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% JOURNAL
ORNITHOLOGIE.
DEUTSCHES CENTRALORGAN
für die
gesammte Ornithologie.
In Verbindung mit der
Allgemeinen Rentachen Ornithalogischen Gexellachaft zu Berlin,
mit Beiträgen von
Dr. 6. Hartlaub, Prof. Dr. Altum, Dr. F. Kutter, Dr. H. Golz, Dr. Ant. Reichenow,
Graf v. Berlepsch, A. Nehrkorn, Herm. Schalow, Hof-R. Dr. A. B. Meyer, Ad.
Walter, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, W. Hartwig, Dr. A. König, Ernst
Hartert, Paul Leverkühn, Dr. C. Eckstein, Herm. Bünger, Dr. Schäff, Othmar
Reiser, Th. Lorenz, Prof. Dr. Max Fürbringer, Dr. Fr. Westhoff, Cand. Wickmann
und anderen Ornithologen des In- und Auslandes,
herausgegeben
von
Prof. Dr. Jean Cabanis,
Erster Custos der Königl. Zoologischen Sammlung der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin,
General-Secr. der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin.
XXXVIL Jahrgang.
Vierte Folge, 17. Band.
Mit 4 colorirten Tafeln.
Leipzig, 1889.
Verlag von L. A. Kittler.
LONDON, PARIS, NEW-YORK,
Williams & Norgate. 14. A. Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co,
Henrietta Street, Coventgarden. 524 Broadway.
Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen.
G. Pütz’sche Buchdr. (Lippert & Co.), Naumburg a/S.
Inhalt des XXX VII. Jahrganges.
19
zu
Vierte Folge. 17. Band.
I. Heft, No. 185, Januar.
Aufsätze, Berichte, Briefliches etc.
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. Von Dr. Anton
Reichenow . . B Sn ER
Zur Frage: Brütet der Kukuk? Yan A a w a 1 ie er. ?
Aus den Ornithologischen Tagebüchern Dr. Emin Pasc Dr a’s.
Mitgetheilt von Dr. G. Hartlaub . AR N
Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft
Berlin.
Bericht über die (XILL.) Jahresversammlung. Abgehalten zu Berlin,
vom 12. bis 14. September 1888.
- Erster Tag, Mittwoch, den 12. September 1888, Abend-Sitzung
Zweiter Tag, Donnerstag, den 13. September, Vormittags-
Sitzung. (Discussion über Syrrhaptes.) . E
Dritter Tag, Freitag, den 14. September, Vorne Sin
-im Ornithologischen Arbeitszimmer des Museums für Natur-
kunde, Schluss der Jahresversammlung . 5
Statut der. Allgemeinen Deutschen Pa Gessllschutt
zu Berlin . 5
Die Kennzeichen I Behlschen Baubeel Eine Aulktlunges zur
sicheren Bestimmung unserer deutschen Tag- und Nachtraubvögel
Bericht über die ee Verhandelt Berlin, Montag,
den 3. September 1888 .
. Bericht über die October-Bitzung. perkänidelt Börlin. Menkipe acı
8. October 1888. (Hartwig: Märkische Vögel) .
. Berieht über die November-Sitzung. Verhandelt Berlin, Meine,
den 5. November 1888. (Cabanis: Merops mentalis nov. subsp.
von Gamerun. — Schalow: Vogelwelt der Insel Rügen.)
(1889.)
Seite
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10.
11.
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17.
18.
19.
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10.
Bericht über die December-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag,
den 3. December 1888. (Walter: Merops apiaster bei Cassel erlegt.)
Bericht über die Januar-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag, den
7. Januar 1889 .
Bericht über die Februar- ne Perhandalt Bars Montal) due
4. Februar 1889. (Golz: Nachruf an Kronprinz Rudolf von
Oesterreich-Ungarn. — Derselbe: Vaterland der besten Sprosser.
— Cabanis: Francolinus (Scleroptera) modestus nov. spec. von
Camerun.) ee,
Verzeichniss aan Micslieäieh for A. D. Or. Gesellschaft . HErTER
Benachrichtigung (Journal-Angelegenheit)
Aufsätze, Berichte, Briefliches etc.
Systematisches Verzeichniss der von Herrn G. Garlepp in Brasilien
und Nord-Peru gesammelten Vogelbälge. Von Hans v.Berlepsch
Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. Von Paul
Leverkühn -
Aufruf, VerbrsiEen Fhretd "Von P: a = M a t sc oh ie
Nachrichten.
An die Redaction eingegangene Schriften >
Bevorstehende Jahresversammlung der A. D. Den Geselleehaßl,
IE. Heft, No. 186, April.
Aufsätze, Berichte, Briefliches etc.
Ornitbologische Beiträge. Von Dr. G. Hartlaub a
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. Von Paul Lonerbn x:
Ornithologische Beobachtungen auf einer Reise nach dem Nordcap.
Von W. Hartwig .
Tetrao tetri« Lin. am Sl ordahlan a di Konkuit Yab "Th. Lars,
in Moskau
Ueber den wiribecha eier Werth En Krühen ua Busun Yon
Prof. Dr. Altum.. saß, 10.0 \gsreuuulle A
Aus dem Minneleben der Vögel "on Dr. Karl Eckstein, in
Eberswalde - sie ssulitsertei u
Ein Ei in der Behoshählen eines lin Von Demselben.
Seite
‚89
101
110
112
Turdus iliacus Lin. in Bayern nistend. (Aus dem Nachlass des _
Oberförsters Baumeister.) Mitgetheilt von O. Reiser. .
Vorläufige Notiz über zwei neue Vogelarten von den Canarischen
Inseln. Von Dr. A. König, in Bonn .
Argentine Ornithology. A descriptive Datalaa ofthe Birds f
of Argentine Republic. By Ph. L. Sclater. Bericht von Dr. G.
Hartlaub,„sfl-fsan$ ab Helene IR ode
v
Seite
Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft
zu Berlin.
11.
12.
13.
zu Berlin.
1.
Bericht über die März-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den
4. März 1889. (Reichenow: Revision der Nomenclatur der Vögel
Deutschlands.) . . sale ai 188
Bericht über die Amel Sitzung Verhandelt Berkn, Montag den
BAD ASSI N . IR AHGSN . Wales. oh Nlalkardapani. 189
Nachrichten.
An die Redaction eingegangene Schriften. . » . 2 22... 191
III. Heft, No. 187, Juli.
Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft
Seite
Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung. Abgehalten zu
Münster in Westfalen, vom 10. bis 12. Juni 1889.
Erster Tag, Montag, den 10. Juni 1889, Abends 8 Uhr. Vor-
versammlung im westfälischen zoologischen Garten . . . 193
Zweiter Tag, Dienstag, den 11. Juni, Morgens 9 Uhr. Sitzung
im westfälischen zoologischen Garten. (Dr. Westhoff:
Avifauna Westfalens. — Ernst Hartert: Das Leben
einiger Vögel Indiens. — Wickmann: Structur und
Bildung der Eischale. — Dr. A. König: Zur Fauna der
Canarischen Inseln.) . . run. 193
Dritter Tag, Mittwoch, den 18. Fun, v a Mrernsion
nach Dülmen. Abends Sitzung im zoologischen Garten.
(v. Berlepsch: Neue südamerikan ische Vogelbälge.). . 201
Aufsätze, Berichte, Briefliches etc.
Zur Avifauna des Münsterlandes. Von Dr. Fr. Westhoff . . 205
Ueber Structur und Bildung der De Von Cand. Wick-
mann in Münster .... .... 225
Eugen Ferdinand von Homer; sein en ei Sl vice
Ernst Hartert#948 5, 231
Einige Bemerkungen über a ln von es und den
eventuellen Herd der Entstehung der Papageien, sowie über den
systematischen Platz von Jyne. Von Max Fürbringer . . 236
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. III. Von Paul erkah 245
Vorbemerkung über einige wohl zu unterscheidende und neue
Vogelarten von den Canarischen Inseln. Von Dr. A. König in
Bon... REN ET. 0 ee
Ueber eine Veen aus ÖOst-Afrika. Von Dr. Ant.
Reichenow.. . Eistklai. . aan NS he
Mittheilung über enge Von:A.Nehrkoemwes . .....286
VI
Seite
10. Eine dritte Form des Tannenhehers in Europa. Von Dr. Ant.
Reichenow ... rad 87
11. Systematisches RER der von Höxen user Garlepp in
Brasilien und Nord-Peru im Gebiete des oberen Amazonas ge-
sammelten Vogelbälge. Von Hans von Wr - (Fort-
setzung s. Januar-Heft S. 7 fi) . . a 280
12. Beschreibung der bisher unbekannten Wehen von Asia
Stephaniae und Epimachus macleayanae Von A. B. Meyer. . 321
Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft
zu Berlin.
13. Bericht über die Mai-Sitzung. Verhandelt Berlin, den 6. Mai 1889 326
IV, Heft, No. 188, October.
Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft
zu Berlin.
1. Bericht über die September-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag
den 9. September 1889. (Cabanis: Ueber Hemignathus procerus
n. sp. von Kauai. — Schalow: Ueber Corvus tingitanus Irby) . 329
2. Bericht über die October-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den
7: October. 1889. ,,... . 333
3. Bericht über die November- an ende ken > 4. F-
vember 1889. (Matschie: Ueber Francolinus-Arten. — Rei-
chenow: Zur Nomenclatur der deutschen Vögel) . . . . .. .. 838
Aufsätze, Berichte, Briefliches ete.
4. ‚Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. Von Ernst
Hartert. Mit oologischen Beiträgen von Oberstabsarzt Dr.
Kutter... . 2 WEDER IR IME
Index der systematischen Namen des Jahrganges 1889. . . . . 41
Tafeln des Jahrganges.
Tab. I. Pauadisea Guilielmi IT Cab. Siehe Jahrg. 1888 Seite 119.
Tab. II. Paradisea Augustae Vietoriae Cab. Siehe Jahrg. 1888 Seite 119.
Tab. III. Fig. 1. Ara couloni Sclat. Siehe Seite 313.
Fig. 2, 2a und 2b. Conurus roseifrons Gray. Siehe Seite 314.
Tab. IV. Fig 1. Agapornis Fischeri Rehw. $ Siehe Jahrg. 1887 Seite 54,
Fig 2. Agapornis personata Rchw. /' Siehe Jahrg. 1887 Seite 5.
JOURNAL
ORNITROLOGIE.
Siebenunddreissigster Jahrgang.
Syrrhaptes paradosus in Deutschland 1888.
Von
Dr. Anton Reichenow.
Zum zweiten Male, seitdem die Ornithologie eine eigene
Litteratur, insonderheit periodische Zeitschriften besitzt, in welchen
alle Vorkommnisse auf dem Gebiete der Vogelkunde verzeichnet zu
werden pflegen, hat eine Massenwanderung der asiatischen Steppen-
hühner nach Westen stattgefunden, und zwar übertraf die diesjährige
an Umfang bei weitem diejenige des Jahres 1863. Die erste
Nachricht von dem Erscheinen der Syrrhaptes in Deutschland er-
hielt der Verfasser am 28. April d. J., an welchem Tage dem
ersten Präparator am Kgl. Museum für Naturkunde in Berlin,
Herrn Ludwig, ein am 27. April bei Bukow in der Mark erlestes
Stück zuging. Am folgenden Tage schrieb Herr Dr. Rey in
Leipzig, dass am 27. April unweit der letztgenannten Stadt zwei
Steppenhühner erlegt seien. Da zu vermuthen war, dass diese
beiden gleichzeitig bekannt gewordenen Fälle nicht vereinzelte Vor-
kommnisse beträfen, vielmehr eine ausgedehntere Einwanderung
der Steppenhühner in Deutschland, ähnlich derjenigen vor 25 Jahren,
_ zu erwarten stand, so erliess Verfasser sofort eine Notiz in allen
bedeutenderen Tageszeitungen sowie forst- und landwirthschaft-
lichen Zeitschriften Deutschlands, in welchen auf das Erscheinen
der seltenen Gäste aufmerksam gemacht und um Nachricht über
das Vorkommen ersucht wurde. Die in Folge dessen an den
Verfasser sowie an befreundete Ornithologen, insbesondere an Herrn
Dr. Schäff, Assistenten am Zoologischen Museum der Kgl.
- Jlandwirthschaftlichen Hochschule in Berlin, welcher gleichzeitig
mit dem Unterzeichneten einen bezüglichen Artikel in der Deutschen
Cab. Journ, f. Ornith, XXX VII. Jahrg. No. 185. Januar 1889. 1
2 Dr. A. Reichenow:
Jägerzeitungen veröffentlicht hatte, aus allen Theilen Deutschlands*)
in Massen eingehenden Nachrichten liessen bald eine Einwanderung
von ungeahnter Ausdehnung erkennen. Da trotz der — freilich
auch sehr dürftigen — negativen Erfahrungen des Jahres 1863
die Möglichkeit nicht ausgeschlossen war, dass die Fremdlinge an
geeigneten Stellen unseres Vaterlandes zur Brut schreiten würden,
so beschloss die Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft
in ihrer Monatssitzung am 7. Mai d. J., einen Aufruf an alle
Vogelfreunde, Jäger und Landwirthe zu erlassen, um Schutz den
asiatischen Gästen zu sichern. Solcher ist denn auch, wie im
Voraus bemerkt sei, Dank der Theilnahme aller betheiligten Kreise
erwirkt worden. Auch der Herr Minister für Landwirthschaft,
Domänen und Forsten in Preussen hat auf Eingabe der Allg.
Deutsch. Ornithologischen Gesellschaft einen bezüglichen Erlass an
die preussischen Forst- und Domänen - Verwaltungen gerichtet.
Anerkennung verdient in Sonderheit die gesammte Deutsche Fach-
und Tagespresse, welche mit dem grössten Interesse und Eifer
der Sache sich angenommen hat.
In dem Folgenden sind die gesammelten Notizen über das Er-
scheinen der Steppenhühner in Deutschland nach Ländern und
Provinzen, von Osten beginnend, und innerhalb dieser chronologisch
geordnet zusammengestellt. Es sind nur solche Nachrichten nach
sorgfältiger Prüfung auf Zuverlässigkeit aufgenommen, welche dem
Verfasser unmittelbar zugingen, sowie eine grössere Anzahl, welche
demselben von Herrn Dr. Schäff für diesen Zweck freundlichst
zur Verfügung gestellt wurden. Zahlreiche, in der Fach- und
Tagespresse erschienene Einzelnotizen sowie mehrere bereits er-
schienene Zusammenstellungen unserer Fachgenossen sind hier
nicht benutzt worden, weil sie zum Theil mit den folgenden Beob-
achtungsnotizen sich decken, andererseits die vorliegenden Nach-
richten ein hinreichend klares Bild der Einwanderung nach Aus-
dehnung und Fortschreiten liefern, endlich weil die erwähnten
Veröffentlichungen unserer Collegen jedem leicht zugänglich und
zu etwaiger Ergänzung des Nachfolgenden ohne Mühe zu benutzen
sind, daher eine Wiederholung an dieser Stelle überflüssig erschien.
Dem Verfasser sind folgende bisher veröffentlichte Bearbeitungen
der Einwanderung der Steppenhühner in Deutschland bekannt ge-
worden:
A. B. Meyer und F. Helm, Ueber das Vorkommen des Steppen-
*) Nur aus Württemberg und Baden sind keine Nachrichten eingetroffen.
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 3
huhnes in Europa im Jahre 1888; in: Abhandl. u. Ber. des Kgl.
Zool. u. anthrop.-ethnol. Museums in Dresden 1888/89.
Th. Liebe, Ueber die Einwanderung des Fausthuhns; in:
Monatschr. D. Ver. z. Schutze d. Vogelw. 13. No. 7. Mai 1888.
F. Lindner, Die zweite Einwanderung des Faust- oder Steppen-
huhns; ebenda.
Pietsch, Syrrhaptes paradoxus; ebenda.
E. Ziemer, Syrrhaptes paradoxus; ebenda No. 9.
A. v. Homeyer, Das Steppenhuhn zum zweiten Male in Europa;
in: Zeitschr. f. Ornith. u. prakt. Geflügelz., Stettin, 12. No. 6.
E. Schäff, Ueber den diesjährigen Wanderzug der Steppen-
hühner; in: Zool. Gart. 29. No. 6.
Derselve in: Sitzungsb. Ges. naturf. Freunde, Berlin, No. 6.
19. Juni 1888.
L. Holtz, Ueber das Steppenhuhn (Greifswald, Bamberg 1888).
Ostpreussen.
Mitte April wurden bei Wilhelmthal, nahe Fürstenwalde, Kr.
Ortelsburg, ein Zug beobachtet (Guttfeld).
Am 20. April ein Volk von etwa 60 Stück bei Oziunken,
Kr. Pillkallen, welches eine Woche lang in der Gegend sich auf-
hielt (M. Nesslinger).
Am 22. April wurde bei Oranz, b. Königsberg, ein Stück in
einem Ueberschwemmungsbecken ertrunken gefunden (Gerhardt).
24. April Züge bei Waschulken und Soldau, b, Neidenburg,
beobachtet (W. Schmidt).
Am 25. April zog ein Volk von etwa 70 Stück in der Höhe
von 15 Metern von O. nach W. über Szabienen, Kr. Darkehmen,
Rgb. Gumbinnen (0. Parlow).
N Am 28. April wurde ein Stück bei Steinort, Kr. Angerburg
erlegt (Altum).
| Ende April ferner: bei Koschlau, Kr. Neidenburg, ein Stück
durch Anfliegen gegen einen Telegraphendraht getödtet (Dr.
_ Wagner in Osterode). — In Borchersdorf b. Gutenfeld, Rgb.
Königsberg, ein Zug beobachtet (Rittseher). — Bei Hedlsbderg,
_ Rgb. Königsberg, zogen 20 Stück Nachmittags 5 Uhr in SN.-
_ Richtung (Zielaskowski). — In Mettkeim bei Wulfshöfen, Kr.
Labiau, ein Zug von 20 Stück gesehen (Schönwald) [s. Briefausz.
S. 4]. — In Berglinz b. Usdau, Kr. Neidenburg, ebenfalls ein Zug
1*F
a Dr. A. Reichenow:
von 20 Stück (Grabe). — Bei Sacherau, b. Germau, Kr. Fisch-
hausen, sah Herr Rittergutsbesitzer Krieger 5 St. wiederholt auf
einer Wiese und übersandte ein erlegtes Individuum dem kgl.
Museum für Naturkunde in Berlin als Geschenk. Ein Stück wurde
von Fischern ertrunken in der Ostsee gefunden (Kuwert in Wern-
dorf b. Tharau).
Am 1. Mai wurde ein Volk von 30 Stück auf dem Zuge b.
Aulowöhnen, Kr. Insterburg, beobachtet. — Bei Gr. Bartelsdorf,
nahe Wartenburg, Kr. Allenstein, zog eine Schaar von 50—60
Stück in 4 Meter Höhe Nachmittags 6 Uhr in SN.-Richtung. —
Bei Neudorf, Pillkallen, wurde 1 Stück geschossen (Heinrich).
Am 3. Mai Zug von 20—30 Stück in 20 Fuss Höhe und
OW.-Richtung bei Mäkelburg, nahe Bartenstein, Rgb. Königsberg
(Hubert). — Bei Neuhof, Lasdehnen, Kr. Pillkallen wurde 1 Stück
erlegt (E. Borbstadt).
4. Mai bei Wargienen, Tapiau, 2 Stück aus einem Volke von
7 Individuen geschossen (H. Rogge).
Am 7. Mai bei Carmitten, Pavunden, Cranzer Bahn, 11 Stück
beobachtet (R. Schubert).
Mitte Mai bei Kl. Steegen, Kr. Pr. Eylau, 8 Stück beobachtet
(0. v. Steegen).
Am 18. Mai in der Nähe von Gafken, b. Fischhausen, 17
Stück (Hübner).
Am 25. Mai wurde eine Schaar von etwa 20 Stück in der
Höhe von etwa 10 Metern, von Ost nach West ziehend, bei Szabienen,
Kr. Darkehmen, beobachtet (0. Parlow).
Am 7. Juni schreibt die Zeitung „Graudenzer Geselle,“ dass in
Girrehlischken b. Rautenburg ein Steppenhuhn „auf einer Wiese
auf 5 Eiern brüte“ [?] (R. Zeitz in Podrusen).
Herr Schönwald (Mettkeim) schrieb: „In den letzten Tagen des
April bemerkte ich auf meinem Weizenfelde eine Schaar von etwa
20 Vögeln, die bei ihrem Auffliegen ein eigenthümliches ‚Geräusch
verursachten, etwa wie ein Haushuhn, wenn es verfolgt wird. Die-
selben sah ich nun fast täglich, wenn ich an dem Felde vorbeiging,
und da mir diese Vogelart nicht bekannt war, so versuchte ich ein
Exemplar zu erlegen, was auch gelang. Nach der Beschreibung der
Hartungschen Zeitung ist es unzweifelhaft das asiatische Steppenhuhn.
Ich liess mir das Huhn zubereiten und fand es sehr schmackhaft,
jedoch war ich gerade nicht sehr entzückt von der Nahrung, die das
Thier zu sich genommen; es war nämlich die vor einigen Tagen
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 5
frisch gesäete Kleesaat und zwar nur Kleesaat, so dass ich glaube,
dass diese Vögel, wo sie in besonders grosser Menge auftreten,
den Saaten gefährlich werden könnten.“
West-Preussen.
Am 15. April wurden bei Driczmin, Kr. Schwetz, Rgb. Marien-
werder, ein Zug von 40 Stück beobachtet (C. Ehlert).
21. April bei Burgsdorf, Neustadt, ein Volk von 15 Stück
auf dem Zuge (P. Gielke).
22. April bei Kalınken, Laskowitz, Kr. Schwetz beobachtet
(Grasshoff).
Am 25. April wurden bei Zöblau, Reb. Danzig, 2 Stück ge-
schossen (Himstedt). — Desgleichen mehrere bei Zlbing beob-
achtet (Königsb. Hartung’sche Zeitung). — Bei Recken-
dorf, Kr. Neustadt, ein Zug von 20 Stück Nachmittags zwischen
3 und 4 Uhr beobachtet; ebenda am 27, April 50—60 Stück
(Kirscht).
Am 30. April wurden bemerkt: Zug von 40—80 Stück in
Zahn b. Zempelburg, Kr. Flatow, in OW.-Richtung (Bothe); bei
Dossoczyn, Kr. Graudenz, 16 Stück in SN.-Richtung und 4—5
Meter Höhe, um 11 Uhr Vormittags (Lentz); bei Czekanowko,
b. Lautenburg, Kr. Strassburg, 40 Stück, welche einen Tag in der
Gegend sich aufhielten (H. Bergmann); bei Sobai, in der Gegend
von Elbing, bei Ztibenz, Kr. Kulm, und bei Neu Grabia, Kr. Thorn
(Zeitung Der Gesellige); endlich bei Marvendburg 1 Stück ge-
schossen (W. Kunz).
Am 1. Mai wurde in Baudtken b. Marienwerder ein Volk
von 20 Stück beobachtet und bei Baldram in derselben Gegend
1 Exemplar lebend ergriffen (A. Zobel); am Zarnowitzer See bei
Neustadt mehrere gesehen (Bockwoldt); in Schrotz, Kr. Deutsch
Krone, traf eine Schaar von etwa 100 Stück ein und hielt sich da-
selbst 8 Tage lang auf (A. Berghaus).
Am 2. Mai wurde ein Stück bei Graudenz geschossen (Goede).
Am 4. Mai zog eine Schaar über Flatow, Rgb. Marienwerder,
in OW.-Richtung (Geppert).
Am 6. Mai etwa 20 Stück in Schötzau bei Rehden, Kr. Graudenz
(EeTritte)).
7. Mai in Jastrow, Kr. Deutsch Krone, 1 Stück durch Anfliegen
gegen Telegraphendraht getödtet (G. Funck).
6 Dr. A. Reichenow:
15. Mai in Wittkow, bei Deutsch Krone, 10 Stück (G. Bahr).
Am 22. Mai in Tannenhof b. Kl. Montan, Kr. Marienburg,
9 Stück (E. Schultz).
Posen.
Um Mitte April traf ein Volk von etwa 20 Stück in Dodska
bei Lostau, Kr. Strelno, ein (Hoffmann).
Am 26. April wurde ein Zug von etwa 40 Stück in Nieder-
Röhrsdorf bei Fraustadt beobachtet (B. v. Waldow); ein solches
von etwa 20 Stück in Sztronno b. Bromberg (Ule). — In Neubrück
bei Krone fand der Förster Schönrock 20 Stück auf einer neuen
Kiefern-Culturanlage (Kleinhaus).
Am 27. April wurden in @olun b. Pudewitz etwa 50 Stück,
von O. nach W. ziehend, beobachtet (Werner).
Am 23. April wurde in Zlotnk, Kr. Posen, ein Volk gesehen
(Matthes); bei Boms’ ein Zug von etwa 60 bemerkt (Hartz).
— Herr Revierförster Krüger in Exchquast bei Obernik, Rgb. Posen
schreibt: „Am 28. April sah ich einen Flug Hühnervögel, die mir
fremd waren, aus der Richtung SO. nach N.W. ziehen. Es waren
etwa 20 Stück.
„Einige Tage nachher, genau konnte ich das Datum nicht er-
mitteln, wurde etwa 1!/, Meile von Posen, an der Belgard-Posener
Eisenbahn ein Vogel gefunden und zwar lebend, er hatte sich den
einen Flügel an einer Telegraphen-Leitung beschädigt. Dieser
Vogel war ein Steppenhuhn, wie ich nach Brehm’s Werk feststellte.
„Am 3. Mai sah ich dieselben Vögel, aber in einer Entfernung,
die mir keinen Zweifel liess, womit ich es zu thun hatte, in gerade
entgegengesetzter Richtung, also von NW. nach SO. ziehen. Es
waren dies aber wohl gegen 30 Stück.“
Am 30. April wurden Völker von 25 bis 30 Stück in Tupadly
bei Ezin, Kr. Schubin, von Herrn Rittergutsbesitzer Th. Busse
beobachtet. Derselbe schenkte ein erlegtes Stück dem kgl. Museum
f. Naturkunde in Berlin. — In Schille b. Betsche, Kr. Meseritz,
zogen 25 Stück in etwa 15 Meter Höhe Vormittags 11 Uhr von
SO. nach NW. (Hielscher). — Bei Inowrazlaw, Rgb. Bromberg,
etwa 30 Stück auf dem Zuge (J. Voermanek). — In Duschnik,
Rgb. Posen, 25 bis 30 Stück in SN.-Richtung ziehend beobachtet
(W. Schulze).
Am 1. Mai wurden 12 Stück in Komorow b. Mixstadt, Kr.
Schildberg, beobachtet und eine Woche lang täglich auf einer
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 7
- wenig bewachsenen, eben aufgeforsteten Blösse angetroffen (Retz-
dorff), — Bei Bromberg Zug in SN.-Richtung bemerkt (Ule).
— Bei Strychowo, Kr. Gnesen, trafen 40 bis 50 ein und verweilten
daselbst (V. Herrmann). — In &elec, Kr. Kröben, Völker von 8
und 20 Stück (E. Luther). — Aus Brätz, unweit Schwiebus,
schreibt Bürgermstr. Stubenrauch: „Am 1. Mai, Nachmittags 5
Uhr, flog über die hiesige Stadt in der Richtung von Südost nach
Nordwest eine Anzahl von 15 bis 20 mir nicht bekannter Vögel
hinweg. Sie hielten sich ungefähr in einer Höhe von 10 Metern,
flogen pfeilschnell und zwar in Keilform geordnet, doch nicht wie
wilde Gänse in einem hinten ofienen Winkel, sondern in einem
ausgefüllten Dreieck. Das Aussehen dieser Vögel deckte sich mit
den in den Zeitungen enthaltenen Beschreibungen der Steppen-
hühner vollständig, und ich kann deshalb mit ziemlicher Sicherheit
annehmen, dass die von mir gesehenen Vögel dieser Art ange-
hörten.“
Am 3. Mai sah Herr Rittergutsbesitzer Mackensen zwei
Völker, von 17 und 25 Stück; in Pawlowiez bei Zlotnik, ein
erlestes Exemplar sandte der genannte Beobachter an das kgl.
Museum für Naturkunde in Berlin. Andere Völker wurden be-
merkt in Murovana-Goslin, Kr. Obornik (F. Zeysing), bei Lissa
20 bis 30 Stück, in Miloslaw, Kr, Wreschen (F. Tiemann in
Breslau), in Wengierki b. Wreschen 12 Stück (Bering) und in
Bronschewo b. Obersitzko 40 Stück (A. Tessmann).
Am 5. Mai zog eine Schaar von 25 Stück über Grzybno b.
Czempin, Kr. Schrimm (F. v. Günther).
Am 6. Mai Züge von 50 und 20 Stück bei Dolewiz, Kr. Buk
(Fuss).
Am 8. Mai wurde bei Duschnik [s. 8. 6] eine neue Schaar
von 16 Stück beobachtet (W. Schulze).
Am 17. Mai zeigten sich 7 Stück auf Morasko b. Posen
(Hermann).
Pommern.
Mitte April wurden in Lauenburg wiederholt Züge beobachtet
und vorzugsweise Roggenkörner im Magen von erlegten Individuen
gefunden (A. Laude). — Bei Barth (Rgb. Stralsund) traf eine
- Schaar von 18 Stück ein (Holtz) [s. Brief 8. 9).
Am 24, April flog ein Volk von 20 Stück über Zemitz b.
Buddenhagen, V.-P., in WO.-Richtung in geringer Höhe über dem
8 Dr. A. Reichenow:
Boden, andere Züge folgten am: 26. April, 4., 9. und 10. Mai
(F. Briest) [s. d. Briefauszug 8. 10].
Am 25. April wurde bei Pyritz ein Stück gefunden, welches
durch Anfliegen gegen Telegraphendrähte verunglückt war (0.
Maslow), desgleichen in Tempelburg, Kr. Neustettin (Tempel-
burger Post).
Am 28. April in Grünhof bei Schmolsin, Kr. Stolpe, ein Zug
von etwa 50 Stück (Lehmpfuhl).
Ende April wurde in Kniephof b. Walsleben, Kr. Naugard,
einem Habicht ein eben geschlagenes Steppenhuhn abgejagt (M.
Lüdecke), ferner Exemplare beobachtet in Krückow b. Demmin
(v. Sobeck) und in Nadelitz b. Putbus (C. Wulff). — Bei Pyritz
wurde ein durch Anfliegen gegen Telegraphendrähte verletztes
Stück gefangen (E. Burow).
Am 1 Mai wurden zahlreiche Flüge bemerkt: Bei Prerow,
Reb. Stralsund, 15 bis 20 Stück am Ostseestrande, besonders in
den Dünen (Bathke), in Drenow b. Charlottenhof, Kr. Kolberg
25 Stück, dann Zuzug mehrerer Völker von 40—50 Stück (Für-
böter), in Radekow b. Tantow 20 Stück (Lenke), in Gollnow,
Kr. Naugard (J. G. Strehlow), in Ziebnitz b. Trent und Mönken-
dorf auf Rügen, wo ein Stück geschossen wurde (Fock), in Sarow
b. Demmin 30 Stück (L. Böbs). — In Neu Mitzow b. Stralsund
wurde ein Volk beobachtet; ein Stück verunglückte durch Anfliegen
gegen Telegraphendrähte (R. Bohn). — Verunglückte wurden
ferner gefunden bei Treptow a. R. und Anklam. — In der Gegend
von Anklam wurden Schaaren bis zu 100 Stück beobachtet (Greifs-
walder Kreis-Anzeiger).
Am 2. Mai wurden auf Zingst b. Stralsund zwei Stück todt
am Ostseestrande gefunden (Klamann). — Auf der Greifs-
walder Oie wurde 1 Stück erlegt (Nürnberg). — In Bünzow,
Kr. Greifenhagen, eine Schaar von etwa 100 Stück beobachtet (0.
Bartel). — Bei Wolgast Volk von 30 Stück (Burmeister). —
In Leppin b. Stolzenberg, Rgb. Köslin, Schaar von 50 Stück (R.
Clericus) [s. Brief S, 10). — In Ziebnitz b. Trent auf Rügen
wurden 3 Stück aus einem grösseren Volke geschossen (@.
Friederich). — In Damgarten, Postbez. Stettin, etwa 40 Stück
von SO. nach NW. ziehend beobachtet (C. Benz).
Am 3. Mai bei Gingst a. Rügen 15 Stück beobachtet (Werth),
ebenso eine Schaar in Zanken b. Sassnitz (A. Busch).
Am 4. Mai wurde ein durch Anfliegen gegen Telegraphen-
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 9
_ drähte verunglücktes Stück bei Kalkofen auf der Insel Wollin ge-
funden (Winkelmann). — Bei Ratinik b. Köslin wurde eins
_ von einem Raubvogel geschlagen (Lüdtke). [Beobachter fügt
hinzu, dass ‚bereits im Februar und März 10 Stück beobachtet
worden seien!] — In Gross Bünzow, bei Greifenhagen, Schaar von
etwa 100 Stück bemerkt (R. Haamanın jr.). — In Jershöft, Kr.
Schlawe, flog ein Stück gegen den Leuchtturm, ein anderes wurde
bei Rügenwalde erlegt (A. Rohde). — In Frätow bei Greifswald
wurden einzelne gesehen, in Gr. Bünzow, Kr. Greifenhagen, 3
durch Anfliegen gegen Telegraphendrähte verletzt (P. Oldorn).
— In Labuhn, Kr. Lauenburg, Volk von 30 Stück beobachtet (O.
v. Tiedemann). — Bei Schwirsen, Kr. Kammin, 3 Stück gesehen
(U. v. Schrader).
Am 6. Mai wurden bei Grimmen, Rgb. Stralsund, 7 Stück
angetroffen (J. Pietsch). — In Gr. Carzenburg, Kr. Bublitz,
wurden 20 Stück vom 5. bis 7. Mai bemerkt, welche dann in
westlicher Richtung weiter zogen (Hummel). — In Politz bei
Stettin flog ein Stück gegen Telegraphendrähte (Dunker).
Am 8. Mai wurden in Marienhof b. Gr. Jestin, Kr. Colberg-
Cöslin, 7 Stück beobachtet (M. Brästlein). — 30 Stück flogen
über die Stadt Greifswald (P. Oldorn). — In Marienthal, Kr.
Randow, wurde ein Volk von 15 Stück um 5%/, Uhr Nachmittags
ziehend beobachtet (L. Lüdtke). — In Nadelitz bei Putbus drei
Völker bemerkt (C. Wulff).
Am 9. Mai wurde bei Wolgast in einer kleinen Waldung, dem
sogen. Tannenkamp, ein Volk von 20 Stück angetroffen (R.
Friedrich). — Bei Gützkow, Kr. Greifswald, 2 Völker von 50
und 20 Stück (Baruschke). — In Behrentoff b. Gützkow eine
Schaar von 50 bis 60 Stück (W. Heldt). — Bei Wampen am
Greifswalder Bodden 60 Stück, wovon 3 erlegt wurden (P. Oldorn).
— In Koserow au der Ostsee, Insel Usedom, wurden vom 10. bis
15. Mai eine Schaar von 200 bis 250 Stück beobachtet (E. Wendorf).
Am 12. Mai wurde ein Stück bei Bergen auf Rügen unter
Telegraphendrähten todt gefunden (Mann).
| Aus den Zuschriften der vorgenannten Beobachter seien einige
- eingehendere Notizen im Auszuge mitgetheilt:
| ‘ Herr Chr. F. Holtz (Barth) schrieb am 7. Mai: „Vor etwa vier
Wochen sah ich hier ein Volk von 18 Stück Steppenhühnern, welche
ganz vertraut waren. Weil ich die Vögel kannte, beobachtete ich
‚dieselben. Das Volk ist jetzt bis auf 8 Stück zusammengeschmolzen.
10 Dr. A. Reichenow:
Da ich aber auch ausserdem einzelne Paare antraf, so nehme ich
an, dass die fehlenden 10 Stück sich abgepaart haben, und also
alle Aussicht vorhanden ist, die Vögel hier zur Brut schreiten zu sehen.“
Herr F. Briest (Zemitz) schreibt, nachdem er. eines am 24.
April beobachteten Zuges der Steppenhühner Erwähnung gethan,
folgendes: „Am 4. Mai beobachtete ich wiederum einen Flug von
15 bis 20 Stück. Die Vögel schienen zeitweise eine gewisse Ordnung
in Dreiecksform einzuhalten, während andere Flüge aufgelöst in
breiter Front zogen. Am 9. Mai, Vormittags, strichen einige 50
Stück ziemlich hoch (60 bis 70 Fuss) und sehr schnell über mir
hin und am Nachmittage zog eine sehr starke Schaar von etwa
300 bis 400 Stück in unmittelbarer Nähe und dicht über dem
Boden an mir vorüber. Bemerken möchte ich noch, dass der
Flug der Steppenhühner an den der Goldregenpfeifer erinnert, wie
auch der schwarze Fleck auf dem Bauche, so dass die Vögel gewiss
oft mit letzteren verwechselt werden.“
Herr R. Clericus (Leppin) will die Steppenhühner schon
im Jahre 1887 beobachtet haben [!], er schreibt am 20. Mai:
„Am 15. August vergangenen Jahres, beim Einfahren von Roggen,
wurden diese mir damals unbekannten Vögel, in Schaaren von
einigen fünfzig, zuerst von mir bemerkt. Als ich meinen Gärtner
und Jäger darauf aufmerksam machte, sagte er mir, dass er die-
selben, die Roggenstoppeln absuchend, schon 8 Tage lang beob-
achtet habe. Damals sah ich dieselben dann noch etwa eine Woche _
hindurch, so dass sie sich im Ganzen 14 Tage hier aufgehalten
haben können. In diesem Frühjahr sah ich dieselben zuerst am
2. Mai wieder und zwar in einer Schaar von etwa fünfzig Stück,
gedüngtes Land absuchend. Als ich sie meinem Sohne zeigte,
theilte er mir mit, dass er die Vögel beim Kartofielnpflanzen schon
in den letzten Tagen des April immer auf demselben Schlage be-
merkt habe. Die Thiere waren sehr scheu und liessen sich höchstens
auf 80 Schritt angehen. Am Sonnabend den 5. Mai wurden in
meiner Feldmark, auf einem andern, gut eine halbe Stunde von
ersterem gelegenen Schlage, ebenfalls Kartoffeln gepflanzt, und
hielt ich nebenan zu Pferde auf einem Sturzacker, als durch die
Gespanne bei den Kartoffeln aufgescheucht, etwa eine Schaar von
100 Stück dieser Vögel sich dicht, vielleicht 20 Schritte von mir
entfernt, niederliessen. Es waren unzweifelhaft eben solche wie
im vorigen August und ohne Zweifel die jetzt mehrfach in den
Zeitungen beschriebenen Steppenhühner, — Nach dem Niederlassen
as
Em
Syrrhaptes: paradoxus in Deutschland 1888. 11
breiteten sie sich nebeneinander aus und suchten, unter kicherndem
Zwitschern (ziemlich laut), sieh von mir entfernend, den Acker ab,
‚hin und wieder von der Erde etwas aufpickend, was, da dort
noch nichts gesät war, nur Unkrautsämereien sein konnten. Als
ich sie nicht mehr beobachten konnte, winkte ich meinen Sohn
heran und trug ihm auf, sich den Hühnern ganz langsam zu nähern,
um so dicht als möglich an sie heranzukommen; dies gelang aber
wiederum nur bis auf :80 Schritt, und mit dem ihnen eigenen
scharfen Fluge flogen sie eine Strecke weit den Schlag hinunter.
Seitdem, 14 Tage lang, sahen wir keine mehr, und glaubte ich
schon, sie seien nur als Wandervögel durchgekommen. Nachdem
ich aber gestern, den 19. Mai, auf demselben Schlage, wo im
Frühjahr die ersten gesehen wurden, auf einer Stelle 20, dann 2
und später noch 5 Stück antraf, so scheint mir doch, als ob sie
sich hier heimisch machen wollen. Nur ist mir noch nicht er-
sichtlich, wo sie das Brutgeschäft vornehmen wollen, da sie sich
stets auf blossem und frischem Acker aufhalten, der ihnen doch
gar keine Deckung gewährt.“
Schlesien.
Aus dieser Provinz liest dem Referenten das früheste Datum
der Zugbeobachtung vor. Bereits am 8. April sah Herr E. Rukop
in Gr, Groniowitz b. Koschentin, Kr. Lublinitz, nahe der russischen
Grenze etwa 25 Stück in westlicher Richtung ziehen.
Am 23. April wurde demnächst in Schlaupitz b. Reichenbach
eine Schaar von 50 Stück in westlicher Richtung und in Keilform
ziehend beobachtet (K. Knauthe) [s. Brief 8. 13].
Am 25. April in Rogau b. Krappitz, Kr. Oppeln, bemerkt
(Hermes).
Am 26. April Schaar von 20 Stück in Schweinitz b. Grünberg
(Burmeister).
Am 27. April Volk von 8 bis 10 Stück bei Stroppen, Kr.
- Trebnitz (6. Lieber). — In Kuchelderg b. Vorderheide, Kr. Lieg-
nitz, sah Herr v. Nickisch-Roseneck zwei Flüge von etwa
150 Stück. — Ferner beobachtet in Guttmannsdorf, Kr. Reichen-
bach (Schrör).
Am 28. April eine Schaar von 100 bis 150 Stück bei Rauscha,
b. Liegnitz (A. Hübner). — Bei Freistadt zog eine Schaar in
Schusshöhe von SO, nach NW. (F. Haeckner).
12 Dr. A. Reichenow:
Am 29. April sah E. Dohn ein Volk von 15 bis 20 Stück
bei Follwark, b. Oppeln. — In Banau b. Kamenz, Kr. Franken-
stein, zogen 50 bis 60 Stück in 8 bis 10 Meter Höhe (A. Seifert),
Am 29. April bei Zawaldau, Kr. Grünberg, bemerkt (P.
Hübner).
Am 30. April wurde bei Deuthen 1 Exemplar todt unter der
Telegraphenleitung gefunden (Zeitung: Oberschles. Wanderer).
— Desgleichen 2 Individuen in Zoblitz b. Lodenau, Kr. Rothenburg
(C. Fünfstück). — In Domnitz b. Winzig, Kr. Wohlau, wurden
15 Stück beobachtet (Winkler). — Ferner zeigten sich Völker
bei Sagan (Neue Preussische Zeitung), bei Thienendorf, Kr.
Steinau (v. Nickisch-Roseneck), bei Sprottau (Berliner
Tageblatt), in Rolwitz, Kr. Ohlau, 6 Stück erlegt (Schlesische
Zeitung), in Gross Küpper, Kr. Sprottau (v. d. Lage).
Am 1. Mai flog über Neudorf b. Dyhernfurth, Breslau, ein
Volk von 15 Stück in OW.-Richtung (W. Winker). — In Tarnau,
Kr. Oppeln, trafen 12 Stück ein, blieben daselbst bis zum 4. Mai
und verliessen sodann die Gegend wieder, andere zeigten sich bei
Nieder Faulbrück, Kr. Reichenbach (Schlesische Zeitung).
Am 2. Mai wurden 60 Stück in Ober Herzogswaldau, Kr.
Freistadt, beobachtet und eines davon geschossen (H. Freche). —
In Pilgramsdorf bei Goldberg erschien eine Schaar von 50 bis 60
Stück (v. Elsner). — In Friedeberg am Queis, am Isergebirge,
trafen zwei Völker von etwa 30 und 9 Stück ein und zogen nach
einigen Tagen weiter (Bormann).
Am 3. Mai bei Herrnstadt, Kr. Guhrau, 21 Stück von NO.
nach SW. ziehend beobachtet (Rückert). — In Primkenau, Kr.
Sprottau, ein Volk (Klopfer). — In @ebhardsdorf b. Friedeberg
am Queis mehrere gesehen (v. Uchtritz).
Am 4. Mai wurden in Polwiz b. Ohlau 6 Stück aus einer
Schaar von 20 geschossen (v. Eicke). — In Kuhnern b. Breslau |
1 Stück gefangen (Meissner) [s. Brief 8. 13]. E
Am 7. Mai in Driebitz b. Gross Glogau ‘eine Schaar von 30
Stück (W. Wolff). — Desgleichen in Löwenderg (Breslauer
Zeitung).
Am 8. Mai wurde bei Malapane, Kr. Oppeln, ein Stück todt
unter der Telegraphenleitung gefunden (E. Ziemcke).
Am 9. Mai in Polkwitz bei Gross Glogau beobachtet (v. d. |
Lage). |
Am 14. Mai zeigten sich in Sadenitz bei Canth, Kr. Neumarkt,
N
Syrrhaptes ‚paradoxus in Deutschland 1888. 13
25 Stück (Sauer). — In Camnitz b. Pischkowitz, Grafschaft Glatz,
eine Schaar von 30 bis 50 Stück (Thon).
Herr K. Knauthe in Schlaupiz schrieb: „Am 23. April,
Nachmittags 2 Uhr, bei SSW.-Winde, flogen ca. 50 Stück in
geringer Höhe von O. nach W., sie liessen hierbei einen eigen-
thümlichen Laut, etwa ein „Tri, Tri“, oder „Terr, Terr“, wieder-
holentlich aus. — Wie mir Herr Inspektor Fischer zu Kuchendorf
erzählte, haben sich die Vögel auf seinem frisch gesäten Hafer-
oder Gerstacker niedergelassen und sind erst gegen Abend, um
5%, Uhr durch seinen kleinen Hund aufgescheucht, in NNW.-
Richtung, also nach den westlichen Ausläufern des Geiersberges
hin, abgestrichen.
„Diese in keilförmiger Anordnung wandernde Kette scheint
bis Kuchendorf genau die Richtung von Osten nach Westen beibe-
halten zu haben, da sie von Karschau, Kr. Strehlen, woselbst sie
sich nach einer Notiz des „Schlesischen Tageblattes“ auf den Feldern
eine Zeitlang herumtrieben, in westlicher Richtung zunächst nach
Curtwitz und von da über Heidersdorf nach Langenöls gezogen ist.
Auf den Schlägen der letztgenannten Ortschaft haben die Thiere
ebenfalls eine kurze Rast gehalten.
„Am 26. April, früh 7 Uhr, zog ein starker Schwarm, den
oben wiedergegebeneu Laut recht oft ausstossend, bei O.-Winde
in beträchtlicher Höhe über Schlaupitz in der Richtung von ©.
nach W. hin. (Er mochte etwa 40 Exemplare zählen und seine
Form war ungefähr die der spanischen tilda [”].)
„Am 4 Mai, Vormittags 91, Uhr, beobachteten unsere
Arbeiter ein schwaches Völkchen, höchstens nur 15—20 Stück, in
ganz geringer Höhe im „Gänsemarsch“, d. h. ein Exemplar hinter
dem anderen, pfeilschnell, laut schreiend dahinfliegen. Dieselben
hatten, auch dort „aus dem Mittag kommend“, bei unserem südlichen
Nachbardorfe Lauterbach gerastet, waren aber bald, durch Bauern
verscheucht, gen Schlaupitz gewandert.
„Soviel ich erfahren konnte, und ich streife doch den ganzen
Tag über in unserem Gaue herum, haben sich auf den zu Schlaupitz
gehörigen Aekern Steppenhühner niemals niedergelassen.“
Herr Meissner (Kuhnern) schrieb am 6. Mai: „Ein asiatisches
Steppenhuhn wurde am 4. Mai von Arbeitern auf hies. Feldmark
gefangen. Dasselbe liess sich leicht ergreifen, und sind von den
betreffenden Arbeitern andere dergleichen Vögel in der Nähe nicht
14 Dr. A, Reichenow:
gesehen worden. Gegenwärtig wird es in der Stube gehalten und
erscheint ganz zahm. — Einzelne solcher Steppenhühner kamen
in diesen Tagen bis in die Dorfgärten, und im nächsten Nachbar-
dorfe Beckern hat man einzelne Züge derselben, von 12 bis 20
Stück, beobachtet.“
Mark Brandenburg.
Am 24. April wurde eine Schaar in der Richtung von O. nach
W. ziehend bei Lippehne, Kr. Soldin, beobachtet (H. Conrad).
Am 25. April bei Kottbus ein Exemplar durch Anfliegen gegen
Telegraphenleitung getödtet (R. Krüger).
Am 26. April beobachtete Herr C. Isert bei - eine
ziehende Schaar von etwa 50 Stück Mittags 12?/, Uhr. — 4 Stück
zogen über Maulbeerwalde b. Techow, Ost-Priegnitz, in der Richtung
von O. nach W. (G. Schulz).
Am 27. April wurde bei Bukow, Kr. Lebus, eine Schaar von
30 bis 50 Stück Mittags, von S. nach N. ziehend, beobachtet und
1 Exemplar erlegt. — Ein Volk von 17 Stück zeigte sich in der
nördlichen Vorstadt von Berlin, Müllerstrasse (Hummel). — Bei
Dieckow, Kr. Soldin, ein Volk von 18 Stück (Krohn).
Am 28. April wurde eine Schaar von 18 Stück in Garzin b.
Rehfelde, Kr. Lebus, bemerkt (M. Kersten).
29. April bei Neumellentin, Kr. Soldin, ein Stück todt unter
Telegraghenleitungen gefunden (Köppen). — Bei Fehrbellin des-
gleichen (A. Seehase). — Bei Carzin, Kr. Soldin, ein Volk von
30 Stück, ein Exemplar durch einen Raubvogel geschlagen (Müller).
— In Baudach, Kr. Krossen, flog ein Stück gegen Telegraphen-
drähte (Fournier).
Am 30. April wurde bei Müncheberg eine Schaar von 95 bis
30 Stück in westlicher Richtung und 80 bis 100 Fuss Höhe Morgens
9 Uhr ziehend beobachtet (H. Ahrendt). — In Neu Lewin bei
Wriezen zwei Völker von 40 und 50 Stück (P. Breitkreutz).
Am 1. Mai in Rüdnitz, zwischen Bernau und Biesenthal, Nieder
Barnim, 1 Paar bemerkt (F. Scheer). — Ein Volk in Braschen
b. Merzwiese, Kr. Krossen (Kinner). — In Batzlow b. Gross
Cammin, Kr. Küstrin, eine Schaar von 40-50 Stück (C. Boldt). |
2. Mai bei Trebatsch, Kr. Lübben, ein Volk beobachtet. —
Bei Weichensdorf, Nieder-Lausitz, zwischen Frankfurt u. Kottbus,
wurde eine Schaar von etwa 20 Stück gesehen (v. Borroczyn).
Syrrhaptes paradozus in Deutschland 1888. 15
— Bei Koitbus Zug von 12 Stück in der Richtung SO.—NW. um
10 Uhr Morgens (Pag6). — In Liebenwalde b. Oranienburg flog
ein Stück gegen Telegraphenleitungen (G. Becker). — In Bagenz
b. Frankfurt a. OÖ. eine Schaar von etwa 200 Stück in der Richtung
O—W. ziehend beobachtet (Dierke). — Ferner bei Züllichau (Z.
Nachrichten).
Am 3. Mai wurden 15 Stück auf Dom. Witiwien b. Rheins-
berg, Kr. Ruppin, beobachtet (Schmidt). — In Draschen b.
Merzwiese, Kr. Krossen, verunglückte ein Stück durch Anfliegen
gegen Telegraphenleitung (Kinner). — Bei Bärwalde, Kr. Königs-
berg N.-M., schoss Herr Rittergutsbesitzer Schönfeld ein Stück
aus einem Volke und übersandte dasselbe dem kgl. Museum für
Naturkunde in Berlin als Geschenk.
Am 4. Mai wurde bei Gross Machnow, Kr. Teltow, ein Volk
von 20 Stück, von Ost nach West fliegend, beobachtet (F. Engel).
— Ein anderes soll bei Rheinsberg gesehen sein.
Am 5. Mai flog eine Schaar von 50 Stück über Forsthaus
Eichheide bei Neumühl-Kutzdorf, Kr. Königsberg (0. Norbert).
— Ein anderes Volk wurde am Treskower Berg b. Neu Ruppin
gesehen (Borbor). — 18 Stück bei Rehfelde b. Lebus (M. Kersten).
— Ein Volk von etwa 14 Stück flog über Fahrland b. Potsdam
in der Richtung von Ost nach West (E. Ebel). — Andere wurden
aus der Gegend von Sorau gemeldet (Berliner Tageblatt).
6. Mai: 15 bis 18 Stück bei Birkenwerder, Kr. Nieder Barnim,
in der Höhe von 20 Metern von SW. nach NO. ziehend (C.
Niessing). — Bei Neu Ruppin traf Herr W. Borbor ein Volk
von 10 Exemplaren; später wurden grössere Schaaren beobachtet.
Am 7. Mai zogen zwei Völker von 60 bis 80 und ca. 40 Stück
von S. nach N. über Prenkeberg b. Letschin, Kr. Küstrin, einige
verweilten daselbst bis zum 10. Mai (Zimmermann).
Am 8. Mai flogen 8 Stück in der Höhe von 40-50 Fuss in
der Richtung SW. über Dobrilugk, Kr. Luckau (Seeliger).
9. Mai: 40 Stück in Wilkersdorf b. Tamsel, Kr. Küstrin (C.
Adler). — Ein Volk von 24 bis 30 Stück zog in der Höhe von
9—6 Metern in westlicher Richtung über Lüdersdorf b. Wriezen
a. OÖ. (Hüttel). — Bei Schönfeld b. Friedeberg, Neu-Mark, wurde
ein ermattetes Stück gefangen (H. Sasse).
Am 11. Mai zeigten sich wiederum 50 Stück bei Lippehne
(C. Isert). — Ein Stück log bei Blumenhagen, Kr. Angermünde,
16 Dr. A. Reichenow: ..
gegen Telegraphendrähte. Gewicht 1 Pfund, im Magen Gersten-
körner (0. Flügge).
13. Mai: 4 Stück in Oladow b. Landsberg a. W. (Schilling).
14. Mai: 25 bis 30 Stück, von O. nach W. ziehend, bei Neu-
Ruppin (H. Stahlbaum). — Aus Görlsdorf b. Angermünde schreibt
Herr Barnewitz: „Am 14. d. M., früh 6'/, Uhr, sah ich auf der
durch Pachtung zur hiesigen Gräflich von Redernschen Jagd ge-
hörenden Kerkower Gemeindefeldmark ca. 35 Steppenhühner, die
in ca. 20 Fuss Höhe im schnellen, lautlosen Fluge dieht bei mir
vorüberstrichen. Da ich unsere einheimischen Vögel ziemlich
sicher kenne, so ist ein Irrthum wohl ausgeschlossen. Es waren
Vögel, die ich bislang noch nicht gesehen hatte. Ich sah diese
schon gut 200 Schritte, ehe sie mit mir in gleicher Linie waren
und konnte ihnen noch ein gutes Stück nachsehen. Einige zu
schiessen, war mir ebenfalls gut möglich; da jedoch Schonung
verlangt wird, zur hiesigen Oberförsterei ausserdem ein 5000 ha
grosses, zusammenhängendes Feldjagdterrain gehört, so schoss ich
nicht. Bemerken will ich noch, dass die Steppenhühner im Fluge
mit Strandläufern Aehnlichkeit haben, jedoch gedrungener und
voller aussehen. Die von mir gesehenen flogen in zwei, nicht
ganz regelmässigen parallelen Querreihen, deren Mitte etwas vor-
geschoben war.“
Am 15. Mai in Malchow b. Neu-Ruppin ein Volk beobachtet
(C. W.Schultze). — Ein anderes wurde in Bernstein b. Frankfurt
a. OÖ. Morgens 7 Uhr von SO. nach NO. ziehend beobachtet
(0. Gülde).
16. Mai: 17 Stück flogen über Gross Machnow, Kr. Teltow,
in westlicher Richtung (Engel). — 4 Stück in Zinna bei Jüterbogk
bemerkt (Engel).
Mecklenburg.
Am 18. April wurden bereits Steppenhühner bei Parchim be-
obachtet (v. Laffert).
Am 26. April wurden bei Parchim 3 Stück beobachtet (Prahl),
1 Exemplar wurde unter Telegraphenleitung todt aufgefunden (v.
Laffert).
Am 1. Mai flogen über Malchow 20 Stück zwischen 1 und
2 Uhr Mittags in der Richtung von O. nach W. (F. Bühring).
Am 2. Mai zogen in Staven b. Roga, Meckl.-Strelitz, 30 Stück
Be a ne ne ne sen
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 17
um 2 Uhr Nachmittags in nördlicher Richtung (P. Kisser). —
Bei Hagebock an der Wismar-Rostocker Chaussee verunglückte ein
Stück durch Anfliegen gegen Telegraphenleitungen (Voss).
4. Mai: Bei Waagenitz b. Parchim 3 Stück durch Anfliegen
an Telegraphendrähte verunglückt (v. Böhl).
Am 7. Mai bei Rostock gesehen (Rostocker Zeitung).
Am 8. Mai ebenda ein Stück todt gefunden (Rost. Zeitung).
Am 9. Mai 30 Stück bei Starnberg beobachtet (A. Steinorht).
11. Mai: Bei Zudwigslust ein Volk von 15 bis 20 Stück; bei
Wismar ein Stück unter Telegraphenleitung todt gefunden (V.
‚Böh]).
Am 12. Mai wurde bei Schwerin ein Volk von 13 Stück ge-
sehen (A. Ritzmann).
Am 13. Mai verunglückte bei Doberan ein Stück durch An-
fliegen gegen Telegraphendrähte (Rostocker Zeitung). — Bei Remplin
wurde ein Volk von 15 Stück beobachtet (G. Maass).
Am 19. Mai wurden wiederum mehrere bei Doberan gesehen
(H. Krüger). |
Schleswig-Holstein, Lübeck.
Am 17. April wurden in der Gegend von Husum die ersten
(6 Stück) bemerkt (Lorenzen).
Am 30. April wurde bei Mölln ein Stück aus einer Schaar von
30 geschossen (Frahm).
Am 1. Mai in Marienwald bei Mölln 25 bis 30 Stück gesehen
(Richelsen).
Am 2. Mai zeigte sich bei Mölln eine grosse Schaar von 60
bis 80 Stück (A. Höltien). — Bei Ratzeburg wurden 2 Stück
erlegt (H. Herpe). — In Erfde, an der Chaussee von Rendsburg
nach Friedrichstadt, fand man eins todt unter Telegraphenleitung
(Plamböck). — In Goldensen b. Ratzeburg wurden 2 aus einer
'Schaar von etwa 50 geschossen (J. Ohrt). — Bei Apenrade zeigten
sich Schaaren von 20 bis 40 Stück (Ch. Bode).
Am 3. Mai bei Kropperbusch, zwischen Schleswig und Rendsburg,
‘ein Stück dureh Anfliegen gegen Telegraphendrähte verunglückt
E(Wesener).
u
{
4. Mai: Hohe b. Rendsburg, 50 Stück beobachtet (V ollert).
6. Mai: Klein Rheide b. Schleswig, eine Schaar von 40 bis
50 Stück, aus welcher 6 erlegt wurden (Wölffer). — Ss Schülp
Cab. Journ. f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 185, Januar 1889.
18 Dr. A. Reichenow:
a. d. Eider eine Schaar von etwa 60 Stück gesehen (Peters).
— Bei Osdorf unweit Altona, hielt sich eine Schaar von 40 bis 50
Stück, welche bereits Ende April daselbst eingetroffen war, mehrere
Wochen lang auf (C. Plön). |
Am 7. Mai auf der Nordseeinsel Föhr bemerkt (C. Plön),
Am 9. Mai wurde bei Zist auf Sylt ein Stück gefunden, welches
durch Anfliegen gegen Telegraphenleitungen sich verletzt hatte
(J. H. Paulsen). |
Am 10. Mai auf der Insel Fehmarn eine Schaar von 50 Stück
(C. Krusse). — Bei Zübeck mehrere Völker von 8 und 10 Stück
(F. Borekmannn). |
11. Mai: Haitsiedter Koog, Kr. Husum, 2 Stück gesehen
(P. Petersen).
12. Mai: In der Gegend von Husum 9 Stück beobachtet
(Lorenzen). 2
Am 16. Mai in Zagenburg b. Norburg auf Alsen 20 Stück |
gesehen (Ch. Jensen). — In Voorde, zwischen Kiel und Neu-
münster, ein Volk von 12 bis 14 Stück (A. Berg).
Am 19. Mai flog eine grosse Schaar von etwa 80 Stück in |
der Gegend von Husum in der Höhe von 20 Metern von Ost nach
West (Lorenzen). |
Am 25. Mai wurde unweit Tondern eine Schaar von 40 bis '
50 Stück gesehen (C. Plön).
Am 26. Mai 2 Stück in der Gegend von Husum beobachtet
(Lorenzen). |
EEE
Hannover und Hamburg.
In Harber b. Hohenhameln, Ldr. Hildesheim, wurden Mitte
April und später Flüge von 10 bis 20 Stück gesehen (A. Bähre).
Am 25. April in der Gegend von Burgdorf 20 Stück gesehen
(K. Köhler).
Am 28. April wurde bei Celle ein Stück unter 'Telegraphen- |
leitung todt gefunden (W. Feldmann). Der Beobachter schreibt,
weiter: „Am 30. April erhielt ich wieder eins, welches an Tele- |
graphendrähten sich todt geflogen hatte, am 1. Mai zwei, welche ')
bei Wiütbeck geschossen waren; der Jäger hatte sie für Goldregen- |)
pfeifer gehalten und aus einer Schaar von 12 bis 14 Stück erlegt.
In Folge dessen aufmerksam gemacht, ging ich am 5. Mai in die
genannte Gegend, welche fast nur Haide aufweist. Plötzlich be-
merkte ich auf einem Stück Brachland sich etwas bewegen, ging
a ee
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 19
näher heran und sah nun eine Anzahl Steppenhühner liegen, kaum
von dem Erdboden zu unterscheiden. Langsam weiter schreitend,
kam ich bis auf 15 Schritte heran und zählte 8 bis 10 Steppen-
hühner, welche sich nicht rührten. Jetzt breitete ich die Arme
aus und darauf flogen die Vögel unmittelbar von ihrem Lager auf,
aber zu meinem Erstaunen nicht 8 oder 10, sondern 30 bis 40
Stück. Später habe ich an dieser Stelle noch dreimal je 2 Stück
angetroffen, auf dem Wege von Ohe nach Bostel 7 Stück auf frisch
bestelltem Acker. Die von mir ausgestopften Vögel hatten Roggen-
und Haferkörner im Magen.“
Am 29. April wurde in @liennitz b. Hohenzehten ein Volk beob-
achtet (E. Schulz). — Bei Garbolzum b. Schellerten eine Schaar
von 50 bis 60 Stück (0. Lehmann).
Am 1. Mai in Brest b. Harsefeld, Ldr. Stade, 20 Stück ge-
sehen (W. Katt), — Bei Zamspringe zogen 50 Stück in etwa 5
Meter Höhe in südlicher Richtung (F. Meyer). — In Stade zwei
Völker von je 15 bis 20 Stück (G. E. Pratje).
Am 5. Mai in Graustedt, Kr. Bremervörde, ein Volk von 20
Stück, aus welchem 2 geschossen wurden (Reuss). — In Horst
b. Stelle, Amt Wiesen a. d. Lune, 30 bis 40 Stück (H.Schmanns).
Am 6. Mai in Wulfsdorf b. Lüneburg eine grosse Schaar
von über 100 Stück beobachtet (W. Schorkopf). — In Eidelstedt
bei Hamburg eine Schaar von 30 Stück (H. Bolau). — In Reifen-
hausen b. Hildesheim eine solche von 20 bis 30 Stück (C. Depp).
— Bei Bispingen, Amt Soltau, 15 bis 20 Stück (Ch. Carsten,
Steinke).
Am 9. Mai flog eine Schaar über Zeenzen b. Soltau, Morgens
6 bis 7 Uhr in der Höhe von 30 bis 40 Fuss in südlicher Richtung.
Am 12. Mai wurden 14 Stück bei Peine gesehen (C. Marwed).
14. Mai: Bei Ahrenfeld, b. Elze, eine Schaar von 15 Stück
(W. Frühauf).
16. Mai: Wettmar b. Burgwedel, 30 Stück in einem Roggen-
felde beobachtet (E. Leopold).
Am 17. Mai trafen zwei Völker von 7 und 15 Stück auf der
Insel Neuwerk b. Cuxhaven ein (W. Breun).
Am 30. Mai wurde in Nottensdorf b. Neukloster ein Volk be-
obachtet (v. Damnitz).
Herr H. Lampe in ZLahre b. Haselünne, Rgb. Osnabrück,
schreibt Anfang Juni: „Als ich am 23. Mai Morgens auf das Feld
ging, wurde ich durch ein eigenartiges mir bis dahin fremdes
9+
20 Dr. A. Reichenow:
Vogelgeschrei aufmerksam gemacht. Bald gewahrte ich 7 Steppen-
hühner, welche kaum 30 Schritt an mir vorüber in Keilform von
Osten nach Westen zogen. Mein Bruder, der mit Pferden auf dem
Acker arbeitete, sah an demselben Tage 12 Stück auf einem Buch-
weizenacker laufen, so nahe, dass er sie mit dem Stock hätte
werfen können. Diese 12 Stück sind schon längere Zeit hier ge-
wesen, aber Niemand kannte die Vögel. Sie suchten fast immer
auf demselben Acker ihr Futter; man traf sie dort zu jeder Zeit
an. Am 25. Mai. kam ein neuer Zug von etwa 40 Stück auf den-
selben Acker, worauf die ersten verschwanden, und auch diese
hielten sich beständig dort auf. Ich hatte Gelegenheit, sie hier
ganz nahe zu beobachten. Sie laufen ziemlich schnell, wenn sie
Futter suchen. Buchweizen und Gerste scheinen sie am liebsten
zu fressen. Am 26. Mai sind diese 40 Stück nach Süden weiter
gezogen, und habe ich seit der Zeit nichts wieder von den Vögeln
gesehen.“
Oldenburg.
Um Mitte April wurden grössere Völker in Phiesewarden b.
Blexen, Kr. Ovelgönne, bemerkt (J. Abbenseth). |
Am 6. Mai wurden bei Oldenburg drei Stück todt unter Tele-
graphenleitungen gefunden (C. Aulenberg). — Bei KFedder- '
warden, 8 km nördlich von Wilhelmshafen, wurden 10 Stück Abends
6 Uhr in südlicher Richtung ziehend beobachtet (Ellmer Memmen).
— In Ocholt verunglückten 3 Stück durch Anfliegen gegen '
Telegraphendrähte (Jeverländ. Nachrichten).
Auf der Insel Juist, westlich von Norderney, trafen mehrere
Schaaren am 7. Mai ein (Fr. Janssen). |
Am 16. Mai im nördlichen Budjadingerland 10 Stück beob-
achtet (Kohlmann). — In Hude b. Oldenburg ein Volk von etwa |
16 Stück in der Höhe von 20 Fuss in südlicher Richtung ziehend,
fiel auf ein Haferfeld ein (H. Kleyböcker). |
Anfang Juni bei Phiesewarden [s. oben] 6 Stück auf dem Felde
bemerkt (J. Abbenseth). 4
Sachsen (Kgr.).
Mitte April wurden bei Leisnitz b. Leipzig die ersten bemerk: |
(Spiller).
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 21
Am 27. April bei Paunsdorf b. Leipzig angetroffen (Rey). —
Zu gleicher Zeit bei Zehista b. Pirna ein Volk von 12 bis 15 Stück
(H. Sauer).
Am 1. Mai wurden in Reichenau b. Bautzen 2 Stück unter
Telegraphenleitungen todt gefunden (H. Rolle). — Ferner bei
Schandau an der Elbe beobachtet (G. Schwenke). — Bei Zittau
und Wurzen, am letzteren Orte eine Schaar von etwa 150 Stück
(E. Kielwagen). — Bei Werbelin, in der Gegend von Leipzig,
:20 Stück (M. Richter).
Am 4. Mai bei @rossenhain ein Stück unter Telegraphenleitung
todt gefunden (R. Keysselitz).
Am 7. Mai eine Schaar von 25 bis 30 Stück in Leisnitz b.
Leipzig (Spiller).
Sachsen (Prov.).
Am 22. April wurde ein Stück in der Öberförsterei Osche
b. Laskowitz, Merseburg, erlegt, woselbst eine Schaar von 30 bis
40 Stück auf den Feldern umherschwärmten. Das erlegte Stück
hatte den Kropf mit Samenkörnern von Plantago lanceolata, Klee
und einer kleinen Wicke gefüllt. Die stärksten Eier am Eierstock
‚zeigten 3 mm Durchmesser (Altum).
Am 27. April in Gr. Salze b. Magdeburg eine Schaar von 80
bis 100 Stück beobachtet.
Am 28. April wurde in Zohenleipisch b. Halle ein Stück
gefangen, welches sich an Telegraphenleitungen verletzt hatte
(K. Gieseler).
Am 29. April bei Derendburg, Magdeburg, ein Paar, und in der
Nähe von Sitröbuk eine Schaar von 30 bis 40 Stück beobachtet
(E. Sprögel). — Ein Stück wurde in der Försterei Königsthal
.b. Nordhausen, Erfurt, erlegt (Altum).
Am 30=April bei Genthin ein Exemplar angetroffen, welches
durch einen Raubvogel geschlagen war (Frey). — In Nockwitz b.
Glesien, Rgb. Merseburg, 11 Stück beobachtet (Fleischer). —
Auf Dom. Gottesgnaden b. Kalbe a. d. Saale, Rgb. Magdeburg,
zogen 25 Stück Vormittags 8 Uhr in zwei Meter Höhe von SO.
nach NW. (H. Schlege)).
| Am 1. Mai zog eine Schaar von 50 Stück Vormittags 11’),
Uhr in der Höhe von 15 Metern über Kriegsdorf b. Merseburg,
22 Dr. A. Reichenow:
um 1'/, Uhr Mittags eine andere von etwa 30 Stück in ca. 10
Meter Höhe von Ost nach West (L. Otto). — In Wulferstädt,
Kr. Oschersleben, wurde eine Schaar von 50 Stück. beobachtet
(G. Klingemann).
Am 2. Mai wurde bei Gröders, Rgb. Magdeburg, ı eine Schaar
von 30 Stück gesehen (G. Bein).
3. Mai: In Queisau b. Hohenmölsen, Kr. Weissenfels, eine
Schaar von 50 bis 60 Stück (Krahl)).
4. Mai: In Neuwegersleben, Kr. Oschersleben, eine grosse Schal
von 200 bis 250 Stück; ein Volk von 25 Stück mehrfach beob-
achtet (6. Klingemann).
5. Mai: In Eüsdorf, Kr. Oschersleben , zwei Völker von 20
und 39 Stück (A. Bothe).
Am 7. Mai erlegte Herr Gutsbesitzer Schmidt auf Kirchheim
b. Erfurt ein Paar, welches er der Kgl. zoologischen Sammlung
in Berlin als eek überwies. |
Am 8. Mai wurden bei Aderstedt, Oschersleben, zwei Exem-
plare angetroffen (Kreue)). 1
9. Mai: In Böddensell b. Flechtingen, Kr. Gardelegen, wurden
2 Stück geschossen (Wieneke). 1
Am 11. Mai wurden bei Oberwünsch, Kr. Querfurt, 2 Flüge °
von 4 und 20 Stück, in südwestlicher Richtung ziehend, beobachtet
(H. Schimpf).
Am 14. Mai zogen über @erterode, Kr. Erfurt, Morgens 8
Uhr 2 Flüge von 25 und 30 Stück in nördlicher und in westlicher
Richtung (A. Wisotzky).
Am 15. Mai wurde in Schmalzfeld b. Wernigerode eine Schaar
von etwa 60 Stück beobachtet, zeitweise in kleinere Völker ge-
trennt (Müller). a
Mitte Mai traf bei Aschersleben, Rgb. Magdeburg, ein Volk '
von 14 Stück ein, welche bis Mitte Juni auf 8 zusammenschmolzen.
Auch in der Gegend von Ermsleben, Rgb. Merseburg, wurden
Steppenhühner beobachtet und mehrere geschossen (Dr. Gründler). °
17. Mai bei Deerdheim b. Wasserleben, Kr. Halberstadt, ein °
Volk von 20 bis 25 Stück (H. Bekurs). |
21. Mai in Hordorf b. Oschersleben ein Volk von 12 Stück
(Kreue]).
Am 22. Mai 9 Stück in Heinrichsberg b. Wolmirstedt a
achtet (Freytag).
Syrrhaptes: paradoxus in Deutschland 1888, 23
Mitteldeutsche Herzog- und Fürstenthümer.
Am 27. April zog in Grimme b. Nedlitz, Anhalt, eine Schaar
von 25 Stück Morgens 9 Uhr in der Richtung nach WNW.
Am 28. April in Poris b. Ronneburg, Sachsen-Altenburg, ein
Volk von 25 Stück beobachtet (F. Vogel).
Am 30. April eine Schaar von 25 bis 30 Stück bei Gotha
(S. Kühl). Beobachter schreibt: „Am 30. April Vormittags be-
merkte ich auf einem Spaziergange zwischen Gotha und dem in
westlicher Richtung davon belegenen Dorfe Triegleben einen Flug
dicht am Boden dahinstreichender Vögel, welche ich zuerst für
Goldregenpfeifer hielt. Als ich denselben aber, um mich zu ver-
gewissern, in der Richtung folgte, wo ich sie hatte einfallen sehen,
entdeckte ich bald, dass es die mir von früher schon bekannnten
Steppenhühner waren. Ich habe sie mehrmals aufgejagt und wieder
verfolgt, es waren 25 bis 30 Stück; sie strichen nie weit (3—400
Schritt) und duckten sich immer auf frisch gepflügten Feldern oder
Brachäckern nieder, die mit Wintersaat bestandenen Flächen
schienen sie zu meiden. Es gelang mir freilich nicht, bis auf
Schussnähe heran zu kommen; doch hatte ich ein Perspectiv bei
mir und habe die Thiere sitzend und laufend auf's Deutlichste
gesehen und erkannt. Ich bin ein alter Jäger und passionirter
Ornithologe, eine Täuschung ist völlig ausgeschlossen. Am folgenden
Tage bin ich wieder in die Feldmark gegangen; doch waren die
Vögel nicht mehr vorhanden, und konnte ich nur nach Aussage
mehrerer im Felde beschäftigter Bauern und Arbeiter feststellen,
dass die auffallenden Vögel auch von ihnen bemerkt worden und
nach ihrer Aussage sich 3 bis 4 Tage in der Gegend aufgehalten
hätten.“
1. Mai bei Udestedt, S.-Weimar, eine Schaar von 70 bis 80
Stück, später einzelne Paare beobachtet (Berger). — In Beyer-
naumburg b. Sangerhausen eine Schaar von 60, später eine solche
von 14, welche nach dem 8. Mai sämmtlich verschwanden (Weber).
Am 3. Mai wurden 5 Stück in Rosefeld, Anhalt, gesehen
-(Köppe).
Am 4. Mai zog bei Grimme b. Nedlitz, Anhalt, Abends 6!/,
Uhr eine Schaar von 19 Stück in WNW.-Richtung. — In Ehren-
berg b. Altenburg wurde ein Paar beobachtet (R. Pezold). — In
Friedrichswerth am Leichberge b. Gotha ein Volk bemerkt, und in
\
24 Dr. A. Reichenow:
Krossen b. Jena (R. Keil). — Bei Zesse in Braunschweig 25 Stück
beobachtet (C. Füst).
Am 5. Mai in Grossheirath, S.-Coburg-Gotha, eine Schaar
von 30 (C. Schubert),
7. Mai in Neundorf b. Weida, S.-Weimar, gesehen (G.
Tellgmann). — In Dom. Sehereberg, Schwarzb.-Sondershausen,
ein Stück unter Telegraphenleitung todt gefunden (H. Gremsi).
Am 10. Mai in Zangenholzhausen b. Varenholz 10 Stück be-
obachtet (Wagener). |
13. Mai in Grub b. Coburg ein Volk von 12 bis 15 Stück
(P. Hampe). |
Am 14. Mai eine Schaar von 20 Stück bei Bernburg (Creydt).
Am 22. Mai in Wangenheim b. Gotha 18 Stück gesehen
(A. Hirschfeld).
Hessen-Nassau.
Aus Mönchhof b. Abterode, Kr. Eschwege (Rgb. Cassel) schreibt '
S. Hekmann: „Am 28. April berichtete mir mein Verwalter,
Herr Steblein, dass er soeben, Vormittags 10 Uhr, einen grossen '
Schwarm wilder Tauben (40 bis 50 Stück) in meiner Flur, auf '
einem Roggenstück sich äsend, gesehen; dieselben hätten ihn
sammt Hund bis auf 10 Schritt ruhig herankommen lassen; seien
gelb von Farbe, mit schwarzen Punkten übersäet und hätten kurze,
behaarte, verkrüppelte Füsse; nach Art der Hühner pickten sie |
die Blätter des Roggens ab. Kurz darauf habe sie sein Hund |
verscheucht und seien sie dann langsam, aber mit grossem Ge-
räusch, aufgestrichen, eigenthümliche Laute von sich gebend. —
Ich bezweifelte gleich, dass dies Tauben sein sollten, und veran- |
lasste den Verwalter, vorkommenden Falls ein Exemplar zu schiessen.
Selbigen Tages jagte sein Hund auf einem Weizenstück noch ni
Paar auf, von dem Herr Steblein das Glück hatte das zweite Stück,
wahrscheinlich das Huhn, zu schiessen, welches ich einem Kundigen
zum Ausstopfen übergab. Ich erkannte dasselbe als zum Flug-
hühnergeschlecht, Rauchfüssler, gehörig, war aber im Zweifel, ob
ich es für das kleinere Sandhuhn (/terocles Lichtensteinü) oder für |
das eigentliche Steppenhuhn (Syrrhaptes paradoxus) ansprechen |
sollte; doch kann hierüber nun kein Zweifel mehr sein!
Mehrere Tage hielten sich die Fremdlinge hier im Felde auf
(nieht im Walde) und zogen am 30. April, Vorm. gegen 8 Uhr, in
|
|
|
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 25
‚westlicher Richtung ab. Ihren Flug konnte man schon weit her
vernehmen; sie strichen in einer Höhe von ca. 120 Fuss in Halb-
mondform, mit weit vorgestrecktem Kopf und vielem Ge-
schrei über mich hinweg. — Ein prächtiger Anblick! Die Ent-
fernung von einem Ende des Halbkreises bis zum andern mochte
ca. 100 Fuss betragen.
Am 9. Mai hörte Herr Verwalter Steblein zwei Steppenhühner
in meinem Raps locken und am 11. Mai sah er wieder 2 Ketten
‚zwischen 5 und 6 Uhr Abends von westlicher nach östlicher Richtung
(vielleicht die früheren zurück kommend) über das Feld streichen.
Das erste Volk konnte aus 20 Stück bestehen und kam in mehr
nördlicher Richtung, das zweite '/, Stunde später, in mehr östlicher
Richtung. Von der Zeit an haben wir sie nicht wieder gesehen.
Doch hört man fast täglich schwache Locktöne in der Nähe des
Rapsstückes, und glaube ich annehmen zu können, dass wenigstens
ein Paar darin brütet. Eine genaue Untersuchung wage ich nicht
anzustellen, um die seltenen Gäste nicht zu stören.“
Am 12. Mai wurde bei Zomdurg v. d. Höhe Abends zwischen
5 und 6 Uhr eine Schaar von 40 Stück beobachtet (W. Steffen).
Mitte Mai wurden wiederholt kleinere Völker bei Marburg
gesehen (C. Hildebrant). — In Steinbach b. Giessen 5 Stück
beobachtet (Gerhard).
Am 17. Mai in Grossenwieden b. hess. Oldendorf in d. Prov.
Hessen beobachtet (W. Siegmann).
Am 19. Mai wurde in Ofsten b. Worms ein flügellahmes
Steppenhuhn gefangen (T. Deisz).
Am 20. Mai in Kirchhain, Oberhessen, eine Schaar von 38
Stück (E. Hansült). — In Insberg b. Cassel eine Schaar von 50
Stück (H. Merten).
Westfalen.
Am 13. Mai wurde in Oalendurg b. Warburg, Rgb. Minden,
“ein Volk von 9 Stück beobachtet (W. Mehrmann).
Mitte Mai zog eine Schaar von 30 bis 40 Stück über Salz-
‚kotten b. Minden von S. nach N. (E. Rüscher), — In Greven,
Münsterland, Volk von 15 bis 20 Stück bemerkt (F. Becken).
Am 18. Mai in Beckum b. Münster ein Volk von 20 Stück.
Ende Mai in Senden b, Münster ein Volk von etwa 20 Stück
26 Dr. A. Reichenow:
beobachtet (Dereken). — In Ochtrup, Kr. Münster, ebenfalls (v.
Schütz).
Rheinprovinz.
Am 8. Mai flog in Merheim b. Kalk, Rgb. Cöln, eine Schaar
von 40 Stück in westlicher Richtung (Rolshoven). — In Sieg-
burg b. Cöln ein Volk von 12 Stück (Kiel).
Am 9. Mai bei Haus Freiheit, Dorf Inger, Kr. Siegburg, ein
Volk von 12 Stück, aus welchem eins geschossen wurde (v.
Francken).
Am 12. Mai zog bei Wesel ein Flug von Ost nach West
(Diek).
Am 16. Mai wurde b. Rodenkirchen b. Cöln ein Stück erlegt
(J. Jansen).
Am 19. Mai verunglückte in Ofsten b. Worms ein Steppen-
huhn durch Anfliegen gegen Telegraphendrähte (T. Deisz). |
22. Mai: In Wiebelsheim b. Oberwesel 18 bis 20 beobachtet
(Gloger).
24. Mai: Bei Dreiborn i. d. Eifel, Rgb. Aachen, 20 bis 25 Stück.
Am 29. Mai 13 Stück bei Wesel gesehen (v. Schimmelmann).
Ende Mai wurde bei Emmerich, Regb. Düsseldorf, ein Stück
gefangen (Weseler Zeitung).
Baiern.
Aus Regnitzlosau b. Rehau in Oberfranken schreibt Herr J.
Deeg: „Am 15. April beobachtete ich an der böhmischen Regnitz |
eine Schaar Steppenhühner, ungefähr 30 bis 40 Stück. Ich hielt
dieselben Anfangs für Rebhühner; doch fiel mir gleich die plumpe
Gestalt auf und näher kommend erkannte ich die asiatischen '
Gäste. Die Thiere waren nicht besonders scheu und liessen sich '
in nächster Nähe beobachten. Auch in Selb, drei Stunden von
bier, an der böhmischen Grenze, wurden, wie das dortige Tageblatt
berichtet, am 4. April Steppenhühner in gleicher Anzahl wie hier
gesehen. Seitdem sind die Vögel aber wieder verschwunden“
In Hüll, unweit Bayreuth, wurden im April von dem Jagd-
pächter J. Heckl 10 Steppenhühner bemerkt (Forstm. Frese).
Am 1. Mai zog bei Rindlhütte b. Spiegelau ein Volk von |
25 bis 30 Stück Nachmittags 3 Uhr von S8.W. nach N.O. (A.
Haslbeck).
Syrrhaptes: paradoxus in Deutschland 1888. 27
Am 2. Mai wurde in der Gegend von Zberberg, Oberbaiern,
eine Schaar von 50 gesehen (Härning). — In Pressath, Oberpfalz,
20 Stück bemerkt (J. Weig]).
Am 3. Mai in Stadtlauringen, Unterfranken, 20 Stück beobachtet
(E. Hofmann).
Am 5. Mai wurde in Mering b. Augsburg ein Steppenhuhn
geschossen (v. Boutteville). — Auch in Altötting, Oberbaiern,
bemerkt (J. Lutzenberger).
Aus Wunsiedel, Oberfranken, schreibt Herr Dr. Tuppatz am
11. Mai: „Gerade vor 3 Wochen und ein zweites Mal am 5. Mai
wurde ein Schwarm von etwa 40 Steppenhühnern in der nächsten
Nähe von Wunsiedel, beide Male von Kleefeldern aufstehend, ge-
‚sehen. Die Vögel würden für Rebhühner gehalten worden sein,
wenn es nicht aufgefallen wäre, dass sie gleichzeitig aufflogen
und sich, etwas höher als die Rebhühner streichend, gemeinschaft-
‚lich auf einem etwa 600 Schritte entfernten Kleefelde niederliessen.
während die Rebhühner bereits seit 2 Monaten gepaart und in
dieser Jahreszeit nie als geschlossenes Volk anzutreffen sind. Auch
fiel die lichtere, gelbe Färbung auf.
Wunsiedel liegt auf Hügelland der östlichen Ausläufer des
Fichtelgebirgs (50° 3‘ nördlicher Breite, 29° 40‘ östlicher Länge),
während das Fichtelgebirge selbst sich in Hufeisenform herumzieht,
Den Weg hierher können die Steppenhühner nur von den böh-
mischen oder sächsischen Ebenen aus (von Ost oder Nord) genommen
haben. Dass die fremden Gäste die Höhenzüge des dichtbewaldeten
Fichtelgebirges überschreiten, ist kaum anzunehmen.“
Mitte Mai bei Schmalnau im Rhöngebirge, Unterfranken, ein
grosser Zug (E. Ullrich). — In Schmölz b. Kronach ein Volk
von 20 Stück gesehen (C. Th. Raps).
Am 18. Mai bei Augsburg 40 Stück (Kemptner Ztg.).
22. Mai in Unteralteriheim, Bz. Würzburg, eine grosse Schaar
von 80 bis 100 Exemplaren beobachtet (M. Schnepper).
Am 23, Mai zog über Seybothenreuth b. Bayreuth, Oberfranken,
eine Schaar von 40 bis 45 Stück Nachmittags 4 Uhr in nordöst-
licher Richtung (J. G. Herzog).
Elsass-Lothringen.
Am 4. Mai wurde bei Logelheim b. Neu-Breisach ein Volk
von 16 Stück beobachtet (K. Friz).
28 Dr. A. Reiehenow:
Am 9. Mai bei Weissenburg ein Volk von 25 bis 30 Stück (v.
Schimmelmann).
Es mögen noch einige Nachrichten angeschlossen werden,
welche dem Verfasser aus dem Auslande zugingen, da sie zum
Theil auch das Bild des Zuges des Steppenhuhnes in Deutschland
vervollständigen.
In Süd-Russland wurde in Kosalzkö b. Spola, Kr. Swenipo-
rodka, Gouv. Kiew ein Steppenhuhn am 22. April erlegt. Am
6. Juni wurde abermals ein Paar im flügellahmen Zustande am
Waldrande unweit einer Telegraphenleitung gefunden (Ober-
förster Sander). |
In Livland wurde bei Schloss Luhde unweit Walk am 18. Mai.
ein Steppenhuhn auf einem Roggenfelde geschossen, am 30. Mai
ein anderes gesehen (C. Nurmiek). .
In Bessarabien wurde der Durchzug in ostwestlicher Rich-
tung Anfang April beobachtet, besonders im nördlichen Theile,
zwischen Nuworeletz und Chotin (E. Lohmeyer und R. Taltin).
In Rumänien wurde auf der Mogura an der Bukowinaer \
Grenze um Mitte Mai ein Steppenhuhn geschossen (C. A. Eberle).
In Siebenbürgen wurde bei Hermannstadt am 21. April ein
Steppenhuhn erlegt. In Grossau bei Hermannstadt verunglückte |
ein Stück durch Anfliegen gegen Telegraphendrähte. Bei Stolzen- '
burg wurde gleichzeitig ein Stück geschossen. Ende April bei
Alvinz beobachtet und am 1. Mai 7 Stück bei Hermannstadt be-
merkt (A. Berger). |
In Krain wurde um Mitte April bei Mirnagee, . Rudolfs- |
werth, ein Steppenhuhn gefangen. Dasselbe befindet sich jetzt aus- |
gestopft im Gymnasial-Museum in Rudolfswerth (L. Stergert),
In Ober-Oesterreich traf bei Friedburg ob d. Enns, Bez. Mattig- |
hofen, ein Volk von 30 Stück ein und verweilte daselbst drei Tage
(J. Erblehner). |
In Nieder-Oesterreich am 5. Mai bei Enzersdorf beobachtet |
(N. Wien. Tageblatt). |
In Böhmen wurde am 30. April bei Cernowitz ein Steppen-
huhn geschossen (Max Schütz). |
In Dänemark trafen die Steppenhühner Anfang Mai ein. In
ganz Jütland, auf Seeland und Bornholm wurden Völker be-
obachtet. |
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888, 29
In Schweden wurde in Schonen und Westgothland am 11. Mai
das Auftreten bemerkt.
Auf Helgoland erlegte Herr P. C. Reimers am 14. Juni ein
Paar, welches er dem Kgl. Museum für Naturkunde in Berlin als
Geschenk überwies.
Aus England kam am 17. Mai die Nachricht, dass am Pent-
land Skerries’ Lighthouse 4 Exemplare durch Anfliegen gegen
die Scheiben des Leuchtthurms verunglückten (J. Gilmour). Am
29. Mai wurden Steppenhühner bei Nottingham beobachtet (F. O.
Morris), am 30. Mai auf den Orkney-Inseln (L. Dunbar).
Aus den vorstehenden Notizen gelangem wir zu folgenden
Ergebnissen:
Mit Ausnahme von Württemberg und Baden, aus welchen
Ländern (wohl zufällig) keine Nachrichten eingegangen sind,
‚wurde das Auftreten der Steppenhühner aus allen Theilen Deutsch-
lands gemeldet.
Die wandernden Schaaren der Steppenhühner haben westliche
Zugrichtung gehabt. Durch die osteuropäischen und östlichen
deutschen Gebirge ist diese Richtung etwas nach Norden abge-
lenkt worden, so dass die Hauptmassen nördlich der Karpathen und
Sudeten über die Norddeutsche Tiefebene sich ausbreiteten, daher
Süddeutschland und auch die gebirgigen Theile Westdeutschlands
(Rheinprovinz) verhältnissmässig nur schwach von der Ein-
wanderung betroffen wurden. Einzelne Schaaren sind allerdings
durch die südlichen Ausläufer der Sudeten nach Böhmen und durch
die Pässe im Norden und Süden des Böhmer Waldes nach Baiern
gelangt (vergl. S. 26 u. 27).
Vorläufer scheinen bereits im Februar und März des Jahres
in Deutschland angekommen zu sein (vergl. S. 9). Nach Angabe
des Herrn Clericus (Leppin) (vergl. S. 10) haben schon im August
vergangenen Jahres Steppenhühner sich gezeigt. Die ersten Massen
trafen jedoch erst Mitte April an der Ostgrenze Deutschlands ein.
Es müssen ungeheuere Mengen gewesen sein, welche zum Theil
die östlichen Provinzen ohne Aufenthalt durchflogen, denn das Er-
scheinen am 15. (bezw. Mitte April) wurde gleichzeitig gemeldet
aus Ostpreussen, Westpreussen, Posen, Pommern, Mecklenburg,
Schleswig-Holstein‘, Hannover, Oldenburg, Königr. Sachsen und
Baiern (an der böhmischen Grenze). Wenn man nicht zu berück-
30 Dr. A. Reichenow:
sichtigen hätte, dass die vorliegenden Notizen trotz ihrer Anzahl
immerhin lückenhaft sind, so würde man aus dem Umstande, dass
gleichzeitig in den nördlichen Theilen Deutschlands und in den
südlicheren, Sachsen und Baiern, der Zug um Mitte April be-
obachtet wurde, während aus Schlesien*) und der Mark um diese:
Zeit das Erscheinen nicht gemeldet ist, den Schluss ziehen können,
dass zwei gesonderte Schaaren um Mitte April den Einzug in
unsere Gauen hielten, die eine grössere von Polen aus durch Preussen
und Posen über Pommern und Mecklenburg nach Schleswig-Holstein,
Hannover und Oldenburg, die andere kleinere von Böhmen aus
nach Sachsen und-Baiern. _Es ist dies, wie bemerkt, eine sehr
schwach begründete Annahme; jedoch bildet diese Combination
vielleicht anderen Bearbeitern unseres Themas Anregung zur Er-
gänzung von Lücken in dem vorliegenden Material und findet in
diesem Zwecke ihre Rechtfertigung. Beachtenswerth ist jedenfalls,
dass bei den Nachrichten aus sämmtlichen Gebieten, mit Aus-
nahme der westlichsten sowie Schlesien und Brandenburg, welche
nur spätere Daten liefern, zwischen der ersten Meldung von Mitte '
April und der darauf folgenden eine Zwischenzeit von 5 und mehr
Tagen liegt, während die weiteren Beobachtungsnotizen sich dann
unmittelbar und zahlreich anreihen. So wurde gemeldet:
Aus Ostpreussen das erste Auftreten am 15. April, die fol-
genden am 20., 22., 24 u. s. f. |
Aus TEE IEN erstes am 15. April, folgende 21., 22., 25. u. S. n |
Aus Posen erstes Mitte April, folgende 26., 27. u. =. £.
Aus Pommern erstes Mitte April, tölzemiB 24, 2 WB
Aus Mecklenburg erstes 18. April, folgendes 26. April.
Aus Schleswig-Holstein erstes 17. April, folgende 30. April,
1. Mai.
Aus Hannover erstes Mitte April, folgende 25,. 28. u. = £.
Aus Oldenburg erstes Mitte April, folgendes 6. Mai.
Aus Kgr. Sachsen erstes Mitte April, folgendes 27. April.
Aus Schlesien lauten die Meldungen dagegen 23., 25., 26.
Apr,
Aus Brandenburg 24., 25., 26. u. 8. f.
Aus diesen Angaben kann geschlossen werden, dass auf die
erste Einwanderung um Mitte April etwa fünf Tage später eine
zweite noch umfangreichere folgte, welche nunmehr auch über
*) Die vereinzelte Meldung aus Schlesien vom 8. April dürfte Vorläufer
betreffen.
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 31
Schlesien und die Mark sich erstreckte. Zweifellos geht aus
den vorliegenden Berichten hervor, dass nach dem 20. April ein
Weiterschieben der einzelnen Völker, welche an geeigneten Oertlich-
keiten Aufenthalt genommen hatten, nach Westen stattfand, indem
die früheren durch von Osten nachrückende Schaaren verdrängt
wurden. Nach dieser Zeit sind denn auch die westlichen Theile
Deutschlands aufgesucht worden, welche von den ersten Zügen
nicht berührt waren, wo die Vögel erst Ende April oder Anfang
Mai eintrafen.
Zur Beurtheilung der Menge der eingewanderten Vögel liefern
die vorliegenden Angaben trotz der Unsicherheit einer derartigen
Schätzung immerhin einige Anhaltspunkte. Rechnet man die
Individuen zusammen, welche von den einzelnen Beobachtern dem
Verfasser gemeldet worden sind, wobei unberücksichtigt bleibt,
dass in manchen Fällen wohl dieselben Schaaren beim Passiren
verschiedener Ortschaften mehrmals bemerkt und gemeldet wurden,
so ergiebt dies eine Zahl von etwa 10,000 Stück. Nun ist zweifel-
los nur über einen Bruchtheil der beobachteten Schaaren dem Ver-
fasser Nachricht zugegangen, ferner nur ein Bruchtheil der Ein-
wanderer überhaupt beobachtet worden. Die vorgenannte Zahl
wird also dureh mehrfache Multiplication zu vervielfältigen sein,
und man dürfte nicht fehlgreifen, wenn man die Anzahl der Ein-
wanderer auf Hunderttausende schätzt.
In den meisten Fällen zogen die Vögel in kleineren Völkern
von 20 bis 40 Stück; doch wurden auch Gesellschaften von 80
und 100 und sogar grosse Schaaren von 300 bis 400 Stück be-
obachtet.
In der Regel zogen die Wanderer in geringer Höhe über dem
Boden, 5 bis 10 Meter hoch, daher das so ungemein häufige An-
fliegen gegen Telegraphenleitungen. Nur in selteneren Fällen
wurde die Zughöhe bedeutender, auf etwa 30 bis 40 Meter ge-
schätzt.
Neu dürfte die Beobachtung sein, dass die ziehenden Steppen-
hühner eine bestimmte Flugordnung annehmen, und zwar ein
ausgefülltes Dreieck mit nach vorn gerichteter Spitze bilden.
In der Auflösung begriffen, erschien die Figur in die Breite aus-
einander gezogen, als Halbmond oder als mehrere hintereinander
befindliche Bogenlinien (vergl. 8. 7, 13 und 25). Das Flugbild des
einzelnen. Individuums wurde fast allgemein mit demjenigen der
Goldregenpfeifer verglichen, und vielfach sind die Steppenhühner
32 Dr. A. Reichenow:
anfänglich von den Beobachtern mit letzterer Art verwechselt
worden. Das fliegende Steppenhuhn scheint in der Regel den
Kopf dicht an die Schultern zu ziehen; doch schreibt Herr
Hekmann ausdrücklich, dass er die Vögel mit weit ausge-
strecktem Kopfe fliegen sah. Es wäre sehr erwünscht, dass
die Beobachter über diesen Punkt ihre Erfahrungen Öffentlich aus-
tauschten. |
Im Magen der verunglückten oder erlegten Individuen fand
sich Gerste, Hafer, Weizen, Roggen, Buchweizen, Grassamen und
besonders Kleesamen, welchen letzteren die Steppenhühner zu be-
vorzugen schienen. Das mehrfach festgestellte Gewicht des Steppen-
huhns beträgt etwa ein halbes Kilo.
Obwohl nun, wie bereits oben anerkennend erwähnt, den
Einwanderern fast allerorts eine gastliche Aufnahme bereitet wurde,
so hat sich doch die Hoffnung, die Steppenhühner an geeigneten
Oertlichkeiten zur Brut schreiten zu sehen oder gar dauernd
heimisch machen zu können, nicht erfüllt. Dem Verfasser ist
kein einziger verbürgter Fall des Brütens oder überhaupt des Ver-
suchs dazu bekannt geworden. Die in der Tagespresse mehrfach
aufgetauchten derartigen Nachrichten waren sämmtlich auf Ver-
wechselung mit dem Rephuhn oder noch häufiger mit dem Wachtel-
könig (Crex pratensis) zurückzuführen. Viele Zuschriften erwähnen
dagegen, dass die Steppenhühner auch aus Gelände, welches an- |
scheinend ihren Lebensgewohnheiten durchaus entsprach, ohne
ersichtliche Ursache bald wieder verschwanden. Dass sich die
interessanten Gäste noch im Herbst in Deutschland auflielten '
und auch während des Schreibens dieser Zeilen (im October),
wenn auch an Zahl bedeutend verringert, bei uns weilen, steht |
fest. Vielfach wurden bei der Hühnerjagd im August und September |
geschlossene Völker angetroffen und bei dieser Gelegenheit auch
zahlreiche Individuen erlegt. Verfasser hatte selbst Gelegenheit,
eine grössere Anzahl erlegier Steppenhühner zu untersuchen, aber
alle waren alte Vögel in abgeflogenem Gefieder.
Ein Verbleiben der Einwanderer in Deutschland erscheint
somit aussichtslos.
Die Ursache der Massenwanderung der Steppenhühner nach
Westen ist vielfach erörtert worden. Bisher konnte diese Frage |
aber nur vermuthungsweise behandelt werden, indem der Grund |
bald in späten Nachwintern, bald in Nahrungsmangel oder in
Uebervölkerung der Brutreviere gesucht wurde. Auch dem Ver-
Syrrhaptes paradoxus in Deutschland 1888. 33
fasser ist es nicht gelungen, thatsächliche Beweise für die eine
oder andere Annahme zu erhalten. Der Umstand, dass die Fremd-
linge bereits im Vorjahre in Deutschland sich gezeigt, möchte ganz
besonders die Annahme einer Uebervölkerung der Wohngebiete
als die wahrscheinlichste Ursache rechtfertigen. Hoffentlich werden
wir die Erklärung der interessanten Wandererscheinung seitens
unserer russischen Collegen zu erwarten haben.
Sogleich bei Empfang der ersten Nachrichten drängte sich
dem Verfasser die Frage auf, welcher Art die eingewanderten
Steppenhühner angehören möchten, ob $. paradoxus Pall. oder
S. tibetanus Gould. Die erhaltenen Individuen wurden daraufhin
genau untersucht: alle gehörten S. paradoxus Pall. an.
Die Güte des Wildprets der Steppenhühner wird sehr ver-
schieden beurtheilt. Ueber den Geschmack lässt sich bekanntlich
nicht streiten; immerhin dürfte ein Austausch der Ansichten auch
über diesen Punkt von Interesse sein, und so möge zum Schluss
die Bemerkung gestattet werden, dass Verfasser das Fleisch sehr
zart und schmackhaft gefunden hat, jedoch demjenigen des Reb-
huhns an Güte nicht gleich achten kann.
Nachtrag: Während des Druckes vorstehenden Artikels
theilte Herr Rohweder in Zusum dem Verfasser freundlichst
mit, dass zwei Fälle des Brütens der Steppenhühner in Schleswig-
Holstein sicher festgestellt seien: „Im Mai wurde ein Nest mit
drei Eiern auf Föhr gefunden und am 5. Juni ein solches im
Wiülhelminenkrog bei Tating, Kr. Eiderstedt.
Berlin, am 1. November 1888.
Zur Frage: Brütet der Kukuk?
Von
Ad. Walter.
„Die Botschaft hör?’ ich wohl,
allein mir feblt der Glaube.“
Im Juni d. J. überraschte die „Gartenlaube“ ihre Leser mit
einem Artikel, überschrieben: Der Kukuk brütet.
Mir wurde von einem Bekannten der betreffende Bogen über-
reicht mit den Worten: „Eine höchst m Be Beobachtung ist ge-
macht, der Kukuk brütet.“
Cab. Journ. f. Ornith. XXX VII. Jahrg. No. 185. Januar 1889, 3
34 Ad. Walter:
Ich wies das Blatt zurück, ohne es anzusehen und nach dem
Verfasser des Artikels zu fragen und erklärte dem Herrn, dass
hier ein Scherz oder wenigstens eine Erfindung vorliege; der
Kukuk könne, wie allgemein bekannt, gar nicht brüten. Mit-
theilungen solcher Art, die wohl das grosse Publikum interessirten,
beim Ornithologen aber ein Lächeln hervorriefen, hätte die Garten-
laube schon öfter gebracht, ich wolle nur erinnern an die
„Wanderung kleinerer Vögel auf dem Rücken grösserer“. Wenn
ein Ornithologe eine so wichtige Beobachtung wirklich gemacht
hätte, wie das Brüten des Kukuks, so würde er nicht die ‚„Garten-
laube“, ein Unterhaltungsblatt, zur Publication, sondern eine Zeit-
schrift rein wissenschaftlichen Inhalts gewählt haben.
An diesen Artikel wurde ich erst wieder erinnert, als mir
das Juliheft des „Zoologischen Garten“ zu Händen kam, das die-
selbe Mittheilung brachte. Nun aber schenkte ich dem Artikel
die gehörige Beachtung, zumal er den bekannten Ornithologen
Ad. Müller zum Verfasser hatte; aber wenn ich schon beim Lesen
des Autornamens mich wundern musste, dass dieser Herr auch
jetzt noch der Ansicht huldigt, dass der Kukuk zuweilen brüte,
nachdem ihm von Dr. A. Brehm und Anderen nachgewiesen wurde,
dass die vor 20 Jahren von ihm veröffentlichte Beobachtung eines
Kaufmanns Kiessel, der ein Kukuksweibchen auf 2 Eiern brütend
zu sehen meinte, eine ungenaue war, und dass damals eine Ver-
wechselung des Kukuks mit der Nachtschwalbe, Caprimulgus,
stattfand, so wurde ich gerade in Staunen versetzt, als ich die
tief-ernst gehaltene und mit genauer Zeit- und Ortangabe gemachte
Beobachtung zu Ende las.
Dass ein Irrthum hier vorlag, musste ich, da gar Mancherlei
von dem, was der Herr Verfasser berichtet und worauf er baut
und sich stützt, durchaus nicht der Wirklichkeit entspricht, an-
nehmen und es konnte die Beobachtung meiner Meinung nach
also nur auf Selbsttäuschung beruhen, und wie leicht eine solche |
statthaben kann, ist bekannt.
Wenn nun der Herr Verfasser auf Seite 194 sagt, dass „dies-
mal doch wohl keine Stimme des Zweifels sich erheben wird, um |
die schnellfertige, bequeme Vermuthung auszusprechen, der ein-
heimische Kukuk sei wieder mit der Nachtschwalbe verwechselt
worden ete.‘, so will ich gern zugeben, dass hier eine Verwechselung
mit der Nachtschwalbe wohl von wenigen Vogelkundigen ver-
muthet wird, da im Laufe der Mittheilung der Kukukscharakter
Zur Frage: Brütet der Kukuk? 35
und sein Betragen genau und richtig geschildert wird, aber dennoch
glaubt von allen den Ornithologen, mit denen ich über die Beob-
achtung des Herrn A. Müller sprechen konnte, Niemand an: das
Brüten des Kukuks, und ein Jeder sieht in der Mitiheiiune eine
Selbsttäuschung des Beobachters.
Da ich mieh viel mit der Erforschung der Lebensweise des
Kukuks beschäftigt habe, so wurde ich nieht nur mündlich, sondern
auch zweimal schriftlich von bedeutenden Ornithologen aufgefor dert,
meine Ansicht über den Artikel des Herrn A. Müller in einer
wissenschaftlichen Zeitschrift auszusprechen, und dieser wieder-
holten Aufforderung folge ich jetzt, obgleich es mir nicht ange-
nehm ist, den divergirenden Ansichten dieses anerkannt tüchtigen
Ornithologen entgegentreten zu müssen.
Ich nehme an, dass dem geehrten Leser das Juliheft de
„Zoologlischen Garten“ vorliegt, oder dass ihm wenigstens der
Inhalt der „eigenen Beobachtung“ des Herrn A. Müller genau be-
kannt ist, und beschränke mich deshalb darauf, in möglichster
Kürze die Hauptsache der Begebenheit zu wiederholen.
Das Nest, 3 Eier von verschiedener Grösse, Farbe und Form
enthaltend, wurde am 16. Mai d. J. von dem Herrn Oberförster
A. Müller in seinem Dienstbezirk Hohenschied in einer flachen
Bodenmulde, die zwischen Gras und Ginstergestrüpp ringsum in
einem Abstand von 30—35 Centimetern frei war, gefunden, nach-
dem nahe dieser Stelle ein bräunlich gefärbtes Kukuksweibchen
aufgestanden war. Als Herr M. sich schnell zurückgezogen hatte,
erschien es nach wenigen Minuten wieder und liess sich nicht
weit vom Nistplatz nieder. Nach dreiviertelstüändigem Warten
wurde der Vogel, von dem Herr M. annahm, dass er sein Ei den
drei vorhandenen Eiern hatte hinzufügen wollen, wieder in der
Nähe des Nestes getroffen, und nun erst erkannte Herr M. die 3
sehr verschiedenen Eier als Eier des Kukuks, von sehr zartem
Korn und dünner Schale. (Ich erlaube mir hier zu bemerken, dass
bei einem vollen Kukuksei Niemand die dünne Schale erkennen
kann, um so weniger, als Kukukseier überhaupt keine dünne
Schale haben, wenn auch Brehm und Andere dies behaupten. Wir.)
Nach dieser Untersuchung entfernte sich Herr M. schnell und
"beobachtete aus einem Hinterhalt, dass der Kukuk nach 6 Minuten
wieder zum Nest flog und auf demselben während der ganzen
Beobachtungszeit, die über 1'/, Stunde währte, unbeweglich auf
den Eiern sitzen blieb. | Re
gr
36 Ad. Walter:
Am 25. Mai fand sich nach dem Abfliegen des Kukuks vom
Nest ein junger, etwa 6 Tage alter Kukuk im Nest vor, etwas
abseits davon die beiden Kukukseier, ein röthlich braunes und
ein sehr kleines, die das Kukuksweibchen bei Seite geschoben hatte.
Nachdem Herr M. wiederholt beobachtet hatte, wie das
Kukuksweibchen sein Junges mit grünen Räupehen in kurzen
Zwischenräumen — in 10 Minuten 3mal — ätzte, fand er am
10. Juni den jungen Kukuk ausgeflogen, jedoch noch in der Nähe
des Nestes, wo er von der Mutter gefüttert wurde.
Dies ist in Kürze der Hergang der „eigenen Beobachtung“ des
Herrn M.
Bevor ich nun zu einer weiteren Besprechung des Vorgangs
eingehe, muss ich meine Verwunderung darüber aussprechen, dass
Herr M. so vieles, was näheren Aufschluss hätte geben und seiner
Beobachtung viel mehr Wahrscheinlichkeit hätte verleihen können,
ausser acht gelassen hat. Als erstes auffallendes Beispiel führe
ich an: das Nichtaufbewahren der unausgebrüteten Eier und Ei-
schalen. Mit grösster Bestimmtheit hätten mehrere unserer Orni-
thologen — ich nenne nur Dr. Baldamus, Dr. Kutter und Herrn
W. v. Nathusius — aus der Untersuchung der Eischalen ersehen
können, ob die bei Seite geschobenen Eier Kukukseier waren oder
nicht. Bei einer so wichtigen Begebenheit wirft überhaupt kein
Forscher die Eifragmente fort, und auch in meiner Sammlung be-
wahre ich solche sorgfältig auf und habe z. B., um den Beweis
zu führen, dass der Kukuk stets gleiche Eier legt, ein solches
Fragment in meiner Sammlung liegen. Auch werden stets
Fragmente von Kukukseiern zur Untersuchung der Schalen begehrt. '
Zur Besprechung übergehend, muss ich im Voraus erklären:
Herr M. setzt sich mehrmals in Widerspruch mit der Wirklichkeit
und stützt sich auf Voraussetzungen, die gar nicht zutreffen. So
lässt er sein Kukuksweibchen 3 Eier von ganz verschiedener Farbe
und Grösse legen und bebrüten, und behauptet, ein und dasselbe
Kukuksweibchen könne Eier von ganz verschiedener Farbe, Grösse '
und Form legen. Das ist nicht richtig, denn immer legt ein und
dasselbe Weibchen, wie es bei den anderen Vögeln auch der Fall
ist, gleiche Eier, wie ich gründlich beweisen kann und werde.
Wenn nun jene 3 Eier wirklich Kukukseier waren — als solche °
wurden sie beim Auffinden des Brutlagers zunächst gar nicht
einmal von Herrn M. erkannt — so mussten sie von 3 ver- |
Zur Frage: Brütet der Kukuk? 37
schiedenen Kukuksweibchen gelegt sein, was schon ganz un-
denkbar ist.
Das Kukuksweibehen brütete also nicht auf seinen eigenen
Eiern, sondern höchstens auf einem selbstgelegten Ei.
Es konnten aber meiner Meinung nach diese 3 Eier überhaupt
nicht sämmtlich Kukukseier sein — sicherlich nicht das kleine,
denn das beweist schon seine Kleinheit, seine Färbung und noch
bestimmter seine leichte Zerbrechlichkeit. Kukukseier sind nämlich
nicht zerbrechlich, sondern ungewöhnlich fest und hart.
Wer würde aber ein Ei für ein Kukuksei halten, das folgen-
dermassen vom Beobachter beschrieben wird? (Seite 195.)
„Das auffallendste, von diesen beiden Eiern wesentlich ver-
schieden, war das dritte. Es erinnerte sehr an die Eier des Buch-
finken, bot auf graugrünlichem Grunde spärliche, kleine röthliche
und grössere dunkel rothbraune Punkte, und war ungewöhnlicher-
weise gehäuft punktirt am spitzen statt am stumpfen Pole. Es
erreichte nicht einmal die Grösse der Eier der ebengenannten
Finkenart.“
Ueber die Zerbrechlichkeit des dritten kleinen Eies sagt auf
Seite 196 der Herr Beobachter: Beim Auffinden des jungen Kukuks
lagen die beiden unausgebrüteten Eier, das röthlichbraune und
das kleine Ei abseits des Brutlagers. „Das erste war eingedrückt
und erwies sich als ungezeitigt und faul, das kleine war unver-
sehrt. Ich erkannte aber beim Versuche, es auszublasen, dass es
unbefruchtet und mit nur wenig halbvertrocknetem, halbver-
dorbenem Inhalte versehen war. Unstreitig war es, wie das halb-
zerdrückte, ein während des Brütens nachgelegtes, aber noch nicht
ausgebildetes, unbefruchtet gebliebenes Ei, was sein auffallend ge-
ringer Umfang, die äusserst zerbrechliche dünne Schale,
sowie sein dürftiger Inhalt bewiesen.‘
Eine „äusserst zerbrechliche dünne Schale“ hat kein Kukuksei,
mag es klein oder gross sein; im Gegentheil, kein Ei aller uns
bekanaten Pflegeeltern des Kukuks, hat eine so harte feste Schale
wie ein Kukuksei. Wenn das kleine Ei eine so starke Färbung
hatte, wie der Herr Beobachter schreibt, so war es auch ausge-
bildet, denn die Färbung bildet den Schluss der Eibildung resp.
dessen Schale.
i Nun machten schon 1880 Herr Oberstabsarzt Dr. Kutter und
dann Herr Hauptmann Krüger-Velthusen gleichzeitig mit mir
auf die ungewöhnliche Härte und Festigkeit des Kukukeies auf-
38 B Ad. Walter:
imerksam (siehe Ornitholog. Centralblatt, Jahrgang 1880) und später
schrieb ich im 9. Jahresbericht des „Ausschusses für die Beob-
achtungsstationen der Vögel Deutschlands“ Seite 201 über das
Ergebniss der Präparation eines 1884 hier bei Cassel gefundenen
Kukukeies, bei dem schon der Schnabel des kleinen Kukuks durch
das Ei schaute. In dem durch Zufall zerstörten Neste der Hecken-
braunelle, Accentor modularis, mit 4 stark angebrüteten Eiern des
Nestvogels befand sich das Kukuksei, das schon innen vom Em-
bryo durchstochen war, so dass der Schnabel des kleinen Kukuks
als kleine Spitze zum Vorschein kam; dennoch konnte dies Ei
nach 12 Tagen von mir kunstgerecht entleert werden, ohne dass
es zersprang, und liegt dasselbe jetzt in meiner Sammlung als
Beweis für die Härte und Festigkeit eines Kukukseies. Die stark
angebrüteten Eier der Heckenbraunelle dagegen zersprangen schon
beim ersten Versuch des Ausblasens. — Nur ganz kurz, um nicht
zu lange von meiner eigentlichen Aufgabe, der Besprechung der
eigenthümlichen Beobachtung des Herrn A. Müller abzuschweifen,
will ich noch zwei Beweise der bewundernswürdigen Festigkeit
der Kukukseier geben, die gewiss interessiren werden. |
1. Herr Fischermeister Wilcke in Krügerswerder bei Wilsnack
zeigte mir und dem Herrn Lehrer Martins aus Plänitz im Juni
1885 ein gut erhaltenes Kukuksei, das er neben ganz verwitterten
Eischalen des Rohrsängers in einem Nest der Calamoherpe palustris
im Frühjahr, gleich nach dem Aufgehen des Elbeises, gefunden und |
das also den ganzen Herbst und Winter im offenen Nest gelegen
hatte. In dem Augenblicke, als er es auf den Tisch legte, zer- |
sprang das Ei mit starkem Knall.
2. In einer Höhe von eirca 14 Fuss fiel aus einem äusserlich
lädirten Nest, im Brieselang bei Spandau stehend, das ich mit '
einem langen Stabe, da mein Regenschirm nicht hinaufreichte, |
herabstossen wollte, ein schönes Kukuksei auf den mit Moos be-
deckten Erdboden und blieb unversehrt. (Siehe „Monatsschrift |
des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt“ Jahrgang |
1888, Heft 8, Seite 210.) Ich glaube hiermit die Festigkeit der '
Kukukseier zur Genüge bewiesen zu haben, aber ebenso bestimmt
kann ich nachweisen, dass ein und dasselbe Kukuksweibchen '
immer gleiche Eier legt, dass also das Kukuksnest des Herrn M.
kein ganzes Gelege eines Kukuksweibchens enthalten konnte.
Mit diesem Beweise trete ich zugleich den Gegenbeweis für
IL
Zur Frage: Brütet der Kukuk ? 39
'einen der drei von Herrn A. Müller aufgestellten Sätze, die ihm
als Beweise für seine Behauptungen dienen, an.
Herr A. Müller sagt nämlich am Schluss des von ihm mit-
getheilten Vorgangs: „Das Vorstehende beweist unwiderleglich klar
‚die Thatsache:
1. „dass der Kukuk ausnahmsweise im Stande ist, eins und
‚das andere seiner Eier — die er dann ohne Nestbereitung an
irgend einer sicheren Stelle des Bodens wahrscheinlich sämmtlich
ablegt — selbst auszubrüten und das Junge bis zum Selbstständig-
werden zu pflegen und gross zu ziehen;“
2. „dass die Eier von ein und demselben Kukuk sehr ver-
schieden gefärbt und gezeichnet sein können, mithin die von ge-
wissen Seiten aufgestellte, rein theoretische Behauptung völlig
entkräftet wird, jedes Kukuksweibchen lege gleichgefärbte und
gezeichnete, sogenannte „typische Eier, welche für das zum Ver-
wechseln ähnliche Gelege“ einer besonderen Art der Kleinvögel
bestimmt seien und regelmässig dieser Art von dem weiblichen
Kukuk octroyirt würden.“
Es beweist meine Beobachtung aber auch ferner:
3. „dass der junge Kukuk — entgegen meinen mehrfachen
Erfahrungen an jungen der Art, welche von den gewöhnlichen
kleinen Brutvögeln erzogen worden waren — in circa 21 Tagen
vollständig flugbar geworden war, während die in Sängernestern
ausgebrüteten jungen Kukuke kraft meiner Beobachtungen bis
6 Wochen zur Flugbarkeit brauchen. Ohne Zweifel ist an diesem
raschen Emporwachsen des Kukuks im gegenwärtigen Falle die
viel reichlicher vom Muttervogel ihm zugebrachte Aetzung die ein-
zige Ursache.“
Zu Punkt | kann man keinen bestimmten Gegenbeweis liefern,
das bringt die Sache schon mit sich, denn wenn Herr M. behauptet,
bestimmt gesehen zu haben, dass der Kukuk 1'/, Stunde auf der
Niststelle brütend verharrte und dass später der alte Kukuk den
jungen mit Raupen fütterte, so hiesse ein Dagegensprechen Herrn
A. Müller der Unwahrheit beschuldigen. Nur aus dem früher Ge-
sagten lassen sich Schlüsse ziehen. Wohl aber kann bei Punkt
2 und 3 gründlich nachgewiesen werden, dass Herr M. sich im
Irrthum befindet. ß
Schon seit mehr als 10 Jahren habe ich wiederholt darüber
-Mittheilung gemacht, auch durch Vorzeisen von Eiern in der
Jahresversammlung der „Allgemeinen Deutschen Ornithologischen
40 Ad. Walter:
Gesellschaft zu Berlin den Beweis geliefert, dass von ein und dem-
selben Weibchen stets gleiche Eier gelegt werden, so dass es
fast überflüssig ist, von Neuem Beweise zu erbringen oder Altes
zu wiederholen; indessen will ich diesmal nicht allein meine
eigenen Erfahrungen, sondern auch die eines sehr eifrigen Forschers,
des Herrn Ochs hier, mittheilen und ihn selbst sprechen lassen.
Herr K. Ochs hat höchst interessante Funde von Kukuks- *
eiern gemacht und kennt die Kukuke des Habichtwaldes, seines
Beobachtungsgebietes, in welchem er selbst Grundbesitz hat, fast
so genau wie die Kanarienvögel und Stieglitze in seiner Vogel-
stube. Er weiss bestimmt, ob seine alten Freunde wiedergekehrt
sind oder nicht, und ob ein neues Weibchen die Stelle eines zu
Grunde gegangenen alten eingenommen hat. Die heimgekehrten
alten Weibchen erkennt er zum Theil an ihrer Färbung, sicherer
aber an den Eiern, die bei jedem Weibchen immer gleichgefärbt
sind, von den Eiern des anderen Weibchens aber sehr abweichen.
Jedes Weibchen kehrt immer in das alte abgegrenzte Gebiet zurück.
Herr Ochs liess mir im vorigen Monat, als ich ihn nicht in
seiner Wohnung antraf, um mit ihm über seine Kukuksbeobach-
tungen zu sprechen, ein Schriftstück zukommen, das ich wörtlich
abschreibe. Es lautet:
„Auf Grund meiner seit einigen dreissig Jahren an den hier
alljährlich vorkommenden Kukuken gemachten Beobachtungen
bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, nachdem ich mehr als
100, hauptsächlich in Rothkehlehennestern abgelegte Eier fand, dass
1. ein Kukuk jedes Jahr in sein bestimmtes Gebiet zurückkehrt,
2. dass die Eier eines Vogels sich in Gestalt, Färbung und '
Grösse gleichbleiben, so dass die Eier eines in dasselbe Gebiet
eingedrungenen anderen Kukuksweibchens von ersterem von jeden
Sachkundigen unterschieden werden können.“
Cassel, Wilhelmshöher Querallee. K. Ochs.
Ich selbst habe schon 1876 auf der ersten Jahresversammlung
der „Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft“ in Berlin
(siehe Bericht der ersten Jahresvers. der Allg. D. O. G. Seite 17 |
u. 34) eine Reihe von Kukukseiern vorgezeigt, die von mehreren
Weibchen gelegt waren, von denen aber die ein und demselben
Weibchen angehörigen gleiche Farbe, Grösse und Form hatten.
Es heisst dort Seite 34: Am 5. Juli hatte ein Kukuk sein Eiin
Zur Frage: Brütet der Kukuk? 41
‚ein Bachstelzennest unter einem Backofendach gelegt. Das Nest
‚wurde zufällig gleich darauf zerstört, doch bekam ich das Ei.
‚Derselbe Kukuk (kenntlich an seiner hellen Brust) legte am 9.
Juli, da dieselben Bachstelzen sogleich wieder nahe dabei bauten,
in das kaum fertige Nest sein Ri. Kukuk und Bachstelzen habe
ich täglich von meiner naheliegenden Wohnung aus genau be-
obachtet. Beide Kukukseier sind sich in Farbe und Grösse ganz
gleich. (Sie wurden von mir vorgezeigt.)
In der „Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der
Vogelwelt“ sagte ich im Jahrgang 1883 Seite 36: „Ich habe
3 gleichgefärbte, zum Verwechseln ähnliche, graugrüne Eier —
die kleinsten Kukukseier, die ich je gefunden habe — auf ein
und demselben Bergabhang in geringer Entfernung von einander,
in den Nestern ein und derselben Vogelart, des Zaunkönigs, dann
an der Elbe 3 ganz gleiche röthliche Eier auf kleinem Raum,
2 sogar in demselben Strauch (nur nicht in demselben Jahr), alle
3 in Nestern der Calamoherpe palustris liegend, entdeckt, das
beweist doch wohl, dass es ein und dasselbe Kukuksweibchen in
beiden Fällen war. Es beweist ferner, dass jedes Weibchen stets
1. gleiche Eier legt,
2. stets die Nester derselben Vogelart und
3. immer dieselbe Oertlichkeit aufsucht.
Ich stehe Jetzt nach 6 Jahren weitern Forschens auf demselben
Standpunkt wie 1874.“
Die 3 röthlichen Eier fielen Herrn Major A. v. ns der
mich vor mehreren Wochen mit seinem Besuch erfreute, wegen
ihrer eigenthümlichen Färbung und weil sie kaum von einander
zu unterscheiden sind, so auf, dass er sie sogleich als von einem
Weibchen herrührend bezeichnete. Ich erzählte dann, wo ich sie
gefunden und dass 2in ein und demselben Weidenstrauch, jedes-
mal in einem Nest der Calam. palustris, von mir entdeckt wurden.
In manchen Gegenden sind sogar die Eier sämmtlicher Ku-
kuksweibchen stets von gleicher Farbe und Grösse, so dass man
die Eier verschiedener Kukuke in der Regel gar nicht von einander
unterscheiden kann. Eine solche Gegend ist das ganze meilen-
weite Revier der Königl. Oberförsterei Rothenvier in Pommern,
in dem sich eine grosse Menge von Kukuken aufhält. Alle Eier
jener Kukuksweibchen ‚sind kleiner als die der bier und in West-
‚deutschland vorkommenden Weibchen und haben immer dieselbe
Farbe, d. h. sie sind auf stumpfgrünem Grunde auf der ganzen
42 Dr Ad. Walter:
Oberfläche, besonders aber am stumpfen Pole, braungrün gefleckt.
Seit Jahren besuche ich dies Revier und finde jedes Jahr Kukuks-
eier — im vorigen Sommer 10 — aber nie kommt ein Ei von an-
derer Färbung vor.
Es ist nun nach dem eben Gesagten klar, dass, wie ich schon
vorher erwähnte, das Kukuksweibchen des Herrn Müller nicht auf
einem Gelege seiner Bier, sondern höchstens auf einem selbst-
gelegten Ei brüten konnte. Dass der Kukuk überhaupt im Stande
sei, seine Eier selbst auszubrüten, wird bekanntlich von den
meisten Ornithologen aus dem Grunde bezweifelt, weil die Bier
des Kukuksweibehens nur in Zwischenräumen von 5 bis 8 Tagen
sich entwickeln, daher bei einem Gelege von mehreren Eiern das
erste verdorben sein würde, bevor das letzte gelegt wäre und ein E
anhaltendes Brüten begonnen hätte. |
Auch der dritten Schlussfolge, zu welcher Herr M. auf Grund
seiner Beobachtungen gelangt, liegt ein Irrthum zu Grunde, und
zwar ein sehr grosser.
Der Herr Beobachter sagt nämlich (Seite 200): (Zwecks rich-
tigen Verständnisses wiederhole ich Punkt 3.) „Es beweist meine
Beobachtung aber auch ferner: I
3. dass der junge Kukuk — entgegen meinen (nchrfhcheni
Erfahrungen an jungen der Art, welche von den gewöhnlichen
kleinen Brutvögeln erzogen Werden waren — in circa 21 Tagen
vollständig flugbar geworden war, während die in Sängernestern
ausgebrüteten jungen Kukuke kraft meiner Beobachtungen bis
6 Wochen zur Flugbarkeit brauchen. Ohne Zweifel ist an diesem
raschen Emporwachsen des Kukuks im gegenwärtigen Falle die
viel reichlicher vom Muttervogel ihm zugebrachte Aetzung die |
einzige Ursache.“ |
Nun habe ich aber schon vor 11 Jahren mitgetheilt, dass ein
junger, in einem Zaunkönignest erzogener Kıkuk am 20. Tage
seines Lebens das Nest verliess. (Siehe Ornithologisch. Central-
blatt 1877, Seite 155, Zeile 5). Und wenn schon das kleine Zaun-
königspaar im Stande war, den grossen Vogel in 20 Tagen so |
weit zu bringen, dass er das Nest verlassen konnte, so ist ein
grösseres Vogelpaar noch weit mehr dazu befähigt. Das habe
ich denn auch bei einem Kukuk im Bachstelzennest bestätigt ge |
funden, aus dem der Kukuk schon am 19, Tage flog. |
Dass erst nach 6 Wochen „kraft seiner Beobachtungen“, wie
Herr M. sagt, ein junger Kukuk das Nest seiner Pflegeeltern ver-
Zur Frage: Brütet: der Kukuk? 43
lässt, entspricht also nicht der Thatsächlichkeit, und wenn schon
die schnelle Entwickelung des jungen Kukuks in den Nestern
seiner Pflegeeltern allgemein bekannt ist, so soll der geehrte
Leser dies auch noch durch Herrn A. Müller selbst erfahren.
Man höre!
In der „Monatsschrift des Deutschens Vereins zum Schutze
der Vogelwelt, Jahrgang 1887, Seite 83 unten, sagt Herr A.
Müller: „In dem Augenblicke, wo wir dies niederschrieben, kommt
uns eine Notiz über den Kukuk in einem unserer alten Tagebücher
vom Jahre 1870 zu Gesicht. Es heisst darin: Den 23. Juni kam
ein junger Kukuk in einem Neste des Rothkehlehens unter 4 Eiern
aus. Der Kukuk hatte keinen Flaum. Den Tag darauf lagen
die 4 Rothkehlcheneier vor dem Neste, etwa 1—2 Zoll weit vom
Rande desselben. Den 5. Tag begannen einzelne Kiele, besonders
an Flügeln und Schwanz, auszustossen u.s.w. Den 8. Tag brachen
allmählich die Augen auf. Jetzt begann der Kukuk bei Annäherung
mit der Hand sich emporzurichten, sich in Wehr stellend auch
nach der Hand zu schnappen. Am 17. Tage war der Kukuk
ziemlich flügge, so dass er bei Annäherung an das
Nest bis auf einen Schritt aufflog und ziemlich weit
strich, auch nicht mehr erhascht werden konnte.“
Wenn der Herr Beobachter den Kukuk den „geheimnissvollen“,
den „bekannten Unbekannten“ nennt, so sagt er damit, dass es
nicht möglich ist, das Thun und Treiben dieses Vogels gründlich
zu erforschen, dass es ihm wenigstens nicht gelungen ist. Auch
mir war in der Fortpflanzungsweise einiges lange Zeit unklar ge-
blieben, und trotzdem ich Jahre lang sein Leben und Treiben von
Grund aus zu studiren bemüht war, hatte ich mich doch geirrt
(namentlich in einem Punkte), habe auch meinen Irrthum später
gern eingestanden (siehe Zeitschrift für die gesammte Ornithologie.
1886, Heft 1); aber gerade durch mein Irren habe ich ihn besser
kennen gelernt, denn mein Irren brachte mich zu der Erkenntniss,
dass man dem Treiben dieses Vogels nur durch anhaltend fort-
gesetztes Beobachten in jeder seiner Verrichtungen, auch der un-
bedeutendsten, und durch oft wiederholte Experimente mit dem
jungen Vogel auf den Grund kommen kann und auch dann wirk-
lich kommt, vorausgesetzt, dass man den Willen dazu hat. Leider
haben sich aber von jeher Forscher darin gefallen, das Leben
und Treiben des Kukuks recht mysteriös erscheinen zu lassen, wie
‘das die vielen Volkssagen offenbaren,
44 Ad. Walter:
Niemals bin ich vom Glück so begünstigt worden, wie Herr
A. Müller beim Beobachten der alten Kukuke.
Ich kenne den Vogel nur als einen sehr scheuen, vorsichtigen,
der sich bei der Brutstelle, der er sein Ei übergeben hat, niemals
zeigt, sobald er einen Menschen in der Nähe vermuthet. Herr M.
dagegen darf sich nur zurückziehen, so erscheint der Kukuk wieder
beim Nest. Das sehen wir nicht nur bei dem uns hier vorliegen-
den Fall, sondern Herr M. hat Aehnliches schon öfter berichtet.
Er sagt z. B. in der Monatsschrift des Deutschen Vereins z. Schutz
der Vogelw., Jahrgaug 1887, Seite 76 und ebenso in „Thiere der
Heimath“: |
„An einem uns vorher schon bekannten Neste des Weiden-
zeisigs gewahrten wir den 13ten Tag, dass ein junger Kukuk
ausgekrochen ist, aber noch keins der Eier des Weidenzeisigs zum
Aufbruche reif erscheint. Erst des anderen Tages frühe liegen
zwei Junge Weidenzeisige unter den 4 Eiern. Der junge Kukuk
verhält sich vollkommen friedlich gegenüber seinen Stiefgeschwistern
und den Eiern. Währenddessen fällt uns das wiederholte Er-
scheinen zweier Kukuke in der Nähe auf, in Folge dessen wir
uns rasch zurückziehen. Gleich daraufkommen die Kukuke
durch’s Gebüsch tief an der Erde hergeflogen, fussen
in der Nähe des Nestes, und wir sehen, wie der eine derselben
2 Eier aus dem Neste holt und heisshungrig verschluckt, die
übrigen sodann aus der Nestmulde sammt einem jungen Weiden-
zeisig wirft. Der andere Kukuk kommt nun herzu und würgt
rasch hintereinander den eben herausgeworfenen Nestvogel, sowie
eines der noch übrigen Eier, wie vorher sein Begleiter, jedesmal |
nach dem Verschlingen eines Gegenstandes das Gefieder schüttelnd, |
worauf beide auf einem nahen Baume fussen. Nach einer Weile
fliegen dieselben, umflattert von dem klagenden Weidenzeisigpaare,
wieder vor das Nest, zerren abwechselnd dessen Inhalt heraus,
um auch diesen zu verschlingen.“
Dieser Mittheilung gegenüber muss ich bemerken, dass ich
selbst Stunden lang unter Gesträuch versteckt, dem Zaunkönignest
gegenüber in möglichst grosser Entfernung gelegen habe, um zu
beobachten, wie das Kukuksweibchen die Eier neben dem soeben
dem Ei entschlüpften Kukuk entfernt. Es liess sich nicht sehen.
Sobald ich mich aber auf eine halbe Stunde entfernt hatte, fand
ich bei meiner Rückkunft die Zaunkönigseier vor dem Nest am
Boden liegend. Nachdem sie wieder von mir ins Nest gelegt waren
Zur Frage: Brütet der Kukuk? 45
und ich mich wieder in mein Versteck zurückgezogen, beobachtete
ich von Neuem. Ein Zaunkönig trug ab und zu Futter zum Nest,
aber keins der wiederhineingeschobenen Eier wurde ausgeworfen,
trotzdem ich (im vorigen Jahre) 1!/, Stunden beobachtete. Als
ich wegen Genickschmerzen nicht länger in meinem Versteck aus-
halten konnte, trat ich wieder an’s Nest und fand die Eier im
Nest, wie ich sie hineingelegt. Wieder entfernte ich mich und
kehrte nach °/, Stunden zurück. Da lagen die Zaunkönigseier
wieder vor dem Nest. Nochmals hineingelegt, fand ich sie am
Nachmittage herausgeworfen, aber niemals konnte ich den Kukuk
ertappen, niemals wurden Eier ausgeworfen, wenn ich 40 Schritte
entfernt und gedeckt beobachtete und nür, sobald ich mich weit
entfernte, fand ich sie ausserhalb des Nestes, denn nur in meiner
Abwesenheit kam der Kukuk zum Neste zurück.
Ich habe diese Beobachtung früher bei Reiersdorf, Provinz
Brandenburg, gemacht und auch beschrieben im „Ornithol.
Centralblatt“ und später in der „Zeitschrift für die gesammte Or-
nithologie“, Jahrgang 1857, Heft 1. Voriges Jahr konnte ieh mit
noch weit grösserer Ausdauer zweimal bei eben dem Ei ent-
schlüpften Kukuken meine Beobachtung wiederholen.
So zahme Kukuke, wie sie Herr A. Müller vorfand, kommen
in den von mir durchforschten Gebieten nie und nimmer vor.
Sehr auffallend muss es erscheinen, dass Herr M. während
der ganzen Beobachtungszeit, vom 16. Mai bis 10. Juni, einer Zeit
von 3%, Wochen, keinen Zeugen für diese höchst merkwürdige
Begebenheit heranzog, und doch legen die beiden Herren Müller
so grosses Gewicht auf Zeugen, indem sie bei Besprechung der
Kiesselschen Entdeckung sich auf den Ausspruch von 3 Zeugen —
Herr K. Müller in der Gartenlaube sogar von 4 Zeugen — be-
rufen, von denen der eine auf besondere Veranlassung
des Herrn A, Müller den Thatbestand schriftlich bestätigen
musste.
Ich halte es meinerseits für das beste, über die Kiesselsche Ent-
deckung volles Stillschweigen zu beobachten; A. Brehm hat dar-
über genug gesagt. Kiessel scheint ja auch nicht einmal einen
jungen Kukuk gekannt zu haben, denn er sagt in einem Briefe
an Herrn A. Müller: „Der kleine, kaum dem Ei entschlüpfte junge
Kukuk hatte an mehreren Stellen, besonders am Kopf und an den
Schultern, dunkelen Flaum, wie alle jungen Vögel haben.“
Der dem Ei entschlüpfte junge Kukuk hat aber, wie auch
46 r Dr. G. Hartlaub: °
Herr A. Müller ganz richtig bemerkt, keinen Flaum und ist ganz
weiss, d. h. von sehr zarter heller Fleischfarbe; jedoch schon im
Laufe des zweiten Tages färbt sich der Hinterkopf grau und dieses
Grau wird am folgenden Tage stärker und breitet sich immer
weiter aus.
Cassel, im November 1888.
Aus den Ornithologischen Tagebüchern
Dr. Emin Pascha’s.
(Mitgetheilt von Dr. G. Hartlaub.)
III. Estrelda nonnula Hartl.
Wenn die meisten Astrilden Bewohner der Steppe sind und
sandige mit Gebüsch bestandene Ebenen bewohnen, einige auch
die Bambusdiekichte und den mit Schilf und Rohr bestandenen
Saum der Bäche und Flüsse bevorzugen, so macht unser Vögelchen
insofern eine Ausnahme, als es der eigentlichen Waldregion
angehört, in welcher es mit Gras und Gebüsch bestandene Licht-
tungen bewohnt. In kleinen Flügen vereint, schwärmen sie hier
von Busch zu Busch, bald mit mäuseartiger Gewandtheit durch
das Laub schlüpfend, bald zu 6—7 auf einen Grasstengel einfallend
in steter Bewegung. Immer halten sie sich niedrig über dem Boden,
auf den sie häufig genug herabkommen, um Grassamen aufzupicken,
Die Nahrung besteht aus allerlei feinen Sämereien; doch werden
auch winzige Insecten, Fliegen und Ameisen der rothen Art mit-
genommen, Was die Verbreitung anbelangt, so ist unser Vogel
im mittleren Ungoro und Uganda bei einer Meereshöhe von
3—4000‘ ziemlich häufig, geht im westlichen Macraca ausnahms-
weise nördlich und vertritt im Lande der Sandeh und im Mom-
buttulande stellenweise die graue Astrilde. Auch in den letztge-
nannten Ländern, die bedeutend niedriger liegen, bewohnt der
Vogel mit Gebüsch besetzte, an Wälder angelehnte Ebenen, in
denen er flugweise sich tummelt. Aufmerksam auf Alles, was
um ihn herum vorgeht, ist er nicht eben scheu und gefällt besonders
dadurch, dass er sich stets sauber und zierlich hält. Er scheint |
Standvogel zu sein, denn ich beobachtete ihn in der feuchten wie
in der trockenen Jahreszeit. Halten die Individuen eines Fluges
Aus den Ornithologischen Tagebüchern’ Dr. Emin Pascha’s. 47
treu zusammen, — ich halte sie für Mitglieder einer Familie —
so sondern sich in der Paarungszeit die einzelnen Pärchen. Aber
auch dann verleugnet sich ihr Geselliekeitstrieb nicht. Denn das
Bäumechen, auf welches ein Paar zu Nest zu tragen beginnt, wird
gewöhnlich von der ganzen Gesellschaft zum Nisten benutzt. Es
war im October des Jahres 1877, als mir ein Aufenthalt bei
‚Ungoro’s Herrscher, Kabrega, Gelegenheit bot, das Brutgeschäft der
schwarzköpfigen Astrilde zu beobachten. Dicht neben meinen
Hütten, auf einem Hügel, der sanft zum Bache Kjai abfiel, standen
mehrere niedrige Combreten, auf denen sich eine ganze Gesellschaft
unseres Vögelchens etablirt hatte. Stundenlang konnte ich sie bei
ihren Liebeswerbungen, ihrem Nestbau und der Erziehung ihrer
Jungen beobachten. Denn während manche Pärchen, noch dicht
aneinander gedrängt, sich krauten und liebkosien, manchmal auch
das Weibchen einen scherzhaften Schnabelstoss bekam, dann wieder
ein Männchen sich emporschwang und mit leicht gesträubten Federn
und zuekenden Schwanzes sein Weibchen umflatterte, aus voller
Brust sein Lied ihm vorsingend, waren andere Paare eifrig mit
dem Nestbau beschäftigt, an welchem der Gatte aussen und das
Weibehen inwendig arbeitete. Noch andere hatten schon Junge
erbrütet. Das Nest ist ein kugeliger, nach unten etwas in die
Länge gezogener sehr diehter Bau, völlig überwölbt und aus
frischen Grashalmen gefertigt. Er steht zwischen dünnen Aestchen
und ist gewöhnlich durch Blätter verdeckt. Die Einschlüpföffnung
ist klein und rund. Die ziemlich tiefe Mulde wurde sauber mit
Pflanzenwolle und weissen Federchen gepolstert gefunden und aut
dieser Unterlage gewöhnlich 4—5 Eier von rein weisser frischer,
etwas röthlich durehschimmender Farbe und ein wenig nach unten
verjüugter Form angetroffen. Die grösste beobachtete Eierzahl
war 6. Ich schliesse daraus, dass diese Vögel unter normalen
"Verhältnissen wenigstens noch einmal brüten, vielleicht im April.
Unter den zur Brut bestimmten Nestern findet sich gewöhnlich
noch eine Anzahl solcher, die unbenutzt zu bleiben scheinen und
über deren Zweck ich im Unklaren geblieben bin. Sind sie das
Resultat einer extravaganten Baulust? oder dienen sie als Sitz-
nester für die Männchen, was mir wahrscheinlicher ist, da sie
‚unten gewöhnlich offen stehen und Querstränge zeigen. Solche
‚Nester sind ja bei den Webern, Nigrita Arnaudi z. B., nicht selten.
"Die Bedachung ist bei ihnen wie bei den Brutnestern ausserordent-
By % Dr. 6. Hartlaub:
lich solide geflochten, zum Schutz gegen die starken Regen, die
gerade zur Brutzeit zu fallen pflegen.
An dem Brüten betheiligen sich Männchen und Weibchen.
Wenigstens sah ich jene oft genug einschlüpfen und mit dem
Weibchen zusammen im Nest verbleiben. Diese sitzen so fest
auf den Eiern, dass man sie berühren kann, ehe sie sich zum
Verlassen des Nestes entschliessen. In 11 Tagen werden die
Jungen gebrütet, die mit grauem Nestflaum bekleidet, völlig schwarze
Schnäbelehen zeigen. Befiederung und Wachsthum nehmen an-
dere 8-9 Tage in Anspruch. Die Jungen, welche von beiden
Eltern fleissig gefüttert werden, sind zunächst ziemlich trübe ge-
färbt. Die Kürze meines Aufenthaltes erlaubte mir nicht, die Aus-
färbung zu beobachten, doch zweifle ich nicht, dass sie sich wie
bei andern von mir beobachteten Astrilden durch Verfärbung,
nicht durch Mauserung vollzieht. Besonders bemerkenswerth
schien mir, und ein Beweis für die grosse Verträglichkeit unseres
Vögelchens, dass auf demselben Baum, mitten in ihrer Nestcolonie
ein Pärchen von Spermestes eueullatus brütete.
Zum Schluss einige Maasse (in Millimetern):
Ganze Länge. First. Flügel. Schwanz. Lauf.
Ungoro, Oetbr. 16. & 120 9 44 41 14
I; Br 116 9 4 38 153
3 HB 117 9 42 40 14
Uganda, Febr. 4. & 119 9 42 40 13
” ea a ©) 118 ) 43 4l 14
Kudurma, Nov. 10. & 118 9 43 41 14
MN za ALRRNG 114 9 41 39 13
Mombuttu, Juni 6. & 119 ) 43 42 14
5 23202 114 9 40 39 13.
IR RR 113 ) 42 37 13
23 Juh >.) 116 9 43 40 13
Die Weibchen scheinen also etwas kleiner als die Männchen |
zu sein. Inder Färbungistzwischen den Geschlechtern |
absolut kein Unterschied zu entdecken. Während der‘
Paarungs- und Brutzeit sind die Farben des Männchens natürlich |
etwas intensiver und das Roth ist leuchtender. |
Soweit Emin Pascha. j
Nach dem Vorstehenden kann es wohl nicht zweifelhaft sein,
dass diesem der hier in Rede stehende Vogel kaum weniger gut
bekannt ist, als uns etwa der Sperling. Und schwer wiegend er-
Aus den Ornithologischen Tagebüchern Dr. Emin Pascha’s. 49
scheint die Bemerkung, dass bei ersterem in der Färbung der Ge-
schlechter kein Unterschied wahrzunehmen sei. Wie aber ist da-
_ mit in Einklang zu bringen, dass Shelley, gestützt auf die drei &
und 1 9, die von Emin Pascha in Mombuttu gesammelt und von
ihm nach England geschickt wurden, erklärt, das Männchen dieser
Art sei der von Reichenow als Habropyga tenerrima beschriebene
Vogel, das Weibchen aber unsere 7. nonnula? Die abweichende
Schnabelfärbung und der scharlachrothe Weichenfleck sollen die
unterscheidenden Merkmale des Männchens vom Weibchen bilden.
Dass Emin Pascha, dem esja an der genügenden Litteratur fehlte, unser
Vögelchen mit einer nahe verwandten, streng aufGabon beschränkten
Art, Estrelda atricapilla Verr., verwechselt, istsehr entschuldbar. Aber
der zwischen seinen Worten und den von ihm eingesandten Exem-
plaren bestehende Widerspruch bleibt zunächst wenigstens unerklärt.
IV. Bradyornis pallida, v. Müll.
Gerade das Gegentheil zu der ewigen Beweglichkeit der in
den vorstehenden Zeilen behandelten Astrilde bildet der nun zu
besprechende Vogel. Weit über das Land verbreitet, sowohl in
den Tiefebenen hausend, als auch zu den Bergen aufsteigend, be-
sonders häufig aber im Ostflügel unseres Landes, hält er sich stets
nur paarweise zusammen. Einzeln stehende vollbelaubte Bäume,
deren Astspitzen ihm eine freie Umschau erlauben, bilden seine
Wohnstätte. Hier kann man ihn leicht beobachten. Denn weit
entfernt von Scheuheit, lässt er den Jäger furchtlos sich nähern.
Mit aufgebauschtem Gefieder sitzt er auf einem dürren Aestchen,
scharf auslugend nach vorüberfliegenden Insecten, die er in schönem
wiegenden Fluge erhascht und nimmer verfehlt. Die Beute wird
dann entweder sofort verschlungen, oder er kehrt mit ihr auf seine
alte Warte zurück. Nie sah ich ihn Insecten von Blättern ablesen.
Im Uebrigen hat der Vogel ein träges Naturell. Nie sieht man
ihn im Laubwerk und Gezweige sich umherbewegen. Die Pärchen
halten treu zusammen und locken sich mitunter mit ziemlich höl-
_ zernen Lockrufen. Einen eigentlichen Gesang habe ich nie ver-
nommen, häufig aber einige aneinander gereihte zirpende Töne.
Das Nest wurde im März, also bei Beginn der Frühlingsregen
gefunden. Es stand nicht gerade hoch in der Längsaxe eines
ziemlich starken Zweiges, auf welchem es aus sehr gleichförmigem,
thonigen Schlamme fest aufgemauert war. Die Blätter des Baumes
deckten es einigermassen, und von weitem hätte man es für
Cab. Journ. f. Ornith, XXXVII. Jarhrg. No. 185. Januar 1889. 4
50 Dr.G.Hartlaub: Aus d.Ornith. Tagebüchern Emin Pascha’s.
einen Bau von Baum-Termiten halten können. Seine Höhe be-
trug 15 mm., der Umfang 245 mm., die Dieke der Wandung
57 mm. Die offene tiefe Nestmulde war einfach mit Heu aus-
gepolstert. Auf diesem lagen 4 kaum bebrütete, einfarbig hellblaue
Eier ohne irgendwelche Fleckung oder Sprenkelung, auf denen
das Weibchen ziemlich fest brütete, während das Männchen nicht
weit davon seine Umschau hielt. Ueber die Dauer der Brutzeit
und die Entwiekelung der Brut vermag ich nicht zu berichten;
doch dürfte sie der bei den grösseren Fliesenfängern entsprechen,
zu welchen unser Vogel im System sicher zu zählen ist. Im Mai
sammelte ich ausgefiederte Junge in Begleitung ihrer Eltern. Ihr
Jugendkleid erinnert in seiner Fleckung ebenfalls an die Fliegen-
fänger. Ich nehme an, dass im Jahre eine Brut gemacht wird.
Geht diese zu Grunde, so mag im September eine zweite vor-
kommen; jedenfalls aber ist das eine Ausnahme, da es dann an
genügender Nahrung für die Jungen fehlen dürfte. Ich lasse einige °
Maasse folgen:
Ganze Länge. First. Flügel. Schwanz. Lauf.
Magungo, Nov. 19. & 150 1 ARE. 47 19
In pa 148 11 80 49 19
Wakkala, April 4. 68 166 1y USB 69 1907 3
Baron, "rar SQ 165 1 hl ei 63 IyrE
Agaru, 29. 160 1 77 61
Tadjuli, Mai 5. 2 176 12" nR2ER 70 16
Ä a ® 172 1288 6 m
Katerma, ,„ 27. 182 12 m 13 16
Mundi, , 6. & 172 1107 180 68 18
Es geht hieraus hervor, dass die nordöstlichen und westlichen |
Exemplare grösser sind als die eigentlich äquatorialen, eine Be-
stätigung von Barboza’s Ansichten. In der Färbung der beiden
Geschlechter ist nicht der geringste Unterschied. |
Bradyornis pallida zählt jetzt zu den bestbekannten afrikani- "
schen Museicapiden. Nahe verwandte südlichere Arten sind, Br.
mariquensis Sm., Br. murinus, Finsch u. Hartl. und zumeist Br. |
Oatesi, Sharpe. "(Oates: Matabele-Land, p. 314, pl. 3.)
Allgemeine Deutsche Örnithologische Gesellschaft zu Berlin. 51
Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin,
Bericht über die (XIIL) Jahresversammlung.
Abgehalten zu Berlin, vom 12. bis 14. September 1888.
Erster Tag.
Mittwoch, den 12. September 1888, Abends 3 Uhr.
Sitzung im kleinen Saale des Architekten-Vereins-
hauses, Wilhelmstr. 92. 1I.
Anwesend die Herren: Altum (Eberswalde), R. Blasius
(Braunschweig), Schumann (Crimmitschau), Ziemer (Klein-
Reichow), Thiele (Cöpenick) und Krüger-Velthusen (Branden-
burg a/H.).
Von Berliner Mitgliedern die Herren: Cabanis, Deditius,
Hocke, Wittcke, Grunack, Schalow, Blanc, Matschie,
Kolbe, Reichenow, Ösner, Mützel, von Oertzen, Bünger,
Rörig,Wacke,Braumüller, Hartwig,Kabatnick, Pascal,
Pasceh, Müller, Hainz, Ehmcke, Marquardt, Freiherr
von Maltzan, von der Heyden.
Von Ehrenmitgliedern: Herr Möbius.
Als Gäste nahmen Theil die Herren: Dreyer und Schotte
aus Berlin.
Vorsitzender: Herr Möbius. Stellvertreter die Herren: Altum
und R. Blasius. Schriftführer: Herr Matschie.
Der General-Sceeretär der Gesellschaft, Herr Cabanis, er-
öffnet die erste Sitzung der (XIII) Jahresversammlung mit einer
herzlichen Begrüssung der so zahlreich erschienenen Mitglieder.
Durch Acelamation wird hierauf Herr Professor Dr. Möbius
zum Vorsitzenden für die Jahresversammlung, die Herren Professor
Dr. Altum und Dr. R. Blasius zu Stellvertretern gewählt.
Herr Möbius dankt für die auf ihn gefallene Wahl, erklärt
sich zur Annahme derselben bereit, bittet jedoch um Nachsicht,
"wenn er, durch anderweitige Pflichten seines Berufes überaus stark
in Anspruch genommen, nicht während des ganzen Verlaufs der
_ Jahresversammlung die Verhandlungen leiten könne.
Die Herren Altum und Blasius nehmen dankend die Wahl an.
Herr Möbius übernimmt den Vorsitz und ertheilt dem General-
‚Secretär das Wort zur Verlesung der folgenden Tagesordnung,
‚welcher Entwurf von den Anwesenden angenommen wird:
4*
52 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Mittwoch, den 12. September.
I. Sitzung. Abends präcise 8 Uhr im kleinen Saale des
Architekten-Hauses, Wilhelmstr. 92, II. — Eröffnung der Jahres-
Versammlung. — Wahl der Vorsitzenden und Schriftführer. — Fest-
stellung der Tagesordnung. — Anmeldung von Vorträgen. — Be-
schlussfassung über beantragte Statuten-Aenderungen. — Bericht
über das verflossene Vereinsjahr. — Wahl der Revisionscommission. —
Hierauf Abendessen im Architekten-Keller.
Donnerstag, den 13. September.
II. Sitzung. Morgens 9 Uhr im kleinen Saale des Architekten-
Hauses. — 1. Vorträge. Bereits angemeldet sind: {
Dr. R. Blasius: Berichte über die diesjährige Einwanderung
des Steppenhuhns (Syrrhaptes paradozus).
Dr. R. Blasius: Bericht über die Beobachtungsstationen der
Vögel Deutschlands.
2. Berathung von Anträgen der Mitglieder Hofrath Dr. Meyer
und Dr. Reichenow in Bezug auf die Gestaltung des Aus-
schusses für die Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands.
Um 11 Uhr Frühstückspause, um 2 Uhr gemeinschaftliches
Mittagsessen bei Lantzsch, Charlottenstr. — Nachmittags Besuch
des Ausstellungsparkes und der Kunstausstellung. — Abends Ver-
einigung im Restaurant „Würzburger Hofbräu“, Jägerstr. 14.
Freitag, den 14. September.
IlI. Sitzung. Morgens 9 Uhr im Ornithologischen Arbeitszimmer
des „Museums für Naturkunde“, Invalidenstr. 43. — Besichtigung ’
des neuen Museums unter Führung des Herrn Direktors Prof. Dr. 7
Möbius. — Prof. Cabanis: Literarische Beriehte und Vorlage
neuer seltener Vögel. — Erledigung der Geschäftsangelegenheiten
(Bericht der Kassen-Revisoren, Neuwahl ete.) — Gemeinschaftliches "
Mittagessen. — Nachmittags bei günstiger Witterung: Ausflug in |
Berlins Umgebung. — Abends 8 Uhr erforderlichenfalls eine Schluss-
Sitzung im „Würzburger Hofbräu“.
Es stehen zunächst Statuten-Aenderungen zur Berathung, welche
der General-Seceretär zur Beschlussfassung der Jahresversammlung
vorlegt, und welche als Anlage zu der allen Mitgliedern zugesendeten
Einladung den folgenden Wortlaut haben:
$5. Den ersten Absatz so zu gestalten: „Der Vorstand,
welchem die Geschäftsführung der Gesellschaft obliegt, besteht aus’
fünf Mitgliedern: dem Präsidenten, dem Vice-Präsidenten, de
Bericht über die (XIII.) Jahresversammlung. 53
General-Secretär, dem stellvertretenden Secretär und dem Kassen-
führer, welche, mit Ausnahme eines der beiden Präsidenten, in
Berlin ansässig sein müssen. Es bleibt dem Vorstande überlassen“
u. s. w. bis zum Schluss.
Im 2. Absatz, Zeile 1, zu setzen: „Der Ausschuss besteht aus
höchstens 10 Mitgliedern“.
$ 6. Den ersten Absatz (4 Zeilen) so zu gestalten: „Die Wahl
des Gesammt-Vorstandes geschieht alle 2 Jahre auf der Jahres-
Versammlung am Sitze der Gesellschaft rach Stimmenmehrheit
der anwesenden Mitglieder und zwar durch Wahlzettel in ge-
sonderten Wahlgängen.
Im zweiten Absatz, Zeile 3, statt „Jahresversammlung“ zu
setzen: „Wahlversammlung“.
Im dritten Absatz, statt der 2 ersten Zeilen, zu setzen: „Von
dem Ausschusse scheidet alle zwei Jahre nur die ältere Hälfte aus“.
Im vierten Absatz, hinter „die Jahresversammlungen ernennen“
einzuschalten: „In Abwesenheit der Präsidenten“.
8 7. Im 3. Absatz hinter „Jahresversammlung“ einzuschalten:
Fin Berlin‘.
Im Absatz e. statt „vorjährigen Rechnung“ zu setzen: „zwei-
jährigen Rechnung“.
Im Absatz d. statt „für das laufende Jahr“ zu setzen: ‚für
die laufende Etats-Periode“.
89. Zeile 9 statt: „durch Post-Vorschuss einzuziehen“ zu
setzen: „durch Post-Auftrag einzuziehen‘ und hinzuzufügen: „An-
nahme-Weigerung kann einer ungewöhnlichen Austritts-Erklärung
gleich erachtet werden, worüber die Jahresversammlung entscheidet.“
8 11. Am Sehlusse des $ hinter „Jahresversammlung“ einzu-
fügen: „sobald dieselbe mindestens aus 10 Stimmen besteht, er-
ledigt. Minoritäts-Beschlüsse bedürfen der Bestätigung des Vor-
standes“.
Die beschlossenen Statuten-Aenderungen treten sofort nach
Genehmigung des Gesammtvorstandes in Gültigkeit.
Berlin, im August 1888.
Der General-Secretär:
Prof. Dr. Cabanis.
Herr Cabanis motivirt die vorstehenden Anträge: Er habe
bereits vor 2 Jahren dieselben Vorschläge gemacht, damals aber
sei zwar die Geneigtheit zur Annahme vorhanden, nicht aber die
54 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
zur Beschlussfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern anwesend
gewesen. Er halte die vorgeschlagenen Aenderungen für dringend
nothwendig, damit z. B. nicht auf einer nur von einer geringen
Anzahl von Mitgliedern besuchten Jahresversammlung Beschlüsse
gefasst werden könnten, welchen die grosse Mehrzahl der Mitglieder
ihre Zustimmung versagen müsste; wie dies 1867 durch die auf-
lösenden Beschlüsse des „alten“ Ornithologen-Vereins eingetreten sei.
Im übrigen werde durch Verlegung der geschäftlichen Ange-
legenheiten auf die in Berlin stattfindenden Jahresversammlungen die
Tagesordnung der Wanderversammlungen zweckmässig entlastet.
Herr R. Blasius erklärt sich gegen jede Statuten-Aenderung °
und betont die Nothwendigkeit der Gleichberechtigung aller Ba:
versammlungen.
Herr Reichenow ist ebenfalls kein Freund von Aenderungen
in den Statuten, glaubt jedoch, dass in der That jetzt Umstände
vorliegen, welche eine Revision der Satzungen rechtfertigen. Die
auswärtigen Versammlungen würden oft sehr schwach besucht, und
es liege ein Bedenken in dem Umstande, dass drei oder vier Mit- °
glieder in der Lage seien, Beschlüsse zu fassen, welche für die °
ganze Gesellschaft bindend würden. i
Nach längerer Debatte, an welcher die Herren Cabanis, R.
Blasius, Hartwig, Bünger und von Maltzan sich be- ’
theiligen, und nachdem die Anwesenheit von mehr als 25 Mit-
gliedern constatirt worden ist, wird ein Antrag des Herrn R.
Blasius, die Debatte über Statuten-Aenderungen nicht, vorzu-
nehmen, mit allen gegen zwei Stimmen abgelehnt, ein Antrag des
Herrn Reichenow, ineine Berathung der einzelnen vorgeschlagenen
Aenderungen einzutreten, angenommen, nachdem ein Antrag auf
Annahme derselben en bloc zurückgezogen ist. |
Zu $ 5 der Statuten wird der erste Absatz nach Begründung
durch die Herren Reiechenow und Schalow einstimmig ange-
nommen und somit der Kassenführer zum Mitgliede des Vorstandes
gemacht. — Der zweite Absatz, die Reduction der Zahl der Aus-
schuss-Mitglieder betreffend, wird hierauf gleichfalls angenommen.
In der Debatte wird die Theilnahmlosigkeit der meisten Ausschuss
mitglieder den Sitzungen der Gesellschaft gegenüber beklagt. j
Die für den $ 6 vorgeschlagenen Aenderungen begründet Herr
Cabanis durch die Thatsache, dass bisher im günstigsten Falle
5 bis 7 Mitglieder des Ausschusses durch Abgabe ihrer Voten den
Vorstand gewählt hätten, dass dagegen in jeder anderen grossen
Bericht über die (XIIL.) Jahresversammlung. 55
Gesellschaft sämmtlichen Mitgliedern das Recht der Wahl des Vor-
standes gewahrt sei.
$ 6 wird nach kurzer Debatte in der vorgeschlagenen Form
angenommen.
Ein Antrag des Herrn R. Blasius, den Mitglieder-Beitrag
von 13 auf 20 Mark pro anno zu erhöhen, kann nicht zur Ab-
stimmung gebracht werden, weil derselbe nicht zur statutenmässigen
Zeit vorher angemeldet worden ist.
Die SS 7, 9 und 11 werden angenommen, $11 mit der Aenderung:
„Beschlüsse, welche mit weniger als 10 Stimmen gefasst werden,
bedürfen der Bestätigung des Vorstandes.“
Bei der Schlussabstimmung werden die gesammten Statuten-
Aenderungen mit dreissig gegen zwei Stimmen angenommen.
Das revidirte Statut ist diesem Berichte angehängt.
Herr Cabanis theilt mit, dass die erforderliche Genehmigung
des Gesammt-Vorstandes zu den beschlossenen Statuten-Aenderungen
bereits gesichert erscheine, da von den 17 Mitgliedern, aus welchen
der Gesammt-Vorstand gegenwärtig bestehe, nur drei, die Herren
R. Blasius, Landois und König-Warthausen, dagegen
seien und nur noch von zwei Mitgliedern, den Herren Bolle und
W. Blasius, eine Erklärung überhaupt ausstehe. *)
Herr Schalow berichtet nunmehr über die Geschäftsführung
in den letzten zwei Jahren.
Die Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zählte
im Jahre 1885:
Ordentliehe, Mitgliedern: nassen. rn laL
Ausserordentliche Mitglieder . . . ... =.» g
“in Summa 146
Es schieden aus 1886 8
Durch den Tod verlor die Gesellschaft 4
in Summa 12 ab 12
bleiben 154
*) Von Herrn Bolle war die zustimmende Genehmigung am zweiten
" Sitzungstage eingegangen. Herr Dohrn ist aus dem Vorstande ausgeschieden.
"Nachdem nun schliesslich Herr W. Blasius, welcher am Tage nach dem
Schlusse der Jahresversammlung verspätet in Berlin eingetroffen war, sein
Votum mündlich dahin abgegeben hatte, „dass er sich der Abstimmung ent-
halte,“ war die Genehmigung mit 13 gegen 3 Stimmen vollzogen, wodurch
die Statuten-Aenderungen laut Beschluss der Jahresversammlung sofort (leider
äber erst nach Schluss derselben) in Gültigkeit treten konnten,
56 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
bleiben 134
Es traten ein 1886 8
in Summa 142
Es schieden aus 1887 10
Durch den Tod verlor die Gesellschaft 3
in Summa 15 ab 13
bleıben 129
Es traten ein 1887 8
Durch den Tod verlor die Gesellschaft:
Apotheker A. Benzon. Kopenhagen. Mitglied seit 1873.
Se. Excellenz J. C. H. Fischer. Königl. Dänischer Minister für
Kirchen- und Unterriehtswesen. Kopenhagen. Mitglied seit 1873.
Ignaz Schaitter, Kaufmann. Rzeszow in Galizien. Mitglied
seit 1869.
Dr. L.P.Fr. Pollen. Deutscher Viceconsul. Scheveningen. Mitglied
seit 1884.
Dr. Quistorp. Greifswald. Mitglied seit 1879.
Dr. G. A. Fischer. Barmen. Mitglied seit 1880.
Lieutnanta.D. Ad. Meyer. Gronau a. d. Leine. Mitglied seit 1882.
Es traten ein 1886: V
Freiherr von Berg, Königl. Oberförster. Strassburg im Elsass.
Hermann Bünger. Bankbeamter. Berlin.
L. Urban. Maurermeister. Berlin.
Lackowitz. Schriftsteller. Berlin.
C. Parrot. Stud. rer. nat. München.
P. Leverkühn. Stud. med. Hildesheim.
E. Kaforke. Apotheker. ° Berlin.
Dr. med. Seidel. Braunschweig.
Es traten ein 1887:
von Winterfeldt. Premierlieutenant a. D. Berlin.
H. Hocke. Maler. Berlin.
A. Pischinger. Cand. phil. Würzburg.
G. Hirsch jun. Hannover. |
K. Knauthe. Landwirth. Dom. Schlaupitz, Kr. Reichenbach,
Schlesien.
Dr. A. König. Bonn a. Rh.
Freiherr H. v. Maltzan. Berlin.
Se. Durchlaucht Fürst zu Salm-Salm. Anholt. |
Hierauf legt Herr Sehalow die Rechnung pro 1886 und 1887
Bericht über die (XIII.) Jahresversammlung. 57
vor. In die Revisions-Commission werden die Herren Grunack,
Bünger und Hartwig gewählt.
Die Herren Reichenow, R. Blasius und Cabanis
überbringen den Anwesenden die Grüsse einer Anzahl von Mit-
gliedern, welche zu ihrem Bedauern verhindert sind, an den Ver-
handlungen Theil zu nehmen. Es sind dieses die Herren: Lever-
kühn (Hildesheim), Hecker (Görlitz), W. Blasius (z Z.
Breslau), Landois (Münster), Hartlaub (Bremen), Golz (Fang-
schleuse), von Pelzeln (Döbling), Heine (St. Burchard), von
Roedern (Breslau), Kutter (Cassel), Nehrkorn (Riddags-
hausen), Wiepken (Oldenburg), von Berlepsch (Münden),
König-Warthausen (Warthausen), Dohrn (Stettin), Bolle
(Scharfenberg), von Tschusi (Hallein), Heine (Emersleben).
Hierauf wird die Sitzung geschlossen. Im Architekten-Keller
tauschen die Ornithologen in gemüthlicher Tafelrunde noch einige
Zeit ihre gegenseitigen Erfahrungen und Meinungen aus, während
gleichzeitig die Mitglieder des Ausschusses für Beobachtungsstationen
der Vögel Deutschlands zu einer längeren Vorberathung der der
Jahresversammlung vorzulegenden Anträge zusammentreten.
Zweiter Tag.
Donnerstag, den 13. September 18838, Morgens 9 Uhr.
Sitzung im kleinen Saale des Architekten-Vereinshauses.
Vorsitzender: Herr Möbius.
Herr Blasius berichtet über die diesjährige Ein-
wanderung des Steppenhuhns (Syrrhaptes paradoxus).
In der sich hieran anschliessenden Discussion spricht sich Herr
Altum mit Entschiedenheit gegen die Wahrscheinlichkeit des
Bleibens von Syrrhaptes in Deutschland aus. Die Nahrung sei
vielleicht vorhanden, die Steppen jedoch fehlen, auf welche die
fremden Gäste angewiesen seien. Man wolle in Bezug auf alle
Meldungen von angeblichen Syrrhaptes-Bruten höchst vorsichtig sein.
Er habe bisher alle derartigen, ihm zur Kenntniss gebrachten Fälle
als auf Irrthum beruhend gefunden. Nach brieflichen Mittheilungen
ist Herr Wiepken in Oldenburg ebensowenig von dem Bleiben
der Steppenhühner überzeugt. Auch er hat häufig gefunden, dass
die vermeintlichen Steppenhuhn-Eier solche unserer gewöhnlichen
Rebhühner oder von Crew pratensis waren. Er sah noch gegen
Ende August die Syrrhaptes in Schaaren von 8 Stück, also noch
nicht gepaart, |
58 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Herr Reichenow hat Nachricht erhalten, denen zufolge die
Steppenhühner noch im September in Völkern herumstrichen.
Ueber verschiedene biologische Punkte erhebt sich eine Dis-
cussion zwischen den Herren Altum, R. Blasius und Ziemer
Herr Möbius hat auf Amrum 5 im Käfig gehaltene Syrrhaptes
gesehen. Die Vögel, welche sich übrigens z. Z. im Berliner Aquarium
befinden, waren äusserst scheu. Wie Herr R. Blasius bemerkt,
waren die Steppenhühner nach den ersten Beobachtungen ziemlich
dreist, und es ist anzunehmen, dass die Verfolgungen, welchen die
Thiere im Verlaufe ihrer Wanderungen ausgesetzt waren, dieselben
gelehrt haben, vor den Menschen mehr auf der Hut zu sein. ;
Herr Cabanis fragt an, ob auf Seeschiffen Steppenhühner °
beobachtet worden seien, da die Annahme nahe liege, dass dieSteppen- °
hühner in ihrem anscheinend planlosen Ansturme die westlichen
Grenzen Europas überflogen und im Atlantischen Ocean zum grossen °
Theil ihr Ende gefunden haben würden. #
Herr Blasius theilt mit, dass am 29. Mai ein Syrrhaptes an
Bord eines Schiffes auf der Reise zwischen Dänemark und Schott-
land gefangen sei. l
Herr Reichenow ergänzt diese Notiz dahin, dass häufiger
in der Ostsee ertrunkene Exemplare dieser Art von Fischern auf- °
gefangen seien. F
Die Ansichten der anwesenden Mitglieder über die Ursachen °
und den Verlauf des merkwürdigen Zuges erweisen sich als sehr
verschieden. Möge es gelingen, durch sorgfältige Zusammenstellung
aller Notizen ein klareres Bild des seitsamen Vorganges zu gewinnen, ö
Herr Altum demonstrirt an Fichtenzapfen die verschiedene |
Art und Weise, wie Loxia curvirostra und L. pityopsittacus bei der
Bearbeitung der Zapfen zu Werke gehen. f
„Unsere vorjährige akademische Studienreise („grosse Herbst-
excursion,‘“ welche alle 2 Jahr abgehalten wird) führte uns u. a.
auch in Reviere des Fiehtelgebirges und des Bayerischen Waldes,
In den Fichtenaltbeständen des Revieres Wunsiedel (Fichtelgebirge) °
wurde ich überrascht durch die äusserst grosse Menge der vom Kreuz-
schnabel, Lo.xia curvirostra, bearbeiteten, am Boden liegenden Zapfen. |
Sie boten freilich an sich, d. h. durch die längst bekannte Art des
Aufspaltens der einzelnen Schuppen, nichts Neues. Der Vogel
durchsticht mit einer Spitze seines Schnabels eine Schuppe nahe
der Basis und spaltet sie dann bis zur Spitze in der Weise auf,
als sci sie mit einer Scheere der Länge nach aufgeschnitten. "|
Bericht über die (XIII) Jahresversammlung. 59
(Redner legte dergleichen beschädigte Zapfen der Gesellschaft vor.)
Fortwährend trieben sich noch kleinere Flüge in den Wipfeln um-
her, unaufhörlich Zapfen herabwerfend. Allein es fielen auch
kurze Triebspitzen mit stark beknabberten Gallen der Fichtenwoll-
laus, Chermes abvetis (viridis, ceoccinea), herab, ausserdem auch
Spitzen ohne solche Gallen, an denen keine weitere Beschädigung
als die Abbruchstelle zu bemerken war. Alles das ist längst be-
kannt, und nur die ausserordentliche Menge der Kreuzschnabel-
Fichtenzapfen, von denen man in kurzer Zeit Hunderte hätte sammeln
können, macht die Thatsache hier bemerkenswerth. — Dagegen
war mir bis jetzt die Besehädigungsart der Fichtenzapfen durch
den Kiefernkreuzschnabel, Z. pityopsittacus, völlig unbekannt. Diese
fanden sich im Forstamt Zwiesel-Ost des Bayerischen Waldes an
vereinzelten Stellen unter frei stehenden alten Samenbäumen. (Auch
von diesen legte Redner einige zur Besichtigung vor.) Der Angriff
dieser Vogelart weicht von dem ihres Vetters gänzlich ab. Sie be-
‚arbeitet nur das Basisdrittel, selten die Basishälfte.e Der Schnabel
greift tief in den Zapfen bis zur Spindel, zerreisst und zerfasert
Spindel und Schuppenbasis, so dass hier die Zapfentheile nur mit
Fasern zusammenhängen, sogar wohl gänzlich zerfallen. Jene, vom
L. eurvirostra verletzten Zapfen fanden wir in den Revieren des
Bayerischen Waldes nicht, und diese des L. pityopsütacus, wie ge-
sagt, nur unter wenigen freistehenden alten Fichten. — Wenn einmal
die Frage nach der Speziesverschiedenheit dieser beiden Kreuz-
'schnäbel wieder aufgeworfen werden sollte, so darf nach meiner
Ueberzeugung dieser sehr grosse Unterschied in der Weise des
Zapfenaufbrechens beider nicht unberücksichtigt bleiben.“
| Herr Ziemer, welchem auf der (XI.) Jahresversammlung die
"Ausarbeitung einer Uebersicht der Kennzeichen aller deutschen
Raubvögel übertragen worden war, legt den Entwurf zu einer
solehen vor und bespricht denselben. Im Namen des Herrn Ehmcke
bittet er die Gesellschaft, die Veröffentlichung dieses Schlüssels
; übernehmen zu wollen.
Nachdem sich die Herren Möbius, Blasius und Altum
für die Ausführung der dem Laien vollständig verständlichen Kenn-
zeichen-Tabelle ausgesprochen haben, wird auf Antrag des Herrn
Cabanis eine Commission zur Prüfung und Durchsicht der Ziemer-
schen Arbeit gewählt, welcher die Herren Reichenow, Ziemer,
Ehmke, Bünger und Matschie angehören.
Hierauf folgt eine kurze Frühstückspause.
60 Allgem. Deutsche Ormithologische Gesellschaft zu Berlin:
Nach der Wiederaufnahme der Verhandlungen verliest Herr
Blasius einen Antrag des Herrn Leverkühn, ihn durch Angabe
von Material für seine Arbeit über Entenkojen unterstützen zu
wollen. Die Versammlung spricht ihre Bereitwilligkeit dazu aus.
Alsdann berichtet Herr Blasius über die Thätigkeit des Aus-
schusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands.
Nachdem der Vorsitzende des Ausschusses durch ein Cireular-
schreiben bereits die Meinungsäusserungen der Mitglieder über ge-
wisse Aenderungen in der Geschäftsführung und in der Redaction
der Aufrufe ete. eingeholt hatte, waren am Mittwoch Abend die
Herren Blasius,Reichenow, Matschie, Ziemer, Deditius,
Wacke und Bünger zu einer Besprechung zusammengetreten,
in welcher dieselben über die eingegangenen Anträge berathen
hatten. Für einige beschlossene Abänderungen wird nunmehr die
Genehmigung der Jahresversammlung durch Herrn Blasius ein-
geholt.
Auf Antrag des Herrn Reichenow wird beschlossen: „Die
Jahresversammlung der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen
Gesellschaft wählt unter Aufhebung des bisher bestehenden Coop-'
tations-Rechtes die Mitglieder des Ausschusses für Beobachtungs-
stationen der Vögel Deutschlands selbst und zwar nur aus der
Zahl der Gesellschaftsmitglieder. Als Zeitpunkt für die Einsendung
der Berichtsantheile an den Vorsitzenden des Ausschusses seitens”
der Mitglieder wird der erste Juni festgesetzt. Der Druck von
Beobachtungstabellen zur Vertheilung an die Beobachter wird ein-
gestellt. Die Instructionen für die Beobachter werden insbesondere
den Anträgen des Herrn A.B. Meyer gemäss abgeändert und unter
Anwendung der möglichsten Deutlichkeit und Kürze neu aufgestellt.“ |
Schluss der Sitzung nach 1/, Uhr Mittags. 4
Nachdem bei Lantzsch, Charlottenstrasse, ein gemeinsames
Mittagsmahl eingenommen war, wurde der Nachmittag zur Be-
sichtigung des Zoologischen Gartens benutzt. |
zu einer zwanglosen Sitzung, in welcher gleichzeitig die Kassen-"
Revisoren die Rechnungen bis zur Feststellung der Decharge prüften.
Dritter Tag. 2
Freitag, den 14. September 1888, Morgens 9 Uhr. Sitzung‘
im Ornithologischen Arbeitszimmer der zoologischen A
des Museums für Naturkunde, Invalidenstr. 43. |
Bericht über die (XIII.) Jahresversammlung. 61
- Vorsitzender: Herr Möbius.
Der Vorsitzende begrüsst die erschienenen Mitglieder in den
prächtigen Räumen des seiner Obhut unterstellten Museums. Er
macht vor dem Eingange in die Tagesordnung auf einen Form-
fehler in den am Mittwoch geänderten Statuten aufmerksam. : Aut
‚seinen Antrag wird unbedenklich als redactionelle Verbesserung
in 8 6, vierter Absatz hinter „die Jahresversammlung ernennen“
eingeschaltet an Stelle von: ‚In Abwesenheit der Präsidenten“
„talls die Präsidenten verbindert sein sollten‘“.
Hierauf spricht Herr Möbius in längerem Vortrage über den
Plan und die Einrichtung des neuen Museums für Naturkunde.
‚Die Versammlung folgte den klaren und interessanten Ausführungen
mit gespannter Aufmerksamkeit. Ein Rundgang durch die gross-
artigen Räume der zoologischen Abtheilung des Museums unter
der Führung des Direetors gab Anlass zu den verschiedensten,
überaus fesselnden Erörterungen über praktische Aufstellung von
Museumsobjecten. Allgemeine Anerkennung fand die Art und
Weise, in welcher Herr Director Möbius die dem Publikum zu-
gängliche „Schausammlung“ zu benutzen gedenkt für eine möglichst
anschauliche Darstellung des heutigen Standes der Zoologie.
Mit der Bitte, die geplante Sammiung vaterländischer
Vögel durch Zuwendung von Varietäten, Nestern und
Frassobjektenetc. unterstützen zu wollen, verabschiedet
sich Herr Möbius von den Anwesenden.
Herr Schumann spricht demselben den herzlichsten Dank
der Gesellschaft aus.
Nach einer Frühstückspause wird der Rest der Tagesordnung
erledigt.
Die Revisions-Commission ertheilt dem leider aus seinem Amte
wegen Ueberbürdung mit anderweitigen Geschäften scheidenden
Kassenführer Decharge. Herr Bünger erklärt sich bereit, die
Kassengeschäfte bis zur definitiven Wahl eines Kassenführers durch
den Vorstand zu versehen.
Als Ort für die nächstjährige Versammlung wird Münster
gewählt auf die Einladung des Vorstandes des Westphälischen
‚Vereins für Wissenschaft und Kunst in Münster. Es soll der Vor-
sitzende dieses Vereins, Herr Professor Dr. Landois, ersucht
‚werden, die Local-Geschäftsführung zu übernehmen und die passende
Zeit für die Jahresversammlung zu bestimmen.
Die statutenmässig ausscheidenden Mitglieder des Ausschusses,
62 Allg. Deutsche Ornitholog. Gesellschaft zu Berlin. Statut.
die Herren Wiepken, Kutter, Nehrkorn und Graf Ber-
lepsch, werden durch Acclamation wiedergewählt.
Zum letzten Male soll der Vorstand nach alter Weise gewählt
werden, weil durch das Ausbleiben einer Stimme der Abschluss
der Genehmigung des Gesammt-Vorstandes für die beschlossenen
Statuten-Aenderungen verzögert ist. Da ausserdem aber weder
schriftliche Voten der abwesenden Ausschussmitglieder eingelaufen
sind, noch irgend ein Mitglied des Ausschusses anwesend -ist, so
kann eine Neuwahl nicht stattfinden.
Zum Schluss legt Herr Cabanis eine Anzahl seltener Vögel
des Museums vor, darunter die prächtigen neuen Paradiesvögel
welche er so glücklich war als Paradisea Guilielmi II. und Paradisea
Augustae Vretoriae publiciren zu können.
Hierauf wird der officielle Schluss der (XIIL) Jahresversammlung
verkündigt. |
Möbius. Altum. R. Blasius. Matschie.
Cabanis, Gen.-Secr.
Statut
der
Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin.
Sl.
Die „Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft“ ist ein
naturwissenschaftlicher Verein, welcher seinen Sitz in der Reichs-
hauptstadt Berlin hat. {
82. I
Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Ornithologie
nach allen Richtungen, namentlich also Erforschung der gesammten
Vogelwelt hinsichtlich der Systematik, des Körperbaues, der Lebens-
weise und der Bedeutung ihres Lebens für den Haushalt der Natur.
Dieser Zweck wird zu erreichen gesucht durch gegenseitigen
Austausch der gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen in
regelmässig wiederkehrenden Sitzungen, Jahresversammlungen und
in einem gemeinschaftlichen Organe.
Allg. Deutsche Ornitholog. Gesellschaft zu Berlin: Statut. 65
0%
Die Gesellschaft ist eine geschlossene und zählt als solche nur
ordentliche Mitglieder; doch soll der Vorstand das Recht haben,
in besonderen Fällen auch Ehrenmitglieder zu ernennen. Zur
Mitgliedschaft ist jeder in Deutschlaud oder im Auslande lebende
Kenner und Liebhaber der Vögel berechtigt. Nach erfolgter Mel-
dung auf Grund der Statuten ist der Vorstand befugt, die Aufnahme
zu vollziehen; spricht der Vorstand sich für Abweisung aus, so
hat derselbe die definitive Entscheidung im Verein mit dem Aus-
schusse zu treffen. Das Mitglied bleibt der Gesellschaft für das
folgende Kalenderjahr verpflichtet, wenn es nicht spätestens
vier Wochen vor Jahresschluss eine Austrittserklärung an den
General-Seceretair schriftlich abgiebt.
Ueber Zulassung von Gästen zu den Sitzungen und Jahres-
versammlungen entscheidet der Vorstand.
84.
Die Angelegenheiten und Interessen der Gesellschaft leitet
und wahrt ein geschäftsführender Vorstand und ein Ausschuss,
welche aus der Zahl derjenigen Mitglieder periodisch gewählt werden,
die als Schriftsteller, Reisende, Sammler oder Züchter Hervor-
ragendes geleistet haben, oder überhaupt solcher, die vor-
zugsweise an der Förderung der Gesellschaft sich zu
'betheiligen und nach Möglichkeit den Sitzungen, beziehungsweise
Jahresversammlungen, persönlich beizuwohnen gewillt sind.
55.
Der Vorstand, welchem die Geschäftsführung der Gesellschaft
obliegt, besteht aus fünf Mitgliedern: dem Präsidenten, dem Vice-
Präsidenten, dem General-Secretair, dem stellvertretenden Secretair
und dem Kassenführer, welehe, mit Ausnahme eines der beiden
Präsidenten, in Berlin ansässig sein müssen. Es bleibt dem Vor-
'stande überlassen, wie er auf Grund einer von ihm entworfenen
Geschäftsordnung seine Thätigkeit auf die einzelnen Mitglieder
vertheilen will, und haftet er der Gesellschaft gegenüber solidarisch.
| Der Ausschuss besteht aus höchstens 10 Mitgliedern. Die-
selben sind als Vertrauenspersonen der Gesellschaft in allen wich-
tigen Fragen vom Vorstande zu Rathe und erforderlichen Falles
zur Geschäftsführung oder Vertretung heranzuziehen. In dringenden
Fällen soll der Ausschuss auf Antrag des Vorstandes provisorisch
die Befugnisse der allgemeinen Versammlungen ausüben können.
Die Wirksamkeit des Ausschusses während des Jahres regelt
gleichfalls eine von demselben entworfene und von der Jahresver-
sammlung genehmigte Geschäftsordnung.
Der Vorstand und der Ausschuss bilden zusammen den Ge-
sammtvorstand.
64 Allg. Deutsche Ornitholog. Gesellschaft zu Berlin: Statut. |
5 6.
Die Wahl des Gesammt-Vorstandes geschieht alle 2 Jahre auf
der Jahresversammlung am Sitze der Gesellschaft, nach Stimmen-
mehrheit der anwesenden Mitglieder und zwar durch Wahlzettel in
gesonderten Wahlgängen.
Die Ausscheidenden können sogleich wieder gewählt werden,
Bei unvorhergesehenen Vacanzen ergänzt sich der Vorstand nach
eigenem Ermessen provisorisch bis zur nächsten Wahlversammlung.
Von dem Ausschusse scheidet alle 2 Jahre nur die ältere
Hälfte aus. Die Neuwahl, mit zulässiger Wiederwahl, geschieht
auf Vorschlag des Vorstandes durch dıe Jahresversammlung nach
absoluter Majorität der anwesenden Mitglieder.
Die Jahresversammlungen ernennen, falls die Präsidenten ver-
hindert sein sollten, für die Dauer ihres Zusammenseins jedesmal
ihre eigenen Vorsitzenden.
87.
Am ersten Montage eines jeden Monats (ausgenommen Juli
und August) versammeln sich die in Berlin anwesenden Mitglieder
der Gesellschaft zu einer Sitzung. Statt der Juni-Sitzung wird
eine Frühjahrs-Excursion unternommen.
Ausserdem findet, um sämmtlichen Mitgliedern im voraus die
Möglichkeit persönlicher Begegnung und Besprechung zu sichern,
alljährlich im Sommer eine Jahresversammlung an einem Orte’
innerhalb Deutschlands statt, welche jedoch alle zwei Jahre am’
Sitze der Gesellschaft tagen soll. |
Auf der Jahresversammlung in . sind folgende Geschäfte
zu erledigen:
a. Neuwahl für die seit der Im Versammlung statuten-
mässig, beziehungsweise aussergewöhnlich ausgeschiedenen Mit-
glieder des Gesammtvorstandes.
b. Entgegennahme des vom Vorstande vorzulegenden Berichtes
über die Geschäftsführung seit der letzten Versammlung.
c. Prüfung und Decharge der im Auftrage des Vorstandes von
dem Kassenführer vorzulegenden zweijährigen Rechnung durch eine
ad hoc gewählte Revisionscommission von drei anwesenden Mit-
gliedern. |
d. Entgegennahme und Feststellung des seitens des Vorstandes
auf Grund eines Normal-Etats vorgelegten Budgets für die laufende
Etats-Periode.
e. Bestimmung des Ortes, der Zeit und der localen Geschäfts-
führer für die nächste Jahresversammlung.
Ausserdem kommen alle von mindestens 5 Mitgliedern unter-
stützten oder vom Vorstande eingebrachten Anträge, Soweit es nach
den Statuten zulässig ist, zur Verhandlung.
Ausserordentliche Sitzungen und Versammlungen bleiben den
Anordnungen des Vorstandes vorbehalten.
|
KÜ..
' Allg. Deutsche Ornitholog. Gesellschaft zu Berlin: Statut. 65
88.
Alle in den Versammlungen gehaltenen Vorträge und die sonst
an die Gesellschaft eingehenden oder von derselben veranlassten
ornithologischen Abhandlungen werden in dem 1853 begründeten
„Journal für Ornithologie“ veröffentlicht, und gewährt die
Gesellschaft die Mittel zur Herstellung naturgetreuer Abbildungen,
' um den Anforderungen deutscher Wissenschaftlichkeit gemäss ein
für die Ornithologie in jeder Beziehung zweckentsprechendes Organ
dauernd zu sichern und fortzuentwickeln. Die Protocolle und
‚ Sitzungsberichte, insofern sie wissenschaftliche Ergebnisse liefern,
alle die Gesellschaft betreffenden Bekanntmachungen und ebenso
' Wünsche und Anfragen der Mitglieder in Bezug auf Ornithologie,
‚ werden ebenfalls durch das Journal zur allgemeinen Kenntniss ge-
bracht. Von allen wichtigen ornithologischen Publieationen, zumal
des Auslandes, wird das Organ der Gesellschaft thunlichst Be-
sprechungen, Berichte oder Auszüge bezw. Uebersetzungen bringen.
SIEH
| Zur Förderung der Zwecke und zur Bestreitung der Kosten
‚ der Gesellschaft zahlt jedes Mitglied einen jährlichen Beitrag von
18 Reichsmark pränumerando im Laufe des Januar.
Die erste Beitragszahlung gilt für das laufende Kalenderjahr.
Mit dem neuen Jahre wird an jedes Mitglied ein gedrucktes und
' frankirtes Schreiben gerichtet, worin in Erinnerung gebracht wird,
dass die Zahlung für das neue Jahr fällig ist und das Ausbleiben
bis zum 1. Februar als die Erlaubniss angesehen wird, den Betrag
durch Postauftrag einzuziehen. Annahme-Weigerung kann einer
ungewöhnlichen Austritts-Erklärung gleich erachtet werden, worüber
‚ die Jahresversammlung entscheidet. Nach erfolgterZahlung empfängt
' jedes Mitglied für das laufende Jahr eine auf seinen Namen aus-
gestellte Mitgliedskarte, welche dem Inhaber die Rechte und Vor-
theile eines Gesellschaftsmitgliedes gewährleistet.
Ebenso erhält jedes Mitglied jährlich 4 Hefte oder einen Band
des Journals für Ornithologie unmittelbar nach Vollendung des
Druckes geliefert. Die Versendung geschieht mittelst frankirter
' Streifband-Verpackung unter sorgfältiger Controlle an die im Mit-
_ glieder-Verzeichnisse aufgegebene Adresse, jedoch ohne weitere
Gewährleistung durch die Gesellschaft. Allen im Laufe des Jahres
hinzutretenden Mitgliedern werden die bereits erschienenen Hefte
' des betreffenden Jahrganges nachgeliefert.
Ss 10.
Sämmtliche Meldungen und Zusendungen in Gesellschafts-
' Angelegenheiten sind frankirt an den General-Secretair zu richten,
welcher dieselben dem Vorstande zu übermitteln oder sonstwie das
- Erforderliche zu veranlassen hat.
Cab. Journ. f, Ornith, XXXVII. Jahrg. No. 185. Januar 1889. 5
66 Allg. Deutsche Ornitholog. Gesellschaft zu Berlin: Statut.
s ıl.
Zusätze und Aenderungen der Statuten können nur auf einer
Jahresversammlung am Sitze der Gesellschaft berathen werden.
Darauf bezügliehe Anträge sind wenigstens 6 Wochen vor der
Versammlung an den General-Secretair schriftlich und präeisirt
einzusenden und auf die Tages-Ordnung zu setzen. Zur Berathung
solcher Anträge ist die Anwesenheit von wenigstens 25 Mitgliedern,
zur Gültigkeit des Beschlusses die Majorität von dreivierteln der
anwesenden Mitglieder und die Bestätigung des Gesammtvorstandes
erforderlich. Zur Gültigkeit eines Beschlusses über Auflösung der
Gesellschaft ist die Majorität von dreivierteln sämmtlicher Gesell-
schaftsmitglieder erforderlich. Alle anderen, die Statuten nicht be-
treffenden Anträge werden durch absolute Majorität der Jahres-
versammlung, sobald dieselbe mindestens aus 10 Stimmen besteht,
erledigt. Beschlüsse, welche durch weniger als 10 Stimmen gefasst
werden, bedürfen der Bestätigung des Vorstandes.
8 12.
Ueber Erweiterungen ihrer Thätigkeit und über Einrichtungen
zur Förderung der Gesellschaft, z. B. Anlegung einer ornitho-
logischen Gesellschaftsbibliothek, Schriftenaustausch mit anderen
ornithologischen Vereinen u. s. w. beschliesst die Gesellschaft durch 3
ihren Gesammtvorstand.
Revidirt auf der Jahresversammlung zu Berlin im September 1888
und bestätigt.
Der Gesammtvorstand.
67
Die Kennzeichen der deutschen Raubvögel.
Eine Anleitung zur sicheren Bestimmung unserer deutschen
Tag- und Nachtraubvögel.
Im Auftrage der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft
zusammengestellt
von
Paul Matschie.
Die Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesell-
schaft zu Berlin beschloss auf Antrag des Herın Ehmcke eine
einfache, zuverlässige, leicht zu benutzende Uebersicht der Kenn-
zeichen aller deutschen Raubvögel herstellen zu lassen, um die
Kenntniss der Verbreitung und des Vorkommens dieser Arten,
welche noch manche Frage offen lässt, zu fördern.
Die hier gebotene Anleitung, welche unter Benutzung eines
Entwurfs von E. Ziemer und mit gewissenhafter Beachtung des
gesammten reichen, in der zoologischen Sammlung des Königlichen
Museums für Naturkunde zu Berlin vorhandenen Materials an Raub-
vogelbälgen zusammengestellt ist, wendet sich vornehmlich an alle
Forstbeamte, Jäger und Jagdliebhaber.
Die Benutzung der Tabelle erfordert keinerlei Vorkennt-
nisse.
Es wird gebeten, Nachrichten übererlegteRaubvögel
an den General-Secretär der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen
Gesellschaft, Herrn Professor Dr. Cabanis, .Berlin.S.W., Alte
Jacobstr. 103a einzusenden.
Sehr erwünscht sind Angaben über den Mageninhalt
der erlegten Raubvögel. In zweifelhaften Fällen wolle man
die betreffenden Exemplare unfrankirt an das Kgl. Museum
für Naturkunde, Zoologische Sammlung, Berlin N. 4 einsenden. Er-
wünscht sind ferner Mittheilungen über Nahrung, Brutplätze, Aetzung
der Jungen und sonstige Lebensverhältnisse unserer Raubvögel.
A.
Anleitung zur Bestimmung der Gattungen der Tagraubvögel.
Nr. der
Tabelle B.
nackt oder nur mit
I. Kopf und Hals Dunen bewachsen. . . » . .. . Geier: 1
beftederti 2022 209! unter IJ.
bis an die Zehen befiedert . ‚Adler und
Lauf. Rauhfussbussard: 2—7
| nur im oberen Theile
befiedert . . . . s. unter III.
*
68
gegabelt,d.h. dieäusseren
Schwanzfedern sind länger
als die mittleren
nichtgegabelt d.h. die
Schwanzfedern sind gleich-
lang oder die äusseren
sind kürzer als die mitt-
leren s. unter
III. Schwanz
mit scharfem, eckigen
Zahnim Oberkieferund
kerbenartigem Ausschnitt
vor der Spitze des Unter-
kiefers ;
ohnescharfen,eckigen
Zahn, höchstens mit einer
Ausbuchtung am OÖber-
kiefer und ohne Ausschnitt
vor der Spitze des Unter-
kiefers s. unter
IV. Schnabel ,
nicht gelb, sondern bläu-
lich oder blaugrau.
V. Füsse...»
gelb. s. unter
länger als 60 cm.
VI. Flügel .
|
[Man messe den angelegten Flügel in seiner
grössten Länge geradlinig.]
kürzerals60cm s. unter
mit kleinen, schuppenar-
tigen Federn; Nasen-
löcher schlitzförmig
mit haarartigen Borsten
bekleidet; Nasenlöcher
rundlichoderoval s. unter
VII. Zügelgegend
[Zügelgegend nennt man den Theil des Kopfes
zwischen Mundwinkel und Auge.]
nur bis höchstens zur
Hälfte von den ange-
legtenFlügelnbedeckt
überdieHälftevon den
angelegtenFlügelnbe-
deckt
VIII. Schwanz
\
Nr. der
Tabelle B.
Milane: 8
IV.
Falken: 915.
s. unter IX,
V,
Fischadler und
Schlangen-
adler:
16
VI.
Seeadler: 174
v1.
Wespenbussard: 18
vIll.
Habichte:
69
Nr. der
Tabelle B.
an der Wurzel mitin die
Höhe gebogenen
längeren Bartborsten;
ein Schleier, wie bei den
IX. Schnabel . . . Eulen, um das Gesicht
Körper sehr schlank . Feldweihen: 2022
an der Wurzel ohne
längere Bartborsten;
kein Schleier; Körper
gedrungen . . . . . .„ Bussarde: 23
B.
Geier:
rund. Gefieder dunkel braun Vultur monachus
FE Rarenlücher ns lich mil Gefied uch gie
eng | Janslichrowal, Gefieder weisslich . Gyps fulvus
siehe Tab. A. unter VI. (Gm.) — Gänsegeier.
| Adler und Rauchfussbussard:
| M kürzer als 48 cm . . siehe unter 3
ee { längerals48cm .. „ 4-7
oben weiss mit 1-6 dunklen Binden. Schnabel
von den Stirnfedern zur Spitze im Bogen gemessen,
kürzer als4 cm. . . Archibuteo lagopus (Gm.) —
u hwanz ..- Rauhfussbussard.
oben braun ohne Binden. Schnabellänger als 4cm:
Aquila pennata (Gm.) — Zwergadler.
bis hinten unter das Auge gespalten; Schwanz
von der zweiten Feder an gerade abgeschnitten:
N Aguila melanaetus (L.) — Kaiseradler.
bis vorn unter das Auge gespalten; Schwanz
abgerundet . . . . . siehe unter 57
länger als 60 cm . . . Aquila chrysa&tus (L.) —
2 Steinadler.
kürzer als 60 cm . . siehe unter 6—7
länger als 56 cm; Nasenloch länglich schräg:
- | Agwila orientalis Cab. — Steppenadler.
kürzer als55 cm . . siehe unter 7
länger als6 cm; Schnabel an der Stirn höher als
| 2,7 cm; Nasenloch breiter als 8 mm, länglich:
Aqwila clanga Pall. — Schelladler.
kürzer als 6 cm; Schnabel an der Stirn niedriger
als 2,7 cm; Nasenloch nicht 8 mm breit, rund:
Aquila pomarina Brehm — Schr eiadler.
Anm.: Sind die Flügel kürzer als 52 cm, so ist das Exemplar sicher A. pomarina.
Sind die Flügel länger als 54 cm, so ist das Exemplar sicher A. clanga.
In zweifelhaften Fällen wolle man behufs Bestimmung den erlegten Adler
unfrankirt einsenden!
. Rachen .
Flügel .
. Flügel. .
. Rachen .
70
8. Schwanz.
9. Flügel .
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
Bartstreif .
Schwanz .
Bartstreif .
Füsse. . .
Krallen .
Flügel
Kopfseiten..
Fischadler und Schlangenadler:
Milane:
rostroth, ca. 36 cm lang. . Milvus ictinus Sav. —
Gabelweih.
| dunkelbraun, ca.28cmlang Milvus migrans (Bodd.)
| — Schwarzer Milan.
Falken:
länger als29 cm . . siehe unter 10-11
\ kürzer als. Yem..„u..% „ 12-15
breit, dunkel, ungefleckt.
Schw.anz kürzer als 19 em und von
den angelegten Flügeln vollständig be-
deckt: Falco peregrinus Tunst. — Wanderfalk.
fehlt oder nur schwach angedeutet.
Schwanz länger als 19 cm und von
den angelegten Flügeln nicht vollständig
bedeckt IP ETF Rue
weiss oder mit12—14dunklen Binden:
Falco rusticulus L. — Jagdfalk.
braun mit 9—11 weissen oder rostfar-
benen Flecken . . Falco lanarius
L., Pall. — Würgfalk.
breit, über 2 cm lang, dunkel, unge-
fleckt: Falco subbuteo L. — Lerchenfalk,
Baumfalk.
fehlt oder nur schwach angedeutet,
s. unter 13—15
| rothgelb oder mennigroth Falco
vespertinus L. — Rothfussfalk.
gelb... ......2..2.. siehe unter 14—15 {
hell, nicht schwarz Falco cenchris
| Naum. — Röthelfalk.
schwarz’?".%."% , Siehe unters
kürzer als 24 cm und reichen an-
gelegt über das Schwanzende hinaus
Falco aesalon Tunst. — Merlinfalk.
länger als 24 cm und erreichen an-
gelegt höchstens das Schwanzende
Falco tinnunculüs L. — Thurmfalk.
mit dunkler Binde . . Pandion haliaetus (L.) —
‚Fischadler.
ohne dunkle Binde . Circactüs gallicus (G m.) 4
Schlangenadler
|
Seeadler:
Zehen ohne Spannhaut . . . . . Haliaötus albieilla (L.) Seeadler.
1
Wespenbussard:
18. Eine ganz kurze Spannhaut zwischen der äusseren
| und Mittelzehe: Pernis apivorus (L.) — W espenbussard.
Habichte:
| länger als28cm . . Astur palumbarius (L.) —
& Hühnerhabicht.
EHlngel. . . - | kürzer als 28cm . . . Accipiter nisus (L.) —
Sperber.
Feldweihen:
länger als 40 cm,, Schnabel im
Bogen gemessen länger als 3,5 cm.;
Schwanz einfarbig: Circus aeru-
ginosus (L.) — Rohrweihe.
kürzer als 40 cm., Schnabel im
Bogen gemessen kürzer als 3,5 cm.
siehe unter 21—22
20. Flügel . . - |
9,5. Schwinge des Flügels bogig verengt auf der
Aussenfahne, 1.—4.Schwinge auf der Innen-
fahne winklig eingeschnitten:
21. Schwungfedern Circus cyaneus (L.) — Kornweihe.
9.-4,Schwinge des Flügels deutlich verengt auf
der Aussenfahne, 1.3. Schwinge auf der In-
nenfahne winklig eingeschnitten: siehe unter 22.
überragen angelegtdenSchwanz. Innerer Winkel-
einschnitt der ersten Schwungfeder ca. 2 cm. von den
Deckfedern des Flügels: . Circus pygargus (L.) —
Wiesenweihe.
Innerer Einschnitt der ersten Schwungfeder dicht
neben den Deckfedern des Flügels:
Circus maerurus (Gm.) — Steppenweihe.
22. Flügel .
Bussarde:
länger als 40 cm.; Schwanz länger als 23 cm.
Rostfarbener Anflug an Schwanz und Schenkeln
| fehlt . . . Buteo vulgaris Behst. — Bussard.
23. Flügel . - - kürzer als 40 cm,; Schwanz kürzer als 23 cm.
Rostfarbener Anflug an Scäwanz und
Schenkeln vorhanden.
Buteo desertorum Daud. — Steppenbussard.
Anleitung zur sicheren Bestimmung der deutschen Eulenarten.
deutlich sichtbar, vom Kopfe abstehend:
siehe unter 2—8
nicht deutlich sichtbar, nicht vom
| 1. Ohrfeder
Den sesnngne aa. ‚siehe, unten 4
länger als 40 cm Bubo ignavus Forst. — Uhu.
De. er als 40 cm . . . .\. . siehe unter 8
messung siehe
an A. unter
länger als 20 cm. . . . Asio otus (L.) — Waldohr-
3. Flügel ee
5 kürzer als 20 cm Scops pulchella (Pall.) — Zwergohr
eule.
Zum grössten Theile weiss oder mit wenigen
4, deneter ı braunen Flecken . Nyctea scandiaca (L.) — ,
nicht rein weiss . 2 2 2... 8 unter 5—I2
länger als:85 cm Twins km an kr 8. unter i6
5. Flügel . a als 35cm . . 2... ... 8 unter 7—I2
gelb. Kehle schwarz:
Syrnium lapponicum (Retz.) — Barteule.
6. Auge dunkelbraun. Kehle nicht schwarz:
Syrnium wralense (Pall.) — Habichtil
eule.
flängerals 20cm ....... 8 unter S-10
lee: \ kürzer als20cm .. ok aaa
gezähnelt; „1. und. s L. — Sch -
s. Kralle derfigezehne a flammea Nm
telzeh
Be nicht gezähnelt . .... 8. unter 9—10
f dunkelbraun .. . Bummi aluco (L.) — Waldkauz
AnnUBe BER la Dr NN IR . 2... siehe unter 10 #
an den Kopfseiten orhahe en: |
Nyctea ulula (L.) — Sperber-
10. Schwar- eule.
zer Fleck | an den Kopfseiten nicht vorhanden:
Asio brachyotus (Forst.) — Sumpf-
ohreule.
Carine noctua (Scop.) — Stein-
11. Zehen . k
auz.
dicht mit Federn besetzt. . . . . s. unter 12
länger alsl4cm Nyctala tengmalmi (Gm.) — Rauhfuss-
4 kauz
12. Flügel . kürzer als 14 cm . Carine passerina (L.) — Sperlings-
kauz.
| nur mit Borsten befiedert:
Bericht über die September- und October-Sitzung. 13
Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin.
| Bericht über die September-Sitzung.
_ Verhandelt Berlin, Montag, den 3. September 1888,
AbendsS8 Uhr, im Sitzungslokale, Bibliothekzimmer
des Architekten-Vereinshauses, Wilhelmstr. 92.11.
Anwesend die Herren Cabanis, Wacke, Deditius,
Reichenow, Schaeff, Kolbe, von Oertzen, Matschie,
Ehmceke, Nauwerck, Pascal und Müller.
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie.
Herr Cabanis legt vor und bespricht einige neu erschienene
und eingegangene Schriften. Derselbe theilt den Anwesenden als-
dann den Bescheid mit, welchen das Königliche Ministerium für
Landwirthschaft auf die im Auftrage der Ornithologischen Gesell-
schaft erlassene Eingabe zur Erreichung des Schutzes für die in
Deutschland eingewanderten Steppenhühner gegeben hat, und
welcher allen Wünschen der Ornithologen Rechnung trägt.
Herr Reichenow bespricht eine Arbeit von Ad. Müller,
in welcher der Beweis zu führen versucht wird, dass Cuculus ca-
norus zuweilen selbst brüte und ein und dasselbe Cuculus-Weibehen
verschiedenfarbige Eier zu legen im Stande sei. In der sich an
die Besprechung anschliessenden Discussion geht die Meinung
der Anwesenden einstimmig dahin, dass Herr Ad. Müller einer
Selbsttäuschung zum Opfer gefallen sein müsse.
Herr Cabanis überbringt der Gesellschaft Grüsse des in
Hinterindien ornithologisch sammelnden Mitgliedes Herrn Hartert.
Eine Vorbesprechung über die demnächst stattfindende Jahres-
versammlung schliesst die Sitzung.
Matschie. Cabanis, Gen.-Secr.
Bericht über die October-Sitzung.
Verhandelt Berlin, Montagden 8. October 1888, Abends
8 Uhr, im Sitzungslokale.
\ Anwesend die Herren: Cabanis, Reichenow, Hocke,
Schaeff, Grunack, Hartwig, Nauwerck, Marquardt,
.Bünger, Schalow, Matschie, Rörig, Pascal.
| Als Gäste die Herren: Dr. Weltner und Krezschmar,
beide aus Berlin.
- Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie.
74 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Nach Verlesung und Annahme des Berichtes über die September-
Sitzung legen die Herren Cabanis und Schalow eine Anzahl
von neu erschienenen und eingegangenen Veröffentlichungen und
Arbeiten vor und referiren über dieselben.
Den zahlreichen Arbeiten über die Einwanderung des Syrrhaptes
haben sich wiederum einige neuere angereiht. L. Holtz, Salvadori,
Brusina berichten über das Auftreten der asiatischen Gäste in den
von ihnen berücksichtigten Gegenden.
M. A. Menzbier kündigt das Erscheinen einer „Ornitho-
logie du Turkestan et des pays adjacents“ an, welche in 6 Bänden
mit ca. 80—90 colorirten Tafeln in gross 4° in französischer
Sprache erscheinen wird. Das Werk soll eine Bearbeitung der
von dem berühmten russischen Reisenden N. A. Sewertzow in
den Jahren 1857— 1878 gemachten grossartigen Sammlungen bringen
unter Berücksichtigung der Forschungen, welche Zaroudnoi und
Groum de Grgimaylo in Turkestan unternommen haben. Die dem
Prospect beigegebene gute Abbildung von Falco babylonicus ist
nach Aquarellen von Menzbier und Martinow auf Stein gezeichnet.
Im Texte vermissen wir eine kurze lateinische Diagnose der Art.
Herr Schalow widmet dem am 16. Mai in Petersburg ver-
schiedenen russischen Ornithologen Modeste Bogdanow einen
ehrenden Nachruf. f
Herr Hartwig berichtigt verschiedene Fehler, welche in
den Protokollen über die September- und November-Sitzung des
vergangenen Jahres sich befinden. Jahrg. 1888 p. 103 Zeile 6
v. 0. muss es heissen ‚„‚madeirensischen“, nicht „canarischen“ Platt-
mönchs; ferner ebenda Zeile 8 v. o. muss stehen „Madeira“ für
„den Canaren“.
Bezüglich der Notiz auf p. 111 desselben Heftes betont Herr
Hartwig, dass die betreffende Muscicapa luctuosa ursprünglich
im grauen Kleide gefangen worden war, dass dieselbe später
schwarz wurde und dann im nächsten Frühjahre, ohne eine Feder
zu verlieren, wieder grau geworden ist. 3
Zu der auf p. 112 sich findenden Bemerkung über Berniela
brenta bemerkt der Redner, dass um dieselbe Zeit von dem Mit-
gliede Herrn Hainz Schaaren dieser Gans an demselben Orte
angetroffen wurden. Der Müller von Glöwen behauptet, dass 2.
brenta alljährlich auf dem dortigen See erscheine. 3
Herr Hartwig erwähnt als ferneres Beispiel, wie sich sonst
scheue Vögel an das Leben und Treiben der Menschen gewöhnen
Bericht über die Oetober-Sitzung. 75
(ef. Jahrg. 1888 p. 115), dass Acrocephalus arundinaceus im Garten
von Tivoli in Kopenhagen von ihm im Jahre 1883 in 2 Exemplaren
beobachtet wurde. Die Vögel hüpften, fröhlich und laut singend,
von Zweig zu Zweig in dem von Tausenden von Gasflammen er-
leuchteten und sehr belebten Garten. Der Vortragende giebt einige
kleinere Mittheilungen über Vögel der Mark:
Ardeola minuta wurde von ihm Ende Juni 1888 auf dem
Inselchen bei Eierhäuschen in der Oberspree beobachtet. Syrrhaptes
_ paradozus sah er am 17. Mai 1888 auf den Koellnischen Wiesen
zwischen Görlitzer und Ringbahn im Weichbilde von Berlin.
Herr Reichenow theilt hierzu mit, dass auch bei der Müller-
strasse und auf dem Tempelhofer Felde die Art angetroffen
worden sei.
Herr Hartwig sah den von Arbeitern aufgescheuchten Vogel
im Kreise streichend fast an ebendenselben Ort zurückkehren, von
welchem er aufgescheucht worden war.
Emberiza hortulana ist seit 15 Jahren, wo sie im Oderbruche
seltener als citrinella war, dort immer häufiger geworden und ist
jetzt daselbst die häufigste Ammer-Art. Man kann oft 5 bis 6
Örtolane zu gleicher Zeit flöten. hören.
Hirundo urbica ist in diesem Jahre aus manchen Orten des
Öderbruches fast verschwunden, z. B. aus Neu-Trebbin.
Herr Cabanis macht darauf aufmerksam, dass hier in Berlin
die Mehlschwalbe ebenfalls in diesem Jahre selten sei.
Cotyle riparia hat gleichfalls an Zahl im Oderbruche abge-
nommen. So sind jetzt die ehemals grossen Colonien bei der
Lapnower Mühle und bei Karlsdorf verödet. _
Alcedo ispida scheint aus dem Stöberthal zwischen Lapnower
Mühle und Dammmühle bei Alt-Friedland verschwunden zu sein,
obwohl das Thal unverändert ist. Früher war dieses Juwel unserer
märkischen Gewässer dort häufig.
Cygnus olor nistet seit längerer Zeit auf dem Rietzer See bei
Alt-Friedland. Es scheint stets das Elternpaar zurückzukehren,
während die jährlich ausgekommenen Jungen nicht wieder erscheinen.
Upupa epops in noch nicht recht flüggem Individuum wurde
am 8. August bei Johannisthal gefunden.
Von weiteren späten Bruten erwähnt Herr Hartwig: Cuculus
canorus am 9. August mit Zarius collurio, noch nicht flügge, und
Anthus arboreus am gleichen Tage bei Johannisthal in kleinen
Nestjungen.
76 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Gallinula chloropus fand derselbe Ende Juni 1883 im Thier-
garten an der Löwenbrücke. Nueifraga caryocatactes wurde um
den 20. October herum im Friedrichshain häufiger angetroffen.
Herr Cabanis legt vor und bespricht mehrere vom Conser-
vator des Museums in Santiago, Chili, dem Herrn Rahmer, an
das Museum für Naturkunde gesendete Vogelbälge. Es sind
Phoenicopterus andinus und Ph. Jamesi, sowie Recurvirostra andina.
Das hiesige Museum besitzt merkwürdiger Weise den Ph. Jamesi
(von Arica) in einem ganz jungen Exemplare noch vorherrschend
in Grau gefärbt und daher unbeschrieben geblieben, seit mehr als
20 Jahren. Nach mehreren vorläufigen Mittheilungen des Herrn
Schalow über 2 für die Mark neue Arten Vultur monachus und
Luscinia philomela berichtete derselbe über den Erfolg der Reisen,
welche Herr Dr. Ehrenreich im Araguay-Gebiete in Matto
Grosso gemacht bat. Die ornithologischen Sammlungen desselben
sind in Berlin eingetroffen und werden demnächst untersucht werden.
Herr Schaeff zeigt den Mageninhalt eines Syrrhaptes, be-
stehend aus ca. 900 Körnern von Roggen und Sporgel. |
Die Herren Reichenow, Schaeff und Hartwig lenken
die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf verschiedene Zeitungs-
nachrichten, welche einen hochgradigen Mangel an ornithologischer
Bildung im grossen Publikum voraussetzen. ’
Herr Matschie macht einige Bemerkungen über die Brauch-
barkeit der von Ziemer verfassten Kennzeichen-Tabellen zur Be-
stimmung von Raubvögeln.
Schluss der Sitzung.
Matschie. Cabanis, Gen.-Secr. i
Bericht über die November-Sitzung. a
Merkand el! Montag en, November 1888, im Sitzungs- f
lokale.
Anwesend die Herren: G@runack, Hocke, Nauwerck, |
Reichenow, Wittcke, Thiele, Schalow, Matschie,
Hartwig, Deditius, Kolbe, Cabanis, Marquardt,
Pascal, Rörig, Schaeff, Ks batnieh Wacke, Bünger,
Müller, Haintz und von Oertzen) |
Als "Gäste die Herren: Magdolf, Sehotte, Director Dr.
Heck und Krezschmar, sämmilich aus Berlin. |
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie
Bericht über die November-Sitzung. Zu
Der Bericht über die October-Sitzung wird verlesen und mit
einigen Aenderungen angenommen.
Herr Cabanis wünscht, dass im Interesse einer möglichst
correcten Wiedergabe der Verhandlungen in den Sitzungen die
Herren Redner eine kurze Mittheilung über das von ihnen Vorge-
tragene in jedem einzelnen Falle zum Protokoll geben möchten.
Ferner bittet derselbe um rechtzeitige Anmeldung der betrefienden
Vorträge, damit die Tagesordnung in der Einladung zur Monats-
sitzung bereits bekannt gemacht werden könne.
Der Vorsitzende berichtet nunmehr über eine Anzahl neu er-
schienener und eingegangener Veröffentlichungen.
| Ausser den neuesten Nummern der drei kleineren deutschen
_ ornithologischen Zeitschriften, welche besprochen werden, gelangen
u. a. zur Vorlage:
R. W. Shufeldt: „Observations upon the morphology of
Gallus bankiva‘“, worin eine ausführliche Beschreibung des Skeletts
dieses Vogels gegeben wird.
E. Newton: Address to the Members of the Norfolk and
Norwich Naturalist’s Society, mit einer Liste der lebenden und
ausgestorbenen Vögel der Maskarenen und Seychellen. 107 Arten,
unter denen sich 17 ausgestorbene Species befinden, werden auf-
gezählt.
J. A. de Sousa: Contribution pour la faune ornithologique
d’Angola, enthaltend die Beschreibung einer neuen Drossel, Mon-
ticola angolensis.
E. Regalia: Unghie ai dite I e II della Mano in Uccelli
italiani, eine Arbeit, in welcher bei 25 italienischen Arten ein
Nagelglied am Daumen des Flügels, bei 9 an Daumen und Index,
bei 3 am Index allein nachgewiesen wird.
Ein Prospect von T. E. Buckley und J. A. Harvie-
Brown: A Vertebrate Fauna of the Outer Hebrides.
Herr Schalow legt vor und bespricht zunächt die October-
Nummer des Ibis und den Report of the Ornithologist for the
year 1837 von C. Hart Merriam.
In letzterem findet sich eine ausserordentlich interessante
Arbeit über die Untersuchung des Mageninhaltes von 1072 nord-
amerikanischen Raubvögeln.
Der Vortragende theilt alsdann den Anwesenden die traurige
Nachricht mit, dass der berühmte russische Forschungsreisende
Przewalsky am Issikul plötzlich verstorben sei.
738 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Herr Reiechenow berichtet über verschiedene neu einge-
gangene Schriften in ausführlicher Weise. |
Herr Cabanis spricht über eine kleine Sendung von Vögeln
aus dem Kamerun-Gebiete, in welcher sich ein interessanter und
seltener Bienenfresser befindet, welcher dem Merops Mülleri Cass.
sehr nahe steht und sich von dieser Art nur durch den Mangel
des blauen Kinnes unterscheidet, indem die blaue Kehlfärbung
erst unterhalb des Kinnes beginnt. HerrCabanis schlägt vor, diese
Abart, falls sie sich bewährt, als Merops mentalis nov. subsp. zu
bezeichnen.
Herr Schalow spricht über die Vogelwelt der Insel Rügen.
Der Vortragende weist darauf hin, dass er viele Jahre hindurch
und zu den verschiedensten Jahreszeiten die Insel nach allen
Richtungen hin durchstreift habe, um einen Einblick in die orni-
thologischen Verhältnisse dieses nicht uninteressanten Ostsee-
gebietes zu gewinnen. Es ist zu bedauern, dass Rügen nie ein-
heitlich, unter besonderer Berücksichtigung der localen Verbreitung
der brütenden und des Vorkommens der durchziehenden Vogel-
arten, behandelt worden ist. Vermöge seiner Lage in der Ostsee
und der verschiedenartigen Configuration seines Bodens bildet es
eine Heimstätte für Vögel, wie kaum ein anderes Inselgebiet des
baltischen Meeres. Die älteren Arbeiten von Eugen v. Homeyer,
Hornschuch und Schilling geben Uebersichten über die ganze
Provinz Pommern, ohne der Insel Rügen mehr als eine gelegentliche
Bemerkung zu widmen. Wichtiger sind zwei neuere von Ludwig
Holtz veröffentlichte Arbeiten, von denen die erste, im Jahre 1871
erschienene die Raubvögel von Neuvorpommern und Rügen und
die zweite, 1880 veröffentlicht, die übrigen Familien des vorge-
nannten Gebietes in eingehenderer Weise behandeln. Aber auch
hier vermissen wir oft genauere locale Angaben, abgesehen von
einzelnen kleinen Irrthümern bezüglich des Vorkommens gewöhn-
licher Arten. Herr Schalow giebt am Schlusse seiner Darstellung
einige Berichtigungen zu den Angaben von Holtz. Die beste
Arbeit, welche wir über Hiddens-Oe und die benachbarte Rügen’sche
Küste besitzen, veröffentlichte R. Tanere im Jahre 1881. Leider
ist die Arbeit an einer Stelle begraben, wo sie nie gesucht wird.
Sie findet sich in E. v. Homeyer’s Ornithologischen Briefen, p. |
;
262—276. Der Vortragende hat in diesem Sommer, von Mitte
August bis Mitte September, zum ersten Male während eines
längeren Aufenthalts die Halbinsel Mönehgut besucht und referirt
Bericht über die November-Sitzung. 79
über einige von ihm daselbst gemachte Beobachtungen. Die ge-
‚nannte Halbinsel mit ihrer eigenartig zerrissenen Gestalt hat ver-
hältnissmässig geringen Baumbestand, dagegen desto mehr Acker-
flächen, Wiesen und Weideland und ausgedehnte, mit kärglicher
' Buschvegetation bedeckte Heiden. Die weit in das Meer hinaus-
geschobenen schmalen Landzungen, hier Höwts genannt, erheben
sich über das platte Land und fallen an der Spitze steil in das
‚Meer ab. Sie bestehen aus diluvialem ebenen Geschiebelehm und
haben meist an ihrem Fusse, an der Küste des Meeres, Massen
von wild übereinander gethürmten grösseren und kleineren Fels-
blöcken. Viele dieser Höwts besitzen eine dichte und undurch-
dringliche Buschvegetation, die den kleineren Sängern eine treffliche
Heimstätte bietet. Der Strand von Mönchgut ist theils sandig theils
dicht mit Steinen besäet.
Was nun die Vogelwelt dieses Gebietes betrifft, so ist sie,
wie der Vortragende ausführt, relativ ausserordentlich arm sowohl
an Arten wie an Individuen, relativ arm wenigstens, wenn man
‚sie mit der des Nordens oder gar des Westens der Insel vergleicht.
Aus den gesammelten Notizen führt Herr Schalo w das Folgende an.
Von Raubvögeln wurden wiederholt beobachtet Buteo vulgaris
'(L.), Circus sp., Milvus ictinus Sav. und Falco subbuteo L.
Tinnunculus alaudarius (L.) ist nicht selten auf Mönchgut.
Der Vortragende sah ihn oft auf der Lobber Heide und am Strande
zwischen Lobbe und Thiessow. An dem steil in das Meer ab-
fallenden Lobber Höwt fand er, ca. 10 m vom Boden entfernt,
unterhalb der Brutstätten von Cotyle riparia (L.) Löcher in der
Wand, welche ungefähr 20 cm im Durchmesser hatten. Täglich
konnte er sich an der frischen Losung überzeugen, dass die Höhlungen
während der Nacht benutzt worden waren, ohne dass jedoch je
ein lebendes Thier an denselben beobachtet worden wäre. Da
'theilte ihm Herr Nauwerck mit, dass er ähnliche Höhlen unter
den gleichen lokalen Bedingungen auf Hiddens-Oe gefunden habe,
‚aus denen Thurmfalken aus- und einflogen. Auf den Einwurf,
dass diese Höhlungen von Tadorna cornuta (Gm.) gegraben seien,
bemerkt Herr Schalow, dass er nicht glaube, dass die genannte
"Gans im Stande sei, an einer absolut steilen Wand, bei einer Höhe
‘von ca. 10 m vom Boden, derartige Löcher zu graben, dass
‚ferner die von ihm gefundenen Höhlungen als Brutplätze für Ta-
.dorna cornuta viel zu klein seien, und dass endlich die Brandgans
an der ganzen Küste von Lautenbach südwärts bis Thiessow und
Ak
80 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
von letztgenanntem Punkt nordwärts bis Lohme überhaupt nicht
mehr als Brutvogel gefunden wird. Als Seltenheit wurde ein.
Exemplar im Herbst 1886 bei Sassnitz geschossen. Die Ent-
stehung (der vorgenannten Höhlungen, in denen auf Hiddens-Oe,
wahrscheinlich also auch auf Mönchgut, Tinnunculıs alaudarius
regelmässig horstet, erklärt der bekannte alte Jäger und Fischer‘
Christian Nehls auf Vittow, Hiddens-Oe, dadurch, dass der Fuchs,
um zu den Colonien der Erdschwalben zu gelangen, in der Nähe
derselben horizontale unterirdische Gänge grabe und dabei oft bis
an den Rand der Sandwände komme. }
Alauda arvensis Lin. und Galerida ceristata (Lin.) sind beide
sehr häufig. Zinota cannabina (Lin.) wurde in sterilen Heide-
gegenden, ohne Baumvegetation, und dicht am Meere gefunden.
Von den Meisen wurden häufig beobachtet: Parus major L.,
P. caeruleus L., P. ater Lin. und P. eristatus L.
Farrulus glandarius L. wurde nicht häufig gefunden, desgl.
Piea rustica (Scop.), die in der Nähe der Ortschaften entschieden
selten war. Sehr gemein sind Colaeus monedula (L.) und Corvus’
eornie L. Letztere sieht man täglich, oft mehrere Individuen
zusammen, sich am Meere herumtreiben. Bei Göhren suchten sie
die in der Nähe des Strandes stehenden Gebüsche ab, die dicht
mit Schnecken, Tachea hortensis, Arionta arbustorum, Monacha incar-
nata, Eulota fruticum und strigella u. a. bedeckt waren. Ein reich
besetzterer Tisch bietet sich ihnen dar, wenn nach starken Stürmen’
durch das fortwährende Stossen und Aneinanderwerfeu die Fische
in den Netzen zu Grunde gehen und am Strande ausgeschüttet
und verscharrt werden müssen. |
Corvus corax Lin. horstet in einem gemischten Bestande in”
der Nähe von Sellin.
Sturnus vulgaris Lin. wurde nur einzeln gesehen, Motacilla
alba Lin. ist nicht selten. |
Sylv’a nisoria (Bechst.) soll nach Holtz nicht häufig im Gebiet
sein. Ich sah Ende August bei Lobbe in einem dichten Crataegus-
Gestrüpp einen Vogel dieser Art unruhig durch die Zweige schlüpfen
der augenscheinlich auf der Wanderung begriffen war. J
Sazxicola oenanthe (Lin.) ist besonders in den steinigen Strand-
partien ganz ausserordentlich häufig. Nicht selten soll dieser
Steinschmätzer in kleinen selbst gescharrten Höhlungen nisten.
Lanius collurio ist überall gemein. Am 8. September fand ich
Bericht über die November-Sitzung. 81
noch auf dem Nordpehrd bei Göhren eine Brut von 4 Jungen, die
‚ eben im Begriff waren das Nest zu verlassen.
Von den Schwalben ist ZJirundo rustica Lin. häufiger geworden,
_ während Chelidon urbica (Lin.) und Cotyle riparia (Lin.) ganz be-
- deutend in der Individuenzahl zurückgegangen sind. Grosse Colonien
‚ wurden nur von wenigen Paaren bewohnt. Auch in der Provinz
Brandenburg hat man die gleiche Beobachtung gemacht.
| Bezüglich der Sumpfvögel bemerkt Herr Schalow, dass er
‚in keinem anderen Gebiete von Rügen im September so wenig
Arten gesehen habe wie am Strande von Mönchgut. Allein ein
- Paar Individuen von Tringa alpina Lin. im reinsten Sommerkleide,
‚ nicht Tringa fuscicollis Vieill., und ein einziges Exemplar von
: Haematopus ostralegus Lin. wurden beobachtet.
Von den Schwimmvögeln fand der Vortragende Anas boschas
Lin. Auf den Wiesen bei Sellin Oedemia nigra Lin. in zwei
Exemplaren während einer Bootsfahrt in der Ostsee, Phalacrocorax
- carbo (Lin.) in einem Individuum am Lobber Höwt. Larus marinus
_ Lin., alt und in Uebergangskleidern, ist sehr häufig, von Z. canus
' Lin. wurden nur wenige Individuen gesehen.
Sterna fluviatilis Naum. ist nicht selten. Der Vortragende be-.
_ obachtete, wie ein alter Vogel zwei Junge, die am Strande sassen
_ fütterte. Interessant war hierbei die Schnelligkeit, mit welcher
der alte Vogel das Futter — so weit sich durch das Glas er-
_ kennen liess, waren es nur Sandaale, Ammodytes tobianus — herbei-
schaffte, und die regelmässige Reihenfolge, in welcher die Jungen
nacheinander das Futter erhielten, die selbst dann eingehalten
_ wurde, wenn die jungen Vögel in Abwesenheit der Alten die Plätze
tauschten.
Von Sterna caspia Pall. wurde im Herbst 1887 ein Exemplar
bei Göhren geschossen und dort zum Verkauf ausgeboten.
| Diesen wenigen Notizen von Mönchgut fügt Herr Schalow
_ einige in Bezug auf die vorgenannte Holtz’sche Veröffentlichung
über Rügen an. Er weist darauf hin, dass er in Ergänzung der
_ von Holtz gegebenen Mittheilungen bereits früher (Ornitholog.
Centralbl. 1880 p. 147—148) über das Brutvorkommen von @ecinus
viridis (Lin.) und Alcedo ispida Lin. wie über das zufällige .Vor-
kommen von Zanius major Cab. (nec Pall.) (Lanius borealis euro-
paeus Bogd.) berichtete. Recurvirostra avoceita Lin. brütet schon
seit langer Zeit nicht mehr auf Hiddens-Oe, sondern nach den
Mittheilungen von Nehls nur noch in einigen Paaren auf Ummanz.
Cab. Journ, f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 185. Januar 1889. 6
82 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Squatarola helvetica (Lin.), der nach Holtz nur selten auf dem Zuge
das Gebiet berührt, ist zur Herbstzeit auf Hiddens-Oe neben Tringa
alpina der gemeinste Strandvogel. Sterna caspia Pall. fehlt in dem
Verzeichniss von Holtz. Brütend kommt diese schöne Art schon
seit ca. 60 Jahren nicht mehr auf Hiddens-Oe vor, doch erscheinen
noch jetzt alljährlich nach den Mittheilungen von Nehls im zeitigen
Herbst zwei bis drei alte Vögel mit jüngeren Individuen, die bald
wieder verschwinden. Es werden auch noch alljährlich Exemplare
auf Hiddens-Oe erlegt. —
Herr Hartwig bringt eine Mittheilung des Herrn Wernich
zur Kenntniss. Derselbe hat am 30. October 2 Nucifraga caryoca-
tactes leptorhynchus bei Biesenthal & und 2 erlegt. Die Vögel
waren in gutem Fleischzustande Am 14. October wurde gleich-
falls daselbst ein Exemplar erlegt.
Herr Schaeff spricht über eine hübsche Varietät von Turdus
iliacus, welche im Besitze der Sammlung der hiesigen landwirth-
schaftlichen Hochschule sich befindet.
Schluss der Sitzung.
£ : Matschie. Cabanis, Gen.-Secr,
Bericht über die December-Sitzung.
VerhandeltMontag, den 3. December 1888imSitzungs-
lokale.
Anwesend die Herren: Thiele, Hocke, Schalow,
Reichenow, Pascal, Grunack, Nauwerck, Bolle,
Hartwig, Deditius, Marquardt, Witteke, Matschie,
Rörig, Schaeff, Mützel und Ehmcke.
Als Gäste die Herren: Dr. Heck, Director des Zoologischen
Gartens, und Buchhändler Schotte, beide aus Berlin.
Vorsitzender: Herr Bolle. Sehriftf.: Herr Matschie.
Zu dem Berichte über die November-Sitzung, welcher verlesen
und angenommen wird, machen die Herren Bolle, Reichenow,
Hartwig und Nauwerck einige ergänzende Bemerkungen.
Wenn Sturnus vulgaris auf Mönchsgut fehlt, so ist er auf
Hiddens-Oe um so häufiger, trotzdem der Wald dort ganz abge-
holzt ist. 24
A.vonHomeyerfand (annabina linaria auf Hiddens-Oe brütend,
Sawicola oenanthe ist auf Hiddens-Oe ungemein häufig, ebenso
Pratincola rubera. Am Dars fand Herr Bolle Larus fuscus.
iR
nr
Bericht über die December-Sitzung. 83
Ueber eine Brutstätte des Seeadlers entspann sich zwischen den
Herren Bolle und Nauwerck eine Discussion. Jalhaötus albieilla
brütete bis vor 15 Jahren auf der Südspitze von Hiddens-Oe. Der
bekannte Fischer Nehls nahm damals ein Junges aus dem Nest,
welches er aufzog.
Herr Reichenow beobachtete die Art bei Zingst; ein Horst
befindet sich bei Warsin.
Herr Hartwig nennt als Brutorte den Dars und Stubben-
kammer. 1878 besuchte er mit dem Herrn Oberförster Schmidt
einen der beiden an letzterem Orte befindlichen Brutplätze.
Herr Schalow legt vor und bespricht die 46. Lieferung der
von Dr. Reiehenow herausgegebenen „Eneyklopädie der Natur-
wissenschaften“, in welcher eine Anzahl von interessanten Artikeln
_ über Ornithologie sich befinden. Ferner referirt er über H. von
Maltzan: „Cap Vincent‘. In dieser Arbeit erwähnt der Verfasser
das Vorkommen von Webervögeln in Algarve. Da anzunehmen ist,
dass H. v. Maltzan die Webervögel auf seinen Reisen in West-
afrika zur Genüge kennen gelernt hat, so darf man in diesem
- Falle auf eine Einbürgerung durch entflohene Käfigvögel schliessen.
- In ähnlicher Weise sind, wie die Herren Bolle, Reichenow und
Hartwig hervorheben, auf Elba Serinus canarius zeitweilig, auf
' den Antillen Numida meleagris, auf St. Helena Phasianus torqua-
tus, auf Sansibar Oryzornis oryzivora eingeführt.
Herr Mützel legt das bekannte Prachtwerk: „Auer-, Rackel-
und Birkwild“ vor, für welches er die 17 Tafeln gemalt, Dr. A.
B. Meyer den Text geschrieben hat.
Herr Bolle drückt Herrn Mützel für die vollendet künst-
lerische Ausführung der prächtigen Abbildungen die volle Be-
friedigung und den höchsten Beifall der Anwesenden ‚aus.
| Herr Sehalow widmet dem unlängst verstorbenen russischen
, Forschungsreisenden Przewalsky einen herzlichen Nachruf und
hebt die Verdienste dieses Reisenden für die Ornithologie hervor.
| Herr Ehmcke spricht über das Vorkommen von Syrrhaptes
| paradoxus in Ostpreussen. Von dem Lehrer Techler in Szameitschen
sind drei Männchen und ein Weibchen ausgestopft; letzteres ist
| am 14. October 1888 vom Lehrer Albat in Springen Nachmittags
8 Uhr auf der Feldmark Discherlanken bei Gumbinnen bei hellem
, Wetter aus einem etwa aus zehn Stücken bestehenden Volke, das
\ fest niedergedrückt auf der Saat sass, erlegt.
Am 13. October 1888 beschoss der Besitzer Kehsnitz in Lichten-
6*
84 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
hagen bei Seeburg ein etwa 30—40 Stück starkes Volk, von dem
zwei Hähne in den Besitz des Lehrer Techler gelangten.
Am 2. November 1888 übersandte Oberlehrer Dr. Lautsch zu
Insterburg ein Männchen, das wahrscheinlich durch Anfliegen
gegen die Telegraphendrähte seinen Tod gefunden hatte.
Herr Reichenow berichtet über zwei Fälle, in denen durch
Herrn Rohweder sichere Bruten dieser Art in Deutschland
constatirt sind. cf. J. f. Orn. 1889 weiter vorn.
Herr Walter in Cassel schreibt, dass gegen Ende des Octobers
3 Merops apiaster bei Cassel erlegt und dem dortigen Präparator
Beckmann zum Ausstopfen übergeben worden sind. Herr Walter
schildert das Benehmen von Zanius major in der Gefangenschaft.
Herr Reichenow hat Ardea stellaris noch gegen Ende des
Octobers aus der Nähe von Emden erhalten.
Schluss der Sitzung.
Bolle Matschie Reichenow, stellvertr. Seeretär.
Bericht über die Januar-Sitzung.
Verhandelt Montag, den 7. Januar 1889, Abends 8 Uhr,
im Vereinslokale.
Anwesend die Herren: Heck, Schaeff, Mützel, Cabanis,
von Oertzen, Reichenow, Grunack, Thiele, Deditius,
Pascal, Rörig, Linke, Müller, Schotte, Matschie,
Hocke, Schalow, Krezschmar und Bünger.
Als Gäste die Herren: Professor Dr. Gadow (Cambridge)
und Professor Dr. Nehring (Berlin.)
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie.
Nach Verlesung und Annahme des Berichtes über die December-
Sitzung begrüsst der Vorsitzende die mit dem Beginne des neuen
Jahres in die Gesellschaft eingetretenen Mitglieder.
Hierauf referirt derselbe über eine Anzahl neu eingegangener
Schriften.
Herr Reichenow bringt Grüsse unseres Mitgliedes Hartert,
welcher im März d. J. nach Europa zurückzukehren gedenkt.
In eigener Angelegenheit macht derselbe alsdann einige Be-
merkungen.
Herr Bünger spricht über das Verhalten von Parus caudatus
in der Nachtruhe.
Herr Matschie berichtet über die bisher von ihm gewonnenen
Bericht über die Februar-Sitzung. 85
| Resultate behufs Herstellung einer Verbreitungskarte für Nachtigal
‚und Sprosser.
| Herr Nehring bemerkt, dass er am 21. September, Mittags
'12%/, Uhr, bei den Müggelbergen eine Schaar von 25—30 Wild-
' gänsen von N.N.O. nach S.S.W. ziehend beobachtet habe. Eben-
‚falls des Mittags, am 19. September vorigen Jahres habe er einen
‚ Zug von ca. 50 Kranichen in Crampas auf Rügen beobachtet.
| Herr Hocke berichtet über grosse Züge von Lanius ewcubitor
‚bei Berlin in den letzten Wochen in der Gegend von Wuster-
hausen und Mühlenbeck.
| Derselbe sah Pieus virdis unter den Linden zwischen der
- Friedrichstrasse und dem Palais.
Schluss der Sitzung.
Matschie. Cabanis, Gen.-Secr.
| Bericht über die Februar-Sitzung.
Verhandelt Berlin, Montag, den 4 Februar 18839,
Abends 8 Uhr, im Sitzungslokale.
Anwesend die Herren: Golz, Cabanis, Reichenow,
Linke, von Oertzen, Pascal, Matschie, von Winter-
feldt, Schaeff, von Dallwitz, Hocke, Thiele, Bünger,
Deditius, Grunack, Schalow, Nauwerck, Rörig,
Wacke, Krezschmar, Müller, Heck und Mützel.
Als Gast: Herr Polizeilieutenant G olz.
Vorsitzender: Herr Golz. Schriftf.: Herr Matschie.
Der Vorsitzende Herr G olz eröffnet die Sitzung mit folgender
Ansprache:
Meine Herren! Gross war unsere Freude, als vor elf Jahren
Oesterreichs Kronprinz aus eigener Entschliessung geruhte, sich
als ordentliches Mitglied in unsere Reihen zu stellen.
Grösser nun ist freilich die Trauer um seinen so frühen Verlust.
Wir zählen ja glänzende Namen unter den Rittern vom
Geiste, welche diese erste und älteste deutsche Hochburg der
Ornithologie beschützen. Ich erinnere nur an den Fürsten Bismarck,
welcher schon vor 19 Jahren sein auch für Wald und Flur offenes
Auge der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft
freundlich zuwandte.
Aber Sie Alle wissen auch, wie selten es einem Orden der
Wissenschaft vergönnt ist, von den Grossen dieser Welt nicht blos
86 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
wohlwollend beachtet, sondern auch durch höchstpersönliche
Mitwirkung gefördert zu werden.
Als daher 3 Jahre nach dem Fürsten auch Rudolf von Oester-
reich zu uns trat, seinerseits noch nicht belastet mit den Ge-
schäften des Staates und noch nicht umdrängt von den Sorgen
für Völkerwohl, aber erglüht von jugendlichem Eifer für Natur-
wissenschaft und insbesondere Erforschung der Vogelwelt, deren
Biologie ja selbst für Europa noch mancher Aufschlüsse bedarf:
da, meine Herren, durften wir wahrlich frohlocken.
Auch liess dieser fürstliche Bundesgenosse auf Thaten gar
nicht warten. Und hatten unser Freund Brehm und unser vor-
maliger Präsident E. F. von Homeyer, die Reisebegleiter und
Jagdgenossen des Kronprinzen, seine scharfe und unermüdliche
Beobachtung nicht genug rühmen können: so wurden wir auch
bald durch Erstlingsarbeiten desselben erfreut. Es bergen
die 35 Jahrgänge des Journals für Ornithologie viel frische und
duftige Blüthen; zu den schönsten zählen die ornithologischen Be-
obachtungen in den Auländern der Donau. — Worauf aber vor
Allem unsere Gesellschaft stolz sein darf und stolz ist, das sind
die späteren selbstständigen Unternehmungen Oesterreichs auf dem
Gebiete der Ornithologie. Ausgehend vom Geiste unserer Gesell-
schaft und an ihrer Hand herangebildet, sind sie geworden, was
sie sind.
Möge Alles leben, blühen und wachsen, was der hohe Ver-
blichene gepflanzt hat!
Von den Früchten seiner Bestrebungen hat die Ormithologie
die allerbesten empfangen, und dafür sind wir von Herzen dankbar.
In so hohen Ehren darum überall das Andenken an den
Kronprinzen Rudolf von Oesterreich leben möge: nirgends wird
es in höheren Ehren gehalten bleiben, als inmitten der stillen Ge-
meinde unserer Gesellschaft !
Hierauf ergreift Herr Schalow das Wort, um die lite-
rarischen Verdienste des heimgegangenen österreichischen Kaiser-
sohnes um die Ornithologie eingehend zu beleuchten, worauf die
Anwesenden sich von den Sitzen erheben, um das Gedächtniss ei
Verstorbenen zu ehren.
Nunmehr wird der Bericht über die Januar-Sitzung kerieeh
und angenommen.
Herr G olz spricht im Anschlusse an die in der letzten Sitzung
von Herrn Matschie vorgetragenen Mittheilungen über das Vater-
Bericht über die Februar-Sitzung. 87
"land der besten Sprosser. Nur auf dem Durchzuge finden
‚sich und werden dann ab und zu gute Sprosser gefangen in den
Aulanden der Donau, in Siebenbürgen, in der Bukowina, in
Böhmen und Sachsen.
Brutvögel, ausgezeichnet in Bass und Moll, giebt es nur
in Russland, namentlich in dem halben Westsibirien. Siedlungen
finden sich bei Saratow an der Wolga, bei Kiew und Pinsk.
| Was in den Handel kommt, ist, wenn es gut ist, im Herbst
bei Esseg in Ungarn und bei Kronstadt in Siebenbürgen gefangen:
also wieder auf dem Durchzuge.
| Das Allerbeste ist nur zu beziehen aus der Siedlung
Mosür (Wisinka) unweit Pinsk. Aus den morastigen Kampen
daselbst erhalten die Moskauer Vogel-resp. Sprosser-Enthusiasten
ihre „Trompeter“.
Alle andern pommerschen, polnischen, ungarischen und rus-
sischen Sprosser, — und das ist die gewöhnliche Marktwaare
stets, — sind ordinäre Hacker oder gar nachtigallähnliche Zwei-
schaller. —
Herr Cabanis bespricht einige neu eingegangene Schriften,
welche den Anwesenden vorgelegt werden.
„Report upon Natural History collections made in Alaska
between the years 1877 and 1831 by Edward W. Nelson.
Edited by Henry W.Henshaw.“ Dieses in Gross-Quart erschienene
und mit 21 Tafeln ausgestattete Werk enthält u. a. eine an sehr
werthvollen biologischen Mittheilungen reiche Arbeit über die Vögel
von Alaska. 259 Arten werden aufgeführt, darunter 20 sibirische
und palaearctische Formen, und 11 Species, welche nur von Alaska
bekannt sind. Nelson theilt Alaska in 4 Regionen, den Sitka-
Distriet, den Alöutendistriet, den arctischen Alaskadistriet und den
Alaska-Canadadistrict.
CharlesB.Cory hat seine im „Auk“ niedergelegten Arbeiten
über die Vögel von Westindien in einem glänzend ausgestatteten
Werke: „The Birds of the West Indies“ gesammelt, in
welchem 552 Arten abgehandelt werden.
Herr Cabanis legt aus einer der zoologischen Abtheilung
des Kgl. Museums für Naturkunde zugegangenen Sendung von
Kamerun einzelne interessante Arten vor.
Francolinus (Sceleroptera) modestus Cab.
wird als neu beschrieben wie folst:
In Grösse und Färbung den weniger lebhaft gefärbten Gattungs-
88 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
verwandten Schuetti und ashantensis nahestehend, jedoch noch be-
scheidener gefärbt.
Dem F. ashantensis kommt er in der Färbung der Oberseite
nahe durch die ziekzackförmige Querzeichnung. Die Unterseite ist
jedoch grau, mit nur schmalem dunklen Schaftstrich, während bei
ashantensis die Unterseite braun ist, mit weissem Streif zwischen
der dunkeln Schaftfärbung und dem Federrande der einzelnen Federn.
In der Färbung der Unterseite ähnelt modestus dem Schuetti,
jedoch ist bei modestus die Unterseite viel heller, da fast die
ganzen Federn heller grau gefärbt sind.
Schnabel im Leben roth; Füsse röthlich;; Iris graubraun.
Die neue Art wird im Journal später abgebildet werden.
Der Vortragende kennt von derselben 3 Individuen, und zwar:
1. Ein junges, noch nicht ganz ausgewachsenes und nicht
ganz ausgefärbtes Weibchen.
Dasselbe wurde von Dr. Falkenstein an der Loango-Küste
(Chinchoxo) gesammelt und von mir bei Bestimmung der Falken-
stein’schen Sammlungen als fraglicher junger F\ ashantensis ange-
sprochen und ist daher unter diesem Namen in Reichenow’sZusammen-
stellung (Journ. f. Orn. 1877 Seite 13) übergegangen, was zu be-
richtigen ist.
2. Ein etwas älteres Weibehen vom Congo, im Besitze des
Dr. Müller’schen Instituts „Linnaea“.
3. Das vorliegende alte, ausgefärbte Weibchen von der Station
Barombi in Kamerun.
Ein Männchen, mit Sporn, ist noch nicht bekannt.
Die geographische Verbreitung dieser neuen Art erstreckt sich
mithin in West-Afrika von Loango bis Kamerun.
Die von Herrn Matschie redigirte „Bestimmungstabelle für
Raubvögel“ wird einer Besprechung unterworfen und für die zweck-
mässigste Verbreitung derselben gehen Vorschläge ein. Herr Dr.
Schaeff wird in den für diese Angelegenheit eingesetzten Aus-
schuss gewählt.
Herr Matschie macht einige Bemerkungen über die Brut-
stätten von Turdus piaris in Deutschland.
Herr Schaeff giebt kurze Mittheilungen über Parasiten in
Hühnereiern und zeigt ein Distomum ovatum in Spiritus vor, welches
in dem Eiweiss eines frischen Hühnereies gefunden und an Herrn
Prof. Dr. Nehring eingesandt worden war. Distomum ovatum lebt
in der Regel in der Bursa Fabrieii, bisweilen auch wohl im Ovi-
Mitglieder-Verzeichniss. 89
duct von Vögeln. Der Zufall führt gelegentlich ein Individuum
im Eileiter weiter aufwärts, es geräth in das Eiweiss eines in der
Bildung begriffenen Eies und wird alsdann mit von der Kalk-
schale umschlossen. Der Vortragende erinnert an einen gleichen
Fall, welchen Ed. Linton im Januarheft des Jahrg. 1888 vom
American Naturalist veröffentlichte, sowie an ein von Prof. Dr.
Möbius beobachtetes Vorkommen von Heterakis inflexa Rud.
(Fadenwurm), welches in den Schriften des naturwissenschaftl.
Vereins für Schleswig-Holstein beschrieben ist (Bd. 7 Heft I, p. 19).
Ferner legt der Vortragende eine höchst eigenartige Missbildung
eines Hühnereies vor. Das mit vollständiger Kalkschale versehene
Ei hat die Form eines in unregelmässigen Windungen zusammen-
gelegten Schlauches oder Rohrs. Nach einem Ende hin ist es
ziemlich verjüngt.
Schluss der Sitzung.
Gola. Matschie. Cabanis, Gen.-Secr.
Verzeichniss
der
ordentlichen und ausserordentlichen Mitglieder sowie der Ehrenmitlieder
der
Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft
zu Berlin.
[Aufgestellt am 1. Januar 1889.]
Vorstand:
G. Hartlaub, Präsident.
H. Golz, Viece-Präsident.
J. Cabanis, General-Secretair.
A. Reichenow, Stellvertr. Secretair.
H. Bünger, Cassenführer.
Ausschuss:
A. v. Pelzeln. F. Wiepken.
F. Heine sen. F. Kutter.
Graf Roedern. A. Nehrkorn.
C. Bolle. Graf Berlepsch.
B. Altum. H. Landois.
Freih. R. König-Warthausen. H. Schalow.
W. Blasius,
90
1870. Se.
1887.
1862
1884.
1879.
1870.
1862.
1872.
1870.
1880.
1870.
1868.
1880.
1879.
1879.
1886.
1851,
. Se.
. Se,
. De.
Se.
Mitglieder-Verzeichniss.
Ordentliche Mitglieder:
Kaiserliche und Königliche Hoheit Erzherzog Kronprinz
Rudolf von Oesterreich und Ungarn, in Wien.
Königliche Hoheit Prinz Ferdinand von Coburg-
Gotha, Fürst von Bulgarien, in Sofia.
Durehlaucht Fürst vonBismarck-Schönhausen,
Kanzler des Deutschen Reiches, in Berlin.
Durchlaucht Fürst Hermann von Hatzfeld auf
Schloss Trachenberg, Schlesien.
Durchlaucht Fürst zu Salm-Salm in Anholt, West-
falen.
. Herr Altum, B. Dr. Professor a. d. Forst-Akademie zu
”
”
”
”
”
”
Eberswalde.
von Bardeleben, Friedrich, Oberstlieutenant und
Command. des Drag.-Reg. No. 11, in Lüneburg.
Bauer, Dr. med., prakt. Arzt, Stettin.
Graf von Berlepsch, Hans, Münden, Prov. Hannover,
Herr Blasius, R. Dr. med., Stabsarzt a. D., Braunschweig,
Petrithor-Promenade 25.
Blasius, Wilhelm, Dr. med., Professor, Braunschweig.
von Bleiehroeder, Geh. Commerzien-Rath, Berlin
W., Behrenstrasse 63.
Bolau, H. Dr. Director des Zoologischen Gartens
in Hamburg.
Böttcher, Dr. med. Sanitätsrath in Görlitz.
Bolle, Carl, Dr., Gutsbesitzer, Berlin W., Leipziger
Platz 14. |
Borggreve, Prof. Dr., Oberforstmeister, Director der
Forst-Akademie in Münden (für die Akademie).
Graf Breuner-Enkevo&rth, August, in Wien I., Singer-
strasse 16.
Herr Brusina, S., Prof., Director des Zoologischen National-
Museums in Agram, Kroatien.
Bünger, Hermann, Bankbeamter, Cassenführer
derGesellschaft, Berlin N.W., Klopstockstrasse 38.
Cabanis, Jean, Dr. Prof., Erster Custos der Zoolo-
gischen Sammlung des Museums für Naturkunde der
Königl. Universität. General-Seceretair der Ge-
sellschaft, Berlin S.W., Alte Jacobstrasse 103 a.
.v"s
Mitglieder-Verzeichniss. Su
1884. Herr von Dallwitz, Wolfgang, Berlin W., Karlsbad 15 II.
1884.
1873.
1868.
1880.
”
”
”
Graf
Deditius, Carl, Ober-Postsecretair, Berlin S.W.,
Zossenerstrasse 26 I.
Döring, Adolf, Dr. Prof. in Cordoba, Argentinien,
Süd-Amerika. Adr. Deuerlich’sche Buchhandlung in
Göttingen.
Dohrn, H,, Dr., Stettin, Lindenstrasse 22.
von Douglas. Adr. Gräfl. Douglas’sche Hauptver-
waltung, Carlsruhe.
1868. Herr Dresser, H. E., London E. C. Cannon Street 110.
Hannover Square.
1852. Se. Excellenz Graf Vlodimir Dzieduszycki, Adresse:
Gräflich Dzieduszycki’sches Museum, Lemberg, Theater-
gasse 1°.
1870. Herr Ebers, Martin, Dr.,, Rittergutsbesitzer, Berlin W.,
1882.
1872.
1873.
1879.
1868.
1888.
1868.
1872.
1871.
1885.
1851.
1870.
1884.
”
Behrenstrasse 60.
Ehmcke, Landrichter, Berlin S.W., Charlottenstrasse 94.
Elsner, G., Zuckerfabrikant, Gross-Rosenburg.
Frick, C., Dr., Sanitätsrath, Burg bei Magdeburg.
Friderich, C. G@., Aquarellmaler, Stuttgart, Seiden-
strasse 24.
Fritsch, Anton, Dr. Prof., Custos des National-
Museums in Prag, Brennte-Gasse 25.
Fürbringer, M. Dr. ord. Professor der Anatomie
a. d. Universität Jena.
Golz, H., Dr. Justizrath, Rechts-Anwalt und Notar,
Vice-Präsident der Gesellschaft, Berlin C.,
Stralauerstrasse 6.
Grunack, A., Geh. Registrator beim Reichs-Eisen-
bahn-Amt, Berlin S.W., Lindenstrasse 94.
Hagenbeck, Carl, Handelsmenageriebesitzer, Ham-
burg, St. Pauli.
Hartert, Ernst, in Marburg. Adr. General Hartert.
Hartlaub, Gustav, Dr., Präsident der Gesell-
schaft, Bremen.
Hartmann, Robert, Dr. Prof., Berlin N.W., Ana-
tomie-Gebäude, Luisenstrasse 56.
Hartwig, W., ordentl. Lehrer an der Sophienschule,
Berlin N., Lottumstr. 14 II.
92
Mitglieder-Verzeichniss.
1889. Herr Heck, Dr., Director des Zoolog. Gartens zu Berlin W.
1870.
1852.
1862.
1888.
1881.
1887.
1877.
1868.
1551.
1868.
1886.
1851.
1887.
1885.
1888.
1889.
1879.
1876.
1885.
1374.
1870.
1868.
1872.
1870.
Für den Zoologischen Garten.
Hecker, H.F., Kaufmann und Fabrikbesitzer, Görlitz.
Heine, F., Oberamtmann, auf St. Burchard bei Halber-
stadt.
Heine, F., Rittergutsbesitzer, Emersleben b. Halberstadt.
von der Heyden, Max, Kaufmann, Berlin N.W,,
Paulstrasse 26.
Hintz, Rob., Königl. Forstmeister, Wiesbaden.
Hocke, Herm., Maler, Berlin N.O., Linienstrasse 1.-
Hollandt, W., Rechts-Anwalt, Braunschweig.
Holtz, Ludw., Greifswald, Wolgasterstrasse 25.
v. Homeyer, E. F., Stolp, Pommern. |
Jablonski, Max, Gutsbesitzer, Zion bei Stentsch.
Kaforke, Emil, Apotheker in Berlin, O., Schilling-
strasse 12 II.
Freiherr Riehard König-Warthausen, Kammerherr,
Herr
Schloss Warthausen bei Biberach, Würtemberg. _
König, A., Dr., Privatdocent. Bonn a/R. Coblenzer-
strasse 164.
Koeppen, Theodor, in Coburg.
Kollibay, Referendar, Neustadt, Ober-Schlesien.
Krezschmar, Carl, Buchhändler, Berlin N.W., Kirch-
strasse 18.
Krüger-Velthusen, Hauptmann im Brandenburgi-
schen Füsil.-Reg. No. 35, in Brandenburg. |
Kuntzen, W., Amtmann in Nortenhof bei Wolfenbüttel.
Kuschel, Max, Polizeirath in Breslau, Ursuliner-
strasse 2/3.
Kutter, F., Dr., Oberstabsarzt I. Klasse und Regiments-
arzt des 3. Hess. Infant.-Regiments No. 82, Cassel.
Landois, H., Dr. Prof. Für die Zoologische Section
des westfäl. Vereins für Wissenschaft und Kunst in
Münster.
Leverkühn, Paul, cand. med., Freiburg i/B. und
Hildesheim.
Liebe, K. Th., Dr. Prof., Hofrath, Gera.
Linden, Emil, Radolfszell, Baden.
Mitglieder-Verzeichniss. 95
1888. Herr Linke, Major a. D., Berlin W., Ziethenstrasse 27.
1831.
1887.
1888.
1884.
1885.
1855.
‚1872.
1880.
1874.
1881.
1868.
1879.
1888.
1885.
1875.
1886.
1888.
1885.
1883.
1868.
1887.
”
von Madaräsz, Julius, Dr. phil., Custos an Un-
garischen National-Museum in Budapest.
Freiherr Hermann von Maltzan, Berlin N.W., Luisen-
platz 6.
Herr Marquardt, Erich, Kaufmann, Berlin S. Prinzessinnen-
”
”
”
strasse 19.
Matschie, Paul, Pankow bei Berlin.
Meier, Hermann, Rittmeister z. D., Gutsbesitzer auf
Louisenberg pr. Domnau, Ost-Preussen.
Meves, Wilhelm, Stockholm, Kammakere Gatan 5.
Meyer, A. B., Dr., Hofrath, Director des Zoologischen
ine in Beexden,
Müller, Aug., Dr. phil., Inhaber des naturhistorischen
Instituts Linnaea, Berlin N.W., Luisenplatz 6.
Mützel, @., Thiermaler, Berlin S.W., Hagelsberger-
strasse 10 III.
'Nauwerck,Wilh., Kaufmann, Berlin S.W., Gneisenan-
strasse 30.
Nehrkorn, Oberamtmann auf'Riddagshausen b. Braun-
schweig.
Nehrling, H., Customhouse, Milwaukee, Wis., U. St.
Amerika.
von Oertzen, E., Berlin W., Kurfürstenstrasse 77.
Page, Dr., prakt. Arzt ete., in Cottbus.
Palmen, J. A., Dr., Professor, Helsingfors, Finnland.
Parrot, Carl, cand. med., München, Herzog Wilhelm-
strasse 29 Il.
Pascal, Georg, Lehrer a. d. Luisenschule, Berlin N.W.,
Kirchstrasse 22.
Pasch, Max, Königlicher Hofbuchhändler, Berlin S.W.,
Ritterstr. 50.
Baron von Pawel, Kurt, Premier-Lieutenant im
Oldenburg’schen Infant.-Reg. No. 91. Oldenburg, Ghzth.,
Stau No. 10.
von Pelzeln, Aug., in Wien I., Schönlaterngasse 13.
Pischinger, Arnold, cand. philol., München, Türken-
strasse 93 II.
94
1870.
1868,
1876.
1385.
1874.
1852.
1879.
1888.
1876.
1885.
1876.
1888.
1870.
1872.
1870.
1889.
1868.
1883.
1870.
1856.
1886.
1871.
1878.
1856.
Mitglieder-Verzeichniss.
Herr Radde, Gustav, Dr., Kaiserl. russ. Staatsrath., Direetor
des kaukasischen Museums in Tiflis, Transkaukasien.
„ Reichenow, Anton, Dr, Custos der Zoolog.
Sammlung des Museums für Naturkunde, Berlin N.,
Invalidenstrasse 43. Stellvertr. Secretair der
Gesellschaft.
„ Reinecke, Kreisgerichtsrath a. D., Quedlinburg.
„ Reiser, Othmar, Custos der Naturwissenschaftlichen
Abtheilung des Bosnisch-Herzegowinischen Landes-
museums in Sarajewo, Bosnien.
„ Rhamm, Jul., Amtsrichter, Braunschweig.
Graf Roedern, Erdmann, Gerichts-Assessor a. D., Breslau,
Agnesstrasse 8,
Herr Röhl, H., Lehrer, Stettin, König Albertstrasse 15.
(für den Stettiner Ornithologischen Verein).
„ Rörig, Rudolf, Kgl. Eisenb.-Betr.-Secretair, Berlin W.,
Potsdamer Platz 3.
„ Rohweder, J., Gymnasiallehrer, Husum.
Conte Tommaso Salvadori, Prof., Vice-Direttore del
R. Museo Zoologico Torino. Turin, Italien.
Herr Samplebe, Thierarzt, Schöppenstedt.
„ Schäff, Ernst. Dr., Assistent am zoolog. Institut der
Landwirthschaftl. Hochschule, Berlin W., Lutherstr. 53.
Se. Excellenz Reichsgraf Ludwig Schaffgotsch, auf
Warmbrunn, Schlesien.
Herr Schalow, Herman, Kaufmann, Berlin N.W,, Paulstr. 28.
„ $Sehlüter, Wilhelm, Naturalienhändler, Halle a/S.
„ Schotte, Ernst, Kgl. Hofbuchhändler, Berlin W.,
Burggrafenstr. 9.
„ Schütt, Emil, Grossherzogl. Oberförster, Freiburg i/Br.
„ Sehulz, Fritz, Preparador y Conservador del Museo
Zoologico, Universidad Cordoba, Argentinien.
„ Schumann, Gotthold, Spinnereibesitzer, Crimmitschau.
„ Selater, P. L., Dr., London W., 3. Hannover Square.
„ Seidel, Dr. med., Braunschweig.
„ Stejneger, Leonhard, Smithsonian Institution. Was-
hington D. C. North-America.
„ Talsky, Josef, Oberlehrer, Neutitschein, Mähren.
»„ Theobald, P. W., Pastor, Kopenhagen. Gothersg. 109.
u
%
Mitglieder-Verzeichniss. 39
1872. Herr Thiele, H., Baumeister, Cöpenick.
1868.
1886.
1979:
1885.
1870. Graf
1885.
1883.
1882.
1853.
1878.
1873.
1887.
1884.
Herr
Vietor uber von Tsehusi- ohiahaihen.
Villa Tännenhof bei Hallein, Salzburg.
Urban, L., Architekt und een Berlin S.W.,
Blücherstrasse 19.
Vieweg, Heinrich, Buchhändler, Braunschweig.
Wacke, Robert, Lehrer in Berlin N.O., Landsberger-
strasse 40 II.
vonWaldburg-Zeil-Trauchburg, Carl, Syrgen-
stein, Post Röthenbach, Allgäu, Bayern.
Wernich, Hugo, Weingrosshändler, Berlin C., Rosen-
thalerstrasse 38.
Wiebke, Anton, Kaufm., Hamburg, Paulstrasse 26.
Wiebke, Paul M., Kaufm., Hamburg, Paulstrasse 26.
Wiepken, C. F., Director. Für das Grossherzogl.
Naturhistorische Museum, Oldenburg.
Se. Excellenz Graf Wilezek, Wien, Herrengasse 5.
Graf von Willamowitz-Möllendorf, Schloss Gadow
bei Lanz.
Herr von Winterfeldt, Prem.-Lieutenant a. D., Berlin W,,
”
Taubenstrasse 32 I. |
Ziemer, E. Klein-Reichow bei Podewils, Hinter-
pommern.
Ausserordentliche Mitglieder.
(Auf Grund der „Uebergangsbestimmungen‘“ der im Journ. für Ornith., 1876,
Seite 106 abgedruckten Statuten.)
1875. Herr Ebeling, W., Lehrer, Custos des städtischen Her-
1860.
1852.
1873.
1869.
1874.
1875.
1874.
1875.
bariums, Magdeburg.
Hanf, P. Blasius, Pfarrer, Mariahof, Post Neumarkt,
- Obersteiermark.
Naumann, Edm., Gutsbesitzer, Ziebigk, Köthen.
von Olfers, Dr., Gutsbesitzer, Metgethen, Königs-
berg i/Pr.
Tenekhoff, B., Dr., Gymnasiallehrer, Paderborn.
Thiele, Hreh., Oberförster, Braunschweig.
Uhde, Otto, Oberförster a. D., Braunschweig.
Uhde, Rud., Oberförster, Calvörde, Station Flechtingen.
Walter, Ad., Landschaftsmaler, Cassel, Neue Leip-
zigerstrasse 35.
96 Benachrichtigung für die Mitglieder der Gesellschaft.
Ehrenmitglieder:
1856. Se. Majestät der König Ludwig von Portugal, Lissabon.
1856. Se. Königliche Hoheitder GrossherzogPetervon
Oldenburg, Oldenbung.
1855. Se. Königliche Hoheit Herzog Ernst zu Sachsen-
Coburg und Gotha, Gotha.
1856. Se. Hoheit Herzog Friedrich von Anhalt, Dessau.
1870. Herr Albarda, Herm., Leuwarden, }
1883. Se. Excellenz Herr von Alten, Grossherzoglich Olden-
burgischer Oberkammerherr, Oldenburg.
1870. Herr Collet, Rob., Dr. Prof., Christiania.
1855. „ Graf Keyserling, Alexander, Raiküll (via Reyal)
Russland.
1862. „ Krüper, Theobald, Dr., Conservator am Universitäts-
Museum, Athen. |
1855. „ Lilljeborg, Wilh., Dr. Prof., Upsala. |
1855. „ Middendorf, A. v., Dr, Staatsrath, Ehrenmitglied
der Kais. Russ. Akad. der Wiss,, Hellenorm b. Dorpat.
1870. „ Möbius, Carl, Dr..Prof,, Dir. der zoolog. Sammlung
des Kgl. Museums für Naturkunde in Berlin.
1862. „ Newton, Alfred, Dr. Prof., Cambridge, Magdalene
College.
1855. „ BarondeSelys-Longchamps, Edmund, President
du Senat Belge, Membre de l’Academie Royale ä Li6ge.
1860. „ Westerman, H. F. Dr, Director des Zoologischen
Gartens, Amsterdam.
1886. „ Wiepken, C. F., Direetor des Grossherzogl. Naturh.
Museums in Oldenburg. De
Um etwaige Berichtigungen und Aenderungen bei vorstehenden ?
Adressen wird im Interesse richtiger Postbestellung gebeten. -
Benachrichtigung für die Mitglieder der
Gesellschaft.
(Journal-Angelegenheit.)
Mit Bezug auf eine frühere Anzeige hat die Verlagshandlung
sich bereit erklärt, der „Allgemeinen deutschen ornitho-
logischen Gesellschaft“ die früheren Jahrgänge des Journals
Hans von Berlepsch, Brasilien- und Perubälge. 97
für Ornithologie, soweit die Vorräthe zu erlauben, zu folgendem
ermässigten Preise pro Jahrgang zu liefern:
Journal f. Orn. Jahrg. 1853 bis 1867 a 7 Mark.
General-Index der vorstehenden 15 Jahrgänge 81/, Mark.
Journ. f. Orn. Jahrg. 1868 und 1869 & 8'/, Mark.
Journ. f. Orn. Jahrg. 1870 u. ft. & 13 Mark.
Orn. Centralblatt I (Halb-) Jahrg. 1376 1'/, Mark.
Orn. Centralblatt II. bis VII. Jahrg. 1877 bis 1882 & 3 Mark.
Bei Abnahme der ganzen Reihe (Journal von 1870 ab und
Centralblatt 1876—82 complett) soll der Preis noch in Etwas
ermässigt werden. Einzelne Hefte dagegen können nicht, oder
nur ausnahmsweise, wenn dergleichen vorhanden sind, oder nur zu
erhöhtem Ladenpreise abgegeben werden.
Mitglieder der Gesellschaft und derselben befreundete Orni-
thologen, welche hiervon zur Completirung Gebrauch machen wollen,
erhalten gegen Einsendung des resp. Betrages an den General-
Secretair der Gesellschaft das Gewünschte (innerhalb des
deutsch-österreichischen Postverbandes franco) zugesandt.
Aufsätze, Berichte, Briefliches etc.
Systematisches Verzeichniss
der von Herrn Gustav Garlepp in Brasilien und Nord-Peru,
im Gebiete des oberen Amazonas, gesammelten Vogelbälge.
Von
Hans von Berlepsch.
Herr Gustav Garlepp aus Köthen wurde im Jahre 1883 von
Herrn Dr. Staudinger in Dresden ausgeschickt, um im Gebiete des
Amazonenstromes Insecten zu sammeln. Zu gleicher Zeit unternahm
er es, für Herrn Oberamtmann A. Nehrkorn in Riddagshausen Vogel-
bälge und Eier zu präpariren und hat sich dieser Aufgabe mit
Fleiss und Hingebung gewidmet. Garlepp sammelte zunächst in
der Umgebung von Fonteboa und Tonantins in der brasilianischen
Provinz Solimoes, wandte sich dann nach Nord-Ost Peru, wo er sich
längere Zeit am unteren Huallaga (Shannsi, Yurimaguas, Tarapoto
oder Cumbase), ferner im Gebirge bei Rioja, Huayabamba, Guaya-
bamba und endlich am oberen Huallaga (Juanfu& und Valle) auf-
hielt und reiche Sammlungen anlegte. Die von ihm präparirten
Vogelbälge, welche mir sämmtlich zur Untersuchung vorgelegen
Cab. Journ. f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 185. Januar 1889. 7
” BD ie 0:
X \
98 Hans von Berlepsch:
haben und die grösstentheils in meinen Besitz gelangten, sollen
im Folgenden zur Besprechung gelangen. Dieselben wurden uns
in fünf verschiedenen Colleetionen übersandt, in weleher Reihenfolge
ich dieselben nun behandeln werde.
I. Collection von Fonteboa und Tonantins, am mittleren
Amazonas, in Prov. Solimoes, N.W.-Brasilien.
Herr Garlepp hat sich an den genaunten Orten nur wenige
Monate aufgehalten und nur 26 Vogelbälge daselbst präparirt,
deren Etiquetten die Daten vom 3. Januar bis zum 27. Mai 1884
tragen. Nichtsdestoweniger bietet diese kleine Collection viel
Interessantes und beweisst, dass die Provinz Solimoes in ormni-
thologischer Beziehung durchaus noch nicht genügend durchforscht
ist. Die Auffindung des äusserst seltenen Colibri Phaethornis |
filippii (Bourc.), dessen Heimath bisher nach Bolivia verlegt wurde, \
und eines seltenen nordamerikanischen Zugvogels, des Oporornis
agilis (Wils.), durch einen Anfäuger in der Ornithologie, lassen
vermuthen, dass diese Provinz bei besserer Durchforschung durch
einen geübten Sammler noch manches Neue und Interessante
liefern wird.
l. Oporornis agılis (Wils.).
Ein anscheinend weiblicher Vogel ohne Geschlechtsangabe.
Tonantins, 9. April 1884 — No. 8.: al. 66/,, caud. 47, rostr. culm.
11'/,, tars. 201, mm. Ich erkannte sofort in diesem Vogel den
Oporornis agilis (Wils.), eine der seltensten Arten der Vereinigten
Staaten von Nordamerika, welche bisher nicht in Süd-Amerika
nachgewiesen worden war. Prof. Ridgway hatte dann die Liebens-
würdigkeit, diesen Vogel mit grösseren Serien nordamerikanischer
Exemplare im U. S. National Museum zu vergleichen und bestätigte
lediglich die Richtigkeit meiner Bestimmung, indem er mir schrieb:
„Ihe bird sent for examination is true O. agiks. It seems to agree
perfectly with North American examples.“
Es scheint, dass O. agzlis, welche im Norden der United States
brütet, auf seinen Wanderungen nach Süden ähnliche Flussgebiete,
wie diejenigen seiner Heimath, als Winterquartiere aufsucht, und
dürfte sich hierdurch das auffallende Vorkommen am Amazonen-
strom erklären, während die Art bisher in den gut durchforschten
Gegenden Guianas, Venezuelas und Columbias nicht nachgewiesen
worden ist. |
2. Tanagra coelestis Spix.
Localuame Sai. ad. Fonteboa, 17. März 1884 — No. 4.
De di
Syst. Verz. Brasilien- und Perubälge. 99
NB. Spix’s Tanagra coelestis wurde nach Vögeln von Para
und Fonteboa beschrieben.
3. Rhamphocelus jacapa (L.).
Fonteboa: „3“ ad. vom 31. Januar und ein ‚2“ (juv.) vom
21. März 1884. < ad.: al. 77, caud. 72, culm. 15'/,, tars. 19!/, mm.
& ad. den Vögeln aus Brit. Guiana ähnlich, Rücken etwas mehr
röthlieh überlaufen, aber nicht so röthlich wie bei Vögeln aus der
Küstenregion Venezuelas.
4. Sporophila ocellata (Sel. & Salv.).
Tonantins: ein „g“ ad. und ein „2“ vom 28. April, auf der
„Wiese“ erlegt. ‚Iris schwarz“ sowie ein junges „S‘“ im Kleide
des 2 vom 12. April 1884.
Das & ad. zeigt keine Spur von weissen Flecken im Scheitel.
Die Federn au Gurgel und Brustseiten sind mit schwarzen Feder-
säumen gezeichnet. al. 60, caud. 48, rostr. 8, tars. 14 mm.
5. Cassieus persicus (Linn.).
Localname: ‚„Japim“. Ein „g“ jr. Fonteboa, 3. Februar und
ein „g“ jr. Tonantins, 9. April 1884. „Iris hellblau.“
6. Dolichony& oryzivorus (Linn.).
Tonantins: Ein (3) ad., ohne Geschlechtsangabe, vom 6. Mai 1884.
Iris dunkel und ein (9), ad., uhne Etiquette.
Das & zeigt noch olivenbraune Säume an den schwarzen Federn.
Nacken schmutzig rostgelb; al. 102, caud. 70'/,, culm. 15%/,, tars.
271, mm.
1. Pipra auricapüla (Licht.).
Tonantins: Ein „ZS“ ad. 7. Mai 1884. „Iris dunkel.“ Dieser
Vogel stimmt in seiner Kopffärbung am besten mit Vögeln aus
Yquitos (Peru or.) u. Ost-Ecuador überein, Oberkopf nur ein wenig
intensiver gelb. Lichtenstein’s Typus stammt auch aus Brasilien.
2 59, eaud., 20, rostr. 8%, tars. 12 mm.
8. Tityra semifasciata (SPix).
Localname „Urubutinga“. Tonantins: ein (8) ad. und ein
junger Vogel, beide ohne Geschlechtsangabe, vom 14. April 1884.
Das alte & stimmt mit einem & ad. von Yquitos im Mus. H. v. B. über-
ein. Die nördliche Form T. semifasciata personata (Jard. & Selb.).
scheint sich constant durch die schwarze Spitze des Unterschnabels,
welche der semrfasciata vollständig fehlt, sowie durch schmäler
schwarzes Stirnband und nicht so rein weisse mehr grau über-
laufene Unterseite zu unterscheiden. & ad. al. 121, caud. 67, culm.
27), tars. 254, mm.
7*
100 Hans von Berlepsch:
9. Phaöthornis filippü (Boure.).
Localname „beyaflor“. Fonteboa, 20. März 1884. — No. 5.
Long. tot. 146, al. 63°/,, caud. rectr. intermed. 59, ext. 261),
rostr. 30'/; mm.
Bourcier hat als Heimath dieses äusserst seltenen Colibri
Bolivia angegeben. Ob diese Fundortsangabe richtig ist, muss
die Zukunft lehren. Das von Boureier beschriebene Exemplar
scheint bisher das einzig bekannte gewesen zu sein. Mulsant &
Verreaux fügen noch den Fundort „Perou“ hinzu, doch weiss ich
nicht, auf welche Autorität hin das Vorkommen daselbst vermuthet
wird. Mein Vogel stimmt sehr gut mit Bourecier’s Original-Be-
schreibung überein. Da das Exemplar von Ph. defilippil der
fünfte Vogel ist, welchen Herr Garlepp in S.-Amerika conser-
virte, so ist wohl anzunehmen, dass die Species bei Fonteboa nicht
zu den Seltenheiten gehört.
10. Agyrtria fluviatilis (Gould).
Localname „Wainamu“. Ein junger Vogel „g“ von Tonantins
vom 27. Mai 1884. Iris schwarz.
11. Chlorestes coerulea (Vieill.).
Localname „beyaflor“. Tonantins: Ein „ga“ ad. vom 27. Mai
und ein „g“ juv. vom 20. April 1884, und drei (3) ad, ohne Eti-
quette.
12. Lampornis nigricollis (Vieill.).
13. Pionopsiüta brachyura (Temm. & Kuhl).
Localname: „Loro.“ Tonantins: „2“ ad. vom 25. Mai 1884.
+14. Crotophaga ani (Linn).
Localname: ‚„Annu“. Fonteboa vom 22. März 1884.
+15. Plotus anhinga (Linn).
Localname „Carara prego.“ Ein „ga“ jr. Tonantins vom
4. Mai 1884. Iris roth.
Kopf und Hals graubraun, doch beginnen sich die schwarzen
Federn schon überall zu zeigen, Kehle noch fast ganz weiss.
al. 361, caud. 256, rostr. culm. 99?/,, tars. 38 mm.
+16. Ardea egretta (Gml.).
Localname „Garca“. Fonteboa, 10. Februar 1884.
Tonantins: ein Vogel ohne Geschlechtsangabe, vom 13. April 1884,
und ein alter Vogel mit langem Hochzeitsschmuck, ohne Etiquette.
17. Psophia napensis (Scl. & Salv.).
Nomencl. av. neotr. (1873) pp. 141, 162 (typ. ex Rio Napo).
Localname: „Jacamim“ und ‚Trompetero“.
e
Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. 101
Tonantins: „2“ ad., am 29. April 1884 im Walde erlegt. Magen-
inhalt: Früchte.
al. 280, caud. 117, culm. 33, tars. 128 mm.
Der Vogel von Tonantins gehört, so weit ich nach Sclater &
Salvin’s kurzer Diagnose urtheilen kann, zu dieser noch wenig be-
kannten Psophia-Art. |
48. Bartramia longicauda (Bechst.).
Localname ‚„Massarico‘“. Tonantins: „2“ ad. 7. Mai 1884 am
Wasser. „Iris dunkel.“
Münden, im Februar 1889.
Hans von Berlepsch.
(Fortsetzung folst.)
Südamerikanische
Nova aus dem Kieler Museum.
Von
Paul Leverkühn.
Im Frühling 1886 bot mir Herr Professor Dr. Möbius,
damals Director des zoologischen Instituts der Universität zu Kiel
(jetzt in gleicher Eigenschaft in Berlin) an, die grossen Schätze von
Vogelbälgen zu bestimmen, welche seit den 40er Jahren in der
Sammlung des genannten Instituts liegen. Durch andere Arbeiten
in Anspruch genommen, begann ich erst ina Winter mit meiner
Aufgabe, mich durch einen Stock von ungefähr 10000 Bälgen zu
kämpfen, bestimmend, ordnend und eine beschreibende Bearbeitung
einleitend. Die von mir bestimmten Gruppen sandte ich Autoritäten
zu definitiver Identification mittelst sicheren Vergleichsmaterials,
das mir in Kiel völlig fehlte. So sah Henry Seebohm in London
die Turdiden, Prof. Dr. Wilhelm Blasius in Braunschweig die
Corviden und Icteriden, Dr. Gustav Hartlaub in Bremen die mir
zweifelhaft gebliebenen Papageien durch. Zu meiner Freude wurden
durchschnittlich über 95 Procent meiner Determinationen von den
genannten Ornithologen anerkannt. Eine zusammenhängende grössere
Publication kann in den nächsten Jahren noch nicht hergestellt
werden, daher folge ich dem Rathe meiner Freunde, die gefundenen
neuen Arten und Unterarten vorläufig bekannt zu machen, zumal
viele Dutzend Nova veröffentlicht sind, zu welchen die Typen im
Kieler Museum liegen könnten, nämlich wenn sie ihrerzeit be-
,
102 Paul Leverkühn:
schrieben wären. So ist es thatsächlieb wahr, was Seebohm
über diese Sammlung schrieb: it has been buried-for forty years!
Da die Versendung der Suiten gewisse Unannehmlichkeiten im Ge-
folge hat, war es mir doppelt angenehm, dass auf meine Bitte
mein Freund und Gönner Hans Freiherr von Berlepsch aus
Hann-Münden sich entschloss, den Rest der von mir bestimmten
Familien (Timeliden zum Theil, Tauben, Muscicapiden etc.) per-
sönlich durchzugehen, und zu diesem Zwecke, sowie um mir
die Colibris zu bestimmen, für 14 Tage nach Kiel zu mir kam.
Nachher hat er meine Nova mit Stücken seiner reichen Sammlung
verglichen und ihre Speeiesdignität somit in besonders werthvoller
Weise sanetionirt. Ihm, sowie den anderen namhaft ‚gemachten
Ornithöologen, welche meine Arbeiten in liebenswürdigster Weise
unterstützten, ferner Herru Professor Dr. Möbius, der mir zuerst
das Material anvertraute, und Herrn Professor Dr. Brandt, Director
des Zoologischen Instituts der Universität zu Kiel, welcher mir die
Fortsetzung meiner Arbeiten zugesichert, bin ich zu grossem Danke
verpflichtet und möchte diese Gelegenheit benutzen, um ihn auszu-
drücken! —
Was nun die Sammlung selber betrifft, so besteht sie zum
grössten Theile aus dem Material, welches der verstorbene Professor
Dr. Behn aus Kiel auf der Weltumsegelungsreise der dänischen
Corvette „Galathea“ in den Jahren 1845—47 und weiter auf seiner
Landreise quer durch Südamerika Anno 1847/48 gesammelt hat.
Gleich an Bord wurden die Bälge in vorzüglich schliessende Maha-
gonischränke verpackt, in denen sie noch heute ruhen — ein Um-
stand, dem die durchweg gute Erhaltung der Vögel zu danken ist.
Professor Behn nummerirte die gesammelten Objekte und führte
einen mit jenen Nummern correspondirenden Blätterkatalog, in
welchen er Maasse, Beschreibungen, biologische Beobachtungen
u. s. w. eintrug. Leider sind weder alle Exenplare, welche zu den
Nummern seiner Notizen gehören, noch alle Blätter seiner Notizen,
welche zu den vorhandenen Bälgen gehören sollten, verhanden. Alles
irgend Wissenswerthe aus seinem Journal werde ich später, wenn
ich, mit den Bestimmungen fertig, das gesammte Material bearbeite,
publieiren. Ueber die wissenschaftlichen Ergebnisse der Expedition
ist m. W. nichts gedruckt; eine Reisebesehreibung*) in dänischer
Sprache (und übersetzt ins Deutsche) darf keinen Anspruch auf
*) Steen Bille, Beretning om Corvetten Galathea’s Reise omkring Jorden
Kjöbenhavn 1849—51.
Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. 105
Wissenschaftlichkeit erheben; es werden darin vorwiegend mercantile
Interessen berücksichtigt. Der für uns wichtige Theil des Itinerars
geht natürlich nur soweit, bis Behn in Südamerika an Land
ging. Von da ab fehlt mir vorläufig jede Kenntniss seiner Route,
doch hoffe ich, im Laufe der Zeit durch die Wittwe seine Briefe
etc. zu erhalten, um das Nothwendigste über seinen Weg festzu-
stellen. Unter solchen Umständen machte es bei den Bestimmungs-
arbeiten oft grosse Schwierigkeiten, das Habitat der Exemplare zu
eruiren, da auf den Etiketten sehr oft Eingeborenen-Namen an-
gegeben waren, die kein geographisches Lexicon aufwies.
Unter den Drosseln fand ich eine neue Art, welche H. Seebohm
auf seinen Wunsch in den Proceedings*) der Zoologischen Gesell-
schaft in London beschrieb. In dem kleinen Aufsatz, welcher von
meiner Merula subalaris Lev. handelt, sind ein paar störende Druck-
"fehler untergelaufen, welche ich hier verbessern möchte: Zeile 12
v. 0. muss es statt 10 th oi August, 8 th of October, Zeile 14
v. 0. muss es statt 11 th of July, 7 ih of November, Zeile 16
v. 0. muss es statt 9th of July, 7th ofSeptember, und daher
auch Zeile 8 v. o. nicht July and August, sondern October and
November heissen. ;
Eine exquisite Tafel der neuen Merula ist in Royal-Quarto von
Keulemans in London hergestellt, welche inSeebohm’s grossem
Drosselwerke erscheinen wird. — Wohl infolge eines Missverständ-
nisses ist in einer kurzen Notiz über die englische Publication von
Prof. Dr. Cabanis im Journal für Ormithologie**) bemerkt, See-
bohm hätte die neue Form in Kiel gesehen; vielmehr konnte ich
den Balg, welcher keine andere Bezeichnung auf der Orginaletikette
trug, als die des Datums und Fundorts, nicht unter den bekannten
Drosselarten unterbringen, sandte ihn nach London und bezeichnete
ihn dem bekannten Ornithologen und ersten Drosselkenner Henry
Seebohm als vermuthlich neu. Wenn das fragliche Stück in
Berlin „zur Bestimmung“ gewesen ist, so ist es jedenfalls seiner-
zeit unbezeichnet***) zurückgekommen, während einige Dutzend
andere Bälge auf ihren Etiketten Aufschriften in Prof. Cabanis’
Zügen tragen.
*) 1887 No. XXVII, June 23, 1887 p. 557.
**) XXXVI. Jahrg. No. 181. Januar 1888 p. 113.
’=ek) Der Grund, wesshalb diese Art, obgleich als neu erkannt, damals
nicht annectirt wurde, ist ja in der vorstehend angezogenen Journal-Stelle
deutlich angegeben. Der Herausgeber.
104 Paul Leverkühn:
-+1. Aphobus megistus Lev., n. Sp.
Diagn. A. chopi similis, sed major; imprimis rostro longiöre;
' nitore corporis aeneo magis conspieuo.
Hab. Bolivia (Santa Cruz et San Miguel).
Typ. Duo specimina in Mus. zool. Kiel. a Behno collecta as-
servantur.
& 11. Mai 1847. Orig. No. 1987 A*) S. Cruz.
2 17. Juni 1847. Orig. No. 2096 A*) 8. Miguel.
Not. Im Ibis 1834 (p. 163 und 164) machte schon Ph. L.
Selater auf Grössenverschiedenheiten des „Tordo‘ (A. chope) auf-
merksam: er unterschied eine stärkere südliche Form von Paraguay
und Süd-Brasilien (A. chopi) und eine schwächere nördliche von
Südost-Brasilien [Bahia, Pernambuco] (A. suleirostris). Vermuthlich
haben Dr. Sclater Bolivia-Exemplare vorgelegen, welche, nach
den Behn’schen Stücken zu urtheilen, erheblich grösser sind als
die Brasilianer, von denen das Kieler Museum eine grosse Serie
aus verschiedenen Gegenden Brasiliens besitzt. Wenn Dr. Selater
aber vermuthet, dass die südbrasilianischen Exemplare von A. chopi
zu dieser grossen Form gehören, so beweist ein von Dr, von
Ihering in der Provinz Rio Grande do Sul gesammeltes altes
Männchen, im Museum Hans von Berlepsch, das Gegentheil.
Dieser Vogel ist durchaus nicht von den kleineren Exemplaren aus
Paranahyba, Rio Manso, Monte afeyre, Dvivadino**) verschieden.
Ob nun der Paraguayvogel, auf dem der Name chopi (Vieil. ex Azara)
basirt, zur grossen bolivianischen oder zur kleinen brasilianischen
Race gehört, kann erst mit Sicherheit festgestellt werden, wenn
Vögel aus Paraguay zur Vergleichung vorliegen. Im Britischen
Museum ***) befindet sich ein „g ad.“, dessen Fundort „Paraguay ?“
-fraglich-angegeben ist. Es scheint nach Sclater’s Bemerkungen,
dass dieser Vogel der grösseren Race zugehört. —
A. megistus unterscheidet sich von A. chopi durch bedeutendere
Grösse, längere Flügel, längeren Schwanz, höheren Tarsus und
namentlich auch durch viel längeren, stärkeren Schnabel. Die Sulei
am Unterschnabel scheinen etwas tiefer zu sein. Auch der Ober-
*) In den 5 Bänden handschriftlicher Notizen Behn’s, welche das Kieler
Museum besitzt, fehlen die zu diesen Nummern gehörigen Blätter. Lev.
**) Die genannten Localitäten sind wohl in der Provinz Goyaz zu suchen.
(H. v. B. in litt.) Lev.
*#) Of, Cat. Brit. Mus. Vol. XI p. 405 (1886).
Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. 105
schnabel zeigt bei megistus einige von der Nasengrube aus parallel
mit dem Culmen laufende nicht sehr tiefe Sulei, welche bei chopı
kaum angedeutet sind. Ausser diesen auffallenden Grössendifferenzen,
welche am besten durch die unten folgende Maasstabelle illustrirt
werden, unterscheiden sich die Bolivia-Vögel auch durch einen viel
ausgeprägteren mehr grünlichen Stahlschiller des ganzen Körpers
(namentlich auf Flügel und Schwanz). — Neben Sclater ist Forbes*)
die verschiedene Grösse der chopi Exemplare aufgefallen, denn er
spricht von einem aus Nordost-Brasilien mitgebrachten Männchen
als „einer kleinen Form dieser Species“ Wenn der brasilianische
Vogel sich als verschieden herausstellen sollte, so wäre unecolor
(Licht.) der für ihn in Anwendung zu bringende, weil älteste Name.
Denn das Exemplar, welches Lichtenstein als Icteru sunicolor Licht.
im Berliner Doubletten-Verzeichniss**) aufführt, basirt auf dem
brasilianischen Vogel, trotzdem Lichtenstein Azara als synonym
aufzählt.
Was die graphische Darstellung der Aphobi anlangt, so sind
die Abbildungen von A. chopi im Text des britischen Catalogs (. c.)
entweder in vergrössertem Maassstabe (?) oder, wenn in natürlicher
Grösse, beziehen sie sich auf A. megistus, mit dem sie haarscharf
übereinstimmen. Wir werden hoffentlich später eine Abbildung von
A. megistus bringen. — Im Text des brit. Cataloges vermisst man
zwei wichtige Litteraturnachweise über A. chopi, nämlich:
Reinhardt, Bidrag til Kundskab om Fuglefaunaen i Brasiliens
Campos p. 396 (in Vidensk. Medded. Kjöbenhavn 1870) und
A. von Pelzeln, Ormnithologie Brasiliens III, 195.
Aphobus megistus Lev..
(Maasse in Millimetern.)
Long.tot. Al. Caud. Culm.rostr. Tars.
(eirciter)
1. „g ad.“ Santa Cruz.,
Bolivia. Mus. Kiel.
Exped. Galath. 250 144 105 25,0 34,5
2. „2“ (in Mauser), San
Miguel, Bolivia. Juni
1847. Mus. Kiel. Exped.
Galath. 246 136,5 100 26,5 34
(Primären
in Mauser)
*) Ibis 1881 p. 339.
**) No. 178 p. 19 (1823).
106 Paul Leverkühn:
Aphobus chopi (Vieil.).
(Maasse in Millimetern.)
Long.tot. Al. Caud. Culm.rostr. Tars.
(eirciter)
3. „&“ Monte afeyre. 1.
November 1847. Orig.
No. 2309 B.*) Mus.
Kiel. Exped. Galath. 230 124 93,5 23,5 öl
4. „g“*Dvivadino. 2.Nov.
1847. Orig. No. 2309
C.*) Mus. Kiel Exped.
Galath. BEN NH DT WARE oe 31,5
5. „&“(ad.) Paranahyba.
24. Octob. 1847. Orig.
No. 2309 A.*) Mus.
Kiel. Exped. Galath. 227 123 88 22,5 31,5
6. (ad.) (Rio) Süd-Bras.
N0.4688. Mus.H.v.B.e 205 125,5 9 21,5 30,5
7. (ad.)Süd-Bras.(Brandt
in Hamb.). Mus. Kiel. 207 123 03,5. 22,25 29,5
8. (ad.) Bras. (Salmin in
Hamburg.) Mus.Kiell. 224 1265 925 239 31,5
9. „g sect.“ (ad.) Säo
Lourenzo, südl. Prov.
Rio Grande do Sul.
12. Sept. 1886 (H. v.
(Jhering.)Mus.H.v.B. 225 127,5 94 23,5 33
10. „&“ (ad.) Rio Manso.
26.August 1847. Orig.
No. 2310 A.*) Mus.
Kiel. Exped. Galath., 202 1225 87,5 23,9 31,5
+2. Homorus Galatheae Lev. n. Sp.
Diagn. Corporis superna parte, alis, cauda pallide einnamomeis;
corpore subtus dilutiore; pileo rufescente-griseo, ceristam plumis
elongatis exhibente; fronte anteriore einnamomeo; primariis binis
' primis griseo-brunneis, ceteris basi extrema rufescenti griseo colore
extus marginatis; frenis griseis nigro eolore mixtis; rostro brevis-
simo, dimidia parte basali plumbea, apicali albicante; pedibus plum-
beo-nigris.
a. Zu den sämmtlichen Bälgen fehlen die betreffenden Blätter der
Behn’schen Notizen! Lev.
Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. 107
Hab. Matto grosso. (Cuyaba.)
Typ. Specimen typicum in Mus. Zool. Kiel. asservatur, collec-
tum a Behno.
2 24. Juli 1847. Orig. No. 2144 A.*) No, des Abbalgers:
683. Cuyaba.
Dim. Long. tot. eirc. 212 mm, alae 96, caudae 95, tarsi 27%),
culminis rostri 191).
Obs. H. cristato proximus, sed multo minor; neenon crista
breviore, grisea, non rufa non cinnamomea. Species, quam primo
visu distinguas.
Not. Diese augenscheinlich neue Species, von der sich ein als
‚Weibehen bezeichnetes Exemplar unter den auf der Galathea-
Expedition gesammelten Bälgen des Kieler Museums findet, unter-
scheidet sich durch die oben angegebenen Merkmale leicht von
H. eristatus Spix, einer Art, von welcher ein Stück aus dem Mus.
H. v. Berlepsch aus Bahia verglichen wurde. Vielleicht steht Z.
Galatheae Lev. noch näher dem A. unirufus (D’Orb.) *") aus Bolivia,
woher D’Orbigny’s Vogel stammt, während unser Exemplar in
Matto grosso erbeutet wurde. Die D’Orbigny’sche Beschreibung
differirt von der unsrigen in wesentlichen Punkten: D’Orbigny be-
zeichnet sein Exemplar als „roux uniforme assez vif, teint6 de
brun au milieu des plumes du dessus de la tete“. Es geschieht
also der charakteristischen aschgrauen Färbung des Scheitels keine
Erwähnung. Ausserdem seheint der D’Orbigny’sche unirufus noch
sehr viel kleiner zu sein als unser Galatheae. (D’Orbigny: Al.
88 mm, Caud. 93, Rostr. 16, Long. tot. 230 mm.)
+9. Terenura elaopteryx& Lev. n. sp.
Diagn. T. spodioptilae ex Guiana Britannorum similis, sed
remigibus omnibus extus olivaceo non griseo colore marginatis,
remigibus intus atque tectrieibus subalaribus flavo-albidis (non albo-
griseis ?).
Hab. Cayenne esse habitationem H. de Berlepsch e gerere
ac modo praeparationis iudicat; schedula-scilicet falso-affıxa indicat
„Bogota“. Y
Typ. Speeimen unicum a. 1857 emptum ab Jamrach Londinensi
in Mus. zool. Kiel. asservatur.
*) Das zugehörige Blatt fehlt. Aus dem zugefügten „A“ geht hervor,
dass Behn mehrere Exemplare dieser Art sammelte. Lev.
**) Voy. dans l’Am. mer. Oiseaux p. 259 „1835—1844*. Nach Coues
Ornith. Bibliogr. IId instalment 1879 p. 254: „ostensibly 1847.
108 Paul Leverkühn:
Dim. Long. tot. 85, al. 48/,, caud. 37, rostr. culm. 12°/,,
tars. 13’, mm.
Not. Dieses einzige Exemplar einer anscheinend neuen Speeies,
welche sich im Kieler Museum befindet, stammt der charakteristischen
Präparationsweise — die Beine sind in den ‚Knieen‘ zusammenge-
heftet — nach zu urtheilen, aus Cayenne. Auf der Etikette findet
sich schon der zweifelnde Vermerk: durch Jamrach angeblich
aus Bogota 1857. Dieser Vogel stimmt im Wesentlichen mit der
Beschreibung von ZT. spodioptila Selater & Salvin*) überein,
unterscheidet sich aber sehr wesentlich durch die olivengrünen statt
aschgrauen Aussensäume der Schwingen. Die Innenfahnen der-
selben und die Unterflügeldeckfedern erscheinen weisslich gelb,
was wohl bei der typischen spodioptila nicht der Fall sein dürfte,
obwohl die Beschreibung hierüber nichts enthält. Der helle Augen-
streif scheint weniger scharf markirt und mehr graulich als in der
Abbildung Keulemans’ von 7. spodioptila. Die Bauchmitte er-
scheint ebenso weiss, wie die Kehle, während es in der Beschreibung
von spodioptila heisst: „corpore (etc.) subtus cinereis, gula albican-
tiore“. Da die übrigen, der spodioptila nahe stehenden Arten (T.
callinota Scl. aus Columbien und Veragua, T. kumeralis Scl. & Salv.
aus Ost-Eeuador) grüne Säume der Schwingen haben, so ist es nicht
unwahrscheinlich, dass wir es hier mit einer vierten Form zu thun
haben, welche die spodioptila Scl. & Salv. von Britisch Guiana in
Cayenne vertritt.
4 Trupialis militaris (L.), subsp. nov. falklandica Lev.
Diagn. Simillimus militari, sed major, imprimis rostro fortiore,
rectrieibus externis extus dimidio apicali et apice ipso albo mar-
— ginatis, non apice obsolete pallide brunneo vittatis; subcaudalibus
tectricibus similiter albo colore marginatis neque obsolete fasciatis;
‚ lunula cervicali nigra magis conspicua et in guttur medium protraeta.
Hab. Insulas falklandicas.
Typ. Specimen unicum in Mus. zool. Kiel. asservatur, emptum
ab Jamrach a. 1862 Londinensi.
Dim. Militaris (L.) [typiea]. Mü. falklandica Lev.
Long. tot. 225 mm (cire.) 270 mm
„% tar. 35 ,„ 40 „
„. eulm. al. er
u. Algee 124 „ 132. 5
_ %) Ibis 1881 p. 270, pl. IX Fig. 1.
Siidamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. — Aufruf. 109
5. : Polioptila boliviana Sel.*) species restituta.
B. Sharpe erklärt im Catalog des Britischen Museums **)
nach dem Vorgange Dr. Selaters die P. boliviana Sel. für identisch
mit P. dumicola (Viel. ex Az) Drei Exemplare des Kieler
Museums:
& Cuyaba 29. Juli Orig. No. 2062 No. 723 des Behn coll.
1847 ) Abbalgers Exp. Galath.
2 Cuyaba 18. Juli Orig. No. 2062 649 Br N
1847 C.
g Caxoeirinha 5. Sept. Orig. No. 2062 914 % N
1847 F.
stimmen zu gut mit der Originalbeschreibung in den Proceedings
(l. e.) überein, als dass wir glauben könnten, P. boliviana sei
mit dumicola zu verwechseln. Die fast reinweisse Unterseite mit
leichtem, aschgraulichem Anfluge an der Brust, die viel hellere
aschgraue, nicht blaugraue, Färbung der Oberseite, die weissen
Federchen unter dem Auge, welche bei dumicola wie die übrigen
Parthien der Kopfseiten schwarz sind, ferner der merklich längere
Schnabel — bilden Charaktere, durch welche sich die alten Männchen
der Species dolwwiana von denen der dumicola auf den ersten Blick
unterscheiden lassen. Auch das Weibchen von doliviana difterirt
von dem Weib der dumicola des Museums Hans von Berlepsch
durch reiner weisse Unterseite, sowie durch reiner weisse Zügel,
Stirnwand und Umgebung des Auges, endlich durch den längeren
Schnabel. Bereits Baird spricht sich in seiner Review of American
Birds (1864 pag. 73 in Smith. Mise. Coll. 181) entschieden dahin
aus, dass ?. doliviana nicht mit P. dumicola zu identificieren sei.
Strassburg i. E. Juli 1888. Paul Leverkühn.
Aufruf.
Im Interesse einer möglichst schnellen Herstellung von Ver-
breitungskarten für Zuseinia philomela, L. luscinia und Turdus
püaris bittet der Unterzeichnete die Herren Mitglieder um Nachricht
*) P. Z. S. Lond. 1852, p. 34 pl. 47.
**) Vol. X p. 445. 1885.
***) Auch zu diesen drei Bälgen fehlen die entsprechenden Notizen. Aus
den Chiffren geht hervor, dass Behn mehrere Exemplare. dieser Art ge-
sammelt hat. Lev.
110
An die Redaction eingegangene Schriften.
über eventuelles Brutvorkommen der drei Arten. Auch negative
Angaben sind werthvoil. Mittheilungen von Adressen guter
Beobachter werden mit Dank augenomnien.
Pankow b. Berlin. P. Matschie.
2166.
2167.
2168.
2169.
2140.
TE
2172.
Nachrichten.
An die Redaetion eingegangene Schriften.
(Siehe Jahrg. 1888, Seite 308 ff.)
Monatsschrift des Deutschen Vereins zum
Schutze der Vogelwelt. Redigirt von Prof. Dr. Th.
Liebe ete. XIII. Jahrgang No. 13—17; September bis
December 1888. XIV. Jahrgang No. 1. Januar 1889.
Vom Verein.
Mittheilungen des ÖOrnithologischen Vereines
in Wien. XII. Jahrgang. No. 10—12. October bis De-
cember 1888. — Vom Verein. |
Zeitschrift für Ornithologie und praktische
Geflügelzucht. Herausgegeben vom Vorstand des
Ornithologischen Vereines zu Stettin. XII. Jahrgang.
No. 11—12; November und December 1888. XIII. Jahr-
gang. No. 1 und 2. Januar und Februar 1889. Vom
Verein.
Jahresbericht des Naturbistorischen Museums
in Lübeck für das Jahr 1837. Lübeck 18883 —
Von der Direktion des Museums.
ProceedingsofUnited States National-Museum.
Vol. X. No. 45, 12. October 1838 bis Vol. XI. No. 8,
5. November 1888. — Vom United States National-
Museum.
The Auk. A Quarterly Journal of Ornithologie. Vol. V.
No. 4, October 1888; Vol. VI. No. 1, Januar 1889. Von
der American Ornithologist’s Union.
The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. Vol V.
No.. 4. October 1888. , ‚Sixth..Series. ‚Vol. IL, No, 1.
Januar 1889. — Von der British Ornithologists
Union.
2173.
2174.
2175.
2176.
2177.
2178.
2179.
2180.
2181.
2182.
2183.
2184.
2185.
2186.
An die Redaction eingegangene Schriften. 111
E. Regalia: Unghie ai dite I e II della Mano in Uceelli
itallani. [Aus Proc. verb. della Soc. Toscana di Scienze
Naturali. 6. März 1888.] — Vom Verfasser.
E. Newton: Address. [Aus Transact. of the Norfolk and
Norwich Nat. Soc. II. September 1888.] — Vom Verfasser.
R. W. Shufeldt: Observations upon the Morphology oı
Gallus bankiva of India. [Aus Journal of Comp. Med. and
Surg. October 1888.] — Vom Verfasser.
C. Hart Merriam: Report of tthe Ornithologist
for the year 1837. [Aus Ann. Rep. of the Dep. of Agri-
culture for the year 1887.] — Vom Verfasser.
R. Bowdler Sharpe: Ona collection of Birds from the
Islaud of Paläwan. Mit 2 Tafeln: Syrnium Whiteheadh.
Prionochilus Johannae, Stiphia erithacus. [Aus Ibis. April
1888.] — Vom Verfasser.
Sharpe: On a new Species of Accipiter from Liberia.
[Aus Notes from the Leyden Museum. Vol. X.] — Von
Demselben.
Sharpe: Deseriptions of some new Species of Birds from
the Island of Guadalcanar in the” Solomon Archipelago,
discovered by Mr. C. M. Woodford. [Aus Proe. of the Zool.
Soc. of London. 6. III. 1888.] — Von Demselben.
Sharpe: Notes on Speeimens in the Hume Collection of
Birds. On some Species of the Genus Digenea. [Aus P.
Z. 8. 1887 p. 470.] — Von Demselben.
On two new Species of Starlings. [Aus Ibis, 10. August 1888.]
— Von Demselben.
Sharpe: On two apparently undeseribed Species of
Sturnus. [Aus Ibis 1888.] — Von Demselben.
Sharpe: Diagnoses of some new Species of Birds obtained
on the Mountain of Kina Balu by Mr. John Whitehead.
[Aus Ibis 1888.] — Von Demselben.
Sharpe: Note on the Genus Rectes. [Aus Ibis 1838.] —
Von Demselben.
Sharpe: List of a Collection of Birds made by Mr.
L. Wray in the Main Range of Mountains of the Malay
Pen. insula, Perak. Mit einer Tafel: Pericrocotus Wrayıi.
[Aus P. Z. S. 15. May 1888] — Von Demselben.
Sharpe: Further Notes on Calyptomena whiteheadi. Mit
Abbildung. [Aus Ibis. April 1888.] — Von Demselben.
112
2187.
2188.
2189.
2190.
2191;
2192.
2193.
2194.
219.
An die Redaction eingegangene Schriften.
Sharpe: Further Descriptions of new Species of Birds
discovered by Mr. John Whitehead on the Mountain of Kina
Balu, Northern Borneo. [Aus Ibis. Oct. 1888.) Mit 3 Tafeln:
Oreoctistes leucops, Androphilus accentor, Brachypteryx erythro-
gyna, & und 9, Ohlorocharis Emillae, Megalaema pulcherrima,
Harpactes Whiteheadi. — Von Demselben.
Frank M. Chapman: List of Additions to the North
American Avifauna and of Eliminations and changesin nomen-
clature proposed since the publication of the A. ©. U. Check-
List. |Aus Auk Vol. V. No. 4. Oct. 1888] — Vom Ver-
fasser.
A. und E. Newton: Notes on some Species of Zosterops.
[Aus Ibis 1888.] — Von den Verfassern.
Tommaso Salvadori: Altre notizie intorno al Sirratte
in Italia nel 1888. [Aus Bol. dei Mus. di Zool. ed Anat,
comp. delle R. Un. di Torino 1888. Vol. III]. — Vom Ver-
fasser.
Nordböhmische Vogel- und Geflügel-Zeitung.
Herausgegeben vom ormithologischen Vereine für das nörd-
liche Böhmen in Reichenberg. Jahrg. I. No. 1. — Vom
Verein.
OÖ. von Riesenthal. Die Kennzeichen unserer Raubvögel.
Vierte durchgesehene und vermehrte Auflage. Berlin 1889.
— Vom Verfasser
La Caceia illustrata. 1885. No. i. — Vom Heraus-
geber.
P. Leverkühn: Index der ersten zwölf Jahrgänge 1876 — 1887
der Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der
Vogelwelt. — Vom Verfasser.
Leverkühn: Litterarisches. |Aus Monatsschrift d. D. V.
z. Schutze d. Vogelw. XII. pag. 456.] — Von Demselben.
Jahresversammlung der A. D. Orn. Gesellschaft.
Die diesmalige Jahresversammlung wird (zu Pfingsten) in den
Tagen vom 10. bis 13. Juni 1889 in Münster i/Westf, abgehalten
werden. Den Mitgliedern der Gesellschaft wird vorher gedruckte
Einladung zugehen.
————
JOURNAL
für
ORNITHOLOGIE.
Siebenunddreissigster Jahrgang.
Ornithologische Beiträge.
Von
Dr. G. Hartlaub.
I. Zur Kenntniss der Gattung Psittacula Briss.
Gestützt auf ein sehr umfangreiches Material, veröffentlichte der
rühmlich bekannte amerikanische Ornithologe R. Ridgway eine
monographische Uebersicht der Gattung Psittacula und zwar in den
von der Smithsonian Institution in Washington herausgegebenen
„Proceedings of the United States National Museum“ von 1887,
S. 529—548. In dieser fleissigen, kritisch sichtenden Arbeit werden
die folgenden 11 Pszttaeula-Arten eingehend charakterisirt und be-
schrieben: 1) Ps. crassirostris Tacz. Ostperu und Eeuador;
2) Ps. Selateri, Gray, Oberer Amazonas; 3) Ps. conspiellata, Lafr.,
Hochland von Columbien und östl. Ecuador; 4) Ps. coelestis, Less.,
Westperu und Ecuador; 5) Ps. passerina, L., Oestliches Brasilien
(Cearadistrict); 6) Ps. passerina vivida, Ridgw., Banken. T) Ps.
cyanopygia Souance, Westl. Mechico; 8)' Ps. insularis sp. n., Tres
Marias Inseln (Westl. Mechico); O'Ps. exquisita, Ridgw. n. sp., At-
lantische Küstengebiete Columbiens; 10) Ps. gujanensis, Sw., Gujana,
Venezuela; und 11) Ps. deliciosa, Ridgw. n. sp., Unterer Amazonas
(Diamantina-Creek, Santarem).
Durch ein Uebersehen, wie es dem Besten passiren kann, war
Ridgway eine Arbeit von uns in den Proceed. Zool. Soc. Lond. 1885,
p. 613—15 pl. 38, Fig. 1 unbekannt geblieben, in welcher wir eine
neue Art der Gattung Psittacula von Bavranquille in Columbien unter
dem Namen Ps. Spengeli beschrieben und abbildeten, sodann aber
über eine sehon mit grossem Recht von Joh. Natterer unter dem
Namen Ps. cyanochlora abgesonderte, von Finsch (Papag. - p. 649
Cab. Journ, f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No, 186. April 1889.
A
v
114 Dr. G. Hartlaub:
irrthümlich mit Ps. passerina vereinigte Art Näheres mittheilten
(l. ec. pl. 38, Fig. 2).
Bei näherer Bekanntschaft mit Ridgway’s „Review“ wurde so-
fort klar, dass dessen Psittacula exquisita zusammenfalle mit unserer
Ps. Spengeli. Wahrscheinlich zwar, aber weniger sicher erschien
die Gleichartigkeit von Ps. deliciosa Ridgw. mit Ps. eyanochlora,
Natt. In solehen Fällen von Unsicherheit der Anschauung giebt
es nur ein Mittel: die Vergleichung der typischen Exemplare. Be-
reitwilligst kam uns Ridgway dabei entgegen und jetzt stellte sich
heraus, dass Psittacula delieiosa und Ps. cyanochlora zwei vollständig
verschiedene Arten sind. Die Unterschiede bestehen in Folgendem:
Ps. deliciosa ist die grössere, heller und eleganter gefärbte Art, als
Ps. cyanochlora. Bei ersterer zieht die Nackenfärbung sehr schwach
ins Grauliche, während bei letzterer das etwas düstere Grün der
Oberseite keine merkliche Abschattirung zeigt. Der Unterrücken
(tergum und uropygium), bei Ps. cyanochlora lebhaft und rein
smaragdgrün, zeigt bei Ps. deliciosa eine stark ins bläulich ziehende
Malachistfarbe, welche oben gegen das sehr schwach ins Bräunliche
ziehende Grün des Rückens und nach unten gegen die hellpapagei-
srüne Farbe der Schwanzdecken auffallend absticht. Das pracht-
volle Gentianenblau der inneren Flügeldecken zeigt bei Ps. delieiosa
eine weit grössere Ausdehnung als bei cyanochlora;, dasselbe er-
streckt sich auf die von den Flügeln bedeckte Gegend der Körper-
seiten. Das Papageigrün des Schwanzes ist heller und lebhafter
bei Ps. deliciosa und der Schnabel ist bei dieser Art wesentlich
schwächer gestaltet. Länge des Flüg. bei delie. 82 mm; bei eyanochl,
80; Schwanz bei delie. 50, bei cyanochl. 42 mm.
Das Weibchen von Ps. deliciosa zeigt wie bei sämmtlichen
congenerischen Arten kein Blau unter den Flügeln und ist um die
Stirn herum nahezu gelb. Das Weibchen von Ps. eyanochlora_ ist
noch unbekannt.
In seinen Supplementary remarks on the genus Psittacula Briss.
(The Auk, vol. V. p. 460) hat Ridgway das Unterschiedliche bei
Ps. deliciosa der Hauptsache nach richtig hervorgehoben. Ps. cyano-
chlora würde also als 12. Art zu den von Ridgway charakteri-
sirten hinzukommen.
I. Zu Salpornis.
In der Bearbeitung des Ornithologischen Theils der Zoologischen
Sammlungen, die durch Emin Pascha an das Britische Museum
Ornithologische Beiträge. 115
in London gelangten, hat Capt. S. E. Shelley die Artselbständig-
keit unseres Salpornis Emini (Proceed. Zool. Soc. 1884, p. 415
pl. 37) auf das Entschiedenste bestritten: Proc. Z. S. 1888, p. 37.
Er konnte ein schönes altausgefärbtes Exemplar von 8. Emini,
gesammelt in Tobbo (Mai), vergleichen mit 2 Exemplaren von 8.
Salvadorıi, Barb. aus Benguela und einem solchen aus Mashoona-
Land. „This is no doubt the 9. Emini Hartl. but J can detect no
character, by which it can be separated from 8. Salvadori.“ Wenn,
' wie allerdings höchst wahrscheinlich, die beiden von Emin
Pascha auf einem und demselben zoogeographischen Gebiete ge-
sammelten Individuen einer ächten Salpornis-Art als gleichartig in
Färbung und Proportionen anzunehmen, so bleibt uns der oben eitirte
Ausspruch Shelley’s vollkommen unverständlich, und wir können
denselben nicht wohl unerwidert lassen. Unser Vergleichungs-
material bestand und .besteht aus dem altausgefärbten männlichen
Exemplare Emin Pascha’s von Langomeri und einem altaus-
gefärbten Pärchen von S. Salvadorü von Caconda, letzteres mitge-
theilt der Bremer Sammlung durch Prof. Barboza du Bocage
in Lissabon.
Wie wir in unserer ersten Mittheilung über diese interessante,
bisher nur als indisch bekannte Oerthiadentorm bereits näher aus-
führten, zeigt das Färbungssystem der beiden südwestlichen und
des östlich-äquatorialen Exemplars die grösste Uebereinstimmung.
Aber schon bei oberflächlicher Vergleichung beider ist der Total-
eindruck ein verschiedener. Das Zeichnungsmuster erscheint nämlich
bei dem südwestlichen Vogel grösser, gröber und deutlicher mar-
kirt. Die Fleckung der Ober- und Unterseite ist bei diesem viel
schärfer ausgeprägt und umschrieben. Dasselbe gilt von der Bände-
rung der Schwingen und der Steuerfedern. Die Basalhälfte der
ersten Handschwinge zeigt auf der Innenfahne bei $. Salwadorü
regelmässige, scharf begrenzte weisse Randflecken von rundlicher
Gestalt. Bei S. Emini erkennen wir nur an deren Stelle weissliche,
undeutlicher umschriebene Flecken von mehr länglicher Gestalt.
Auch bei den übrigen Schwungfedern erscheint die Randfleckung
der Basalhälfte der Innenfahne undeutlicher und mehr confluirend
bei der letzteren Art. Die schwärzliche Grundfarbe der Schwingen
ist entschieden dunkler bei S. Salvadoru. Am auffallendsten kenn-
zeichnet sich die Verschiedenheit in der Tiefe und Deutlichkeit der
Flügelzeichnung, wenn man bei gut präparirten Exemplaren den
Flügel lüftet und die Innenseite vergleicht. In auffälligster Weise
8*+
116 Dr. G. Hartlaub:
wiederholt sich die bei den remiges hervorgehobene Verschiedenheit
in der Bindenzeichnung und Färbung der Steuerfedern. In den
Maassen ergeben unsere Exemplare nur in der Tarsuslänge eine
unbedeutende Abweichung, die rein individueller Natur sein kann,
Wir wiederholen, dass es unmöglich ist, die hier hervorgehobenen
Unterschiede zu übersehen und bei auch nur oberflächlicher Ver-
gleichung nicht sofort zu erkennen. Zieht man, da wie gesagt das
Färbungssystem des südwestlichen und 'des östlich-äquatorialen
Vogels genau dasselbe ist, es vor, nach dem Vorbilde der ameri-
kanischen Ornithologen trinominal zu verfahren, so mag man den
von uns als Salpornis Emini beschriebenen Vogel als Subspecies be-
trachten und Salpornis Salvudorüi orientalis benennen. Gegen eine
einfache Identificirung der Beiden, wie solche Shelley annimmt,
müssen wir auf das entschiedenste protestiren; die Abbildung in
Barboza’s Ornithologie d’Angola ist tadellos gut. Die in den
Proceed. Z. S. passt besser auf den südwestlichen als auf Emin
Pascha’s Vogel.
Der Typus der Gattung Salpornis ist bekanntlich die hinter-
indische Certhia spilonota Frankl. Vergleichen wir ein schönes uns
vorliegendes Individuum dieses seltenen Vogels aus Candeish mit
unseren afrikanischen Exemplaren von Salpornis, so möchten wir die
von Shelley gebrauchte Bezeichnung „barely separable“ nicht unter-
schreiben. Der indische Vogel zeigt sehr deutliche Abweichung von
dem afrikanischen und bleibt als eigene Art unanfechtbar.
III. Kritisches zu Dryoscopus Boie.
In der letzten an uns gelangten Vogelsendung aus Wadelai
befand sich das schön ausgefärbte Pärchen einer Dryoscopus-Art,
die Emin Pascha, dem das für seinen Forschungseifer so unent-
behrliche Material an Litteratur zukommen zu lassen, uns immer
nur halb hatte gelingen wollen, für Dryoscopus aethiopicus Gm.
(Buffons Merle noir et blanc d’Abyssinie) gehalten und demgemäss
etikettirt hatte. In unserem „Dritter Beitrag zur Ornithologie der
östlich-äquatorialen Gebiete Afrikas“ (Speng. Zool. Jahrb. II, p. 320)
hatten wir diesen Vogel, leider ohne nähere Prüfung der Be-
stimmung, als Dr. aethiopicus aufgeführt. Dass hier ein Irrthum
vorliegt darzuthun, ist der Zweck der nachstehenden Zeilen.
Dryoscopus aethiopicus (Gm.), bei Rüppell (System. Uebers.
t. 23) gut abgebildet und gut beschrieben in Catal. Birds Brit.
Mus. VIII p. 139 bildet mit Dr. bicolor Hartl. (Westafr. p. 112)
Ornithologische Beiträge. 117
die kleine Abtheilung dieser Gruppe, welcher die durch die Aussen-
fahnen von 2 oder 3 Handschwingen gebildete weisse Längsbinde
des Flügels fehlt. Die durch die Aussenfahne der mittleren Flügel-
deckfeder gebildete weisse Schrägbinde theilt sie mit Dr. major,
Hartl., Dr. picatus, Hartl., Dr. stieturus, Hartl., Dr. guttatus,
Hartl. und — mit dem oben erwähnten Vogel Emin Pascha’s,
den wir hier, so widerstrebend wir auch von der binominalen Regel
abweichen, Dr. major Casatit vorläufig benennen wollen. Dieser
Vogel steht allerdings Dr. major sehr nahe und wurde von
Reichenow, dessen Ansicht wir einholten, einfach für Dr. major
erklärt. Fine sorgfältige Vergleichung mit verschiedenen ausge-
färbten Individuen dieser letzteren Art, also 1) dem Original unserer
Beschreibung in der Hamburger Sammlung, 2) einem schönen
Exemplar in der Leidener Sammlung von der Goldküst& (Nagt-
glas) und 3) einem solchen von Abokovi in Westafrica, Collect.
Shelley, lässt uns aber an der Richtigkeit dieser Identificirung
zweifeln. Die schöne schwach lilabräunlich angeflogene Isabellfarbe
der Unterseite, wie beide Geschlechter von Emin Pascha’s Vogel
solche zeigen, ist bei Dr. major, soviel uns bekannt, nicht beob-
achtet worden. Alle von uns gesehenen Exemplare waren untenher
rein weiss oder zeigten nur einen schwach röthlichen Anflug auf
Brust und Seiten. Die dem nicht entsprechenden aber immerhin
sehr bemerkenswerthen Angaben bei Barboza (Ornith. d’Ang.
p. 229), glauben wir wenigstens zum Theil auf eine andere Art,
Dr. guttatus beziehen zu müssen. Schwer scheint uns die wesent-
lich zierlichere Schnabelbildung bei dem östlich-äquatorialen Vogel
ins Gewicht zu fallen. Wir haben vergleichende Maasse:
First. Flügel. Schwanz. Lauf.
E. Pascha’s Vogel 24 97 96 37
major (Type) 25 105 100 33
»„ (Eeiden) 24 3 102 36
»„ (Coll. Shelley) 24 99 102 34
Es dürfte der modernen Anschauung zumeist entsprechen, die
Dryoscopus-Art, welche in unserem „Dritter Bericht“ als .Dr.
aethiopicus aufgeführt ist, als Dr. major Casatii dem System ein-
zuverleiben. Beide Geschlechter in unserer Sammlung.
2) Im „Catalogue of Birds in the British Museum“ vol. VIII
p. 138 hat Gadow Dryoscopus picatus Hartl. als Synonym zu Dr.
bicolor Hartl. gebracht. Dies ist ein Irrthum, aber darum ein ver-
zeihlicher, weil es in unserer Originalnotiz (Proc. Zool. Soc. 1867,
118 Dr. G. Hartlaub:
p. 726) nur lautet: exactly like Dr. major but much smaller etc.
und in unseren „Vög. Ostafrikas“: Färbung ganz wie bei guitatus,
aber die Unterseite rein weiss und bedeutend kleiner. Die äusserste
Steuerfeder jederseits zeigt einen kleinen weissen Endfleck auf der
Aussenfahne. Dies war aber allerdings ungenügend, die Artselb-
ständigkeit von Dr. picatus zu begründen. Die Typen beider Arten
vor uns, fassen wir die Unterschiede wie folgt:
1) Dryoscopus bicolor zeigt weit stärkere Dimensionen als
picatus. Die Flügellänge bei ersterem beträgt 102, bei letzterem
90. Der Lauf ist bei Dr. picatus nur wenig länger als bei dicolor,
aber die Füsse sind bei ersterem wesentlich kleiner und zierlicher.
Die Länge des First ist 10 zu 14. 2) Dr. bicolor zeigt, wie schon
bemerkt, nur eine breite Schrägbinde des Flügels, gebildet durch
die mittleren Deckfedern. Bei Dr. picatus setzt sich aber diese
Schrägbinde fort in eine Längsbinde, gebildet durch die breiten
scharfbegrenzten Aussenwände einiger Armschwingen. Bei unserem
altausgefärbten Exemplar zeigt nur eine derselben, die mittlere,
diesen weissen Rand stark und breit markirt, bei zwei anderen
wird nur eine weisse Säumung bemerklich,. Bei dem typischen
Exemplar von Dr. picatus zeigen die beiden äusseren Steuerfedern
die Spur eines weissen Spitzenflecks, der auf der linkseitigen stärker
entwickelt ist. Bei den uns bekannt gewordenen Individuen von
Dr. bicolor ist von solchen Flecken nichts zu bemerken.
3) Zu Dryoscopus guttatus (Type in der Bremer Sammlung)
ziehen wir ein hochausgefärbtes uns unter dem Namen Dr. major von
Barboza mitgetheiltes und von Angola stammendes Individuum der
Lissabonner Sammlung. Wir vergleichen sodann ein von Benguela
stammendes, uns von Büttikofer gefällig mitgetheiltes Exemplar von
Dr. guttatus in der Leidener Sammlung, sodann ein etwas jüngeres
Weibchen derselben Art und ebendaher. Bei dieser Art bilden in
der Regel nur zwei Seeundärschwingen die oft erwähnte Längsbinde,
welche auch bei dem jüngeren Weibchen völlig ausgebildet erscheint
Während aber das Z ad. keine Spur eines weissen Spitzenflecks
der Schwanzfedern zeigt, sehen wir bei dem jüngeren 9 einen
grossen weissen Spitzenfleck auf der jederseits äusseren Steuerfeder
und Spuren eines solchen auf der zweiten rechten Seite. Das
schöne frisch ausgefärbte Exemplar der Lissabonner Sammlung
(„major‘ Barb.) zeigt die Steuerfedern einfarbig schwarz, ohne jede
Spur eines weissen Spitzenflecks. Auffallend erscheint bei diesem
Individuum die zierliche fussbildung. Der Hauptunterschied dieser
Ornithologische Beiträge. 119
Art von Dr. major besteht in den grossen tropfenartigen schärfer
definirten weissen Endflecken der Bürzelfedern, sodann in etwas
geringeren Maassen. Immerhin sind Dr. major und Dr. guttatus
sehr nahe verwandte Arten, deren sichere Unterscheidung zu
wünschen übrig lässt und die bei Manchen wohl nur als Subspecies
Geltung behalten werden.
4) Zwei schön ausgefärbte und von Barboza mitgetheilte
Exemplare seines Dryoscopus neglectus benehmen jeden Zweifel an
der Gleichartigkeit dieses Vogels mit unserem Dr. sticturus. (Type
vom Ngamisee in der Bremer Sammlung). Dr. stieturus ist die
grösste und ansehnlichste Art dieser so charakteristischen Form.
Die weisse Längsbinde wird, wie es scheint constant, von 3 Secundär-
schwingen gebildet. Es verdient bemerkt zu werden, dass Gadow
bei Dr. stieturus sagt: „lower parts of a ereamy buff eolour.“ Alle
von uns gesehenen Exemplare waren untenher rein weiss. War
Gadow’s Exemplar wirklich stieturus? — —
Die für diese Form so charakteristische weisse und weisslich-
srüne Beimischung der Unterrücken und Bürzelfedern zeigt sich
am schärfsten markirt bei Dryoscopus guttatus, weniger deutlich bei
Dr. major, Dr. m. Casatü, Dr. bicolor und Dr. picatus; am schwächsten
bei Dr. stieturus.
Bezüglich des gelblichen oder röthlichen Anflugs des weissen
Unterkörpers bleibt für unsere klare Erkenntniss noch viel unauf-
gehellt. Wovon ein Fehlen oder Vorhandensein, ein Mehr oder
Weniger dieses farbigen Anflugs eigentlich abhängig, wissen wir
nieht genau, wenngleich anzunehmen ist, dass dabei Alter, Jahres-
zeit, Geschlecht, vielleicht auch die Nahrung einwirken. Das oben
erwähnte jüngere Weibchen von Liberia, bei dem noch fahlbräunliche
Querbinden auf der Oberseite sichtbar, zeigt das Weiss des Unter-
körpers gleichmässig gelbfahl überlaufen. Giebt es Arten dieser
Gruppe, bei welchen ein temporärer gelblicher oder röthlicher
Anflug auf dem Weiss des Unterkörpers niemals eintritt?
Was die sehr unregelmässig gestalteten, bald grösseren, bald
kleineren bald ein- bald doppelseitigen Spitzenflecken der beiden
äusseren Steuerfedern jederseits anbetrifft, so scheint es wohl, dass
dieselben als einer noch nicht bis zur höchsten Stufe vollendeten
Ausfärbung angehörig zu betrachten sind. Jüngere Vögel zeigen
dieselben constant.
Es ist bemerkenswerth, dass bei den beiden Arten dieser
Dryoscopus-Gruppe, welchen die oft erwähnte weisse Längs-
120 Paul Leverkühn:
binde des Flügels fehlt, also bei Dr. aethiopicus und Dr. bicolor,
manchmal Spuren — jedenfalls schwer erklärliche — einer solchen
beobachtet wurden. So schreibt Gadow von einem Weibchen des
Dr. aethiopieus: „The outer Web of one of the secondaries on the
right wing is very faintly edged with white“ und weiter: „the fine
fully grown specimen from Bogos has also one of the secondaries
of the right wing edged with white on the middle third of the
outer web‘. Auch bei Dr. bicolor erwähnt Gadow eines Exemplars
mit einer einzelnen weissgerandeten Secundärschwinge und meint,
dergleichen Vorkommnisse auf „immutarity‘“ zurückführen oder als
Ueberbleibsel des Wintergefieders auffassen zu müssen. — — Aber
gerade bei Dr. aethiopieus und Dr. bicolor kann diese Erklärung
kaum als genügend gelten.
Zum Schluss die Bemerkung, dass einer kürzlich erhaltenen
brietliehen Mittheilung zufolge Shelley, der ausgezeichnete Kenner
afrikanischer Vögel, dem wir unsern Emin Pascha-Vogel zu eigener
Untersuchung schickten und auf dessen Ansicht allerdings wir das
grösste Gewicht legen, diesen für den eigentlichen Dr. aethiopiceus
hält, was nur dadurch erklärlich, dass er die weisse Längsbinde
des Flügels für kein constantes Merkmal hält. „The white band
down the outer secondaries is not a constant character.“ Wir theilen
hier diese Behauptung mit, ohne sie zu billigen, verweisen übrigens
auf das Vorstehende. Um uns vom Gegentheil zu überzeugen,
also Shelley’s Ansicht beizupflichten, müsste man uns zunächst
altausgefärbte Exemplare von Dr. major, guttatus, picatus oder
stieturus zeigen, welchen die weisse Längsbinde des Flü-
gels fehlt.
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln.
Von
Paul Leverkühn.
11.
(Aus den Museen in Bremen, Göttingen und Kiel.)
Die nachfolgenden Notizen, unsere zweite Materialsansammlung
für das Studium der Albinos, wurden in den Universitätsmuseen
zu Göttingen und Kiel und in den Städtischen Naturhistorischen
Sammlungen zu Bremen auf einer Reise im Herbst 1887 gesammelt.
Für freundliche Unterstützung bei der Herbeischaffung der Objecte,
sowie für anderweitig liebenswürdiges Entgegenkommen sind wir den
Herren Prof. Dr. Brandt in Kiel, Dr. G. Hartlaub und Director
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 121
Dr. Schauinsland in Bremen, sowie Prof. Dr. Ehlers in Göttingen
zu Danke verpflichtet. — In der Aufzählung, aus welcher je ein
Stück aus der Bremenser und Göttinger Sammlung zu Gunsten
eines späteren Beitrages vorläufig fortgelassen ist, bedeutet „B“
Bremensische, „G“ Göttingensche, „Ki“ Kieler Sammlung. Einige
Exemplare aus unserer Sammlung sind mit „Coll. Lev.“ eingeführt,
ferner einige briefliche Notizen unseres Freundes H. Wiese in Schön-
kirchen über Albinos aus der Umgebung Kiels ausserdem verwerthet.
Von Litteratur ist nur ein kurzes Essay aus der St. James’ Gazette mit-
getheilt, um es in einem ornithologischen Fachblatte aufzubewahren. —
Denjenigen Arten, welche in unserem ersten Verzeichnisse *)
- noch nicht genannt sind, ist in dieser Liste ein Stern (*) beigefügt. —
l. Neophron percnopterus Savig.*
G. Kirchhoff Coll. Adult: Khartum. A. E. Brehm. Rein weiss.
2. Strix flammea L.
G. a) 2 Kirchhoff Coll. Januar 1857. ‚A. Smith‘ Die
alte Etikette trägt in Chr. Ludw. Brehms Zügen die Aufschrift:
„Strisce Kirchhoffiü nobis 2 Jan. 57. Madrid.“ — Schleier, mit Aus-
nahme eines konischen Flecks vom Auge bis zum Schnabel ab-
nehmend, und Unterseite silberweiss; ebenso die Tarsusfedern.
Oberbrust wolkig isabell, Oberseite recht hell. Auf den Flanken
ganz wenige schwarze Punkte. (Cf. Naumannia 1858. p. 219.)
b) & Kirchhoff Coll. 12. October 1856. Nienburg. Durch
eine Katze gefangen. „E. Kümmel“ (Praep? Lev.) ‚A. Smith.‘
Wie Exemplar a), nur der Schleier mehr braun, weniger weiss.
Ausserdem sind in der Göttinger Sammlung noch 2 normale
Schleiereulen aufgestellt, deren eine unterwärts dunkel, deren andere
heller gefärbt ist.
Ki. c) Boie Coll. 1856. Orig. No. 781. Eutin 1843. Dunen-
junges, aber schon Federkleid. Auf dem Rücken wenig, auf der
Unterseite und dem Kopfe viel Dunen. Flügellänge 10,5‘ engl. gegen
die Normallänge des alten Vogels von 11,8“ bis 12° nach Sharpe
Brit. Cat. II, 294 ff. Das Exemplar ist rein silberweiss, ohne irgend
eine Fleckung! Die Ohrendeckfedern spielen sehr wenig ins Gelb-
liche. — Ist dieses die normale Färbung? Wir finden in der
Litteratur fast nichts über den Fall, wobei wir allerdings bemerken,
dass wir die 177 Citate, welche der fleissige Sharpe im Katalog
*) Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. I. Aus den Museen in Hannover,
_ Bamburg und Kopenhagen. Cab. Journ. f. Ornith. 1887. p. 79 ff.
122 Paul Leverkühn:
zusammenstellt, nicht alle habe nachlesen können. — Buffon giebt
zwar an: Die Jungen sind ganz weiss in der ersten Lebenszeit
(dans le premier äge) — und gut zu essen am Ende der dritten
Woche (!) [Hist. nat. gen. et part. Tom. XVI, p. 370. 1770. Quart-
ausgabe] Naumann (Nat. Gesch. Vög. Deutsch. I, p. 486. 1820)
schreibt: An den jungen Vögeln sind alle Farben viel blasser, sie
fallen, besonders am Unterleibe, sehr stark ins Weisse, die braunen
Punkte an der Brust sind kleiner und hier felılen die weissen ganz.
Im Text zu Bädeckers Eier der europäischen Vögel (1855, zu
Taf. 42) heisst es: die Jungen haben lange, sehr weiche Daunen,
die auf dem Oberkörper grau, auf dem Unterkörper weiss und un-
gefleekt sind. Chr. L. Brehm bemerkt in seinen „Schleierkäuzen“
(Naumannia 1858. p. 214) nur: Die Jungen sind im Dunenkleid mit
weissem Flaum bedeckt. — Die bisher angezogenen Citate sind
desshalb nicht zu gebrauchen, weil in ihnen kein genauer Unter-
schied zwischen Dunenkleid und Nest(-feder)kleid gemacht wird.
Als erster thut dieses R. Bowdler Sharpe (18751. ce.) indem er
sagt: Nestjunges bedeckt mit reinweissen Daunen, die Federn im
Gesicht röthlich, die der Halskrause theilweise weiss mit schwach
orangefarbenen Spitzen, PrimärenorangemitgrauenEnden,
Secundären deutlicher graugefleckt. Die Beschreibung
des jungen Vogels ‚on leaving the nest‘ fängt an: ‚Hauptfärbung
oben orange‘ — und ist fern von der Kürze der Beschreibung
unseres Exemplars „reinsilberweiss“. Diese Angaben sind die ge-
nauesten, welche wir gefunden; inBrehms Thierleben, einer Menge
von Naturgeschichten, z. B. auch Seebohms History of Brit. Birds,
ist gar nichts mitgetheilt, oder nur referiert aus Werken, die wir
schon berücksichtigten. Riesenthal (Raubvögel 1878. 517) giebt
den Nestjungen „gelblich weissen Flaum, aus welchem in der
3. Woche die Federn hervorsprossen, auf dem Kopfe blaugraue ete.
Unser Exemplar hat mindestens ein Alter von 3 Wochen erreicht.
Wie dem auch sei, ob A/dino*) oder nicht, angeregt möchten wir
haben die Frage nach den ersten Kleidern der Schleiereule, die
uns nicht hinreichend studiert zu sein scheinen. —
Schneeweisse Spielarten führen Naumann (t. ce. p. 466) und
*) Hans Graf von Berlepsch, der uns in Kiel zu ornithologischen |
Arbeiten besuchte, als wir gerade an dieser Zusammenstellung schrieben,
pflichtete uns bei und sprach das Kieler Exemplar für einen echten Albino an.
Lev, ;.»
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 123
Giebel (Landw. Zool. 1869 p. 295) an; wir selbst berichteten über
eine solche in unseren ersten Farbenvarietäten. (l. c. p. 79.)
8. Hirundo rustica, L.
B. a) Orig. No. 2521. 3 juv. 28. August 1374 von Ottersberg
'bei Bremen. — Gesammteolorit: duff; oberwärts schwärzlich. Kehle
hellbräunlich, Brust dunkelbräunlich.
Coll. Lev. b) g ad. Gronau a/L., Provinz Hannover. Von
A. Mejer erhalten. Im Anfang der 80er Jahre eriegt. Oberseite
mit Ausnahme der Stirn silberweiss. Unter den Oberschwanzdeck-
federn einige mit braunem Anfluge. Stirn, Kinn, Kehle rostroth-
normal; Unterseite rothbräunlich-normal. Axillaren weiss mit roth-
bräunlichen Federspitzen; Flügel reinweiss, Basen der Decken
bräunlich. Schwanzfarbe bräunlich, die Querbinde vorhanden, weisse
Spitzen. Füsse und Schnabel normal.
4. Hirundo urbica, L.
G. a) In Spiritus conserviert. Reinweiss.
Ki. b) Orig. No. 1390. Plön 1866. Von Fontenay. Rein-
silberweiss. Schnabel und Füsse gelbweiss. Iris roth.
ec) Orig. No. 1389. Eutin 1843. Reinweiss. Wie manche aus-
gestopfte und aufgestellte Vögel der Kieler Sammlung durch
Schimmelpilzsporen stellenweise bräunlich überlaufen.
d) Kiel. 1830. Von Prof. Heller. Reinsilberweiss. Flügel-
länge von: b) = 5” engl., c) = 4,5", d) = 4,1". „Eine weisse
Schwalbe war vor einigen Jahren bei Heikendorf, bei Kiel.“
(H. Wiese in litt.)
5. Cotyle riparia, (L.)*
G. a) Ein Exemplar aus der „Alten Göttinger Sammlung“
mit der Aufschrift: „Chel. urbica“. Reinweiss.
Coll. Lev. b) (Im Fleisch.)
Im Herbst 1887 schwärmten Tausende von Uferschwalben auf
der Colberger Heide, einem Sumpfgebiete, nordöstlich von Kiel in
Schleswig Holstein, über welches wir eingehend in unseren ‚Orni-
thologischen Excursionen im Frühjahr 1886‘°*) berichteten. Die
Schwalben rüsteten sich offenbar zur Abreise. Sie flogen so sorg-
los, dass ein Hütejunge mehrere mit seiner Viehpeitsche ım Fluge
todt geschlagen hatte. Auf das vorliegende weisse Exemplar
machten zwei andere Schwalben Jagd und hackten mit dem Schnabel
*) In Monatsschrift des deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt.
Band XI. 1886. p. 258 ff.
124 Paul Leverkühn:
nach ihm; dabei riefen sie ji ji. Alle drei streckte ein Schuss.
(Sie sind alle in der Coll. Lev.) Das Geschlecht des Albinos
konnte von E. Werner, dem wir ihn verdanken, nicht constatirt
werden, da das Stück zu zerschossen war. Die Iris war nicht roth,
sondern dunkelbraun. — Flügel und Schwanz sind rein weiss, auf
dem Rücken und der Unterseite sind scheinbar überall die normalen
Farben vertreten. — Mehrfach kamen weisse Uferschwalben und
andere Schwalben in England vor. |Alb. in Bds. in St. James’s
Gaz. Oct. 25. 1887.)
6. Cuculus canorus, L.
Nur ein authentischer Fall eines theilweise weissen Kuckucks
ist aus England bekannt. [Alb. in Bds in St. James’s Gaz.
dat. eit.]
7. Sturnus vulgaris, L.
B. a) Orig. No. 2761. Aus Deutschland. Die beiden Flanken
sind gewöhnlich gefärbt: grün metallfarben mit weissen Federspitzen;
im Uebrigen ist das Exemplar einfarbig hellbraun, nur der Schwanz,
die Oberflügeldecken und die Ohrgegend ist ein wenig dunkler.
G. b) Kirehhoff Coll. Nienburg. Unterwärts schlohweiss,
jede Feder mit deutlich geschiedenem noch hellerem Endfleck,
wie beim normalen. Dadurch erhält die Unterseite ein getropftes
Aussehen. Die Unterschwanzdeckfedern tragen isabellfarbene Spitzen.
Schwanz reinweiss. Oberflügeldecken, Oberschwanzdecken mit isa- i
bellfarbenem Anflug an den Rändern, dies bei letzteren stärker als
bei ersteren. Flügel weiss, die Secundären mit isabellfarbenen
Rändern. Auf Stirn, Kopfseiten oberhalb des Auges, Nacken,
Oberrücken jede Feder getropft, wie beim. normalen Herbstkleid.
Unterrücken weiss. Die Schäfte der Stirnfedern dunkel. Füsse
gelb. Oberschenkel an Basis und Ende hell hornfarben, unterseits
dunkler.
Ki. c) Orig. No. 1518. Kiel & 1. October 1848.
Matt isabellfarben. [Unrein wie Hir. urb.: Ki. c.] Füsse dunkel-
hornfarben; Oberschenkel dunkel; Unterschnabel an der Basis
hellgelb, an der Spitze wie Oberschnabel.
d) Reinweiss. Schwanz abgestossen; ob aus Gefangenschaft?
Füsse hellhornfarben. Schnabel bis auf die Firste, welche dunkler
ist, gelb. [Unrein wie Air. urb.: Ki. ce.
Bi
| Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 125
Einzelne völlig weisse Exemplare, welche ihre regelmässige
dunkle Augenfarbe bewahrten, in England angemerkt. [Alb. in
Bds. in St. James’s Gaz. d. c.]
8. Lycos monedula, (L.)
Ki. Reinsilberweiss. Füsse und Schnabel blassgelb.
Während der Jahre 18385—1887 wurden viele Fälle von weissen
und scheckigen Dohlen in England notirt. [Alb. in Bds. in St.
James’s Gaz. d. e.]
9. Corvus cornie, L.
B. a) Exemplar aus Bremen. Wahrscheinlich Hybrid von
corone und corniv. Keine reguläre Nebelkrähenbefiederung. —
Coll. Lev. b) $ ad. Steenby Mölle, Insel Fünen, Dänemark;
15. Januar 1864. (Aus der Benzon’schen Sammlung.)
Kopfseiten und Nacken weiss, ins Bräunliche ziehend; Rücken,
Brust und ganze übrige Unterseite reinweiss. Kopf, Kinn, Kehle,
Oberbrust dunkelbraun, fast schwarz. Vom Kopfe zum Nacken
geht diese Farbe in das Weisse der Oberseite über, so zwar, dass
die Federn vom Schwarz immer mehr verlieren, zuerst an der Feder-
basis, dann an der Mitte, zum Schluss an den Enden. Die schwarzen
Federschäfte erhalten sich noch eine Zeit lang auf dem Nacken. —
Unterrücken braunweiss, zum Schwanz hin dunkler werdend; analog
wie bei der Kopfzeichnung bekommen die zum Rücken hin sitzenden
Federn zunächst braune Spitzen; das Braun dehnt sich auf den
beiden Federseiten aus — nur ein fahler Saum bleibt ringsum;
die dem Schwanz unmittelbar auf liegenden Federn sind fast ganz
braun. — Flügel braun, die Aussenfahnen weisslich, von der dritten
Primäre an alle. Kleine Flügeldecken dunkelbraun, grosse heller
mit fahlen Säumen. — Schwanz dunkelbraun.
Die letzten Seceundären und einzelne Caudalen zerschlissen. —
Füsse und Schnabel schwarz.
Coll. Lev. c) Aus der Gefangenschaft. Längere Jahre im
Zoologischen Garten zu Kopenhagen gehalten, starb 1871.
Bei diesem jüngeren Vogel, dessen Gefieder durch die Ge-
fangenschaft gelitten hat, ist die Anordnung des Colorits wie
bei b). Alles was dort braun und dunkelbraun, ist bier rostbraun.
Die Vertheilung des Weiss ist dieselbe Füsse und Schnabel horn-
braun. Die Schnabelfedern sind bei diesem Exemplar braunweisslich,
indess sie bei No. b) braunschwarz sind.
Bei den hier beschriebenen Exemplaren b) und ec) ist die An-
126 Paul Leverkühn:
ordnung der Farben insgesammt nicht von der, wie man sie beim
normalen Vogel findet, verschieden: normal grau — hier weiss;
normal schwarz — hier braun.
10. Corvus frugilegus, L.
Gilbert White sagt, dass ihm in England während einer
langen Reihe von Beovbachtungsjahren nur ein Fall von einem
Albinismus bei Vögeln, „bei denen ererbter oder eigener Leucismus
viel seltener [als bei Vierfüssern] vorkommt“, und zwar bei einer
Saatkrähe begegnet sei. Er fand in einem Neste zwei junge milch-
weisse Saatraben, deren Schnäbel, Beine, Füsse und Nägel eben-
falls milchweiss waren. Leider giebt er nichts über die Farbe
der Iris an. — Eine junge Saatkrähe, cremefarben, mit weissen
Beinen und Schnabel, wurde 1885 in Dumfriesshire gefunden; ihre
Augen waren bläulich. Diese Färbung kommt bei unzweifelhaften
Albinos gelegentlich vor. [Alb. in Bds in St. James’s Gazette, d. e.]
1l. Corvus corone, L.
„Eine weisse Krähe hielt sich im Herbst 1887 beirDohersdbnf
— nicht weit von Kiel — auf.“ (Wiese in litt:)
12. Pica caudata, (Boie).
B. a) Orig. No. 2778. Reinweiss, etwas schwarz auf dem
Schnabel; aus Bremen.
Ki. b) October 1856. Von Renard. Reinweiss; Schnabel und
Füsse gelb. [Unrein wie Aer. urbica. Ki. c.]
Coll. Lev. c) 2 ad. Liselund, Insel Moen, Dänemark; November
1861. (Aus der Benzon’schen Sammlung.)
Die beim normalen Vogel dunklen Parthien sind matt fahl-
bräunlich ; die Färbung der reinweissen Unterbrust und des Bauches
ist gegen die fahle Farbe des Reste der Unterseites zum Kopfe hin
scharf abgesetzt — wie beim gesunden Vogel. Schenkel und After-
gegend sind noch einen Ton fahler als die Kehle und Oberbrust.
Schwanz, Flügel, Flügeldecken reinsilberweiss. Kopfseiten wie
Kehle. Oberseite vom Kopf bis zum Rücken silbergrau, auf dem
Oberhaupt etwas in’s Fahlbraune spielend. Rücken matt braun.
Öberschwanzdecken wie Unterschwanzdecken. Schnabel und Füsse
schwarz. —
Dieses Exemplar ist, wenn man so sagen darf, ein typischer |
Elsteralbino. Derartige Stücke findet man in vielen Sammlungen.
Es wäre interessant zu eruiren, ob Exemplare mit Rückschlag
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 1
zum normalen Colorit schon beobachtet sind. Auch ein anderes
Moment ist bei Albinos von Pica caudata reselmässig: ein eigen-
thümlich zerschlissener Schwanz, wie ihn unser Exemplar c) in
allen Schwanzfedern aufweist.
Coll. Lev. d) Orig. No. 2204. Nestjunges. [?? durch Section
nicht genau ermittelt H. v. B.] Long. tot. 325mm. Pupille röthlich.
Am 14. Juni 1876 bei Schloss Berlepsch bei Witzenhausen in Hessen
von Hans von Beriepsch geschossen.
Dieses interessante Exemplar, welches wir der Güte unseres
Gönners, des glücklichen Schützen, verdanken, zeigt schon ganz
schwach jenes für Elsteralbinos charakteristische Colorit, das wir
soeben beschrieben. Die Kehl- und Oberbrustfärbung- ist ein
äusserst mattes, nicht in jeder Lage sichtbares Weiss-chamois; die
Grenze zum Weiss der Unterbrust ist zu erkennen. Unter- und
Oberschwanzdecken, Kopf, Kopfseiten, Nacken, Oberrücken von
derselben Farbe wie die Kehle. Schwanz und Flügel und grosse
Flügeldecken matt fahl gelblichbraun. Die kleinen Flügeldecken und
die Mitte des Rückens sind reinsilberweiss, so dass dieses Weiss
im Fluge auf der Oberseite ein Hufeisen bildet, dessen offene Seite
zum Kopfe hinsieht. — Die Schwanzfedern sind erst halb entwickelt
Füsse und Schnabel gelb.
13. Muscicapa grisola, L.*
B. Total weiss; Mühlenthal.
14. Accentor modularis, L.*
Im Jahre 1885 wurde in Irland ein Nest normaler Eltern mit
drei vollausgefiederten weissen Jungen gefunden. Ihre Augen
waren so verkümmert klein, dass sie als ganz unbrauchbar be-
zeichnet werden mussten: gewiss ein Fall von echtem Albinismus.
[Albinism in Bds in St. James’s Gazette d. c.]
15. Troglodyties parvulus.*
G. Kirchhoff Coll. Von Helgoland. Normale Grösse. Die
ersten 4 Primären reinweiss jederseits. Auf dem Hinterkopfe bis
zum Nacken ein 12 mm langer, 10 mm breiter reinweisser Fleck.
16. Merula vulgaris, Leach.
Scheckige und reinweisse, letztere meist mit tiefblauen Augen
(ef. supra bei ©. frugilegus) sind in den letzten zwei Jahren so oft
vorgeführt, dass dies Vorkommen in England nahezu gewöhnlich
genannt werden darf. [Alb. in Bds. in St. James’s Gaz. d. c.]
128 Paul Leverkühn:
B. a) Total weiss.
b) Orig. No. 2548. Aus Bremen. Stirn, Ober- und Unterseite,
einige Schwanzfedern und etliche Schwungfedern weiss, im Uebrigen
normal gefärbt.
c) Altes 3. Reinschwarz, nur auf dem Oberkopf 2,2 cm
vom Schnabel beginnend ein reinweisser Fleck von 2,2 cm Länge,
1,4 cm Breite. Ki. d) Helgoland 1842.
Oberseite fahlbraun, auf dem Kopf dunkler; Flügel hellfahlgelb;
Kinn, Kehle weisslich, letztere mit braunen Federspitzen. Brust
wie Kopf, Bauch heller, jeder Feder Basis weisslich, Oberende
bräunlich. Ohrfedern glänzend fahlbraun. Schnabel und Füsse
hellgelb. ec) & Helgoland 1844.
Auf dem Nacken ein weisses Band von etwa 10 mm Breite.
Ueber dem linken Ohr einige weisse Federchen, über dem rechten
ebenfalls aber weniger. [Auch hier das Weiss unrein wie Her. urb.
Ki. c.]
17. Merula torquata, (Boie.) |
B. a) Orig. No. 2544. Nacken weiss; Gesichtsseiten und Ober-
kopf weiss gefleckt.
Coll. Lev.b) Ein Exemplar aus Ditmarschen vom November 1885
in einer Wildhandlung in Kiel gekauft, woselbst zu der Zeit sehr
viele Ringamseln feil waren, in einer Kiste an einem Tage 50 Stück ;
wenige plaris.
Grösse und Färbung normal bis auf einige wenige reinweisse
Federn auf den beiden Nackenseiten, rechts deren vier, links eine.
18. Turdus viscivorus, L.
Ki. Nacken, Halsseiten, Brust, Bauch, Axillaren, Unterflügel-
decken, Primären, Unterrücken, Bürzel — reinweiss. Am Steiss
etliche schwach rostfarbene Tupfen. Oberkopf, Kinn, Kehle isabellin,
jede Feder mit dunklerem Schaft. Brust besonders nach den Seiten
hin, Flanken rostbraun, jede Feder mit lichterem Rande, welchem
wieder ein schmaler dunklerer Saum folgt. Oberrücken dunkel-
rothbraun. Schnabel und Füsse hellgelb.
19. Turdus musicus, L.
Ki. a) Oberseite, Schwanz, Flügel fahlbraun, isabellenfarben,
zum Schwanze hin heller, die Aussenfahnen der Schwingen heller.
Ein deutlicher Augenstreif. Unterseite (in ähnlicher Weise wie
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 129
unten bei Van. eristatus) in der Anordnung der Zeichnung normal,
nur haben alle Tropfenflecken die isabelline anormale Farbe. —
b) Ein sehr merkwürdiges Exemplar: die Flecken auf der
Brust vollständig normal, nicht ganz dunkel, aber nicht heller, als
man sie bei vielen gewöhnlichen Stücken vorfindet; die verwaschene
Fleckenzeichnung auf dem Bauch und dem Steiss normal. Dagegen
ist Kinn und Kehle schneeweiss: eine einzige Feder auf letzterer
trägt die Andeutung eines Tropfenfleckens. Der ganze Kopf,
der Nacken, die Schenkel, einzelne Deckfedern, die 3. und 5.
Primärschwinge, ferner die Aussenfahnen der Bastard-, 2. und 4.
Primäre und eine Secundärschwungfeder reinweiss. Der Schwanz
etwas fahler als normal. Der Rest der Oberseite graubraun mit
einzelnen weissen Federn untermischt. Die Flankentropfung wie
beim Bauch. Der Rest der Schwingen mattbraun. — Füsse, Schnabel
hellgelb.
Das Colorit von Ki. b) muss als eine starke Aberration von
den gesunden Verhältnissen bezeichnet werden,
20. Harporhynchus Palmeri, Coues.*
Ki. Mexico 1856. Durch J.G. W. Brandt, Naturalienhändler
in Hamburg. Balg.
Völlig normales Kleid bis auf die Oberseite des Kopfes, auf
welcher oben 4 oder 5 kleine weisse Federchen sitzen, auf dem
Scheitel zwei etwas grössere weisse Federn, über dem linken Auge
eine kleine weisse Feder und auf dem Hinterkopf eine braune
Feder mit weissem Ende. —
21. Dandalus rubecula, (L.)*
Ein rein weisses Exemplar aus Einstand, dessen Kehle und
Brust allein die normale rothe Färbung zeigte. [Alb. in Bds. in
St. James’s Gaz. d. c.]
22. Motacilla alba,L.
B. Orig. No. 2659. Vom Solling. ‚Pallide fulvescens‘ über
und über; creme-farben.
23. Alauda arvensis, L.
B. a) Ein Exemplar aus Oberneuland bei Bremen, im Fleisch
von uns Ende October 87 im Bremer Museum gesehen. Oberseite
dunkelgelb; Unterseite weiss; Füsse hellgelb; Iris normal
sraubraun. Im Nacken einige regulär farbene Federn.
G. b) 3 Nienburg. Kirchhoff Coll. 1877. Ganz weiss mit
isabellfarbenem Auflug, nur Oberkopf, Zügel und Ohrgegend dunkler.
Cab. Journ, f. Ornith. XXX VII, Jahrg. No. 186, April 1889. 9
130 Paul Leverkühn:
Ki. e) Orig. No. 13. 22. September 1842. ? Vunbel. (Balg.)
Flügel, Schwauz, Oberseite (Kopt, Rumpf. Bürzel), Bauch rein-
weiss, Flügeldecken schwach ins Mattgelbe ziehend, desgleichen
ein wenig stärker Kehle und Brust. Schnabel und Füsse hellgelb.
Einige wenige weisse Lerchen wurden in Grossbritannien
constatirt. (Alb. in Bds. St. James’s Gaz. d. c.)
24. Emberiza eitrinella aut miliarda, L.
„Am 2. September 1887 wurde bei Bisperode am Ith eine
fast weisse junge Gold- oder Grauammer geschossen.“ (Hans Kam-
lah in Jitt.: Fide Hans von Berlepsch.)
25. Passer domesticus, (L).
Ki. a) Orig. No. 1655. Eutin, a. 1843. Dunkelisabellfarben.
Unterseite heller. Schnabel und Füsse hellgelb.
b) Orig. No. 1656. & Kiel. 19. December 1847. Oberkopf,
Unterbrust, Bauch, Unterschwanzdecken, einzelne Federspitzen auf
dem Nacken, Rücken, die Oberflügeldecken — reinweiss, — Das
Schwarz von Kinn und Kehle, der rothbraune Zügel und eben-
solche Streifen zur Schulter hinab sind angedeutet durch zerstreute
schwarze resp. röthliche Federn; die weisse Flügelbinde ist vor-
handen. Schnabel und Füsse hellgelb.
c) 2 Kiel 1887. Ganze Unterseite schmutzig grau, auf dem
Bauche einzelne ganz weisse Federn. Oberkopf und Nacken
intensiv weiss, mit einzelnen schmutziggrauen Federchen unter-
mischt. Auf dem Rücken am Ende einzelner Federn und mitten
auf ihnen weisse Parthien. Die Flügelbinde ganz undeutlich und
unvollständig. Füsse und Schnabel normal.
d) Orig. No. 1654. Oldenburg, a. 1851. Kinn, Kehle,
Brust, Axillaren tiefschwarz. Oberbauch, Unterschwanzdecken,
Bürzel schwarz mit sehr feinen bräunlichen Rändern. Zwischen
den beiden Beinen ein rein weisser Fleck. Auf der weissen
Flügelbinde etliche schwarze Fleckchen. Auf den Gesichtsseiten,
fast bis zur Schulter hinab, die schwarzen Federn mit Weiss
gefleckt. Auf dem Rücken viele der braunen Federn auf der einen
Fahne schwarz und zwar auf der rechten Körperseite vornehmlich
die linken, auf der linken Seite die rechten. Primären fast schwarz,
an den Enden der Secundären braune Flecken, braune Streifen auf
den Fahnen dieser Federn, ebenso auf denen der Flügeldecken erster
Ordnung. Schnabel und Füsse gelb, — Dieses sehr merkwürdige
Exemplar widerlegt zunächst die von Naumann (IV. 458) aus-
Lee rn
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 131
gesprochene Meinung: dass schwarze oder braunschwarze Sperlinge
in freier Natur nicht vorkämen, denn es leidet keinen Zweifel, dass
dieser Passer russatus draussen erlegt ist. Wäre er in Gefangen-
schaft gewesen, so würde das Gefieder nicht so tadellos im Stände
sein; auch würde wohl eine Notiz auf der Etikette stehen. —
Ferner ist es interessant, dass an ein und demselben Stück Mela-
nismus und partieller Albinismus und theilweises Verschwinden
der regulären Färbung (z. B. an der weissen Binde) sich vorfindet. —
e) „Ein weisser Spatz ist hier bei Schönkirchen (bei Kiel)
früher gesehen worden. Junge Spatzen haben hier häufig einzelne
weisse Federn, die sich bei der "nächsten Mauser verlieren.“
(H. Wiese in litt:) Nicht selten ganz weisse in England. [Alb.
in Bds. in St. James’s Gaza. d. c.]|
Coll. Lev. f) Orig. No. 1793.
2 ad. Cassel. Von Theod. Spillnerin Cassel im Sommer 1871
sekauft durch Hans von Berlepsch. Ganzer Kopf und
Nacken weiss und braun gescheckt, da zwischen den regu-
lären braunen Federn sowohl reinweisse inserirt sind, als auch
braune mit weissen Enden. Von Bug zu Bug zieht sich ein
besonders links stärker entwickeltes weisses Band. Rücken mit
zahlreichen weissen, etwas ins Isabellfarbene ziehenden Federn
durehsetzt. Oberschwanzdecken gelblichweiss. Auf den Kopfseiten,
unter den Wangen etliche weisse Federn. Schnabel und Füsse
normal. —
26. Passer montanus, Briss.*
G. a) „Alte Sammlung.“ Isabellfarben.
b) Im Fleisch in Spiritus erhalten; war längere Zeit lebend
in Gefangenschaft gewesen. Reinweiss.
ec) & Kirchhoff Coll. Gelbe Varietät. Kopf, Hals, ganze
Unterseite regulär; oberwärts sanft verblichen, besonders Schwanz-
deckfedern und Schwanz.
27. Ligurinus chloris, (L.)
Ein weisser Nestvogel in England beobachtet. [Alb. in Bds.
St. James’s Gaz. d. c.]
283. Oannabina sanguinea, Landb.
Ki. Reinweiss. [Unrein wie Zir. urb. Ki. c.] Schnabel und
Füsse hellgelb.
29. Turtur deceipiens, Hartl. et Finsch.*
B. Reinweiss.
9*
132 Paul Leverkühn:
30. Tetrao urogallus, L.
G. a) 2 sehr alt. Hahnenfedrig. Januar 1857. Jemtland,
Schweden. Eierstock und Oviduct sehr deutlich entwickelt ge-
wesen. (Tetrao macwatus Chr. L. Brehm). Brust metall-
stahlgrün.
b) 2 sterilis. Im Uebergang zur Hahnenfedrigkeit. Herbst 1850.
Helsingland. Die braunen Brustfedern tragen metallgrüne Spitzen.
3l. Tetrao medius, Mey.
G. a) b) Ohne Etiketten. Ganz schwarze Schnäbel.
c) & Kirehhoff, Coll.. Wermeland, Schweden.
Wir führen die in den Museen aufbewahrten Exemplare des
Rackelhuhns mit auf, als constante durch dieselbe Kreuzung ent-
stehende Farbenvarietäten.
32. Phasianus colchicus, L.
Ki. 2. Orig. No. 2008. Kinn, Kehle, Zügel, ein Streifen über
dem Auge, Stirn reinweiss. Auf Kopf, Nacken, Oberflügeldecken,
Rücken, Rumpf haben viele regulär gefärbte Federn breite — von
1 mm bis 30 mm — reinweisse Ränder, so dass der Vogel ge-
scheckt aussieht. Das Abweichende liegt in der verschiedenen
Grösse dieser Ränder und ihrer reinweissen Farbe. Schwanz,
Füsse, Schnabel normal. Scheckige und weisse Varietäten kommen
in England häufig vor.
(Alb. in Bds. in St. James’s Gaz. d. c.)
33. Starna cinerea (L).
B. a) Aus Bremen, a. 1874. Jugendkleid. Reinweiss.
G. b) Juv. Kirchhoff Coll. Nienburg. Das Exemplar,
dessen Schwanz so eben hervortritt, ist über und über isabellfarben.
Flügel dunkler; jede Feder zeigt die typischen weissen
Schaftstriche und die Vorzeichung der dunklen Quer-
bänder. (cf. infra bei Vanellus eristatus.) Kehle ganz weiss.
Ki. ec) 2 Reinweiss. Füsse und Schnabel hellgelb, die Spitze
des Oberschnabels rahezu weiss.
d) Orig. No. 2643. Thüringen, a. 1885. Von Tetzner.
Stirn, Streifen rings um’s Auge, Zügel, Backen, Kinn, Kehle ein-
farbig isabellbraun; jedoch auf der Kehle etwas heller, am Kinn
nahezu weisslich. Die ganze Brust gleichmässig melirt; jede
Feder an ihrem distalen Ende mit 6 bis 8 quer verlaufenden, durch
feine bräunliche Punkte auf den einzelnen Ramis entstehenden
Miniaturbändern. Auf der Mitte des Bauches zwei intensiv rosa-
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. 11. 135
roth gefärbte Flecken. Der Rest der Unterseite weiss, Unter-
schwanzdecken bräunlich. Die obere Seite: zunächst der Stirn
eine quer verlaufende weisse Linie, weiche sich jederseits über
dem Auge fortsetzt und, der Medianlinie zustrebend, sich über das
Ohr hinzieht. Ohrfedern glänzend rehbraun, Unter ihnen ein
dreieckiger weisser Fleck. Oberkopf braun mit dunklen Schäften,
welche bei einzelnen Federn schwarz werden, und kleinen hellen
gelblichen Tropfenflecken 1 mm vor dem Ende jeder Feder.
Nacken melirt (aus Graubraun und Weiss). Rücken- und Bürzel-
federn mit querlaufenden, von oben nach unten an Dicke wachsenden
braunen Querbändern, deren jede Feder mehrere trägt. Vom
Nacken bis zum Schwanz nehmen diese Querstreifen vollständig
regelmässig zu; während sie unter dem Kopfe nur mit der Lupe
zu zählen sind, erreichen sie am Ende des Bürzels einen Quer-
durchmesser von 1 mm. Schwanz rostbraun. Schwanzdecken duff
gebändert. Flügel matt isabellin; lebhaft weisse Schaftstriche.
Oberflügeldecken, Flanken breit vbraun gebändert, weiss am
Ende. Axillaren, Unterflügeldecken schneeweiss. Füsse gelbbraun.
Schnabel gelb. — Gelegentlich weisse und partiell albinotische
Exemplare in England constatirt. (Alb. in Bds. St. James’s
Gaz. d. c.)
94. Vanellus eristatus (L).
B. Weibchen, aus Bremen. Unterseite ganz weiss; Oberseite
hell, zum Theil bräunlich; Oberschwanzdeckfedern rostbraun. Das
Schwarz der Kehle und der Haube ist duff angedeutet, so dass
hiermit wahrscheinlich ein neues Pendant zu den früher von uns
beschriebenen Exemplaren von Stur. vulgaris, Pre. major, Emb. ceitri-
nella, Pod, ceristatus,*) Turd. musicus, Star. cinerea,**) und dem
von Dr. J. von Madaräsz abgebildeten und beschriebenen Prcus
major ***) gefunden ist, bei welchen allen bei der nächsten Mauser
eine Wiederkehr des regulären Kleides hätte erwartet werden dürfen. —
35. Scolopaz rusticula, L.
G. & ad. Kirchhoff Coll. Westfalen.
Schnabel, 65 mm gegen 75—80 mm bei der normalen Wald-
*) Cab. J. f. O. 1887. p. 79 ff.
**) supra p. 132. No. 33. G. b.
***) Ueber abnorm gefärbte Vögel in der Sammlung des ungarischen
National-Museums. In Termeszetrajzi füzetek. Vol. VIII. Part.3. 1864. Deutsch
p- 227—239, ung. p. 187—198. Tafel 6. Pic. major pp. 237 und 197.
134 Paul Leverkühn:
schnepte, °/, seiner Länge vom Kopf aus gerechnet, hellgelb, der
Rest schwarz. Zehen lichtgelb, Nägel schwarz. Kleines Exemplar.
Färbung. Analog der normalen Befiederung, hat dieses
Stück dort dunkele Parthien, wo ein gewöhnliches Exemplar
schwarze bis braune Farben zeigt, so an den Zügeln, dem Ober-
kopf, dem Rücken, den kleinen Flügeldecken, dem Schwanze.
Die ganze Unterseite ist dunkelisabellfarben, die Kehle wie bei
der normalen Waldschnepfe weiss. Die Subcaudalen sind tiefer
gefärbt. Die Wellenlinien der regulären Färbung der Unterseite
sind stärker am Ober- als am Unterkörper angedeutet. Die Sub-
alaren und Flankenfedern sind sehr bleich — alles Dunkele des
Normalgefieders nur aschfahl. Hals und Stirn wie die Unterseite. .
Der ganze Rücken isabell bis in’s Rothbraune ziehend mit fast
ganz weissen Enden. Die grossen Schwingen haben reinweisse
Enden, ebenso das Schwanzende. Bürzel und Unterrücken sind
rostfarben. — Das Colorit erinnert an Haleyon coromandae, Steph.
36. Gallinago scolopacina, Bp.*
B. Orig. No. 2940. Vom 12. October 1874. „Iris braun.‘
Die Primärschwingen weissgespitzt, im Uebrigen das ganze Ge-
fieder ‚pallide isabellinus‘. Die Subeaudalen bleich rothbräunlich.
(pallide rufescentes).
37. Muchetes pugnaz, (L.)*
B. Ein Stück mit reinweissem Kragen.
38. Anas boschas domestica, L.*
Ki. Reinweiss, d, aus Büsum in Holstein; 23..November 1876,
fünf Monate alt. —
Dieses Exemplar ist, abgesehen von dem bei Hausenten
äusserst häufig vorkommenden Albinismus, durch das Fehlen der
Schwimmhäute an beiden Füssen auffallend. Bei übrigens normalen
Körperverhältnissen sind statt der Schwimmhäute ganz kurze un-
brauchbare Rudimente soleher vorhanden. — Ueber diesen Fall
referirte Herr Prof. Dr. Möbius im Zool. Garten Noll’s,*) mit dem
Bemerken: dass sich die Füsse ohne künstliche Mittel so miss-
gebildet haben müssten. Wir haben durch direkt beim Schenker
Herrn Courkamp in Büsum eingezogene Erkundigungen er-
mittelt, dass die schwimmhautlose Ente ohne Schwimmhäute
aus dem Ei geschlüpft ist. Gleichzeitig theilte uns Herr
Courkamp mit, dass eine zweite ebenso missgebildete Ente später
*) Jahrgang XVIIl, 1877, p. 223. 224,
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 135
in demselben Orte erbrütet sei. — Dagegen wurde vor ca, 6 Jahren
auf dem Gute Frankenstein in der Rheinpfalz, laut mündlicher Mit-
theilung unseres Freundes cand. jur. S. Ritter, eine bis dahin
völlig gesunde Hausgans (Ans. domesticus) plötzlich an dem
einen Fusse krank, konnte nicht mehr gut gehen und schwimmen
und gewährte einen trübseligen Anblick. Der Fuss schwoll dick an,
wurde völlig gelb und sah widerlich aus. Nach einiger Zeit ver-
loren sich „infolge des Geschwürs“ die Schwimmhäute, so dass die
Gans mit einem ‚Hühnerfuss‘ umherlief. Sie schwamm langsamer
alsin früherer Zeit. Es dauerte einige Wochen, bis der Fuss voll-
ständig heilte und die Schwimmhäute regulär wiederwuchsen. Da-
nach ist die Gans gesund geblieben. — Auch in der Litteratur
ist ein ähnlicher Fall verzeichnet. Herr Obermedieinalrath Dr.
G. Jäger*) bespricht in extenso einen solchen, bei welchem
es sich auch um eine, übrigens gesunde, Hausgans handelt.
Leider konnte Dr. Jäger eine Anamnese nicht erhalten. Die
Schwimmhäute waren hier beiderseits nur an den Vorderzehen un-
vollständig entwickelt, der häutige Lappen der Hinterzehe vor-
handen. Wie bei dem Kieler Exemplar deuteten kleine frei-
stehende Ränder an den Zehen die Ansatzstellen der Schwimm-
häute an. — Wir erfahren nichts darüber, was aus dem Thiere
seworden ist. Dagegen betont Dr. Jäger ausdrücklich, wie
auch Prof. Möbius, dass an eine Bastardzeugung zwischen
Huhn und Ente resp. Gans (!) nicht zu denken sei; ersterer mit
der fortführenden Bemerkung, dass man weiter an die Be-
‚brütung eines Gänseeis durch eine Haushenne und an dadurch
entstandene Veränderungen denken könne — physiologische Un-
möglichkeiten, ebenso wie die Verwilderung der von Elstern ver-
brüteten Zwerghühner.**) Endlich plaidirt Dr. Jäger noch für
die Eventualität, dass Gänse besondere Vorliebe für das Land
gehabt haben könten, wenig oder gar nicht aufs Wasser gekommen
wären und daher nach und nach ihre Schwimmapparate ein-
büssten! — wir halten im Gegensatz zu diesen ‚Erklärungen‘ das
Phänomen für ein einfach pathologisches und können uns deshalb
durchaus nicht damit einverstanden erklären, wenn Dr. Jäger
*) In: Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Würtem-
berg. Band III, 1847. Stuttgart, pp. 209—216.
*»*) Of. Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt.
Band VII 1882 p. 270 sqq. VIII 1885. p. 44. 212 sqg.
136 Paul Leverkühn: Farbenvarietäten. II.
als Pendant Missgeburten,*) wie Menschen, deren Finger
durch Schwimmhäute verbunden waren, anführt. —
39. Spheniscus demersus, (L).*
B. Exemplar aus Angra Pequena, a. 1886. Gesammtfarbe:
hell graulich, fahl. Auf dem Rücken die Federschafte dunkel.
Der Hals hellbräunlich. Unterflügel fahler. — Dieser sehr interes-
sante Albino erinnert sehr an die schöne Abbildung, welche die
Sclater’sche Notiz über eine ‚pale variety‘ von Eudytes chryso-
lophus Brandt in der Zoology der Challenger Expedition illustrirt.
Vol. II. Part. VIIL Aves pl. 29, 1880 p. 127 fig. 2 „pale
variety“ (Text: „reprinted from P.Z.S. 1878).“
40. Uria Brünnichi, Sab.
B. Orig. No. 2370. Grönland; von der 2. Nordpolexpedition,
‚Hansa‘, a. 1870 unter Capitän Hegemann. Reinweiss.
Ein zweites albinotisches Exemplar dieser Species, ein Weib-
chen, erwähnt Dr. OÖ. Finsch in seinem „dritten Beitrag zur
Vögelkunde Grönlands“**) (p. 363), dessen ‚sämmtliche Hand-
schwingen und deren Decken jederseits reinweiss seien‘,
41. Hydrochelidon nigra, Boie.*
G. Exemplar aus Lilienthal. Schlohweiss.. Schnabel und
Füsse hellgelb.
Für unsere Verzeichnisse neu sind in dem vorliegenden Bei-
trage Albinos von folgenden Arten beschrieben: Neoph. percenopterus,
Cot. riparia, Muse. grisola, Acc. modularis, Trogl. parvulus, Harporh.
Palmeri, Dand. rubecula, Pass. montanus, Turt. deeipiens, Gall.
scolopacina, Mach. pugnax, An. boschas, Sphen. demersus, Hydrochel.
nigra. y
Von den angeführten 80 Exemplaren aus 41 Arten sind manche
„rein wirklich albinotisch“, manche „bleichsüchtig, chlorochroitisch“,
manche „partiell albinotisch“ oder „partiell chlorochroitisch“ nach
der Eintheilung Anton Bogdanow’s.***) Eine Uebersicht über
diese Verhältnisse gedenken wir erst am Schluss unserer Material-
sammlungen zu geben. —
Kiel, Ende April 1888. Zoologisches Institut.
*) Riecke im Journal für Chirurgie und Augenheilkunde von Walther
und Ammon. Band XXXIV, 1845 p. 615.
**) In: Abhandlungen, herausgegeben vom Naturwissenschaftlichen Verein
in Bremen Band 5, Heft 2, 1877. pp. 3843—366.
***) Cab. Journal für Ornith. 1858,
W. Hartwig: Ornithologische Beobachtungen. 137
Ornithologische Beobachtungen
auf einer Reise nach dem Nordcap.
Von
W. Hartwig.
Die Reise nach dem nördlichsten Europa führte ich im Juli
und in den ersten Augusttagen des Jahres 1383 aus. Freilich
liegt dieselbe schon mehr als fünf Jahre hinter uns; dessenunge-
achtet glaube ich, dass die Aufzeichnungen, welche ich damals
machte, doch noch zum Theile der Veröffentlichung werth seien,
und so übergebe ich sie denn derselben.
Da ich die ausgedehnte Reise von Berlin aus in noch nicht
ganz fünf Wochen machte, so springt in die Augen, dass ich fast
nirgends längere Zeit Rast machen konnte. Ein Verweilen von
etwas längerer Dauer fand nur statt in Drontheim, Tromsö,
Hammerfest und Molde. Die Reise an der Küste entlang machte
ich auf verschiedenen Postdampfern, die im Binnenlande auı
offenem, zweirädrigem Karren, welcher beliebiges Halten und all-
seitige Aussicht in reichlichem Maasse gestattete.
Da der Zweck meiner Reise ein nicht ausschliesslich ornitho-
logischer war, ich vielmehr die nordische Fauna und Flora, wenn
auch nur in etwas, so doch aus eigener Anschauung kennen lernen
wollte, so konnte nur ein geringer Bruchtheil meiner schon so
knapp bemessenen Zeit der Vogelwelt gewidmet werden. Irgend-
wie Erschöpfendes wird ausserdem Niemand in flüchtigen Reise-
aufzeichnungen suchen; nur zum Schluss, in der Aufzeichnung
der Brutvögel Tromsös, habe ich dieses mit Hülfe des Herrn
J. Sparre Schneider, Kustos am naturhistorischen Museum zu
Tromsö, versucht.
Notizen über allerorts häufige Vögel habe ich meist nur ge-
macht, wenn mir irgend etwas in ihrem Auftreten auffiel, etwa
Massenhaftigkeit, auffallende Brutstätten ete. Eine Aufführung
sämmtlicher von mir auf dieser Reise beobachteten Vögel findet
daher, ausser in dem Verzeichniss der Brutvögel Tromsös, im Nach-
folgenden durchaus nicht statt. — Manche meiner Aufzeichnungen
werden sich vielleicht von dem Beobachter des Vogelzuges ver-
werthen lassen.
Besonders war ich bemüht, die Höhen- und Breitenlage der
vorkommenden Orte möglichst genau anzugeben. Ueber die klima-
tischen Verhältnisse derselben etwas Ergiebigeres mitzutheilen, war
133 W. Hartwig: Omithologische Beobachtungen
mir leider nur in wenigen Fällen und dann auch nicht einmal in
dem von mir gewünschtem Maasse möglich.
Die Vögel, über welche ich Aufzeichnungen machte, sind
folgende:
1. Caprimulgus europaeus L. Im Zoolog. Museum zu
Drontheim fand ich ein gut gestopftes Stück der Nachtschwalbe
vor, welches laut Aufschrift aus Christiania stammt. Aus der
Umgegend Drontheims (63 ° 35‘ nördl. Br.) selber besitzt das Mus.
kein Stück. — Drontheim hat trotz seiner nördlichen Lage ein
sehr mildes Klima, welches es, wie überhaupt die ganze West-
küste Norwegens, dem Einflusse des Golfstromes zu verdanken
hat. Der Nid, welcher die Stadt durchfliesst, soll nur höchst selten
gefrieren. Die Vegetation der Umgegend ist eine reiche. Wir
finden noch die Rothbuche vertreten, welche doch in der nörd-
lichsten Spitze Ostpreussens nicht mehr fortkommen will, und
selbst ziemlich grosse Wallnussbäume, die manchmal auch noch
reichlich Früchte tragen sollen.
2. Cypselus apus L. Bei Mölmen (624, ° nördl. Br.
und 650 m hoch) im oberen Gudbrandsdal fand ich die Thurm-
schwalbe noch am 27. Juli vor. Am 28. Juli fand ich sie in
demselben Thale unter etwa 62° nördl. Br. und bei 500 m Höhe
ebenfalls noch vor; besonders häufig, ja massenhaft sah ich sie
an diesem Tage bei Braendhougen (62° nördl. Br., 350 m
hoch). Am 29. Juli hörte ich sie noch bei Listad (61?/, ° nördl.
Br., 275 m hoch). Hier bei Listad sah ich an demselben Tage
die ersten Gerstenmandeln. Am 31. Juli Abends 73/, Uhr jagten
noch in grosser Zahl die Thurmschwalben bei Christiania
(59° 55‘ nördl. Br. und 25 m hoch gelegen). Auch am 1. August
früh waren die Vögel in Christiania noch zahlreich vorhanden.
Am 1. August Abends 7 Uhr bis zur Dunkelheit sah und hörte
ich viele Segler bei Trollhättan (58'/, nördl. Br.) in Süd-
schweden; am 2. August früh waren sie hier ebenfalls noch vor-
handen. Am 3. August früh traf ich sie noch ziemlich zahlreich
in Gothenburg (57°/,° nördl. Br.) an. — In Berlin (521),
nördl. Br.) verliessen uns in diesem Jahre (1883) die letzten Thurm-
schwalben am 6. August.
Nach A. Brehm kommt Cypselus apus auch am Dome von
Drontheim brütend vor; doch fand ich ihn daselbst nicht mehr.
Seit Jahren wurde an der Erneuerung des herrlichen Bauwerkes
gearbeitet, und dadurch waren wohl die Thurmschwalben vertrieben
auf einer Reise nach dem Nordcap. 139
worden. Auch im Jahre 1887 nisteten dieselben noch nicht wieder
am Dome. Herr Lehrer W. Wolff aus Berlin, welcher im Juli
Drontheim besuchte, schrieb mir: „Die Thurmschwalbe ist am
Dome nicht zu finden; Bauleute, welche den Dom restauriren,
haben sie wahrscheinlich verscheucht.“
Auch heute (1889) dürfte der Segler am Dome zu Drontheim
noch nicht wieder zu finden sein, da die Ausbesserung desselben
noch nicht beendet ist.
3. Chelidon urbica L. Am 13. Juli besuchte ich die Insel
Torgen (65'/, ? nördl. Br.) mit dem hutähnlich geformten Berge
Torghättan. Durch den Kopf des Torghättan geht in etwa
150 m Höhe ein natürlicher Tunnel von im Durchschnitt 45 m
Höhe und 165 m Länge. In diesem Tunnel fand ich eine sehr
zahlreiche Colonie unserer Hausschwalbe vor. Hier ist dieselbe
also echte Felsenbewohnerin. Im Kaukasus ist unsere Fenster-
schwalbe laut Radde, in Ornis caue. p. 291 und in Peterm. Mitth.
XXVII p. 269, ebenfalls Felsenbewohnerin und zwar noch in Höhen
bis zu 2500 Meiern und darüber. Am 28. Juli trafichsiezuBraend-
hougen im oberen Gudbrandsdale in grösseren Mengen wieder
als gewöhnliche Hausbewohnerin an.
4. Muscicapa grisola L. Am 10. Juli traf ich den grauen
Fliegenschnäpper zuerst bei Eidswold (60'/; ° nördl. Br., 130 m
hoch) am Südende des Mjösensees und einige Stunden später auch
am Nordende dieses Sees bei Hamar (60°, nördl. Br., 155 m
hoch) an. Hamar zeichnet sich durch sein rauhes Klima aus.
'Auch ich erlebte es, dass es Abends gegen 8 Uhr zu schneien be-
gann. Am 11. Juli hörte ich den Vogel bei Drontheim. In
reizender und milder Lage liegt an der Westküste Norwegens
das Städtehen Molde (62?/,° nördl. Br). Hier fand ich am
26. Juli den grauen Fliegenschnäpper in Höhen von 200—250 Metern.
Molde liegt sehr geschützt gegen Nordwinde in einer tief in’s Land
schneidenden Bucht, am Molde-Fjord. Ich war erstaunt über die
Fülle schöner Rosen und über die armdieken Stämme der Johannis-
beersträucher, welche ich hier in Baumform fand. Am 29. Juli traf
ich den Vogel bei Listad an.
5. Muscicapa atricapilla L. Dieser Vogel ist noch bei
Drontheim Brutvogel. Am 11. Juli sah ich auf dem Kirchhofe
von Drontheim einen jungen Trauerfliegenfänger auf einer
Balsampappel (Populus balsamifera L.) sitzen. Es liegt meiner-
seits durchaus kein Irrthum vor,
140 W. Hartwig: Ornithologische Beobachtungen
6. Pica caudata Ray. Der Vogel ist im nördlichen Nor-
wegen noch recht häufig und viel weniger scheu als bei uns. Ich
führe von den Orten, an welchen ich ihn beobachtete, nur auf:
Röros (62!/, ® nördl. Br., 650 m hoch). An diesem so rauhen Orte,
dem südlichsten Punkte, bis zu welchem die Lappen ihr Gebiet
ausdehnen, sah ich die Elster am 11. Juli früh Morgens. Am
22. Juli begegnete ich der Elster unter 66° 45° nördl. Br. am
Hollandsfjord, am Fusse des Svartisen, des zweitgrössten
Gletschers unseres Erdtheiles. Es trieben sich hier furchtlos ganz
in unserer Nähe mehrere Stücke auf niedrigen Glasbirken umher.
Bei Tromsö (69° 40‘ nördl. Br.) ist sie noch ziemlich häufig;
hier kommt sie sogar mitten in der Stadt vor.
7. Fringilla eaelebs L. Am 11. Juli schlugen bei Eidet
(62° 50° nördl. Br., 422 m hoch) die Buchfinken so herrlich und
fröhlich, wie bei uns an einem recht warmen Maitage, obwohl hier
bei Eidet die Luft sehr rauh war. Am 29. Juli im unteren Gud-
brandsdal(61—62° nördl. Br., 300 m hoch) fand ich den Buch-
finken häufig und meist geschaart. Sammelten sich diese Schaaren
wohl schon zur Südwanderung? Auch die Bachstelzen schaarten
sich hier schon.
8. Pleetrophanes nivalis L. Ich glaubte die Schneeammer
im äussersten Norden unseres Erdtheiles recht häufig zu finden,
fand mich aber sehr getäuscht. Am 17. Juli sah ich einen
einzigen Vogel dieser Art auf der öden, mit Steingeröll über-
säeten und mit kleineren Schneefeldern bedeckten Fläche der
nördlichsten Spitze der Magerö, dicht am Nordeap (71° 10°
nördl. Br., 300 m hoch). Bei einem fast dreistündigen Umherirren
im feuchten, kalten Nebel, welchen die Mitternachtssonne nicht
zu durchbrechen vermochte, stiess ich auf das Thierchen, welches
dicht vor meinen Füssen aufflog; es war ein Männchen. Nie wieder
bekam ich während des Aufenthaltes im höchsten Norden unseres
Erdtheiles eine Schneeammer zu Gesichte.
So öde, so trostlos die rauhe Hochfläche der Magerö, dieser
Insel, deren nördlichste ihrer drei Spitzen für gewöhnlich als die
Nordspitze Europas (Nordcap) angesehen wird, so milde ist das
sanft ansteigende Gelände einer kleinen nach Südwesten geöffneten
Bucht. Hier fand ich den Boden mit einem diebten grünen Rasen
bedeckt, geschmückt wit grossblumigen gelben und blauen Veilchen
und zwei Orchideen, wovon die eine stark nach Vanille duftete.
Hin und wieder überragten Büsche der Trollblume (Trollius euro-
auf einer Reise nach dem Nordeap. 141
paeus L.) die vorhergehenden, denen sich noch zugesellten: Dryas
actopetala, Parnassia vulgaris, Cardamine u. a. Diese Blumen
wurden im Scheine der Mitternachtssonne umflattert von zahlreichen
Kleinfaltern und einigen zu den Nachtfaltern gehörigen Gross-
schmetterlingen.
9. Motacilla albaL. Am 29. Juli fand ich die weisse
Bachstelze im unteren Gudbrandsdal zwischen dem 61. u. 62. °
nördl. Br. und etwa 300—350 m über dem Meeresspiegel auffallend
häufig, meist in kleinen Gesellschaften von 8—10 Stück. Sollten
sich dieselben hier schon zur Südwanderung geschaart haben ?
10. Budytes viridis Gm. Auch diese gelbe Bachstelze fand
ich im untern Gudbrandsdal an denselben Oertlichkeiten wie
die vorhergehende weisse und ebenfalls in auffallender Menge.
Niemals sah ich übrigens bis heute Dudytes flava bei uns in gleicher
Menge. Sollte auch 2. viridis schon im Begriff gewesen sein,
sich für die Südwanderung zu sammeln? Jedenfalls ist es auf-
fallend, dass sich Buchfink und die weissen Bachstelzen schon in
so früher Jahreszeit zu Flügen vereinigten.
11. Sazicola oenanthe L. Morgens um 1/,2 Uhr schon
vernahm ich am 14. Juli seinen Lockton am Gletscher Svartisen
unter 66°,° nördl. Br. Am 16/17. Juli um Mitternacht hörte ich
den Steinschmätzer am Nordcap. Am 17/18. Juli beim hellen
Mitternachtssonnenscheine fand ich ihn bei Hammerfest am Fusse
des Tyven (703/,° nördl. Br., 150 m hoch), dieses Rigi Finnmarkens,
lockend und seine Jungen fütternd vor. Die Nestjungen hörte
ich bei jedesmaliger Fütterung dicht neben mir in einer Fels-
spalte piepen, konnte sie jedoch wegen zu enger Oeffnung der
Spalte nicht erreichen. So verhielt ich mich denn ruhig und sah
längere Zeit der Fütterung des nichts weniger als scheuen Vogels zu.
Die Vögel des hohen Nordens ruhen während der sogenannten
Nacht selbst um Mitternacht nicht, sind vielmehr scheinbar so
beweglich wie am Tage. Diese Beobachtung machten ja schon
Faber, A. Brehm, Th. v. Heuglin u. A.
12. Sylviahortensis Gm. In den Anlagen von Kopen-
hagen ist die Gartengrasmücke recht häufig und noch nicht selten
bei Christiania. Am ersteren Orte hörte ich am 8. Juli, am
letzteren noch am 31. Juli ihre orgelnden Weisen erschallen. Sie
kommt als Brutvogel noch bei Tromsö (69 40‘ nördl. Br.) vor,
wie aus dem nachfolgenden Verzeichnisse der Brutvögel dieser
hochnordischen Stadt zu ersehen ist.
142 W. Hartwig: Omithologische Beobachtungen
13. Sylvia einerea Bechst. Als am 10. Juli unser Dampfer
den HafeneingangChristianiaserreichte, hörteich westlich davon,
auf den kleinen, niedrigen Klippen, welche kaum etwas Gebüsch
aufweisen, den fleissigen Gesang dieser Grasmücke. — Geht diese
Grasmücke in der That als Brutvogel bis zum 69.° nördl. Br.
hinauf, wie A. Brehm behauptet? Bei Tromsö kommt sie sicher
nicht mehr nistend vor.
Obwohl Sylv. cinerea bei uns ein weniger empfindlicher Sommer-
vogel ist als Sylv. hortensis, so geht sie an der Westküste Nor-
wegens doch entschieden nicht so weit nach Norden wie die
Gartengrasmücke.
14. Phylloscopus trochilus L. Am 10. Juli fand ich
den Fitis wenige Meilen .nördl. von Christiania vor. Am
13. Juli hörte ich das lieblich singende Vögelchen auf einer Glas-
birke (Betula odorata Behst.) dicht neben dem Eingange zum
natürlichen Tunnel des Torghättan auf der Insel Torgen. Am
14. Juli hörte ich am Hollandsfjord, am Fusse des Svartisen,
unter 66° 45° nördl. Br. Morgens von 3—5 Uhr verschiedene
Stücke fröhlich singen. Die Bergesabhänge links und rechts vom
Gletscher sind von wundervollen Glasbirken ziemlich dicht be-
standen; dieselben erreichen in den unteren zugänglichen Lagen
noch eine Höhe von 5—6 Metern. Am 15. Juli fand ich den
Fitis im Tromsdal (69%/, nördl. Br.) bei Tromsö in mehreren
Stücken noch fleissig singend vor. Als ich am 22. Juli am Hol-
landsfjord von einer andern Seite den Gletseher Svartisen etwa
100 m hoch zu erklimmen suchte, hörte ich den Vogel auch hier
wieder in mehreren Stücken. Am 27. Juli fand ich am Eingange
des Romsdals (62°/, ® nördl. Br., 490—500 m hoch) den Fitis über-
all häufig und zwar noch singend vor. Am 2. August hörte ich
ihn bei Trollhättan (58!/,° nördl. Br.) ebenfalls noch häufig.
Phylloscopus trochilus geht in Europa bis zur Wald-
grenze, und diese wird bekanntlich in unserem Erdtheile von
Betula odorata, der Glasbirke, gebildet. Das nördlichste Birken-
wäldehen Europas befindet sich am Fusse des Tyven bei
Hammerfest; es liegt in einer geschützten Bucht unter 70° 40°
nördl. Br. Hier auf den zwerghaften, nur wenige Meter hohen
letzten vorgeschobenen Posten des Baumwuchses ist es, wo noch
allsommerlich unser Vögelchen seine nach und nach ersterbenden
Molltöne erschallen lässt, häufig übertönt von dem Rauschen der
brandenden Wogen des Nordmeeres! —
auf einer Reise nach dem Nordeap. 143
A. Brehm lässt den Fitis irrthümlich nur bis in’s mittlere
Schweden hinauf gehen. Th. v. Heuglin beobachtete ihn aber
ebenfalls noch bei Tromsö; er sagt (Cab. Journ. f. Ornith. 1871,
p. 11): „Ist bei Tromsö nicht gerade selten.“
15. Phylloscopus rufus Behst. Am 11. Juli hörte ich
das „Zilp-zalp“‘ dieses kleinen Sängers auf dem Kirchhofe des
Domes zu Drontheim, am 27. Juli recht häufig im Romsdal
(62'/, ° nördl. Br.) in Höhen von mehr als 500 Metern.
Dieser Vogel dringt in Skandinavien, wenigstens an der
Westküste, nicht so weit nach Norden vor, wie Phyll. trochilus,
obwohl A. Brehm das Gegentheil behauptet. Bei Tromsö (siehe
das nachstehende Verzeichniss!) kommt PA. rufus als Brutvogel
nicht mehr vor.
16. Hypolais veterina Vieill. Im Garten von Tivoli bei
Kopenhagen ist dieser Spötter sehr häufig und lässt sich durch
die rauschende Musik und durch den Lärm grösster Volksmassen
in seinem Gesange durchaus nicht stören, wie ich am 8. Juli,
an welchem Tage ein Volksfest stattfand, wahrzunehmen lange
Zeit Gelegenheit hatte. Am 26. Juli hörte ich den Ruf der eben
ausgeflogenen Jungen des Sprachmeisters an der Westküste Nor-
wegens bei Molde (623/,° nördl. Br... Der Temperaturwechsel
in Molde scheint bedeutend zu sein. In der Nacht vom 25/26. Juli
war die Luftwärme bis auf — 5° R. heruntergegangen, Mittags
stieg sie bis zur drückendsten Hitze (leider war ich unterwegs
und konnte die Temperatur nicht ablesen), sank Nachmittags nicht
unmerklich und betrug Abends 6 Uhr doch noch 191, R. —
Hypolais icterina. verbreitet sich also nicht blos bis Skandinavien,
wie es oft heisst, sondern gebt an der Westküste des Landes als
Brutvogel ziemlich weit nach Norden hinauf, sicher bis zu 62° 45‘
nördl. Br.
17. Acrocephalus turdoides Meyer. Von Trollhättan
ab südlich sind die sumpfigen Ufer des breiten Götaelf meilenweit
dieht von Rohr (Phragmitis communis Trin.) bestanden. Obwohl
ich aufmerksam auf ihn achtete, sah und hörte ich doch nie etwas
vom Rohrsprosser. Da der Vogel in Südschweden noch Brutvogel
sein soll, hatte ich ihn am unteren Götaelf sicher vermuthet.
18. Acrocephalus arundinaceus Lath. Am 9. Juli
beobachtete ich von diesem Vogel (?) zwei Männchen lange Zeit im
Garten von Tivoli bei Kopenhagen. Da gerade ein Volksfest
stattfand, war das Gewoge der Menschen ungeheuer; auch war
144 W. Hartwig: Ornithologische Beobachtungen
der Garten durch Tausende von Flammen erhellt, und verschiedene
Musikchöre liessen ihre rauschenden Weisen erschallen. Die
Thierchen flogen dessenungeachtet ohne Scheu von einem Weiden-
gebüsch und Weidenbaum zum andern, blieben jedoch stets in
ihrem ihnen scheinbar schon bekannten Reviere, ein Beweis,
dass sie schon an das lärmende Treiben der Menschenmenge und
an die rauschende Musik gewöhnt waren.
Wahrscheinlich waren diese beiden Vögel nicht der echte
Aer. arundinaceus Lath., auch nicht der wahre Acr. pulustris Bchst.,
sondern die Form Acr. hortieola Naum. Der letztere Vogel scheint mir
nach Gesang und Lebensweise zwischen A. arund. und A. pal. zu
stehen. Oft ist es sehr schwer, nach dem Gesange (und sehen
konnte ich die Vögel doch kaum) diesen Vogel von den beiden ihm
nahestehenden zu unterscheiden; so ging es mir wohl auch im
Garten von Tivoli.
19. Turdus torguatus L. Von den Orten, wo ich die
Ringamsel traf, führe ich nur das obere Gudbrandsdal an.
In diesem Thale fand ich sie besonders häufig etwa unter 62°
nördl. Br. und in Höhen von 400—600 Metern. Ein flügellahmes
Stück hätte ich hier am 29. Juli beinahe mit den Händen er-
griffen. Der Wald wurde in dieser Gegend meist nur aus sehr
dichten Birkenbeständen gebildet.
20. Erithacus tithys Scop. Den Lockruf des Hausroth-
schwänzchens vernahm ich früh Morgens am 11. Juli am hölzernen
Bahnhofsgebäude von Röros unter 621/, nördl. Br. und etwa
650 m über dem Meere. Es überraschte mich, den Vogel noch
so weit nördlich und in so rauher, hoher Lage anzutreffen. —
Röros ist bekannt wegen seines rauhen Klimas. Die mittlere
Jahrestemperatur dieses Ortes beträgt — 2° R., die mittlere Temp.
des Januar — 9° R. und die des Juli nur + 5!, ® R.
21. und 22. Weder Erithacus philomela Bchst., noch
Erith. luscinia L. kommen nach Herrn Lieutenant v. Quillfeld
inDrontheim bei dieser Stadt trotz ihrer auffallend milden Lage
mehr vor, während doch empfindlichere Sommervögel auch noch
weiter nördlich brüten.
23. Lagopus albus Gm. Auf den Höhen nördlich von
Hammerfest beobachtete ich beim schönsten Scheine der-Mitter-
nachtssonne am 18. Juli eine Henne mit 8—10 Dunenjungen. Als
ich nämlich von dieser Bergkette niederstieg, flog dieht vor mir die
Henne auf. Die Jungen liefen immer von einer Felsspalte des
v
auf einer Reise nach dem Nordeap. 145
zerklüfteten Gesteins zur andern. Ueberall war hier der Boden
bedeckt mit Empetrum, Moos, Wollgras, Bärlapp und Cornus sue-
cica L. Die Thierchen waren so flink, dass ich trotz emsiger Jagd,
freilich nur bewaffnet mit einem Bergstocke, nicht eins erlegte.
Die Alte lief, sich flügellahm stellend, mit ausgebreiteten Flügeln
dicht vor mir her, so dass ich häufig mit dem Stocke nach ihr
schlug und zur Abwechslung auch hin und wieder danach warf,
aber ohne Erfolg. Wenn die Jagd dem Thiere zu hitzig wurde,
flog es wohl manchmal auf. Da ich die Erfolglosigkeit der wilden
Jagd einsah, stellte ich dieselbe endlich ein.
Sehr häufig ist Zag. albus auf der keinen Insel Haajen,
welche einige Kilometer westlich von Hammerfest und vor der
Bucht dieser Stadt liegt.
Die Losung von Schneehühnern fand ich auch auf der öden
Hochfläche des Nordeap sehr häufig vor, ohne auf die Vögel
selber zu stossen.
24. Haematopus ostrealegus L. Am 14. Juli fing ich
ein Dunenjunges vom Austernfischer am Hollandsfjord in dem
Sande, gemischt mit Steingeröll, woraus die Endmoräne des dortigen
Gletscherarmes des Svartisen besteht. Aufmerksam gemacht wurde
ich durch das ängstliche Geschrei der Alten. Diese gebärdeten
sich ähnlich wie der Kibitz, wenn man ihm die Jungen nehmen will.
25. Totanus hypoleucos L. Den Flussuferläufer fand ich
am 18. Juli bei Hammerfest etwa 100 m über dem Meere beim
Scheine der Mitternachtssonne und des Vollmondes ebenso be-
weglich wie am eigentlichen Tage; er fand sich nur in wenigen
Stücken an einer Niederung vor.
26. Alca torda L. Ueberall nördlich von Bodö (671),°
nördl. Br.) ist der Tordalk sehr gemein. Man findet ihn um
Mitternacht ebenso häufig und rege, wie zu jeder andern Tages-
zeit. Der Vogel fliegt, aufgescheucht, meist dicht über dem Wasser
ziemlich schnell und schwirrend dahin, um bald wieder einzufallen.
Am 17. Juli beobachtete ich ihn am Vogelberge Svärholt-
klubben (71° nördl. Br.) in grösserer Menge. — Von Bodö ab
erregte der Vogel wohl erst deshalb meine Aufmerksamkeit, weil
er von hier ab als Bewohner der sogenannten Vogelberge anfängt
in grösseren Schaaren aufzutreten.
27. Fratercula arcetica L. Lovunden und Threnen
(66'/,° nördl. Br.) sind wohl die Inseln an der norwegischen Küste,
wo der „Lundefugl“ (spr. Lunnefugl) anfängt in grossen Mengen
Cab. Journ. f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 186. April 1889. 10
146 W. Hartwig: Ornithologische Beobachtungen
als Brutvogel aufzutreten. Er scheint sich schwer zum Auffliegen
entschliessen zu können, denn 4—5 Raketen, welche wir von
unserem Schiffe aus gegen den Vogelberg Svärholtklubben auf-
steigen liessen und welche Hunderttausende von Zarus tridaetylus
und viele Tordalken aufscheuchten, vermochten nicht ein einziges
Stück dieses sonderbaren Gesellen zum Auffliegen zu bringen. —
Die Fischer von Lovunden und Threnen jagen den ‚„Lundefugl“
mit abgerichteten Hunden, welche die brütenden Vögel aus den
Felsspalten herauszerren; ebenso wird er auch auf noch anderen
norwegischen Inseln gejagt.
23. Mergulus alleL. Ich glaube den Krabbentaucher ver-
schiedentlich von Hammerfest ab über den dunkeln Wogen
dahinschwirren gesehen zu haben, scheinbar von unserem Dampfer
„sverre Sigurdsön“ aufgescheucht. Zur vollen Gewissheit ist mir
mein Glaube aber nicht geworden.
29. Rissa tridactyla L. Sie bildet an den Küsten des
norwegischen Eismeeres entschieden den Hauptbestandtheil der
Bewohner der sog. Vogelberge. So bewohnt sie, wenn nicht zu
Millionen, so sicher zu Hunderttausenden, auch den grössten
Vogelberg Europas, Svärholtklubben. Wir langten bei
demselben am 17. Juli gegen 10 Uhr vormittags mit unserem
Dampfer an. Leider ging die See etwas hoch, und der Kapitän
wollte mir, da wir uns auch schon in Tromsö zu lange aufgehalten
hatten, das Aussetzen eines Bootes nicht gestatten. Mein Lieb-
lingswunsch, diesen bedeutenden Vogelberg betreten zu dürfen,
ging daher leider nicht in Erfüllung.
30. Graculus cristatus Fab. Am 20. Juli sah ich diesen
Kormoran häufig auf den Klippen um die Lofoten herum. Die
oft nur wenige Fuss über den Wasserspiegel hervorragenden
Granitklippen waren häufig ganz weiss, wie getüncht, von seinem
Auswurfe. Auf so niedrigen Klippen nistet er auch.
31. Somateria mollissima L. Vom Polarkreise ab be-
obachtete ich eigentlich erst die Eiderente zahlreich. Von hier ab
findet man sie aber freilich auch sehr häufig in Gesellschaften die
kleinen niedrigen Inselchen, Holmen genannt, umlagern. Die Vögel
sind meist wenig scheu, lassen den Dampfer ziemlich nahe heran-
kommen :und tauchen dann oder fliegen auch wohl auf, um bald
darauf wieder einzufallen.. — Junge habe ich nieht zu Gesicht
bekommen.
auf einer Reise nach dem Nordeap. 147
Wie zahm an manchen Orten der „Ederfugl‘“ werden kann,
darüber berichten A. Brehm und Th. v. Heuglin ja mehrfach.
Die bedeutendsten Vogelberge von Hammerfest bis
Nordkyn (71° 6° nördl. Br.), der Nordspitze des europäischen
Festlandes.
Bald nördlich vom Polarkreise treten sog. Vogelberge auf;
es sind dies stets öde Inseln ohne Baumwuchs, welche terrassen-
förmig ansteigen. Frei auf den Absätzen, in Felsspalten oder in
Haufen gröberen Steingerölles nisten, je nach der Art, die Be-
' wohner dieser Vogelberge. Stets wird ein Vogelberg von grossen
Massen bewohnt, selten nur von solehen einer Art. Zu jeder
Tageszeit scheint der Berg besetzt zu sein und immer findet unter
den Bewohnern Zank wegen mangelnden Platzes statt. Dabei be-
findet sich doch fortwährend ein sehr grosser Theil der Bewohner
auf der Nahrungssuche. Wenn die Bewohner nach Hunderttausenden,
ja nach Millionen zählen, welch ungeheuer grosses Stück von Meeres-
oberfläche der Umgebung des Vogelberges muss ihnen als Fischerei-
bezirk ihren Tribut zahlen? Gross, sehr gross muss ihr Jagdrevier
sein, trotz seines fast unglaublichen Fischreichthums! Und nun
sind es nicht blos beschwingte Jäger, die hier auf Beute gehen;
es kommen noch dazu die verschiedenen Robben, Delphine, Wale
u. s. w. Fast erscheint es wunderbar, wie allen diesen Kost-
gängern das Meer stets Nahrung liefern, ja dieselbe sogar noch
im Ueberflusse gewähren kann.
Von diesen Vogelbergen sind die meisten nur klein. Von
Bedeutung wegen ihrer sehr zahlreichen Bewohnerschaft sind
auf der in Rede stehenden Strecke besonders folgende drei:
1. Der Vogelberg bei Hjelmöstören (71 nördl. Br.). Er
wird von Alca torda und Atissa tridaetyla, auch wohl von Frater-
cula arctica bewohnt. Sendet man eine Rakete gegen den Berg,
so erheben sich die Möven sofort in die Luft, während die Alken
sich herabstürzen, um erst „genügend Luft“ unter die Flügel zu
bekommen. Dabei stürzen viele direet ins Wasser, doch sicher
oft gegen ihren Willen, obwohl es auf den Beschauer leicht den
Eindruck macht, als geschähe dies freiwillig.
2. Die vier Stappene. Es sind dies vier säulenförmige,
öde Felsen unter 71° 6° nördl. Br. Die Bewohner sollen sich
ähnlich zusammensetzen, wie die des vorigen Vogelberges und
in ungeheuerer Anzahl vorhanden sein. Wir erblickten die kahlen
t 10*
148 W. Hartwig: Omithologische Beobachtungen
Felseilande nur aus weiter Ferne durch den Feldstecher, da sie
ganz ausser dem Kurs des ‚„Sverre Sigurdsön“ lagen.
3. Svärholtklubben (71° nördl. Br.). Es ist dies die
Spitze einer Halbinsel zwischen dem Nordeap und Nordkyn. Der
Berg besteht hauptsächlich aus Thonschiefer und erhebt sich
terrassenförmig bis über 300 m über den Spiegel des Eis-
meeres. Die Bewohner dieses grössten europäischen Vogelberges
bestehen aus Larus tridactylus und Alca torda, wahrscheinlich auch
aus einer geringeren Menge von Fratercula aretica. Auch die
Alken treten gegen die dreizehige Möve schon sehr zurück. Diese
letztere bevölkert den Berg in so ungeheuren Schaaren, dass
es wohl kaum eine Uebertreibung ist, wenn man sagt „zu Millionen‘,
Der „Sverre Sigurdsön“ lief bis auf einige hundert Meter an den
Berg heran. Es erschienen in dieser Entfernung die brütenden
und sitzenden Möven auf den schwarzen Thonschiefer-Absätzen
des steil abfallenden Berges wie weisse Perlschnüre auf dunklem
Hintergrunde. Ein Boot auszusetzen wurde mir, wie schon oben
bemerkt, nicht gestattet. Glücklicher ist in dieser Hinsicht derjenige
daran, der sich selber einen kleinen Segler chartern kann. Jedoch
liess der Kapitän „stoppen“ und dann in längeren Zwischenräumen
etwa 4—5 Raketen gegen den Berg steigen. Die Wirkung, welche
dies auf die beschwingten Bewohner des Berges hervorbrachte
und diese letzteren dann wieder auf uns, ist schwer zu beschreiben:
zunächst ein kreischender, ungeheurer Lärm, dann Aufwirbeln der
Vögel wie Schneegestöber, so dass man den Berg nur wie ver-
schleiert sieht. Haben sich die Vögel dann hoch erhoben, so kreisen
sie, einer weissen Wolke gleich, über unseren Häuptern. Vor-
sichtige Leute halten es jetzt für gerathen, den Schirm aufzu-
spannen, bis die lebende Wolke nicht mehr ihren wenig duftenden
Inhalt auf das Deck ergiesst.
Trotzdem sich vielleicht Hunderttausende von den Möven er-
hoben hatten, sah man in den weissen Ketten der sitzengebliebenen
doch kaum Lücken.
Ein Boot von dem einsam gelegenen Sitze Svärholt brachte
Körbe voll Eier von Rissa tridactyla an Bord; diese wurden uns
am nächsten Tage auf den Tisch gebracht. Man rühmte den
Geschmack derselben noch mehr, als den der Kiebitzeier.
Der Besitzer des Vogelberges, Herr Kröbel, wohnt in Svärholt.
Die Einnahmen, welche er durch den Verkauf der Möveneier er-
zielt, sollen nicht unbedeutend sein. Die jungen Möven werden
auf einer Reise nach dem Nordeap. 149
hier, im höchsten Norden Europas, als Viehfutter. verwendet, indem
man sie zunächst in eine Grube wirft, mit Erde bedeckt und
später in Tonnen verschickt. Frisch werden sie auch, wie man
mir sagte, vom Menschen verspeist.
Das naturhistorische Museum zu Tromsö.
Es ist dieses die nördlichste derartige Anstalt nicht nur in
Europa, sondern überhaupt auf Erden, und sehr sehenswerth. Für
den ÖOrnithologen ist die zoologische Sammlung des Museums
besonders deshalb werthvoll, weil sie die Brutvögel Finn-
markens ziemlich vollständig und zwar zum grössten Theile in
so vorzüglich gestopften Stücken enthält, wie man nicht häufig in
ähnlichen Sammlungen unter gesegneteren Himmelsstrichen .an-
treffen dürfte.
Das Museum besuchte ich am Vormittage des 15. Juli 1883
unter der kundigen Führung des Herrn J. Sparre Schneider, des
Kustos des Museums. Hier vervollständigte ich meine Aufzeich-
nungen über die Brutvögel der Gegend, welche ich lebend während
meiner kurzen Anwesenheit doch nur zum geringen Theile .be-
obachten konnte. Die Ausfüllung der dennoch bleibenden Lücken
danke ich späteren gefälligen brieflichen Mittheilungen des Herrn
J. Sparre Schneider.
Noch einmal spreche ich Herrn Schneider hier meinen. in-
nigsten Dank für all seine Freundlichkeit und Gefälligkeit, welche
er mir dort und später mehrmals brieflich erwiesen, aus! — .
Die ornithologische Abtheilung des zoologischen Theils des
Museums ist übrigens die umfangreichste, was seine Begründung
in dem Vogelreichthum der näheren und ferneren Umgebung der
Stadt findet. Brutvögel konnten 96 Arten festgestellt werden.
Diese Brutvögel der Umgegend von Tromsö sind:
Heuglin führt statt Ch. ur-
bica, Hirundo rustica als bei
1. Queulus canorusL. „Erscheint
selbst in kalten Jahren um
den 1. Juni herum“ Tromsö vorkommend auf
(Schneider). (Cab. Journ. 1871, p. 12).
2. Dendrocopus minor L. Ich habe nur Oh. urbica ge-
3. Apternus tridactylus L. sehen, und Herr Schneider
4. Cotyle riparia UL. führt in einem Briefe auch
5. Chelidon urbica L. Sie. ist nur Hir. urbica an.
aber nicht häufig. Th. v.
6. Corvus ‚coraw L. Häufig.
150 W. Hartwig: Orithologische Beobachtungen
7. Corvus cornix L. Häufig.
8. Pica caudata Ray. Nicht
40. Asio drachyotus Gm.
41. Aegoldus scandiacus L. Ich
selten. | sah am 15. 7. 83, als ich in
9. Sturnus vulgaris L. | Tromsö an’s Land ging, auf
10. Passer domesticus L. Nicht der Landungsbrücke eine
selten. | frisch geschossene Schnee-
11. Fringila montifringilla L. eule hängen; ein wunder-
12. COhrysomitris linaria L. | volles altes Stück !
13. Plectrophanes nivalıs L. 42. Aegoldus Tengmalmi' Gm.
14. Emberiza citrinella L. | 43. Tetrao tetrix L.
15. Emberiza schoeniclus L. 44. Tetrao urogallus L.
16. Anthus pratensis L. ı 45. Lagopus albus Gm. Sehr
17. ? Anthus obscurus Lath. Es häufig.
ist nicht ganz sicher, dass | 46. LZagopus mutus Leach.
er bei Tromsö brütet. 47. Haematopus ostrealegus L.
18. Motacila alba L. 48. Charadrius hiaticula L.
19. Budytes viridis Gm. 49. Charadrius sibiricus Gm.
20. Parus borealis Selys. 50. Charadrius auratus Behst.
21. Cinclus melanogaster Br. 5l. Phalaropus hyperboreus L.
22. Sawicola oenanthe L. Nicht | 52. Tringa maritima Brünn.
selten. 53. Tringa alpina L.
23. Sylvia hortensis Gm. 54. Tringa Temmincki Cuv.
24. Phylloscopus trochlus NL. | 55. Totanus hypoleucos L. Nicht
Ziemlich häufig. selten.
25. Acrocephalus schoenobaenus | 56. Totanus calidris L.
L. Häufig. 57. Totanus fuscus L.
26. Turdus pilaris, L. Häufig. 58. Totanus glottis L.
27. Turdus musicus L. 59. Totanus glareola L.
28. Turdus Wiacus L. 60. Machetes pugnax L.
29. Turdus merula L. 61. Numenius arcuatus L.
30. Turdus torquatus L. 62. Numenius phaeopus L.
31. Erithacus phoenicurus L. 63. Gallinago scolopacina Bp.
32. Erithacus suecicus L. | 64. ? Crex pratensis Behst. Nicht
33. Astur palumbarius L. ganzsicher (nachSchneider),
34. Astur nisus L. | dass er bei Tromsö nistet,
35. Pandion haliaötus L. im Museum aber vorhanden.
36. Haliaetus albicilla L. 65. Alca torda L.
37. Archibuteo lagopus Gm. 66. Fratercula arctica L.
38. Falco gyrfalco L. 67, Uria trode L.
39. Falco lithofalco Gm. 68. Uria grylie L.
auf einer Reise nach dem Nordcap. - 151
69. Eudytes glacialıs L. 81. Graculus eristatus Fab.
70. Eudytes arcticus L. 82. Mergus merganser L.
71. Eudytes septentrionalis L. | 83. Mergus serrator L.
Nicht selten. 84. Fuligula marila L.
12. Podiceps auritus L. 85. FPuligula clangula L.
13. Lesiris parasita Boie. 86. Fuligula glacialis Li.
74. Larus argentatus Brünn. 87. Fuligulanigra L. Sehr häufig.
75. Larus canus L. 88. Fuligula fusca L.
76. Larus marinus L. 89, Somateria mollissima L. Sehr
17, Larus fuscus L. häufig.
78. Rissa tridactyla L. Ist die | 90. Anas boschas L.
Möve, welche hauptsächlich | 9], Anas penelope L.
die Vogelberge des nörd- | 99, Anas acuta U.
lichen Norwegens bevölkert | 93, Anas crecca L.
und auch bei Tromsö höchst | 94, Vulpanser tadorna L.
wahrscheinlich Brutvogel. 95. Anser segetum L.
79. Sterna arctica Temm. | 96. Anser ferus L.
80. Graculus carbo L.
Ich will nicht unerwähnt lassen, dass im Museum zu Tromsö
Coturniz communis Bonn. vorhanden ist und, wenn ich nicht irre,
als Bewohner des Stiftes Tromsö aufgeführt ist. Es ist hier sicher
ein Irrtum untergelaufen, wenn nicht mir, so dem Museum. Die
Wachtel kann wohl im Stifte Tromsö erlegt worden sein, äber
sicherlich ist sie nicht Bewohner, nicht Brutvogel desselben. Es
werden ja mitunter Vögel der gemässigten Breiten bis in den
höchsten Norden verschlagen. So wurde z. B. Upupa epops nach
Th. v. Heuglin (Cab. Journ. 1871, p. 91) einmal an der Küste
Spitzbergens (78° nördl. Br.) ergriffen. sSerinus hortulanus soll
schon auf Island erlegt worden sein; doch weiss ich augenblicklich
nicht, wer das letztere verbürgt. Aelınlich verhält es sich auch mit
tropischen Vögeln, welche hin und wieder bis in gemässigte Breiten
gerathen. So wurde sicher schon Musophaga africana Temm.
auf Madeira (32° nördl. Br.) erlegt (Cab. Journ. 1886, p. 456.)
Herr J. Sparre Schneider fügt seinen gefälligen Mittheilungen
über die Brutvögel der Umgegend von Tromsö in seinem Briefe
vom 24. November 1885 dann noch wörtlich hinzu: „Die Zahl der
brütenden Arten ist also gering; die der hier zufällig oder auf
dem Zuge observirten beträgt ungefähr 150.“ Mit den 96 Brut-
vögeln sind es also etwa 246 Arten, welche bei Tromsö beob-
‚achtet wurden.
152 W. Hartwig: Ornithologische Beobachtungen.
Wie nicht anders zu erwarten, nehmen die Sumpf- und Wasser-
vögel mehr als die Hälfte der 96 Brutvögel Tromsös hinweg; es
sind nämlich davon:
17 Arten Sumpfvögel,
15 Arten Entenvögel,
2 Arten Ruderfüssler,
7 Arten Langflügler,
8 Arten Taucher.
Summa: 49 Arten.
Nächst den Sumpf- und Wasservögeln sind die Sperlingsvögel
am zahlreichsten vertreten, nämlich mit 29 Arten. Von den nun
noch übrig bleibenden 18 Arten gehören: 1 Species zu den Kuckucks-
vögeln, 2 zu den Spechten, 11 zu den Raubvögeln und 4 zu den
Hühnervögeln.
Im Verhältniss zu seiner nördlichen Lage hat Tromsö ein
sehr mildes Klima, was besonders in Bezug auf den Winter in
die Augen springt. Die Januar-Temperatur beträgt — 3,3° R.,
die Juli-Temperatur + 9,2° R.; das Jahresmittel ist—=-+ 1,8°R. —
Ende Mai fängt die Natur an zu ergrünen. Herr Schneider
schreibt mir z. B. unter dem 2, Juni 1886: „Der Wald ist theil-
weise grün, und die meisten Zugvögel sind da.“ Unter dem 29.
Dezember 1886 schreibt er mir: „Im März kommen die meisten
Schwimmvögel, Sterna arctica aber erst im Juni.“
Das verhältnissmässig so milde Klima hat Tromsö, wie die
ganze norwegische Westküste überhaupt, dem Einflusse des Golf-
stromes, dieser Warmwasserheizung Europas, zu verdanken. Trotz-
dem giebt es hier im hohen Norden manchmal mitten im Sommer
recht winterliches Wetter. So erwarb ich z. B. in Hammerfest
nach vielem Bemühen eine Photographie dieser Stadt, auf welcher
sie fast ganz von einem Schneelaken bedeckt erscheint. Dieser
arge Schneesturm fand am 1. Juli 1881 statt und begrub die Stadt
an manchen Stellen 2—3 Ellen unter Schnee.
Die lange Dauer der dunklen Zeit, welche es sicher den
meisten Vögeln erschwert, dienliche Nahrung in genügender Menge
zu erlangen (von den Insektenfressern selbstverständlich ganz ab-
gesehen), ist gewiss deshalb ein Hauptbeweggrund, sie nach Süden
zu treiben. Bei Tromsö dauert z. B. die dunkle Zeit, die sog.
längste Nacht, schon etwa 65 Tage. Während der Mittagszeit
kommt jedoch die Sonne dem Horizonte so nahe, dass man noch um
Th. Lorenz: Tetrao tetrix Lin. am Nordabhange d. Kaukasus. 153
Weihnachten an sehr klaren Tagen Mittags 12 Uhr ohne Lampe
in unmittelbarer Nähe des Fensters lesen kann,
Welche Vögel bleiben denn während dieser dunklen Zeit in
der Umgebung von Tromsö? Diese Frage beantwortete mir wieder
Herr J. S. Schneider in freundlichster Weise und zwar unter dem
29. Dezember 1886 wie folgt: „Wir sehen regelmässig: Corvus
coraz, C. cornix, O. pica, Passer domesticus, Parus borealis, Soma-
teria spectabilis und mollissima, Tringa maritima und selbstverständlich:
Lagopus alpina und subalpina, Tetrao tetrie und urogallus; hier
und da eine Möve: (Larus argentatus und marinus); mehr aus-
nahmsweise: Pyrrhula vulyarıs, Ampelis garrula, Fuligula glacialıs,
Alca torda, Uria grylie.“
Das Meer friert an Skandinaviens Westküste nie zu, und erst
tief im Innern der Fjords giebt es Eis. Dieses kann also den
Wasservögeln den Zugang zur Nahrung nicht versperren. Solches
kann erst nördlich vom Bereich des Golfstromes geschehen. Nie
durchdrang in historischer Zeit ein Eisberg diesen Strom und
landete an Europas Gestaden.
Unter der Breite von Tromsö, wo man im Sommer im duftenden
Birkenwalde noch das liebliche Orgeln unserer Gartengrasmücke
vernehmen kann, finden wir, werfen wir den Blick auf die west-
liche Halbkugel, Grönland unter einer 10600 m starken Inlands-
Eisdecke vergraben.
Tetrao tetris Lin.
am Nordabhange des Kaukasus.
Von
Th. Lorenz, in Moskau.
Dass Birkhühner in den kaukasischen Steppen beobachtet
wurden, erwähnt schon Sabaneew*) in seiner Monographie des
Birkhuhnes; er sagt nämlich: „nach Mittheilungen von G. A—w’s,
dass Birkhühner bei Batalpaschinsk und im Kreise Maikoss
vorkommen, so auch bei den Stanitzen Protschnookopskaja und
Labinskaja, sowie auch früher sich viele am Kuhan, bei der
Stanitza Tifliskaja aufbielten. A. S W-—w. theilt mit, dass
Birkhühner in den Wäldern der Tschetschna und am Fluss Belaja
anzutreffen sind.“
*) L. Sabaneew „Teteren-Kosatsch“ (russ). 1876.
154 Th. Lorenz, in Moskau:
„Dr. Radde erwähnt auch in seiner „Ornis eaucasica“*) nach
Aussagen des Generals Gessler Birkhühner, die bei Maikoss vor-
kamen.“
Dann ferner führte ich auch (zwar mit einem Fragezeichen) im
Nachtrag meines „Beitrag zur Kenntniss der ornithologischen Fauna
an der Nordseite des Kaukasus“**), Tetrao tetri.c als vorkommenden
Vogel an. Ich versprach am Schluss, sobald ich Näheres er-
fahren, der wissenden Welt es mitzutheilen.
Um endlich ins Reine zu kommen, mit welcher Art Birk-
hühnern wir es da zu thun haben, und um die Verbreitungsgrenzen
des Tetrao tetrix zu erforschen, unternahm ich in ‚diesem Frühjahr
eine Reise in die kaukasischen Steppen.
Anfang Mai traf ich dort ein und machte mich sofort daran,
um vorläufig bei Jägern Erkundigungen einzuziehen und danach
meine Excursionen zu unternehmen.
Ich habe vieles von Birkhühnern, von guten und zuverlässigen
Jägern in Erfahrung gebracht; über ihre Lebensart im Sommer
und Winter; das Balzen und über die Jagd auf dasselbe ete.,
aber trotz vieler Mühe und Zeitverlust, war es mir wiederum
nicht vergönnt, Birkhühner dort zu sehn, viel weniger denn zu er-
beuten. Dass es aber wirklich nordische Birkhühner waren, die
dort vorkamen, oder vielleicht an einigen Punkten der Steppe
noch vorkommen, unterliegt nicht dem geringsten Zweifel; dieser
Vogel muss entschieden der Fauna des Kaukasus zugezogen werden.
Wenn das Vorkommen des Birkhuhns im Kaukasus ober-
flächlich betrachtet wird, so ist es ganz eigenthümlich und räthsel-
haft; untersuchen wir aber dasselbe gründlich, so finden wir sein
Vorkommen dort vollkommen begründet.
Betrachten wir das Vorkommen des Birkhuhns in den Oren-
burger Steppen des Ural und Ilek, so ergiebt es sich, dass dort
das Birkhuhn unter denselben Verhältnissen wie in den kauka-
sischen Steppen lebt. Die Flora der Steppen des Orenburger
Gouvernements und der Steppen am Nordabhange des Kaukasus
stimmen, was die Nahrung des Birkhuhns betrifft, sehr überein;
hier und dort wächst der wilde Kirschbaum (Cerasus chamacerasus) ;
die Erdbeere (Fragoria collius) die Brombeere (Aubus coreyläifolius)
und (Prunus spinosa) in Menge. In der Brut- und Mauserzeit bieten
alle diese Pflanzen dem Birkhuhn eine gute und. nahrhafte Speise.
*) Dr. Radde „Ornis caucasica“ 1885.
**) T, Lorenz „Beitrag zur Kenntniss —* 1887.
u
Tetrao tetri« Lin. am Nordabhange des Kaukasus. 155
Gegenwärtig ist der Anbau der kaukasischen Steppe fast voll-
ständig beendet und mit ihm der wilde Kirschbaum verschwunden;
da die anderen genannten Pflanzen jetzt nur sporadisch auftreten, so
ist es erklärlich, warum das Birkhuhn dort fast verschwunden ist,
da es ihm an Nahrung und den geeigneten Brutplätzen mangelt.
in den Orenburger Steppen dagegen, wo es noch viel Steppen im
Urzustande giebt, findet sich das Birkhuhn noch in Menge vor.
Vom Orenburger Gouvernement geht das Birkhuhn nach
Westen über die Wolga in das Land der Donischen Kosaken,
wo es noch ziemlich häufig anzutreffen ist. Bei Zarizen (im Süden
des Gouvernements Saratoff) solles auch, aber selten, vorkommen, und
nach Angaben von Prof. M. Bogdanow*) im Winter bei Sarepta,
wo es von Rückbeil beobachtet wurde. Dann verbreitet es sich
durch den westlichen Theil der Kalmückensteppe und das Gouverne-
ments Stavropol bis zum Fusse des Kaukasus.
Nach Mittheilungen sehr glaubwürdiger Jäger waren Birk-
hühner, vor ea, 15—20 Jahren, keine Seltenheit in den Steppen
-des Gouvernements Stavropol. In der Terek-Oblast wurden brütende
Birkhühner, unweit der Stadt Grosnai, vor ca. sechs Jahren noch
angetroffen.**) In den Steppen der Kuma soll das Birkhuhn bis
an den Caspi vorgekommen sein.
Wo das Birkhuhn in sehr grossen Massen auftrat, das
waren die Steppen der Kuban-Oblast. Aus der Umgebung der
srössern und ältern Stanitzen, so der Labinskaja, Sassowskaja,
Tschemlitskaja und Wladimirskaja, sind sie schon mehr denn
zwanzig Jahre, durch den Anbau der Steppen, verdrängt worden,
besuchten aber dessen ungeachtet regelmässig jeden Winter das
bebaute Land bei den Stanitzen, um sich an dem Getreide zu
sättigen, welches damals bis tief in den Winter hinein auf der
Steppe liegen blieb.
Bei den Stanitzen Upornaja, Wladimirskaja und der Otrad-
naja traten sie in sehr grossen Massen auf, wo sie Sommer und
Winter in der Steppe verblieben. In der Umgebung der Stanitza
Kaladschinskaja, wo die Steppe schon höher liegt und es schon
Felsen giebt, waren Birkhühner zu Ende der fünfziger Jahre
und Anfang der sechziger so häufig, dass, als dort der Militär-
stab residirte, täglich Birkhühner zu Tisch gereicht wurden.
*) M. Bogdanow „Vögel und Thiere an der Wolga“ (russ). 1871.
**) T. Lorenz „Beitrag zur Kenntniss etc. an der Nordseite des Kau-
kasus“. 1887..
156 Th, Lorenz, in Moskau:
Nachstellungen seitens des Menschen hat das Birkhuhn in
den kaukasischen Steppen wenig erlitten; der Kosak hatte damals
andere Beschäftigung, als sich mit der Jagd auf Birkhühner zu
befassen; zudem wimmelten damals die Wälder an der Laba,
dem Tschemlick etc. von allerhand edlem Wilde, die das Inter-
esse des Kosaken viel mehr auf sich lenkten; da waren Edel-
hirsche, wilde Schweine, Bären und Rehe sehr gemein, und
Fasanen gab es überall und sehr viel. Es wurden wohl ab und
zu gelegentlich Jagden auf Birkhühner abgehalten, die aber mehr
durch ihr Massenauftreten die Jagdlust der Kosaken reizten.
In der Balzperiode wurden sie auf eine höchst originelle
Weise gefangen. Ein alter Kosak aus der Stanitza Tschemlitz-
kaja, der in derselben seit 1841 lebt, theilte mir über die Birk-
hühner und deren Fang zur Balzzeit Folgendes mit: „Als die
Stanitza gegründet wurde, war der Wald am Fluss Tschemlik
(Zufluss der grossen Laba) überfüllt mit allerlei edlem Wilde; da
gab es Wildschweine, sehr viel Edelhirsche, namentlich aber Rehe
auf der ganzen Steppe, und sehr häufig Bären. Fasanen waren
so häufig, dass man nur einige Schritte hinter die Häuser zu
machen hatte, um die ohne Mühe zu erbeuten. In der Steppe
wimmelte es von Gross- und Zwergtrappen, und Birkhühner gab
es da massenhaft. Im Herbst und Winter waren Heerden, be-
stehend aus mehreren Tausend Stück, durchaus keine Seltenheit.
In der zweiten Hälfte des März begann die Balze, welche
ebenfalls in der Steppe stattfand. Auf dem Balzplatze ver-
sammelten sich bis dreihundert Hähne. Die Balze dauerte bis
in den Mai hinein. Auf dem Balzplatze wurden viele Männchen
und Weibchen erbeutet; nicht aber mit dem Gewehr, sondern auf
eine ganz eigene Art lebend gefangen. Am Tage wurde auf dem
Balzplatze eine Vertiefung gegraben, die ca. 24, Arschinen
Länge, aber kaum eine halbe Arschine Breite besass. Die Tiefe
betrug so viel, dass ein Mensch in sitzender Stellung von den
Rändern der Grube um einige Werschok über dem Kopf überragt
wurde. Innen wurde die Grube so erweitert, dass der Jäger, mit
ausgestreekten Füssen, bequem in derselben sitzen konnte. Die
Erde aus dem Loch wurde sorgfältig bei Seite geschafft, um die
versammelten Hähne nicht misstrauisch zu machen. Oben wurden
die Ränder der Grube mit längeren Halmen besteckt, um die Oeff-
nungen zu maskiren. Um Mitternacht setzte sich der Fänger in
das Loch und harrte der Ankunft der Birkhühner.
Tetrao tetrıx Lin. am Nordabhange des Kaukasus. 157
So wie es am Morgen graute, erschienen die Hähne. Der
nichts ahnende Vogel in seinem Liebestaumel, steht beim Balzen,
wie bekannt, nicht still, sondern rennt hin und her, fällt in die
für ihn unsichtbare Grube und wird von dem in derselben sitzenden
Manne sofort ergriffen. Er muss aber rasch zugreifen, um das
Flattern des Vogels zu verhüten, um nicht die Aufmerksamkeit
der versammelten Hähne zu erwecken.
Dem ergriffenen Hahne wird ohne Umstände der Hals durch-
schnitten. Im Anfang der Balze fielen nur einzelne Hähne hinein;
später aber, wenn die hitzigen Kämpfe begannen, stürzten oft zu-
gleich mehrere Stück in das Loch.“ Es ist selbstverständlich,
dass auch viele Weibchen um’s Leben kamen; da dachte aber
natürlich Niemand an Schonung der Hühner. Uebrigens war es
auch fast unmöglich, im finstern Loch die Geschlechter zu unter-
scheiden.
Das Ergebniss eines solchen Fanges an einem Morgen waren
von zehn bis zwanzig Stück. Diese Fangmethode wurde fast in
allen Stanitzen ausgeübt, jedoch nicht häufig. Dass ein solcher
Fang nur da in Anwendung gebracht werden kann, wo die Birk-
hühner sich in sehr grossen Massen beim Balzen versammeln, ist
selbstredend; danach kann man urtheilen, welch enorme Massen
von Birkhühnern die kaukasischen Steppen bevölkerten.
Anfang Juni entschlüpften die Jungen den Eiern. Im Juli
und August konnte man auf einem Flächenraum von einer Quadrat-
werst zwanzig bis dreissig Ketten mit Leichtigkeit antreffen, das
war ein wahres Eldorado für Jäger mit dem Vorstehhunde. Der
Kosak behelligte sie aber um diese Zeit nie, denn da war die
Erntezeit, da hatte er vollauf zu thun. Im Winter besuchten sie
die damals noch wenig bekannten Getreidefelder in der Nähe der
Stanitzen, so auch die Wälder an den Flüssen, die sie zur andern
Jahreszeit vollständig vermieden.
Das im Sommer geerntete Getreide liessen die Kosaken,
wegen Mangel an Raum, bis tief in den Winter hinein in grossen
Haufen auf freiem Felde liegen. Diese Getreidelager wurden regel-
mässig im Herbst und Winter von den Birkhühnern besucht und
von den Kosaken, wenn ihrer sich sehr viele versammelten, ge-
legentlich geschossen.
Bei der Stanitza Sassowskaja z. B., wann später im Winter
das Getreide vom Felde fast weggeräumt war, stellte man unge-
droschene Getreidegarben aus, um die Vögel an einen bestimmten
158 Th. Lorenz, in Moskau:
Ort einzugewöhnen. Zu gleicher Zeit wurde eine kleine Hütte aus
Stroh hergerichtet, in welcher ein Jäger in sitzender Stellung
Platz hatte. Sobald die Birkhühner eingewöhnt waren, was schon
nach wenigen Tagen geschah, setzte sich der Schütze früh am
Morgen, vor Ankunft der Hühner, in die Hütte. Versammelten
sich ihrer nicht sehr viele, so wurde auf dieselben nicht gefeuert;
es wurde abgewartet, bis eine recht grosse Anzahl sich auf die
Garben niederliess und nur dann geschossen, wenn mit einem
Schuss mindestens zehn Vögel erlegt werden konnten.
Zu oft durfte das Vogelschiessen aus der Hütte nicht wieder-
holt werden, da die Vögel bald den gefährlichen Ort vermieden.
Um das zu vermeiden, wurde eine andere Hütte in einiger Ent-
fernung von der ersten gemacht, um nicht zu oft aus ein und
derselben Hütte auf die Hühner zu schiessen.
Das Wegschiessen der Birkhühner aus der Hütte und der
Fang auf dem Balzplatze verminderte die Zahl der Hühner nicht
im Geringsten; es waren ihrer zu viel, und die Jagd wurde doch
sehr selten ausgeübt, um eine Abnahme derselben zu bemerken.
Im Jahre 1864 war der Krieg mit den Tscherkessen beendet
und das Land in Friedenszustand erklärt. Der Kosak konnte
jetzt dreist, ohne sich der Gefahr auszusetzen, in die Hände der
Tscherkessen zu fallen, die Steppe in viel weiterem Umkreise der
Stanitzen urbar machen. So wurde denn das Birkhuhn immer
mehr und mehr auf einen engern Raum verdrängt, bis es fast voll-
ständig aus den kaukasischen Steppen verschwand. Noch viele
Jahre nach der Erklärung des Friedenszustandes, so bis zu Ende
der siebenziger Jahre, blieb für das Birkhuhn noch viel unbebaute
Steppe, wo es ungehindert seine gewohnte Lebensart fortführen
konnte; später aber, als viel Volk aus dem mittlern und südlichen
Russland, der prächtigen schwarzen Erde der Kubansteppen wegen,
zuströmte und jeder Fleck Erde ausgenutzt wurde, nahm das
Birkhuhn sehr rasch an Zahl ab. — Anfang der achtziger Jahre
wurden noch hin und wieder kleine Trupps auf der schon bebauten
Steppe im Herbst und Winter beobachtet. Vor einigen fünf, sechs
Jahren hielten sich Birkbühner noch in der Steppe, welche auf
gewisse Strecken, am Flüsschen Ull und dem Tschechraek (Zu-
flüsse der grossen Laba) vom Pfluge noch nicht berührt waren,
in kleinen Banden von 10—15 Stück, verschwanden aber gleich,
nachdem der Strich Steppenland urbar gemacht wurde. Möglich
ist es, dass einige Flecken Steppe sich noch im Urzustande befinden
Tetrao tetriw Lin. am Nordabhange des Kaukasus. 159
und das Birkhuhn dort vereinzelt vorkommt, da es noch jetzt zu-
weilen auf seinen Streifereien im Winter beobachtet wird. Ein
solches aber jetzt dort zu finden und in den Besitz desselben zu
kommen, ist äusserst schwer, wenn man den colossalen Raum
berücksichtigt, und nur ein sehr günstiger und glücklicher Zufall
kann das Streben des Forschers belohnen, um zu einem Exemplar
zu gelangen. Vergebens durchstreifte ich die Steppe im Kuban-
gebiet im Herbst 1883 und im Frühjahr 1888, mich bei Allen und
Jeden nach den Birkhühnern erkundigend, erhielt aber in den
meisten Fällen die Antwort, dass es deren früher schr viele gab,
jetzt aber dieselben verschwunden sind. Im Herbst 1833 wurden
bei der Stanitza Wladimirskaja und der Sassowskaja noch Birk-
hühner beobachtet, mir aber, trotz eifrigen Suchens, gelang es leider
nicht, solche zu sehen. Weder in die Vorberge noch in die höheren
Gebirge hat sich das Birkhuhn gezogen; da hat es Niemand ge-
sehen. Höher im Gebirge, nicht tiefer als 6000 Fuss, tritt häufig
Tetrao Mlokosyewiezü (Tacz) auf, den alle Jäger sehr genau kennen
und ihn von den früher in den Steppen lebenden Tetrao_ tetrix
gut unterscheiden. —
Unwillkürlich drängt sich die Frage auf: wohin ist der nor-
dische Birkhahn aus den kaukasischen Steppen ausgewandert?
Dass der Mensch ihn nicht ausgerottet, sahen wir aus dem oben
Gesagten und er ist nur der Bodenkultur gewichen! Die Ver-
muthung liest nahe, dass er aus den kaukasischen Steppen in die
nördlich gelegenen Steppen des Don, des Gouvernements Saratow
u. Ss. w. gewandert ist, von wo er sich wahrscheinlich ursprünglich
in die kaukasischen Steppen verbreitet hatte.
Das Birkhuhn ist ein dem Norden angepasster Vogel, wie ja
das zur Genüge seine diehte und pelzige Befiederung beweist, so
wie auch die stark befiederten Tarsen deutlich genug darauf hin-
weisen, dass seine wirkliche Heimath nur kälteren Breiten angehören
kann und sein Vorkommen in mehr südlichen Gegenden, wie die
kaukasischen Steppen, wo der Edelfasan seine Heimath hat, nur
ein schwer zu erklärender Grund haben kann.
Es ist im Interesse der Wissenschaft sehr zu bedauern, dass
keiner von den früheren Reisenden, die den Kaukasus erforscht,
sich die Mühe nahm, den sonst im mittlern und nördlichen
Russland sehr gewöhnlichen Birkhahn zu sammeln, um der Nach-
welt einen factischen Beleg für das Vorkommen der Tetrao tetrix
in den kaukasischen Steppen zu hinterlassen.
160 Prof. Dr. Altum:
Freilich war damals das Sammeln mit vieler Gefahr verbunden,
als das Birkhuhn dort noch häufig war; später aber, in den sechziger
Jahren, konnte das ohne alle Gefahr ausgeführt werden. Ich ver-
muthe, dass es vielleicht auf der Strecke zwischen Maikoss und
Ekaterinodar, und weiter bis vor Noworossisk, zu finden sein
wird. Das sind übrigens nur Vermuthungen, die gegenwärtig
noch sehr der Bestätigung bedürfen.
Moskau, den 1. November 1888.
Ueber den wirthschaftlichen Werth der Krähen und
Bussarde,
(Aus der Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. Jahrg. 1388.)
Von
Prof. Dr. Altum.
Die alte, zeitweise lebhafter auftretende Frage nach dem
wirthschaftlichen Werthe der vorstehend genannten Vogelarten ist
bis heute nicht zur Ruhe gekommen und wird auch wohl nie zum
allgemein befriedigenden Austrage gelangen. Es treten dabei
zunächst durchaus nicht selten die land- und forstwirthschaftlichen,
sowie die jagdlichen Interessen, namentlich aber das erste und
letzte in unversöhnlichen Widerstreit. Ausserdem aber stellt sich
gar oft die Lebensweise dieser Vögel zu einem und demselben
Interesse bald günstig, bald feindlich. So z. B. kann derselbe
Landwirth alle Ursache haben, auf derselben Kulturfläche dieselbe
Saatkrähenschaar in der einen Jahreszeit als grossen Wohlthäter
freudigst zu begrüssen, in einer anderen aber als ruinöse Plage
zu verwünschen. Oder: der eine Landwirth baut auf von Enger-
lingen durchaus nicht gefährdeten Flächen Erbsen und Getreide,
der andere auf von diesen Larven wimmelnden Kartoffeln und
Rüben. Den ersten möchten diese schwarzen Schaaren fast an
den Bettelstab zu bringen im Stande sein; der zweite hebt ihr
wohlthätiges Wirken bis in den Himmel. Noch jüngst wurden
aus dem Münsterlande, woselbst der Landwirth von einer Enger-
lingsplage, wie sie hier im Osten auftritt, kaum eine Ahnung hat,
über die Saatkrähe die bittersten Klagen laut. So z. B. unter dem
24. November 1. J. (1887) von Reeklinghausen wörtlich: „Was
macht man, um die Saatkrähe zu vertilgen? In unserer Feldmark
ist der von diesem gefrässigen Thier angerichtete Schaden kaum
ae
Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 161
zu berechnen. Spät-Weizen zu säen, haben die meisten Oekonomen
schon aufgegeben. Im vorigen Jahre sind dem Schreiber dieser
Zeilen mehrere Scheffel Saat*) vollständig aufgefressen worden.
Die Krähenschaaren nehmen ein ganzes Stück **) vor und fressen
so lange, als sie noch ein Korn finden. Da muss Abhilfe ge-
schaffen werden.“ Wenn nun schon derselbe Landwirth zu ver-
schiedenen Jahreszeiten, und verschiedene Landwirthe unter sehr
verschiedenen Kulturverhältnissen über den Werth derselben Vogel-
spezies sich die entgegengesetzten Urtheile bilden müssen, wie soll
dann gar, wenn Land-, wie Forstwirth und Weidmann ihre Inter-
essen geltend machen, ein einheitliches Urtheil über den Werth
der vorstehend bezeichneten Vogelarten gewonnen werden können!
Das geringwerthigere Interesse muss freilich in allgemeinen An-
gelegenheiten dem wichtigeren nachstehen. Vom nationalöko-
nomischen Standpunkte ist der Landwirthschaft die erste Stelle
einzuräumen und der Jagdbetrieb nimmt jedenfalls den dritten
Platz ein. Im einzelnen Falle jedoch kann sich das Gewicht der-
selben sehr verschieben, und wer sich des Vorzugs erfreut, zugleich
Land- und Forstwirth wie Weidmann zu sein, dem wird es frei-
stehen, die Wagschale seinen persönlichen Interessen entsprechend
nach einer beliebigen Seite hin sinken zu lassen.
Ein viertes Interesse liegt freilich auf einem anderen, dem ästhe-
tischen Gebiete und gehört somit nicht zu unserer „Frage“. Allein,
bei den Verhandlungen über diesen Gegenstand in der letzten
Versammlung des Märkischen Forstvereins (Berlinchen, 7. und
8. Juni 1837) bemerkte, ohne Einspruch zu erfahren, der Herr
Oberförster von Riesenthal unter Anderem über die Saatkrähe,
dass ihre in der Nähe bewohnter Oertlichkeiten angesiedelten
Schaaren geradezu unausstehlich würden, und schliesst: „M. H.,
wer den Heidenlärm, den diese Krähen machen, einmal mit durch-
gemacht hat in seiner nächsten Umgebung, der wird zugeben, dass
man unmöglich gezwungen sein kann, diese Schaar zu dulden.“
Deshalb möge auch hier der ästhetische Gesichtspunkt und zwar
nach seiner positiven Seite noch kurz gestreift werden. Es wird
*) „Scheffel Saat“ bezeichnet die Grösse der Kulturfläche, auf welcher
ein Scheffel Getreide ausgesäet wird.
**) „Stück, Baustück“ ist eins der in der Mitte (Rücken) etwas erhabenen
und durch tiefere Furchen, „Baufurchen“, getrennten Längsfelder einer
grösseren Kulturfläche.
Cab. Journ. f. Ornith. XXX VII. Jahrg. No. 186. April 1889, 11
162 Prof. Dr. Altum:
z. B. kaum Jemand leugnen, dass ein über dem alten Hochwalde
im blauen Aether sich wiegendes und kreisendes Bussardpaar die
Landschaft ganz ungemein belebt, verschönert, hebt. Der Land-
schaftsmaler unterlässt es nicht, sein Bild durch passendes An-
bringen von Lebewesen in besonderer, oft sehr charakteristischer
Weise zu beleben. Ein grosser, im Mittelgrunde des Tableau
zwischen Felsen und über verfallenden Wetterbäumen einsam schwe-
bender Raubvogel genügt oft allein schon zur Erreichung dieses
Zweckes. Man nehme auf dergleichen Decorationen der freien
Natur auch einige Rücksicht. Freilich gebührt beim Widerstreit
zwischen der praktischen und ästhetischen Bedeutung eines Vogels
widerspruchslos im Allgemeinen der ersteren der Vorzug. Allein,
wenn es sich darum handelt, entweder einen muthmaasslichen ge-
ringen jagdlichen Schaden zu erdulden oder eine hohe unersetzliche
landschaftliche Zierde zu vernichten, so sollte man sich doch nicht
gar zu rasch für die Verödung entscheiden.
Die vorhin angezogenen Verhandlungen auf der letzten Ver-
sammlung des Märkischen Forstvereins, bei denen der Herr Vor-
sitzende auch auf die Angaben in meiner „Forstzoologie“ II. über
die Nahrung der Krähen Rücksicht nahm, boten mir die nächste
Veranlassung, in dem vorliegenden Aufsatze ausführlicher auf die
wirthschaftliche Bedeutung der drei genannten Vogelspecies ein-
zugehen, als es in jenem Buche geschehen konnte. Es handelte
sich für jene Verhandlungen um die Frage, ob nach der Ansicht
der Versammlung der Schutz, den die polizeilichen Verordnungen
des Reg.-Bez. Frankfurt dem Bussard und der Saatkrähe und die
des Reg.-Bez. Potsdam dem Bussard und der Nebelkrähe gewähren,
aufzuheben sei. Das Votum der Versammlung bejahte für alle
drei Vögel die Zweckmässigkeit einer solchen Aufbebung. Ohne
Zweifel wird wohl jede Forstversammlung, welche über dasselbe
Thema verhandelt, zu gleichem Resultate gelangen. Denn im Grossen
und Ganzen haben diese Vögel für die Forstwirthschaft nur geringe
Bedeutung; dem jagdlichen Interesse stehen sie vorwiegend feind-
lieh gegenüber, und die meisten Forstleute tragen mit Vorliebe
Büchse und Doppelflinte. Auf einer Versammlung von Landwirthen
dagegen würde ein so überwiegendes, gegen die Nebelkrähe an
Einstimmigkeit grenzendes Votum wohl kaum abgegeben werden.
Die auffällige Thatsache, dass im Reg.-Bez. Potsdam die Nebelkrähe
polizeilichen Schutz geniesst, soll auf den Bemerkungen eines
Landwirthes, welcher zur Berathung über Aufstellung der in diesem
Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 163
Bezirke zu schützenden Vögel von der Königl. Regierung zugezogen
war, beruhen.
Die Krähen.
Von diesen rabenartigen Vögeln beherbergen unsere Gegenden
zwei Arten und zwar die eine in zwei Formen. Beide Arten
stimmen in ihrem Aeusseren wie in ihrer Lebensweise in manchen
Stücken überein. Sie nehmen ihre Nahrung sowohl aus dem
Pflanzen- wie Thierreiche und besuchen darnach vorzugsweise die
landwirthschaftlichen Kulturflächen, als F'ruchtfelder, Wiesen u.
dergl. Ihre Nester bauen. sie auf stärkere Bäume, jedoch stets
dort, von wo aus sie freien Ausflug auf freie weite Flächen haben.
Sie verzehren besonders die Kulturpflanzen bez. Sämereien uud
Früchte, jedoch nicht minder die der Kultur schädlichen niederen,
sowie die Brut der kleineren höheren Thiere und treten so zu den
menschlichen Interessen in sehr verschiedene Beziehung. Da jedoch
diese beiden Arten auch in vieler Hinsicht ihre besonderen, spe-
cifischen Eigenthümlichkeiten in ihrem Leben und Wirken zur
Geltung bringen, so sind sie hier getrennt zu behandeln.
1) Saatkrähe (Corvus frugilegus L.) Von der ebenfalls ganz
schwarzen Rabenkrähe unterscheidet sie sich durch stärkeren violett-
blauen Stahlelanz ihres Gefieders, weniger plumpe Gestalt, ge-
streckteren Schnabel, längere den Schwanz ganz bedeckende Flügel
- und etwa vom halbjährigen Alter an durch Fehlen der die Nasen-
gruben bei allen rabenartigen Vögeln bedeckenden Federborsten.
Nach Abstossen derselben erscheint die nackte Umgebung der
Schnabelbasis grindig und hellgrau und der Schnabel relativ ver-
längert. Ihre gestrecktere Gestait macht sie im Fluge durch die
spitzeren Flügel der Rabenkrähe gegenüber kenntlich. Auch ihr
im Fluge häufig ertönendes Geschrei „Krah“ oder „Karr“, „Kurr“
lässt über die Art keinen Zweifel aufkommen. Sie lebt stets in
engen geschlossenen Schaaren und ist auch hierdurch von der
anderen Art verschieden. Auf dem Erdboden (Feldern, Wiesen)
erscheint ihr Gefieder aus der Ferne tiefer schwarz als das der
Rabenkrähe. Ihre Nahrung liest sie nicht allein von der Ober-
fläche des Erdbodens auf, sondern hackt sie auch aus demselben
hervor. Das Abstossen jener Federborsten, welche sich später
nicht wieder ergänzen, scheint hiermit in enger Beziehung zu
stehen. Wo eine Schaar sich längere Zeit am Boden aufgehalten
hat, findet man in demselben zahlreiche Löcher. So verfährt sie
nach der Aussaat von Getreide und Hülsenfrüchten wie auf von
11*
164 Prof. Dr. Altum:
Regenwürmern, Engerlingen und anderen Insektenlarven stark be-
wohnten Wiesen- und sonstigen Flächen. Sie liebt sowohl trockene
Getreidekörner, namentlich Weizen und Hafer, als in der Keimung
begriffene und die noch milchigen unreifen und scheint besonders
die unreifen Gerstenkörner vorzuziehen. Nach letzteren knickt sie
gern die Halme, jedoch nur an den Rändern der Kulturflächen.
In gleicher Weise nimmt sie von Hülsenfrüchten mit Vorliebe die
Erbsen und besucht die betreffenden Felder eben so sehr nach der
Aussaat und während des Keimens als später beim Heranreifen
der jungen Samen. Auch nach der Ernte liest sie die ausge-
fallenen Sämereien auf. Gelegentlich plündert sie die Kirsch-
bäume, sowie sie auch Beerenfrüchte nicht verschmäht. Nicht minder
verzehrt sie aber auch alle möglichen niederen Thiere. Sie hackt
aus dem Wiesenboden die Regenwürmer, Engerlinge und andere
Larven, folgt fleissig dem Pflüger, um dieses aufgedeckte Gewürm
zu verzehren; sie vernichtet nackte wie kleinere in Häusern
wohnende Schnecken; plündert aber auch die bodenständigen
Nester, sie mögen Eier oder Junge enthalten. Junge wie alte
Mäuse frisst sie gern. Wie die Kirschen, so nimmt sie auch nackte
Raupen, Puppen, Insekten von den Bäumen. Aas verschmäht sie,
so lange noch andere Nahrung aufzufinden ist. Nur zur Zeit
grosser Noth treffen wir sie ausnahmsweise bei jenem oder auf
Dunghaufen und dergl. an. — Ihre Hauptbedeutung beruht in
ihrem zu allen Jahreszeiten sehr stark ausgeprägten Geselligkeits-
triebe. Wir treffen ihre Individuen zumeist zu stärkeren Schaaren
vereint an. Im enger Gesellschaft brüten sie, in solcher suchen
sie ihre Nahrung und leben sie auf ihren Wanderungen. Die Be-
nennung „Gesellschaftskrähe“ ist daher für sie eine sehr passende
Bezeichnung. Es giebt Kolonien, welche nach Tausenden von
Paaren zählen. Wo solche Schaaren einfallen, räumen sie mächtig
unter ihren Nahrungsgegenständen auf. Enthalten dieselben viele
unverdauliche Stoffe, so bekunden auf den besuchten Flächen ihre
zahlreichen Gewölle diese ihre Thätigkeit. Auf frisch besäeten
Haferfeldern lassen sich diese Auswürfe in grösster Menge auf-
finden. Reicht die nächste Gegend für das Nahrungsbedürfniss
so zahlreicher Individuen nicht mehr aus, so vereinzeln sich die
letzteren nicht auf den benachbarten Flächen, sondern die ganze
Masse macht tägliche Ausflüge bis zu staunenswerthen Entfernungen.
Eine der stärksten Kolonien ist wohl die in Lödderitz, deren Paare
auf etwa 3000 geschätzt werden. Ungefähr sechs Wochen bleiben
Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. : 165
sie in der Nähe der Neststände, so lange nämlich, bis die junge
Saat zu hoch aufgeschossen ist. Von da ab besuchen sie täglich
die Umgegend von Halberstadt, eine Entfernung von 5 bis 6 Meilen,
und kehren Abends nach den alten Beständen zurück. — Dass die
Saatkrähe, wie auf jener Versammlung von einem der Redner be-
merkt wurde, uns wohl gänzlich gleichgültig sei; dass sie dem
Forstmann gar nichts, auch dem Jäger nichts thue, und dass dem
Landwirth gegenüber sich Schaden und Nutzen aufwiegen würden,
wird sich schwerlich einer allgemeineren Zustimmung erfreuen
können.
Dielandwirthschaftlichen Interessen werden von solchen
einfallenden Schaaren zur Zeit der Bodenbearbeitung in sehr
hohem Grade gefördert, da sie Alles was der Pflug, dem sie eifrig
folgen, wie Larven und Gewürm, freilegt, verzehren. Auch ge-
hören sie zu den Mäusevertilgern. Bei einer lokalen, starken
Mäuseplage leisten sie ohne Zweifel die wesentlichsten Dienste;
sie. werden so lange die bedrohten Felder besuchen, als noch zahl-
reiche Mäuse vorhanden bezw. ihnen zugänglich sind. Auch auf
Vertilgung der oft in grosser Menge auftretenden nackten Acker-
schnecken durch sie wird nicht geringes Gewicht zu legen sein.
Dass aber andererseits die Klagen und Nothschreie mancher Land-
wirthe übertrieben oder gar unbegründet seien, wird Niemand
behaupten können. Wo und wann ihr Nutzen und ihr Schaden
in ganzer Schärfe auftritt, ist in den Einleitungsbemerkungen
bereits angedeutet. — Sie lassen sich nur durch fortwährende täg-
liche Beunruhigung (ein Mann soll für eine Fläche von 25 ha ge-
nügen) in einer Weise von den Feldern verscheuchen, dass kein
erheblicher Misswachs entsteht. Blinde Schüsse, Aufhängen von
getödteten Krähen als Scheuchen und dergl. leisten kaum etwas.
In Behauptung ihrer Niststände erweisen sie sich äusserst hart-
näckig. Scharfes Schiessen hat nur ununterbrochen während
72 Stunden (am Tage und in den dazwischen liegenden mondschein-
hellen Nächten) fortgesetzt durchschlagenden Erfolg; die nicht ge-
tödteten werden dadurch solange vom Bebrüten der Eier abgehalten,
dass letztere erkalten und die Embryonen abgestorben sind.. Erst jetzt
verlässt die Kolonie die Nistplätze, um sich anderswo anzusiedeln.
Auf den freien Feldern zeigen sie sich jedoch gegen scharfe Schüsse
weit empfindlicher, und vermeiden dieselben auf einige Zeit, wenn
sie den einen oder anderen Kameraden fallen und am Boden
zappeln sahen; auch jene Scheuchen wirken alsdann nachhaltiger, —
166 Prof. Dr. Altum:
Es möge hier schliesslich nicht unerwähnt bleiben, dass ihre Eier
zu den wohlschmeckendsten gehören; auch ihre Jungen geben
einen delikaten Braten.)
Der Forstwirthschaft steht die Saatkrähe wesentlich anders
gegenüber. Es bilden zunächst die forstwirthschaftlichen Flächen
überhaupt nicht ihr Arbeitsfeld. Die Saaten auf denselben greift
sie nicht an. Der Nutzen aber, den sie durch Verzehren zahlreicher
Engerlinge und Mäuse auf den den Beständen benachbarten Aeckern
und Wiesen dem Landwirth gewährte, kommt theilweise auch
dem Fortmann zu gute. In einzelnen Fällen aber zeigen sich
diese Vögel auch direkt als seine treuen Verbündeten. Kurz nach
Mitte Juli des letztverflossenen Sommers z. B. war mir die An-
wesenheit vieler Saatkrähen in einzelnen Kiefernaltbeständen des
Schutzbezirks Brahlitz unseres Reviers Freienwalde auffällig und
blieb bei diesem flüchtigen Besuche unaufgeklärt. Sie waren auf
einzelne Bäume vertheilt, mehr wie drei flogen nur ausnahmsweise
von einem Baume ab. Am 23. Juli erhielt ich durch eine grosse
Menge aufgerissener und entleerter, am Boden liegender Cocons
des Kiefernspinners Aufklärung. Auch jetzt konnte ich nur flüchtig
geraden Wegs durch einen dieser Bestände gehen, allein kaum
wenige Schritte machen, ohne in nächster Nähe wieder einer solchen
leeren Hülle zu begegnen. Es mussten Tausende dieser Puppen
durch die Saatkrähen vernichtet sein. Die baldige Entstehung
einer ungemeinen Menge von Kiefernspinnerraupen ward so durch
sie verhütet, was gerade für diese von den verschiedensten Raupen
heimgesuchten Bestände von grösster Wichtigkeit ist. Ohne Zweifel
decimirten sie daselbst auch die stellenweise häufigen Nonnen-
puppen. Diese den Brahlitzer Beständen durch die Saatkrähen
erwiesene Wohlthat, welche damals im Hochsommer nur im All-
gemeinen geschätzt werden konnte, erhielt durch die Probesammlungen
nach der winterruhenden Kiefernspinnerraupe im November und
Dezember eine überraschende, sogar in Zahlen scharf ausgedrückte
Bestätigung. In dem Nachbarschutzbezirk Breitelege waren bei
gleichem Sammeln 18836 durchschnittlich per Stamm 1,6 Raupen
gefunden. Diese Durchschnittszahl stieg durch die Vermehrung
*) Die Eierdelicatesse braucht sich überhaupt nicht auf die „Kiebitzeier“,
als welche in manchen Gegenden auch die von Wasserläufern und anderen
schnepfenartigen Vögeln verkauft werden, zu beschränken. Es übertreffen
z. B. die Eier des grossen Haubentauchers (Lorch, Seehahn, Colymbus eristatus)
die des Kiebitzes in Zartheit und Feinheit des Geschmacker.
Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 167
des Spinners im Sommer 1887 auf 46 hibernirende Raupen. In
Brahlitz dagegen war 1886 diese Zahl 1,3, also um 0,2 mehr als
in Breitelege, und im Winter 1887 nicht nur nicht gestiegen, sondern
auf 0,4 zurückgegangen. In Verschiedenheit von Lage, Ex-
position, Bodengüte, Wuchsverhältnissen der Bestände oder in der
abweichenden Witterung dort und hier lässt sich irgend ein Grund
für diese gegensätzliche Erscheinung nicht entdecken. Im Gegen-
theil sassen in Breitelege „Tausende von Kiefernspinnerraupen‘*)
an den Stämmen bedeckt mit den Cocons der Mikrogaster, während
ich selbst am 23. Juli, also zu einer Zeit, wo die weitaus grösste
Menge dieser Raupen bereits verpuppt, bezw. zu Faltern entwickelt
war, in Brahlitz nur vereinzelte durch diese Parasiten getödtete
Raupen bemerkte. Also dort, woselbst vom Jahre 1886 her 0,2
Raupen per Stamm weniger vorhanden waren, wo 1887 eine un-
seheure Menge von mörderischen Feinden auftrat, diese grossartige
Vermehrung, und hier unter den entgegengesetzten Verhältnissen
ein auffälliger Rückgang! Eine grössere Anzahl ausgedehnter Be-
stände im Schutzbezirk Breitelege musste jetzt unter grossen Opfern
von Arbeit und Kosten durch Anlegen von Leimringen geschützt
werden. Die Brahlitzer höchst gefährdeten Bestände waren durch
die Saatkrähen im verflossenen Sommer so entlastet, dass von An-
wendung dieses Schutzmittels jetzt ganz und gar Abstand genommen
werden konnte. Diese Krähen haben dem Staate für den laufenden
Winter 1887/88 eine Ausgabe von reichlich 5000 Mark erspart.
Jedoch muss der Forstmann auch kleinere durch sie verursachte
Schäden wohl mit in den Kauf nehmen. So waren, um bei demselben
Falle zu bleiben, in einer 25jährigen, von jenem, von den Saat-
krähen nach den Spinnerpuppen besuchten Altholz umgebenen
Kiefernschonung nicht wenige Spitzentriebe gebrochen und hingen
schräg geneigt zur Seite. Dass Krähen beim Versuche sieh auf
dieselben zu setzen, sie durch ihr Gewicht abbrechen, ist allbekannt,
Aber so zahlreich wie hier, findet man diese Beschädigung gewiss
nur ausnahmsweise; auf eine andere Ursache, als die Saatkrähen,
liessen sich diese Wipfelbrüche nicht zurückführen. — Es muss
ferner erwähnt werden, dass bei starken Kolonien das Abbrechen
der Zweige zum Zweck des Nestbaues nicht gleichgültig ist, nament-
lieh wenn die Vögel bestimmte Holzarten, z. B. Obstbäume oder
junge Eichen, fort und fort mit Vorliebe dazu befallen. — Im All-
*) Bericht des Herrn Oberförsters Boden.
168 Prof. Dr. Altum:
gemeinen aber wird der Forstmann keine Veranlassung haben, den
Saatkrähen die Schonung zu entziehen.
Ein anderes Uriheil freilich muss der Jäger sich über die-
selben bilden. Sie thun in dem Umkreise, in dem sie nach
Nahrung umhersuchen, wenigstens der Rebhuhnjagd ganz erheblichen
Abbruch. Eier nehmen sie gern. Ob sie in Fasanerien Schaden
anrichten, hängt wohl von der Beschaffenheit der betreffenden
Oertlichkeit ab. Auf beengte, zu kleine freie Flächen, in Gebüsch
und Gestrüpp begeben sie sich nicht; sie leben und wirken, schaden
wie nützen nur da, wo die Gesammtheit einer Schaar sich frei
zu bewegen vermag. Diese ihre von der anderen Krähenart ab-
weichende Lebensweise stellt sieauch dem Jäger gegenüber günstiger.
Alte matte Rebhühner und flugfähige Junge oder gar Hasen, etwa
kranke, verfolgen sie wohl nie, wenigstens ist m. W. über der-
artige Angriffe noch keine Klage geführt.
Nach allem Vorstehenden ist es unmöglich, ein allgemein zu-
treffendes Urtheil über den Werth der Saatkrähe abzugeben. Eine
gleichmässige wirthschaftliche Bedeutung derselben existirt nicht.
Sogar auch die Frage nach ihrem vorwiegend positiven oder
negativen Werthe muss aus eben demselben Grunde unbeantwortet
bleiben. Den einzelnen königl. Regierungen muss es daher frei
stehen, nach den vorwiegenden Verhältnissen ihrer Bezirke durch
polizeiliche Verordnungen den Saatkrähen Schutz zu gewähren oder
ihnen denselben zu entziehen. So würde z. B. m. E. das Vor-
herrschen einer Engerlingsplage oder Abwesenheit einer solchen,
‚oder auch die auf sehr ausgedehuten Flächen weitaus zumeist vor-
herrschend angebauten Fruchtarten, ob etwa Hülsen- und Halm-
früchte oder Kartoffeln und Rüben, oder ob es sich um colossale
Weiden- und Wiesenflächen, wie in der Priegnitz, ob um Holz-
bestände und dergl. handelt, den Ausschlag geben müssen. Welche
Gründe für die benachbarten Regierungsbezirke Frankfurt und
Potsdam zu einer gegensätzlichen Beurtheilung des wirthschaftlichen
Werthes dieser Krähe massgebend gewesen sind, entzieht sich
meiner Kenntniss, Bei nicht zu hebendem Zweifel über ihren
Werth für bestimmte Bezirke möchte sich die Entziehung des
Schutzes empfehlen. Das Freigeben dieser Art ist doch wahrlich
nicht ihrer Vernichtung gleich zu achten. Wenn wir hier von dem
Zerstören ihrer sehr vereinzelten Nistkolonien absehen, so rottet
denn doch z. B. der Landwirth, welcher sie durch scharfe Schüsse
von seinem Acker zu entfernen berechtigt ist und nun von dieser
Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 169
Berechtigung Gebrauch macht, dieselben nicht aus. Er muss
schon sehr vom Glücke begünstigt sein, wenn er von dieser Vogel-
art mehr als ein Procent erlegt. Nach wenigen Treffern wird
sich die Schaar auf längere Zeit, vielleicht für dieses Jahr auf
immer empfehlen und sich andere Jagdgründe, auf denen sie viel-
leieht absolut nicht schadet (Wiesen und dergl.), gewählt haben
Kraftausdrücke, wie „Alles niederknallen,“ ‚„ausrotten‘ etc. haben
für diesen Vogel keine Berechtigung. Man nehme überhaupt die
Erlaubnissertheilung für Nothwehr nicht allzu verhängnissvoll,
wenn es sich um die Saatkrähe handelt. Eine solche Erlaubniss
muss jedenfalls ohne schleppenden Geschäftsgang rasch zu er-
langen sein, denn es handelt sich nicht selten um Abwendung
einer plötzlich hereinbrechenden Gefahr. Es sei z. BD. erinnert an
jene 3000 Krähenpaare des Lödderitzer Reviers, welche die kaum
bestellten Getreideäcker oder die Erbsenfelder eines mehrere Meilen
entfernt wohnenden Gutsbesitzers dort überfluthen, woselbst dieser
Vogel unter dem Schutze des Gesetzes steht. Solcher Schutz
kann freilich auch nach den bestehenden Polizeiverordnungen von
den Landräthen bezw. den Polizeibehörden der Stadtkreise zeit-
weise ausser Kraft gesetzt werden. Aber in der Regel wird die
Berechtigung zur Nothwehr erst dann eintreffen können, wenn be-
reits eine empfindliche Beschädigung stattgefunden. Sie könnte
m. E. für bestimmte, mehr oder weniger regelmässig wieder-
kehrende Fälle unbedenklich auf Widerruf gegeben werden, falls
die Persönlichkeit und Verhältnisse des Petenten Bürgschaft gegen
groben Missbrauch liefern. Dass sich derselbe event. mit dem
Jagdberechtigten darüber zu verständigen hat, ist selbstredend.
2) Raben- und Nebelkrähe (Corvus corone und cornie L.).
Beide sind unzweifelhaft nur als farbige Verschiedenheiten einer
und derselben Art zu betrachten. Sie unterscheiden sich weder
in ihren plastischen Körperverhältnissen, noch in ihrer Lebens-
weise, Betragen, Stimme, Nestbau, Eiern, Nahrung, Flug u. s. w.
Einzig Färbung und Heimath trennen sie in zwei Formen. Im
nördlichen und mittleren Deutschland scheidet im Allgemeinen die
Elbe die westliche rein schwarze Rabenkrähe (im Süden „Rabe“
genannt, woselbst der eigentliche Rabe „Kolkrabe‘“ heisst) von
der östlichen schwarzgrauen Nebelkrähe. Diese Scheidung macht
sich bis zu ihren südlichsten Verbreitungsgrenzen noch geltend.
In Syrien und Aegypten z. B. trifitt man nur die Nebelkrähe an.
Im Herbst jedoch verwischen sich die Grenzen, namentlich zieht
170 Prof. Dr. Altum:
die Nebelkrähe gern westlich und wird dann daselbst Winter-
krähe genannt. Wer in der Brutzeit auf der Eisenbahn oder dem
Dampfschif! (Donau) diese Grenze bei einer westöstlichen oder
umgekehrten Fahrt schneidet, hat Gelegenheit, diese Thatsache zu
bestätigen, sowie ferner zu beobachten, dass sich in der Nähe dieser
Grenze sogen. Bastarde, Mischfärbungen von beiden, durchaus
nicht so selten finden. Es paart sich dort Raben- und Nebelkrälie
gar häufig, bald gehört die eine bald die andere dem einen oder
anderen Geschlechte an. Die Jungen eines solchen Mischpaares
sind der Regel nach reine Raben- und reine Nebelkrähen, beide
in einem Neste. Jene in äusserst verschiedener Farbenmischung
auftretenden Bastarde gehören fast zu den Ausnahmen. — Körper-
gestalt plumper als bei der Saatkrähe; das schwarze Gefieder nur
mit geringem Stahlglanz, auf den Flügeln meist schwach grünlich
schillernd; Schnabel mittellang, kürzer als der Tarsus (bei der
Saatkrähe von gleicher Länge), First sanft, gegen die Spitze stärker
gebogen; die Flügelspitze erreicht das Schwanzende nicht. — Diese
Art übertrifft in unseren Gegenden die Saatkrähe wohl an Anzahl,
jedoch vertheilen sich ihre Individuen über dieselbe, insofern über-
haupt daselbst passende Aufenthaltsorte geboten werden. Deshalb
imponirt sie nirgends, wie die genannte andere Art, durch ihre
Massen. Geschlossene Schaaren bildet sie nicht. Sie lebt ver-
einzelt, geht vereinzelt ihrer Nahrung nach, brütet in vereinzelten
Paaren. Jedoch hegt sie auch keine Abneigung oder gar, wie
viele Vögel, zumal während der Brutzeit, Feindschaft gegen ihres
Gleichen. Ist vorzüglich beliebte Nahrung an beschränkten Stellen
vorhanden, so sammeln sich daselbst ansehnlich viele Individuen,
welche dann in kleinere lose Trupps getheilt des Abends ihre
Nachtstände aufsuchen. Auch bauen sehr gern mehrere Paare,
doch nicht sehr nahe bei einander, neben reich besetzter Tafel ihre
Nester. Allein weder jene Einzelkrähen noch diese Paare bekunden
im Uebrigen ein gegenseitiges Band. Werden sie beunruhigt, so
zieht jede ihrer Wege; Männchen und Weibchen der einzelnen
Paare halten natürlich zusammen. Taucht plötzlich ein sehr ver-
dächtiger Feind auf, so erhebt die Entdeckerin ein Mordgeschrei,
die Nachbarn eilen schreiend herbei, umfliegen die Stelle der Ge-
fahr, aber beruhigen sich in der Regel bald und zerstreuen sich
wieder. In dieser Vereinzelung beruht der Saatkrähe gegenüber
ein Hauptmoment für ihre wirthschaftliche Bedeutung. Wenn jene
die Flächen verlässt, auf denen die Gesammtheit der Schaar die
Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 171
ausreichende Nahrung nicht mehr findet, so kommt die vereinzelte
Raben-Nebelkrähe in schneefreien Jahreszeiten sobald nicht in
Verlegenheit; im Sommer findet sie ihre Nahrung hinreichend.
Sie sucht tagtäglich an passenden Stellen umher, kriecht in alle
Winkel und verlorene Ecken, und, wo sich eine grössere Anzahl
solcher vereinzelter Sucher umhertreibt, bleibt von grösseren be-
liebten Nahrungsgegenständen nicht viel unentdeckt. Nie macht
sie, wie jene, ihrer Nahrung wegen meilenweite Tagesflüge; sie
sucht dagegen um so gründlicher ihre Umgebung ab. Man kann
sagen, dass die Saatkrähe plötzlich und fleckweise, diese aber
ganz allmählich und allgemein wirkt. Es wurde vorhin die hohe
Bedeutung eines erfolgreichen Verscheuchens jener betont; bei
dieser ist der Versuch eines solchen Schutzes nur in sehr be-
schränkter Weise von Wichtigkeit. Die etwa auf immer ver-
scheuchten Stücke. werden oft gar bald durch andere ersetzt.
Ausserdem verlassen uns die Saatkrähen gegen Ende October und
stellen sich erst nach reichlich vier Monaten wieder bei uns ein.
Raben-Nebelkrähen dagegen haben wir in gleicher Anzahl im
Sommer wie im Winter. — Das zweite Hauptmoment für ihren
wirthschaftlichen Werth liegt in der Beschaffenheit ihrer Nahrung.
Sie steht in dieser Hinsicht dem Raben weit näher als die Saat-
krähe. Aas bildet für beide ein sehr beliebtes Gericht. Beide
greifen lebende Säugethiere und Vögel an. Gewiss lebt auch die
Saatkrähe von Mäusen, Nestjungen, Eiern. Allein die Raben-
Nebelkrähe ist weit mehr auf diese angewiesen. "ie greift
sogar alte kranke Hasen an, tödtet bereits fligge Rebhühner,
Gänse-, Enten- und Haushuhnküchlein und ist auf Eier geradezu
erpicht. Ein einziges Paar kann die Fasanengelege sehr em-
pfindlich deeimiren. Die einzelne Krähe bleibt am Orte, bezw.
stellt sich verscheucht, sobald sie die Luft wieder für rein hält,
wieder ein, einzig und allein auf Erreichung ihres Zieles bedacht,
und gar bald ist wieder ein Ei vernichtet. Brütet eine Ente zu
fest, so erinnert sie dieselbe durch einen Schnabelhieb daran, dass
die Zeit für einen Erholungsflug gekommen. Sogar dem brütenden
Reiher nähert sie sich von hinten her und versetzt auch ihm, wenn
ihre kurze Geduld erschöpft ist, einen Schabelhieb. Brüten etwa
10 bis 15 Paare am Rande eines Altbestandes, der an einem von
nassen Wiesen umgebenen Gewässer liegt, woselbst — ich denke
hier an die Umgebung unseres grossen Stadtsees — Stockente,
grosser und rothhalsiger Haubentaucher, Blesshuhn, Kiebitz, Bekas-
172 Prof. Dr. Altum:
sine, kleines Sumpfhuhn, Ralle brüten, so verschwinden gar bald
Kiebitz und Bekassine, die Schalenreste der Enten- und Tauchereier
liegen zerstreut am Ufer, die Stimmen vom kleinen Sumpfhuhn
und der Ralle hört man nicht mehr; verhältnissmässig wenig leiden
dagegen das Rohr- und Blesshuhn. Als bis vor etwa 5 bis 6 Jahren
daselbst die Krähennester regelmässig ausgeschossen wurden, konnte
man über das reiche Vogelleben staunen, jetzt sind nur noch spärliche
Reste vorhanden. Ueber die ganze Wiesenfläche vertheilt suchen
die alten Krähen unablässig umher und die ausgeflogenen Jungen
leisten ihnen später Gesellschaft. Freilich ist eine solche Ver-
minderung von Reihern und Tauchern wahrlich kein wirthschaft-
licher Nachtheil und das ungestörte Ausbringen von Sumpfhuhn-
und Rallenbruten kein bemerkenswerther Nutzen; allein dieses
eine Beispiel zeigt doch, wie viele Vogelbruten auf eiuer so. be-
‚deutenden Fläche durch wenige Krähen zu Grunde gerichtet werden.
Sie verzehren daselbst freilich auch Schnecken, Frösche u. a. Am
Wasser treiben sie sich überhaupt gern umher; beim Sinken des
Spiegels nehmen sie die Muscheln, um sie in der Nähe‘ zu zer-
hacken, im Winter die erfrorenen Fische. Auf dem Felde ergreifen
sie Mäuse, sogar Maulwürfe, sehr gern auch Regenwürmer, Enger-
linge, Käfer und andere Insekten. Sie folgen zur Erlangung
solchen Gewürmes dem Pflüger. Aus dem Pflanzenreiche nelimen
sie Feld- und Baumfrüchte, Getreidekörner, Rüben, Kartofieln, Obst,
Beeren u. v..a.
Wegen ihrer dünneren Vertheilung. und nusseredenihli
Polyphagie schaden und nutzen sie der Landwirthschaft weit
weniger als die Saatkrähe. Das Verzehren von Getreidekörnern,
gekeimten und halbreifen Erbsen u. dergl. wird sich wohl nur an
sehr beschränkten Stellen zu einem kaum wirklichen wirthschaft-
lichen Schaden steigern. Die Vertilgung vo: Mäusen und Enger-
lingen kann gewiss mit Freude begrüsst werden: aber ein bemerkens-
werthes Gewicht setzen sie aus den angegebenen Gründen gegen
diese Kulturfeinde nicht ein. Eine geschlossene Schaar Saatkrähen
räumt etwa unter den aufgepflügten Würmern und Engerlingen
ganz anders auf, als die wenigen dem Pfluge folgenden Raben-
Nebelkrähen, welche bei zahlreichen Würmern und:Larven bald
gesättigt sind und sonst nur diejenigen erbeuten, welche nicht im
Stande waren, rasch in dem lockeren krumigen Boden wieder zu
verschwinden. Ein Aufhacken des Bodens nach Würmern und
Larven, wie vorhin von der Saatkrähe angegeben, geschieht ihrer-
Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 173
seits nicht. — Im Grossen und Ganzen wird sich ihr Schaden und
Nutzen für die Landwirthschaft ausgleichen.
Zur Forstwirthschaft treten sie kaum in ernste Be-
ziehung. Es möge das Abtreten der Terminaltriebe der Nadelhölzer,
vorzugsweise der Fichte, Erwähnung finden. Gelegte keimende
Eicheln und Bucheln sind mehrfach durch sie vernichtet. Ander-
seits ergreifen und verzehren auch sie manche Puppe oder nackte
Raupe eines schädlichen Insekts. Allein dieser Nutzen kann ihrer
'Vereinzelung wegen wohl nie, wie bei der Saatkrähe, von einer
wirthschaftlich durchschlagenden oder auch nur erheblicher Be-
deutung sein, sowie auch jene Beschädigungen im Ganzen zu den
unerheblichen gezählt werden müssen.
Dass sie für die Jagd, besonders die Geflügel-Feld- und
Wasserjagd als sehr verderblich angesehen werden müssen, folgt
aus den vorstehenden Mittheilungen ohne weitere Erörterung. Ob
in dem in jenen Verhandlungen des Märkischen Forstvereins an-
gegebenen Falle, in welchem, so lange die Krähen geschont waren,
im Jahre nicht 10 Rebhühner, nach Vergiftung derselben (durch
Eier) an 150 Stück geschossen werden konnten, die Nebel- oder
die Saatkrähe oder beide Arten gemeint sind, lässt der Text nicht
erkennen, die Thatsache selbst sich jedoch keineswegs anzweifeln.
Bei diesen Krähen „überwiegt der jagdliche Schaden den landwirth-
schaftlichen Nutzen.“
Dass die Raben-Nebelkrähe auf gesetzlichen Schutz Anspruch
zu erheben nicht berechtigt ist, gelangte bei der betreffenden Ab-
stimmung in jener Versammlung zum unzweideutigen Ausdruck,
da sich von allen Anwesenden nur zwei Stimmen für einen solchen
geltend machten.
Die Bussarde.
Auch hier müssen zwei Arten unterschieden werden: der ge-
meine Bussard (Buteo vulgaris Bechst.) und der rauhfüssige oder
Schneebussard (BD. lagopus L.), ausser denen noch fast 40 Arten
in den verschiedensten Welttheilen leben. Es sind plumpe, schwer-
fällige, ungelenke Tagraubvögel. Träge sitzen sie auf einer Er-
höhung, suchen aber von dieser Warte herab mit ihrem scharfen
Gesichte in der Umgebung am Boden Beute zu erspähen. Fliegende
Vögel vermögen sie aber so wenig wie die Eulen zu schlagen.
Grössere Flächen revidiren sie im ruhig schwebenden niedrigen
Fluge, aus dem sie beim Erblieken einer nahen Beute rasch schräg
zur Erde herabfahren und die event. fliehende nicht ungeschickt
174 Prof. Dr. Altum:
verfolgen. Ihre Rettung findet diese nur im schnellen Erreichen
eines Versteckes, Gebüsches u. dergl. Jedoch möchte ein Bussard
kaum im Stande sein, einen gesunden, hakenschlagenden Hasen
auch auf weiterer Flucht zu überholen. Die zumeist staunenswerthe
Schnelligkeit beim Angriffe eines Raubvogels ist das Product zweier
Kräfte, der Ruderbewegung und der Anziehungskraft der Erde.
Für den niedrig nach Beute dahinschwebenden Bussard kommt
die letzte kaum in Anschlag, und in der Ruderschnelligkeit steht
er den Falken und Habichten weit nach. Ist er über die Qualität
eines Gegenstandes am Boden zweifelhaft, so hält er zum genaueren
Fixiren desselben in der Luft rüttelnd etwas an und stürzt sich
event. blitzschnell nach demselben herab. Bewegt sich der Erd-
boden durch die Arbeit eines unterirdischen Thieres (Maulwurf,
Mollmaus), so greift und kratzt er nach einem solchen Sturze mit
seinen Fängen möglichst rasch und tief hinein und fasst sein un-
gesehenes Opfer durchaus nicht selten. Es ist klar, dass er am
Boden sich bewegende Thiere weit leichter erspäht als ruhende, zu-
mal wenn diese durch ihre Umgebung, wenn auch nur theilweise,
verdeckt sind oder sieh durch ihre Färbung von derselben nicht
oder kaum abheben. Es folgt hieraus unbestreitbar aber auch,
dass Junghasen im Lager, sich im Kraut drückende Rebhühner-
bruten u. dergl. von ihm weit mehr übersehen werden, als am
Boden umherlaufende Mäuse. Die Krähe, welche, wenn sie irgend
etwas Brauchbares halb und halb bemerkt hat, am Boden lange
umberläuft und jedes kleinste Plätzchen darnach untersucht, ist in
dieser Hinsicht weit gefährlicher als unser Raubvogel, welcher
sich nur wenig am Boden aufhält und weitaus weniger an demselben
suchend umherläuft. Es liegt in seiner seinem ganzen Wesen
entsprechnden Art zu jagen, dass „er neben Mäusen auch wohl
ein Häschen nimmt, wenn er es bekommen kann“, dass aber die
Sache nicht umgekehrt werden darf, „dass er nur von Hasen u. S. w.
lebt und die Mäuse nur so nebenbei fängt.“ *) Berichte, wie z. B.
(Voss. Zeit. 17. Juli 1884), dass ein Forstverwalter einen Baum
fällen liess, um mit dem im Horste befindlichen jungen Bussard
(Mausefalk) zu experimentiren, ihn am Orte dieses Baumes gefangen
setzte und nun feststellte, dass ihm die Alten innerhalb vier Wochen
14 Hasen, 5 wilde Enten, 3 wilde Tauben, 6 Maulwürfe und einige
Ratten und Mäuse zugetragen haben, beruhen im günstigsten Falle
*) Verhandlungen eines Märkischen Forstvereins 1887, Seite 24,
Ueber den wirthschaftl. Werth der Krähen u. Bussarde. 175
aut einer Verwechslung des Bussards mit dem Hühnerhabicht
oder auf einer optischen Täuschung. Dass er Wildtauben und Wild-
enten schlägt und kröpft, wenn diese nur stille hielten, ist nicht
zu bezweifeln. — Doch nun zu unseren beiden Arten.
1) Gemeiner Bussäard. — Dass bei Nichtornithologen,
wenngleich tüchtigen Waidmännern die Bestimmung vieler unserer
Tagraubvögel durchaus nicht selten auf grosse Unsicherheit stösst,
darf bei der oft ausserordentlichen Variabilität der meisten Arten
in Körperstärke und Gefiederfärbung durchaus nicht befremden.
Mit den Weihen, namentlich der Wiesen- und Steppenweihe in ge-
wissen Kleidern, hat sogar der sattelfeste Ornithologe seine Plage.
Die beste einschlägige Literatur verlässt ihn, ausreichende Ver-
gleichstücke fehlen ihm, die sonst charakteristischen Merkmale sind
undeutlich, er kann die vorliegende Weihe nur mit einem ? etiquettiren.
Beim gemeinen oder Mäusebussard ist nun die Sache trotz seiner
farbigen Verschiedenheit durchaus nicht schlimm. Eine Beschreibung
würde hier zu weit führen, doch sei bemerkt, dass, wenn es sich
um einen bussardähnlichen Raubvogel, also nicht etwa um Weihe,
Milan, Falk u. dergl. handelt, die Eigenthümlichkeit des Steisses
allein schon die Art bestimmen lässt. Derselbe ist nur mittellang
und wird von den angelesten Flügeln ganz bedeckt; die Steuer-
federn besitzen weisse Schäfte und tragen ausser dem dunklen
Spitzenbande 12 (10 bis 14) schmale Querbinden. Eine Verwechs-
lung kann am leichtesten zwischen diesem und dem fast beispiel-
los variablen sogen. Wespenbussard (Pernis apivorus L. — Re-
präsentant einer eigenen Gattung) stattfinden. Bei diesem über-
ragt der lange Steiss die Flügel und trägt 3 (4) breite und
zwischen diesen feine dunkle Querbinden. Es ist durchaus nicht
unmöglich, dass der Herr Vorsitzende in jener Versammlung des
Märkischen Forstvereins für seine Angabe, dass ein erlegter Bussard
mit Forleulen-Raupen vollgestopft war, sich im Irrtbum über die
Species befand. Der Wespenbussard nimmt vielfach ausser aller-
hand Insecten, Wespen- und Hummelbrut u. a. auch sehr gern
nackte Raupen. In dem Kropfe eines solchen fand ich nebst einem
Erdfrosche 320 kleinere Spannerraupen. Für den Bussard wäre
eine solche Mahlzeit zum wenigsten sehr auffallend, obschon auch
er nicht selten Insecten, aber wohl kaum andere, als solche, welche
am Boden leben (Grillen, Heuschrecken), in irgend erheblicher
Menge verzehrt. Ausserordentlich wichtig ist es, den gemeinen
Bussard im Fluge richtig anzusprechen und jeden anderen ähnlich
176 Prof. Dr. Altum: Wirthsehaftl. Werth der Krähen u, Bussarde,
grossen und schwebenden Raubvogel von ihm unterscheiden zu
können. Beschreiben lässt sich ein solches Flugbild kaum. Man
betrachte aufmerksam seine Gestalt im Fluge, die Umrisse und
Haltung der Flügel, die relative Länge und Gestalt des Schwanzes,
und es wird nach fester Einprägung dieses Bildes nicht so schwer
sein, Sofort zu erkennen, wenn es,sich um eine andere Art, etwa
Wespen-, Schneebussard, schwarzen Milan, dessen Schwanzgabel
schon bei mässiger Ausbreitung des Steuers verschwindet, u. a.
handelt. Das wohl am leichtesten und sichersten zu verwerthende
Merkmal des schwebenden und kreisenden Bussards bietet die He-
bung der Flügel über den Körper. Der letztere liegt merklich
tiefer als die Flügelflächen, während bei den anderen Flügelflächen
und Körper in einer Ebene liegen: der schwarze Milan streckt
die Flügel fast adlerähnlich.
Die wirthschaftliche Bedeutung erhellt aus den im Allgemeinen
über die Lebens- und Jagdweise der Bussarde vorstehend ange-
deuteten kurzen Bemerkungen. Dass er auch Reptilien, Amphibien,
Kegenwürmer uud andere niedere Thiere verzehrt, ist bekannt.
Seine Zerstörung mancher Vogelnester, das Schlagen einzelner
Junghasen muss unbestritten zugestanden werden. Allein seine
Hauptnahrung sind und bleiben zur Sommerzeit Mäuse. Die auf
durchaus exacten Untersuchungen beruhenden Thatsachen, welche
der Herr Oberförster Fickert auf jener Versammlung des Märk.
Forst-Vereins mittheilte, verdienen die volle Würdigung. Dass der
Fasanenzüchter ihn ohne empfindlichen Schaden nicht in seiner
Nähe dulden kann, lässt sich allerdings ebenso wenig bestreiten. —
Es gehört nun aber der Bussard zu jenen wenigen Vögeln (z. B.
Reiher), deren weitaus meiste Individuen unsere Gegend im Herbste
verlassen, während einige wenige als Standvögel betrachtet werden
müssen. Im Winter aber, wenn eine hohe Schneedecke die Mäuse
beschützt, wenn sich an den Rändern offener kleiner Wasserläufe
keine Frösche und dergl. auffinden lassen, wenn Rebhühner und
auch Hasen Noth leiden, dann wird der Bussard der Jagd in der
That schädlich und leistet der Landwirthsehaft nicht den geringsten
Nutzen. Der einzelne Bussard fahndet Tag für Tag auf dasselbe
Volk Rebhühner. Niemand wird verpflichtet sein können, seine
Pfleglinge bei den Futterplätzen von einem einzelnen Bussard so
decimiren zu lassen.
2) Schneebussard, Rauhfuss, rauhfüssiger B. An Körper-
stärke übertrifft er den gemeinen, sein Schwanz, an der Basis
ee ee u
Dr. Karl Eckstein: Aus dem Minneleben der Vögel. 177
weiss, an der Spitze tiefbraun bis schwarz, sowie seine auf der
Vorderseite bis zu den Zehen befiederten Fänge unterscheiden ihn
von jenem in jedem Kleide. Im Fluge zeigen die Flügel eine
andere, kaum zu beschreibende Gestalt; die Schwanzfärbung macht
ihn alsdann auch in grosser Höhe bei günstiger Projection er-
kenntlich. Er rüttelt weit mehr als der einheimische Vetter und
ist somit dadurch leicht von diesem zu unterscheiden. Seine Hei-
math ist der höhere Norden. Bei uns erscheint er nur als Winter-
gast und zwar im Osten weit häufiger als im Westen. In seiner
wirthsehaftlichen Bedeutung gleicht er dem vereinzelten Winter-
mäusebussard.
Nach allem Vorstehenden wird die Frage nach der Angemessen-
heit eines gesetzlichen Schutzes der Bussarde dahin zu beantworten
sein, dieselben während der „Sommerzeit“, etwa von Anfang März
bis Mitte October, dem Schutze zu empfehlen und in der anderen
Jahreszeit für vogelfrei zu erklären. Dem Fasanenzüchter muss
ausserdem die Möglichkeit gegeben werden, die Erlaubniss zu er-
halten, innerhalb eines bestimmten Umkreises sein Areal zu jeder
Jahreszeit von den Bussarden zu befreien.
3. Dezember 1887.
Aus dem Minneleben der Vögel.
Von
Dr. Karl Eckstein in Eberswalde.
Ebenso wie in ihrer äusseren Erscheinung unterscheiden sich
die Vögel in ihren Lebensgewohnheiten.
Auch die Art der Paarung, der Ort, wo dieselbe stattfindet,
und die besonderen Nebenumstände sind höchst verschieden. Denken
wir nur an den balzenden Auerhahn, der auf hohem Aste sitzend
seinen Balzruf erschallen lässt, oder an den Haushahn, der mit
gesträubten Halsfedern und tief herabgezogenen Flügeln seitlich
an die sich niederduckende Henne herantritt.
Alle Hühner paaren bekanntlich am Boden, der Storch auf
dem Neste, die Gans und Ente im Wasser, letztere beobachtete
ich schon am 23. Februar.
Am 25. April hatte ich das Glück den grossen Buntspecht
belauschen zu können. Es war in der Nähe des im Wald gelegenen,
grossen Eberswalder Stadtsees, wo ich Taucher und Enten zu be-
Cab. Journ. f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 186. April 1889. 12
178 Dr. Karl Eekstein.
schleichen gedachte, als ein dahin fliegender Buntspecht meine
Aufmerksamkeit auf sich zog. Er strich nach einem Baume hin,
_ wo ein anderer Specht, das Weibchen, wartete, und rasch hatte sich
das Paar gefunden. Bei der einige Secunden währenden Ver-
einigung sass das Weibehen quer auf einem in mittlerer Baum-
höhe horizontal vorstehenden Aste einer Buche.
Während die Liebeswerbungen der Sperlinge unter grossem
Geschrei vor sich gehen, wobei die Männchen mit erhobenem
Schwanze, tief gesenkten Flügeln wie närrisch umherhüpfen und
das oder die Weibehen von Zweig zu Zweig jagen, von Ast zu
Ast verfolgen, findet die Begattung ganz in der Stille und oftmals
hintereinander statt.
Eine siebenmalige Vereinigung auf dem Aste eines Birn-
bäumchens hatte ich Gelegenheit zu beobachten, wobei das Männchen
sich jedesmal nach dem Begattungsacte neben dem Weibchen nieder-
liess.. Ein andermal sass dieses auf einem Fenstersims, das Männchen
auf einem vorspringenden Balken nicht ganz einen Meter von
jenem entfernt. Da zwitschert das Weibchen leise, das Männchen
kommt hinzu, die Begattung erfolgt, das Männchen fliegt wieder
auf seinen alten Platz, kommt wieder herbei, die Begattung findet
abermals statt und ebenso zum dritten und vierten Male. Darauf
flog das Männchen auf das Dach des Hauses; das Weibchen hatte
sich in der ganzen Zeit unbeweglich und ruhig verhalten.
Der 20. April 1856 war in Giessen ein Regentag. Laut
schreiend trieb sich ein Spatzenpärchen im Gebüsch des botanischen
Gartens umher, wo ich sie von meinem Fenster aus bequem beob-
achten konnte. Da es nur zwei Thierchen waren, welche so laut
schrieen, wollte ich sehen, ob die Vereinigung auch nach solchem
Lärm und nicht wie gewöhnlich in der Stille stattönden würde.
Das Männchen sass auf einem Zweig und packte das von unten
heranfliegende Weibchen mit dem Schnabel an den Federn des
Hinterkopfes. Dieses zieht darauf die Beine ein, legt die Flügel
dieht an und wird einige Augenblicke von dem auf dem Aestchen
sitzenden und mit den Flügeln schlagenden Männchen in der Luft
frei hängend gehalten. Daun lässt dieses los, das Weibchen fliegt
auf einen nahen Zweig, kommt bald wieder herbei, dasselbe Spiel
wiederholt sich und findet sogar zum dritten Mal statt. Dann fliegen
beide auf den Boden und suchen nach Nahrung. — Eine Er-
klärung dieses höchst eigenthümlichen Gebahrens weiss ich nicht
zu geben.
Ein Ei in der Leibeshöhle eines Haushuhnes. 179
Um die Gunst eines Weibchens sich bemühend, jagen die
männlichen Buchfinken in gewandtem Fluge einander nach. Mit
weitgespreizten Schwanzfedern, von denen die beiden äussersten
jederseits ihren breiten, rein weissen Keilfleck hell leuchten lassen,
gewähren sie einen schönen Anblick. Ihre ziemlich lang dauernde
Begattung findet nicht auf einem Baume, sondern am Boden statt,
wohin sich das Weibchen begiebt, dem das bevorzugte Männchen
alsbald nachfolgt.
Ueber die Begattung der gelben Bachstelze, Motacilla sulphurea,
finden sich in meinem Tagebuche folgende Notizen: Auf dem Kies-
weg des botanischen Gartens zu Giessen sassen am 2. April zwei
Bachstelzen. Das Weibchen duckt sich an den Boden und verhält
sich ganz ruhig. Das Männchen läuft mit nach hinten gestrecktem
Schwanz, hoch gehobenem Hals, zurückgebeugtem Kopf, fast gerade
in die Höhe geriehtetem Schnabel und herabhängenden Flügeln
laut zwitschernd umher. Plötzlich rennt es mit ebenso gehaltenem
Kopf, aber ganz senkrecht aufgerichtetem und etwas ausgebreitetem
Schwanz auf das Weibchen los. Dieses fliegt auf, das Männchen
folgt ihm, beide lassen sich in den Zweigen eines nahen Weiden-
baumes, zwitschernd einander Antwort gebend, nieder. — Das
Weibchen begiebt sieh wieder an den Boden, wohin ihm laut schreiend
das Männchen folgt, um in derselben brünstigen Stellung wie vor-
hin nun auf es los zu gehen. Die Begattung dauert ungewöhnlich
lange; während derselben hat das Männchen sich mit dem Schnabel
im Nacken des Weibchens festgehalten, dieses fliegt eine Strecke
fort, setzt sich nieder, um sein Gefieder in Ordnung zu bringen,
während der Gatte im Gebüsch verschwindet. Ganz ähnliches
Gebahren hatte ich Gelegenheit auch bei der weissen Bachstelze
zu beobachten.
Ein Ei in der Leibeshöhle eines Haushuhnes.
Von
Dr. Karl Eckstein.
In der Leibeshöhle eines Huhnes, das im vergangenen Jahre
seschlachtet wurde, fand man einen eigenthümlichen Gegenstand,
der feuchtem, zusammengeknittertem Papier nicht unähnlich war.
Er lag seitlich des Magens, dicht an denselben angedrängt und war
dementsprechend schwach muldenförmig ausgehöhlt. Seine Länge
12*
180 0. te
und Breite betrug etwa je 4 em, während die Dieke zwischen 5 und
10 mm schwankte. Nachdem ich den Gegenstand von zwei Seiten
genau gezeichnet, wurde begonnen, ihn sorgfältig auseinander zu
falten, und siehe da, es war eine papierdicke, lederartige Eihülle,
die beim Präpariren an einer Stelle zerriss. Der stumpfe Pol ist
normal, das spitze Ende dagegen in einen geknickten, fast 2 em
langen röhrenförmigen Hals ausgezogen, wie ich ihn schon öfter
als Monstrosität bei Hühnereiern gefunden habe. Um die membran-
artige Haut geschmeidig zu machen, wurde sie mit Wasser ange-
feuchtet, sorgfältig aufgeblasen und mit Baumwolle ausgestopft.
Sie hat eine regelmässige Eiform angenommen, geht an dem spitzen
Ende in den genannten Fortsatz aus und ist auf ihrer Oberfläche
durch die Falten, in welchen sie früher zusammengelegen hatte, in
unregelmässige Vielecke getheilt. Die Entstehung dieser Eihülle
wird etwa die folgende gewesen sein: das Ei war gerade in dem
Stadium, in welchem es von der Kalkschale umgeben werden sollte,
ist aber durch irgend welchen Zufall in die Leibeshöhle gerathen,
wo es zwischen den Eingeweiden eingezwängt einem verhältniss-
mässig grossen Druck ausgesetzt war, so dass sein Inhalt heraus-
gepresst und mit der Zeit vollständig resorbirt wurde. So blieb
nur die consistentere Haut übrig, welche entsprechend dem Aus-
treten des Ei-Inhaltes mehr und mehr zusammenfiel und endlich in
fest gefalteter plattgedrückter Form an den Magen angepresst
ward, wo sie nach dem Schlachten des Huhnes gefunden wurde.
Dr. Karl Eckstein.
Turdus iliacus Linn. in Bayern nistend.
(Aus dem handschriftlichen Nachlass des Oberförsters ©. Baumeister.)
Mittgetheilt von
O. Reiser.
In dem IX. Jahresberichte (1884) des Ausschusses für Be-
obachtungsstationen der Vögel Deutschlands findet sich pag. 287
zu der Notiz des im Titel genannten verewigten Oberförsters bei
Turdus tliacus, welche er einmal im Jahre 1865 auf 5 Eiern
brütend am 8. Mai in den Allgäuer Alpen aufgefunden zu haben
angiebt, eine Bemerkung von R. Blasius, dass diese Beobachtung
so interessant ist, dass es sehr wünschenswerth wäre, ähnliche
Beobachtungen aus dortiger Gegend zu erhalten.
Turdus diacus Linn. in Bayern nistend. sl
Leider konnte Baumeister dieser Aufforderung, nieht mehr
nachkommen, denn kurze Zeit darauf wurde uns dieser treffliche
Beobachter durch den Tod entrissen; allein als ich am 10. Januar
dieses Jahres für das bosnisch-herzegowinische Landesmuseum in
Sarajevo von der Wittwe Baumeister’s die prächtige Eiersammlung
ihres verstorbenen Gemahls zu erwerben die Freude hatte, fand
ich unter den zahlreichen Papieren und Aufzeichnungen die nach-
folgenden näheren Umstände der Auffindung des Weindrossel-
nestes, welche es unzweifelhaft erscheinen lassen, dass es sich um
ein Brutvorkommniss dieses nordischen Brutvogels in Süddeutsch-
land wirklich handelte.
Wennschon verlässliche Fälle eines Brütens dieser Drossel
in Norddeutschland selten sind und in der Regel eine solche Be-
obachtung auf voreiliger Annahme zu beruhen pflegt, so muss
der im Folgenden vorgekommene Fall am Nordabhange der Alpen
geradezu als ein Unicum bezeichnet werden.
In neuerer Zeit ist mir überhaupt nur ein Fall, der Anspruch
auf Glaubwürdigkeit machen kann, aus der hübsch geschriebenen
Studie von Th. Pestalozzi, das Thierleben der Landschaft Davos
bekannt, wo pag. 33 eine Rothdrossel nistend beim Davoser Kulm
angeführt wird.
Schon in einem Briefeoncepte vom 27. November 1866 schreibt
Baumeister an einen unbekannten Correspondenten, vielleicht
Oberf. Hintz, von Sachsenried aus über seinen im Vorjahre ge-
machten glücklichen Fund Folgendes: „Ueber Turdus ilacus habe
ich Euer Hochwohlgeboren zu berichten, dass im selben Sommer,
als ich diese Eier in Fischen sammelte, ein männlicher oder weib-
licher Vogel (von 2 Stücken) bei Wollmetshofen im Juni geschossen
wurden. Ueberdies hat mein Vater selig mir oft gesagt, dass
ich T. iliacus nistend bei uns finden könne, da er Vögel im Sommer
angetroffen — dies zur Notiz und als* weiterer Beweis für das
Brüten des Turdus iliacus in südlichen Gegenden.“
Offenbar auf die Anmerkung in dem Beobachtungsstations-
bericht hin hat Baumeister kurz vor seinem Tode ausführlicher
seinen Fund vom Jahre 1865 beschrieben. Auf einem Forst-, Jagd-
und Trift-Rechnungs-Bogen findet sich unter dem in der Ueber-
schrift beibehaltenen Titel:
„Die Wein- oder Rothdrossel ist bekanntlich ein Vogel des
Nordens, brütet auf Island, in Norwegen, Lappland, Insel Tromso&,
Archangelsk, Gouvernement Curland, Gottland, Krotoschin, Esthland,
182 Dr. A. König: Vorläufige Notiz über zwei neue Vogelarten.
Polen, Russland und Finnland in Birkenwäldern und Erlen-Brüchern.
Dass sie aber auch in Süddeutschland niste, wurde noch nicht er-
wiesen; ich kann jedoch einen Fall constatiren, wo sie bei uns
und zwar bei Fischen im Allgäu genistet hat.
Es war am 8. Mai 1865, als ich in den sogenannten Iller-
auen gelegentlich der dort stattfindenden Forsteultur ein äusserlich
aus gröberen, innerlich mit feineren Halmen gebautes, von den
Nestern anderer bei uns vorkommenden Drosselarten wohl unter-
scheidbares Nest in einem Erlen- und Fichtenstrauche 2‘ von der
Erde entfernt mit 5 frisch gelegten Eiern entdeckte.
Ich wollte den Vogel erlegen, jedoch liess mich derselbe auf
Schussnähe nicht ankommen. Derselbe war sehr scheu, gab
nur ein paar kurze Laute von sich, und so musste ich auf den-
selben verzichten, welcher von mir genau als Turdus diacus er-
kannt wurde, befürchtend, es könnte mir das Nest sammt seinem
Inhalte entgehen.
Der Standort des Nestes lag in einem Gebirgsthale ca. 3000’
über der Meeresfläche am Fusse des Stubingerhorn und hatte da-
her offenbar viel Aehnlichkeit mit dem eigentlichen Brutstandort
im Norden, so dass dieser einzelne Fall leicht erklärt werden
kann, um so mehr, als schon einzelne Weindrosseln im Frühjahre
und zwar noch im Monate Mai in der Nähe von Augsburg vor
Kurzem beobachtet worden sind. Die Eier waren länglich in ihrer
Form, kleiner als diejenigen der Merula vulgaris, von blaugrünlicher
lebhafter Grundfarbe, welche die sonst vorkommenden, mehr oder
weniger rostbrannen kleinen Flecken kaum erkennen lässt, ohne
schwarze Punkte. Die ziemlich glänzende, glatte Schale ist am
ähnlichsten den Eiern von Merula und T. pilaris. Der Charakter
der Zeichnung gehört zum Färbungstypus von Merula. Maasse:
22—25 mm lang, 17—18 mm breit.“
Gegenwärtig befindet sich dieses Gelege sammt der übrigen
Sammlung Baumeister’s im bosnisch - herzegowinischen Landes-
museum in Sarajevo und es ist nach Obigem wohl nicht zu be-
zweifeln, dass hier ein authentischer, wenngleich vereinzelter Fall
des Brütens der Weindrossel in den süddeutschen bayrischen
Alpen vorliegt.
Vorläufige Notiz
über zwei neue Vogelarten von den Canarischen Inseln.
Von
Dr. A. König, in Bonn.
Auf meiner im vergangenen Winter unternommenen Reise
nach den Canarischen Inseln erbeutete ich unter einem umfang-
reichen Material der dortigen Ornis zwei gute bisher noch unbe-
kannte Vogelarten, welche ich vorläufig bekannt zu machen
wünsche und die kurze Beschreibung wie folgt gebe. Die ge-
Vorläufige Notiz über zwei neue Vogelarten. 183
naueren Details darüber erscheinen dann in einem der späteren
Journalhefte in einer ausführlichen Abhandlung iiber die Vögel
der eanarischen Inselgruppe.
I. Fringeilla coerulescens, Kg. nov. spec. Blaurückiger
Lorbeerfink.
& ad. Frringilae tintilloni simillimus; — sed minor: gula, facie,
suboeulari et gutture pallide rosaceis: pectore et ventre albicante
idemque crisso et subcaudalibus: dorso et uropygio supracaudali-
busque coerulescenti-plumbeis, haud viridi lavatis: rostro coeru-
lescenti-corneo: pedibus incarnatis; iride fusca.
Diese schöne Finkenart unterscheidet sich von der typischen
Form des Tintillon hauptsächlich durch den einfarbigen bleigrau-
bläulichen Rücken, vom Nacken herab bis auf die letzten Schwanz-
deckfedern, sowie durch den gänzlichen Mangel an Rostfarbe auf
Brust und Bauch, welche von hervorstechend schönem Weiss sind.
Die Wohnstätten dieses höchst distinguirten Finken sind die hohen
Lorbeerwaldungen der Insel Palma im Gegensatz zum Tintillon,
der auf Madeira den Fichtenhain und auf Teneriffa fast aus-
schliesslich die Kastanienregion bevorzugt. Der auf Teneriffa vor-
kommende Tintillon unterscheidet sich als klimatische Varietät
von dem auf Madeira lebenden, nicht aber als wirkliche Species. —
HU. Erithacus superbus, Kg. nov. spec. Brillant-Roth-
kehlchen.
& ad. Erithaco hyrcano, Blanford e Persia similis, sed plumis
uropygio haud rubro marginatis: corpore supra obscuro-olivaceo,
capite paullo saturatiore: fronte, gula cum capitis lateribus usque
ad oculos, iugulo et pectore superiore laetissime rubro, paene coc-
cineo; qui color in colli lateribus coerulescenti-cinereo eingitur:
peetore imo et abdomine albicante: hypochondriis et crisso oli-
vaceo adumbratis: rostro pedibusque nigris, iride fusca.
Q ad: haud a mare distinguenda sed minor.
Dieses sich dem Colorit nach sofort unterscheidende Roth-
kehlehen bewohnt die höheren Regionen Teneriffas — etwa von
2500° ab — und geht niemals ans Meergestade herunter. Auch
liegen wichtige biologische Unterscheidungsmerkmale vor, sowie
grosse Differenzen in den Eiern und dem Brutgeschäft, die ich
7. Z. bekannt machen werde. Das hellleuchtende Ziegelroth auf
Kehle und Brust, sowie die dunkele Oberseite charakterisiren
es jedoch schon hinlänglich als gute Art von unserer europäischen
Form. —
184 Dr. G. Hartlaub;:
Argentine Ornithology: A descriptive Catalogue ofthe
Birds of tbe Argentine Republic. By Ph. L. Selater
with notes of their habits by W. H. Hudson. vol. II,
250 S. 10 Kupfertafeln.
Bericht von
Dr. G. Hartlaub.
Wir beeilen uns die Aufmerksamkeit der deutschen Ornithologen
auf den kürzlich erschienenen zweiten Band eines vortrefflichen
Werkes zu lenken, dessen ersten Theil wir bereits besprachen und
das nunmehr vollendet vor uns liegt. Von besonderem Interesse
ist die Einleitung. Selater möchte für die neotropische Region
6 Subregionen annehmen: 1) die transpanamische, also den grossen
centralamerikanischen Isthmus von Tehuantepec bis Panama; 2) die
antillische, enthaltend die westindischen Inseln; 3) die eolumbische,
begreifend das südamerikanische Littoral und die daran hängenden
Andes-Züge in Venezuela, Columbien, Ecuador, Peru und Bolivien;
4) die amazonische, umfassend Guiana und die Thäler des Orinoco
und Amazonas mit ihren Confluenten; 5) die brasilische, also die
grossen Wald- und Camposdistriete Südbrasiliens und Paraguay’s
und 6) die patagonische, also das antaretische Amerika bis auf-
wärts zu den brasilischen Walddistrieten und den Hochlanden
Boliviens auf der Ostseite der Andes mit ihrer westlichen Aus-
dehnung bis zum Golf von Guajaquil. Natürlich sind zwischen
diesen 6 Subregionen keine scharfen Grenzen zu ziehen. Aber in
der Hauptsache haben wir die argentinische Republik der pato-
gonischen Subregion beizuzählen.
Wie schon bemerkt, beträgt die Zahl der uns als die argen-
tinische Republik bewohnend bekannten Vögel 430. Eine tabel-
larische Uebersicht erläutert das numerische Verhältniss der argen-
tinischen Vögel zu denen der neotropischen Region (3565 Arten).
Am verhältnissmässig stärksten vertreten in der argentinischen
‘ Ornis sind die Tyranniden mit nicht weniger als 63 Arten. Ausser-
dem prävaliren die Fringilliden und Dendrocolaptiden, beide ver-
treten mit 46 Arten.
Besonders charakteristisch für die patagonische Avifauna und
vertreten in der Argentinischen Republik sind die Pteroptochiden
und Phytotomiden. Merkwürdig erscheint das Auftreten je einer
besonderen Cinclus-Art in den Bergen Columbiens, den Andes von
Peru und in der nördlichen Sierra der Argent. Republik.
Schwach vertreten sind Colibri’s und Spechte. In der Ordnung
Coceyges glänzen die Motmot’s, die Todus, die Rhamphastiden und
die Jacamare durch ihre Abwesenheit. Die Papageien, deren die
neotropische Region 142 Arten zählt, erscheinen in höchstens
10 Arten.
Stark vertreten sind die Raubvögel mit 19, die Anseres mit
23, die Ralliden mit 13 und die Schnepfen mit 15 Arten.
Von den den Straussen structurell zunächst stehenden Tina-
Bericht über die März-Sitzung. 185
mus, mit 36 Arten über die neotropische Region verbreitet, kennt
unser Gebiet 8 Arten.
| Exelusiv argentinische sind die Gattungen Donacospiza, Sal-
tatrieula, Coryphistera, Anumbius, Limnornis, Drymornis, Rhino-
erypta, Spiziapteryx, Chunga und Calodromas.
Der interessanteste und zumeist charakteristische Repräsen-
tant unter den Vögeln der patagonischen Subregion ist endlich die
Rhea, die amerikanische Vertretung des Strauss-Typus.
Im systematischen Theile des Werkes lassen Selater's Be-
schreibungen, wenn auch kurz gefasst, nichts zu wünschen übrig.
Man erkennt in jeder Zeile die dazu vollgültig berufene Feder.
Besonders interessant aber und von grösstem Werth sind, wir
wiederholen es, die den einzelnen Arten beigefügten biographischen
Notizen W. H. Hudson’s. Sie enthalten des Neuen viel und be-
kunden durchweg den geübten und zuverlässigen Beobachter.
Specieller Beachtung empfehlen wir Hudson’s zum Theil über-
raschende Mittheilungen über die Lebensweise von Gwra piririgua,
Bolborhynchus monachus, Speotyto cunicularia, Miüvago chimango,
Polyborus tharus, Ardea cocoi, Ardetta involucris, Chauna chavarıa,
Aramides ypecaha, Vanellus cajennensis, Larus maculipennis, Calo-
dromas elegans, und von Rhea amertcana! einem herrlichen Vogel,
dessen Tage gezählt zu sein scheinen.
Wunderschön abgebildet sind Chaetocercus Burmeisteri, Hydro-
psalis furcifera, Coccygus cinereus, Conurus Molinae, Bolborhynchus
aymara, Buteo Swainsonii, Ardelta involueris, Cygnus nigricollis, *
Rallus maculatus und Nothura Darwini.
Wir zählen Selater’s „Argentine Ornithology‘“ zu den grössten
Zierden unserer ornithologischen Bibliothek.
Allgemeine Beutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin.
Berieht über die März-Sitzung.
Verhandelt Berlin, Montag, den 4. März 1889, Abends
8 Uhr, im Sitzungslokale, Bibliothekzimmer des
Architekten-Vereinshauses, Wilhelmstr. 92.11.
Anwesend die Herren: Thiele, von Winterfeldt, Rei-
chenow, Pascal, Bünger, Mützel, Deditius, Hartwig,
Schäff, Matschie, Cabanis, Ehmceke,Hocke, Grunack,
Urban, Müller, Rörig, Schotte und von Oertzen.
Als Gast: Herr Freese (Berlin).
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie.
Nachdem der Bericht über die Februar-Sitzung verlesen und
angenommen worden ist, bespricht Herr Cabanis einige neu er-
schienene und eingegangene Schriften. Die Februar-Nummern der
deutschen ormithologischen Zeitschriften werden vorgelegt.
186 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
O. von Riesenthal giebt als erstes Heft eines grösseren
Werkes über „die Kennzeichen der Vögel Mitteleuropas und an-
grenzender Gebiete“ „die Kennzeichen unserer Raubvögel“, eine
vierte durchgesehene Auflage seiner bekannten Arbeit. Angehängt
ist eine kurze Abhandlung über die krähenartigen Vögel und
Würger, welche die äussern Kennzeichen dieser Arten mit einer
gedrängtenUebersicht über die biologischen Merkmale derselben giebt.
William Brewster beschreibt in der April-Nummer des
„Auk“ acht neue Arten und Unterarten vom westlichen Nord-
amerika und Mexiko.
Th. Studer und W. Fatio bieten: Katalog der schweize-
rischen Vögel, bearbeitet im Auftrage des eidgen. Departements
für Industrie und Landwirthschaft. 1. Lieferung: „Tagraubvögel“.
Diese interessante Arbeit, welche mit 7 Verbreitungskarten aus-
gestattet ist, enthält eine werthvolle Aufzählung der die Vogel-
fauna der Schweiz behandelnden, älteren und neueren Arbeiten,
sowie eine Fülle von biologischen Notizen. Bei selten auftretenden
Arten sind alle in diesem Jahrhundert gemachten Angaben über
ihr Vorkommen in der Schweiz berücksichtigt. So finden sich
12 Fälle aufgeführt, wo Gyps fwlvus beobachtet wurde, 85 Mal
wurde Gypaetus barbatus nachgewiesen. Die Vulgärnamen wurden
sorgfältig aufgezeichnet.
W.W.Cooke berichtet „on Bird migration in the Mississippi
valley in the years 1884 and 1885“.
Die Ergebnisse der Beobachtungen von 170 Stationen im Thal
des Mississippi, welcher eine grosse Zugstrasse für die nord-
amerikanische Vogelwelt bildet, liegen vor. 560 Arten wurden
auf dem Zuge beobachtet: über Tyrannus tyrannus (L.) und Progne
subis (L.) finden sich höchst interessante biologische Mittheilungen.
Die Arbeit ist ein sehr werthvoller Beitrag zur Frage des Vogel-
zuges, in welchem den Wechselbeziehungen zwischen Temperatur
und athmosphärischen Einflüssen zu der wandernden Vogelwelt
grosse Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Herr Cabanistheilt den Anwesenden die von Herrn Landois
ergangene Einladung zur Jahresversammlung der Gesellschaft mit.
Herr Reichenow bespricht: „Die geographische Verbreitung
der echten Raben „Corvinae“. Inauguraldissertation von Franz
Diederich. Diese fleissige Arbeit stellt die Verbreitung der
Krähenarten mit Einschluss der Monedula-Gruppe unter reichlicher
Benutzung der vorhandenen Litteratur dar.
Herr Reichenow hat eine Revision der wissenschaftlicheu
Nomenclatur der Vögel Deutschlands vorgenommen und hierbei
eine Anzahl von Fällen gefunden, in welchen nach dem Gesetze
der Priorität eine Aenderung der bisher gebräuchlichen Namen
eintreten muss, während andererseits eine in neuerer Zeit vorge-
nommene Aenderung wieder zu Gunsten des älteren Namen zu
beseitigen ist.
1. Anstatt Hypolais ieterina (Vieill.) muss es heissen: Aypolais
‘Bericht über die März-Sitzung. 187
philomela (L.) 1758. — Linn@’s Diagnose seiner Motacilla Philomela
(Ed. X. S. 185) ist zwar so ungenau, dass danach die gemeinte
Art nicht festzustellen sein würde, aber er bezieht die Species
auf Zuscinia altera Klein (av. 73 T. 1) und nach der Klein’schen
Beschreibung bleibt kein Zweifel, dass unter M. Philomela die
Bastardnachtigal zu verstehen ist.
2. Nach Stejneger (Proc. Un. St. Nat. Mus. Vol. 5 p. 28)
wäre der Gattungsname Chelidon Forst. 1817 für Herundo L. 1758
mit dem Typus 7. rustica L. zu benutzen und für Chelidon Boie 1822
der Linne’sche Name Hirundo, mit dem Typus Z. urbica L. —
Im Jahre 1774 hat aber J. Ch. Schäffer (Elementa ornithologica
Gatt. 100) für die Gattung Hirundo als ganz bestimmten Typus
die Rauchschwalbe (ZH. rustica L.) angenommen (vergl. !. c. Tab. XL).
Sonach war Forster nicht mehr berechtigt, einen neuen Typus
für die Gattung Airundo zu wählen und der Gattungsname Che-
lidon Forst. ist nur ein Synonym zu Hirundo L. Aber auch Boje
durfte nicht später den einmal für einen bestimmten Fall benutzten
Namen in anderem Sinne gebrauchen. Da somit für die Flaum-
fussschwalben ein neuer Gattungsname seschaffen werden muss, so
wählen wir als ein hinreichend unterschiedenes und doch möglichst
ähnliches Wort das Diminutivum von Ohelidon: Chelidonaria. Die
Synonymie beider Gattungen gestaltet sich somit folgendermassen:
Hirundo L. 1758 — ohne bestimmten Typus.
Hirundo J. Ch. Schäff. 1774 — Typus: Airundo rustica L.
Chelidon Forst. 1817 — Typus: Hirundo rustica L.
Chelidonaria Rehw. 1889 — Typus: Hirundo urbica L.
Chelidon Boie 1822 (nec. Forst. 1817) — Typus: Firundo urbicaLL.
3. Cabanis und Heine haben (Mus. Hein. IV. p. 30) ein-
gehend erörtert, aus welchen Gründen die Gattung Picus L. nur
mit dem Typus ?. viridis L. verbunden und nicht die sogenannten
Buntspechte umfassen könne. Dass die älteren Schriftsteller in
dem Grünspecht den Typus der echten Spechte erblickten,
bestätigt J. Ch. Schäffer's Elementa Ornithologica (1774), wo
(Taf. 57) P. viridis als Typus der Gattung Picus behandelt wird.
4. Carine noctua wird meistens auf Striw noctua Scop. (Ann. 1
p- 22) bezogen. Die betreffende, sehr ungenaue Beschreibung
könnte jedoch eher auf Syrnium aluco gedeutet werden. Der
Steinkauz ist unter dem Namen Strix Noctua zuerst von Retzius
(Faun. Suec. 1800 p. 84) deutlich beschrieben worden, die Art
sollte also als Carine noctua (Retz.) geführt werden.
5. Falco gyrfalco L. wird in der Regel für den norwegischen
Jagdfalk angewendet. Linne beschreibt die Art folgendermassen:
„f. cera caerulea, pedibus luteis, corpore fusco subtus fascüs einerers,
caudae lateribus albis. Hab. Europa; Columbis infestus.“ Diese
Diagnose wie das allgemeine Vaterland Europa und ganz be-
sonders die Bemerkung, dass der Falk den Tauben nachstelle,
188 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
deuten vielmehr auf F. peregrinus. Jedenfalls bleibt es zweifelhaft,
welche Art vom Autor gemeint ist. Dagegen führt Linn& drei
Seiten vorher Falco rusticolus auf mit der Diagnose: „F. cera
palpebris pedibusque luteis, corpore einereo alboque undulato, collari
albo. Hab. in Suecia.“ Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, dass
hiermit der Jagdfalk gemeint ist, welcher demnach unter Be-
richtigung des von Linn& begangenen Schreibfehlers F. rustr-
culus L. zu nennen ist.
7. L. Stejneger hat nachgewiesen, dass Scolopaz glottis L.
nicht auf den hellen Wasserläufer, sondern auf Zimosa lapponica
zu beziehen ist, und wendet für erstere Art den Namen Totanus
nebularius (Gunn.) 1767 an. Ich finde aber, dass Linne (Ed. X
1758 S. 149) obige Art als Tringa littorea kenntlich beschreibt.
Nicht allein die Diagnose, sondern auch die in der Fauna sueeica
gegebene ausführlichere Beschreibung dürften keinen Zweifel offen
lassen. Die Art ist demnach als Totanus littoreus (L.) 1758 zu
führen.
8. Der Gattungsname Colymbus wird von vielen Schrift-
stellern noch immer für die Seetaucher gebraucht, während für
die Lappentaucher der fürchterliche Name Podiceps Lath. zur
Anwendung gelangt. Demgegenüber sei wiederum darauf hinge-
wiesen, dass Brisson (1760) zuerst eine Sonderung der von
Linn& vereinigten See- und Lappentaucher vorgenommen hat.
Letztere beliess er bei der Gattung Colymbus, erstere vereinigte
er in der neuen Gattung Mergus. Da aber Mergus von Linne&
vorher in anderem Sinne gebraucht worden ist, so kann dieser
Brisson’sche Gattungsname nicht bestehen bleiben, auch Uria
Scop. 1777 ist vorher von Brisson anders verwendet; vielmehr
kommt Urinator Cuv. (1800) für die Seetaucher in Anwendung.
9. Der Name Xema Leach, Ross Voy. of Discov. (1819)
App. 57, als Gattung für Larus sabinii Sab. angewendet, scheint
ein sinnloses Wort zu sein. Nach Ross’ Angabe ist derselbe auf
Xeme begründet, welche Bezeichnung Sabine dieser Mövenart
beigelegt habe: ‚„(Sabine’s Xeme, non-descript)“. Da nun Sabine
in seiner Beschreibung der Art (Trans. Linn. Soe. 12. p. 522. 1818)
ganz besonders auf die Gabelung des Schwanzes aufmerksam
macht und hervorhebt, dass diese Eigenschaft wohl eine generische
Sonderung rechtfertigen möchte, so liegt es nahe, dass der Autor
mit der seinem typischen Exemplar beigefügten Bezeichnung
„NXeme“ das grichische ynun (Klaffen) im Sinne hatte. Durch einen
Fehler bei der Benutzung lateinischer Buchstaben ist offenbar an
Stelle des griechischen 7 ein x angewendet und auf diese Weise
der ursprünglich gute, passende Name entstellt worden. Wir
möchten deshalb an Stelle des bisherigen sinnlosen Wortes für
die Folge den Namen Chema empfehlen. —
Herr Hartwig theilt einiges aus einem Briefe des auf Madeira
weilenden Dr. König mit. Tristram hat die im Bolle’schen Ver-
zeichniss als zweifelhaft angesprochenen Formen auf den Canaren
in
Bericht über die April-Sitzung. 189
untersucht und wird sie als neue Arten beschreiben, so den
canarischen Thurmfalken und das dortige Rothkelchen. Phyllop-
neuste rufa von den Canaren bestimmte er als Ph. fortunata (ef.
J. f. 0.1886 p. 485 und 486). Der Name Ph. rufa canariensis Hartw.
dürfte jedoch die Priorität haben. Von Fringilla teydea denkt
Dr: König etwa ein Dutzend zu erlegen. Ein Gelege desselben
Vogels wurde ihm für 200 Mark angeboten.
. König sammelte auf Madeira 2 Pärchen von Regulus madei-
rensis sowie Columba trocaz.
Herr Hartwig schliesst hieran einige Berichtigungen und
Verbesserungen zu seiner oben erwähnten Arbeit: „Am 11. April 1886
hörte und sah ich auf einem Ritt zum grossen Curral in einer Höhe
von 700 m an steiler Felswand, die mit langen Grasbüscheln und
kleinem Gesträuch dicht bestanden war, den Zaunkönig.“
J. f. O. 1886 p. 484, Zeile 2 und 3 von oben lese man: „Auf
Tenerifa sah ich dafür häufiger Perdix petrosa“ etc. Perdix rufa
kommt auf den Canarischen Inseln nicht vor.
Herr Ehmcke macht Vorschläge über die Art und Weise
für die Verbreitung der Matschie’schen Bestimmungstabelle
für Raubvögel.
Herr Schäff wird das Interesse der Jagdschutzvereine für
diese Angelegenheit zu erwecken versuchen.
Herr Schäff legt eine hahnenfedrige Birkhenne (Tetrao
teirix L.) vor.
Herr Thiele spricht über ein Spulei von Gallus domesticus, in
welchem sich ein zweites zur Hälfte mit fester Schale ausgebildetes
Ei befindet. Im vorigen Jahre war ihm ein ähnlich gebildetes Ei
zugegangen, welches ein kleineres vollständig ausgebildetes Ei um-
schloss.
Schluss der Sitzung.
I ee Matschie. Cabanis, Gen.-Secr.
Bericht über die April-Sitzung.
Verhandelt Berlin, Montag, den 8. April 1889, Abends
8 Uhr, im Sitzungslokale.
Anwesend die Herren : Cabanis, Reichenow, Mützel,
Hartwig,von Winterfeldt, Grunack, Matschie, Thiele,
Deditius, Ehmceke, Hocke, Schalow, Nauwerck, Pas-
cal, Schäff, Krezschmar, Rörig, Bünger und A. Müller.
Als Gäste die Herren: Freese und Lackowitz jun.
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie.
Der Bericht über die März-Sitzung gelangt zur Verlesung und
Annahme.
Herr Cabanis legt vor und bespricht eine Anzahl neu er-
schienener und eingegangener Schriften.
Die „Mittheilungen des ornithologischen Vereines in Wien“
erscheinen vom Beginne dieses Jahres an in Octav-Format und
190 Allgem. Deutsche Omithologische Gesellschaft zu Berlin:
mit zinkographirten Abbildungen versehen wöchentlich unter dem
Titel: „Die Schwalbe“,
Die American Ornithologist’s Union bietet eine durchgesehene,
den in der letzten Zeit nöthig gewordenen Aenderungen in der
Nomeneclatur Rechnung tragende Check-List of North-American
Birds. Dieselbe führt 768 Arten auf; jeder Species ist der ge-
bräuchlichste Vulgär-Name sowie ein kurzer Hinweis auf die
Stellung der Art in den bereits erschienenen Check-List’s von Baird
1858, Coues 1373 und 1832, und Ridgway 1380 beigegeben. Die
Arbeit ist so gedruckt, dass die einzelnen Artbezeichnungen als
Etiquetten ausgeschnitien werden können. Angefügt ist eine Liste
von 10 Arten, welche in Nordamerika acclimatisirt in wildem
Zustand frei brüten. Es sind Phasianus colchicus, torquatus, versi-
color, Euplocomus nyethemerus, Chrysolophus pietus, Tetrao tetrix,
Carduelis elegans, Passer domesticus, montanus, ? Alauda arvensis.
H.E. Dresser macht in der Januar-Nummer des Ibis einige
Mittheilungen über eine kleine Vogelsammlung, welche Dr. Radde
in Transcaspien zusammengebracht und an den Verfasser zur Be-
stimmung übersandt hat. Dresser beschreibt als neu darin Zanzus
raddei, von welcher Art er bereits in den P.Z. S. 1888 p. 291
eine kurze Diagnose gegeben hatte.
Freiherr König-Warthausen hat eine Anzahl kleinerer
in den Jahresheften des Vereins für vaterl. Naturkunde in Württem-
berg erschienenen Arbeiten eingesendet, unter welchen sich die
ersten drei ornithologischen Jahresberichte aus Württemberg be-
finden. Interessant sind die Angaben über Oypselus melba, Musci-
capa collaris, Euspiza melanocephala, Surnia nisoria, Scops zorca.
Einzelne Angaben wie im 1887er Bericht pag. 142 über Aypotri-
orchis aesalon, pag. 145 über das Brüten Otus brachyotus, pag. 186
über Gallinula chloropus bei Böblingen etc. erscheinen dringend
einer Bestätigung bedürftig.
Die April-Nummer des ‚Ibis“ wird vorgelegt und besprochen.
Th. Pleske veröffentlicht zwei sehr werthvolle Arbeiten. In
den M&moires de l’Academie imperiale des sciences de St. Peters-
bourg giebt derselbe eine „Revision der Turkestanischen Ornis“
nach Sammlungen des verstorbenen Conservators Russow. Dieser
tüchtige Ornithologe, der leider viel zu früh im Jahre 1879 den
schwarzen Blattern erlag, hat in 8 Monaten über 800 Vogelbälge
gesammelt, darunter 18 bis dahin für Turkestan nicht nachge-
wiesene Arten. Pleske zählt 419 Species auf.
Von einem zweiten für die Kenntniss der palaearctischen
Region sehr werthvollen Werke Pleske’s, die Vogelfauna des
Russischen Reichs liegt eine Lieferung, die erste des zweiten
Bandes vor, welche die Grasmücken behandelt.
Das Werk erscheint in deutscher und russischer Sprache; eine
Tafel, von Mützel’s Hand gemalt und lithographirt, zeigt die Sylvia
curruca mit ihren Verwandten $. althea und S. miniscula.
Von Herrn Dr. Conwentz ist eine Mittheilung des West-
preussischen Provinzial-Museums in Danzig eingegangen, welche
en er u
Nachrichten: An die Redaction eingegangene Schriften. 191
u. a. über das Vorkommen des Syrrhapies paradozus in jener
Provinz interessante Angaben bringt. Bemerkenswerth ist, dass
am 12. Februar 1889 ein altes $ dieser Art auf Leimruthen hinter
dem neuen Schützenhause unweit Danzig gefangen wurde. Das-
selbe befindet sich im Provinzial-Museum. Am 25. April 1888
wurden die ersten beiden Steppenhühner in der Provinz bei Kl.
Stoboy erlegt. Ein junges Thier ist nirgendwo beobachtet worden.
Die Vögel haben sich vornehmlich von dem Samen und jungen
Pflanzen des rothen Klees ernährt, dann fanden sich aber auch
Weizen- und Roggenkörner sowie andere Samen vor.
Herr Ehmcke erwähnt, dass nach Mittheilungen des Herrn
Conwentz Phalaropus hyperboreus in Westpreussen erlegt wurde.
Herr Hocke zeigt Spähne, die von Picus martius in der
Umgegend von Fürstenwalde aus dem Holze herausgeschlagen
wurden, vor.
Lu
Eine längere Discussion erhebt sich über eine neuerdings auf den
Vogelmarkt gelangte, angeblich neue Art der Gattung Cardinalis,
welche sich, sobald ein Exemplar zur wissenschaftlichen Prüfung
zugänglich sein wird, zweifelsohne als Artefaet erweisen dürfte.
Herr Bünger verliest 2 kleine Abhandlungen von Dr. Eck-
stein: „Aus dem Minneleben der Vögel“ und „Ein Eiin der Leibes-
höhle des Haushuhns“. Dieselben gelangen im Journal zum Abdruck.
Derselbe überbringt Grüsse unseres Mitgliedes Radde und
kündigt dessen Besuch im Juni dieses Jahres an.
Schluss der Sitzung.
ed si Matschie. Cabanis, Gen.-Secr.
Nachrichten. :
An die Redaction eingegangene Schriften.
(Siehe Jahrg. 1889, Seite 110 ff.)
2196. Zeitschrift für Ornithologieund praktische Ge-
flügelzucht. Organ des Verbandes der ornithologischen
Vereine Pommerns XIII. Jahrg. No. 4—6. April—Juni
1889. — Vom Ornithologischen Verein zu Stettin.
2197. Monatsschrift des Deutschen Vereinszum Schutze
der Vogelwelt. Redigirt von Hofrath Prof. Dr. Liebe.
XIV. Jahrg. No. 5—6. März — April 1889. Vom Verein.
2198. V. von Tschusi: Der Tannenhäher [Aus Mon. d. D. V.
z. Schutze d. Vogelwelt. XIV. Jahrg. 1889. No. 1.] —
Vom Verfasser.
2199. Derselbe: Ueber Phyllopneuste bonelli Vieill. in der Schweiz.
— Von Demselben.
2200. Derselbe: Zum heurigen Erscheinen des Fichtenkreuz-
schnabels. — Von Demselben.
2201. Derselbe:Zur Erinnerung an heimgegangene Ornithologen.
I. u. II. [Aus Mitth. d. Orn. Ver. in Wien 1888. No. 11 und
aus: Die Schwalbe XIII. Jahrg. No. 2.] — Von Demselben.
2213.
2214.
2215.
2216.
2217,
2218,
An die Redaction eingegangene Schriften.
. V.v.Tsehusi: Kronprinz Erzherzog Rudolf als Ornithologe.
[Aus Die Schwalbe XIII. Jahrg. No. 6.] — Vom Verfasser.
3. „DieSchwalbe.“ Mittheilungen des Ornithologischen Ver-
eines in Wien. Jahrg. XIII. No. 1—7. 1889. — Vom Verein.
. v. Tschusi: Richtigstellung der Notiz „Ardea bubuleus iz
Obedske bare“. — Vom Verfasser.
d. Proceedings of United States National Museum.
Vol. XI. No. 9, 5. Jan. 1889. — Vol. XI. No. 19, 26. März
1839. — Von der American Ornithologist’s Union.
. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. VI. Ser.
Vol. 1. No. 2. -—- April 1889. — Von der British Orni-
thologist’s Union.
. Freiherr Richard König-Warthausen: Bauch-
schwangerschaft bei Vögeln. Aus Jahreshefte d. Ver. f.
vaterl. Naturkunde in Württ. 1886. — Vom Verfasser.
. Derselbe: Ueber die Schädlichkeit und die Nützlichkeit
der Rabenvögel. [Ebendaher 1887]. — Von Demselben.
. Derselbe: Ueber die Gestalt der Vogeleier und über deren
Monstrositäten. [Ebendaher 1855]. — Von Demselben.
. Derselbe: Omithologischer Jahresbericht 1885, 1886, 1887.
[Ebendaher 1886, 1887, 1888.] — Von Demselben.
. H. E. Dresser: Notes on Birds collectet by Dr. G. Radde
in the Transcaspian Region. [Cum. tab.: Zandus raddei.|
[Aus Ibis. January 1889.| — Vom Verfasser.
. Cheek-List of North-American Birds. Accor-
ding to the Canons of Nomenclature of the American Orni-
thologists Union. 1889. — Von der American Orni-
thologist’s Union.
Theodor Pleske: Revision der Turkestanischen Ornis.
[Aus Mem. de !’Acad. imp. d. science. de St. Petersbourg.
VI. Serie Tome XXXVI. No. 3.] — Vom Verfasser.
Th. Plesk e: Die Vogelfauna des Russischen Reichs. Band II.
Lief. I. Grasmücken (Sylvia). Petersburg 1889. [Mit einer
Tafel: Sylvia curruca nebst verwandte Arten.] — Vom
Verfasser.
P. Leverkühn: Welche Vögel nennt der Koran? [Aus
Zeitschr. f. d. ges. Orn. IV. 1888]. — Vom Verfasser.
Leverkühn: Die Vögel unseres Gartens in Hannover.
[Aus Monatsschr. d. D. V. z. Schutze d. Vogelwelt 1889.
No. 5.] — Von Demselben.
J. A. d. Sousa: Aves da Huilla (Angola remettidas ao
Museu de Lisboa pelo reverendo padre Antunes. [Aus
Jornal de Sciene. Math. Phys. e. Nat. 1889. I] — Vom
Verfasser.
Supplement to the Code of Nomenclature and
Check-List of North-American Birds. — Von der American
Ornithologist’s Union.
————&a—a —
JOURNAL
ORNITHOLOGIE
Siebenunddreissigster Jahrgang.
Allgemein Beutsche nis nhe Bekuen zu Berlin,
Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung.
Abgehalten zu Münster in Westfalen, vom 10. bis 12. Juni 1889.
Erster Tag.
Montag, den 10. Juni 18389, Abends 8 Uhr. Vorver-
sammlungim westfälischen zoologischen Garten.
Anwesend als Mitglieder die Herren: Prof. Dr. H. Landois,
Münster, Dr. A. König, Bonn, Ernst Hartert, z. Z. Wesel,
E. Schotte, aus Berlin und Dr. Tenckhoff, Paderborn.
Als Gäste nahmen Theil die Herren: Dr. Westhoff,
Freiherr Fr. v. Droste-Hülshoff, Rudolf Koch, H.
Stroband, H. Kaiser, W. Lienenkamp, L. Treu, Dr.
Vormann und H. Wiekman aus Münster, Dr. Bölsche und
Rector E. Lienenkamp, Osnabrück.
Prof. Dr. Landois eröffnet die Sitzung durch eine herzliche
Begrüssung der Anwesenden. Zum Vorsitzenden für die heutige
Sitzung und für morgen wird Professor Landois gewählt und
zu Schriftführern werden die Herren Dr. Westhoff und Hartert
ernannt. Die Feststellung der Zeit und der Tagesordnung für
die nächstjährige Versammlung in Berlin wird den Berliner Mit-
gliedern zur Berathung in einer Monatssitzung überlassen.
Noch lange nach Erledigung der Tagesor dnung sassen die
Anwesenden bei Bier und Wein zusammen.
Zweiter Tag.
Dienstag, den 11. Juni 1889, Morgens 9 Uhr. Sitzung
im westfälischen zoologischen Garten.
Anwesend als Mitglieder die Herren: Prof. Landois,
Cab, Journ, £, Ornith, XXXVI. Jahrg. No. 187. Juli 1889. 13
194 Allgem. Deutsche Ormithologische Gesellschaft zu Berlin:
Schotte aus Berlin, Dr. A. König, Bonn, Ernst Hartert,
z. Z. Wesel, Dr. Tenckhoff aus Paderborn.
Als Gäste die Herren: Dr. Westhoff, G. Nieling, Wanne,
-R. Grasreiner, Wanne, Dr. Vormann, Otto Weber,
Tümler, Fr. Loens, Rud. Koch, Westrick, Frei-
muth, Cand. Wickmann aus Münster, Oberförster Renne,
Dülmen, Architekt Brode, Münster und F. Siekmann aus
Iburg.
Der Vorsitzende Prof. Landois eröffnet die Versammlung
mit Verlesung einer langen Reihe von Postkarten, Briefen und
Telegrammen, welche das Bedauern vieler Mitglieder enthielten,
die durch äussere Umstände verhindert waren, der Versammlung
beizuwohnen. Prof. Cabanis blieb aus Gesundheitsrücksichten
fern, Wiepken in Oldenburg verträgt das Reisen nicht mehr,
Reichenow ist durch die Arbeiten in dem demnächst zu er-
öffnenden zoologischen Museum ferngehalten, ferner drücken die
Gebrüder Blasius, Paul und Anton Wiepke in Hamburg,
Herr Grunack in Berlin und Freiherr v. Berlepsch in Münden
ihr Bedauern aus, nicht anwesend sein zu können. Herr Hartert
überbringt Grüsse des dienstlich in Anspruch genommenen Dr.
Kutter in Kassel und den Dank des Obersten Nernst in
Wesel für die Einladung, der er gern nachgekommen wäre, aber
durch den Beginn der Schiessübung nachzukommen verhindert sei.
Der Vorsitzende gedachte sodann des in diesem Jahre
erfolgten Todes zweier hervorragenden Mitglieder, S. k. u. k. Hoheit
des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich und des Nestors
der deutschen Ornithologie, Eugen v. Homeyer in Stolp i. P.
Herr Hartert hob in warmen Worten die Verdienste Herrn
E. v. Homeyer’s um die paläarctische und im Besonderen
um die deutsche Ornithologie hervor, die Gesellschaft ehrte den
Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Ein Nekrolog wird
im Journal f. Ornithologie veröffentlicht werden.
Herr Dr. Westhoff sprach über die Avifauna West-
falens. Der Vortrag wird im Journal f. Orn. abgedruckt werden.
An einer längern sich daranschliessenden Discussion nahmen be-
sonders König und Hartert theil. Dr. König constatirt, dass
er Fulica atra, der bisher noch nicht als Brutvogel des Münster-
landes bekannt ist, bei Burgsteinfurt zur Brutzeit beobachtet
hat. Beide Herren glauben bestimmt, das Cyanecula leuco-
cyana nicht eingewandert ist, sondern von den frühern Be-
Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung. 195
obachtern nur übersehen wurde. An die Mittheilung, dass Serinus
hortulanus noch nicht bei Münster brüte, knüpfen sich die Mit-
theilungen König’s, dass die Weiterverbreitung dieses Vogels
von SW. nach NO. stattiinde, dass er 1883 im benachbarten
Rheinlande auftrat und 83 und 84 zuerst bei Bonn Brutvogel war.
Hartert bemerkt, dass er den Vogel kürzlich bei Dresden hörte,
dass er bei Wesel noch nicht vorkomme und auch manchmal von
S. nach N. sich weiterverbreite. Es dürfte nach Ansicht beider
Herren nur noch kurze Zeit dauern, bis er auch im Münsterlande
und bei Wesel Brutvogel. Hartert knüpft an den Vortrag an,
dass Jynxz torquilla bei Wesel zwar brüte, aber ganz ausser-
ordentlich selten.
Hierauf sprach Herr Ernst Hartert über das Leben einiger
Vögel Indiens. Der Vortragende, der vor etwa zwei Monaten von
einer neunzehnmonatlichen Reise nach Sumatra, Malakka, den
Gebirgen Ober-Assams zurückgekehrt war, führte die Anwesenden
zuerst im Geiste in den Hafen von Calcutta, wo die überaus
frechen Milane, Melvus gowinda Sykes, die schönen Aaliastur indus
und zahlreichen Corvus splendens den Fremden in Erstaunen setzen.
In den Raaen eines Dampfers wurden einmal 34 Milane,
2 Haliastur und etwa ein Dutzend Krähen gezählt. Die Frechheit
der Milane wurde drastisch geschildert, die Art des Ergreifens
der Beute erläutert und das Leben anderer die innere Stadt be-
wohnender Vögel, Acridotheres tristis, Passer indicus, der Geier,
Marabus und anderer beschrieben.
Von dem reichen Vogelleben auf dem heiligen See bei Push-
kar in Rajputana, wo sich Enten mit einer den deutschen
Jäger frappirenden Zahmheit herumtreiben, ward ein Bild entworfen.
Wenige Vögel beleben so phantastisch eine Gegend wie die
Bucerotiden, deren vorzüglichste Heimath die grossen, ebenen
"Waldungen Sumatras und Malakkas sind, Zu gewissen Jahres-
zeiten hallen dort die Wälder wieder vom Geschrei der riesigen
Buceros rhinoceros und Rhinoplaw vigl. Eine Schilderung der
Lebensweise dieses letzteren, seltenen Vogels ist bisher nur von
Davison, dem trefflichen früheren Sammler Hume’s, versucht
worden und vom Verfasser vollauf bestätigt gefunden und ver-
vollständigt.
Genauer besprochen wurde dann ein bisher nur einmal er-
legter, nunmehr von Hartert in drei Exemplaren mitgebrachter
Hornvogel, Anorhinus Austen‘ Jerdon; die Exemplare zeigen, dass
13*
196 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
/
wir hierin eine sehr gute Art vor uns haben, welche sich nicht
nur deutlich im Gefieder, sondern auch durch eine verschiedene
Lebensweise von der nahestehenden Anorhinus Tickelli unterscheidet.
Während Tickelli auf ein kleines Gebiet in Tenasserim beschränkt
ist, lebt Austen! in den Gebirgen der Patkai-Hügelketten in Ober-
Assam.
Beschrieben ward der bisher noch nicht bekannte Ton des
hochseltenen Psdopogon pyrolophus, der in Malakka in Höhen
von 4000 Fuss, in Sumatra schon 2000 Fuss hoch gefunden wurde.
Diese Stimme klingt etwa zirr zirr zerrırr und wurde vom Vor-
tragenden anfangs für eine Cicadenstimme gehalten. Ausserdem
hat der Vogel noch einen kurzen kreuzschnabelähnlichen Lockton,
während die ihm von Wray zugeschriebene Stimme einem andern
Vogel angehört.
Ferner ward das Leben der tropischen Bienenfresser im
Innern Afrikas, auf Sumatra und Salanga beschrieben. Schon in
Afrika an Merops pusillus Müll. und wiederum häufig an Melittias
quintieolor auf der Insel Salanga wurde wahrgenommen, dass sie
sich nach Art der Alcedininen in das Wasser stürzen, wahrscheinlich,
um an der Oberfläche schwimmende Insekten zu fangen. Der be-
kannte indische Ornithologe Blyth erwähnt derselben Beobachtung
an einem kalten Tage von Merops viridis in Nordindien, eine
Beobachtung, die ihn sehr überraschte und nur das eine Mal ge-
macht wurde. |
Als fernere Charaktervögel tropischer Gegenden, welche der
Gegend ein buntes Leben verleihen und Jedem auffallen, nicht wie
die bunten Pitta und manche Eurylaemiden tief versteckt im
Waldesdunkel leben, wurden die Alcediniden geschildert, deren
zwei Unterabtheilungen Alcedininen und Daceloninen sich ganz wesent-
lich in der Nahrung und im Aufenthalt unterscheiden. Einzelne
Ausnahmen wurden angeführt, der wesentliche Unterschied aber
besteht darin, dass die Alcedininen stosstauchend aus dem Wasser
fischen, die Daceloninen ihre Beute auf dem Trocknen nehmen.
Viele andere mitgetheilte biologische Beobachtungen werden später
im Journ. f. Ornith. veröffentlicht werden.
Hierauf legt Herr Hartert mehrere von einem und dem-
selben Weibehen herrührende, von ihm 1383 bei Wesel am Rhein
gefundene Kukukseier vor, welche schon im Journ. f. Ornith. 1887
pag. 253 u. 254 besprochen wurden. Die Eier haben in der Farbe
eine frappante Achnlichkeit mit denen von Calamodyta phragmitis, in
_
Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung. 197
deren Nestern sie bis auf eins auch gefunden wurden. Die An-
wesenden erklärten, so gefärbte Kukukseier noch nicht gesehen
zu haben. Mit diesen Eiern, bemerkt der Vortragende, ist ein
fernerer Beweis geliefert, dass ein und dasselbe Kukuksweibchen
gleichgefärbte Eier legt und dass die gegentheilige Behauptung
des Herrn Oberförster Adolf Müller (siehe Journ f. Ornith.
1889 Seite 39 in der Arbeit von Herrn Walter) durch einen
ferneren, durch Beweisstücke bekräftigten Fall widerlegt wird
Im Anschluss hieran richtet der Vorsitzende, Professor Lan-
dois, nochmals die Gedanken der Versammlung auf die von keinem
Ornithologen getheilten Ansichten des Oberförster Müller, der
den Beweis zu liefern suchte, dass der Kukuk zuweilen selber
brüte. Wie wenig glücklich er dabei gewesen ist, wurde durch
die in der Septembersitzung 1883 in Berlin von den anwesenden
zwölf Mitgliedern kundgegebene Meinung und durch den ein-
gehenden Aufsatz von Ad. Walter in Cabanis Journal 188)
Seite 34 u. ff, genugsam bewiesen; aber in Anbetracht des grossen
allgemeinen Interesses für den Gegenstand glauben die Anwesenden
nochmals Stellung zu der „Frage“ nehmen zu müssen, indem sie
einstimmig dem Vorstehenden zustimmen.
Ferner legt Herr Hartert ein ungeflecktes, sehr
grosses Schreiadlerei aus Ostpreussen vor. Bekanntlich fehlen
immer noch unanfechtbare Beweisstücke für das Brüten von Aguzla
clanga in Preussen. Das Weibchen, dem vorliegendes Ei angehört
hat, hatte den Anschein, eine c/anga zu sein, wurde aber leider
nicht erlegt, sondern nur angeschossen, kam nicht wieder zum
Horste zurück und ward nicht wieder gesehen. Das Ei wurde
natürlich daraufhin fortgenommen. Nach Meinung der Anwesenden
ist das Ei eine clanga, aber da absolut sichere Merkmale zur
Unterscheidung der Eier verschiedener Schreiadlerarten nicht zu
finden sind, muss die Frage noch offen bleiben.
Hierauf berichtet Herr Oberförster Renne aus Dülmen
über das Birkwild der Ebene Westfalens. Es wird die
interessante Erscheinung eingehend besprochen, dass das Birkwild
in den letzten Jahren in die Ebene des Münsterlandes von Norden
her eingewandert ist. Es zeigte sich zuerst im Norden des Münster-
landes und trat erst später in den südlichen Theilen desselben
auf. Noch vor fünf Jahren konnte man im Zweifel darüber sein,
ob die Ansiedelung eine dauernde sein werde, jetzt aber kann
dies keinem Zweifel mehr unterliegen, sondern es wird erfreulicher
198 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Weise eine stetige Vermehrung und Ausbreitung wahrgenommen.
Schon ist es an gewissen Orten so zahlreich geworden, dass dort
die Jagd zur Balzzeit zu den besten in Deutschland gehört. Mit
dem in den Gebirgen Westfalens, dem Sauerlande, lebenden Birk-
wilde hat dies eingewanderte Birkwild nichts zu thun, denn es
unterscheidet sich ständig durch geringere Grösse. In der mit
ungewöhnlicher Schärfe beobachteten Schilderung des Balzens der
Hähne wird hervorgehoben, dass der Schwanz stets dachförmig
ausgebreitet wird, ausser dem oft beschriebenen ‚Kollern“ und
„Schleifen“ wird auch das fast nirgend erwähnte kurze „terrüt“
beschrieben, das man nur beim Aufflattern des Hahnes hört. Der
Ton der Hennen wird als kökökökö bezeichnet. Ein Treten findet
nur statt, wenn Hahn und Henne sich allein glauben, nicht aber,
wenn mehrere Hähne und Hennen beisammen sind. Im Gegen-
satz zu dem Auerhahn, den man gewöhnlich im „Anspringen“
resp. Anschleichen erlegt, ist der Hahn auch während des
Schleifens noch recht vorsichtig und scheu. Die Balz beginnt
im Beobachtungsgebiete anfangs April und dauert bis gegen Ende
Mai. Das Nest findet man auf freien Flächen, zwischen Haide-
kraut und Gras, auch schon auf einsamen Waldwegen an den
Bölken zwischen Geleise und Pferdeweg. Die Hähne wurden oft
beobachtet, wie sie an feuchten Haidemooren Rohrhalme in
Massen abbissen, wodurch der Graswuchs an solchen Orten sehr
begünstigt wurde. In Buchweizenfeldern richten sie zuweilen
Schaden an.
Von Feinden dürften Iltis, Fuchs und Marder die schlimmsten
sein, aber selbst diese richten nicht allzu grossen Schaden an, da
das Birkwild hier die öden, von diesen Thieren wenig besuchten,
diehtest verwachsenen Haidekrautflächen bewohnt.
Unter dem guten Schutze, der dem schönen Wilde in den
meisten Forsten zutheil wird, dürfte der Bestand sich fernerhin
vermehren.
Es folgt nunmehr der Vortrag des Herrn Wiekmann:
Ueber Struetur und Bildung der Eischale.
Zur Erläuterung des Vortrages, welcher im Journal abgedruckt
wird, werden alsdann an zwei grossen Mikroskopen von der Firma
Klönne und Müller in Berlin mit verschiedenen Trokensystemen,
Wasser- und Oel-Immersionen eine Menge Präparate demonstrirt,
wovon wir als besonders interessant ein Präparat von einem
braunen Eierfarbstoffe, dem Eileiter einer Krähe ent-
N
Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung. 199
nommen, hervorheben wollen, dessen enorm kleine, amorphe Par-
tikelehen durch eine !/,, zöllige Wasser-Immersion von Klönne
und Müller, bei ca. zweitausendfacher Vergrösserung sehr hübsch
zur Anschauung gebracht wurden. —
Hierauf sprach Herr Dr. A. König aus Bonn: Zur Fauna
der Canarischen Inseln. Der Vortragende kürzt in Anbetracht
der vorgeschrittenen Zeit seinen Vortrag wesentlich ab. Es werden
kurz die früheren Arbeiten über das Gebiet erwähnt und nament-
lich der ganz vortreffichen Arbeit von Dr. Bolle volles Lob ge-
spendet. Die über 400 Bälge und viele Eier enthaltenden Samm-
lungen Dr. König’s bestätigen fast durchweg Bolle’s sorgfältige
Beobachtungen, die Berichtigungen betreffen fast nur solche Arten,
welche anscheinend nicht von Bolle erlegt wurden und nun durch
die vorliegenden Stücke als anderen Formen angehörend sich er-
wiesen. So z. B. ist der grosse Würger Lanius algeriensis, der
grosse Specht ist nicht numidieus sondern major, der Pieper ist
Anthus Bertheloti, Parus Tenerifjae ist identisch mit ultramarinus ,
die Feldlerche ist sehr selten u. a. m.
Dem vulkanischen Boden entsprechend ist die Ornis wie die
ganze Fauna eine armselige und dürftige. Die von Bolle in den
hohen Regionen des Pie von Teneriffa vergeblich gesuchte, früher nur
in Paris und London in wenigen Exemplaren vorhandene Fringilla
_ teydea wurde vom Vortragenden mit Recht in den eine Höhe von
120 bis 130 Fuss nicht selten erreichenden Wäldern von Pinus
canariensis vermuthet und als Brutvogel entdeckt. Seine Lebens-
weise wurde genau beobachtet und Nest und Eier erworben
welch’ letztere grösser und von einem tieferen Blau als die Eier
von Fringilla coelebs sind.
Die ebenfalls seltene Fringilla tintillon ward in einer auf
Madeira grösseren, auf Teneriffa kleineren Race erbeutet, auf
Palma ward eine neue Art Fringilla coerulescens König entdeckt,
die durchweg blau ist und keine Rostfarbe auf der Unterseite zeigt.
In Höhen von und über 2500 Fuss wurde ein durch Gefieder, Eier
und Nistweise verschiedenes Rothkehlchen Eryihacus superbus König
n. sp. entdeckt, auf der Insel Palma jedoch unsere Erythacus rubecula
gefunden.
In den schönen Lorbeerhainen von Palma wurde die Columba
laurwora und auf Teneriffa Columba Boll brütend gefunden, beide
machen 2 Bruten, legen aber jedesmal nur ein Ei. Eine ausführ-
200 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin.
liche Arbeit über den Gegenstand wird demnächst im Journal für
Ornithologie veröffentlicht werden.
Herr Dr. Reichenow hat einen Aufsatz eingesandt, welcher
die wissenschaftliche Nomenelatur behandelt und die
Stellungnahme der Gesellschaft zu dieser wichtigen Frage durch
Einigung über bestimmte Grundsätze in Vorschlag bringt. Eine
Diseussion über die Arbeit findet nicht statt, die Versammlung
beschliesst jedoch:
1. Die Versammlung hält es für eine wichtige Aufgabe, den
Versuch einer Regelung der zoologischen Nomenclatur zu unter-
nehmen.
2. Eine Commission, bestehend aus den Herren Dr. Reiche-
now in Berlin und Freiherr Hans v. Berlepsch in Münden,
wird erwählt mit dem Ersuchen eine Vorlage auszuarbeiten, die
auf der nächstjährigen Jahresversammlung zur Discussion bezw.
Beschlussfassung vorzulegen ist; dieselbe soll den Mitgliedern
vorher im Drucke zugestellt werden, damit ein Jeder in der Lage
ist, seine Anschauungen nach reiflicher Ueberlegung zu vertreten.
Hierauf schliesst der Vorsitzende die Versammlung um 1'/, Uhr
Mittags.
Nachdem im Saale des zoologischen Museums im zoologischen
Garten ein trefiliches, gemeinsames Mittagsmahl eingenommen
war, wobei Herr Prof. Landois in schönen Worten ein Hoch
auf die ornithologische Wissenschaft ausgebracht hatte, wird ein
Rundgang durch die schönen Sammlungen des Museums unter-
nommen und die von einigen Herren unter Landois’ Führung
schon vor Beginn der Versammlung am Morgen begonnene, ein-
gehende Besichtigung der Provinzialsammlung fortgesetzt, welche
viel des Interessanten bot. Sehr beachtenswerth ist ein bei Münster
erlegtes Blaukehlchen, das als Cyanecula Wolfii bezeichnet ist und
dem jedweder weisse oder zimmtbraune Fleck im blauen Kehl-
felde fehlt, nur die bedeckten, nicht sichtbaren Wurzeihälften der
Federn sind weiss. Dr. König und Hartert glauben indessen,
dass dies nicht Cyaneeula Wolfii mit tiefblauer Kehlfärbung ist,
sondern eine Varietät von Üyanecula leueocyanea. Viele andre be-
merkenswerthe Stücke wurden eingehend geprüft, eine wohl durch
Versehen hineingerathene Nyctea nisoria wurde als bei Königsberg
i. Pr. erbeutet und in der typischen Art des Herrn Präparator
Künow ausgestopft erkannt. Besonders reich vertreten sind
Sing- und Wasservögel.
se en Die a ©
Bericht über die (XIV.) Jahresversammlung. 201
Am Nachmittag hatte die zoolog. Section für West-
falen und Lippe in Verbindung mit der Direction des
zoologischen Gartens ein Festconcert veranstaltet, das die
Anwesenden bis gegen Abend im zoologischen Garten fesselte.
Die Herren König und Hartert hatten gegen Abend zu ihrem
grossen Bedauern Abschied nehmen müssen, aber die Zahl der Orvi-
thologen ward durch die noch verspätet erscheinenden Herren Freih.
v.Berlepsch und Wilh. undRud. Blasius aus Braunschweig ver-
mehrt. Bis zum dämmernden Tage wurden die Anwesenden durch
die feuchtfröhliche „Abendgesellschaft des zoologischen
Gartens“ in urgemüthlichster Stimmung zusammengehalten.
Dritter Tag.
Excursion nach Dülmen.
Mittwoch, den 12. Juni: Vormittags. Anwesend von Mitglie-
dern die Herren: Prof. W. Blasius, Prof. R. Blasius aus Braun-
schweig, Schotte aus Berlin, und Prof. Landois.
Von Gästen nahmen Theil: Zwei Herren Nieling aus Wanne,
Rechnungsrath Rade, Koch, Cand. Wiekmann, Tümler aus
Münster, Nopta aus Seppenrade, Oberf. Renne aus Dülmen, Hacke-
braun aus Dülmen und Dr. Westhoff aus Münster.
Gegen 7 Uhr fand die Abfahrt nach Dülmen statt, wo Herr
Oberförster Renne und Kaufmann Nopta aus Seppenrade die
Gäste begrüssten. Zunächst fand eine Besichtigung des pracht-
vollen herzoglich Croy’schen Schlossgartens statt. Darauf fuhr die
Gesellschaft, soweit die Haide das Fortkommen der Wagen ge-
stattete, in die liehtübergossene Einöde hinaus und setzte zu Fusse
den Weg über die weite Ebene fort, wo das Haidekraut die todten
Sandflächen mit rothglüheuden, honigschweren Blüthenbüscheln
bedeckt und zur Alleinherrscherin geworden ist. Wo zwei lange
Reihen hochaufgeschossener, aber längst wieder erstorbener
Lärchen den Versuch verrathen, die Haide dem Menschen forstlich
nutzbar zu machen, da löste sich die Gesellschaft in weitgedehnte
Gruppen auf, um das Birkwild zu erwarten, das von einer Kette
Treiber herangedrängt werden sollte. Schwüle Ruhe lag. über der
Haide, nur der Kiebitzruf drang von ferne herüber und ein grosser
Brachvogel schwebte am Horizonte dahin. Ein halbwüchsiges
Füchslein schnürte gerade auf Dr. R. Blasius, den einzigen In-
haber einer Flinte, zu und wurde mit zwei Schüssen Hühner-
schrotes erlegt, und auch der Hauptzweck ward zur vollkommenen
202 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Befriedigung der Gesellschaft erreicht, indem ein Birkhahn mit
nachfolgender Henne über dieselbe hinstrich.
Stellenweise dicht umhüllt von Massen des Eichenwicklers,
Tortrix viridana, deren Raupen die Eichblätter überall zerfressen
hatten, nahm die Gesellschaft den Weg zum herzoglichen Wild-
parke hin, wo die Bestände an Rehen, virginischen und Axis-
Hirschen vorübergetrieben wurden und ein wohlgelungenes Absuchen
der zahlreichen Kaninchenbaue mit Frettchen stattfand. Unter
den vielen grauen Kaninchen wurden auch einige weisse Exem-
plare sichtbar. Es sind keine Albinos, denn sie haben schwarze
Ohrenspitzen und dunkle Augen, sie sollen aus Spanien stammen.
Mit dem Nachmittagszuge kehrte die Gesellschaft nach Münster
zurück, nachdem durch ein gemeinsames Mal im Hötel Ostrup zu
Dülmen die körperlichen Bedürfnisse befriedigt waren. Infolge
der noch immer zahlreichen Betheiligung ward beschlossen, eine
fernere wissenschaftliche Sitzung abzuhalten.
Sitzung im zoologischen Garten, 12. Juni 1889.
Abends 8 Uhr.
Der Vorsitz wurde Herrn Prof. Wilh. Blasius übertragen.
Anwesend von Mitgliedern die Herren: Prof. Wilh. Blasius,
Prof. Rudolf Blasius, Freiherr v. Berlepsch, Prof. Landois,
Herr Schotie.
Von Gästen: Herr Rechnungsrath Rade, R. Koch, Dr. West-
hoff, Herr Tümler, Cand. Wiekmann, Herr W. Pollack und
A. Krause, aus Münster.
Freiherr v. Berlepsch legt eine Reihe südamerikanischer
Vogelbälge vor, welche neue Arten repräsentiren:
Conirostrum setticolor intermedium nov. subspec. aus Venezuela.
Pogonotriecus Landoisi nov. spec. aus Venezuela.
Dendrocolaptes eximius nov. spec. aus Trinidad.
Urochroma Emmae nov. spec. aus Columbia.
Die Diagnosen sollen später im Journ. f. Ornith. veröffentlicht
werden.
Prof. Wilh. Blasius hatte beabsichtigt, einen Vortrag
über neue Arten von den Sulu-Inseln zu halten, nimmt aber der
vorgerückten Zeit halber davon Abstand. Die Abhandlung soll
später abgedruckt werden.
Derselbe machte einige persönliche Mittheilungen über
E. v. Homeyer.
Pe
Berieht über die (XIV.) Jahresversammlung. 203
Eugen Ferdinand v. Homeyer, geboren am 11. Nov. 1809
zu Nerdin bei Anclam in Pommern, starb am 31. Mai 1889 Abends
11!/,;, Uhr. Die Erziehung erhielt derselbe anfangs im elterlichen
Hause, das er später zum Zwecke des Besuches eines Gymnasiums
verliess. Schon früh erwachten in ihm die Neigungen zu den
Naturwissenschaften, besonders zu botanischen und zoologischen
Studien. Infolge des Verkehrs mit vielen ältern und gleichaltri-
gen Ornithologen wurde bald die ÖOrnithologie seine Lieblings-
wissenschaft.
Von Beruf Landwirth pachtete v. Homeyer im Jahre 1840, in
dem er sich auch am 18. Octob. mit Philippine Ladewig ver-
heirathete, die Güter Darsin und Pottargen (Kr. Stolp). 1852 kaufte
er das Gut Warbelow, verkaufte dasselbe aber 1874 wieder, nach-
dem ihm seine treue Lebensgefährten durch den 'Tod entrissen
war, um nach Stolp i. P. zu ziehen und sich nur noch seinen
Lieblingswissenschaften zu widmen. Sein Sohn Eugen ist z. Z.
Majer im Magdeb. Dragoner-Reg. Nr. 6 und Director der Unter-
offieier-Reitschule zu Hannover, seine Tochter Clara mit Herrn
v. Zitzewitz auf Dumroese bei Denzin i. P. verheirathet. Der
Verewigte war sammelnd und schriftstellerisch ausserordentlich
thätig. Der deutschen Ornithologen-Gesellschaft gehörte er seit
ihrer Begründung an und war lange Jahre Präsident derselben.
Bis in seinen letzten Lebensmonat war v. H. geistig und körper-
lich sehr rüstig. Zu Pfingsten dieses Jahres hatte er sich eine
wissenschaftliche Reise seit längerer Zeit vorgenommen. Noch
am 24. Mai d. J. ist derselbe Abends mit Bekannten bis 10'/;, Uhr
in der Umgebung von Stolp spazieren gegangen, um dort ausge-
setzte Nachtigallen zu verhören. Am 25. Mai Abends hat er das
Casino besucht _ und wie gewöhnlich seine Parthie gespielt. Am
26. Mai früh ist er zur gewohnten Stunde aufgestanden, er war
gesund und munter, doch traf ihn beim Anziehen der Stiefel ein
Schlaganfall, der die ganze linke Seite lähmte. Die Besinnung
ist fast bis zum Tode nicht entschwunden. Am Mittwoch, den
29. Mai, waren die letzten Worte, die er sprach „Buch“, „Feder“,
Das Schreibzeug, das ihm gereicht wurde, konnte er aber nicht
mehr zum Schreiben verwenden. Der Todeskampf trat ein, der
ihn in der letzten Stunde des 31. Mai dahinrafite. Zuletzt schien
der Tod wie eine Erlösung. Im Tode nahm das Gesicht den
Ausdruck des Friedens und des Verklärtseins an.
Es ist ein merkwürdiger Zufall, dass der letzte Correctur-
204 Allgem. Deutsche Ormithologische Gesellschaft zu Berlin.
bogen zu dem letzten grösseren Werke v. Hs „Vögel Norddeutsch-
lands“ wenige Stunden vor dem Tode in Stolp angelangt zu sein
scheint. Das Werk wird jedenfalls, event. vollendet von meinem
Bruder und mir, sehr bald erscheinen können. Der ganze wissen-
schaftliche Nachlass ist in den Besitz des Sohnes übergegangen
und wird zunächst nach Braunschweig übergeführt werden, um hier
geordnet und gesichtet zu werden.
Hierauf vertheilte Dr. R. Blasius unter die Anwesenden seine
Broschüre „Erzherzog Rudolf, Kronprinz von Oesterreich-Ungarn +.“
Professor Landoissprach überdasneuenaturhistorische Museum
zu Münster und betonte im Anschlusse daran die Wichtigkeit der An-
lage von Lokalsammlungen. In der sich anknüpfenden Discussion hebt
auch Freih. v. Berlepsch die Wichtigkeit lokalfaunistischer Studien
hervor, R. Blasius weist auf ähnliche Bestrebungen in Danzig und
Dorpat hin.
Auf Antrag des Vorsitzenden fasst die Versammlung folgende
Resolution: „Die Jahresversammlung der D. ©. G. zu Münster i. W.
bittet künftigbin um separate Zusendung der Einladung zur
Jahresversammlung unter Kreuzband.“ (Begründung: um ein
Uebersehen und Verlorengehen derselben zu vermeiden.)
Eine nochmalige Besichtigung der Lokalsammlung durch die
erst gestern Abend Angekommenen erwarb den Beifall derselben.
Auf Mittheilung von der gestern angenommenen Resolution be-
züglich der Mittheilungen Ad. Müller’s über das Brüten des
Kukuks, erklären die nachträglich gekommenen Herren sich noch
namentlich mit dieser Resolution einverstanden.
Da weitere Verhandlungsgegenstände nicht vorlagen, schloss
der Vorsitzende die Versammlung mit einem Hinweise auf die
grosse Aufmerksamkeit und Liebe, mit welcher dieselbe vom Lokal-
geschäftsführer Landois und den Mitgliedern der zoologischen
Section aufgenommen und geleitet wurde, und spricht den Dank
dafür aus. Prof. Landois bedankt sich für die Anerkennung
und dankt den Gästen für deren Besuch.
Etwa eine halbe Stunde, um 9!/; Uhr Abends, nach Schluss
der Sitzung lief ein Telegramm des Fürsten von Bulgarien
ein, was Prof. Landois veranlasste, nochmals die Sitzung zu er-
öffnen. Das sofort verlesene Telegramm lautet:
„Sofia, Palais 12. Juni 1889. 6 Uhr N.M.“
„Seine Königliche Hoheit der Fürst von Bulgarien,
ordentliches Mitglied der D.O.G., beauftragen mich, Ihnen zu
Dr. Fr. Westhoff: Zur Avifauna des Münsterlandes. 205
melden, dass seit einigen Tagen sich Millionen von Rosenstaaren,
Acridotheres roseus, in nächster Umgebung Sofias aufhalten.
Dieselben bedecken streckenweise Boden und Sträucher, zeigen
Ermüdung und Hunger. Der Fürst erlegte heute früh 75 Stück.
Seine Königliche Hoheit benutzt diesen Anlass, den versammelten
Mitgliedern der A.D. O.G. seinen collegialen Gruss zu übersenden.
Der Chef der Cabinets-Canzlei Geheimrath v. Laaba.“
Auf Antrag des Freiherrn v. Berlepsch wird beschlossen,
dem Fürsten folgende Antwort telegraphisch zuzusenden:
„An den Chef der Cabinets-Canzlei Seiner Königlichen Hoheit
des Fürsten von Bulgarien, Geheimrath v. Laaba, Sofia, Bul-
garien. Die Jahresversammlung der A.D.O.G. zu Münster i. W.
bittet den Herrn Chef Sr. K. Hoheit ihren unterthänigsten Gruss
und Dank für die hochinteressante Mittheilung betreffs des Er-
scheinens der Rosenstaare in Bulgarien gütigst übermitteln zu
wollen. Professor Dr. Landois, Vorsitzender.“
Freiherr v. Berlepsch verbreitete sich noch in eingehender
Rede über den Rosenstaar und seine Wanderungen, worauf die
Versammlung geschlossen wurde. —
Ein gemüthliches Zusammensein der Theilnehmer fand erst
bei hereinbrechendem Tage ein Ende.
Ernst Hartert und Dr. Westhoff. Prof. Landois.
Schriftführer. Vorsitzender.
Aufsätze, Berichte, Briefliches etc.
Zur Avifauna des Münsterlandes.
Von
Dr. Fr. Westhoff.
[Vortrag gehalten auf der Jahresversammlung der Allgem. Deutschen
Ornitholog. Gesellschaft zu Münster i. W.]
Zweck meines Vortrages ist es keineswegs, etwas wissen-
schaftlich Neues aus dem Gebiete der einheimischen Orrithologie
zu bieten, sondern ich hege die Absicht, dasjenige, was die Lokal-
forschung unseres Münsterlandes, dessen Hauptstadt heute die
Ehre hat, Ormithologen aus ganz Deutschland in ihren Mauern zu
sehen, bis jetzt in Bezug auf seine Avifauna ergründet, zu einem
Gesammtbilde zusammenzufassen und so das hiesige Leben und
Treiben der Vogelwelt Ihrem Verständnisse näher zu bringen.
206 Dr. Fr. Westhoff:
Wenngleich auch unser Münsterland einen Theil der grossen
norddeutschen Tiefebene ausmacht, seine Fauna sonach mit dieser
dieselben Grundtöne trägt, so besitzt es doch in Bezug auf Be-
schaffenheit und geopraphische Lage solche Eigenthümlichkeiten,
dass dieselben unmöglich ohne Einfluss auf die Vogelwelt bleiben
konnten. Dazu kommt, dass das Münsterland im Laufe der Zeit,
zumal in den Tagen des jetzigen Jahrhunderts, so durchgreifende
landschaftliche Veränderungen erlitten hat, wie wohl kaum ein
anderer Theil Norddeutschlands; Veränderungen, welche auch
in der Physiognomie der Vogelwelt einen auffallenden Wechsel
hervorbringen mussten.
Bevor wir daher den Charakter unserer Ornis und die Ver-
änderungen, welche sie mit den Jahren erlitten hat, näher in’s
Auge fassen, wird es notwendig sein, Ihnen in kurzen Zügen
das Münsterland und seine Eigenthümlichkeiten vorzuführen, als
auch die Unterschiede in der landschaftlichen Beschaffenheit
zwischen einst und jetzt näher zu erläutern.
Das Münsterland bildet einen dreieckigen, nach Westen offenen
Busen. Im Nordosten wird es vom Teutoburger Walde, im Süden
beziehungsweise Südwesten von dem Haarstrange begrenzt. Den
geologischen Untergrund bilden thonigsandige oder thonigkalkige
Gesteine der Kreideformation, welche aber nur an einzelnen Stellen
aus den diluvialen Lehm- und Sandüberlagerungen hervorragen.
Höhere Berge und grössere Gewässer, seien es nun Flüsse oder
Seen, fehlen gänzlich, dafür aber durchziehen niedrige Kreide-
höhen vielfach die Ebene, und eine Unzahl kleiner Bäche und
Flüsschen durchfurchen den lockeren Boden. |
Mit dem Eintritt in die historische Zeit war dieses Ländcehen
ein weites Wald- und Sumpfland. Cornelius Taeitus, der erste
Schriftsteller, welchem wir Nachrichten über die Beschaffenheit
unseres Landes verdanken, sagt ausdrücklich: „im Allgemeinen
ist es mit finsterem Urwald oder wüsten Sümpfen bedeckt“. Nur
an geeigneten Orten, wo ein Fluss oder Quell, eine Au oder ein
Gehölz zur Besiedelung einluden, fanden sich bereits die ältesten
Wohnstätten, von denen allmählich die weitere Cultur des Bodens
ausging. Noch heute kann man vielfach die Verhältnisse erkennen,
unter welchen diese Besiedelung des Landes vor sich gegangen,
und der Name mancher Ortschaft sagt noch heute, von welcher
Beschaffenheit der Ort der Culturstätte ursprünglich gewesen ist.
So trefien wir hier zu Lande ein Borghorst, Freckenhorst, Senden-
Zur Avifauna des Münsterlandes. 207
horst u. s. w. von Horst = Wald hergenommen; ein Nordwalde, ein
‚Albersloh, ein Wadersloh, ein Ennigerloh u. s. w. von Loh,
Lohe=Gehölz ; ferner ein Seppenrade, Rinkerode von Rade, Rode =
Rodung u. s. w. u. s. w.
Wild und dicht bewaldet blieb dieses Land bis in das sech-
zehnte und siebenzehnte Jahrhundert hinein. Zwar hatten die
bebauten Flächen zugenommen und an Ausdehnung gewonnen,
aber die einzelnen Gemeinden wurden vielfach noch durch weite
Moore (Veene) und Unlande (Wöste), sowie durch dichte Wal-
dungen von einander getrennt. Erst die langen und schweren
Kriegszeiten (vom 30 jährigen Kriege angefangen bis zum 7 jäh-
rigen) mit ihren wiederholten Verheerungen und Verwüstungen
räumten unter dem wilden Waldbestande vielfach auf und ver-
grösserten die ausgedehnten Sumpf- und Heidestrecken. Grosse
Wälderstrecken versumpften und öde Heiden sowie weite Moore
traten an ihre Stelle. Noch heute findet man in den Sümpfen
unserer Heide, oder in dem Sande kahler Flussufer nicht selten
mächtige Baumreste, die Zeugen einer ehemaligen Bewaldung.
Versumpfungen konnten in einem Lande, wie das Münsterland
ist, leicht eintreten. Von Natur reich an atmosphärischen Nieder-
schlägen, besitzt seine Oberfläche vielfach nur sehr geringe Nei-
sungen. Dieses hat zur Folge, dass die Tageswässer, besonders
auf der Scheitelhöhe der einzelnen Bodenwellen keinen oder sehr
schlechten Abfluss haben, sie bleiben stehen, und da sie leicht in
Folge der sich in ihnen unter dem Einflusse organischer Substanzen
vollziehenden chemischen Prozesse unlösliches Eisenoxydhydrat
ausscheiden, welches im Untergrunde bald sogenannte Orbänke,
bald Raseneisenerzstufen bildet, die bei einem noch so lockeren
Boden weder für das Wasser noch auch für Pflanzenwurzeln durch-
dringlich sind, so sind alle Bedingungen einer allmählichen Terrain-
versumpfung gegeben. Auf diese Weise sind weite Unlandstrecken
im Münsterlande entstanden, die ohne menschliche Nachhülfe kein
höherer Pflanzenwuchs mehr beschatten kann, obwohl einstens ein
üppiges Pflanzenleben daselbst grünte. So büsste das Land viel
von seinem ehemaligen Waldcharakter ein; wo das Wasser wegen
der Abdachung des Geländes leidlich abziehen konnte, entstanden
später kahle Heiden, wo es jedoch fortdauernd stagnirte, der öde
Sumpf und das Moor.
Einen noch grösseren und durchgreifenderen Wechsel in dem
landschaftlichen Habitus unseres Landes aber brachte die zu An-
208 Dr. Fr. Westhoff:
fang dieses Jahrhunderts beginnende Markentheilung hervor. Hier-
durch wurden grosse Flächen von Sumpf und Heideland, die bis
dahin von einer Gemeinde gemeinschaftlich ausgenutzt wurden,
indem sie dem Plaggenhieb oder einer kümmerlichen Viehzucht
dienten, entwässert, getheilt und die Theile den einzelnen Ange-
sessenen der Gemeinde als persönliches Eigenthum überwiesen.
Diese nahmen nun die ihnen zugekommenen Theile auf verschie-
dene Art in wirthschaftliche Benutzung, und bald verschwanden
Sumpf und Heide, und blühende Felder und üppige Wiesen traten
wieder an die Stelle mancher öden Unlandfläche. Dort aber, wo
die Sterilität des Bodens eine ergiebige Nutzung versagte, wurden
die dürren Heidelande zu Kiefergehölzen aufgeforstet, und weite
Flächen, welche noch unlängst eine öde Heide bildeten, deckt
jetzt ein düsterer Nadelwald, dem Lande ein Gepräge verleihend,
das ihm bis dahin fremd war.
Wurde so das Münsterland auf der einen Seite wieder wald-
reicher, so brachte man auf der anderen Seite den verbliebenen
Resten des alten Laubwaldbestandes wiederum grössere Lücken
bei. Vor Allem die in der Neuzeit eingetretene Erhöhung des
Holzwerthes und die Verbesserung der Beförderungsmittel lichteten
schnell die letzten Ueberbleibsel des alten Urwaldes; die alten
Baumriesen sanken unter den Hieben der Axt dahin und weite
Flächen alten Waldes bearbeitete der Pflug zu fruchtbarem Acker-
land. So ist es gekommen, dass heutzutage im „Lande der Eichen‘
eine wirklich alte Eiche, in deren Wipfel'einstmals ‚‚Wodan’s Sagen-
lieder rauschten“, fast selbst zur Sage geworden ist. Alte aus-
gedehnte Waldbestände sind überhaupt heute im Münsterlande
selten, und an die Stelle pfadloser Urwälder sind überall wohl-
gepflegte Forsten getreten, in denen man weder alte noch abstän-
dige, hohle Bäume duldet. Was an Waldpartien heute noch im
Münsterland vorhanden ist, bildet meistentheils kleinere Gehölze,
oft nur wenige Hektare gross; diese allerdings finden sich in grosser
Anzahl und bewirken, dass unser Land trotz seiner jetzigen Wald-
arnuth keineswegs den Eindruck eines kahlen, holzarmen Flach-
landes macht, wie so viele anderen Theile der norddeutschen Ebene.
Noch mehr jedoch als die vielen kleinen Feldgehölze verleiht
eine andere Eigenthümlichkeit des Münsterlandes diesem einen
eigenartigen Charakter. Es sind die sogenannten Wallhecken
(welche wir auch in Holstein unter dem Namen Knicks wieder-
finden), Erdwälle, welche seit der ältesten Culturzeit die einzelnen
‚Zur Avifauna des Münsterlandes. 209
Ackerfelder (Kämpe) umziehen und mit zum Theil recht altem
Holzbestande (Knubben) bewachsen sind. Wenn schon die vielen
Feldgehölze den Fernblick ungeheuer hemmen, so geschieht dies
noch viel mehr durch diese Wallhecken, und so erscheint denn
unser Münsterland in dem bunten Wechsel von Wald und Feld,
Heide und Wiese, überall durchsetzt mit diesen bewachsenen Erd-
wällen, mit seinen eingestreuten Gehöften und Dörfchen wie ein
stetiger Garten oder Park. Weite, ununterbrochene, kahle Gefilde
treffen wir nur an den fruchtbaren Abhängen des Haarstranges
und in den einzelnen öden, noch unaufgeforsteten Heidestrecken,
hauptsächlich im Norden und Osten des Gebietes. Erst in der
neuesten Zeit hat man in ausgedehnterem Maasse mit der Aus-
rodung der Wallhecken und Feldgehölze begonnen, namentlich in
der Umgebung grösserer Ortschaften, und dadurch auch an diesen
Orten weitere flache Fruchtgelände geschaffen.
Nachdem wir also dem Ländchen selbst unsere Betrachtung
gewidmet haben, können wir auf die Beschaffenheit seiner Vogel-
welt und die Veränderungen, welche dieselbe unter dem Einflusse
des landschaftlichen Wechsels allmählich erlitten hat, näher ein-
gehen. Sicher war zu der Zeit, in welcher unser Münsterland,
als wildes Wald- und Sumpfland, in die Geschichte eintrat, die
ÖOrnis eine ganz andere, wie in unseren Tagen. Wohl haben wir
keine bestimmte Kenntniss von ihrer Zusammensetzung; denn Nie-
mand hat uns überliefert, welche Vogelarten hier zu Lande lebten
und nisteten, als der römische Feldherr, Quintilius Varus, es zu
unterjochen trachtete, und Drusus und Germanieus es auf ihren
Rachezügen durchquerten; allein so viel können wir kühn an-
nehmen, dasselbe Bild, wie heute, kann das damalige Vogelleben
dem Auge eines Beobachters nicht geboten haben. Macht uns
doch auch die deutsche Götterlehre mit Vogelarten bekannt, welche
heutzutage nur noch als seltene Bewohner bei uns heimathen,
oder bereits das Bürgerrecht verloren haben. Der Vogel Wodan’s,
der kluge Rabe, heute hierselbst nur noch ein ganz vereinzelter
Brüter, war zweifelsohne in dem Waldzeitalter unseres Münster-
landes ein allverbreitetes und allbekanntes Thier. Ebenso der
alte Waldeinsiedler, der Schwarzspecht, und der sagenumwobene
Schwan, von denen man jetzt nur noch äusserst selten Kunde er-
hält. In der That diese und andere Wald- und Sumpfvögel werden
damals vornehmlich unserer Gegend den ornithologischen Stempel
aufgedrückt haben,
Cab. Journ. f, Ornith. XKXVII. Jahrg. No. 187. Juli 1889. 14
210 Dr. Fr. Westhoff:
In diese Physiognomie hat nun allmählich die langsam fort-
schreitende Kultur Veränderungen geschaffen. Mit der Nieder-
legung grösserer Urwaldstrecken und der Entwässerung weiter
Sumpfgebiete und derenUmwandlung in fruchtbare Wiesenflächen und
wogende Aehrenfelder fanden nach und nach auch die Vögel der
Steppenfauna ihre Daseinsbedingungen. Damals schon werden
daher die Sperlinge und Goldammern, die Schwalben und Segler, die
Fliegenschnäpper, Dohlen, Lerchen u. s. w. mehr und mehr ein-
gewandert sein und, weil in unmittelbarer Nähe der Menschen ein
offenes Leben führend, ein nicht unwesentliches Moment in den
Charakter der Avifauna unseres Landes hineingetragen haben.
Allein trotz alledem verblieb auch der angestammten Wald-
und Sumpffauna ein wesentlicher Antheil an der Zusammensetzung
unserer Ornis, bis mit den langen Kriegszeiten sich die alten Ur-
wälder lichteten und mit der Markentheilung die weiten Sümpfe
und Heiden verschwanden. Dass dem so ist, dafür besitzen wir
wissenschaftliche Ueberlieferungen, herrührend von Männern, welche
noch die „alten Zeiten“ gesehen und in ihnen bereits unsere
Vogelwelt betrachtet und erforscht haben. Besonders sind hier
zwei Ornithologen zu nennen, Meyer und Bolsmann,*) welche uns
zuverlässige, wissenschaftliche Nachrichten über den Charakter
unserer beimathlichen Vogelwelt vor der Markentheilung überliefert
haben. Lassen wir, um ein Bild zu erhalten, wie in jenen Tagen
sich hier zu Lande die Vogelfauna dem Beobachter darstellte,
eine Schilderung des Letzteren folgen, welche er uns von dem
Vogelleben der Croner Heide, drei Stunden nördlich von Münster
bei dem Dorfe Greven gelegen, entworfen hat; **)
„Ganz durchgreifend wurde die Veränderung unserer Fauna
durch die in hiesiger Provinz im Jahre 1830 ausgeführten Gemeinde-
theilungen, wodurch die Moore und Heiden entwässert und die
Wohnplätze der Wasser- und Sumpfvögel vernichtet und letztere
zur Auswanderung gezwungen wurden. So erging es auch der
ınit Wasserpfützen aller Art angefüllten Croner Heide im Kirch-
*) Dr. jur. Franz Meyer, Justizrath zu Rheine, war ausgezeichneter Vogel-
kenner, starb daselbst am 12. Mai 1845; seine Vogelzeichnungen und Manu-
scripte befinden sich auf der paulinischen Bibliothek.
Heinrich Anton Bolsmann, Pfarrer zu Gimbte, geb. zu Rheine am 9-
August 1809, starb am 14. April 1881. Seinen Nekrolog siehe im 9. Jahresber.,
der zool. Section f. Westfalen und Lippe 1881 S. 16.
**) „Ueber das einstige Vogelleben der Croner Heide.“ 2. Jahresber, d.
zool. Section f. Westfalen und Lippe 1874 S. 43.
N
Zur Avifauna des Münsterlandes. 211
spiel Greven, '/, Stunde vom Orte beginnend, !/, Stunde breit und
2 Stunden lang, '/, von der Ems, durchschnitten von verschiedenen
Bächen, umgrenzt von Holzung aller Art. Die Ems fliesst ca. 50
Fuss tiefer und die Bäche 10 Fuss tiefer, als die Heide, welche
durch Abzugsgräben vollständig trocken gelegt wurde, und nun-
mehr kleine Schlaghölzer, Kiefernwaldung und Ackerland enthält.
Wo früher die Schwäne überwinterten, nisten jetzt im Getreide
die Lerchen, wo früher Möwen und Seeschwalben schwebten,
streichen jetzt die Turteltauben, wo früher die Wasserschnepfen
meckerten, da ruft jetzt der Kuckuck, und wo sonst im Früh-
linge das Gejodel und das Geschrei der Wasserläufer (Totanus),
der Tüten und Kiebitze die Luft erfüllte, da ist es jetzt stumm
und still; eine einzelne Baumlerche oder Baumpieper und einzelne
Laubsänger lassen ihren Gesang erschallen, und die stumme
Waldschnepfe streicht jetzt dort im Frühling, wo sonst Hunderte
von Wildenten aller Art strichen. Im Frühjahre, so bis um Mitte
April, bei stillem warmen Wetter bot die Croner Heide Ornitho-
logen ein bezauberndes Bild; das ganze Firmament voll von fröh-
lichem Gejodel der Rothsehenkel, vom Meckern der Wasserschnepfen
(gallinago), der Kiebitze und der vielen Tüten (Charadrius apricarius) ;
die Wasserläufer (Totanus glareola und ochropus) zeigten sich
hier und dort, das leise Wispern der hier zahlreich nistenden
kleinen Strandläufer (Tringa Schinzü) liess sich hören. Auf den
blanken Gewässern tauchte der kleine Steissfuss; im Riedgrase
nistete das punktirte Wasserhuhn. Auf den grossen Wasser-
fluthen wiegten sich kleinere und grössere Schaaren von Enten,
nicht blos Stockenten und Knäckenten, die dort nisteten, sondern
auch Spiessenten, Löffelenten und Pfeifenten, untermischt mit
Schellenten und dem kleinen und grossen Säger, die bald ihren
nordischen Brutplätzen zueilten; unter ihnen oft auch eine Menge
von Tauchenten. Ueber den Gewässern strichen einzelne Möven,
meist Lachmöven, und gegen Anfang Mai trat die dort nistende
Seeschwalbe an ihre Stelle. An den Rändern der grossen Wasser
stand in der Reihe eine Truppe wandernder Fischreiher und unter
ihnen einzelne schwarze Störche, die östlich am Rande auf einer
mächtigen alten Eiche ihren Horst hatten. Die Rohrkämpe wurden
bewohnt von Rohrsängern, darunter phragmitis und aquatica.
Am 24. Juni begann die Wasserjagd auf junge Enten; gegen
den 25. Juli auf die dann vollständig erwachsenen W asserschnepfen.
Dann schaarten sich schon die Tüten, und Ende Juli oder Anfang
14*
212 Dr. Fr. Westhoff:
August war es todt und öde in der Heide, nur einzelne Ketten
Enten striehen umher. Die Kiebitze schaarten sich, die Züge von
Kampfhähnen, meist von jungen, wirbelten nmher, die kleinen
Strandläufer schaarten sich zum Abzuge. Dahingegen stellten
sich von Zeit zu Zeit wandernde Rotten von Lachmöven und See-
schwalben ein und wanderten nach kurzer Rast dem Süden zu.
Der Monat November brachte dann neue Gäste über die durch
Herbstregen angeschwollene Wasserfläche ; zahlreiche Entenschaaren
lagern über ihr, und nun kommt der König derselben, der wilde
Schwan, aus dem eisigen Norden herbei, um sich auf dem Rücken
der Gewässer zu wiegen. Einst sah ich den ganzen Tag hin-
durch ziehende Familien; einzelne Familien, alt und jung, blieben
auf dem ein paar Fuss tiefen Gewässer, bis der Frost sie weiter
trieb. Eine auf sie verschossene Kugel liess sie kaum auffliegen,
um sich gleich wieder nieder zu lassen, und selten wurde einer
erlegt. Geschah dies jedoch, so war es nicht immer der grosse
Singschwan, sondern der kleineschwarznasige (Oygnus melanorhinus).
Der strenge Frost vertrieb Wasser- und Sumpfgeflügel und
machte die sonst so belebte Heide öde, in welcher nur der Hase
in dem häufigen Wachholdergebüsch noch einzeln wohnte, während
grosse Schaaren Wachholderdrosseln den dortigen Vogelherden
reichliehen Verdienst gaben. Im Sommer wurde die Heide zum
Weiden der Gänse, der Fohlen mit den Mutterpferden und ein-
zelner Rinder benutzt, das ganze Jahr hindurch aber von zahl-
reichen Schafheerden besucht.“
Also das Vogelleben hier zu Lande vor 60 Jahren! Wie ist
das alles mittlerweile anders geworden; wie gar wenig passt diese
Schilderung zu der Ornis der jetzigen Tage. Haben doch sowohl
die Sumpf- und Wasservögel, als auch die gefiederten Bewohner
unserer alten Urwälder gewaltig an Arten und Individumen ein-
gebüsst, so dass sie keineswegs mehr im Stande sind auf den
Charakter unserer Vogelwelt einen bestimmenden Einfluss auszu-
üben. Die meisten Sumpf- und Wasservögel, welche einstens in
jenen Sumpf- und Heidegegenden Brutstätte und Lebensunterhalt
fanden, sind nach Trockenlegung und Urbarmachung derselben
ausgewandert, und können jetzt nicht mehr als ständige, oder
überhaupt nicht mehr als Brutvögel angesproechen werden; und
viele von ihnen, welche ehemals alljährlich in grossen Schwärmen
dorten für längere oder kürzere Zeit ihr Standquartier aufzu-
Zur Avifauna des Münsterlandes. 213
schlagen pflegten, meiden jetzt die ungastlichen Gefilde, nur ab
. und zu sich als Irrgäste zeigend.
Nach dem Verzeichnisse von Rudolph Koch *) sind von der grossen
Zahl der Sumpf- und Schwimmvögel nur 16 als Brutvögel für das
Münsterland constatirt, und von diesen 16 augenblicklich noch
hier zu Lande brütenden sind die meisten noch unregelmässige
oder doch spärliche Brüter. Allerorten häufig brüten im Münster-
lande überhaupt nur noch zwei Arten, die gewöhnliche Stockente,
Anas boschas L., und das grünfüssige Teichhuhn, Gallinula chlo-
ropus L. Stellenweise häufig trifft man ebenfalls noch zwei Arten
an, den grossen Brachvogel, Numenius arquatus Cuv. und ab und
zu auch die Sumpfschnepfe, Gall»nago scolopacina Bp. Alle anderen
Angehörigen dieser Ordnungen sind recht selten geworden, und
werden von Jahr zu Jahr noch seltener.
Das gilt in erster Linie von zwei Sumpfvögeln, welche
vor der Markentheilung in unseren sumpfigen Heiden zu den
häufigsten Brütern zählten, von dem Goldregenpfeifer (oder der
Tüte), Charadrius pluvialis L., und dem Kiebitz, Vanellus cristatusL.
Der erstere ist jetzt fast ganz aus dem Gebiete verschwunden und
wird als Brutvogel nur noch an dessen nördlicher Grenze an-
getroffen. Nur im Herbst kommen noch grössere Schaaren aus
dem Norden zu uns herüber, um hierselbst theilweise zu über-
wintern; kämen sie nicht, die sonst so bekannte und bei den Jägern
so allbeliebte „Tüte“ müsste als ausgestorben betrachtet werden.
Fast ebenso schlimm ergeht es dem Kiebitz. Seit mehreren
Jahrzehnten bereits hat er seine alten angestammten Brutplätze
seräumt und sich immer mehr und mehr in die noch verbliebenen
Einöden zurückgezogen; nur noch auf dem Durchzuge erscheint
er fast überall in grösseren Flügen. Am zahlreichsten brütet
er noch im Gebiete der oberen Ems, in der Senne bei Delbrück,
dann aber auch westlicher in den Heidedistrieten längs der Ems
zwischen Rheda und Harsewinkel. Im Uebrigen trifft man ihn
nur einzeln; hier bei Münster brütet er nur noch regelmässig in
vier bis sechs Pärchen nordöstlich vom Kirchdorfe Nienberge auf
dem sogenannten Hägerfelde. Der aufwachsenden Generation ist
hier im Lande der Kiebitz wie die Tüte ein unbekannter Vogel.
Aehnliches gilt von dem Fischreiher, Ardea cinerea L., und
den beiden Storcharten Orconia alba Briss.. und nigra L. Der
*) Rudolph Koch: „Die Brutvögel des Münsterlandes“. Im 7. Jahresb,
der zool. Sektion f. Westf. und Lippe. 1879. S. 58 ff.
214 Dr. Fr. Westhoff:
Fischreiher zeigt sich zwar in einzelnen vagabundirenden Exem-
plaren Jahr für Jahr; aber als Brutvogel kommt er bei uns nur
sehr sporadisch vor. Grössere Colonien fehlen im Münsterlande
ganz, der erste grössere Reiherstand, etwa 100 Nester zählend, be-
findet sich 1'/, Stunden jenseits der nördlichen Grenze zwischen
Salzbergen und Emsbüren am rechten Ufer der Ems in der Ge-
meinde Liestrup.
Der schwarze Storch ist ebenso selten geworden; sehr selten
sieht man ihn als Durchzügler, sehr selten sind seine Horste, deren
Anzahl im ganzen Münsterlande die Zahl 12 wohl nicht erreichen
dürfte. Noch weniger bekommt man hier im Lande den weissen
Storch zu Gesicht, der augenblicklich wohl kaum noch als Brut-
vogel des Münsterlandes angesehen werden darf. Bis zu Anfang
der 70er Jahre horstete bei uns noch ab und zu ein Pärchen, jetzt
aber besucht er unser Ländchen nur noch als spärlicher Irrgast.*)
Ebenso wenig nistet in unserem Gebiete noch die Rohrdommel,
Botaurus stellaris L., noch auch das gemeine Wasserhuhn, Fulica
atra L.,**) während die Wasserralle, /tallus aquatieus L., der Alpen-
strandläufer, Tringa alpına L. var. Schinzi Chr. L. B, der Flussufer-
läufer, Actitis hypoleucus L., das gesprenkelte Sumpfhuhn, Galli-
nula porzana L., und das Wiesensumpfhuhn, Ürex pratensis Bechst.,
nur noch vereinzelt als Brutvögel im Gebiete auftreten. Welch’
spärliche Reste einer noch unlängst so reichen Fauna!
Wie die Trockenlegung und Entwässerung unsererer Heiden
und Moore die Sumpfbewohner verdrängt und zur Auswanderung
gezwungen, so hat nun auch die Lichtung und Ausrodung der alten
Urwaldbestände das seinige dazu beigetragen, die Zahl der Wald-
vögel zu verminderu und zu vertreiben. Mit dem Fallen der end-
losen Wälder und dem Fällen der hohlen, alten Waldriesen ist
manchem Vogel die Lebensader gänzlich unterbunden worden.
Wie weit mag die Zeit hinter uns liegen, wo der letzte Adler in
unserem Münsterlande seinen alten Horst verlassen hat? Nach-
*) Ist auch in der Umgegend vonWesel nicht Brutvogel, erscheint aber
als Zugvogel und zwar alljährlich. Hartert.
**) F'ulica atra L. Bisher ist den hiesigen Ornithologen kein Fall bekannt,
dass Fulica atra im Münsterlande gebrütet hat. Nach Hartert’s Angaben brütet
das schwarze Wasserhuhn noch auf einigen Sümpfen an alteu Rheinarmen
zwischen Wesel und Emmerich. Auch im Verzeichnisse von Rudolf Koch
feblt das gemeine Wasserhuhn. Vor einer Reihe von Jahren hat Dr. König
es zur Sommerzeit bei Burgsteinfurt gesehen, sein dortiges Brüten aber nicht
feststellen können.
r
Zur Ayifauna des Münsterlandes. 215
richten irgend welcher Art haben wir nicht darüber. Jetzt stellt
sich die eine oder andere Art nur noch als verschlagener Irrgast
ein. Auch die anderen waldbewohnenden Raubvögel sind gegen
früher seltener geworden; das gilt vom Baumfalken, Falco subbu-
teo L., vom Habicht, Astur palumbarius L., dem Wespenbussard,
Pernis apivorus, und dem rothen Milan, Milvus regalis Briss. _
Gleichfalls steht auf dem Aussterbeetat der „kluge“ Rabe,
Corvus corax L. Auch er ist bei aller seiner Klugheit demselben
Schicksale nicht entgangen; die Zahl seiner Horste wird von Jahr
zu Jahr weniger, und nicht in allzu fernen Tagen dürfte das letzte
Rabenpaar unserm „ungastlichen“ Lande sein „Lebewohl auf ewig“
zugekrächzt haben.
Neben diesen mit den Wäldern vernichteten gefiederten
Existenzen, haben besonders die Höhlenbrüter stark abgenommen,
weil es ihnen eben an hohlen Bäumen gebricht. Da ist zuerst zu
nennen die Mandelkrähe oder Blauracke, Coracias garrulaL. Zu
Anfang dieses Jahrhunderts war dieser Vogel noch überall
im Lande unter dem Namen Holzkrähe bekannt, ein Beweis, dass
er gar nicht so selten beobachtet wurde. In der That brütete die
„Holzkrähe“ bis zum Jahre 1823 bei Rheine und bis in die Mitte
dieses Jahrhunderts noch einzelne bei Delbrück, verschwand dort
aber mit den alten Eichen, welche ihre Brutplätze waren. Jetzt
kennt man diesen blaubefiederten Vogel nicht mehr und der Name
„Holzkrähe“ ist im Munde des Volkes verschollen, nur ab und zu,
aber in den letzten Jahren auch nicht mehr, hat der Vogel als
Irrgast seine ehemalige Heimath noch aufgesucht, aber bald wieder
verlassen. Ferner müssen wir die Holztaube, Columba oenas L.,
hier erwähnen, welche früher nicht so selten in unserem Gebiete
heimaihete, heute aber nur noch als ganz vereinzelter Brüter oder
Durchzügler vorkommt. Seltener werden auch die Spechte. Der
Schwarzspecht, dieser einsame Waldklausner, Dryocopus martius
Boie, brütet bei uns schon lange nicht mehr und beehrt unsere
Wälder nur mit ganz spärlichen Besuchen. Auch die Buntspechte,
besonders der mittlere und der kleine, Picus medius L. und minor
L., werden von Jahr zu Jahr weniger und sind an einzelnen Orten
bereits ausgestorben. Dasselbe gilt von dem Wendehals, Iynz
torguella L., früher ein ganz häufiger Vogel, ist er jetzt viel seltener
geworden, und obwohl er sich gern in der Nähe menschlicher
Wohnungen, in Obstgärten und dergl, aufzuhalten pflegt, ist er
jetzt hier im Volke fast ganz unbekannnt. Auch die in Baum-
216 Dr. Fr, Westhoff:
löchern nistende Spechtmeise, Sitta Caesia L., stellenweise auch der
graue Baumläufer, Certhia familiaris L., scheinen das Loos der
spechtartigen Vögel zu theilen, wenigstens sind beide Arten in
den letzten Jahren in der Umgebung Münsters auffallend spärlicher
geworden.
Ausser diesen Ursachen wirken nun noch andere mit, ver-
schiedenen Vogelarten das Dasein zu erschweren. Vor Allem ist
es hier der sich fortwährend steigernde Jagdbetrieb, welcher zur
Verminderung manchen Vogels beiträgt, dann aber auch sonstige
Gründe, welche uns mehr oder weniger noch verschleiert sind.
Seltener sind in Folge dessen in den letzten Jahren geworden die
beiden Würgerarten, Zanzdus excubitor L. und collurio L., ferner die
Singdrossel, Turdus musicus L., ‚der Steinschmätzer, Sazicola oe-
nanthe L., der Kernbeisser, Coceothraustes vulgaris Pall., der Gimpel,
Pyrrhula europaea Vieill., und die Schwanzmeise, Acredula caudata L.
Dies mag genügen, um das Bild des Wandels und Wechsels
in der Vogelwelt unseres Ländchens nach der einen Seite hin voll-
kommen klar hervortreten zu lassen. Soviel ist gewiss, alle die
erwähnten Vogelarten und Gruppen sind heute nicht mehr in der
Lage, bestimmend, wie zu den Zeiten der beginnenden Märken-
theilung, auf den Charakter der heimathlichen Ornis einzuwirken ;
sie sind eben in den Hintergrund getreten, um anderen Platz zu
machen.
Wie nämlich die Veränderungen der Neuzeit auf der einen
Seite zerstörend und vernichtend gewirkt haben, so haben sie sich
auf der anderen auch fördernd und begünstigend erwiesen. Der
immer mehr sich ausbreitende Culturzustand mit seinen Fruchtfeldern
und Wiesengründen, Obstgärten und Parkanlagen, Culturwäldern
und Culturstrassen; mit einem Worte gesagt mit seinem ausge-
sprochen steppenartigen Charakter, gewährte manchem gefiederten
Wesen, das vordem sehr zurückgehalten wurde, günstigere Lebens-
bedingungen. Hier sind es besonders die sogenannten Culturvögel,
die mit der Zunahme der Menschheit und ihrer Thätigkeit neue
Impulse zur Vermehrung und Verbreitung erhalten haben. Wenn
wir oben bereits sagten, dass die Sperlinge, die Schwalben, die
Segler, Dohlen, Fliegenschnäpper u. s. w. wahrscheinlich mit dem
Beginn der Besiedelung und Bodencultur in dem Münsterlande
ihren Einzug gehalten haben, so können wir das kühn behaupten, weil
wir eben wissen, dass diese Thiere alle in den letzten Jahrzehnten
gerade eine immer grössere Ausbreitung gefunden haben. Eben-
Zur Avıfauna des Münsterlandes. 217
dasselbe gilt von den vielen Sing- und anderen Vögeln, welche ein
freies Feld oder garten- und parkartiges Terrain vor Allem lieben.
Dazu kommen manche Vogelarten, deren Existenz besonders an
den Getreidebau geknüpft ist. Die Weihen -Arten, besonders aber
Feldhuhn und Wachtel zeigen und vermehren sich heute bei uns
gerade an solchen Oertlichkeiten am meisten, wo dieser, wie z. B.
längs des Haarstranges, in ausgedehntem Maasse betrieben wird,
Eben diese steppenartigen Verhältnisse bedingen dann ferner das
Herüberkommen östlicher Einwanderer, welche dann und wann
unsere Gefilde aufsuchen und oft längere Zeit daselbst verweilen.
Dahin sind zu rechnen die grosse Trappe, Otes tarda L., der Triel,
Oedienemus cerepitans L., und das asiatische Steppenhuhn, Syrhaptes
paradoxus Pall.
Neben jenen Vogelarten, von denen wir nur wissen, dass sie
Culturvögel sind und mit den Fortschritten, welche die Cultursteppe
macht, sich vermehren und verbreiten, von denen wir aber nicht
sagen können, zu welchem Zeitpunkte sie bei uns eingewandert
sind, weil derselbe vor dem Beginn einer exacten Beobachtung
liegt, kennen, wir-aber auch solche, deren Einwanderungstermin
mehr oder minder genau für unser Gebiet festgestellt worden ist.
Diese Zukömmlinge gehören sämmtlich diesem Jahrhundert an,
wo bereits eine wissenschaftliche Ornithologie hierselbst Boden ge-
fasst hatte, die bestrebt war, die Veränderungen unserer Ornis zu
erforschen. Lassen wir sie einzeln an unseren Augen vorübergehn.
In erster Linie erwähnen wir hier das Hausrothschwänzchen,
Rutieilla tithys L. Beim Beginne dieses Jahrhunderts war dasselbe
im Münsterlande fremd, drang dann aber bald darauf von Süden
kommend auf der Rheinstrasse weiter vor und kam auch in unser
Gebiet. Jetzt gehört das Hausrothschwänzchen zu den häufigsten
Sommervögeln, welehe in der unmittelbaren Nähe des Menschen
leben und nisten. Wie anderorts, folgt auch bei uns das Vögelchen
den menschlichen Steinbauten, und wo irgendwo in entlegener Heide
eine neue menschliche Ansiedelung entsteht, stellt sich auch bald
das Rothschwänzchen ein, um nun zu der neuen Heimath Jahr
um Jahr zurückzukehren und zu brüten.
Mit der Zunahme wohlgepflester Kunstwiesen vermehrt sich
auch zuschens der braunkehlige Wiesenschmätzer, Pratincola rube-
tra L. Vor der Markentheilung war er ein seltener Gast und als
Brutvogel unbekannt. Damals hatte sein schwarzkehliger Vetter,
Pratincola rubicola L., das Regiment, ein Bewohner jener feuchten
218 Dr. Fr. Westhoff:
Heidegründe, wie sie damals noch so sehr zahlreich waren. Dieser
ist jetzt längst aus vielen seiner angestammten Reviere vertrieben
und wird mit dem Verschwinden geeigneter Brutplätze jährlich
seltener.
Desgleichen ist seit Beginn dieses Jahrhunderts der rothköpfige
Würger, Zanius rufus Briss., als Zukömmling anzusprechen. Er
folgt den Viehweiden und Obstgärten, findet sich überall einzeln
und spärlich, brütet jedoch heute an manchen Orten, wo er vor-
dem unbekannt war.
Ganz erstaunlich hat sich in diesem Jahrhundert bei uns der
Staar, Sturnus vulgaris L., vermehrt. Zu Anfang desselben kam
der Staar hierselbst nur einzeln als Zugvogel vor, erst im Jahre 1826
wurde er bei Münster brütend beobachtet, und jetzt — überall im
ganzen Münsterlande wimmelt es an geeigneten Orten geradezu
von Staaren, so dass er sowohl für die Sommerzeit als auch für
den Winter zum Charaktervogel unserer Wiesen und Viehweiden
geworden ist. Nur bei strengem Frostwetter sucht er offenere
Gegenden auf, und verlässt alsdann unsere beschneiten Fluren, um
aber sofort zurückzukehren, sobald der erste Frühlingsstrahl Eis
und Schnee zum Schmelzen bringt. Viel hat zu der grossen Ver-
mehrung des Staares die überall erfolgte Anbringung geeigneter
Nistkästchen beigetragen, nicht zum Schaden der Landwirthschaft.
Ein weiterer Zukömmling ist die Haubenlerche, Galeria eri-
stata L. Vom Fusse der mongolisch-tartarischen Grenzgebirge und
aus den Steppengefilden Westasiens und Osteuropas drang dieses
Vögelehen Aurch Norddeutschland allmählich bis in das Münster-
land vor. 1820 erschien es zum ersten Male im Oldenburgschen
und 1828, also 8 Jahre später, wurde das erste nistende Paar bei
Münster angetroffen. Die Haubenlerche folgt auch bei uns stets
den Kunststrassen, vor allen den Chausseen, hält sich immer in
der Nähe derselben auf und fehlt auch heute noch an denjenigen
Orten, welchen solche Strassen mangeln. Sonst ist sie überall
recht häufig, bleibt auch den Winter über bei uns und erscheint
bei strengem Schneewetter sogar in den Strassen der Städte.
Die folgende Vogelart, die Tannenmeise, Parus ater L., ver-
danken wir dem Norden Europas. Mit der Aufforstung unserer
Heiden durch die Kiefer hat sich dieses Vögelchen nach und nach
bei uns eingebürgert. Vor dem Jahre 1840 war dasselbe hier
fremd, 1843 (oder 44) nistete aber bereits das erste Paar bei
Münster. Seitdem hat es sich in der Umgebung Münsters stetig
Zur Avifauna des Münsterlandes. 219
vermehrt und ist jetzt hierselbst in allen Kieferngehölzen häufiger
Brutvogel. An anderen Orten des Münsterlandes wanderte es
später ein, und auch heute noch fehlt es allenthalben dort, wo
keine Kieferwaldungen existiren.
Sodann müssen wir an dieser Stelle das Blaukehlchen, Cyane-
eula leucocyanea Br., erwähnen, da ein grosser Theil der hiesigen
Ornithologen behauptet, dass dasselbe vor den 40er Jahren im
Münsterlande nicht geheimathet habe, sondern nur als unregel-
mässiger Durchzugsvogel vorgekommen. sei. Heute ist das Blau-
kehlchen an verschiedenen Orten des Gebietes, so vor Allem an
den mit Weidengebüsch bestandenen Ufern der Ems ein gar nicht
seltener Brutvogel, stellenweise daselbst, wie z. B. beim Dorfe
Greven sogar so häufig, dass man in der Nistzeit auf alle 50 Schritt
ein singendes Männchen vernehmen kann.“)
Auffallend ist es, dass mit dem Beginn der 60er Jahre sich der
Drosselrohrsänger, Acrocephalus turdoides Mey., als Brutvogel bei
uns eingestellt hat, während er früher, wo weit ausgedehntere
Sümpfe vorhanden waren, niemals beobachtet worden ist. Im
Jahre 1862 siedelte er sich zuerst in unserem Gebiete und zwar
am nördlichen Rande desselben an; 1867 brüteten zum ersten
Male mehrere Pärchen bei Rheine an der sogenannten neuen Lake,
woselbst er seit jener Zeit ständiger Brüter ist. Auch an anderen
Orten des Gebietes wurde er brütend aufgefunden, oder als Zug-
gast beobachtet.**)
Fast um dieselbe Zeit ist auch der Sumpfrohrsänger, Aeroce-
phalus palustris Bechst., bei uns eingewandert. - In der Umgegend
von Münster trifft man ihn seit etwa 20 Jahren und augenblicklich
*) Nach der Ansicht der Herren Dr. König (Bonn) und Hartert (Wesel)
wird im Münsterland das Blaukehlchen in früherer Zeit nur übersehen sein,
da es am Rhein und auch an anderen Orten stets Brutvogel gewesen. Diese
Ansicht würde sich allerdings mit der des verstorbenen Baron Ferdinand von
Droste-Hülshoff decken, welcher meint, dass dieser Vogel schon seit längerer
Zeit nistend in unserer Provinz bekannt sei, und mehrfach Nester bei Burg-
steinfurt, Coesfeld, Emsdetten aufgefunden worden seien. Sei dem nun, wie
ihm wolle, mag das Thierchen auch in früheren Zeiten hier ansässig gewesen,
aber wegen seiner versteckten Lebensweise übersehen worden sein, so viel
kann als verbürgt gelten: im Laufe der letzten 25 bis 30 Jahre hat es sich
hier zu Lande nicht unbedeutend vermehrt und ausgedehnt; tritt es doch in
der Neuzeit vielfach an Orten auf, an denen man es früher vergebens suchte.
»*) Vielleicht liefert der Umstand für die Auffälligkeit dieser Erscheinung
eine Erklärung, dass früher die Heidesüumpfe und Teiche weniger dicht mit
220 Dr. Fr. Westhoff:
sogar sehr häufig. An anderen Orten, wie z. B. Lüdinghausen,
ist er weniger häufig, bei Dortmund sogar nur spärlich: vertreten,
während er bei Paderborn wieder häufiger vorkommt. An dem
letzten Orte ist er im Jahre 1868 eingewandert. Er liebt dichte
Hecken, deren Grund mit Gekräut und Strauchwerk dicht be-
wachsen ist, grössere Korn- oder Rapsäcker müssen in der Nähe
liegen und ein kleiner Tümpel oder Sumpf bequem zu erreichen
sein. Da solche Verhältnisse im Münsterlande sehr häufig sind,
wird aller Wahrscheinlichkeit nach dieser neue Gast mit den Jahren
fortwährend an Terrain gewinnen.
Ferner gehört zu denjenigen Vögeln, welche mit der zu-
nehmenden Ausbreitung der Ackereultur im Laufe dieses Jahr-
hunderts aus den Steppen des Ostens zu uns herüber gewandert
sind, auch die Gartenammer oder der Ortolan, Emberiza hortulana L.
Zwar haben wir keine bestimmten Nachrichten, wann die Garten-
ammer zum ersten Male sich als Gast bei uns gezeigt, wann sie
zuerst bei uns gebrütet hat, allein da man für andere östlicher
gelegenere Gebiete solches festgestellt, so unterliegt es keinem
Zweifel, dass sie auch in unserm Münsterlande sich erst unlängst
angesiedelt hat. Auch heute noch ist sie hier ein unregelmässiger
Brutvogel, in dem einen Jahre ziemlich zahlreich, in dem folgenden
wieder recht spärlich. In den Emskämpen bei Gimbte und
Gelmer, 2 bis 3 Stunden nordöstlich von Münster, kommt sie in
den letzten Jahren häufiger vor, ebenso im Norden des Gebietes bei
Wettringen. Auch bei Münster selbst und bei Paderborn trifft
man sie einzeln als Brutvogel an. Sie liebt kahle offene Acker-
flächen und wird zweifelsohne mit der Ausdehnung dieser auch
an Zahl hier zunehmen.
Genau dasselbe gilt von der Grauammer, Miliaria europaea
Swains. Auch diese Ammer war vor Kurzem in unserer Ebene
noch fremd, während sie in dem benachbarten flachen Osnabrücker
Lande bereits nistete. Zuerst zeigte sie sich in unserem Gebiete
auf den kahlen, baumlosen Getreidefeldern des Haarstranges von
Rohr bewachsen waren, als heute. Damals dienten die Heidesümpfe vielfach
zu Entenfängen, während die Teiche, besonders Hausgräben vielfach zur Fisch-
zucht benutzt wurden. Auch hatte man, da sie gleichzeitig Schutzgräben waren,
ein Interesse daran, dafür zu sorgen, dass sie nicht verschlammten. Jetzt
sind diese Gewässer meistens mit Rohrwäldern bestanden. An solchen Stellen
ist auch heute noch der Teichrohrsänger, Acrocephalus arundinaceus Naum.,
ein gewöhnlicher Brutvogel.
‘ Zur Avifauna des Münsterlandes. 921
Paderborn angefangen allmählich nach Westen weiter vorwärts-
dringend. Aufdiesem Zuge hat sie vor einigen Jahren Unna erreicht.
Desgleichen drang sie langsam von Norden her in das Gebiet ein
und fand sich vor etwa 25 Jahren das erste Mal bei Rheine und
Wettringen als Brüter. In das Innere des Münsterlandes, speciell
in der Umgegend von Münster traf sie vor 10 bis 15 Jahren ein,
und zwar wählte sie sich solche Stellen aus, die durch das Ver-
schwinden der Wallhecken einen offenen Charakter angenommen
haben. Seit ihrer Ansiedelung wird sie hier am Platze jährlich
häufiger.
Schliesslich erwähne ich als Zukömmling des letzten Jahr-
hunderts das Birkhuhn, Tetrao tetriv L. Vor der Markentheilung
war dieses schöne Wild in unserem Gebiete kaum bekannt; nur
selten mal wurde ein verirrtes, meist junges Thier in unseren
Heidegründen erbeutet. Seitdem jedoch in den letzten Jahrzehnten
mit der Bepflanzung unserer Heide begonnen wurde und überall
lichte Birken- und Kieferngehölze heranwuchsen, wo ehedem nur
struppiges Heidekraut oder Sumpfgräser ihr kümmerliches Dasein
fristeten, ist das Birkwild nach und nach von Norden her zu uns
herübergekommen. Zuerst trat es am nördlichen Rande auf in
den Heiden von Optrup, Rheine und Saarbeck. Von hier drang
es in zwei Richtungen allmählich weiter vor, einmal längs der
holländischen Grenze über Stadtlohe, Borken bis Bocholt und öst-
lich durch die Heidegründe von Velen, Reken, Laversum bis zu
den Borkenbergen bei Seppenrade und bis zur Lippe. Auf der
“ anderen Seite nahm es seinen Weg längs des Teutoburger Waldes
bis in die Senne hinein und südwestlich von hier überall die
Heiden des Innenlandes bevölkernd. Fast auf allen bewachsenen
Heiden hat sich somit das Birkwild heutzutage häuslich nieder-
gelassen und vermehrt sich jährlich, unbeachtet der scharfen Ver-
folgung von Seiten der Jäger. Auch im Norden Münsters, in der
Koer- und Gelmer-Heide ist das Birkhuhn seit etwa 20 Jahren
Standwild und gedeiht daselbst unter günstigen Verhältnissen
ganz vortrefflich.
Im Anschluss hieran wollen wir sodann noch einen Vogel be-
sprechen, der zwar wohl schon länger heimathsberechtigt gewesen
ist, in der letzten Zeit jedoch nicht unbedeutende Fortschritte in
der Ausbreitung gemacht hat, es ist dies die Saat- oder Gesell-
schaftskrähe, Corvus fruglegus L. Die Saatkrähe war, soweit die
Nachrichten reichen, früher im Gebiete nur am linken Ufer der
222 Dr. Fr. Westhoff:
Lippe längs des Haarstranges sesshaft. Vielleicht ist sie vor Zeiten
aus dem Lippeschen Lande in diese Gefilde eingewandert, woselbst
sie sehr häufig vorkommt. Jedenfalls stammt auch sie aus dem
Osten, und da sie weite ebene Flächen zu ihren Jagdrevieren
wählt, konnte sie ehemals im ganzen Münsterschen Busen kein
besseres Terrain zur Ansiedelung auswählen. In der Umgegend
von Paderborn befinden sich mehrere Colonien, jede im Durch-
schnitt mit etwa 50 Nestern; 1834 hatten sich die Thiere daselbst
sogar in einigen Pärchen in dem belebtesten Theile der Stadt-
promenade häuslich niedergelassen. Westlich trafen wir weiter
Colonien in der Gegend von Lippstadt und Soest. Südlich von
Lippstadt findet sich in einem kleinen Eiehenbestande, zwischen
dem v. Kettler’schen Gute Schwarzenraben und dem Dörfchen
Langeneiken gelegen, wohl die grösste der westfälischen Brut-
stätten. Die Colonie zählt nach meiner Schätzung mehrere hundert
Nester, von denen sich Tausende von Krähen erheben, sobald ein
Büchsenknall sie jäh aus ihrer Ruhe aufstört. Weiter Lippe ab-
wärts finden wir Colonien bei Hamm, dann bei der Rauschenburg,
Olfen gegenüber, und schliesslich ganz an der westlichen Grenze
des Gebietes bei Borbeck. Die westlich gelegenen Brutplätze sind
schon jüngeren Alters und bezeugen das Zunehmen der Thiere,
welches übrigens in den letzten Jahrzehnten auf der ganzen Linie
des Haarstranges stattgefunden hat. Ferner sind die Thiere in
der neuesten Zeit von Olfen aus nordwärts das Steverthal hinauf
weiter vorgedrungen und traten somit brütend im Herzen des
Münsterlandes auf, wo sie vordem ganz fremd waren. Aus diesem
Gebiete sind zwei Colonien näher bekannt geworden. Die erste
liegt nördlich von Haltern am sogenannten hohen Sebbel in der
Bauerschaft Westrup, wo in einem sechs Morgen grossen Buchen-
busche gegen 30 Bäume mit je 2 bis 10 Nestern besetzt sind.
Die zweite Colonie befindet sich noch weiter nördlich, einige
Kilometer vom Dorfe Appelhülsen beim Colon Velbert, woselbst
in einem Eichengehölz die randständigen Bäume mit je 2 bis 5
Nestern, zusammen gegen 60 bebaut sind. Die übrigen Bezirke
des Münsterlandes beherbergen die Saatkrähe als Brutvogel bis
jetzt noch nicht, dort erscheint sie nur vagabundirend im Verein
mit Raben und Nebelkrähen zur Winterzeit, aber es ist sehr wahr-
scheinlich, dass in dem Maasse, als im ganzen Lande Büsche und
Hecken mehr und mehr verschwinden, auch dieser Vogel sich weiter
verbreiten und vermehren wird.
Erw
Zur Avifauna des Münsterlandes. 223
Im Anschluss hieran erwähne ich noch den Girlitz, Serinus
hortulanus Koch. Auf dem allmählichen Vorrücken aus seiner
südlichen Heimath hatte sich dieses Thierchen bereits vor zehn
Jahren bis in das Münsterland vorgewagt, denn damals wurde
bei Münster ein Exemplar erlegt. Seit der Zeit jedoch haben wir
ihn bei uns noch nicht wieder gesehen, obwohl er mittlerweile im
ganzen Rheinlande Brutvogel geworden ist.*) Münster dürfte bis
- jetzt der nördlichste Punkt sein, bis zu welchem dieser kleine Süd-
länder beobachtet worden ist, und da die klimatischen Verhält-
nisse unseres Busens für ihn keine ungünstigen sind, so steht zu
erwaıten, dass er der nächste Vogel ist, welcher sich das Münster-
ländische Bürgerrecht erwerben wird. Ihm dürften dann zunächst
die beiden Ammer-Arten folgen, die Zipp- und die Zaun-Ammer,
Emberiza eia L. und eirlus L., die ebenfalls aus dem Süden
kommend die Rheinstrasse hinabwandern und jährlich weiter nach
Norden verrücken. Von den beiden letztgenannten ist bis jetzt jedoch
im Münsterlande noch keine Spur beobachtet.
Damit hätten wir dem Gehen und Kommen in unserer Vogel-
welt eine hinreichende Würdiguug zu Theil werden lassen, es er-
übrigt nun noch einiges über den augenblicklichen Stand unserer
heimathlichen Ormis im Allgemeinen hinzuzufügen. Es würde je-
doch zu weit führen und auch zwecklos sein, alle die Arten, welche
als Brüter, regelmässige Durchzügler oder als seltene Irrgäste bei
uns beobachtet worden sind, einzeln namhaft zu machen, giebt
doch hierüber der unlängst erschienene zweite Band von „West-
falens Thierleben“ hinreichenden Aufschluss.**) Ich beschränke
mich demnach darauf, einige allgemeine Zahlenangaben zu geben.
Nach dem den jetzigen Stand unserer Kenntnisse repräsen-
direnden Verzeichnisse von Koch***) besitzt unser Münsterland
130 Brutvögel. In dieser Zahl sind aber alle diejenigen Arten
mit eingeschlossen, welche in den letzten 50 Jahren auch als
zufällige Brüter nachgewiesen worden sind. Nimmt man nun
*) Nach den Mittheilungen des Dr. König erschien der Girlitz im Rhein-
thale in den 70er Jahren in der Gegend von Mainz, 1883 wurde er zum
ersten Male brütend bei Bonn gefunden und ist daselbst jetzt ein ganz häu-
figer Vogel.
’»*) ‚Westfalens Thierleben“, 2. Band, die Vögel in 6 Lieferungen. Pader-
born und Münster 1886. Herausgegeben von der zoologischen Section für
Westfalen und Lippe.
ArR) l. C
224 Dr. Fr. Westhoff: Zur Avifauna des Mün sterlandes.
diejenigen Arten heraus, von welchen man mit einiger Ge-
wissheit annehmen kann, dass sie auch heute noch alljährlich
in unseren Gefilden dem Brutgeschäfte obliegen, so dürfte die
Zahl — einige zweifelhafte mit eingerechnet — höchstens 112
betragen. Davon entfallen auf die Ordnung der Singvögel
allein 67 Arten, also bei Weitem mehr als die Hälfte. Die
übrigen Ordnungen sind, wie folgt, vertreten: Raubvögel mit
13 Arten, Sehreivögel mit 5, Klettervögel mit 5, Tauben mit 3,
hübnerartige Vögel mit 3, Sumpfvögel mit 14 und die Schwimm-
vögel mit 2 Arten. Die Zahl derjenigen Vogelarten, welche bis
jetzt im Münsterlande oder unmittelbar an seinen Grenzen zur Be-
obachtung gelangt sind, seien es nun Brüter oder Durchzügler oder
Irrgäste, beläuft sich hingegen auf 262. Demnach wäre in unserem
Gebiete gerade die Hälfte derselben als Brutvögel nachgewiesen.
Nach diesen Verhältnissen kann es durchaus nicht zweifelhaft
erscheinen, welcher Ordnung die Vögel angehören, welche heutzu-
tage unseren Gegenden den ornithologischen Charakter verleihen,
es sind ohne Frage die Singvögel. Sie stellen zu den Brutvögeln,
wie wir eben angegeben, die bei Weitem grösste Artenzahl, sie
liefern auch selbst im Winter die grösste Menge der heimathlichen
Vögel. Aber nicht nur an Arten sind bei uns die Singvögel zahl-
reich vertreten, auch an Individuenzahl offenbaren viele von ihnen
einen hervorragenden Reichthum. Kühn können wir es aussprechen,
das Münsterland ist das Land der Singvögel; ist es auch arm an
Arten, besonders an Brutvögeln, so ist es reich an Individuen, be-
sonders reich an Individuen aus der Ordnung der Singvögel. Da-
durch eben unterscheidet sich unser Gebiet von den andern Ge-
bieten der Norddeutschen Ebene; eine solche Avifauna weisen weder
die weiten Sumpf- und Heideflächen Oldenburgs und Hannovers auf,
noch auch die weiten, baumlosen Cultursteppen von Sachsen, noch
auch die seenreichen Gelände Mecklenburgs, Pommerns und
Preussens.
Mit Recht sagt Ferdinand Baron von Droste - Hülshoff:*)
„Bunte Mannigfaltigkeit, rascher Wechsel mit vielen, contra-
stirenden Arten finden wir hier zu Lande nirgend. Dafür aber
schallt uns überall, wohin wir uns auch wenden, im Frühlinge der
herrlichste Vogelgesang entgegen, vom vollendeten Liede der
*) Ferd. Baron Droste: Beiträge zur Vogelfauna von Westfalen und
Lippe. Zoologischer Garten, XIV, Nr, 4. 1873. Auch separat.
ee
Cand. Wickmann: Ueber Structur u. Bildung d. Vogeleischale. 225
Nachtigall bis zur stümperhaften Weise des Goldammers. Der
ungemeine Reichthum an vortrefflichen Sängern be-
gründet den ornithologischen Stolz Westfalens. Nach-
tigallen, Grasmücken, Rothkehlehen, Amseln, Drosseln, Staare, Finken
u. Ss. w. beleben unsere durch unzählige Hecken und Feldgehölze
unterbrochenen Fluren in solcher Häufigkeit, wie wir sie in anderen
Ländern vergebens suchen.“
Ueber
Struetur und Bildung der Vogeleischale.
Von
Cand. Wickmann, in Münster.
Den Ornithologen interessiren hauptsächlich drei Punkte:
1. Woraus bildet sich die Schalenhaut der Vogeleischale?
2. Wie entsteht das Korn?
3. Woher kommt die Färbung?
In der Beantwortung dieser Fragen herrschen immer noch die
grössten Meinungsverschiedenheiten, und namentlich sind es zwei
Ansichten, welche sich schroft gegenüberstehen.
Auf der einen Seite steht W. v. Nathusius ganz allein,
Nach ihm ist das ganze Ei mitsammt der Schale ein aus der ur-
sprünglichen Eizelle erwachsener Organismus.
Die anderen Autoren erklären die Eischale für ein acces-
sorisches Gebilde. Aber auch diese sind unter sich uneinig,
wobei sich der Streit hauptsächlich auf die Bildung der Schalen-
haut zuspitzt.
Hierbei sind folgende Ansichten vertreten:
1. Die Schalenhaut ist die geronnene obere Eiweissschicht
(ausser verschiedenen älteren Autoren Blasius und auch neuerdings
Landois).
2. Die Fasern der Schalenhaut sind erstarrte Drüsen-
secrete, ähnlich den Spinnengeweben (Leuckart).
3. Es betheiligen sich zerfalleve organisirte Gewebe aus
dem mütterlichen Organismus an der Bildung der Schalenhaut.
Als solehe werden angeführt:
a. Die Uterusschleimhaut, von der sich ein Ringstück
mechanisch ablöst und um das Ei lagert (Meckel von Hemsbach),
Cab. Journ, f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 187. Juli 1889, 15
226 Cand. Wiekmann:
b. Das Muskelgewebe des Eileiters, dessen glatte Muskel-
fasern nach Auflösung der Schleimhaut zu Tage treten und sich
zur Schalenhaut verfilzen, (frühere Ansicht Landois’).
c. Die Epithelzellen eines bestimmten Abselnittes des Ei-
leiters, von denen ein Theil sich loslöst und zerfliessend zu den
Fasern der Schalenhaut ausgezogen wird.
Letzteres ist die Ansicht des Vortragenden, dem
dadurch die doppelte Aufgabe erwächst, den accessorischen Cha-
rakter der Eischale überhaupt und speciell seine eigene Ansicht
zu verfechten.
Redner wendet sich nun zunächst gegen W. v. Nathusius,
dessen Abwesenheit von der Versammlung er sehr bedauert.
W. v. Nathusius führt stets zwei Gründe an, die eine acces-
sorische Bildung der Eischale von vornherein unmöglich machen
sollen. Der eine Grund ist das Nichtvorhandensein von Eiern
ohne Dotter resp. Reste von Dotter und Dotterhaut; der andere
die Existenz eines dünnen Häutchens, welches während der
Bildung der Eischale im Eileiter das Ei umschliessen soll und so
die Möglichkeit des Hinzutritts organisirter Absonderungsproducte
des Eileiters zur Schalenbildung vollständig ausschliesst.
Redner erklärt das auch bereits von anderen Autoren ange-
führte Vorkommen von Eiern mit normal aufgebauter Schale, deren
Inhalt jedoch nur aus Eiweiss, ohne irgend welche Reste von Dotter
oder Dotterhaut besteht, sogar als häufig. Die in solchen Eiern
oft vorhandenen Membranfetzen seien Chalazenhaut, aber nicht
Dotterhaut.
Die von v. Nathusius bei Arrundo riparia vorgefundene „con-
tinuirliche zarte Membran“, welche das Ei im Eileiter umgab, hält
Redner für ein Artefact, entstanden bei der Conservirung durch
Coagulation von Eiweiss, und erklärt auf das bestimmteste, dass
seine eingehendsten Untersuchungen bei den verschiedensten Vogel-
arten, in den verschiedensten Eientwicklungsstadien, das Nicht-
vorhandensein einer solchen Membran ergeben haben.
Ein weiterer Beweis, sowohl gegen die v. Nathusius’sche An-
sicht, als auch gegen diejenigen, welche die Schalenhaut als die
geronnene obere Eiweissschicht betrachten, ist dem Vortragenden
erbracht durch Hühnereier, welche in drei Fällen fr©. in der
Bauchhöhle lagen. Augenscheinlich waren diese Eier durch
antiperistaltische Bewegungen des Eileiters vom Uterus aus, anstatt
durch die Kloake, zurück in die Bauchhöhle gelangt. In allen drei
en ie
Ueber Struetur und Bildung der Vogeleischale. 227
Fällen hatten sich die bereits in der Kalkschalenbildung begriffenen
Eier auf ihrer Rückwärtsbewegung noch mit einer zweiten
Sehalenhaut bekleidet, welche ohne Zwischenraum der ur-
sprünglichen Schale dieht auflag. Sämmtliche Eier besassen
einen normalen Inhalt und eine normal aufgebaute, mehr
oder minder fertige Schale.
Im ersten Falle war es ein Ei, dessen ursprüngliche Schale
eben Anfänge der Verkalkung zeigte.
Im zweiten Falle hatte das Huhn 5 dicke Eier im Leibe,
davon 1 im Uterus, die anderen 4 in der Bauchhöhle. Das Ei
im Uterus besass keine doppelte Schalenhaut, sondern die 4 übrigen.
Die ursprünglichen Schalen derselben standen in verschiedenen
Stadien der Kalkschalenbildung.
Endlich im dritten Falle war das einzige in der Bauchhöhle
vorgefundene Ei schon mit einer festen Kalkschale umgeben, welcher
wiederum eine zweite Schalenhaut fest auflag.
Diese Bildung der zweiten Schalenhaut, unmittelbar auf
der ursprünglichen Eischale, ist durchaus unvereinbar, sowohl mit
der v. Nathusius’schen Ansicht, nach welcher hier plötzlich eine
Rückwärtsentwicklung stattgefunden haben müsste, als auch mit
der Annahme der Gerinnung der oberen Eiweissschicht, da in allen
Fällen das Eiweiss durch die ursprüngliche Eischale vom Eileiter
getrennt war.
Es bleiben daher nur noch die beiden Möglichkeiten übrig,
dass die zweite Schalenhaut bei der Rückwärtsbewegung des Eies
an einer bestimmten Stelle des Eileiters entweder durch erstarrte
Secrete, oder durch Ablösung organisirter Elemente
gebildet wurde.
Nach der Ansicht des Vortragenden sind es auch wirklich
organisirte Elemente, welche die Schalenhaut bilden, und
zwar die abgelösten Epithelzellen eines bestimmten Ab-
schnittes des Eileiters, welche zerfliessend zu Fasern ausgezogen
werden.
Diese Ansicht wird durch folgendes Experiment begründet:
Die Wichtigkeit der Einführung eines Fremdkörpers in
den Eileiter eines lebenden Vogels, behufs Beobachtung der Bil-
dungsweise der Eischale, lag auf der Hand. Um nun nicht durch
Aufschneiden des Bauches und des Eileiters einen kranken Zustand
hervorzurufen, wurde vom Vortragenden legenden Hühnern von
der Kloake aus ein Gummiball in den Eileiter geschoben, dann
15*
228 Cand. Wiekmann:
die Vagina, ohne den Bauch aufzuschneiden, unterbunden, und nach
24 Stunden die Thiere getödtet. Es sollte der Gummiball, der
unterbundenen Vagina wegen durch antiperistaltische Bewegungen
nach oben getrieben, den mittleren Theil des Eileiters passiren,
wo sich die Schalenhaut bildet.
Dies gelang in einem Falle; der Ball wurde im oberen Theile
des Eileiters wiedergefundeu.
Umgeben war derselbe von einer dicken Membran, deren
mikroskopische Untersuchung ergab, dass sie aus Epithelzellen
des Eileiters bestand. Theilweise waren diese Zellen noch unver-
sehrt, tbeilweise zerflossen oder zu Fasern ausgezogen.
Im frischen Zustande zerflossen die einzelnen Epithelzellen
beim leisesten Druck des Deckglases.
Der abgelösten Zellen war eine solche Menge, dass zusammen-
geballte Klumpen derselben sich neben dem Gummiballe vorfanden,
die an demselben nicht haften geblieben waren, vielleicht wegen
zu raschen Durchganges des Balles, oder weil dieser, mangels ge-
nügender Nachgiebigkeit gegen die gewundenen Schleimhautfalten,
nicht hinreichende Drehung erhalten hatte.
Der Vortragende hält hierdurch die Entstehung der Schalen-
haut aus Epithelzellen des Eileiters für erwiesen.
Als zweiter Punkt ist das Korn der Eischale bezeichnet.
Behandelt man ein Stück von einer Eischale mit einer Säure,
so löst sich die Schalenhaut von der Kalkschale los. Auf der
äusseren Fläche der Schalenhaut bleiben dann kleine Zotten
sitzen, deren Länge, Breite und Abstand von einander bei den
Eiern ein und derselben Vogelart dieselben bleiben, dagegen bei
verschiedenen Arten resp. Gattungen Verschiedenheiten zeigen.
Landois hielt diese Zotten früher für die losgelösten „Uterin-
drüsen“ selbst und hält sie heute noch für die abgelösten
Endungen derselben. Blasius nennt sie „Kerne“, ohne sich
über ihren Ursprung klar zu sein. v. Nathusius bestreitet jedoch
entschieden ihr wirkliches Vorhandensein und erklärt die mikro-
skopischen Bilder für Artefacte, für durch Kohlensäureentwick-
lung entstandene Hohlräume, welche dann bei der Färbung
des Präparates den Farbstoff aufgesogen haben und so Trug:
bilder geben.-
Der Vortragende beweist das wirkliche Vorhandensein
dieser Zotten durch mikroskopische Präparate mit feinen Quer-
schnitten verschiedener Schalenhäute, sowie durch ein Stück einer
Ueber Structur und Bildung der Vogeleischale. 229
entkalkten Eischale vom Schwan, deren Zotten viermal so lang,
als breit und so gross sind, dass sie mit freiem Auge gesehen
und sogar mit den Fingern gefühlt werden können.
Ueber die Entstehung dieser Zotten bestehen noch Meinungs-
verschiedenheiten. Redner stimmt Landois darin bei, dass die Zotten
im engsten Zusammenhange mit den Drüsen des Uterus
stehen, bestreitet aber auf das Entschiedenste, dass es die Uterin-
drüsen selbst, oder die Endungen derselben seien. So lange
der Eileiter in Thätigkeit ist, zerfallen die Drüsen selbst
nicht, sondern nur ein Theil der Seeretionszellen der Drüsen.
Der Irrthum Landois’ ist darauf zurückzuführen, dass dieser die
Querschnitte der Uterindrüsen für die Drüsen selbst gehalten hat.
Ebenso bestreitet Redner die Landois’sche Ansicht, dass sich
im Eileiter zuerst diese Zotten bildeten und sich nachher der
Kalk daran niederschlage.
Kalk und zottenbildendes Material gelangen zu gleicher
Zeit auf die Schalenhaut. Fortwährend, bis zum vollkommenen
Aufbau der Kalkschale, findet eine Absonderung von Kalk, Eiweiss
und den Resten der zerfallenen Drüsenzellen statt, von welcher
Masse dann nach Zerstörung des Kalkes der Eischale durch Säuren
das zuerst Abgesonderte zurück bleibt, weil es sich an
die Fasern der Schalenhaut geheftet hatte. Die übrige Masse ist
zum weiteren Aufbau der kegelförmigen v. Nathusius’schen Mamillen
benutzt worden, in deren Spitze vor der Entkalkung diese
Zotten steckten.
Der regelmässige Abstand der Zotten, also auch der
Mamillen, ist nun darauf zurückzuführen, dass sich das Ei im
Uterus nicht mehr dreht, wodurch beide also nur da entstehen
können, wo eine Drüse mit ihrem Ausführungsgange die
Schalenhaut berührt.
Die Meinungsverschiedenheiten über das Vorhandensein resp.
Fehlen der Drüsenausführungsgänge sind dadurch erklär-
lich, dass einerseits das durch mangelhaftes Conserviren und
Präpariren coagulirte Eiweiss die Ausführungsgänge verstopft, und
dass anderseits ein zu üppiges Drüsenpolster, wie es bei Hühnern
besteht, das Auffinden der Gänge schwierig macht.
Redner erklärt bereits vor längerer Zeit das Vorhandensein
und den Abstand der Drüsenöffnungen zuerst am Uterus
eines Hühnerhabichts und dann später auch bei anderen
Vögeln mit Bestimmtheit nachgewiesen zu haben. Der Abstand
250 Cand. Wiekmann: Ueber Struetur u. Bildung d. Vogeleischale.
von einander stimmt überein mit dem der Zotten in
der Eischale.
Die Verschiedenheit des Kornes der Eischalen wurde be-
reits früher durch Landois, ohne dass er die v. Nathusius’schen
Mamillen kannte, sehr richtig auf den verschiedenen Abstand
der Zotten in den Eischalen der verschiedenen Vogelarten zurück-
geführt. Da nun diese Zotten mit den auf ihnen aufgebauten
v. Nathusius’schen Mamillen nach den Untersuchungen des Vor-
tragenden durch die Drüsenöffnungen bedingt sind, so rührt
die Verschiedenheit des Kornes der Eischalen von der Ver-
schiedenheit des Abstandes der Drüsenöffnungen im Uterus
der betreffenden Vögel her.
Der dritte Punkt betrifft die bisher noch völlig unbekannte
Entstehung der Färbung der Vogeleischale.
Die Ergebnisse der Untersuchungen des Vortragenden auf
diesem Gebiete lassen sich kurz in folgenden Fragen und Antworten
zusammenfassen :
1. Frage: Was sind die Farbstoffe ?
Antwort: Blutfarbstoffe.
2. Wo werden sie ausgeschieden ?
Im geplatzten Follikel.
3. Wieviele sind es?
Eine Anzahl.
4. Wo lagert sich der Farbstoff auf die Eischale.
Nur im Uterus.
5. Wie gelangt er zur Eischale ?
Den Eileiter hinunter.
6. Wie kommt es, dass die einen Eier gefärbt, die anderen
ungefärbt sind ?
Eier ohne Farbstoffe giebt es nicht; die scheinbar unge-
färbten enthalten weisse resp. helle Farbstoffe.
7. Wie kommt es, dass die verschiedenen Vogelarten ver-
schiedene Farbstoffe ausscheiden ?
Dies ist ebenso Eigenthümlichkeit der Art, wie die Ver-
schiedenheit in der Färbung des Gefieders.
E. Hartert: E. F. v. Homeyer, sein Streben u. Schaffen. 231
Eugen Ferdinand von Homeyer,*)
sein Streben und Schaffen.
Von
Ernst Hartert.
In dem hohen Alter von 80 Jahren ist der Nestor der deutschen
Ornithologie in seiner geliebten pommerschen Heimath gestorben.
Ein langes Leben hat der Verstorbene zu grossem Theile der
Ornithologie geweiht und manche schöne Gabe auf den Altar der
Wissenschaft gelegt.
Homeyer hatte das grosse Glück, einen Vater zu haben, der
als Freund und Kenner der Natur es verstand, dem Knaben gleiche
Neigungen einzupflanzen, und seine materiellen Verhältnisse machten
es ihm möglich, sich in intensivster Weise mit der Wissenschaft
zu beschäftigen, ohne studirt zu haben, nicht aus amtlicher Pflicht-
treue, sondern aus blosser Liebe zur Sache, ohne des Auges Schärfe
in qualvollen Vorbereitungen zu peinlichen Prüfungen in hohen
Lehranstalten eingebüsst zu haben, ohne Beeinflussung nothge-
drungener Weise zu verehrender Lehrer, frei seinen ureigenen
Ideen und Eindrücken nachgebend. So kam es, dass H. ein Er-
forscher des Lebens der Vögel wurde, wie es wenige giebt, weniger
ein Systematiker. Sein ganzes Streben wurde von drei Gesichts-
punkten aus geleitet: 1. Nie über den Rahmen der paläarktischen
Zonen hinauszugehen, namentlich aber im Auge zu haben, dass
noch ausserordentlich viel in der deutschen Heimath zu erforschen
ist. 2. Schärfste Unterscheidung der Arten und Formen zu machen.
3. Durch Zweifel zur Wahrheit zu gelangen.
Betrachten wir den ersten Gesichtspunkt, so lässt sich gegen
denselben an und für sich nichts einwenden und wir sind vollauf
damit einverstanden, der Heimath seine Kräfte zu widmen und
warnen eindringlich davor, zu glauben, dass bei uns nichts mehr zu
erforschen sei und glauben auch, dass diejenigen, welche ihre
Kräfte auf das paläarktische Faunengebiet beschränken, Grosses
leisten können, glauben aber, dass zum Aufbau eines Systemes
eine Kenntniss der Vögel aller Länder durchaus nothwendig ist
und auch jede Liste oder Verzeiehniss europäischer Vögel in
systematischer Hinsicht Mängel haben wird, wenn sie ohne Kennt-
niss ausländischer Formen gemacht ist. In Bezug auf die Unter-
*) Siehe Protokoll der Jahresversammlung Seite 194.
232 Ernst Hartert:-
scheidung der Arten und lokalen Formen dürfte Homeyer vollauf
nachzuahmen zu sein und eines seiner Hauptziele, durch die
Kenntniss auch der am schwierigsten unterscheidbaren Lokalformen
die Ziele der Wanderung vieler Arten festzustellen, dürfte nur auf
diesem Wege zu erreichen sein. Was endlich Homeyer’s Wahlspruch
„durch Zweifel zur Wahrheit‘ anbetrifft, den er dem Schreiber
dieser Zeilen schon in einem der ersten, acht Seiten langen, Briefe
ans Herz legte, so hat derselbe diesen Wahlspruch auch zu dem
seinigen gemacht, was namentlich jetzt, wo so Manche, die vorher
sich niemals mit Ornithologie beschäftigt haben, sogenannte Be-
obachtungen mittheilen und drucken lassen, sehr am Platze ist,
glaubt aber doch, dass Homeyer hierin oft zu weit gegangen ist,
indem er schliesslich fast alle Beobachtungen Anderer anzweifelte
und auch manche eigene Beobachtung, die er in überpeinlicher
Sorgfalt noch näher prüfen wollte, für immer verschwiegen hat.
Das erste selbständige Werk Homeyer’s war das „Verzeich-
niss der Vögel Pommerns“, welches eine überaus günstige
Beurtheilung erfuhr, damals von hohem Werthe war und heute
noch von grosser Brauchbarkeit ist.
Vielfach in Anspruch genommen durch seinen Beruf als Land-
wirth, blieb H. fortan mit Leib und Seele der Wissenschaft ergeben,
war ein fleissiger Besucher der ornithologischen Versammlungen
und mehrere Jahre Präsident der A. D. 0. G. Mit fast allen
deutschen Ornithologen stand er im regen Briefwechsel, beschäftigte
sich auch vielfach mit Botanik. Als Schriftsteller war er immer
thätig und ornithologische und jagdliche Zeitschriften enthalten
ungemein zahlreiche Artikel aus seiner Feder.
Es kann nicht in unsrer Absicht liegen, alle seine Publikationen
zu besprechen, wollen aber einige, zumal die bedeutenderen, einer
Betrachtung unterziehen.
Nachdem ihm 1872 seine Gemahlin gestorben und er 1874
sein letztes Gut Warbelow in Hinterpommern verkauft hatte, liess
er sich zu Stolp i. P. nieder, um fortan ganz seiner Lieblings-
wissenschaft zu leben. Von da ab datiren auch die meisten seiner
Schriften, die meisten aber aus dem letzten Jahrzehnt seines Lebens.
Unter den Artikeln im Journal f. O. ist ein 1875 verfasster
Aufsatz über die „Gruppe der Schreiadler“, für die er sich
stets ganz besonders interessirte, von Wichtigkeit. Der Verf. kommt
zu dem Schlusse, dass unsre deutsche Aguila naevia nicht in Indien
vorkomme, sondern dass alle unter naevia aufgeführten Stücke
E. F. v. Homeyer, sein Streben und Schaffen. 233
aus Indien andern Arten, zumeist e/anga angehören, eine Ansicht,
die mir völlig richtig erscheint und auch von den meisten englischen
Ornithologen angenommen wurde Wenn A. bifasciata J. E. Gray
als Synonym zu A. orientalis Cab. gezogen wird, so muss bifasciata
Gray das Prioritätsrecht haben, aber H. war stets der Ansicht, die
bekanntesten Namen gelten zu lassen und das Prioritätsrecht nur
geltend zu machen, wenn der Name einigermassen bekannt war.
Dass das für den praktischen Gebrauch recht bequem ist, lässt
sich keineswegs leugnen, aber eine consequent durchgeführte Nomen-
elatur war auf diesem Wege natürlich nicht zu erreichen. Wenn in-
dessen englische Schriftsteller dem Steppenadler den Namen bifas-
ciata geben, so ist es ein grosser Fehler, wenn der Name orien-
talis Cab., unter dem er jedenfalls in Europa am bekanntesten ist,
in den Synonymen nicht mit erwähnt wird. Sehr beachtenswerth
ist die Beschreibung des A. fuleiwentris C. L. Brehm, von dem
Homeyer zwei Stücke besass, eins aus FEgypten, eins aus der
Danziger Gegend, welche den Eindruck einer guten Art auch auf
mich machten. Inımerhin ist es höchst merkwürdig, dass diese Art
sonst nirgend in Sammlungen vorhanden sein soll. Zu bedauern
ist, dass H. die vtiata Hodgs. aus Indien nicht geprüft hat, immer-
hin aber ist die kleine Arbeit über diese so äusserst schwierige
Adlergruppe von nicht zu unterschätzender Bedeutung. —
In einem kleinen Werke „Deutehlands Säugethiereund
Vögel, ihr Nutzen und Schaden“ werden die Thiere der
Heimath bezüglich ihres Nutzens und Schadens kritisirt, und ist
diese Schrift, weil von den Gesichtspunkten der Landwirthe, Jäger
und Naturfreunde aus betrachtet, in vieler Beziehung werthvoll.
Im Jahre 1881 erschien: „Ornithologische Briefe.
Blätter der Erinnerung an seine Freunde, gesammelt
vonE. F. von Homeyer. Berlin, Verlag von Theobald
Grieben.“ Nicht nur, dass jeden Ornithologen der interessante
Briefwechsel mit den alten Meistern der deutschen Vogelkunde,
mit Naumann, Chr. L. Brehm, Thienemann und Andern
auf das höchste fesseln muss, jene, nicht für den Druck ge-
schriebenen Briefe, gleichsam durchdrungen vom Geiste der Ver-
storbenen uns entgegentreten, sind auch viele werthvolle Beob-
achtungen und Daten in jenen Blättern enthalten, die freilich dort
wenig gesucht und beachtet werden.
Im selben Jahre erschien: „DieWanderungen der Vögel,
234 Ernst Hartert:
mit Rücksicht auf die Züge der Säugethiere, Fische
und Insekten. Von E. F. von Homeyer.“
Dieses Werk, das der Verfasser mir infolge eines kurzen Brief-
wechsels und einiger ihm von mir übersandten Beobachtungen über
Brüten und Zug einiger Vögel in Ostpreussen mit einer mich hoch
ehrenden Dedication übersandte, spornte mich an, auf dem be-
tretenen Wege emsiger Forschung in Wald und Feld zu beharren
und mehr noch als bisher mich den Wanderungen der Vögel im
Besonderen zuzuwenden.
Durch meine vielen, dem greisen Forscher in uneigennützigster
Weise gesandten Beobachtungen entspann sich nun zwischen uns
ein reger Briefwechsel, dem später mehrere, einmal ein mehr denn
fünfwöchentlicher Besuch in seinem gastfreien Hause folgten, Be-
suche, die zu fleissigem Lernen in den riesigen Schätzen seiner
Sammlung dienten und denen ich einen grossen Theil meiner leider
noch so unvollkommenen Kenntnisse in der Ornithologie verdanke.
Unvergesslich werden mir die Stunden sein, da der lebhafte Greis
von Jagden und Reisen im geliebten Pommerland erzählte, da er
mir immer und immer wieder seinen Wahlspruch: „durch Zweifel
zur Wahrheit“ einprägte und mich ermahnte, fortan meine Kräfte
der europäischen Ornithologie zu widmen. So entstand auch die
erste in seinem Auftrage unternommene Reise nach dem östlichsten
Preussen, und so kam es, dass ich ihm die meisten der von mir
vorher und nachher in Preussen und Neuwerk gesammelten Bälge
und viele Eier verkaufte.
So ist es erklärlich, dass seine „Wanderungen der Vögel“
für mich eine ganz besondere Bedeutung haben, aber abgesehen
davon halte ich sie für die wichtigste seiner bisher bekannten
Schriften. Ganz besonders dankenswerth ist, dass der Theorie von
Palm&n, welche den Vögeln enge, schmale Wege, ihre Zug-
strassen, anweist, wie solche nicht existiren, entgegengetreten ist.
Dies ist in ausgiebiger Weise geschehen und ist nur zu bedauern,
dass H. mit der gerechtfertigten Widerlegung der Zugstrassen-
Theorie und verschiedener Ansichten von Wallace zugleich gegen
die gesammte Darwin’sche Theorie eifert. Homeyer war ein
heftiger Gegner des Darwinismus und blieb es bis an sein Ende.
Es entsprang diese Gegnerschaft vorzugsweise aus dem gerechten
Bestreben, nur aus langen und genauen Untersuchungen Schlüsse
ziehen zu wollen, aus der Verachtung jener Richtung, die es für
das Wichtigste hält, geistreiche Theorien zu entwickeln und sie
E. F, v. Homeyer, sein Streben und Schaffen, 235
dann aus den in Büchern niedergelegten Beobachtungen und Er-
fahrungen zu stützen und zu begründen. Dass durch übereifrige
junge Gelehrte infolge der weitausschauenden und weite Gesichts-
kreise eröffnenden Lehren der Descendenztheorie vielfach in dieser
Hinsicht gesündigt worden ist, lässt sich nicht leugnen, und es ist
Homeyer zu danken, dass er sich dagegen wendete, aber zu be-
dauern ist, dass er sich absolut feindlich den Darwin’schen Lehren
gegenüberstellte und dass er durch die auf dieselben gemachten
Angriffe in den „Wanderungen der Vögel“ Manchen von dem
trefflichen Buche abgeschreckt hat. Wie ich schon sagte, bin auch
ich ein absoluter Gegner der gänzlich unbegründeten Zugstrassen-
Theorie und habe mich oft überzeugt, dass auch Meere nicht an
den engsten Stellen, sondern in breiter Front überflogen werden,
wie z. B. das Mittelmeer und das rothe Meer.
Durch Hunderte, schreibe Hunderte, von eignen Beobachtungen
und solche vieler meiner Bekannten habe ich mich auch überzeugt,
dass H. mit Recht die Meinung vertritt, dass die Vögel stets mit
dem Winde wandern, eine Thatsache, die merkwürdiger Weise
früher fast ganz allgemein und jetzt noch hier und da bestritten
wird. Es würde zu weit führen, hier auf alle Punkte einzugehen,
aber es genüge der Hinweis auf eine grosse Menge werthvoller in
dem Werke enthaltenen Beobachtungen. Ich bin mit nur sehr
wenigen Punkten in dem trefflichen Werke nicht völlig einver-
standen und hoffe nach Jahren auf Grund fortgesetzter Beobach-
tungen dies Thema noch einmal näher zu besprechen.
Eine Anzahl wichtiger Bemerkungen enthalten: „Beiträge
zur Kenntniss der Ornithologie Westsibiriens“ von
H. und Tancre&, sowie die Bemerkungen zu W.Mewes, „Orni-
_ thologische Beobachtungen im nordwestlichen Russ-
land.“
Manche interessante Notiz und werthvolle Beobachtung ist in
der neuesten Auflage von Brehm’s Thierleben und in der
„Eneyklopädiedergesammten Forst-undJagdwissen-
schaften“ von Dombrowski niedergelegt.
Mit den Schriften über die Spechte, das Meckern der Bekassine,
_ den Turdus pilaris u. a. m. begab sich Homeyer auf das Gebiet
a 3
der Polemik, auf dem er in seinem grossen Eifer oft sehr scharf
_ wurde. Es ist dies ihm vielfach nicht mit Unrecht übel genommen
) worden. Auch seine in den letzten Jahren hervortretende Unduld-
ER EEE
samkeit gegen die Ansichten Anderer und die Nichtachtung fast
236 Max Fürbringer:
Aller, die auf dem Gebiete deutscher Ornithologie selbstthätig sein
wollten, hat ihm viele Feinde erworben, aber wir wollen gern ver-
gessen, was er in heftiger Aufwallung ausgesprochen hat, und ein-
gedenk sein, dass es vorzugsweise seine Furcht war, Unrichtiges
veröffentlicht zu sehen, die ihn so heftig werden liess,
Wenn auch mit Homeyer eine Menge Wissen für immer
verloren gegangen ist, so steht doch noch sein letztes grosses
Werk, „Die Vögel Norddeutschlands“, in nächster Zeit zu
erwarten, denn wie Prof. Blasius mittheilt, ist wahrscheinlich
noch an seinem Todestage der letzte Correeturbogen in Stolp
eingetroffen und wird das Werk nöthigenfalls von den Brüdern
Blasius fertiggestellt werden. Seine Sammlungen von mehr als
8000 Vogelbälgen aus dem palaearctischen Faunengebiete und sehr
vielen Eiern und Nestern sollen behufs Ordnung und Sichtung zu-
nächst nach Braunschweig zu den Gebrüdern Blasius ge-
schafft werden.
Noch inmitten rastlosen Strebens hat der Tod den Greis ereilt
und die Erde hat sich über einem der besten Kenner europäischer
Vögel geschlossen, dessen Name stets mit Ehrfurcht im Munde
eines Ornithologen geführt werden wird.
Einige Bemerkungen
über die Stellung von Stringops und den eventuellen
Herd der Entstehung der Papageien, sowie über den syste-
matischen Platz von Jynx.
Von
Max Fürbringer.
W. Marshall hat unternommen, eine Reihe von „Zoologischen
Vorträgen“ zu veröffentlichen, welche sich über das ganze Gebiet
der Zoologie ertrecken, namentlich aber die Vögel und Insekten
berücksichtigen und der Organisation der Thiere in ihrem Ver-
hältnisse zu der Lebensweise, sowie der Verbreitung der Thiere
eine besondere Aufmerksamkeit schenken sollen. Ein solches Unter-
nehmen von einem Autor, der die Specialkenntniss, die allgemeine
Bildung, den scharfen Blick und die tiefe und gedankenvolle Natur-
anschauung W. Marshall’s besitzt, darf auf den Dank aller sich
für die vorliegenden Fragen Interessirenden rechnen und lässt
nicht Gewöhnliches erwarten.
Stellung von Stringops etc. 237
Die beiden ersten bis jetzt erschienenen Hefte, welche die
Papageien und Spechte behandeln, rechtfertigen diese Erwartungen
in vollem Maasse.
In diesen Heften gedenkt der Autor auch meiner bescheidenen
Leistungen auf ornithologischem Gebiete in freundlicher Weise
und stimmt, soweit die gleichen Fragen uns Beide beschäftigten,
verschiedenen meiner Ergebnisse und Anschauungen bei; nur hin-
sichtlich weniger Punkte existiren Controversen zwischen uns.
Es sei mir gestattet, dieselben hier in Kürze zu berühren und
dabei zugleich meine diesbezüglichen Auffassungen, die in den
„Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel“ ent-
sprechend den weiter liegenden Aufgaben derselben nur cursorisch
und andeutungsweise behandelt wurden, in prägnanterer Form
wiederzugeben.
1, Stringops.
Die erste Controverse bezieht sich auf die systematische Stel-
lung von S£ringops. Mit zahlreichen Autoren hatte ich in diesem
Genus die am tiefsten stehende Gattung der lebenden Papageien
erblickt, zugleich aber zugefügt, dass sie so viel secundäre Diffe-
reneirungen (verminderte Zahl der Handschwingen, Eulenähnlich-
keit des Gefieders, einige mit der Rückbildung der Flugfähigkeit
zusammenhängende Züge etc.) in ihrem Bau zeige, dass man aus
ihr noch keinen directen Schluss auf den wirklichen Stammvater
der Psittac‘ machen könne. Marshall betont dagegen, dass Szrin-
gops die modernste, jedenfalls die durch Sonderanpassungen am
meisten modifieirte und von den typisch entwickelten Papageien
am weitesten entfernte Form sei, und stellt sich damit denjenigen
Ornithologen, welche in den Stringoprdae die ältesten Psiztacz er-
blickten, direct gegenüber. Zur Stütze seiner Auffassungen führt
er an die auf secundärer Reduction beruhende mangelhafte Aus-
bildung der Clavicula, sowie die Rückbildung der Flugfähigkeit,
die Existenz ausgesprochener Kletterfüsse, die von kletternden
Ahnen erworben und auch bei dem mit Verlängerung der hinteren
Gliedmaassen einhergehenden neuen Leben auf dem Boden nicht
verloren seien, die dem nächtlichen Leben secundär angepassten
Besonderheiten und die infolge des eingebüssten oder eingeschränk-
ten Klettervermögens reductive Ausbildung des Schnabels, — alles
das lasse auf einen aus Sonderanpassungen hervorgegangenen und
rückgebildeten Typus, aber nicht auf eine älteste Stammform der
Papageien schliessen.
238 Max Fürbringer:
Die letzteren Ausführungen sind wohl nicht gegen mich ge-
richtet, da ich mich über das Alter von Stringops nicht geäussert
und ausserdem ausdrücklich hervorgehoben habe, dass unser Papagei,
obsehon die am tiefsten stehende Gattung, doch wegen der zahlreichen
secundären Züge in seinem Bau keinen directen Schluss auf die
Stammform der Psittaci gestatte. In diesem Punkte sind wir in
der Hauptsache derselben Ansicht: auch für mich repräsentirten
die Rückbildung der Flugfähigkeit und die damit Hand in Hand
gehende höhere Entwickelung der Lauffähigkeit, die Eulenähnlich-
keit des Gefieders etc. durchaus secundäre Differenzirungen, und
meine wiederholten Ausführungen über die Reduetion der Olavieula
bei Vögeln, wie bei Reptilien und Säugethieren, lassen wohl keinen
Zweifel aufkommen, dass ich hierbei stets von Formen mit einst-
mals wohl entwickelter Clavieula resp. Furcula ausging.
Aber aus dem Nachweise dieser secundären Rückbildungen und
ziemlich weit gehenden Umbildungen und Modificationen möchte
ich noch nicht den Schluss ableiten, dass Stringops deshalb die
modernste, von den psittacinen Urformen am weitesten entfernte
Urform darstellt; bei einer solchen Art zu folgern würde man
wohl auch behaupten dürfen, dass z. B. die Ratiten mit ihren sehr
umgebildeten Flug- und Lauforganen die modernsten Vertreter des
Vogelgeschlechtes darstellen. Wenn aus solchen secundären Ver-
änderungen überhaupt ein genealogischer Schluss zu ziehen ist, so
ist es wohl der, dass die äusseren Anpassungen auf die primi-
tiveren Formen innerhalb der Familien mit mehr Erfolg als auf
die höher entwickelten Typen einwirken, und danach dürfte mit
Wahrscheinlichkeit anzunehmen sein, dass Stringops nicht erst
spät von höher organisirten und in ihrer Conformation fixirten
Papageien sich abgezweigt und danach schnell und intensiv sich
umgebildet und von ihnen entfernt habe, sondern dass seine und
seiner Verwandten Abzweigung von dem psittacinen Hauptstamm
bereits in einer relativ frühen Zeit erfolgt und vermöge der damals
noch grösseren Plastieität in der Organisation zu ausgiebigeren
Differenzen gelangt sei.
Indessen soll man mit der speciellen Anwendung solcher all-
gemeinen Schlüsse vorsichtig sein. Besässen wir nicht in dem Bau
von Stringops, soweit er bisher bekannt ist, einige Momente, welche
den meisten anderen Psittaci gegenüber auf eine primitivere Con-
figuration dieses Thieres direct schliessen lassen, so würde ich
Stellung von Siringops ete. 239
mich wohl gehütet haben, einer relativ tieferen Stellung desselben
das Wort zu reden.
Diese primitiven Züge erblicke ich, um lediglich bei der
Gattung Stringops stehen zu bleiben, in der Configuration des
Xiphosternum, in dem Verhalten der Carotiden und in der Anwesen-
heit des Musculus ambiens; auf die beiden let#teren Momente hat
übrigens schon Garrod aufmerksam gemacht.
Das Xiphosternum der Papageien (vergl. auch Tabelle
XXVII, p. 788 in meinen Untersuchungen) ist in der Regel un-
durchbrochen oder jederseits mit einem kleinen oder mittelgrossen
Fenster versehen; dieses Verhalten scheint, von wenigen Ab-
weichungen (z. B. Sittace nach Lühder) abgesehen, ziemlich eon-
stant zu sein. Stringops macht davon eine bemerkenswerthe Aus-
nahme, indem bei den mir bisher durch fremde oder eigene Be-
obachtungen bekannt gewordenen Exemplaren das Xiphosternum
bald undurchbrochen ist, bald auf der einen oder anderen Seite
ein oder zwei Fenestrae aufweist, bald endlich jederseits eine
mitteltiefe Incisura obturata zeigen kann.*) Ein derartiger Wechsel,
insbesondere das Auftreten der als primitivere Gebilde zu beur-
theilenden Ineisuren (vergl. die Untersuchungen), lässt auf eine
minder fixirte Organisation, also auf eine nicht sehr hohe Stellung
von Stringops schliessen.
Variirungen des Skeletsystems vergesellen sich allerdings auch
mit Reductionszuständen desselben. An diesen Rückbildungen hat
aber im vorliegenden Falle das Xiphosternum kaum Antheil.
Auch konnte ich im Speciellen Theile der Untersuchungen be-
legen, dass gerade dieser Abschnitt des Brustbeines der Vögel
seine von der Ausbildung der Flugmuskulatur in der Hauptsache
unabhängigen Wege geht, und brauche jetzt die verschiedenen
bekannten Fälle nicht zu wiederholen, wo das Xiphosternum bei
und trotz völliger Rückbildung der Flugfähigkeit seine hochgradige
Entwickelung (selbst als Xiphosternum imperforatum, wie z. B. bei
Alca impennis, Onemiornis, Rhinochetus) nicht eingebüsst hat. Alles
das lässt einen eingreifenderen Einfluss der Flugreduction auf das
Xiphosternum von Stringops ausschliessen, wohl aber in der Con-
formation desselben eine primitivere Stellung dieses Psittacinen
- erblicken.
Stringops zeigt noch einige andere relativ einfache Züge in
*) In der Tabelle XXVII durch Druckfehler als tief angeführt,
240 Max Fürbringer:
seiner Skeletbildung; da aber bei diesen die Möglichkeit besteht,
dass sie mit der Rückbildung des Fluges zusammenhängen, über-
gehe ich sie.
Der Wechsel im Verhalten der Carotiden der Vögel (vergl.
p. 1094 f. der Untersuchungen) ist bekanntlich schon seit langer
Zeit Gegenstand Mngehender Beobachtungen geworden; bereits
Bauer, J. Fr. Meckel und Nitzsch gelangten auf diese Weise zu
nicht unwichtigen systematischen Resultaten. Garrod verdanken
wir eine in grösserem Maasstabe durchgeführte Untersuchung über
die Anordnung der Carotiden bei den Papageien, deren Vertreter
in charakteristischer systematischer Vertheiluug bald durch 2 gleich-
mässig ausgebildete tiefe subvertebrale Carotiden, bald durch die
alleinige Persistenz der linken, bald durch die Ausbildung einer
linken Carotis superfieialis collateralis an Stelle der normalen tiefen,
während die rechte erhalten bleibt, bald durch das Zusammenfliessen
beider Carotiden zu einem gemeinsamen Stamme gekennzeichnet
sind. Stringops gehört zu derjenigen Gruppe, welche das zuerst
aufgeführte primitivste Verhalten paariger tiefer Carotiden (welches
die Vögel bekanntlich auch mit den Crocodiliern theilen) aufweist,
während z. B. die amerikanischen Papageien sämmtlich die als
secundär zu beurtheilende Ausbildung eines linken oberflächlichen
collateralen Gefässes an Stelle der normalen Carotis zeigen.
Endlich der, ebenfalls von Garrod des Eingehenderen gewürdigte
Musculus ambiens (vergl. meine Untersuchungen p. 1064 f.).
Derselbe stellt bekanntlich einen Muskel dar, welcher der Mehrzahl
der tiefer stehenden Vögel zukommt, bei den meisten höheren
dagegen in Rückbildung getreten ist; funetionelle Beziehungen mit
Rücksicht auf das Land- und Wasserleben oder das Baumleben
scheinen bei dieser Vertheilung auch eine wichtige Rolle zu spielen,
die jedoch nicht einseitig zu beurtheilen ist. Verschiedene Vogel-
familien zeigen mit Rücksicht auf seine Existenz oder Nichtexistenz
einen Wechsel, indem er bei den einen Gliedern derselben wohl
entwickelt vorhanden ist, bei den anderen in verkümmertem Zu-
stande sich befindet, bei noch anderen gänzlich fehlt; durch den
Vergleich lässt sich erkennen, dass die geringe Entwiekelung und
der Mangel keine ursprünglichen Zustände, sondern secundäre Re-
ductionen aus guter Ausbildung darstellen.
Zu diesen Familien gehören auch die Papageien, bei deren
Mehrzahl nach Garrod’s Untersuchungen der M. ambiens in völlige
Rückbildung getreten ist, während er bei dem australischen Nestor,
Stellung von Stringops etc. 241
bei den afrikanischen Z’sittacus und Poeocephalus und verschiedenen
Vertretern der südamerikanischen Arinae Garrod’s resp. Conuridae
Marshall’s noch existirt, bei Stringops aber in einer individuell
wechselnden Weise bald vorbanden, bald rückgebildet ist. Auch
danach steht Stringops in der Reihe der primitiveren Formen,
während zugleich das Verhalten seiner Carotiden eine Ableitung
von den anderen angeführten, einen Ambiens besitzenden, aber hin-
sichtlich ihrer Carotiden sehr einseitig differenzirten Gattungen un-
möglich macht; der Annahme einer secundären Neubildung des
M. ambiens, an die man ja in Anpassung an die eingeleitete Um-
wandlung vom kletternden Baumvogel zur erdlebenden Form denken
könnte, stehen aber die gewichtigsten morphologischen Bedenken
entgegen.
Nach alledem muss ich daran festhalten, dass von den lebenden
und näher bekannten Papageien Stringops trotz mannigfacher ein-
seitiger Differenzirungen, die zum grossen Theil mit der secundären
Umwandlung seiner Lebensweise zusammenhängen, in der Haupt-
sache doch eine recht primitive, wenn nicht die primitivste Stellung
in dieser Familie einnimmt.
Uebrigens dürfte auch der sonstige physiognomische Charakter
Neu-Seelands der Marshall’schen Annahme von seiner am meisten
modernen Stellung unter den Verwandten nicht sehr das Wort
reden; doch will ich auf diesen Punkt kein besonderes Gewicht legen.
2. Einiges über den Ort der ersten Entstehung
der Papageien.
Zu der Frage betreffs der taxonomischen Stellung von Stringops
steht auch die hinsichlich der Heimath der ersten Papageien in
einem gewissen Connexe. Anerkannte Autoritäten haben sich mit
derselben beschäftigt und auch unser hervorragender Thiergeograph
widmet ihr seine besondere Theilnahme.
Insbesondere haben sich Wallace und Reichenow eingehend
über diese Heimath und die weitere Verbreitung der Ab-
theilung geäussert; der Erstere findet die Wiege schliesslich in
der orientalischen, der Letztere in der australischen Region. Ich
habe es bei dem völlig unzureichenden jetzigen Stande unserer
paläontologischen und paläoklimatischen Kenntniss nicht für an-
gezeigt gehalten, in dieser schwierigen Frage bestimmte Stellung
für und wider die eine oder andere Auffassung zu nehmen, und
habe die Vermuthung ausgesprochen, dass über dieselbe wohl auch
Cab. Journ, £. Ornith, XXXVIL Jahrg, No, 187, Juli 1889, 16
242 Max Fürbringer:
in Zukunft noch manches Wort gewechselt werden dürfte. Marshall
tritt denn auch der Annahme der beiden genannten Autoritäten,
namentlich aber der Hypothese einer australischen Entstehung der
Papageien entgegen und zeigt sich, insbesondere auf Grund eocäner
nordamerikanischer und miocäner europäischer Funde, geneigt, für
ein früheres Auftreten dieser Vogelsippe in Amerika und Europa
zu plaidiren.
Auch für diese Anschauung erscheinen mir indessen die bis-
her vorliegenden Acten noch nicht spruchreif zu sein; sie dürften
ihr aber auch nicht einmal zu Gunsten sprechen.
Von einem eocänen Papagei aus Wyoming habe ich keine
Kenntniss, obschon ich die Marsh’schen Ausgrabungen und die
bezügliche Literatur mit Sorgfalt verfolgt zu haben glaube, — mag
es sein, dass er mir entgangen ist. Der miocäne Psittacus Ver-
reaueii von Allier repräsentirt dagegen, soweit er bekannt ist, eine
bereits sehr definirte Form, aus der sich über die früheren Vor-
ahren nichts schliessen lässt. In erhöhtem Maasse gilt das für
die wenigen übrigen, meistens noch jüngeren fossilen Befunde.
Wie bei den meisten Vogelfamilien ist aus den bekannten, genug-
sam ventilirten Gründen das paläontologische Material auch bei
den Psittaci ein höchst mangelhaftes; gerade diejenigen Continente
und Inseln, die jetzt die Mittelpunkte des psittacinen Lebens bilden,
sind in den geeigneten Horizonten kaum oder nur ganz wenig
durchforscht. Bei solchen Defecten muss die Chorologie der Papa-
geien sich für’s Erste mit ziemlich luftigen Hypothesen begnügen ;
von paläontologischen Beweisen kann noch keine Rede sein. Der
einzige Schluss, der sich aus den bisherigen fossilen Funden ziehen
lässt, ist der, dass die Psittaci in früheren wärmeren Epochen eine
weitere Verbreitung, auch in jetzt gemässigten Zonen, besassen;
über den ersten Herd ihrer Entstehung, die schon in der meso-
zoischen Zeit erfolgt sein wird, und über das Specielle ihrer
weiteren Verbreitung auf der Erde lässt sich nichts aus ihnen
folgern.
So müssen diese Hypothesen Succurs auf anderen Gebieten
suchen. In erster Linie bietet sich bier der morphologische Bau
dar, und gerade hier ist ein Punkt von einiger Bedeutung. Ich
meine das bereits oben hervorgehobene Verhalten der Carotiden:
während die australischen, orientalischen und afrikanischen Papa-
geien alle möglichen Modificationen von der primitivsten bis zur
differentesten Anordnung darbieten, zeigen die amerikanischen nur
|
|
|
|
|
N
ni
“
h
1
Stellung von Stringops etc. 243
eine Art der Bildung, nämlich die der superficiellen linken Carotis,
die als eine durchaus secundäre zu beurtheilen ist und noch von
einzelnen australischen und namentlich afrikanischen Gattungen ge-
theilt wird. Das erweist sich der Marshall’schen Hypothese nicht
günstig. Selbstverständlich wird dieselbe damit nicht vollkommen
widerlegt, denn es ist ja zu denken, dass in der Vorzeit in Nord-
amerika und Europa Papageien mit symmetrischen tiefen Carotiden
lebten, von denen sowohl die paläotropischen Psztiaci mit ihren
mannigfach gebildeten Carotiden wie die neotropischen mit ihrer
einseitigen Modification derselben abstammten; aber die Wahr-
scheinlichkeit dafür erscheint mir sehr gering. Soweit wir mit zur
Zeit bekannten Thatsachen rechnen können, verfügen meines Er-
achtens die Hypothesen von Wallace und Reichenow über die
kräftigeren Instanzen.
3) ya:
Kürzer als über Siringops kann ich mich über die Differenz
unserer Anschauungen äussern, welche die Stellung von Jynz
innerhalb der Picidae betrifft. Ich hatte mich, im Einklange mit
zahlreichen Ornithologen, dahin entschieden, dass Jyn« den in
der Hauptsache tiefsten und am wenigsten specialisirten Typus
der Pieidae repräsentire; natürlich wollte ich damit nicht sagen
dass diese Gattung der Stammvater der übrigen Spechte sei, sondern
nur, dass er einen früh abgetrennten Zweig darstelle, der sich nicht
so hoch entwickelt habe, wie diejenigen der anderen Picidae. Marshall
nimmt an, dass die Jyngidae von den Picidae abstammen und dass
sie nicht umgekehrt ahnenartige Formen dieser sind, sie haben
sich aber, fährt er fort, früher abgezweigt als die verschiedenen
zu der künstlichen Familie der Picumnen vereinigten aberranten
Spechtarten oder, wenn auch vielleicht das nicht, sie haben eine
bewegtere Geschichte hinter sich als diese und haben sich durch
Neuanpassung weiter von der ursprünglichen prototypischen Specht-
form entfernt; als Zeugniss hierfür hebt er insbesondere die geo-
graphische Verbreitung sowie den Spechtfuss hervor, den Jynz
(und Picumnus) bei ihrer Lebensweise, wenn einmal durch frühere
kletternde Thätigkeit erworben, wohl behalten, aber nicht erwerben
konnten.
Nach dieser Gegenüberstellung besteht somit zwischen Marshall
und mir hinsichtlich der frühen Abzweigung‘ der Jyngidae von dem
Urstock der Picidae Einverständniss; auch bin ich’hinsichtlich der
16*
244 Max Fürbringer:
Existenz des Spechtfusses von Jynx der gleichen Ansicht wie der
geschätzte Autor. Unsere Anschauungen unterscheiden sich somit
im Wesentlichen nur betreffs der Höhe und Fixation der pieinen
Differenzirung von Jynx: mir schien dieselbe in der Hauptsache
eine primitivere zu sein als bei den anderen mir bekannten Picidae;
Marshall, wenn ich ihn recht verstehe, findet hier den Ausdruck
einer einseitigen und höheren Entwickelung wieder.
Meine morphologische Kenntniss von Jyrx ist eine mangel-
hafte, da ich nur das Skelet dieses Thieres selbst untersuchen
konnte, hinsichtlich der Weichtheile aber auf die Mittheilungen
anderer Untersucher angewiesen war. Danach schien mir u. A. der
Bau der Zunge, sowie die Configuration der unteren Nasenmuscheln
in gewisser Hinsicht ein etwas tieferes Niveau der Differenzirung
zu verrathen als bei den eigentlichen Spechten; doch will ieh
darauf kein Gewicht legen, da beides auch infolge secundärer Rück-
bildungsvorgänge bei Jynx vereinfacht sein kann und da überhaupt
die vergleichende Morphologie dieser Gebilde bei den Vögeln im
Speciellen noch lange nicht genug durchgearbeitet ist. Auch von
der Schwanzbildung sehe ich ab; hinsichtlich dieser sind wir eben-
falls voch nicht so weit, um uns mit Sicherheit entweder für ein
primitives oder ein retrogrades Verhalten zu entscheiden.
Ein anderes Moment, worin Jyn® mir etwas primitivere Ver-
hältnisse als die übrigen daraufhin untersuchten Pieidae aufzu-
weisen scheint, erblicke ich in der Gaumenbildung, insbesondere in
dem Verhalten der beiden Ossa vomeris, die (nach W. K. Parker’s
Untersuchung und Abbildung, die am frischen Skelet leicht con.
trolirt und bestätigt werden kann) bei Jynz noch leidlich breite
und einander noch ziemlich genäherte Platten, bei den anderen
Spechten sehr schmale und weit von einander entfernte Splitter
darstellen; nur mit grosser Schwierigkeit vermöchte ich hier die
jyngine Shmetnt von der speciell picinen abzuleiten.
Endlich die Scapula, welche bei Jynx die gewöhnliche, dei
meisten Coracornithes gemeinsame schlanke Form mit dem säbel-
förmigen, zugespitzten hinteren Ende aufweist, während sie bei
den eigentlichen Spechten von grösserer Kürze und mit dem charak-
teristischen krummstabähnlichen Ende versehen ist: hier dürfte
wohl kaum Zweifel bestehen, dass Jynz die generelleren, die anderen
Pieidae die specificirteren Verhältnisse darbieten, und ich kann mir
unmöglich vorstellen, dass die Scapula von Jynx von einer speei-
fisch pieinen Ausgang genommen haben sollte.
|
|
Stellung von Stringops etc. 245
Diese Punkte, so wenige sie auch sind, mögen zunächst ge-
nügen; der letzterwähnte giebt für mich den Durchschlag. Immer-
hin verkenne ich nicht, dass eine weit intensivere und extensivere
morphologische Durcharbeitung der Preidae ein nothwendiges Desi-
derat bildet, ehe die Acten über diese Frage endgültig geschlossen
werden können.
Ueberhaupt sollten diese kurzen Ausführungen nicht sowohl
der Vertheidigung meiner ursprünglichen Anschauungen gelten,
als namentlich zu eingehenderen morphologischen Arbeiten auf diesem
oder jenem specielleren ornithologischen Gebiete anregen. Nur
so können die zahlreichen noch bestehenden Lücken unserer Kennt-
niss ausgefüllt werden, nur so ist zu hoffen, dass zahlreiche noch
strittige Punkte und Fragen in einfacher und sicherer Weise ihre
Lösung finden werden. Die auf morphologischer Basis arbeitende
Ornithologie hat, wenn sie anders Gründlichkeit mit der rechten
Methode paart, die Zukunft für sich. |
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln.
Von
Paul Leverkühn.
III.
(Aus den Museen in Metz, Strassburg und Colmar.)
(Siehe Seite 120—136.)
Die nachfolgenden Notizen, unsere dritte*) Materialsammlung
zum Studium des Albinismus und verwandter Erscheinungen, wur-
den theils im städtischen Museo zu Strassburg i. E., theils in der
Sammlung des Museum Unterlinden in Colmar, theils endlich in
der städtischen Sammlung zu Metz und der kleinen Collection des
Petit-Seminaire zu Montigny-les-Metz auf Touren im Juli 1888 zu-
sammengetragen.
Für freundliche Unterstützung bei der Herbeischafftung der Ob-
jeete, sowie für anderweitig liebenswürdiges Entgegenkommen
*) I. Aus den Museen in Hannover, Hamburg und Kopenhagen, In Cab.
Journ. f. Ornith. 1887 S. 79 ff. II. Aus den Museen in Bremen, Göttingen
und Kiel. Ebd. 1889 S. 120—136.
246 Paul Leverkühn:
sind wir den Herren Director Dr. Döderlein in Strassburg, Dr.
Faudel in Colmar und Abbe Friren in Montigny zu Danke ver-
pflichtet. —
In der Aufzählung bedeutet ,M“ Metzer, „St‘“ Strassburger,
„C“ Colmarer Sammlung; nur wenige andere Fälle sind ausserdem
angeführt. Denjenigen Arten, welche bislang in unsern Albino-
beiträgen noch nicht genannt sind, ist in dieser Liste ein Stern
(*) beigefügt. —
Ueber die Farbenaberrationen des Metzer Museums legte Mal-
herbe einige Notizen nieder in der „Statistique du departement de
la Moselle“ (publiee sous la direetion de M. le conte L. E. de Chastel-
lux; par deeision de M. le conte Malher. Tom. I. Zoologie, par
M. Alf. Malherbe. Metz 1854), woselbst er auch dann und
wann Exemplare seiner Privat-Sammlung erwähnt. Ueber den Verbleib
dieser letzteren konnten wir nichts Näheres in Erfahrung bringen. Aut
die Malherbe’schen Notizen ist in der nachfolgenden Bearbeitung
hingewiesen. Leider giebt Malherbe keinerlei nähere Notizen noch
Beschreibungen der von ihm erwähnten Exemplare; viele von ihnen
waren im Metzer Museum nieht mehr aufzufinden, so dass für ihre
ehemalige Existenz nunmehr nur die Autorität des grossen Malherbe
gilt; sie sind wahrscheinlich mit anderen Theilen der Malherbe-
Collection nach Paris gewandert. —
In der Sammlung zu Metz konuten nur sehr flüchtige Auf-
zeichnungen gemacht werden, da ein Herausnehmen der fraglichen
Stücke an dem Tage, als wir dort waren, sich nicht machen liess.
Die ornithologische Abtheilung der naturhistorischen Sammlung
dort ist in einem sehr traurigen Zustande. Die Etiketten tragen
alle verblichene, meist nur französische Bezeichnungen, fast stets
ohne Habitat! Seit Malberbe’s Zeiten (+ 1865) ist nichts für die
Sammlung gethan. Malherbe hat seinerzeit grosse Suiten gesammelt,
namentlich Spechte, von denen er bekanntlich eine Menge neu be-
schrieb.*) Die Typen seiner Arten finden sich zum grössten Theile in
Metz, ohne als solehe besonders bezeichnet zu sein.**) Auch sein
grosses Werk (von dem beiläufig auch das naturhistorische Museum in
*) In; Mem. de la Soc. Roy. de Liege 1846. Travaux de la Soc. d’Hist.
nat. de Metz 1848—60. Rev. zool. 1845, 49, 50, 52, 54. Mem. de l’Acad,
nat. de Metz 1849 etc.
**) Prof. W. Blasius verhiess in seiner einen Arbeit über Ale. impennis
(Ill. Jahr.-Ber. Ver. Naturf, Braunschweig 1881—83 $S. 106—-7 Anm.) ein
Verzeichniss dieser zu geben,
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. III. 247
Strassburg ein Exemplar besitzt) „Monographie des Picides“ (Vol.
I—IV. 1861—1862. Mit 700 Bildern auf 121 Tafeln) ist in der
übrigens an naturhistorischen, speciell zoologischen Werken nicht
sehr reichen Bibliothek der Stadt vertreten.
‘Im Gegensatz zum Metzer hat das Strassburger ornitho-
logische Museum seit Dr. Döderlein’s Zeit einen besonderen Auf-
schwung erlebt.*) Ausgezeichnet ausgestopft, stehen die Vögel leider
in den engen Räumlichkeiten ein wenig gedrängt, doch ist durch
den in Aussicht stehenden Neubau in dieser Beziehung baldige
Aenderung zu erwarten. Bei jeder Familie sind Verbreitungs-
karten aufgestellt, weiche Herr Dr. Döderlein ebenso wie die durch-
wegs eingeführten lateinischen und deutschen Etiketten durch den
Institutsdiener mit einer einfachen Druckmaschine drucken lässt.
Von besonders reich vertretenen Gruppen führen wir die Paradies-
vögel an. Aus Abessinien, von Wilhelm Schimper in den Jahren
1849—52 gesammelt, sind reiche Serien vorhanden; ebenso schöne
Sammlungen aus Gabün, vom Senegal, aus Spanien und Aleier,
von Chile, Gnatemala, Californien u. s. w. Prachtvolle Suiten
von Ag. repax, Nisaetus fasciatus, Gyp. barbatus (9 Stück) Bubo
(13 sp. darunter D. nigrescens) finden sich unter den 10000 Exem-
plaren der Sammlung.
Das ‚Museum Unterlinden‘ in Colmar, das wir am 29. Juli
1888 besuchten, zeichnet sich durch gut ausgestopfte Exemplare aus.
Besonders die Vögel des Elsass sind reich vertreten; das Bemerkens-
wertheste in dieser Hinsicht ist durch G. Schneider in Basel
unlängst mitgetheilt.**) Eine interessante Suite Wasservögel sam
melte ein Herr Firmin an den Ufern der Rhöne und Saöne,
theilweise Arten, welche jetzt nur noch sehr selten dort erlegt
werden. Ein schöner Stringops habroptilus, ein ebensolcher Nestor
productus ziert. die Sammlung exotischer Vögel. — Eine kleine
Eiersammlung stammt aus älterer Zeit. —
Das kleine Naturaliencabinet in Montigny-les-Metz,
welches zum „Petit-Seminaire“ einer Klosterschule gehört, bietet
für den Ornithologen wenig. Die Exoten, Geschenke der Jesuiten,
*) In der Festschrift für die 58. Versamml. der Naturforscher 1885 gab
Döderlein einen Ueberblick über die Entwickelung des Museums (4°, S. 59—68).
Fernere Mittheilungen aus seiner Feder finden sich in der kleinen Schrift „Natur-
historisches Museum der Stadt Strasshurg. Bericht über die Zool. Abtb. des
Museums für die Jahre 1886—89.“ Vögel S. 11 ff.
**) Ornis. III. 1887. S. 509—558.
248 Paul Leverkühn:
sind alle ohne Heimathsangabe. Auch die einheimischen haben
meist keine Etiketten. Aus dortiger Gegend ist eine Scops gıu
aufstellt; ein Pullus von Ströx lammea, ebenso wie ein solcher der
Metzer Collection, ist weiss, bis auf die Schleiergegend, in deren
Mitte — um die Augen — sowie an deren Peripherie bräunliches
Gelb vorherrscht.*) Drei alte Exemplare sind unten weiss; auch
in der Metzer Sammlung befinden sich zwei derartig gefärbte
Stücke. —
1. Corvultur albecollis.*
M. Cap der guten Hoffnung. Reinweiss. [Leider ist die in
Metz gemachte Notiz nicht ganz erhalten, so dass wir in Zweifel
sind, ob die Identification der Etikette eine richtige. Das Exemplar
wäre nochmals nachzusehen.]
2. Buteo vulgaris.
C. a) Ein schönes Exemplar aus Colmar im Jahre 1888 hat
die ganze Unterseite rein weiss.
St. b) Coll. Eugene Pougnet. Orig. Nr.4. Harprich in Lothringen.
Weiss, sehr schwach ins Cröme-farbige ziehend. Auf den Flügeln
und sehr schwach auf dem Schwanze ist die Querbänderung ange-
deutet. Die äussersten drei Primären sind einfach grauschwarz
am distalen Ende.
3. Strixz flamme.a.
M. und Montigny Pulli. (a—g.) Vgl. o. S. 247.
St. Pulli. h) coll. Schimper. 1831. Ganz weisse Dunen. An
den Flügelstumpfen die Federchen der Unterseite gelb. Die Kiele
der Oberseite blau, der Unterseite aschfarben grau. Die Federn
um das Auge besonders zum Schnabel hin von einem gelblichen
Tone. Kiele blau. Der Schleierrand rothbraun.
i) Coll. Eugene Pougnet. Orig. Nr. 600. 17. August 1882.
Landorf (Lothringen).
Weiteres Stadium als h). Weiss, mit einem geringen Stich in’s
Cr&me-farbene. Flügel: aus den langen Spulen blicken graue
Federköpfe, nur hier und da sieht ein wenig Gelb daraus hervor.
Schleier: Braun um das Auge, weiss in der Verlängerung der
Mundspalte. In der Ohrgegend ein weisser Tuft. Der Schleier
bildet einen rechten Winkel, dessen Seiten von der Schleiergrenze,
welche die Verlängerung der Mundspalte bildet, und von der-
*) Vergl. Ueber Farbenvarietäten etc. II. a. a. O. S. 121—23.
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 249
jenigen, welche senkrecht zur Schnabelspalten - Richtung vom
Kopf herab zieht, ausgemacht werden.
k) Coll. Eugene Pougnet. Orig. Nr. 1052. Remilly. 7. Sep-
tember 1885. (Gleichzeitig interessant wegen der späten Nistzeit,
was ja schon oft beobachtet; vgl. für den Monat August: Cab. J.
f. 0. 1877. 323. [Rohweder.] September: ebd. 1878. 415. [Sachse.]|
ebd. 1884. 36. [Neumann.] October: Corr. Bl. zool. min. Ver.
Regensburg 1850. 53. [Jäckel.] — Rhea II. 184. [Derselbe.] —
Cab. J. f. O0. 1854. 173.. [Ders.] November: Cab. J. f. O. 1854.
92. [v. Rödern. Gloger.] ebd. 1864. 15. [Krüper.] ebd. 1864.
220. [Holtz.] Mitth. naturw. Ver. Neuvorpommern u. Rügen. II.
1871. 37. [Ders.| Seebohm, Hist. Brit. Birds. I. 150. |Norgate.]
Corr. Bl. zool. min. Ver. Regensburg 1851. 186. |Jäckel.] Cab. J.
f. O. 1854. 173. 1886. 184. [Ders.] December: Seebohm, Hist.
Brit. Birds. I. 150. [Waterton.])
Weiter entwickelt als b) und i). Weiss. Flügel wie beim
alten Vogel (grau marmorirt und gelbbräunlich). Schleier wie
beim Alten — nur an der Aussenseite des dem Auge zunächst be-
findlichen Theiles des Schleiers weiss. Rand des Schleiers dunkel
braungelb. Rücken: ein dickes Büschel normal adult gefärbter
Federn. Der Schwanz bricht in den Farben der Alten durch.
4. Otus brachyotus.*
St. Coll. v. Hinüber.*) 1874. Orig. Nr. 8. Alles, was beim
normalen Kleide auf der Oberseite gelb bis braungelb, hier matt-
gelb. Unterseite: Grundfarbe weiss statt gelb, mit normalen Längs-
flecken (die etwas schmaler als gewöhnlich); diese Schaftflecken hören
an der Stelle der Insertion der Beine auf; von hier: alles weiss.
„Hosen“ do. (=Lauf und Zehenbefiederung).
5. Hirundo rustica.
IM. Nach Malherbe’s ‚Zoologie‘ in der Statistique du depar-
tement de la Moselle (Metz 1854, S. 405) ist ‚une variete albino‘
im Metzer Museum, die wir indess nicht wieder entdeckt haben.|
St. a) Coll. Eug. Pougnet. Orig. Nr. 449. 26. Juli 1881. Destry
(Lothringen). Silberweiss; Füsse und Schnabel hellgelb. Auf den
Flügeln ein Schimmelschmutz, wie auf so vielen Exemplaren der
Kieler Sammlung. **)
*) Die vom + Oberamtsrichter v. Hinüber gesammelten und dem Strass-
burger Museo vermachten Exemplare stammen zumeist aus Hannover. Lev.
**) Vgl. Farbenvarietäten II. A. a. O. S. 123. no, 4. Ki. c,
250 Paul Leverkühn:
b) Strassburg 1840. Orig. Nr. 3253. Das Rostroth der Kehle,
die Augenflecken des Schwanzes und die dunkle Färbung der Ober-
seite ist angedeutet, letzteres durch ein schmutziges Aschgrau.
Dieses Exemplar rechnen wir ebenfalls zu den ‚Uebertünchten“.
Schnabel und Füsse hellgelb.
6. Hirundo urbica.
St. Orig. Nr. 3254. Strassburg 1850. Weiss; Schnabel und
Füsse hellgelb.
7. Hir. riparia.
M. Malherbe führt eine weissliche Varietät an (a. a. O. S. 405),
die wir nicht mehr vorfanden.
8. Sturnus vulgaris.
C. a) Orig. Nr. 508. Elsass. Kopf, Rücken, Oberseite theilweise
weiss mit einzelnen metallischen Federn untermischt. Flügel und
Schwanz normal; einzelne weisse Federn in den Oberflügeldecken.
St. b) August 1865. Strassburg. Zimmer ded. Oben incl.
Flügel und Schwanz weissgrau; die Secundären und grossen Flügel-
decken haben fahlbraune Contouren. Unten: Kinn, Kehle weiss.
Rest der Unterseite, bis auf die Bauchseiten, wo die reg. Färbung ver-
waschen, „übertüncht‘, zum Vorschein kommt, grauweiss. — Schnabel
schwarz, Füsse hornbraun.
e) Elsass Nr. 1842. Auf dem Kopf, Hals und Unterrücken
manche weisse Federn. Kinn, Kehle weiss; auf der Brust, Bauch
und den Flanken ebenfalls viele weisse Federn.
Das Exemplar legt soeben sein erwachsenes Kleid an, wie die
stahlgrünen, auf dem Rücken durchgebrochenen Federn beweisen.
Schnabel gelb.
d. e. f. g) Diese Serie ist wohl kaum den Farbenvarietäten zu-
zuzählen, sondern sellt mehr weniger normale Jugendkleider dar:
d) 15. Juli 1854. Strassburg. Kehle weiss. Auf der Brust weisse
Federn untermischt; übrige Unterseite graubraun. Oben dunkler,
Flügelsäume lichter. Schnabel schwarz.
e) Der jüngste der drei e. f. g) & 1859. Strassburg. Oben
graufahl; auf dem Unterrücken haben die Federn schwarze, in’s
Metallische auslaufende Enden mit lichtbraunen Säumen. Kinn,
Kehle, Brust- und Bauchmitte weissgelblich, einzelne Federn der
Bürzelgegend, viele auf den Flanken, einzelne Unterschwanzfedern
regulär metallfarben mit weissem Ende. Schnabel schwarz.
f) Etwas älter als e) 28. August 1856. 2 Strassburg. Das
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. III. 251
Metallische auf dem Rücken nach dem Kopf zu weiter ausgebreitet;
die Metalltropfung der Unterseite bis an die Oberbrust (Kehle)
ausgedehnt, nur in der Medianlinie eine bräunlich geschäftete Feder-
parthie übrig lassend. Subcaudalen wie beim Alten. Schnabel
schwarz.
g) Der älteste der drei. 25. August 1854. Strassburg. Alles
wie bei f), nur intensiver und ausgedehnter; die lichtbräunliche
Mittelfärbung der Unterseite zu einem !/,; cm schmalen Streifen
reducirt. —
9. Corvus corone,
St. & Zool. Gart. Berlin 1884 erhalten. Blendend silberweiss.
Schnabel und Füsse ganz mattgelb. (Iris roth.)
. 9a. Corvus eornix X corone.
M. Ein Exemplar; ob aus dem Lande?
10. Pica caudata.
M. a) Weiss ohne jedes Schwarz. Malh. a. a. ©. 8. 413.
b) Alle schwarzen Theile dunkelrussbraun.
St. c) Coil. v. Hinüber. 1874. Nicht der gewönliche Elsteralbino-
typus: während in der Regel diese Albinos an Stelle des normalen
Schwarz ein mattes Braun haben, zeigt das Exemplar St. c) ein
schönes silberglänzendes mattes Grau, welches am intensivsten und
angenehmsten auf dem Hals und Brust, weniger rein auf dem
Unterrücken und sehr matt und unrein auf dem Schwanz ausge-
prägt ist. Der letztere ist wie gewöhnlich bei Albinos *) dieser Art
zerschlissen. Schnabel und Füsse sind normal. —
ll. Garrulus glandarius.
C. a) Elsass. Fuss hellhornfarben, Schnabel dunkelhornfarben.
Unten duff-weiss. Oberseite, Schwanz und Bürzel, Flügel und
Schwanz, Rücken ganz weiss. Am reinsten weiss die Flügel. Auf
dem Oberkopf einige bräunliche Sprenkeln. Nacken herrlich sanft
weinröthlich angehaucht. Backen und Ohrgegend weinröthlich.
Kleine Flügeldecken ebenso.
M. b) Juv. Ganz weiss. Malh. a. a. O. 8. 413.
12. Lanius collurio,*
13. Muscicapa grisola,
M. Zu Malherbe’s Zeiten befand sich ein Albino vom Fliegen-
*) Vgl. unsere Farb.-Var. II. a. a. O. S. 127.
252 Paul Leverkühn:
fänger im Metzer Museum, mehrere vom Würger dort wie in
seiner Privat-Sammlung (a. a. O. S. 412 und 413).
14. Accentor modularis.
M. Malherbe (a. a. 0.S. 409) kannte eine „vari6t& blonde“ im
Metzer Museum.
15. Troglodytes parvulus.
M. Malherbe (a. a. O. S. 409) kennt einen Albino im Metzer
Museum, der zur Zeit unserer Visite nicht mehr vorhanden war.
16. Sylv. hortensis.
M. Malherbe (a. a. ©. S. 407) spricht von einer hübschen albino-
tischen Varietät, welche er in ‚seiner Sammlung hätte.
17. Turdus merula.
C. a) Z. Gefangenschaft. Kietzheim. Schwanz bis auf eine Feder
weiss. Ein Fleck inmitten der Stirn, 3.—8. Schwanzfeder weiss.
Sonst normal.
M. b) c) Weiss. d) Blassgelb. Malherbe bemerkt von ihnen,
sie seien im Mosel-Departement erlegt; auch besitze er mehrere
albinotische Exemplare in seiner Privat-Sammlung (a. a. O. S. 412).
18. Turdus torgquatus.
C. a) 2. Die erste äussere Schwanzfeder, einige Federchen
auf dem Rücken, einige Federn vor dem Auge und auf dem Kopf
und den Kopfseiten weiss, sonst normal.
b) Orig. Nr. 188. Kopf weiss bis auf einige wenige schwarze
Federn. Unten gross weiss getropft, ebenso auf dem Unterrücken;
die 2 mittleren Schwanzfedern weiss.
ce) Orig. Nr. 187. Bauch, Hals ringsum, die 1., 2. und eine
halbe Schwanzfeder, nur rechts, weiss. Unterrücken, Kopf ver-
waschen weisslich.
St. d) & (ad.) AufdemOberkopf ein weisses Federchen, auf dem
Hinterkopf und dem Nacken zusammen etwa ein Dutzend weisse
Federchen. Sonst normal. — Das Stück stand in einem Schranke,
der vom 12.. bis 27. September 1871 durch Granaten beschossen
ist. Daher Schnabel defeet durch Granate.
e) Coll. v. Hinüber. Nicht ganz alt.
In der Richtung der Augenspalte des rechten und im hinteren
Winkel des linken Auges dort 4, 5, hier eine kleine weisse Feder.
Sonst normal.
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. III. 253
f) 17. October 1852. (Strassburg.) (ad.) Der ganze Kopf mit
Ausnahme von Kinn und Kehle und dem Oberkopf (die normal
schwarz) mit zahlreichen weissen Federchen untermischt.
g) October 1862. & (Kroener. Strassburg) Auf dem Ober-
kopf zwischen den beiden Augen auf dem Kinn einzelne weisse
Federchen. Analgegend und Tarsus weiss. Anstatt der ‚Torques‘
ein Gemisch weisser und schwarzer Flecken.
Obs. Eine schöne Suite Ringdrosseln ausserdem (13 Stück) vom
ersten Nestkleid bis zum ältesten Männchen hin zeigen alle mehr
weniger weissliche Säume an den Flügeln und Flügeldeckfedern.
Ist das die Norm? Auch auf der ganzen Unterseite finden sich
von den jüngeren Individuen zu den älteren abnehmend weisse
Federränder. Dieselbe Frage! — Als Habitat ist Schweiz, Elsass
und Schwarzwald angegeben. — Schon längst war uns aufgefallen,
dass zu allen Jahreszeiten selbst ganz alte Ringdrosseln mit ziemlich
breiten weissen Federrändern und eigenartig gescheckt aussehender
Unterseite vorkommen, worüber wir im Herbst 1883 in Halle
mit dem vortrefflichen Kenner Herrn Wilh. Schlüter uns unter-
hielten.*) Wir besitzen in unserer Sammlung ein höchst wahr-
seheinlich vom Gebirge stammendes, auf dem Dohnenstrich bei
Hannover erbeutetes derartiges Exemplar. Mittlerweile ist die uns
beunruhigerde Frage durch einen ausgezeichneten norwegischen
Ornithologen, welcher seit Jahren sich in Nordamerika niederge-
lassen hat, Herrn Leonhard Stejneger, wissenschaftlich behandelt
und unsere Vermuthungen, dass es sich um eine zweite constante Form
handelt, die nie die breiten Ränder verliert, vollauf bestätigt. Da
schon Vater Brehm im Handbuch (1831, $. 377) diese Ringdrossel-
form abgetrennt hatte, hat Stejneger dessen Namen für die Ge-
birgsform 7. alpestris beibehalten (Proc. Un. Stat. Nat. Mus.
Washington 1886, S. 365 ff.). Sein Verfahren ist in Europa gut-
geheissen durch von Tschusi-Schmidhoffen (Schwalbe XII. 1888,
8. 78£.) und durch Seebohm (Ibis 1888, S. 309 ff.).
In diesem Falle ist unbedingt die trinäre Nomenclatur anzu-
wenden und die Gebirgsform Merula torquata alpestris (C. L. Br.)
zu benennen; die Methode, solche Formen als ‚Varietas‘ in Ver-
zeichnissen etc. einzuführen, halten wir für entschieden verwerflich,
*) Es bedarf wohl nicht der Erwähnung, dass wir die Frage ‚Ist das
die Norm‘ niederschrieben, bevor wir den Stejneger’schen Aufsatz gelesen! —
Lev.
254 Paul Leverkühn:
weil dadurch der Begriff Varietät, selbst wenn ihm das Epitheton
‚constant‘ vorgesetzt wird, verschoben wird. —
Sehr interessant würde es sein, zu erkunden, ob die auf dem
Teutoburger-Wald, also in einer Höhe von nur ca. 420 Metern, im
Sommer angetroffene und wohl mit Gewissheit brütende Ringdrossel
der Alpestris-Form zugehört. Unser verehrter Freund Schacht
in Feldrom bei Horn in Lippe wäre wohl am ersten in der Lage,
diese Frage zu lösen, wozu wir gerne anregen möchten. —
19. Turdus musicus.
M. a. b) Isabelline. Malherbe führt ausserdem Exemplare
seiner Privat-Sammlung an. (a. a. O. S. 412.)
20. Turdus tliacus.
C. a) Aus Mauirtz. Auf dem Rücken, im Schwanz und auf den
Flügeln viele weisse Federn. Kopf nach unten ganz weiss. „Ge-
scheckt.‘
M. b) ec) Isabelline Malh. a. a. 0. S. 412,
St. d) Coll. v. Hinüber. Ganze Oberseite mattgelblich. Aussen-
fahnen der Primären und Secundären weiss. Schwanz gelblich-
weiss. Augenstreif, Kinn-, Kehl- und Brustfärbung, ebenso die
der Flanken angedeutet; alles was beim normalen dunkel gefärbt,
hier fahlrostgelblich. Die Axillaren lebhafter und ausgebreiteter
rostlich. Bauch silberweiss. Schnabel und Füsse hellgelb.
21. Ruticilla phoenicurus.*
22. Luscinia minor,“
M. Malherbe führt je einen Albino auf. (a. a. O0. 8.
408 und 406.)
23. Dandalus rubecula.
M. a) Malherbe berichtet (a. a. O. S. 407) von mehreren
albinotischen Exemplaren in seiner Privat-Sammlung und im
Metzer Museum. Letztere waren bei unserem Besuch nicht auf
zufinden.
St. b) Coll. Saucerotte.*) 1843. Orig. Nr. 4191. Russland.
Partiell albinotisch am Kopf: Oberkopf reinweiss, Hinterkopf und
*) Die nachgelassenen Papiere des bekannten Trochilidologen Saucerotte
werden im Naturhistorischen Museum zu Strassburg aufbewahrt. Sie ent-
halten keine unpublieirten ornithologischen Notizen und bestehen zum grössten
Theile aus Excerpten. Lev.
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 255
Nacken weiss und grau abwechselnd. Ohrendecken weiss; im
„Roth“ der Kehle einzelne weisse Federchen; ein schräges weisses
Band zieht sich von rechts unten nach links oben bis an die Nasen-
federn.
c) Col. Saucerottee Lothringen. Das ‚Roth‘ der Kehle
normal. Die Befiederung der ganzen Oberseite dagegen matter
als normal, Schwanz fahlbraun, Schwungfedern gelbbräunlich, die
letzten Secundären nahezu weiss. Schnabel und Füsse regulär.
24, Sazicola oenanthe.
25. Pratincola rubeira*
Zu Malherbe’s Zeiten war von beiden Arten je ein Albino im
Metzer Museum. (a. a. O. S. 409.)
26. Motacilla alba.
M. a) Malherbe führt 2 albinotische Exemplare für das Metzer
Museum an. (a. a. O. S. 410.)
St.b) Coll.v. Hinüber. Reinweiss, bis auf die 6 mittleren Schwanz-
federn, welche schmutzigbraun (beim normalen diese: schwarz!).
Auch die weissen Schwanzfedern haben auf den Innenfedern ein
ebensolehes braunes Colorit, welches an Ausdehnung von der Mitte
nach aussen abnimmt. Füsse normal. Schnabel hellgelb. (Iris roth.)
27. Anthus arboreus.*
C. a) Orig. Nr. 345. Mattgelbweiss auf Nacken, Rücken,
Schwanz, Flügel. In’s Rothbraungelbliche ziehend am Kopf und
unten.
b) Ohne Etikette. Einzelne ganz weisse Federn auf der Unter-
seite, dem Kopf, den Flügeldecken und dem Schwanz. „Gescheckt.“
M. c. d) Malherbe führt 2 blonde (=hellgelbe) Varietäten für
das Metzer Museum an. (a. a. O. S. 410.)
28. Anth. pratensis.*
M. Auch den Albino dieser Art, den Malherbe (a. a.0.5. 411)
namhaft macht, konnten wir nicht wieder auffinden.
29. Alauda arvensis,
M. a. b) Weiss.
e) Unten weiss; oben und Flügel grau wie gewöhnlich.
d—l) Isabelline, Kehle rothgelblich. Ob diese Suite aus
einem Jahre und von einer Localität, ist nicht aus den Etiketten
ersichtlich,
256 Paul Leverkühn:
m) Schwarz. Malherbe führt eine schwarze, 4 weisse und
6 blonde Varietäten auf, auch mehrere aus seiner Sammlung. (a. a.
0. S. 417.)
St. n) Coll. Saucerotte. 1847. Orig. Nr. 5237. Ganze Oberseite
rostbraun; Schwingen lichter, die erster Steuerfeder bis auf einen
schmalen inneren Streifen, die zweite nur auf der Aussenfahne weiss.
Deutlicher weisser Augenstreif, der sich jenseits des Auges über
das Ohr hin undeutlicher fortsetzt. Kinn, Kehle, Bauch, Unter-
schwanzdecken weissgelb, Brust in’s Röthliche ziehend. Schnabel
hellgelb, Füsse normal.
30. Emberiza ceitrinella.
M. a) Eine gelbe Varietät nach Malherbe, (a. a. O. S. 416.)
St. b) Wielersweiler bei Albersdorf. Lothringen. 1884. Werckla
ded. Unten einen Ton matter als normal, oben sehr viel matter.
Auf dem Kopf keine schwarzen Federschäfte, auf dem Rücken
haben die meisten Federn schmale weisse Säume; Enden der Flügel-
decken, der Schwungfedern, Aussenränder aller Steuerfedern —
weiss. Das normale Rothbraun der Secundärschwingen schwach
angedeutet. Von dem regulären Rostroth des Bürzels ist nichts
zu sehen.
3l. Emberiza schoenielus.*
St. Nr. 1860. Strassburg. Pickel ded. Sehr matt gefärbt;
Schwingen bis auf-den proximalen Theil, der fahlbräunlich, ferner
die äusserste Steuerfeder weiss; die 2. Schwanzfeder auf der Aussen-
fahne und am distalen Ende der Innenfahne weiss, von dort ab-
nehmend zur Federaxe hin, so dass ein keilförmiger Flecken ent-
steht. Die reg. schwarzen Kopfparthien fahlbraun; Schwanz asch-
braun, Seiten, die normal braun gestrichelt, verwaschen weissgelb.
Das weisse Nackenband, der Augenstreif und die weissen Züge,
von der Schnabelecke zu der Kehlseite, sehr gut zu erkennen,
breiter und intensiver entwickelt.
32. Passer montanus.
M. a) Weiss. Malh. (a. a. O. S. 416.)
b) Isabelline.
33. Passer domesticus.
C. a) Juv. Schmutzigweiss. Zum Unterrücken hin grau. Schwanz
fast normal. Das Braun des Rückens ist ganz schwach angedeutet.
b) Weiss. }
c) 10. März 1867. Die 2., 3., 5., 6., 8.,9. Primär-, die 1., 2., 4,
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 257
5. 'Secundär-Schwingfeder links, die 2., theilweise 3, 5, 8.
Primär-, die 1., 3. Secundär-Schwingfeder rechts reinweiss. Sonst
ganz normal.
d) 2. Orig. Nr. 2110: Matt gefärbt auf der Unterseite, oben
die Grundfarben angedeutet. Varietas brunnescens. Montigny-les-
Metz. Weiss. — Malherbe bespricht das häufige Vorkommen von
Leucismus bei dieser Art und erzählt, dass ein Herr von Courcelles
im Schloss von Montigny-les-Metz mehrere Jahre junge weisse
Spatzen gehalten hätte, welche im Käfig gross geworden bei der
ersten Mauser ihr reguläres Gefieder wiedererhalten hätten. — In
seiner Privat-Sammlung sowie im Metzer Museum befanden sich
damals mehrere Albinos. — (a. a. O. S. 415 und 416.)
St. e) Durch Schneider in Basel. Reinweiss. Füsse und
Schnabel hellgelb.
f) A. 1854. Elsass. Reinweiss. Füsse und Schnabel hellgelb.
(Iris
34. Lig. chloris.
M. a. .b) Nach Malherbe (a. a. O. S. 416) besass das Metzer
Museum ein weisses und ein jonquillegelbes Exemplar.
35. Fr. coelebs.
36. Fr. montifringilla.
-M. Von ersterem führt Malherbe ein, von letzterem mehrere
albinotische Exemplare auf für das Metzer Museum und von letzterem
auch für seine Privat-Sammlung.
37. Carduelis elegans.
C. a) September 1876. Bouxville. Kopf, Rücken weiss. Das
Rostbraun der Unterseite nur angedeutet, das Roth des Kopfes
am Schnabel schwach angedeutet.
b) Melanismus partialis. Kopf statt roth schwarz.
ec. d. e) Ausserdem sind noch 3 Stieglitze in der Colmarer
Sammlung, deren Kopfroth einem mehr weniger intensiven Hoch-
gelb Platz gemacht hat. Ob Exemplare aus Gefangenschaft ?
M. f) Zu Malherbe’s Zeiten war ein albinotisches Exemplar
im Metzer Museum. (a. a. O0. S. 414.)
St. g) Alte Sammlung. 1846. Elsass. Die reg. rothe Stirn
mit. viel Weiss untermischt.
38. Pyrrhula europaea.
M. a) Unten weissgrau; Schwanz normal.
b) Schwarz.
Cab. Journ. f. Ornith. XXXVIL. Jahrg. No. 187. Juli 1889. ihr
258 Paul Leverkühn:
Malherbe erzählt, ein schwarzer Gimpel in seiner Sammlung
stamme aus einer Kreuzung zwischen Canarienvogel und Gimpel.
(a. a. O. S. 415.)
39. Lin. cannabin.a.
M. Zu Malherbe’s Zeiten befand sich ein Albino im Metzer
Museum. (a. a. O. S. 415.)
40. Padda oryeivora.
C. Blendend weiss. [Wir führen diese äusserst zahlreich ge-
züchtete weissliche Spielart nur der Vollständigkeit halber an. Fast
alle Museen besitzen davon. Auffällt, dass die Stücke regelmässig
reinweiss sind; gescheckte sind uns noch nicht vorgekommen. Wir
werden nur über solche in Zukunft mittheilen.]
41. Phasianus colchieus.
C. a) &. weiss. Am Hals unten einige weisse Flecken, ebenso
auf dem Rücken und an den Flanken.
b) Bastard zwischen Jagdfasan und Haushenne. Hals weiss,
Rücken weiss gescheckt.
St. ce) &. Tirol. Weiss.
d) &. Elsass. 1865. Weiss; am Hals 2 kleine schwarze
Federchen; die Spitze und die Aussenfahne je einer Feder der
Flügeldecken rechts schwärzlich; die der auf der Aussenfahne
farbigen benachbarte lichtschwarz besprenkelt. —
e) 9. Elsass. Weiss. Einige Flügelfedern mit dunkeln, licht-
bis dunkelbraunen Schäften. Auf dem Ober- und Unterrücken
einige wenige Federn mit dunkelbraunem Centrum und gelblichen
Rändern. — |
Ausserdem stehen mehrere sehr beachtenswerthe Exemplare
des in Elsass als wild anzusehenden Jagdfasans, welche einen
breiten weissen Ring um den Hals tragen und sich somit sehr
dem typischen Pas. torguatus nähern, der indess nie in halb-
verwildertem Zustande gehalten resp. ausgesetztist.
Die Exemplare datiren von dem Anfange der 50er Jahre her.
Kröner*) schreibt in seiner ziemlich unbekannten und seltenen
Avifauna des Elsass eine scheinbar nicht zutreffende Bemerkung
über diesen Punkt: „Le faisan de collier, originaire de l’Inde,
provient du croisement du faisan commun avec le faisan &
collier de la chine.“
*) Apergu des oiseaux de l’Alsace et des Vosges. Strasbourg 1865. 8°.
43 S. (S. 22.)
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. II. 259
Diese Thatsache ist um so beachtenswerther, als der im Handel
sonst als ‚Ringfasan‘ bezeichnete Vogel stets als Kreuzungsproducet
zwischen Ph. colchicus und Ph. torquatus in ungezählten Ver-
bastardirungen anzusehen ist; vom englischen berichtet dies
z. B. Seebohm (Ibis 1887, S. 168).
Wir betonen ausdrücklich, gestützt auf die Angaben des Kais.
Oberförsters in Strassburg, Herrn Baron von Berg, u. A., dass der
chinesische torquatus nie ausgesetzt ist, so dass wir es entweder in
den Rheinwaldungen des Elsass mit einer neu entstehenden Form
von torguatus zu thun haben, oder aber annehmen müssen, dass
die sich vermischenden Formen (die westliche Ph. colchicus
westlich, die östliche PAR. torquatus östlich vom Meridian Calcuttas
nach Seebohm) derartig „interbreeding species“ sind, dass man sie
nicht subspeeifisch zerlegen darf, sondern als in und neben
einander vorkommende Formen ansehen muss. Dieser dann einzig
in der Vogelkunde dastehende Fall verdient grösste Aufmerk-
samkeit! —
42. Perdix cinerea.
C. a) Coll. St. Firmin, Rhöne oder Saöne. Fast weiss. Die
Oberflügeldeckfedern mattaschblaufarben; Flanken matt schwarz,
in breiten Abständen gewellt. Bauch und Nacken gelbbräunlich.
Brust weiss. Schwanz matt aschfarben; die Spitzen der Federn
bräunlich. Oberrücken und Schultern sehr matt weinfarben.
b) „Variete marron a cou blanc.“ Coll. St. Firmin, Rhöne oder
Saöne Kopf ringsum rostbraun. Halsseiten jederseits weiss. Der ganze
Rest des Gefieders dunkelrostbraun (maroon), Läufe hell matt-
braun. Auf den Flügeln einzelne weisse Schäfte. Schwanz etwas
heller. Bauch weisslich.
c) Coll. St. Firmin (ut sup.), Kopf ringsum rostbraun (genau
dieselbe Farbentönung wie C. b.), etwas dunkler als C. b) Ganzer
Rest des Gefieders mit Ausnahme des Schwanzes schwarzbraun,
Die Schäfte der Flügelfedern weiss. Ebenso einzelne weisse Schäfte
auf Rücken. Läufe fast weiss. Schwanzspitzen weiss; dann folgt
eine dunkelbraune Parthie, welche in matteres Braun übergeht.
Bauch weisslich.
M. d) Weisslich oben, rothbraune Flecken unten.
e) Ganz weisslich. Malh. a. a. O. 8. 421.
f) (Im Naturaliencabinet in Montigny-les-Metz.) Gescheckt.
St. g) Strassburg. 1865. „Gescheckt.“ Auf der ganzen Ober-
seite viele reinweisse Federn eingestreut; Flügel und Seiten regulär.
17*
260 Paul Leverkühn:
Auf der ganzen Unterseite ebenfalls viele weisse Federn unter-
mischt. Jenseits des schwarzen Flecks auf der Unterbrust der
Rest ganz weiss. Schwanz mit Ausnahme zweier Federn der
linken Seite, die normal braun, ganz weiss. Schnabel mattgelb,
Füsse normal.
h) Coll. 3. Saucerotte. 1852. Frankreich. ‘ „Perdrix des
montagnes.“ Orig. Nr. 46. Ü
Sehr ähnlich den 2 Colmarer Stücken: Kopf und Hals ringsum
braungelb; ganzer Rumpf inel. Flügel und Schwanz dunkelschwarz-
braun (,maroon‘“), manche Federn mit weisslichen Schaftenden
und weisslichen Federendchen. Aussenfahnen der Primären fahler;
die „Hosen“ (Schenkelfedern) sind nahezu weiss. Schnabel und
Füsse normal.
43. Coturnix dactylisonans,
C. a) Coll. St. Firmin. Ob Albino? Normal, nur die (normal)
hellen Parthien der Unterseite nahezu weiss, mit schwach gelb-
lichem Anflug. Nach oben zu die weissen Schaftstriche deutlicher.
M.b) Weiss. Malh. a. a. O0. 8. 421.
44. Meleagris gallopavo.
St. (9) ohne Etikette. (Ex captiv.) Hals und Kopf rostbraun
(wie Perd. cinerea St. h). Diese braune Färbung ist einzelnen
Federn auf dem Rücken, den Fahnen der Schwingen und Ober-
schwanzdeckfedern hie und da mitgetheilt. Schwanz: dunkel-
braun mit helleren braunen Aussensäumen.
45. Numida ptilorhyncha, Licht.*
St. W. Schimper. Coll. 1842. Orig. Nr. 28. Abessynien.
Einer der interessantesten Albinos der Sammlung; er bildet ein
Pendant zu der am Ende unserer ersten „Farbenvarietäten“ auf-
gezählten Reihe*) von Pie. major etc.
Das normale Gefieder ist wie mit dünn aufgetragener weisser
Farbe überstrichen. Anormal ausserdem ist die Färbung der
Primären, welche sämmtlich rein weiss, ferner der Seiten von
Brust und Bauch, und des Unterbauchs endlich eines in die Quere
gezogenen Flecken oberhalb der normalen (aber „übertünchten“)
Brust — welche Stellen alle weiss sind. Während bei der regu-
lären Num. ptüorhyncha die Fleckung auf den Primären und Se-
cundären getropft zu nennen ist, sind bei dem vorliegenden Exemplar
*) Farbenvarietäten I. A. a. O. S. 86.
Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. IIL 261
die weissen Tropfen zu Strichen ausgezogen, so dass in 'der Be-
ziehung das Stück sich Num. meleagris nähert.
Die Halsparthie ringsum, die normal von struppigen schwarzen
Federn bedeckt sein sollte, ist blassgelblich (?) und nackt gewesen
(da angemalt) nicht wit Sicherheit anzugeben!). Füsse blasser als
regulär, die Schilderung gelb; Schnabel und nackte Theile des
Kopfes scheinbar normal.
46. Fulica atra.*
M. Zu Malherbe’s Zeiten war ein albinotisches Exemplar im
Museum. (a. a. O. S. 425.)
47. Scolopaw rusticula.
C. a) 4. November 1862. Baden.
Isabellfarben (wie Göttingen. Nr. 35 Farb. Var. IL). Oben
dunkler, normales Gefieder stark angedeutet; alles ist mattbräunlich
überflogen. Schnabel ganz heilgelb. Füsse gelb.
M. b) Zu Malherbe’s Zeiten befand sich ein rein weisses Exemplar
im Museum. (a. a. O. S. 424.)
48. Gallinago scolopacina.
C. a) Coll. St. Firmin. (Rhöne oder Saöne.) Unten sehr
matt, die Flecken duff. Oben ist das normale Gefieder ange-
deutet. Schwingen weiss, Schwanz da weiss, wo normal braune
Stellen.
M. b) Zu Malherbe’s Zeiten befanden sich 2 albinotische
Exemplare im Museum. (a. a. O. S. 424.)
49. Anas boschas.
C. a. b) Gemar (Entenfang). & und 2. December 1879. Beide
Exemplare sind zusammen gefangen. In den plastischen Verhält-
nissen im grossen Ganzen mit der typischen Wildente überein-
stimmend, zeichnen sie sich durch etwas stärkeren und längeren
Körper aus. Auf dem Kopt ist das & stellenweise blaustahl
schillernd; beim 2 ist dieselbe Farbenanordnung in matterer Tinte
und weniger ausgebreitet vertreten. Das & ist unten etwas gelb-
lich gewellt, der Rücken schwarz (beim 9 letzterer grauschwarz)
bis an den Schwanz. An den Weichen sind einzelne schwärzliche
Federschäfte Alles übrige weiss.
50. Cairina moschata.*
St. a) 1850. Ex capt. Strassburg. Kopf, Hals, Brust, Rücken
mit weissen Federn untermischt. Spiegel weiss.
262 Paul Leverkühn: Farbenvarietäten. III.
b) 1860. Bastard von C. moschata und An. boschas. (Ex capt.)
Strassburg. Bedeutend kleiner als moschata typ. Kinn und ein
schmaler Federsaum, der sich von dort in der Richtung der Mund-
spalte hinzieht, ein Streif, der sich durch’s Auge zieht, einzelne
Federn auf dem Kopf, dem Oberrücken und viele auf der Brust —
weiss. Spiegel: stahlblau. Ganzes übriges Gefieder: oben: stahl-
grün auf braunem Grunde, unten: braun, auf der Oberbrust ganz
schwach in’s Violette spielend.
Für unsere Verzeichnisse neu sind in dem vorliegenden Bei-
trage Albinos von folgenden Arten beschrieben: Corv. albicollis,
Ot. brachyotus, Lan. collurio, Rut. phoenicurus, Lusc. minor, Prat.
rubetra, Anth. arboreus, pratensis, Emb. schoeniclus, Fr. montifringilla,
Lig. chloris, Num. ptilorhyncha, Fulic. atra, Cair. moschata.
Unter den angeführten 134 Stücken von 50 Arten sind be-
sonders beachtenswerth die Dunenjungen von Si. fammea (vergl.
unsere Farb.-Var. II, S. 121—123), ferner die Exemplare von Sylv.
hortensis (vergl. Farb.-Var. I, S. 85. Notiz 3), Pass. domesticus juv.
(vergl. ebenda Notiz 1. Farb.-Var. Il, S. 133 Nr. 34), Phas. col-
chicus, bei welch letzterem oben im Text das Nähere nachzulesen. —
Strassburg i. E., April 1889.
Dr. A. König: Vorbemerkung über neue Vogelarten. 263
Vorbemerkung
über einige wohl zu unterscheidende und neue Vogelarten
von den Canarischen Inseln.
Von
Dr. A. König in Bonn.
Im April 1889 veröffentlichte ich zwei neue selbständige Arten
von den Canarischen Inseln, nämlich den blaurückigen Lorbeerfink
(Fringüla coerulesceens Kg. nov. spec.) und das Brillantrothkehlehen
(Erithacus superbus Kg. nov. spec.).
Nach genauer Durchsicht des mitgebrachten Materials wird
ferner aber noch folgende Mittheilung nothwendig:
1. Der canarische Thurmfalk
(Cerchneis tinnunculus canariensis Kg.)
gehört zu den dunkelfarbigen Unterarten. Da er mit neglectus Schl.
meiner Meinung nach nicht identifieirt werden kann, fasse ich
ihn als eigene Subspecies auf.
2. Der ceanarische Buntspecht
(Pieus (Dendrocopus) canariensis Kg. nov. spec.)
unterscheidet sich wesentlich von der europäischen Stammform
„major“ durch constant stärkeren Schnabel und dunkle Unter-
seite, deren Färbung nicht etwa als angeschmiert durch Klettern
an den Pinienstämmen, sondern als vererbt zu betrachten ist.
3. Das canarische Goldhähnchen
(Regulus satelles Kg. nov. spec.)
ist eine gute selbständige Art. Sie zeichnet sich durch hochorange-
rothe Scheitelfärbung aus, welche durch eine tiefschwarze Binde
eingefasst wird, die auf der Stirne zusammenhängt und nicht etwa
wie bei cristatus Koch unterbrochen wird. Die Art klingt am
meisten an die nordamerikanische satrapa Licht. an, entfernt sich
jedoch wieder von ihr durch das Fehlen des vielen Weiss in der
Wangengegend.
4. Die bisher mit Parus ultramarinus Bp. identificirte Ultra-
marinmeise der Canarischen Inseln muss als selbständig von ihr
unterschieden werden, da sie sich durch Mangel der weissen Binde
auf den Flügeldeckfedern wie durch das Fehlen der weissen End-
spitzen auf den Secundärschwingen auszeichnet. Der zutreffende
Lesson’sche Name ‚Teneriffae‘ würde daher dieser Meise aus-
schliesslich beizulegen sein. —
Das Genauere darüber erfolgt später in diesem Journal.
264 Dr. A. Reichenow: Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika.
Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika.
Von
Dr. Ant. Reichenow.
Herr Dr. F. Stuhlmann, welcher zum Zweck zoologischer
Forschungen in Sansibar sich aufhält und mehrfach Reisen in
die ostafrikanischen Küstenländer unternommen hat, sandte unter
anderem auch eine gegen 800 Stück umfassende Sammlung von
Vogelbälgen heim. Dieselbe wurde zum Theil auf Sansibar, zum
Theil in dem deutschen Ostafrika und am Quilimane (Mossambik)
zusammengebracht und umfasst 171 Arten, darunter vier für die
Wissenschaft neue Species beziehungsweise Subspecies oder Varie-
täten: Vanellus leucopterus, Francolinus stuhlmanni, Indicator varie-
gatus var, virescens, Psalidoprocne petit! orientalis. Von besonderem
Interesse sind u. a. die gesammelten Stücke von Ploceus zanthop-
terus, durch welche die Selbständigkeit dieser bisher angezweifelten
Art bewiesen ist, Anaplectes rubriceps und Budytes campestris, welche
bisher nicht in Ostafrika gefunden wurden. Im übrigen liefert
die Collection viele werthvolle Nachweise für die Verbreitung der
afrikanischen Vögel.
In dem nachfolgenden Verzeichniss bedeuten die in Anführungs-
striche gesetzten Namen die bei den Eingeborenen üblichen Be-
zeichnungen für die betreffenden Arten nach Angabe des Herrn
Dr. Stuhlmann, und zwar, wo nichts beigemerkt wurde, solche
in der Suahelisprache. Den Nummern der einzelnen Stücke sind
die Angaben des Sammlers über Fundort und Datum und Be-
merkungen über Färbung der Augen, Füsse und des Schnabels
beigefügt.
1. Colymbus minor, L. |
„Bata-siüa.“ — 334. 9 jun. Sansibar 13. November 1888.
Iris braungrau. Schnabel schmutzig gelbbraun, Firste und Spitze
schwarzgrau. Füsse schwarzgrau. — 407. & Sansibar 22. Novbr.
1838. Schnabel schwarz, am Winkel gelb. — 81. ? jun. Sansibar
14. Juli 1838. — 236. & jun. Sansibar 28. October 1888. Schnabel
schwarz, unten an der Basis schmutzig gelb. Iris braun.
2. Larus hartlaubi, (Bruch.).
663. &, 665. & Quilimane 8. Februar 1889,
3. Sterna media Horst.
448. &, 449. g, 450. 9, 451. &, 452. 9, 453. 9, 454. &, 455. &
Sansibar 27. November 1888. Iris braun. Schnabel ockergelb-
N
Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 265
Füsse schwarz. — 466. 2, 467. &, 468. & Sansibar 28. November
1838. — 658. 9, 660. & Quilimane (Flussmündung) 12. Februar 1889.
4. Plotus levaillanti, Leht.
„Muöudo“ (Kaffernsprache). 699. 2 jun. Quaquafluss 16.
Februar 1889.
5. Thalassiornis leuconota, (A. Sm.).
„Battinu‘‘. — 499. 3 Quilimane 17. Januar 1889. Iris roth-
braun. Schnabel schwarz, gelbgefleckt. Füsse schmutziggrau,
Schwimmhaut schwarz.
6. Dendrocygna viduata personata, Württ.
„Namulili.“ — 741. Quilimane. Ende Februar 1889.
7. Charadrius squatarola, (L.).
„Kituitui.“ — 329. & Sansibar 11. November 1888. Iris
braun. Füsse dunkelgrau. Schnabel schwarz. — 441. 2 Sansibar
26. November 1888. — 469. 2 Sansibar 28. November 1888. —
482. 3 Sansibar 29. November 1888.
8. Charadrius hiaticula, L.
„Kituitui“. — 319. 9, 320. 9, 321. 2 Sansibar 11. November
1888. Iris braun. Schnabel schwarz mit rothbrauner Basis. Füsse
ockergelb. — 434. 2 Sansibar 24. November 1888. — . d, 471.
d&, 472. 2 Sansibar 28. November 1888.
9. Charadrius geoffroyi, Wael.
„Kituitui.“ — 322. & Sansibar 11. November 1888. Iris braun.
Füsse schmutziggraugelb. Schnabel schwarz mit bräunlicher Unter-
kieferbasis.. — 432. 2 Sansibar 24. November 1883. — 457. &
Sansibar 27. November 1888. — 479. 3, 480. 3, 481. & Sansibar
29. November 1888.
10. Charadrius tricollaris, Vieill.
„Kituitui.“ — 287. 2 Sansibar 28. October 1888. Iris grau-
braun. Schnabelbasis rothbraun, am Unterkiefer heller, fast orange,
Spitze schwarz. Füsse schmutzig graubraun.
11. Charadrius mongolccus, Pall.
„KRituitui.“ — 328. 2 Sansibar 11. November 1888. Iris braun
Füsse bleigrau. Schnabel schwarz. — 446. 3 Sansibar 26. November
1888. — 463. 2 Sansibar 27. November 1888.
12. Charadrius alexandrinus, L.
582. & Quilimane 25. Januar 1889. Füsse grau. Schnabel
schwarz. Iris braun.
13. Vanellus leucopterus, Rehw. n. sp.
266 Dr. Ant. Reichenow:
Vanellus crassirostris Seeb. (nec de Fil.); H. Seebohm, Geogr.
Distr. of Charadriidae p. 214.
503. 3, 504. &, 505. 2, 506. 4, 538. 2 Quilimane 17. Januar
1889. Iris kirschroth. Schnabel kirschroth, Spitze schwarz. Füsse
schwarz, hinten braunroth.
Diese Art gleicht im Allgemeinen ganz dem V. crassirostris
de Fil., unterscheidet sich von demselben aber dadurch, dass alle
Schwingen, mit Ausnahme der drei ersten Handschwingen, welche
schwarz sind, und der vier graubräunlichen Schulterfedern, voll-
ständig reinweiss sind, während bei V. crassirostris die Arm-
schwingen nur weisse Basis haben, im Uebrigen wie die ganzen
Handschwingen aber schwarz sind.
H. Seebohm hat (Il. e.) unter dem Namen V. crassirostris
die vorstehende Art beschrieben, vermuthlich nach einem süd-
afrikanischen Stück. Ein im Berliner Museum befindliches typisches
Exemplar des V. crassirostris, von Heuglin in Nordostafrika ge-
sammelt, besitzt schwarze Schwingen, wie oben angegeben, und
damit stimmt auch die von Hartlaub (Journ. Ornith. 1855, p. 427)
gegebene Originalbeschreibung überein. Die von Fischer und
Böhm in Ostafrika gesammelten Stücke gehören zu V. crassirostris ;
es scheint somit V. leucopterus auf Südostafrika beschränkt zu sein.
14. Oedienemus vermiculatus, Cab.
„Mruru“ (Kaffernsprache). — 692. & Quaquafluss 20. Februar
1889. Iris hellgelb.
15. Tringa subarcuata, (Güld.).
159. & Sansibar 27. November 1888.
16. Calidris arenaria, (L.).
„Kituitui“. — 324. & Sansibar 11. November 1888. Iris braun.
— 456. 2, 458. 2, 460. &, 462. 3, 464. & Sansibar 27. Novbr. 1888.
17. Totanus hypoleucus, (L.).
„Kituitui“. — 323. 3 Sansibar 11. November 1888. Iris braun.
Füsse bleigrau. — 325. & Sansibar 11. November 1888. — 326.
2 Sansibar 11. November 1888. — 327. 2 Sansibar 11. November
1888. — 420. 2 Sansibar 23. November 1888. — 671. 2 11. Febr.
1889. — 478. 2 Sansibar 29. November 1888.
18. Totanus littoreus, (L.).
„Namruru“. — 701. 2 Quilimane 21. Februar 1889. — 483.
2 Sansibar 29. November 1888. Iris braun. Schnabel schwarzbraun.
Füsse schmutzig grüngrau.
Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 267
19. Totanus glareola, (L.).
‚„Kidjodjo-ndjo“. — 750. & Quilimane 6. März 1889. — 776.
& Quilimane 16. März 1889.
20. Totanus stagnatilis, Bchst.
„Kido-djonjo“. — 586. & Quilimane 26. Januar 1889. Iris
braun. Füsse olivenbraun. Schnabel schwarz, an der Basis des
Unterkiefers olivenfarben.
21. Numenius arcuatus, (L.).
„Korongo“. — 90. 2 Sansibar 20. Juli 1888. — 440. & San-
sibar 26. November 1888.
22. Numenius phaeopus, (L.).
„Korongo, Mruru“ (Kaffernsprache). — 439. & Sansibar 26.
November 1888. Iris braun. Füsse bleigrau. Schnabel schwarz-
braun, Basis des Unterkiefers fleischfarben. — 693. 2 Quilimane
21. Februar 1889.
23. Scolopaz major, (Gm.).
„Kidjodjo-ndjo‘“. — 488. 2, 489. 2, 490.2 Sansibar 14. De-
cember 1888. Iris braun. Füsse grünlich graubraun. — 721. ?
Quilimane März 1889. — 740. 2 Quilimane Ende Februar 1889.
24. Rhynchaea capensis, (L.).
396. 2 Sansibar 21. November 1888. Iris braun. Füsse
schmutzig grünlichgrau.
25. Ortygometra nigra, (Gm.).
„Kukusiua, Kruc“. — 82. 2 Sansibar 14. Juli 1888. Iris
orangeroth. Augenrand zinnoberroth. Füsse korallroth. Schnabel
hellgelb. — 336. 2 Sansibar 14. November 1888. Iris gelbroth.
Schnabel schmutzig gelbgrün. Füsse schmutzig braunroth., —
337. & Sansibar 14. November 1888. Iris röthlichgelb. Schnabel
schmutzig grüngelb. Füsse rothbraun. — 406. 2 Sansibar 22. No-
vember 1888. — 408. $ Sansibar 22. November 1888. Augenrand
roth. — 596. 2 Quilimane 28. Januar 1889. — 595. & Quilimane
28. Januar 1889.
26. Porphyrioalleni, (Thomps.).
„Kukusiua“. — 239. & juv. Sansibar 28. October 1888. Iris
gelb. Schnabel braunroth. Füsse braunroth. — 332. & Sansibar
13. November 1888. Iris graubraun. Schnabel korallroth. Füsse
- schmutzig braunroth. — 338. 2 Sansibar 14. November 1888. Iris
ockergelb. Füsse braunroth. — 393. 2 Sansibar 21. November
1888. — 401. 2 Sansibar 23. November 1888. — 405. 2 Sansibar
22. November 1888,
268 Dr. Ant. Reichenow:
27. Porphyrio smaragdonotus, Tem.
„Kuruelle, Kukumasi“ (Quilimane). — 730. & Quilimane Ende
Februar 1889. Füsse hellrosa.. Schnabel schmutzig roth. Stirn-
platte zinnoberroth. — 765. & Quilimane 16. März 1889. Schnabel
braunroth,
28. Parra africana, Gm.
„Mombo, Kukusina“. — 331. & juv. Sansibar 13. November
1888. Iris graubraun. Schnabel bräunlich bleigrau, an der Stirn
grünlich. Füsse bleigrau. — 500. & Quilimane 17, Januar 1889.
Iris schwarzbraun. Schnabel schwarz, Basis und Spitze bleigrau.
Füsse dunkel eisengrau. — 501. 2 Quilimane 17. Januar 1889.
Füsse eisengrau. — 502. 2 Quilimane 17. Januar 1889. Stirnschild
bleigrau. — 525. & Quilimane 20. Januar 1889. — 540. & Quilimane
22. Januar 1889. — 601. 2 Quilimane 20. Januar 1889. — 697.
Q Quilimane 16. Februar 1889. — 668. & Quilimane 9. Februar 1889.
29. Microparra capensis, (A. Sm.).
„Mombo“. — 598. 2 Quilimane 28. Januar 1889. Iris braun.
Schnabel braunschwarz. Füsse eisengrau. — 599. d, 600. 2 Quili-
mane 28. Januar 1889.
30. Anastomus lamelligerus, Tem.
„Nansa Korroboe“ (Kaffernsprache). — 687. 3 Quaqua 19.
Februar 1889. Iris braun. — 688. & Quaqua 19. Februar 1889.
31. Nyeticorax griseus, (L.)
„Mumbo‘“ (Kaffernsprache), „Namägala“ (Quilimane). — 691.
& juv. Quaquafluss 18. Februar 1889. — 694. & Quilimane 21. Febr.
1889. Iris korallroth. — 695. 2 Quaqua bei Mopeia 19. Februar
1889. Iris korallroth. — 739. 2% Quilimane Ende Februar 1889.
32. Ardetta pusilla, (Vieill.). | !
„Korongo“. — 238. & juv. Sansibar 28. Oetober 1838. Iris
hellgelb. — 245. 3 juv. Sansibar 29. October 1888. Iris gelb. —
342. & Sansibar 15. November 1888. Iris gelb. — 333. & Sansibar.
Iris ockergelb. — 379. & Sansibar 20. November. 1888. Iris hell-
gelb. — 397. 3 Sansibar 21. November 1888.
33. Ardeola rufiventris, (Sund.).
„Mombo“ (Kaffernsprache), „Vidöle“ (Quilimane). — 623. 2
1. Februar 1889. Schnabel schwärzlich, Basis des Unterschnabels
gelbgrün. Füsse schmutzig hornbraun. — 624. 2 Quilimane 3. Febr.
1889. — 758. 2 Quilimane 8. März 1889. Füsse blassgelblich.
34. Butorides atricapilla, (Afzel.).
‚„Mombo, Kidomoi“. — 627. 2 Quilimane 4. Februar 1889,
Ueber eine Vogelsammlung in Ostafrika. 269
Nackte Augengegend gelb. — 698. 2 juv. Quilimane 16. Februar
1889.
35. Ardea purpurea, L.
„ldo&“. — 689. jun. Quaqua 20. Februar 1889. Iris hellgelb,
— 690. juv. Quaqua 20. Februar 1889. Iris hellgelb.
36. Herodias gularis, (Bosc.).
„Korongo“. — 330. 2% Sansibar 11. November 1888. Iris
‚weissgelb. Schnabel schwarz, Schnabelwinkel gelb. Zügelhaut blau-
grau. Füsse schwarz, Zehen gelb, Krallen schwarz.
Von Dr. Fischer wurde nur die Form eineracea Cab. auf
Sansibar gefunden, das vorgenannte Stück (typische Form von
gularis Bose.) hat dieselbe dunkle Schieferfarbe wie westliche Stücke;
nur sind die Maasse um weniges kleiner: Flügel 24 cm, Schnabel
von der Stirn 7,7 cm, vom Schnabelwinkel 9,4 em, Lauf 8 em.
Var. cineracea, Cab.
„Korongo“. — 87. & Sansibar 18. Juli 1888. Iris hellgelb.
Schnabel schwarz, bei den Nasenlöchern gelb. — 88. & Sansibar
18. Juli 1838. — 89. 2 Sansibar 20. Juli 1888. Iris hellgelb. Füsse
schmutzig gelb, am linken in der Mitte des Laufes ein schwarzer
Fleck. Schnabel schwarz, Untersehnabel hornfarber, in der Nähe
der Nasenlöcher gelblich.
37. Herodias garzetta, (L.).
„Kakoa“ (Kaffernsprache). — 634. 2 Quilimane 15. Februar
1889. Iris hellgelb. — 700. & Quilimane 14. Februar 1889. Iris
hellgelb. — 662. 2, 681. &, 682. 2, 685, sämmtlich Quilimane
21. Februar 1889.
38. Treron delalandii, (Bp.).
„Ninga“. — 149. 2 Msere (Usegua) 7. September 1888. Iris
weiss. Füsse korallroth. Schnabel grau. Wachshaut und Augen-
ring korallroth. — 206. ? Lewa (Usambara) 25. September 1888.
39. Turtur semitorguatus, (Rüpp.).
„Djoua, Hua“. — 128. 2 Mbusini (Usegua) 30. August 1888.
Füsse schmutzig kirschroth. Schnabel schwarz. Nackte Haut um
das Auge karminroth. Iris orangefarben. — 177. 3 Gubuini
(Usegua) 17. September 1883. Iris lebhaft orange. — 207. 2 Lewa
(Usambara) 25. September 1888.
40. Turtur capicola, (Sund.).
„Ndjio, Djivoa“ (Sansibar), „Iväagu&“ (Quilimane). — 703. 2
Quaquafluss 19. Februar 1889. — 754. 2 Quilimane 8. März 1889.
-— 763. 2 Quilimane 13. März 1889.
270 Dr. Ant. Reiechenow:
41. Peristera tympanistria, (Tem.).
„Udjivoa“, — 293. & Sansibar 8. November 1888. Iris dunkel-
braun. Schnabel schwarz, am Grunde röthlich schimmernd. Füsse
schmutzig karminroth. — 366. & Sansibar 17. November 1888.
Schnabel schwärzlich karminroth.
42. Chalcopelia afra, (L.)
„Pugi“. — 198. & Korogwe 21. September 1888. Iris grau-
braun. Schnabel kirschroth, Spitze rosa. Füsse schmutzig kirsch-
roth. — 282. 2 Sansibar 4. November 1888. — 292. 2 Sansibar
7. November 1888. Iris braun. — 359. & Sansibar 16. November
1888. — 410. & Sansibar 23. November 1888.
43. Chalcopelia chalcospita, (Wagl.).
240. 2 Sansibar 29. October 1888. Iris dunkelbraun. Füsse
schmutzig karminroth. Schnabel schwarz.
44. Numida coronata, Gray.
„Kanga“. — 165. & Kihengo (Ost-Unguru) 11. September
1888. Iris graubraun. Schnabel grauolivenbraun, an der Spitze
heller, am Schnabelwinkel roth. Füsse schwarzbraun. Wachshaut,
Ober- und Hinterkopf roth, Horn hell hornbraun, an der Basis
in’s Röthliche übergehend. Ring um das Auge, Kopf- und Hals-
seiten hellblau; Vorder- und Hinterhals grau. Schnabellappen
hellblau mit rother Spitze.
45. Francolinus kirki, Hartl.
„Quale“. — 109. ? Mbusini (Usegua) 27. August 1888. Iris
braun. — 131. 2 Mbusini 31. August 1888.
46. Francolinus stuhlmanni, Rchw. n. sp.
„Tetere‘‘. — 104. & Pongue aa 24. August 1888. Iris
rothbraun. Schnabel hornbraun, am Schnabelwinkel und Basis des
Unterkiefers gelb. Füsse gelb.
Diese neue Art steht dem F. subiorgquatus A. Sm. sehr nahe,
unterscheidet sich von demselben aber durch eintönig rostfarbene,
nicht gebänderte Unterschwanzdecken, ausserdem durch etwas
geringere Grösse. Sie vertritt F. subtorquatus in Ostafrika. Von
Dr. Böhm wurde ein zur vorstehenden Art gehöriges Stück in
Kakoma gesammelt.
41. Pternistes nudicollis, (Gm.).
„Quare“. — 110. & Mbusini (Usegus) 27. August 1888. Irig
dunkelbraun. Füsse roth. — 552. & Quilimane 23. Januar 1889,
Iris braun. Schnabel, nackte Kehle und Füsse korallroth. — 553.
? Quilimane 23. Januar 1889. — 591.2 Quilimane 27. Januar 1889.
ee A EU ALL U ı Zu
Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 271
— 625. ? Quilimane. Anfang Februar 1889. — 661. 2 Quilimane
10. Februar 1889.
48. Polyboroides typicus, A. Sm.
Kipanga. — 96. $ Kikoka (Usaramo) 18. August 1888. Iris
olivenbraun. Wachshaut gelb. Im Magen Oelnüsse. Soll Hühner
angreifen.
49. Circus rantivorus, (Daud.).
Tangue (Quilimane). — 759. 2 juv. Quilimane 8. März 1889.
Füsse blassgelb. ©
50. Circus aeruginosus, (L.).
Kipanga (Sansibar), Tangue (Quilimane). — 760. 3 jun. Qui-
limane 8. März 1889. Füsse gelb, Krallen schwarz.
Es sei besonders darauf aufmerksam gemacht, dass vor-
. genanntes Stück mit der vorhergehenden, nahe verwandten Art
an demselben Orte und demselben Tage erlegt wurde. Die spe-
eifische Selbstständigkeit von C. ranıworus dürfte doch noch zweifel-
haft sein.
51. Astur polyzonoides, (A. Sm.).
Ivabue, am Quilimane. — 775. & Quilimane 16. März 1889.
52. Asturinula monogrammica, (Tem.).
757. & Quilimane 8. März 1889. Schnabel schwarz. Schnabel-
rand, Wachshaut und Füsse röthlich orangegelb.
53. Spizaötus occipitalis, (Daud.).
Usumbira (Kaffernsprache). Fune-Fune. — 172. 2 Mekakalla
Thal (Ost-Unguru). Iris gelb. Füsse gelb. Wachshaut gelb.
Schnabel grau, an der Spitze fast schwarz. 14. September 1888.
— 685. 2 Quaquafluss 19. Februar 1889. Iris orange. — 686. ?
Quaquafluss 19. Februar 1889. Iris orange.
54. Milvus aegyptius, (Gm.).
„Moeoe“. — 171. & Kilindi (Ost-Unguru). Iris hellbraun.
Füsse hellgelb. Wachshaut gelb. Schnabel weissgelb. 13. Sep-
tember 1888. — 174. & Quadigassa (Usegua). Iris graubraun.
15. September 1888.
55. Pernis apivorus, (L.).
„Tangue“. — 621. ? Quilimane 2. Februar 1889. — 762. 2
Quilimane 10. März 1889. Iris zitronengelb. Schnabel schwarz,
Schnabelwinkel und Wachshaut gelbgrau. Füsse orange. Krallen
schwarz.
56. Elanus caeruleus, (Desf.).
„Kipanga“; „Sumbira“ (am Quilimane). — 350. ? Sansibar
272 Dr. Ant. Reichenow:
16. November 1888. Iris hellgelb. Schnabel schwarz. Schnabel-
winkel und Wachshaut wie Füsse dunkel zitronengelb. — 621. 2
Quilimane 30. Januar 1889. — 362. 2 Sansibar 17. November 1888.
— 736. & Quilimane. Februar 1889. — 756. & 7. März 1889. Füsse
und Wachshaut orangegelb. — 737. 3 Quilimane Ende Febr. 1889.
57. Falco peregrinus, L.
„Iväge“ am Quilimane. — 707. 2 Quilimane 1. März 1889.
Ein auf dem Rücken ungemein hell (hellgrau) gefärbtes Stück.
58. Falco ruficollis, Sws.
„Njakali-uanje“ (Kaffernsprache), „Sumbira“ am Quilimane,
„Mevoe“ auf Sansibar. — 696. ? Quaquafluss 19. Februar 1889. —
755. & Quilimane 7. März 1889. Wachshaut, Augenring und
Füsse lebhaft orangegelb.
59. Poeocephalus fuscicapillus, (Verr.).
„Quaru, Kamsalari“; „Moro“ (Kaffernsprache). — 115. &
Mbusini (Usegua) 28. August 1888. Iris gelb. — 152. & Msere
(Usegua). Iris schmutzig gelbbraun. — 626. & Quilimane 2. Februar
1889. Schnabel oben dunkelgrau, unten weisslich. Füsse schwarz-
grau. — 639. Quilimane. Anf. Februar 1889.
60. Gallirez chlorochlamys, Shelley.
„Kurukuru“; „Guruguru“ (Kaffernsprache). — 172. 2 Kilindi-
Berg (Ost-Unguru) 14. September 1888. Augenrand roth. Füsse
dunkelgrau. — 628. 3 Quilimane 4. Februar 1889. — 629, 2
Quilimane 4. Februar 1889. — 175. 3 Malianga (Haesun), 16.
September 1888.
6l. Colius leucotis, Rüpp.
171: Bsehi3se Mekakananee 14. September 1888. Iris grau-
braun. Füsse korrallrotb.
62. Colius striatus, Gm.
„Pausa“. — 520. & Quilimane 19. Januar 1889. Iris braun.
— 518. 2 Quilimane 19. Januar 1889. Iris karminroth. Füsse
schmutzig bräunlich kirschroth.
63. Centropus monaecehus, Rüpp.
„Mokotta“. - 523. & Quilimane 20. Januar 1889. Iris korall-
roth. — 539. & Quilimane 22. Januar 1889. Iris roth.
64. Centropus nigrorufus, (Cuv.).
„Mkuta u. Mkuta-Dambo“ (Quilimane). — 742. 2 Qeilian;
6. März 1889. Iris schwarz. — 744. 2 Quilimane 6. März 1889.
— 766. 2 Quilimane 16, März 1889. — 769. Quilimane 16. März
a
Br:
Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 273
1889. — 771. 3 Quilimane 16. März 1889. — 774. 2 Quilimane
16. März 1889. — 743. 2 Quilimane 6. März 1889.
65. Centropus superciliosus, Hempr. Ehr.
„Tippi-Tip“. — 201. 2 Lewa (Usambara) 25. September 1888.
Iris roth. Füsse grauschwarz. — 229. 2 Sansibar 26. October 1888.
Füsse dunkel bleigrau. — 317. & Sansibar 10. November 1888. —
318. & Sansibar 10. November 1838. — 367. 2 Sansibar 17.
November 1888.
66. Ceuthmochares australis, Sharpe.
„Msani“. — 287. 2 Sansibar 7. November 1888. Iris karmoi-
sinroth. Schnabel gummiguttgelb. Füsse schwarz. — 335. &
Sansibar 14. November 1888. — 352. & Sansibar 16. November
1888. Schnabel orangegelb. — 387. & Sansibar 20. November 1888.
— 403. 2 Sansibar 22. November 1888.
67. Cuculus heuglini, Cab. et Heine.
„Lunebe“ (Quilimane). — 745. & juv. Quilimane 6. März 1889.
68. Chrysococceyz cupreus, (Bodd.).
„Mtschune“. — 202. & Sansibar 10. November 1888. — 291.
& Sansibar 7. November 1888. Iris gelbroth. Augenrand roth.
Schnabel schwarz, an der Basis des Unterkiefers graubraun. Füsse
grauschwarz. — 297. &, 298. 2 (Kehle isabellfarben) Sansibar
9. November 1888. Iris gelbroth. — 305. 2, 308. 2 juv., 310.
? juv., 315. & Sansibar 10. November 1888. — 346. 9 jun. San-
sibar 15. November 1888. Iris roth. — 357. 2 jun. Sansibar 16.
November 1838. — 391. & jun., 394. 2 jun. Sansibar 21. Novem-
ber 1888. — 413. 2 (mit weisser Kehle, wie das & gefärbt) San-
sibar 23. November 1888. Iris und Augenrand roth., — 473. &
Sansibar 28. November 1885. — 485. & Sansibar 30. November
1888. Iris braun. — 606. &, 611. Z, 616. & Quilimane 29. Januar
1889. Iris braun. — 751. & Quilimane 7. März 1889. Iris roth.
69. Indecator variegatus, Less.
„Mlembe“. — 182. & Haluquemba (Usegua) 18. September
1888. — 203. & Lewa (Usambara) 25. September 1883. Füsse
bleigrau.
Während Nr. 182 durchaus die typische Färbung der Art
zeigt, weicht Nr. 203 durch grüneren Tun der Oberseite, schnee-
weisse (sonst bräunlich weisse) Unterflügeldecken und Innensäume
der Schwingen sowie dadurch auffallend ab, dass die Kehlfedern
anstatt des mattschwarzen Mittelstrichs, welcher bis zum Rande
der Feder reicht, einen in der Mitte der Feder befindlichen Tropfen-
Cab. Journ. f. Ornith. XXX VII, Jahrg. No. 187. Juli 1889, 18
274 ‘Dr. Ant. Reichenow:
fleck zeigen. Ich unterscheide dieses abweichende Kleid vorläufig
als Varietät (var. virescens Rehw.). Weiteres Material wird ent-
scheiden, ob nur eine individuelle Abweichung oder eine Abart
vorliegt.
70. Indicator minor, Steph.
„Usserere“. — 735. 2 Quilimane 7. März 1889.
71. Pogonorhynchus melanopterus, (Ptrs.).
„Suakulu“. — 179. 8 Heluquembe (Usegua) 18. September
1858. Iris dunkelbraun. — 210. & Lewa (Usambara) 25. Sep-
tember 1888.
12. Pogonorhynchus irroratus, Cab.
„Djuakulu“. — 192. & Korogwe 21. September 1888. — 204.
& Lewa (Usambara) 25. September 1888. — 217. 9, 218. & Lewa }
26. September 1888.
73. Tricholaema lacrymosa, Cab.
„Kongrole“. — 107. $ Pongue (Usegua) 24. August 1888,
Iris rothbraun.
74. Trachyphonus suahelicus, Rchw.
„Vangana‘“. — 152. 3 Mbusini (Usegua) 31. August 1888.
Iris rothbraun. Schnabel an der Basis grüngelb, an der Spitze
horngrau. Füsse horngrau. — 133. 9, 136. 2 Mbusini 31. August
1888. Iris und Schnabel wie vorher. — 158. & Matomondo (Un-
guru) 9. September 1888.
75. Mesopicus namaguus, (Lcht.).
„Kongota“. — 102. 2 Kivugo (Ukuehre) 21. August 1888.
Iris roth. — 168. & Kihengo (Ost-Unguru) 12. September 1888.
Iris kirschroth. Schnabel und Füsse dunkelgrau.
76. Campothera nubica, (Gm.).
„Kongota“. — 348. & Sansibar 15. November 1883. — 385.
& Sansibar 20. November 1888. — 411. 3 Sansibar 23. Novem-
ber 1888. — 618. 2 Sansibar 23. November 1888,
77. Campothera mombassica, Fschr. et Rchw.
„Kongota“. — 138. & Mbusini (Usegua) 31. August 1888. Iris
rothbraun. Schnabel horngrau. Füsse schmutzig grüngrau.
178. Dendropicus hemprichi, (Hempr. Ehr.).
„Kongota“. — 129. 2? Mbusini (Usegua) 30. August 1888.
Iris gelb. — 355. 2 Sansibar 16. November 1888. Iris roth.
79. Lophoceros melanoleuceus, (Lcht.).
„Quembe‘; „Mombo‘“ (Kaffernsprache). — 100. & Rosako
c
|
Ueber eine Vogelsammlung' aus Ostafrika. ‚275
(Usaramo) 19. August 18388. Iris hellgelb. Schnabel hellroth. —
622. & Quilimane 1. Februar 1889. Füsse schwarzbraun.
80. Lophoceros deckeni, (Cab.).
„Quembe“. — 139. 2 Masungu (Usegua) 1. September 1888.
Iris rothbraun. — 140.2 Masungu 1. September 1888.
81. Halcyon chelvicutensis, (Stanl.).
„Mkumburu“. — 356. 2 Sansibar 10. November 1888. —
412. & Sansibar 23. November 1888. Iris braun. — 656. ®
Quilimane 29. Januar 1889. — 715. & Quilimane Anfang März
1889. — 118. $ Mbusini (Usegua) 29. August 1888. Iris braun.
‘ Füsse oberseits braun, unterseits hellroth. Schnabel oben horn-
‚braun, Basis des Unterschnabels braun. — 314. & Sansibar 10.
‘November 1885. — 353. 2 Sansibar 16. November 1888. Füsse
schmutzig roth. — 358. & Sansibar 16. November 1888. — 399.
2 Sansibar 21. November 1888. — 409. 2 Sansibar 22. November
1888. — 457.2 Sansibar 24. November 1888. — 650. 2 Quilimane
3l. Januar 1889.
82. Halcyon irrorata, Rchb.
„Ischerule“. — 548. Quilimane & 23. Januar 1889, Iris
braun. Schnabel roth. Füsse schwärzlich kirschroth. — 549.
& jun. Quilimane 23. Januar 1889. Schnabel schmutzigroth mit
dunkler Spitze. — 670. & Quilimane 11. Februar 1889.
83. Halcyon orientalis, Ptıs.
„Mukumburu und Tscherule“. — 117. 3 Mbusini, Usegua
29. August 1888, Iris braun. Füsse und Schnabel roth, letzterer
mit dunkler Spitze. — 547. 3 Quilimane 23. Januar 1889.
Füsse schwärzlich kirschroth. — 717. 2 juv. Quilimane Anfang
März 1889.
84. Alcedo ceristata, L.
„Kumburu“. — 224. $ Sansibar 26. Januar 1888. Iris
dunkelbraun. Schnabel und Füsse korallroth. — 241. 2 Sansibar
29. October 1888. Schnabel schwarz mit röthlichem Schein an
der Kante des Unterkiefers. — 242. & Sansibar 29. October 1888.
— 344, & Sansibar 15. November 1888. — 345. & Sansibar 15.
November 1888. — 354. & Sansibar 16. November 1888. — 378.
& Sansibar 20. November 1888. — 381. 2 Sansibar 20. November
1888. — 382. 3 Sansibar 20. November 1888. — 386. & Sansibar
‚20.:November 1888 — 430. 3 Sansibar 24. November 1888. —
250. & Sansibar 30. October 1888.
18*
276 Dr. Ant. Reichenow:
85. Alcedo pieta, Bodd.
„Kumburu“. — 196. 2 Korogwe 21. September 1888. Iris
dunkelbraun. Schnabel und Füsse mennigroth.
86. Ceryle rudis, (L.).
„Kituitui“. — 95. & Bagamojo 13. August 1888. Iris dunkel-
braun. — 278. 3 Sansibar 3. November 1883. — 664. 2 Quilimane
9. Februar 1889. — 676. & Quilimane 8. Februar 1889. — 702.
2 Quilimane 15. Februar 1889.
87. Merops supereiliosus, L.
‚„Tschinega, Msengo, Tonscho“ (Kaffernsprache), „Kikumburi“
(auf Sansibar). — 84. $ Sansibar 14. Juli 1888. Iris karminroth.
Füsse braungrau. Länge 30 em. — 98. & Kikoka (Usaramo)
18. August 1888. Iris roth. — 99. $ Kikoka 18. August 1888.
517.2 Quilimane 19. Januar 1889. Iris roth. — 574. 3 Quilimane
25. Januar 1889. — 575. & Quilimane 25. Januar 1889. — 576.
2 Quilimane 25. Januar 1889. — 581. 2 Quilimane 25. Januar
1889. — 669. & Quilimane 10. Februar 1889. — 675. & Quilimane
11. Februar 1839. — 735. 2 Quilimane März 1839.
88. Merops bullockordes, A. Sm.
„Kinega“. — 147. & Msere (Usegua) 3. September 1888.
Iris braun. Schnabel schwarz. Füsse schwärzlich. — 148. 9
Msere (Usegua) 3. September 1888.
89. Melittophagus cyanostictus, Cab.
„Giombamvua, Vinega“ — 119. & Mbusini (Usegua) 29. August
1888. Iris roth. Füsse grauschwarz. — 122. $ Mbusini 29,
August 1888. — 186. 3, 187. & Haliboma (Usegua) 19. September
1888. — 579. & juv. Quilimane 25. Januar 1889. Iris bräunlich
roth. Füsse dunkelgrau.
90. Irrisor erythrorhynchus, (Lath.)
„Gore-gore“. — 85. 3 Sansibar 16. Juli 1888. Iris grau
Schnabel korrallroth, Füsse etwas heller. 85. 2 Sansibar 16. Juli:
1888. Iris graubraun. 103. & Pongue (Usegua) 23. August 1888.
Iris dunkelbraun.
91. Irrisor cyanomelas, Vieill.
„Serele“ (Kaffernsprache). — 631. & Quilimane 1. Februar 1889.
92. Upupa decorata, Hattl.
„Kijogo“. — 126.2 Mbusini (Usegua) 30. August 1888. Iris braun.
93. Coracias spatulata, Boc.
"„Guambu“. — 143. & Msere (Usegua) 2. September 1888,
Iris hellbraun. Füsse graubraun.
Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 277
94. Coracias garrula, L.
659. & Quilimane 10. Februar 1889.
95. Eurystomus afer, (Lath.).
„Kullo“, „Marö“ (Kaffernsprache). — 97. Kikoka (Usaramo)
18. August 1888. Schnabel hellgelb. Füsse grau. — 630. &
juv. Quilimane 1. Februar 1889. Schnabel schmutzig gelb. Füsse
schwarzbraun.
96. Eurystomus glaucurus, (St. Müll.).
„Mdelu“. — 708. 2 Quilimane 1. März 1889. Schnabel orange-
gelb. Füsse schwarzgrau.
97. Caprimulgus smithi, Lay.
„Marö&“ (Kaffernsprache). — 634. Quilimane. Anfang
Februar 1889.
9. Oaprimulgus fossii, Verr.
„Lschiwew, Marabattu“. — 445. 3 Sansibar 26. November
1888. Iris braun. — 475. 2 Sansibar 29. November 1888. —
476. &, 474. Sansibar 29. November 1888. — 486. & Sansibar
30. November 18838. — 529. & Quilimane 21. Januar 1889. —
583. 2 Quilimane 25. Januar 1889.
99. Psalidoprocnepetitiorientalis, Rehw.n. subsp.
'„Mbarra-u&ja“. — 213. 9, 214. 2 Lewa (Usambara) 25. Sep-
tember 1888. — Durch stahlgrünen Glanz des Gefieders von der
westlichen Form Ps. petit! unterschieden, bei welcher das Gefieder
fast mattschwarz ist, nur sehr unbedeutenden Glanz zeigt. Auch
scheint der Schwanz bei der östlichen Abart tiefer gegabelt
zu sein.
100. Hirundo rustica, L.
519. 2 jun. Quilimane 19. Januar 1889.
101. Hirundo smithi, Leach.
„Ischiriko“ — 477. 2 Sansibar 29. November 1888.
102. Hirundo puella, Tem. et Schleg.
112. 2 pull., 115. & pull. Mbusini (Usegua) 28. August 1888.
— 123. 2 pull. Mbusini 29. August 1888.
103. Campephaga nigra, (Vieill.)
640. 2 Quilimane Anfang Februar 1889.
104. Muscicapa grisola, L.
270. 2 Sansibar 3. November 1888. — 383. 2 Sansibar 20.
November 1888. — 433. 9 Sansibar 24. November 1888.
105. Bradyornis pallidus, v. Müll.
647. , 649 Quilimane 30. Januar 1889.
278 Dr. Ant. Reichenow:
106. Melanopepla tropicalis, Cab.
„Mramba“, „Mru&“ (Kaffernsprache). — 648. 2 Qniliniäiie 30.
ia 1889. — 111. 2 Mbusini (Usegua) 27. August 1888. — 638.
2 Quilimane Anfang Februar 1889.
107. Terpsiphone ferreti, (Guer.).
„Jamtambe, Kumboe&“. — 247. & Sansibar 30. October 1888.
— 194. 2 Korogwe am Rufufluss 21. September 1888. — 417. &
Sansibar 23. November 1888. — 545. & Quilimane 23. Januar 1889,
— 421. 2 Sansibar 23. November 1888.
108. Bias musicus, Vieill.
„Schore-Koko, Sotende“., — 129. & juv. Mbusini (Usegua)
30. August 1888. — 202. juv. Lewa (Usambara) 25. September 1888.
109. Batis capensis, L.
„Jandindi“. — 561: & Quilimane 24. Jain 1889. Iris
karminroth. Augenrand Bert Füsse dunkelgrau.
110. Batis pririt, (Vieill.).
„Mrabbo“. — 607. &, 608. & juv., 612. & juv., 615. 2 Quili-
mane 29. Januar 1889. — 653. 3 juv. Quilimane 29. Januar 1889.
111. Dryoscopus major, (Hattl.):
„Ng0, Mkeue, Mrio.‘‘ — 170. ? Quadigassa (Grenze von Unsih
und Usegua) 15. September 1388. Iris röthlichbraun. “Füsse
grauschwarz. — 178. & Gubuini (Usegua) 17. September 1888.
Iris graubraun. — 543. 2 Quilimane. Iris kaffeebraun. Füsse
dunkel bleigrau. — 560. & Quilimane 24. Januar 1889. Iris
rothbraun. Füsse bleigrau. — 749. Z Quilimane 6. März 1889.
Durch die vorliegenden Stücke konnten wir uns überzeugen,
dass die Abart Dryoscopus major mossanbicus, Rehw. nicht aufrecht
zu erhalten ist.
112. Dryoscopus affinis, (Gray).
227. & Sansibar 26. October 1838. Iris hochroth. Füsse
bleigrau. — 265. & Sansibar 1. November 1888. Iris. braun. —
363. 9 Sansibar 17. November 1888. — 365. 2 Sansibar 17. November
1888. Iris karminroth. — 368. £ Sansibar 17. November 1888. —
375. 2 Sansibar 17. November 1888. Iris roth. Füsse bleigrau. —
419. & Sansibar 23. November 1888. Iris roth. — 4235. 2 Sansibar
24. November 1888. Iris roth. — 429. & Sansibar 24. November
1888. Iris roth. — 487. 2 Sansibar 30. November 1888, Iris roth.
[Dryosceopus orientalis, Cab.).
347. 9, 349. & Sansibar:15. Novenahbi 1888. — 294. & Sansibar
9. November 1888. Iris gelbroth. — 392. 2 Sansibar 21. November
Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 279
1888. Iris roth. — 415. & Sansibar 23. November 1888. Iris
roth. — 435. 2 Sansibar 24. November 1888. Iris roth.
Nach den vorstehenden Angaben des Sammlers wären die
beiden Formen affins und orzientalis je in beiden Geschlechtern
vertreten. Wir haben diesen Angaben Rechnung getragen, indem
wir die Formen gesondert aufführen, glauben aber doch, dass bei
den Geschlechtsangaben des Sammlers Irrthümer untergelaufen
sein möchten, und halten an der Fischer’schen Ansicht fest,
wonach orientalis nur das 2 von affinis ist. Zeitschr. ges. Orn,
1884 p. 346.
113. Dryoscopus cubla, (Shaw.).
„Mribba, Mungo“. — 170. & Kihengo (Ost-Unguru) 12. Sep-
tember 1888. — 557. & Quilimane 24. Januar 1859. Iris braun.
— 212. & jun. Korogwe am Rufufluss 23. September 1888. —
Mit weissem Zügel und grauem Bürzel: 680. & Quilimane
9. Februar 1889.
114. Laniarius polvocephalus, (Lcht.).
„Kubuirro“; „Morio“ (Kaffernsprache). — 124. 2 Mbusini
(Usegua) 30. August 1888. Iris gelb. Füsse horngrau. — 633.
& Quilimane Anfang Februar 1889.
115. Prionops talacoma, A. Sm.
„Nianda, Melandugu“ (Suaheli); „Tsehiwewe‘ (Kaffernsprache).
— 106. & Pongue (Usegua) 24. August 1888. Iris gelb. Augen-
rand gelb. Schnabel schwarz. Füsse röthlichgelb. — 166. 9,
167. 2 Kihengo (Ost-Unguru) 12. September 1888. Iris gelk.
Schnabel schwarz. Schnabelwinkel gelb. Füsse schmutzig orange-
roth. — 632. & Quilimane Anfang Februar 1889. Füsse hell
orange.
116. Prionops graculinus, Cab.
„Kakäka“. — 150. & Msiri (Usegua) 3. September 1888.
Iris gelb. Schnabel roth, an der Spitze gelblich. Füsse und
Augenrand korrallroth. — 164.2 Kikengo (Ost-Unguru) 11. Sep-
tember 1888. Iris braun. — 205. ? Lewa (Usambara) 29. September
1888. — 215. 2 Lewa 25. September 1888.
117. Telephonus senegalus, (L.).
„Muakijo“. — 155. 2 Mhonda (Unguru) 5. September 1888.
— 184. 2 Heluquembe (Usegua). Iris graubraun. Schnabel schwarz.
Füsse bleigrau. — 637. Quilimane Anfang Februar 1889. — 646.
gd Quilimane 30. Februar 1889.
280 Dr. Ant. Reichenow:
118. Telephonus minor, Rchw.
180. 2 Heluquembe (Usegua) 18. September 1888. Iris braun.
Füsse bleigrau. Schnabel oben schwarzgrau, unten bleigrau.
119. ZLanius collurio, L.
778. & Quilimane 17. März 1889.
120. Dierurus divaricatus, (Lcht.).
„Mramba“. — 105. 2 Pongue (Usegua) 24. August 1888. Iris
roth. — 271. 3 Sansibar 3. November 1888. — 361. & Sansibar
17. November 1888. Iris braun. — 395. d&, 398. 2 Sansibar
21. November 1888. Iris karminroth. — 402. & Sansibar 22.
November 1888.
121. Corvus scapulatus, Daud.
„Kunguru“ (Sansibar); „Njakungu“ (Kaffernsprache). — 83. &
Sansibar 14. Juli 1888. Iris graubraun. — 351. Sansibar 16.
November 1885. — 706. 2 Quilimane 24. Februar 1889.
122. Archicorax albieecollis, (Lath.).
„Kunguru“. — 162. 2 Matomondo (Unguru) 10. September
1888, Iris graubraun. Schnabel schwarz mit weisser Spitze.
123. Amydrus morio, (L.).
157. & Monda (Unguru) 6. September 1888. Iris roth.
Das Stück stimmt mit Exemplaren aus Südafrika in Grösse
und Färbung durchaus überein.
124. Lamprocolius melanogaster, Sws.
„Mbrüe“ — 554. & Quilimane 24. Januar 1889. Iris gelb.
— 555. @ jun. Quilimane 24. Januar 1889. Iris braun. — 556. 2
jun. Quilimane 23. Januar 1889. Iris braun.
125. Lamprocolius sycobius, Ptrs.
„Kusi“. — 116. 2 Mbusini (Usegua) 29. August 1888. Iris gelb.
126. Buphaga erythrorhyncha, (Stanl.).
„Ischassi“. — 211. & Korogwe 23. September 1888. Augen-
rand orange. Sitzt auf Rindern.
127. Oriolus rolleti, Salvad.
„Kubuiru“. — 114. 2 juv. Mbusini (Usegua) 28. August 1888.
Iris dunkelbraun. — 175. & juv. Mekakalla-Thal (Ost-Unguru)
14. September 1888. Iris korallroth. Schnabel schwarz. Füsse
grau. — 587. & Quilimane 26. Januar 1889. Iris roth. Schnabel
schmutzig orange-fleischfarben. Füsse dunkel bleigrau. — 672. 2
Quilimane 9. Februar 1889.
Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 281
128. Oriolus notatus, Ptrs.
„Kubuiru“. — 181. 3 Heluquemba (Usegua) 18. September
1888. Iris dunkelbraun. Schnabel bräunlich fleischfarben. Füsse
bleigrau. — 174. 2 Mekakalla-Thal (Ost-Unguru) 14. September
1888. Iris korallroth. Füsse grau. Schnabel schmutzig fleisch-
farben. — 173. u. 176. & juv. Mekakalla-Thal 14. September 1888.
Iris korallroth.
129. Anaplectes rubriceps, (Sund.).
„Gongo.“ — 127. Mbusini (Usegua) 30. October 1889. Iris
rothbraun. Schnabel mennigroth. Füsse graubraun.
130. Symplectes kersteni, Hartl. et Finsch.
301. &, 304. 3 Sansibar 10. November 1888. Schnabel grün-
lich-bleigrau. Füsse fleischfarben. — 400. ? Sansibar 21. Novbr.
1888. Iris karminroth. — 431. & Sansibar 24. November 1888.
Iris karminroth.
131. Symplectes stictifrons, Fschr. et Rchw.
678. & Quilimane 8. Februar 1889. Schnabel eisengrau. Füsse
gelblich fleischfarben.
Bisher war diese Art nur von Lindi an der Sansibarküste be-
kannt, wo sie von Dr. Fischer entdeckt wurde.
132. Symplectes ocularius crocatus, Hartl.
„Korombisa, Nguja“. — 197. 2 Korogwe am Rufufluss 21. Sep-
tember 1888. — 216. 2 Lewa (Usambara) 15. September 1888.
133. Ploceus zwanthopterus, (F. u. Hartl.).
„Muganu“. — 528. 3 Quilimane 20. Januar 13889. Schnabel
schwarz. Füsse hornbraun. — 645. u. 677. [Beide in dem aus-
gefärbten Kleide des Männchens und doch vom Sammler als 2
bezeichnet, was jedenfalls irrthümlich ist.]| Quilimane.
In seiner Monographie der Gattung Ploceus (Zool. Jahrb. I
p. 119) hatte der Verfasser die Vermuthung ausgesprochen, dass
Ploceus xanthopterus in Anbetracht der höchst auffallenden gelben
Färbung der Schwingen nur eine Ausartung von P. castaneigula
(Cab.) sein möchte. G. E. Shelley hat sogar (Ibis 1887 p. 25)
auf Grund der Untersuchung der typischen Stücke beider Arten
dieselben zusammengezogen. Die vorliegenden drei ausgefärbten
alten Männchen liefern hiergegen den Beweis, dass P. zanthopterus
(F. u. Hartl.) eine ausgezeichnete, von P. castaneigula (Cab.) durch-
aus verschiedene Species ist, welche sich durch reingelbe Oberseite,
die blassgelben, nur auf Aussenfahne und an der Spitze oliven-
bräunlich verwaschenen Schwanzfedern und die grösstentheils rein-
282 Dr. Ant. Reichenow:
gelben, nur an der Spitze und längs der Mitte der Aussenfahne
braunen Schwingen unterscheidet. Die Armschwingen haben die
ganze Aussenfahne mit Ausnahme des Saumes braun.
134. Ploceus nigriceps, (Lay.).
„Gugumira“; „jogo, djogoro“ (Kaffernsprache). — 209. & Lewa
(Usambara) 25. Septembar 1888. — 522. & Quilimane 19. Januar
1889. Iris orangegelb. Füsse hornbraungelb. — 534. &, 535. &
Quilimane 21. Januar 1889. Iris braun. Füsse hornfleischfarben.
— 635. d, 636. d, 641. d, 642. &, 643. & Quilimane 2. Februar
1889. — 644. & Quilimane 30. Januar 1889. — 679. & Quilimane
8. Februar 1889. — 712. &, 723. & Quilimane 1. März 1889. —
533. 2 Quilimane 2. April 1889. Iris braun. — 564. ? Quilimane
24. Januar 1889 (brütend). — 716. 3 juv., 719. 3 juv., 725. 9,
726. 9, 729. & juv., 735. 2 Quilimane 1. März 1889.
135. Ploceus aureoflavus, A. Sm.
„Mnana“. — 86. & Sansibar 17. Juli 1888. Iris dunkel karmin-
rotb. — 262. & (2 Expl.) Sansibar 1. November 1888. Iris orange.
— 234. 9, 235. 2 Sansibar 27. October 1883. Iris braun. Schnabel
hornbraun mit dunkler Spitze. Füsse fleischfarben. —— 244. 2, 246.
2 Sansibar 29. October 1888. — 263. ? Sansibar 1. November 1888.
Iris roth. — 274. 2 Sansibar 3. November 1888. Iris orange. —
286. 2 Sansibar 4. November 1888. Iris gelbroth.
136. Amblyospiza unicolor, (Rchw.).
„Ngoma msindo“ — 199. & juv. Korogwe am Rufufluss
22. September 1888. Iris braun. Schnabel schmutzig gelb, Firste
grau. Füsse dunkelgrau.
137. Pyromelana flammiceps, (Sws.).
„Mnana, Baniani“; ,‚Mribba“ (Quilimane). — & Sansibar
16. Juli 1888. — 727. & Quilimane Anfang März 1889. — 120. &
juv. Mbusini (Usegua) 29. August 1888. — 185. 9, 188. 2 Helu-
quemba (Usegua) 19. September 1838. Iris braun. — 183. 2 Helu-
quemba 18. September 1888.
158. Pyromelana nigriventris, (Cass.).
„Baniani, Ndaeji baniani“. — 289. 3, 290. & Sansibar 7, No-
vember 1888. Iris braun. — 343. & Sansibar 15. November 1888,
— 370, &, 374. & Sansibar 17. November 1888. — 390. & Sansibar
21. November 1888. — 444. 4, 447. & Sansibar 26. November
1888. — 527. & Quilimane 20. Januar 1889. — 620. & Quilimane
29. Januar 1889. — 625. & Quilimane 31. Januar 1889. — 718.8,
720. & Quilimane 1. März 1889. — 364. & juv. Sansibar 17. No-
Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 283
vember 1888. — 373. 2 Sansibar 17. November 1888. — 1355. 2
juv. Mbusini (Usegua) 31. August 1888.
Var. crocea: 428. & Sansibar 24. November 1888. Mit grossen
Hoden.
139. Coliopasser azwillaris, (A. Sm.)
„Mribba“. — 524. &, 526. & Quilimane 20. Januar 1889. Iris
braun. Schnabel bleigrau. Füsse schwarz. — 536. d Quilimane
>]. Januar 1889. .— 714. 8, 128 &,.731. 8, 198. &, 148 &
Quilimane 4. März 1889. — 761. & Quilimane 16. März 1889. —
168. &, 770. 9, 772. &, 777. & Njangome am Quilimane 10. März
1889. — 217. 8 juv. Korogwe 23. September 1888 („Nomvi“ von
den Eingeborenen genannt).
140. Vidua principalis, (L.).
„Schore-Kok“. — 252. &, 253. &, 254. d, 257. 3 Sansibar
30. Oetober 1888. Iris braun. Schnabel zinnoberroth. Füsse dunkel-
grau. — 281. 3, 284. & Sansibar 4. November 1888. — 295. 2
Sansibar 9. November 1888. Iris braun. Schnabel braunroth. —
296. & Sansibar 8. November 1888. — 380. & Sansibar 20. Novbr.
1888. — 438. & Sansibar 24. November 1888. — 255. 2, 256. 2
Sansibar 30. October 1888. Iris braun. Schnabel roth. — 283. 2
Sansibar.
[Alle Stücke gehören der Form mit weissem Kinn an.]
141. Amauresthes fringilloides, (Latfr.).
„Longo, Tscheketschea“. — 299, 2 Sansibar 9. November 1888.
— 369. &, 370. &, 372. 2 Sansibar 17. November 1888. Iris
braun. Oberschnabel schwarz, Unterschnabel blaugrau.
142. Spermestes cucullatus, Sws.
„Tongo“. — 220. &, 221., 222. Sansibar 23. October 1888.
— 228. Sansibar 26. September 1888. — 251. 2 Sansibar 30.
October 1888. — 425. 3, 426. &, 427. & Sansibar 24. November 1888.
143. Oryzornis oryzivora, (L.).
„Suardi“. — 243. 2 jun. Sansibar 29. October 1888. Schnabel
braungrau. — 258. & Sansibar 30. October‘ 1888. Iris braun.
Schnabel fleisehfarben mit brauner Spitze. — 339. 9, 340. 8,
341: & Sansibar 14. November 1888. Iris braunroth.
144. Pitylia afra, (Gm.).
„Torondo, Kitorondo“. — 303. 2, 307. 2, 309. 3, 312. 4, 313.
2 Sansibar 10. November 1888. — 130. & Mbusini (Usegua) 30,
August 1888.
284 Dr. Ant. Reichenow:
145. Hypargus niveiguttatus, (Ptrs.).
„Natondolia“. — 558. & Quilimane 24. Januar 1889. Iris
braun. Schnabel schwärzlich bleigrau. — 614. & men 29.
Januar 1889,
146. Habropyga astrild, (L.).
„Mrie“ (Quilimane); „Tongo“ (Sansibar). — 722. & Quilimane
Anfang März 1889.
147. Passer diffusus, A. Sm. |
„Kuja“. — 232. &, 233. 2 Sansibar 27. October 1888. —
248. &, 249. 2 Sansibar 30. October 1838. — 264. 2 Sansibar
1. November 1888. — 277. & Sansibar 3. November 1888. —
492. &, 424. & Sansibar 24. November 1888.
148. Orithagra ictera, (Bonn. et Vieill.).
655. 2 Quilimane 29. Januar 1889.
149. Emberiza orientalis, Shelley.
219. & Lewa (Usambara) 26. September 1888. Schnabel oben
schwarz, unten graubraun. Füsse horngraubraun.
150. Emberiza flavigaster, Rüpp.
189. 2 Haliboma (Usegua) 17. September 1888. Schnabel
oben graubraun, unten fleischfarben. Füsse graubraun. — 198. &
Korogwe am Rufufluss 21. September 1888. Iris braun. Schnabel
oben dunkelbraun, unten röthlich. Füsse graubraun.
151. Macronyzx croceus, (Vieill.).
„Djogore, Mreo“. — 521. & Quilimane 19. Januar 1889. Iris
braun. Schnabel oben braunschwarz, unten bleigrau. Füsse
bräunlichgelb. — 577. &, 584. &, 585. 2 Quilimane 25. Januar
1889. — 588. 2 Quilimane 26. Januar 1889. — 592. 2 Quilimane
27. Januar 1889. — 603. 2, 604. & Quilimane 29. Januar 1889.
— 666. d, 667. 2 Quilimane 9. Februar 1889. Füsse ockergelb.
— 711. 2 Quilimane 28. Februar 1889. — 713. 3, 716. & Quili-
mane Anfang März 1889.
152. Anthus raalteni, Tem.
„Schore-uanda“. — 195. 2 Kerdewe am Rufufluss 21. Sep-
tember 1888. Iris braun. — 259. 2, 260. 2 Sansibar 1. November
1888. — 389, 2 Sansibar 21. November 1888. — 484. 2 Sansibar
30. November 1888. — 588. $ Sansibar 21. November 1888.
153. Budytes campestris, (Pall.).
„Djiriko“. — 752. 4 Quilimane 6. März 1889.
Ueber eine Vogelsammlung aus Ostafrika. 285
154. Pyenonotus layardi, Gurn.
„Schore“, — 288. & Sansibar 7. November 1888. — 710. 3
Quilimane 2. März 1889.
155. Andropadus flavescens, Haıtl.
„Schore“. — 156. & Mhonda (Unguru) 6. September 1888.
Iris braun.
156. Zosterops tenella, Hartl.
„Tschiliko“. — 609. 2 Quilimane 29. Januar 1889. Iris gelb-
braun. Füsse graubräunlich.
157. Cinnyris gutturalis, (L.)
„Tsehori“. — 142. 2 Matungu (Usegua) 1. September 1888.
— 191. 2 Korogwe am Rufufluss 21. September 1888. — 223. &
juv. Sansibar 23. Oetober 1888. — 225. &, 226. 3 Sansibar 26.
October 1888. — 238. 2 Sansibar 4. November 1888. — 267. 9,
273. 9, 274. 2, 275. & juv. Sansibar 3. November 1888. — 311. &
Sansibar 10. November 1888. — 589. 2 Quilimane 26. Januar 1889.
158. Cinnyris mierorhyncha, Shell.
„Ischosi“. — 121. & Mbusini (Usegua) 29. August 1888,
Iris braun.
159. Anthothreptes orientalis, Hartl.
„Tschosi“. — 154. & Msere (Usegua) 4. September 1888.
160. Anthodiaeta zambesiana, (Shell.).
269. & Sansibar 3. November 1888.
161. Parus pallödiventris, Rehw.
„Kamsalavi, Quaru“. — 108. 3 Pungue (Usegua) 24. August
1888. Iris kaffeebraun. — 153. 2 Msere (Usegua) 4. September
1888. Iris gelbbraun. — 153. & Msere 4. September 1888. Iris
gelb. — 651. ? Quilimane 31. Januar 1889.
162. Orateropus hypostietus, Cab. et Rehw.
„Mkeue“. — 541. &, 542. 9, 550. 4 Quilimane 23. Januar 1889.
Iris roth. Füsse dunkelgrau. — 562. 3, 563. 2 Quilimane 24.
Januar 1889. — 617. 9, 618. 9, 619. 2 Quilimane 29. Januar 1889.
— 674. ? Quilimane 8. Februar 1889. — 723. 2, 732. d, 733. 2
Quilimane 2. März 1889. — 767. 2, 773. 3 Quilimane 16. März 1889.
163. Turdirostris leptorhynchus, Rehw.
231. & Sansibar 27. Oetober 1888, Iris orangeroth. — 377. ?
Sansibar 20. November 1888. Iris braun.
164. Cistdcola erythrops, (Hartl.).
„Manindi“, „Tondolia“. — 551. 3 Quilimane 23. Januar 1889,
Iris braun. Füsse bräunlich fleischfarben. Schnabel schwarz-
286 A. Nehrkorn: Mittheilung über Trogoniden-Eier.
grau, unten hellgrau. — 613. 8 Quilimane 29. Januar 1839. Iris
rehbraun.
165. Cisticola (Orr Ener. (Jard. et Fras)).
„Kudja“. — 200. 8 Korogwe am Rufufluss 22. September 1888.
166. Oisticola terrestris, (A. Sm.).
436. 2 Sansibar 24. November 1888. Iris hellgraubraun.
167. Cisticola haematocephala, Cab.
„Mrabbo“. — 610. 2 Quilimane 29. Januar 1889. Iris weiss,
— 654. ? Quilimane 31. Januar 1889.
168. Cossypha heuglint, Hartl.
„Mrabbo, Ndelu“, — 559. 3 Quilimane 24. Januar 1889.
Iris braun. Füsse bräunlichgrau. — 208. 2 Lewa (Usambara)
25. September 1888. — 724. 2, 746. 9, 747. 2 Quilimane 5, März
1889. — 544. & Quilimane, .
169. Acrocephalus streperus, (Vieill.).
442. &, 443. & Sansibar 26. November 1888.
170. Myrmecocichla nigra, (Vieill.).
„Mana sakkaue‘. — var. leucolaema, Rehw.:. 144. 2 Msere
(Usegua) 2. September 1888. — var. shelleye, Sharpe: 145. 8,
146. & Msere 2. September 1888.
171. Turdus tropicalis, Ptrs.
„Lschutschusi, Bandabanda, Kibandabanda“. — 160. u. 161.
& Matomondo (Unguru) 9. September 1888. Iris graubraun.
Schnabel mennigroth. Füsse schmutzig röthlichgelb. Augenrand
mennigroth. — 134. 2 Mbusini (Usegua) 31. August 1888. Iris
braun. Schnabel mennigroth. Füsse schmutzig gelb. — 125. ur
Mbusini (Usegua) 30. August 1888.
Mittheilung über Trogoniden-Eier.
Von
A. Nehrkorn.
Die Eier der Trogoniden, von denen sich 7 Species in einer
Sammlung befinden, scheiden sich nach den Gattungen streng von
einander ab. Die eigentlichen Trogen-Eier (vertreten in’Central-
und Südamerika) sind weiss und glänzend; diejenigen der Gattung
Harpactes (nur in Indien im weitesten Sinne des Wortes vertreten) |
sind rahmgelb und solche - Pharomacrus paradiseus, von denen mir
kürzlich ein Gelege von 2 Stück aus Spanisch Honduras zuging,
sind einfarbig mattblau und zum Verwechseln denen der ver-
schiedenen Grallarien meiner Sammlung ähnlich.
Dr. Ant. Reichenow: Eine dritte Form des Tannenhehers. 287
Eine dritte Form des Tannenhehers
in Europa.
Von
Dr. Ant. Reichenow.
In seiner eingehenden Arbeit über den „Wanderzug des Tannen-
hehers durch Europa 1885/86“ hat Rudolf Blasius die beiden
bereits von Chr. Brehm unterschiedenen Tannenheherarten oder
wenn man will Unterarten, den lang- (bezw. dünn-) und kurz-
(bezw. dick-) schnäbligen, von Neuem zu Ehren gebracht und sich
das Verdienst erworben, die Verbreitung dieser beiden Formen
festgestellt zu haben. Mit diesen werthvollen Ergebnissen ist in-
dessen die Kenntniss der Sippschaft der Tannenheher noch nicht
.erschöpft. Nach Brehm’s Vorgange haben bisher alle Forscher,
welche dieses Thema behandelten, bei ihren Untersuchungen nur
auf die Schnabelform und auf die Ausdehnung des Weiss an den
‚Enden der Schwanzfedern Werth gelegt, den braunen Farbenton
des Gefieders im Allgemeinen aber nur nebensächlich und die wahr-
genommenen diesbezüglichen Verschiedenheiten als abhängig von
dem. Alter des Gefieders behandelt. Blasius schreibt: „Beide
Formen zeigen dasselbe Abblassen des Gefieders im Frühjahre und
Sommer. Das Herbstkleid nach der Mauser zeigt die dunkelsten
Farbentöne, die Exemplare aus dem Frühjahre und Sommer sind
häufig stark verblichen, das Dunkelbraun ist in ein helles lichtes
Choeolatenbraun übergegangen.“ Allerdings zeigen abgeflogene
Stücke einen fahleren braunen Ton des Gefieders als frisch
gemauserte, aber neben diesen geringeren Abweichungen sind,
wenn man grössere Reihen von Stücken vergleicht, bedeutendere,
durch das örtliche Vorkommen bedingte Unterschiede in dem
braunen Farbenton, insbesondere auf Oberkopf und Rücken, deut-
‚lieh wahrnehmbar. Individuen der diekschnäbligen Form aus
Skandinavien und Preussen zeigen im Allgemeinen ein bedeutend
‚fahleres Braun auf dem Rücken als die dünnschnäbligen Sibirier
‚auch im abgetragenen Kleide. Auch Blasius erwähnt bei fast
„allen der von ihm aufgeführten Stücke aus Ostpreussen ausdrücklich
die „sehr hellbräunliche Rückenfärbung“. Die Unterseite ist eben-
falls liehter braun; doch fällt dies wegen der dichter gestellten
weissen Flecke weniger auf. Anders verhält es sich mit den eben-
falls diekschnäbligen Tannenhehern der Alpen. Diese zeichnen sich
durch einen so dunklen Gefiederton aus, dass sie auf den ersten
288 Dr. Ant. Reiehenow: Eine dritte Form des Tannen hehers.
Blick von sibirischen Stücken zu unterscheiden sind. Der Ober-
kopf ist bei ihnen beinahe schwarz, der Rücken zwar deutlicher
braun, aber selbst bei abgeflogenen, vor der Mauser stehenden
Individuen noch deutlich dunkler als bei frisch vermauserten
sibirischen Individuen. Noch stärker ist der Unterschied zwischen
den Alpenvögeln und nordischen sowie preussischen Stücken.
Hiezu kommt noch ein anderer bisher wenig beachteter Charakter,
welcher die Alpenvögel von den Skandinaviern und Preussen unter-
scheidet. Letztere haben im Allgemeinen grössere weisse Tropfen-
flecke auf dem Rücken, bei den Alpenvögeln und den dünn-
schnäbligen Sibiriern sind diese Flecke kleiner.
Somit scheint mir der Alpentannenheher eine von der nor-
dischen diekschnäbligen Art durch dunklere Gefiederfärbung und
kleinere weisse Tropfenflecke auf dem Rücken constant unter-
schiedene Form, Art oder Abart, wie man nun will, Free
welche ich als Nuerfraga relicta bezeichne.
Chr. Brehm hat 1855 eine Abart des Tannenhehers Nueifraga
alpestris genannt. Da er dieselbe aber nicht charakterisirt hat, so
ist nicht zu entscheiden, ob er damit den europäischen Alpenvogel
im Allgemeinen gemeint hat oder ob die Abweichung, wie die
übrigen von ihm gesonderten sechs Unterarten, auf Schnabelform |
und Scheitelhöhe beruht, welche nur individueller Natur zu sein
scheint. Der an sich sonst sehr passende Name alpestris muss
deshalb leider unberücksichtigt bleiben.
Die Nomenclatur der beiden bisher unterschiedenen Formen,
des sibirischen und diekschnäbligen nordischen Tannenhehers, be-
treffend, ist zu bemerken, dass nach den Gesetzen der Priorität
der Name Nueifraga caryocatactes (L.) der letzteren verbleiben
muss, da Linne& augenscheinlich zunächst auf skandinavische
Stücke die Art begründete. Chr. Brehm unterschied zuerst in
bestimmter Weise die langschnäblige von der kurzschnäbligen Abart;
der Name Nucifraga macrorhyncha Brehm ist somit die älteste
Bezeichnung für den sibirischen Tannenheher und wenngleich ;nieht
ganz bezeichnend, so doch nicht gerade den Eigenschaften
widersprechend, dass sie als unpassend verworfen werden müssten.
Die im Riesengebirge heimischen Tannenheher gehören zu
der nordischen diekschnäbligen Form. Es würde aber noch festzu-
stellen sein, ob die Karpathen- und Harz-Vögel mit der dunklen
Alpenform oder mit der blassen nordischen zusammenfallen.
Fe en
Hans von Berlepsch: Systematisches Verzeichniss. 289
Systematisches Verzeiehniss
der von Herrn Gustav Garlepp in Brasilien und Nord-Peru
im Gebiete des oberen Amazonas gesammelten Vogelbälge.
Von
Hans von Berlepsch.
Hierzu Tafel IIl.*)
(Fortsetzung von Januar-Heft S. 97—101.)
II. und III. Collection aus den Gebieten der Flüsse Ucayali
und Huallaga im nördlichen Peru.
Herr Gustav Garlepp sammelte im Gebiete des oberen und
unteren Ucayali vom 1. August 1884 bis zum 31. Januar 1885,
nämlich am oberen Ucayali vom 1. bis 31. August, bei Yarina
Cocha vom 6. September bis 8. October und bei Sarayacu am
unteren Laufe dieses Flusses vom 3. November 1884 bis zum
31. Januar 1885. Im Gebiete des unteren Huallaga wurde vom
5. Februar 1885 bis zum 20. Mai 1886 gesammelt und zwar:
bei Tarapoto vom 5. bis 23. Februar, bei Lanzy Cocha vom
26. bis 29. Februar, abermals bei Tarapoto vom 6. März bis
23. April, bei Yurimaguas und bei dem in der Nähe dieses
Ortes an einem Nebenflüsschen des Huallaga gelegenenen Shanusi
vom 31. Mai bis 26. November, endlich bei San Pedro deCum-
base in der Nähe von Tarapoto vom 1. December 1885 bis
20. Mai 1886.
Die vom Januar bis Mai 1886 gesammelten Vögel wurden
zum Theil erst im 4. Transport eingesandt, sind jedoch hier aus
faunistischen Gründen mit aufgeführt worden.
Einem Briefe des Herrn Garlepp aus Achual Muyuna, datirt
vom 15. October 1885, entnehme ich einige Mittheilungen über die
bei Yurimaguas und Tarapoto vorkommenden Tukane und Papa-
seien. Herr Garlepp schreibt:
„Die letzten 4 Monate verbrachte ich in Yurimaguas und
eine Strecke den kleinen bei Yurimaguas mündenden Fluss hinauf,
in Shanusi, welche Orte mir insofern auffielen, als verschiedene
Species, die in der Umgebung des Huallaga, als auch oberhalb
bei Tarapoto, Lamas etc. sehr gemein sind, hier absolut nicht
vorkommen. So z. B. der bei Lamas und oberhalb Shapoyi unter
dem Namen Shurima-pinzilla sehr häufige Pieroglossus beauharnaist.
„Ich sammelte in leider wenigen Exemplaren den Ramphastos
“ eulminatus, der in grossen Trupps die Wälder durchzieht, während
m *) Diese Tafel wird im nächsten Hefte nachgeliefert werden,
Cab, Journ, f. Ornith, XXX VII, Jahrg. No. 187. Juli 1889. 19
290 Hans von Berlepsch:
sein grösserer und den Farben nach völlig gleicher Verwandter,
R. euvieri, nur zu zweien und fast immer durch seine überlaute
Stimme seinen Aufenthaltsort verrathend, von Fruchtbaum' zu Frucht-
baum wandert. Den A. culminatus habe ich, so oft ich ihn traf,
nie schreien hören, und man sagt mir, dass er nur durch ein leises
mit dem Schnabel verursachtes ‚‚trrr“ sich bemerklich mache. Jeden-
falls ist die Aehnlichkeit genannter Arten sehr gross. Das Männchen
des R. culminatus hat einen bedeutend grösseren Schnabel als das
Weibchen, so dass ich bei einigen zweifelte, ob es nicht R. euvieri
sein könnte. R. cuvreri hat jedoch bedeutend grösseren Körper und
ist kaum zu verwechseln. Dass der weisse Hals des R. ewvieri gelb
gemischt, dagegen der des culminatus reinweiss sei, wie die Be-
schreibung angiebt, habe ich nicht konstatiren können. Ich fand
beide gelb gemischt, aber so gering, dass ich bei einem kürzlich
geschossenen R. ceuvieri beinahe keinen gelben Schein entdecken
konnte. Was das Vorkommen anbetrifit, so sind beide fast gleich
häufig, bisher habe ich aber nicht entdecken können, dass im Juli oder
zu anderer Zeit die Tukane so ziehen und tief flögen, dass sie eine
leichte Beute des Jägers werden, wie das Bates von Teffe schildert.
„Von Pteroglossus habe ich castanotes und flavirostris in mehreren,
humboldti in einem Exemplare gefunden. Ausserdem schoss ich
viele von dem sehr häufigen Pt. plurieinetus.
„Von Selenidera habe ich nur 8. reinwardti*) in einem Exemplare
erhalten. Pr. beauharnaisii habe ich noch in keinem Stück ge-
schossen, doch hoffe ich eine Reihe von diesem schönen '"Thier bei
Lamas zu sammeln.
„Was die Papageien anbetrifft, so vergass ich in den früheren
Briefen mitzutheilen, dass ich bestimmt glaube den bisher nur am
Rio S. Franeisco in Südbrasilien gefundenen Ara spizi am oberen
Ucayali an der Mündung des Pachitea gesehen zu haben. Leider
konnte ich keinen einzigen erhalten obwohl ich zweimal zu Schuss
kam, und kann es daher nicht bestimmt behaupten. Da ich damals
nicht die geringste Kenntniss besass, habe ich nicht An-
strengungen gemacht.
„Ueberall hier kommen A. macao, chloroptera und ararauna
sehr häufig vor. Man bekommt sie aber viel öfter hoch in der
Luft fliegend zu sehen und zu hören, als zum Schuss vor die
Flinte. Von den kleineren Arten schoss ich A. severa und noch eine
andere Art, die ich nicht für Ara hielt, da sie nur einen schmalen
*) — 8, langsdorffi. (Wagl.)
Systematisches Verzeichniss etc. 291
nackten Ring um die Augen hat, sonst aber befiedertes Gesicht,
doch aber wohl ein Ara sein muss.*)
„Der reizende kleine Oonurus roseifrons, von dem ich drei Monate
lang keine Spur gesehen hatte, erschien eines Tages im letzten
Monate in grossen Schwärmen in der Nähe meines Ranchos, um
nach wenigen Tagen wieder zu verschwinden. Es scheint das
Regel bei den meisten Papageien zu sein, dass sie wandernd den
Wald durchziehen, und wenn sie ihnen besonders zusagende Früchte
antreffen, daselbst ein paar Tage verweilen.
„Den gemeinen Conurus pavua habe ich nur in 2 Exemplaren
beigefügt. Ausserdem glaube ich C. weddelli gefunden zu haben,
von dem ich 3 schlechte Exemplare schickte.
„Von den kleinen Brotogerys habe ich bisher nur 2. jugularis
finden können und sammelte diesen nicht mehr, weil er gemein ist.
Die grossen Chrysotis-Arten, die meist zu zweien fliegen, habe ich
noch nicht vor die Flinte bekommen. Von dem gemeinen Pionus
menstruus liegen ebenfalls einige bei, während ich mir vergebliche
Mühe gegeben habe von den schönen Caica-Arten C. barrabandi und
CO, melanocephala mehr als zwei Exemplare zu erhalten.
„Kürzlich schoss ich bei einem Streifzuge einen sehr grossen,
mir noch völlig unbekannten Geier mit weissen Schultern und
prachtvoll gefärbtem Kopf und Kropf. Ich band das Thier mit
den Fängen an einen Ast an, um es bei der Rückkehr mitzu-
nehmen. Als ich aber zurückkam, war das Thier spurlos ver-
schwunden. Ich fand hier ca. 4 verschiedene Geier mit nacktem,
meist hell gefärbtem Kopfe, aber keiner gleicht entfernt diesem
wunderschönen Thiere mit einem merkwürdigen Auswuchs auf
dem Schnabel.**)
Ich lasse nun das systematische Verzeichniss der von Herrn
Garlepp am Ucayali und unteren Huallaga gesammelten Vögel
folgen:
1. Turdus ignobilis Scl.?
Ein „? seet.“ vom 15. März 18855. Tarapoto (Garten).
no. 116. al. 105, caud. 83, culm. 201/,, tars. 281), Mm.
NB. Die am oberen Amazonas vorkommende Form dieser
Art ist vielleicht von dem typischen T. ignobilis Sel. etwas ver-
schieden. Leider liegt mir nur ein Bogota-Balg vor, welcher im
*%) Ara couloni Scl. — H.v. B.
**) Es handelt sich hier zweifellos um den Geierkönig, Gyparchus papa
(Linn) — H, v. B.
19*
292 Hans von Berlepsch:
Wesentlichen mit den Vögeln vom oberen Amazonas überein-
stimmt. Dagegen unterscheidet sich ein Exemplar von Bucara-
manga in Mus. H. v. B. durch bedeutend stärkeren Schnabel und
auch sonst grössere Dimensionen, sowie durch vollständigen Mangel
des weissen Fleckes unter der gestreiften Kehle, welchen sowohl
die Vögel vom oberen Amazonas, als auch der Bogota-Vogel des
Mus. H. v. B. zeigen. Der Bucaramanga-Vogel*) scheint mir
jedenfalls einer anderen Species oder Subspecies anzugehören, als
die eben besprochenen Vögel aus Bogota und Nord-Peru. Möglicher-
weise kommen im Gebiete der Bogota-Sammler beide Formen vor,
von denen sich dann vielleicht die eine als Bewohnerin der An-
denregion und die andere als deren Vertreterin im östlichen Flach-
lande (Amazonengebiet) herausstellen möchte. Auf welche dieser
Formen sieh dann der Name T. ignobilis Sel. bezieht, muss eine
Untersuchung der Typen in Mus. P. L. Selater (Brit. Mus.) ergeben.
Die von Pelzeln in Orn. Bras. S. 94 als Turdus Poiteauwi (vom
Rio Madeira) aufgeführte Drossel gehört, soweit ich nach einer
flüchtigen Untersuchung eines mir von Herrn von Pelzeln gütigst
zur Ansicht mitgetheilten Natterer'schen Exemplares urtheilen
konnte, zu derselben Speeies als die Vögel aus dem BO Peru.
2. Poliopteila parvirostris Sharpe. |
Cat. Birds Brit. Mus. X p. 448 (typ. ex Chamicuros, Amaz. He
Ein (3) ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto (Wald)
vom 5. Februar 1885. „Iris schwarz“. no. 87. al. 47, caud.'46,
culm. 10%, tars, 15'/), Mm. Dieser Vogel befindet sich in sehr ab-
genutztem Gefieder.
NB. Die von Mr. Sharpe l. ec. angegebenen Unterschiede seiner
P. parvirostris von P. nigriceps Bd. (ex Venezuela) werden durch
das Exemplar von Tarapoto bestätigt.
3. Donacobius atricapillus (L.).
Ein Exemplar von Sarayacu am Ucayali vom 9. December
1885. „Halsgegend kahl und gelb“. no. 73.
4. Campylorhynchus hypostictus Gould.
Zwei 3 von Tarapoto (Wald) vom 6. April 1885. „Iris
röthlich“. nos. 141, 142, al. 831), —94'/,, caud. 82—90"/,, culm. 20°/,,
tars. 24—26 Mm. Gould’s Typus stammte vom Ucayali.
| 5. Cyphorhinus modulator (D’Orb.)
Ein alter Vogel von Tarapoto (Lanzy Cocha) vom 27. F ebruar
*) cf. Berl. J. f. O. 1884 S. 278.
Systematisches Verzeichniss etc. 293
1835, mit zerbrochenem Schnabel und zerschossenem Schwanz
n0.. 109. al. 72, tars. 27. Mm.
Typische Vögel aus Bolivia liegen mir nicht zur Vergleichung
vor. D’Orbigny’s „modwator“ scheint nach den von ihm ange-
gebenen Maassen kleiner zu sein. Sollte sich eine Verschiedenheit
herausstellen, so müsste der Vogel von Ost-Peru ©. rufogularis
(Des Murs) heissen. ‚0. modulator“ und „C. Salvin““ in Taeza-
nowski’s Orn. du Perou I. pp. 508, 509 beziehen sich augenscheinlich
‚auf ein und dieselbe Art. Ob der echte C. salvini Sharpe vom
Rio Napo verschieden ist, erscheint mir auch zweifelhaft.
6. Thryophilus leucotis (Lafr.).
Ein „&S sect.“ von Tarapoto (Wald) vom 6. Februar :1885.
no. 90. Dieser Vogel befindet sich stark in der Mauser und zeigt
auffallend hell röstliche Körperfärbung.
7. Thryothorus amazonicus Sharpe.
Cat. Birds Brit. Mus. VI p. 235, Pl. XV Fig. 1 (typ. ex
Sarayacu, Ucayali). |
Ein & sect. von Yurimaguas vom 31. Mai 1885. „Iris braun“.
no. 158. al. 62 caud. 56, eulm. 18, tars. 22°), Mm.
NB. Th. amazonicus Sharpe steht in Bezug auf die Färbung
der Unterseite dem echten Th. coraya (Gml.) ex Cayenne (nee
Th. coraya apud Sharpe ex Brit. Guiana!) am nächsten und unter-
scheidet sich von demselben nur durch die hellere Färbung der
Oberseite, durch den vollständigen Mangel einer Bindenzeichnung
auf den Oberschwanzdeckfedern, hellere und regelmässigere asch-
graue Binden auf den Schwanzfedern, schwarze statt aschgraue
Halsseiten und längeren Schnabel. Mr. Ridgway in Proe. U. S.
Nat. Mus. 1887 p. 516 nota hat der Species von Cayenne einen
neuen Namen gegeben: Th. oyapocensis Ridgw. Diesen Namen
betrachte ich als Synonym des 7%. coraya (L.), während meiner
Ansicht nach die Species von Brit. Guiana neu benannt werden
muss und schlage ich vor dieselbe 7A. ridgwayi Berl. zu nennen. --
Th. ridgwayi unterscheidet sich leicht von TA. coraya durch die
lebhaft rostrothe Färbung von Brust und Bauch und die rein-
weisse Kehle etc.
8. Troylodytes furvus (Gm!.).
T, rufulus Sharpe (nee Cab.) Cat. birds VI p. 258.
Ein 2 sect. von Tarapoto (Feld), 15. März 1885. ,„lris
schwarz“. no. 115. Localname „Chieapillo“. al. 54!/,. caud, 42, culm.
13°/,, tars. 18'/, Mm. Stimmt im Wesentlichen mit Exemplaren
294 Hans von Berlepsch:
des echten T. furvus (Gml.) von Brit. Guiana überein, nur ist der
Rücken schärfer und deutlicher gebändert. Die Unterschwanz-
deckfedern zeigen dieselben kleinen schwarzbraunen Fleckenbinden
wie bei den Vögeln aus Brit. Guiana.
9. Vireo chivi (Vieill.).
Ein alter Vogel von Yurimaguas vom 19. Juni 1885. no.
187. al. 89, eaud. 55, eulm. 13®,, tars. 17°/, Mm.
Dieser Vogel gehört zu der westlichen blassen und kleinen
Form, für welche wahrscheinlich der Name V. chivi (Vieill.) reser-
virt werden muss, während der lebhaft gefärbte Vogel aus dem
östlichen und nördlichen Südamerika wohl besser als V. agilis
(Licht.) zu sondern ist.
Der Yurimaguas-Vogel steht dem nordamerikanischen V, o%-
vaceus in der Färbung sehr nahe, ist aber merklich kleiner.
10. Cyelorhis guianensis (Gml.).
Ein „2 sect.“ von Tarapoto (Wald) vom 6. Februar 1885.
no. 91. Dieser Vogel ist kaum von Exemplaren aus Brit. Guiana
verschieden, hat nur mehr schwärzlichen statt röthlichen Oberschnabel
und wohl etwas heller, weisslicher graue Kopfseiten und Kinn,
helleres Grün der Oberseite ete. Die Beine sind röthlich fleisch-
farben wie bei manchen Exemplaren aus Brit. Guiana. Typische
Cayenne-Bälge liegen mir nicht vor.
1l. Daecenis cyanomelas (Gml.).
Ein altes „S“ von Tarapoto (Wald) vom 6. Februar, ferner
ein (3) ad. und ein (9), beide ohne Geschlechtsangabe, von Yuri-
maguas vom 19. Juni 1385. nos. 89, 185, 186.
Diese Vögel stimmen mit Exemplaren aus Columbien und
Guiana überein, während die Brasilianer (wohl typische eyano-
melas) etwas verschieden sind. (ef. Berl. J. f. O. 1873 p. 236.)
12. Dacnis angelica De Filippi.
Ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto (Cum-
base) 14. December 1885. no. 323.
13. Dacnis flaviventris D’Orb. &. Lafr.
Ein & ad. ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas, 11. Juni
1885. no. 171. Typische Exemplare aus Bolivia konnte ich nicht
vergleichen.
14. Dacnisanalis Lafr. & D’Orb.
Ein „g sect.“ von Tarapoto (Wald) 13. Februar 1885.
no. 99. al. 54'/,, caud. 39'/, culm. 91/,, tars. 14"), Mm. Dieser Vogel
zeigt einige Ueberreste des grünen Jugendkleides und ist an der
Systematisches Verzeichniss etc. 295
Kehle etwas mauserig. Typische Exemplare aus Bolivia liegen
mir nicht vor.
NB. Dacnis modesta Cab. bezieht sich nicht auf das 2 von
D. analis, wie Mr. Selater (Cat. Br. Mus. XI p. 26) annimmt,
sondern auf das 2 von D. angelica. Taczanowski (Orn. du Perou
Ip. 429) hat bereits auf Grund meiner Mittheilungen dies Synonym
richtig zu D. angelica gestellt, was Dr. Sclater übersehen zu haben
scheint.
15. Chlorophanes spiza caerulescens (Cass.).
Ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Cumbase bei
Tarapoto vom 19. Mai 1886. no. 351.
16. Arbelorhina cyanea (L.).
Ein (2) ohne Etiquette von (Yurimaguas) al. 63, caud.
39, culm. 15, tars, 14", Mm. Der Vogel vom oberen Amazonas
gehört zur echten kurzschnäbeligen A. cyanea (typ. ex Brasil. or.).
17. Arbelorhina coerulea micror'hyncha (Berl.).
Zwei „dd“ ad. vom 1. u. 6. Juni und drei (2?) vom 18. Juni
u. 12. Juli 1885 von Yurimaguas, ferner ein (3) ad. vom
14. December 1885 und zwei 33 ad. (1 sect.) und ein (2) ohne
Geschlechtsangabe vom 26. April u. 19. Mai 1886 von Cumbase
bei Tarapoto. „Iris schwarz“. nos. 159, 170, 183, 184, 220,
322, 344, 350, 352.
Diese Vögel stimmen mit Exemplaren von Bogota (Columbien)
überein.
18. Procnias viridis*) occidentalis (Sel.).
Zwei (33) ad. ohne Etiquette von (Yurimaguas) al. 83,
caud. 53'/;, eulm. 10, tars. 15',; Mm.
19. Euphonia chlorotica (Linn.).
C. chlorotica subsp. taczanowskü Sel. Cat. Br. Mus. XI p. 6.
Ein „3 sect.“ und ein „2 sect.“ Tarapoto (Garten) 27. März
1885. Iris bei beiden „schwarz“. nos. 127, 128.
& al. 571/,, caud. 344/,, culm. 7°/,, tars. 121), Mm.
ln 56°),, ” 33a, „ Ste, „ 12°, ”
Das & hat keineswegs heller gelbes Abdomen als zwei Vögel
meiner Sammlung aus Cayenne, stimmt überhaupt mit denselben
*) Wie Mr. J. A. Allen in Bull. Am. Mus. Nat. Hist. II (1889) p. 69
‘ausgeführt hat, ist der richtige Name für den P. tersa aut. P. viridis (Nlig.)
[Hirundo viridis Illig. ex Temm. Prodr. p. 229]. H.v. B.
296 Hans von Berlepsch:
gut überein und unterscheidet sich nur durch ein wenig grössere
Dimensionen und kräftigeren violettröthlichen Schiller im Nacken
und am Oberrücken. Taezanowski’s Vögel von Callacate, worauf
hauptsächlich Mr. Selater die Subspeeies taczanowski (]. e.) gründete,
und von denen sich einer im Mus. H. v. B. befindet, sind augenscheinlich
jüngere, nicht ganz ausgefärbte Vögel. Ich glaube daher nicht, dass es
möglich sein wird, die Subspecies taczanowskü aufrecht zu erhalten. |
Das 2% von Tarapoto hat die Mitte der Brust und des Ab-
domen gelblich grauweiss gefärbt, in scharfem Contrast gegen die
grüngelben Körperseiten. Fin £ von Bahia (Brasilien) zeigt ähn-
liche Färbung.
20. Euphonia minuta (Cab.).
Ein „gZ sect.“ und ein ? von Tarapoto (Garten) 3. März,
sowie ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas
vom 22. Juli 1885. „Iris gelb.“ nos. 132, 133, 228. al. 503),
caud. 29"/,, eulm. 8, tars. 12?/, Mm.
Mit typischen Exemplaren aus Brit. Guiana vollständig über-
einstimmend.
21. Euphonia melanura Sel.
Ein „g“ ad. von Sarayacu am Ucayali vom 51. Januar,
ein „d“ ad. vom 14. Februar und ein „2“ vom 7. Februar 1885
von Tarapoto (Wald). „Iris schwarz“. nos. 84, 95, 101.
22. Tanagrella calophrys (Cab.).
Ein alter und ein junger Vogel ohne Geschlechtangabe von
Sarayacu am Ucayali vom 27. Januar 1885. „Iris schwarz“.
nos. 81, 82.
23. Calliste yeni (Lafr. & D’Orb.)
Ein „3 seet.“ Sarayacu am Ucayali, 27. Januar 1885 und
ein „2 sect.“ Cumbase bei Tarapoto 18. April 1886 und ein
anderer Vogel ebendaher ohne Etiquette. „Iris schwarz.“ Local-
name „Leite colores“. nos. 80, 343.
24. Calliste schranki (Spix).
Ein Vogel von Shanusi bei Yurimaguas 12. August
1885 und ein zweites Exemplar ohne Etiquette. no. 256.
25. Calliste boliviana (Bp.).
Ein „2? sect.“ Tarapoto (Wald) vom 13. Februar 1885 und
ein zweites Exemplar (von Yurimaguas) ohne Etiquette. no. 98.
26. Tanagra coelestis Spix.
Ein „Z sect.“ ad. von Tarapoto vom 15. März 1885. no. 117.
Localname „Suisui“.
Systematisches Verzeichniss etc. 297
27. Ramphocelus jacapa (L.).
Ein (8) ad. ohne Geschlechtsangabe von Yarina Cocha
am Ucayali 4. October und ein „2 sect.“ von Tarapoto, 27. März
1885. nos. 46 u. 126. Localname „Huanchacito“.
28. Ramphocelus nigrogularis (Spix).
Ein „g sect.“ ad. von Shanusi bei Yurimaguas vom
4. August 1885. no. 239. Localname „Uanshaeillo“. al. 86, caud. 79,
eulm. 14?/,, tars. 20 Mm. Spix’s Typen stammen aus der Provinz
Solimo&s,
29. Tachyphonus luctuosus Lafr. & D’Orb.
Ein „g sect.“ ad. von Sarayacu am Ucayali vom 30. Januar
1885. no. 85.
NB. Diese Species, obwohl längst bekannt als Bewohnerin
von Columbien, Ecuador und Bolivia, war bisher noch nicht aus
Peru nachgewiesen worden und fehlt daher in Taczanowski’s Orn.
du Perou. D’Orbigny’s Originale stammen aus Bolivia, von wo
ich noch keine Exemplare gesehen habe.
30. Tachyphonus rufiventris (Spix).
Ein (2) ad. ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas vom
25. Juni 1885. no. 204. al. 79'/,, caud. 75, eulm. 14°/,,tars. 18'/,, Mm.
Exemplare von Para worauf Spix, diese Species begründete, konnte
ich nicht vergleichen.
31. Nemosia guira (Linn.).
Ein () ad. (von Yurimaguas) ohne Etiquette. al. 70,
caud. 58, culm. 11?,, tars. 15', Mm. Dieser Vogel stimmt im
"Wesentlichen mit Vögeln aus Cayenne und Brit. Guiana überein,
hat aber weiter nach der Gurgel zu ausgedehnte schwarzbraune
Kehle und eine gelbe Linie zwischen derselben und der orange-
braunen Brust, und zeigt grössere Dimensionen als der Cayenne-
Vogel. Linne’s M. guira (ex Marcgr.) basirt auf dem Vogel aus
Ost-Brasilien. Vögel von dort liegen mir nicht vor.
32. Nemosia flavicollis Vieill. (subsp.?).
Ein (3) ad. (von Yurimaguas) ohne Etiquette. al. 70,
caud. 54, tars. 16 Mm. Flügel und Schwanz in der Mauser.
Dieser Vogel stimmt in Bezug auf seine intensive Färbung
‚(lebhaft goldgelbe Kehle etc.) am besten mit Vögeln aus Brit.
Guiana überein, zeigt nur etwas kleinere Maasse und hat reiner
‚weisses Abdomen, während Vögel aus Guiana und Bahia das Ab-
domen stets etwas gelblich überlaufen zeigen. Auch ist der
‚weisse Flügelspiegel von geringerer Ausdehnung. Yieillot’s N. Hawr-
298 Hans von Berlepsch:
collis ohne nähere Vaterlandsangabe beschrieben, dürfte sich wohl
auf den Vogel von Cayenne beziehen.
33. Saltator superciliaris (Spix).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe, in sehr abgenutztem
Gefieder, von Tarapoto (Wald) vom 20. März 1885. no. 123.
Localname „Ucuashero“. al. 107, caud. 96, culm. 21?/,, tars. 243/, Mm.
NB. Eine flüchtige Untersuchung des Spix’schen Originals
von S. superciliaris im Münchener Museum bestätigte mir die Richtig-
keit von Prof. Cabanis’ Deutung der Spix’schen Beschreibung und
Abbildung. Spix’ Typus scheint in der That zu derselben Species
zu gehören wie die Vögel vom oberen Amazonas. Ob diese Art
aber auch am Rio S. Francisco vorkommt, wie Spix behauptet,
erscheint mir mehr als zweifelhaft.
34. Cissopis leveriana (Gml.).
Zwei „Sg“? von Sarayacu am Ucayali, 23. November 1884,
und zwei alte Vögel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas,
22. Juni und 9. Juli 1885. „Iris schöngelb.“ nos. 56, 57, 196, 217.
Localname ‚„Uteupisheu“ und „Condorpisheu“, al. 112/,, 1141,
caud. 135, 142'/,, eulm. 18%/,, 19%,,, tars. 26'/,, 28%/, Mm.
NB. Früher wurden die Vögel von Peru als ©. minor Tsch.
von der typischen C. leveriana (Gm].) abgetrennt, aber Selater in
Cat. Birds XI p. 299 vereinigt dieselben wieder. Gmelin’s Name
(ex Latham) ohne Vaterlandsangabe aufgestellt, basirt wahr-
scheinlich auf dem Guiana-Vogel, wofür die kleinen von Latham
angegebenen Maasse des Schwanzes sprechen. Vögel aus Guiana
liegen mir nicht vor und kann ich daher nicht darüber urtheilen,
ob die Peruaner von denselben abweichen.
35. Sporophila pauper (Berl. &. Tacz.).
Proc. Zool. Soc. 1884 p. 293 Pl. XXIV Fig. 2.
En nn
Zwei „gs sect.“ von Tarapoto (Dorf), 16. Februar und
Tarapoto (Garten), 5. April 1885. Iris „dunkel“ und „schwarz“.
nos. 103, 140. al. 54/,, caud. 45%/,, 41, culm. 9%/,, 9%, tars. 16%/,,
16'/,;, Mm.
Diese unscheinbar gefärbte Sporophila ist in den Sammlungen
noch sehr selten und möchte häufig übersehen worden sein. Die
Vögel von Tarapoto sind kleiner und dunkler gefärbt als ein Z ad.
von Callacate (N. W. Peru) im Mus. H. v. B., und gleichen mehr
den Vögeln aus West-Ecuador. Vielleicht sind es jüngere, noch
nicht ganz ausgefärbte Vögel. Ob S. pauper wirklich von &. ob-
scura Tacz. (von C. Peru) verschieden ist, erscheint mir zweifelhaft.
Systematisches Verzeichniss ete., 299
36. Paroaria gularis (L.).
Ein „2“ ad. von Sarayacu am Ucayali vom 9. December
1884. „Iris gelb.“ no. 74.
Obgleich Linne’s „gularis“ (ex Brisson) ohne Vaterlandsangabe
beschrieben ist, kann es doch kaum zweifelhaft sein, dass der
Cayenne-Vogel als Typus gedient hat. Exemplare vom oberen
Amazonenstrom stimmen im Wesentlichen mit Cayenne-Bälgen
überein, scheinen nur etwas grösser zu sein.
37. Ammodromus peruanus (Bonap.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas
vom 12. Juli 1885. no. 221. al. 57, caud. 451/,, eulm. 121/,, tars.
20%, Mm. Rumpfgefieder etwas mauserig.
38. Ostinops decumanus (Pall.)
Fin (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei Yuri-
maguasvom17. August 1885.n0, 265. Localname „Pancari negro“,
39. Ostinops viridis (Müll.).
Ein (8) ad. von Shanusi bei Yurimaguas vom 7. August
1885. no. 252. Localname „Pancari (Caballero).“
40. Cassicus persicus (Linn.)
Ein „g“ ad., ein „S“ juv. und ein „2“ von Sarayacu am
Ucayali vom 23. u. 28. November 1885. „Iris weiss.“ nos. 55, 60,
61. Localname „Chionchiru“,
+ 41. Cassieus pachyrhynchus Berl. spee. nov.!
C. haemorrhous Sel. &. Salv.( nee Linn.). P. Z. S. 1873 p. 266
(Chamicuros). ?C. affınis Sel. (nes Sws.) Cat. B. Brit. Mus. XI
p. 325 pt. (speeim. ex Ecuador). |
Zwei anscheinend nicht ganz ausgefärbte Vögel ohne Geschlechts-
angabe von Tarapoto (Cumbase) vom 1. December 1885. nos.
325, 326. al. 177'/,, 140, caud. 116, 97'/,, eulm. 40%/,, 34°], (lat.
12?,,), tars. 33%/,, 281), Mm.
Diese Vögel unterscheiden sich von Exemplaren des C. hae-
morrhous durch auffallend starken, breiten und hohen Schnabel.
Derselbe ist fast um ein Drittel stärker als bei Guiana-Vögeln
. (olim C. affinis Sws.), während die sehr geringe Ausdehnung und
matte Färbung des rothen Uropygium entschieden an O. uropygialis
Lafr. erinnert. Das Schwarz des Gefieders hat nicht den schönen
stahlblauen Glanz der Guiana-Vögel, sondern zeigt einen schwach
violetten Schiller.
Die Beschreibung, welche Bonaparte in Compt. Rend. XXXVII
p- 333 von affinis Swains, giebt, bezieht sich vielleicht auf die
300 Hans von Berlepsch:
Species vom oberen Amazonas („bee tres-dilate, enorme & la base“),
jedoch kann das in Klammer hinzugefügte Synonym „erassirostris
Aliq.“ kaum in Anwendung kommen, weil der Nachweis, dass
sich dasselbe auf die Species vom oberen Amazonas bezieht, nicht
wird erbracht werden können.
C. pachyrhynchus Berl. wird am besten durch folgende Diaguasp
zu charakterisiren sein:
A Cassico haemorrhous ex Guiana differt rostro multo crassiore,
colore sanguineo uropygii ut in C. uropygiali restrieto et colore
corporis reliqui violaceo-nigro, absque nitore chalybeo.
h NB. Der Species von Cayenne und Guiana muss der Name
©. haemorrhous (L.) verbleiben. CO, affinis Sws. ist also als Synonym
von C. haemorrhous zu betrachten. Somit ist für die brasilianische
Speeies mit matt schwarzbraunem Gefieder, welche früher als
echter ©. haemorrhous betrachtet wurde, ein neuer Name zu wählen.
Ich nenne dieselbe C. aphanes Berl. (von «pers — unscheinbar,
glanzlos) und lege die Vögel von Sta. Catharina als Typen zu Grunde,
42. Agelaeus icterocephalus (Linn.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe vom Unayali ;
30. August 1889. no. 358.
43. Icterus chrysocephalus (Linn.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei
Yurimaguas, 17. August 1885. no.266. Localname „Plantana-
pisheu“. al. 102, caud. 97%/,, culm. 21?/,, tars. 22Y/;, Mm.
Nicht verschieden von Vögeln ‘aus Brit. Guiana, vielleicht
Schnabel etwas kürzer und das Gelb des Unterrückens und der
Tibien etwas intensiver.
44. Xanthura yncas (Bodd.).
Zwei alte, etwas in der Mauser befindliche Vögel, ohne Ge-
schlechtsangabe, von Tarapoto (Wald) vom 20. u. 21, Februar
1885. Iris „schön eitronengelb.“ nos 104, 105. Localname „Andara-
pisheu ?“ no. 105. al. 120, eaud. 150, eulm. 26!),, tars. 36"; Mm,
Diese Vögel haben gelblichweissen, stark himmelblau überlaufenen
Oberkopf.
NB. X. yncas cyanodorsalis (Dubois) aus Bogota (Columbien)
unterscheidet sich nicht constant in der Färbung, hat aber ala |
sehr viel längere blaue Stirnhaube.
45. Oyanocoraz violaceus Du Bus.
Drei alte und zwei jüngere Vögel, ohne Geschlechtar an. von
Shanusi bei Yurimaguas vom 10, u. 28. Juni, 9. Juli und
Systematisches Verzeichniss ete. 301
4. August 1885. nos. 165, 207, 216, 240, 241. Localname „Piapia“
alt: al. 182—202?),, caud. 150—168, culm. 351/,—38!),, tars.
454, —48%/, Mm.
NB. Dubus’ Typus kam aus Peru.
746. Todirostrum cinereum (Linn.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto
(Wald) vom 27. März 1885. no. 129.
+47. Lophotriccus spieifer (Lafr.).
Ein alter Vogel ohne Gesblechtsangabe von Shanusi bei
Yurimaguas vom 12. Juli 1885. no. 222, al. 52%/,, caud. 39%),
eulm. 10%/,, tars 14°/, Mm.
Lafresnaye’s Typus soll aus Brasilien stammen.
48. Ornithion pusillum olivaceum Berl. subsp. nov. !
„O. pusillum?“ Taez. Orn. du Perou II p. 255.
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto
(Wald) 13. Februar 1885. no. 100.
Die Form des oberen Amazonas unterscheidetsich von ©. pusillum
(Cab. &. Heine) aus Trinidad und Antioguia (speeimina in Mus.
H. v. B.) durch viel geringere Grösse und lebhaftere mehr oliven-
grünliche Färbung. Die ganze Oberseite ist entschiedener oliven-
grün überlaufen, namentlich der Scheitel, welcher bei dem typischen
pusillum entschieden bräunlich erscheint. Desgleichen erscheint
die ganze Unterseite lebhafter grünlich gelb gefärbt, nur die obere
Kehle ist heller grünlich weiss. Die Zügel und Gegend vor dem
Auge sind gelblich statt weisslich. Die Flügelbinden sind gelb-
licher etc.
Da mir der Garlepp’sche Vogel augenblicklich nicht mehr vor-
liegt, so benutzte ich ein 2 von Yquitos (coll. Whitely) im Mus.
H. v. B. als Typus dieser neuen Subspeeies und gebe derselben
die folgende Diagnose:
O. pusillum olivaceum: O. pusillo ex Columbia affinis, sed minor, |
eorpore supra magis olivaceo, pileo vix obscuriore (nec fumoso
brunneo), corpore subtus obseurius olivaceo-flavescente, jugulo con-
ceolore, gula superiore solummodo albescentiore. Supereiliis et re-
gione anteoculari flavescentibus nee albis. Subalaribus purius
pallide flavis. Apieibus teetricum alarım majorum et mediarum
flavescentioribus. Long. tot. 88. al. 47%/,, eaud. 35, culm 7!),, tars.
131), Mm.
[Deser. 2 ex Yquitos, Amaz. sup., 21. Mai 1878. coll. H. Whitely
Mus. H. v, B. no. 6229.|
302 Hans von Berlepsch:
+49. ITyrannulus elatus (Lath.).
Ein „Z sect.“ von Sarayacu am Ucayali vom 5. December
1884 und ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Yuri-
maguas vom 19. Juni 1885. nos. 63, 188. al. 51, eaud. 40, culm.
7°], tars. 13 Mm.
+50. Legatus albicollis (Vieill.)
Ein „g sect.“ ad. von Tarapoto (Wald) 7. Februar, und ein
Vogel ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto (Garten) 5. April
1885. nos. 94, 139. no. 94. al. 81'/,, caud. 62, culm. 11?/,, tars.
14"/, Mm.
+51. Myiozetetes granadensis Lawr.
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe, Tarapoto (Wald),
9. Februar 1835. no. 96. al. 92%/,, caud. 75'/,, culm. 15!/,, tars.
m u Zu se a u
16'!, Mm. Stimmt im Wesentlichen mit einem Exemplar aus
Veragua und zwei Vögeln aus Costarica überein, hat nur etwas
längere Flügel und Schwanz, schmutziger olivengrüne Oberseite,
helleres Roth der Haube und etwas dunkler aschgrauen mehr
schwarz gefleckten Scheitel.
52. Pitangus sulphuraius (L.).
Ein „g sect.“ von Tarap.oto (Dorf), 16. Februar 1885. no. 102.
53. Myiodynastes solitarius (Vieill.).
Ein „g sect.“ Tarapoto (Wald), 11. April 1885. no. 152.
+ 54. Megarhynchus pitangua (L.).
Ein „g sect.‘“ juv. von Tarapoto (Wald) vom 7. Februar
1885. no. 93. Localname „Bemte vi“.
55. Pyrocephalus rubineus (Bodd.).
Ein (3) ad. als 2“ bezeichnet, von Yarina Cocha am
Ucayali vom 8. September 1884. no. 42.
56. Empidonomus varius (Vieill.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe, von Tarapo to
(Garten) 5. April 1885. no. 138. al. 102, caud. 85, culm. 13°/,,
tars. 16°), Mm.
57. Tyrannus melancholicus Vieill.
Ein Vogel vom 16. März und zwei Exemplare ebenfalls ohne
Geschlechtsangabe, vom 4. April 1885, von Tarapoto (Garten).
nos. 120, 136, 137. Localname „Pitito“,
58. Cirrhopipra filicauda (Spix).
Zwei „gg“ ad., ein ($) juv. und ein „? sect.“ von Yuri-
maguas vom 23. u. 26. Juni u. 23. Juli 1885. Iris „gelb“. nos. 202,
205, 230,231. @ad.: al. 64°/,, caud. 79 (35), eulm. 10%/,,tars15”/, Mm,
Systematisches Verzeichniss ete. 303
759. Tityra semifasciata (Spix).
Ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe, Shanusi bei Yuri-
maguas, 7. September 1885. no. 273. al. 121, caud. 73, culm.
281),, tars. 24"), Mm. Uebereinstimmend mit einem & ad. von
Tonantins (cf. Berl. J. f. 0. 1889 p. 99).
+60. Pachyrhamphus atricapillus (Merrem).
Ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas,
9. Juni 1885. no. 163. al. 68'/,, caud. 49, culm. 14/,, tars. 17 Mm,
Merrem’s Typus kam aus Surinam. Der Vogel von Yurimaguas
stimmt gut mit Exemplaren aus Brit. Guiana überein. Die grössere
brasilianische Rasse kann als P. atricapillus marginatus (Licht.)
abgetrennt werden.
+61. Attila eitriniventris Sel.
Ein „2 sect.“ von Shanusi bei Yurimaguas, 18. August
1885. no. 269. al. 83%/,, caud. 65'/,, eulm. 19?/,, tars. 21?/, Mm.
Dieser Vogel stimmt vollständig mit Mr. Selater’s Typus, welchen
mir derselbe gütigst zur Vergleichung sandte, überein. A. ewitrim-
ventris steht dem A. cenereus von Brasilien sehr nahe, ist nur
kleiner, namentlich mit kürzerem Schnabel, und hat den Bauch
mehr schwefelgelb überlaufen.
62. Jodopleura Üsabellae Parzud.
Ein junger Vogel ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto
(Wald), 9. Februar. 1885. no. 97.
63. Gymnoderus foetidus (Linn.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe Yurimaguas,
14. Juli 1885. no. 225. „Nackte Hautstelle weisslich mit blauer
Zeichnung und Punkten.“ Localname ‚„Pavapishcu“.
+64. Automolus sclateri (Pelzeln).
Ein alter Vogel ohne Geschleehtsangabe von Shanusi bei
Yurimaguas, 14. August 1885. no. 262. al. 92, caud. 75'/,, culm.
20'/,, tars. 21'),;, Mm.
NB. Die Vögel vom oberen Amazonas unterscheiden sich von
einem typischen Exemplar aus Marabitanas (freilich ein jüngerer
Vogel) durch viel mehr olivenbräunliche, weniger röstliche Oberseite.
765. Philydor erythropterus (Scl.).
Ein alter Vogel aus Yurimaguas, 1. Juni 1885. no. 160.
al. 95, caud. 71"),;, eulm. 19%,, tars. 21 Mm.
Mit Bogota-Bälgen vollständig übereinstimmend.
66. G@lyphorhynchus ceuneatus castelnaudi (Des Murs).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei
304 Hans von Berlepseh:
Yurimaguas, 3. August 1885. no. 235. Localname „Carpin-
terito“, al. 75, eaud. 73°/,, eulm. 123/,, tars. 16 Mm.
+67. Dendrocincla merula (Licht.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei
Yurimaguas, 14. August 1885. no. 261. Localname „Carpin-
tero“. al. 113, eaud. 98, eulm. 31?/,, tars. 241/, Mm.
Exemplare aus Cayenne, woher Lichtenstein’s Typus kam,
liegen mir nicht vor.
+68. Dendrocolaptes radiolatus Sel. &. Salv.
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe, von Shanusi bei
Yurimaguas, 10. August 1885. no. 254. Localname ‚„Carpin-
tero“. al. 133'/,, caud. 143, culm. 38, tars. 27'/, Mm.
Selater &. Salvin’s Original-Exemplar kam von Yurimaguas.
4-69. Dendrornis elegans Pelz.
Ein alter Vogel von Shanusi bei Yurimaguas vom
10. August 1885. no. 255. Localname „Carpintero“. al. 103, caud.
86, culm. 323/,, tars. 21%/, Mm.
770. Dendrornis multiguttata Dev. &. Desm.
Ein „g sect.“ ad. von Sarayacu am Ucayali, 7. December
1884. no. 65. Localname „Carpintero“. al 102'/,, eaud. 81, culm.
28'/, tars. 12!/;, Mm.
Dieser Vogel stimmt gut mit einem Exemplar vom unteren
Ueayali (coll. Bartlett) im Mus. Selater, welches mir derselbe freund-
lichst zur Ansicht sandte und welches er als D. multiguttata Dev.
&. Desm. bestimmt hat, überein. Mir scheint der Vogel von Sa-
rayacu am besten zur Beschreibung und Abbildung von D, palliatus
Des Murs zu passen. |
+7. Myrmotherula pygmaea (Gml.).
Ein „g sect.“ juv. von Tarapoto (Garten), 31. März 1885.
no. 134.
“72. Hypocnemis leucophrys (Tsch.).
Ein (2) ohne Etiquette in der II. Colleetion (vermuthlich no.
114 der Liste „? sect“. Tarapoto, 7. März 1885).
+73. Phlogopsis nigromaculata (D’Orb. &. Lafr.).
Ein 3 sect. und ein ? sect. Ucayali sup., 17. August 1884,
nos. 35, 36. In Mehrzahl bei wandernden Ameisen.
& al. 95"/,, caud. 63, .culm. 223/,, tars. 31”); Mm.
Bi 9, ” 59, „ 21, 29; ”
In der Färbung unterscheidet sich der als „2?“ bezeichnete
Vogel kaum merklich von dem „3“, nur erscheint bei ihm der
%
i
Systematisches Verzeichniss etc. 305
schwarze Schaftstrich auf den Schwanzfedern viel weniger aus-
gebreitet und der schwarze Fleck vor der Spitze derselben viel
kleiner und undeutlicher. Auch ist der weibliche Vogel in allen
Dimensionen kleiner.
Bolivianische Exemplare liegen mir nicht zur Vergleichung vor.
+74. Formicarius anal!s (D’Orb. &. Lafr.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei
Yurimaguas, 16. August 1885. no. 264. al. 911),, caud. 567),
eulm. 21'/;, tars. 32), Mm.
Bolivianische Exemplare habe ich nicht gesehn.
75. Phaethornis nigricinctus, Lawr.
Ein anscheinend weiblicher Vogel ohne Etiquette von (Yuri-
mageuas): al. 341/,, rectr. med. 28, submed. 22°/,, eulm. 21?/; Mm.
76. Campylopierus odscurus, Gould.
Ein 2 sect. juv. von Tarapoto (Cocha), 26. Februar 1885.
no. 108. Localname: „Pieaflor“.
#77. Lampornis nigrieollis (Vieill.).
Zwei (33) ad. ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas
vom 19. Juni 1885, nos. 193, 194, al. 67°/,, 70, caud. 39, eulm 223/,,
243], Mm.
Nicht verschieden von Vögeln aus Paraguay.
+78. Florisuga mellivora (Limn.).
Sieben alte (43) und 4 alte (?9), sämmtlich ohne Geschlechts-
angabe von Yurimaguas vom 11. u. 19. Juni u. 3. u. 18. Juli
1885. nos. 172, 173, 174, 175, 176, 189, 190, 191, 192, 214, 227.
Sg al, 671/,—72, caud. 401), —44'/,, eulm. 173), —21°/, Mm.
22 ” 66, — 10°], „ 39— 387), 2) 181,—19?, „
Uebereinstimmend mit Vögeln aus Cayenne.
79. Lophornis verreauzi (Boure. &. Verr.).
Zwei (#3) ad. von Yurimaguas vom 22. u. 29. Juni 1885.
nos. 200, 208. al. 44'/,, 45'/,, caud. 28°/,, 30°/,, culm. 12°/,, 13’/, Mm.
80. Agyrtria bartletti (Gould).
Ein „g‘“ seet. und ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe,
beide von Tarapoto, 27. Februar und 28. März 1885. nos. 92
und 130. Localname „Picaflor“. al. 54'/,, 57'),, caud. 31!,, 32,
culm. 19®/,, 20'/; Mm.
NB. A. bartletti ist entschieden sehr nahe verwandt mit Aylo-
charis lactea (Less.), von welcher sie sich fast nur durch asch-
grauliche statt weisse Mittellinie des Abdomen und stahlschwärz-
liche weiss gesäumte, statt einfarbig weisse Unterschwanzdeck-
Cab. Journ, £. Ornith. XX XVII. Jahrg. No. 187. Juli 1889. 20
306 Hans von Berlepsch:
federn unterscheidet. Z. lactea ist daher aus dem genus Aylo-
charis, mit dessen übrigen Arten sie doch wenig harmonirt, zu
entfernen und als Agyriria lactea (Less.) aufzuführen,
81. Agyriria fluviatilis (Gould).
Ein „g“ von Tarapoto und ein alter Vogel ohne Geschlechts-
angabe von Yurimaguas, 3. Juli 1885. no. 215. al.56, eaud. 31"/,,.
culm. 20°), Mm.
82. Chrysuronia josephinae (Boure. &. Muls.).
Zwei „gg sect“. ad. Tarapoto an Blüthen,-16. März 1885.
nos. 118, 119, LDocalname „Picaflor“. No. 118 hat das Mentum
dunkelblau gefärbt, während no. 119 dasselbe grün wie die übrige
Kehle zeigt. no. 118: al. 56, caud. 35'/,, eulm. 19!/, Mm.
Boureier u. Mulsant in ibrer Original-Beschreibung erwähnen
keine blaue Kinnfärbung, während Elliot die Art mit blauem
Mentum beschreibt.
83. Chlorestes coerulea (Audeb. &. Vieill.).
Zwei (33) ad. von Yarina Cocha am Ucayali vom 7. Sep-
tember 1884, drei (44) ad. und ein (&) jr. von Yurimaguas,
22. Juni, ein (3) ad. von Shanusi bei Yurimagus vom 3. Juli
1885 und ein (2) ad. ohne Etiquette. nos. 40, 41, 197, 198, 199,
201, 215. Localname: „Picaflor“. al. 51—52'/,, caud. 32—35°],,
_culm. 161,—18 Mm.
Diese Vögel stimmen mit solchen aus Cayenne überein, sind
aber durchschnittlich etwas grösser.
84. Chordeiles rupestris (Spix).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe vom „Rio Pachitea“.
Nebenfluss des oberen Ucayali, 20. August 1884. no. 44. Local-
name „Yacu Colondrino“. Auch ein Ei (no. 5) eingesandt. al. 162?/,,
caud. 86!/,, culm. 6°/,, tars. 12',;, Mm. Spix’s Typus stammt vom
Rio Negro.
85. Campephilus melanoleucus (Gml.).
Ein „2“ vom oberen Ucayali, 7. August 1884. no. 34.
Localname „Carpintero“.
86. Campephilus trachelopyrus (Malh.).
Ein „Z sect“. ad. von Cumbase bei Tarapoto, 5. Mai
1886. „Iris gelb.“ no. 345. Localname „Puca-huma-carpintero“.
al. 193"/,, eaud. 128, culm. 41°/,, tars. 34"), Mm.
Diese Art ist in den Sammlungen noch recht selten. Sie
unterscheidet sich von ©. rubricollis (Gml.) namentlich dureh die
in. grösserer oder geringerer Ausdehnung zimmetbraun gefärbten
ee en Ze
Systematisches Verzeichniss etc. 307
Aussenfahnen der Primärschwingen, welche bei ©. rubrieollis stets
einfarbig schwarzbraun erscheinen, sowie durch das intensiver
zimmetbraune Abdomen. Auch scheint C. trachelopyrus längere
Flügel zu haben.
+87. Oeophloeus lineatus (Gml.).
Ein (2) ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei Yurimaguas,
3. August 1885. no. 234. Localname „Carpintero“. al. 192,
eaud. 141, culm. 42!/,, tars. 291), Mm.
Nicht verschieden von Vögeln aus Guiana, nur der Schnabel
etwas länger und stärker.
88. Dendrobates agilis Cab. & Heine.
Ein (8) ad. ohne Geschlechtsangabe von Sarayacu am
Ueayali vom 29. November 1884. no. 62. Localname „Carpinterito“,
al. 81%/,, caud. 50%/,, culm. 22/,, tars. 18/, Mm.
Durch die Güte des Herrn Oberamtmann Heine in St. Burchard
bei Halberstadt war ich in der Lage diesen Vogel mit dem Typus
von ©. agilis in seiner Sammlung vergleichen zu können und fand,
dass er vollständig mit demselben übereinstimmt.
89. Melanerpes cruentatus (Bodd.).
Ein (8) ad. ohne Geschlechtsangabe von Cumbase bei Tara-
poto, 5. Mai 1886. „Iris gelb“. no. 347. Localname (Chumaläcui“).
90. Celeus grammicus (Malh.).
Ein (3) ad. ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei Yuri-
maguas, 4. August 1885. no. 243. Localname „Carpintero“,
al. 1221/,, caud. 80*/,, culm. 24!/,, tars. 20°), Mm.
Exemplare aus Brasilien, woher Malherbe’s Typus stammt,
liegen mir nicht vor.
+91. Momotus brasiliensisignobilis Berl. subsp. nov.
Zwei alte Vögel mit gespatelten mittleren Schwanzfedern, vom
4. u. 16. August und ein jüngerer mit noch ganzrandigem Schwanze
vom 4. August 1885, alle ohne Geschlechtsangabe von Shanusi
bei Yurimaguas. nos 242, 260, 263. Localname „Otoe“,
al. 1321,—136?/,, caud. rectr. med. 223—249, submed. 154—172,
culm. 421/,—46°/,, tars. 26—32 Mm.
Die Vögel vom oberen Amazonas (Ost-Peru und Ost-Eeuador)
haben nie so deutlichen zimmetbraunen Fleck im Nacken als
die Vögel aus Guiana und Nord-Brasilien. Oft fehlt dieser Fleck
vollständig. Auch sind die Vögel vom oberen Amazonas kleiner,
haben einen etwas kürzeren Schnabel und grünlichere, weniger
20*
308 Hans von Berlepsch:
röstlich überlaufene Unterseite. Ich unterscheide dieselben durch
folgende Diagonose:
M. brasiliensis ignobilis: M. brasiliensi typico simillimus, sed
macula cervieis einnamomea vix conspieua, vel absente, alis cau-
daque brevioribus, rostro breviori, necnon corpore subtus viridescen-
tiore minus rufescente diversus.
-+92. Baryphthengus martit (Spix).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe, von Shanusi bei
Yurimaguas, vom 6. August 1885. no. 245. Localname „Otoe“
al. 146'/,, caud. 252, culm. 47/,, tars. 31”/; Mm.
NB. Dieser Vogel, obgleich anscheinend völlig ausgefärbt, hat
ganzrandige mittlere Schwanzfedern, ohne eine Spur von Spatel-
bildung. Drei Vögel aus Ost-Eeuador im Mus. H. v. B. haben
auch keine Spateln und ebensowenig das Spix’sche Original aus
Nord-Brasilien im Münchener Museum, welches ich zu untersuchen
Gelegenheit hatte.*) Ich bin daher überzeugt, dass der echte
B. martii vom Amazonenstrom nie einen gespatelten Schwanz er-
hält, während die Vögel aus Central-America, Columbien und West-
Ecuador, sofern sie ausgefärbt sind, die mittleren Schwanzfedern
stets gespatelt haben. Auch zeigen die Vögel aus diesen Gegenden
stets etwas hellere Körperfärbung, reiner grünen Rücken und heller
rostbraunen Oberkopf und Unterseite. Dieselben sind daher
künftig als besondere Art unter dem Namen B. semirufus (Sel.)
aufzuführen.
+93. Ceryle amazona (Lath.).
Ein & ad. vom 1. August und ein 2 vom 10. December 1884
von Sarayacu am Ucayali, sowie ein & juv. ohne Etiquette. „Iris
dunkelbraun“. nos. 27 u. 75. Localname „Pescador“.
94. Bucco chacuru Vieill.
Ein alter Vogel in abgenutztem Gefieder, ohne Geschlechts-
angabe. Tarapoto (Garten), 4. April 1885. no. 135. al. 82,
caud. 72, culm. 36°/,, tars. 19%, Mm. Nicht verschieden von einem
Vogel aus Paraguay.
9. Bucco macrodactylus (Spix).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas,
30. Juni 1885. no. 209. al. 66'/,, caud. 55, culm. 26'/,, tars. 141/, Mm.
Exemplare vom brasilianischen Amazonas, woher Spix seine
Typen erhielt, liegen mir nicht vor.
*) AuchTschudi in Fauna Peruana beschreibt die mittleren Schwanz-
federn seines P. martü als „ganz bartig“. — H. v. B.
Systematisches Verzeichniss etc. 309
9%. Monasa nigrifrons (Spix).
Ein „Z“ und ein „2“ vom 19. u. 6. August vom oberen Uca-
yali und zwei „gg“ vom 23. November u. 8. December von
Sarayacu am Ucayali. Localnamen „Chaira“ und „Pillco“.
nos. 32, 37, 54, 69. Spix’s Originale stammten aus der Provinz
Solimoes.
97. Monasa peruana Sel.
Ein & sect. und ein 2 sect. von Yurimaguas, 31. Mai 1885.
„Iris rothbraun“. nos. 156, 157. al. 124, 129, caud. 107, 119,
eulm. 32!/,, 35!/,, tars. 19'/; Mm.
M. peruana unterscheidet sich von M. morpheus (Hahn) con-
stant fast nur durch geringere Ausdehnung der schmutzig rost-
‚weissen Farbe am Kinn und ist vielleicht künftig besser als
M, morpheus peruana aufzuführen.
98. Chelidoptera tenebrosa (Pall.).
Ein „g“ ad. vom oberen Ucayali vom 5. August 1884, ferner
ein „d“ ad. von Sarayacu am Ucayali vom 31. Januar und ein
„sg“ ad. von Tarapoto (Wald) und zwei alte Vögel ohne Ge-
schlechtsangabe vom 5. Februar, 20. März u. 7. April 1885. Iris
dunkel“ oder „röthlich“. Localname ‚„Rupneipisheu“ (Tarapoto
und „Paumatiaru“ (Ucayali) nos. 31, 86, 88, 124, 144.
99. Orotophaga major Gil.
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Sarayacu am
Ucayali, 22. December 1884. no. 79. Localname „Pajaro negro‘
(„Anum“). al. 197, caud. 257, culm. 48, tars. 41'/, Mm.
+100. Piaya cayana nigricrissa (Sel.).
Ein alter Vogel von Tarapoto‘“@Garten) vom 29. März und
ein anderes Exemplar, ebenfalls ohne Geschlechtsangabe, von Tara-
poto (Cumbase), vom 29. December 1885. nos. 131, 334. Local-
name „Chieua“, al. 132, caud. 248, culm. 34!/,, tars. 351/, Mm.
Diese Vögel zeigen die ganze Unterseite des Schwanzes bis
zu den weissen Spitzen einfarbig schwarz, ohne eine Spur von
röthlicher Beimischung. Die Färbung der Oberseite ist der von
P. macroura am ähnlichsten. Vielleicht sind die Vögel aus NO.-
Peru besser zur Subspecies P. cayana guianensis (Cab. &. Heine)
zu stellen. |
+101. Piaya melanogastra (Vieill.).
Ein alter Vogel von Tarapoto (Wald) vom 23. März 1885
und drei alte Vögel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas
am Huallaga vom 9. u. 24. Juni und 3. Juli 1885. nos. 125, 162,
310 Hans von Berlepsch:
201, 213. Iwocalname ‚‚Chieua“. al. 136—139, caud. 220—221,
culm. 32—33, tars. 35—36!/, Mm.
Verglichen mit einem Vogel aus Brit. Guiana (2 Bartica Grove,
3. August) im Mus. H. v. B. zeigen diese Vögel eine merklich hellere
Färbung, namentlich heller aschgrauen Oberkopf und heller zimmet-
braune Rückenfarbe und weniger nach der Brust hin ausgedehnte
schwärzliche Färbung des Abdomen.
102. Ramphastos cuvieri Wagl. (ef. antea p. 290.)
Drei alte Vögel ohne Geschlechtsangabe und ein „Z sect.“ ad.
von Shanusi bei Yurimaguas vom 4. u. 6. August und 31. Oc-
tober und ein junger Vogel von Yurimaguas vom 23. Juli 1885.
Bei den alten Vögeln „Iris weiss.“ Localnamen „Pinsha“ und
„Pinsha grande“. nos. 229, 246, 247, 248, 301. al. 232—250,
caud. 154—170, culm. 180-222 (juv. 168!/,), tars. 53—55 Mm.
Wagler’s Beschreibung basirt auf Vögeln vom brasilianischen
Amazonas.
103. Ramphastos culminatus Gould. (ef. antea p. 289.)
Ein „Z“ ad. von Sarayacu am Ucayali vom 28. November
1884, ferner zwei „SS sect.“, zwei „?Q sect.““ und zwei alte Vögel
ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei Yurimaguas vom
20. Juni, 6. August, 2. u. 7. October 1885. Localnamen „Pinsha“
(„Pinsho“, „Pinxo“), Pinshilla (Pinchilla) und „Kiuwini“. „Iris
weis.“ nos. 58, 195, 249, 250, 283, 289.
&d al. 195— 204, caud. 148—155, culm. 137— 177, tars. 46"), —52 Mm.
92 al. 186—196!/,, caud. 141',—145, culm. 1307/;—139’%,, tars.
45—46°/, Mm.
Diese Art unterscheidet sich von AR. cueieri fast nur durch
die concave Einbuchtung des Oberschnabels unterhalb des culmen,
wogegen R. cuvieri den Oberschnabel vom eulmen abwärts überall
gleichmässig aufgeschwollen (convex) zeigt. Ferner ist R. cwlmi-
natus durchschnittlich viel kleiner als R. cuvieri, wenn auch bei
beiden Arten Exemplare vorkommen möchten, welche in der
Grösse kaum zu unterscheiden sind. Jedoch scheint R. cwlminatus
constant kürzere Flügel zu besitzen. Die von Cassin ange- F
gebenen Unterschiede: „reiner weisse, nicht gelb überlaufene Kehle
|
r
|
|
|
und schmäleres dunkler rothes Brustband bei AR. culminatus“ sind
durchaus nicht stichhaltig.
104. Pteroglossus pluricincetus Gould. (ef. antea p. 290.) h
Ein „g“ ad., fünf alte Vögel ohne Geschlechtsangabe und ein
jüngerer Vogel von Yurimaguas am Huallaga vom 11. Juni
Systematisches Verzeichniss etc. 311
und 1. u. 12. Juli. Ferner zwei „2? sect.“ und zwei alte Vögel
ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei Yurimaguas vom
4. August, 23. u. 28. September und 4. October 1835. „Iris gelb“,
„Augengegend blau“. nos. 166, 167, 168, 211, 212, 218, 219,
238, 278, 279, 287. Localname „Pinshillo“ („Pinxillo“), „Pilasco“
und „Pidascillo“. al. 145—154 (juv. 143%,,), caud. 140—173,
culm. 110—129!/,, tars. 34—37!/, Mm.
Einige Exemplare haben rothbraune Oberdecken, während
andere dieselben einfarbig schwarz zeigen. Wenn Garlepp’s Ge-
schlechtsuntersuchungen richtig sind, so haben sowohl 33 wie 22
zuweilen rothbraune Oberdecken. Vielleicht sind es die jüngeren
Vögel. Gould’s Typus kam aus Brasilien.
NB. Pe. poeclosternus Gould. (typ. ex Bogota) scheint sich
auf recht alte Vögel des Pe. plurieinetus zu beziehen. Einige
der Yurimaguas-Vögel zeigen das Abdominal-Band vorwiegend
scharlachroth gefärbt mit wenig schwarzer Mischung. Ein junger
Vogel aus Ost-Ecuador im Mus. H. v. B. hat vorwiegend schwarzes
Brustband mit wenig rother Mischung. Ein Bogota-Balg im Mus.
H. v. B. stimmt gut mit den Yarimaguas-Vögeln überein.
105. Pteroglossus castanotis Gould. (ef. antea p. 290.)
Zwei „gd sect.“ und ein „Q sect.“ von Sarayacu am
Ucayali vom 3., 22. u. 28. November 1884, ferner ein & sect. und
ein alter Vogel von Yurimaguas vom 13. Juli, ein alter
Vogel von Shanusi bei Yurimaguas vom 5. August und ein
„gs sect.“ und ein alter Vogel von Cumbase bei Tarapoto
vom 29. December 1885 u. 26. Januar 1886 und ein „2 sect.“ juv.
ebendaher vom 27. Februar 1886. „Iris weiss“. „Augengegend
hell grünlichblau“ und hellblau“. nos. 50, 52, 59, 223, 224, 244,
333, 336, 337. Localnamen „Pinshillo“ („Pinshilla‘“, ‚‚Pinxillo“)
und „Pinsha“. al. 1561/,—163, caud. 153— 159, eulm. 1191, —137'%,,
tars. 34—381/, Mm. Gould’s Typus stammte aus „Brasilia“.
106. Pteroglossus humboldti Wagl. (ef. antea p. 290.)
Ein als „2 sect. juv.“ bezeichnetes Männchen von Tarapoto
(Wald) vom 20. März und ein (Z) ad. ohne Geschlechtsangabe,
von Yurimaguas am Huallaga vom 12. Juni 1885. Ferner
zwei „S& sect.“ und ein (2) ad. ohne Geschlechtsangabe und ein
2 sect. vom 18. u. 26. December 1885 u. vom 7. März 1886, und
ein „eg sect“‘ juv. vom 5. Mai 1886, alle von Cumbase bei
Tarapoto, sowie ein Exemplar im Besitze des Herrn Oberamt-
mann Nehrkorn. Iris „blutroth“ oder „kirschroth“, auch „dunkel-
312 Hans von Berlepsch:
roth“ (juv.), Augengegend „hellblau“, „roth mit grünem Rande“,
auch „hellblau und blutroth“. nos. 122, 179, 329, 331, 341, 346,
348. Localnamen „Pinshilla“ (,‚Pinchilla“, „Pineillo“) und „Pidasco“.
al. 124—1355, caud. 136'/,—153, eulm.87!/,—- 104, tars. 29—31"/%, Mm.
Der junge Vogel no. 348 zeigt den seitlichen Oberschnabel
einfarbig schmutzig gelb ohne eine Spur von schwarzen Quer-
streifen an der Schneide. Kehle und Kopfseiten sind bereits rein-
schwarz wie beim alten &, während das 2 diese Theile stets roth-
braun gefärbt hat.
107. ea u ee Fras. (ef. antea p. 290.)
Ein „g?“ von Sarayacu am Ucayali vom 22, November
1884, ein ar Vogel von Yurimaguas vom 18. Juli 1885, sowie
ein „& seet“. und zwei „22 sect‘. von Cumbase bei Tarapoto
vom 1. März 1886. „Iris und Augengegend blutroth“ (bei no. 53
„Iris rothbraun“, bei no. 226 „blau“). nos. 53, 226, 338, 339, 340.
Localname „Pinxo“ (no. 53).
& no. 338: al. 137, caud. 150, culm. 107!/,, tars. 32?/, Mm.
2% no: 340:.,0134'/, 1, 142, 1, ga, im, Nil "
108. Pteroglossus beauharnaisi Wagl. (ef. antea p. 289.)
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe und ein ganz junger
Vogel, beide von Cumbase bei Tarapoto, 26. November 1885.
Ferner ein Exemplar im Besitze des Herrn Oberamtmann Nehrkorn,
welches mir nicht vorgelegen lıat. nos. 319, 320. Localname
„Churuma — pinshilla“. ad.: al. 139'/,, caud. 139, culm. 108'/,,
tars. 33°), Mm.
Der junge Vogel hat den Unterschnabel wachsgelb statt weiss
gefärbt. Die verdickten Federschäfte am Oberkopf sind bei ihm
noch sehr schmai und nicht gekräuselt. Die Schaftplättehen an
Kopfseiten und Kehle fehlen noch vollständig.
109. Selenideralangsdorffi (Wagl.). (cf. antea p. 290.)
Ein „g sect“. (ad.) von Tarapoto (Wald), 23. Februar, ein
„gsect“. vonTarapoto (Oumbase), 28. December, und ein „?sect‘“.
von Yurimaguas, 2. Juni 1885. Ferner ein Vogel im Besitze
des Herrn Nehrkorn, welcher mir nicht vorgelegen hat. & ad.
„Iris gelb“, 2 ‚Iris gelb, Augengegend grün“. nos. 106, 161, 332.
Localnamen ‚„Tabacero“, „Pinsu‘“ und „Pidäzeo“.
d al. 129, caud. 120, culm. 64!/,, tars. 321% Min.
IE» 124—126, ”„ 108—110, 5} 5 » 313), ”»
Das 2 von Yurimaguas hat den Unterschnabel bis vor das
Spitzendrittel röthlich überlaufen, das 2 von Tarapoto hat ihn
Pr u En En en mn
Systematisches Verzeichniss etc. 313
weisslichgrün gefärbt (wie das 2), jedoch mit etwas rothgelblichem
Anfluge vor dem schwarzen Spitzendrittel. Auch am seitlichen
Oberschnabel zeigen sich bei beiden ?? schwache Spuren von röth-
licher Färbung. Trotzdem gehören dieselben wohl zweifellos zu
8. langsdorffii und nicht zu S. reinwardti, welche auch im weib-
lichen Geschlecht den ganzen seitlichen Oberschnabel bis
vor das schwarzbraune Spitzendrittel einfarbig fleischroth gefärbt
zeigt: Wagler’s Typus kam aus Brasilien.
110. Aulacorkhamphus derbianus (Gould).
Ein „g sect“. und ein „2 sect.“ (juv.) von Cumbase bei
Tarapoto vom 17. u. 20. Mai 1886. „Iris und nackte Augen-
gegend braun“ (ad.), „braungrau“ (juv.). nos. 349, 353. Localname
„Chieyac-pinshilla“ (Chieyac heisst blattgrün).
NB. A. derbianus war bisher nicht aus N O,-Peru nachgewiesen
worden. Jelski fand ihn in Central-Peru und Tschudi eonstatirte
das Vorkommen in der Waldregion Perus bis 3000’ hoch. Nach
Selater u. Salvin kommt A. derbianus auch in Ecuador vor.
111. Capito auratus (Dumont).
Ein „2 sect“. von Tarapoto (Wald) vom 8. April und zwei
alte Vögel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas vom
16. Juni 1885. nos. 143, 181, 182. Localname „Odonödon“.
al. 83--85"/,, eaud. 95—57, eulm. 23%/,, tars. 221,—23"/, Mm.
-7112. Ara macao (Linn.). (cf. antea p. 290.)
Ein „g“ ad. von Yarina Cocha am Ucayali vom 7. October
1884, sowie ein „g sect“. und zwei alte Vögel ohne Geschlechts-
angabe von Sarayacu am Ucayali vom 19. November und
13. December 1884. „Iris gelb“ „Wangen weiss“. nos. 48, 51,
16, 77. Localname „Huacamayo‘“ oder „Huacamayo colorado“.
al. 368—380, caud. 372—525, eulm. 72—79/,, tars. 291/,—52 Mm.
+113. Ara severa (Linn.). (ef. antea p. 290.)
Ein „2 sect“, und zwei alte Vögel ohne Geschlechtsangabe
von Yarina Cocha am Ucayali vom 6. u. 16. September und
8. Oetober 1834, sowie drei alte Vögel ohne Geschlechtsangabe
von Shanusi bei Yurimaguas vom 18., 22. u. 25. August 1885.
„Iris gelb“, einmal „weiss“ (Yurimaguas). nos. 39, 43, 49, 268,
270, 271. Localnamen „Maracana“ (bei Yarina Cocha) und „Coca-
millo“ (beiYurimaguas). al. 230—260, caud. 215—271, eulm. 44°), —
48!/,, tars. 211/,—23'/,;, Mm.
114. Ara couloniSel. (ef. antea p. 291.) (Tafel III. Fig. 1,)
P:'Z. S. 187618. 258.
314 Hans von Berlepsch:
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei
Yurimaguas vom ®. August 1885. no. 253. Localname „Sha-
miro“? al. 216, caud. 227, culm. 42, tars. 21?/, Mm.
Von dieser erst im Jahre 1876 von Mr. Selater beschriebenen,
sehr gut charakterisirten Art existirte bisher nur ein Exemplar
in den Sammlungen, nämlich das Original des Neufchäteler
Museums. Der von Herrn Garlepp bei Yurimaguas erlegte Vogel
stimmt mit Selater’s Beschreibung überein. A. couloni unterscheidet
sich von A. maracana nicht nur durch den vollständigen Mangel
von Roth an der Stirn, am Unterrücken und am Bauche, sondern
auch durch das hellere und reinere Himmelgraublau des ganzen
Kopfes, namentlich der Kopfseiten, und das weisse Spitzendrittel
des Oberschnabels. Die Gegend ums Auge ist, wie Dr. Selater
hervorhebt, weniger nackt als bei A. maracana. Dagegen ist die
Haut rings um den Oberschnabel, namentlich in der Nasengegend,
viel mehr von Federn entblösst. Der Schnabel ist keineswegs
stärker als bei A. maracana.
115. Conurus pavua (Bodd.). (cf. antea p. 291.)
Ein „g seet“. und ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von
Shanusi bei Yurimaguas vom 7. September u. 2. August 1885.
„Iris gelb“, „Augenring weiss“. nos. 233, 272. Localname „Sha-
mirillo“. al.176—178, caud. 137—159, eulm. 33—343/,, tars. 18 Mm.
116. Conurus weddielli Dev. (ef. antea p. 291.)
„g seet.“ und ein „2? sect.“ und ein alter Vogel ohne Ge-
schlechtsangabe von Shanusi bei Yurimaguas vom 13. August
1885. nos. 257, 258, 259. Localnamen ‚Lorito?“ und „Pivichu?“
al. 139— 141, caud. 88— 103, culm. 241/,—24"/,, tars. 15—15"/, Mm.
Die Original-Exemplare in Devilles Beschreibung kamen
von Pebas.
117. Conurus roseifronsGray. (cf. anteap. 291.) (Tafel Ill.
Fig. 2.)
Zehn Stück von Tarapoto (Wald), nämlich 2 „22 sect.“
vom 10. April, zwei „22? seet.“ und ein „g seet.“ vom 11. April,
ein „& seet.“ 12. April, ein „g sect.‘“ 13. April, ein „g seet.“
16. April, ein „? sect.“ 18. April und ein Vogel ohne Geschlechts-
angabe vom 23. April 1885. Ferner einunddreissig Stück von
Shanusi bei Yurimaguas, nämlich ein Vogel ohne Geschlechts-
angabe 7. August, zwei „dd sect.“ vom 30. September, ein
„g& seet.‘“ 1. October, drei „SZ sect.‘“ 4. October, ein „g sect.“
5. October, ein „& sect.“, 3 „22? sect.“ 29. October, 2 „2F ect.“
a A ne ee a A Sn a a nd un
Systematisches Verzeichniss etc. 315
30. October, drei „27 sect.“ 31. October, ein „Z seet.“ 1. November,
zwei „Sg sect.“ 2. November, zwei „QQ sect.““ 3. November, zwei
„gg sect.“ u. zwei ,?Q sect.‘“‘ 5. November, zwei „gg sect.“ 7. November
und drei Vögel ohne Geschlechtsangabe vom 11. November 1885.
Endlich drei Exemplare, welche mir nicht vorgelegen haben. —
Im Ganzen 44 Exemplare Iris „dunkel“, „dunkelbraun“ und
„schwarz“, nos. 145—151, 153—155, 251, 280—282, 284—286,
288, 290—293, 294— 295. 297, 299—300, 302—304, 306, 308—317.
Localnamen „Rupeiquero“ (‚„Rupneiquero“), „Rupeiquirillo“, ‚‚Urito“
und „Kechua“ (,„Kethua“).
&3& Long. tot. 216 —245, al. 116°/,—125, caud. 101—116, culm.
151/,—17!%, tars. 12—12'/, Mm. |
-22 Long. tot. 202—237, al. 117—125, eaud. 92—115, eulm. 16—18,
tars. 12—12'/, Mm.
Als Finsch seine Monographie der Papageien schrieb, kannte
er nur die 3 Original-Exemplare des (. roseifrons im Brit. Museum,
welche vom „Amazonenstrom“ stammen sollen. Mr. E. Bartleit
erhielt nur ein mangelhaftes Exemplar durch die Indianer (ef. P.
Z. S. 1873 p. 299). Sonst scheint inzwischen Niemand den
©. roseifrons gefunden zu haben. Herr Gustav Garlepp hat sich
das Verdienst erworben, eine grosse Serie von Exemplaren dieses
seltenen Papageien gesammelt und den näheren Fundort fest-
gestellt zu haben.
Einem Briefe des Herrn Garlepp aus Yurimaguas vom 25. Mai
1885 entnehme ich folgende Stelle, die über die Auffindung des
C. roseifrons handelt:
„Die mir gütigst übermittelte Beschreibung der Papageien und
Tukanarten hat sofort Früchte getragen. Ich bin jetzt völlig
orientirt....... Zweitens gelang es mir, in der Umgegend von Tara-
poto in einem feuchten, fast kalten Felsenthale den Conurus rosei-
frons aufzufinden. Ich sammelte (die Vögel haben jetzt kein
schönes Gefieder) nur 10 Exemplare.“
Finsch in seiner Beschreibung des alten Vogels sagt: „Ganzer
Ober- bis Hinterkopf scharlachroth.“ Keines der von Garlepp ge-
sammelten Exemplare hat das Roth der Stirn weiter bis etwas
über den mittleren Scheitel hinaus ausgedehnt. Männchen und
Weibchen, wie sie von Garlepp nach Section bezeichnet worden
sind, zeigen keinerlei Unterschied im Gefieder. Junge Vögel haben
wenig oder gar kein Roth an der Stirn. Ein 3 vom 5. November
und ein 2 vom 30. October zeigen keine Spur von rothen Federn
316 Hans von Berlepsch:
an der Stirne ete., haben dagegen schmalen blauen Stirnrand und
Zügel. In diesem Kleide möchte ©. roseifrons dem ('. luciani sehr
ähnlich sein. Möglicherweise bezieht sich ©, /uciani nur auf das
Jugendkleid von C. roseifrons.*)
Die von Taezanowski Orn. du Perou III p. 208 unter dem |
Namen C, Zuciani beschriebenen Vögel von Yurimaguas gehören
wohl sicher zu C. roseifrons.
118. Conurus souance? (Verr.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Cumbase bei
Tarapoto vom 7. Januar 1886. no. 335. Ferner ein Exemplar
ebendaher im Besitze des Herrn Oberamtmann Nehrkorn, welches
mir nicht vorgelegen hat. al. 129, caud. 128, culm. 17°?/,, tars. 13 Mm.
Der Vogel von Tarapoto unterscheidet sich von zwei Exem-
plaren des Mus. H. v. B. aus Ost-Ecuador durch viel breitere fahl-
weisse Spitzenränder der Federn auf Gurgel, Halsseiten und Ober-
brust, wodurch die grünen Basen dieser Federn viel mehr verdeckt
werden. Die Backen sind lebhafter gelbgrün gefärbt. Das ganze
Rumpfgefieder erscheint heller, gelblicher grün. Die Mitte des
Unterbauches ist mehr rothbraun gefleckt. Der Schnabel ist viel
dunkler hornschwärzlich statt weisslich. Ob es sich hier um indi-
viduelle Verschiedenheiten oder um geographische Rassen handelt,
wage ich nach dem mir vorliegenden ungenügenden Materiale
nicht zu entscheiden. In dem letzteren Falle müsste die Form
von Ost-Peru einen neuen Namen erhalten, weil ©. sowance” ur-
sprünglich vom Rio Napo beschrieben ist.
419. Brotogerys jugularis (Dev.). (ef. antea p. 291.)
Zwei „SZ sect.“ vom oberen Ucayali vom 1. u. 2. August,
ein alter Vogel von Yarina Cocha vom 6. October 1884 und
ein „2 sect.“ von Sarayacu am Ucayali vom 31. Januar 1885.
Ferner ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi
bei Yurimaguas vom 16. Juni 1885. „Iris weiss.‘‘ nos. 28, 29,
47, 85, 180. Localname „Pivichu“.
NB. Deville’s Typus stammte von Sarayacu am Ucayali.
*) Soweit ich nach einem Exemplare des ©. luciani vom Amazonas (coll.
Orton) im Mus. H. v. B. urtheilen kann, scheint sich diese Art von jungen
Vögeln des (. roseifrons durch deutlicheres breiteres blaues Stirnband,
schwärzlichbraunen statt fahlbraunen Scheitel, schärfer markirten fahlgelben
Öhrfleck und kürzere Flügel (110 Mm.) zu unterscheiden, Der Schwanz
dieses Vogels ist genau so gefärbt wie bei (©. roseifrons und Ü. cyanopterus.
Eine sorgfältige Vergleichung von Suiten des ©. Tueiani mit solchen von
OÖ. roseifrons ist sehr zu empfehlen. — H.v. B.
1
|
Systematisches Verzeichniss etc. 317
+120. Pionus menstruus (Linn). (ef. antea p. 291.)
Drei alte Vögel und ein junger Vogel ohne Geschlechtsangabe
von Yurimaguas am Huallaga vom 10., 11. u. 12. Juni 1885.
nos. 164, 169, 177, 178. Localname „Urito“ al. 1811/; — 193,
eaud. 72—75, culm. 28°/,—31°/,, tars. 191/,—20'/, Mm.
Der junge Vogel zeigt die Federn des Kopfes und der Kehle
grün mit blauen Spitzen. Am Stirnrande befinden sich viele rothe
und gelbe Federn.
121. Caica barrabandi {Kuhl). (ef. antea p. 291).
Ein Exemplar von Yurimaguas im Betitze des Herrn Öber-
amtmann Nehrkorn, welches mir nicht vorgelegen hat.
122. Caica melanocephala (Linn.). (ef. antea p. 291.)
Ein Exemplar von Yurimaguas in der Sammlung des
Herrn Nehrkorn, welches ich nicht gesehen habe.
NB- Die Vögel von Ost-Pern und Ost-Eeuador unterscheiden
sich von denen aus Trinidad (welche wahrscheinlich als Typen
zu betrachten sind) und aus Guiana durch viel hellere, fast eitronen-
gelbe Färbung der Hypochondrien und Tibien, welche Theile bei
den Vögeln aus Trinidad und Guiana stets mehr oder weniger
orangeroth resp. lachsfarben überlaufen sind. Auch die Kehle und
Kopfseiten und die Unterschwanzdeckfedern sind bei den Vögeln vom
oberen Amazonas heller gelb gefärbt. Dieselben sind vielleicht als
©. melanocephala pallida Berl. zu sondern.
+123. Asto mezicanus (Gml.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto vom
6. März 1885. no. 113.
+124. Lophostrixz eristata (Daud.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Yurimaguas
vom 24. Juli 1885. no. 232. al. 295, eaud. 175, culm. 21°),
tars. 48 Mm.
+125. Aeccipiter bicolor (Vieill.).
Ein junger Vogel von Shanusi bei Yurimaguas vom
18. August 1885. no. —. Localname „Gavilan“. al. 243, eaud. 203,
eulm. 21, tars. 64 Mm.
+126. Rupornis magnirosiris (Gml.).
Ein „2? sect.“ ad. vom oberen Ucayali vom 4. Aucust 1884.
no. 30. „Iris und Beine gelb“. Localname „Gavilan“.
+127. Busarellus nigrieollis (Lath.).
Ein alter Vogel von Sarayacu am Ucayali vom 22. Dechr.
1884, „Ganze Länge 50 Cm.“ no. 78. Localname „Gavilan“,
318 Hans von Berlepsch:
128. Harpagus bidentatus (Lath.).
Ein altes (2) ohne Geschlechtsangabe, vom oberen Ucayali
vom 9. August 1884. „Iris roth“. no. 33. Localname „Gavilan“,
al. 230, caud. 168, eulm. 19?/,, tars. 45'/;, Mm.
Ein anscheinend völlig ausgefärbtes altes Weibehen. Die Unter-
flügeldeckfedern sind er&megelb und rostbraun gebändert, während
sie beim alten 3 einfarbig cr&meweiss gefärbt sind.
129. Tigrisoma brasiliense (Linn).
Ein nicht ganz ausgefärbter, als „g seet.“ bezeichneter Vogel
von Shanusi bei Yurimaguas vom 2. November 1885. no. 305.
Localnanıe „Puma-garza‘. al.267, caud. 107, culm.93®/,, tars.88Mm.
1130. Butorides striata (Linn).
Ein junger Vogel ohne Geschlechtsangabe von Sarayacu am
Ucayali vom 9. December 1884, no. 70. Localname „Gareita“.
131. Zebrilus pumilus (Bodd.).
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei
Yurimaguas vom 26. August 1885. no. 274. Localname „Gareita“.
al. 145'/,, caud. 58, culm. 42°/,, tars. 42!/, Mm.
Diese seltene Rohrdommel war bisher nur aus Cayenne nach-
gewiesen worden. Durch das Exemplar von Shanusi wird das Vor-
kommen am oberen Amazonas zum ersten Male festgestellt. Da
Z. pumilus wenig bekannt ist, so dürfte eine Beschreibung des von
Herrn Garlepp gesammelten Vogels willkommen sein:
Der ganze Scheitel sowie die weit über den Nacken hinab-
fallende, aus vielen breiten weichen -Federn bestehende Haube
sind schieferschwarz gefärbt und aschgraulich überlaufen. Von
gleicher Färbung sind die Schwung- und Schwanzfedern,
sowie die obernSchwanzdeckfedern. Der ganze Rücken,
dieOberflügeldeekfedern und der Ober- und Seitenhals
erscheinen schwarz mit schwachem grünlichen Schiller und überall
mit schmalen, unregelmässigen rostfarbenen Querbinden gezeichnet.
Eine ähnliche Zeiehnung findet sich auf den Kopfseiten und
den seitlichen Scheitelfedern; nur sind die rostfarbenen
Linien hier noch schmäler und unregelmässiger als am Rücken ete.
Die ganze Unterseite ist auf schwärzlichem Grunde unregel-
mässig rostgelb gefleckt, gebändert und marmorirt, so dass dieselbe
vorwiegend röstlich, viel heller als der Rücken gefärbt erscheint.
An ihren verdeckten Basen sind die Federn der Unterseite vor-
wiegend rostgelb gefärbt mit unregelmässigen schwärzlichen, breiten
Fleckenbinden gezeichnet. Unterschwanzdeckfedern weiss-
a u 4 UL 0 ul a0 UPS a a a P
Systematisches Verzeichniss etc. 319
lich rostgelb mit unregelmässigen breiten schwarzen Fleckenbinden.
Die Federn des Unterbauches erscheinen noch entschiedener
röstlich weiss mit schwarzer Bindenzeichnung. Unterflügel
deckfedern und Flügelrand blass rostgelb mit unregelmässi-
gen schwarzbraunen Fleckenbinden. Die grössten Unter-
flügeldeckfedern fast rein weiss ohne schwarze Zeichnung. Die
Schwingen an den Basen ihrer Innenfabnen mehr oder
weniger weiss gefärbt, wodurch ein weisser Spiegel auf der Flügel-
Unterseite entsteht. Zügel und Umgebung des Auges nackt
(im Leben wohl bräunlich fleischfarben). Oberschnabel schwarz -
braun mit hellbrauner Schneide. Unterschnabel und Beine
hellbraun, die Sohlen mehr gelblich fleischfarben.
NB. Dies Exemplar weicht in der Färbung erheblich von
der Beschreibung Wagler’s ab, welcher die Unterseite „unicolor
rufescenti-alba‘‘ nennt.
1132. Columba rufina Temm.
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Yarina Cocha
am Ucayali vom 5. October 1884. no. 45. Localname „Paloma“.
44133. Peristera cinerea (Temm.).
Ein (2) ad. ohne Geschlechtsangabe von Tarapoto vom
18. März 1885. no. 121. Localname „Rimorüeni“.
134. Penelope Jacguacu Spix.
P. boliviana Reichb.
Ein alter Vogel ohne Geschlechtsangabe von Shanusi bei
Yurimaguas vom 4. August 1885. „Kropf und Beine zinnober-
roth“. no. 237. Localname „Gasuadöra (Pucacünga“). al. 284,
caud. 328, culm, 33'/,, tars. 77); Mm.
NB. Unter dem Namen ?. Jacquägu hat Spix diese Art sehr
kenntlich beschrieben und abgebildet. Es ist daher kein Grund vor-
handen seinen Namenzuverwerfen und den späteren P?.dolivianaReichb.
anzuwenden. Spix’ Originale stammen aus der ProvinzSolimoes.
Der Vogel von Yurimaguas unterscheidet sich von einem 3 ad.
von Amable Maria, C. Peru (coll. Jelski) im Mus. H. v. B. durch
geringere Grösse, schmutziger röstlich-weisse Säume an den
Federn des Oberrückens, der Gurgel und Brust und der oberen
Flügeldeckfedern, mehr olivengrünlich statt graugrünlich über-
laufene Gurgelgegend, düsteres bräunlicheres Grün des Rückens
und der Flügeloberseite, sowie schmutzigere, nicht so rein graue
Säume an den Federn des Scheitels der Superciliargegend und
der Halsseiten. Am Unterrücken und den oberen Schwanzdeck-
320 Hans von Berlepsch: Systematisches Verzeichniss etc.
federn befinden sich gar keine weissen Säume wie sie der
Jelski’sche Vogel zeigt. Die nackte Kehle und der Kehlsack
scheinen mehr orangefarbig, nicht so röthlich gefärbt zu sein.
+135. Jonornis martinica (Linn.).
Ein „2 sect“. von Tarapoto (Cocha) vom 26. Februar
1885. „Iris braun.“ no. 107. Localname „Patito“. al. 168, caud,
65, culm. 50'/,, 32Y,, tars. 59”/;, Mm.
136. Eurypyga helias Pall.
Herr Garlepp sandte nur einige Schwanzfedern des Sonnen-
reihers ein in seiner dritten Colleetion von Yurimaguas.
137. Psophia leucoptera Spix.
Ein alter Vogel von Shanusi bei Yurimaguas vom
4. August 1885. Localname „Trompetero“. no. 236. al: a :
caud. 116, culm. 44, tars. 131 Mm. |
Spix’ Typus stammt vom Rio Negro in Brasilien.
+138. Parra melanopygia Sel.
Ein „2? seet.“ (ad.) von Sarayacu am Ucayali, am Wasser,
vom 6. December 1884. no. 64. Localname „Gallareta“. al. 138,
caud. 48, culm. 37 (48%/,), tars. 58 Mm.
Selater’s Typus der ?. melanopygia kam von Sta. Martha in
Columbien von wo mir leider keine Exemplare zur Vergleichung vor-
liegen. Uebrigens'stimmt der Ucayali-Vogel ziemlich gut mit Selater's
Beschreibung überein, nur sind die Federn des Unterrückens und
die oberen Schwanzdeckfedern nicht schwarz, sondern purpurbraun
mit schwärzlichen Spitzen. Der Ucayali-Vogel unterscheidet sich
sehr leicht von Exemplaren der P. spinosa L. (P. jacana L.) von
Rio Grande do Sul (Brazil) und Venezuela durch die bedeutendere
Grösse, namentlich den sehr viel längeren Schnabel, sowie durch
die dunkel purpurbraune Färbung des Rückens und der Flügel-
decken und die einfarbig schwarze Unterseite und Unterflügel-
deckfedern, 'endlich durch die schwärzliehbraunen Oberschwanz-
deckfedern.
139. Aegialitis collaris (Vieill.).
Zwei „ad sect.“ ad. von Tarapoto („Lanzy Cocha“)
vom 28. Februar 1885. „Iris schwarz“. nos. 110, 111. al. 95,
caud. 46'/,, eulm. 16, tars. 24°/, Mm.
Dieser Vogel stimmt im Wesentlichen mit einem Exemplar
aus Rio Grande do Sul überein, hat nur etwas kürzere Flügel und
schmälere schwarze Binde auf der Mitte des Scheitels, schmälere
weisse Spitzensäume an den Armschwingen und oberen Deck-
Systematisches Verzeichniss ete. 321
federn der Primärschwingen und mehr und lebhaftere rostfarbene
Mischung an der Oberseite.
+140. Totanus solitarcdus (Vieill.).
Ein junger Vogel ohne Geschlechtsangabe von Sarayacu
am Ucayali, am Wasser, vom 8. December 1884. no. 66.
141. Sterna superctiliaris Vieill.
Vier alte Vögel im Winterkleide, ohne Geschlechtsangabe, von
Sarayacu am Ucayali vom 8. u. 9. December 1884. nos. 67,
Berl, 72. Bocalname „Tivi“. no. 72. al. 117, caud.'73," eulm!
30°/,, tars. 15 Mm.
Diese Vögel, im Uebergangskleide mit perlgrauem schwarz
geflecktem Scheitel, haben circa 10 Mm. lange schwärzliche
Schnabelspitze.
+142. Colymbus dominicus Linn.
Ein ‚? sect.“ von Tarapoto vom 29. Februar 1885. no. 112.
Localname ‚‚Patito“.
Hann. Münden, October 1889.
Hans von Berlepsch.
Beschreibung der bisher unbekannten Weibehen von
Astrarchia Stephaniae und Epimachus macleayanae.
Von
A. B. Meyer.
Astrarchia Stephaniae Fsch. et M.
In der „Zeitschrift für die gesammte Ornithologie“ 1885
p. 378 ff, Tafel XVIII, beschrieb und bildete ich das Männchen
dieser Art ab nach einem dem Dresdener Museum vom Hufeisen-
gebirge (von circa 7000 Fuss Höhe) in Süd-Neu-Guinea zuge-
kommenen Exemplare, welches, meines Wissens, bis jetzt das
einzig bekannte geblieben ist. Erst jetzt erhielt das Museum
durch Herrn A. P,k, Goodwin, welcher an der Expedition des
Sir William MacGregor nach dem Owen-Stanley - Gebirge
Theil nahm (siehe „Nature“ 1889, Sept. 5, p. 449), das Weibchen
dieser Art, welches als einziges Exemplar am 29. Mai 1889 in
7300 Fuss Höhe auf dem Berg Margrave erlegt wurde.
Folgendes wird zur Charakterisirung und Beschreibung genügen:
Foem.: Minor. Capite toto et collo nigro-cora-
einis; nucha et corpore supranitentenigris, plumarum
Cab, Journ, f. Ornith, XXXVII. Jahrg. No, 187. Juli 1889. 21
322 A. B. Meyer: Beschreibung der Weibchen
marginibusobsceure brunneis; aliscaudaquegradata
nitente violascenti nigris, sub quandam lucem trans-
fasciolatis, subtus fuseis; corpore subtus, subala-
ribus etsubceaudalibus nigris, brunnescenti trans-
fasiciolatis; rostro pedibusque nigris. |
Long. tot. 0m,520; al. 0m,149; caud. 0m,340; rostri 0m,025;
tarsi 0m,041.
Die Maasse des Männchens, welche zum Vergleiche. hier
mit angeführt werden mögen, waren die folgenden:
Totallänge 0m,S40; Flügel 0m,156; Schwanz 0m,640; ‚Schnabel
0m,025; Tarsen Om ‚oa.
Die zwei mittleren Schwanzfedern sind nicht, wie beim Männ-
chen, rinnenförmig nach aufwärts gebogen, sondern fast flach. Die
zwei mittleren längsten Federn überragen die vorletzten um 15 cm,
diese die vorvorletzten um 6 cm. Die sichtbaren Federschäfte, sind
schwarz, nicht weiss wie beim Männchen; nur an.der verdeckten.
Basis sind sie weiss. Schwanz. und Schwingen mit Schatten-
binden versehen.
Epimachus macleayanae Rams.
E.P. Ram say beschrieb (,„Proc. Linn. Soc. New South Wales“
2. ser. II, 239, 1880 — Sitzg. vom 25. Mai 1887) das Männchen
dieser Art vom Fusse des Astrolabegebirges in Süd- -Neuguinea,
während das Weibchen bis jetzt unbekannt geblieben ist. Das
Dresdener Museum erhielt ein Pärchen ebenfalls von Herrn A. P.
Goodwin, aber ohne nähere Fundortangabe, allein, da.in dem
eitirten Berichte („Nature“) steht: „The .birds of the lower altitudes
were the same as those before seen, except as to a:new paradise
bird similar to the great Epimachus“, so ergiebt sich hieraus, dass
dieses Paar nicht in grosser ‚Höhe erlegt ist, und aus ungefähr
derselben Gegend stammt, wie das von Ramsay beschriebene, ‚d.
‚Das Weibchen lässt sich folgendermassen ‚beschreiben: ......
„Eoem.: Vix ‚minor; ‚supra olivascenti-brunnea;
pileo et nucha er rufis; loris, lateribus capitis.
et gulamigrescentibus; collo antico, corpore subtus
et subalaribus faseciis alternis.nigris et.brunnescentj;,
albis, abdomine etsubeaudalibusrufescenti timetis;
alis dorso concoloribus, sub quandam lucem trans-
fasciolatis, subtus fuseis, primariarum mediarum
marginibus exterioribus paullum rufeseentibusg;,
von Astrarchia Stephaniae und Epimachus macleayanae. 323
tibiis fuseis; ecauda gradata, olivacea, supra brunnes-
centi tineta, sub quandam lucem transfasciolata,
subtus pallidiore, rostro nigro, pedibus nigres-
centibus.
Long. tot. 0m,660; al. Om, 173—0m,175; cauda 0m,360; rostri
Om, 088; tarsi Om, 049.
Ich habe im Jahre 1885 („Zeitschr. f. d. ges. Ornith.“ p. 380)
das Weibchen von der von Finsch in lit. Epimachus Meyeri ge-
nannten Art vom Hufeisengebirge in Neu-Guinea, von eirca 7000
Fuss Höhe, beschrieben, und die Vermuthung liegt nahe, dass
dieses als Weibchen zu Epimachus macleayanae Rams. gehören
könne. Ich habe daher das oben beschriebene Weibchen auf das
Genaueste mit dem Weibchen von Zp. Meyeri verglichen, finde
jedoch die Unterschiede zu stark, um die Weibchen miteinander
identifieiren zu können. Was die Grösse anlangt, so ergeben die
nebeneinander gestellten Maasse bedeutende Differenzen:
Ep. Meyeri 2: Ep. macleayanae 2:
Totallänge 540—550 mm 660 mm
Flügel 158—160 173—175 ,„
Schwanz 320 en 360 en
Schnabel 73 :; 88 =
Tarsen 42 h 52 ,
Als hauptsächlichste Färbungsunterschiede sind hervorzuheben:
Die Kehle bei Ep. Meyer! fein gesperbert, nur das Kinn ein-
farbig, bei #p. macleayanae einfarbig, eher den Eindruck des
Längsgestreiften machend in Folge der helleren Färbung der
Federschäfte; die Bänderung der Unterseite bei macl. viel breiter
als bei Meyer‘ und die hellen Binden weniger bräunlich bei
ersterem. Das Rothbraun des Kopfes endlich bei macl. viel
intensiver und gleichförmig, nicht geschuppt wie bei Meyer:, ab-
sesehen von noch anderen kleineren Unterschieden. (Schwanz und
Flügel sind bei beiden mit Schattenbinden versehen.)
. Wenn man dennoch annehmen wollte, dass Ep. Meyeri 2 das
9 zu Ep. macleayanae sei, so könnte man es nur auf Grund der
Vermuthung, dass das oben von mir als 2 beschriebene Exemplar
von Ep. macleayanae ein junges Männchen sei. Dieses endgültig
zu entscheiden bin ich an der Hand der 3 mir vorliegenden Vögel
nicht in der Lage. Es ist mir desshalb nicht gerade wahrscheinlich,
weil die Grössendifferenzen zwischen Ep. Meyeri 2 und Ep. maclea-
yanae & zu bedeutende sind, wenigstens weisen die Weibchen und
Männchen von Eprimachus speciosus (Bodd.) keine so bedeutenden
21*
324 A. B. Meyer: Beschreibung der Weibchen
Grössendifferenzen auf. Auch sprechen die verschiedenen Fund-
orte: 7000 Fuss hoch im Gebirge und die niederen Höhen näher
am Strande nicht für die Identität. Ich erwarte daher, dass das
unbekannte & von Ep. Meyer! von den 3 bekannten Arten der
Gattung: Ep. speciosus, macleayanae und Ellioti differirt. Würde es
aber mit dem & von Ep. macl. identisch sein, so müsste der Name
macleayanae fallen, da Meyeri um fast 2 Jahre früher veröffentlicht
wurde. (Was den Namen macleayanae an sich anlangt, so ist mir
seine Bildung nicht verständlich. Er hätte Zp. macleayanus oder,
nach einer Dame: Macleay, Ep. macleayae heissen müssen.)
Ramsay’s Beschreibung des Männchens (l. c.) ist so ungenau
und zum Theil irrig, dass ich die Gelegenheit benutze, um eine
bessere Beschreibung zu versuchen:
Oben schwarz, unten braun. — Kopf schuppenfedrig,
metallisch blaugrün. Kinnfedern haarig, dunkelviolett, Kehle
lebhaft violett, schuppenfedrig; Federn des Nackens und der
Halsseiten schwarz mit metallisch blaugrünen schmalen
Rändern, in gewissem Lichte violett. Rücken- und Bürzel-
federn schwarz mit bis zu 15 mm langen schuppigen, metallisch
blaugrünen Endflecken. Flügel schwarz mit blaugrünem Schiller,
in gewissem Lichte ins Violette spielend. Unterseite der Flügel
glänzendgrauschwarz. Schulterfedern violettschillernd. Vorder-
hals und Brust vorn olivenbraun.
Die äusseren Brustfedern verlängert, in 3 Schichten
übereinander liegend:
Die hintersten, längsten, oberen sieben, bis 12 em langen,
sichelförmigen, am Ende dreieckig bis auf 5 em verbreiterten, zu-
sammen fächerförmig vorstehenden, schwarz mit lebhaftem violetten
Glanze, nach unten ins Grüne ziehend ; die unteren 4—5 kürzeren,
bis 8 cm langen, in Braun übergehend.
Die mittleren oberen 5—6, bis 10 cm langen, ebenfalls
sichelförmigen, am Ende bis auf 2,5 cm dreieckig verbreiterten,
ebenfalls fächerförmig zusammenstehenden, schwarz, violett und
grün schillernd, mit einem metallisch blaugrünen, bis 4 mm breiten,
etwas nach hinten umgebogenen Rande, die einzelnen Federn
etwas windschief; die mittleren unteren, von 7,5—15 em langen,
zusammen in einem 16 cm langen Schilde abstehend, olivenbraun
mit bis 6 mm breiten metallischen Rändern, die oberen hell violett,
ins Grünliche spielend, die unteren rosaviolett, vom Braun durch
einen schmalen schwarzen Streif getrennt. Diese Ränder auf der
Unterseite der Federn hellgrün.
a a DZ m 5 U 4 cn a
von Astrarchia Stephaniae und Ep’machus macleayanae. 325
Die vordersten, als Deckschicht, braun mit blassrosa-
violetten,, über 1 cm breiten Säumen und grünlich metallischem
Glanze darüber.
Bauchmitte braun mit mattgrünem Glanze, seitliche Bauch-
federn verlängert, braun mit schön violettem Glanze an ihren
Enden; diese Federn liegen auf der schildförmigen, mittleren,
unteren Brustfedernschicht deckend auf. Die Weichenfedern
verlängert bis zu 20 em, zerschlissen, hell fahlbraun; sie bilden
die Unterlage zu der schildförmigen, mittleren unteren Brustfeder-
schicht. Schwanz oben schwarz, die seitlichen Federn mit
schwachem metallischen Glanze, die 2 mittleren langen sammet-
artig, mit blaugrünem Metallschimmer; in gewissem Lichte kommen
zahllose Schattenbinden zum Vorschein. Schwanzfedern unten
etwas ins Grünliche ziehend. Die Federn des abgestuften Schwanzes
liegen im Ganzen ein wenig muldenförmig zusammen. Obere
Schwanzdecken mattschwarz, untere fahlbraun. Hosen
schwärzlich. Füsse und Schnabel schwarz.
In der folgenden Maasstabelle habe ich dieselben Maasse,
wie Ramsay (l. c.) sie genommen, zusammengestellt, und zwar zuerst
in Millimetern, dann in englischen Zollen, (nach meiner Messung)
und daneben die von Ramsay angeführten Zahlen. Endlich die
Maasse des Weibchens in Millimetern.
Männchen, Weibchen.
mm engl. Zoll engl. Zoll mm
(Meyer) (Meyer) (Ramsay) (Meyer)
Tealanep) os all 3F.6 660
hy EN en ia an 710, A 2. 7,3, 360
ee aunelieie, .. 184186 7,3 7,2 173—175
Marsus.. ..‘. . BR 52 2,05 2,2 52
Schnabel von der Stirn EM AALEN A, 91 3,6 3,2 88
Schnabel vom Mundwinkel. . . . . 90 3,53 3,1 88
Schnabel über dem Culmen von der Stirn 93 3,65 3,3 92
Höhe des Schnabels an der Basis mitten
durch das Nasenloch . . . 9 0,36 0,3 9,5
(Höhe des Schnabels vor der een
Befiederung . . MR 8 — — 8,5)
Breite am Mendkrinkei TR. MO.R IN 18 0,7 0,6 17
Breite an den Nasenlöchern . . . . 8 0,32 0,4 8,5
Längsten seitlichen Brustfedern . . . 120 4,75 41.00 —
Breite der seitlichen Brustfedern an
ihrem Ende . . . 50 1,98 21. —
Weichenfedern (Aserttieh de hard
äusseren verlängerten Brustfedern) . 150 5,87 6200 —
Zerschlissene Weichenfedern . . . . 200 7,88 8,6 E=
526 A. B. Meyer: Astrareh. Stephaniae u. Epim. 'mael.
Ramsay sagt, dass die „upper tail-coverts velvety black with
steel-blue tips 'to' the feathers“ seien, er hat ‚die oberen Schwanz-
deckfedern jedoch mit den Bürzelfedern verwechselt... Er sagt,
dass die 2 mittleren Schwanzfedern ‚‚3,5“ breit seien,’ und da er
stets von Zollen spricht, , so muss man meinen, es; seien Zolle,\es
sind aber Centimeter. Er spricht. von. .,chest“ ‚und. „breast‘,als
von etwas Verschiedenem, was nieht üblich ‚ist, und es bleibt ‚un-
klar, welche verschiedenen. ‚anatomischen Theile er' damit‘ 'be-
zeichnen will. Er sagt: „plumes on side ‚of. the .chest, »broadly
märgined with steel-blue“, die. längsten sind ‚aber, ungerändet.
Weiter unten nennt er die „uppertail-coverts“ „black“, während
er sie vorher, wie bemerkt, anders beschrieben.. ‚Er erwähnt nicht,
dass die unteren. Schwanzdeckfedern braun sind. Er, sagt, dass
Ep. mael. u. a. sehr verschieden sei von EZ. magnus durch die
Länge des Schwanzes, was nicht der Fall.ist, u. a. m.
Dresden, den 10. November. 18839.
Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Hi
Bericht über die Mai-Sitzung. 2
Verhandelt Berlin, Montag, den 6.Mai1%89, Abends
8 Uhr, im Sitzungslocale, Bibliothek-Zimmer des
Alt NERV skinslänsen, Wilhelmstr. 92 II.
Anwesend die Herren: Heck, Reichenow, Cabanis,
Schäff, Deditius, Grunaek, von Winterfeldt, Hartwig,
Matschie, von Maltzan, von Dallwitz, Hocke, Rörig,
Bünger, Pascal, Schalow, Thiele, Müller und Wacke,
Von auswärtigen Mitgliedern: Herr Hartert (Marbutgp
Von Ehrenmiteliedern: Herr Möbius.
Als Gäste die Herren: Freese, Rost, Dr. Jordan AN
Simon, sämmtlich aus Berlin. B*
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie,
Nach Verlesung und Annahme des Berichtes über die: April-
Sitzung legen die Herren Cabanis, Reiehenow und Schäff
eine Anzahl neu erschienener und eingegangener Schriften vor und
besprechen dieselben. DR
Ein Supplement to theCodeof Nomenclature and
Checek-List of North American Birds fügt der: Ornis
Nord-Amerikas 65 Species hinzn, von denen 43 trinären Charakter
Allgem. Deutsche Ormithologische Gesellschaft: Da
haben, 2 Arten werden gestrichen, eine Species Carpodaeus frontalis
rhodocolpus (Cab.) eingezogen. Eine Anzahl von Veränderungen
in der: Nomenclatur beschliesst die Arbeit.
J. A. de Sousa liefert wiederum einige Beiträge zur Orni-
thologie von Angola. In einer kleinen Ausbeute von 25 Arten,
welche der Pater Antunes von Huilla eingesendet hatte, fand ‘er
einen neuen Serinus huillensis und in einer 46 Species enthaltenden
Sammlung, welche Anchieta in Quindumbo zusammengebracht
hatte, eine von Barboza beschriebene Lagonostieta cinereovinacea.
Herr Reichen o w bespricht einige Arbeiten von W. Marshall:
1. Thierverbreitung, aus: Anleitung zur deutschen Landes- und
Volksforschung ete. 1889. — Es wird darin Deutschland nach
seiner Bodenbeschaffenheit, Vegetation und Thierwelt in zwei Pro-
vinzen: die gebirgige südliche, die „oberdeutsche“, und die ‚„nieder-
deutsche‘, nördliche, zerlegt, und jede dieser beiden Provinzen in
einen östlichen und westlichen Gau getrennt. 2. Die Papageien
und 3. die Spechte (Zoolog. Vorträge Heft 1 und 2), in welchen
die genannten Gruppen in populärer Form bezüglich ihrer syste-
matischen' Charaktere im allgemeinen, ihrer Lebensweise und ins-
besondere ihrer Verbreitung besprochen werden. Nebst Karten
der Verbreitung.
Herr Sehäffbespricht ©. v. Riesenthal’s kürzlich erschienenes
Werk: „Die Kennzeichen unserer Wasservögel (Sumpf- und
Schwimmvögel“). Der grösste Vorwurf, welcher demselben ge-
macht werden muss, ist der der Unvollständigkeit, es fehlen gänz-
lich die Regenpfeifer, obgleich man diese Familie, nach dem Titel
zu. urtheilen , ‘doch entschieden in dem Buch erwarten muss.
Es''wird aueh nirgends in dem Werk gesagt, dass diese Familie
in einem zweiten Theil nachgetragen werden soll. Andererseits
sind von den überhaupt behandelten Familien alle, auch die ganz
sporadisch beobachteten Arten beschrieben, die Artkennzeichen
sind durchweg praktisch zusammengestellt, auch das Nöthigste
über Lebensweise, Verbreitung ete. der einzelnen Arten findet man
angegeben, so dass das Fehlen gerade der einen en
Familie um so mehr bedauert werden muss.
Derselbe bespricht ferner: A. Ludwig, „Das Birkwild, dessen
Naturgeschichte, Jagd und Hege“. Das Werk ist eine sehr fleissige
Arbeit eines das Birkwild seit 25 Jahren studirenden Beobachters,
welcher gleichzeitig die Literatur genügend berücksichtigt und
so in den Stand gesetzt ist, eine erschöpfende Monographie des
328 Bericht über die Mai-Sitzung.
Tetrao tetrie zu liefern. Hinsichtlich der Verbreitung des Birk-
wildes ist zu bemerken, dass dasselbe, entgegen den Angaben des
Verf., in Holstein sehr selten ist oder vielleicht jetzt ganz fehlt.
Herr Reichenow theilt mit, dass Syrrhaptes paradoxus am
20. April d. J. sich wiederum in einem Fluge bei Pawlowiez
(p. Zlotnik in Posen) gezeigt haben. Die Schaar, welche von
Herrn Rittergutsbesitzer Mackensen beobachtet wurde, zog in
nordwestlicher Richtung.
Herr Hartert hält hierauf einen längeren Vortrag über die 4
ornithologischen Ergebnisse seiner Reise nach Malakka, Sumatra,
ÖOber-Assam und Vorder-Indien.
Die Anwesenden folgen mit regem Interesse den eine grosse
Anzahl werthvoller biologischer Beobachtungen behandelnden Aus-
führungen des Redners.
Herr Hartwig theilt zum Schlusse mit, dass der Direetor
des Priesterseminars zu Funchal auf Madeira, Herr Padre Ernest
Schmitz, ornithologisch sammelt und die von ihm erlegten Vögel
hierher schicken wird. Nach seinen Mittheilungen brüten Upupa
epops und Falco nisus (portugiesisch: Gaviäo) auf Porto Santo.
Die Anzahl der auf der Madeira-Gruppe brütenden Vögel steigt
dadurch auf 32 Arten.
Mitte März 1889 wurde auf Madeira Totanusealidris. erlegt.
Die Zahl der auf der Madeira-Gruppe beobachteten Vogelarten
beträgt nunmehr 105 Species.
Hierauf wird die Sitzung geschlossen.
Matschie. Cabanis, Gen.Secr.
Am 25. und 26. Mai fand die officielle Frühjahrs-Excursion
der Gesellschaft statt. DasZiel derselben war das Schenkenländehen
und die Dubrow bei Königs-Wusterhausen.
i
%
A
ORNITHOLOGIE.
Siebenunddreissigster Jahrgang.
MB 9 © October... © 9:18,“
Allgemeine Beulsche en Beselschaf zu Berlin.
Bericht über die September-Sitzung.
VerhandeltBerlin,Montag, den 9. September 1889,
Abends 8 Uhr, im Vereinslocale, Bibliothekzimmer
des Architekten-Vereinshauses, Wilhelmstr, 92 I.
Anwesend die Herren: Cabanis, Reichenow, Schalow,
Hartwig, Grunack, Deditius, Hocke, Thiele, Bünger,
Rörig, Pascal, Matschie, Nauwerck, Mützel, Linker
und Marquardt.
Als Gäste die Herren: Lemm (Berlin) und Spiess
(Charlottenburg). ;
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftführer: Herr Matschie.
Der Vorsitzende legt nach Verlesung und Annahme des
Berichtes über die Mai-Sitzung eine Anzahl von Schriften vor,
welche während der Sommerferien eingegangen sind.
Brusina hat in einer Denkschrift der serbischen königlichen
Akademie begonnen, die croato-serbischen Vögel unter Berück-
sichtigung des gesammten slavischen Südens zu behandeln. Das
erste Heft des in Gross-Quart, leider nur in serbischer Sprache
erscheinenden Werkes enthält die allgemeine Einleitung mit einem
umfassenden Litteratur- Nachweise.
Stefan von Chernel hat die Titel aller über die Ornis
Ungarns verfassten Abhandlungen in einer „Bibliographia Ornitho-
logica Hungarica zusammengestellt.
F. M. Chapman beschreibt einen neuen Colibri, Amazilia
aeneobrunnea von Bogota, welcher der A. lawrencei Elliot ähnlich ist.
Derselbe giebt eine „Revision der Gattung Xrphorhynchus
Sws. mit der Beschreibung zweier neuer Arten.
Cab, Journ, £, Ornith, XXXVII, Jahrg. No, 188. October 1889. 22
330 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
In der Juli-Nummer des Ibis findet sich u. a. eine Notiz von
Tristram über die Erlegung von Emöberiza cioides Brandt in
England. ;
Herr Reichenow legt hierauf den von ihm bearbeiteten
„Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel
während des Jahres 1886‘ (Archiv f. Naturgesch. 1837 p. 87—136) vor.
Herr Sehalow bespricht: Th. Heim: „Die Vögel Deutsch-
lands nach ihrem Nutzen und Schaden in tabellarischer Uebersicht.“
H. Nehrling’s „Nord-Amerikanische Vogelwelt“ II. Lieferung
ist reich an prächtig geschriebenen reizvollen Schilderungen des
Vogellebens der Vereinigten Staaten. Der durch zahlreiche Auf-
sätze in fast allen deutschen ornithologischen Zeitschriften be-
kannte Verfasser zeigt sich als aufmerksamer Beobachter. Leider
sind die vorzüglichen Abbildungen Goering’s, Ridgway’s und
Mützel’s durch schlechten Ausfall des Farbendrucks arg entstellt.
Herr Hartwig legt vor und bespricht einige Vögel der
Madeira-Gruppe. Von 12 Serinus canarius, die derselbe von dort
lebend mitgebracht hatte, ist der letzte nunmehr gestorben. Der
Vogel hat in seinem Federkleid keine Spur eines gelblichen Tons.
Auf den Canaren werden die Vögel in einigen Jahren der Gefangen-
schaft gelb. Vielleicht dürfte die gelbe Rasse nicht in Deutschland,
sondern bereits dort entstanden sein. Ferner gelangen zur Ansicht
einige vom Pater Ernesto Schmitz eingesendete Singvögel und
verschiedene Gelege.
Herr Reichenow hat die etwa 700 Bälge enthaltende Samm-
lung des mit Unterstützung der königlichen Akademie der Wissen-
schaften in Ost-Afrika forschenden Herrn Stuhlmann bestimmt,
aus welcher Ausbeute er einige interessantere Formen vorlegt. Von
den auf der Insel Sansibar und am Quillimane gesammelten
Bälgen ist trotz der Reichhaltigkeit des Berliner Museums an
ostafrikanischen Arten ein Theil der Species bisher im Museum
nicht vertreten gewesen. Herr Reichenow beschreibt als neu:
Francolinus stuhlmanni, Vanellus leucopterus und Psalidoprocne petiti
orientalis.
Herr Reichenow theilt mit, dass unser Mitglied Jablonski
bei Brätz am 31. August ein $ von Loxia bifasciata geschossen hat.
Herr Sehalow erinnert daran, dass diese Art seit langer
Zeitin der Mark nicht beobachtet worden sei. In der Radziwil’schen
wie in der Eberswalder Sammlung befänden sich Exemplare,
welche in der Mark vor mehr denn 40 Jahren geschossen wären.
Bericht über die September-Sitzung. 33l
Herr Cabanis spricht über die Gattung Hemignathus. Orni-
thologische Sammlungen von den Sandwichs-Inseln gehören zu
den Seltenheiten. Seit Deppe vor 50 Jahren auf der Rückreise
von Mexiko eine Anzahl von Vogelbälgen aus Oahu, einer der zu
diesem eigenartigen Schöpfungsherde gehörigen Inseln mitbrachte,
hat sich die Kenntniss der dortigen Ornis nur wenig erweitert.
Es scheint, dass jede Insel der Gruppe ihre besonderen Formen
hat. Ein vorgelegter Balg, welcher mit einigen anderen durch
Herrn Wentscher an das Museum gelangte, ist dem Hemignathus
obscurus Leht. nec G m. sehr ähnlich, unterscheidet sich aber von
diesem leicht durch die schwarze Farbe der Füsse und des
Schnabels und durch längeren Flügel und Schnabel. Masse:
al. 8,7—),2 em; rostr. a. fronte 6,2 cm. Fundort: Kanai; Ein-
geborenenname ‚,Jovi.“
Herr Cabanis nennt diese Art:
H. procerus n. sp.*)
Schnabelkrümmung = der eines Kreises von 4,2 em. Radius,
während obiger odbscurus eine solehe von 2,3 cm hat.
Herr Reichenow berichtet über die Thätigkeit des Aus-
schusses, welcher zur Verbreitung der Bestimmungstabelle der
deutschen Raubvögel niedergesetzt wurde.
Herr Schäff hat sich mit den Vorständen verschiedener
Jagdschutzvereine in Verbindung gesetzt und von zwei Seiten die
Zusicherung reger Unterstützung erhalten. Es werden an die
Vorstände der Landesvereine in den Provinzen Brandenburg und
Westpreussen zunächst eine Anzahl von Tabellen zur Vertheilung
an die Mitglieder gesendet werden.
Herr Mützel legt einige Farbendrucktafeln vor, welche nach
von seiner Hand geschaffenen Originalen für Nehrling’s Werk:
„Nordamerikanische Vogelwelt‘‘ hergestellt sind, und welche zeigen,
dass die schlechte Ausführung der in jenem enthaltenen Tafeln
auf Nachlässigkeit der den Druck ausführenden Firma zurück-
zuführen sind.
Herr Schalow spricht über die Verbreitung von Corvus
lingitanus Irby im Atlas-Gebiet. Er weist darauf hin, dass die
Angaben von Diederich in dessen Arbeit über die geographische
Verbreitung der echten Raben (Jena 1889), über das Vorkommen
von Corvus corax L. in dem genannten Gebiet der Berichtigung
*) Sitzungsbericht. Vossische Zeitung No. 429, Berlin 14. Septbr. 1889.
22*
332 Allgem. Deutsche Ornitholgische Gesellschaft zu Berlin:
bedürfen. Diederich hält O. tingitanus Irby für eine, nur als Rasse
haltbare Form, die zu ©. corax L. gestellt werden muss. Dem
ist aber nicht so. Irby (Ibis 1874 p. 264) weist bei der Be-
schreibung seiner neuen Art darauf hin, dass C. tingitanus am
nächsten mit ©. affinis Rüpp. verwandt sei, eine Ansicht, der auch
Sharpe beipflichtet. Der Atlasrabe muss als eine gute constante
Art betrachtet werden, wie dies auch von den englischen Orni-
thologen stets geschehen ist, die ein eigenes, scharf umgrenztes
Verbreitungsgebiet besitzt und unseren Kolkraben, der, soweit
Afrika in Betracht kommt, die europäischen Küsten des Mittel-
meeres nicht zu überschreiten scheint, in Nordwestafrika ersetzt.
Hierfür scheint mir auch der Umstand, dass der Kolkrabe auf
Sieilien vorkommt, auf Malta aber fehlt, zu sprechen. Diederich
sagt a. a. O. (p. 70): „In der Zeit vom Januar zum April beob-
achtete man den Kolkraben bei Tanger und in Ost-Marocco.
Er war um diese Zeit sogar sehr gemein. Bei Tingam wohnt
die Localrasse“ (d. i. ©. tingitanus).
Diese Mittheilungen enthalten einen Widerspruch, denn Tingam,
von dem Diederich spricht, ist identisch mit Tanger, dem Tingis
der Alten! Hier in Tanger beobachtete und schoss Irby die Raben,
nach denen er seine neue Art aufstellte („prope urbem Tingem
in imperio Mauritanico“) und führte damit den Nachweis, dass
©. corax nicht bei Tanger vorkomme, sondern durch eine andere
Art ersetzt wird. Die älteren Angaben von Carstensen, Tyrwhitt,
Drake, Hay u. A. über das Vorkommen des Kolkraben in Marocco
sind dahin zu berichtigen. Neuere ornithologische Erforscher
dieses interessanten, leider noch so wenig bekannten Gebietes, wie
z. B. S. G. Reid führen nur C. üngitanus für Marocco, wenigstens
Nord-Marocco, auf. Die von Jannasch (Die deutsche Handels-
expedition 1886) zwischen Schwika und Waddraa im südwest-
lichen Marocco, geographisch bereits im Gebiet der Saharah,
beobachteten Raben dürften ebenfalls der Irby’schen Art ange-
hören. Was ich im Vorstehenden von Marocco gesagt, gilt auch
von den übrigen Atlasgebieten, von Algerien, Tunis und wahr-
scheinlich auch Tripolis.
Die älteren Beobachter in Algerien, wie Finger, Buvry, Loche,
Germain, Laboressye u. A. führen Corvus corax L. für das besagte
Gebiet auf, neuere Reisende dagegen, wie z. B. Charles Dixon
C. tingitanus Irby. König schoss in Tunis keinen Kolkraben,
sondern beobachtete ihn nur, ist aber nachträglich, wie er mir
Bericht über die September-Sitzung. 333
brieflich mittheilt, zu der Ueberzeugung gekommen, dass die da-
selbst vorkommende Art C. £ingitanus Icby und nicht ©. corax L.
sei. Auch die Mittheilungen von Chambers über Tripolis dürften
sich auf den Atlaskolkraben beziehen. Nach meiner Ueberzeugung
muss die auf der Diederich’schen Verbreitungskarte (Taf. III, 1)
für das Vorkommen von C. corax L. gezogene, das Atlasgebiet
einschliessende Linie, an dieser Stelle nördlicher gelegt werden
und Nordwestafrika ausschliessen. Es kommt hier eine andere
Rabenart vor, C. tingitanus Irby, welche den nur bis in das süd-
liche Europa gehenden C. corax L. im ganzen Gebiet des Atlas
in derselben Weise ersetzt, wie dies gleichfalls mit anderen euro-
päischen Arten der Fall ist. Ich erinnere z. B. an die dem Atlas-
gebiet eigenthümlichen Arten: Prca mauritanica Malh., Garrulus
cervicalis Bp., Lanius algeriensis Less., Ruticilla Moussieri (Olph.
Gall.), Geeinus Vaillantii (Malh.) und Fringella spodiogena Bp.,
welche nur hier vorkommen, und die nördlich des Mittelmeeres
in Spanien, Frankreich und Italien wohnenden Pica rustica Scop.,
Garrulus glandarius (L.), Lanius meridionalis Temm., Ruticilla phoeni-
curus (L.), Gecinus Sharpii Saund. und Fringilla coelebs L. ersetzen. —
Herr Cabanis liest aus einer brieflichen Mittheilung des
Herrn Postmeister Podlech in Zehdenik die Beschreibung eines
Doppeleies von Anas domestica vor.
Dasselbe wog unausgeblasen 220 g und enthielt ein vollständig
ausgebildetes, starkschaliges, viel Dotter enthaltendes zweites Ei.
Beide waren befruchtet.
Herr OÖ. Reiser in Sarajewo klagt in einer Zuschrift über
thörichte Angaben über angebliche Vogeltransporte kleiner Vögel
durch Kraniche in der Zeitschrift: „Vom Fels zum Meer“.
Herr Mützel macht zum Schlusse einige Mittheilungen über
den auffälligen Mangel an Strandvögeln auf Zingst in diesem
Jahre. Er glaubt, dass viele der betreffenden Arten, durch das
warme Frühjahr verlockt, nördlichere Brutplätze aufgesucht hätten.
Schluss der Sitzung.
sin Matschie. Cabanis, Gen.-Secr.
Bericht über die October-Sitzung.
Verhandelt Berlin, Montag, den 7. October 1889
Abends 8 Uhr, im Vereinslocale.
Anwesend die Herren: Cabanis, Reichenow,Grunack,
334 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Ehmceke, Hocke, Thiele, Pascal, Bünger, Rörig,
Marquardt, Deditius, Matschie, Hartwig, Mützel,
Schalow, Schäff nnd Nauwerck.
Von auswärtigen Mitgliedern die Herren: König (Bonn)
und Hartert (Marburg).
Als Gast: Herr Dr. Ehrenreich (Berlin).
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf. Herr Matschie.
Der Bericht über die September-Sitzung wird verlesen und
angenommen.
Die Herren Cabanis und Reichenow legen die neu er-
schienenen ornithologischen Veröffentlichungen vor und besprechen
dieselben. Herr Cabanis referirt u. a. über P. L. Selater:
List of Birds eolleeted by Mr. Ramagein Dominica,
West-Indies. Von dieser Insel der kleinen Antillen sind bis
jetzt 60 Vogelarten bekannt, unter denen 2 Chrysotis-Arten, ©.
augusta und bouqueti besonderes Interesse erregen, welche der Insel
eigenthümlich sind. Ausser diesen sind Blacicus brunneicephalus,
Thalurania wagleri und Ohaetura dominica auf Dominiea beschränkt.
Dazu kommt eine Localform von Mimoeichla ardesiaca, albiventris
genannt, und von Margarops montanus, welche den trinären Namen
rufus führt. —
Ferner beschreibt Selater 5 neue Arten von Dendrocolaptiden
und 2 neue Subgenera derselben im Januarhefte der P. Z. S.
Giglioli hat die Berichte der Mitarbeiter der Inchiesta
Ornitologica in Italien gesammelt und in einem fast 700 Seiten
zählenden Bande veröffentlicht. Es werden 450 Arten aufgeführt.
Herr Reichenow bespricht: A. B. Meyer: Ueber einige
seltene Exemplare von Rackel- und Birkwild im Museum Ferdi-
nandeum zu Innsbruck (Abdruck aus der Ferdinandeums-Zeit-
schrift, III. Folge, 33. Heft 1889).
Herr König hält einen längeren Vortrag tiber seltenere
Vögel der Canarischen Inseln, welcher im Journal in erweiterter
Form zum Abdruck gelangen wird.
Herr Hartert spricht über 2 Megalaema-Arten. Hume fand
in Burmah Exemplare von Megalaema asiatica Lath. mit breitem
türkisblauen Bande dureh die rothe Kopfplatte, welche Form er
M. davisoni nannte. Herr Hartert sammelte ein ebenso gefärbtes,
welches er von demselben Baume mit typischen M. asiatica schoss.
Da er auch Uebergangskleider zwischen den beiden Formen fand,
so dürfte M. davison‘ als Art einzuziehen sein.
|
Bericht über die Oectober-Sitzung. 335
Ferner legte der Vortragende Reihenfolgen von indischen Piepern
und Zemicereus vor, über welche er eingehend im Journal be-
richten wird.
Herr Hartert erwähnt ferner als Ergänzung zu dem während
der diesjährigen Versammlung in Münster gehaltenen Vortrage
des Herrn Oberförster Renne tber das Birkwild, dass Tetrao
tetrie noch vor 15 Jahren nur die entlegenen Moore nahe der
holländischen Grenze im Emslande bewohnt habe. Jetzt sei es
im ganzen Emslande zu finden. Die Vermehrung des Birkwildes
in den emsländischen Kreisen sei in den letzten Jahren eine der-
artige gewesen, dass beispielsweise auf den Moorwiesen in der
Nähe des Dorfes Teglingen bei Meppen in den Herbstmonaten
oft 80—100 Stück zusammen gesehen wurden. In den herzoglich
‚Arenberg’schen Forsten, dem sogenannten Engebertswalde zwischen
Meppen und Lingen, balzten im letzten Frühjahre mehr als 100
Hähne, von denen ca. 12 auf der Balz erlegt wurden. Das Birk-
wild ziehe sich mehr und mehr aus dem Moore heraus in bebaute
Gegenden, nachdem das Raubzeug vertilgt, strenger Jagdschutz
durchgeführt und der Wald aufgeforstet sei.
Herr Schäff macht einige kleine Mittheilungen, welche be-
sonders abgedruckt werden.
Herr Reichenow spricht über die Unterschiede des Picus
canıs Gm. aus Norwegen und des deutschen P. viridicanus Meyer
u. Wolf, welche von deutschen Ornithologen noch immer zusammen-
geworfen werden, obgleich L. Stejneger 1886 auf die Ver-
schiedenheit beider Arten aufmerksam gemacht hat. Bei der
skandinavischen Art (P. canus L.) hat Kopf und Unterseite einen
viel dunkler grauen Ton, als bei der deutschen, das Grün des
Rückens zieht weniger ins Gelbe; die starren Federn, welche die
Nasenlöcher überdecken sind schwarz anstatt grau mit schwarzen
Spitzen; die schwarzen Strichel hinter dem Roth auf dem Hinter-
kopf beim Männchen sind stärker ausgeprägt.
Herr Schalow legt einige Photographien vor, auf welchen
die Bambusholzverschläge der Indianer im Xingu-Gebiete abge-
bildet sind, in welchen Harpyia destructor zur Gewinnung von
Schmuckfedern gehalten wird.
Herr Ehrenreich giebt einige interessante Mittheilungen
über die Zähmung und das Gefangenhalten wilder Thiere. bei
den Indianern Südamerikas.
336 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Alle Reisenden, die Gelegenheit hatten mit den Ureinwohnern
des tropischen Amerika in Berührung zu treten, wissen von der
Geschicklichkeit zu erzählen, mit der namentlich die wilden Stämme
die Thiere des Waldes zähmen, um sie in ihren Dörfern domestieirt
zu halten.
Von Säugethieren sind es in erster Linie Affen, ferner Bisam-
schweine (Dieotyles), Agutis und Meerschweinchen. In einem Dorfe
der Carajas am Araguaya sah ich auch einen gezähmten Tapir,
der bereits völlig ausgewachsen war. Die Zähmung der kleineren
Thiere gelingt dadurch so gut, dass dieselben so jung wie möglich
eingefangen und dann von den Weibern an die Brust genommen
werden. Bei den Botocudenstämmen in den Urwäldern von Es-
piritu santo sah ich Weiber, die kleine Peccariferkel nährten. Bei
grösseren Thieren werden dazu auch wohl Hündinnen benutzt;
was ich ebenfalls bei den Caraja beobachtete. Eine kleine Hündin,
die ein bereits sehr grosses Dicotyles torguatus säugte, gewährte
einen höchst komischen Anblick.
Die Hauptrolle in dem Thiergarten des Indianers spielt natür-
lich die Vogelwelt. In grosser Anzahl sind stets die Araras ver-
treten, von denen am Araguaya der prachtvolle hyaeinthenblaue
Ararauna besonders gern gehalten wird. Da ihr lautes Geschrei
schon von weitem den nahenden Fremden empfängt, erfüllen sie
fast den Zweck von wachsamen Hunden. Die Bororos in Matto
grosso bringen diesen Thieren eine gewisse abergläubische Ver-
ehrung entgegen, da sie dieselben für incarnirte Seelen verstorbener
Stammesgenossen ansehen, während die Negerseelen in dieschwarzen
Aasgeier Cathartes aura übergehen. Die Menge dieser Thiere in
einem Dorfe ist zuweilen erstaunlich. Bei den Carajas zählte ich
auf einem Dache deren 22.
Die Thiere sehen übrigens meist ziemlich unansehnlich aus,
da ihnen viele Brust- und Schwanzfedern zur Herstellung von
Federzierrathen ausgerissen werden, wenn die Jagd deren nicht
genügend liefert. Die Indianer verstehen auch bei diesen Vögeln
Variationen der Färbung, wahrscheinlich durch eine bestimmte
Art der Fütterung, hervorzurufen. Man sieht rothe Araras, deren
rothe Brustfedern mit einem breiten gelben Rande umsäumt sind.
Auf den Carajadörfern waren auch Steissfüsser (Tinamus) in
grosser Anzahl zu sehen. Jeder derselben trug am linken Flügel
einen kleinen rothen Federschmuck. Ferner werden Strausse,
Haushühner, darunter der prächtige rothschnäblige Mutum cavallo,
Bericht über die October-Sitzung. 397
Bisamenten, Reiher, Störche (Jabiru, tantalhıs u. andere) und auch
der merkwürdige Kahnschnabel gehalten.
Haushühner hatten die Carajas in Menge. Dieselben wurden
jedoch ebenfalls wie die wilden Vögel nur zum Vergnügen gehalten,
deswegen auch nicht verzehrt, ebensowenig wie die Eier. Hierbei
mag Aberglauben eine Rolle spielen, wie das auch von andern
amerikanischen Stämmen berichtet wird.
Zweimal fanden wir vor einem Carajadorf einen todten Sareco-
ramphus papa auf einem Stangengerüst aufgepflanzt, wahrschein-
lieh ebenfalls als abergläubisches Symbol. Die erste Xingu-Expe-
dition fand vor dem Dorfe der Suya einen in ähnlicher Weise
aufgestellten todten Hirsch.
Die von uns besuchten Xingustämme, denen bekanntlich das
Haushuhn und der Hund noch ganz unbekannt sind, hatten haupt-
sächlich die kleineren grünen Papageienarten, daneben namentlich
Stirnvögele Am häufigsten von letzteren eine grosse olivengrüne
Cassieus-Art. Diese Vögel flogen unablässig aus einer Hütte in
‚die andere, immer nahe dem Boden, durch die niedrigen Thüren.
In jedem Xingudorf befanden sich auf dem freien Platz vor
der Festhütte grosse, aus pyramidenförmig zusammengestellten
Stangen verfertigte Käfige mit grossen Raubvögeln Morphnus und
Harpyia destrucior, worunter ganz schwarze Exemplare, die mit
‚Affenfleisch gefüttert wurden. Ob auch ihnen Federn ausgerissen
werden, ist noch ungewiss. Wir haben nur wenige derselben bei
den Indianern gesehen, und auch diese können ebensogut von
getödteten Exemplaren stammen. Dagegen besassen die Bororos
einen grossen Häuptlingsschmuck von ausgezeichneter Schönheit.
Derselbe bestand in einer Stirnbinde aus gelben Cassicus-
Federn, die nach vorn herabfallend das Gesicht beschattete, da-
rüber eine breite, hohe, nach vorn und oben gerichtete Krone
aus blauen Ararafedern; endlich eine über den ganzen Kopf ge-
zogene Krone aus langen an dünnen Holzstäbchen festgenähten
Harpyienfedern, die nach hinten oben abstand. Lebende Harpyen
wurden bei den Bororos nicht gehalten, von gezähmten Vögeln
sahen wir daselbst nur Araras.
Auffallend arm an Vögeln waren die von mir besuchten Indianer-
dörfer des mittleren Purus, die der Ipurinas und Jamamadis.
Dieselben hatten nur einige Mutums und Penelopearten, sowie
von Säugethieren Agutis und Meerschweinchen.
Herr Hocke erwähnt, dass ZLoxia bifasciata nunmehr bei
338 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
dem hiesigen Vogelhändler Reiss in grösserer Anzahl, wahrschein-
lich aus Ziegenhals in Schlesien, eingetroffen sei.
Herr Hocke spricht über die Eigenthümlichkeit der Löffel-
ente, Anas clypeata, bei Annäherung eines Menschen ihr Nest
sehr zu beschmutzen; über ein Gelege von 7 Eiern des Rebhuhns
mit 11 Säger-Eiern, und tiber das Nisten des Raben (Corvus corax)
in Felsspalten auf Hiddensoe. Im Garten des Capt. Mohr zu
Schaprode nistete Muscicapa grisola. Das & war schneeweiss mit
rothen Augen, die Jungen normal gefärbt. In einem Neste von
Mergus serrator, lagen neben 11 Eiern dieser Art 7 Eier von Perdix
einerea. Auf Hiddensoe fand Herr Hocke Sterna caspia auf drei
Eiern brütend.
Herr Schalow theilt mit, dass am 15. September d. J. bei
Nassenhaide unweit Birkenwerder an der Nordbahn von den
Herren Bock und Nauwerck ein Exemplar von Squatarola helvetica
geschossen sei.
Schluss der Sitzung.
PORREN ATLN Matschie. Cabanis, Gen.-Seer.
Berieht über die November-Sitzung.
Verhandelt Berlin, Montag, den 4. November 1889,
Abends 8 Uhr, im Sitzungslocale.
Anwesend die Herren: Cabanis, Ehmcke, Reichenow,
Schäff, Hocke, Bünger, Rörig, Grunack, Thiele,
Schalow,Linke,Deditius,Hartwig,Matschie,Pascal,
Hartert, Müller, Heck und Nauwerck.
Als Gast: Herr Staudinger (Berlin).
Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftführer: Herr Matschie.
Vor dem Eintritt in die Tagesordnung ertheilt der Vorsitzende
Herrn Schalow das Wort zu folgender Ansprache:
Im Frühling dieses Jahres hatten wir den Verlust eines
Fürsten zu beklagen, der, ein ordentliches Mitglied unserer Gesell-
schaft, thätigsten Antheil an allen ornithologischen Bestrebungen
genommen hat und durch gelegentliche kleine Veröffentlichungen
dieses Interesse auch der Aussenwelt gegenüber bekundete. Im
verflossenen Monat, am 19. October, ist wieder ein Fürst dahin-
geschieden, der unserer Gesellschaft nahe gestanden. Nicht weniger
denn 33 Jahre hat uns Don Louis, König von Portugal, angehört.
EI EEE WE END
Bericht über die November-Sitzung. 339
Im Jahre 1856 wurde er zum Ehrenmitglied unserer Gesellschaft
ernannt.
Wenn ich hier in unserem kleinen Kreise der Erinnerung an
Don Louis einige Worte widme, so erfüllt es mich mit Bedauern,
bekennen zu müssen, dass ich die portugisische ornithologische
Litteratur nicht genügend kenne, um sagen zu können, ob der
hohe Verstorbene, in jüngeren Jahren, in unserer Wissenschaft
schriftstellerisch thätig gewesen ist. Dass weiss ich aber, dass er
stets allen ornithologischen Bestrebungen sein wärmstes Interesse
geschenkt hat, als königlicher Prinz, wie später als regierender
König. Wer immer als Ornitholog nach Portugal kam, durfte sicher
sein, beim Könige die weitgehendsten Unterstützungen und die
verständnissvollste Förderung seiner Pläne zu finden. Ich weiss
dies von Dr. Rey, von William Tait, ich weiss es vor Allem aus
dem Munde unseres unvergesslichen Alfred Brehm, den der König
sehr hoch schätzte und den er durch hohe Auszeichnungen zu
ehren wusste. Don Louis liebte es, mit Fachgenossen über die
reiche Vogelwelt seines Vaterlandes zu sprechen und bestehende
Irrthümer über dieselbe aufzuklären. So nahm er z. B. einst bei
einer Audienz des Dr. Rey im Jahre 1869 Veranlassung, die von
der Naumannia im Jahre 1856 gebrachte Notiz, dass der in Afrika
heimische Mieronisus gabar (Daud.) in Portugal gehorstet habe und
ihm die Eier für seine Sammlung gebracht worden seien, zu
rectifieiren und als eine irrthümliche Angabe nachzuweisen. In
seinem Vaterlande hat der König viel für die Entwickelung der
Ornithologie gethan. Die planmässige Erforschung der west-
afrikanischen Besitzungen Portugals, die Herausgabe der Ornitho-
logie d’Angola durch Barboza du Bocage, ja die Berufung des
‚genannten Gelehrten zum Minister der Colonien dürften der eigensten
Initiative des Königs und seiner Liebe zur ornithologischen
Wissenschaft zuzuschreiben sein. Mit vieler Freude hat Don Louis,
ich weiss das von englischen Freunden, die im Jahre 1883 im
Journal da Sociedade d’Instrucaö do Porto von William Tait be-
gonnenen und später im „Ibis“ fortgeführten Arbeiten über die
Vögel Portugals verfolgt. Möge das Interesse an ornithologischer
Arbeit, welches der Verstorbene wachgerufen und gefördert, auch
nach dem Tode des Königs in Portugal nicht erkalten!
Die Anwesenden ehren das Andenken des Verstorbenen durch
Erheben von den Sitzen.
Der Bericht über die Oetober-Sitzung wird verlesen und
angenommen.
340 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Herr Cabanis legt die neuerdings eingegangenen Veröffent- |
lichungen vor und bespricht dieselben.
G. E. Shelley beschreibt in der October-Nummer des „Ibis“
einige Capitoniden als neu: Smilorhis kilimensis, Barbatula chrysopyga,
Melanobueco aequatorialis. Ferner stellt derselbe 4 neue Genera
in dieser Familie auf: Erythrobucca, Melanobucco, Heliobucco und
Mezobueco.
Eine zweite Arbeit dieses Ornithologen behandelt die Aus-
beute Hunter’s vom Kilimandscharo: „On the Birds collected by
Mr. H. C. V. Hunter F. Z. S. in Eastern Africa (P. Z. 5.1880)“ Von
den 95 gesammelten Arten erwiesen sich 7 als neu.
Herr Shelley führt Francolinus Schütti und Fr. Hüdebrandti
als Synonyme zu Fr. Altumi auf, ohne den Grund dafür ausein-
ander zu setzen.
Wenn es auch nicht absolut ausgeschlossen erscheinen möchte,
dass Fr. hildebrandti der junge Vogel zu Fr. altumt ist (der erstere
Name würde dann die Priorität haben), so zeigt doch Fr. Schütt
einen so verschiedenen, an Fr. ashantensis und Fr. modestus er-
innernden Färbungscharakter, dass kein Grund vorliegen dürfte,
diese Art einzuziehen. Während Fr. altumi und Hildebrandt eine
röthlich braune, fein hell und dunkel gewellte Oberseite haben,
ist Fr. Schütti oben umberfarben ohne Wellenzeichnung, jede Feder
olivengrau gesäumt. Ferner zieht Herr Shelley Piernistes leuco-
paraeus zu Pt. humboldti. - Pt. leueoparaeus steht aber dem Pi. nudi-
eollis ungleich näher als dem Pt. Humboldti. Pt. leucoparaeus und
Pt. nudicollis sind beide oben graubraun mit schwarzen Schaft-
strichen ohne Spur von Bänderung, Pt. humboldti ist oben gelb-
braun mit hellen, am Spitzentheile dunkel gesäumten Binden auf
dem Rücken und Schwanze. Von Pt. nudieollis unterscheidet sich
Pt. leucoparaeus durch den weissen vom Mundwinkel ausgehenden
Kehlstreif, der bei nudicolks schwarz, jede Feder weiss gesäumt
ist, sowie durch die weissen Kopffedern, welche einen schwarzen
Schaftstrich und schwarze Säume haben, während dieselben bei nudi-
collis grau mit schwarzem Schaftstrich ohne Säume sind. [Matschie.]
Die October-Nummer des ‚„Auk“ bietet unter anderem eine
interessante Zusammenstellung der jetzigen Verbreitung von Eeto-
pistes migratorius von W. Brewster, aus welcher hervorgeht, dass
die Wandertaube aus Michigan so gut wie vertrieben ist und nur
noch nördlich der grossen Seen brütet. Der Verfasser giebt ein |
Bericht über die November-Sitzung. 341
anschauliches Bild der Brutverhältnisse dieses Vogels und wünscht
einen nachhaltigen Schutz für diese Taube.
A. Nehring schreibt: Ueber die Herkunft der sogenannten
türkischen Ente (Anas moschata L.) im Humboldt. VIII. 10 und
weist als Heimath derselben Süd-Amerika nach.
Von 6, G. Friedrich’s ‚„Naturgeschichte der Deutschen
Vögel“ liegen 4 Lieferungen vor, welche nach Inhalt und Aus-
stattung gleich zu loben sind. Vielleicht sind einzelne der Ab-
bildungen im Tone etwas zu hart; der Text ist übersichtlich,
nimmt gebührende Rücksicht auf Synonymie und bietet hinsichtlich
der Verbreitung der einzelnen Arten sehr interessantes Material.
Der als vorzüglicher Beobachter bekannte Verfasser hat durch ein-
gehende Berücksichtigung aller neueren Arbeiten über die Biologie
unserer deutschen Vögel und durch Aufführung seiner eigenen
trefflliehen Wahrnehmungen ein überaus empfehlenswerthes Werk
geschaffen.
A. B. Meyer hat mit F. Helm zusammen den 4. Jahres-
bericht der Ornithol. Beobachtungsstationen im Königreich Sachsen
herausgegeben. Demselben ist angehängt eine dankenswerthe
Zusammenstellung über das Vorkommen des Rosenstaares in Europa.
Nehrling’s Nord-Amerikanische Vogelwelt nimmt einen
guten Fortgang. Die treffenden Schilderungen des amerikanischen
Vogellebens bieten eine grosse Menge sehr interessanter Beob-
achtungen.
Herr Reichenow theilt eine Notiz des Herrn Techler aus
Szameitschen mit, nach welcher Pastor roseus bei Pilzenkrug
(Kl. Schwentischken) im August d. J. erlegt worden ist.
Herr Hartert spricht über einige hinterindische Vögel und
macht insbesondere darauf aufmerksam, dass er in sehr vielen,
. genau beobachteten Fällen den Milvus govinda und Haliastur indus
die Fänge beim Fliegen nicht ım Fersengelenke gebogen halten
sah, sondern stets nach hinten unter den Schwanzdecken ausge-
streckt. In der sich hieran anschliessenden Discussion geht die
allgemeine Ansicht dahin, dass unsere deutschen Raubvögel die
Fänge im Fliegen angezogen halten. Sichere Beobachtungen in
dieser Frage sind sehr erwünscht. |
Herr Reichenow theilt fernere Untersuchungen über die
Nomenelatur der deutschen Vögel mit (vergl. dies. Journal f. O.
S. 186—188):
1. Dernordische (schwarzbäuchige) Wasserschmätzer
342 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
wird meistens als Cinclus melanogaster Brehm bezeichnet. Als
Kennzeichen giebt Brehm für diese Art an, dass sie nur 10
Schwanzfedern habe. Das trifft für den nordischen Wasserschmätzer
nicht zu. Offenbar bezieht sich die Brehm’sche Beschreibung auf
eine individuelle Abweichung. Auch hinsichtlich der Vaterlands-
angabe ist der Autor unsicher. Dagegen wird vorher unter
dem Namen (. septentrionalis die nordische Art sehr kenntlich
beschrieben, auch als Vaterland derselben Norwegen angegeben.
Selbst wenn ©. melanogaster auf dieselbe Form gedeutet werden
könnte, müsste dieser Name doch dem vorangehenden C. septen-
trionalis weichen.
2. Der Grauammer muss als Emberiza calandra L. 1758 an-
geführt werden. Abgesehen von der bereits in der Fauna sueeica
von Linne gegebenen guten Beschreibung bezieht der Autor |
(S. N. 10 p. 177) seine Art auch auf die Abbildung von Frisch
(Vögel Deutschlands 1. T. 6), wo der Grauammer unter dem Namen
Miliaria cana sehr schön dargestellt ist.
3. DieKüstenseeschwalbe wird häufig als Sterna paradisea
Brünn. bezeichnet. Aus Brünnich’s Beschreibung ist jedoch nicht
zu entnehmen, dass obige Art gemeint sei. Viel wahrscheinlicher
hat der Autor das Sommerkleid von St. hirundo beschrieben, während
unter letzterem Namen das Winterkleid dieser Art charakterisirt
wird, wie er selbst denn auch beifügt: „An varietas praecedentis
(St. hirundo), sexu v. aetate diversa.“ Naumann hat die Küsten-
seeschwalbe unter dem Namen Sterna macrura zuerst scharf
unterschieden. Letzterer Name muss somit für diese Art beibe-
halten werden.
4. Für die Schmalschnabellumme gebraucht man den
Namen Uria trolle (L.) 1761 und für die Diekschnabellumme
Uria lomvia (L.) 1758. Aus beiden Linne’schen Beschreibungen
lässt sich nicht entnehmen, welche der beiden Arten, ob überhaupt
verschiedene oder mit beiden Namen, was wahrscheinlicher, die-
selbe Form gemeint sei. Brünnich 1764 bezieht lomvia L. auf
die langschnäblige und troile (L.) auf die kurzschnäblige Art.
In der 12. Ausgabe des S. N. hat Linne& selbst dagegen wieder
den Namen lomvia als Synonym zu trole (sie) gezogen. Das Miss-
verständniss kann nur beseitigt werden, wenn man diesem Vor-
gange Linne&’s im Zusammenwerfen beider Namen folgt und für
die Dickschnabellumme den Sabine’schen Namen Uria brünnichi
annimmt, welcher zuerst diese Form unzweifelhaft bezeichnet hat.
|
Bericht über die November-Sitzung. 343
Für die Schmalschnabellumme wird allerdings nicht irolle, sondern
lomvia L. als der ältere Name anzuwenden sein.
5. Der Eistaucher wird Urinator imber Gunn. benannt.
Es scheint jedoch fraglich, ob diese Art oder nicht vielmehr der
Polartaucher D. arcticus (L.) von Gunnerus gemeint ist. Auch
Linne vermochte den U. imber nicht mit glaciahs zu identifieiren
und führt ihn neben U. glacialis und areticus als besondere Art
auf. Dagegen ist Brünnich’s Colymbus torguatus (1764) un-
zweifelhaft identisch mit C. glacialis L., und da jener Name die
Priorität hat, so wird der Eistaucher meiner Ansicht als Urinator
torquatus (Brünn.) 1764 zu führen sein. Die Entscheidung dieser
Frage sowie der folgenden möchte ich dem Gesammturtheil der
deutschen Ornithologen anheim stellen. Aufeiner Jahresversammlung
dürfte sich Gelegenheit finden, diese Fälle eingehend zu erörtern
und überhaupt über die Annahme einer einheitlichen Nomenclatur
der Vögel Deutschlands schlüssig zu werden.
6. Der Nordseetaucher wird als Urinator lumme (Gunn.)
und die grosse Raubmöve als Stercorarius skua (Brünn.) ge-
führt. Nach den betreffenden Originalbeschreibungen bleibt kein
Zweifel hinsichtlich der Deutung der Arten. Dennoch konnte ich
mich nicht entschliessen, in meinem „Verzeichniss der Vögel Deutsch-
lands“ diese Namen anzuwenden, weil „Zumme‘“ der deutsche
Name für eine Gruppe der Alken, ‚skua‘“ der englische Name für
sämmtliche Raubmöven ist. Wenn es im Allgemeinen schon be-
denklich erscheint, barbarische Worte für die wissenschaftlichen
Namen anzunehmen, welche doch behufs allgemeinen Verständ-
nisses dem Lateinischen bez. Griechischen entnommen werden
sollen,*) so kann doch das Entlehnen derartiger Trivialnamen
aus den europäischen Schriftsprachen unter Veränderung ihrer Be-
_ deutung allzuleicht zu Verwechselungen Anlass geben. In solchen
Fällen sollte man von der Priorität des Namens absehen.
7. Hinsichtlich des Schmalschnäbligen Wasser-
- treters habe ich mich nunmehr überzeugt, dass auf diese Art
der Name Tringa lobata L. 1758 nach der in der Fauna suecica
gegehenen Beschreibung unzweifelhaft gedeutet werden muss, ob-
gleich Linne selbst in der 12. Ausgabe seines Systema naturae
T. lobata als verschieden von T. hyperborea aufführt. Der Name
*) Leider neigt man jetzt allgemein zu diesem Verfahren und ein An-
kämpfen dagegen erscheint aussichtslos,
344 Allgem. Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin:
Phalaropus hyperboreus (L.) 1766 in meinem Verzeichniss der Vögel
Deutschlands (S. 50) muss also in Phalaropus lobatus (L.) 1758
geändert werden.
Herr Hartwig legt ein Nest von Regulus madeirensis vor,
ferner von Fringüla tintillon, sowie verschiedene Eier und Bälge,
welche der Padre Ernesto Schmitz eingesendet hatte. Unter den
Bälgen befindet sich ein junger Vogel von Sazxicola oenanthe, dessen
Vorkommen auf Madeira somit constatirt ist.
Herr Hocke theilt mit, dass bei Friedrichshagen Circadtus
solitarius geschossen sei und legt mehrere Eier von Larus ridi-
bundus vor, welche von einander sehr verschieden sind. Herr
Reichenow spricht über eine neue Abart des Nucifraga caryocatactes.
Schluss der Sitzung.
vs np Matschie. Cabanis, Gen.-Seer. |
Am Sonntag, den 17. November unternahmen die Berliner
Mitglieder der Gesellschaft einer Einladung des Herrn Professor
Dr. Altum folgend, eine Excursion nach Eberswalde. Nach
dem in dem gastfreien Hause des Herrn Altum ein Frühstück
eingenommen war, wurde unter Führung der Herren Altum und
Dr. Eckstein die zoologische Sammlung der Kgl. Forstakademie
einer gründlichen Besichtigung unterzogen. Am Abend wurde
nach einem Spaziergang durch den Forstgarten eine Sitzung ab-
gehalten, in welcher Herr Altum über die Ursachen des Kreuz-
schnabelzuges sprach. Der Vortragende führte unter Vorlegung
von Demonstrationsobjekten aus, dass die Wanderungen der Fichten-
kreuzschnäbel durch Nahrungsmangel bedingt seien. Er betonte,
dass er auf seinen diesjährigen Excursionen in Schlesien und
Bayern in allen Gegenden, wo die Fichtenzapfen durch Insekten-
frass (Tortrie strobilura) zerstört waren, nirgends Kreuzschnäbel
angetroffen, dieselben aber stets gefunden habe, wo der Fichten-
samen gediehen war.
E. Hartert: Z. Ormith. d. indisch-malayischen Gegenden. 345
Aufsätze, Berichte, Briefliches ete.
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden.
Von
Ernst Hartert.
(Mit oologischen Beiträgen von Oberstabsarzt Dr. Kutter.)
- Im Folgenden will ich die ornithologischen Ergebnisse einer
neunzehnmonatlichen Reise nach verschiedenen Gegenden Indiens
und Sumatra’s bekannt machen. Neun Monate sammelte ich, im
Auftrage des Herrn Dr. Richter in Pankow, in Penang, Sumatra,
Salanga und Perak Insekten. Es wurden zwar auch einige Vogel-
bälge gesammelt, aber bemerkenswerthe Beobachtungen konnten
natürlich nicht gemacht werden. Von Perak begab ich mich in
meinemeigenenInteressenach dem Festlande, zunächstnach Caleutta,
wo ich mir in dem grossen indischen Museum mancherlei Kennt-
nisse aneignen konnte. Von Calcutta machte ich mit einem neuen
Bekannten, dem Entomologen Doherty, eine mehrmonatliche Reise
nach Ober-Assam, wo ich an den östlichen Grenzen des britischen
Assam und in den Grenzgebieten der unabhängigen Hügelstämme
Sammlungen von Vogelbälgen und Schmetterlingen unter theil-
weise erschwerenden Umständen zusammenbrachte. Dann begab
ich mich noch einmal in jene selben Gegenden des malayischen
Faunengebietes, die ich vorher besucht hatte, neben Vogelbälgen
auch wieder viele Lepidopteren u. s. w. sammelnd. Meine Rück-
reise machte ich über Caleutta, durch Nordindien, über die be-
rühmten Städte des in den Staub gesunkenen Mogul-Kaiser-
reiches, Delhi, Agra, durch Rajputana, wo ich am Sambar-See
jaste, über Bombay—Triest zurück in die Heimath. Zu grossem
Danke bin ich den deutschen Pflanzern und den Aerzten in
Sumatra, den Kaufleuten und Konsuln überall, den englischen
Behörden und den Beamten des Museums in Caleutta verpflichtet
— überall war man mir in liebenswürdiger Weise mit Rath und
That behülflich.
Zum Folgenden möchte ich noch bemerken, dass die wenigen
den: Vögeln beigegebenen Maasse der Gesammtlänge alle am
Cab. Journ. f, Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 188. October 1889. 23
346 Ernst Hartert:
frischen Vogel genommen sind. Ich habe diese nur selten ge-
messen, da ich keinen grossen Werth darauf lege, die Messung
der ganzen Länge trockner Bälge indessen für total verfehlt er-
achte. Die Messung frischer Vögel hat immerhin Interesse und
ich führte sie daher an, wo ich sie vorgenommen hatte. Wo
andere Maasse angegeben sind, sind solche an den Bälgen vorge-
nommen. Von mir selbst gesammelte Nester habe ich gemessen,
ehe sie durch Verpacken in ihren Formen leiden konnten.
Die von Herrn Oberstabsarzt Dr. Kutter gegebenen oolo-
gischen Notizen sind in Klammern eingeschlossen und am Schlusse
der jedesmaligen Notiz mit dem Namen Kutter ausgezeichnet.
Bei der Bestimmung der Bälge stand mir wiederum das
Berliner Museum zur Benutzung offen, und ich bin für die
gewährte Erlaubniss und freundlichste Unterstützung dem Director
desselben und den Ornithologen der Anstalt zu grossem Danke
verpflichtet.
Bereits genügend beschriebene Arten von Vögeln und Eiern
wurden nicht beschrieben. Nur Eier von hervorragendem Interesse,
ungenügend und gar nicht beschriebene fanden eingehendste Berück-
sichtigung. Dagegen wurden Notizen über Farben nackter Theile
sämmtlich, und biologische Wahrnehmungen an den Vögeln so viele
gegeben, wie irgend geeignet erschienen.
1. Sumatra.
Auf dem mit Chinesen, Schweinen, Enten und Hühnern be-
ladenen Dampfer Ho Kwee langsam der Küste Sumatra’s sich
nähernd, sieht der immer erwartungsvoll gespannte Reisende zu-
nächst nur einen ununterbrochenen Streifen dichten Magrovewaldes.
Nur eine schmale Oeffnung ist es, die der Fluss hier bildet, langsam
geht es den Strom hinan. Nur Mangrovewald, kein Leben, höchstens
hier und da ein Affe an den Bäumen, Crocodile im Wasser, eine
Cuncuma leucogaster hoch in den Lüften. Ungemein trostlos wirkt
der erste Eindruck, abschreckend die schmutzigen Strassen von
Labuan-Deli. Auch die Fahrt durch die „abgepflanzten“ Strecken
des Tieflandes von Deli, wo der Wald unter der Axt der Chinesen
und mit Hülfe des Feuers vernichtet ist, und auf den durch den
Tabaksbau ausgesogenen Flächen unabsehbare Felder des hohen
und spitzen Alang-alang-Grases (Imperata arundinacea) oder niederer
Buschwald sich ausdehnen, enttäuscht den Naturforscher gar sehr,
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 347
wenn er seinen Einzug in Sumatra hält. In der That sind die
Alang-alang-Felder für den Ornithologen wie für den Entomologen
wenig ergiebig und oft arm wie die Wüste selbst. Nur durch 2
oder 3 Junonia, 2 Neptis und einige unscheinbare Melanitis-Arten
sind gewöhnlich die Tagfalter vertreten, hier und da hängt eine
Hemiptere an den Stengeln, schwirren unscheinbare Orthopteren
auf. Der zahlreichste Vogel in diesen Graswüsten ist der Lalang-
Vogel der Pflanzer, unter welchem Namen man alle jene braunen
Cuculiden versteht, Rhinortha chlorophaea, Oentrococeyx bengalensis
lepidus, Centrococecyx eurycercus, deren Miauen und laute Hups
man nicht selten vernimmt. In dem Grase selbst, das für ihn
einen Wald darstellt, lebt der kleine ängstliche Orthotomus ceine-
raceus, und aus den Gräben an den Seiten des Weges flattert
wohl eine Zrythrura phoenicura mit heiserem Schrei auf, in der
Nähe von Wald und Ortschaften hausen auch wohl Wildschweine
und Tiger in dem Lalang, wie die Pflanzer das malayische Alang-
alang abgekürzt haben. Wo der Boden fruchtbarer ist und wo
namentlich nieht nach dem Tabak noch trockener Reisbau getrieben
wurde, ist an Stelle des alten Urwaldes, der einst die ganze Ebene
bedeckte, mit Ausnahme der geringen Strecken, welche eine dünne
Bevölkerung bebaut hatte, ein secundärer Wald, den man aber
besser mit dem Namen Busch bezeichnen würde, oft mit unglaub-
licher Schnelligkeit wieder emporgewachsen, der natürlich schon
eine reichere Thierwelt birgt. Da sieht der Reisende an den
Wegen schon ein bunteres Heer von Rhopaloceren, wie z. B. die
herrlichen Cethosien, Danaiden und Euploeen, Preeis iphita, Hypo-
limnas misippus, blaue Lycaeniden und massenhaft, oft zu Haufen
geschaart, die Catopsilien und Terias. Auf den Blättern funkeln
wunderbare Cassiden, die in ihrer Farbenpracht zu erhalten, dem
Sammler nur auf feuchtem Wege der Conservirung annähernd ge-
lingt’und auch andere Käfer fallen dem Sammler zur Beute. Die
hauptsächlichsten Vögel des Buschwaldes sind neben den Cenzrococey®
wohl die Pyenonotiden, vor Allem der murrey der Malayen, Oto-
compsa amalis, den man als einen der gemeinsten Vögel Sumatra’s
bezeichnen kann. In solehem Buschwald gewahrt man auch
Laniiden, sowie die herrlichen Merops sumatranus, Tiga javanensis,
Haleyon pileata, Turnix plumbipes, Turtur igrinus, Osmotreron vernans
als Charaktervögel. "
Der eigentliche Fundort des Ornithologen wie des Entomologen
aber sind in Sumatra die Ränder und die Wege im Innern der
23*
348 Ernst Hartert:
alten Urwälder, wie auch ebensowohl einzelne, inselartig stehen-
gebliebene Stückchen davon, und die von schlanken Areka- und
Cocospalmen und rauschenden Bananenhainen umgebenen Dörfer
der Eingeborenen. Da erst zeigt Flora und Fauna ihre tropische
Fülle und Farbenpracht, bleibt aber immerhin hinter dem zurück,
was sich mir auf meinen Reisen in Malakka und Assam darbot.
Da ist es dann, wo das Geheul der riesigen Siamangs sich
mit dem furchtbaren Schreien der grossen Bucerotiden paart, wie
ich es namentlich in Serdang und oberhalb Laubuntu nicht selten
vernahm, wo auf dem düstern Blätterboden die farbenprächtige
Pitta moluecensis läuft, wo man, hinkriechend unter dem Pflanzen-
gewirr, die scheuen Wildhühner, auf niederen Zweigen sitzend
Haleyon concret« gewahrt, wo Eurylaemiden und Trogoniden, Nyeti-
ornis amictus, Capitoniden und Argusfasanen, riesige Falter, wie
Hestia linteata, Ornithopteren, Thaumantis-Arten, ein Heer von
Euthalien und Anderes mehr den Aufenthalt zu einem wonnevollen
für den Forscher machen. Bewohnt waren die Tiefländer dieser
Gegend früher nur von Malayen und theilweise auch Battaks,
jetzt aber reiht sich Pflanzung an Pflanzung und weitaus die
grösste Zahl der Bevölkerung bilden nun die Chinesen, die von
den Pflanzern eingeführt werden, weil die Malayen absolut nicht
arbeiten. Auch die Tamilen sind nur zum Arbeiten eingeführt.
In den Bergen wohnen die Battaks, ein eigenthümliches Volk,
über dessen Ursprung viel gefabelt worden ist, die aber ohne
Zweifel ein malayischer Stamm sind und in alter Zeit schon eine
hohe Cultur besassen, neben welcher tiefe Barbarei nnd Canniba-
lismus bestehen blieben. Trotz ihrer unzweifelhaften hohen: Be-
fähigung dürften auch die Battaks keineswegs ein aufstrebendes,
fortschreitendes Volk sein, sondern bleiben auf ihrer Culturstufe
stehen, wenn nicht fremde Einflüsse sie zwingen werden, ihre alte
Eigenart aufzugeben. Ein eigenthümlicher Zauber liegt in solch
einem düstern Battakdorf, wie ich sie an den Ostabhängen der
Berge und im Thale kennen lernte und trotz des Schmutzes denke
ich mit Vergnügen daran, wie ich manches Mal im Schatten eines
Hauses sass und den erquickenden Trank einer jungen Cocos-
nuss genoss.
Manche Schmetterlinge und Vögel halten sich mit Vorliebe
an solchen Dörfern auf. Im Folgenden werde ich die wichtigsten
der von mir in Sumatra — in den eben kurz geschilderten Reichen
von Serdang, Lankat und Deli bis in die Berge am Tschinkam-
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 349
Passe — beobachteten und gesammelten Vögel aufzählen und
Notizen aus dem Leben und andere Bemerkungen beifügen.
Mehrere Male habe ich Vögel erwähnt von Solok an der
Westküste Sumatra’s, welche aus einer kleinen Sammlung sind,
die mir von der Linnaea zum Bestimmen gegeben wurde. Die
dortige Ornis scheint eine reichere zu sein, als die von Deli an
der Ostküste.
Merula obscura (Gm.).
In einem Ex. von Solok. Auch schon in Java vorgekommen.
Copsychus saularis musicus (Rafil.).
Iris braun, Füsse dunkelbraun, Schnabel schwarz.
Es ist zwar leicht, diese Form von der Grundform saularis
auf dem Festlande zu unterscheiden, denn während bei jener die
Unterflügeldeckfedern stets schneeweiss sind, sind sie hier weiss
und schwarz gefleckt, auch sind die Weibchen etwas dunkler. Die
Zeichnung der Schwanzfedern ist derart variirend, dass sie nicht
als Merkmale dienen können. Man möchte somit wohl saularis
und musicus so gut speeifisch trennen, wie manche andere nahe
verwandte Arten, aber der Umstand, dass Hume die andamane-
sischen Vögel für eine mitten zwischen beiden Formen stehende
Form hält und dass noch andere sehr nahe Arten aufgeführt werden
(z. B. pluto mit ganz schwarzen Unterflügeldecken von Borneo)
veranlassen mich, sie subspecifisch zu behandeln. Wie Oates
sehr richtig hervorhebt, ist die Zeichnung der Unterflügeldecken
das eigentliche unterscheidende Merkmal. Obgleich Hume, Stray
F. 1874, desselben nicht Erwähnung thut, ist doch wohl kaum
anzunehmen, dass der scharfe Beobachter es übersehen hat.
Die Elsterdrossel ist auf freien Flächen, an Waldrändern und
Wegen, besonders aber in Dörfern und Pflanzungen ein sehr ge-
meiner Vogel. Jeder Pflanzer kennt ihn, manche nennen ihn
seiner Farben halber den Preussen und Jeder liebt ihn seines
prachtvollen Gesanges halber.
Acrocephalus orientalis (Temm. et Schleg.).
In einem Stücke von Solok. Auch von Java bekannt.
Cisticola eristicola (Temm.).
1 Stück von Deli ganz bedeutend dunkler, als solche aus
dem Panjab und Assam, aber es beruht das auf verschiedenen
Kleidern, denn ich habe ebenso dunkle Stücke aus Afrika gesehen.
Orthotomüs cineraceus Blyth.
Einer der häufigsten dieser kleinen Gesellen in den weiten
350 Ernst Hartert:
Lalang-Flächen. Ist sehr ängstlich, offene Flächen zu überfliegen
und stösst in der Angst einen sehr lauten Klageton unaufhörlich aus.
Garrulax bicolor Hartl.
2 Tschinkam-Pass, ea. 3000 Fuss hoch, Iris dunkelbraun, Füsse
dunkelgraubraun, Schnabel schwarz.
Diesen schönen Vogel habe ich nur einmal gesehen und zwar, N
ich mit meinem alten Reisegefährten Staudinger den dichtbewaldeten
Tschinkam-Pass hinaufkeuchte. Die Vögel benahmen sich gerade
so wie Garrulax leucolophus in Assam und ihre Stimme glich der
ihrigen. Ohne Zweifel sind sie, wie die continentalen Arten, Be-
wohner von Gebirgswäldern.
Mizornis gularis (Raffl.).
& Irishellrothbraun, Schnabel bläulich grau, Füsse gelblich grau.
Q Iris gelblich grau, Schnabel hornbläulich, Füsse gelblich grau,
nackte Haut um’s Auge hellblau. Magen kl. Käfer. Sehr durch
seinen lauten, monotonen Pfiff auffallend, den er gewöhnlich hören
lässt, wenn man in seine Nähe kommt.
| Malacopterum magnum Eyton.
& Füsse weisslich fleischfarben. Oberschnabel graubraun,
Unterschnabel vorderer Theil bläulich, hinterer Theil fleischfarben.
Anthothreptes malaccensis (Scop.).
& long: 13,5 cm. Iris schmutzig grüngelb, Schnabel oliven-
braungrau, Füsse bräunlich grün. & 13,2 cm. Iris bräunlich roth.
2 long: 12,7 cm. Iris bräunlichroth.
Anthothreptes phoencdcotis (Temm.).
& long: 10,7 cm. Iris dunkelroth. Schnabel. olivengrau,
. Füsse grünlich gelb, Sohlen gelb.
Diese wie die vorige Art lieben es, wie die echten Nectarinien
sehr, ihre Nahrung aus Blumen zu nehmen, sind aber keineswegs
daran gebunden, sondern nehmen auch aus den Blattwinkeln von
den Blättern und Zweigen ihre Nahrung weg. Im Magen eines
& A. malaccensis fand ich höchst auffallender Weise neben In-
secten mehrere Früchte von Pfefferkorngrösse, während eine phoen:-
cotis kleine Kerne enthielt, die etwa Brombeerkernen glichen. Die
übrigen enthielten kleine Käfer. Obgleich ich die mulaecensis
oft gesehen und beobachtet habe, sah ich niemals eine vor einer
Blüthe schweben, was Cinnyris-Arten oft thun. Wenn in einem
ornithologischen Buche angegeben ist, dass im Gegensatze zu den
Kolibris die Nectarinien nie vor einer Blüthe flatternd ihre Nahrung
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 351
suchen, so ist das ein Irrthum. Meist klammern sie sich hierbei
an, aber sehr oft stehen sie auch nur flatternd vor den Blüthen.
Dicaeum sumatranum Cab.
Dieser in Sammlungen noch seltene Vogel unterscheidet sich
von dem verwandten cruentatum durch die dunklere Unterseite,
zumal dunkle Kehle, sowie ein breites Stirnband, während bei
cruentatum das Roth bis an den Schnabel reicht. Ich habe ver-
säumt, mehr als ein Paar zu sammeln, weil ich anfangs glaubte,
es sei die gemeine Art cruentatum und daher keine schoss. Die
Art scheint in Deli nicht selten zu sein und ist auf Sumatra be-
schränkt. Dicaeum nigrimentum mit rein schwarzem Kinn vertritt
die Art in Borneo. Auf Penang ist cruentatum sehr gemein. Ob
auf Sumatra wirklich auch cerwentatum vorkommt, ist mir recht
unwahrscheinlich. Selten leben 2 sehr nahestehende Formen zu-
sammen auf einer Insel, aber ähnliche Fälle finden in der That
auf Java statt. Wahrscheinlich dürfte in diesem Falle die weit-
verbreitete Art als späterer Einwanderer zu betrachten sein.
Dice. chrysorrhoeum 'Temm.
Habe ich nicht in Deli beobachtet, aber ein Stück von Solok
gesehen.
Pycenonotus analis (Horsf.).
Ausserordentlich gemein im Buschwalde und in Gärten.
Seine Nahrung besteht vorzugsweise in Insecten, er frisst aber
auch viele Beeren. Den trefflichen Beobachtungen von Davisom
in Stray Feath. vermag ich nichts hinzuzufügen.
Pyenon. simplex Less.
1 2 December 1888.
Pyenon. pusillus Salvad. = P. Salvadoriü Sharpe.
Penang und Deli je ein Exemplar.
Oriniger phaeocephalus (Hartl.).
2 Oberschnabel dunkel graubraun, Unterschnabel hellbläulich
grau, Füsse und Nägel fleischfarben.
Trachycomus ochrocephalus (Gm.).
Iris roth, Schnabel und Füsse schwarz.
Ein sehr lauter Vogel mit kreischendem Lockton und einem
schönen, aus flötenden Strophen bestehenden Gesang. Wie ich
zweifellos beobachtete, sangen beide Geschlechter, denn das erste
‚erlegte Stück schoss ich singend vom Baume und es war ein
Weibchen.
Auch von Solok.
352 Ernst Hartert:
Hemixzus malaccensis (Blyth.).
Im Buschwalde geschossen.
Phyllornis cyanopogon Temm.
Nicht gerade selten.
Phyllornis Mülleri Temm.
long. 20,5 em. Iris nussbraun, Schnabel schwarz, Füsse grau.
Irena eriniger Sharpe.
Nicht häufig in Sumatra. Herr Schadt sandte mir Theile
dieser Art von Batu Sankahan.
Dissemurus paradiseus (L.).
Iris roth. Schnabel und Füsse schwarz.
Länge der Flaggen vom eigentlichen Schwanzende ca. 18 cm
und mehr. Da ich keine so grossen Serien vor mir habe, wie
Sharpe und Oates, so folge ich diesen beiden Gelehrten in Ver-
einigung der Formen, obgleich es nach den mir vorliegenden Ex-
tremen von Ober-Assam und Sumatra (Form plaiyurus) kaum
glaublich erscheint, dass diese Vögel einer Art angehören. Wahr-
scheinlich wird man mehrere Subspeeies unterscheiden können.
Dieser Vogel mit seiner lauten und merkwürdig wechselvollen
Strophe ist sehr häufig in den Wäldern Sumatra’s. Die Malayen
glauben, dass der Vogel ein böses Thier sei, das andern Thieren
und auch Menschen Böses wünsche. Der malayische Name ist
burung hutang, was Leihvogel bedeutet, indem sie sagen, er habe
die langen Schwanzflaggen von einem andern Vogel entliehen.
Der Flug dieses Vogels ist sehr hübsch, namentlich sieht es eigen-
thümlich aus, wenn er von einem Aste her ein fliegendes Insect
fängt, wo bei den raschen Schwenkungen die Flaggen des Schwanzes
wild herumflattern.
Buchanga leucogenys Walden.
Scheint nicht selten zu sein. Ich habe mich wenig für die
Drongos interessirt und nur 1 Stück von dieser Art mitgebracht.
Graucalus melanocephalus Salvad.
Dieser erst kürzlich von Tomm. Salvadori beschriebene Vogel
kam von Solok an die Linnaea.
Graucalus sumatrensis (S. Müll.).
& 29 em. Iris schwefelgelb, Füsse schwarzgrau.
2 Iris roth, Füsse schwarzgrau.
& Iris schwefelgelb, Füsse und Schnabel grauschwarz. 28 cm.
In den Mägen fand ich Erbsen und Baumfrüchte. Anscheinend
ziemlich selten in Deli. Nicht scheu.
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 359
Im Catal. of Birds ist die Art weit von Graue. Dussumieri Less.
(= lagunensis Bonap.) getrennt, obgleich im Schlüssel zu den Arten
der Gattung als Unterschied nur das Schwarz an Zügeln und
Wangen bei Dussumier” angegeben wird. Thatsächlich stehen sich
auch beide Arten ausserordentlich nahe. @. Dussumieri vertritt
den sumatrensis auf den Philippinen. Indessen ist das Schwarz
auf Zügeln und Wangen bei Dussumier: nicht rein, sondern mehr
ein dunkles, sich wenig auffallend abhebendes Grau. Dies ist
im Berliner Museum noch an einem Stücke von Luzon, also
der entferntesten vom Wohngebiete des sumatrensis gelegenen
nördlichsten Insel der Philippinen ausgeprägt. Vielmehrin die Augen
fallend ist eine bei Dussumieri breitere und zahlreichere Binden-
zeichnung der Unterseite, die bei sumatrensis spärlicher und schmäler
wird. Das Gleiche findet an den Unterflügeldecken statt, wie auch die
Innenfahnen der Schwingen bei sumatrensis reiner und breiter
weiss gesäumt sind. Der Flügel des sumatrensis ist etwas kürzer.
Noch auf Palawan ist sumatrensis. Vermuthlich wird eine grosse
Serie beider Arten noch nähere Annäherungen zeigen und zu einer
nur subspeeifischen Trennung geneigt machen.
' Pericrocotus flammifer Hume.
Dieser seltenen Art muss ich ein von mir in den Battakbergen
erlegtes Stück zuzählen, ebenso ein Stück von Solok. So viel ich
weiss, ist der Fundort Sumatra neu. Sein eigentliches Wohn-
gebiet scheinen die Gegenden von Bankasoon und Pakchan
im Siiden von Tenasserim zu sein, aber Hume erwähnt ihn auch
von Salanga und Singapore. Nach Oates ist auch ein von Sto-
liezka von Wellesley (gegenüber Penang) erwähntes Exemplar
ohne Zweifel diese Art. Iris braun. Schnabel und Füsse nebst
Nägeln schwarz. Magen Orthopteren.
Pericrocotus igneus Blyth.
Iris braun. Anscheinend nicht selten in den ebenen Theilen
von Deli, ebenso in Perak. Magen nur Insekten bei 3 Exemplaren.
Pericrocotus cinereus Lafr.
Nicht selten in Deli. 2 6. 1. 88 long. 17,6 em. Iris braun,
‚Schnabel und Füsse schwarz, Rachen weisslichfleischfarhen.
Hemipus obscurus (Horstf.).
& 2 Iris braun, Schnabel und Füsse schwarz. long. 13,5 em.
& Iris tiefdunkelbraun. Schnabel und Füsse schwarz.
Alseonax latirostris (Rafil.).
& & long. 11,3 cm. Iris dunkelbraun, Oberschnabel schwaız,
354 Ernst Hartert:
Unterschuabel fleischfarben, Spitze braun, Rachen gelb, Füsse
schwarz. In seinen Bewegungen überraschend an unsre heinsiieuu
Fliegenfänger erinnernd.
Hirundo rustica gutturalis (Scop.).
Die Schwalben waren ausserordentlich häufig während meines
Aufenthaltes in Sumatra. Mehrere erlegte Stücke zeigten, dass
es die kaum sicher zu trennende Form gutiuralis ist, welche, wenn
überhaupt, nur als Subspeecies zu trennen ist.
Hirundo javanica Sparrm.
Nur einmal schoss ich ein Exemplar dieser Schwalbe, die
unter den auf Pfählen erbauten Wohnungen ihre Nester baut und
wahrscheinlich nicht selten ist.
Motacilla boarula melanope (Pall.).
Das Aufstellen eines genus Oalobates für die gelben Motaeillen
halte ich für ebenso unangebracht, wie das Aufgeben des deutlich
kenntlichen genus Budytes.. Die östliche Form unsrer Gebirgs-
bachstelze scheint sich durch einen bedeutend kürzeren Schwanz
von der europäischen Form zu unterscheiden. Es ist möglich,
dass sich diese Unterschiede bei grossen Reihenfolgen als nicht
stichhaltig erweisen, bevor aber hierüber durch eingehende Unter-
suchungen an den Brutplätzen Gewissheit gewonnen ist, halte ich
es für angemessen, die östliche kurzschwänzige Form von der
westlichen boarula subspecifisch als Mot. boarula melanope (Pall.)
zu trennen.
Die Art ist vom October an häufig an allen Wegen und an
den Küsten.
Anthus rufulus malayensis (Eyton).
Mehrfache scharfe Beobachter haben ausgesprochen, dass
A. malayensis nicht von dem festländischen rufulus zu trennen
sei. Die von mir in Sumatra und Perak gesammelten Stücke
sind aber so sehr viel dunkler als die Panjab-Stücke, dass ich
doch noch für rathsam halte, sie als schwach ausgeprägte Sub-
species zu trennen.
Die Art ist auf Sumatra im December häufig, und ich sah sie
in Perak noch 4000 Fuss hoch auf einer Blösse. long. 16,5 cm.
Iris braun. Schnabel oben olivenbraun. Füsse hellbräunlichgelb.
Passer montanus (L.).
Ausserordentlich häufig in Medan, der Hauptstadt der Land-
schaft Deli. Die Pflanzer behaupten, er sei von Singapore nach
Medan eingeführt, und begründen ihre Behauptung damit, dass er
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 355
ja an andern Orten nicht gefunden werde. An die Einführungs-
geschichte glaube ich nun zwar nicht, aber ohne Zweifel hat sich
dieser Sperling hier erst später eingefunden, seit viele hohe und
zum Theil sogar steinerne Gebäude entstanden sind. Früher, als
hier nur ein rings von Wald umgebener Malayen-Kampong ge-
standen hat, dürfte er ebenso wenig hier gelebt haben, wie jetzt
in andern Kampongs des Landes. In Perak fehlt dieser Sperling
ebenfalls keinem grösseren Häuserecomplex und ist massenhaft in
Penang heimisch. An Frechheit leisten sie im Hotel in Medan
dasselbe, wie Haussperlinge in manchen Gartenrestaurationen bei
uns. Die Dächer der hohen Europäerhäuser bieten ihnen zahl-
lose Gelegenheiten zum Nisten. Sie brüten vom April bis Juli
und vielleicht gelegentlich auch ausser dieser Zeit. Die Eier
gleichen denen der bei uns heimischen Vögel vollkommen und
variiren ausserordentlich.
Ploceus baya Blyth.
Wahrscheinlich die einzige Art der Gattung in dieser Gegend
von Sumatra. Ich fand Eier im December und Januar.
Dermophrys majaund Amadina punctulata sehr gemein.
Calornis chalybea (Horstf.).
long. 18,5 em. Iris dunkelroth, Schnabel und Füsse schwarz.
Hier und da in grossen Flügen beobachtet. Mit demselben
sausenden Geräusch wie grosse Flüge unsrer Staare fallen sie
dann in die Baumkronen ein und schwatzen auch staarenartig
‚durcheinander. Sie brüten in Deli in den Höhlungen gewaltiger
Twalang-Bäume (Alstonia) und auch in Durio zibethinus Ihrer
viele wohnen dann zusammen in einem solchen Baume und, wie
ich glauben muss, mehrere Paare in einem Loche von grösserem
Umfange. Auch in Penang und auf Salanga sehr gemein, haben
dort aber menschliche Wohnungen als Brutplätze erwählt. An
Cpt. Webers Haus in Salanga brüten sie zusammen mit Passer
montanus unter dem Dache und hatten im März ihre Nester fertig.
In Perak fand ich noch im Juli einige Eier. In Borneo fand
Beccari im Januar Eier. ©. Tytleri Hume von den Andamanen
scheint eine gut gesonderte Art zu sein, aber die von Sumatra,
‘Java und dem Festlande sind ohne Zweifel dieselben Arten und
nicht einmal subspecifiseh unterscheidbar.
"Orviolus ee Vieill.
Takes 26, €
Iris akt Schnabel elschibaln Füsse bleigrau.
356 Ernst Hartert:
Sehr gemein in Deli. Mägen meist Raupen, Käfer und Früchte.
Gracula javanensis (Osbeck).
Häufig in Sumatra und brütet in Höhlungen in grosser Höhe
in Bäumen. Sie werden unter dem Namen Beo vielfach von Ein-
geborenen und Europäern in Käfigen unterhalten. In Nachahmung
der menschlichen Stimme leisten sie zuweilen ebendasselbe, was
die besten Papageien fertig bringen. Ich habe einen gekannt,
welcher mit solcher Deutlichkeit hustete und spuckte, dass es völlig
unmöglich war, zu unterscheiden, ob er es that, oder ein Mensch.
Auf den Ruf seines Herrn nach dem Diener antwortete er genau
wie jener es that „Tuan‘ (Herr), so dass man nicht sagen konnte,
ob der Ruf gehört worden war, oder ob der Vogel rief. Er konnte
miauen, lachen, weinen, im Tamil, Malayischen, Chinesischen und
Deutschen schimpfen, pfiff kleine Melodien, sprach viele Worte
malayisch, kollerte wie ein Truthahn und kreischte bisweilen
fürchterlich. Als ich mit einem beschädigten Knie lange Zeit bei
Herrn Jurtz lag, bildete dieser Vogel stundenlang die Quelle meiner
Erheiterung. Dabei war er nur gegen seine Pflegerin, eine alte
Malayin, wohlgesinnt, während er alle Andern wüthend biss. Er
blähte sich gegen die dem Käfige Nahenden laut fauchend auf
und hieb heftig mit dem Schnabel zu. Wenn er schlecht gelaunt
war, biss er sogar seine Pflegerin zuweilen.
Nach Oates finden kleine Abweichungen zwischen Vögeln von
Tenasserim, Java und Sumatra statt, aber dieselben gehören alle
zu einer Art und können nicht mit intermedia verwechselt werden.
Dieser Ansicht kann ich nur beistimmen, denn schon der riesige
Schnabel von javanensis aus Sumatra unterscheidet diese Art von
intermedia aus Assam. Hume’s genaue Vergleichungen eines reichen
Materials ergaben freilich, dass andamanische Stücke zwischen
beiden Formen stehen und auch bei dem übrigen Material viele
derartige Exemplare sich finden. Wie gesagt ist dies bei dem
bedeutenden Unterschiede zwischen Vögeln von Sumatra und Assam
kaum erklärlich, aber Hume’s Beobachtungen sind so exact, dass
man sie nicht ausser Acht lassen kann. Vermuthlich wird man
auch in diesem Falle eine subspecifische Trennung als den einzigen
Ausweg erachten müssen.
Artamus leucorhynchus (L.).
2 long. 17 em. Iris braun, Schnabel weisslichblau mit schwarzer
Spitze, Füsse schwärzlich.
Diesen höchst eigenthümlichen Vogel schoss ich aus einer
ai Ph,
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 357
Schaar von 20 bis 30 Stück, die auf einem abgestorbenen hohen
Baume sass. Sie fangen Insekten im Flug und erinnern im Fluge
auffallend an Schwalben. Im Magen des erlegten Exemplars fand
ich fliegende Ameisen. _
Corvus enca (Horsf.).
Häufig bei Batu Sankahan im Januar. Auch an anderen
Orten zeitweise häufig, aber ich kann mich nur entsinnen noch
einmal eine bei Bindjey gesehen zu haben.
Dendrocitta occipitalis (Müll.).
Diesen doch gewiss leicht bemerkbaren Vogel habe ich nie
gesehen. Einige Stücke von Solok an der Westküste.
Cissa chinensis minor Cab.
Diese mit bekanntem Scharfblick von Cabanis erkannte Form
wird allgemein und mit Recht als Subspecies betrachtet. Die
Form ist von der Grundform durch etwas geringere Grösse und an
dem an den inneren Secundärschwingen sich über die ganze Innen-
fahne erstreckenden Weiss zu erkennen. Diese Zeichnung hat
auch die Form thalassına von Java. Bekannt ist ferner ornata
von Ceylon. Minor lebt auf Sumatra und Borneo. Auf dem Kina
Balu-Berge fand Mr. Whitehead sie bis 2000 Fuss und höher,
während über 4000 Fuss eine neue Form C. Jeferyi Sharpe ent-
deckt wurde. In Deli habe ich keine Cissa bemerkt, aber sie
war in einem Stücke bei den Vögeln von Solok.
Platysmurus leucopterus (Temm.).
Long. 41 cm. Iris karmoisinroth. Kleine nackte Hauptstelle
hinterm Auge, Augenlid, Schnabel und Füsse schwarz.
In den Cacaopflanzungen des Herrn Kufahl machte mich ein
höchst merkwürdiges, sehr lautes, gurgelndes, verworrenes Ge-
läute auf diese Vögel aufmerksam. Ich fand sie sehr scheu und
in den Mägen von 3 Stücken nur Früchte, in einem neben Früchten
und Kernen einen Käfer. Später sah ich den Vogel oft im Thale
in Perak.
Pitta moluecensis P. L. S. Müll.
Iris dunkelbraun. Schnabel graubraun. Füsse lilafleisch-
farben. Long. 19—21 em. Mägen allerlei Würmer, Schnecken,
Steinchen und feuchte Erde.
Dieser prachtvolle Vogel ist in dichtem Holze nicht selten
in Deli. Sie laufen mit grosser Schnelligkeit am Erdboden und
lassen zuweilen einen kurzen Pfiff hören. Auf dem dunklen
Waldboden im Schatten des Urwaldes gewährt diese Pitta von
358 Ernst Hartert:
vorn gesehen einen auffallenden Anblick, während man auf
ihren Rücken blickend gewöhnlich nur dunkle Farben bemerkt,
was merkwürdig berührt.
Eurylaemus ochromelas Rafil.
2 Iris hellgelb. Schnabel himmelblau, spitzewärts grünlich,
Innenränder schwärzlich, Füsse lila, Zehen sche ic EEE
Nägel grau. Long. 15 em.
& Iris lebhaft gelb, Füsse lila fleischfarben, Nägel bräunlich,
Unterschnabel und Wurzelhälfte des Oberschnabels azurblau, Rest
des Oberschnabels grünlich, Schnabelränder schwarz. Long. 16,5 cm.
9 Long. 16,5 cm. Wie beim Männchen. Mägen alle nur In-
sekten. Häufig in Sumatra. Sehr wenig scheu.
Eurylaemus javanicus Horsf.
2 December. Long. 20 cm. Schnabel bimmelblau, Schnabel-
ränder schwarz, nach innen grün, Rachen grün gelblich. Iris aus
einem äussern dunkelblauen und einem inneren hellblauen Ring
bestehend. Füsse bläulich fleischfarben. Im Magen Käfer. Ohne
Zweifel viel seltener als ochromelas und macrorhynchus. te
Oymborhynchus macrorhynchus (Gm.).
Die Unhaltbarkeit der Form malaccensis Salvadori ist von
Hume in den Stray feathers, Sharpe im Ibis, Oates in den Birds
of Br. Burmah und Aug. Müller im Journal f. Ornith. hervor-
gehoben und gesagt worden, dass auch bei den Borneovögeln an
den äussersten Schwingen zuweilen weisse Fleckung auftritt. Die
Form mit weissgefleckten Schwanzfedern ist die weitverbreitete und
muss wohl jedenfalls als die Grundform aufgefasst werden. Viel-
leicht könnte man noch die Foım von Borneo, welche durch
rein schwarzen Schwanz oder Neigung dazu charakterisirt wäre,
als Oymb. macrorh. Salvadorii n. subsp. subspeecifisch unterscheiden.
Long. 21,5—22 cm. Oberschnabel schön himmelblau, bei einem
(vielleicht jüngeren) 2 hellbläulich grün. Unterschnabel mit der
Farbe des Oberschnabels umrandet, sonst lebhaft gelb bis gelblich.
Iris prachtvoll moosgrün mit Goldglanz. Magen immer Insekten.
Nicht selten an Rändern und Wegen des alten Waldes.
Corydon sumatranus (Raffl.)
Long. 25 cm. Iris dunkelbraun. Schnabel und nackte Stellen.
im Gesichte röthlich lila bis bläulich fleischfarben, oft beide Farben
gemischt. Füsse und Nägel schwarz. Mägen grosse Käfer. |
Diesen merkwürdigen Vogel habe ich nur wenige Male beob-
achtet. Er war am Tage völlig munter, gegen Abend und bis
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 359
über die kurze Dämmerung hinaus aber mobiler. Im Abfliegen
hörte ich einmal einen kurzen Pfiff, sonst keine Stimme von ihnen.
Macropteryz comatus (Temm.).
Iris dunkelbraun, Füsse röthlichbraun, Schnabel schwarz.
Scheint viel ruhiger als seine Verwandten zu sein und mehr von
ruhigen Sitzen auf abgestorbenen Bäumen und dürren Aesten aus
kleine Insekten zu fangen.
Nur bei Batu Sankahan im Januar 1889 beobachtet
Macropteryx longipennsis (Rafın.).
Iris braun.
Dieser herrliche Flieger wohnt nicht immer im Walde,
An verschiedenen Stellen bei Tuntungan sah man eine Gesellschaft
auf einer isolirt im weiten Lalang stehenden Baumgruppe. Ich
glaube gewiss, dass sie dort brüteten und zwar eine Anzahl Paare
auf einem Baume, aber in grosser Höhe. Sehr oft sah ich sie auf
dem Baume „verschwinden“, Vermuthlich haben sie dann ihren
Platz in der von Bernstein im J. f. Ornith. 1859 beschriebenen
Art auf den Nestern oben auf den Aesten eingenommen. Am
Tage sassen sie auf ihren hohen Bäumen, dann und wann einzeln
abfliegend, um Insekten zu fangen, hin und wieder aber auch wie
Bienenfresser sich alle zugleich erhebend und einen kurzen Rund-
flug ausführend. Weniger oft sieht man sie an hellen Tagen nach
Art unserer Segler stundenlang umherfliegen, aber gegen Abend
beginnen sie einen langen Flug. Um diese Zeit schossen sie in
Menge rings um das Pflanzerhaus in Batu Sankahan, wo sie kleine
Insekten fingen. Sie waren dann verhältnissmässig leicht herab-
zuschiessen und namentlich zu finden, was im Alang-alang meist nicht
gelingt. Ihre Mägen waren dann vollgefüllt mit Insekten. Der
Junge Vogel ist oben und unten mit grossen weissen Flecken bedeckt.
Collocalia fuweiphaga Thunb.
Mit noch rascherem Fluge umsausten diese Salanganen das
Haus Herrn Schadt’s gegen Abend. Ich habe nur eine geschossen,
welche ich für fucipkaga Thunb. halte. Es ist ein Irrthum, dass
diese Vögel stets in der Nähe der Küsten leben. Das Vorkommen
bei Batu Sankahan aber lässt wohl vermuthen, dass es in der
Nähe grössere Höhlen in den Bergen giebt. Ich habe nur eine
kleine Höhle dort gekannt, in welcher keine Salanganen, wohl
aber Fledermäuse hausten. — Uebrigens scheinen diese Vögel auch
manchmal mit sehr kleinen Höhlungen vorlieb zu nehmen. Vergl.
unter „Assam“,
360 Ernst Hartert:
Caprimulgus macrourus Horsf. |
Nicht selten im offenen Lande. Sowohl in Deli, als auch in
Perak zuweilen mitten über der Stadt sieht man diese Vögel in
Paaren Flugspiele ausführen, wobei sie fortwährend ihr Jedem be-
kanntes, weithin tönendes metallisches kjunk, kjunk hören lassen.
Der Ton wird von Kelham sehr treffend mit dem Klingen ver-
glichen, das ein über eine dünne Eisfläche in Sprüngen hineilender
Stein zuweilen hervorbringt, die Malayen aber vergleichen ihn mit
dem durch das Schlagen eines Hammers auf leichtes Metall hervor-
gebrachten Ton. Der Caprimulgus führt den Namen tetampa, der
Goldschmied. Er ist durch einen Zauberer aus einem Menschen
in einen Vogel verwandelt. Er war früher ein Goldschmied, der
es verstand, aus unechten Metallen eine goldähnliche, dem Gold
im Klange gleichende Mischung zu machen, wodurch er sich zum
Nachtheil Andrer bereicherte. „Hört ihr nieht den Klang?“ rief
er ihnen zu und schlug mit einem Hammer gegen das Metall.
Als er hierbei an einen mächtigen „g&dambai“ gerieth, verwandelte
dieser ihn in einen elenden Vogel, und rings in den Büschen klingt
nächtlicher Weile seit jener Zeit der metallische Ton aus der
Kehle des ruhelosen Verwandelten, zum Zeichen und zur Erinnerung
daran, dass böse Thaten auf Erden bestraft werden.
Hemicercus sordidus (Eyton).
Salvadori unterscheidet in seinem Catalogo sistem. degli
uccelli di Borneo vier die malayische Region bewohnende Arten:
1. H. concretus (Temm.) 3 erista antice rubro-flavescente-
brunnea, posticerubra. Hab. Java (Temm.), Borneo (Malh.).
2. H. Hartlaubi (Malh.) 3 crista omnino rubra, concolori.
Hab.: Borneo? (Mus. Turati), Sumatra (Temm.).
3. H. sordidus (Eyton) & erista antice rubra, postice einerea,
uropygia et subcaudalibus isabellinis. Hab.: Malacc»
(Eyton), Borneo (Schierbrandt), Sumatra (Wallace).
4. H. brookeanus (Salvad.) & Hemie. sordido simillimus, sed
uropygio et subcaudalibus flavo-eitrinis. Hab.: Borneo
‘ (Doria et Beccari), Malacca (Wallace).
Ibis 1877 beschreibt Lord Tweeddale die Alterskleider von
H. sordidus und führt an, dass H. concretus (Reinw.) von Java
sich durch völlig rothe und im Ganzen heller gefärbte Haube
unterscheidet. Die Angaben über das Vorkommen des echten
concretus ausserhalb Javas seien nicht genügend begründet.
Ibis 1879 setzt Sharpe mit Recht Zweifel in die Existenz
Zur Ornithologie: der indisch-malayischen Gegenden. 361
von „Brookeanus“ und „Hartlaubi“, hat aber die Synonymie völlig
verwirrt.
Hume, Stray feathers, zieht Brookeanus zu sordidus.
Oates, Birds of British Burmah, und Hargitt „on the genus
Hemicercus“ im Ibis unterscheiden nur concretus und sordidus,
Hartlaubi zu sordidus und Brookeanus zu concretus ziehend.
Ohne Zweifel ist diese Auffassung die richtige, indem die
gelbere Färbung des „BDrookeanus‘“ auch bei Malakka-Exemplaren
nicht selten auftritt und keinerlei unterscheidenden Werth hat,
ebenso wie jene „Aartlaubi“ gewiss nur ältere Stücke sind.
Es bleiben somit nur 7. sordidus (Eyton) auf Malakka-Exem-
plaren begründet und H. coneretus (Temm.), auf Java-Exemplaren
begründet und auf diese Insel beschränkt, übrig. Die Unterschiede
beider Formen bestehen nur darin, dass bei concretus das alte &
eine völlig rothe Haube hat, bei sordidus die hintern Federn der
Haube grau sind. Bei jüngeren Männchen von sordıdus sind die
hintern Haubenfedern nun aber auch noch mehr oder weniger
mit roth gemengt und überflogen. Ein von mir erlegtes & von
Sumatra hat röthlich fahlgelben Kopf mit ganz hell flammen-
rother Haube, würde also dem jungen $ von concretus, das nach
Hargitt „forehead and crown bright rufous buff, oceipital and
nuchal erest bright flame red‘ hat, ziemlich gleichen. Bei diesem
Stücke keimen auf dem ganzen Kopfe dunkelrothe Federn, die
zeigen, dass es einen ganz dunkelrothen Kopf bekommt; ein An-
zeichen, dass die hintern Haubenfedern grau werden, ist nicht zu be-
merken, könnte aber noch später kommen.
Die Weibchen beider Arten sind nicht zu unterscheiden. Nach
dem mir vorliegenden Material aus den Museen von Berlin und
Frankfurt und den selbst gesammelten Stücken bestätigen sich
durchweg die Unterschiede der alten Männchen in der eben an-
geführten Weise durch Färbung der Haube. Die Weibchen und
manche junge Stücke lassen sich nicht unterscheiden. Trotz der
sehr nahen Verwandtschaft dürften daher beide Arten doch als
vollkommen entwickelte Arten zu betrachten sein. Dass Java
eine eigene Art besitzt, kann nicht Wunder nehmen, denn wir
finden dass bei sehr vielen Vögeln, die auf Malakka, Sumatra
und Borneo übereinstimmen, auf Java eine eigene Art oder Un-
art auftritt, wie auch bei anderen Thieren.
Die beiden andern Arten der Gattung, Z. canente und cordatus,
Cab. Journ, f. Ornith. XXXVII. Jahrg. No. 188. October 1889. 24
362 Ernst Hartert:
unterscheiden sich nur durch etwas verschiedene Grösse, indem
cordatus ständig kleiner ist.
Es würde sich somit folgende Synonymie und Verbtsitung
der Gattung ergeben:
Gen. Hemicercus Swains.
H. concretus (Temm.).
Hab.: Java.
H.sordidus (Eyton).
Hab.: Borneo, Sumatra, Halbinsel Malakka von Singapur bis
hinauf nach dem äussersten Süden Tenasserims, Penang, Salanga.
H. canente (Less.).
Hab.: Birma, südlieh bis Kussum in der Halbinsel Malakka
und nördlich von Cachar bekannt.
H. canente cordatus (Jerd.).
Hab.: Süden Vorderindiens.
Jyngipicus fusco-albidus Salvad.
P. varvegatus Wagl. (nec Lath!) moluecensis Bp.
Nur einmal im lichten Busch erlegt.
Um Confusion fürderhin zu vermeiden, halte ich Salvadori’s
neuen Namen für praktisch und annehmbar.
Venilia porphyromelas (Boie).
3 long. 22,5 em. Nur dies eine Exemplar!
Iris rothbraun, Schnabel gelb, hinten etwas grünlich, Füsse
und Nägel dunkelgrau. Im Magen grosse Käferlarven.
Gauropicoides (Tiga) Rafflesci (Vig.).
2 long.26cm. Iris braun. Füsse graugrün. Schnabel dunkel
hornblau. Nur zweimal im Walde in Sumatra erlegt.
Chrysophlegma puniceum (Horsf.).
Sumatra: & long. 23,5. em. Iris braun, nackte Haut um das
Auge hellblau, Füsse bleigrau. Magen Insekten. 2 Iris braunroth.
Perak: 2 long. 24 em. Iris kirschroth, nackte Haut um das
Auge blau, Füsse schmutzig gelblich, Zehen grau. Im Magen eine
ungeheure Menge kleiner schwarzer Ameisen und Ameiseneier.
Dieser hübsche Specht ist in Perak nicht selten, in Sumatra
habe ich ihn nur zweimal gesehen.
Tiga (Chrysonotus) javanensis (Ljungh.).
Iris braunroth oder rothbraun. Schnabel horngrau, der Ober-
schnabel dunkler. Füsse schmutzig grünlichgrau. Long. 24 bis 25 em.
Dieser Specht ist ausserordentlich häufig in Sumatra. Ich
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 363
habe ihn im tiefen Walde und an einzelstehenden Bäumen und oft
in der Nähe der Häuser gesehen.
Micropternus brachyurus (Vieill.).
Iris braun, nackte Haut um das Auge bleigrau. Mägen meist
Ameisen, gelbe und schwarze.
Sehr gemein im Buschwalde. Ein ziemlich träger Geselle im
Vergleich mit andern Spechten.
Meiglyptes grammithorax (Malh.).
Iris roth, rothbraun, braun. Füsse grau, bald mehr, bald
minder grünlich. Schnabel schwarz.
In den Wäldern von Deli nicht selten.
Xylolepes validus (Reinw.).
Iris braun und rothbraun. Schnabel hell horngrau, Füsse
bräunlich fleischfarben.
Die Rückenfärbung dieses in Sumatra und Perak nicht gerade
häufigen, aber sehr auffallenden Waldspechtes ist sehr verschieden.
Viele Exemplare haben den Rücken einfarbig, wie in der Original-
beschreibung angegeben, viele aber eine breite undeutliche Quer-
bänderung von grauer Farbe. Wie ich mich durch eigne Prüfungen
an den selbst gesammelten und in Museen aufgestellten Stücken
und unterstützt durch freundliche Mittheilung des Frhrn. v. Ber-
lepsch überzeugt habe, ist dies vielen Schwankungen unterworfen,
bald nur mit wenigen Streifen beginnend oder eben nur angedeutet,
bald mehr oder weniger schön ausgebildet. Ob es Alterszustände
sind, habe ich nicht feststellen können, ist aber bei Stücken von
Java, Sumatra und Malakka gleich variabel.
‚N yetiornis amicta (Temm.).
Iris orange. Augenlid schwärzlich. Schnabel schwarz mit
hellgrauem, keilförmigem Fleck an der Wurzel des Unterschnabels,
Füsse dunkel graugrün. In den Mägen verschiedenartige Insekten,
einmal nur eine grosse Hummel.
Iris hell ziegelroth, Füsse hell grünlichgrau bei Jüngeren.
Dieser prachtvolle Vogel, dessen herrliche Stirnfarben
nach dem Tode an Schönheit verlieren, sitzt gewöhnlich
ruhig an den Rändern dichter Gehölze und Wälder oder auf Wegen
in solehen, den vorüberfliegenden Insekten auflauernd, die er im
Fluge fängt. Hierin zeigt er sich als echter Bienenfresser, während
seine Stimme von der der echten Meropiden abweicht. Während
jene alle einen hellen Ruf haben, ist die des Nyctiornis amicta ein
rauhes, tiefes, kurzes, einem Gackern ähnliches Geräusch, das sich
24*
364 Ernst Hartert:
vielleicht mit einem tief aus der Kehle hervorgestossenen gagaga
vergleichen liesse. Man sieht ihn in der Ruhe oft mit eingezogenem
Kopfe, wie auch andre Bienenfresser gern thun, sitzen, wobei die
langen, rothen Kehlfedern bartartig horabikituinlanl |
Der rothbärtige Bienenfresser ist in den waldreichen Gegenden
von Deli nicht selten, ebensowenig in den Thälern von Perak, wo
Wray ihn auch noch 4000 Fuss hoch schoss. Von unten gesehen
schützt ihn seine blattgrüne Farbe zuweilen vor der Eu EEE
sonst ist er nicht besonders scheu.
Merops philippinus L. |
Iris roth, Schnabel sehwarz, Füsse braungrau. |
i
’
Der blauschwänzige Bienenfresser war einer der ersten Vögel,
die ich auf Penang sah. Ganz wie meine alten Bekannten aus
dem westlichen Sudan, malembieus und albicollis, sassen sie in
Trupps auf den abgestorbenen Aesten hoher alter Bäume, von wo
sie mit dem allen mir bekannt gewordenen echten Meropsarten
eigenen hellen Ruf, wie ihn unser apzaster von sich giebt, der bei
den Arten nur etwas an Höhe zu schwanken pflegt, Insekten
fangend, abflogen und wiederkehrten. Später war er wieder einer
der ersten Vögel, die ich über dem sumatranischen Buschwalde
schweben sah. Häufiger aber als diese Art ist in Sumatra der
sumatranische Bienenfresser.
Merops sumatranus Rafil.
Iris dunkelroth, Schnabel schwarz) Füsse dunkel graubraun.
In den Mägen meist Bienen und fliegende Ameisen. Während
M. philippinus mehr das offene Land besucht, daher an Meeres-
küsten und Flussläufen nicht selten ist, bewohnt M. sumatr. mehr
den Wald, wo man ihn an Wegen und Lichtungen anzutreffen
pflegt. Natürlich kann man auch beide am gleichen Orte treffen.
Auch diese Art lebt nur von im Fluge gefangenen Insekten. Bei
den Jungen ist Kopf und Rücken graugrün. Dr
Eurystomus orientalis (L.). 2
Long. 28 cm. Schnabel und Füsse roth, Schnabelspitze schwarz,
Iris dunkelbraun, Rachen gelb.
Dieser Vogel ist nicht selten. In seinem Wesen und seiner
Stimme erinnert er sehr an die echten Mandelkrähen. Ich habe
ihn keineswegs so träg am Tage gefunden, wie angegeben wird.
Dass er nicht vorzugsweise ein Dämmerungsleben führt, dürfte
wohl auch der Umstand darthun, dass sein Magen um die Mittags-
zeit wohlgefüllt war. In Assam sah ich ihn in den heissen Mittags- |
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 365
stunden über dem hohen Walde schöne Flugspiele nach Mandel-
krähenart ausführen. Alle Stücke aus Sumatra und Assam hatten
Käfer im Magen, z. B. Copris-Arten und Longicornier, um deren .
Besitz man sie hätte beneiden können. Nicht im Innern tiefen
Waldes, sondern an den Lichtungen ist sein Aufenthalt. In Assam
an den Nagadörfern, in Sumatra in der Nähe der Pflanzungen.
Besonders liebt er anscheinend alte Riesenbäume mit trockenem
Geäst, in denen er vermuthlich Nisthöhlen findet.
Alcedo bengalenscs (Gm.).
Ein auffallend hell gefärbtes, blasses Stück gefangen, das
Nachts in das erleuchtete Zimmer flog. Häufiger scheint 4lcedo
meninting zu sein, doch habe ich kein Stück geschossen und daher
die Art nicht sicher festgestellt.
Der malayische Name für alle Alcedo und die Haleyoninen
ist Kaka.
Halcyon coromanda (Lath.).
Long. 24,5 em. Iris dunkelbraun, Schnabel, Füsse und Krallen
roth, wie auch das ganze Gefieder in verschiedenen Tinten der
rothen Farbe strahlt. Magen Heuschrecken.
Haleyon pileata (Bodd.).
« Iris dunkelbraun, Schnabelund Füsse roth, obenher mehr braun-
roth, unten lebhaft roth.
Der Schwarzkappenkönigsfischer ist häufig in Deli. Er wohnt
im liehten Buschwalde und nährt sich von Eidechsen, Fröschen,
Käfern und dergl. Den Magen eines Stückes fand ich mit Fischen
gefüllt. Es ist auffallend, dass Oates ihn als einen Fischfresser
kennen lernte und seinen Aufenthalt besonders am Salzwasser an-
giebt. Ich habe noch keinen Daceloninen kennen gelernt, der vor-
zugsweise von Fischen lebt, was dagegen alle Alcedininen thun.
Ich traf ihn meist im trockenen Buschwalde in Sumatra an. InPerak
sah ich ihn sowohl am Perakflusse, als im Innern an breiten Wegen.
Haleyon concreta (Temm.).
Iris dunkelbraun. Schnabel gelb mit ausgedehntem schwarzen
Firstenstreif. Füsse mit Nägeln gelb.
Die Mägen enthielten Orthopteren, Würmer, Eidechsen und
eine kleine Schlange.
Nicht häufig, aber öfters angetroffen. Er weicht sehr in der
Lebensweise von den meisten Verwandten ab. Er hält sich meist
tief unten im Gebüsche auf und ist im Gegensatze zu den meisten
mehr oder minder flüchtigen Mitgliedern seiner Familie geradezu
366 Ernst Hartert:
dummdreist. Er sucht nicht sein Heil in frühzeitiger Flucht, sondern
bleibt unbeweglich sitzen, so dass ich mich ihm bis auf fünf Schritte
_ nahen konnte. Seiner schönen Farben wegen möchte man ihn für
sehr auffällig halten, dem ist aber nicht so. Allerdings bemerkt
man ihn leicht, wenn er einem die hellorangefarbene Unterseite zu-
kehrt, dagegen seht die dunkelgrüne, gelblich betropfte Rücken-
färbung völlig in der ihn umgebenden düstern Waldschattenfarbe
auf, so dass man ihn oft gänzlich übersieht. Mehrfach musste ich,
um den nöthigen Abstand zum Schiessen zu gewinnen, noch wieder
zurückgehen.
Cranorrhinus corrugatus (Temm.).
2 long. 88 cm. Iris karminroth. Schnabel gelb, Wurzeltheil
und Horn roth; nackte Haut um das Auge blau, gefurchter Theil |
des Unterschnabels braun. Ich schoss nur den einen, aus einer
Schaar von 5 oder 6 Stück. Er stiess häufige laute, raube, ein-
silbige Töne aus. Er hält sich im diehten Walde auf. Magen
Früchte.
Rhinoplaa vigil (J. R. Forster.).
2 16. 1. 1888 Sumatra. Long. bis Ende des eigäntlichen
Schwanzes einen Meter, von da ab noch 40 cm weit die Mittel-
federn herausstehend. Iris ein etwas bräunliches Roth. ' Schnabel
dunkelroth, vor dem Horn gelb. Augenlider dunkelbraun mit
weisslichen Flecken. Der nackte Hals und Oberrücken, der in drei-
eckiger Form nackt gelassen ist, ist von einem schmutzigröthlichen
Lila, Seiten und Unterseite des Halses blau grünlichweiss mit
himmelblauen Adern. Füsse schmutzig rothbraun, unten gelb,
Nägel hornfarben. Im Magen Früchte verschiedener hoher Wald-
bäume. & Perak. Schnabel roth, vorne gelb. Hals und nackter
Oberrücken hochroth, Füsse mehr schmutzigroth, Nägel hornfarben.
Iris bräunlichroth.
Auffallend ist zunächst die Farbe des Halses am Sumatraner.
Da ich den Vogel selbst geschossen, selbst auf das Geschlecht hin
seeirt und gleich obige Notizen vermerkt habe, so ist es unzweifel-
haft so, wie oben angegeben. Möglicherweise ist das 2 an den
nackten Theilen anders gefärbt. Das & stimmt mit Davison’s ge-
nauen und zuverlässigen Angaben überein. Davison machte seine
Angabe nach Tenasserim-Stücken. Möglicherweise hat er nur
Männchen gehabt. Es scheint mir nicht wahrscheinlich, dass das
Weibchen einen kürzeren Schwanz hat, wie angegeben wird.
Dieser abenteuerlich gestaltete Vogel, den Hume mit; Recht
EEE
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 367
eine wahre Alpgestalt in Vogelform nennt, ist in Sumatra keines-
wegs überaus selten, aber seine Scheu ist gross und er wohnt in
den unzugänglichen Urwäldern, vorzugsweise denen des Hügel- und
Berglandes, welche seine Erlegung und Beobachtung ausserordentlich
erschweren. Der aufmerksame Davison ist der einzige Beob-
achter, der bisher eine Schilderung seiner Lebensweise veröffentlicht
hat, und seine Beobachtungen konnten wie immer nur bestätigt
und ihnen nur Weniges hinzugefügt werden. Seine dämonische
Stimme setzte mich zuerst am Sungey Siput, d. i. Schneckenfluss,
in Deli in Aufregung. Sie durchhallt den Wald, wie Davison völlig
richtig sagt, bis auf eine englische Meile hin. Er hebt an mit
einzelnen, in langen Intervallen ausgestossenen, schallenden Hüp’s,
die sich immer rascher folgen, zuletzt beinahe überstürzen und in
einen rauhen, lachenden Ton übergehen, dessen Stärke geradezu
überrascht. Diese Stimme hörte ich oftmals, ehe ich den Urheber
kannte. Eines Abends kurz vor Sonnenuntergang folgte ich trotz
energischen Protestes meines abergläubischen Achmed der ver-
lockenden Musik. Näher und näher kam ich im tiefen Dickicht des
Unterholzes der Stimme, die hoch aus den Wipfeln der Bäume er-
klang. Jetzt war sie beinahe über mir, suchend blickte ich in die
Höhe — nichts ist sichtbar. Es schweigt. Um etwas schen zu
können, muss ich meinen Standort verändern, berühre unglücklicher-
weise eine herabhängende Liane, und mit einem dröhnenden
Gurgeln streicht der Vogel über mir in beträchtlicher Höhe ab.
Der Moment genügte, den langen Schwanz zu erkennen und auch
einen Schuss hinaufzudonnern, der aber nur einen Arm voll Blätter-
werk herabbeförderte. Ganz unerwartet sollte ich späterhin das
erste 2 erlegen. Hart nebeneinander gekauert sah ich über einer
Schlucht zwei Vögel sitzen, die Schnäbel auf der Oberbrust ruhend,
die langen Schwänze gleichlang herabhängend. Es war in heisser
Mittagsstunde und ich durchsuchte verwitterte Stämme nach Käfern.
Glücklicherweise hatte ich für etwaige Fälle eine Büchsflinte um-
hängen und es gelang mir, einen herabzuschiessen, den ich mit
grossen Fährlichkeiten aus der Schlucht heraufbrachte. Späterhin
im Juli sollte ich in Perak noch die Freude haben, einen vorbei-
zuschiessen und einen schwerverwundet in die Marmorfelsen des
Gunong Pondok stürzen zu sehen — aber ein 4 wurde mirlebend
gebracht! Nach Aussage der Malayen hat es ermattet am Erd-
boden: gesessen. Es war zu schwach, um Nahrung zu sich zu
nehmen, und war in einer Stunde todt. Ein schlechter Flieger ist
368 2 Ernst Hartert:
unser Vogel, schlechter wohl noch, als Buceros rhinoceros. Auch
sein Flug ist rauschend, doch bedeutend leiser, als der des rhinoceros.
Sein Rufen hört man namentlich am späten Nachmittage. Die
Schwere des völlig compacten Schnabels ist erstaunlich. Auch
der Gespensthornvogel, wie ich ihn am liebsten nennen möchte,
ist nach Ansicht der Malayen in Perak ein verwandelter Mensch.
Es war ein Mann, so erzählen sie, der mit seinem Weibe in Un-
frieden lebte und sich derartig mit ihr erzürnte, dass sie ihm fort-
lief. Er beschloss, sich an seiner Schwiegermutter, die ihm Vor-
würfe machte und die Entflohene aufnahm, zu rächen. Eines
Nachts trat er mit einer Axt vor ihr Haus und begann, da die Thür
verrammelt war, die leichte Atapwand niederzuschlagen, bis er
hindurch konnte und die schlummernde Schwiegermutter nieder-
schlagen konnte. Als dies geschehen, brach er in ein schallendes
Gelächter aus, aber ein über seine Roheit empörter Zauberer ver-
wandelte ihn zur Strafe in einen missgestalteten Vogel.- Noch
jetzt hört man den Wald widerhallen von schallenden Axtschlägen,
denen ein rohes Lachen folgt. — Das ist des Vogels Stimme.
Er führt daher den Namen „Tebang mentuah‘“, d. h. der seine
Schwiegermutter niederschlug. Wahrscheinlich steht auch der mir
in Sumatra angegebene Name. „mati sekawan“ mit dieser ‘Sage in
Zusammenhang. Schon der treffliche Beobachter Kelham führt
die obige Sage in etwas andrer Form an, fragt aber vergebens nach
dem Namen des Vogels, in dem er eine ihm nicht bekannte Bucero-
tidenart vermuthet. Dass es ihm nicht gelang, des Vogels hab-
haft zu werden, mag daran gelegen haben, dass damals noch die
Bergwälder, in denen der Vogel vorzugsweise wohnt, unzugänglich
waren, während jetzt treffliche Strassen durch dieselben führen.
Beim Gunong Pondok hörte ich zuweilen seine Rufe von beiden
Seiten des Thales erschallen.
Anthracoceros convezus (Temm.).
2 long. 81 cm, Schnabel dunkelgelb, nach der Spitze weiss-
lich, Unterschnabel hat am Wurzeltheil einen olivengrünlichen und
einen weinröthlichen Querstreifen und einen schwärzlichen Fleck.
Iris besteht aus einem äussern rothen und einem innern gelblich-
grauen Ringe. Nackte Haut um’s Auge blau, Kehlhaut blau mit
gelblichweissen Flecken. Füsse grünlich, Zehen glänzend grau,
Nägel bläulich. Sohlen hellbraun. Magen Baumfrüchte. — Mag
stellenweise häufig sein. Bei St. Cyr sah ich sie nicht selten, er-
legte aber nur den einen. u 47
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 369
Anorrhinus comatus (Raffl.).
& long. 104 cm. Iris schmutzig braungelb; Gesichtshaut hell-
blau, Schnabel graubraun und graubläulich, dunkel. Füsse schwarz.
Im Magen grosse Früchte. Im Gegensatz zu der Mehrzahl der
anderen Hornvögel hält dieser sich sehr viel in niederm Gebüsch
und am Erdboden selbst auf. Seine miauende Stimme lässt er viel
am Nachmittag hören. Davison hält ihn für sehr scheu. Von dem
von mir erlegten Exemplar kann ich eher Dummdreistigkeit be-
haupten, denn sogar nach einem Fehlschuss meines Achmed gelang
es mir noch, ihn zu beschleichen und zu erlegen. Kelham nennt
seine Stimme ein lautes hu hu hu hu, dem Bellen eines grossen
Hundes nicht unähnlich. Ich habe dreimal seine miauende Stimme
gehört, dagegen dies hu hu hu hu von
Buceros rhinoceros (L.).
4. Iris blutroth. Unterschnabel gelb, vordere Hälfte weisslich,
Oberschnabel vorderer Theil gelb, hinterer Theil roth. Horn oben
roth, unten gelb, rechts und links ein pechschwarzer Streif. Nackte
Haut um das Auge schwarz. Füsse schmutzig grünlichbraun.
2. Iris braunroth. Füsse grünlichgelb. Nägel braun. In den
Mägen eine erstaunliche Menge von Früchten und Knospen hoher
Waldbäume. Dieser Nashornvogel ist wohl die häufigste Art in
Sumatra. Auch von Solok habe ich ihn gesehen. Auch in Perak
nicht selten. Die Stimme habe ich oben angegeben und glaube
nicht, dass ich mich hier irren kann. Errare humanum est — und
namentlich im Urwalde. Möglich ist auch, dass Anorrhinus comatus
in der Fortpflanzungszeit ebenfalls ähnlich ruft und das von mir
beobachtete Miauen nur ein Lockruf ist. Gewiss ist die Stimme
der Hornvögel nicht immer gleich und ihre kraftvollen Stimmorgane
mögen wohl verschiedene Töne hervorzubringen vermögen. Ein
von mir herabgeschossener, aber nur geflügelter Buceros rhinoceros
vollführte ein so furchtbares, dröhnendes Geschrei, dass es beinahe
einer Beschreibung spottet. Ohne Zweifel rührt die rothe Farbe
des Schnabels vom Fett der Bürzeldrüse her. Der Schnabel des
frischen Vogels färbt stark ab und ist sehr fettig. Dasselbe gelbe
Fett enthält die Bürzeldrüse. Man kann die bei trockenen Bälgen
stark verbleichenden Farben des Schnabels durch langsames Trocknen
und Umwickeln etwas erhalten, aber noch besser dadurch, dass
man den Schnabel mit Oel einreibt, das man von Zeit zu Zeit
erneuert. Wahrscheinlich ist dies aber auch nur wirksam, so lange
er noch einigermassen frisch ist. Eingemauerte Weibchen wurden
Fra a8
F P, .
370 Ernst Hartert:
nach Erzählung der Pflanzer öfter beim Waldschlagen von den
Arbeitern erbeutet. Während ich dort war, kam es leider nicht vor.
Rhytidoceros undulatus (Shaw.).
Deutlich gesehen (auch Köpfe als Jagdtrophäen), pres nicht
erlegt. Auch von Solok an die Linnaea eingesandt:
Harpactes rutilus (Vieill.).
32 long. 25%), cm. Schnabel blau mit schwarzen Kanten,
Füsse grau.
Harpactes diardi (Temm.).
2 long. 30,5 cm. Iris braunroth, nackte Haut um das Auge
röthlich lila, Schnabel blau mit schwarzer Firste und Spitze. Füsse
bläulich fleischfarben. Im Magen Früchte und Libellen.
Cacomantis threnodes Cab. u. Hein.
& Iris roth, Schnabel schwärzlich braun, Rachen orangeroth,
Füsse braungelb. Magen eine Menge Raupen. Scheint in Sumatra
noch nicht beobachtet zu sein. Ich habe nur das eine Stück ge-
sehen und erlegt.
Surniculus lugubris (Horsf.).
2 December. Iris nussbraun. Schnabel schwarz, Füsse bläulich-
grau mit gelblichen Sohlen und hornbraunen Nägeln. Magen be-
haarte und glatte Raupen.
Dieser schwarze Kukuk sieht einem Drongo im Freien so
ähnlich, dass man ihn oft damit verwechselt. Daher kann ich auch
nicht sagen, ob er häufig vorkommt.
Coceystes coromandus (L.).
& long. 37 cm. Iris braun. Schnabel schwarz, an der Wurzel
etwas bläulichweiss. Augenlider graublau. Füsse bleiblau. Wieder-
holt in Assam, Malakka und Sumatra gesehen. Das erlegte Stück
hatte den Magen mit einer Menge behaarter Raupen Bere
Rhinortha chlorophaea (Rafll.).
d2 Iris braun. Schnabel und nackte Haut um die Augen
hell bläulichgrün. Füsse blaugrau.
Gehört zu den häufigsten Vögeln Sumatras und ist auch in
Perak nicht besonders selten. Ich habe ihn mehr im liehten Busch,
als im alten Walde gesehen. Meisterlich versteht er, sich ‘im
Alang-alang und in dichtem Geranke zu verbergen. Seine Stimme
ist ein sanfter, miauender Pfiff. Seine Nahrung besteht aus In-
sekten, vorzugsweise Raupen und Käfern. Seine Haut ist wie die
aller Cuculiden sehr fein, und die Bauch- und Rückenfedern sitzen
sehr lose in derselben.
Zur Ormithologie der indisch-malayischen Gegenden. 571
Rhopodytes tristis (Less.).
Diesen Vogel habe ich niemals selbst beobachtet, aber von
Solok an der Westküste Sumatras sind der Linnaea mehrere zu-
gegangen. Baker schreibt mir aus Cachar etwa Folgendes:
Rhopodytes tristis ist sehr häufig bis zu 2500 Fuss hoch in
diesen Bergen. Er baut im dichten, üppigen Dschungel 2 bis
10 Fuss hoch über dem Erdboden. Das Nest ist eine Masse von
Gras, Dornen und dergl. und erinnert einen sehr an das Nest der
heimischen Elster. Das Nest enthält stets nur zwei Eier, welche
bekannt sind. Der Vogel ist scheu und selten hört man einen
Laut von ihm, selten auch bekommt man ihn zu sehen, denn er
hält sich: im dichten, niedrigen Gebüsche auf und ist sehr hurtig
in seinen Bewegungen. Er ist ein schlechter Flieger und fliegt an-
scheinend niemals weit in einem Fluge. Das Männchen unterstützt
das Weibchen beim Brüten. Der lange Schwanz ist natürlich nicht
nur in einer gewissen Zeit des Jahres ausgebildet, sondern beide
Geschlechter haben ihn immer.
Rhopodytes Diardi (Less.).
&2 Iris graubraun, die schuppige Haut um das Auge gleich-
mässig erdbeerroth, Schnabel hellgrün, Füsse schmutzig graugrün,
zuweilen heller. zuweilen dunkler. Sehr häufig sowohl in Sumatra
als in.Perak. Er klettert höchst geschickt in den Baumkronen
herum und kann sich trefflich verbergen. In den Mägen fand ich
Raupen, Käfer und Geradflügler. Obgleich ich ihn sehr oft gesehen
habe, kann ich mich nicht entsinnen, seine Stimme gehört zu haben.
Rhamphococeyz erythrognathus (Hartl.).
& Sumatra long. tot. 47 em. Iris blassblau, Gesichtshaut
hochroth. Schnabel blassgrün, Unterschnabel etwas dunkler und
trüber, ein dreieckiger Wurzelfleck am Oberschnabel und beinahe
2/, des Unterschnabels dunkelroth. Füsse dunkelgrau. Im Magen
eine Maus, einige behaarte Raupen, mehrere grössere Käfer.
& Sumatra long. tot. 48 em. Iris himmelblau, nackte
Gesichtshaut erdbeerroth. Schnabel hellgrün, ungefähr die Hälfte
“ des Unterschnabels und das Eck am Oberschnabel braunroth. Füsse
dunkelgrau. Magen Raupen.
9 Perak. Iris herrlich goldgelb. Schnabel und nackte
Gesichtshaut wie oben. Füsse bleigrau. Eierstock stark geschwollen.
Dieser bunte Vogel ist in Sumatra und 'Perak nicht selten,
ohne jedoch etwa häufig zu sein. Er bewohnt weniger den alten
‚Urwald, als vielmehr den Buschwald und Gartenland. Seine Stimme
372 Ernst Hartert:
ist ein kurzes, rauhes Krächzen. Oft verbergen sich die Vögel
wie die Centropus-Arten in dichten Büschen und fliegen auch dann
gewöhnlich nicht sehr weit, wenn man sie aus diesen heraustreibt.
Centrococcyx lepidus (Horstf.). |
Iris rothbraun. Schnabel bei alten Vögeln schwarz, bei jüngeren
dagegen hellbraun. Magen meistens Orthopteren und Raupen,
auch Käfer und andre Insekten. Ich führe die Art unter obigem
Namen nach Cabanis Museum Heineanum an, möchte aber glauben,
dass die Form mit bengalensis zusammenfällt. Der Vogel ist in
Deli überaus häufig in den grossen Alang-alang-Flächen. Seine
lauten hüp, hüps hört man nicht selten, doch ist ihm im hohen
Grase schwer beizukommen. Sein Fleisch ist sehr wohlschmeckend.
Die Pflanzer nennen ihn Lalang-Vogel.
Centrococeyx eurycercus (Hay).
Iris roth, Schnabel und Füsse mit Krallen schwarz. Dieser
grosse Cueulide, den ich im frischen Zustande bis zu 56 cm Total-
länge mass, ist ebenfalls sehr häufig, bewohnt aber mehr den
hohen Wald, wo er sich am Boden und im Unterholze herumtreibt.
Wenn er sein überaus lautes hüp—hüp—hüp—hüp— ... er-
schallen lässt, sitzt er oft ziemlich hoch auf Bäumen. Er nährt
sich nicht nur von Insekten, deren ich Käfer und Orthopteren in
den Mägen fand, sondern auch von Eidechsen und Gekkonen. ae
zartes Fleisch behuieckt ebenfalls nicht schlecht.
Megalaema mystacophanes (Temm.).
Iris braun. Schnabel schwarz. Füsse graugrün.
In Pungey kamen diese Vögel regelmässig in den Garten, um
die Melonenbaumfrüchte (Cariea papaya) anzufressen. Sie frassen
grosse Löcher in dieselben, indem sie sich oben drauf setzten und
nun darauf loshackten. Man konnte ihrer dort viele schiessen.
Sehr häufig hört man in den Wäldern Delis von einem hohen
Baume herab ein weithin schallendes, metallisches tuk, tuk, tuk
unausgesetzt erklingen. Ich habe nicht feststellen können, ob es
von dieser Art oder, wie ich vielmehr glaube, von der kleineren
Megalaema haemacephala (P. L. S. Müll.)
herrührt, die ich in Deli nicht geschossen habe, aber bei Herrn
Maschmeyer I. frisch erlegt und ausgestopft gesehen. habe.
Megalaema chrysopogon Temm.
d? Irislebhaft kastanienbraun, Schnabel schwarz, Füsse GeMEE
grau, Nägel dunkelgrau.
Dieser prachtvolle Bartvogel scheint stellenweise nicht saltäh
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 373
zu sein. Im December 1888 traf ich in einem Wäldchen bei
Tuntungan eine ziemlich grosse Gesellschaft an einem hohen Wald-
baume Früchte fressend an. Sie waren wie alle ihre Verwandten,
soweit ich sie kennen lernte, ziemlich träge und furchtlos, so dass
ich 4 Stück herabschiessen konnte, ehe der Rest davonflog. Sie
fliegen ungern grössere Strecken. Ihre Stimme habe ich in Sumatra
nicht vernommen, aber in einem Garten in Perak, wo ein Paar
wahrscheinlich nisten wollte, schrie das Männchen stundenlang
unausgesetzt und namentlich Morgens und Abends von einem
dürren Wipfel herab sein lautes, tiefes hüp—hüp—hüp—hüp—
hüp—hüp und fand ein solches Gefallen an seinem Concerte, dass
es sogar in einer mondhellen Nacht begann und drei Stunden lang
schrie. In den Mägen der erlegten fand ich Früchte, nur einmal
Flügeldecken eines Käfers.
' Megalaema oorti Müll.
Diese höchst seltene und wenig bekannte Art wurde der
Linnaea von Solok, Westsumatra in einem Stücke gesandt.
Calorhamphus Hayi (Gray).
& Schnabel schwarz, ? Schnabel hell röthlichbraun mit schwärz-
lichen Innenrändern. Iris rothbraun, Füsse orangeroth mit schwarzen
Nägeln bei beiden Geschlechtern. Männchen und Weibchen unter-
scheiden sich nur, aber constant, in der Schnabelfärbung. Viel-
leicht ist das 2 etwas kleiner. Ich mass & 18 cm, 2 17,6 cm,
2 18 cm, & 18 cm. Diese sonderbaren Vögel waren auf einem
mit weissen, maulbeerartig aussehenden Früchten bedeckten Baume
nicht selten. Späterhin traf ich sie in den Wäldern des Gunong
Idjau in Malakka. Es sind sehr pblegmatische Vögel, die in allen
möglichen Stellungen im Gezweig herumklettern, dabei einen leise
zirpenden Ton ausstossen. Sie sind so wenig scheu, dass selbst
nach einem Schusse der überlebende Nachbar nicht abfliegt, sondern
wartet, bis man wieder geladen hat und ihn auch erlegt. Ich habe
das dreimal beobachtet nnd ist mir das in solchem Maasse bei
andern Vögeln noch nie vorgekommen.
? Palaeornis longicauda ?
In den riesigen Twalangbäumen in Serdang sah ich grosse
Schwärme einer Palaeornis-Art, die aus der Ferne und in ihrer
Stimme dem bekannten P. torquata ähnlich waren. Ich vermuthe,
dass es P. longicauda war.
Ninoz scutulata (Rafll.).
2 Iris goldgelb. Schnabel schmutziggrün, an den Seiten
374 Ernst Hartert:
schwärzlich. Wachshaut schmutziggrün, Zehen gelb, Nägel grau-
braun. Im Magen Käfer.
Diese Eulengruppe besteht aus so vielen ähnlichen Formen,
aus denen man ganze fortlaufende Reihen zusammenstellen kann,
dass man versucht ist, entweder viele Arten zu unterscheiden, oder
alle zusammenzuziehen. Die in Malakka und Sumatra lebende
dürfte, gleich wie die von Birma und China, als N. scutulata (Raffl.)
anzuführen sein. Die Form aus Nordindien ist bedeutend heller,
namentlich hat die Unterseite eine ganz anders gefärbte braune
Fleekung und ist als N. /ugubris (Tick.) zu trennen, aber wegen
der vielen beinahe dazwischen stehenden Formen wohl nur sub-
specifisch trennbar.
Die Art scheint in Sumatra nicht selten zu sein.
Bubo orientalis Horst.
Von Solok. In Deli Flügel gesehen, die ralahei zu
dieser Art gehören.
Spizaötos Kienerii, De Sparre. |
Als ich im December 1887 mit verletztem Knie in der Tabak-
plantage Pungey lag, sah ich diesen schönen und seltenen Raub-
vogel nicht selten über den Feldern und oft nabe bei den Ge-
bäuden. Der Flug ist — wie auch der afrikanischer ‚Spizaetos-
Arten — rasch und kräftig, etwa zwischen dem schwebenden Flug
der Bussarde und dem rapiden Hinschiessen echter Habichte die
Mitte haltend. Wie gut ihr Flug fördert, zeigt sich darin, dass
viele Arten vorzugsweise vom Raube alter Vögel leben. Spizaötos
Kienerüi fand ich recht scheu. Da ich nicht gehen konnte, fehlte,
ich ihn zweimal vom Hause aus auf weite Entfernung, mein Diener
Achmed that es öfters im Freien. Später gelang es mir, ein Weibchen
im Schutze einer unbenutzten Tabakscheune zu beschleichen. Zum
Sitzen wählte er meist die untern Aeste einzeln stehender oder
auch kahle Bäume und sah im Sitzen adlerartig aus. Ich fand
die Iris braun, Füsse und Wachshaut gelb, Schnabel graublau,
Nägel schwärzlich.
Eigenthümlich ist die weite Verbreitung dieses Vogels, der
vom Himalaya bis tief in das malayische Inselgebiet hinein
vorkommt, aber überall selten ist. ;
Microhierax fringillarius (Drap.)
32 Iris braun. Schnabel und Füsse schwarz. Long. 15 bis 16e cm.
Dieser reizende kleine Raubvogel war in Sumatra sehr häufig,
einmal sah ich ihn auch in Perak.
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 375
Immer sieht man ihn auf hervorragenden Punkten sitzen, ge-
wöhnlich dürren Aesten über Wegen, auf Pfählen in der Mitte
freier Plätze, auf Telegraphenstangen. Von ihnen herab fängt er
nach echter Raubvögel Art mit den Fängen seine Beute. Dieselbe
besteht aus allerlei Insekten, namentlich aus Orthopteren, Libellen
und grossen Käfern, ich fand aber auch Hymenopteren und Hemi-
pteren in den Mägen. In 15 untersuchten Stücken fand ich niemals
etwas Anderes als Insekten und bemerkte auch nicht, dass kleine
Vögel sich vor ihm fürchteten.
Vergeblich bemühte ich mich, Eier des Zwergfalken zu er-
langen.
Verschiedene meiner Bekannten haben weiterhin meine Be-
mühungen fortgesetzt, aber leider bisher noch ohne: Erreichung
des Zieles. Mein Freund, Herr Administrateur Rudolf Schadt
schrieb mir vor Kurzem folgendes:
„Bei Ladja beobachtete ich auch den Zwergfalken, dessen
Beine, Kopf und Flügel ich mitsende. Er hatte sein Nest in einem
hohlen Baume. Nachdem ich das Pärchen tagelang beobachtet hatte,
glaubte ich, es sei Zeit, versicherte mich eines alten Vogels durch
den Schuss und liess den Baum fällen. Zu meinem Bedauern
war es zu früh — es war nichts in dem Neste. Der Baum war
so morsch, dass man ihn nicht erklettern konnte, sonst hätte ich
vorher nachsehen lassen. Wie ich an dem gekappten Baume mich
überzeugte, haben die Vögel das Loch selbst ausgearbeitet, und
diesem: Umstande dürfte auch mein Irrthum zuzuschreiben sein.
Da ein Vogel immer ab- und zuflog und der andre immer längere
Zeit im Loche blieb, fürchtete ich sogar, es seien schon Junge
darin. Wahrscheinlich aber hat der eine die Spähne abgebissen
und der andre dieselben fortgetragen, während ich glaubte, er
brächte Futter für das brütende Weibchen herbei.
Das Loch hatte die Grösse eines gewöhnlichen Spechtloches
daheim und war mehr denn 10 cm tief, nahe über der Geis
ziemlich rechtwinklig nach unten umgebogen.
Hoffentlich glückt es mir nächstens u. s. w.“
Astur (Lophospizia) trivirgatus Temm.
Einmal ein junges Weibchen im Urwalde erlegt.
Oberschnabel und Vorderrand des Unterschnabels schwarz,
Unterschnabel horngrau. Waclshaut grünlichgelb. Iris bräunlich-
gelb. Magen Frösche und Vögel.
376 Ernst Hartert:
Spilornis bacha (Daud.). |
Iris bräunlichgelb. Habe die Art öfter gesehen, aber nur dies
eine Stück erlegt. Auch in Perak öfter auf Kiebiuuuge im ac
und noch bis 4500 Fuss hoch.
Pandion haliaetos (L.).
Unseren schönen Fischadler habe ich am 24. December 1888
bei „Rotterdam Estate“ auf Schussweite vor mir gehabt und e>
guten alten Bekannten mit Sicherheit erkannt.
Neopus malayensis (Temm.)
Sowohl in den Bergen von Perak als auch bei IRRE
in Sumatra beobachtet. Ein Stück von Solok gesehen. ai
Einen prachtvollen, grossen und sehr hellen Adler, den ich
im Gebirge gesehen habe, vermag ich auch nicht einmal mit der
geringsten Wahrscheinlichkeit irgendwo unterzubringen..
Haliaötus leucogaster (Gm.).
Sehr zahlreieh auf Salanga, an der Küste von Sumatra, um |
Penang, Perak gesehen. f
Ein erlegtes Weibchen hatte nur Seefische im Magen: Ein
reiner Seevogel.
Turtur tigrinus (Temm.).
& Sumatra long. 31 cm. Iris hell orangeroth. Pe |
hellgrau. Schnabel schwärzlich. Füsse weinroth. Nägel schwärz-
lich. Magen Körner und Früchtchen.
Diese Turteltaube ist ungemein häufig in Sumatra, auch in
Salanga, Perak und auf Penang nicht selten. . Sie wird noch mehr
als Geopelia striata in Käfigen gehalten und von den Malayen
sehr geliebt. Auch die Battak in den Bergen von Sumatra halten
sie. Immer werden sie in sehr kleinen Bauern gehalten. Ihre
Nahrung nehmen sie nur vom Boden. Ihr Wildpret ist meist nicht
so saftig wie das der grünen Tauben.
Osmotreron olax (L.).
2 ad. lung. 22 cm. & Ueberg. long. 22,5 em. & ad. long. 23'/; em
Iris mit doppeltem Ringe, äusserer hellröthlich, innerer weiss-
lich. Augenlid gelb. Schnabel hellgrünlich. Füsse roth. Nägel
dunkelgrau. & Iris äusserer Ring hellorange, innerer ‚gelblichweiss.
Nicht selten in Sumatra und Perak. Lebt wie andere grüne
Tauben von Baumfrüchten.
Osmotreron vernans (L.).
& Iris mit doppeltem Ringe, äusserer lila, innerer lebhaft
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 377
himmelblau. Schnabel bläulich, um die Nasenlöcher gelbgrünlich,
Füsse kirschroth. Deli, Salanga, Perak.
Gewohnheiten der andern Grüntauben.
8 9. 12. 88. Nackte Augenlider grau, Rand derselben grün-
lich. Schnabel bläulich, nach der Wurzel grünlich. Nägel graubraun.
Butreron Capellii (Temm.).
& Iris goldgelb, Schnabel hellgrün, Füsse dunkelgelb. Diese
schöne grosse Taube nannte mein Achmed, welcher ziemlich in
dergl. Dingen bewandert war, pirrgam, ein Name, der den Be-
schreibungen nach aber wohl mehr noch auf Carpophaga aenea an-
gewandt wird. Nach Achmed ist die Lieblingsfrucht obiger Taube
die „lapei“. Zu Zeiten soll sie sehr häufig sein, ich habe sie nur
einigemale in Deli auf hohen Waldbäumen fressend angetroffen,
' welche so hoch waren, dass meine gute Schrotflinte nicht für sie
ausreichte. Die Tauben liessen sich nicht in ihrem Fressen stören
und erst nach dem 5. oder 6. Schusse erlegte ich ein £.
Rallina euryzonoides (Lafresn.).
2 juv. Ganze Oberseite olivenbraun mit wenig rostfarbenem
Schimmer. Auf der graubraunen ÖOberbrust zeigt sich von der
Mitte der Federn ausgehend eine hellroströthliche Farbe.
Diesen seltenen Vogel in dem beschriebenen Gefieder, das im
Uebrigen mit den Beschreibungen des alten Vogels übereinstimmt,
schoss mir ein Bekannter in Deli am 29. November von einem
Baume herab. In den nächsten Tagen sah ich auf der Insekten-
jagd wiederholt Rallen vor meinen Füssen aufflattern, die höchst-
wahrscheinlich dieser Art angehörten. Diese Art hat eine weite
Verbreitung, ist aber eigentlich nur auf Ceylon häufiger. Salvadori
giebt Java, Malakka und Singapore als Fundorte an. Auf Sumatra
ist die Art meines Wissens noch nicht gesammelt.
Erythrura phoenicura (Penn.).
Ueberall in Deli, Perak und Salanga, wo sich nur eine An-
deutung eines Sumpfes fand, gemein. In Deli auch sehr oft weit
_ von allem Wasser entfernt in den trockenen Alang-alang-Gras-
flächen. Die Stimme ist ein hässlicher, lauter, schreiender Ton.
#+Charadrius fulvus Gm.
Von unserm Charadrius pluvialis so gering unterschieden, dass
man ihn am besten wohl nur subspezifisch trennt. An eine Tren-
nung von fulvus und longipes kann überhaupt nieht gedacht werden,
denn ich möchte den sehen, der ohne Kenntniss des Fundortes die
beiden vermutheten Formen unterscheiden will, und es hiesse Spott
Cab. Journ. f. Ornith, XXXVIL, Jahrg. No. 188. October 1889. 25
EREN:
378 Ernst Hartert:
mit unserer hehren Wissenschaft treiben, wollte man die Vögel
nach ihrem Vorkommen bestimmen.
Im October und November beobachtet und erlegt.
Argusianus argus (L.).
Der „Argusfasan“ ist in Sumatra und Perak stellenweise häufig,
während man ihn wieder stellenweise nicht bemerkt. Sein furcht-
bares Geschrei hat ihm die malayischen Klangnamen „Kwang“
und „Kuau“ eingebracht. Hügelland und seltener nur reine Ebene
sind des Argusfasanen Wohngebiet. Trotz des glühenden Wunsches,
den schönen Vogel selbst zu erlegen, ist mir dies nicht geglückt
und ich habe noch nicht in Erfahrung bringen können, dass über-
haupt schon irgendein Europäer den Vogel mit dem Gewehr er-
legt hätte. Iu meinem kleinen Bungalow im Innern von Perak
hörte ich beinahe jeden Abend das laute „Kuau, kuau, kuau“ von
beiden Seiten des Thales erschallen und von der einen Seite her
am andern Abhang wiederhallen. Aber war es schon am Tage
vielfach unmöglich und fast nirgend geräuschlos ausführbar, den
dichten Urwald zu durchdringen, um wie viel mehr in dunkler
Nacht. Oft schreien sie (nach Davison, dem besten Beobachter
dieses Vogels, beide Geschlechter?) auch am Tage, und bei
solcher Gelegenheit gelang es mir, in die grösste Nähe des Vogels
zu kommen, indem ich mich in den Pausen todtenstill verhielt und
während des gellenden Geschreis avaneirte. Leider verursachte
ein kleiner Bach beim Ueberschreiten ein geringes Geräusch und
der wahrscheinlich nur 30 bis 40 Schritte entfernte Vogel
strich rauschend ab, ohne dass ich durch das dichte Buschwerk
etwas sah. Auch die Malayen schiessen ihn nicht mit Gewehren,
sondern fangen ihn an seinen „Teunen“. Dies sind kleine runde
Plätze, welche die Vögel von allem Pflanzenwuchs säubern, um dar-
auf zu sitzen und zu tanzen. Ob hierbei auch Kämpfe stattfinden,
scheint noch nicht mit Sicherheit beobachtet zu sein. Ein ernst-
hafter Naturforscher erzählte mir, dass an diesen Plätzen scharf-
geschliffene Bambustäbe aufgestellt würden, an denen sich der
Hahn beim Wegschlagen derselben den Hals durchschuitte. Ab-
gesehen davon, dass man sich wohl schwer vorstellen kann, wie
der Hahn dazu kommt, diese Hindernisse „mit dem Halse fortzu-
schlagen“, beruht dies nur darauf, dass die meist mohamedanischen
'Eingeborenen den gefangenen Vogel durch einen Schnitt in den
Hals tödten, Thatsächlich geschieht der oft sehr ergiebige Fang
mit Schlingen,
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 379
Gallus ferrugineus (Gm.).
Auch das wilde Huhn, von dem übrigens zweifellos mehrere
der kleinen indischen Haushuhnrassen abstammen, die ihnen oft
noch beinahe zum Verwechseln ähneln, ist häufiger im Hügelland,
als in den sumpfigen Niederungen. Das Krähen ist etwas heller,
kürzer, nicht so lang sich ausdehnend, als bei unsern Haushühnern.
Am 9. Juli wurde ich zu einem Neste geführt, das 5 Eier enthielt.
Leider konnte ich das Weibchen nicht erlegen und es verliess die
Eier nach der einmaligen Störung. Die Eier lagen in einer kleinen,
gescharrten Vertiefung unter einem Busche im nassen Mittelwalde.
Ardea sumatrana Rafll.
Nur dieser Reiher kann es gewesen sein, den ich einmal an
einem Flusse in Sumatra beobachtete, aber nicht erlegen konnte,
da ich nur eine Schrotflinte hatte und mich auf dem jenseitigen
Ufer befand.
2. Perak, Halbinsel Malakka.
Wieder heult die Dampferpfeife zur Abfahrt aus dem Hafen
des lieblichen Penang, langsam setzt sich das Schiff in Bewegung
und entwindet sich dem Gewimmel von Booten und Dschunken.
Diesmal geht es nieht hinüber nach Sumatra, sondern nach Perak
zu. Um so herrlicher ist die Natur. Zur Rechten die hohen Berge
von Penang selber, links die palmenumsäumte Malakkaküste, über
der sich im Norden die blauen, wenig bekannten Berge von Kedah
erheben. Vorüber geht es an Pulu Rajah, der überaus schönen,
diehtbewaldeten Insel der Aussätzigen, wo die Haliastur indus
Abschied nehmen, entlang an der Malakkaküste, die zeitweise nur
wie ein dunkler Streifen erscheint und ganz dem Auge entschwindet.
Grundverschieden vom Anblick der Küste von Deli-Sumatra ist
der von Perak. Ueber der dort so trostlos unabsehbaren Linie des
dunklen Mangrovewaldes erheben sich hier ragende Waldberge,
höher und näher erscheinend, als sie wirklich sind, aber dem Bilde
einen belebten und reizvollen Charakter verleihend.
Breit und weit ist auch die Mündung des kleinen Larutflusses,
wechselvoller die Fahrt den Fluss hinauf, auf dem ein reger
Dschunkenverkehr stattfindet.
Eine kurze Bahn bringt den Ankömmling hinein in das Land
nach Taiping, der Chinesenstadt, welche unmittelbar am Fusse bis
zu 4500 Fuss sich erhebender Berge liegt. Da hält es den Forscher
25*
380 # Ernst Hartert:
nicht lange, denn unterstützt durch die bewundernswerthen Wege-
bauten in dem englischen Schutzgebiete, welches sich hierdurch
ungemein vortheilhaft vor dem in dieser Beziehung schmachvoll
vernachlässigten Deli auszeichnet, vermag er nach verschiedenen
Seiten hin seine Schritte zu lenken. Da ist zuerst die Berggruppe
in Larut selber, welche eine Erhebung der westlichsten der beiden
Hauptbergketten bildet, welche einem doppelten Rückgrat gleich
die Halbinsel der Länge nach durchziehen. Aeusserst schwer und
oft unmöglich ist es freilich, ausserhalb der Wege fortzukommen,
aber eine herrliche Flora und Fauna giebt dem Forscher auch an
den Wegen eine Menge zu beachten. Am Fusse der Berge sind
die unvermeidlichen Otocompsa analis sehr häufig, wundervolle
Rhopaloceren, wie Euploeen und Cethosien schweben hin und her
und im Gewirre des Laubes bemerkt man wohl einmal die schöne
Calyptomena viridis. Der Weg auf die Höhe ist zwar nicht un-
beschwerlich, der Schweiss fliesst in einer bei uns fast unbekannten
Menge, aber welch ein Genuss ist dann auch der Anblick eines
rauschenden Bergwassers, über dem sich die geisterhafte Zestia
linteata und die leuchtende Ornithoptera ruficollis wiegen, welch ein
Moment, wenn hoch über den Baumkronen rauschenden Flügel-
schlages ein Rhinoplax vigl hinfliegt. Und wie reichlich ist erst
der Lohn auf der Höhe! Ueber die dichtbewaldeten Hänge, die wie
Spielzeug unten aufgebaute Stadt und die Zinnminen, über den
breiten Saum des dunklen Küstenwaldes schweift der Blick hinunter
auf das mit Inseln bedeckte, leuchtende Meer. Und ein mannig-
faltiges Leben ist noch hier auf der Höhe. In den Kronen der
Quercus Cantleyana und Teysmanni, die hier zusammen mit
riesenblättrigen Palmen gedeihen, klettern Siva sordidior und Aleippe
peracensis herum, an den grossen, rothen Blüthen einer Hibiseus-
Art nippt die prächtige Aethopyga Wrayi und durch die Luft
schiesst sausend Chaetura gigantea, der wundervolle Flieger.
Reicher noch, aber für den Zoologen weniger Neues darbietend,
ist das Leben in den Thälern, wo Orthotomus-Arten, Merops
philippinus, Haleyon fuscus, Palaeornis longieauda, Cymbirhynchus,
Rhamphococey& erythrognathus, Rhinortha chlorophaea, Jora tiphia,
Pycnonotiden, Passer montanus, Gracula, Turtures und grüne Tauben
zu den Charaktervögeln gehören.
Fast immer gleichen die Dörfer der Malayen hier einem lieb-
lichen Haine, die Cocospalme und Areca eatechu erheben fast
stets ihre Kronen über ihren Hütten, die gewöhnlich ganz aus Atap,
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 381
dem so ausserordentlich brauchbaren Geflecht der Blätter einer
Palmenart, der Nipa fruticans, die massenhaft an den Küsten
wächst und gezogen wird, gebaut sind. In keinem Dorfe fehlt
der Jasminum sambac L., malati der Malayen und Javanen,
ein Busch mit betäubend duftenden, weissen Blüthen. Ein ziemlich
‚guter Obstbau wird in Perak betrieben. Ueberaus zahlreich ge-
deiht der König aller Früchte, Durio zibethinus, der viel-
besprochene Durian. Eine Anzahl Guaven-Arten, die Sirakaja
(Anona squamosa L.), Bua nona (A. reticulata L.) und
Nangka blanda (A. muricata D.) der Rambutan (Nephelium
lappaceum L.), Ananas, Bananen, fade Orangen, Artocarpus
integrifolia und eine andre, Ähnliche Art, die prachtvolle
Mangustin u. a. m. sind die hauptsächlichsten Früchte, die in Perak
gezogen werden. Aber auch wichtigere Nahrungsmittel werden in
Perak gebaut, so ist namentlich ein grosser Theil der Ebene mit
nassen Reisfeldern, Sawas, bedeckt, in denen vom October an Tausende
und aber Tausende von Bekassinen, Gallinago stenura, einfallen
und in denen man im Sommer Zrythrura phoenicura, Ardeiden und
körnerraubende Amadinen zahlreich antrifft.
Vielfach fallen auch die grossen Blätter von Alocasiaindica
(Blume) in die Augen, deren Knollen von den Malayen gegessen
werden und deren riesige Blätter bei plötzlich hereinbrechenden
Regengüssen allgemein als Schirme benutzt werden. Mais ist eben-
falls angebaut, wird aber mehr als Delikatesse, denn als Nahrungs-
mittel angesehen, gedeiht auch keineswegs so gut wie in kühleren
Klimaten. Zuckerrohr, Bataten, Tabak, Pfeffer, Muskatnuss,
Cardamom u. dergl. m. gedeihen wohl, werden aber nur in sehr
beschränktem Masse gebaut. Rottan, Bambu, Eriodendron anfrac-
tuosum, eine andre Bombax-Art im Walde, gedeihen überall.
Eine ungeheure Waldverwüstung findet, zumal neuerlich im
Kinta-Distrikt, durch den Minenbetrieb der Chinesen statt. Der
umgewühlte und ausgewaschene Boden liegt nachher brach und
bedeckt sich gewöhnlich mit dem Alang-alang-Grase.
Im Folgenden will ich die von Perak beobachteten und ge-
sammelten Arten anführen, soweit sie von Interesse sind und nicht
schon genügend unter Sumatra besprochen worden sind.
Copsychus saularis musicus (Raffl.).
Näheres über diese Art habe ich bereits unter Sumatra gesagt.
Anfangs Juli fand ich mehrere Nester dieses Vogels, welche einen
verschiedenen Standort haben. Ein Nest fand ich am Gemäuer
382 Ernst Hartert:
einer Brücke, wie man wohl bei uns zuweilen Bachstelzennester
findet, ein andres in einer weiten Höhlung eines alten Baumstumpfes
in Bauchhöhe, ein andres ebenso sechs Fuss über dem Boden. Die
Nester sind locker, schlecht und dünn gebaut und bestehen aus
lauter Halmen.. Die Eier von Perak sind alle ziemlich gross und
mit schön grünlichem Tone, aber natürlich vielen Varietäten von
Copsychus saularis völlig gleichend. Die Hauptbrutzeit fällt ohne
Zweifel früher,
Sibia simillima Sharpe.
Iris dunkelroth, Schnabel schwarz, Füsse bläulichgrau. Im
Magen einige Insekten und eine Menge aromatisch duftender, im
Geruch an Wachholderbeeren erinnernder Beeren.
Zuerst sah ich in einer Höhe von 3400 Fuss beim Fange einer
in weissen Doldenblüthen lebenden, sehr flüchtigen Cetonien-Art
eine Gesellschaft von 6 oder 7 Stück dieses Vogels. Sie durch-
streiften gemächlich die Büsche, in denen sie vielfach in sonder-
baren Stellungen herumkletterten, was bei ihnen infolge des langen
Schwanzes sehr eigenthümlich aussieht. Sie waren gar nicht scheu
und liessen häufig einen gezogenen, ziependen Ton hören. Erst
späterhin traf ich die Vögel wieder 4500 Fuss hoch auf hohen
blühenden Bäumen an, wo sie zu 5 oder 6 an den Blüthen Nah-
rung suchten, wahrscheinlich kleine Insekten. Ich konnte nun ohne
Mühe einige von der Familie herabschiessen, aber sie waren in
sehr abgeriebenem Kleide. Wieder hörte ich den auffallenden, ge-
zogenen, lauten Lockton.
Stachyridopsis chrysaea (Hodgs.).
Iris rothbraun bis braunroth, Schnabel bläblichhormferheei)
Wurzel des Unterschnabels röthlichlila; Füsse bräunlichgelb. Im
Magen kleine Insekten.
Diesen reizenden Vogel habe ich mehrfach in kleinen Gesell-
schaften auf mittelhohen Bäumen in Höhen von 4000 bis 4500
Fuss gesehen. Eine gewisse Aehnlichkeit im Benehmen mit dem
meisenartiger oder goldhähnchenartiger Vögel kam mir unwill-
kürlich beim Anblick dieser Vögel in den Sinn. Herr Baker, der
den Vogel in Nord-Cachar häufig beobachtete, theilt mir Folgendes
über ihn mit:
„Dieser schöne, kleine Vogel ist in diesen Bergen ziemlich
gemein und brütet hier vom Juni bis in den August. Er baut
ein niedliches, kleines Nest aus feinen Gräsern, mit Haaren ge-
füttert. Die Nester stehen in Büschen, hart am Erdboden. Sie
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 383
enthalten nur zwei Eier. Er streicht in kleinen Gesellschaften von
etwa 6 bis 8 Stücken herum, sich meist an die Kronen kleinerer
Bäume haltend, in denen er unter fortwährendem leisen Gezwitscher
herumläuft und herumkriecht.‘
Ein vorliegendes Nest vom 7./5. 88 hat sehr dünne Wände,
oben nur 0,5 bis 0,75 cm dick, aussen aus Moos, Bast, Pflanzen-
fasern, innen aus feinen Halmen und Haaren bestehend. Ganze
Breite 7 cm; Höhe 4,5 cm.
[Zwei Eier eines Geleges aus Cachar sind gestreckt eiförmig,
rein weiss, glänzend, kleiner als solche von Stachyris nigriceps,
Hodgs., denen sie im Uebrigen, auch hinsichtlich des Schalengefüges,
sehr ähneln.
Maasse: 16,6--12,0 mm; Gewicht 7 eg. Kutter.]
Rhinocichla mitrata (S. Müll.).
& und 2 Iris trüb blutroth. Nackte Haut um das Auge
weiss, mit gelblichgrünem Hauche. Schnabel pomeranzengelb, Füsse
ebenso, nur etwas heller, Nägel ebenso. Magen Beeren und
Insekten.
Am 5. Juli erlegte ich ein 9, am 7. Juli ein & und ein 9.
Beide Male sah ich die Vögel auf mittelhohen Bäumen in einer
Höhe von 4500 Fuss. Der hübsche Vogel hat einen schönen,
drosselartig flötenden Gesang.
Triehostoma Abbotti (Blyth.).
Die hübschen, genugsam bekannten Eier dieses Vogels wurden
mir Anfangs Juli von einem Eingeborenen gebracht.
Alecippe peracensis Sharpe.
& Iris braun, Schnabel hornfarben, Füsse bräunlich fleisch-
farben. Magen kleine Fruchtkerne und Gesäme.
Diese Art wurde erst vor Kurzem auf demselben Berge ent-
deckt, wo auch ich ein Exemplar erlegte. In einer Höhe von 4500
Fuss sah ich mehrere bei einander und konnte ein erlegen. Auch
bei diesem Vogel fiel mir in dem kurzen, hellen Lockton und dem
Herumhüpfen im Gezweig eine Aehnlichkeit mit Pariden auf. Ich
kann mich nicht davon überzeugt halten, dass die bisherige Familie
der Timeliidae richtig begrenzt ist, ich glaube vielmehr, dass in
derselben manche einander recht fernstehende Vögel vereinigt sind
und glaube, dass genaue Lebensbeobachtungen und Kenntniss der
Fortpflanzung hier noch manche Aenderung schaffen werden.
Pomatorhinus borneensis Cab.
& Iris braun, Schnabel weisslich. Magen Insekten.
384 Ernst Hartert:
Die bisher noch nicht bekannten Eier sind wohl ungefähr um
dieselbe Zeit, oder etwas später auch von dem ausgezeichneten
Sammler Whitehead am Kina-Balu-Berge in Borneo entdeckt
worden und soeben im Octoberhefte 1889 des Ibis beschrieben.
Die Bezeichnung der Eier als „glossy white“ dürfte wohl nur cum
grano salis zu verstehen sein. Die Angabe „lays two glossy
white eggs“ ist geeignet, den Glauben zu erwecken, als sei dies
durch mehrfache Funde festgestellt. Der Sammler hätte sagen
_ müssen, „in which I found 2 glossy white eggs“. Mein Fund
beweist, dass die volle Eierzahl 3 ist. Am 8. Juli 1888 traf ich
beim Herabsteigen von einem 3800 Fuss hohen Berge meinen
vorausgegangenen Tamilen in einer Höhe von nahezu 3000 Fuss
wartend an, wo er mir einen dichten Busch von Eugeissona
(ef. tristis Griff.) zeigte, aus dem soeben ein Vogel abgeflogen
sei. Ich sah nun, ungemein versteckt, ein von aussen völlig un-
sichtbares, grosses Nest, in dem ich nach etwa einer halben Stunde
ein altes $ von Pomat. borneensis Cab. mit dem Schmetterlings-
netze fing. Das Nest stand etwa drei Fuss über dem Boden,
war in einen freien Raum des dichtverfilzten stammartigen untern
Theiles der Eugeissona hineingebaut, ein grosser, lockerer, rund-
licher Klumpen, äusserlich aus den umgebenden, an den Dornen der
Eugeissona hängenden dürren Blättern und aus nach innen feiner
werdenden Halmen gefertigt. Eingang seitlich, etwa in der Mitte,
verhältnissmässig gross. Das Nest enthielt drei Eier, welche leicht
angebrütet waren. Der im Neste gefangene Vogel zeigte sich bei
der Section als ein Männchen, woraus hervorgeht, dass auch das
Männchen sich am Brutgeschäfte betheiligt. Ueber die Eier, welche
sich in Dr. Kutter’s und meiner Sammlung befinden, sagt Dr.
Kutter: [Die 3 Eier sind gedrungen eiförmig, der Kreiselform sich
nähernd, rein weiss und ebenso durchscheinend, nur mässig glänzend.
Das Schalengefüge entspricht dem der Gattungsverwandten, unter
welchen ihnen die Eier von P. ruficollis, Hodgs. in der Grösse
am nächsten kommen.
Maasse: 22,4—22,6+17,5—18,0 mm; Gewicht 19.cg. . Kutter.]
Burnesia flaviventris (Deless.).
Nach allen Angaben nicht selten. Ich habe die Art nicht
erlegt, aber es wurden mir drei Eier ohne zuverlässige Angaben
von Eingeborenen gebracht, welche solchen von Burnesia soeialis
glichen, ja sogar sehr gross waren und nicht typischer für B. socialis
sein konnten. Da indessen socialis noch nicht in diesen Gegenden
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 385
gefunden ist — schon in Birma vertritt ihn flaviventris — so
dürfte man vielleicht auch diese drei Eier als zu faviventris ge-
hörig; erachten.
Ein Gelege von 5 Stück der flaviventris erhielt ich aus Cachar.
Ueber dieselben schreibt mir Dr. Kutter: [A. Hume (Nests and
Eggs Jod. B., I, p. 334) bezeichnet die Eier dieser Art als etwas
kleiner und vielleicht auch ein wenig heller gefärbt, als die von
BD. socialis (Syk.). Dies mag im Durchschnitt bei grösseren Reihen
zutreffen; die vorliegenden aber sind in keiner Weise von manchen
Eiern der letztgenannten Art und ebensowenig von solchen der
B. supercikiaris (Salvad.) aus Borneo zu unterscheiden, während
Formosa-Eier der BD. sonitans (Swinh.) stets durch helleren Grund
und deutliche Fleckung von dunklerer Schattirung abzuweichen
scheinen. — Kutter.]
Orthotomus coronatus Jerd. & Blyth.
Phyllobates coronatus Sharpe Cat. Birds VII. Oates Birds Brit.
Burma. & und 2 am 5./7. 1888 erlegt, ein gepaartes Paar bildend.
Iris kastanienbraun, Füsse blass, hellfleischfarben. Magen Insekten.
Das & gleicht den Beschreibungen im Catal. Birds VII und
in Oates Birds Brit. Burma vollkommen, indessen ist das 2
keineswegs dem & gleichgefärbt, sondern einfarbig dunkelgrau
mit leichtem grünlichem Anfluge, ohne alles Fuchsroth auf dem
Kopfe. Wie schon oben bemerkt, habe ich nicht einen jungen
Vogel, sondern ein altes @ vor mir, wie ich schon aus dem Be-
nehmen der Vögel schliessen konnte. Dieser hübsche und im All-
gemeinen nicht häufige Vogel ist ein reiner Bergbewohner. Ich
traf ihn am 5./7. auch in einer Höhe von 4000 Fuss an. Ich wurde
auf ihn durch sein ängstliches, lautes Klagen aufmerksam, fand
aber kein Nest, wohingegen mir Herr Baker ein Gelege von
3 Stück dieses seltenen Vogels aus den Bergen von Nord-Cachar
sandte.
[Jerdon, der meines Wissens bisher allein der Eier dieser
Art Erwähnung thut, bezeichnet dieselben (Birds of India, Vol.
II, p. 168) als weiss, mit rostfarbenen Punkten gezeichnet. Die
vorliegenden 3 Stück eines Geleges aus Cachar haben hell grünlich-
blauen Grund und, besonders am stumpfen Ende, eine unregel-
mässig kranzförmige Zeichnung von blassen, verwaschenen, hell
graubraunen Flecken und einzelnen, oberflächlicher stehenden roth-
braunen Tüpfelehen. Sie gleichen vollkommen manchen Varie-
386 Ernst Hartert:
täten der Eier von Sutoria (Orthotomus), sutoria (Forst.) und mögen
wie diese mannigfach abändern.
Grösse: 15,7+11,0 mm; Gewicht 6 cg. Kutter.)
Orthotomus atrigularis Temm.
& Iris hellbraun, Oberschnabel graubraun, Unterschnabel fleisch-
farben, Füsse bräunlich fleischfarben. Die Art war in der Um-
gebung von Padang-Ringas und bis in die Berge hinein ziemlich
häufig. Zwei erlegte Stücke gehörten dieser Art an und alle,
die ich deutlich sah und deren klagenden Lockton ich vernahm,
glichen einander vollkommen, so dass ich nicht glaube, dass mir
hier im Thale eine andre Art begegnet ist, obgleich Kelham für
Perak nur Orthot. ruficeps anführt.
Die Nester immer zwischen zwei thatsächlich zusammen-
genähten herabhängenden Blättern, wenige Fuss über dem Boden,
zuweilen sehr nahe demselben angebracht, so dass die oben befind-
liche Oeffnung sich zwischen den Stengelhälften der Blätter be-
findet und die Spitzen der Blätter unten zusammengenäht sind.
Damit der (bei den vorliegenden Nestern von atrigularıs wohl aus
Eriodendron-W olle, bei Nestern von O. sutorius Forst. aus
dem Panjab aus Gossypium-Wolle gemachte) Faden nicht
durchschlüpfen kann, ist am Ende stets ein dieker Knoten ge-
macht. Das Nest selbst ist aus feinen Stengeln und Pflanzen-
wolle gebaut. Die Länge der Nester beträgt 8 cm, die Tiefe der
Mulde 6 cm und der Umfang in der Mitte 19,5 cm.
Mir vorliegende Nester von O. sutorius Forst. aus dem Panjab
sind aus fast lauter Pflanzenwolle hergestellt, während die obiger
Art aus Perak hauptsächlich aus feinen Stengeln bestehen.
[Auch die Eier dieser Art, von denen 6 Stück aus 3 Nestern
von Perak vorliegen, äbneln durchaus denen des gemeinen
Schneidervogels und stimmen insbesondere nach Färbung und
Zeichnung mit den vorstehend beschriebenen von 0, coronatus
wesentlich überein, doch zeigen sich am stumpfen Ende noch einige
schwärzliche Punkte und Kritzel.
Grösse: 14,8—15,0+11,0—11,7 mm; Gewicht: 5,5—8,0 eg.
Kutter.]
Sowohl meine Stücke, als auch die des Berliner Mus. zeigen
eine deutliche subterminale dunkle Binde im Schwanze, obgleich
Sharpe im Catal. of Birds ausdrücklich sagt, dass dieselbe der
Art fehlt. Ich vermuthe, dass dem Weibchen im Alterskleide das
Schwarz an der Kehle gänzlich fehlt.
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 387
Cisticola Beavani (Wald.).
& Iris hellorange, Schnabel schwarz, Füsse fleischfarben. Nur
das eine Exemplar erlegt. In der Ebene.
Melanochlora sultanea (Hodgs.)
& Iris braun, Schnabel schwarz, Füsse bleiblau.
Einige Male in geringen Höhen beobachtet. Ich sah sie
ziemlich ruhig in hohen Baumkronen Nahrung suchen. - Die hohe
Haube entfalteten sie öfter und liessen einen gezogenen, schnarrenden
Ton hören. Davison sagt, ihre Manieren seien echt meisenartig.
Ich hatte nicht Gelegenheit, sie eingehend zu beobachten, habe
aber ihren Flug kräftig uud gut gefunden und nicht viel Meisen-
artiges bemerkt. Jedenfalls sind Davison’s gute Beobachtungen aber
richtig. Die Eier sind noch nicht bekannt, soviel ich weiss.
S?va sordidior Sharpe.
Proceed. Zool. Soc. 1883 p. 276.
& Iris schmutzig hellgrün, Schnabel und Füsse grau. Magen
aromatisch duftende Früchte.
Der Vogel ist bis jetzt nur auf diesem Berge gefunden worden;
wo ich ein 3 eirca 4500 Fuss hoch erlegte. Er kletterte in mittel-
hohen Bäumen herum und liess ein helles Schirpen hören.
Aethopyga Wraye (Sharpe).
&Q Iris dunkelbraun. Schnabel schwarz. Füsse dunkelbraun.
Dieser prachtvolle, kleine Vogel, die hübscheste Entdeckung
von Mr. L. Wray, ist bis jetzt nur auf einem Berge in Höhen
von 3800 Fuss gefunden worden. Ausser mir hat nur der Ent-
decker den Vogel gefunden, welcher sich bisher nur in den Museen
von London und Perak befand. Der Vogel ist nicht selten auf
den offenen Stellen des Berges, wo Thee und rothblühende Hibiscus
angepflanzt sind. Wir haben ihn nur hier an den grossen, rothen
Blüthen dieser Hibiseus-Art angetroffen. Zu allen Tagesstunden
konnte man die Vögel aus dem dichten Bergwalde herkommen
sehen, um aus den Blüthen ihre Nahrung zu holen. Niemals sah
ich den Vogel von oben in die Blüthen eindringen, sondern immer
steekten sie den Schnabel von unten zwischen den Blüthenblätter-
fugen hinein, wobei sie sich gewöhnlich anklammerten. Ob sie
den Nektar saugen, vermag ich nicht zu sagen, vermuthe aber,
dass sie sich von Insekten nähren. In den Mägen fand ich meistens
kleine Blüthenkäfer.
Fast immer vernahm ich ein leises Zwitschern von ihnen.
Im Anfange des Juli waren sie stark in der Mauser.
388 Ernst Hartert:
Hemizus cinereus (Blyth.).
2 Iris hellkastanienbraun, Schnabel und Füsse dunkelschwarz-
grau, Füsse nur etwas heller, als der Schnabel, Sohlen fleisch-
farben. Im Magen Früchte.
Nur dies eine Stück im dichten Bergwalde, etwa 2500 Fuss
hoch erlegt.
Jole olivacea (Blyth.).
& Iris grauweisslich, Schnabel hellgraubraun, Füsse bräunlich
fleischfarben. Im Magen Früchte.
Ebenfalls nur den einen Vogel 2500 Fuss hoch exlegt.
Jole Tickelli (Blyth.).
& und 2 Iris kastanienbraun. Oberschnabel dunkelbraun.
Unterschnabel etwas heller. Füsse bräunlich fleischfarben. In den
Mägen nur Früchte.
Dieser seltene Vogel ist in Tenasserim und Karennee in Höhen
von 2500 bis 4000 Fuss gefunden worden, nachher auf demselben
Berge, wo ich ihn erlegte, von Mr. Wray erlegt, wurde aber
wegen des abgeriebenen Gefieders von Sharpe vorläufig als un-
sicher angeführt. Mr. E. W. Oates hatte die Güte, meine Exem-
plare zu prüfen, und erklärte sie für typische Jole Tickeli. Wie er
mir schrieb, ist seines Wissens die Art in Europa nur im British
Museum enthalten. Ich fand den Vogel 3500 und 4000 Fuss hoch,
vertraut und gemächlich in niedern Büschen und Baumkronen
herumhüpfend. Von dem zuerst erlegten Männchen vernahm ich
einige kurze, melodisch flötende Strophen.
Pyenonotus analis (Horsf.).
Ueberaus gemein in den Thälern von Perak.
Während sie auf Salanga schon im März ihre ersten Eier
legten, erhielt und fand ich noch solche mit Eiern, mehr aber mit
Jungen, bis Anfangs Juli.
Die Nester sind leichte Bauten, nur wenig höher, als breit,
aus Stengeln, Bast und oft grossen, dürren Blättern, nach innen
feineren Stengelehen und Halmen gebaut, in den Aussenwänden
manchmal etwas Pflanzenwolle. An einigen Nestern aussen eine
grosse Menge dürrer Blätter, an andern deren weniger. Immer
sah ich in ihnen grosse, breite Baststreifen. Standort in Hecken,
Büschen und kleinen Bäumen. Ich sah Nester von 4 bis 15 Fuss
hoch, meist aber niedrig. Die wohlbekannten Eier variiren, wie
die der meisten Verwandten, ausserordentlich.
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 389
Phyllornis (Chloropsis) eyanopogon (Temm.).
& Iris braun, Schnabel und Füsse dunkelgrau.
Im Magen Kerne.
Irena malayana Moore.
Iris roth, Schnabel und Füsse schwarz. Magen Früchte,
Bewohner der Wälder, in der Ebene sowohl, als in den Bergen.
Oriolus consanguineus Wardl. Ramsay.
Diesen noch wenig bekannten Vogel erlegte ich am 6./7. 88
in einer Höhe von 4200 Fuss in einem stark mausernden Weibchen.
Iris braun. Schnabel bläulich. Füsse hellbläulich. Magen Früchte
und sehr grosse, behaarte und unbehaarte Raupen. Ein gleiches
Stück konnte ich von Solok an der Westküste von Sumatra
untersuchen.
Dissemurus paradiseus (L.).
Auch hier dieselbe Form wie in Sumatra, platyurus Vieill.
Hier viel seltener, als in Deli auf Sumatra.
Pericrocotus igneus Blyth.
Philentoma velatum (Temm.).
2 Iris hellbraun. Schnabel und Füsse schwarz.
3000 Fuss hoch erlegt.
Rhipidura javanica Sparrm.
In den im Sumpfe wachsenden Dickichten der Nibong-Palme,
im Mangrove-Sumpfe bei Port-Weld und an den malayischen
Dörfern in Province Welleslay gegenüber von Pulu Pinang, nahe
der Küste. Die Malayen nannten mir fürihn den Namen „dschelaila“.
Es ist ein höchst eigenthümliches Thier, das mit fächerartig aus-
gebreitetem Schwanze wie närrisch von Ast zu Aste und von
Palmblatt zu Palmblatt hüpft. Mein tamilischer Diener behauptete
daher, der Vogel sei „gila“, d. i. verrückt.
Niltava grandis (Blyth.).
Iris tiefdunkelbraun, Schnabel und Füsse schwarz. Ein junges
Männchen in einem völlig buntgefleckten Uebergangskleide. Magen
Insekten. In einer Höhe von über 4000 Fuss erlegt. 7./7. 1888.
Hirundo rustica gutturalis (Scop.).
Diese sehr wenig unterschiedene Subspecies war im Januar 1889
gemein auf den Telegraphendrähten bei Penang und überall in der
"Ebene von Perak. Junge Stücke sind gar nicht von echten rustzca
zu unterscheiden. Jedenfalls kommt auch die echte rustica im
Alterskleide vor. Eine solche kam nördlich von Atschin an Bord
unsres Dampfers und wir brachten dieselbe, die völlig ermattet
390 Ernst Hartert:
war und sich greifen liess, mit nach Penang. Ebenso einen echten
Budytes flavus, der sich tagelang von den Blattae nährte, auch
frisches Wasser mit grosser Klugheit zu finden wusste.
Hirundo badia (ass.
& und 2 Iris nussbraun. Füsse und Schnabel braungrau.
Im Magen verhältnissmässig grosse Cicaden, Fliegen und
Mücken.
Es war zuerst beim Kampong Padang Ringas, wo ich in der
glühenden Mittagshitze beim Fang von Schmetterlingen und Käfern
zwei oder drei Mal diese auffallende, dunkelbraunrothe Schwalbe
über den Reisfeldern nach Insekten jagend vorüberschiessen sah-
Woher und wohin sie flogen, hatte ich keine, Gelegenheit‘ zu er-
gründen. Erst späterhin traf ich sie wieder im Kintadistrikt
jenseits der ersten von den Bergketten, welche die Halbinsel Malakka
der Länge nach durchziehen. Ich hatte die grosse Freude, An-
fangs Juli ihre Nester unter einem auf Pfählen errichteten Wohn-
hause zu finden. Diese Nester sind sehr eigenthümlich. Ihre
Bestandtheile sind genau dieselben wie bei unsrer Aerundo urbıca,
feuchte Erde und innen einige Federn, Das ganze Nest hat einen
riesigen Umfang, denn es ist oft einen Fuss und darüber lang.
Die beiden Nester unter dem Hause waren zwischen Balken ein-
geklemmt, so dass sie unten auflagen, in ihrem mittleren Theile
waren sie dünner, denn thatsächlich besteht ein solches: Nest aus
2 Nestern, die unter sich durch einen etwa zwei Zoll langen weiten
Gang verbunden sind. Nur an dem vorderen Neste befindet sich
ein Eingangsloch. Beim Zerstören der Nester erhielt ich nur aus
einem derselben zwei Eier, das andre war leer... Da ich in dem
belegten Neste das 2 gefangen hatte, war dies zerstört,.das andre
wurde von Neuem gebaut, aber ich konnte nicht darauf, warten.
Ueber die wahre Lebensweise dieser Schwalbe sollte ich indessen
erst später aufgeklärt werden. Wo sich aus dichtem 'Urwalde
steile, zerklüftete Kalkfelsen erheben, sah ich diese Schwalbe zahl-
reich und fand beim Nachforschen in den feuchten ‘Höhlen, in
denen sonst nur Fledermäuse und vielleicht hier und da Colocalien
wohnen, ihre Nester sehr zahlreich. Immer waren die Nester wie
oben beschrieben, aber nach des Platzes dargebotener Gelegenheit
bald länger bald kürzer, im Allgemeinen aber tief hinten in den
Höhlen, wo es halbdunkel war, kleiner und weniger deutlich in
zwei Hälften getheilt, meist aber in Ecken und Ritzen hinein-
geklemmt. Alle diese Nester waren leer, die meisten zeigten sich
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 391
sehr bröckelig, während frische sehr fest sind, und waren schon
zur Brut benutzt worden. Ich nehme an, dass der Juni oder Mai
ihre hauptsächlichste Brutzeit ist und dass mein Gelege ein ver-
spätetes war.
Leider habe ich die nahe stehende Hirundo hyperythra von
Ceylon nicht mit meinen Stücken vergleichen können, möchte aber
vermuthen, dass sie nur subspeeifisch zu trennen sind. Das Exemplar
im Berliner Museum ist badia von Sumatra.
[Die beiden vorliegenden Eier sind gestreckt eiförmig, rein
weiss und ebenso durchscheinend, wenig glänzend, grösser als
solche von Z. daurica, Linn., deren ungefleckten Stücken sie im
Uebrigen nahe kommen. Das Korn ist jedoch gröber als bei diesen
und zeigt die am stumpfen Ende bei den Eiern vieler Verwandten
angedeuteten erhabenen Querleisten kräftig hervortretend.
Maasse: 23,04-15,6 und 23,9-4-15,9 mm; Gewicht: 17 eg.
Kutter.]
Passer montanus (L.).
In der Stadt Taiping massenhaft.
Ploceus baya Blyth.
Amadinanisoria (Temm.).
Calornis chalybea (Horsf.).
Gracula (Eulabes) javanensis (Cab.).
Platysmurus leucopterus (Temm.).
Eurylaemidae,
(Um nicht die Mittheilungen über die Burylaemidae allzusehr
zu zerstückeln, führe ich hier Alles, was ich noch über diese Familie
zu sagen habe, an, auch das, was sich auf Arten aus Assam und
Cachar bezieht.)
Eurylaemus ochromelas Rafil.
Farbe von Iris, Schnabel, Füssen und Mageninhalt siehe unter
Sumatra. Die Art ist in Perak nicht besonders selten, obgleich
sie von Kelham nicht in der Liste der Perak-Vögel angeführt ist.
Wiederholt hatte ich schon die Stimme dieses Vogels im Garten
vor meiner Thür vernommen, wobei der Vogel hoch auf einem
Baume zu sitzen pflegte. Der Ton ist sehr eigenthümlich und
schon von Davison in den „Stray feathers‘“ beschrieben worden.
Im Wesentlichen besteht die Stimme aus einer Reihe klingender,
fast schwirrend aneinander gereihter Laute, die aus r und | ge-
392 Ernst Hartert:
mischt sind, und denen ein paar helle Lockrufe vorherzugehen
pflegen. Die Malayen vergleichen den klirrenden Gesang mit
dem durch die Blätter herabfallenden Regen, indem sie den Vogel
„burong hudjan-hudjan“ nennen, d. h. Regenvogel, und sagen, er
ahme das Geräusch des Regens nach, um diesen 'herbeizurufen.
Am 6. Juli entdeckte ich in einer Höhe von etwa dreissig Fuss
an einem Baume, dessen Stamm über und über mit furchtbaren
Dornen bedeckt war, ein vom Ende eines Zweiges herabhängendes,
grosses Nest. Zu meiner nicht geringen Freude sah ich meinen
FEurylaemus ochromelas bald darauf hineinschlüpfen. Alle meine
Bemühungen, einen Mann zum Ersteigen des in der That mit
furchtbaren Dornen bewehrten Baumes zu bekommen, blieben, wie
vorauszusehen, erfolglos. Ich musste also zur Büchse greifen. Zu
nächst liess ich anklopfen und schossden aus dem Neste abstreichenden
Vogel, der sich bei der Section als ein Männchen erwies, herab.
Hiermit ist zugleich der Beweis geliefert, dass beide Geschlechter
sich am Brutgeschäfte betheiligen. Nun schoss ich auf den das
Nest tragenden Ast, bis dieser nach manchem Schusse herab-
sank. Unglücklicherweise schlug das Nest im Herabfallen auf
einen andern Zweig auf, wodurch es halb zerrissen wurde und
ein Ei herausfiel, welches gänzlich zertrümmert in die spitzigen
Blätter einer Ananasstaude fiel. Im Neste fand sich jedoch noch
ein unbeschädigtes Ei. Während das Nest herabsank, kam das
Weibchen dieses sanften Vogels in unmittelbare Nähe, worauf ich
durch seinen eigenthümlichen Klagelaut aufmerksam wurde. Um
es fernerer Trauer zu überheben, schoss ich es ebenfalls herab.
Das mit seitlicher Einflugsöffnung versehene Nest war ein
unten breiterer, grosser länglicher Ballen, aus Gräsern, Moos und
Bast ziemlich locker und leicht gefügt, innen mit Gräsern und
Blättern gefüttert, die noch grün waren und theeartig dufteten.
Das Nest war nur etwas kleiner, als das weiter unten beschriebene
von Cymborh. macrorh., beinahe den von Davison (I. e.) für Eur.
javanicus angegebenen Maassen gleichkommend. Genaue Messungen
habe ich nicht vorgenommen, weil es, wie oben angegeben, beim
Herabfallen deformirt war. Im Uebrigen verweise ich auf die
Beschreibung des grösseren, aber sonst sehr ähnlichen Nestes von
Oymborh. macrorh. i
[Das vorliegende Ei ist elliptisch-eiförmig, mit wenig verjtrige
schmaleren Ende. Die Schale zeigt mässigen Glanz und feines,
gleichmässiges Korn mit kaum bemerkbarer flacher Porung. Der
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 393
warm lachsfarbige Grund ist überall bedeckt mit dicht gedrängten,
unregelmässigen, verwaschenen und theilweise ineinander fliessenden
mahagonifarbenen Fleckchen, welche sich in der Nähe des stumpfen
Endes zu einem zusammenhängenden Kranze häufen. In dieser
Gegend finden sich auch noch einige ganz oberflächliche, fast
schwarze Pünktehen und Fleckehen. Bei durchfallendem Lichte
scheint die Zeichnung blassröthlich auf schwach grünlich gelbem
Grunde durch.
Grösse: 24,7417,9 mm; Gewicht 22 eg.
Abgesehen von der, wie zu erwarten, geringeren Grösse,
ähnelt hiernach dieses Stück durchaus einem der beiden von
W. Davison (Stray Feathers V, p. 456) beschriebenen und aus
einem ganz ähnlich gebauten Neste entnommenen Eier von Zury-
laemus javanicus, Horsf., während bei dein andern Stücke dieses
Geleges sich die Zeichnung auf einen unregelmässigen, grossen
Flecken, an einer Seite des stumpferen Endes, beschränkte, Ich
halte es daher für möglich, dass bei beiden vorgenannten Arten
nicht nur sehr sparsam gezeichnete, sondern, wie anscheinend
ebenso bei anderen Eurylämiden, gelegentlich auch ganz ungefleckte
Eier vorkommen können. Kutter.)
Das herabgeschossene Nest hatte zwar nicht über dem Wasser
gestanden, aber nur fünfundzwanzig Schritte von einem rauschenden
Bache entfernt. Beim Entlangwaten in diesem Bache entdeckte
ich nochvieralte, ebensogebaute Nester wenige Fuss über dem Wasser-
spiegel, nur hundert bis dreihundert Schritte voneinander entfernt.
Diese Nester waren meist vom Wasser arg zerzaust, aber noch völlig
kenntlich. Nach Angabe eines Malayen haben hier die „burong
hudjan-hudjan‘‘ vor einigen Monaten genistet, wurden aber durch
_ plötzliches Hochwasser vertrieben. Zweifellos waren es Eurylaemiden-
Nester, mögen aber ebensowohl dem Cymborhynchus macrorhynch.
als dem Eurylaemus javanicus (dessen Nester Davison über einem
Bache hängend fand) oder Eur. ochromelas angehören, denn diese
. Vögel führen alle denselben malayischen Namen, nur wird wohl
der Cymborhynchus als „burong hudjan-hudjan besaar“, d. i. grosser
Regenvogel oder „mera“, d. i. rother, von dem „kitschill“ d.i. der
- kleine (E. ochromelas) unterschieden.
Cymborhynchus macrorhynchus (Gmel.).
Ueber Färbung von Iris, Schnabel, Füssen u. a. m. siehe
unter Sumatra.
Die Art ist in den Thälern von Perak jedenfalls häufiger, als
Cab. Journ. f. Ormith. XXXVII. Jahrg. No. 188. October 1889. 26
394 Ernst Hartert:
E. ochromelas. Die Stimme ähnelt der von E. ochromelas, ist aber
tiefer und weniger anhaltend, wie es mir schien. Man trifft ihn
gewöhnlich auf heimlichen Waldwegen an, wo er von Aesten
herab, auf denen er ruhig dazusitzen pflegt, allerlei Inseeten im
Fluge nach Art der Dieruriden ergreift. Er pflegt bei Annäherung
eines Menschen bewegungslos dazusitzen, dann plötzlich in
schnurrendem Fluge davonzustreichen. Gewöhnlich fliegen sie nieht
weit und können ohne Mühe geschossen werden. Der frische
Vogel mit dem bunten Schnabel und den goldig moosgrünen Augen
ist eine prachtvolle Erscheinung.
Am 5/7. 1888 brachte mir mein zuverlässiger Ali, der leider
seiner Frau wegen mir nicht in andere Gegenden folgen wollte,
ein grosses, am Ende eines Zweiges hängendes Nest, das seiner
Angabe nach dem „burong hudjan-hudjan“ (s. 0.) angehörte, den
er als „ganz roth, mit breitem, grün und blauem Schnabel“ be-
schrieb. Das Nest hatte seiner Aussage nach in der Nähe des
Baches, etwa zwanzig Fuss hoch gestanden. Das Nest ähnelte
durchaus dem oben beschriebenen von Eur. ochromelas, war nur
vielleicht ein wenig grösser. Es war von länglicher Gestalt, oben,
wo es fast an das Ende eines Zweiges befestigt war, dünn, in
der Mitte am breitesten, unten nicht ganz spitz, liederlich, locker
aussehend. Der Bau war wirr und locker aus Gräsern, Moos,
Bast und dürren Blättern gefügt, die Mulde innen mit Halmen
des Alang-alang-Grases und trockenen, aber grünen, theeartig
duftenden Blättern, auf denen die Eier lagen, gefüttert. Die drei
Eier waren leider stark bebrütet, dem Auskriechen nahe. Länge
des Nestes 45 em, Breite, mitten über das seitliche Einflugsloch
gemessen, 25 cm.
Zwei weitere Gelege wurden mir von Knaben mit unzuver-
lässigen Angaben überbracht.
[a, zwei untereinander sehr übereinstimmende Gelege zu 3_
und 2 Stück, aus Perak, welche von Eingeborenen ohne verlässliche
Angaben über Nest, Fundort u. s. w. überbracht wurden.
Dass diese Eier thatsächlich der oben bezeichneten Art an-
gehören, kann für mich keinem Zweifel unterliegen, da sie, wie
ich mich überzeugt habe, bis auf etwas schlankere Form und
kleinere Fleekenzeichnung, vollkommen einem zuverlässig bestimmten
Gelege von Cymborhynchus gleichen, welches von Dr. Platen aus
Borneo eingesandt wurde (vergl. J. f. O. 1884, S. 199). Ebenso
scheinen auch mehrere andere, aus demselben Sammelgebiete »
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 395
stammende Eier dieser Art, der Beschreibung nach (Ibis 1877,
p. 22 und 1879, p. 264), dem gleichen Tpyus anzugehören.
Die vorliegenden Stücke sind ziemlich gestreckt eiförmig.
Die Schalenfläche ist glanzlos und von mässig feinem, unregel-
mässig gewellten Gefüge mit sehr vereinzelten, flachen Poren.
Auf rahmgelbem oder hell lachsfarbigem Grunde sind sie mit einer
meist dichtstehenden Zeichnung von kleinen, etwas verwaschenen
und unregelmässigen, röthlich lehmgelben oder hellrostfarbigen
‚Flecken bedeckt, die in der Regel gleichmässig über die ganze
Schalenfläche vertheilt sind und sich nur bei einem Stücke am
stumpfen Ende kranzförmig häufen. Bei einem anderen finden
sich daselbst einige ganz oberflächliche, schwarze Pünktchen.
Gegen das Licht gehalten, scheint die Schale blass grünlich-
gelb durch.
Grösse: zwischen 26,6418,7 und 28,54-19,2 mm, Gewicht:
25 bis 31 cg.
b, 3 Eier eines stark bebrüteten Geleges, von abweichendem
Typus, dem oben beschriebenen Neste entnommen.
Diese sind gedrungen eiförmig und zeigen zum Theil einen
schwachen Schalenglanz. Das Korn stimmt im Wesentlichen mit
dem der Eier unter a überein. Die Grundfarbe ist milchweiss,
mit einem schwachen Stich in’s Grünliche; bei durchfallendem
Lichte blassgrün. Die ziemlich locker und gleichmässig über die
Schalenfläche vertheilte, nur auf der Höhe des stumpfen Endes
etwas gehäufte Zeichnung, besteht in. kleinen, meist rundlichen,
scharf umschriebenen, schwarzbraunen und dazwischen vereinzelt
tiefer liegenden, schiefergrauen Fleckchen und Punkten.
Maasse: zwischen 25,0419,1 und 26,44-18,7 mm; Gewicht: 22
bis 24 eg. Kutter.)
Die Variabilität in der Färbung dieser Eier scheint ausser-
ordentlich gross zu sein. Bei Mr. L. Wray jun. sah ich in
einem defecten Neste, das den Eurylämiden-Typus aber noch
zeigte, zwei weisse Eier, mit schwach gelblichem Stich, den oben
beschriebenen in Form und Grösse ähnlich, welche seiner Ver-
sicherung nach durch einen zuverlässigen Eingeborenen mit dem
Vogel, einem Oymborhynchus, überbracht worden waren.
Serilophus rubropygius (Hodgs.).
&2 Schnabel blau, nach vorn heller, beim 3 in der Mitte des
Unterschnabels ein grünlicher Fleck; Iris graubraun; nackte Haut
um’s Auge dunkelgelb; schmaler Ring des Augenlides grün. Füsse
26*
396 Ernst Hartert:
gelblich grün, auf den Zehen weisslich blaue Flecken, Nägel
weisslich blau. Mägen lauter Insecten.
Am 5/9. 1888 traf ich eine kleine Schaar dieser hübschen
Vögel im tiefen Walde in den Naga-Hügeln im äussersten Süd-
osten Ober-Assams an. Sie waren nicht scheu. Ich vernahm im
Fluge ein leises „ziek, zick, ziek“ oder ‚„sitt, sitt, sitt“, im Sitzen
einen abgebrochenen, flötenden Ton und ein darauf folgendes, aus
l und r eigenthümlich gemischtes Gezwitscher. Sie fingen Insecten _
im Fluge, suchten anscheinend auch nach solchen im Gezweig. Mr.
Baker theilte mir brieflich mit, dass der Vogel in den Bergen
von Cachar weiter verbreitet, aber seltener als Psarisomus Dal-
housiae sei. Das Nest gleiche dem weiter unten beschriebenen
von Psarisomus, sei nur kleiner und es fehle ihm in der Regel das
den Eingang der Nester von Psarisomus überhängende, kleine
Schutzdach. Mr. Baker sandte mir 5 Eier aus 2 Gelegen.
[5 Eier, angeblich zu 2 Gelegen gehörig, aus Cachar. Diese
sind mehr oder minder gedrungen eiförmig, zum Theil etwas der
Birnform sich nähernd. Die Schale ist mässig oder schwach
glänzend, mit meist feinem, gleichmässigen Korn und vereinzelten,
ziemlich flachen Poren. Auf blass rahmfarbigem, bei durchfallendem
Lichte blassgrünlichen Grunde, findet sich eine spärliche Zeichnung
von feinen und sehr feinen, scharf hervortretenden, purpurschwarzen
und vereinzelten, tiefer liegenden, violetgrauen Punkten, welche
nach dem stumpfen Ende zu etwas häufiger auftreten. Nur bei
einem Stücke bemerkt man ausserdem ein etwas grösseres braun-
rothes Fleckchen, anscheinend durch Verwischung des hier etwas
flüssiger aufgetragenen Farbstoffes entstanden.
Die Maasse schwanken zwischen 22,0+16,5 und 25,0-+18,0 mm,
das Gewicht zwischen 16 und 20 cg.
Eier der verwandten Art, Ser. Zunatus Gould, weleheW. Davison
in Tenasserim erhielt, waren einfarbig weisslich (cf. l. c., p. 455),
während andere, die von E. Oates in Pegu gesammelt wurden,
mit purpurnen und rostbraunen Punkten gezeichnet waren (Str.
Feath. VIII, p. 164). Ein aus dieser letzteren Quelle stammendes
Ei dieser Art, welches ich Gelegenheit hatte, in der Sammlung
meines Freundes, Oberamtmann A. Nehrkorn, zu vergleichen,
stimmt mit dem oben beschriebenen von S. rubropygius, bis auf
etwas gröbere und mehr bräunliche Zeichnung, überein. Kutter.]
Psarisomus Dalhousiae (James).
Ich habe auf meiner kurzen Reise nicht das Glück gehabt,
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 397
mit diesem prachtvollen Vogel zusammenzutreffen. Mein verehrter
Freund Baker aber theilte mir sehr interessante Notizen und
4 Eier der Art mit. Von der Westküste von Sumatra erhielt die
Linnaea ein paar Bälge der sehr ähnlichen Art oder Form psittacinus.
E. Baker schreibt mir etwa Folgendes:
„Der langschwänzige Breitschnabel wird auf den meisten
höheren Bergen in Nord-Cachar in Höhen von 2000 bis 4000 Fuss
angetroffen. Das Nest ist fast immer am Zweige eines Baumes
befestigt und über dem Wasser hängend angebracht. Es ist sehr
gross, oben und unten spitz verlaufend. Gelegentlich findet man
zwei Nester auf einem und demselben Baume. Ueber dem in der
Mitte des Nestes befindlichen Eingange ist stets eine Art von
rohem Schutzdach angebracht. Das Nest besteht ausStroh, Zweigen,
breiten Gräsern und dergl. und ist ohne Ausnahme mit grünen
Blättern ausgefüttert, äusserlich mit Insecten-Cocons, Spinnen-
geweben und dergl. verziert.
Die Vögel fangen Inseeten im Fluge. Ihre Lieblingsnahrung
sind Heuschrecken und Grashüpfer. In seinem Wesen scheint
mir der Vogel manche Aehnlichkeiten mit den Fliegenschnäppern und
‚Würgern zu zeigen.“
Ganz ähnlich, wie Baker das Nest von Psarisomus, beschreibt
Oates (l. c.) das Nest von Serilophus lunatus.
[4 Eier, angeblich aus 2 Gelegen, welche, gleich denen von
Cymborhynchus (8. 0.) zwei etwas verschiedenen und jenen ziemlich
analogen Färbungs-Typen entsprechen. /
Allen gemeinsam ist eine mehr oder minder gestreckte Ei-
form, die zum Theil etwas der Birnform sich nähert, matte oder
nur sehr schwach glänzende Schalenfläche, mit feinem oder mässig
feinem Korn und vereinzelten, ziemlich tiefen Poren. Bei einem
Stücke zeigen sich kräftig hervortretende, quer verlaufende und
theilweise verzweigte Leisten.
Maasse: zwischen 27,14-18,0 und 28,6--20,1 mm; Gewicht:
27 bis 32 eg.
Färbung und Zeichnung:
a, 1 Stück; blass lachsfarben, grünlich gelb durchscheinend,
ziemlich spärlich und ungleichmässig vertheilt mit mässig grossen,
meist etwas in der Längsrichtung verzogenen, blass rothbraunen
Flecken gezeichnet, die am stumpfen Ende gehäuft stehen und
mehrfach ineinander fliessen. Dazwischen finden sich hier und
398 Ernst Hartert:
da tief liegende, blass violetgraue Schalenflecke. Die gesammte
Zeichnung ist ziemlich matt und wenig scharf hervortretend.
b, 3 Stück; milchweiss oder blass rahmfarben, bei durch-
fallendem Lichte blass grünlich, mit scharf umschriebenen, dunkel
rothbraunen, oder unregelmässig verwischten und in diesem Falle
helleren Oberflecken, zwischen denen meist grössere, lebhaft violet-
graue Schalenflecke stehen. Diese Zeichnung, welche dem Ei ein
ziemlich buntscheckiges Aussehen giebt, ist sparsam über die Ober-
fläche vertheilt und nur am stumpfen Ende in Form eines lockeren,
unregelmässigen Kranzes gehäuft. | Kutter.]
Aus dem Vorstehenden ist ersichtlich, dass die echten Eury-
lämiden unter einander im Bau grosser birnförmiger Hängenester,
bei aller Verschiedenheit innerhalb der Arten doch auch ganz im
Charakter der Eier, in ihrer Art, Inseeten im Fluge zu fangen
(was merkwürdiger Weise Wallace nicht beobachtet hat), in ihren
Stimmen und ihrem Wesen eine grosse Uebereinstimmung zeigen.
Die Fortpflanzung des in mancher Hinsicht abweichenden Corydon
sumatranus (siehe denselben unter Sumatra) ist noch nicht bekannt.
Die nach Davison in Nahrung, Stimme und Gebahren von allen
andern Eurylämiden völlig abweichende Calyptomena viridis, Raffl.
habe ich leider nicht selbst beobachtet. Bisher kannte man auch
die Fortpflanzung von Calyptomena nicht, im Octoberheft des Ibis
1889 aber hat nun der ausgezeichnete Sammler Whitehead die
Nistweise der riesigen Calyptomena Whiteheadi, Sharpe, der pracht-
vollsten seiner Entdeckungen auf dem ergebnissreichen Berge
Kina Balu in Borneo beschrieben. Es ist ein grosser, hängender
Klumpen vor Moos, den er fünfzig Fuss hoch an einem Baume
gewahrte. Die zwei Eier werden als glänzend rahmfarbig weiss
beschrieben und messen 36,8+25,4 mm.
Also auch hier ein ähnlicher Nestbau und wahrscheinlich auch
ähnliche Eier.
[Das hervorragende Interesse, welches sich an die vielum-
strittene systematische Stellung der Eurylaemidae knüpft, giebt
mir Veranlassung, hier, auf Grund des vorliegenden, immerhin
noch sehr spärlichen und lückenhaften oologischen Materials, einige
allgemeine Bemerkungen aunzuschliessen.
Bekanntlich sind die Eurylaemidae mehrfach in die Nähe der
Coraeciidae gestellt und noch neuerlich von beachtenswerther Seite
(vergl. A. Reichenow, Vög. d. zool. Gärten II, 8. 153 f.) sogar
mit dieser Fanilie vereinigt worden. Abgesehen aber von gewissen
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 399
bezeichnenden anatomischen Merkmalen der Vögel selbst, kann
ich mich auch nach Massgabe der aus der Fortpflanzungsgeschichte
derselben hergeleiteten Beurtheilungsmomente, dieser Auffassung
nicht anschliessen. |
Während die Coraciidae, wie alle näheren Verwandten dieser
Familie, durchweg Höhlenbrüter sind und rundliche, weisse, meist
stark glänzende Eier, mit eigenartig bezeichnendem Schalengefüge
legen, — bauen, soweit bis jetzt bekannt, sämmtliche Arten der
Eurylaemidae grosse, auffallende Hängenester von eigenthümlicher
Construction, und auch ihre Eier weichen in jeder Beziehung er-
heblich von denen jener ab.
Dieselben widersprechen nach ihren Merkmalen zunächst nicht
der Ansicht Derjenigen, welche diese Breitschnäbel in die grosse
Gruppe der Passeres einordnen. Es fragt sich aber noch, auf
welche engere Stammesgemeinschaft etwa die Kennzeichnung der
Eischalen hinzudeuten scheint.
in Berücksichtigung der durch Nitzsch, Blanchard,
Garrod und Forbes aufgedeckten anatomischen Merkmale der
Eurylaemidae weist ihnen Sclater im Cat. B. Brit. Mus. Vol. XIV
eine Stellung am Schlusse der Olygomyodae an, und es ist nicht
zu verkennen, dass — wie Herr A. Nehrkorn (J. f. O. 1884,
S. 199) zutreffend bemerkt hat — der Eitypus eine gewisse Ver-
wandtschaft mit dem der Tyrannidae zeigt. Soweit sich indessen
aus dem mir vorliegenden oologischen Material schliessen lässt,
scheint dieses noch. ungleich mehr auf eine Blutsverwandtschaft
mit einer anderen Familie der Passeres hinzuweisen.
So zeigen z. B. die vorstehend beschriebenen Eier von P’sar:-
somus, abgesehen von ihrer beträchtlichen Grösse, eine im Ganzen,
wie in den kleinsten Einzelheiten so verblüffende Uebereinstimmung
mit gewissen Varietäten von Buchanga longicaudata (Jerd.), dass
ich unbedingt an eine Verwechselung mit den mir noch nicht
näher bekannten Eiern irgend einer Art der Dicruridae glauben
und einen Irrthum des Sammlers voraussetzen würde, wenn nicht
von diesem zugleich eine genaue und keiner Missdeutung Raum
gebende Beschreibung der charakteristischen Nestbauten vorläge,
aus denen diese Eier entnommen wurden.
In ähnlicher, wenn auch nicht gleich vollkommener Weise,
finde ich nach meinem Vergleichsmaterial eine Uebereinstimmung
des oologischen Typus bei Serilophus mit gewissen fein gezeichneten
Stücken von Buchanga atra (Herm.) und bei Oymborhynchus mit
400 Ernst Hartert:
Chibia hottentotta (L.), während das Ei von Eurylaemus ochromelas
einem Extrem des lachsfarbenen Typus vieler Dieruriden-Eier
insgemein zu entsprechen scheint. Ich glaube daher, hier vor-
läufig zur Erwägung stellen zu sollen, ob nicht vielleicht diese
anscheinend nur analoge Uebereinstimmung der betreffenden Eier,
auf welche bereits in beschränktem Sinne A. Hume (Stray Feath.
VIII p. 164, Fussnote) aufmerksam machte, vielmehr als eine
auf Blutsverwandtschaft sich gründende Homologie zu deuten
sein dürfte ?
Die Eurylaemidae würden in diesem Falle aufzufassen sein
als ein von der gemeinsamen Stammform dieser Familien schon
frühzeitig abgezweigter Ast, dessen Lebewesen selbst sich ziemlich
abweichend und eigenartig entwickelt haben, während an den
beständigeren Eischalen-Charakteren die beiderseitige genetische
Zusammengehörigkeit noch jetzt deutlich nachweisbar erscheint.
Inwieweit übrigens ähnliche verwandtschaftliche Beziehungen
auch zwischen den altweltlichen Dicruridae und den neuweltlichen
Tyrannidae ete. anzunehmen seien, wofür in der That manche
oologische Merkmale sprechen, will ich hier unerörtert lassen.
Kutter.)
Hirundinapus (Chaetura) giganteus (Hasselqu.).
& Iris tiefbraun. Schnabel schwarz. Füsse violett. Nägel
hornfarben. Im Magen lauter grosse Hymenopteren.
Mit einem sausenden Geräusch strich dieser wundervolle
Flieger über die höchste Spitze des Berges, 4500 Fuss hoch, da-
hin, als ich das erste Mal dort war. Später gelang es mir mit
dem ersten Schusse, obiges Exemplar zu erlegen, das nicht ohne
Mühe aus der steilen Schlucht, in die es gestürzt war, herauf-
gebracht wurde. Nur noch zweimal sah ich später gegen Abend
die Art ebenda, aber keiner kam wieder in Schussweite. Die
Gewalt, mit welcher das Thier durch die Luft saust, übertrifft
Alles, was ich in der Hinsicht bisher gesehen habe und erscheint
geradezu erstaunlich.
Rhaphidura (Chaetura) leucopygialis (Blyth).
[ Chaetura coracina (Müll.)]
Nicht selten in der Nähe von Gunong Pondok. Auch ein
ausgezeichneter Flieger, der z. B. den viel grösseren Oypselus apus
an Schnelligkeit des Fluges entschieden übertrifft.
Collocalia Linch?t, Horsf.?
Beim höhlenreichen Gunong Pondok sah ich öfter eine Art,
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 401
welche Coll. Linchi gewesen sein dürfte Kelham und Wray
führen die Art von Perak an.
Macropteryx comatus (Temm.).
Auf freien Plätzen im Walde in Kinta beobachtet und erlest,
wo sie auf dürren Aesten sassen, von denen aus sie Insecten im
Fluge fingen.
Caprimulgus macrourus, Horsf.
Siehe unter Sumatra. Häufig.
Callolophus malaccensis (Lath.).
g und 2 long. 26 cm. Iris braun. Nackte Haut um’s Auge
blau. Oberschnabel schwärzlich grau, Unterschnabel weissgrau,
Füsse schmutzig blaugrau. Im Magen kleine Käfer.
Ohrysophlegma puniceus (Horsf.).
Siehe unter Sumatra. Nicht selten.
Xylolepes validus (Reinw.).
Siehe Sumatra. Waldbewohner. Nicht häufig,
. 2. 2 an a siehe unter Sumatra.
Melittophagus Leschenaulti (Vieill.).
Iris roth, Schnabel schwarz, Füsse dunkelgrau.
Nur einmal gesehen und erlegt in unmittelbarer Nähe des
Stromes. Auf Salanga war der Vogel sehr gemein, hielt sich aber
stets nur in der Nähe des Wassers auf. Ich sah ihn dort wieder-
holt auf das Wasser stossen, von wo er ohne Zweifel Insecten
aufnahm. Dasselbe habe ich auch in Afrika von einem Meropiden
beobachtet (vergl. J. f. O. 1886 p. 594). Der englische Ornithologe
Blyth berichtet dasselbe. Er sah es an einem trüben, kalten Tage
von Merops viridis in Indien. Die Javaform, Merops quinticolor,
ist deutlich unterschieden, mindestens subspecifisch.
Eurystomus orientalis (L.).
Im Kinta-Distriet nicht selten gesehen. Siehe Sumatra.
Halcyon pileata (Bodd.).
Siehe Sumatra.
Halcyon fusca (Bodd.).
& und Iris braun; Schnabel roth mit schwarzbraunem Schatten;
Füsse unten roth, oben purpurbraun.
In den Mägen Käfer, Heuschrecken, kleine Frösche.
Allgemein hat man neuerlich nur eine Art angenommen, indem
man H. smyrnensis mit fusca vereinigte, obgleich Cabanis im Mus.
Hein. die Unterschiede beider Formen hervorgehoben hat. Stücke
402 Ernst Hartert:
von Malakka, Ceylon und Bengalen etc. unterschieden sich nach
dem mir vorliegenden Material meiner Bälge und des Berliner
Museums von Stücken vom Sambar-See in Rajputana und Klein-
asien und Palästina dadurch, dass das Weiss auf der Unterseite
bis an den Bauch sich verengend hinabzieht, das Blau schöner
und leuchtender und alle Dimensionen etwas geringer sind als
bei der westlichen Form. Ich möchte in Erwägung stellen, ob
nicht vielleicht das Zusammenziehen beider Arten dadurch ent-
standen ist, dass man die Grenzen beider zu weit nach Westen
zog. Ich denke mir, dass das Verbreitungsgebiet der helleren,
grösseren westlichen Form sich von Kleinasien, Palästina und
Arabien bis nach Sindh und Rajputana hin erstreckt, während
die in den feuchtheissen Tropengegenden lebende Form die dunklere,
kleinere ist, bei der das Weiss auf der Unterseite sich auch weiter
hinabzieht. Der weiter verbreiteten und häufigeren Form möchte
ich den Namen Haleyon fusca (Bodd.) belassen, die in den west-
licheren (trockneren) Gegenden lebende, als H. fusca smyrnensis (L.)
bezeichnen.
Die Art lebt meist weit vom Wasser entfernt und nährt sich
von Insecten und Fröschen.
Dichoceros bicornis (L.).
Nicht selten habe ich die Art in den Hügelwäldern in nächster
Nähe gesehen, aber kein Stück geschossen. Ich hörte von ihnen
einen rauhen krächzenden Ton und ein lauteres, aus Doppel-
tönen bestehendes lautes Geschrei, dass ich nicht in Worten aus-
drücken kann.
Die anderen Bucerotiden sind oben unter Sumatra besprochen,
ebenda siehe die Cuculiden.
Megalaema Duvaucelii, Less. ’
? Iris bläulich grau. Schnabel grau. Füsse gelbgrünlich.
Im Magen Früchte.
Meyalaema Henrici (Temm.). |
? Iris dunkel bläulichgrau. Schnabel schwarz. Füsse gelb-
grünlich. Im Magen feigenartige Früchte.
Diese und die vorige Art und M. mystacophanus (Temm.)
waren massenhaft in Höhen von 1000 bis 2000 Fuss in frucht-
tragenden Waldbäumen versammelt, als ich zum letzten Male von
den herrlichen Perakbergen herabstieg. Ich konnte nur im Herab-
steigen einige Stücke erlegen, da ich keine Musse hatte, mich
lange aufzuhalten.
Zur Ormithologie der indisch-malayischen Gegenden. 403
Psilopogon pyrolophus (S. Müll.).
g und 2 Iris lebhaft kastanienbraun. Schnabel hellgelb mit
schwarzer Binde. Füsse grünlich gelb. In den Mägen Früchte.
Schon L. Wray sammelte den Vogel in Perak, der sowohl von
ilım, als auch von mir bier nur über 3500 Fuss hoch beobachtet
wurde. Wray erwähnt schon (Proc. Zool. Soc. 1888) der bei
einem Exemplar roth gefärbten Federn am After. Bei meinen
Exemplaren ändern diese Theile ebenso wie die Kopffärbung in
folgender Weise ab:
1 2 Hinterkopf ganz einfarbig sepiabraun. Afterfedern ein-
farbig hellgelblich grün mit kaum angedeuteten rothen Federspitzen.
1 2 Oberer Theil des Hinterkopfes mit metallisch blaugrün
und dunkelroth irisirenden Flecken. Nichts Rothes in der Nähe
des Afters.
1 2 Kopf sepiabraun, zwei Seitenfedern mit schön stahl-
grünem Glanze. Spitzenhälfte der Federn um den After schön
blutroth.
2 &@& Hinterer Kopftheil blutroth schimmernd, hier und da
stahlblauer Glanz durchbrechend. Afterfedern einfarbig hellgrün.
Alle an zwei Tagen des Juli erlegt.
Im Juli vorigen Jahres, in dem herrlichen Landhause des
Residenten (4500 Fuss hoch), nach einem Fieber mich erholend,
sass ich in den kühlen, kurzen Minuten eines tropischen Sonnen-
unterganges in der Veranda, mich an der unbeschreiblich schönen
Scenerie ergötzend.
Keines Menschen Ton war zu vernehmen — der einzige Mit-
bewohner der prachtvollen Bergspitze, mein Diener, bereitete im
Nebenhause mein Abendessen. Rings in den Wäldern und an
den Hängen hoben die Stimmen der Cicaden an, die unbeschreib-
lich wechselvollen Rufe des Dissemurus schallten durch die Luft
und hörbar sausend fuhr der pfeilgeschwinde Riesensegler Chaetura
gigantea vorbei — aber unter den Cicaden fiel mir eine besonders
laute Stimme auf, ein Cieadenruf, so laut und klar wie kein anderer,
an Stärke nur — freilich bei Weitem — vom Lärm der „Trom-
petereicade“, die ganz wie eine Kindertrompete schreit, über-
troffen. Nach dem raschen Sonnenuntergange waren alle Vogel-
stimmen verstummt, aber das Heer der Cicaden lärmte lauter fort,
nur — sonderbar — eben jene mit dem durchdringenden „zirrrrzirrrrrr
zerırrrr“ war mit den Vögeln verstummt. So dachte ich, und die
ganze Nacht hindurch schwirrte jener Ton in meinen Ohren. Am
404 Ernst Hartert:
nächsten Morgen entdeckte ich die vermeintliche Cieade in Gestalt
des seltenen Psdlopogon pyrolophus (S. Müll). Ausser diesen Tönen
hat der — in mancher Beziehung allein stehende und von seinen Ver-
wandten abweichende — Vogel noch einen kurzen, entfernt an den
der Kreuzschnäbel erinnernden Lockton, aber die ihm von L. Wray
zugeschriebene Stimme (Proc. Zool. Soc. 1888) gehört einem andern
Vogel an.
Der Vogel ist auf den hohen Bergen in Perak nicht selten.
Er ist durchaus nicht scheu, fliegt ungern und niemals sehr. weit
fort und sucht sich durch ruhiges Sitzenbleiben und Verstecken
zu schützen, was ihm infolge seiner grünen Laubfarbe unglaublich
gut gelingt. Einmal sah ich drei Stück in eine niedrige Baum-
krone fliegen, unterlief sie und gebrauchte mehrere Minuten, bis
ich einen einzigen erblickte, der natürlich sofort ein Kind des
Todes war. Nach dem Schusse blieben zu meiner höchsten Ver-
wunderung die beiden Genossen sitzen und strichen erst nach
mehreren Minuten plötzlich unerwartet in schwirrendem Fluge ab.
Als ich mit P. Staudinger, meinem alten Reisegefährten aus
Afrika, im Januar 1889 durch den schönen Tschinkam-Pass zur
Hochebene der Battak in Sumatra hinaufkeuchte, hörten und
sahen wir wieder denselben Vogel und durch seine Art, ruhig
sitzen zu bleiben, entzog er sich hier seiner Erlegung, weil ein
allzu langer Aufenthalt nicht möglich war. Hier sah ich sie in
höheren Bäumen, als auf den Perakbergen.
Jedenfalls nistet auch Psilopogon in Baumhöhlungen. Eines
Mittags alarmirte mich mein Diener mit der Angabe, er habe den
Vogel aus einem Loche kommen sehen. Er führte mich zu einem
Baum, der mehrere Löcher enthielt und auf dem ich auch schon
die Vögel gesehen hatte, aber die Höhlungen waren sämmtlich
leer. Immerhin mag die Beobachtung, der zu misstrauen ich keinen
Grund habe, auf seine Gewohnheiten schliessen lassen.
Scops lempiji (Horsf).
Diese hübsche Eule sah ich lebend bei einem Engläuder. Sie
scheint häufig zu sein. Eine weiche Eulenstimme, die ich oft
in der Nacht vernahm, gehörte ihr muthmasslich an. Die Malayen
sagten, dass die Hervorbringerin dieser Stimme, den Mond liebe
und ihn klagend anflehe, zu ihr herabzukommen.
Pseudogyps bengalensis (Gm.)
Wie allgemein behauptet wird, erscheint der Geier in grösserer
Anzahl nur, wenn die Cholera im Lande ist. Dies mag insofern
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 405
‚ nieht unzutreffend sein, als er vorzugsweise nur in den trockneren
Somimermonaten bemerkt wird, und in diesen fast alljährlich die
Cholera. grassirt. Auf Salanga, wo die Siamesen ihre Leichen
verbrennien, die Aermeren aber nicht soviel Holz beschaffen
können u'nd sie daher nur anrösten und nachher nur leicht verschar-
ren, und’wo im offenen Gelände manche Thierleiche verwest und wo
amı Strande nicht selten Schmutz und Koth zur Ebbezeit bloss
' liegen, ist dieser Geier noch zu allen Zeiten in Menge zu sehen.
‚ Bei Penang und Perak hat er so ziemlich seine Südgrenze erreicht,
nur vereinzelt verstreichen sie bis an die Südspitze der Halbinsel
hinab. Die malayischen Knaben erzählen, dass die Geier einen
König hätten, der sich durch prächtiges Goldgefieder auszeichne
and den sie ausserordentlich fürchteten. Derselbe sei so frech, dass
er sich zuw’eilen sogar an Menschen vergriffe, wenn sie ihm seinen
Frass missgönnten. Es beziehen sich diese Fabeln auf Otogyps calvus,
der sich als seltener Besuch in Perak und Penang zeigt, auf Sa-
langa vereinzelt, aber regelmässiger vorkommt, wie Herr Capt.
Weber mir wittheilte.
Haliastwr indus (Bodd.).
Dieser Vogeli. oder vielmehr wahrscheinlich die Form inter-
medius Gurney ist bei Penang eine stete Erscheinung. Immer sieht
man ihn im Hafen nach Schiffsabfällen fischen und jeden Morgen sitzt
ein oder zwei dieser schönen Vögel auf den hohen Casuarinen vor
dem Oriental-Hotel in Penang. Ich habe kein Stück erlegt.
Treron nipalensis (Hodgs.).
& long 23 em. Yris gelb. Nackte Haut um das Auge hell-
grün. Schnabel wachsgelb mit jederseitigen blutrothem, drei-
eckigem Wurzelfleck. ! Füsse roth, Nägel weisslich hornfarben.
. Der malayische Name‘\der grünen Tauben ist punei, der specielle
Name dieser Art: Punei: gading. — Sumatra und Perak.
Anfang Juli erbeutete ich ein Nest in einem Baume, aus dem
ich von obiger Art ein Pärchen herabgeschossen hatte. Es stand
etwa fünfzehn Fuss hoch und war ein leichter, flacher Bau aus
troekenen Zweigen, etwa wie ein gut gebautes Nest unserer Turtel-
taube, aber etwas |
[Die Eier des Gelegeg von zwei Stücken sind ungewöhnlich
rundlich für Taubeneier, rein*milckweiss, mässig glänzend und
gleichen in ihrem feinen Schalengefüge den Eiern der verwandten
Arten, sind aber nicht unerheblich kleiner, als die mir zum Ver-
gleich vorliegenden, z. B. von T. vernans (Linn.).
|
|
406 Ernst Hartert:
Grösse: 23,320,0 und 24,0-+19,9 mm; Gewicht: 30 eg. |
Kutter.)
Geopelia striata (L.). » |
Auf der Insel Penang und Salanga, Sumatra (einmal) und
Perak gesehen. Wenn Davison (Stray Feath. VI) bemerkt, dass
man sie immer nur einzeln oder in Paaren bemerke, so habe ich
gegentheilig in Salanga drei auf einen Schuss aus einer Schaar
von 6 oder 8 Stück geschossen. Die kleine Taube wird von den
Malayen in kleinen Käfigen gebalten und fleissig gurrende Täubchen
werden hoch bezahlt. Die Malayen pflegen sie sehr sorgfältig und
zähmen sie auch, auf dem Finger zu sitzen, ohne fortzufliegen.
Ardea purpurea, L.
Perak und Salanga, einzeln.
& Iris schwefelgelb. Nackte Haut um die Augen gelb,
Schnabel gelb, oben braun. Beine schmutzig gelb, nur Tarsus und
Zehen oben dunkelbraun. |
Herodias garzetta (L.).
Dieser ebenfalls ungeheuer weit verbreitete Reiher, den ich
auch am Niger und Benu& seiner Zeit antraf, belebte in herrlicher
Weise die schmale Meeresstrasse zwischen Pulu Pinang und der
Halbinsel Malakka, wie auch die Watten bei Salanga. Da ihnen
Niemand nachstellt, strichen sie oft nahe über die Böte hin und
konnten ohne Schwierigkeit, ihrer wohlschmeckenden Brüste halber,
herabgeschossen werden.
Bubulcus coromandus (Bodd.).
Niemals in Sumatra gesehen, aber zahlreich in Perak und
Salanga. In seinen Gewohnheiten dem afrikanischen Bubuleus
bis (Ardea bubuleus) gleichend, rief er unwillkürlich die Erinnerung
an die Zeiten in Afrika zurück, wo wir in der alten Riesenstadt
Saria allabendlich ein Feuer auf diese Vögel eröffneten, um sie in
Ermangelung besseren Fleisches, das wir wegen Mangel an Kauri-
schnecken nicht kaufen konnten, zu verzehren.
—Fregata aqguila (L.).
Nur einmal vom Dampfer aus in der Bai von Bengalen bc
achtet. Er kam zwar in grosse Nähe des Schiffes, aber noch
ausser Schussweite.
— Phalacrocora® carbo (L.)
Unser deutscher Cormoran ist ein sehr gemeiner Vogel in
Indien. Ich sah ihn in grosser: Menge auf dem See von Ajmir,
aber er war auch häufig am Ganges und auf der Insel Salanga,
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 407
Auch auf Fischstöcken im Meere habe ich ihn sitzen sehen.
Auch Perak.
Phalacrocoraz pygmaeus (Pall.).
Ein häufiger Vogel auf Salanga.
Plotus melanogaster (Penn.).
Nicht selten auf Salanga. In seinem ganzen Wesen einem
Cormoran sehr ähnlich. Wenn er auch für gewöhnlich noch
tiefer eingesenkt schwimmt, als der Cormoran, sodass bekanntlich
nur der Kopf und ein Theil des Halses ausser Wasser sind, so
sieht er doch auf einem Baume sitzend aus der Ferne einem
Cormoran sehr ähnlich.
Kelham hat ihn auch in Perak beobachtet.
3. Assam.
Im schlammigen Hugli-Flusse, noch wenige Meilen von der
Riesenstadt Caleutta entfernt, liegt der stattliche Dampfer „Japan“
eine sternenklare, warme Nacht hindurch. Bei Sonnenaufgang
setzt er sich wieder in Bewegung, und bald rasselt im geschäftigen
Gewimmel des Hafens die Ankerkette nieder. Während in Europa,
beispielsweise in Hamburg, mit dem Einlaufen in den Hafen statt
der nun verschwindenden oder doch nur noch vereinzelt sicht-
baren Möven und Seeschwalben, die dem Schiffe im Strome das
Geleit geben, alles Vogelleben verschwunden ist und das Menschen-
leben völlig an seine Stelle tritt, ist hier beides vereint im „glück-
lichen“ Indien. Mit der Horde brauner Gestalten, die das Schiff
erklettert,schweben ganzeSchaaren von Milanen (Milvus govinda, Syk.)
heran, mit einer Frechheit, wie ich sie selbst von Melvus migrans
und parasiticus in den Städten des westlichen Sudan nicht gesehen
habe, hier und da zwischen ihnen der ebenfalls den Schiffsabfällen
auflauernde schöne Aaliastur indus hervorleuchtend — the Brah-
miny Kite der Europäer in Indien — und gefolgt von Schwärmen
der gemeinen indischen Krähe, Corvus splendens, in ihrem dem
stolzen Namen hohnsprechenden, bescheidenen grauen Gewande.
Der Neuling ist im höchsten Grade über diese Vogelmenge erstaunt,
und überhaupt ist die Stadt Caleutta so voll von Vogelleben, dass
man sie lieber, als mit dem für hundert andere indische Städte
weit besser passenden Namen „Stadt der Paläste“, Stadt der
Vögel nennen könnte — wenn nicht auch andere Städte Indiens
sich ebenso verhielten. Die Krähen waren derartig frech und
408 Ernst Hartert:
zahlreich, dass ihr Geschrei mich in meinem Hotel — nalıe der
grossen „Chowringhee road“ — oft aus dem Schlafe weckte, dass
Theile des prachtvollen „Eden-garden“, welche sie zum Schlafen
benutzen, Abends eher einem Vorhof der Hölle gleichen, als dem
Paradiese. An der grossen Seitenfront des indischen Museums
sah ich einmal vierzehn Milane ihre Mittagsrast halten. Aber
auch andere Vögel beleben Caleutta. In der Nähe des Fleisch-
marktes erblickt man überall den grossen Pseudogyps bengalensis,
in der nächsten Umgebung oft zu Schaaren an einem Cadaver
oder einer gestrandeten, mit den heiligen Fluthen des Ganges
herabgekommenen Hinduleiche sich gütlich thuend. Hier und da,
fast regelmässig wenigstens im Sommer, auf dem Thore vor dem
Palast des Vicekönigs, erblickt man den riesigen Leptoptius argala,
unbeweglich ruhend, als sei er selbst eine Statue, wie der Löwe,
den er sich zum Sitze auserkoren und den er von Zeit zu Zeit in
indiseretester Weise mit weisser Farbe übertüncht. Auf dem
Maidahn, dem meilenlangen Wiesenplan, dem Stolze von Caleutta,
tummeln sich die muntern Acridotheres tristis, Bachstelzen und
wiederum Krähen; gerade wie bei uns der Sperling, so schirpt
dort sein naher schneeweisswangiger Verwandter überall herum,
und Tauben sind überaus zahlreich.
Von dem glühendheissen Calcutta brachte mich die Bahn durch
wohlbebautes Land nach Norden. Die jungen Reisfelder prangten
zum Theil in jenem hellen „Frühlingsgrün“, das ihnen kurze Zeit
eigen ist, die aus den umbuschten Dörfern ragenden Borassus und
Phoenix verliehen dem Bilde den Reiz der Abwechselung, Enten
und Stelzvögel, die aus den Lachen aufgescheucht wurden, brachten
Leben in die Landschaft. ZAaleyon fuscus, Coracias indica und
Merops zierten prächtig die Telegraphendrähte. In später Nacht
führte uns eine Fähre über den riesenbreiten Ganges bei Damukdea
und am Morgen überschritten wir die von den Gletschern des
Kantschindjunga kommende Teesta. Gegen Mittag hatte die Bahn-
fahrt an einem Seitenarm des Brahmaputra, den ich hier
zum ersten Male begrüsste, ein Ende, Volle vier Tage dampften
wir nun den Strom hinan, an zahlreichen Orten bald kürzer, bald
länger anhaltend. Die Fahrt auf dem gewaltigen Riesenstrom,
der schon hoch geschwollen war, war wundervoll und hochinteressant,
aber Vogelleben war um diese Zeit nur wenig bemerkbar, ja ich
war in dieser Hinsicht wohl enttäuscht — nieht einmal Möven
und Seeschwalben waren für gewöhnlich sichtbar. |
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 409
Am Abend des vierten Tages auf dem Brahmaputra erreichten
wir Dibrugarh, den Hauptort und Sitz der Verwaltung des Lak-
himpur-Districts. In diesem äussersten Aussenposten europäischer
Gesellschaft hielt es uns nicht lange. Wir — ich machte die
Tour in Gemeinschaft mit dem Lepidopterologen William
Doherty aus Cineinnati — begaben uns an die Grenze von
Assam bei Margherita am Dihing, etwa 70 englische Meilen OSO,.
von Dibrugarh, am Fusse der Patkai-Hügel, unmittelbar an der
Grenze des Gebietes der unabhängigen Naga gelegen. Vom 22/8. bis
12/9. und nachher wieder vom 15/10. bis 15/11. 1888 durchstreifte ich
hier das Hügelgebiet im Süden. In der Zwischenzeit, also der
zweiten Hälfte des September und ersten des October, war ich in
den nördlich von Sadiya gelegenen, scheinbar endlosen Urwäldern,
am Fusse des unzugänglichen, von den wilden Mischmi und Abor
bewohnten Himalaya, wo wir ein kleines Reisezelt bewohnten
und unsre Diener — ein Taxiderm und ein Koch — in den Wacht-
hütten der Gorkha-Vorposten Aufnahme fanden.
Mein Sammelgebiet in diesen Grenzgebieten von Ober-Assam
war fast durchweg der Urwald, d. h. anscheinend noch nie von
Menschenhand zerstörtes Waldland. So sind noch sehr beträchtliche
Theile nördlich und südlich vom Brahmaputra beschaffen, während
näher dem Strome vieles Land in früheren Zeiten unter Cultur
gestanden hat, aber seit den verheerenden Kriegen der Birmesen
unter der Dynastie Alaung-Paya, Ende vorigen und Anfangs dieses
Jahrhunderts, unbewohnt blieb. Infolge der Fruchtbarkeit des
Bodens breitete sich mit grosser Schnelligkeit wieder diehter Wald
über die bebauten Flächen aus, der sich jetzt von dem eigent-
lichen, seit Menschengedenken nicht berührten, Urwalde nur durch
geringere Mächtigkeit der Stämme und etwas andre Baumarten
‚unterscheidet. Diese Wälder bergen eine reiche Thierwelt, noch
hausen hier und dort Elephanten und Rhinoceros in ihnen, der
wilde Büffel (Bubalus arni) ist häufig, Hylobates huluck erfüllt sie
mit seinem fürchterlichen Geheul, Ursus tibetanus und der Tiger
sind nur allzu häufig. Unter den Käfern zeichneten sich kleinere
und mittelgrosse Cerambyeiden aus, unter den Schmetterlingen
die nur in wenigen Stücken bekannte, in prachtvollem Zustande
erbeutete Aemona, Papilioniden, zumal Papilio Elephenor und
Telearchus, die bisher nur in einem schlechten Exemplar be-
kannte, herrlich duftende Calliana pieridoides, zahlreiche Charaxes,
Fünf Arten von Rhopaloceren konnten als neu in die Wissenschaft
Cab. Journ. f. Ornith, XXXVII. Jahrg. No. 188. October 1889, 27
a u
410 Ernst Hartert:
eingeführt werden und ohne Zweifel befinden sich unter den
Heteroceren, die noch nicht bearbeitet sind, manche neue Arten,
Leider schrecken viele Sammler mit Unrecht vor der Schwierig-
keit des Studiums exotischer Heteroceren zurück, die von fast
grösserem Interesse sind, als die Tagschmetterlinge. Die Mannig-
faltigkeit der von meinem Reisegefährten und mir in Ober-Assam
gesammelten Arten und Formen ist ungemein gross.
Wie schon angegeben, sammelte ich grösstentheils im Walde,
nur wenige Tage streifte ich in der offenen, mit weiten Gras-
flächen und Sanddünen, Dörfern und Bambu-Dickichten bedeekten
Ebene am Brahmaputra bei Sadiya.
In der folgenden Aufzählung der von mir in Ober-Assam ge-
sammelten Arten wird man manche Art finden, die gewöhnlich
nur als Bewohner höherer Bergregionen angesehen wird. Gewiss
steigen viele Gebirgsvögel im Winter in die Ebene hinab und es
mögen auch die mit eisigem Schneewasser gefüllten Zuflüsse aus
den Bergen manchen Vogel in das Thal geleiten, Der Einfluss
derselben ist sogar in der Temperatur der Gegend bemerkbar, in-
dem am Strome gelegene Orte auffallend kühler sind, als solche, die
nur wenige Meilen landeinwärts liegen. Auf den Flussdampfern
ist es zuweilen Nachts empfindlich kalt, während man am Lande
nach der Pankah ruft. Im Uebrigen ist die Gegend trotz ihrer
Lage zwischen 27 und 28° nördlicher Breite ihrem ganzen Cha-
rakter nach eine tropische. In Sadiya gedeihen noch Arecapalmen,
Yams, Carica papaya, Bambu von gewaltiger Höhe.
Die Temperatur ist im Sommer sehr hoch, die Regenmenge
ausserordentlich gross. Bekanntlich hat das nicht allzuweit ent-
fernte Cherra Punji den höchsten Regenfall der Welt,*) während
Dibrugarh mit nur 113,53 inch. — immerhin noch sehr hoch —
angegeben wird.
+ Cyanecula suecica (L.).
Ein junges $ am 30/9. erlegt.
Pratincola leucura, Blyth.
Diese schöne und nicht häufige Pratincola habe ich nur ein-
mal im Bett des Brahmaputra von einem aus dem Wasser ragenden
Aste erlegt. Ich hielt sie im Leben für ein altes, schön gefärbtes 3
von maura.
*) 368 bis 481,80 inch. engl.
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 411
Auch Hume giebt nach vielfacher Beobachtung an, dass man
diese Art nur am Wasser finde und Oates bestätigt dies.
Pratincola rubicola maura (Pall.).
Die ersten sah ich schon am 23. August. Späterhin waren
sie im offenen Lande bei Sadiya gemein und überall anzutreffen.
Eine sorgfältige Vergleichung der von mir mitgebrachten
17 Exemplare und derer des Berliner Museum mit den zahlreichen
Stücken von rubicola des Herrn Dr. König aus Tunis, Capri und
Deutschland, meinen von Helgoland und Wesel und derer im
Berl. Mus. ergab, dass in den bei rubicola stets mehr oder minder
deutlich dunkelbraun bis schwarz längsgefleckten Oberschwanz-
decken, die bei maura (indica, Blyth.) stets ungefleckt sind, ein deut-
liches Kennzeichen beider Formen liegt. Es ist dies immer kenntlich,
mit Ausnahme vielleicht ganz junger Weibchen. Im Allgemeinen
ist auch bei der indischen Form eine grössere Intensität der rost-
braunen Farbe bemerkbar. E. v. Homeyer hat an zwei Stellen
(Ornis und Mitth. orn. Ver. Wien) in Zweifel gestellt, ob beide
Arten auseinander zu halten seien, spricht aber immer nur von der
in der That sehr wandelbaren Ausdehnung des Weiss, ohne der
Schwanzdecken Erwähnung zu thun. Ich kann nur annehmen,
dass ihm dieses Merkmal entgangen ist, da er doch immer sonst
für scharfe Trennung von Arten und Formen sich aussprach. Die
Eier beider Arten sind nicht zu unterscheiden. Eine subspecifische
Trennung dürfte hier am Platze sein.
In Assam ist die Art Wintervogel.
Copsychus saularis (L.).
Auf freien Plätzen, in der Nähe der Häuser, in Gärten, am
Waldesrande und in jedem Nagadorfe, aber niemals tief im Innern
alten Waldes. In der Lebensweise und Stimme genau mit O. saularis
musicus (vergl. unter Sumatra) übereinstimmend.
Megalurus palustris Horsf.
Long. 25,5 em. Iris hell nussbraun. Oberschnabel dunkel
hornbraun, Unterschnabel bläulich hornfarben. Nägel dunkel horn-
braun. Sohlen weisslich fleischfarben.
Nach dem 20/9. 1888, wo überhaupt ein Wanderzug von
Vögeln in das Thal von Assam sich ergossen hatte, war dieser
interessante Vogel bei Sadiya nicht selten. Er hielt sich in der
Grasebene in dichten, einzeln stehenden Büschen auf. Hier sah
man ihn zum Wipfel emporsteigen und munter liess er, in die
dicke Regenluft wie in den heitern Sonnenschein darauf, seine
27*
412 Ernst Hartert:
leiernde, ganz das Gepräge der Rohrsängergesänge tragende Strophe
erschallen. Näherte man sich ihm dann weiter, als ihm wünschens-
werth erschien, so stürzte er sich plötzlich in den untern Theil
des Busches hinab und war nun verschwunden. Gewöhnlich sah
man ihn nicht wieder und glaubte, er sei im Grase fortgelaufen.
Sobald man sieh aber 80 bis 100 Schritte entfernt hatte, sass er
wieder auf der Spitze desselben Busches und leierte munter seine
Strophe herunter, worauf er dann gewöhnlich einem andern Busche
zuflog. Wenn man sich aber die grösste Mübe gab und unbe-
weglich an dem Busche, in dem er sich versteckt hatte, stehen
blieb, so gewahrte man hier zwischen den Zweigen einen dunklen
Körper hinschlüpfend, oder sah ganz am Grunde den spitzen
Schnabel mit den klugen Augen hervortauchen. Ein rascher Schuss
lieferte ihn dann leicht in die Jagdtasche.
Er nährt sich von Insecten.
Luseiniola fuscata (Blyth.).
Iris dunkelbraun, Oberschnabel dunkel olivenbraun. Füsse
hellbraun. Sohlen gelb. Rachen gelb.
Obgleich unter meinen acht mitgebrachten Exemplaren er-
hebliche Abweichungen in der Grösse sich zeigen, so sind es doch
alles richtige fuscata (Blyth.), die nahe Z. Schwarzi hat einen andern
Schnabelbau und ist grösser. Auch die Schwingen sind etwas
anders. Anscheinend sind die Männchen grösser als die Weibchen.
Diese kleinen Vögel erschienen ebenfalls nach dem 20/9. in
Menge bei Sadiya — um dieselbe Zeit erschien auch Palaeornis
Finschiü und viele Bachstelzen und Anthus agilis, Sykes. Die kleine
Luseiniola traf ich überall. Wo nur etwas Buschwerk im Grase
stand, hörte man ihren Lockton und sah sie ohne Scheu umher-
schlüpfen. In ihrem Wesen ist sie ein Mittelding zwischen einem
Phylloscopus und einem Acrocephalus palustris. Zwischen den Laub-
vögeln und Rohrsängern dürfte auch ohne Zweifel ihre syste-
matische Stellung sein.
Dryonastes ruficollis, Jerd. & Selby.
& und 2 Iris blutroth. Schnabel und Füsse dunkelbraun
bis beinahe schwarz.
Dieser hübsche Vogel war in dem beinahe undurchdringiiuiien
Buschwerke bei Margherita, wie in dem niedrigeren Walde auf
der Nordseite des Dihing — der früher einmal bebautes Land
gewesen ist — nicht besonders selten, aber seines Aufenthaltes
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 413
wegen schwierig zu erlangen. Er hat eine schöne, flötende Stimme.
Auf hohen Bäumen habe ich ihn nie gesehen.
Die Mägen enthielten Insecten und auch Beeren,
Stachyris nigrieceps Hodgs.
2 28/8. 1888. Iris roth. Oberschnabel hornbraun. Unter-
schnabel bläulich fleischfarben. Füsse bläulich grün.
Alcippe nipalensis, (Hodgs.)
gund 2 Iris braun. Schnabel bräunlich, Oberschnabel dunkler.
Füsse fleischfarben.
Im August und October in den Hügelwäldern südlich vom
Dihing nicht selten. Sie durchstreiften in Schaaren, nach Art
meisenartiger Vögel, die mittelhohen Bäume, wobei sie ein ent-
schieden meisenartiges Gezwitscher hören liessen. Es sind jeden-
falls eehte Baumvögel. Ob ihre Stellung unter den Timelüinae
richtig ist, muss mir nach ihrem Gebahren zweifelhaft erscheinen.
Das offene Nest soll in niedrigen Büschen stehen. Die Eier
sandte mir mein Freund Baker aus Cachar. Sie sind keineswegs
„weiss, purpurroth gefleckt“, sondern die Grundfarbe ist eine
röthliche Fleischfarbe, wie man sie bei den rothen Typen der
Eier unsrer Sylvia atricapilla oft findet, denen sie in Bezug auf
Färbung sehr ähnlich sehen.
Pomatorhinus Me. Olellandi, Jerd.
Sadıya 25/9. 1888 3. Iris hell gelbbraun. Schnabel hellgrau,
spitzewärts weisslich. Augenlid und nackte Gesichtshaut schiefer-
grau. Füsse und Nägel schmutzig fleischfarben.
Im denkbar dichtesten, wild verwachsenen Ufergebüsch am
Brahmaputra hörte ich einen hellen, gackernden Lärm, plötzlich
gefolgt von einem lauten hüp, hüp, hüp, hüp. Wohl hatte ich
schon ähnliche Laute im undringlichen Gebüsche am Dihing ver-
nommen, aber niemals einen Vogel bemerkt und war der Meinung,
eine mir noch nicht bekannte Art von Garrulax brächte sie hervor.
Diesmal gelang es mir, auf Händen und Füssen unter dem Dickicht
am feuchten Boden hinkriechend, die Urheber zu erlangen. Plötz-
lieh gewahrte ich dicht vor mir in einem dichten Busche zwei
Vögel in der allersonderbarsten Weise mit weit zurückgelegtem
- Kopfe und ausgebreitetem Schwanze regungslos verharren. Eine
solche merkwürdige Art des Benehmens habe ich nur bei einer
Vogelart ähnlich gesehen und das war eine Rhipidura (s. Perak).
Aber hier war keine Zeit zum längeren Beobachten, denn im dichten
Gebüsch wären sie leicht für immer entschwunden. Der Schuss
414 Ernst Hartert:
krachte und bald hielt ich zwei Vögel — Pom. Me COlellandi —
in den Händen. Beim Schusse strichen 3 oder 4 andere ab, die
ich nicht gesehen hatte. Die Art ist nur von Assam bekannt,
wo sie von den Khasia-Bergen und Sylhet bis östlich bei Sadiya
beobachtet ist. (Ibis 1872 p. 302.).
Pomatorhinus hypoleucus (Blyth.)
Ganz bestimmt dieser Art und nicht P. inglisi von den Garo-
Bergen muss ich einen Vogel zuzählen, den ich am 21/10. 1888
in den Naga-Hügeln erlegtee Auch Godwin Austen (As. Soe.
Beng. 1877 p. 147) hat die Art in demselben Gebiete etwas weiter
westlich gefunden. Uebrigens dürfte ?. inglisi, den mir vorliegenden
Beschreibungen nach zu urtheilen, nur eine wenig abweichende
westlichere Form von hypoleucus sein.
2? Iris lebhaft hellbraun. Schnabel bleigrau. Füsse grünlich
grau. Magen Insecten.
Auch auf diesen seltenen Vogel ward ich durch sein lautes,
in grösseren Intervallen ausgestossenes und viel lauteres hüp-hüp
im allerdichtesten Unterholz an den Abhängen eines Berges auf-
merksam. Nachdem er mich tief in das Diekicht hineingelockt
hatte, gelang es mir, ihn durch das dichte Buschwerk mit einem
„Glücksschuss“ zu erlegen. Ein weiteres Stück konnte ich nicht
bekommen.
Garrulax leucolophus (Hardw.)\
Die Iris scheint (muthmasslich nach dem Alter, aber nicht
nach dem Geschlechte) manchen Abänderungen zu unterliegen.
Obgleich ich nicht bei allen geschossenen Stücken die Farbe der
Iris notirte, finde ich doch in meinen Notizen dieselbe als braun-
roth, rothbraun, chocoladenfarbig und dunkelroth bezeichnet. Der
Schnabel ist schwarz und die Füsse sind grau.
Die „Lachdrossel‘“ oder besser noch „Lärmdrossel“ ist einer
der häufigsten Vögel in den Wäldern von Ober-Assam.
Schaarenweise durchstreifen sie die niederen Theile des Waldes,
ihre Nahrung grösstentheils am Boden suchend. Wenn man sich
der Gesellschaft nähert, so beginnt gewöhnlich erst einer, dann
hier und dort ein andrer mit lautem, durchdringendem Pfiff, und
plötzlich brieht die ganze Schaar in ein betäubendes Leiern und
Lachen und Flöten aus, das dann acerescendo-fortissimo scharf
abgebrochen endet. Nach einer stillen Pause beginnt dann der
Chor von Neuem, gewöhnlich sind sie dann eine Strecke weiter
geflogen. Auch nach einem Schusse pflegen sie nur eine kurze
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 415
Strecke weiter zu streichen, so dass man bald wieder zu Schusse
kommt. Nach wiederholten Nachtellungen werden sie indessen
sehr scheu und vorsichtig, sodass es Mühe verursacht, einige zu
erlegen. Das dichte Dschungel-Gebiüsch ist ihr eigentlicher Aufent-
halt, nur selten scheinen sie einmal Früchten zulieb auf höhere
Bäume zu gehen. Ausser Insceten verzehren sie auch gern Beeren
und Früchte.
Garrulax peetoralis (Gould.).
Auch hier scheint die Iris sehr verschieden gefärbt zu sein.
Ich habe notirt: Iris lebhaft kastanienbraun, braun, graubraun,
blutroth. Hier bin ich sicher, dass die ältesten Vögel eine blut-
rothe Iris haben, während das Stück mit graubrauner Iris unver-
kennbar noch jünger war. Ich finde ferner in meinen Notizen:
a) Obersehnabel dunkel hornfarben, Unterschnabel bläulich, in
der Mitte hornfarben, Augenlider blaugrau, im inneren Winkel
gelblich. Füsse bleiblau, Nägel weisslich fleischfarben. b) Schnabel
dunkel horngrau, Unterschnabel am Wurzeltheil fleischfarben. Füsse
hell blaugrau. Letzteres älterer Vogel. In den Mägen Insecten
und Früchte. Länge 32,5 cm.
Ebenfalls ziemlich häufig in Ober-Assam. Ich sah die Art oft
in hohen Bäumen. \
: Garrulax moniliger (Hodgs.).
Iris braun. Schnabel dunkel hornfarben, Spitze und Wurzel
des Unterschnabels fleischfarben, Mundwinkel und Augenlider gelb.
Füsse weisslich fleischfarben. Mägen Inseeten und Früchte. Ich
mass den frischen Vogel mit 30 cm. Ein nicht ganz alter Vogel.
Einige andere, die ich erlegte, hatten auch braune Iris; andere
Notizen darüber nicht gemacht. Oates sagt: Iris lebhaft gelb.
Jedenfalls haben sie alte Vögel gelb. Die Art war bei Margherita
seltener, als pectoralis, bei Sadiya sah ich sie überhaupt nicht.
Es ist höchst merkwürdig, dass diese beiden so sehr ähnlichen,
fast nur in der Grösse constant verschiedene Arten von allen Beob-
achtern an denselben Orten zusammen gefunden wurden. In
ihrer Lebensweise scheint ebenfalls kein Unterschied zu bestehen.
Auch die Eier scheinen durchschnittlich kleiner als die von @. pectoralis
zu sein, während sie in manchen Stücken wohl nicht mit Sicher-
heit zu unterscheiden sein dürften,
Pnoepyga pusella, Hodgs.
2 Iris braun. Schnabel braun. Füsse bräunlich fleischfarben.
Magen Insecten. Naga-Hügel.
416 Ernst Hartert:
Nur einmal sah ich diesen merkwürdigen kleinen Vogel, der
sehr gewandt am Boden hinlief.
Pellorneum nipalense, Hodgs.
2 31/10. 1888 Naga-Hügel. Iris schmutzig roth. Oberschnabel
schwarzbraun. Unterschnabel vordere Hälfte fleischfarben, hintere
Hälfte hochgelb. Füsse weisslich fleischfarben.
Minla rufogularis, Mandelli.
g Iris rothbraun. Schnabel dunkelgraubraun. Füsse sehr
hellbraun.
Nur dreimal erlegt. Wo weitab vom Strome der Wald freier
von Unterholz wurde und die Stämme gerader emporgewachsen
waren, wo der Blick streckenweise weit durch die Hallen des
Waldes schweifen konnte, da lief dieser niedliche kleine Vogel
unter den Bodenstauden mit grosser Schneiligkeit umher. Auf
einen Baum habe ich ihn sich nicht setzen sehen.
Herpornis zantholeuca, Hodgs.
32 Iris lichtbraun. Oberschnabel bräunlich. Unterschnabel
fleischfarben. Füsse gelblich fleischfarben. Magen Inseeten, auch
kleine Sämereien.
Ein entschiedener Baumvogel, der nach Meisenart die Bäume
unter leisem Gezwitscher in Schaaren durchstreift.
Parus einereus, Vieill.
Nicht selten in der Gegend von Sadiya in Gärten und bei Dörfern.
Melanochlora sultanea (Hodgs.).
In den Hügelwäldern mehrfach. Vergl. Perak.
Sitta cinnamomeoventris, Blyth.
32 Iris braun. Schnabel bläulich. Füsse grau.
Dreimal in den Hügeln erlegt. Die Art gleicht in ihrem
Wesen, in ihrem Klettern aufwärts und abwärts die Stämme entlang
ganz unsrem heimischen Kleiber, nur der Lockton ist viel feiner.
Sitta (Dendrophila) frontalis, Horsf.
2 Iris gelb. Schnabel roth mit schwarzer Spitze.
Einen Unterschied zwischen den Stücken von Assam und
andern Gegenden des Festlandes und denen von Sumatra kann
ich nicht feststellen. Ein Stück von Assam wird von einem aus
Sumatra an Grösse übertroffen. Ebenfalls in seinem Wesen ein
echter Kleiber.
Oriniger flaveolus, Gould.
n 42 Iris dunkelbraun. Schnabel hellblau. Füsse gelblich grau,
Nägel mehr bläulich. Magen Früchte. nA
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 417
Laute und unruhige Fruchtfresser im Walde. Ihr Ruf ist
laut und ich möchte sagen etwas schnalzend, etwas an einen
sehr verstärkten Sperlingsruf erinnernd. Sie waren im August
und September stark in der Mauser.
Hemizus flavala, Hodgs.
82 Iris dunkelroth mit bräunlichem Anflug. Schnabel schwarz.
Füsse röthlich hornfarben. Magen Beeren und Insecten.
Die anscheinend ein Paar bildenden Vögel traf und erlegte
ich im tiefen Walde. Das Männchen liess einen angenehmen
flötenden Gesang und das Weibchen einen klagenden Lockruf hören.
Molpastes pygaeus (Hodgs.).
Dieser Bülbül war sehr gemein im Buschwerk bei Margherita
und Sadiya.
Die Bachstelzen.
Während ich in der ersten Zeit meines Aufenthaltes in Assam
keine Bachstelze sah, erschienen Anfangs September bei Margherita
einige im Garten des Mr. Wright, von denen ich zwei erlegte —
M. leucopsis, Gould. Um dieselbe Zeit und später in grösserer
Anzahl erschienen sie auch bei Sadiya; als ich später nach Mar-
‚gherita zurückkam, waren sie dort auf den Sandbänken des nun
halb ausgetrockneten Dihing eine stete Erscheinung. Hier wie
dort war M. leucopsis, Gould. etwas häufiger, als M. Hodgsoni, Blyth,
beide übrigens gleich in ihrem Aufenthalte und Wesen, vielleicht
nur Hodgsoni etwas scheuer. Diese beiden Arten nun sind sofort
zu unterscheiden durch die bei Zeucopsis weissen und bei Hodgson?
schwarzen Ohrdeckfedern. Sehr schwierig sind aber die Unter-
scheidungen andrer indischer Arten, deren ich eine ganze Anzahl
aus dem Panjab und Delhi erhielt. Da ist zunächt M. Hodgsoni
und personata sehr leicht im Alter durch die bei Hodgsoni schwarze,
bei personata aber graue Oberseite zu trennen. Dagegen sind im
Jugendkleide beide grau und ein einzelnes Stück gewiss
nicht immer sicher zu der einen oder der andern Art zu zählen.
Auch das bei personata meist etwas ausgedehntere Weiss auf
den Flügeln ist nicht als sicheres Merkmal zu betrachten — nach
sorgfältigsten Vergleichungen vieler Stücke werden auch Schnabel-
länge und andre Eigenthümlichkeiten hinfällig — es bleibt nur
die Rückenfärbung. Diese nun ist bei der im Alter schwarzrückigen
Art (Hodgsoni) einen Stich mehr ins Bläuliche, während er bei der
graurückigen mehr sandgrauen Ton hat. Dies ist namentlich auch
beim Aufheben der Federn an den bei der schwarzrückigen Art
418 Ernst Hartert:
dunkleren Federwurzeln zu bemerken. Indessen gebe ich zu, dass
ohne Vergleichsstücke auch hiernach noch die Unterscheidung oft
nicht möglich sein wird. Ziemlich ähnlich sehen sich auch die
grossbritannische Mot. lugubris und die asiatische leucopsis, sind
aber doch durch Flügelzeichnung und andre Merkmale sicher
unterscheidbar. Mit keiner andern Art kann die grosse indische
maderaspatensis, Gm. verglichen werden, bei der das Schwarz.der
Kopfplatte in einem Streifen bis auf den Schnabel reicht.
Ein gleiches Verhältniss wie bei den Jungen von leucopsis
und Hodgsoni findet bei denen von M. eitreola und eitreoloides
statt, von denen die erstere im Alter einen grauen, die letztere
einen schwarzen Rücken hat. Hier haben die ‘der schwarzrückigen
Art einen oft sehr deutlichen, braunen Ton bei dunkleren Feder-
wurzeln, die der graurückigen einen aschbläulichen Ton — in-
dessen ebenfalls wohl sehr gut beim Vergleichen einer Reihen-
folge beider Arten, aber vielleicht kaum bei einzelnen Stücken
ohne Vergleichsstücke zu sehen. Immerhin sind dies alles gute
Arten, wie die M. ocularis und lugens, und die afrikanischen capensis
und longicauda auch — ja ich trenne sogar noch M. vidua in
lichtensteini und vaillanti und glaube, dass dies immerhin durch-
führbar sein wird, wenigstens subspeecifisch — aber die Mot. baicalensis
scheint mir selbst in subspecifischem Sinne auf sehr schwachen
Füssen zu stehen. Mot. persica habe ich noch nicht gesehen.
Die M. citreola war im October bei Sadiya häufig, aber ich
sah sie nur in und bei sumpfigen Reisfeldern.
Henicurus schistaceus, Hodgs.
Iris braun, Schnabel schwarz, Füsse blass fleischfarben, bei-
nahe weiss.
Am 7/11. 88 sah ich an einem über Steingeröll hinschäumenden
Bache zwei dieser prachtvollen Vögel. Obgleich sie sehr scheu
waren, gelang es mir, das Männchen zu erlegen. Da ich sie
wiederholt aufjagte und sah, fiel mir zur Genüge ihre vollkommene
Bachstelzen-Aehnlichkeit auf. Dass sie noch gewandter durch
reissendes Wasser laufen, kann nicht Wunder nehmen. Pracht-
voll zieren sie die Landschaft. Ohne Zweifel gehören meiner
Meinung nach diese Vögel in die Nähe der Bachstelzen.
Anthus agilis, Sykes.
Iris braun. Füsse fleischfarben.
Im September nicht selten bei Sadiya.
|
|
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 419
Mirafra assamica, Me. (lell.
Nur ein gräulich zerschossenes Exemplar bei Sadiya.
Passer montanus (L.).
Gemein in Dibrugarh und Margherita. Ich kann mich nicht
mehr besinnen, ihn in Sadiya gesehen zu haben, auch finde ich
keine Notiz darüber. Muthmasslich ist er auch dort gemein, aber
ich muss es vorläufig als blosse Muthmassung hinstellen. P. indicus
habe ich hier nirgend gesehen.
Acridotherestristis (L.)
Dieser selbst dem gleichgültigsten Reisenden in Indien auf-
fallende Vogel ist auch noch im äussersten Ober-Assam gemein.
Acridoth.fuscus (Temm.).
Ebenso gemein, aber in der Regel mehr im Walde anzutreffen,
wo Dörfer der Eingeborenen, freie Stellen und dergl. sich be-
-finden. Die Iris bei dieser Art ist gelb.
Sturnopastor contra (L.).
Iris strohgelb. Schnabel weiss, hintere Hälfte roth. Füsse
dunkelbraun. In jedem Orte und jedem Dorfe, das nicht allzutief
im Walde liegt. Ihr Pfeifen und Wesen ist sehr staarenartig.
Sturnia malabarica (Gm.).
Iris bläulich weiss. Schnabel an der Spitze gelb, in der Mitte
grün undan der Wurzel blau. Füsse gelblich braun. Nicht gerade
sehr gemein, aber doch oft gesehen. Sie lieben es sehr, sich auf
kahle Baumwipfel in kleineren Flügen niederzulassen. Sie sind
keineswegs so zahm, wie die drei vorhergehenden Arten.
Gracula intermedia, A. Hay.
Eulabes intermedia Jerd. Birds of. India II p. 339.
&? Iris braun. Schnabel roth mit gelber Spitze. Hautlappen
ganz gelb. Füsse und Nägel gelb. Solange ich nicht überzeugt
bin, dass die in ihren Extremen sehr verschiedenen beiden Formen
(intermedia und javanensis) durch Uebergänge in den Grenzgebieten
verbunden sind, möchte ich sie als Arten aufrecht erhalten — im
andern Falle würde ich sie nur subspeeifisch trennen. Vergl.
unter Sumatra.
Von Herrn Baker aus Cachar erhielt ich zwei Eier der Art
aus den dortigen Bergen. Ueber die beiden Eier, welche jetzt in
seinem Besitze sind, sagt Dr. Kutter Folgendes:
[Nach der Angabe von E. W. Oates (B. Brit. Burmah Vol. 1.
p. 392) fand Major Bingham diese Atzel in einer Baumhöhle
nistend, in welcher sich auf einer Unterlage von Gras und wenigen
420 Ernst Hartert:
Ruthen drei Junge und ein blaues, purpurbraun gesprenkeltes Ei
fanden. Die Maasse des letzteren sind nicht erwähnt. Dagegen
schätzt A. Hume (Str. Feath. V. p. 86) die mittlere Grösse von
Eiern der nahe verwandten, etwas kleineren Form E. religiosa (Linn.)
auf 33,1--22,2 mm.
Dem entsprechen auch die Grössenverhältnisse der vorliegenden
zwei Eier der Mittelatzel aus Cachar. Sie messen 35,4425,0
und 37,54-25,6 mm, bei 75 und 77 eg Schalengewicht, während
ein von Hume (l. ce.) erwähntes Ei der noch etwas grösseren
Form, E. javanensis, Osb. nur 28,3-+20,2 mm mass, also offen-
bar regelwidrig klein war.
Im Uebrigen scheinen die Eier der genannten drei Arten
oder Formen sehr übereinstimmend zu sein. Ebenso zeigen, wie
nicht anders zu erwarten, auch die Eier des Gattungsverwandten
der Philippinen, Gymnops calvus (Gm.), den gleichen Typus.
Die vorliegenden Stücke von E. intermedia aus Cachar sind
eiförmig, ziemlich spitz am schmalen Ende. Die Schalenober-
fläche zeigt mässigen Glanz und ein ziemlich grobes, unregel-
mässig gewelltes Korn, mit quer verlaufenden, verzweigten Leisten
und zahlreichen tiefen Poren; ebenso werden auch die bei allen
Sturniden-Eiern so häufig auftretenden und sehr bezeichnenden
tiefen Längsrillen der Schale nicht vermisst. Die Grundfarbe ist
himmelblau, bei durchfallendem Lichte lebhaft bläulich grün. Die
Zeichnung besteht in sparsam und ziemlich gleichmässig vertheilten
Punkten und rundlichen Fleckchen, von denen die tieferliegenden
blasser oder dunkler graublau, die oberflächlichen dunkel grau-
braun gefärbt sind. Kutter.)
Oriolus trailli (Vig.).
2 Sadiya im Walde, 30/9. 1888.
Iris dunkelbraun, Schnabel und Füsse hellblau, Nägelhornbraun,
Oriolus melanocephalus L.
2 Iris graubraun, Schnabel schwarz, Füsse hellblau. Nicht
selten bei Sadiya.
Wird in Indien Mango-bird genannt, weil er sich gern in den
dichten Kronen der Mango-Bäume aufhält und in ihnen auch sein
Nest mit Vorliebe baut. Seine Stimme ähnelt auf ein Haar der
unsres Kirschpirols.. Wie man es bei einigen andern Vogel-
gattungen auch findet — z. B. bei den Merops, Pomatorhinus,
Dierurus, Centropus — so herrscht auch bei den Pirolen eine so
grosse Aehnlichkeit in ihrem schönen Flötenrufe, dass man sie '
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 421
kaum unterscheiden kann. So z. B. pfiff in den Wäldern des
westlichen Sudan Oriolus bicolor, Licht., unserm deutschen Vogel
zum Verwechseln ähnlich, ähnlich wird auch Orzolus indicus
beschrieben.
Corvus splendens, Vieill.
Diese Art findet sich nicht an den tief im Walde gelegenen
Orten, wenigstens habe ich sie da nie bemerkt. Gemein ist sie
bei und in Sadiya.
Corvus macrorhynchus, Wagl.
Ebenfalls gemein und gern auch tief im Walde. Eine echte
Krähe, durchaus nicht ein Rabe.
Dendrocitta himalayensis, Blyth.
Bei diesem Vogel ist die Iris im Alter dunkelroth, während
sie bei jüngeren röthlich braun ist. Unter sechzehn Exemplaren
fand ich bei sechs rothe Iris. Schnabel schwarz, Füsse dunkelgrau
bis schwarzbraun. Der Vogel ist sehr gemein im Wald und in
der offenen Gegend bei Sadiya, hält sich aber nur auf Bäumen
auf. Gewöhnlich in kleineren Trupps durchstreift er die Gegend
und lässt häufig seine wechselvollen, bald krächzenden, bald
pfeifenden Töne hören. Auf mit Früchten bedeckten Waldbäumen
sieht man ihrer oft viele versammelt, wo dann auch oft Peri-
crocotus, Megalaema und andre Vögel zusammenkommen. Seine
Nahrung besteht indessen nicht aus Früchten allein, denn ich fand
mehrfach Reste von Käfern in ihren Mägen.
Dendrocitta frontalis Me. Clell.
Die Iris bei einem stark in der Mauser befindlichen jüngeren
röthlich braun, bei einem schön ausgefärbten alten 3 roth.
Schnabel und Füsse schwarz. In den Mägen Früchte und ein
grosser Käfer. Diese hübsche Art sah ich nur bei Sadiya, wo
ich sie paarweise beobachtete. Sie glich in ihrem Wesen völlig
der vorigen Art.
Die auffallendere und buntere Dendrocitta rufa (Scop.) habe ich
in Ober-Assam niemals beobachtet, dagegen in der Nähe von Calcutta
und an den Abhängen des Mount Abu in den Aravalli-Bergen
hatte ich Gelegenheit, den hübschen Vogel zu sehen. Er benahm
sich genau, wie die beiden in Ober-Assam heimischen Arten. Bei
dem leider verstorbenen Herrn Otto Möller bei Darjiling hatte
ich Gelegenheit, die Eier der drei Arten zu sehen, welche eine
grosse Uebereinstimmung zeigten. Vergebens hoffte ich, dass es
mir gelingen werde, die prachtvolle Urocissa occipitalis (Blyth.), die
RR. ri
v . Mr
422 Ernst Hartert:
in jenen Gegenden vorkommen soll, zu sehen. Dagegen erlangte
ich die schöne
Cissa chinensis (Bodd.).
bei Margherita im Hügellande.
Der Aufenthalt im dichten Buschwerk der Wälder und meistens
auf und nahe an dem Erdboden, weicht von dem der nächsten Ver-
wandten ab. Keineswegs indessen gehört der Vogel: zu den
Timeliiden, sondern hat seine natürliche Stellung zwischen Urocissa
und Garrulus. Dahin verweisen ihn auch Nestbau (vergl. Oates
P. Brit. Burm. I p. 407) und seine Eier, welche — wie mir Dr.
Kutter mittheilte — denen von Garrulus näher stehen, als denen
von Dendrocttta,
Lanius tephronotus (Blyth.).
In der offenen Gegend bei Sadiya.
Pericrocotus speciosus (Gray).
Dies war die einzige Art, die ich nicht selten erlegte. Jeden-
falls kamen aber auch noch andre Arten vor, da ich nicht sonder-
lich auf diese T'hiere fahndete.
Hemipus capitalis Me Clell.
2 Iris braun. Schnabel und Füsse schwarz.
(Vergl. Cat. B. Brit. Mus. IH p. 307 u. OatesB. Brit. Barm.
I p. 259). Die von mir aus Sadiya mitgebrachte Art ist die
echte 7. capitalıs.
Tehitrea affinis A. Hay.
Scheint nicht gerade häufig zu sein.
Iris &raubaun. Schnabel hornbraun, am Wurzeltheil fteisch- |
farben. Füsse hellblau. Nägel bläulich fleischfarben.
Hypothymis azurea (Bodd.).
& Iris gelb. Schnabel blau, spitzenwärts schwarz. Füsse
bleigrau. Nur wenige Male im Walde gesehen.
Rhipidura albieollis (Vieill.).
Iris tiefbraun. Schnabel und Füsse schwarz. Ich habe ihn
mehrere Male im Bambudickicht beobachtet und erlegt.
Oryptolopha zanthoschista (Hodgs.).
Ein Stück im October bei Sadiya erlegt.
Es scheint mir doch nöthig zu sein, die westlichere Form,
welche grösser und heller ist, subspecifisch zu sondern, als Orypto-
lopha zanthoschista albosuperciliaris (Jerd.). Vergl. Cat. B. B.
Mus. IV p. 398.
|
}
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 423
Uryptolopha albigulartis (Hodgs.).
Sharpe Cat. B. B. Mus IV p. 405.
& Iris kastanienbraun. Füsse graugelblich. Magen Insecten.
Ebenfalls nur einmal erlegt. 30/10. 1888.
Culicicapa ceylonensis (Swains.).
Iris braunroth. Oberschnabel hornbraun, unterer nur an der
Spitze so, Wurzelhälfte fleischfarben. Füsse dunkel pomeranzen-
gelb. In kleinen Familien im Walde angetroften, wo sie unter
leisem Gezwitscher sich in den Baumkronen herumtrieben, oft
Inseeten im Fluge fangend.
Oypseliden habe ich in Ober Assam nicht erlegt; nur
bei einigen Naga-Dörfern sah ich eine sehr grosse Cypselide in grosser
Höhe überhin fliegen, die wahrscheinlich Zirundinapus indteus, Hume
war. Mein Freund Baker gab mir sehr interessante und schätzens-
werthe Notizen über die von ihm in Cachar beobachteten Arten,
die ich der Hauptsache nach hier in der Uebersetzung
folgen lasse.
„Oypselus infumatus, Scl.
Dieser seltene Vogel ist in den meisten Dörfern über 1500
Fuss hoch zu finden. Ich glaube nicht, dass die von Oates er-
wähnten Vögel dieselben sind, sondern glaube, dass jene eine
burmesische Form von Cyps. Batassiensis ist. Meine Vögel sind '
durchweg unabänderlich viel kleiner als seine — mit einem ver-
hältnissmässig längeren Flügel. Sie brüten hier in den Stroh-
dächern der Naga-Häuser, wo sie ihre Nester zwischen den
Grasschiehten anbringen. Sie machen zwei Bruten im Jahre, be-
ginnen mit Legen früh im März und hören Ende Juli oder An-
fang August auf. Man findet sie in denselben Gebäuden mit
Hirundo rustica und Hir, daurica. Die Eier sind stets zwei an
der Zahl.“
Ein vorliegendes Nest ist wundersam in den zerschlitzten
Enden eines Palmblattes (oder breiter Gräser) angebracht. Es
ist ausserordentlich dünnwandig, stellenweise durchsichtig, am
stärksten Theile, dem Boden, noch nicht einen cm diek. Es be-
steht aus den mit Speichel verbundenen und erhärteten wolligen,
gefligelten Samen einer Composite. Einige Federn von Palaeormis und
O'ypselus sind mit eingeklebt. Marshall vergleicht ihre Form mit
einem Uhrtäschchen, wobei er vielleicht ein pantoffelähnliches, an
der Wand hängendes Täschehen meint. Man könnte es auch
mit einem längs durchschnittenen Ei von Numenius arcuatus ver-
424 Ernst Hartert:
gleichen, dem es auch in der Grösse ziemlich gleicht. Eier habe
ich leider nicht gesehen. (Vergl. Kutter J. f. O. 1885, S. 344.)
„Collocalia linchi“
Ich lasse die hochinteressante Beobachtung meines Freundes
hier folgen, obgleich bei der Schwierigkeit der Bestimmung der
Arten von COollocalia es wünschenswerth wäre, ein Exemplar vor-
liegen zu haben. Hören wir seine Worte: „Dieser seltene Vogel
kommt hier nur sehr vereinzelt vor. Einer, den ich schoss, befand
sich in Gesellschaft von Cypselus infumatus. Ich nahm zwei Nester
am 4. und 12. April aus. Sie waren aus getrocknetem Speichel
und feiner pflanzlicher Federwolle verfertigt und unter dem Wurzel-
ende eines enormen gefallenen Baumes angebracht, der gegen
den Erdboden eine Art kleiner Höhle bildete. Jedes enthielt zwei
Eier. Ich glaube, dass mein Fund das erste authentische Vor-
kommen in diesen Bergen darstellt.‘ *) ;
Von „Oypselus batassiensis“ sagt Baker ferner noch:
„Im Widerspruche zu den Behauptungen der Naturforscher
brütet dieser Segler in Gesellschaft an einem und demselben
Palmbaum.“
Caprimulgus macrourus, Horsf.
Nicht selten in der offenen Gegend bei Sadiya.
Chrysophlegma flavinucha (Gould.).
Iris beim & dunkelroth, oft trübroth, beim 9 nussbraun,
Nackte Haut um das Auge hellgrünlich. Schnabel blauweisslich.
Füsse graugrünlich, Nägel horngrau. Vielleicht ist die Iris bei
ganz alten Weibchen auch roth. |
Dieser Specht ist in den Hügelwäldern oberhalb Margherita
sehr häufig. Fast täglich vernimmt man dort seinen echt specht-
artigen, aber ausserordentlich lauten und weit hörbaren Pfiff. In
ihrer Nahrung weicht die Art darin von andern Spechten ab, dass
sie ausser Insecten (und Kernen) auch sehr viel und gern Früchte
frisst. Ich fand in den Mägen von zweien überhaupt nur Früchte,
die theilweise ganz hinuntergeschluckt waren.
Chrysophlegma chlorolophus (Vieill.).
Iris braunroth. Schnabel grünlich gelb, Firste und Spitze
schwarz. Füsse grünlich grau, Nägel bläulich grau. Länge 25 cm.
Viel seltener als der vorige.
*) Vergl. die ausführlichen Mitth. v. Kutter, J. f. O. 1885 S. 345,
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 425
Gecinus occeipitalis (Vig.).
82 Iris roth. Schnabel schwärzlich. Füsse schmutzig graugrün.
Augenlider bleigrau.
Gemein bei Margherita im Walde.
Er liebt es, wie unser Grünspecht, seine Nahrung an niedrigen
Stümpfen zu suchen. Ich fand nur Insecten, oft beinahe lauter
Ameisen im Magen. Seine Stimme ähnelt auch der unseres
Grünspechtes.
Pieus Macii, Vieill.
In der offeneren Gegend bei Sadiya.
Mieropternus phaeoceps, Blyth.
Nicht häufig. In Wäldern.
Upupa epops, L.
Dieser Vogel erschien etwa um den 10. October plötzlich bei
Margherita und blieb von da an häufig. Es waren Exemplare
mit auffallend langen Schnäbeln, aber keineswegs U. longirostris
Jerd., denn die Federn der Haube zeigten breite weisse Quer-
flecke. Es waren echte U. epops mit langen Schnäbeln. Ob das
eine ständige Form ist?
Harpactes erythrocephalus (Gould.).
Harpactes Hodgson? (Gould.), Jerd. B. Ind. I p. 202.
82 Iris braun. Schnabel blau. Füsse bläulich fleischfarben.
In der ersten Zeit meines Aufenthaltes in Ober-Assam nur
einmal geschossen, nachher aber bei Sadiya und später überall
im Walde bei Margherita war er sehr häufig.
Es war an einem drückend heissen Tage, als ich durch den
üppigen Wald nördlich von Sadiya auf einem schmalen Patrouillen-
pfade hinschritt. Stille war in den undurchdringlichen Dickichten
an den Seiten, denn es ging auf den Mittag zu, nur fern aus
einem riesigen Eriodendron klang das dämonische Heulen grosser
Gibbons, hier und da flatterte eine bronzeflüglige Waldtaube auf
und verschwand blitzschnell mit lautem Flügelklatschen im Dickicht
— da auf einmal poltert es neben mir wie leiser Donner, mir
ist, als sähe ich einen rothen Fleck, aber im Nu ist er wieder
verschwunden und der Donner verhallt. Was kann der mir völlig
fremde Ton für einen Ursprung haben? Da poltert es wieder ganz
in der Nähe, aber nichts ist zu sehen, soviel ich mich auch be-
mühe. Kurz darauf ertönt der kurze, tiefe, etwas melancholisch
klingende Pfiff eines Harpactes, und ich schoss den mir bereits be-
kannten Vogel herab. An einen Zusammenhang mit jenem Poltern
Cab. Journ. f. Ornith. XXX VII. Jahrg. No. 188. October 1889. 28
426 Ernst Hartert:
dachte ich nicht — später indessen beobachtete ich oft, dass Har-
pactes erythrocephalus diesen Ton hervorbringt, und zwar augen-
scheinlich durch Flattern. Jedenfalls ist es der durch das An-
schlagen der ziemlich harten Flügel an das weiche, dicht zusammen-
geschlossene Kleingefieder hervorgebrachte Ton. Der oben er-
wähnte einsame Pfiff ist nicht oft zu hören. Meist sitzen diese
Vögel unbeweglich und schweigsam, mit tief in die Schultern ge-
senktem Kopfe da.
In den mir vorliegenden Büchern sind die Harpactes-Arten
ausdrücklich als reine Insectenfresser bezeichnet, und in der That
sind Insecten, und zwar fliegend gefangene Inseeten, vorzugsweise
Libellen, Orthopteren, weichflüglige Käfer, ihre eigentliche Nah-
rung, indessen fand ich im Magen eines erythrocephalus in Ober-
Assam neben einigen wenigen Insecten eine ganze Menge beeren-
artiger Früchte, und in einem 4. Diardi' — nicht Duvaucelüi, wie
ich in Folge der Verwechselung der beiden Namen auf der Jahres-
versammlung der A. D. O. G. in Münster sagte — in Sumatra eine
Anzahl Sorghum ähnlicher Samenkörner, die auch doch wohl
unmöglicher Weise beim Insectenfang aus Versehen mitgeschluckt
sein können. Wie gesagt, mögen diese Fälle selten sein, aber ich
bitte doch Beobachter in Indien hierauf ein Augenmerk zu haben.
Coracias affinis, Me Clell.
‘32 Iris nussbraun. Füsse gelblich braun. Nackte Haut hinterm
Auge schmutzig gelb. Schnabel schwarz.
;
Auf den einzeln stehenden Bäumen bei Margherita und Sadiya
gleich häufig. Ihre Gewohnheiten gleichen denen unserer deutschen
und der centralafrikanischen Mandelkrähen. Gleich ihnen leben
sie mit Vorliebe von Käfern. j
Eurystomus orientalis (L.).
Bei den Dörfern der Naga. Vergl. Sumatra.
Anorrhinus Austeni, Jerd.
Vergl. Ibis 1872 p. 6. Stray Feath. IV p. 493. Elliot,
Mon. Bucer. Notiz und Oates, Birds Br. Burm. II p. 97.
a) 3 ad. Iris kastanienbraun. Schnabel schmutzig gelblich-
braun, an der Basis des Unterschnabels beiderseits ein orange-
farbiges Fleckchen. Nackte Haut im Gesicht hellblau. Füsse
schwärzlich, Sohlen gelb, Nägel schwärzlich. sin
b) Etwas jüngeres &: Iris nicht so lebhaft braun. : Gesichts-
haut weisslich mit bläulichen und lilafarbenen Flecken. Füsse
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 427
auf den Schildern braun, an den helleren Theilen rings an den
Schildern grünlich. Sohlen gelb. Nägel schwärzlich.
e) & juv: Iris bräunlich grau. Schnabel orangegelb, hintere
Hälfte grünlich. Nackte Gesichtshaut dunkelgelb. Füsse grün-
lich gelb. Sohlen gelb. Nägel schwärzlich.
Die Maasse von a sind: Gesammtlänge: (frisch) 74 em, Flügel
(Balg) 33 cm, Schwanz 32,5 em, Schnabellänge 11,2 em, Schnabel-
höhe unmittelbar vor dem Horn 3 cm, grösste Höhe 5,2 cm.
c) hat 32 cm Flügellänge, der noch keinen Höcker tragende
Schnabel an der höchsten Stelle 4,3 em, Länge 10,3 em.
Beschreibung des Gefieders.
Oben dunkel graubraun mit mettallischem, ins Grüne ziehendem
Glanze, der auf den Schwingen und Schwanz am lebhaftesten
und grünlichsten ist. Bürzel und obere Schwanzdecken matter
graubraun, Bürzelfedern mit ganz trüben, nicht glänzenden und
dadurch dunkler erscheinenden, schmalen Endsäumen. Die dunklen
Primärschwingen mit einem gelblich weissen Fleck auf dem mitt-
leren Theil der Aussenfahnen, einen Spiegel bildend, und mit
breiten, weissen Spitzen. Deckfedern der Primärschwingen mit
weissen, sehr hervortretenden Endflecken. Schäfte der Steuer-
federn oben dunkelbraun, unten schneeweiss. Schwanz mit drei
bis vier Centimeter breiter, weisser Endbinde, welche jedoch den
mittelsten beiden Federn fehlt. Bei b zeigen jedoch auch die beiden
Mittelfedern etwas weisse Farbe, in Gestalt einer schwachen
Marmorirung. Beim jüngeren Vogel haben die Ränder der meisten
Schwingen und Deckfedern rostbraune Säume, welche beim mittleren
Vogel viel weniger und beim alten fast gar nicht mehr zu be-
merken sind.
Kopf und die aus langen, lockeren Federn bestehende Haube
sepiabraun mit schmalen, hellbräunlichen Schaftstrichen, die
hintersten Federn der ziemlich hohen Haube rostbraun. Beim
Jüngeren Vogel haben Kopf- und Haubenfedern sehr breite rost-
rötbliche Säume und weisse Endflecken.
Unterseite schön rostbraun. Backen, Kopfseiten, Kinn, Kehle,
Brust weiss, beim alten Vogel auch die Brust rostbraun bis an
die Kehle hin. Unterflügeldecken rostbraun. Hosen dunkelbraun
mit rostfarbenen Flecken.
Eine detaillirte Beschreibung hielt ich für erwünscht, weil
die Art bisher nur in einem von Godwin Austen in den Bergen
von Cachar erbeuteten Exemplare bekannt war, welches angeblich
28:
428 Ernst Hartert:
im British Museum aufbewahrt wird, aber von Elliot behufs An-
fertigung eines Bildes in der Monogr. Bucer. nicht gefunden wurde.
Natürlich erhoben sich dieserhalb auch Zweifel am Bestehen
dieser Art und ihrer Zugehörigkeit zu Anorrhinus. Wie Hume (I. e.)
sehr richtig bemerkt, ist es unverständlich, wie man daran denken
konnte, das Stück für einen jungen Rhinoplax vigil zu halten, wie
Gray es that, und es kann das jedenfalls nur auf einem Miss-
verständniss der Beschreibung, unmöglich aber auf Autopsie des
Vogels beruhen.
Von dem nahe verwandten A. Tickelli (Blyth), welcher nur
einen kleinen Strich waldigen Berglandes in Tenasserim bewohnt
— soweit his jetzt bekannt ist — ist die Art durch viel hellere
Färbung im Allgemeinen, ungefleckte mittelste Schwanzfedern,
weisse Kehle, breite weisse Spitzen an den Schwingen vorzugs-
weise unterschieden. Ganz anders scheint der junge Vogel aus-
zusehen. Ein Exemplar von 4. Tickelli, welcher sich, wie Oates
mir schrieb, in Europa wohl nur in London befindet, habe ich
nicht gesehen, aber mir liegen die ausgezeichneten Beschreibungen
vonOates, Blyth, Tickellund die schöne Abbildung in Elliot,
Monogr. Bucerot. vor.
Es war am 4. September, in den Bergwäldern südlich vom
Dihing, als ich unweit einer kleinen Lichtung in den sehr hohen,
Früchte tragenden Waldbäumen eine Anzahl Nashornvögel krächzend
und flatternd an den Früchten fressen sah. Mit grösster Vorsicht
schlieh ich mich hinan und gab Feuer. Ein Vogel stürzte mit
dumpfen Schlag auf den Waldboden herab — die andern verstummten
einen Moment, um sofort im Fressen fortzufahren. Ohne Zweifel
hatten sie den Knall für einen Donnerschlag gehalten. So konnte
ich, durch Unterholz gedeckt, sechs Schüsse hintereinander abgeben,
ehe die Schaar abstrich. Leider blieben zwei Schüsse, wohl wegen
der grossen Höhe, erfolglos und einer der Getroffenen blieb im
Gezweig hängen, so dass ich nur drei Vögel hatte. Die Vögel
waren nun weit fortgestrichen, so dass ich sie nicht wieder fand.
Leider blieb auch an den folgenden Tagen und späterhin das Fahnden
nach ihnen erfolglos. Immerhin hatte ich Gelegenheit gehabt, sie
sehr genau zu beobachten.
Was mir zunächst beachtenswerth und auffallend erscheint,
war ihre auffallende Furchtlosigkeit, die in schroffem Gegensatze
zu der grossen Scheu und Flüchtigkeit des Verwandten von Tenasserim
— ausser zur Brutzeit — steht. Mögen auch die Vögel den ersten
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 429
und zweiten Schuss für Donnerschläge gehalten haben — wie das
ja in entlegenen Gegenden nicht selten vorkommt — so müssen
sie mich doch nachher, wo ich freier aus meiner Deckung heraus
trat, gesehen haben, ja sie sahen auch die Kameraden verendend
aus ihrer Mitte stürzen. Wie gesagt, strichen sie erst nach dem
sechsten Schusse ab. Bei ihrem Fruchtfressen waren sie im höchsten
Eifer und liessen sehr häufig ein rauhes Krächzen dabei hören.
Ihr Flug war mässig rasch und rauschend, wie der fast aller Bucero-
tiden. Ich sah sie nur in beträchtlicher Höhe. Es waren ihrer
8 bis 10 Stück beisammen. Während von A. Tickelli angeführt
wird, dass er sich nur von Früchten zu nähren scheint, hatten
meine A. Austeni gemischte Nahrung in ihren Mägen. Der Magen
von a enthielt eine Anzahl Früchte und 1 Mantis, der von b gar
keine Früchte, dagegen 2 Mantis und eine grosse Blatta, der von c
eine grosse Menge dreier verschiedener Arten von Früchten, worunter
sehr grosse, ganz übergeschluckte, sowie eine Locustide.
Ein zweites Mal traf ich nicht mit der Art zusammen.
Megalaema lineata (Vieill.).
2 bei Dibrugarh 20/8. 88. Iris braun. Nackte Haut am
Auge gelb. Schnabel fleischfarben. Füsse gelb. Die Bengalen
nannten den Vogel Dassunta bare.
Megalaema (Cyanops) asiatica (Lath.).
&2? Iris lebhaft kastanienbraun. Augenlid gelb. Nackte
Haut am Auge bräunlich grün. Schnabel schwarzbraun, hinterer
Theil grünlich weiss. Füsse grünlich. Magen Früchte.
Dieser Vogel war ziemlich häufig auf fruchttragenden Wald-
bäumen, wo er sich sehr leicht in grösserer Menge hätte erlegen
lassen.
Ich habe nur einige Stücke erlegt, da ich nicht Werth auf
die gewöhnliche Meg. asiatica legte. Erst hier bemerkte ich, dass
das eine Stück eine dunkelblaue Kopfbinde hatte. Ich musste
dies Stück nach der kurzen Beschreibung dieser Art für M. Davi-
son’, Hume halten. Indessen glaube ich nicht an das Bestehen
‚dieser Art — so wie ich sie mir nach der Beschreibung vorstelle.
(Vergl. Oates B. B. Burmah vol. II p. 134.) Es veranlasst mich
dazu der Umstand, dass bei zwei andern Stücken ein blauer
Schimmer und einzelne bläuliche Federn sich zeigen, während
dies an andern, zur selben Zeit und in derselben Gegend von den-
selben Fruchtbäumen herabgeschossenen, nicht der Fall ist. In
der Grösse kann ich keine Unterschiede feststellen. — Sollte nicht
430 Ernst Hartert:
die blaue Färbung bei den Vögeln vielleicht im hohen Alter auf-
treten ?
Cacomantis threnodes, Cab. et Hein.
Einige Male bei Sadiya bemerkt, ein Stück im Jugendkleide
erlegt, welches den ganzen Magen mit Raupen gefüllt hatte.
Centrococoyx bengalensis (Gm.).
Nur bei Sadiya in den weiten Grasflächen einige Male bemerkt
und einmal erlegt.
Centrococeya rufipennis (]ll.).
Von Assam bis nach Siligori am Fusse des Himalaya und
Caleutta hin zu sehr vielen Malen beobachtet. Ein Gelege von
vier Stück, von dem verst. Mr, Cleveland gesammelt, aus dem
südlichen Panjab erhalten.
[Das vorstehend erwähnte Gelege von vier Eiern erscheint
aus dem Grunde von hohem Interesse, weil es an zwei Stücken
eine deutliche farbige Fleekenzeichnung bemerken lässt.
Bekanntlich sind die Eier dieses Sporenkukuks, wie diejenigen
aller Gattungs- und näheren Geschlechtsverwandten rein weiss und
mit einer gleichfalls weissen, kreidigen Deckschicht überzogen, welche
an ihrer Oberfläche nicht selten — anscheinend in Folge der Be-
brütung — einen unregelmässig fleekigen, oder mehr gleichmässig
vertheilten, gelblichen oder brännlich gelben Anflug zeigt. Um
diesen handelt es sich hier aber keineswegs. Vielmehr findet sich
an einem der übrigens rein milchweissen und, wie gewöhnlich, ge-
drungen gleichhälftig-ovalen Eier, in der Nähe des einen Endes
ein hell zimmetrother, unregelmässig nach zwei Seiten verzogener
Flecken von etwa 3—4 mm Durchmesser. In der Nähe desselben,
beziehungsweise aufder entgegengesetzten Schalenseite, zeigen sich
ferner noch drei weitere kleine, rundliche Tüptelchen von derselben
Färbung. Dass aber diese Zeichnung thatsächlich einem im Ei-
schlauche, während der Ausbildung der Schale abgesonderten Farb-
stoffe ihren Ursprung verdankt und nicht etwa später zufällig
entstanden ist, ergiebt sich unzweideutig daraus, dass bei einem
zweiten Ei des Geieges, in derselben Ei-Zone, wie bei dem ersteren,
eine grössere Anzahl tiefliegender, blass violetgrauer Fleckchen
und Züge auftreten, die in Form eines sehr lockeren Kranzes an-
geordnet sind. Hält man das Ei gegen das Licht, so treten diese
Schalenflecke, wie gewöhnlich solche, viel lebhafter hervor, und
man kann auf diese Weise auch noch an dem ersterwähnten Ei
das Vorhandensein einiger sehr tief liegender und daher auf der
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 431
‚Oberfläche kaum noch bemerkbarer derartiger Flecken feststellen.
Dureh vorsichtige mechanische Entfernung der oberflächlichen
Schalenschicht gelingt es übrigens, wie meist in solchen Fällen,
leicht, die ursprüngliche rothe Färbung der tierliegenden Zeichnungs-
flecken zur Anschauung zu bringen. Die anderen beiden Eier des
Geleges zeigen keine Spur von farbiger Fleckung.
Bekanntlich kommt eine solche, ausnahmsweise nicht gerade
selten bei den der Regel nach weissen oder eintönig gefärbten
Eiern solcher Arten vor, deren nähere Verwandte meist farbig ge-
fleckte Eier legen. Ich erinnere hier nur an die ziemlich häufig
roth gesprenkelten Eier von Saxicola oenanthe (L.), sowie Rutieilla
tithys (Scop.) und pAoenicura (L.) u. s. w. Offenbar sehr selten ist
diese Erscheinung aber bei Eiern solcher Arten, deren sämmtliche
Geschlechtsverwandte ungezeichnete Eier legen, Aus eigener An-
schauung ist mir zuvor, trotz darauf gerichteter besonderer Auf-
merksamkeit, ein derartiger Fall noch nicht bekannt geworden;
jedoch erwähnt Anderson (Proc. Zool. Soc. 1876 p. 316) eines
‚mit kleinen, undeutlichen, fliederfarbenen Schalenflecken reichlich
gesprenkelten Eies von Ascalaphia coromanda, Blyth, und ebenso
wird versichert, dass zuweilen junge Haushühner roth gesprenkelte
Eier legen.
Da derartige Vorkommnisse, besonders bei Eiern nicht domesti-
eirter Vogelarten, immerhin ein allgemeineres Interesse bezüglich
der Entstehungsweise der Schalenfärbungen beanspruchen, so
möchte ich nicht unterlassen, bei dieser Gelegenheit um Veröffent-
lichung einschlägiger Fälle zu bitten. . Kutter]
Palaeornis Finschir, Hume.
& ad. 24/9. 1888. Iris gelblich weiss mit einem engen
inneren goldglänzenden Ringe, Oberschnabel roth mit gelber Spitze,
Unterschnabel gelb. Füsse gelblich graugrün, Nägel dunkelbraun-
3, 2 juv.: Iris weisslich, Schnabel ebenso, aber weniger leb-
haft. Die Jungen haben noch nicht den langen Schwanz, Kopf
und Kehle sind nur schmutzig grün. Das Vorkommen dieses
hübschen Papageien in Assam ist, soviel ich weiss, neu. Er wird
allgemein nur für Burma angegeben. In ungeheuren Schwärmen
'zusammen mit cyanocephalus, L. im letzten Drittel des Sep-
tember in der Ebene bei Sadiya am Brahmaputra. Man muss
Schaaren von vielen Tausenden von Papageien gesehen haben,
um zu begreifen, wie schön ihr Anblick, wie entsetzlich der Lärm
derselben ist. Es ist erstaunlich, wie gut ein Papagei getroffen
432 Ernst Hartert:
sein muss, um sofort herabzustürzen. Eine Lieblingsnahrung sind
ihm die Guaven.
Microhieraxz melanoleucus (Blyth).
& und 2 Iris braun. Schnabel und Füsse schwarz.
Diesen ausserordentlich seltenen, bisher nur in dem Zipfel
Ober-Assams bei Sadiya erlegten Falken traf ich am 31./10. 1888
im tiefen Walde bei Margherita.
Ihrer 5 oder 6 — offenbar eine Familie — sassen auf der
Spitze eines abgestorbenen Baumes auf einer kleinen, sumpfigen
Lichtung im Walde, einem alten Reisfelde anscheinend. Es gelang
mir, aus ziemlich weiter Entfernung vom Waldrand aus, drei mit
einem Schusse zu erlegen, worauf die übrigen auf Nimmerwieder-
sehen verschwanden. In dem hohen, dichtverfilzten Grase ging mir
ein Stück verloren — trotz der grössten Bemühungen fand ich nur
2 Stück, ein & und ein 9, beide in der Mauser. In den Mägen
fand ich eine Menge von Käfern und Orthopteren.
Diese Art ist sofort von dem nächsten Verwandten, dem
M. coerulescens (L.) (== eutolmus Hodgs.) durch die ganz schnee-
weisse Unterseite und ebensolche Beine und bedeutendere Grösse
unterschieden. Eine vortreffliche Beschreibung des Vogels befindet
sich Stray Feath. II p. 525, der nichts hinzuzufügen ist.
Astur palumbarius (L.).
Ein starkes Exemplar des Hühnerhabichts, der dort wohl
noch nicht beobachtet ist, im Jugendgefieder, am 4/11. 1888
über dem Hause erlegt. Im Magen Tauben. Vergl. Jerdon Bird.
Ind. Ip. 45.
Pernis ptilorhynchus (Temm.).
Am 16/10. 1888 bei Margherita erlegt. 4.
Otogyps calvus (Scop.).
& Sadiya 8/10. 1888. Iris dunkel graubraun mit perlweissen
Flecken. Schnabel dunkel graubraun. Kopf und nackter Hals mehr
oder minder fleischroth, Wachshaut ins Bläuliche, nach dem be-
fiederten Theile zu iss Weissliche ziehend. Füsse und der nackte
Theil der inneren Unterschenkel von jener eigenthümlichen, gelblich-
rötblichweissen Farbe, die die Engländer hier China-Weiss nennen.
Klauen schwarz. Nur einzeln einige Male beobachtet. Der einzige
Geier, den ich bei Margherita sah.
Gyps indicus (Scop.).
20/8. 1888 Dibrugarh. Hals schieferschwarz, Kopf etwas
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 433
‚heller. Schnabel schwärzlich mit weisslicher Firste. Iris braun.
In grossen Schaaren bei Dibrugarh.
Turtur suratensis (Gm.).
Diese von Turtur tigrinus wahrscheinlich immer gut zu unter-
scheidende Art hat genau dieselbe Lebensweise wie jene. Anfangs
October fand ich ein dem Auskriechen nahes Gelege dieser Taube
mannshoch im Dickicht.
Osmotreron Phayrei Blyth.
2 Sadiya. Schnabel vordere Hälfte bläulichweiss, hintere
Hälfte grünlichblau. Im Magen Baumfrüchte.
Turtur meena (Sykes).
Schnabel schwarzbraun, an der Wurzelhälfte weinröthlich.
Iris orangeroth, Augenlider ringsherum weinroth, in der Mitte
hellblau. Füsse kirschroth. Nägel schwarzbraun.
Die grosse rostbraune Turteltaube traf ich immer an derselben
Stelle, am Ufer eines kleinen Sumpfes inmitten ausgedehnter
Waldungen an. Sie war sehr scheu, entkam sofort in das Dickicht,
wo sie in den dichten Kronen schwer zu entdecken war und auch
meist ausser Schussweite abstrich. Es ist die echte burmesische
Art, die ich. erlegte, nicht die ähnliche rupicola.
Chalcophaps indica (L.).
Die bronzeflüglige Waldtaube.
In den diehten Wäldern von Ober-Assam wohl nicht besonders
selten. Ihr Aufenthalt scheinen nur schattige Wälder zu sein.
Mir kam sie immer sehr scheu vor. Ihr Flug ist rapider, als der
aller mir vorgekommenen Taubenarten. Durch die rothbraune
Unterseite der Flügel macht sie sich im raschesten Vorüberfliegen
kenntlich. Ihre Nahrung sucht sie am Erdboden.
Carpophaga griseicapilla (Wald.).
& 28. 8. 88. Iris grünlichweiss. Augenlid braun. Schnabel
kirschroth mit hornbrauner Spitze. Füsse dunkelkirschroth, Nägel
graubraun. Long. 18 inch.
Diese ausserordentlich seltene, bisher nur aus Burma bekannte
- Taube hielt sich einzeln und in in kleinen Flügen in den höchsten
Waldbäumen Ende August in den Wäldern von Margherita auf.
Mehrfach habe ich auf sie geschossen, ohne dass die Schrote in
_ der grossen Höhe eine Wirkung hatten, so dass ich nur dies eine
Stück erlangt habe. Ihre Stimme ist ein unheimlich dumpfes,
ungeheuer lautes Brummen. Sie nährt sich wie ihre Verwandten
von den Früchten hoher Waldbäume.
434 Ernst Hartert:
Von hühnerartigen Vögeln habe ich nicht viel beobachtet
In Margherita schoss ich einmal eine R sl
Turnixz plumbipes (Hodgs.).
und es wurde von den Naga die
Excalfactoria chinensis (L.) |
mehrfach lebend gebracht. Wie man mich versicherte, käme der
birmesische Pfau, Pavo muticus L., und nicht Pavo eristatus L., in
den Naga-Hügeln unweit vor, nhök er sei ausserordentlich elle.
Ziemlich häufig begegnete ich bei Sadiya im Walde as
wilden Waldhuhn.
Gallus ferrugineus (Gm.).
Die im Oktober geschossenen Hähne waren stark im Feder-
wechsel. 5
Ardeola Grayi (Sykes). ser |
Sehr häufig auf nassen Reisfeldern bei Sadiya.
Leptoptilus javanicus (Horsf.).
Sehr häufig in den Reisfeldern zwischen Sadiya, Margherita
und Dibrugarh.
Tantalus leucocephalus, Penn.
Iris dunkelroth. Schnabel roth mit cite: Firste,
Spitze und Innenrändern. Nackte Haut im Gesichte dunkelbraun.
Beine roth.
Mehrfach gesehen, einen am 19. 10. 1888 erlegt.
Ciconia nigra L.
Am 22. 10. 1888 der schwarze Storch bei Margherita erlegt.
Er ist nur Wintervogel in Indien. Das Exemplar zeigte sich sehr
wenig scheu. |
Gallinago coelestis (L.).
Bei Sadiya ein paar geschossen,
Totanus calidris (L.)
Einmal bei Sadiya am Brahmaputra geschossen.
4. Reise durch Indien
mit Bemerkungen über einige Vögel.
Mitte November beendete ich mein Sammeln in den Grenz-
gebieten von Ober-Assam und trat die Rückreise an. Alsich wieder
den Brahmaputra begrüsste, bot sich mir ein völlig verändertes
Bild dar. Wo im August das Wasser bis an den grünen Saum
des Waldes reichte, da hatte man nun über breiten Sand zu mar-
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 435
schiren, um den Dampfer zu besteigen. Die Temperatur war des
Nachts empfindlich kalt.
Wo damals auf den unabsehbaren, die Bänke überfluthenden
und bis in den Urwald hineinreichenden Wassern kaum ein Vogel
zu sehen war, da konnte man nun auf den Sandbänken ein reiches
Vogelleben beobachten. Beinahe hätte ich hier noch alle meine
Pläne geändert und wiederum zum Sammeln Halt gemacht — mit
Verscherzung des keineswegs unerheblichen Rückreisegeldes —
und ich bedauere heute, es nicht gethan zu haben. Die Fahrt
stromabwärts war womöglich noch herrlicher, als die Auffahrt.
Keine trüben Regenwolken, keine Gewittergüsse — nur der ferne
Himalaya in undurchdringliches Gewölk gehüllt. Der Abend klar
und kühl, heimische Stimmen von Totaninen, den Fluss hinab-
schwimmende Lämpchen mit Reis — ein Religionsgebrauch der
Hindu — unwillkürlich an Anderson’s herrliches Märchen erinnernd.
Am Tage auf den Bänken die langschnäuzigen, kleinen Brahma-
putra-Krokodile zu Hunderten — schreibe zu Hunderten — nament-
lich etwas weiter stromabwärts, zahllose kleine Schildkröten, hier
und da Totaninen, Charadrien, mehrfach Scharben, am zweiten
Tage der Fahrt eine immense, wohl 500 Stück zu schätzende
Pelikanschaar (jedenfalls wohl Pelecanus manillensis = philippensis)
in ziemlicher Nähe auf einer Sandbank ruhend. Grosse Schaaren
Hindu-Pilger bei Gauhati zum Kumaika-Tempel ziehend. Geier in
Massen in Gauhati selbst. Hier erst wurden die in den waldreichen
Gegenden des Nordostens seltneren Melvus gowinda zahlreich.
Von Dhubri aus vertraute ich mich wieder der Eisenbahn an
und dampfte von Parbadipur aus dem Himalaya zu. Von Parba-
dipur aus bis an den Fuss des Gebirges befand ich mich in be-
ständiger Aufregung, denn die ganze Gegend war belebt von Raub-
vögeln, in einem Grade, wie es mir noch niemals vorgekommen
war. Zumeist waren es Baza lophotes, welche auf den Telegraphen-
stangen längs der Eisenbahn sassen, mit Bestimmtheit glaube ich
noch erkannt zu haben Spizaetus limnaetus, Butastur teesa und
Pernis ptilorhynchus. Jedenfalls kamen diese Schaaren aus den
Bergen, wo der Winter einzog.
Unvergleichlich war die Fahrt in’s Gebirge, nach dem unbe-
schreiblich schönen Darjiling. Dort besuchte ich den leider bald
darauf verstorbenen ausgezeichneten Sammler Otto Möller in
Tukvar, bei dem ich hochinteressante Eiersammlungen sab, unter
denen besonders eine Anzahl parasitischer Kukuliden-Eier von
436 Ernst Hartert:
Interesse war. Schöne Insekten sah ich auch bei P. Möwis und
einem englischen Arzte. Ueber dem sog. botanischen Garten schwebte
wiederholt Aguzdla clanga.
Vom Himalaya eilte ich wieder hinab nach Calcutta und von
da per Dampfer nach Sumatra und Perak. Wieder nach Caleutta
zurückgekehrt, enteilte ich dem Gewühl in den Strassen bald wieder
gen Westen hin. Durch das weite Gangesthal zum heiligen Benares.
Von Benares nach Agra, wo Falco jugger auf den schlanken
Minarets der himmlischen, erhabenen Taj Mahal thronte. Ueber
Delhi nach der schönen Residenz des Maharadja von Jeypur im
unabhängigen Rajputana. Dort war ein reiches Vogelleben, denn
die Jagd ist hier gänzlich verboten und ohne Scheu sieht man
wilde Pfauen an den Wegen und Tempeln, ohne Scheu eine Menge
Geflügel auf dem Krokodilenteich im Palaste. Die Affen im Felsen-
thal von Gulta sind die zahlreichsten, die ich irgendwo in Indien
sah, und so frech, dass man ohne Zweifel bei einer Beleidigung
derselben in die grösste Gefahr gerathen würde, zumal keine Hand
sich gegen die heiligen Affen erheben würde.
Einen etwas längeren Halt machte ich bei Verwandten in dem
malerischen Ajmir, von wo aus ich den Sambar-Salzsee besuchte,
dessen Vogelwelt ich schon in einer Sitzung der A. D. O. G. zu
schildern versuchte. Von vorzugsweisem Interesse waren dort die
immensen, unschätzbaren Schaaren von Flamingos. Ich erlegte
dort ferner den reizenden Turumti der Hindustanen, den Falco
chiquera, der ein frecher Räuber ist und Kraft und Gewandtheit
mit einem prachtvollen Aussehen verbindet, und einige mir sehr
interessante Singvögel. In gewaltigen Schaaren lag Fulica atra
auf dem Wasser, überaus gemein waren Aypsibates himantopus und
Machetes pugnax im grauen Reisegefieder, Auf dem See von Ajmir
und auf dem heiligen See in Puschkar waren wieder Fulica atra
gemein, auf ersterem noch Carbo cormoranus, Podiceps eristatus und
minor, auf letzterem — im heiligen Gebiete von Puschkar, wo kein
Schuss fallen darf — Entenschaaren von überraschender Zahmheit,
Fuligula nyroca und rufina, Spatula elypeata, Querquedula crecca,
Chaulelasmus streperus und Nettapus coromandelianus, ein eigen-
artiges, fesselndes Bild für den deutschen Jäger, der solcherlei
Vögel als ein scheues Wild mit allen Listen zu erlegen gewohnt ist.
Einen ferneren Aufenthalt machte ich noch in den wildroman-
tischen Aravalli-Bergen, wo ich den fünftausend Fuss hohen Mount
Abu erstieg.
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 437
Beim Aufstieg durch das die Hänge bedeckende niedere Ge-
büsch strichen hart am Wege Galloperdix spadiceus ab, es erfreute
mich Dendrocitta rufa mit ihrem bunten Federkleide. Beim Herab-
stieg fand ich etwa 4000 Fuss hoch die unsere Haiderose an Duft
weit übertreffende, rahmfarbige Rosa involucerata, Roxb., die,
eigentlich eine Bewohnerin des Himalaya, hier einen fernen Aussen-
posten in den Aravalli-Bergen innehält.
Ein unvergessliches Schauspiel bot der Fuss des Berges dar:
hier war weithin die Ebene bedeckt mit rother Gluth, der aus-
gedehnte Wald von Butea frondosa stand in rother Blüthen-
pracht. In diesen blühenden Bäumen tummelten sich Tausende
von Rosenstaaren, Pastor roseus, nach echter Staaren Art mit gar
vielem Schwätzen und Pfeifen. Auch noch Meilen weiter an der
Bahn nach Bombay zu beobachtete ich diese Vögel.
In Bombay besuchte ich selbstredend auch die „Thürme des
Schweigens“, wo die Zoroaster's Lehren huldigenden Parsi ihre
Todten von den Geiern fressen lassen, damit weder die Mutter
Erde, noch das heilige Feuer, noch die hehren Wässer durch sie
verunreinigt werden.
An einem heissen Märztage verliess ich an Bord der Electra
die sonnige Bucht von Bombay und winkte dem liebgewonnenen
Indien meinen Abschiedsgruss.
Neophron ginginianus (Daud.).
Von grossem Interesse war es mir, nachdem ich früher zur
Genüge im westlichen Sudan den dort so sehr zahlreichen N. monachus
Temm. kennen gelernt hatte, nun auch den weissen Schmutzgeier
zu beobachten — zwar die indische Form, die aber dem echten
N. percnopterus L. äusserst nahe steht. — Während dieser Geier
in den östlichen Theilen — Assam, Caleutta — unbekannt ist,
tritt er als ein sehr häufiger Vogel in den troeknen Gegenden des
Westens auf. In Jeypur, Sambar, Abu, namentlich aber bei Ajmir
konnte ich ihn beobachten.
“= nächst sah ich ihn, wie seinen afrikanischen Verwandten,
auf alten Gebäuden sitzen und in und hinter den Gehöften auı
dem Erdboden in bekannter Art mit grossen, sprungartigen Schritten
sich bewegen. Seine Nahrung besteht hier zum grössten Theile
aus menschlichen Exkrementen. Dies ist nun in den Haussaländern
Afrikas beim N. monachus nicht in dem Maasse der Fall. Dort
ist N. monachus vorzugsweise auf Fleisch und Knochen erpicht,
438 Ernst Hartert:
während er die massenhaft zu erlangenden Exkremente, wie es
mir schien, nur in Ermangelung von Besserem verzehrte. Ich
hebe hier nur hervor, dass mein Reisegefährte Staudinger, welcher,
obgleich ohne ornithologisches Interesse, dennoch mit offenen Sinnen
die uns umgebende Natur erfasste und sehr vielfach und aufmerksam
die mit dem Menschenleben verknüpften Erscheinungen der Thier-
welt beobachtete, mir gegenüber nach Durchsicht meines Artikels
J. f. ©. 1886 S. 601 bezweifelte, dass meine Angabe bezüglich
des Fressens von Menschenkoth richtig sei. Ich hebe dies hervor,
um zu zeigen, wie selten er dieser Nahrung nachgeht, die ich ihn,
soviel ich erinnere, nur zweimal angehen sah. Ob hierin ein für
den dunklen und den weissen Schmutzgeier beständiger Unterschied
liegt, vermag ich freilich nicht schroff zu behaupten, möchte es
aber doch hiermit in Erwägung gebracht haben.
Indessen wurde ich in höchstes Erstaunen an den Felsen von
Taragurh bei Ajmir versetzt. Hier horsteten einige Paare, hatten
aber damals noch keine Eier. Wundervolle Flugkünste führten hier
die Alten aus. Hoch über den zerrissenen, kahlen Felsen schwebten
sie ohne Flügelschlag, dann sausten sie hernieder mit angelegten
Flügeln und brachten es auf mir unbegreifliche Art fertig, nach
dem jähen Herabsturz in einer Kurve wieder aufwärts zu steigen,
so dass sie eine kleine Strecke mit angelegten Flügeln aufwärts
stiegen. Unter den kühnsten und schönsten Wendungen und Flug-
künsten strichen sie so stundenlangumher. Das thutkein N. monachus
Temm., den ich auch am Horste beobachtete! Diese scheinbar unbedeut-
samen Dinge hebe ich hervor, um von Neuem auf gewisse Unter-
schiede zwischen den beiden Vögeln, N. monachus Temm. und
N. perenopterus L. nebst ginginianus (Lath.) aufmerksam zu machen,
und bitte A. Brehm’s Beobachtungen in der Naumannia 1852, III,
S. 36 und Kutter’s oologische Mittheilungen J. f. O. 1836 8. 602
zu vergleichen.
Elarus caeruleus minor Bonap.
Als, wie oben benannte, Rasse, glaube ich, wird man die
indische Form von den afrikanischen Gleitaaren infolge ihrer deut-
lich geringeren Maasse absondern können. Eine Reihe von Exem-
plaren erwarb ich mit einer Anzahl andrer, zum Theil sehr inter-
essanter Vogelbälge, von der Wittwe des verstorbenen Herrn
Cleveland in Sikanderabad bei Delhi, welche im südlichen Panjab,
zumeist in der Gegend von Hatfin Gurgaon, theilweise auch in den
N. W. P. bei Delhi und Sikanderabad gesammelt waren. ur...
Scops lettia Hodgs. |
Unter diesem Namen befanden sich in Cleveland’s Collection
zwei reizende Eulen. Sie stimmen genau mit der Form Scops
griseus Jerd. überein, denn sie unterscheiden sich sehr auffallend
durch einen helleren, fahlen Ton von den starken, mehr röthlich-
braunen Thieren aus dem Himalaya. &. griseus Jerd. aus dem
offenen, trockenen Panjab und Rajputana hat entsprechend ihrem
Aufenthalte mehr Wüstenton, als die dunkle Rasse aus den Wald-
%
a
Zur Ornithologie der indisch-malayischen Gegenden. 489
bergen. Vergl. Sharpe Cat. B. B. Mus. und Jerdon, B. India
vol. Ip. 136. Jerdon vereinigt zwar die Formen unter dem Namen
lempiji, giebt aber ihre Unterschiede an. Im Cat. B. B. Mus. und
in Oates B. Brit. Burmah werden die Formen als verschiedene
Schattirungen erwähnt. In der That haben wir solche ja bei
unserm Waldkauz ebenfalls, und so kann es sich ebensowohl mit
lettia verhalten. Indessen möchte ich doch in Erwägung stellen,
diese Formen mit Bezug auf ihren Aufenthalt in’s Auge zu fassen.
Strix flammea L.
So gern ich geneigt wäre, die indische Form von der euro-
päischen zu trennen, so ist es mir doch nieht möglich gewesen,
irgend einen Unterschied zwischen Stücken aus beiden Lokalitäten
zu erfassen. -
Unter den Bälgen war eine sehr hübsche Varietät mit dunkel-
braunem Brustbande, jetzt im Berliner Museum.
Orateropuscanorus L.= Malacocercusterricolor
und
Malacocercus = Argya Malcolmi, Sykes.
Beide Vögel hatte ich Gelegenheit, auf meiner Reise oft zu
beobachten. Sie zeigen eine so völlige Uebereinstimmung in ihrem
Gebahren, dass man kaum für möglich halten sollte, dass sie von
Systematikern in verschiedenen Gattungen untergebracht werden.
Diese Gattungen freilich sind auf kleinen Abweichungen im
Schnabelbau und Schwanzlänge oder dergl. begründet, ich möchte
aber doch zur Erwägung stellen, ob es nicht angemessener wäre,
sie in einem Genus unterzubringen, anstatt sie weit zu trennen,
wie dies im Cat. B. Brit. Mus. geschehen ist.
Columba intermedia Strickl.
Die graurückige Felsentaube.
Ist von der südeuropäischen Felsentaube, Columba livia L.,
durch gänzlichen Mangel von allem Weiss auf dem Bürzel, welcher
aschgrau ist, unterschieden. Ich zweifle, dass jemals Exemplare
mit weisslichem Bürzel thatsächlich beobachtet worden sind. Unter
den Hunderttausenden, die ich sah, war keine mit einem
‚anders als aschgrau gefärbten Bürzel, eine glich genau der andern.
Diese Taube ist einer der zahlreichsten Vögel im britischen Indien.
Ueberall brüten sie an für sie geeigneten Orten; an alten Gebäuden
in Caleutta sah ich sie in ihre Löcher kriechen, am frühen Morgen
scheuchte ich sie aus den Schärten der ragenden Minarets an
Kaiser Aurungsib’s Triumphmoschee in Benares, im Kutub Minar
über der alten Ruinenstadt von Delhi sah ich ihre alten Nester
noch in den höchsten Stockwerken, und im Felsenthal von Gulta
striehen sie von Felsenwand zu Felsenwand.
Das Ungeheuerlichste aber habe ich in Jeypur im unabhängigen
Rajputana gesehen. In ganz Rajputana ist das Tödten eines dieser
heiligen Vögel auf das strengste verboten. In grösseren Orten
ist von der Regierung der Maharadjah’s eine bestimmte Menge
Futter — Getreide und Hülsenfrüchte — ausgesetzt, die alltäglich
440 E. Hartert: Zur Ornithol. d. indisch-malayischen Gegenden.
am Morgen oder Mittag von einem zu dem Zwecke bezahlten Be-
amten an die Tauben verfüttert wird. Der betäubende Lärm der
heranflatternden Tauben, das Drängen, Streiten, Gurren dieser vielen
Tausende von Vögeln, die einer auf ein Haar dem andern gleichen,
ist in der That grossartig und staunenerregend. Am Sambar-See
und in andern trockenen Gegenden sind die tiefen Brunnen auf
den Feldern die vorzüglichsten Brutplätze dieser Tauben. Im
waldreichen Ober-Assam habe ich diese Taube nicht bemerkt.
Turtur trangquebaricus Herrm.
Da ich nirgend eine genaue Beschreibung des Jugendkleides
von T. tranquebaricus gesehen habe, wird es vielleicht nicht ganz
überflüssig sein, eine solche zu geben — wenn sie schon irgendwie
gegeben ist, so kann es auch nicht schaden.
? jJuv. aus der Gegend von Delhi, N. W. P. Indien.
Unterseite fahl sandgrau, jede Feder mit sandgelbem Rande,
Kinn weisslich, Bauch mehr gelblich, Aftergegend und Unter-
schwanzdeeken wieder weiss. Weichen und Bauchseiten, sowie
Unterflügeldeckfedern hellbläulich grau. Oberseite der Unterseite
ähnlich, aber an Kopf und Flügeln lebhafter (am Bürzel einige
frische graublaue Federn), Schwingen dunkelbraun mit schmalen
sandgelben Rändern, Schwanz wie beim alten Weibchen.
Ardeola Grayi (Sykes).
Ueberall, wo nur ein Reisfeld oder ein Sumpf sich befindet, stösst
man in Bengalen und Assam auf diesen gemeinen Vogel, der sich
dicht vor den Füssen plötzlich erhebt und durch die weisse Unter-
seite der Flügel fast erschreckend wirkt.
Podiceps minor (Gm.).
Den kleinen Steissfuss sah ieh zahlreich im Februar auf den
Seen und Teichen Rajputana’s. Unterschiede zwischen indischen
und europäischen Exemplaren scheinen nicht zu bestehen. Sowohl
die Ausdehnung des Weiss auf dem Flügel, als auch die Färbung
der Unterseite und die Grösse variiren in denselben Grenzen wie
bei unsern Vögeln.
Podiceps cristatus (L.).
Zahlreich auf den Seen bei Ajmir und Puschka in Rajputana.
Ein beliebtes Schiessobjeet englischer Nimrode. Ich muss auch ge-
gestehen, dass das Hetzen dieser Vögel, die bekanntlich sich in
der Regel durch Tauchen zu retten suchen, in der unvergleichlichen
indischen Winterluft auf dem spiegelglatten See einen grossen
Reiz hat, welcher durch das Verlangen der Damen nach dem „Pelz-
werk“ dieser Vögel noch erhöht wird.
Puffinus spec.
Ich habe viele Sturmtaucher im indischen Ocean gesehen,
ohne dass es mir möglich war, einen derselben zu erlegen. Die
meisten dürften wohl chlororhynchus Less. gewesen sein. |
Accentor modularis 38,
127, 136, 252.
Accipiter 116.
— bicolor 317.
— nisus 71, 328.
Acredula caudata 216.
Acridotheres fuscus 419.
— roseus 205.
— tristis 195, 408, 419.
Acrocephalus aquaticus
21l.
— arundinaceus 75, 143,
144, 220.
— horticula 144.
— orientalis 349.
— palustris 144,219, 412.
— phragmitis 211.
— schoenobaenus 150.
— streperus 286.
— turdoides 143, 219.
Actitis hypoleueus 145,
150, 214.
Aegialitis collaris 320.
en scandiacus 150.
— Tengmalmi 150.
Aethopyga Wrayi 380,
387
Agelaeus ieterocephalus
300.
Agyrtria Bartletti 305.
— fluviatilis 100.
— lactea 306.
Alauda arvensis 80,
190, 255.
Alea impennis 239,
— torda 145, 147,
150, 153.
Alcedo bengalensis
— cristata 275.
— ispida 75, 81.
— meninting 365.
— pieta 276.
Alcippe nipalensis 413.
— peracensis 380, 383.
Alseonax latirostris 353.
Amadina nisoria 391.
— punetulata 355.
Amaurestes fringilloides
283.
129,
246.
148,
365.
Cab. Journ. £. Ornith, XXXVII
Index.
1889.
Amazilia aeneobrunnea
329.
— Lawrencei 329.
Amblyospiza unicolor
282.
Ammodromus peruanus
299.
Ampelis garrula 153.
Amydrus morio 280.
Anaplectes rubriceps 264,
2831.
Anas acuta 151.
— boschas 81, 136, 151,
213, 261, 262.
— boschas domestica
134, 333.
— clypeata 338.
— crecca 151.
— moschata 341.
— penelope 15l.
Anastomus lamelligerus
268.
Andropadus flavescens
285.
Androphilus accentor
112.
Anorhinus 426, 428,
— Austeni 195, 196, 426,
429,
— comatus 369.
— Tickelli 195, 428.
Anser domesticus 135.
— ferus 151.
— segetum 151.
Anseres 184.
Anthodiaeta zambesiana
285.
Anthothreptes malaccen-
sis 350.
— orientalis 285.
— phoenicotis 350.
Anthracoceros convexus
368.
Anthus agilis 412, 418.
— arboreus 75, 255, 262.
— Bertheloti 199.
— malayensis 354.
— obseurus 150.
— pratensis 150,255, 262.
— Raalteni 284.
— rufulus 354.
— — malayensis 354,
Anumbius 185.
Aphobus 105.
— chopi 104, 105, 106.
— megistus 104, 105.
— suleirostris 104.
— unicolor 105.
Apternus tridactylus 149.
Aquila bifasciata 233.
— celanga 69, 197, 233,
436.
— fulviventris 233.
— melanaätus 69.
— naevia 232.
— orientalis 69, 233.
— pennata 69.
— pomarina 69.
— rapax 247.
— vittata 233.
Ara 29%.
— ararauna 2%.
— chloroptera 290.
— Couloni 291, 313, 314.
— macao 290, 313.
— maracana 314.
— severa 290, 313.
— Spixi 290.
Aramides ypecaha 185.
Arbelorhina coerulea
microrhyncha 29.
— cyanea 29%.
Archibuteo lagopus 69,
150.
Archicorax albicollis 248,
262, 280.
Ardea bubuleus 192, 406.
— cinerea 213.
— cocoi 185.
— egretta 100.
— purpurea 269, 406.
-— stellaris 84.
— sumatrana 379.
Ardeola Grayi 434, 440.
— minuta 75.
— rufiventris 268. .
Ardetta involucris 185.
— pusilla 268,
. Jahrg. No. 188. October 1889. 29
442
Argusianus argus 378.
Argya Malcolmi 439,
Arinae 241.
Artamus leucorhynchus
356.
Ascalaphia coromanda
431.
Asio brachyotus 72, 150.
— mexicanus 317.
— otus 72.
Astrarchia Stephaniae
Astur nisus 150.
— palumbarius 71, 150,
215, 432.
— polyzonoides 271.
— trivirgatus 375.
Asturinula monogrammi-
ca 271.
Attila cinereus 303.
— citriniventris 303,
Aulacorhamphus derbia-
nus 313.
Automolus Sclateri 303.
Barbatula chrysopyga
340.
Bartramia longicauda
101.
Baryphthengus Marti
308.
— semirufus 308.
Batis capensis 278,
— pririt 278.
Baza lophotes 435.
Bias musicus 278.
Bolborynchus aymara
185.
— monachus 185.
Botaurus stellaris 214.
Brachypteryx erythrogy-
na 112.
Bradyornis mariquensis
60.
— murinus 50.
— ÖOatesi 50.
— pallidus 49, 50, 277.
Brotogerys 291.
— jugularis 291, 316.
Bubo 247.
— ignavus 72.
— nigrescens 247.
— orientalis 374.
Bubulcus coromandus
406.
— ibis 406.
Bucco chacuru 308,
— macrodactylus 308.
Buceros rhinoceros 195,
368, 369.
INDEX.
Buchanga atra 399,
— leucogenys 352.
— longicaudata 399,
Budytes 354.
— campestris 264, 284.
— flavus 141, 390.
— viridis 141, 150.
Buphaga erythrorhyncha
280.
Burnesia flaviventris 384,
385.
— socialis 384, 385.
— sonitans 385.
— superciliaris 385.
Busarellus nigricollis 317.
Butastur teesa 435.
Buteo desertorum 71.
— lagopus 173.
— Swainsoni 185.
— vulgaris 71, 79, 173,
248.
Butorides atricapilla 268.
— striata 318.
Butreron Capellii 377.
Cacomantis threnodes
370, 430.
Caica Barrabandi 291,317.
— melanocephala 291,
8317.
— melanocephala palli-
da 317.
Cairina moschata 261,
262.
Calamodyta phragmitis
196
Calamoherpe
38, 41.
Calidris arenaria 266.
Calliste boliviana 296.
— Schranki 296.
— Yeni 296.
Callolophus malaeccensis
401.
Calobates 354.
Calodromas 185.
— elegans 185.
Calorhamphus Hayi 373.
Calornis chalybea 355,
391.
— Tytleri 355.
Calyptomena 398.
— viridis 380,
— Whiteheadi 14, 398.
Campephaga nigra 977.
Campephilus melanoleu-
cus 306.
— rubricollis 306, 307.
palustris
— trachelopyrus 306
‚2090, ‚000 -
Campothera mombassica
274.
— nubica 274.
Campylopterus obscurus
305
Campylorhynchus hypo-
stictus 292,
Cannabina linaria 82, 150.
— sanguinea 131.
Capito auratus 313.
Caprimulgus 34, 360.
— europaeus 138,
— Fossıi 277.
— macrourus 360, 401,
424
— Smithi 277.
Carbo cormoranus 486.
Cardinalis 191.
Carduelis elegans 190,
257
Carine noctua 72, 187.
— passerina 72,
Carpophaga aenea 377.
— griseicapilla 433.
Cassicus 337.
— affınis 299.
— aphanes 300.
— crassirostris 300.
— haemorrhous 299,300.
— pachyrhynchus 299,
300.
— persicus 99, 298,
— uropygialis 299, 300.
Cathartes aura 336.
Celeus grammicus 307.
Centrococeyx 347.
— bengalensis 347, 372,
430
— eurycercus 347, 372.
— lepidus 347, 372,
— rufipennis 430.
Centropus 372, 420.
— monachus 272.
— nigrorufus 272.
— superciliosus 273,
Ceophloeus lineatus 307.
Cerchneis neglectus 263,
— tinnunculus canarien-
sis 263,
Certhia familiaris 216.
— spilonota 116.
Ceryle amazona 308.
— rudis 276.
Ceuthmochares australis
273.
Chaetocercus
teri 185,
Chaetura coracina 400.
— dominica 334,
Burmeis-
Chaetura gigantea 380,
"400, 403.
— leucopygialis 400.
Chalcopelia afra 270.
— chalcospila 270.
Chalcophaps indica 433.
Charadrius alexandrinus
265.
— apricarius 211.
— auratus 150.
— fulvus 377.
— Geoffroyi 265.
— hiaticula 150, 265.
— longipes 377.
— mongolicus 265.
— pluvialis 213, 377,
— sibiricus 150.
— squatarola 265.
— tricollaris 265.
Chaulelasmus streperus
436.
Chauna chavaria 185.
Chelidon 187.
— urbica 75, 81, 123,139,
149, 187.
Chelidonaria 187.
Chelidoptera tenebrosa
309.
Chema 188.
Chibia hottentotta 400.
Chlorestes coerulea 100,
306.
Chlorocharis Emiliae 112
Chlorophanes _spiza
coerulescens 295.
Chloropsis cyanopogon
382.
Chordeiles rupestris 306.
Chrysococeyx _cupreus
273.
Chrysolophus pictus 190.
Chrysomitris linaria 150.
Chrysonotus javanensis
| 362.
Chrysophlegma chloro-
lophus 424.
— flavinucha 424.
— puniceus 362, 401.
Chrysotis 291.
— Augusta 334.
— Bouqueti 334.
Chrysuronia Josephinae
306.
Chunga 185.
Ciconia alba 213.
— nigra 213, 434.
Cinclus 184.
— melanogaster
342.
— septentrionalis 342,
150,
INDEX.
Cinnyris 350.
— gutturalis 285,
— microrhyncha 285.
Circaetus gallicus 70.
— solitarius 344.
Circus aeruginosus
271.
— cyaneus 71.
— macrurus 71.
— pygargus 71.
— ranıvorus 271.
— spec. 79.
Cirrhopipra filicauda 302.
Cissa chinensis 422,
— — minor 357.
— minor 357.
— Jefferyi 357.
— ornata 357.
— thalassina 357.
Cissopis leveriana 298.
— minor 298.
Cisticola Beavanı 387.
— cisticola 349.
— erythrops 285.
— fortirostris 286.
— haematocephala 286.
— terrestris 286.
Cnemiornis 239.
Coceothraustes vulgaris
216.
Coccyges 184.
Coccygus cinereus 185.
Coccystes coromandus
370.
Colaeus monedula 80.
Coliopasser axillaris 283.
Colius leucotis 272,
— striatus 272.
Collocalia 424.
— fuciphaga 359.
— Linchi 400, 401, 424.
Columba Bollii 199.
— intermedia 439.
— laurivora 199,
— livia 439.
— oenas 215.
— rufina 319.
— trocaz 189.
Colymbus 188.
— cristatus 166.
— dominicus 321.
— glacialis 343.
Ze
— minor 264.
— torquatus 343.
Conirostrum setticolor
intermedium 202.
Conuridae 241.
Conurus cyanopterus 316,
— Luciani 316.
— Molinae 185,
443
Conurus pavua 291, 315.
— roseifrons 291, 314,
315, 316.
— Souancei 316.
— Weddelli 291, 314.
Copsychus musicus 349,
— pluto 349,
— saularıs 349, 382, 411.
— — musicus 349, 381,
411
Coracias affınis 426.
— garrula 215, 277.
— ındica 408.
— spatulata 276.
Coraciidae 398, 399,
Coracornithes 244.
Coryinae 186.
Corvultur albicollis 248,
262, 280.
Corvus affinis 332,
— corax 80, 149, 153,
215, 331, 332, 333,
338.
— cornix 80, 125, 150,
153, 169, 251.
— corone 125, 126, 169,
250, 251.
— enca 357.
— frugilegus 126, 127,
163, 221.
— macrorhynchus 421.
— pica 153.
— scapulatus 280.
— splendens 195, 407,
421.
— tingitanus 331, 332,
333.
Corydon sumatranus 358,
398.
Coryphistera alaudina
185.
Cossypha Heuglini 286.
Coturnix communis 151.
— dactylisonans 260.
Cotyle riparia 75, 79, 81,
123, 136, 149.
Cranorrhinus corrugatus
366.
Crateropus canorus 439.
— hypostietus 285.
Crex pratensis 32, 57,
150, 214.
Criniger flaveolus 416.
— phaeocephalus 351.
Crithagra ictera 284.
Crotophaga ani 100.
— major 309.
Cryptolopha albigularis
423
_ xanthoschista 422,
29*
44H
Cryptolopha xanthos-
chista albosuper-
ceiliaris 422,
Cuculus 73.
— canorus 34—46, 73,
75, 124, 149.
— Heuglini 273.
Culicipeta ceylonensis
423.
Cuncuma leucogaster
2 ee
Cyanecula leucocyanea
194, 200, 219.
— suecica 410.
— Wolfi 200.
Cyanocorax violaceus300.
Cyanops asiatica 429.
Grelorkie guianensis 294.
Cygnus melanorhinus
212.
— nigricollis 185.
— olor 75.
Cywbirhynchus 380.
Cymborhynchus 393, 394,
395, 397, 399.
— macrorhynchus
392, 393.
— macrorhynchus Salva-
dorii 358.
— malaccensis 358.
Cyphorhinus modulator
292, 293.
— rufogularis 293.
— Salvıni 29.
Cypselus 423.
— apus 138, 400.
— batassıensis 423, 424.
— infumatus 423, 424,
— melba 190.
358,
Dacnis analis 294, 295.
— angelica 294, 295.
— flaviventris 294.
— modesta 295.
Dandalus rubecula 129,
136, 254.
Dendrobates agilis 307.
Dendrocincla merula 304.
Dendroeitta 422,
— frontalis 421.
— himalayensis 421.
— oceipitalis 357.
— rufa 421, 437.
Dendrocolaptes eximius
202.
— radiolatus 304.
Dendrocopus canariensis
263.
— major 263.
— minor 149.
INDEX.
Dendrocycna viduata per- |
sonata 265.
Dendrophila
416.
Dendropicus Hemprichi
274.
frontalis
, Dendrornis elegans 304.
— multiguttata 304.
— palliatus 304.
Dermophrys maja 355.
Dieaeum chrysorrhoeum
351.
— cruentatum 351.
— nigrimentum 351.
— sumatranum 351.
Dichoceros bicornis 402.
| Dieruridae 399, 400.
Dierurus 420.
| — divaricatus 280.
Digenea 111.
Dissemurus 403.
— paradiseus 352, 389.
— platyurus 352.
Dolichonyx oryzivora 99.
Donacobius atricapillus
185.
Drymornis 185.
Dryocopus martius 215.
Dryonastes ruficollis 412.
Dryoscopus 116, 117, 199.
— aethiopicus 116, 117,
120.
affınıs 278, 279.
— bicolor 116, 117, 118,
119, 120.
cubla 279.
guttatus 116, 117, 118,
119, 120.
major 117, 118, 119,
120, 278.
major Casatii 116,119.
— mossambicus 278.
neglectus 119.
orientalis 278, 279.
picatus 116, 119, 120.
sticturus 116, 119,
120.
|
BlelEl.l
Ectopistes migratorius
Elanus coeruleus 271,
272.
— minor 438.
Emberiza calandra 342,
— cia 223.
cioides 330.
cirlus 223.
eitrinella 75, 130, 133.
150, 256.
flavigaster 284.
—_—
Emberiza hortulana 75,
220.
— miliaria 130, 220.
— orientalis 284.
— schoeniclus 150, 256,
262.
Empidonomus varius 302,
Epimachus Ellioti 324.
— Macleyae 324.
— macleayanus 324.
— Macleayanae 321, 322,
323, 324, 326.
— Meyeri 323, 324.
— speciosus 323, 324.
Erithacus hyrcanus 183.
luscinia 144.
philomela 144.
phoenicurus 150.
rubecula 199.
suecicus 150.
superbus 183, 199, 263.
tithys 144, 217.
Erythrobucco 340,
Erythrura phoenicura
347, 377, 381.
Estrelda atricapilla 49.
— nonnulla 46.
Eudytes arcticus 151.
— chrysolophus 136.
— glacialis 151.
— septentrionalis 151.
Eulabes javanensis 391,
420.
— intermedia 420.
— religiosa 420.
Euphonia chlorotica 295.
— — Taezanowskii 295,
296. "+
— melanura 296.
— minuta 296,
Euplocamus nycthemerus
190.
Eurylaemidae 391, 398,
399, 400. ;
Eurylaemus javanicus
358, 358, 392, 393.
— macrorhynchus 358.
ı — ochromelas 358, 391,
392, 393, 394, 400.
Eurypyga helias 320.
Eurystomus afer 277.
— glaucurus 277.
— orientalis 364, 401,
426.
Euspiza melanocephala
Excalfactoria
chinensis
434. i
Falco aesalon 70,
Falco babylonicus 74.
— cenchris 70.
— chiquera 436.
— gyrlalco 150, 187.
—_ jugger 436.
anarıus 70.
— lithofalco 150.
— nisus 328.
-—- peregrinus 70, 188,
— rüsticulus 70, 188.
— subbuteo 70, 79, 215.
— tinnuneulus 70, 79, 80,
— vespertinus 70.
Florisuga mellivora 305.
Formicarius analıs 305.
Francolinus Altumi 340.
— ashantensis 87, 88,
340.
— Hildebrandti 340.
— Kirki 270,
— modestus 87, 88, 340.
— Schütti 87, 88, 340.
— Stuhlmanni 264, 270,
1880.
— subtorquatus 270.
Fratercula arctica 145,
147, 150.
Fregata aquila 406.
Fringilla coelebs 140, 199,
257, 333.
— coerulescens 183, 199,
263.
— montifringilla 150,257,
262.
— spodiogena 333.
— teydea 189, 199.
— tintillon 183, 199, 344.
Fulica atra 194, 214, 261,
262, 436.
Fuligula clangula 151.
— glacialis 151, 153.
— marila 151.
— nigra 151.
— nyroca 436.
— rufina 436.
Galerida cristata 80, 218.
Gallinago coelestis 434.
— scolopacina 134, 136,
150, 213, 261.
— stenura 381.
Gallinula chloropus 76,
190, 213.
— porzana 214.
Gallirex chlorochlamys
272.
Galloperdix spadiceus
437.
Gallus bankiva 77, 111.
INDEX.
Gallus domesticus 189.
— ferruginens 379, 434.
— bicolor 350.
Garrulax 413.
— leucolophus 350, 414.
— moniliger 415.
— pectoralis 415.
Garrulus 422.
— cervicalis 333.
— glandarius 80, 251,
333.
Gauropicoides Rafflesi
Gecinus oceipitalis 425.
— Sharpii 338.
— Vaillanti 333.
— viridis 81.
Geopelia striata 376, 406.
Glyphorhynchus cune-
atus Castelnaudi 303.
Gracula 380.
— javanensis 356, 391,
419.
— intermedia 356, 419.
Graculus carbo 151.
— cristatus 146, 151.
Graucalus Dussymieri
353.
— lagunensis 353.
— melanocephalus 352.
— sumatrensis 354, 353.
Guira piririgua 185.
Gymnoderus foetidus 303.
Gymnops calvus 420.
Gypaetus barbatus 186,
247.
Gyparchus papa 291.
Gyps fulvus 69, 186.
— ıindicus 432.
Habropyga astrild 284.
— nonnula 49.
— tenerrima 49.
Haematopus ostralegus
81, 145, 150.
Halcyon chelicutensis
275.
— concreta 348, 365.
— coromanda 134, 365.
— fuscus 380, 401, 402,
408.
— fuseus smyrnensis 402,
— irroratus 275.
— orientalis 275.
— pileata 347, 365, 401.
— smyrnensis 401.
Haliaötus albicilla 70, 83,
150.
— leucogaster 376.
Haliastur 19.
445
Haliastur indus 195, 341,
379, 405, 407.
— intermedius 405.
Halieus carbo 151.
— cristatus 146, 151.
Harpactes 286, 425, 426.
— Diardi 370, 426.
— Duvauceli 426.
— erythrocephalus 425,
426.
— Hodgsoni 425.
— rutilus 370.
— Whiteheadi 112.
Harpagus bidentatus
318.
Harporhynchus Palmeri
129, 136.
Harpyia destructor 335,
337.
Heliobueco 340.
Hemicercus 335, 362.
— brookeanus 360.
— canente 361, 362.
— cantente cordatus
362.
— concretus 360,361, 362.
— cordatus 361.
— Hartlaubi 360, 361.
— sordidus 360, 361, 362.
Hemignathus 331.
— obscurus 331.
— procerus 331.
Hemipus capitalis 422,
— obseurus 353.
Hemixus einereus 388.
— flavala 417.
— malaccensis 352.
Henicurus schistaceus
418.
Herodias eineracea 269.
— garzetta 269, 406.
— gularis 269.
— — cineracea 269.
Herpornis xantholeuca
416
Hirundinapus giganteus
400
— indieus 423.
Hirundo 187.
— badia 390, 391.
— daurica 391, 423.
— hyperythra 391.
— javanica 354.
— puella 277.
— riparia 75, 79, 81, 226,
250.
— rustica 81, 123, 149,
187, 249, 277, 389, 423.
— rustica gutturalis 354,
389.
446
Hirundo Smithi 277.
— urbica 75, 81, 123, 124,
126, 128, 187, 250,
390.
— viridis 295.
Homorus cristatus 107.
— Galatheae 106, 107.
— unirufus 107.
Hydrochelidon nigra 136.
Hydropsalis furcifera
185.
Hylocharis 306.
— lactea 303, 306.
Hypargus niveiguttatus
284.
Hypocnemis leucophrys
304.
Hypolais icterina 143,
186
— philomela 187.
Hypothymis azurea 422.
Hypotriorchis aesalon
190.
Hypsibates himantopus
436.
Icterus
300.
— unicolor 105.
Indicator minor 274.
— variegatus 264, 273.
— — virescens 274.
Jodopleura Isabellae 303.
Jole olivacea 388,
Jole Tickelli 388.
Jonornis martinica 320.
Jora tiphia 380.
Irena criniger 352.
— malayana 389.
Irrisor cyanomelas 276.
— erythrorhynchus 276.
Jyngidae 243.
Jyngipicus fusco-albidus
362.
Jynx 236, 243.
— torquilla 195, 215.
chrysocephalus
Lagonostictta cinereo-
vinacea 327.
Lagopus albus 144, 145,
150.
— alpinus 153.
— mutus 150.
— subalpinus 153.
Lampornis nigricollis
100, 305.
Lamprocolius melano-
gaster 280.
— sycobius 280.
INDEX.
Laniarius poliocephalus
279.
Lanius algeriensis 199,
333.
— borealis
81.
— collurio 75, 80, 216,
251, 262, 280.
— excubitor 85, 216.
major 81, 84.
meridionalis 333.
Raddei 190, 192.
rufus 218.
— tephronotus 422.
Larus argentatus
europaeus
151,
canus 81, 151.
fuscus 82, 151.
Hartlaubi 264.
maculipennis 185.
marinus 81, 153.
ridibundus 344.
Sabini 188.
tridactylus 146, 147,
148.
Legatus albicollis 302.
Leptoptilus argala 408.
— javanicus 434.
Lestris parasitica 151.
Ligurinus chloris 131,
257, 262.
Limnornis 185.
Limosa lapponica 188.
Linota cannabina 80, 258,
Lophoceros Deckeni 975.
— melanoleucus 274.
Lophornis Verreauxi
305.
Lophospizia trivirgatus
374.
Lophostrix cristata 317.
Lophotriceus spizifer
301.
Loxia bifasciata 330, 337.
— curvirostra 58, 59.
— pityopsittacus 58, 59.
Luseinia altera 187.
— lusciola 109.
— minor 254, 262.
— philomela 76, 87, 109.
Lusciniola 412.
— fuscata 412.
— Schwarzi 412.
Lycos monedula 124.
Machetes pugnax 134,
136, 150, 436.
Macronyx croceus 284.
Macropteryx comatus
359, 401.
|
Macropteryx longipennis
359. ’
Malacocereus Malcolmi
— terricolor 439.
Malacopterum magnum
Rn 350.
argarops
Tufus 334.
Megalaema 421.
— asiatica 334, 429.
chrysopogon 372.
Davisoni 334,
Duvaucelii 402.
haemacephala 372.
— Henriei 402.
— lineata 429.
— mystacopbanes
402.
— Oorti 373.
— pulcherrima 112.
Megalurus palustris 411.
Megarhynchus pitangua
312.
Meiglyptes grammitho-
rax 868.
Melanerpes
307.
Melanobucco 340,
— aequatorialis 340.
montanus
372,
cruentatus
Melanochlora sultanea
387, 416.
Melanopepla _ tropiecalis
278
Meleagris gallopavo 260.
Melittias quinticolor 196.
Melittophagus eyanostic-
tus 276.
— Leschenaulti 401.
Mergulus alle 146.
Mergus 188.
— merganser 151.
— serrator 151, 338.
Merops 408, 420.
— albicollis 364.
apiaster 84, 364.
bullockoides 276.
malimbicus 364.
mentalis 78.
Mülleri 78. e
philippinus 364, 380,
401
— pusillus 196.
— quinticolor 401.
— sumatranus 347, 364.
— superciliosus 276.
— viridis 196, 401.
Merula 103, 182,
— obscura 349.
— subalaris 105.
Merula torquata 128.
— — alpestris 253, 254.
— vulgaris 127, 182.
Mesopicus namaquus 274
Mezobucco 340.
Microhierax coerulescens
— 432.
— eutolmus 432.
fringillarius 374.
— melanoleucus 432.
Micronisus gabar 339.
Microparra capensis 268,
Mieropternus brachyurus
363.
— phaeoceps 425.
Miliaria europaea 220.
— cana 342,
Milvago chimango 185.
Milvus aegyptius 271.
— govinda 195, 341, 407,
435.
— ictinus 70, 79.
— parasiticus 407.
— migrans 70, 407.
— regalis 215.
Mimocichla ardesiaca al-
biventris 334.
Minla rufogularis 416.
Mirafra assamica 419.
Mixornis gularis 356.
Molpastes pygmaeus 417.
Momotus brasiliensis 308.
— — ignobilis 307, 308.
Monasa morpheus 309,
— — peruana 309.
— nigrifrons 309.
— peruana 309.
Monedula 186.
Monticola angolensis 77.
Morphnus 337.
Motacilla alba 80, 129,
141, 150, 255.
— baicalensis 418.
— boarula 354.
— — melanope 354.
— capensis 418.
— citreola 418.
— citreoloides 418.
— guira 297.
— Hodgsoni 417, 418.
— leucopsis 417, 418.
— Lichtensteini 418.
— longicauda 418.
— lugens 418.
— lugubris 418.
— madaraspatensis 418.
— ocularis 418.
— persica 418.
— personata 417.
— philomela 187.
INDEX.
Motacilla Vaillanti 418.
— vidua 418.
Musecicapa collaris 190.
— grisola 127, 136, 139,
251, 277, 388.
— luetuosa 74.
Musophaga africana 151.
Myiodynastes solitarius
302.
Myiozetetes granadensis
Myrmecocichla nigra 286.
Myrmotherula pygmaea
304.
Nemosia guira 297.
— — flavicollis 297.
Neophron ginginiamus
437, 438.
— monachus 437, 438.
— percnopterus121, 136,
437, 438.
Neopus malayensis 376.
Nestor 240,
— productus 247.
Nettapus coromande-
lianus 436.
Nigrita Arnaudi 47.
Niltava grandis 389.
Ninox lugubris 374.
— scutulata 373, 374.
Nisaetus fasciatus 247.
Nothura Darwini 185.
Nucifraga alpestris 288.
— caryocatactes 76, 288,
344.
— leptorhyncha 82.
— macrorhyncha 288.
— relicta 288.
Numenius arcuatus 150,
213, 267, 423.
— phaeopus 150, 267.
Numida coronata 270.
— meleagris 83, 261.
— ptilorhyncha 260, 262.
Nyctala Tengmalmi 72,
150.
Nyctea nisoria 200.
— scandiaca 72, 150.
— ulula 72.
Nycticorax griseus 268.
Nyctiornis amieta 348,
363, 401.
Öedienemus
217.
— vermiculatus 266.
Oidemia fusca 151.
— nigra 81, 151.
Oligomyodae 399.
erepitans
447
Oporornis agilis 98.
Oreostictes leucops 112.
Oriolus bicolor 421.
— consanguineus 389.
— indieus 421.
— maculatus 355.
— melanocephalus 420.
— notatus 281.
— Rolleti 280.
— Trailli 420.
Ornithium pusillum 301.
— — olivaceum 301.
Orthotomus 380, 386.
— atrigularıs 386.
— cineraceus 347, 349.
— coronatus 385, 386.
— ruficeps 386.
— sutorius 386.
Ortygometra nigra 267.
Oryzornis oryzivora 83,
283.
Osmotreron olax 376.
— Phayrii 433.
— vernans 347, 376.
ÖOstinops decumanus 299.
— viridis 299.
Otis tarda 217.
Otocompsa analıs 347,
380.
Otogyps calvus 405, 432.
Otus brachyotus 191, 249,
262.
Pachyrhamphus atrica-
pillus 303.
— — marginatus 303.
Padda oryzivora 258.
Palaeornis 423.
— cyanocephala 431.
— Finschi 412, 431.
— longiecauda 373, 380.
— torquata 373.
Pandion haliadtus
150, 376.
Paradisea Augustae-Vic-
toriae 62, tab. II.
— Guilielmi 62, tab, I.
Paroaria gularis 299.
Parra africana 268.
— jacana 320.
— melanopygia 320.
— spinosa 320.
Parus ater 80, 218.
— borealiıs 150, 153.
— candatus 84.
— ceinereus 416.
— coeruleus 80.
— cristatus 80.
70,
major 80.
pallidiventris 285.
448
Parus Teneriffae 199,
263.
— ultramarinus 199, 263.
Passer diflusus 284.
— domestieus 130, 150,
153, 190, 256, 262.
— indicus 19.
— montanus 131, 136,
190, 256, 354, 355,
380, 391, 419.
— russatus 131.
Passeres 399.
Pastor roseus 341, 437.
Pavo cristatus 434.
— muticus 434.
Pelecanusmanillensis435.
— philippensis 435.
Pellorneum nipalense
416.
Penelope boliviana 319,
— Jacquacu 319.
Perdix cinerea 259, 260,
338.
— petrosa 189,
— rufa 189.
Pericerocotus 421.
— cinereus 353.
flammifer 353.
igneus 355, 389.
speciosus 422.
Wrayı 111.
Peristera cinerea 319.
— tympanistria 270.
Pernis apivorus 71, 175,
215, 271.
— ptilorhynchus
435.
Phaeätornis defilippii 100.
— filippii 98, 100.
— nigrieinetus 305.
Phalacrocorax carbo 81,
406.
— pygmaeus 407.
Phalaropus hyperboraeus
150, 191, 344.
— lobatus 344.
Pharomacrus paradiseus
286.
Phasianus colchieus 132,
190, 258, 259, 262.
— torquatus 190,258,259.
— versicolor 190.
Philentoma velatum 389.
Philydor erythropterus
303.
Phlogopsis nigromacula-
ta 304.
Phoenicopterus andinus
439,
— Jamesi 76.
Phyllobates
385.
coronatus
INDEX.
Phyllopneuste Bonelli
191.
— fortunata 189.
— rufa 189.
— — canariensis 189.
Phyllornis cyanopogon
352, 389.
— Mülleri 352.
Phylloscopus 412.
— rufus 143.
— trochilus 142, 150.
Piaya cayana guianensis
309.
— — nigrierissa 309.
— macroura 309.
— melanogastra 309.
Pica caudata 126, 127,
140, 150, 251.
— mauritanica 333.
— rustica 80, 333.
Picidae 243, 244, 245.
Picumnus 243.
Picus 187,
— canariensis 263.
canus 339.
Maecii 425.
major 133, 199, 260.
martius 191.
— medius 215.
— minor 215.
— moluecensis 362.
— numidicus 199.
variegatus 362.
viridicanus 335.
viridis 85, 187.
Pionopsitta brachyura
100.
Pionus menstruus 291,
8317.
Pipra auricapilla 99.
Pitangus sulphuratus
302.
Pitta 196.
— moluccensis 348, 357.
Pitylia afra 283.
Platysmurus leucopterus
357, 391.
Plecetrophanes
140, 150.
Ploceus 281.
— aureoflavus 282,
— baya 355, 391.
— castaneigula 281.
— nigriceps 282.
— xanthopterus 264, 281.
Plotus anhinga 100,
— Levaillanti 265.
Plotus melanogaster 407.
Pnoepyga pusilla 415.
Podiceps 188.
— auritus 151.
— cristatus133, 436, 440.
nivalis
Poeocephalus 241.
— fuscicapillus 272.
Pogonorhynchus_ irrora-
tus 274.
— melanopterus 274.
Pogonotriceus Landoisi
202
Polioptila boliviana 109.
— dumicola 109.
— — parvirostris 292,
— nigriceps 292.
Polyboroides typicus 271.
Polyborus tharus 185.
Pomatorhinus 420.
— borneensis 383, 384.
hypoleucus 414.
Inglisi 414.
Mc Clellandi 413, 414.
— ruficollis 384,
Porphyrio Alleni 267.
— smaragdonotus 268.
Pratincola indiea 411.
leucura 410.
maura 411.
rubetra 217, 255, 262.
rubicola 217, 411.
— — maura 411.
Prionochilus Johannae
IN.
Prionops graculinus 279.
— talacoma 279.
Procnias tersa 295.
— viridis oceidentalis
295.
Progne petiti 277.
— — orientalis 264, 277,
330.
— subis 186.
Psarisomus 396, 397, 399.
— Dalhousiae 396,
— psittacinus 397.
Pseudogyps bengalensis
404, 408.
Psilopogon 404.
— pyrrholophus 196,
403, 404.
Psittaci 237, 238, 242.
Psittacula 113, 114.
— coelestis 113.
conspicillata 113,
erassirostris 113.
cyanochlora 113, 114.
cyanopygia 113.
deliciosa 113, 114.
exquisita 113, 114.
guianensis 113,
insularis 113.
— passerina 113, 114. -
— — vivida 113.
— Sclateri 113.
— Spengeli 113.
Psittacus 241.
Bee
Psittacus Verreauxi 242,
hia 101.
— leucoptera 320.
— napensis 100.
Pternistes Humboldti
340.
— leucoparaeus 340.
— nudicollis 270, 340.
Pteroglossus Beauhar-
naısi 289, 290, 312.
— castanotis 290, 311.
— flavirostris 290, 312.
— Humboldti 290, 311.
— plurieinetus 290, 310,
all
— poecilosternus 310.
Palm chlororhynchus
440.
— spec. 440.
Pyenonotus analis 351,
388.
— Layardı 285.
— pusillus 351.
— Salvadorii 351.
— simplex 351.
Pyrocephalus
302.
Pyromelana flammiceps
282.
— nigriventris 282,
— — crocea 283.
Pyrrhula europaea 216,
257
rubineus
_ vulgaris 153.
Querquedula crecca 436.
Rallina euryzonoides 377.
Rallus aquaticus 214.
— maculatus 185.
Rectes 111.
Recurvirostra andina 76.
— avocetta 81.
Regulus cristatus 263.
— madeirensis 189, 344.
— satelles 263.
— satrapa 263.
Rhamphastus culminatus
289, 290, 310.
— Cuvieri 290, 310.
Rhamphocelus jacapa
332 297.
— nigrogularis 297.
Rhamphococcyx erythro-
gnathus 371, 380.
Rhaphidura leucopygialis
06.
4
Rhea 185.
— americana 185.
Rhinochetus 239.
Rhinoeichla mitrata 383.
Rhinocrypta 185.
INDEX.
Rhinoplax vigil 195, 366,
380. 428.
Rhinortha chlorophaea
347, 370, 380.
Rhipidura 413.
— albicollis 422.
— javanica 389.
Rhopodytes Diardi 371.
— tristis 371,
Rhynchaea capensis 267.
Rhytidoceros undulatus
370.
Rissa tridactyla 146, 147,
148, 151.
Rupornis
317,
Ruticilla Moussieri 333.
— phoenicura 254, 262,
333, 431.
— tithys 217, 431.
magnirostris
Salpornis 114, 115, 116.
— Emini 115.
— Salvadorii 115.
— — orientalis 115.
Saltator superciliaris 298.
Saltatricula 185.
Sarcorhamphus papa 337.
Saxicola oenantha 80, 82,
141, 150, 216, 255,
344, 431.
Scleroptera ashantensis
87, 88.
— modesta 87, 88.
— Schütti 87, 88.
Scolopax gallinago 211.
— glottis 188.
— major 267.
— rusticula 133, 261.
Scops giu 248.
— griseus 489,
— Lempiji 404, 439.
— lettia 439.
— pulchella 72.
— zorca 191.
Selenidera Langsdorffi
290, 312, 313.
— Reinwardti 290, 313.
Serilophus 399.
— lunatus 396, 397.
—_ rubropygius 395, 396.
Serinus canarius 83, 330.
— hortulanus 151, 19,
223.
— huillensis 397.
Sibia simillima 382,
Siphia erithacus 111.
Sitta caesia 216.
— cinnamomeoventris
416,
— frontalis 416.
Siva sordidior 380, 387.
449
Smilorhis kilimensis 340.
Somateria mollissima
146, 151, 153.
— spectabilis 153.
Spatula clypeata 436.
Speotyto cunicularia 185.
Spermestes cucullatus 48,
283.
Spheniscus demersus 136.
Spilornis bacha 376.
Spizaetus Kieneri 374.
— limnaetus 435.
— oceipitalis 271.
Spiziapteryx 184.
Sporophila 298.
— obsceura 298.
— ocellata 99.
— pauper 298.
Squatarola helvetica 82,
338.
Stachyridopsis chrysaea
382.
Stachyris nigriceps 383,
413.
Starna cinerea 132, 133.
Stercorarius skua 343.
Sterna arctica 151, 152.
-— caspia 81, 82, 338.
— fluviatilis 81.
— hirundo 342.
— macrura 342.
— media 264.
— paradisea 342.
— superciliaris 321.
Stringopidae 237.
Stringops 236. 237. 238,
239, 240, 241, 243.
—_ habroptilus 247.
Strix flammea 72,
262, 439.
— Kirchhoffi 121.
— noctua 187.
Sturnia malabarica 419.
Sturnopaster contra 419.
Sturnus 111.
— vulgaris 80, 82, 124,
133, 150, 218, 250.
Surnia nısoria 190, 200.
Surniculus lugubris 370,
Sutoria 386.
Sylvia 192.
— althea 190.
— atricapilla 413.
— cinerea 142.
— curruca 190, 192.
— hortensis 141,
150, 252, 262.
— miniuscula 190.
— nisoria 80.
Symplectes Kersteni 281.
— oecularius crocatus281.
— stietifrons 281.
248,
142,
450
Syrnium aluco 72, 187.
— uralense 72.
— Whiteheadi 111.
Syrrhaptes 1, 57, 58, 74,
76
— paradoxus 3—33, 52,
57, 75, 83, 191, 217,
328.
— tibetanus 33.
Tachyphonus luctuosus
297.
— rufiventris 297.
Tadorna cornuta 79,
Tanagra coeiestis 98, 99,
296.
Tanagrella calophrys 296.
Tantalus leucocephalus
434.
Techitrea affinis 422.
Telephonus minor 280.
— senegalensis 279.
Terenura elaopteryx 107.
— humeralis 108.
— spodioptila 107, 108.
Terpsiphone Ferreti 278.
Tetrao maculatus 132.
— medius 132.
— Mlokosyewyczei 159.
— tetrix 150, 153, 154,
155, 157, 159, 189,
190, 198, 221, 328,
335.
— urogallus 132, 150,
153.
Thalassiornis leuconota
265.
Thalurania Wagleri 334.
Thryophilus leucotis 293.
Thryothorus amazonicus
293.
— coraya 29%.
— oyapocensis 29.
— Ridgwayi 29.
Tiga javanensis 347, 362.
— Rafflesi 362.
Tigrisoma brasiliense318.
Timeliinae 413.
Tinamus 185, 336.
Tinnuneulus alaudarius
79, 80.
Tityra semifasciata 99.
— personata 99.
Todirostrum cinereum
301.
Todus 184.
Totanus 211.
— calidris 150, 328, 434.
— fuscus 150.
INDEX.
Totanus glareula 150,
211, 267.
— glottis 150.
— hypoleucus 145, 150,
266.
— littoreus 188, 266.
— nebularius 188.
— ochropus 211.
— solitarius 321.
— stagnatilis 267.
Trachycomus ochroce-
phalus 351.
Trachyphonus suahelieus
274.
Treron Delalandii 269.
— nipalensis 405.
— vernans 405.
Tricholaema lacrymosa
275.
Trichostoma Abbotti 383.
Tringa alpina 81, 150.
— — schinzi 214.
— fuscicollis 81.
— hyperborea 343.
— littorea 188.
— lobata 343.
— maritima 150, 153.
— Schinzi 211.
— subarcuata 266.
— Temmincki 150.
Troglodytes furvus 29,
294.
— parvulus 127, 136,
252.
— rufulus 293.
Trupialis falklandicus
108.
— militaris 108.
— — falklandieus 108.
Turdirostris leptorhyn-
chus 285.
Turdus alpestris 253.
— ignobilis 291, 292.
— ıliacus 150, 180, 181,
182, 254.
— merula 150, 252.
— musicus 128, 133, 150,
216, 254.
— pilaris 88, 109, 128,
150, 182, 235.
— Poiteaui 292.
— torquatus 144, 150,
252.
— tropicalis 286.
— viscivorus 128.
Turnix plumbipes 347,
434.
Turtur eapicola 269.
— decipiens 131, 136.
——
Turtur meena 433,
— rupicola 433.
— semitorquatus 269.
— suratensis 433.
— tigrinus 347, 376,
— tranquebaricus 440.
Turtures 380.
Tyrannidae 399, 400.
Tyrannulus elatus 302,
Tyrannus melancholieus
302.
— tyrannus 186.
Upupa decorata 276.
— epops 75, 151, 328,
425.
— longirostris 49%.
Uria 188.
— Brünnichi 138, 342,
— grylie 150, 153.
— lomvia 342, 343.
— troile 150, 342, 343.
Urinator 188.
— arcticus 343.
— glacialis 343.
— ımber 343.
— lumme 343.
— torquatus 343,
Urochroma Emmae 202.
Uroeissa 422.
— oceipitalis 421.
Vanellus cayennensis185.
— crassirostris 266.
— cristatus 129, 132,
133, 213, 303.
— leucopterus 264, 265,
266, 330.
Venilia porphyromelas
Vidua principalis 283,
Vireo agilis 294.
— chivi 294.
— olivaceus 294.
Vulpanser tadorna 79,
151.
Vultur monachus 69, 76.
Xanthura yncas 300.
— — cyanodorsalis 300.
Xema 188.
Xiphorhynchus 329,
Xylolepes validus 363,
401.
Zebrilus pumilus 318.
Zosterops 112.
— tenella 285.
Gab. Joum f.Om. 1889. Tab.l
Kaiser Wilhelm II. Paradiesvogel.
Paradisea Guilielmill. Gab.
j 1.Mü Kınstanstaltv. ©.Böhm, Berlin.
Gez.ulith.v.G.Mützel. Kunstanstaltv. C.Böhm, Berlin
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Gab. Journ. f.Orn. 1889. Tab. Il.
Kaiserin Augusta Victoria Paradiesvogel.
Paradisea Augustae Vieioriae. Cab.
anstalt
Gez. ulith,v. G.Mützel. Kunstanstalt
Cab. Journ.£.Om. 1889. Tab. IE.
} b In SERIEN k \\
e- -Gez.u.lith.r. G.Mützel. 2 Druck v.C.Böhm, Berlin N
1.Ara couloni Scl. 2.Conurusroseifrons Gr. &ad., 22 & jun., 2° 6 juv.
Gab. Journ. £.Om. 1889. Tab. V
%
Gez.u.l#h.v: G.Mützel 4 Druck v.C.Böhm, Berlin
1.Agapornis fischeri Rchw. 9.
2.Agapornis personata Rehw. 8.
JOURNAL
für
ORNITHOLOGIE.
DEUTSCHES CENTRALORGAN
Ba für die
| er esammte Ornithologie.
In Verbindung mit der
| 2 Allgemeinen Dentarhen Ornithulgischen Gesellschaft zu Berlin,
0 x 2 mit Beiträgen von
|| Dr. @. Hartlaub, Dr..C, Bolle, Prof. Dr. Altum, Dr. F. Kutter, Dr. H. Golz, Ludw.
1 ı .. Holtz, Dr. Ant. Reichenow, Graf v. Berlepsch, Herm. Schalow, Dir. Wiepken, Ad.
Walter, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, E. Ziemer, W. Hartwig, C. Deditius,
Dr. A. König, Ernst Hartert, Paul Leverkühn, Dr. C. Eckstein, Herm. Bünger,
Dr. Schäff, Karl Knauthe, Othmar Reiser, Fr. Dörries, Dr. Th. Noack, Th. Lorenz
“ und anderen Omithologen des In- und Auslandes,
herausgegeben
von
Prof, Dr. Jean Cabanis,
Erster Custos des Königl. Zoologischen Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin
General-Secr. der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin.
ZER XXXVII. Jahreang.
‚ Heft I. Vierte Folge, 17. Band. Januar 1889.
Mit 1 colorirten T. DEIN
2 2; _ N Ban -
Wr LS A ” N
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Fee KIER ) Y7 D) )
Verlag von L. A. Kittler.
LONDON, PARIS, NEW-YORK,
. "Williams & Norgate. 14. A, Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co,
Henrietta Street, Coventgäarden. 524 Broadway.
Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen.
5 ae EN Er SER EL: TFT EHER)
Inhalt des I. Heftes.
ER!
EN Aufsätze, Berichte, Briefliches eite.
= x ‚Syrrhaptes. paradoxus in Deutschland 1888. Von Dr. Anton
sReichenow.. . : A
E ‘9. Zur Frage: Brütet der Kukuk? wor Ad Walter. we
B, 8. Aus’ den ‚Ornithologischen Tagebüchern Dr. Emin a, S.
ws Mitgetheilt von Dr. G. Hartlaub .. . . DT
Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft
zu Berlin.
t; 4 Bericht über die (XIII) Jahresversammlung. Abgehalten zu Berlin,
vom. 12, bis 14. September 1888.
Erster Tag, Mittwoch, den 12. September 1888, Abend-Sitzung
Zweiter Tag, Donnerstag, den 13. September, Vormittags-
"Sitzung. (Discussion über Syrrhaptes.) . 5
Dritter Tag, Freitag, den 14. September, Wollt, Sitaune
im Ornithologischen Arbeitszimmer des Museums für Natur-
kunde. Schluss der Jahresversammlung .
5. "Statut der Allgemeinen Deutschen Beniiholodicchen Gesellschaft
zu Berlin . :
‚6. Die Kennzeichen 2 deubschen Raibarol, Eine Kaletare zur
sicheren ‚Bestimmung unserer deutschen Tag- und Nachtraubvögel
Bericht über die September- a Verhandelt Berlin, Montag,
_ den'3. September 1888. . .
ericht über die October-Sitzung. Verbändelt Bere, Montss; x
8. October 1888. (Hartwig: Märkische Vögel) . .
. Bericht über die November-Sitzung. Verhandelt Berlin, “Mioniae)
den 5. November 1888, (Cabanis: Merops mentalis nov. subsp.
von Oamerun. — Schalow: Vogelwelt der Insel Rügen.)
Bericht über die December-Sitzung. Verhandelt Berlin, Moritas,
' den 3. December 1888. (Walter: Merops apiaster bei Cassel erlegt.)
Bericht über die Januar-Sitzung. Verhandelt Berlin, Ba den
1. Januar, 1889 . RR LT . vs ?
Seite
il
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57
60
62
67
73
73
76
82
84
12.
4. Februar 1889. ER N Bahn an Kronprinz Rudolf. von. Beet
Oesterreich-Ungarn. — Derselbe: Vaterland der besten Sprosser
— Cabanis: Francolinus (Seleroptera) modestus nov. spec. von.
Camerun.) . . - s R R x F De
13. Verzeichniss der Mitglieder der & D. EN Gesellschaft .
14. Benachrichtigung (Journal- N de
_ Aufsätze, Berichte, Briefliches ete. ER
15. Systematisches Verzeichniss der von Herrn G. Garlepp in ‚B i
und Nord-Peru gesammelten Vogelbälge. Von Hans v.B a 3
16. Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum.
.. iererkuhn , Weis ; ; ar be
17. Aufruf, Verbreitungskarten pötreifend: Yon Paul Matschie
Nachrichten. e
18. An die Redaction eingegangene Schriften . . . Er; % “ ;
19. Bevorstehende Jahresversammlung der A. D, Orn. Gesellschaft
Folgende zu beachten: ”
Alle für die Redaction sowie für die „Or nithologin
sonstigen Postsendungen, sinn an den en des J ourne
Secretair der Gesellschaft Prof. Dr. Cabanis in Berli in s
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Dr. @. Hartlaub, Dr. C. Bolle, Prof. Dr. Altum, Dr. F. Kutter, Dr. H. Golz, Ludw.
' Holtz, Dr. Ant. Reichenow, Graf v. Berlepsch, Herm. Schalow, Dir. Wiepken, Ad.
Walter, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, E. Ziemer, W. Hartwig, C. Deditius,
= Dr. A. König, Ernst Hartert, Paul Leverkühn, Dr. C. Eckstein, Herm. Bünger,
DT; Ba Karl Knauthe, Othmar Reiser, Fr. Dornen: Dr, Th. Noack, Th. Lorenz
ER und ganleren Ornithologen des In- und Auslandes,
herausgegeben
von
Prof. Dr. Jean Cabanis,
\ 1}
Erster Custos der Königl. Zoologischen Sammlung der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin |
777 General-Seer, der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. |
5: | XXXVD. Jahrgang.
Heft II. Vierte Folge, 17. Band. April 1889,
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Se 2 AT
Inhalt des I ll. Heftes.
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Ornithologische Beiträge. Von Dr. G. Hartlaub ... .
1;
>R Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. ‚Von r a ul Le ver kü hn
3.
4,
5.
Prof. Dr. Altum. .
6. Aus dem Minneleben der Vögel Yon Dr. Kart, Eek Dr in.
Eberswalde . . . . ; 3 17
7. Ein Ei in der Leiitchahle eines Haushuhnes. - Ye Demseiben
8.. Turdus iliacus Lin. in Bayern nistend.. (Aus dem Nachlass des RS
Oberförsters Baumeister.) Mitgetheilt von O.Reiser. . , . 18
9. Vorläufige Notiz über zwei neue Vogelarten von den Canarischen
Inseln. Von Dr. A. König, in Bonn... . ’. > 82
10. Argentine Ornithology. A deseriptive Ootnlognd of the Bir AR,
of Argentine Republic. By Ph. L.'Sclater. Bericht von ‚Dr. &
nartlanbirrer ee ee
zu Ben,
11.
Allgemeine Deutsche Ornithologische Gen
..12.
8. 1889
Nachrichten.
13. An die Redaction eingegangene Schriften .
Tab. II. Paradisea Augustae Vietoriae Cab. Von Kaiser Wilhelms-Laı
In Angelegenheiten des „Journals für Ornithologie“ u u
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schaft“ bestimmten Zusendungen, Mittheilungen, Manuscri
sonstigen Postsendungen, sind an den Herausgeber des Je ournals un
Secretair der Gesellschaft Prof. Dr. Cabanis in Berlin sw
Alte Jacobs-Str. No. 103., zu senden. Dagegen
alle den Buchhandel betreffenden oder durch Buchh
heit vermittelten au an den Verleger, D. A. ah
zu richten.
General-Secretär Statut und ee zu ‚insich
erhalten. TE RER REN
BERNER
G. Pätz’sche Buchdr. (Lippert & Co.), Naumburg a, °
4,
JOURNAL
ORNITHOLOGIE
DEUTSCHES CENTRALORGAN
für die
gesammte Ornithologie.
In Verbindung mit der
hemriten Deutachen Ornithalugischen Gesellschaft zu Berlin,
mit Beiträgen von
Dr. &. Hartlaub, Dr. C. Bolle, Prof. Dr. Altum, Dr. F. Kutter, Dr. H. Golz, Ludw.
Holtz, Dr. Ant. Reichenow, Graf v. Berlepsch, Herm. Schalow, Dir. Wiepken, Ad.
Walter, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, E. Ziemer, W. Hartwig, C. Deditius,
Dr. A. König, Ernst Hartert, Paul Leverkühn, Dr. C, Eckstein, Herm. Bünger,
Dx ‚Schäff, Karl Knauthe, Othmar Reiser, Fr. Dörries, Dr. Th. Noack, Th. Lorenz
und anderen Ornithologen des In- und Auslandes,
‚herausgegeben
von
Prof, Dr. Jean Cabanis,
Erster Custos der Königl. Zoologischen Sammlung der Friedrieh-Wilhelms-Universität zu Berlin,
General-Seer. der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin.
XXXVIH. Jahrgang.
Heft III. Vierte Folge, 17. Band, ul 1889,
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Leipzig, 1889. 1 W
Verlag von L. A. Kittler.
LONDON, PARIS, NEW-YORK,
Te Williams & Norge: 14. A. Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co,
= Henrietta Street, Coventgarden. 524 Broadway,
Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen.
ER,
Inhalt des III. Heftes.
2 Angenieine Buche Ornithologische Gesellschaft
zu Berlin.
B Bericht über ie XIV) nee Abgehalten zu
Münster in Westfalen, vom 10. bis 12. Juni 1889.
Erster Tag, Montag, den 10. Juni 1889, Abends 8 Uhr. Vor-
' versammlung im westfälischen zoologischen Garten .
Zweit er Tag, Dienstag, den 11. Juni, Morgens 9 Uhr. Sitzung
im westfälischen zoologischen Garten. (Dr. Westhoff:
. Avifauna Westfalen. — Ernst Hartert: Das Leben
‚ einiger Vögel Indien. — Wickmann: Structur und
Bildung der Eischale. — Dr. A. König: Zur Fauna der
Camarischen Inseln) . . . ;
Dritter Tag, Mittwoch, de 12. hun, ont De onasn
nach Dülmen, Abends Sitzung im zoologischen Garten.
(v: Berlepsch: Neue al nueehe Vogelbälge.). ,
2 Aufsätze, Berichte, Briefliches eie.
. Zur Avifauna des Münsterlandes. Von Dr. Fr, Westhoff
3. Ueber Structur und Bildung der ne VonCand. Wick-
mann in Münster . RE
A. Eugen Ferdinand von Homeyer, ı sein Streben a Se Von
. Ernst Hartert ö
38 Einige Bemerkungen über Hr Shallena von "Strigops a I
_ eventuellen Herd der Entstehung der Papageien, sowie über den
" systematischen Platz von Jyn®. Von Max Fürbringer . 5
6. Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. III. Von Paul Leverkühn
‚Vorbemerkung über einige wohl zu unterscheidende und neue
‚Vogelarten von den Canarischen Inseln. Von Dr. A. König in
Benni. 2, TEE TERN
8. Ueber eine Vordeanthige Bus Or Aıke Yon Dr "Aue
Reichenow .. . Saar
Se über Trogoniden-Bier ‘Von A. Nehak) En;
Seite
195
193
264
286
10. Eine dritte Form ‚des Tannerhählere in Europa. 2
Reichenow REN
11.
setzung S. Januar-Heft 8:97 HS 2 PR
12. Beschreibung der bisher unbekannten Weibehen
Stephaniae und Epimachus macleayanae. ‚Von A
Allgemeine Deutsche Ornithologische & e:
zu Berlin.
13. Bericht über die Mai-Sitzung. ehandelt Berlin, den’
In Angelegenheiten des „J Sumals Kür Ornitholögiet un
meinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin“ N
Folgende zu beachten: SU BORD
Alle für die Redaction sowie für die „Ornithol
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alle den Buchhandel betreffenden oder durch Buchh
heit vermittelten Zusendungen an den NE, L. A..
zu richten.
Ornithologen und Liebhaber der Vogelkunde,
General-Secretär Statut und Mitelieder -Verzeichniss &
erhalten.
. Henrietta Street, Coventgarden. ; 524 Broadway.
JOURNAL
ORNITHOLOGIE
DEUTSCHES CENTRALORGAN
für die
gesammte Ornithologie.
In Verbindung mit der |
- Allgemeinen Bentschen Ornithulugischen Graellachaft zu Berlin,
mit Beiträgen von
Dr. 6. Hartlaub, Prof. Dr. Altum, Dr. F. Kutter, Dr. H. Golz, Dr. Ant. Reichenow,
Graf v. Berlepsch, A. Nehrkorn, Herm. Schalow, Hof-R. Dr. A. B. Meyer, Ad.
Walter, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, .W. Hartwig, Dr. A. König, Ernst
- Hartert, Paul Leverkühn, Dr. C. Eckstein, Herm. Bünger, Dr. Schäff, Othmar
Reiser, Th. "Lorenz, Prof. Dr. Max Fürbringer, Dr. Fr. Westhoff, Cand. Wickmann
E und anderen Ornithologen des In- und Auslandes, .
herausgegeben
| von
Prof. Dr. Jean Cabanis,
Erster Custon der Königl. Zoologischen Sammlung der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin,
General-Secr. der Allgem. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin.
2... SXXKVIE Jahrsang.
Heft IV. Vierte Folge, 17. Band. October 1889.
Mit 2 colorirten en, nr E AUS R
3 Lt € 27,
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Leipzig, 1889. N Sn
Verlag von L. A. Kittlorn e E
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LONDON, PARIS, NEW.YORK,
Williams & ee 14. A. Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co,
Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen.
In Angelegenheiten des „Journals für Ornithologiet und. der. 9
meinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin“ wird gebeten d:
Folgende zu beachten: 5
Alle für die Redaction sowie für die OHREN Gesell. }
schaft“ bestimmten Zusendungen, Mittheilungen, Manuscripte, Beilagen und
sonstigen Postsendungen, sind an den Herausgeber des Journals und General-.
Secretär der Gesellschaft Prof. Dr. Oabanis in Berlin SW. Postamt 68
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Bei Ueberreichung des Schluss-Heftes des 37. J ahrzangen d
Journals für Ornithologie |
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Als deutsches Centralorgan für die gesamte ‚om Fr
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sprochen, und ‚wissenschaftliche Aufsätze und a
Probe-Heft gräe
Leipzig, Januar 1890. SR:
L A. Kitt
G. Pätz’sche Buchdr, N ® ©, FR Naun a a,
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