, Msengo, Tonscho“ (Kaffernsprache), „Kikumburi“ 
(auf Sansibar). — 84. $ Sansibar 14. Juli 1888. Iris karminroth. 
Füsse braungrau. Länge 30 em. — 98. & Kikoka (Usaramo) 
18. August 1888. Iris roth. — 99. $ Kikoka 18. August 1888. 
517.2 Quilimane 19. Januar 1889. Iris roth. — 574. 3 Quilimane 
25. Januar 1889. — 575. & Quilimane 25. Januar 1889. — 576. 
2 Quilimane 25. Januar 1889. — 581. 2 Quilimane 25. Januar 
1889. — 669. & Quilimane 10. Februar 1889. — 675. & Quilimane 
11. Februar 1839. — 735. 2 Quilimane März 1839. 

88. Merops bullockordes, A. Sm. 

„Kinega“. — 147. & Msere (Usegua) 3. September 1888. 
Iris braun. Schnabel schwarz. Füsse schwärzlich. — 148. 9 
Msere (Usegua) 3. September 1888. 

89. Melittophagus cyanostictus, Cab. 

„Giombamvua, Vinega“ — 119. & Mbusini (Usegua) 29. August 
1888. Iris roth. Füsse grauschwarz. — 122. $ Mbusini 29, 
August 1888. — 186. 3, 187. & Haliboma (Usegua) 19. September 
1888. — 579. & juv. Quilimane 25. Januar 1889. Iris bräunlich 
roth. Füsse dunkelgrau. 

90. Irrisor erythrorhynchus, (Lath.) 

„Gore-gore“. — 85. 3 Sansibar 16. Juli 1888. Iris grau 
Schnabel korrallroth, Füsse etwas heller. 85. 2 Sansibar 16. Juli: 
1888. Iris graubraun. 103. & Pongue (Usegua) 23. August 1888. 
Iris dunkelbraun. 

91. Irrisor cyanomelas, Vieill. 

„Serele“ (Kaffernsprache). — 631. & Quilimane 1. Februar 1889. 
92. Upupa decorata, Hattl. 

„Kijogo“. — 126.2 Mbusini (Usegua) 30. August 1888. Iris braun. 
93. Coracias spatulata, Boc. 

"„Guambu“. — 143. & Msere (Usegua) 2. September 1888, 
Iris hellbraun. Füsse graubraun. 


Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 277 


94. Coracias garrula, L. 

659. & Quilimane 10. Februar 1889. 

95. Eurystomus afer, (Lath.). 

„Kullo“, „Marö“ (Kaffernsprache). — 97. Kikoka (Usaramo) 
18. August 1888. Schnabel hellgelb. Füsse grau. — 630. & 
juv. Quilimane 1. Februar 1889. Schnabel schmutzig gelb. Füsse 
schwarzbraun. 

96. Eurystomus glaucurus, (St. Müll.). 

„Mdelu“. — 708. 2 Quilimane 1. März 1889. Schnabel orange- 
gelb. Füsse schwarzgrau. 

97. Caprimulgus smithi, Lay. 

„Marö&“ (Kaffernsprache). — 634. Quilimane. Anfang 
Februar 1889. 

9. Oaprimulgus fossii, Verr. 

„Lschiwew, Marabattu“. — 445. 3 Sansibar 26. November 
1888. Iris braun. — 475. 2 Sansibar 29. November 1888. — 
476. &, 474. Sansibar 29. November 1888. — 486. & Sansibar 
30. November 18838. — 529. & Quilimane 21. Januar 1889. — 
583. 2 Quilimane 25. Januar 1889. 

99. Psalidoprocnepetitiorientalis, Rehw.n. subsp. 
'„Mbarra-u&ja“. — 213. 9, 214. 2 Lewa (Usambara) 25. Sep- 
tember 1888. — Durch stahlgrünen Glanz des Gefieders von der 
westlichen Form Ps. petit! unterschieden, bei welcher das Gefieder 
fast mattschwarz ist, nur sehr unbedeutenden Glanz zeigt. Auch 
scheint der Schwanz bei der östlichen Abart tiefer gegabelt 
zu sein. 
100. Hirundo rustica, L. 
519. 2 jun. Quilimane 19. Januar 1889. 
101. Hirundo smithi, Leach. 
„Ischiriko“ — 477. 2 Sansibar 29. November 1888. 
102. Hirundo puella, Tem. et Schleg. 
112. 2 pull., 115. & pull. Mbusini (Usegua) 28. August 1888. 
— 123. 2 pull. Mbusini 29. August 1888. 
103. Campephaga nigra, (Vieill.) 
640. 2 Quilimane Anfang Februar 1889. 
104. Muscicapa grisola, L. 
270. 2 Sansibar 3. November 1888. — 383. 2 Sansibar 20. 
November 1888. — 433. 9 Sansibar 24. November 1888. 
105. Bradyornis pallidus, v. Müll. 
647. , 649  Quilimane 30. Januar 1889. 


278 Dr. Ant. Reichenow: 


106. Melanopepla tropicalis, Cab. 

„Mramba“, „Mru&“ (Kaffernsprache). — 648. 2 Qniliniäiie 30. 
ia 1889. — 111. 2 Mbusini (Usegua) 27. August 1888. — 638. 
2 Quilimane Anfang Februar 1889. 

107. Terpsiphone ferreti, (Guer.). 

„Jamtambe, Kumboe&“. — 247. & Sansibar 30. October 1888. 
— 194. 2 Korogwe am Rufufluss 21. September 1888. — 417. & 
Sansibar 23. November 1888. — 545. & Quilimane 23. Januar 1889, 
— 421. 2 Sansibar 23. November 1888. 

108. Bias musicus, Vieill. 

„Schore-Koko, Sotende“., — 129. & juv. Mbusini (Usegua) 

30. August 1888. — 202. juv. Lewa (Usambara) 25. September 1888. 
109. Batis capensis, L. 

„Jandindi“. — 561: & Quilimane 24. Jain 1889. Iris 

karminroth. Augenrand Bert Füsse dunkelgrau. 
110. Batis pririt, (Vieill.). 

„Mrabbo“. — 607. &, 608. & juv., 612. & juv., 615. 2 Quili- 

mane 29. Januar 1889. — 653. 3 juv. Quilimane 29. Januar 1889. 
111. Dryoscopus major, (Hattl.): 

„Ng0, Mkeue, Mrio.‘‘ — 170. ? Quadigassa (Grenze von Unsih 
und Usegua) 15. September 1388. Iris röthlichbraun. “Füsse 
grauschwarz. — 178. & Gubuini (Usegua) 17. September 1888. 
Iris graubraun. — 543. 2 Quilimane. Iris kaffeebraun. Füsse 
dunkel bleigrau. — 560. & Quilimane 24. Januar 1889. Iris 
rothbraun. Füsse bleigrau. — 749. Z Quilimane 6. März 1889. 

Durch die vorliegenden Stücke konnten wir uns überzeugen, 


dass die Abart Dryoscopus major mossanbicus, Rehw. nicht aufrecht 


zu erhalten ist. 
112. Dryoscopus affinis, (Gray). 

227. & Sansibar 26. October 1838. Iris hochroth. Füsse 
bleigrau. — 265. & Sansibar 1. November 1888. Iris. braun. — 
363. 9 Sansibar 17. November 1888. — 365. 2 Sansibar 17. November 
1888. Iris karminroth. — 368. £ Sansibar 17. November 1888. — 
375. 2 Sansibar 17. November 1888. Iris roth. Füsse bleigrau. — 
419. & Sansibar 23. November 1888. Iris roth. — 4235. 2 Sansibar 
24. November 1888. Iris roth. — 429. & Sansibar 24. November 
1888. Iris roth. — 487. 2 Sansibar 30. November 1888, Iris roth. 

[Dryosceopus orientalis, Cab.). 

347. 9, 349. & Sansibar:15. Novenahbi 1888. — 294. & Sansibar 

9. November 1888. Iris gelbroth. — 392. 2 Sansibar 21. November 


Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 279 


1888. Iris roth. — 415. & Sansibar 23. November 1888. Iris 
roth. — 435. 2 Sansibar 24. November 1888. Iris roth. 


Nach den vorstehenden Angaben des Sammlers wären die 
beiden Formen affins und orzientalis je in beiden Geschlechtern 
vertreten. Wir haben diesen Angaben Rechnung getragen, indem 
wir die Formen gesondert aufführen, glauben aber doch, dass bei 
den Geschlechtsangaben des Sammlers Irrthümer untergelaufen 
sein möchten, und halten an der Fischer’schen Ansicht fest, 
wonach orientalis nur das 2 von affinis ist. Zeitschr. ges. Orn, 
1884 p. 346. 

113. Dryoscopus cubla, (Shaw.). 

„Mribba, Mungo“. — 170. & Kihengo (Ost-Unguru) 12. Sep- 
tember 1888. — 557. & Quilimane 24. Januar 1859. Iris braun. 
— 212. & jun. Korogwe am Rufufluss 23. September 1888. — 
Mit weissem Zügel und grauem Bürzel: 680. & Quilimane 
9. Februar 1889. 

114. Laniarius polvocephalus, (Lcht.). 

„Kubuirro“; „Morio“ (Kaffernsprache). — 124. 2 Mbusini 
(Usegua) 30. August 1888. Iris gelb. Füsse horngrau. — 633. 
& Quilimane Anfang Februar 1889. 

115. Prionops talacoma, A. Sm. 

„Nianda, Melandugu“ (Suaheli); „Tsehiwewe‘ (Kaffernsprache). 
— 106. & Pongue (Usegua) 24. August 1888. Iris gelb. Augen- 
rand gelb. Schnabel schwarz. Füsse röthlichgelb. — 166. 9, 
167. 2 Kihengo (Ost-Unguru) 12. September 1888. Iris gelk. 
Schnabel schwarz. Schnabelwinkel gelb. Füsse schmutzig orange- 
roth. — 632. & Quilimane Anfang Februar 1889. Füsse hell 
orange. 

116. Prionops graculinus, Cab. 

„Kakäka“. — 150. & Msiri (Usegua) 3. September 1888. 
Iris gelb. Schnabel roth, an der Spitze gelblich. Füsse und 
Augenrand korrallroth. — 164.2 Kikengo (Ost-Unguru) 11. Sep- 
tember 1888. Iris braun. — 205. ? Lewa (Usambara) 29. September 
1888. — 215. 2 Lewa 25. September 1888. 

117. Telephonus senegalus, (L.). 

„Muakijo“. — 155. 2 Mhonda (Unguru) 5. September 1888. 
— 184. 2 Heluquembe (Usegua). Iris graubraun. Schnabel schwarz. 
Füsse bleigrau. — 637. Quilimane Anfang Februar 1889. — 646. 
gd Quilimane 30. Februar 1889. 


280 Dr. Ant. Reichenow: 


118. Telephonus minor, Rchw. 
180. 2 Heluquembe (Usegua) 18. September 1888. Iris braun. 
Füsse bleigrau. Schnabel oben schwarzgrau, unten bleigrau. 
119. ZLanius collurio, L. 
778. & Quilimane 17. März 1889. 
120. Dierurus divaricatus, (Lcht.). 

„Mramba“. — 105. 2 Pongue (Usegua) 24. August 1888. Iris 
roth. — 271. 3 Sansibar 3. November 1888. — 361. & Sansibar 
17. November 1888. Iris braun. — 395. d&, 398. 2 Sansibar 
21. November 1888. Iris karminroth. — 402. & Sansibar 22. 
November 1888. 

121. Corvus scapulatus, Daud. 

„Kunguru“ (Sansibar); „Njakungu“ (Kaffernsprache). — 83. & 
Sansibar 14. Juli 1888. Iris graubraun. — 351. Sansibar 16. 
November 1885. — 706. 2 Quilimane 24. Februar 1889. 

122. Archicorax albieecollis, (Lath.). 

„Kunguru“. — 162. 2 Matomondo (Unguru) 10. September 

1888, Iris graubraun. Schnabel schwarz mit weisser Spitze. 
123. Amydrus morio, (L.). 

157. & Monda (Unguru) 6. September 1888. Iris roth. 

Das Stück stimmt mit Exemplaren aus Südafrika in Grösse 
und Färbung durchaus überein. 

124. Lamprocolius melanogaster, Sws. 

„Mbrüe“ — 554. & Quilimane 24. Januar 1889. Iris gelb. 
— 555. @ jun. Quilimane 24. Januar 1889. Iris braun. — 556. 2 
jun. Quilimane 23. Januar 1889. Iris braun. 

125. Lamprocolius sycobius, Ptrs. 
„Kusi“. — 116. 2 Mbusini (Usegua) 29. August 1888. Iris gelb. 
126. Buphaga erythrorhyncha, (Stanl.). 

„Ischassi“. — 211. & Korogwe 23. September 1888. Augen- 
rand orange. Sitzt auf Rindern. 

127. Oriolus rolleti, Salvad. 

„Kubuiru“. — 114. 2 juv. Mbusini (Usegua) 28. August 1888. 
Iris dunkelbraun. — 175. & juv. Mekakalla-Thal (Ost-Unguru) 
14. September 1888. Iris korallroth. Schnabel schwarz. Füsse 
grau. — 587. & Quilimane 26. Januar 1889. Iris roth. Schnabel 
schmutzig orange-fleischfarben. Füsse dunkel bleigrau. — 672. 2 
Quilimane 9. Februar 1889. 


Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 281 


128. Oriolus notatus, Ptrs. 

„Kubuiru“. — 181. 3 Heluquemba (Usegua) 18. September 
1888. Iris dunkelbraun. Schnabel bräunlich fleischfarben. Füsse 
bleigrau. — 174. 2 Mekakalla-Thal (Ost-Unguru) 14. September 
1888. Iris korallroth. Füsse grau. Schnabel schmutzig fleisch- 
farben. — 173. u. 176. & juv. Mekakalla-Thal 14. September 1888. 
Iris korallroth. 

129. Anaplectes rubriceps, (Sund.). 

„Gongo.“ — 127. Mbusini (Usegua) 30. October 1889. Iris 

rothbraun. Schnabel mennigroth. Füsse graubraun. 
130. Symplectes kersteni, Hartl. et Finsch. 

301. &, 304. 3 Sansibar 10. November 1888. Schnabel grün- 
lich-bleigrau. Füsse fleischfarben. — 400. ? Sansibar 21. Novbr. 
1888. Iris karminroth. — 431. & Sansibar 24. November 1888. 
Iris karminroth. 

131. Symplectes stictifrons, Fschr. et Rchw. 

678. & Quilimane 8. Februar 1889. Schnabel eisengrau. Füsse 
gelblich fleischfarben. 

Bisher war diese Art nur von Lindi an der Sansibarküste be- 
kannt, wo sie von Dr. Fischer entdeckt wurde. 

132. Symplectes ocularius crocatus, Hartl. 

„Korombisa, Nguja“. — 197. 2 Korogwe am Rufufluss 21. Sep- 
tember 1888. — 216. 2 Lewa (Usambara) 15. September 1888. 

133. Ploceus zwanthopterus, (F. u. Hartl.). 

„Muganu“. — 528. 3 Quilimane 20. Januar 13889. Schnabel 
schwarz. Füsse hornbraun. — 645. u. 677. [Beide in dem aus- 
gefärbten Kleide des Männchens und doch vom Sammler als 2 
bezeichnet, was jedenfalls irrthümlich ist.]| Quilimane. 

In seiner Monographie der Gattung Ploceus (Zool. Jahrb. I 
p. 119) hatte der Verfasser die Vermuthung ausgesprochen, dass 
Ploceus xanthopterus in Anbetracht der höchst auffallenden gelben 
Färbung der Schwingen nur eine Ausartung von P. castaneigula 
(Cab.) sein möchte. G. E. Shelley hat sogar (Ibis 1887 p. 25) 
auf Grund der Untersuchung der typischen Stücke beider Arten 
dieselben zusammengezogen. Die vorliegenden drei ausgefärbten 
alten Männchen liefern hiergegen den Beweis, dass P. zanthopterus 
(F. u. Hartl.) eine ausgezeichnete, von P. castaneigula (Cab.) durch- 
aus verschiedene Species ist, welche sich durch reingelbe Oberseite, 
die blassgelben, nur auf Aussenfahne und an der Spitze oliven- 
bräunlich verwaschenen Schwanzfedern und die grösstentheils rein- 


282 Dr. Ant. Reichenow: 


gelben, nur an der Spitze und längs der Mitte der Aussenfahne 
braunen Schwingen unterscheidet. Die Armschwingen haben die 
ganze Aussenfahne mit Ausnahme des Saumes braun. 

134. Ploceus nigriceps, (Lay.). 

„Gugumira“; „jogo, djogoro“ (Kaffernsprache). — 209. & Lewa 
(Usambara) 25. Septembar 1888. — 522. & Quilimane 19. Januar 
1889. Iris orangegelb. Füsse hornbraungelb. — 534. &, 535. & 
Quilimane 21. Januar 1889. Iris braun. Füsse hornfleischfarben. 
— 635. d, 636. d, 641. d, 642. &, 643. & Quilimane 2. Februar 
1889. — 644. & Quilimane 30. Januar 1889. — 679. & Quilimane 
8. Februar 1889. — 712. &, 723. & Quilimane 1. März 1889. — 
533. 2 Quilimane 2. April 1889. Iris braun. — 564. ? Quilimane 
24. Januar 1889 (brütend). — 716. 3 juv., 719. 3 juv., 725. 9, 
726. 9, 729. & juv., 735. 2 Quilimane 1. März 1889. 

135. Ploceus aureoflavus, A. Sm. 

„Mnana“. — 86. & Sansibar 17. Juli 1888. Iris dunkel karmin- 
rotb. — 262. & (2 Expl.) Sansibar 1. November 1888. Iris orange. 
— 234. 9, 235. 2 Sansibar 27. October 1883. Iris braun. Schnabel 
hornbraun mit dunkler Spitze. Füsse fleischfarben. —— 244. 2, 246. 
2 Sansibar 29. October 1888. — 263. ? Sansibar 1. November 1888. 
Iris roth. — 274. 2 Sansibar 3. November 1888. Iris orange. — 
286. 2 Sansibar 4. November 1888. Iris gelbroth. 

136. Amblyospiza unicolor, (Rchw.). 

„Ngoma msindo“ — 199. & juv. Korogwe am Rufufluss 
22. September 1888. Iris braun. Schnabel schmutzig gelb, Firste 
grau. Füsse dunkelgrau. 

137. Pyromelana flammiceps, (Sws.). 

„Mnana, Baniani“; ,‚Mribba“ (Quilimane). — & Sansibar 
16. Juli 1888. — 727. & Quilimane Anfang März 1889. — 120. & 
juv. Mbusini (Usegua) 29. August 1888. — 185. 9, 188. 2 Helu- 
quemba (Usegua) 19. September 1838. Iris braun. — 183. 2 Helu- 
quemba 18. September 1888. 

158. Pyromelana nigriventris, (Cass.). 

„Baniani, Ndaeji baniani“. — 289. 3, 290. & Sansibar 7, No- 
vember 1888. Iris braun. — 343. & Sansibar 15. November 1888, 
— 370, &, 374. & Sansibar 17. November 1888. — 390. & Sansibar 
21. November 1888. — 444. 4, 447. & Sansibar 26. November 
1888. — 527. & Quilimane 20. Januar 1889. — 620. & Quilimane 
29. Januar 1889. — 625. & Quilimane 31. Januar 1889. — 718.8, 
720. & Quilimane 1. März 1889. — 364. & juv. Sansibar 17. No- 


Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 283 


vember 1888. — 373. 2 Sansibar 17. November 1888. — 1355. 2 
juv. Mbusini (Usegua) 31. August 1888. 


Var. crocea: 428. & Sansibar 24. November 1888. Mit grossen 


Hoden. 
139. Coliopasser azwillaris, (A. Sm.) 

„Mribba“. — 524. &, 526. & Quilimane 20. Januar 1889. Iris 
braun. Schnabel bleigrau. Füsse schwarz. — 536. d Quilimane 
>]. Januar 1889. .— 714. 8, 128 &,.731. 8, 198. &, 148 & 
Quilimane 4. März 1889. — 761. & Quilimane 16. März 1889. — 
168. &, 770. 9, 772. &, 777. & Njangome am Quilimane 10. März 
1889. — 217. 8 juv. Korogwe 23. September 1888 („Nomvi“ von 
den Eingeborenen genannt). 

140. Vidua principalis, (L.). 

„Schore-Kok“. — 252. &, 253. &, 254. d, 257. 3 Sansibar 
30. Oetober 1888. Iris braun. Schnabel zinnoberroth. Füsse dunkel- 
grau. — 281. 3, 284. & Sansibar 4. November 1888. — 295. 2 
Sansibar 9. November 1888. Iris braun. Schnabel braunroth. — 
296. & Sansibar 8. November 1888. — 380. & Sansibar 20. Novbr. 
1888. — 438. & Sansibar 24. November 1888. — 255. 2, 256. 2 
Sansibar 30. October 1888. Iris braun. Schnabel roth. — 283. 2 
Sansibar. 

[Alle Stücke gehören der Form mit weissem Kinn an.] 

141. Amauresthes fringilloides, (Latfr.). 

„Longo, Tscheketschea“. — 299, 2 Sansibar 9. November 1888. 
— 369. &, 370. &, 372. 2 Sansibar 17. November 1888. Iris 
braun. Oberschnabel schwarz, Unterschnabel blaugrau. 


142. Spermestes cucullatus, Sws. 

„Tongo“. — 220. &, 221., 222. Sansibar 23. October 1888. 
— 228. Sansibar 26. September 1888. — 251. 2 Sansibar 30. 
October 1888. — 425. 3, 426. &, 427. & Sansibar 24. November 1888. 

143. Oryzornis oryzivora, (L.). 

„Suardi“. — 243. 2 jun. Sansibar 29. October 1888. Schnabel 
braungrau. — 258. & Sansibar 30. October‘ 1888. Iris braun. 
Schnabel fleisehfarben mit brauner Spitze. — 339. 9, 340. 8, 
341: & Sansibar 14. November 1888. Iris braunroth. 

144. Pitylia afra, (Gm.). 

„Torondo, Kitorondo“. — 303. 2, 307. 2, 309. 3, 312. 4, 313. 
2 Sansibar 10. November 1888. — 130. & Mbusini (Usegua) 30, 
August 1888. 


284 Dr. Ant. Reichenow: 


145. Hypargus niveiguttatus, (Ptrs.). 
„Natondolia“. — 558. & Quilimane 24. Januar 1889. Iris 
braun. Schnabel schwärzlich bleigrau. — 614. & men 29. 
Januar 1889, 


146. Habropyga astrild, (L.). 
„Mrie“ (Quilimane); „Tongo“ (Sansibar). — 722. & Quilimane 
Anfang März 1889. 
147. Passer diffusus, A. Sm. | 
„Kuja“. — 232. &, 233. 2 Sansibar 27. October 1888. — 
248. &, 249. 2 Sansibar 30. October 1838. — 264. 2 Sansibar 
1. November 1888. — 277. & Sansibar 3. November 1888. — 
492. &, 424. & Sansibar 24. November 1888. 


148. Orithagra ictera, (Bonn. et Vieill.). 
655. 2 Quilimane 29. Januar 1889. 


149. Emberiza orientalis, Shelley. 
219. & Lewa (Usambara) 26. September 1888. Schnabel oben 
schwarz, unten graubraun. Füsse horngraubraun. 


150. Emberiza flavigaster, Rüpp. 

189. 2 Haliboma (Usegua) 17. September 1888. Schnabel 
oben graubraun, unten fleischfarben. Füsse graubraun. — 198. & 
Korogwe am Rufufluss 21. September 1888. Iris braun. Schnabel 
oben dunkelbraun, unten röthlich. Füsse graubraun. 


151. Macronyzx croceus, (Vieill.). 

„Djogore, Mreo“. — 521. & Quilimane 19. Januar 1889. Iris 
braun. Schnabel oben braunschwarz, unten bleigrau. Füsse 
bräunlichgelb. — 577. &, 584. &, 585. 2 Quilimane 25. Januar 
1889. — 588. 2 Quilimane 26. Januar 1889. — 592. 2 Quilimane 
27. Januar 1889. — 603. 2, 604. & Quilimane 29. Januar 1889. 
— 666. d, 667. 2 Quilimane 9. Februar 1889. Füsse ockergelb. 
— 711. 2 Quilimane 28. Februar 1889. — 713. 3, 716. & Quili- 
mane Anfang März 1889. 


152. Anthus raalteni, Tem. 

„Schore-uanda“. — 195. 2 Kerdewe am Rufufluss 21. Sep- 
tember 1888. Iris braun. — 259. 2, 260. 2 Sansibar 1. November 
1888. — 389, 2 Sansibar 21. November 1888. — 484. 2 Sansibar 
30. November 1888. — 588. $ Sansibar 21. November 1888. 


153. Budytes campestris, (Pall.). 
„Djiriko“. — 752. 4 Quilimane 6. März 1889. 


Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 285 


154. Pyenonotus layardi, Gurn. 

„Schore“, — 288. & Sansibar 7. November 1888. — 710. 3 
Quilimane 2. März 1889. 

155. Andropadus flavescens, Haıtl. 

„Schore“. — 156. & Mhonda (Unguru) 6. September 1888. 
Iris braun. 

156. Zosterops tenella, Hartl. 

„Tschiliko“. — 609. 2 Quilimane 29. Januar 1889. Iris gelb- 
braun. Füsse graubräunlich. 

157. Cinnyris gutturalis, (L.) 

„Tsehori“. — 142. 2 Matungu (Usegua) 1. September 1888. 
— 191. 2 Korogwe am Rufufluss 21. September 1888. — 223. & 
juv. Sansibar 23. Oetober 1888. — 225. &, 226. 3 Sansibar 26. 
October 1888. — 238. 2 Sansibar 4. November 1888. — 267. 9, 
273. 9, 274. 2, 275. & juv. Sansibar 3. November 1888. — 311. & 
Sansibar 10. November 1888. — 589. 2 Quilimane 26. Januar 1889. 

158. Cinnyris mierorhyncha, Shell. 
„Ischosi“. — 121. & Mbusini (Usegua) 29. August 1888, 
Iris braun. 
159. Anthothreptes orientalis, Hartl. 
„Tschosi“. — 154. & Msere (Usegua) 4. September 1888. 
160. Anthodiaeta zambesiana, (Shell.). 
269. & Sansibar 3. November 1888. 
161. Parus pallödiventris, Rehw. 

„Kamsalavi, Quaru“. — 108. 3 Pungue (Usegua) 24. August 
1888. Iris kaffeebraun. — 153. 2 Msere (Usegua) 4. September 
1888. Iris gelbbraun. — 153. & Msere 4. September 1888. Iris 
gelb. — 651. ? Quilimane 31. Januar 1889. 

162. Orateropus hypostietus, Cab. et Rehw. 

„Mkeue“. — 541. &, 542. 9, 550. 4 Quilimane 23. Januar 1889. 
Iris roth. Füsse dunkelgrau. — 562. 3, 563. 2 Quilimane 24. 
Januar 1889. — 617. 9, 618. 9, 619. 2 Quilimane 29. Januar 1889. 
— 674. ? Quilimane 8. Februar 1889. — 723. 2, 732. d, 733. 2 
Quilimane 2. März 1889. — 767. 2, 773. 3 Quilimane 16. März 1889. 

163. Turdirostris leptorhynchus, Rehw. 

231. & Sansibar 27. Oetober 1888, Iris orangeroth. — 377. ? 

Sansibar 20. November 1888. Iris braun. 
164. Cistdcola erythrops, (Hartl.). 

„Manindi“, „Tondolia“. — 551. 3 Quilimane 23. Januar 1889, 

Iris braun. Füsse bräunlich fleischfarben. Schnabel schwarz- 


286 A. Nehrkorn: Mittheilung über Trogoniden-Eier. 


grau, unten hellgrau. — 613. 8 Quilimane 29. Januar 1839. Iris 
rehbraun. 
165. Cisticola (Orr Ener. (Jard. et Fras)). 
„Kudja“. — 200. 8 Korogwe am Rufufluss 22. September 1888. 
166. Oisticola terrestris, (A. Sm.). 
436. 2 Sansibar 24. November 1888. Iris hellgraubraun. 
167. Cisticola haematocephala, Cab. 

„Mrabbo“. — 610. 2 Quilimane 29. Januar 1889. Iris weiss, 

— 654. ? Quilimane 31. Januar 1889. 
168. Cossypha heuglint, Hartl. 

„Mrabbo, Ndelu“, — 559. 3 Quilimane 24. Januar 1889. 
Iris braun. Füsse bräunlichgrau. — 208. 2 Lewa (Usambara) 
25. September 1888. — 724. 2, 746. 9, 747. 2 Quilimane 5, März 
1889. — 544. & Quilimane, . 

169. Acrocephalus streperus, (Vieill.). 

442. &, 443. & Sansibar 26. November 1888. 

170. Myrmecocichla nigra, (Vieill.). 

„Mana sakkaue‘. — var. leucolaema, Rehw.:. 144. 2 Msere 
(Usegua) 2. September 1888. — var. shelleye, Sharpe: 145. 8, 
146. & Msere 2. September 1888. 

171. Turdus tropicalis, Ptrs. 

„Lschutschusi, Bandabanda, Kibandabanda“. — 160. u. 161. 
& Matomondo (Unguru) 9. September 1888. Iris graubraun. 
Schnabel mennigroth. Füsse schmutzig röthlichgelb. Augenrand 
mennigroth. — 134. 2 Mbusini (Usegua) 31. August 1888. Iris 
braun. Schnabel mennigroth. Füsse schmutzig gelb. — 125. ur 
Mbusini (Usegua) 30. August 1888. 


Mittheilung über Trogoniden-Eier. 
Von 
A. Nehrkorn. 

Die Eier der Trogoniden, von denen sich 7 Species in einer 
Sammlung befinden, scheiden sich nach den Gattungen streng von 
einander ab. Die eigentlichen Trogen-Eier (vertreten in’Central- 
und Südamerika) sind weiss und glänzend; diejenigen der Gattung 
Harpactes (nur in Indien im weitesten Sinne des Wortes vertreten) | 
sind rahmgelb und solche - Pharomacrus paradiseus, von denen mir 
kürzlich ein Gelege von 2 Stück aus Spanisch Honduras zuging, 
sind einfarbig mattblau und zum Verwechseln denen der ver- 
schiedenen Grallarien meiner Sammlung ähnlich. 


Dr. Ant. Reichenow: Eine dritte Form des Tannenhehers. 287 


Eine dritte Form des Tannenhehers 
in Europa. 
Von 
Dr. Ant. Reichenow. 


In seiner eingehenden Arbeit über den „Wanderzug des Tannen- 
hehers durch Europa 1885/86“ hat Rudolf Blasius die beiden 
bereits von Chr. Brehm unterschiedenen Tannenheherarten oder 
wenn man will Unterarten, den lang- (bezw. dünn-) und kurz- 
(bezw. dick-) schnäbligen, von Neuem zu Ehren gebracht und sich 
das Verdienst erworben, die Verbreitung dieser beiden Formen 
festgestellt zu haben. Mit diesen werthvollen Ergebnissen ist in- 
dessen die Kenntniss der Sippschaft der Tannenheher noch nicht 
.erschöpft. Nach Brehm’s Vorgange haben bisher alle Forscher, 
welche dieses Thema behandelten, bei ihren Untersuchungen nur 
auf die Schnabelform und auf die Ausdehnung des Weiss an den 
‚Enden der Schwanzfedern Werth gelegt, den braunen Farbenton 
des Gefieders im Allgemeinen aber nur nebensächlich und die wahr- 
genommenen diesbezüglichen Verschiedenheiten als abhängig von 
dem. Alter des Gefieders behandelt. Blasius schreibt: „Beide 
Formen zeigen dasselbe Abblassen des Gefieders im Frühjahre und 
Sommer. Das Herbstkleid nach der Mauser zeigt die dunkelsten 
Farbentöne, die Exemplare aus dem Frühjahre und Sommer sind 
häufig stark verblichen, das Dunkelbraun ist in ein helles lichtes 
Choeolatenbraun übergegangen.“ Allerdings zeigen abgeflogene 
Stücke einen fahleren braunen Ton des Gefieders als frisch 
gemauserte, aber neben diesen geringeren Abweichungen sind, 
wenn man grössere Reihen von Stücken vergleicht, bedeutendere, 
durch das örtliche Vorkommen bedingte Unterschiede in dem 
braunen Farbenton, insbesondere auf Oberkopf und Rücken, deut- 
‚lieh wahrnehmbar. Individuen der diekschnäbligen Form aus 
Skandinavien und Preussen zeigen im Allgemeinen ein bedeutend 
‚fahleres Braun auf dem Rücken als die dünnschnäbligen Sibirier 
‚auch im abgetragenen Kleide. Auch Blasius erwähnt bei fast 
„allen der von ihm aufgeführten Stücke aus Ostpreussen ausdrücklich 
die „sehr hellbräunliche Rückenfärbung“. Die Unterseite ist eben- 
falls liehter braun; doch fällt dies wegen der dichter gestellten 
weissen Flecke weniger auf. Anders verhält es sich mit den eben- 
falls diekschnäbligen Tannenhehern der Alpen. Diese zeichnen sich 
durch einen so dunklen Gefiederton aus, dass sie auf den ersten 


288 Dr. Ant. Reiehenow: Eine dritte Form des Tannen hehers. 


Blick von sibirischen Stücken zu unterscheiden sind. Der Ober- 
kopf ist bei ihnen beinahe schwarz, der Rücken zwar deutlicher 
braun, aber selbst bei abgeflogenen, vor der Mauser stehenden 
Individuen noch deutlich dunkler als bei frisch vermauserten 
sibirischen Individuen. Noch stärker ist der Unterschied zwischen 
den Alpenvögeln und nordischen sowie preussischen Stücken. 
Hiezu kommt noch ein anderer bisher wenig beachteter Charakter, 
welcher die Alpenvögel von den Skandinaviern und Preussen unter- 


scheidet. Letztere haben im Allgemeinen grössere weisse Tropfen- 
flecke auf dem Rücken, bei den Alpenvögeln und den dünn- 


schnäbligen Sibiriern sind diese Flecke kleiner. 
Somit scheint mir der Alpentannenheher eine von der nor- 


dischen diekschnäbligen Art durch dunklere Gefiederfärbung und 
kleinere weisse Tropfenflecke auf dem Rücken constant unter- 
schiedene Form, Art oder Abart, wie man nun will, Free 


welche ich als Nuerfraga relicta bezeichne. 


Chr. Brehm hat 1855 eine Abart des Tannenhehers Nueifraga 
alpestris genannt. Da er dieselbe aber nicht charakterisirt hat, so 


ist nicht zu entscheiden, ob er damit den europäischen Alpenvogel 
im Allgemeinen gemeint hat oder ob die Abweichung, wie die 


übrigen von ihm gesonderten sechs Unterarten, auf Schnabelform | 
und Scheitelhöhe beruht, welche nur individueller Natur zu sein 


scheint. Der an sich sonst sehr passende Name alpestris muss 
deshalb leider unberücksichtigt bleiben. 

Die Nomenclatur der beiden bisher unterschiedenen Formen, 
des sibirischen und diekschnäbligen nordischen Tannenhehers, be- 


treffend, ist zu bemerken, dass nach den Gesetzen der Priorität 
der Name Nueifraga caryocatactes (L.) der letzteren verbleiben 
muss, da Linne& augenscheinlich zunächst auf skandinavische 
Stücke die Art begründete. Chr. Brehm unterschied zuerst in 


bestimmter Weise die langschnäblige von der kurzschnäbligen Abart; 


der Name Nucifraga macrorhyncha Brehm ist somit die älteste 


Bezeichnung für den sibirischen Tannenheher und wenngleich ;nieht 


ganz bezeichnend, so doch nicht gerade den Eigenschaften 
widersprechend, dass sie als unpassend verworfen werden müssten. 


Die im Riesengebirge heimischen Tannenheher gehören zu 
der nordischen diekschnäbligen Form. Es würde aber noch festzu- 
stellen sein, ob die Karpathen- und Harz-Vögel mit der dunklen 


Alpenform oder mit der blassen nordischen zusammenfallen. 


Fe en 


Hans von Berlepsch: Systematisches Verzeichniss. 289 


Systematisches Verzeiehniss 
der von Herrn Gustav Garlepp in Brasilien und Nord-Peru 
im Gebiete des oberen Amazonas gesammelten Vogelbälge. 
Von 
Hans von Berlepsch. 
Hierzu Tafel IIl.*) 
(Fortsetzung von Januar-Heft S. 97—101.) 

II. und III. Collection aus den Gebieten der Flüsse Ucayali 
und Huallaga im nördlichen Peru. 

Herr Gustav Garlepp sammelte im Gebiete des oberen und 
unteren Ucayali vom 1. August 1884 bis zum 31. Januar 1885, 
nämlich am oberen Ucayali vom 1. bis 31. August, bei Yarina 
Cocha vom 6. September bis 8. October und bei Sarayacu am 
unteren Laufe dieses Flusses vom 3. November 1884 bis zum 
31. Januar 1885. Im Gebiete des unteren Huallaga wurde vom 
5. Februar 1885 bis zum 20. Mai 1886 gesammelt und zwar: 
bei Tarapoto vom 5. bis 23. Februar, bei Lanzy Cocha vom 
26. bis 29. Februar, abermals bei Tarapoto vom 6. März bis 
23. April, bei Yurimaguas und bei dem in der Nähe dieses 
Ortes an einem Nebenflüsschen des Huallaga gelegenenen Shanusi 
vom 31. Mai bis 26. November, endlich bei San Pedro deCum- 
base in der Nähe von Tarapoto vom 1. December 1885 bis 
20. Mai 1886. 

Die vom Januar bis Mai 1886 gesammelten Vögel wurden 
zum Theil erst im 4. Transport eingesandt, sind jedoch hier aus 
faunistischen Gründen mit aufgeführt worden. 

Einem Briefe des Herrn Garlepp aus Achual Muyuna, datirt 
vom 15. October 1885, entnehme ich einige Mittheilungen über die 
bei Yurimaguas und Tarapoto vorkommenden Tukane und Papa- 
seien. Herr Garlepp schreibt: 

„Die letzten 4 Monate verbrachte ich in Yurimaguas und 
eine Strecke den kleinen bei Yurimaguas mündenden Fluss hinauf, 
in Shanusi, welche Orte mir insofern auffielen, als verschiedene 
Species, die in der Umgebung des Huallaga, als auch oberhalb 
bei Tarapoto, Lamas etc. sehr gemein sind, hier absolut nicht 
vorkommen. So z. B. der bei Lamas und oberhalb Shapoyi unter 
dem Namen Shurima-pinzilla sehr häufige Pieroglossus beauharnaist. 

„Ich sammelte in leider wenigen Exemplaren den Ramphastos 
“ eulminatus, der in grossen Trupps die Wälder durchzieht, während 
m *) Diese Tafel wird im nächsten Hefte nachgeliefert werden, 

Cab, Journ, f. Ornith, XXX VII, Jahrg. No. 187. Juli 1889. 19 


290 Hans von Berlepsch: 


sein grösserer und den Farben nach völlig gleicher Verwandter, 
R. euvieri, nur zu zweien und fast immer durch seine überlaute 
Stimme seinen Aufenthaltsort verrathend, von Fruchtbaum' zu Frucht- 
baum wandert. Den A. culminatus habe ich, so oft ich ihn traf, 
nie schreien hören, und man sagt mir, dass er nur durch ein leises 
mit dem Schnabel verursachtes ‚‚trrr“ sich bemerklich mache. Jeden- 
falls ist die Aehnlichkeit genannter Arten sehr gross. Das Männchen 
des R. culminatus hat einen bedeutend grösseren Schnabel als das 
Weibchen, so dass ich bei einigen zweifelte, ob es nicht R. euvieri 
sein könnte. R. cuvreri hat jedoch bedeutend grösseren Körper und 
ist kaum zu verwechseln. Dass der weisse Hals des R. ewvieri gelb 
gemischt, dagegen der des culminatus reinweiss sei, wie die Be- 
schreibung angiebt, habe ich nicht konstatiren können. Ich fand 
beide gelb gemischt, aber so gering, dass ich bei einem kürzlich 
geschossenen R. ceuvieri beinahe keinen gelben Schein entdecken 
konnte. Was das Vorkommen anbetrifit, so sind beide fast gleich 
häufig, bisher habe ich aber nicht entdecken können, dass im Juli oder 
zu anderer Zeit die Tukane so ziehen und tief flögen, dass sie eine 
leichte Beute des Jägers werden, wie das Bates von Teffe schildert. 

„Von Pteroglossus habe ich castanotes und flavirostris in mehreren, 
humboldti in einem Exemplare gefunden. Ausserdem schoss ich 
viele von dem sehr häufigen Pt. plurieinetus. 

„Von Selenidera habe ich nur 8. reinwardti*) in einem Exemplare 
erhalten. Pr. beauharnaisii habe ich noch in keinem Stück ge- 
schossen, doch hoffe ich eine Reihe von diesem schönen '"Thier bei 
Lamas zu sammeln. 

„Was die Papageien anbetrifft, so vergass ich in den früheren 
Briefen mitzutheilen, dass ich bestimmt glaube den bisher nur am 
Rio S. Franeisco in Südbrasilien gefundenen Ara spizi am oberen 
Ucayali an der Mündung des Pachitea gesehen zu haben. Leider 
konnte ich keinen einzigen erhalten obwohl ich zweimal zu Schuss 
kam, und kann es daher nicht bestimmt behaupten. Da ich damals 
nicht die geringste Kenntniss besass, habe ich nicht An- 
strengungen gemacht. 

„Ueberall hier kommen A. macao, chloroptera und ararauna 
sehr häufig vor. Man bekommt sie aber viel öfter hoch in der 
Luft fliegend zu sehen und zu hören, als zum Schuss vor die 
Flinte. Von den kleineren Arten schoss ich A. severa und noch eine 
andere Art, die ich nicht für Ara hielt, da sie nur einen schmalen 


*) — 8, langsdorffi. (Wagl.) 


Systematisches Verzeichniss etc. 291 


nackten Ring um die Augen hat, sonst aber befiedertes Gesicht, 
doch aber wohl ein Ara sein muss.*) 

„Der reizende kleine Oonurus roseifrons, von dem ich drei Monate 
lang keine Spur gesehen hatte, erschien eines Tages im letzten 
Monate in grossen Schwärmen in der Nähe meines Ranchos, um 
nach wenigen Tagen wieder zu verschwinden. Es scheint das 
Regel bei den meisten Papageien zu sein, dass sie wandernd den 
Wald durchziehen, und wenn sie ihnen besonders zusagende Früchte 
antreffen, daselbst ein paar Tage verweilen. 

„Den gemeinen Conurus pavua habe ich nur in 2 Exemplaren 
beigefügt. Ausserdem glaube ich C. weddelli gefunden zu haben, 
von dem ich 3 schlechte Exemplare schickte. 

„Von den kleinen Brotogerys habe ich bisher nur 2. jugularis 
finden können und sammelte diesen nicht mehr, weil er gemein ist. 
Die grossen Chrysotis-Arten, die meist zu zweien fliegen, habe ich 
noch nicht vor die Flinte bekommen. Von dem gemeinen Pionus 
menstruus liegen ebenfalls einige bei, während ich mir vergebliche 
Mühe gegeben habe von den schönen Caica-Arten C. barrabandi und 
CO, melanocephala mehr als zwei Exemplare zu erhalten. 

„Kürzlich schoss ich bei einem Streifzuge einen sehr grossen, 
mir noch völlig unbekannten Geier mit weissen Schultern und 
prachtvoll gefärbtem Kopf und Kropf. Ich band das Thier mit 
den Fängen an einen Ast an, um es bei der Rückkehr mitzu- 
nehmen. Als ich aber zurückkam, war das Thier spurlos ver- 
schwunden. Ich fand hier ca. 4 verschiedene Geier mit nacktem, 
meist hell gefärbtem Kopfe, aber keiner gleicht entfernt diesem 
wunderschönen Thiere mit einem merkwürdigen Auswuchs auf 
dem Schnabel.**) 

Ich lasse nun das systematische Verzeichniss der von Herrn 
Garlepp am Ucayali und unteren Huallaga gesammelten Vögel 
folgen: 

1. Turdus ignobilis Scl.? 

Ein „? seet.“ vom 15. März 18855. Tarapoto (Garten). 
no. 116. al. 105, caud. 83, culm. 201/,, tars. 281), Mm. 

NB. Die am oberen Amazonas vorkommende Form dieser 
Art ist vielleicht von dem typischen T. ignobilis Sel. etwas ver- 
schieden. Leider liegt mir nur ein Bogota-Balg vor, welcher im 


*%) Ara couloni Scl. — H.v. B. 


**) Es handelt sich hier zweifellos um den Geierkönig, Gyparchus papa 
(Linn) — H, v. B. 


19* 


292 Hans von Berlepsch: 


Wesentlichen mit den Vögeln vom oberen Amazonas überein- 
stimmt. Dagegen unterscheidet sich ein Exemplar von Bucara- 
manga in Mus. H. v. B. durch bedeutend stärkeren Schnabel und 
auch sonst grössere Dimensionen, sowie durch vollständigen Mangel 
des weissen Fleckes unter der gestreiften Kehle, welchen sowohl 
die Vögel vom oberen Amazonas, als auch der Bogota-Vogel des 
Mus. H. v. B. zeigen. Der Bucaramanga-Vogel*) scheint mir 
jedenfalls einer anderen Species oder Subspecies anzugehören, als 


die eben besprochenen Vögel aus Bogota und Nord-Peru. Möglicher- 


weise kommen im Gebiete der Bogota-Sammler beide Formen vor, 
von denen sich dann vielleicht die eine als Bewohnerin der An- 
denregion und die andere als deren Vertreterin im östlichen Flach- 
lande (Amazonengebiet) herausstellen möchte. Auf welche dieser 
Formen sieh dann der Name T. ignobilis Sel. bezieht, muss eine 
Untersuchung der Typen in Mus. P. L. Selater (Brit. Mus.) ergeben. 

Die von Pelzeln in Orn. Bras. S. 94 als Turdus Poiteauwi (vom 
Rio Madeira) aufgeführte Drossel gehört, soweit ich nach einer 
flüchtigen Untersuchung eines mir von Herrn von Pelzeln gütigst 
zur Ansicht mitgetheilten Natterer'schen Exemplares urtheilen 
konnte, zu derselben Speeies als die Vögel aus dem BO Peru. 

2. Poliopteila parvirostris Sharpe. | 

Cat. Birds Brit. Mus. X p. 448 (typ. ex Chamicuros, Amaz. He 

Ein (3) ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto (Wald) 
vom 5. Februar 1885. „Iris schwarz“. no. 87. al. 47, caud.'46, 
culm. 10%, tars, 15'/), Mm. Dieser Vogel befindet sich in sehr ab- 
genutztem Gefieder. 

NB. Die von Mr. Sharpe l. ec. angegebenen Unterschiede seiner 
P. parvirostris von P. nigriceps Bd. (ex Venezuela) werden durch 
das Exemplar von Tarapoto bestätigt. 

3. Donacobius atricapillus (L.). 

Ein Exemplar von Sarayacu am Ucayali vom 9. December 
1885. „Halsgegend kahl und gelb“. no. 73. 

4. Campylorhynchus hypostictus Gould. 

Zwei 3 von Tarapoto (Wald) vom 6. April 1885. „Iris 
röthlich“. nos. 141, 142, al. 831), —94'/,, caud. 82—90"/,, culm. 20°/,, 
tars. 24—26 Mm. Gould’s Typus stammte vom Ucayali. 
| 5. Cyphorhinus modulator (D’Orb.) 

Ein alter Vogel von Tarapoto (Lanzy Cocha) vom 27. F ebruar 


*) cf. Berl. J. f. O. 1884 S. 278. 


Systematisches Verzeichniss etc. 293 


1835, mit zerbrochenem Schnabel und zerschossenem Schwanz 
n0.. 109. al. 72, tars. 27. Mm. 

Typische Vögel aus Bolivia liegen mir nicht zur Vergleichung 
vor. D’Orbigny’s „modwator“ scheint nach den von ihm ange- 
gebenen Maassen kleiner zu sein. Sollte sich eine Verschiedenheit 
herausstellen, so müsste der Vogel von Ost-Peru ©. rufogularis 
(Des Murs) heissen. ‚0. modulator“ und „C. Salvin““ in Taeza- 
nowski’s Orn. du Perou I. pp. 508, 509 beziehen sich augenscheinlich 
‚auf ein und dieselbe Art. Ob der echte C. salvini Sharpe vom 
Rio Napo verschieden ist, erscheint mir auch zweifelhaft. 

6. Thryophilus leucotis (Lafr.). 

Ein „&S sect.“ von Tarapoto (Wald) vom 6. Februar :1885. 
no. 90. Dieser Vogel befindet sich stark in der Mauser und zeigt 
auffallend hell röstliche Körperfärbung. 

7. Thryothorus amazonicus Sharpe. 

Cat. Birds Brit. Mus. VI p. 235, Pl. XV Fig. 1 (typ. ex 
Sarayacu, Ucayali). | 

Ein & sect. von Yurimaguas vom 31. Mai 1885. „Iris braun“. 
no. 158. al. 62 caud. 56, eulm. 18, tars. 22°), Mm. 

NB. Th. amazonicus Sharpe steht in Bezug auf die Färbung 
der Unterseite dem echten Th. coraya (Gml.) ex Cayenne (nee 
Th. coraya apud Sharpe ex Brit. Guiana!) am nächsten und unter- 
scheidet sich von demselben nur durch die hellere Färbung der 
Oberseite, durch den vollständigen Mangel einer Bindenzeichnung 
auf den Oberschwanzdeckfedern, hellere und regelmässigere asch- 
graue Binden auf den Schwanzfedern, schwarze statt aschgraue 
Halsseiten und längeren Schnabel. Mr. Ridgway in Proe. U. S. 
Nat. Mus. 1887 p. 516 nota hat der Species von Cayenne einen 
neuen Namen gegeben: Th. oyapocensis Ridgw. Diesen Namen 
betrachte ich als Synonym des 7%. coraya (L.), während meiner 
Ansicht nach die Species von Brit. Guiana neu benannt werden 


muss und schlage ich vor dieselbe 7A. ridgwayi Berl. zu nennen. -- 


Th. ridgwayi unterscheidet sich leicht von TA. coraya durch die 
lebhaft rostrothe Färbung von Brust und Bauch und die rein- 
weisse Kehle etc. 
8. Troylodytes furvus (Gm!.). 
T, rufulus Sharpe (nee Cab.) Cat. birds VI p. 258. 

Ein 2 sect. von Tarapoto (Feld), 15. März 1885.  ,„lris 
schwarz“. no. 115. Localname „Chieapillo“. al. 54!/,. caud, 42, culm. 
13°/,, tars. 18'/, Mm. Stimmt im Wesentlichen mit Exemplaren 


294 Hans von Berlepsch: 


des echten T. furvus (Gml.) von Brit. Guiana überein, nur ist der 
Rücken schärfer und deutlicher gebändert. Die Unterschwanz- 
deckfedern zeigen dieselben kleinen schwarzbraunen Fleckenbinden 
wie bei den Vögeln aus Brit. Guiana. 

9. Vireo chivi (Vieill.). 

Ein alter Vogel von Yurimaguas vom 19. Juni 1885. no. 
187. al. 89, eaud. 55, eulm. 13®,, tars. 17°/, Mm. 

Dieser Vogel gehört zu der westlichen blassen und kleinen 
Form, für welche wahrscheinlich der Name V. chivi (Vieill.) reser- 
virt werden muss, während der lebhaft gefärbte Vogel aus dem 
östlichen und nördlichen Südamerika wohl besser als V. agilis 
(Licht.) zu sondern ist. 

Der Yurimaguas-Vogel steht dem nordamerikanischen V, o%- 
vaceus in der Färbung sehr nahe, ist aber merklich kleiner. 

10. Cyelorhis guianensis (Gml.). 

Ein „2 sect.“ von Tarapoto (Wald) vom 6. Februar 1885. 
no. 91. Dieser Vogel ist kaum von Exemplaren aus Brit. Guiana 
verschieden, hat nur mehr schwärzlichen statt röthlichen Oberschnabel 
und wohl etwas heller, weisslicher graue Kopfseiten und Kinn, 
helleres Grün der Oberseite ete. Die Beine sind röthlich fleisch- 
farben wie bei manchen Exemplaren aus Brit. Guiana. Typische 
Cayenne-Bälge liegen mir nicht vor. 

1l. Daecenis cyanomelas (Gml.). 

Ein altes „S“ von Tarapoto (Wald) vom 6. Februar, ferner 
ein (3) ad. und ein (9), beide ohne Geschlechtsangabe, von Yuri- 
maguas vom 19. Juni 1385. nos. 89, 185, 186. 

Diese Vögel stimmen mit Exemplaren aus Columbien und 
Guiana überein, während die Brasilianer (wohl typische eyano- 
melas) etwas verschieden sind. (ef. Berl. J. f. O. 1873 p. 236.) 

12. Dacnis angelica De Filippi. 

Ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto (Cum- 
base) 14. December 1885. no. 323. 

13. Dacnis flaviventris D’Orb. &. Lafr. 

Ein & ad. ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas, 11. Juni 
1885. no. 171. Typische Exemplare aus Bolivia konnte ich nicht 
vergleichen. 

14. Dacnisanalis Lafr. & D’Orb. 

Ein „g sect.“ von Tarapoto (Wald) 13. Februar 1885. 
no. 99. al. 54'/,, caud. 39'/, culm. 91/,, tars. 14"), Mm. Dieser Vogel 
zeigt einige Ueberreste des grünen Jugendkleides und ist an der 


Systematisches Verzeichniss etc. 295 


Kehle etwas mauserig. Typische Exemplare aus Bolivia liegen 
mir nicht vor. 
NB. Dacnis modesta Cab. bezieht sich nicht auf das 2 von 
D. analis, wie Mr. Selater (Cat. Br. Mus. XI p. 26) annimmt, 
sondern auf das 2 von D. angelica. Taczanowski (Orn. du Perou 
Ip. 429) hat bereits auf Grund meiner Mittheilungen dies Synonym 
richtig zu D. angelica gestellt, was Dr. Sclater übersehen zu haben 
scheint. 
15. Chlorophanes spiza caerulescens (Cass.). 
Ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Cumbase bei 
Tarapoto vom 19. Mai 1886. no. 351. 
16. Arbelorhina cyanea (L.). 
Ein (2) ohne Etiquette von (Yurimaguas) al. 63, caud. 
39, culm. 15, tars, 14", Mm. Der Vogel vom oberen Amazonas 
gehört zur echten kurzschnäbeligen A. cyanea (typ. ex Brasil. or.). 
17. Arbelorhina coerulea micror'hyncha (Berl.). 
Zwei „dd“ ad. vom 1. u. 6. Juni und drei (2?) vom 18. Juni 
u. 12. Juli 1885 von Yurimaguas, ferner ein (3) ad. vom 
14. December 1885 und zwei 33 ad. (1 sect.) und ein (2) ohne 
Geschlechtsangabe vom 26. April u. 19. Mai 1886 von Cumbase 
bei Tarapoto. „Iris schwarz“. nos. 159, 170, 183, 184, 220, 
322, 344, 350, 352. 
Diese Vögel stimmen mit Exemplaren von Bogota (Columbien) 
überein. 
18. Procnias viridis*) occidentalis (Sel.). 
Zwei (33) ad. ohne Etiquette von (Yurimaguas) al. 83, 
caud. 53'/;, eulm. 10, tars. 15',; Mm. 
19. Euphonia chlorotica (Linn.). 
C. chlorotica subsp. taczanowskü Sel. Cat. Br. Mus. XI p. 6. 
Ein „3 sect.“ und ein „2 sect.“ Tarapoto (Garten) 27. März 
1885. Iris bei beiden „schwarz“. nos. 127, 128. 
& al. 571/,, caud. 344/,, culm. 7°/,, tars. 121), Mm. 
ln 56°),, ” 33a, „ Ste, „ 12°, ” 
Das & hat keineswegs heller gelbes Abdomen als zwei Vögel 
meiner Sammlung aus Cayenne, stimmt überhaupt mit denselben 


*) Wie Mr. J. A. Allen in Bull. Am. Mus. Nat. Hist. II (1889) p. 69 
‘ausgeführt hat, ist der richtige Name für den P. tersa aut. P. viridis (Nlig.) 
[Hirundo viridis Illig. ex Temm. Prodr. p. 229]. H.v. B. 


296 Hans von Berlepsch: 


gut überein und unterscheidet sich nur durch ein wenig grössere 
Dimensionen und kräftigeren violettröthlichen Schiller im Nacken 
und am Oberrücken. Taezanowski’s Vögel von Callacate, worauf 
hauptsächlich Mr. Selater die Subspeeies taczanowski (]. e.) gründete, 
und von denen sich einer im Mus. H. v. B. befindet, sind augenscheinlich 
jüngere, nicht ganz ausgefärbte Vögel. Ich glaube daher nicht, dass es 


möglich sein wird, die Subspecies taczanowskü aufrecht zu erhalten. | 


Das 2% von Tarapoto hat die Mitte der Brust und des Ab- 
domen gelblich grauweiss gefärbt, in scharfem Contrast gegen die 
grüngelben Körperseiten. Fin £ von Bahia (Brasilien) zeigt ähn- 
liche Färbung. 

20. Euphonia minuta (Cab.). 

Ein „gZ sect.“ und ein ? von Tarapoto (Garten) 3. März, 
sowie ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas 
vom 22. Juli 1885. „Iris gelb.“ nos. 132, 133, 228. al. 503), 
caud. 29"/,, eulm. 8, tars. 12?/, Mm. 

Mit typischen Exemplaren aus Brit. Guiana vollständig über- 
einstimmend. 

21. Euphonia melanura Sel. 

Ein „g“ ad. von Sarayacu am Ucayali vom 51. Januar, 
ein „d“ ad. vom 14. Februar und ein „2“ vom 7. Februar 1885 
von Tarapoto (Wald). „Iris schwarz“. nos. 84, 95, 101. 

22. Tanagrella calophrys (Cab.). 

Ein alter und ein junger Vogel ohne Geschlechtangabe von 
Sarayacu am Ucayali vom 27. Januar 1885. „Iris schwarz“. 
nos. 81, 82. 

23. Calliste yeni (Lafr. & D’Orb.) 

Ein „3 seet.“ Sarayacu am Ucayali, 27. Januar 1885 und 
ein „2 sect.“ Cumbase bei Tarapoto 18. April 1886 und ein 
anderer Vogel ebendaher ohne Etiquette. „Iris schwarz.“ Local- 
name „Leite colores“. nos. 80, 343. 

24. Calliste schranki (Spix). 

Ein Vogel von Shanusi bei Yurimaguas 12. August 

1885 und ein zweites Exemplar ohne Etiquette. no. 256. 
25. Calliste boliviana (Bp.). 

Ein „2? sect.“ Tarapoto (Wald) vom 13. Februar 1885 und 

ein zweites Exemplar (von Yurimaguas) ohne Etiquette. no. 98. 
26. Tanagra coelestis Spix. 

Ein „Z sect.“ ad. von Tarapoto vom 15. März 1885. no. 117. 

Localname „Suisui“. 


Systematisches Verzeichniss etc. 297 


27. Ramphocelus jacapa (L.). 
Ein (8) ad. ohne Geschlechtsangabe von Yarina Cocha 
am Ucayali 4. October und ein „2 sect.“ von Tarapoto, 27. März 
1885. nos. 46 u. 126. Localname „Huanchacito“. 

28. Ramphocelus nigrogularis (Spix). 

Ein „g sect.“ ad. von Shanusi bei Yurimaguas vom 
4. August 1885. no. 239. Localname „Uanshaeillo“. al. 86, caud. 79, 
eulm. 14?/,, tars. 20 Mm. Spix’s Typen stammen aus der Provinz 
Solimo&s, 

29. Tachyphonus luctuosus Lafr. & D’Orb. 

Ein „g sect.“ ad. von Sarayacu am Ucayali vom 30. Januar 
1885. no. 85. 

NB. Diese Species, obwohl längst bekannt als Bewohnerin 
von Columbien, Ecuador und Bolivia, war bisher noch nicht aus 
Peru nachgewiesen worden und fehlt daher in Taczanowski’s Orn. 
du Perou. D’Orbigny’s Originale stammen aus Bolivia, von wo 
ich noch keine Exemplare gesehen habe. 

30. Tachyphonus rufiventris (Spix). 

Ein (2) ad. ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas vom 
25. Juni 1885. no. 204. al. 79'/,, caud. 75, eulm. 14°/,,tars. 18'/,, Mm. 
Exemplare von Para worauf Spix, diese Species begründete, konnte 
ich nicht vergleichen. 

31. Nemosia guira (Linn.). 

Ein () ad. (von Yurimaguas) ohne Etiquette. al. 70, 
caud. 58, culm. 11?,, tars. 15', Mm. Dieser Vogel stimmt im 
"Wesentlichen mit Vögeln aus Cayenne und Brit. Guiana überein, 
hat aber weiter nach der Gurgel zu ausgedehnte schwarzbraune 
Kehle und eine gelbe Linie zwischen derselben und der orange- 
braunen Brust, und zeigt grössere Dimensionen als der Cayenne- 
Vogel. Linne’s M. guira (ex Marcgr.) basirt auf dem Vogel aus 
Ost-Brasilien. Vögel von dort liegen mir nicht vor. 

32. Nemosia flavicollis Vieill. (subsp.?). 

Ein (3) ad. (von Yurimaguas) ohne Etiquette. al. 70, 
caud. 54, tars. 16 Mm. Flügel und Schwanz in der Mauser. 

Dieser Vogel stimmt in Bezug auf seine intensive Färbung 
‚(lebhaft goldgelbe Kehle etc.) am besten mit Vögeln aus Brit. 
Guiana überein, zeigt nur etwas kleinere Maasse und hat reiner 
‚weisses Abdomen, während Vögel aus Guiana und Bahia das Ab- 
domen stets etwas gelblich überlaufen zeigen. Auch ist der 
‚weisse Flügelspiegel von geringerer Ausdehnung. Yieillot’s N. Hawr- 


298 Hans von Berlepsch: 


collis ohne nähere Vaterlandsangabe beschrieben, dürfte sich wohl 
auf den Vogel von Cayenne beziehen. 
33. Saltator superciliaris (Spix). 
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe, in sehr abgenutztem 
Gefieder, von Tarapoto (Wald) vom 20. März 1885. no. 123. 
Localname „Ucuashero“. al. 107, caud. 96, culm. 21?/,, tars. 243/, Mm. 


NB. Eine flüchtige Untersuchung des Spix’schen Originals 


von S. superciliaris im Münchener Museum bestätigte mir die Richtig- 
keit von Prof. Cabanis’ Deutung der Spix’schen Beschreibung und 
Abbildung. Spix’ Typus scheint in der That zu derselben Species 
zu gehören wie die Vögel vom oberen Amazonas. Ob diese Art 
aber auch am Rio S. Francisco vorkommt, wie Spix behauptet, 
erscheint mir mehr als zweifelhaft. 

34. Cissopis leveriana (Gml.). 

Zwei „Sg“? von Sarayacu am Ucayali, 23. November 1884, 
und zwei alte Vögel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas, 
22. Juni und 9. Juli 1885. „Iris schöngelb.“ nos. 56, 57, 196, 217. 
Localname ‚„Uteupisheu“ und „Condorpisheu“, al. 112/,, 1141, 
caud. 135, 142'/,, eulm. 18%/,, 19%,,, tars. 26'/,, 28%/, Mm. 

NB. Früher wurden die Vögel von Peru als ©. minor Tsch. 
von der typischen C. leveriana (Gm].) abgetrennt, aber Selater in 
Cat. Birds XI p. 299 vereinigt dieselben wieder. Gmelin’s Name 
(ex Latham) ohne Vaterlandsangabe aufgestellt, basirt wahr- 
scheinlich auf dem Guiana-Vogel, wofür die kleinen von Latham 
angegebenen Maasse des Schwanzes sprechen. Vögel aus Guiana 
liegen mir nicht vor und kann ich daher nicht darüber urtheilen, 
ob die Peruaner von denselben abweichen. 

35. Sporophila pauper (Berl. &. Tacz.). 

Proc. Zool. Soc. 1884 p. 293 Pl. XXIV Fig. 2. 


En nn 


Zwei „gs sect.“ von Tarapoto (Dorf), 16. Februar und 


Tarapoto (Garten), 5. April 1885. Iris „dunkel“ und „schwarz“. 


nos. 103, 140. al. 54/,, caud. 45%/,, 41, culm. 9%/,, 9%, tars. 16%/,, 


16'/,;, Mm. 

Diese unscheinbar gefärbte Sporophila ist in den Sammlungen 
noch sehr selten und möchte häufig übersehen worden sein. Die 
Vögel von Tarapoto sind kleiner und dunkler gefärbt als ein Z ad. 
von Callacate (N. W. Peru) im Mus. H. v. B., und gleichen mehr 
den Vögeln aus West-Ecuador. Vielleicht sind es jüngere, noch 
nicht ganz ausgefärbte Vögel. Ob S. pauper wirklich von &. ob- 
scura Tacz. (von C. Peru) verschieden ist, erscheint mir zweifelhaft. 


Systematisches Verzeichniss ete., 299 


36. Paroaria gularis (L.). 

Ein „2“ ad. von Sarayacu am Ucayali vom 9. December 
1884. „Iris gelb.“ no. 74. 

Obgleich Linne’s „gularis“ (ex Brisson) ohne Vaterlandsangabe 
beschrieben ist, kann es doch kaum zweifelhaft sein, dass der 
Cayenne-Vogel als Typus gedient hat. Exemplare vom oberen 
Amazonenstrom stimmen im Wesentlichen mit Cayenne-Bälgen 
überein, scheinen nur etwas grösser zu sein. 

37. Ammodromus peruanus (Bonap.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas 
vom 12. Juli 1885. no. 221. al. 57, caud. 451/,, eulm. 121/,, tars. 
20%, Mm. Rumpfgefieder etwas mauserig. 

38. Ostinops decumanus (Pall.) 

Fin (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei Yuri- 

maguasvom17. August 1885.n0, 265. Localname „Pancari negro“, 
39. Ostinops viridis (Müll.). 

Ein (8) ad. von Shanusi bei Yurimaguas vom 7. August 

1885. no. 252. Localname „Pancari (Caballero).“ 
40. Cassicus persicus (Linn.) 

Ein „g“ ad., ein „S“ juv. und ein „2“ von Sarayacu am 
Ucayali vom 23. u. 28. November 1885. „Iris weiss.“ nos. 55, 60, 
61. Localname „Chionchiru“, 

+ 41. Cassieus pachyrhynchus Berl. spee. nov.! 

C. haemorrhous Sel. &. Salv.( nee Linn.). P. Z. S. 1873 p. 266 
(Chamicuros). ?C. affınis Sel. (nes Sws.) Cat. B. Brit. Mus. XI 
p. 325 pt. (speeim. ex Ecuador). | 

Zwei anscheinend nicht ganz ausgefärbte Vögel ohne Geschlechts- 
angabe von Tarapoto (Cumbase) vom 1. December 1885. nos. 
325, 326. al. 177'/,, 140, caud. 116, 97'/,, eulm. 40%/,, 34°], (lat. 
12?,,), tars. 33%/,, 281), Mm. 

Diese Vögel unterscheiden sich von Exemplaren des C. hae- 
morrhous durch auffallend starken, breiten und hohen Schnabel. 
Derselbe ist fast um ein Drittel stärker als bei Guiana-Vögeln 
. (olim C. affinis Sws.), während die sehr geringe Ausdehnung und 
matte Färbung des rothen Uropygium entschieden an O. uropygialis 
Lafr. erinnert. Das Schwarz des Gefieders hat nicht den schönen 
stahlblauen Glanz der Guiana-Vögel, sondern zeigt einen schwach 
violetten Schiller. 

Die Beschreibung, welche Bonaparte in Compt. Rend. XXXVII 
p- 333 von affinis Swains, giebt, bezieht sich vielleicht auf die 


300 Hans von Berlepsch: 


Species vom oberen Amazonas („bee tres-dilate, enorme & la base“), 
jedoch kann das in Klammer hinzugefügte Synonym „erassirostris 
Aliq.“ kaum in Anwendung kommen, weil der Nachweis, dass 
sich dasselbe auf die Species vom oberen Amazonas bezieht, nicht 
wird erbracht werden können. 

C. pachyrhynchus Berl. wird am besten durch folgende Diaguasp 
zu charakterisiren sein: 

A Cassico haemorrhous ex Guiana differt rostro multo crassiore, 
colore sanguineo uropygii ut in C. uropygiali restrieto et colore 
corporis reliqui violaceo-nigro, absque nitore chalybeo. 

h NB. Der Species von Cayenne und Guiana muss der Name 
©. haemorrhous (L.) verbleiben. CO, affinis Sws. ist also als Synonym 
von C. haemorrhous zu betrachten. Somit ist für die brasilianische 


Speeies mit matt schwarzbraunem Gefieder, welche früher als 


echter ©. haemorrhous betrachtet wurde, ein neuer Name zu wählen. 

Ich nenne dieselbe C. aphanes Berl. (von «pers — unscheinbar, 

glanzlos) und lege die Vögel von Sta. Catharina als Typen zu Grunde, 
42. Agelaeus icterocephalus (Linn.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe vom Unayali ; 
30. August 1889. no. 358. 

43. Icterus chrysocephalus (Linn.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei 
Yurimaguas, 17. August 1885. no.266. Localname „Plantana- 
pisheu“. al. 102, caud. 97%/,, culm. 21?/,, tars. 22Y/;, Mm. 

Nicht verschieden von Vögeln ‘aus Brit. Guiana, vielleicht 
Schnabel etwas kürzer und das Gelb des Unterrückens und der 
Tibien etwas intensiver. 

44. Xanthura yncas (Bodd.). 
Zwei alte, etwas in der Mauser befindliche Vögel, ohne Ge- 


schlechtsangabe, von Tarapoto (Wald) vom 20. u. 21, Februar 


1885. Iris „schön eitronengelb.“ nos 104, 105. Localname „Andara- 
pisheu ?“ no. 105. al. 120, eaud. 150, eulm. 26!),, tars. 36"; Mm, 
Diese Vögel haben gelblichweissen, stark himmelblau überlaufenen 
Oberkopf. 


NB. X. yncas cyanodorsalis (Dubois) aus Bogota (Columbien) 


unterscheidet sich nicht constant in der Färbung, hat aber ala | 


sehr viel längere blaue Stirnhaube. 
45. Oyanocoraz violaceus Du Bus. 


Drei alte und zwei jüngere Vögel, ohne Geschlechtar an. von 


Shanusi bei Yurimaguas vom 10, u. 28. Juni, 9. Juli und 


Systematisches Verzeichniss ete. 301 


4. August 1885. nos. 165, 207, 216, 240, 241. Localname „Piapia“ 
alt: al. 182—202?),, caud. 150—168, culm. 351/,—38!),, tars. 
454, —48%/, Mm. 

NB. Dubus’ Typus kam aus Peru. 

746. Todirostrum cinereum (Linn.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto 
(Wald) vom 27. März 1885. no. 129. 

+47. Lophotriccus spieifer (Lafr.). 

Ein alter Vogel ohne Gesblechtsangabe von Shanusi bei 
Yurimaguas vom 12. Juli 1885. no. 222, al. 52%/,, caud. 39%), 
eulm. 10%/,, tars 14°/, Mm. 

Lafresnaye’s Typus soll aus Brasilien stammen. 

48. Ornithion pusillum olivaceum Berl. subsp. nov. ! 

„O. pusillum?“ Taez. Orn. du Perou II p. 255. 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto 
(Wald) 13. Februar 1885. no. 100. 

Die Form des oberen Amazonas unterscheidetsich von ©. pusillum 
(Cab. &. Heine) aus Trinidad und Antioguia (speeimina in Mus. 
H. v. B.) durch viel geringere Grösse und lebhaftere mehr oliven- 
grünliche Färbung. Die ganze Oberseite ist entschiedener oliven- 
grün überlaufen, namentlich der Scheitel, welcher bei dem typischen 
pusillum entschieden bräunlich erscheint. Desgleichen erscheint 
die ganze Unterseite lebhafter grünlich gelb gefärbt, nur die obere 
Kehle ist heller grünlich weiss. Die Zügel und Gegend vor dem 
Auge sind gelblich statt weisslich. Die Flügelbinden sind gelb- 
licher etc. 

Da mir der Garlepp’sche Vogel augenblicklich nicht mehr vor- 
liegt, so benutzte ich ein 2 von Yquitos (coll. Whitely) im Mus. 
H. v. B. als Typus dieser neuen Subspeeies und gebe derselben 
die folgende Diagnose: 

O. pusillum olivaceum: O. pusillo ex Columbia affinis, sed minor, | 
eorpore supra magis olivaceo, pileo vix obscuriore (nec fumoso 
brunneo), corpore subtus obseurius olivaceo-flavescente, jugulo con- 
ceolore, gula superiore solummodo albescentiore. Supereiliis et re- 


gione anteoculari flavescentibus nee albis. Subalaribus purius 


pallide flavis. Apieibus teetricum alarım majorum et mediarum 
flavescentioribus. Long. tot. 88. al. 47%/,, eaud. 35, culm 7!),, tars. 
131), Mm. 

[Deser. 2 ex Yquitos, Amaz. sup., 21. Mai 1878. coll. H. Whitely 
Mus. H. v, B. no. 6229.| 


302 Hans von Berlepsch: 


+49. ITyrannulus elatus (Lath.). 

Ein „Z sect.“ von Sarayacu am Ucayali vom 5. December 
1884 und ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Yuri- 
maguas vom 19. Juni 1885. nos. 63, 188. al. 51, eaud. 40, culm. 
7°], tars. 13 Mm. 

+50. Legatus albicollis (Vieill.) 

Ein „g sect.“ ad. von Tarapoto (Wald) 7. Februar, und ein 
Vogel ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto (Garten) 5. April 
1885. nos. 94, 139. no. 94. al. 81'/,, caud. 62, culm. 11?/,, tars. 
14"/, Mm. 

+51. Myiozetetes granadensis Lawr. 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe, Tarapoto (Wald), 
9. Februar 1835. no. 96. al. 92%/,, caud. 75'/,, culm. 15!/,, tars. 


m u Zu se a u 


16'!, Mm. Stimmt im Wesentlichen mit einem Exemplar aus 


Veragua und zwei Vögeln aus Costarica überein, hat nur etwas 
längere Flügel und Schwanz, schmutziger olivengrüne Oberseite, 
helleres Roth der Haube und etwas dunkler aschgrauen mehr 
schwarz gefleckten Scheitel. 
52. Pitangus sulphuraius (L.). 
Ein „g sect.“ von Tarap.oto (Dorf), 16. Februar 1885. no. 102. 
53. Myiodynastes solitarius (Vieill.). 
Ein „g sect.“ Tarapoto (Wald), 11. April 1885. no. 152. 
+ 54. Megarhynchus pitangua (L.). 

Ein „g sect.‘“ juv. von Tarapoto (Wald) vom 7. Februar 
1885. no. 93. Localname „Bemte vi“. 

55. Pyrocephalus rubineus (Bodd.). 

Ein (3) ad. als 2“ bezeichnet, von Yarina Cocha am 
Ucayali vom 8. September 1884. no. 42. 

56. Empidonomus varius (Vieill.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe, von Tarapo to 
(Garten) 5. April 1885. no. 138. al. 102, caud. 85, culm. 13°/,, 
tars. 16°), Mm. 

57. Tyrannus melancholicus Vieill. 

Ein Vogel vom 16. März und zwei Exemplare ebenfalls ohne 
Geschlechtsangabe, vom 4. April 1885, von Tarapoto (Garten). 
nos. 120, 136, 137. Localname „Pitito“, 

58. Cirrhopipra filicauda (Spix). 

Zwei „gg“ ad., ein ($) juv. und ein „? sect.“ von Yuri- 
maguas vom 23. u. 26. Juni u. 23. Juli 1885. Iris „gelb“. nos. 202, 
205, 230,231. @ad.: al. 64°/,, caud. 79 (35), eulm. 10%/,,tars15”/, Mm, 


Systematisches Verzeichniss ete. 303 


759. Tityra semifasciata (Spix). 

Ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe, Shanusi bei Yuri- 
maguas, 7. September 1885. no. 273. al. 121, caud. 73, culm. 
281),, tars. 24"), Mm. Uebereinstimmend mit einem & ad. von 
Tonantins (cf. Berl. J. f. 0. 1889 p. 99). 

+60. Pachyrhamphus atricapillus (Merrem). 

Ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas, 
9. Juni 1885. no. 163. al. 68'/,, caud. 49, culm. 14/,, tars. 17 Mm, 
Merrem’s Typus kam aus Surinam. Der Vogel von Yurimaguas 
stimmt gut mit Exemplaren aus Brit. Guiana überein. Die grössere 
brasilianische Rasse kann als P. atricapillus marginatus (Licht.) 
abgetrennt werden. 

+61. Attila eitriniventris Sel. 

Ein „2 sect.“ von Shanusi bei Yurimaguas, 18. August 
1885. no. 269. al. 83%/,, caud. 65'/,, eulm. 19?/,, tars. 21?/, Mm. 

Dieser Vogel stimmt vollständig mit Mr. Selater’s Typus, welchen 
mir derselbe gütigst zur Vergleichung sandte, überein. A. ewitrim- 
ventris steht dem A. cenereus von Brasilien sehr nahe, ist nur 
kleiner, namentlich mit kürzerem Schnabel, und hat den Bauch 
mehr schwefelgelb überlaufen. 

62. Jodopleura Üsabellae Parzud. 

Ein junger Vogel ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto 
(Wald), 9. Februar. 1885. no. 97. 

63. Gymnoderus foetidus (Linn.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe Yurimaguas, 
14. Juli 1885. no. 225. „Nackte Hautstelle weisslich mit blauer 
Zeichnung und Punkten.“ Localname ‚„Pavapishcu“. 

+64. Automolus sclateri (Pelzeln). 

Ein alter Vogel ohne Geschleehtsangabe von Shanusi bei 
Yurimaguas, 14. August 1885. no. 262. al. 92, caud. 75'/,, culm. 
20'/,, tars. 21'),;, Mm. 

NB. Die Vögel vom oberen Amazonas unterscheiden sich von 
einem typischen Exemplar aus Marabitanas (freilich ein jüngerer 
Vogel) durch viel mehr olivenbräunliche, weniger röstliche Oberseite. 

765. Philydor erythropterus (Scl.). 

Ein alter Vogel aus Yurimaguas, 1. Juni 1885. no. 160. 
al. 95, caud. 71"),;, eulm. 19%,, tars. 21 Mm. 

Mit Bogota-Bälgen vollständig übereinstimmend. 

66. G@lyphorhynchus ceuneatus castelnaudi (Des Murs). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei 


304 Hans von Berlepseh: 


Yurimaguas, 3. August 1885. no. 235. Localname „Carpin- 
terito“, al. 75, eaud. 73°/,, eulm. 123/,, tars. 16 Mm. 

+67. Dendrocincla merula (Licht.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei 
Yurimaguas, 14. August 1885. no. 261. Localname „Carpin- 
tero“. al. 113, eaud. 98, eulm. 31?/,, tars. 241/, Mm. 

Exemplare aus Cayenne, woher Lichtenstein’s Typus kam, 
liegen mir nicht vor. 

+68. Dendrocolaptes radiolatus Sel. &. Salv. 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe, von Shanusi bei 
Yurimaguas, 10. August 1885. no. 254. Localname ‚„Carpin- 
tero“. al. 133'/,, caud. 143, culm. 38, tars. 27'/, Mm. 

Selater &. Salvin’s Original-Exemplar kam von Yurimaguas. 

4-69. Dendrornis elegans Pelz. 

Ein alter Vogel von Shanusi bei Yurimaguas vom 
10. August 1885. no. 255. Localname „Carpintero“. al. 103, caud. 
86, culm. 323/,, tars. 21%/, Mm. 

770. Dendrornis multiguttata Dev. &. Desm. 

Ein „g sect.“ ad. von Sarayacu am Ucayali, 7. December 
1884. no. 65. Localname „Carpintero“. al 102'/,, eaud. 81, culm. 
28'/, tars. 12!/;, Mm. 

Dieser Vogel stimmt gut mit einem Exemplar vom unteren 
Ueayali (coll. Bartlett) im Mus. Selater, welches mir derselbe freund- 
lichst zur Ansicht sandte und welches er als D. multiguttata Dev. 
&. Desm. bestimmt hat, überein. Mir scheint der Vogel von Sa- 
rayacu am besten zur Beschreibung und Abbildung von D, palliatus 
Des Murs zu passen. | 

+7. Myrmotherula pygmaea (Gml.). 

Ein „g sect.“ juv. von Tarapoto (Garten), 31. März 1885. 
no. 134. 

“72. Hypocnemis leucophrys (Tsch.). 

Ein (2) ohne Etiquette in der II. Colleetion (vermuthlich no. 
114 der Liste „? sect“. Tarapoto, 7. März 1885). 

+73. Phlogopsis nigromaculata (D’Orb. &. Lafr.). 

Ein 3 sect. und ein ? sect. Ucayali sup., 17. August 1884, 
nos. 35, 36. In Mehrzahl bei wandernden Ameisen. 

& al. 95"/,, caud. 63, .culm. 223/,, tars. 31”); Mm. 
Bi 9, ” 59, „ 21, 29; ” 

In der Färbung unterscheidet sich der als „2?“ bezeichnete 

Vogel kaum merklich von dem „3“, nur erscheint bei ihm der 


% 
i 


Systematisches Verzeichniss etc. 305 


schwarze Schaftstrich auf den Schwanzfedern viel weniger aus- 
gebreitet und der schwarze Fleck vor der Spitze derselben viel 
kleiner und undeutlicher. Auch ist der weibliche Vogel in allen 
Dimensionen kleiner. 

Bolivianische Exemplare liegen mir nicht zur Vergleichung vor. 

+74. Formicarius anal!s (D’Orb. &. Lafr.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei 
Yurimaguas, 16. August 1885. no. 264. al. 911),, caud. 567), 
eulm. 21'/;, tars. 32), Mm. 

Bolivianische Exemplare habe ich nicht gesehn. 

75. Phaethornis nigricinctus, Lawr. 

Ein anscheinend weiblicher Vogel ohne Etiquette von (Yuri- 

mageuas): al. 341/,, rectr. med. 28, submed. 22°/,, eulm. 21?/; Mm. 
76. Campylopierus odscurus, Gould. 

Ein 2 sect. juv. von Tarapoto (Cocha), 26. Februar 1885. 
no. 108. Localname: „Pieaflor“. 

#77. Lampornis nigrieollis (Vieill.). 

Zwei (33) ad. ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas 
vom 19. Juni 1885, nos. 193, 194, al. 67°/,, 70, caud. 39, eulm 223/,, 
243], Mm. 

Nicht verschieden von Vögeln aus Paraguay. 

+78. Florisuga mellivora (Limn.). 

Sieben alte (43) und 4 alte (?9), sämmtlich ohne Geschlechts- 
angabe von Yurimaguas vom 11. u. 19. Juni u. 3. u. 18. Juli 
1885. nos. 172, 173, 174, 175, 176, 189, 190, 191, 192, 214, 227. 

Sg al, 671/,—72, caud. 401), —44'/,, eulm. 173), —21°/, Mm. 
22 ” 66, — 10°], „ 39— 387), 2) 181,—19?, „ 
Uebereinstimmend mit Vögeln aus Cayenne. 
79. Lophornis verreauzi (Boure. &. Verr.). 
Zwei (#3) ad. von Yurimaguas vom 22. u. 29. Juni 1885. 
nos. 200, 208. al. 44'/,, 45'/,, caud. 28°/,, 30°/,, culm. 12°/,, 13’/, Mm. 
80. Agyrtria bartletti (Gould). 

Ein „g‘“ seet. und ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe, 
beide von Tarapoto, 27. Februar und 28. März 1885. nos. 92 
und 130. Localname „Picaflor“. al. 54'/,, 57'),, caud. 31!,, 32, 
culm. 19®/,, 20'/; Mm. 

NB. A. bartletti ist entschieden sehr nahe verwandt mit Aylo- 
charis lactea (Less.), von welcher sie sich fast nur durch asch- 
grauliche statt weisse Mittellinie des Abdomen und stahlschwärz- 
liche weiss gesäumte, statt einfarbig weisse Unterschwanzdeck- 

Cab. Journ, £. Ornith. XX XVII. Jahrg. No. 187. Juli 1889. 20 


306 Hans von Berlepsch: 


federn unterscheidet. Z. lactea ist daher aus dem genus Aylo- 
charis, mit dessen übrigen Arten sie doch wenig harmonirt, zu 
entfernen und als Agyriria lactea (Less.) aufzuführen, 
81. Agyriria fluviatilis (Gould). 
Ein „g“ von Tarapoto und ein alter Vogel ohne Geschlechts- 


angabe von Yurimaguas, 3. Juli 1885. no. 215. al.56, eaud. 31"/,,. 


culm. 20°), Mm. 
82. Chrysuronia josephinae (Boure. &. Muls.). 

Zwei „gg sect“. ad. Tarapoto an Blüthen,-16. März 1885. 
nos. 118, 119, LDocalname „Picaflor“. No. 118 hat das Mentum 
dunkelblau gefärbt, während no. 119 dasselbe grün wie die übrige 
Kehle zeigt. no. 118: al. 56, caud. 35'/,, eulm. 19!/, Mm. 

Boureier u. Mulsant in ibrer Original-Beschreibung erwähnen 
keine blaue Kinnfärbung, während Elliot die Art mit blauem 
Mentum beschreibt. 

83. Chlorestes coerulea (Audeb. &. Vieill.). 

Zwei (33) ad. von Yarina Cocha am Ucayali vom 7. Sep- 
tember 1884, drei (44) ad. und ein (&) jr. von Yurimaguas, 
22. Juni, ein (3) ad. von Shanusi bei Yurimagus vom 3. Juli 
1885 und ein (2) ad. ohne Etiquette. nos. 40, 41, 197, 198, 199, 
201, 215. Localname: „Picaflor“. al. 51—52'/,, caud. 32—35°],, 

_culm. 161,—18 Mm. 

Diese Vögel stimmen mit solchen aus Cayenne überein, sind 
aber durchschnittlich etwas grösser. 

84. Chordeiles rupestris (Spix). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe vom „Rio Pachitea“. 
Nebenfluss des oberen Ucayali, 20. August 1884. no. 44. Local- 
name „Yacu Colondrino“. Auch ein Ei (no. 5) eingesandt. al. 162?/,, 
caud. 86!/,, culm. 6°/,, tars. 12',;, Mm. Spix’s Typus stammt vom 
Rio Negro. 

85. Campephilus melanoleucus (Gml.). 

Ein „2“ vom oberen Ucayali, 7. August 1884. no. 34. 
Localname „Carpintero“. 

86. Campephilus trachelopyrus (Malh.). 

Ein „Z sect“. ad. von Cumbase bei Tarapoto, 5. Mai 
1886. „Iris gelb.“ no. 345. Localname „Puca-huma-carpintero“. 
al. 193"/,, eaud. 128, culm. 41°/,, tars. 34"), Mm. 

Diese Art ist in den Sammlungen noch recht selten. Sie 
unterscheidet sich von ©. rubricollis (Gml.) namentlich dureh die 
in. grösserer oder geringerer Ausdehnung zimmetbraun gefärbten 


ee en Ze 


Systematisches Verzeichniss etc. 307 


Aussenfahnen der Primärschwingen, welche bei ©. rubrieollis stets 
einfarbig schwarzbraun erscheinen, sowie durch das intensiver 
zimmetbraune Abdomen. Auch scheint C. trachelopyrus längere 
Flügel zu haben. 

+87. Oeophloeus lineatus (Gml.). 

Ein (2) ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei Yurimaguas, 
3. August 1885. no. 234. Localname „Carpintero“. al. 192, 
eaud. 141, culm. 42!/,, tars. 291), Mm. 

Nicht verschieden von Vögeln aus Guiana, nur der Schnabel 
etwas länger und stärker. 


88. Dendrobates agilis Cab. & Heine. 

Ein (8) ad. ohne Geschlechtsangabe von Sarayacu am 
Ueayali vom 29. November 1884. no. 62. Localname „Carpinterito“, 
al. 81%/,, caud. 50%/,, culm. 22/,, tars. 18/, Mm. 

Durch die Güte des Herrn Oberamtmann Heine in St. Burchard 
bei Halberstadt war ich in der Lage diesen Vogel mit dem Typus 
von ©. agilis in seiner Sammlung vergleichen zu können und fand, 
dass er vollständig mit demselben übereinstimmt. 

89. Melanerpes cruentatus (Bodd.). 

Ein (8) ad. ohne Geschlechtsangabe von Cumbase bei Tara- 

poto, 5. Mai 1886. „Iris gelb“. no. 347. Localname (Chumaläcui“). 
90. Celeus grammicus (Malh.). 

Ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei Yuri- 
maguas, 4. August 1885. no. 243. Localname „Carpintero“, 
al. 1221/,, caud. 80*/,, culm. 24!/,, tars. 20°), Mm. 

Exemplare aus Brasilien, woher Malherbe’s Typus stammt, 
liegen mir nicht vor. 

+91. Momotus brasiliensisignobilis Berl. subsp. nov. 

Zwei alte Vögel mit gespatelten mittleren Schwanzfedern, vom 
4. u. 16. August und ein jüngerer mit noch ganzrandigem Schwanze 
vom 4. August 1885, alle ohne Geschlechtsangabe von Shanusi 
bei Yurimaguas. nos 242, 260, 263. Localname „Otoe“, 
al. 1321,—136?/,, caud. rectr. med. 223—249, submed. 154—172, 
culm. 421/,—46°/,, tars. 26—32 Mm. 

Die Vögel vom oberen Amazonas (Ost-Peru und Ost-Eeuador) 
haben nie so deutlichen zimmetbraunen Fleck im Nacken als 
die Vögel aus Guiana und Nord-Brasilien. Oft fehlt dieser Fleck 
vollständig. Auch sind die Vögel vom oberen Amazonas kleiner, 


haben einen etwas kürzeren Schnabel und grünlichere, weniger 
20* 


308 Hans von Berlepsch: 


röstlich überlaufene Unterseite. Ich unterscheide dieselben durch 
folgende Diagonose: 

M. brasiliensis ignobilis: M. brasiliensi typico simillimus, sed 
macula cervieis einnamomea vix conspieua, vel absente, alis cau- 


daque brevioribus, rostro breviori, necnon corpore subtus viridescen- 


tiore minus rufescente diversus. 

-+92. Baryphthengus martit (Spix). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe, von Shanusi bei 
Yurimaguas, vom 6. August 1885. no. 245. Localname „Otoe“ 
al. 146'/,, caud. 252, culm. 47/,, tars. 31”/; Mm. 

NB. Dieser Vogel, obgleich anscheinend völlig ausgefärbt, hat 
ganzrandige mittlere Schwanzfedern, ohne eine Spur von Spatel- 
bildung. Drei Vögel aus Ost-Eeuador im Mus. H. v. B. haben 
auch keine Spateln und ebensowenig das Spix’sche Original aus 
Nord-Brasilien im Münchener Museum, welches ich zu untersuchen 
Gelegenheit hatte.*) Ich bin daher überzeugt, dass der echte 
B. martii vom Amazonenstrom nie einen gespatelten Schwanz er- 
hält, während die Vögel aus Central-America, Columbien und West- 
Ecuador, sofern sie ausgefärbt sind, die mittleren Schwanzfedern 
stets gespatelt haben. Auch zeigen die Vögel aus diesen Gegenden 
stets etwas hellere Körperfärbung, reiner grünen Rücken und heller 
rostbraunen Oberkopf und Unterseite. Dieselben sind daher 
künftig als besondere Art unter dem Namen B. semirufus (Sel.) 
aufzuführen. 

+93. Ceryle amazona (Lath.). 

Ein & ad. vom 1. August und ein 2 vom 10. December 1884 
von Sarayacu am Ucayali, sowie ein & juv. ohne Etiquette. „Iris 
dunkelbraun“. nos. 27 u. 75. Localname „Pescador“. 

94. Bucco chacuru Vieill. 

Ein alter Vogel in abgenutztem Gefieder, ohne Geschlechts- 
angabe. Tarapoto (Garten), 4. April 1885. no. 135. al. 82, 
caud. 72, culm. 36°/,, tars. 19%, Mm. Nicht verschieden von einem 
Vogel aus Paraguay. 

9. Bucco macrodactylus (Spix). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas, 
30. Juni 1885. no. 209. al. 66'/,, caud. 55, culm. 26'/,, tars. 141/, Mm. 

Exemplare vom brasilianischen Amazonas, woher Spix seine 
Typen erhielt, liegen mir nicht vor. 


*) AuchTschudi in Fauna Peruana beschreibt die mittleren Schwanz- 
federn seines P. martü als „ganz bartig“. — H. v. B. 


Systematisches Verzeichniss etc. 309 


9%. Monasa nigrifrons (Spix). 

Ein „Z“ und ein „2“ vom 19. u. 6. August vom oberen Uca- 
yali und zwei „gg“ vom 23. November u. 8. December von 
Sarayacu am Ucayali. Localnamen „Chaira“ und „Pillco“. 
nos. 32, 37, 54, 69. Spix’s Originale stammten aus der Provinz 
Solimoes. 

97. Monasa peruana Sel. 

Ein & sect. und ein 2 sect. von Yurimaguas, 31. Mai 1885. 
„Iris rothbraun“. nos. 156, 157. al. 124, 129, caud. 107, 119, 
eulm. 32!/,, 35!/,, tars. 19'/; Mm. 

M. peruana unterscheidet sich von M. morpheus (Hahn) con- 
stant fast nur durch geringere Ausdehnung der schmutzig rost- 
‚weissen Farbe am Kinn und ist vielleicht künftig besser als 
M, morpheus peruana aufzuführen. 

98. Chelidoptera tenebrosa (Pall.). 

Ein „g“ ad. vom oberen Ucayali vom 5. August 1884, ferner 
ein „d“ ad. von Sarayacu am Ucayali vom 31. Januar und ein 
„sg“ ad. von Tarapoto (Wald) und zwei alte Vögel ohne Ge- 
schlechtsangabe vom 5. Februar, 20. März u. 7. April 1885. Iris 
dunkel“ oder „röthlich“. Localname ‚„Rupneipisheu“ (Tarapoto 
und „Paumatiaru“ (Ucayali) nos. 31, 86, 88, 124, 144. 

99. Orotophaga major Gil. 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Sarayacu am 
Ucayali, 22. December 1884. no. 79. Localname „Pajaro negro‘ 
(„Anum“). al. 197, caud. 257, culm. 48, tars. 41'/, Mm. 

+100. Piaya cayana nigricrissa (Sel.). 

Ein alter Vogel von Tarapoto‘“@Garten) vom 29. März und 
ein anderes Exemplar, ebenfalls ohne Geschlechtsangabe, von Tara- 
poto (Cumbase), vom 29. December 1885. nos. 131, 334. Local- 
name „Chieua“, al. 132, caud. 248, culm. 34!/,, tars. 351/, Mm. 

Diese Vögel zeigen die ganze Unterseite des Schwanzes bis 
zu den weissen Spitzen einfarbig schwarz, ohne eine Spur von 
röthlicher Beimischung. Die Färbung der Oberseite ist der von 
P. macroura am ähnlichsten. Vielleicht sind die Vögel aus NO.- 
Peru besser zur Subspecies P. cayana guianensis (Cab. &. Heine) 
zu stellen. | 

+101. Piaya melanogastra (Vieill.). 

Ein alter Vogel von Tarapoto (Wald) vom 23. März 1885 
und drei alte Vögel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas 
am Huallaga vom 9. u. 24. Juni und 3. Juli 1885. nos. 125, 162, 


310 Hans von Berlepsch: 


201, 213. Iwocalname ‚‚Chieua“. al. 136—139, caud. 220—221, 
culm. 32—33, tars. 35—36!/, Mm. 

Verglichen mit einem Vogel aus Brit. Guiana (2 Bartica Grove, 
3. August) im Mus. H. v. B. zeigen diese Vögel eine merklich hellere 
Färbung, namentlich heller aschgrauen Oberkopf und heller zimmet- 


braune Rückenfarbe und weniger nach der Brust hin ausgedehnte 


schwärzliche Färbung des Abdomen. 
102. Ramphastos cuvieri Wagl. (ef. antea p. 290.) 
Drei alte Vögel ohne Geschlechtsangabe und ein „Z sect.“ ad. 


von Shanusi bei Yurimaguas vom 4. u. 6. August und 31. Oc- 


tober und ein junger Vogel von Yurimaguas vom 23. Juli 1885. 
Bei den alten Vögeln „Iris weiss.“ Localnamen „Pinsha“ und 
„Pinsha grande“. nos. 229, 246, 247, 248, 301. al. 232—250, 
caud. 154—170, culm. 180-222 (juv. 168!/,), tars. 53—55 Mm. 
Wagler’s Beschreibung basirt auf Vögeln vom brasilianischen 
Amazonas. 
103. Ramphastos culminatus Gould. (ef. antea p. 289.) 
Ein „Z“ ad. von Sarayacu am Ucayali vom 28. November 
1884, ferner zwei „SS sect.“, zwei „?Q sect.““ und zwei alte Vögel 
ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei Yurimaguas vom 
20. Juni, 6. August, 2. u. 7. October 1885. Localnamen „Pinsha“ 
(„Pinsho“, „Pinxo“), Pinshilla (Pinchilla) und „Kiuwini“. „Iris 
weis.“ nos. 58, 195, 249, 250, 283, 289. 
&d al. 195— 204, caud. 148—155, culm. 137— 177, tars. 46"), —52 Mm. 


92 al. 186—196!/,, caud. 141',—145, culm. 1307/;—139’%,, tars. 


45—46°/, Mm. 


Diese Art unterscheidet sich von AR. cueieri fast nur durch 


die concave Einbuchtung des Oberschnabels unterhalb des culmen, 


wogegen R. cuvieri den Oberschnabel vom eulmen abwärts überall 


gleichmässig aufgeschwollen (convex) zeigt. Ferner ist R. cwlmi- 


natus durchschnittlich viel kleiner als R. cuvieri, wenn auch bei 
beiden Arten Exemplare vorkommen möchten, welche in der 
Grösse kaum zu unterscheiden sind. Jedoch scheint R. cwlminatus 
constant kürzere Flügel zu besitzen. Die von Cassin ange- F 
gebenen Unterschiede: „reiner weisse, nicht gelb überlaufene Kehle 


| 


r 


| 
| 
| 


und schmäleres dunkler rothes Brustband bei AR. culminatus“ sind 


durchaus nicht stichhaltig. 


104. Pteroglossus pluricincetus Gould. (ef. antea p. 290.) h 
Ein „g“ ad., fünf alte Vögel ohne Geschlechtsangabe und ein 
jüngerer Vogel von Yurimaguas am Huallaga vom 11. Juni 


Systematisches Verzeichniss etc. 311 


und 1. u. 12. Juli. Ferner zwei „2? sect.“ und zwei alte Vögel 
ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei Yurimaguas vom 
4. August, 23. u. 28. September und 4. October 1835. „Iris gelb“, 
„Augengegend blau“. nos. 166, 167, 168, 211, 212, 218, 219, 
238, 278, 279, 287. Localname „Pinshillo“ („Pinxillo“), „Pilasco“ 
und „Pidascillo“. al. 145—154 (juv. 143%,,), caud. 140—173, 
culm. 110—129!/,, tars. 34—37!/, Mm. 

Einige Exemplare haben rothbraune Oberdecken, während 
andere dieselben einfarbig schwarz zeigen. Wenn Garlepp’s Ge- 
schlechtsuntersuchungen richtig sind, so haben sowohl 33 wie 22 
zuweilen rothbraune Oberdecken. Vielleicht sind es die jüngeren 
Vögel. Gould’s Typus kam aus Brasilien. 

NB. Pe. poeclosternus Gould. (typ. ex Bogota) scheint sich 
auf recht alte Vögel des Pe. plurieinetus zu beziehen. Einige 
der Yurimaguas-Vögel zeigen das Abdominal-Band vorwiegend 
scharlachroth gefärbt mit wenig schwarzer Mischung. Ein junger 
Vogel aus Ost-Ecuador im Mus. H. v. B. hat vorwiegend schwarzes 
Brustband mit wenig rother Mischung. Ein Bogota-Balg im Mus. 
H. v. B. stimmt gut mit den Yarimaguas-Vögeln überein. 

105. Pteroglossus castanotis Gould. (ef. antea p. 290.) 

Zwei „gd sect.“ und ein „Q sect.“ von Sarayacu am 
Ucayali vom 3., 22. u. 28. November 1884, ferner ein & sect. und 
ein alter Vogel von Yurimaguas vom 13. Juli, ein alter 
Vogel von Shanusi bei Yurimaguas vom 5. August und ein 
„gs sect.“ und ein alter Vogel von Cumbase bei Tarapoto 
vom 29. December 1885 u. 26. Januar 1886 und ein „2 sect.“ juv. 
ebendaher vom 27. Februar 1886. „Iris weiss“. „Augengegend 
hell grünlichblau“ und hellblau“. nos. 50, 52, 59, 223, 224, 244, 
333, 336, 337. Localnamen „Pinshillo“ („Pinshilla‘“, ‚‚Pinxillo“) 
und „Pinsha“. al. 1561/,—163, caud. 153— 159, eulm. 1191, —137'%,, 
tars. 34—381/, Mm. Gould’s Typus stammte aus „Brasilia“. 

106. Pteroglossus humboldti Wagl. (ef. antea p. 290.) 

Ein als „2 sect. juv.“ bezeichnetes Männchen von Tarapoto 
(Wald) vom 20. März und ein (Z) ad. ohne Geschlechtsangabe, 
von Yurimaguas am Huallaga vom 12. Juni 1885. Ferner 
zwei „S& sect.“ und ein (2) ad. ohne Geschlechtsangabe und ein 
2 sect. vom 18. u. 26. December 1885 u. vom 7. März 1886, und 
ein „eg sect“‘ juv. vom 5. Mai 1886, alle von Cumbase bei 
Tarapoto, sowie ein Exemplar im Besitze des Herrn Oberamt- 
mann Nehrkorn. Iris „blutroth“ oder „kirschroth“, auch „dunkel- 


312 Hans von Berlepsch: 


roth“ (juv.), Augengegend „hellblau“, „roth mit grünem Rande“, 
auch „hellblau und blutroth“. nos. 122, 179, 329, 331, 341, 346, 
348. Localnamen „Pinshilla“ (,‚Pinchilla“, „Pineillo“) und „Pidasco“. 
al. 124—1355, caud. 136'/,—153, eulm.87!/,—- 104, tars. 29—31"/%, Mm. 

Der junge Vogel no. 348 zeigt den seitlichen Oberschnabel 


einfarbig schmutzig gelb ohne eine Spur von schwarzen Quer- 


streifen an der Schneide. Kehle und Kopfseiten sind bereits rein- 
schwarz wie beim alten &, während das 2 diese Theile stets roth- 
braun gefärbt hat. 

107. ea u ee Fras. (ef. antea p. 290.) 

Ein „g?“ von Sarayacu am Ucayali vom 22, November 
1884, ein ar Vogel von Yurimaguas vom 18. Juli 1885, sowie 
ein „& seet“. und zwei „22 sect‘. von Cumbase bei Tarapoto 
vom 1. März 1886. „Iris und Augengegend blutroth“ (bei no. 53 
„Iris rothbraun“, bei no. 226 „blau“). nos. 53, 226, 338, 339, 340. 
Localname „Pinxo“ (no. 53). 

& no. 338: al. 137, caud. 150, culm. 107!/,, tars. 32?/, Mm. 
2% no: 340:.,0134'/, 1, 142, 1, ga, im, Nil " 
108. Pteroglossus beauharnaisi Wagl. (ef. antea p. 289.) 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe und ein ganz junger 
Vogel, beide von Cumbase bei Tarapoto, 26. November 1885. 
Ferner ein Exemplar im Besitze des Herrn Oberamtmann Nehrkorn, 
welches mir nicht vorgelegen lıat. nos. 319, 320.  Localname 
„Churuma — pinshilla“. ad.: al. 139'/,, caud. 139, culm. 108'/,, 
tars. 33°), Mm. 

Der junge Vogel hat den Unterschnabel wachsgelb statt weiss 
gefärbt. Die verdickten Federschäfte am Oberkopf sind bei ihm 
noch sehr schmai und nicht gekräuselt. Die Schaftplättehen an 
Kopfseiten und Kehle fehlen noch vollständig. 

109. Selenideralangsdorffi (Wagl.). (cf. antea p. 290.) 

Ein „g sect“. (ad.) von Tarapoto (Wald), 23. Februar, ein 
„gsect“. vonTarapoto (Oumbase), 28. December, und ein „?sect‘“. 
von Yurimaguas, 2. Juni 1885. Ferner ein Vogel im Besitze 
des Herrn Nehrkorn, welcher mir nicht vorgelegen hat. & ad. 
„Iris gelb“, 2 ‚Iris gelb, Augengegend grün“. nos. 106, 161, 332. 
Localnamen ‚„Tabacero“, „Pinsu‘“ und „Pidäzeo“. 

d al. 129, caud. 120, culm. 64!/,, tars. 321% Min. 
IE» 124—126, ”„ 108—110, 5} 5 » 313), ”» 

Das 2 von Yurimaguas hat den Unterschnabel bis vor das 

Spitzendrittel röthlich überlaufen, das 2 von Tarapoto hat ihn 


Pr u En En en mn 


Systematisches Verzeichniss etc. 313 


weisslichgrün gefärbt (wie das 2), jedoch mit etwas rothgelblichem 
Anfluge vor dem schwarzen Spitzendrittel. Auch am seitlichen 
Oberschnabel zeigen sich bei beiden ?? schwache Spuren von röth- 
licher Färbung. Trotzdem gehören dieselben wohl zweifellos zu 
8. langsdorffii und nicht zu S. reinwardti, welche auch im weib- 
lichen Geschlecht den ganzen seitlichen Oberschnabel bis 
vor das schwarzbraune Spitzendrittel einfarbig fleischroth gefärbt 
zeigt: Wagler’s Typus kam aus Brasilien. 
110. Aulacorkhamphus derbianus (Gould). 

Ein „g sect“. und ein „2 sect.“ (juv.) von Cumbase bei 
Tarapoto vom 17. u. 20. Mai 1886. „Iris und nackte Augen- 
gegend braun“ (ad.), „braungrau“ (juv.). nos. 349, 353. Localname 
„Chieyac-pinshilla“ (Chieyac heisst blattgrün). 

NB. A. derbianus war bisher nicht aus N O,-Peru nachgewiesen 
worden. Jelski fand ihn in Central-Peru und Tschudi eonstatirte 
das Vorkommen in der Waldregion Perus bis 3000’ hoch. Nach 
Selater u. Salvin kommt A. derbianus auch in Ecuador vor. 

111. Capito auratus (Dumont). 

Ein „2 sect“. von Tarapoto (Wald) vom 8. April und zwei 
alte Vögel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas vom 
16. Juni 1885. nos. 143, 181, 182. Localname „Odonödon“. 
al. 83--85"/,, eaud. 95—57, eulm. 23%/,, tars. 221,—23"/, Mm. 

-7112. Ara macao (Linn.). (cf. antea p. 290.) 

Ein „g“ ad. von Yarina Cocha am Ucayali vom 7. October 
1884, sowie ein „g sect“. und zwei alte Vögel ohne Geschlechts- 
angabe von Sarayacu am Ucayali vom 19. November und 
13. December 1884. „Iris gelb“ „Wangen weiss“. nos. 48, 51, 
16, 77. Localname „Huacamayo‘“ oder „Huacamayo colorado“. 
al. 368—380, caud. 372—525, eulm. 72—79/,, tars. 291/,—52 Mm. 

+113. Ara severa (Linn.). (ef. antea p. 290.) 

Ein „2 sect“, und zwei alte Vögel ohne Geschlechtsangabe 
von Yarina Cocha am Ucayali vom 6. u. 16. September und 
8. Oetober 1834, sowie drei alte Vögel ohne Geschlechtsangabe 
von Shanusi bei Yurimaguas vom 18., 22. u. 25. August 1885. 
„Iris gelb“, einmal „weiss“ (Yurimaguas). nos. 39, 43, 49, 268, 
270, 271. Localnamen „Maracana“ (bei Yarina Cocha) und „Coca- 
millo“ (beiYurimaguas). al. 230—260, caud. 215—271, eulm. 44°), — 
48!/,, tars. 211/,—23'/,;, Mm. 

114. Ara couloniSel. (ef. antea p. 291.) (Tafel III. Fig. 1,) 

P:'Z. S. 187618. 258. 


314 Hans von Berlepsch: 


Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei 
Yurimaguas vom ®. August 1885. no. 253. Localname „Sha- 
miro“? al. 216, caud. 227, culm. 42, tars. 21?/, Mm. 

Von dieser erst im Jahre 1876 von Mr. Selater beschriebenen, 


sehr gut charakterisirten Art existirte bisher nur ein Exemplar 


in den Sammlungen, nämlich das Original des Neufchäteler 
Museums. Der von Herrn Garlepp bei Yurimaguas erlegte Vogel 
stimmt mit Selater’s Beschreibung überein. A. couloni unterscheidet 
sich von A. maracana nicht nur durch den vollständigen Mangel 
von Roth an der Stirn, am Unterrücken und am Bauche, sondern 
auch durch das hellere und reinere Himmelgraublau des ganzen 
Kopfes, namentlich der Kopfseiten, und das weisse Spitzendrittel 
des Oberschnabels. Die Gegend ums Auge ist, wie Dr. Selater 
hervorhebt, weniger nackt als bei A. maracana. Dagegen ist die 
Haut rings um den Oberschnabel, namentlich in der Nasengegend, 


viel mehr von Federn entblösst. Der Schnabel ist keineswegs 


stärker als bei A. maracana. 
115. Conurus pavua (Bodd.). (cf. antea p. 291.) 

Ein „g seet“. und ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von 
Shanusi bei Yurimaguas vom 7. September u. 2. August 1885. 
„Iris gelb“, „Augenring weiss“. nos. 233, 272. Localname „Sha- 
mirillo“. al.176—178, caud. 137—159, eulm. 33—343/,, tars. 18 Mm. 

116. Conurus weddielli Dev. (ef. antea p. 291.) 

„g seet.“ und ein „2? sect.“ und ein alter Vogel ohne Ge- 
schlechtsangabe von Shanusi bei Yurimaguas vom 13. August 
1885. nos. 257, 258, 259. Localnamen ‚Lorito?“ und „Pivichu?“ 
al. 139— 141, caud. 88— 103, culm. 241/,—24"/,, tars. 15—15"/, Mm. 

Die Original-Exemplare in Devilles Beschreibung kamen 
von Pebas. 

117. Conurus roseifronsGray. (cf. anteap. 291.) (Tafel Ill. 
Fig. 2.) 

Zehn Stück von Tarapoto (Wald), nämlich 2 „22 sect.“ 
vom 10. April, zwei „22? seet.“ und ein „g seet.“ vom 11. April, 
ein „& seet.“ 12. April, ein „g sect.‘“ 13. April, ein „g seet.“ 
16. April, ein „? sect.“ 18. April und ein Vogel ohne Geschlechts- 
angabe vom 23. April 1885. Ferner einunddreissig Stück von 
Shanusi bei Yurimaguas, nämlich ein Vogel ohne Geschlechts- 
angabe 7. August, zwei „dd sect.“ vom 30. September, ein 
„g& seet.‘“ 1. October, drei „SZ sect.‘“ 4. October, ein „g sect.“ 
5. October, ein „& sect.“, 3 „22? sect.“ 29. October, 2 „2F ect.“ 


a A ne ee a A Sn a a nd un 


Systematisches Verzeichniss etc. 315 


30. October, drei „27 sect.“ 31. October, ein „Z seet.“ 1. November, 
zwei „Sg sect.“ 2. November, zwei „QQ sect.““ 3. November, zwei 
„gg sect.“ u. zwei ,?Q sect.‘“‘ 5. November, zwei „gg sect.“ 7. November 
und drei Vögel ohne Geschlechtsangabe vom 11. November 1885. 
Endlich drei Exemplare, welche mir nicht vorgelegen haben. — 
Im Ganzen 44 Exemplare Iris „dunkel“, „dunkelbraun“ und 
„schwarz“, nos. 145—151, 153—155, 251, 280—282, 284—286, 
288, 290—293, 294— 295. 297, 299—300, 302—304, 306, 308—317. 
Localnamen „Rupeiquero“ (‚„Rupneiquero“), „Rupeiquirillo“, ‚‚Urito“ 
und „Kechua“ (,„Kethua“). 

&3& Long. tot. 216 —245, al. 116°/,—125, caud. 101—116, culm. 

151/,—17!%, tars. 12—12'/, Mm. | 
-22 Long. tot. 202—237, al. 117—125, eaud. 92—115, eulm. 16—18, 

tars. 12—12'/, Mm. 

Als Finsch seine Monographie der Papageien schrieb, kannte 
er nur die 3 Original-Exemplare des (. roseifrons im Brit. Museum, 
welche vom „Amazonenstrom“ stammen sollen. Mr. E. Bartleit 
erhielt nur ein mangelhaftes Exemplar durch die Indianer (ef. P. 
Z. S. 1873 p. 299). Sonst scheint inzwischen Niemand den 
©. roseifrons gefunden zu haben. Herr Gustav Garlepp hat sich 
das Verdienst erworben, eine grosse Serie von Exemplaren dieses 
seltenen Papageien gesammelt und den näheren Fundort fest- 
gestellt zu haben. 

Einem Briefe des Herrn Garlepp aus Yurimaguas vom 25. Mai 
1885 entnehme ich folgende Stelle, die über die Auffindung des 
C. roseifrons handelt: 

„Die mir gütigst übermittelte Beschreibung der Papageien und 
Tukanarten hat sofort Früchte getragen. Ich bin jetzt völlig 
orientirt....... Zweitens gelang es mir, in der Umgegend von Tara- 
poto in einem feuchten, fast kalten Felsenthale den Conurus rosei- 
frons aufzufinden. Ich sammelte (die Vögel haben jetzt kein 
schönes Gefieder) nur 10 Exemplare.“ 

Finsch in seiner Beschreibung des alten Vogels sagt: „Ganzer 
Ober- bis Hinterkopf scharlachroth.“ Keines der von Garlepp ge- 
sammelten Exemplare hat das Roth der Stirn weiter bis etwas 
über den mittleren Scheitel hinaus ausgedehnt. Männchen und 
Weibchen, wie sie von Garlepp nach Section bezeichnet worden 
sind, zeigen keinerlei Unterschied im Gefieder. Junge Vögel haben 
wenig oder gar kein Roth an der Stirn. Ein 3 vom 5. November 
und ein 2 vom 30. October zeigen keine Spur von rothen Federn 


316 Hans von Berlepsch: 


an der Stirne ete., haben dagegen schmalen blauen Stirnrand und 
Zügel. In diesem Kleide möchte ©. roseifrons dem ('. luciani sehr 
ähnlich sein. Möglicherweise bezieht sich ©, /uciani nur auf das 
Jugendkleid von C. roseifrons.*) 


Die von Taezanowski Orn. du Perou III p. 208 unter dem | 


Namen C, Zuciani beschriebenen Vögel von Yurimaguas gehören 
wohl sicher zu C. roseifrons. 
118. Conurus souance? (Verr.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Cumbase bei 
Tarapoto vom 7. Januar 1886. no. 335. Ferner ein Exemplar 
ebendaher im Besitze des Herrn Oberamtmann Nehrkorn, welches 
mir nicht vorgelegen hat. al. 129, caud. 128, culm. 17°?/,, tars. 13 Mm. 

Der Vogel von Tarapoto unterscheidet sich von zwei Exem- 
plaren des Mus. H. v. B. aus Ost-Ecuador durch viel breitere fahl- 
weisse Spitzenränder der Federn auf Gurgel, Halsseiten und Ober- 


brust, wodurch die grünen Basen dieser Federn viel mehr verdeckt 


werden. Die Backen sind lebhafter gelbgrün gefärbt. Das ganze 
Rumpfgefieder erscheint heller, gelblicher grün. Die Mitte des 
Unterbauches ist mehr rothbraun gefleckt. Der Schnabel ist viel 
dunkler hornschwärzlich statt weisslich. Ob es sich hier um indi- 
viduelle Verschiedenheiten oder um geographische Rassen handelt, 
wage ich nach dem mir vorliegenden ungenügenden Materiale 
nicht zu entscheiden. In dem letzteren Falle müsste die Form 
von Ost-Peru einen neuen Namen erhalten, weil ©. sowance” ur- 
sprünglich vom Rio Napo beschrieben ist. 

419. Brotogerys jugularis (Dev.). (ef. antea p. 291.) 

Zwei „SZ sect.“ vom oberen Ucayali vom 1. u. 2. August, 
ein alter Vogel von Yarina Cocha vom 6. October 1884 und 
ein „2 sect.“ von Sarayacu am Ucayali vom 31. Januar 1885. 
Ferner ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi 
bei Yurimaguas vom 16. Juni 1885. „Iris weiss.‘‘ nos. 28, 29, 
47, 85, 180. Localname „Pivichu“. 

NB. Deville’s Typus stammte von Sarayacu am Ucayali. 


*) Soweit ich nach einem Exemplare des ©. luciani vom Amazonas (coll. 


Orton) im Mus. H. v. B. urtheilen kann, scheint sich diese Art von jungen 


Vögeln des (. roseifrons durch deutlicheres breiteres blaues Stirnband, 
schwärzlichbraunen statt fahlbraunen Scheitel, schärfer markirten fahlgelben 
Öhrfleck und kürzere Flügel (110 Mm.) zu unterscheiden, Der Schwanz 
dieses Vogels ist genau so gefärbt wie bei (©. roseifrons und Ü. cyanopterus. 
Eine sorgfältige Vergleichung von Suiten des ©. Tueiani mit solchen von 
OÖ. roseifrons ist sehr zu empfehlen. — H.v. B. 


1 
| 


Systematisches Verzeichniss etc. 317 


+120. Pionus menstruus (Linn). (ef. antea p. 291.) 

Drei alte Vögel und ein junger Vogel ohne Geschlechtsangabe 
von Yurimaguas am Huallaga vom 10., 11. u. 12. Juni 1885. 
nos. 164, 169, 177, 178. Localname „Urito“ al. 1811/; — 193, 
eaud. 72—75, culm. 28°/,—31°/,, tars. 191/,—20'/, Mm. 

Der junge Vogel zeigt die Federn des Kopfes und der Kehle 
grün mit blauen Spitzen. Am Stirnrande befinden sich viele rothe 
und gelbe Federn. 

121. Caica barrabandi {Kuhl). (ef. antea p. 291). 

Ein Exemplar von Yurimaguas im Betitze des Herrn Öber- 
amtmann Nehrkorn, welches mir nicht vorgelegen hat. 

122. Caica melanocephala (Linn.). (ef. antea p. 291.) 

Ein Exemplar von Yurimaguas in der Sammlung des 
Herrn Nehrkorn, welches ich nicht gesehen habe. 

NB- Die Vögel von Ost-Pern und Ost-Eeuador unterscheiden 
sich von denen aus Trinidad (welche wahrscheinlich als Typen 
zu betrachten sind) und aus Guiana durch viel hellere, fast eitronen- 
gelbe Färbung der Hypochondrien und Tibien, welche Theile bei 
den Vögeln aus Trinidad und Guiana stets mehr oder weniger 
orangeroth resp. lachsfarben überlaufen sind. Auch die Kehle und 
Kopfseiten und die Unterschwanzdeckfedern sind bei den Vögeln vom 
oberen Amazonas heller gelb gefärbt. Dieselben sind vielleicht als 
©. melanocephala pallida Berl. zu sondern. 

+123. Asto mezicanus (Gml.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto vom 
6. März 1885. no. 113. 

+124. Lophostrixz eristata (Daud.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas 
vom 24. Juli 1885. no. 232. al. 295, eaud. 175, culm. 21°), 
tars. 48 Mm. 

+125. Aeccipiter bicolor (Vieill.). 

Ein junger Vogel von Shanusi bei Yurimaguas vom 
18. August 1885. no. —. Localname „Gavilan“. al. 243, eaud. 203, 
eulm. 21, tars. 64 Mm. 

+126. Rupornis magnirosiris (Gml.). 

Ein „2? sect.“ ad. vom oberen Ucayali vom 4. Aucust 1884. 
no. 30. „Iris und Beine gelb“. Localname „Gavilan“. 

+127. Busarellus nigrieollis (Lath.). 

Ein alter Vogel von Sarayacu am Ucayali vom 22. Dechr. 
1884, „Ganze Länge 50 Cm.“ no. 78. Localname „Gavilan“, 


318 Hans von Berlepsch: 


128. Harpagus bidentatus (Lath.). 

Ein altes (2) ohne Geschlechtsangabe, vom oberen Ucayali 
vom 9. August 1884. „Iris roth“. no. 33. Localname „Gavilan“, 
al. 230, caud. 168, eulm. 19?/,, tars. 45'/;, Mm. 

Ein anscheinend völlig ausgefärbtes altes Weibehen. Die Unter- 
flügeldeckfedern sind er&megelb und rostbraun gebändert, während 
sie beim alten 3 einfarbig cr&meweiss gefärbt sind. 

129. Tigrisoma brasiliense (Linn). 

Ein nicht ganz ausgefärbter, als „g seet.“ bezeichneter Vogel 
von Shanusi bei Yurimaguas vom 2. November 1885. no. 305. 
Localnanıe „Puma-garza‘. al.267, caud. 107, culm.93®/,, tars.88Mm. 

1130. Butorides striata (Linn). 

Ein junger Vogel ohne Geschlechtsangabe von Sarayacu am 
Ucayali vom 9. December 1884, no. 70. Localname „Gareita“. 

131. Zebrilus pumilus (Bodd.). 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei 
Yurimaguas vom 26. August 1885. no. 274. Localname „Gareita“. 
al. 145'/,, caud. 58, culm. 42°/,, tars. 42!/, Mm. 

Diese seltene Rohrdommel war bisher nur aus Cayenne nach- 
gewiesen worden. Durch das Exemplar von Shanusi wird das Vor- 
kommen am oberen Amazonas zum ersten Male festgestellt. Da 
Z. pumilus wenig bekannt ist, so dürfte eine Beschreibung des von 
Herrn Garlepp gesammelten Vogels willkommen sein: 

Der ganze Scheitel sowie die weit über den Nacken hinab- 
fallende, aus vielen breiten weichen -Federn bestehende Haube 
sind schieferschwarz gefärbt und aschgraulich überlaufen. Von 
gleicher Färbung sind die Schwung- und Schwanzfedern, 
sowie die obernSchwanzdeckfedern. Der ganze Rücken, 
dieOberflügeldeekfedern und der Ober- und Seitenhals 
erscheinen schwarz mit schwachem grünlichen Schiller und überall 
mit schmalen, unregelmässigen rostfarbenen Querbinden gezeichnet. 
Eine ähnliche Zeiehnung findet sich auf den Kopfseiten und 
den seitlichen Scheitelfedern; nur sind die rostfarbenen 
Linien hier noch schmäler und unregelmässiger als am Rücken ete. 
Die ganze Unterseite ist auf schwärzlichem Grunde unregel- 
mässig rostgelb gefleckt, gebändert und marmorirt, so dass dieselbe 
vorwiegend röstlich, viel heller als der Rücken gefärbt erscheint. 
An ihren verdeckten Basen sind die Federn der Unterseite vor- 
wiegend rostgelb gefärbt mit unregelmässigen schwärzlichen, breiten 
Fleckenbinden gezeichnet. Unterschwanzdeckfedern weiss- 


a u 4 UL 0 ul a0 UPS a a a P 


Systematisches Verzeichniss etc. 319 


lich rostgelb mit unregelmässigen breiten schwarzen Fleckenbinden. 
Die Federn des Unterbauches erscheinen noch entschiedener 
röstlich weiss mit schwarzer Bindenzeichnung. Unterflügel 


deckfedern und Flügelrand blass rostgelb mit unregelmässi- 


gen schwarzbraunen Fleckenbinden. Die grössten Unter- 
flügeldeckfedern fast rein weiss ohne schwarze Zeichnung. Die 
Schwingen an den Basen ihrer Innenfabnen mehr oder 
weniger weiss gefärbt, wodurch ein weisser Spiegel auf der Flügel- 
Unterseite entsteht. Zügel und Umgebung des Auges nackt 
(im Leben wohl bräunlich fleischfarben). Oberschnabel schwarz - 
braun mit hellbrauner Schneide. Unterschnabel und Beine 
hellbraun, die Sohlen mehr gelblich fleischfarben. 

NB. Dies Exemplar weicht in der Färbung erheblich von 
der Beschreibung Wagler’s ab, welcher die Unterseite „unicolor 
rufescenti-alba‘‘ nennt. 

1132. Columba rufina Temm. 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Yarina Cocha 
am Ucayali vom 5. October 1884. no. 45. Localname „Paloma“. 

44133. Peristera cinerea (Temm.). 

Ein (2) ad. ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto vom 
18. März 1885. no. 121. Localname „Rimorüeni“. 

134. Penelope Jacguacu Spix. 

P. boliviana Reichb. 

Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei 
Yurimaguas vom 4. August 1885. „Kropf und Beine zinnober- 
roth“. no. 237. Localname „Gasuadöra (Pucacünga“). al. 284, 
caud. 328, culm, 33'/,, tars. 77); Mm. 

NB. Unter dem Namen ?. Jacquägu hat Spix diese Art sehr 
kenntlich beschrieben und abgebildet. Es ist daher kein Grund vor- 
handen seinen Namenzuverwerfen und den späteren P?.dolivianaReichb. 
anzuwenden. Spix’ Originale stammen aus der ProvinzSolimoes. 

Der Vogel von Yurimaguas unterscheidet sich von einem 3 ad. 
von Amable Maria, C. Peru (coll. Jelski) im Mus. H. v. B. durch 
geringere Grösse, schmutziger röstlich-weisse Säume an den 
Federn des Oberrückens, der Gurgel und Brust und der oberen 
Flügeldeckfedern, mehr olivengrünlich statt graugrünlich über- 
laufene Gurgelgegend, düsteres bräunlicheres Grün des Rückens 
und der Flügeloberseite, sowie schmutzigere, nicht so rein graue 
Säume an den Federn des Scheitels der Superciliargegend und 
der Halsseiten. Am Unterrücken und den oberen Schwanzdeck- 


320 Hans von Berlepsch: Systematisches Verzeichniss etc. 


federn befinden sich gar keine weissen Säume wie sie der 

Jelski’sche Vogel zeigt. Die nackte Kehle und der Kehlsack 

scheinen mehr orangefarbig, nicht so röthlich gefärbt zu sein. 
+135. Jonornis martinica (Linn.). 

Ein „2 sect“. von Tarapoto (Cocha) vom 26. Februar 
1885. „Iris braun.“ no. 107. Localname „Patito“. al. 168, caud, 
65, culm. 50'/,, 32Y,, tars. 59”/;, Mm. 

136. Eurypyga helias Pall. 

Herr Garlepp sandte nur einige Schwanzfedern des Sonnen- 

reihers ein in seiner dritten Colleetion von Yurimaguas. 
137. Psophia leucoptera Spix. 

Ein alter Vogel von Shanusi bei Yurimaguas vom 
4. August 1885. Localname „Trompetero“. no. 236. al: a : 
caud. 116, culm. 44, tars. 131 Mm. | 

Spix’ Typus stammt vom Rio Negro in Brasilien. 

+138. Parra melanopygia Sel. 

Ein „2? seet.“ (ad.) von Sarayacu am Ucayali, am Wasser, 
vom 6. December 1884. no. 64. Localname „Gallareta“. al. 138, 
caud. 48, culm. 37 (48%/,), tars. 58 Mm. 

Selater’s Typus der ?. melanopygia kam von Sta. Martha in 
Columbien von wo mir leider keine Exemplare zur Vergleichung vor- 
liegen. Uebrigens'stimmt der Ucayali-Vogel ziemlich gut mit Selater's 
Beschreibung überein, nur sind die Federn des Unterrückens und 
die oberen Schwanzdeckfedern nicht schwarz, sondern purpurbraun 
mit schwärzlichen Spitzen. Der Ucayali-Vogel unterscheidet sich 
sehr leicht von Exemplaren der P. spinosa L. (P. jacana L.) von 
Rio Grande do Sul (Brazil) und Venezuela durch die bedeutendere 
Grösse, namentlich den sehr viel längeren Schnabel, sowie durch 
die dunkel purpurbraune Färbung des Rückens und der Flügel- 
decken und die einfarbig schwarze Unterseite und Unterflügel- 
deckfedern, 'endlich durch die schwärzliehbraunen Oberschwanz- 
deckfedern. 

139. Aegialitis collaris (Vieill.). 

Zwei „ad sect.“ ad. von Tarapoto („Lanzy Cocha“) 
vom 28. Februar 1885. „Iris schwarz“. nos. 110, 111. al. 95, 
caud. 46'/,, eulm. 16, tars. 24°/, Mm. 

Dieser Vogel stimmt im Wesentlichen mit einem Exemplar 
aus Rio Grande do Sul überein, hat nur etwas kürzere Flügel und 
schmälere schwarze Binde auf der Mitte des Scheitels, schmälere 
weisse Spitzensäume an den Armschwingen und oberen Deck- 


Systematisches Verzeichniss ete. 321 


federn der Primärschwingen und mehr und lebhaftere rostfarbene 
Mischung an der Oberseite. 

+140. Totanus solitarcdus (Vieill.). 

Ein junger Vogel ohne Geschlechtsangabe von Sarayacu 
am Ucayali, am Wasser, vom 8. December 1884. no. 66. 

141. Sterna superctiliaris Vieill. 

Vier alte Vögel im Winterkleide, ohne Geschlechtsangabe, von 
Sarayacu am Ucayali vom 8. u. 9. December 1884. nos. 67, 
Berl, 72. Bocalname „Tivi“. no. 72. al. 117, caud.'73," eulm! 
30°/,, tars. 15 Mm. 

Diese Vögel, im Uebergangskleide mit perlgrauem schwarz 
geflecktem Scheitel, haben circa 10 Mm. lange schwärzliche 
Schnabelspitze. 

+142. Colymbus dominicus Linn. 

Ein ‚? sect.“ von Tarapoto vom 29. Februar 1885. no. 112. 
Localname ‚‚Patito“. 

Hann. Münden, October 1889. 

Hans von Berlepsch. 


Beschreibung der bisher unbekannten Weibehen von 
Astrarchia Stephaniae und Epimachus macleayanae. 
Von 


A. B. Meyer. 


Astrarchia Stephaniae Fsch. et M. 

In der „Zeitschrift für die gesammte Ornithologie“ 1885 
p. 378 ff, Tafel XVIII, beschrieb und bildete ich das Männchen 
dieser Art ab nach einem dem Dresdener Museum vom Hufeisen- 
gebirge (von circa 7000 Fuss Höhe) in Süd-Neu-Guinea zuge- 
kommenen Exemplare, welches, meines Wissens, bis jetzt das 
einzig bekannte geblieben ist. Erst jetzt erhielt das Museum 
durch Herrn A. P,k, Goodwin, welcher an der Expedition des 
Sir William MacGregor nach dem Owen-Stanley - Gebirge 
Theil nahm (siehe „Nature“ 1889, Sept. 5, p. 449), das Weibchen 
dieser Art, welches als einziges Exemplar am 29. Mai 1889 in 
7300 Fuss Höhe auf dem Berg Margrave erlegt wurde. 

Folgendes wird zur Charakterisirung und Beschreibung genügen: 

Foem.: Minor. Capite toto et collo nigro-cora- 
einis; nucha et corpore supranitentenigris, plumarum 

Cab, Journ, f. Ornith, XXXVII. Jahrg. No, 187. Juli 1889. 21 


322 A. B. Meyer: Beschreibung der Weibchen 


marginibusobsceure brunneis; aliscaudaquegradata 
nitente violascenti nigris, sub quandam lucem trans- 
fasciolatis, subtus fuseis; corpore subtus, subala- 
ribus etsubceaudalibus nigris, brunnescenti trans- 
fasiciolatis; rostro pedibusque nigris. | 

Long. tot. 0m,520; al. 0m,149; caud. 0m,340; rostri 0m,025; 
tarsi 0m,041. 

Die Maasse des Männchens, welche zum Vergleiche. hier 
mit angeführt werden mögen, waren die folgenden: 

Totallänge 0m,S40; Flügel 0m,156; Schwanz 0m,640; ‚Schnabel 
0m,025; Tarsen Om ‚oa. 

Die zwei mittleren Schwanzfedern sind nicht, wie beim Männ- 
chen, rinnenförmig nach aufwärts gebogen, sondern fast flach. Die 
zwei mittleren längsten Federn überragen die vorletzten um 15 cm, 
diese die vorvorletzten um 6 cm. Die sichtbaren Federschäfte, sind 
schwarz, nicht weiss wie beim Männchen; nur an.der verdeckten. 
Basis sind sie weiss. Schwanz. und Schwingen mit Schatten- 
binden versehen. 


Epimachus macleayanae Rams. 


E.P. Ram say beschrieb (,„Proc. Linn. Soc. New South Wales“ 

2. ser. II, 239, 1880 — Sitzg. vom 25. Mai 1887) das Männchen 
dieser Art vom Fusse des Astrolabegebirges in Süd- -Neuguinea, 
während das Weibchen bis jetzt unbekannt geblieben ist. Das 
Dresdener Museum erhielt ein Pärchen ebenfalls von Herrn A. P. 
Goodwin, aber ohne nähere Fundortangabe, allein, da.in dem 
eitirten Berichte („Nature“) steht: „The .birds of the lower altitudes 
were the same as those before seen, except as to a:new paradise 
bird similar to the great Epimachus“, so ergiebt sich hieraus, dass 
dieses Paar nicht in grosser ‚Höhe erlegt ist, und aus ungefähr 
derselben Gegend stammt, wie das von Ramsay beschriebene, ‚d. 
‚Das Weibchen lässt sich folgendermassen ‚beschreiben: ...... 
„Eoem.: Vix ‚minor; ‚supra olivascenti-brunnea; 
pileo et nucha er rufis; loris, lateribus capitis. 
et gulamigrescentibus; collo antico, corpore subtus 
et subalaribus faseciis alternis.nigris et.brunnescentj;, 
albis, abdomine etsubeaudalibusrufescenti timetis; 
alis dorso concoloribus, sub quandam lucem trans- 
fasciolatis, subtus fuseis, primariarum mediarum 
marginibus exterioribus paullum  rufeseentibusg;, 


von Astrarchia Stephaniae und Epimachus macleayanae. 323 


tibiis fuseis; ecauda gradata, olivacea, supra brunnes- 
centi tineta, sub quandam lucem transfasciolata, 
subtus pallidiore, rostro nigro, pedibus nigres- 
centibus. 

Long. tot. 0m,660; al. Om, 173—0m,175; cauda 0m,360; rostri 
Om, 088; tarsi Om, 049. 

Ich habe im Jahre 1885 („Zeitschr. f. d. ges. Ornith.“ p. 380) 
das Weibchen von der von Finsch in lit. Epimachus Meyeri ge- 
nannten Art vom Hufeisengebirge in Neu-Guinea, von eirca 7000 
Fuss Höhe, beschrieben, und die Vermuthung liegt nahe, dass 
dieses als Weibchen zu Epimachus macleayanae Rams. gehören 
könne. Ich habe daher das oben beschriebene Weibchen auf das 
Genaueste mit dem Weibchen von Zp. Meyeri verglichen, finde 
jedoch die Unterschiede zu stark, um die Weibchen miteinander 
identifieiren zu können. Was die Grösse anlangt, so ergeben die 
nebeneinander gestellten Maasse bedeutende Differenzen: 

Ep. Meyeri 2: Ep. macleayanae 2: 


Totallänge 540—550 mm 660 mm 
Flügel 158—160 173—175 ,„ 
Schwanz 320 en 360 en 
Schnabel 73 :; 88 = 
Tarsen 42 h 52 , 


Als hauptsächlichste Färbungsunterschiede sind hervorzuheben: 
Die Kehle bei Ep. Meyer! fein gesperbert, nur das Kinn ein- 
farbig, bei #p. macleayanae einfarbig, eher den Eindruck des 
Längsgestreiften machend in Folge der helleren Färbung der 
Federschäfte; die Bänderung der Unterseite bei macl. viel breiter 
als bei Meyer‘ und die hellen Binden weniger bräunlich bei 
ersterem. Das Rothbraun des Kopfes endlich bei macl. viel 
intensiver und gleichförmig, nicht geschuppt wie bei Meyer:, ab- 
sesehen von noch anderen kleineren Unterschieden. (Schwanz und 
Flügel sind bei beiden mit Schattenbinden versehen.) 
. Wenn man dennoch annehmen wollte, dass Ep. Meyeri 2 das 
9 zu Ep. macleayanae sei, so könnte man es nur auf Grund der 
Vermuthung, dass das oben von mir als 2 beschriebene Exemplar 
von Ep. macleayanae ein junges Männchen sei. Dieses endgültig 
zu entscheiden bin ich an der Hand der 3 mir vorliegenden Vögel 
nicht in der Lage. Es ist mir desshalb nicht gerade wahrscheinlich, 
weil die Grössendifferenzen zwischen Ep. Meyeri 2 und Ep. maclea- 
yanae & zu bedeutende sind, wenigstens weisen die Weibchen und 
Männchen von Eprimachus speciosus (Bodd.) keine so bedeutenden 
21* 


324 A. B. Meyer: Beschreibung der Weibchen 


Grössendifferenzen auf. Auch sprechen die verschiedenen Fund- 
orte: 7000 Fuss hoch im Gebirge und die niederen Höhen näher 
am Strande nicht für die Identität. Ich erwarte daher, dass das 


unbekannte & von Ep. Meyer! von den 3 bekannten Arten der 


Gattung: Ep. speciosus, macleayanae und Ellioti differirt. Würde es 
aber mit dem & von Ep. macl. identisch sein, so müsste der Name 
macleayanae fallen, da Meyeri um fast 2 Jahre früher veröffentlicht 
wurde. (Was den Namen macleayanae an sich anlangt, so ist mir 
seine Bildung nicht verständlich. Er hätte Zp. macleayanus oder, 
nach einer Dame: Macleay, Ep. macleayae heissen müssen.) 

Ramsay’s Beschreibung des Männchens (l. c.) ist so ungenau 
und zum Theil irrig, dass ich die Gelegenheit benutze, um eine 
bessere Beschreibung zu versuchen: 

Oben schwarz, unten braun. — Kopf schuppenfedrig, 
metallisch blaugrün. Kinnfedern haarig, dunkelviolett, Kehle 
lebhaft violett, schuppenfedrig; Federn des Nackens und der 
Halsseiten schwarz mit metallisch blaugrünen schmalen 
Rändern, in gewissem Lichte violett. Rücken- und Bürzel- 
federn schwarz mit bis zu 15 mm langen schuppigen, metallisch 
blaugrünen Endflecken. Flügel schwarz mit blaugrünem Schiller, 
in gewissem Lichte ins Violette spielend. Unterseite der Flügel 
glänzendgrauschwarz. Schulterfedern violettschillernd. Vorder- 
hals und Brust vorn olivenbraun. 

Die äusseren Brustfedern verlängert, in 3 Schichten 
übereinander liegend: 

Die hintersten, längsten, oberen sieben, bis 12 em langen, 
sichelförmigen, am Ende dreieckig bis auf 5 em verbreiterten, zu- 
sammen fächerförmig vorstehenden, schwarz mit lebhaftem violetten 
Glanze, nach unten ins Grüne ziehend ; die unteren 4—5 kürzeren, 
bis 8 cm langen, in Braun übergehend. 

Die mittleren oberen 5—6, bis 10 cm langen, ebenfalls 
sichelförmigen, am Ende bis auf 2,5 cm dreieckig verbreiterten, 
ebenfalls fächerförmig zusammenstehenden, schwarz, violett und 
grün schillernd, mit einem metallisch blaugrünen, bis 4 mm breiten, 


etwas nach hinten umgebogenen Rande, die einzelnen Federn 


etwas windschief; die mittleren unteren, von 7,5—15 em langen, 
zusammen in einem 16 cm langen Schilde abstehend, olivenbraun 
mit bis 6 mm breiten metallischen Rändern, die oberen hell violett, 
ins Grünliche spielend, die unteren rosaviolett, vom Braun durch 
einen schmalen schwarzen Streif getrennt. Diese Ränder auf der 
Unterseite der Federn hellgrün. 


a a DZ m 5 U 4 cn a 


von Astrarchia Stephaniae und Ep’machus macleayanae. 325 


Die vordersten, als Deckschicht, braun mit blassrosa- 
violetten,, über 1 cm breiten Säumen und grünlich metallischem 
Glanze darüber. 

Bauchmitte braun mit mattgrünem Glanze, seitliche Bauch- 
federn verlängert, braun mit schön violettem Glanze an ihren 
Enden; diese Federn liegen auf der schildförmigen, mittleren, 
unteren Brustfedernschicht deckend auf. Die Weichenfedern 
verlängert bis zu 20 em, zerschlissen, hell fahlbraun; sie bilden 
die Unterlage zu der schildförmigen, mittleren unteren Brustfeder- 
schicht. Schwanz oben schwarz, die seitlichen Federn mit 
schwachem metallischen Glanze, die 2 mittleren langen sammet- 
artig, mit blaugrünem Metallschimmer; in gewissem Lichte kommen 
zahllose Schattenbinden zum Vorschein. Schwanzfedern unten 
etwas ins Grünliche ziehend. Die Federn des abgestuften Schwanzes 
liegen im Ganzen ein wenig muldenförmig zusammen. Obere 
Schwanzdecken mattschwarz, untere fahlbraun. Hosen 
schwärzlich. Füsse und Schnabel schwarz. 

In der folgenden Maasstabelle habe ich dieselben Maasse, 
wie Ramsay (l. c.) sie genommen, zusammengestellt, und zwar zuerst 
in Millimetern, dann in englischen Zollen, (nach meiner Messung) 
und daneben die von Ramsay angeführten Zahlen. Endlich die 
Maasse des Weibchens in Millimetern. 


Männchen, Weibchen. 
mm engl. Zoll engl. Zoll mm 
(Meyer) (Meyer) (Ramsay) (Meyer) 
Tealanep) os all 3F.6 660 
hy EN en ia an 710, A 2. 7,3, 360 
ee aunelieie, .. 184186 7,3 7,2 173—175 
Marsus.. ..‘. . BR 52 2,05 2,2 52 
Schnabel von der Stirn EM AALEN A, 91 3,6 3,2 88 
Schnabel vom Mundwinkel. . . . . 90 3,53 3,1 88 
Schnabel über dem Culmen von der Stirn 93 3,65 3,3 92 
Höhe des Schnabels an der Basis mitten 
durch das Nasenloch . . . 9 0,36 0,3 9,5 
(Höhe des Schnabels vor der een 
Befiederung . . MR 8 — — 8,5) 
Breite am Mendkrinkei TR. MO.R IN 18 0,7 0,6 17 
Breite an den Nasenlöchern . . . . 8 0,32 0,4 8,5 
Längsten seitlichen Brustfedern . . . 120 4,75 41.00 — 
Breite der seitlichen Brustfedern an 
ihrem Ende . . . 50 1,98 21. — 
Weichenfedern (Aserttieh de hard 
äusseren verlängerten Brustfedern) . 150 5,87 6200 — 


Zerschlissene Weichenfedern . . . . 200 7,88 8,6 E= 


526 A. B. Meyer: Astrareh. Stephaniae u. Epim. 'mael. 


Ramsay sagt, dass die „upper tail-coverts velvety black with 
steel-blue tips 'to' the feathers“ seien, er hat ‚die oberen Schwanz- 
deckfedern jedoch mit den Bürzelfedern verwechselt... Er sagt, 
dass die 2 mittleren Schwanzfedern ‚‚3,5“ breit seien,’ und da er 
stets von Zollen spricht, , so muss man meinen, es; seien Zolle,\es 
sind aber Centimeter. Er spricht. von. .,chest“ ‚und. „breast‘,als 
von etwas Verschiedenem, was nieht üblich ‚ist, und es bleibt ‚un- 
klar, welche verschiedenen. ‚anatomischen Theile er' damit‘ 'be- 
zeichnen will. Er sagt: „plumes on side ‚of. the .chest, »broadly 
märgined with steel-blue“, die. längsten sind ‚aber, ungerändet. 
Weiter unten nennt er die „uppertail-coverts“ „black“, während 
er sie vorher, wie bemerkt, anders beschrieben.. ‚Er erwähnt nicht, 
dass die unteren. Schwanzdeckfedern braun sind. Er, sagt, dass 
Ep. mael. u. a. sehr verschieden sei von EZ. magnus durch die 
Länge des Schwanzes, was nicht der Fall.ist, u. a. m. 

Dresden, den 10. November. 18839. 


Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Hi 
Bericht über die Mai-Sitzung. 2 


Verhandelt Berlin, Montag, den 6.Mai1%89, Abends 
8 Uhr, im Sitzungslocale, Bibliothek-Zimmer des 
Alt NERV skinslänsen, Wilhelmstr. 92 II. 
Anwesend die Herren: Heck, Reichenow, Cabanis, 
Schäff, Deditius, Grunaek, von Winterfeldt, Hartwig, 
Matschie, von Maltzan, von Dallwitz, Hocke, Rörig, 
Bünger, Pascal, Schalow, Thiele, Müller und Wacke, 
Von auswärtigen Mitgliedern: Herr Hartert (Marbutgp 
Von Ehrenmiteliedern: Herr Möbius. 
Als Gäste die Herren: Freese, Rost, Dr. Jordan AN 
Simon, sämmtlich aus Berlin. B* 
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie, 
Nach Verlesung und Annahme des Berichtes über die: April- 
Sitzung legen die Herren Cabanis, Reiehenow und Schäff 
eine Anzahl neu erschienener und eingegangener Schriften vor und 
besprechen dieselben. DR 
Ein Supplement to theCodeof Nomenclature and 
Checek-List of North American Birds fügt der: Ornis 
Nord-Amerikas 65 Species hinzn, von denen 43 trinären Charakter 


Allgem. Deutsche Ormithologische Gesellschaft: Da 


haben, 2 Arten werden gestrichen, eine Species Carpodaeus frontalis 
rhodocolpus (Cab.) eingezogen. Eine Anzahl von Veränderungen 
in der: Nomenclatur beschliesst die Arbeit. 

J. A. de Sousa liefert wiederum einige Beiträge zur Orni- 
thologie von Angola. In einer kleinen Ausbeute von 25 Arten, 
welche der Pater Antunes von Huilla eingesendet hatte, fand ‘er 
einen neuen Serinus huillensis und in einer 46 Species enthaltenden 
Sammlung, welche Anchieta in Quindumbo zusammengebracht 
hatte, eine von Barboza beschriebene Lagonostieta cinereovinacea. 

Herr Reichen o w bespricht einige Arbeiten von W. Marshall: 
1. Thierverbreitung, aus: Anleitung zur deutschen Landes- und 
Volksforschung ete. 1889. — Es wird darin Deutschland nach 
seiner Bodenbeschaffenheit, Vegetation und Thierwelt in zwei Pro- 
vinzen: die gebirgige südliche, die „oberdeutsche“, und die ‚„nieder- 
deutsche‘, nördliche, zerlegt, und jede dieser beiden Provinzen in 
einen östlichen und westlichen Gau getrennt. 2. Die Papageien 
und 3. die Spechte (Zoolog. Vorträge Heft 1 und 2), in welchen 
die genannten Gruppen in populärer Form bezüglich ihrer syste- 
matischen' Charaktere im allgemeinen, ihrer Lebensweise und ins- 
besondere ihrer Verbreitung besprochen werden. Nebst Karten 
der Verbreitung. 

Herr Sehäffbespricht ©. v. Riesenthal’s kürzlich erschienenes 
Werk: „Die Kennzeichen unserer Wasservögel (Sumpf- und 
Schwimmvögel“). Der grösste Vorwurf, welcher demselben ge- 
macht werden muss, ist der der Unvollständigkeit, es fehlen gänz- 
lich die Regenpfeifer, obgleich man diese Familie, nach dem Titel 
zu. urtheilen , ‘doch entschieden in dem Buch erwarten muss. 
Es''wird aueh nirgends in dem Werk gesagt, dass diese Familie 
in einem zweiten Theil nachgetragen werden soll. Andererseits 
sind von den überhaupt behandelten Familien alle, auch die ganz 
sporadisch beobachteten Arten beschrieben, die Artkennzeichen 
sind durchweg praktisch zusammengestellt, auch das Nöthigste 
über Lebensweise, Verbreitung ete. der einzelnen Arten findet man 
angegeben, so dass das Fehlen gerade der einen en 
Familie um so mehr bedauert werden muss. 

Derselbe bespricht ferner: A. Ludwig, „Das Birkwild, dessen 
Naturgeschichte, Jagd und Hege“. Das Werk ist eine sehr fleissige 
Arbeit eines das Birkwild seit 25 Jahren studirenden Beobachters, 
welcher gleichzeitig die Literatur genügend berücksichtigt und 
so in den Stand gesetzt ist, eine erschöpfende Monographie des 


328 Bericht über die Mai-Sitzung. 


Tetrao tetrie zu liefern. Hinsichtlich der Verbreitung des Birk- 
wildes ist zu bemerken, dass dasselbe, entgegen den Angaben des 
Verf., in Holstein sehr selten ist oder vielleicht jetzt ganz fehlt. 

Herr Reichenow theilt mit, dass Syrrhaptes paradoxus am 
20. April d. J. sich wiederum in einem Fluge bei Pawlowiez 
(p. Zlotnik in Posen) gezeigt haben. Die Schaar, welche von 
Herrn Rittergutsbesitzer Mackensen beobachtet wurde, zog in 
nordwestlicher Richtung. 


Herr Hartert hält hierauf einen längeren Vortrag über die 4 


ornithologischen Ergebnisse seiner Reise nach Malakka, Sumatra, 
ÖOber-Assam und Vorder-Indien. 

Die Anwesenden folgen mit regem Interesse den eine grosse 
Anzahl werthvoller biologischer Beobachtungen behandelnden Aus- 
führungen des Redners. 

Herr Hartwig theilt zum Schlusse mit, dass der Direetor 
des Priesterseminars zu Funchal auf Madeira, Herr Padre Ernest 
Schmitz, ornithologisch sammelt und die von ihm erlegten Vögel 
hierher schicken wird. Nach seinen Mittheilungen brüten Upupa 
epops und Falco nisus (portugiesisch: Gaviäo) auf Porto Santo. 
Die Anzahl der auf der Madeira-Gruppe brütenden Vögel steigt 
dadurch auf 32 Arten. 

Mitte März 1889 wurde auf Madeira Totanusealidris. erlegt. 


Die Zahl der auf der Madeira-Gruppe beobachteten Vogelarten 


beträgt nunmehr 105 Species. 
Hierauf wird die Sitzung geschlossen. 
Matschie. Cabanis, Gen.Secr. 
Am 25. und 26. Mai fand die officielle Frühjahrs-Excursion 
der Gesellschaft statt. DasZiel derselben war das Schenkenländehen 
und die Dubrow bei Königs-Wusterhausen. 


i 
% 


A 
ORNITHOLOGIE. 


Siebenunddreissigster Jahrgang. 


MB 9 © October... © 9:18,“ 


Allgemeine Beulsche en Beselschaf zu Berlin. 


Bericht über die September-Sitzung. 


VerhandeltBerlin,Montag, den 9. September 1889, 
Abends 8 Uhr, im Vereinslocale, Bibliothekzimmer 
des Architekten-Vereinshauses, Wilhelmstr, 92 I. 

Anwesend die Herren: Cabanis, Reichenow, Schalow, 
Hartwig, Grunack, Deditius, Hocke, Thiele, Bünger, 
Rörig, Pascal, Matschie, Nauwerck, Mützel, Linker 
und Marquardt. 

Als Gäste die Herren: Lemm (Berlin) und Spiess 
(Charlottenburg). ; 

Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftführer: Herr Matschie. 

Der Vorsitzende legt nach Verlesung und Annahme des 
Berichtes über die Mai-Sitzung eine Anzahl von Schriften vor, 
welche während der Sommerferien eingegangen sind. 

Brusina hat in einer Denkschrift der serbischen königlichen 
Akademie begonnen, die croato-serbischen Vögel unter Berück- 
sichtigung des gesammten slavischen Südens zu behandeln. Das 
erste Heft des in Gross-Quart, leider nur in serbischer Sprache 
erscheinenden Werkes enthält die allgemeine Einleitung mit einem 
umfassenden Litteratur- Nachweise. 

Stefan von Chernel hat die Titel aller über die Ornis 
Ungarns verfassten Abhandlungen in einer „Bibliographia Ornitho- 
logica Hungarica zusammengestellt. 

F. M. Chapman beschreibt einen neuen Colibri, Amazilia 
aeneobrunnea von Bogota, welcher der A. lawrencei Elliot ähnlich ist. 

Derselbe giebt eine „Revision der Gattung Xrphorhynchus 
Sws. mit der Beschreibung zweier neuer Arten. 

Cab, Journ, £, Ornith, XXXVII, Jahrg. No, 188. October 1889. 22 


330 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


In der Juli-Nummer des Ibis findet sich u. a. eine Notiz von 
Tristram über die Erlegung von Emöberiza cioides Brandt in 
England. ; 

Herr Reichenow legt hierauf den von ihm bearbeiteten 
„Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel 
während des Jahres 1886‘ (Archiv f. Naturgesch. 1837 p. 87—136) vor. 

Herr Sehalow bespricht: Th. Heim: „Die Vögel Deutsch- 
lands nach ihrem Nutzen und Schaden in tabellarischer Uebersicht.“ 

H. Nehrling’s „Nord-Amerikanische Vogelwelt“ II. Lieferung 
ist reich an prächtig geschriebenen reizvollen Schilderungen des 
Vogellebens der Vereinigten Staaten. Der durch zahlreiche Auf- 
sätze in fast allen deutschen ornithologischen Zeitschriften be- 
kannte Verfasser zeigt sich als aufmerksamer Beobachter. Leider 
sind die vorzüglichen Abbildungen Goering’s, Ridgway’s und 
Mützel’s durch schlechten Ausfall des Farbendrucks arg entstellt. 

Herr Hartwig legt vor und bespricht einige Vögel der 
Madeira-Gruppe. Von 12 Serinus canarius, die derselbe von dort 
lebend mitgebracht hatte, ist der letzte nunmehr gestorben. Der 
Vogel hat in seinem Federkleid keine Spur eines gelblichen Tons. 
Auf den Canaren werden die Vögel in einigen Jahren der Gefangen- 
schaft gelb. Vielleicht dürfte die gelbe Rasse nicht in Deutschland, 
sondern bereits dort entstanden sein. Ferner gelangen zur Ansicht 
einige vom Pater Ernesto Schmitz eingesendete Singvögel und 
verschiedene Gelege. 

Herr Reichenow hat die etwa 700 Bälge enthaltende Samm- 
lung des mit Unterstützung der königlichen Akademie der Wissen- 
schaften in Ost-Afrika forschenden Herrn Stuhlmann bestimmt, 
aus welcher Ausbeute er einige interessantere Formen vorlegt. Von 
den auf der Insel Sansibar und am Quillimane gesammelten 
Bälgen ist trotz der Reichhaltigkeit des Berliner Museums an 
ostafrikanischen Arten ein Theil der Species bisher im Museum 
nicht vertreten gewesen. Herr Reichenow beschreibt als neu: 
Francolinus stuhlmanni, Vanellus leucopterus und Psalidoprocne petiti 
orientalis. 

Herr Reichenow theilt mit, dass unser Mitglied Jablonski 
bei Brätz am 31. August ein $ von Loxia bifasciata geschossen hat. 

Herr Sehalow erinnert daran, dass diese Art seit langer 
Zeitin der Mark nicht beobachtet worden sei. In der Radziwil’schen 
wie in der Eberswalder Sammlung befänden sich Exemplare, 
welche in der Mark vor mehr denn 40 Jahren geschossen wären. 


Bericht über die September-Sitzung. 33l 


Herr Cabanis spricht über die Gattung Hemignathus. Orni- 
thologische Sammlungen von den Sandwichs-Inseln gehören zu 
den Seltenheiten. Seit Deppe vor 50 Jahren auf der Rückreise 
von Mexiko eine Anzahl von Vogelbälgen aus Oahu, einer der zu 
diesem eigenartigen Schöpfungsherde gehörigen Inseln mitbrachte, 
hat sich die Kenntniss der dortigen Ornis nur wenig erweitert. 
Es scheint, dass jede Insel der Gruppe ihre besonderen Formen 
hat. Ein vorgelegter Balg, welcher mit einigen anderen durch 
Herrn Wentscher an das Museum gelangte, ist dem Hemignathus 
obscurus Leht. nec G m. sehr ähnlich, unterscheidet sich aber von 
diesem leicht durch die schwarze Farbe der Füsse und des 
Schnabels und durch längeren Flügel und Schnabel. Masse: 
al. 8,7—),2 em; rostr. a. fronte 6,2 cm. Fundort: Kanai; Ein- 
geborenenname ‚,Jovi.“ 

Herr Cabanis nennt diese Art: 

H. procerus n. sp.*) 
Schnabelkrümmung = der eines Kreises von 4,2 em. Radius, 
während obiger odbscurus eine solehe von 2,3 cm hat. 

Herr Reichenow berichtet über die Thätigkeit des Aus- 
schusses, welcher zur Verbreitung der Bestimmungstabelle der 
deutschen Raubvögel niedergesetzt wurde. 

Herr Schäff hat sich mit den Vorständen verschiedener 
Jagdschutzvereine in Verbindung gesetzt und von zwei Seiten die 
Zusicherung reger Unterstützung erhalten. Es werden an die 
Vorstände der Landesvereine in den Provinzen Brandenburg und 
Westpreussen zunächst eine Anzahl von Tabellen zur Vertheilung 
an die Mitglieder gesendet werden. 

Herr Mützel legt einige Farbendrucktafeln vor, welche nach 
von seiner Hand geschaffenen Originalen für Nehrling’s Werk: 
„Nordamerikanische Vogelwelt‘‘ hergestellt sind, und welche zeigen, 
dass die schlechte Ausführung der in jenem enthaltenen Tafeln 
auf Nachlässigkeit der den Druck ausführenden Firma zurück- 
zuführen sind. 

Herr Schalow spricht über die Verbreitung von Corvus 
lingitanus Irby im Atlas-Gebiet. Er weist darauf hin, dass die 
Angaben von Diederich in dessen Arbeit über die geographische 
Verbreitung der echten Raben (Jena 1889), über das Vorkommen 
von Corvus corax L. in dem genannten Gebiet der Berichtigung 


*) Sitzungsbericht. Vossische Zeitung No. 429, Berlin 14. Septbr. 1889. 
22* 


332 Allgem. Deutsche Ornitholgische Gesellschaft zu Berlin: 


bedürfen. Diederich hält O. tingitanus Irby für eine, nur als Rasse 
haltbare Form, die zu ©. corax L. gestellt werden muss. Dem 
ist aber nicht so. Irby (Ibis 1874 p. 264) weist bei der Be- 
schreibung seiner neuen Art darauf hin, dass C. tingitanus am 
nächsten mit ©. affinis Rüpp. verwandt sei, eine Ansicht, der auch 
Sharpe beipflichtet. Der Atlasrabe muss als eine gute constante 
Art betrachtet werden, wie dies auch von den englischen Orni- 
thologen stets geschehen ist, die ein eigenes, scharf umgrenztes 
Verbreitungsgebiet besitzt und unseren Kolkraben, der, soweit 
Afrika in Betracht kommt, die europäischen Küsten des Mittel- 
meeres nicht zu überschreiten scheint, in Nordwestafrika ersetzt. 
Hierfür scheint mir auch der Umstand, dass der Kolkrabe auf 
Sieilien vorkommt, auf Malta aber fehlt, zu sprechen. Diederich 
sagt a. a. O. (p. 70): „In der Zeit vom Januar zum April beob- 
achtete man den Kolkraben bei Tanger und in Ost-Marocco. 
Er war um diese Zeit sogar sehr gemein. Bei Tingam wohnt 
die Localrasse“ (d. i. ©. tingitanus). 

Diese Mittheilungen enthalten einen Widerspruch, denn Tingam, 
von dem Diederich spricht, ist identisch mit Tanger, dem Tingis 
der Alten! Hier in Tanger beobachtete und schoss Irby die Raben, 
nach denen er seine neue Art aufstellte („prope urbem Tingem 
in imperio Mauritanico“) und führte damit den Nachweis, dass 
©. corax nicht bei Tanger vorkomme, sondern durch eine andere 
Art ersetzt wird. Die älteren Angaben von Carstensen, Tyrwhitt, 
Drake, Hay u. A. über das Vorkommen des Kolkraben in Marocco 
sind dahin zu berichtigen. Neuere ornithologische Erforscher 
dieses interessanten, leider noch so wenig bekannten Gebietes, wie 
z. B. S. G. Reid führen nur C. üngitanus für Marocco, wenigstens 
Nord-Marocco, auf. Die von Jannasch (Die deutsche Handels- 
expedition 1886) zwischen Schwika und Waddraa im südwest- 
lichen Marocco, geographisch bereits im Gebiet der Saharah, 
beobachteten Raben dürften ebenfalls der Irby’schen Art ange- 
hören. Was ich im Vorstehenden von Marocco gesagt, gilt auch 
von den übrigen Atlasgebieten, von Algerien, Tunis und wahr- 
scheinlich auch Tripolis. 

Die älteren Beobachter in Algerien, wie Finger, Buvry, Loche, 
Germain, Laboressye u. A. führen Corvus corax L. für das besagte 
Gebiet auf, neuere Reisende dagegen, wie z. B. Charles Dixon 
C. tingitanus Irby. König schoss in Tunis keinen Kolkraben, 
sondern beobachtete ihn nur, ist aber nachträglich, wie er mir 


Bericht über die September-Sitzung. 333 


brieflich mittheilt, zu der Ueberzeugung gekommen, dass die da- 
selbst vorkommende Art C. £ingitanus Icby und nicht ©. corax L. 
sei. Auch die Mittheilungen von Chambers über Tripolis dürften 
sich auf den Atlaskolkraben beziehen. Nach meiner Ueberzeugung 
muss die auf der Diederich’schen Verbreitungskarte (Taf. III, 1) 
für das Vorkommen von C. corax L. gezogene, das Atlasgebiet 
einschliessende Linie, an dieser Stelle nördlicher gelegt werden 
und Nordwestafrika ausschliessen. Es kommt hier eine andere 
Rabenart vor, C. tingitanus Irby, welche den nur bis in das süd- 
liche Europa gehenden C. corax L. im ganzen Gebiet des Atlas 
in derselben Weise ersetzt, wie dies gleichfalls mit anderen euro- 
päischen Arten der Fall ist. Ich erinnere z. B. an die dem Atlas- 
gebiet eigenthümlichen Arten: Prca mauritanica Malh., Garrulus 
cervicalis Bp., Lanius algeriensis Less., Ruticilla Moussieri (Olph. 
Gall.), Geeinus Vaillantii (Malh.) und Fringella spodiogena Bp., 
welche nur hier vorkommen, und die nördlich des Mittelmeeres 
in Spanien, Frankreich und Italien wohnenden Pica rustica Scop., 
Garrulus glandarius (L.), Lanius meridionalis Temm., Ruticilla phoeni- 
curus (L.), Gecinus Sharpii Saund. und Fringilla coelebs L. ersetzen. — 

Herr Cabanis liest aus einer brieflichen Mittheilung des 
Herrn Postmeister Podlech in Zehdenik die Beschreibung eines 
Doppeleies von Anas domestica vor. 

Dasselbe wog unausgeblasen 220 g und enthielt ein vollständig 
ausgebildetes, starkschaliges, viel Dotter enthaltendes zweites Ei. 
Beide waren befruchtet. 

Herr OÖ. Reiser in Sarajewo klagt in einer Zuschrift über 
thörichte Angaben über angebliche Vogeltransporte kleiner Vögel 
durch Kraniche in der Zeitschrift: „Vom Fels zum Meer“. 

Herr Mützel macht zum Schlusse einige Mittheilungen über 
den auffälligen Mangel an Strandvögeln auf Zingst in diesem 
Jahre. Er glaubt, dass viele der betreffenden Arten, durch das 
warme Frühjahr verlockt, nördlichere Brutplätze aufgesucht hätten. 

Schluss der Sitzung. 

sin Matschie. Cabanis, Gen.-Secr. 


Bericht über die October-Sitzung. 
Verhandelt Berlin, Montag, den 7. October 1889 


Abends 8 Uhr, im Vereinslocale. 
Anwesend die Herren: Cabanis, Reichenow,Grunack, 


334 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Ehmceke, Hocke, Thiele, Pascal, Bünger, Rörig, 
Marquardt, Deditius, Matschie, Hartwig, Mützel, 
Schalow, Schäff nnd Nauwerck. 

Von auswärtigen Mitgliedern die Herren: König (Bonn) 
und Hartert (Marburg). 

Als Gast: Herr Dr. Ehrenreich (Berlin). 

Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf. Herr Matschie. 

Der Bericht über die September-Sitzung wird verlesen und 
angenommen. 

Die Herren Cabanis und Reichenow legen die neu er- 
schienenen ornithologischen Veröffentlichungen vor und besprechen 
dieselben. Herr Cabanis referirt u. a. über P. L. Selater: 
List of Birds eolleeted by Mr. Ramagein Dominica, 
West-Indies. Von dieser Insel der kleinen Antillen sind bis 
jetzt 60 Vogelarten bekannt, unter denen 2 Chrysotis-Arten, ©. 
augusta und bouqueti besonderes Interesse erregen, welche der Insel 
eigenthümlich sind. Ausser diesen sind Blacicus brunneicephalus, 
Thalurania wagleri und Ohaetura dominica auf Dominiea beschränkt. 
Dazu kommt eine Localform von Mimoeichla ardesiaca, albiventris 
genannt, und von Margarops montanus, welche den trinären Namen 
rufus führt. — 

Ferner beschreibt Selater 5 neue Arten von Dendrocolaptiden 
und 2 neue Subgenera derselben im Januarhefte der P. Z. S. 

Giglioli hat die Berichte der Mitarbeiter der Inchiesta 
Ornitologica in Italien gesammelt und in einem fast 700 Seiten 
zählenden Bande veröffentlicht. Es werden 450 Arten aufgeführt. 

Herr Reichenow bespricht: A. B. Meyer: Ueber einige 
seltene Exemplare von Rackel- und Birkwild im Museum Ferdi- 
nandeum zu Innsbruck (Abdruck aus der Ferdinandeums-Zeit- 
schrift, III. Folge, 33. Heft 1889). 

Herr König hält einen längeren Vortrag tiber seltenere 
Vögel der Canarischen Inseln, welcher im Journal in erweiterter 
Form zum Abdruck gelangen wird. 

Herr Hartert spricht über 2 Megalaema-Arten. Hume fand 
in Burmah Exemplare von Megalaema asiatica Lath. mit breitem 
türkisblauen Bande dureh die rothe Kopfplatte, welche Form er 
M. davisoni nannte. Herr Hartert sammelte ein ebenso gefärbtes, 
welches er von demselben Baume mit typischen M. asiatica schoss. 
Da er auch Uebergangskleider zwischen den beiden Formen fand, 
so dürfte M. davison‘ als Art einzuziehen sein. 


| 


Bericht über die Oectober-Sitzung. 335 


Ferner legte der Vortragende Reihenfolgen von indischen Piepern 
und Zemicereus vor, über welche er eingehend im Journal be- 
richten wird. 

Herr Hartert erwähnt ferner als Ergänzung zu dem während 
der diesjährigen Versammlung in Münster gehaltenen Vortrage 
des Herrn Oberförster Renne tber das Birkwild, dass Tetrao 
tetrie noch vor 15 Jahren nur die entlegenen Moore nahe der 
holländischen Grenze im Emslande bewohnt habe. Jetzt sei es 
im ganzen Emslande zu finden. Die Vermehrung des Birkwildes 
in den emsländischen Kreisen sei in den letzten Jahren eine der- 
artige gewesen, dass beispielsweise auf den Moorwiesen in der 
Nähe des Dorfes Teglingen bei Meppen in den Herbstmonaten 
oft 80—100 Stück zusammen gesehen wurden. In den herzoglich 


‚Arenberg’schen Forsten, dem sogenannten Engebertswalde zwischen 


Meppen und Lingen, balzten im letzten Frühjahre mehr als 100 
Hähne, von denen ca. 12 auf der Balz erlegt wurden. Das Birk- 
wild ziehe sich mehr und mehr aus dem Moore heraus in bebaute 
Gegenden, nachdem das Raubzeug vertilgt, strenger Jagdschutz 
durchgeführt und der Wald aufgeforstet sei. 

Herr Schäff macht einige kleine Mittheilungen, welche be- 
sonders abgedruckt werden. 

Herr Reichenow spricht über die Unterschiede des Picus 
canıs Gm. aus Norwegen und des deutschen P. viridicanus Meyer 
u. Wolf, welche von deutschen Ornithologen noch immer zusammen- 
geworfen werden, obgleich L. Stejneger 1886 auf die Ver- 
schiedenheit beider Arten aufmerksam gemacht hat. Bei der 
skandinavischen Art (P. canus L.) hat Kopf und Unterseite einen 
viel dunkler grauen Ton, als bei der deutschen, das Grün des 
Rückens zieht weniger ins Gelbe; die starren Federn, welche die 
Nasenlöcher überdecken sind schwarz anstatt grau mit schwarzen 
Spitzen; die schwarzen Strichel hinter dem Roth auf dem Hinter- 
kopf beim Männchen sind stärker ausgeprägt. 

Herr Schalow legt einige Photographien vor, auf welchen 
die Bambusholzverschläge der Indianer im Xingu-Gebiete abge- 
bildet sind, in welchen Harpyia destructor zur Gewinnung von 
Schmuckfedern gehalten wird. 

Herr Ehrenreich giebt einige interessante Mittheilungen 
über die Zähmung und das Gefangenhalten wilder Thiere. bei 
den Indianern Südamerikas. 


336 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Alle Reisenden, die Gelegenheit hatten mit den Ureinwohnern 
des tropischen Amerika in Berührung zu treten, wissen von der 
Geschicklichkeit zu erzählen, mit der namentlich die wilden Stämme 
die Thiere des Waldes zähmen, um sie in ihren Dörfern domestieirt 
zu halten. 

Von Säugethieren sind es in erster Linie Affen, ferner Bisam- 
schweine (Dieotyles), Agutis und Meerschweinchen. In einem Dorfe 
der Carajas am Araguaya sah ich auch einen gezähmten Tapir, 
der bereits völlig ausgewachsen war. Die Zähmung der kleineren 
Thiere gelingt dadurch so gut, dass dieselben so jung wie möglich 
eingefangen und dann von den Weibern an die Brust genommen 
werden. Bei den Botocudenstämmen in den Urwäldern von Es- 
piritu santo sah ich Weiber, die kleine Peccariferkel nährten. Bei 
grösseren Thieren werden dazu auch wohl Hündinnen benutzt; 
was ich ebenfalls bei den Caraja beobachtete. Eine kleine Hündin, 
die ein bereits sehr grosses Dicotyles torguatus säugte, gewährte 
einen höchst komischen Anblick. 

Die Hauptrolle in dem Thiergarten des Indianers spielt natür- 
lich die Vogelwelt. In grosser Anzahl sind stets die Araras ver- 
treten, von denen am Araguaya der prachtvolle hyaeinthenblaue 
Ararauna besonders gern gehalten wird. Da ihr lautes Geschrei 
schon von weitem den nahenden Fremden empfängt, erfüllen sie 
fast den Zweck von wachsamen Hunden. Die Bororos in Matto 
grosso bringen diesen Thieren eine gewisse abergläubische Ver- 
ehrung entgegen, da sie dieselben für incarnirte Seelen verstorbener 
Stammesgenossen ansehen, während die Negerseelen in dieschwarzen 
Aasgeier Cathartes aura übergehen. Die Menge dieser Thiere in 
einem Dorfe ist zuweilen erstaunlich. Bei den Carajas zählte ich 
auf einem Dache deren 22. 

Die Thiere sehen übrigens meist ziemlich unansehnlich aus, 
da ihnen viele Brust- und Schwanzfedern zur Herstellung von 
Federzierrathen ausgerissen werden, wenn die Jagd deren nicht 
genügend liefert. Die Indianer verstehen auch bei diesen Vögeln 
Variationen der Färbung, wahrscheinlich durch eine bestimmte 
Art der Fütterung, hervorzurufen. Man sieht rothe Araras, deren 
rothe Brustfedern mit einem breiten gelben Rande umsäumt sind. 
Auf den Carajadörfern waren auch Steissfüsser (Tinamus) in 
grosser Anzahl zu sehen. Jeder derselben trug am linken Flügel 
einen kleinen rothen Federschmuck. Ferner werden Strausse, 
Haushühner, darunter der prächtige rothschnäblige Mutum cavallo, 


Bericht über die October-Sitzung. 397 


Bisamenten, Reiher, Störche (Jabiru, tantalhıs u. andere) und auch 
der merkwürdige Kahnschnabel gehalten. 

Haushühner hatten die Carajas in Menge. Dieselben wurden 
jedoch ebenfalls wie die wilden Vögel nur zum Vergnügen gehalten, 
deswegen auch nicht verzehrt, ebensowenig wie die Eier. Hierbei 
mag Aberglauben eine Rolle spielen, wie das auch von andern 
amerikanischen Stämmen berichtet wird. 

Zweimal fanden wir vor einem Carajadorf einen todten Sareco- 
ramphus papa auf einem Stangengerüst aufgepflanzt, wahrschein- 
lieh ebenfalls als abergläubisches Symbol. Die erste Xingu-Expe- 
dition fand vor dem Dorfe der Suya einen in ähnlicher Weise 
aufgestellten todten Hirsch. 

Die von uns besuchten Xingustämme, denen bekanntlich das 
Haushuhn und der Hund noch ganz unbekannt sind, hatten haupt- 
sächlich die kleineren grünen Papageienarten, daneben namentlich 
Stirnvögele Am häufigsten von letzteren eine grosse olivengrüne 
Cassieus-Art. Diese Vögel flogen unablässig aus einer Hütte in 
‚die andere, immer nahe dem Boden, durch die niedrigen Thüren. 

In jedem Xingudorf befanden sich auf dem freien Platz vor 
der Festhütte grosse, aus pyramidenförmig zusammengestellten 
Stangen verfertigte Käfige mit grossen Raubvögeln Morphnus und 
Harpyia destrucior, worunter ganz schwarze Exemplare, die mit 
‚Affenfleisch gefüttert wurden. Ob auch ihnen Federn ausgerissen 
werden, ist noch ungewiss. Wir haben nur wenige derselben bei 
den Indianern gesehen, und auch diese können ebensogut von 
getödteten Exemplaren stammen. Dagegen besassen die Bororos 
einen grossen Häuptlingsschmuck von ausgezeichneter Schönheit. 
Derselbe bestand in einer Stirnbinde aus gelben Cassicus- 
Federn, die nach vorn herabfallend das Gesicht beschattete, da- 
rüber eine breite, hohe, nach vorn und oben gerichtete Krone 
aus blauen Ararafedern; endlich eine über den ganzen Kopf ge- 
zogene Krone aus langen an dünnen Holzstäbchen festgenähten 
Harpyienfedern, die nach hinten oben abstand. Lebende Harpyen 
wurden bei den Bororos nicht gehalten, von gezähmten Vögeln 
sahen wir daselbst nur Araras. 

Auffallend arm an Vögeln waren die von mir besuchten Indianer- 
dörfer des mittleren Purus, die der Ipurinas und Jamamadis. 
Dieselben hatten nur einige Mutums und Penelopearten, sowie 
von Säugethieren Agutis und Meerschweinchen. 

Herr Hocke erwähnt, dass ZLoxia bifasciata nunmehr bei 


338 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


dem hiesigen Vogelhändler Reiss in grösserer Anzahl, wahrschein- 


lich aus Ziegenhals in Schlesien, eingetroffen sei. 
Herr Hocke spricht über die Eigenthümlichkeit der Löffel- 


ente, Anas clypeata, bei Annäherung eines Menschen ihr Nest 


sehr zu beschmutzen; über ein Gelege von 7 Eiern des Rebhuhns 
mit 11 Säger-Eiern, und tiber das Nisten des Raben (Corvus corax) 
in Felsspalten auf Hiddensoe. Im Garten des Capt. Mohr zu 
Schaprode nistete Muscicapa grisola. Das & war schneeweiss mit 
rothen Augen, die Jungen normal gefärbt. In einem Neste von 
Mergus serrator, lagen neben 11 Eiern dieser Art 7 Eier von Perdix 
einerea. Auf Hiddensoe fand Herr Hocke Sterna caspia auf drei 
Eiern brütend. 


Herr Schalow theilt mit, dass am 15. September d. J. bei 


Nassenhaide unweit Birkenwerder an der Nordbahn von den 

Herren Bock und Nauwerck ein Exemplar von Squatarola helvetica 
geschossen sei. 

Schluss der Sitzung. 

PORREN ATLN Matschie. Cabanis, Gen.-Seer. 


Berieht über die November-Sitzung. 


Verhandelt Berlin, Montag, den 4. November 1889, 
Abends 8 Uhr, im Sitzungslocale. 

Anwesend die Herren: Cabanis, Ehmcke, Reichenow, 
Schäff, Hocke, Bünger, Rörig, Grunack, Thiele, 
Schalow,Linke,Deditius,Hartwig,Matschie,Pascal, 
Hartert, Müller, Heck und Nauwerck. 

Als Gast: Herr Staudinger (Berlin). 

Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftführer: Herr Matschie. 

Vor dem Eintritt in die Tagesordnung ertheilt der Vorsitzende 
Herrn Schalow das Wort zu folgender Ansprache: 

Im Frühling dieses Jahres hatten wir den Verlust eines 
Fürsten zu beklagen, der, ein ordentliches Mitglied unserer Gesell- 
schaft, thätigsten Antheil an allen ornithologischen Bestrebungen 
genommen hat und durch gelegentliche kleine Veröffentlichungen 
dieses Interesse auch der Aussenwelt gegenüber bekundete. Im 
verflossenen Monat, am 19. October, ist wieder ein Fürst dahin- 
geschieden, der unserer Gesellschaft nahe gestanden. Nicht weniger 


denn 33 Jahre hat uns Don Louis, König von Portugal, angehört. 


EI EEE WE END 


Bericht über die November-Sitzung. 339 


Im Jahre 1856 wurde er zum Ehrenmitglied unserer Gesellschaft 
ernannt. 

Wenn ich hier in unserem kleinen Kreise der Erinnerung an 
Don Louis einige Worte widme, so erfüllt es mich mit Bedauern, 
bekennen zu müssen, dass ich die portugisische ornithologische 
Litteratur nicht genügend kenne, um sagen zu können, ob der 
hohe Verstorbene, in jüngeren Jahren, in unserer Wissenschaft 
schriftstellerisch thätig gewesen ist. Dass weiss ich aber, dass er 
stets allen ornithologischen Bestrebungen sein wärmstes Interesse 
geschenkt hat, als königlicher Prinz, wie später als regierender 
König. Wer immer als Ornitholog nach Portugal kam, durfte sicher 
sein, beim Könige die weitgehendsten Unterstützungen und die 
verständnissvollste Förderung seiner Pläne zu finden. Ich weiss 
dies von Dr. Rey, von William Tait, ich weiss es vor Allem aus 
dem Munde unseres unvergesslichen Alfred Brehm, den der König 
sehr hoch schätzte und den er durch hohe Auszeichnungen zu 
ehren wusste. Don Louis liebte es, mit Fachgenossen über die 
reiche Vogelwelt seines Vaterlandes zu sprechen und bestehende 
Irrthümer über dieselbe aufzuklären. So nahm er z. B. einst bei 
einer Audienz des Dr. Rey im Jahre 1869 Veranlassung, die von 
der Naumannia im Jahre 1856 gebrachte Notiz, dass der in Afrika 
heimische Mieronisus gabar (Daud.) in Portugal gehorstet habe und 
ihm die Eier für seine Sammlung gebracht worden seien, zu 
rectifieiren und als eine irrthümliche Angabe nachzuweisen. In 
seinem Vaterlande hat der König viel für die Entwickelung der 
Ornithologie gethan. Die planmässige Erforschung der west- 
afrikanischen Besitzungen Portugals, die Herausgabe der Ornitho- 
logie d’Angola durch Barboza du Bocage, ja die Berufung des 


‚genannten Gelehrten zum Minister der Colonien dürften der eigensten 


Initiative des Königs und seiner Liebe zur ornithologischen 
Wissenschaft zuzuschreiben sein. Mit vieler Freude hat Don Louis, 
ich weiss das von englischen Freunden, die im Jahre 1883 im 
Journal da Sociedade d’Instrucaö do Porto von William Tait be- 
gonnenen und später im „Ibis“ fortgeführten Arbeiten über die 
Vögel Portugals verfolgt. Möge das Interesse an ornithologischer 
Arbeit, welches der Verstorbene wachgerufen und gefördert, auch 
nach dem Tode des Königs in Portugal nicht erkalten! 

Die Anwesenden ehren das Andenken des Verstorbenen durch 
Erheben von den Sitzen. 

Der Bericht über die Oetober-Sitzung wird verlesen und 
angenommen. 


340 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Herr Cabanis legt die neuerdings eingegangenen Veröffent- | 


lichungen vor und bespricht dieselben. 


G. E. Shelley beschreibt in der October-Nummer des „Ibis“ 


einige Capitoniden als neu: Smilorhis kilimensis, Barbatula chrysopyga, 
Melanobueco aequatorialis. Ferner stellt derselbe 4 neue Genera 
in dieser Familie auf: Erythrobucca, Melanobucco, Heliobucco und 
Mezobueco. 


Eine zweite Arbeit dieses Ornithologen behandelt die Aus- 
beute Hunter’s vom Kilimandscharo: „On the Birds collected by 


Mr. H. C. V. Hunter F. Z. S. in Eastern Africa (P. Z. 5.1880)“ Von 


den 95 gesammelten Arten erwiesen sich 7 als neu. 


Herr Shelley führt Francolinus Schütti und Fr. Hüdebrandti 
als Synonyme zu Fr. Altumi auf, ohne den Grund dafür ausein- 


ander zu setzen. 
Wenn es auch nicht absolut ausgeschlossen erscheinen möchte, 


dass Fr. hildebrandti der junge Vogel zu Fr. altumt ist (der erstere 
Name würde dann die Priorität haben), so zeigt doch Fr. Schütt 
einen so verschiedenen, an Fr. ashantensis und Fr. modestus er- 


innernden Färbungscharakter, dass kein Grund vorliegen dürfte, 
diese Art einzuziehen. Während Fr. altumi und Hildebrandt eine 


röthlich braune, fein hell und dunkel gewellte Oberseite haben, 
ist Fr. Schütti oben umberfarben ohne Wellenzeichnung, jede Feder 
olivengrau gesäumt. Ferner zieht Herr Shelley Piernistes leuco- 


paraeus zu Pt. humboldti. - Pt. leueoparaeus steht aber dem Pi. nudi- 


eollis ungleich näher als dem Pt. Humboldti. Pt. leucoparaeus und 


Pt. nudicollis sind beide oben graubraun mit schwarzen Schaft- 


strichen ohne Spur von Bänderung, Pt. humboldti ist oben gelb- 
braun mit hellen, am Spitzentheile dunkel gesäumten Binden auf 
dem Rücken und Schwanze. Von Pt. nudieollis unterscheidet sich 
Pt. leucoparaeus durch den weissen vom Mundwinkel ausgehenden 
Kehlstreif, der bei nudicolks schwarz, jede Feder weiss gesäumt 
ist, sowie durch die weissen Kopffedern, welche einen schwarzen 
Schaftstrich und schwarze Säume haben, während dieselben bei nudi- 
collis grau mit schwarzem Schaftstrich ohne Säume sind. [Matschie.] 


Die October-Nummer des ‚„Auk“ bietet unter anderem eine 
interessante Zusammenstellung der jetzigen Verbreitung von Eeto- 
pistes migratorius von W. Brewster, aus welcher hervorgeht, dass 
die Wandertaube aus Michigan so gut wie vertrieben ist und nur 
noch nördlich der grossen Seen brütet. Der Verfasser giebt ein | 


Bericht über die November-Sitzung. 341 


anschauliches Bild der Brutverhältnisse dieses Vogels und wünscht 
einen nachhaltigen Schutz für diese Taube. 

A. Nehring schreibt: Ueber die Herkunft der sogenannten 
türkischen Ente (Anas moschata L.) im Humboldt. VIII. 10 und 
weist als Heimath derselben Süd-Amerika nach. 

Von 6, G. Friedrich’s ‚„Naturgeschichte der Deutschen 
Vögel“ liegen 4 Lieferungen vor, welche nach Inhalt und Aus- 
stattung gleich zu loben sind. Vielleicht sind einzelne der Ab- 
bildungen im Tone etwas zu hart; der Text ist übersichtlich, 
nimmt gebührende Rücksicht auf Synonymie und bietet hinsichtlich 
der Verbreitung der einzelnen Arten sehr interessantes Material. 
Der als vorzüglicher Beobachter bekannte Verfasser hat durch ein- 
gehende Berücksichtigung aller neueren Arbeiten über die Biologie 
unserer deutschen Vögel und durch Aufführung seiner eigenen 
trefflliehen Wahrnehmungen ein überaus empfehlenswerthes Werk 
geschaffen. 

A. B. Meyer hat mit F. Helm zusammen den 4. Jahres- 
bericht der Ornithol. Beobachtungsstationen im Königreich Sachsen 
herausgegeben. Demselben ist angehängt eine dankenswerthe 
Zusammenstellung über das Vorkommen des Rosenstaares in Europa. 

Nehrling’s Nord-Amerikanische Vogelwelt nimmt einen 
guten Fortgang. Die treffenden Schilderungen des amerikanischen 
Vogellebens bieten eine grosse Menge sehr interessanter Beob- 
achtungen. 

Herr Reichenow theilt eine Notiz des Herrn Techler aus 
Szameitschen mit, nach welcher Pastor roseus bei Pilzenkrug 
(Kl. Schwentischken) im August d. J. erlegt worden ist. 

Herr Hartert spricht über einige hinterindische Vögel und 
macht insbesondere darauf aufmerksam, dass er in sehr vielen, 
. genau beobachteten Fällen den Milvus govinda und Haliastur indus 
die Fänge beim Fliegen nicht ım Fersengelenke gebogen halten 
sah, sondern stets nach hinten unter den Schwanzdecken ausge- 
streckt. In der sich hieran anschliessenden Discussion geht die 
allgemeine Ansicht dahin, dass unsere deutschen Raubvögel die 
Fänge im Fliegen angezogen halten. Sichere Beobachtungen in 
dieser Frage sind sehr erwünscht. | 

Herr Reichenow theilt fernere Untersuchungen über die 
Nomenelatur der deutschen Vögel mit (vergl. dies. Journal f. O. 
S. 186—188): 

1. Dernordische (schwarzbäuchige) Wasserschmätzer 


342 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


wird meistens als Cinclus melanogaster Brehm bezeichnet. Als 


Kennzeichen giebt Brehm für diese Art an, dass sie nur 10 


Schwanzfedern habe. Das trifft für den nordischen Wasserschmätzer 
nicht zu. Offenbar bezieht sich die Brehm’sche Beschreibung auf 
eine individuelle Abweichung. Auch hinsichtlich der Vaterlands- 
angabe ist der Autor unsicher. Dagegen wird vorher unter 


dem Namen (. septentrionalis die nordische Art sehr kenntlich 


beschrieben, auch als Vaterland derselben Norwegen angegeben. 
Selbst wenn ©. melanogaster auf dieselbe Form gedeutet werden 
könnte, müsste dieser Name doch dem vorangehenden C. septen- 
trionalis weichen. 

2. Der Grauammer muss als Emberiza calandra L. 1758 an- 
geführt werden. Abgesehen von der bereits in der Fauna sueeica 


von Linne gegebenen guten Beschreibung bezieht der Autor | 


(S. N. 10 p. 177) seine Art auch auf die Abbildung von Frisch 
(Vögel Deutschlands 1. T. 6), wo der Grauammer unter dem Namen 
Miliaria cana sehr schön dargestellt ist. 

3. DieKüstenseeschwalbe wird häufig als Sterna paradisea 
Brünn. bezeichnet. Aus Brünnich’s Beschreibung ist jedoch nicht 
zu entnehmen, dass obige Art gemeint sei. Viel wahrscheinlicher 
hat der Autor das Sommerkleid von St. hirundo beschrieben, während 
unter letzterem Namen das Winterkleid dieser Art charakterisirt 
wird, wie er selbst denn auch beifügt: „An varietas praecedentis 
(St. hirundo), sexu v. aetate diversa.“ Naumann hat die Küsten- 
seeschwalbe unter dem Namen Sterna macrura zuerst scharf 
unterschieden. Letzterer Name muss somit für diese Art beibe- 
halten werden. 

4. Für die Schmalschnabellumme gebraucht man den 
Namen Uria trolle (L.) 1761 und für die Diekschnabellumme 
Uria lomvia (L.) 1758. Aus beiden Linne’schen Beschreibungen 
lässt sich nicht entnehmen, welche der beiden Arten, ob überhaupt 
verschiedene oder mit beiden Namen, was wahrscheinlicher, die- 


selbe Form gemeint sei. Brünnich 1764 bezieht lomvia L. auf 


die langschnäblige und troile (L.) auf die kurzschnäblige Art. 
In der 12. Ausgabe des S. N. hat Linne& selbst dagegen wieder 
den Namen lomvia als Synonym zu trole (sie) gezogen. Das Miss- 
verständniss kann nur beseitigt werden, wenn man diesem Vor- 
gange Linne&’s im Zusammenwerfen beider Namen folgt und für 
die Dickschnabellumme den Sabine’schen Namen Uria brünnichi 
annimmt, welcher zuerst diese Form unzweifelhaft bezeichnet hat. 


| 


Bericht über die November-Sitzung. 343 


Für die Schmalschnabellumme wird allerdings nicht irolle, sondern 
lomvia L. als der ältere Name anzuwenden sein. 

5. Der Eistaucher wird Urinator imber Gunn. benannt. 
Es scheint jedoch fraglich, ob diese Art oder nicht vielmehr der 
Polartaucher D. arcticus (L.) von Gunnerus gemeint ist. Auch 
Linne vermochte den U. imber nicht mit glaciahs zu identifieiren 
und führt ihn neben U. glacialis und areticus als besondere Art 
auf. Dagegen ist Brünnich’s Colymbus torguatus (1764) un- 
zweifelhaft identisch mit C. glacialis L., und da jener Name die 
Priorität hat, so wird der Eistaucher meiner Ansicht als Urinator 
torquatus (Brünn.) 1764 zu führen sein. Die Entscheidung dieser 
Frage sowie der folgenden möchte ich dem Gesammturtheil der 
deutschen Ornithologen anheim stellen. Aufeiner Jahresversammlung 
dürfte sich Gelegenheit finden, diese Fälle eingehend zu erörtern 
und überhaupt über die Annahme einer einheitlichen Nomenclatur 
der Vögel Deutschlands schlüssig zu werden. 

6. Der Nordseetaucher wird als Urinator lumme (Gunn.) 
und die grosse Raubmöve als Stercorarius skua (Brünn.) ge- 
führt. Nach den betreffenden Originalbeschreibungen bleibt kein 
Zweifel hinsichtlich der Deutung der Arten. Dennoch konnte ich 
mich nicht entschliessen, in meinem „Verzeichniss der Vögel Deutsch- 
lands“ diese Namen anzuwenden, weil „Zumme‘“ der deutsche 
Name für eine Gruppe der Alken, ‚skua‘“ der englische Name für 
sämmtliche Raubmöven ist. Wenn es im Allgemeinen schon be- 
denklich erscheint, barbarische Worte für die wissenschaftlichen 
Namen anzunehmen, welche doch behufs allgemeinen Verständ- 
nisses dem Lateinischen bez. Griechischen entnommen werden 
sollen,*) so kann doch das Entlehnen derartiger Trivialnamen 
aus den europäischen Schriftsprachen unter Veränderung ihrer Be- 
_ deutung allzuleicht zu Verwechselungen Anlass geben. In solchen 
Fällen sollte man von der Priorität des Namens absehen. 

7. Hinsichtlich des Schmalschnäbligen Wasser- 
- treters habe ich mich nunmehr überzeugt, dass auf diese Art 
der Name Tringa lobata L. 1758 nach der in der Fauna suecica 
gegehenen Beschreibung unzweifelhaft gedeutet werden muss, ob- 
gleich Linne selbst in der 12. Ausgabe seines Systema naturae 
T. lobata als verschieden von T. hyperborea aufführt. Der Name 


*) Leider neigt man jetzt allgemein zu diesem Verfahren und ein An- 
kämpfen dagegen erscheint aussichtslos, 


344 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 


Phalaropus hyperboreus (L.) 1766 in meinem Verzeichniss der Vögel 
Deutschlands (S. 50) muss also in Phalaropus lobatus (L.) 1758 
geändert werden. 

Herr Hartwig legt ein Nest von Regulus madeirensis vor, 
ferner von Fringüla tintillon, sowie verschiedene Eier und Bälge, 
welche der Padre Ernesto Schmitz eingesendet hatte. Unter den 


Bälgen befindet sich ein junger Vogel von Sazxicola oenanthe, dessen 


Vorkommen auf Madeira somit constatirt ist. 

Herr Hocke theilt mit, dass bei Friedrichshagen Circadtus 
solitarius geschossen sei und legt mehrere Eier von Larus ridi- 
bundus vor, welche von einander sehr verschieden sind. Herr 
Reichenow spricht über eine neue Abart des Nucifraga caryocatactes. 

Schluss der Sitzung. 


vs np Matschie. Cabanis, Gen.-Seer. | 


Am Sonntag, den 17. November unternahmen die Berliner 
Mitglieder der Gesellschaft einer Einladung des Herrn Professor 
Dr. Altum folgend, eine Excursion nach Eberswalde. Nach 
dem in dem gastfreien Hause des Herrn Altum ein Frühstück 
eingenommen war, wurde unter Führung der Herren Altum und 
Dr. Eckstein die zoologische Sammlung der Kgl. Forstakademie 
einer gründlichen Besichtigung unterzogen. Am Abend wurde 
nach einem Spaziergang durch den Forstgarten eine Sitzung ab- 
gehalten, in welcher Herr Altum über die Ursachen des Kreuz- 
schnabelzuges sprach. Der Vortragende führte unter Vorlegung 
von Demonstrationsobjekten aus, dass die Wanderungen der Fichten- 
kreuzschnäbel durch Nahrungsmangel bedingt seien. Er betonte, 


dass er auf seinen diesjährigen Excursionen in Schlesien und 


Bayern in allen Gegenden, wo die Fichtenzapfen durch Insekten- 


frass (Tortrie strobilura) zerstört waren, nirgends Kreuzschnäbel 


angetroffen, dieselben aber stets gefunden habe, wo der Fichten- 
samen gediehen war. 


E. Hartert: Z. Ormith. d. indisch-malayischen Gegenden. 345 


Aufsätze, Berichte, Briefliches ete. 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 


Von 
Ernst Hartert. 
(Mit oologischen Beiträgen von Oberstabsarzt Dr. Kutter.) 


- Im Folgenden will ich die ornithologischen Ergebnisse einer 
neunzehnmonatlichen Reise nach verschiedenen Gegenden Indiens 
und Sumatra’s bekannt machen. Neun Monate sammelte ich, im 
Auftrage des Herrn Dr. Richter in Pankow, in Penang, Sumatra, 
Salanga und Perak Insekten. Es wurden zwar auch einige Vogel- 
bälge gesammelt, aber bemerkenswerthe Beobachtungen konnten 
natürlich nicht gemacht werden. Von Perak begab ich mich in 
meinemeigenenInteressenach dem Festlande, zunächstnach Caleutta, 
wo ich mir in dem grossen indischen Museum mancherlei Kennt- 
nisse aneignen konnte. Von Calcutta machte ich mit einem neuen 
Bekannten, dem Entomologen Doherty, eine mehrmonatliche Reise 
nach Ober-Assam, wo ich an den östlichen Grenzen des britischen 
Assam und in den Grenzgebieten der unabhängigen Hügelstämme 
Sammlungen von Vogelbälgen und Schmetterlingen unter theil- 
weise erschwerenden Umständen zusammenbrachte. Dann begab 
ich mich noch einmal in jene selben Gegenden des malayischen 
Faunengebietes, die ich vorher besucht hatte, neben Vogelbälgen 
auch wieder viele Lepidopteren u. s. w. sammelnd. Meine Rück- 
reise machte ich über Caleutta, durch Nordindien, über die be- 
rühmten Städte des in den Staub gesunkenen Mogul-Kaiser- 
reiches, Delhi, Agra, durch Rajputana, wo ich am Sambar-See 
jaste, über Bombay—Triest zurück in die Heimath. Zu grossem 
Danke bin ich den deutschen Pflanzern und den Aerzten in 
Sumatra, den Kaufleuten und Konsuln überall, den englischen 
Behörden und den Beamten des Museums in Caleutta verpflichtet 
— überall war man mir in liebenswürdiger Weise mit Rath und 
That behülflich. 

Zum Folgenden möchte ich noch bemerken, dass die wenigen 
den: Vögeln beigegebenen Maasse der Gesammtlänge alle am 

Cab. Journ. f, Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 188. October 1889. 23 


346 Ernst Hartert: 


frischen Vogel genommen sind. Ich habe diese nur selten ge- 
messen, da ich keinen grossen Werth darauf lege, die Messung 
der ganzen Länge trockner Bälge indessen für total verfehlt er- 
achte. Die Messung frischer Vögel hat immerhin Interesse und 
ich führte sie daher an, wo ich sie vorgenommen hatte. Wo 
andere Maasse angegeben sind, sind solche an den Bälgen vorge- 
nommen. Von mir selbst gesammelte Nester habe ich gemessen, 
ehe sie durch Verpacken in ihren Formen leiden konnten. 

Die von Herrn Oberstabsarzt Dr. Kutter gegebenen oolo- 
gischen Notizen sind in Klammern eingeschlossen und am Schlusse 
der jedesmaligen Notiz mit dem Namen Kutter ausgezeichnet. 

Bei der Bestimmung der Bälge stand mir wiederum das 
Berliner Museum zur Benutzung offen, und ich bin für die 
gewährte Erlaubniss und freundlichste Unterstützung dem Director 
desselben und den Ornithologen der Anstalt zu grossem Danke 
verpflichtet. 

Bereits genügend beschriebene Arten von Vögeln und Eiern 
wurden nicht beschrieben. Nur Eier von hervorragendem Interesse, 
ungenügend und gar nicht beschriebene fanden eingehendste Berück- 
sichtigung. Dagegen wurden Notizen über Farben nackter Theile 
sämmtlich, und biologische Wahrnehmungen an den Vögeln so viele 
gegeben, wie irgend geeignet erschienen. 


1. Sumatra. 


Auf dem mit Chinesen, Schweinen, Enten und Hühnern be- 
ladenen Dampfer Ho Kwee langsam der Küste Sumatra’s sich 
nähernd, sieht der immer erwartungsvoll gespannte Reisende zu- 
nächst nur einen ununterbrochenen Streifen dichten Magrovewaldes. 
Nur eine schmale Oeffnung ist es, die der Fluss hier bildet, langsam 
geht es den Strom hinan. Nur Mangrovewald, kein Leben, höchstens 
hier und da ein Affe an den Bäumen, Crocodile im Wasser, eine 
Cuncuma leucogaster hoch in den Lüften. Ungemein trostlos wirkt 
der erste Eindruck, abschreckend die schmutzigen Strassen von 
Labuan-Deli. Auch die Fahrt durch die „abgepflanzten“ Strecken 
des Tieflandes von Deli, wo der Wald unter der Axt der Chinesen 
und mit Hülfe des Feuers vernichtet ist, und auf den durch den 
Tabaksbau ausgesogenen Flächen unabsehbare Felder des hohen 
und spitzen Alang-alang-Grases (Imperata arundinacea) oder niederer 
Buschwald sich ausdehnen, enttäuscht den Naturforscher gar sehr, 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 347 


wenn er seinen Einzug in Sumatra hält. In der That sind die 
Alang-alang-Felder für den Ornithologen wie für den Entomologen 
wenig ergiebig und oft arm wie die Wüste selbst. Nur durch 2 
oder 3 Junonia, 2 Neptis und einige unscheinbare Melanitis-Arten 
sind gewöhnlich die Tagfalter vertreten, hier und da hängt eine 
Hemiptere an den Stengeln, schwirren unscheinbare Orthopteren 
auf. Der zahlreichste Vogel in diesen Graswüsten ist der Lalang- 
Vogel der Pflanzer, unter welchem Namen man alle jene braunen 
Cuculiden versteht, Rhinortha chlorophaea, Oentrococeyx bengalensis 
lepidus, Centrococecyx eurycercus, deren Miauen und laute Hups 
man nicht selten vernimmt. In dem Grase selbst, das für ihn 
einen Wald darstellt, lebt der kleine ängstliche Orthotomus ceine- 
raceus, und aus den Gräben an den Seiten des Weges flattert 
wohl eine Zrythrura phoenicura mit heiserem Schrei auf, in der 
Nähe von Wald und Ortschaften hausen auch wohl Wildschweine 
und Tiger in dem Lalang, wie die Pflanzer das malayische Alang- 
alang abgekürzt haben. Wo der Boden fruchtbarer ist und wo 
namentlich nieht nach dem Tabak noch trockener Reisbau getrieben 
wurde, ist an Stelle des alten Urwaldes, der einst die ganze Ebene 
bedeckte, mit Ausnahme der geringen Strecken, welche eine dünne 
Bevölkerung bebaut hatte, ein secundärer Wald, den man aber 
besser mit dem Namen Busch bezeichnen würde, oft mit unglaub- 
licher Schnelligkeit wieder emporgewachsen, der natürlich schon 
eine reichere Thierwelt birgt. Da sieht der Reisende an den 
Wegen schon ein bunteres Heer von Rhopaloceren, wie z. B. die 
herrlichen Cethosien, Danaiden und Euploeen, Preeis iphita, Hypo- 
limnas misippus, blaue Lycaeniden und massenhaft, oft zu Haufen 
geschaart, die Catopsilien und Terias. Auf den Blättern funkeln 
wunderbare Cassiden, die in ihrer Farbenpracht zu erhalten, dem 
Sammler nur auf feuchtem Wege der Conservirung annähernd ge- 
lingt’und auch andere Käfer fallen dem Sammler zur Beute. Die 
hauptsächlichsten Vögel des Buschwaldes sind neben den Cenzrococey® 
wohl die Pyenonotiden, vor Allem der murrey der Malayen, Oto- 
compsa amalis, den man als einen der gemeinsten Vögel Sumatra’s 
bezeichnen kann. In solehem Buschwald gewahrt man auch 
Laniiden, sowie die herrlichen Merops sumatranus, Tiga javanensis, 
Haleyon pileata, Turnix plumbipes, Turtur igrinus, Osmotreron vernans 
als Charaktervögel. " 

Der eigentliche Fundort des Ornithologen wie des Entomologen 


aber sind in Sumatra die Ränder und die Wege im Innern der 
23* 


348 Ernst Hartert: 


alten Urwälder, wie auch ebensowohl einzelne, inselartig stehen- 
gebliebene Stückchen davon, und die von schlanken Areka- und 
Cocospalmen und rauschenden Bananenhainen umgebenen Dörfer 
der Eingeborenen. Da erst zeigt Flora und Fauna ihre tropische 
Fülle und Farbenpracht, bleibt aber immerhin hinter dem zurück, 
was sich mir auf meinen Reisen in Malakka und Assam darbot. 

Da ist es dann, wo das Geheul der riesigen Siamangs sich 
mit dem furchtbaren Schreien der grossen Bucerotiden paart, wie 
ich es namentlich in Serdang und oberhalb Laubuntu nicht selten 
vernahm, wo auf dem düstern Blätterboden die farbenprächtige 
Pitta moluecensis läuft, wo man, hinkriechend unter dem Pflanzen- 
gewirr, die scheuen Wildhühner, auf niederen Zweigen sitzend 
Haleyon concret« gewahrt, wo Eurylaemiden und Trogoniden, Nyeti- 
ornis amictus, Capitoniden und Argusfasanen, riesige Falter, wie 
Hestia linteata, Ornithopteren, Thaumantis-Arten, ein Heer von 
Euthalien und Anderes mehr den Aufenthalt zu einem wonnevollen 
für den Forscher machen. Bewohnt waren die Tiefländer dieser 
Gegend früher nur von Malayen und theilweise auch Battaks, 
jetzt aber reiht sich Pflanzung an Pflanzung und weitaus die 
grösste Zahl der Bevölkerung bilden nun die Chinesen, die von 
den Pflanzern eingeführt werden, weil die Malayen absolut nicht 
arbeiten. Auch die Tamilen sind nur zum Arbeiten eingeführt. 
In den Bergen wohnen die Battaks, ein eigenthümliches Volk, 
über dessen Ursprung viel gefabelt worden ist, die aber ohne 
Zweifel ein malayischer Stamm sind und in alter Zeit schon eine 
hohe Cultur besassen, neben welcher tiefe Barbarei nnd Canniba- 
lismus bestehen blieben. Trotz ihrer unzweifelhaften hohen: Be- 
fähigung dürften auch die Battaks keineswegs ein aufstrebendes, 
fortschreitendes Volk sein, sondern bleiben auf ihrer Culturstufe 
stehen, wenn nicht fremde Einflüsse sie zwingen werden, ihre alte 
Eigenart aufzugeben. Ein eigenthümlicher Zauber liegt in solch 
einem düstern Battakdorf, wie ich sie an den Ostabhängen der 
Berge und im Thale kennen lernte und trotz des Schmutzes denke 
ich mit Vergnügen daran, wie ich manches Mal im Schatten eines 
Hauses sass und den erquickenden Trank einer jungen Cocos- 
nuss genoss. 

Manche Schmetterlinge und Vögel halten sich mit Vorliebe 
an solchen Dörfern auf. Im Folgenden werde ich die wichtigsten 
der von mir in Sumatra — in den eben kurz geschilderten Reichen 
von Serdang, Lankat und Deli bis in die Berge am Tschinkam- 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 349 


Passe — beobachteten und gesammelten Vögel aufzählen und 
Notizen aus dem Leben und andere Bemerkungen beifügen. 

Mehrere Male habe ich Vögel erwähnt von Solok an der 
Westküste Sumatra’s, welche aus einer kleinen Sammlung sind, 
die mir von der Linnaea zum Bestimmen gegeben wurde. Die 
dortige Ornis scheint eine reichere zu sein, als die von Deli an 
der Ostküste. 

Merula obscura (Gm.). 
In einem Ex. von Solok. Auch schon in Java vorgekommen. 
Copsychus saularis musicus (Rafil.). 

Iris braun, Füsse dunkelbraun, Schnabel schwarz. 

Es ist zwar leicht, diese Form von der Grundform saularis 
auf dem Festlande zu unterscheiden, denn während bei jener die 
Unterflügeldeckfedern stets schneeweiss sind, sind sie hier weiss 
und schwarz gefleckt, auch sind die Weibchen etwas dunkler. Die 
Zeichnung der Schwanzfedern ist derart variirend, dass sie nicht 
als Merkmale dienen können. Man möchte somit wohl saularis 
und musicus so gut speeifisch trennen, wie manche andere nahe 
verwandte Arten, aber der Umstand, dass Hume die andamane- 
sischen Vögel für eine mitten zwischen beiden Formen stehende 
Form hält und dass noch andere sehr nahe Arten aufgeführt werden 
(z. B. pluto mit ganz schwarzen Unterflügeldecken von Borneo) 
veranlassen mich, sie subspecifisch zu behandeln. Wie Oates 
sehr richtig hervorhebt, ist die Zeichnung der Unterflügeldecken 
das eigentliche unterscheidende Merkmal. Obgleich Hume, Stray 
F. 1874, desselben nicht Erwähnung thut, ist doch wohl kaum 
anzunehmen, dass der scharfe Beobachter es übersehen hat. 

Die Elsterdrossel ist auf freien Flächen, an Waldrändern und 
Wegen, besonders aber in Dörfern und Pflanzungen ein sehr ge- 
meiner Vogel. Jeder Pflanzer kennt ihn, manche nennen ihn 
seiner Farben halber den Preussen und Jeder liebt ihn seines 
prachtvollen Gesanges halber. 

Acrocephalus orientalis (Temm. et Schleg.). 
In einem Stücke von Solok. Auch von Java bekannt. 
Cisticola eristicola (Temm.). 

1 Stück von Deli ganz bedeutend dunkler, als solche aus 
dem Panjab und Assam, aber es beruht das auf verschiedenen 
Kleidern, denn ich habe ebenso dunkle Stücke aus Afrika gesehen. 

Orthotomüs cineraceus Blyth. 
Einer der häufigsten dieser kleinen Gesellen in den weiten 


350 Ernst Hartert: 


Lalang-Flächen. Ist sehr ängstlich, offene Flächen zu überfliegen 
und stösst in der Angst einen sehr lauten Klageton unaufhörlich aus. 


Garrulax bicolor Hartl. 

2 Tschinkam-Pass, ea. 3000 Fuss hoch, Iris dunkelbraun, Füsse 
dunkelgraubraun, Schnabel schwarz. 

Diesen schönen Vogel habe ich nur einmal gesehen und zwar, N 
ich mit meinem alten Reisegefährten Staudinger den dichtbewaldeten 
Tschinkam-Pass hinaufkeuchte. Die Vögel benahmen sich gerade 
so wie Garrulax leucolophus in Assam und ihre Stimme glich der 
ihrigen. Ohne Zweifel sind sie, wie die continentalen Arten, Be- 
wohner von Gebirgswäldern. 

Mizornis gularis (Raffl.). 

& Irishellrothbraun, Schnabel bläulich grau, Füsse gelblich grau. 
Q Iris gelblich grau, Schnabel hornbläulich, Füsse gelblich grau, 
nackte Haut um’s Auge hellblau. Magen kl. Käfer. Sehr durch 
seinen lauten, monotonen Pfiff auffallend, den er gewöhnlich hören 
lässt, wenn man in seine Nähe kommt. 
| Malacopterum magnum Eyton. 

& Füsse weisslich fleischfarben. Oberschnabel graubraun, 
Unterschnabel vorderer Theil bläulich, hinterer Theil fleischfarben. 

Anthothreptes malaccensis (Scop.). 

& long: 13,5 cm. Iris schmutzig grüngelb, Schnabel oliven- 
braungrau, Füsse bräunlich grün. & 13,2 cm. Iris bräunlich roth. 
2 long: 12,7 cm. Iris bräunlichroth. 


Anthothreptes phoencdcotis (Temm.). 
& long: 10,7 cm. Iris dunkelroth. Schnabel. olivengrau, 
. Füsse grünlich gelb, Sohlen gelb. 


Diese wie die vorige Art lieben es, wie die echten Nectarinien 
sehr, ihre Nahrung aus Blumen zu nehmen, sind aber keineswegs 
daran gebunden, sondern nehmen auch aus den Blattwinkeln von 
den Blättern und Zweigen ihre Nahrung weg. Im Magen eines 
& A. malaccensis fand ich höchst auffallender Weise neben In- 
secten mehrere Früchte von Pfefferkorngrösse, während eine phoen:- 
cotis kleine Kerne enthielt, die etwa Brombeerkernen glichen. Die 
übrigen enthielten kleine Käfer. Obgleich ich die mulaecensis 
oft gesehen und beobachtet habe, sah ich niemals eine vor einer 
Blüthe schweben, was Cinnyris-Arten oft thun. Wenn in einem 
ornithologischen Buche angegeben ist, dass im Gegensatze zu den 
Kolibris die Nectarinien nie vor einer Blüthe flatternd ihre Nahrung 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 351 


suchen, so ist das ein Irrthum. Meist klammern sie sich hierbei 
an, aber sehr oft stehen sie auch nur flatternd vor den Blüthen. 
Dicaeum sumatranum Cab. 

Dieser in Sammlungen noch seltene Vogel unterscheidet sich 
von dem verwandten cruentatum durch die dunklere Unterseite, 
zumal dunkle Kehle, sowie ein breites Stirnband, während bei 
cruentatum das Roth bis an den Schnabel reicht. Ich habe ver- 
säumt, mehr als ein Paar zu sammeln, weil ich anfangs glaubte, 
es sei die gemeine Art cruentatum und daher keine schoss. Die 
Art scheint in Deli nicht selten zu sein und ist auf Sumatra be- 
schränkt. Dicaeum nigrimentum mit rein schwarzem Kinn vertritt 
die Art in Borneo. Auf Penang ist cruentatum sehr gemein. Ob 
auf Sumatra wirklich auch cerwentatum vorkommt, ist mir recht 
unwahrscheinlich. Selten leben 2 sehr nahestehende Formen zu- 
sammen auf einer Insel, aber ähnliche Fälle finden in der That 
auf Java statt. Wahrscheinlich dürfte in diesem Falle die weit- 
verbreitete Art als späterer Einwanderer zu betrachten sein. 

Dice. chrysorrhoeum 'Temm. 

Habe ich nicht in Deli beobachtet, aber ein Stück von Solok 
gesehen. 

Pycenonotus analis (Horsf.). 

Ausserordentlich gemein im Buschwalde und in Gärten. 
Seine Nahrung besteht vorzugsweise in Insecten, er frisst aber 
auch viele Beeren. Den trefflichen Beobachtungen von Davisom 
in Stray Feath. vermag ich nichts hinzuzufügen. 

Pyenon. simplex Less. 
1 2 December 1888. 
Pyenon. pusillus Salvad. = P. Salvadoriü Sharpe. 

Penang und Deli je ein Exemplar. 

Oriniger phaeocephalus (Hartl.). 

2 Oberschnabel dunkel graubraun, Unterschnabel hellbläulich 

grau, Füsse und Nägel fleischfarben. 
Trachycomus ochrocephalus (Gm.). 

Iris roth, Schnabel und Füsse schwarz. 

Ein sehr lauter Vogel mit kreischendem Lockton und einem 
schönen, aus flötenden Strophen bestehenden Gesang. Wie ich 
zweifellos beobachtete, sangen beide Geschlechter, denn das erste 
‚erlegte Stück schoss ich singend vom Baume und es war ein 
Weibchen. 

Auch von Solok. 


352 Ernst Hartert: 


Hemixzus malaccensis (Blyth.). 
Im Buschwalde geschossen. 
Phyllornis cyanopogon Temm. 
Nicht gerade selten. 
Phyllornis Mülleri Temm. 
long. 20,5 em. Iris nussbraun, Schnabel schwarz, Füsse grau. 
Irena eriniger Sharpe. 

Nicht häufig in Sumatra. Herr Schadt sandte mir Theile 

dieser Art von Batu Sankahan. 
Dissemurus paradiseus (L.). 

Iris roth. Schnabel und Füsse schwarz. 

Länge der Flaggen vom eigentlichen Schwanzende ca. 18 cm 
und mehr. Da ich keine so grossen Serien vor mir habe, wie 
Sharpe und Oates, so folge ich diesen beiden Gelehrten in Ver- 
einigung der Formen, obgleich es nach den mir vorliegenden Ex- 
tremen von Ober-Assam und Sumatra (Form plaiyurus) kaum 
glaublich erscheint, dass diese Vögel einer Art angehören. Wahr- 
scheinlich wird man mehrere Subspeeies unterscheiden können. 
Dieser Vogel mit seiner lauten und merkwürdig wechselvollen 
Strophe ist sehr häufig in den Wäldern Sumatra’s. Die Malayen 
glauben, dass der Vogel ein böses Thier sei, das andern Thieren 
und auch Menschen Böses wünsche. Der malayische Name ist 
burung hutang, was Leihvogel bedeutet, indem sie sagen, er habe 
die langen Schwanzflaggen von einem andern Vogel entliehen. 
Der Flug dieses Vogels ist sehr hübsch, namentlich sieht es eigen- 
thümlich aus, wenn er von einem Aste her ein fliegendes Insect 
fängt, wo bei den raschen Schwenkungen die Flaggen des Schwanzes 
wild herumflattern. 

Buchanga leucogenys Walden. 

Scheint nicht selten zu sein. Ich habe mich wenig für die 

Drongos interessirt und nur 1 Stück von dieser Art mitgebracht. 
Graucalus melanocephalus Salvad. 


Dieser erst kürzlich von Tomm. Salvadori beschriebene Vogel 


kam von Solok an die Linnaea. 
Graucalus sumatrensis (S. Müll.). 
& 29 em. Iris schwefelgelb, Füsse schwarzgrau. 
2 Iris roth, Füsse schwarzgrau. 
& Iris schwefelgelb, Füsse und Schnabel grauschwarz. 28 cm. 
In den Mägen fand ich Erbsen und Baumfrüchte. Anscheinend 
ziemlich selten in Deli. Nicht scheu. 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 359 


Im Catal. of Birds ist die Art weit von Graue. Dussumieri Less. 
(= lagunensis Bonap.) getrennt, obgleich im Schlüssel zu den Arten 
der Gattung als Unterschied nur das Schwarz an Zügeln und 
Wangen bei Dussumier” angegeben wird. Thatsächlich stehen sich 
auch beide Arten ausserordentlich nahe. @. Dussumieri vertritt 
den sumatrensis auf den Philippinen. Indessen ist das Schwarz 
auf Zügeln und Wangen bei Dussumier: nicht rein, sondern mehr 
ein dunkles, sich wenig auffallend abhebendes Grau. Dies ist 
im Berliner Museum noch an einem Stücke von Luzon, also 
der entferntesten vom Wohngebiete des sumatrensis gelegenen 
nördlichsten Insel der Philippinen ausgeprägt. Vielmehrin die Augen 
fallend ist eine bei Dussumieri breitere und zahlreichere Binden- 
zeichnung der Unterseite, die bei sumatrensis spärlicher und schmäler 
wird. Das Gleiche findet an den Unterflügeldecken statt, wie auch die 
Innenfahnen der Schwingen bei sumatrensis reiner und breiter 
weiss gesäumt sind. Der Flügel des sumatrensis ist etwas kürzer. 
Noch auf Palawan ist sumatrensis. Vermuthlich wird eine grosse 
Serie beider Arten noch nähere Annäherungen zeigen und zu einer 
nur subspeeifischen Trennung geneigt machen. 

' Pericrocotus flammifer Hume. 

Dieser seltenen Art muss ich ein von mir in den Battakbergen 
erlegtes Stück zuzählen, ebenso ein Stück von Solok. So viel ich 
weiss, ist der Fundort Sumatra neu. Sein eigentliches Wohn- 
gebiet scheinen die Gegenden von Bankasoon und Pakchan 
im Siiden von Tenasserim zu sein, aber Hume erwähnt ihn auch 
von Salanga und Singapore. Nach Oates ist auch ein von Sto- 
liezka von Wellesley (gegenüber Penang) erwähntes Exemplar 
ohne Zweifel diese Art. Iris braun. Schnabel und Füsse nebst 
Nägeln schwarz. Magen Orthopteren. 

Pericrocotus igneus Blyth. 

Iris braun. Anscheinend nicht selten in den ebenen Theilen 

von Deli, ebenso in Perak. Magen nur Insekten bei 3 Exemplaren. 
Pericrocotus cinereus Lafr. 

Nicht selten in Deli. 2 6. 1. 88 long. 17,6 em. Iris braun, 

‚Schnabel und Füsse schwarz, Rachen weisslichfleischfarhen. 
Hemipus obscurus (Horstf.). 

& 2 Iris braun, Schnabel und Füsse schwarz. long. 13,5 em. 

& Iris tiefdunkelbraun. Schnabel und Füsse schwarz. 
Alseonax latirostris (Rafil.). 
& & long. 11,3 cm. Iris dunkelbraun, Oberschnabel schwaız, 


354 Ernst Hartert: 


Unterschuabel fleischfarben, Spitze braun, Rachen gelb, Füsse 
schwarz. In seinen Bewegungen überraschend an unsre heinsiieuu 
Fliegenfänger erinnernd. 

Hirundo rustica gutturalis (Scop.). 

Die Schwalben waren ausserordentlich häufig während meines 
Aufenthaltes in Sumatra. Mehrere erlegte Stücke zeigten, dass 
es die kaum sicher zu trennende Form gutiuralis ist, welche, wenn 
überhaupt, nur als Subspeecies zu trennen ist. 

Hirundo javanica Sparrm. 

Nur einmal schoss ich ein Exemplar dieser Schwalbe, die 
unter den auf Pfählen erbauten Wohnungen ihre Nester baut und 
wahrscheinlich nicht selten ist. 

Motacilla boarula melanope (Pall.). 

Das Aufstellen eines genus Oalobates für die gelben Motaeillen 
halte ich für ebenso unangebracht, wie das Aufgeben des deutlich 
kenntlichen genus Budytes.. Die östliche Form unsrer Gebirgs- 
bachstelze scheint sich durch einen bedeutend kürzeren Schwanz 
von der europäischen Form zu unterscheiden. Es ist möglich, 
dass sich diese Unterschiede bei grossen Reihenfolgen als nicht 
stichhaltig erweisen, bevor aber hierüber durch eingehende Unter- 
suchungen an den Brutplätzen Gewissheit gewonnen ist, halte ich 
es für angemessen, die östliche kurzschwänzige Form von der 
westlichen boarula subspecifisch als Mot. boarula melanope (Pall.) 
zu trennen. 

Die Art ist vom October an häufig an allen Wegen und an 
den Küsten. 

Anthus rufulus malayensis (Eyton). 

Mehrfache scharfe Beobachter haben ausgesprochen, dass 
A. malayensis nicht von dem festländischen rufulus zu trennen 
sei. Die von mir in Sumatra und Perak gesammelten Stücke 
sind aber so sehr viel dunkler als die Panjab-Stücke, dass ich 
doch noch für rathsam halte, sie als schwach ausgeprägte Sub- 
species zu trennen. 

Die Art ist auf Sumatra im December häufig, und ich sah sie 
in Perak noch 4000 Fuss hoch auf einer Blösse. long. 16,5 cm. 
Iris braun. Schnabel oben olivenbraun. Füsse hellbräunlichgelb. 

Passer montanus (L.). 
Ausserordentlich häufig in Medan, der Hauptstadt der Land- 


schaft Deli. Die Pflanzer behaupten, er sei von Singapore nach 


Medan eingeführt, und begründen ihre Behauptung damit, dass er 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 355 


ja an andern Orten nicht gefunden werde. An die Einführungs- 
geschichte glaube ich nun zwar nicht, aber ohne Zweifel hat sich 
dieser Sperling hier erst später eingefunden, seit viele hohe und 
zum Theil sogar steinerne Gebäude entstanden sind. Früher, als 
hier nur ein rings von Wald umgebener Malayen-Kampong ge- 
standen hat, dürfte er ebenso wenig hier gelebt haben, wie jetzt 
in andern Kampongs des Landes. In Perak fehlt dieser Sperling 
ebenfalls keinem grösseren Häuserecomplex und ist massenhaft in 
Penang heimisch. An Frechheit leisten sie im Hotel in Medan 
dasselbe, wie Haussperlinge in manchen Gartenrestaurationen bei 
uns. Die Dächer der hohen Europäerhäuser bieten ihnen zahl- 
lose Gelegenheiten zum Nisten. Sie brüten vom April bis Juli 
und vielleicht gelegentlich auch ausser dieser Zeit. Die Eier 
gleichen denen der bei uns heimischen Vögel vollkommen und 
variiren ausserordentlich. 
Ploceus baya Blyth. 
Wahrscheinlich die einzige Art der Gattung in dieser Gegend 
von Sumatra. Ich fand Eier im December und Januar. 
Dermophrys majaund Amadina punctulata sehr gemein. 
Calornis chalybea (Horstf.). 
long. 18,5 em. Iris dunkelroth, Schnabel und Füsse schwarz. 
Hier und da in grossen Flügen beobachtet. Mit demselben 
sausenden Geräusch wie grosse Flüge unsrer Staare fallen sie 
dann in die Baumkronen ein und schwatzen auch staarenartig 
‚durcheinander. Sie brüten in Deli in den Höhlungen gewaltiger 
Twalang-Bäume (Alstonia) und auch in Durio zibethinus Ihrer 
viele wohnen dann zusammen in einem solchen Baume und, wie 
ich glauben muss, mehrere Paare in einem Loche von grösserem 
Umfange. Auch in Penang und auf Salanga sehr gemein, haben 
dort aber menschliche Wohnungen als Brutplätze erwählt. An 
Cpt. Webers Haus in Salanga brüten sie zusammen mit Passer 
montanus unter dem Dache und hatten im März ihre Nester fertig. 
In Perak fand ich noch im Juli einige Eier. In Borneo fand 
Beccari im Januar Eier. ©. Tytleri Hume von den Andamanen 
scheint eine gut gesonderte Art zu sein, aber die von Sumatra, 
‘Java und dem Festlande sind ohne Zweifel dieselben Arten und 
nicht einmal subspecifiseh unterscheidbar. 
"Orviolus ee Vieill. 
Takes 26, € 
Iris akt Schnabel elschibaln Füsse bleigrau. 


356 Ernst Hartert: 


Sehr gemein in Deli. Mägen meist Raupen, Käfer und Früchte. 
Gracula javanensis (Osbeck). 

Häufig in Sumatra und brütet in Höhlungen in grosser Höhe 
in Bäumen. Sie werden unter dem Namen Beo vielfach von Ein- 
geborenen und Europäern in Käfigen unterhalten. In Nachahmung 
der menschlichen Stimme leisten sie zuweilen ebendasselbe, was 
die besten Papageien fertig bringen. Ich habe einen gekannt, 
welcher mit solcher Deutlichkeit hustete und spuckte, dass es völlig 
unmöglich war, zu unterscheiden, ob er es that, oder ein Mensch. 


Auf den Ruf seines Herrn nach dem Diener antwortete er genau 


wie jener es that „Tuan‘ (Herr), so dass man nicht sagen konnte, 
ob der Ruf gehört worden war, oder ob der Vogel rief. Er konnte 
miauen, lachen, weinen, im Tamil, Malayischen, Chinesischen und 
Deutschen schimpfen, pfiff kleine Melodien, sprach viele Worte 
malayisch, kollerte wie ein Truthahn und kreischte bisweilen 
fürchterlich. Als ich mit einem beschädigten Knie lange Zeit bei 
Herrn Jurtz lag, bildete dieser Vogel stundenlang die Quelle meiner 
Erheiterung. Dabei war er nur gegen seine Pflegerin, eine alte 
Malayin, wohlgesinnt, während er alle Andern wüthend biss. Er 
blähte sich gegen die dem Käfige Nahenden laut fauchend auf 
und hieb heftig mit dem Schnabel zu. Wenn er schlecht gelaunt 
war, biss er sogar seine Pflegerin zuweilen. 

Nach Oates finden kleine Abweichungen zwischen Vögeln von 
Tenasserim, Java und Sumatra statt, aber dieselben gehören alle 
zu einer Art und können nicht mit intermedia verwechselt werden. 
Dieser Ansicht kann ich nur beistimmen, denn schon der riesige 
Schnabel von javanensis aus Sumatra unterscheidet diese Art von 
intermedia aus Assam. Hume’s genaue Vergleichungen eines reichen 
Materials ergaben freilich, dass andamanische Stücke zwischen 
beiden Formen stehen und auch bei dem übrigen Material viele 
derartige Exemplare sich finden. Wie gesagt ist dies bei dem 
bedeutenden Unterschiede zwischen Vögeln von Sumatra und Assam 
kaum erklärlich, aber Hume’s Beobachtungen sind so exact, dass 
man sie nicht ausser Acht lassen kann. Vermuthlich wird man 
auch in diesem Falle eine subspecifische Trennung als den einzigen 
Ausweg erachten müssen. 

Artamus leucorhynchus (L.). 

2 long. 17 em. Iris braun, Schnabel weisslichblau mit schwarzer 
Spitze, Füsse schwärzlich. 

Diesen höchst eigenthümlichen Vogel schoss ich aus einer 


ai Ph, 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 357 


Schaar von 20 bis 30 Stück, die auf einem abgestorbenen hohen 
Baume sass. Sie fangen Insekten im Flug und erinnern im Fluge 
auffallend an Schwalben. Im Magen des erlegten Exemplars fand 
ich fliegende Ameisen. _ 

Corvus enca (Horsf.). 

Häufig bei Batu Sankahan im Januar. Auch an anderen 
Orten zeitweise häufig, aber ich kann mich nur entsinnen noch 
einmal eine bei Bindjey gesehen zu haben. 

Dendrocitta occipitalis (Müll.). 

Diesen doch gewiss leicht bemerkbaren Vogel habe ich nie 

gesehen. Einige Stücke von Solok an der Westküste. 
Cissa chinensis minor Cab. 

Diese mit bekanntem Scharfblick von Cabanis erkannte Form 
wird allgemein und mit Recht als Subspecies betrachtet. Die 
Form ist von der Grundform durch etwas geringere Grösse und an 
dem an den inneren Secundärschwingen sich über die ganze Innen- 
fahne erstreckenden Weiss zu erkennen. Diese Zeichnung hat 
auch die Form thalassına von Java. Bekannt ist ferner ornata 
von Ceylon. Minor lebt auf Sumatra und Borneo. Auf dem Kina 
Balu-Berge fand Mr. Whitehead sie bis 2000 Fuss und höher, 
während über 4000 Fuss eine neue Form C. Jeferyi Sharpe ent- 
deckt wurde. In Deli habe ich keine Cissa bemerkt, aber sie 
war in einem Stücke bei den Vögeln von Solok. 

Platysmurus leucopterus (Temm.). 

Long. 41 cm. Iris karmoisinroth. Kleine nackte Hauptstelle 
hinterm Auge, Augenlid, Schnabel und Füsse schwarz. 

In den Cacaopflanzungen des Herrn Kufahl machte mich ein 
höchst merkwürdiges, sehr lautes, gurgelndes, verworrenes Ge- 
läute auf diese Vögel aufmerksam. Ich fand sie sehr scheu und 
in den Mägen von 3 Stücken nur Früchte, in einem neben Früchten 
und Kernen einen Käfer. Später sah ich den Vogel oft im Thale 
in Perak. 

Pitta moluecensis P. L. S. Müll. 

Iris dunkelbraun. Schnabel graubraun. Füsse lilafleisch- 
farben. Long. 19—21 em. Mägen allerlei Würmer, Schnecken, 
Steinchen und feuchte Erde. 

Dieser prachtvolle Vogel ist in dichtem Holze nicht selten 
in Deli. Sie laufen mit grosser Schnelligkeit am Erdboden und 
lassen zuweilen einen kurzen Pfiff hören. Auf dem dunklen 
Waldboden im Schatten des Urwaldes gewährt diese Pitta von 


358 Ernst Hartert: 


vorn gesehen einen auffallenden Anblick, während man auf 
ihren Rücken blickend gewöhnlich nur dunkle Farben bemerkt, 
was merkwürdig berührt. 

Eurylaemus ochromelas Rafil. 

2 Iris hellgelb. Schnabel himmelblau, spitzewärts grünlich, 
Innenränder schwärzlich, Füsse lila, Zehen sche ic EEE 
Nägel grau. Long. 15 em. 

& Iris lebhaft gelb, Füsse lila fleischfarben, Nägel bräunlich, 
Unterschnabel und Wurzelhälfte des Oberschnabels azurblau, Rest 
des Oberschnabels grünlich, Schnabelränder schwarz. Long. 16,5 cm. 

9 Long. 16,5 cm. Wie beim Männchen. Mägen alle nur In- 
sekten. Häufig in Sumatra. Sehr wenig scheu. 

Eurylaemus javanicus Horsf. 

2 December. Long. 20 cm. Schnabel bimmelblau, Schnabel- 
ränder schwarz, nach innen grün, Rachen grün gelblich. Iris aus 
einem äussern dunkelblauen und einem inneren hellblauen Ring 
bestehend. Füsse bläulich fleischfarben. Im Magen Käfer. Ohne 
Zweifel viel seltener als ochromelas und macrorhynchus. te 

Oymborhynchus macrorhynchus (Gm.). 

Die Unhaltbarkeit der Form malaccensis Salvadori ist von 
Hume in den Stray feathers, Sharpe im Ibis, Oates in den Birds 
of Br. Burmah und Aug. Müller im Journal f. Ornith. hervor- 
gehoben und gesagt worden, dass auch bei den Borneovögeln an 
den äussersten Schwingen zuweilen weisse Fleckung auftritt. Die 
Form mit weissgefleckten Schwanzfedern ist die weitverbreitete und 
muss wohl jedenfalls als die Grundform aufgefasst werden. Viel- 
leicht könnte man noch die Foım von Borneo, welche durch 
rein schwarzen Schwanz oder Neigung dazu charakterisirt wäre, 
als Oymb. macrorh. Salvadorii n. subsp. subspeecifisch unterscheiden. 

Long. 21,5—22 cm. Oberschnabel schön himmelblau, bei einem 
(vielleicht jüngeren) 2 hellbläulich grün. Unterschnabel mit der 
Farbe des Oberschnabels umrandet, sonst lebhaft gelb bis gelblich. 
Iris prachtvoll moosgrün mit Goldglanz. Magen immer Insekten. 

Nicht selten an Rändern und Wegen des alten Waldes. 

Corydon sumatranus (Raffl.) 

Long. 25 cm. Iris dunkelbraun. Schnabel und nackte Stellen. 
im Gesichte röthlich lila bis bläulich fleischfarben, oft beide Farben 
gemischt. Füsse und Nägel schwarz. Mägen grosse Käfer. | 

Diesen merkwürdigen Vogel habe ich nur wenige Male beob- 
achtet. Er war am Tage völlig munter, gegen Abend und bis 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 359 


über die kurze Dämmerung hinaus aber mobiler. Im Abfliegen 
hörte ich einmal einen kurzen Pfiff, sonst keine Stimme von ihnen. 
Macropteryz comatus (Temm.). 

Iris dunkelbraun, Füsse röthlichbraun, Schnabel schwarz. 
Scheint viel ruhiger als seine Verwandten zu sein und mehr von 
ruhigen Sitzen auf abgestorbenen Bäumen und dürren Aesten aus 
kleine Insekten zu fangen. 

Nur bei Batu Sankahan im Januar 1889 beobachtet 

Macropteryx longipennsis (Rafın.). 

Iris braun. 

Dieser herrliche Flieger wohnt nicht immer im Walde, 
An verschiedenen Stellen bei Tuntungan sah man eine Gesellschaft 
auf einer isolirt im weiten Lalang stehenden Baumgruppe. Ich 
glaube gewiss, dass sie dort brüteten und zwar eine Anzahl Paare 
auf einem Baume, aber in grosser Höhe. Sehr oft sah ich sie auf 
dem Baume „verschwinden“, Vermuthlich haben sie dann ihren 
Platz in der von Bernstein im J. f. Ornith. 1859 beschriebenen 
Art auf den Nestern oben auf den Aesten eingenommen. Am 
Tage sassen sie auf ihren hohen Bäumen, dann und wann einzeln 
abfliegend, um Insekten zu fangen, hin und wieder aber auch wie 
 Bienenfresser sich alle zugleich erhebend und einen kurzen Rund- 
flug ausführend. Weniger oft sieht man sie an hellen Tagen nach 
Art unserer Segler stundenlang umherfliegen, aber gegen Abend 
beginnen sie einen langen Flug. Um diese Zeit schossen sie in 
Menge rings um das Pflanzerhaus in Batu Sankahan, wo sie kleine 
Insekten fingen. Sie waren dann verhältnissmässig leicht herab- 
zuschiessen und namentlich zu finden, was im Alang-alang meist nicht 
gelingt. Ihre Mägen waren dann vollgefüllt mit Insekten. Der 
Junge Vogel ist oben und unten mit grossen weissen Flecken bedeckt. 
Collocalia fuweiphaga Thunb. 

Mit noch rascherem Fluge umsausten diese Salanganen das 
Haus Herrn Schadt’s gegen Abend. Ich habe nur eine geschossen, 
welche ich für fucipkaga Thunb. halte. Es ist ein Irrthum, dass 
diese Vögel stets in der Nähe der Küsten leben. Das Vorkommen 
bei Batu Sankahan aber lässt wohl vermuthen, dass es in der 
Nähe grössere Höhlen in den Bergen giebt. Ich habe nur eine 
kleine Höhle dort gekannt, in welcher keine Salanganen, wohl 
aber Fledermäuse hausten. — Uebrigens scheinen diese Vögel auch 
manchmal mit sehr kleinen Höhlungen vorlieb zu nehmen. Vergl. 
unter „Assam“, 


360 Ernst Hartert: 


Caprimulgus macrourus Horsf. | 

Nicht selten im offenen Lande. Sowohl in Deli, als auch in 

Perak zuweilen mitten über der Stadt sieht man diese Vögel in 
Paaren Flugspiele ausführen, wobei sie fortwährend ihr Jedem be- 
kanntes, weithin tönendes metallisches kjunk, kjunk hören lassen. 
Der Ton wird von Kelham sehr treffend mit dem Klingen ver- 
glichen, das ein über eine dünne Eisfläche in Sprüngen hineilender 
Stein zuweilen hervorbringt, die Malayen aber vergleichen ihn mit 
dem durch das Schlagen eines Hammers auf leichtes Metall hervor- 
gebrachten Ton. Der Caprimulgus führt den Namen tetampa, der 
Goldschmied. Er ist durch einen Zauberer aus einem Menschen 
in einen Vogel verwandelt. Er war früher ein Goldschmied, der 
es verstand, aus unechten Metallen eine goldähnliche, dem Gold 
im Klange gleichende Mischung zu machen, wodurch er sich zum 
Nachtheil Andrer bereicherte. „Hört ihr nieht den Klang?“ rief 
er ihnen zu und schlug mit einem Hammer gegen das Metall. 
Als er hierbei an einen mächtigen „g&dambai“ gerieth, verwandelte 
dieser ihn in einen elenden Vogel, und rings in den Büschen klingt 
nächtlicher Weile seit jener Zeit der metallische Ton aus der 
Kehle des ruhelosen Verwandelten, zum Zeichen und zur Erinnerung 
daran, dass böse Thaten auf Erden bestraft werden. 
Hemicercus sordidus (Eyton). 

Salvadori unterscheidet in seinem Catalogo sistem. degli 

uccelli di Borneo vier die malayische Region bewohnende Arten: 

1. H. concretus (Temm.) 3 erista antice rubro-flavescente- 
brunnea, posticerubra. Hab. Java (Temm.), Borneo (Malh.). 

2. H. Hartlaubi (Malh.) 3 crista omnino rubra, concolori. 
Hab.: Borneo? (Mus. Turati), Sumatra (Temm.). 

3. H. sordidus (Eyton) & erista antice rubra, postice einerea, 
uropygia et subcaudalibus isabellinis. Hab.: Malacc» 
(Eyton), Borneo (Schierbrandt), Sumatra (Wallace). 

4. H. brookeanus (Salvad.) & Hemie. sordido simillimus, sed 
uropygio et subcaudalibus flavo-eitrinis. Hab.: Borneo 

‘ (Doria et Beccari), Malacca (Wallace). 
Ibis 1877 beschreibt Lord Tweeddale die Alterskleider von 
H. sordidus und führt an, dass H. concretus (Reinw.) von Java 
sich durch völlig rothe und im Ganzen heller gefärbte Haube 
unterscheidet. Die Angaben über das Vorkommen des echten 
concretus ausserhalb Javas seien nicht genügend begründet. 
Ibis 1879 setzt Sharpe mit Recht Zweifel in die Existenz 


Zur Ornithologie: der indisch-malayischen Gegenden. 361 


von „Brookeanus“ und „Hartlaubi“, hat aber die Synonymie völlig 
verwirrt. 

Hume, Stray feathers, zieht Brookeanus zu sordidus. 

Oates, Birds of British Burmah, und Hargitt „on the genus 
Hemicercus“ im Ibis unterscheiden nur concretus und sordidus, 
Hartlaubi zu sordidus und Brookeanus zu concretus ziehend. 

Ohne Zweifel ist diese Auffassung die richtige, indem die 
gelbere Färbung des „BDrookeanus‘“ auch bei Malakka-Exemplaren 
nicht selten auftritt und keinerlei unterscheidenden Werth hat, 
ebenso wie jene „Aartlaubi“ gewiss nur ältere Stücke sind. 

Es bleiben somit nur 7. sordidus (Eyton) auf Malakka-Exem- 
plaren begründet und H. coneretus (Temm.), auf Java-Exemplaren 
begründet und auf diese Insel beschränkt, übrig. Die Unterschiede 
beider Formen bestehen nur darin, dass bei concretus das alte & 
eine völlig rothe Haube hat, bei sordidus die hintern Federn der 
Haube grau sind. Bei jüngeren Männchen von sordıdus sind die 
hintern Haubenfedern nun aber auch noch mehr oder weniger 
mit roth gemengt und überflogen. Ein von mir erlegtes & von 
Sumatra hat röthlich fahlgelben Kopf mit ganz hell flammen- 
rother Haube, würde also dem jungen $ von concretus, das nach 
Hargitt „forehead and crown bright rufous buff, oceipital and 
nuchal erest bright flame red‘ hat, ziemlich gleichen. Bei diesem 
Stücke keimen auf dem ganzen Kopfe dunkelrothe Federn, die 
zeigen, dass es einen ganz dunkelrothen Kopf bekommt; ein An- 
zeichen, dass die hintern Haubenfedern grau werden, ist nicht zu be- 
merken, könnte aber noch später kommen. 

Die Weibchen beider Arten sind nicht zu unterscheiden. Nach 
dem mir vorliegenden Material aus den Museen von Berlin und 
Frankfurt und den selbst gesammelten Stücken bestätigen sich 
durchweg die Unterschiede der alten Männchen in der eben an- 
geführten Weise durch Färbung der Haube. Die Weibchen und 
manche junge Stücke lassen sich nicht unterscheiden. Trotz der 
sehr nahen Verwandtschaft dürften daher beide Arten doch als 
vollkommen entwickelte Arten zu betrachten sein. Dass Java 
eine eigene Art besitzt, kann nicht Wunder nehmen, denn wir 
finden dass bei sehr vielen Vögeln, die auf Malakka, Sumatra 
und Borneo übereinstimmen, auf Java eine eigene Art oder Un- 
art auftritt, wie auch bei anderen Thieren. 

Die beiden andern Arten der Gattung, Z. canente und cordatus, 

Cab. Journ, f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 188. October 1889. 24 


362 Ernst Hartert: 


unterscheiden sich nur durch etwas verschiedene Grösse, indem 
cordatus ständig kleiner ist. 
Es würde sich somit folgende Synonymie und Verbtsitung 
der Gattung ergeben: 
Gen. Hemicercus Swains. 
H. concretus (Temm.). 
Hab.: Java. 
H.sordidus (Eyton). 
Hab.: Borneo, Sumatra, Halbinsel Malakka von Singapur bis 
hinauf nach dem äussersten Süden Tenasserims, Penang, Salanga. 
H. canente (Less.). 
Hab.: Birma, südlieh bis Kussum in der Halbinsel Malakka 
und nördlich von Cachar bekannt. 
H. canente cordatus (Jerd.). 
Hab.: Süden Vorderindiens. 


Jyngipicus fusco-albidus Salvad. 
P. varvegatus Wagl. (nec Lath!) moluecensis Bp. 
Nur einmal im lichten Busch erlegt. 
Um Confusion fürderhin zu vermeiden, halte ich Salvadori’s 
neuen Namen für praktisch und annehmbar. 
Venilia porphyromelas (Boie). 
3 long. 22,5 em. Nur dies eine Exemplar! 
Iris rothbraun, Schnabel gelb, hinten etwas grünlich, Füsse 
und Nägel dunkelgrau. Im Magen grosse Käferlarven. 
Gauropicoides (Tiga) Rafflesci (Vig.). 
2 long.26cm. Iris braun. Füsse graugrün. Schnabel dunkel 
hornblau. Nur zweimal im Walde in Sumatra erlegt. 
Chrysophlegma puniceum (Horsf.). 
Sumatra: & long. 23,5. em. Iris braun, nackte Haut um das 
Auge hellblau, Füsse bleigrau. Magen Insekten. 2 Iris braunroth. 
Perak: 2 long. 24 em. Iris kirschroth, nackte Haut um das 
Auge blau, Füsse schmutzig gelblich, Zehen grau. Im Magen eine 
ungeheure Menge kleiner schwarzer Ameisen und Ameiseneier. 
Dieser hübsche Specht ist in Perak nicht selten, in Sumatra 
habe ich ihn nur zweimal gesehen. 
Tiga (Chrysonotus) javanensis (Ljungh.). 
Iris braunroth oder rothbraun. Schnabel horngrau, der Ober- 
schnabel dunkler. Füsse schmutzig grünlichgrau. Long. 24 bis 25 em. 
Dieser Specht ist ausserordentlich häufig in Sumatra. Ich 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 363 


habe ihn im tiefen Walde und an einzelstehenden Bäumen und oft 
in der Nähe der Häuser gesehen. 
Micropternus brachyurus (Vieill.). 

Iris braun, nackte Haut um das Auge bleigrau. Mägen meist 
Ameisen, gelbe und schwarze. 

Sehr gemein im Buschwalde. Ein ziemlich träger Geselle im 
Vergleich mit andern Spechten. 

Meiglyptes grammithorax (Malh.). 

Iris roth, rothbraun, braun. Füsse grau, bald mehr, bald 
minder grünlich. Schnabel schwarz. 

In den Wäldern von Deli nicht selten. 

Xylolepes validus (Reinw.). 

Iris braun und rothbraun. Schnabel hell horngrau, Füsse 
bräunlich fleischfarben. 

Die Rückenfärbung dieses in Sumatra und Perak nicht gerade 
häufigen, aber sehr auffallenden Waldspechtes ist sehr verschieden. 
Viele Exemplare haben den Rücken einfarbig, wie in der Original- 
beschreibung angegeben, viele aber eine breite undeutliche Quer- 
bänderung von grauer Farbe. Wie ich mich durch eigne Prüfungen 
an den selbst gesammelten und in Museen aufgestellten Stücken 
und unterstützt durch freundliche Mittheilung des Frhrn. v. Ber- 
lepsch überzeugt habe, ist dies vielen Schwankungen unterworfen, 
bald nur mit wenigen Streifen beginnend oder eben nur angedeutet, 
bald mehr oder weniger schön ausgebildet. Ob es Alterszustände 
sind, habe ich nicht feststellen können, ist aber bei Stücken von 
Java, Sumatra und Malakka gleich variabel. 

‚N yetiornis amicta (Temm.). 

Iris orange. Augenlid schwärzlich. Schnabel schwarz mit 
hellgrauem, keilförmigem Fleck an der Wurzel des Unterschnabels, 
Füsse dunkel graugrün. In den Mägen verschiedenartige Insekten, 
einmal nur eine grosse Hummel. 

Iris hell ziegelroth, Füsse hell grünlichgrau bei Jüngeren. 

Dieser prachtvolle Vogel, dessen herrliche Stirnfarben 
nach dem Tode an Schönheit verlieren, sitzt gewöhnlich 
ruhig an den Rändern dichter Gehölze und Wälder oder auf Wegen 
in solehen, den vorüberfliegenden Insekten auflauernd, die er im 
Fluge fängt. Hierin zeigt er sich als echter Bienenfresser, während 
seine Stimme von der der echten Meropiden abweicht. Während 
jene alle einen hellen Ruf haben, ist die des Nyctiornis amicta ein 
rauhes, tiefes, kurzes, einem Gackern ähnliches Geräusch, das sich 

24* 


364 Ernst Hartert: 


vielleicht mit einem tief aus der Kehle hervorgestossenen gagaga 

vergleichen liesse. Man sieht ihn in der Ruhe oft mit eingezogenem 

Kopfe, wie auch andre Bienenfresser gern thun, sitzen, wobei die 
langen, rothen Kehlfedern bartartig horabikituinlanl | 

Der rothbärtige Bienenfresser ist in den waldreichen Gegenden 

von Deli nicht selten, ebensowenig in den Thälern von Perak, wo 

Wray ihn auch noch 4000 Fuss hoch schoss. Von unten gesehen 

schützt ihn seine blattgrüne Farbe zuweilen vor der Eu EEE 

sonst ist er nicht besonders scheu. 

Merops philippinus L. | 

Iris roth, Schnabel sehwarz, Füsse braungrau. | 

i 


’ 


Der blauschwänzige Bienenfresser war einer der ersten Vögel, 
die ich auf Penang sah. Ganz wie meine alten Bekannten aus 
dem westlichen Sudan, malembieus und albicollis, sassen sie in 
Trupps auf den abgestorbenen Aesten hoher alter Bäume, von wo 
sie mit dem allen mir bekannt gewordenen echten Meropsarten 
eigenen hellen Ruf, wie ihn unser apzaster von sich giebt, der bei 
den Arten nur etwas an Höhe zu schwanken pflegt, Insekten 
fangend, abflogen und wiederkehrten. Später war er wieder einer 
der ersten Vögel, die ich über dem sumatranischen Buschwalde 
schweben sah. Häufiger aber als diese Art ist in Sumatra der 
sumatranische Bienenfresser. 

Merops sumatranus Rafil. 

Iris dunkelroth, Schnabel schwarz) Füsse dunkel graubraun. 
In den Mägen meist Bienen und fliegende Ameisen. Während 
M. philippinus mehr das offene Land besucht, daher an Meeres- 
küsten und Flussläufen nicht selten ist, bewohnt M. sumatr. mehr 
den Wald, wo man ihn an Wegen und Lichtungen anzutreffen 
pflegt. Natürlich kann man auch beide am gleichen Orte treffen. 
Auch diese Art lebt nur von im Fluge gefangenen Insekten. Bei 
den Jungen ist Kopf und Rücken graugrün. Dr 

Eurystomus orientalis (L.). 2 

Long. 28 cm. Schnabel und Füsse roth, Schnabelspitze schwarz, 
Iris dunkelbraun, Rachen gelb. 

Dieser Vogel ist nicht selten. In seinem Wesen und seiner 
Stimme erinnert er sehr an die echten Mandelkrähen. Ich habe 
ihn keineswegs so träg am Tage gefunden, wie angegeben wird. 
Dass er nicht vorzugsweise ein Dämmerungsleben führt, dürfte 
wohl auch der Umstand darthun, dass sein Magen um die Mittags- 
zeit wohlgefüllt war. In Assam sah ich ihn in den heissen Mittags- | 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 365 


stunden über dem hohen Walde schöne Flugspiele nach Mandel- 


krähenart ausführen. Alle Stücke aus Sumatra und Assam hatten 
Käfer im Magen, z. B. Copris-Arten und Longicornier, um deren . 
Besitz man sie hätte beneiden können. Nicht im Innern tiefen 
Waldes, sondern an den Lichtungen ist sein Aufenthalt. In Assam 
an den Nagadörfern, in Sumatra in der Nähe der Pflanzungen. 
Besonders liebt er anscheinend alte Riesenbäume mit trockenem 
Geäst, in denen er vermuthlich Nisthöhlen findet. 
Alcedo bengalenscs (Gm.). 

Ein auffallend hell gefärbtes, blasses Stück gefangen, das 
Nachts in das erleuchtete Zimmer flog. Häufiger scheint 4lcedo 
meninting zu sein, doch habe ich kein Stück geschossen und daher 
die Art nicht sicher festgestellt. 

Der malayische Name für alle Alcedo und die Haleyoninen 
ist Kaka. 

Halcyon coromanda (Lath.). 

Long. 24,5 em. Iris dunkelbraun, Schnabel, Füsse und Krallen 
roth, wie auch das ganze Gefieder in verschiedenen Tinten der 
rothen Farbe strahlt. Magen Heuschrecken. 

 Haleyon pileata (Bodd.). 

« Iris dunkelbraun, Schnabelund Füsse roth, obenher mehr braun- 
roth, unten lebhaft roth. 

Der Schwarzkappenkönigsfischer ist häufig in Deli. Er wohnt 
im liehten Buschwalde und nährt sich von Eidechsen, Fröschen, 
Käfern und dergl. Den Magen eines Stückes fand ich mit Fischen 
gefüllt. Es ist auffallend, dass Oates ihn als einen Fischfresser 
kennen lernte und seinen Aufenthalt besonders am Salzwasser an- 
giebt. Ich habe noch keinen Daceloninen kennen gelernt, der vor- 
zugsweise von Fischen lebt, was dagegen alle Alcedininen thun. 
Ich traf ihn meist im trockenen Buschwalde in Sumatra an. InPerak 
sah ich ihn sowohl am Perakflusse, als im Innern an breiten Wegen. 

Haleyon concreta (Temm.). 

Iris dunkelbraun. Schnabel gelb mit ausgedehntem schwarzen 
Firstenstreif. Füsse mit Nägeln gelb. 

Die Mägen enthielten Orthopteren, Würmer, Eidechsen und 
eine kleine Schlange. 

Nicht häufig, aber öfters angetroffen. Er weicht sehr in der 
Lebensweise von den meisten Verwandten ab. Er hält sich meist 
tief unten im Gebüsche auf und ist im Gegensatze zu den meisten 
mehr oder minder flüchtigen Mitgliedern seiner Familie geradezu 


366 Ernst Hartert: 


dummdreist. Er sucht nicht sein Heil in frühzeitiger Flucht, sondern 
bleibt unbeweglich sitzen, so dass ich mich ihm bis auf fünf Schritte 
_ nahen konnte. Seiner schönen Farben wegen möchte man ihn für 
sehr auffällig halten, dem ist aber nicht so. Allerdings bemerkt 
man ihn leicht, wenn er einem die hellorangefarbene Unterseite zu- 
kehrt, dagegen seht die dunkelgrüne, gelblich betropfte Rücken- 
färbung völlig in der ihn umgebenden düstern Waldschattenfarbe 
auf, so dass man ihn oft gänzlich übersieht. Mehrfach musste ich, 
um den nöthigen Abstand zum Schiessen zu gewinnen, noch wieder 
zurückgehen. 
Cranorrhinus corrugatus (Temm.). 
2 long. 88 cm. Iris karminroth. Schnabel gelb, Wurzeltheil 


und Horn roth; nackte Haut um das Auge blau, gefurchter Theil | 


des Unterschnabels braun. Ich schoss nur den einen, aus einer 
Schaar von 5 oder 6 Stück. Er stiess häufige laute, raube, ein- 
silbige Töne aus. Er hält sich im diehten Walde auf. Magen 
Früchte. 

Rhinoplaa vigil (J. R. Forster.). 

2 16. 1. 1888 Sumatra. Long. bis Ende des eigäntlichen 
Schwanzes einen Meter, von da ab noch 40 cm weit die Mittel- 
federn herausstehend. Iris ein etwas bräunliches Roth. ' Schnabel 
dunkelroth, vor dem Horn gelb. Augenlider dunkelbraun mit 
weisslichen Flecken. Der nackte Hals und Oberrücken, der in drei- 
eckiger Form nackt gelassen ist, ist von einem schmutzigröthlichen 
Lila, Seiten und Unterseite des Halses blau grünlichweiss mit 
himmelblauen Adern. Füsse schmutzig rothbraun, unten gelb, 
Nägel hornfarben. Im Magen Früchte verschiedener hoher Wald- 
bäume. & Perak. Schnabel roth, vorne gelb. Hals und nackter 
Oberrücken hochroth, Füsse mehr schmutzigroth, Nägel hornfarben. 
Iris bräunlichroth. 

Auffallend ist zunächst die Farbe des Halses am Sumatraner. 
Da ich den Vogel selbst geschossen, selbst auf das Geschlecht hin 
seeirt und gleich obige Notizen vermerkt habe, so ist es unzweifel- 
haft so, wie oben angegeben. Möglicherweise ist das 2 an den 
nackten Theilen anders gefärbt. Das & stimmt mit Davison’s ge- 
nauen und zuverlässigen Angaben überein. Davison machte seine 
Angabe nach Tenasserim-Stücken. Möglicherweise hat er nur 
Männchen gehabt. Es scheint mir nicht wahrscheinlich, dass das 
Weibchen einen kürzeren Schwanz hat, wie angegeben wird. 

Dieser abenteuerlich gestaltete Vogel, den Hume mit; Recht 


EEE 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 367 


eine wahre Alpgestalt in Vogelform nennt, ist in Sumatra keines- 
wegs überaus selten, aber seine Scheu ist gross und er wohnt in 
den unzugänglichen Urwäldern, vorzugsweise denen des Hügel- und 
Berglandes, welche seine Erlegung und Beobachtung ausserordentlich 
erschweren. Der aufmerksame Davison ist der einzige Beob- 
achter, der bisher eine Schilderung seiner Lebensweise veröffentlicht 
hat, und seine Beobachtungen konnten wie immer nur bestätigt 
und ihnen nur Weniges hinzugefügt werden. Seine dämonische 
Stimme setzte mich zuerst am Sungey Siput, d. i. Schneckenfluss, 
in Deli in Aufregung. Sie durchhallt den Wald, wie Davison völlig 
richtig sagt, bis auf eine englische Meile hin. Er hebt an mit 
einzelnen, in langen Intervallen ausgestossenen, schallenden Hüp’s, 
die sich immer rascher folgen, zuletzt beinahe überstürzen und in 
einen rauhen, lachenden Ton übergehen, dessen Stärke geradezu 
überrascht. Diese Stimme hörte ich oftmals, ehe ich den Urheber 
kannte. Eines Abends kurz vor Sonnenuntergang folgte ich trotz 
energischen Protestes meines abergläubischen Achmed der ver- 
lockenden Musik. Näher und näher kam ich im tiefen Dickicht des 
Unterholzes der Stimme, die hoch aus den Wipfeln der Bäume er- 
klang. Jetzt war sie beinahe über mir, suchend blickte ich in die 
Höhe — nichts ist sichtbar. Es schweigt. Um etwas schen zu 
können, muss ich meinen Standort verändern, berühre unglücklicher- 
weise eine herabhängende Liane, und mit einem dröhnenden 
Gurgeln streicht der Vogel über mir in beträchtlicher Höhe ab. 
Der Moment genügte, den langen Schwanz zu erkennen und auch 
einen Schuss hinaufzudonnern, der aber nur einen Arm voll Blätter- 
werk herabbeförderte. Ganz unerwartet sollte ich späterhin das 
erste 2 erlegen. Hart nebeneinander gekauert sah ich über einer 
Schlucht zwei Vögel sitzen, die Schnäbel auf der Oberbrust ruhend, 
die langen Schwänze gleichlang herabhängend. Es war in heisser 
Mittagsstunde und ich durchsuchte verwitterte Stämme nach Käfern. 
Glücklicherweise hatte ich für etwaige Fälle eine Büchsflinte um- 
hängen und es gelang mir, einen herabzuschiessen, den ich mit 
grossen Fährlichkeiten aus der Schlucht heraufbrachte. Späterhin 
im Juli sollte ich in Perak noch die Freude haben, einen vorbei- 
zuschiessen und einen schwerverwundet in die Marmorfelsen des 
Gunong Pondok stürzen zu sehen — aber ein 4 wurde mirlebend 
gebracht! Nach Aussage der Malayen hat es ermattet am Erd- 
boden: gesessen. Es war zu schwach, um Nahrung zu sich zu 
nehmen, und war in einer Stunde todt. Ein schlechter Flieger ist 


368 2 Ernst Hartert: 


unser Vogel, schlechter wohl noch, als Buceros rhinoceros. Auch 
sein Flug ist rauschend, doch bedeutend leiser, als der des rhinoceros. 
Sein Rufen hört man namentlich am späten Nachmittage. Die 
Schwere des völlig compacten Schnabels ist erstaunlich. Auch 
der Gespensthornvogel, wie ich ihn am liebsten nennen möchte, 
ist nach Ansicht der Malayen in Perak ein verwandelter Mensch. 
Es war ein Mann, so erzählen sie, der mit seinem Weibe in Un- 
frieden lebte und sich derartig mit ihr erzürnte, dass sie ihm fort- 
lief. Er beschloss, sich an seiner Schwiegermutter, die ihm Vor- 
würfe machte und die Entflohene aufnahm, zu rächen. Eines 
Nachts trat er mit einer Axt vor ihr Haus und begann, da die Thür 
verrammelt war, die leichte Atapwand niederzuschlagen, bis er 
hindurch konnte und die schlummernde Schwiegermutter nieder- 
schlagen konnte. Als dies geschehen, brach er in ein schallendes 
Gelächter aus, aber ein über seine Roheit empörter Zauberer ver- 
wandelte ihn zur Strafe in einen missgestalteten Vogel.- Noch 
jetzt hört man den Wald widerhallen von schallenden Axtschlägen, 
denen ein rohes Lachen folgt. — Das ist des Vogels Stimme. 
Er führt daher den Namen „Tebang mentuah‘“, d. h. der seine 
Schwiegermutter niederschlug. Wahrscheinlich steht auch der mir 
in Sumatra angegebene Name. „mati sekawan“ mit dieser ‘Sage in 
Zusammenhang. Schon der treffliche Beobachter Kelham führt 


die obige Sage in etwas andrer Form an, fragt aber vergebens nach 


dem Namen des Vogels, in dem er eine ihm nicht bekannte Bucero- 
tidenart vermuthet. Dass es ihm nicht gelang, des Vogels hab- 
haft zu werden, mag daran gelegen haben, dass damals noch die 
Bergwälder, in denen der Vogel vorzugsweise wohnt, unzugänglich 
waren, während jetzt treffliche Strassen durch dieselben führen. 
Beim Gunong Pondok hörte ich zuweilen seine Rufe von beiden 
Seiten des Thales erschallen. 
Anthracoceros convezus (Temm.). 

2 long. 81 cm, Schnabel dunkelgelb, nach der Spitze weiss- 
lich, Unterschnabel hat am Wurzeltheil einen olivengrünlichen und 
einen weinröthlichen Querstreifen und einen schwärzlichen Fleck. 
Iris besteht aus einem äussern rothen und einem innern gelblich- 
grauen Ringe. Nackte Haut um’s Auge blau, Kehlhaut blau mit 
gelblichweissen Flecken. Füsse grünlich, Zehen glänzend grau, 
Nägel bläulich. Sohlen hellbraun. Magen Baumfrüchte. — Mag 
stellenweise häufig sein. Bei St. Cyr sah ich sie nicht selten, er- 
legte aber nur den einen. u 47 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 369 


Anorrhinus comatus (Raffl.). 

& long. 104 cm. Iris schmutzig braungelb; Gesichtshaut hell- 
blau, Schnabel graubraun und graubläulich, dunkel. Füsse schwarz. 
Im Magen grosse Früchte. Im Gegensatz zu der Mehrzahl der 
anderen Hornvögel hält dieser sich sehr viel in niederm Gebüsch 
und am Erdboden selbst auf. Seine miauende Stimme lässt er viel 
am Nachmittag hören. Davison hält ihn für sehr scheu. Von dem 
von mir erlegten Exemplar kann ich eher Dummdreistigkeit be- 
haupten, denn sogar nach einem Fehlschuss meines Achmed gelang 
es mir noch, ihn zu beschleichen und zu erlegen. Kelham nennt 
seine Stimme ein lautes hu hu hu hu, dem Bellen eines grossen 
Hundes nicht unähnlich. Ich habe dreimal seine miauende Stimme 
gehört, dagegen dies hu hu hu hu von 

Buceros rhinoceros (L.). 

4. Iris blutroth. Unterschnabel gelb, vordere Hälfte weisslich, 
Oberschnabel vorderer Theil gelb, hinterer Theil roth. Horn oben 
roth, unten gelb, rechts und links ein pechschwarzer Streif. Nackte 
Haut um das Auge schwarz. Füsse schmutzig grünlichbraun. 

2. Iris braunroth. Füsse grünlichgelb. Nägel braun. In den 
Mägen eine erstaunliche Menge von Früchten und Knospen hoher 
Waldbäume. Dieser Nashornvogel ist wohl die häufigste Art in 
Sumatra. Auch von Solok habe ich ihn gesehen. Auch in Perak 
nicht selten. Die Stimme habe ich oben angegeben und glaube 
nicht, dass ich mich hier irren kann. Errare humanum est — und 
namentlich im Urwalde. Möglich ist auch, dass Anorrhinus comatus 
in der Fortpflanzungszeit ebenfalls ähnlich ruft und das von mir 
beobachtete Miauen nur ein Lockruf ist. Gewiss ist die Stimme 
der Hornvögel nicht immer gleich und ihre kraftvollen Stimmorgane 
mögen wohl verschiedene Töne hervorzubringen vermögen. Ein 
von mir herabgeschossener, aber nur geflügelter Buceros rhinoceros 
vollführte ein so furchtbares, dröhnendes Geschrei, dass es beinahe 
einer Beschreibung spottet. Ohne Zweifel rührt die rothe Farbe 
des Schnabels vom Fett der Bürzeldrüse her. Der Schnabel des 
frischen Vogels färbt stark ab und ist sehr fettig. Dasselbe gelbe 
Fett enthält die Bürzeldrüse. Man kann die bei trockenen Bälgen 
stark verbleichenden Farben des Schnabels durch langsames Trocknen 
und Umwickeln etwas erhalten, aber noch besser dadurch, dass 
man den Schnabel mit Oel einreibt, das man von Zeit zu Zeit 
erneuert. Wahrscheinlich ist dies aber auch nur wirksam, so lange 
er noch einigermassen frisch ist. Eingemauerte Weibchen wurden 


Fra a8 
F P, . 


370 Ernst Hartert: 


nach Erzählung der Pflanzer öfter beim Waldschlagen von den 
Arbeitern erbeutet. Während ich dort war, kam es leider nicht vor. 
Rhytidoceros undulatus (Shaw.). 
Deutlich gesehen (auch Köpfe als Jagdtrophäen), pres nicht 
erlegt. Auch von Solok an die Linnaea eingesandt: 
Harpactes rutilus (Vieill.). 


32 long. 25%), cm. Schnabel blau mit schwarzen Kanten, 


Füsse grau. 
Harpactes diardi (Temm.). 

2 long. 30,5 cm. Iris braunroth, nackte Haut um das Auge 
röthlich lila, Schnabel blau mit schwarzer Firste und Spitze. Füsse 
bläulich fleischfarben. Im Magen Früchte und Libellen. 

Cacomantis threnodes Cab. u. Hein. 

& Iris roth, Schnabel schwärzlich braun, Rachen orangeroth, 
Füsse braungelb. Magen eine Menge Raupen. Scheint in Sumatra 
noch nicht beobachtet zu sein. Ich habe nur das eine Stück ge- 
sehen und erlegt. 

Surniculus lugubris (Horsf.). 

2 December. Iris nussbraun. Schnabel schwarz, Füsse bläulich- 
grau mit gelblichen Sohlen und hornbraunen Nägeln. Magen be- 
haarte und glatte Raupen. 

Dieser schwarze Kukuk sieht einem Drongo im Freien so 
ähnlich, dass man ihn oft damit verwechselt. Daher kann ich auch 
nicht sagen, ob er häufig vorkommt. 

Coceystes coromandus (L.). 

& long. 37 cm. Iris braun. Schnabel schwarz, an der Wurzel 
etwas bläulichweiss. Augenlider graublau. Füsse bleiblau. Wieder- 
holt in Assam, Malakka und Sumatra gesehen. Das erlegte Stück 
hatte den Magen mit einer Menge behaarter Raupen Bere 

Rhinortha chlorophaea (Rafll.). 

d2 Iris braun. Schnabel und nackte Haut um die Augen 
hell bläulichgrün. Füsse blaugrau. 

Gehört zu den häufigsten Vögeln Sumatras und ist auch in 
Perak nicht besonders selten. Ich habe ihn mehr im liehten Busch, 
als im alten Walde gesehen. Meisterlich versteht er, sich ‘im 
Alang-alang und in dichtem Geranke zu verbergen. Seine Stimme 
ist ein sanfter, miauender Pfiff. Seine Nahrung besteht aus In- 
sekten, vorzugsweise Raupen und Käfern. Seine Haut ist wie die 
aller Cuculiden sehr fein, und die Bauch- und Rückenfedern sitzen 
sehr lose in derselben. 


Zur Ormithologie der indisch-malayischen Gegenden. 571 


Rhopodytes tristis (Less.). 

Diesen Vogel habe ich niemals selbst beobachtet, aber von 
Solok an der Westküste Sumatras sind der Linnaea mehrere zu- 
gegangen. Baker schreibt mir aus Cachar etwa Folgendes: 

Rhopodytes tristis ist sehr häufig bis zu 2500 Fuss hoch in 
diesen Bergen. Er baut im dichten, üppigen Dschungel 2 bis 
10 Fuss hoch über dem Erdboden. Das Nest ist eine Masse von 
Gras, Dornen und dergl. und erinnert einen sehr an das Nest der 
heimischen Elster. Das Nest enthält stets nur zwei Eier, welche 
bekannt sind. Der Vogel ist scheu und selten hört man einen 
Laut von ihm, selten auch bekommt man ihn zu sehen, denn er 
hält sich: im dichten, niedrigen Gebüsche auf und ist sehr hurtig 
in seinen Bewegungen. Er ist ein schlechter Flieger und fliegt an- 
scheinend niemals weit in einem Fluge. Das Männchen unterstützt 
das Weibchen beim Brüten. Der lange Schwanz ist natürlich nicht 
nur in einer gewissen Zeit des Jahres ausgebildet, sondern beide 
Geschlechter haben ihn immer. 

Rhopodytes Diardi (Less.). 

&2 Iris graubraun, die schuppige Haut um das Auge gleich- 
mässig erdbeerroth, Schnabel hellgrün, Füsse schmutzig graugrün, 
zuweilen heller. zuweilen dunkler. Sehr häufig sowohl in Sumatra 
als in.Perak. Er klettert höchst geschickt in den Baumkronen 
herum und kann sich trefflich verbergen. In den Mägen fand ich 
Raupen, Käfer und Geradflügler. Obgleich ich ihn sehr oft gesehen 
habe, kann ich mich nicht entsinnen, seine Stimme gehört zu haben. 

Rhamphococeyz erythrognathus (Hartl.). 

& Sumatra long. tot. 47 em. Iris blassblau, Gesichtshaut 
hochroth. Schnabel blassgrün, Unterschnabel etwas dunkler und 
trüber, ein dreieckiger Wurzelfleck am Oberschnabel und beinahe 
2/, des Unterschnabels dunkelroth. Füsse dunkelgrau. Im Magen 
eine Maus, einige behaarte Raupen, mehrere grössere Käfer. 

& Sumatra long. tot. 48 em. Iris himmelblau, nackte 
Gesichtshaut erdbeerroth. Schnabel hellgrün, ungefähr die Hälfte 
“ des Unterschnabels und das Eck am Oberschnabel braunroth. Füsse 
dunkelgrau. Magen Raupen. 

9 Perak. Iris herrlich goldgelb. Schnabel und nackte 
Gesichtshaut wie oben. Füsse bleigrau. Eierstock stark geschwollen. 

Dieser bunte Vogel ist in Sumatra und 'Perak nicht selten, 
ohne jedoch etwa häufig zu sein. Er bewohnt weniger den alten 
‚Urwald, als vielmehr den Buschwald und Gartenland. Seine Stimme 


372 Ernst Hartert: 


ist ein kurzes, rauhes Krächzen. Oft verbergen sich die Vögel 
wie die Centropus-Arten in dichten Büschen und fliegen auch dann 
gewöhnlich nicht sehr weit, wenn man sie aus diesen heraustreibt. 
Centrococcyx lepidus (Horstf.). | 

Iris rothbraun. Schnabel bei alten Vögeln schwarz, bei jüngeren 


dagegen hellbraun. Magen meistens Orthopteren und Raupen, 


auch Käfer und andre Insekten. Ich führe die Art unter obigem 
Namen nach Cabanis Museum Heineanum an, möchte aber glauben, 
dass die Form mit bengalensis zusammenfällt. Der Vogel ist in 
Deli überaus häufig in den grossen Alang-alang-Flächen. Seine 
lauten hüp, hüps hört man nicht selten, doch ist ihm im hohen 
Grase schwer beizukommen. Sein Fleisch ist sehr wohlschmeckend. 
Die Pflanzer nennen ihn Lalang-Vogel. 
Centrococeyx eurycercus (Hay). 

Iris roth, Schnabel und Füsse mit Krallen schwarz. Dieser 
grosse Cueulide, den ich im frischen Zustande bis zu 56 cm Total- 
länge mass, ist ebenfalls sehr häufig, bewohnt aber mehr den 
hohen Wald, wo er sich am Boden und im Unterholze herumtreibt. 
Wenn er sein überaus lautes hüp—hüp—hüp—hüp— ... er- 
schallen lässt, sitzt er oft ziemlich hoch auf Bäumen. Er nährt 
sich nicht nur von Insekten, deren ich Käfer und Orthopteren in 
den Mägen fand, sondern auch von Eidechsen und Gekkonen. ae 
zartes Fleisch behuieckt ebenfalls nicht schlecht. 

Megalaema mystacophanes (Temm.). 

Iris braun. Schnabel schwarz. Füsse graugrün. 

In Pungey kamen diese Vögel regelmässig in den Garten, um 
die Melonenbaumfrüchte (Cariea papaya) anzufressen. Sie frassen 
grosse Löcher in dieselben, indem sie sich oben drauf setzten und 
nun darauf loshackten. Man konnte ihrer dort viele schiessen. 

Sehr häufig hört man in den Wäldern Delis von einem hohen 
Baume herab ein weithin schallendes, metallisches tuk, tuk, tuk 
unausgesetzt erklingen. Ich habe nicht feststellen können, ob es 
von dieser Art oder, wie ich vielmehr glaube, von der kleineren 

Megalaema haemacephala (P. L. S. Müll.) 
herrührt, die ich in Deli nicht geschossen habe, aber bei Herrn 
Maschmeyer I. frisch erlegt und ausgestopft gesehen. habe. 
Megalaema chrysopogon Temm. 

d? Irislebhaft kastanienbraun, Schnabel schwarz, Füsse GeMEE 
grau, Nägel dunkelgrau. 

Dieser prachtvolle Bartvogel scheint stellenweise nicht saltäh 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 373 


zu sein. Im December 1888 traf ich in einem Wäldchen bei 
Tuntungan eine ziemlich grosse Gesellschaft an einem hohen Wald- 
baume Früchte fressend an. Sie waren wie alle ihre Verwandten, 
soweit ich sie kennen lernte, ziemlich träge und furchtlos, so dass 
ich 4 Stück herabschiessen konnte, ehe der Rest davonflog. Sie 
fliegen ungern grössere Strecken. Ihre Stimme habe ich in Sumatra 
nicht vernommen, aber in einem Garten in Perak, wo ein Paar 
wahrscheinlich nisten wollte, schrie das Männchen stundenlang 
unausgesetzt und namentlich Morgens und Abends von einem 
dürren Wipfel herab sein lautes, tiefes hüp—hüp—hüp—hüp— 
hüp—hüp und fand ein solches Gefallen an seinem Concerte, dass 
es sogar in einer mondhellen Nacht begann und drei Stunden lang 
schrie. In den Mägen der erlegten fand ich Früchte, nur einmal 
Flügeldecken eines Käfers. 

' Megalaema oorti Müll. 

Diese höchst seltene und wenig bekannte Art wurde der 
Linnaea von Solok, Westsumatra in einem Stücke gesandt. 

 Calorhamphus Hayi (Gray). 

& Schnabel schwarz, ? Schnabel hell röthlichbraun mit schwärz- 
lichen Innenrändern. Iris rothbraun, Füsse orangeroth mit schwarzen 
Nägeln bei beiden Geschlechtern. Männchen und Weibchen unter- 
scheiden sich nur, aber constant, in der Schnabelfärbung. Viel- 
leicht ist das 2 etwas kleiner. Ich mass & 18 cm, 2 17,6 cm, 
2 18 cm, & 18 cm. Diese sonderbaren Vögel waren auf einem 
mit weissen, maulbeerartig aussehenden Früchten bedeckten Baume 
nicht selten. Späterhin traf ich sie in den Wäldern des Gunong 
Idjau in Malakka. Es sind sehr pblegmatische Vögel, die in allen 
möglichen Stellungen im Gezweig herumklettern, dabei einen leise 
zirpenden Ton ausstossen. Sie sind so wenig scheu, dass selbst 
nach einem Schusse der überlebende Nachbar nicht abfliegt, sondern 
wartet, bis man wieder geladen hat und ihn auch erlegt. Ich habe 
das dreimal beobachtet nnd ist mir das in solchem Maasse bei 
andern Vögeln noch nie vorgekommen. 

? Palaeornis longicauda ? 

In den riesigen Twalangbäumen in Serdang sah ich grosse 
Schwärme einer Palaeornis-Art, die aus der Ferne und in ihrer 
Stimme dem bekannten P. torquata ähnlich waren. Ich vermuthe, 
dass es P. longicauda war. 

Ninoz scutulata (Rafll.). 
2 Iris goldgelb. Schnabel schmutziggrün, an den Seiten 


374 Ernst Hartert: 


schwärzlich. Wachshaut schmutziggrün, Zehen gelb, Nägel grau- 
braun. Im Magen Käfer. 

Diese Eulengruppe besteht aus so vielen ähnlichen Formen, 
aus denen man ganze fortlaufende Reihen zusammenstellen kann, 
dass man versucht ist, entweder viele Arten zu unterscheiden, oder 
alle zusammenzuziehen. Die in Malakka und Sumatra lebende 
dürfte, gleich wie die von Birma und China, als N. scutulata (Raffl.) 
anzuführen sein. Die Form aus Nordindien ist bedeutend heller, 
namentlich hat die Unterseite eine ganz anders gefärbte braune 
Fleekung und ist als N. /ugubris (Tick.) zu trennen, aber wegen 
der vielen beinahe dazwischen stehenden Formen wohl nur sub- 
specifisch trennbar. 

Die Art scheint in Sumatra nicht selten zu sein. 

Bubo orientalis Horst. 

Von Solok. In Deli Flügel gesehen, die ralahei zu 
dieser Art gehören. 

Spizaötos Kienerii, De Sparre. | 

Als ich im December 1887 mit verletztem Knie in der Tabak- 
plantage Pungey lag, sah ich diesen schönen und seltenen Raub- 
vogel nicht selten über den Feldern und oft nabe bei den Ge- 
bäuden. Der Flug ist — wie auch der afrikanischer ‚Spizaetos- 
Arten — rasch und kräftig, etwa zwischen dem schwebenden Flug 
der Bussarde und dem rapiden Hinschiessen echter Habichte die 
Mitte haltend. Wie gut ihr Flug fördert, zeigt sich darin, dass 
viele Arten vorzugsweise vom Raube alter Vögel leben. Spizaötos 
Kienerüi fand ich recht scheu. Da ich nicht gehen konnte, fehlte, 
ich ihn zweimal vom Hause aus auf weite Entfernung, mein Diener 
Achmed that es öfters im Freien. Später gelang es mir, ein Weibchen 
im Schutze einer unbenutzten Tabakscheune zu beschleichen. Zum 
Sitzen wählte er meist die untern Aeste einzeln stehender oder 
auch kahle Bäume und sah im Sitzen adlerartig aus. Ich fand 
die Iris braun, Füsse und Wachshaut gelb, Schnabel graublau, 
Nägel schwärzlich. 

Eigenthümlich ist die weite Verbreitung dieses Vogels, der 
vom Himalaya bis tief in das malayische Inselgebiet hinein 
vorkommt, aber überall selten ist. ; 

Microhierax fringillarius (Drap.) 

32 Iris braun. Schnabel und Füsse schwarz. Long. 15 bis 16e cm. 

Dieser reizende kleine Raubvogel war in Sumatra sehr häufig, 
einmal sah ich ihn auch in Perak. 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 375 


Immer sieht man ihn auf hervorragenden Punkten sitzen, ge- 
wöhnlich dürren Aesten über Wegen, auf Pfählen in der Mitte 
freier Plätze, auf Telegraphenstangen. Von ihnen herab fängt er 
nach echter Raubvögel Art mit den Fängen seine Beute. Dieselbe 
besteht aus allerlei Insekten, namentlich aus Orthopteren, Libellen 
und grossen Käfern, ich fand aber auch Hymenopteren und Hemi- 
pteren in den Mägen. In 15 untersuchten Stücken fand ich niemals 
etwas Anderes als Insekten und bemerkte auch nicht, dass kleine 
Vögel sich vor ihm fürchteten. 

Vergeblich bemühte ich mich, Eier des Zwergfalken zu er- 
langen. 

Verschiedene meiner Bekannten haben weiterhin meine Be- 
mühungen fortgesetzt, aber leider bisher noch ohne: Erreichung 
des Zieles. Mein Freund, Herr Administrateur Rudolf Schadt 
schrieb mir vor Kurzem folgendes: 

„Bei Ladja beobachtete ich auch den Zwergfalken, dessen 
Beine, Kopf und Flügel ich mitsende. Er hatte sein Nest in einem 
hohlen Baume. Nachdem ich das Pärchen tagelang beobachtet hatte, 
glaubte ich, es sei Zeit, versicherte mich eines alten Vogels durch 
den Schuss und liess den Baum fällen. Zu meinem Bedauern 
war es zu früh — es war nichts in dem Neste. Der Baum war 
so morsch, dass man ihn nicht erklettern konnte, sonst hätte ich 
vorher nachsehen lassen. Wie ich an dem gekappten Baume mich 
überzeugte, haben die Vögel das Loch selbst ausgearbeitet, und 
diesem: Umstande dürfte auch mein Irrthum zuzuschreiben sein. 
Da ein Vogel immer ab- und zuflog und der andre immer längere 
Zeit im Loche blieb, fürchtete ich sogar, es seien schon Junge 
darin. Wahrscheinlich aber hat der eine die Spähne abgebissen 
und der andre dieselben fortgetragen, während ich glaubte, er 
brächte Futter für das brütende Weibchen herbei. 

Das Loch hatte die Grösse eines gewöhnlichen Spechtloches 
daheim und war mehr denn 10 cm tief, nahe über der Geis 
ziemlich rechtwinklig nach unten umgebogen. 

Hoffentlich glückt es mir nächstens u. s. w.“ 

Astur (Lophospizia) trivirgatus Temm. 

Einmal ein junges Weibchen im Urwalde erlegt. 

Oberschnabel und Vorderrand des Unterschnabels schwarz, 
Unterschnabel horngrau. Waclshaut grünlichgelb. Iris bräunlich- 
gelb. Magen Frösche und Vögel. 


376 Ernst Hartert: 


Spilornis bacha (Daud.). | 
Iris bräunlichgelb. Habe die Art öfter gesehen, aber nur dies 
eine Stück erlegt. Auch in Perak öfter auf Kiebiuuuge im ac 
und noch bis 4500 Fuss hoch. 
Pandion haliaetos (L.). 
Unseren schönen Fischadler habe ich am 24. December 1888 
bei „Rotterdam Estate“ auf Schussweite vor mir gehabt und e> 
guten alten Bekannten mit Sicherheit erkannt. 


Neopus malayensis (Temm.) 
Sowohl in den Bergen von Perak als auch bei IRRE 
in Sumatra beobachtet. Ein Stück von Solok gesehen. ai 
Einen prachtvollen, grossen und sehr hellen Adler, den ich 


im Gebirge gesehen habe, vermag ich auch nicht einmal mit der 


geringsten Wahrscheinlichkeit irgendwo unterzubringen.. 
Haliaötus leucogaster (Gm.). 


Sehr zahlreieh auf Salanga, an der Küste von Sumatra, um | 


Penang, Perak gesehen. f 
Ein erlegtes Weibchen hatte nur Seefische im Magen: Ein 
reiner Seevogel. 


Turtur tigrinus (Temm.). 


& Sumatra long. 31 cm. Iris hell orangeroth. Pe | 


hellgrau. Schnabel schwärzlich. Füsse weinroth. Nägel schwärz- 
lich. Magen Körner und Früchtchen. 

Diese Turteltaube ist ungemein häufig in Sumatra, auch in 
Salanga, Perak und auf Penang nicht selten. . Sie wird noch mehr 
als Geopelia striata in Käfigen gehalten und von den Malayen 
sehr geliebt. Auch die Battak in den Bergen von Sumatra halten 
sie. Immer werden sie in sehr kleinen Bauern gehalten. Ihre 


Nahrung nehmen sie nur vom Boden. Ihr Wildpret ist meist nicht 


so saftig wie das der grünen Tauben. 
Osmotreron olax (L.). 
2 ad. lung. 22 cm. & Ueberg. long. 22,5 em. & ad. long. 23'/; em 
Iris mit doppeltem Ringe, äusserer hellröthlich, innerer weiss- 
lich. Augenlid gelb. Schnabel hellgrünlich. Füsse roth. Nägel 
dunkelgrau. & Iris äusserer Ring hellorange, innerer ‚gelblichweiss. 
Nicht selten in Sumatra und Perak. Lebt wie andere grüne 
Tauben von Baumfrüchten. 
Osmotreron vernans (L.). 
& Iris mit doppeltem Ringe, äusserer lila, innerer lebhaft 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 377 


himmelblau. Schnabel bläulich, um die Nasenlöcher gelbgrünlich, 
Füsse kirschroth. Deli, Salanga, Perak. 

Gewohnheiten der andern Grüntauben. 

8 9. 12. 88. Nackte Augenlider grau, Rand derselben grün- 
lich. Schnabel bläulich, nach der Wurzel grünlich. Nägel graubraun. 

Butreron Capellii (Temm.). 

& Iris goldgelb, Schnabel hellgrün, Füsse dunkelgelb. Diese 
schöne grosse Taube nannte mein Achmed, welcher ziemlich in 
dergl. Dingen bewandert war, pirrgam, ein Name, der den Be- 
schreibungen nach aber wohl mehr noch auf Carpophaga aenea an- 
gewandt wird. Nach Achmed ist die Lieblingsfrucht obiger Taube 
die „lapei“. Zu Zeiten soll sie sehr häufig sein, ich habe sie nur 
einigemale in Deli auf hohen Waldbäumen fressend angetroffen, 


' welche so hoch waren, dass meine gute Schrotflinte nicht für sie 


ausreichte. Die Tauben liessen sich nicht in ihrem Fressen stören 
und erst nach dem 5. oder 6. Schusse erlegte ich ein £. 
Rallina euryzonoides (Lafresn.). 

2 juv. Ganze Oberseite olivenbraun mit wenig rostfarbenem 
Schimmer. Auf der graubraunen ÖOberbrust zeigt sich von der 
Mitte der Federn ausgehend eine hellroströthliche Farbe. 

Diesen seltenen Vogel in dem beschriebenen Gefieder, das im 
Uebrigen mit den Beschreibungen des alten Vogels übereinstimmt, 
schoss mir ein Bekannter in Deli am 29. November von einem 
Baume herab. In den nächsten Tagen sah ich auf der Insekten- 
jagd wiederholt Rallen vor meinen Füssen aufflattern, die höchst- 
wahrscheinlich dieser Art angehörten. Diese Art hat eine weite 
Verbreitung, ist aber eigentlich nur auf Ceylon häufiger. Salvadori 
giebt Java, Malakka und Singapore als Fundorte an. Auf Sumatra 
ist die Art meines Wissens noch nicht gesammelt. 

Erythrura phoenicura (Penn.). 

Ueberall in Deli, Perak und Salanga, wo sich nur eine An- 

deutung eines Sumpfes fand, gemein. In Deli auch sehr oft weit 


_ von allem Wasser entfernt in den trockenen Alang-alang-Gras- 


flächen. Die Stimme ist ein hässlicher, lauter, schreiender Ton. 

#+Charadrius fulvus Gm. 

Von unserm Charadrius pluvialis so gering unterschieden, dass 
man ihn am besten wohl nur subspezifisch trennt. An eine Tren- 
nung von fulvus und longipes kann überhaupt nieht gedacht werden, 
denn ich möchte den sehen, der ohne Kenntniss des Fundortes die 
beiden vermutheten Formen unterscheiden will, und es hiesse Spott 

Cab. Journ. f. Ornith, XXXVIL, Jahrg. No. 188. October 1889. 25 


EREN: 


378 Ernst Hartert: 


mit unserer hehren Wissenschaft treiben, wollte man die Vögel 
nach ihrem Vorkommen bestimmen. 
Im October und November beobachtet und erlegt. 
Argusianus argus (L.). 

Der „Argusfasan“ ist in Sumatra und Perak stellenweise häufig, 
während man ihn wieder stellenweise nicht bemerkt. Sein furcht- 
bares Geschrei hat ihm die malayischen Klangnamen „Kwang“ 
und „Kuau“ eingebracht. Hügelland und seltener nur reine Ebene 
sind des Argusfasanen Wohngebiet. Trotz des glühenden Wunsches, 
den schönen Vogel selbst zu erlegen, ist mir dies nicht geglückt 
und ich habe noch nicht in Erfahrung bringen können, dass über- 
haupt schon irgendein Europäer den Vogel mit dem Gewehr er- 


legt hätte. Iu meinem kleinen Bungalow im Innern von Perak 


hörte ich beinahe jeden Abend das laute „Kuau, kuau, kuau“ von 
beiden Seiten des Thales erschallen und von der einen Seite her 
am andern Abhang wiederhallen. Aber war es schon am Tage 
vielfach unmöglich und fast nirgend geräuschlos ausführbar, den 
dichten Urwald zu durchdringen, um wie viel mehr in dunkler 
Nacht. Oft schreien sie (nach Davison, dem besten Beobachter 
dieses Vogels, beide Geschlechter?) auch am Tage, und bei 
solcher Gelegenheit gelang es mir, in die grösste Nähe des Vogels 
zu kommen, indem ich mich in den Pausen todtenstill verhielt und 
während des gellenden Geschreis avaneirte. Leider verursachte 
ein kleiner Bach beim Ueberschreiten ein geringes Geräusch und 
der wahrscheinlich nur 30 bis 40 Schritte entfernte Vogel 
strich rauschend ab, ohne dass ich durch das dichte Buschwerk 


etwas sah. Auch die Malayen schiessen ihn nicht mit Gewehren, 


sondern fangen ihn an seinen „Teunen“. Dies sind kleine runde 
Plätze, welche die Vögel von allem Pflanzenwuchs säubern, um dar- 
auf zu sitzen und zu tanzen. Ob hierbei auch Kämpfe stattfinden, 
scheint noch nicht mit Sicherheit beobachtet zu sein. Ein ernst- 
hafter Naturforscher erzählte mir, dass an diesen Plätzen scharf- 
geschliffene Bambustäbe aufgestellt würden, an denen sich der 
Hahn beim Wegschlagen derselben den Hals durchschuitte. Ab- 
gesehen davon, dass man sich wohl schwer vorstellen kann, wie 
der Hahn dazu kommt, diese Hindernisse „mit dem Halse fortzu- 
schlagen“, beruht dies nur darauf, dass die meist mohamedanischen 
'Eingeborenen den gefangenen Vogel durch einen Schnitt in den 
Hals tödten, Thatsächlich geschieht der oft sehr ergiebige Fang 
mit Schlingen, 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 379 


Gallus ferrugineus (Gm.). 

Auch das wilde Huhn, von dem übrigens zweifellos mehrere 
der kleinen indischen Haushuhnrassen abstammen, die ihnen oft 
noch beinahe zum Verwechseln ähneln, ist häufiger im Hügelland, 
als in den sumpfigen Niederungen. Das Krähen ist etwas heller, 
kürzer, nicht so lang sich ausdehnend, als bei unsern Haushühnern. 
Am 9. Juli wurde ich zu einem Neste geführt, das 5 Eier enthielt. 
Leider konnte ich das Weibchen nicht erlegen und es verliess die 
Eier nach der einmaligen Störung. Die Eier lagen in einer kleinen, 
gescharrten Vertiefung unter einem Busche im nassen Mittelwalde. 

Ardea sumatrana Rafll. 

Nur dieser Reiher kann es gewesen sein, den ich einmal an 
einem Flusse in Sumatra beobachtete, aber nicht erlegen konnte, 
da ich nur eine Schrotflinte hatte und mich auf dem jenseitigen 
Ufer befand. 


2. Perak, Halbinsel Malakka. 


Wieder heult die Dampferpfeife zur Abfahrt aus dem Hafen 
des lieblichen Penang, langsam setzt sich das Schiff in Bewegung 
und entwindet sich dem Gewimmel von Booten und Dschunken. 
Diesmal geht es nieht hinüber nach Sumatra, sondern nach Perak 
zu. Um so herrlicher ist die Natur. Zur Rechten die hohen Berge 
von Penang selber, links die palmenumsäumte Malakkaküste, über 
der sich im Norden die blauen, wenig bekannten Berge von Kedah 
erheben. Vorüber geht es an Pulu Rajah, der überaus schönen, 
diehtbewaldeten Insel der Aussätzigen, wo die Haliastur indus 
Abschied nehmen, entlang an der Malakkaküste, die zeitweise nur 
wie ein dunkler Streifen erscheint und ganz dem Auge entschwindet. 
Grundverschieden vom Anblick der Küste von Deli-Sumatra ist 
der von Perak. Ueber der dort so trostlos unabsehbaren Linie des 
dunklen Mangrovewaldes erheben sich hier ragende Waldberge, 
höher und näher erscheinend, als sie wirklich sind, aber dem Bilde 
einen belebten und reizvollen Charakter verleihend. 

Breit und weit ist auch die Mündung des kleinen Larutflusses, 
wechselvoller die Fahrt den Fluss hinauf, auf dem ein reger 
Dschunkenverkehr stattfindet. 

Eine kurze Bahn bringt den Ankömmling hinein in das Land 
nach Taiping, der Chinesenstadt, welche unmittelbar am Fusse bis 


zu 4500 Fuss sich erhebender Berge liegt. Da hält es den Forscher 
25* 


380 # Ernst Hartert: 


nicht lange, denn unterstützt durch die bewundernswerthen Wege- 
bauten in dem englischen Schutzgebiete, welches sich hierdurch 
ungemein vortheilhaft vor dem in dieser Beziehung schmachvoll 
vernachlässigten Deli auszeichnet, vermag er nach verschiedenen 
Seiten hin seine Schritte zu lenken. Da ist zuerst die Berggruppe 
in Larut selber, welche eine Erhebung der westlichsten der beiden 
Hauptbergketten bildet, welche einem doppelten Rückgrat gleich 
die Halbinsel der Länge nach durchziehen. Aeusserst schwer und 
oft unmöglich ist es freilich, ausserhalb der Wege fortzukommen, 
aber eine herrliche Flora und Fauna giebt dem Forscher auch an 
den Wegen eine Menge zu beachten. Am Fusse der Berge sind 
die unvermeidlichen Otocompsa analis sehr häufig, wundervolle 
Rhopaloceren, wie Euploeen und Cethosien schweben hin und her 
und im Gewirre des Laubes bemerkt man wohl einmal die schöne 
Calyptomena viridis. Der Weg auf die Höhe ist zwar nicht un- 
beschwerlich, der Schweiss fliesst in einer bei uns fast unbekannten 
Menge, aber welch ein Genuss ist dann auch der Anblick eines 
rauschenden Bergwassers, über dem sich die geisterhafte Zestia 
linteata und die leuchtende Ornithoptera ruficollis wiegen, welch ein 
Moment, wenn hoch über den Baumkronen rauschenden Flügel- 
schlages ein Rhinoplax vigl hinfliegt. Und wie reichlich ist erst 
der Lohn auf der Höhe! Ueber die dichtbewaldeten Hänge, die wie 
Spielzeug unten aufgebaute Stadt und die Zinnminen, über den 
breiten Saum des dunklen Küstenwaldes schweift der Blick hinunter 
auf das mit Inseln bedeckte, leuchtende Meer. Und ein mannig- 
faltiges Leben ist noch hier auf der Höhe. In den Kronen der 
Quercus Cantleyana und Teysmanni, die hier zusammen mit 
riesenblättrigen Palmen gedeihen, klettern Siva sordidior und Aleippe 
peracensis herum, an den grossen, rothen Blüthen einer Hibiseus- 
Art nippt die prächtige Aethopyga Wrayi und durch die Luft 
schiesst sausend Chaetura gigantea, der wundervolle Flieger. 

Reicher noch, aber für den Zoologen weniger Neues darbietend, 
ist das Leben in den Thälern, wo Orthotomus-Arten, Merops 
philippinus, Haleyon fuscus, Palaeornis longieauda, Cymbirhynchus, 
Rhamphococey& erythrognathus, Rhinortha chlorophaea, Jora tiphia, 
Pycnonotiden, Passer montanus, Gracula, Turtures und grüne Tauben 
zu den Charaktervögeln gehören. 

Fast immer gleichen die Dörfer der Malayen hier einem lieb- 
lichen Haine, die Cocospalme und Areca eatechu erheben fast 
stets ihre Kronen über ihren Hütten, die gewöhnlich ganz aus Atap, 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 381 


dem so ausserordentlich brauchbaren Geflecht der Blätter einer 
Palmenart, der Nipa fruticans, die massenhaft an den Küsten 
wächst und gezogen wird, gebaut sind. In keinem Dorfe fehlt 
der Jasminum sambac L., malati der Malayen und Javanen, 
ein Busch mit betäubend duftenden, weissen Blüthen. Ein ziemlich 
‚guter Obstbau wird in Perak betrieben. Ueberaus zahlreich ge- 
deiht der König aller Früchte, Durio zibethinus, der viel- 
besprochene Durian. Eine Anzahl Guaven-Arten, die Sirakaja 
(Anona squamosa L.), Bua nona (A. reticulata L.) und 
Nangka blanda (A. muricata D.) der Rambutan (Nephelium 
lappaceum L.), Ananas, Bananen, fade Orangen, Artocarpus 
integrifolia und eine andre, Ähnliche Art, die prachtvolle 
Mangustin u. a. m. sind die hauptsächlichsten Früchte, die in Perak 
gezogen werden. Aber auch wichtigere Nahrungsmittel werden in 
Perak gebaut, so ist namentlich ein grosser Theil der Ebene mit 
nassen Reisfeldern, Sawas, bedeckt, in denen vom October an Tausende 
und aber Tausende von Bekassinen, Gallinago stenura, einfallen 
und in denen man im Sommer Zrythrura phoenicura, Ardeiden und 
körnerraubende Amadinen zahlreich antrifft. 

Vielfach fallen auch die grossen Blätter von Alocasiaindica 
(Blume) in die Augen, deren Knollen von den Malayen gegessen 
werden und deren riesige Blätter bei plötzlich hereinbrechenden 
Regengüssen allgemein als Schirme benutzt werden. Mais ist eben- 
falls angebaut, wird aber mehr als Delikatesse, denn als Nahrungs- 
mittel angesehen, gedeiht auch keineswegs so gut wie in kühleren 
Klimaten. Zuckerrohr, Bataten, Tabak, Pfeffer, Muskatnuss, 
Cardamom u. dergl. m. gedeihen wohl, werden aber nur in sehr 
beschränktem Masse gebaut. Rottan, Bambu, Eriodendron anfrac- 
tuosum, eine andre Bombax-Art im Walde, gedeihen überall. 

Eine ungeheure Waldverwüstung findet, zumal neuerlich im 
Kinta-Distrikt, durch den Minenbetrieb der Chinesen statt. Der 
umgewühlte und ausgewaschene Boden liegt nachher brach und 
bedeckt sich gewöhnlich mit dem Alang-alang-Grase. 

Im Folgenden will ich die von Perak beobachteten und ge- 
sammelten Arten anführen, soweit sie von Interesse sind und nicht 
schon genügend unter Sumatra besprochen worden sind. 

Copsychus saularis musicus (Raffl.). 

Näheres über diese Art habe ich bereits unter Sumatra gesagt. 
Anfangs Juli fand ich mehrere Nester dieses Vogels, welche einen 
verschiedenen Standort haben. Ein Nest fand ich am Gemäuer 


382 Ernst Hartert: 


einer Brücke, wie man wohl bei uns zuweilen Bachstelzennester 
findet, ein andres in einer weiten Höhlung eines alten Baumstumpfes 
in Bauchhöhe, ein andres ebenso sechs Fuss über dem Boden. Die 
Nester sind locker, schlecht und dünn gebaut und bestehen aus 
lauter Halmen.. Die Eier von Perak sind alle ziemlich gross und 
mit schön grünlichem Tone, aber natürlich vielen Varietäten von 
Copsychus saularis völlig gleichend. Die Hauptbrutzeit fällt ohne 
Zweifel früher, 
Sibia simillima Sharpe. 

Iris dunkelroth, Schnabel schwarz, Füsse bläulichgrau. Im 
Magen einige Insekten und eine Menge aromatisch duftender, im 
Geruch an Wachholderbeeren erinnernder Beeren. 

Zuerst sah ich in einer Höhe von 3400 Fuss beim Fange einer 
in weissen Doldenblüthen lebenden, sehr flüchtigen Cetonien-Art 
eine Gesellschaft von 6 oder 7 Stück dieses Vogels. Sie durch- 
streiften gemächlich die Büsche, in denen sie vielfach in sonder- 
baren Stellungen herumkletterten, was bei ihnen infolge des langen 
Schwanzes sehr eigenthümlich aussieht. Sie waren gar nicht scheu 
und liessen häufig einen gezogenen, ziependen Ton hören. Erst 
späterhin traf ich die Vögel wieder 4500 Fuss hoch auf hohen 
blühenden Bäumen an, wo sie zu 5 oder 6 an den Blüthen Nah- 
rung suchten, wahrscheinlich kleine Insekten. Ich konnte nun ohne 
Mühe einige von der Familie herabschiessen, aber sie waren in 
sehr abgeriebenem Kleide. Wieder hörte ich den auffallenden, ge- 
zogenen, lauten Lockton. 

Stachyridopsis chrysaea (Hodgs.). 

Iris rothbraun bis braunroth, Schnabel bläblichhormferheei) 
Wurzel des Unterschnabels röthlichlila; Füsse bräunlichgelb. Im 
Magen kleine Insekten. 

Diesen reizenden Vogel habe ich mehrfach in kleinen Gesell- 
schaften auf mittelhohen Bäumen in Höhen von 4000 bis 4500 
Fuss gesehen. Eine gewisse Aehnlichkeit im Benehmen mit dem 
meisenartiger oder goldhähnchenartiger Vögel kam mir unwill- 
kürlich beim Anblick dieser Vögel in den Sinn. Herr Baker, der 
den Vogel in Nord-Cachar häufig beobachtete, theilt mir Folgendes 
über ihn mit: 

„Dieser schöne, kleine Vogel ist in diesen Bergen ziemlich 
gemein und brütet hier vom Juni bis in den August. Er baut 
ein niedliches, kleines Nest aus feinen Gräsern, mit Haaren ge- 
füttert. Die Nester stehen in Büschen, hart am Erdboden. Sie 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 383 


enthalten nur zwei Eier. Er streicht in kleinen Gesellschaften von 
etwa 6 bis 8 Stücken herum, sich meist an die Kronen kleinerer 
Bäume haltend, in denen er unter fortwährendem leisen Gezwitscher 
herumläuft und herumkriecht.‘ 

Ein vorliegendes Nest vom 7./5. 88 hat sehr dünne Wände, 
oben nur 0,5 bis 0,75 cm dick, aussen aus Moos, Bast, Pflanzen- 
fasern, innen aus feinen Halmen und Haaren bestehend. Ganze 
Breite 7 cm; Höhe 4,5 cm. 

[Zwei Eier eines Geleges aus Cachar sind gestreckt eiförmig, 
rein weiss, glänzend, kleiner als solche von Stachyris nigriceps, 
Hodgs., denen sie im Uebrigen, auch hinsichtlich des Schalengefüges, 
sehr ähneln. 

Maasse: 16,6--12,0 mm; Gewicht 7 eg. Kutter.] 

Rhinocichla mitrata (S. Müll.). 

& und 2 Iris trüb blutroth. Nackte Haut um das Auge 
weiss, mit gelblichgrünem Hauche. Schnabel pomeranzengelb, Füsse 
ebenso, nur etwas heller, Nägel ebenso. Magen Beeren und 
Insekten. 

Am 5. Juli erlegte ich ein 9, am 7. Juli ein & und ein 9. 
Beide Male sah ich die Vögel auf mittelhohen Bäumen in einer 
Höhe von 4500 Fuss. Der hübsche Vogel hat einen schönen, 
drosselartig flötenden Gesang. 

Triehostoma Abbotti (Blyth.). 

Die hübschen, genugsam bekannten Eier dieses Vogels wurden 

mir Anfangs Juli von einem Eingeborenen gebracht. 
Alecippe peracensis Sharpe. 

& Iris braun, Schnabel hornfarben, Füsse bräunlich fleisch- 
farben. Magen kleine Fruchtkerne und Gesäme. 

Diese Art wurde erst vor Kurzem auf demselben Berge ent- 
deckt, wo auch ich ein Exemplar erlegte. In einer Höhe von 4500 
Fuss sah ich mehrere bei einander und konnte ein erlegen. Auch 
bei diesem Vogel fiel mir in dem kurzen, hellen Lockton und dem 
Herumhüpfen im Gezweig eine Aehnlichkeit mit Pariden auf. Ich 
kann mich nicht davon überzeugt halten, dass die bisherige Familie 
der Timeliidae richtig begrenzt ist, ich glaube vielmehr, dass in 
derselben manche einander recht fernstehende Vögel vereinigt sind 
und glaube, dass genaue Lebensbeobachtungen und Kenntniss der 
Fortpflanzung hier noch manche Aenderung schaffen werden. 

Pomatorhinus borneensis Cab. 
& Iris braun, Schnabel weisslich. Magen Insekten. 


384 Ernst Hartert: 


Die bisher noch nicht bekannten Eier sind wohl ungefähr um 
dieselbe Zeit, oder etwas später auch von dem ausgezeichneten 
Sammler Whitehead am Kina-Balu-Berge in Borneo entdeckt 
worden und soeben im Octoberhefte 1889 des Ibis beschrieben. 
Die Bezeichnung der Eier als „glossy white“ dürfte wohl nur cum 
grano salis zu verstehen sein. Die Angabe „lays two glossy 
white eggs“ ist geeignet, den Glauben zu erwecken, als sei dies 
durch mehrfache Funde festgestellt. Der Sammler hätte sagen 
_ müssen, „in which I found 2 glossy white eggs“. Mein Fund 
beweist, dass die volle Eierzahl 3 ist. Am 8. Juli 1888 traf ich 
beim Herabsteigen von einem 3800 Fuss hohen Berge meinen 
vorausgegangenen Tamilen in einer Höhe von nahezu 3000 Fuss 
wartend an, wo er mir einen dichten Busch von Eugeissona 
(ef. tristis Griff.) zeigte, aus dem soeben ein Vogel abgeflogen 
sei. Ich sah nun, ungemein versteckt, ein von aussen völlig un- 
sichtbares, grosses Nest, in dem ich nach etwa einer halben Stunde 
ein altes $ von Pomat. borneensis Cab. mit dem Schmetterlings- 
netze fing. Das Nest stand etwa drei Fuss über dem Boden, 
war in einen freien Raum des dichtverfilzten stammartigen untern 
Theiles der Eugeissona hineingebaut, ein grosser, lockerer, rund- 
licher Klumpen, äusserlich aus den umgebenden, an den Dornen der 
Eugeissona hängenden dürren Blättern und aus nach innen feiner 
werdenden Halmen gefertigt. Eingang seitlich, etwa in der Mitte, 
verhältnissmässig gross. Das Nest enthielt drei Eier, welche leicht 
angebrütet waren. Der im Neste gefangene Vogel zeigte sich bei 
der Section als ein Männchen, woraus hervorgeht, dass auch das 
Männchen sich am Brutgeschäfte betheiligt. Ueber die Eier, welche 
sich in Dr. Kutter’s und meiner Sammlung befinden, sagt Dr. 
Kutter: [Die 3 Eier sind gedrungen eiförmig, der Kreiselform sich 
nähernd, rein weiss und ebenso durchscheinend, nur mässig glänzend. 
Das Schalengefüge entspricht dem der Gattungsverwandten, unter 
welchen ihnen die Eier von P. ruficollis, Hodgs. in der Grösse 
am nächsten kommen. 

Maasse: 22,4—22,6+17,5—18,0 mm; Gewicht 19.cg. . Kutter.] 

Burnesia flaviventris (Deless.). 

Nach allen Angaben nicht selten. Ich habe die Art nicht 
erlegt, aber es wurden mir drei Eier ohne zuverlässige Angaben 
von Eingeborenen gebracht, welche solchen von Burnesia soeialis 
glichen, ja sogar sehr gross waren und nicht typischer für B. socialis 
sein konnten. Da indessen socialis noch nicht in diesen Gegenden 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 385 


gefunden ist — schon in Birma vertritt ihn flaviventris — so 
dürfte man vielleicht auch diese drei Eier als zu faviventris ge- 
hörig; erachten. 


Ein Gelege von 5 Stück der flaviventris erhielt ich aus Cachar. 
Ueber dieselben schreibt mir Dr. Kutter: [A. Hume (Nests and 
Eggs Jod. B., I, p. 334) bezeichnet die Eier dieser Art als etwas 
kleiner und vielleicht auch ein wenig heller gefärbt, als die von 
BD. socialis (Syk.). Dies mag im Durchschnitt bei grösseren Reihen 
zutreffen; die vorliegenden aber sind in keiner Weise von manchen 
Eiern der letztgenannten Art und ebensowenig von solchen der 
B. supercikiaris (Salvad.) aus Borneo zu unterscheiden, während 
Formosa-Eier der BD. sonitans (Swinh.) stets durch helleren Grund 
und deutliche Fleckung von dunklerer Schattirung abzuweichen 
scheinen. — Kutter.] 


Orthotomus coronatus Jerd. & Blyth. 
Phyllobates coronatus Sharpe Cat. Birds VII. Oates Birds Brit. 
Burma. & und 2 am 5./7. 1888 erlegt, ein gepaartes Paar bildend. 
Iris kastanienbraun, Füsse blass, hellfleischfarben. Magen Insekten. 


Das & gleicht den Beschreibungen im Catal. Birds VII und 
in Oates Birds Brit. Burma vollkommen, indessen ist das 2 
keineswegs dem & gleichgefärbt, sondern einfarbig dunkelgrau 
mit leichtem grünlichem Anfluge, ohne alles Fuchsroth auf dem 
Kopfe. Wie schon oben bemerkt, habe ich nicht einen jungen 
Vogel, sondern ein altes @ vor mir, wie ich schon aus dem Be- 
nehmen der Vögel schliessen konnte. Dieser hübsche und im All- 
gemeinen nicht häufige Vogel ist ein reiner Bergbewohner. Ich 
traf ihn am 5./7. auch in einer Höhe von 4000 Fuss an. Ich wurde 
auf ihn durch sein ängstliches, lautes Klagen aufmerksam, fand 
aber kein Nest, wohingegen mir Herr Baker ein Gelege von 
3 Stück dieses seltenen Vogels aus den Bergen von Nord-Cachar 
sandte. 


[Jerdon, der meines Wissens bisher allein der Eier dieser 
Art Erwähnung thut, bezeichnet dieselben (Birds of India, Vol. 
II, p. 168) als weiss, mit rostfarbenen Punkten gezeichnet. Die 
vorliegenden 3 Stück eines Geleges aus Cachar haben hell grünlich- 
blauen Grund und, besonders am stumpfen Ende, eine unregel- 
mässig kranzförmige Zeichnung von blassen, verwaschenen, hell 
graubraunen Flecken und einzelnen, oberflächlicher stehenden roth- 


braunen Tüpfelehen. Sie gleichen vollkommen manchen Varie- 


386 Ernst Hartert: 


täten der Eier von Sutoria (Orthotomus), sutoria (Forst.) und mögen 
wie diese mannigfach abändern. 

Grösse: 15,7+11,0 mm; Gewicht 6 cg. Kutter.) 

Orthotomus atrigularis Temm. 

& Iris hellbraun, Oberschnabel graubraun, Unterschnabel fleisch- 
farben, Füsse bräunlich fleischfarben. Die Art war in der Um- 
gebung von Padang-Ringas und bis in die Berge hinein ziemlich 
häufig. Zwei erlegte Stücke gehörten dieser Art an und alle, 
die ich deutlich sah und deren klagenden Lockton ich vernahm, 
glichen einander vollkommen, so dass ich nicht glaube, dass mir 
hier im Thale eine andre Art begegnet ist, obgleich Kelham für 
Perak nur Orthot. ruficeps anführt. 

Die Nester immer zwischen zwei thatsächlich zusammen- 
genähten herabhängenden Blättern, wenige Fuss über dem Boden, 
zuweilen sehr nahe demselben angebracht, so dass die oben befind- 
liche Oeffnung sich zwischen den Stengelhälften der Blätter be- 
findet und die Spitzen der Blätter unten zusammengenäht sind. 
Damit der (bei den vorliegenden Nestern von atrigularıs wohl aus 
Eriodendron-W olle, bei Nestern von O. sutorius Forst. aus 
dem Panjab aus Gossypium-Wolle gemachte) Faden nicht 
durchschlüpfen kann, ist am Ende stets ein dieker Knoten ge- 
macht. Das Nest selbst ist aus feinen Stengeln und Pflanzen- 
wolle gebaut. Die Länge der Nester beträgt 8 cm, die Tiefe der 
Mulde 6 cm und der Umfang in der Mitte 19,5 cm. 

Mir vorliegende Nester von O. sutorius Forst. aus dem Panjab 
sind aus fast lauter Pflanzenwolle hergestellt, während die obiger 
Art aus Perak hauptsächlich aus feinen Stengeln bestehen. 

[Auch die Eier dieser Art, von denen 6 Stück aus 3 Nestern 
von Perak vorliegen, äbneln durchaus denen des gemeinen 
Schneidervogels und stimmen insbesondere nach Färbung und 
Zeichnung mit den vorstehend beschriebenen von 0, coronatus 
wesentlich überein, doch zeigen sich am stumpfen Ende noch einige 
schwärzliche Punkte und Kritzel. 

Grösse: 14,8—15,0+11,0—11,7 mm; Gewicht: 5,5—8,0 eg. 

Kutter.] 

Sowohl meine Stücke, als auch die des Berliner Mus. zeigen 

eine deutliche subterminale dunkle Binde im Schwanze, obgleich 

Sharpe im Catal. of Birds ausdrücklich sagt, dass dieselbe der 

Art fehlt. Ich vermuthe, dass dem Weibchen im Alterskleide das 
Schwarz an der Kehle gänzlich fehlt. 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 387 


Cisticola Beavani (Wald.). 

& Iris hellorange, Schnabel schwarz, Füsse fleischfarben. Nur 

das eine Exemplar erlegt. In der Ebene. 
Melanochlora sultanea (Hodgs.) 

& Iris braun, Schnabel schwarz, Füsse bleiblau. 

Einige Male in geringen Höhen beobachtet. Ich sah sie 
ziemlich ruhig in hohen Baumkronen Nahrung suchen. - Die hohe 
Haube entfalteten sie öfter und liessen einen gezogenen, schnarrenden 
Ton hören. Davison sagt, ihre Manieren seien echt meisenartig. 
Ich hatte nicht Gelegenheit, sie eingehend zu beobachten, habe 
aber ihren Flug kräftig uud gut gefunden und nicht viel Meisen- 
artiges bemerkt. Jedenfalls sind Davison’s gute Beobachtungen aber 
richtig. Die Eier sind noch nicht bekannt, soviel ich weiss. 

S?va sordidior Sharpe. 

Proceed. Zool. Soc. 1883 p. 276. 

& Iris schmutzig hellgrün, Schnabel und Füsse grau. Magen 
aromatisch duftende Früchte. 

Der Vogel ist bis jetzt nur auf diesem Berge gefunden worden; 
wo ich ein 3 eirca 4500 Fuss hoch erlegte. Er kletterte in mittel- 
hohen Bäumen herum und liess ein helles Schirpen hören. 

Aethopyga Wraye (Sharpe). 

&Q Iris dunkelbraun. Schnabel schwarz. Füsse dunkelbraun. 

Dieser prachtvolle, kleine Vogel, die hübscheste Entdeckung 
von Mr. L. Wray, ist bis jetzt nur auf einem Berge in Höhen 
von 3800 Fuss gefunden worden. Ausser mir hat nur der Ent- 
decker den Vogel gefunden, welcher sich bisher nur in den Museen 
von London und Perak befand. Der Vogel ist nicht selten auf 
den offenen Stellen des Berges, wo Thee und rothblühende Hibiscus 
angepflanzt sind. Wir haben ihn nur hier an den grossen, rothen 
Blüthen dieser Hibiseus-Art angetroffen. Zu allen Tagesstunden 
konnte man die Vögel aus dem dichten Bergwalde herkommen 
sehen, um aus den Blüthen ihre Nahrung zu holen. Niemals sah 
ich den Vogel von oben in die Blüthen eindringen, sondern immer 
steekten sie den Schnabel von unten zwischen den Blüthenblätter- 
fugen hinein, wobei sie sich gewöhnlich anklammerten. Ob sie 
den Nektar saugen, vermag ich nicht zu sagen, vermuthe aber, 
dass sie sich von Insekten nähren. In den Mägen fand ich meistens 
kleine Blüthenkäfer. 

Fast immer vernahm ich ein leises Zwitschern von ihnen. 
Im Anfange des Juli waren sie stark in der Mauser. 


388 Ernst Hartert: 


Hemizus cinereus (Blyth.). 
2 Iris hellkastanienbraun, Schnabel und Füsse dunkelschwarz- 
grau, Füsse nur etwas heller, als der Schnabel, Sohlen fleisch- 
farben. Im Magen Früchte. 
Nur dies eine Stück im dichten Bergwalde, etwa 2500 Fuss 
hoch erlegt. 
Jole olivacea (Blyth.). 
& Iris grauweisslich, Schnabel hellgraubraun, Füsse bräunlich 
fleischfarben. Im Magen Früchte. 
Ebenfalls nur den einen Vogel 2500 Fuss hoch exlegt. 
Jole Tickelli (Blyth.). 
& und 2 Iris kastanienbraun. Oberschnabel dunkelbraun. 
Unterschnabel etwas heller. Füsse bräunlich fleischfarben. In den 
Mägen nur Früchte. 


Dieser seltene Vogel ist in Tenasserim und Karennee in Höhen 
von 2500 bis 4000 Fuss gefunden worden, nachher auf demselben 
Berge, wo ich ihn erlegte, von Mr. Wray erlegt, wurde aber 
wegen des abgeriebenen Gefieders von Sharpe vorläufig als un- 
sicher angeführt. Mr. E. W. Oates hatte die Güte, meine Exem- 
plare zu prüfen, und erklärte sie für typische Jole Tickeli. Wie er 
mir schrieb, ist seines Wissens die Art in Europa nur im British 
Museum enthalten. Ich fand den Vogel 3500 und 4000 Fuss hoch, 
vertraut und gemächlich in niedern Büschen und Baumkronen 
herumhüpfend. Von dem zuerst erlegten Männchen vernahm ich 
einige kurze, melodisch flötende Strophen. 


Pyenonotus analis (Horsf.). 
Ueberaus gemein in den Thälern von Perak. 


Während sie auf Salanga schon im März ihre ersten Eier 
legten, erhielt und fand ich noch solche mit Eiern, mehr aber mit 
Jungen, bis Anfangs Juli. 


Die Nester sind leichte Bauten, nur wenig höher, als breit, 
aus Stengeln, Bast und oft grossen, dürren Blättern, nach innen 
feineren Stengelehen und Halmen gebaut, in den Aussenwänden 
manchmal etwas Pflanzenwolle. An einigen Nestern aussen eine 
grosse Menge dürrer Blätter, an andern deren weniger. Immer 
sah ich in ihnen grosse, breite Baststreifen. Standort in Hecken, 
Büschen und kleinen Bäumen. Ich sah Nester von 4 bis 15 Fuss 
hoch, meist aber niedrig. Die wohlbekannten Eier variiren, wie 
die der meisten Verwandten, ausserordentlich. 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 389 


Phyllornis (Chloropsis) eyanopogon (Temm.). 
& Iris braun, Schnabel und Füsse dunkelgrau. 
Im Magen Kerne. 
Irena malayana Moore. 
Iris roth, Schnabel und Füsse schwarz. Magen Früchte, 
Bewohner der Wälder, in der Ebene sowohl, als in den Bergen. 
Oriolus consanguineus Wardl. Ramsay. 

Diesen noch wenig bekannten Vogel erlegte ich am 6./7. 88 
in einer Höhe von 4200 Fuss in einem stark mausernden Weibchen. 
Iris braun. Schnabel bläulich. Füsse hellbläulich. Magen Früchte 
und sehr grosse, behaarte und unbehaarte Raupen. Ein gleiches 
Stück konnte ich von Solok an der Westküste von Sumatra 
untersuchen. 

Dissemurus paradiseus (L.). 

Auch hier dieselbe Form wie in Sumatra, platyurus Vieill. 

Hier viel seltener, als in Deli auf Sumatra. 
Pericrocotus igneus Blyth. 
Philentoma velatum (Temm.). 

2 Iris hellbraun. Schnabel und Füsse schwarz. 

3000 Fuss hoch erlegt. 

Rhipidura javanica Sparrm. 

In den im Sumpfe wachsenden Dickichten der Nibong-Palme, 
im Mangrove-Sumpfe bei Port-Weld und an den malayischen 
Dörfern in Province Welleslay gegenüber von Pulu Pinang, nahe 
der Küste. Die Malayen nannten mir fürihn den Namen „dschelaila“. 
Es ist ein höchst eigenthümliches Thier, das mit fächerartig aus- 
gebreitetem Schwanze wie närrisch von Ast zu Aste und von 
Palmblatt zu Palmblatt hüpft. Mein tamilischer Diener behauptete 
daher, der Vogel sei „gila“, d. i. verrückt. 

Niltava grandis (Blyth.). 

Iris tiefdunkelbraun, Schnabel und Füsse schwarz. Ein junges 
Männchen in einem völlig buntgefleckten Uebergangskleide. Magen 
Insekten. In einer Höhe von über 4000 Fuss erlegt. 7./7. 1888. 

Hirundo rustica gutturalis (Scop.). 

Diese sehr wenig unterschiedene Subspecies war im Januar 1889 
gemein auf den Telegraphendrähten bei Penang und überall in der 

"Ebene von Perak. Junge Stücke sind gar nicht von echten rustzca 

zu unterscheiden. Jedenfalls kommt auch die echte rustica im 

Alterskleide vor. Eine solche kam nördlich von Atschin an Bord 

unsres Dampfers und wir brachten dieselbe, die völlig ermattet 


390 Ernst Hartert: 


war und sich greifen liess, mit nach Penang. Ebenso einen echten 

Budytes flavus, der sich tagelang von den Blattae nährte, auch 

frisches Wasser mit grosser Klugheit zu finden wusste. 
Hirundo badia (ass. 

& und 2 Iris nussbraun. Füsse und Schnabel braungrau. 

Im Magen verhältnissmässig grosse Cicaden, Fliegen und 
Mücken. 

Es war zuerst beim Kampong Padang Ringas, wo ich in der 
glühenden Mittagshitze beim Fang von Schmetterlingen und Käfern 
zwei oder drei Mal diese auffallende, dunkelbraunrothe Schwalbe 
über den Reisfeldern nach Insekten jagend vorüberschiessen sah- 
Woher und wohin sie flogen, hatte ich keine, Gelegenheit‘ zu er- 
gründen. Erst späterhin traf ich sie wieder im Kintadistrikt 
jenseits der ersten von den Bergketten, welche die Halbinsel Malakka 
der Länge nach durchziehen. Ich hatte die grosse Freude, An- 
fangs Juli ihre Nester unter einem auf Pfählen errichteten Wohn- 
hause zu finden. Diese Nester sind sehr eigenthümlich. Ihre 
Bestandtheile sind genau dieselben wie bei unsrer Aerundo urbıca, 
feuchte Erde und innen einige Federn, Das ganze Nest hat einen 
riesigen Umfang, denn es ist oft einen Fuss und darüber lang. 
Die beiden Nester unter dem Hause waren zwischen Balken ein- 
geklemmt, so dass sie unten auflagen, in ihrem mittleren Theile 
waren sie dünner, denn thatsächlich besteht ein solches: Nest aus 
2 Nestern, die unter sich durch einen etwa zwei Zoll langen weiten 
Gang verbunden sind. Nur an dem vorderen Neste befindet sich 
ein Eingangsloch. Beim Zerstören der Nester erhielt ich nur aus 
einem derselben zwei Eier, das andre war leer... Da ich in dem 
belegten Neste das 2 gefangen hatte, war dies zerstört,.das andre 
wurde von Neuem gebaut, aber ich konnte nicht darauf, warten. 
Ueber die wahre Lebensweise dieser Schwalbe sollte ich indessen 
erst später aufgeklärt werden. Wo sich aus dichtem 'Urwalde 
steile, zerklüftete Kalkfelsen erheben, sah ich diese Schwalbe zahl- 
reich und fand beim Nachforschen in den feuchten ‘Höhlen, in 
denen sonst nur Fledermäuse und vielleicht hier und da Colocalien 
wohnen, ihre Nester sehr zahlreich. Immer waren die Nester wie 
oben beschrieben, aber nach des Platzes dargebotener Gelegenheit 
bald länger bald kürzer, im Allgemeinen aber tief hinten in den 
Höhlen, wo es halbdunkel war, kleiner und weniger deutlich in 
zwei Hälften getheilt, meist aber in Ecken und Ritzen hinein- 
geklemmt. Alle diese Nester waren leer, die meisten zeigten sich 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 391 


sehr bröckelig, während frische sehr fest sind, und waren schon 
zur Brut benutzt worden. Ich nehme an, dass der Juni oder Mai 
ihre hauptsächlichste Brutzeit ist und dass mein Gelege ein ver- 
spätetes war. 

Leider habe ich die nahe stehende Hirundo hyperythra von 
Ceylon nicht mit meinen Stücken vergleichen können, möchte aber 
vermuthen, dass sie nur subspeeifisch zu trennen sind. Das Exemplar 
im Berliner Museum ist badia von Sumatra. 

[Die beiden vorliegenden Eier sind gestreckt eiförmig, rein 
weiss und ebenso durchscheinend, wenig glänzend, grösser als 
solche von Z. daurica, Linn., deren ungefleckten Stücken sie im 
Uebrigen nahe kommen. Das Korn ist jedoch gröber als bei diesen 
und zeigt die am stumpfen Ende bei den Eiern vieler Verwandten 
angedeuteten erhabenen Querleisten kräftig hervortretend. 

Maasse: 23,04-15,6 und 23,9-4-15,9 mm; Gewicht: 17 eg. 

Kutter.] 
Passer montanus (L.). 
In der Stadt Taiping massenhaft. 
Ploceus baya Blyth. 
Amadinanisoria (Temm.). 
Calornis chalybea (Horsf.). 
Gracula (Eulabes) javanensis (Cab.). 
Platysmurus leucopterus (Temm.). 


Eurylaemidae, 


(Um nicht die Mittheilungen über die Burylaemidae allzusehr 
zu zerstückeln, führe ich hier Alles, was ich noch über diese Familie 
zu sagen habe, an, auch das, was sich auf Arten aus Assam und 
Cachar bezieht.) 

Eurylaemus ochromelas Rafil. 

Farbe von Iris, Schnabel, Füssen und Mageninhalt siehe unter 
Sumatra. Die Art ist in Perak nicht besonders selten, obgleich 
sie von Kelham nicht in der Liste der Perak-Vögel angeführt ist. 
Wiederholt hatte ich schon die Stimme dieses Vogels im Garten 
vor meiner Thür vernommen, wobei der Vogel hoch auf einem 
Baume zu sitzen pflegte. Der Ton ist sehr eigenthümlich und 
schon von Davison in den „Stray feathers‘“ beschrieben worden. 
Im Wesentlichen besteht die Stimme aus einer Reihe klingender, 


fast schwirrend aneinander gereihter Laute, die aus r und | ge- 


392 Ernst Hartert: 


mischt sind, und denen ein paar helle Lockrufe vorherzugehen 
pflegen. Die Malayen vergleichen den klirrenden Gesang mit 
dem durch die Blätter herabfallenden Regen, indem sie den Vogel 
„burong hudjan-hudjan“ nennen, d. h. Regenvogel, und sagen, er 
ahme das Geräusch des Regens nach, um diesen 'herbeizurufen. 
Am 6. Juli entdeckte ich in einer Höhe von etwa dreissig Fuss 
an einem Baume, dessen Stamm über und über mit furchtbaren 
Dornen bedeckt war, ein vom Ende eines Zweiges herabhängendes, 
grosses Nest. Zu meiner nicht geringen Freude sah ich meinen 
FEurylaemus ochromelas bald darauf hineinschlüpfen. Alle meine 
Bemühungen, einen Mann zum Ersteigen des in der That mit 
furchtbaren Dornen bewehrten Baumes zu bekommen, blieben, wie 


vorauszusehen, erfolglos. Ich musste also zur Büchse greifen. Zu 


nächst liess ich anklopfen und schossden aus dem Neste abstreichenden 
Vogel, der sich bei der Section als ein Männchen erwies, herab. 
Hiermit ist zugleich der Beweis geliefert, dass beide Geschlechter 
sich am Brutgeschäfte betheiligen. Nun schoss ich auf den das 
Nest tragenden Ast, bis dieser nach manchem Schusse herab- 
sank. Unglücklicherweise schlug das Nest im Herabfallen auf 
einen andern Zweig auf, wodurch es halb zerrissen wurde und 
ein Ei herausfiel, welches gänzlich zertrümmert in die spitzigen 
Blätter einer Ananasstaude fiel. Im Neste fand sich jedoch noch 
ein unbeschädigtes Ei. Während das Nest herabsank, kam das 
Weibchen dieses sanften Vogels in unmittelbare Nähe, worauf ich 
durch seinen eigenthümlichen Klagelaut aufmerksam wurde. Um 
es fernerer Trauer zu überheben, schoss ich es ebenfalls herab. 

Das mit seitlicher Einflugsöffnung versehene Nest war ein 
unten breiterer, grosser länglicher Ballen, aus Gräsern, Moos und 
Bast ziemlich locker und leicht gefügt, innen mit Gräsern und 
Blättern gefüttert, die noch grün waren und theeartig dufteten. 
Das Nest war nur etwas kleiner, als das weiter unten beschriebene 
von Cymborh. macrorh., beinahe den von Davison (I. e.) für Eur. 
javanicus angegebenen Maassen gleichkommend. Genaue Messungen 
habe ich nicht vorgenommen, weil es, wie oben angegeben, beim 
Herabfallen deformirt war. Im Uebrigen verweise ich auf die 
Beschreibung des grösseren, aber sonst sehr ähnlichen Nestes von 
Oymborh. macrorh. i 

[Das vorliegende Ei ist elliptisch-eiförmig, mit wenig verjtrige 
schmaleren Ende. Die Schale zeigt mässigen Glanz und feines, 
gleichmässiges Korn mit kaum bemerkbarer flacher Porung. Der 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 393 


warm lachsfarbige Grund ist überall bedeckt mit dicht gedrängten, 
unregelmässigen, verwaschenen und theilweise ineinander fliessenden 
mahagonifarbenen Fleckchen, welche sich in der Nähe des stumpfen 
Endes zu einem zusammenhängenden Kranze häufen. In dieser 
Gegend finden sich auch noch einige ganz oberflächliche, fast 
schwarze Pünktehen und Fleckehen. Bei durchfallendem Lichte 
scheint die Zeichnung blassröthlich auf schwach grünlich gelbem 
Grunde durch. 

Grösse: 24,7417,9 mm; Gewicht 22 eg. 

Abgesehen von der, wie zu erwarten, geringeren Grösse, 
ähnelt hiernach dieses Stück durchaus einem der beiden von 
W. Davison (Stray Feathers V, p. 456) beschriebenen und aus 
einem ganz ähnlich gebauten Neste entnommenen Eier von Zury- 
laemus javanicus, Horsf., während bei dein andern Stücke dieses 
Geleges sich die Zeichnung auf einen unregelmässigen, grossen 
Flecken, an einer Seite des stumpferen Endes, beschränkte, Ich 
halte es daher für möglich, dass bei beiden vorgenannten Arten 
nicht nur sehr sparsam gezeichnete, sondern, wie anscheinend 
ebenso bei anderen Eurylämiden, gelegentlich auch ganz ungefleckte 
Eier vorkommen können. Kutter.) 

Das herabgeschossene Nest hatte zwar nicht über dem Wasser 
gestanden, aber nur fünfundzwanzig Schritte von einem rauschenden 
Bache entfernt. Beim Entlangwaten in diesem Bache entdeckte 
ich nochvieralte, ebensogebaute Nester wenige Fuss über dem Wasser- 
spiegel, nur hundert bis dreihundert Schritte voneinander entfernt. 
Diese Nester waren meist vom Wasser arg zerzaust, aber noch völlig 
kenntlich. Nach Angabe eines Malayen haben hier die „burong 
hudjan-hudjan‘‘ vor einigen Monaten genistet, wurden aber durch 
_ plötzliches Hochwasser vertrieben. Zweifellos waren es Eurylaemiden- 
Nester, mögen aber ebensowohl dem Cymborhynchus macrorhynch. 
als dem Eurylaemus javanicus (dessen Nester Davison über einem 
 Bache hängend fand) oder Eur. ochromelas angehören, denn diese 
. Vögel führen alle denselben malayischen Namen, nur wird wohl 
der Cymborhynchus als „burong hudjan-hudjan besaar“, d. i. grosser 
Regenvogel oder „mera“, d. i. rother, von dem „kitschill“ d.i. der 
- kleine (E. ochromelas) unterschieden. 

Cymborhynchus macrorhynchus (Gmel.). 

Ueber Färbung von Iris, Schnabel, Füssen u. a. m. siehe 
unter Sumatra. 

Die Art ist in den Thälern von Perak jedenfalls häufiger, als 

Cab. Journ. f. Ormith. XXXVII. Jahrg. No. 188. October 1889. 26 


394 Ernst Hartert: 


E. ochromelas. Die Stimme ähnelt der von E. ochromelas, ist aber 
tiefer und weniger anhaltend, wie es mir schien. Man trifft ihn 
gewöhnlich auf heimlichen Waldwegen an, wo er von Aesten 
herab, auf denen er ruhig dazusitzen pflegt, allerlei Inseeten im 
Fluge nach Art der Dieruriden ergreift. Er pflegt bei Annäherung 
eines Menschen bewegungslos dazusitzen, dann plötzlich in 
schnurrendem Fluge davonzustreichen. Gewöhnlich fliegen sie nieht 
weit und können ohne Mühe geschossen werden. Der frische 
Vogel mit dem bunten Schnabel und den goldig moosgrünen Augen 
ist eine prachtvolle Erscheinung. 

Am 5/7. 1888 brachte mir mein zuverlässiger Ali, der leider 
seiner Frau wegen mir nicht in andere Gegenden folgen wollte, 


ein grosses, am Ende eines Zweiges hängendes Nest, das seiner 


Angabe nach dem „burong hudjan-hudjan“ (s. 0.) angehörte, den 
er als „ganz roth, mit breitem, grün und blauem Schnabel“ be- 
schrieb. Das Nest hatte seiner Aussage nach in der Nähe des 
Baches, etwa zwanzig Fuss hoch gestanden. Das Nest ähnelte 
durchaus dem oben beschriebenen von Eur. ochromelas, war nur 
vielleicht ein wenig grösser. Es war von länglicher Gestalt, oben, 
wo es fast an das Ende eines Zweiges befestigt war, dünn, in 
der Mitte am breitesten, unten nicht ganz spitz, liederlich, locker 
aussehend. Der Bau war wirr und locker aus Gräsern, Moos, 
Bast und dürren Blättern gefügt, die Mulde innen mit Halmen 
des Alang-alang-Grases und trockenen, aber grünen, theeartig 
duftenden Blättern, auf denen die Eier lagen, gefüttert. Die drei 
Eier waren leider stark bebrütet, dem Auskriechen nahe. Länge 
des Nestes 45 em, Breite, mitten über das seitliche Einflugsloch 
gemessen, 25 cm. 

Zwei weitere Gelege wurden mir von Knaben mit unzuver- 
lässigen Angaben überbracht. 

[a, zwei untereinander sehr übereinstimmende Gelege zu 3_ 
und 2 Stück, aus Perak, welche von Eingeborenen ohne verlässliche 
Angaben über Nest, Fundort u. s. w. überbracht wurden. 

Dass diese Eier thatsächlich der oben bezeichneten Art an- 
gehören, kann für mich keinem Zweifel unterliegen, da sie, wie 
ich mich überzeugt habe, bis auf etwas schlankere Form und 
kleinere Fleekenzeichnung, vollkommen einem zuverlässig bestimmten 
Gelege von Cymborhynchus gleichen, welches von Dr. Platen aus 
Borneo eingesandt wurde (vergl. J. f. O. 1884, S. 199). Ebenso 
scheinen auch mehrere andere, aus demselben Sammelgebiete » 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 395 


stammende Eier dieser Art, der Beschreibung nach (Ibis 1877, 
p. 22 und 1879, p. 264), dem gleichen Tpyus anzugehören. 

Die vorliegenden Stücke sind ziemlich gestreckt eiförmig. 
Die Schalenfläche ist glanzlos und von mässig feinem, unregel- 
mässig gewellten Gefüge mit sehr vereinzelten, flachen Poren. 
Auf rahmgelbem oder hell lachsfarbigem Grunde sind sie mit einer 
meist dichtstehenden Zeichnung von kleinen, etwas verwaschenen 
und unregelmässigen, röthlich lehmgelben oder hellrostfarbigen 
‚Flecken bedeckt, die in der Regel gleichmässig über die ganze 
Schalenfläche vertheilt sind und sich nur bei einem Stücke am 
stumpfen Ende kranzförmig häufen. Bei einem anderen finden 
sich daselbst einige ganz oberflächliche, schwarze Pünktchen. 
Gegen das Licht gehalten, scheint die Schale blass grünlich- 
gelb durch. 

Grösse: zwischen 26,6418,7 und 28,54-19,2 mm, Gewicht: 
25 bis 31 cg. 

b, 3 Eier eines stark bebrüteten Geleges, von abweichendem 
Typus, dem oben beschriebenen Neste entnommen. 

Diese sind gedrungen eiförmig und zeigen zum Theil einen 
schwachen Schalenglanz. Das Korn stimmt im Wesentlichen mit 
dem der Eier unter a überein. Die Grundfarbe ist milchweiss, 
mit einem schwachen Stich in’s Grünliche; bei durchfallendem 
Lichte blassgrün. Die ziemlich locker und gleichmässig über die 
Schalenfläche vertheilte, nur auf der Höhe des stumpfen Endes 
etwas gehäufte Zeichnung, besteht in. kleinen, meist rundlichen, 
scharf umschriebenen, schwarzbraunen und dazwischen vereinzelt 
tiefer liegenden, schiefergrauen Fleckchen und Punkten. 

Maasse: zwischen 25,0419,1 und 26,44-18,7 mm; Gewicht: 22 
bis 24 eg. Kutter.) 

Die Variabilität in der Färbung dieser Eier scheint ausser- 
ordentlich gross zu sein. Bei Mr. L. Wray jun. sah ich in 
einem defecten Neste, das den Eurylämiden-Typus aber noch 
zeigte, zwei weisse Eier, mit schwach gelblichem Stich, den oben 
beschriebenen in Form und Grösse ähnlich, welche seiner Ver- 
sicherung nach durch einen zuverlässigen Eingeborenen mit dem 
Vogel, einem Oymborhynchus, überbracht worden waren. 

Serilophus rubropygius (Hodgs.). 

&2 Schnabel blau, nach vorn heller, beim 3 in der Mitte des 

Unterschnabels ein grünlicher Fleck; Iris graubraun; nackte Haut 


um’s Auge dunkelgelb; schmaler Ring des Augenlides grün. Füsse 
26* 


396 Ernst Hartert: 


gelblich grün, auf den Zehen weisslich blaue Flecken, Nägel 
weisslich blau. Mägen lauter Insecten. 

Am 5/9. 1888 traf ich eine kleine Schaar dieser hübschen 
Vögel im tiefen Walde in den Naga-Hügeln im äussersten Süd- 
osten Ober-Assams an. Sie waren nicht scheu. Ich vernahm im 
Fluge ein leises „ziek, zick, ziek“ oder ‚„sitt, sitt, sitt“, im Sitzen 
einen abgebrochenen, flötenden Ton und ein darauf folgendes, aus 
l und r eigenthümlich gemischtes Gezwitscher. Sie fingen Insecten _ 
im Fluge, suchten anscheinend auch nach solchen im Gezweig. Mr. 
Baker theilte mir brieflich mit, dass der Vogel in den Bergen 
von Cachar weiter verbreitet, aber seltener als Psarisomus Dal- 
housiae sei. Das Nest gleiche dem weiter unten beschriebenen 
von Psarisomus, sei nur kleiner und es fehle ihm in der Regel das 
den Eingang der Nester von Psarisomus überhängende, kleine 
Schutzdach. Mr. Baker sandte mir 5 Eier aus 2 Gelegen. 

[5 Eier, angeblich zu 2 Gelegen gehörig, aus Cachar. Diese 
sind mehr oder minder gedrungen eiförmig, zum Theil etwas der 
Birnform sich nähernd. Die Schale ist mässig oder schwach 
glänzend, mit meist feinem, gleichmässigen Korn und vereinzelten, 
ziemlich flachen Poren. Auf blass rahmfarbigem, bei durchfallendem 
Lichte blassgrünlichen Grunde, findet sich eine spärliche Zeichnung 
von feinen und sehr feinen, scharf hervortretenden, purpurschwarzen 
und vereinzelten, tiefer liegenden, violetgrauen Punkten, welche 
nach dem stumpfen Ende zu etwas häufiger auftreten. Nur bei 
einem Stücke bemerkt man ausserdem ein etwas grösseres braun- 
rothes Fleckchen, anscheinend durch Verwischung des hier etwas 
flüssiger aufgetragenen Farbstoffes entstanden. 

Die Maasse schwanken zwischen 22,0+16,5 und 25,0-+18,0 mm, 
das Gewicht zwischen 16 und 20 cg. 

Eier der verwandten Art, Ser. Zunatus Gould, weleheW. Davison 
in Tenasserim erhielt, waren einfarbig weisslich (cf. l. c., p. 455), 
während andere, die von E. Oates in Pegu gesammelt wurden, 
mit purpurnen und rostbraunen Punkten gezeichnet waren (Str. 
Feath. VIII, p. 164). Ein aus dieser letzteren Quelle stammendes 
Ei dieser Art, welches ich Gelegenheit hatte, in der Sammlung 
meines Freundes, Oberamtmann A. Nehrkorn, zu vergleichen, 
stimmt mit dem oben beschriebenen von S. rubropygius, bis auf 
etwas gröbere und mehr bräunliche Zeichnung, überein. Kutter.] 

Psarisomus Dalhousiae (James). 
Ich habe auf meiner kurzen Reise nicht das Glück gehabt, 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 397 


mit diesem prachtvollen Vogel zusammenzutreffen. Mein verehrter 
Freund Baker aber theilte mir sehr interessante Notizen und 
4 Eier der Art mit. Von der Westküste von Sumatra erhielt die 
Linnaea ein paar Bälge der sehr ähnlichen Art oder Form psittacinus. 

E. Baker schreibt mir etwa Folgendes: 

„Der langschwänzige Breitschnabel wird auf den meisten 
höheren Bergen in Nord-Cachar in Höhen von 2000 bis 4000 Fuss 
angetroffen. Das Nest ist fast immer am Zweige eines Baumes 
befestigt und über dem Wasser hängend angebracht. Es ist sehr 
gross, oben und unten spitz verlaufend. Gelegentlich findet man 
zwei Nester auf einem und demselben Baume. Ueber dem in der 
Mitte des Nestes befindlichen Eingange ist stets eine Art von 
rohem Schutzdach angebracht. Das Nest besteht ausStroh, Zweigen, 
breiten Gräsern und dergl. und ist ohne Ausnahme mit grünen 
Blättern ausgefüttert, äusserlich mit Insecten-Cocons, Spinnen- 
geweben und dergl. verziert. 

Die Vögel fangen Inseeten im Fluge. Ihre Lieblingsnahrung 
sind Heuschrecken und Grashüpfer. In seinem Wesen scheint 
mir der Vogel manche Aehnlichkeiten mit den Fliegenschnäppern und 
‚Würgern zu zeigen.“ 

Ganz ähnlich, wie Baker das Nest von Psarisomus, beschreibt 
Oates (l. c.) das Nest von Serilophus lunatus. 

[4 Eier, angeblich aus 2 Gelegen, welche, gleich denen von 
Cymborhynchus (8. 0.) zwei etwas verschiedenen und jenen ziemlich 
analogen Färbungs-Typen entsprechen. / 

Allen gemeinsam ist eine mehr oder minder gestreckte Ei- 
form, die zum Theil etwas der Birnform sich nähert, matte oder 
nur sehr schwach glänzende Schalenfläche, mit feinem oder mässig 
feinem Korn und vereinzelten, ziemlich tiefen Poren. Bei einem 
Stücke zeigen sich kräftig hervortretende, quer verlaufende und 
theilweise verzweigte Leisten. 

Maasse: zwischen 27,14-18,0 und 28,6--20,1 mm; Gewicht: 
27 bis 32 eg. 

Färbung und Zeichnung: 

a, 1 Stück; blass lachsfarben, grünlich gelb durchscheinend, 
ziemlich spärlich und ungleichmässig vertheilt mit mässig grossen, 
meist etwas in der Längsrichtung verzogenen, blass rothbraunen 
Flecken gezeichnet, die am stumpfen Ende gehäuft stehen und 
mehrfach ineinander fliessen. Dazwischen finden sich hier und 


398 Ernst Hartert: 


da tief liegende, blass violetgraue Schalenflecke. Die gesammte 
Zeichnung ist ziemlich matt und wenig scharf hervortretend. 

b, 3 Stück; milchweiss oder blass rahmfarben, bei durch- 
fallendem Lichte blass grünlich, mit scharf umschriebenen, dunkel 
rothbraunen, oder unregelmässig verwischten und in diesem Falle 
helleren Oberflecken, zwischen denen meist grössere, lebhaft violet- 
graue Schalenflecke stehen. Diese Zeichnung, welche dem Ei ein 
ziemlich buntscheckiges Aussehen giebt, ist sparsam über die Ober- 
fläche vertheilt und nur am stumpfen Ende in Form eines lockeren, 
unregelmässigen Kranzes gehäuft. | Kutter.] 

Aus dem Vorstehenden ist ersichtlich, dass die echten Eury- 
lämiden unter einander im Bau grosser birnförmiger Hängenester, 
bei aller Verschiedenheit innerhalb der Arten doch auch ganz im 
Charakter der Eier, in ihrer Art, Inseeten im Fluge zu fangen 
(was merkwürdiger Weise Wallace nicht beobachtet hat), in ihren 
Stimmen und ihrem Wesen eine grosse Uebereinstimmung zeigen. 
Die Fortpflanzung des in mancher Hinsicht abweichenden Corydon 
sumatranus (siehe denselben unter Sumatra) ist noch nicht bekannt. 
Die nach Davison in Nahrung, Stimme und Gebahren von allen 
andern Eurylämiden völlig abweichende Calyptomena viridis, Raffl. 
habe ich leider nicht selbst beobachtet. Bisher kannte man auch 
die Fortpflanzung von Calyptomena nicht, im Octoberheft des Ibis 
1889 aber hat nun der ausgezeichnete Sammler Whitehead die 
Nistweise der riesigen Calyptomena Whiteheadi, Sharpe, der pracht- 
vollsten seiner Entdeckungen auf dem ergebnissreichen Berge 
Kina Balu in Borneo beschrieben. Es ist ein grosser, hängender 
Klumpen vor Moos, den er fünfzig Fuss hoch an einem Baume 
gewahrte. Die zwei Eier werden als glänzend rahmfarbig weiss 
beschrieben und messen 36,8+25,4 mm. 

Also auch hier ein ähnlicher Nestbau und wahrscheinlich auch 
ähnliche Eier. 

[Das hervorragende Interesse, welches sich an die vielum- 
strittene systematische Stellung der Eurylaemidae knüpft, giebt 
mir Veranlassung, hier, auf Grund des vorliegenden, immerhin 
noch sehr spärlichen und lückenhaften oologischen Materials, einige 
allgemeine Bemerkungen aunzuschliessen. 

Bekanntlich sind die Eurylaemidae mehrfach in die Nähe der 
Coraeciidae gestellt und noch neuerlich von beachtenswerther Seite 
(vergl. A. Reichenow, Vög. d. zool. Gärten II, 8. 153 f.) sogar 
mit dieser Fanilie vereinigt worden. Abgesehen aber von gewissen 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 399 


bezeichnenden anatomischen Merkmalen der Vögel selbst, kann 
ich mich auch nach Massgabe der aus der Fortpflanzungsgeschichte 
derselben hergeleiteten Beurtheilungsmomente, dieser Auffassung 
nicht anschliessen. | 

Während die Coraciidae, wie alle näheren Verwandten dieser 
Familie, durchweg Höhlenbrüter sind und rundliche, weisse, meist 
stark glänzende Eier, mit eigenartig bezeichnendem Schalengefüge 
legen, — bauen, soweit bis jetzt bekannt, sämmtliche Arten der 
Eurylaemidae grosse, auffallende Hängenester von eigenthümlicher 
Construction, und auch ihre Eier weichen in jeder Beziehung er- 
heblich von denen jener ab. 

Dieselben widersprechen nach ihren Merkmalen zunächst nicht 
der Ansicht Derjenigen, welche diese Breitschnäbel in die grosse 
Gruppe der Passeres einordnen. Es fragt sich aber noch, auf 
welche engere Stammesgemeinschaft etwa die Kennzeichnung der 
Eischalen hinzudeuten scheint. 

in Berücksichtigung der durch Nitzsch, Blanchard, 
Garrod und Forbes aufgedeckten anatomischen Merkmale der 
Eurylaemidae weist ihnen Sclater im Cat. B. Brit. Mus. Vol. XIV 
eine Stellung am Schlusse der Olygomyodae an, und es ist nicht 
zu verkennen, dass — wie Herr A. Nehrkorn (J. f. O. 1884, 
S. 199) zutreffend bemerkt hat — der Eitypus eine gewisse Ver- 
wandtschaft mit dem der Tyrannidae zeigt. Soweit sich indessen 
aus dem mir vorliegenden oologischen Material schliessen lässt, 
scheint dieses noch. ungleich mehr auf eine Blutsverwandtschaft 
mit einer anderen Familie der Passeres hinzuweisen. 

So zeigen z. B. die vorstehend beschriebenen Eier von P’sar:- 
somus, abgesehen von ihrer beträchtlichen Grösse, eine im Ganzen, 
wie in den kleinsten Einzelheiten so verblüffende Uebereinstimmung 
mit gewissen Varietäten von Buchanga longicaudata (Jerd.), dass 
ich unbedingt an eine Verwechselung mit den mir noch nicht 
näher bekannten Eiern irgend einer Art der Dicruridae glauben 
und einen Irrthum des Sammlers voraussetzen würde, wenn nicht 
von diesem zugleich eine genaue und keiner Missdeutung Raum 
gebende Beschreibung der charakteristischen Nestbauten vorläge, 
aus denen diese Eier entnommen wurden. 

In ähnlicher, wenn auch nicht gleich vollkommener Weise, 
finde ich nach meinem Vergleichsmaterial eine Uebereinstimmung 
des oologischen Typus bei Serilophus mit gewissen fein gezeichneten 
Stücken von Buchanga atra (Herm.) und bei Oymborhynchus mit 


400 Ernst Hartert: 


Chibia hottentotta (L.), während das Ei von Eurylaemus ochromelas 
einem Extrem des lachsfarbenen Typus vieler Dieruriden-Eier 
insgemein zu entsprechen scheint. Ich glaube daher, hier vor- 
läufig zur Erwägung stellen zu sollen, ob nicht vielleicht diese 
anscheinend nur analoge Uebereinstimmung der betreffenden Eier, 
auf welche bereits in beschränktem Sinne A. Hume (Stray Feath. 
VIII p. 164, Fussnote) aufmerksam machte, vielmehr als eine 
auf Blutsverwandtschaft sich gründende Homologie zu deuten 
sein dürfte ? 

Die Eurylaemidae würden in diesem Falle aufzufassen sein 
als ein von der gemeinsamen Stammform dieser Familien schon 
frühzeitig abgezweigter Ast, dessen Lebewesen selbst sich ziemlich 
abweichend und eigenartig entwickelt haben, während an den 
beständigeren Eischalen-Charakteren die beiderseitige genetische 
Zusammengehörigkeit noch jetzt deutlich nachweisbar erscheint. 

Inwieweit übrigens ähnliche verwandtschaftliche Beziehungen 
auch zwischen den altweltlichen Dicruridae und den neuweltlichen 
Tyrannidae ete. anzunehmen seien, wofür in der That manche 
oologische Merkmale sprechen, will ich hier unerörtert lassen. 

Kutter.) 
Hirundinapus (Chaetura) giganteus (Hasselqu.). 

& Iris tiefbraun. Schnabel schwarz. Füsse violett. Nägel 
hornfarben. Im Magen lauter grosse Hymenopteren. 

Mit einem sausenden Geräusch strich dieser wundervolle 
Flieger über die höchste Spitze des Berges, 4500 Fuss hoch, da- 
hin, als ich das erste Mal dort war. Später gelang es mir mit 
dem ersten Schusse, obiges Exemplar zu erlegen, das nicht ohne 
Mühe aus der steilen Schlucht, in die es gestürzt war, herauf- 
gebracht wurde. Nur noch zweimal sah ich später gegen Abend 
die Art ebenda, aber keiner kam wieder in Schussweite. Die 
Gewalt, mit welcher das Thier durch die Luft saust, übertrifft 
Alles, was ich in der Hinsicht bisher gesehen habe und erscheint 
geradezu erstaunlich. 

Rhaphidura (Chaetura) leucopygialis (Blyth). 
[ Chaetura coracina (Müll.)] 

Nicht selten in der Nähe von Gunong Pondok. Auch ein 
ausgezeichneter Flieger, der z. B. den viel grösseren Oypselus apus 
an Schnelligkeit des Fluges entschieden übertrifft. 

Collocalia Linch?t, Horsf.? 
Beim höhlenreichen Gunong Pondok sah ich öfter eine Art, 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 401 


welche Coll. Linchi gewesen sein dürfte Kelham und Wray 
führen die Art von Perak an. 
Macropteryx comatus (Temm.). 

Auf freien Plätzen im Walde in Kinta beobachtet und erlest, 
wo sie auf dürren Aesten sassen, von denen aus sie Insecten im 
Fluge fingen. 

Caprimulgus macrourus, Horsf. 

Siehe unter Sumatra. Häufig. 

Callolophus malaccensis (Lath.). 

g und 2 long. 26 cm. Iris braun. Nackte Haut um’s Auge 
blau. Oberschnabel schwärzlich grau, Unterschnabel weissgrau, 
Füsse schmutzig blaugrau. Im Magen kleine Käfer. 

Ohrysophlegma puniceus (Horsf.). 

Siehe unter Sumatra. Nicht selten. 

Xylolepes validus (Reinw.). 

Siehe Sumatra. Waldbewohner. Nicht häufig, 

. 2. 2 an a siehe unter Sumatra. 
Melittophagus Leschenaulti (Vieill.). 

Iris roth, Schnabel schwarz, Füsse dunkelgrau. 

Nur einmal gesehen und erlegt in unmittelbarer Nähe des 
Stromes. Auf Salanga war der Vogel sehr gemein, hielt sich aber 
stets nur in der Nähe des Wassers auf. Ich sah ihn dort wieder- 
holt auf das Wasser stossen, von wo er ohne Zweifel Insecten 
aufnahm. Dasselbe habe ich auch in Afrika von einem Meropiden 
beobachtet (vergl. J. f. O. 1886 p. 594). Der englische Ornithologe 
Blyth berichtet dasselbe. Er sah es an einem trüben, kalten Tage 
von Merops viridis in Indien. Die Javaform, Merops quinticolor, 
ist deutlich unterschieden, mindestens subspecifisch. 

Eurystomus orientalis (L.). 

Im Kinta-Distriet nicht selten gesehen. Siehe Sumatra. 
Halcyon pileata (Bodd.). 

Siehe Sumatra. 
Halcyon fusca (Bodd.). 

& und Iris braun; Schnabel roth mit schwarzbraunem Schatten; 
Füsse unten roth, oben purpurbraun. 

In den Mägen Käfer, Heuschrecken, kleine Frösche. 

Allgemein hat man neuerlich nur eine Art angenommen, indem 
man H. smyrnensis mit fusca vereinigte, obgleich Cabanis im Mus. 
Hein. die Unterschiede beider Formen hervorgehoben hat. Stücke 


402 Ernst Hartert: 


von Malakka, Ceylon und Bengalen etc. unterschieden sich nach 
dem mir vorliegenden Material meiner Bälge und des Berliner 
Museums von Stücken vom Sambar-See in Rajputana und Klein- 
asien und Palästina dadurch, dass das Weiss auf der Unterseite 
bis an den Bauch sich verengend hinabzieht, das Blau schöner 
und leuchtender und alle Dimensionen etwas geringer sind als 
bei der westlichen Form. Ich möchte in Erwägung stellen, ob 
nicht vielleicht das Zusammenziehen beider Arten dadurch ent- 
standen ist, dass man die Grenzen beider zu weit nach Westen 
zog. Ich denke mir, dass das Verbreitungsgebiet der helleren, 
grösseren westlichen Form sich von Kleinasien, Palästina und 
Arabien bis nach Sindh und Rajputana hin erstreckt, während 
die in den feuchtheissen Tropengegenden lebende Form die dunklere, 
kleinere ist, bei der das Weiss auf der Unterseite sich auch weiter 


hinabzieht. Der weiter verbreiteten und häufigeren Form möchte 


ich den Namen Haleyon fusca (Bodd.) belassen, die in den west- 
licheren (trockneren) Gegenden lebende, als H. fusca smyrnensis (L.) 
bezeichnen. 

Die Art lebt meist weit vom Wasser entfernt und nährt sich 
von Insecten und Fröschen. 

Dichoceros bicornis (L.). 

Nicht selten habe ich die Art in den Hügelwäldern in nächster 
Nähe gesehen, aber kein Stück geschossen. Ich hörte von ihnen 
einen rauhen krächzenden Ton und ein lauteres, aus Doppel- 
tönen bestehendes lautes Geschrei, dass ich nicht in Worten aus- 
drücken kann. 

Die anderen Bucerotiden sind oben unter Sumatra besprochen, 
ebenda siehe die Cuculiden. 

Megalaema Duvaucelii, Less. ’ 

? Iris bläulich grau. Schnabel grau. Füsse gelbgrünlich. 

Im Magen Früchte. 

Meyalaema Henrici (Temm.). | 

? Iris dunkel bläulichgrau. Schnabel schwarz. Füsse gelb- 
grünlich. Im Magen feigenartige Früchte. 

Diese und die vorige Art und M. mystacophanus (Temm.) 
waren massenhaft in Höhen von 1000 bis 2000 Fuss in frucht- 


tragenden Waldbäumen versammelt, als ich zum letzten Male von 


den herrlichen Perakbergen herabstieg. Ich konnte nur im Herab- 
steigen einige Stücke erlegen, da ich keine Musse hatte, mich 
lange aufzuhalten. 


Zur Ormithologie der indisch-malayischen Gegenden. 403 


Psilopogon pyrolophus (S. Müll.). 

g und 2 Iris lebhaft kastanienbraun. Schnabel hellgelb mit 
schwarzer Binde. Füsse grünlich gelb. In den Mägen Früchte. 
Schon L. Wray sammelte den Vogel in Perak, der sowohl von 
ilım, als auch von mir bier nur über 3500 Fuss hoch beobachtet 
wurde. Wray erwähnt schon (Proc. Zool. Soc. 1888) der bei 
einem Exemplar roth gefärbten Federn am After. Bei meinen 
Exemplaren ändern diese Theile ebenso wie die Kopffärbung in 
folgender Weise ab: 

1 2 Hinterkopf ganz einfarbig sepiabraun. Afterfedern ein- 
farbig hellgelblich grün mit kaum angedeuteten rothen Federspitzen. 

1 2 Oberer Theil des Hinterkopfes mit metallisch blaugrün 
und dunkelroth irisirenden Flecken. Nichts Rothes in der Nähe 
des Afters. 

1 2 Kopf sepiabraun, zwei Seitenfedern mit schön stahl- 
grünem Glanze. Spitzenhälfte der Federn um den After schön 
blutroth. 

2 &@& Hinterer Kopftheil blutroth schimmernd, hier und da 
stahlblauer Glanz durchbrechend. Afterfedern einfarbig hellgrün. 

Alle an zwei Tagen des Juli erlegt. 

Im Juli vorigen Jahres, in dem herrlichen Landhause des 
Residenten (4500 Fuss hoch), nach einem Fieber mich erholend, 
sass ich in den kühlen, kurzen Minuten eines tropischen Sonnen- 
unterganges in der Veranda, mich an der unbeschreiblich schönen 
Scenerie ergötzend. 

Keines Menschen Ton war zu vernehmen — der einzige Mit- 
bewohner der prachtvollen Bergspitze, mein Diener, bereitete im 
Nebenhause mein Abendessen. Rings in den Wäldern und an 
den Hängen hoben die Stimmen der Cicaden an, die unbeschreib- 
lich wechselvollen Rufe des Dissemurus schallten durch die Luft 
und hörbar sausend fuhr der pfeilgeschwinde Riesensegler Chaetura 
gigantea vorbei — aber unter den Cicaden fiel mir eine besonders 
laute Stimme auf, ein Cieadenruf, so laut und klar wie kein anderer, 
an Stärke nur — freilich bei Weitem — vom Lärm der „Trom- 
 petereicade“, die ganz wie eine Kindertrompete schreit, über- 
troffen. Nach dem raschen Sonnenuntergange waren alle Vogel- 
stimmen verstummt, aber das Heer der Cicaden lärmte lauter fort, 
nur — sonderbar — eben jene mit dem durchdringenden „zirrrrzirrrrrr 
zerırrrr“ war mit den Vögeln verstummt. So dachte ich, und die 
ganze Nacht hindurch schwirrte jener Ton in meinen Ohren. Am 


404 Ernst Hartert: 


nächsten Morgen entdeckte ich die vermeintliche Cieade in Gestalt 
des seltenen Psdlopogon pyrolophus (S. Müll). Ausser diesen Tönen 
hat der — in mancher Beziehung allein stehende und von seinen Ver- 
wandten abweichende — Vogel noch einen kurzen, entfernt an den 
der Kreuzschnäbel erinnernden Lockton, aber die ihm von L. Wray 
zugeschriebene Stimme (Proc. Zool. Soc. 1888) gehört einem andern 
Vogel an. 

Der Vogel ist auf den hohen Bergen in Perak nicht selten. 
Er ist durchaus nicht scheu, fliegt ungern und niemals sehr. weit 
fort und sucht sich durch ruhiges Sitzenbleiben und Verstecken 
zu schützen, was ihm infolge seiner grünen Laubfarbe unglaublich 
gut gelingt. Einmal sah ich drei Stück in eine niedrige Baum- 
krone fliegen, unterlief sie und gebrauchte mehrere Minuten, bis 
ich einen einzigen erblickte, der natürlich sofort ein Kind des 
Todes war. Nach dem Schusse blieben zu meiner höchsten Ver- 
wunderung die beiden Genossen sitzen und strichen erst nach 
mehreren Minuten plötzlich unerwartet in schwirrendem Fluge ab. 

Als ich mit P. Staudinger, meinem alten Reisegefährten aus 
Afrika, im Januar 1889 durch den schönen Tschinkam-Pass zur 
Hochebene der Battak in Sumatra hinaufkeuchte, hörten und 
sahen wir wieder denselben Vogel und durch seine Art, ruhig 
sitzen zu bleiben, entzog er sich hier seiner Erlegung, weil ein 
allzu langer Aufenthalt nicht möglich war. Hier sah ich sie in 
höheren Bäumen, als auf den Perakbergen. 

Jedenfalls nistet auch Psilopogon in Baumhöhlungen. Eines 
Mittags alarmirte mich mein Diener mit der Angabe, er habe den 
Vogel aus einem Loche kommen sehen. Er führte mich zu einem 
Baum, der mehrere Löcher enthielt und auf dem ich auch schon 
die Vögel gesehen hatte, aber die Höhlungen waren sämmtlich 
leer. Immerhin mag die Beobachtung, der zu misstrauen ich keinen 
Grund habe, auf seine Gewohnheiten schliessen lassen. 

Scops lempiji (Horsf). 

Diese hübsche Eule sah ich lebend bei einem Engläuder. Sie 
scheint häufig zu sein. Eine weiche Eulenstimme, die ich oft 
in der Nacht vernahm, gehörte ihr muthmasslich an. Die Malayen 
sagten, dass die Hervorbringerin dieser Stimme, den Mond liebe 
und ihn klagend anflehe, zu ihr herabzukommen. 

Pseudogyps bengalensis (Gm.) 

Wie allgemein behauptet wird, erscheint der Geier in grösserer 

Anzahl nur, wenn die Cholera im Lande ist. Dies mag insofern 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 405 


‚ nieht unzutreffend sein, als er vorzugsweise nur in den trockneren 


Somimermonaten bemerkt wird, und in diesen fast alljährlich die 
Cholera. grassirt. Auf Salanga, wo die Siamesen ihre Leichen 
verbrennien, die Aermeren aber nicht soviel Holz beschaffen 
können u'nd sie daher nur anrösten und nachher nur leicht verschar- 
ren, und’wo im offenen Gelände manche Thierleiche verwest und wo 
amı Strande nicht selten Schmutz und Koth zur Ebbezeit bloss 


' liegen, ist dieser Geier noch zu allen Zeiten in Menge zu sehen. 
‚ Bei Penang und Perak hat er so ziemlich seine Südgrenze erreicht, 


nur vereinzelt verstreichen sie bis an die Südspitze der Halbinsel 
hinab. Die malayischen Knaben erzählen, dass die Geier einen 
König hätten, der sich durch prächtiges Goldgefieder auszeichne 
and den sie ausserordentlich fürchteten. Derselbe sei so frech, dass 
er sich zuw’eilen sogar an Menschen vergriffe, wenn sie ihm seinen 
Frass missgönnten. Es beziehen sich diese Fabeln auf Otogyps calvus, 
der sich als seltener Besuch in Perak und Penang zeigt, auf Sa- 
langa vereinzelt, aber regelmässiger vorkommt, wie Herr Capt. 
Weber mir wittheilte. 
Haliastwr indus (Bodd.). 

Dieser Vogeli. oder vielmehr wahrscheinlich die Form inter- 
medius Gurney ist bei Penang eine stete Erscheinung. Immer sieht 
man ihn im Hafen nach Schiffsabfällen fischen und jeden Morgen sitzt 
ein oder zwei dieser schönen Vögel auf den hohen Casuarinen vor 
dem Oriental-Hotel in Penang. Ich habe kein Stück erlegt. 

Treron nipalensis (Hodgs.). 

& long 23 em. Yris gelb. Nackte Haut um das Auge hell- 
grün. Schnabel wachsgelb mit jederseitigen blutrothem, drei- 
eckigem Wurzelfleck. ! Füsse roth, Nägel weisslich hornfarben. 


. Der malayische Name‘\der grünen Tauben ist punei, der specielle 


Name dieser Art: Punei: gading. — Sumatra und Perak. 

Anfang Juli erbeutete ich ein Nest in einem Baume, aus dem 
ich von obiger Art ein Pärchen herabgeschossen hatte. Es stand 
etwa fünfzehn Fuss hoch und war ein leichter, flacher Bau aus 
troekenen Zweigen, etwa wie ein gut gebautes Nest unserer Turtel- 
taube, aber etwas | 

[Die Eier des Gelegeg von zwei Stücken sind ungewöhnlich 
rundlich für Taubeneier, rein*milckweiss, mässig glänzend und 
gleichen in ihrem feinen Schalengefüge den Eiern der verwandten 
Arten, sind aber nicht unerheblich kleiner, als die mir zum Ver- 
gleich vorliegenden, z. B. von T. vernans (Linn.). 

| 
| 


406 Ernst Hartert: 


Grösse: 23,320,0 und 24,0-+19,9 mm; Gewicht: 30 eg. | 
Kutter.) 
Geopelia striata (L.). » | 

Auf der Insel Penang und Salanga, Sumatra (einmal) und 
Perak gesehen. Wenn Davison (Stray Feath. VI) bemerkt, dass 
man sie immer nur einzeln oder in Paaren bemerke, so habe ich 
gegentheilig in Salanga drei auf einen Schuss aus einer Schaar 
von 6 oder 8 Stück geschossen. Die kleine Taube wird von den 
Malayen in kleinen Käfigen gebalten und fleissig gurrende Täubchen 
werden hoch bezahlt. Die Malayen pflegen sie sehr sorgfältig und 
zähmen sie auch, auf dem Finger zu sitzen, ohne fortzufliegen. 

Ardea purpurea, L. 

Perak und Salanga, einzeln. 

& Iris schwefelgelb. Nackte Haut um die Augen gelb, 
Schnabel gelb, oben braun. Beine schmutzig gelb, nur Tarsus und 
Zehen oben dunkelbraun. | 

Herodias garzetta (L.). 

Dieser ebenfalls ungeheuer weit verbreitete Reiher, den ich 
auch am Niger und Benu& seiner Zeit antraf, belebte in herrlicher 
Weise die schmale Meeresstrasse zwischen Pulu Pinang und der 
Halbinsel Malakka, wie auch die Watten bei Salanga. Da ihnen 
Niemand nachstellt, strichen sie oft nahe über die Böte hin und 
konnten ohne Schwierigkeit, ihrer wohlschmeckenden Brüste halber, 
herabgeschossen werden. 

Bubulcus coromandus (Bodd.). 

Niemals in Sumatra gesehen, aber zahlreich in Perak und 
Salanga. In seinen Gewohnheiten dem afrikanischen Bubuleus 
bis (Ardea bubuleus) gleichend, rief er unwillkürlich die Erinnerung 
an die Zeiten in Afrika zurück, wo wir in der alten Riesenstadt 
Saria allabendlich ein Feuer auf diese Vögel eröffneten, um sie in 
Ermangelung besseren Fleisches, das wir wegen Mangel an Kauri- 
schnecken nicht kaufen konnten, zu verzehren. 

—Fregata aqguila (L.). 

Nur einmal vom Dampfer aus in der Bai von Bengalen bc 
achtet. Er kam zwar in grosse Nähe des Schiffes, aber noch 
ausser Schussweite. 

— Phalacrocora® carbo (L.) 

Unser deutscher Cormoran ist ein sehr gemeiner Vogel in 
Indien. Ich sah ihn in grosser: Menge auf dem See von Ajmir, 
aber er war auch häufig am Ganges und auf der Insel Salanga, 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 407 


Auch auf Fischstöcken im Meere habe ich ihn sitzen sehen. 
Auch Perak. 
Phalacrocoraz pygmaeus (Pall.). 

Ein häufiger Vogel auf Salanga. 

 Plotus melanogaster (Penn.). 

Nicht selten auf Salanga. In seinem ganzen Wesen einem 
Cormoran sehr ähnlich. Wenn er auch für gewöhnlich noch 
tiefer eingesenkt schwimmt, als der Cormoran, sodass bekanntlich 
nur der Kopf und ein Theil des Halses ausser Wasser sind, so 
sieht er doch auf einem Baume sitzend aus der Ferne einem 
Cormoran sehr ähnlich. 

Kelham hat ihn auch in Perak beobachtet. 


3. Assam. 


Im schlammigen Hugli-Flusse, noch wenige Meilen von der 
Riesenstadt Caleutta entfernt, liegt der stattliche Dampfer „Japan“ 
eine sternenklare, warme Nacht hindurch. Bei Sonnenaufgang 
setzt er sich wieder in Bewegung, und bald rasselt im geschäftigen 
Gewimmel des Hafens die Ankerkette nieder. Während in Europa, 
beispielsweise in Hamburg, mit dem Einlaufen in den Hafen statt 
der nun verschwindenden oder doch nur noch vereinzelt sicht- 
baren Möven und Seeschwalben, die dem Schiffe im Strome das 
Geleit geben, alles Vogelleben verschwunden ist und das Menschen- 
leben völlig an seine Stelle tritt, ist hier beides vereint im „glück- 
lichen“ Indien. Mit der Horde brauner Gestalten, die das Schiff 
erklettert,schweben ganzeSchaaren von Milanen (Milvus govinda, Syk.) 
heran, mit einer Frechheit, wie ich sie selbst von Melvus migrans 
und parasiticus in den Städten des westlichen Sudan nicht gesehen 
habe, hier und da zwischen ihnen der ebenfalls den Schiffsabfällen 
auflauernde schöne Aaliastur indus hervorleuchtend — the Brah- 
miny Kite der Europäer in Indien — und gefolgt von Schwärmen 
der gemeinen indischen Krähe, Corvus splendens, in ihrem dem 
stolzen Namen hohnsprechenden, bescheidenen grauen Gewande. 
Der Neuling ist im höchsten Grade über diese Vogelmenge erstaunt, 
und überhaupt ist die Stadt Caleutta so voll von Vogelleben, dass 
man sie lieber, als mit dem für hundert andere indische Städte 
weit besser passenden Namen „Stadt der Paläste“, Stadt der 
Vögel nennen könnte — wenn nicht auch andere Städte Indiens 
sich ebenso verhielten. Die Krähen waren derartig frech und 


408 Ernst Hartert: 


zahlreich, dass ihr Geschrei mich in meinem Hotel — nalıe der 
grossen „Chowringhee road“ — oft aus dem Schlafe weckte, dass 
Theile des prachtvollen „Eden-garden“, welche sie zum Schlafen 
benutzen, Abends eher einem Vorhof der Hölle gleichen, als dem 
Paradiese. An der grossen Seitenfront des indischen Museums 
sah ich einmal vierzehn Milane ihre Mittagsrast halten. Aber 
auch andere Vögel beleben Caleutta. In der Nähe des Fleisch- 
marktes erblickt man überall den grossen Pseudogyps bengalensis, 
in der nächsten Umgebung oft zu Schaaren an einem Cadaver 
oder einer gestrandeten, mit den heiligen Fluthen des Ganges 
herabgekommenen Hinduleiche sich gütlich thuend. Hier und da, 
fast regelmässig wenigstens im Sommer, auf dem Thore vor dem 
Palast des Vicekönigs, erblickt man den riesigen Leptoptius argala, 
unbeweglich ruhend, als sei er selbst eine Statue, wie der Löwe, 
den er sich zum Sitze auserkoren und den er von Zeit zu Zeit in 
indiseretester Weise mit weisser Farbe übertüncht. Auf dem 
Maidahn, dem meilenlangen Wiesenplan, dem Stolze von Caleutta, 
tummeln sich die muntern Acridotheres tristis, Bachstelzen und 
wiederum Krähen; gerade wie bei uns der Sperling, so schirpt 
dort sein naher schneeweisswangiger Verwandter überall herum, 
und Tauben sind überaus zahlreich. 

Von dem glühendheissen Calcutta brachte mich die Bahn durch 
wohlbebautes Land nach Norden. Die jungen Reisfelder prangten 
zum Theil in jenem hellen „Frühlingsgrün“, das ihnen kurze Zeit 
eigen ist, die aus den umbuschten Dörfern ragenden Borassus und 
Phoenix verliehen dem Bilde den Reiz der Abwechselung, Enten 
und Stelzvögel, die aus den Lachen aufgescheucht wurden, brachten 
Leben in die Landschaft. ZAaleyon fuscus, Coracias indica und 
Merops zierten prächtig die Telegraphendrähte. In später Nacht 
führte uns eine Fähre über den riesenbreiten Ganges bei Damukdea 
und am Morgen überschritten wir die von den Gletschern des 
Kantschindjunga kommende Teesta. Gegen Mittag hatte die Bahn- 
fahrt an einem Seitenarm des Brahmaputra, den ich hier 
zum ersten Male begrüsste, ein Ende, Volle vier Tage dampften 
wir nun den Strom hinan, an zahlreichen Orten bald kürzer, bald 
länger anhaltend. Die Fahrt auf dem gewaltigen Riesenstrom, 
der schon hoch geschwollen war, war wundervoll und hochinteressant, 
aber Vogelleben war um diese Zeit nur wenig bemerkbar, ja ich 
war in dieser Hinsicht wohl enttäuscht — nieht einmal Möven 
und Seeschwalben waren für gewöhnlich sichtbar. | 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 409 


Am Abend des vierten Tages auf dem Brahmaputra erreichten 
wir Dibrugarh, den Hauptort und Sitz der Verwaltung des Lak- 
himpur-Districts. In diesem äussersten Aussenposten europäischer 
Gesellschaft hielt es uns nicht lange. Wir — ich machte die 
Tour in Gemeinschaft mit dem Lepidopterologen William 
Doherty aus Cineinnati — begaben uns an die Grenze von 
Assam bei Margherita am Dihing, etwa 70 englische Meilen OSO,. 
von Dibrugarh, am Fusse der Patkai-Hügel, unmittelbar an der 
Grenze des Gebietes der unabhängigen Naga gelegen. Vom 22/8. bis 
12/9. und nachher wieder vom 15/10. bis 15/11. 1888 durchstreifte ich 
hier das Hügelgebiet im Süden. In der Zwischenzeit, also der 
zweiten Hälfte des September und ersten des October, war ich in 
den nördlich von Sadiya gelegenen, scheinbar endlosen Urwäldern, 
am Fusse des unzugänglichen, von den wilden Mischmi und Abor 
bewohnten Himalaya, wo wir ein kleines Reisezelt bewohnten 
und unsre Diener — ein Taxiderm und ein Koch — in den Wacht- 
hütten der Gorkha-Vorposten Aufnahme fanden. 

Mein Sammelgebiet in diesen Grenzgebieten von Ober-Assam 
war fast durchweg der Urwald, d. h. anscheinend noch nie von 
Menschenhand zerstörtes Waldland. So sind noch sehr beträchtliche 
Theile nördlich und südlich vom Brahmaputra beschaffen, während 
näher dem Strome vieles Land in früheren Zeiten unter Cultur 
gestanden hat, aber seit den verheerenden Kriegen der Birmesen 
unter der Dynastie Alaung-Paya, Ende vorigen und Anfangs dieses 
Jahrhunderts, unbewohnt blieb. Infolge der Fruchtbarkeit des 
Bodens breitete sich mit grosser Schnelligkeit wieder diehter Wald 
über die bebauten Flächen aus, der sich jetzt von dem eigent- 
lichen, seit Menschengedenken nicht berührten, Urwalde nur durch 
geringere Mächtigkeit der Stämme und etwas andre Baumarten 
‚unterscheidet. Diese Wälder bergen eine reiche Thierwelt, noch 
hausen hier und dort Elephanten und Rhinoceros in ihnen, der 
wilde Büffel (Bubalus arni) ist häufig, Hylobates huluck erfüllt sie 
mit seinem fürchterlichen Geheul, Ursus tibetanus und der Tiger 
sind nur allzu häufig. Unter den Käfern zeichneten sich kleinere 
und mittelgrosse Cerambyeiden aus, unter den Schmetterlingen 
die nur in wenigen Stücken bekannte, in prachtvollem Zustande 
erbeutete Aemona, Papilioniden, zumal Papilio Elephenor und 
Telearchus, die bisher nur in einem schlechten Exemplar be- 
kannte, herrlich duftende Calliana pieridoides, zahlreiche Charaxes, 
Fünf Arten von Rhopaloceren konnten als neu in die Wissenschaft 

Cab. Journ. f. Ornith, XXXVII. Jahrg. No. 188. October 1889, 27 


a u 


410 Ernst Hartert: 


eingeführt werden und ohne Zweifel befinden sich unter den 
Heteroceren, die noch nicht bearbeitet sind, manche neue Arten, 
Leider schrecken viele Sammler mit Unrecht vor der Schwierig- 
keit des Studiums exotischer Heteroceren zurück, die von fast 
grösserem Interesse sind, als die Tagschmetterlinge. Die Mannig- 
faltigkeit der von meinem Reisegefährten und mir in Ober-Assam 
gesammelten Arten und Formen ist ungemein gross. 

Wie schon angegeben, sammelte ich grösstentheils im Walde, 
nur wenige Tage streifte ich in der offenen, mit weiten Gras- 
flächen und Sanddünen, Dörfern und Bambu-Dickichten bedeekten 
Ebene am Brahmaputra bei Sadiya. 

In der folgenden Aufzählung der von mir in Ober-Assam ge- 
sammelten Arten wird man manche Art finden, die gewöhnlich 
nur als Bewohner höherer Bergregionen angesehen wird. Gewiss 
steigen viele Gebirgsvögel im Winter in die Ebene hinab und es 
mögen auch die mit eisigem Schneewasser gefüllten Zuflüsse aus 
den Bergen manchen Vogel in das Thal geleiten, Der Einfluss 
derselben ist sogar in der Temperatur der Gegend bemerkbar, in- 
dem am Strome gelegene Orte auffallend kühler sind, als solche, die 
nur wenige Meilen landeinwärts liegen. Auf den Flussdampfern 
ist es zuweilen Nachts empfindlich kalt, während man am Lande 
nach der Pankah ruft. Im Uebrigen ist die Gegend trotz ihrer 
Lage zwischen 27 und 28° nördlicher Breite ihrem ganzen Cha- 
rakter nach eine tropische. In Sadiya gedeihen noch Arecapalmen, 
Yams, Carica papaya, Bambu von gewaltiger Höhe. 

Die Temperatur ist im Sommer sehr hoch, die Regenmenge 
ausserordentlich gross. Bekanntlich hat das nicht allzuweit ent- 
fernte Cherra Punji den höchsten Regenfall der Welt,*) während 
Dibrugarh mit nur 113,53 inch. — immerhin noch sehr hoch — 
angegeben wird. 


+ Cyanecula suecica (L.). 
Ein junges $ am 30/9. erlegt. 
Pratincola leucura, Blyth. 

Diese schöne und nicht häufige Pratincola habe ich nur ein- 
mal im Bett des Brahmaputra von einem aus dem Wasser ragenden 
Aste erlegt. Ich hielt sie im Leben für ein altes, schön gefärbtes 3 
von maura. 


*) 368 bis 481,80 inch. engl. 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 411 


Auch Hume giebt nach vielfacher Beobachtung an, dass man 

diese Art nur am Wasser finde und Oates bestätigt dies. 
Pratincola rubicola maura (Pall.). 

Die ersten sah ich schon am 23. August. Späterhin waren 
sie im offenen Lande bei Sadiya gemein und überall anzutreffen. 

Eine sorgfältige Vergleichung der von mir mitgebrachten 
17 Exemplare und derer des Berliner Museum mit den zahlreichen 
Stücken von rubicola des Herrn Dr. König aus Tunis, Capri und 
Deutschland, meinen von Helgoland und Wesel und derer im 
Berl. Mus. ergab, dass in den bei rubicola stets mehr oder minder 
deutlich dunkelbraun bis schwarz längsgefleckten Oberschwanz- 
decken, die bei maura (indica, Blyth.) stets ungefleckt sind, ein deut- 
liches Kennzeichen beider Formen liegt. Es ist dies immer kenntlich, 
mit Ausnahme vielleicht ganz junger Weibchen. Im Allgemeinen 
ist auch bei der indischen Form eine grössere Intensität der rost- 
braunen Farbe bemerkbar. E. v. Homeyer hat an zwei Stellen 
(Ornis und Mitth. orn. Ver. Wien) in Zweifel gestellt, ob beide 
Arten auseinander zu halten seien, spricht aber immer nur von der 
in der That sehr wandelbaren Ausdehnung des Weiss, ohne der 
Schwanzdecken Erwähnung zu thun. Ich kann nur annehmen, 
dass ihm dieses Merkmal entgangen ist, da er doch immer sonst 
für scharfe Trennung von Arten und Formen sich aussprach. Die 
Eier beider Arten sind nicht zu unterscheiden. Eine subspecifische 
Trennung dürfte hier am Platze sein. 

In Assam ist die Art Wintervogel. 

Copsychus saularis (L.). 

Auf freien Plätzen, in der Nähe der Häuser, in Gärten, am 
Waldesrande und in jedem Nagadorfe, aber niemals tief im Innern 
alten Waldes. In der Lebensweise und Stimme genau mit O. saularis 
musicus (vergl. unter Sumatra) übereinstimmend. 

Megalurus palustris Horsf. 

Long. 25,5 em. Iris hell nussbraun. Oberschnabel dunkel 
hornbraun, Unterschnabel bläulich hornfarben. Nägel dunkel horn- 
braun. Sohlen weisslich fleischfarben. 

Nach dem 20/9. 1888, wo überhaupt ein Wanderzug von 
Vögeln in das Thal von Assam sich ergossen hatte, war dieser 
interessante Vogel bei Sadiya nicht selten. Er hielt sich in der 
Grasebene in dichten, einzeln stehenden Büschen auf. Hier sah 
man ihn zum Wipfel emporsteigen und munter liess er, in die 


dicke Regenluft wie in den heitern Sonnenschein darauf, seine 
27* 


412 Ernst Hartert: 


leiernde, ganz das Gepräge der Rohrsängergesänge tragende Strophe 
erschallen. Näherte man sich ihm dann weiter, als ihm wünschens- 
werth erschien, so stürzte er sich plötzlich in den untern Theil 
des Busches hinab und war nun verschwunden. Gewöhnlich sah 
man ihn nicht wieder und glaubte, er sei im Grase fortgelaufen. 
Sobald man sieh aber 80 bis 100 Schritte entfernt hatte, sass er 
wieder auf der Spitze desselben Busches und leierte munter seine 
Strophe herunter, worauf er dann gewöhnlich einem andern Busche 
zuflog. Wenn man sich aber die grösste Mübe gab und unbe- 
weglich an dem Busche, in dem er sich versteckt hatte, stehen 
blieb, so gewahrte man hier zwischen den Zweigen einen dunklen 
Körper hinschlüpfend, oder sah ganz am Grunde den spitzen 
Schnabel mit den klugen Augen hervortauchen. Ein rascher Schuss 
lieferte ihn dann leicht in die Jagdtasche. 
Er nährt sich von Insecten. 


Luseiniola fuscata (Blyth.). 
Iris dunkelbraun, Oberschnabel dunkel olivenbraun. Füsse 
hellbraun. Sohlen gelb. Rachen gelb. 


Obgleich unter meinen acht mitgebrachten Exemplaren er- 
hebliche Abweichungen in der Grösse sich zeigen, so sind es doch 
alles richtige fuscata (Blyth.), die nahe Z. Schwarzi hat einen andern 
Schnabelbau und ist grösser. Auch die Schwingen sind etwas 
anders. Anscheinend sind die Männchen grösser als die Weibchen. 

Diese kleinen Vögel erschienen ebenfalls nach dem 20/9. in 
Menge bei Sadiya — um dieselbe Zeit erschien auch Palaeornis 
Finschiü und viele Bachstelzen und Anthus agilis, Sykes. Die kleine 
Luseiniola traf ich überall. Wo nur etwas Buschwerk im Grase 
stand, hörte man ihren Lockton und sah sie ohne Scheu umher- 
schlüpfen. In ihrem Wesen ist sie ein Mittelding zwischen einem 
Phylloscopus und einem Acrocephalus palustris. Zwischen den Laub- 
vögeln und Rohrsängern dürfte auch ohne Zweifel ihre syste- 
matische Stellung sein. 


Dryonastes ruficollis, Jerd. & Selby. 


& und 2 Iris blutroth. Schnabel und Füsse dunkelbraun 
bis beinahe schwarz. 


Dieser hübsche Vogel war in dem beinahe undurchdringiiuiien 
Buschwerke bei Margherita, wie in dem niedrigeren Walde auf 
der Nordseite des Dihing — der früher einmal bebautes Land 
gewesen ist — nicht besonders selten, aber seines Aufenthaltes 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 413 


wegen schwierig zu erlangen. Er hat eine schöne, flötende Stimme. 
Auf hohen Bäumen habe ich ihn nie gesehen. 
Die Mägen enthielten Insecten und auch Beeren, 
Stachyris nigrieceps Hodgs. 

2 28/8. 1888. Iris roth. Oberschnabel hornbraun. Unter- 

schnabel bläulich fleischfarben. Füsse bläulich grün. 
Alcippe nipalensis, (Hodgs.) 

gund 2 Iris braun. Schnabel bräunlich, Oberschnabel dunkler. 
Füsse fleischfarben. 

Im August und October in den Hügelwäldern südlich vom 
Dihing nicht selten. Sie durchstreiften in Schaaren, nach Art 
meisenartiger Vögel, die mittelhohen Bäume, wobei sie ein ent- 
schieden meisenartiges Gezwitscher hören liessen. Es sind jeden- 
falls eehte Baumvögel. Ob ihre Stellung unter den Timelüinae 
richtig ist, muss mir nach ihrem Gebahren zweifelhaft erscheinen. 
Das offene Nest soll in niedrigen Büschen stehen. Die Eier 
sandte mir mein Freund Baker aus Cachar. Sie sind keineswegs 
„weiss, purpurroth gefleckt“, sondern die Grundfarbe ist eine 
röthliche Fleischfarbe, wie man sie bei den rothen Typen der 
Eier unsrer Sylvia atricapilla oft findet, denen sie in Bezug auf 
Färbung sehr ähnlich sehen. 

Pomatorhinus Me. Olellandi, Jerd. 

Sadıya 25/9. 1888 3. Iris hell gelbbraun. Schnabel hellgrau, 
spitzewärts weisslich. Augenlid und nackte Gesichtshaut schiefer- 
grau. Füsse und Nägel schmutzig fleischfarben. 

Im denkbar dichtesten, wild verwachsenen Ufergebüsch am 
Brahmaputra hörte ich einen hellen, gackernden Lärm, plötzlich 
gefolgt von einem lauten hüp, hüp, hüp, hüp. Wohl hatte ich 
schon ähnliche Laute im undringlichen Gebüsche am Dihing ver- 
nommen, aber niemals einen Vogel bemerkt und war der Meinung, 
eine mir noch nicht bekannte Art von Garrulax brächte sie hervor. 
Diesmal gelang es mir, auf Händen und Füssen unter dem Dickicht 
am feuchten Boden hinkriechend, die Urheber zu erlangen. Plötz- 
lieh gewahrte ich dicht vor mir in einem dichten Busche zwei 
Vögel in der allersonderbarsten Weise mit weit zurückgelegtem 
- Kopfe und ausgebreitetem Schwanze regungslos verharren. Eine 
solche merkwürdige Art des Benehmens habe ich nur bei einer 
Vogelart ähnlich gesehen und das war eine Rhipidura (s. Perak). 
Aber hier war keine Zeit zum längeren Beobachten, denn im dichten 
Gebüsch wären sie leicht für immer entschwunden. Der Schuss 


414 Ernst Hartert: 


krachte und bald hielt ich zwei Vögel — Pom. Me COlellandi — 
in den Händen. Beim Schusse strichen 3 oder 4 andere ab, die 
ich nicht gesehen hatte. Die Art ist nur von Assam bekannt, 
wo sie von den Khasia-Bergen und Sylhet bis östlich bei Sadiya 
beobachtet ist. (Ibis 1872 p. 302.). 

Pomatorhinus hypoleucus (Blyth.) 

Ganz bestimmt dieser Art und nicht P. inglisi von den Garo- 
Bergen muss ich einen Vogel zuzählen, den ich am 21/10. 1888 
in den Naga-Hügeln erlegtee Auch Godwin Austen (As. Soe. 
Beng. 1877 p. 147) hat die Art in demselben Gebiete etwas weiter 
westlich gefunden. Uebrigens dürfte ?. inglisi, den mir vorliegenden 
Beschreibungen nach zu urtheilen, nur eine wenig abweichende 
westlichere Form von hypoleucus sein. 

2? Iris lebhaft hellbraun. Schnabel bleigrau. Füsse grünlich 
grau. Magen Insecten. 

Auch auf diesen seltenen Vogel ward ich durch sein lautes, 
in grösseren Intervallen ausgestossenes und viel lauteres hüp-hüp 
im allerdichtesten Unterholz an den Abhängen eines Berges auf- 
merksam. Nachdem er mich tief in das Diekicht hineingelockt 
hatte, gelang es mir, ihn durch das dichte Buschwerk mit einem 
„Glücksschuss“ zu erlegen. Ein weiteres Stück konnte ich nicht 
bekommen. 

Garrulax leucolophus (Hardw.)\ 

Die Iris scheint (muthmasslich nach dem Alter, aber nicht 
nach dem Geschlechte) manchen Abänderungen zu unterliegen. 
Obgleich ich nicht bei allen geschossenen Stücken die Farbe der 
Iris notirte, finde ich doch in meinen Notizen dieselbe als braun- 
roth, rothbraun, chocoladenfarbig und dunkelroth bezeichnet. Der 
Schnabel ist schwarz und die Füsse sind grau. 

Die „Lachdrossel‘“ oder besser noch „Lärmdrossel“ ist einer 
der häufigsten Vögel in den Wäldern von Ober-Assam. 

Schaarenweise durchstreifen sie die niederen Theile des Waldes, 
ihre Nahrung grösstentheils am Boden suchend. Wenn man sich 
der Gesellschaft nähert, so beginnt gewöhnlich erst einer, dann 
hier und dort ein andrer mit lautem, durchdringendem Pfiff, und 
plötzlich brieht die ganze Schaar in ein betäubendes Leiern und 
Lachen und Flöten aus, das dann acerescendo-fortissimo scharf 
abgebrochen endet. Nach einer stillen Pause beginnt dann der 
Chor von Neuem, gewöhnlich sind sie dann eine Strecke weiter 
geflogen. Auch nach einem Schusse pflegen sie nur eine kurze 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 415 


Strecke weiter zu streichen, so dass man bald wieder zu Schusse 
kommt. Nach wiederholten Nachtellungen werden sie indessen 
sehr scheu und vorsichtig, sodass es Mühe verursacht, einige zu 
erlegen. Das dichte Dschungel-Gebiüsch ist ihr eigentlicher Aufent- 
halt, nur selten scheinen sie einmal Früchten zulieb auf höhere 
Bäume zu gehen. Ausser Insceten verzehren sie auch gern Beeren 
und Früchte. 
Garrulax peetoralis (Gould.). 

Auch hier scheint die Iris sehr verschieden gefärbt zu sein. 
Ich habe notirt: Iris lebhaft kastanienbraun, braun, graubraun, 
blutroth. Hier bin ich sicher, dass die ältesten Vögel eine blut- 
rothe Iris haben, während das Stück mit graubrauner Iris unver- 
kennbar noch jünger war. Ich finde ferner in meinen Notizen: 
a) Obersehnabel dunkel hornfarben, Unterschnabel bläulich, in 
der Mitte hornfarben, Augenlider blaugrau, im inneren Winkel 
gelblich. Füsse bleiblau, Nägel weisslich fleischfarben. b) Schnabel 
dunkel horngrau, Unterschnabel am Wurzeltheil fleischfarben. Füsse 
hell blaugrau. Letzteres älterer Vogel. In den Mägen Insecten 
und Früchte. Länge 32,5 cm. 

Ebenfalls ziemlich häufig in Ober-Assam. Ich sah die Art oft 
in hohen Bäumen. \ 

: Garrulax moniliger (Hodgs.). 

Iris braun. Schnabel dunkel hornfarben, Spitze und Wurzel 
des Unterschnabels fleischfarben, Mundwinkel und Augenlider gelb. 
Füsse weisslich fleischfarben. Mägen Inseeten und Früchte. Ich 
mass den frischen Vogel mit 30 cm. Ein nicht ganz alter Vogel. 
Einige andere, die ich erlegte, hatten auch braune Iris; andere 
Notizen darüber nicht gemacht. Oates sagt: Iris lebhaft gelb. 
Jedenfalls haben sie alte Vögel gelb. Die Art war bei Margherita 
seltener, als pectoralis, bei Sadiya sah ich sie überhaupt nicht. 
Es ist höchst merkwürdig, dass diese beiden so sehr ähnlichen, 
fast nur in der Grösse constant verschiedene Arten von allen Beob- 
achtern an denselben Orten zusammen gefunden wurden. In 
ihrer Lebensweise scheint ebenfalls kein Unterschied zu bestehen. 
Auch die Eier scheinen durchschnittlich kleiner als die von @. pectoralis 
zu sein, während sie in manchen Stücken wohl nicht mit Sicher- 
heit zu unterscheiden sein dürften, 

Pnoepyga pusella, Hodgs. 

2 Iris braun. Schnabel braun. Füsse bräunlich fleischfarben. 

Magen Insecten. Naga-Hügel. 


416 Ernst Hartert: 


Nur einmal sah ich diesen merkwürdigen kleinen Vogel, der 

sehr gewandt am Boden hinlief. 
Pellorneum nipalense, Hodgs. 

2 31/10. 1888 Naga-Hügel. Iris schmutzig roth. Oberschnabel 
schwarzbraun. Unterschnabel vordere Hälfte fleischfarben, hintere 
Hälfte hochgelb. Füsse weisslich fleischfarben. 

Minla rufogularis, Mandelli. 

g Iris rothbraun. Schnabel dunkelgraubraun. Füsse sehr 
hellbraun. 

Nur dreimal erlegt. Wo weitab vom Strome der Wald freier 
von Unterholz wurde und die Stämme gerader emporgewachsen 
waren, wo der Blick streckenweise weit durch die Hallen des 
Waldes schweifen konnte, da lief dieser niedliche kleine Vogel 
unter den Bodenstauden mit grosser Schneiligkeit umher. Auf 
einen Baum habe ich ihn sich nicht setzen sehen. 

Herpornis zantholeuca, Hodgs. 

32 Iris lichtbraun. Oberschnabel bräunlich. Unterschnabel 
fleischfarben. Füsse gelblich fleischfarben. Magen Inseeten, auch 
kleine Sämereien. 

Ein entschiedener Baumvogel, der nach Meisenart die Bäume 
unter leisem Gezwitscher in Schaaren durchstreift. 

Parus einereus, Vieill. 

Nicht selten in der Gegend von Sadiya in Gärten und bei Dörfern. 
Melanochlora sultanea (Hodgs.). 

In den Hügelwäldern mehrfach. Vergl. Perak. 
Sitta cinnamomeoventris, Blyth. 

32 Iris braun. Schnabel bläulich. Füsse grau. 

Dreimal in den Hügeln erlegt. Die Art gleicht in ihrem 
Wesen, in ihrem Klettern aufwärts und abwärts die Stämme entlang 
ganz unsrem heimischen Kleiber, nur der Lockton ist viel feiner. 

Sitta (Dendrophila) frontalis, Horsf. 

2 Iris gelb. Schnabel roth mit schwarzer Spitze. 

Einen Unterschied zwischen den Stücken von Assam und 
andern Gegenden des Festlandes und denen von Sumatra kann 
ich nicht feststellen. Ein Stück von Assam wird von einem aus 
Sumatra an Grösse übertroffen. Ebenfalls in seinem Wesen ein 
echter Kleiber. 

Oriniger flaveolus, Gould. 
n 42 Iris dunkelbraun. Schnabel hellblau. Füsse gelblich grau, 
Nägel mehr bläulich. Magen Früchte. nA 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 417 


Laute und unruhige Fruchtfresser im Walde. Ihr Ruf ist 
laut und ich möchte sagen etwas schnalzend, etwas an einen 
sehr verstärkten Sperlingsruf erinnernd. Sie waren im August 
und September stark in der Mauser. 

Hemizus flavala, Hodgs. 

82 Iris dunkelroth mit bräunlichem Anflug. Schnabel schwarz. 
Füsse röthlich hornfarben. Magen Beeren und Insecten. 

Die anscheinend ein Paar bildenden Vögel traf und erlegte 
ich im tiefen Walde. Das Männchen liess einen angenehmen 
flötenden Gesang und das Weibchen einen klagenden Lockruf hören. 

Molpastes pygaeus (Hodgs.). 

Dieser Bülbül war sehr gemein im Buschwerk bei Margherita 
und Sadiya. 

Die Bachstelzen. 

Während ich in der ersten Zeit meines Aufenthaltes in Assam 
keine Bachstelze sah, erschienen Anfangs September bei Margherita 
einige im Garten des Mr. Wright, von denen ich zwei erlegte — 
M. leucopsis, Gould. Um dieselbe Zeit und später in grösserer 
Anzahl erschienen sie auch bei Sadiya; als ich später nach Mar- 
‚gherita zurückkam, waren sie dort auf den Sandbänken des nun 
halb ausgetrockneten Dihing eine stete Erscheinung. Hier wie 
dort war M. leucopsis, Gould. etwas häufiger, als M. Hodgsoni, Blyth, 
beide übrigens gleich in ihrem Aufenthalte und Wesen, vielleicht 
nur Hodgsoni etwas scheuer. Diese beiden Arten nun sind sofort 
zu unterscheiden durch die bei Zeucopsis weissen und bei Hodgson? 
schwarzen Ohrdeckfedern. Sehr schwierig sind aber die Unter- 
scheidungen andrer indischer Arten, deren ich eine ganze Anzahl 
aus dem Panjab und Delhi erhielt. Da ist zunächt M. Hodgsoni 
und personata sehr leicht im Alter durch die bei Hodgsoni schwarze, 
bei personata aber graue Oberseite zu trennen. Dagegen sind im 
Jugendkleide beide grau und ein einzelnes Stück gewiss 
nicht immer sicher zu der einen oder der andern Art zu zählen. 

Auch das bei personata meist etwas ausgedehntere Weiss auf 
den Flügeln ist nicht als sicheres Merkmal zu betrachten — nach 
sorgfältigsten Vergleichungen vieler Stücke werden auch Schnabel- 
länge und andre Eigenthümlichkeiten hinfällig — es bleibt nur 
die Rückenfärbung. Diese nun ist bei der im Alter schwarzrückigen 
Art (Hodgsoni) einen Stich mehr ins Bläuliche, während er bei der 
graurückigen mehr sandgrauen Ton hat. Dies ist namentlich auch 
beim Aufheben der Federn an den bei der schwarzrückigen Art 


418 Ernst Hartert: 


dunkleren Federwurzeln zu bemerken. Indessen gebe ich zu, dass 
ohne Vergleichsstücke auch hiernach noch die Unterscheidung oft 
nicht möglich sein wird. Ziemlich ähnlich sehen sich auch die 
grossbritannische Mot. lugubris und die asiatische leucopsis, sind 
aber doch durch Flügelzeichnung und andre Merkmale sicher 
unterscheidbar. Mit keiner andern Art kann die grosse indische 
maderaspatensis, Gm. verglichen werden, bei der das Schwarz.der 
Kopfplatte in einem Streifen bis auf den Schnabel reicht. 

Ein gleiches Verhältniss wie bei den Jungen von leucopsis 
und Hodgsoni findet bei denen von M. eitreola und eitreoloides 
statt, von denen die erstere im Alter einen grauen, die letztere 
einen schwarzen Rücken hat. Hier haben die ‘der schwarzrückigen 
Art einen oft sehr deutlichen, braunen Ton bei dunkleren Feder- 
wurzeln, die der graurückigen einen aschbläulichen Ton — in- 
dessen ebenfalls wohl sehr gut beim Vergleichen einer Reihen- 
folge beider Arten, aber vielleicht kaum bei einzelnen Stücken 
ohne Vergleichsstücke zu sehen. Immerhin sind dies alles gute 
Arten, wie die M. ocularis und lugens, und die afrikanischen capensis 
und longicauda auch — ja ich trenne sogar noch M. vidua in 
lichtensteini und vaillanti und glaube, dass dies immerhin durch- 
führbar sein wird, wenigstens subspeecifisch — aber die Mot. baicalensis 
scheint mir selbst in subspecifischem Sinne auf sehr schwachen 
Füssen zu stehen. Mot. persica habe ich noch nicht gesehen. 

Die M. citreola war im October bei Sadiya häufig, aber ich 
sah sie nur in und bei sumpfigen Reisfeldern. 


Henicurus schistaceus, Hodgs. 

Iris braun, Schnabel schwarz, Füsse blass fleischfarben, bei- 
nahe weiss. 

Am 7/11. 88 sah ich an einem über Steingeröll hinschäumenden 
Bache zwei dieser prachtvollen Vögel. Obgleich sie sehr scheu 
waren, gelang es mir, das Männchen zu erlegen. Da ich sie 
wiederholt aufjagte und sah, fiel mir zur Genüge ihre vollkommene 
Bachstelzen-Aehnlichkeit auf. Dass sie noch gewandter durch 
reissendes Wasser laufen, kann nicht Wunder nehmen. Pracht- 
voll zieren sie die Landschaft. Ohne Zweifel gehören meiner 
Meinung nach diese Vögel in die Nähe der Bachstelzen. 

Anthus agilis, Sykes. 
Iris braun. Füsse fleischfarben. 
Im September nicht selten bei Sadiya. 


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Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 419 


Mirafra assamica, Me. (lell. 
Nur ein gräulich zerschossenes Exemplar bei Sadiya. 
Passer montanus (L.). 

Gemein in Dibrugarh und Margherita. Ich kann mich nicht 
mehr besinnen, ihn in Sadiya gesehen zu haben, auch finde ich 
keine Notiz darüber. Muthmasslich ist er auch dort gemein, aber 
ich muss es vorläufig als blosse Muthmassung hinstellen. P. indicus 
habe ich hier nirgend gesehen. 

Acridotherestristis (L.) 

Dieser selbst dem gleichgültigsten Reisenden in Indien auf- 

fallende Vogel ist auch noch im äussersten Ober-Assam gemein. 
Acridoth.fuscus (Temm.). 

Ebenso gemein, aber in der Regel mehr im Walde anzutreffen, 
wo Dörfer der Eingeborenen, freie Stellen und dergl. sich be- 
-finden. Die Iris bei dieser Art ist gelb. 

Sturnopastor contra (L.). 

Iris strohgelb. Schnabel weiss, hintere Hälfte roth. Füsse 
dunkelbraun. In jedem Orte und jedem Dorfe, das nicht allzutief 
im Walde liegt. Ihr Pfeifen und Wesen ist sehr staarenartig. 

Sturnia malabarica (Gm.). 

Iris bläulich weiss. Schnabel an der Spitze gelb, in der Mitte 
grün undan der Wurzel blau. Füsse gelblich braun. Nicht gerade 
sehr gemein, aber doch oft gesehen. Sie lieben es sehr, sich auf 
kahle Baumwipfel in kleineren Flügen niederzulassen. Sie sind 
keineswegs so zahm, wie die drei vorhergehenden Arten. 

Gracula intermedia, A. Hay. 
Eulabes intermedia Jerd. Birds of. India II p. 339. 

&? Iris braun. Schnabel roth mit gelber Spitze. Hautlappen 
ganz gelb. Füsse und Nägel gelb. Solange ich nicht überzeugt 
bin, dass die in ihren Extremen sehr verschiedenen beiden Formen 
(intermedia und javanensis) durch Uebergänge in den Grenzgebieten 
verbunden sind, möchte ich sie als Arten aufrecht erhalten — im 
andern Falle würde ich sie nur subspeeifisch trennen. Vergl. 
unter Sumatra. 

Von Herrn Baker aus Cachar erhielt ich zwei Eier der Art 
aus den dortigen Bergen. Ueber die beiden Eier, welche jetzt in 
seinem Besitze sind, sagt Dr. Kutter Folgendes: 

[Nach der Angabe von E. W. Oates (B. Brit. Burmah Vol. 1. 
p. 392) fand Major Bingham diese Atzel in einer Baumhöhle 
nistend, in welcher sich auf einer Unterlage von Gras und wenigen 


420 Ernst Hartert: 


Ruthen drei Junge und ein blaues, purpurbraun gesprenkeltes Ei 
fanden. Die Maasse des letzteren sind nicht erwähnt. Dagegen 
schätzt A. Hume (Str. Feath. V. p. 86) die mittlere Grösse von 
Eiern der nahe verwandten, etwas kleineren Form E. religiosa (Linn.) 
auf 33,1--22,2 mm. 

Dem entsprechen auch die Grössenverhältnisse der vorliegenden 
zwei Eier der Mittelatzel aus Cachar. Sie messen 35,4425,0 
und 37,54-25,6 mm, bei 75 und 77 eg Schalengewicht, während 
ein von Hume (l. ce.) erwähntes Ei der noch etwas grösseren 
Form, E. javanensis, Osb. nur 28,3-+20,2 mm mass, also offen- 
bar regelwidrig klein war. 

Im Uebrigen scheinen die Eier der genannten drei Arten 
oder Formen sehr übereinstimmend zu sein. Ebenso zeigen, wie 
nicht anders zu erwarten, auch die Eier des Gattungsverwandten 
der Philippinen, Gymnops calvus (Gm.), den gleichen Typus. 

Die vorliegenden Stücke von E. intermedia aus Cachar sind 
eiförmig, ziemlich spitz am schmalen Ende. Die Schalenober- 
fläche zeigt mässigen Glanz und ein ziemlich grobes, unregel- 
mässig gewelltes Korn, mit quer verlaufenden, verzweigten Leisten 
und zahlreichen tiefen Poren; ebenso werden auch die bei allen 
Sturniden-Eiern so häufig auftretenden und sehr bezeichnenden 
tiefen Längsrillen der Schale nicht vermisst. Die Grundfarbe ist 
himmelblau, bei durchfallendem Lichte lebhaft bläulich grün. Die 
Zeichnung besteht in sparsam und ziemlich gleichmässig vertheilten 
Punkten und rundlichen Fleckchen, von denen die tieferliegenden 
blasser oder dunkler graublau, die oberflächlichen dunkel grau- 
braun gefärbt sind. Kutter.) 

Oriolus trailli (Vig.). 

2 Sadiya im Walde, 30/9. 1888. 

Iris dunkelbraun, Schnabel und Füsse hellblau, Nägelhornbraun, 
Oriolus melanocephalus L. 

2 Iris graubraun, Schnabel schwarz, Füsse hellblau. Nicht 
selten bei Sadiya. 

Wird in Indien Mango-bird genannt, weil er sich gern in den 
dichten Kronen der Mango-Bäume aufhält und in ihnen auch sein 
Nest mit Vorliebe baut. Seine Stimme ähnelt auf ein Haar der 
unsres Kirschpirols.. Wie man es bei einigen andern Vogel- 
gattungen auch findet — z. B. bei den Merops, Pomatorhinus, 
Dierurus, Centropus — so herrscht auch bei den Pirolen eine so 
grosse Aehnlichkeit in ihrem schönen Flötenrufe, dass man sie ' 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 421 


kaum unterscheiden kann. So z. B. pfiff in den Wäldern des 
westlichen Sudan Oriolus bicolor, Licht., unserm deutschen Vogel 
zum Verwechseln ähnlich, ähnlich wird auch Orzolus indicus 
beschrieben. 

Corvus splendens, Vieill. 

Diese Art findet sich nicht an den tief im Walde gelegenen 
Orten, wenigstens habe ich sie da nie bemerkt. Gemein ist sie 
bei und in Sadiya. 

Corvus macrorhynchus, Wagl. 

Ebenfalls gemein und gern auch tief im Walde. Eine echte 

Krähe, durchaus nicht ein Rabe. 
Dendrocitta himalayensis, Blyth. 

Bei diesem Vogel ist die Iris im Alter dunkelroth, während 
sie bei jüngeren röthlich braun ist. Unter sechzehn Exemplaren 
fand ich bei sechs rothe Iris. Schnabel schwarz, Füsse dunkelgrau 
bis schwarzbraun. Der Vogel ist sehr gemein im Wald und in 
der offenen Gegend bei Sadiya, hält sich aber nur auf Bäumen 
auf. Gewöhnlich in kleineren Trupps durchstreift er die Gegend 
und lässt häufig seine wechselvollen, bald krächzenden, bald 
pfeifenden Töne hören. Auf mit Früchten bedeckten Waldbäumen 
sieht man ihrer oft viele versammelt, wo dann auch oft Peri- 
crocotus, Megalaema und andre Vögel zusammenkommen. Seine 
Nahrung besteht indessen nicht aus Früchten allein, denn ich fand 
mehrfach Reste von Käfern in ihren Mägen. 

Dendrocitta frontalis Me. Clell. 

Die Iris bei einem stark in der Mauser befindlichen jüngeren 
röthlich braun, bei einem schön ausgefärbten alten 3 roth. 
Schnabel und Füsse schwarz. In den Mägen Früchte und ein 
grosser Käfer. Diese hübsche Art sah ich nur bei Sadiya, wo 
ich sie paarweise beobachtete. Sie glich in ihrem Wesen völlig 
der vorigen Art. 

Die auffallendere und buntere Dendrocitta rufa (Scop.) habe ich 
in Ober-Assam niemals beobachtet, dagegen in der Nähe von Calcutta 
und an den Abhängen des Mount Abu in den Aravalli-Bergen 
hatte ich Gelegenheit, den hübschen Vogel zu sehen. Er benahm 
sich genau, wie die beiden in Ober-Assam heimischen Arten. Bei 
dem leider verstorbenen Herrn Otto Möller bei Darjiling hatte 
ich Gelegenheit, die Eier der drei Arten zu sehen, welche eine 
grosse Uebereinstimmung zeigten. Vergebens hoffte ich, dass es 
mir gelingen werde, die prachtvolle Urocissa occipitalis (Blyth.), die 


RR. ri 
v . Mr 


422 Ernst Hartert: 


in jenen Gegenden vorkommen soll, zu sehen. Dagegen erlangte 
ich die schöne 

Cissa chinensis (Bodd.). 
bei Margherita im Hügellande. 


Der Aufenthalt im dichten Buschwerk der Wälder und meistens 


auf und nahe an dem Erdboden, weicht von dem der nächsten Ver- 
wandten ab. Keineswegs indessen gehört der Vogel: zu den 
Timeliiden, sondern hat seine natürliche Stellung zwischen Urocissa 
und Garrulus. Dahin verweisen ihn auch Nestbau (vergl. Oates 
P. Brit. Burm. I p. 407) und seine Eier, welche — wie mir Dr. 
Kutter mittheilte — denen von Garrulus näher stehen, als denen 
von Dendrocttta, 
Lanius tephronotus (Blyth.). 
In der offenen Gegend bei Sadiya. 
Pericrocotus speciosus (Gray). 
Dies war die einzige Art, die ich nicht selten erlegte. Jeden- 
falls kamen aber auch noch andre Arten vor, da ich nicht sonder- 
lich auf diese T'hiere fahndete. 


Hemipus capitalis Me Clell. 
2 Iris braun. Schnabel und Füsse schwarz. 
(Vergl. Cat. B. Brit. Mus. IH p. 307 u. OatesB. Brit. Barm. 
I p. 259). Die von mir aus Sadiya mitgebrachte Art ist die 
echte 7. capitalıs. 
Tehitrea affinis A. Hay. 
Scheint nicht gerade häufig zu sein. 


Iris &raubaun. Schnabel hornbraun, am Wurzeltheil fteisch- | 


farben. Füsse hellblau. Nägel bläulich fleischfarben. 


Hypothymis azurea (Bodd.). 

& Iris gelb. Schnabel blau, spitzenwärts schwarz. Füsse 

bleigrau. Nur wenige Male im Walde gesehen. 
Rhipidura albieollis (Vieill.). 

Iris tiefbraun. Schnabel und Füsse schwarz. Ich habe ihn 

mehrere Male im Bambudickicht beobachtet und erlegt. 
Oryptolopha zanthoschista (Hodgs.). 

Ein Stück im October bei Sadiya erlegt. 

Es scheint mir doch nöthig zu sein, die westlichere Form, 
welche grösser und heller ist, subspecifisch zu sondern, als Orypto- 
lopha zanthoschista albosuperciliaris (Jerd.). Vergl. Cat. B. B. 
Mus. IV p. 398. 


| 
} 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 423 


Uryptolopha albigulartis (Hodgs.). 

Sharpe Cat. B. B. Mus IV p. 405. 

& Iris kastanienbraun. Füsse graugelblich. Magen Insecten. 
Ebenfalls nur einmal erlegt. 30/10. 1888. 

Culicicapa ceylonensis (Swains.). 

Iris braunroth. Oberschnabel hornbraun, unterer nur an der 
Spitze so, Wurzelhälfte fleischfarben. Füsse dunkel pomeranzen- 
gelb. In kleinen Familien im Walde angetroften, wo sie unter 
leisem Gezwitscher sich in den Baumkronen herumtrieben, oft 
Inseeten im Fluge fangend. 

Oypseliden habe ich in Ober Assam nicht erlegt; nur 
bei einigen Naga-Dörfern sah ich eine sehr grosse Cypselide in grosser 
Höhe überhin fliegen, die wahrscheinlich Zirundinapus indteus, Hume 
war. Mein Freund Baker gab mir sehr interessante und schätzens- 
werthe Notizen über die von ihm in Cachar beobachteten Arten, 
die ich der Hauptsache nach hier in der Uebersetzung 
folgen lasse. 

„Oypselus infumatus, Scl. 

Dieser seltene Vogel ist in den meisten Dörfern über 1500 
Fuss hoch zu finden. Ich glaube nicht, dass die von Oates er- 
wähnten Vögel dieselben sind, sondern glaube, dass jene eine 
burmesische Form von Cyps. Batassiensis ist. Meine Vögel sind ' 
durchweg unabänderlich viel kleiner als seine — mit einem ver- 
hältnissmässig längeren Flügel. Sie brüten hier in den Stroh- 
dächern der Naga-Häuser, wo sie ihre Nester zwischen den 
Grasschiehten anbringen. Sie machen zwei Bruten im Jahre, be- 
ginnen mit Legen früh im März und hören Ende Juli oder An- 
fang August auf. Man findet sie in denselben Gebäuden mit 
Hirundo rustica und Hir, daurica. Die Eier sind stets zwei an 
der Zahl.“ 

Ein vorliegendes Nest ist wundersam in den zerschlitzten 
Enden eines Palmblattes (oder breiter Gräser) angebracht. Es 
ist ausserordentlich dünnwandig, stellenweise durchsichtig, am 
stärksten Theile, dem Boden, noch nicht einen cm diek. Es be- 
steht aus den mit Speichel verbundenen und erhärteten wolligen, 
gefligelten Samen einer Composite. Einige Federn von Palaeormis und 
O'ypselus sind mit eingeklebt. Marshall vergleicht ihre Form mit 
einem Uhrtäschchen, wobei er vielleicht ein pantoffelähnliches, an 
der Wand hängendes Täschehen meint. Man könnte es auch 
mit einem längs durchschnittenen Ei von Numenius arcuatus ver- 


424 Ernst Hartert: 


gleichen, dem es auch in der Grösse ziemlich gleicht. Eier habe 
ich leider nicht gesehen. (Vergl. Kutter J. f. O. 1885, S. 344.) 
„Collocalia linchi“ 

Ich lasse die hochinteressante Beobachtung meines Freundes 
hier folgen, obgleich bei der Schwierigkeit der Bestimmung der 
Arten von COollocalia es wünschenswerth wäre, ein Exemplar vor- 
liegen zu haben. Hören wir seine Worte: „Dieser seltene Vogel 
kommt hier nur sehr vereinzelt vor. Einer, den ich schoss, befand 
sich in Gesellschaft von Cypselus infumatus. Ich nahm zwei Nester 
am 4. und 12. April aus. Sie waren aus getrocknetem Speichel 
und feiner pflanzlicher Federwolle verfertigt und unter dem Wurzel- 
ende eines enormen gefallenen Baumes angebracht, der gegen 
den Erdboden eine Art kleiner Höhle bildete. Jedes enthielt zwei 
Eier. Ich glaube, dass mein Fund das erste authentische Vor- 
kommen in diesen Bergen darstellt.‘ *) ; 

Von „Oypselus batassiensis“ sagt Baker ferner noch: 

„Im Widerspruche zu den Behauptungen der Naturforscher 
brütet dieser Segler in Gesellschaft an einem und demselben 
Palmbaum.“ 

Caprimulgus macrourus, Horsf. 
Nicht selten in der offenen Gegend bei Sadiya. 
Chrysophlegma flavinucha (Gould.). 

Iris beim & dunkelroth, oft trübroth, beim 9 nussbraun, 
Nackte Haut um das Auge hellgrünlich. Schnabel blauweisslich. 
Füsse graugrünlich, Nägel horngrau. Vielleicht ist die Iris bei 
ganz alten Weibchen auch roth. | 

Dieser Specht ist in den Hügelwäldern oberhalb Margherita 
sehr häufig. Fast täglich vernimmt man dort seinen echt specht- 
artigen, aber ausserordentlich lauten und weit hörbaren Pfiff. In 
ihrer Nahrung weicht die Art darin von andern Spechten ab, dass 
sie ausser Insecten (und Kernen) auch sehr viel und gern Früchte 
frisst. Ich fand in den Mägen von zweien überhaupt nur Früchte, 
die theilweise ganz hinuntergeschluckt waren. 

Chrysophlegma chlorolophus (Vieill.). 

Iris braunroth. Schnabel grünlich gelb, Firste und Spitze 
schwarz. Füsse grünlich grau, Nägel bläulich grau. Länge 25 cm. 
Viel seltener als der vorige. 


*) Vergl. die ausführlichen Mitth. v. Kutter, J. f. O. 1885 S. 345, 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 425 


Gecinus occeipitalis (Vig.). 

82 Iris roth. Schnabel schwärzlich. Füsse schmutzig graugrün. 
Augenlider bleigrau. 

Gemein bei Margherita im Walde. 

Er liebt es, wie unser Grünspecht, seine Nahrung an niedrigen 
Stümpfen zu suchen. Ich fand nur Insecten, oft beinahe lauter 
Ameisen im Magen. Seine Stimme ähnelt auch der unseres 
Grünspechtes. 

Pieus Macii, Vieill. 
In der offeneren Gegend bei Sadiya. 
Mieropternus phaeoceps, Blyth. 
Nicht häufig. In Wäldern. 
Upupa epops, L. 

Dieser Vogel erschien etwa um den 10. October plötzlich bei 
Margherita und blieb von da an häufig. Es waren Exemplare 
mit auffallend langen Schnäbeln, aber keineswegs U. longirostris 
Jerd., denn die Federn der Haube zeigten breite weisse Quer- 
flecke. Es waren echte U. epops mit langen Schnäbeln. Ob das 
eine ständige Form ist? 

Harpactes erythrocephalus (Gould.). 
Harpactes Hodgson? (Gould.), Jerd. B. Ind. I p. 202. 

82 Iris braun. Schnabel blau. Füsse bläulich fleischfarben. 

In der ersten Zeit meines Aufenthaltes in Ober-Assam nur 
einmal geschossen, nachher aber bei Sadiya und später überall 
im Walde bei Margherita war er sehr häufig. 

Es war an einem drückend heissen Tage, als ich durch den 
üppigen Wald nördlich von Sadiya auf einem schmalen Patrouillen- 
pfade hinschritt. Stille war in den undurchdringlichen Dickichten 
an den Seiten, denn es ging auf den Mittag zu, nur fern aus 
einem riesigen Eriodendron klang das dämonische Heulen grosser 
Gibbons, hier und da flatterte eine bronzeflüglige Waldtaube auf 
und verschwand blitzschnell mit lautem Flügelklatschen im Dickicht 
— da auf einmal poltert es neben mir wie leiser Donner, mir 
ist, als sähe ich einen rothen Fleck, aber im Nu ist er wieder 
verschwunden und der Donner verhallt. Was kann der mir völlig 
fremde Ton für einen Ursprung haben? Da poltert es wieder ganz 
in der Nähe, aber nichts ist zu sehen, soviel ich mich auch be- 
mühe. Kurz darauf ertönt der kurze, tiefe, etwas melancholisch 
klingende Pfiff eines Harpactes, und ich schoss den mir bereits be- 
kannten Vogel herab. An einen Zusammenhang mit jenem Poltern 

Cab. Journ. f. Ornith. XXX VII. Jahrg. No. 188. October 1889. 28 


426 Ernst Hartert: 


dachte ich nicht — später indessen beobachtete ich oft, dass Har- 
pactes erythrocephalus diesen Ton hervorbringt, und zwar augen- 
scheinlich durch Flattern. Jedenfalls ist es der durch das An- 
schlagen der ziemlich harten Flügel an das weiche, dicht zusammen- 
geschlossene Kleingefieder hervorgebrachte Ton. Der oben er- 
wähnte einsame Pfiff ist nicht oft zu hören. Meist sitzen diese 
Vögel unbeweglich und schweigsam, mit tief in die Schultern ge- 
senktem Kopfe da. 

In den mir vorliegenden Büchern sind die Harpactes-Arten 
ausdrücklich als reine Insectenfresser bezeichnet, und in der That 
sind Insecten, und zwar fliegend gefangene Inseeten, vorzugsweise 
Libellen, Orthopteren, weichflüglige Käfer, ihre eigentliche Nah- 
rung, indessen fand ich im Magen eines erythrocephalus in Ober- 
Assam neben einigen wenigen Insecten eine ganze Menge beeren- 
artiger Früchte, und in einem 4. Diardi' — nicht Duvaucelüi, wie 
ich in Folge der Verwechselung der beiden Namen auf der Jahres- 
versammlung der A. D. O. G. in Münster sagte — in Sumatra eine 
Anzahl Sorghum ähnlicher Samenkörner, die auch doch wohl 
unmöglicher Weise beim Insectenfang aus Versehen mitgeschluckt 
sein können. Wie gesagt, mögen diese Fälle selten sein, aber ich 
bitte doch Beobachter in Indien hierauf ein Augenmerk zu haben. 

Coracias affinis, Me Clell. 

‘32 Iris nussbraun. Füsse gelblich braun. Nackte Haut hinterm 

Auge schmutzig gelb. Schnabel schwarz. 


; 


Auf den einzeln stehenden Bäumen bei Margherita und Sadiya 
gleich häufig. Ihre Gewohnheiten gleichen denen unserer deutschen 
und der centralafrikanischen Mandelkrähen. Gleich ihnen leben 
sie mit Vorliebe von Käfern. j 

Eurystomus orientalis (L.). 
Bei den Dörfern der Naga. Vergl. Sumatra. 


Anorrhinus Austeni, Jerd. 

Vergl. Ibis 1872 p. 6. Stray Feath. IV p. 493. Elliot, 
Mon. Bucer. Notiz und Oates, Birds Br. Burm. II p. 97. 

a) 3 ad. Iris kastanienbraun. Schnabel schmutzig gelblich- 
braun, an der Basis des Unterschnabels beiderseits ein orange- 
farbiges Fleckchen. Nackte Haut im Gesicht hellblau. Füsse 
schwärzlich, Sohlen gelb, Nägel schwärzlich. sin 

b) Etwas jüngeres &: Iris nicht so lebhaft braun. : Gesichts- 
haut weisslich mit bläulichen und lilafarbenen Flecken. Füsse 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 427 


auf den Schildern braun, an den helleren Theilen rings an den 
Schildern grünlich. Sohlen gelb. Nägel schwärzlich. 

e) & juv: Iris bräunlich grau. Schnabel orangegelb, hintere 
Hälfte grünlich. Nackte Gesichtshaut dunkelgelb. Füsse grün- 
lich gelb. Sohlen gelb. Nägel schwärzlich. 

Die Maasse von a sind: Gesammtlänge: (frisch) 74 em, Flügel 
(Balg) 33 cm, Schwanz 32,5 em, Schnabellänge 11,2 em, Schnabel- 
höhe unmittelbar vor dem Horn 3 cm, grösste Höhe 5,2 cm. 

c) hat 32 cm Flügellänge, der noch keinen Höcker tragende 
Schnabel an der höchsten Stelle 4,3 em, Länge 10,3 em. 

Beschreibung des Gefieders. 

Oben dunkel graubraun mit mettallischem, ins Grüne ziehendem 
Glanze, der auf den Schwingen und Schwanz am lebhaftesten 
und grünlichsten ist. Bürzel und obere Schwanzdecken matter 
graubraun, Bürzelfedern mit ganz trüben, nicht glänzenden und 
dadurch dunkler erscheinenden, schmalen Endsäumen. Die dunklen 
Primärschwingen mit einem gelblich weissen Fleck auf dem mitt- 
leren Theil der Aussenfahnen, einen Spiegel bildend, und mit 
breiten, weissen Spitzen. Deckfedern der Primärschwingen mit 
weissen, sehr hervortretenden Endflecken. Schäfte der Steuer- 
federn oben dunkelbraun, unten schneeweiss. Schwanz mit drei 
bis vier Centimeter breiter, weisser Endbinde, welche jedoch den 
mittelsten beiden Federn fehlt. Bei b zeigen jedoch auch die beiden 
Mittelfedern etwas weisse Farbe, in Gestalt einer schwachen 
Marmorirung. Beim jüngeren Vogel haben die Ränder der meisten 
Schwingen und Deckfedern rostbraune Säume, welche beim mittleren 
Vogel viel weniger und beim alten fast gar nicht mehr zu be- 
merken sind. 

Kopf und die aus langen, lockeren Federn bestehende Haube 
sepiabraun mit schmalen, hellbräunlichen Schaftstrichen, die 
hintersten Federn der ziemlich hohen Haube rostbraun. Beim 
Jüngeren Vogel haben Kopf- und Haubenfedern sehr breite rost- 
rötbliche Säume und weisse Endflecken. 

Unterseite schön rostbraun. Backen, Kopfseiten, Kinn, Kehle, 
Brust weiss, beim alten Vogel auch die Brust rostbraun bis an 
die Kehle hin. Unterflügeldecken rostbraun. Hosen dunkelbraun 
mit rostfarbenen Flecken. 

Eine detaillirte Beschreibung hielt ich für erwünscht, weil 
die Art bisher nur in einem von Godwin Austen in den Bergen 


von Cachar erbeuteten Exemplare bekannt war, welches angeblich 
28: 


428 Ernst Hartert: 


im British Museum aufbewahrt wird, aber von Elliot behufs An- 
fertigung eines Bildes in der Monogr. Bucer. nicht gefunden wurde. 
Natürlich erhoben sich dieserhalb auch Zweifel am Bestehen 
dieser Art und ihrer Zugehörigkeit zu Anorrhinus. Wie Hume (I. e.) 
sehr richtig bemerkt, ist es unverständlich, wie man daran denken 
konnte, das Stück für einen jungen Rhinoplax vigil zu halten, wie 
Gray es that, und es kann das jedenfalls nur auf einem Miss- 
verständniss der Beschreibung, unmöglich aber auf Autopsie des 
Vogels beruhen. 

Von dem nahe verwandten A. Tickelli (Blyth), welcher nur 
einen kleinen Strich waldigen Berglandes in Tenasserim bewohnt 
— soweit his jetzt bekannt ist — ist die Art durch viel hellere 
Färbung im Allgemeinen, ungefleckte mittelste Schwanzfedern, 
weisse Kehle, breite weisse Spitzen an den Schwingen vorzugs- 
weise unterschieden. Ganz anders scheint der junge Vogel aus- 
zusehen. Ein Exemplar von 4. Tickelli, welcher sich, wie Oates 
mir schrieb, in Europa wohl nur in London befindet, habe ich 
nicht gesehen, aber mir liegen die ausgezeichneten Beschreibungen 
vonOates, Blyth, Tickellund die schöne Abbildung in Elliot, 
Monogr. Bucerot. vor. 

Es war am 4. September, in den Bergwäldern südlich vom 
Dihing, als ich unweit einer kleinen Lichtung in den sehr hohen, 
Früchte tragenden Waldbäumen eine Anzahl Nashornvögel krächzend 
und flatternd an den Früchten fressen sah. Mit grösster Vorsicht 
schlieh ich mich hinan und gab Feuer. Ein Vogel stürzte mit 
dumpfen Schlag auf den Waldboden herab — die andern verstummten 
einen Moment, um sofort im Fressen fortzufahren. Ohne Zweifel 
hatten sie den Knall für einen Donnerschlag gehalten. So konnte 
ich, durch Unterholz gedeckt, sechs Schüsse hintereinander abgeben, 
ehe die Schaar abstrich. Leider blieben zwei Schüsse, wohl wegen 
der grossen Höhe, erfolglos und einer der Getroffenen blieb im 
Gezweig hängen, so dass ich nur drei Vögel hatte. Die Vögel 
waren nun weit fortgestrichen, so dass ich sie nicht wieder fand. 
Leider blieb auch an den folgenden Tagen und späterhin das Fahnden 
nach ihnen erfolglos. Immerhin hatte ich Gelegenheit gehabt, sie 
sehr genau zu beobachten. 

Was mir zunächst beachtenswerth und auffallend erscheint, 
war ihre auffallende Furchtlosigkeit, die in schroffem Gegensatze 
zu der grossen Scheu und Flüchtigkeit des Verwandten von Tenasserim 
— ausser zur Brutzeit — steht. Mögen auch die Vögel den ersten 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 429 


und zweiten Schuss für Donnerschläge gehalten haben — wie das 
ja in entlegenen Gegenden nicht selten vorkommt — so müssen 
sie mich doch nachher, wo ich freier aus meiner Deckung heraus 
trat, gesehen haben, ja sie sahen auch die Kameraden verendend 
aus ihrer Mitte stürzen. Wie gesagt, strichen sie erst nach dem 
sechsten Schusse ab. Bei ihrem Fruchtfressen waren sie im höchsten 
Eifer und liessen sehr häufig ein rauhes Krächzen dabei hören. 
Ihr Flug war mässig rasch und rauschend, wie der fast aller Bucero- 
tiden. Ich sah sie nur in beträchtlicher Höhe. Es waren ihrer 
8 bis 10 Stück beisammen. Während von A. Tickelli angeführt 
wird, dass er sich nur von Früchten zu nähren scheint, hatten 
meine A. Austeni gemischte Nahrung in ihren Mägen. Der Magen 
von a enthielt eine Anzahl Früchte und 1 Mantis, der von b gar 
keine Früchte, dagegen 2 Mantis und eine grosse Blatta, der von c 
eine grosse Menge dreier verschiedener Arten von Früchten, worunter 
sehr grosse, ganz übergeschluckte, sowie eine Locustide. 

Ein zweites Mal traf ich nicht mit der Art zusammen. 

Megalaema lineata (Vieill.). 

2 bei Dibrugarh 20/8. 88. Iris braun. Nackte Haut am 
Auge gelb. Schnabel fleischfarben. Füsse gelb. Die Bengalen 
nannten den Vogel Dassunta bare. 

Megalaema (Cyanops) asiatica (Lath.). 

&2? Iris lebhaft kastanienbraun. Augenlid gelb. Nackte 
Haut am Auge bräunlich grün. Schnabel schwarzbraun, hinterer 
Theil grünlich weiss. Füsse grünlich. Magen Früchte. 

Dieser Vogel war ziemlich häufig auf fruchttragenden Wald- 
bäumen, wo er sich sehr leicht in grösserer Menge hätte erlegen 
lassen. 

Ich habe nur einige Stücke erlegt, da ich nicht Werth auf 
die gewöhnliche Meg. asiatica legte. Erst hier bemerkte ich, dass 
das eine Stück eine dunkelblaue Kopfbinde hatte. Ich musste 
dies Stück nach der kurzen Beschreibung dieser Art für M. Davi- 
son’, Hume halten. Indessen glaube ich nicht an das Bestehen 
‚dieser Art — so wie ich sie mir nach der Beschreibung vorstelle. 
(Vergl. Oates B. B. Burmah vol. II p. 134.) Es veranlasst mich 
dazu der Umstand, dass bei zwei andern Stücken ein blauer 
Schimmer und einzelne bläuliche Federn sich zeigen, während 
dies an andern, zur selben Zeit und in derselben Gegend von den- 
selben Fruchtbäumen herabgeschossenen, nicht der Fall ist. In 
der Grösse kann ich keine Unterschiede feststellen. — Sollte nicht 


430 Ernst Hartert: 


die blaue Färbung bei den Vögeln vielleicht im hohen Alter auf- 
treten ? 
Cacomantis threnodes, Cab. et Hein. 

Einige Male bei Sadiya bemerkt, ein Stück im Jugendkleide 
erlegt, welches den ganzen Magen mit Raupen gefüllt hatte. 

Centrococoyx bengalensis (Gm.). 

Nur bei Sadiya in den weiten Grasflächen einige Male bemerkt 
und einmal erlegt. 

Centrococeya rufipennis (]ll.). 

Von Assam bis nach Siligori am Fusse des Himalaya und 
Caleutta hin zu sehr vielen Malen beobachtet. Ein Gelege von 
vier Stück, von dem verst. Mr, Cleveland gesammelt, aus dem 
südlichen Panjab erhalten. 

[Das vorstehend erwähnte Gelege von vier Eiern erscheint 
aus dem Grunde von hohem Interesse, weil es an zwei Stücken 
eine deutliche farbige Fleekenzeichnung bemerken lässt. 

Bekanntlich sind die Eier dieses Sporenkukuks, wie diejenigen 
aller Gattungs- und näheren Geschlechtsverwandten rein weiss und 
mit einer gleichfalls weissen, kreidigen Deckschicht überzogen, welche 
an ihrer Oberfläche nicht selten — anscheinend in Folge der Be- 
brütung — einen unregelmässig fleekigen, oder mehr gleichmässig 
vertheilten, gelblichen oder brännlich gelben Anflug zeigt. Um 
diesen handelt es sich hier aber keineswegs. Vielmehr findet sich 
an einem der übrigens rein milchweissen und, wie gewöhnlich, ge- 
drungen gleichhälftig-ovalen Eier, in der Nähe des einen Endes 
ein hell zimmetrother, unregelmässig nach zwei Seiten verzogener 
Flecken von etwa 3—4 mm Durchmesser. In der Nähe desselben, 
beziehungsweise aufder entgegengesetzten Schalenseite, zeigen sich 
ferner noch drei weitere kleine, rundliche Tüptelchen von derselben 
Färbung. Dass aber diese Zeichnung thatsächlich einem im Ei- 
schlauche, während der Ausbildung der Schale abgesonderten Farb- 
stoffe ihren Ursprung verdankt und nicht etwa später zufällig 
entstanden ist, ergiebt sich unzweideutig daraus, dass bei einem 
zweiten Ei des Geieges, in derselben Ei-Zone, wie bei dem ersteren, 
eine grössere Anzahl tiefliegender, blass violetgrauer Fleckchen 
und Züge auftreten, die in Form eines sehr lockeren Kranzes an- 
geordnet sind. Hält man das Ei gegen das Licht, so treten diese 
Schalenflecke, wie gewöhnlich solche, viel lebhafter hervor, und 
man kann auf diese Weise auch noch an dem ersterwähnten Ei 
das Vorhandensein einiger sehr tief liegender und daher auf der 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 431 


‚Oberfläche kaum noch bemerkbarer derartiger Flecken feststellen. 
Dureh vorsichtige mechanische Entfernung der oberflächlichen 
Schalenschicht gelingt es übrigens, wie meist in solchen Fällen, 
leicht, die ursprüngliche rothe Färbung der tierliegenden Zeichnungs- 
flecken zur Anschauung zu bringen. Die anderen beiden Eier des 
Geleges zeigen keine Spur von farbiger Fleckung. 
Bekanntlich kommt eine solche, ausnahmsweise nicht gerade 
selten bei den der Regel nach weissen oder eintönig gefärbten 
Eiern solcher Arten vor, deren nähere Verwandte meist farbig ge- 
fleckte Eier legen. Ich erinnere hier nur an die ziemlich häufig 
 roth gesprenkelten Eier von Saxicola oenanthe (L.), sowie Rutieilla 
tithys (Scop.) und pAoenicura (L.) u. s. w. Offenbar sehr selten ist 
diese Erscheinung aber bei Eiern solcher Arten, deren sämmtliche 
Geschlechtsverwandte ungezeichnete Eier legen, Aus eigener An- 
schauung ist mir zuvor, trotz darauf gerichteter besonderer Auf- 
merksamkeit, ein derartiger Fall noch nicht bekannt geworden; 
jedoch erwähnt Anderson (Proc. Zool. Soc. 1876 p. 316) eines 
‚mit kleinen, undeutlichen, fliederfarbenen Schalenflecken reichlich 
gesprenkelten Eies von Ascalaphia coromanda, Blyth, und ebenso 
wird versichert, dass zuweilen junge Haushühner roth gesprenkelte 
Eier legen. 

Da derartige Vorkommnisse, besonders bei Eiern nicht domesti- 
eirter Vogelarten, immerhin ein allgemeineres Interesse bezüglich 
der Entstehungsweise der Schalenfärbungen beanspruchen, so 
möchte ich nicht unterlassen, bei dieser Gelegenheit um Veröffent- 
lichung einschlägiger Fälle zu bitten. . Kutter] 

Palaeornis Finschir, Hume. 

& ad. 24/9. 1888. Iris gelblich weiss mit einem engen 
inneren goldglänzenden Ringe, Oberschnabel roth mit gelber Spitze, 
Unterschnabel gelb. Füsse gelblich graugrün, Nägel dunkelbraun- 

3, 2 juv.: Iris weisslich, Schnabel ebenso, aber weniger leb- 
haft. Die Jungen haben noch nicht den langen Schwanz, Kopf 
und Kehle sind nur schmutzig grün. Das Vorkommen dieses 
hübschen Papageien in Assam ist, soviel ich weiss, neu. Er wird 
allgemein nur für Burma angegeben. In ungeheuren Schwärmen 
'zusammen mit cyanocephalus, L. im letzten Drittel des Sep- 
tember in der Ebene bei Sadiya am Brahmaputra. Man muss 
Schaaren von vielen Tausenden von Papageien gesehen haben, 
um zu begreifen, wie schön ihr Anblick, wie entsetzlich der Lärm 
derselben ist. Es ist erstaunlich, wie gut ein Papagei getroffen 


432 Ernst Hartert: 


sein muss, um sofort herabzustürzen. Eine Lieblingsnahrung sind 
ihm die Guaven. 
Microhieraxz melanoleucus (Blyth). 

& und 2 Iris braun. Schnabel und Füsse schwarz. 

Diesen ausserordentlich seltenen, bisher nur in dem Zipfel 
Ober-Assams bei Sadiya erlegten Falken traf ich am 31./10. 1888 
im tiefen Walde bei Margherita. 

Ihrer 5 oder 6 — offenbar eine Familie — sassen auf der 
Spitze eines abgestorbenen Baumes auf einer kleinen, sumpfigen 
Lichtung im Walde, einem alten Reisfelde anscheinend. Es gelang 
mir, aus ziemlich weiter Entfernung vom Waldrand aus, drei mit 
einem Schusse zu erlegen, worauf die übrigen auf Nimmerwieder- 
sehen verschwanden. In dem hohen, dichtverfilzten Grase ging mir 
ein Stück verloren — trotz der grössten Bemühungen fand ich nur 
2 Stück, ein & und ein 9, beide in der Mauser. In den Mägen 
fand ich eine Menge von Käfern und Orthopteren. 

Diese Art ist sofort von dem nächsten Verwandten, dem 
M. coerulescens (L.) (== eutolmus Hodgs.) durch die ganz schnee- 
weisse Unterseite und ebensolche Beine und bedeutendere Grösse 
unterschieden. Eine vortreffliche Beschreibung des Vogels befindet 
sich Stray Feath. II p. 525, der nichts hinzuzufügen ist. 

Astur palumbarius (L.). 

Ein starkes Exemplar des Hühnerhabichts, der dort wohl 
noch nicht beobachtet ist, im Jugendgefieder, am 4/11. 1888 
über dem Hause erlegt. Im Magen Tauben. Vergl. Jerdon Bird. 
Ind. Ip. 45. 

Pernis ptilorhynchus (Temm.). 

Am 16/10. 1888 bei Margherita erlegt. 4. 


Otogyps calvus (Scop.). 

& Sadiya 8/10. 1888. Iris dunkel graubraun mit perlweissen 
Flecken. Schnabel dunkel graubraun. Kopf und nackter Hals mehr 
oder minder fleischroth, Wachshaut ins Bläuliche, nach dem be- 
fiederten Theile zu iss Weissliche ziehend. Füsse und der nackte 
Theil der inneren Unterschenkel von jener eigenthümlichen, gelblich- 
rötblichweissen Farbe, die die Engländer hier China-Weiss nennen. 
Klauen schwarz. Nur einzeln einige Male beobachtet. Der einzige 
Geier, den ich bei Margherita sah. 

Gyps indicus (Scop.). 

20/8. 1888 Dibrugarh. Hals schieferschwarz, Kopf etwas 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 433 


‚heller. Schnabel schwärzlich mit weisslicher Firste. Iris braun. 
In grossen Schaaren bei Dibrugarh. 

Turtur suratensis (Gm.). 

Diese von Turtur tigrinus wahrscheinlich immer gut zu unter- 
scheidende Art hat genau dieselbe Lebensweise wie jene. Anfangs 
October fand ich ein dem Auskriechen nahes Gelege dieser Taube 
mannshoch im Dickicht. 

Osmotreron Phayrei Blyth. 

2 Sadiya. Schnabel vordere Hälfte bläulichweiss, hintere 
Hälfte grünlichblau. Im Magen Baumfrüchte. 

Turtur meena (Sykes). 

Schnabel schwarzbraun, an der Wurzelhälfte weinröthlich. 
Iris orangeroth, Augenlider ringsherum weinroth, in der Mitte 
hellblau. Füsse kirschroth. Nägel schwarzbraun. 

Die grosse rostbraune Turteltaube traf ich immer an derselben 
Stelle, am Ufer eines kleinen Sumpfes inmitten ausgedehnter 
Waldungen an. Sie war sehr scheu, entkam sofort in das Dickicht, 
wo sie in den dichten Kronen schwer zu entdecken war und auch 
meist ausser Schussweite abstrich. Es ist die echte burmesische 
Art, die ich. erlegte, nicht die ähnliche rupicola. 

Chalcophaps indica (L.). 

Die bronzeflüglige Waldtaube. 

In den diehten Wäldern von Ober-Assam wohl nicht besonders 
selten. Ihr Aufenthalt scheinen nur schattige Wälder zu sein. 
Mir kam sie immer sehr scheu vor. Ihr Flug ist rapider, als der 
aller mir vorgekommenen Taubenarten. Durch die rothbraune 
Unterseite der Flügel macht sie sich im raschesten Vorüberfliegen 
kenntlich. Ihre Nahrung sucht sie am Erdboden. 

Carpophaga griseicapilla (Wald.). 

& 28. 8. 88. Iris grünlichweiss. Augenlid braun. Schnabel 
kirschroth mit hornbrauner Spitze. Füsse dunkelkirschroth, Nägel 
graubraun. Long. 18 inch. 

Diese ausserordentlich seltene, bisher nur aus Burma bekannte 
- Taube hielt sich einzeln und in in kleinen Flügen in den höchsten 
Waldbäumen Ende August in den Wäldern von Margherita auf. 

Mehrfach habe ich auf sie geschossen, ohne dass die Schrote in 
_ der grossen Höhe eine Wirkung hatten, so dass ich nur dies eine 
Stück erlangt habe. Ihre Stimme ist ein unheimlich dumpfes, 
ungeheuer lautes Brummen. Sie nährt sich wie ihre Verwandten 
von den Früchten hoher Waldbäume. 


434 Ernst Hartert: 


Von hühnerartigen Vögeln habe ich nicht viel beobachtet 
In Margherita schoss ich einmal eine R sl 
Turnixz plumbipes (Hodgs.). 
und es wurde von den Naga die 
Excalfactoria chinensis (L.) | 
mehrfach lebend gebracht. Wie man mich versicherte, käme der 
birmesische Pfau, Pavo muticus L., und nicht Pavo eristatus L., in 
den Naga-Hügeln unweit vor, nhök er sei ausserordentlich elle. 

Ziemlich häufig begegnete ich bei Sadiya im Walde as 

wilden Waldhuhn. 
Gallus ferrugineus (Gm.). 
Die im Oktober geschossenen Hähne waren stark im Feder- 
wechsel. 5 
Ardeola Grayi (Sykes). ser | 
Sehr häufig auf nassen Reisfeldern bei Sadiya. 
Leptoptilus javanicus (Horsf.). 

Sehr häufig in den Reisfeldern zwischen Sadiya, Margherita 
und Dibrugarh. 

Tantalus leucocephalus, Penn. 

Iris dunkelroth. Schnabel roth mit cite: Firste, 
Spitze und Innenrändern. Nackte Haut im Gesichte dunkelbraun. 
Beine roth. 

Mehrfach gesehen, einen am 19. 10. 1888 erlegt. 

Ciconia nigra L. 

Am 22. 10. 1888 der schwarze Storch bei Margherita erlegt. 
Er ist nur Wintervogel in Indien. Das Exemplar zeigte sich sehr 
wenig scheu. | 

Gallinago coelestis (L.). 
Bei Sadiya ein paar geschossen, 
Totanus calidris (L.) 
Einmal bei Sadiya am Brahmaputra geschossen. 


4. Reise durch Indien 
mit Bemerkungen über einige Vögel. 


Mitte November beendete ich mein Sammeln in den Grenz- 
gebieten von Ober-Assam und trat die Rückreise an. Alsich wieder 
den Brahmaputra begrüsste, bot sich mir ein völlig verändertes 
Bild dar. Wo im August das Wasser bis an den grünen Saum 
des Waldes reichte, da hatte man nun über breiten Sand zu mar- 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 435 


schiren, um den Dampfer zu besteigen. Die Temperatur war des 
Nachts empfindlich kalt. 

Wo damals auf den unabsehbaren, die Bänke überfluthenden 
und bis in den Urwald hineinreichenden Wassern kaum ein Vogel 
zu sehen war, da konnte man nun auf den Sandbänken ein reiches 
Vogelleben beobachten. Beinahe hätte ich hier noch alle meine 
Pläne geändert und wiederum zum Sammeln Halt gemacht — mit 
Verscherzung des keineswegs unerheblichen Rückreisegeldes — 
und ich bedauere heute, es nicht gethan zu haben. Die Fahrt 
stromabwärts war womöglich noch herrlicher, als die Auffahrt. 
Keine trüben Regenwolken, keine Gewittergüsse — nur der ferne 
Himalaya in undurchdringliches Gewölk gehüllt. Der Abend klar 
und kühl, heimische Stimmen von Totaninen, den Fluss hinab- 
schwimmende Lämpchen mit Reis — ein Religionsgebrauch der 
Hindu — unwillkürlich an Anderson’s herrliches Märchen erinnernd. 
Am Tage auf den Bänken die langschnäuzigen, kleinen Brahma- 
putra-Krokodile zu Hunderten — schreibe zu Hunderten — nament- 
lich etwas weiter stromabwärts, zahllose kleine Schildkröten, hier 
und da Totaninen, Charadrien, mehrfach Scharben, am zweiten 
Tage der Fahrt eine immense, wohl 500 Stück zu schätzende 
Pelikanschaar (jedenfalls wohl Pelecanus manillensis = philippensis) 
in ziemlicher Nähe auf einer Sandbank ruhend. Grosse Schaaren 
Hindu-Pilger bei Gauhati zum Kumaika-Tempel ziehend. Geier in 
Massen in Gauhati selbst. Hier erst wurden die in den waldreichen 
Gegenden des Nordostens seltneren Melvus gowinda zahlreich. 

Von Dhubri aus vertraute ich mich wieder der Eisenbahn an 
und dampfte von Parbadipur aus dem Himalaya zu. Von Parba- 
dipur aus bis an den Fuss des Gebirges befand ich mich in be- 
ständiger Aufregung, denn die ganze Gegend war belebt von Raub- 
vögeln, in einem Grade, wie es mir noch niemals vorgekommen 
war. Zumeist waren es Baza lophotes, welche auf den Telegraphen- 
stangen längs der Eisenbahn sassen, mit Bestimmtheit glaube ich 
noch erkannt zu haben Spizaetus limnaetus, Butastur teesa und 
Pernis ptilorhynchus. Jedenfalls kamen diese Schaaren aus den 
Bergen, wo der Winter einzog. 

Unvergleichlich war die Fahrt in’s Gebirge, nach dem unbe- 
schreiblich schönen Darjiling. Dort besuchte ich den leider bald 
darauf verstorbenen ausgezeichneten Sammler Otto Möller in 
Tukvar, bei dem ich hochinteressante Eiersammlungen sab, unter 
denen besonders eine Anzahl parasitischer Kukuliden-Eier von 


436 Ernst Hartert: 


Interesse war. Schöne Insekten sah ich auch bei P. Möwis und 
einem englischen Arzte. Ueber dem sog. botanischen Garten schwebte 
wiederholt Aguzdla clanga. 

Vom Himalaya eilte ich wieder hinab nach Calcutta und von 
da per Dampfer nach Sumatra und Perak. Wieder nach Caleutta 
zurückgekehrt, enteilte ich dem Gewühl in den Strassen bald wieder 
gen Westen hin. Durch das weite Gangesthal zum heiligen Benares. 
Von Benares nach Agra, wo Falco jugger auf den schlanken 
Minarets der himmlischen, erhabenen Taj Mahal thronte. Ueber 
Delhi nach der schönen Residenz des Maharadja von Jeypur im 
unabhängigen Rajputana. Dort war ein reiches Vogelleben, denn 
die Jagd ist hier gänzlich verboten und ohne Scheu sieht man 
wilde Pfauen an den Wegen und Tempeln, ohne Scheu eine Menge 
Geflügel auf dem Krokodilenteich im Palaste. Die Affen im Felsen- 
thal von Gulta sind die zahlreichsten, die ich irgendwo in Indien 
sah, und so frech, dass man ohne Zweifel bei einer Beleidigung 
derselben in die grösste Gefahr gerathen würde, zumal keine Hand 
sich gegen die heiligen Affen erheben würde. 

Einen etwas längeren Halt machte ich bei Verwandten in dem 
malerischen Ajmir, von wo aus ich den Sambar-Salzsee besuchte, 
dessen Vogelwelt ich schon in einer Sitzung der A. D. O. G. zu 
schildern versuchte. Von vorzugsweisem Interesse waren dort die 
immensen, unschätzbaren Schaaren von Flamingos. Ich erlegte 
dort ferner den reizenden Turumti der Hindustanen, den Falco 
chiquera, der ein frecher Räuber ist und Kraft und Gewandtheit 
mit einem prachtvollen Aussehen verbindet, und einige mir sehr 
interessante Singvögel. In gewaltigen Schaaren lag Fulica atra 
auf dem Wasser, überaus gemein waren Aypsibates himantopus und 
Machetes pugnax im grauen Reisegefieder, Auf dem See von Ajmir 
und auf dem heiligen See in Puschkar waren wieder Fulica atra 
gemein, auf ersterem noch Carbo cormoranus, Podiceps eristatus und 
minor, auf letzterem — im heiligen Gebiete von Puschkar, wo kein 
Schuss fallen darf — Entenschaaren von überraschender Zahmheit, 
Fuligula nyroca und rufina, Spatula elypeata, Querquedula crecca, 
Chaulelasmus streperus und Nettapus coromandelianus, ein eigen- 
artiges, fesselndes Bild für den deutschen Jäger, der solcherlei 
Vögel als ein scheues Wild mit allen Listen zu erlegen gewohnt ist. 

Einen ferneren Aufenthalt machte ich noch in den wildroman- 
tischen Aravalli-Bergen, wo ich den fünftausend Fuss hohen Mount 
Abu erstieg. 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 437 


Beim Aufstieg durch das die Hänge bedeckende niedere Ge- 
büsch strichen hart am Wege Galloperdix spadiceus ab, es erfreute 
mich Dendrocitta rufa mit ihrem bunten Federkleide. Beim Herab- 
stieg fand ich etwa 4000 Fuss hoch die unsere Haiderose an Duft 
weit übertreffende, rahmfarbige Rosa involucerata, Roxb., die, 
eigentlich eine Bewohnerin des Himalaya, hier einen fernen Aussen- 
posten in den Aravalli-Bergen innehält. 


Ein unvergessliches Schauspiel bot der Fuss des Berges dar: 
hier war weithin die Ebene bedeckt mit rother Gluth, der aus- 
gedehnte Wald von Butea frondosa stand in rother Blüthen- 
pracht. In diesen blühenden Bäumen tummelten sich Tausende 
von Rosenstaaren, Pastor roseus, nach echter Staaren Art mit gar 
vielem Schwätzen und Pfeifen. Auch noch Meilen weiter an der 
Bahn nach Bombay zu beobachtete ich diese Vögel. 

In Bombay besuchte ich selbstredend auch die „Thürme des 
Schweigens“, wo die Zoroaster's Lehren huldigenden Parsi ihre 
Todten von den Geiern fressen lassen, damit weder die Mutter 
Erde, noch das heilige Feuer, noch die hehren Wässer durch sie 
verunreinigt werden. 


An einem heissen Märztage verliess ich an Bord der Electra 
die sonnige Bucht von Bombay und winkte dem liebgewonnenen 
Indien meinen Abschiedsgruss. 

Neophron ginginianus (Daud.). 

Von grossem Interesse war es mir, nachdem ich früher zur 
Genüge im westlichen Sudan den dort so sehr zahlreichen N. monachus 
Temm. kennen gelernt hatte, nun auch den weissen Schmutzgeier 
zu beobachten — zwar die indische Form, die aber dem echten 
N. percnopterus L. äusserst nahe steht. — Während dieser Geier 
in den östlichen Theilen — Assam, Caleutta — unbekannt ist, 
tritt er als ein sehr häufiger Vogel in den troeknen Gegenden des 
Westens auf. In Jeypur, Sambar, Abu, namentlich aber bei Ajmir 
konnte ich ihn beobachten. 

“= nächst sah ich ihn, wie seinen afrikanischen Verwandten, 
auf alten Gebäuden sitzen und in und hinter den Gehöften auı 
dem Erdboden in bekannter Art mit grossen, sprungartigen Schritten 
sich bewegen. Seine Nahrung besteht hier zum grössten Theile 
aus menschlichen Exkrementen. Dies ist nun in den Haussaländern 
Afrikas beim N. monachus nicht in dem Maasse der Fall. Dort 
ist N. monachus vorzugsweise auf Fleisch und Knochen erpicht, 


438 Ernst Hartert: 


während er die massenhaft zu erlangenden Exkremente, wie es 
mir schien, nur in Ermangelung von Besserem verzehrte. Ich 
hebe hier nur hervor, dass mein Reisegefährte Staudinger, welcher, 
obgleich ohne ornithologisches Interesse, dennoch mit offenen Sinnen 
die uns umgebende Natur erfasste und sehr vielfach und aufmerksam 
die mit dem Menschenleben verknüpften Erscheinungen der Thier- 


welt beobachtete, mir gegenüber nach Durchsicht meines Artikels 


J. f. ©. 1886 S. 601 bezweifelte, dass meine Angabe bezüglich 
des Fressens von Menschenkoth richtig sei. Ich hebe dies hervor, 
um zu zeigen, wie selten er dieser Nahrung nachgeht, die ich ihn, 
soviel ich erinnere, nur zweimal angehen sah. Ob hierin ein für 
den dunklen und den weissen Schmutzgeier beständiger Unterschied 
liegt, vermag ich freilich nicht schroff zu behaupten, möchte es 
aber doch hiermit in Erwägung gebracht haben. 

Indessen wurde ich in höchstes Erstaunen an den Felsen von 


Taragurh bei Ajmir versetzt. Hier horsteten einige Paare, hatten 


aber damals noch keine Eier. Wundervolle Flugkünste führten hier 
die Alten aus. Hoch über den zerrissenen, kahlen Felsen schwebten 
sie ohne Flügelschlag, dann sausten sie hernieder mit angelegten 
Flügeln und brachten es auf mir unbegreifliche Art fertig, nach 
dem jähen Herabsturz in einer Kurve wieder aufwärts zu steigen, 
so dass sie eine kleine Strecke mit angelegten Flügeln aufwärts 
stiegen. Unter den kühnsten und schönsten Wendungen und Flug- 
künsten strichen sie so stundenlangumher. Das thutkein N. monachus 
Temm., den ich auch am Horste beobachtete! Diese scheinbar unbedeut- 
samen Dinge hebe ich hervor, um von Neuem auf gewisse Unter- 
schiede zwischen den beiden Vögeln, N. monachus Temm. und 
N. perenopterus L. nebst ginginianus (Lath.) aufmerksam zu machen, 
und bitte A. Brehm’s Beobachtungen in der Naumannia 1852, III, 
S. 36 und Kutter’s oologische Mittheilungen J. f. O. 1836 8. 602 
zu vergleichen. 
Elarus caeruleus minor Bonap. 

Als, wie oben benannte, Rasse, glaube ich, wird man die 
indische Form von den afrikanischen Gleitaaren infolge ihrer deut- 
lich geringeren Maasse absondern können. Eine Reihe von Exem- 
plaren erwarb ich mit einer Anzahl andrer, zum Theil sehr inter- 
essanter Vogelbälge, von der Wittwe des verstorbenen Herrn 
Cleveland in Sikanderabad bei Delhi, welche im südlichen Panjab, 
zumeist in der Gegend von Hatfin Gurgaon, theilweise auch in den 
N. W. P. bei Delhi und Sikanderabad gesammelt waren. ur... 

Scops lettia Hodgs. | 

Unter diesem Namen befanden sich in Cleveland’s Collection 
zwei reizende Eulen. Sie stimmen genau mit der Form Scops 
griseus Jerd. überein, denn sie unterscheiden sich sehr auffallend 
durch einen helleren, fahlen Ton von den starken, mehr röthlich- 
braunen Thieren aus dem Himalaya. &. griseus Jerd. aus dem 
offenen, trockenen Panjab und Rajputana hat entsprechend ihrem 
Aufenthalte mehr Wüstenton, als die dunkle Rasse aus den Wald- 


% 
a 


Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 489 


bergen. Vergl. Sharpe Cat. B. B. Mus. und Jerdon, B. India 
vol. Ip. 136. Jerdon vereinigt zwar die Formen unter dem Namen 
lempiji, giebt aber ihre Unterschiede an. Im Cat. B. B. Mus. und 
in Oates B. Brit. Burmah werden die Formen als verschiedene 
Schattirungen erwähnt. In der That haben wir solche ja bei 
unserm Waldkauz ebenfalls, und so kann es sich ebensowohl mit 
lettia verhalten. Indessen möchte ich doch in Erwägung stellen, 
diese Formen mit Bezug auf ihren Aufenthalt in’s Auge zu fassen. 
Strix flammea L. 

So gern ich geneigt wäre, die indische Form von der euro- 
päischen zu trennen, so ist es mir doch nieht möglich gewesen, 
irgend einen Unterschied zwischen Stücken aus beiden Lokalitäten 
zu erfassen. - 

Unter den Bälgen war eine sehr hübsche Varietät mit dunkel- 
braunem Brustbande, jetzt im Berliner Museum. 

Orateropuscanorus L.= Malacocercusterricolor 
und 
Malacocercus = Argya Malcolmi, Sykes. 

Beide Vögel hatte ich Gelegenheit, auf meiner Reise oft zu 
beobachten. Sie zeigen eine so völlige Uebereinstimmung in ihrem 
Gebahren, dass man kaum für möglich halten sollte, dass sie von 
Systematikern in verschiedenen Gattungen untergebracht werden. 
Diese Gattungen freilich sind auf kleinen Abweichungen im 
Schnabelbau und Schwanzlänge oder dergl. begründet, ich möchte 
aber doch zur Erwägung stellen, ob es nicht angemessener wäre, 
sie in einem Genus unterzubringen, anstatt sie weit zu trennen, 
wie dies im Cat. B. Brit. Mus. geschehen ist. 

Columba intermedia Strickl. 

Die graurückige Felsentaube. 

Ist von der südeuropäischen Felsentaube, Columba livia L., 
durch gänzlichen Mangel von allem Weiss auf dem Bürzel, welcher 
aschgrau ist, unterschieden. Ich zweifle, dass jemals Exemplare 
mit weisslichem Bürzel thatsächlich beobachtet worden sind. Unter 
den Hunderttausenden, die ich sah, war keine mit einem 
‚anders als aschgrau gefärbten Bürzel, eine glich genau der andern. 
Diese Taube ist einer der zahlreichsten Vögel im britischen Indien. 
Ueberall brüten sie an für sie geeigneten Orten; an alten Gebäuden 
in Caleutta sah ich sie in ihre Löcher kriechen, am frühen Morgen 
scheuchte ich sie aus den Schärten der ragenden Minarets an 
Kaiser Aurungsib’s Triumphmoschee in Benares, im Kutub Minar 
über der alten Ruinenstadt von Delhi sah ich ihre alten Nester 
noch in den höchsten Stockwerken, und im Felsenthal von Gulta 
striehen sie von Felsenwand zu Felsenwand. 

Das Ungeheuerlichste aber habe ich in Jeypur im unabhängigen 
Rajputana gesehen. In ganz Rajputana ist das Tödten eines dieser 
heiligen Vögel auf das strengste verboten. In grösseren Orten 
ist von der Regierung der Maharadjah’s eine bestimmte Menge 
Futter — Getreide und Hülsenfrüchte — ausgesetzt, die alltäglich 


440 E. Hartert: Zur Ornithol. d. indisch-malayischen Gegenden. 


am Morgen oder Mittag von einem zu dem Zwecke bezahlten Be- 
amten an die Tauben verfüttert wird. Der betäubende Lärm der 
heranflatternden Tauben, das Drängen, Streiten, Gurren dieser vielen 
Tausende von Vögeln, die einer auf ein Haar dem andern gleichen, 
ist in der That grossartig und staunenerregend. Am Sambar-See 
und in andern trockenen Gegenden sind die tiefen Brunnen auf 
den Feldern die vorzüglichsten Brutplätze dieser Tauben. Im 
waldreichen Ober-Assam habe ich diese Taube nicht bemerkt. 
Turtur trangquebaricus Herrm. 

Da ich nirgend eine genaue Beschreibung des Jugendkleides 
von T. tranquebaricus gesehen habe, wird es vielleicht nicht ganz 
überflüssig sein, eine solche zu geben — wenn sie schon irgendwie 
gegeben ist, so kann es auch nicht schaden. 

? jJuv. aus der Gegend von Delhi, N. W. P. Indien. 

Unterseite fahl sandgrau, jede Feder mit sandgelbem Rande, 
Kinn weisslich, Bauch mehr gelblich, Aftergegend und Unter- 
schwanzdeeken wieder weiss. Weichen und Bauchseiten, sowie 
Unterflügeldeckfedern hellbläulich grau. Oberseite der Unterseite 
ähnlich, aber an Kopf und Flügeln lebhafter (am Bürzel einige 
frische graublaue Federn), Schwingen dunkelbraun mit schmalen 
sandgelben Rändern, Schwanz wie beim alten Weibchen. 

Ardeola Grayi (Sykes). 

Ueberall, wo nur ein Reisfeld oder ein Sumpf sich befindet, stösst 
man in Bengalen und Assam auf diesen gemeinen Vogel, der sich 
dicht vor den Füssen plötzlich erhebt und durch die weisse Unter- 
seite der Flügel fast erschreckend wirkt. 

Podiceps minor (Gm.). 

Den kleinen Steissfuss sah ieh zahlreich im Februar auf den 
Seen und Teichen Rajputana’s. Unterschiede zwischen indischen 
und europäischen Exemplaren scheinen nicht zu bestehen. Sowohl 
die Ausdehnung des Weiss auf dem Flügel, als auch die Färbung 
der Unterseite und die Grösse variiren in denselben Grenzen wie 
bei unsern Vögeln. 

Podiceps cristatus (L.). 

Zahlreich auf den Seen bei Ajmir und Puschka in Rajputana. 
Ein beliebtes Schiessobjeet englischer Nimrode. Ich muss auch ge- 
gestehen, dass das Hetzen dieser Vögel, die bekanntlich sich in 
der Regel durch Tauchen zu retten suchen, in der unvergleichlichen 
indischen Winterluft auf dem spiegelglatten See einen grossen 
Reiz hat, welcher durch das Verlangen der Damen nach dem „Pelz- 
werk“ dieser Vögel noch erhöht wird. 

Puffinus spec. 

Ich habe viele Sturmtaucher im indischen Ocean gesehen, 
ohne dass es mir möglich war, einen derselben zu erlegen. Die 
meisten dürften wohl chlororhynchus Less. gewesen sein. | 


Accentor modularis 38, 
127, 136, 252. 

Accipiter 116. 

— bicolor 317. 

— nisus 71, 328. 

Acredula caudata 216. 

Acridotheres fuscus 419. 

— roseus 205. 

— tristis 195, 408, 419. 


Acrocephalus aquaticus 
21l. 

— arundinaceus 75, 143, 
144, 220. 


— horticula 144. 

— orientalis 349. 

— palustris 144,219, 412. 

— phragmitis 211. 

— schoenobaenus 150. 

— streperus 286. 

— turdoides 143, 219. 

Actitis hypoleueus 145, 
150, 214. 

Aegialitis collaris 320. 

en scandiacus 150. 

— Tengmalmi 150. 

Aethopyga Wrayi 380, 
387 


Agelaeus ieterocephalus 
300. 
Agyrtria Bartletti 305. 
— fluviatilis 100. 
— lactea 306. 
Alauda arvensis 80, 
190, 255. 
Alea impennis 239, 
— torda 145, 147, 
150, 153. 
Alcedo bengalensis 
— cristata 275. 
— ispida 75, 81. 
— meninting 365. 
— pieta 276. 
Alcippe nipalensis 413. 
— peracensis 380, 383. 
Alseonax latirostris 353. 
 Amadina nisoria 391. 
— punetulata 355. 
Amaurestes fringilloides 
283. 


129, 


246. 
148, 


365. 


Cab. Journ. £. Ornith, XXXVII 


Index. 
1889. 


Amazilia aeneobrunnea 
329. 

— Lawrencei 329. 

Amblyospiza unicolor 
282. 

Ammodromus peruanus 
299. 

Ampelis garrula 153. 

Amydrus morio 280. 

Anaplectes rubriceps 264, 
2831. 

Anas acuta 151. 

— boschas 81, 136, 151, 


213, 261, 262. 
— boschas domestica 
134, 333. 


— clypeata 338. 
— crecca 151. 

— moschata 341. 
— penelope 15l. 


Anastomus lamelligerus 
268. 
Andropadus flavescens 
285. 
Androphilus accentor 
112. 


Anorhinus 426, 428, 

— Austeni 195, 196, 426, 
429, 

— comatus 369. 

— Tickelli 195, 428. 

Anser domesticus 135. 

— ferus 151. 

— segetum 151. 

Anseres 184. 

Anthodiaeta zambesiana 
285. 

Anthothreptes malaccen- 
sis 350. 

— orientalis 285. 

— phoenicotis 350. 

Anthracoceros convexus 
368. 

Anthus agilis 412, 418. 

— arboreus 75, 255, 262. 

— Bertheloti 199. 

— malayensis 354. 

— obseurus 150. 

— pratensis 150,255, 262. 


— Raalteni 284. 

— rufulus 354. 

— — malayensis 354, 

Anumbius 185. 

Aphobus 105. 

— chopi 104, 105, 106. 

— megistus 104, 105. 

— suleirostris 104. 

— unicolor 105. 

Apternus tridactylus 149. 

Aquila bifasciata 233. 

— celanga 69, 197, 233, 
436. 

— fulviventris 233. 

— melanaätus 69. 

— naevia 232. 

— orientalis 69, 233. 

— pennata 69. 

— pomarina 69. 

— rapax 247. 

— vittata 233. 

Ara 29%. 

— ararauna 2%. 

— chloroptera 290. 

— Couloni 291, 313, 314. 

— macao 290, 313. 

— maracana 314. 

— severa 290, 313. 

— Spixi 290. 

Aramides ypecaha 185. 
Arbelorhina coerulea 
microrhyncha 29. 

— cyanea 29%. 

Archibuteo lagopus 69, 
150. 

Archicorax albicollis 248, 
262, 280. 

Ardea bubuleus 192, 406. 

— cinerea 213. 

— cocoi 185. 

— egretta 100. 

— purpurea 269, 406. 

-— stellaris 84. 

— sumatrana 379. 

Ardeola Grayi 434, 440. 

— minuta 75. 

— rufiventris 268. . 

Ardetta involucris 185. 

— pusilla 268, 


. Jahrg. No. 188. October 1889. 29 


442 


Argusianus argus 378. 
Argya Malcolmi 439, 


Arinae 241. 

Artamus leucorhynchus 
356. 

Ascalaphia coromanda 
431. 


Asio brachyotus 72, 150. 

— mexicanus 317. 

— otus 72. 

Astrarchia Stephaniae 

Astur nisus 150. 

— palumbarius 71, 150, 
215, 432. 

— polyzonoides 271. 

— trivirgatus 375. 

Asturinula monogrammi- 
ca 271. 

Attila cinereus 303. 

— citriniventris 303, 

Aulacorhamphus derbia- 
nus 313. 

Automolus Sclateri 303. 


Barbatula chrysopyga 
340. 

Bartramia longicauda 
101. 


Baryphthengus Marti 
308. 


— semirufus 308. 

Batis capensis 278, 

— pririt 278. 

Baza lophotes 435. 

Bias musicus 278. 

Bolborynchus aymara 
185. 

— monachus 185. 

Botaurus stellaris 214. 


Brachypteryx erythrogy- 
na 112. 

Bradyornis mariquensis 
60. 


— murinus 50. 

— ÖOatesi 50. 

— pallidus 49, 50, 277. 

Brotogerys 291. 

— jugularis 291, 316. 

Bubo 247. 

— ignavus 72. 

— nigrescens 247. 

— orientalis 374. 

Bubulcus coromandus 
406. 

— ibis 406. 

Bucco chacuru 308, 

— macrodactylus 308. 

Buceros rhinoceros 195, 
368, 369. 


INDEX. 


Buchanga atra 399, 

— leucogenys 352. 

— longicaudata 399, 

Budytes 354. 

— campestris 264, 284. 

— flavus 141, 390. 

— viridis 141, 150. 

Buphaga erythrorhyncha 
280. 


Burnesia flaviventris 384, 
385. 

— socialis 384, 385. 

— sonitans 385. 

— superciliaris 385. 

Busarellus nigricollis 317. 

Butastur teesa 435. 

Buteo desertorum 71. 

— lagopus 173. 

— Swainsoni 185. 

— vulgaris 71, 79, 173, 
248. 

Butorides atricapilla 268. 

— striata 318. 

Butreron Capellii 377. 

Cacomantis threnodes 
370, 430. 

Caica Barrabandi 291,317. 

— melanocephala 291, 
8317. 

— melanocephala palli- 
da 317. 

Cairina moschata 261, 
262. 

Calamodyta phragmitis 
196 


Calamoherpe 
38, 41. 

Calidris arenaria 266. 

Calliste boliviana 296. 

— Schranki 296. 

— Yeni 296. 

Callolophus malaeccensis 
401. 

Calobates 354. 

Calodromas 185. 

— elegans 185. 

Calorhamphus Hayi 373. 

Calornis chalybea 355, 
391. 

— Tytleri 355. 

Calyptomena 398. 

— viridis 380, 

— Whiteheadi 14, 398. 

Campephaga nigra 977. 

Campephilus melanoleu- 
cus 306. 

— rubricollis 306, 307. 


palustris 


— trachelopyrus 306 
‚2090, ‚000 - 


Campothera mombassica 
274. 
— nubica 274. 


Campylopterus obscurus 
305 


Campylorhynchus hypo- 
stictus 292, 

Cannabina linaria 82, 150. 

— sanguinea 131. 

Capito auratus 313. 

Caprimulgus 34, 360. 

— europaeus 138, 

— Fossıi 277. 

— macrourus 360, 401, 
424 


— Smithi 277. 

Carbo cormoranus 486. 

Cardinalis 191. 

Carduelis elegans 190, 
257 


Carine noctua 72, 187. 

— passerina 72, 

Carpophaga aenea 377. 

— griseicapilla 433. 

Cassicus 337. 

— affınis 299. 

— aphanes 300. 

— crassirostris 300. 

— haemorrhous 299,300. 

— pachyrhynchus 299, 
300. 


— persicus 99, 298, 

— uropygialis 299, 300. 

Cathartes aura 336. 

Celeus grammicus 307. 

Centrococeyx 347. 

— bengalensis 347, 372, 
430 


— eurycercus 347, 372. 

— lepidus 347, 372, 

— rufipennis 430. 

Centropus 372, 420. 

— monachus 272. 

— nigrorufus 272. 

— superciliosus 273, 

Ceophloeus lineatus 307. 

Cerchneis neglectus 263, 

— tinnunculus canarien- 
sis 263, 

Certhia familiaris 216. 

— spilonota 116. 

Ceryle amazona 308. 

— rudis 276. 

Ceuthmochares australis 
273. 

Chaetocercus 
teri 185, 

Chaetura coracina 400. 

— dominica 334, 


Burmeis- 


Chaetura gigantea 380, 
"400, 403. 

— leucopygialis 400. 

Chalcopelia afra 270. 

— chalcospila 270. 

Chalcophaps indica 433. 

Charadrius alexandrinus 
265. 

— apricarius 211. 


 — auratus 150. 


— fulvus 377. 

— Geoffroyi 265. 

— hiaticula 150, 265. 

— longipes 377. 

— mongolicus 265. 

— pluvialis 213, 377, 

— sibiricus 150. 

— squatarola 265. 

— tricollaris 265. 

Chaulelasmus streperus 
436. 

Chauna chavaria 185. 

Chelidon 187. 

— urbica 75, 81, 123,139, 


149, 187. 
Chelidonaria 187. 
Chelidoptera tenebrosa 

309. 

Chema 188. 


Chibia hottentotta 400. 

Chlorestes coerulea 100, 
306. 

Chlorocharis Emiliae 112 

Chlorophanes _spiza 
coerulescens 295. 

Chloropsis cyanopogon 
382. 


Chordeiles rupestris 306. 

Chrysococeyx _cupreus 
273. 

Chrysolophus pictus 190. 

Chrysomitris linaria 150. 


Chrysonotus javanensis 
| 362. 
Chrysophlegma chloro- 


lophus 424. 
— flavinucha 424. 
— puniceus 362, 401. 
Chrysotis 291. 
— Augusta 334. 
— Bouqueti 334. 
Chrysuronia Josephinae 
306. 
Chunga 185. 
Ciconia alba 213. 
— nigra 213, 434. 
Cinclus 184. 
— melanogaster 
342. 
— septentrionalis 342, 


150, 


INDEX. 


Cinnyris 350. 

— gutturalis 285, 

— microrhyncha 285. 

Circaetus gallicus 70. 

— solitarius 344. 

Circus aeruginosus 
271. 

— cyaneus 71. 

— macrurus 71. 

— pygargus 71. 

— ranıvorus 271. 

— spec. 79. 

Cirrhopipra filicauda 302. 

Cissa chinensis 422, 

— — minor 357. 

— minor 357. 

— Jefferyi 357. 

— ornata 357. 

— thalassina 357. 

Cissopis leveriana 298. 

— minor 298. 

Cisticola Beavanı 387. 

— cisticola 349. 

— erythrops 285. 

— fortirostris 286. 

— haematocephala 286. 

— terrestris 286. 

Cnemiornis 239. 

Coceothraustes vulgaris 
216. 

Coccyges 184. 

Coccygus cinereus 185. 

Coccystes coromandus 
370. 

Colaeus monedula 80. 

Coliopasser axillaris 283. 

Colius leucotis 272, 

— striatus 272. 

Collocalia 424. 

— fuciphaga 359. 

— Linchi 400, 401, 424. 

Columba Bollii 199. 

— intermedia 439. 

— laurivora 199, 

— livia 439. 

— oenas 215. 

— rufina 319. 

— trocaz 189. 

Colymbus 188. 

— cristatus 166. 

— dominicus 321. 

— glacialis 343. 


Ze 


— minor 264. 
— torquatus 343. 
Conirostrum setticolor 


intermedium 202. 
Conuridae 241. 
Conurus cyanopterus 316, 
— Luciani 316. 
— Molinae 185, 


443 


Conurus pavua 291, 315. 

— roseifrons 291, 314, 
315, 316. 

— Souancei 316. 

— Weddelli 291, 314. 

Copsychus musicus 349, 

— pluto 349, 

— saularıs 349, 382, 411. 

— — musicus 349, 381, 
411 


Coracias affınis 426. 
— garrula 215, 277. 
— ındica 408. 

— spatulata 276. 
Coraciidae 398, 399, 
Coracornithes 244. 
Coryinae 186. 


Corvultur albicollis 248, 
262, 280. 

Corvus affinis 332, 

— corax 80, 149, 153, 
215, 331, 332, 333, 
338. 

— cornix 80, 125, 150, 
153, 169, 251. 

— corone 125, 126, 169, 
250, 251. 


— enca 357. 

— frugilegus 126, 127, 
163, 221. 

— macrorhynchus 421. 

— pica 153. 

— scapulatus 280. 

— splendens 195, 407, 
421. 

— tingitanus 331, 332, 
333. 

Corydon sumatranus 358, 
398. 

Coryphistera alaudina 
185. 


Cossypha Heuglini 286. 
Coturnix communis 151. 
— dactylisonans 260. 
Cotyle riparia 75, 79, 81, 
123, 136, 149. 
Cranorrhinus corrugatus 
366. 
Crateropus canorus 439. 
— hypostietus 285. 
Crex pratensis 32, 57, 
150, 214. 
Criniger flaveolus 416. 
— phaeocephalus 351. 
Crithagra ictera 284. 
Crotophaga ani 100. 
— major 309. 
Cryptolopha albigularis 
423 


_ xanthoschista 422, 
29* 


44H 

Cryptolopha xanthos- 
chista albosuper- 
ceiliaris 422, 

Cuculus 73. 

— canorus 34—46, 73, 
75, 124, 149. 

— Heuglini 273. 

Culicipeta ceylonensis 
423. 

Cuncuma leucogaster 
2 ee 

Cyanecula leucocyanea 


194, 200, 219. 

— suecica 410. 

— Wolfi 200. 

Cyanocorax violaceus300. 

Cyanops asiatica 429. 

Grelorkie guianensis 294. 

Cygnus melanorhinus 
212. 

— nigricollis 185. 

— olor 75. 

Cywbirhynchus 380. 

Cymborhynchus 393, 394, 
395, 397, 399. 

— macrorhynchus 
392, 393. 

— macrorhynchus Salva- 
dorii 358. 

— malaccensis 358. 

Cyphorhinus modulator 
292, 293. 

— rufogularis 293. 

— Salvıni 29. 

Cypselus 423. 

— apus 138, 400. 

— batassıensis 423, 424. 

— infumatus 423, 424, 

— melba 190. 


358, 


Dacnis analis 294, 295. 

— angelica 294, 295. 

— flaviventris 294. 

— modesta 295. 

Dandalus rubecula 129, 
136, 254. 

Dendrobates agilis 307. 

Dendrocincla merula 304. 

Dendroeitta 422, 

— frontalis 421. 

— himalayensis 421. 

— oceipitalis 357. 

— rufa 421, 437. 

Dendrocolaptes eximius 
202. 

— radiolatus 304. 

Dendrocopus canariensis 
263. 

— major 263. 

— minor 149. 


INDEX. 


Dendrocycna viduata per- | 


sonata 265. 
Dendrophila 
416. 
Dendropicus Hemprichi 
274. 


frontalis 


, Dendrornis elegans 304. 


— multiguttata 304. 
— palliatus 304. 
Dermophrys maja 355. 


 Dieaeum chrysorrhoeum 


351. 
— cruentatum 351. 
— nigrimentum 351. 
— sumatranum 351. 
Dichoceros bicornis 402. 


| Dieruridae 399, 400. 


Dierurus 420. 


| — divaricatus 280. 


Digenea 111. 

Dissemurus 403. 

— paradiseus 352, 389. 

— platyurus 352. 

Dolichonyx oryzivora 99. 

Donacobius atricapillus 
185. 

Drymornis 185. 

Dryocopus martius 215. 

Dryonastes ruficollis 412. 

Dryoscopus 116, 117, 199. 

— aethiopicus 116, 117, 

120. 

affınıs 278, 279. 

— bicolor 116, 117, 118, 

119, 120. 

cubla 279. 

guttatus 116, 117, 118, 

119, 120. 

major 117, 118, 119, 

120, 278. 

major Casatii 116,119. 

— mossambicus 278. 

neglectus 119. 

orientalis 278, 279. 

picatus 116, 119, 120. 

sticturus 116, 119, 

120. 


| 


BlelEl.l 


Ectopistes migratorius 


Elanus coeruleus 271, 
272. 

— minor 438. 

Emberiza calandra 342, 

— cia 223. 


cioides 330. 

cirlus 223. 

eitrinella 75, 130, 133. 
150, 256. 

flavigaster 284. 


—_— 


Emberiza hortulana 75, 
220. 

— miliaria 130, 220. 

— orientalis 284. 

— schoeniclus 150, 256, 
262. 

Empidonomus varius 302, 

Epimachus Ellioti 324. 

— Macleyae 324. 

— macleayanus 324. 

— Macleayanae 321, 322, 
323, 324, 326. 

— Meyeri 323, 324. 

— speciosus 323, 324. 

Erithacus hyrcanus 183. 

luscinia 144. 

philomela 144. 

phoenicurus 150. 

rubecula 199. 

suecicus 150. 

superbus 183, 199, 263. 

tithys 144, 217. 

Erythrobucco 340, 

Erythrura phoenicura 
347, 377, 381. 

Estrelda atricapilla 49. 

— nonnulla 46. 

Eudytes arcticus 151. 

— chrysolophus 136. 

— glacialis 151. 

— septentrionalis 151. 

Eulabes javanensis 391, 
420. 

— intermedia 420. 

— religiosa 420. 

Euphonia chlorotica 295. 

— — Taezanowskii 295, 
296. "+ 

— melanura 296. 

— minuta 296, 

Euplocamus nycthemerus 
190. 

Eurylaemidae 391, 398, 
399, 400. ; 

Eurylaemus javanicus 
358, 358, 392, 393. 

— macrorhynchus 358. 


ı — ochromelas 358, 391, 


392, 393, 394, 400. 
Eurypyga helias 320. 
Eurystomus afer 277. 
— glaucurus 277. 

— orientalis 364, 401, 

426. 

Euspiza melanocephala 


Excalfactoria 


chinensis 
434. i 


Falco aesalon 70, 


Falco babylonicus 74. 
— cenchris 70. 
— chiquera 436. 
— gyrlalco 150, 187. 
—_ jugger 436. 

anarıus 70. 
— lithofalco 150. 
— nisus 328. 
-—- peregrinus 70, 188, 
— rüsticulus 70, 188. 
— subbuteo 70, 79, 215. 
— tinnuneulus 70, 79, 80, 
— vespertinus 70. 
Florisuga mellivora 305. 
Formicarius analıs 305. 
Francolinus Altumi 340. 


— ashantensis 87, 88, 
340. 

— Hildebrandti 340. 

— Kirki 270, 


— modestus 87, 88, 340. 

— Schütti 87, 88, 340. 

— Stuhlmanni 264, 270, 

1880. 

— subtorquatus 270. 

Fratercula arctica 145, 
147, 150. 

Fregata aquila 406. 

Fringilla coelebs 140, 199, 
257, 333. 

— coerulescens 183, 199, 
263. 

— montifringilla 150,257, 
262. 

— spodiogena 333. 

— teydea 189, 199. 

— tintillon 183, 199, 344. 

Fulica atra 194, 214, 261, 
262, 436. 

Fuligula clangula 151. 

— glacialis 151, 153. 

— marila 151. 

— nigra 151. 

— nyroca 436. 

— rufina 436. 


Galerida cristata 80, 218. 

Gallinago coelestis 434. 

— scolopacina 134, 136, 
150, 213, 261. 

— stenura 381. 

Gallinula chloropus 76, 
190, 213. 

— porzana 214. 


Gallirex chlorochlamys 
272. 

Galloperdix spadiceus 
437. 


Gallus bankiva 77, 111. 


INDEX. 


Gallus domesticus 189. 
— ferruginens 379, 434. 
— bicolor 350. 
Garrulax 413. 


— leucolophus 350, 414. 


— moniliger 415. 
— pectoralis 415. 
Garrulus 422. 

— cervicalis 333. 


— glandarius 80, 251, 
333. 
Gauropicoides Rafflesi 


Gecinus oceipitalis 425. 
— Sharpii 338. 
— Vaillanti 333. 


— viridis 81. 
Geopelia striata 376, 406. 
Glyphorhynchus cune- 


atus Castelnaudi 303. 
Gracula 380. 
— javanensis 356, 391, 
419. 
— intermedia 356, 419. 
Graculus carbo 151. 
— cristatus 146, 151. 
Graucalus Dussymieri 
353. 
— lagunensis 353. 
— melanocephalus 352. 
— sumatrensis 354, 353. 
Guira piririgua 185. 
Gymnoderus foetidus 303. 
Gymnops calvus 420. 
Gypaetus barbatus 186, 
247. 
Gyparchus papa 291. 
Gyps fulvus 69, 186. 
— ıindicus 432. 


Habropyga astrild 284. 

— nonnula 49. 

— tenerrima 49. 

Haematopus ostralegus 
81, 145, 150. 

Halcyon chelicutensis 
275. 

— concreta 348, 365. 

— coromanda 134, 365. 

— fuscus 380, 401, 402, 
408. 

— fuseus smyrnensis 402, 

— irroratus 275. 

— orientalis 275. 

— pileata 347, 365, 401. 

— smyrnensis 401. 

Haliaötus albicilla 70, 83, 
150. 

— leucogaster 376. 

Haliastur 19. 


445 


Haliastur indus 195, 341, 
379, 405, 407. 

— intermedius 405. 

Halieus carbo 151. 

— cristatus 146, 151. 

Harpactes 286, 425, 426. 

— Diardi 370, 426. 

— Duvauceli 426. 

— erythrocephalus 425, 
426. 

— Hodgsoni 425. 

— rutilus 370. 

— Whiteheadi 112. 

Harpagus bidentatus 
318. 

Harporhynchus Palmeri 
129, 136. 

Harpyia destructor 335, 
337. 

Heliobueco 340. 

Hemicercus 335, 362. 

— brookeanus 360. 

— canente 361, 362. 

— cantente cordatus 
362. 

— concretus 360,361, 362. 

— cordatus 361. 

— Hartlaubi 360, 361. 

— sordidus 360, 361, 362. 

Hemignathus 331. 

— obscurus 331. 

— procerus 331. 

Hemipus capitalis 422, 

— obseurus 353. 

Hemixus einereus 388. 

— flavala 417. 

— malaccensis 352. 

Henicurus schistaceus 
418. 

Herodias eineracea 269. 

— garzetta 269, 406. 

— gularis 269. 

— — cineracea 269. 

Herpornis xantholeuca 
416 

Hirundinapus giganteus 
400 


— indieus 423. 

Hirundo 187. 

— badia 390, 391. 

— daurica 391, 423. 

— hyperythra 391. 

— javanica 354. 

— puella 277. 

— riparia 75, 79, 81, 226, 
250. 

— rustica 81, 123, 149, 
187, 249, 277, 389, 423. 

— rustica gutturalis 354, 
389. 


446 


Hirundo Smithi 277. 

— urbica 75, 81, 123, 124, 
126, 128, 187, 250, 
390. 

— viridis 295. 

Homorus cristatus 107. 

— Galatheae 106, 107. 

— unirufus 107. 

Hydrochelidon nigra 136. 

Hydropsalis  furcifera 
185. 

Hylocharis 306. 

— lactea 303, 306. 

Hypargus niveiguttatus 
284. 


Hypocnemis leucophrys 
304. 

Hypolais icterina 143, 
186 


— philomela 187. 

Hypothymis azurea 422. 

Hypotriorchis aesalon 
190. 

Hypsibates himantopus 
436. 


Icterus 
300. 

— unicolor 105. 

Indicator minor 274. 

— variegatus 264, 273. 

— — virescens 274. 

Jodopleura Isabellae 303. 

Jole olivacea 388, 

Jole Tickelli 388. 

Jonornis martinica 320. 

Jora tiphia 380. 

Irena criniger 352. 

— malayana 389. 

Irrisor cyanomelas 276. 

— erythrorhynchus 276. 

Jyngidae 243. 

Jyngipicus fusco-albidus 

362. 
Jynx 236, 243. 
— torquilla 195, 215. 


chrysocephalus 


Lagonostictta cinereo- 
vinacea 327. 

Lagopus albus 144, 145, 
150. 


— alpinus 153. 


— mutus 150. 

— subalpinus 153. 

Lampornis nigricollis 
100, 305. 

Lamprocolius melano- 
gaster 280. 


— sycobius 280. 


INDEX. 


Laniarius poliocephalus 
279. 

Lanius algeriensis 199, 
333. 

— borealis 
81. 

— collurio 75, 80, 216, 
251, 262, 280. 

— excubitor 85, 216. 

major 81, 84. 

meridionalis 333. 

Raddei 190, 192. 

rufus 218. 

— tephronotus 422. 

Larus argentatus 


europaeus 


151, 


canus 81, 151. 
fuscus 82, 151. 
Hartlaubi 264. 
maculipennis 185. 
marinus 81, 153. 
ridibundus 344. 
Sabini 188. 
tridactylus 146, 147, 
148. 
Legatus albicollis 302. 
Leptoptilus argala 408. 
— javanicus 434. 
Lestris parasitica 151. 
Ligurinus chloris 131, 
257, 262. 
Limnornis 185. 
Limosa lapponica 188. 
Linota cannabina 80, 258, 
Lophoceros Deckeni 975. 
— melanoleucus 274. 


Lophornis Verreauxi 
305. 

Lophospizia trivirgatus 
374. 

Lophostrix cristata 317. 

Lophotriceus spizifer 
301. 


Loxia bifasciata 330, 337. 
— curvirostra 58, 59. 
— pityopsittacus 58, 59. 
Luseinia altera 187. 

— lusciola 109. 

— minor 254, 262. 

— philomela 76, 87, 109. 
Lusciniola 412. 

— fuscata 412. 

— Schwarzi 412. 

Lycos monedula 124. 


Machetes pugnax 134, 
136, 150, 436. 

Macronyx croceus 284. 

Macropteryx comatus 
359, 401. 


| 


Macropteryx longipennis 
359. ’ 
Malacocereus Malcolmi 


— terricolor 439. 
Malacopterum magnum 
Rn 350. 
argarops 
Tufus 334. 
Megalaema 421. 
— asiatica 334, 429. 
chrysopogon 372. 
Davisoni 334, 
Duvaucelii 402. 
haemacephala 372. 
— Henriei 402. 
— lineata 429. 
— mystacopbanes 
402. 
— Oorti 373. 
— pulcherrima 112. 
Megalurus palustris 411. 
Megarhynchus pitangua 
312. 
Meiglyptes grammitho- 
rax 868. 
Melanerpes 
307. 
Melanobucco 340, 
— aequatorialis 340. 


montanus 


372, 


cruentatus 


Melanochlora sultanea 
387, 416. 

Melanopepla _ tropiecalis 
278 


Meleagris gallopavo 260. 
Melittias quinticolor 196. 
Melittophagus eyanostic- 
tus 276. 
— Leschenaulti 401. 
Mergulus alle 146. 
Mergus 188. 
— merganser 151. 
— serrator 151, 338. 
Merops 408, 420. 
— albicollis 364. 
apiaster 84, 364. 
bullockoides 276. 
malimbicus 364. 
mentalis 78. 
Mülleri 78. e 
philippinus 364, 380, 
401 


— pusillus 196. 

— quinticolor 401. 

— sumatranus 347, 364. 
— superciliosus 276. 

— viridis 196, 401. 
Merula 103, 182, 

— obscura 349. 

— subalaris 105. 


Merula torquata 128. 

— — alpestris 253, 254. 

— vulgaris 127, 182. 

Mesopicus namaquus 274 

Mezobucco 340. 

Microhierax coerulescens 

— 432. 

— eutolmus 432. 
fringillarius 374. 

—  melanoleucus 432. 

Micronisus gabar 339. 

Microparra capensis 268, 

Mieropternus brachyurus 
363. 

— phaeoceps 425. 

Miliaria europaea 220. 

— cana 342, 

Milvago chimango 185. 

Milvus aegyptius 271. 

— govinda 195, 341, 407, 
435. 

— ictinus 70, 79. 

— parasiticus 407. 

— migrans 70, 407. 

— regalis 215. 

Mimocichla ardesiaca al- 
biventris 334. 

Minla rufogularis 416. 

Mirafra assamica 419. 

Mixornis gularis 356. 

Molpastes pygmaeus 417. 

Momotus brasiliensis 308. 

— — ignobilis 307, 308. 

Monasa morpheus 309, 

— — peruana 309. 

— nigrifrons 309. 

— peruana 309. 

Monedula 186. 

Monticola angolensis 77. 

Morphnus 337. 

Motacilla alba 80, 129, 
141, 150, 255. 

— baicalensis 418. 

— boarula 354. 

— — melanope 354. 

— capensis 418. 

— citreola 418. 

— citreoloides 418. 

— guira 297. 

— Hodgsoni 417, 418. 

— leucopsis 417, 418. 

— Lichtensteini 418. 

— longicauda 418. 

— lugens 418. 

— lugubris 418. 

— madaraspatensis 418. 

— ocularis 418. 

— persica 418. 

— personata 417. 

— philomela 187. 


INDEX. 


Motacilla Vaillanti 418. 
— vidua 418. 
Musecicapa collaris 190. 
— grisola 127, 136, 139, 
251, 277, 388. 
— luetuosa 74. 
Musophaga africana 151. 
Myiodynastes solitarius 
302. 
Myiozetetes granadensis 
Myrmecocichla nigra 286. 
Myrmotherula pygmaea 
304. 


Nemosia guira 297. 

— — flavicollis 297. 

Neophron ginginiamus 
437, 438. 

— monachus 437, 438. 

— percnopterus121, 136, 
437, 438. 

Neopus malayensis 376. 

Nestor 240, 

— productus 247. 

Nettapus coromande- 
lianus 436. 

Nigrita Arnaudi 47. 

Niltava grandis 389. 

Ninox lugubris 374. 

— scutulata 373, 374. 

Nisaetus fasciatus 247. 

Nothura Darwini 185. 

Nucifraga alpestris 288. 

— caryocatactes 76, 288, 
344. 

— leptorhyncha 82. 

— macrorhyncha 288. 

— relicta 288. 

Numenius arcuatus 150, 
213, 267, 423. 

— phaeopus 150, 267. 

Numida coronata 270. 

— meleagris 83, 261. 

— ptilorhyncha 260, 262. 

Nyctala Tengmalmi 72, 
150. 

Nyctea nisoria 200. 

— scandiaca 72, 150. 

— ulula 72. 

Nycticorax griseus 268. 

Nyctiornis amieta 348, 
363, 401. 


Öedienemus 
217. 

— vermiculatus 266. 

Oidemia fusca 151. 

— nigra 81, 151. 

Oligomyodae 399. 


erepitans 


447 


Oporornis agilis 98. 

Oreostictes leucops 112. 

Oriolus bicolor 421. 

— consanguineus 389. 

— indieus 421. 

— maculatus 355. 

— melanocephalus 420. 

— notatus 281. 

— Rolleti 280. 

— Trailli 420. 

Ornithium pusillum 301. 

— — olivaceum 301. 

Orthotomus 380, 386. 

— atrigularıs 386. 

— cineraceus 347, 349. 

— coronatus 385, 386. 

— ruficeps 386. 

— sutorius 386. 

Ortygometra nigra 267. 

Oryzornis oryzivora 83, 
283. 

Osmotreron olax 376. 

— Phayrii 433. 

— vernans 347, 376. 

ÖOstinops decumanus 299. 

— viridis 299. 

Otis tarda 217. 

Otocompsa analıs 347, 
380. 

Otogyps calvus 405, 432. 

Otus brachyotus 191, 249, 
262. 

Pachyrhamphus atrica- 
pillus 303. 

— — marginatus 303. 

Padda oryzivora 258. 

Palaeornis 423. 

— cyanocephala 431. 

— Finschi 412, 431. 

— longiecauda 373, 380. 

— torquata 373. 

Pandion haliadtus 
150, 376. 

Paradisea Augustae-Vic- 
toriae 62, tab. II. 

— Guilielmi 62, tab, I. 

Paroaria gularis 299. 

Parra africana 268. 

— jacana 320. 

— melanopygia 320. 

— spinosa 320. 

Parus ater 80, 218. 

— borealiıs 150, 153. 

— candatus 84. 

— ceinereus 416. 

— coeruleus 80. 

— cristatus 80. 


70, 


major 80. 
pallidiventris 285. 


448 


Parus Teneriffae 199, 
263. 

— ultramarinus 199, 263. 

Passer diflusus 284. 

— domestieus 130, 150, 
153, 190, 256, 262. 

— indicus 19. 

— montanus 131, 136, 
190, 256, 354, 355, 
380, 391, 419. 

— russatus 131. 

Passeres 399. 

Pastor roseus 341, 437. 

Pavo cristatus 434. 

— muticus 434. 

Pelecanusmanillensis435. 

— philippensis 435. 

Pellorneum nipalense 
416. 

Penelope boliviana 319, 

— Jacquacu 319. 

Perdix cinerea 259, 260, 
338. 

— petrosa 189, 

— rufa 189. 

Pericerocotus 421. 

— cinereus 353. 

flammifer 353. 

igneus 355, 389. 

speciosus 422. 

Wrayı 111. 

Peristera cinerea 319. 

— tympanistria 270. 

Pernis apivorus 71, 175, 
215, 271. 

— ptilorhynchus 
435. 

Phaeätornis defilippii 100. 

— filippii 98, 100. 

— nigrieinetus 305. 

Phalacrocorax carbo 81, 
406. 

— pygmaeus 407. 

Phalaropus hyperboraeus 
150, 191, 344. 

— lobatus 344. 

Pharomacrus paradiseus 
286. 

Phasianus colchieus 132, 
190, 258, 259, 262. 

— torquatus 190,258,259. 

— versicolor 190. 

Philentoma velatum 389. 

Philydor erythropterus 
303. 

Phlogopsis nigromacula- 
ta 304. 

Phoenicopterus andinus 


439, 


— Jamesi 76. 
Phyllobates 
385. 


coronatus 


INDEX. 


Phyllopneuste Bonelli 
191. 

— fortunata 189. 

— rufa 189. 

— — canariensis 189. 

Phyllornis cyanopogon 
352, 389. 

— Mülleri 352. 

Phylloscopus 412. 

— rufus 143. 

— trochilus 142, 150. 

Piaya cayana guianensis 
309. 

— — nigrierissa 309. 

— macroura 309. 

— melanogastra 309. 

Pica caudata 126, 127, 
140, 150, 251. 

— mauritanica 333. 

— rustica 80, 333. 

Picidae 243, 244, 245. 

Picumnus 243. 

Picus 187, 

— canariensis 263. 

canus 339. 

Maecii 425. 

major 133, 199, 260. 

martius 191. 

— medius 215. 

— minor 215. 

— moluecensis 362. 

— numidicus 199. 

variegatus 362. 

viridicanus 335. 

viridis 85, 187. 


Pionopsitta brachyura 
100. 

Pionus menstruus 291, 
8317. 

Pipra auricapilla 99. 

Pitangus sulphuratus 
302. 

Pitta 196. 


— moluccensis 348, 357. 

Pitylia afra 283. 

Platysmurus leucopterus 
357, 391. 

Plecetrophanes 
140, 150. 

Ploceus 281. 

— aureoflavus 282, 

— baya 355, 391. 

— castaneigula 281. 

— nigriceps 282. 

— xanthopterus 264, 281. 

Plotus anhinga 100, 

— Levaillanti 265. 

Plotus melanogaster 407. 

Pnoepyga pusilla 415. 

Podiceps 188. 

— auritus 151. 

— cristatus133, 436, 440. 


nivalis 


Poeocephalus 241. 

— fuscicapillus 272. 

Pogonorhynchus_ irrora- 
tus 274. 

— melanopterus 274. 

Pogonotriceus Landoisi 
202 


Polioptila boliviana 109. 
— dumicola 109. 

— — parvirostris 292, 
— nigriceps 292. 
Polyboroides typicus 271. 
Polyborus tharus 185. 
Pomatorhinus 420. 

— borneensis 383, 384. 
hypoleucus 414. 
Inglisi 414. 

Mc Clellandi 413, 414. 
— ruficollis 384, 
Porphyrio Alleni 267. 
— smaragdonotus 268. 
Pratincola indiea 411. 
leucura 410. 

maura 411. 

rubetra 217, 255, 262. 
rubicola 217, 411. 


— — maura 411. 
Prionochilus Johannae 
IN. 


Prionops graculinus 279. 

— talacoma 279. 

Procnias tersa 295. 

— viridis oceidentalis 
295. 

Progne petiti 277. 

— — orientalis 264, 277, 
330. 

— subis 186. 

Psarisomus 396, 397, 399. 

— Dalhousiae 396, 

— psittacinus 397. 

Pseudogyps bengalensis 
404, 408. 

Psilopogon 404. 

— pyrrholophus 196, 
403, 404. 

Psittaci 237, 238, 242. 

Psittacula 113, 114. 

— coelestis 113. 

conspicillata 113, 

erassirostris 113. 

cyanochlora 113, 114. 

cyanopygia 113. 

deliciosa 113, 114. 

exquisita 113, 114. 

guianensis 113, 

insularis 113. 

— passerina 113, 114. - 

— — vivida 113. 

— Sclateri 113. 

— Spengeli 113. 

Psittacus 241. 


Bee 


Psittacus Verreauxi 242, 
hia 101. 
— leucoptera 320. 
— napensis 100. 
Pternistes Humboldti 
340. 
— leucoparaeus 340. 

— nudicollis 270, 340. 
Pteroglossus Beauhar- 
naısi 289, 290, 312. 

— castanotis 290, 311. 

— flavirostris 290, 312. 

— Humboldti 290, 311. 

— plurieinetus 290, 310, 
all 
— poecilosternus 310. 

Palm chlororhynchus 
440. 

— spec. 440. 

Pyenonotus analis 351, 
388. 

— Layardı 285. 

— pusillus 351. 

— Salvadorii 351. 

— simplex 351. 

Pyrocephalus 
302. 

Pyromelana flammiceps 
282. 

— nigriventris 282, 

— — crocea 283. 

Pyrrhula europaea 216, 
257 


rubineus 


_ vulgaris 153. 
Querquedula crecca 436. 


Rallina euryzonoides 377. 
Rallus aquaticus 214. 
— maculatus 185. 
Rectes 111. 
Recurvirostra andina 76. 
— avocetta 81. 
Regulus cristatus 263. 
— madeirensis 189, 344. 
— satelles 263. 
— satrapa 263. 
Rhamphastus culminatus 
289, 290, 310. 
— Cuvieri 290, 310. 
Rhamphocelus jacapa 
332 297. 

— nigrogularis 297. 
Rhamphococcyx erythro- 
gnathus 371, 380. 
Rhaphidura leucopygialis 

06. 


4 
Rhea 185. 
— americana 185. 
Rhinochetus 239. 
Rhinoeichla mitrata 383. 
Rhinocrypta 185. 


INDEX. 


Rhinoplax vigil 195, 366, 
380. 428. 

Rhinortha chlorophaea 
347, 370, 380. 

Rhipidura 413. 

— albicollis 422. 

— javanica 389. 

Rhopodytes Diardi 371. 

— tristis 371, 

Rhynchaea capensis 267. 

Rhytidoceros undulatus 
370. 

Rissa tridactyla 146, 147, 
148, 151. 

Rupornis 

317, 

Ruticilla Moussieri 333. 

— phoenicura 254, 262, 
333, 431. 

— tithys 217, 431. 


magnirostris 


Salpornis 114, 115, 116. 

— Emini 115. 

— Salvadorii 115. 

— — orientalis 115. 

Saltator superciliaris 298. 

Saltatricula 185. 

Sarcorhamphus papa 337. 

Saxicola oenantha 80, 82, 
141, 150, 216, 255, 
344, 431. 

Scleroptera ashantensis 
87, 88. 

— modesta 87, 88. 

— Schütti 87, 88. 

Scolopax gallinago 211. 

— glottis 188. 

— major 267. 

— rusticula 133, 261. 

Scops giu 248. 

— griseus 489, 

— Lempiji 404, 439. 

— lettia 439. 

— pulchella 72. 

— zorca 191. 

Selenidera Langsdorffi 
290, 312, 313. 

— Reinwardti 290, 313. 

Serilophus 399. 

— lunatus 396, 397. 

—_ rubropygius 395, 396. 

Serinus canarius 83, 330. 

— hortulanus 151, 19, 
223. 

— huillensis 397. 

Sibia simillima 382, 

Siphia erithacus 111. 

Sitta caesia 216. 

— cinnamomeoventris 
416, 

— frontalis 416. 

Siva sordidior 380, 387. 


449 


Smilorhis kilimensis 340. 

Somateria mollissima 
146, 151, 153. 

— spectabilis 153. 

Spatula clypeata 436. 

Speotyto cunicularia 185. 

Spermestes cucullatus 48, 
283. 

Spheniscus demersus 136. 

Spilornis bacha 376. 

Spizaetus Kieneri 374. 

— limnaetus 435. 

— oceipitalis 271. 

Spiziapteryx 184. 

Sporophila 298. 

— obsceura 298. 

— ocellata 99. 

— pauper 298. 

Squatarola helvetica 82, 
338. 

Stachyridopsis chrysaea 
382. 


Stachyris nigriceps 383, 
413. 

Starna cinerea 132, 133. 

Stercorarius skua 343. 

Sterna arctica 151, 152. 

-— caspia 81, 82, 338. 

— fluviatilis 81. 

— hirundo 342. 

— macrura 342. 

— media 264. 

— paradisea 342. 

— superciliaris 321. 

Stringopidae 237. 

Stringops 236. 237. 238, 
239, 240, 241, 243. 

—_ habroptilus 247. 

Strix flammea 72, 
262, 439. 

— Kirchhoffi 121. 

— noctua 187. 

Sturnia malabarica 419. 

Sturnopaster contra 419. 

Sturnus 111. 

— vulgaris 80, 82, 124, 
133, 150, 218, 250. 
Surnia nısoria 190, 200. 
Surniculus lugubris 370, 

Sutoria 386. 

Sylvia 192. 

— althea 190. 

— atricapilla 413. 

— cinerea 142. 

— curruca 190, 192. 

— hortensis 141, 
150, 252, 262. 

— miniuscula 190. 

— nisoria 80. 

Symplectes Kersteni 281. 

— oecularius crocatus281. 

— stietifrons 281. 


248, 


142, 


450 


Syrnium aluco 72, 187. 

— uralense 72. 

— Whiteheadi 111. 

Syrrhaptes 1, 57, 58, 74, 
76 


— paradoxus 3—33, 52, 
57, 75, 83, 191, 217, 
328. 

— tibetanus 33. 

Tachyphonus luctuosus 
297. 

— rufiventris 297. 

Tadorna cornuta 79, 

Tanagra coeiestis 98, 99, 
296. 

Tanagrella calophrys 296. 

Tantalus leucocephalus 
434. 

Techitrea affinis 422. 

Telephonus minor 280. 

— senegalensis 279. 

Terenura elaopteryx 107. 

— humeralis 108. 

— spodioptila 107, 108. 

Terpsiphone Ferreti 278. 

Tetrao maculatus 132. 

— medius 132. 

— Mlokosyewyczei 159. 

— tetrix 150, 153, 154, 


155, 157, 159, 189, 
190, 198, 221, 328, 
335. 

— urogallus 132, 150, 
153. 

Thalassiornis leuconota 
265. 


Thalurania Wagleri 334. 

Thryophilus leucotis 293. 

Thryothorus amazonicus 
293. 

— coraya 29%. 

— oyapocensis 29. 

— Ridgwayi 29. 

Tiga javanensis 347, 362. 

— Rafflesi 362. 

Tigrisoma brasiliense318. 

Timeliinae 413. 

Tinamus 185, 336. 

Tinnuneulus alaudarius 
79, 80. 

Tityra semifasciata 99. 

— personata 99. 

Todirostrum cinereum 
301. 

Todus 184. 

Totanus 211. 

— calidris 150, 328, 434. 

— fuscus 150. 


INDEX. 


Totanus glareula 150, 
211, 267. 

— glottis 150. 

— hypoleucus 145, 150, 
266. 

— littoreus 188, 266. 

— nebularius 188. 

— ochropus 211. 

— solitarius 321. 

— stagnatilis 267. 

Trachycomus ochroce- 
phalus 351. 

Trachyphonus suahelieus 
274. 

Treron Delalandii 269. 

— nipalensis 405. 

— vernans 405. 

Tricholaema lacrymosa 
275. 

Trichostoma Abbotti 383. 

Tringa alpina 81, 150. 

— — schinzi 214. 

— fuscicollis 81. 

— hyperborea 343. 

— littorea 188. 

— lobata 343. 

— maritima 150, 153. 

— Schinzi 211. 

— subarcuata 266. 

— Temmincki 150. 

Troglodytes furvus 29, 
294. 


— parvulus 127, 136, 
252. 

— rufulus 293. 

Trupialis falklandicus 
108. 


— militaris 108. 

— — falklandieus 108. 

Turdirostris leptorhyn- 
chus 285. 

Turdus alpestris 253. 

— ignobilis 291, 292. 

— ıliacus 150, 180, 181, 
182, 254. 

— merula 150, 252. 

— musicus 128, 133, 150, 
216, 254. 

— pilaris 88, 109, 128, 
150, 182, 235. 

— Poiteaui 292. 

— torquatus 144, 150, 
252. 

— tropicalis 286. 

— viscivorus 128. 

Turnix plumbipes 347, 
434. 

Turtur eapicola 269. 

— decipiens 131, 136. 


—— 


Turtur meena 433, 

— rupicola 433. 

— semitorquatus 269. 

— suratensis 433. 

— tigrinus 347, 376, 

— tranquebaricus 440. 

Turtures 380. 

Tyrannidae 399, 400. 

Tyrannulus elatus 302, 

Tyrannus melancholieus 
302. 

— tyrannus 186. 


Upupa decorata 276. 

— epops 75, 151, 328, 
425. 

— longirostris 49%. 

Uria 188. 

— Brünnichi 138, 342, 

— grylie 150, 153. 

— lomvia 342, 343. 

— troile 150, 342, 343. 

Urinator 188. 

— arcticus 343. 

— glacialis 343. 

— ımber 343. 

— lumme 343. 

— torquatus 343, 

Urochroma Emmae 202. 

Uroeissa 422. 

— oceipitalis 421. 


Vanellus cayennensis185. 

— crassirostris 266. 

— cristatus 129, 132, 
133, 213, 303. 

— leucopterus 264, 265, 
266, 330. 

Venilia porphyromelas 

Vidua principalis 283, 

Vireo agilis 294. 

— chivi 294. 

— olivaceus 294. 

Vulpanser tadorna 79, 
151. 

Vultur monachus 69, 76. 


Xanthura yncas 300. 

— — cyanodorsalis 300. 

Xema 188. 

Xiphorhynchus 329, 

Xylolepes validus 363, 
401. 


Zebrilus pumilus 318. 
Zosterops 112. 
— tenella 285. 


Gab. Joum f.Om. 1889. Tab.l 


Kaiser Wilhelm II.  Paradiesvogel. 


Paradisea Guilielmill. Gab. 


j 1.Mü Kınstanstaltv. ©.Böhm, Berlin. 
Gez.ulith.v.G.Mützel. Kunstanstaltv. C.Böhm, Berlin 


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Gab. Journ. f.Orn. 1889. Tab. Il. 


Kaiserin Augusta Victoria Paradiesvogel. 


Paradisea Augustae Vieioriae. Cab. 


anstalt 


Gez. ulith,v. G.Mützel. Kunstanstalt 


Cab. Journ.£.Om. 1889. Tab. IE. 


} b In SERIEN k \\ 
e- -Gez.u.lith.r. G.Mützel. 2 Druck v.C.Böhm, Berlin N 


1.Ara couloni Scl. 2.Conurusroseifrons Gr. &ad., 22 & jun., 2° 6 juv. 


Gab. Journ. £.Om. 1889. Tab. V 


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Gez.u.l#h.v: G.Mützel 4 Druck v.C.Böhm, Berlin 


1.Agapornis fischeri Rchw. 9. 
2.Agapornis personata Rehw. 8. 


JOURNAL 


für 


ORNITHOLOGIE. 


DEUTSCHES CENTRALORGAN 
Ba für die 
| er esammte Ornithologie. 


In Verbindung mit der 


| 2 Allgemeinen Dentarhen Ornithulgischen Gesellschaft zu Berlin, 


0 x 2 mit Beiträgen von 


|| Dr. @. Hartlaub, Dr..C, Bolle, Prof. Dr. Altum, Dr. F. Kutter, Dr. H. Golz, Ludw. 
1 ı .. Holtz, Dr. Ant. Reichenow, Graf v. Berlepsch, Herm. Schalow, Dir. Wiepken, Ad. 
Walter, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, E. Ziemer, W. Hartwig, C. Deditius, 
Dr. A. König, Ernst Hartert, Paul Leverkühn, Dr. C. Eckstein, Herm. Bünger, 
Dr. Schäff, Karl Knauthe, Othmar Reiser, Fr. Dörries, Dr. Th. Noack, Th. Lorenz 
“ und anderen Omithologen des In- und Auslandes, 
herausgegeben 
von 


Prof, Dr. Jean Cabanis, 


Erster Custos des Königl. Zoologischen Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 
General-Secr. der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. 


ZER XXXVII. Jahreang. 
‚ Heft I. Vierte Folge, 17. Band. Januar 1889. 


Mit 1 colorirten T. DEIN 


2 2; _ N Ban - 
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BEN 
Fee KIER ) Y7 D) ) 


Verlag von L. A. Kittler. 


LONDON, PARIS, NEW-YORK, 
. "Williams & Norgate. 14. A, Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co, 
Henrietta Street, Coventgäarden. 524 Broadway. 


Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen. 
5 ae EN Er SER EL: TFT EHER) 


Inhalt des I. Heftes. 


ER! 


EN Aufsätze, Berichte, Briefliches eite. 

= x ‚Syrrhaptes. paradoxus in Deutschland 1888. Von Dr. Anton 
 sReichenow.. . : A 
E ‘9. Zur Frage: Brütet der Kukuk? wor Ad Walter. we 

B, 8. Aus’ den ‚Ornithologischen Tagebüchern Dr. Emin a, S. 
ws  Mitgetheilt von Dr. G. Hartlaub .. . . DT 


Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft 

zu Berlin. 

t; 4 Bericht über die (XIII) Jahresversammlung. Abgehalten zu Berlin, 

vom. 12, bis 14. September 1888. 

Erster Tag, Mittwoch, den 12. September 1888, Abend-Sitzung 

Zweiter Tag, Donnerstag, den 13. September, Vormittags- 
"Sitzung. (Discussion über Syrrhaptes.) . 5 

Dritter Tag, Freitag, den 14. September, Wollt, Sitaune 
im Ornithologischen Arbeitszimmer des Museums für Natur- 
kunde. Schluss der Jahresversammlung . 

5. "Statut der Allgemeinen Deutschen Beniiholodicchen Gesellschaft 

zu Berlin . : 

‚6. Die Kennzeichen 2 deubschen Raibarol, Eine Kaletare zur 

sicheren ‚Bestimmung unserer deutschen Tag- und Nachtraubvögel 

Bericht über die September- a Verhandelt Berlin, Montag, 

_ den'3. September 1888. . . 

ericht über die October-Sitzung. Verbändelt Bere, Montss; x 

8. October 1888. (Hartwig: Märkische Vögel) . . 

. Bericht über die November-Sitzung. Verhandelt Berlin, “Mioniae) 

den 5. November 1888, (Cabanis: Merops mentalis nov. subsp. 

von Oamerun. — Schalow: Vogelwelt der Insel Rügen.) 

Bericht über die December-Sitzung. Verhandelt Berlin, Moritas, 

' den 3. December 1888. (Walter: Merops apiaster bei Cassel erlegt.) 

Bericht über die Januar-Sitzung. Verhandelt Berlin, Ba den 

1. Januar, 1889 . RR LT . vs ? 


Seite 


il 
38 


46 


51 


57 


60 
62 
67 
73 


73 


76 
82 


84 


12. 
4. Februar 1889. ER N Bahn an Kronprinz Rudolf. von. Beet 
Oesterreich-Ungarn. — Derselbe: Vaterland der besten Sprosser 
— Cabanis: Francolinus (Seleroptera) modestus nov. spec. von. 


Camerun.) . . - s R R x F De 
13. Verzeichniss der Mitglieder der & D. EN Gesellschaft . 
14. Benachrichtigung (Journal- N de 


_ Aufsätze, Berichte, Briefliches ete. ER 


15. Systematisches Verzeichniss der von Herrn G. Garlepp in ‚B i 

und Nord-Peru gesammelten Vogelbälge. Von Hans v.B a 3 
16. Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. 
.. iererkuhn , Weis ; ; ar be 
17. Aufruf, Verbreitungskarten pötreifend: Yon Paul Matschie 


Nachrichten. e 


18. An die Redaction eingegangene Schriften . . . Er; % “ ; 
19. Bevorstehende Jahresversammlung der A. D, Orn. Gesellschaft 


Folgende zu beachten: ” 
Alle für die Redaction sowie für die „Or nithologin 


sonstigen Postsendungen, sinn an den en des J ourne 
Secretair der Gesellschaft Prof. Dr. Cabanis in Berli in s 
Alte Jacobs-Str. No. 103., zu senden: dagegen A: 
‚alle den Buchhandel betreffenden oder durch Buch näler 


u? 


erhalten. 


I) 


G. Pätz’sche Buchdr, (Lippert & Co.), Naumburg ajS, 


JOURNAL 
 ORNITHOLOGIE. 


DEUTSCHES CENTRALORGAN | 


für die 


sesammte Ornithologie. 
In Verbindung mit der 
Again Deutschen Oruithulogischen Gesellschaft zu Merlin, 


mit Beiträgen yon 


Dr. @. Hartlaub, Dr. C. Bolle, Prof. Dr. Altum, Dr. F. Kutter, Dr. H. Golz, Ludw. 

' Holtz, Dr. Ant. Reichenow, Graf v. Berlepsch, Herm. Schalow, Dir. Wiepken, Ad. 

Walter, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, E. Ziemer, W. Hartwig, C. Deditius, 

= Dr. A. König, Ernst Hartert, Paul Leverkühn, Dr. C. Eckstein, Herm. Bünger, 

DT; Ba Karl Knauthe, Othmar Reiser, Fr. Dornen: Dr, Th. Noack, Th. Lorenz 
ER und ganleren Ornithologen des In- und Auslandes, 


herausgegeben 
von 


Prof. Dr. Jean Cabanis, 


\ 1} 
Erster Custos der Königl. Zoologischen Sammlung der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin | 
777 General-Seer, der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. | 


5: | XXXVD. Jahrgang. 
Heft II. Vierte Folge, 17. Band. April 1889, 


Mit 1 colorirten Tafel. — 


7b, NATO>S £ 


ee | 


Leipzig, 1 ro | 
Verlag von L. A. Klar eh | 


LONDON, PARIS, | "NEW.YORK 


Williams & Norase 14. A, Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co. 
' Henrietta Street, Coventgarden. 524 Broadway, \ g 
Preis des TEE (4 ‚Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen. 


=: N 
Se 2 AT 


Inhalt des I ll. Heftes. 


Aufsätze, Berichte, Briefliches ete. Zr 
Ornithologische Beiträge. Von Dr. G. Hartlaub ... . 


1; 
>R Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. ‚Von r a ul Le ver kü hn 
3. 
4, 
5. 


Prof. Dr. Altum. . 
6. Aus dem Minneleben der Vögel Yon Dr. Kart, Eek Dr in. 
Eberswalde . . . . ; 3 17 
7. Ein Ei in der Leiitchahle eines Haushuhnes. - Ye Demseiben 
8.. Turdus iliacus Lin. in Bayern nistend.. (Aus dem Nachlass des RS 
Oberförsters Baumeister.) Mitgetheilt von O.Reiser. . , . 18 
9. Vorläufige Notiz über zwei neue Vogelarten von den Canarischen 
Inseln. Von Dr. A. König, in Bonn... . ’. > 82 
10. Argentine Ornithology. A deseriptive Ootnlognd of the Bir AR, 
of Argentine Republic. By Ph. L.'Sclater. Bericht von ‚Dr. & 
nartlanbirrer ee ee 


zu Ben, 
11. 


Allgemeine Deutsche Ornithologische Gen 


..12. 
8. 1889 


Nachrichten. 
13. An die Redaction eingegangene Schriften . 


Tab. II. Paradisea Augustae Vietoriae Cab. Von Kaiser Wilhelms-Laı 


In Angelegenheiten des „Journals für Ornithologie“ u u 
meinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft : zu Berlin‘ ı wi 
Folgende zu beachten: A 

Alle für die Redaction sowie für die SOrnithole 
schaft“ bestimmten Zusendungen, Mittheilungen, Manuscri 
sonstigen Postsendungen, sind an den Herausgeber des Je ournals un 
Secretair der Gesellschaft Prof. Dr. Cabanis in Berlin sw 
Alte Jacobs-Str. No. 103., zu senden. Dagegen 

alle den Buchhandel betreffenden oder durch Buchh 
heit vermittelten au an den Verleger, D. A. ah 
zu richten. 


General-Secretär Statut und ee zu ‚insich 
erhalten. TE RER REN 


BERNER 


G. Pätz’sche Buchdr. (Lippert & Co.), Naumburg a, ° 


4, 


JOURNAL 
ORNITHOLOGIE 


DEUTSCHES CENTRALORGAN 


für die 


gesammte Ornithologie. 
In Verbindung mit der 
hemriten Deutachen Ornithalugischen Gesellschaft zu Berlin, 


mit Beiträgen von 


Dr. &. Hartlaub, Dr. C. Bolle, Prof. Dr. Altum, Dr. F. Kutter, Dr. H. Golz, Ludw. 
Holtz, Dr. Ant. Reichenow, Graf v. Berlepsch, Herm. Schalow, Dir. Wiepken, Ad. 
Walter, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, E. Ziemer, W. Hartwig, C. Deditius, 
Dr. A. König, Ernst Hartert, Paul Leverkühn, Dr. C, Eckstein, Herm. Bünger, 
Dx ‚Schäff, Karl Knauthe, Othmar Reiser, Fr. Dörries, Dr. Th. Noack, Th. Lorenz 
und anderen Ornithologen des In- und Auslandes, 


‚herausgegeben 


von 


Prof, Dr. Jean Cabanis, 


Erster Custos der Königl. Zoologischen Sammlung der Friedrieh-Wilhelms-Universität zu Berlin, 
General-Seer. der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. 


XXXVIH. Jahrgang. 
Heft III. Vierte Folge, 17. Band, ul 1889, 


i ER 
Leipzig, 1889. 1 W 
Verlag von L. A. Kittler. 


LONDON, PARIS, NEW-YORK, 
Te Williams & Norge: 14. A. Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co, 
= Henrietta Street, Coventgarden. 524 Broadway, 


Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen. 
ER, 


Inhalt des III. Heftes. 


2 Angenieine Buche Ornithologische Gesellschaft 


zu Berlin. 


B Bericht über ie XIV) nee Abgehalten zu 
Münster in Westfalen, vom 10. bis 12. Juni 1889. 
Erster Tag, Montag, den 10. Juni 1889, Abends 8 Uhr. Vor- 
' versammlung im westfälischen zoologischen Garten . 
Zweit er Tag, Dienstag, den 11. Juni, Morgens 9 Uhr. Sitzung 
im westfälischen zoologischen Garten. (Dr. Westhoff: 
. Avifauna Westfalen. — Ernst Hartert: Das Leben 
‚ einiger Vögel Indien. — Wickmann: Structur und 
Bildung der Eischale. — Dr. A. König: Zur Fauna der 
 Camarischen Inseln) . . . ; 
Dritter Tag, Mittwoch, de 12. hun, ont De onasn 
nach Dülmen, Abends Sitzung im zoologischen Garten. 
(v: Berlepsch: Neue al nueehe Vogelbälge.). , 


2 Aufsätze, Berichte, Briefliches eie. 


. Zur Avifauna des Münsterlandes. Von Dr. Fr, Westhoff 

3. Ueber Structur und Bildung der ne VonCand. Wick- 
mann in Münster . RE 
A. Eugen Ferdinand von Homeyer, ı sein Streben a Se Von 
. Ernst Hartert ö 

38 Einige Bemerkungen über Hr Shallena von "Strigops a I 
_ eventuellen Herd der Entstehung der Papageien, sowie über den 
" systematischen Platz von Jyn®. Von Max Fürbringer . 5 
6. Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. III. Von Paul Leverkühn 
‚Vorbemerkung über einige wohl zu unterscheidende und neue 
‚Vogelarten von den Canarischen Inseln. Von Dr. A. König in 
Benni. 2, TEE TERN 
8. Ueber eine Vordeanthige Bus Or Aıke Yon Dr "Aue 
 Reichenow .. . Saar 
Se über Trogoniden-Bier ‘Von A. Nehak) En; 


Seite 


195 


193 


264 
286 


10. Eine dritte Form ‚des Tannerhählere in Europa. 2 
Reichenow REN 
11. 


setzung S. Januar-Heft 8:97 HS 2 PR 
12. Beschreibung der bisher unbekannten Weibehen 
Stephaniae und Epimachus macleayanae. ‚Von A 


Allgemeine Deutsche Ornithologische & e: 
zu Berlin. 


13. Bericht über die Mai-Sitzung. ehandelt Berlin, den’ 


In Angelegenheiten des „J Sumals Kür Ornitholögiet un 
meinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin“ N 
Folgende zu beachten: SU BORD 

Alle für die Redaction sowie für die „Ornithol 


Alte ne Str. No. 108... zu Er Dagegen’ RREESET 
alle den Buchhandel betreffenden oder durch Buchh 

heit vermittelten Zusendungen an den NE, L. A.. 

zu richten. 
Ornithologen und Liebhaber der Vogelkunde, 


General-Secretär Statut und Mitelieder -Verzeichniss & 
erhalten. 


. Henrietta Street, Coventgarden. ; 524 Broadway. 


JOURNAL 
 ORNITHOLOGIE 


DEUTSCHES CENTRALORGAN 


für die 


gesammte Ornithologie. 
In Verbindung mit der | 
- Allgemeinen Bentschen Ornithulugischen Graellachaft zu Berlin, 


mit Beiträgen von 


Dr. 6. Hartlaub, Prof. Dr. Altum, Dr. F. Kutter, Dr. H. Golz, Dr. Ant. Reichenow, 
Graf v. Berlepsch, A. Nehrkorn, Herm. Schalow, Hof-R. Dr. A. B. Meyer, Ad. 
Walter, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, .W. Hartwig, Dr. A. König, Ernst 
- Hartert, Paul Leverkühn, Dr. C. Eckstein, Herm. Bünger, Dr. Schäff, Othmar 
Reiser, Th. "Lorenz, Prof. Dr. Max Fürbringer, Dr. Fr. Westhoff, Cand. Wickmann 
E und anderen Ornithologen des In- und Auslandes, . 
herausgegeben 
| von 


Prof. Dr. Jean Cabanis, 


Erster Custon der Königl. Zoologischen Sammlung der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, 
General-Secr. der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. 


2... SXXKVIE Jahrsang. 
Heft IV. Vierte Folge, 17. Band. October 1889. 


Mit 2 colorirten en, nr E AUS R 


3 Lt € 27, 
| \SSEP 4 189: 

Leipzig, 1889. N Sn 
Verlag von L. A. Kittlorn e E 


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LONDON, PARIS, NEW.YORK, 


Williams & ee 14. A. Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co, 


Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen. 


In Angelegenheiten des „Journals für Ornithologiet und. der. 9 
meinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin“ wird gebeten d: 
Folgende zu beachten: 5 

Alle für die Redaction sowie für die OHREN Gesell. } 
schaft“ bestimmten Zusendungen, Mittheilungen, Manuscripte, Beilagen und 
sonstigen Postsendungen, sind an den Herausgeber des Journals und General-. 
Secretär der Gesellschaft Prof. Dr. Oabanis in Berlin SW. Postamt 68 
Alte Jacobs-Str. No. 103a. zu senden. Dagegen 

alle den Buchhandel betreffenden oder durch Buchhändler-@elegen. 
heit vermittelten Zusendungen an den Verleger, L. A. Kittlerin Bea aR 

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Ornithologen und Liebhaber der Vogelkunde, welche der Allgemeinen yr. 
Deutschen Ornithologischen Gesellschaft beitreten wollen, können von dem BE: 
General-Secretär Statut und Mitglieder REICH zur Einsicht zugesandt in 
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Journals für Ornithologie | 


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Als deutsches Centralorgan für die gesamte ‚om Fr 


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Leipzig, Januar 1890. SR: 

L A. Kitt 

G. Pätz’sche Buchdr, N ® ©, FR Naun a a, 


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