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Saal Erstes Stockwerk.
E.-S. Eingangs-Saal: Französische Schule XVIII. Jahrhundert
A. Eaphael's »Sixtinische Madonna.«
B. Italienische Schule. XVI. und XVn. Jahrhundert.
C. Italienische Schule. XVI. bis XVm. Jahrhundert.
1). Italienische Schule. XVI.undXVII.Jahrh. (Correggio-Saal).
E. Italien. Schule. XVI. u. XVH. Jahrh. (Venezian. Saal).
F. Italienische Schule. XVII. Jahrhundert (Carracci-Saal).
Cr, Eundsaal: Gewebte Tapeten.
H. Spanische u. italienische Schule. XVII. Jahrh. (Murillo-Saal),
J. Vlämische u. spanische Schule. XVII. Jahrh. (Eubens-Saal).
K. Holland, u. vläm. Schule. XVII. Jahrh. (Kembrandt-Saal).
L. Holländische und ylamische Schule. XVII. Jahrhundert.
M. Holländische und vlämische Schule. XVU. Jahrhundert.
N. Deutsch, u. niederl. Schule. XV. u. XVI. Jahrh. (Holbein-Saal).
0. Altdeutsche Schule. XVI. Jahrhundert (Kranach-Saal).
P. Niederländische und deutsche Schule. XVI. bis XVIII. Jahrh.
^. Niederländ. und deutsche Schule. XVII. und XVHI. Jahrh.
ß.8. Vorratsräame. Hauptsächl. schwäch. Italiener (geschlossen).
I. Z. Zimmer des Inspectors.
Zimmer
1. Italienische Schule. XV. Jahrhundert
2. Italien. Schule. XV. u. XVI. Jahrh. (Zinsgroschen-Zimmer).
3. Italienische Schule. XVI. und XVII. Jahrhundert.
4. Italienische Schule. XVII. Jahrh. (Guido Keni-Zimmer).
5. Italienische Schule. XVI. bis XVII. Jahrhundert.
6. Franz. Schule. XVn.u. XVIII. Jahrh.(Claude-Lorrain-Zimm.)
7. Holland. Schule XVH. u. XVIIL Jahrh. (Van derWerff-Zimm.)
8. Holländische Schule. XVII. Jahrhundert.
9. Holländische Schule. XVII. Jahrh. (Poelenburgh-Zimmer).
10. Holländische Schule. XVU. Jahrhundert.
11. Holländische Schule. XVII. Jahrhundert (Euisdael-Zimmer).
13. Holländische Schule. XVII. Jahrhundert.
13. Holländische Schule. XVU. Jahrhundert (Potter-Zimmer),
14. Holländische Schule. XVU. Jahrh. (Kembrandt-Zimmer).
15. Holländische Schule. XVU. Jahrhundert (Dou-Zimmer).
16. Holländische Schule. XVU. Jahrhundert (Ostade-Zimmer).
17. Holländische Schule. XVU. Jahrhundert.
18.— 20. Vlämische Schule. XVU. Jahrhundert.
21. Altdeutsche u. altniederländ. Schule. XVI. u. XVU. Jahrh,
44.-46. Französische Schule. XVU. Jahrhundert.
47. — 51. Verschiedene Schulen.
Enlgeschoss.
Theaterplatz.
Zwinger.
Zweites Stockwerk.
KATALOG
DER
1
ZU
DRESDEN
KARL M DERMAL X
DIRECTOR DER GEMÄLDEGALERIE.
HERAUSGEGEBEN
VON DER
GENERALDIRECTION DER KÖNIGLICHEN SAMIILL^^GEN FÜR KUNST UND
WISSENSCHAFT.
GROSSE AUSGABK
l
DRESDEN
DRUCK VON WILHELM HOFFMANN
1SS7
^f..rry>.^
Vorwort.
An dem Menschenalter, welches verflossen, seit
Julius Hübner im Jahre 1856 die erste Auflage seines
für seine Zeit und in seiner Art sehr anerkennenswerten
,,Yerzeichnisses der Königlichen Gemäldegalerie zu Dres-
den" herausgab, hat die Kunstgeschichte, zur selbst-
ständigen Wissenschaft geworden, durch archivalische
Studien ein neues Licht über die Lebensgeschichte einer
grossen Anzahl von Künstlern, vielleicht ihrer Mehrzahl,
verbreitet, ist sie durch die Urkundenforschung und das
vergleichende Bilderstudium zu neuen, oft überraschen-
den Ergebnissen in Bezug auf die Urheber einer grossen
Anzahl alter Bilder aller europäischen Sammlungen ge-
kommen, hat sie die Katalogisirungsarbeiten selbst in
den Bereich ihrer Untersuchungen gezogen und nach
festen Grundsätzen zu regeln versucht.
Ein auf dem Boden aller dieser kunstgeschicht-
lichen Forschungen und Forderungen der Gegenwart
stehendes Yerzeichniss der Gemälde der Königlichen
Galerie zu Dresden, wie es hier zu geben versucht
wird, konnte sich natürlich nicht in der knappen
2Y Vorwort.
Form und dem geringen Umfang des bisherigen Yer-
zeichnisses halten. Schon die Bilderbeschreibungen,
welche der Raumersparniss wegen völlig zusammen-
o-eschrumpft waren, mussten in ihre natürlichen Rechte
wieder eingesetzt werden. Sodann mussten die zahl-
reichen neuen Angaben in Bezug auf die Lebensgeschichte
der Künstler und die nicht minder zahlreichen neuen
Ansichten in Bezug auf die Urheber der Bilder der
Dresdener Galerie begründet werden ; allerdings so kurz
wie möglich, manchmal nur durch den Hinweis auf die
literarischen Quellen, in welchen die vertretenen An-
sichten näher ausgeführt worden. Diese literarischen Hin-
weisungen aber, sowohl in den biographischen Nach-
richten als auch in dem kleiner gedruckten Texte unter
den Beschreibungen, waren zur wissenschaftlichen Recht-
fertigung des Yerfassers und zur wissenschaftHchen An-
leitung derjenigen Besucher der Galerie, welche die Bilder
und ihre Meister wirklich studiren wollen, wenigstens
in dieser ersten Auflage unerlässlich. Doch sind sie
eben nur den von den bisherigen abweichenden Angaben
hinzugefügt worden.
Ist der hier vorliegende grosse Hauptkatalog nun
auch trotz des massenhaften Materials, welches er zu
verarbeiten und zu geben hatte, immer noch ein ein-
bändiges und immer noch ein einigermaassen handliches
Buch geblieben, so ist er für das Bedürfniss vieler
Besucher der Galerie doch natürlich zu umfangreich
geworden. Die Verwaltung hat daher gleichzeitig einen
kurzgefassten, bedeutend kleineren Katalog ausgegeben
und glaubt dadurch, da dieser sogar kleiner und billiger
als der bisherige ausgefallen ist, von vielen Seiten längst
gehegten Wünschen entgegengekommen zu sein. J^atür-
Vorwort. V
lieh giebt der kleine Katalog nur die Ergebnisse der
neueren Forschung, nicht deren Begründungen. Wer
die letzteren sucht, muss sich an den grossen halten.
Es ist unsere Pflicht, die Grundsätze, welche uns
bei der Abfassung dieses grossen Kataloges geleitet
haben, kurz etwas näher zu bezeichnen. Was die
Gesammtanordnung betrifft, so ist die bisherige
historische Einteilung nach Schulen mit chronologischer
Einreihung der einzelnen Meister beibehalten worden.
Das alphabetische System, welches von einigen Seiten
sehr lebhaft befürwortet worden ist, hat sich nach der
durch umfangreiche persönliche Erfahrung gewonnenen
Ansicht des Verfassers dieses Kataloges in der Praxis
für grosse Sammlungen nicht bewährt. Zunächst ver-
ursacht der selbst für den Kenner, geschweige denn für
den Laien, nie ganz zu hebende Zweifel, unter welchem
seiner Namen oder Beinamen (und manche, besonders
italienische Künstler besitzen ihrer eine stattliche Reihe)
ein Künstler eingereiht worden, vielfach unnützes Hin-
und Herblättern. Aber auch im allgemeinen macht
sich das Unorganische, Aeusserliche der alphabetischen
Anordnung bei den Katalogen grosser Sammlungen
praktisch sehr unangenehm dadurch fühlbar, dass man
nicht selten zur Auffindung der Beschreibung unmittel-
bar nebeneinander hängender Bilder nahe verwandter
Meister den ganzen Katalog durchblättern muss. Jede
alphabetische Ordnung setzt, abgesehen von den lexiko-
graphischen Werken, die aus der Not eine Tugend
machen müssen, eine gewisse Uebersichtlichkeit voraus,
wie sie der engere Raum eines Registers und selbst
noch der geringere Umfang der Verzeichnisse kleiner
Sammlungen gewährt. Für kleine Sammlungen und
VI Vorwort.
Ausstellungen mag man daher bei dem alphabetischen
System bleiben oder es annehmen. Wie wenig es sich für
grosse Sammlungen eignet, haben thatsächlich die alpha-
betischen Kataloge mancher der grössten europäischen
Galerien, z. B. diejenigen des Louvre zu Paris, des Prado
zu Madrid, der Kaiserlichen Galerie zu Wien und selbst
der Sammlungen zu Amsterdam, Brüssel, dem Haag
u. s. w. dadurch zugegeben, dass sie, um die Haupt-
schulen nicht auseinander zu reissen, mit jeder dieser
Schulen ein neues Alphabet beginnen lassen. Dieses Ver-
fahren verwandelt aber selbstverständlich jeden denkbaren
Vorteil der alphabetischen Anordnung vollständig in's
Gegenteil. Eben deshalb glaubten wir das alphabetische
System in's Register verweisen, die nach ihrer Nummer-
folge auffindbaren Bilder aber nach den gedachten his-
torischen und chronologischen Grundsätzen anordnen
zu sollen. Für die Anordnung der einzelnen Bilder
der mit mehr als einem Bilde vertretenen Meister ist,
soweit es thunlich war, ebenfalls die chronologische
Reihenfolge beibehalten oder eingeführt worden, in
Verbindung jedoch mit dem wenigstens bei einigen
Meistern notwendigen Verfahren, die beglaubigten oder
doch unzweifelhaften den nicht beglaubigten oder gar
zweifelhaften Bildern voranzustellen.
Hat nun auch in dieser Beziehung der Hübner'sche
Katalog im wesentlichen schon dieselbe Methode be-
folgt, wie der unsere, so war es leider doch nicht mög-
lich, den Bildern ihre bisherigen Nummern zu lassen.
Dazu hatte sich inzwischen in Bezug auf eine zu grosse
Anzahl von Bildern die Ueberzeugung verändert, welchem
Meiste oder gar welcher Schule sie zu geben seien;
auch hätten wir uns nicht entschliessen können, eine
Vorwort. VII
Reihenfolge beizubehalten, welche die Niederländer des
XY. und XYI. Jahrhunderts erst nach den Niederländern
des XVII. und XYIII. Jahrhunderts behandelte.
Doch sind die alten Nummern (d. h. diejenigen
der Kataloge von 1880 und 1884) in Klammern neben
die neuen gesetzt worden und sorgt eine Tafel am
Schlüsse des Bandes durch Yoranstellung der alten
Nummern dafür, dass die Identificirung auch in umge-
kehrter Richtung möglich ist.
Das Auffinden der Bilder innerhalb der Räume
der Galerie ist nach Massgabe des beigegebenen Grund-
risses, wie bisher, durch die Bezeichnung des Raumes,
in dem, und der Wand, an w^elcher sie hängen, mit
Buchstaben und Zahlen (vgl. unten S. 26 Anm. 2) unter
jeder Nummer des Kataloges ermöglicht worden.
Auch in Bezug auf die Aufhängung der Bilder
ist kein wesentlich neuer Grundsatz angenommen worden.
Die zu derselben Schule und in dieselbe Zeit gehörigen
Bilder, entsprechend der Anordnung des Kataloges,
möglichst nahe bei einander zu lassen, war nach wie
vor das Grundprincip, nach wie vor durchbrochen durch
die Notw^endigkeit, die schwächeren Bilder in die Neben-
räume der Pavillons und des zweiten Stockwerkes
(welches ausserdem freilich auch die modernen Bilder
beherbergt) zu verweisen, von den besseren Bildern
aber die grossen den grossen Sälen, die kleinen den
kleinen Zimmern zuzuteilen. In einigen Fällen ist dieses
Grundprincip nur etwas strenger durchgeführt worden
als bisher, besonders in allen kleinen Nord-Cabineten,
in denen nunmehr die verschiedenen italienischen Schulen
von einander und die vlämische von der holländischen
Schule, soweit es anging, getrennt worden sind.
VIII Vorwort.
Die Bilder derselben Schulen und derselben Jahr-
hunderte nach Möglichkeit bei einander zu lassen, ist
in der That sowohl aus wissenschaftlichen Gründen,
als auch aus künstlerischen Rücksichten empfehlens-
wert; aus den letzteren, weil die Bilder, welche der-
selben Zeit und demselben Yolke ihre Entstehung ver-
danken, sich auch decorativ am besten mit einander
zu vertragen pflegen ; denn dass bei der Gestaltung der
einz'elnen Räume und der einzelnen Wände einer Gemälde-
galerie allerdings die decorative Forderung stets mit zu
berücksichtigen ist, ja, dass dieser decorativen Forderung
zu Liebe unter Umständen selbst die wissenschaftliche
Anordnung durchbrochen werden muss, versteht sich, da
eine Gemäldegalerie kein Herbarium ist, von selbst.
Eben deshalb darf die wissenschaftliche Folgerichtigkeit
hier nur in Ausnahmefällen so weit gehen, dass alle
Bilder desselben Meisters unmittelbar neben einander ge-
hängt werden. Von vielen einander allzuähnlichen
Bildern lässt, wenn sie unmittelbar neben einander ge-
hängt sind, in der Regel keins das andere zur Geltung
kommen ; und dass ein decorativer Wechsel von Land-
schaften, Figurenbildern, Stillleben u. s. w. die Bilder
jeder einzelnen dieser Gattungen hebt, ist eine Beobach-
tung, welche heutzutage in den meisten Sammlungen
verwertet zu sein pflegt. Man wird also die Bilder der-
selben Zeiten und derselben Schulen, so viel wie mög-
lich, bei einander lassen, die einzelnen Bilder der mit
mehreren Werken vertretenen Meister auch des Ver-
gleichs wegen nicht allzuweit von einander trennen, sie
aber auch in der Regel nicht unmittelbar neben einander
hängen, jede einzelne Wand vielmehr zunächst nach dem
decorativen Grundsatz, in Linien und Farben ein mög-
Vorwort. IX
liehst harmonisches Gleichgewicht herzustellen, anordnen.
Nimmt man dazu, dass die besten Bilder natürlich das
beste Licht und dass alle Bilder das Licht womöglich
von derjenigen Seite haben sollen, von der es auf ihnen
gemalt erscheint, so ergiebt sich freilich sofort, dass das
Aufhängen nicht immer so einfach ist, wie man denken
möchte. Jeder der genannten Grundsätze wird bald
aus diesem, bald aus jenem Grunde eine Ausnahme
notwendig machen; und das Anordnen der Bilder an
den Wänden bleibt schliesslich doch immer hauptsäch-
lich eine Frage des guten Geschmackes.
In Bezug auf die einzelnen Bestandteile unseres
Kataloges ist noch Folgendes im Voraus zu bemerken.
Die Lebensbeschreibungen der einzelnen Künst-
ler sind, soweit sie bereits bekannt waren und die
neuesten Forschungen keine neuen Ergebnisse in Bezug
auf sie gebracht haben, möglichst knapp gehalten
worden. In den zahlreichen Fällen, in denen teils aus
alten literarischen Quellen neue Folgerungen gezogen,
teils die in jüngeren literarischen Arbeiten niedergelegten
neuesten archivalischen Forschungen verwertet werden
mussten, war es dagegen unerlässlich, sie etwas aus-
führlicher zu gestalten. In Bezug auf die älteren
italienischen Künstler enthält z. B. die neueste (Mila-
nesi'sche) Ausgabe des Yasari eine Reihe neuer Lebens-
daten, in Bezug auf die vlämischen Meister besonders
Max Roüses' und F. J. van den Branden's Geschichten
der Antwer])ener Malerschule. In Bezug auf die hollän-
dischen Maler werden die archivalischen Nachforschungen
gerade gegenwärtig besonders eifrig betrieben. Die
zahllosen neuen Mitteilungen, welche in den Zeitschriften
„Oud Holland" und ,,Obreen's Archief" veröffentlicht
X Vorwort.
worden, mussten benutzt werden; durch die Güte des
in erster Linie an diesen Forschungen beteiligten hollän-
dischen Gelehrten, des Herrn Abraham Bredius in
Amsterdam, gingen uns aber auch noch während des
Druckes eine Reihe ungedruokter, neu aus den hollän-
dischen Archiven zu Tage geförderter .Nachrichten zu,
welche natürlich mit dem aufrichtigsten Danke ver-
wendet worden sind.
Was nun die notwendigen Umtaufen und Neu-
benennungen der Meister vieler einzelnen Bilder be-
trifft, so war es zunächst unerlässlich, die zahlreichen
Namensgebungen, welche im Laufe des letzten Menschen-
alters allmählich Gemeingut der europäischen Kunst-
wissenschaft geworden sind, rückhaltlos anzuerkennen.
Es war aber auch notwendig, dass die neuen Benennungen
zweifelhafterer Bilder der eigenen kunstwissenschaftlichen
Ueberzeugung des Verfassers dieses Katalogs entsprachen.
Er musste daher nicht nur die zahlreichen in bereits ge-
druckten Werken oder Aufsätzen ausgesprochenen An-
sichten der berufenen Kenner und Forscher über Bilder
der Dresdener Galerie in noch umfangreicherer Weise
benutzen, als es bisher geschehen war, und diese Ansichten
mit seinen eigenen Studienergebnissen vergleichen, sondern
er musste auch, soweit es möglich war, mit den Photo-
graphien der fraglichen Dresdener Bilder in der Hand,
die beglaubigten Werke dei'jenigen Meister, denen sie
von berufenen Kennern zugeschrieben worden oder denen
er selbst sie zuschreiben zu dürfen glaubte, aufsuchen
und vergleichen. In der That hat er auf diese Weise
und zu diesem Zwecke erneute Studienreisen durch die
Galerien Deutschlands, Oesterreichs, Italiens und der
Niederlande gemacht. Auch hat er sich nicht begnügt,
Vorwort. XI
die bereits veröfFentlichten Ansichten zuständiger Fach-
genossen, wie sie für die Italiener unserer Galerie be-
sonders von Crowe und Cavalcaselle und , unter dem
Namen J. Lermolieff, von Herrn Senator Morelli in Mai-
land, einem der feinsten und methodischsten allerlebenden
Kenner, für die Niederländer aber besonders von Gf. F.
Waagen und W. ßode an den verschiedensten Orten
ausgesprochen worden sind, in Erwägung zu ziehen,
sondern er ist in manchen Fällen auch bemüht gewesen,
durch persönliche Aussprache oder durch Briefwechsel die
Ansichten der Kenner über zweifelhafte Bilder zu ermit-
teln und mit seinen eigenen Eindrücken zu vergleichen.
Nachdem sich die genannten Specialforscher für die
älteren Italiener und für die Niederländer des XYII. Jahr-
hunderts bereits öffentlich über die in Frage kommenden
Bilder unserer Galerie ausgesprochen hatten, galt es
besonders, den anerkannt zuverlässigsten Specialkenner
altdeutscher und frühniederländischer Bilder und Mit-
verfasser des amtlichen Berliner Katalogs, Herrn Dr.
L. Scheibler in Berlin, welcher leider mit YeröfFentlich-
ungen viel zu sparsam gewesen ist, zur Mitteilung seiner
Ansichten über die Dresdener Bilder dieser Schulen und
dieser Zeiten zu veranlassen. Herr Dr. Scheibler wurde
daher eigens zu dem Zwecke, seine Ansichten über die
altdeutschen und frühniederländischen Bilder unserer Gale-
rie zusammenzufassen und mit denjenigen des Verfassers
dieses Kataloges auszutauschen, auf einige Zeit amt-
lich nach Dresden berufen. Dass er gekommen ist,
dafür sei ihm auch an dieser Stelle der Dank der Di-
rection ausgesprochen. Seine bei diesem Anlass nieder-
geschriebenen „Dresdener Notizen" sind dem vorliegen-
den neuen Kataloge in der That sehr förderlich gewesen.
XII Vorwort.
Der Yerfasser glaubt auf diese Weise alles gethan
zu haben, was in seiner Macht stand, um den Ver-
dacht willkürlicher Umtaufen zu vermeiden und viel-
mehr zu möglichst objectiven wissenschaftlichen Ergeb-
nissen in Bezug auf die Urheber der zweifelhaften
Bilder zu gelangen. Dass er aber nicht beansprucht,
in diesem Kataloge über alle Bilder der Dresdener
Galerie bereits das letzte Wort gesprochen zu haben,
versteht sich für jeden auch nur halb Eingeweihten
von selbst. Das vergleichende Bilderstudium ist eine
junge Wissenschaft. Es stünde schlecht um sie, wenn
sie jetzt schon ihr letztes Wort in allen Einzelfällen
gesprochen zu haben wähnte. In vielen hat sie es
unzweifelhaft schon gethan. Die allgemein anerkannten
Ergebnisse des vergleichenden Bilderstudiums mehren
sich von Jahr zu Jahr. Es steht zu hoffen, dass in
nicht zu ferner Zeit Meinungsverschiedenheiten über die
Urheber aller bedeutenderen Bilder der Öffentlichen Ga-
lerien kaum noch möglich sein werden. Das kunst-
verständige Publikum kann aber verlangen, dass jede
neue Ausgabe eines Galerie-Kataloges auf dem Boden
des dermaligen Standes der Forschung stehe.
Zum Glück betreffen die vorgenommenen Namens-
änderungen ja auch nur zum allerkleinsten Teile be-
rühmte, früher allgemein anerkannte Werke allgemein
geschätzter Meister, zum grössten Teile vielmehr Bilder,
deren Urheber, wie der eben deshalb in unserem Texte
jedesmal angedeutete Wechsel ihrer Benennung von
Inventar zu Inventar, von Katalog zu Katalog beweist,
von jeher und bis jetzt zweifelhaft gewesen sind. Zur
Hebung solcher Zweifel hat eben auch erst die Gegen-
wart die ausreichenden Studienmittel gewonnen, sodass
Vorwort. XIII
heute in der That in vielen Fällen sicherere Ergebnisse
an die Stelle der alten Yerinntungen treten konnten.
In den wenigen Fällen, in denen es, übrigens auch
stets in Uebereinstimmung mit der gegenwärtig mass-
gebenden Forschung, notwendig war, allgemein bekannte
und beliebte Bilder ihres bisherigen Meisternamens zu
berauben oder doch nur für Copien oder Schülerarbeiten
zu erklären, hat der Verfasser, öffentlich in Dresden
ausgesprochenen Wünschen entsprechend, sich vor der
Hand begnügt, der gegenwärtigen Ueberzeugung der
Kunstwissenschaft im Texte unter den Beschreibungen
Ausdruck zu leihen, diese selbst aber einstweilen in einer
Reihe mit denjenigen der echten Bilder der Meister,
denen sie bisher zugeschrieben waren, stehen zu lassen.
Für die wissenschaftliche Beurteilung kommt dieses
Verfahren, welches übrigens manchmal auch von den
übrigen neueren wissenschaftlichen Katalogen beobachtet
wird, ja auf dasselbe hinaus.
Auf den Nachweis des seitherigen Wechsels der Be-
nennungen ehemals zweifelhafter Bilder ist aber ein um so
grösseres Gewicht gelegt worden, als derselbe in mehr als
einem Falle ergiebt, dass die heutige Forschung zu den
ursprünglichen, in den ältesten Inventaren verzeichneten
Namensangaben zurückgekehrt ist. Eben deshalb sind
die Provenienzangaben unseres Kataloges besonders
sorgfältig nachgeprüft worden. Die archivalischen For-
schungen, auf denen sie beruhen, waren schon von
Hübner in grossem Umfange und mit grosser Sorgfalt
angestellt worden. Sie bildeten einen besonderen Ruhmes-
titel seines Katalogs. Gleichwohl mussten sie, wie das
das Schicksal jedes Menschenwerkes ist, in einigen
Fällen berichtigt, konnten sie in manchen anderen
XIV Vorwort.
ergänzt werden. Der Hübner'sche Katalog Hess noch
eine grosse Anzahl von Bildern ganz ohne Angabe
ihrer Herkunft. Dass diese Lücken jetzt ganz aus-
gefüllt worden, beruht zunächst auf dem befolgten
Grundsatze, für jedes Bild, in Bezug auf dessen Erwer-
bung keine besonderen Urkunden aufgefunden wurden,
denjenigen Katalog oder dasjenige Inventar anzuführen,
in denen es zuerst nachweisbar ist. Auch Hübner hatte
diesen Grundsatz ja schon in sehr vielen Fällen befolgt,
ihn aber z. B. auf das vor 1753 geschriebene Inventar
Guarienti nur in den seltensten Fällen, auf das Inven-
tar von 1754 gar nicht mehr angewandt; und doch ist
es für die Gegenwart genau so lehrreich zu wissen,
dass ein Bild schon im Inventar von 1754, wie dass
es in dem auch bisher stets erwähnten, bis 1747
reichenden Inventar 8 ^ schon verzeichnet steht. Yon
diesen Inventaren abgesehen, hat der "Verfasser des
gegenwärtigen Katalogs im Wesentlichen dieselben im
Archiv der Generaldirection und im Königl. Haupt-
Staatsarchiv aufbewahrten Urkunden in Händen gehabt
und nachgeprüft, denen auch Hübner seine Angaben
verdankte. Einige Urkunden hat er auch gefunden,
welche Hübner offenbar entgangen waren; dagegen
konnte er, umgekehrt, seinerseits die Quellen einiger
Provenienzangaben Hübner's (besonders aus den Jahren
1751 — 52) bis jetzt nicht wiederfinden. In diesen
Fällen hat er die Hübner'schen Anoaben in seinen
Katalog herübergenommen, aber zur Kennzeichnung
ihres Urhebers ein H. hinter sie gesetzt.
Bei der Beschreibung der einzelnen Bilder warder
Doppelwunsch massgebend, alles zur Wiedererkennung
oder zum Verständnisse des Bildes Notwendige zu sagen
Vorwort. XV
und es doch so kurz zu sagen, dass auch dieser grosse
Hauptkatalog den Umfang eines einzigen Bandes nicht
zu überschreiten brauchte.
Die Facsiniile's der Künstlerbezeichnungen sind
mit wenigen Ausnahmen neu hergestellt. Sie sind unter
der prüfenden Mitwirkung des Directors von Herrn
Inspector Gustav Müller gezeichnet und in der xylo-
graphischen Anstalt des Herrn J. Geiling hierselbst in
Holz geschnitten worden. Bei der Auswahl war die Er-
wägung massgebend, dass, alle Künstlerbezeichnungen
in Facsimile's zu geben, den Katalog unnötig beschwert
haben würde, dass aber gleichwohl alle Inschriften von
wirklich wissenschaftlichem Interesse facsimilirt werden
mussten. Die übrigen sind natürlich doch im Druck
wiedergegeben worden. Von der Facsimilirung aus-
geschlossen worden sind zunächst die mit grossen
römischen Buchstaben gemalten Inschriften, welche ja
der Druck genügend vergegenwärtigen kann, sodann
einige der oft wiederholten Bezeichnungen der mit vielen
Bildern vertretenen Meister, wenn die Form der Be-
zeichnung durch den Hinweis auf eine andere gleiche
oder doch ganz ähnliche veranschaulicht werden konnte,
endlich vor der Hand auch die Inschriften der modernen
Bilder, deren Echtheit ja noch kaum durch den Hinweis
auf die Bezeichnungen erhärtet zu werden braucht.
Doch wird, soweit der Umfang des Kataloges nicht im
Wege stehen sollte, die Facsimilirung der modernen
Künstlerinschriften für spätere Auflagen immerhin in
Aussicht genommen werden müssen.
Die Messungen aller Bilder sind unter der Leitung
des Herrn Conservators Carl Müller ganz neu aus-
geführt worden. Der sachkundigen Untersuchung dieses
XVI Vorwort.
Beamten verdanken auch die kunstgeschichtlich so wich-
tigen, manchmal entscheidenden Angaben über die Holz-
arten, auf denen die eigentlichen „Tafelbilder" gemalt
worden, ihre Entstehung.
J)ei der Angabe der Vervielfältigungen der
Bilder in Stichen, Holzschnitten, Photographien u. s. w.
ist Yollständigkeit erstrebt, wahrscheinUch aber noch
nicht ganz erreicht worden. Absichtlich fortgelassen
ist nur der Hinweis auf die Einzelblätter einiger der
in der Einleitung (unten S. 23 und 24) genannten
Sammelwerke, auf kleine, innerhalb des Textes von
Handbüchern, Zeitschriften und dergleichen erfolgte Ver-
vielfältigungen und auf einzelne nur gelegentlich an-
gefertigte Photographien. Im Uebrigen werden für
spätere Ausgaben alle Ergänzungen willkommen sein.
DRESDEN, im September 1887.
Inhaltsübersicht.
Seite
Vorwort III
Inhaltsübersicht XVII
Erklärung der Zeichen und Abkürzungen XXI
Geschichtliche Einleitung 1
Erster Hauptteil.
Die alten Gemälde (bis zum Ende des XYIII. Jahrlinndei-ts).
Erster Abschnitt.
Die byzantinische Schule 27
Zweiter Abschnitt.
Die italienischen Schulen.
I. Die Italiener bis zum Ende des XV. Jahrhunderts.
A. Die florentinische Schule 29
B. Sienesen und andere Toscaner 35
C. Die umbrische Schule 37
D. Die ferraresische Schule 39
E. Die bolognesische Schule 41
F. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes ... 43
G. Die mailändische Schule 49
H. Die neapolitanische Schule 50
II. Die Italiener des XVI. Jahrhunderts.
A. Die florentinische Schule 51
B. Die sienesische Schule 58
C. Die römische Schule 59
XVIII Inhaltsübersicht.
Seite
D. Die bolognesische Schule 67
E. Die ferraresische Schule 69
F. Die Schulen von Parma und Modena 78
G. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes .... 87
H. Die mailändische Schule 126
J. Unbestimmte oberitalienische Meister 127
IIL Die Italiener des XVII. und XVIII. Jahrhunderts.
A. Die bolognesische Schule 130
B. Die römische Schule (Naturalisten und Eklektiker) 158
C. Die neapolitanische Schule 172
D. Die florentinische Schule 184
E. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes .... 186
F. Die mailändische Schule 212
G. Die genuesische Schule 217
H. Unbestimmte Oberitaliener 220
Dritter Abschnitt.
Die spanische Schule.
I. Meister des XVI. Jahrhunderts und der Uebergangszeit 222
IL Meister des XVII. Jahrhunderts 225
Vierter Abschnitt.
Die französische Schule.
I. Meister des XVI. Jahrhunderts 236
II. Meister des XVII. Jahrhunderts 236
lll. Meister des XVIII. Jahrhunderts 252
Fünfter Abschnitt.
Die niederländischen Schulen.
I. Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts.
A. Die vlämische Schule 262
B. Die holländische Schule 277
II. Meister des XVII. Jahrhunderts.
Erste Hälfte: Die vlämische Schule.
A. Die Meister der Uebergangszeit 285
B. Die Grossmaler der Antwerpener Schule 311
C. Die Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler , . . 342
D. Die Antwerpener und Brüsseler Maler von Reiter-
stücken, Gefechts- und Lagerscenen .... 357
Inhaltsübersicht. XIX
Seite
E. Die Landschafts- und Seemaler der Antwerpener
und Brüsseler Schule 364
F. Die Antwerpener Architekturmaler 378
G. Die Antworpener Tier-, Stillleben-, Frucht- und
Blumenmaler 381
H. Die wallonischen Meister 394
Zweite Hälfte: Die holländische Schule.
A. Die rtrechter Schule 397
B. Die Delfter Schule 419
C. Die Haager Schule 426
D. Die Haarlemer Schule 433
E. Die Amsterdamer Schule 486
F. Die Leidener Schule 540
G. Meister von Middelburg, Dortrecht und Rotterdam 562
H. Meister von Kampen, Deventer und Alkmaar . . 577
J. Meister verschiedener und unbestimmter hollän-
discher Schulen 583
Sechster Abschnitt.
Die deutschen Schulen.
1. Die Meister des XV. und XVL Jahrhunderts.
A. Die fränkische Schule 590
B. Die schwäbische Schule 596
C. Unbestimmte oberdeutsche Meister 603
D. Die sächsische Schule 604
E. Niederdeutsche Meister des XV. Jahrhunderts . . 622
IL Deutsche Meister vom Ausgange des XVL bis zum Aus-
gange des XV HI. Jahrhunderts 625
Zweiter Hauptteil.
IMo neueren (Gemälde (seit dem Anfane des XIX. Jahrhunderts).
Erster Abschnitt.
Die deutschen Schulen.
I. Die Dresdener Schule 685
IL Die Düsseldorfer Schule 719
UI. Die Münchener Schule 729
IV. Die Berliner Schule 740
V. Die Wiener Schule 744
XX Inhaltsübersicht.
Seite
VI. Die Karlsruher Schule '^^'^
VII. Die Weimarer Schule "^^^
VIII. Hamburger und Holsteiner Künstler 752
Zweiter Abschnitt.
Ausländische Schulen.
I. Die französische Schule '^^^
IL Schweizer Maler '^^^
III. Niederländische Schule '^^^
Dritter Hauptteil.
Die Pastelle, Miniaturen und gewebten Tapeten.
Erster Abschnitt.
Die Pastelle.
I. Die italienische Schule "^^^
IL Die französische Schule '^^
III. Die deutsche Schule "^^2
Zweiter Abschnitt.
Die Miniaturen.
I. Die Kurfürstliche Sammlung "^88
IL Die von Römer'sche Sammlung 799
III. Die Preuss'sche Sammlung , • • • ^^
IV. Die von Reitzenstein'sche Sammlung:
A. Bildchen bekannter Künstler 807
B. Bildchen unbekannter Meister 809
V. Einzeln erworbene Miniaturbilder 816
Dritter Abschnitt.
Die gewebten Tapeten.
I. Altniederländische gewebte Tapeten 818
IL Die Raphaelischen Tapeten 820
Berichtigungen und Zusätze 823
Druckfehler ^^6
Alphabetisches Register ^^'
Nachträgliche Berichtigungen und Zusätze 849
Vergleichendes Nummernverzeichniss 850
Verzeichniss der beim Galeriesecretär verkäuflichen Kupfer-
stiche ^'^^
Erklärung
der Zeichen und Abkürzungen.
A. Abkürzungen allgemeiner Art.
Bern. = Bemerkung.
Bez.. bez. = Bezeichnung, bezeichnet.
br. = breit, Breite.
C.-Z. = Commissionszimmer.
dat. = datirt.
Dr. N. = Dresdener Notizen. Insbesondere die handschrift-
lichen Notizen Herrn Dr. L. Scheibler's über einige Bilder
der Dresdener Galerie.
D.-Z. und Dir.-Zim. = Directionszimmer.
E.-S. =z Eingangssaal,
geb. = geboren.
gen. = genannt.
gest. = gestorben oder gestochen.
Guar. = Guarienti (Inspector Pietro Guarienti, gest. 1753).
G.-W. = Galeriewerk.
h. = hoch, Höhe.
H. = Hübner (Director Julius Hübner, gest. 1882).
hell. = holländisch.
i. d. M. =r in der Mitte.
Inv. = Inventar. Inv. 1722, Inv. 8^ Inv. 1754, Inv. Guar.,
Inv. Gotter = siehe unter den literarischen Abkürzungen.
1. = links.
nid. = niederländisch.
N. N. =:: Neueste Nachrichten. Insbesondere die von Herrn
Abraham Bredius in Amsterdam mitgeteilten neuesten
archivalischen Nachrichten.
XXII Erklärung der Zeichen und Abkürzungen.
0. =z oben.
Phot. = Photograpliie.
Phot. Braun = Hinweis auf das Dresdener Galeriewerk in Photo-
graphien von A. Braun & Co. in Dornach, welche auch ein-
zeln in den Kunsthandlungen zu haben sind.
Phot. Ges. = Hinweis auf die in den Kunsthandlungen käuf-
lichen Photographien der Photographischen Gesellschaft in
Berlin.
Phot. Hanfst. = Hinweis auf einige Photographien nach Bildern
• der modernen Abteilung von Hanfstaengl in München.
r. r=z: rechts.
rad. = radirt.
E.-A. =: Restaurations-Atelier,
u. = unten.
vläm. 1= vlämisch.
^ r= Hinweis auf die amtlichen Dresdener Kupferstichwerke,
deren Blätter auch einzeln beim Secretär der Königl. Ge-
mäldegalerie käuflich sind. Das Preisverzeichniss dieser
Blätter findet sich im Anhang dieses Katalogs.
B. Abkürzungen der angeführten wissenschaftlichen
Quellen.
Abrege = (J. Aug. Lehninger): Abrege de la vie des
peintres doux les tableaux composent la galerie de Dresde.
Dresde 1782.
Andresen = yl. Andresen : Handbuch für Kupferstichsamraler.
Leipzig 1870 — 1873.
Archives fr. = Ph. de Chennevieres et A. de Montaiglon:
Archives de l'art fran^ais. Eeceuil de documents inedits.
I— XII. Paris 1851 — 1860.
d' Argons ville = (A. J. D. d'Argensville) : Abrege de la vie
des plus fanieux peintres. Paris 1745 — 1752.
B. = Bartsch. Siehe unter diesem.
Erkliining der Zeichen und Abkürzungen. XXIII
Baglione = Giovanni Baglione: Le vite de" pittori etc. di
Eoma. Roma 1642.
Baldinucci = Filippo Baldimicci: Notizie de' professori
del diseii-no da Cimabue in qua. I — VI. Firenze 1681 — 1728.
Bartsch =^ J. Adam Bartsch: Le Peintre-Graveur. I — XXI.
Wien 1803 — 1821.
Bellori = Giovanni Pietro Bellori: Le vite de' pittori,
scultori ed architetti moderni. Roma 1672.
Berl. Terz, oder Berliner Katalog = Jiil. Meyer, L. Scheibler
und W. Bode: Beschreibendes Verzeichniss der Gemälde
des Kgl. Musenms zu Berlin. Berlin 1883.
Bertolotti, Olandesi = A. Bertolotti: Artisti belgi ed
olandesi a Roma. Firenze 1880.
Bode bei v. Zahn = W. Bode's Aufsatz über die Dresdener
Galerie in A. v, Zahnes Jahrbüchern für Kunstwissenschaft.
Bd. VL 1873.
Bode, Brouwer = W. Bode's Aufsatz über Adriaen Brouwer
in der Zeitschrift »Die graphischen Künste.« VI. Wien 1884.
Bode, Studien oder St. =: W. Bode: Studien zur Geschichte
der holländischen Malerei. Braunschweig 1883.
Branden, v. d. Branden = F. Jos, van den Branden: Ge-
schiedenis der Antwerpsche Schilderschool. Antwerpen 1883.
Bredius Cat. oder Catalogus = Abr. Bredius: Catalogus
van het Rijks -Museum van Schilderijen. Tweede Druk.
Amsterdam 1886.
Bredius N. N. oder Neueste Nachr. .-= Neueste, bisher
ungedruckte archivalische Nachrichten, mitgeteilt durch
Herrn Abr. Bredius in Amsterdam.
Calvi Not. = Calvi: Notizie della vita etc. dal Cav. Giov.
Fr. Barbieri. 2. ed. Bologna 1842.
Campori Racc. = Marchese Giuseppe Campori: Raccolta
di cataloghi ed inventarii etc. Modena 1870.
Carta del Navegar z= Marco Boschini: La cartadel
navegar pitoresco. Venezia 1660.
Catalogue 1765 = (J. A. Riedel et Chr. Fr. Wenzel):
Catalogue des tableaux de la Galerie electorale de Dresde.
Dresde 1765.
Crespi = Luigi Crespi: Vite de' pittori Bolognesi non descritte
nella Felsina Pittrice (siehe unter Malvasia). Roma 1769.
XXIV Erklärung der Zeichen und Abkürzungen.
Cr. u. Cav. oder Crowe u. Cav. ::= J. A. Crowe und
G. B. Cavalcaselle: Geschichte der italienischen Malerei.
Deutsch von Dr. Max Jordan. I— VI. Leipzig 1869—1876.
Cr. IL Cav. E. Fl. P.^ =i J. A. Crowe und G. B. Cavalcaselle :
The Early Flemish Painters. See. ed. London 1872.
Cr. 11. Cav. Tiz. d. = J. A. Croive und G. B. Cavalcaselle:
Tizian. Deutsch von Max Jordan. Leipzig 1877.
Dal Pozzo = siehe unter Pozzo.
Dominici = Bernardo de' Dominici: Vite de' pittori etc.
Napoletani. Napoli 1742 — 1743.
von Engerth. Beschr. Verz. = Kunstsammlungen des Aller-
höchsten Kaiserhauses. Gemälde. Beschreibendes Ver-
zeichniss von Ed. R. v. Engerth. I — III. Wien
1882 — 1886.
Felibien =^ (Andre Felibien des Avaux): Entretiens sur
la vie et sur les ouvrages dee plus excellens peintres.
Ed. Paris 1685—1688.
Federici = (Fra Domenico Maria Federici) : Memorie
Trevigiane sulle opere di disegno. Venezia 1803.
Guiffrey = Jules Guiffrey : Antonie van Dyck. Sa vie
et ses Oeuvres. Paris 1882.
H. = Julius Hubner: Verzeichniss der Königl. Gemälde-
Galerie zu Dresden. Erste Aufl. 1856. — Fünfte Aufl.
1880. Neudruck nebst Nachtrag von K. Woermann 1884.
Habich = George E. Habich: Vademecum pour la pein-
ture italienne. I. Hambourg 1886.
Havard = Henri/ Havard: L'art et les artistes hollandais.
I— IV. Paris 1879 — 1881.
HirtKunstbem. = A. Hirt: Kunstbemerkungen auf einer
Reise über Wittenberg und Meissen nach Dresden und
Prag. Berlin 1830.
Jahrb. Pr. K. =^ Jahrbuch der Königl. Preussischen Kunst-
• Sammlungen. Herausgegeben von R. Dohme. Berlin
seit 1866.
Jal. Di ct. = A. Jal: Dictionnaire de Biographie e d'Histoire.
Paris 1872.
Immer Zeel = J. Immer zeel: De Levens en Werken der
Hollandsche en Vlaamsche Konstschilders etc. Amsterdam
1842-1843.
Erklärung der Zeichen und Abkürzungen. XXV"
luv. G Otter ^=i Specification derer Schildereyen. welche Se.
Excell. der Herr Baron von Götter, Königl. Preuss.
Abgesandter zu Wien, von da und von Eegensburg uns
hierhergesandt. (Manuscript; die Sendungen müssen vor
1736 erfolgt sein.)
luv. Guar. = Pietro Guarle?iti's vor 1753 in italienischer
Sprache verfasstes Inventar der Königl. Gemälde-Galerie.
Manuscript.
Inv. 1722 = Steinhäuse/s Folio-Inventar. 1722 begonnen
und abgeschlossen, bis 1728 weitergeführt. Manuscript.
Inv. 8 ^ = Stemhäuser's Octav-Inventar, das ganze vorige
mitenthaltend, bis 1741 ebenso, bis 1747 nur unter
Angabe der Nummern und Provenienzen weitergeführt.
Manuscript.
Inv. 1754 =: M. Oesterreich's 1754 verfasstes Inventar.
Manuscript.
Kramm = Christ. Kramm: De levens en werken der
hollandschen en vlaamschen Kunstschilders etc. Amster-
dam 1857—1864.
Kunstblatt = F. Eggers: Deutsches Kunstblatt. I — IX.
Berlin 1850 — 1858.
Kunst-Chr. oder K. Chr. = C. v. Lützow: Kunstchronik.
Beiblatt zur Zeitschrift füi* bildende Kunst. Leipzig
seit 18G6.
Lanzi ed. Pisa - Luigi Lanzi: Storia pittorica della
Italia dal risorgimento delle belle arti etc. Edizione
Pisa 1815—1817.
Lerra. oder Lermolieff — Iv. Lermolieff (Giovanni
Morelli) : Die Werke ital. Meister in den Galerien von
München, Dresden und Berlin. Leipzig 1880.
Lerm. it. oder ital. -= Iv, Lermolieff (Giov. Morelli):
Le opere dei maestri italiani nelle Gallerie di Monaco,
Dresda e Berlino. Bologna 1886. (Italienische Aus-
gabe des vorigen Werkes.)
Liggeren - Ph. Romhouts en Th. van Lerius: De
Liggeren en andere historische archieven der Antwerpsche
Sint Lucasgilde. Antwerpen 1864 — 1872.
Lützow's Ztschrft. -— Carl von Lützow: Zeitschrift für
bildende Kunst. Leipzig seit 1806.
**
XXVI Erklärung der Zeichen und Abkürzungen.
Lützow, Gesch. der Wiener Ak. - Carl von Lützow:
Geschichte der Kais. Kön. Akademie der bildenden Künste.
Wien 1877.
Malvasia -= Carlo Cesare Malvasia: Felsina pittrice.
Vite de* pittori Bolognesi. Bologna 1678.
van Mander (ed. Hymans) — Karel van Mander, Het
Schilderboek (1604 vollendet). Französische Ausgabe von
H. Hymans: Le livre des peintres. Paris 1884 — 1885.
Meaume ^ Edouard Meaume : Recherches sur la vie et
les ouvrages de Jacques Callot. Paris 1860.
Mem. inedits — - L. Dtissietix etc. etc.: Memoires inedits
sur les artistes fran9ais. I — II. Paris 1854.
Mem. Trev. (Fra Dom. Maria Federici) : Memorie
Trevigiane sulle opere di disegno. Venezia 1803.
Meyer' s Künstler-Lex. -- Jul. Meyer etc.: Allgemeines
Künstler-Lexikon. Leipzig seit 1872.
Mull er, Utr. Ar eh. -^ 8. Midier: De Utrechtsche Archieven.
I. Schildersvereenigingen te Utrecht. Utrecht 1880.
Mut her -- Richard Muther: Anton Graff. Leipzig 1881.
Nag] er =- G. K Na gier : Neues allg. Künstler-Lexikon.
T— XXIL München 1835 — 1852.
Nagler Mou. - G.K. N agier: Die Monogrammisten. I — IV.
München 1858—1879.
Obreen oder Obreen's Arch. -= Fr. D. 0. Obreen: Archief
voor Nederlandsche Kunstgeschiedenis. Rotterdam seit 1877.
Oud Holland — Oud Holland. Nieuwe Bijdragen voor de
. Geschiedenis der Nederlandsche Kunst etc. Onder Redactie
von Mr. A. D. de Vries en Mr. N. de Roever. Seit dem
4. Jahrgang N. de Roever und A. Bredius. Amsterdam
seit 1883.
Pascoli — Lione Pascoli: Vite de' pittori etc. moderni.
Roma 1730—1736.
Passeri ^-- Giambattista Passeri: Vite de" pittori etc. che
anno lavorato in Roma 1641 — 1673. Roma 1772.
Pozzo — (Dal Pozzo): Le vite de' pittori etc. Veronesi.
Verona 1718.
Pungileoni — L. Pungileoni: Memorie istoriche di Antonio
AUegri. Parma 1817.
Erkiiirung der Zeichen und Abkürzungen. XXVII
Quandt --- J. G. von Quandt: Der Begleiter durch die
Gemäldesäle des Königl. Museums zu Dresden. Dresden
185G.
Katti, Vite - Soprani, Vite (siehe dieses). 2. ed. riveduta
da C. G. Ratti. Genua 17G8— 1769.
Repert, Repertorium -=— = Repertorium für Kunstwissenschaft,
herausgegeben von F. Sehest ag^ dann von H. Janitsehek
und Alfr. Woltmann, jetzt von H. Janitsehek. Stutt-
gart seit 1876.
Ridolfi — Carlo Bidolß : Delle maraviglie dell' arte overo
delle vite degli illustri pittori Yeneti e dello stato.
I— II. Venezia 1648.
Riegel. Beitr. - Herrn. Riegel: Beiträge zur niederlän-
dischen Kunstgeschichte. I — II. Berlin 1882.
Rooses, Gesch. — Max Rooses : Geschiedenis der Ant-
werpsche Schilderschool. Gent 1879.
Rosenberg. Rubensbriefe =- Adolf Rosenherg : Rubens-
briefe. Gesammelt und erläutert. Leipzig 1881.
Rost 's Handbuch C. C. H. Rost: Handbuch für Kunst-
liebhaber und Sammler. Nach der franz. Handschrift des
Herrn M. Huber. I— IX. Zürich 1796 — 1808.
Schäfer -=^ Wilh. Schäfer: Die Königl. Gemäldegalerie zu
Dresden. I— III. Dresden 1859—1861.
Scheibler (Dr. N.) -— Dresdener Notizen (Manuscript) des
Herrn Dr. L. Scheibler.
Schlie Verz. ■-=- Friedr. Schlie: Beschreibendes Verzeichniss
der Werke älterer Meister in der Grossherz, Gemälde-
Galerie zu Schwerin. Schwerin 1882.
Schuchardt — Chr. Schuchardt: Lucas Cranach des
älteren Leben und Werke. Leipzig 1851 — 1871.
Smith Cat. — John Smith: A Catalogue raisonne of the
works of the mort eminent Dutch, Flemish and French
painters. I— IX. London 1829—1842.
Soprani Rafaele Soprani: Le vite de' pittori etc.
Genovesi. Genova 1674.
Thausing ^ Mor. T hausing :J)\ireT. 2. Aufl. Leipzig 1884.
Tieozzi Stefano Ticozzi: Vite dei Pittori Vecelli di
Cadore. Milano 1817.
XXVIII Erklärung der Zeichen und Abkürzungen.
Vasari (Ed. Mil.) — Giorgio Vasari: Le vite de' piü
eccellenti pittori, scultori ed architetti. (Erschien zuerst
1550.) Con nuove annotazioni e commenti di Gaetano
Milanesi. I— IX. Firenzi 1878 — 1885.
Venturi — Adolf o Ventiiri: La E. Gallerie Estense in
Modeaa. Modena 1882.
Voorh.-Schn. — C. G. Voorhelm-Schneevogt : Catalogue
des estampes gravees d'apres P. P. Rubens. Harlem 1873.
Waagen Bemerk. — G. F. Waagen: Einige Bemerkungen
über die neue Aufstellung, Beleuchtung und Katalogisirung
der Königl. Gemäldegalerie zu Dresden. Berlin 1858.
Waagen Handbook — Handbook of Painting. The German
Flemish and Dutch Schools. By Dr. Waagen. New
edition b}' I. Ä. Crowe. London 1874.
Waagen Kl. Sehr. — G. F. Waagen: Kleine Schriften,
herausgegeben von Alfr. Weltmann. Stuttgart 1875.
Waagen Treasures -- — Dr. Waagen: Treasures of Art in
Great Britain. I — III. London 1854.
Wibiral -^ Fr. Wibiral: L'Iconographie d'Antoine van
Dyck. Leipzig 1877.
V. d. Willigen — A. van der Willigen: Les artistes de
Harlem. Notices historiques etc. Ed. revue. Haarlem
und Haag 1870.
Weltmann Holb. Alfr. Woltmami: Holbein und seine
Zeit. I— IL 2. Aufl. Leipzig 1874— 187C.
Woltmann 4 Jahrh. — Alfr. Woltmann: Aus vier
Jahrhunderten niederländisch -deutscher Kunstgeschichte.
Berlin 1878.
Woltm. u. Woerm. — Alfred Woltmann u. Karl Woer-
mann: Geschichte der Malerei. Leipzig seit 1878.
Zanetti -^ (Zanetti): Della Pittura Veneziana. Venezia 1771.
Zanotti -=- Giov. Pietro Zanotti: Storia dell' Accademia
Clementina di Bologna Bologna 1739.
Zeitschr. f. b. K. — C. v. Lützow: Zeitschrift für bildende
Kunst. Leipzig seit 18 66.
Geschichtliche Einleitung.
Die Königlich Sächsische Gemäldegalerie zu Dresden ist im
Wesentlichen eine Schöpfung der beiden kunstsinnigen und
prachtliebenden Kurfürsten des vorigen Jahrhunderts, Avelche als
solche Friedrich August I. und Friedrich August II. hiessen,
in ihrer Eigenschaft als Könige von Polen aber August II. (der
Starke) nnd August III. genannt wurden. Es ist daher selbst-
verständlich, dass der Sammlergeschmack des achtzehnten Jahr-
hunderts, welcher, ausser den damals lebenden Künstlern, nur
die reifen Meister des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts
gelten Hess, die früheren Schulen aber geringschätzte, sich
heute noch in der Mehrzahl der Bilder unserer Sammlung aus-
spricht. Indessen besass das sächsische Fürstenhaus in seiner
Kunstkammer« und in seinen Schlössern schon vor dem Be-
ginne des achtzehnten Jahrhunderts einen gewissen Grundstock
von Gemälden, in dem auch ältere Meister vertreten waren; und
das neunzehnte Jahrhundert ist zum Teil mit Erfolg bestrebt
gewesen, nicht nur eine zeitgenössische Abteilung der König-
lichen Gemäldegalerie zu schaffen, sondern auch die Lücken in
den älteren Schulen auszufüllen.
Die Geschichte der Dresdener Galerie lässt sich für unser
heutiges Auge daher in drei deutlich unterschiedene Zeitabschnitte
einteilen, deren erster, welcher eigentlich nur ihre Vorgeschichte
enthält, das sechzehnte und siebzehnte, deren zweiter das acht-
zehnte und deren dritter das neunzehnte Jahrhundert umfasst.
Den Anfang des ersten dieser Zeitabschnitte können wir
in's Jahr 1560 setzen, in welchem Kurfürst x\ugust über seiner
Wohnung im Schlosse zu Dresden eine »Kunstkamraer« jener
1
2 Geschichtliclie Einleitung.
älteren, nicht nur Kunstwerke, sondern auch »Curiositäten«, wis-
senschaftliche Instrumente und Naturalien umfassenden Art an-
legte, wie sie damals in keinem Fürstenschlosse fehlen durfte.
An eigentlichen Gemälden war diese alte kursächsische »Kunst-
kammer« in welcher 15G9 eine besondere »Bilderei« erwähnt
wird, noch keineswegs reich. Die Angabe, dass sie schon einige
bedeutende italienische Bilder der gegenwärtigen Galerie und
später gar die beiden grossen Landschaften Claude Lorrain's
besessen habe, hat sich bei näherer Untersuchung nicht bestätigt.
Selbst die Mehrzahl der Werke der beiden Lukas Kranach, von
denen besonders viele in den Besitz der kurfürstlichen Familie
übergegangen waren, befand sich Anfangs noch zerstreut in
den Schlössern und wurde erst allmählich in die Kunstkammer
übergeführt. Nach dem im Archiv der Geueraldirection der
Königlichen Sammlungen erhaltenen Inventar der Kunstkammer
von 1587 besass diese, ausser den damals neuerworbenen »16'
schön gemalten Täflein« von Hans Bol, von denen sich nur
neun erhalten haben (N. 822 — 830 des gegenwärtigen Kata-
logs), in jenem Jahre nur erst »Adam und Eva« von Lukas
Kranach d. ä. (N. 1911 — 19121, zAvei Bildnisse des Kurfürsten
und der Kurfürstin, wahrscheinlich diejenigen von Hans Krell
(N. 1956 und 1957), und eine Reihe schwer zu bestimmender,
weil nur ganz allgemein beschriebener anderer Bildnisse und
religiöser Darstellungen. Im Jahre 1640. aus dem ein zweites
Kunstkaramer-Inventar stammt, waren von den noch erhaltenen
bekannten Bildern auch erst einige andere Hauptwerke des
älteren Kranach (N. 1909, 1910, 1918, 1919), die sieben
Bilder aus der Passionsgeschichte (N. 1875 — 1881) in der
Art Dürer's, und die fünf Bilder aus der Kindheitsgeschichte
des Heilands (N. 3 896 — 1900). welche der schwäbischen Schule
angehören, hinzugekommen. Doch füllten sich seit dieser Zeit
die Schlösser, später auch einige Amtsgebäude und Kirchen,
allmählich immer mehr mit Bildern. Um die Alitte des Jahr-
hunderts finden wir bereits den Hofmaler Kilian Fabr.tius als
Aufseher über sämmtliche Gemälde im kurfürstlichen Besitze
mit dem Titel »Maleroj-Iuspector« bedacht.
Dass seit der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts
der Gemäldeschatz der Kunstkanmier nach und nach bereichert
Geschichtliche PMnleitung. 3
wurde, beweist der Zusatz »aus der Kunstkammer« hinter 284
Bildern des ersten Galerie-Inventars von 1722. Doch werden
die meisten dieser Bilder erst nach dem Regierungsantritt
August des Starken (1Ö94) erworben worden sein, so dass auch
ihre Erwerbung genau genommen der zweiten Epoche der
G;ilerie angehören wü^de. Immerhin mögen sie, da wir den
Zeitpunkt ihrer Erwerbung nicht genau nachweisen können,
schon an dieser Stelle besprochen sein. Auch unter ilinen be-
fanden sich immer nocli auffallend wenig Werke von »Bedeutung.
Die italienischen Bilder waren ftist alle unecht und sind mit
Ausnahme der »Justitia« des Simone Pignoni (N. 507), der
dem Caravaggio zugeschrieben gewesenen Madonna (N. 100)
und der »Ehebrecherin« nach Lotto (N. 197) auch nicht mehr
in der Galerie erhalten.
Von den deutschen Bildern aber befand sich seit 1687
Dürer's Wittenberger Altar (N. 1809), befanden sich nunmehr
fast alle besten Bilder Kranach's, eine bedeutende Reihe der
Fnicht- und Biumenstücke Mignon's, Elsheimer's »Judith«
(N. 1975), Jos. Heinz' »Ecce homo« (X. 197c{), und das Selbst-
bildniss des Chr. Paudiss (N. 1995) in der Kunstkammer; und
wenn von den niederländischen Meistern des 17. Jahrhunderts auch
die bedeutendsten, wie Rubens, Rembrandt und Ruisdoel, noch nicht
vertreten waren, dagegen die zu Anfang des Jahrhunderts leben-
den Maler, wie Jakob Toorenvliet und Arnold van Boonen, die
Mehrzahl bildeten, so fehlten ihr doch keineswegs einzelne Bilder
von Meistern wie G. van Coninxloo (N. 857), Joach. Beukelnar
(N. 831), Jan Brueghel (N. 883 und 891), Dav. Teniers d. j.
(N. 1073), Ger. Dou (N. 1714), A. v. d. Velde (N. 1G5G),
Jan Both (N. 1271), N. Berchem (N. 1488), F. v. Mieris
(N. 1740) und Ph. Wouwerman (N. 1419 und 1451).
Uebrigens blieb die Kunstkammer, obgleich ihre alten
Räumlichkeiten 170 ein Raub der Flammen wurden, auch
nach der Begründung der Galerie (1722) bestehen; im Kunst-
kammer-Inventar von 1741 stehen noch eine Anzahl von Bil-
dern verzeichnet, zu denen besonders die schwächeren Werke
der Kranach und ihrer Werkstatt gehören, welche sich heute
in der Galerie befinden, ihr damals aber noch nicht übergeben
waren.
1*
4 Geschichtliche Einleitung.
Der zweite Absclmitt der Geschichte der Dresdener
Galerie, während dessen sie als solche und unter diesem Namen
überhaupt erst begründet wurde, beginnt mit dem Regierungs-
antritt August des Starken (Iß 94) und schliesst mit dem Ende
des 18. Jahrhunderts. August der Starke hatte von den weiten
Reisen durch alle Kunstländer, die er in seiner Jugend zu
seiner Ausbildung unternommen, bedeutende Gemäldekenntnisse
und einen feinen Geschmack mit heimgebracht. Gleich nach
seinem Regierungsantritt begann er zu sammeln. In Dresden
löitete sein Oberhofmaler Samuel Bottschild (geb. um 1642 zu
Sangersliausen, gest. zu Dresden 1707) die Erwerbungen: aber
auch im Auslande Hess er bedeutende Ankäufe machen; 1708
z. B. kaufte er vom Kunsthändler Lemmers in Antwerpen eine
ganze Reihe vlämischer und holländischer Cabinetsbilder, von
denen sich Hauptwerke des jüngeren David Teniers (N. 1072
und 107 6), Ph. Wouwerman's (N. 1419 und 1451). G. Dou's
(N. 1711), F. van Mieris' (N. 1750), Kaspar Netscher's (N.
1352 und 1353) noch heute m der Galerie befinden; 1709
schloss er durch seinen »Premier Commissaire« Raschke einen
zweiten grösseren Ankauf in Antwerpen ab; und unter den
damals erworbenen Bildern befanden sich Rubens' Kniestück
der von der Jagd heimkehrenden Diana (N. 979), Jak. Jor-
daens' grosse Darstellung der Auffindung derAriadn« (N. 1009).
sowie vorzügliche Bilder von de Heem (N. 1261 und 1267),
Wouwerman (N. 1437 und 1452), Dou (N. 1715), Nel scher
(K 1345), F. V. Mieris (N. 1742, 1745, 1746. 1749) und
anderen.
Ferner gehörten der Geheime Cabinetsminister Graf von
Wackerbarth und der General-Feldmarschall von Flemming
zu den eifrigsten Sammlern für den König. Auch sie sam-
melten jedoch fast ausschliesslich niederländische Bilder. Dem
ersteren verdankt die Galerie z. B. die beiden Jugendbildnisse
van Dyck's (N. 1022 und 1023), welche in den neueren
Katalogen irrtümlich dem Rubens zugeschrieben wurden, eine
Reihe so guter Bilder des jüngeren David Teniers, wie N. 1066.
1082, 1085, 1088, und Wouwerman's. wie N. 1413, 1427,
1428, 1433, den Terborch N. 1830, den Dou N. 1706.
den Metsu N. 1736, den Berchem X. 1485. Flemming
Geschichtliche Einleitung. 5
aber vpi-schaft"to ihr z. B. den >Rembrandt« (wohl eher Sah
Konincki N. 1529, den F. Bol N. IGOC. den de Heeni
N. 12G2, die beiden Vereist N. 1341 und 1342. den Mignon
N. 2021. den Yerkolje X. 1G72. Die italienischen Bilder,
welche August der Starke erwarb, gingen meist durch die Hände
eines gewissen Kinderniann: so von älteren Bildern die ihrer
Zeit berühmte , in • den neueren Katalogen ungerechtfertigter
Weise herabgesetzte Venus (N. 185). in welcher wir mit Giov.
Morelli das von Giorgione begonnene, von Tizian vollendete
Werk wiedererkennen, welches der anonyme Reisende des ersten
Drittels des 16. Jahrhunderts in Venedig sah; so der Christus-
kopf von Cima da Conegliano (Nr. 02); so die Galatea v(m
Fr. Albano (N. 340); so aber hauptsächlich die Bilder der
damals modernen Meister, wie Luca Giordano (N. 474, 479,
483. 491). Fr. Migliori (N. 573—576), P. Liberi (N. 529),
Andr. Celesti (N. 542) und G. B. Pittoni (N. 578 und 579);
— den Ankauf einiger guter französischer Bilder, z. B. des
;> Reiches der Flora« von Nie. Poussin (N. 719), aber vermittelte
der Baron Eaymond Le Plat, welcher den Titel eines «Chur-
fürstlich Sächsischen Oberhofarchitekten« führte.
Es würde zu weit führen, auf alle Ankäufe bis zum Jahre
1722 einzugehen. Genug, es hatten sich um diese Zeit bereits
so viele Gemälde in Dresden und in anderen königlichen Resi-
denzen angesammelt, dass August der Starke beschloss, sie alle
inventarisiren und die besten von ihnen zu einer eigentlichen
Gemäldegalerie vereinigen zu lassen.
Zur Ausführung dieses Beschlusses bediente der König
sich seines genannten »Premier Architecte« Le Plat und des
>Geh. Cämmeriers« Steinhäuser. Beide werden als die »ersten
bekannten Inspectoren« der Galerie genannt; und Beide behielten
ihre Stellen bis nach dem Tode August des Starken. Unter
Baron Le Plat's Leitung wurden die Gemälde, welche bestimmt
waren, die Galerie zu bilden, 1722 in den eigens dazu her-
gerichteten Räumen des zweiten Stockwerkes des »Stallgebäudes«
am Jüdenhofe aufgehängt; und hauptsächlich unter seiner Leitung
standen von dieser Zeit an auch die ferneren Ankäufe für die
Galerie. Steinhäuser genügte mehr dem wissenschaftlichen Teile
der Directionspflichten. Sein Hauptverdienst ist die Anlegung
6 Geschichtliche Einleitung.
der ausserordentlich übersichtlichen Inveiitare, welche niclit nur
alle in die Galerie aufgenommenen, sondern überhaupt sämmt-
liche Bilder des kurfürstlich-königlichen Besitzes ihren Meistern,
ihrem Gegenstande, ihren Maassen und ihrer Herkurft nach
sorgfältig verzeichneten. Zwei dieser Inventare sind wohl er-
halten. Das eine, in Folio, wurde zuerst 1722 »bej gehaltener
Commissarischen Inventirung« abgeschlossen, dann aber bis zum
Jahre 1728 in der Weise fortgesetzt, dass die neuen Bilder
in der Reihenfolge ihrer Erwerbung nachgetragen wurden. Das
andere, in Octavo, ist nach Materien geordnet; doch sorgen
verschiedene Eegister auch hier dafür, dass die Herkunft der
Bilder und die Zeit ihrer Erwerbung leicht ersichtlich sind.
In diesem kleineren Inventar wurden die bis gegen Ende des
Jahres 1741 erworbenen Bilder ebenso sorgfältig weiter ver-
zeichnet; die Fortsetzung von 1742 bis 1747 führt zwar
noch im allgemeinen die Herkunft der Bilder an, bezeichnet
diese aber nicht mehr den Meistern und den Gegenständen,
sondern nur noch ihren Inventarnummern nach, so dass sie
heutzutage nicht mehr zu identificiren sein würden, wenn diese
Inventarnummern selbst, mit Oelfarbe rechts unten auf die
Bildfiäche gesetzt, sich nicht auf den meisten von ihnen er-
halten hätten. Dieser letztere Umstand, durch den allein es
möglich wurde, die bisher unrichtig oder gar nicht angegebene
Herkunft einer Reihe von Bildern festzustellen, war bisher nicht
genügend berücksichtigt worden.
Le Plat war aufs eifrigste bemüht, die Galerie zu ver-
mehren. Gleich 1723 erwarb er 21 Bilder auf einmal aus
dem Besitze der Gräfin Wrzowecz (Warsowitz) in Prag; unter
ihnen die grossartige Copie nach Michelangelo's Leda (N. 71),
das schöne Brustbild G. Flinck's (N. 1601) und das feine
Küchen- und Blumenstück, w'elches Dav. Teniers d. j., N. Veren-
dael und Chr. Luyx gemeinschaftlich gemalt haben (N. 1091);
— 1725 erwarb er 02 hauptsächlich italienisehe Bilder, unter
ihnen Palma Vecchio's Heil. Familie N. 191 und Varotari's
Judith mit dem Haupte des Holofernes (N. 525); — 1727
kaufte er 68 vornehmlich niederländische Bilder, unter ihnen
Berchem's italienisches Hafenbild (N. 1479) und eine Reihe
der schönsten Bilder der de Heems: — 1731 lieferte er 52
G e s c lii c h 1 1 i (• h e Einleitung. 7
italienisclie und französische Bilder, unter ihnen das Poiissin"-
-che Martyrium des hl. Erasnius (N. 723) und Vouet's heiligen
Ludwiir (N. 714), die Tizianische »Venus mit dem Lauten Spieler«
(_N. 171) und Guido Keni's schöne »Venus mit Cupido« (N.
824). — Andere italienische Bilder hatte ein gewisser Loreuzo
Kossi aus Venedig geschickt, z. B. schon 1723 Vaccaro's Er-
scheinung Christi (N. 404), 1728 Palma Vecchio's herrliche
ruhende Venus (N. 100).
Man sieht, dass die Dresdener Galerie im Todesjahre
August des Starken (^1733) bereits eine beträchtliche Anzahl
erlesener italienischer und französischer und eine noch grössere
Anzahl hervorragender vlämischer und holländischer Gemälde
besass. Von den letzteren gehören, ausser den erwähnten, z. B.
noch Eembrandt's »Simsou« (N. 1500) und sein »Selbstbildniss
mit dem Buche« (N. 1569), van Dyck's »Trunkener Silen«
(N. IUI 7) nnd Jordaens »Alt and jung« (N. 1014) hierher.
Gleichwohl folgte die eigentliche Glanzzeit der Entstehungs-
ureschichte der Dresdener Galerie erst unter dem Nachfolger
August des Starken, unter dem Kurfürsten Friedrich x^ugust II.
i König August III. von Pole^i) , der während seiner dreissig-
jiihrigen Kegierung (1733 17(53) den grössten Teil jener
Meisterwerke in seiner Hauptstadt zu vereinigen wusste^ auf
denen der Weltrulim der Dresdener Galerie beruht.
August IIl. hatte das Glück, bei seinen Bestrebungen,
die Gemäldesammlung, welche er ererbt hatte, zu erweitern und
zu vergrössern, durch thatkräftige Männer unterstützt zu wer-
den. Le Plat, welcher bis an sein Lebensende Galeriedirector
blieb, und Steinhäuser, welcher später in den Ruhestand ver-
setzt wurde, traten jetzt mit ihrer Leitung und ihren Leistungen
thatsächlich in den Hintergrund zurück. Des Königs allmäch-
tiger Minister Graf von Brühl, dessen Name, was auch seine
ptTsönlichen Beweggründe bei der Ausnutzung des Kunstsinnes
seines Herrschers gewesen sein mögen, doch nicht von der Ent-
stohung-sgeschichte der Dresdener Galerie getrennt werden kann,
nahm die P'ortsetzung der Bilderankäufe jetzt in seine eigene,
starke, im Geben wie im lCmi)fangen gleich gewandte Hp^nd.
Wie weit Brührs Kennerschaft gegangen, lässt sich heute
schwer feststellen. Sicher ist. dass sein Privatsecretär seit
8 Geschichtliche Einleitung.
1738, Carl Heinrich von Heinecken. der berühmte Verfasser
der »Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen«, der »Idee
generale« und des, von vier gedruckten Bänden abgesehen, nur
als Manuscript im Dresdener Kupferstich- Cabinet erhaltenen
»Dictionnaire des artistes«, der eigentliche Kunstkenner am säch-
sischen Hofe und als solcher auch das Auge Brühl's war. Brühl
selbst schrieb ihm am 23. Nov. 1748 aus Warschau: »La
gallerie est votre production et j'en aj que l'honneur, mais ä
vous appartient la gloire.« Sicher aber ist andererseits auch,
däss Brühl nicht nur mit den Künstlern und Kennern aller
Länder, wenn auch gewiss oft genug durch die Feder Heinecken's,
im Briefwechsel über Gemäldeankäufe stand, sondern auch die
sächsischen Gesandten oder Gesandtschaftssecretäre der Städte,
in denen Kunstwerke feil waren, fortwährend im Interesse der
Galerie in Bewegung erhielt.
Der sächsische Gesandte Graf Villio in Venedig, der für
Erwerbungen besonders günstig gelegenen Stadt, überliess die
Auswahl der Bilder freilich den Kennern, die von Dresden aus
mit den Ankäufen betraut worden waren, wie 1741 dem Ven-
tura Rossi, 1743 dem Grafen Algarotti, 1744 abermals dem
Ventura Rossi, 1747 dem bekannten Kupferstecher und Kunst-
schriftsteller Ant. Maria Zanetti. Der Legationssecretär de Brais
in Paris aber war im Jahre 1742, wenn ihm auch der berühmte
Maler Hjacinthe Rigaud zur Seite stand, selbst die Seele ausser-
ordentlich wichtiger Ankäufe. Weniger glücklich w^ar der Le-
gationssecretär Talon in Madrid, dem ein grosser, 1744 in Spa-
nien bewirkter Gemäldeankauf, von dem so gut wie nichts würdig
war, in der Galerie zu bleiben, bittere briefliche Vorwürfe des
Grafen Brühl und Heinecken's eintrug. Auch der berühmte Graf
Gotter, Avelcher, als er preussischer Gesandter in Wien und
Regensburg war (also wohl vor 173G). eine grosse Anzahl von
Gemälden für den sächsischen Hof erworben hatte, erwies sich
nicht als Kenner. Die Liste der von ihm gekauften Gemälde
hat sich erhalten; aber nur ganz wenige von ihnen konnten
dauernd in der Galerie aufgestellt bleiben. Einen weit besseren
Geschmack bewies gegen Ende der Regierungszeit August's III.
der Legationssecretär von Kauderbach in Haag. Dieser erwarb
17()3 eine Anzahl der besten Bilder des Cabinets Lormier für
G e s c h i c li 1 1 i c li e E i ii 1 o i t u n g-. 9
seineu koniirlichen Herrn ; musste den Ankauf aber rückgängig-
machen, als der letztere gleich nach dem Abschluss der Ver-
liand langen starb.
AVir müssen die Hanpterwerbnngen während der Regiernngs-
zeit Aiigust's III. der Reihe nach kurz zu würdigen suchen.
Zunächst war Italien ein Hauptschauplatz der Thätigkeit der
Unterhändler des Königs. In Venedig hatte Lorenzo Rossi dem
Ventura Rossi Platz gemacht; der letztere hatte schon 1738
nicht weniger als 44 Bilder nach Dresden geschickt, unter denen
sich z. B. Ribera's »hl. Franciscus auf den Dornen« (N. 685)
und »Befreiung Petri« (N. 684) befanden; im Jahre 1741 Hess
er 70 andere, in Florenz, Rom. Bologna und Venedig erworbene
Bilder folgen, urker ihnen Pnolo Veronese's »kleine Kreuzigung«
(N. 231) und Paolo Farinati's grosse »Darstellung im Tempel«
(N. 223). Im Ganzen waren diese Sendungen aber so schwach,
dass wir die Entrüstung des feinsinnigen und geistreichen Schrift-
stellers Grafen Algarotti darüber, dass man sich 1744, statt
an ihn, noch einmal an Rossi, wandte, begreiflich finden. Rossi's
Sendung von 1744 war allerdings im Ganzen besser, als die
vorhergehenden. Sie enthielt unter 65 Bildern z. B. Sassoferrato's
»Madonnen« N. 430 und 431, die beiden Bildnisse Leandro
Bassano's N. 281 und 282 und Paolo Veronese's »Leda mit
dem Schwan« (N. 234). Aber es lässt sich nicht leugnen, dass
Algarotti, welcher 1743 eigens zu dem Zwecke. Bilder für
den sächsischen Hof zu kaufen, nach Italien zurückgegangen
war. sich als ein viel feinerer Kenner erwies, denn sein ver-
hasster Nebenbuhler. Ist. die Zahl der durch ihn erworbenen
Bilder auch nur klein, so ist ihr Wert um so grösser. Befanden
sich unter ihnen doch die Holbein'sche »Madonna« (N. 1901), die
»drei Schwestern« des Palma Vecchio (N. 189), die beiden grossen
Schlachtenbilder Jaques Courtois' {N. 744 und 745), die beiden
kräftigen Bilder Strozzi's (N. 657 und 658) und die beiden
schönen grossen »Stilleben« des Jan Weenix (N. 1666 und 1 667),
Alle vorhergehenden und nachfolgenden Gcsammterwerb-
nngen aber übertraf der durch Ventura Rossi. Zanetti und den
Grafen Villio vermittelte, 1745 iibgeschlossene Ankauf der hun-
dert bedeutendsten Bilder der damals weltberühmten Sammlung
des Herzogs Franz III. von Modena. Durch ihn gelangte dpr
10 Geschichtliche Einleitung.
sächsische Hof um den Preis von 100,000 Zecchinen, zu dem
freilich sehr bedeutende Nebenkosten hinzu kamen, mit einem
Schlage in den Besitz einer so herrlichen Auswahl von Bildern
grosser italienischer Meister, wie sie nördlich der Alpen noch
nicht gesehen worden war. Befanden sich doch alle Correggio's
unserer Sammlung, fast alle ihre Dosso Dossi's und Garofalo's,
sowie die grossen Bilder Ann. Carracci's und die Hauptbilder
Guido Keni's, Guercino's, Fr. Albano's, Tizian's »Zinsgroschen«
(N. IG 9) und die vorzüglichsten Bildnisse dieses Meisters, Paolo
Veronese's vier grosse Bilder aus dem Palaste Cuccina (N. 225
bis 228), Andrea del Sarto's »Opfer Abrahams« (N. 77), Giulio
Komano's »Madonna della Catina« (N. 103) und Parmegianino's
»Maria mit dem hl. Stephanus« (N. 100) in ^diesem Schatze!
Aber auch .einige bedeutende Werke nicht italienischer Meister
gelangten 1746 mit der Modeneser Sammlung nach Dresden:
z. B. Holbein's Bildniss des Morette (N. 1890), das schöne
männliche Bildniss von Velazquez (N. 697) und ßubens' treff-
licher hl. Hieronymus (jST. 955).
König August III. und Graf Brühl waren jedoch weit ent-
fernt davon, ihre Ankäufe in Italien mit diesem glänzenden
Erfolge für abgeschlossen anzusehen. Gleich im folgenden
Jahre, 1747, erwarb Zanetti in Venedig noch so bedeutende
Werke für die Dresdener Galerie, wie die grosse »Santa Conver-
sazione« Tizian's (N. 168) und wie Paolo Veronese's »Haupt-
mann von Kapernaum« (N. 228) und »Findung Mosis« (N. 229):
1748 schickte Bernardo Benzoni unter andern Bildern Gessi's
»Magdalena« (N. 355); 1748 und 1749 aberhielt sich auch
der damalige Dresdener Galerie-Inspector Pietro Guarienti zu dem
ausgesprochenen Zwecke in Italien auf. um Ankäufe für die
Galerie zu machen; und er erwarb damals dort so wichtige Bilder,
wie die beiden Altarstaffeln Ercole di Roberto Grandi's (N. 45
und 46), wie Palma Vecchio's Heil. Familie mit der hl. Katha-
rina (N. 188) und wie Bordone's Heil. Familie mit dem hl. Hie-
ronymus (N. 205). Gleichzeitig (1749 und 1750) trat der
Maler Siegm. Striebel, über dessen sonstige Thätigkeit sich
keine Nachrichten erhalten haben, als sächsischer Agent für Ge-
mälde-Ankäufe in Kom auf. Das einzige hervorragende Bild,
welches die Galerie ihm verdankt, ist jedoch die grosse Heilige
Geschieht liclie Einleitung. 11
Familie Garofalo's (N. 184). Dann folgten (1749 bis 1752)
zwischen dem Grafen Brühl und dem bekannten Kunstschrift-
steller und Canonicus Luigi Crespi in Bologna längere Ver-
handlungen über Bilderankäufe, deren Ergebniss die Erwerbung
von Parniegianino's »Madonna della Eosa« (N. 161) und von
Guido Eeni's damals ausserordentlich hochgeschätzter Darstellung
»Ninus und Semiramis« (N. 325) war.
Am glücklichsten von allen diesen Vermittlern aber war
der bolognesische Maler Carlo Cesare Giovannini. Durch seine
Bemühungen erlangte die Dresdener Galerie im Jahre 1753
für 20,000 Dukaten ihr berühmtestes Bild, KaphaeVs »Madonna
di San Sisto« (N. 98), welche bis dahin die Wand hinter dem
Hochaltar der Klosterkirche San Sisto zu Piacenza geschmückt
hatte; und Giovannini's Eifer verschafite der Dresdener Galerie
in den folgenden Jahren (1754 und 1755) noch Bilder, wie
Bagnacavallo's grosses Heiligenbild (N. 113) und Franceschini's
Magdalena (N. 889). Hiermit waren die Erwerbungen aus
Italien in der That so ziemlich abgeschlossen.
Aber nicht nur jenseits, auch diesseits der Alpen wussten
Graf Brühl und seine Unterhändler an den verschiedensten Orten
verkäufliche Sammlungen und Einzeiwerke aufzutreiben: und aus
diesen nordischen Quellen w^urden vor allen Dingen die nieder-
ländischen Schulen der Galerie bereichert.
In Sachsen gaben die Leipziger Messen alljährlich Gelegen-
heit zu Bilderankäufen; besonders liebte die Königin es, hier
Bilder zu Geburtstagsgeschenken für ihren königlichen Gemahl
kaufen zu lassen.
In der nächsten Nachbarschaft Sachsens aber war Böhmen
eine Hnuptfundgrube von Gemälden. Zunächst trat Johann Gott-
fried Riedel, ein geborner Böhme, welcher 1739 als Hofmaler
nach Dresden berufen war, als Vermittler des Ankaufs der Gräfl.
Waldstein'schen (Wallenstein'schen) Sammlung auf. Sie enthielt
2G8 Bilder, welche für 22,000 Gulden in den Besitz des säch-
sischen Hofes gelangten und unter RiedeFs Leitung im Mai 1741
glücklich von Dux aus über die Grenze geschafft wurden. Diese
Wallenstein'bchen Bilder stehen in den erhaltenen Inventaren nicht
mehr ihren Meistern und Gegenständen nach, sondern nur ihren
Nummern nach verzeichnet, konnten abor nach diesen, die auf
12 Geschichtliche Einleitung.
den Bildiläclien erhalten sind, neuerdings zum grossen Teil
wieder nachgewiesen werden. Zu ihnen gehörten Vermeer van
Delft's Meisterwerk N. 1335, unsere beiden echten kleinen
Bildnisse von Fr. Hals (N. 1358 und 1359) und van Dyck's
Bildniss eines Geharnischten (N. 1026). als dessen Herkunfts-
ort im bisherigen Katalog irrtümlicher Weise Modena angegeben
wurde. Im folgenden Jahre, 1782, erwarb Kiedel 84 Bilder
in Prag, unter ihnen z. B. ein männliches Bildniss von Miere-
veit (N. 1318), die Eubens'sche Escorial-Ansicht (N. 983) und
das grosse Stilleben mit dem Schwan von Fr. Snyders (N. 1192).
Ankäufe aus Prag spielen auch in den nächsten Jahren eine
gewisse Rolle in den Verzeichnissen der Galerie. Die bedeutendste
Erwerbung aus dieser Stadt aber erfolgte erst in den Jahren
1748 und 1749. Unter der Vermittlung Pietro Guarienti"s.
der sich der Eigenheit der Angelegenheit wegen hinter dem Pseu-
donym Placido Gialdi vorsteckt zu haben scheint, wurden damals
09 Bilder der kaiserlichen Galerie zu Prag für 50,000 Thaler
erworben und nach Dresden übergeführt ; unter ihnen z. B. Rubens'
prächtige »Schweinsjagd« (N. 962).
Paris wurde besonders durch den Legationssecretär de Brais
und den sächsischen Agenten Le Leu, die sich, wie schon er-
wähnt, des Beirates des berühmten Malers H. Rigaud zu ei-
freuen hatten, seit 1742 zu einem der Mittelpunkte der Dresdener
Bilderankäufe. Im April dieses Jahres ^vurde zunächst für den
Preis von 86,346 Livres eine Anzahl Avertvoller Gemälde aus
dem Nachlasse des Prinzen Carignan erworben; unter ihnen
Werke italienischer Meister, wie unsere beiden Hauptbilder Carlo
Dolci's (N. 509 und 510), wie Albano's »Erschaffung der Eva«
(N. 343) und »Ruhe auf der Flucht« (N. 345) und wie die beiden
grossen Castiglione's (N. 659 und 660), Werke niederländischer
Meister, wie der Rubens'sche »Liebesgarten« (N. 976), und Adr.
van der Werff's Selbstbildniss mit seiner Familie (N. 1813).
Ihnen folgten gleichzeitig durch dieselben Vermittler Rubens'
»Löwenjagd« (N. 971) und »Jo« (N. 964), Rembraudt's Bild-
niss seiner Gattin mit der roten Blume (N. 1562), Poussin's
»Anbetung der Könige« (N. 717) und van der Meulen's Fahrten
Ludwigs XIV. i^N. 1114 und 1115). Etwas später, aber immer
noch 1742. erstanden de Brais und Ricaud aus der Sammlung
Geschichtliche Einleitung. 13
Dubreiiil in Paris Bilder wie AI. Turchi's »Venus und Adonis«
(N. 521), Albano's »Anbetung des Kindes« (N. 344), Poussin's
: Svrinx« (^N. 718). das Eubens'sche Bildniss der Söhne des
Meisters (N. 975) und Netscher's Bildniss der Montespan mit
ihrem Söhnchen (N. 1351). De Brais starb noch in demselben
Jahre 1742. Le Leu trat dadurch mehr in den Vordergrund;
Eigaud aber entzog auch ihm seine Unterstützung nicht; 1744
z. B. schickte jener abermals eine Anzahl Bilder nach Dresden,
zu deren Ankauf der berühmte Maler geraten hatte: z. B.
Maratta's »Heil. Xacht« (N. 436), Paolo Veronese's »Susanna«
(N. 237) und einige Hauptbilder Guercino's (N. 361, 364 und
368). Nach diesen Erfolgen blieb Le Leu noch längere Zeit
der sächsische Hauptagent für Bilderankäufe in Paris. Nach
1749 z. B. erwarb er hier noch David Teniers' des jüngeren
»grosse Dorfkirmess« (N. 1081), Eembrandfs Selbstbildniss mit
seiner P'rau auf dem Schoosse (N. 1559), Dou's »Violinspielcr«
(N. 1707), die beiden Hauptbilder Berchem's (N. 1483 und
1486) und eine Reihe der schönsten Wouwerman's, wie N. 1417.
J424, 1444, 1447, 1449, 1457, 1463, 1464. Rmen reihten
sich noch 1754 die Bilder an, die er, wie Inspector G. Müller
nachgewiesen hat'"'), aus der Sammlung des Mr. de la Bouexiere
erstand. Aber es würde uns viel zu w^eit führen, auf alle An-
käufe, die unter August III. stattfanden, einzugehen. Der Ueber-
blick, den wir uns verschafft haben, muss um so mehr genügen,
als im Texte unseres Kataloges die Herkunft aller Bilder, die
sich ermitteln liess, angegeben ist.
Der Siebenjährige Krieg, machte erklärlicher Weise den
Bilderankäufen des Königs ein jähes Ende. Dass er aber sofort
nach dem Hubertusburger Frieden (1763) seine alte Liebhaberei
wieder aufnahm, beweist der schon erwähnte Ankauf der Bilder
aus dem Cabinet Lormier, den am 27. September 1763 noch
unter den Ausi)icien Brühl's und Heinecken's der Legationsrat
von Kauderbach in Haag abschloss. Leider mussten die meisten
dieser Bilder, da der König im nächsten Monat starb, sein
Nachfolger Kurfürst Friedrich Christian aber aus an sich be-
rechtigter Si)arsamkeit die Bilder nicht übernehmen wollte,
*) Dresdner Journal vom 80. Mai und 1. Juni 1880.
14 Geschichtliche Einleitung.
gleich darauf wieder veräussert werden. Als nach der kurzen
Regierung Friedrich Christian's der neue Regent sich bereit
erklärte, den Ankauf anzuerkennen, war es zu spät. Nur wenige
der Bilder, wie z. B. Rembrandt's »Grablegung« (N. 1566).
gelangten nach Dresden. Die Geschichte der grossen sächsi-
schen Bilderankäufe des vorigen Jahrhunderts aber hatte damit
so ziemlich ihr Ende erreicht.
Werfen wir nun einen Blick auf die Verwaltung der Dres-
dener Galerie während der Regierungszeit August's III., so muss
zuerst erwähnt werden, dass der Director Le Plat am 3. Mai
1742 starb und nun der, wie gesagt, bereits 1739 als Hof-
maler nach Dresden, berufene böhmische Meister Johann Gott-
fried Riedel (geb. 1691 in der Nähe von Eger) neben dem
alten Steinhäuser als Inspector der K()nigl. Gemäldegalerie an-
gestellt wurde. Die massenhaften Ankäufe, besonders diejeni-
gen der Jahre 1741 und 1742, durch welche der sächsische
Gemäldeschatz um nicht weniger als 715 Nummern bereichert
wurde, liessen einen Erweiteruiigsumbau der Galerieräume im
»Stallgebäude« unabweislich erscheinen. Der Umbau, während
dessen die Gemälde im »Japanischen Palais« untergebracht wur-
den, fand in den Jahren 1744 bis 1746 statt. Der obere
Teil des Stallgebäudes wurde nun zu dem eigentlichen Galerie-
gebäude (dem jetzigen Museum Johanneum) ausgebaut; in welchem
die Sammlung bis über die Mitte unseres Jahrhunderts hinaus
blieb. Zur Eröffnung der neuen Räume trafen denn auch
gerade die hundert Meisterwerke der Modenesischen Galerie ein.
Der alte Steinhäuser gönnte sich noch die Freude, den Schatz
mit in Empfang zu nehmen; dann trat er in den Ruhestand.
An seiner Stelle wurde am 10. September 1746 der venezia-
nische Künstler und Kenner Pietro Guarienti (geb. zu Verona
um 1690) neben Joh. Gottfried Riedel als Inspector in Pflicht
genommen; und an demselben Tage wurde auch der Maler Bene-
dict Kern, wie es scheint unter der Oberaufsicht des berühmten
Hofmalers C. W. E. Dietrich (Dietericy), als Gemälderestaurateur
an der Galerie angestellt. Pietro Guarienti starb jedoch schon
am 27. Mai 1753*), in demselben Jahre also, in welchem
*) Nach den Acten des Archivs der Generaldirection Cap.
Geschichtliche PMiileitiing. 15
seine Neubearbeitunir von Orlandi's Abecedario erschien; und
an seiner Stelle wurden nun infolge der immer grösser werden-
den Geschäftslast neben Job. Gottfr. Riedel noch zwei Unter-
iuspectoreu angestellt; des letzteren Sohn Job. Anton Riedel
(^eh. zu Prag 1733) und der bereits seit kurzem im Kupfer-
stich-Ca binet angestellte Matthias Oesterreich, der ein Enkel
des berühmten, in Lübeck geborenen Malers Gottfried Kneller
und ein Vetter Heinecken's war.*) Der alte Riedel starb aber
schon am 12. Decembei 1755, und Oesterreich wurde 1757
nach Berlin berufen und zum Director der Galerie von Sans-
souci ernannt. Von diesem Jahre an bis in unser Jahrhundert
hinein behielt Job. Anton Riedel, der es, da er die Erbschaft
seines Vaters angetreten, ungewöhnlich jung zu etwas gebracht
hatte, die alleinige Leitung der Galerie.
Was die gedruckten und ungedruckten Verzeichnisse der
Bilder der Galerie betrifft, so hörten die Inventare Steinhäuser's
natürlich mit dessen Rücktritt auf. Vom Jahre 1747 ist nur
ein Bild mehr in dem Octavo-Inventar verzeichnet. An seine
Stelle trat das in italienischer Sprache geschriebene »Inventar
Guarienti«, welches sich im Besitze des Sammlungs- Archivs
erhalten hat. Dieses ist etwas ausführlicher in der Beschreibung'
und Würdigung der Gemälde, als die früheren, und giebt allein
über die Herkunft mancher Bilder (z. B. derer aus der Prager
Galerie) Auskunft; doch ist es, da es keine fortlaufende Num-
mern hat, nicht mühelos zu benutzen; und von Vollständigkeit
ist es, da Guarienti bereits 1753 starb, weit entfernt geblieben.
Es folgte nun das Inventar von 1754, dessen Urheber Matth.
Oesterreich ist. Dasselbe umfasst die 1446 Bilder, die da-
mals die eigentliche Galerie bildeten. Leider giebt es über
ihre Herkunft keinen Aufschluss; doch ist es in dieser Be-
ziehung wenigstens selbst ein Zeugniss für die Erwerbung
mancher Bilder vor dem Jahre 1754; und seine Bilderbestim-
mungen, welche sicher nicht ohne Heinecken's Zustimmung ent-
VIL N. 11. Fol. 45. Die Angabe der Künstler -Lexika, dass
Guarienti erst 1765 gestorben sei, ist also irrig.
*) Näheres über ihn bei C. Justi: Winckelmann I. (1866)
S. 293.
16 Geschichtliche Einleitung.
standen Avaren, sind so genau, wie der Stand der kunstgeschicht-
lichen Forschung des vorigen Jahrhunderts es zuliess. Es ver-
diente daher immerhin eine eingehendere Berücksichtigung, als
ihm bisher zu teil geworden war.
Neben diesen Inventarisirungen aber unternahm kein ge-
ringerer als C. H. von Heinecken selbst, dem die Oberaufsicht
"über die Galerie und das Kupferstich-Cabinet eingeräumt wor-
den war, die Herausgabe des ersten eigentlichen grossen Galerie-
werkes in Kupferstichen, welche von den berühmtesten Stechern
der Zeit herrühren ; die meisten wurden von auswärtigen Meistern
nach den Zeichnungen gestochen, welche der Hofmaler Charles
Hutin (geb. zu Paris 1715, nach Dresden berufen 1748, gest.
daselbst 1776) zu dem Zwecke vor den Gemälden angefertigt
hatte. Der erste Band dieses umfangreichen Werkes (Recueil
d'Estampes d'apres les plus celebres tableaux de la Galerie
Eoyale de Dresde) erschien schon 1753; der zweite folgte 1757;
der dritte erst in unseren Tagen. Heinecken's Text zu den
beiden ersten Bänden ist sehr wertvoll; auch er giebt über
die Herkunft mancher Bilder den alleinigen und sicher einen
stets zuverlässigen Aufschluss.
Während der bangen Jahre des Siebenjährigen Krieges
war mnn, statt an die Vermehrung der Galerie zu denken,
natürlich froh, wenn man die vorhandenen Gemälde erhielt und
rettete. Im Jahre 1759 wurden sie in Kisten verpackt und
auf den Königstein gebracht. Joh. Anton Riedel's Tagebuch,
welches sich im Archiv der Generaldirection erhalten hat, giebt
interessante Einzelheiten über diese Flüchtung der Bilder und
über die Schicksale der Galerie während des Bombardements
von Dresden im Jahre 1760.
Dass König August III. und sein Katgeber Graf Brühl
sofort nach Beendigung des Krieges Miene machten, die Bilder-
ankäufe in der alten Weise wieder aufzunehmen, haben wir
bereits gesehen. Doch war beiden keine lauge Wirksamkeit
mehr beschieden. Der König starb am 5. October 1763; und
Graf Brühl, welcher sofort nach dem Hinscheiden seines Herrn
fast alle seine Aemter hatte niederlegen müssen, folgte ihm
noch innerhalb desselben Monats in's Grab. König August
des Dritten Nachfolger, Kurfürst Friedrich Christian, starb be-
G e sc liii-lit liehe iMiileituiig. 17
kanntlich schon, nachdem er zwei Monate segenverheissend,
wenn auch nicht eben auf neue Bildererwerbungen bedacht,
regiert hatte. Die darauf folgende lange Regierung Friedrich
Augnst des Gerechten, für den nur während der ersten vier
Jahre sein Oheim Franz Xaver die Regentschaft führte, leitet
auch die Geschichte der Dresdener Galerie bereits in's neun-
zehnte Jahrhundert hinüber. Der höchste Chef ihrer Verwaltung
während des grössten Teils dieser Zeit war der Cabinetsmi nister
Graf Marcolini (gest. 1814), ihr thatsächlicher Leiter immer
noch der Inspector Joh. Ant. Riedel, dem gleich 1764, nach-
dem Benedict Kern wegen Unfähigkeit entlassen worden war,
auch die Restaurationsarbeiten allein übertragen wurden. Znr
Katalogisirung der Gemälde aber wurde ihm, ebenfalls gleich
1764, der Inspector des Kupferstich-Cabinets Chr. Fr. Wenzel
beigeordnet; und beide gemeinsam veröffentlichten 1765 den
»Catalogue des tableaux de la galerie electorale de Dresde«,
der in seiner Art vortrefflich war und lange maassgebend blieb.
Auf der Grundlage dieses Kataloges (für die Bilderbeschrei-
bungen), des Textes des Heinecken'schen Galerie -Werkes (für
kunstkritische und die Herkunft der Bilder betreffende An-
merkungen) und der allgemeinen kunsthistorischen Schriften von
V. Hagedorn, de Piles und D'Argensville (für den biographischen
Teil) stellte dann, zum Teil wörtlich, aber geschickt compi-
lirend, der Dresdener Generalstabssecretär Joh. Aug. Lehninger
das 1782 erschienene »Abrege de la vie des peintres dont les
tabloaux composent la galerie de Dresde etc.« zusammen, ein
Werk, welches als das erste »wissenschaftliche« Verzeichniss
der Dresdener Galerie gefeiert zu werden pflegte, bis Jul.
Hübner*) die mechanische Art seiner Entstehung nachwies.
Trotzdem war es für seine Zeit ein sehr brauchbares Werk.
Bereichert wurde der Gemäldeschatz des sächsischen Fürsten-
hauses während des letzten Drittels des 18. Jahrhunderts kaum
noch. Nur gelegentlich wurde einmal ein Bild erworben. Doch
wurden im Jahre 1778 nicht weniger als 87 Gemälde aus
dem Nachlasse des Oberrechnungsinspectors Spahn als Ersatz
veruntreuter öffentlicher Gelder für 5342 Thaler 4 Groschen
*) In V. Zahn's Jahrbüchern für Kunstwissenschaft VJ, 1873.
S. IHl— 185.
18 Gescliiclitliche Einleitung.
an Zahlung-sstatt angenommen. Unter ihnen befanden sich z. B.
viele der Gemälde C. W. E. Dietriches, die sich noch heute in
der Galerie befinden.
Die dritte Periode der Geschichte der Kgl. Sächsischen
Gemäldegalerie gehört ganz unserem neunzehnten Jahrhundert
an. Doch lässt sich über die erste Hälfte dieses Zeitraums nicht
viel berichten. Dem Inspector Joh. Anton Riedel war 1803
aufgetragen worden, ein neaes Inventar der Galerie anzu-
fertigen; 18<'4 begann er die Arbeit; 1809 war sie voll-
endet; das ausfülirliche zweibändige Manuscript, welches jedoch
wenig Neues bringt, ist noch im Besitze der Galerie. Es
bildet die Grundlage des gedruckten kurzen Katalogs von 1812.
Joh. Ant. Kiedei fühlte nunmehr aber, da er älter wurde,
das I^edürfniss, sich eine Hülfe zu verschaffen. Im Jahre
1811 wuide neben ihm der Maler Carl Friedrich Demiani als
Unterinspector angestellt; und dieser rückte, als Riedel 1816
starb, zum ersten Ins{)ector auf. Unter Demiani wurde, wie
seine gedruckten Verzeichnisse von 1817, I'^IO, 1822 gegen-
über demjenigen von 1812 beweisen, die Galerie immerhin um
manche Gen)äide bereichert; doch scheinen diese zum grössten
Teile aus den Schlössern hereingebracht oder dem »Vorrat«
entnommen zu sein.
Als Demiani 182B starb, wurde Johann Friedrich Matthäi,
der schon seit 1810 Professor und zeitweilig Director der Kgl.
Kunst- Akademie gewesen war, auch zum Director der Gemälde-
galeiie ernannt. Matthäi bekleidete dieses Amt, bis er ara
23. October 1^45 auf einer Reise in "Wien starb. Unter ihm
wurde 182G der damals berühmteste Gemälderestaurator Pietro
Palmaroli aus Rom nach Dresdt^n b'Tufen. Palmaroli kehrte,
nachdem er einige für jene Zeit aussiM'ordentlich glänzende
Restaurationen ausgeführt hatte, in sein Vaterland zurück, fand
jedoch in Dresden einen Nachfolger in Joh. Aug. Renner (geb.
zu Dresden 1"^83), an den wieder Carl Martin Schirmer (geb.
1808 zu Greifswalde, gest. 1870 zu Di-esd«Mi) sich ansch oss.
Der letztere wurde 834 als Restaurator an der Galerie an-
gestellt. Dor Director Matthäi aber schrieb mehrere Galerie-
Kataloge, von denen diejenigen von 1820 und 1833 zwar
ebenfalls einige Bereicherungen enthalten, aber erst derjenige
Geschichtliche Einleitung. 19
von 1835. der einzige zugleich, auf dessen Titelblatt er seinen
Namen setzte, so viele neue Büder verzeichnete, dass er noch
heute als ältestes Zeugniss für das Vorhandensein mancher
B'lder in der Dresdener Galerie angeführt werden muss. Der
Staatsminister B. von Lindenau, welcher 1830 die General-
direction der Museen übernahm*) und sich die grossten Ver-
dienste um die Neuordnung ihrer Verwaltimg erwarb, hatte
Dämlich I8h4 eine Durchsicht des »Vorrates« angeordnet;
und bei dieser Gelegenheit wurden viel vorzügliche entweder
bisher noch nie beachtete oder inzwivSchen nach und nach er-
worbfMie, zum Teil auch wohl in Schlössern und öffentlichen
Gebäuden versteckt gewesene Gemälde an's Licht gezogen und
der Galerie überwiesen. Unter dem Staatsmiuister von Lindenau
wurde 183G auch die Galerie-Coramission »behufs der genaueren
Untersuchung des Zustandos der Gemäldegalerie und der Er-
örterung der geeigneten Mittel zur Abstellung der sich vor-
findenden Uebelstände« eingesetzt. Ihre ersten Mitglieder waren.,
ausser dem Galeriedirector Matthäi, als Maler die Professoren
Hartmann und Vogel von Vogelstein, als Kenner der bekannte
Kunstforscher J. G. von Quandt und der nachmalige Ober-
hofmarschall Hermann Frhr. von Friesen.' In späteren Jahren,
als Staatsmittel für Gemäldeankäufe flüssig gemacht wurden,
fiel dieser Galerie- Commission. deren Mitgliederzahl allmählich
erliölit wurde, neben der ]\litbeaufsichtigung der Kestaurations-
arboit(Mi noch die Teilnahme an den Bildererwerbungen zu.
Nach Matthäi's Tode wurde Julius Schnorr von Carolsfeld
(geb. zu Leipzig 17!)4) zu»j-leich als Director der Kgl. Kunst-
akademie und als Director der kgl. Gemäldegalerie nach Dresden
berufen. Im Jahre 184G übernahm er beide Aerater; und
jetzt erst begann die dritte Periode der Dresdener Galerie sich
zu kräftigem neuen Leben, zu dem das vorhergehende Jahr-
zelint freilich schon den Grund ge'.egt hatte, zu entftilten. Ein
Neubau hatte sich längst als unabweisbar notwendig heraus-
gestellt. Derselbe wurde nach längeren Beratungen dem da-
maligen Director der Dresdener Bauschule, Prof. Gottfried Semper,
*) Vgl. 11. I'Veiherr von Kriosen: .,Eii) lieitra;); znr Ge-
schichte der Dresdener (TemäMenalerie' im ., Neuen Archiv für
Säcl)8. Geschichte- etc. 1. (Dresden lö80) S. HIB— :i:J3.
2*
20 Geschichtliche Einleitung.
übertragen und im Jahre 1847 begonnen; 1855 wurde das
neue Gebäude, in dem die Galerie sich noch gegenwärtig be-
findet, dem Publicum übergeben, unter Mitwirkung der Galerie-
Commission leitete Jul. Schnorr von Carolsfeld die lieber siedelung
der Gemälde. Die notwendige Neukatalogisirung aber war dem
damaligen Commissionsmitgliede und Akademie-Professor Julius
Hübner (geb. zu Oels 1806) übertragen worden. Der Hübner'sche
Katalog erschien 1856 in erster, 1880 in fünfter Auflage und
wird, nachdem er noch 1884 neu gedruckt worden, erst durch
den gegenwärtig vorliegenden abgelöst. Jul. Schnorr von Carols-
feld zog sich 1871 von der Leitung der Galerie zurück und
starb im folgenden Jahre. Sein Nachfolger als Galeriedirector
wurde Jul. Hübner, dessen Leitung die Sammlung zehn Jahre
lang unterstellt blieb. Hübner nahm 1882 seinen Abschied
und starb in demselben Jahre. An seine Stelle trat der Ver-
fasser des gegenwärtigen Katalogs.
Der Zeitabschnitt seit Schnorr's Uebernahme der Direction
führte der Kgl. Gemäldegalerie nun aber auch nach und nach
aus verschiedenen Quellen eine sehr bedeutende Anzahl neuer
Gemälde teils alter teils moderner Meister zu. Bleiben wir
zunächst bei den »alten« Bildern, so mag vorweg hervorgehoben
werden, dass mit dem sog. »Vorrat« in den Jahren 1859,
1860 und 1861 gründlich geräumt wurde. Die Bilder, welche
man dessen für würdig hielt, wurden damals der Galerie ein-
verleibt, die übrigen verkauft. Die Neuerwerbungen alter Ge-
mälde wurden im Jahre 1852 mit dem Ankauf des Hans
Burgkmair'schen Altar werkes (N. 1897) wieder aufgenommen;
— 1853 aber wurden aus dem Nachlasse König Louis Philippe's
von Frankreich in London 15 Bilder der spanischen Schule
erworben, durch welche die Dresdener Galerie um solche Meister-
werke, wie Zurbaran's hl. Bonaventura (N. 696) und Murillo's
hl. Eodriguez (N. 704) bereichert wurde; — 1857 folgten
nicht weniger als 27 Gemälde aus dem Nachlasse Prof. Moritz
Müller's, genannt Steinla; — 1860 wurden aus dem Nach-
lasse des Kunsthändlers S. Woodburne in London so bedeutende
Bilder angeschafift, wie die Heil. Familie von Piero di Cosirao
(N. 20), die damals dem Luca Signorelli, und wie die Heil.
Familie Lorenzo di Credi's (N. 1 3), die nachmals dem Leonardo
Geschichtliche Einleitung. 21
(hl Vinci zugeschrieben wurde; — 1865 wurde in Wien die
herrliche kleine Kreuzigung Dürers (N. 1879) gekauft. In
den siebziger Jahren und zu Anfimg der achtziger flössen die
Mittel besonders reichlich. Der Landtag hatte eine bedeutende
Summe für (Temäldeankäufe aus der französischen Kriegsent-
schädigung bewilligt; und wenn diese Mittel auch in erster
Reihe für den Ankauf moderner Bilder verwendet werden sollten
und verwendet wurden, so wurde aus ihnen doch immerhin
noch manches wertvolle alte Bild erworben: an italienischen
Bildern z. B. 1873 der hl. Sebastian des Antonello da Messina
(N. 52), 1874 die gemalten Pilaster von Luca Signorelli
(N. 36), die Madonna von Lorenzo di Credi (N. 14) und die
Heil. Familie des Previtali (N. 60), 1875 das prächtige Portrait
Paolo Morando's (N. 201), 1876 Mazzolino's leuchtende Aus-
stellung Christi (N. 123) und Mantegna's köstliche Maria mit
Jesus und dem Johannesknaben (N. 51), 1883 die Santa
Conversazione Lor. Lotto's (K 195): an niederländischen Bildern
1876 die Hagar des Jan Steen (N. 1736), 1880 die beiden
Eeiter des Th. de Keyser i^N. 1543), 1883 die bezeichnete
Landschaft des Jan van der Meer von Haarlem (N. 1507).
Vor allen Dingen aber entstand in dieser letzten grossen
Anschaffungs-Periode die moderne Abteilung der Dresdener Galerie.
Wenn auch früher schon einige neuere Gemälde vorhanden ge-
wesen und im vorigen Jahrhundert die Zeitgenossen keineswegs
übersehen worden waren, so hatte es in der ersten Hälfte unseres
Jahrhunderts, in welcher überhaupt kaum Bilder gekauft wurden,
doch völlig an einer Entwickelung der Sammlung nach dieser
Richtung hin gefehlt. Den ersten Schritt zur Förderung des
Ankaufs moderner Bilder that der ehemalige Staats min ister von
Lindena^a, auf dessen hervorragende Verdienste um unsere Samm-
lungen bereits hingewiesen worden ist. Bei seinem Rücktritt
im Jahre 1843 bestimmte er aus seiner Pension 700 Thaler
jährlich zur Erwerbung von Gemälden lebender Künstler für die
Galerie. Natürlich erlosch diese Zuwendung mit dem 1854 er-
folgenden Tode Lindenau's; doch verdankt die Dresdener Galerie
der ..Lindenau- Stiftung*' immerhin Werke wie A. L. Richter's
„Brautzug" (N. 2221), C. G. Peschel's „Heimzug Jakobs" (N.
2216) und Jul. Hübner's „Goldenes Zeitalter" (N. 2227).
22 Geschichtliche Einleitnni,^
Sodann beschloss der Akademische Eat am 31. März 184.S
die Hälfte des Eeinertrages jeder akademischen Kunstausstellung
zum Ankauf ausgestellter Bilder zu verwenden: und dieser Quelle
entstammen z. B. J. C. C. DahFs grosse norwegische Landschaft
(N. 2204), Peschel's „Kommet her zu mir" (N. 2226), Grosse's
„Ledca" (N. 2268), Kummer's ,, schottische Landschaft" (N.'2237).
Lier's „Mondscheinbild" (N. 2327), Oehme's „Steinbruch" (N.
2274) und Choulant's „Peterskirche" (N. 2263).
Auch aus dem mit Landesmitteln ausgestatteten „Oeffent-
lichen Kunstfonds" wurden in den sechziger Jahren einzelne
neuere Bilder angeschafft; z. B. 1867 Hübner's „Disputation
Luther's mit Dr. Eck" (N. 2229), 1869 Hofmann's „Ehe-
brecherin vor Christus" (N. 2254).
Erst seit der schon erwähnten einmaligen Bewilligung be-
deutender Mittel für Kunstzwecke aber konnten hervorragende
moderne Bilder in grösserer Anzahl angekauft werden; und so
gelangten nach und nach, hauptsächlich unter der Oberleitung
des gegenwärtigen Herrn Cultusministers. die meisten jener
Bilder neuerer Meister in die Galerie, die schon heute die mo-
derne Abteilung an Anziehungskraft mit der alten wetteifern
lassen. Es würde zu weit führen, hier einzelne dieser Gemälde
hervorzuheben. Es sei nur bemerkt, dass im Jahre 1884 als
letztes Bild aus diesem Fonds E. v. Gebhardt's ,, Waschung
des Leichnams Christi" (N. 2314) erworben wurde. Seit dieser
Zeit ist die (Valerie -Verwaltung für die Erwerbung von Gemälden
auf die Mittel angewiesen, welche ihr in jeder Finanzperiode
neu bewilligt werden.
Parallel mit diesen Erwerbungen aus öffentlichen Mitteln
aber gingen seit 1880 die Anschaffungen aus den Zinsen der
Pröll -Heuer-Stiftung. Der Maler Max Heinr. Ed. PrölL welcher
sich nach seinem Pflegevater, dem Farbenf^ibrikanten Anton Heuer.
Pröll-Heuer nannte, hinterliess der Dresdener Galerie bei seinem
1879 erfolgten Tode ein bedeutendes Vermögen als Stiftung,
aus deren Ertrag nach Auswahl dos akademischen Eates Ge-
mälde lebender deutscher Künstler, vorzugsweise auf den Dres-
dener Kunstausstellungen, erworben werden. Dieser Stiftung
verdankt die Galerie in den letzten Jahren bereits an zwei Dutzend
vorzüL'-l icher Bilder lebender Meister.
Geschieht liehe Einleitung. 23
Die übrig-en Quellen gelegentlicher Erwerbungen, sowie die
zahlreichen Einzelschenkungen, deren die Galerie sich zu er-
freuen gehal>t. brauchen, da sie im Texte namhaft gemaclit worden
sind, hier nicht im voraus aufgezählt zu werden. Nur des Moritz
Winkler'schen Vermächtnisses, (Kirch welches 18H4 neun Bilder,
unter ihnen unser IrUhestes Bild Andreas Achenbach's (N. 2297)
nnd ein Hanptbild Oswald Achenbach's (N. 281 1), in flie Galerie
gelangten, und der Professor Bertrand'sclien Schenkung, durch
welche sie 1882 nm fünf ausgezeichnete Bilder Anton Grafts
(N. 2173 — 2177) auf einmal bereichert wurde, sei schon an
dieser Stelle dankbar gedacht.
Die gewonnene üebersicht über die Erwerbungen der Dres-
dener Galerie seit dem Beginn der zweiten Hälfte des neun-
zehnten Jahrlumderts genügt, um zu beweisen, dass der Auf-
schwung, den das öffentliche Leben ganz Deutschlands und
Sachsens seit dieser Zeit genommen, auch der Dresdener Ge-
mäldegalerie in reichem Maasse zu gute gekommen ist.
Die Literatur über die Dresdener Galerie ist im Laufe des
19. Jahrhunderts mächtig angewachsen. So weit sie uns für
die vorliegende Arbeit interessirt, wird sie im Texte genannt
werden. Von den immer zahlreicher werdenden Vervielfältigungen
nach Bildern der Gakrie können hier im Voraus nur die wich-
tigsten Sammelwerke genannt werden.
An dem alten amtlichen in Kupfer gestochenen Galerie-
werke wurde bis in unsere Tage herein langsam weitergearbeitet.
Durch die Herausgabe eines vollständigen dritten Bandes fand
es 1872 einen vorläufigen Abschluss.
An dieses Werk schloss sich aber seit 1881 unter dem
Titel „Kupferstiche nach Werken neuerer Meister in der Kgl.
Gemäldegalerie zu Dresden'* ein modernes Galeriewerk an. Wilh.
Rossmann, der 1885 verstorbene vortragende Rat der Gene-
raldirection, gab es heraus und schrieb den Text zu ihm; nach
Rossraann's Tode wurde es 188G zum Abschluss gebracht.
Ein kleines Radirwerk über die vorzüglichsten Bilder der
Dresdener Galerie, zu welchem Hübner unter dem Titel „Laien-
brevier*' einen poetischen Text schrieb, gab Prof. H. Bürckner
heraus.
24 Geschichtliche Einleitung.
In grossem Umfange bemächtigte sich ferner schon in
der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts die Lithographie der
Dresdener Gemälde. Die Hauptleistung in dieser Technik ist
F. Hanfstängl's grosses Werk: Die vorzüglichsten Gemälde der
Kgl. Galerie zu Dresden, nach den Originalen auf Stein ge-
zeichnet; nebst Erklärungen etc. von J. G. A. Frenzel.
Photographische Originalaufnahmen der Gemälde der Dres-
dener Galerie sind in grösserem Umfange nur zweimal gestattet
worden: das erste Mal 1871 der Photographischen Gesellschaft
in Berlin, deren Dresdener Werk 393 Nummern umfasst; das
zweite Mal 1883 den Herren Ad. Braun & Co. in Dornach
im Elsass. Das Dresdener Galeriewerk der letzteren, zu dem
der Verfasser dieses Katalogs den Text geschrieben, ist das um-
fangreichste von allen in irgend einer Technik herausgegebenen.
Es enthält 600 Original-Photographien nach Dresdener Bildern
und erschien 1884 — 1887 in 15 Lieferungen zu 40 Blatt.
Auf andere Einzelheiten aus der Verwaltungsgeschichte der
Dresdener Galerie während der letzten Jahrzehnte einzugehen,
ist die Zeit noch nicht gekommen. Was in ihnen erreicht
worden ist und was die Gegenwart erstrebt, wird die Zukunft
würdigen müssen.
ERSTEE HAUPTTEIL.
DIE ALTEN GEMÄLDE
(BIS ZUM ENDE DES XVIII. JAHRHUNDERTS.)
Erläuterungen.
1. Die eiDgeldanimerten Nummern sind diejenigen der Kata-
loge von 1880 und 1884.
2. Die Buchstaben und Zahlen unter den eingeklammerten
Nummern verweisen auf die Wände, an denen die Bilder
aufgehängt sind: voranstehende grosse Buchstaben deuten
auf die grossen Haupt- und Nebensäle des ersten Stock-
werkes, voranstehende Zahlen auf die Cabinete aller drei
Stockwerke. Die einzelnen Wände sind im ersteren Falle
durch Zahlen, im letzteren Falle durch kleine Buchstaben
angedeutet. Man vgl. den Plan im Anhang.
3. Die Maasse sind in Metern und Centimetern angegeben.
4. Die Erklärung der Abkürzungen und Zeichen befindet sich
vor der geschichtlichen Einleitung,
Erster Abschnitt.
Die byzantiiÄisciie JSchule«*)
Christus in der Vorhölle. Goldgrund, umgeben von den Er- |.
lösten des alten Bundes steht der Heiland in mandelförmigem (1.)
Nimbus auf den gesprengten Pforten der Hölle, im Begriffe 32 d.
Adam und Eva emporzuziehen. Unten im schwarzen Schlünde:
Schloss, Schlüssel, Kette. Beil, Nägel, Zange u. s. w.
PappeUiolz ; h. 0,211/2; br. 0,17. — ,Xach einer Inschrift auf der Rückseite
schon 1673 in der Kunstkauimer. Nach H. mit N. 2 und 3 1G72 durch den Obersten
Christoph von Dogonfcldt geschenkt. Das Kunstkammer-Imcntar von 1741 bestätigt
diese Herkunft jedoch nur für N. 3 und zwei nicht mehr vorhandene Bilder." — Oben
auf der Vorderseite steht in altslawischen [Buchstaben (zuerst in Dresden 1673 vom
»moskowitisehen Gesandten', übersetzt) : Woskresenie Chi-isto(wo), d. h. »Auferstehung
Christi.« Die Höllenfalui; ist hier also schon mit zur Auferstehung gerechnet. Vergl.
»Das Handbuch der Malerei vom Berge Athosr, übersetzt etc. von G. Schäfer, Trier
1855, S. 207. — Auf die Höllenfahrt deuten auch die Namensinitialen neben den
einzelnen Gestalten. Ausser denjenigen des Heilandes konnten diejenigen Adam's,
Eva's, Xoah's. Moses' entziffert werden. Die Inschriften beweisen den slaAvischen
Ursprung des Bildchens.
Die Verklärung Christi. Goldgrund. Der Heiland auf dem 2.
Gipfel des Berges Tabor in doppeltem (pfeil förmigem in mandel- (2.)
förmigem) Nimbus. Links neben ihm Elias, rechts Moses, 32 d.
*) Die frühchristliche byzantinische Schule hat iluen Stil im Cultusgebiete der
griechi.schen Kirche, auch in demjenigen slawischer Zunge, erstarrt und handwerks-
massig bis in unsere Tage fortgepflanzt. Wenn wir dieser Schule ihrer fiiihen An-
fänge wegen ihren bisherigen Platz an der Spitze unseres Verzeichnisses lassen, so
Boll damit doch keineswegs gerade unseren Bildern ein so hohes Alter beigemessen
werden.
28 Byzantinische Schule.
durch ihre Namensinitialen über ihren Köpfen gekennzeichnet
Die drei Jünger am Abhänge sind, nach Ev. Luc. IX, 28,
Petrus. Johannes und Jakobus. Oben in der Mitte steht (un-
orthographisch) "H MsTaiiioQcpoiaic (Die Verklärung).
Tannenholz; h. 0,3Si2; br. 0.28. — 1674 (nicht 1G72, wie bei H.) durch den
Obersten Christoph von Deg-enfeldt dem Knrfürsten Joh. Georg ü. geschenkt. Noch
1741 in der Kunstkamnier.
3. Der hl. Gregor. Goldgrund. Der graubärtige Heilige sitzt
(3.) auf reichem goldenen Throne. Mit der Linken hält er sein
32 d. Baich aufgeschlagen, die Rechte hat er segnend erhoben. Sein
Name rPHrOPIOC steht oben zu beiden Seiten seines Kopfes.
Pappelholz: h. 0,13i2; br. 0,11. — Am 4. Nov. 1672 durch den Obersten von
Degenfeldt mit zwei nicht erhaltenen Gegenstücken, die den hl. Jakobus und den hl.
Basillus darstellten, dem Kurfürsten Joh. Georg II. geschenkt. Der Oberste hatte
sie von einem griechischen Patriarchen erhalten. 1741 befanden sich noch alle drei
in der Kunstkammer.
4. Maria mit dem Kinde. Halbfigur nach rechts auf Goldgrund.
(4.) Maria bietet dem Kinde die linke Brust. Die griechischen
32 d. Initialen oben links und rechts bedeuten »Mutter Gottes«, die-
jenigen über dem Kopfe des Kindes »Jesus«.
Pappelholz; h. 0,22; br. 0,17i|2. — 18.57 aus Prof. Steinla's Sammlung.
Zweiter Abschnitt.
I>ie italieniiseheu Schulen,
I. Die Italiener bis zum Ende des XV. Jahrhunderts.
A. Die ilorentinisch e Schule.
Schule Gioüo's.
Giotto di Bondone, geb. wahrscheinlich 1266, gest. den 8. Jan.
1332, der florentinische Hauptmeister des Mittelalters,, ar-
beitete in Florenz, Assisi, Rom, Padua und Neapel.
Johannes der Täufer im Gefängniss. Rechts hinter dem Gitter- 5.
fenster der Täufer, vor ihm drei Wachen. Links die beiden (16.)
Jünger, welche ihm Botschaft vom Heiland bringen. Ev. Matth. 32 d.
XI, 2 — 6. Hinter ihnen eine weibliche Gestalt mit einer Speise-
schüssel. Oben im Medaillon die Halbfigur eines bärtigen Heiligen.
Ital. Pappelholz ; h. 0,591/2; tr. 0,35. — 1860 aus Woodburne's Nachlass in
London. — Damals und bei H. dem Tommaso di Stefano, gen. Giottino (1324 — 1357)
zugeschrieben ; doch berechtigt das »einzig erhaltene Werk« dieses Meisters, der Fres-
kencykJus in S. Croce zu Florenz, keineswegs zu dem Schlüsse, dass auch dieses Bild
von ihm herrühre. »Die Masse der Bilder ohne Malernamen« unter den mittelbaren
oder unmittelbaren Nachfolgern Giotto 's ist »durchaus nicht geringer, als die der
Malemamen ohne Bilder« (Cr. u. Cav. I. S. 341). Jedenfalls ist es ein gutes Bild
der Richtung Oaddi's oder Giottino's.
Die ßeweinung Christi. Die Halbfigur des entseelten Hei- 6.
landes steht aufrecht im Sarkophage. Die drei Marien machen (7.)
sich um ihn zu schaffen. Seine Mutter hat ihren linken Arm 32 d.
um seine Schulter gelegt und küsst seine Lippen.
Ital. Pappelholz; rund mit gotischem Vierpass : h. 0,1972: br. 0,20V2- — 1857
von Prof. Steinla geschenkt.
30 Italiener des fünfzehnten Jahrhundf^rts.
Schule des Fiesole.
Fra Giovanni da Fiesole, gen. Fra Angelico oder Beato An-
gelico, geb. 1387 im Florentinischen, gest. d. 18. März 1455
zu Rom, der Hauptmeister des florentinischen Uebergangsstils
vom XIV. in's XV. Jahrhundert, arbeitete hauptsächlich 411
Florenz; doch auch in Cortona, Orvieto und Rom.
7. Die Verkündigung. Goldgrund. Links kniet der Engel mit
(19.) golden und bunt schillernden Flügeln auf Wolken, erhebt die
1 b. rechte Hand und hält den Lilienstengel in der linken. Rechts
sffczt Maria, ein Buch auf den Knieen, die Arme gekreuzt.
Ital. Pappelholz; h. 0,271/2; br. 0,44. — 1846 aus Rumohr's Nachlass. — Auch
bisher »Schule« des Fiesole genauut. — Von Lerin. S. 244 mit Bestimmtheit als
Jugendwerk des Benozzo Gozzoli, in der That eines Schülers des Fiesole, in Anspruch
genommen. Indessen überzeugte uns ein erneuter Vergleich des Bildes mit den Jugend-
werken Gozzoli's in Italien nicht von dieser Bestimmung. Vielmehr steht es den
eigenhändigen Werken Fiesole's nahe, ist für ein solches jedoch etwas zu schwer in
der Behandlung und in der Farbe. — Phot. Braun Vm, 1.
Sandro ßotticeili.
Sandro di Mariano Filipepi, gen. Botticelli, geb. zu Florenz 144G,
gest. daselbst den 17. Mai 1510. Schüler des Fra Filippo Lippi,
weitergebildet unter dem Einfluss der Pollaiuoli und des Verrocchio.
Thätig hauptsächlich in Florenz, doch 1481 — 1484 in Rom.
8. Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Die hl. Jung-
(35.) frau sitzt, nach links gewandt, in einer Halle an ihrem Bet-
1 a. pult. Sie hält den Knaben, der sie zärtlich umhalst, auf ihrem
rechten Arm. Links steht anbetend der jugendliche Johannes.
Ital. Pappelholz; h. 0,891)2; br. 0,73iJ2. — 1874 aus England. Früherer Be-
sitzer Mr. Alex. Fitzmorrice. — Ein gleiches Bild im Stadol'schen Institut zu Frank-
furt a. M. — Phot. Braun III, 1.
9. Aus dem Leben des hl. Zenobius. Vier Scenen, von links
(34.) nach rechts: 1. Ein Knabe ist unter die Räder eines Karren
1 b. geraten. Seine Mutter und andere eilen entsetzt herbei. 2. Die
Mutter übergiebt das wie tot in ihren Armen hängende Kind
dem Bischof Zenobius von Florenz. 3. Der Bischof führt das
geheilte Kind der Mutter wieder zu, die es zärtlicli unih;ilst.
4. Der sterbende Heilige segnet seine Umgebung. Reicher
architektonischer Hintergrund. Links Blick über die Stadtmauer
in's Flussthal.
Ital. Pappelholz; h. 0,651/2; br. 1,82. — 18GS aus v. Quaudt's Sammlung.
— Vgl. Lorm. S. 234. — Phot. Braun YIII, 3.
A. Floreutinische Schule. XV. Jahrhundert. 31
Schule Sandro Botticelii's.
Maria mit dem Kinde und Engem. Kniestück auf blauem 10.
Grunde. Das Kind steht auf Maria's Schoosse, wendet sich nach (36.)
links und greift nach dem Roseuzweige des hier hinter ihm 32 c.
stehenden Engels. Ausserdem links und rechts noch je zwei
Engel mit langen Rosenzweigen.
Apfelholz: breitoval; h._ 0,801/2!; br. 0,92. — 1832 im Kunsthandel gegen
zwei kleine Poelenburg's eingetauscht. — Schon bei H. mit Recht nur als Schulbild
bezeichnet. _^ ''^'
Johannes der Evangelist. Brustbild nach rechts vor land- II.
schaftlichem Hintergrunde. Die Dornenkrone und Nägel hält (32.)
der Evangelist in der Linken. 1 a.
Ital. Pappelholz; h. 0,47; br. 0,3972. — Zuerst im Katalog von 1848. —
Gegenstück zum folgenden. Beide bei H. noch als echte Werke Botticelii's aufgefülirt,
aber zu schwach für diesen und anders in der Technik. Auch von Cr. und Cav.
(HI S. 174) und Lerm. S. 233 übereinstimmend als Sehulbilder bezeichnet. —
Phot. Ges.
Johannes der Täufer. Brustbild nach links vor landschaft- I2.
lichem Hintergrunde. Der Kreuzesstab liegt rechts neben dem (33.)
Täufer. Die Hände hält er gefaltet erhoben. 1 a.
Ital. Pappelholz: h. 0,4672 1 br. 0,31. — Zuerst im Katalog von 1848. —
Gegenstück zum vorigen. — Vgl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Ges.
Lorenzo di Credi.
Geb. zu Florenz 1459, gest. daselbst den 12. Januar 1537.
Neben Leonardo da Vinci Hauptschüler des Andrea del Ver-
rocchio. Thätig hauptsächlich zu Florenz.
Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Die heilige 13.
Familie sitzt in einfachem Gemache. Links ein Bett mit grauen (39.)
Vorhängen und roter Decke ; rechts Blick zum Fenster hinaus 1 c.
in eine reiche Landschaft. Auf Maria's mit rotem Kissen be-
deckten linken Knie sitzt das nackte Christkind und greift nach
einer schwarzen Beere, die jene ihm mit der Rechten reicht.
Links unten, anbetend, der kleine Johannes.
Ital. Pappolholz; h.;0,3872; br. 0,31. — 1800 aus Woodbume's Nachlass, Lon-
don. — Das Bild trug damals schon die Benennung Lorenzo di Crodi, wurde in
Dresden jedoch unbegründeter Weise auf Leonardo da Vinci's Namen getauft, für
dem es nicht zart genug im Helldunkel und bei aller seiner Feinheit nicht fein genug
in der Zoichnuag ist. Ebeaso unbogrüadet erscheint uns .Morelli's Ansicht (Lerm,
S. 240 — 243), dass das Bild nur von einem niederländischen Nachahmer Lor. di
Crodi's herrühre. Ein erneuter Vergleich mit dem auch von Morelli (Lerm. it. p. 214)
32 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts,
anerkannten Jugend-vverke Lorenzos], der thronenden Madonna im Dome zu Pistoja,
hat uns vor kurzem überzeugt, dass auch unser Bild in der That ein echtes Werk
Lor. di Credi's ist. Dieselben Züge 'der Jungfrau, dieselbe Modellirung des Christ-
kindes, dieselbe malerische Behandlung! dasselbe rötliche Haar, dieselben Flechten,
dasselbe, ebenso geschmückte rote Untermieder unter graublauem Kleide ! Dass beide
Bilder von derselben Hand sind, erkennt auch Habich (Vademecnm p. 55) an, schreibt
sie aber nur einem Nachahmer Lorenzo di Credi's zu. Schon Cr. u. Cav. (III. S. 151)
und 0. Eisenmann (Kunstchronik XVI, S. 649) waren übrigens geneigt, das Bild als
Werk Lor. di Credi's gelten zu lassen. — Phot. Braun VIII, 2 und Phot. Ges.
14. Heilige Familie. Vor dunkler Renaissancehalle, durch deren
(44.) Bogen mau links und rechts in eine reiche Landschaft hinaus-
1 c. blickt, kniet die Jungfrau und betet ihr Kind an, welches links
vorn an eine Korngarbe gelehnt liegt und den Stieglitz be-
obachtet, der hier von den Körnern pickt. Joseph sitzt rechts
im Mittelgrunde der Landschaft.
Ital. Pappelholz; h. 0,871/2; hr. 0,65. — 1874 aus der Sammlung Barker,
London. — Gutes Bild vom Ende der mittleren Zeit des Meisters. — Phot. Braun
IV, 2 und Phot. Ges.
15. Maria zwischen Heiligen. Sie thront vor dem mittleren, mit
(45.) grün-rotem Vorhange verhängten Bogen einer dreibogigen Re-
1 b. naissancehalle. Das nackte Christkind auf ihrem Schoosse 'wendet
sich lebhaft nach links, wo der hl. Sebastian in der Kleidung
der Zeit des Meisters seinen Pfeil in der Linken erhebt. Rechts
der Evangelist Johannes. Vorn unten ein Blumentopf. Die
Landschaft hinter den Bogen nur spärlich angedeutet.
Ital. Pappelholz; h. 0,75; br. 1,76V2- — 1874 aus der Sammlung Barker,
London. — Etwas hartes und kaltes Bild der späteren Zeit des Meisters. — Phot.
Braun II, 3.
Schule Domenico Ghirlandajo's.
Dom. di Tommaso Bigordi, gen. Ghirlandajo, geb. zu Florenz
1449, gest. daselbst den 11. Jan. 1494, war ein Schüler
Alesso Baldovinetti's , weitergebildet durch das Studium der
besten übrigen florentinischen Meister des XV. Jahrhunderts,
dessen Schlussstein er als Lehrer Michelangelo's bildet. Thätig
hauptsächlich in Florenz, doch auch in Rom und S. Gimignano.
16. Die Geburt Christi. Links ruht der kleine Heiland, welcher
(38.) den linken Zeigefinger an den Mund legt, zwischen den Knieen
32 c. Joseph's. Rechts vor dem Stalle kniet Maria, anbetend ihrem
Kinde zugewandt. Ueber der Bergiandschaft links der Stern.
Ital. Pappelholz; annähernd rund; h. 0,77; br. 0,7472- — 1857 aus Steinla's
Sammlung. — Schon bei H. nur als Schulbild bezeichnet. Cr. u. Cav. (III, S. 255)
A. Floreiit inische Schule. XV. Jahrhundert. 33
und l^tTiu. (S. 235) denken so{,'ar nur an die Schule Seb. Mainardi's, des Schwagers
und \ai'hahm*>r« Ohirlandajo's. — Phot. Braun X. 3.
Der Erzengel Michael. Kniestück nach rechts auf hellblauem 17.
Grunde. Der Engel tragt über seinem Harnisch einen roten (17.)
Mantel , das Schwert in der Rechten , die Weltkugel in der 1 a.
Linken.
Ital. Pappelholz: rund: h. u. br. 0,22. — 1860 aus Woodbume's Nachlass,
London. — Gegenstück zum folgenden. — Bisher unbegreiflicher Weise Starnina (zweite
Hälfte des XiV. Jahrhunderts) benannt, obgleich es unverkennbar 100 — 125 Jahre
jünger ist und am meisten an die Schule Ghirlandajo's [erinnert. Vgl. Cr. u. Cav,
n. S. 75: Lerm. S. 24t.
Der Erzengel Raphael. Kniestück nach links auf hellblauem 18.
Grunde. Er trägt einen gelben Mantel über weissem Kleide, (18.)
hält den Kasten mit der Galle des Fisches in der Rechten 1 a.
und führt den kleinen Tobias mit dem Fische an der Linken.
Ital. Pappelholz; rund: h. 0,22: br. 0,21V2. — 1860 aus Woodbume's Nach-
lass, London. — Gegenstück zum Torigen. Vgl- die Bemerlningen zu diesem.
Schule Filippino Lippi's.
Filippino Lippi, geb. zu Prato 1457 oder 1458, gest. zu
Florenz den 18. April 1504, war Schüler des Fra Diamante,
Hauptnachfolger seines Vaters Fra Filippo Lippi und Sandro
Botticelli's. Thätig vornehmlich zu Florenz.
Maria mit dem Kinde. Maria als Halbfigur, nach links ge- I9.
wandt. Sie hält das Kind fest, welches links auf einer Mauer (46.)
sitzt und in einem Buche blättert. 1 a.
Ursprünglich auf Holz ; 1864 durch Schirmer auf Leinwand übertragen ; h. 0,48 ;
br. 0,37. — 1857 aus Steinla's Nachlass. — Bisher als eigenhändiges Werk Filippino's,
kann aber nur als schwächeres Schulbild gelten. So auch Lerm. S. 246. — Phot. Ges,
Piero di Cosimo.
Geb. 1462 zu Florenz, gest. daselbst 1521. Schüler und
Gehülfe des Cosimo Rosselli, nach dem er seinen Beinamen
erhalten. Arbeitete in Florenz und in Rom.
Heilige Familie. An einem isolirt vor reicher Landschaft 20.
aufragenden Felsen kniet Maria über das nackte Kind gebeugt, (24.)
welches, halb von ihr gehalten, links neben ihr liegt und seinen ^ 3.
kleinen rechten Arm auf ein weisses Kissen lehnt. Weiter
links sitzt der etwas ältere Johannesknabe, welcher den Kreuzes-
st'ib in der Linken hält, mit der Rechten aber liebkosend den
3
34 Italiener bis zum fünfzehnten Jahrhnnflert.
Kopf des Christkindes berührt. Ganz links kniet Joseph mit
anbetend gefalteten Händen. Auf der Spitze des Felsens über
der heil. Gruppe sitzen zwei langbekleidete Engel, halten ein
Notenbuch zwischen sich und singen.
Ttal. Pappelholz: rund: h. 1.65: br. 1. 631/2- — 1860 aus Woodburne"s Nach-
lass in London; vorher im Besitze der Familie Venerosi zu Pisa. — Bisher Luca
Signorelli zugeschrieben. Als Werk Piero di Cosimo's zuerst von Gust. Frizzoni, dann
von W. Bode (Zahn's .Jahrbücher VI, S. 198) erkannt: desgl. von Lerm. S. 232 bis
233. In der That beweist ein Vergleich unseres Bildes mit dem Gemälde Cosimo's
*im Berliner Museum und mit den anerkannten Bildern dieses Meisters in Florenz, dass
kein anderer als er es gemalt hat. — Phot. Braun III. 2 und Phot. Ges.
RafTaellino del Garbo.
Raffaellino de' Capponi, gen. del Garbo. Geb. in Florenz 1466,
gest. daselbst 1524. Schüler des Filippino Lippi. Arbeitete
hauptsächlich in Florenz.
21. Maria mit dem Kinde und Heiligen. Kniestück. Die Mutter
(47.) Gottes steht vor grün verhängtem Mauerpfeiler und hält das
1 ^- Kind auf ihrem linken Arm. Links der hl. Hieronjmus, rechts
der hl. Franciscus. Ganz vorn eine Balustrade, an der ein
Wappen angebracht ist.
Ital. Pappelliolz ; rund; h. 0,76; br. 0,75. — 1857 aus Steinla's Sammlung.
— Von Cr. u. Cav. HI, S. 214 Avird mindestens die Figur des hl. Hieronymus als
eigenhändige Arbeit anerkannt, das übrige »möglichenveise« als Schul werk bezeichnet.
Nach Lerm. S. 246 dagegen überhaupt eine schwächere Hand. Das letztere scheint
auch uns richtiger zu sein. — Phot. Ges.
Unbestimmter Florentiner.
Ende des XV. oder Anfang des XVI. Jahrhunderts.
22. Thronende Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück.
(43.) Ein Vorhang trennt den Thron von der Landschaft. Das Kind
^2 c. auf dem Schoosse der Jungfrau wendet sich nach links und
umarmt den kleinen Johannes.
Ital. Pappelholz; h. 0,58; br. 0.47. — 1857 aus Steinlas Sammlung. — Bei
H. als Lorenzo di Credi : doch stimmt es mit dessen Werken nicht überein : nach
Cr. u. Cav. (IV, S. 431) von einem geringen Nachfolger des Botticelli und Filippino:
nach Lerm. S. 245 nur von einem .schwachen Zoit^renossen Loreuzo's. Eine nähere
Bestimmiuig ist bis jetzt nicht möglich gewesen. — Phot. Braun IX. 4 und Phot. Ges.
B. Sieneseu und andere Toscaner. XIII. ii. XIV. Jahrhdt 35
B. Sienesen und andere Toscaner.
Unbestimmter Toscaner.
XIII. Jahrhundert.
Thronende Madonna. Ganze Gestalt von vorn auf Gold- 23.
gniüd. Das Cliristkind im gelben Röckchen auf dem Schoosse. (5.)
Ital. Pappelholz: h. O.2OV2; tr. 0,15. — 1860 aus Woodburne's Nachlass iu 32 d.
London. Danial? und bei H. dem Giunta Fisano zugeschrieben. Doch zeigt das
Bildchen nur im allgemeinen den toscanischen üebergangsstil aus dem Byzantinismus
in die Richtung des hohen Mittelalters. Vgl. auch Lerm. S. 244.
Sano di Pietro.
Geb. zu Siena 1406, gest. daselbst 1481. Schüler des Sassetta.
Archaistische Richtung. Thätig zumeist in Siena.
Mehrteiliges Bruchstück eines Altars. Goldgrund. In der Um- 24.
rahmung die Halbfiguren von 12 Heiligen und (in der Giebelspitze) (8.)
des Heilandes mit der Krone in den Händen. Im Giebelfelde die 32 d.
weissgekleidete Muttergottes zwischen langbekleideten musiciren-
den Engeln, dem imten in der Landschaft knieenden hl. Thomas
ihren Gürtel hinablassend. Unten links die hl. Margaretha.
rechts ein hl. Bischof.
Ital. Pappelholz : h. 0,45 ; br. 0,33V2- — Zuerst im Katalog von 1843 M'ie
die beiden folgenden als Sano di Pietro, und so noch bei H. 1856. Bei H. seit 1862
jc'doch nur als »Schule von Siena«. Doch haben sowohl Cr. u. Cav. {IV, S. 88) als
auch Lerm. (S. 244) diese Bilder dem Sano zurückgegeben ; und ein erneutes Studium
der Bilder dieses Meisters in der Akademie zu Siena hat auch uns überzeugt, dass
«e Von ihm herrühren.
Auf Goldgrund bemaltes Kreuz. In der Mitte Christus am 25.
Kreuz; in den vier Ecken der Kreuzesarme, als Halbfiguren: (9.)
oben der segnende Heiland, links Maria, rechts Johannes der ^2d.
Evangelist, unten Magdalena, den Kreuzesstamm umfassend.
Ital. Pappelholz; h. 0,5372- br. 0,43. — Die eine Hälfte des auseinander-
gesägten Kreuzes, dessen andere Seite die folgende Nummer ist. — Zuerst im Katalog
von 1843. Vgl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde.
Auf Goldgrund bemaltes Kreuz. In der Mitte Christus am 26.
Kreuz. In den vier Ecken der Kreuzesarme die Halbfiguren (10.)
der vier Kirchenväter. 32 d.
Ital. PappeUiolz ; h. 0,54; br. 0,43. — Die eine Hälfte des auseinandergesägten
Ivreuiee, dessen andere Seite die vorige Nummer ist. — Zuerst im Katalog von 1843.
Vgl. die Bemerkungen zu N. 24.
3*
36 Italiener bis zum fünfzehnten Jahrhundert.
Unbestimmte Sienesen.
XIV. Jahrhundert.
27. Die Darstellung im Tempel. Schwarzer Grund. In der Mitte
(6.) des gotischen Gebäudes der Altar. Links Josef und Maria,
32 d. ersterer mit den Tauben; hinter ihnen zwei Begleiterinnen.
Rechts der Hohepriester mit dem Christkind im Arm; hinter
ihm zwei Priester und eine Frau,, welche ihr Kind herbeiträgt.
Oben in zwei kleinen Medaillons die Verkündigung.
Ital. Pappelholz; li. 0,82; br. 0,54V2- — IS''* aus Rom. — Bei H. als Ori-
ginal Giotto di Bondone's. Doch zeigt es, für diesen grossen Meister viel zu schwach,
überhaupt nicht den florentinischen , sondern den sienesischen Schulstil jener Zeit;
etwa denjenigen der Schule des Anibrogio Lorenzetti. — Phot. Ges.
28. Maria mit dem Kinde. Halbfigur nach rechts auf Goldgrund.
(^1-) Das Christkind in reicher, golddurchwirkter Tunica auf dem
linken Arm der Jungfrau.
Ital. Pappelholz; h. 0,27; br. 0,13. — 1846 aus Rumohr's Nachlass. Nach H.
Schulrichtung- Duccio's. Eher diejenige Lippo Memmi's. Ygl. Cr. u. Cav. II, S. 279.
29 Zwei Flügel eines Altarwerks. 1. Links, auf Goldgrund:
Q2 ) ^) oben, inschriftlich beglaubigt, die hl. Lucia und die heilige
32 d. Clara; b) unten, zwei männliche Heilige. 2. Rechts: a) oben,
auf Goldgrund, zwei weibliche Heilige; b) unten, in einer
Felsenlandschaft unter blauem Himmel die Stigmatisirung des
hl. Franz,
Ital. Pappelholz; h. 0,5-tV2; ^^- 0,26. — 1857 aus Steinla's Sammlung. Bei
H. als im Stil Duccio's. Nach Cr. u. Cav. II, S. 279 Schule des Memmi. Etwa in
der Art des Bartolo di Maestro Fredi (H. Thode).
3Q_ Maria. Brustbild halb nach rechts auf Goldgrund. Die
(13.) Jungfrau trägt eine goldene Krone über weissem, goldgesticktem
32 d. Schleier auf dem Haupte.
Ital. Pappelholz ; Bruchstück ; h. 0,35 ; br. 0,29. — 1857 aus Steinla's Sanun-
hmg. Bei H. dem Lorenzetti zugeschrieben ; gehört jedoch nur der Scliiüe des Loren-
zotti iiu. Vgl. Lerm. S. 244.
31. Der tote Heiland. Aufrecht, mit übereinandergelegton Armen
(14.) ruht er in seinem Sarkophage. Neben ihm kahle Bergabhänge,
32 d. über ihm blauer Himmel. Eundbild in viereckiger goldgrun-
diger Tafel.
Ital. Pappelholz; h. 0,211/2; ^r. 0,21. — 1874 im Kunsthandel aus Berlin.
Bei H. dem Lippo Memmi zugeschrieben; erinnert nach Lerm. S. 244 mehr an Barna ;
Icann nur im allgemeinen der verwandten Richtung dieser Meister zugreschrieben werden.
B. Sienesen. C. Umbrische Schule. XV. Jahrli. 37
Bruchstück eines gotischen Altars. Goldgrund. Oben im Me- 32.
daillon die Halbtigar des segnenden Heilandes. Unten die (15.)
thronende Jungfrau zwischen zwei weiblichen Heiligen. Das -^'^ d.
Kind steht auf ihrem Schoosse.
Itiil. Pappelliolz; h. 0,46; br. 0,19V2- — lS-16 aus Rahmor's Nachlass. Schule
des Lippo Memmi. So auch Cr. u. Cav. II, S. 279.
Unbestimmte Sienesen.
XV. Jahrhundert.
Heilige Familie. Halbfiguren. Maria im blauen Mantel nach 33.
links. Das Kind sitzt fast nackt auf ihrem Schoosse und hält (20.)
einen Stieglitz in der Linken. Rechts hinter dem Stuhle Joseph; 32 d.
links vorn Johannes der Täufer.
Ital. Pappelholz: h. 0,621/2; br. 0,41V2- — 1S72 aus dem Pal. Piccolomini
zu Siena. — Bei H. Andrea del Castagno zugeschrieben; doch zeij^ es mit dessen
Werken keine Aehnüehkeit. Es gehört überhaupt nicht der florentinischen. sondern
der sienesischen Schule an. Vgl. Lerm. S. 23S — 239.
Maria mit dem Kinde urd einem Engel. Goldgrund. Der Engel 34.
steht links und reicht dem kleinen Jesus einen Korb mit Kirschen. (29.)
Ital. Pappolholz ; h. 0.73V2; br. 0,46V2- — 1874 aus Rom. Bei H. : »Umbrische 32 d.
Schule^.; erscheint jedoch derjenigen des Matteo da Siena vorwandt (H. Thode).
C. Die umbrische Schule.
Art des Gentiie da Fabriano.
Arbeitete 1422 in Venedig, 1425 in Siena und Orvieto, 1427
in Rom. ünibrischer Hauptmeister des Uebergangs aus dem
alten Stil in den Kealismus des XV. Jahrhunderts,
Thronende Maria mit dem Kinde. Sie sitzt in reicher, bunter, 35.
mit schwerem Goldstoff-Vorhange drapirter Marmornische. Das (30.)
nackte Knäblein auf ihrem Schoosse hält in der Rechten einen 1 c.
Granatapfel und greift mit der Linken an die Brust der Mutter.
Ital. Pappelholz: h. 0,09; br. O.-IG^ 2- — l'^"'! *"^ «i^r Saniinlung Barker in
London als y-Gentile da Fabriano«. Scheint doch nur dessen Zeit und Gesammt-
richtung anzugeliören. — Phot. Braun IX. 1 und Phot. Ges.
Luca Signoreili.
Geb. zu Cortona, wahrscheinlich 1441, gest. daselbst Ende 1523.
Dieser grosse Meister ging von der umbrischen Schule aus,
entwickelte sich aber später im Sinne der florentinischen Kunst
der Uebergangszeit vom XV. in's XVI. Jahrhundert und er-
scheint in manchen seiner Werke als directer Vorläufer Michel-
angelo's. Thätig hauptsächlicii in Cortona, Rom, Siena und Orvieto.
38 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts.
36. Bemalter Pilaster. Auf blauem Grunde drei Heilige in
(25a.) ganzer Gestalt übereinander: oben der Erzengel Raphael mit
1 a. dem kleinen Tobias, in der Mitte der hl. Hieronymus, unten
der hl. Bernhardin von Siena.
Ital. Pappelholz; h. 1,29^2: br. 0.11. — 1874 aus der Sammlung Barker in
London. Fi-üher am Hauptaltar der Kirche San Donnino zu Florenz. Gegenstück
zum folgenden. — Phot. Braun XII, 5.
37. Bemalter Pilaster. Auf blauem Grunde drei Heilige in
(25b.) ganzer Gestalt übereinander: oben der hl. Bernhard, in der
1 a. Mitte der hl. Onophrius, unten die hl. Dorothea.
Ital. Pappelholz; h. l,29i|2; br. 0,11. — 187i aus London. — Vgl. die Be-
merkungen zum vorigen, seinem Gegenstück. — Phot. Braun XII, 5.
Schule des Perugino.
Pietro Vanucci, gen. Perugino, geb. zu Citta della Pieve 1446,
gest. zu Castello Fontignano 1523 (nadi Vasari, Ed. Milanesi
IIL p. 591). Thätig vornehmlich in Perugia, Rom und Florenz.
Haupt der umbrischen Schule der zweiten Hälfte des XV. Jahr-
hunderts. Lehrer RaphaeFs.
38. Der hl. Crispinus. Brustbild ohne Hände nach links auf
(26.) schwarzem Grunde. Bruchstück eines grösseren Bildes.
32 ({ Ital. Pappelholz : h. 0.35 ; br. 0,2372- — IS-j" aus Steinla's Sammlung.
QQ Der hl. Franciscus. Ganze Figur auf schwarzem Grunde.
(-27.) Der Heilige hat bereits die Nägelmale an Händen und Füssen.
32 d. In der Linken hält er ein rotes Buch, in der Rechten ein
goldenes Kreuz.
Ital. Pappelholz: h. 0,221/2: br- 0,16. — l&öl von Nichols in London. Rich-
tung des Giovanni lo Spagna (geboren in Spanien, gestorben zwischen 152S und
1533 in Spoleto), von dessen eigener Hand das Bild möglicherweise horrülu-eu könnte.
— Phot. Braun XU, 6.
40. Der hl. Rochus. Er liegt an dem alten Gemäuer zur Rechten
(28.) in freundlicher Hügellandschaft, stützt sich auf seinen linken
32 a. Arm und greift mit der rechten Hand nach der Wunde an
seiner Lende. Links ein Hund, der ihm Brod bringt.
Ital. Pappelholz: h. 0.22; br. 0,30. — 1857 aus Steinla's Sammlung.
II Pinturicchlo.
Bernardino di Betto Biagio, gen. II Pinturicchlo. Geb. wahrschein-
lich zu Perugia 1454. gest. zu Siena. den 11. Dec. 1513. Neben
Perugino, dessen Genosse in Rom er war, ein Hauptmeister der
L. Lmbrische Schule. D. Ferraresische Schule. XV. Jahrh. 39
umbrischen Schule der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts.
Thätig in Perugia, Rom, Orvieto, Spello und Siena.
Ein Knabe. Brustbild ohne Hände nach links. Der etwa 41.
14jährige Knabe trägt einen roten Eock und eine blaue Kappe. (31.)
Den Hintergrund bildet eine reiche Landschaft, in welcher links 1 ^'
ein Schloss am Wasser liegt.
Ital. Pappelholz: h. 0,50; br. O.SöVa. — Inventar. 1722 A 73 als Werk
eines unbekannten Nachalunei-s Raphael's. Als vorzügliclies Werk der Frühzeit Pintu-
ricchio's anch von LerniolieiF (^S. 245) anerkannt. — Phot. Braim II, 2. — Phot. Ges.
Angeblich Marco Palmezzano.
Geb. zu Forli. Bezeichnete Bilder zwischen 1492 und 1543.
Schüler Melozzo's da Forli.
Die Anbetung der Könige. Links unter dem Stalle Maria mit 42.
ihrem Kinde; neben ihr Joseph auf seinen Stab gestützt. Der (48.)
ältere König übeiTeicht knieend seine Gabe; hinter ihm stehen 32 d.
die anderen beiden vor ihrem Gefolge.
Ital. Pappelbolz ; h. 0.61 ; br. 0,45. — Zuerst im Katalog von 1S35 (N. 4) als
^unbekannt;. Später, aut Ruhmor's Rat, als Marco Palmezzano bezeiclinet. Doch
ist dies den echten Bildern dieses ileisters in Forli gegenüber haltlos. Es ist noch
nicht gelungen, dem Bilde seine richtige Stelle anzuweisen.
D. Die ferraresische Schale.
Francesco Cossa.
Erwähnt zwischen 1456 und 1474. Neben Tura der ferrare-
sische Hauptmeister der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts.
Malte noch 1470 Fresken im Palazzo Schifanoja zu Ferrara;
siedelte dann nach Bologna über.
Die Verkündigung. In reicher Renaissancehalle, durchweiche 43.
man links in die Strasse, rechts in das Gemach mit dem Bette (21.)
der Jungfrau blickt, kniet links mit erliobener Rechten der 1 b.
Engel in grünem Kleide und rotem, blaugefüttertem Mantel,
steht rechts Maria in rotem Kleide und blauem, gr ungefütter-
tem Mantel. Gottvater, als Brustbild am Himmel sichtbar,
entsendet die Taube des heiligen Geistes; vorn am Rahmen
kriecht eine grosse Schnecke mit ihrem Gehäuse.
Ital. Pappelholz: h. l.lJTij: br. 1,13. - 1750 durch den Canonicus Luigi
Crosi<i als original A. Mantegna's aus der Kirche dell' Osservanza in Bologna.
Später der florentinischen Schule, zuletzt bei H. dem Ant. Pollaiuolo (doch schon
mit Fragezeichen) zugeschrieben. Von Cr. u. Cav. V, ö. 5G3, richtig als ferraresi-
40 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts.
sehes Bild erkannt, doch ohne Grund dem Baidassar Estense zugeschrieben. Als Jugend-
werk Cossa's zuerst von. Lerm. S. 129 erkannt. Erneute Studien, in ItaUen, besonders
der Vergleich mit Cossa's Gemälden in der Pinakothek und in der »Madonna del
Baracano« zu Bologna haben uns die Urheberschaft dieses Meisters bestätigt. Die
gefälschte Inschrift -Andreas Mantegna Patavianus fecit, A MCCCCL« ist schon 1840
entfernt worden. — Phot. Braun VIT, 1. — Phot. Ges.
Schule des Fr. Cossa.
44. Die Geburt Christi. Die Mitte des Bildes nimmt der leicht
(22.) gebaute Stall ein, in dem Maria anbetend vor dem Neugeborenen
1 b. niedergesunken ist, während Joseph, von hinten gesehen, vorn an
einem Pfeiler kauert. Engel und Engelköpfe schweben über dem
Kinde. Etwas nach rechts Ochs und Esel im Stalle, noch weiter
rechts der Zug der Könige in der phantastischen braunen Fel-
senlandschaft. Links tanzende und jubelnde Hirten.
Ital. Pappelholz; h. 0,26i|2; >•• l,14ii2- -- Inventar 117.54 I 302 als
>Giotto«; bei H. als > floreutiuische Schule«; nach Lerm. S. 244 allerdings toscanisch.
Allein die undeutliche Inschrift links unten »Antonius (?) Florentinus MCCCXXXIIT«
ist eine offenbare Fälschung; Jund das Bild ist in den. Typen, besonders demjenigen
der Madonna, so unverkennbar ferraresisch, dass wir es mit Cr. u. Cav. (V, S. 370)
entschieden dieser Schule zuschreiben.
Ercole de' Roberti Grandi.
Blühte schon 1480 in Ferrara, gest. daselbst 1513. Brachte
den Stil Andrea Mantegna's in Ferrara zur Geltung.
45. Der Zug nach Golgatha. Der Zug bewegt sich, lebhaft vor-
(163.)wärts drängend, von rechts nach links. Links in ihm die beiden
1 b. Schacher. Ein Scherge reicht einem von ihnen zu trinken. In
der Mitte wird Christus mit dem Stricke um den Hals von
rohen Kriegsknechten weitergezerrt und vorwärts gestossen. Ver-
gebens sucht er sich nach den rechts angeordneten Frauen um-
zuwenden. Hier bricht Maria in sich zusammen, trägt eine
Frau ihr Kind rittlings auf der Schulter, zieht eine andere das
ihre eiligst an der Hand mit fort. Neben einer Frau, die,
ganz von hinten gesehen, im Vordergrunde steht, ein halbnacktes
Kind. Weiter zurück ein reitender Herold in rotem Rock und
roter Mütze, die Trompete blasend. Im Hintergrunde eine
kahle Berglandschaft.
Ital. Pappelholz; h. 0,3.5: br. 1.17. — 1750 unter Luigi Crespi 's Vermittlung
durch Guarienti aus d(^r Sacristei der Kirche S. Giovanni in Bologna. Als Predella
D. Ferraresische Schule. E. Bolognesische Schule. XV. Jahrh. 41
•des Hochaltars dieser Kirche hatte der Meister dieses Bild, nebst zwei anderen, nach
Vasari (Ed. Mil. ITT, p. 14.">) gemalt. Das Mittelstück, eine Pietä, befindet sieh in
der Royal Institution zu Liverpool; das zweite Seitenstüelc ist das folgende. — Gest.
nach einer Zeichnung des Florimaehius von Jer. David. — Phot. Braun IIT, 10. —
Phot. Gos. *
Christi Gefangennahme. lu der Mitte giebt Judas dem Hei- 46.
land den Verräterkuss. Von rechts eilen die Schergen mit (164.)
Fackeln und Spiessen lebhaft bewegt herbei. Von links legt 1 b.
ein anderer ihm bereits die Schlinge um den Hals. VTeiter
links Handgemenge zwischen den Schergen und den Aposteln.
Petrus haut hier im Vordergrunde dem Malchus das Ohr ab.
Ganz links vorn schlafen fünf Jünger, weiter zurück kniet Christus
am Oelberge. lieber ihm im gelben Himmel erscheint als
Brustbild der Engel mit dem Kelche. Im Hintergrunde eine
kahle Berglandschaft.
Ital. Pappelholz: h. 0,35; br. 1,17. — 1750 mit dem vorigen aus Bologna.
Vgl. die Bern, zu diesem, seinem Gegenstücke. — Phot. Braun V, 3. — Phot. Ges.
Nach Ercole de' Robert! Grandi.
Die Mannalese. Im Vordergrunde lesen die Israeliten in den 47.
mannigfaltigsten Stellungen das Manna auf. Ganz links Moses (23.)
und Aaron ; ganz rechts eine Frau, die mit ihrem Kinde bild- 1 b.
einwärts schreitet. Im Mittelgrund das Zeltlager in der Wüste.
Im Hintergrund kahle Berge unter blauem Himmel.
Ital. Pappelholz; h. 0.30; br. 0,65i'2- — Zuerst nachgewiesen im Katalog von
1835 als »Benozzo Gozzoli<i'. Bei H. nur als »florentinische Schule«. — Sicher jedoch
ferraresisch. — Cr. u. Cav. (V, S. 5SS) und Lerm. S. 133 bezeugen übereinstimmend,
dass das Original zu unserem Bilde sich in der Sammlung des Lord Dudlej- in London
befinde; doch .sind erstere geneigt, dieses Original dem Ercole di Giulio Grandi,
einem etwas jüngeren ferraresischen Meister (gest. 1531), zuzuschreiben, wogegen
Lerm., wie der Vergleich mit den vorigen Bildern ergiebt, mit grösserem Rechte, das
Original für Ercole de' Roberti Grandi in Anspruch nimmt.
E. Die bolognesische Schule.
Francesco Francia.
Fr. Raibolini gen. Francia. Geb. zu Bologna 14,50, gest. daselbst
den 0. Jan. 1517. Anfangs zum Goldschmied gebildet; als Maler
unter dem Einfluss des Ferraresen Lorenzo Cossa in Bologna
entwickelt, bald aber der umbrischen Schule Perugino's genähert.
Thätig als Schulhaupt in Bologna.
42 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts.
48. Die Taufe Christi. Der Heiland steht in der Mitte des Bildes^
(505.) fast von vorn gesehen, mit gesenktem Haupte und gefaltet er-
r> ^- hobenen Händen auf dem ihn wie Eis tragenden Wasser des
Jordans, in dem seine Beine sich spiegeln. Ueber ihm schwebt
in kreisrundem Goldnimbus die Taube des heiligen Geistes. Links
neben ihm am Ufer kniet Johannes der Täufer, die Schale in
der Rechten, im Begriffe ihn zu taufen. Rechts stehen zwei
Engel, von denen der vordere ein Buch hält, der hintere die
Hände gefaltet hat. Em Hintergrunde eine schlichte Bergland-
scTiaft. Bez. 1. u. FRANCIA AVRIFEX. BON. F. M.D. Villi.
Ital. Pappelholz; h. 2,09: br. 1,69. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 449. —
Das Bild war nach Vasari (Ed. Milauesi III, p. 540 — 541) für Modeua gemalt, befand
sich jedoch nicht in der dortigen Galerie und kam unabhängig von dem Modeneser
Ankauf der Jahre 1745 — 46 nach Dresden. — Bei der Beschiessung Dresdens 1760
wurde es durch Bombensplitter beschädigt. — Phot. Braun I, 8.
49. Die Anbetung der Könige. Links untar einem Baume nebea
(503.)einer Renaissance -Ruine sitzt Maria mit dem Kinde. Joseph
1 a. kniet vorn neben ihr, zwei Hirten stehen hinter ihr. Der
Jesusknabe, welcher beide Händchen segnend erhoben hält, wen-
det sich nach rechts dem Zuge der heiligen drei Könige zu. Die
beiden weissen sind bereits anbetend in die Kniee gesunken,
der schwarze steht noch hinter ihnen an der Spitze des zu Fuss
und zu Ross folgenden Trosses. In der anmutigen Landschaft
links mächtige Felsen mit natürlichem Thore, rechts ein klarer
Landsee; im Hintergrunde eine Stadt am Fusse hoher Gebirge.
Ital. Pappelholz: h. 0,41: br. 0,59. — Inv. 1754 I 74 als »Perugino«, und
.so auch noch im »Catalogue« von 1765 und im »Abrege« von 1782. Im Katalog
von 1826 jedoch bereits als Fr. Francia ; und als Werk der reifsten Zeit des
Meisters von der neueren Forschung allgemein anerkannt. Vgl. z. B. Cr. u. Cav. V.
S. 610 — 611 und Lerm. S. 161. — Gest. von A. Glaser. — Phot. Braun V, 7. —
Phot. Ges.
Giacomo Francia.
Geb. zu Bologna 1486; gest. daselbst 1557. Sohn und Schüler
des Francesco Francia. Thätig zu Bologna.
50. IVIaria mit dem Kinde und Johannes. Halbfigur hinter einer
(5 04.) Steinbrüstung, nach links gewandt. Maria hält mit beiden
1 c. Händen das Christkind, welches die Rechte segnend erhebt und
in der Linken ein Spielvögelchen hält. Der kleine Johannes
blickt rechts über die linke Schulter der Muttergottes herüber.
Im Hintergrunde eine schlichte Landschaft.
F. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes. XV.Jahrh. 43
Ital. Pappelholz: h. 0.57 : br. 0,43V2- — Inventar 1754 I 37 als »Perugino«.
s>o auch im ^Catalo!:i:xie . von 1765 und im »Abren^e^ von 1782. — Als Fr. Franeia seit
dem Katalog von 1812. So noch bei H. Jedoch hat Lerm. S. 161 darauf aufmerksam
gemacht, dass es nur als Werkstattsbild gelten kann. Seiner etwas kälteren Behand-
lung wegen stimmen wir dieser Ansicht zn und erkennen insbesondere die Hand
Giacomo"s in ihm. Man vergleiche z.B. dessen bezeichnetes Bild im Berliner Museum
X. 281. — Gest. von N. Lecomte. — Phot. Braun III, 5. — Phot. Ges.
F. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes.
Andrea Mantegna.
Geb. zu Padua 1431, gest. zu Mantiia den 13. September 150G.
Adoptivsohn und Schüler des Fr. Squarcione zu Padua. Weiter-
gebildet unter dem Einflüsse der Antike und seines Schwieger-
vaters, des venezianischen Malers Jacopo Bellini. Thätig zumeist
in Padua und Mantua.
Heilige Familie. Kniestück auf schwarzem Grunde. Maria 51.
hält, halb nach rechts ge^vandt, mit beiden Händen den nackten (2 2 6.)
Jesusknaben, der auf ihrem Schoosse steht und seinen rechten ^ ^•
Arm um ihren Nacken legt. Links neben ihr Joseph als Kahl-
kopf, von vorn gesehen, rechts die heil. Elisabeth (nach anderen
Anna), nach links gewandt; zu ihren Füssen der Johannesknabe,
welcher mit der Rechten auf das Christkind deutet.
Leinwand: h. 0,751/2; br. 0,6172. — 1876 für 40,000 Mark aus dem Naehlass
Sir Charles Eastlakes in London. — Ein Hauptbild der späteren, mantuanischeu
Zeit des Meisters: wahrscheinlich das Bild, welches er 1485 für Eleonora von Este
gemalt hatte. Vgl. Cr. u. Cav. V, S. 418.— Gest. von Th. Langer. — Phot. Braun II. 1.
Antoneilo da Messina.
Geb. zu Messina (nach Vasari) um 1444, gest. zu Venedig um
1493. Gilt für den Vater der Oelmalerei in Italien, nachdem
diese in den Niederlanden schon früher durch die Brüder van Eyck
der Kunst dienstbar gemacht worden war. Bildete sich in Venedig
im Anschluss an die Bellini weiter. Thätig anfangs in Messina,
zumeist jedoch in Venedig.
Der heilige Sebastian. Auf den Fliesen eines städtischen 52.
Platzes steht der Heilige, nur mit dem Lendenschurz beklei-(227.)
det, fast von vorn gesehen mit den Händen auf dem Kücken 1^ 1-
an einen Baum gebunden. Er ist bereits von fünf Pfeilen
44 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts.
durchbohrt. Im Mittelgrunde zwischen zwei Palästen drei Rund-
bogendurchgänge, durch welche man in fernere Strassen und
Paläste am Wasser blickt, während ihr Dach eine Terrasse bildet,
von der Zuschauer herabsehen. Unten links ein schlafender Mann,
stark verkürzt von vorn gesehen.
Früher auf Holz, doch auf Leinwand übertragen; h. 1,67; br. 0,87. — 1873
von J. Ch. Endris in Vitien für 18,000 Mark erworben. — Ein Hauptwerk des Meisters,
wahrscheinlich zwischen 1480 und 1490 entstanden. Vergl. Lerni. S. 167 — 168. —
Pliot. Braun I, 2. — Phot. Ges.
Schule Giovanni Bellini's.
Giovanni Bellini, geb. zu Padua oder Venedig um 1428, gest.
zu Venedig den 29. Nov. 1516, Schüler seines Vaters Jacopo
Bellini, ging von der härteren Weise der paduanischen Schule, ins-
besondere seines Schwagers Andrea Mantegna aus, um sich bald,
unter dem Einflüsse der Oelraalerei Antonello da Messina's, zu
dem bahnbrechenden Meister des venezianischen Colorismus zu
entwickeln. Thätig zumeist in Venedig.
53. Der Doge Leonardo Loredano. Brustbild ohne Hände im
(229.) Profil nach rechts vor dunkler Mauer, neben welcher man links
2 b. durch's Fenster in die Lagune und auf die Insel S. Giorgio maggiore
blickt. Der Doge trägt den Mantel und die Mütze von schwerem
rot und goldenem Stoffe; unter der Mütze eine w^eisse Unterhaube,
von der ein Band herabhängt.
Ital. Pappelholz; h. 0,70V2; br. 0,55. — Schon im Inv. 1754 (I 318) als
echtes Bild Bellini's. So auch bei H. — Doch ist der Vortrag zu trocken und zäh
für die Hand dieses Meisters. Das Original befindet sich in der Galerie zu Bergamo
und wird von Cr. u. Cav. V, S. 263, schwerlich mit Recht, dem Vincenzo
Catena zugeschrieben. Doch ist das Bild der Galerie in Bergamo in der That fri-
scher und farbenkräftiger, als das unsere. Lerm. S. 163 nimmt an, das Original
sei Giov. Bellini's berühmtes Bild in der National- Gallery zu London. Dieses stellt
zwar dieselbe Persönlichkeit dar, ist aber im übrigen durchaus verschieden. —
Phot. Braun VTI, 5. — Phot. Ges.
54. Maria mit dem Kinde und zwei Heiligen. Halbfiguren.
(230. )Im Vordergrunde eine Balustrade. Auf dieser lässt die sitzende.
R 5. halb nach links gewandte Madonna ihr Kind stehen. Links der
Apostel Petrus, rechts die heil. Helena mit ihrem Kreuze.
Ital. Pappelholz; h. 0,84i|2; br. 1,07. — 1874 aus der Sammlung Barker in
London; vorher in der Galerie Manfriu zu Venedig. — Noch bei H. als Original
Giov. Bellini's. Doch ist es dafür offenbar zu hart und leer. Nach Cr. u. Cav. V.
F. Die Schulen Venedigs u. seines Gebietes. XV. Jahrh. 45
S. 192 ,,im Chaiakt>>v Previtali's. Nach Lorm. S. 163 — 164 von einem schwa-
chen Nachahni'T BoUini's. vielleicht Bartolonieo Vonoto. — Mit Sicherheit hat
bisher kein Kntistlernamo mit dem Bild' ii» Verbindung gobracht werden können.
Girolamü da Santa Croce.
Geb. im Bergamaskisclien, g-est. zu Venedig. Wahrscheinlich
Schüler Giovanni Bellini's und Genosse seines älteren Lands-
mannes Franc, da Santa Croce. Nachweisbare Daten zwischen
1525 und 1549. Thatig zumeist in Venedig.
Die Anbetung des Kindes. Der Stall lehnt sich als offener 55.
Holzbau in der Mitte des Bildes an Ruinen an. Der neugeborene (234.)
Heiland liegt auf weissem Linnen in der Krippe. Ueber ihm 2 a.
schwebt die Taube des heiligen Geistes, von neun Flügelköpfchen
umgeben. Zunächst der Krippe knieen drei kurzröckige geflügelte
Engelknäblein. Maria kniet rechts mit gefalteten Händen. Joseph
kniet links mit auf der Brust gekreuzten Armen. Hinter ihm
stürmen die drei Hirten herein. Oben im Giebel halten drei
Engel das Spruchband; von jeder Seite flattern drei andere mit
den Leidenswerkzeugen herbei.
Ital. Pappelholz; h. OSV/2; br. 0,7572. — 1741 durch Kaiserling. — Gutes
Bild des Meisters. — Phot. Braun XII, 12.
Das Martyrium des heil. Lorenz. Vorn in der Mitte liegt der 56.
Heiligo mit dem Kücken nach oben bereits auf dem ßoste.(235.)
Zwei Henker schüren das Feuer. Ein Engel schwebt herab und 2 a.
zeigt dem Märtyrer eine Krone. Von oben blickt Gottvater zwi-
schen langbokleideten Engeln hernieder. Links vorn thront der
Kaiser zwischen vielen Zuschauern. Andere blicken aus den
Fenstern und Baikonen des Palastes herab. Rechts die Wachen,
Soldaten. Reiter u. s. w. Im Hintergrunde eine Berglandschaft,
rechts im Mittclgi'unde eine Festung.
Ital. PappeUiolz; h. 0,64; br. 0,79. — Zuerst im Katalog von 1835 als Gau-
denzio Ferrari ; 184.3 : unbekannt ; 184G : richtig Gir. da S. Croce ; wahrscheinlich das
Bild, welches der Meister für die Kirche San Francesco della Vigna zu Venedig ge-
malt in ,\f.r OS durch eine Copie ersetzt worden. Vergl. Cr. u. Cav. VI, S. 607.
Jacopo de' Barbari.
In Deutschland Jakob Walch (d. h. der welsche Jakob) genannt.
Geb. wahrscheinlich zu Venedig, um die Mitte des XV. .Jahrhun-
derts, gest. als Hofmaler der Regentin der Niederlande vor 1515.
46 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts.
Ursprünglich den Schülern Giov. Belli ni's in Venedig parallel
entwickelt ; später in Wechselbeziehung zur deutschen und nieder-
ländischen Schule getreten. Thätig in Venedig, in Nürnberg, in
den Niederlanden.
57. Der segnende Heiland. Brustbild nach rechts auf schwar-
U875.)zem Grunde. Die Rechte hält Christus segnend erhoben, in der
^ ^- Linken hält er ein kleines Kreuz. Sein blondes Haar fällt in
Locken auf seine Schulter herab.
Lindenholz ; h. 0,61; br. 0,48. — Nach H. aus der Kunstkammer. Zuerst
nachgewiesen im Katalog von 1843. Hier und noch in H.'s ersten Auflagen falscher-
weise dem Lukas van Leyden, seit der Auflage von 1872 richtig dem Jacopo de"
Barbari zugeschrieben. Vgl. auch Lerm. S. 169 — 170.
58. Die heil. Katharina. Kniestück nach rechts auf schwarzem
(1876.) Grunde. Die Heilige legt ihren rechten Arm auf's Ead und
2 c. hält ihre Palme in der Linken.
Lindenholz; h. 0,50V2; br. 0,30. — Gegenstück zum folgenden. — Beide
zuerst nachweisbar im Katalog von 1846. Als Werke Barbari's zuerst durch ,T. Re-
nouvier im Kunstblatt 1854 S. 99 bezeichnet; von H. wm-de diese richtige Bezeich-
nung seit dem Verzeichniss von 1872 angenommen. Vgl. auch Lerm. S. 169—170.
59. Die heil. Barbara. Kniestück nach links auf schwarzem
(1877.) Grunde. Die Heilige hält ihren Turm mit beiden Händen vor sich.
^ C. Leinwand; h. 0,421/2? tr. 0,27V2- — Zuerst nachweisbar im Katalog von 1846.
/ Gegenstück zum vorigen. — Vgl. die Bemerkungen zu diesem.
Andrea Previtali.
Andrea Cordella, Cordeliaghi, auch Andrea Bergomensis, in
der Eegel Previtali, geb. um 1480, Schüler Giov. Bellini's in
Venedig, liess sich 1515 in Bergamo nieder, starb dort am
7. November 1528. Thätig in Venedig und Bergamo.
60. Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Maria sitzt
(239.) vor dunklen Ruinen auf einer Steinbank und hält auf ihrem
2 a. Schoosse das nackte Christuskind, welches sich, das rechte Händ-
chen an den Lippen, dem Johannesknaben zuwendet, der rechts
mit auf der Brust gekreuzten Armen als Halbfigur sichtbar ist.
Rechts üppige grüne Parklandschaft mit einem Schlosse. Bez.
links unten auf dem Zettel M . D . X. und (in fragmentirter
Cursivschrift) Andreas Bergomensis pinxit.
Ital. Pappelholz: h. 0,75V2; ^r. 1.06. — 1874 aus der Sammlung Barker.
London. Vorher Galerie Manfrin in Venedig. — Phot. Braun IV. 10. — Phot. Ges.
F. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes. XV. Jahrh. 47
Cima da Conegliano.
Giovanni Battista da Conegliano, gen. Cima. Geburts- und Todes-
jalir unbekannt. Schüler ui*sprünglich des Luigi Vivarini, doch
unter starkem Einflüsse Giov. Bellini's weitergebildet. Nachweis-
bare Daten zwischen 1498 und 1508. Arbeitete in Venedig
und im Friaul.
Der Heiland. In ganzer Gestalt, von vorn gesehen, steht 6|,
Chiistus vor reicher Landschaft. Die Rechte hält er segnend (236.)
erhoben, in der Linken hält er ein Buch. Im Hintergrunde D 1.
links eine befestigte Stadt auf dem Berge. Auf dem Wege da-
vor zwei Apostel mit einem Esel. Unten rechts, offenbar un-
echt bez. lOHANNIS BELINI OPERA.
Ital. Pappelholz: h. 1,52: br. 0.7GV2- — Inventar 1754 I 195 als BeUini. —
Schon bei H. richtig als Cima. So auch Lerni S. 1G6. — Gest. von G. Planer als
Belliiü. — Desgl. von J. Folkema, ^ I, ü. — Phot. Braun III, 18. — Phot. Ges.
Der Heiland. Brustbild ohne Hände, ein wenig nach links, ß2.
auf schwarzem Grunde. Die laugen Locken des Heilandes fallen (238.)
auf seine Schultern herab. 2 c.
Ital. Pappelholz: h. 0.341/2 ; ^i'- 0.25'/2. — luv. 1722 A 263 als Leonardo
da Vinci. — Bei H. nur frageweise dem Cima gegeben; doch sind wir mit Lerm.
S. 166 geneigt, das Bild für ein echtes Werk seiner Hand zu halten. — Phot. Ges.
iVlariae Tempelgang. Die kleine Maria schreitet, eine bren- 63.
nende Kerze in der Rechten, rechts die hohen Tempelstufen (23 7.)
hinan. Oben im Säulenportal erwartet sie der Priester mit 1 a.
zwei Dienern. Unten links folgen ihre Angehörigen in orien-
talischer Tracht. Unten rechts an der Treppe stehen zwei
Männer und sitzen eine Frau und ein Knabe in türkischer
Kleidung, welche Tauben, Eier, Früchte und Vögel zum Ver-
kaufe aus bieten. Links im Mittelgrunde ein grossartiger Säulen-
palast. In der Mitte blickt man in eine köstliche Landschaft
mit hohen Palmen am Wege, mit Burgen und festen Städten
auf den braunen Vorbergen, mit tiefblauem fernen Hochgebirge
unter leichtbewölktem Himmel.
Ital. Pappelholz: h. 1,05: br. 1.45. — Inv. 1754 I 146 als Bellini. —
Schon bei H. als Cima. So auch Lerm. S. 166. — Phot. Braun XII, 11 und Phot. Ges.
Pier Francesco Bissolo.
Geburts- und Todesjahr unbekannt. Angeblich Trevisaner von
Geburt. In Venedig Schüler Giov. Bellini's. Thätig zumeist
in Venedig. Nachweisbare Daten zwischen 1492 und 1530.
48 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts.
64. Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. Kniestück. Vor einem
(231.) Felsen in der Mitte einer reichen Landschaft sitzt Maria und hält
D 4. das stehende Christkind, welches sein linkes Aermchen um ihren
Nacken legt, auf ihrem Schoosse. Links neben ihr der hl. Niko-
laus von Bari und die hl. Helena (nicht die hl. Margarethe),
rechts der hl. Abt Antonius und die hl. Katharina von Alexan-
drien.
Ital. Pappelholz; h. 0,92: br. 1,38. — 1725 durch Leplat als Seb. del Piombo.
Inv. 1722 A 1581 ; jedoch bereits im Inv. 1754 I 432 als Vinc. Catena. So auch bei H,
Als Catena bezweifelt schon von Cr. u. Cav. V, S. 271. Von Lerm. S. 179 zuerst
Ar ein Werk Bissolo's erklärt, was ein erneuter Vergleich mit den Bildern dieses
Meisters, besonders mit dem bezeichneten , ganz,' dieselben Typen und dieselbe Mal-
weise zeigenden Bilde N. 435 der Akademie zu Venedig, uns durchaus bestätigt hat.
— Phot. Braun VII, 4. — Phot. Ges.
Vincenzo Catena.
Vinc. di Biagio, gen. Catena, geb. zu Treviso, gest. 1531 zu
Venedig, gebildet nach Giovanni Bellini, arbeitete zu Venedig.
65. Hellige Familie. Rechts auf der Steinbank vor der Haus-
(58.) mauer sitzt die hl. Anna; auf ihrem Schoosse Maria; auf
B '^. Maria's Schoosse das nackte Christkind, lebhaft dem Joseph zu-
gewandt, der links über seine Arbeit gebückt ist. Links unten
zwei Rebhühner, rechts ein weisses Hündchen. Links Bück
in die Landschaft.
Leinwand; h. l,45i|2; br. 2,00. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Das Bild trägt rechts an der Mauer die unechte Bezeichnug ANDs SARTVS. Doch
galt es in Modena (Venturi p. 355) als Werk Pietro Perugino's. H's. Kat. da-
gegen bezeichnete es als »wahrscheinlich A'on Sassoferrato nach einer Zeichnung des
Raphael«. Alle diese Benennungen sind unmöglich. Neuerdings wegen seiner Formen-
sprache und Malweise als Werk Cateua's einstimmig anerkannt, z. B. von Bode (Zahn's
Jahrbücher VI, S. 198), von Crowe u. Cavalcaselie (V, S. 269) und von Morelli
(Lerm. S. 179). — Schwerlich jedoch, wie Cr. u. Cav. a. a. 0. meinen, das Bild
Catena's, welches Zanetti (Pittura Veneziana p. 80) in der Casa Pesaro zu Venedig
sah; denn Zanetti's Buch erschien 1771 u d unser Bild befand sich schon 1743 in
Modena. — Gestochen als Andrea del Sarto von P. E. Moitt« )!( I. 7. — Phot.
Braun V, 11.
Giov. Fr. Caroto.
Geb. ZU Verona 1470, gest. daselbst 154G. Schüler des Liberale
da Verona und des Andrea Mantegna zu Mantua. Thätig zu
Mantua, doch hauptsächlich zu Verona. Veronesischer Ueber-
gangsmeister vom XV. in's XVI. Jahrhundert.
Die Schulen Venedigs und seines Gebietes. XV. Jahrh. 49
Maria mit dem Kinde zwischen Engeln. Halbfig-uren auf 66.
schwarzem Grunde. Die Jungfrau sitzt im Sessel. Das nackte Kind, (42.)
welches sie umhalst, steht rechts auf ihrem Schoosse. Die beiden ^^2 a.
Engel zu ihrer Kechten und Linken tragen Lilienstengel.
Ital. Pappolholz: h. 0,741/2: ^t. O.öOij. _ n41 als Werk Leonardo da Vinci 's
durch Rossi ans Italien. — Die Inschrift LEONARDI VLNTII OPVS u. i. d. M. ist
eine Fälschung. Dass es ein echtes W erk Caroto's sei , hat zuerst Lerm. (S. 1(57)
erkannt. Ein erneuter Vergleich mit den beglaubigten Werken dieses Meisters, be-
sonders mit dem Gemälde der drei Erzengel im Museum von Verona, hat uns diese
Bestimmung durchaus bestätigt. — Phot. Braun VII, 7.
Unbestimmter Venezianer.
Um 1500.
Heilige Familie. Kniestück auf schwarzem Wand - Grunde. 67.
Maria, fast von vorn gesehen, in grünem Kleide, mit rotem, (228.)
gelbgefüttertem Mantel, hält mit der Rechten ein Buch auf 32 c.
ihren Knieen, mit der Linken das nackte Christkind auf ihrem
Schoosse. Rechts Joseph, graubärtig, in orientalischer Tracht.
Links Blick auf ein Schloss in einer Berglandschaft.
Ital. Pappelholz; h. 0,87^ ja; br. 0,69. — Zuerst im Katalog von 1835 als
(ientile Bellini (U21— 1507). So noch frageweise bei H. Bei Cr. u. Cav. (V, S. 136)
frageweise dem Baldassare Caroli von Forli zugeschrieben, von Lerm. S. 163 »wahr-
scheinlich eher« für Marco Jlarziale erklärt. Es hat also niemand bisher dieses Bild
mit Entschiedenheit einem bestimmten Meister zugewiesen : und uns hat ein Vergleich
der echten Bilder der genannten drei Maler vollkommen überzeugt, dass es keinem
von ihnen angehört. — Phot. Braun X, 7.
G. Die mailändische Schule.
Art Ambrogio Borgognone's.
Ambrogio daFossano, gen. Borgognone oder Bergognone; Schüler
Vincenzo Foppa's; arbeitete noch 1522. Thätig in der Certosa
bei Pavia und in Mailand.
Maria, ihr Kind anbetend. In einem Garten steht Maria mit 68.
anbetend gebeugten Knieen vor dem in goldenem Nimbus auf (1 05.)
dem Riisen liegenden Kinde. Sie trägt ein weisses Kleid, in ^2 b.
welches mit Goldbuchstaben unzählige Male das Wort FAX ein-
/'•webt ist. Oben in den Wolken erscheint Gottvater mit segnend
■rhobenen Händen über einem Reigen von sieben bekleideten
4
50 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts.
Engeln, welche das Spruchband mit dem »Gloria in Excelsis etc.«
tragen. Ganz unten vorn halten zwei Engel ein Spruchband mit
folgenden Worten; VIKGA . lESSE . FLOEVVIT.VIEGO . DEVM.
ET . HOMINEM . GENVIT . PACEM . DEVS . EEDDIDIT . IN .
SE . RECONCILIANS . IMA . SVMMIS.
Leinwand: h. l,51iJ2; br. 1,06. — 1851 aus dem Nachlasse des Kunsthändlers
Kasp. Weiss. — Nach Lerni. S. 230 eher von Ambrogio Bevilacqua, dem ^Mitschüler
Ambr. Borgogfnone's bei Foppa. Der Verfasser hafsich hiervon vor kurzem in Mai-
land nicht völlig überzeugen können. Doch erscheint auch ihm die Urheberschaft
Ambr. Borgognone's nicht zweifellos. — Phot. Braun, IX, 2.
H. Die neapolitanische Schule.
Unbestimmter Neapolitaner.
Ende des XV. oder Anfang des XYI. Jahrhunderts.
69. Bildniss eines jungen Fürsten. Brustbild ohne Hände nach
(6 15.) rechts auf schwarzem Grunde. Er trägt langes Haar, keinen
32 d. Bart, eine reiche Goldstoff- Kleidung und eine goldene Krone.
Eichenholz; h. 0,31i|.^: br. 0,20. — 1856 aus dem Nachlass von Ungern-Stem-
berg. — Gegenstück zum folgenden. — Die Bilder wurden bei H. frageweise dem
Antonio de Solario zugesclirieben, der von der neueren Forschung (Woltm. u. W^oerm.
n, S. 256) jedoch nur als eine »mythische Persönlichkeit« angesehen wird, deren Na-
men mit den verschiedensten Bildern in Verbindung gebracht worden. Der neapoli-
tanische Ursprung jder unseren erscheint übrigens keineswegs völlig gesichert ; und
auch die Persönlichkeit der Dargestellten ist nicht zweifellos festgestellt. Nach H.
wären es »vielleicht« König Alfonso Y. und Königin Giovanna 11. von Neapel.
70. Bildniss einer jungen Fürstin. Brustbild nach links auf
(6 1 6.) schwarzem Grunde. Die vor der Brust zusammengelegten Hände
32 d. sind sichtbar. Sie trägt ein braunes Kleid mit goldener Stickerei
und eine grosse schwarze Haube mit breitem Goldbesatze.
Eichenliolz; h. 0,32; br. 0,20. — 1856 aus dem Nachlass von Ungeru-Storn-
berg. — Gegenstück zum vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
IL Die Italiener des XVI. Jahrhunderts.
A. Die f 1 o r e n t i 11 i s c li e Schule,
Nach Michelangelo Buonarroti.
Gob. den G. März 1475 (1474 nach altflorentinischer Zeitrech-
nung) in dem toscanischen Städtchen Caprese, gest. am 19. Fe-
bruar 15G3 in Rom. Schüler Domenico Ghirlandajo's, entwickelte
sich aber selbständig zu dem die Welt mit seiner Subjectivität
beherrschenden Grossraeister des XVI. Jahrhunderts. Thätig vor-
nehmlich in Florenz nnd in Rom.
Leda mit dem Schwane. Halbaufgerichtet, nach links blickend, 71.
liegt die nackte Königstochter unter grünem Schilfe im blumigen (49.)
Rasen. Ihren Rücken stützt eine mit weissem Linnen behängte ßl-
Lehne. Als Unterlage dient ein rotes Tuch. Der Hals des
Schwanes ruht zwischen, ihren Brüsten. Sein Schnabel berührt
küssend ihre Lippen. Links im Hintergrunde ein See.
Eiclienholz : h. 1,22; br. 1,82V2- — 1'23 aus der bammluug WrzoAvecz in
l'iag. — Dieses wichtige Bild geht unzweifelhaft auf Michelangelo's berühmtes Go-
niälde der Leda zumck. dessen Original sieh vielleicht im Magazin der Londoner
Natiiaial-Gallorv befindpt. .Man vergl. des Verfassers Aufsatz im Repertor. VIII, 1885
8.405 — 410. Unser Bild, dessen Hintergrund selbständig von dem Copisten hinzu-
gefügt ist, zeigt die Hand eines Niederländers der ersten Hälfte des XVII. Jahrhun-
derts, welcher, der Modellirung nach zu schliessen, ^\'ie schon H. bemerkte, P. P. Rubens
M'nj>t sein könnte. Dieser könnte das Original, welches sich lun 1620 in Fontaine-
bleau befand . allerdings damals dort copirt haben. — Phot. Braun IX, 5.
Die Geisselung Christi. In der Mitte eines Renaissance-Palast- 72.
liofes ist der Heiland an die Säule gebunden. Der Geissler links (51.)
neben ihm ist von vorn, der halb nackte rechts von hinten gesehen. 32 c.
Hinter diesen noch zwei andere Schergen.
Pappelholz; h. 0,58V2; hr. 0,42V2- — Inv. 1722 B, 154. Aus der Kunstkammer
iu die- Prinzlii-he Ka])elle, später zur Galerie. Das Original ist von der Hand Seba-
»tiauo del Piombo's in der Kirche San Pietro in Montorio zu Rom in Oel auf dif
Muuer gemalt. Dass Michelangelo dem Meister die Zeichnungen zu der ganzen dt>r-
tig'Mi Rilderfolgc geliefert, berichtet Vasari (Kd. Mil.V. p. 509).
4*
52 Italiener des sechzehnten Jahrliunderts.
73. Heilige Familie. Die Madonna sitzt vor einem grünen Vorhang,
(52.) noben dem man rechts in ein Stückchen Landschaft blickt, auf
32 a. einer Steinbank und hält ein offenes Buch in ihrer gesenkten
Eechten. Das Christkind liegt schlummernd rechts neben ihr
auf der Bank ; sein Köpfchen ruht auf ihrem Schoose. Links
lauscht der kleine Johannes, indem er den rechten Zeigefinger an
die Lippen legt; rechts Joseph in frommer Betrachtung.
Kupfer: h. 0.19: br. Oili^ia. — 1740 durch v. Heiuocken au« Hamburg. —
Dass die Composition auf Michelangelo zurückgeht, beweisjt der Stich von G. B. de
iJavallcriis (zweite Hälfte dos XVI. Jahrhunderts) mit der Insclirift : Michaelis angeli
bonaroti inventor. Der Stich ist walirscheinlich nach einer Zeichnung des Meisters
gefertigt, unser Bild nacli dem Stiche, nach unserem Bilde aber der moderne Stich
von Franz Adam Schroeder, einem Schüler Steinla's (nicht von Friedrich Schröder,
wie Andi-esen, II, 1873. S. 473, 1. angiebt). Die unter Marcello Veinusti's Namen
gchoiule -Madomiu mit dem Buch- der Galerie Boj'ghese in Rom ist anders angeordnet.
74 Verbrennung eines Ketzers. Er ist nackt mit Ketten an Hän-
(50.) ^^^ ^^d Füssen an den Baumstamm \or einer Ruinenlandschaft
C. 3. gefesselt. Die brennenden Scheite liegen unter seinen Füssen.
Leinwand; h. 1,80^12; br. 0,y7i|2. — 1749 aus der Kaiserl. Galerie zu Prag. —
Der Inquisitionsspruch FVMO PEREAT QUI FV:\IVM VENDIDIT unten auf dem Bilde
lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Ketzerverbrennung liandelt. Merk-
würdigerweise ist die Gestalt jedoch aas der Seligenseite von Michelangelo "s >Jüngstem
Gericlite« cojürt. Der Urheber ist unbekannt.
Franciabigio.
Fr. di Cristofano, gen. Franciabigio, geb. zu Florenz 1482, gest.
den 24. Januar 1525. Ursprünglich Genosse Andrea del Sarto's.
Später von diesem so beeinflusst, dass er, obgleich er der ältere ist,
fast als dessen Schüler erscheint. Thätig zumeist in Florenz.
75.
Der Uriasbrief. Links das Haus des Urias, vor dem in rot-
marmornem Bassin Bathseba von ihren nackten Dienerinnen
(53.)
3 1^^ gebadet wird. Urias schläft im Freien auf der Balustrade im
Mittelgrunde. Kechts der Palast David's, von dessen Söller er
hinüberblickt zu den Frauen. In der Halle darunter
speist Urias mit David und seinem Gefolge. Rechts
vor der Thür empfängt Urias den Brief. You Reit-
knechten gehalten, harrt sein Ross vorn in der Mitte,
im Hintergrunde links das Kriegslager. Ueberall zahl-
reiche Nebenfiguren. Bez. 1. u. A. S. MDXXIII. und:
Ital. l'appelholz: li. O.Sä ; br. 1.72. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 9.t.
1750 aus der Sammhnig dos Marchose Suares ir. Florenz. — Auch durcJi Vasari (\
p. 196-197) beglaubigt. Ilauptbild des Meisters. — Phot. Braun II, 4. — Phot. Ge
A. Florentiuisch e Schule. XVJ. Jalirliundert 53
Andrea del Santo.
Andrea Angoli (d'Angelo). gen. del Sarto. Geb. zu Florenz den
16. Juli 148G, gest. daselbst den 22. Januar 1531. Schüler des
Piero di Cosimo. Unter dem Einflüsse P'ra Bartolommeo's und Leo-
nardo da Vinci's zu einem der freiesten und grössten Florentiner
der Blütezeit des Cinquecento entwickelt. Thätig zumeist in Flo-
renz ; doch auch in Frankreich. Aus der Luft gegriffen war der
Familienname Yannucchi, der ihm früher beigelegt wurde.
Die Verlobung der heil. Katharina. Die Madonna thront unter 76.
einem Baldachin, den zwei Engelknäbchen emporheben. Links (55.)
vorn kniet die heil. Katharina, welcher D4.
der Jesuskncbe den King an den Finger
steckt, rechts die heil. Margaretha. den
Drachen zu ihren Füssen. Auf der unter-
sten Thronstufe, vorn in der Mitte, kost
der kleine Johannes mit dem Lamme.
Bez. 1. u. mit nebenstehend. Monogramme.
IUI. Pappelholz; h. 1,07: br. 1,22. — 1749 aus der Kaiserl. Gal. zu Fiag. —
Frühes liild des Kleisters: nach Lerm. S. 236 zwischen 1512 und 1515 entstanden. —
Phot. Hrauu II. 5.
Abrahams Opfer. Isaak steht nackt mit dem linken Knie 77.
bereits auf dem Altare, im Vordere-runde. Abraham hält iiiit (50.)
seiner Linken die Hände seines Sohnes ^ ^
auf dessen Kücken fest und holt mit dem
Messer in der Kechten bereits zum töt-
lichen Streiche aus. Links vorn liegen
<lie Kleider Isaak"s. Links im Mittel-
gründe hängt der Widder in den Dornen.
Kechts von oben schwebt der Engel herab,
dpr Abraham Einlialt gebietet. Kechts im Mittelgrunde harrt
ein Knecht neben dem Esel. Bez. r. u. mit obigem Monogramme.
Ital. Pappelholz: h. 2,1:!: br. 1,59. — 174G aus der herzoofl, Galerie zu Mo-
df-na. — Nacli Vasari (V. p. 50 — 51) ursprünglich im Auftrajje (J. IJ. della Palla's
um l.>;>0 für Konig Pranz I. von Frankreich gemalt, aber nicht abgeliefert und nach
des MeLsters Tode von Filippo Strozzi erworben, der es dem Alfonso Davalos, Marchese
del Vastr». schenkte. Später war das IJild in der Tribüne der Uffizien-Galerie zu Flo-
renz: doch wurdi- es. ausgetauscht gegen (Jorieggio's »Ruhe auf der Flucht«, in die
Mod^neser Galerie versetzt. Die kleinere Wiederholung, von der Va-sari berichtet
(a. a. 0. p. 52), dass Andrea sie für Paolo da Terraro.s,sa gemalt habe, befindet sich
im Madrider Museum. So auch Lerm. S. 25ß — 257. .Madrazo's gros.ser Madrider Ka-
54 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
talo«,' von 1872, S. 203. übersieht, dass Vasari beidor Bilder f,'edenkt. Gest. von
L. Surugue pere ^1,8. - Phot. Braun VITT, 4. — Phot. Ges.
Nach Andrea clel Sarto.
78. Die heil. Katharina. Sie kniet nach rechts auf schwarzem
(60.) Grunde, mit der rechten Hand auf's Rad gestützt.
ß 2. Leinwand; h. 1,4:JV2; ^^r- 0,63V2- ^- 18-J6 aus dem Vorrat. — Die Originale
zu diesem Bilde und dem folgenden , seinem Gegenstücke, bildeten ursprünglich Be-
standteile eines fünfteiligen Altarwerkes, Avelches .Vndrea für eine Kirche in Pisa
gemalt hatte (Vasari V, p. 44). Später wurden die Teile 'auseinandergenommen und
•einzeln im (Jhor des Domes zu Pisa aufgehängt, wo sie sich noch befinden.
79. Die heil. Margaretha. Nach links, auf schwarzem Grunde.
(61.) Knieend hält sie ein Kreuz in der Rechten und deutet mit der
B '^- Linken auf den Drachen zu ihren Füssen.
LeinAvand; h. 1,43; br. 0,63^2- — 18.56 aus dem Vorrat. — Gegenstück zum
^■origen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
Francesco Ubertlni.
Geb. zu Florenz den 1. Mcärz 1494, gest. daselbst den 5. October
1557. Ursprünglich Schüler Perugino's. Später durch den Ein-
fluss Andrea del Sarto's weitergebildet. Thätig zu Florenz.
80. Das Leichenschiessen. Eine alte, besonders in deutschen Kup-
(54.) ferstichen oft dargestellte Sage der „Gesta Romanorum" cap. 45
3 b. (Kunstblatt 1851 S. 294) berichtet von drei Königssöhnen, die
verabredet hatten, mit Pfeilen nach der Leiche ihres Vaters zu
schlössen ; wer seinem Herzen zunächst träfe, solle sein Reich erben.
Nachdem die beiden älteren Söhne geschossen, weigerte der
jüngste sich, ein Gleiches zu thun; der Richter aber erklärte,
dass dieser zunächst dem Herzen des Vaters getroffen habe und
Erbe des Reiches sei. In der Mitte des Mittelgrundes steht,
von zahlreichem Gefolge umdrängt, der Richter in der Vorhalle
des Palastes. Links ist die Leiche des Königs an einen Banm
gehängt, umgeben von Zuschauergruppen. Rechts bewegen sich
die drei Schützen unter zahlreichem Volke. Der älteste, am
weitesten rechts, in rotem Rock und grauem Ueberrock. hat den
Pfeil abgeschossen, der bereits in der Brust der Leiche steckt.
Der zweite, weiter nach der Mitte, in roten Beinlingen und
weissem Hemde, mit blossen Armen, legt gerade an. Der jüngste,
in der Mitte des Bildes, im gelben Rocke, hat Bogen und Pfeil
von sich geworfen und ist in die Knie gesunken.
A. Florentinisclie Schule. XVI. Jahrhundert. 55
Ital. Pappelholz: h. 0.84: br. 1,95. — 1750 vom Marchese Suares in Florenz. —
Inv. 1754 I. 151 als Franciabijxio und als Marter des h. Sebastian, in dessen Legende
sich jedoch keine Anhaltspunkte zur Erklärung der Handlung finden. Nach den Heraus-
gebern der Florentiner Ausgabe des Vasaxi von 1771 gehörte dieses Bild zu den Dar-
stellungen, welche Ubertini (nach Yasari m, p, 592) für Giov. M. Benintendi in Flo-
renz geraalt hatte. — Phot. Brann XTV. 1 und Phot. Ges.
Angelo Bronzino.
Angelo di Cosinio, gen. Angelo Bronzino. Geb. in Monticelli bei
Florenz um 1502, gest. zu Florenz den 23. November 1572.
Schüler Eaffaellino del Garbo's und Jac. da Puntormo's, weiter-
gebildet durch's Studium Michelangelo's. Florentini scher Akade-
miker. Thätig hauptsächlich in Florenz; am bedeutendsten als
Bildnissmaler.
Bildniss des Grossherzogs Cosmo !. von Florenz. Brustbild 81.
ohne Hände auf dunklem Grunde., fast von vorn. Sein Haupt ist (63.)
unbedeckt, sein Bart kurz geschnitten. Bez.: COSMVS MED. 3 a.
FLOR. ET SENARVM DVX IL (Als Herzog war er der zweite,
als Grossherzog der erste.)
Ital. Pappelliolz: h. O.58V2: ^r. 0,44^2- — Tnv. Guarienti (vor 1753) N. 105,
— Phot. Ges.
Bildniss der Grossherzogin Eleonora. Gemahlin des vorigen 82.
und Tochter des Don Pedro de Toledo, Vicekönigs von Neapel. (64.)
Brustbild, fast von vorn, auf schwarzem Grunde. Sie trägt ein ^ b.
gesticktes, vorn offenes Kleid, ein Perlenhalsband über einem
Spitzenhemd, ein Haarnetz und reiches Ohrgehänge.
Ital. Pappelholz: h. 0,39; br. 0.29. — Inventar 1754, I. 128. — Phot. Braun
VlII. 5 und Phot. Ges.
Giorgio Vasari.
Geb. zu Arezzo den 30. Juli 1511. gest. den 27. Juni 1574.
Schüler Michelangelo's und Andrea del Sarto's in Florenz. Wei-
tergebildet durch Copiren der Gemälde Michelangelo's und Ra-
phael's in Rom. Architekt und Maler. Hauptmeister des auf
der Nachahmung der älteren Cinquecentisten beruhenden Manie-
rismus. Verfasser der berühmten Künstlerbiographien. Thätig
hauptsächlich in Arezzo, Florenz und Rom.
Pietas. Links im Mittelrund sitzt Maria unter finsterem Ge- 83.
mäuor. Der Leichnam des Heilandes ruht an ihren Knieen. Mag- (66.)
dalena kniet zu seinen Füssen. Rechts Landschaft. — In den vier ^•'^ ^'
56 Italiener des sechzehn ten Jahrhunderts.
zwickelartigeu Ecken die vier Evangelisten: oben links Johannes,
rechts Matthäus; unten links Lucas, rechts Marcus.
Nussbaumholz ; h. 0,41; br. 0.28V2- — 1749 durch Siegmund Striebel aus Born.
• Carlo Portelli.
Geb. zu Loro im Valdarno, begraben zu Florenz den 15. Octo-
ber 1574. Schüler Eidolfo Ghirlandajo's. Mitglied der florenti-
nischen Akademie. Hauptsächlich thätig in Florenz.
84. Moses am Sinai. Der Berg Sinai ragt in der Mitte des Mit-
(62.) teigrundes. Hier empfängt Moses die Gesetzestafeln. Vorn, am
3 b. Fusse des Berges das Volk Israel in stark bewegten Gruppen.
Links das goldene Kalb. Eechts wirft Moses erzürnt die Ge-
setzestafeln zur Erde. Ganz vorn und rechts entsetzte Gruppen
von Frauen und Kindern.
Ital. Pappelholz: h. 1,39: br. 0,99V2- — Invent. 1754, I 197, als /autore
incerto«. Später dem Angelo Bronzino zugeschrieben . mit dessen Formengebung
sich die seinige jedoch nicht deckt. Dass in Wirtlichkeit Carlo Portelli, Bronzino's
Zeitgenosse, der Urheber sei, bemerkte dem Verfasser zuerst Herr Dr. Gust. Frizzoni
in Florenz und bestätigte ihm der Vergleich mit dem durch die Namensinschrift und
durch Vasari (VT p. 548) beglaubigten ; Mart>Tium des heil. Romulus'. dieses Meisters
in S. Maria Maddalena dei Pazzi in Florenz. — Phot. Braun IX, 6.
Francesco Saiviati.
Fr. de' Rossi, gen. Fr. Saiviati, geb. zu Florenz 1510, gest. da-
selbst den 11. Nov. 15G3, Freund und Nachahmer Vasari's,
erhielt seinen Beinamen von seinem Gönner, dem Cardinal Sai-
viati. Thätig hauptsächlich in Florenz und Rom, doch auch in
Paris und Venedig.
85. IVIaria mit dem Kinde und Heiligen. Schwarzer Grund. Maria
,(67.) sitzt auf dem Erdboden, mit den Armen, in denen sie das sie
3 b. umhalsende Kind hält, nach links, mit dem Kopfe nach rechts
gewendet, wo eine jugendliche weibliche Heilige mit Buch und
Palmen zweig sitzt. Hinter dieser ein zweiter jugendlicher Kopf.
Links zwei bärtige Heilige.
Leinwand: h. 1,33: br. 0,94. — 17-43 durch Algarotti aus Venedig. — Bis-
her als unbekannt und als unbekannter Herkunft. — Da das Bild indessen den Stil
Fr. Salviati's trägt, da ferner Algarotti vom 19. Juli 1743 schreibt, er habe eine
Madonna mit Heiligen und Kngelu diesos Meisters für die Dresdener Galerie erwor-
ben, und da er hinzufügt, das Bild habe durch die Zeit gelitten (was bei dem unseren
der Fall ist), so scheint os, dass Algarotti die beiden Jugendlichen Gestalten rechts
für Engel angesehen habe und dass unser Bild das durch ihn erworbene sei.
A. F lorentiiii seh e Schule. XVI. Jahrhundert. 57
Giuseppe Salviati.
Gius. Porta, gen. Gins. Salviati, geb. zu Castelnaovo di Garfag-
nana um 1520, gest. zu Venedig um 1575, war Schüler des Fr.
Salviati, dessen Beiname daher auch auf ihn übertragen wurde.
Thätig zumeist in Eom und Venedig; gleichwohl, wie schon
Lanzi hervorhob, seinem Kunstcharakter nach im wesentlichen
Florentiner geblieben.
Christus von Engeln beweint. Ueber weissem Linnen am 86.
Rande des Grabes lehnt der Leichnam des Herrn. Der Engel (352.)
links an seinem Haupte trägt ein blaues, derjenige rechts zu ^ ^■
seinen Füssen, welcher die herabhängende Linke küsst, ein rotes,
der in der Mitte, welcher weinend die Hände ringt, ein grünes
Gewand.
Leinwand: h. 1.0872-' br. 0,87. — 1742 aus der Sammlung Caritjn an in Paris.
— Vom alten Dicsdenrr Galeriewerk (II, 1757 , Text i>. XVi und neuerdings von
Lermolieff (S. 228i als Werk Giuseppe Salviati's anerkannt: dagegen im Inv. Guarienti
N. 271 und im Inv. 1754 I 248 als "Werk Francesco Salviati"s bezeichnet. Die
Verwandtschaft mit dem v-.,n uns diesem Meister zugeschriebenen Bilde N. 85 tritt
deutlich genug hervor, um mindestens den Schulzusanimonhang ausser Zweifel zu
stellen. — Gestochen von P. Tanje ^t H, 12. — Phot. Ges.
Battista Naidini.
Geb. zu Fiesole 1537, begraben zu Florenz den IS. Februar
1590 (Vasari, ed. Mil. VII p. 610 Anm.). Schüler Pontormo's.
Thätig in Florenz und längere Zeit in Rom.
Die Anbetung der Hirten. Rechts der Stall in römischer Ruine. 87.
links die Landschaft, über welcher am nächtlichen Himmel die (68.)
Engelchöre erscheinen. Vorn in der Mitte liegt das Kind. Mit B 3.
anbetend erhobenen Händen knieet Maria hinter ihm. Links
und rechts vorn aber knieen die Hirten.
Ital.*" Pappelholz: h. 0,811/2: br. 0.0.31/2- — 173S durch Rossi aus Italien als
Work Raphaers. Doch schon im Inv. 17.54, I 380 als -Scuola Fiorontina . Gegen-
stück zum folgenden.
Die Anbetung der Könige. Maria sitzt mit dem Kinde rechts 88.
unter Säulenruinen. Links nahen die Könige mit ihrem Gefolge, (69.)
Der älteste König ist anbetend niedergesunken. Rechts vorn B 3.
ein Säulenschaft und ein korintisches Capital.
Ital. Pappelholz: h. 0,81: br. 0,0:!72- — Gegenstück zum vorigen; doch
«rst drei .lahre später, 1741, durcli Hosm aus Italien.
58 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Unbestimmte Florentiner.
Ende des XVI. Jahrhunderts.
89. Magdalena. Brustbild ohne Hände auf grauem Grunde.
(41.) Kenntlich ist die Heilige an ihrem Salbgefässe.
3 a. IUI. Pappelholz: h. 0,63: br. 0,47V2- — 1757 aus Steinla's Sammlang. Bei
H. als Schule Leonardo's, der (las Bild doch nur mittelbar angehört. — Phot. Ges.
90. Maria bei Elisabeth. Maria kommt von links. Ihr folgen ein
(59.) bärtiger Mann und zwei Frauen. Elisabeth kommt von rechts
R 9. ans ihrem Hause, auf dessen Treppenstufe eine Dienerin steht.
Leinwand; h. 0,6072; br. 0,.öOV2- — Nach H., der das Bild unter den angeb-
liehen Werken Andrea del Sarto's verzeichnete, wilre es 1742 als Werk Francesco
Vanni's durch Le Leu in Paris für 1500 Livres erworben. Da diese Angabe nicht
bestätigt werden konnte, bei der ünbedeutendheit des Bildes auch unwahrscheinlich
ist. so scheint es eher der von Venturi S. 355 erwähnte »Besuch der Frauen« von
unbekannter Hand (»d'autore ignoto'<) der Galerie von Modena und mit dieser Samm-
lung 1746 nach Dresden gekommen zu sein. Die >'^aasse stimmen hierzu. In der
That kann es keinem namhaften Meister zugeschrieben werden.
B. Die sienesische Schule.
Francesco Vanni.
Geb. zu Siena 1563, gest. daselbst den 26. October 1610 (nach
Baglione), oder geb. 1565,, gest. den 25. October 1609 (nach
Baldinucci). Stiefsohn und Schüler des Arcangelo Salimbeni in
Siena. Thätig zumeist in seiner Vaterstadt.
91. Heilige Familie. Maria sitzt in der Mitte der reichen Land-
(70.) Schaft. Elisabeth kniet rechts und führt ihren kleinen Johannes
32 b. dem Jesusknaben zu, der ihm beide Arme entgegenstreckt. Links
sitzt Joseph, auf seinen Stab gestützt.
Leimvand: h. 1,25; br. 1,04V2- — Inventar Gnarienti (vor 1753) N. 67. —
Gestochen von P. E. ^loitte ^ I, 25.
Unbestimmter Meister.
Mitte des XVI. Jahrhunderts.
92. Heilige Familie. Kniestück. Maria mit dem Kinde, welches
(87.) sich mit segnend erhobener Rechten, in der Linken einen Blumen-
32 a. strauss, dem links unten zum Vorschein kommenden kleinen Jo-
hannes zuwendet, während Joseph rechts herüberblickt. Links
Landschaft. Rechts Mauerhintergrund.
B Sienesische Schule. C. Römische Schule. XVI, Jahrh. 59
Ital. Pappelholz: h. 0.7 IV2; ^r. O.öGVj- - Zuerst im Katalojci: von 183.5. —
Nach H. 1740 an^^ dor lierzojrl. (Talorie zu Modena uml : Schule dos R;iphael . Doch
liisst sich dio Herkunft ans Modena nicht uachAveison und <jehört das Bild sicher der
ti'scanischen, nach unserer, zuerst von W. v. Seidlitz vertretenen Ansicht eher der
sit-nesischen als dor florontinisi-hen Schule an. - Vorgl. Lenn. S. 249. — Phot. Ges.
C. Die ]-ömische Schule.
Raffaeilo Santi.
In der Eegel nur Raphael genannt. Geb. zu Urbino den 6. April
1-483, gest. zu Rom den G. April 1520. Schüler seines Vaters
Giovanni Santi zu ürbiuo und Pietro Perugino's zu Perugia.
Weiterg ebiklet in Florenz unter dem Einflüsse Leonardo da Yinci's
und Fra Bartolommeo's, in Rom eine Zeitlang unter dem Einflüsse
Michelangelo's. Thätig bis 1508 hauptsachlich in Urbino, Peru-
gia und Florenz, seit 1508 in Rom, wo er das Haupt der römi-
schen Malerschule wurde.
Die Sixtinische Madonna. Maria schwebt in ganzer Gestalt 93.
auf weissen Wolken in goldduftie^er Glorie von Engelsköpfen. (80.)
Der nackte Jesusknabe thront auf ihrem rechten Arme. Beide A 1.
blicken den Beschauer gerade von vorn mit ernsten, grossen Augen
an. Zu ihren Füssen knieen zwei verehrende Heiligengestalten
auf den Wolken: links der heil. Papst Sixtus IL, der die dreifache
Krone vorn auf die Brüstung niedergelegt hat und entzückt zur
Muttergottes emporblickt; rechts die demütig zur Seite blickende
lieil. Barbara, welche an dem Turm zu ihrer Rechten kenntlich ist.
Vorn in der Mitte hangen zwei Engelknaben an der Balustrade
und schauen neugierig zu der himmlischen Erscheinung empor.
Ein grüner Vorhang schliesst oben , wie die Balustrade unten,
die Vision von der Erden weit 'ab.
Leinwand: h. 2.GÖ: br. 1.1)0. — 1753 durch den Alalor Carlo Cesare Giovannini
für 2U.000 Imkaten (etwa lfiO,000 Mark) aus der Kirche San Sisto zu Piacenza. —
Nach Vasari (Ed. Mil. TV. p. :iß.j) hatte Raphael das Bild für den Hochaltar dieser
Kirche (jemalt. Es wird {gehangen haben, wo jetzt die Copie hängt: hinter dem
HiM'haltar ZAvischen den Fenstern der Schlusswand des Chores. — Das Bild gehört der
n-ilsten s-päteren I^dienszeit des Meisters an. Es ist um 1515 in Rom entstanden
und das vollcndetsto Staffelei - (iouialdo Raphael's. - Eine alte Copie besitzt das
Mu<enm zu Ronen. Gestochen ist das Bild von C. G. Schulze ^ TIT, 1 ; später von
.1. «'. B. Gottschick. Fr. Müller. Mor. Steinia, IJoucher-Desnoyers, Jos. Keller und FA.
Mandel; Teile daraus von P. Lutz: lithographirt z. B. von Aubry Le Comte, Louis
Z.".iln*"r und llanfxtaengl. - I'hot. Braun I. 1 und Phot. Ges.
60 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Nach Raphaei von Dionysius Calvaert.
94. Die heil. Cäcilia. Die edle Römerin steht in der Mitte des
(82.) Bildes, hält die Orgel, die sie erfunden, gesenkt in beiden Händen
D 2. und schaut verklärten Blickes zu den musicirenden Engeln empor,
welche ihr in den Wolken erscheinen. Zu ihren Füssen liegen,
besiegt, die alten Saiteninstrumente. Lauschend neben ihr stehen
. links der heil. Paulus und der Evangelist Johannes, rechts die
heil. Magdalena und der heil. Geminianus.
LeiiiAvand : h. 2.36 ; br. 1,48. — Um 17.50 durch Guarinnti vom Senator Benti-
vo<,'lio zu Bologna. Dio Ang'abe der Herkunft bei 11. beinilite auf einem Irrtum. Ver}:!'!.
des Verfassers Aufsatz in Tliode's »Kunstfreund« I. 1885, S. 232 — 23-4. Raphaei hatte
das Original , welches sich in der Pinakothek zu Bologna befindet, im Auftrage der
Elena Duglioli für eine Kapelle der Kirche San Giovanni in ilonte zu Bologna gemalt.
Die Bestellung erfolgte 1518. Vollendet wurde das Bild erst gegen 1516. — Unsere Copie
ist ein tüchtiges Werk des in Bologna in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts an-
sässigen vlämischen iMeisters Dionigio Calvaei-t, von dem unsere Galerie unter N. 120
auch ein selbständiges AVerk besitzt. — Phot. Braun VI, 4.
Nach Raphaei von A. R. Mengs.
95. Der Prophet Jesaias. Er sitzt mit dem Mantel um's Haupt
(86.) auf mächtigem Steinthron, hält eine Schriftrolle mit hebräischen
D 1. Buchstaben in beiden Händen und blickt nach links herab, üeber
ihm halten zwei anmutige nackte Knaben, die durch eine über
ihre Schultern hängende Guirlande verbunden sind, eine Stein-
tafel mit griechischer Schrift.
Leinwand; h. 2,45: br. 1,54. — Zuerst im Katalog A'on 1835. — Als Copist
gilt, wie es scheint mit Recht, Ant. Raph. Mengs (1728—1779); vgl. X. 2160— 2163.
Das Original ist das Frescobild in der Kirche San Agostino zu Rom. welches Raphaei
um 1512. vorübergehend durch Michelangelo beeinttusst, ausführte.
Nach Raphaei von unbekannten Meistern.
90. „Die schöne Gärtnerin." Vor reicher Landschaft sitzt Maria,
(85.) nach links gewandt, auf einem Felsen. Ein Buch liegt auf ihrem
B 3. Schoosse. Mit beiden Händen hält sie den nackten Jesusknaben
fest, der links neben ihr steht und glückselig zu ihr aufschaut.
Rechts kniet der kleine Johannes und blickt zu Maria empor.
Am Mantelsaum die Inschrift RAPHA . . LO . V . .
J']ichenholz ; h. l,21i|2; br. 0,S0'|2. — 1749 aus der Kaiserl. Galerie zu Pra^j. —
Das Original aus RaphaeFs florentiuischer Zeit ist die »Belle Jardiniere« im Louvre
zu Paris. Unsere gute Copie scheint niederländisch zu sein.
C. Römische Schule. XVI. Jahrhundert. 61
Die Madonna della Sedia. Kniestück nach rechts auf schwär- 97,
zem Grunde. Maria sitzt bequem in einem Sessel (Sedia). Ihr (83.)
Antlitz wendet sie dem Beschauer zu und drückt das mit gelbem B 1.
R()ckchen bekleidete Kind auf ihrem Schoose innig an sich.
Rechts blickt anbetend der kleine Johannes hervor.
Ital. Pappolholz : rurnl : h. und br. 0,72i|2. — Inventar 17.34 I, 47G. — Das
berühmte Original aiis der ersten römischen Periode des Meisters befindet sich im
Palazzo Pitti zu Fl"p>iiz.
Die Madonna mit dem Spruchband. Maria sitzt in ihrem 98.
Gemache und hält ihren nackten Knaben, der, nach rechts gewandt, (89.)
auf weissem Kissen steht und nach dem Spruchband greift, 32 a.
welches der kleine Johannes ihm reicht.
Ital. Pappolholz : rund : h. 0,83' , : br. 0,83. — 174G aus der herzogl. Galprie
zu Alodena. — Diese Herkunft bei H. bezweifelt. Es ist jedoch unzweifelhaft das bei
Vt'uturi !>. 3.j3 im .Mod. Inv. von 1743 erwähnte »rotondo«, welches als Werk RaphaePs
galt. Uebrigons ist es eine im Hintergrunde veränderte Copio des Bildes der Madrider
Galerie, welches nach der später vom hinzugefügton Rose als »Vierge ä la Rose«, von
anderen als »Vierge ä la legende« bezeichnet wird. Jedoch gilt auch dieses Madrider
Bild den Kennern keineswegs als eigenhändiges Wörk RaphaePs. sondern als eine jener
Arlieiton seiner letzten römischen Zeit, zu denen er nur den Entwurf geliefert.
Die Anbetung der Könige. Fnter offener Holzhalle sitzt Maria 99.
mit dem Kinde auf einem Felsen, hinter dem Joseph hervorblickt. (81.)
Vorn beten die drei Könige au ; der schwarze, rechts, ist erst im 1 a.
Begriffe niederzukuieen; der jüngere weisse, links, ist bereits in
die Kniee gesunken; der ältere, in der Mitte, küsst schon des
kleinen Heilandes Fuss. Zahlreiches, mitverehrendes Gefolge
knieet links und rechts. Besonders lebhaft streckt die Gruppe
links vor den Elefanten und Kameelen die Arme aus. Ganz vorn
drei Hunde. Undeutlich bez. R — 15G4.
FichtenJiolzplatte, mit Nu.ssbaum- und AI loru -Einlagen ; h. 0,71; br. 0,59. -
1741 durch Rossi vom Abbate Ricci in Venedig. H. — Copie nach der vaticanischen
Tapete dt'r zweiten I'olge. für welche Raphael nicht einmal alle Entwürfe selb.st ge-
zeichnet hat. Die Ausführung aller Cartons. nach denen cLie.se Tapeten gewebt wurden,
überliesö der Mei.ster, der vor der Vollendung starb, seinen Schülern. — Gest. von
Hier. Kock. von Seh. Vouillemont. von Pietro Santi Bartoli ; rad. von Louis Sommerau.
— Unser Bild, auf dem die Hunde ein Zusatz des Copisten sind, scheint von nordi-
N'lier Hanil herzurühren. — l'liot. Braun VIII. G.
Angeblich nach Raphaei.
Die Anbetung der Hirten. Mitten im Stalle sitzt Maria und 100.
hält das lol)lialt bewegte nackte Christkind,' dem sie die Brust (84.)
reicht, über einem Korbe. Kechts drängen die anbetenden Hirten B 2.
62 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
heran; links schweben die Engel herab. Ganz links vorn sitzt
Joseph, ganz rechts naht ein jugendlicher Hirt, welcher ein g«-
bnndenes Lamm über dem linken Arm trägt.
Nussbiuuuliolz : h. U.s(i : \,v. 1,1«. — 17-i-i dui-ch den liegatious-Secretaii- Talon
in Madrid als Original Raphaels. — Es existiren zwei Stiche vom Ende des XVII.
Jahrhunderts mit der Inschrift RAJHAEL VRBIXAS PINXIT nach dieser Composition :
der eine von Corn. Bloemart ( Nagler I, S. 536), der andere von Pietro del Fo
(.Bartsch XX. p. 247 N. 4). Diese Stiche beweisen, dass das Bild damals für ein Werk
RaphaeFs galt; doch hat schon Mariette (Abcdario Ed. Paris 1851 ff. I, p. 136) bemerkt,
dass es die Hand Raphael's keineswegs zeige. Dass die Composition jedenfalls nicJits
mit Raphael's verschollener »Nativitä« für die Graten Canossä zu thun hat, wie Ruland
(The works of Raphael Santi da Urbino, London 1876, p. 25) annimmt, hatte schon
Passavant (Rafael von Urbino II, 183<j, S. 186) nachgewiespu. - Ein zweites Exemplar
Itel'and sich 1883 im Besitze des Herrn Bossi. chilenischen Consuls zu Wien.
Angeblich Raphael's Schule.
101. Ein Gastmahl. Angeblich: Odysseus entdeckt Achilles unter
(88.) den Töchtern des Lykomedes. In einer Halle sitzen fünf Frauen
1 a. an einer Tafel. Eine sechste steht, von hinten gesehen, vor
derselben. Alle weisen auf einen Ball (oder Apfel), der auf
dea Tisch gerollt ist. Links zielt Amor mit verbundenen Augen
und schaut ein auf seinen Stab gelehnter Mann prüfend drein.
Gebogene Lindeiüiolzplatte : h. 0,24; br. 0,57. — 1846 aus Rumohrs Xach-
lass. — Bisher mit Unrecht als Schule Raphaers. Dagegen auch Lerm. S. 249.
Sebastiane del Piombo.
Seb. Luciani, gen. Seb. Veneziano oder del Piombo. Geb. zu Vene-
dig um 1485, gest. zu Rom den 21. Juni 1547. Anfangs, als
Schüler Giovanni Bellini's und Giorgione's in Venedig, schloss er
sich an diese Meister an. Später in Rom im engsten Anschluss
an Michelangelo weiterentwickelt. Thätig anfangs in Venedig,
zuletzt meist in Rom.
102. Christus, sein Kreuz tragend. Kniestück. Nach links ge-
(247.) wandt, in weissem Gewände, die Dornenkrone auf dem Hauitte
Dl. bricht Christus unter der Last des grossen Kreuzes zusammen,
welches er, indem er es vorn mit beiden Händen fasst. auf der
linken Schulter trägt, Links ein Krieger im Helm und ein bai-
häuptiger Mann (Simon von Kyrene), welcher dem Heiland hilft.
Rechts im Hiutergi'unde der Calvarienberg.
Ttal. Pappelholz: h. 1,23: br. 0,%V2- - IST-l für 21.000 Mark im Kuusthandol
aus Liiudoü. Vorher im Besitze des Prinzen Napoleon, noch früher in demjenigen
C. Komi sehe Schule. XVI. Jahrhu iidert. 63
des französischeu Kenners Mr. Reiset. — Ein gleiclies Bild im Madrider Museum.
Das unsere ist eine Wiederholung. Vgl. Cr. u. Cav. VI, S. 407, Anm. 55. — Dem
Petersburger Bild , von dem das Madi'ider Museum ebenfalls ein zweites Exemi>lar
besitzt, fehlen die Männer zur Linken und die Landscliaft zur Rechten. — Gegen
die Eigenhändigkeit unseres Bildes: 0. Eisenmann (Kunstchronik XVI, S. 653) u. a.
Die Frage ist noch nicht ganz spnichieif. — Phot. Braun VllI, 7 und Phot. Ges.
Giulio Romano.
Giulio Pippi, gen. Giiüio Komauo. Geb. in Rom 1492. gest.
in Mantua am 1. Nov. 1546. Hauptschüler Raphael's. Thätig
bis 1524 in Eom, hauptsächlich im Dienste Raphael's; seit
1524 selbständig in Mantua.
La Madonna della Catina. Kniestück. Maria steht, nach 103.
rechts gewandt, an einem Steintische und hält mit beiden (95.)
Armen ihren nackten Knaben, der vor ihr in einem Wasch- ^ '^•
hecken (Catina) steht. Von rechts begiesst der kleine Johannes
ihn aus einer Kanne mit Wasser. Josef steht hinter letzterem.
Links aber, an grünem Vorhänge, steht die heil. Elisabeth,
welche ein Trockentuch mit beiden Händen empor hält.
Ital. Pappelholz: h. 1,61: br. 1,1972- — 1"4G aus der herzogl. Galerie zu
Modena. — Nach Vasari (Ed. Mil. V, p. 545— 546) in der mantuanischen Spätzeit
des Meisters für den Herzog Federigo gemalt, welcher es der Isabella Buschetta
sc-lienk'te. Vasari spricht zwar von vornehmen Damen im Hintergrunde und lässt
Joseph und Elisabeth aus. Da er indessen das Hauptmotiv genau schildert und ein
alter Stich (von Pietro Facchetti, Bartsch XVII S. 15. N. 1) das Bild schon mit Joseph
und Elisabeth (als Werk Raphael's; wiedergiebt . so ist zu vermuten, dass Vasari
doch unser Bild meinte und nur in den Nebenfiguren irrte. — Neuere Stiche "von
J. J. Flipart ^ T. f> und von Aug. Hoffmaun. — Phot. Braun VII, 2. — Phot. Ges.
Pan und Olympos. Der ziegenbeinige , krummnasige, spitz- |04.
ohrige, bockshörnige Pan sitzt links auf einem Felsblock, dem (94.)
jungen Olympos zugewandt, der, von vom gesehen, rechts neben D 4.
ihm sitzt und die Hirtenflöte, die jener ihm reicht, in der
Linken hält. Pan umschlingt mit seinem linken Arm den
Nacken des Jünglings. Rechts vorn ein Lamm.
Ital. Pappelholz: h. 2,48; br. 1,87. — 1732 aus London als Michelangelo.
So noch im inv. S» (N. 2308j ; im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 187 dagegen schon
richtig als Giulio Romano. — Die Hauptgruppe mit leichten Veränderungen nach einer
antiken Marmorgmppe, welche sich zu Giulio Romanows Zeit noch in Rom befand,
pegenwiii-tig aber dem Museum zu Neapel gehört.
Angeblich Polidoro da Caravaggio.
Pol. Caliiara, geb. zu Caravaggio. entwickelt unter Raphael in
Rom, thätig meist in Rom und Neapel, gest. zu Messina 1543.
64 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
105. Ein Schild. Gefechtsscene grau in grau auf dunklem Grunde.
(91.) Vorn sind einige Männer zu Boden gesunken, deren einem ein
32 a. zu Fuss von rechts anstürmender Krieger den Kopf abschlägt.
Reiter sprengen von links und rechts heran. Nach H, (nicht
auffindbar) bez. C. F.
Kupferblech, rund: h. u. br. ÖII/2. — 1749 aus Rom. — Gegen die Urheber-
schaft Polidoro's, z. 13. Lerm. S. 250. In der Tliat scheint die Zeichnung nicht fest
und klar genug für diesen Meisier.
106. Heilige Familie. Kniestück. Maria sitzt in einem Gemache,
(96.) aus dem man links durch ein Fenster in's Freie schaut. Sie
32 c. hält mit der Rechten ein Buch, mit der Linken das nackte
Christkind. Dieses sieht zu ihr empor und hält eine Blume
in der kleinen Rechten. Joseph steht rechts.
Ital. Pappelholz: h. 0,4472? l»r- 0, 351/2- — Aus der Kunstkammer. Im Inv.
1722 A. 40 als PoÜdoro da Caravaggio. — Bei H. als Pierino del Vaga (eigent-
lich Piero Buonacorsi, 1500 — 1547). — Beide Bezeichnungen erscheinen AviUkürlich.
Federigo Baroccio.
Geb. zu Urbino 1528, gest. daselbst den 30. September 1G12.
Wandte sich, durch verschiedene Lehrer und das Copiren der
Werke Tizian's, Raphael's und Correggio's gebildet, schliesslich
in solchem Maasse der Nachahmung des letzteren zu, dass er
als der Correggio von Urbino gefeiert wurde. Thätig zumeist
in Urbino und in Rom.
107. Hagar und Ismael. Hagar hockt, nach rechts gewandt, auf
(98.) dem Boden. Hinter ihr liegt ein Strohhut. Vor ihr knieet
3 c. der kleine Ismael, dem sie aus einer Schale zu trinken reicht.
Oben links in schwarzen Wolken eine Engelglorie.
Leinwand; h. 0,38V2; l^^i'- 0,28. — Inv. 1754, II 54, und in den späteren
Radirungen als »iVIaria mit dem Knaben auf der Flucht ., möglicher Weise mit Recht.
— Gest. von G. Garavaglia, geschabt von F. Michclis: Rad. von J. G. Riedel, .1. A.
Riodol und .V. IL Riedel. — Phot. Ges.
108 Mariae Himmelfahrt. Unten umringen die Apostel knieend
(-99 ^ das leere Grab. Die einen blicken lebhaft bewegt hinab, die
B 3. anderen, nicht minder bewegt, empor gen Himmel, wo Maria,
nach links gewandt, mit ausgebreiteten Armen von Engelknaben
gehoben und geschoben, von älteren, langbekleideten Engeln
anbetend umkreist, in die helle, mit Engelköpfen gefüllte Glorie
hineinfahrt. Rechts vom auf einem Steine die Bezeichnung F. B.
Leinwand: h. 1,45: br. 1.11. — 1755 aus Rom. H. — Phot. Braun IX. 10.
C. Römische Schule. XVI. Jahrh. 6.1
Nach Fed. Baroccio.
Der heil. Franciscus empfängt die Wundmale. Mit ausge- |09.
breiteten Armen knieet der Heilige rechts am Felsen. Links (101.)
vom sitzt sein Begleiter, welcher in der Linken einen Eosen- 35 d.
kränz trägt und die Hechte geblendet vor's Gesicht hält. Im
Hintergrunde eine Kirche.
Leinwand: h. O.ßi^/o: br. 0,40. — Inv. 17.34. I 201, als Original. Es ist
jedoch nur eine kleine Copie nach dem von Fr. Tillamena gestochenen Bilde, wejfhp-.
aus der Kapnzinerkirche in die Pinakothek von TTrhino versetzt worden.
Die Grablegung Christi. Der Calvarienberg mit dem leeren MO.
Mittelkreuz im Hintergrunde. Vorn tragen die drei Männer (103.)
(Johannes links am Fusseude) den Leichnam dem Grabe zu, 35 b.
das rechts ein Mann mit aufgestreiften Hemdärmeln bereitet.
Links im Mittelgrunde bricht Maria, von den ihren umgeben,
-('hmerzbewegt zusammen. Eechts vorn knieet Magdalena.
L^-inwand: h. O..55V2; hr. 0,35. — 1741 aus der Galerie Waldstein in Dux.
MS von R. Gnidi, Aeg. Sadeler u. a. gestochene Originalbild Baroccio's befindet
i.h in Santa Croce zu Sinigaglia.
Angeblich Fed. Baroccio.
Magdalena am Grabe des Heilandes. Weinend sitzt sie vorn "'•
m leeren Sarkophage, auf dessen Eande neben ihrer Salb-C^^^O
büchse die Dornenkrone des Heilandes liegt. Links noch zwei ^
iiidere Leidtragende an der Gruft. Rechts im Mittel gründe er-
-'heint Christus der Magdalena als Gärtner, im Hintergrunde
_^eht er mit den beiden Jüngern nach Emmaus.
Leinwand : h. 0.53Va = br. 0,42^ 2- — Inventar 1722 A 411 mit rnrecht als Werk
r<ruzzi"s (1481 — 1.536). Bei H. nicht minder irrtümlich als Baroccio. Die Malweise
zeigt nichts von der leichten flüssigen Behandlung dieses Meisters, seinen roten
: leischtönen, seinem eigenartigen Helldunkel.
II Cavaliere d'Arpino.
Giuseppe Cesari, gen. II Cavaliere d'Arpino. Aus Arpino in den
Abruzzen war sein Vater gebürtig. Er selbst ist bald nach
1560, vielleicht schon in Rom geboren, sicher ebendort den
). Juli 1640 gestorben. Tonangebender Schnellraaler. Haupt-
vertreter des Manierismus in Rom.
Eine Römerschlacht. Kampfgewühl zu Fuss und zu Ross. 112.
I)|^s von rechts andringende Heer füllt die grössere, das von (100.)
links kommende die kleinere Hälfte des Bildes. Vogelzeichen ^3.
'ben in der Luft. Vom unten gefallene Pferde und Krieger.
5
66 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Leinwand: h. 2.(j2 : br. 4,24. — 1738 durch Ro^>i aus Italien. Damals
»Carracci« zugesclmebon . Tm Inv. 1754 als -;iutore ineerto<. Später und bei H. als
Cavaliere d'Aijjino.
D. Die bolognesische Schule.
ßagnacavallo.
Bartolommeo Eamenghi, gen. Bagnacavallo. Geb. zu Bagnaca-
vallo im Ferraresischen 1484, gest. zu Bologna im August 1542.
Schüler Fr. Francia's in Bologna. Später im Anschluss an die
ferraresische und römische Schule weiterentwickelt. Thätig vor-
nehmlich in Bologna.
113. Maria, vier Heiligen erscheinend. Jnten auf der Erde links
(97.) der hl. Geminianus; dann die heiligen Petrus, Paulus und An-
1^ 2. tonius von Padua. Leben sgross, wie sie, erscheint dicht über
ihnen in den Wolken Maria, von leuchtendem Goldlicht umstrahlt,
von Engelknaben getragen und umspielt; mit beiden Armen um-
fasst sie den kleinen Heiland, der triumphirend , mit segnend
erhobener Eechten links neben ihr auf der Wolke steht.
Ital. Pappelholz ; h. 2,51; br. 2,06. — 1755 durch den Maler C. C. Giovanuini
aus dem Ospedale de' Pellegiini zu Bologna. — Hauptbild des Meisters. — üest. von
Peter I.ntz. — Phot. Braun IV, 4. — Phot. Ges.
Luca Longhi.
Geb. zu Kavenna den 14. Januar 1507, gest. daselbst den
12. August 1580. Unter dem Einflüsse der bolognesischen
Schule entwickelt, der er sich wenigstens als Schulverwandter
anreiht. Thätig zu Ravenna.
114. Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Maria hält
(506.) mit ihrer linken Hand den Jesusknaben, mit ihrem rechten Arm
32 a. umfasst sie den links knieenden Johannesknaben , dem jener
zärtlich unter's Kinn fasst. Im Hintergrunde rechts eine Säule
und ein Vorhang, links eine anmutige Landschaft.
lioinwaud; h. 0,881/3; br. 0,71. — Zuerst im Katalog von 1835 als yinnocenzo
da Imola« : 1S4G als »unbekannt« ; 1848 zuerst als >Lni'a Longhi... Es ist in der Tliat j
v\n charakteristisches Bild dos Meisters. — Phot. Braun IX, 7.
1). Bolognesische Schule. XVJ. Jahrb. 67
Prospero Fontana.
Geb. zu Bologna 1512. gest. daselbst 1597. Schüler des Inno-
cenzo da Imola. Scbiilhaupt in Bologna während der Verfallzeit
der zweiten Hälfte des XYI. Jahrhunderts.
Maria mit dem Kinde und Heiligen. Links sitzt die Mutter- 115.
uottes am Boden und reicht dem Jesusknäblein die Brust. (507.)
Hinter ihr blickt Joseph hervor. Rechts vorn knieet die heil. ^'^ ^^■
Cäcilia. bekränzten Hauptes, mit ihrer Orgel. Neben ilir eine
zweite bekränzte Heilige.
Ital. Pappelliolz ; h. 0,75; br. 0,Gö. — Inventar 1754. I 177, als xautoie incerto;:.
l''docb schon im 'Catalorrne^< von 1763 mit Reclit dorn Prospero Fontana zugesehriehen.
Bartolommeo Passarotti.
Geb. zu Bologna um 1530; gest. daselbst den S.Juni 1592.
Schüler des T. Zuccaro, Lehrer des Ag. Carracci. Thätig zumeist
in Bologna. Er gehört zu den Bologneser Manieristen der zweiten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts.
Ein Familienbildniss. Kniestück. An einem rot gedeckten jjg.
Tisch sitzen zwei Männer, zwei Frauen und ein Kind. Links (5 7 2.)
und rechts die l)eiden Männer, in der Mitte die beiden Frauen. 33 d.
das Kind vorn ganz rechts. Der Mann zur Linken hält ein
Stück Goldschraiedearbeit erhoben. xVngeblich die Familie des
Künstlers.
Leinwand: h. l.OS^Is; br. l,3'Ji;3. — Inventar Guarienti (vor 175oj N. 431. —
Aus der Sammlung des ^larchese Monti zu Bologna.
Orazio Sammacchini.
Geb. zu Bologna 1532, gest. daselbst den 12. Juni 1577. Ent-
wickelte sich in Eom durch das Studium Kaphael's und Michel-
mgelo's zu einem der talentvolleren bolognesischen Manieristen
ior zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts.
Heilige Familie. Maria sitzt in der Mitte. Kechts knieet die ||7.
heil. Katharina. Das Christkind auf dem Schoosse seiner Mutter(509.)
wendet sich nach links, von wo der kleine Johannes ihm einen 32 a.
Apfel reicht. Ijinks, weiter zurück, steht Joseph.
Ital. Pappolholz; h. 0,941/3; br. OJl»/;;. — Inventar Guarienti (vor 17.>3) X. 42<j.
\ns dor Sammhing des Marchoso Monti zu Uologna. — Phot. Braun V, 8.
5*
68 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Pellegrino Tibaidi.
Auch Pell. Pellegrini. Geb. zu Bologna 1532 (Vasari VII, p. 416,
Anm. 2), gest. in Mailand als Dombaumeister zu Anfang 1592.
Als Maler wahrscheinlich Schüler Bart. Ramenghi's in Bologna;
durch das Studium der Werke Michelangelo's weiterentwickelt.
Tbätig in Bologna, Rom, Madrid und Mailand.
1(8. Der heil. Hieronymus, Rechts sitzt der halbnackte Alte. Links
(5 08.) erscheint der Engel, welcher ihm mit lebhafter Fingersprache
C 1. eine Offenbarung zuträgt. Der Heilige hält seinen roten Mantel
auf den Knieen, seine Feder in der Rechten, seine Linke auf
der Schriftrolle. Links zu seinen Füssen sein Löwe, rechts
sein roter Cardinalshut neben einem Totenkopf.
Leinwand; h. 1,71: In-. 1,35. — Zuerst im Katalog von 1835.
Lorenzo Sabbatini.
Gen. Lorenzino da Bologna. Geb. um 1533, gest. um 1577. Soll
Tizian's Schüler gewesen sein, sich später aber ganz dem Einfluss
der florentinischen und römischen Schule hingegeben haben.
Thätig in Bologna, in Rom und an anderen Orten.
119. Die Verlobung der heil. Katharina. In der Mitte sitzt Maria
(535.) und reicht dem Jesusknaben auf ihrem Schoosse den Ring, den
32 a. er der rechts knieenden heil. Katharina an den Finger stecken
soll. Links vorn Joseph als Brustbild, mit erhobener Rechten
zum kleinen Heiland empordeutend.
Leimvand; h. 0,96: br. O^li^^. — Inventar Guaricnti (vor 1753) N. 425. Ans
der Casa EeUucci zu Bologna. — Phot. Braun VII, 12.
Denijs Caivaert.
Gen. Dionisio Fiammingo; geb. zu Antwerpen, wo er 155G Lehr-
junge der Lucasgilde wurde, gest. als Schulhaupt zu Bologna den
17. März 1619. Schüler des Prospero Fontano zu Bologna.
Thätig zumeist in dieser Stadt.
120. Maria erscheint den heiligen Franoiscus und Dominicus. Links
(lOO.)^'O^^ i^'i grosser Berglandschaft der heil. Franz in halb knieen-
ß 2. der Stellung. Er hält das rote Kreuz ausgestreckt in der Linken
und schaut verklärt gegen Himmel. Rechts kniet der heil. Do-
minicus mit gefalteten Händen, ebenfalls selig emporblickend.']
Zu seinen Füssen ein Buch und eine Lilie. Maria erscheint,
D. Bologncsische Schule. XV[. Jalirli. 69
mit dem Christkind im Arm oben aus grauer Wolke iu gold-
gelber Engelkopf-Glorie. Datirt unten in der Mitte 1598.
Leinwand; h. 1,5972 < 1>i'- l,-ö. — 175G aus Casa Ranuzzi in Bologna. —
Dieses, nicht Calvaert's Copie der heil. Cäcilia RaphaeFs, wie 11. annahm, kam aus
Ca>a Kanuzzi. Dies geht unzweideutig- aus Giovanuini's Briefen im K. S. llaupt-
staatsarchiv vom 17. Februar und 20. April 175G und dem ebendort aut bewahrton
Echtheitszeugniss der Accademia Clementina zu Bologna vom 30. Juni 1756 hervor,
welches zugleich den wahren Urheber dieses bisher ohne Provenienzangabo und un-
richtig dem Fod. Baroecio zugescliriebenen Bildes nennt. Yergl. des Verfassers Aufeatz
in Thode's :>Kunstfreuud« I, 1885, S. 232 -2:U. — Phot. P.raun IX, 8 und Phot. Ges.
Lavinia Fontana.
Geb. zu Bologna den 26. August 1552, gest. in Eom 1C02.
Schülerin ihres Vaters Prospero Fontana. Thätig in Bologna.
Heilige Familie. Der Jesusknabe auf Maria's Schoosse erwie- I2I.
dert zärtlich die Umarmung des rechts nahenden kleinen Johannes. (5 14.)
Links steht Joseph, rechts sitzt Elisabeth. Bezeichnet unten: 4 c.
LA.YINIA PEOSPERI FONTANA . . . FACIEBAT A'^ MD . . .
Buchenliolz; h. 0,40; br. O.o2. — Inventar Guarienti (vor 1753) X. 420. —
Aus dor Sammlung des Abbate Branchetta zu Bologna.
Unbestimmter Bolognese.
Zweite Hälfte des XVI. Jahrhunderts.
Heilige Familie. Links Gemäuer, rechts Landschaft. Maria 122. ^
liält das nackte Kind auf ihrem Schoosse und ergreift das Hand- (104.)
tuch, welches die links vor ihr knieende Elisabeth ihr reicht. 32 a.
Joseph sitzt hinter den Frauen. Ganz links kommt der kleine
Johannes mit dem Lamme auf den Schultern.
Leinwand; h. 0.84: br. l.U. — Inventar 1722. A 21. — Damals als Gare fal.>.
ISoi H. als römische Schule; vielmehr bolognesischor oder verwandter Schule.
E. Die ferraresische Schule.
Ludovico Mazzoiini.
Geb. um 1479 zu Ferrara; gest. daselbst 1528. Vergl. Baruftaldi,
Vite de Pittori etc. Ferraresi (1844) I, p. 130, und Vasari III.
l'ag. 139 — 140. Schüler des Lorenzo Costa. Ausgezeichneter
ferrarosischer Colorist. Thiitig zumeist in Ferrara.
70 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
123. Die Ausstellung Christi. Auf marmornem Vorbau, zu dem
(145.) links von der Strasse eine Treppe hinaufführt, wird der Dornen-
1 a. gekrönte, nur mit dem Schamtuche bekleidet, von zwei Schergen
gehalten. Zahlreiche Zuschauer drängen sich oben um ihn, auf
der Treppe und unten auf der Strasse. Unter ihnen links oben
ein Herold mit seinem Trompeter, rechts ein Knabe, der ein
Banner trägt. Unten auf der Strasse begrüssen sich vorn in
der Mitte zwei Pharisäer.
Ital. Pappelholz; li. 0,GG ; hr. 0,43'/2- ~ 1876 von i{;ox ia London. Bis zur
Vcrsteigening 1865 beim Grafen James Pourtales-Gorgier zu Paris. — Charakteristischo.'*
Bild des i\reisters. — Phot. Braun ITT, 11.
Dosso Dossi.
Eigentlicher Name: Giovanni di Niccolo Lutero. Geb. gegen 1479
im Mantuanischen, gest. (vor dem 26. Juli) 1542 in Ferrara.
Schüler des Lor. Costa in Bologna. Durch römische und veneziani-
sche Einflüsse weitergebildet. Freund Ariosts. Thätig vornehmlich
in Ferrara.
124. Der heil. Georg. Veränderte und vergrösserte Copie nach dem
(93.) Gemälde Eaphael's in der St. Petersburger Eremitage. Der jugend-
B 1. liehe geharnischte Kitter in vergoldeter Rüstung sprengt gegen
den Drachen an, der sich links unten, bereits von der Lanze
durchbohrt, zu seinen Füssen windet. Eechts im, Mittelgründe
knieet die befreite Prinzessin in der Landschaft.
Leinwand; h. 2,05; br. 1,23. — 1746 aus der herzogl. Galerie in llodona. —
Damals dort Garofalo benannt (Venturi p. 356) : in den Dresdener Inventaren dem
Kaphael selbst, bei H. frageweise dem Giov. Fr. Ponni, »il Fattore« gen. (1488—1528),
zugewiesen; doch waren jene älteren Angaben auf dem riehtigeren "Wege. Die Formen-
und Farbendurchbildung des Bildes weist nur noch mehr auf Dqsso, als auf seinen
Genossen Garofalo. Als .Jugendwerk Dosso's. »etw'a um 1506 ausgeführt«, mit grosser
Entsehiedonlieit und nach unserer üeberzeugung mit Recht in Anspruch genommen
von Lerm. S. 140. Das Original Kaphaei's ist ein kleines Bildchen. Dosso hat ausser
dem Maasse nicht nur die Landschaft verändert, sondern z. B. dem Ritter einen
llelmbuscb, der Prinzessin eine Krone gegeben.
125. Der Erzengel Michael. Mit der Lanze in der Rechten, dem
(92.) Schilde in der Linken ist er vom Himmel herabgestürmt. Im
D 1. nächsten Augenblicke wird sein Fuss schwer auf dem Satan
lasten, der sich über Flammen und Rauch, vergebens den Drei-
zack in der Rechten zur Abwehr erhebend, unter ihm windet.
Leinwand; h. 2,05; br. 1,18. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu INIodona. —
Schon damals dort als Work Dosso Dossi's (Vonturi p. 350^. — In Dresden von Anfang-
E. Ferraresische Schule. XVI. Jahrh. 71
;ui als Werk ronuis: biM II. doch nur (wie das vori};rt') frafjeweise. - - Dem Do>.>i
mit Reebt ;5urücky:ef;ebeu von Lermolieif S. 1:J9 — 140. Doch ist die « 'ompo.sitiou von
Kaidiaolls beiden Darsteliunj^on des Erzenpfels Michael im Louvto so verschieden , dass
nur eine allirenieine Anroiruiiü: durch den damals in Ferrara befindliclien Carton
des grösseren dieser Bilder zug;egeben werden kann. — Phot. Ges.
Die Gerechtigkeit. Ganze Gestalt, fast von vorn gesehen. |26.
Die Waage liält sie in der erhobenen linken Hand, die Fasces(l4G.)
unter dem rechten Arme. Zu ihren Füssen drei umgestürzte D 4.
Geldtöpfe. Sie trägt ein grünes Unterkleid, ein rotes Oberkleid,
einen blauen, gelbgefütterten Schultermantel. Links hinter ihr
ein Baum, rechts Fernblick in heitre Landschaft.
heinwand; h. 2,00; br. 1,07. — 17-40 aus der herzo!4:l. Galerie zu Mo'dena. -
Vergl. Lerm. S. 13() — 138. Offenbar Decorations-Gegenstück zu dem folgenden und
^ ielleicht auch zu den beiden vorigen gewesen. Wurde 1G18 von Ferrara nach Modena
^'oschickt. Yergl. Venturi p. 3'.». — Phot. Braun XIII, 1 und Phot. Ges.
Der Friede. Weibliche Gestalt, etwas nach links gewandt. 127.
Sie tnigt ein blaues Unterkleid, ein strohgelbes Oberkloid, einen (149.)
roten Mantel, eine Blumenkrone im Haar, hält ein Füllhorn im D 1-
linken Arm, eine gesenkte Fackel in der rechton Hand und tritt
mit dem linken Fuss auf Harnisch und Helme, während links
neben ihr ein Lamm auf der Erde liegt.
Leinwand; h. 2,11; br. 1,09. — 174G aas der herzogl. Galerie zu Modena. —
^'e^gl. die Bemerkungen zum vorigen. — Pliot. Brann VI, 2 und Phot. (jes.
Vision der vier Kirchenväter. Der heil. Hieronymus knieet 128.
links; die heil. Ambrosius, Augustinus und Gregorius sind(150.)
rechts angeordnet: der eine schreibt sitzend, der zweite stehend; D«^-
der dritte steht mit erhobener Rechten hinter ihnen. Links
knieet ein xMrmch, wohl der Stifter. In der Mitte reiche Land-
schaftsferne. Oben setzt Christus der links neben ihm auf den
Wolken knieenden Maria die Krone auf's Haupt.
Ital. Pappelholz; h. 3,5«; br. 2,08. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Beland .sich ursprünglich als Altarblatt in der Kathedrale dieser Stadt. Ventm-i p. 171. —
Gestochen von P. A. Kilian ^ II, 7. — Phot. des.
Vision der vier Kirchenväter. Aehnliches Bild, in kleinerem 129.
Maasstabe, wie das vorige. Doch sitzt hier links einer der (15 3.)
heil. Bischöfe, rechts der heil. Hieronymus vor den beiden anderen, l b.
Alle vier sind in lebhafter Unterhaltung begriffen. Im Hinter-
gründe links reicher Fernblick. Oben in den Wolken Gottvater
auf der Weltkugel von p]ngeln umgeben . mit einem Stabe das
Haupt der rechts neben ihm knieenden Maria berührend.
72 Italiener dos sechzehnten Jahrhunderts.
Früher von Holz auf Leinwand üljertrageu; h. 1:55: br. l.lGVs- — Inventar
1754, I 93, als Garofalo. Bei H. als v.Schnle des Dosso.« Doch von Lerm. S. 14f' —
141 mit Recht für ein eigenhändi<?es "Werk der Frühzeit des Meisters erklärt.
Schule Dosso Dossi's.
130. Eine Höre mit Apollo's Gespann. Die Höre steht auf Wolken
(148.) mitten im Bilde und wendet sich nach links zu den vier Eossen
32 d. Apollo's zurück, um sie an den Wagen zu spannen, der rechts
unten in der grünen Landschaft steht.
Leinwand; h. 0,89; br. 1,55. — 1746 aus der lierzogL Galerie zu Modeua. —
Damals dort dem Garofalo (Venturi p. 356), jedoch schon im Inventar Guarienti (vor
1753) N. 238 dem Dosso Dossi zugeschrieben. So auch bei H. Nach Lerm. S. 138
in der That dossoisch, doch nicht von ihm selber ausgeführt. Dies scheint richtig.
Das Bild gehört zu demselben Dccorations-Cyklus wie N. 139 : zeigt jedoch eine andere
Hand. In der That sind verschiedene Meister an der Ausschmückung des Sclüosses
zu Ferrara, aus dem aucli dieses.Bild 1018 nach Modeua kam (Veutui-i p. 39), thätig
gewesen.
131. Der Traum. Eine junge Frau schlummert vorn an einem
(151.) Steine, auf dem über grünem Tuche ein weisses Kissen liegt.
32 b. Im nächtlichen Dämmerlichte umgeben sie von allen Seiten phan-
tastische Menschen- und Tiergestalten. Rechts neben ihrem Haupte
ein Hahn, hinter ihr eine Eule, über ihr ein fahler Lichtball.
Links zu ihren Füssen seltsame Spukgestalten. Im Hintergrunde
jenseits eines Sees eine brennende Stadt.
Leinwand; h. 0,82: br. 1,48. — 174G aus der herzogi. Galerie zu Modena. —
Daraals dort dorn Garofalo zugeschrieben (Vontnri p. 357). In Dresden jedoch schon
im Inv. Guar, (vor 1753) N. 143 als Dosso Dossi. — Nach Lerm. S. 138. dem wir zu-
stimmen, in der That dossoiseli ; doch nicht von Dosso Dossi, eher von dessen Bruder
Battista Dossi ausgeführt. Vergl. die Bemorlamgen zum vorigen Bilde.
Garofalo.
Benvenuto Tisi da Garofalo. Geb. 1481 in ferraresischem Ge-
biete, gest. zu Ferrara, den G. Sept. 1559. Schüler des Dom.
Panetti in Ferrara, des Boccaccino in Cremona, des Lor. Costa in
Bologna. Im Anschluss an Raphael in Rom und an Dosso Dossi
in Ferrara weiterentwickelt. Thätig zumeist in Ferrara.
132. Poseidon und Athene. Pallas Athene setzt den linken Fuss
Q5ßyiuf ihren Helm, stützt sich mit der rechten Hand auf ihren
D 1. Speer und weist mit der Linken auf die Stadt zurück. Poseidon
sitzt rechts neben ihr auf dem Felsen, stützt seine rechte Hand
auf seinen Dreizack und setzt seinen rechten Fuss auf einen
Delphin. Im Hintergrunde die Meerbucht, von Bergen umgeben.
E. Ferraresische Schule. XVI. Jahrh. Cd
Hechts die Stadt, wahrscheiulicli Athen, am Gebirge. Bez. unten
halb r. 1512. NOV.
liCimvaud ; h. 2.11: br. l,-40. — 174G aus der horzot,']. Galerie zu Modeua :
1618 aus Ferrara, für dessen Schloss es gemalt gewesen, nach Modena. Venturi p. '.V.K
— Gestudien von Jac. l'olkoma ^11, 17. — Phot. Braun II, 7 und Phot. Ges.
Maria, ihr Kind anbetend. Kechts kuieet Maria vor Euinen 133.
in üppiger Berglandschaft. Sie faltet die Hände und betet das (160.)
in der Mitte auf ihrer Mantelschleppe ruhende Kind an. Links ^ 2.
knieet ein Engel, welcher bereits das Schweisstuch und die Dor-
nenkrone bringt. Oben in den Wolken ein Engelchor in drei
Abteilungen. Die oberste hält eine Tafel mit der Inschrift:
TVAM IPSIVS ANIMAM GLADKS PEETUANSIVIT. Die
beiden unteren halten die Marterwerkzeuge des Heilands. Unten
auf einem Steine die Jahreszahl MDXVII und die undeutliche
Angabe des Monats.
Leinwand ; h. 2,44 : br. 1,30. — Inv. Guar, (vor 1753) X. 151 : aus der Kirche
der Padri Scalzi zu Ferrara. Nach Vasari (VI, p. 405) für die Kirche San CürolaDio
in Ferrara gemalt und »tenuto bellissimo-. — Phot. Braun Xn, 1 und Phot. Ges.
Maria, Heiligen ersclieinend. Mit segnend ausgestreckter 134.
linker Hand blickt Maria gnädig von ihrem Wolkenthrone herab, (161.)
Mit der Rechten hält sie das Christkind neben sich auf einer D 3.
kleineren Wolke, Unten musiciren ältere, oben reiten jüngere
Engel auf Wolken. In der reichen Landschaft steht Petrus
links, sitzt der heil. Bruno schreibend in der Mitte, steht rechts
in blanker Rüstung der heilige Georg. Unten in der M. bez.:
BENVENV (sie) GAROFALO MDXXX DEC. Das letzte Wort,
welches December bedeuten würde, ist wohl mit Lerm. S. 142
nur so zu lesen, wenngleich anscheinend DEI dort steht.
Leinwand; h. 2,84: br. 1,49. — 1749 durch S. Striebel aus Rom. — Nach
N. Cittadella (Notizie relative a FciTara p. 351) aus der Certo.sa von Ferrara. —
Das vi>n Vasari (VI p. 4G3j ähnlich beschriebene Bild für S. Spirito war ein anderes.
Catalo'/o istorico de' pittori ferraresi II, 1782, p. 29. — Phot. Braun XV, 1.
Mars und Venus vor Troja. Ilias V, Vers 330 — 364. Links 135.
sitzt Mars in der Rüstung eines mittelalterlichen Ritters. Statt (155.)
seines Helmes, den Amor fortschleppt, trägt er ein farbiges D 4.
Barett. Er wendet sich der Liebesgijttin zu, welche, von oran-
genem Mantel lose umhüllt, mit Amor rechts neben ihm steht
ihm ihre durch Diomedes verwundete linke Hand zeigt und
mit der rechten hinunter deutet auf den Wagen, den sie er-
bittet, um zu entrinnen. Rechts im Thale das Kampfgewühl.
74 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Leinwand; h. l.:];l: Lr. 2,:)8. — 174G aus der herzogl. Cjalerie zu Modena. —
lOlS ans Fen-ara nach Modoua: Venturi p. :>9. — Phot. Brann VI, 3 und Phot. Ges.
S36. Heilige Familie. Eechts sitzen Anna und Maria in einem
(159.)Rninenhofe auf einer Steinbanlv. Maria hält das stehende Christ-
1 a. Ivind neben sich , und dieses wendet sich bewegt dem kleinen
Johannes zu, welcher links von Elisabeth herangeführt wird und
ein Lamm im iVrme trägt. Hinter Anna und Maria deren Gatten
Joachim und Joseph. Links vorn eine Wiege.
Ital. Pappelliolz ; h. 0.41 : br. O.'jl. — 174G aus der herzogl. Galerie zu ^lodena.
137. Maria mit dem Kinde und Heiligen. Unten im Hofe des Pa-
(158.)lastes, der rechts die Aussicht verdeckt,, während der Blick links
3 a. in die Landschaft schweift, sitzt Maria auf einer Steinbank und
reicht das nackte Christkind der links knieenden, mit einem
Rosenkranze geschmückten, an den Musikinstrumenten zu ihren
Füssen kenntlichen heil. Cäcilia dar, hinter welcher die heiligen
Antonius von Padua und Bernhardin von Siena knieen, während
rechts hinter der Madonna der heil. Geminianus sitzt, dessen
Name auf seiner Tafel steht.
Ital. PappeUiolz ; h. 0,6.ö; br. 0,S5V2- — l"-i*J 'i"s der herzogl. Gfilerie zu IMo-
dena. — Pliot. Braun V, 4 und Phot. Ges.
138. Bacchanal. Bacchus und Ariadne kommen links auf gol-
(157.)(3enem Wagen, von Satyrn und Bacchantinnen umschwärmt,
Bl. herangefahren. Ein schwebender Genius hält zwei goldene Reifen
über ihren Häuptern. Neben ihnen, hinter ihnen und vor ihnen
schreiten mächtige Elephanten, von Angehörigen des Thiasos
geritten. Vorn in der Mitte helfen nackte Satyrn dem alten
bekränzten Silen den LöAven zu besteigen, der geduldig am Boden
kauert. Eechts mrd geopfert und iiiusicirt und erscheint Pan
mit den Seinen. Aus den Wolken blicken Zeus und Hera herab.
Lfinwand: h. 2,18: br. 3,13. — 1740 aus dor herzogl. Galerie zu Modena,
in wclclie das Bihl zu Anfang des XVII. .Jahrhunderts aus Ferrara gelangte. — Nach
Vasari (VI p. 467) als Kaminstiick für den Herzog Aon Ferrara nach einer Zeichnung
RaphaeFs (»con i disegni di Kaflaello da Urbino ) von Garofak) in dessen 65. Lebensjalire,
als er nur mehr auf einem Auge sah. gemalt. -- Phot. Braun XIII, 2 und Phot. Ges.
139. Diana und Endymion. Endymion schlummert vorn in blumi-
(147.) gern Rasen unter Felsen und Bäumen, mit dem rechten EUen-
32 d. bogen auf einen Stein gestützt. Diana (Selene, die Mondgöttin)
beugt sich über ihn, umfasst sein Haupt und greift ihm mit
der linken Hand an's Kinn. Rechts im Mittelgrunde ihr Wageu.j
E. Ferraresische Schule. XVI. Jalirh. 7ö
Leinwand : h. U.OlVal br. 1,54V2- — l'^^J »""^ Jßi' herzogl. Ualeiie zu Modena.
I>amals »Venus und Adouis; benannt und schon dem Garofalo zugeschrieben. Vergl.
Ventnri p. 350. — In Dresden jedoch seit dem Inventar 1754. I 34:5, als Dosso Dossi.
So auch bei H. — Dagegen von Lerm. S. 138 wenigstens als Erüudung dem Garofalo
zurückgegeben, wenn er auch die Ausführung eher dem Girolamo da Carpi zuschreiben
wollte. Uns scheint es. in Uebereinstimmung mit der ursprünglichen ;Bezeichuung,
ein eigenhändiges Werk llarot'alo's zu sein, w^iin auch keines seiner besten.
Schule Garofalo's.
Jesus im Tempel. Der jugendliche Heiland steht allein in 140.
der Mitte des Mittelgrundes auf einer Treppenstufe und erhebt (154.)
lehrend die Eechte. Links und rechts in weitem Halbkreise sitzen ^ <-
und stehen die Zuhörer, mannigfaltig gruppirt und äusserlich
und innerlich bewegt. In der Mitte liegt ein Lamm am Boden.
Leinwand; h. O.OG'^! t»i'- 0,S4V2- — 1746 aus der herzogl. Galerie zu ^lodena.
Damals dort dem Garofalo zugeschrieben. Venturi pag. 301. Bei H. als »Schule des
Dosso Dossi«. Von Lorm. S. 142 dem Garofalo zurückgegeben; docli wohl nur Schulbild.
Die Verlobung der heil. Katharina. Li einer Säulenhalle, 141.
durch deren Rundbogen man in eine Berglandschaft blickt, (162.)
sitzt links Maria mit dem Kinde, naht rechts, sich leicht ver- 3 c.
neigend, die heil. Katharina, welcher der Jesusknabe einen Ring
an die Rechte steckt. Links steht Joseph hinter Maria. Bez.
am Postamente links: M . D . XXX . VIL
Ital. Pappelholz; h. 0,68; br. 0,521/2- — 1740 aus der herz, (ialerio zu JIo-
dena, in welche das Bild (Venturi, p. 1.59) 1625 aus der Sammlung des Cardinais
Alessandro in Rom gelangte : damals in .Modena ausdrücklich als echt bezeichnet
I Venturi p. 355). jedoch schon bei H. mit einem Fragezeichen A-ersehen und schwer-
lich g^t genug für die eigene Hand des Jleisters.
Girolamo da Capri.
Eigentlich Girolamo de' Sellari oder de' Livizzani. Sein Vater
war aus Carpi. Geb. zu Ferrara 1501, gest. daselbst vordem
28. October 1561. Schüler Garofalo's. Weiterentwickelt unter
'\^m Einflüsse Dosso's.
Gelegenheit und Geduld. Rechts ein schroffer Felsen, links |42.
unten die Land.schaft. Rechts weicht eine bekleidete und ver- (185.)
hüllte weibliche Gestalt, welche die Geduld vorstellt, vorsichtig D3.
und erschreckt vom Abhänge zurück, an dem ein mit kurzem
Chiton bekleideter Jüngling, welcher mit den Zehenspitzen seiner
gotiügelten Füsso auf einer Kugel steht und ein Messer in der
76 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
erhobenen Rechten hält, senkrecht so schnell hinabrollt, dass
sein blondes Haupthaar in die Hohe weht. Dieser Jüngling
stellt die Gelegenheit vor. Er ergreift die Gelegenheit, welche
die Geduld verschmäht.
Leinwand: h. 2,11; hr. 1.10. — 174G aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Seit dem Inv. Guarienti (vor 1753), X. 85, als Werk Girolomo Mazzuoli's. — Indessen
hat Venturl (p. 2.3 — 25) urkundlich nachgewiesen, dass Girolamo da Carpi dieses
Bild unter dem Xamen der »Gelegenheit und Geduld« 1541 am herzoglichen Hofe von
Ferrara gemalt hat: und wir sehen keinen Grund, mit Venturi zu bezweifeln, da-^
Vasari eben dieses Bild im Sinne gehabt, als er schrieb (VII, p. 476i. Girolamo da
Carpi habe im herzoglichen Palaste ein grosses Gemälde gemalt, »con una figura
quanto il vivo, tinta per una Occasioue, con bella vivezza, movenza, grazia e buon
rilievo . Vergl. auch des Verfassers Te.N;t zu Braun's Galeriewerk S. 137 — 138. — Eine
Copie des Bildes wurde in der Galerie von Modena zurückbehalten. — Phot. Braun IV. .').
143. Venus von Schwänen gezogen. In weiter, rechts vorn von
(178.)liohen Bäumen begrenzter Landschaft fährt Venus in einer
E2. von Schwänen gezogenen Muschel nacn rechts über den See.
Sie wendet sich, einen Pfeil in der Kochten erhebend, nach
Amor um, der mit einer Fackel auf dem Rande der Muschel
steht. Links im Wasser und am Ufer ergehn sich drei Nymphen.
Leinwand: h. 1,43; br. 2,67. — 174G aus der herz. Galerie zu Modena.
Schon dainals dort Girolamo da Carpi zugeschrieben (Venturi, p. 358), obgleich es
1G18 als Werk Dosso's von Ferrara nach Modena geschickt worden war (Venturi. p. oOi.
Nach Lerm. S. 137 gehört es zu den Bildern, die von Dosso erfunden, aber vi.u
Girolamo da Carpi u. a. ausgeführt Avurden.
144. Judith. Kniestück. In hellem Gewände, von dunkelblau-
(152.) grünem Mantel umflattert, sitzt Judith lebensgross im Vorder-
3 b. gründe. In der gesenkten Linken hält sie das Haupt des Holo-
fernes. Mit der rechten Hand weist sie, an ihrer Brust vorüber
zurückdeutend, auf das Zeltlager im Mittelgrunde.
Leinwand:, h. 1,341)2; br. l,07iJ2. — 1740 aus der herz. Galerie zu Modena.
— Damals ganz irriger Weise dem Parmeggianino zugesehrieben. Bei H. als Do*iso
Dossi. Nach Lerm. S. 138—139 Avohl in der That von Dosso entworfen, jedoch von
Girolamo da Carpi ausgeführt. Diesem Meister, für den auch wir uns entscheiden,
schreibt in der That bereits ein altes Modeneser Inventar vom Anfang des XVIIT. .hilir-
hiinderts (\'enturi. p. 313). das Bild zu. — Phot. Braun XII, 2.
145. Zeus' Adler mit Ganymed. Mit ausgebreiteten Fittichen
(182.) schwebt der Vogel des höchsten Gottes zwischen Wolken in der
B 2. Luft und packt mit einer Klaue den linken Fuss des jungen Gany-
medes, der sich willig am Flügel festhält und ein Gefäss trägt,
welches auf sein Amt als Mundschenk des Zeus deutet.
E. Ferraresisclie Schule. XVI. Jahrh. 77
Leinwand; h. 0,60^ o^ ^'^- l^iö. — 174G aus der lierzogl. Galerie zu Modena. —
Sclion damal> und noch bei H. als Parme^'^anino. Gleichwolü zeigt das Bild durchaus
nii-ht ilie Hand diese« Meisters: vielmehr gehiirt es, Avie Lerm. S. 139 richtig: bemerkt
hat , in die Reihe der von Dosso und seinen Nachfolgern in Ferrara ausgeführten
Gemälde, ist aber kein eigenhändiges Bild Dosso's. Es unter die Werke Girolamo
da Carpi's zu setzen, veranlasst uns einerseits seine Malweise, andererseits das alte
Modeneser Inventar von Anfang des XVIII. Jahrhunderts ( Venturi, p. 313), in dem
es in der That noch diesem Meister zugeschrieben Avird.
Ippoiito Scarseila.
Ippolito Scarseila, gen. Scarsellino. Geb. zu Ferrara 1551;
gest. daselbst den 27. Oct. 1G20. Unter dem Einflüsse des
Carracci in Bologna und Paolo Veronese's in Venedig entwickelt.
Hauptveftreter der ferraresisclien Kunst am Ende des XVI. Jahr-
hunderts. Thätig zumeist in Ferrara.
Die Flucht nach Aegypten. In reicher, den Gesammteindruck |46.
beherrschender Landschaft schreitet die heil. Familie, nach (18 7.)
rechts gewandt, rüstig einher: voran Joseph, der den Esel vor 3a.
sich hertreibt, hinter ihm Maria, an deren Rock der Jesus-
knabe sich festhält.
Leinwand: h. 0,3372; br. 0,78V2- — Inv. Guarienti (vor 17.33) X. 407. Vom
Aibate ßranehetta zu Bologna. — Gegenstück zum folgendeii.
Die heil. Familie daheim. In der Zimmermannswerkstatt, aus 147.
welcher man rechts in die Landschaft blickt, sitzt links Maria (188.)
uf einem Stuhle und näht. Rechts sägt Joseph an einem ^*-
-Tossen Balken; und der Jesusknabe kommt herzu, um ihm
zu helfen.
L.-inwand; h. 0..33V2: br. 0,79. — Inv. Guarienti (vor 17.33) N. 408. Vom
Abbate Branchetta zu Bologna. — r^egenstück zum vorigen.
Die heil. Familie mit Heiligen. In ihrer Säulenruinenwohnung 148.
sitzt Maria nach rechts gewandt. Der Jesusknabe steht auf(l-89.)
ihrem Schoosse und reicht der heil. Barbara (es ist nicht die ^ ^•
heil. Katharina), welche sich, ihren Turm in der Linken, leise
von rechts herniederbeugt, ihre Palme. Rechts vorn kniet der
heil. Carlo Borromeo. Links hinter Maria steht Joseph. In
(\<n' Mitte blickt der Johannesknabe hinter der Säule hervor.
Leinwand; h. 1,96; br. 2,19. — 174G aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Das Bild war 161.5 vom Herzog bei dem Meister, der damals in Ferrara arbeitete,
für eine Kapelle in Modena bestellt und im October desselben Jahres vollendet worden.
Venturi. p. 140—141 und p. 172. Docnmenti TIT. — Gest. von Et.Fessart ^11, 27,
78 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
849. Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. Maria sitzt in einem
(190.)dii'3klen, schattigen Garten. Das Kind sitzt auf ihrem rechten
35 d. Arm und wendet sich dem linlcs knieenden heil. Franciscus
zu. Kechts kniet der hl. Antonius. Hinter Maria stehen die
heil. Clara und die heil. Katharina von Siena.
Kupfer: li. 0,P>-i: br. 0,28i|2. — Inv. Guarienti (von 1753) N. 427. Ans Casa
Ghislieri in Bologna.
F. Die Schulen von Parma und Morlena.
Antonio Aliegri.
Ant. Aliegri, gen. Correggio. Geb. zu Correggio 1494, gest.
daselbst den 5. März 1534. Schüler des Ant. Bartolotti zu
Correggio und des Ferraresen Fr. Bianchi zu Modena. Thätig
in Correggio, hauptsächlich aber in Parma. Aus der ferra-
resi seh -bolognesi sehen Schule hervorgewaehsen , wurde er bald,
als Bahnbrecher einer eigenen Richtung, das Haupt der Schule
von Parma.
150. 0'6 Madonna des heil. Franciscus. Unter einem von ionischen
(168.) Säulen getragenen Rundbogen vor einfacher Berglandsehaft
Dl. thront Maria auf hohem Sockel, dessen unterer Teil von zwei
naturfarbenen nackten Knäblein, die zugleich ein Medaillon
mit der Darstellung des Moses mit den Gesetzestafeln halten,
gestützt wird. Das nackte Christkind auf ihrem Schoosse er-
hebt segnend die kleine Rechte; sie selbst streckt, milde herab-
blickend, ihre Rechte über das Haupt des heil. Franciscus aus.
der mit gebeugtem Knie links unten neben dem Throne steht,
die linke Hand an seine Brust presst und entzückt emporblickt.
Hinter ihm steht der heil. Antonius. Rechts neben dem Throne
aber stehen Johannes der Täufer, welcher, indem er den Be-
schauer anblickt, mit der Linken auf Maria und den Heiland
deutet, und die heil. Katharina, welche ihr Richtschwert in
der Rechten hält und den linken Fuss auf ihr Rad setzt Oben
haben sich zwei nackte Engel knäblein aus der Glorie her vor-
gewagt und umschweben mit gefalteten Händen anbetend das
Haupt der Jungfrau. Bezeichnet u. r. am Rade:
F. Parma und Mo de na. XVJ. Jalirli. 79
ANT01V5
DE
ALEGR15
Ital. Pappelholz ; h. 2,1)9 : br. 2, 451/2. — 1746 ans der herzogl. Galerie zu Mo-
(U'iia. — Das Bild ist, wie urkiindlich festgestellt -worden (Pungileoni Mein. 11.
p. H.'j— C'.M. l.')14 von den Mönchen des Minoritenklosters zu Correggio bei dem Meister
bestellt und im Frühling l.jlövon diesem abgeliefert worden. Wann es von Correggio
nach ]\l<«dona gekommen, ist unbekannt. — Gestoclien von Et. Fessard ^ I. 1. \on
i*. Lutz und von Gust. Levy. — Phot. Braun JX, d. — Phot. Ges.
Die Madonna des heiligen Sebastian. Maria mit dem Kinde 15L
erscheint in Wolken den drei Heiligen, welche unten auf derflGO.)
Erde gruppirt sind, und blickt freundlich herab. Links schaut I> 1-
der heil. Sebastian, nackt bis aufs Lendentuch, mit beiden Hän-
den an einen Baum gebunden, in lebhafter Wendung verklärt
gen Himmel. In der Mitte kniet der heil. Bischof Geminianus.
blickt den Beschauer an und deutet mit der Rechten zu der
Erscheinung empor. Zu seinen Füssen hält ein Engel sein Wahr-
zeichen, das Kirchenmodell. Rechts schläft der nacktbeinige heil.
Eochus. Grössere und kleinere Engel, von denen ein grösserer
den heil. Sebastian auf Maria hinweist, ein kleinerer keck auf
einer Wolke reitet, haben sich mit herabgelassen. Ganz oben
strahlt die Engelkopf-Glorie in goldgelbem Lichte.
Ital. Pappolliolz; h. 2,0.5 ; br. LOl. — 174G aus der herzogt. Galerie zu Modona.
— Das Bild ist 1525 von der Schiitzengilde des heil. Sebastian zu Modena für eine
Chorkapelle des Domes dieser Stadt bestellt worden. Vergl. Pungileoni II. p. 193 bi>
195. Um 1050 trat die lürche es dem Herzoge Alfonso IV. für seine Cxalerie ab.
Vergl Venturi p. 208. — Schon damals wurde es durch Flaminio Torre restaurirt.
Ks ist nicht in allen Stücken wohlerhalten. — Gestochen Aon Christ. Bertelli, von
P. A. Kilian 5|^ I, 3 und von A. Lefevre. radirt von einem alten Anonymus. — Phot.
Braun VI, 1. — Phot. Ges.
Die heil. Nacht. Der Stall bildet eine Ruine mit Säulen. |52.
Rechts kniet Maria und blickt entzückt den Jesusknaben an, (171.)
den sie mit beiden Armen über dem Stroh der Krippe hält. Dl.
80 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Ein helles Licht geht vom Kinde aus und bestrahlt, wie das
Antlitz seiner Mutter, so auch die anbetenden Hirten links
neben der Krippe. Ganz vorn steht hier ein bärtiger älterer
Hirte, welcher sich, lebhaft bewegt, auf einen mächtigen Stab
stützt; in der Mitte kniet ein jüngerer, welcher seinen linken
Arm auf die Krippe gelegt hat und glückselig gen Himmel
schaut; etwas weiter zurück endlich, an der Säule, steht eine
Magd, welche sich, geblendet, die linke Hand vor's Gesicht
hält. Ein Hund steht zu Füssen der Hirten. Joseph macht
•sich rechts im Mittelgrunde mit dem Esel zu schaffen. Links
oben aber erscheint, in Wolken herabgefahren, ein Reigen halb-
wüchsiger Engel mit wunderlich durcheinander geschlungenen
Gliedmaassen. Im Hintergrunde eine dämmerblaue Landschaft.
Ital. Pappelholz: h. 2,56'/2; br. 1,88. — 1746 aus der herz. Galerie zu Mo-
dena. — Dieses Bild wurde schon 1522 von Alberto Pratonero bestellt, aber erst 1530
in der Kapelle der Pratoneri der lürche San Prospero zu Reggio aufgestellt. Pun-
liileoni III, S. 211—212. Im Jahre 1642 unter Herzog Francesco I. ging es von dort
in die Galerie zn Modena über. Venturi, p. 226. Gestochen von A. M. Eschini,
II. Vincent, A. Zecchino, P. L. Surugue, ^ n, 1, Fr. Boetius, E. G. Krüger, A.
Lefe^i-e, C. H. Rahl, M. Lavigne, Th. Langer: radirt von G. M. Mitelli, Stef. Piali,
geschabt von Fr. Nassi , J. J. Freidhoft" u. a. : punktirt von 31. Sloane, in Schwarz-
kinist von J. Pichler. — Phot. Braun I, 7. — Phot. Ges.
153. Die Madonna des heil. Georg. In stattlicher Halle, deren
(172.) runder, reich mit Fruchtkränzen geschmückter Kuppelansatz
I> 1- von zwei steinfarbigen, in den Zwickeln auf dem Gesimse
stehenden Engeln getragen wird, thront Maria, etwas verkürzt
von unten gesehen, auf hohem Postamente vor dem Rundbogen,
durch welchen man in's Freie hinausblickt. Das nackte Christ-
kind auf ihrem Schoosse streckt seine beiden Aermchen nach
der linken Seite aus, wo der heil. Bischof Geminianiis sein
Kirchenmodell dem Engel abnimmt, während weiter vorn Jo-
hannes der Täufer in schmucker 'Jünglingsgestalt den linken
Fass auf die Thronstufe setzt und mit der Rechten zum Hei-
land empor deutet. Rechts steht der Märt}Ter Petrus in seinem
Mönchsgewande und spricht lebhaft mit den Händen, weiter
\orn aber, den linken Fuss auf das Haupt des erlegten Drachens
setzend, den linken Arm in die Seite stemmend, halb von
hinten gesehen, der jugendliche Ritter Georg, zu dessen Füssen
vier nackte Kindergestalten mit seinem Helm und seinen AVaffen
spielen.
F. Parma und Modena. XVI. Jalirh. 81
Ital. Pappelholz: h. 2,85: br. 1,1*0. — 1746 aus der herz. Galerie zu Mo-
dena. — Corregj^io hatte das Bild zwischen 1530 und 1532 für die Kirche San
Pietro Martire zu Modena gemalt. Pungileoni 11, p. 233 — 238. — 1649 Hess der
Herzog es in seine Galerie bringen. Venturi S. 225. — Gestochen von ("hi\ Bertelli.
N. D. Beauvais ^ I. 2. Th. Langer. E. G. Krüger: radirt von G. M. Giovannini
und G. M. Mitelli. — Phot. Braun V, 5. — Phot. Ges.
Magdalena. Unter dichtbelaubten Felsen liegt Magdalena, 154.
halb aufgerichtet, mit dem Rücken nach oben, stützt den Kopf (170.)
auf den rechten Arm und dessen Ellenbogen auf das Buch, 3 c.
welches sie mit der linken Hand vor sich aufgeschlagen hält.
Sie blickt eifrig lesend hinab. Links neben ihrem Kopfe steht
ihr Salbgefäss. Ihre Brust ist nackt, wie ihre Füsse. Ein
blauer Mantel umfiiesst ihren Unterkörper, ihren Rücken und
ihren Hinterkopf. Ihr blondes Haar fällt auf ihre Schultern
herab. Sie ist hell von vorn beleuchtet.
Kupfer; h. 0.29; br. 0.39V2- — l'^ö aus der herz. Galerie zu Modena. Das
I'.ild war damals so berülunt, dass es besonderer Anstrengungen der Unterhändler
'durfte, um es in den Ankauf einzusohliessen. Es hatte einen silbernen, mit Edel-
;>toinen geschmückten Rahmen, der erst, als es im Jahre 1788 einmal gestohlen, aber
bald nach der Entdeckung des Diebes zurückgebracht war, durch den gewöhnlichen
Galerie-Rahmen ersetzt wurde, um selbst in's grüne CieAvölbe zu wandern. — • Das
Bild hat den gesammten moderneu Correggio-Forschern bis vor kurzem als eins der
schönsten Werke des Meisters gegolten. Erst neuerdings hat Giovanni Morelli (Lerm.
S. 153 — 161) mit gi'osser Entschiedenheit die Unechtheit des Bildes behauptet : teils,
weil das Bild auf Kupfer gemalt sei, was zu Correggio's Zeiten in Italien ganz ver-
einzelt dastehen würde, teils weil die Formensprache und die Malweise (z. B. die
Lichter am Schnitte der Nägel und die Steine und Pflanzen des Yordergiundes) durch-
aus nicht diejenigen des grossen Meisters von Correggio seien. Wir teilen, wie
auch Jul. Meyer es neuerdings thut, in diesen Punkten Morelli's Ansicht. Morelli
geht jedoch so Aveit , unser Bild für eine niederländische Copie , das unbekannte
Original nicht für ein Werk Correggio's, sondern eines Schülers der Carracci zu er-
klären : und hier können wir dem geschätzten Kenner nicht mehr folgen. Wir
können uns zunächst mit der Ansicht, dass unser Bild niederländischen Ursprungs sei.
nicht einverstanden erklären. Der Ansicht Morelli's gegenüber, dass sogar ein Nieder-
länder der Richtung A. v. d. Werff 's es gemalt habe, ist darauf hinzuweisen, dass das
Bild nach Venturi p. 291 schon 1682 in der Sammlung zu Modena als Meistorwerk
Correggio's copirt wurde. — Wann es nach Modena gekommen, lässt sich leider nicht
nachweisen. Baldinucci berichtet (Notizie V, 1702, p. .304) von einem anscheinend
identischen Bilde Coneggio's, welches sich um 1600 in Florenz im Privatbesitze be-
funden habe und vonCrist. Allori und seinem Schüler Rossi unzählige Male copirt worden
•i. Viele Copien unseres Bildes haben sich in der That erhalten, doch kann es
• Ibbt ebenso gut eine der Copien als jenes Original sein. Auch wäre zu erweisen,
a.ss jenes Original mit Recht für ein Werk CoiTCggio's angesehen worden sei. In
:'-ser Beziehung lä.sst sich nur auf eine im Giornale di Erudizione artistica (nacli
'■Tux. S. 160j veröffentlichte Urkunde hinweisen, nach welcher Correggio allerdings
ine lesende Magdalena, die abor nicht nähor beschrieben wird, gemalt hat. Nach
82 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
allem sehpint es nns am Avahrscheinlichsten . dass nnsfr Bihl einp im XVII. Jahr-
hundert entstandene, daher in der Formensprache etwas veränderte italienische Copie
nach einem verlorenen Ori'^inalo Corregj^io's ist; doch lassen wir ihm in der Ueber-
schrift einstweilen den Na-men. unter dem es weltberühmt geworden. — Gestochen
von J. Daulle }\t I, ^- ^'«^n ^- ^^- Contius, /. •}. Böttcher, F. Bartolozzi, Fr. v.
Stadler, G. Lonshi, C. H. Rahl, W. Humplu-ys. F. Lightfoot. F. L. Knolle, Gast.
Planer, W. H.Watt, W. Overbeck, G. Asioli; punktirt von J. J. FreidhofF: radirt
von Niquet: j;escliiibt von W. Ward und S. W. Reynolds. — Phot. Braun YII, 3. —
Phot. Ges.
Angeblich Correggio.
155'. Bildniss eines Gelehrten. Der sog. „Arzt des Correggio^'.
(173.) Männliches Brustbild nach links auf grauem Wandgrunde. Der
3 c. Dargestellte steht an einem Tische, auf dem er mit der ßechten
einen mächtigen, rot eingebundenen, mit Metali beschlagenen
Folianten in aufrechter Lage f^thält. während er in der mit drei
kostbaren Bingen geschmückten Linken seine Handschuhe hält.
Er trägt einen schwarzen Talar mit kleiner weisser Halskrause
und eine schwarze Kappe über grauem Haar.
Ital. Pappelliolz; h. 0,821/2; br. 0,G9. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Mo-
(lena. ITeberliefert ist der Namo Correg-gios für unser Bild schon seit dem Jahre
1G:38, in welchem es sich im Besitze des Bischofs Coccapani von Reggio befand.
Venturi, pag. 226. Gleichwohl stellte schon Jul. Meyer (Correggio. Leipzig 1871,
y. 90 — 92 und S. 374) es zu den mindestens zweifelhaften Bildern des Meisters, und
MoroUi (Lerm. S. 153) sieht es bereits als selbstverständlich an. dass es nicht mehr
für ein Werk Correggio's gehalten werde. In der That können auch wir die Art
dieses Meisters nicht in unserem Bilde erkennen, glauben vielmehr mit Lerm., dass
es ferraresischen Ursprungs sei ; unmöglich erscheint uns auch Morelli's Vorschlag, es
»Do.sso Do.ssi'< zu nennen, nicht. Doch ist diese Frage noch nicht ganz sprachreif. —
Gestodien von P. Tanje ^ IT. 2. — Phot. Braun VII. 2. — Phot. Ges.
Nach Antonio Allegri da Correggio.
156. La Madonna della Cesta. Unter Bäumen und altem Gemäuer
(176.) sitzt Maria, nach rechts gewandt, auf dem Erdboden und hält
3 c. dpn lebhaft bewegten Jesusknaben vor sich auf dem Schoosse fest.
Links vorn ein Korb (^Cesta) mit einer Scheere. Kechts im,
Mittelgrunde Joseph an seiner Hobelbank.
Mahagoniholz; h. 0,3.>i|2: br. 0,25iJ2. — Inventar 1722, A 50. Damals
Original gehalten; aber bald als Copie erkannt; als Copie mit Recht auch bei H
Das anerkannte Original beiludet sich in der Natioual-Gallery zu London.
157. ^'^ Verlobung der heil. Katharina. Kniestück. Links sitz
(177,) Maria, nach rechts gOAvandt. in reicher Landschaft unter eine
Bl. Baume. Der nackte Jesusknabe auf ihrem Schoosse steckt d
F. Parma uiul Modeua. XVI. Jahrb. 83
rechts vor ihm stehenden heil. Katharina, welche die linke Hand
auf ihr Rad stützt, den Yerlobungsring an den Finger. Eechts
hinter der Heiligen blickt der heil. Sebastian herüber, kennt-
lich an den Pfeilen, die er in der Hand hält.
Leinwand: h. 1.01: br. 1.01. — Als N. 2638 im Jahre 1741 durch v. Kaiser-
liuur. daher nicht im Inreutar 1722, wie H. annahm. — Das anerkannte Ori^nal
(»^findet sich im Louvre zu Paris.
Schule des Antonio Aliegri da Correggio.
Eine lesende Heilige, Halbfigur, nach rechts gewandt, in 158.
i.:elbem Kleide mit aschgrauem Mantel. Ueber ihrem Kopfe (174.)
ein ringförmiger Heiligenschein. Das Buch, in welchem sie 3c,
liest, hält sie in der erhobenen Rechten, einen Stift in der Linken.
Ital. Pappelholz: h. 0.68: br. 0,5272- — l''ö6 aus der Galerie des Duo de Tal-
.ird in Paris. H. — Damals unter dem Namen La Liseusc als Original Correggio's.
Doch schon bei H., der pine heil. Margraretha in der dar^'ostoUten Heiligen sah, mit
Rp<ht mir als Schul- oder Atelier-Bild. — Phot. Braun Yin, 10 und Phot. Ges.
Die Madonna. mit dem knieenden heii. Georg. In der Mitte 159.
(Ier reichen Landschaft sitzt Maria und reicht dem links im (184.)
Vordergrunde knieenden heil. Georg das Christkind dar, welches ß '^•
beide Aermchen nach dem Ritter in blanker Rüstung ausstreckt.
Dieser aber blickt mit auf der Brust gekreuzten Armen demütig
vor sich hin. Neben ihm sein Helm, über ihm sein weisses Ross.
Rechts führt ein Engel den kleinen Johannes heran.
Leinwand: h. 1,5672: ^r- ISS. — 17-16 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Dieses Bild hat eine ge^vis.se Verwirrung in der Correggio-Litoratur angerichtet, indem
'^ hie und da mit unserer Madonna des heil. Georg von Correggio verwechselt worden
<t. Vergl. Tiraboschi, Notizie de' pittori etc. natu degli stati del Duca di Modeua,
Modona 1786, p. 64: Pungileoni. Memorie, I p. 225 — 227, H p. 239; Jul. Meyer,
( ,,rr"ggio, Leipzig 1871. S. 368. — Das Bild stammt aus der Pfarrkirche zu Rio bei
('..1 i'-ggio, von wo es 1646 als Werk Correggio's nach Modena gebracht wurde, obgleich
■ichon 1638 ein Unterhändler des Herzogs es nur für eine Copie erklärt hatte. Ven-
turi p. 229. — Als »Copie des Altarbildes von A. AUegri in Rio bei Correggio« stand
es bei H. verzeichnet. Correggio hat aber offenbar niemals ein Bild für Rio gemalt.
In Wirklichkeit hängt, wie der Verfasser dieses Katalogs sich durch den Augenschein
iiberzf»ugt hat, in der Kirche zu Rio nur eine schwache Copie nach unserem Bilde ;
dieses ist ein gutes Original aus der Schule oder Nachfolge Correggio's. Dem Giro-
lamo B<'dolo wTirde es später schon in Modena zugeschrieben (Venturi p. 356) und in
r>r"Sil''n hat es stets für ein Werk dieses Meisters gegolten : so auch noch bei H. —
Lerm. S. 143 — 144 läs.st diese Benennung nicht gelten; und in der That scheint auch
ua^ eher einer der unmittelbaren Schüler Correggio's, deren Hände noch nicht genü-
u'end auseinandergehalten werden, der Urheber des Bildes zu sein. — Gestochen voii
M. \uU;r ^ IL 4. — Phot. Braun X, 2.
6*
84 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
II Parmeggianino.
Francesco Mazzuoli (Mazzola), gen. il Parmeggianino. Geb. zu
Parma 1504, gest. daselbst den 24. August 1540. Entwickelt
unter dem Einflüsse Correggio's in Parma, Michelangelo' s und
Eaphael's in Eom. Thätig in Parma, Rom und Bologna.
160. Maria zwei Heiligen erscheinend. Vor einem Geländer sitzt
(180.) rechts Johannes der Täufer, welcher die Linke auf seinen Stab
D4. stützt und in der Eechten die Taufschale hält, links der h^il.
Stephanus mit der IJeberwinderpalme in der Eechten, dem Steine
in der Linken. Zu seinen Füssen das Brustbild des Stifters.
Oben in den Wolken, von hellen Strahlenkreisen umgeben, er-
scheint Maria; der Jesusknabe steht auf ihrem linken Arme.
Ital. Pappelholz; h. 2,53; br. 1,61. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu ilo-
dena. — Nach Vasari (V, p. 232) in der Spätzeit des Meisters für die Kirche S.
Stefano zu Casal Maggiore gemalt. 1646 dem dortigen Arciprete fiir die Galerie zu
Modena vom Herzog Francesco I. abgekauft. Venturi p. 244 — 245. — Gestochen in
Helldunkel in drei Platten von A. M. Graf von Zanetti d. ä.
161. La IMadonna della Rosa. Kniestück. Maria sitzt in hellem.
(181.)golddurchwirktem Kleide vor einem roten Vorhange und greift
B 2. mit dem linken Arme über den Jesusknaben hin, welcher halb
auf ihrem Schoosse, halb auf dem rechts stehenden Tische liegt,
den Beschauer mit grossen Augen anblickt, die mit Korallen
geschmückte Linke auf die neben ihm liegende Weltkugel lehnt,
mit der Eechten aber seiner Mutter eine Eose reicht.
Ital. Pappelholz ; h. 1,09 ; br. 0,88V2- — 1752 durch Luigi Crespi in Bologna
aus der Casa Zani daselbst. — Nach Vasari (V, p. 227 — 228) vom Meister in Bologna
für Pietro Aretino gemalt, aber dem Papste Clemens "\TI., als dieser in Bologna er-
schien, geschenkt. Von diesem dem Dionigi Zani in Bologna überlassen. — Gestochen
von J. Ch. Deucher ^ II, 3. — Phot. Braun II, S und Phot. Ges.
162. IVIännliches Bildniss. Kniestück. Unter einem offenen Fenster
(3 9 7.) steht der bartlose junge Mann in braunem, schwarzbesetztem
B 1- Eocke, nach links gewandt, an einem Tische. Die rechte Hand,
hinter der eine Palme sichtbar ist, stützt er auf ein mächtiges
Buch; mit der linken fasst er an seinen Degen.
Leinwand; h. 1,02: br. Ü,G8V2- — 1869 aus Unger's Nachlass in Berlin. Bei
H. >unbekannt«. — Nach Lerm. S. 143 ein echter, wenn auch verputzter Parmeggia-
nino. Der Vergleich mit den übrigen Bildnissen dieses Äleisters, schon denjenigen
in der kaiserl. Galerie zu ^^'ien, lässt uns dieser Ansicht zustimmen.
F. Parma und Modena XVI. Jahrh. 85
Nach Parmeggianino.
Amor als Bogenschnitzer. Amor, ein halbwüchsiger Jung- |63.
ling, steht, von hinten gesehen, auf einer Brüstung vor schwär- (175.)
zem Grunde, wendet aber sein Gesicht nach links zum Beschauer D 4.
zurück. Den linken Fuss setzt er auf die Bücher, die er ver-
achtet; mit beiden Händen schnitzt er seinen Bogen. Links unten
vor ihm erscheinen zwei kleinere Liebesgötter. Der vordere, schalk-
haft lächelnde, drückt den anderen so heftig an Hand und Schulter,
dass dessen Gesicht sich schmerzhaft verzieht.
Leinwand; h. 1, 35*12 ; br. 0,64V2- — Inventar 1722, A 30. Vom Grrossherzog
von Florenz als Copie nach Correggio. Bei H. als »Schule des Correggio«. Allein
schon Vasari (V, p. 230) beschreibt das Original als Werk Parmeggianino's , welches
dieser seinem Freunde, dem CavaUere Baiardo, gemalt habe ; und dieses anerkannte
Original Parmeggianino's befindet sich in der kaiserl. Galerie zu Wien. — Phot. Braun
V. t; und Phot. Ges.
Schule des Parmeggianino.
Heilige Familie. Maria sitzt halb knieend in romantischer 164.
Landschaft auf dem Erdboden. Der Jesusknabe, welcher ein (183.)
Buch hält, sitzt auf ihren Knien. Beide blicken in das Spruch- 36 b.
band, welches der kleine Johannes links mit der Linken hält,
während Maria es mit der Rechten anfasst.
Leinwand; h. 0,46V2; br. 0,3ßV2- — 1741 durch Rossi aus Italien.
Niccolö Abati.
Niccolu Abati, gen. dell' Abate. Geb. zu Modena um 1512,
gest. 1571 zu Fontainebleau. Entwickelt unter dem Einflüsse
Correggio's und Giulio Romano's. Arbeitete anfangs zu Modena,
im Schlosse Scandiano und zu Bologna, wurde aber 1552
nach Frankreich berufen und war hier seitdem im Anschluss
an Primaticcio in Fontainebleau thätig.
Die Hinrichtung der Apostel Petrus und Paulus. Vor der rei- |65.
chen Landschaft, in deren Mittelgrunde Rom liegt, kniet (186.)
Paulus. Nach der Wunde an seinem Halse zu schliessen, hat D 1.
er bereits einen Schwertstreich von dem Henker • empfangen,
welcher, von hinten gesehen, links neben ihm steht und gerade
zu dem zweiten, tötlichen Streiche ausholt. Weiter links kniet
Petrus bereits auf dem Kreuze, an welches die beiden Henker, die
86 Italiener de^ sechzehnten Jalirhunderts.
ihn gepackt haben, ihn anheften werden. Mit gefalteten Händen
blickt er zu der Erscheinung der heil. Jungfrau empor. Diese
thront oben vor der Engelkopfglorie auf Wolken, die von zahl-
reichen Engelknäbchen getragen und geschoben werden. Das
Christkind aul ihrem Schoosse wendet sich lebhaft nach links
und reicht den Engeln die beiden für Petrus und Paulus be-
stimmten Ueberwinderpalmen.
Ital. Pappelholz: h. S.fjS'/o: br. l.O.S. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu
Modona. — 1547 für die Kirche San Pietro iii Modeua gemalt. Vergl. Vasaiü. VL.
pa^. 481. — r)OdentPndstes erhaltenes Tafelbild der italieiüscheu Zeit des Meisters.
Gleichwohl sind der Henker und Paulus aus Correirgio's Gemälde in Parma entlehnt,
Avelches das MartjTium der heiligen Placidus und Flavia darstellt. — Gestochen von
L. Zucchi und von .T. Folkema ^ I. 6. — Phot. Braun XII. 4 und Phot. Ges.
Giroiamo Bedolo (Bedulla).
Gen. Gir. Mazzuoli (Mazzola). Geb. in Parma. Geburtsjahr unbe-
kannt. Gest. zwischen 1568 und 15 73 (Vasari V. p. 238).
Vetter Parmeggianino's; unter ähnlichen Einflüssen entwickelt,
wie dieser. Thätig zumeist in Parma.
166. Maria mit dem Kinde und Heiligen. Maria thront, nach links
(17 9.) gewandt, in stattlicher Steiuhalle. Mit der Linken hält sie
C 2. ein Buch auf ihrem Schoosse , mit der Rechten berührt sie
den Kopf des vor ihr stehenden Jesusknaben, welcher dem vor
Maria knieenden Johanneskuaben unters Kinn greift. Eechts
vorn an einer Säule steht der heil. Sebastian mit einem Pfeil
in der Brust, links der heil. Franciscus mit gefalteten Händen.
Ital. Pappelliolz ; h. l.GS: br. Ü.95V2- — Im Inventar Guarienti i^vor 1753j
X. 442, als Parmegianino. So auch noch bei II. — Indessen zeigt das Bild die feste
Technik dieses Meisters keineswegs. Lerm. S. 143 dachte an Giroiamo Bedolo ; und
rtass dieser es wirklich gemalt, hat dem Verfasser ein erneutes Studium seiner AVerke
in der Galerie zu Parma bestätigt. — Gestochen von X. Le Mire H|i- I. 5.
Bartoiommeo Schedoni (Schidone).
Geb. zu Modena. Geburtsjahr unbekannt. Jung gestorben 1615
zu Parma. Angeblich (Malvasia, I p. 581) Schüler der Car-
racci in Bologna. Doch erscheint sein Stil eher als eine
selbständige Erneuerung der Art Correggio's, verquickt mit rea-
listischen Tendenzen. Thätig in Modena und Parma.
167. Die Ruhe auf der Flucht nach Aegypten. In schöner, mit
(191.) hohen Laubbäumen and einem Landsee ausgestatteter Land-
^a. Schaft sitzt Maria auf einem Stein. Das Kind auf ihrem
G. Venezianisch.e Schulen. XVI. Jahrb. 87
Sehoosse wendet sich mit beiden Armen seinem Nährvater, der
sich links auf seinen Stab stützt, mit dem Kopfe aber dem
kleinen Johannes zn. der rechts an Maria's Sehoosse kniet.
Ital. Pappolholz: li. 0.41' 2 : l^v- 0-j2. — Zuerst im Katalog- von lS;iö. —
Nach dem Inv. (iuarienti tX. 15. tbl. 25b.) besass dio Dro^deuer Galerie ein aus den-
solbf>n Fijjuren bestehendes lebeusgi-osses Bild Schedonis. welches aus Modena y:e-
kommen war; und nach Vuntuii (p. 35G. vgl. p. 293) befand sich dieses grosse Bild
in der herz. Galerie zu Modena. Es muss also 1740 mit den übrigen nach Dresden
gekommen sein. Hier befand es sich auch noch nach dem Kiitalog von 1853. Erst
bei IL.. 1850. fehlt es: es hat also jedenfalls zu den damals verkauften Bildern gehört.
Di«> Kataloge von 1835 bis 1853 verzeichnen beide, jene> grosse und unser kleines.
G. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes.
Tiziano Vecelii (Vecellio).
Geb. zu Pieve di Cadore in den Friaiüer Alpen 1477, gest. zu
Venedig, den 27. August 157G. Schüler Giovamü Bellini's, in
seinen jüngeren Jahren Genosse Giorgione's. Der Hauptmeister
Venedigs und der grösste Colorist Italiens.
Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. Kniestück. Links Jgg.
steht Maria vor grünem Vorhang, hält ihr auf ihrem rechten (249.)
Arme stehendes Kind empor und wendet sich lebhaft bewegt E2.
den von rechts genahten drei Heiligen zu. Vorn steht, ganz
im Profil gesehen, Magdalena, ihre Salbbüchse in der erhobenen
Rechten; neben ihr Paulus, auf sein Schwert gestützt; hinter
ihr, am Fusse mächtiger Säulen, Hieronymus mit seinem Cru-
cifix. Ganz links, nur mit dem Schaffelle bedeckt, aber steht
Johannes der Täufer und unterstützt mit seiner rechten Hand
den rechten Arm des Christusknaben.
Ital. Pappelliolz; h. 1,:'.S; br. 1,1»1V2- — 1"^" durch Zanetti und (iuarionti
aus ( 'asa Grimaui dei Servi in Venedig. — Das Bild hat stets als schönes W'erk Tizian's
gegolten, bis Cr. u. Cav. (Tizian S. 71 5i es ihm absprachen und für ein >sehr schönes
Erstlingswerk Andrea Schiavone's : erklärten. Diese Ansicht hat sich durch den Ver-
gleich mit anderen Werken Schiavone's und mit den anderen Jugendwerken Tizians
(z. B. der Kirschen - Madonna der kaiserl. Galerie zu Wien) jedoch nicht bestätigt.
Schon Morolli (Lerm. S. 201) hat es mit Recht wieder für ein lierrliches. echtes .lu-
gendwerk Tizians erklärt. — Gestochen von J. Folkoma ^ IL 8 und E. Büchol. —
Phot. Braun Y. 13 und Phot. Ges.
88 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
169. Der Zinsgroschen (II Cristo della Moneta). Halbfiguren auf
(248.) schwarzem Grunde. Der Heiland in roter Tunica und blauem
'2 c. Mantel, fast von vorn gesehen, wendet sich leicht nach rechts,
wo, ganz im Profil gesehen, der Jude im Hemde steht und
ihm, während er die verfängliche Frage thut, mit der Linken
die Münze hinhält. Christus berührt das Geldstück leicht in
sprechender Bewegung mit seiner rechten Hand, indem er die
Antwort giebt: »Gebet Gott, was Gottes und dem Kaiser, was
des Kaisers ist.« Hinter des Heilands Haupt leichte Strahlen
eines kreuzförmigen Heiligenscheines. Bez. rechts, am Kragen
des Pharisäers: TICIANVS. F.
Ital. Pappelholz; h. 0,75; br. 0,56. — 174(3 aus der herzogl. Sammlunf,' za
Modena. — Nach Vasari (VII, p. 434) hatte Tizian das Bild 1514 für eine Schrank-
thür im Palaste Herzog Alfonso I. zu Ferrara gemalt. Doch ist es aus stilistischen
Gründen wahrscheinlicher, wie auch Cr. u. Cav. Tizian S. 99 ff. und Lerm. S. 200 an-
nehmen, dass es früher, um 1508 etwa, entstanden ist. Von Ferrara kam es zu An-
fang des XVII. Jahrhunderts nach Modena: Venturi p. 38. — Der »Zinsgroschen--. hat
von jeher für ein Hauptbild Tizian's gegolten. — Gestochen von A. Glaser, F. Gre-
gori, F. Knolle, R. U. Massard, Dom. Picchianti, .1. G. Serz, W. Witthöft, L. Zncchi,
G. Eilers, M. Steinla ^ III, 29; radirt von G. Mitelli und H. Bürckner; in Schwarz-
kunst von F. Lenthe. — Phot. Braun I, 4 und Phot. Ges.
170. Bildniss einer Neuvermählten. Kniestück nach links auf grau-
(255.) braunem Grunde. Die Dame trägt ein weisses Atlaskleid und
E 3. reichen Perlenschmuck. Mit der linken Hand rafft sie ihr Kleid
auf, in der rechten hält sie einen fahnenförmigen Fächer, wie
ihn Neuvermählte zu tragen pflegten. Cr. und Cav. Tizian,
S. 821 und Lerm. S. 203 haben sehr wahrscheinlich gemacht,
dass das Bild Tizian's eigene Tochter Lavinia im Jahre 1555
darstelle, als sie sich mit Cornelio Sarcinelli von Serravalle
vermählt hatte.
Leinwand; h. 1,02; br. 0,8(). — 1746 axis der herzogl. Galerie zu Modena.
Bis zum Anfang des XVII. Jahrhunderts in Ferrara. Vergl. Venturi p. 38. — Früher
irrig als Geliebte Tizian's bezeichnet. Köstliches Bild des Alterstiles des Meisters. —
Gestochen von P. F. Basan ^ I, 12. — Phot. Braun I, 5 und Phot. Ges.
171^ Bildniss von Tizian's Tochter Lavinia als Frau. Kniestück nach
(256.)li^ks auf graubraunem Wandgrund. Lavinia trägt über rotem
E4. Unterkleid ein reiches grünes Oberkleid mit goldenem Besatz,
eine grosse Perlen-Halskette und einen goldenen Gürtel. Mit der
Linken rafft sie ihr Kleid auf, in der Eechten erhobt sie einen
G. Venezianische Schulen. XVI. Jahrh. 89
grossen Federtächer. Bez. o. r.: LAVINIA TIT. V. F. AB. EO. P.
(Lavinia, die Tochter Tizian Vecelli's. von ihm selbst gemalt).
Leinwand: h. 1,03; br. 0,86V2- — 1'46 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
l'iis zum Anfanj; des XVII. Jahrhunderts im Schlosse zu Ferrara. Das Bild stellt Lavinia
um ein Jahrzehnt alter dar, als das vorige, wird also erst um 1565 entstanden sein.
— Gestochen von F. Basan ^ I. 13. — Phot. Braun III, 14 und Phot. Ges.
Männliches Bildniss. Kniestück halb nach links vor gran- 172.
gelbem Wandgrund. Links hinter dem Fenster eine köstliche, (254.)
tief gestimmte Landschaft. Der barhaupte, schwarzhaarige, ^ ^•
schwarz bärtige Herr trägt schwarze Kleidung mit blauem Un-
terärmel. In der aufgestützten linken Hand hält er eine Palme,
mit der rechten fasst er seinen Mantel. Links auf der Fen-
sterbrüstung steht ein Malkasten. Darunter, nach Entfernung
einer L>bermalung. die den Dargestellten irriger Weise für
Pietro Aretino ausgab, die Inschrift:
MDLXI
ANNO NATVS.
.ETATIS SV.E XLVI.
TITIANVS PICTOR ET
.EQVES C.ESARIS.
Leinwand: h. 1.3S: br. 1.16. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 432. Aus
der Oasa Man-ello in Venedig. — Schönes Bild der späteren Zeit des Meisters. —
Phot. Braun II, 14 und Phot. Ges.
Bildniss des jungen Mädchens mit der Vase. Kniestück nach |73.
links auf grauem Grunde. Die Dame trägt ein rötlich graues, (252.)
grün besetztes Kleid, eine rote Kose an der Brust, eine Hals- E3.
kette und Ohrgehänge von Perlen. Mit beiden Händen hält sie
eine Vase vor sich.
Leinwand: h. 0,99V2; hr. 0,87. — 1731 durch Leplat. — Vergl. Cr. u. Cav.
Tizian S. 716 und Lerm. S. 252. — Gestochen von S. Pomarede ^ III, 38, von
F. Polanzi . von A. Semler. — Phot. Braun V, 14 und Phot. Ges.
Bildniss einer Dame in Trauer. Kniestück etwas nach links 174.
auf grauem Grunde. Die Dame, welche ein schwarzes Kleid (253.)
und einen schwarzen Schleier trägt, lehnt sich mit dem linken E 3.
Arm auf eine Brüstung.
Leinwand: h. 1,04; br. 0,87. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Im Inventar 1754 als »Portrait der Witwe «Jornara.« — Von Cr. u. Cav. Tizian S. 716
nur für ein späteres Schulbild erklärt. Von Lerm. S. 203 jedoch für echt gehalten.
Gestochen von P. F. Basan 4^ I, 11. — Phot. Braun X, 13 und Phot. Ges.
90 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
175. Die hl. Familie mit der Stifterfamilie. Kniestück. Ganz links
(250.) sitzt Joseph. Dann fol.gi Maria, welche in ihrer rechten Hand
2 b. ein Buch auf dem Schoosse hält. Das Christkind auf ihrem
linken Knie drückt mit beiden Händen ein Spiel -V()gelchen an
sich und wendet sein Köpfchen den rechts anbetenden Stiftern
zu. Vorn kniet die Hausfrau in weissem Kleide, hinter ihr der
Hausherr in schwarzem Rocke und ihr Söhnchen mit gefalteten
Händchen. Im Hintergründe Berge und Bäume.
Leinwand; h. 1,18; br. 1,61. — 1740 aus der herzo«,'!. Galerie zu Modeua.
Zu Aul'anj^ des XVII. .Jahrhunderts aus dem Castelle zu Ferrara nach Modena
Ventura p. 'iS. — In Modena und Dresden stets als Original Tizian's. Von Cr. und
Gay. Tizian S. 159 und S. 71G nur für eine Schülerarbeit, »etwa des Orazio oder Marfo
Vecelli« erklärt. Dageiyen giobt Lerm., S. 202, es der reifen Zeit des Meisters selbst
zurück, erklärt es aber für »sehr restaurirt«. — Gestochen von Et. Fessard ^ I, 10 nnd
J. Folkenia. — Die dargestellten Stifter gal> Guarienti für Alfonso I., Herzog von
Ferrara, seine (jemahlin Lucrezia Borgia und deren Sohn aus. Doch ist dieses un-
richtig, wie auch die alten Modeneser Inventare (Yenturi pag. 304 und 360) nichts
davon wissen. — Phot. Braun lY, 12 und Phot. Ges.
176. ßildniss einer Dame In rotem Kleide. Kniestück etwas nach
(257.) rechts auf grauem Grunde. Das rote Kleid zeigt goldenen
-E2. Besatz. Die reich geschmückte Dame stützt die linke Hand
auf einen Tiscli und hält in der Eechten einen Pelzsack mit
goldenem Tierkopf.
Leinwand; h. 1,35; br. 0,89i2- — 174G aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Schon von IL bezweifelt. — Nach Cr. und Cav. Tizian S. 710 nicht von Tizian,
sondern von Bern. Licinio. Nach Lerm. S. 206 — 207 ursprünglich doch ein echtes
Werk Tizian's gewesen.
Nach Tizian.
177. Venus mit dem Lautenspieler. Halbaufrecht ruht Venus, nach
(251.) links gewandt, auf schneeigem Lager. Hinter ihr Yor rotem
EB. Vorhang steht Amor und setzt ihr einen Blumenkranz auf das
Haupt. Links zu ihren Füssen sitzt ein junger Mann, welcher
die Laute spielt, an der Brüstung, auf der sein Notenheft liegt.
Selbst von hinten gesehen, wendet er sich zur Venus zurück.
Links köstliche Berg- und Bauralandschaft.
Leinwand; h. 1,42; br. 2,08. — 1731 durch Loplat. Im Inventar S«^ A 2^-40
wird der Lautenspioler (ohne Grund) als Philipp IL von Spanien bezeichnet. Das Bild
ist eins von einer Reihe älmlicher, die. zum Teil verändert, in der Werkstatt des
Meisters von Schülerhänden wiederholt wiirdon. Sicher eigenhändig ist das Madrider
Exemplar N. 459, doch fohlt hier der .Vmor ; dafür scherzt Yenus mit einem Hunde,
<*
G. Venezianische Schulen. XVI. Jahrh. 91
und der Mann aiu Fussendo ihres La^-^eis spielt die Orgel statt der Laute. Unserem
I>re.s«lener E.xemplar ist dasjenige im Fitzwilliam-Museum zu Cambridge am ahnlic-h-
ston ; andere in Madrid (N. 4G0^ und im Haag. Dass auch unser Eild nicht zu den
eigenhändigen Werken Tizian's gehört, hatte schon P. Gaarienti. der Tenezianisnhe
Kenner, welcher <talerip-Insi)octor in Dresden war, erkannt. I<]r Hess es daher 1748
luit anderen Bildern nach Warschau bringen, von wo es jedocli schon 1751 zurück
kam. Von den neueren Kennern stimmen auch Cr. u. Cav. Tizian S. 408 — 499 und
Lerm. S. 202 darin überein, kein Original, sondern eine spätere Wiederholung in
unserem Bilde zu sehen : und die für Tizian zu glatte Behandlung lässt uns dieser in
Kennerkreit;en allgemein geteilten Ansicht beistimmen. Ein ausgezeichnetes Bild ist
es dämm doch : auch Cr. und Cav. nennen es »selu* kunstreicli und empfinduugsvoll«
ausgeführt. — Gestochen von J. Bouilliard und von A. H. Payne : radirt von H. Bürck-
ner; in Schwarzkunst von J. Pichler. — Phot. Braun IX. 12 und Phot. Ges.
Venus, sich spiegelnd. Kniestück. Die Göttin sitzt, ihren 178.
Kopf nach rechts wendend, auf gelb und schwarz gestreiftem (2 5 8.)
Lager vor grauer AVand. Ein roter Pelzmantel, den sie mit ^^^•
ihrer Hechten festhält, fällt auf ihre Hüften herab, ihre Linke
legt sie an ihre Brust. Kechts auf dem Kissen steht Amor
und hält ihr den Spiegel vor. Links ein grüner Vorhang.
Leinwand; h, 1,15; br. 1,00. — 1749 aus der kaiserl. (Jalerie zu Prag. Damals
als Original : doch schon bei H. als Copie. Es ist eine etwas veränderte Schulcopie.
Auf dem eigeiüiändigen Altnrsbilde Tizian's in der St. Petersbui'ger Eremitage sind
zwei Amoren statt des einen dargestellt; während der eine den Spiegel hält, ver-
sucht der andere die Göttin zu bekränzen. — Phot. Ges.
Venus, sich spiegelnd. Im Wesentlichen eine Wiederholung 179.
der vorigen Darstellung. Nur ist der Sitz rechts nicht mit (259.)
gestreiftem, sondern mit einfarbig gelbem Stoffe überzogen; 3^^-
auch trägt Amor Stiefeln und sein Köcher liegt nicht neben
ihm, sondern hängt über seiner Schulter.
Leinwand; h. 1,31; br. OjiKU/o. — 1741 durch Rossi aus Venedig als Original,
11. 1846 ans dem Vorrat. — Das Bild zeigt auch im Verhältniss zum vorigen,
das.s (Ue Copisten sich stets Variationen erlaubten. Es ist schwächer als jenes und
gehört einer si)äteren Zeit an.
Tobias mit dem Engel. In der Mitte des Bildes schreitet der 180.
Engel, welcher das Geiäss mit den heilkräftigen Eingeweiden (200.)
des Fisches in der ausgestreckten Kochten hält. Rechts neben S 1.
ihm geht der junge Tobias, welcher den Fisch in der gesenkten
Linken trägt. Links vorn läuft ein Hund; links im Mittel-
grunde kniet ein alter Mann in der Landschaft.
I^inwand; h. 1,69^2; br. 1,1G. — Inventar 1754. I 29G. als Original: doch
ist PS notorisch, wie auch schon H. annahm, nur eine alte Cojtie nach Tizian's trefl-
lichem (Jemälde in der Kirche San Marciliano zu N'enedig.
92 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
181. Emmaus. Der Heiland sitzt in der Mitte an gedeckter Tafel
(263.) und bricht das Brod. Von den beiden Jüngern, die ihn plötz-
35 a. lieh erkennen , hat sich derjenige zur Eechten mit gefalteten
Händen erhoben, Wcährend derjenige zur Linken erstaunt zurück-
fährt. Zwischen dem letzteren und dem Heiland ein Aufwärter
mit roter Kappe. Ganz links trägt ein Junge eine grosse
Schüssel herein. Eechts prachtvolle Landschaft.
Leinwand; h. 1, 691/2; br. 2,37V2- - 1749 aus der K. Galerie zu Prag. —
Damals als Original. Dieses befindet sich jedoch anerkanntermaassen, auch nach H.,
in LouA're zu Paris. Unser Bild ist eine gute alte Copie.
182. Venus und Adonis. Die Göttin sitzt, von hinten gesehen,
(264.)]inks unter einem Baume, wendet sich scharf nach rechts um
^' und sucht den enteilenden Adonis, welcher seinen Speer ge-
schultert trägt, fest zu halten. Zu Adonis' Füssen ein sitzender
und ein stehender Hund. Links Amor am Knie der Göttin.
Im Hintergrunde eine schlichte Landschaft.
Leinwand; h. 1,38; hr. 1,60. — Wohl 1742 durch de Brais aus Paris; ins
1856 im Vorrat. — Auch diese Composition Tizian's ist unzählige Male copirt und
zugleich variirt worden. Als erste Originalskizze Tizian's gilt das schöne Bild zu
Alnwieh Castle in England. Die veränderte Ausführung im Grossen besitzt das Ma-
drider iSIuseum. Hier hält Adonis den gefiederten Speer in der erhobenen Rechten
und hält mit der Linken drei Hunde an der Leine, Amor schläft links unter dem
Baume. Unsere anmutig veränderte Copie zeigt eine glattere, spätere Hand.
183. Venus und Adonis. Hier sitzt die Göttin, von hinten ge-
(2 61.) sehen, rechts unter einem Baume und wendet sich nach links,
R2. um ihren Liebling zu umarmen und zu küssen. Dieser ist
nur um die Hüften bekleidet, trägt das Jagdhorn an seiner
linken Seite, stützt sich mit der Rechten auf seinen Speer und
beugt sich flüchtig zu der liebenden Göttin herab. Zu seinen
Füssen zwei Hunde; rechts neben Venus ein kleiner Amor.
Links offene Landschaft.
Leinwand; h. 1,91; br. 1,66V2- — luv. 1722, A 1500, als ,.Beverenzo." —
Vergl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde. — Die Umbildung der Tizian'sehen
("omposition ist hier so frei, dass das Bild nicht einmal mehr als veränderte Copie
nach dem Originale gelten kann ; doch ist es durch dasselbe eingegeben. In der Aus-
führung zeigt es eine \iol spätere , schwächere Hand : und da Zanetti und nach ihm
Lauzi und Nagler berichten, um 1660 habe ein Meister namens Antonio Bevereiise
(Wofür Lanzi, Ed. Pisa III, p. 308, Bavarense vermutet) zu Venedig gearbeitet, so
kann die Angabe unseres alten Inventars auf diesen gedeutet werden.
G. Venezianische Schulen. XVI. Jahrh. 93
Die Ausstellung Christi. Rechts steht Pilatus im rotem |84.
Schnürrock mit Pelzmantel imd spitzer roter Pelzmütze. Er(265.)
erhebt redend die Linke. Christus steht mit gebundenen Hän- E3.
den nach rechts g-ewandt und trägt das Rohr im Arme, die
Dornenkrone auf dem Haupte. Links neben ihm ein Knabe,
der ihn am Stricke festhält. Ein Palast im Hintergrunde.
Leinwand ; h. 0,84 : br. 0,76V2- — 1^-H ilurcli Riedel aus Wien : im Inventar
(iuarienti (vor 175:^) X. 365 als »Francesco Vecelli (Tizian's Bruder, gest. nach 1559 1.
So auch bei H. — Indessen haben Cr. und Cav. S. 741 die Ansicht ausgesprochen,
die Hand, welche dieses Bild ausgeführt habe, sei jünger und darauf aufmerksam
gemacht, dass die Composition (a. a. 0. S. 701) ähnlich derjenigen eines Gemäldes
zu Hampton Court, nur eine variirte Copie des Originalliildos Tizian"s im Madrider
Museum sei. Mit dem letzteren stin;mt das unsere in der That, wenigstens in der
Person des Pilatus und des Heilandes, überein. Es hat also als veränderte Schul-
copie zu gelten: und wir müssen es bis auf weiteres dahingestellt sein lassen, ob
<lio Uobei'liefenTng. welche diese auf Francesco zurückführt, sich bestätigt.
Giorgione.
Giorgio Barbarelli, gen. Giorgione. Geb. (nach der zweiten Aufl.
des Vasari, der wir folgen) 1478 zu Castelfranco im venezia-
nischen Gebiete, gest. zu Venedig 1511. Neben Tizian, der
eine Zeit lang sein Genosse war, der Hauptschüler Giov. Bellini's.
Thätig zumeist in Venedig.
Schlummernde Venus. Mit geschlossenen Augen liegt die |85.
völlig unbekleidete Göttin der Schönheit ausgestreckt in blühender (262.)
Landschaft. Ihr Haupt ruht links unter dem Felsen auf rot E2.
überzogenem Kissen. Ihren rechten Arm hat sie unter ihr
Haupt gelegt, mit der Linken bedeckt sie ihre Blosse. Unter
ihr im blumigen Rasen ist ein weisses Linnen ausgebreitet.
Rechts im Mittelgrunde liegt ein Castell auf der Anhöhe. In
der Mitte schweift der Blick über grünes, gewelltes Land auf
ferne blaue Berge, die einen See umkränzen.
Leinwand; h, I.O6V2: It- 1,75. — Inv. 1722 (A 49) als »die berühmte nackende
Venus, auf dem Rücken liegend«. Original von Tizian. — Im Inv. 8° (1728 — 1741.
Fol. 256) als »eine Venus, beym Füs.sen Cupido«. Dass wirklich ein Cupido zu Füssen
der Venus gesessen, aber später als zu schadhaft fortrestaurirt worden, bestätigt H.
Auch Hess eine Untersuchung der Stelle des Bildes es noch erkennen. — Dadurch
wird es um so walirscheinlicher, dass Giov. Morelli (Lerm. S. 193 — 196) recht hatte,
in diesem Bilde das Originalgemälde (üiorgione's zu erkennen, welches der anonyme
Reisende des XVI. .Jahrhunderts (Notizie etc., ed. Jacopo Morelli, Bassano 1800, p. 661
im Hause des Jeronimo Marcello in Venedig sah und als eine »in einer Landschaft
94 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
sdüafendo nackte Vemis und zu ihren Füssen den kleinen Liebesgott« beschreibt.
Er fü^'t auch hinzu, dass Tizian (wahrscheinlich nach Giorgione's frühem Tode; das
Bild vollendet habe. Es ist daher erklärlich , dass es früher unter Tizian's Namen
ging und es niuss, genau genommen, als gemeinsames Werk Giorgiones und Tizian's
bo/eichuet werden. Die Ansicht H\s. , dass das Bild nur eine Copie nach Tizian,
»wahrscheinlich von Sassofcrrato« sei, erschien der ilalweise des freilich keineswegs
in allen Stücken wohl orhaltcnou Bildes gegenüber von vornherein ausgeschlossen.
Giovanni Morelli's Entdoclamg haben, ausser uns, öffentlich beigestimmt 0. Eisen-
mann, M. Thausing, (t. Frizzoni. Sie ist um so bedeutsamer, da keines der bei H.
dem Giorgione zugeschiiebenen Bilder als eigenhändiges Werk dieses Meisters gelt-sn
kann. — Gestochen von (l. E. Siedentopf. — Phot. Braun III, 15. — Phot. Ges.
Nach Giorgione.
186. Das Horoskop. Rechts vor altem Ruinengemäuer steht, nach
(244.) rechts gewandt, ein weissbärtiger Mann im Turban mit einer
32 c. Scheibe und einem Zirkel an einem Postamente, dessen Seite
ein weisser Adler, das Wappen der Este, schmückt. Hinter
ihm kniet eine weiss gekleidete junge Frau und streckt die
Linke, wie schützend, über den nackten Knaben aus, der vor
ihr am Boden liegt, während ein junger Mann im Harnisch,
sein rotes Barett in den Händen, neben ihr an der Mauer steht.
Der Alte scheint dem Knaben, den seine Eltern ihm zugeführt
haben, das Horoskop zu stellen. Das Wappen der Este lässt
vermuten, dass es sich um einen Spr<)ssling dieser Familie han-
delt. Die einen haben an Lucrezia Borgia und ihren Sohn, die
andern (H.) an Ruggiero, den Stammvater der Este im Hause
desZauberes Atlane, avoIü nach Ariosto's Orlando Furiose (IV, 30),
gedacht. Links in der Landschaft ruhen zwei Krieger unter einem
grossen Baum; weiter in der Mitte bläst ein anderer die Flöte.
Leinwand; h. 1, 321/2; ^r- liö2. — 1874 ans der Sammlung Barker in London.
Das Bild ist der Kunstgeschichte, da es sieh früher in der Galerie Ifanfrin zu Venedig
befand, schon seit längerer Zeit bekannt. Es galt früher als ein Originahverk Gior-
giones. Doch ist es, so giorgionesk sein Charakter im allgemeinen ist, liierfiir zu
schwer in der Farbe, zu schwach in der Zeichnung und zu leer in der ModeUirung.
Cr. und Cav. VI, S. 196, denken »am ehesten« an Girolamo Pennacehi. Do(ih sind
wir mit Morelli (Lerm. S. 18.S) der Ansicht, dass es eine alte Copie nach einem rer-
sclioUenen echten Bilde Giorgione's sei. — Phot. Braun YTl, 6.
187. Das Urteil des Paris. Links unter dem Baume sitzt Paris
(246.) in weissen Beinlingen und roter Jacke nach rechts gewandt
35 c. im Rasen ; neben ihm liegt sein Hund. Li seiner linken Hand
hält er den Apfel. Rechts stehen die drei Göttinen, die mitt-
G. Venezianische Schulen. XVI. Jahrh. 95
lere ganz nackt, die anderen beiden mit leichten Tüchern be-
kleidet. Im Hintergründe eine Berglandschaft.
Loinwand : li. O.02V2: br. 0.t)7V2- — 1S69 aus dein Nachlass Unger's in Bel-
li u. — Dtn- trioririouesko Charaktor des Bildes beweist, dass es auf Gior<jiono zurück-
geiit. Doch ist es in der Ausführung viel zu roh für des Meisters eigene Haud. —
Es existirt mit einigen Veränderungen noch in anderen Exemplaren, z. B. bei Herrn
Enrico Albuzio in Venedig und bei Herrn S. Larpeut in Christiania. Ob eins dieser
Bilder das Original s<'iii konnte, bedarf einer Untersuchung.
Palma vecchio.
Jacopo Palma d. ä. gen. Palma vecchio. Geb. um 1480 zu
Serinaita bei Bergamo, gest. 1528 zu Venedig. Schüler Gio-
vanni Bellini's. Strebte neben Giorgione und Tizian selbständig
in den freieren Stil des XVI. Jahrhunderts hinüber. Thätig
zumeist in Venedig.
Maria mit dem Kinde und zwei Heiligen. Halbfiguren. Maria 188.
sitzt links vor gninem Vorhange; sie hält den nackten Jesus- (2 70.)
knaben, welcher seinen Kopf an den ihren legt, mit der rechten 2 a.
Hand und ergreift mit der linken das Spruchband, welches der
rechts stehende Johannes der Täufer ihr reicht. Zwischen ihnen
die heil. Katharina mit ihrem Rade. Eechts Berglandschaft.
Ital. PappeUiolz ; h. 0.67 : br. 0.97V2- — 1"49 (nicht 1741) durch Guarienti
aus der Casa Pisano di S. Stefano zu Venedig. — Vorzügliches Bild der mittleren
Zeit des Meisters. Gestochen von M. Steinla, vollendet von G. Levy. — Phot. Braun
IV. 0 und Phot. Ges.
Drei Schwestern. Kniestück. Die drei reich gekleideten 189.
blonden Frauen bilden eine engverbuiidene Gruppe. Die mitt-(268.)
lere, in blauem Kleide mit roter Brusteinfassung, hat den 2c.
Handschuh an der auf ihrem Schoosse ruhenden Linken nur
hall) angezogen; sie umschlingt mit dem rechten Arm den
Nacken ihrer links sitzenden Schwester, welche ein gelbes Kleid
mit blauen Unterärmeln trägt. Die rechts sitzende, rot ge-
kleidete, aber greift mit der rechten Hand der mittleren in's
Haar. Im Hintergrunde eine schime Landschaft. Rosen links
und rechts neben den Frauen. AVegen ihrer Aehnlichkeit unter
einander ist man berechtigt sie für Schwestern zu halten.
Ital. Pappolholz: h. 0,89; br. 1,23. — 1743 durch Algarotti als -die drei
<Trazien< vun der Familie Gonier della Casa gi-ande zu Venedig erworben. — Berühmtes
Bild der mittleren Zeit des Mei.sters. — Der anonyme Roisende des ersten Drittels
96 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
doh XVI. Jahrhunderts (Notizie ed. Jac. Morrdli. Bassano 1800, p. 65) sah es 1525 im
Hause des Taddoo Contariiii in Venedig und l)eschrieb es einfach als > die drei Frauon,
bis 7Aim Gürtel, nach dor Xatur gemalt .— Gestochen von A. Semmler ^ III. 44. —
Phot. Braun T. 3 und Pliot. Ges.
190. Ruhende Venus. Links Felsen und Bäume. Eechts köst-
(269.) liehe Berglandschaft. Unter den Felsen und Bäumen liegt halb
E 3. aufgerichtet, nach rechts gewandt, die nackte blonde Frau, welche
die Göttin der Liebe vorstellt. Ihren rechten Arm legi sie auf
einen Felsblock, über dem ein rotes Gewandstück hängt. Ihre
linke Hand ruht an ihrem Oberschenkel. Unter ihr ein weisses
Linnen auf blumigen Rasen.
Leinwand; h. 1,14; br. 1,87. — 1728 für 2000 Thaler durch L. Ros.si aus
Itiilien. luv, 1722 — 28 A 1916. — Charakteristisches Bild des Meisters vom Ende
seiner mittleren Zeit. — Phot. Braun II, 15. — Phot. Ges.
191. Die heil. Familie mit der heil. Katharina. Ganz rechts unter
(267.)höh6ii Bäumen ruht Joseph. Dann folgt der Johannesknabe.
2 a. welcher Kreuz und Spruchband neben das zu seinen Füssen
ruhende Lamm gelegt hat, um den Jesusknaben zu umarmen,
den Maria, die in der Mitte am Boden sitzt, ihm mit beiden
Händen hinüberreicht. Links sitzt die heil. Katharina allein
vor herrlicher Berglandschaft, zu ihren Füssen das Rad. in
beiden Händen ein Buch.
Ital, Pappelholz; h. 0,75V2J br. 1,00. — 1725 durch Leplat. Inventar 1722.
A 1611. — Schönes Bild der dritten (letzten) Manier des Meisters. — Phot. Braun
V, 12. — Phot. Ges.
192. Jakob und Rahel. Vorn in der Mitte begrüssen sich Jakob
(240.) und Rahel mit Händedruck und Kuss. Sie kommt von links.
E 4. er von rechts. Hinter ihm ein Hund. Links sitzt ein Hirte
mit roten Beinkleidern und ist ein anderer am Brunnen be-
schäftigt, an den sich Schafe und Ziegen drängen; im Mittel-
grunde üppiger Waldrand. Rechts bewegte Rinder- und Schaf-
heerden; darüber auf der Anhöhe eine Kirche; auf dem Wege
dahin ein Mann mit einem Esel; im Hintergrunde hohe, blaue
Berge.
Leinwand; h. 1,46^2; br. 2,50Vi. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 438 al>
Giorgioue; aus der Casa Malipiero in Venedig. Als Giorgione noch bei H. Di-'
Bezeichnung G . B . F. vorn am Sack , welche auf Giorgio Barbarelli fecit ge-
deutet, von Cr. und Cav. VI, S. 608 fl'. aber als Giovanni Busi da Cariani erklärt
wurde, dessen Hand sie in dem Bilde zu erkennen glaubten . können wir. wenn
sie auch schon ül)er 100 Jahre auf dem Bilde angebracht sein mag, doch ihrer
Form und der Art ihrer Anbringung nach . nicht für edit halten. Lassen wir
G. Venezianische schulen. XVI. Jahrb. J)7
5ie daher unbenicksichtiirt, so kommen wir mit Lerm. S. ISO aus stilistischen Gründen
diizn, ein spätes Werk Palma Yecclüo"s. entstanden unter der Boihülfe eines Schülers,
wie Bonifazio's, in diesem schönen Gemälde zu erkennnen. — Gest. von Th. Langer
^ m. 45. — Phot. Braun III. IG. — Phot. Ges.
Schule des Palma vecchio.
Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. In der Mitte vor 193.
grünem Vorhange., zu dessen beiden Seiten sicli eine üppige (233.)
Landschaft dehnt, sitzt Maria in ganzer Gestalt etwas nach ^ b.
links gewandt und hält das Kind, welches nach dem Spruch-
bande des Täufers greift, auf ihrem Schoosse. Als Halbfiguren
neben ilu': links Johannes der Täufer und der heil. Franciscus,
rechts die heil. Katharina mit dem Kade und ein graubärtig-er
Heiliger mit einem Buche, angeblich Joseph.
Ital. Pappelholz: h. 1.0(t: br. 1.41i'2. — 1741 durch Ro^si als Werk des Glrol.
Il.'iuauino von Brescia. — Später dem Giov. BuouconsigUo (gen. Marescalco) A'on
\ i'-enza zugeschrieben. So auch bei H. Beides gleich unglücklich. Es lässt sich
ine bekannte Hand, wohl aber die Schulriehtuug Pahna's in dem Bilde erkennen.
- auch Cr. n. Cav. V. S. 469, Anm. G5 und Lerm. S. 166. — Phot. Ges.
Ein Paar. Halbfiguren nach links '^T dunklem Grunde. 194.
Die hellblonde Frau hält mit der Rechten ?inen Spiegel. Der (2G6.)
Herr, welcher hinter ihr steht, legt seine linfe Hand an ihren ^14.
Arm. Am Spiegel steht: S.P.R.
Leinwand: h. O.S6V2; br. 0.731 a- _ inv, 1754, i 721, ;ils -Palma Vecchio. ^<
noch bei H. — Allein das Bild ist augenscheinlif^h viel zu schwach für den
M-.ister selbst. Vergl. auch Lerm. S. 21:3.
LorenzQ Lotto.
Geb. um 14S0 zu Trevisö, gest. nach 1555, wahrscheinlich
zu Loreto. Ursprünglich neben Palma veccliio Schüler Giov.
Bellini's. Später selbstfiudig weiterentwickelt. Thätig in Tre-
visö, in den Marken, in Rom, in Bergamo, zuletzt in Ancona
und Loreto, am längsten jedoch in Venedig.
Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. In der Mitte vor J95.
einem Vorhange sitzt Maria. Mit ihrer linken Hand ber'lhrt (2317.)
sie die Wunde des heil. Franciscus, der mit der heil. Clara 3 a.
rechts neben ihr steht. Mit der rechten Hand hält ae den
Jesusknaben, welcher, lebhaft nach links gewandt, ein 8i)ruch-
band ergreift, das ein graubärtiger Heiliger in roten: Mantel
(wohl der heil. Hieron3'mus) ihm reicht. Der zweite H3ilig3 zur
98 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Linken (wohl Joseph;^ trä^ einen gelben Mantel. Hinten in
der' Waldlandschaft fällen zwei Männer den Kreuzesstamm. Bez.
links am Spruchband
L LOTV^ F
Ital. Pappelliolz; h. 0,85; br. 1,03. — 1SS3 von Hen-n Fairfax Murray iii
Florenz. — Ein gleiches Bild in der Brids'ewater-Gallery . eine Copie in der Gms-
venor-dallery zu London. — Bild der bellinesken Frühzeit' Lotto's (um 150S).
Art der Spätzeit Lotto's.
196. Der heil. Sebastian. Der nackte Heilige steht leicht vorge-
(11 8.) beugt nach links gewandt, mit den Händen auf dem Rücken
C 3. an eine Säule gebunden. Seine linke Schulter blutet ; ein Pfeil
steckt in seinem Unterleibe ; ein zweiter liegt zti seinen Füssen.
Links vorn am Boden ein roter Mantel und eine Armbrust.
Im Hintergrunde rechts das Meer, links eine Stadt.
Leinwand; h. 1,89V ". 1^08. — 1746 aus der herzogl. Sammlung zu Modena
als »Carlo Feti«. Venturi i. a. 0. p. 357. — Seit dem Inventar Guarienti (vor 1753)
N. 1G4 als »Dom. Fetj.<. Bei H. jedoch schon mit der richtigen Bemerkung: »scheint
viehnelir der venezial^iischen Schule angehörig«. — Ein Kenner (Mr. Ch. Fairfax Murray
von Florenz) machte luns darauf aufmerksam, dass er es für ein unzweifelhaftes Werk
der Spätzeit L. Lottois halte. Die Prüfung dieser Werke in der t^mgebung Ancona's.
die wir daraufhin vorgenommen, hat allerdings eine Verwandtschaft derselben mit
unserem Bilde ergeben, die uns jedoch nicht nah genug erschien, um es mit Sicher-
heit dem Lotto soljljstkzuzuschreiljen. Man vergl. übrigens auch Lotto's schon ziemlich
späten heil. Sebastiam im Berliner Museum.
Nach Lorenzo Lotto.
197 Christus und die Ehebrecherin. Kniestück. In der Mitte
(502.) steht Christus mit erhobener Eechten. Links steht die Ehe-
R 9, brecherin mit auf der Briist gekreuzten Armen vor ihm. Ein
Krie^stnecht hält sie an den Zöpfen ihres blonden Haares fest.
Rechts vorn ein Schriftgelehrter, welcher mit den Händen spricht.
und ein schwarz gekleideter junger Mann. Hinter diesen fünf
Hauptpersonen noch elf Zuschauerköpfe.
iJniiwand: h. 1.101,2: tr. 1.34. — Aus der Kunstkauimer. Im Inv. 1722
A 139 :^ls y\
Bilde litto'f
t des Pordeuono.. — Bei 11. schon richtig als Copie nach dem späten
im Louvro. Vor;,'!, auch Cr. und Cav. VI. S. 503.
./
G. Venezianische Schulen. XVI. Jahrh. 99
Giov. Ant. da Pordenone.
Giov. Ant. de' Sacchi, auch Corticelli, Licinio oder Kegillo, gen.
Pordenone. Geb. zu Pordenone im Friaul 1483, gest. zu Fer-
ra ra im Januar 1539. Entwickelte sich selbständig, doch nicht
unbeeintiusst durch Tizian und die übrigen grossen Venezianer.
Thätig in Pordenone. Colalto, Treviso, Cremona und anderen
oberitalienischen Städten, vornehmlich auch in Venedig.
Eine Dame in Trauer. Brustbild ohne Hände nach links. 198.
vor grauem AVandgrund mit rotem Vorhang. Die Dame trägt(27G.)
eine hohe Plechtenfrisur, ein schwarzes Kleid, einen aufrecht- 2 a.
stehenden Kragen, einen schwarzen Schleier.
Leinwand : h. 0.61 : br. 0.54. — Zuerst uachweif5bar im »Catalogiie« von 17G5.
— Gestochen, iniger "Weise als Biltlniss der Cat. Coniaro. von C. G. Schnitze ^{
m. 3. — Pliot. Braun IX. 14 und Phot. Ges.
Die Berufung des Matthäus. Halbfiguren. Links steht Chri- |99.
stus und macht mit der Hand eine sprechende Bewegung. (277.)
Eechts, im Profil ihm zugeAvandt, sitzt Matthäus noch als Zöllner Pill,
am Tische und wühlt mit der linken Hand im Golde. Im
Hintergrunde graue Architektur und blauer Himmel.
Leimvand : h. 1.991/2: br. 1,18. — 1740 aus der horzogl. Galerie zu Modona.
Der Herzog schützte das Bild so hoch, dass er es behalten wollte. Venturi p. 321. -
Auch Guarienti nennt es (Inv. N. 149) »opera stimatissinia«. — Jetzt hat es durch
Nachdunkelung so gelitten, dass die Urheberschaft Pordenone's sogar zweifelhaft er-
scheinen könnte.
Bernardino Licinio da Pordenone.
Geb. zu Pordenone. Erwähnt in datirten Bildern zwischen
1524 und 1542. Schüler und Verwandter des Giov. Ant. da
Pordenone, der manchmal mit ihm verwechselt wird.
Weibliches Bildniss. Halbfigur vor einer Nische, etwas nach 200.
links geAvandt. Die Dame trägt ein ausgeschnittenes rotes (2 7 8.)
Kleid, eine turbanartige Haube, einen goldenen Gürtel, eine E 2.
Perlenhalskette mit einem Kreuz aus Edelsteinen, einen Hand-
schuh an der linken und in der rechten Hand. Bez. oben rechts
im Nischenrund: B . LICINI . F . MDXXXHI.
Leinwand: h. 0,99: br. 0,83. — Inventar 1722 B 12S3 als >.Ritratto di Donna
Olympia in der xVrt Tizians<^ Erst in den letzten Auflagen des H'schen Kataloges
riclitig als Werk Bernardino Licinio's erkannt. — Phot. Braun VI, 8. — Phot. Ges.
100 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Paolo Morando.
Paolo Morando, gen. il Cavazzola. Geb. zu "Verona 1486, gest.
daselbst 1522. Schüler des Domenico Morone zu Verona. Thätig
in seiner Vaterstadt.
201. Männliches Bildniss. Halbfigur nach rechts auf gelbgrauem
1^232.) eirunde. Der dargestellte »Herr Emilio degli Emili da Verona«
:^ a. ist bartlos, hat graues Haar, trägt einen schwarzen Hut, einen
dunklen, am Hals und an den Aermeln mit Goldschuppenstoff
besetzten Eock, einen schwarzen Pelzmantel, graue Handschuhe
und hält einen Eosenkranz in der Linken.
LeiiTwaiul: li. 0.93; br. O^lö^iz- — 1875 von Herrn R. Brooks in London. —
Früher befand es sich im Besitze der Familie ; degli Emili- in Ycrona. Vgl. Lorenzo
Mnttoni: Dipinti di Paolo Morando Tav. XXIV. — Phot. Braun VIII, 11.
Nach Moretto.
Alessandro Bonvicino, gen. il Moretto da Brescia. Geb. zu Brescia
1498, gest. daselbst 1555; war unter Ferramola und Roma-
nino gebildet und arbeitete zumeist in Brescia.
202. ^'6 Madonna von Paitone. In ganzer Gestalt steht die heil.
r279.>Tungfrau auf rot gestrichenem Boden vor grauem Wandgrunde.
D 1. Sie trägt ein weisses Gewand mit braunem Schleier. Die Hände
kreuzt sie vor der Brust, den Blick senkt sie zur Erde.
Leinwand: h. 2,14: br. 1,47. — 1868 aus r. Quandt's San;imlung. — Oben
links steht die Inschrift : IMAGO BEAT.5: JL4.RI.E VIRG . QV^ MENS . AVGVST .
51 . 10 . XXXIII . Cisic!) AITONI AGRl BPvIXAXI PAGO APPAR^IT :\IIRACVL0R .
OPERATIONE CONCVRSV POP . CELEBERRIM . — Das berühmte Originalbild
Jloretto's befindet sieh noeh in der Kirche auf dem Berge über Paitone. Es zeigt
nicht nur die ]\Iadonna, -wie auf unserem Bilde, sondern links neben ihr auch den
Hirtenknaben , dem sie erscheint, und im Hintergrunde eine grosse Landschaft.
Weungloich Cr. und Cav. iVI. S. 469) in unserem Bilde mit H. eine eigenhändige Wie-
derholung der Hauptligur des Gemäldes zu Paitone erkannten, so muss der ^'erfasser
dieses Kataloges. nachdem er Paitone besucht hat, doch mit Entschiedenheit der
.\nsieht Morelli's (Lerm. S. 198 — 200) und Eisenmanns (Ivuustclu-onik XVI S. 652)
beitreten, dass rinser Bild nur eine Copie Ton fremder, späterer Hand sei. Zeigt es
doch keineswegs Moretto's feine . geistvolle Pinselfiihrung und lassen es doch schon
die unorganische Herausreissung der Gestalt aus dem Zusammenhange, der sie verständ-
lich macht, und die falsche Lesart Caitone statt Paitone undenkbar erscheinen, dass
Moretto diesen Auszug aus seinem Bilde selbst gefertigt habe. — Phot. Ges.
Paris Borclone.
Geb. zu Treviso um 1500, gest. den 19. Jan. 1570 (neuen
Stils 1571) in Venedig. Hauptschüler Tizian's in Venedig.
G. Venezianische Schulen. XVI.Jahrh. lol
Arbeitete in verschiedenen oberitalienischen Städten, in Paris,
in Angsbnrg, vornehmlich jedoch in Venedig'.
Apollo und Marsyas. Kniestiick. Apollo trägt in der Rechton 203.
die Leyer und hält sich mit der von seinem blanen, mit Blu-(_280.)
men durchwirkten Mantel umwundenen Linken das Ohr zu; '^ b.
denn rechts bläst der schwarz bärtige, spitzolirige Satyr Marsyas
die Flöte, während links der König Midas mit dem Diadem auf
dem Haupte, doch noch nicht mit den Eselsohren versehen, Bei-
fall spendet. Im Hintergrunde Bäume und Himmel.
Leinwand: h. ().9S : br. Ü.Sl^jo. — Inv. ITö-l. I 2So. Ein bezeichnetes Bild
des .Meisters von lihuliclier ilahveise besitzt z. B. das Haager Museum iX. 208). —
Pliot. Braun III. 0.
Diana als Jägerin. Kniestück. In der Mitte sitzt die jung- 204.
frauliche Göttin der Jagd mit rotffoldenem Haar, mit blosser (281.)
Brust, in blauem Kleide, nach links gewandt unter einem D 4.
Baume. Sie hält ihren Speer im linken Arme und führt mit der
Eechten ihren Hund an der Leine. Vorn links überreicht eine
Nymphe ihr auf ausgestreckten Händen einen Hirschkopf. Zu
ihren Füssen ein zweiter Hund. Rechts, halb von hinten ge-
sehen, eine zweite Xymphe, welche ihren Bogen in der Linken
hält und mit der Rechten in die Landschaft hinausdeutet, in
deren Hintergründe andere ihrer Genossinnen jagen.
Leinwand: h. 1.16; br. 1.87. — Inventar 1754, I 315. — Schönes Bild des
Mci.-ttrs. — Pbot. Braun III. 18.
Die heil. Familie mit dem heil. Hieronymus. Links sitzt Maria. 205.
Sie hält in der Linken ein Buch, mit der Rechten den Jesus- (283.)
knaben, welcher sich lebhaft zu Joseph emporwendet. Dieser 2 b.
steht hinter ihm und pflückt ihm einen Apfel vom Baume.
Rechts sitzt die heil. Elisabeth, ebenfalls mit einem Buche, und
vor ihr führt der kleine Johannes dem Jesusknaben sein Lamm
zu. Ganz vorn rechts sitzt der heil. Hieronymus auf dem Erd-
boden. Er hat seinen roten Mantel unter sich ausgebreitet und
blickt zur heil. Elisabeth empor.
Leinwand: h. 1.13: br. 1..50. — 1749 (nicht 1741. wie bei H.) ans der Casa
Pisani di S. Stefano zu Venedig. — Bei H. wurde die Echtheit dieses Bildes be-
zwoitV'lt. Bordone Avar jedoch versfhiodenen Stilwandluugen unterworfen; mit an-
erkannten Bildern seiner späteren Zeit stimmt auch dieses überein. — Phot. Braun
VTII. 12.
102 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Art des Paris Bordone.
206. Simson besiegt die Piiilister. Mitten im Kampfgewiihl nach
(284.) rechts gewandt, hant Simson mit dem Eselskinnbacken auf die
32 a. Feinde ein. Links liegt ein Toter mit den Beinen nach vorn,
in der Mitte unter Simson ein anderer mit dem Kopfe nach
vorn. Zu Boden sinkende Verwundete und flüchtende Krieger
rechts. Unter den Flüchtenden links ein Trommler, fast von
hinten gesehen, und ein Jüngling mit grossem weissen Banner.
Leinwand; h. 1,55: br. 2.19. — Inv. Guar, (vor 1753) N. 304 als Giulio-
lioniano; 1749 aus der Galerie zu Praj^f. — Für ein "Werk Bordone's erklärt von
A. Hirt, Kunstbemerkmi<jen , Berlin 1830, S. 69. — Bei H. als »unbekannt«, doch
richtig unter den Venezianern im Ansclüuss an Bordone. Völlig unmöglich erscheint
es nicht, dass Bordono selbst das Bild gemalt habe.
Giovanni ßattista Moroni.
Geb. um 1525 zu Bondio im Bergamoskischen, gest. den 5. Febr.
1578 zu Bergamo. Schüler des AI. Bonvicino, gen. Moretto,.
zu Brescia. Thätig hauptsächlich in Bergamo und Umgebung.
207. Männliches Bildniss. Kniestück halb nach rechts auf grauem
(292.) Grunde. Bart und Haar sind dunkel und kurz geschnitten.
E 4. Der Herr trägt über weissseidenem Unterwamms, dem die sicht-
baren Aermel angehören, einen schwarzen Rock. Die linke
Hand legt er rechts auf den Tisch, die Eechte stemmt er in
die Seite. Oben links die Jahreszahl 1557.
Leinwand, später auf Eichenholz geklebt: h. 1,10; br. 0,78. — Inv. 1754^
I 252, als Moroni. Die Ur^jeberschaft dieses Kleisters M-ird von einigen Seiten be-
zweifelt, doch erscheint es uns als gutes, wenn auch besonders fest und plastisch
gemaltes Werk der mittleren Zeit Moroni's. Auch Lerm. S. 207 und 208 hält es
für richtig benannt. — Phot. Braun VII, 11.
Bonifazio Veronese d. ä.
Geb. zu Verona, gest. zu Venedig 1540. Schüler Palma vecchio's
in Venedig. Hauptsächlich in Venedig thätig.
208. Die Findung Mosis. Links der Nil. Hier schreitet im Hiu-
(286.)tergrunde die Begleiterin der ägyptischen Königstochter in den
I) 2. Strom, um den Korb mit dem Knaben aus dem Wasser zu fischen.
Vorn kniet sie in grösserer Gestalt und überreicht den Findling
der vor ihr stehenden Prinzessin, welche sich mit der Linken
auf die Schulter eines Pagen stützt. Links neben ihr ein Hof-
G. Venezianische Schulen. XVI. Jahrh. 103
meister in rotem Eocke und roter Mütze,, rechts noch eine
Hofdame, hinter ihr ein Krieger. Rechts im Mittelgrunde vor
der üppigen Landschaft sitzen zwei Miinner und zwei Frauen
musicirend im Rasen.
Leinwand; h. Lt»l : br. I,:i9. — 1725 durch Loplat; Inv. 1722 fl'., A 1500,
als »Tizian. ; — Schon bei H. richtig einem der Bonifazi goi^eben. Vergl. Lerm. S. 219.
— Phot. r.rnnn \Tn. 14.
Der Heiland mit der Weltl<ugel. • Halbfigur nach links auf 209,
grauem Grunde, Die rechte Hand legt er auf die Weltkugel, (2 S 8.)
die vor ihm liegt; hinter seinem Haupte brechen Strahlen hervor. D 1-
Leinwand; h. CTO^'o: br. 0.<57i;2. — Zuerst im Katalog von lHo5.
Bonifazio Veronese d. j.
Geh. wahrscheinlich zu Verona, gest. zu Venedig 1553. Schüler
und Genosse Bonifazio Veronese's d. ä., der wahrscheinlich sein
Bruder war. Thätig zumeist in Venedig. Vergl. Lerm. S. 213-224.
Die Anbetung der Hirten. Vorn sitzt Maria nach links ge- 210.
wandt vor alten Bogenruinen. Sie hält das Christkind über, der (241.)
Krippe den drei Hirten entgegen, welche, zu einer geschlossenen D 2.
Gruppe vereinigt, links niederknieen. Vorn rechts steht Joseph,
in Nachdenken versunken. Im Mittelgrunde rechts nahen noch ■
zwei andere Hirten, von denen der eine ein Lamm trägt. Links
in der Landschaft tränkt ein Reiter sein Ross.
Ital. Pappelholz; h. 1,02^4: br. 1,49. — Im luv. Guarienti (vor 1753) N. 440
als »Palma vecclüo«, 1749 »ans der Casa Pisani di S. Stefano zu Venedig.« — Bei H.
al< Giorgioue. — Die neuere Stilkritik ist sich einig, dass es einem der Bonifazi,
die aus der Schule Palma's hervorwuchsen, angehört (vergl. Cr. und Cav. V, S. 207
mit Lerm. S. 182 und 213). Wir geben es, nachdem Avir die Bilder dieses Meisters
in Venedig verglii-hon, mit Lerm. S. 213 Bonifazio Veronese dem j. — Phot. Braun VI, 9.
Die heilige Familie mit der hl. Elisabeth und der hl. Katharina. 211.
Maria sitzt in der Mitte, etwas nach links gewandt, unter (2 71.)
einem Baume. Sie lässt das Christkind mit ihrer rechten 2 b.
Hand auf ihrer linken stehen. Rechts sitzt die hl. Elisabeth,
vor welcher der Johannesknabe zum kleinen Heiland empor-
deutet. Links vorn sitzt die hl. Katharina, etwas weiter zurück,
sie anblickend, ein graubärtiger Alter, wohl Joseph.
Ital. Fappelholz : h. 1,07 : br. 1,34. — 1738 dunih Rossi aus Italien. Damals
als »Tizian. ' Spiiter, auch bei H., wurde es zu den Werken Palma vecehio's gesetzt,
an die es jedoch nur von fern (in den Typen gar nicht) erinnert ; wir sind, nachdem
wir die Bilder des mittleren Bonifazio in Venedig nachgeprüft, mit Lerm. S. 222 der
Ansicht, dass os ein gutes Werk dieses Meisters ist. — 1*hot. Braun VII, 8.
104 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
ßonifazio Veneziano.
Vielleicht der Sohn eines der beiden Bonifazi Veronesi, jeden-
falls ihr Schüler, später durch Tizian beeinflusst. Geb. und gest.
wahrscheinlich in Venedig, wo er 1579 noch thätig war.
212. Die Auferweckung des Lazarus. In einer reichen vom Hoch-
(289.)gebirge begrenzten Landschaft steht rechts der Sarkophag, dem
34 a. Lazarus, von drei Männern unterstützt, entsteigt. In der Mitte
spricht Christus mit den beiden Schwestern des Lazarus. Links
eine Gruppe freudig bewegter Zuschauer. Eechts im Mittel-
grunde eine zweite Gruppe von Zuschauern, die sich wegen des
Verwesungsgeruches die Nasen zuhalten.
Leimvaud; li. I,32ii2; br. 2,00. — 1749 (nicht IT-il) aus der Casa Pisaiii di
S. Stefano zu Venedig. — Schon in den alten In"\entaren als ;>Bonifazio Veneziano. c
Bei H. Avohl nur bezweifelt, weil es noch nicht bekannt war, dass es drei verscliiedeue
Bonifazi gegeben. Vergl. auch Lerm. S. 220.
213. Maria mit dem Kinde und drei Heiligen. Vor reicher Land-
(2 8 7.) Schaft sitzt Maria, halb nach rechts gewandt, unter einem Baume
I> 4. und hält auf ihren Schooss das Christkind, welches, seine Linke
zu seiner Stirn erhebend, der rechts vor ihm knieenden hl. Ka-
• tharina in die x^ugen blickt. Links sitzen zwei bärtige Hei-
lige, vorn, mit den Schlüsseln zu seinen Füssen, Petrus (nicht
Joseph), etwas zurück der hl. Antonius mit der Glocke.
Leimvand; h. 1.09; br. 1.52. — 17-41 durch Rossi als Giorgione. — Schon
bei H. richtig der Gruppe ;>Bonifazio« gegeben. Scheint, nach Lerm. S. 207, ein
spätes Bild des Bonifazio Veneziano zu sein , aus der Zeit, da er die !Malweise Tizian"s
nachzuahmen suchte. Vielleicht jedoch nur Atelierbild. — Phot. Braun IX, 15.
Polidoro Veneziano.
Polidoro Lanzani, gen. Polidoro Veneziano. Geb., gest. und thätig
zu Venedig. Mitte des XTI. Jahrhunderts. Nähere Daten unbe-
kannt. Schüler Tizian's. Entwickelte sich dem Bonifazio Veneziano
ziemlich parallel.
214. Die Madonna mit der til. Magdalena und dem venezianischen
(290.) Patrizier. Maria sitzt an reicher Säulenhalle, vor grünem Vor-
2 c. hange, auf einem Throne, dessen runder Sockel mit Eeliefs ge-
schmückt ist; sie blickt zu dem schwarzgekleideten Patrizier
hinab, der links vor der Landschaft knieet und ihr. von Joseph
unterstützt, sein nacktes Kind darbringt. Da? Christkind auf
G. Venezianische fecluilen. X\I. Jahrli. 10;')
Maria's Schoosse aber wendet sicli mit einem Kränzchen in der
Kechten der rechts sich anschmiegenden hl. Magdalena zn.
Leinwand: h. 1.21V2'- ^^'- l.^iVa- — l"i9 (nicht 1741) aus der Casa Pi^ani
di S. Stefano zu Venedii,'. — Hauptbild des Meisters. — Phot. Braun XII, 13,
Die Verlobung der heil. Katharina. Links reiche Flussthal- 215-
landschaft. rechts Bügenruine. Maria sitzt, nach links gewandt, (291,)
in der Mitte, Das Christkind auf ihrem Schoosse steckt der B 1.
links knieenden heil. Katharina den Eing an den Finger.
Eechts st^ht ein graubärtiger Heiliger, sein Kreuz im Arm, wohl
der hl. Andreas; weiter zurück der Engel mit dem jungen Tobias.
Leinwand: h. I.OSV2: tr. 1.32V2- — Inventar 1754, I 345.
Maria, ihr Kind anbetend. Kniestück, auf braunem Grund. 216.
Maria in rotem Kleide und weissem Schleier betet, nach links (282.)
gewandt, mit gefaltet erhobenen Händen das Christkind an, welches 2 c.
links vor ihr auf dem Stroh der Krippe in weissem Tuche liegt
und, nach der Mutter verlangend, beide Aermchen emporstreckt.
Eiehenliolz : h. 0,51 ; br. 0,33. — Inventar 1722, A 418, als »Tizian.« — Eei
H. frageweise dem Paris Bordone zugeschrieben. Nach Lerin. S, 225 — 226 »eher« von
Polidoro Yeneziano, Der Vergleich mit unserer unbezweifelten Darstellung der ,, Ver-
lobung der heil. Katharina'* X. 215 von der Hand Poüdoro's bestätigt Morelli's Vermu-
tung, Auffallend bleibt dabei, dass das Bild auf Eichenholz gemalt ist.
Unbestimmte Venezianer.
Mitte des XVI. Jahrhunderts.
Allegorie der Freigebigkeit. Grau in grau. In der Mitte 217.
thront eine Frau, welche mit der Linken in einen Korb (285.)
mit Münzen greift, den eine Dienerin ihr hinhält, mit der R 14.
Rechten aber das Geld an eine arme Frau giebt. Im Mittel-
grunde sieben Zuschauer und Zuschauerinnen. Vorn in der Mitte
sitzt ein Knabe und wehrt sich gegen einen grossen Vogel.
Leinwand; h. 1.27*?: hr. l.OG. — Nach dem Inventar Guarienti (vor 1753)
N. 434 aus der Sammlung des Marchese iLintova in Padua als »Dom. Carpioni« :
woraus H. Dom. Carapagnola, den Schüler der Friihzcit Tizian's, gemacht. Nach
Lerm. S. 22G »wohl eher ein Atelierbild der Bonifazi.«
Judith. Als Halbfigur steht sie, nach links gewandt, in einem 218.
Gemache, durch dessen Fenster man links in"s Freie blickt. Ihr (245.)
linker Arm ruht, wie das Haupt des Holofernes, auf einer Brü- 36 d,
stung; ihre Rechte stützt sie aufs Schwert.
106 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Leinwand; h. 0,76; br. 0,61. — 1869 ans dem Nachlass Unj,'er'.s in Berlin. —
15<'i H. frageweise als Gioryione, von dem es fragelos nicht herrährt.
219. Männliches Bildniss. Halbfigureines schwarzhaarigen, seh warz-
(243.) bärtigen Mannes, etwas nach links gewandt, auf dunkelgrünem
K 3. Grunde. Er trägt einen schwarzen Eock über weissem Herade,
einen Handschuh an der linken, Ringe an der rechten Rand.
Leinwand ; h. 0,90 ; br. 0,7272- — Nach H. schon 1020 in Italien erworben.
Im Inventar 1754, I 402, schon als Giorgione. In den früheren Dresdener Katalogen
mit Recht nicht zu den Werken dieses Meisters gestellt. Erst 1861, nach einer Re-
stauration, Avicdcr auf dessen Namen getauft. Nach Cr. und Cav. TT,' S. 215, der
Technik nach palmesk, vielleicht von der Hand Bordoue's. Doch erscheint es nach
den Restaurationen, die das Bild erlitten, unmöglich, die Hand eines bekannten 3Iei-
sters in ihm zu erkennen. — Von späterer Hand auf der Rückseite als Bildniss des
Pietro Aretino bezeichnet, was nicht zutreffend erscheint. — Phot. Ges.
220. Heilige Familie. Kniestück. Maria sitzt in der Mitte. Das
(494.) Christkind auf ihrem Schoosse hält Blumen mit beiden Hän-
32 b. den und wendet sich nach links, wo der kleine Johannes steht
und noch mehr Blumen hinaufreicht. Rechts, im Profil gesehen,
steht ein graubärtiger, kahlköpfiger Heiliger in schwarzer Kutte.
Leinwand; h. 0,76; br. l,00i|2. — Zuerst als »Venezianische Schule« im Kata-
loge von 1835. Schule Tizian's, etwa der Richtung Polidoro Lanzani's.
Brescianische Meister.
Mitte des XVI. Jahrhunderts.
221. Ein Ehepaar. Brustbilder. Links Mauergrund, rechts Blick
(242.) in die Landschaft. Links der Mann, welcher seinen linken Arm
E 3. um den Nacken der Geliebten legt. Diese trägt ein ausge-
schnittenes Kleid und lehnt sich leicht an ihn an.
Ital. Pappelholz : h. 0,52 ; br. 0,67V2- — I'-IO aus der herzogl. Galerie zu Mo-
dena. — Es wurde 1018 als »angeblicher« Giorgione (di tnatio dicono di Ztvxonc)
von Ferrara nach Modena gebracht. Venturi p. 39 u. 123. Später galt es als Giorgione.
So auch bei H. Auf die Unmöglichkeit dieser Benennung machten Cr. und Cav. VI,
S. 211 aufmerksam und gaben es der Schule von Brescia, was auch uns richtig zu
sein scheint, Avenngieich wir nicht so weit gehen möchten, wie Mündler, der sicher
Romanino's Hand in dem Bilde zu erkennen glaubte. Lerm. S. 182 sucht seinen
Urheber eher in der Marca Trevisana. — Phot. Braun IX. IG und Phot. Ges.
222. Christus, sein Kreuz tragend. Halbfiguren. Rechts schreitet
(2 7 5.) Christus mit dem Kreuze auf der linken Schulter nach rechts
^2 a. hinaus, blickt sich aber nach den beiden Männern hinter ihm
um, von denen der vordere mit der Rechten an das Messer auf
G. Venezianische Sclinlen. XVI. Jahrh. 107
seinem Kücken .üTeift, mit der Linken aber den Heiland am
Kragen packt. Voraus schreitet ein behelmter Kriegsknecht.
Leinwand: li. 0.^7^/2'- ^n\ 1,08. — Zuerst als »Rocco ^Iarconi< im Katalog -\on
1^:55. So frageweise noch bei II. Mareoui von Treviso war ursprünylieh Scliüler (iio-
vanni Belüni's. Gegenüber den boglaubisrton Bildern des Meisters erscheint das unsere
sicher von anderer Hand. AVir erkennen mit Lerm. S. 22G die Schule des Romanino
zu Brescia in ihm, wenn wir auch nicht iui Stande sind, es mit ihm gerade dorn
Francesco Prato da Caravaggio zuzuschreiben. — Phot. Braun X, S.
Paolo Farinati.
Geb. zu Verona 1522, gest. daselbst 1606. Schüler Xicolo Giol-
fino's. Später teils unter dem Einflüsse Parmeggianino's , teils
unter demjenigen Paolo Veronese's. Arbeitete in Verona.
Die Darstellung Jesu im Tempel. Eechts in stattlicher Tem- 223.
pelhalle steht der von steinerneu Flügel -Genien getragene (341.)
Altar, an dessen Stuten Maria knieet. Das Christkind ruht in C 1.
ihren Armen. Der Priester steht, von vorn gesehen, neben ihr
und breitet schützend seinen Mantel über den Kleinen ,aus.
Links hinter ihr stehen Joseph und verwandte Frauen. Noch weiter
links folgen andere, von denen eine die Tauben, eine andere ein
Kind hält. Ganz links, weiter zurück, eine Gruppe von Männern,
deren vorderster einen Krüppel beschenkt. Vor dem Altar spielen
zwei nackte Knaben mit einem Hunde. Eechts stehen die Schrift-
gelehrten, von denen einer aus einem aufgeschlagenen Buche
vorliest. Ein Mann weist die beiden ganz vorn rechts am Boden
hockenden Bettler auf die verlesene Botschaft hin.
Leinwand ; h. 1.83 ; br. 4,15. — 1747 durch Rossi aus Casa Bonfadiiü in Venedig.
Damals Paolo Caliari's Sohne Carletto Caliari zugeschrieben. Bei H. mit Unrecht
den echten Bildern Paolo Caliari's angereiht. Dass Paolo Farinati sein Urheber
^ei. hat. nach H., zuerst Rumohr geäussert. Ein Vergleich mit den bezeichneten
Bildern dieses Meisters in Verona, besonders in der Pinakothek, in »San Giorgio in
Braida; und in der ^Jladonna di Campagna« hat dem Verfasser dieses Katalogs vor
k\uzom die Ansicht Rumohr's bestätigt. Charakteristisch für Paolo Farinati sind die
Typen und die Färbung, ist in besonderem Maasse die Architektur. — Es giebt zwei
alte anonyme Radirungen nach dem Bilde, von denen die eine, ;>Giov. Giac. de Rossi
t'ormist. allertUngs Paolo Veroiiese als Urheber nennt. — Phot. Braun VII, 10.
Paolo Veronese.
Paolo Caliari, gen. P. Veronese. Geb. zu Verona 1528; gest.
zu Venedig den 19. April 1588. — Schüler des Ant. Badile
in Verona. Weiterentwickelt unter dem Einflüsse des Paolo
108 [taliener des sechzehnten Jahrhunderts.
Morando (Cavazzola), Brusasorci und (nachdem er 1555 nach
Venedig übergesiedelt) auch der grossen Venezianer. Thätig in
Verona, im Venezianischen und in Venedig selbst.
224. Die Madonna mit der Familie Cuccina. Links vor reichem
(327.)Goldstoffvorhange thront Maria mit dem Kinde. Vorn neben
E 3. ihr Imieet Johannes der Täufer, an ihrer anderen Seite der
hl. Hieronymus, hinter dem ein Engel steht. Ein Säulenpaar
trennt diese Gruppe von der rechts gegenüber angeordneten
grösseren Gruppe der verehrend anbetenden Mitglieder der Fa-
milie Cuccina, wie sie von den Gestalten des Glaubens (in
weiss), der Liebe (in rot) und der Hoffnung (in grün) der Ma-
donna zugeführt werden. Vorn knieet die Hausfrau in feuer-
rotem Kleide, bildeinwärts neben ihr ihr Gemahl; ein anderer
bärtiger Mann steht an der Säule, ein dritter knieet hinter
der Hausfrau. Vorn klamimert sich einer der Knaben an die
Säule; ausserdem noch sechs Kinder verschiedenen Alters in ver-
schiedenen Stellungen und ein Hündchen. Ganz rechts eine Magd
mit dem kleinsten Kinde auf dem Arme. Im Hintergrunde
eine Strasse von Palästen.
Leinwand: h. 1,66: br. 4.14. — 1746 aus der lierzogi, Galerie zu Modeua. —
Dieses Bild befand sich mit den folgenden dreien im siebzehnten Jahrhundert noch
in dem Palaste der Familie Cuccina zu Venedig, für welche sie alle vier gemalt
■worden waren (später Pal. Tiepolo , jetzt Pal. Papadopoli). Es gelang dem Herzog
Francesco I. zu Modona erst nach längeren Unterhandlungen, sie 1645 für seine Galerie
zu erwerben (Venturi , p. 234 — 236). Hier auch der Nachweis, dass die Bildniss-
gruppe Avirklich die Familie Cuccina darstellt. — Gestochen von P, A. Kilian ^ I. 15 :
desgl. von G. Levy. — Phot. Braun VII, 9. — Phot. Ges.
225. Die Anbetung der Könige. Links sitzt Maria mit dem Kinde
(325.) am Fusse mächtiger Euinen, aus deren Stallräumen Ochs und
E 1. Esel hervorblicken. Hinter ihr stehen zwei Hirten. Ihr zuge-
wandt naht der Zug der hl. drei Könige. Der älteste im Gold-
stoffmantel küsst bereits knieend den Fuss des kleinen Heilandes.
Ein Page trägt seine Schleppe, ein anderer seine Krone. Bild-
einwärts neben ihm steht der zweite, ganz in rot gekleidete König,
schon etwas vorgebeugt; hinter diesem ein Diener im Turban.
Rechts harrt in stolzer Haltung der reich gekleidete Mohren-
kimig. Bildeinwärts neben ihm zwei Pferde mit einem zinnober-
rot gekleideten Wärter. Ganz rechts noch vier Männer, über
denen ein Pferdekopf und ein Kameelkopf hervorragen.
I
G. A'enezianische Schulen. XVI. Jahrh. 10i>
Leimvaud ; h. 2,04; br. 4, 55. — 174G aus der herzogl. Galerie zu Modeua. —
lt'i45 in diose aus dem Hanse Cuccina zu Venedig. Vergl. die Bemerkungen zu N. 224.
— (iestochen von P. A. Ivilian ^ I, 14; von H. Steifensand. — Phot. Braun V. 1.").
— Phot. <tp^.
Die Hochzeit zu Cana. Links steht die reich besetzte Fest- 226.
tafel, in deren Mitte unter lebhaft bewegten Gästen der Heiland (326.)
sitzt. Weiter rechts die Mcänner, welche den Wimderwein prüfen: E 1.
einer von ihnen setzt das Glas gerade an die Lippen; einem
andern wird eingeschenkt ; vorn in der Mitte steht ein dritter
im orangegelben Kock und hält das Schalenglas in der ausge-
streckten Linken. Links vorn wird einem am Boden hockenden
Mädchen eingeschenkt: noch weiter links steht ein junger Mann
mit einem Hunde im Arm. Vorn in der Mitte spielt ein am
Boden sitzender Knabe mit einer Katze. Eechts vorn Diener
mit Speisen, im Mittelgrunde der von Füllfiguren belebte Re-
njlissancepalast.
Leinwand ; h. 2,05 ; br. 4,55. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
1G45 aus dem Hause Cuccina in Venedig nach Modena, Vergl. die Bern, zu N. 224. —
Gest. von L. Jacob ^ II, 9 ; von Jos. Kolilscheiu. — Phot. Braun VI, 10. — Phot. Ges.
Die Kreuztragung. Der gestaltenreiche Zug bewegt sich von 227.
der rechten nach der linken Seite, wo er sich neben mächtig (3 2 8,)
aufragenden Felsen bildeinwärts wendet. Christus bricht in ^ 3.
der Mitte unter der Last des Kreuzes zusammen, dessen Stamm
Simon von Kyrene ergreift. Ein Henker schwingt die Geissei,
ein anderer sucht den Heiland am Strick emporzuzerren. Die
hl. Veronica hält ihm ihr Schweisstuch hin. Ganz links einer
der Schacher; ganz rechts Maria, von einem Manne unterstützt.
Vor ihr, ganz vorn, eine Mutter mit ihrem Kinde auf dem Arm.
Leinwand: li. 1,66; br. 4,14, — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena, —
1645 mit den drei vorigen aus dem Hause Cuccina in Venedig, Vgl, die Bemerkungen
zu N, 224. — Radirt von Giov. Maria Mitelli, Gestochen von J. M, Preissler ^ I, IG :
von A, (t. ■.'ilaser. — Phot. Braun IX, 17 und Phot, Ges,
Der Hauptmann von Capernaum. Links steht Christus mit 228.
erhobener Rechten inmitten acht seiner Jünger, die teilweise (320.)
hinter den Säulen versteckt sind. Rechts kniet der gläubige D 3.
>Hauptmann-, die Genesung seines Knechtes erflehend, vor dem
Heiland. Zwei behelmte Soldaten untei'stützen ihn. Ein weiss-
gekleideter Negerpage kniet hinter ihm und hält seinen Helm.
Weiter zurück hält ein dritter Krieger sein Ross. Ganz links
110 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
ein dickbäuchiger Mann mit gestreiftem Wamms; ganz rechts
ein Hund.
Loimvaiul : li. 1,78 : br. 2,75. — 1747 ans clor Casa Grimaiii de" Servi zu
Venedig. Gegeiistück zum folgenden. Ge.stochen von Pietro Monaco. — Phot. Braun
Xir. 13 und Phot. Gos.
229. Die Findung Mosis. Links steht die Königstochter unter
(330.) prächtigen Waldbäumen zwischen fünf Begleiterinnen, von denen
^ 3. die eine vor ihr knieet und ihr den Findling zeigt, dessen
Tuch eine zweite, ältere, emporhebt. Hinter ihr ihr "Wagen
und, ganz links, ein junger Neger mit einem Hündchen auf
dem Arme, sowie ein Negerzwerg mit zwei Hunden an der Leine.
Rechts der Fluss mit stattlicher Bogenbrücke vor der Stadt.
Hier steht ein Hellebardier an einem Baume, während ganz
rechts vorn,, unter ihm, ein zweiter Hellebardier und die Frau
mit dem leeren Korbe nur teilweise hervorragen.
Leimvand: li. 1,78: br. 2,77. — 1747 mit dorn vorigen, seinem Gegenstücke,
aus der Casa Grimani de' Servi in Venedig. — Gestochen -son Pietro Monaco und
von A. Terwesten. — Phot. Eraun III, 18. — Phot. Ges.
230. Der barmherzige Samariter. Links vorn in kräftiger Wald-
(332.)landschaft liegt der Verwundete, fast lebensgross, am Boden.
F 1- Sein Hund steht neben ihm. Der barmherzige Samariter,
dessen Esel ganz links wartet, träufelt ihm Oel in die Wunden
Im Waldhintergrunde entfernen sich andere (gestalten.
Leinwand: h. 1.G7V2 • Ij!'- 2.53. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
231. Die Kreuzigung Christi. Christus hängt in der Mitte am Kreuze.
(33 3.) Schräg zu dem seinen sind links und rechts diejenigen der
5 c. beiden Missethäter aufgestellt. Maria Magdalena umklammert
das Kreuz des Heilandes. Links bricht Christi Mutter, von Jo-
hannes und der dritten Maria unterstützt, zusammen. Rechts
Fernblick auf die Stadt hinab.
LeiuAvand : h. 0,4GV2 ' '>i'- 0,34V2- ~ 1741 durch Vont. Rossi aus Venedig.
232. Die Kreuzigung Christi: Rechts das Kreuz Christi und die
(334.) beiden Kreuze der Schacher, letztere in rechtem Winkel zu
C 1. ersterem, links, weiter zurück, ein viertes, leeres Kreuz. Maria
Magdalena umklammert das Kreuz des Heilandes. Linlis ist
Maria, die Mutter Christi., zwischen Johannes und der dritten
Maria zu Boden gesunken. Noch weiter links kniet der Haupt-
G. Venezianische Schulen. XVJ. Jabrh. 111
mann., der von dem neben ihm stehenden Pferde gestiegen ist.
Kechts im Hintergrnnde die Stadt.
Loiinvaml : h. 0,0SV2; In. O.TG. — 1742 durch Riedel aus Prag. — luv, Guar.
(v..r Wo.)) X. 320: >Fu dolla GaUoria di Praga.. — Phot. Braun VIII, 15.
Christus in Emmaus. In der Halle eines stattlichen Hauses 233.
sitzt Christus mit den beiden Jüngern zu Tisch und segnet (3 3 5.)
mit erhobener Kechten das Brod. Hinter ihm eine Magd. E '2
weiter links, hinter dem Apostel, ein älterer, bartloser Mann
und ein junger Neger. Links vorn spielt ein kleines Mädchen
mit einem Hunde; dahinter führt ein Laubengang in's Freie.
Lein-vvand; li. 1,20V2- It- 1'S1V2- — I'^-IG aus der herzogl. Galerie zu Modeua.
Das Bild gehörte dem Cardinal Alessandro d"Este in Rom. Dieser starb 1024;
und 1625 kam es nach Modena. Venturi p. 157—159. — Ein ähnliches Bild des
Meisters gestochen von Claude du FIos. — Phot. Braun I. G. — Phot. Ges.
Leda. Vor rotem Vorhange liegt die nackte Königin in 234.
weissen, schwellenden Kissen. Perlen schmücken ihren Hals. (339.)
ihre Arme, ihre Ohren. Ihr zurückgelehuter Körper ist nach C 3.
links gewandt. Mit der rechten Hand umarmt sie den Schwan,
der mit beiden Füssen auf ihr steht und mit dem Schnabel
ihre Lippen berührt.
Leinwand; h. 1,0G; hv. O.OOVa- — l'-i^ durch V. Rossi aus Casa Grimani
Calergi in Venedig. — Gestochen von L. Surugue. ^on L. Desplaces u. a. — PlK>t.
Braun T\\ 14. — Phot. Ges.
Die Auferstehung Christi. Links neben stattlichen Euinen 235.
das Grab, dem der Heiland, welcher verklärt über demselben (3 3 6.)
schwebt, entstiegen ist. Die Wächter sind in den verschieden- 33 c.
sten Stellungen zurückgefahren oder zu Boden gesunken. Vorn
ist ein blau gekleideter, behelmter Krieger aufgesprungen und
erhebt den Schild gegen die Wundererscheinung. Kechts im
Hintergrunde zeigt ein Engel den Frauen das leere Grab.
Lf iiiwand : li. I.:50'i2: br. 1.04. — 1741 durcli Riedel aus Wien.
Biidniss des Daniele Barbaro. Kniestück von vorn. Der Pa- 236.
triarch von Aquileja hat kurzes schwarzes Haar und einen schon (^340.)
in's Graue spielenden Vollbart. Er ist schwarz gekleidet. Sein E "2.
Mantel ist mit weiss und schwarzem Pelz besetzt. Die linke
Hand stützt er auf einen Tisch. Links im Hintergrunde mäch-
tige Säulen, rechts die graue Wand.
Leinwand ; h. 1.32V2 ; ^i'» 1.02. — 1744 aus der Casa Grimani Calergi in
Venedig. Inv. Guar. X. 213. — Schon in den alten Inventaren als D. Barbaro. —
Gestochen von .T. Houbraken ^ II, 10. — Phot. Ges.
112 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
237. Susanne im Bade. Susanna sitzt, nach rechts gewandt, im
(331.) Vordergrund und wäscht mit der rechten Hand ihren rechten
C 3. Fuss. Links hinter einer Balustrade blicken die beiden Alten
herüber. Im Hintergrunde ein Garten und Gebäude.
Leinwand; h. 1. 251/2; ^^i"- I.O41/2. — 1742 aus der Sammlung Carignan zu
Paris. — Im In\'. 1754, J 43G, nur als »Schulbild«, was vielleicht richtiger ist. —
Phot. Ges.
Nach Paolo Veronese.
238. Venus und Adonis. In reicher Waldlandschaft sitzt Venus,
(348.) nach rechts gewandt, unter einem Baum. Sie hält Eosen in der
R 17. Rechten und legt die Linke auf's Haupt des in ihrem Schoosse
schlummernden Adonis, welcher nachlässig nach rechts hinge-
streckt liegt. Zu ihren Füssen liegt ein Hund. Mit einem
anderen Hunde kost links vorn ein ungeflügelter Amor.
Leinwand ; h. 1.46 : br. 1,84V2- — Wohl das Bild des Kunstkammer-Inventars
1741 Cap. XXIX a, 7, damals als Tintoretto : doch nur Copie nach einem Gemälde
Paolo"s im Museum zu Madrid. Aus dem Hochbild ist ein Breitbild geworden ; und
auf dem Original hält Yeiius. statt des Strausses, den Fächer der Neuvermählten.
239. Flüchtige Copie der Apotlieose der Venezia. Umringt von
(4 9 9.) allegorischen Gestalten thront Venezia oben auf Wolken. Ein
R Ö- Genius fährt vom Himmel herab, um sie zu krönen. Auf der
Galerie im mittleren Teile steht zahlreiches Volk, welches be-
geistert emporblickt. Links und rechts mächtige gewundene
Säulen. Unten Krieger zu Eoss und zu Fuss.
Papier auf Leinwand gezogen; h. 1.27V2- l^r. 0.80V2' — 1861 aus dem Vorrat.
Zuerst im Katalog von 1862. — Das Orignal ist das Deekenbild Paolo Veronese's
in der Sala del Maggior Consiglio des Dogenpalastes. — Der Copist ist unbekannt.
Paolo Veronese's Erben.
Nach dem Tode Paolo's setzten sein Bruder Benedetto Caliari
(geb. zu Verona 1538, gest. zu Venedig 1598) und seine Söhne
Gabriele Caliari (geb. zu Venedig 1568, gest. daselbst 1631) und
Carlo (Carletto) Caliari (geb. zu Venedig 1570, gest. daselbst
1596), seine Werkstatt in Venedig fort. Einige Bilder zeich-
neten sie geradezu »Heredes Paoli«. Ihre Hände zu sondern
ist in den seltensten Fällen möglich.
240. Eine Allegorie. Rechts an einem Tische stehen ein Mann
(343.) und eine Frau vor mathematischen und anderen Geräten. Ueber
E 12. ihnen hängt ein Merkurstab, unter ihnen liegt eine Bassgeige.
G. Venezianische Schulen. XVI. Jahrh. 113
Von links naht eine reich gekleidete weibliche Gestalt, welcher
drei Frauen und" Herkules die Schleppe tragen, während sie
selbst den rechts . beschäftigten Personen eine Krone reicht. Zu
ihren Füssen ein Genius mit dem Füllhorn. Die Allegorie ist
bisher nicht erklärt worden; doch glauben wir ihren Inhalt
wenigstens annähernd richtig wiederzugeben, wenn wir sagen:
der ßeichtum krönt die Arbeit.
Leinwand; h. I.OGV2; t>r. 2, 321/2. — 1742 durch Riedel aus Prag als »Paolo
Veronese.« Ini Inventar Guarienti X. 1505 richtig nur als »Scuola di Paolo Veronese.«
Bei H. wohl ohne sreuüireuden Anlass näher als vCarletto Caliari ; bestimmt.
Heilige Familie, licchts vor rot verhäng-ten Säulen sitzt Maria 241.
mit dem Kinde; neben ihr steht Joseph. Links ist die hl. Anna (344.)
mit den Windeln beschäftigt und reicht der kleine Johannes dem 35 b.
freundlich herabverlangenden Jesusknaben einen Apfel.
Leinwand; h. 1,051/2= br. 1,83V2. — In"*« Guar. 1753 N. 181 als »Gabriele
Caliari^ ans der Sammlung des Abbate Caliarl zu Venedig. — Später ohne Grand als
Carletto CaUari. — So auch bei H. — Nach Lerm. S. 227 in der That von Gabriele.
Die Taufe Christi. Vorn im Flusse, nach rechts gewandt, steht 242.
Christus. Rechts am Ufer steht Johannes der Täufer, im Be- (345.)
griffe die Schale aut das Haupt des Heilands auszugiessen. 33 b.
Vorn knieen zwei Engel mit den Tüchern; ein dritter steht
links hinter dem Erlöser, über dessen Haupt die Taube des
heiligen Geistes schwebt. Im Hintergrunde Hügellandschaft.
Leinwaiid; h. 1,04V2; l>r. 1,01V2- — 1743 durch Eiedel aus Prag als >Paolo
Veronese . Doch schon im Inv. 1754, I 337, nur als »Carletto Caliari«. — So auch
bei H. Der Vergleich der bezeichneten Bilder Carletto's in der Akademie zu Venedig
hat jedoch keine völlige Sicherheit in dieser Beziehung ergeben.
Der Raub der Europa. Vorn in der Mitte ist der weisse 243.
Stier, in den Zeus sich verwandelt hat, mit einem Blumenkranz (342.)
um den Hals nach rechts in die Kniee gesunken. Vor ihm D.-Z.
sitzt ein kleiner Amor, welcher das goldene Seil, an dem er das
verliebte Tier leitet, in den Händen hält. Ein zweiter flattert
in der Luft. Die festlich gekleidete schöne Europa sitzt schon
auf dem Rücken des Stieres. Zwei ihrer Begleiterinnen schmücken
sie. Eine dritte und vierte sitzen im Vordergrunde links und
rechts mit Blumen im Rasen. Im Mittelgründe rechts schreitet
der Stier mit seiner schönen Last bildeinwärts davon, im Hinter-
grunde durchschwimmt er das Meer.
8
114 Italiener des secb zehnten Jahrhunderts.
LeiuMand: h. ;5.21 : )iy. 2..si,». - 174:5 durch Algarotti Jiiis dem Kunsthaudel
in Vouedig. — Nach (juarionti (luv. X. 287) Jiigoiuhverk Pav)los, früher im Bfsitz'-
des Marchese Piati in Venedig'. Schon von IL als eigonhiindigos Werk Paolos
1>czwoifelt. — Die foniposition ist A'on Paolo und seinen Schülern mit einigen Yor-
ändeningen mehrmals wiederholt Avorden. Das schönste eigenhändige Exemplar 1«»-
findet sich im Dogenpalaste zu Venedig; ein anderes in der capitolinisehon Galerie
zu Rom: doch zeigen beide unter sich und von dem unseren nicht unerheblidie
Abweichungen. Unser Exemplar ist radirt von V, Let'e])re: gestochen von Gottfr. S«'uter.
Schule Paolo Veronese's.
244. Venus und Adonis. Kechts sitzt Venus halbnackt, nach links
(338.) gewandt, vor einem ausgespannten roten Tuche unter Bäumen.
C 1. Zu ihren Füssen spielt der kleine Amor. Links beugt Adonis
sich, von hinten gesehen, leicht zu ihr hinab. Sie drücken
sich zum Abschied die Hand. Links neben Adonis drei Hunde;
im Hintergründe blaue Berge unter rosigem Himmel.
Leinwand: h. 0,75^/2: br. 0,86. — Inv. 17M. I 435, als >autore incerto.- —
Bei H. ohne Provenienz.angabe unter den Werken Paolo Veronese's aufgeführt. Dofli
zeigt es offenbar nicht dessen eigene Hand.
245. Bildniss eines Knaben. Halbfigur auf dunkelbraunem Grunde :
(347.) nach links gewandt, mit dem Kopfe dem Beschauer zugekehrt.
8 a. Der Knabe ist sehr reich gekleidet, hat rotes Haar und hält
in der rechten Hand eine Easselbüchse.
Leinwand: h. 0.,'j4: br. 0.40. — 1857 aus Steinlas Sammlung. Bei H. diM-
Schule Paolo Veronese's zugeschrieben, was richtig sein mag. — ' Phot. Ges.
246. Christi Einzug in Jerusalem. Nach links gewandt, sitzt Chri-
(350.)stus auf dem Esel, dem ein Eselfüllen folgt. Männer breiten
35 c. Teppiche auf der Strasse aus, über welche der Heiland reitet.
Neun seiner Jünger folgen ihm zu Fuss. Links das Volk,
welches ihm entgegenströmt, voran zwei Knaben. Ein dritter ist
auf den Baum geklettert. Im Hintergrunde die Stadtmauer.
Leinwand: h. 0..55: br. 0,07V2- — l-'-ü durch Rossi aus A'enedig als P;t>>b>
Veronese. Bei H. frageweise d^m G. A. Fasolo zugeschrieben. Doch stimmt dii*
Technik des Bildes mit derjenigen der Bilder dieses Meisters in Vicenza und in der
Akademie von Venedig nicht überoin.
247. Die Hinrichtung der hl. Katharina. Die Heilige kniet auf dem
(337.) Richtplatz, bereit, den Streich zu empfingen. Der Henker steht.
2 a. auf sein Schwert gestützt, links vorn und wartet, bis sein Oe-
hülfe der Heiligen die Kleider vom Oberkörper gerissen. Neben
ihr kniet ein Ne^er mit der irdischen Krone. Ueber ihr schwe-
G. Venezianische Sclnilen. XVI. Jahrli. 115
beu zwei Euerel. von denen der eine die liimmlische Krone, der
andere die Märtyrerpalnie hält. Rechts vorn halten zwei l)etnr-
linute Reiter. Im Mittelijrnnde anf dem Platz viel Volk zn Fnss
nnd zn Pferde. Im Hintergrnude die Stadt.
Leinwand: li. O.fi.'ji/o: hr. O.Sl. — 174:? durch de Hrais aus der Samnihuiu
CariLTnan in Pari-<. — Bei H. als Paolo Veronese. jedoch schon im Inventar 17.') 1 ;il>
Fa.-olu. was der Wahrheit Jedenfalls näher kommt: doch können wir e> nur im alli;.'-
niHiuen zu den dunh Paolo heeinllussten BiUlern zählen.
Anbetung der Könige. Rechts sitzt Maria mit dem Kinde 248.
vor dem in die Rnine eines antiken Palastes eingebauten Stalle. (346.)
Joseph steht hinter ihr. Von den drei Königen kniet der eine. Sf-xl.
im Goldmantel. vorn in der Mitte, steht der schwarze, im Tur-
ban, rechts vorn, naht der jüngere weisse, von zwei Hunden
begleitet, links an der Spitze des Gefolges.
Leinwand: h. l.OöVa; br. 0,81. — Inv. 1754. I 404. als rScuola di Paolo
Veronese. < So auch bei H. — Nach H. übrigens 1740 aus der herzogi. Gralerie zi:
Mi'dena. was unrichtig- ist. da es in keiner der Modeueser Listen erwähnt wird.
Giovanni Antonio Fasolo.
Geb. zu Vicenza 152S; gest. daselbst 1572. Nachahmer Paolo
Veronese's. Arbeitete in Vicenza.
Blldniss einer Venezianerin. Kniestück nach rechts. Im Hin- 249.
tergi'unde links ein roter Vorhang, rechts Säulen. Die Linke der (349.}-
Dame ruht auf einem Tische mit grüner Decke. In ihrer Rechten E 3.
hält sie ein Spitzentuch. Kleid von weissem, goldgeblümten Seiden-
damast mit aufrechtstehendem Kragen.
Leinwand; h. l..'}2: br. 1.13. — 1744 durch Kossi aus der Casa Grimani Oalergi
in Vonedi». Inv. 1754. I 407.
Palma Glovine.
Jacopo Palma d. j., gen. Palma Giovine. Grossnefte Palma
Vecchio's. Geb. zu Venedig 1544. gest. ebenda 162ö. Schüler
seines Vaters Antonio Palma. Weitergebildet durch das Studium
der Werke Tizian's, Tintoretto's, Raphael's und Michelangelo's.
Arbeitete in Urbino und Rom. zumeist jedoch in Venedig.
Maria's erster Tempeigang. Links in der Tempolthür steht 250.
der Hohepriester zwischen zwei Frauen. Die zwiUf jährige Maria (272.)
steigt mit der Kerze in der Rechten die Stufen hinan. Hinter C 1.
ihr stehen ihre Eltern. Zahlreiche Zuschauer füllen die Strasse
116 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
und den Eingang des gegenüberliegenden Palastes; ein junger
Mann mit blossen Füssen umklammert eine Säule. Links vorn
stützt sich ein Mann auf seinen Stab.
Leinwand; h. 1,80: br. 3,52. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Nach Vcnturl p. 238 hatte der Herzog Franz I. das Bild 1653 vom Händler Franeesehi
in Venedig erworben. Dieser aber hatte es aus der Kirche dell Umiltk in Venedig,
für Avelche Palma Oiovine das Bild nach Kidolfi (IT, p. 106) gemalt hatte.
251. Der hl. Sebastian. Angefesselt an einen Mauerpfeiler, bricht
(2 7 3.) der junge Heilige in sich zusammen. Rechts neben ihm liegt
F 4. ein Bündel Pfeile auf dem Boden. Links vor der Landschaft rollt
ein Mann in rotem Rocke den grünen Mantel zusammen.
Leinwand; h. 1. 671/2 • ^i'- 1,17. — 1743 dmch Algarotti Aom Grafen Giova-
iielli in Venedig.
252. Die Kreuzigung des hl. Andreas. Vorn rechts wird das Kreuz,
(2 74.) an welchem der graubärtige Apostel hängt, von drei kräftigen
B 2. Männern emporgerichtet und eingegraben. Vorn links ruht ein
Kriegsknecht. Rechts im Mittelgrunde sprengt ein Reiter heran.
Im Hintergrunde Zuschauer zu Fuss und zu Pferde.
Leinwand; h. 1.65: br. 2,63V2- — 1"42 aus de Brais' Xachlass in Paris.
Jacopo da Ponte, gen. Bassano.
Geb. zu Bassano 1510, gest. daselbst den 13. Febr. 1592.
Schüler seines Vaters Francesco. In Venedig unter dem Ein-
flüsse Tizian's und der Bonifazi weiterentwickelt. Arbeitete in
Venedig, hauptsächlich aber als Schulhaupt in Bassano.
253. Die Israeliten in der Wüste. Der Zug der Kinder Israel be-
(296.) wogt sich vorn von links nach rechts und wendet sich rechts
E4. bildeinwärts dem Zeltlager zu. Moses und Aaron marschiren
an der Spitze. Links ein Mann zu Pferde und eine Frau mit
dem Kinde im Arme. Vorn in der Mitte Halt an der Quelle,
um welche Menschen und Tiere an kupfernen, hölzernen und
irdenen Kübeln und Trögen beschäftigt sind. Eine von hinten
gesehene Frau beugt sich, wasserschöpfend, herab.
Leinwand: h. 1.83: br. 2.78. — 1747 durch Zanotti aus der l'asa Grimani
dei Servi in A'enedig. — Gegenstück zum folgenden.
254. Des jungen Toblas Helmreise. Der Zug bewegt sich von
i^295.) links nach rechts und wendet sich rechts bildeinwärts. Der
E 4. Engel und Tobias schreiten an der Spitze, vor ihnen ein Hund.
G. Venezianische Scliulen. XVI. Jahrb. 117
Links vorn im Zuge ein Schimmel, rechts vor der Wendung
Rinder hinter Schafen. Links im Mittelgrunde eine Anh()he mit
Kuiuen. vor denen ein Mann und eine Frau sitzen.
Leinwand: h. 1.78: br. 2,78. — 1747 mit dem vorigen, seinem Gegenstücke.
au> Casa Grimani dei Servi in Venedig.
Die Arche Noah's. Links weite Landschaft, rechts die Arche, 255.
zu welcher die Tiere paarweise über Bretter hinanschreiten. (294.)
Oben am Eingang nimmt eine Frau ein Schwein in Empfang: 36 c.
in der Mitte auf den Brettern schreiten zwei Löwen, andere
Tiere folgen ihnen. Die übrigen harren vorn. Links vorn eine
Frau mit einem Eierkorb; weiter zurück ein weisses Pferd und
ein Kameel. Vorn in der Mitte muntert ein Kahlkopf in rotem
Eock die Tiere an. Vor ihm ein beladener Esel. Eechts vorn
Einder und Schafe.
Leinwand; h. 1,2272: l>r. 1.7972- — 1744 durch V. Rossi aus der Sammlung
des Abbate Ricci in Vonedi:^-
Moses am Felsenquell. Moses und A.aron stehen links im 256.
Mittelgrunde am Felsen, dem das Wasser entsprudelt. Von allen (298.)
Seiten drängt sich das Volk heran. \ou\ umringen Menschen E 3.
und Tiere, trinkend und sich badend. Kübel und Eimer. Links
vorn reicht eine knieende Frau ihrem Knaben zu trinken. Eechts
vorn wäscht sich eine Frau mit entblosstem Oberkörper. Eine
andere kommt auf weissem Eoss heran.
Leinwand; h. 1.13; br. 1.75. — Inv. Guar, (vor 17.53) N. 40 als -opera per-
fettiut. Nach H. 1747 durch Zanetti und Guarienti aus (,"asa Grimani dei Servi zu
Venedig; doch muss dieses Bild den Maassen nach unser N. 253 gewesen sein. —
Gestochen von Fr. Ant. Loreuzini.
Loth's Flucht. Links im Mittelgrunde das Thor von Sodom. 257.
dem, von Engeln geleitet, Loth's Frau und Töchter entschreiten. (297.)
Loth, der schon draussen ist, wendet sich ungeduldig nach 35 c.
ihnen um. Vorn harrt die Karawane; in ihr links vorn ein
ge.satteltes Eoss. Eechts vorn ein hoher Apfelbaum.
Leinwand: h. 1.40: br. 1.27V2- — 1~-1^^ a"'* <^ler K. (ialerie zu Prag.
Saulus' Bekehrung. Unten bricht Saulus als geharnischter 258.
liitter mit seinem Eosse zusammen und blickt zum Herrn (800.)
emjjor, der rechts in hellem Lichte aus grauen Wolken erscheint. 35 d.
Links im Zuge eine zinnoberrote Fahne.
Leinwand: h. I.s0i|,: br. 1.12'/2- — l"^l dun-li V. Rossi aus Venedig.
118 Italdener des seclizehiiton Jahrhunderts.
259. Die Verkündigung der Hirten. Xachtstiick. Der Engel des
('299.) Herrn bricht, von gelben Strahlen umleuchtet, aus finsteren
:^() c. Wolken hervor. Unten vor weiter Landschaft harren die Hirten
mit ihren Heerden: rechts vorn ist einer von dreien rücklings
zu Boden gesunken; links drei andere; ein siebenter sitzt in
der Mitte und hält die Rechte vor's Gesicht.
Leiuwuud; h. 1.;}2V2: hv. 1,8>]. — Inv. 175-i . I Wl. Nach H. 1744 duv.:h
Kossi aus der Casa Giimani Caler,iri in Venedig. Doch fanden wir es nicht in der
Liste dieses Ankaufs.
Werkstatt Jacopo Bassano's.
260. D'^ Israeliten in der Wüste. Dieses Bild stimmt fast ganz
(^293.) genau mit dem Bilde Jacopo's N. 253 (296) überein.
•>oa. Loinwand: h. 1.25: br. 1,7ÖV2- — 1742 durch de Brais in Paris von Mr. Aubvy.
Im Tnv. (fuarienti (N. 120) als Zufj Jacobs und als »Francesco Bassano.'. Bei H. als
Original von Jacopo Bassano. Die Söhne Jacopo's wiederholten dessen Compositionen.
manchmal Aerändert, unzä.hlij''e Male. Docli werden (üov. Battista (1553 — 1613) und
(iirolamo da Ponte (1.560 — 1622) als die eigentlichen Copisten nach ihi'eni Vater
Jacopo genannt. Ihre Hände von einander und von denen Franceseo's zu scheiden,
ist noch nicht überall gelungen. .Jedenfalls ist unser Bild eine gute Werkstattwieder-
iiolung. — Phot. Brann.
261. Die Arche Noah's. Die Composition stimmt im ganzen mit
(306,) derjenigen unseres Bildes N. 255 (294) überein; doch ist aus
35 c. dem Breitbiid ein Hochbild geworden ; und es sind manche
Veränderungen zu bemerken. Links vorn z. B. fehlt die $]ier-
frau, weiter zurück das weisse Pferd; dafür ist rechts neben
dem Esel ein Mann in grüner Jacke eingeschoben.
Leinwand: h. I.28V2, ''i"- l-l". — Zuerst im Inventar 1754. I 440. als
Franc. Bassano.- Von H. dem Leandro Bassano zugeschrieben. Auch in Bezug
auf dieses Bild ist es vorsichtiger, nur im allgemeinen die Werkstatt Jacopo's fest-
zustellen. Vergl. die Heni. zum vorigen Bilde.
262. Hirtenscene. Links ein Hirt, eine Hirtin und ihr Junge
(3 11.) neben Ziegen und hölzernen und kupfernen Kübehi. Schafe hinter
B.^Sd. ilinen und vor ihnen. Rechts vorn ein kahler Baumstumpf.
Hinten Landschaftsferne mit Morgendämmerung.
Leinwand ; h. 0,30i ^ : br. 0,44. — Nach dem Inv. von 1722. A 324. aus der
Knnstkammer; teilweise von Dietrich übermalt. Als ^>^Ianie^ Bassano's« im Inv. 1754.
I 517 : und diese allgemeine Bezeichnung erscheint richtiger, als es mit H. Leandro
Bassano zuzuschreiben, zu dessen bezeichneten Butlern es nicht stimmt.
(.T. Venezianische ISciiiiieii. XVI. Jahrb. IIU
Christus als Gärtner. Rechts vom unter den Felsen das 263.
leere Grab, in welches zwei Engel hineinschauen. Links vor (304.)
der reichen Landschaft Christus als Gärtner, wie er. nach rechts RH.
irewandt, der vor ihm knieenden Magdalena erscheint.
Leinwand; h. (».TSif^: br. LlT^jj- — !"■!- »luieh Le Leu ans Paris. ]>ei
H. als Franc. Bassan-':. doch noch im luv. 17.j4, I 441», als Bassano im alljjcemeinen.
was viirsichtiirer erscheint. Jedenfalls ein ^utes Werkstattsbild.
II Tintoretto. -
.Jacopo Robusti, gen. il Tintoretto. Geb. zu Venedig 1519.
gest. daselbst den 31. Mai 1594. Schüler Tiziairs, doch selbst-
ständig weiterentwickelt in der ausgesprochenen Absicht., die
Zeichnung Michelangelo's mit dem Colorit Tizian's zu ver-
iiinden. Arbeitete in Venedig.
Die Ehebrecherin vor Christus. Christus sitzt, nach links 264.
gewandt, in einer Säulenhalle: zu seinen Füssen sind die Worte (3 19.)
sichtbar, die er auf den Boden geschrieben. Links steht die E •>.
Ehebrecherin im Kreise der Schriftgelehrten und Pharisäer.
Ganz vom links hockt ein halbnackter Bettler. Rechts führen
drei Frauen und ein Mann einen Gelähmten herein. Lii Bogen-
thor des Hintergrundes harrt das Volk.
Leinwand: h. 1,89: br. 3,55. — 174V) aus der K. (4alevie zu Prag. — Nach
Kidolfi (II. p. 4*;) hatte Tintoretto diesen Gegenstand öfter behandelt. Unser Bild
stimmt mit seiner Beschreibung eines Bildes üljerein. welches sich bei Herrn Yin-
renzo Zeno in Venedig befand : dem Stil nach scheint es den jüngeren .lahren des
Mei>ters anzugehören. — (Testochen von P. A. Kilian )^i II, 11.
Musicirende Frauen. Sechs fast nackte Frauen musiciren. 265.
Zwei von ihnen behandeln im Mittelgrunde die Orgel, Avelche (3 1 8.)
diejenige zur Linken spielt, während diejenige zur Rechten die E 4.
Blasebälge zieht; eine dritte bläst die Flöte dazu. Die drei
anderen sind im Vordergrunde angeordnet, eine zur Linken mit
der Bassgeige, zwei zur Rechten mit Notenhefteu und einem
Becken. Eine Geige liegt vorn in der Mitte am Boden.
Leinwand: h. 1.44' o: br. 2.1.3. — Inv. Guarienti (vor 17.53) N. 301 : ans der
• •.ilerie zu Prag: als opera finita' des Tintoretto bezeichnet. — Wahrscheinlich 'in
.Inirendwerk des Meisters. — Phot. Braun XIV, 8.
Der Engelssturz. Links oben erscheint Maria mit dem Kinde 266.
siegreich in goldenem Lichtglanze über dem Halbmonde. Rechts (3 16.)
neben ihr blickt der ewige Vater, die Hände zur Abwelir erhebend, E 2.
120 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
hinab. Unter ihm rechts die kräftigen Jünglingsgestalten der
Engel mit dem Erzengel Michael in der Mitte, welche nach links
unten zum Angriff vordringen und mit ihren mächtigen Lanzen
zum Stosse ausholen, während links unter Maria halbtierische
Höllengestalten in wilden Knäueln sich gegen die himmlischen
Mächte emporbäumen.
Leinwand; h. 3,18: br. 2,20. — Inv. 1754, I 299.
267. Maria mit dem Kinde, [zwei Heiligen und dem Stifter. Knie-
(313.) stück. Eechts sitzt Maria, nach links gewandt, vor einem Vor-
D 4. Hange; Joseph hinter ihr; vor ihr die hl. Katharina, welche ihr
hilft, den Jesusknaben dem links knieenden Stifter hinzureichen.
Dieser ist schwarz gekleidet, hat kurzes graues Haupt- und
Barthaar und legt seine linke Hand auf seine Brust. Hinter
ihm die Lagune mit einer kleine Flotte. Dieser Flotte wegen
hat man den Stifter als »Admiral« bezeichnet.
Leinwuufl : k. 1,02 ; br. 1,55V2- — l"-*^! durch Riedel aus "Wien. — Phot.
Braun 11, Iß.
268. IVIaria mit dem Kinde über vier Heiligen. Unten auf der Erde
(312.) vor einfacher Berglandschaft stehen links die hl. Barbara (mit dem
C 2. Turm) und der hl. Chrysostomus (mit der Laterne); vor letzterem
kniet noch ein Chorknabe mit dem Crucifixe. Eechts stehen die
hl. Katharina mit einem Fuss auf dem Eade und der hl. Augustiu
mit dem Bischofstabe. Oben am Himmel sitzt Maria mit dem
Kinde auf einem von Engeln getragenen Stufenthrone über
einem grossen Halbmond. Zwei langbekleidete Engel halten die
Krone über ihrem Haupte. Ueber der Krone die Taube des hei-
ligen Geistes. Zahlreiche Engel und Flügelköpfe umflattern die
Himmelskönigin.
Leinwand; h. 4,57: br. 2,85. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1. aus der Ka-
tliedrale von Candia.«
269. Die Rettung. Aus dem Verliess des Turmes, der links aus
(3 15.) den Wellen steigt, hat der geharnischte Eitter, der mit seinem
E 4. Boote unter der Strickleiter hält, zwei in Ketten geschlossene
nackte Frauen befreit. Die eine steigt, auf ihn gestützt, herab:
die andere sitzt hinter ihm im Boot und streift ihre Ketten ab.
Hinter ihr der Euderer. Eechts das bewegte grüne Meer.
Leinwand: h. 1,59; br. 2.51. — Inv. 1754. 1398. Der Sidtonheit des Gf'gen-
standes wegen vielleicht das Bild, welches .\lnarotti 1743 in Mantua irekauft hatt^.
G. Venezianische Schulen. XVI. Jahrh. 121
be.schrieben als ein Tintoretto admirablo. dun caracteie sing-ulier, iiuOii chercherait
vainement ailleurs . Der Getroiistand scheint einem italienischen Dichter oder Novel-
listen entlehnt zu sein. — Phot. Brann IV. 13. — Phot. Ges.
Männliches Doppelbildniss. Kniestück. Links sitzt ein Mann 270.
mit kurzem dunklem Bart und Haupthaar auf einem Lehnstuhl, (3 14.)
den Handschuh in der Rechten, die Linke an der Stuhllehne. D 2.
Er ist nach links gewandt, sieht sich aber halb nach rechts
um. wo ein junger, bartloser blonder Mann steht, der sich
zu ihm hinabneigt. Beide sind schwarz gekleidet.
Leinwand: h. O.Oi^'/o: br. 1.21. — 1740 aus der K. Galerie zu Prag.
Der Parnass. Die neun Musen ruhen vorn auf dem schatti- 271.
gen Gipfel des Berges: fünf zur Rechten, vier zur Linken, unter(317.)
letzteren eine schwebende. In der Mitte des Mittelgrundes er- E 8.
scheint auf Wolken in hellem Lichtglanz Apollo, den Bogen in
der Rechten, die Leyer in der Linken. Links neben ihm Merlvur,
rechts der Pegasus; zu seinen Füssen drei reigentanzende Hören.
Leinwand; h. 2,14; br. 3.25. — 172.'i durch Leplat. aus der Kunstkanimer.
— Xach H. schon durch .Johann Georg I. aus Prag mitgebracht. In der That hatte
Tintoretto das r>ild nach Ridnlfi i'II. p. 41) für Kaiser Rudolf II. gemalt.
Nach Tintoretto.
Die Errichtung der ehernen Schlange. Unten liegen die von 272.
den Schlangen gebissenen Kranken und Sterbenden in der Wüste. (122.)
Links auf einer Anhöhe ist die eherne Schlange errichtet. Aus R 21.
den Wolken blickt Gottvater, von Engeln umgeben, herab.
Leinwand; h. 1.64; br. 0,90. — 1856 aus dem VoiTat. — Das Original ist
des Meisters Deekenbild in der Scuola di San Rocco zu Venedig. Von Avem die Copie
herrührt, ist unbekannt. H. schrieb sie frageweise dem Pietro da Cortona zu.
Susanna und die Alten. Vorn rechts sitzt Susanna, fast 273.
nackt, zwischen ihren Wasch- und Badegeräten; zu ihren Füssen (320.)
ein Hündchen. Drei Mägde sind um sie beschäftigt. Die eine S 1.
legt ihr einen blauen Mantel um, die zweite ordnet ihr goldnes
Haar, die dritte trocknet ihr Knie. Die beiden Alten blicken
links über dem Brunnen aus einem Laubengauge hervor.
Leinwand; h. 2.16: br. 1..j9. — Inv. 1722. A l.')90. Also 1725 durch Leplat
als Original Tintoretto's. Bei H. als Copie nach Dom. Robusti (1.562 — 1637 t. dem
Sohne .lac. Tintorettos. Doch haben wir hierfür keine Anhaltspunkte. Ridolfi
(II. \). 45) beschreibt ein ähnliches Bild .Tacopo's bei Ottaviauo Malipiero in Venedig.
F-in Original .Jacopos ist das un«ere keinesfalls.
122 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Andrea Schiavone.
Andrea Meldolla (Mediüa, Medola), gen. Schiavone. Geh. zu
Sobenico in Dalmatien, nach Ridolfi 1522, vielleicht jedoch
früher (vgl. Cr. u. Cav. Tizian, deutsch, S. 359. Anm. 78). gest.
zu Venedig 1582. Schiller Tizian's. Arbeitete in Venedig.
274. Pietas. Kniestück. Der Leichnam Christi wird in sitzender
(321.) Stellung von dem links hinter ihm stehenden Engel gehalten.
5 b. unterstützt von zv^-ei Männern mit phantastischen Kopfbedeck-
ungen. Links auf dem Linnen die Dornenkrone.
Leinwand: h. I.OÖV2: ''i'- O.STVq- — 1749 aus der K. Galerie zu Praj,'. —
Dem Andrea Sehiavoue werden in verschiedenen Sammlungen die verschiedenartigsten
}>ihler zugeschrieben. Der an Ort und SteUe vorgenommene Vergleich tter Photo-
graphie dieses Bildes mit den lieglauhigten "Werken des ileisters in Venedig, z. B.
in der Libreria di San Marco, mit denen diejenigen der Akademie übereinstimmen,
iiat den Verfasser Jedocli ül)orzeugt, dass gerade dieses Bild von jeher mit Recht den
Namen des Meisters getragen hat. — Kadirt von Joh. Popels. — Phot. Braun VIII, 13.
275. Maria mit Joseph und Johannes. Rechts in einer Mauer-
(322.) nische sitzt Maria. Zu ihren Füssen erscheint Joseph in halber
4 a. Figur. Das Christkind auf ihrem Schoosse wendet sich stürmisch
nach links, um den kleinen Johannes zu umarmen. Hinter Jo-
hannes drei Gestalten mit einem Kelch und einer Kanne.
Leinwand; h. 0,85V2! br. 0,68V2- — 1"4.') durch Algarotti aus dem Hause
der Procuratessa C'ornara della Ca grande zu Venedig.
Domenico Theotocopuli, gen. ii Greco.
Geboren um 1548 in Griechenland, gest. 1625 in Toledo.
Schüler der Alterszeit Tizian's. Er ging nach Spanien, wo er
sich in eigenartiger Richtung weiterentwickelte, und gehört als
Hauptmeister Toledo's der spanischen Schule an. Mit seinen
in Venedig entstandenen Jugendbildern, wie dem unseren, muss
er jedoch zur venezianischen Schule gerechnet werden.
276. ^'^ Heilung des Blinden. Vorn kniet der Blinde vor Christus,
(305.)<^^^i' ihn heilt, indem er seine rechte Hand an dessen Auge
2 a. legt. Links eine Gruppe von fünf Zuschauern. Rechts die
Apostel; davor in einem Wasserbecken ein Hund. Links Pa-
lastbauten, rechts eine Berglandschaft. Ev. Marc. VIII, 22 — 23.
Ital. Pappelholz; h. 0,65^12; br. 0,84. — 1741 durch Rossi aus Venedig. —
Im Inventar 1754, I 484, noch als »autore incerto. Bei 11. ohne Gnind als Leandro
Bassano. Dass es ein venezianisches Jug(>nihverk il Greco"s ist, hat Profes.>;or Dr.
G. Venezianische Schulen XVi. Jahrh. 123
('. Justi in Uouu erst vor kurzem entdeckt. Es witJ ihircli oiu yauz ähulithes.
(licsellio Hand zeigendos, mit des Künstlers Nuniensinschril't verscheues Bild der
Galerie zu Parma bewiesen. Die langen Gesichter und die Vorliebe für die Zusanimon-
stellung von gelb nnd blau erinnern übrigens schon an den späteren spanischen
Stil des Meisters.
Francesco Bassano.
Francesco da Ponte, gen. Bassano. Geb. zu Bassano den 26.
Januar 1549, gest. zu Venedig den 4. Juli 1592. Sohn und
Schüler Jacopo Bassano's. Siedelte nach Venedig über, wo er
später vornehmlich arbeitete. (Diese Daten nach Cadorin; an-
dere geben andere an; vergl. Woltm. u. Woerm. III, S. 26.)
Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel. Rechts treibt 277.
Christus mit der Geissei in der erhobenen Rechten die Händler (301.)
aus dem Tempel. Links ziehen sie ab; unter ihnen in der Gl.
Mitte eine Frau mit AVild- und Geflügel-Korben. Links vorn
steht ein Tisch mit orientalischer Decke: unter demselben ein
Hund, ein Hahn, eine Taube. Rechts xorn schliesst ein Mann
seine Kiste; vor ihm ein Kaninchen. Bez. vorn in der Mitte
Leinwand; h. 0,G7V2- ^^- 0,8öV2- — l^-l'J aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Damals, trotz der Bezeichnung, »Jacopo Bassano« genannt. Als Francesco schon bei
H. — Gestochen von P. Chenu und Ph. A. Kilian ^ U, 13.
Die Anbetung der Hirten. Links im Stall knieen die Hirten 078
nach rechts gewandt. In der Krippe liegt das Christkind. (302 )
Neben derselben kniet Maria nach links gewandt und hebt das 2 a.
Tuch, unter dem das Kind ruht, empor. Rechts vorn sitzt
Joseph am Boden; im Hintergrunde eine klare Landschaft.
Leinwand ; h. 0.G8 ; br. 1,0072- — l"-i^^ :»»>' der Casa Grimani Calorgi durch
Rnssi als >Giacomo Bassano.« Als »Francesco«, was wahrscheinlich ist, seit dem Inven-
tar Guarienti (vor 17.j3) N. l:>7. — Gestochen von P. Chenu •►*( II, 14.
Die Himmelfahrt Maria's. Unten umringen die zwölf Apostel 279.
(las leere Grab; ganz vorn Petrus, neben dem die Schlüssel auf (303.)
den Stufen liegen. Oben schwebt Maria im Gloriengoldlicht zwi- 36 a.
sehen dunkeln Wolken mit ausgebreiteten Armen gen Himmel,
umgeben und gehoben von zahlreichen grösseren und kleineren
Engeln, deren einer rechts auf dem AVolkenrando steht.
Leinwand: h. 1,7.3: hr. 1.18. — Im Inventar 17.")4, I 421, als vLeandro Bas-
s;in<>," Als .>Francesco'-. was luofjlieh erscheint, schon bei H.
124 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Leandro Bassano.
Geb. zu Bassano 1558; gest. zu Venedig 1623. Schüler seines
Vaters Jacopo Bassano, jüngerer Bruder Francesco's. Seit 1591
in Venedig, vorzugsweise als Bildnissmaler beschäftigt.
280. Christus, sein Kreuz tragend. Brustbild nach links. Der Hei-
(307.)land trägt die Dornenkrone über dem schmerzlich bewegten
1^1- Antlitz und hält mit beiden Händen den Stamm des auf seiner
rechten Schulter ruhenden Kreuzes. Eechts oben am Kreuze
die Bezeichnung: LEANDER A PONTE BASS| EQVES . <F.>
LeinM-and : h. O.Sl'^: l^i'- 0.67. — 1741 durch Rossi aus Venedig.
281. Dogen-Bildniss. Kniestück nach rechts. Der Doge Pasquale
(308.)Cicogna sitzt in weissem, goldgeblümten Rocke mit rot-goldge-
C 2. wirktem Mantel und ebensolcher Dogenmütze in rot-bezogenem
Sessel. Links eine rote V^and; rechts Blick durch's Fenster auf
die Piazzetta und den Marcusturm. Bezeichnet rechts unter dem
Fenster: LEANDER . BASS . FACIEBAT.
Leinwand; li. 1,3-4; br. 1,11V2- — l'^'i durcli Rossi aus der Casa Grimani
Calerg^i in Venedig. Gegenstück zum folgenden.
282. Bildniss der Gemahlin des Dogen. Kniestück nach links.
(3 (J 9.) Die Dame trägt ein reiches, gelbbraun und rotes Kleid. Die
C 2. Stuhllehne hinter ihr ist rot bezogen. Rot ist auch die Wand
rechts. Links Blick durch's Fenster auf Paläste. Bez. links
unter dem Fenster: LEANDER . BASS . F.
Leinwand; h. 1.34; br. 1,11V2- — 1"^ durch Rossi aus der Casa Grimani
Calergi zu Venedig. Gegenstück zum vorigen.
283. Männliches Bildniss. Kniestück nach rechts. In schwarzem
(310.) Pelzrock sitzt der Herr vor grauer Wand in rotem Sessel.
D 2. Seine rechte Hand, in der er die Gänsefeder hält, ruht auf
dem Tische. Den linken Arm legt er auf die Stuhllehne. Rechts
Blick durch's Fenster in's Freie. Bez. unter dem Fenster:
LEANDER A PONTE BASS^. EQVES. F.
Leinwand; h. 0.92: hr. 1,07V2. — luv. 1754, I 240, als »Giac. Bassano.
Aachen. 1744 durch Ros.si aus Venedig, was die Listen dieses Ankaufs jedoch nicht
bestätigen. — Phot. Braun XII, l.>.
Pietro Marescalco, gen. Lo Spada.
Geb. zu Feltre. Arbeitete um 1576 im venezianischen Gebiete.
(Handschriftliche Notizen bei Lauzi, Ed. Pisa. III. p. 60.)
G. Venezianische Schulen. XVI. Jahrh. 12f>
Die Tochter der Herodias mit dem Haupte des Täufers vor 284.
ihren Eltern. In einer Säulenhalle sitzt llerodes mit seiner (8 24.)
(Jcniahlin bei Tische. Vier Pagen, unter denen ein schwarzer, R ö.
warten auf. Links reicht die Königstochter ihren Eltern das
Haupt auf einer Schüssel. Rechts im Freien der Henker, zu
dessen Füssen der Rumpf des Täufers liegt. Bez. an den Säulen-
untersiitzen links und rechts: PETRVS^DE :\1ÄRESCAL^^. P.
M . D . LXXVL
Leinwanil : h. 0.S9: br. O.SSVs- — l'^48 dui\h Eenzoni aus Venedig.
Angeblich Pietro Marescalco.
Salomon und die Königin von Saba. Links thront Salomon 285.
in einer Säulenhalle, von fünf Räten umgeben. Rechts steht (323.)
die Königin von Saba vor ihm. Im Hintergrunde ein Schloss. -^ ^•
Eichenholz: h. O.6SV2; l>r. 0,56V2- — ^'^'^i H. 1748 diu-ch Benzoui ans
Venedig: doch findet es sich nicht in der Liste desseUien. Wir konnten es über-
haupt zuerst bei H. 1856 nachweisen. Es zeigt keineswegs die Hand des Aorigen,
bezeichneten Bildes ^larescalco's. Es konnte sogar niederländische Arbeit sein.
Claudio Ridolli.
Geb. zu Verona 1560; gest. zu Corinaldo 1644. L^rsprüng-
lich Schüler Paolo Veronese's, dann Fed. Baroccio's. eignete
er sich auf vielen Reisen einen Mischstil an, den er in seine
Heimat zurüciktrug. Thätig zumeist in Verona.
Die Verkündigung. Links kniet Maria am Betpult und 286.
wendet sich, freudig erschreckt, nach dem Engel um, der rechts (355.)
hinter ihr auf einer Wolke herabschwebt, in der Linken eine 35 a.
Lilie hält und die Rechte erhebt.
Leinwand: h. U.TOV'o^ ^Jr. 0.56. — Inventar 1722. A 427: damals in der
K'i'niirl. Kapollo.
Unbestimmte Venezianer.
Ende des XVI. Jahrhunderts.
Die Anbetung der Könige. Links unter gewaltigen Säulen- 287.
ruinen sitzt Maria mit dem Kinde. Josef steht hinter ihr. (351. >
Nach links gewandt steht vorn der Zug der Könige. Der alte 35 c.
im goldenen Mantel kniet vorn, der schwarze rückwärts neben
ihm. Der dritte, dem ein Page die Schlep])0 des Purpurmantels
trägt, kommt erst heran. In der Mitte harren die Hirten,
rechts das Gefolge mit Pferden und Kameelen.
120 Italiener dos sechzehnter) Jahrhunderts.
Loimvand: h. 0,50: br. 0,!)yV2- — l'^l durch Kossi aus Venedig' als «S:il-
vator Kosa.« Diese Bezeichnung war sicher unrichtig: H. sehrieb das Bild frageweise
dem G. A. Fasolo zu, von dem es jedoch nach Maassgal)e seiner beglaubigten Bilder
in Vicenza und Venedig ebensowenig herrührt.
288. Ruhende Venus. In weissen Kissen unter rotem Vo^han,^•e
(493.) ruht die Göttin in halb sitzender Stellung. Rechts, zu ihren
R 3. Füssen, vor der weiten Landschaft, steht ein gestiefelter Amor
mit einem Bogen in der Rechten.
Leinwand: h. 1,31V2: br. 2,02V2- — 173S durch Rossi in Venedig als -Fa.solo2,
doch zeigt das Bild nicht die Hand dieses Meisters. Schon H. versetzte es daher mit
Recht unter dio unbekannten A'enezianer.
289. Ruhende Venus. .Die Göttin ruht in weissen Kissen unter
(495.) rotem Vorhange, dessen Zipfel sie mit der von sich gestreckten
R 14. Rechten ergreift. Rechts, zu ihren Füssen, vor der Bergland-
schaft, steht ein kleiner Amor, der mit beiden Händen einen
Kranz hält.
Leinwand: h. O.GOVu^ 't- 0.73V2- " ■'^1* unbekannt zuerst im Katalog
von 1835.
290. Die Verlobung der hl. Katharina. Kniestück. Maria hält auf
(498.) ihrem Schoosse den Christusknaben, der sich nach links der hl.
32 0. Katharina zuwendet, um ihr seinen Ring an den Finger zu
stecken. Rechts zwei Engel. Im Hintergrunde ein roter Vor-
hang vor blauem Himmel.
Leinwand ; h. 0,87 : br. 0,79. — Erst 1855 aus dem A'orrat. .
291. Der hl. Thomas, Maria's Gürtel empfangend. Aus den Wolken.
(497.) welche Englein tragen, reicht Maria den Gürtel herab. Per
ys d. hl. Thomas, welcher vorn in die Kniee sinkt, streckt beide
Hände nach ihm empor. Links steht ein Bischof, rechts ein
Cardinal, hinten in der Mitte knieen zwei Heilige.
Leinwand: h. 2,75V2 ^ br. 1,21. — Inv. 1754. I 292. als »autore incerto...
Doch ist dieser Unbekannte .offenbar ein tüchtiger Nachfolger Tizian"s, etwa der
Richtung Giovanni Contiirinis (1549 — 1(>05).
H. Die mailändische Schule.
Schule Leonardo da Vinci's.
Leonardo da Vinci, geb. 1452 zu Vinci im Florentinischeu,
gest. den 2. Mai 1519 im Schlosse Cloux bei Amboise in
Frankreich, v/ar ein Schüler des Andrea Verrocchio in Florenz.
Thätig hauptsächlich in Florenz und Mailand. Er war der erste
Bahnbrecher der freieren Kunst des XVI. Jahrhunderts und eehorte
H. Mailiiiulischc Schule. XVI. Jahrb. 127
selbst zur tiorentinischen, als Schulhaupt und Stifter jedoch zur
niailandiseheii Schule des XVI. Jahrhunderts.
Die Tochter der Herodias. Halbfigur. Sie steht in grünem 292.
Kleide mit roten Aermeln und feinem Perlenschmuck vor rotem (40.)
Vorhange und hält mit beiden Händen auf zinnerner Schüssel 3 a.
das Haupt des Täufers. Ihre goldnen Locken fallen wohl ver-
t»^ilt und feingeringelt auf ihre Schultern herab.
Ital. Pappelholz: h. LOa^o: ^r. 0.G2. — 1741» aus der K. G;ilorie zu rrai,^ —
I>;imals tralt e.s al.'^ Öris^nal Leonardo"?, für den es jedoch nicht fest und fein i?enui;
ist. In den Dresdener Katalogen stets nur als Schulbild. Es ist ein Bild von
charakteristisch niailändischem Gepräge. — Gestochen von C. R. Petzscli )K III. Hi.
Phot. Braun X. G und Phot. Ges.
Angeblich Gaudenzio Ferrari.
Geb. um 14öl zu Yaldeggia, gest. zu Mailand zwischen 1545
und 1547. Zeichnete, da seine Mutter der Familie Vincio ange-
hr»rte. auch wohl Gaudentius Vincius. In der Schule von Vercelli
gebildet, unter dem Einflüsse Leonardo's und RaphaeFs weiter-
entwickelt. Thätig in oberitalienischen Städten, besonders zu
A'arallo, zuletzt in Mailand.
Heihge Familie. Kniestück. Vor grünem Vorhange sitzt 293.
Maria. In ihrem rechten Arm hält sie den Jesusknaben und (IGT.)
reicht ihm ihre rechte Brust, welche sie leise mit zwei Fingern '"^ a.
drückt. Rechts Joseph, auf seinen Stab gelehnt.
Ital. Pappelholz: h. 0,62: br. 0,47. — IbTö aus dem römischen Kunsthandel. —
Die Echtheit des Bildes bezweifelt z. B. von 0. Eisenmann (Kunst-Chronik XVI, S. 653).
der nur eine verkümmerte Richtung Gaudenzio"s in ihm erkennt. Bei dem wechseln-
den Stile des Meisters und der Unsjrleichheit .seiner Leistungen erscheint es uns nicht
viilli'' ausgeschlossen. da.s.s das Bild von ihm selbst herrühi'e. — Phot. Ges.
J. Unbestimmte oberitalienische Schulen des
XVI. Jahrhunderts.
Unbestimmter Oberitaliener.
Anfang dos XVI. Jahrhunderts.
Galatea. Von durchsichtigen Schleiern umwallt, steht die 294.
Nereide, auch »Venus marina« genannt, auf dem geschuppten (.37.)
I)ol))liin. den sie mit dor Linken an straffem Zügel durch die -J^ a
128 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts.
Wellen lenkt. Oben schwarzer Grund. Unten über dem Meere
ein goldroter Streif, wie Morgendämmerung.
Ital. Pappclholz ; h. 1.29: br. (),.j;:i'/2- — Inventar 1754. II ÖIO. Damals als
Werk eines unbfkannten deutschen oder niederländischen Meisters. H. stellte es zu
den ZAVf'ifelh;!fton Kildr-rn Sandro Bottifollis . mit dessen Werken es jedoch nichts
«gemein hat. Lermolieff iS. 170 — 171) erklart es mit Entsfhiedenheit für eine Arbeit
Jacopo de' Barbaris. Indessen erscheint uns diese Benennung zu gewagt. Barbari's
Typen sind anders : und seine malerische Behandlung ist in der Regel weicher und
flauer. Vergl. N. b7. .38, 59. oben S. 46. "Wir sind nicht im Stande, den Meister
zu bestimmen: .selbst dass er Italiener gewesen, worauf die Holzart des Bildes hin-
weist, ist nicht unbezweifelt. — Phot. Braun XI, 2.
Unbestimmte Oberitaliener.
Mitte des XVI. Jahrhunderts.
295. Maria mit dem Kinde und Johannes. Maria sitzt in gelbem
(90.) Unterkleid, grau-violettem Oberkleid und blauem Mantel vor einem
^ ^- roten Vorhang. Der Christusknabe liegt nackt auf ihrem Schoosse
und wendet sich lebhaft nach links, um den kleinen Johannes
zu herzen und zu küssen, der hier als Halbfigur auftaucht.
Links helles Flussthal unter heitrem Himmel.
Ital. Pappelholz : h. 0,52 ; br. 0,39. — Zuerst im Inventar von 1809 als
»unbekannt.« Seit dem Katalog von 1812 als »Vincenzo Tamagni da San Gimiguano«
(geb. 1492. gest. nach 1529). Doch war diese Benennung oifeubar irrig. Der tüchtige
Meister des Bildes hat unzweifelhaft Leonardo da Vinci und Correggio gekannt und
ist in Oberitalien zu Hause gewesen. — Gestochen von E. G. Krüger }^ III, 28 und
von G. Garavaglia. — Phot. Braun IX, 3 und Phot. Ges.
296. Pietas. Maria sitzt links vor reicher Landschaft am Fusse
(57.) des Kreuzes. Der Leichnam des Heilands liegt an ihren Knieen.
32 a. Leinwand : ursprünglich Holz : h. 0,25 ; br. 0,20V2- — Zuerst nachweisbar im
Katalog von 1835. als »aus der Schule Michelangelo's." Bei H. unter den echten
Bildern Andrea del Sarto's, mit denen es nichts gemein hat. Vgl. auch I^rm. S. 338.
297. Beweinung Christi. Der Leichnam des Herrn liegt vorn auf
(225.) (lern Schoosse Maria^s. Links an seinem Haupte unterstützt
32 d. Johannes ihn, rechts an den Füssen ist Maria Magdalena be-
schäftigt. Links oben der Calvarienberg, unten das leere Grab;
rechts im Mittelgrunde der hl. Hieronymus. im Hintergrunde
die Ermordung des Märtyrers Petrus.
Ital. Pappelliolz ; h. 0,69 : br. 0,53. — In der er.^ten Hiilfto unseres Jahrhunderts
durch Director Matthiii. — Dass Cr. und Cav. (V, S. 592) dieses schwache Bild dem
Micchele Coltellini von Ferrara (erste Hälfte des XVI. Jahi-hunderts) zuschreiben
konnten, dessen bezeichnete Bilder man zur Zeit besonders l>eim Cav. Santini in
Ferrara studiren kann , erscheint ebenso unbegreiflich . wie dass es bei H. als Fr.
Squarcione (1394— 1471i gelten konnte.
J. Oberit alienische Scliiile. XVI. Jahrb. 129
Unbestimmte Oberitaliener.
Ende des XVI, Jahrhunderts.
Pietas. Der Leichnam des Heilands wird in sitzender 298.
Stellung, nach rechts, auf dem Rande des Sarges von drei (^353.)
Engeln gehalten. Landschaft mit Bäumen im Hintergründe. 32 a.
Kupfer: h. 0.2.'): hr. 0.20. — Zuerst imVerzeichniss von 1835 als ^unbekannt.«
Später von H. fragroweise dem Giuseppe Porta, gen. Salviati (vergl. oben N. 86), zu-
geschrielien. Doch deuten die Formenspracho und das Spiel des Helldunkels eher auf
einen Nachahmer Lottos, der aucli mit Correggios Art bekannt g:ewesen.
Die hl. Margaretha. Sie kniet neben dem Drachen, dessen 299.
Riehen sich neben ihr öffnet. In der Linken hält sie einen (105.)
Palmenzweig, die Kechte erhebt sie, D 4.
Leinwand: h. 1,73; br. 1.28. — Inventar 1754, I 104, als Scuola delYanni
da Siena :. — Bei H. der römischen Schule zugeteilt. — Uns scheint das Bild eher
der ferraresisch-bolognesisehen Schule anzugehören.
Angeblicher Oberitaliener des XVI. Jahrhunderts.
Bildniss eines Ehepaares. Kniestück auf schwarzem Grunde. 300.
Die beiden Gatten steheii, scharf im Profil gesehen, nach rechts (166.)
gewandt hinter einander. Vorn der Mann in roter Mütze, im 32 d.
Begriff einen Handschuh anzuziehen, liinter ihm die Frau in
schwerem gelben Kleide. Oben links die Inschrift: ALBERTO .
PIO . P . MVTINAE . ET . REGII . PEO . FEDERIGO II . IMP .
PERP.^'^ VIC.i^' LVCRETLE . Q. GONZAG.E MAXTV.E .
MARCHIOXIS . F . EIVS . VXORI . ANNO . MCCXXXXVII. —
Unten die Bezeichnung VRSO . F.
Leinwand: h. 1,07: br. 0,87V2- — 1*574 aus dem römischen Kunsthandel. —
Bei H. einem Bernardino Orsi, der um 1511 zu Reggio lebte, zugeschrieben. Allein
dif Inschrift mit der deutlichen Jalu-eszahl 1247 beweist, dass der Verfertiger des
Bildes es dem alten bolognesischen Maler Ursone zuzuschreiben gedachte, von dem
Malvasia (Felsina Pittriee I. p. 8 — 9) bezeichnete Bilder (mit derselben Inschrift
\ KSO . F.) von 1226 bis 1248 kannte. Ausser der Malweise beweist aber schon die
Tracht, welche diejenige des XV. Jahrhunderts ist, dass dieses unmöglich ist, dass
die Inschrift also jedenfalls gefälscht ist, und vergleicht man ferner die dünne,
weich modellirende Malweise (man betrachte nur die Hände des Mannes!) mit dem
< 'ostüm. so wird man auch hier einen so unvereinbaren Gegensatz finden, dass nichts
übiig bleibt, als das ganze Bild für eine moderne Fälschung zu halten.
III. Die Italiener des XVII. und XVIII. Jahrhunderts.
A. Die bolognesische Schule.
Ludovico Carracci.
Geb. zu Bologna am 21. April 1555; gest. daselbst am 13.
November 1619. Scliüler Prospero Fontana's. Durch Studien
in Florenz, Parma und Venedig, besonders durch das Vorbild
Correggio's in Parma, zu einem neuen Stil hindurchgedrungen.
Stifter der Accademia degli Tncamminati zu Bologna. Begrün-
der der »eklektischen Schule« des XVII. Jahrhunderts. Thätig
z. B. in Rom und Piacenza, hauptsächlich jedoch in Bologna.
301. Die Ruhe auf der Flucht nach Aegypten. Links sitzt Maria
(5 16.) auf einer .Rasenbank in üppiger Waldlandschaft und blickt zu
4 b. dem Engelreigen empor, der sich, von Wolken umspielt, rechts
oben im Goldlicht herablässt. Sieben Englein mit den Leidens-
werkzeugen Christi schweben aus ihm hervor. Das Christkind
schlummert ruhig auf Maria's Schoosse. Drei erwachsene, be-
kleidete Engel nahen ihm links mit Blumen, ein vierter macht
sich an der anderen Seite mit dem Windelkorbe zu schaffen,
ein fünfter steht ganz rechts neben Josef und dem Esel.
LeinAvaud; h. 0,72V2; br. 0,50. — 1742 durck de Brais aus der Sammluni:
Carignan in Paris als »Annibale Carracci«;. Im lux. 1754, I 215. als Ludono Carracci :
so auch l)ei H. Das Bild scheint jedoch nur der Schule dieser Meister anzusjehöreu.
Annibale Carracci.
Geb. zu Bologna den 3. Nov. 1560, gest. zu Rom den 15. Juli
1609. Wie sein Bruder Agostino ein Grossvetter (Geschwister-
enkel) und Schüler Ludovico Carracci's, in dessen Sinne er
sich auch in Parma und Venedig weiterentwickelte. Mit Ludo-
vico und Agostino Begründer der »Accademia degli Ineammi-
nati« und der »eklektischen Schule« in Bologna. Thätig an-
fangs vornehmlich in Bologna, später hauptsächlich in Rom.
A. Bolognesisclic tScliulc. XVII. Jahrb. 131
Christus von Engeln gestützt. Die Halbfignr des Heilands, 302.
nach links vorübergebeu2"t. tiberströmt von dem Blute, das unter (5 15.)
der Dornenkrone hervorquillt, umwallt von weinrotem Mantel. F '2.
an jeder Seite von einem Engel gestützt. Im Hintergründe
links eine Mauer, rechts ein Ausblick in's Freie.
Leinwand: h. ().S5\'o : br. 1,00. — 174G ans der heizogl. Galerie zu Modena. —
In diese kam os (Ventiui p. 292) 1680 aus der Kirche San Prospero zu Reggio. tüi
welche Annibale es nach ^Malvasia (I, p. 3SG) , iu seiner Jugend noch unter dem
Einllusso Ludovico.s gemalt hatte. Als »opera pregiatissima« Annibale's auch im
luv. Guarieuti (vor 17.33i X. 150. Später in Dresden (auch bei H.) irrtümlich dem
Ludovico zugeschrieben. Gestochen von yi. Keyl ^ I, 18. — Phot. Braun III. ß.
Marlae Himmelfahrt. Links vor hohen Säulen steht der 303.
leere Sarkophag, dem Maria, von einem Engelknaben gehoben (51 S.)
und geschoben, von Flügelköpfen zu ihren Füssen umflattert. F 1.
himmelan nach rechts entschwebt ist. Die Arme hat sie aus-
gebreitet, verklärt blickt sie zum himmlischen Lichte empor.
Eechts oben vor ihr reiten drei Engelknäbiein auf Wolken,
links hinter ihr schweben vier grössere musicirende Engel.
Unten umstehen die Apostel das leere Grab; einer von ihnen
ist rechts vorn in die Kniee gesunken. Bez. am ßande des
Sarkophag- Sockels: M . D . LXXXVII.
Leinwand; h. 3,81: br. 2,45. — 1746 aus der herzogl. Cxalerie zu Modena. —
Diese erhielt es 1661 aus der Confratemitä di San Rocco in Reggio (Veuturi a. a. 0.
\>. 270 und 359), für welche der Meister es 1587, also in seiner bologneser Frühzeit,
u'emalt hatte. So auch Malvasia I, p. 502. Gestochen von J. Camerata, }^ I. li*.
Die Madonna mit Matthäus. Links unter hohen Säulen, 304.
zwischen denen zwei Engel einen roten Vorhang zurückschlagen. (5 1 9.)
sitzt Maria, nach rechts gewandt, auf hohem, mit plastischem F 3
Bildwerk geschmückten Throne und hält auf ihrem Schoosso
das lebhaft bew^egte Christuskind, dem der zu ihren Füssen
stehende hl. Franciscus, sich andächtig neigend, den linken
Fuss küsst. Neben ihr steht der Evangelist Matthäus; sein
Symbol, der Engel mit einer Schriftrolle, sitzt vorn in der Mitte
zu seinen Füssen. Rechts steht Johannes der Täufer. Im Hinter-
grunde eine Landschaft. Bez. 1. i. d. M.:
HANNIBAL CARRACTIVS BON. F. MDLXXXVIII.
Leinwand: h. 3,84: br. 2,55. — 1746 aus der herzogl. (ralerie zu Modena. —
Die Vorgeschichte des Bildes ist nicht bekannt: doch nennt Malvasia (I. p. 502) es
schon 167?^ boriihmt. — Gpst. von X. Duimis ^ I. 2o. Vorlior radirt von Giov. Mitolli.
9*
132 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
305. Der hl. Rochus, Almosen spendend. Rechts im Mittelgrunde
(520.) teilt der Heilige zur Pestzeit auf hoher Kampe Almosen aus.
F 3. Viel Volk umringt ihn; viele Hände strecken sich zu ihm empor.
Eechts vorn führt ein muskulöser, von hinten gesehener Mann
einen schwer Kranken auf einem Schiebkarren herein. Links
vorn lagert eine Gruppe von Frauen und Kindern, welche das
erhaltene Geld zählen. Aus der Mitte des Bildes nähert sich
ihnen eine Mutter mit ihrem Kinde. Plinter ihnen ein Säulen-
palast; in der Mitte des Mittelgrundes eine Bogenhalle.
Leimvaiid; h. 3,31; br. 4, TT. — 174G aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Diese hatte es l(j61 aus der Confraternita di San Roceo zu Reg-gio erhalten (A^'outuri
a. a. 0. p. 270 und 358i, für Avolche der Meister es in don neunziger Jahren des
XVI. Jahrhunderts als Gegenstück zu dem Bilde Cani. Procar-cini's , N. 645 unserer
Galerie, gemalt hatte. Malvasia I. p. 398—399 und 46(^>. Das Bild galt seiner Zr-it
als eine der gewaltigsten Leistungen des Meisters. Gestochen Ton J. Camerata.
3K I, 21. Vorher radirt von Guido Reni, Bald. Aloisi u. a.
306. Der Genius des Ruhmes. Ein geflügelter Jüngling schwebt
(5 17.) nach rechts empor. Um seine Hüften flattert ein leichtes Pur-
F 3. purgewand. Um sein lorbeerbekränztes Haupt leuchtet ein Strah-
lennimbus. In der Eechten hält er einen Stab, in der erhobenen
Linken eine Krone. IJm seinen linken Arm hängen die vier
Siegeskränze der griechischen Spiele. Sieben Genien in Kna-
bengestalt umspielen ihn in leichten Wolken.
Leinwand; h. l.TöVo; ^r- 1,14. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Auch als »ronore<: oder »11 valore hezeichnet. Asdrubale Bombaci, ein Gelehrter von
Reggio, schenkte das Bild im ersten Viertel des XVII. Jahrhunderts dem Cardinal
Alessandro von Este in Rom (Venturi, p. 15&). Mit dessen Xachhiss kam es 1625
naoli 3Iodena. Erwähnt auch von Malvasia I, p. 502. — Gestochen von C. D. Jar-
dinier }\x H. 19. — Phot. Braun II, 9. — Phot. Ges.
307. Die Madonna mit der Schwalbe. Kniestück. Eechts neben
(521.) Maria steht ein Tisch, auf dem sie den in w-eissen Kissen
F 2. knieenden Jesusknaben festhält, während sie nach links zu dem
kleinen Johannes hinabblickt. Dieser reicht auf dem linken
Zeigefinger dem Christkinde, welches mit der Eechten einen
Apfel zum Munde führt, eine Schwalbe empor.
Leinwand: h. 1,001/2: l>i'- 0,85. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Erwähnt schon von Malvnsia a. a. 0. I. p. 502. — Radirt von Roh. v. Ondenardo :
gestochen von J. S. Kiauher. — Phot. Braun XIII, 4.
3Qg Blldnlss eines Lautenspielers. Halbfigur halb nach rechts
(523.V^^^^ dunklem Grunde. Der Dargestellte ist Annibale's Freund,
4 a. der Lauten Schläger Giov. Gabrielle, gen. »il Siello« oder »il Mas-
A. Bolognesische Scliule XVII. Jahrh. 133
cherone«. Er trägt kurzes, dunkles Haar, dunklen Kinn- und
Schnurrbart, einen schwarzen Anzug mit kleiner weisser Hals-
krause. Die Laute hält er in beiden Händen. Auf dem Pulte
rechts neben ihm lieg-t ein Notenheft.
Leinwand; h. 0.76V2) br. 0.63'/2- — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Mode« a.
— Im Inv. Guarienti N. 8 al> Opera squisita«-. — Erwähnt schon von Malvasia I.
]). b(-2. — Phot. Braun XII. S.
Christuskopf. Halb nach links gewandt, hebt sich der von 309.
blonden Locken und kurzem blonden Barte umrahmte Kopf (5 2 2.)
des Heilands von dem lichtdurchflossenen grauen Grunde ab. 4 c.
Am Hals kommt ein Stück roter Tunica zum Vorschein.
Kupfer: h. 0.51: br. 0.3S. — Inv. 17J34, I 198. als »Antore incertc Als Ann.
Carracei seit dem Catalogne von 17G5. So auch gest. von C. Ct. Schnitze ^ ITI. 5:
g'?schal.t von .T. J. Freidhoff. — Phot. Braun' IX. 9 und Phot. Ges.
Schule der Carracei.
Die Abnahme Christi vom Kreuz. Oben fasst einer der Männer 310.
noch des Leichnams linkes Handgelenk, ein anderer stützt seine (528.)
rechte Achsel, ein dritter breitet unten das Tuch aus. Johannes 4 c.
nimmt den Köri)er unten rechts in Empfang, während Christi
Mutter den herabsinkenden rechten Arm und Maria Magdalena
die Füsse umfasst. Links die dritte Maria.
Leinwand: h. 0.(38: br. 0.4-i. — Zuerst im Katalog von 1835. Schon hier als
•Liilognesisfhe Schule.
Die Frauen am Grabe. Links im Mittelgrunde sitzt der 3IL
Engel auf dem leeren Grabe des Erlösers. Eechts im Vorder- (5 2 9.)
gründe nahen die drei Marien. 35 d.
Ital. Pappelholz; h. 0,371/2; ^r. 0,32. — Inv. 1722, A 649. als »Ann. Camicci.c
— Dann im Inv. Guarienti (vor 1753). N. 379, als >Copia di Scarsellino di Ferrara.<
Später als -Schule der Carracei . was. so allgemein hingestellt, richtig sein wird.
Petrus. Brustbild auf graubraunem Grunde, mit dem Ober- 312.
kOrper nach rechts, mit dem Kopfe nach links gewandt. In (530.)
der Rechten hält der graubärtige Apostel seinen Schlüssel. H 1.
Leinwand; h. 0,65; br. 0.48V2- — I""^'- 1754, I 31G. als »Schule des Cara-
vaggio. Später als »Schule der Carracei«. was, so allgemein hingestellt, zugegeben
werden kann. Gegenstück zum folgenden.
Paulus. Brustbild nach rechts auf graubraunem Grunde. 3|3,
Der schwarzbärtige, schwarzhaarige Apostel stützt die Rechte (531.)
auf sein Schwert. H 1.
Leinwand: h. 0.G5 ; br. 0.4SV2- — In^- 1754. I 321. — Gegenstück zu dorn
vorigen: man sehe die Bemerkungen zu diesem.
134 Italiener des siebzehnten Jahrhinulerts.
314. Vision des hl. Franciscus. Der Heilige sitzt rechts mit ge-
(526.)sclilosseiien Augen auf einem Strolisack. Seine Arme ruhen
F 4. in seinem Schoosse, in seinen Armen liegt das Kreuz, den
i-echten Fuss setzt er auf einen Totenschädel. Links vor ihm
schwebt ein Engel iin Goldliclit auf Wolken und geigt.
Leimvand; h. 1,71 ; br. 1,20. — Inv. 1754, 1317. — Dort als »Autore iueerto- :
(loch seit dem >Cataloguo'< von 1705 mit Recht in der Schule der Carracci.
315. Der Tod des hl. Franciscus. Links steht der Altar, vor
(527.) dem der Heilige mit dem Crucifix im rechten Arm, rücklings
3.Ö d. zusammengebrochen ist. Ein fast erwachsener Engel steht rechts
hinter ihm in der Landschaft und fängt ihn auf. Links oben
erscheinen drei Engel in Wolken.
Ital. Pappelholz; h. ().44:i|.^ ; br. 0,35V2- — 1''-16 aus der herzogl. Galerie zu
Müdena. Damals dort (Vcnturi , p. 358) als Original Ann. Carracci's. in Dresden
jedoch schon im Inv. 1754, I 263, nur als Schulbild. So auch bei H. — Jedenfalls
zeiL;t OS die Hand eines guten Schülers des Meisters.
316. Bildniss eines Knaben. Halbfigur eines grau gekleideten,
(525.) 9 — 10jährigen Knaben, neben dem rechts ein Tisch steht.
4 b. Auf dem Tisch liegt ein Instrument. In den Hcänden hält er
zwei Kirschen.
Leinwand: h. 0,G5V2; br. 0,4SV2« — 1740 aus der. herzogl. Galerie zu Modena.
Damals wurde dort wohl nicht der Dargestellte, sondern der Urheber des Werkes ver-
mutungsweise als Antonio Carracci« bezeichnet , der ein natürlicher Sohn Agostino's,
also ein Neffe Annibale Carracci's war, von 1583 — 1618 lebte und ein recht tüchtiger
Maler zu werden versprach. Vgl. Vcnturi, p. 354. In Dresden wurde das Bild da-
gegen von Anlang an (so schon im Inv. Gnarienti, N. 253) als Werk Annibale's, als
Bildniss Antonio's ausgegeben. So auch frageweise bei H. Da die Behandlung für
Annibale Carracci's Hand nicht energisch genug ist, so erscheint die Verumtnng des
;ilten Modeneser Inventars AvahrscheinUcher, als diejenige der Dresdener Inventare.
317. Bildniss eines Malers. Brustbild von vorn auf grauem Grunde.
(524.) Der kahlköpfige, graubärtige Künstler, welcher den Pinsel in der
50 c. Rechten, die Muschelpalette in der Linken hält, trägt einen
schwarzen Rock mit einer kleinen weissen Halskrause.
Leinwand; h. 0,60; br. 0,50. — 1746 ans der herzogl. Galerie zu Modena. —
Damals dort (Venturi, p. 354) vermutungsweise als Pietro Faccini, der ein Schüler Ann.
("arracei's war. In Dresden dagegen im Inv. 1754, I 321, als Ann. Carracci selbst,
bei H. doch nur mehr frageweise. Auch hier dürfte das alte ]\rodeueser Inventar der
Wahrheit näher stehen, als das Dresdener.
318. Heilige Familie. Nach links gewandt sitzt Maria an ihrem
(134.) Botpulte und liest. Zwischen ihren Knieen steht der nackte
35 b. Christusknabe und reicht ihr eine Rose. Der Rosenkorb steht
links unten. Joseph sitzt rechts, in ein Buch vertieft.
I
A. Bolognesische Schule. XVII. Jalirh. 135
[A'iuwaiiil : h. 0.521/2; br. 1,25V2- — l^--'^ tl"ich Leplat. insofern es, wie a\a-h
11. aunaiiui, »las r.ild des Inventars 1722, A 1505. ist. Dieses Bilil wird liier aber
>Wm .Vnuil'al Carracci zn^'eschneben , während Hübner es zu den zweifelhaften Bil-
bMii Maratti's stellte. Für diesen hat es zu schwarze Schatten und ist es nicht
'!ü>si^' t,'euui; gemalt. .ledeufalls glauben wir, dass es. wenn auch nicht einem un-
luittelbaron Schüler, so doch einem Enkel-Schüler der Carracci angeluirt.
Der hl. Sebastian. Nur mit blauem Schamtuch angethan, 319.
ist or vor den Mauern einer Festung an einen Baumstumpf (552.)
u-ebunden und bewegt., schon von Pieilen getroffen, krampfhaft H 4.
Arme und Beine. Seine Kleider liegen links am Boden.
Leinwand: h. I.SSVq! br. 0,9-tV2- — Scheint unter »Giorgione's<: Namen um
lie Mitte des vorigen .Tahrhimderts durch Le Leu aus Paris gekommen zu sein. Später
d>'v Schule des D<.imenichino- eingereiht : so auch noch bei H. — Es ist .jedoch nur
im allgemeinen die Si-hule der Carracci erkennbar.
Angeblich Pietro Faccini.
Geb. zu Bologna 1562, gest. daselbst 1602. Anlangs Schüler
• ler Carracci. Später stellte er ohne sonderlichen Erfolg eine
oigene Akademie in Bologna der ihrigen gegenüber.
Die Verlobung der hl. Katharina. Eechts vorn sitzt Maria 320.
in schöner Landschaft. Der Jesusknabe auf ihrem Schoosse(537.)
steckt der knieenden hl. Katharina den Ring an den Finger. 32 a.
Rechts der hl. Hieronymus, dessen Hut am Baume hängt, und
drei weibliche Heilige. Links vorn drei kleine Putten.
Ital. Pappelholz; h, 0,2GV2; br. 0,19ii2. — Liveutar 1722, A 406, als Copie
nach Parmeggianino, an dessen Stil es in der That erinnert. — Im Inventar Gua-
rienti ivOr 1753) N. 284 dem Pietro Faccini zugeschrieben, als »Opera prcgiatissiraa
iloir autore." So auch noch bei H. Ob mit Recht, steht daliin.
Maria mit dem Kinde und Heiligen, Das bewegte Kind liegt 321.
auf dem linken Knie der hochthronenden Maria. Von rechts (530.)
i)eugt sich eine weibliche Heilige herüber, umfasst es und herzt 3 b.
es. Ganz rechts steht der hl. Franciscus mit gefalteten Händen
und verneigt sich tief. Links steht Joseph; vor ihm schreitet
•ler kleine Johannes, dem sein Lamm folgt, die Stufen hinan.
Knpter; h. 0,42V2: ^'i"- 0.:n. — Im Inventar 1722, A O.ji), als »Art des Par-
meggianino.« Im >ratalogHe" von 1705 als ->Schule des P. Faccini.« Seit dem Katalog
V..U 1S35, wie X. 320, als eigenhändiges Werk Faccini's. Beide Bilder zeigen jedoch
durchaus nicht dieselbe Hand.
Guido Reni.
Geb. den -1. November 1575 zu Bologna, gest. daselbst den
IS. August 1642. Anfangs Schüler des Dionigio Calvaert,
136 Italiener des .siebzehnten Jahrhunderts.
dann des Lud. Carracci; weitergebildet in Eom durch Annibal Car-
racci , sowie durch das Studium RaphaeFs und der Antike. Thätig
in Rom, in Neapel u. a. 0., vornehmlich aber in Bologna.
322. Der Auferstandene vor seiner Mutter. Der aus der Vorhölle
(544.) zurückgekehrte, von den Erlösten begleitete Heiland erscheint
F 1. seiner rechts vor ihm knieenden Mutter. Zwischen ihnen steht
ein erwachsener Engel mit dem Banner. Hinter dem Heiland
Adam und Eva. über denen im Goldlicht zwischen geöffneten
grauen Wolken einige Engel erscheinen. Rechts im Mittel-
grunde der hl. Carlo Borromeo mit gefalteten Händen.
Leinwand; h. 3,22: br. 1,00. — 1746 aus der lierzogl. Galerie zu Modena. —
Vorher schmückte es die Kathedrale zu Modena (Venturi p. 351). Zu Malvasia's Zeiten
(1678) aber befand es sich schon in der Galerie. Er nennt es »La famosissinia tavola.«
Bild der frühesten Zeit des Meistors. Gestochen von J. Tardieu )^ L 22.
323. Christuskopf mit der Dornenkrone. Auf hellgrauem Grunde
(547.) nach links emporgewandt. Unten ein kleines Stück des Purpur-
4 c. mantels. Schmerz und Hoheit im Blick.
Ital. Pappelholz ;j hochoval; h. 0,40; br. 0,37. — Inventar 1722. A 63 a.
Geschenk Papst Innoeenz" XII. an König August II. — Von diesem Kopfe existiren
verschiedene Wiederholungen. Unser Exemplar ist jedoch das bekannteste und be-
rühmteste. Gestochen von Anton Krüger ^ III. 26 : von Robert Petzsch : von
J. C. B. Gottsehick; von J. A. E. Mandel. — Phot. Braun II, 10 und Phot. Ges.
324. Venus und Amor. Venus ruht, nach rechts gewandt, halb
(538.) aufrecht in schwellenden Polstern unter blassroten Vorhängen.
F2. Ihr rechter x\rm liegt nachlässig auf ihrem Kopfkissen. Mit
der Linken ergreift sie den Pfeil, den der rechts neben ihr
stehende kleine Flügelgott ihr reicht. Rechts ein weisses Ge-
länder und grüne Baumwipfel unter leicht bewölktem Himmel.
Leinwand; h. 1,36; br. 1,7472- — I>ei H. ohne Proveuienzangabe : doch un-
zweifelhaft die > Venus und Cupido: Guido's, welche nach dem Inv. 80 (A 2259,
Fol. 230) 1731 durch I^eplat erworben wurde. — Phot. Braun I. 9 und Phot. Ges.
325. Ninus tritt der Semiramis seine Krone ab. Unter violettem
(540.) Zelte, in dem links ein Tisch mit roter Decke steht, sitzt
F 4. rechts der König in feuerrotem Rocke und blauem Mantel, das
Scepter in der Linken. Links neben ihm sitzt die Königin in
gelbem Kleide mit grünen Aermeln. Die erhobenen rechten
Hände beider fügen sich in einander. Mit der Linken setzt
Semiramis sich die Krone ihres Gemahls auf's Haupt.
Leinwand; h. 2.94: br. 2,18. — 1752 durcli den Canouicus Luigi Crespi lur
3000 Dukaten vom Marchose Giov. Nie. Tanari in Bologna. — Vergl. Malvasia II
A. Eolognesische Schule. XVII. Jahrli. 137
<167Si. p. 8S: »Nel Palaj,'io d»»' Siirnori Marrhesi Tanari . della sua piü delicata e
compita secouda maniera . il quadio di quel Re e Regina. <: Crespi gab den Gegen-
stand für »Salomon und die Königin von Saba aus: doch erhielt das Bild in
Dresdon schon im Inventar 1754 die Bezeichnung Ninus und Senüramis«, die allen
Versuchen , das Bild anders zu erklären . gegenüber als richtig aufrecht erhalten
werden muss. Trefl'ende Bemerkungen darüber (nach Plutarch) im >Abrege; von
17S2. p. 158 — 159. — Gestochen von J. M. Prei-^slor )±( II, 20. — Phot. Braun
Xin, 5 und Phot. Ges.
Maria vor dem schlafenden Kinde. Unter blauem Vorhang 326.
auf rosenroten Kissen liegt der schlummernde Jesusknabe. Rechts (541.)
steht Maria,, welche den blauen Hantel über den Kopf gezogen 4 c.
hat, nur als Halbfigur sichtbar, neben dem Lager, hält ihre
Arme auf der Brust gekreuzt und blickt das Kind liebevoll an.
Leinwand: breitoval: h. 0.691/2: tr. 0,89. — Am 15. Dec. 1764 durch Prinz
Xaver und Graf Böse. — Es existiren mehrere eigenhämlige Wiederholungen dieses
Bildes ; das bekannteste Exemplar, ausser dem unseren, ist dasjenige der kais. Galerie
zu Wien. — Gestochen von Paul Gleditsch. — Phot. Braun IV, G.
Der kleine Bacchus. Mit Weinlaub bekränzt, lehnt er sich 327.
an das hinter ihm stehende Rotweinfass; und während er mit (539.)
der Linken die erhobene Glasflasche, die noch halb voll Wein 4 c.
ist, an den Mund setzt, entledigt er sich zugleich, nach Kinder-
art ungenirt, des Getrunkenen.
Leinwand; h. 0,72; br. 0,.j6. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modeua. —
Schon von Malvasia (IE, p. 91) erwähnt als II Baccarino ignudo che rende eio che
beve. — Gest. von Jos. Camerata ^ I, 24. — Phot. Braun III, 7 und Phot. Ges.
Maria auf dem Throne mit Heiligen. Rechts sitzt Maria, 328.
nach links gewandt, auf hohem Throne. Der Jesusknabe, welcher (546.)
segnend die Linke erhebt, steht, von ihr gehalten, zu ihren Füssen. F 1.
Rechts unten liest der hl. Hieronymus. Links beten die Heiligen
Crispus und Crispinianus an. Am Himmel schweben zwei Eng- .
lein mit Ueberwinderkränzen in den Händen.
Leinwand; h. 3,18; br. 2.16. — 1746 aus der herzogl, Galerie zu Modena.
Guido hatte das Bild, welches seiner schwächereu späteren Zeit angehört, nach Mal-
vasia 11, p. 43. für die Capello der Schuhmacher-Innung in S. Prospero zu Reggio
gemalt; 1680 wurde es. nach Venturi, p. 292, von dort nacli Modena gebracht. —
Gestochen von P. L. Suruguo d. j. ^ I, 23.
Eccehomo. Brustbild des Heilandes, nach links gewandt, 329.
auf grauem Grunde, aus dem der Heiligenschein um's dornen- (542.)
gekrönte Haupt orangefarbig herausgearbeitet ist. Seine Hände 4 b.
sind an seiner Brust gebunden. Das Rohr ruht in seinem
Arm. Er träsrt einen aschsrrauen Mantel.
138 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
Kupfer; h. 0.70: br. 0,59V2- — l''^'«^ ""« 'i'^'-" ^^- (^alerie zu Prag. — Es
oxistiren verschiedene Wiederholungen des Bildes, von denen diejenige der kuiserl.
(ralerie zu Wien die bekannteste ist. Gestochen von C. G. Schulze ^ HI, 4. —
Phot. Braun VI, ß und Phot. Ges.
330. Eccehomo. Brustbild des Heilandes, von vorn gesehen,
(543.) auf grauem Grunde. Das nach rechts emporgewandte dornen-
4 b. gekrönte Haupt umgiebt ein orangefarbiger Heiligenschein. Die
Hände sind vorn an der Brust gebunden; das Eohr ruht ihm
im Arm. Er trägt einen rosenroten Mantel.
Leinwand; h. 0,79; br. 0,G5. — Inventar 175-1 ll, 277) als »Schule Guido's.
— ^iestochen von C. G. Sehultzo. — Phot. Braun V, 9. — Phot. Ges.
331. ' Der hl. Hieronymus. Halbfigur nach rechts auf grauem
(545.) Grunde. Ein roter Mantel hängt über der linken Schulter des
F 2. graubärtigen Heiligen. Rechts steht ein Steintisch, über dem
er in der Linken ein Crucifix hält, während er mit der Rechten
einen Stein an seine Brust drückt.
Leinwand; h. 0,79: br. 0,0^72. — Als N. 2539 im Jahre 1740 aus den »König-
lii'hen Zimmern."
Nach Guido Reni.
332. David mit dem Haupte Goliath's. Der junge Held steht nach
(548.) rechts gewandt; er trägt einen blaugefütterten Pelzmantel und
5 2. einen roten Hut mit gelber Feder. Mit dem rechten Arm
stützt er sich auf einen Säulenstumpf, mit der linken Hand
hält er das Haupt Goliath's vor sich auf eine Steinbrüstung.
Leinwand; h. 2.32; br. 1,4SV2- — Nach H. 1741 dmxh Riedel aus Wien. —
Wir konnten es jedoch zuerst im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 142 nachweisen. Das
Oiiginal Reni 's, ein Hauptwerk seiner späteren Zeit, im Louvre zu Paris. Schul-
wicderholungcn an verschiedenen Orten, z.B. in der Galerie Liechtenstein "zu Wien,
nie unsere rührt Aon einem guten Schüler her. Nach Guarienti hätte Fr. Ge.ssi sie
gemalt, Guido selbst sie übergangen.
Leonello Spada.
Geb. zu Bologna 1576; gest. zu Parma den 17. Mai 1622.
Ursprünglich Schüler der Carracci in Bologna; später Schüler
Michelangelo Merisi da Caravaggio's in Rom. Arbeitete in
Bologna, Rom, Neapel, Malta, Reggio (bei Modena) u. s. w.
333. Christus an der Säule. Halbfigur ohne Hände im Profil
(554.) nach rechts auf dunklem Grunde. Links die Säule, an welche
06 (1. der Heiland mit den Armen auf dem Rücken festgebunden
ist. Vorgebeugt, empfängt er die Geisseihiebe. Sein Mund ist
geöffnet. Bittrer Schmerz spricht sich in seinem Antlitz aus.
Leinwand: h. O.GSVa- ^'i'- 0.54. — 1746 aus der hcrzogl. Galerie zu Modena.
A. Bologiiesische Schule. XVII. Jaurh. 139
David mit dem Haupte Goliaths. Halbfiguren nach links 334.
vor rotem Yorliange. Kechts steht David im Hemd, hält das (555.)
Schwert in der Linken und fasst mit der Rechten den Schopf ^»^ b.
des Eiesenhauptes , welches der links stehende gehelmte und
geharnischte Krieger mit beiden Händen in Empfang nimmt.
LiMiiwiinil : h. Ü.TS'la; br. 0,i)UV2- — 174G aus der herzogl. Galerie zu Modoiia,
woleho es 1G25 aus dem Nachlasse des in Rom verstorbenen Cardinais Alessandro
il' Este erhielt. Veuturi, p. 159 und 358.
Amor, einen Leoparden bändigend. Vorn liegt, nach links 335.
uewandt, die grosse gefleckte Katze mit funkelnden Augen. (556.)
Der kleine Flügelgott, um dessen Schulter sein Köcher hängt, 35 b.
^itzt auf ihr und hält sie stramm am Zügel.
Leinvraiul : h. O.SG : br. l.Oo. — 174G aus der herzogl. Galerie zu Modeiia.
Alessandro Tiarini.
Geb. zu Bologna den 20. März 1577, gest. den 8. Febr. 1668.
Zuerst Schüler Prospero Fontana's, zuletzt Ludovico Carracci's
in Bologna. Tliätig in Florenz, in Reggio, in Bologna.
Medoro und Angelica. Kniestück. In romantischer Felsen- 336.
wildniss beugt Medoro sich, nach links gewandt, über den (557.)
Brunnenrand, in den er Angelica's iS'amen gräbt. Diese steht F 2.
hinter ihm, legt ihren linken Arm um seinen Nacken und
deutet mit der Eechton zum Bilde hinaus. Vergl. Ariost's
Rasenden Roland XIX, 36 und XXIII. 102—103.
Leinwand; h. 1.05: br. 1.39. — 1747 aus der herzogl. Galerie zu INIodena.
Vt^nturi p. 355. (iestochen von Ant. Radigues -^ II, 25.
Francesco Albani.
Geb. zu Bologna den 17. März 1578; gest. daselbst den
4. Oct. 166(1. xlnf anglich Schüler Dion. Calvaert's, dann der
Akademie der Carracci in Bologna. Thätig in Rom, in Florenz,
hauptsächlich aber in Bologna.
Amorettentanz beim Raube Proserpina's. Links im Mittel- 337^
gründe jagt Pluton mit der geraubten Proserpina auf seinem (^5 g 2.)
Wagen davon. Rechts vor dem Tempel blicken die Gespielinnen 4 b.
der Proserpina dem Räuber mit entsetzten Geberden nach. Die
Gottheiten der Liebe aber feiern den Raub. Vorn in der Mitte,
führt eine Schar reizender Amoretten einen Ringeltanz um die
Steingruppe von zwei Amoretten, die Amor hochheben, aus.
140 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
Sie haben die Attribute des Unterweltsgottes geraubt und zei-
gen trium])hirend seine Schlüssel und seinen Zweizack. Am
Himmel links drei musicirende Engel, rechts Venus selbst mit
einer Hochzeitsfackel in den Händen, mit den Tauben zu ihren
Füssen, ihren Amor umarmend.
Kupfer: h. 0,74V2? ^r. 0,99. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Mudeua.
Herzog Alfoiiso IV. hatte das Bild 1659 rou einem gewissen Zaueletti gekauft. Veii-
turi p. 190—191. Vgl. Malvasia II, p. 274. Ein ähnliches Bild in der Brera zu
Mailand, doch wird der Tanz liier nicht am die Statue, sondern um einen Baum
ausgeführt. — Gestochen von P. Tanjo ^ II. 21. — Pliot. Braun II. 11. — Phot. Ges.
338. ' DJana und Aktäon. Vorn wölbt sich ein Felsenthor über
(563.) dem Weiher, der links durch einen Wasserfall gespeist wird.
4 a. Diana steht in der Mitte und blickt erzürnt dem Aktäon nach,
der, bereits mit dem Hirschgeweih versehen, rechts entflieht.
Drei Nymphen suchen die Göttin durch ein blaues Gewand zu
bedecken. Drei andere haben sich lirks zu ihren Kleidern
geflüchtet; eine siebente versteckt sich zu Füssen Diana's: eine
achte liegt vorn rechts im Wasser.
Leinwand: h. 0,7.5: br. 0,941/2- — Wohl 1738 durch Rossi. Inv. 8» 2372.
Nach H. aus Modena, und das folgende 1741 durch Eossi. Doch muss hier eine dop-
pelte Verwechsluns' ■vorliegen. Man vergl. darüber die Bern, zum folgenden.
339- Diana und Aktäon. Vorn wölbt sich die Grotte über dem
(5 6 6.) Weiher, in dem sich einige Nymphen baden, während Diana,
4 a. von anderen umgeben, am Ufer unter einem Baume sitzt.
Einige breiten ein weisses Tuch aus, um sich und die Göttin
zu verbergen. Aktäon flieht, schon mit dem Hirschgeweih be-
dacht, links bildeinwärts.
Leinwand; h. 0,74: br. 0,99V2- — 1"46 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Das Bild wurde 1639 im Atelier Albano"s selbst für Herzog Franz I. erworben. In
dem Berichte stellte der Vermittler. Gher. Martinenghi . fest , dass Äibani die erste
Anlage habe von Schülerhand machen lassen, das ganze aber eigenhändig ausgeführt
habe, sowie das es elf Figuren enthalte (Venturi p. 190). Hieraus geht hervor, da.ss
bei H. eine Verwechslung stattgefunden ; denn H. nimmt an , dass dieses zweite, von
Dietrich teilweise übermalte Bild das durch Rossi erworbene, das vorige, besser
erhaltene , das aus Modena stammende sei. Das vorige Bild enthält jedoch nur zehn,
gerade das unsere elf Figuren. — Phot. Ges.
340. Galatea im Muschelwagen. Die schöne Meernymphe fährt
(564.^1ebensgross in ganzer Gestalt, nach rechts gewandt, auf ihrem
F 3. von zwei Delphinen gezogenen, von fünf kleinen Liebesgöttern
umspielten und vorwärts getriebenen Wagen über's blaue Meer.
A. Bolognesische Schule. XVlI.Jabrh. 141
Sie hält in beiden Händen ein rotes Tuch, welches sich, vom
Winde geschwellt, über ihrem Haupte w'ölbt.
Leinwand; h. 1,88; br. l,2o'/2- — ^^^ ■ ^^'-^ ^ 3o. In den Invontaren Gii;i-
rienti ^vor 1753) X. 203 und 207 und von 1754 N. 286 und 291 hatte das Bild ein
ähnliches Gegenstück, welclie? zu den früher vorkauften Bildern gehörte, vor kurzem
aber im Kunsthandel wieder auftauc-lite. — Phot. Braun lY, 5.
Venus und Vulkan. Links ruht Yenus auf rot gepolstertem 341.
Lager unter einem roten Vorhange, den kleine Liebesgötter (565.)
zwischen grünen Bäumen ausspannen. Vulkan . ihr Gatte, sitzt 4= b.
hinter ihr. Beide schauen dem Treiben der kleinen Götter zu.
In der Mitte schiessen diese nach einem rechts am Baume be-
festigten Schilde. Einen von Pfeilen durchbohrten Schild brin-
gen zwei von ihnen der Venus. Links im Mittelgrunde schmieden
ihrer vier vor einer Felsengrotte Pfeile. Vorn rechts schnitzen
einige ihre Bogen, beschäftigen andere sich anders. Zwei sitzen
unter dem Baume; einer liest die Pfeile auf; in der Luft
schweben zwei mit Fackeln. Reiche Landschaft im Hintergrunde.
Leinwand: h. 1.38: br. 1.83. — 1743 durch Le Leu aus Paris. Inv. 1754,
I 443. Eine ähnliche, gi-össere Darstellunji' des Meisters, bekannt durch den Stich
von Baudet befindet sich im Louvre zu Paris. — Phot. Braun XIL 9.
Die Vertreibung aus dem Paradiese. Links aus Wolken fährt 342.
im Goldlicht der Engel herab und treibt mit flammendem (5 6 7.)
Schwerte das erste Menschenpaar in die rechts sich dehnende 4 a.
Landschaft hinaus.
Leinwand; h. 0,93 ; br. 1,20. — 1741 durch .J. A. Riedel aus Wien. — Ge-
st<>';hpn von .In««. Canale.
Die Erschaffung Eva's. Adam schlummert vorn links unter 343.
einem Baume. Rechts schwebt Gottvater heran, von blauen Ge-(568.)
wändern umwallt, von drei Engelknäbchen begleitet. Befehlend 4 c.
eriiebt er die Rechte, und schon entsteigt Eva der linken Seite
Adam's, schon sinkt sie anbetend vor dem Schöpfer in die
Knieo. Leber ihr Engel und Flügelköpfchen. Rechts in der
Landschaft grasen Lämmer neben einem Löwen.
Leinwand; nind; h. 0,08; br. 0,68^2- — 1742 durch de Brais aus der Samm-
lung Cari{,'n;in zu Paris. Gestochen von J. Canale ->^ III, 23. — Leider nicht im
besten Zustande. — Phot. Braun VII, 13.
Die Anbetung der Hirten. In der Mitte des Stalles über der 344.
Krippe drei Flügelköpfchen. Links entblösst Maria dem Kinde (509.)
ihre Brust. Hinter ihr knieen drei erwachsene Engel. Rechts 4 c.
142 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
steht Joseph, deutet auf's Kind und wendet sich zu den Hirten
zurück, die schüchtern in der offenen Thür stehen. Oben im
Goldlicht musiciren sieben nackte Engelknäblein.
Kupfer: ii. 0.341/2; ^'i'- 0,421/2- — 1"+- ''i"s der Sammlung Duhreuil in Pari-i.
345. Die Ruhe auf der Flucht. Links unter üppigen Bäumen
(5 70.) reicht Maria ihrem Kinde die Brust. Joseph sitzt lesend neben
3c. ihr; zwei Engel in weissen Gewändern stehen hinter ihr; drei
Flügelköpfchen schAveben über ihr. Zwei kleine Engel machen
sich links im Wipfel einer Palme zu schaffen; drei andere
musiciren rechts auf einer Wolke. Rechts unten führt ein
Engel den Esel auf die Weide,
Leinwand; h. 0,67; br. 0,81. — 1742 aus der Sammlung Carignan zu Paris.
— Aehnlich ein Bild des Meisters im Louvre zu Paris. — Phot. Braun Xr\'. 4.
346. Heilige Familie. Links unter einer abgebrochenen Säule
(571.) sitzen Maria und Elisabeth; jene umfasst den vor ihr in seiner
4 b. Wiege stehenden Christusknaben, diese hält den kleinen Johannes,
welcher sich vom Jesusknaben umarmen und herzen lässt. Ganz
links zwei Engel. Rechts sitzt Joseph mit einem Buche an seiner
Hobelbank. Zwei Engel streuen Blumen.
Kupfer: h. 0,G7 ; br. 0,50i|2. — 1725 durch Leplat. — Ein älinliches Bild
im Louvre zu Paris.
Schuie Franc. Albano's.
347. Die Ruhe auf der Flucht. Rechts sitzt Maria mit dem Kinde
(532.) an einem Säulenstumpfe. Links steht Joseph neben dem Esel
35 a. und blickt gen Himmel, von dem sich fünf Engel mit einem
Kreuze herablassen. Im Hintergrunde üppige Ländschaft.
Kupfer; h. 0,70*12; br. 0.51i|2. — 1741 durch Rossi aus .Italien als »Andrea
Sacchi«, was jedenfalls, da die Schule Albano's, der dieser Meister angehörte, un-
verkennbar ist, genauer war, als os mit H. der »Schule der Carracci« zuzusehreiben.
— Vielleicht wirklich ein Jugendwerk Sacchi"s.
348. Die Wäsche während der Flucht. Maria kniet bei ihrer Wäsche
(533.) rechts unter dem Felsenquell. Der Jesusknabe hilft ihr. Links
36 b. häng-t Joseph die Tücher an den Baum.
Kupfer: h. 0,421/2; br. 0.30V2- — Inv. 1722 A 482 als >Albano«, was jeden-
falls, da die Richtung dieses Meisters unverkennbar ist, der Wahrheit nähei" kam.
als es mit H. nur allgemein der Schule des Carracci- zuzuschreiben. Zeigt es doi-l,
wenn auch etwas anders zusammengefügt, dieselben "\Iotivp. wie Albano's durch Gi-.ii
Vallot's Stich bekanntes Bild -La Laveuse^ .
A. Bolognesische Schule. XVII. Jahrh. 143
Giovanni Lanfranco.
C4eb. zu Parma im Spätherbst des Jalires 1580., gest. zu Rom
am 29. Novbr. 1647. Schüler Agostino Carracci's in Bologna.
Annibale Carracci's in Rom. Zu einem decorativen Schnell-
und Breitmaler selbständig weiterentwickelt. Thätig haupt-
sächlich in Rom und Neapel.
Der reuige Petrus. Vorn im Hofe am Kohlenfeuer ist 349.
Petrus im gelben Mantel mit gefalteten Händen reuig in die (199.)
Kniee gesunken und blickt von den links einfallenden Morgen- F 2.
strahlen beleuchtet, schmerzlich zu dem krähenden Hahn empor.
Rechts im Mittelgrunde zwei Wächter.
I^eiuwaud; h. l.ööVs^ '^i- 1.1^- — luv. 17.j4. I, SO. Charakteiistisches Woik
tles Meisters. Gestochen von J. Daiülo ^ II. 24.
Vier Zauberer. Kniestück. Von den vier graubärtigen Man- 350.
nern hält der von vorn gesehene in der Mitte ein Buch in der (200.)
Rechten und erhebt redend die Linke. Derjenige zur Linken '^■^^•
und die beiden zur Rechten, deren vorderer eine Flasche und
ein Gefäss im Arm hält, zeigen sich im Profil.
Leinwand: h. 0.97: br. l.lTiU. — 1742 durch Riodol aus Prai?.
Domenichino.
Domenico Zarapieri, gen. il Domenichino. Geb. den 21. October
1581 zu Bologna, gest. den 15. April 1641 zu Neapel. Zuerst
Schüler des Dionigio Calvaert, dann der Akademie der Carracci
zu Bologna; Gehülfe Annibale Carracci's in Rom. Thätig zu
Bologna und Neapel, hauptsächlich jedoch in Rom.
Caritas. Die Liebe als Mutter mit drei Kindern. Links 351.
unter Gebüsch liegt die junge Frau in grauem Rock, halb- (550.)
aufgerichtet, nach rechts gewandt, auf rotem Tuche. Mit ihrer F 2.
Rechten urnftisst sie das jüngste Kind an ihrer Brust, mit
ihrer Linken reicht sie dem ältesten, welches von rechts herbei-
gelaufen kommt, einen Apfel; das mittlere schlummert an ihren
Knieen. Im Hintergrunde offene Landschaft.
Leinwand: h. l,l(tV2: br. 1/)I». — 184.> von den Erben des (ialerie - Director>
Matthai. rharakteristisches Werk des Meisters. — Phot. Braun VII. 14. — Phot. Ges.
144 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
Schule Domenichino's.
352. Der hl. Franz in der Einsamkeit. Die Einsamkeit ist eine
(354.) schöne Landschaft mit holien Bäumen. Der Heilige kniet vorn,
35 b. im Profil nach rechts gewandt, vor dem Crucifixe. Sein Buch
liegt vor ihm. Rechts oben aus Wolken blicken vier Engel
herab, . von denen der grösste, sich selig umblickend, hinabdeutet.
Kupfer; li. 0..J3V2: br. 39V2- — 1742 als -Domenichino« aus Pari?. lu unseren
alten Inventaren lüngegen (InT. Guarienti, ror 1753, N. 193 ; Inv. 1754 I, 514) dem
(iirolamo Muziano zugeschrieben , von dem es jedocli , Avie schon H. andeutet , nicht
herrülu-t. Vielmelir gehört das Bild der bolognesischen Schule an (vgl. auch Lerm.,
!». 288), ja es steht (besonders in der Landschaft und den Engeln) dem Domenichino,
ohne für ein eigenhändiges Werk dieses Meisters gelten zu können , so nahe , dass
seine ursprüngliche Bezeichnung der Wahrheit jedenfalls näher kam, als die spätere.
353. Vier spielende 6enien. In einem Zimmer schleppen sich vier
(551.) Knaben mit den Attributen der Künste und des Handels.
36 a. ^^Qpn links sitzt einer mit Meissein und einem Steinkopfe.
In der Mitte schreiten zwei auf jenen zu, von denen der vor-
dere eine Guitarre schleppt, während der hintere, neben dem
eine Palette auf einem Stuhl steht, Pinsel trägt. Ganz rechts
der vierte mit dem Heroldstabe Merkur's.
Leinwand; h. 1,30V2) l»r- 1,G2. — 1738 durch Rossi aus Venedig als Original
des »Domenichino da Roma«. Für ihn selbst jedoch nicht fest und klar genug. Schon
bei H. nur als Schulbild. Es fragt sich, ob es überhaupt Domenichino's Schule angehört.
354. Ein betender Greis. Brustbild fast von vorn auf dunklem
(553.) Grunde. In den gefalteten Händen hält der Alte einen Eosen-
5 b. kränz; den Blick wendet er flehend nach rechts empor. Sein
langer grauer Bart fällt auf seine nackte Brust herab.
Ital. Pappelholz; h. 0.51; br. 0.461(2. — 1857 aus Steinla's Sammlung als
Original Domenichino's. Schon bei H. nur als Schulbild.
Francesco Gessi.
Geb. zu Bologna 15 SS, gest. daselbst 1647 (nach.Bologuini-
Amorini, Vite, V. p. 241; nach Lanzi 1649). Einer der
Hauptschüler Guido Reni's. Thätig in Mantua, in Ravenna,
in Neapel, hauptsächlich aber in Bologna.
355. Magdalena. Halbfigur nach rechts in einer Felsenhöhle,
(5 7 3.) Ihr blondes Haar fliesst über ihre Schultern und auf ihre Brust
4 c. herab. Lose umhüllt sie ein blassroter Mantel. Die rechte
Hand presst sie an ihre Brust, in der linken hält sie vor
A. Bologiiesische Schule. XVII. Jahrh. 145
sich auf dem Steintische das verehrte Crucifix. Links in einer
Lichtöffnung ihr gokienes Salbgefäss.
Leinwand : h. 0,76 : br. 0.63. — 1748 durch Bern. Benzoiii aus Venedig. —
Phot. Braun IV, 8. — Phot. Ges.
II Guercino.
Giov. Francesco Barbieri, gen. il Guercino. Getauft zu Cento
(zwischen Bologna und Ferrara) den 8. Februar 1591 (nach
Calvi. Notizie, Bologna 1842. p. 5); gest. zu Bologna den 22.
December 16G6. — Bildete sich selbstcändig im Anschluss an
die Carracci. Thätig in Cento, in Rom, in Bologna.
Ekstase des hl. Franciscus. Der Heilige ist rechts an einem 356.
alten Mauerpfeiler in sich zusammengesunken, hält aber sein (588.)
Buch noch mit der Linken und bewegt die erhobene Rechte ^^ ^•
im Traume. Links sitzt ein geigender Engel auf der Wolke.
In der Mitte die Landschaft mit einem Bergschloss.
Leinwand: h. 1,62^/2; br. 1,27. — 1756 aus der Casa Ranuzzi in Bologna.
VgL die Bemerkungen zu N. 120. Bei den Erwerbuugsakten liegt ein Zeugniss der
Accademia Ciementina zu Bologna vom 30. Juni 1756, dass das Bild ein Original
Guercino's sei : und der Canonico Luigi Crespi pries es als schönes Werk der ersten
.Manier des Meisters. In dem Yerzeiehniss der Werke Guercino's (Malvasia II, p. 364)
findet sich unter dem Jahre 1620: Fece un S. Francesco in S. Pietro in Cento, con
un' angelo che suona il TioUno. < Die Echtheit des Bildes wurde bei H. gleichwohl
bezweifelt: und in der That ist es, in der Nähe besehen, etwas derb in der Durch-
führung. Aber es war vielleicht nur für die Wirkung aus der Ferne berechnet : und
den auch von Caravaggio beeinflussten Stil der Jugendzeit Guercino's zeigt es im
ganzen unzweifelhaft. Vor allen Dingen kommt in Betracht, dass es, leicht ver-
ändert, schon gleichzeitig von Giov. Batt. PasquaUni als Werk Guercino"s gestochen ist.
Der Evangelist Matthäus. Halbfigur nach links mit kahlem 357.
Kopf, langem grauen Bart. Der Heilige schreibt in dem mäch- (582.)
tigen Buche, welches der links stehende Engel hält. ö a.
Leinwand : h. 0,89 ; br. 0,71. — 1746 mit den folgenden dreien, seinen Gegen-
stücken, aus der lierzogl. Galerie zu Modena. Diese hatte sie 1625 aus dem Nach-
lasse des Cardinais Älessandro von Este in Kern erhalten. Venturi, p. 159. Gemalt
hatte Guercino sie nach Malvasia (U. 366) im Jahre 1623 in Cento ; und sie zeigen
in der Tliat die Kraft des entwickelten Jugendstils des Meistors.
Der Evangelist Marcus. Halbfigur nach rechts. Der schwarz- 358.
haarige und schwarzbärtige Heilige sitzt an einem Tische und (583.)
schneidet seine Feder. Vor ihm sind Bücher aufgeschichtet, 5 c.
auf denen ein Tintenfass mit einem künstlichen Löwen steht.
Leinwand: h. 0,87; br. 0,70^2- — 1"40 aus Modena. Gegenstück zum
vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem. - fJest. von F. Tkadlik.
10
14« ItalieKer 4e* »iefczeiaies: Jakrke»4^rt^
359. icr EMigeirt Lkm. &&^v
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361.
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363- OlMi. Kmestörk nach reeh^-
(57S.»seliaft dn Ba^sehloss. Die Gottin
F 2- eine Tidette ChhmTs r*iid den H:-
A. Bolognesische Schule. XVJI. Jalirh. 147
Linke stützt sie auf ihren Speer, mit der Rechten führt sie
ihr weisses Windspiel an der Leine.
Leinwand: h. 1,2S, In*. 1,04. — 1738 durch Rossi aus Yenediy. — (Temalt
uach Malvasia (II. p. 374) 1645 für Lorenzo Delfino in Venedig: »AI clarissinio
T/ireuzd DoHiu Veneto una Diana col c-ane a lassa.<: — Pliot. Braun T. 10.
Venus an der Leiche des Adonis. Vorn liegt der vom Eber 364.
getötete Jüngling auf dem Rücken. Sein Kopf ruht links. (576.)
Von rechts eilt Venus in lebhafter Bewegung herbei, um sich F 2.
über ihn zu werfen. Links im Mittelgrunde zerrt Amor, ihr
Sohn, den Eber am Ohre herbei.
Leinwand; h. 2,0G ; br. 2,5272- — 1744 durch Le Leu und Rigaud aus Paris.
Vormals in der Sammlung Carignan : noch früher heim Cardinal Mazarin : für letz-
teren hatte Gnercino (nach Jlalvasia II, p. 375) das Bild 1647 gemalt, offenbar als
(iegenstück zu unserem schon 1644 gemalten Bilde Kephalos und Prola-is, N. 361.
welches die Königin von Frankreich dem Cardinal geschenkt hatte. — Gestochen in
Rom von L. Rouhier (vergl. Nagler, Monogrammisten IV, S. 428) ; in Dresden von
L. L'Empereur )K II, 23. — Phot. Braun III, b.
Die Geburt des Adonis. Nach der altgriechischen Sage COvid's 365.
Metamorphosen X, 502 — 514) war Adonis der Sohn der in einen (575.)
Mjrrhenbaum verwandelten Myrrha, wurde durch Lucina (Diana F 1.
als Geburtshelferin) aus der Spalte des Baumes gehoben und
von den Nymphen des Berges gepflegt. Rechts, nach links
gewandt, kniet Diana vor dem Baume, dem sie das Knäblein
enthebt. Links halten drei Nymphen Krüge und Schalen bereit.
Leinwand; h. 2.10: br. 2,70. — Inventar 1754. I 88. — Gegenstück zum
folgenden.
Der Tod des Adonis. Vorn liegt die Leiche des Adonis. 366.
mit dem Kopfe rechts, ausgestreckt auf dem Rücken. Zu (574.)
ihren Füssen zwei Hunde. Neben ihr ein kleiner Liebesg'ott, F 1.
der mit klagender Miene auf sie hinabdeutet. Venus eilt in
lebhafter Bewegung von links herbei, im Begriffe sich über
ihren auf der Jagd vom Eber getöteten Liebling zu stürzen.
Leinwand: h. 2,111/2: br. 2,72. — Inventar 1754, I 89. — (Gegenstück zum
vorigen .
Dorinda, Silvio und Linco. Scene aus Guarini's »Pastor fido.« 367.
Rechts sitzt die von Silvio verwundete Dorinda auf einem Steine. (580.)
Der alte Linco umfasst sie und hebt mit der Rechten ihr Hemd F 4.
auf, um dem Silvio die blutende Wunde ihres weissen Leibes
zu zeigen. Silvio kniet mit dem Bogen in der Linken links
vor ihr und bittet sie um Verzeihung.
10"^
148 Italiener des siebzehnteji Jahrhunderts.
Leinwand; h. 2.24; br. 2.91. — 1744 durch den Secretär Talon als -Femme
blesse ä la Chasso- und als hon original de Corregge- ( ! i in Madrid erworben. Die
Drc'sdener Inventare (Guarienti N. 200) bezeichneten es jedoch mit Recht sofort als
Werk Guercino's. Beglaubigt als solches ist es auch durch Malva.sia (II, p. 37.^) :
gemalt 1647 für den Grafen Alfonso di Novellara: »Sihio (luando feri Dorinda nel
fianco, coii Tjnco pastore. — Gestochen von <'. V. T. Uhlomanu ji^ III. 18.
368. Loth mit seinen Töchtern. Loth sitzt, nach links gewandt,
(581.) auf einem Steine. Eine seiner Töchter steht hinter ihm und
34 c. schenkt ihm ans einem Kruge Wein in die Schale, die er ihr
mit der Eechten hinhält. Die andere sitzt links neben ihm
i>nd hält in der erhobenen Rechten einen frischen Weinkrug
bereit. In der Mitte des Hintergrundes die brennende Stadt,
davor Loth's Gattin als Salzsäule.
Leinwand: h. 1,76: br. 2.25. — 1744 durch Le Leu und Rigaud aus der
Sammlung Polignac zu Paris. Vorher befand es sich in Rom. Es muss von den drei
Darstellungen dieses Gegenstandes, die im Verzeiehniss der Werke Guercino's Torkom-
mcu. die dritte. 16.31 gemalte, sein, welche nach Malvasia (II. p. 379) nach Rom
verkauft wurde. (Charakteristisches Bild der letzten Malweise des Meisters. — Phot. Ges,
369. Die Malerei und die Zeichnung. Dn es auf italienisch „la
(597.)pittura'S aber ,,il disegno'' heisst, so ist die erstere als bunt-
F 1. gekleidete junge Frau, die letztere als Mann dargestellt. Die
Malerei sitzt rechts an ihrer Staffelei, den Pinsel in der Rechten,
die Palette in der Linken, und malt einen schlummernden Amor.
Die Zeichnung, nach welcher sie sich umwendet, hält der
bärtige Mann, der links am grünen Tische sitzt.
Leinwand: h. 2,31: br. 1,81. — 1742 durch de Brais aus Paris. Damals trug
das Bild den Namen Guercino's. Erst in Dresden taufte mau es auf den Namen
seines Schülers Benedetto Gennari's d. j. (1633 — 1715i. Diesen Namen führt das Bild
schon im Inv. 1754, I 260 und noch bei H. : im Katalog Aon 1812 jedoch vorübergehend
wieder den des Guercino. — Die Gründe, welche uns veranlassen, es diesem ^Meister
zurückzugeben, sind — ausser jener ältesten Ueber lieferung — tlie folgenden: 1. Die
Malweise des Bildes entspricht derjenigen der übrigen späten Bilder Guercino's, welcher
gegen Ende seines Lebens härter, kälter und bunter wurde, keineswegs aber derjeni-
gen B. (iennari's d. j., dessen Stil, wie auch seine Biographen berichten, sich mehr
der nordisclion Malweise (er hatte lange in Paris und London gelebfl näherte. 2. Von
H. <iennari wii-d zwar erzählt, dass er später in Bologna eine vPittura< gemalt habe,
aiiir die Besclu-eibung dieses Bildes (Zanotti I, p. 176) stimmt keineswegs mit dem
unseren überein. Dagegen wird in dem Verzeiehniss der Gemälde Guercino's (Mal-
vasia 11. p. 380) unter dem .Tahro 1()56 ausdrücklich des Bildes 'La Pittura e il Di-
s<>gno> gedacht. Ein Bild (Juercino's im Madrider Museum, welches zwei ähnliche
Gestalten in Halbfiguren als Rreitbild darstellt, passt weniger auf diese Benennung,
als das unsere, da der Mann dort nicht deutlich als »Disegno charakterisirt ist.
A. Bolognesische Schule. XVII. Jahrli. 149
Heilige Familie. Kniestück. Maria sitzt links vor einem 370.
Vorhans'. Das Christkind anf ihrem Schoosse wendet sich mit (586.)
Köpfchen nnd Aerrachen nach der rechten Seite um, wo Joseph R 9.
mit einem grossen Buche vor blauem Himmel steht.
Leinwand: h. l.H'/a- br. l.öVU- — Zuerst im Katalog:e von 1812. Die Eiiicii-
h;in(li?;keit nicht unanfeehtbar.
Die hl. Veronica. Halbfigur vor dunklem landschaftlichen 371.
Grunde nach links gewandt und vorgebeugt die Dornenkrone (587.)
des Heilands in der Linken, das Schweisstuch in der Rechten. '^^^■
Leinwand : h. 0.70 : br. 0,ü6V2- — I"i Inventar 17r)4. I l-iö. als Werk de--
Cremonese da Ferrara. Welcher Künstler sich unter diesem Namen verbirgt ist nicht
ersichtlich. Seit dem Katalog von 1S12 zu den WerkenTiuercino's sjestellt. Diese
Taufe ist Jedoch nicht unanfechtbar.
Nach Guercino.
Dido's Tod. Dido hat sich vorn auf dem Scheiterhaufen in 372.
ihr Schwert gestürzt und nimmt von ihren Freundinnen Abschied. (589.)
Ein Amor fliegt, der Selbstmörderin den Rücken kehrend,, davon. 33 d.
Zuschauer links und rechts. Im Hintergrunde das Meer, auf
dem das Schiff' des Aeneas enteilt.
L.'iunand: h. O.SO'/o: br. 1.29V2- — Inventar 1722 A 89; schon hier nicht
als Original, wie H. angiebt. sondern als Copie. — Das anerkannte, lebensgrosse Ori-
ginal, welclies (iuercino (nach Malva-ia 11 p. 36S) 1(531 gemalt hatte, [befindet sich
im Palazzo Spada zu Rom.
Angeblich Schule Guercino's.
Die Steinigung des hl. Stephanus. In der Mitte kniet der 373.
junge Märtyrer im roten Rocke,, nach links gewandt. Sein Blick (590.)
hängt am Himmel, wo ihm in goldduftiger Glorie links oben 33 c.
die hl. Dreieinigkeit erscheint. Vorn ist das Volk im Begriffe,
ihn zu steinigen. Rechts wird noch eine Frau zum Richtplatz
herausgeführt.
Ital. Pappelholz; h. l.lOVa- ^^i"- 0,371». — Zuerst im Katalog von 1835 als
>uubekannt. Schule des Guercino.« Das letztere erschien schon H. fraglich. .Teden-
falls bolognesischen Ursprungs. Mitte des XVII. Jahrhunderts.
Angeblich Cagnacci.
Guido Canlassi, gen. Cagnacci. Geb. zu Castel-Sant-Arcangelo
bei Rimini 1601, gest. zu Wien 1681. Schüler Guido Reni's
in Bologna, später Hofmaler Kaiser Leopold's I. in Venedig.
150 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
374. Magdalena. Halbfigur auf dunklem Grunde, fast von vorn
(591.) gesehen. Ihr Oberkörper ist von ihrem aufgelöstem Haar um-
51 c. flössen, die Rechte presst sie an ihre Brust, mit der Linken
stützt sie ihr gen Himmel gewandtes Haupt.
Leinwand; h. 0,75; br. 0,6'^^\2. — Zuerst sicher im »Catalogue« von 1765 als
Canlassl. Nach H. 1725 durch Leplat, also: Inv. 1722 ff. A 1G12. Allein einerseits
stimmen -weder die dortige Beschreibung -;eine sitzende Magdalena«, noch die
dortigen Maassangaben (h. 2 Ellen 20 Zoll, br. 2 Ellen 5 Zoll) zu unserem Bilde,
und andererseits ist auch seine Mahveise keineswegs überzeugend diejenige desCagnacci.
Man vgl. z. B. dessen bezeichnete Bilder »Kleopatra« und Hieronymus in der kais.
(Valerie zu Wien.
Nach Cagnacci.
375. Tarquinius und Lucrezia. Rücklings niedergeworfen, liegt
(72.) die edle Römerin auf den weissen Kissen ihres mit roten Vor-
34 c. hängen geschmückten Lagers. Bis auf ein Stück roten Ge-
wandes zu ihren Füssen ist sie unbekleidet. Sie sucht sich
des Tarquinius zu erwehren, der sie, Über sie gebeugt, mit
seiner Linken an der. Schulter getasst hält und in der Rechten
den Dolch zückt. Links in der Thür eine Dienerin.
Leimvand; h. 1,28V2; t»!- li^l. — luv. 1722, A 16-3, als Copie nach Guercino
aus Polen. Von H. für das zwischen 1730 und 1735 durch Gotter gesandte, dem
Luca Giordano »auf Art des Pietro Cortona« zugeschriebene Bild desselben Gegen-
standes gehalten. Allein die angegebenen Maasse stimmen gar nicht mit diesem, nur
mit jenem überein. — Bei H. galt das Bild ausserdem als Original des Florentiners
Police FicheroUi, gen. Riposo (1005 — 1G60). Allein es ist sicher eine genaue Copie
der bekannten »Lucrezia« von Cagnacci in der Accademia di San Luca zu Rom. Der
Canonicus Luigi Crespi in Bologna, der auch für die Dresdner Galerie Bilder besorgte,
berichtet in seiner Fortsetzung der Felsina Pittrice (Roma 1769), p. 153, dass Franc.
Albani's Schüler Emilio Taruffi (1633—1702) eine Copie nach Cagnacci's Lucrezia ge-
malt habe, die manche in manchen Stücken für schöner lüelteu, als das Original. Es
ist möglich, dass unser Bild diese Copie von Taruffi ist.
Flaminio Torre.
Geb. zu Bologna, gest. zu. Modena 1661. Schüler Cavedone's
und Guido Ren i 's. Während der letzten Zeit seines Lebens
Hofmaler des Herzogs Alfonso IV. zu Modena.
376. Heilige Familie. Kniestück. Maria hält das schlummernde
(559,) Christkind auf ihrem Schoosse und hebt einen Zipfel des Linnen-
34 a. tuches, das es bedeclvte, empor, um es dem links unten stehenden
kleinen Johannes zu zeigen. Links weiter zurück steht Joseph.
Leinwand; h. 1,0572? br. 0,S7^|2. — 1746 .ins der herzogl. Galerie in Modena.
Der Kleister hatte das Bild nach Venturi (p. 268) für den Grafen Toschi in Modena
gemalt, aus dessen Besitz os 1681 in denjenigen der herzogl. Galerie überging.
A. Bolognesische Schule. XVJI. Jahrh. 151
Das Martyrium der hl. Apollonia. Die Heilige ist, nach links 377.
gewandt, mit den rläuden auf dem Rücken an eine Säule ge-(560.)
buuden. Vor ihr steht der Henker mit der Zange, im Begriffe, 3 b.
ihr die Zunge auszureissen. Vom Himmel, zu dem sie empor-
blickt, bringt ein Engel ihr den Kranz und die Palme.
Kupfor: h. 0,44^ 2; t>r. 0,33V2. — Liventar 17.J4, I 258. — Nach H. zum
Moiloiie-er Ankauf gehörig; doch wird es weder in dem Modeueser Inventar von 1743,
noch iu unserer Ankaufslist« erwähnt.
Copie nach Tizian's Zinsgroschen. Genaue Copie unseres 378.
Bildes N. 1G9. Doch ist die Farbe heller und matter, ist der(5Gl.)
Grund grau, nicht schwarz. 2 c.
Ital. Pappelholz: h. i).7.5 ; br. O.SG^jj. — 1746 aus der herzoi,'!. Galerio zu
3Io<lena. Die Copie wnrdo ausgesprochener Maassen niiterworben , damit nicht be-
hauptet werden könne, das echte Exemplar sei iu Modena geblieben. JNIalvasia
ill, p. 449) erwähnt die Copie und fügt hinzu, dass sie lür »piü hello e grazioso«
gt^lte, als das Original ( ! ).
Pietro Ricchi, gen. il Lucchese.
Geb. (nach Baldinucci VII, p. 300 — 364) zu Lucca 1G06,
gest. zu üdine 1675. Ging aus der florentinischen Schule in
(Uejenige Guido Keni's über, liess sich jedoch durch die Vene-
zianer beeinflussen, in deren Gebiet er vielfach thätig war.
Die Verlobung der hl. Katharina. Rechts sitzt Maria, nach 379.
links gewandt. Der Jesusknabe auf ihrem Schoosse steckt der (592.)
vor ihm knieenden hl. Katharina den Ring an den Finger. 34 c.
Links hinter letzterer, vor der mit Palmen geschmückten Hoch-
.ü'ebirgslandschaft, steht ein langbekleideter Engel und geigt.
Leinwand; h. 1,42: br. 1,9672- — 1738 durch Rossi; unter der unmöglichen
Bezeichnung »Ann. CaiTaehe da Paolo Veronese« (womit allerdings die beiden Schul-
eiuflüsse, die im Bilde bemerkbar sind, bezeichnet werden). Seit dem Inv. Guarienti
N. 3 einem »Lucchese- zugeschi-ieben, aber nicht dem unseren, sondern dem Filippo
Gherardi Lucchese (1644 — 1704), welcher aus der Schule Pietro da Cortona's zu den
Vf-nezianern überging. Schon im -Catalogue« von 170.3 aber tritt, wie es scheint mit
Ro<'ht, unser älterer >Luccheso« an die Stelle des jüngeren.
Pier Francesco Mola.
Lebensdaten nachPasseri: Geb. 1612 in Mailand, gest. 1668
als Vorsteher der Accademia di San Luca in Rom; nach Pascoli:
Geb. 1621 zu Coldre bei Como, gest. 1666 zu Rom. Vergl.
Woltm. u. Woerm. III, S. 167, Anm. 1. Schüler Franc. Al-
bani's. Thätig zumeist in Bologna und in liom.
152 [taliener des siebzehnten Jahrhunderts.
380. Hero und Leander. Links der Turm am europäischen, rechts
(595.) die Felsenküste am asiatischen Ufer, in der Mitte das brandende
C 1. Meer der Dardanellen. Vorn an einem Klippenvorsprung legen
Fischer den dem Wasser entzogeneu Leichnam des kühnen
Schwimmers nieder. Links eilt Hero herbei, um sich über den
Geliebten zu werfen. In der Luft schweben drei Amoretten
mit einem langen Trauerflor.
Leinwand: h. 1.11: br. 1,60. — Zuerst im Catalogue« von 1765. — Eine
gleichwertige Wiederholung in der Galerie Liechtenstein zu Wien.
381. - Dido's Tod. Links stürzt Dido, die Schwertwunde in der
(594.) Brust, rücklings zu Boden. Eine alte Amme fängt sie in ihren
36 b. Armen auf. Hinter ihr steht der treue Krieger, der ihr das
Schwert gehalten. Zu ihren Füssen ein wehklagendes Mädchen;
Freunde und Freundinnen im Mittelgrunde. Eechts das Meer,
auf dem das Schiff des Aeneas davonsegelt.
Eichenholz: h. 0,47^12 • t»r. 0.65. — Zuerst im Katalog von 1812. — Damals
als »Lucrezia's Tod« erklärt.
Simone Cantarini.
Simone Cantarini, gen. il Pesarese. Geb. zu Oropezza bei Pesaro
1612, gest. zu Verona den 15. Oct. 1648. Ursprünglich unter
veronesisch-venezianischen Einflüssen entwickelt, dann ganz von
Guido Reni beeinflusst, dessen Schule er noch in reiferem Alter
besuchte. Thätig in Bologna, Eom, Mantua, zuletzt in Verona.
382. Joseph und das Weib Potiphar's. Kniestück. Die in Blau
(593.) gekleidete ägyptische Verführerin sitzt, nach rechts gewandt.
F 3. unter grauem Vorhang auf rotem Tuch und fasst mit beiden
Händen den gelben Mantel Joseph's, der nach rechts entflieht.
Leinwand; h. 1,38: br. 1,79. — Inv. 1754. I 81. Aus der Sammlung des
Abbate Branchetta in Bologna. — Gemalt für den dortigen Senator ^lelara. — Gest.
von Jos. Camerata ^ II. 26.
Pietro Francesco Cittadini.
Pietro Franc. Cittadini. gen. il Milanese. Geb. zu Mailand
1616, gest. zu Bologna den 19. Nov. 1681. Schüler Guido
Reni's. Besonders Landschafts-, Frucht- und Stillebenraaler.
383. Landschaft mit Hagar und dem Engel. Vorn hohe Bäume.
(202.) hinten graue Berge, ein gelbes Abendlicht links am Himmel.
33 d. Vorn sitzt Hagar auf einem Steine und blickt sich nach dem
A. Bolognesische Schule. XVII. und XVIII. Jahrli. 103
Engel um , der links neben ihr steht und ihr die Quelle zeigt.
Der kleine Ismael schläft rechts im Rasen.
Leinwand; h. 0,93: br. 1.2G. — 1725 durch Leplat als »Mola«: doch im -Ca-
taloifue von 1765 bereite als P. Fr. Cittadini. Gegenstück zmu folgenden.
Landschaft mit Loth und seinen Töchtern. Links vorn ein 384.
hoher Baum, unter dem die beiden Töchter ruhen, während der (203.)
Engel mit Loth neben ihnen steht. Rechts Gebirge. Im Hinter- '^'^ d.
gründe links das brennende Sodom und der See, an dessen Ufer
Loth's Gattin als Salzsäule steht.
Leinwand: h. 0,92: br. 1.26. — 1725 durch Leplat ah »Luechese«; doch im
>'Catalogue von 1765 bereits als P. Fr. Cittadini. — Gegenstück zum vorigen.
Stilleben. Rechts eine Felsengrotte. Links Blick auf grau- 385.
grüne Berge unter blauem Himmel. Vorn in der Mitte ein (204.)
ausgeweideter Hase ; links und rechts totes wildes Geflügel. 50 a.
Leinwand; h. 0,804; br. 1,30. — 1741 durch Rossi. — Inv. 1754, 1429, als
>autore incertos. Wenn es von einem Cittadini herrührt, so könnte es eher einer der
jüngeren Meister dieses Namens sein, als Pier Francesco. Vgl. Crespi, Vite, p. 128.
Antonio Triva.
Geb. zu Reggio 1G26: gest. zu München als bair. Hofmaler
1699. Schüler Guercino's zu Bologna, dann unter veneziani-
schem Einfluss. Thätig in Bologna, Venedig und München.
Venus im Bade. Links unter hohem Baume sitzt Venus am 388.
Weiher, dessen Flut ihre Füsse umspült. Rechts neben ihr steht (208.)
Amor im Wasser, bückt sich und fasst ihr linkes Bein. Rechts C 1.
im Mittelgrunde hält ein Satyr ein rotes Tuch empor.
Leinwand: h. 1,91: br. 1.65ii2. — Inv. 1722, A 300, als »Copie in der Manier
van Dycks aus Polen. — Doch bereits im Inv. Guarienti (vor 1753) X. 243 als Triva.
Graf Cario Cignani.
Oeb. zu Bologna den 15. Mai 1628, gest. zu Forli den G. Sept.
1719. Schüler Fr. xllbani's. Erster »Principe« der 1709 ge-
gründeten »Accademia Clementina« zu Bologna. Schliesslich
arbeitete er in Foiii.
Joseph und Potiphar's Weib. Kniestück auf grauem W^and- 387.
gründe. Links sitzt die ägyptische Königin auf ihrem Lager. (596.)
Ihr Oberkörper ist entblösst, über ihren Knieen liegt ein grau- 4 a.
blaues, goldgeblümtes Gewand. Mit beiden Armen umfasst sie
den Jüngling, der sich, mit beiden Händen abwehrend, ihrer
Umarmunff zu ent\\inden sucht.
154 Italiener des siebzehnten Jahrliunderts.
Loimvand: achteckig: h. O/JOVa! ^>r- O.'JiJ. — 17i9 durch Guarienti aus der
( 'asa <,'ontanni in Venedig. — Dass der Meister es fiir den Procuratore Contarini von
Saji Marco gemalt hatt«, berichtet sein Biograph in der >Vita del gran pittore Cav.
Co. Carlo ' Cignani'< p. 20. — Gestochen in Venedig von P. Monaco, in Dresden von
L. Zucchi und von P. Tan.je ^ I. 46. — Phot. Braun III, 0 und Phot. Ges.
Elisabetta Sirani.
Geb. den 8. Januar 1638 zu Bologna, gest. daselbst 1665.
Schülerin ihres Vaters Giov. Andrea Sirani, eines Schülers Guido
Reni's. Thätig in Bologna.
388. Allegorische weibliche Halbfigur. Sie trägt ein Löwenfeil
(549.1 um's Haupt, eine Keule in der rechten, einen Eselskinnbacken
34 d. in der linken Hand und blickt, fast von vorn gesehen, nach
links zu Boden. Es ist „die Stärke** oder „die Tapferkeit.*'
Leinwand: h. 0,80: br. 0,65. — Inv. 1722 ff'., B. 1102, als »unbekannt.«
r-;<n H. mit Recht als Schule Reni's, frageweise schon als Werk der Elisabetta Sirani.
Ein erneutes Studium der Bilder dieser Künstlerin in Italien lässt uns dieser Ansicht
zustimmen : ja, es scheint, dass sich Elisabetta's Urheberschaft urkundlich beglaubigen
lasst. Sie selbst hat eine Liste aller ihrer Werke hinterlassen (abgedruckt bei Mal-
vasia II, p. 467 — 476) ; in dieser finden sieh zum Jahre 1657 die weiblichen Halb-
figuren der »Fama«, der »Virtü-. u. s. av. Unser Bild ist wohl die letztere.
Marcantonio Franceschini.
Geb. zu Bologna den 5. April 1648; gest. den 24. December 1729.
Schüler des Grafen Carlo Cignani. Thätig hauptsächlich in Bologna.
389. Die büssende Magdalena. Die Heilige sitzt nach rechts ge-
(598.) wandt zwischen ihren drei Frauen. Ihr Oberkörper ist entblösst;
F 1. ihr Unterkörper ist von weissem, goldgeblümtem Gewände be-
deckt. In ihrer Linken hält sie die Geissei, unter deren Schlägen
sie zusammengebrochen ist. Rechts, ausserhalb des Bildes, ist
ein Altar zu denken. An ihm haften ihre Blicke, auf ihn
weisen zwei ihrer Dienerinnen sie hin, während die dritte den
schweren Vorhang zurückschlägt. Rechts vorn hockt ein Neger-
knabe und hebt das abgeworfene Perlenhalsband Magdalena's auf.
Leinwand; h. 2,42i2; br. 1.73. — 1755 durch ('. C. Giovannini vom Jlarchese
Kovi zu Bologna. — Gest.von E. Büchel ^ III, 48. — Phot. Braun V, 10 und Phot. (^es.
390. Die Geburt des Adonis. Ovid's Metam. X, v. 502 — 514.
(599.) Links steht Myrrlia, bereits in einen Baum verwandelt. Diana
36 b. Lucina sitzt vor dem Baume und überreicht das aus diesem geborene
Kind einer knieenden Nymphe. Zwei andere Nymphen betrachten
verwundert den Baum ; noch zwei andere stehen rechts im Wasser.
A. Bolognesische Schule. XVll. und XVIII. Jahrh. 155
Links im Mittelgrunde lauschen einige Satyrn. \'\)rn breitet
ein Amor ein Tuch aus, streut ein zweiter Blumen. Heitere
Landschaft mit einem See.
Kupfer; h. 0,48»,2; br. 0,09. — 17-12 diiicli de i5rais aus der Sammlung
(-'aiifj:iiaii in Paris. — Damals dem Carlo ("ij^nani zuji;esohrieben ; richtiit? später als
Vt't^Tk Franceschini "s erkannt. So auch bei H.
Giov. Gius. dal Sole.
Geb. zu Bologna den 10. December 1654; gest. daselbst den
22. Juli 1719. Sohn und Schüler des Ant. Maria dal Sole,
der ein Schüler Albani's war. Mitglied der Accademia Clemen-
tina zu Bologna.
Herkules und Omphale. Links steht Omphale an der Säule, 391.
nur mit dem Löwenfell des Herkules bekleidet, dessen Keule sie (600.)
in der Rechten hält. Rechts sitzt Herkules an einem Tische 4= a.
ihr gegenüber, ihren Spinnrocken in der Hand. Ein kleiner Liebes-
gott schwebt über ihm und schlägt einen roten Vorhang zurück.
I^inwand; h. 0,87; bv. 0.<)GV2- — Nach H. 1741 durch Rossi als »Ann. (Jar-
racci« aus Venedig. Doch fanden wir ein solches Bild in der Liste dieses Ankaufs
nicht, fanden es vielmehr zuerst im Inv. 1754, I 9, als )Giov. Gius. dal Sole.« —
Eine Darstellung >Herkules und .Tole« des Meisters ist beglaubigt : Zanotti, Storia, T, p. :)02.
Giuseppe Maria Crespi.
Gius. Maria Crespi, gen. Lo Spagnuolo. Geb. zu Bologna den
16. März 1665, gest. daselbst den 16. Juli 1747. Schüler
des Canuti. Später selbständig im naturalistischen und breit-
decorativen Sinne weiterentwickelt. Thätig zumeist in Bologna.
Das Sacrament der Ehe. Die Gatten knieen rechts, nach 392.
links gewandt, am Betpult. Der Mann steckt der Frau gerade (601.)
seinen Ring an den Finger. Der Priester steht vor ihnen und ^^ *•
erhebt segnend und mahnend die Rechte. Hinter ihm zwei
Chorknaben, hinter den Gatten zwei Zeugen.
Leinwand; h. 1.27; br. 0,9472- — Dieses Bild und die folgenden sechs, welche
eine F<dge »Die sieben Sacramentc; bilden, wurden um die Mitte des vorigen Jahr-
hunderts durch König August ni. aus dem Xachla.sse des Cardinais Ottoboni in Rom
orworben, für den der Meister sie (nach Zanotti II, p. 53— .54) um 1712 gemalt hatte.
- Radirt von .loh. Ant. Riedel 1754: gestochen von L. Zucchi.
Die Priesterweihe. Der Bischof sitzt rechts, nach links ge- 393.
wandt. Mit der Linken hält er den Kelch, mit der Rechten (602.)
die Hostie. Der junge Priester, welcher die Zeigefinger auf die •'^•^ a.
Hostie le.ct, kniet vor ihm. Fünf Geistliche sind Zeugen.
156 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand : h. 1,27 : hr. 0,95. — Vergl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde,
N. 392. Radirt von .Toh. Ant. Riedel 1754: gestochen von L. Zucchi.
394. Die letzte Oelung. Der sterbende Mönch liegt ausgestreckt
(603.) auf dem Rücken. Links neben dem Kopfende seines Lagers
33a. steht ein schlichter Strohstuhl, auf dem ein Totenkopf liegt:
neben ihm beten zwei Mönche. — Eechts vorn kniet ein dritter
Mönch mit dem Weihrauchfass und der brennenden Kerze. Am
Fussende des Bettes steht der Priester, welcher die letzte Oelung
vollzieht; hinter ihm wendet ein vierter sein Antlitz ab.
Leinwand: h. 1,27: br. 0.94V2« — Vergl. die Bemerkungen zu N. 392. —
Itadirt von .Toli. Ant. Riedel 1754: gestochen von L. Zucchi.
395. Die Firmelung. Links kniet der junge Christ mit gefalteten
(604.) Händen vor dem Bischof, welcher ihm die rechte Hand segnend
33 a. aufs Haupt legt. Hinter dem Knaben seine Angehörigen.
Hinter und neben dem Bischof seine Gehülfen.
Leinwand: h. 1.2572= t)r. 0,93. — Vgl. die Bemerkungen zu X. 392. — Radii-t
von Torelli und 1754 von Joh. Ant. Riedel: gestochen von L. Zucchi.
396^ Die Beichte. Der Priester sitzt, fast von vorn gesehen,
(605.) im Beichtstuhl, zu dessen beiden Seiten die Sünder knieen. Er
33 a. wendet sich mit erhobener Rechten zu dem links knieenden
Beichtkinde, dessen Gesicht vom Gestühl verdeckt ist, während
rechts ein Mönch seines Zuspruchs wartet.
Leinwand; h. 1,27: br. 0.94i|2. — Vgl. die Bemerloingen zu- N. 392. Dieses
Bild hatte der Meister (nach Zanotti. a. a. 0. p. 53) zuerst gemalt und dem Cardinal
geschenkt, welcher darauf die übrigen sechs Bilder nachbestellte. — Radiit von Joh.
Ant. Riedel 1754: gestochen a'ou L. Zucchi.
397. Das Abendmahl. Rechts knieen ein Mann und eine Frau,
(606.) hinter denen andere harren. Links steht der Priester, erhebt
33 a. den Kelch in der Linken und steckt dem Manne mit der Rechten
die Hostie in den Mund. Hinter ihm zwei Gehülfen.
Leinwand: h. 1.271/2: hr. 0,94V2> — Vergl. die Bemerkungen zu X. 392. —
Rad. von Ant. Riedel 1754 : gest. Aon L. Zucclü.
398. Die Taufe. Links, hinter dem Taufstein, steht der Priester
(607.) und giesst aus einem Löffel das Wasser über das Haupt des
33 a. kleinen Täuflings, den seine rechts stehenden Augehörigen über's
Becken halten. Chorknaben leuchten mit Kerzen. Datirt links
am Taufstein: MDCCXIL
Lnnwand : h. 1,27: br. 0,95. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 392. — Radirt
von Joh. Ant. Riedel 1754: gesti>cheu von L, Zucchi.
A. Bolognesische Schule. XVil. und XVIII. Jahrb. 157
Der hl. Joseph. Halbtigiir. nach rechts. Der graubärtige, 399.
kahlkoptige Heilige hält einen Lilienstengel in der Rechten und (608.)
blickt andächtig in's Buch, das er in der Linken hält. 33a.
Leinwand ; horhoval : h. 0,87 : br. O.TOVi- — 174Ü von des Meisters Sohn,
df'iu Canonico Luijri »respi. in Bologna erworben.
Die Anbetung der Hirten. Rechts mächtiges Ruinengemäuer, 400.
links freier Himmel, unter dem drei Englein mit der frohen (609.)
Botschaft schweben. In der Mitte kniet Maria am Korbe, in 3,3 c.
dem das leuchtende Christkind liegt. Rechts hinter ihr steht
Joseph. Links und rechts anbetendes Hirtenvolk.
Kupfer: h. 0,54: br. O.'Ui/o- — Iriv. Guarienti ivor 1753) N. 400: aus der
f'asa Bellncci in Bologna.
Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Maria hat das 401.
Kind links vor sich mit einem Kissen auf den Tisch gesetzt (610.)
und entfaltet mit beiden Händen das Spruchband, welches der 35 d.
rechts unten stehende kleine Johannes hält.
Leinwand: h. 0.2:31/2 ^ br. 0.20. — Inventar 1754. I 250.
Ecce Homo. Halbfigur von vorn. Des Heilands Hände sind 402.
gebunden. In der Rechten trägt er das zerbrochene Rohr, auf (6 11.)
dem schmerzlich gen Himmel gewandten Haupte die Dornen- 5 a.
kröne, um die Schulter den Purpurmantel. Zu seinen beiden
Seiten je ein behelmter Spötter.
Leinwand: h. 0,85: br. 0,66i2- — Wohl. Avie N. 399. 1749 von des Meisters
Sohn, dem Canouico Luigi Crespi in Bolog'na. — Radirt von Ant. Riedel 1767. —
Phot. Braun XIV. 5.'
Bildniss des kais. Generals Pallfy. Rechts ein rot verhängter 403.
Tisch, links ein roter Vorhang. Der Feldherr schreitet nach (6 12.)
rechts aus, stützt sich mit seiner Rechten auf den Feldherrn- 35 d.
Stab, mit der Linken, in w^elcher er eine L^rkunde hält, auf
den Tisch, unter dem vorn ein Hündchen sitzt. Links hinter
iiim ein asiatischer, rechts ein afrikanischer Diener.
I^inwand: h. 2.32V2: br. 1.331/2- — Zuerst im Abrege-, von 1782.
Domenico Maria Viani.
Geb. zu Bologna den 11. November 1668. gest. zu Pistoja den
1. October 1711. Schüler seines Vaters Giovanni Viani.
Venus mit zwei Amoretten. Die Göttin, welche Blumen im 404.
Haar und Perlen im Ohr trägt, liegt mit dem Rücken nach (613.)
oben auf schwellendem weiss-blauen Lager. Ihr blaues Gewand 4 b.
158 Italiener dc8 siebzehnten Jahrhunderts.
bedeckt nur ihre Beine. Vorn neben ihr sitzt ein kleiner Liebes-
gott, der nach seinem Köcher greift. Ein zweiter flattert oben
und hebt den schweren roten Vorhang in die Höhe.
Kupfer: li. 0,28' I2: br. O^'SG^i- — Zuerst im Catalopfue' von 1705. — Gestochen
von C. (i. Sdiulze ^ III. C. - Pliot. F5raun XV. '.',.
II Mirandolese.
Pietro Faltronieri, gen. 11 Mirandolese. Geb. zu Mirandola 1673,
gest. zu Bologna den 3. Juli 1741. Schüler des M. Chiarini.
Thätig zumeist in Rom und Bologna.
405. ' Architekturstück. Links ein gotisches Rathaus; darunter
(213.) Verkaufsläden; rechts eine gewaltige Bogenruine mit korinthi-
50 b. sehen Säulen; darunter eine Schmiede. Vorn auf der Treppen-
stufe ein alter Bettler und eine Bettlerin. Etwas zurück ein
Priester, der einen Maueranschlag liest.
]>einwan(l : h. 0,9;^>V2: br. 0.77V2- — 1"41 (lu.oh Kossi aus Venedig.
406. Architekturstück. In den Ruinen eines mächtigen Palastes
(214.) rechts vorn toscanisch-dorische, links im Mittelgrunde korinthische
50 b. Säulen. Vor den letzteren eine weibliche Statue auf hoher Basis.
Vorn links zwei ruhende Krieger mit einer blauen Fahne.
Leinwand: h. 0,1>2i/3: br. 0.78V:i- — (legenstüok zum vorigen. — 1741 durcli
Kossi aus Venedig.
Unbestimmter Bolognese.
Anfang des XVIII. Jahrhunderts.
407. Christus am Kreuze. Skizze. Der Heiland hangt am Kreuze.
(6 14.) dessen Stamm Magdalena umklammert, seine Mutter bricht rechts
35 d. in den Armen des Johannes und der dritten Maria zusammen.
Leinwand: h. 0.(11 : br. CSl^ln. - 187") aus der Sammlung Mimitoli zu Liegiütz.
B. Die römische Schule.
(Naturalisten und Eklektiker.)
Michelangelo da Caravaggio.
Michehmgelo Merisi (auch Amerigi oder Amerighi). gen. Cara-
vaggio. Geb. 1509 zu Caravaggio, gest. 1009 zu Porto d'Ercole.
Hatte in Venedig nach Giorgione studirt. war in Rom Arpino's
B. Römische Schule. XVII. Jahrh. 159
Schüler gowoseu. hatte sich hier aber selbständig zu dem Haupte
der naturalistischen Eichtung des XVII. Jahrhunderts weiterent-
wickelt. Thätig zumeist in Kom. Neapel und Sicilien.
Der Falschspieler. Kniestück. Zu beiden Seiten eines Spiel- 408.
tisches. auf dem Karten. Silber- und Goldstücke liegen, sitzen (193.)
die beiden jungen Spieler. Derjenige zur Rechten, welcher sich F 1.
mit dem rechten Ellenbogen auf den Tisch stützt, ist in die
Karten vertieft, welche er in der Hand hält. Hinter ihm steht,
in einen Mantel gehüllt, ein Helfershelfer seines Gegners, welcher
diesem, indem er zwei Finger seiner Rechten erhebt. Zeichen
macht. Der falsche Spieler zur Linken aber, welcher die auszu-
spielende Karte noch zaudernd hinter sich vei'birgt, schaut fest
nach seinem Helfershelfer hinüber.
.Leinwand: li. (».It4i3: Ijr. 1.37^3. — 174'.' aus tler.K. (Jalerie zu Prag. — !'>('-
rühmte? Bild des Meistors. Eigeuhandi;,'e Wifderholung aus seiner späteren, dunkel-
schattigen Zeit, nach dem früheren Bilde im Palazzo Sciarra zu Rom. — Crestoelien
von P. Tanj.'' i|^ II. i'^ : nidirt von J. C. Loedel. — Phot. Braun XII. 7.
Der heil. Sebastian. Kniestück auf nachgedunkeltem Land- 409.
schaftsgmnde. Der Heilige, dessen Hände hinter seinem Rücken (192.)
gebunden sind, sitzt, nur mit dem Lendentuche bedeckt, auf Fl.
einem Steine. Ein Pfeil steckt in seiner rechten Brust, ein
zweiter in seiner linken Seite. Sein Kljrper ist nach links ge-
wandt, sein schmerzerfülltes Antlitz nach rechts empor gerichtet.
Leinwand: h. 1.2()^o: br. O.OS^j- — 174C aus der lierzogl. Galerie zu Modena.
Nach H. damals -als Spagnolettu. was vielleicht richtiger. < Doch schon im Modeneser
Inventar von 1748 (Venturi p. ;^55,) als Cara\aggio: ebenso in allen alten Dresdener
Inventaren und Katalogen, und in der That ist die Modellimng keineswegs diejenige
Spagnr>letti)'s. Unbezweifelt auch in F. ^V. Unger's und .7ul. Meyer's Verzeichniss
der Werke ("aravaggio's. im AUgeui. Künstler-Lexikon. Bd. I. S. ()22 X. 80. — Phot.
Braun VIII. s.
Schüler und Nachahmer Caravaggio's.
Lesendes Mädchen. Brustbild. Das Mädchen sitzt an einem 4J0.
Tische, stützt den mit einem turbanartigen Tuche bedeckten (i 90.)
Kopf in die Rechte und hält mit der Linken das ßucli. 36 d.
Leinwand: h. 0.7.3: br. ö.ßl'/o- — 1749 aus der K. Galerie zu Prag. — Erst
isöß wieder aus dem «Vorrat . Ist nicht klar und fest genug t'üi- Caravaggio selb>t.
Eine Wachtstube. Xeun lebensgrosse Gestalten; bis auf die 4||,
Füsse sichtbar. — Links an dem Tische sitzen zwei Paare und (194.)
spielen Karten. Ein Mann im Helm ;;nd einer im Harnisch F 1.
sehen ihnen zu. Rechts stellen die Männer am Tische und würtWu.
160 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand: h. 1,68: br. 2,38i;2. — Inv. Guarionti (vor 1753j X. 337 als Ori-
S,'inal. Doch erscheint die Technik und Modellirung nicht klar und fest genug für
Caravaggio selbst. Mit Recht als Original bezweifelt von Unger und Meyer im Allg.
Künstler-Lexikon I, S. 622, N. 83. und von Bode bei v. Zahn VI, S. 197. — Viel-
leicht von Bart. Manfredi (1580—1617), dem Schüler Caravaggios. — Phot. Ges.
412. Die Wahrsagerin. Sieben lebensgrosse Figuren. Kniestück.
(195.) Links steht, nach rechts gewandt, der junge Mann, dem die
F 3. braune Zigeunerin aus den Linien der Hand weissagt. Xeben
ihnen eine zweite Zigeunerin und ein zweiter junger Mann.
Rechts sitzen zwei junge Leute am Tische beim Brettspiele.
Ganz rechts hinter ihnen steht ein rotbärtiger Zuschauer.
Leinwand: h. L37i|2; br. 2,01. — 1749 aus der K. Galerie zu Prag als Ori-
ginal. Vgl. jedoch die Bemerkungen zum vorigen Bilde, die auch für dieses gelten.
413. Petrus, den Heiland verleugnend. Kniestück. Der Apostel
(19 7.) steht in der Mitte am Kohlenfeuer und erhebt, seine Verleugnung
34 c. bekräftigend , die Linke. Links eine Magd und ein Wächter.
Rechts vorn ein schlafender junger Mann. Hinter ihm ein
älterer, welcher dem Aposcel mit dem Finger droht.
Leinwand: h. 1.26i'2; br. 1,74^ — 1746 als Original aus der herzogl. Galerie
zu Modena. Jedoch schon in Modena selbst ohne Autornamen (Venturi, p. 358) ; und
auch bei H. nur frageweise als Caravaggio. Nach Unger und Meyer (Allg. Künstler-
Lexikon I, S. 622, N. 79) »sicher nicht von Caravaggio selbst«. Vielleicht, wie die
vorigen, von Manfredi.
414. Am Spieltische. Kniestück. Links ein Mann im Federhut,
(198.) rechts ein bunt gekleidetes Mädchen im Kopftuch und mit hoch-
34 c. rotem Korallenhalsband. Beide halten ihre Karten in der Hand.
Zwischen ihnen zwei Zuschauer.
Leinwand ; h. 1,23 ; br. I,72ii2- — H. übersah , dass auch dieses Bild 1746
mit aus der herzogl. Galerie zu Modena gekommen. Venturi, p. 359. Inv. Guarienti
N. 68. — Damals galt es als Original Caravaggio's. Doch schon bei H. als solches
bezweifelt. Es ist in der That noch schwächer, als die Aorigen.
Domenico Feti.
Geb. zu Rom 1589, gest. um 1624 zu Venedig. Schüler des
Florentiners Ludovico Cardi während dessen Aufenthalt in Rom.
Später im Anscliluss an die Naturalisten, wie Michelangelo da Cara-
vaggio, weiterentwickelt. Thätig in Rom, Mantua und Venedig.
415. David mit dem Haupte Goliath's. Der junge Sieger sitzt im
(107.) Hemde, mit einem Felle über die Schulter, einem roten Feder-
C 2. barett auf dem Haupte, nach links gewandt auf einem Steine.
Die Rechte stützt er auf das ungeheure Schwert. In der ge-
senkten Linken hält er das abgeschlagene Haupt.
Jj. Komische Schule. XVJI. Jahrh. 161
Leinwaud: h. 1,60: br. l,lli|2. — 1742 duich Riedel aus der K. Galoiio zu
Frag. — Gestochen von .To«. Camerata ^ I, 26. — Phot. Ge:=;.
Tobias und der Engel. Links das Wasser, rechts das mit 4I6.
Felsen und Bäumen geschmückte Ufer. Vorn in der Mitte zieht (11 7.)
der junge Tobias das Netz mit dem Fische an's Land. Hinter 3a c.
ihm steht der Engel. Ganz vorn in der Mitte ein Hund.
Ital. Pappolholz : h. 0,66i|2: br. 0,84. —Wie die folgenden 1742 durch Riedel
aus d^r K. Galerie zu Prag. — Gestochen von Jos. Camerata 1765,
Der verlorene Sohn. Ev. Luc. XV, 11 — 21. In reicher 417.
Palasthalle empfangt der mit dem Turban geschmückte Vater (109.)
den zurückgekehrten, zu seinen Füssen knieenden Sohn und ist ^'> a.
im Begriffe, ihn liebevoll aufzuheben. Kechts die übrigen An-
gehörigen. Links das bewegte Volk auf der Strasse.
Ital. Pappelholz: h. O.6OI2; br. 0,45. — 1742 mit den vorigen und den fol-
genden an« der K. Galerie zu Prag. — Gestochen von A. J. Prenner.
Der verlorene Groschen. Ev. Luc. XV, 8. Mit der Lampe 418.
sucht eine gebückte Frau nach dem Groschen, der sich vorn in (110.)
eine Fliesenritze versteckt hat. Links eine umgestürzte Bank ^ a.
mit den übrigen neun Groschen. Rechts eine Truhe.
Ital. Pappelholz: h. 0,54^2) ^r- 0,44. — 1742 wie die vorigen und folgenden
aus der K. Galerie zu Prag. — Gestochen von Jos. Camerata ^ II, 29.
Der böse Knecht. Ev. Matth. XVm, 23—30. Am Fusse 419.
einer steilen Treppe hat der böse Knecht, dem sein Herr die (11 6.)
Schuld erlassen hatte, der aber ein Gleiches nicht that an seinem ^ a.
Mitknechte, diesen letzteren, der vor ihm hingesunken ist, wür-
gend am Hals gepackt.
Ital. Pappelholz: h. O.eOijs; br. 0,44i2- — 1742 mit den vorigen und folgenden
aus der K. Galerie zu Prag.
Die Enthauptung einer Heiligen. Die Heilige kniet über grünem 420.
Kissen auf dem Brettergerüste. Der Scherge rechts hinter ihr (108.)
reisst ihr das Gewand ab. Der Henker links neben ihr hat die C 2.
Hand schon am Griffe seines Schwertes. Links vorn auf der
Treppe die Zuschauer. Rechts auf dem Gerüste eine Wache
mit rotem Banner. Ein Engelreigen am Himmel über der
Märtyrerin, die als hl. Justina oder hl. Agnes erklärt wird.
Ital. Pappel holz ; h. 0,56i'2- br. 0,43. — 1742 wie die vorigen und folgenden
ms <lcT K. (jalerie zu Prag.
Das wiedergefundene Schaf. Ev. Luc. XV, 4—6. Links 421.
kommt der gute Hirte mit dem verlorenen Schafe auf dem (111.)
Rücken. Rechts sitzt ein anderer, auf seinen Stab gestützt, C 2.
11
162 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
am Boden. Hinter diesem steht ein dritter, der freudig die
Hände emporhält. Die Heorde weidet im Mittelgründe.
Ital. Pappelholz: h. 0.00"2: hv. 0.441/-2. — 1742 wie die vorigen und folgonden
aus der K. Galcrif» zn Prag.
422. Blinde führen Blinde. Ev. Matth. XV, 14. Links Wald.
(11 2.) Rechts Fernblick. Vorn links die Gruppe der Blinden. Der
C 2. vorderste ist bereits in die Grube gestürzt und ist im Begriffe,
seinen Hintermann mit herabzuzerren. Im Mittelgrund weidet
ein Hirt seine Rinder.
Ital. l'appelholz : h. 0,55; br. 0.72. — 1742 wie die vorigen und folgenden
aus der K. Galerie zu Prag. — Kadirt \on Q. Boel.
423. Der Arbeiter im Weinberge. Vgl. Ev. Matth. XX, i — 16
(113.) mit Ev. Luc. XX, 9 — 12. Rechts sitzt der Herr. Hinter ihm
5 a. stehen zwei beturbante Diener. Vor ihm steht der Arbeiter mit
der Schaufel. Zu dessen Füssen ein Hund. Links auf der Strasse
deutet ein Mann in das Buch eines Schriftgelehrten.
Ital. Pappelholz : h. 0.61 : br. 0,44^2- — 1'4:2 wie die vorigen und folgenden
aus der K. Galerie zu Prag. Gestochen von .1. Camerata ^ II. 30.
424. Das Gastmahl der Armen. Ev. Luc. XIV, 12—14. Rechts
(114.) der Palast des Reichen mit der gedeckten Tafel ohne Gäste.
^ 2. Der Hausherr steht, fast von hinten gesehen, in phantastischer
Tracht mit grossem Federbarette auf der Stufe und bedeutet
dem entblössten Hauptes vor ihm stehenden Diener, die Armen
und Elenden zu laden, welche sich von links herandrängen.
Ital. Pappelholz; h. 0,61: br. 0. 441/2- — 1742 wie die vorigen und das fol-
gende aus der K. Galerie zu Prag.
425. Der barmherzige Samariter. Ev. Luc. X. 30 — 34. Vorn
(11 5.) rechts in wilder Landschaft ein mächtiger kahler Baum. Der
33 c. Samariter im Turban ist im Begriffe, den halbnackten Ver-
wundeten auf sein Lasttier zu heben. Links im Mittelgrunde
reitet der Levit davon.
Ital. Pappelholz: h. O.68II2: br. 0,82i;2. — 1742 wie die vorigen aus der 1(.
Galerie zu Prag. — Ge.stnchen von Jo.s. Camerata.
Pietro da Cortona.
P. Berrettini, gen. Cortona. Geb. zu Cortona den 1. November
1596, gest. zu Rom den 16. Mai 1669. Gebildet in Florenz
unter Andrea Comodi: weiterentwickelt unter dem Einflüsse
Poccetti's. Thätig. vornehmlich als Wand- und Deckenmaler.
B. Römisclie Schule. XVII. Jahrli. 163
in Florenz und in Koni. Wegen seiner einflussreichen Thätig-
keit in Rom in der Kegel zur römischen Schule gerechnet.
Der römische Feldherr vor den Consuln. Rechts sitzen die 426.
beiden Consuln, nach links gewandt, auf steinerner Erhöhung. (121.)
In der Mitte steht der Feldherr, seinen Bericht erstattend, mit H 4.
erhobener Linken vor ihnen. Links hinter ihm seine Begleiter.
Leinwand: h. (M»sio: br. l.-'jO'o- - 1"-51 «lurcli I,<'iilat.
Des Aeneas Heimkehr. Virgirs Aeneide IV v. 253 — 255. 427.
Merkur schwingt sich aus der Luft herab, um dem Aeneas die (120.)
l)eschleunigte Abreise von Karthago zu befehlen. In der Mitte S 1.
steht Aeneas, das Schwert in der Rechten. Links am Ufer
liegt das stark bemannte Schiff. Vorn sind Sklaven beschäftigt.
Geräte einzuladen. Rechts Karthago an der Meeresbucht.
I,«inwan(l : h. 'I.TÜ^Io: br. 4.17. — 17.38 (lunh Rossi aus Ttalion. — Tin Inventar
von 17.54. I ;{s'.», nnd in don Katalogen d^s vorisfn .Taliihnnderts. wohl richtifror,
nnr als Schulbild.
Michelangelo Cerquozzl.
Auch M. A. delle Battaglie genannt. Geb. zu Rom den 2. Fe-
bruar 1602, gest. daselbst den 4. April 1660. Ursprünglich
Schüler des Cavaliere d'Arpino. Später, besonders unter dem
Einflüsse des Niederländers P. van Laar in Rom, zum Schlachten-
und Genremaler entwickelt. Thätig in Rom.
Kriegsscene. Links beraubt ein Soldat einen Toten seiner 428.
Kleider. Ein anderer legt einem Knieenden einen Sack auf den (124.)
Rücken. Ein ungesatteltes Pferd steht daneben. Vorn rechts ist 38 c.
eine Frau, die ein Kind an der Brust hat. vor einem Officiere
in die Kniee gesunken. Dämmerlicht von links.
Leinwand: h. 0,00: br. 0,7:'). — Tm Fnv. 17.';4. T 278. als xManiera di Michcl-
anpfjo dello Hattafrlie.- Schon im fataloiTpie von 17(1;") mit Recht als Oriffinal.
Begräbniss während der, Schlacht. Ganz links vorn auf der 429.
Anhi)he werden die Toten begraben, steht etwas zurück ein mit (125.)
zwei Ochsen bespannter Lastwagen. In der Mitte halten vier 33 b.
hohe Officiere, von denen der vordere, auf weissem Rosse, mit
dem Feldhernistab in der Rechten, Befehle erteilt. Rechts und
im Mittelgründe das Thal, in welchem die Schlacht tobt. Leicht-
bewiilkter, von links gelbsonnig beleuchteter Himmel.
Loinw.ind: h. 0.74: br. 1.20V2- — Inventar 17.")4. T 46:1.
11*
164 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
Sassoferrato.
Giov. Battista Salvi, gen. Sassoferrato. Geb. am 11, Juli IG 05
zu Sassoferrato in der Mark Ancona, gest. zu Rom den 3. April
1685. -Ausgebildet unter dem Einfiuss der Carracci- Schüler,
insbesondere Guido Ucni's. Thätig zumeist in Rom.
430. Maria mit dem Kinde in der Engelglorie. Maria als Halb-
(12(3.)tigur in Wolken; das Christkind, nur mit Windeln angethan,
B 2. auf ihrem linken Arm. Schlummernd legt es sein Köpfchen
, an den Hals der Mutter, die sich liebevoll zu ihm herabbeugt.
Links und rechts je drei Flügelköpfchen.
Leinwand; h. 0,75i|2; br. 0,99. — 1744 (nicht 1741) durch Rossi aus Casa
(jrimani C'alergi in Venedig. — Die Composition ist einer eigenhändigen Radii-ung
Guido Reni's (Bartsch XVIII, p. 279, N. 2) entlehnt, doch sind die Cherubimköpfchen
selbständig hinzugefügt. — Phot. Braun VI, h und Phot. Ges.
431. IVIaria mit dem Kinde. Halbfigur auf graubraunem Grunde,
(128.) nach links gewandt. Das Christkind schlummert, nur teilweise
B 2. mit einem Tuche bedeckt, nach rechts gewandt, auf ihren Armen.
Leinwand; h. 0,46iJ2; br. 0,39. — 1744 durch Rossi aus Casa Grimani Calergi
in Venedig. — Die Composition ist der eigeuhancUgen Radirung Guido Reni's
(Bartsch 3) entlehnt. — Phot. Braun X, 3 und Phot. Ges.
432. Maria betend. Brustbild ohne Hände nach links auf braun-
(12 7.) grauem Grunde. Maria's Blick ist gesenkt, ihre Hände sind
B 2. gefaltet erhoben.
Leinwand: h. 0.491/2; br. 0.38i;2- — Iiiv. 1754. I 166. — Durch ein ähn-
liches Gemälde Guido Reni's eingegeben. — Phot. Braun VIII, 9 und Phot. Ges.
Viviano Codagora.
Geburtsort, Geburts- und Todesjahr unbekannt. Blühte um 1G50
und war abwechselnd in Rom und Neapel thätig. Wird oft
mit Ottavio Viviani verwechselt und »il Viviaui« genannt.
Lanzi VI, p. 43; II, p. 207— 20(S u. 340. Ein Hauptmeister
der italienischen Architekturmalerei.
433 Architel^turstüok. Links vorn ein gewaltiger Palastbau mit
/ 2 09 ^ vorspringenden gewundenen Säulen. Etwas weiter zurück, in
49 b. der Mitte, ein mächtiger Tempel mit hoher Freitreppe, mit
korinthischen Säulenhallen und mit plastisch verziertem Giebel-
feldo. Rechts hinter einem Obelisken die Berglandschaft. Ver-
schiedene ruhende Staffas'e-Figuren im Vordere-runde.
B. Römische vSchiile. XVII. Jahrb. 165
Leinwand: li. 1.7i»: br. 2.2sV2- — 1744 (nicht 1741) durcli V. Kossi au-;
^'(•updii;. Schon im Inv. Guarienti (vor 1753'» N. 117 dorn Ottavio Yiviani zuy;e-
schrieben. Allein schon Lanzi hebt hervor, dass dieser V. eistet oft mit Codaijora ver-
wechselt M urdp. welcher der bedeutendere als Staffeloinialer war. Die Yortreftlichkeit
dieses l>reit und kraftig gemalten Bildes und der Charakter seiner Stattage-Figuren.
welche auf Mico Spadaro (1G12 — Uj79) hinweisen, der gerade nur für Codagoras
Bilder walirend dessen Aufenthalt in Neapel die StafiFage malte, veranlassen uns.
anzunehmen, dass auch in diesem Falle die Verwechslung stattgefunden, und es dem
I v-dagora zui-ückzugeben. Vergl. auch die Bemerkungen zu X. 460.
Giacinto Brandi.
Cieb. zu Poli 1G23. gest. zu Rom 1691. (So nach Pascoli;
nach anderen geb. zu Gaeta 1633, gest. zu Rom 1701.) Schüler
Lanfranco's. Thätig zumeist in Rom.
Moses. Halbfigur, nach rechts gen Himmel blickend, die 434.
Gesetzestafeln vor sich haltend. Den nackten Oberkörper um- (130.)
fliesst ein rotes Gewand. Der Kopf ist kahl, der Bart grau, 33 a.
die Flammen auf dem Haupte sind nur leicht angedeutet.
Leinwand: h. O.OO'/o: br. 0.75. — Inv. 1754. I 190.
Dädalus und Icarus. Links Dädalus, rechts Icarus in halb- 435.
liegender Stollimg auf rotem Gewände. Dädalus erhebt einen (i 29.)
Flügel iu der linken Hand, um ihn an Icarus' Schulter zu setzen. R 2.
Leinwand: h. 1.73: br. l.'Vt^/o. — Inv. 1754. I 427.
Carlo Maratti (^Marattaj.
Geb. den 13. Mai 1625 zu Camerano in der Mark Ancona. gest.
den 15. December 1713 zu Rom. Schüler Andrea Sacchi's in
Rom. Durch Studium nach Raphael, den Carracci etc. weitergebil-
det. Hauptmeister der ,.r()mischen Schule'-' des XVII. Jahrhunderts.
Die heilige Nacht. Maria, als Halbfigur, beugt sich zur Krippe 436_
hinab, über der sie das Christkindchen hält, und hebt zugleich (i 31.)
mit der Rechten einen "Windelzipfel empor. Zwei Flügel köpfchen B 1.
zur Linken, einer zur Rechten. Alles Licht geht vom Kinde aus.
Leinwand : h. 0,00: br. 0,75. — 1744 durch Le Leu und Kigaud aus der
Succession Polignac« in Paris. — Hauptbild des Meisters. — In .Schwarzkunst von
B. Picart d. j. — Gestochen von C. D. Jardinier ^ I. 44 und F. Knolle. — Phot.
Braun TT. 12. — Phot. Ges.
Maria mit dem Kinde. Halbfigur vor grünem Vorhänge. Maria 437.
hält das an ihrer Brust schlummernde Kindchen im linken Arm, (132.)
während sie mit der Rechten einen Zipfel der Windel emporhebt. B 2.
L*'inwand: h. 0.44: br. 0.:^4V2- — 1"4:^' durch .Mgarotti von Marattis Ver-
wandten in Venedig. — Gestochen vnn .biin Daulb'- ^ T. 45. — Phot. Ges.
166 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
438. Maria mit dem Kinde und Johannes. Halbfigur. Links brauner
(133.) Vorhang, rechts Landschaft. Das Christkind liegt nackt auf dem
B 2. Kücken und streckt beide Hände zu seiner Mutter empor, die mit
der Linken einen Zipfel des Linnens erhebt, auf dem es ruht.
Links unten, als Brustbild, der kleine Johannes,
Leinwand; h. 0,45: br. 0,351/2. — 171:5 iluicli Alirarotti, mit dem vorij^en,
aus Venedii;'.
Angeblich Carlo Maratta und Carlo dai Fiori.
Karel van Vogelaer, gen. Distelblum oder Carlo dai Fiori, geb.
4653 zu Maestricht, fand in Eom, wo er 1695 starb, an Carlo
Maratta, dem er Früchte und Blumen malte, einen Gönner.
439. Die schöne Obstleserin. Eine Dame in bauschiger, gelb, weiss
(135.) und roter Modegewandung mit entblösster linker Brust steht unter
35 a. einem Apfelbaum, zu dem sie mit der Rechten eraporgreift, während
sie in der Linken einen Apfel hält. Vor ihr im Korbe und auf der
Brüstung liegen Trauben, Feigen, Aepfel und Granatäpfel.
Leinwand; li. 1,3272; bi'- 0,98. — 174!) durch Striebel aus Kom. — Im Inventar
175-1, I 227, ebenfalls Maratti als der Maler der Figur, hingegen ein sonst unbekann-
ter Paolo Chiaramonti als Maler der Früchte. Schon im »Catalogue« 17G5 trat Carlo
dai Fiori an des letzteren Stelle. Herr Barthel Suermondt in Aachen dagegen teilt
uns mit, dass er einen gewissen Michel Angelo dal Campidoglio für den Meister der
niumen und Früchte halte. Im Suermondt - Ma'^euni zu Aachen Anrd diesem Meister
allerdings ein Bild zugeschrieben, dessen Früchte dieselbe Hand zeigen, wie das
unsere. Doch wissen wir nicht, wodurch es beglaubigt ist. ■ — Phot. Mraun X. 4.
Nicolo Berettoni.
Geb. 1637 zu Montefeltro, gest. zu Rom 1682. Schüler des
Simone Cantarini und des Carlo Maratti in Rom.
440. Vorderseite: Die Anbetung der Hirten. Links hält Maria
(137_) das vor ihr sitzende Christkind. Joseph steht hinter ihr, wendet
4 b. sich den rechts anbetenden Hirten zu und deutet auf das Kind.
Engel mit dem Spruchbande in der Himmelsglorie. Im Hinter-
grunde links eine Säulenruine, rechts die Landschaft.
Rückseite: Die Taufe Christi. Links steht Christus im
Wasser des Jordans. Rechts steht Johannes der Täufer unter
einem Baume und giesst mit erhobener Rechten aus einer Muschel
das Wasser auf des Heilands Haupt. Oben zwischen Flügel-
köpfen die Taube des heiligen Geistes.
Auf Kupfer: h. 0,7:? : l)r. 0.30. — Inventar 17.')4. 1 52t>.
I
13. Römische Schule. XVII. und XVlIl. Jahrh. 167
Andrea Pozzo.
Geb. zu Trient 1642, gest. zu Wien den 31. August 1709. —
Jesuitenpater. Malte in verschiedenen Städten, besonders in Kom.
Schlafendes Christkind. Der kleine Heiland liegt auf seiner 441.
linken Seite in schwellenden Kissen. Am rechten Handgelenke (385.)
ein Armband. Eechts neben seinem Haupte ein blauer Vorhang. '^4 b.
Links zwei Engel, von denen einer ein Kreuz trägt.
Leinwand: h. 0.7:^1/2: 't. O.UG. — Inventar 1754, I 180.
Pasquale Rossi.
Gen. Pasqualino di Koma. Geb. zu Vicenza 1641, gest. zu
Rom 1718. Autodidakt. Seit 1670 Akademiker in Rom.
Die Anbetung der Hirten. Rechts im Stalle liegt das Kind 442.
auf weissem Linnen. Maria kniet vor ihm und hebt mit der (138.)
Rechten das Tuch empor. In der Mitte winkt Joseph die von ^ ^^•
links nahenden Hirten heran.
Leinwand: h. 0,251/2: br. 0.32. -^ Inventar 17r)4. I 2.jL
Die Predigt Johannes des Täufers. Der Täufer sitzt links unter 443.
den Felsen und greift erzählend mit der Rechten an die Linke. (139.)
Hinter ihm zwei Männer. Rechts reitet, steht und kniet das 35 a.
lauschende Volk. Vorn ein stattlicher Neger.
Leinwand: li. 0. l.SV-2 : 't. 0,ß3V2- — Inventar 17ö4. T 5<]0.
Giuseppe Chiari.
Geb. zu Rom 1654, gest. daselbst den 8. September 1727.
( Woltm. u. Woerm. III. S. 232, Anm. 2.) Schüler Carlo Maratti's.
Die Anbetung der Könige. Maria steht mit dem Kinde links 444.
auf der Treppenstufe; hinter ihr Joseph; neben ihr zwei Engel; (141.)
rechts vor ihr die verehrenden Könige. Der vordere hat die 36 b.
Krone niedergelegt und beugt sich tief zur Erde. Der mittlere
überreicht dem Kinde knieend seinen Kasten. Der dritte, der
schwarze, nimmt ein Prachtgefäss aus den Händen seines Pagen.
Gefolge mit Kameelen rechts im Mittelgrunde. Bez. links u.:
lOSEPH CLARVS PINGEBAT. ANNO MDCCXIV.
Leinwand: h. 2.45: lir. 2.SI. — Inventar 1754, I :3<;0.
Francesco Trevisani.
Geb. 1656 zu Castelfranco oder Treviso (Federici Mera. II, p. 127),
gest. zu Rom 1746. Schüler des A. Zanchi in Venedig; später
in Rom, wo er hauptsächlich thätig blieb, zum Eklektiker geworden.
168 Italiener des siebzehnten Jalirhunderts.
445. Der bethlehemitische Kindermord. Links und rechts mächtige
(388.) Palasthallen. In wildem Durcheinander von Henkerkörpem und
E 1. von Frauen- und Kinderleibern füllt das Gemetzel den ganzen
Vordergrund. In der Mitte steht ein fast nackter Mann von röt-
licher Fleischfarbe, hält das Schwert in der Eechten und erhebt
mit der Linken ein Kind, das dessen Mutter ihm zu entreissen
sucht. Ganz rechts ein reitender Herold mit der Trompete und
ein mit einem Kinde unter jedem Arm davoneilender Henker.
Links vorn zu Boden gesunkene Mütter mit ihren Kindern
und ein von hinten gesehener Henker im roten ßock, der sich
über sie beugt.
Lcimvaud: h. 2.50: br. 4,6-1. — Inventar 1754, I 205.
446. Heilige Famiiie. Kniestück. Das Christkind schlummert im
(389.) linken Arm Maria's, welche mit der Rechten den Zipfel des
35 b. dünnen Schleiertuches emporhebt. Rechts blickt Joseph herüber.
Ital. Pappelholz ; h. 0,39 : br. 0,31. — Nach H. 1743 durch Algarotti aus Venedii,'.
wofür der Beweis jedoch nicht aufgefunden wurde. — Wahi'scheinlich als »Scuola di
Carlo Maratti im Inv. 1754, I 509. — Als >Trevisani« seit dem Katalog von 1835.
447. Die Rulie auf der Flucht nach Aegypten, Grosse Landschaft.
(390.) Unter dem Baume in der Mitte sitzt Maria. Das Christkind
F 4. jxuf ihrem Schoosse wendet sich dem links neben ihr knieenden
Engelknäblein zu. Rechts steht Joseph, dem andere Engel Früchte
zuwerfen. Noch andere ergehen sich im Wipfel des Palmbaums,
der rechts neben einer zerbrochenen Statue steht.
Leinwand: h. 2,471/2: ^v. 2,7G. — Inventar 1754. I 213.
448. Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück auf grauem
(391.) Grunde. Vorn liegt das Christkind, verkürzt mit den Füssen dem
^ 2- Beschauer zugewandt. Maria hebt mit beiden Händen das weisse
Tuch, unter dem es geschlummert, empor, um es dem rechts
anbetenden Johannesknaben zu zeigen.
Leinwand : h. 0,99ij2: br. 0.74. — 1744 durch Le Leu und Kigaud aii> Pari-.
- Gestochen von ,J. G. Schmidt -j^ TIL 19. — Phot. Braun IX, 11.
449. Heilige Familie. Das Christkind auf Maria's Schoosse, die mit
(3 9 2.) gefalteten Händen in der Mitte sitzt, blickt zu dem oben in Wol-
4 c. ken erscheinenden Engel empor, streckt aber seine Händchen nach
seiner Grossmutter Anna aus. welche rechts mit einem Buche
sitzt. Hinter ihr Joachim. Links zwei Engel an der Wiege und
Joseph mit seinem Buche.
LeinAvand: h. 0.<)5: br. 0.50. — Inventar 1754. 1 279.
I
B. Römische Schule. XVII. und XVUI. Jahrh. 169
Christus am Oelberg. Der Heiland ist. nach links gewandt 450.
in sich zusammengesunken. Sein linker Arm ruht auf einem (393.)
Felsen. Ein er\Yachsener Engel steht hinter ihm und unterstützt 3 h.
ihn. Ein zweiter schwebt aus goldenem Licht herab und reicht
ihm den Kelch. Zwei Engelknäblein spielen in der Wolke.
Leinwand: h. 0.451/2: ^r. 0.64. — Im Inventar 1722. A 473. als Carlo Ma-
ratti.c: — AI- : Trevisani >eit dem luvontar 17.')4. I 2<i4.
Der hl. Antonius, einen Kranl<en heilend. Der Kranke wird 451.
links von seinen Angehörigen gehalten. Der Heilige steht (394.)
rechts, ergreift den Fuss des Kranken und blickt flehend gen 4 b.
Himmel, wo ihm Englein im Lichtglanz erscheinen. Hinter
dem Heiligen ein zweiter Mönch; hinter dem Kranken ein
Mann, der ihn durch's Augenglas betrachtet. Vorn auf der
Strasse drei Frauen, ein Kind und ein Hund.
Leinwand :h. O.76V2: br. 0.38V2- — In'^'- 1~'>4. I 437.
Der hl. Franz mit dem geigenden Engel. Der Heilige sitzt 452.
mit geschlossenen Augen links vor einer Grotte. Seine linke (395.)
Hand ruht über seinem Buche auf einem Totenschädel. Hinter C 1.
ihm steht ein Crucifix. Rechts vor ihm sitzt ein geigender
Engel auf einer herabgeschwebten Wolke. Rechts hinten am
Meere sitzt ein zweiter Mönch und liest.
Leinwand: h. 0.74: Lr, O.Ol. — 1751 durch Sit^:j:m. Striebel auf= Rom. H. —
Inv. 1754. I 303.
Pompeo Battoni.
Geb. zu Lucca den 5. Februar 1708; gest. zu Rom den 4.
Februar 1787. Bildete sich in Rom durch das Studium der
alten Meister. Angesehenster italienischer Maler des XVIH. Jahr-
hunderts.
Johannes der Täufer. Der Täufer liegt halb aufgerichtet nach 453.
links gewandt am Waldrande. Ein rotes Gewand umhüllt ihn (142.)
teilweise. Ein Lamm schmiegt sich rechts an seine Seite. C 3.
Sein Kreuzesstab liegt neben ihm. Auf die Linke stützt er
sich. Mit der Rechten weist er in die Landschaft hinaus, in
welcher jenseits des Flusses der Heiland erscheint.
Leinwand; h. I.IOV2: br. 1.851/2- — luv, 1754, I 373. — (iegenätiii Ic zum
folgenden. — Gestochen von K. L. B. Buchliom. In Scliwarzkunst von J. P. Pichl<!r.
Phot. Braun XT, 5 und Phot. Ge«.
170 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts.
454. Magdalena. Die schöne blonde Büsserm liegt halbaufge-
(143.)nchtet, ihre Hände vor sich auf einem Steine faltend, neben
C 3. einer Höhle. Ein blaues Gewand umfiiesst ihren Unterkörper ;
ein Hemd bedeckt ihre linke Schulter; ihre rechte Schulter und
Brust sind entblösst. Sie blickt in's Buch, das aufgeschlagen
vor ihr über einem Totenkopfe liegt. Rechts zu ihren Füssen
Blick durch ein Felsenthor in freiere Landschaft.
Leinwand: h. 1,21: hr. l.STVa- — •n'^- 1754,12(32. — Gegenstück zum vori-
jreii. — Gestochen von Jos. Cainerata 1752, von .1. F. Banse 1780, von J. C. Krüger.
Carl von Peclnvell. C. G. Schnitze. F. Zimmermann. Tn Schahkunst von J. P.
Pichler. — Phot. Erann I, 12 und Phot. Ges.
455. Die bildenden Künste. Links steht die Baukunst mit der
(^144;, Papierrolle und dem Zirkel in der gesenkten Rechten und legt
ß 1. die Linke auf die Schulter der in der Mitte sitzenden Malerei.
Diese hält die Palette in der Linken und blickt zur Bildhauerei
hinab, welche mit dem Meissel in der rechten, dem Hammer
in der linken Hand rechts zu ihren Füssen sitzt.
Leinwand: h. 0,U9 ; br. 0,74. — Inv. 1754, I :'>97. — Ein gleiches Bild, nebst
einem Gegenstücke, ;:Die redenden Künste . durch Apollon und zwei Musen davgesteUt,
befand sicli 1884 im Pri\atl)esitze zu Stuttgart.
Domenico Roberti.
Soll um IG 90 in Rom geboren, seiner Zeit dort der berühm-
teste Architektur maier und Lehrer des G. P. Pannini gewesen
sein. Weiteres unbekannt.
456. Römische Säulenruine. Rechts ionische Säulen; davor ganz
(2 17.) vorn zwischen Pilastern eine sitzende Zeusstatue. Links ein
48 c. Stück einer Pyramide; im Mittelgrunde ein Hochrenaissance-
Palast. Verschiedene Staffage-Figuren.
Leinwand: h. 0,6G : br. 0,49V2- — luv. 1722. A 495. — Gegenstück zum
lolgouden.
457 Römisclie Säulenruine. Links vorn korinthische Säulen ; da-
('^18 )^'*-^^' ^^^ hinten gesehen, eine männliche Statue. Eechts im
50 1) Mittelgrund ein Rundtempel mit einem auf Pilastern ruhenden
Giebel -Vorbau. Verschiedene Stattage-Figuren.
Leinwand: h. 0,G6 : br. (i.l'Jiij. — Inv. 1722. A 491. — Gegenstück zum
vorigen.
458. Römische Säulenruine. Eechts ein römischer Tempel mit
(2 lO.Hoscanisch-dorischer Vorhalle. Davor eine weibliche Statue, die
.'")0b. einen Kranz in der erhobenen Linken hält. Im Mittelgrunde
[
B. Kömische Schule. XVIII. Jahih. 171
führt links die Landstrasse in die Ferne. Verschiedene Stattage-
P'iguren.
Leinwand: li. 0. <"..') : br. 0.47. hw . ITiJ. A4(;0. — Gegenstück ziini tol^;onilon.
Römische Säulenruine. Die Keste einer ionischen Säulen- 459.
halle vorn in der Mitte. Links die Statue dos Hercules. Rechts (220.)
im Mittelgrund ein Rundtempel mit korinthischen Säulen. Ver- -tö c.
schiedene Staffage-Figuren.
l/'inwand : h. 0,i'.4V2: ''r. 0.4t;V2. luv. 1722. A 4t)4. — Gegenstück /um
vorif.'en.
Art des Dom. Roberti.
Forum Romanum. Links im Vordergrund die ionische Säulen- 460.
ruine. Rechts im Mittelgrunde der Bogen des Septimius Severns. (210.)
Im Hintergrunde das Capitol. Priester in weissen Röcken und 49 c.
Hüten, Cavaliere, Eselstreiber und anderes Volk als Staffage.
Leinwand: ii. I.2IV2: 't. l.t38V2- — I'» Catalogaec von 17(35 als Ottavio
\iviani. S<> auch liei 11. Nach letzterem 1741 durch Rossi aus Venedig. Allein
■liese Herkunft fanden wir niclit bestätigt und Ottavio Yiviani. welcher nach Fenavdli
iDi/ii-nario degli artisti Bresciani . ls77. p. 227. 23 J. 23»)) schon 1570 (nicht 16.50)
geboren war. sch(;int überhaupt nicht in Rom gemalt zu haben. Dass unser Bild
nicht von der Hand eines so frühen Meisters herrührt, beweisen schon die Trachten.
Dieselbe Hand wie N. 433. welche ebenfalls dem Ottavio Viviani zugesclixieben wurde,
zeigt es sicher nicht. Uns scheint es der Kunstweise Robertis ziemlich nahe zu stehen.
Buti.
Der Xame dieses Meisters ist nur durch die Inschrift unseres
Bildes beglaubigt. Die Jahrzahl 1701 weist ihm seine Lebens-
zeit an. Einer der lexikographisch bekannten Künstlern namens
Buti kann der unsere nicht sein. Dem Stile nach scheinen
die Bilder römischen Ursprungs zu sein.
Architekturbild. Ein Prachtpalast mit gewölbten, von korinthi- 461.
sehen Säulen getragenen Hallen und Gängen. Links Höfe und (221.)
Gärten mit Springbrunnen. Im Vordergrunde ein grosses Wasser- •'^1 b.
becken; links Mädchen am Brunnen; in der Mitte auf den
Stufen ein alter, halbnackter Mann mit einem Hunde. Bezeichnet
nicht P. F., wie bei H., sondern:
5vV AApccr
172 Italiener des siebze hnteii Jahrh un dert s.
Leinwand: h. 1,35: br. 0,98. — Inventar 1754. I 404. als autore moderne -:
seit dem »Catalogue von 1705 als G. P. Pannini 1 1695— 17G8i. für den das Bild jedoch
zu leer in der Technik und zu trocken im Vortrag ist. Auch macht schon die Jahres-
zahl dessen ITrheberschaft unmöglich. — Gegenstück zum folgenden.
462. Architekturbild. Rechts vom überspannt ein von toscaniscli-
(222.) dorischen Säulen getragener Ruinenbogen die Strasse. Weiter
51 b. zurück, unter einer Spitzbogenhalle, eine Sammlung von Trophäen
und Kanonen. Im Hintergrunde ein Palast. Links im Vorder-
grund ein umgestülptes Boot, in dem Zimmerleute arbeiten.
Leinwand: h. LSGi/^: hr. 0.98'/2- — Inventar 1754. I 405. als autore mo-
derno.': — Gegenstück zum vorigen. Vergl. die Bemevlnnigen zu diesem.
C. Die neapolitanische Schule.
Massimo Stanzioni.
Geb. zu Xeapel 1585. gest. daselbst 1656. Zuerst Schüler des
Fabrizio Santafede. dann des Carracciolo in Neapel: bildete sich
in Eom nach Guido Reni, kehrte aber nach Neapel zurück.
463. D'6 Naturkunde. Eine Gestalt in gelbem Kleide mit blauem
(621.) Mantel sitzt auf Wolken. Im rechten Arme, dessen Hand sie
B 2. auf ein astronomisches Instrument legt, hält sie eine weisse
Statuette, in der erhobenen Linken hält sie einen Kranz.
Leinwand: h. 1. 271/2 • hr. 0.8272- — Zuerst A-erzeichnet im Katalog von 1S12
als »M. Stanzione und Muse Urania : gest. von Jos. Canale (gest. 1802) ^ III. 31
als >:Domenichino<; und »La gloire . Seit 1817 stets als > Massimo Stanzione und als
»Astronomie oder als >Xaturlvunde.<
Andrea Vaccaro.
Geb. zu Neapel 1598, gest. daselbst den 18. Januar 1670.
Ursprünglich Schüler Girolamo Imparato's. Später durch Massimo
Stanzioni für die Bolognesen gewonnen. Sein Stil zeigt deut-
lich den Einfiuss Guido Reni's in Verbindung mit dem neapoli-
tanischen Naturalismus. Thätig zumeist in Neapel.
464. Christus mit den Erlösten der Vorhölle vor seiner Mutter.
(622.) I^er Heiland steht, leicht von weissem Tuche umwallt, mit er-
H 1. hobener Kechten in der Mitte des Bildes vor seiner Mutter, die
rechts am Betpulte kniet, erschreckt zurückfährt • und traurig
und liebevoll zu ihm aufblickt. Links hinter dem Heiland
sitzen Adam und Eva, kniet Johannes der Täufer, stehen Moses
und Aaron und blicken noch vier andere Patriarchenk(>pfe herüter.
B. Neapolitanische Schule. XVII. Jahrh. 173
Rechts erscheinen Abraham und Isaak. ferner Noah mit seiner
Arche. David mit seiner Krone und der reuige Schacher mit
seinem Kreuze. Bez. u. 1. (nur notdürftig erhalten) : A. V. . . F.
Leinwiuiil : li. 2.37 '/j: ^r. 2.r>-i. — 172:! durch L. Kossi als Guido Reni ; im
Oatalojriie von 1745 zuerst loit Recht ab : Andrea Vaccaro. -. — Gutes Werk des
Meisters. — Gestoclien von .Tos. ("amerata j^ II. 36. — Phot. Braun \1. 18.
Mattia Preti.
Geb. den 24. Februar 1618 zu Taverua in Calabrien, gest. zu
Malta den 13. Januar 1699. Schüler seines Bruders Gregorio
in Rom. Guercino's in Cento; später im Sinne einer Vermischung
bolognesischer und neapolitanischer Knnstempfindung weiter-
entvNickelt. Thätig in Rom, in Modena. in Neapel und Malta.
DJB Marter des hl. Bartholomäus. Kniestück. Der grau- 465.
bärtige Heilige ist fast nackt an den rechts stehenden Pfahl (628.)
gebunden. Links vor ihm steht der Henker, der das Messer H 4.
im Munde hält und am rechten Arm beginnt, ihm die Haut
abzuziehen. Rechts unten Kopf und Hände eines jugendlichen
Gehülfen, in der Mitte Helm und Speer eines Kriegers.
Leinwand; h. 2,00: br. 1,-16V2- — ^'^•4^ »"s der Kaiserl. Galerie zu Prag. Ge-
st^M-hon von C. L. Wüst ^ I, 33.
Der Unglaube des Thomas. Kniestück. Christus stützt sich, 466.
last von vorn gesehen, mit erhobener Linken auf sein Kreuz (629.)
und beugt sich leicht zum Apostel Thoraas hinab, der links H 2.
neben ihm steht und ihm den rechten Zeigefinger in die Wunde
legt. Zu beiden Seiten andere Apostel und Zuschauer.
r^'inwand: h. 1.47: br. l,99i/2- — 1743 durch Riedel aus Wien. — Gestochen
von .Tos. (,'anale und J. Beauvurlet ^ I. 34.
Die Befreiung Petri aus dem Gefängnisse. Es ist Nacht. 467.
Rechts sieht man die geöffneten Gefängnisspforten, links blickt (630.)
man ins Freie. Vorn schlummern die Wächter. Oben schwebt H 1.
der Engel, nach links gewandt, und zeigt dem Apostel Petrus,
welcher den Schlüssel in der Rechten erhebt, den rettenden Ausweg.
Leinwand: h. 2,04'/2: br. 2,5(;. — 17 iS durch B. ßenzoni aus der Casa Ghel-
tli'.i in Vciifdii:. — Gf-;toclien von V. Campana y^ 1, 32.
Salvator Rosa.
Gel), zu Arenella bei Neapel den 20. Juni IG 15, gest. zu Rom
den 15. März 1073. Anfangs Schüler seines Schwagers Fr.
Francanzone, eines Schülers Ribera's, dann Ribera's selbst und
174 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
des Schlachtenmalers Aniello Falcone. Durch eigene Naturstudien
zu dem eigenartigsten italienischen Schlachten- und Landschafts-
maler und einem Figurenmaler der naturalistisch-neapolitanischen
Kichtung entwickelt. Thätig zuerst in Neapel, dann in Rom.
dann neun Jahre in Florenz, zuletzt wieder in Rom.
468. Ein Seesturm. Vorn ein Uferstreifen vor dem empörten Meere.
(623.) links eine steile Felsenküste. In den Wellen kämpfen Segel-
H 3. schiffe. Rechts vorn steht ein Fahnenträger neben zwei ge-
lagerten Soldaten. Schwarze Wolken am Himmel.
Leinwand: h. 0,73; br. 1,12. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Die Mal-
weise des Bildes ist zu schwer, die Zeichnung zu unsicher für des Meisters eigne Hand.
Der ;CataIogue< von 1765 und das > Abrege« von 1782 haben es auch nicht aufgeuoui-
inen. Es kann nur \orläufig als Werk des Meisters verzeichnet bleiben.
469. Biltfniss eines Mannes mit einem Affen. Halbfigur, fast von
(624.) vorn. Der ältliche braunhaarige Mann mit kleinem Schnurr-
34 d. hart trägt eine braune Jacke mit blauen A.ermeln und ein weisses
Halstuch. In der Linken hält er ein Nest mit jungen Vögeln.
Auf seinem Rücken sitzt ein Affe.
Leinwand: h. 0,78V2: ^^'- 0,641/2- — 1"41 als Selbstbildniss Luca (Tiordan.>s
aus den königl. Zimmern; Inv. 1754, 1372, als Selbstbildniss Sahator Rosa"s. Dem
Verfasser scheinen jedoch weder die Züge des Mannes mit denjenigen des Selbstbild-
■ nisses Salvator's in den Uffizien zu Florenz, noch scheint ihm die etwas hart pastose
Malweise des Bildes mit derjenigen der anerkannten Figurenbilder Salvator Rosas über-
einzustim men . Es kann daher nur bis auf weiteres unter Rosa's Namen vetzeichnet bleiben.
Schule Salvator Rosas.
470 Waldlandschaft. Links eine mächtige Baumgruppe. Rechts
rß27.)ein Flussthal. In der Mitte ein Felsen. Ein sitzender Alter
H 3. spricht mit zwei Männern, von denen der eine einen Becher in
der Hand hält ; vielleicht Diogenes, im Begriffe, ihn wegzuwerfen.
Leinwand: h. 0.73; br. 0,97i|2. — Inventar 1754, 1419, als Original Salvator
Rosa's. So auch noch im »Catalogue< von 1765 und im >Abrege< von 1782. Schon
bei H. mit Recht nur als Schulbild. Das aus S. und R. verschlungene Monograniui
n. i. d. M. trägt es unzweifelhaft mit Unrecht.
Giovanni Ghisolfi.
Geb. um 1623 zu Mailand, gest. daselbst 1680. War in Rom
Schüler Salvator Rosa's und malte hauptsächlich in dieser Stadt,
erblindete jedoch früh und zog sich dann in seine Heimat zu-
rück. Wir können ihn nicht von der Schule Salvator Rosa's trennen.
C. Neapolitanische Schule. XVII. Jahrh. 175
Die Ruinen von Karthago. Rechts die Trümmer eines iio- 471.
waltigen Kundbog-en- und GewiJlbebaiies mit den Resten einer (205.)
ionischen Säulenhalle. Links vom Mittelgründe an das Meer. J>1 b.
vorn eine kleinere Bogeuruine. An dem mächtigen Brunnen -
becken des Vordergrundes bunte Kriegergruppen. An einem
Steine unten steht ^ HlC . CARTHAGO . FVIT.
Leinwand: h. l.lGMj: br. 1.67. — 1744 (nicht 1741» durfh l{o>si aus der Cas.i
Grimani Caler'.ri in Venedi«:. — Gegenstück zum folgenden.
Ein Seehafen. Links vorn am Ufer römische Triumphbogen- 472.
ruinen und zahlreiches Volk. Rechts vorn im Meer einige mäch- (20 7.)
tige Schiffe, von denen eins einen Schuss abfeuert. Am I^fer «^>5 b.
landet ein Boot und streichelt ein Mann in orientalischer Tracht
einen Hund.
Leinwand: h. 1,17: br. 1.66. — 1744 (nicht 1741) durch]»Rossi aus der Cusa
Grimani Calergi in Venedig. — Gegenstück zum vorigen.
Ruinen am Meer. Links die Ruine eines römisch -ionischen 473.
Säulentempels. Rechts vorn nur Säulenstümpfe, üeberall mäch- (^206.)
tige Trümmerblöcke. Im Mittelgrunde das Meer. Vorn in der 38 b.
Mitte eine Gruppe von Würfelspielern.
Leinwand: h. 1.01: br. 1,36V2- — 1744 luicht 1741 1 durch Rossi aus der Casu
(■Jrimani Calergi in Venedig.
Luca Giordano.
Gen. Fa Presto. Geb. 1632 zu Neapel, gest. daselbst den 12.
Januar 1705. Schüler Giuseppe Ribera's in Neapel: dann in
Rom im x\nschluss an Pietro da Cortona zum bedeutendsten
Schnellmaler (daher sein Beiname) seiner Zeit entwickelt. Thätig
in Neapel, in Florenz, in Rom, in Madrid (von 1692 bis nach
1700), schliesslich wieder in Neapel.
Hercules und Omphale. Links sitzt der Halbgott neben der 474.
schönen Königstochter, in deren Banden er schmachtet. Sie (639.)
erhebt eine Rose in ihrer Rechten , er hält ihren Spinnrocken H 3.
in der Linken. Seine Keule liegt am Boden. Drei Dienerinnen
sind um das Paar beschäftigt. Zwei andere harren rechts unter
dem Baume am Wasserfall. Ganz rechts in den Blumen prüft
ein kleiner Liebesgott seinen Bogen. Zwei andere spielen im
Baume. Bez. unten links an der Stufe:
176
Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
loy^^ci/y^
Leinwand: h. 2,26V2 : ^r- 2,82. — Inventar 1722, A 32. — Nach Dominici
III. 415 ursprünglich für Don Andrea d'Avalos. Fürsten Ton Montesarchio gemalt.
Die Verwechselung .Tole's mit Omphale's war damals allgemein. — Gest. von Cl. DuÜos
^ I, 40. _ Die Jahreszahl las H. 1690. Wir lesen x670. — Phot. Braun IV, 16.
475. Ariadne von Bacchus überrascht. Links schlummert die ver-
(G41.)lassene Ariadne am Meeresstrande. Ein kleiner Amor, über dem
H 3. ihr Sternbild glänzt, schwebt über ihrem Haupte. Von der
rechten Seite naht das Gefolge des Bacchus; in der Ferne Silen
auf seinem Esel, in der Mitte der Panther mit Satyrn und Bac-
chanten, unter denen wir Bacchus selbst zu suchen haben, ganz
vorn ein Liebesgott auf einem Ziegenbock, den ein kleiner
bocksbeiniger Panisk führt. Bez. 1. u. (verkleinert):
Qai^^
C. Neapolitanische Schule. XVII. und XVIII. Jahrh. 177
LeiiiM-and ; h. I.8IV2; br. 2,01^/0. — 1725 durch Leplat. — Gestochen vou
Fr. Kasan ii^ I. :]9.
Perseus und Phineus. Ovid. Metam. IV, v. 662 ff. — Als 476.
Porseus seine Hochzeit mit Andromeda feierte, wollte König Phi- (640.)
neus, dem sie früher verlobt gewesen war, sie ihm mit Waffen- D 3.
go walt streitig machen. Aber Perseus hielt ihm und seinen
Gefährten das Meduseuhaupt entgegen, welches sie versteinerte.
— Kechts im Mittelgrunde der Halle die Festtafel. Vorn links
steht Perseus, das Schwert in der gesenkten Rechten, das Haupt
der Medusa in der erhobenen Linken. Vorn rechts suchen Phineus
und die Seinen vergeblich über die Leichen ihrer schon zu Boden
gesunkenen Gefährten vorzudringen. Andere fliehen. Bez. 1. unten
(wie N. 475): Jordanus F.
Leinwand; h. 2,54; br. 3,60. — 1742 aus der Sammlung Carignan in Paris. —
Nach Dominici III, p. 435, befand sich ein Bild des Meisters mit demselben Gegenstand
beim Marchese Gir. Durazzo in Genua. — Gestochen von J. Beauvarlet ^ n, 39.
Susanna mit den beiden Alten. Rechts sitzt Susanna auf einer 477.
Steinbank vor dem mit einer Statue geschmückten Brunnen. Sie (6 5 2.)
ist nackt; doch bedeckt sie ihren Leib mit dem Linnentuch, H 1.
indem sie sich erschrocken nach den beiden zudringlichen Alten
umwendet, welche sich links hinter ihr durch den Rosengarten
herangeschlichen haben. Bez. unten in der Mitte:
oYOcxnas
J.
Leinwand ; h. l.f)7 : br. 2.40i2- — 1725 durch Leplat. — Inventar 1722, A 1580.
• bestochen von .7. F. Beauvarlet ^ 11, 38.
Magdalena. Lose vom Gewände umflossen, sitzt die blonde 478.
Büsserin links vor einem Felsenthore. Ihren Kopf stützt sie mit (654.)
der Rechten. Buch und Totenkopf liegen unter ihrem rechten RH.
12
178 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
Arm. Mit der Linken hält sie das Crucifix auf ihren Knieen.
Bez. unten in d. M. am Stein (wie N. 477): Jordanus. F.
Leinwand: h. 1,04; bv. 1,26. — Zuerst im Katalog von 1835 als Fr. Soliraena.
Als Giordano richtig im Katalog von 1843.
479. Die Pflege des hl. Sebastian. Halbtot ist der von Pfeilen
(655.) durchbohrte Heilige, der mit den Händen nach oben am Baume
H 3. befestigt ist, unter der Pflege der Frauen in die Kniee herab-
gesunken. Die hl. Irene kniet links neben ihm und hält ein
Tuch auf seine Wunde. Hinter ihr eine alte Dienerin. Rechts
-zwei Mönche. Am Himmel ein Engelreigen.
Leinwand; h. 2,00; br. 1,50. — Inv. 1722, A 46. — Das Bild zeigt den
ft-ühesten, sich noch eng an Ribera anlehnenden Stil des Meisters.
480. Der Einsiedler Paulus. Brustbild auf dunklem Grunde. Der
(685.) graubärtige Heilige hält mit der Rechten sein braunes Gewand.
H 3. in der Linken sein Kreuz und wendet sein Antlitz gen Himmel.
Links vor ihm auf dem Steintische liegt sein Brod.
Leinwand; h. 0,76V2: lt)r. 0,ß2V2- — luv. 1722, A 6, als »St. Johannes^- von
lUbera. — Gegenstück zum folgenden. — Nach H. bez.: Jnsepe de Ribera, espaSoI:
doch konnte diese Bezeichnung nicht aufgefunden werden ; luid dem rötlichen Tone
und der derben Behandlung iiach zu schliessen, gehören dieses Bild und das folgende,
wie schon verschiedene Kenner bemerkt haben , zu jenen Jugendbildern Luca Gior-
dano's, des Schülers Ribera's, welche bis in die neueste Zeit herein mit den Bildern
des letzteren verwechselt worden sind. — Phot. Braun XIV, 6.
481. Der hl. Hieronymus. Brustbild nach links auf dunklem
(686.) Grunde. Der graubärtige Heilige hält mit der Linken sein rotes
H 3. Gewand und legt die Rechte auf den Totenkopf, der links vor
ihm auf dem Tische ruht.
Leimvand; h. 0,77; br. 0,63. — Inv. 1722, A 8, als »Ribera. — Gegenstück
zum vorigen. Nach H. bez. : Jusepe de Rivera ; doch konnte diese Bezeichnung nicht
aufgefunden werden. — Vgl. die Bemerlcungen zum vorigen. — Phot. Braun VIII, 19.
482. David mit dem Haupte Goliaths. Kniestück. Der blonde
(647.) Recke steht links, blickt zurück und legt mit der linken Hand
R 1'^. das fahle, blutige Haupt des Riesen auf den Steintisch. Lächelnd
blicken rechts zwei Frauen herüber, von denen die eine eine
Handpauke hält. Links in der Ferne tobt die Schlacht.
Leinwand: h. 1,02; br. 1,2772- — 1723 durch den Cardinal Salerno als »Ent-
liauptung des Täufers.« — Gestochen von L. Zucchi.
483. Abraham, Hagar verstossend. Kniestück. Abraham macht.
(646.) nach links gewandt, mit der rechten Hand die fortvveisende Be-
ll 1. wogung. Sarah steht hinter ihm. Der kleine Isaak hält sich
C. Neapolitanische Schule. XVII. und XVIII. Jaii rh. 17i)
vorn an seinem Gewände fest. Links zieht Hagar davon. Der
kleine Ismael an ihrer Seite wendet sich noch einmal nach sei-
nem Si)ielgetahrten um. Andere Gestalten im Mittelgrunde.
[..Minvand: 1). 1.41)1/2: '»i'- 2.03. — Inventar 1722. A 7.3.
Bacchus und Ariadne. Links am Meeresstrande blickt Ariadne, 484.
welche in der Ecchten den Garnknäuel hält, von Amoretten um- (645.)
spielt, uon Himmel, an dem auf AVolken die Herrlichkeit des 36 c.
Olympes mit ihrem zukünftigen Sternbilde erscheint. Hinter
ihr hat Bacchus sich auf einer Wolke herabgelassen und ist
im Begriffe, zu ihr zu eilen. Sein Gefolge umschwärmt ihn.
Ganz vorn rechts reitet ein kleiner Amor auf einem Ziegenbock.
Leinuan.l: h. 2.62V2: br. 1,80. — Nach H. 172.> durch Lephit. Doch beruht
dies auf einer Verwechsehing mit N. 475: vielmehr zuerst im Inv. 1754. T 441. als
-Schulbild.
Der Raub der Sabinerinnen. Rechts vorn ist eine Sabinerin 485.
in die Kniee gesunken. Ein behelmter Römer naht ihr von(G44,)
hinten, um sie davonzutragen. Links vorn sträubt eine andere H 3.
sich in den Armen ihres Räubers. Andere Römer tragen im
Mittelgrunde, teils zu Fuss, teils zu Pferde, ihre schöne Beute
davon. Links im Hintergrunde eine Säulenhalle.
Leinwand ; h. 2,03 : br. 2.3212- — Inv. 1722, A 51. — Nach Dominici III, p. 41.j
hatte der Meister ein Bild dieses Gegenstandes für die Königin von Spanien zu malen.
Da diese aber starb, als das Bild vollendet war, ging es in den Besitz des Don Giulio
Navarretta. Marchese della Terza, über. — Gest. von D. Sornique und Gaillard ^ 11.40.
Lucrezla und Tarquinius. Links liegt die blonde Lucrezia. 486.
nackt, halb von hinten gesehen, unter gelbem Vorhänge auf (643.)
ihrem schneeigen Lager. Halbaufgerichtet stützt sie sich aut 34 c.
ihren linken Arm, während sie die Rechte abwehrend gegen
Tarquinius erhebt, der sie mit der einen Hand anpackt, mit der
andern nach rechts hinausdeutet, wo sein Negersklave steht.
Leinwand; h. 1,35; br. I.8III2. — 172S durcli Lor. Rossi. — - Nach Dominici
III, p. 415 ursprünglich im Besitze des Don Andrea d'Avalos. Fürsten von Monte-
.sarchio. — Gestochen von P, Tanje ^ L 37.
Seneca's Tod. Rechts wird der sterbende Philosoph von 487.
seinen schmerzlich bewegten Schülern aus der Wanne gehoben, (042.)
in der er sich die Adern aufgeschnitten hat. Links sitzen andere H 1.
Schüler, von denen einer vorliest. Rechts vorn sitzt ein zweiter
mit einem grossen Buche. Im Hintergrund ein Fenster, zu dem
man nuf Rom hinausblickt, während ein Zuschauer hereinblickt.
12*
180 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand: li. 1,50: br. 2.27. — 1751 aus der Sammlung Crozat zu Paris H. —
Inv. 1754, I 20G. — Wahrscheinlich, auch nach dem Ab^'-gc -. das Bild dieses Gegen-
standes, welches der Meister in 24 Stunden gemalt hatte, um einem Nebenbuhler sein
Können zu zeigen: Dominici III, p. 432. — Gestochen von P. .\veline )K I, 38.
488. Rebecca mit Abrahams Knecht. Kniestück. Rechts steht
(648.)Eebecca am Brunnen, eine Feder im Haar. Hinter ihr blicken
34 b. die Köpfe eines Kameeis und seines Treibers hervor. Links neigt
sich vor ihr der junge Knecht Abrahams, welcher ihr die Ge-
schenke seines Herrn überreicht. Neben ihm noch zwei andere
Männer und ein Pferd.
Leinwand; h. 1,251/2; l-»r- 1)46V2- - luv. 1722, A 1147. — Gestochen von
Jos. Wagner ^ I, 3G.
489. Maria mit dem Kinde. Kniestück. Die Muttergott,es sitzt
(653.) etwas vorübergebeugt nach rechts gewandt und drückt mit beiden
36 d. Armen den göttlichen Knaben an ihre Brust.
Leinwand; h. 0,74; br. 0,62. — Zuerst im »Catalogue« von 1765.
490. Loth mit seinen Töchtern. Loth sitzt, nach links gewandt.
(651.) mit dem Eücken an den Knieen einer seiner Töchter. Er erhebt
D 2. in der Rechten seine Weinschale. Seine zweite Tochter kniet
mit dem Kruge links neben ihm. [m Hintergrunde links die
brennende Stadt.
T;einwand; h. 1,52; br. 2,06. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gestochen
von J. Beauvarlet ^ II, 37.
491. Jacob und Rahel am Brunnen. Links Jakob mit seiner Ka-
(649.)i"^wane; Kameele im Hintergrunde. Rechts Rahel mit ihrer
H 3. Heerde ; die Stadt iai Hintergrunde. Jakob ist im Begriffe,
den schweren Steindeckel vom Brunnen zu heben. Rahel schaut,
auf ihren Hirtenstock gestützt, dankbar -wohlgefällig zu.
Leinwand; h. 2,04; br. 2,32. — Inv. 1722, A 47. — Nach Dominici III, p. 404.
hatte der Meister diesen Gegenstand für die Nunziatakirche zu Neapel gemalt. —
Gestochen von Jos. Wagner ^ I, 35.
492. Die Schlacht der Israeliten mit den Amalel<itern. Vorn das
(650.) Schlachtgewühl zu Fuss und zu Pferde. Links oben auf dem
R 10. Borge Moses und Aaron. Rechts unten liegen Leichen. Das
Schlachtgewühl bewegt sich von links nach rechts. Die Be-
zeichnung lordanus F. u. i. d. M. sieht verdächtig aus.
Leinwand: h. 1,76V2; br. 2,20. — 1748 durch Benzoni aus Venedig. — Inv.
1754, I 379, als OrigiuaL Gegenstück zum folgenden. Die Eclitlieit dieses Bildes
wurde schon bei II. bezweifelt, ob mit Recht, steht dahin.
C. Neapolitanische Schule. XVII. und XVIII. Jalirh. 181
Gideons Sieg über die Midaniter. Buch der Kichter VII, von 493.
8 — 13. Nachtstück. Wildes Handgemenge von Reitern und (65 6.)
Fusssoldaten , welche Fackeln in den Hcänden halten. Das K, l«^-
Schlachtgewühl bewegt sich von links nach rechts. Die Be-
zeichnung lordanus F. unten rechts sieht verdächtig aus.
Leinwand : h. I.78V2: It- -,28. — 1748 durch Benzoni aus Venedig. — Inv.
17.")4. T :)7S. — r4ec:enstüek zum vorij:;rcn. Vergleiche die Bemerkung zu diesem.
Männliches Bildnlss. Brustbild nach rechts auf braunem 494.
Grunde. Brauner Hut, brauner Rock. Rechts ein Totenkopf, (6 5 7.)
den der Dargestellte mit dem Daumen und dem Zeigefinger H 1-
seiner linken Hand berührt.
Leinwand; h. 0,73; br. 0,GOii. — 1741 als Selbstbildniss des Meisters aus den
köiiigL Gemächern zur Galerie. Das Inv. von 1754, I 309, der »Catalogue« von 17G5
und das Abrege von 1782 gaben die Bezeichnung als Selbstbildniss auf und nannten
es nur noch als Schulbild, was jedenfalls vorsichtiger Avar. Bei H. wieder unter den
ecliten Bildern des Meisters.
Männliches Bildniss. Halbfigur, nach rechts, auf graubran- 495.
nem Grunde. Der barhäuptige, schwarzhaarige Herr trägt einen (658.)
schwarzen Rock mit aufgeschlitzten Aermeln. Nur seine rechte 34 d.
Hand ist sichtbar.
Leinwand; h. 0.83; br. 0,G4V2- — 1S5G aus dem Vorrat; von H. den Bildorn
Luca Giordauo's eingereiht. Doch ist diese Bestimmung mindestens zweifelhaft, um
so mehr, da die Angabe, dass es ».lordanus« bezeichnet sei . sich nicht bestätigt.
Francesco Solimena.
Gen. l'Abbate Ciccio. Geb. zu Nocera den 4. October 1657,
gest. zu Neapel den 5. April 1747. Durch mannigfaltige Ein-
flüsse und Reisen zu einem eklektischen Manieristen heran-
gebildet. Thätig zumeist in Neapel.
Der Kampf der Kentauren und Lapithen. Ovid's Metamorpho- 496.
sen XII, V. 210ft'. Die Kentauren überfielen die Lapithen, als (660.)
deren Fürst Pirithous Hochzeit mit der schönen Hippodamia H 1.
hielt. In der Mitte kcämpft ein Kentaure, nach links gewandt,
die Keule in beiden Händen schwingend, gegen den gehelmten
und geharnischten I^apithen, der ihn am Schulterraantel zerrt
und seinen rechten Fuss auf den Leib eines gefallenen Kentauren
setzt. Links vorn liegen Verwundete am Boden. Hinter ihnen
flüchten Frauen, Rechts hinten jagen Kentauren mit geraubten
Frauen von dannen.
182 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand; h. 1,7872; t)r. 2.74. — 1725 durch Leplat. Nach dem Inventar
«inarienti (vor 1753j N. 202, Fol. 4(), ein .[uf,'-endwerk des Meisters: *opera latta in
gioventvi.« — Phot. Braun XIV. 7.
497. Maria in Wolken über Heiligen. Vorn auf dem Felsengrunde
(664.) steht links, von einem Schutzengel geleitet, ein Knabe, kniet
H 1. rechts der hi. Franciscus de Paula. Beiden erscheint Maria mit
dem Kinde, welche vor goldgelbem Lichtglanz, von Engeln und
Engelk(}pfen umspielt, auf Wolken thront.
Leinwand; h. 0,97V2i ^>^'- OiOS^Jz. — 1745 durch Ilossi mit dem folgenden,
seinem Gegenstücke, aus der Casa Widman in Venedig. Gestochen von P. A. Kilian
^ II, 41 ; desgleichen von .Jos. Wagner. — Phot. fies.
498. Die Vision des hl. Franciscus. Der Heilige ist, nach links
(6 6 5.) gewandt, am Fusse seines dürftigen Lagers zusammengebrochen.
H 1 . Auf seinem Lager aber sitzt der Engel, welcher die Geige spielt.
Andere, mit herabgeschwebte Engel umringen ihn.
J^eimvand ; h. 1,00; br. l.OOVa- — 1745 durch Y. Rossi aus der Casa "Widman
in Venedig. — Gegenstück zum vorigen.
499. Mater dolorosa. Halbfigur, fast von vorn, auf braunem
(666.) Grunde. Sie faltet die Hä,nde und blickt mit rot geweinten
4 c, Augen gen Himmel. Rechts neben ihr ein Felsentisch.
Ital. Pappelholz ; h. 0,53 ; br. 0,42. — Im September 1743 erworben. Wahr-
scheinlich Inv. 1754, I 199, als unbekannt.- Im ;Catalogue von 1765 schon als
Solimena. — Gest. von E. G. Krüger und F. Müller. — Phot. Braun A', 17. — Phot. Ges.
500. Sophonisbe. Rechts thront die Königin zwischen Säulen
(662.) unter gelbem Vorhange. Zu ihrer- Rechten steht eine alte
R '^- Dienerin, zu ihrer Linken, als Halbfigur sichtbar, ein beturbanter
Diener. Links vor ihr steht der geharnischte Bote ihres Gatten
in seinem Gefolge und überreicht ihr das Gefäss mit dem Gift.
Leinwand : h. 1.77 : br, 2.32. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 16. Mit dem
folgendon. seinem Gegenstücke, aus der Sammlung des Procurator Canale zu Venedig.
501. Juno, Jo und. Argus. Links thront Juno auf einer Wolke;
(663.iL-is, die geflügelte Botin der Götter, steht neben ihr; ein kleiner
H 1. Amor unter ihr. Links zu ihren Füssen liegt die Kuh, in
welche sie Jo aus Eifersucht verwandelt hat. Sie überweist die-
selbe, mit der Rechten auf sie hinabdeutend . dem rechts in-
mitten seiner Heerde sitzenden Hüter Argos.
Leinwand; h. 1,81; br. 2.32. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 59. Mit dem
vorigen, seinem (iogenstücke, aus der Sammlung des Procurator Canale in Venedig.
Phot. Braun XV, 4.
C. Ncapolitanisclie Schule. XVII. und XVIK. Jahrb. Ib3
Der Frauenraub der Kentauren. Andere Scene der Handlung 502.
unseres Bildes N. 490. In der Mitte sprengt ein Kentaur, der (661.)
eine geraubte Frau im Arm hat. nach links davon. Ein zweiter «^^ h.
folg-t ihm. Zwei Amoretten schweben über ihnen in der Luft.
Vorn zwei abwehrende Frauen. Links liegt ein toter Kentaur
am Boden. Kechts im Mittelgrunde tobt der Kampf.
Loiuwand: h. 1,1": l^r. 2, .31. — 1723 durch Lor. Rossi. Damiils (zu Lebzeiten
Solimena's) ohne den Namen des Künstlers. Im Imentar Guarienti N. 2S2 und in
allen ijedruekten Katalogen als ei^enhändi^'es Werk des Meisters. Es fracrt sich, ob
(las Inventar 1722 ff. i A 150S) nicht richtiffer urteilte.
Nach Solimena.
Maria in Wolken über Heiligen. länks vorn ein Knabe, von 503.
einem Engel geleitet. Rechts vorn der heil. Franciscus de Paula. (6 6 7.)
Leinwand; h. 0.76; br. 0,66. — Zuerst im Katalog- von 1835. — Es ist eine R 5.
etwas verkleinerte und zusammengezogene Copie nach unserem Bilde N. 497. Als ihr
Urheber gilt ein gewisser Pietro Paccia, der ein Schüler Soümena's gewesen sein soll.
Schule Soiimena's.
Die Muttergottes. Halbfigur, von vorn gesehen, auf grauem 504.
Grunde. Sie hält ein Buch in der rechten Hand und blickt (6 6 8.)
andächtig gen Himmel. R 15.
Leinwand; h. 0,47V2; t*!"- 0,35V2- — Im Inventar 1751, I 307, als Original
Solimena's. Doch schon bei H. mit Recht nur als Schulbild.
Sebastiane Conca.
Geb. zu Gaeta 1676, gest. zu Rom 1764. Zuerst Schüler
des Solimena in Neapel, schloss er sich später in Rom, wo er
hauptsächlich tiiätig war, der Richtung Pietro da Cortona's an.
Die hl. drei Könige vor Herodes. Links thront Herodes mit 505.
seiner Gattin unter grünlich -blauem Vorhange vor mächtigen (^(j(j9_^
Palastbauten. In seinem Gefolge ganz vorn ein Jüngling mit H 3.
einem Hunde. Herodes erhebt sich, um die drei Kijnige zu
begrüssen, welche von rechts genaht sind. Vorn steht der
Mohrenkönig. Rechts im Mittelgrunde rüstet ihr Gefolge sich
zur Abreise. Im Hintergrunde zahlreiche Zuschauer.
Leinwand: h.2,47; br. 4.64. — 174:> durch V. Rossi.
184 Italiener des siebzehnten Jahrliunderts.
D. Die florentinische Schule.
Francesco Furini.
Geb. zu Florenz um 1600, gest. daselbst 1049. Schüler des
Matteo Rosselli zu Florenz. Thätig zumeist in Rom und Florenz.
506. Eine Märtyrerin. Brustbild ohne Hände auf dunklem Grunde.
(71.) Sie blickt schwärmerisch nach links empor. An der rechten
3 b. Seite ihres Halses eine Schnittwunde.
Leinwand ; h. 0,47 ; In-. 0,3GV2- — 185" aus Steinla's Sammliuig. — Bislier als
heil. Cäcilie erklärt, wofür Ivauni genüg'encle Anhaltspunkte vorhanden sind.
Simone Pignoni.
Geb. zu Florenz 1014, gest. daselbst 1C98 (nicht 1706;
vergl. Nagler, XI S. 300). Schüler des Fr. Furini. Thätig
in Plorenz.
507. Die Gerechtigkeit. Halbfigur, nach links gewandt, nach rechts
(73.) emporschauend. Die Wage in der Linken, das Schwert in der
34 d. Eechten. Ein Lorbeerkranz auf dem Haupte. Bez. u. r. : S. P.
Leinwand: h. 0,91V2; hr. 0,7"). — Aus der lümstkammer. Inv. 1722. A is:!.
Carlo Dolci.
Geb. zu Florenz den 25. Mai 1616; gest. daselbst den 17. Jan.
1686. — Schüler des Jacopo Yignali, eines Schüler des Matteo
Eosselli. Thätig in Florenz.
508. ^'^ Tochter der Herodias. Kniestück. Sie wendet ihren blon-
(74.) <^^en Kopf nach rechts, hält aber die Schüssel mit dem Haupte
B 1. Johannes des Täufers nach links empor. Sie trägt ein blaues
Kleid über grünem Kocke, einen reich mit Edelsteinen besetzten
Gürtel und ein Perlenhalsband. Blutflecken an der Schüssel.
Leinwand; h. 0,95V2; l>i'- 0,80V2- — 1742 durch de Brais aus der Sammlunj,'
dos Prinzen Carignan zu Paris. — Nach Baldinucci (Vol. VI, 1728, p. 503) für den
.Marchose Rinuccini in Florenz j^emalt. Gestochen von P. A. Kilian )K I. 42. Phot.
Braun XIV, 2 und Pliot. Ges.
509. ^'^ ^^- Cäcilie. Cäcilie sitzt als Halbfigur, nach links ge-
(75.) wandt, im Profil gesehen, an der mit rotem Vorhang geschmück-
B 1. ten Orgel. Sie trägt ein gelbes Kleid mit violettem Mantel
und eine Perlenbroche mit einem Eubin in der Mitte. Ihre
Hände gleiten über die Tasten. Links unten eine Lilie.
i). Floren tinische Schule. XVII. Jahrh. 185
Leinwand: h. 0,96'/2: br. O.TOVa- — 1"^- niit dorn vorigen aus der Sammlunp:
Carignau in Paris. Gemalt nach Baldimicci, (Vol. VI, 1728, p. 503) für den Gross-
herzog Cosinus III.. der es dem Schatzmeister des Königs von Polen schenkte. Ge-
stochen von r. A. Kilian }^ I. 4o und von F. Knolle. Phot. Braun I. 11 und Phot. G'v--.
Halbfigur des Heilandes. Christus sitzt, von vorn gesehen, an 510.
einem weissbedeckten Tische, auf dem der Kelgh steht. Die (7G.)
Rechte hält er segnend erhoben, in der Linken hält er das Brod. 1^ 1-
den Blick wendet er nach rechts empor. Der Heiligenschein
ist hell aus dem grauen Grunde herausgearbeitet.
Leinwand ; h. 0,87 : In-. 0.7.5. — 1746 aus der Casa Rumieri in Venedig. —
Erwähnt von Baldinucci (Vol. VI, 1728, p. 505). Eine Copie im Louvre zu Paris:
dort auch nur als solche bezeichnet. — Gestochen von Fr. Ba.san ^ I. 41 und von
Planer. — Phot. Braun TU. 3 und Phot. Ges.
Schule Carlo Dolci's.
Halbfigur der Maria. Grauer Grund. Ihr Blick ist zur Erde 511.
gesenkt. Ihre Hände sind auf der Brust gekreuzt. (77.)
Leinwand: h. 0.77: br. 0.60. — 1741 durch Heineckon aus Hamburg, ohne r> 1.
Angabe des Meisters. Als Maniera di Carlo Dolci« seit dem Inventar 1754, I 455 :
nach U. wahrscheinlich von Carlo"s Tochter Agne>e Dolci. was mau gelten lassen kann.
Ant. Dom. Gabbiani.
Geb. zu Florenz 1652, gest. daselbst 1722. Schüler des Dan-
dini in Florenz und des Giro Ferri in Eom. Durch beide Enkel-
schüler des Pietro da Cortona. Thätig in Rom und Florenz.
Das Gastmahl beim Pharisäer Simon. Der Heiland sitzt links 512.
am Tische und deutet auf Maria Magdalena, die vor ihm kniet (140.)
und seinen linken Fuss umklammert. In der Mitte trägt ein 33 d
Neger eine Fruchtschüssel in der erhobenen Linken. Der
Säulensaal ist links rot verhängt. Rechts Blick in's Freie.
Leinwand; h. 0,03: br. 1.39. — Zuerst im -Catalogue« von 1765.
Benedeüo Luti.
Geb. zu Florenz den 17. Xovember 166G: gest. zu Rom den
17. Juni 1724. Schüler des Ant. Dom. Gabbiani in Florenz.
Thätig zumeist in Florenz und Rom.
Der Heiland. Brustbild auf bräuulichem Grunde. Er hält 513.
die Rechte segnend erhoben. (78.)
Leinwand: hocJi'.val : h. 0.73V2: br. 0,60. — 1742 durch Riedel aus Prag. — B 3.
Bezeichnet auf der Rückseite: ..Eqvrs BenHÜdus lAitls phigehat. An)v> 1722."
Gegenstück zum folgenden.
186 Italiener des siel)z ehnicii Jahrhunderts.
514. Maria. Brustbild auf bräunlichem Grunde. Ihre Blicke sind
(79.) zu Boden gesenkt. Ihre Hände sind auf der Brust gekreuzt.
|{ •'>. l.üinwand; hoHioval : h. 0,72i/2; l>r. O.ßOVi- - 1"12 ilnirh Ificdol aus Pi;it,'. -
I'.fzoiclinct wio (las vorij,'e. soin ff<>(?onstück.
M Die Schulen Venedigs und seines Gebietes.
Alessandro Turchl.
(U'W. rOrbetto. Geb. 1582 zu Verona, gest. 1648 zu Rom.
Uispi-ünglich Seil ü 1er F. Brusasorci's in Verona, bildete er sich
in langen Wand(;rjahron zum Eklektiker aus. Thätig anfangs
zumeist in Verona. si)äter hauptsächlich in Rom.
515. Die Anbetung der Hirten. Schwarzer Grund. Rechts kniet
(356.) Maria mit dem Kinde im Arme neben Joseph. Links nahen die
3 1). drei Hirten. Der vordere kniet anbetend nieder, der mittlere
mit dem Hut auf dem Kopfe steigt die Treppe herab; ihm folgt
der dritte. Rechts oben am Himmel erscheinen Engel. Bezeich-
net links über dem Treppengevvölbe : ALEXANDER TVRCIS F.
Sclii(^for: h. (».'J.'»: hr. O,:'.?'^. ZiHTsi im Katalog' von \S'Mj.
516. Die Darstellung Christi im Tempel. Links steht Simeon mit
(357.) dem Christkind im Arme; vor ihm kniet Maria; hinter ihm
33c. stehen zwei junge Tempeldiener mit brennenden Kerzen; neben
ihm steht ein zweiter Priester, dem Joseph die Tauben über-
reicht; über ihm schwebt ein Engelreigcn. Rechts vorn unter
andern Zuschauern eine halbnackte Frau, die ihr Kind empor-
licbt. Bez. 1. u.: ALEXANDER VERONENSIS F.
luipfor; h. 1,0072- '»i- 0,8172. — 1742 aus der Saminlun},' Carifruan zu l'aris.
Vor^'loiclio Hoinoclcon, Nachricliton (1708) T, S. 210.
517. Der Schmerzensmann. Halbligur von vorn auf schwarzem
(358.) Grunde. Die Hände des Heilandes sind gebunden. Das Rohr
4 b. hält er im Arme. Der Purpurmantol umhüllt ihn lose. Das
dornengekriuite, von hellen Strahlen umleuchtete Hau])t richtet
er schmerzlich nach links gen Himmel.
Öchiolor : liochoval: h. d.i.''): l>r. 0.11. Iinontar 17.')1. I 'A>^.
518. Die Steinigung des hl. Stephanus. Schon ist der Heilige
(350.) nach links rückwärts zu Boden gesunken. Links und rechts
32 a, halten kräftige Männer noch Steine, zum AVurf ausholend, in
E, Venezianische Scliulen. XVlI.Jahrli. 187
den erhobenen Händen. Weiter zurück gafft das Volk. Ans
der himmlischen Herrlichkeit schwebt links oben ein Engel mit
der Krone und der Palme herab. Violetter Grund ohne Landschaft.
Aimtliyst -Mtxaik : hroitoval : von bunt vorziortom achteckigem Kahnion iim-
x'lilossen: h. 0.24Mo: l>r. 0.o2i/2. — Zuerst im Katalog von 1S12.
Die hl. Dreifaltigkeit Schwarzer Grund. Gottvater thront 519.
vmu vorn gesehen, doch blickt er nach links. Er halt den(3G0.)
Leichnam Christi auf dem Schoosse. üeber ihm schwebt die 3 c.
Taube des heiligen Geistes zwischen Engeln und Engelköpfen.
Scliiefpr: h. :)3 : br. 0.2S. — Zuer'it im «'atalogue« von 1765.
Maria mit dem Kinde. Schwarzer Grund. Maria thront von 520.
vorn gesehen, hält das Kind auf ihrem linken Knie nnd ent-(361.)
blfisst mit ihrer rechten Hand ihre linke Brust, um sie dem 3 c.
Kinde zu reichen. Rechts vorn der Korb mit den V^andeln.
s-hiofer: h. (1.201/0: br. 0.18V2- — Inventar 1722. A 387.
Venus und Adonis. Verkürzt von vorn gesehen, liegt der 521.
tJ'tlich verwundete Adonis an den Knieen der Venus, welche (3 G 2.)
seinen schlaffen rechten Arm mit dem ihren ausstreckt und 3 c.
sich über ihn beugt, um ihn zu küssen. Rechts zwei Hunde.
Links stützt Amor sich bewegt auf seinen Bogen.
Si-hiefer: h. u,27 : br. 0,:34:. — 1742 aus der Sammlung Dubreuil in Paris. —
Im Inventar Ciuarienti (N. 134H) als >Opera perfetta dell" autore< gerühmt. — Ge-
-to.li..-ii von .1. Heauvarlot ^ IT. l.j.
Das Paris- Urteil. Der schöne Hirt sitzt rechts, nach links 522.
gewandt, auf einer kleinen Anhöhe. Merkur steht hinter ihm. (363.)
Amor sitzt vor ihm. Seine Schafheerde ruht neben ihm. Er 32 c.
ist im Begriffe der vor ihm stehenden Venus, über deren Kopf
ein Liebesgott schwebt, den Apfel zu reichen, während links
liinter ihr Juno sich erzürnt abwendet und Minerva sich nach
ihren Gewändern bückt, um sich wieder anzukleiden.
Ital. Papi>elholz: h. O.GO : br. 0.h4'/2- — Inventar (Tuarienti (vor 17."jo) N. 499.
F'riilifr beim Si-nat'T Isolani in Pobigna.
David mit dem Haupte Goliaths. Kniestück nach rechts auf 523.
dunklem Grund. David trägt einen gelbroten, mit Pelz gefüt-(365.)
terten Rock und eine Pardelfellmütze. Die Rechte stützt er C 3.
auf das Schwert, in der Linken hält er das Haupt des Riesen.
Leinwand: h. 1,27: br. l.HVa- — "'> "^ tli»*^ im luv. 1722 (A 102» erwähnte
unliokannte Original auf^ Polen sei. wie H. annahm, ist nicht mehr auszumachen.
AI- Orbetto im Inventar fiuarienti (vor 17.">3i N. 28: mit H. an dieser Benennung zu
zweifeln, »^ehen wir keinen Cirund. — Phot. liraun VI. 11 und Phot. Ges.
188 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
Schule des Orbetto.
524. Venus mit der Leiche des Adonis. Vorn tragen sieben Amo-
(364.) retten den Leichnam des Adonis herein. Zwei begiessen ihn von
E, 14. oben mit Wasser. Rechts entsteigt Venus ihrem Tauben -Wagen
und eilt lebhaft bewegt ihrem Liebling entgegen. Links in der
Landschaft der Eber, der ihn getötet.
Leinwand; h. 0,66; br. 0,90. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein zu Dux.
Bei H. unter den echten "Werken Orfcetto's ; ist jedoch zu roh für diesen Meister.
Alessandro Varotari.
Gen. il Padovanino. Geb. zu Padua 1590, gest. zu Venedig
1650. Gebildet hauptsächlich nach dem Vorbilde Tizian's und
Paolo Veronese's; thätig in Padua und in Venedig.
525. Judith. Kniestück. Mit dem Körper nach rechts, mit dem
(3 6 6.) Kopfe halb nach links gewandt, steht die schöne Jüdin da. Die
5 c. Linke stützt sie auf das Schwert, mit der Eechten hält sie das
Haupt des Holofernes. Sie trägt einen gelben Mantel über rot
und weiss gestreiftem Kleide. Ihre linke Brust ist entblösst.
Links hinter ihr ein roter Vorhang, rechts die blaue Luft. "*
Leinwand; h. l,32i|2; hr. 0,96. — 1725 durch Leplat. — Ein gleiches Bild
in der Kaiserl. Galerie zu Wien. — SchAvarzkunstblatt nach dem Wiener Exemplare
von Premier : Stich von J. Troyen. — Phot. Braun YI, 12. — Phot. Ges.
526. Weiblicher Studienl<opf. Der schöne, von rotbrauner Flechte
(369.)iirawundene Kopf hebt sich, fast von vorn gesehen, vom dunklen
5 c. Grunde ab. Die Brust ist, so weit sie sichtbar, mit einem auf
den Schultern zusammengeknöpften weissen Hemde bedeckt.
Leinwand; h. 0,40V2; hr. 0,2872- — Inventar 1722, A 202, als »Salviati.« —
Bei If. I)oreits als »Varotari. < — Pliot. Ges.
Schule des Varotari.
527. Lucretia. Kniestück auf dunklem Grunde. Die Kömerin
(368.) sitzt vorgebeugt, nach rechts gewandt an einem Tische, auf
K 14. welclien sie ihren linken Arm legt, während sie sich mit der
Rechten den Dolch in die Brust stösst.
Leinwand; h. 1,08; br. 0,92. — 1725 durch Leplat als »Schüler Tizian's.«
Im »Catalogiieo, von 1765 nicht, wie das folgende, sein Gegenstück, als >^ Varotari.
Beide sind zu schwach für eigenhändige Bilder des Meisters.
528. Kleopatra. Kniestück auf dunklem Grunde. Links ein Tisch.
(367.) auf dem eine Schale stellt. Die ägyptische Kimigin sitzt zurück-
R 14. gebeugt da, entbl()sst mit der Linken ihre Brust und hält mit
der Eechten die Natter, von der sie sich beissen lässt.
E. Venezianische Schulen. XVII. Jahrh. 189
I^inwand; h. 1,08; br. 0,92. — 1725 durch Leplat als »Schüler Tizian's. .
Do'-h schon im Katalog voir 1765 als »Varotari. Vergl. die Bern, zum vorigen Bilde.
Pietro Liberi.
Geb. zu Padua 1605, gest. zu Venedig den 18. October 1687.
(Diese Daten . durch Zanetti p. 385 urkundlich beglaubigt,
haben gegenüber anderen Angaben als allein richtig zu gelten.)
Nachfolger des Varotari, jedoch selbständig zu oberflächlichem
Manierismus weiterentwickelt. Thatig zumeist in Venedig.
Das Paris -Urteil. Paris sitzt rechts unter dem Baume und 529.
reicht der links stehenden, halb von hinten gesehenen Venus (3 70.)
den Apfel. Hinter ihm steht Juno, deren Pfau auf dem Baume E 4.
sitzt, und legt ihren linken Arm schmeichelnd auf seine Schulter.
Vor ihm am Boden sitzt Pallas Athene. Zwei kleine Liebes-
götter treiben zwischen Paris und Venus ihr Spiel.
Leinwand; h. 1.99; br. 1.67. — Inventar 1722, A 27. — Phot. Braun V, 16.
Alter und Jugend. Kniestück auf grauem Grunde. Ein 530.
weissbärtiger Mann mit verhülltem Haupte hält in der Rechten (371.)
ein Buch und erhebt mit der Linken eine dreiköpfige Tierbronze 36 a.
als Symbol ägyptischer Weisheit. An seine Brust schmiegt sich
ein Jüngling, den er mit seinem Mantel umhüllt. Die Allegorie
wird als »Jugend im Schutze der Weisheit« gedeutet.
I^inwand: h. 1.18; br. l,99i,2- — ^ach H. im Inventar 1722, -was jedoch auf
einem Irrtum zu beruhen scheint. — Sicher im »Catalogue« von 1765. — Gestochen
(unvollendet) von C. G. Rasp.
Pietro della Vecchia.
Geb. zu Venedig 1605, gest. daselbst 1678. Schüler Varotari's.
Thätig in Venedig.
Ein schwarzbärtiger Krieger. Kuiestück vor grauer Nische. 531.
Weisse Weste, dunkler Mantel. Mit der fechten zieht er sein (372.)
Schwert, dessen Scheide auf seinem Knie ruht. 37 a.
Leinwand; h. 1,17''2: *Jr- 0.99'l2. — 1748 durch B. Benzoni aus Casa Ghelthof
in Venedig.
Ein geharnischter Krieger. Kniestück, fast von vorn. Stahl- 532.
heim und Stahlpanzer. In beiden Händen ein rotes Banner. (374.)
Unten im Hintergrunde eine weite, dunkle Landschaft. 37 a.
Leinwand; h. 1,17: br. 0,93. — Inventar 1754, I 237.
190 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
533. Saul und David mit dem Haupte Goliaths. Kuiestück. Der
(375.) alte graubärtige Saul steht in glänzender Rüstung an der
37 d. Brüstung, auf welcher er mit der Kechten das Haupt des Eiesen
hält. Rechts hinter ihm David in rotem Federhut.
Leinwand: h. l.lSio: br. l.OlVs- — Inventiir 1722. A 1S3.
534. Die Spindeldiebe. Kniestück. Eine Alte schlägt nach links
(373.) gewandt, mit dem Pantoffel auf drei Kinder ein, von denen das
37 d. vordere sich mit ihrem Spinnrocken und ihrer Spindel davon-
maclit, während ein zweites ihr den Arm zu halten sucht.
Im Hintergrunde ein Baum,
Li^iuwand: h. 1.01: br. I.IS. — Zuerst im -Catuloi^ue von 1765.
535. Wahrsagerscene. Kniestück auf grauem Grunde. In der
(3 7 G.) Mitte sitzt ein Zauberer in rotem Mantel und rotem Hut vor
35 d. einem Buche an dem Tische, an welchem reclits die betur baute
Wahrsagerin mit Totenkopf und Buch, links aber ein junger
Krieger steht, welcher jener seine Hand hinüberreicht.
Buchenholz: h. 0,161,2: br. 0.26V2- — I"^'- l'i'-2. B .")'±2. als :>Prete Geuove>e<:.
ein PMlosophus. — Im Inv. 1754, I 50-4. dagegen als >Maniera di Pietro doUa A'ccchia.<;
Als Original dieses Meister.s seit dem ; Abregn« von 1782.
Giuüo Carpione.
Geb. zu Venedig IGll, gest. zu Verona 1674. Schüler AI.
Varotari's. Thätig zu Venedig. Vicenzo und Verona.
536. Latona, die Bauern in Frösche verwandelnd. Ovids Metamor-
(377.)phosen VI. v. 338 — 380. Die Mutter ApoUons und Diann's
i^4 d. sitzt rechts mit ihren beiden Kindern im Rasen. Links im
Wasser unter hohen Bäumen die schilfschneidenden Bauern,
welche die umherirrende Göttin hinderten, ihren Durst zu löschen.
Zwei von ihnen zeigen bereits die Köpfe der Frösche, in die
sie zur Strafe verwandelt wurden.
Leinwand: h. 1.08: l)r. 1.31' 2- — l'i^"' durch Ro-si aus Venedig. -- Gegen-
stück zum folgenden.
537. Koronis in eine Krähe verwandelt. Ovid's Metamorphosen II.
(378,) V. 572 — 588, Vorn links läuft der alte Neptun, nach rechts
34 d. gewandt, der Nymphe Koronis nach, welche, fast schon in's
Meer gedrängt, von der mit zwei Amoretten am Himmel erschei-
nenden Pallas Athene in eine Krähe verwandelt wird. Schon ist
ihr linker Arm zum Flügel geworden: schon hat sie sich über
das Meer in die Luft erhoben. Hinter Poseidon sein Muschel-
wagen.
E. N'eneziauische Schulen. XVJl. Jahrb. 191
Leinwand; h. 1,08; br. l.olVa- — 173S, wie das vorige, sein GogeustilcU.
durch Knssi ans Vonedii^. nicht wie H anininmt. 1744 aus der Casa (xriniani Calertri.
Ariadne, von Bacchus entdeckt. Links unter hohem Baume 538.
vor rotem Vorhange auf gelbem Teppich liegt Ariadne und wendet (379.)
sich, halb aufgerichtet, nach rechts, wo Bacchus steht, sie 34 b.
liebevoll anblickt und ihr die Krone bietet. Ueber ihm schwebt
Amor mit der Fackel. Links und reclits. vorn und hinten,
ergeht sich das Gefolge des Gottes; ganz vorn zügelt ein kleiner
Paniske den Panther mit einem Eebeukranze.
Leinwand: h. 1,11: lir. 1,.j4. — 172.") durch Leplat.
Bacchanal. Links eine Bacchusherme auf hohem Sockel. 539.
Darunter ein Knabentrinkgelage neben nicächtigem Weinkruge. (380.)
Li der Mitte ein mit Tüchern behängter Baum. Davor ein 34 b.
Bacchantinnenconceii;; etwas weiter zurück ein Satyr, der. leb-
haft bewegt, mit hoch erhobenem linken Beine mit einer
Bacchantin tanzt. Eechts vorn schlummert eine andere Bacchantin.
Leinwand: li. I.I6V2; ^'i- l-'J^Vu- — 17-5 durch Leplat.
Girolamo Forabosco (Ferabosco, Ferrabosco).
Geb. zu Padua im ersten Drittel des XVII. Jahrhunderts, gest.
zu Venedig um 1680. Seiner Zeit neben Pietro Liberi der
angesehenste Meister Venedigs.
Die junge Frau und der Tod. Halbtigur ohne Hände, nach 540.
links, auf dunklem Grunde. Sie trägt einen Blumenkranz im (381.)
Haar. Ihr Oberkörper ist ganz entblösst. Rechts hinter ihr 36 d.
steht der Tod, dessen Knochenarm ihre Seite umfasst. Sie
sucht zu entrinnen. Ihr Antlitz ist schmerzlich verzogen.
Leinwand: h. 0,74V2- ^>r. 0,5972- — 174() au.s der herzogl. Galerie zu Modena.
Daraals dem (Inido Canlassi (("agnacci) zugeschrieben. So auch in dem Modeneser
Inv. l)ei V^enturi p. :5ö4. Doch seit dem Inv. 1754, I 835, dem Forabosco gegeben.
Giovanni Battista Molinari.
Geb. 163G zu Venedig, lebte daselbst noch 1682. Schüler
P. della Vecchia's. Thäti^- zu Venedig.
Die Trunkenheit Noah's. Der trunkene Patriarch sitzt rechts 541.
unter einem Baume auf rotem Gewände. Einer seiner Söhne (414.)
hebt mit dem Henkel eines Korbes das rechte Bein desselben in El.
die Höhe. Hinten als Halbfiguren tiefer stehende Zuschauer.
Leinwand: h. 2,03 : br. 2,38. — 1731 durch Loplat (nicht 1741 durch Iio.s>i.
wie bei H.), oliue Angabe des Künstlernamens. d»'n das Bild jedoch schon im
Inventar 1754 (I 35.0) erhielt.
192 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
Andrea Ceiesti.
Geb. zu Venedig l(i89, gest. daselbst 1706. Suchte das
Studium der älteren venezianischen Meister mit der in den For-
men ausladenderen, in der Färbung süsslicheren Geschmacks-
richtung seiner Zeit zu vereinigen. Thätig zu Venedig.
542. Der bethlehemitische Kindermord. Links vor einem Palaste
(382.) ein wildes Durcheinander von dreinhauenden und stechenden
E 1 . Männern, toten, flüchtenden, ringenden Frauen und sterbenden
Kindern. V^Teiter rechts hält ein kräftiger, stark ausschreitender
Mann ein Kind in die Höhe. Noch weiter rechts kniet ein
anderer, im Begriffe, ein Kind, das er am rechten Beine empor-
hält, mitten durchzuhauen.
Leinwand: h. 2.72: br. 4.34. — Inventar 1722. A 69.
543. Die Israeliten, ihren Schmuck zusammentragend. 2. Buch
(383.)Mosis, Cap. 32. Aus dem Goldschmucke soll das goldne Kalb
E 3. gegossen werden. Links sitzt eine Frau, deren nacktes Kind
neben ihr steht und sich an sie schmiegt. Rechts bücken sich
zwei Männer, um ihre Gaben auf den Boden zu legen. Hinten
das Volk in der Wüste.
Leinwand; h. 1,39; tr. 2,02. — 1725 durch Leplat.
544. Bacchus und Ceres. Links sitzen die beiden Gottheiten
(384.) liebend nebeneinander: Ceres vorn, Bacchus, welcher eine Schale
E 3. in der erhobenen Linken hält, weiter zurück. Zu ihren Füssen
erhebt ein kleiner Liebesgott einen Pfeil in der Linken; ein
zweiter verrichtet ein Bedürfniss. Hinten bacchisches Treiben.
Leinwand; h. 1,78; br. 1.93. — 1725 durch Leplat. — Phot. Braun X, 9.
Antonio Bellucci.
Geb. 1654 zu Pieve di Soligo bei Treviso, gest. ebenda 1715.
(Federici Mem. II, p. 122.) Gebildet in Venedig; thätig nach-
einander an den Höfen Kaiser Joseph's II. in Wien, des Kur-
fürsten Johann Wilhelm in Düsseldorf und zu London. Vor-
zugsweise aber in Venedig.
545. Venus und Amor. Die Göttin sitzt rechts auf rotem Tuche
(386.) im grünen Rasen, auf schwellende Kissen gelehnt. Mit beiden
35 a. Händen hält sie ihre Taube, die sie füttert. Links zu ihren
Füssen sitzt Amor, eine Taube an der Leine. Schöne Berglandschaft.
E. Venezianische Schulen. XVII. Jahrh. 193
Leinwauil: h. 1,3572-; br. 1,75V2- — l~Sl durch Leplat. Damals, Inv. 1728,
A 22C0ff., fol. 239, als Guido Coiipanzo^< (Cas^nacci?). Dagegen im Inv. Guarienti,
N. 244, bereits als »Bellucci.«
Maria mit dem Kinde. Kniestück aiif gimiem Grunde. Das 546.
Ciiristkind liegt auf weissen Linnen vor seiner Mutter, die, von (387.)
vorn gesehen, zu ihm hinabblickt und mit beiden Händen die 4 l'.
^^'indel fosst.
Leinwand; h. 0,71; br. 0,5GV2- — Inventar 1754, I 33G.
Fra Vittore Ghislandi.
Geb. zu Bergamo 1655, gest. daselbst 1743. Schüler des
Seb. Bom belli. Arbeitete vornehmlich in Bergamo.
Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände, halb nach rechts, 547.
auf grauem Grunde. Copie nach einem Selbstbildnisse Rem- (2 11.)
brandt's. Brauner Rock, Pelzmantel, schwarzer Hut. H 1.
Leinwand; li. 0,72V3; br. 0,58. — 1742 erworben.
Sebastiano Ricci.
<ieb. zu Cividal di Belluno 1659 oder 1660, gest. zu Venedig
den 13. Mai 1734. Schüler des Cervelli und des AI. Magnasco
in Mailand. Arbeitete hauptsächlich in Venedig.
Christi Himmelfahrt. Mit erhobener Rechten und ausge- 548.
streckter Linken schwebt der Heiland vom Erdboden empor (401.)
und blickt nach links hinab, wo in der Apostel gruppe Johannes 36 a.
die Arme nach ihm ausstreckt. Von den elf Aposteln bilden
fünf zur Linken, sechs zur Rechten eine lebhaft bewegte Gruppe.
Reclits vorn im Buche die Jahreszahl 1702.
Leinwand; h. 2.71; br. 3,04. — Inventar 1722, A. 1283. — Damals in der
katholischen Kirche. — Gestochen 1756 von J. Punt.
Eine Priesterin am Altar, Links auf dem Altare eine Schale 549.
mit flackerndem Feuer, von Knaben bedient. In der Mitte die (399.)
Priesterin. Links und rechts im Vordergrunde das verehrende, 5 c.
Früchte und Blumen spendende Volk. Im Hintergrunde links
'111 Giebeltempel, rechts ein Park.
Leinwand; h., 0,5672; br. 0,73. — 1743 durch Algarotti von Zanetti in Venedig. —
• •f'tjenstück zum folgenden.
Ein Priester am Altar. Rechts eine Satyrbüste auf dem mit 55Ü.
»retassen beladenen Altar. Der Priester legt seine linke Hand (400.)
if den Kopf der Büste. Rechts vorn kniet ein Knabe neben •^> c.
13
194 [taliener des siebzehnten Jahrhunderts.
einer weiblichen Gestalt. Links vorn führt das verehrende
Volk Schafe und Einder zum Opfer herbei. Im Hintergrunde
ein Rundtempel mit Giebel Vorhalle.
Leinwand; h. 0,5G; br. 0,72. — 1743 durch Algarotti von Zanetti in Venedig. —
Gegenstück zum vorigen.
Giuseppe Diamantini.
Geb. zu Fossombrone 1660, gest. zu Venedig 1722. (Diese
Daten nach Huber und Rost, Handbuch S. 81. Nach H. hätte
,er 1740 gelebt, nach Lanzi wäre er 1708 gestorben.)
551. David mit dem Haupte Goliaths. Kniestück. Der fast nackte
(440.) Jüngling steht, von vorn gesehen, nach links emporblickend.
34 a. neben der Brüstung, auf welcher er mit der Rechten das Haupt
des Riesen hält, während er sich mit der Linken auf sein
Schwert stützt. Im Hintergrunde Berggipfel und Luft.
Leinwand; h. 1,18: br. 0,85. — 1741 aus der Galerie Wallenstein in Dax.
Antonio IVIolinari.
Geb. zu Venedig 1665. Sohn des Giov. Batt. Molinari. War
noch um 1727 in seiner Vaterstadt thätig. Schüler A. Zanchi's
und seines Vaters.
552. Amor und Psyche. Amor, ein schöner geflügelter Jüngling,
(415.) schlummert, nach links gewandt, auf einem Sessel. Psyche steht,
C 1. nackt wie er, mit der Lampe in der erhobenen Linken, vor ihm.
Leinwand; h. 1,91; br. 1,G6V2- — 1723 durch Lor. Rossi. — Inventar 1722.
A 1499 ; damals »im hohen Saal beyni Printzen.«
Luca Carlevaris.
Gen. Casanobrio (Da Ca Zenobio). Geb. zu Udine 1665, gest.
zu Venedig, wahrscheinlich 1731. Vorgänger A. Canale's als
Vedutenmaler Venedigs.
553 Venezianisches Stadtbild. Vorn die Riva degli Schiavoni.
('4]^3 ^rechts der Dogenpalasi weiter zurück die Piazetta, hinten in der
37 b. Mitte S. Maria della Salute. Links das Meer, reich mit Pracht-
gondeln belebt. Vorn am Ufer eine bunte Menschenmenge.
Die Würdenträger der Republik empfongen den kaiserlichen
Gesandten Grafen Colloredo.
Leinwand; h. 1,291/3: '»r- 2.58. — Inventar 1754, I r)2;i.
E. Venezianische Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh. 195
Marco Ricci.
Geb. zu Cividal di Belluno 1679, gest. zu Venedig 1729.
Schüler und Xeffe Sebastiano Eicci's. Thätig in England und
Venedig. Gesclmtzter Landschaftsmaler seiner Zeit.
Landschaft mit dem hl. Hieronymus. Mcächtige Bäume be- 554.
herrschen den Vordergrund. Links im Mittelgrunde eine Anhölio. (404.)
Hieronymus sitzt, nach rechts gewandt, vorn unter dem Baum. 22 b.
Sein Löwe schreitet links bildeinwärts.
Leinwand: h. I.47V2: IJi"- l.UVs- — Zuerst im Ivatalop; von 1812. — Gegen-
stück zum fiilLromlen.
Landschaft mit der hL Magdalena. Rechts eine hoho Baum- 555.
gruppe. Links Fernblick auf eine beleuchtete Ortschaft am Fusser405.)
des Gebirges. Vorn am Felsen sitzt Magdalena mit dem Toten- 22 1».
köpfe, dem Kreuze und der Salbbüchse zu ihren Füssen.
Leinwand: h. 1.4G: br. 1.11. — Znorst im Katalog von 1812. — CTegenstück
zum vorigen.
Am Flusse vor der Stadt. Links vorn der Fluss mit kleinem 556.
Wasserfall; an ihm ein heiteres Treiben von Hirten und Heerden. (403.)
Eechts im Mittelgrunde die Stadt, zu der eine lange Brücke 37 a.
führt. Links im Hintergrunde Berge; helles Licht von links.
I.«inwand : h. 0.99: br. 1..53. — 1738 durch Rossi aus Venedig.
Winterlandschaft. Die beschneite Strasse wendet sich links 557.
bildeinwärts. Eechts vorn ein Dorf mit einem runden Turm; (411.)
davor auf der Strasse zwei Reiter; links ein kahler Baum. 37 a.
Leinwand: h. 1.01: br. 1.461,2. — 1738 durch Rossi aus Venedig.
Die Mühle im Thal. Die Mühle liegt mitten im Flussthal. 558.
Neben ihr erhebt sich ein viereckiger Turm. Eine Bogenbrücke (406.)
führt links zu ihr hinüber. Vorn rechts stehen hohe Bäume. 34 a.
Links vorn baden Frauen im Flusse. Licht von links.
Leinwand: h. 0,09V2- '>!'• l--^*^^'- — l'-''S durch Rossi aus Venedig. — Gegen-
stück zum folgenden.
Die Landstrasse vor dem Thal. Im Mittelgründe ein hell 559.
beleuchtetes Flussthal. Vorn rechts führt eine belebte Strasse (407.)
zur Anhi)he hinauf. Links vorn stehen hohe Bäume, in deren 34 a.
Schatten zwei Männer rasten. Licht von rechts.
Leinwand: h. 0.97: br. 1.31. — 173S durch Rossi aus Venedig. — (Jogeu-
stück zum vorigen.
13*
196 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
560. Landschaft mit dem Rundtempel. Im Mittelgrunde glänzt
(409.) ein See, an dem eine hell beleuchtete Ortschaft mit einem Turm
22 b. und einem Rundtempel liegt. Links vorn unter hohen Bäumen
ruhen zwei Rinder, ein Schaf und der Hirte am Bache.
Leinwand; h. 1,26; br. 1,28V2- — 1"'^8 durch Rossi aus Venedig. — Gegen-
stück zum folgenden.
561. Der Brunnen am Wege. Rechts unter einer einsamen korin-
(410.)thischen Säule ein stattlicher Rundbrunnen, aus dem ein Reiter
22 b. seinen Schimmel saufen lässt. Links im Mittelgrunde am Fuss
des Gebirges eine hell von rechts beleuchtete Ortschaft mit
brennendem Turme (Kalkofen?).
Leinwand; li. 1,25; br. 1,24. — 1738 durch Rossi aus Venedig. — Gegen-
stück zum vorigen.
562. Am Bergsee. Rechts im Mittelgrunde der See; vor ihm
(408.) eine stattliche Baumgruppe. Links im Mittelgrunde eine Brücke
35 c. und eine hell beleuchtete Kirche; davor ein Fluss, in dem Kinder
baden, während am Ufer zwei Jäger nach Vögeln schiessen.
Leinwand ; h. 0,96 ; br. l,29iJ2. — 1738 durch Rossi aus Venedig. — Gegen-
stück zum folgenden.
563. Die Wäsche im Thale. Einsame Berglandschaft. Ein hoher
(41 2.) Baum steht links an dem Wege, auf dem sich zwei Reiter ent-
3.5 c. fernen, während in der Mitte am Bache einige Wäscherinnen
beschäftigt sind, eine andere rechts am Wege wartet.
Leinwand; h. 0,96; br. 1,29. — 1738 durch Rossi aus Venedig. — Gegen-
stück zum vorigen.
Carlo Brisighella.
Gen. Eismann (auch Eisenmann, Leismann, Lismann). Geb. zu
Venedig 1629, gest. wahrscheinlich zu Verona, wo er hau])t-
sächlich thätig war. Schüler seines Adoptivvaters Job. Ant.
Eismann, der nach dal Pozzo (Vite p. 190) 1604 zu Salzburg
geboren war, aber in Venedig arbeitete und hier, 94 Jahre alt,
1698 starb.
564. Reitergefecht. Die Schlacht tobt in der ganzen Breite des
(427.) Vordergrundes. Der Hintergrund ist von Rauch und Wolken
i^ 1. verhüllt; doch rechts unter blauem Himmel ein Rundturm.
Leinwand; h. 0,69; br, 1.39V2. — 1712 durch Riedel aus Prag.
565. Reitertreffen. Das Gefecht tobt rechts im Mittelgrunde,
/ 42 8.) links im Hintergrunde und in der Mitte des Vordergrundes.
Q 2. Ganz vorn liegen zwei tote Pferde und ein gefallener Soldat.
Rechts vorn eine Felswand, links Berge am Horizonte.
E. Venezianische Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh. 197
Leinwand: h. O.oT' 2^ br. 0.73. — 1741 als »Borgfognone« durch Rossi aus
Venedij,'. — Ueirenstück zum folgenden.
Reiterangriff. Vor den Stadtmauern, die links den Mittel- 566.
grund schliessen. stürmt eine Eeiterschar zum Angriff vor. Die (-129.)
Angegriffenen halten in der Mitte des Bildes nur noch teil- Q '^■
weise stand. Ein Pferd, das seinen Reiter verloren, jagt rechts
bi Idein warts. Rechts im Hintergrunde tobt die Schlacht.
Leinwand: h. 0,;]7V2: ^r- 0,7.3. — 1741 als >Borgognonec durch Rossi aus
Venedig. — Gegenstück zum A-origen. -^
Nach der Schlacht. Das Schlachtfeld ist mit Leichen be- 567,
säet. An der Spitze einer kleinen Reiterschar hält vorn in der (430.)
Mitte ein Offizier auf einem Schimmel, wendet sich nach seinen Q 1.
Gefährten um und deutet auf die Leichen. Links vorn einige
andere Reiter; rechts eine Burg auf einer Anhöhe.
Leinwand: h. O.O.j'o: br. lj)ö. — Im Inv. 1754, IT 375, als »Eisenmann. <
Gasparo Diziani.
Geb. zu ßelluno, gest. zu Venedig 1767. Schüler Seb. Ricci 's.
Arbeitete als Theaterdecorationsmaler in Rom und in Dresden,
zumeist aber in Venedig.
Im Atelier. Carricatur. Ein bäurisch gekleideter Maler sitzt 568.
auf einer umgestülpten Waschbütte an seiner Staffelei und malt (402.)
den dickbäuchigen Herrn, der links behaglich im Lehnsessel R »•
ruht. Rechts blicken ihm zwei Zuschauer über die Schultern.
Leinwand; h. 0.85: br. 0,73. — Inv. 1754. I 483, als >autore incerto.< Als
Diziani zuerst bei H. in der 4. Aufl. 1872.
Glov. Batt. Piazetta.
Geb. (nach Federici Mem. I. p. 122 u. p. 138) den 13. Februar
1082 zu Pietrarossa im Trevisanischen, gest. den 24. April 1754
zu Venedig. Schüler des A. Molinari. Selbständig weiterent-
wickelt. Thätig zumeist in Venedig.
Das Opfer Abraham's. Kniestück. Isaak sitzt vorn, nach 569.
links gewandt, auf dem Opferstein und lehnt den verbundenen (417.)
Kopf an seinen Vater, welcher das Messer in der Rechten hält. 37 a.
Von rechts oben erscheint der rettende Engel.
Leinwand; h. 1,5272: br. l.HVz- — ^"41 aus der Sammlung Wallenstein zu Dux.
198 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts.
570. David mit dem Haupte Goliath's. Der fast nackte junge Sieger
(418.) beugt sich nach rechts zu der Brüstung herab, auf welche er
33 b. den Kopf des Kiesen niederlegt. Links erhebt ein tieferstehen-
der Krieger erstaunt die Hände.
Leinwand; h. 0, 841^2 ; t)r. 0,09. — ]74o durch Alg:arotti aus Venedig.
571. Ein junger Fahnenträger. Kniestück, nach links. Der junge
(4 19.) rothaarige Bursche in braunem Beinkleid und in blauer Jacke
37 b. stützt seine Linke auf eine Steinbrüstung und hält das weisse
Banner in der Rechten.
Leinwand: h. 0,87 :_br. 71V2- — ^'>i'^ durch Algarotti aus Venedig. — Phot.
Braun III, 7.
Francesco Migliori.
Geb. zu Venedig IG 84, gest. daselbst 1734. Thätig zu Venedig.
572. Bacchus und Ariadne. Ariadne, über deren Kopf ein Amor
(420.) mit einem Kranze flattert, sitzt rechts auf einem Fasse und
D.-Z. legt ihren rechten Arm um die Schultern des wohlgenährten
Bacchus, der neben ihr steht und ein Glas in der Rechten
erhebt. Ganz vorn hält ein auf den Rücken gefallener kleiner
Amor einen Panther an einer roten Leine. Das Gefolge des
Gottes füllt mit lustigem Treiben die weite Landschaft.
Leinwand; h. 2,98: br. 4,04. — Inv. 1722, A 1297. — Damals im Prinzen-
Palais. — Gegenstück zum folgenden.
573. Die Entführung der Europa. Links sitzt Europa auf dem
(421.) im Rasen liegenden weissen Stier, den ihre Gefährtinnen be-
D.-Z. kränzen. Ueber ihr im Baume spielen Amoretten; einer fliegt
bereits mit der Fackel voran; andere spielen rechts unten mit
Ziegenböcken. Im Mittelgrunde lehnt Merkur, der Götterbote,
sich an ein Rind.
Leinwand; h. 2,98; br. 4,04. — Inv. 1722, A 1298. -- Damals im Prinzlichen
Palais. — Gegenstück zum vorigen.
574. Joseph als Traumdeuter. Joseph steht links und spricht
(422.) mit lebhaft bewegten Fingern. Der ratlose ägyptische Traum-
D.-Z. deuter ist wohl der Kahlkopf, der nachdenkend zu seinen Füssen
hockt, der Pharao der hinter diesem auf höherem Sitze thro-
nende schwarzhaarige fast nackte Mann.
LeinAvand; h. 2,73: br. 2,05. — Inv. 1722, A. 729. — Gegenstück zu den
folgenden vieren; alle vier hingen damals an der ^grossen Treppe.«
E. Venezianische Schulen. XVIII. Jahrh. 199
Das Opfer Abrahams. Vorn sitzt Isaak, nach rechts ge- 575.
wandt, mit auf den Rücken gebundenen Händen, bereits auf(423.)
dem Opferstein. Hinter ilnn steht Abraham, hält das Messer R 1-
in der Rechten und blickt zu dem Engel empor, der sich,
Einhalt gebietend, herablässt. Links unten der Widder.
Leinwand; h. 2,6G : br. 2,00. — Inv. 1722, A 720. — Vgl. die Bemerkungen
zum vorigen, seinem Gegenstücke.
Kain und Abel. Der Erschlagene liegt vom auf dem Rücken. 576.
Der Mörder eilt nach rechts davon. Links erscheint der Engel, (425.)
der ihn verjagt. S 1.
Leinwand: h. 2,73: br. 2,05. — luv. 1722. A 728. VergL die Bern, zu N. 574.
Die „Caritä Romana." Kimon im Kerker durch seine Tochter 577.
Pera ernährt. Jener sitzt in Ketten rechts am Boden und nimmt (426.)
die Brust seiner Tochter, deren Söhnchen beide Arme zu ihr R 4.
emporstreckt. Durch die Eisenstäbe des Kerkerfensters zur
Linken blickt ein behelmter Wächter herein.
Leinwand; h. 2,71 ; br. 2,03. — Inv. 1722, A 727. Vergl. die Bern, zu N. 574.
Giovanni Battista Pittoni.
Geb. zu Venedig 1087, gest. daselbst 1767. Schüler seines
Oheims Fr. Pittoni. Thätig in Venedig.
Der Tod der Agrippina. Rechts liegt, in Tücher und Kissen 578.
zurückgesunken, der Leichnam der Mutter Nero's. Neben ihr (441.)
steht der Mörder, welcher das Messer noch in der Rechten hält, S 1,
während er die Linke an die aus der Wunde hervortretenden
Gedärme legt. Zu beiden Seiten des Thrones entsetzte Frauen,
an seinen Stufen ein Knabe, vorn ein Hund. Links steht,
lorbeerbekränzt, der Kaiser; neben ihm zwei Begleiter mit
pathetischen Geberden. Bez. links unten: G. BA. PITONI.
Leinwand; h. 2,37; br. 3,06i|2. — Inv. 1722, A 787. Damals hing es auf der
>grossen Treppe. '< — Gegenstück zum folgenden.
Der Tod des Seneca. Rechts thront Nero zwischen drei 579.
Begleitern. Links wird die Wanne mit der Leiche des Lehrers (442.)
des Kaisers hereingetragen. Ein Krieger hebt sie heraus. Links S 1.
im Mittelgründe zwei weinende Frauen. Vorn ein Knabe und
ein Hund. Bez. unten rechts: G. BA. PITONL
Leinwand; h. 2,36; br. 3,06. — Inv. 1722, \ 786. Damals hing es, als Gegen -
Stack zum vorigen, auf der »grossen Treppe.-
200 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts.
Pietro Negri.
Arbeitete zu Venedig im letzten Drittel des XVII. Jahrhundert's.
Näheres unbekannt.
580. Nero an der Leiche Agrippina's. Kniestück. Rechts steht der
(416.) Kaiser mit verschränkten Armen und betrachtet düsteren Blickes
R 9- die Leiche seiner Mutter, welche mit entblösstem Oberkörper auf
einem Sessel von links hereingetragen wird. Drei Frauen sind
um sie beschäftigt. Neben Nero ein alter Mann.
Leinwand; h. 1,37; br. 1,65. — 1731 als »Jordan« dnrch Rossi. — Als Xe^rri-
schon im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 237.
Antonio Canaletto.
Ant. da Canale, gen. Canaletto oder il Tonino. Geb. zu Venedig
den 18. October 1697, gest. daselbst den 20. April 1768.
Schüler seines Vaters, des Decorationsmalers Bern, da Canale.
Durch ^weitere Studien in Eom zu dem bedeutendsten Maler
städtischer Ansichten seiner Zeit entwickelt. Thätig hauptsäch-
lich in Venedig, doch 1746 und 1747 in London.
581. Der grosse Cana! in Venedig. Der Canal führt rechts bild-
(449.) einwärts. Rechts hinten die Rialtobrücke, vorn ein grosser goti-
^^ ^- scher Palast, davor einige gelbgedeckte Seefahrzeuge. Links
zweigt sich ein Seitencanal ab. Gondeln beleben die ganze
Wasserfläche. Teilweise bewölkter Himmel. Licht. von links.
Leinwand: h. 1,451,2; br. 2,34. — Inv. 1754, I 524. — Phot. Brann IL 17.
582. Bei S. Giovanni e Paolo in Venedig. Links der überbrückte
(458.) Canal. Rechts der in der Mitte durch die Scuola di S. Marco,
37 d. i-pchts durch die Kirche S. Giovanni e Paolo begrenzte Platz.
Vor letzterer rechts vorn Andrea del Verrocchio's Reiterdenkmal
Colleoni's. Diese rechte Seite im Schatten.
Leinwand: h. 1,25; br. 1,G5. — Inv. 1754, I 555, als W'erk Ant. C'auales:
und seine breitere weichere Malweise, seine wärmere Stimmung, sowie das Fehion
der Conventionellen Wellenlinien im Wasser, Aveisen in der That darauf hin, dass
dieser ältere Meister, nicht dessen Neife und Schüler Bernardo Beiotto, dem H. das
Bild zuschrieb, sein Urheber ist. Da Bern. Beiotto, als das Inv. von 1754 angret'ertisrt
wurde, selbst in Dresden ansässig war, wäre es damals, wenn es von ihm herrührte,
auch sicher nicht seinem Oheim zugesclirieben. — Phot. Braun XIV, 9.
583. Das Campo S. Giacomo di Rialto zu Venedig. Links der im
(451.) Mittelgrunde durch die hell vom Sonnenscliein beleuchtete Kirche
37 d. begrenzte Platz. Rechts ■ die an einem Riesenpalaste entlang
führende, in tiefem Schatten liegende Strasse.
I
E. Venezianische Schulen. XVIII. Jahrh. 201
Loiuwand : h. 0,95''2: br. 1,17. — Inv. 1754, I 558. — Also zu Lebzeiten des
Meisters als Ant. Canale« erworben. — r^egrenstüpk zum folgenden. — Phot. Braun XV. 7.
Der Marcusplatz zu Venedig. Im Hintergrunde die Marcus- 584.
kirche. Rechts vor ihr der Marcusturm. Weiter vorn links die (452.)
Procurazie vecchie, rechts die Procurazie nuove, erstere hell 37 d.
beleuchtet., letztere in tiefem Schatten.
Leinwand: h. 0,96: br. 1,17. — Tnv. 1754, I 550. — Gegenstück zum vorigen.
Vergl. die Bemerkung zu diesem. — Phot. Braun XI. 3.
Vor dem grossen Canal zu Venedig. Rechts vorn die Kirche 585.
S. Maria della Salute. Links im Mittelgrunde die Piazzetta mit (450.)
dem Dogenpalaste, weiter zurück die Riva degii Schiavoni. Links 37 b.
graue Wolken, rechts helles Sonnenlicht.
Leinwand : h. 0.65 : br. 0,98. — 1741 aus der Sammlung "Wallenstein in Dux. —
Oegenstück zum fnlgendon. — Phot. r>raun X. 11.
Auf dem grossen Canal zu Venedig. Vorn rechts vor schlich- 586.
tem grossen Palaste ein Stück des Steindammes, an dem ein (454.)
Schiff liegt. Weiter zurück eine Kirchenkuppel. Links ein 37 b.
stattlicher Rundbogenpalast.
Leinwand: h. 0.65^2 ^ br. O.'J'^'o. 1741 aus der Sanimlunir Wallcnstein in
Dux. — Gegenstück zum vorigen.
Bartoio Nazari.
Geb. zu Bergamo den 10. Mai 1699, gesc. zu Mailand den
24. August 1758. Schüler Ghislandi's in Bergamo und Fr.
Trevisani's in Venedig. An verschiedenen, auch an deutschen.
Höfen als Bildnissmaler thätig, ansässig jedoch in Venedig.
Bildniss eines alten Mannes. Brustbild ohne Hände, fast 587.
von vorn, auf grauem Grunde. Ueber langem grauen Haar trägt (438.)
der bartlose Alte eine schwarze Kappe. Sein schwarzer Anzug 5 b.
ist reich mit Gold gestickt.
Leinwand: h. ()A0^2- br. 0.36V2- ^ ^'''^•> durch Algarotti aus Venedig. —
Inv. 1754. I 10. - Gegenstück zum folgenden.
Bildniss einer alten Frau. Brustbild ohne Hände, fast von 588.
vorn, auf dunklem Grunde. Das dunkle Kleid der weisshaarigcn (439.)
Alten ist an der Brust ge<3ffnet. Sie hüllt sich in ein gelb- 5 b.
graues, schwarzgestreiftes Tuch.
Leinwand: h. 0.40: br. 0.37ii2- — 1"*'^ durch Algarotti aus Venedig. —
Inv. 17.")4. I. 11. — Gegenstück zum vori-ren.
202 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts.
Giuseppe Nogari.
Geb. zu Venedig 1699 oder 1700, gest. daselbst 1763. Schüler
des Giov. Batt. Pittoni und des Ant. Balestra. Bildete sich
einen eigenen, halb an die Schule Rembrandt's, halb an die-
jenige Denner's erinnernden Stil in der Darstellung von Cha-
rakterköpfen. Thätig in Venedig.
589o Der Geizige. Halbfigur nach links auf graublauem Grande.
(432.) Der Alte mit grauem Haar und Vollbart, in braunem Rock
B 1 • und blauem Pelzmantel, schüttet mit der Rechten einen Beutel
Gold in eine Schale und hält in der Linken einen Schlüssel.
Leinwand; h. 0,7472) br. 0,59. — 1743 durch .Ugarotti in A'enedig vom
Maler selbst. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 226. — Gegenstück zuju folgenden. —
Gestochen 1744 von Fei. Polanzani. — Phot. Ges.
590. Der Gelehrte. Halbfigur nach rechts auf graugelbem Grunde.
(433.) Der Alte mit grauem Haar und dünnem grauen Barte ti'ägt
B 1. einen violettbraunen Mantel. Rechts auf dem Tische liegen
zwei Bücher und eine Brille. Seine Linke ruht auf den
Büchern, in der Rechten hält er ein beschriebenes Papier.
Leinwand; h. 0,75V2! ^^'- 0,59V2- — 1743 durch Algarotti in Venedig vom
Maler selbst. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Braun VI, 13. — Phot. Ges.
591. Der Sparsame. Halbfigur auf grauem Grunde, fast von vorn
(434.) gesehen. Der Alte mit grauem Haar und Bart trägt einen
5 b. schwarzen Mantel und eine schwarze Kappe. Rechts auf der
Brüstung, auf welcher Goldstücke liegen, hat er seine Hände
übereinander gelegt. In der Linken hält er eine Brille.
Nussbaumholz : h. 0,60 ; br. 0,44V2- — 1743 durch Algarotti in Venedig vom
^laler selbst. — Gegenstück zum folgenden. — Gestochen von J. C. (iudeborn
^ III, 50. — Phot. Braun III, 8 und Phot. Ges.
592. Die Alte mit dem Kohlenbecken. Halbfigur auf grauem
(435.) Grunde, halb nach links. Die weisshaarige Alte in braunem
ö b. Mantel über blauem Kleide wärmt sich die Hände an dem
links neben ihr stehenden Kohlenbecken.
Nussbaumholz; h. 0,59; br. 0,43. — 1743 durch Algarotti in Venedig vom
Alaler selbst. — (iegenstück zum vorigen. — Gestochen von J. C. Gudeboru h|k 3. 50,
von Fr. Aug. Speck und von Fol. Polanzani. — Phot. Braun VIII, 16.
593. Petrus. Halbfigur auf grauem Grunde, halb nach rechts.
(437.) Den Schlüssel hält der Apostel in seiner Linken; das Buch liegt
36 d. neben ihm. Sein kurzes Haupt- und Barthaar ist grau, sein
Oberkörper ist entblösst.
E. Venezianische Schulen. XVIII. Jahrh. 203
Leiuwaml: h. 0,8472; t)i'- O,60V2. — 174:> durch Algarotti in Venedig vom
Angeblich Giuseppe Nogari.
Männliches Bildniss. Halbtigur nach rechts auf dunivlem 594.
Grunde. Der Alte mit grauem Haar und grauem Bart, schwär- (4 3 6.)
zem Rock und schwarzer Kappe sitzt im Sessel, an dessen 34 d.
Armlehnen seine Hände ruhn.
Leinwand; h. 0,89; br. 0,73. — Dass Nogari der Urheber dieses Bildes sei,
bezweifelte schon H. Nach H. mit dem vorigen 1743 durch Algarotti aus Venedig.
Wir fanden es jedoch zuerst ^frageweise als Nogari) im Katalog von 183.5.
Pietro Longhi.
Geb. zu Venedig 1702, gest. daselbst 1762. Schüler des
A. Balestra in Venedig und des Gius. Crespi zu Bologna.
Bildniss einer älteren Dame. Brustbild ohne Hände nach 595.
links auf grauem Grunde. Sie trägt ein weisses, golddurch-(496.)
wirktes Kleid, eine Haube und einen durchsichtigen Schleier. ^ b.
Leinwand: h. 1371/2; hr. 0,57V2- — luv. 1722, B 1282, als ;>Van Dyek.< und
aus dem grünen Gewölbe.« — Bei H. als unbekannt. Als Arbeit Pietro Longhi 's
richtig erkannt von Lerm. S. 229.
Graf Pietro Rotari.
Geb. zu Verona 1707, gest. zu St. Petersburg 1762. Schüler
los A. Balestra in Venedig. Malte an verschiedenen Höfen;
zuletzt als Hofmaler der Kaiserin Katharina in St. Petersburg.
Die Ruhe auf der Flucht. Nachtstück. Die Sichel des zu- 596.
nehmenden Mondes steht rechts oben am Himmel. Maria sitzt (443.)
in der Mitte neben einem Brunnen, auf dem sie das Christ- 33 c.
kind, von dem alles Licht ausgeht, festhält. Links vorn beten
zwei Engel an, von denen einer ein V^ickeltuch bringt. Kechts
hinter dem Baume steht Joseph, vor ihm der Esel, welcher
seinen Durst stillt. Engel und Engelköpfe am Himmel.
Leinwand; h. 2,74; br. 2,08. — Inventar 1754, T 306.
Ein alter Mann. Brustbild nach links auf graugrünem 597.
Grunde. Der gen Himmel blickende, auf seinen Stab gestützte (444.)
Alte im braunroten Mantel wird als Apostel Jacobus bezeichnet. 36 a.
Leinwand; h. 0,.52i)2: br. 0,43V2' — Zuerst, nur als »buste d'un homme-. im
-Abrege von 1782.
204 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts,
598. Ein Bischof. Brustbild nach rechts auf graugrünem Grunde.
(445.) Der mit dem Bischofsgewand bekleidete, mit gefalteten Händen
36 a. gen Himmel blickende Alte ist irriger Weise als hl. Francis-
cus erklärt worden.
Leinwand: h. 0,4472^ '^r- 0,35. — Zuerst im »Catalogue« von 1765 nur aU
»Huste d'un e\r((uo pnant.<:
599. Die hl. Magdalena. Brustbild von vorn auf grauem, epheu-
(44G.)umranktem Steingrunde. Nur die rechte Hand der Heiligen.
4 b. welche sie an ihre nackte Brust legt, ist sichtbar. Ihr langes
blondes Haar fällt aufgehest auf ihre Schultern herab, die ein
blauer Mantel umfliesst.
Auf Leinwand; h. 0,45: br. 0,35. — Zuerst im >C'atalogue« von 1765. —
Pliot. Braun IV, 15 und Phot. Ges.
600. Prinzessin Elisabeth. Kniestück, nach rechts. Die Tochter
(447.) König August's III. trägt ein blaues Kleid und hält einen
3B c. Fächer in der gesenkten Eechten. Ihre Linke ruht auf den
Tasten des rechts stehenden Claviers. Hinter ihr ein roter Stuhl.
LeinAvand ; h. 1,07; br. 0,86. — Zuerst im Nachtrag zum »Catalogue« von
17G5, p. 244. — Geg-enstück zum folgenden.
601. Prinzessin Kunigunde. Kniestück, fast von vorn. Die Tochter
(448.) Konig Augusfs III. trägt ein rotes Kleid. An ihrer linken
n:\ c. Seite hängt ein Nähbeutel. In ihrer Eechten hält sie eine
Seidenfadenrolle, mit der Linken fasst sie den Faden.
Leinwand: h. 1,07V2; l'i'- 0,87. — Zuerst im Nachtrag zum »Catalogue« von
1765, p. 244. — Gegenstück zum vorigen.
Bernardo Beiotto.
Gen. Canaletto. Geb. zu Venedig den 30. Januar 1720 (Meyer's
Künstler-Lex. III, S. 437), gest. zu Warschau den 17. October
1780. Neffe und Schüler Antonio Canale's, dessen Beiname auch
der seine wurde. Arbeitete anfangs in Venedig, dann nördlich
der Alpen, 1747 bis 1755 in Dresden, 1758 bis 1760 in
Wien, dann in Warschau und wieder in Dresden, wo er 17(54
Mitglied der Akademie, 1768 aber entlassen wurde, um Hof-
maler König Stanislaus Poniatowski's von Polen zu werden.
602. Ansicht von Dresden. Vom rechten Eibufer oberhalb der
(4G4.) Augustusbrücke. Die Elbe zieht sich vom Vordergrunde links
38 a. zum Hintergrunde rechts hinab. Links am jenseitigen Ufer
E. Veiieziauische Schulen. XVill. Jahrb. '205
die Brührsche Terrasse; dahinter die Kuppel der Frauenkirche.
In der Mitte die Brücke, neben ihr die katholische Hofkirche.
\'orn am Ufer sitzt der Maler selbst zwischen seinen stehenden
Collegen Thiele und Dietrich. Ausserdem befinden sich (nach
H.^ unter den Figuren des Vordergrundes der durch seine Cor-
l)ulenz bekannte Sopransänger Xiccolo Pozzi, gen. Niccolini, der
Hofnarr August's des Starken und August's III. Joseph Fröh-
lich, und der Leibarzt der Königin Maria Josepha Philippe de
Violante. Links vorn eine Schildwache, rechts ein gemalter
Zettel mit der Inschrift: BERXARDO . BELLOTO . DETTO .
CAXALETÜ . F . ANNO . 1747 . IN . DKESDA.
Leinwand: h. 1,32: br. 2.80. — Inventar 1754, I 532.
Zwischen Padua und Venedig. Links vorn neben der Schleuse 603.
ein Wirtshaus. Eechts vorn eine grosse Freitreppe, die zu (455.)
einer Barockkirche emporfiihrt. Im Mittelgrunde ein lang- •'^'^ ^^•
gestrecktes Haus; im Hintergrunde der Fluss und die Scäulen-
fassade einer Kirche. Licht von links. Bez. 1. u. : BERNARDO .
BELOTO . DETO . CANALETTO . FE . ANNO . 1748.
Leinwand: h. 1.32: br. 2,32. — Inventar 1754, I 540.
Die Etsch in Verona. Man blickt stromaufwärts. Der Fluss 604.
wendet sich im Hintergrunde vor dem Castell S. Pietro nach (456.)
links. Beide Ufer fassen Häuserreihen ein. Vorn links eine -^^ ^•
Landungsbrücke, an welcher ein Segelboot anlegt.
Leinwand: h. 1,3172; ^^'- -i31V2- — Inventar 1754, I 544. — Gegenstück
zum l'olgendon.
Der alte Ponte delle Nävi in Verona. Die Etsch fiiesst vom 605.
Hintergrunde links herab. Vorn die zweiteilige Brücke mit (45 7.)
dem alten Zinnenturm, welche 1757 durch eine Uebersch wem- 37 a.
mang zerstört wurde.
Leinwand: h. 1,3217; ^i'- 2,33';2. — Inventar 1754, I 542. — Gegenstück
/.um vorigen.
Ansicht von Dresden. Vom rechten Eibufer unterhalb der 606.
Augustusbrücke. Die Elbe fliesst vom Hintergrunde links zum (465.)
Vordergrunde rechts herab. Rechts, am jenseitigen Ufer, die 38 a.
katholische Hofkirche, die Brücke, die Kuppel der Frauenkirche.
Vorn links ein Haus neben einem Baume. Davor am Ufer
verschiedene Staffage-Figuren. Bezeichnet unten in der Mitte:
206 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts.
BoTiardo Bmofto detfo
CmalttoY.ün'' A7'^8
Leinwand; li. 1.32i;2: In-. 2,'.\7>. — Tnvontnr 1754. T 543.
607. Ansicht von Dresden. Vom lin-
(46 G.) ken Eibufer, unterhalb derFestungs-
38 d. werke. Eechts hinter den Gräben.
' Mauern und Wällen die noch von
Gerüsten umgebene katholischeHof-
kirche. Links am jenseitigen Ufer
das japanische Palais, im Hinter-
grunde die Brücke. Am Ufer vorn
rechts hält ein vierspänniger Wa-
gen, links steht ein Mann, ruht
eine Frau. Bezeichnet (nebenste-
hend) links unten:
LeimvancI: h. 1,34V2; l^"- 2,37. —
Inventar 1754, I 539.
608. Ansicht von Dresden. Blick
(4 7 9.) stromabwärts vom linken Eibufer.
37 c. Links das Residenzschloss, rechts
die ersten Joche der Brücke, in
der Mitte die katholische Hofkirche,
noch von Gerüsten umgeben; rechts
hinten die Berge der Lössnitz.
Bezeichnet u. 1.: BERN ARD" .
BELOTO DETTO CANALETO .
F . AN^ . 1748.
Leinwand: h. L32V2; hr. 2.35. —
Inventar 1754, I 7y'.U.
609. Ansicht von Dresden. Blick
(480.) auf den ehemaligen Zwingergraben.
37 b. In der Mitte führt ein Holzsteg vom
südlichen Zwingerpavillon über den
von Schwänen belebten Graben nach
der Friedrichstädter Allee. Ln Hin-
jI
I
E. Venezianische Schulen. XVIII. Jahrh. 207
torgrnndo rechts das ehemalige 'Wilsdruffer Thor, in der Mitte
der Turm der damaligen Kreuzkirche.
Loimvand : h. 1.:>2V2: br. 2.:^4V2- — Inventar 1754. I 7i',H.
Ansicht des Neumarktes zu Dresden. Vom Judenhofe ge- 610.
sehen. Links vorn das ehemalige Galeriegebäude ; in der Mitte (^4 G 7.)
des Mittelgrundes die Frauenkirche; vor dieser die 1760 zer- '>^ a.
störte Hauptwache. Vorn der von sechs Schimmeln gezogene
Wagen August's IIL Hinter ihm das Gefolge des Königs.
Leinwand: h. \.^ö^/o: br. 2.36V2- — 1"^«' premalt. Im Juli 1751 durch Caua-
letto selbst zur Galerie. H. — Inventar 1754. T ö'^7.
Ansicht der ehemah'gen Festungswerke zu Dresden. Vom alten 611.
AVilsdruffer Thor gesehen. In der Mitte die damalige Wils-(468.)
druffer Thor -Brücke; dahinter die Festungswerke, überragt von 38 a.
dem 1744 erbauten Anton'schen Hause. Links weiter zurück
ein Stück des Zwingers.
Leinwand: h. LUl^o: br. 2.3G. — 1750 gemalt. Im Februar 1751 durch
Canaletto selbst zur Galerie. H. — Inventar 1754. I 530.
Ansicht der Dresdner Neustadt. Blick vom Platze vor der 612.
Brücke durch die jetzige »Hauptstrasse« in die dahinterliegende(4G9.)
Haide. In der Mitte, von hinten gesehen, das vergoldete Reiter- 38 a.
Standbild August's des Starken. Vorn ein zweispänniger Wagen.
Leinwand; h. 1.331/2; br. 2, 351/2- — l'J'50 gemalt; im Februar 1751 durch
Canaletto selbst zur Galerie. H. — Inventar 17.54. 1 538.
Ansicht des Neumarktes zu Dresden. Von der Moritzstrasse 613.
gesehen. Rechts die 1700 zerstörte Hauptwache; dahinter die (470.)
Frauenkirche. Vorn Jahrmarktsbuden. Links auf einem vom 37 b.
Volke umstandenen Gerüste ein Charlatan mit einem Ausrufer
und einem Geiger.
Leinwand: h. 1.35: br. 2,m^2- — 1750 gemalt. IL — Inv. 1754, I 541.
Ansicht des Altmarktes zu Dresden. Von der Schlossstrasse 614.
gi^sehen. Rechts das Rathaus. In der Mitte das erst 1878(471.)
abgebrochene Chaisen -Träger -Haus. Links die ehemalige Kreuz- 38 a.
kirche. Ein Sechsspänner in der Mitte des Platzes, ein Zwei-
si)änner vorn rechts. Die rechte Seite liegt im Schatten.
Leinwand: h. l,3G't; br. 2,38. — 1751 gemalt und von Canaletto selbst ge-
liefert. H. — Inventar 17.54, I 536.
Ansicht des Altmarktes zu Dresden. Von der Seestrasse gc- 615.
sehen. Rechts vorn das Chaisen -Träger -Haus, hinten links der (472.)
Turm der katholischen Hof kirche. rechts die Kuppel der Frauen- 37 c.
208 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts.
kirche. Die von Menschen erfüllte Mitte des Platzes ist von
Jahrmarktsbuden umgeben. Die linke Seite liegt im Schatten.
Leinwand; li. 1,:5GV2; br. 2.:39. — 1701 gemalt und von Canaletto selbst ge-
liefert. H. — Inventar 1754. I 533.
616. Ansicht der ehemaligen Kreuzkirche zu Dresden. Rechts die
(471:).) westliche Turmlassade der 1760 zerstörten Kirche. Damen
38 b. mit Reifröcken und andere Andächtige kommen aus der Kirche.
Rechts ein zweispänuiger Wagen. Links die Kreuzstrasse.
Leimvand: h. 1,951/2; br. 1,851/2- — 1751 gemalt. (1757 bei H. muss Druck-
teliler sein). — Inventar 1754, I 523. — (rogenstück zum folgenden.
617.' Ansicht der Frauenitirche zu Dresden. Links das mächtige
(481.) Gotteshaus. Rechts die Rampe'sche Strasse, in welche eine
38 b, Abteilung Soldaten hineinreitet. Vorn rechts singende Chorschüler.
Leinwand; h. 1,93; br. l,85iJ2. — 1751 gemalt. — Inventar 1754, I 529. —
Gegenstück zum vorigen.
618. Ansicht von Pirna. Vom rechten Flbufer oberhalb der Stadt.
(482.) Die Elbe fliesst vom Vordergrunde links zum Hintergrunde
3Öd. rechts hinab. Rechts vorn das hohe Ufer beim Dorfe Posta
mit Weinbergen und Felsen. Links im Mittelgrunde, hell von
der Sonne beschienen, der Sonnenstein über der Stadt.
Leinwand; h. 1,37; br. 2,38. — Dieses Bild und die folgenden zehn sind
zwischen 1752 und 1755 gemalt. Vier von ihnen verzeichnet das Inventar 1754. I
zwischen 529 und 549 : doch nur eins, N. 623, genau genug, um es erkennen zu lassen.
669. Ansicht von Pirna. Vom rechten Eibufer oberhalb der Stadt.
(483.) Die Elbe fliesst vom Vordergrunde links zum Hintergrunde
38 c. rechts hinab. Rechts vorn die Landstrasse beim Dorfe Posta.
Links der Sonnenstein; unter ihm, in der Mitte des Mittel-
grundes, die von ihrer rotdachigen. Kirche überragte Stadt.
Leinwand; h. 1,36; br. 2,41. — Vcrgl. die Bemerkungen zu X. 618.
620. Ansicht des Sonnensteins über Pirna. Die Veste Sonnenstein
(484.) thront rechts im Mittelgrunde. Vor ihr am xVbhang eine Wiese
38 c. mit weidendem Vieh. Links unten liegt die Stadt, in der Mitte
von ihrer Kirche überragt. Fernblick stromabwärts.
Leinwand; h. 1.32: br. 2,35. — Vergl. die Bemerkungen zu X. 618. — (Je-
stochon von .T. C. Gudoborn ^ IV, 3.
621. Ansicht von Pirna. Von der Westseite, Ecke der Breitegasse.
(485. ) Rechts an der Strasse ein ummauerter Garten, links Häuser
37 c. und Bäume. In der Mitte des Hintergrundes ragt der Kirch-
turm, rechts der Sonnenstein.
Leinwand; h. I,34i2: br. 2.34i|2. — Vergl. die Bemerkimgen zu X. 618.
I
E. Venezianische Schulen. XVill. Jahrh. 209
Ansicht der Breitegasse zu Pirna. Vorn links der Meilen- 622.
stein in Obeliskenform, in der Mitte ein Pfahl, an dessen Schild (48(3.)
die Jahreszahl 1752 steht. Weiter zurück links die Strasse. 38 c.
in der Mitte die weisse Giebelseite eines kleinen, rotdachigen
Hauses, rechts der Sonnenstein.
Leinwand: li. 1.341 o: i,i._ 2.84'!2- — Vpvirl. die Bemerkungen zu N. 018.
Ansicht des Marictpiatzes zu Pirna. Links das hell beleuch- 623.
tete,, getürmte Rathaus. Rechts hinter ihm die Kirche, weiter (^487.)
im Hintergrunde der Sonnenstein. Rechts vorn der Brunnen. 38 c.
Leinwand; h. 1,34; br. 2,37i,2- — Inventar 1754, I .')46. — Vergl. die Be-
merkungen zu N. 618. — Ein gleiches, doch kleineres Bild im Berliner ^luseum. —
Phot. Braun VIII, 17 und Phot. Ges.
Ansicht von Pirna. Vorn die Landstrasse vor dem Oberthor. 624.
Rechts oben der Sonnenstein, dessen Mauern zur Stadt hinabführen. (488.)
Leinwand: h. 1.32: br. 2,34. — Vergl. die Bemerloingen zu N. 618. — Ge- 37 C.
stechen A'on J. C. Gudeborn ^ IV, 4.
Ansicht von Pirna. Vom Sonnenstein gesehen. Rechts thront 625.
der Sonnenstein über den Rasenabhang, an dem ganz vorn die (^490.)
hölzerne Treppe hinabführt. Links unten die Stadt, beherrscht 38 d.
von ihrer Kirche, dahinter der Fluss und das jenseitige üfer
mit dem Dorfe Kopitz. *
Leinwand: h. 1,32^ 2; ^r. 2.34. — Vgl. die Bern, zu N. 018. — Phot. Braun III. 9.
Ansicht von Pirna. Von der Schiffervorstadt gesehen. Vorn 626.
ein grosser Teich, der rechts durch einen überbrückten kurzen (-49]^ ^
Canal in die Elbe mündet. In der Mitte vor ihm ein Fischer- 38 c.
zeit. Links oben der Sonnenstein. Hinter dem Teiche die Häus^T.
Leinwand: h. 1.30: br. 2.37. — Vergl. die Bemerkungen zu X. 018.
Ansicht von Pirna. Vom rechten Eibufer unterhalb der Stadt. 627.
Der Sti'om fliesst von links hinten nach rechts vorn herab. (492.)
Vorn links ein Stück des Ufers bei Kopitz. Drüben, in der 38 c.
Mitte des Mittelgi'undes , der Sonnenstein, unter dem sich die
Stadt bis zum Vordergrunde rechts herabzieht.
Leinwand; h. 1,35; br. 2,36. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 618.
Ansicht des Sonnensteins. Links die Festung, vorn der von 628.
fester Mauer umgebene Platz, auf dem Kanonen und Soldaten, (489.)
aber auch ein Zechtisch stehen. Rechts unten die Stadt Pirna, 38 b.
der Fluss und der Fernblick über's jenseitige Eibufer.
Leinwand: h. 2,031/2= ^r. 3,31. — VgL die Bern, zu N. 618. Doch ist dieses
Bild zu gross, als dass es eins der vier im Inv. 1754 verzeichneten sein könnte.
14
210 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts.
629. Ansicht des Zwingerhofes zu Dresden. Vom westlichen Mit-
(474.)telpavillon aus. Links hinter dem Zwinger das königl. Residenz-
38 d. schloss, in der Mitte der Turm der Kreuzkirche, rechts die
umliegenden Hügel.
Leinwand; h. 1,34; br. 2,37. — Nach H. 1758 j^emalt: doch schon im Inven-
tar 1754, I 535. — Gestochen von Louis Schultz 1886 — 87.
630. Ansicht von Dresden. Vom rechten Eibufer unterhalb der
(477.) Augustusbrücke. Kleinere Wiederholung des Bildes N. GOG mit
i38 b. einigen Veränderungen, besonders in den Staffage-Figuren, aber
auch mit anderem Licht und in kühlerem Tone.
Leinwand; h. 0,95: br. I,G5. — 1778 aus dem Spahn'schen Nachlass, —
Gegenstück zum folgenden.
631. Ansicht von Dresden. Vom rechten Eibufer oberhalb der
(478.) Augustusbrücke. Kleinere Wiederholung des Bildes N. 602 mit
38 b. einigen Veränderungen, besonders in den Staffage-Figuren, unter
denen die Gruppe der drei Maler fehlt: aber auch mit anderem
Licht und in kühlerem Tone.
Leinwand; h. 0,95: br. 1,G5. — 1778 aus dem Spahn'schen Nachlass. —
Gegenstück zum vorigen.
632. Sinnbildliches Zierstück. Kniestück. Die Figuren angeblich
(4G2.)von C. W. E. Dietrich. Eechts sitzt die Polonia und stützt
37 d. ihre linke Hand auf ihren Schild. Links steht ein Mann in
bräunlich -roter polnischer Tracht. Rechts unter dem roten Vor-
hange bringt eine Taube ein Blatt, auf dem die Worte stehen:
INCLINATA RESURGIT. Daneben am Postament die Jahres-
zahl MDCCLXIL
Leinwand; h. 1,09: br. 1, 541/2- — Erst 1860 zur Galerie. — 1762 als Zierbild
über einer Thür des Warschauer Schlosses gemalt. — Gegenstück zum folgenden.
633. Sinnbildliches Zierstück. Kniestück. Die Figuren angeblich
(463.) ^'on C. W. E. Dietrich. Links sitzt ein geharnischter Jüng-
37 b. ling, den Hermelin um die Schulter. Neben ihm steht ein alter
Herr in polnischer Tracht und hält in der Rechten eine Perle
über seinem Haupte. Rechts vor freiem Felde ein stattlicher
Bogen. Vor ihm eine Krone auf einer Weltkugel; unter ihm
ein Hund. Am Bogen steht: EX ARDUIS IMMORT ALIT AS.
Leinwand: h. 1,09; br. 1,55. — Erst 1860 zur Galerie. — Gegenstück zum
vorigen. VergL die Bemorkungen zu diesem.
634. in™ Palast zu Warschau. Breit und vielstufig führt rechts die
(459.) grosse Treppe empor. Auf ihren Stufen verschiedene Gestalten.
38 b. In der Mitte begrüssen sich zwei Herren in Allongeperrücken.
E. Venezianische Schnlen. XVIII. Jahrh. 211
Leiuwaud: h. 1,0-IV'> : br. 1,46- — Erst 1S55 zur Galerie. — Gef,'eustüek ziiiii
fol«reuileu. — Ursprünglich als Zierbild über einer Thür.
Im Palast zu Warschau. Prächtige Säulenhalle. Rechts der 635.
Palast, links Bogengänge. Verschiedene Staffage-Figuren. Rechts (460.)
vorn zwei Männer mit polnischen Schnürröcken , in der Mitte <^8 b.
ein 'Wacht])osten.
Leinwand: h. l.Oi'/a- br. 1,46. — Erst 1855 zur Galerie. — Gegenstück zum
vorigen. — ^'^•l•Lrl. die Bonicrkiingen zu diesem.
Im Palasthof zu Warschau. Links führt die Treppe zur 636.
Terrasse empor. Vor ihr im Schatten ein Scheerenschleifer.(461.)
Am Fusse der Treppe ein Wachtposten in rotem Rocke. 37 d.
Leinwand: h. 1.03: br. I,45ii2. — Erst 1855 zur Galerie. — Gegenstück zu
dem vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 634.
Ansicht von Dresden. Von der Neustadt unterhalb der Brücke. 637.
Links die Brücke, rechts die Schiffe im Flusse. Am jenseitigen (476.)
Ufer links die Frauenkirche, in der Mitte die katholische Hof- 37 c.
kirche. rechts die umliegenden Hügel. Bezeichnet unten links:
BERNARDO . BELOTTO . DE CANALETTO.
Leinwand; h. O.O91J2: br. 1,34. — Erst 1855 zur Galerie. — Auf der Rüclcseito
die Inschrift : »Bernardus Beiotto de Canaletto Acadeniiae Electoralis Artiuni Sodalis,
ad naturam pinxit Anno 1765. In Memoriam receptionis snae Acadeniiae. D . D . D .
Dresdae d. 5. ^lart. 1766 ipsa Expositionis Die.<: Das Bild war also 1766 ausgestellt,
1765 als Receptionsbild nach des Meisters Aufnahme in die Akademie gemalt worden.
Diese Aufnahme hatte aber schon 1764 stattgefunden.
Die Trümmer der ehemaligen Kreuzkirche zu Dresden. Nach 638.
der Beschiessung des Jahres 1760, vor dem am 22. Juni 1765(475.)
erfolgten Einsturz der Turmruine. Auf dem Turme sind Mauer- 38 d.
lente mit Abtragungsarbeiten beschäftigt, während vorn bereits
die Grundmauern der neuen Kirche, zu der am 16. Juli 1764
der Grundstein gelegt worden war. sich erheben. Rechts das
Rutokowski'sche Palais, welches am 21. Februar 1786 nieder-
brannte. Bezeichnet unten in der Mitte : BERNAR : BELOTO
DE CANALETTO . FEG . A . MDCCLXV.
Leinwand: h. 0.80: br. LOO^/j. — Erst 1855 zur Galerie. — 1765 vom Künstler
übernommen, dem dafür eine Remuneration von 200 Thalern zur Bezahlung seiner
Schulden bewilligt wurde. Vgl. M. Wi essner. Die Akademie der bildenden Künste
zu Dresden. 1864. S. 59. Das Receptionsbild war jedoch das vorige, wie dessen
Inschrift beweist.
Giov. Domenico Tiepolo.
Geb. zu Venedig 1726; Jahr und Ort seines Todes unbekannt.
Schüler seines Vaters, des berühmten Giov. Batt. Tiepolo
14*
212 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts.
(1693 — 1770), den er als Gehilfe auch nach Würzburg und
nach Madrid begleitete.
639. Die Darstellung im Tempel. Kniestück. Ein breiter Rund-
(431.) bogen überspannt die heilige Handlung vor hellblauem, rosig
36 b. bewölktem Himmel. Links vom Altar, auf dem Kerzen brennen,
steht ein rotgekleideter Priester und liest in einem aufgeschla-
genen Buche. Hinter ihm einige Zuschauer. Der weissgekleidete
Oberpriester, dem Maria von rechts das nackte Kind darreicht,
steht in der Mitte. Eechts Joseph mit einer brennenden Kerze.
Lein-ivand ; h. 0.40; br. 0,4872- — 1875 aus der Sammlung Minutoli in Liegnitz
als vGiov. Batt. Tiepolo.'< Der kältere Ton und die glattere Ausführung lassen es
jedoch als Werk des Sohnes, nicht des A'aters, erkennen. — Phot. Braun XV, 8.
Unbestimmte Venezianer.
Anfang des XVIII. Jahrhunderts.
640. Venedig vom Meere aus. Vorn die reich belebte, mit Schiffen
(453.) bedeckte Lagune; im Mittelgrunde die Stadt; in der Mitte die
37 b. Piazzetta und der Marcusturm, links die Libreria vecchia, rechts
der Dogenpalast.
Leinwand; h. 0,56^|2; hr. 0,98. — Inventar 1722, A 225, als »Prospect von
S. Marcoplatz zu Venedig« von »Casp. de Tors«. Dieser Künstler ist unbekannt. Bei
H. galt das Bild als Werk Antonio Canale"s, für den es jedoch viel zu schwer in
der Farbe, viel 7ai derb in der Behandlung ist
641. Loth und seine Töchter. Loth sitzt vorn unter einem Baume
(424.) und erhebt in der Linken die Schale, in welche seine rechts
K- 16. stehende Tochter ihm aus einer Kanne Wein eingiesst, während
die links stehende ihre rechte Hand an sein Knie legt. Links
im Mittelgrunde Loth's Gattin als Salzsäule, im Hintergrunde
die brennende Stadt.
Leinwand; h. 2,75; br. 2,06. — luv. 1722, A 1301 (damals im Prinzlichen
Palais) als Fr. Tre^-isani ; Inv. 1754, I 267, als G. B. ]Molinari ; bei H. dem Fr. Mi-
gliori zugeschrieben. Die echten Bilder dieser drei Meister zeigen jedoch, dass es
von keinem von ihnen herrührt.
F. Die mailändische Schule.
Giulio Cesare Procaccini.
Geb. zu Bologna 1548, gest. zu Mailand um 162G. Bruder
Camillo's, Schüler seines Vaters Ercole Procaccini des älteren, der
von Bologna nach Mailand zog und hier eine Schale gründete.
F. Mailäiidiscbe Schule. XVII. Jalirh. 218
Sjtäter besonders durch das Studium Correggio's weiterentwickelt.
Tiiätig zu Bologna, zu Genua, hauptsächlich aber zu Mailand.
Ein Frauenraub. Links zieht ein Mann das rechts vorn im 642.
Wasser liegende Boot an's Ufer. Im Boote hält ein alterWächter(511.)
eine Frau, welche abwehrend die Rechte emporstreckt. Der E 2.
jugendliche,, fast nackte Held des Stückes schreitet mit seinem
Schwert in der Rechten über einen zu Boden gestürzten Geg-
ner hinweg, um ein geraubtes nacktes Weib in's Boot zu tragen.
Leinwand: h. 2,65: br. 2,50. — 1746 aus der lierzogl. Galerie zu Modena.
Venturi p. 358. — Der Gegenstand lässt sich schwer näher bestimmen.
Heilige Familie. Maria umfasst, nach rechts gewandt den 643.
vor ihr stehenden Christusknaben, der mit der Linken nach ihr (512.)
emporgreift, mit der Rechten aber, abgewendeten Blickes, in F o.
einen Fruchtkorb langt, den der vordere der beiden rechts ste-
henden grossen Engel ihm reicht. Links blickt Joseph herüber.
Eichenliolz; h. 1.62: br. l.OTVz- — Iiiv. 1722 W., X 1151: 1728 durch Perodi
als Caravaggio.c Jedoch im Inventar Guarienti (vor 175li) N. 153 bereits als »Giulio
('esare Procaccini«, dessen Typen und Farben es zeigt, und als »aus der Sammlung-
Belgiojoso in ^lailand.- — Gestochen von Jos. Camerata. — Phot. Braun XIV. 3.
Schule Giulio Cesare Procaccini's.
Hellige Familie. Maria beugt sich, nach links gewandt, zu 644.
dem neben ihr stehenden, sie umhalsenden Jesusknaben herab. (51.3.)
Links sitzt Joseph. Rechts stehen zwei Engel mit Blumen. R 8.
Im Hintergrunde eine stark nachgedunkelte Landschaft.
Leinwand: h. 0.76: br. 0,96V2- — Zuerst nachweisbar im Katalog von 1835. —
Die Verwandtschaft mit dem vorigen Bilde ist augenfällig. Für den Meister selbst
ist es jedoch nicht gut genug.
Camillo Procaccini.
Geb. zu Bologna um 1550, gest. zu Mailand 1G27. Bruder
Giulio Cesare's, Schüler seines Vaters Ercole Procaccini d. ä..
welcher Bolognese war, aber eine Schule in Mailand gründete.
Thätig zumeist in Mailand.
Der hl. Rochus, Pestkranke hellend. Der Heilige, über dem 645.
ein Engel schwebt, steht, vom Volk umringt, in der Mitte vor (5 10.)
einem Palaste. Vor ihm kniet flehend ein junger Mann. Links F 3.
vorn unter anderen Leichen liegt eine Mutter mit ihrem Kinde.
Rechts trägt ein kräftiger, von hinten gesehener Mann, neben
dem ein jüngerer schreitet, eine Leiche auf seiner Schulter.
214 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand; h. 3,55: br. 4,76. — 1740 aus der heizogl, Galerie zu Modena.
Als Werk Camillo's in der Confraternita di San Rocco zu Reggio, für die der Meister
PS (nach Malvasia I, p. 277) »ad inchiesta del Canonico Brami« gemalt hatte. Von
dort 1661 in die Galerie zu Modena. Yenturi p. 269 — 270. — In Modena (Inv. 1743)
nur einem der beiden Brüder Procaceini zugeschrieben. Im Dresdener Inv. Guarienti
(vor 1753) N. 45 als Werk Giulio Cesare"s. Erst im Catalogue« von 1765 richtig
dem Camillo zurückgegeben. — Gestochen von .1. Camerata ^ II, 18.
Francesco Cairo.
^ob. zu Varese 1598, gest. zu Mailaud 1674. Schüler des
Pierfrancesco Mazzucchelli, gen. »il Morazzone«, zu Mailand.
Durch eklektische Studien selbständig weitergebildet. Thätig
zumeist in Mailand.
646. Venus, Amor und Apollon. Die Liebesgöttin hockt halb
(201.)knieend auf ihrem schneeigen Lager und erhebt einen Pfeil in
3 b. der rechten Hand. Kechts, am Fussende des Bettes, spielt
Amor auf Apoll on's Leyer. Der lorbeerbekränzte Gott hat links
hinter der Göttin den Vorhang zurückgeschlagen.
Kupfer; h. 0,40; br. 0,27. — 1741 durch Rossi aus Italien. — Im Inventar
1754, I 55, als -Giulio Cesare Procaceini.« Seit dem »Catalogue« von 1765 als »Fran-
cesco Cairo«, was, nach Maassgabe der Bilder dieses Meisters in Mailand, richtig ist.
— Phot. Braun VII, 15.
Giuseppe Danedi.
In der Regel mit seinem Bruder Stefano Danedi zusammen
genannt. Gemeinsam führten sie den Beinamen I Montalti.
Treviglio war ihre Heimat; Mailand war ihr Wirkungsort.
Giuseppe soll auch die Schule Guido Eeni's in Bologna besucht
haben. Stefano war nach Orlandi 1608 geboren und starb
1089; Giuseppe's Lebensdaten sind unbekannt.
647. Der hl. Antonius, das Christkind herzend. Halbfigur im Profil
(558.)n'ich links. Der Heilige trägt eine Lilie in der Rechten, fasst
34 a mit der Linken den Kopf des vor ihm auf dem Buche ste-
henden Knäbchens und drückt ihn zärtlich an seine Wange.
Leinwand; h. 0,87V2; ^r« 0,76V2- — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Im Modeneser Inventar von 174;} (Vcnturi p. 354) nur als »d'uno de i due Fratelli
Danedi. : Auch im Dresdener Inventar von 1754, I 384, wohlweislich nur im allge-
meinen als »Montalto.« Erst seit dem »Catalogue« von 1765 wird Giuseppe Dancdi
genannt: ob mit Recht, wird schwerlich nachweisbar sein.
F. Mailändische Sclmle. XVII. Jahrh. 215
Paolo Pagani.
Geb. zu Valsolda 1G61. gest. zu Mailand 1716. Bildete sich nach
den Venezianern. Thätig in Venedig und in Mailand.
Magdalena. Nur mit einem Schurz bekleidet, sitzt die schone 648.
ßüsserin, nach rechts gewandt, auf einem Steine. Sie drückt (2 12.)
die "Wange an das Kreuz, welches sie auf ihren Knieen hält. 34 b.
Links hinter ihr sitzt ein kleiner Engel mit Geissein.
Leinwand: h. l,14'/2- ^t- 1.-19. — 1725 durch Leplat. — Gestochen von
N. Tardien ^ II, 42.
Alessandro Magnasco.
Gen. Lissandrino. Geb. zu Genua 1681, gest. daselbst 1747.
Schüler des Filippo Abbiati zu Mailand, dessen pastose Breite
er geistvoll auf die Spitze trieb. Thätig während der grössten
Zeit seines Lebens in Mailand, erst 1735 nach Genua zurück-
gekehrt (Ratti, Vite p. 155 — 162).
Nonnen im Chor. Der Altar, über dem das Bild des Ge- 649.
kreuzigten hängt, steht in der Mitte der Schlusswand. An jeder (215.)
seiner Seiten steht eine Nonne. Die Oberin sitzt vor ihm und 34 a.
liest aus einem Buche vor. Vorn knieen an jeder Seite fünf Nonnen.
I^inwand : h. 0,91V2; br. 0,71V2- — 1"^1 :>"s der Sammlung Wallenstein in
Ihi.\. — Gegenstück ziim folgenden.
Kapuziner im Refectorium. An der Rückwand hängt ein 650.
leeres Kreuz mit den Martenverkz engen. Vorn an der runden (216.)
Tafel lassen es sich sechs kahlköpfige, meist graubärtige Mönche 34 a.
wohl sein. Bedient werden sie von sechs anderen, jüngeren Mönchen.
Leinwand: h. 0.91; br. 0.72. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
iMix. — Gegenstück zum vorigen.
Die Versuchung des hl. Antonius. Grosse Landschaft. Links 651.
vor wildem Gebüsch an einem Baumstamm ein Kreuz, darunter (625.)
ein Feuer. In der Mitte der hl, Antonius, auf seinen Stab ge- H 2.
stützt. Links neben ihm sein Schwein. Rechts neben ihm der
Satan, der hervortritt, ihn zu versuchen. Rechts im Mittelgrunde
zwei Palmen, im Hintergrunde, sonnig beleuchtet, die Stadt.
Leinwand; h. 1,41V2) hr. 1,11. — 1875 mit dem folgenden, seinem Gegenstück,
viiu Herrn L. Lowenstein ans Warschan als -Salvator Rosa«: so auch H. Allein für
Salvator sind sie viel zu wild und fahrig gemalt; der Vergleich mit den Bildern
Magnasco's in Florenz und Mailand beweist, dass sie von (Uesem .Meister herrühren.
So auch Lerm. S. 221 und Eisenmann in der Kunsstchronik XVI, S. 653.
216 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
652. Der hl. Hieronymus in der Einsamkeit. Grosse Landschaft.
(626.) Wildes, struppiges Urwaldsdickicht. Keclits vorn kahle Felsen;
H 2. links im Mittelgründe unter sonnigem Abendhimmel das er-
regte Meer mit einem Segelschiffe. Vorn kniet der hl. Hierony-
mus. Hinter ihm liegt sein Löwe. Das Crucifix umschweben
rechts zwei geflügelte EngelkOpfe.
Leimvand: h. 1,42: br. 1,11. — 1875 mit dem vorigen, seinem Gegenstücke,
aus Warschau. — Vergl. die Bemerlcungen zu diesem. — Phot. Braun YIl, 17.
Angelo Maria Criveili.
Gest. zu Mailand 1750. Wahrscheinlich Schüler des Alessandro
Magnasco. Thätig in Mailand.
653. Römische Ruinen. Links im Gewölbebau ein Rundsaal. Rechts
(223.)hiQter einem Bogen die Landschaft. Links kniet eine Frau mit
49 b. einem Kinde vor einer anderen. Rechts hockt ein Knabe vor
einem alten Manne, der sich mit seinem Lumpenkorb auf dem
Rücken ausruht. Bez., nach H., A. P. — nicht auffindbar.
Leinwand; h. l,05.'/2; br. 1,29. — 1741 durch Kaiserling. — Im Inv. 17.')4.
I 380, wie das folgende, sein Gegenstück , als »CriA-elli«, die Figuren ^on »Lissau-
di'ino«. Die Richtung AI. Magnasco's (Lissandrino's) ist unverkennbar: auch dass die
Figuren von dessen eigejier Hand gemalt seien, erscheint glaubwüi-dig.
654. Römische Ruinen. Rechts prächtige Mauern und Gewölbe.
(224.) Unter ihnen haben Zimmerleute ihre Werkstatt aufgeschlagen.
49 b. Zwei Männer sägen, einer hobelt. Vorn in der Mitte kauern
ein Alter und zwei junge Leute am Boden.
Leinwand: h. 1,05: br. 1,27. — 1741 durcli Kaiserling. — Gegenstück zum
vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
G. Die genuesische Schule.
Bernardo Strozzi.
Gen. »il Prete Genovese« oder »il Capuccino.« Geb. zu Genua
1581, gest. zu Venedig den 3. August 1644. Ursprünglich
Schüler des in Genua thätigen Sienesen Pietro Sorri. Später
Säcularpriester in Venedig und selbstständig in naturalistischer
Kichtung weitergebildet.
655. Bathseba vor David. Erstes Buch der Könige. I, 15 — 16.
(6 17.) Kniestück. David thront links unter rotem Vorhange. Rechts
F 3. steht Bathseba vor ihm und erinnert ihn. die Rechte an ihre
I
G. Genuesische Schule. XVII. Jahrh. 217
Brust leirond . daran . dass er die Krone Israels ihrem Sohne
Salomon versprochen liabe. Zwischen beiden die schöne Dienerin
Abisag mit einem Kelch in der Hand.
Leinwand: h. 1,S2: br. 1,4172- — luv. 175-i. I 00. — Als Gegenstand giebt
das vAbrege^ Aon 1782 : »Esther erllelit vom König Ahasverus Gnade für ihr A'olk.(<
"Bei H. schon richtig als David und Bathseba. — Phot. Ges.
Rebecca mit Jakob's Knecht am Brunnen. Links steht Eebecca 656.
am Brunnen. Den Krug hält sie mit beiden Händen dem jungen (620.)
Manne hin. der ihr gegenüber am Brunnen steht und ihn ergreift. C 1.
Links hinten grüne Bäume, rechts das Kameel und sein Führer.
Leinwand; h. 1,84: br. 1.45. — 1723 durch Le Plat. — Als Hauptbild des
Meisters wiederholt repr.iducirt. Bei H. wird seine Echtheit ohne Grund bezweifelt.
Es befand sich in .schlechtem Zustande, ist aber neuerdings hergestellt.
David mit dem Haupte Goliath's. Kniestück. Der rothaarige, 657.
stämmige Recke wendet den Körper etwas nach links, den Kopf (618.)
leicht nach rechts. Sein Hemd bedeckt nur seine rechte Schulter. F 1 .
über welcher er das Schwert trägt; sein linker Arm und seine
linke Brust sind entblösst. Der Kopf des Riesen liegt vor ihm.
Leinwand : h. 1,34 : br. 1,00. — 1743 durch Algarotti aus der Casa Sagredf»
in Venedig. Wahrscheinlich das Bild der Casa Bonfadini . von welchem Boschini
(Carta del Navegar pitoresco. Venezia 1660, p. 566) singt :
Del Prete Genoese pur si vode
David, tuto vigor, tuto energia,
Co'l Spadon. e la testa de CTolia,
E ch'l sia vivo, che Tosserva ha fede.
Phot. Braun VI. 14.
Eine Bassgeigenkünstlerin. Kniestück nach rechts. Die 658.
blühende junge Frau stützt sich auf den Tisch, auf dem ihr (6 19.)
Xotenheft liegt ; in der linken Hand hält . sie die Bassgeige ^ a.
und den Bogen. Sie trägt eine Blume im braunen Haar, einen
feuerroten Rock, ein weisses Hemd und eine blaue Schärpe.
Leinwand: h. 1,251/2= l»r- 0.9SV2- — 1743 durcli Algarotti aus der Casa Sagred. i
in Venedig. — Phot. Braun VII. 16 und Phot. Gos.
Giov. Benedetto Castiglione.
Geb. zu Genua 1616; gest. zu Mantua 1670. Ursprünglich
Schüler Giov. Batt. Paggi's, dann Giov. Andr. Deferrari's, vorüber-
gehend auch A. V. Dyck's in Genua, entwickelte sich später
selbständig zu dem durch seine biblischen Karawanenbilder be-
kannten Meister. Thätig besonders in Genua, Rom. Neapel
Venedig. Parma und Mantua.
218 Italiener dos siebzehnten Jahrhunderts.
659. Vor der Arche Noah's. Noah selbst, wie es scheint, steht
(631.) rechts vor der Arche und weist dem Geflügel, den Katzen, den
36 c. Kaninchen, den Dachsen u. s. w., die paarweise im Vordergrunde
aufgestellt sind, den Weg. Der Hauptzug der Tierpaare be-
wegt sich im Mittelgrunde von links her auf die Arche zu;
ihm voraus ein beturbanter Mann, der ein Gefäss auf der
linken Schulter trägt.
Leinwand: h. 1,45; br. 1,94V-/. — 1742 durch de Brais aus Paris (nicht aus der
('asa Sagredo in Venedig). — Gef>-enstück zum folgenden. — Gest. von P. Aveüne^II, 31 .
660. ' Jakob's Heimzug. Rechts unter hohen Bäumen sitzen Jakob
(632.) und Rahel mit vielem Gefolge zu Pferde. Links vorn bückt
36 c. ein Knabe sich, um ein grosses Messinggefäss aufzuheben. Der
Zug bewegt sich auf Pferden und Kameelen, begleitet von
Sklaven, Rindern, Schafen, Ziegen und Hunden, im Mittel-
grunde unter dem hoch ragenden Pjramidenberge nach links.
Leinwand; h. 1,44; br. 1,97V2- — 1742 dui'ch de Brais aus Paris (nicht aus der
<'asa Sagredo in Venedig). — Gegenstück zum vorigen. — Gest. von P. Aveline^ü, 32.
Schule Ben. Castiglione's.
661. Hirten und Heerden. Links der Hirt, die Hirtin und ein
(634.) Knabe mit einem Spinnrocken, nebst ihrer Heerde. Rechts vorn
R 12. ein Fluss, über den ein Fährmann eine Schaf heerde führt. Im
Hintergründe eine Berglandschaft.
Leinwand; h. 0,941/2; br. 1,33V2- — Erst 1861 aus dem Vorrat. Auch bei
H. nur frageweise dem Ben. Castiglione zugeschrieben, dessen Richtung es nur im
allgemeinen zeigt.
Francesco Castiglione.
Geb. wahrscheinlich zu Genua, gest. daselbst in hohem .Alter
1716. Sohn und Schüler Benedetto Castiglione's. Arbeitete
lange am herzogl. Hofe zu Mantua.
662. Jagdhunde mit ihren Wärtern. Der Herzog von Mantua mit
(635.) seinem Gefolge reitet rechts im Hintergründe vor der Stadt.
35 c. Lii Vordergrunde zwei Neger und ein Zwerg mit den herzogl.
Hunden und anderen Tieren. Links unter einer Prachtvase sitzt
der Zwerg zwischen zwei weiss und schwarz gefleckten Doggen.
Von den beiden Negern hält der eine einen Jagdfalken auf der
erhobenen Linken, der andere ein Hündchen in den Armen.
Leinwand: h. 2.08; br. 3.20. — Inv. 17.-j4. I 377.
F. Genuesische Schule. XVII. Jahrb. 219
Giov. Battista Langetti.
(Spiiter auch Laughetti geschrieben.) Geb. zu Genua 1625
nach Eatti (Vite p. 22), 1685 nach Zanetti (p. 520); gest.
zu Venedig 1676. Schüler Pietro da Cortona's in Rom, später
in Venedig von den Venezianern beeinflusst.
Apollon und Marsyas Der von ApoUon überwundene Satyr 663.
ist rechts vorn, mit dem Kopfe nach unten, mit den Bocks- (659.)
beinen an den Baumstamm gebunden. Vorn links beugt Apollon F 2.
sich über ihn und beginnt an seinen Beinen, ihm die Haut
abzuziehen. Links entsetzt dreinblickende Zuschauer. Rechts
sitzt ein alter Satyr mit verschränkten Armen.
Leinwand; h. 2,10; br. 2,37. — 17ol durch Leplat. — Nach Boschini's Carta
»lol Navegar pitoresco (Venezia 1660, p. 53ü — 540), die es eingehend und begeistert
besingt, zn Lebzeiten des Künstlers beim Conte Gasparo Tiene zu Venedig. — Gest.
v.ui L. Zufchi ^ T, 47. — Phot. Braun VI. 16.
Bartolommeo Biscaino.
Geb. zu Genua um 1632, gest. daselbst 1657 an der Pest.
Schüler Valerio Castello's. Thätig zu Genua.
Die Ehebrecherin vor Christus. Kniestück. In der Mitte 664.
deutet Christus, nach rechts gewandt, auf die Schrift zu seineu (636.)
Füssen und wendet sein Antlitz dem links hinter ihm stehen- F 3.
den, beide Hände lebhaft bewegenden Schriftgelehrten zu. Rechts
wird die Ehebrecherin, welche ihre rechte Hand auf die Brust
legt, von zwei behelmten Kriegern hereingeführt. Weiter zurück
die Köpfe di'ei anderer Schriftgelehrten.
Leinwand; h. 1,471/2; br. 1,99V2- — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1.5. —
Gestochen von J. Camerata ^ II, 33. — Phot. Braun VI, 15 und Phot. Ges.
Die Anbetung der Könige. Maria sitzt links vordem Stalle; 665.
Joseph steht neben ihr; das Christkind auf ihrem Schoose wen-(637.)
det sich lebhaft dem rechts vor ihm knieenden Könige zu, dessen 3 c.
Krone sein Page hält. Hinter ihm neigt sich der Mohrenkönig
zum Niederknieen ; noch weiter rechts wartet der dritte König,
dem ein Page die Schleppe des Mantels trägt. Rechts im Mit-
telgrunde ein Trompeter auf einem Schimmel.
Leinwand; h. 0,541/2; br. 0,00. — Inventar 1722, A 404. — Damals, wie das
i<>lt,'onde, sein Gegenstück, mit Unrecht dem Luca Giordano zugeschrieben. Die Schule
Valerio CasteUo"s ist vielmehr unverkennliar und die Ueboreinstimmung mit unserm
l'.ildf N. 664 gross genug, um es mit dem >Catalogue'x von 1765 Biscaino zu lassen.
220 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts.
666. Die Darstellung im Tempel. In der Mitte steht, nach links
(G38.) gewandt, der Hohe])riester mit dem Christkind in den Armen.
'-^ 0. Neben ihm der zweite mit dem Buche, hinter ihm Gehülfen,
einer mit einer Kerze. Vor ihm, nach rechts gewandt, knieen
Maria und Joseph auf den Stufen. Links unten, hinter ihnen,
zwei Zuschauer.
Leiinvand: h. 0.55: br. 0.59. — Inventar 1722. A 403. — Gegen^-tü-^k zum
vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
H. Unbestimmte Oberitaliener.
Unbestimmte Oberitaiiener.
XVII. Jahrhundert.
667. Heilige Familie. Kniestück. Links die hl. Anna. Eechts das
(398.) Christkind. In der Mitte Maria, welche mit dem linken Arm
35 b. ihr Kind, mit dem rechten ihre Mutter umfasst. Im Gemache
links ein roter Vorhang, rechts ein Fenster.
Leinwand ; h. 0,49 : br. 0,37 V2- — Zuerst im Yerzeiehniss von 1835 als ->unbekannt.«
668. Ein alter Mann. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(12 3.) schwarzem Grunde. Kahlkopf mit grauem Haar im Nacken,
H 1- langem Barte, braunem Gewände.
LeiuAvand ; h. 0,7172? br. 0,57. — Inv. 1722, A 95. als -Manier des Tinto-
retto.« — Von H. zu den fragliclien Bildern Pietro da Cortona"s gestellt.
669. Stilleben. Beim Geflügelhäudler. Auf dem Tische links
(13(3.) unter dem Fenster liegt ein Hase zwischen allerlei Geflügel.
R 15. Davor rupft ein Knabe einen Vogel. Rechts macht ein anderer
Knabe seinen Hühnerhund auf die Katze aufmerksam, welche
fauchend links oben im Fenster steht.
Leinwand; h. l^M^^z'- br. 0.95. — 1741 durch Rossi aus Italien: als :>MonsJeur
Davidde«, »die Figuren von Maratta.« — Im Inventar 1754:. I 402. unter dem Namen
des fast unbekannten Husello di Parma.
670. Der Erzengel Michael. Gehelmt und geharnischt, von einem
(500.) Purpur mantel umwallt, das Schwert in der erhobenen Rechton.
R3 die Waage in der Linken, tritt der Himmel sjüngling auf den
Satan, der sich am Boden windet.
Leinwand : h. 1.01 : br. 0.751 .,_ -Zuerst im Verzeichniss von 1835 als unbekannt.«
H. Unbestimmte Oberitaliener. XVII. Jahrb.
221
Ein bärtiger Mann. Brustbild ohne Hände halb nach links 671.
Ulf urau'.'ni Grunde. Kurzes dunkles Haar, langer brauner Bart, (,396.)
Sf'hwarzer Eock. glatt anliegender weisser Kragen. Eechts ein 3 a.
Stück Vorhan.i;-.
Leinwand : h. O.OS : br. 0.51. — IStlVt au^ Inders Nachlass in Berlin als Seb. del
Piombo. Früher in der Sammlung Rezzonico zn VenecUg. Bei H. alr »unbekannt«
in der venezianischen Schule.
Bildniss eines jungen Menschen. Brustbild ohne Hände halb 672.
nach rechts auf irrauem Grunde. Der junge Mann mit kurzem (534.)
braunen Haare trägt einen schwarzen Kock und eine weisse ^^ ^
Halskrause.
Eichenholz: h. 0.4612= br. 0.34^2- — l"-il »"s der Sammlung AVallenstein in
inix. — Bisher der Schule der Carracci zugeschrieben : doch scheint uns auch der
niederländische Urspnmg, auf den die Holzart der Tafel hin-weist, nicht ausgeschlossen.
Dritter Abschnitt.
]>ie spaniisehe fSehule.
I. Meister des XVI. Jahrhunderts und der
Uebergangszeit.
Luis de Morales.
Gen. el Divino. Geb. zu Anfang des XVI. Jahrhunderts in
Badajoz, gest. daselbst 158G. In Valladolid oder Toledo ge-
bildet. Eine Zeitlang am Hofe Philipp's IV. , in Madrid,
meistens aber in seiner Vaterstadt thätig. Aeltester spanischer
Künstler von entwickelter nationaler Eigenart.
673. Ecce homo. Brustbild ohne Hände, leicht nach links auf
(671.) schwarzem Grunde. Der Heiland, welcher in tiefem Schmerze
5 c. die Augen senkt, trägt den Strick um den Hals. Die blutigen
Si)uren der Dornenkrone sind an seiner Stirn sichtbar.
Eichenholz: h. 0,IJi): br. 0,32. — 1744 durch den Gesandtschaftssecretär Talon
aus der Sammlung Encenada zu Madrid. — Phot. Braun VI. lU.
Werkstatt des Juan de Juanes.
Vicente Juan Macip, gen. Vicente Joanes oder Juan de Juanes.
geb. um 1507 (nach Polerö, vgl. Madrazo's grossen Madrider
Katalog 1872, p. 669) zu Fuente la Higuera. gest. 1579 zu
Bocaironte, war vielleicht in der Schule Eaphael's in Eom ge-
bildet. Haupt der Schule von Valoncin im XVI. Jahrhundert.
Spanische Schule. XV[. Jahrhundert. 228
Der Tod Maria's. In der Mitte, mit dem Fussende nach 674.
rechts gewandt, das rotbehängte Lager, auf dem die Muttergottes (G 7 2.)
stirbt. Neun Jünger umstehen es mit den verschiedensten Ge- L 1.
l)erden des Schmerzes. Zwei andere sitzen, in grosse Bücher vertieft,
vorn links und rechts. Kechts Blick durch's Fenster in's Freie.
Eichenholz: h. 1.20: br. 1.2672. — 1853 in London aus der Sanunlnng Louis-
Philippe. Pas Bild ist nicht kiäftitr genu^ in der Pinselfühn;ng und in der Farbe,
um für mehr als ein Werkstattsbild igelten zu können. — Phot. Braun.
Vasco Pereira.
Geb. in Portugal. Ansässig in Sevilla. Bilderbezeichnungen
von 1579 und 1583. Nähere Daten unbekannt.
Der hl. Onofrius. Der nur mit einem Blätterschurz beklei- 675.
dete langhaarige Heilige ist, nach links gewandt, in die Kniee(696.)
gesunken, um aus den Händen des Engels das heilige Abend- ^^2 c.
mahl zu empfangen. Krone und Scepter liegen vor ihm am
Boden. Im Mittelgrunde rechts besucht ein Mönch denselben
Heiligen; im Hintergrunde knieen beide in einer Grotte. Links
unten die Inschrift: BEATE HONOFRI IN HORA MORTIS
MEE (sie) MIHI TURRIS (die beiden R in einander ge-
schlungen) A FACIE INIMICI : ET INTERCEDE PRO
NORIS AD EVM QVI (das I im V) TE ELEGIT , VT .
NOX CONFVNDAT IN ^TERNVM. SOLI DEO HONOR
ET GLORIA. In der Mitte auf einem Zettel die Bezeichnung
und Datirung: VASCO PREIRA (sie) PICTTOR (sie). 1583.
Eichenholz : h. 1,08 ; br. 0,81. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-Pliilippe.
Juan de las Roelas.
Gen. el Licenciado oder el Gierige Roelas. (^eb. zu Sevilla 1558
oder 1560, gest. zu Olivares den 23. April 1625. Gebildet
in Sevilla. Thätig vorübergehend in Madrid, zumeist in Sevilla,
zuletzt in Olivares bei Sevilla. Hauptmeister der LTebergangs-
zeit vom XVI. in's XVII Jahrhundert in der Schule von Sevilla.
Die Concepcion. Maria steht fast von vom gesehen auf dem 676.
Halbmonde, in dem fünf Engelköpfe unter ihren Füssen sieht- (675.)
bar sind. Sie trägt ein rotes Kleid und einen blauen Mantel. H 4.
den zwei erwachsene Engel, die zu ihren Seiten auf den AVolkeii
stehen, auseinander breiten, während zwei Engelknäblein die
Krone über ihrem Haupte halten. Noch h()her flattert ein
224 Spanier des sechzehnten Jahrhunderts.
Spruchband mit den Inschriften, links: TOTA PVLCHEA ES
AMICA MEA, rechts: ET MACVLV NOX EST IN TE.
Leinwand: h. 2,221/2; ''i'- 1,72. — lb53 in London aus der Sammlung Loui<-
l'hilippe. — Phot. Braun XIY. 12.
Pedro Orrente.
Geb. zu Monte alegre in Murcia in der zweiten Hälfte des
XVI. Jahrhunderts, gest. 1644 zu Toledo. Nachahmer der
Bassani. Gründete eine Schule in Valencia.
677. Jakob und Rahel. Rechts in schöner Landschaft hebt Jakob
(6 74.) den Stein vom Brunnen. Der Knecht, welcher neben ihm steht,
H 4. deutet mit ausgestreckter Rechten auf Rahel, welche links im
Hintergrunde an der Spitze ihrer Heerde naht. Rechts, zu
Jakob's Füssen, dessen Hund.
Leinwand: h. 1,75V2; br. 2,22. - 1S53 in London aus der Sammlung Louis-
Pliilippe.
Unbestimmte Spanier.
Anfang des XVI. Jahrhunderts.
678. Der reuige Petrus vor Christus. Der nur mit dem Scham-
(670.)tuch bekleidete Heiland ist rechts, nach links gewandt, mit dem
32 c. Strick um Hals und Hände an die in der Mitte stehende Säule
gefesselt. Links kniet Petrus. lieber seinem Haupte steht
der Hahn. Unten an der Säulenbasis die gotische Inschrift:
lesta • pieca j dexo • pero \ ruiz guarnicioner'o • q -_
dies : perdone • en ' gloria '- y j alavanca \ de ; dios j
nr'o : senor • y • de • su • gloriasa (sie) •' madre. Die
Inschrift besagt, dass der Sattlermeister Pedro Ruiz das Bild
gestiftet habe.
Eiclienholz ; h. 1,77 : br. 0,7-iV2- — 1^53 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe. — Den Namen des Stifters, Pedro Ruiz, nalini man früher irrtümlich für
den Künstlernamen. — Richtig schon hei H.
679. Die Kreuzigung Christi. Auf kahler Höhe unter blauem
(673.) Himmel steht das Kreuz, an dem der Heiland, nach links ge-
R8. wandt, hängt. Links steht Maria, rechts Johannes. Hinter
dem Kreuze liegt ein Totenkopf.
Tannenholz : h. 0.S6 ; br. O.731I2. — 1SÖ3 in liondon ans der Sammlung: Louis-
Philippe. — Damals und bei II. als Diepro Correa , gest. nach l.j.>0 in Valdiglesias.
Doch erscheint diese Benennung willkürlich.
Spanische Schule. XVII. Jahrhundert. 225
Angeblich Fr. de Herrera d. ä.
Geb. zu Sevilk 1570, gest. zu Madrid 1656. Schüler des
Luis Fernandez in Sevilla; schlug eine neue, bahnbrechende,
freie und breite Eichtung ein. Thätig zu Sevilla und Madrid.
Der Apostel Matthias. Halbfigur nach rechts auf grauem 680.
Grunde. In der Rechten hält der ergraute Apostel, welcher (677.)
einen rötlichen Mantel über weissem, vorn offenem Rocke trägt, J 2.
die Hellebarde (Lanze), in der Linken sein Buch.
Leinwand: h. LOS^a: br. 0.83. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe als ■>HeiTera . dessen Urheberschaft jedoch nicht überzeugend ist. — Phot. Braun.
II. Meister des XVII. Jahrhunderts.
Vicente Carducho (Carducci).
Geb. zu Florenz 1585, gest. zu Madrid 1638. Er kam mit
seinem Bruder Bartolommeo Carducci so früh nach Madrid, dass
er sich ganz als Spanier fühlen lernte und ein Hauptmeister der
Madrider Schule in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts wuide.
Der hl. Gonzalo. Der Heilige in weisser Kutte und schwär- 681.
zem Mantel steht in der Mitte, hält das Modell seiner Brücke (676.)
in beiden Händen und blickt andächtig gen Himmel. In seinem H 3.
Heiligenscheine steht : SAN GONZALO. Links neben ihm steht
der hl. Franciscus. rechts der hl. Bernhard von Siena mit dem
Sonnenstab. Ueber ihnen in Wolken erscheint der segnende
kleine Heiland, zwischen Engeln, von denen einer die Laute,
ein anderer die Geige spielt. Bez. 1. u. : VINCENT« CARDVCH«
P. R. F. (so, nicht wie bei H.) 1630 ANOS. (P. R. F. =
PICTOR REGIS FECIT.)
Leinwand; h. 2.18*|2; br. L61V2- — 1853 in London aus der Sammlung Loiüs-
PhiUrpe. — Ein Uauptbild des Meisters. — Phot. Biaun I, 13 und Phot. Ges.
Jusepe de Ribera.
Gen. Lo Spagnoletto. Geb. zu Jätiva am 12. Januar 1588,
gest. zu Neapel 1656. Wahrscheinlich in der Schule der Ribalta
zu Valencia gebildet, dann in Italien weiterentwickelt. Nicht
unbeeinflusst durch den schwarzschattigen Realismus Caravaggio's.
15
226
Spanier des siebzehnten Jahrhunderts.
Doch lässt sich nicht nachweisen, dass er dessen Schüler ge-
wesen. Thätig hauptsächlich als Schulhaupt in Neapel.
682. Diogenes mit der Laterne. Halbfigur nach rechts auf hell-
(688.) beschienenem dunkelgrauen Grunde. Der schwarzhaarige und
H 3. graubärtige Philosoph trägt einen braunen Mantel und erhebt
in der Linken die Laterne, mit der er auf offenem Markte
nach Menschen suchte. Bezeichnet rechts in der Mitte:
%'^i
era
espam
'f
l jÜ l^ßZ
Leinwand; h. 0.76; br. 0,61. — Inv. 1722, A 250. — Dass der Meister sich
selbst unter dem Bilde des kynischen Philosophen dargestellt habe, bestätigt sich
nicht. — Gestochen von J. Daulle )K I, 31. — Phot. Brann I, 14 und Phot. Ges.
683. Maria Magdalena. Nach rechts gewandt, kniet sie mit ge-
(6 7 8.) falteten Händen, von ihrem langen Haare bis auf die Kniee
H 3. umwallt, auf dem Fliesenboden ihrer Zelle, welche ganz von
goldenem Wolkennebel erfüllt ist. Links oben erscheint auf
dunklem Grunde der Engel, welcher sie mit einem weissen
Tuche bekleidet. Vorn rechts eine kellerartige Vertiefung.
Bezeichnet unten rechts (verkleinert):
Ü^0i^e "^e ac'fe-r^ isprmol
f
/*' /^
'f/
iSpanisclie Schule. XVII. Jalirhiiiitlert. 227
Leinwand: h. 2,02: br. 1.52. — 1745 durch den spanischen Gesandten am
Dresdner Hofe, dem Graten de Bene de llasseran. Von anderen, auch von II.. wurde
die Darstelluni,' als Maria von Ao}:-.\ pten . an ihrem Grabe knieend und von einem
Enbrel mit ihrem I^ichentuch bekleidet erklärt. — Indessen lässt sich in der ganzen
Lej^'ende der ^laria aegN ptiaca , welche nicht mit Engeln im Verkehr stand . keinen
Fliesenboden in der Wüste hatte und so weit davon entfernt war. an ihrem Grabe
zu knieeu, dass ihre Bepräbnisslosigkeit, bis ein Löwe ihr nachträglich das Grab grub,
ausdrücklich betont wird, schlechterdings kein Zug linden , welcher durch das Jlotiv
unseres Bildes illustrirt werden könnte. Von der Maria Magdalena wird dagegen
ausilrücklich bericlitet , dass sie an einem von Engeln bereiteten Orte, der einmal
ausdinicklich als cella< bezeichnet wird, gehaust habe und von Engeln bedient, täg-
lich einmal gen Himmel getragen worden sei. Nur aus diesem Vorstellungskreise heraus
lässt unser Bild sich erklären. Vergl. des Verfassers Text zu Brauns Galeriewerk
S. 216—217. — Uebrigens war schon J. G. v. Quandt (Begleiter durch die Gemälde-
säle des Kgl. Museums, Dresden 1850, S. 183) dafür eingetreten, dass nur Maria
Magdalena gemeint sein könne. — Gestochen von M. Pitteri ^ I, 30: von G. Planer:
radirt von B. Mannfeldt. — Phot. Braun VI. 17 und Phot. Ges.
Die Befreiung Petri aus dem Gefängnisse. Der graubärtige 684.
Ai»ostel liegt halbaufgerichtet in seiner Zelle. Seine Füsse sincl(G79.)
noch gefesselt. Von seinen Händen sind die Ketten bereits ab- H 2.
gesprungen. Staunend erhebt er die Rechte, ind^m er nach
links emporblickt, wo der befreiende Engel in Wolken erscheint,
ihm mit der Linken die Schulter berührt und mit der Rechten
hinausweist. Bezeichnet rechts unten (wie N. 682) : Jusepe
de Biber a espanol. F. 1641.
Leinwand; h. 1.76: br. 2,26. — 1738 dmch Rossi aus der Sammlung Duodo
in \'enedig. — (Gegenstück zum folgenden. — Gestochen von IM. Pitteri ^ II. ;>-4.
Der hl. Franclscus auf den Dornen. Halbnackt und halbauf- 635,
gerichtet liegt der Heilige auf dem rechts bereiteten Dornen- (G80.)
lagcr und wendet sich, die Rechte ausstreckend, zu dem Engel H 1.
empor, der ihm trostreich links oben in der Wolke erscheint.
Bezeichnet halb links unten (bisher übersehen, wie das vorige):
Jiisepe de Ribera espanol. F.
Leinwand : h. 1.71: br. 2,28. — 1738 mit dem vorigen, seinem GJegenstüeke,
aus der Sammlung Duodo in Venedig. — Gestochen von M. Pitteri ^ II, 35.
Die Marter des hl. Lorenz. Xur mit dem Schamtuch be- 686.
kleidet, sinkt der jugendliche Heilige, nach links gewandt, vor (682.)
dem Roste, auf dem er gebraten werden soll, in die Kniee. Die H 2.
Rechte erhebt er, die Blicke wendet er gen Himmel. Der
Henker zur Rechten packt ihn am Handgelenk. Vorn links
macht sich ein zweiter mit seinem Gewände zu thun. Ein
dritter schleppt Holz herbei. Ein vierter schürt das Feuer.
Zwei Zuschauer stehen rechts im dunklen Mittelgrunde.
228 Spanier des siebzehnten Jahrhunderts.
I.einwaud; h. 2,03; br. 1,51. — 1742 durch H^;inecken aus Hamburg. Na':h
dem »Abr%e« von 1782, S. 195 — 196, für den Herzog von Ossuna, Vicekönig von
Neapel, gemalt, der es bei seinem Sturze an einen Hamburger Privatmann verkauft. —
Ein gleiches Bild besitzt die vaticanische Galerie zu Rom. — Gestochen von ^l. Keyl
^ I, 29. — Phot. Braun VII, 18.
687. Der Einsiedler Paulus. Der weissbärtige, weisshaarige Heilige
(683.;) kniet, nach links gewandt, vor dem Felsenaltar, aaf dem ein
H 2. Totenkopf liegt. Rechts oben über der Landschaft erscheint
der Rabe, der ihm Brod bringt.
Leinwand; h. 2,04; br. 1,47V2- — 1746 durch Heinecken aus Spanien. H. —
Inventar Guaricnti (vor 1753) N. 503: :>venuto di Spagna.- — Phot. Braun III, 19.
688. Der hl. Andreas. Kniestück, nach links. Der graubärtige
(G84.) Heilige steht, nach links gewandt, vor dem Steintisch, auf
H 2. welchem ein Fisch liegt. Die Rechte legt er an seine Brust.
Die Blicke wendet er gen Himmel.
Leinwand; h. 1,28V2; l*r. 1,0072- — Zuerst erwähnt von Heinecken, Nach-
richten (1768) I, S. 208, richtig als hl. Andreas; im Katalog von 1835 als hl. Fran-
ciscus: später als hl. Antonius von Padua; doch zuletzt bei H. schon wieder als
hL Andreas. — Das Bild kommt in verschiedenen Wiederholungen vor. — Gestochen
von P. Campana ^ III, 49.
689. Jakob mit Laban's Schafen. Links schliesst eine Felswand
(687.) den Mittelgrund, rechts blickt man in's Freie. Der schwarz-
J 2. haarige und schwarzbärtige Jakob schreitet, nach rechts empor-
blickend, inmitten seiner Schafe und Ziegen.
Leinwand: h. 1,69; br. 2.19. — Inv. 17-34, I 92. — Gestoch&n von S. Fokke
?lt I, 27.
Schüler und Nachahmer des Jusepe de Ribera.
690. Die Marter des hl. Bartholomäus. Kniestück. Der Heilige
(681.) wendet sein Antlitz nach rechts gen Himmel. Seine erhobene
H 'J. Linke ist an das Holz gefesselt, welches der rechts stehende
Henker emporzieht. während der Henker zur Linken am rechten
Arm des Märtyrers beginnt, ihm die Haut abzuziehen.
Leinwand; h. 1,47; br. 1.94. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Die HauptdarstcUunir dieses Gegenstandes von Ribera (in den Jluseen zu Madrid und
Berlin) ist anders augeordnet. Unser Bild ist zu kalt-braun im Ton und nicht mar-
kig genug in der Pinselführung für ein eigenhändiges Werk des Kleisters. — Gestochen
von M. Pittori ^ I, '28.
691. Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(690.) grauem Grunde. Der alte Herr mit Schnurr- und Kinnbart trägt
H 1. einen schwarzen Anzug mit anliegendem weissen Kragen.
Spanische Schule. XVII. Jahrhundert. 229
I^inwand : h. 0,70']2; br. 0,59. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Früher nicht als Ribera, einmal sosrar als Velazquez. Als Ribera bei H.
Ist jedoch viel zu trocken behandelt, um als mehr denn ein Schulbild gelten zu könnoii.
Ein Gelehrter. Halbfigur. Der graubärtige bekränzte Forscher 692.
sitzt hinter einem Tische, stützt seinen Kopf mit dem linken (689.)
Arm und legi seine rechte Hand auf einen Himmelsglobus. •''^1 a.
Ein Tintenfass, eine Sanduhr und Bücher auf dem Tische.
Leinwand: h. 0,08: br. 0,7372- — 1743 durch Rossi aus Italien. — Schon im
Inventar Guarienti (vor 1753) N. 173 als Original von Ribera; und so auch noch bei II.
Nach H. soll es sogar undeutlich die Xamensiusehrift »Ribera« tragen. Doch konnte diese
nicht aufgefunden werden. Auch ist die Technik des Bildes zu zerflossen für den
Meister. Einige Kenner glauben sogar die Hand eines niederländischen Nachahmers
in demselben zu erkennen. — Gestochen von Jos. Canale ^ III, 32.
Schüler und Lehrer. Nach dem alten Inventar »Aristoteles 693.
und Alexander. <^ Halbfiguren nach rechts vor dorischen Säulen. (1428.)
Der Knabe in braunem Rocke deutet mit der Rechten in's Buch, ftt c.
welches der hinter ihm stehende graubärtige Lehrer ihm vorhält.
Leinwand: h. 1,00; br. 0,75. — 1725 durch Leplat. — Inv. 1722 ff'.. A 1600.
Damals als Drost (Dorste : vgl. unsere X. 1G07). So frageweise auch noch bei H.
Unseres Erachtens stimmt das Bild weder mit unserer X. 1607, noch mit unserer
X. 160S überein und zeigt überhaupt keine nordische Hand, sondern die Hand eines
directen Nachahmers des Ribera.
Männliches Bildniss. Kniestück auf dunklem Grunde. Der 694.
schwarzgekleidete Herr mit kurzem Bart trägt einen Handschuh (691.)
und einen Brief in der linken Hand. Auf dem Briefe die H 2.
Adresse des Jesuitenpaters Antonio Guido. Links oben ein
Wappen mit dem Cardinalshut.
Leinwand: h. I.3IV2: br. 0,07V2- — Zuerst nachgewiesen im Kat. von 1835
(X. 50) als . unbekamiter Italiener^; im Kat. von 1856 frageweise als »Luca Gior-
dano" : seit dem Kat. von 1^62 frageweise als »Ribera.« Für diesen ist es zu schwer
in der Technik, zu rotbraun im Fleischton. Der italienische L'rheber des Bildes zeigt
nur einige Elemente der Nachfolge Ribera's. — Phot. Braun IX. 18.
Angeblich Juan de Ribalta.
(reb. zu Valencia 1597; gest. daselbst 1628. Sohn und Schüler
Fr. de Ribalta's, des Uebergangsmeisters aus dem Stil des XVL
in denjenigen des XVIL Jahrhunderts in Valencia.
Die Messe Gregor's des Grossen. Der Papst steht links. 695.
nach links gewandt, am Altaf und erhebt die Hostie. Hinter (695.)
ihm kniet ein Prälat, welcher die Schleppe seines Purpurman- J 2-
tels hält. Im Mittelgrunde rechts knieen andere Geistliche;
hinter dem Cliorgestühl blicken Volksgestalten herüber.
230 Spanier des siebzehnten Jahrhunderts,
Leinwand; h. 1,00; br. 1,18. — 18.>5 in London aus der Sammlung Louis-
Pliilippe. — Es bedarf eines erneuten Vergleichs mit den Bildern ,luan de Ribalta's
in Valencia, um festzustellen, ob das unsere diesem mit Recht zugeschrieben worden. —
Phot. Braun VIIL 18.
Fr. de Zurbaran.
Getauft zu Fuente de Cantos an der Grenze von Estremadura.
den 7. November 1598, gest. zu Madrid 1662. Schüler des
Juan de ßoelas zu Sevilla. Thätig zu Sevilla und Madrid, in
letzterer Stadt als Hofmaler König Philipp's IV.
696. Des hl. Bonaventura Papstwahl. Als die Cardinäle sich 127 1
(697.)il'ber die Wahl des Papstes nicht einigen konnten, überliessen
Hl. sie es dem frommen Franciskaner Bonaventura, den würdigsten
Mann zu nennen. Wir sehen diesen in inbrünstigem Gebete
um göttliche Eingebung nach links gewandt mit gefalteten Hän-
den an dem mit der Scharlach-Decke behängten Tische knieen,
auf dem in bronzener Schüssel die dreifache Krone ruht. Links
über ihm erscheint der Engel, welcher ihm den Namen zuträgt.
Kechts unten im Schatten an der Treppe drei Männer; weiter
zurück im hellen Hofe die rot gekleideten Cardinäle. (Dass alle
früheren Deutungen des Bildes irrig sind, hat schlagend Karl
Justi nachgewiesen im Jahrb. der preuss. Kunst-Sammlungen IV,
1883. S. 152 — 162.)
Leinwand; h. 2,39; br. 2,22. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Pliilippe. — Es ist eine der vier Scenen aus dem Leben des lil. Bonaiventura, welche
der 31jährige Meister 1G29 neben Herrera el viejo in der Kirche S. BonaAentura zu
Sevilla gemalt hat. Voii den drei anderen, welche bislang irrig mit Bildern aus
dem Cyklus des Lebens des hl. Pedro Nolasco, den der Meister ebenfalls gemalt, ver-
wechselt wurden , befinden sich zwei im Louvre zu Paris , das dritte im Berlinei-
Museum. Vergl. Karl .Tusti a. a. 0. — Phot. Braun IV, 16.
Diego Velazquez.
Diego Eodriguez de Silva y Velazquez, oder Diego de Silva Velaz-
quez. Getauft zu Sevilla den 6. Juni 1599, gest. zu Madrid
don 6. August 1660. Schüler des Fr. Herrera d. ä. und des
Fr. Pacheco zu Sevilla. Selbständig zu einem der grössten
Bildnissmaler und freisten Techniker aller Zeiten entwickelt.
Tliiitig zu Sevilla und Madrid, vorübergehend auch in Italien.
697. Männliches Bildniss. Kniestück nach rechts auf graubraunem
(694.HTrunde. Der vornehme Herr mit kurzem grauen Haar, Schnun--
J 2. nnd Backenbart trägt einen schwarzen Anzug mit abstehendem
Spanische Schule. XVII. Jahrh. 231
kloinen weissen Kragen und Handschuhe an beiden Händen.
Die linke Hand ruht am Griffe seines Degens.
Leinwaml; h. 1,0S; br. 0,89V2. — 1740 aus der herzoj^l. (ialerie zu .Alodeiia
als Original des Rubens mit den skizziiten Händen (Venturi p. :]57). Doch bereits
KiSö in der Sammlung des Prinzen Cesaro Ignazio von Este richtig als Velazciuez ;
Campori R.. p. 311. — In Dresden später als »Tizian«, bei H. jedoch bereits wieder
ri.htig als Vohizqnoz. — Oost. von E. Mohn ^ III. 41. — Phot. Braun I, 15 u. Phot. Gos.
Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 698.
grauem Grunde. Alter Herr mit weissem Haar, Schnurr- und (^(303.)
Kinnbart. Er trägt eine goldene Kette über schwarzem Anzug. J 2.
Leinwand ; h. 0,65^ 2 '■ br. 0.56. — 174G aus der horzogl. Galerie zu Modeua.
16S5 im Besitze des Prinzen Cesare Ignazio von Este daselbst (Campori R. p. 310;
vgl. Vonturi p. 207 — 208). Damals schon als Velazquez. Beim Dresdner Ankauf
^Venturi p. 358) war es in Modena auf Rubens umgetauft worden, dessen Hand es
keinesfalls zeigt. Als Rubens auch in Dresden gest. von F. Zucchi ^ II, 45 oben.
Bei H. jedoch schon wieder als Telaz(|uez , aus dessen Werkstatt es jedenfalls her-
riilnt. Mit Bode (bei v. Zahn VI, S. 198) an der Eigenhändigkeit zu zweifehl,
scheint uns nicht unbedingt nötig zu sein. — Phot. Braun VI, 20 und Phot. Ges.
Bildniss des Grafen von Olivares. Halbfigur nach links auf 699.
grauem Grunde. Gaspar de Guzman, Graf von Olivares, Herzog((;92.)
von Sanlücar, der allmächtige Minister Philipp's IV., mit J 2.
braunem Haar, Schnurr- und Kinnbart, trägt einen schwarzen
Anzug, der an Rock und Mantel mit der grünen Stickerei des
Alcäntara-Ordens besetzt ist, und hält in der allein sichtbaren
rechten Hand einen Brief.
Leinwand; h, 0,92iJ2; br. 0,74. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
1685 als Original des Velazquez (Campori Racc., p. 311) in der Sammlung des Prin-
zen Cesare Ignazio von Este zu Modena, der es 1681 mit der Sammlung des Grafen
Tosclii gekauft hatte (Venturi, p. 207 — 208). — Aehnliche Bilder in verschiedenen
i'^ammlungen : als Brustbild in der Eremitage zu St. Petersburg ; in ganzer Gestalt
ji) derselben Sammlung und bei Mr. Holford in London. — Die beiden Brustbilder,
auch das unsere, können nur als Werkstattswiederholungen aus dem Gemälde in ganzer
('Cstalt gelten. Auch das unsere ist etwas zu leer und trocken in der I]ehandlung,
um als ganz eigenhändiges "Werk anerkannt werden zu können. So auch W'. Bode
boi V. Zahn VI. S. lOS und H. Lücke. — Phot. Braun IV. 18 und Phot. Ges.
Jacinto Jerönimo de Espinosa.
Geb. den 20. Juli 1600 zu Concentaina im Königreich Valencia,
gest. 1680 zu Valencia. Bildete sich nach den Ribalta in
Valencia, wahrscheinlich auch in Italien nach den Bolognesen
und nach Werken Van Dyck's. Thätig besonders zu Valencia.
Der hl. Franciscus. Halbfigur nach rechts. Auf dem Tische 700.
vor ihm steht neben dem Buche und dem Totenkopfe das (690.)
Crucifix. zu dem er betet. H 4.
232 Spanier des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand; h. 0,91i|2; hv. 0,91. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Pliilippe.
701. Die Kreuztragung. Ein Stück des nach rechts gewandten
(700.) Zuges nach Golgatha. Vorn die von hinten gesehene halb nackte
H 4. Gestalt eines Schergen, welcher vorwärts deutend den Heiland
weiterzerrt. Links Johannes. Maria und Magdalena. Im Mittel-
grunde rechts ein entfernterer Teil des Zuges mit einem der Schacher.
Leinwand : h. 1,88 ; br. l,43ij-. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Plülippe. — Das Bild ist aus den Motiven einer van Dyck'schen Composition zusam-
mengesetzt (Stich von Corn. Galle), vielleiclit sogar eine Copie nach van Dyck. —
Ebenfalls unter Espinosas Namen ein kleineres Exemplar im Privatbesitze. — Phot. Ges.
Alonso Cano.
Geb. zu Granada den 19. März 1601,, gest. daselbst den 5. Octo-
ber 1667. Maler und Bildschnitzer. Schüler Fr. Pacheco's und
Juan del Castillo's in Sevilla. Thätig zu Sevilla, zu Madrid
und zu Granada, wo er eine Schule gründete.
702. Der Apostel Paulus. Ganze Gestalt von vorn gesehen, bar-
(701.)fuss, weisshaarig und weissbärtig, in grünem Eock und rotem
H 3. Mantel. Der Heilige hält ein Buch in der gesenkten Linken
und stützt seine Rechte auf's mächtige Schwert.
Leinwand; h. 2,111/2: br. 1,11. — 1S53 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe. — Gutes P>ild des Meisters. — Phot. Braun X'\\ 12.
Schule Alonso Cano's.
703. Maria mit dem Kinde. Kniestück. Die hl. Jungfrau legt ihre
(702.) rechte Hand an ihre Brust und hebt mit der Linken das weisse
H 4. Tuch des vor ihr auf einem Kissen ruhenden Christkindchens
empor, welches einen Apfel im linken Händchen hält.
Leinwand: h. 1,23; br. 0,97V2- — Wahrscheinlich, auch nach H., die augeb-
liche Madonna von Ribera, welche der Gesandtschaftssecretiir Talon 1744 in Madrid
erwarb. — Bei H. als .angeblich Alonso Cano.« Fiü- den Meister selbst ist das
iil)rigens schlecht erhaltene Bild zu schwach. — Phot. Ges.
Angeblich Pedro de Moya.
Geb. zu Granada 1610. gest. daselbst 1666. Schüler des Juan
Castillo in Sevilla. Später in den Niederlanden und England
durch van Dyck beeinflusst. Schliesslich in Granada ansässig.
703A. Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach links auf
H 1. braunem Grunde. Schwarzes Haar, schwarzer Schnurrbart. Gelber
Waffenrock mit anliegendem weissen Kragen und roter Schärpe.
Falsch bezeichnet rechts oben: B. E. M. fe.
I
Spanische Schule. XVII. Jahrhundert. 233
Leiinvaud: h. 0.61V2- br. 0,49. — 1887 Geschenk ei ues Dresdner Sammlers. —
Die falsche Bozeichnueg sollte natürlich >Bartolomeo Esteban Murillo fecit'< gelesen
Verden. — Die Urheberschaft Moya's, unter dessen Xamen das Bild geschenkt wurde,
bedarf noch der Bestätit,'unLr.
Bartolome Esteban Murillo-
Getauft zu Sevilla den 1. Januar 1618, gest. daselbst den
3. April 1682. Schüler Juan del Castillo's in Sevilla. Durch
das Studium der Werke Tizian's, Ribera's,. Rubens'., van Dyck's
und seines Landsmannes Velazquez in Madrid weitergebildet.
Thätig hauptsachlich zu Sevilla.
Der hl. Rodriguez. Im Bischofsgewande, vor grauem Himmel, 704.
fast von vorn. Die Rechte streckt er aus, in der Linken hält er (7 08.)
seine Kopfbedeckung und seinen Palmzweig. An seinem Halse H 4.
klafft die tötliche Wunde. Sein Blick ist nach links empor-
gewandt, von wo ihm ein Engel in goldenem Lichte einen Blu-
menkranz bringt.
Leinwand: h. 2,05V2J t)r. 1,23* j. — 1853 in London aus der Sammlung
Louis-Philippe. — Das ilodell znra Gewände befindet sicli in der Schatzkammer der
Kathedrale von Sevilla. — Aus dem Kloster S. Clara zu Sevilla. — Gestochen von
Th. Langer ^ III. 42. — Phot. Braun II, 18 und Phot. Ges.
Maria mit dem Kinde. Die hl. Jungfrau sitzt auf einer 705.
Steinbank vor grauem Grunde, wendet ihre Augen gen Himmel, (704.)
umfasst das nackte Christkindchen auf ihrem Schoosse mit dem H 4.
linken Arme und greift mit ihrer rechten Hand nach den
Aermchen, die sich nach ihrer Brust ausstrecken.
Leinwand: h. 1.6G; br. 1,1472- — 1755 in Paris aus dem Xachlass des M.
Pasquier, »Depute de Commerce de Rouen.« H. — Aehuliche Bilder Murillo's im
Palazzo Pitti zu Florenz, im Palazzo Corsini zu Rom, in den Museen von Madrid
und Sevilla. — Gestochen von Aug. Semmler. radirt von L. Friedrich. — Phot.
Braun I, IG und Phot. Ges.
Nach Murillo.
Geld zählende Mädchen. Zwei lebensgrosse Mädchen hocken 706.
auf dem Boden der Strasse. Dasjenige zur Linken zählt, nach (705.)
rechts gewandt, sein Geld. Seine Gefährtin hält den vor ihr 35 a.
stehenden Korb Trauben mit der linken Hand fest.
Leinwand: h. 1,291/2; hr. 0,96. — 1830 aus dem Nachlasse des Fürsten
Kanikoft". H. — Das anerkannte Original befindet sich in der Pinakothek zu München.
Juan de Valdes Leal.
Geb. zu Cordoba 1630. gest. zu Sevilla 1G91. Schüler Antonio
del Castillo's in Sevilla. Unter dem Einflüsse Murillo's weiter-
gebildet. Thätig zu Sevilla.
234 Spanier des siebzehnten Jahrhunderts.
707. Der hl. Basco von Portugal. Der Dominikaner steht vor
(70G.)(loni Kloster, breitet die Arme verzückt auseinander und erhebt
H 4. das Antlitz nach rechts, von wo ein Lichtstrahl es erleuchtet.
Links im Mittelgrunde ein zweiter in gleicher Stellung. Im
Bogengang des Hintergrundes eine Gruppe anderer Mönche.
Oben häutet ein Teufelchen die Glocke. Unten die Inschrift:
EL . V . P . F . (Venerabile Padre Fray) Basco de Portugal.
LoimvamI ; h. 2,4SV2) ^^i"- li27. — 1853 in Lornlon- aus der Sammlung Louis -
Pliilippe. — rhot. Ges.
Unbestimmte Spanier.
XVII. Jahrhundert.
708. Die Beweinung Christi. Der Leichnam des Heilands halb
(7 07.) aufrecht in den Armen der Seinen. Maria Magdalena umfasst
H 1. und küsst ihn. Links hinter dem Heiland Maria und Johannes;
rechts zu seinen Füssen Joseph von Arimathia, seine Linke ergreifend.
Leinwand; li. 1,541/2; br. 2,19i|2. — Erst 185G ans dem »Vorrat.« — Nach
von Quandt wäre Juan Antonio Escalante, geh. zu Cordova 1630, gest. zu Madrid
1()70, der Urheber. Wir sehen eine NachahuinnR' Ribera's, vielleicht sogar eine
Copie nach diesem Kleister in dein Bilde.
709. Die hl. Cassilda. Ganze Gestalt nach rechts. Reich ge-
(7 09.) kleidet und mit Perlen geschmückt, sitzt sie in einer Land-
K 1. schaff und hält mit der rechten Hand den über ihren Knieen
liegenden roten Mantel, in dessen Bausche Eosen ruhen.
Leinwand; h. 1,92V2; br. 1,45V2- — Erst 1856 aus dem :>Vorrat.'< Der spani-
schen Schule, der H. es einreihte, scheint es allerdings anzugehören.
Angebliclie Spanier.
XVII. Jahrhundert.
7IQ Magdalena. Unter knorrigen alten Baumstämmen sitzt die
C (j 9 j3 ) Heilige, nach links gewandt, auf dem Boden, lehnt sich in
H 4. tiefstem Schmerze zurück, umspannt ihr linkes Knie mit ge-
falteten Hunden und blickt verzerrten Antlitzes gen Himmel.
Rechts neben ihr liegt ein Totenkopf, steht ihre Salbbüchse.
Leinwand; h. 0,96i2; br. LlT^/o. — Zuerst im Katalog von 1835. — H.
idontificirte es mit der 1725 als Werk Tizian's durch Leplat erworbeneu ^>JIagdalona ^
Inventar 1722, A 1576 : jedoch schwerlich mit Kecht, da diese JLigdalona ausdrücklich
als »stehend« bezeichnet wird. Der sinxnischo Ursprung des Bilde.«* ist zweifelhaft.
Spanische Schule. XVII. Jahrhundert. 235
Der Glaube. Weibliche Gestalt in weissem Gewände. Sie 711.
sitzt am Boden und umtasst das grosse Kreuz, welches, von (708.)
einem Engel gestützt, rechts neben ihr steht. In ihrer Linken ^2.
der Kelch. Links in der Luft ein zweiter Engel.
Leiuwaiul : h. 1.32; br. 1,00. — luv. 1754, I 413. als »Autore incerto.« —
B^i H. als vielleicht (.'opie nach Mnrillo.« Uns erscheint sogar die spanische Ab-
kimtt des Bildes zweifelhaft.
Die Conception. Teber den Wolken, hinter denen erwachsene 712.
Engel hervorblicken, steht Maria mit dem Kinde auf dem Halb -(7 10.)
monde. Hinter ihr mit Engelsköpfen gefülltes Goldlicht. 35 b.
Kupfer: h. O.2OV2: br. 0.13. — 1860 vom Kunsthändler C. Gottfr. Aug. Schmidt
vermacht. — Der Gegenstand war bei den Spaniern besonders beliebt. Ob unser
r.ildduMi aber selbst spanischen Ursprungs sei. erschien .schon H. zweifelhaft.
I
Vierter Abschnitt.
]>ie franzö^siisehe !Sehule.
I. Meister des XVI. Jahrhunderts.
Schule des Francois Clouet
Hofmaler der französischen Könige von 1541 — 1572; gest.
um 1573 (Jal. Dict., p. 392); Schüler seines Vaters Jean Clouet.
Wie dieser Jehannet oder Jannet zubenannt. Thätig zu Paris.
713, Bildniss der Jeanne de Pisseleu, Herzogin von Etampes. Halb-
(711.)%ur nach links auf grauem Grunde. Schwarzes Kleid, reichver-
28 b. zierte Haube, Hals- und Armketten. Ihre Hände legt sie auf
einander; in der rechten Hand hält sie ein Stiefmütterchen.
Eichenholz; h. 0,31iJ2; br- 0,25. — 1876 vom Hofrat Rost in Dessau. —
Bei H. als Original Clouet's. Seiner Schule gehört es in der That an. Für ihn
selbst ist es jedoch nicht zart genug in der ^Nlodellirung und im Ton. — Phot. Ges.
IL Meister des XVII. Jahrhunderts.
Simon Vouet.
Geb. zu Paris den 9. Januar 1590, gest. daselbst den 30. Juni
1649. Schüler seines Vaters. In Italien durch das Studium
der dortigen Naturalisten und Eklektiker ausgebildet. Thätig
in der ersten Hälfte seines Lebens hauptsächlich in Eom. in
der zweiten Hälfte, seit 1027. als Schulhaupt in Paris.
Französische Schule. XVII. Jahrh. 237
Die Apotheose des hl. Ludwig. Im Harnisch und rotem Mantel, 714.
doch barhaui)t. hat der Heilige sich in den Wolken auf's rechte (7 12.)
Knie niedergelassen, breitet beide Arme aus und blickt zum 44 a.
goldenen Strahlenglanz des Himmels empor, aus welchem zwei
Englein mit einer Palme und einem Kranze herabfliegen.
Neben seinem Haupte zwei andere Engel; links weiter unten
ein dritter, der ein Tuch flattern lässt, auf dem Paris dargestellt
ist. Erwachsene Engel schieben von unten die Wolke empor.
Leinwand; h. 2.69: br. 1,48. — 1731 durch Leplat als Werk des Guido Can-
lassi, gen. Cagnacci. eines Schülers Guido Reni"s. Doch schon seit dem Inv. 1754,
II 547, als Werk Simon Vouet's bezeichnet. Ein Bild verwandter Behandlung von
dor Hand dieses Meisters z. B. X. 492 des Brüsseler Museums.
Le Valentin.
Geb. frühestens 1591 zu Coulommiers (en Brie), gest. spätestens
1G34 zu Eom. (Vergl. Woltm. u. AVoerm. III, S. 310, Anm. 3.)
Ging früh nach Rom, wo er sich M. A. Merisi da Caravaggio
zum Vorbild nahm. Thätig hauptsächlich in Rom.
Der alte Gelger. Kniestück. Rechts streicht ein graubärtiger, 715.
bekränztem: Alter die »Viola di Gamba.« Seine Augen sind ge-(736.)
schlössen, seine Lippen scheinen sich zu bewegen. Vielleicht 33 a.
ist Homer gemeint. Links neben ihm sitzt ein Jüngling über
einer Schriftrolle, bereit, niederzuschreiben, was er hört.
Leinwand: h. 0.9."); br. 1.31. — Inv. 1754. II 430, als Valentin.
Nach Jacques Callot.
Geb. zu Nancy 1592, gest. daselbst 1635. Hauptsächlich
Kupferstecher und Radirer. Als solcher Schüler des Ph. Tho-
massin in Rom (1609 — 1612) und des Giulio Parigi in
Florenz (1612 — 1617). Später, nach seiner Heimkehr, durch
den Einfluss der deutschen Meister des XVI. Jahrhunderts weiter-
entwickelt. Thätig hauptsächlich zu Florenz und Nancy.
Die Erschlessung. Vor den Mauern einer Stadt (links) und 716.
einem Zeltlager unter einem Castell (rechts) findet die Hinrichtung (724.)
statt. In der Mitte ist der Delinquent an den Pfahl gebunden. 36 a.
Links stehen die zur Exekution kommandirten Soldaten. Rechts
wird ein anderer Verbrecher herbeigeführt.
Kupfer: h. 0.08; br. 0,18V2- — Inv. Gotter Tzwischen 1728 und 1736), 31a
oder 31 b. 1741 noch in der Kunstkanimer. Noch bei H. als Original. Es ist in-
238 ' Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts.
desseu anerkannt, dass derartij,'e mit den Stichen Callot's übereinstimmende Bilder
nur Copien nach den ersteren sind. Das Original zu unserem Bilde ist der Stich
»L'Arquebusade«, N. 12 der (grossen) »Jliseres de la Guerre« ; Ed. Meaume, Rechereho
sur la vie et les ouvrages de Jacques Callot, Paris ISGO. II p. 209. N'. rü7).
Nie. Poussin.
Geb. zu Villers bei Les Andelys in der Norraandie 1594, gest.
zu Eom den 19. November 1665. Schüler des Quentin Yarin
in den Andelys, des Ferd. Elle und des Georges Lallemand in
Ptiiis. Selbständig durch das Studium Raphaers, Giulio Eoma-
no's und der Antike ausgebildet. Thätig abwechselnd in Paris
und in Rom, zumeist jedoch in Eom.
717. Die Anbetung der Könige, Links sitzt Maria mit dem Kinde
(7 15.) unter hoher römischer Säulenruine. Hinter ihr steht Joseph:
44 c. vor ihr knieen die beiden weissen Könige, welche ihre Kronen
neben sich gelegt haben, und ist der schwarze im Begriffe, in
die Kniee zu sinken. Weiter rechts, hinter den Königen, schliesst
das Gefolge sich an. Noch weiter rechts in der Landschaft
harrt der Tross mit Eossen und Kameelen. Bez. unten rechts:
MicOLAVT. PvSlH
Leinwand; \\. 1,00V2; br. 1,81V2- — 1742 durch de Brais aus Paris. Früher
in der Sammlung des Lord Walgrave. — Im Inv. 1754. II 503, als >-Copie«: aber
schon im »Catalogue« aou 1765 wieder als Original. — Ein 20 Jahre späteres Exem-
plar dieses Bildes befindet sich im Lou^ re zu Paris , eine Wiederholung im Dulwich
College bei London. Unser Exemplar ist, was bisher nicht beachtet Morden, das
erste Original, nach dem auch das Pariser nur eine spätere Wiederholung ist. —
Aus ungefähr der gleichen Zeit stammt das .Martyriiuu des hl. Erasmus im Vatikan,
welches ebenfalls »PVSIN« bezeichnet ist (vgl. Bellori I, p. 414). Später pflegte der
Meister seine IHlder nicht mehr zu bezeichnen. — Phot. Braun III, 20.
718. Pan und Syrinx. In der Mitte des Waldes Syrinx. in vollem
(7 20.) Laufe nach links gewandt. Hinter ihr, sie verfolgend, der
^^ c. bocksbeinige Pan, über dem ein kleiner Liebesgott fliegt. Vor
Französische Schule. XVII. Jahrh. 239
ihr der Fiussgott Ladou, der sie in seinen Schutz aufnahm,
worauf die Götter sie in das Rohr verwandelten. Ovid's Meta-
morphosen I. V. 088 — 711. Vorn zweiPutti; links eine Nymphe.
LeiiiNvand : h. l.OG^/i'. br. 0,82. — 1742 durch de Brais aus der Sammluui;
l)ubreuil iu Paris. — Nach Felibieu II, p. 328, um 1637 für La Fleur gemalt. —
Boi Smith VIII. ]^. 121. X. 234, irrtümlich als »für ilr. Stella gemalt.'- — Phot.
Brauu V. 19.
Das Reich der Flora (L'empire de Flore). Die nach Ovid's 719.
Metamorphosen in Blumen verwandelten Gestalten vor einem (717.)
bekränzten Baume, einer Priapusherme und einem Laubeng-ange. 45 a.
Links stürzt der Telomonier Ajas sich in's Schwert, und aus
seinem Blute spriest die Blume Kittersporn hervor; neben ihm
blickt Xarciss, dem gegenüber die liebende Nymphe Echo sitzt,
schmachtend in den AA'asserspiegel eines Gefässes. Hinter ihnen
schaut Klytia, die sterbend in eine »Sonnenwende« verwandelt
wurde, sehnsüchtig zum Sonnengott empor. Vorn rechts das
Liebespaar Krokos und Smilax, von denen jener in die Safran-
staude, diese in die Winde verwandelt wurde. Hinter ihnen
stützt Adonis, der Geliebte der Venus, aus dessen Blut die
Anemonen sprossen, sich auf seinen Speer. Neben ihm Hya-
kinthos.. der Liebling ApoUon's, der in eine blaue Schwertlilie
vorwandelt wurde. In der Mitte des Bildes tanzt, nach einer
alten Auslegung, Flora selbst, Blumen streuend, von Kinder-
genien umgeben. Nach Ovid's Metamorphosen würde man eher
Mentha, die schöne Nymphe, die der Unterweltsgott in duftende
Münze verwandelte, in ihr erkennen.
Leimvaiid : h. 1,31; br. 1,81. — luv. 1722, A 37G. — Eingehend beschrieben
als >La trasformazione de' fiorl« schon vonBellori, p. 441—442. Desgl. bei Feübien,
Eutretiens, II, p. 327. — John Smith YIU, p. 135, N. 2G9. — Gestochen als
>I/ompire do Flore« von Ger. Audran. — Phot. Braun I, 17 und Phot. Gres.
Die Aussetzung Miosis. Rechts vertraut der Vater, am Ufer 720.
knieend, das Kind im Korbe den Wellen an. Die Mutter steht (714.)
schmerzbewegt hinter ihm. Eine Begleiterin wendet ihre Blicke 45 b.
zum Hintergrunde, aus dem von den Pyramiden her die Kijnigs-
tochter mit ihrem Gefolge zur Rettung naht. Links, von hinten
gesehen, die mächtige, halb liegende Gestalt des Nilgottes.
Leinwand; h. 1.44; br. 1,95V2- — 1"42 durch de Brais von Mr. Poincinot
aus Paris. — John Smith VIIT, p. 9, N. 14. — Die 1G.J4 von Poussin für i\Ii-. Stella
gemalte Darstellung desselben Gegenstandes, die unter anderen von Audran gestochen
ist (Smith. |i. 7. Nr. 11 1. ist anders angeordnet. — Plu.t. I'.raun VTI. 19.
240 Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts.
721. Die ruhende Venus. Nachlässig hingegossen, ruht die Göttin
(7 19.) auf einer mit Linnen bedeckten Rasonbank. Zu ihren Füssen
ß a. steht ein Amor; ein zweiter sitzt, bekränzt, rechts neben ihr.
Zwei Hirten belauschen sie. Im Hintergrunde sitzt ein Pärchen.
Leinwand; h. 0,71; br. 0,96. — Inv. 1722. A 528, als -eine schlafende
Nymphe.« — Als Venus and Cnpidc< bei Smith VIII, p. 106, N. 202; als »Venus^<
auch bei H. ; bei v. Quandt, p 108, dagegen als »schlafende Bacchantin.« — Phot.
Braun XII, 17 und Phot. Ges.
722. Narcissus. Der schöne Jüngling liegt vorn am Boden und
(7 18.) spiegelt sich im Wasser. Eechts neben ihm sitzt sein Hund,
6 a. liegt sein rotes Gewand. Hinter ihm Echo, zum Schatten er-
blassend. Links zwei Nymphen. Im Hintergrunde Waldlandschaft.
Leinwand ; h. 0,72 : br. 0,9672- — 1' 25 durch Leplat. — Als Originalwerk
bisher nicht bezweifelt, auch von Smith, p. 127, N. 245, nicht, Avenngleich dem
trüben Ton und der flauen Zeichnung gegenüber Zweifel gerechtfertigt erscheinen
könnten. Indessen stimmt die Beschreibung, welche Pelibien II, p. 433, von einem
Jugendwerke Poussin's bei Mr. Le Notre in Paris macht, nur zu unserem Bilde,
nicht zu demjenigen des Louvre N. 442 ; und als frühes Jugendwerk des Meisters
wird man es auch gelten lassen können.
723. 0'6 Marter des hl. Erasmus. Der Märtyrer liegt vorn auf der
(716.)^^ölterbank. Sein Haupt hängt rechts herab. Links dreht ein
46 c. Henkersknecht die Winde, mit welcher ihm die Gedärme aus
dem Leibe gezogen werden; ein zweiter hilft ihm. Eechts
stehen ein geharnischter Krieger und ein Priester. Letzterer
deutet auf die Herkulesstatue, die der Heilige sich geweigert
hatte, zu verehren. Links steht ein beturbanter Alter mit leb-
hafter Entsetzensgeberde. Andere Zuschauer im Hintergrunde.
Leinwand; h. 2,40; br. 3,07. — 1731 durch Leplat. — Poussin's Martyrium
des hl. Erasmus im Vatikan zeigt zwar dieselben Hauptmotive, ist aber audei's an-
geordnet. — Dass Poussin die Darstellung zweimal gemalt habe, wird nicht berichtet.
An der Eigenhändigkeit unseres Bildes hegte schon H. Zweifel, welcher zu ihm be-
merkte »Vielleicht ein Werk des Seb. Bourdon.« Andere Kenner haben an Jacques
Stella gedacht. Auch Smith hat es nicht in seinen Catalog-ue raisonne der Werke
Poussin's aufgenommen. Indessen scheint uns die Mögliclikeit. dass es vom Meister
selbst herrühre, nicht ausgeschlossen zu sein.
Schüler und Nachahmer N. Poussin's.
724. Noah's Dankopfer. Der Patriarch und seine Familie knieen
(713.)li»ks vor dem flammenden Altare, neben dem ein junger Mann
6 a. einen Riesenkandolaber anzündet. Im Hintergrunde Landschaft.
Leinwand; h. 0,7172? ^^'- 1.3SV2- — Zuerst im :Catalogue^< von 17G5 als
Original; jedoch schon von John Smith nicht in seinen Catalogue- aufgenommen.
Französische Schule. XVII. Jahrhundert. 241
-- Bei H. wieder als (»lijjiual : der trockene Ton des Hildo.s l;i.'<st jedoch die Zweifel
an seiner Eig-euhandig-keit l'Ogründet erscheinen.
Das Luperealienfest. In der Mitte die beiden nackten wett- 725.
laufenden JüuL;linge mit Geissein in der Hand. Rechts vorn (723.)
die Gruppe der P'rauen. welche durch die Berührung" jener die RH-
Unfruchtbarkeit zu verlieren hoffen. Links der Festzug; auf der
Anhöhe ein Tempel.
Leinwand: h. O.TH: br. 0.1»SV2 — IJi^'- 1'22, A ödl. als »Manier Poussins.
Faunen und Nymphen. Am Fusse eines mit einem Eelief 726.
geschmückten Denksteins sitzt ein bocksbeiniger Faun neben (1661.)
einer bekränzten Xymphe. Zu ihren Füssen liegen ein Hund ^6 a.
und Geräte; weiter rechts steht ein flammender Dreifuss. Eechts
führt ein Knäblein ein Mägdlein herein, welches sich in ein
langes Laken gehüllt hat. Links bringt eine Nymphe, hinter
welcher zwei Satyrn erscheinen, einen Blumenkorb.
Leinwand; h. 0,84; br. 0,99V2- — Erst ISGl aus dem Vorral». : bei H. als
Lairesse, dessen llalwoise es jedoch nicht zeigt.
Ein Opfer. Eechts unter hohen Bäumen bekränzt eine Frau 727.
eine bärtige Herme; drei andere knieen, von musicirenden (783.)
Kindern umspielt, an dem flammenden Dreifuss, vor dem das ^^ ^■
Opferlamm liegt. Links naht ein Herrscher (Salomon?) an der
Spitze seines Gefolges.
Leinwand: h. 1,00; l)r. 1.32. — 1725 durch Leplat (Inv. 1722, A 1585) als
>Bartoletti: Ein Stück, wo einem Abgott geräuchert wird.« Mit »Bartoletti- ist
Bartholet Flenialle von Lüttich gemeint. Doch rührt das Bild nach Maassgabe unseres
bezeichneten Bildes dieses Kleisters schwerlich von ihm her. Bei H. als »unbekannt.;
Noah's Dankopfer. Inmitten seiner Angehörigen steht Noah 728.
rechts vor dem runden, flammenden Altare und blickt gen Hirn- (722.)
mel, wo Gottvater, von Engeln getragen, in Wolken erscheint. 44 c.
Ganz rechts vorn kniet eine junge Frau mit gefalteten Händen.
Vorn in der Mitte liegt ein Lamm am Boden. Im Hinter-
grunde rechts erhebt sich ein hohes Felsengebirge.
Leinwand: h. 1,08: br. 1,34. — 1731 durch Leplat. — Früher als Original
Poussin's. Doch schon bei H. nur als Schulbild«. — John Smith (p. 5 zu N. 5)
identificirt die Compo.sition irriger Wei^>e mit der 174G von Joh. Frey in Rom ge-
stochenen . an welche unser Bild nur frei anknüpft. Seine Malweise deutet sogar
eher auf die Hand eines Italieners.
V. E.
Um 1640. Von einigen, z. B. von Andresen, I, p. 487, mit
dem Maler Ferdinand Elle von Mecheln identificirt, der als
16
242 Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts.
Porträtmaler in Paris ansässig war, zu Poussin's ersten Lehrern
gehörte und nach Jal, p. 531, spätestens 1G40 starb.
729, Bildniss Nie. Poussin's. Brustbild, im Profil nach rechts,
(7 21.) auf braunem Grunde. Langes schwarzes Haar, kurzer dunkler
ß c. Schnurrbart. Die linke Hand stützt der Meister auf eine Tafel
mit der Inschrift: Si Nomen a me quaeris N, Poussin.
1640. F.
Leinwand; h. 0,751/2; br. 0,59. — Inventar 1722, A 105, als Selbstbildniss
Poussin's. — Die Inschrift bezieht sich jedoch nur auf den Dargestellten. Bei H.
nur frageweise als Poussin; auch nicht in Smith 's »Catalogue raisonne.« — Gestochen
von Louis Ferdinand (gest. 1698 zu Paris als Akademie-Professor), dem Sohne des
ITildnissmalcrs Ferdinand Elle, dessen Taufnamen er als Geschlechtsnamen annahm.
Dieser Stich ist 1, u. bez. »V. E. pinxit.« Dadurch ist bewiesen, dass Poussin das
Bild nicht gemalt hat. Aber wer war V. E.? Sicher nicht Valentin. Vgl. Nagler,
Mon. V, S. 220. Eher, wie Andresen (a. a. 0.) meint, ein Mitglied der Künstler-
familie Elle. Dieser gehörte der Stecher ja sicher an; und Feidinand Elle hatte in
nahen Beziehungen zu Poussin gestanden. Es fragt sich nur, wie das V. zu deuten
wäre. Uebrigens traf Poussin erst Anfang 1641 aus Rom wieder in Paris ein. Das
Bild muss also in Rom gemalt sein. — 1810 gestochen als Selbstbildniss Poussin"s
von A. H. Riedel. — Phot. Braun XV, 13.
Claude Lorrain.
Claude Gellee, gen. Lorrain oder le Lorrain. Geb. zu Chamague
in Lothringen 1600, gest. zu Eom den 23. November 1G82.
Schüler des Agostino Tassi zu Eom. Unter dem Einflüsse der
Carracci und der Bril, der Lehrer seines Lehrers, aber auch
des Ad. Elsheimer, zu einem der grössten Meister der idealen
Landschaftsmalerei ausgebildet. Thätig vornehmlich in Kom.
73Q^ Landschaft mit der Flucht nach Aegypten. Der Fluss, welcher
(•725.) rechts die grossartige Landschaft durchströmt, ist im Hinter-
6 c. gründe von einer Bogenbrücke überspannt und bildet im Mittel-
grunde einen kleinen Wasserfall. Links vorn mächtige Baum-
gruppen, rechts im Hintergrunde eine Ortschaft am Fuss edel
gestalteter Berge. Vorn in der Mitte eine Quelle, aus welcher
ein Mädchen Wasser schöpft, während eine Wäscherin, der ein
Hirt ein Stückchen vorbläst, neben ihrem Korbe wartet. Links
im Mittelgrunde auf dem Waldwege die hl. Familie auf der
Flucht nach Aegypten. Warmes Licht von vorn. Bez. u. 1.:
Französische Schule. XVII. Jahrhundert. 243
Leinwand; h. 1,02: br. 1.34 — Inv. 1754, II 110. Nach H. ans der Samm-
lung des Cardinais Mazarin. Eofrlaubiijt auch durch's Liber Veritatis N. 110. Nach
diesem fiir Mr. Purasson in Lyon gemalt. Die Jahreszalü 1647 (nicht 1661 oder
1667, wie bei H.) deutet auf eine gleiche Entstehungszeit mit der berühmten \Mxihle':
im Pal. Doria in Rom, womit die Behandlungsweise übereinstimmt. — Eine Wieder-
holung sah Smith (18.37) bei Th. Hope Esq. — Gestochen von W. Fr. Gmelin und
von r. Kriiger. — Phot. Braun Y, 20 und Phot. Ges.
Küstenlandschaft mit Akis und Galatea. Links das leicht- 731.
gewellte Meer, vorn am Strande eine schlanke Baiimgruppe.(726.)
Rechts ein bewaldetes Vorgebirge, von dessen Felsenhang ein 6 a.
Wasserfall herabstürzt. In der Mitte des I^ittelgriindes eine
Hafenstadt, am Horizonte eine Insel. Vorn links am Ufer harren
Nereiden mit dem Muschelwagen, in dem sie Galatea an's Land
geführt haben. Diese kniet in der Mitte unter dem Zelte vor
ihrem Geliebten, dem Flussgott Akis (Ovid's Metamorph. XIII,
V. 738 — 897). Zu Füssen des
Paares zügelt ein Liebesgott zwei
Tauben. Der eifersüchtige Kyklop
Poljphem liegt rechts oben neben
seiner Herde auf der Matte. Kühl-
gelbes Sonnenlicht gerade von hin-
ten. Bezeichnet unten rechts:
CLA/De Garr
iöS"^
Leinwand : h. 1,00 : br. 1,.35. — Inventar 1754, II 109. — Nach H. aus der
Sammhing des Marechal Grammont in Paris. Beglaubigt durch's Liber Veritatis N. 141.
Nach diesem 1657 für M. Delagard gemalt. In der That ist die Jahreszahl 1657 nicht
nur auf der Rückseite der Slcizze des Originals des Liber Veritatis beim Duke of De-
vonshire (vergl. Mark Pattison, Ciaudo Lorrain, Paris 1884, p. 219), sondern auch auf
unserm Bilde ganz deutlich zu sehen (nicht 1650, wie bei H.). — Gestochen von
^\'. Fr. Gmelin und von C. Ivrüger. — Phot. Braun I, 18 und Phot. Ges.
Nach Claude Lorrain.
Landschaft mit dem Hirtenfeste. Vorn auf der blumigen, von 732.
mächtigen Bäumen beschatteten Wiese tanzen ein Hirt und eine (727.)
Hirtin im Kreise ihrer zuschauenden Genossen und Heerden. 44 a.
Links strömt ein im Mittelgrunde überbrückter Fluss. Eechts
liegt die Stadt am Fusse des Gebirges. Warmes Licht von links.
Leinwand; h. 0,7472) br. 1,00. — 1742 durch de Brais aus der Sammhmg
Carignan in Paris. — Schon im Inventar 1754, II 598, nur als »Manier Claude's.«
Das anerkannte Original, Avelches Claude 1639 für Papst Urban Vni. gemalt hatte
(Liber Veritatis N. 13), ist »La feto villageoise« des Louvre zu Paris.
16*
244 Franzosen des siebzehn ten Jahrhunderts.
Gaspard Dughet.
Gasp. Dughet, gen. Gasp. Poussin oder Le Guaspre. Geb. zu
Rom IG 13 von französischen Eltern, gest. daselbst IG 75.
Schüler und Schwager N. Poussin's und dessen bedeutendster
Nachfolger auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei. Thätig in Rom.
733. Am Bergsee. Hohe, oben kahle, unten bewaldete Berge um-
(729.)schliessen den See. Am Abhänge verschiedene Gebäude. Vorn
6 b. ]inks eine Baumgruppe. Vorn rechts buschiges Weideland, über
das ein halbnackter Hirte, nach rechts gewandt, seine Heerde
treibt. Auf dem See ein Kahn, Leute am jenseitigen Ufer.
Leinwand; h. 0,73; br. 0,97. — Nach H. im Im-entar Gotter (vor 1736) mit
unserer N. 735. als X. 300 und 301 dem -Gasp. Poussin und Millet« zugeschrieben,
doch stimmen die Maasse dazu nicht. Diese durch Gotter erworbenen Bilder sind viel-
mehr unsere N. 739 und N. 740. — Unser Bild lässt sich erst im Katalog von 1833
nachweisen. — Phot. Braun XII, 18.
734. Campagnalandschaft. Im Hintergrund rechts eine Ortschaft
(730.) am Fuss des von links beleuchteten Gebirges. Im Mittelgrund
G c. eine waldige Schlucht mit Wasserfällen. Vorn links unter hohen
Bäumen zwei nur halb bekleidete Leute. Rechts ein spärlich
belaubter Baum, neben dem ein zweiter zu Boden gestürzt ist.
Leinwand ; h. 0,72 : br. 0,96V2- — Zuerst im »Cataloguec von 1765. — Gegen-
stück zum folgenden. — Phot. Braun XV, 14.
735. Berg- und Waldlandschaft. Links unter einer mit Gebäuden
(731.) gekrönten Anhöhe der waldige Hohlweg, durch den ein Hirt
6 c. seine Schafheerde treibt. Rechts vorn eine hohe Baumgruppe,
ein Felshang, ein Wasserfall, hinten blaue Bergzüge. Vorn in
der Mitte zwei halbnackte Gestalten.
Leinwand; h. 0,74; br. 0,98. — Zuerst, als Gegenstück zum vorigen, im »Cata-
logue« von 1765. Nicht durch Gotter, wie H. annahm. — Vergl. die Bemerkungen
zu N. 733. — Phot. Braun XIV, 13.
736. Waldige Berglandschaft. Links das Gebirge, auf dessen halber
(733.) Höhe eine Ortschaft liegt. Rechts klarer Fernblick hinter hohen
Ga. Bäumen. Vorn links am Wege zwei ruhende Männer. Leicht-
bewölkter Himmel. Gelbliches Licht von links.
Leinwand; h. 0,64; br. 0,87i|2. — luv. 1754, II 405, als Original von Gasp.
Poussin. Die Eigenhündigkeit bei H., doch wohl ohne genügenden Grund, bezweifelt.
Schüler und Nachahmer Gasp. Poussin's.
737. Motiv von Tivoli. Li der Mitte die Schlucht mit dem Wasser-
(734.) fall; rechts oben die Stadt mit dem Rundtempel; dahinter am
44 b.
Französische Schule. XVII. Jahrhundert. 245
Horizonte die Campagna. Links vorn unter Bäumen ein Berg-
weg, an dem zwei Männer ruhen. Licht von links.
Leinwand: h. 0,54: br. 0.8:51 2. — Inr. 1722, A 372. Damals als Original,
.ledoch später, auch bei H.. mit Recht nur als Nachahmung.
Landschaft mit erntenden Kindern. Berg- und Waldgegend. 738.
In der Mitte ein Fluss. Vorn rechts ein Kornfeld mit nackten (735.)
Kindern als Schnittern. Vorn links nackte Kinder als Beeren- 44 b.
Sammler. Kötliches Licht von links.
Leinwand; h. 0,55; br» 0,72i ?. — Vielleicht Inventar 8'^ A 2536, als Gaspar
Poussin, 1741 ans den königl. Zimmern. Das Bild zeigt jedoch nur eine entfernte
Schulverwandtsehaft mit diesem Meister.
Gebäude am Wasser. Im Hintergrunde blaue Bergzüge. Im 739.
Mittelgrunde am Flusse die Gebäude (Mühle"?). Links vorn unter (1703.)
hohen Bäumen vier Männer und eine Frau mit ihrem Kinde an ^'1= b.
einem offenen Feuer. Licht von links.
Leinwand: h. 0.48^2 i br. 0,G4. — Im Inventar Gotter (vor 1736) mit dem
folgenden, seinem Gegenstücke, unter N. 300 und 301 als Werke G. Poussin's, durch
Millet staffirt. Vergl. zu N. 733. — Bei H. frageweise dem Millet zugesclirieben, auf
den ihr Stil jedoch nicht hinweist. Sie zeigen eine spätere französische Hand.
Der Waldsee. Links am Waldrande ein See. Rechts unter 740.
den hohen Bäumen treiben Hirten ihre Schaf heerde am Ufer (1704.)
entlang. Vom ein halbnackter Mann und eine Frau im Ge- 44 b.
sprach. Rechts im Hintergrunde blaue Bergzüge.
Leinwand; h. 0,45: br. 0,64^(2. — Inventar Gotter (vor 1736). — Gegenstück
zum vorigen. Man vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
Italienische Landschaft. Tivoli-Motiv. Rechts die vom Rund- 741.
tempel gekrönten Felsen, von denen sich ein Wasserfall stürzt; U416.)
unten der Fluss; Fischer an und im Wasser. Links vor einem P 10.
Bergschloss eine Brücke; vorn Ziegen und Schafe. Hinten in
der Mitte eine graue Bergpyramide.
Leinwand; h. 0,68V2J It- 0.54V2. — Zuerst im Katalog von 1835 als Pijnacker.
Frageweise so noch bei IL Allein das Bild hat mit den leicht erkennbaren Werken
dieses Meisters gar keine Aehnlichkeit. Vielmehr Nachahmung Casp. Dughet's.
Sebastien Bourdon.
Geb. zu Montpellier 1616, gest. zu Paris den 8. Mai 1071.
(Vergl. Jal Dict., p. 272; die Gründe, aus denen Bourdon's
(Geburtsjahr hier bis 1621 oder 1622 herabgerückt wird, sind
nicht überzeugend.) Bildete sich eklektisch durch das Studium
seiner französischen und italienischen Zeitgenossen, z. B.
246 Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts.
Poussin's und Castiglione's. Thätig in Paris, in Korn, in Stock-
holm, schliesslich als Akademie-Professor wieder in Paris.
742. Jacob's Heimzug. Der Zug bewegt sich von links nach rechts.
(633.) Links die Hauptpersonen zu Pferde: unter ihnen eine Frau mit
44 b. ihrem Säugling (vielleicht Rahel). Ein bekränzter Jüngling zu
Fusse füttert einen Hund. Rechts vorn die Schaf heerde; weiter
bildeinwärts die Lasttiere. Bäume und Berge im Hintergrunde.
Leinwand: h. 0,96 : br. I,30ii2. — 1749 als »Benedetto Castiglione« (»opera
delle piü finite dell' autore«) durch Gruarienti aus Venedig. Auch hei H. als Casti-
glione. Indessen zeigt das Bild nur die Anordnung Ben. Castiglione's; die Tj-pen,
die Landschaft, die Malweise ven-aten die Schule Poussin's. Diese Verbindung von
Anklängen an N. Poussin mit Anklängen an Castiglione findet sich nach den alten
Quellen (z. B. Felibien Entretiens p. 511) gerade nur bei Seb. Bourdon, dessen Hand
der Verfasser dieses Katalogs auch schon vor dieser Erwägung in dem Bilde zu
erkennen glaubte. — Pliot. Braun VIII, 20.
Charles le Brun.
Geb. zu Paris den 24. Febr. 1619, gest. daselbst den 12. Febr.
1690. Schüler Simon Vouet's. In Rom weitergebildet. Hatte,
nach Paris heimgekehrt, den Hauptanteil an der Gründung der
Academie Royale de Peinture.
743. Heilige Familie. In der Mitte sitzt Maria, hält das schlafende
(737.) Kind auf ihrem Schoosse und gebietet, die Rechte erhebend,
46b. Schweigen. Links hinter ihr steht Joseph, links vorn die hl.
Elisabeth mit dem kleinen Johannes, der sich ungeduldig dem
schlummernden Kinde zu nähern sucht. Rechts beugt sich die
hl. Anna über das Christkind; hinter ihr der hl. Joachim.
Leinwand; h. 1,59; br. 1,59. — Inventar 1754, II 503, als Eust. le Sueur.
Jedoch seit dem »Catalogue« von 17G5 stets als Ch. le Brun.
Jacques Courtois.
Gen. le Bourguignon (ital. Jacopo Cortese, il Borgognone). Geb.
1621 zu Saint -Hippolyte in der Franche-Comte, gest. als
Laienpriester im Jesuiten-Collegium zu Rom den 14. November
1676. Schüler seines Vaters Jean Courtois, in Rom und Flo-
renz unter dem Einflüsse P. de Laar's, M. A. Cerquozzi's und
Salv. Rosa's zu einem der berühmtesten Schlachtenmaler seiner
Zeit entwickelt. Thätig hauptsächlich in Florenz und Rom.
Französische Schule. XVII. Jahrhundert. 247
Die Schlacht im Thale. Der heisse Kampf zwischen Fuss- 744.
Volk und Eeiterei tobt in einem von Eaucli- und Staubwolken (738.)
erfüllten Thale, in dessen Hintergründe eine Stadt liegt. Vorn 45 b.
links stürmt geharnischtes Fussvolk mit einem Fahnenträger
heran. Vorn in der Mitte stürzt ein Schimmel, der seinen Reiter
verloren. Eechts jagen die Eeiter davon.
Leinwand; h. 1,531/2: br. 2,67. — 1743 mit dem folgenden, seinem Gegen-
stücke, durch Algarotti aus der Casa Sagredo in Venedig.
Das Reitergefecht vor den Festungsmauern. Die Schlacht tobt, 745.
von Rauch und Staub umwallt, im Mittelgrunde unter den (739.)
Mauern der stark befestigten, von hohem Turme überragten 46 b.
Stadt. Vorn links und rechts sprengen Reitertruppen dem Kampf-
platz zu. In der Mitte halten berittene Musiker.
Leinwand; h. 1,55; br. 2,74. — 1743 mit dem vorigen durch Algarotti aus
der Casa Sagredo in Venedig.
Nach der Schlacht. Vorn liegen Pferde- und Menschen- 746.
leichen. Ein Soldat durchsucht Kleidertaschen neben einer ent- (740.)
kleideten Leiche. Links reiten die Sieger über's Schlachtfeld; 46 a.
an ihrer Spitze ein geharnischter Officier, welcher sein weisses
Ross vor dem Leichenräuber anhält und das Schwert zieht.
Leinwand; h. 0,36V2; br. 0,G1. — Inv. 1754, 11 291. — Nach H. im luv.
G(>tter (vor 173(5) als X. 40 oder 41 ; doch sprechen tlie Maasse dagegen.
Vor der Schlacht. Unten im Thal steht das Heer. Vorn 747.
hält der Feldherr auf grauem Pferde, das Schwert in der Rechten, (741.)
zwischen Officieren. Rechts spielen geharnischte Krieger an einem 46 a.
Steine; weiter vorn lehnt eine Fahne an einem Felsen,
Leinwand; h. 0,65; br. 1,17. — Inventar 1754, II 291. — Nach H. durch
Götter, Vergleiche jedoch die Bemerkungen zum vorigen.
Schüler und Nachahmer Jacques Courtois'.
Reitergefecht auf kahler Höhe. In der Mitte versetzt ein ge- 748.
harnischter Reiter auf braunem Pferde dem ihm auf weissem (742.)
Rosse entgegensprengenden Gegner den Todesstreich. Vorn links Q 1.
liegt ein totes Pferd neben seinem gefallenen Reiter.
Leinwand; h. 0,52V2; br. 0,74V2. — Inventar 1722, A 407, als Original von
-Bourbignon« : im Inv. 1754, 11 659, schon nur als »Schulbild.« Bei H. »unbekannt.«
Auf dem Schlachtfelde. Leichen liegen am Boden. In der 749.
Mitte beraubt ein Mann in rotem Rocke einen Toten seines (1679.)
Geldbeutels, den er den neben ihm haltenden geharnischten 51 b.
Reitern darreicht.
248 Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand; h. <), 651/2; br. 1,39. — Nach H. mit seinem Gegenstücke, dem
folj,'enden, 1738 durch Rossi als »Bourguiynon.<' Nach dem Tnv. 8^^ müssten sie, wonu
1738 durch Kossi erworben, N. 2386 und 2387 gewesen sein, welche damals einem
gewissen »Ston« zugeschrieben wurden, der im Cat. 1765 mit Matth. Stoom identificirt
wurde. Als »Stoom« noch bei H. Die erwähnten Nummern fanden sich jedoch nicht
auf den Bildern und andernteils vermögen wir in ihnen nicht dieselbe Hand, wie in
.\. 1850 und 1851. ja überhaupt keine niederländische, sondern nur dieselbe Hand zu
erkennen, wenn auch in etwas decorativer Ausführung, wie in N. 748 und 752. Wir
können diese Bilder nur unter den Nachahmern des Coui-tois verzeichnen. Vergleiche
auch die Bemerlaingen zu N. 1850 und 1851.
750. Eine Türkenschlacht Rechts die Mauern der Festung, unter
(1680.) denen das Karapfgewühl zwischen beturbanten türkischen und
51 b. geharnischten europäischen Reitern tobt. Links fliehende Reiter.
Vorn in der Mitte liegt ein gestürzter Türke auf dem Rücken.
Leinwand; h. 0,66^|2; br. l,39i|2. — Ueber seine Herkunft und frühere Be-
nennung vgl. die Bemerkungen zu dem vorigen, seinem Gegenstücke, und zu N. 1850.
751. Ein Reitergefecht. Das Hauptgewühl ist links. Fast in der
(1683.) Mitte sind geharnischte Reiter im Handgemenge. Rechts hinten
öOa. tobt der Kampf. Vorn liegen hier ein Pferd und ein Hut.
Leinwand; h. 1,18; br. 1, 811/2- — Inventar 1722, A 363, als Borgognone
(>Bourbignon«). — Gleichwohl versetzte es der »Catalogue«' von 1765 unter die Bilder
des zweifelhaften Matth. Stoom. Als »Stoom« auch noch bei H. Unseres Erachtens
zeigt es dieselbe Hand, wie unsere N. 748 und auch wohl wie die beiden vorigen,
wenngleich es besser ist als diese. Vgl. die Bemerkungen zu N. 749 und N. 1850.
752. ^'® Wache. Von hinten gesehen, spricht ein Reiter auf
(743.) weissem Rosse mit einem Geharnischten, welcher sich, von vorn
46 a. gesehen, auf seine Lanze stützt. Links im Hintergrunde ein zweiter
Reiter; rechts vorn ein Harnisch, eine Trommel, eine Fahne.
Leinwand; h. 0,271/2; br. 0,42. — Zuerst im luv. 1754, II 136. als »Borgog-
none.« Höchstens Schulbild. Auch bei H. »unbekannt.«
Guillaume Courtois.
Geb. zu Saint -Hippolyte in der Franche-Comte 1628, gest. zu
Rom 1679. Bruder des Jacques Courtois ; schloss sich in Rom,
wo er hauptsächlich thätig war, aber an Pietro da Cortona an.
753. Das Opfer Abraham's. Abraham steht in der Mitte, fasst
('744.) seinen Sohn Isaak, der gefesselt vor ihm auf dem Opfersteine
6 c. sitzt, und erhebt schon in der Rechten das Messer. Aber der
Engel des Herrn schwebt links herab und gebietet ihm Einhalt.
Rechts ist der Esel an den Baum gebunden.
k
Französische Schule. XVll. Jal)rhii julert. 249
Leiuwand: h. 0,72: br. 0,5U. — 1725 durch Leplat; im Inv, 1722, A 1502,
irrig als Werk Salvator Rosa's. — Als Guillaume Courtois (Guglielmo ("ortese) seit
dem -Catalogue« von 1765.
Franpois Millet.
Auch Milet, Mile, Mille, in der Kegel Francisque genannt. Ge-
tauft zu Antwerpen den 27. April 1G42, begraben zu Paris
den H. Juni 1679. Vergl. Jal. Diel, p. 865. Zog mit seinem
Lehrer L. Francken in seinem 18. Jahre nach Paris, wo er
sich im Anschluss an Nie. Poussin und Gasp. Dughet zum
Landschafter ausbildete. Thätig hauptsächlich zu Paris.
Römische Berglandschaft. Durch den Mittelgrund zieht sich 754.
eine Bogenleitung über die Wiese und über den Fluss, welcher (728.)
neben einem Kundturm einen Wasserfall bildet. Die Wiese, auf 6 c.
welcher Schafe weiden, ist warm sonnig beleuchtet. Kechts schöne
Baumgruppen. Blaue Berge im Hintergrunde. Links im Hohl-
weg begegnen sich ein Mann, neben dem eine Frau zu Fuss
geht, und eine Frau, die ein Kind an der Hand führt.
Leinwand auf Eichenholz geklebt; h. 0,54; br. 0,65i|2. — 1862 von Mr. Alex.
Allen in London. Damals und bei H. dem Gasp. Poussin zugeschrieben. Schon von
Bode (.V. Zahn's .Jahrbücher 1873, VI , S. 198) als Werk Millet's erkannt, eine
Benennung, die seitdem von allen Seiten Zustimmung gefunden hat. In der That
lassen weder die Behandlung des »Baumschlags«, noch die buntere Farbenstimmung
des Bildes, noch auch die Formengebung der Staffage einen Zweifel daran, dass es
eins der schönsten Werke Millet's ist. — Vergleiche auch des Verfassers Text zu
Braun's Galeriewerk S. 64 — 65. — Phot. Braun II, 19 und Phot. Ges.
Landschaft mit einem Rundturm. Vorn links ein \Yeg, auf 755.
dem ein Mann, eine Frau und ein Kind wandeln, rechts ein (1702.)
Fluss. Im Mittelgrunde rechts stattliche Bäume, in der Mitte 6 a.
ein Kundturm neben einer sonnig beleuchteten Ortschaft.
Leinwand; h. 0,60; br. 0,64. — 1740 erworben; Inventar 8 o A, 2507. —
Schon dort als Millet; doch ist dessen Urheberschaft nicht unbesti-itten .
Daniel de Savoye.
Geb. 1644 zu Grenoble, gest. 1716 zu Erlangen. Schüler des
Seb. Bourdon in Paris. Später viel auf Keisen, besonders in
Deutschland, 18 Jahre lang in Dresden.
Die Gattin des Künstlers. Brustbild ohne Hände halb nach 756.
rechts auf grauem Grunde. Sie trägt ein ausgeschnittenes helles (746.)
Kleid und einen blauen Mantel. Eine dunkle Locke fällt auf 44 a.
ihre linke Schulter herab.
Leinwand: h. 0,74: br. 0.59. — Zuerst im Katalog von 1S.35.
2.W Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts.
Franpois de Troy.
Geb. zu Toulouse im Februar 1645, gest. zu Paris den 1. Mai
1 730. Schüler Claude le Fevre's. Thätig hauptsächlich zu Paris.
757. Bildniss des Duc de Maine. Kniestück nach links. Der Sohn
(745.)Ludwig's XIV. und der Frau von Montespan trägt eine Allonge-
44 a. perrücke und einen blauen Hermelinmantel, den er mit der
Eechten hält. Im Hintergrunde ein Park. Bezeichnet rechts
unter der Vase: PEINT PAE F. DE TROY . EN 171G.
Leiuwaud ; li. 0,92 : br. 0,74. — Zuerst im Katalog von 1S35.
Nicolas de Largilliere.
Geb. den 9. oder 10. October 165G zu Paris, gest. daselbst
den 20. März 1746. Schüler des Ant. Goubou in Antwerpen
und des Sir Peter Lely in London. Thätig in Paris.
758. Der Kammerherr von Montargu. Brustbild ohne Hände fast
(747.) von vorn. Der Dargestellte trägt eine helle AUongeperrücke,
6 b- ein weisses Spitzenhalstuch, braune Sammetärmel und einen
Brustharnisch. Im Hintergrunde umwölkter Himmel.
Leinwand; h. 0,80; br. 0,6372- — 1778 aus der Spahn'schen Sammlung. X, 21.
Schon dort als Bildniss des Kammerherrn de Montargu von N". de Largilliere.
759. Der Herzog de la Rochefoucauld. Brustbild ohne Hände
(74B.)nach rechts auf graubraunem Grunde. Der Herzog trägt eine
46 a. AUongeperrücke, einen Harnisch, eine blaue Ordensschärpe um
die Brust und eine feuerrote Ordensschleife am Halse. Bez.:
M« LE DUC DE LA ROCHEFOVCAVLT.
Leinwand; h. 0,41 ; br. 0,33V2- — 1873 aus der Sammlung Unger in Berlin,
nur als »französische Schule. <; Bei H. als Largilliere, Avas möglich erscheint.
Hyacinthe Rigaud.
Geb. zu Perpignan den 20. Juli 1059, gest. zu Paris den
27. December 1743. Zuerst Schüler eines mittelmässigen Malers
in Montpellier, dann der Akademie zu Paris. Schliesslich unter
dem Studium der Gemälde van Dyck's zu dem gefeiertsten Bild-
nissmaler seiner Zeit herangebildet. Thätig hauptsächlich zu Paris.
760. König August III. als Kurprinz. Ganze Gestalt, fast von vorn,
(749.) doch mit dem Kopfe leicht nach links gewandt. Der Fürst trägt
39 a. einen Harnisch, einen roten Hermelinmantel und eine AUonge-
perrücke. Den Feldherrnstab stützt er mit der Eechten auf
Französibche ^ichule. XVII. Jahrhundert. 251
den Felsblock, der links unter einem Baume liegt. Mit der
Linken fasst er den Griff seines Degens. Rechts hinter ihm
trägt ein beturbanter Negerpage seinen Helm.
Leiuwaml ; h. 2.50; br. 1,73. — luventar 1722, A 1125. — Durch Rigaud, der
es 1715 in Paris gemalt hatte, selbst geliefert. Verl. Meiuoires inedits II. p. 122. —
Gestochen von J. J. Baloehou i|^ I, 0.
Pierre Gobert.
Auch Gaubert. Geb. zu Fontainebleau 1659, gest. zu Paris
den 13. Februar 1741. Seit 1701 Mitglied der Akademie.
Vergl. Archives de Tart frangais I, p. 374.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände fast von vorn 761.
auf grauem Grunde. Weisses Mullkleid, hellroter Mantel, blauer, (774.)
turbanartiger Kopfputz. 44 a.
Leinwand: h. 0,7S; br. 0,62. — 1707 aus Paris. Nach dem luv. 1722. A 945,
damals in Pillnitz. Erst 1853 zur Galerie.
Nicolas Bertin.
Geb. zu Paris 1667, gest. daselbst den 11. April 1736. Schüler
der dortigen Akademie, sowie der Academie de France zu Rom.
Thätig hauptsächlich zu Paris.
Die Eichel und der Kürbis. Nach J. de Lafontaine, Fahles, 762.
Livre IX, fable IV (Le gland et la citrouille). Der halbnackte (750.)
Mann schlummert an einer Felsbank unter dem Eichbaum, von 45 c.
dem eine Eichel auf seine Nase fällt. Links zu seinen Füssen
wachsen Kürbisse, einer liegt rechts neben ihm.
Leinwand; h. 0,591/2; tr. 0,49V2- — Inventar 1722, Ä 335. — Gegenstück
zum folgenden. — Zu Lebzeiten des Künstlers erworben.
Der Bär und der Gärtner. Nach J. de Lafontaine, Fahles, 763.
Livre VIII, fable X (L"ours et Famateur des jardins). Der halb- (751.)
nackte Gärtner sitzt schlummernd auf einem Felsen im Garten. 45 c.
Zu seinen Füssen liegen Rechen und Spaten. Der Bär, welcher
hinter ihm steht, erhebt einen Stein in beiden Vordertatzen.
Vor ihm auf dem Boden kriecht die kleine Fliege, auf die der
Bär, der den Gärtner zerschmetterte, es eigentlich abgesehen hatte.
Leinwand: h. 0.59i/o: )ir. O.49V2. — Inventar 1722. .V .1.%. — Gegenstück
zum vorigen.
252 Franzosen des achtzehnten Jahrhunderts.
Französische Schule.
Ende des XVII. Jahrhunderts.
764. Die Kreuzigung Christi. In der Mitte das Kreuz, an dem
(784.) der Heiland hängt. Zu beiden Seiten in schräger Stellung die
44 b. Kreuze der Schacher. Unten links ein behelmter Krieger auf
weissem Rosse, das ein halbnackter Knecht bändigt. Die An-
gehörigen Christi rechts im Mittelgrunde.
Leinwand; h. 0,80; br. 0,55V2- — 1741 (nicht 1744) durch Rossi aus Venedig^
als »Poussin.« — 1858 wurde der Kopf Christi von Frevlerhänden herausgeschnitten.
Nachdem ein Stück Leinwand eingesetzt worden, wurde es durch Schirmer nach ilass-
galje des Christuskopfes von Guido Reni hergestellt.
765. Dsis Urteil Salomonis. Salomon thront in stattlicher Halle.
(785.) Vorn rechts ist der Henker im Begriff, das Kind, welches ihm
44 b. die vor ihm knieende rechte Mutter zu entreissen sucht, zu
durchhauen. Links steht die angebliche Mutter; zu ihren Füssen
liegt das gestorbene Kind. Zuschauer zu beiden Seiten.
Leinwand; h. 0,73; br. 0,58i!2. — NachH., als Gegenstück zum vorigen, durch
Rossi aus Venedig; doch scheint dies ein Irrtum zu sein. Wir fanden das Bild zuerst
im Katalog von 1835.
Louis de Silvestre (le jeune).
Geb. zu Paris den 23. Juni 1675, gest. daselbst den 12. April
1750. Schüler Charles le Brun's und Bon Boulogne's. Thätig
abwechselnd in Dresden, wo er Hofmaler war und geadelt wurde,
und in Paris; in Dresden und Warschau von 1725 bis 1750.
766. Nessus und DeVanira. Der Kentaur Nessus, welcher als
(758.) Fährmann dient, hält des Herkules Gattin Dei'anira in den
4.5 c. Armen und durchschreitet mit ihr, leicht nach links gewandt,
den Fluss. Herkules sieht, dass der Kentaur sich ungebührlich
gegen die sich sträubende De'ianira benimmt, und ist gerade im
Begriff, um ihr beizustehen, in's Wasser zu rennen. Hechts
vorn liegen sein Bogen und seine Pfeile. Bezeichnet auf der
Kückseite: peint par Louis Silvestre ä Dresde 1732.
Leinwand; h. 1,08; br. 1,40. — 1733 durch Silvestre selbst geliefert. — Phot.
Braun XII, 19.
767. Die Familien -Zusammenkunft zu Neuhaus. Diese fand am
(752.) 24. Mai 1737 zwischen der Kaiserin Anialie (der Witwe Kaiser
E.-S. Joseph's I.), ihrem Schwiegersohn König August III. und dessen
Gemahlin, ihrer Tochter Maria Josepha, sowie deren ganzer
i
Französische Schule. XVlIf. Jahrhundert. 253
Familie statt. In der Mitte des Bildes die hohe Gestalt des
Königs. Vor ihm begrüssen sich die Kaiserin und die Königin.
Letztere ist v©n rechts auf ihre Mutter zugeeilt und verneigt
sich vor ihr. Rechts die königlichen Kinder; links und rechts
Hofdamen und Hof herren. Vorn links eine grosse Dogge, rechts
ein ]Mops. Im Mittelgrund eine Soldatenwache. Im Hintergrund
auf der Terrasse zahlreiche Zuschauer. Rechts das Schloss.
Leinwand : h. 4.97 : br. 6,74. — Gemalt im Auftrage Augusfs III. Die Prin-
zessin Maria Josepha (1731 — 1767) nahm das Bild bei ihrer Vermählung mit dem
Dauphin mit nach Frankreich. Bei ihrem frühen Tode aber vermachte sie es ihrem
Bruder Xavier. So kam es 1767 über Hamburg zu Wasser nach Dresden zurück, wo
es 176S gründlich restaurirt wurde.
Reiterbildniss König August's II. Nach rechts gewandt, doch 768.
leicht zurückblickend, sprengt der König auf weissem Rosse (753.)
einher. Er trägt eine Allongeperrücke und einen Harnisch; ein E.-S.
Pui'purmantel flattert um seine Schultern. Den Feldherrnstab
hält er in der gesenkten Rechten.
Leinwand: h. 2,67: br. 2,08. — Inventar 1722 ff., A 1797. — 1727 aus dem
Schlosse Pretsch in"s Flemming'sche Palais; erst später zur Galerie.
Reiterbildniss König Augusfs III. als Kurprinzen. Nach links 769.
gewandt, sprengt der Prinz auf gelbem Rosse vor der Parkland- (754.)
Schaft einher. Er trägt eine Allongeperrücke, einen reich mit E.-S.
Gold gestickten blauen Rock und hohe Reiterstiefeln. Mit der
Linken hält er den Zügel, die Rechte streckt er aus.
Leinwand: h. 2.67: br. 2,08. — Inventar 1722 ft"., A 1798. — Wie das vorige.
König August II. von Polen und König Friedrich Wilhelm I. von 770,
Preussen. Links steht der sächsische, rechts der preussische(755,)
Herrscher, leicht einander zugewandt. Beide tragen ihren Hut 22 d.
unter dem linken Arm und legen ihre rechten Hände in einander.
Links ein Tisch, auf dem ihre Kronen liegen.
Leirwand; h. 2,81: br. 2,02. — 1730 durch Silvestre selbst geliefert.
Maria Josepha von Oesterreich als Kurprinzessin. Die Ge- 771
mahlin des nachmaligen Königs August III. sitzt, leicht nach(^75(5^
links gewandt, auf einem Stuhl mit hoher Lehne. Sie trägt 22 d.
ein grau -rot gemustertes Seidendamastkleid und einen mit Her-
melin besetzten Purpurmantel. Links auf einem Tische liegt
ilir Kopfputz. Im Hintergrunde eine Säulenhalle.
Leinwand: h. 2,47; br. 1,06. — Inventar 1722, A 1120. — Damals in den
Kuiiiglichon Zimmern. — Gestochen von .1. Daulli; )^ II, 0.
254 Franzosen des achtzehnten Jahrhundei'ts.
Alexis Grimou (Grimoux, Grimoud).
Geb. zu Romont in der französischen Schweiz um 1680, gest.
zu Paris um 1740. Bildete sich durch CoiDiren nach van Dyck
und Rembrandt. Thätig in Paris.
772. Der kleine Flötenbläser. Halbfigur nach rechts auf grauem
(775.) Grunde. Der junge Mann im Pederbarett führt die Flöte mit
^^ ^ beiden Händen an seine Lippen.
Leinwand; h. 0,65; l>r. 0,54V2- — 1725 durch Leplat; also zu Lebzeiten des
Künstlers unter seinem Namen erworben.
Antoine Pesne.
Geb. zu Paris den 23. Mai 1683, gest. zu Berlin den 5. Aug.
1757. Schüler seines Vaters Thomas Pesne und seines Oheims
Charles de la Posse. Thätig anfangs in Rom und Paris. Seit
1711 Hofmaler in Berlin.
773. Mädchen mit Tauben. Halbfigur nach rechts auf grauem
(7 61.) Grunde. Das Mädchen im Strohhut hält mit beiden Händen ein
47 a. paar Tauben; eine dritte sitzt daneben. Bez. 1. u. (verkleinert):
Leinwand; h. 0,7G ; br. 0,61. — Inv. 1722 ff., A 1975. — 1728 durch Pesne
selbst aus Berlin. — Gestochen von C. S. Raspe ^ in, 17.
774. Die Köchin mit der Truthenne. Kniestück von vorn. Unter
(7 6 3.) einem Steinbogen, hinter einem Küchentisch, rupft das kräftige
45 a. Mädchen mit blossen Armen die vor ihr liegende Truthenne.
Bez. 1. u.: Antonius Pesne inventi (sie) 1712.
Leinwand; h. 1,34; br. 1,05. — Inv. 1722, A 78. — Von Pesne selbst geliefert.
775. Selbstbildniss. Brustbild nach rechts auf bräunlichem Grunde.
(764.)^^^ Künstler trägt eine weissliche Allongeperrücke, einen gelb-
6 h. liehen Kock und einen bräunlichen Mantel. Den Pinsel hält
er in der erhobenen Eechten. Bezeichnet auf der Zeichenmappe,
rechts: Ant. Pesne peint par lui/ mesme. 1728.
Leinwand; h. 0,8172; br. 0,66. — Inv. 1722ff., A 1974. — 1728 durch Pesne
selbst aus Berlin. — Pliot. Ges.
Französische Schule. XVIII. Jahrhundert. 255
Männliches Bildniss. Brustbikl ohne Hände nach links auf 776.
schwarzem Grunde. Der Dargestellte mit kleinem Schnurrbart trägt (765.)
eine phantastische Tracht mit grossem, turbanartigem Kopfputz. 22 b.
Leinwaml; hochoval : h. 0,72; br. 5472- — luventar 1722, A 112; duixh Pesue
selbst nur als ;>ein Manueskopf mit türkischem Turband«, keineswegs als Pesne's
Schwiejjrervater du Buisson, wie H. angab. Auch der »Catalogue« von 1765 und das
AI)regt' von 17S2 \vis-;en nichts von dieser Benennung.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 777.
grauem Grunde. Die Dame trägt ein ausgeschnittenes, mit (7 60.)
Edelsteinen behängtes Kleid und einen mit Perlenschnüren be- 22 b.
setzten turbanartigen Kopfputz.
Leinwand ; hochoval ; h. 0.72 ; br. 0,5472- — Inventar 1722, A 96 ; durch Pesne
selbst nur als »ein Weibskopf mit türkischem Turband«, keineswegs als Pesnes
Schwiegermutter, die Gattin des Malers du Buisson, wie H. angab. Auch der »Cata-
logue« von 1765 und das Abrege von 1782 wissen nichts von dieser Benennung.
Die Wahrsagerin. Kniestück. Vor einem Laubengang sitzt, 778.
nach links gewandt, eine fein gekleidete Dame, neben welcher (762.)
rechts auf dem Tische eine Eose und eine Laute liegen. Ihren ^6 c.
Kopf stützt sie leicht mit der Linken; ihre Rechte hält die
links stehende wahrsagende Zigeunerin.
Leinwand; h. 1,14; br. 0,9272. — Inventar 1722, A 90; durch Pesne selbst
geliefert. — Gestochen von C. F. Stölzel^ III, 11.
Ein Knabe mit einer Maske. Brustbild nach rechts auf gelb- 779.
grauem Grunde. Der junge Mann hebt mit beiden Händen (767.)
die Maske vor sein Gesicht. 46 a.
Eichenholz; h. 0,59; br. 0,44. —Inventar 1722ff., A 1977. Hier steht jedoch
nur, dass Pesne das Bild geschiclct, nicht dass er es gemalt habe. Auch im Inventar
1754, I 1621, als ;>unbekannt.« Als Pesne erst bei IL, nachdem es 1861 aus dem
Vorrat hervorgeholt worden; \ielleicht mit Recht.
Jean Baptiste Van Loo.
Geb. zu Aix den 11. Januar 1684, gest. ebenda den 19. Sep-
tember 1745. Schüler seines Vaters Louis Van Loo, der mit
seinem Vater Jakob Van Loo aus Holland nach Frankreich ein-
gewandert war. Thätig in Toulon, Aix, Genua, Turin, Rom,
von 1719 — 1735 in Paris.
Bildniss König Ludwig's XV. Der junge Herrscher steht, nach 780.
links gewandt, mit ausgestreckter Rechton und in die Seite ge-(757.)
stemmter Linken neben dem Tische, auf welchem sein Mantel, 22 b.
seine Krone, sein Helm und sein Scepter liegen, während rechts
hinter ihm ein roter Vorhang die Säule umwallt.
256 Franzosen d(3s achtzehnten Jahrhunderts.
Leinwand; h. 1,93; br. l,36i/2. — Wolü Inv. H^ A 2071. Dann, wie inuli
11. annahm, 1730 als »Copicv: aus Polen; schon deshalb, da Silvestre 1730 in Dresden
lebte, sicher nicht von diesem Künstler, wie IL angab. Auch zeigt es dessen .Mal-
Aveise nicht. — Das Bild stimmt mit Ausnahme der rechten Hand, welche sich dort
auf einen Commandostab stützt, genau mit dem Bilde des Van Loo überein. welche^
durch N. de Larmessin"s Stich bekannt ist. Unzweifelhaft war dieses Bild das Vor-
bild des unseren. Von welchem Van Loo aber rührte es her? Der Stich nennt den
Vornamen des Meisters nicht; und es gab eine ganze Reihe Van Loo. Das gleiche
Bild wird in der Turiner Galerie dem Charles Van Loo, einem Bruder des Jean
Baptiste, im Stockholmer Museum dem Louis Michel Van Loo, einem Sohn des
Jean Baptiste, zugeschrieben. Auch nach Nagler, Bd. XIX. S. 374, wäre Louis Michel
der Urheber des von Larmessin gestochenen Bildes. Dieses ist jedoch schon aus dem
Grunde unwahrscheinlich, weil das Bild dem Alter des Königs nach um 1728 gemalt
s'ein muss, Louis Michel Van Loo aber selbst erst 1707 geboren war. Nach Nagler.
Bd. I, S. 1G4, und nach Rost's Handbuch (VIT, p. 332) stach Larmessin sein Bild Aiel-
mehr nach einem Gemälde des Jean Baptiste Van Loo, von dem auch anderweitig
berichtet wird, dass er den jungen König in ganzer Gestalt um eben jene Zeit gemalt
habe. D'Argensville III (Paris 1752), p. 273 : »Le Roi lui en commanda un en pied
dont ce peintre fit beaucoup de copies pour Sa Maje.ste.« Unzweifelhaft ist dieses Bild
eine dieser Copieen, vielleicht, zumal die Haltung der rechten Hand etwas verändert
ist, eine teilweise eigenhändige. Doch ist das Tnriner Exemplar, welches genau mit
dem unseren übereinstimmt, frischer im Vortrag.
Antoine Watteau.
Getauft zu Valenciennes den 10. October 1684, gest. zu Nogent
bei Vincennes den 18. Juli 1721. Schüler des Claude Gillot
und des Claude Audran in Paris. Studirte Rubens und Paolo
Veronese. Thätig hauptsächlich zu Paris.
781. Gesellige Unterhaltung im Freien. Eine heitere Gesellschaft
(759.) von Damen und Herren ruht rechts auf und neben einer Steiu-
6 b. bank im Parke; ein junger Mann spielt Guitarre, eine Dame
hält ein Notenheft auf ihren Knieen; ganz rechts werden Eosen
gepflückt. Links steht ein Herr abseits und betrachtet eine
von der Rückseite gesehene liegende steinerne Nymphe. Eine
zweite Gesellschaft lagert im Mittelgrunde auf dem Raseii.
Hinten links im Thal eine Wassermühle.
LeiuM-and ; h. 0,G0 ; br. 0,75. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1748. — Gegen-
stück zum folgenden. — Thot. Braun II, 20 und Phot. Ges.
782- Das Liebesfest. Rechts im Park steht eine Statue der Göttin
(7 60.) der Liebe. Zu ihren Füssen sitzen drei Pärchen. Ein viertes
6 b. wandelt, noch einmal zurückblickend, rechts durch das Gebüsch
davon, in dem noch zwei andere Pärchen auftauchen. Links
Französische Schule. XVIII. Jahrhundert. 257
im Mittelgründe lagern unter den Bäumen am Weiher auf dem
sonnigen Rasen noch fünf Liebespärchen.
LeiuAvaiid : li. 0,G1 : In. 0.74. — luv. Guaiieiiti (A'or 175;}| X. 1747. — Gojron-
stück zum vnrigen. — Phot. Braun I. 11'.
Jean Marc Nattier.
Geb. zu Paris den 17. März 1085, gest. daselbst den 7. Novem-
ber 176G. Schüler seines Vaters Marc Nattier; daher auch als
»le jeune« bezeichnet. Thätig hauptsächlich zu Paris.
Bildnissdes Grafen Moritz, nachmaligen Marschalls von Frankreich. 783.
Der stattliche, mit dem Harnisch bekleidete Sohn König August's IL (7 7 7.)
und der Gräfin Königsmark steht, leicht nach rechts gewandt, i-39 b.
in einer Bogenhalle. Mit der Linken fasst er an den Griff
seines Degens; den rechten Arm stützt er auf die Bücher, die
neben ihm auf dem Tische liegen, hinter dem Tische blickt
ein geflügelter Greis . (wohl »le temps«, die Zeitj herüber und
erhebt in der Rechten ein Lorbeerreis. Bez. u. 1.: peint a paris
par Nattier le jeune en 1720 (die letzte Ziffer undeutlich).
Darüber eine auf den Dargestellten bezügliche Inschrift.
Leinwand; h. 2,57: br. 1.72. — Inv. 1722. k 16G5. ffiemaeli hatte der
Fürst, ■welcher 1720 in französische Dienste getreten war, das Bild selbst geschickt
nnd befand es sich 172G zu Pillnitz.
Nicolas Lancret.
Getauft zu Paris den 24. Januar 1G90, gest. daselbst den
14. September 1743. Schüler Gillot's, des Lehrers Watteau's;
Nachahmer des letzteren. Thätig in Paris.
Tanzbelustigung im Schlossparke. Links ein Stück dos 784.
Schlosses, rechts ein Springbrunnen, in der Mitte vorn Trep-(768.)
penstufen, hinten Parkbäume. Links und rechts lagert eine ß b.
heitere, zum Teil musicirende Gesellschaft. In der Mitte tanzt
ein Paar. Vorn an der Treppe ein Hund und zwei Kinder.
[.einwand: h. 2,07 V2: l>r. 2. 071/2- — luv. 1754,11723. — Phot. Braun X. 13
und Phot. (i.-.
Tanzbelustigung im Freien. Unter den hohen Bäumen einer 785.
Parklandschaft lagert eine Gesellschaft galanter Herren und (7 71.)
Damen. In der Mitte dreht ein Mann seinen Leierkasten zu ß b.
dem Contre-Tanz, den links ein stattliches Paar ausführt.
17
258 Franzosen des achtzehnten Jahrhunderts.
Leimvand; h. 0,42; br. 0,56V2- — I'^^'- l'-^-i^ II ^^^^- Zuerst im luveutar
Uiiarienti (vor 1753i N. 1749 richtig als ,, Laueret". Seit dem Inventar 1754, II ö'j>^,
und nodi bei II. irrtümlich als ,, Pater" ; es scheinen die Namensschilder dieses
Bildes und des folgenden , seines Gegenstückes, mit denjenigen der beiden darauf
folgenden N. 787 und N. 788 verwechselt Avorden zu sein. Dass in der That unsere
N. 785 und 786 von Lancret, N. 787 und 788 von Pater herrühren , bestätigen alle
Kenner dieser Meister, auch Herr Dr. K. Dohme in Berlin. — Phot. Braun IV, 19.
786. Der Tanz um den Baum. Um einen grossen Baum an der
(7 7 2.) Dorfstrasse tanzt eine muntere Gesellschaft den Ringelreigen.
6 h. Rechts im Mittelgrunde stehen andere zur Ablösung bereit. Links
vorn einige ärmliche Zuschauer.
Nussbaumholz : h. 0,43; br. 0,53. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1750 richtig
als ., Lancret". Seit Inv. 1754, II 563 und noch bei H. irrtümlich als , .Pater"-
Vcrgl. die Bern, zum vorigen, seinem Gegenstücke. — Phot. Braun VI, 21.
Jean Bapt. Jos. Pater.
Geb. zu Valenciennes 169G, gest. zu Pa.is den 25. Juli I73G,
Schüler Watteau's, Nebenbuhler Lancret's.
787. Ein Auszug in's Freie. Vielleicht ein Brautzug. Links ein
(769.) altes Portal, von dem der Zug sich unter Bäumen nach rechts
6 b. hinausbewegt. Ein Musikantenpaar schreitet voran; dann folgen
zwei Alte; dann die beiden Jungen, von denen der Manu ein
Glas Wein, welches ihm gereicht worden war, zurückgiebt;
hinter ihnen noch andere Paare.
Nussbaumholz: li. 0,25; br. 0,38. — Im luv. Guarienti (vor 17.53) X. 1745
irrtümlich als ,, Lancret". So auch in den neueren Katalogen und bei H. Richtig
als , .Pater" dagegen im Inv. 1754, II 468. So auch R. Dohme. — Vergl. die Be-
merkungen zu N. 785. Gegenstück zum folgenden.
788. "^^"z ""*6r Bäumen. Eine Anzahl zärtlicher Paare lagert
(770.)uiiter den Bäumen einer parkartigen Landschaft. In der Mitte
6 b. führt eins einen Contre-Tanz aus. Rechts hängen ein Korb,
ein Strohhut und öin rotes Tuch an einem Baume.
Nussbaumholz; h. 0,251/2; br. 0,38V2- — Im Ii"- Guarienti (vor 1753) N. 178*)
irrtümlich als ,, Lancret". So auch in den neueren Katalogen und bei H. Richtig
als ,, Pater" im Inv. 1754, II 469. — Vergl. die Bem. zu N. 787, seinem Gegenstück,
und zu N. 785.
Pierre Subleyras.
Geb. zu Uzes im Langued'oc 1G99, gest. zu Rom den 28. Mai
1749. Schüler des Ant. Rivaltz in Toulouse. In Rom weiter-
gebildet. Thätig hauptsächlich in Rom.
Französische Schule. XVIII. Jahrhundert. 259
Christus beim Pharisäer Simon. Der Heiland sitzt links 789.
an der reich gedeckten, von zahlreichen Gästen umringten Tafel. (773.)
Magdalena kniet vor ihm und salbt seine Füsse. Rechts und ^ h.
links tragen Diener neue Speisen auf. Vorn ein Hund.
Leinwaml: h. O.öOi 2: ^r- l.--- — 1"42 ans den Königlichen Zimmern. —
Snbleyras' grosses Hauptbild . welches die gleiche Composition zeigt und auch von
ihm selbst radirt ist, sowie die eigenhändige Skiz»e dazu, befinden sich im Louvre
zu Paris.
Claude Joseph Vernet.
Geb. zu Aviguon den 14. August 1712, gest. zu Paris den
23. December 1789 (Jal, Dict., p. 1256). Schüler seines Vaters
Ant. Vernet und des Bern. Fergioni in Rom, nach einigen auch
des Adr. Manglard. Thätig in Rom von 1732 — 1753, nach-
her abwechselnd in Paris und in Südfrankreich.
Eine brennende Stadt. Ein Flussthal. Rechts steht die von 790.
einem Turm auf felsiger Anhöhe überragte Stadt in Flammen; (778.)
links führt eine Bogenbrücke hinüber. Vorn links hohe Bäume, ^^^^p--^-
rechts Felsen, in der Mitte halbnacktes, flüchtendes Volk.
Leinwand; h. 2,35; br. 1,70. — 1764 von demselben Oberrechmmgsrat
Spahn. ans dessen Nachlass 1778 eine Anzahl von Bildern an Zahlungsstatt ange-
nommen wurden (Einleitung S. 17 — 18), der Galerie geschenkt. 1783 von dessen
Tochter unter dorn Vorwande, das Bild sei ihr Privateigentum gewesen, ohne Erfolg
durch gerichtliche Klage zurück zu gewinnen versucht. — Als Werk Vernet's auch
im ,,Catalogue'' von 1765 und im ,, Abrege" von 1782, also zu Lebzeiten des Meisters.
Charles Hutin.
Geb. zu Paris 1715, gest. zu Dresden den 29. Juli 1776.
Schüler des Fr. le Meine. Seit 1748 in Dresden, wo er Hof-
maler, Akademie-Professor und zuletzt Akademie-Director war.
Lesendes Mädchen. Kniestück auf graugelbem Grunde, halb 791.
nach links. Das Mädchen trägt eine weisse Schürze, ein rotes (776.)
Brusttuch und eine Pelzjacke, erhebt die rechte Hand und hält 47 a.
mit der linken einen Brief auf dem Schoosse. Bezeichnet rechts
unten: C . HVTIN PINXIT 1769.
Leinwand; h. 0,851/2; *'i'- 0,56. — Zuerst im Katalog von 1835.
Jean Baptiste Greuze.
Geb. zu Tournus bei Mficon den 21. August 1725, gest. zu
Paris den 21. März 1805. Schüler der Akademie zu Paris.
Thätig hauptsächlich zu Paris.
17*
260 Franzosen des achtzehnten Jahrhunderts.
792. Der Hausvater, welcher aus der Bibel vorliest. Rechts am
(779.) schlichten Holztisch sitzt der Hausvater, welcher aus der Bibel
47 a. vorliest, während seine Angehörigen, teils knieend, teils stehend,
lauschen. Links vorn hält eine Alte, die einen Spinnrocken
unter'm Arm trägt, einen Knaben, der mit einem Hunde spielt.
Leinwand; h. 0,74; br, 0,02' I2. — 1874 ans der Sammlung Reede van Oudts-
hoorn in Utrecht. Vorher bei M. J. P. Weyer zu Köln und beim :Marfiuis de Causa.
— Der ,,Pero de famille explicjuant la Bible a ses enfants'-, war ein berühmtes
Jugendbild des Meisters, das erste, durch welches er Aufsehen erregte. — Gest. von
P. F. Martenaise 1759. Damals befand es sich in der Sammlung de la Live de
Jully. Ob unser Exemplar das berühmte Original ist, ist zweifelliaft. — Phot. Ges.
Unbestimmte französische Meister.
XVIII. Jahrhundert.
793. Kleopatra. Kniestück. Fast nackt, in durchsichtigem Hemd,
(78C.)von blauem Mantel umwallt, sitzt die Aegyptierin auf rot ge-
46 c. polsterten! Sessel. Mit der Linken nimmt sie die Schale vom
Tische, in welche sie mit der Rechten die Perle wirft.
Leinwand; h. 1,1872; br. C,94V2- — 1"41 aus der Sammlung Walleusteiu in Dux.
794. Bildniss der Königin Maria Lescinska von Frankreich. Halb-
(787.)figur ohne Hände auf grauem Grunde. Die Gemahlin Lud-
45 a. wig's XV. trägt ein weisses, mit Blumen besetztes Kleid und
den blauen, mit Hermelin gefütterten Königsmantel. Auf der
Eückseite steht: Marie, Reine de J^rance^ 1726.
Leinwand; h. 0,73; br. 0.G0V2- — luv. S« A 2073; also als Bildniss der
ülrica Eleonora 1730 aus Polen. Die Inschrift ist jedoch glauln\iirdig. Nach H.
wäre es eine Copie nach einem Gemälde der Königin von Louis Tocque (1696 — 1772).
Das Bild der Königin in ganzer Gestalt von Tocqvio im Louvre ist von 1740 datirt.
795. Der Cardinal von Salerno. Brustbild ohne Hände halb nach
(783.) rechts auf grauem Grunde in gemaltem Hochoval. Cardinalstracht.
44 C. Leinwand; h. 0,831/2; br. 0,65. — 1731 aus dem Grünen Gewölbe. Die Xamens-
))estimmung beniht auf Inventar 8", fol. 91b, A 2152. Diese Xunimor steht noch
auf dem Uildo.
796. Der Cardinal Alberonl. Brustbild ohne Hände leicht nach
r7 8 9.) links auf rotbraunem Grunde. Eoter Rock, geistliches weisses
45 a. Halstuch, graue Perrücke.
Leinwand; h. 0,7G: l)r. 0.63. — 1731 aus dorn Grünen Gewölbe. Der Xaiur
des Dargestellten steht auf der Rückseite und im luv. 8*' A 2153. fol. 91b.
Französische Schule. XVIII. Jahrhundert. 261
Catarina de' Medlci, Gemahlin König Heinrich's IL von 797.
Frankreich. Brustbild auf gelbgrauem Grunde in gemaltem (2083.)
Oval. Schwarzes, mit Gold und Perlen besetztes Kleid; Spitzen- -^l c.
krause und Perlenschmuck.
Leinwaml: h. 0.73' 2: ^Ji". 0,59. — Tnv. 1722, A 846.
Der Admiral de Coligny. Brustbild nach links auf grauem 798.
Grunde. Haar und Bart kurz und grau. Dunkelgestreifter (2084.)
Rock mit goldenen Knöpfen. Eine Medaille an goldner Kette ^^ 11-
auf der Brust. Oben die Inschrift: GASPARO . COLIGNI .
ARMIRAGLIO.
Leinwand ; h. <i.(37 ; br. 0.5GV2- — Zuerst im Katalog von 1835.
Fünfter Abschnitt.
Die niederländiiseheii iSchulen.
I. Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts.
A. Die vlämische Schule.
Jan van Eyck.
Geb. zu Maaseijek im letzten Viertel des XIV. Jalirliunderts,
gest. zu Brügg-e den 9. Juli 1444. Schüler seines Bruders
Hubert van Eyck. Neben diesem das Haupt der altvlämischen
Schule, zugleich der Vervollkommner und Verbreiter der moder-
nen Oelmalerei. Thätig nach- längeren Eeisen hauptsächlich in
Gent und Brügge,, doch auch eine Zeitlang in Lille und im Haag.
799. Ein Flügelaltärchen. I. Das Mittelbild. Maria mit dem Kinde.
(1836.) Im Chor einer Rundbogenkirche sitzt die Mutter Gottes, leicht
N 1. nach links gewandt, unter dunkelgrün-gemustertem Thronhimmel
auf farbigem Teppich. Sie trägt einen langen roten Mantel über
blauem Kleide; ihr Haupt schmückt ein niedriges Diadem.
Mit beiden Händen hält sie das nackte Christkind auf ihrem
Schoosse. Auf der Schriftrolle in den Händen des Kindes stehen
die Worte (Ev. Matth. XI, 29): „Discifc a nie, quin mifis
sum et humiUs cor de. ^^ In der Umrahmung, oben links be-
ginnend, steht vielfach zusammengezogen und abgekürzt mit
halb gotischen Buchstaben: (1. Lib. Sap. VII, 29.1 Haec eM
A. Viamische fecliiile. XV. Jahrb. 263
speciosor sole et siq)er omnem dispositionem stellarum,
hici comparafa inrenitiiv prior. (2. Lib. Sap. VII, 2G.)
Candor est enim lucis aeternae et speculum sine macula
Dei majestatis etc. 3. (Ecclesiasticus [Sirach] XXIV, 23.)
Ego quasi vitis fructißcavi siiavitatem odoris et ßores
mei fructus honoris et honestatis. 4. (Ibid. 24.) Ego
mater pulchrae dilectionis et timoris et magnitiidinis (im
Text der Vulgata steht statt dessen agnitionis) et sanctae spei.
II. Die Flügelbilder. 1. Die Innenseiten, a) Der linke Flügel.
Der Erzengel Michael mit dem Stifter. Letzterer kniet, nach
rechts gewandt, in einem Seitenschiffe der Kirche. Er trägt
einen olivengrünen Eock, eine schwarze Kappe und erhebt an-
betend die gefalteten Hände. Hinter ihm steht der buntgeflügelte
Erzengel, welcher seinen Helm in der Linken hält. In der Um-
rahmung oben links ein Wappen. Dann die Inschrift: Hie est
archangelus princeps militiae angelorum, cujus honor
praestat heneficia populorum et oratio perdiicit ad regna
coelorum. Hie archangelus Michael Dei mmtius de ani-
mahus Justis. Gratia Dei ille victor in coelis resedit.
(Folgt noch, unverständlich: A paciiis [?]). — b) Der rechte
Flügel. Die hl. Katharina. Sie steht, nach links gewandt, in
einem Seitenschiffe der Kirche. Sie trägt ein blaues mit Her-
melin besetztes Kleid und eine Krone auf dem Haupte. Ihr
Gebetbuch hält sie mit der Linken, mit der Rechten stützt sie
sich auf's Schwert; zu ihren -Füssen liegt das Rad. — In der
Umrahmung oben rechts ein Wappen. Ausserdem als Um-
schrift die folgenden Hymnen verse :
Virgo prudens anelavit ad sedem sideream,
Uhi locum j^yaeparavit Vmquens orhis aream,
Gramim sibi reservavit, ventilando paleam.
Disciplinis est imbuta pmella coelestibus,
Xuda nudum est secuta certis ( x?) passibus,
Dum inimdanis est exuta etc.
2. Die Aussenseiten. Die Verkündigung, a) Der linke Flügel.
Der Engel. Als graugelbe Steinstatue, nach rechts gewandt,
mit erhobener Rechten, mit dem Stabe in der Linken, b) Der
rechte Flügel. Maria. Als graugelbe Steinstatue, nach links ge-
wandt. Mit der Linken hält sie den Mantel. Ueber ihr schwebt
die Taube des heiligen Geistes.
264 Niederländer des fünfzehnten Jahrhunderts.
Eichenholz in Ebenholzriihnicheu : h. 271/2: ''i- das .Mittelbild 0,21 V2, tlie
Heitenbilder je 0,08. — Zuerst im , , Catalogae ' • 1705 als .,Albr. Dürer". Ebenso
im ,, Abrege'- 1782 und noch im Katalog 1812. Später als unbekannt, seit 1H40
als ,, Hubert van Eyck". Als ,,Jan van Eyck" zuerst im Katalog von 1846. Seit-
dem von allen Kennern als vorzügliches Werk dieses Kleisters anerkannt. Z. B. Crowe
und (Jav. E. Fl. P.2 p. 104—107. — Phot. Braun IV, 24 und Phot. Ges.
Roger Van der Weyden.
Franzosisch: Roger de la Pasture, sonst auch Roger von Brügge
und Roger von Brüssel genannt. Geb. zu Tournai um 1400
(vielleicht schon 1399), gest. zu Brüssel den IG. Juni 1464.
Schüler des Robert Campin in Tournai; Nachfolger der Ge-
brüder Van Eyck. Gründer der Brüsseler (Brabanter) Schule.
Thätig vornehmlich als Stadtmaler zu Brüssel.
800. Christus am Kreuze mit den Seinen. Schon verschieden, hängt
(1841.) der Heiland am Kreuze, das seine links knieende, von dem hinter
21 c. ihr stehenden Johannes gehaltene Mutter umklammert, wäh-
rend Maria Magdalena rechts die Hände ringt. Im Hinter-
grunde eine kahle, von einem Regenbogen überspannte Berg-
landschaft. In der Ferne die Türme einer Stadt.
Eichenholz; h. 0,32Vi; br. 0,20V2- — l^öö von Herrn Georg Schulz in Celle
•H'worben. 180G soll es aus dem herzogl. Schlosse zu Braunsch^veig nach Paris
vorkauft und so in den Privatbesitz übergegangen sein. Schon H. versah den Namen
H. V. d. Weyden's vor diesem Bilde mit einem Fragezeichen. Seine Motive finden
sieh in andern Bildern dieses Meisters wieder. Christus, Maria, Johannes in dem
Originalbilde Roger's in der kais. Galerie zu Wien : die Magdalena in der kleinen
Kreuzig-ung des Madrider Museums, die jedoch nur als Schulbild anzusehen ist. Nach
Cr. und Cav. E. Fl. P.^ p. 225 (,,surely but !i school piece'') und Bode bei Zahn VI,
S. 199 ist auch unser Bild nur Schulwerk. Auch Seheibler (Dr. Not.) hält die Eigen-
händigkeit für mindestens zweifelhaft. Die eigenhändigen Bilder Roger's pflegen
in der That etwas fester niodellirt und etwas kräftiger in der Farbe zu sein. Doch
jiiobt unser feines Bildchen im Ganzen eine so richtige Vorstellung vom Kunst-
charakter des Kleisters , dass es mindestens ein ihm nahestehendes Workstattsbild
sein muss. — Phot. Braun IX, 22 und Phot. Ges.
Nach Hans Memlinc.
Geb. wahrscheinlich im ersten Drittel des XV. Jahrhunderts;
1478 schon längere Zeit in Brügge ansässig, gest. daselbst vor
dem 10. December 1495. Schüler des Roger Van der Weyden
in Brüssel. Thätig in Brügge.
801. Anton von Burgund. Brustbild nach links auf graublauem
(1842.) Grunde. Das glattrasirte Gesicht des Bastards Phlilipp's des
21 c. Guten und Halbbruders Karl's des Kühnen ist von langem braunen
A. viamische Schule. XV. Jahrb. 265
Haar umwallt. Brauner "Rock, hoher schwarzer Hut. Die rechte
Hand vom an der Brüstung-. — Auf der Rückseite neben deui
Symbol des Dargestellten die Devise: Xid ne si frote fXiil
ne s'tj frotfe). Vgl. H., Kunstblatt III (1852), S. 228—229.
Eiehonholz : h. OA'j: br. 0,o5V2- — I"'^- l"ö4 II, A 4% als ... Manier von
H'ilbein". Als niederländisches Werk in der Art des Memlinc richtig von H. erkannt.
Ein liesseres, wohl eifrenhändiges Exemplar, früher im Staftord House zu London,
jetzt beim Diic d'Aumale in Chantilly, ein drittes, kleineres, in Oval, Avelches von
Si-heibler für eine eigenhändi<je Wiederholung gelialten wird, in Hampton Court bei
London. Scheibler Dr. Not. — Darüber, dass unser Exemplar nur eine alte Copie ist,
heiTscht keine :Moinunjrsverschiedenheit. Vgl. Cr. und Cav. E. Fl. P.^ p. 128 und
•207 : Rode bei Zahn VI. S. 199. — Phot. Braun X, IS und Phot. Ges.
Werkstatt oder Schule Hans Memlinc's.
Der hl. Christophorus. Nach links gewandt, durchschreitet 802.
der auf seinen Stab gestützte Eiese den P'luss. Das Christkind (1843.)
auf seinem Rücken erhebt segnend die Rechte und hcält die 21 c.
Kreuzesfahne in der Linken. Ueber ihm die Taube des heiligen
Geistes und Gottvater in Wolken. Im Hintergrund eine reiche
Landschaft. Links führt eine Treppe, an der ein Mönch mit einer
Laterne steht, zu einem auf steilem Felsen gelegenen Kirchdorfe
empor.
Eicheiiliolz : h. 0,41; br. 0,24. — Oben nind. 1876 aus der Sammlung- Ruhl
in Köln. Vorher in der Sammlung Elias zu Amsterdam. — Der Name IMemlinc's
vor diesem tüchtigen Bildo wurde schon von H. mit einem Fragezeichen versehen.
Der unmittelbare EinHuss dieses Meisters ist unverkennbar: doch ist es für seine
eigene Hand in der That nicht zart und fein genug. — Phot. J>raun XII, 24 und
Phot. Ges.
Der Sündenfall. In der Mitte der Baum mit der Schlange. 803.
Rechts steht Eva, welche sich mit der Linken, von hinten her, (1872.)
den SchamzAveig vorhcält, mit der Rechten aber Adam den Apfel P L
reicht. Dieser steht links, erhebt die Linke, um die verbotene
Frucht zu ergreifen, und hält sich mit der Rechten den Scham-
zweig vor. Vorn Rasen. Hintergrund schwarz.
Eichenholz: h. 1,25; br. 0,98':i. — Zuerst im Katalog von 183.3 (N. 140).
llior und in den folgenden Katalogen zu ,, Kulmbach'' in Beziehung gesetzt; noch
i'"i II. als Werk der Schule Dürer's verzeichnet. Doch weisen die Zeichnung und
.Modellirung des Nackten, die Farbenstimmung mit den feinen grauen Schatten und
das Eichenliolz, auf dem das Bild gemalt ist, ihm einen Platz in der altvlämischen
Schule und zwar in der Niihe Memlinc's an. Scheibler (Dr. Not.) hält es sogar nicht
für ausgeschlossen, dass es ein Originalwerk dieses Mei.sters sei. — Phot. Braun VI, 23.
266 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts.
Werkstatt des Quinten Massys.
Auch Messys, Matsys, Metsys genannt. Geb. zu Antwerpen vor
1460 (nach anderen in Löwen), jedenfalls 1491 als Meister in
die St. Lucas -Gilde zu Antwerpen aufgenommen; gest. daselbst
zwischen dem 13. Juli und 16. September 1530. Der nieder-
Ifmdische Hauptmeister der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts.
804. Der Handel um's Huhn. Der Mann im roten Rock, welcher
(] 845.) links am Tische sitzt und mit lebhafter Bewegung dem neben
21 c. ihm sitzenden Bauern zuredet, scheint Kaufmann oder Geld-
v^echsler zu sein, jetzt aber, nebst der ihm gegenüberstehenden,
offenbar zu ihm gehörenden Bürgersfrau, Lebensmittel von dem
Bauern und der Bauersfrau einzukaufen, welche letztere vorn
rechts steht und ein in ihrem Eierkorbe liegendes Huhn ergreift.
Doch scheint man noch keineswegs handelseinig zu sein. In-
zwischen stiehlt ganz vorn rechts ein Knabe ein Ei aus dem
Korbe. Im Hintergrund links ein Fenster, rechts eine offene
Thür. — Von Michiels als »Anwalt mit seinem Clienten«, von H.
als »Wechselstube«, von uns selbst früher als »ein Streit vor
einem Richter« aufgefasst.
Eichenholz; h. 0,85; br. 1,15. — 1749 aus der K. Galerie zu Prag. — Das
Bild j;alt bisher als eigenhändiges Werk des Massys, dem es allerdings nahe stellt:
doch ist es für ihn selbst nicht klar und fest genug im Vortrag. So auch Seheibler.
Dr. Not. Die zahlreichen Sittenbilder dieser Art, welche unter Massys' Namen gehen,
liess der Meister iu seiner Werkstatt ausführen. Hier "«ar besonders sein Sohn Jan
Massys für ihn thätig, der erst seit 1558 selbständig im italisirendereni Stile arbeitete.
Für eins der Jugendbilder Jan"s aus der Werkstatt Quintens sind -wir geneigt auch
das unsere zu haiton. Das ,,K" im Zipfel des Kopftuches der Bauernfrau kann
nicht als Künstlerbezeichnung gedeutet werden. — Phot. Braun III 23 und Phot. Ges.
Art des Mabuse.
Jan Gossaert, gen. Mabuse (Malbodius), geb. zu Maubeuge um
1470, gest. zu Antwerpen 1541, war einer der frühesten Nieder-
länder, welche das italienische Formengefühl mit dem nordischen
zu verquicken suchten. Thätig in verschiedenen Städten Italiens
und der Niederlande, zuerst und zuletzt jedoch in Antwerpen.
805. Eine Mutter mit ihrem Kinde. Halbfigur nach links auf
(1847.) braunem Grunde. Blaues, ausgeschnittenes Kleid. Das Kind im
P 3. leichten Hemdchen auf ihrem Schoosse blickt nach rechts.
Eichenludz : h. 0,4:51/2; br. 0.:5:>. — 1874 von Herrn Hauptmann von Schleiuitz
erworben. Damals und bei H. als Mabuse: doch ist es für des Meisters eigene Hand
_'
A, Vlämische Schule. XVI. Jalirhuiidert. 267
nicht frisch und lebomlii: grenuj,'. Andere alte Wiederholungen l^efinden sich nach
Scheibler (.Dr. Not.i in Aschaft'enbiu-g und in Pouiniersfelde. — Phot. Ges.
Hendrik Bles.
Auch »met de Bles.« Nach seinem Zeichen, dem Käuzchen, von
den Italienern »Civetta« genannt. Geb. zu Bouvignes um 1480,
gest. (vielleicht in Lüttich) nach 1521. Entwickelte sich unter
dem Einflüsse Joach. Patinir's, ging jedoch später, besonders
als Landschaftsmaler, zu einer eigenen, flüchtigeren Technik über.
Thätig in Italien, später in den Niederlanden.
Der Krämer und die Affen. Wilde Felsenlandschaft. Der 806.
Händler ist links unter einem hohen Baume eingeschlafen. Von (790.)
allen Seiten kommen Affen herbei und plündern _ Q 2.
seinen Kram, den sie nach allen Richtungen aus-
einandertragen. Ein entsetzter Zuschauer steht
links am Wege. Das Merkzeichen des Künstlers,
die Eule (Käuzlein), links in einer Höhlung des
Baumstammes. Vorn in der Mitte spielt einer der
Affen mit einer zweiten.
Eichenliolz: h. 0.59'/2; br. 0,8472. — Inv. 1722, B 1007, als unbekannte
Copie. — Als Bios richtig im Katalog von 1846. — Bei H. (im Anschluss an ]\Iiehiels)
zeitweilig bezweifelt. — Das Bild ist, abgesehen von seiner Bezeichnung mit dem
Eänzlein, durch K. v. Mander (Ed. Hymans I, Paris 1884, p. 198) beglaubigt.
Auch zeigt es deutlich den aufgelockerten Stil der späteren Zeit des Meisters.
Unbestimmter vlämischer Meister.
Um 1500.
Ein Altarflügel mit dem Stifter und dem hl. Andreas. Der 807.
nach rechts knieende Stifter trägt einen braunen Pelzmantel und (1838.)
eine schwarze Kappe. Hinter ihm steht der hl. Andreas mit P 2.
seinem Kreuz. Im Hintergrunde eine reiche Landschaft.
Leinwand (früher Holzj ; h. 0,75^|2; br. 0,24. — Am 28. April 1698 zur Kunst-
karamer, nach 1741 zur Galerie. — Der linke Flügel eines verlorenen Mittelbildes,
dessen rechter Flügel N. SOS ist.
Ein Altarflügel mit der hl. Elisabeth. Nach links gewandt 808.
steht die Heilige da. In der linken Hand hält sie ein Ma- (1839.)
donnonbild, in der Rechten ein Kirchenmodell. In der Land- P 2-
Schaft des Hintergrundes rechts auf der Höhe eine Kirche.
268 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts.
Leinwand (früher ilolz) ; h. 0,70 ; br. 0,2472. — Aiu 28. Ain-il 1G98 zur Kunst-
kainiiicT, nach 1741 zur Galerie. — Der rechte Flügel eines verlorenen Mittelbildes,
dessen linker Flüg:el N. 807 ist.
Unbestimmter vlämischer Meister.
Um 1520.
809. Dreiteiliges Altarbild. I. Das Mittelbild. Die Anbetung der
(1849.) Konige. Maria sitzt, etwas nach rechts gewandt, in einer Ruineii-
P 2. halle. Der ältere der drei Könige kniet vor ihr; der zweite
weisse steht links, der schwarze rechts. IL Linker Flügel. Die
Anbetung des Kindes. Maria kniet zwischen zwei Engeln, nach
rechts gewandt, vor dem Kinde. Hinter ihr die anbetenden
Hirten, über ihr ein Engel mit dem Spruchband. III. Rechter
Flügel. Die Darstellung im Tempel. Maria hält das Christ-
kind, nach links gewandt, über dem heiligen Tische, hinter dem
rechts der Hohepriester steht.
Eichenholz; h. 1,03V2; ''i'-, Mittelbild 0,71; Seitenbilder je 0,31V2- — 18->7
voll Sr. Maj. dem König Johann aus dem Nachlasse I. K. H. der Prinzessin Louise
von Sachsen der Galerie überwiesen. — Das Bild zeigt die Richtung der Jugendwerke
des H. Bles in etwas verkümmerter Art.
Barend (Bernaert) van Orley.
Geb. zu Brüssel im letzten Jahrzehnt des XV. Jahrhunderts;
gest. daselbst den 6. Januar 1542. Schüler seines Vaters
Valentyn, weiterentwickelt unter dem Einfluss seiner italieni-
schen Zeitgenossen, besonders RaphaeLs. Seit 1515 in Brüssel,
wo er später Hofmaler der Statthalterin Margaretha wurde.
810. Heilige Familie. Das Christkind liegt in niedriger, mit Sti'oh
(1850.) und Linnen bedeckter Krippe. Maria kniet rechts und hebt
21 a. das Schleiertuch empor, welches es bedeckte. Joseph kniet links
und betet mit vor der Brust gekreuzten Armen an. Vorn rechts
eilt ein Engelknäblein herbei. Im Mittelgrunde blicken zwei
Männer über die Brüstung. Der eine von ihnen hält eine Flöte
in der Rechten. Rechts in der Ruine ein grüner Vorhang.
Eichenholz ; h. 0,8Gi|2; br. 0,85i|2. — 1875 von Haroness Dinsdale in London. —
(uites Bihl der späteren Zeit des Meisters. — Phot. I5raun XIII, 19 und Phot. Ges.
811. Männliches Bildniss. Brustbild nach rechts auf dunkel-
(1888.) grauem Grunde. Dunkelbraunes Haar, halber Backenbart. Rock
21 b. und Mütze schwarz. Die rechte Hand an buntbedeckter Tisch-
ecke, in der linken ein Zettel mit der Jahreszahl 1527.
A. \'lämische Schule. XVI. Jahrhundert. '269
Eichenholz: h. O.oTVo: hr. 0,2l>. - Inventar 1722. A lll>-4. als Oiiginal von
11. Holbeiii: und so noch bei H. — Die neuere Hölbeinfor.-^chung hat den Xamen
dieses Meisters für unser vortreffliches Bild, dessen Behandlung eine niederländische
Hand verrät, jedoch mit Recht durchaus al)irelehnt. Sclieibler (Dr. Not.) sagt: >'Von
einem bedeutenden Niederländer, vielleicht aus der zweiten Periode Orley's.« Ein er-
neuter Vergleich mit den Bildnis.-^en dieses Mei.^ters auf seinen beglaubigten Hildern
(z. P>. im l>rüs.<eler Museum) lässt uns diese Ansicht sehr wahrscheinlich erscheinen.
Marinus van Roymerswale.
Auch Marinus Van Zeeuw genannt. Geb. auf Seeland in Hol-
land, blühte er nach den Daten seiner Bilder zwischen 1521
und 15G0. Xachahmer der Sittenbilder des Quinten Mass3's.
Der Geldwechsler mit seiner Frau. Halbfiguren. Links hinter 812.
dem Tische sitzt der Mann mit phantastisch gestaltetem roten (1851.)
Hut. im Begritfe, eines der vor ihm schimmernden Goldstücke 21 a.
auf die Waage zu legen. Eechts sitzt seine Gattin neben ihm,
blcättert in einem Buche und schaut ihm aufmerksam zu. Bez. o. ].:
-tH
M4 1
Eichenholz: h. O.SSij: hr. l,lli,2- — luv. 1754, II 486, als Q. Messys. In der
That geht es auf das Orig^inal von Massys im Lonvre zurück. Von Marinus ist es oft
wiederholt worden : Wiederholungen von 1538 in der Münchener Pinakothek, von 1558
im Madrider Museum, von 1560 (nebst einem .Jungen mit einem Briefe) in der Kopen-
hagener Galerie. — Phot. Iiraun XV. 18.
Art des Pieter Pourbus.
Geb. zu Gouda um 1510 — 1513, gest. zu Brügge 1584; seit
1543 Meister der Gilde zu Brügge.
Männliches Bildniss. Halbfigur nach rechts auf braungrauem 813.
Grunde. Dunkelbrauner Vollbart, schwarze Kappe, schwarzer (1882.)
Rock mit rotbraunen Unterärmeln. In der linken Hand die 21 c.
Handschuhe. Bez.: .ETATIS . SVE . 40 . ANNO . 1548.
Eichenholz: h. 0,7072 : br. 0.57. — Zuerst nachgewiesen im Katalog von ls4H
als -unbekannt', bei H. frageweise dem fJ. Penz zugeschrieben. Doch ist dieses
tüchtige 15ild unzweifelhaft niederländischen Ursprungs. Bode schrieb es 1«7,3 (bei
V. Zaliii VI. S. 190i dorn älteren Pourbns;. zu.
270 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
814. Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(1883.) graubraunem Grunde. Dunkelblonder Vollbart. Schwarze Kappe.
21 b. Schwarzer Eock mit rotbraunen Unterärmeln. Hinter ihm eine
Stuhllehne. Bezeichnet links: A" . JETA . 40 . 1552.
Eichenholz ; h. 0,58 ; br. 0,50i|2. — Nach H. als »Dosso« aus Modena, wofür je-
doch die alten Verzeichnisse keine Anhaltspunkte geben. Im »Catalogue« von 1765
als »Tizian. <^ Bei H. frageweise als »G. Penz«, doch sicher niederländischen Ursprungs.
Nach r>ode (bei v. Zahn VI, S. 199), wie das vorige, A-om »älteren Pourbus.« Es
scheint jedoch nicht von derselben Hand herzurühren, Avie jenes.
Frans Floris.
Frans de Vriendt, gen. Floris. Geb. zu Antwerpen um 1517
oder 1518, gest. daselbst den 1. October 1570. Schüler des
Lambert Lombard in Lüttich. In Italien besonders durch Michel-
angelo beeinflusst. Thätig zu Antwerpen.
815. Die Anbetung der Hirten. Maria kniet, von vorn gesehen,
(792.) anbetend hinter der Krippe; vor derselben kniet, von hinten
L 1. gesehen, eine zweite Frau. Links sitzt ein stattlicher Mann
und schaut auf das Kind hinab. Neben ihm steht ein Lamm,
liegt ein zweites. Hinter Maria beugen sich fünf Hirten und
Hirtinnen verehrend über das Kind. Ein sechster in roter
Jacke, den Hut auf dem Kopfe, die Drehleier an der Seite,
§teht rechts und hält sich mit der Hand am Gebälk. Bez. r. u.:
Eichenholz; h. 1,2-472 j hr. 1,25. — Zuerst im Inventar Guarienti (vor 1753)
N. 292 als »eins der besten Werke des Künstlers.« Der Meister hat die Compositiou
ahnlich öfter wiederholt: ein gleiches Bild z. H. im Kudolpliinum zu Prag.
g|ß_ Der Kaiser Vitelllus. Brustbild ohne Hände halb nach rechts
(793.) '^^^t" dunklem Grunde. Blaue Tunica; im Haar
M 3. ein Lorbeerkranz. Bezeichnet rechts oben :
Eichenholz ; h. 0,45 : br. 0,35. — 17-41 aus der Sammlung
Wallenstein in Dux.
w
A. Vliimisclie Schule. XVl. Jahrhundert.
271
Ein lachendes Mädchen. Brustbild ohne Hände nach links 817.
auf bräunlichem Grunde. Rotes, ausgeschnittenes - (794.)
Kleid. Bezeichnet rechts oben : f I M 3.
Eichenholz: h. 0.45; br. O.Si'/o. — 1741 aus der Sammlum
WiiUen^toin in Dux.
ffF
I
Nachahmer des Frans de Vriendt, gen. Fr. Floris.
Loth und seine Töchter. Vorn unter einer Felswand sitzt 818.
Loth, nach rechts gewandt. Links neben ihm sitzt die eine (795.)
seiner Tochter und umschlingt ihn mit beiden Armen. Rechts. R 5.
etwas weiter zurück, schlummert die zweite; im Hintergrunde
Loth's Weib als Salzsäule und die brennende Stadt.
Pappelholz: h. 0,7572! br. 1.04V2- — ISS-l 'i"s dem Xachlass des Stadtrats
E. W. Schmidt. — Galt bisher als eigenhändiges "Werk des Floris: doch scheint es
uns dafür zu kalt und hölzern im Vortrag. Eine nur -wenig verschiedene Composition
dps Frans Floris hat C. Cort gestochen.
Peter Brueghel d, ä.
Auch der »Bauern -Brueghel«, »Brueghel le drole« genannt. Geb.
zu Breughel bei Breda um 1525, gest. 1563 zu Brüssel.
Thätig zu Antwerpen und Brüssel. (Die Schreibweise Breughel,
zu welcher sein Sohn Peter überging, ist die jüngere, nach
heutiger Aussprache der Doppellaute, wie ö, auch die richtigere;
doch hat er sich selbst stets ue, nicht eu gezeichnet.)
Bauernschlägerei. Vier Bauern und zwei Bäuerinnen in 819.
heftigem Kami)fe. Rechts ist eine Frau rücklings zu Boden (797.)
gesunken; einer der Bauern geht ihr mit der Heugabel zu Leibe; P 6-
aber von links haut ein zweiter mit dem Dreschflegel auf diesen
ein. Ein dritter führt eine Schaufel in's Gefecht. Ein vierter
hält der zweiten Bauernfrau, welche mit erhobenem Kruge drein-
schlagen will, den Arm fest. Links im Mittelgrunde steigt ein
fünfter Bauer über die Mauer. Die vorn auf dem Boden zer-
streuten Karten beweisen, dass der Streit beim Spiel entstanden
ist. Im Hintergrunde die Dorfstrasse.
Eichenlmlz : li. O.70V2; br. 0,08V2- — In^'- Guarienti (vor 1753j N. 1.390. —
Eine Copie von der Hand des Luk. van Valckenborch in der kaiserlichen Galerie zu
Wien. — Rubens selbst fertigte eine Copie, die er von L. Vorstermann stechen Hess; •
vergl. K. V. Mander, ed. Ilymans I, p. 305. — Andere alte Stiche von anonymon
Meisten!. — Das Bild war also von jeher berühmt; und zwar wird unser Exemplar
272 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts.
von der belgischen Foischunj,' noch heute fiir das Original gehalten (F. J. v. d. Ihandou.
Geschiedenis p. 2C3, M. Rooses, Geschiedenis p. 119, Ilymans, a. a. 0. p. 305». —
Dagegen ist die deutsche Forschung seit Bode's Bemerkung bei v. Zahn \l. S. 109.
geneigter, nur eine Wiederholung von der Hand des jüngeren Brueghol in unserem
Bilde zu erkennen, dessen Durchführung in der That nicht auf der Höhe der Kraft
und Feinheit der l)eglaul)ig-teu P>ilder des Meisters, z. B. in der Wiener Galerie, steht.
Es ist jedoch kein besseres Exemplar bekannt, als das unsere.
Nachahmer Peter Brueghels' d. ä.
820. Winterlandschaft. Vorn links ein Haus mit einem Laiiben-
(852.) Vorbau, an den eine Leiter gelehnt ist. Männer sind beschäf-
20 a. figt, den kahlen Baum, der das Dach bildet, zu beschneiden.
Im Hintergrunde die Türme einer grossen Stadt.
Eichenholz; rund: h. I8V2; hr. 18. — Wahrscheinlich Inv. 1754, II 35. als
»Breugel.v. — Bei H. irrtümlich als P. Gvsels. Das Bild zeigt .sogar eher die Rirli-
tung der beiden Peter, als der beiden Jan Brueghel.
Angeblich Märten de Vos.
Geb. zu Antwerpen 1531, gest. daselbst 1G03. Schüler des
Frans de Vriendt, gen. Franz Floris. Thätig in Antwerpen.
821. Moritz von Onanien. Auf braunem Rosse sprengt der Feld-
CIO 5 3.) berr barhaupt nach rechts. Seinen Stab hält er in der Eechten.
R 8. Eine orangene Schärpe schmückt seine Brust. Im Hintergrunde
ein Heerlager und Soldatenzüge in weiter Ebene.
Eichenholz: h. 0,94; br. 0,78. — Inv. 1754. 11 638. als »Märten de Vos.<
Erst 1861 aus dem »Vorrat« und bei H. unter den Nachfolgern Kranach's. Ist da>
Bild nun auch schwerlich von M. de Vos gemalt, so steht es die.sem doch näher, als
Kranach : der niederländischen Schule gehört es unter allen Umständen an.
Hans Bol.
Geb. 1534 zu Mecheln, gest. 1593 zu Amsterdam. 15G0
Mitglied der Mechelner, 1574 der Antwerpener Gilde; später in
Amsterdam. Seine Besonderheit sind miniaturartig feine, in
Wasserfarben gemalte Landschaften mit mythologischer, bibli-
scher oder alltäglicher Staffage. Neben Lukas und Martin van
Valckenborch ist er der Hauptvertreter der Mechelner Land-
schaftskunst des XVI. Jahrhunderts.
822 30. Neun Landschaftsbildchen in Wasserfarben in einem gemein-
21* c. Samen Rahmen. Der Kunstkammer-Katalog von 1587 nennt
»IG Schöne gemalete täflein«, »haben S. Churf. G. (August) von
A. Vlämische Schule. XVI. Jahrhundert. 273
Hans Bolen orkautfen lassen«: im Kunstkammer-Inventar von
1G4U werden ihrer 25, in demjenigen von 1741 sogar 26 ge-
nannt: IS 32 wurden 20 von ihnen (die andern sechs waren
verdorben) an das K. Kupferstich - Cabinet abgegeben (vgl. Jnl.
Hübner's Aufsatz in Weber's »Archiv für die Sachs. Geschichte«
II, 1864. S. 180—183). Später wurde die Hälfte von diesen
(wohl als völlig verdorben) beseitigt; beim Amtsantritt des
gegenwärtigen Directors fanden sich nur noch 10 der »Täf-
lein< vor; 1886 wurden diese, mit Ausnahme eines ebenfalls
verdorbenen, welches nicht mehr ausgestellt w^erden konnte, zur
Galerie zurückgenommen. Es sind dies die folgenden 9 Bildchen:
(I.) Das Fischerstechen. Links und in der Mitte das rote 822.
Backsteinschloss mit blauen Dächern (wohl das Schloss im 21 c.
Haag): rechts der Weiher, auf dem das Fischerstechen statt-
findet. Ganz vorn die vom Weiher durch eine Mauer getrennte
Strasse, die von Zuschauern zu Fuss und zu Pferde belebt ist.
Bezeichnet unten in der Mitte: V^ol • i^a^
Pergament auf Eichenholz : h. 0,121/2: br. 0,59. — Zuerst im Kuiistkammer-
In\entar von 1ÖS7. — Vert^l. die Vorbem. — Die Jahreszahl las H. irrtümlich 155G.
(II.) Die Bauernkirmess. Von Bäumen beschatteter Dorf- 823.
platz; im Mittelgrunde links die Kirche, in der Mitte das 21c.
Schloss; links und rechts belebte Strassen. Links vorn Rau-
fereien; in der Mitte auf dem Easen drei Bettler; rechts stürzt
ein Pferd eines zweispännigen Bauernwagens.
Pergament auf Eichenholz : h. 0,14; br. 0,21. — Zuerst im Kunstkammer-In-
ventai l.'iS?. — Vergleiche die Vorbemerkungen.
(IM.) Die Stadt an der Seebucht. Hoher Horizont, weiter 824.
Blick. Im Vordergründe links vor dem alten Thor ein betur- '21 c.
banter Mann, eine Frau, ein Kind und ein Hund; in der Mitte
ein Schloss am Weiher; rechts ein Dorf. Im Mittelgrunde
Wiesen und Bäume. Im Hintergrunde vor der Meerbucht eine
grosse, reich getürmte, vom Burgberg überragte Stadt.
Pergament auf Eichenholz; h. 0,14: br. 0,25V2- — -^Is -Ein Landschäftlein
insgemein^: zuerst sicher im Kunstkammer-Inventar von 1640. — Vgl. die Vorbemeik.
(IV.) Der Frühling. Rechts vor dem Schlosse tanzt, schmaust 825.
und spielt eine heitere Gesellschaft. Links im Schlossgarten sind 21 c.
Gärtner mit Frühlingsarbeiten beschäftigt. Im Mittelgründe,
unter schwarzen Wolken, erst spärlich belaubte Bäume. Im
18
274 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts.
Hintergrunde links die Meerbucht mit einer Windmühle am
Ufer; in der Mitte die Stadt, rechts der Burgberg.
Pergament auf Eichenholz; h. 0,13; br. 0,20. — Wahrscheinlich eins der vier
Bilder, die als »die vier .Jahreszeiten' zuerst im Kunstkammer-Inventar von 1640
erseheinen. — Vergleiche die Vorbemerkungen.
826. (V') Abraham und die drei Engel. Niederländische Kanal-
21 c. landschaft. Der Kanal, an dem rechts eine belebte Strasse
entlangführt, läuft in der Mitte schnurgerade bildeinwärts zur
Stadt. Vorn ist er überbrückt; und auf der Brücke begrüsst
Abraham, der ein Goldgewand trägt, die drei Engel. Links
unter Bäumen des Patriarchen Haus, Sarah in der Thür. Vor
*dem Hause bewirtet Abraham die drei Engel.
Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21. — Zuerst im Kunstkammer-
Inventar von 1640. — Vergleiche die Vorbemerkungen.
827. (VI-) David und Abigail. 1. Buch Sam. 25, v. 23—24. —
21 c. Reiche, mit vielen menschlichen Wohnungen versehene Hügel-
landschaft. Vorn links und rechts hohe, schwarzstämmige, grüne
Bäume. Rechts zieht das Gefolge Abigail's herauf. Links hält
David an der Spitze seines Kriegsvolks und bietet Abigail ihm
knieend ihre mitgebrachten Schätze au. Bezeichnet ^_^f^^^ ppj_
links unten: . \.5 8 7
Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21^/2. — Zuerst im Kunstkammer-
Inventar von 1640. — Vergleiche die Vorbemerlamgen.
828. (VII.) Jaicob's Traum. Breites, reich bewässertes, von Bergen
21 c. begrenztes Thal. In der Mitte ein Baum, unter dem Jakob
schlummert. Links die Himmelsleiter, auf der die zum Teil in
Goldgewänder gehüllten Engel herabsteigen.
Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21V2- — Schon im Kunstkammer-
Inventar von 1587. — Vergleiche die Vorbemerkungen.
829. (VIII.) Meleager und Atalante. Eomantische Berg- und Fel-
21 c. senlandschaft. Rechts im Mittelgrunde die Eberjagd. Links
vorn sitzt Atalante unter einem Baume. Meleager steht vor
ihr, setzt seinen Fuss auf den Rumpf des erlegten \^Q^_
Ebers und übergiebt ihr dessen Haupt. Bez. u. i. d. M.: iJ^S o
Pergament auf Eichenholz ; h. 0,14; br. 0,21 1|2. — Schon im Kunstkammer-
Tnventar von 1587. — Vergleiche die Vorbemerkungen.
830. (IX.) Moses mit den Töchtern Raguel's (Jethro's) am Brunnen.
21 c. 2. Buch Mosis Cap. 2. v. IG — 17. — Reiche Hügellandschaft.
Im Mittelgrunde rechts eine Burg, in der Mitte eine Kirche.
A. Vlämische Schule. XVI. Jahrhundert. 275
Vorn links sind die sieben Töchter EagueFs (nach anderen
Enkelinnen Raguers, Töchter Jethro's) mit ihren Schafen um
den Brunnen gruppirt Links steht der junge Moses, aus dessen
Stirn schon die Flammenhörner spriessen. Rechts ziehen die
von ihm vertriebenen Störenfriede davon.
IVrgament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0.2li|o. — Schon im Kunstkammer-
Inveutar von 1ÖS7. — Vergleiche die Vorhemerkungeu.
Joachim Beukelaar.
Wurde 1559 Meister der Gilde seiner Vaterstadt Antwerpen,
starb hier nach 1575. Schüler des Pieter Aertsen in Antwerpen.
Die vier Evangelisten. In stattlicher Renaissancehalle sitzt 831.
links Matthiius mit dem Engel, sitzt rechts Lucas mit dem (11 9.)
Ochsen, beugt Johannes mit dem A.dler über sich, sich zwischen L 1.
beiden herüber, steht Marcus mit dem Löwen neben sich, die
Linke erhebend, hinter Lucas. Matthäus, Lucas
und Johannes halten ihre Bücher vor sich und
ihre Federn in der Rechten. Oben in der Mitte
schwebt die Taube des heiligen Geistes. Bezeich- ^^
net auf rotem Buchdeckel:
Oben links die Jahreszahl 1567.
Eichenholz: h. 1,7372! tr. 1,29. — Aus der alten Kunstkammer. Inv. 1722,
A 1, als »Balthasar; (verderbt aus Beukelaar). Dass es in der That von letzterem
herrührt, beweist nicht nur seine stilistische Uebereinstimmung mit den übrigen Bil-
dern des Meisters, sondern wird einerseits durch K. v. Mander, der von einer lebens-
grossen Darstellung der \\Qx Evangelisten durch Beukelaar berichtet (Ed. 1764, I
p. 211), andererseits durch das von Max Lehrs entdeckte Monogramm dieses Meisters
bestätigt. Vgl. auch Woltm. u. Woerm. III, S. 62 u. 65. — Hübner kam der ^Vahr-
heit schon nahe, indem er Beukelaar's Lehrer Aertsen als den Urheber vermutete.
Doch liess er ihm seinen Platz unter den Italienern. — Phot. Braun XII, 26.
Martin Van Vaickenborch.
Geb. zu Mecheln 1542. Todesjahr unbekannt. Jüngerer Bruder
des Lukas Van Vaickenborch. Martin trat 1559 der Mechelner,
1564 der Antwerpener Gilde bei. Später zog er nach Deutschland.
Der Turmbau zu Babel. Aus der weiten, von überbrückten 832.
Wasserarmen durchströmten Stadt erhebt sich in 15 Terrassen (899.)
pyramidenförmig der mächtige Turm. Vorn links Schmieden Q 3.
18*
276 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts.
und andere Werkstätten. Vom jV\A.RT ! NJ A/AN
rechts Steinhauor bei ihrer Ar- VAL CK E NB ORCH
beit. Dem Konige im Turban
trägt ein Sklave die Schleppe, rRCJ'VX^
hält ein anderer den Sonnen- ' Jsj A/" E"NI TOÜ
schirm. Bezeichnet unten in ;VY_
der Mitte: X^ \/^
Elchenholz; h. 0,751/2; br. 1,05V2- — 1609 durch Samuel Bottsclüld, 1700 zur
Kunstkamnier, nach 1741 zm* Galerie.
Frans Pourbus d. ä.
Geb. zu Brügge 1545, gest. zu Antwerpen den 19. September
1581. Sohn des Peter Pourbus, Schüler des Frans Floris in
Antwerpen. Thätig in Antwerpen.
833. Bildniss einer ältlichen Dame. Kniestück nach links auf dunkel-
(840.) grauem Grunde. Die Dame im Lehnstuhl hält ihr Hündchen
21 a. im Arm. Sie trägt ein schwarzes Kleid,
eine weisse Haube und eine goldne Gürtel-
kette. Bezeichnet unten rechts:
1568
Eichenholz ; h. 0,79 ; hr. 0M% — 1742 durch
Riedel aus Prag (als N. 3171). — Die Urheberschaft
des F. Pourbus von H. mit Unrecht bezweifelt. Da»
Bild ist als frühes datirtes Werk des Meisters von Be-
deutung. — Phot. Braun II, 26 und Phot. Ges.
FP
Art Frans Pourbus des älteren.
834. Weibliches Bildniss. Halbfigur nach links auf grauem Grunde.
(1894.) Die Dame in weisser Haube und schwarzem Kleide mit roten
21 b. Aermeln und goldener Gürtelkette legt ihre Hände ineinander.
Eichenholz ; h. 0,68 ; br. 0,541/2- — luv. 1722, A 104 : ans der Kunstkammer
als Original llolbein's, mit dem Zusätze : »D. Lutheri Catharina von Suhm Contref.«,
woraus im Inv. 1754 »Catharina von Bolu-en« und im > Abrege« von 17S2 (immer noch
als Original Holbein 's) »Cathorine de Bohra, epouse de Martin Luther« \nirde. —
Das Bild stellt, wie schon H. gesellen, der es als »unbekannt« unter die Deutschen
vorsetzte, weder Luthers Gattin dar, noch ist es von Holbein gemalt. Es zeigt
unzweifelhaft die Hand eines niederländischen Meisters. So auch Scheibler, Dr. Not.
Seine Verwandtschaft mit dem vorigen Bilde ist augonfdlliir.
A. Vlämische Schule. XVI. Jahrhundert. 277
Art der Pourbus.
Bildniss eines Geharnischten. Halbligar ohne Hände nach 835.
rechts vor rotem, links eraporgezogenem Vorhang. Spärliches (841.)
blondes Haupthaar, kurz geschnittener Kinn- und Schnurrbart; J 2.
blaue Augen. Reich mit Gold gemusterter Harnisch.
Leinwand ; h. 0,95 ; br. 0,73^/2. — 1S25 durch den sächsi.schen Gesandten in
Spanien, von Könneritz, aas Madrid. — Nach Waagen, Bemerkungen, S- 34, wohl
von dem jüngeren Fr. Ponrbiis
Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 836.
dunkelgrauem Grunde. Rotblondes Haupthaar, kurzer Bart. (842.)
Schwarzer Rock und weisse Halskrause. P 9
Eichenholz; h. 0,41 V2; b. 0,34. — 1857 aus Steinla's Sammlung.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach links auf 837.
grauem Grunde. Schwarzes Kleid, weisse Halskrause, weisse Haube. (843.)
Eichenholz: h. 0,46V2; br. 0,34V2- — 1^57 ans Steinla's Sammlung. P 9.
Unbestimmter niederländischer^Meister.
XVI. Jahrhundert.
Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 838.
dunkelblaugrauem Grunde. Dunkelblonder Vollbart und grau- (1890.)
blaue Augen. Pelzmantel und schwarze Kappe. Am Halse Q 2.
ein Stück der roten Unterkleidung.
Eichenholz; h. 0,41; br. 0,34ii2. — Inv. 1722, A 1153, als Original von Hans
Holbein ; und so noch bei H. — Die neuere Holbeinforschung hat den Namen dieses
Meistere für unser vortreffliclies Bild, welches eine ausgezeichnete niederländische Hand
verrät, jedoch mit Recht längst abgelehnt. — Phot. Braun XII, 25.
B. Die holländische Schule.
Jan Mostert.
Geb. um 1470 zuHaarlem; nachweisbar thätig daselbst 1500
bis 1549. Gest. 1555 oder 1556. Van Mander, ed. Hy-
raans I, p. 265.
Die hl. Magdalena. Halbfigur nach rechts auf grünem Grunde. 839.
Sie trägt ein schwarzes Kleid und eine schwarze Mütze; mit (^1853.).
beiden Händen hält sie das goldne Salbgefäss. '^1 b.
278 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts.
Eichenholz; h. 0,3472? ^^r- 0.24. — Zuerst als »unbekannt« im Katalog von
1843. — So auch noch bei H. — Schon von Waagen (Bemerkungen, S. 43) dem
Mostert zugesclirieben. Die Bilder, welche Waagen auf diesen Meister zurückführte
(vergl. Woltm. und Woerm., II, S. 530), zeigen allerdings alle dieselbe Hand. Dass
diese aber diejenige Mostert's sei, ist nicht unwiderleglich ermesen worden. Dass unser
Bild von 'Waagen's Mostert herrührt, ist sicher. So auch Scheibler, Dr. Not.
Unbestimmte holländische Meister um 1500.
840. Heilige Familie Im Gemache. Maria thront, leicht nach links
(1837.) gewandt, in einem kapellenartigen Räume. Sie trägt eine Krone
21 a. auf dem Haupte und hält das auf ihrem Schoosse stehende
Christkind fest. Links sitzt die hl. Anna und reicht dem Kinde
eine Birne. Rechts im Hintergrunde, vor einem zweiten Gemache
mit einem Himmelbette und einem grossen Kamine, stehen der
hl. Joachim und der hl. Joseph. Links an der Bank ein Zeichen,
welches von einigen für ein Monogramm gehalten wird.
Eichenholz; h. 651/2; br. 0,48. — Im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1603 und
im Inv. 1754, 11 137, als »Van Eyck.« Seit dem Katalog von 1846 als »Schule des
Van Eyck.« Waagen, Bemerkungen, S. 36 — 37, wollte sogar die Hand eines be-
stimmten Schülers Van Eyck 's, des Petrus Christus, in dem Bilde erkennen. Crowe
und Cav., E. Fl. P^, p. 125, gingen mit Recht nicht so weit: sie sagten nur: „pcr-
haps by a disciiüe of thc Van Eycks." Uns scheint der Meister eher holländisch, als
vlämisch zu sein. So auch Scheibler, Dr. N. — Phot. Braun VII, 22 und Phot. Ges.
841. Ein Flügelaltar. I. Das Mittelbild. Die Gefangennahme
(1840.) Christi. Es ist Nacht. Die Mondsichel steht am Himmel.
N 3. Links im Hintergrunde kniet Christus betend am Oelberg. Vorn
in der Mitte giebt Judas ihm den Verräterkuss. Vorn rechts
nahen die Kriegsknechte mit Fackeln und Spiessen. Links vom
haut Petrus dem Malchus, der mit einer Laterne in der Rech-
ten zu Boden gesunken ist, das Ohr ab.
n. Die Flügelbilder. 1. Die Innenseiten, a) Der linke
Flügel. Engel mit den Leidensgeräten Christi, nach rechts ge-
wandt. Von den beiden vorderen Engeln trägt der eine die
Dornenkrone und die Fackel, der andere die Geisseisäule. —
b) Der rechte Flügel. Engel mit den Leidensgeräten Christi,
nach links gewandt. Von den beiden vorderen Engeln trägt
der eine eine Kerze, der andere das Kreuz. — 2. Die
Aussenseiten. a) Der linke Flügel. Die hl. Katharina, von vorn
gesehen, auf braunem Grunde. Krone, Buch, Schwert. Rad. —
b) Der rechte Flügel. Die hl. Barbara, von vorn gesehen, auf
braunem Grunde. Krone und Kelch.
B. Holländische Schule. XVI. J a h rhu n d e r t.
279
Eichenholz: h. 1.73: br., Mittelbild, 1,11: die Flügel je 0,48. — Das Mittol-
bild im luv. 1722, B 244. Es ist wahrscheinlich die '>Verrätherey Judaec, welf^he
1687 aus der Schlosskirche zu Wittenberg in die Kuustkammer gebracht wurde. Vyl.
Di>.tel, Zeitschrift für Museologie 1884, S. 157. — Die Flügelbildor waren damals mit
in die Kunstkamnier gekommen : denn sie kamen, laut iluer Inventarnummern (2;53S
und 2339), 1733 aus der Kunstkammer zur Galerie (luv. 8^, fol. 405). Später geriet
es in Vergessenheit, dass sie zu dem Mittelbilde gehörten ; sie wurden veräussert.
Herr Inspector Gustav JlüUer entdeckte sie 1874 im »gothischen Hause« zu Wörlitz,
worauf sie 1870 durch Austausch in die Dresdener Galerie zurückgebracht wurden. —
Der Meister des Mittelbildes und der Innenseiten der Flügel (die Aussenseiten, welche
augenscheinlich, wälirend das Werk in Wittenberg war, bemalt wurden, sind schwache
deutsche Bilder vom Ende des XVI. .Jahrhunderts) galt im Inv. 1722 als »unbekannt. <;
Bei H. richtig als saltniederländisch«, mit Unrecht als Schule der Van Eyck.« Scheib-
ler, Dr. N.. hält es für ein Werk des alten Haarlemer Malers Geortgen van St. Jans,
dessen einziges beglaubigtes Werk sich in der Kaiserlichen Galerie zu Wien befindet.
Ein erneuter Vergleich mit diesem Bilde hat uns von dieser Ansicht jedoch nicht über-
zeugt. Wir begnügen uns. eine Schulverwandschaft mit Ger. David festzustellen, der
ebenfalls aus Holland stammte, aber seit 1484 in Brügge ansässig war, wo er den
13. August 1523 starb. Die Beziehungen dieses Meisters zu Geertgen van St. Jans
sind noch nicht ermittelt. — Phot. Braun XIV, 19 und XV, 19.
Ein Mann mit drei Pfeilen. Brust-
bild nach links auf olivgrünem Grunde.
Schwarze Kappe, blonde Locken, kur-
zer blonder Bart; die Pfeile in der
Linken. Bez. I. o. (verkleinert):
Eichenholz: h. 0,36: br. 0,30V2- — ÖchOi^
1676 zur Kunstkammer, nach 1741 zur Galerie. —
Vermutlich gehört das Bild der älteren holländi-
schen Schule an.
842.
(1856.)
0 3.
Nach Lukas Van Leyden.
gest.
da-
des
Lukas Jacobsz Van Leyden. Geb. zu Leiden 1494;
selbst 1533. Schüler seines Vaters Huig Jacobsz und
Cornelis Engelbrechtsen. Als Kupferstecher. Zeichner für den
Holzschnitt und Maler der bedeutendste holländische Meister des
XVI. Jahrhunderts. Thätig vornehmlich zu Leiden.
Die Versuchung des hl. Antonius. Der hl. Einsiedler, neben 843.
dem Buch und Glocke auf der Felsbank liegen, sitzt links unter (1852.)
einem Baume und betet seinen Rosenkranz, ohne zu der Ver- 21 b.
280 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts.
führerin aufzuschauen, die, mit einem Kelch in der Rechten,
einem Scepter in der Linken, rechts vor ihm steht.
Eichenholz; nind ; h. u. br. 24V2- — Zuerst im Katalog von 1817, als Original
des Lukas Van Leyden. So auch noch bei H. Des Meisters Stil im allgemeinen zeigt
das Bild auch. Verwandt ist die Composition seines Stiches Bartsch 117. Doch er-
scheint unser Bild in der Durchführung zu stumpf und leer, als dass wir es des
Meisters eigener Hand lassen könnten. So auch Scheibler, Dr. Not. — Phot. Braun.
Jan Van Score! (Schoorle).
Geb. zu Schoorl (damals Scorel) bei Alkmaar den 1. August
1495, gest. zu Utrecht den 6. December 1562. Schüler des
Willem Cornelisz zu Haarlem, des Jac. Cornelisz zu Amster-
dam, des Jan Mabuse zu Utrecht. In Rom (1522 — 23) stark
von der römischen Schule beeinflusst. Thätig später haupt-
sächlich in Utrecht.
844. David, Goliath tötend. Der Riese ist vorn in der Mitte zu
(65.) Boden gestürzt. Links beugt sich David über ihn, um ihm das
ö 3. Haupt abzuschneiden. Im Hintergrunde Handgemenge. Rechts
Schlachtmusik. Im Mittelgrunde rechts zwei grosse Laubbäume.
Im Hintergrunde phantastische hohe blaue Gebirge.
Eichenholz; h. 1,0872; br. 1,5572. — Inv. 1722, B 1177, als »Maniere de
Kaphael.« In den bisherigen Katalogen als Werk Angelo Bronzino's. Als Werk
Scorel's erkannt von Scheibler, Justi, Bode (vgl. deren Artikel über Scorel im Jahrb.
der Pr. K.-S. II, 1881, S. 212); in der That besonders durch das bezeichnete Bild
dieses Meisters von 1530 im Bonner Provinzialmuseum unzweifelhaft als solches be-
glaubigt. Das Bild gehört der späteren Entwicklung des Meisters an. —Phot. Braun X, 23.
Art des Pieter Aertsen.
Gen. de lange Pier. Geb. zu Amsterdam 1507, begraben da-
selbst den 3. Juni 1575 (Bredius N. N.); 1535 Meister, 1542
Bürger zu Antwerpen, aber 1566 wieder in Amsterdam.
845. Die Kreuztragung Christi. Der Zug bewegt sich von links
(796.)"=^ch rechts. Rechts im Mittelgrunde erhebt sich der schwarz-
Q 2. umwölkte Kalvarienberg. Links steht die Sonne blutrot am
Himmel. Vorn in der Mitte bricht Christus unter der Last des
Kreuzes zusammen. Die hl. Veronica kniet ihm entgegen und
reicht ihm ihr Tuch. Einer der Schacher wird vorn rechts auf
einem Karren gefahren. Ganz links überfallen drei Geharnischte
einen Bauern.
B. Holländische Schule. XVI. Jahrhundert. 281
Eichenholz: h.O.SÜ: br. l..')9V2- — Iii^'- 1754, II (539, als »Floris«; so auch
noch bei H. — Indessen verni(if;en wir die Hand dieses Meisters nicht in dem Bilde
zu erkennen. Dass wir recht haben, es zu Aertsen in Beziehung!: zu setzen, beweisen
z. B. dessen »Kreuztraj^ng im Berliner (Verzeichniss von 1883, S. 3) und -Kreu-
zigung« im Antwerpener Museum. So zuerst Scheibler, Dr. Not. — Phot. Braun.
Holländischer Meister.
1548.
Weibliches Bildniss. Halbfig-ur nach links auf bräunlichem 846.
Grunde. Die Dame in schwarzem Kleide mit roten Unter- (1893.)
ärmeln und weisser Haube fasst mit beiden Händen, deren Finger N 1.
Einge schmücken, den ßosenkranz, der von ihrer Gürtelkette
herabhängt. Bez. oben links: .ETATIS . 41.; rechts: A« . 1548.
Eichenholz; h. 0,80; br. 0.60. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
Damals (Inv. Gnarienti S. 1689) als »Maniera di Holbein.« Bei H. als »unbekannt«
in der deutschen Schule. Dass das Bild niederländisch ist, hat schon Bodo (bei
V. Zahn VI, S. 199) bemerkt. Wir sehen mit Scheibler (Dr. Not.) die Hand eines
dem Heemskork verwandten Holländers in ihm. — Phot. Braun XIII, 20 und Pliot. Ges.
Antoon Mor (Moor, Moro).
Geb. zu Utrecht im ersten Viertel des XVI. Jahrhunderts, gest.
zu Antwerpen zwischen 1576 und 1578. Schüler des Jan
Van Scorel in Utrecht. Auf vielen Reisen (auch nach Italien
und Spanien) weitergebildet. Thätig zeitweilig in Rom, Madrid,
Lissabon, London, Brüssel, wiederholt in Utrecht, seit 1547
aber zumeist in Antwerpen.
Bildniss eines Utrechter Canonicus. Brustbild fast von vorn 847.
auf blaugrünem Grunde. Der weissbärtige Herr trägt eine (1174.)
schwarze Mütze, einen braunen Mantel über schwarzem Rocke 21 b.
und das rote Kreuz der Canonici von Utrecht an goldner Kette.
Seine beiden Hände kommen rechts nur halb zum Vorschein.
Eichenholz: h. 0,34V2; br. 0,29. — Nach H. im Inv. 1722; doch konnte das
Bild von uns zuerst im Inv. 1754, II 393, als »Holbein^< nachgewiesen werden. —
Die Inschrift auf der Rückseite, welche es als ein Werk des »A. Moore« bezeichnet,
ist zwar nicht echt alt, könnte aber doch auf eine gute Ueberlieferung zurückgehen.
.Jedenfalls sr-hliesst das Bild sich dom Bildnisstil Scorel's noch so sehr an, dass es.
wenn es von Mor herrührt, ein frühes .Jugendbild dieses Meisters sein inuss. —
Scheibler (Dr. Not.) hält es sogar für wahrscheinlicher, dass es noch ein Bild des Scorel
selbst sei. - - Phot. Braun XI, 17 und Phot. Ges.
k
282 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts.
848. Männliches Bildniss. Halbfigur nach rechts auf dunklem
(1903.) Grunde. Aeltlicher Herr mit ergrauendem Haupthaar und kurz
21 a. geschnittenem blonden Vollbart. Schwarze Kappe, weisse Hals-
krause, mit braunem Pelz besetzter Mantel und grosse Finger-
ringe. In beiden Händen seine braunen Handschuhe.
Eichenholz ; h. 0,73 ; br. 0,54V2. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 232 als
-Holbein il vecchio.« Das ausgezeichnete Bild ist jedoch zweifellos niederländischen
Ursprunges und steht dem Ant. Mor so nahe, dass uns die Urheberschaft dieses Meisters
wahrscheinlich erscheint. So zuerst Scheibler (Dr. Not.). Sind auch frühere Bilder
Mor's, selbst noch seine Prachtbilder in der Casseler Galerie, in anderer, festerer,
rirfügerer Technik gemalt, so stehen spätere Bilder seiner Hand, wie vor allen
Dingen das bezeichnete Bild N. 354 des Brüsseler Museums (mit dem man auch das
Berliner Bild N. 730 vergleiche) unserem Bilde doch so nahe, dass uns kaum ein
Zweifel an der Urheberschaft Mor's möglich scheint. — Phot. Ges.
Unbestimmter holländischer Meister.
1563.
849. Zwei kleine Mädciien. Ganze Figuren, fast von vorn, auf
(1900.) dunklem Grunde. Das ältere, zur Linken, hält das jüngere an
0 '^- der Hand und trägt ein Hündchen im Arm; das jüngere trägt
einen Korb Früchte. Dat. links in der Mitte: An^ . 1563.
Eichenholz: h. 1,20: br. 0,SS. — 1727 durch Leplat. Damals als »Manier
Holbein's.<; Bei H. frageweise dem Augsburger Maler Ch. Amberger ' (1530 MitgUed
der Zunft, gest. 1561 oder 1562 in Augsburg) zugesclirieben, dessen Hand wir in dem
Bilde nicht zu erkennen vermögen. Vielmehr lassen die Holzart, auf der es gemalt,
die Tracht der dargestellten Kinder und die Malweise übereinstimmend einen nieder-
ländischen Meister in dem Bilde erkennen ; und zwar sehen wir mit Scheibler (Dr. Not.)
die Schulrichtung des A. Mor (mittlere Zeit) in der Behandlungsweise.
Cornelis Cornelisz van Haarlem.
Geb. zu Haarlem 1562, gest. daselbst den 11. November 1628.
Schüler des Pieter Pietersz zu Amsterdam und des Gillis Coignet
zu Antwerpen. Thätig seit 1583 in Haarlem.
850. Kuppelscene. Halbfiguren auf dunkelgraugrünem Grunde.
(1177.) Vorn ein Tisch. Links an demselben ein rot gekleideter Mann,
Q 3. welcher beide Hände an seinen Geldbeutel legt; rechts ein junger
hellrot gekleideter Mann, welcher sich dem in der Mitte sitzen-
den Frauenzimmer in gelbem Kleide zuwendet. Bez. links oben:
B. Holländische Schule. XVI. Jahrhundert.
283
) :r 9 4
Lemwaiul|: h. 0,71V2: t»r. O.SGVa- — l"-il^ aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Bei H. wird die Urheberschaft des Corn. v. Haarlem unbegründeter Weise
in Frage gestellt,
Venus, Bacchus und Ceres. Venus sitzt links vorn am Felsen 851.
und streichelt den kleinen Amor, der zärtlich an ihrer Schulter (1176.)
hängt. Eechts sitzt, fast von hinten gesehen, Ceres mit dem J 4.
Aehrenkranze und dem Füllhorn. Zwischen beiden sitzt Bacchus,
bekränzt und die Laute spielend; nach H. Apollo, auf den die
Erscheinung nicht recht passt. Bezeichnet links unten :
) öl4
Leinwand; h. 1,J33V2; br. 1.83. — Im Juni 1723 von der Gräfin Wrzowecz in
Prag. — Im Tnv. 1722. A 1453, schon als Venus, Bacchus und Ceres.
Der Sündenfall. Links sitzt Adam, nach rechts gewandt, 852.
unter dem Fruchtbaum. Eva steht zwischen seinen Knieen, legt (1874.)
ihren rechten Arm um seine Schulter und hält den Apfel in 21 a.
der gesenkten linken Hand. Landschaftlicher Hintergrund.
Kupfer; h. 0,14; br. 0.10. — War noch 1741 auf der Kuiistkammer, wohin e->
am 15. März 1700 gekommen war. Bei H. als »unbekannt« in der deutschen Schule.
284 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts.
Indessen weisen die Formenpprache und die Farbenbehandlung unverkennbar auf die
niederländische Schule vom Ende des XVI. Jahrhunderts hin. Dass kein anderer, als
Cornelis von Haarlem der Urheber sei, hat zuerst Bode ausgesprochen, dann Scheibler
(Dr. Not.) zugegeben. Auch uns erscheint es richtig.
Nach Cornelis Corneiisz.
853. Bildniss des Dichters und Kupferstechers Dirck Voickertszoon
(1187.) Coornhert (geb. 1522, gest. 1590). Brustbild ohne Hände fast
L 3. von vorn auf dunkelgrauem Grunde. Schwarzer Hut. Weisser
Vollbart, lebhafte graue Augen.
Eichenholz; h. 0,4672; tr. 0,37V2- — Zuerst im Inv. 1754, 11 234, als sAno-
nymus.« Seit dem »Catalogue« von 1765 dem Pieter Miereveit gegeben, der den
Dargestellten jedoch nicht mehr nach dem Leben gemalt haben könnte. Bekannt ist
das mit dem unseren übereinstimmende Bildniss des Coornhert von der Hand des
Cornelis Corneiisz von Haarlem im Amsterdamer Museum. Die Wiederholung könnte
ja immerhin von einem der Mierevelt's herrühren. .Jedanfalls ist zu beachten, dass
sich im Nachlass des alten Miereveit, der seinen Sohn überlebte, ein Bildniss des
Coornhert befand. Vergleiche H. Havard, l'Art I 1879, p. 50. Das gleiche Bild auch
im Augsburger Museum.
Joachim Antonisz Utenwael (Wttewael, Uitenwael).
Geb. zu Utrecht 1566, gest. daselbst den 13. August 1638
(Bredius, Catalogus p. 89). Durch Eeisen in Süd -Europa
ausgebildet; seit 1592 in seiner Vaterstadt thätig.
854. Der Parnass. In der Mitte einer Waldlandschaft sitzt
(1178.) ApoUon an einem Felsen und spielt die Leyer. Vor ihm ruhen
21 c. die neun Musen. Eechts vorn steht Pallas
Athene, am Himmel sprengt Pegasus ein- ^o/^cM^ vten
her, und vorn in der Mitte liegt, von hinten w/ll
gesehen, die Nymphe des Quells Hippokrene. ij^p4
Bezeichnet unten links:
Kupfer; h. 0,15i|2; br. 0,20i(2. — Vielleicht das Bildchen des Parnass mit den
Musen und Pallas, welches 1G5S zur Knnstkammer gekommen , wenngleich dasselbe
nach dem Inventar der Kunstkammer von 1741 auf Glas gemalt sein sollte. — In
der Galerie zuerst nachweisbar seit dem Katalog von 1835.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert. 285
II. Die Meister des XVII. Jahrhunderts.
Erste Hälfte.
I>ie vlämische JSehule.
A. Die Meister der Uebergangszeit.
Hieronymus Francken (Franck) I.
Geb. zu Herenthals 1540. gest. den 1. Mai 1610 zu Paris als
»Peintre du roi.« Schüler erst seines Vaters, dann des Frans
Floris zu Antwerpen. Thätig schon 1566 in Fontainebleau.
später hauptsächlich in Paris. (Branden, p. 339 — 340.)
Die Enthauptung Johannes des Täufers. Links setzt der Henker 855.
seinen Fuss auf den Rücken des nackt am Boden liegenden (8 8 9.)
Eumpfes des Täufers. Rechts überreicht eine Alte das Haupt ^ ^^•
auf einer Schüssel, die ein Knabe mit beiden Händen trägt,
der Tochter der Herodias. Bezeichnet unten links:
Kupfer: h. 0,3SV2: br. 0.33V2- — Zuerst im Kataloj? von 1835.
Frans Francken (Franck) I.
Geb. zu Herenthals im Herbste 1542, gest. zu Antwerpen den
3. October 1616. Bruder des vorigen, Schüler des Frans Floris
in Antwerpen. Thätig daselbst.
Christus auf dem Wege nach Golgatha. Grossartige Land- 856.
Schaft. Schwarzumwölkter Himmel. Der Zug bewegt sich von (880.)
rechts nach links. In der Mitte stürzt der Heiland unter der P 3.
Last seines Kreuzes zusammen und hält die hl. Veronica ihm
ihr Tuch entgegen. Links vorn Maria, Johannes und die anderen
Frauen. Rechts vorn zwei Hauptleute zu Rosse. Bezeichnet
unten links:
286 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Eichenholz; h. 0,601/2! hr. 0,89. — Nach H. aus der Kunstkammer und im
Inv. 1722. Doch vermochten wir den Nachweis nicht zu führen. Auch findet es sich
noch nicht einmal im Abrege von 1782, vielmehr zuerst im Katalog von 1843. —
Da wir die Inschrift Do mit der überwiegenden Mehrzahl aller Kenner in »de oude«,
d. h. »der alte« auflösen und die Jahreszahl 1.597 es unmöglich macht, das Bild der
Alterszeit seines Sohnes Frans Francken II zuzuschreiben, der sich später gelegentlich
ebenso bezeichnete, so halten wir es auch mit Bode (bei v. Zahn VI, S. 200) für er-
wiesen, dass unser Bild ein Werk des ältesten der drei Frans Francken sei.
Giliis van Coninxioo (Koningsloo).
Geb. den 24. Januar 1544 zu Antwerpen, begraben zu Amster-
dam den 4. Januar 1607. Schüler des Giliis Mostaert und
anderer Meister. Thätig zu Antwerpen; von 1584 — 1595 in
Deutschland, schliesslich in Amsterdam. Begründer des Land-
schaftsstils, der sich mit Jan Brueghel weit in's XVII. Jahr-
hundert hineinzog. Vgl. Van Mander, ed. Hymans, p. 120 und
Woltm. u. Woerm. III, S. 90. Die neuesten Urkunden über
ihn bei de Eoever in »Oud Holland« III (1885), S. 33 ff.
857. Landschaft mit dem Midas- Urteil. Eeich gegliederte Berg-
(791.) und Waldlandschaft. Rechts im Mittelgrunde ein Wasserfall,
P 11. links im Hintergrunde ein Flussthal. Links and rechts im
Vordergrunde hohe Bäume. In der Mitte
der musikalische Wettstreit zwischen Apollon . f^
und Marsyas in einem reichen Kreise von L^
Zuhörern. Apollon schlägt die Leyer; der \^
bocksbeinige Marsyas bläst die Flöte. Etwas
rechts von ihnen ruht König Midas, dem
bereits die Eselsohren gewachsen sind. Be-
zeichnet rechts unten :
)5^?>
Eichenholz; h. 1,20: br. 2,04. — Inv. 1722, A 475. als »Golzius und Brueghel«
aus der Kunstkammer. Später, bei H., ^^'^u•de die Landschaft dem Lukas Gassei, die
viamische Schule. XVII. Jahrhundert. 287
Staffage dem Hub. Goltzius zngeschriehen. Doch wies der Stil auf keinen dieser
Meister hin. Unsere Entdeckung des Monogrammes hat das Rätsel plötzlich gelöst.
Das Monogramm findet sich genau so auf der Landschaft Gillis van Coninxloo's von
1604 in der Galerie IJechtenstein zu Wien. Uebrigens ist das Bild schon um 1600
von Nik. de Bruyn als Werk des Gillis van Coninxloo mit nur leichten Abweichungen
gestochen. Die figürliche Scene des Vordergrundes rührt wahrscheinlich von IMartin
van Cleef her, der nach K. v. Mander (Ed. Hymans II, S. 120) die Figuren für die
Landschaften des Meisters zu malen pflegte.
Paul Bril.
Geb. zu Anbverpen 1554, gest. zu Rom den 7. October 1G26.
Schüler des Daniel Oortelmann in Antwerpen, dann seines Bru-
ders Matthäus Bril (geb. zu Antwerpen 1550, gest. zu Rom
1584") in Rom. Daselbst unter dem Einflüsse der Landschaften
der Carracci und Elsheimer's weiterentwickelt.
Römische Ruinenlandschaft. Links vorn dem römischen Forum 858.
entlehnte Säulenruinen; eine Osteria mit Laubenvorbau im alten (864.)
Gemäuer; im Hintergrunde eine Kirchenkuppel. Rechts, hinter '^^1 b.
bewohnten und verftillenen Gebäuden, ferne blaue Berge. Im Vor-
dergrunde buntes Leben von Menschen und Vieh. Bez. u. i. d. M. :
-j.^ I - Dazu die Brille, das Merkzeichen des Mei-
r PTfC 7 6'00 sters, am Wirtshausschilde.
Kupfer: h. O.211/2; br. 0.29. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Gegenstück
zum foltjenden.
Italienisches Flussthal. Links vorn unter Säulen eine Schmiede, 859.
im Mittelgrunde eine Burgruine auf steiler Felshöhe, zu der (8 63.)
eine Brücke über den Fluss hinüberführt. Rechts vorn am 21 b.
Wege hohe Bäume. Hinten blaue Berge.
Kupfer; h. 0,22; hr. 0,3072- — lli2 durch de Brais aus Paris. — Gegenstück
zum vorigen.
Gebirgslandschaft. Ein schmaler Fluss bildet vorn in der 860.
Mitte einen kleinen Wasserfall. Weiter zurück ist er von einem (8 60.)
Holzsteg überbrückt. Links neben diesem erhebt sich ein bürg- P 1.
gekrönter Felsen, hinter dem die belebte Strasse berganführt.
Rechts, gegenüber, andere Gebäude, hinten eine hellbeleuchtete
Stadt, vorn am Wege ein hoher Baum. Bezeichnet links unten:
f3-s.iL' J 6 */$>
Dazu die Brille am Wirtshausschilde.
288 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Lindenholz ; h. 0,63»|2; br. l,0Gi|2- — ^Vohl das Bild Brils, welches sich 1741
in der Kunstkammer befand. Später war es im -Vorrat«; 1856 kam es zur f^alerif:-.
861. Waldlandschaft mit Tobias und dem Engel. Waldige Hügel-
(862.)gegend. Links vorn am Weiher ein Baum, unter dem eine
Q 3. Hindin weidet. Rechts vorn eine mächtige Baumgruppe, unter
welcher Tobias vom Engel geleitet wird. Der Hund folgt ihnen.
In der Mitte Durchblick auf ferne blaue Berge. Vorn zwischen
Blumen und Kräutern drei Hasen. Bezeichnet unten in d. M.:
Leinwand; h. 0,76^12; br. l,01i'2. — 1742 durch de Brais aus der Sammlunj,'
Dubreuil in Paris. — Phot. Braun XIII. 21.
Art und Schule der Brüder Matthäus und Paul Bril.
862. Waldlandschaft mit Diana und Aktäon. Grosse Waldbäume
(866.) links vorn und rechts im Mittelgrunde. Rechts vorn der Weiher.
P ^- in dem Diana mit ihren Nymphen badet. In der Mitte stürmt
Aktäon heran. Links vorn wird dieser, dem bereits ein Hirsch-
kopf gewachsen, von den Hunden zerrissen.
Kupfer; h. 0,27 ; br. 0,34. — 1861 aus dem Vorrat. Vorher nicht nachgewiesen.
Bei H. als Paul Bril. Doch für diesen zu kalt im Ton und in der Technik. Bode
Avar 1873 (bei v. Zahn VI, S. 199) geneigt, es dem Matthäus Bril zuzuschreiben.
Doch sind beglaubigte kleine Bilder dieses Meisters nicht bekannt.
863. Waldlandschaft mit der kalydonischen Eberjagd. Mächtige
(856.) Waldbäume. Links Eückblick auf einen schilfbewachsenen See.
P 1- an dessen jenseitigem Ufer eine Kapelle und Häuser am Wald-
rande liegen. Vorn auf dem Weg stellen sich Atalante (mit
dem Bogen) und Meleager (mit dem Speer) dem Eber ent-
gegen. Hinter ihnen die anderen Jagdgenossen.
Leinwand ; h. 1,15V2; br. 1,65. — Nach H. 1731 durch Leplat und von .Matthau>
Bril. — Diese Bestimmung erscheint jedoch nicht genügend begründet. So auch Bode
(bei V. Zahn VI, S. 199) und Schoiblor (Dr. Not.).
Schüler und Nachahmer des Paul Brii.
864. Waldlandschaft mit der Ruhe auf der Flucht. Maria sitzt mit
(858.) dem Kinde vorn links unter grossen Bäumen. Vor ihr spielen
Q ^■^. zwei Englein. Rechts vorn bildet ein gestürzter Baumstamm
zwischen Wasserblumen einen natürlichen Stes: über einen Fluss.
i
Vlämische Schule. Uebergangszcit. 289
Kupfer: 11.0,23*2: Lr. 0,30. — 1856 aus dem Vorrat. Vorher nicht nach-
gewiesen. Bei H. als echtes Werk P. Bril's. Der späteren Bezeichnung ,,Pavl Prill.
Pirfitr." auf d^r Rückseite ist jedoch keine Bedeutung beizulegen.
Schloss im Waldgebirge. Das Schloss liegt links im Mittel- 865.
gründe auf der Höhe unter Bäumen. Auf dem belebten hinan- (^859.)
führenden Weg ein Hirt mit einer Ziegenheerde. Eechts vorn 1* 5.
bildet ein Fluss einen kleinen Wasserfall; hinter ihm ländliche
Gebäude am Wald- und Felsenrande.
Kupfer; h. 0,20; br. 0,28. — 185G aus dem Vorrat. Vorher nicht nachgewiesen.
Bei H. als echtes Werk P. BriFs. — Der späteren Bezeichnung „Paul . Pril . Pictor . R ."
auf der Rückseite ist jedoch keine Bedeutung beizulegen. — Das Bild ist auch nicht.
wie bei H., als Gegenstück zu N. 804 anzusehen. Es zeigt eine andere Hand, als
dieses. Sein Urheber scheint uns J. Brueghel mindestens so nahe zu stehen, wie P.Bril.
Römische Ruinenlandschaft. Links und rechts vorn mäch- 866.
tige Gebäudetrümmer. Im Mittelgrunde links ein Rundbau, (S 61.)
rechts ein vierseitiger Turm. Vorn links unter den Mauern Q B.
Landleute mit Eseln, Wäscherinnen am Bach. Im Hintergrunde
graue Berge. Angeblich bez. : P , Bril . 1626. Doch konnte
der Name nicht aufgefunden werden. Datirt rechts unten: 1626.
Leinwand; h. 0,74; br. 0,98. — Zuerst im Katalog von 1848. Hier und noch
bei H. als echter P. Bril. Die Bezeichnung hat jedoch schwerlich dort gestanden.
Wir können das Bild nur für die Arbeit eines italienischen Nachahmers des Bril und
des An. Carracci ansehen.
Waldige Flusslandschaft Ein Fluss schlängelt sich durch 867.
üppige Waldbäume und breitet sich fast über den ganzen Vorder- (865.)
grund aus. In der Mitte fährt eine Barke ab. Ein Jäger mit P 1.
seinem Hunde steigt ein. Der Fährmann, zwei Frauen und
ein Lautenschläger befinden sich schon drin.
Leinwand; h. 0,G0i|2; br. 0,76i|2. — Schwerlich, wie H. angiebt, 1742 durch
de Brais aus Paris. Sicher Inv. 1754, 11 785. Schon bei H. als echtes Werk P. Bril's
bozwoiff'lt. Die ilauere Behandlung deutet in der That nur auf einen, wahrscheinlich
Italienischen, Nachahmer hin.
Joos de Momper.
Der Taufname wird auch Josse, Joost, Jodocus geschrieben.
Geb. zu Antwerpen 1564, gest. daselbst zu Anfang 1635
(Branden, }). 209 — 316). Schüler seines Vaters Bartholomeus.
Thätig hauptsächlich zu Antwerpen. Die Figuren zu seinen
Landschaften malte nicht selten Jan Brueghel d. ä.
19
290 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
868. Berglandschaft mit Wasserfall. Links stürzt sich von der
(980.) mit einem Schloss und luftiger Verbindungsbrücke gekrönten
20 a. waldigen Felsenhöhe ein mächtiger Wasserfall herab. Rechts
die Landstrasse mit einer Brücke über den Fluss. Im Hinter-
grunde graue Berge. Vorn am Wege zwei Fussgänger, zwei
Reiter und ein Hund. Bez. u. 1. : I . D . M. (zweifelhaft.)
Eichenholz: h. 0,4972; br. 0,93. — 1742 diircli Riedel aus Prag. — Die In-
schrift scheint uns nicht von Momper herzurühren ; das r>ild muss, wenn es von ihm
ist, einer anderen Zeit angehören, als seine ül)rigen Bilder unserer Sammlung.
869. Berglandschaft mit einer Mühle. Wildes Hochgebirge. Links
(9 81.)- vorn die Wassermühle, weiter zurück eine Kirche. Rechts führt
20 c. eine einbogige Steinbrücke, auf der zwei abgestiegene Reiter
ihre Pferde führen, über eine tiefe Schlucht.
Eichenholz ; h. 0,53 ; br. 0,71i 2- — luv. 1754, II 520. als »Brueghel.« Doch
sclion im Abrege von 1782 richtig als »Momper.« — Gegenstück zum folgenden.
870. Berglandschaft mit geknickten Tanni;nstämmen. Ganz rechts
(982.) auf der Höhe eine alte Burg. Weiter unten ein von einbogiger
20 c. Steinhrücke überwölbter Wasserfall. Weiter nach der Mitte eine
schroffe braune Felsenspitze. Ganz in der Mitte der Bergstrom
mit den gestürzten Stämmen. Links unten das Thal.
Eichenholz: h. 0,53: br. 0,71V2- — luv. 1754, II 519, als »Brueghel.« Doch
schon im Abrege von 1782 richtig als »Momper.« — Gegenstück zum vorigen.
871. Am Berghang. Rechts das schroffe, braune Gebirge. Vorn
(983.) auf dem hohen Wege zwei Führer mit drei beladenen Saum-
P 9. tieren und ein Reiter. Links saftig grüner Berghang. Unten
im l^Iittelgrunde ein See.
Eichenholz; h. 0,441/2: br. 0,64. — Inventar 1754, II 701.
872. Blick in's Thal. Rechts das schroffe, braune Gebirge, links
(984.) das tiefe Thal. Vorn auf dem hohen Wege werden vier Reiter
P 4. von zwei Bettlern angesprochen.
Eichenholz; h. 0,3872-' br. 0,5572- — Gegenstück zum folgenden. — Inventar
1722, A 1217. — 1722 von der Leipziger Ostermesse.
873. Der Weg im Thal. Links und rechts schroffe Berge. Im
(985.) Hintergrunde über dem Thal, in dem es regnet, ein farbloser
Q 3. Regenbogen. Vorn auf dem Wege ein Mann mit zwei be-
packten Eseln und ein Paar mit einem Hunde.
Eichenholz ; h. O.oS^'i ; br. 0,55^12. — Gegenstück zum vorigen. — luv. 1722,
A 121s. — 1722 von der Leipziger Ostermesse.
Vlämische Schule. Uebergangszeit. 291
Die Stadt im Thale. Koclits das schroffe Gebirge, von dem 874.
sich, an Häusern unter Bäumen vorbei, die Landstrasse in's (986.)
Thal hinabwindet. Vorn sitzen zwei Landleute; vor ihnen halten 48 c.
zwei Reiter und liegt ein Hund. Links Blick in das tiefe, breite,
vom Flusse durchströmte Thal, in dem eine grosse Stadt liegt.
Eichenholz ; h. iO,S3 ; br. 1,25. — 1875 |voii Herrn von. La Viero. — Phot.
Braim XIV, 2().
Winterlandschaft. Durch kahle Bäume führt eine beschneite 875.
Landstrasse, auf der rechts Schweine getrieben werden, links (8 19.)
ein Pferd vor seinem Karren gestürzt ist. Im Mittelgrunde 1^ c.
links Dorfhäuser, rechts die Kirche.
Eichenholz : h. 0.48^ 2 ; tr. 0,66. — Nach H. 1708 von Lemmers aus Ant-
werpen. — Sicher Inv. 1754, II 168. Bisher als Jan Bmeghel d. ä. Doch weist die viel
breitere Mabveise auf die Hand Moniper"s hin. Man vergl. z. B. dessen Winterl)ild
im Brauuschweiger Museum. Die Figuren mögen von Brueghel herrühren.
Peter Brueghel d. j.
P. Brueghel oder Breughel d. j. Genannt »Höllen-Breughel«,
B. »d'Enfer.« Geb. zu Brüssel 1564, gest. zu Antwerpen 1G38.
Sohn und Nachahmer Peter BrueghePs d. ä., übrigens Schüler
des Gillis van Coninxloo. Thätig in Antwerpen.
Den Xamen Höllen-Breughel trägt dieser Meister ohne sonderlichen Grund, da,
abgesehen von dem »Triumph des Todes« in Graz (Madrid, Gal. Liechtenstein in Wien),
keine Höllenbilder seiner Hand bekannt sind, vielmehr derartige Darstellungen seines
jüngeren Bruders Jan ihm vielfach mit Unrecht zugeschrieben werden : so früher auch
die Di-esdener Bilder X. 877, 878, welche deutlich die Hand Jan's zeigen. Er selbst
scheint sich ausschliesslich auf die Nachahmung seines Vaters verlegt zuhaben. Vergl.
Woltm. u. Woerm. III, S. 66—68. Desgleichen Berliner Verzeichnis« (1883) , S. 69.
Die Predigt Johannes des Täufers. Vorn im Walde lauscht 876.
buntes Volk der Predigt des Täufers, welcher im Mittelgrunde (7 9 8.)
steht. Die vorderen Zuhörer zeigen sich meist von hinten. In P 1.
der Mitte blickt sich einer, der in eine Decke gehüllt ist, nach
seinem Hunde um. Etwas weiter rechts steht ein schlanker,
gelb gekleideter Soldat mit den Händen auf dem Hucken.
Leinwand; h. l,10i|2; br. l,64i|2. — 1738 durch Rossi aus Venedig. — Das
Bild, welches in der Regel auf P. Brueghel d. ä. zurückgeführt wird, existirt in ver-
schiedenen Wiederholungen, z. B. in der Pinakothek zu München, in der Galerie
Liechtenstein zu Wien, in Schieissheim und in Gotha. Die beiden datirten Exemplare,
das Münchener von 1.598 und das Wiener von 1620, beweisen schon durch diese Jahres-
zahlen , dass sie nicht von dem älteren P. Breughel herrühren (das Münchener gilt
dort jetzt als eine Copie von Jan Br.j. Unser imdatirtes Exemplar zeigt im Ganzen
19*
292 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
den Stilcharakter des älteren Poter Brueghel, ist aber niclit frisch genug in der
Durchführung für ihn selbst. Wir halten es für eine Wiederholung von der Hand
des jüngeren P. Brueghel. ohne ein Original des älteren nachweisen zu können.
Jan Brueghel d. ä.
Gen. »Sammet-Brueghel«, Br. »de Velours.« Geb. zu Brüssel 1568.
gest. zu Antwerpen den 13. Januar 1625. Sohn Peter Br.'s d. ca.,
Bruder P. Br.'s d. j., Schüler des P. Goetkind in Antwerpen. Thä-
tig seit seiner Heimkehr aus Italien (1596) in Antwerpen.
877. Juno in der Unterwelt. Weite, von Flammen erleuchtete Fel-
(799.)senlandschaft. Ein Wasser rechts im Mittelgrunde; das Hoch-
20 c. gericht i-links auf der Höhe; Castelle auf den Bergspitzen.
Spukgestalten füllen den Vordergrund. Links der Fürst der Fin-
sterniss, zu dem Juno, die weiter rechts auf ihrem Pfauen-
wagen hält, sich umblickt. Links vorn ein Knäuel nackter
Menschenleiber. Bezeichnet 1. u. (die letzte Zahl unleserlich):
BRVEGHEL )Sc,^
Kupfer; h. 0,251/2; l»r- 0.35V2- — Im Inventar 1722, A 710, als »Der Teufel
und sein Reich», »or. von Breughel und Rotenhamer.« Später P. Brueghel d. j. zu-
geschrieben. So bei H. Dass das Werk unzweifeDiaft den Jugendstil Jan Brueghel"s
zeigt, hat schon Bode (bei v. Zahn VI, S. 199) mit Recht bemerkt. Die Jahreszahl
las H. 1596. Eher -wäre sie vielleicht 1598 zu lesen. In dem einen, wie in dem
anderen Falle gehört das Bild der ersten Zeit Jan BrueghePs d. ä. nach seiner Heim-
kehr aus Italien an. Vergl. auch unsere Bemerkungen zu P. Brueghel d. j. oben S. 291.
878. Die Versuchung des hl. Antonius. Wilde Felsenlandschaft.
(800.) Nacht. Links oben die Sichel des Mondes. Auf einer Anhöhe
20 c. in der Mitte ein Eundtempel. Verschiedene Feuersbrünste in der
Ferne. Spukgestalten in der Luft. Vorn links sitzt der hl. An-
tonius und blickt mit gefalteten Händen in sein Buch, während
Gespenster ihn umringen und eine schöne Frau die Hand nach
ihm ausstreckt. Bez. u. i. d. M.: "R^VEGHEU J(?o4'
Kupfer; h. 0,2572! ^i"- 0,35. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1705 als ^Breugel
deir Inferno.« Inv. 1754, II 516, als »Manier des HöUen-Breughel.« Bei H. als echtes
Werk des letzteren, dessen Malweise es jedoch nicht zeigt. Schon Bode bei v. Zahn
VI, S. 199, hat mit Recht herA^orgehoben, dass es ein echtes W'erk des Jan Brueghel ist.
Vergl. auch unsere Bemerkungen zum vorigen und zu P. Brueghel d. j. oben S. 291.
879. Flussdurchströmte Hügellandschaft. Rechts der Fluss, links
(804.) das Dorf. Hügelketten im Hintorgrunde. Vorn links vor rot-
21 b. dachiffem Giebelhause buntes Volk unter einem Baume. Fischer
Vliimisclie Schule, üebergangszeit. 293
breiten ihre AVaare am Ufer aus. Weiter rechts segelt ein
überfülltes Boot bildeinwärts. Bezeichnet links unten:
BRVEIGHEI-. 1^04-
Eichenholz; h. 0,35V2 ; l>r. 0,64'/^. — 1710 durch Raschke von Jak. de Wit in
Antwerpen. H. — Von H. doch wohl nicht zutreffend als ;:holländisc}ie Laudschatt<-
bezeichnet. — Phot. Braun IV, 25.
Der Rundturm am Seeufer. Rechts die Meerbucht ; links vorn 880.
ain bergigen Ufer der aus Kuinen hervorragende Rundturm; (SO 5.)
am AVege unter Bäumen und Felsen ein sitzender, ein stehen- 21 a.
der Mann und ein Hund. Bez. 1. u.: b„v„^v,„ ^^^
Kupfer; h. 0,08'|2; br. 0,12. — Wohl Inventar 1722, A 687.
Landschaft mit dem Rohrdommeljäger. Rechts führt ein Weg 881.
über eine kahle Anhöhe. Fuhrwerk und Fussgänger beleben (806.)
ihn. Vorn in der Mitte zwei Reiter, von denen der eine vom 20 b.
Pferde gestiegen ist. Weiter zurück ein Jäger, welcher nach
den Wasservögeln zielt, die links im Schilfe am Fusse der wal-
digen Anhöhe auffliegen. Bez. r. u.: BRVEGHEL .1605.
Eichenholz: h. 0,4172! tr. 0,71V2- — 1708 von Lemmers in Antwerpen. In-
ventar 1722. A t^OG.
Die Landstrasse. Vorn unter hohen Bäumen die von Reisen- 882.
den zu Fuss und zu Pferde belebte Landstrasse. Im Mittelgrunde (80 7.)
links ein Flussthal. Bez. r. u.: BRVEGHEL 1605. 19 a.
Kupfer; h.0,20: br, 0,29. — 1708 von Lemmers in Antwerpen. Inv. 1722, A 590.
Landschaft mit der Berufung der Apostel Petrus und Andreas. 883.
Rechts die Seebucht. Links die Bergküste mit altem Rund- (808.)
türm. Vorn die Landstrasse mit Fischern , zahlreichem Volke, 19 c.
Pferden, Eseln u. s. w. Im Mittelgründe die Berufung der
Apostel durch den Heiland. Bez. r. u.: BRVEGHEL 1608.
Kupfer: h. O.-jn: Lr. 0.6<;. — Aus der Kunstkammer. Inventar 1722, A 328.
Flusslandschaft mit Holzhackern. Links am waldigen Ufer 884.
eine Ortschaft, rechts ein Fluss. Vorn links Holzhacker am (809.)
Wege, vorn rechts Schiffe am Strande. Bezeichnet unten links: P 5.
BRVEGHEL . 1608.
Eiehenhrdz ; h. 0,47 ; br. 0,5.5 Vi- — 1708 von Lemmers in Antwerpen. II. (?)
Flusslandschaft mit einem Pferdegerippe. Links am waldigen 885.
Abhänge die belebte Landstrasse, auf der ein Bauernwagen hält. (810.)
Vom Vordergrande rechts zum Hintergrunde links dehnt sich 19 c.
294 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
das Flussthal. Rechts vorn liegt ein Pferdegerippe. Bezeichnet
links unten: BRVEGHEL . 1608.
Kupfer; h, 0,171/2: 'n. 0,23. — Inv. 1722, A 333; also durch Wackerbarth,
nicht durch Wanderer, Avie bei H.
886. Ebene mit Windmühlen. Durch flaches Land führt links eine
(8 11.) Landstrasse. Rechts auf kleinen Anhöhen zwei Windmühlen.
21 b. Vorn links ein zweispänniger Bauern wagen, rechts ein Schimmel
neben seinem Karren. Bez. u. r.: BRVEGHEL . 1611.
Eichenholz; h. O.26V2; t»!'- 0,37V2- — 1708 von Lemniers in Antwerpen. Inv.
1722. A 701.
887. ' Eine Dorfstrasse. Rechts das Wirtshaus, vor dem Wagen
(812.) und Reiter halten und buntes Volk sich drängt. Links vorn
21 b. am Teich eine Kuh, im Mittelgrunde der Kirchturm hinter
Bäumen. Bez. u. 1.: BRVEGHEL . 1611.
Kupfer; h. 0,24: br. 0,35^|2. — 1710 von Jak. de Wit in Antwerpen. Inventar
1722, A 530.
888. Niederländischer Kanal. Links der Kanal mit baumreichen
(813.)LTfern. Rechts vorn und im Mittelgrunde ein Kirchdorf, in
Q 1. dem ein Fährboot landet. Andere Fahrzeuge am Ufer. Be-
zeichnet links unten: BRVEGHEL .1612.
Eichenholz: h. 0,37 ; br. 0,61V2- — 1710 von Jak. de Wit in Antwerpen. Inv.
1722, A 708. (Die Inventaruummer steht drauf: die Ant^-abe bei H. ist daher nicht richtii,'.)
889. Die Windmühle am Fluss. Links ein breiter, belebter Fluss.
(814.) Rechts im Mittelgrunde eine Ortschaft; auf einer kleinen An-
21b. höhe eine Windmühle; Schiffer im Begriffe zu landen; buntes
Volk, Frauen mit Kindern vorn am Wege.
Kupfer: h. 0,25: 1)r. 0,35. — Inventar 1722, A G97.
890. Der Fahrweg auf waidiger Höhe. Links kommt der von
(821.) Fracht- und Reisewagen belebte Weg aus dem Walde hervor
20 b. und zieht sich nach vorn rechts herunter, wo zwei Reiter halten.
liinks vorn ein Fussweg mit einem Bauern, einer Bäuerin und
einem Kinde. Rechts Blick in's Thal.
Eichenholz; h. 0.42 V2; br. 0,66V2- — Zuerst im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 51^.
891. Der Waldweg mit dem Holzhacker. Links der Waldweg mit
(822.) einem Holzhacker und einem mit einem Schimmel bespannten
21 a. Karren. Rechts Blick in's Flussthal mit Bergen und Burgen.
Kupfer; h. 0,20; bv. 0.25. — Inventar 1722, A 007; daher durch Wanderer,
nicht durch Wackerbarth, wie bei H.
Vlämische Schule. Uebergans^szeit. 295
ö'
Die Windmühle. Sie steht rechts auf dem Hügel. Ein rot- 892.
jackiger Maun trägt einen Sack Korn hinan. Links vorn auf (^823.)
dem Wege ein Mann mit zwei Pferden, in der Ferne grüner 20 c.
Wald und graue Dünen.
Eiehoiiholz : h. O-iJO^a: 't- 0.22. — Inv. 1722. A 435. — Phot. Braim VIII, 25.
Wasserumspülte Häuser. Links vorn eine hohe Baumgruppe, 893.
im Mittelgrunde die malerischen alten Häuser am Wasser, im (825.)
Hintergrande die Kirche. Vorn in der Mitte ein Boot, in dem 20 a.
fünf Männer und eine Kuh überfahren.
Kupfer: b. O.l:>i/o: br. 0.1'.'. — »Dureb den Kurprinzen aus Italien.« Inventar
1722. A 000.
Eine Kapelle unter Bäumen. In der Mitte die Kapelle, vor 894.
der ein Mann betet. Vorn auf der Landstrasse ein zweirädriger (8 2 6.)
einspänniger Karren. Links die weite blaue Ebene mit Ort- 20 a.
Schäften und Kirchtürmen.
Kupfer; h. 0, 131/2 ^ br. 0,19. — -Durch den Kurprinzen ans Italien.« Inventar
1722, A 50S.
Die Furt am Bache. In der Mitte schlängelt sich ein Bach 895.
von Avaldigen Hügeln herab. Rechts führt die belebte Land- (829.)
Strasse zu ihm hinunter. An der Furt hält ein dreispänniger 21 b.
Wagen, dessen vorderstes Pferd sich zum Saufen bückt. Links
vorn auf dem Waldwege zwei Bauernfrauen und ein Mann.
Eichenholz: h. 0.30: br. 0,i36V2- — 1723 ans der Sammlung Wrzowecz in
Prag.— Inventar 1722. A U51. — Phot. Braun VII, 23.
Ein Landungsplatz. Links das Wasser, welches vorn von drei 896.
Fährbooten mit Menschen, Pferden und Rindern belebt wird. (^830.)
Rechts das Ufer mit der malerischen Dorfstrasse, dem Kirch- 19 b.
türme und der bunt belebten Landungs-Scene.
Eichenbolz : b. 0.47 : br. O.SG. — Zu<'rst im Inventar Guarionti (vor 1753) X. 51'.».
Die Schlacht der Israeliten gegen die Amalekiter. 2. Buch 897.
Mosis, Cap. 17, v. 9 — 13. Wildes, nach links hinüberdrängen- (833.)
des Reiterschlachtgewühl. Gestürzte Pferde und Krieger im Q 1.
Vordergrunde. Rechts eine Anhöhe, auf der Moses, dem Aaron
und Juda die Arme stützen, zum Höchsten betet.
Eichenholz: h. O.-lOVs; hr. 0,611/2. — Zuerst im Kataloj,' von 1817.
Häuser am Wasser. Es sind die äussersten, vom Wasser um- 898.
spülten Häuser einer alten holländischen Stadt. Links ragen (824.)
hohe Bäume. \orn spriessen gelbe Schwertlilien im Schilf. 19 c.
Rechts ein Boot mit vier Insassen.
296 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Kupfer; h. 0,1772; br, 0,25. ~ Inventar 1722, A 575, als »Paul Breu},'el.« —
Hei H. als Jan ßrueghel. — Dass das kräftige, p^ute Bildchen von d(!in Meister selbst
herrühre, erscheint uns nicht zweifellos. Stich^von Beaumont nach einem <<anz ähn-
liclien Bilde Briiegliers aus dem Cabinet des Comte de la Verrue.
899. Baumgruppe vor dem Dorfe. Unter den prächtigen Bäamen
(828.) des Vordergrundes hält ein zweispänniger Bauernwagen. Im
21 b. Mittelgründe liegen Häuser unter Bäumen am Kanal.
Eichenholz; rund; h. 0,23; br. 0,221/2- — Inventar 1722, A G7G. als »Bren-
del, or.<' Bei H. als Jan Brueghol. Dass das frische Bildchen von dem Meister selbst
herrühre, erscheint uns nicht zweifellos.
Nach Jan Brueghei d. ä.
900. Die Anbetung der Könige. Vorn vor der Strohdachhütte sitzt
(803.) Maria, nach links gewandt, mit dem Kinde auf dem Schoosse.
Q 1. Vor ihr knieen die beiden weissen Könige, hinter denen sich
links das Gefolge drängt. Hinter ihr steht der schwarze
König mit seinem Gefolge. Im Hintergrundo die Stadt am Fluss.
Fichtenholz : h. 0,45 ; br. 0,64V2- — 1874 in Innsbruck erworben. — Schwache
und späte Copie nach dem bezeichneten und von 1598 datirten Original Jan Bnie-
j^hel's in der Kaiserl. Galerie zu AVien.
901. Der See Genezareth. Links reichgegliedertes Bergufer. Im
(820.) Mittelgrunde neben der Stadt führt eine Brücke zu einer be-
P 4. festigten Felseninsel hinüber. Rechts auf einem der zahlreichen
Schiffe am Rande des See's steht Christus und predigt dem
Volke. Ganz vorn sind Fischer mit ihrem Fange beschäftigt.
Eichenholz: h. 0,81; br. 1,20. - 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux. —
Bisher als Originalbild Jan Brueghers d. ä. ; doch halten wir es seiner härteren,
bunteren Malweise Avegon nur für eine Copie. — Ein ähnliches Bild (Original) in der
Münchener Pinakothek. — Phot. Braun.
902. Das Element des Wassers. In der Mitte einer reichen Land-
(2070.) Schaft sitzt die Göttin des Wassers, welche in der Rechten ein
P 1. Füllhorn mit Korallen und Perlen hält, während sie mit der
Linken die Muschel ergreift, die ein Knabe ihr reicht. Links
Waldrand, Felsen, Wasserfall. Vorn reich mit Fischen, Muscheln
und Seetieren aller Art bedecktes Ufer. Rechts vorn zwei mit
Fischen spielende Knaben, im Hintergrunde das offene. Meer.
Eichenholz; h. 0,G8 ; br. 0,97. - 1741 mit den drei folgenden, seinen Gegen-
stücken, aus der Sammlung Wallonstein in Dux. -- Im Inventar 1754, II (iOO— G03.
wurde die Landschaft dieser Bilder dem Bruegliel, wurden ihre Figuren dem Platzer
zugeschrieben, eine zeitlich unmögliche Zusammenstellung. Bei H. wurden die ganzen
Bilder frageweise dem Tiroler Maler Johann Victor Platzer (10(15 — 170S nach Coustantiu
von Wurzbach's Biograph. Lexikon, Wien 1870, Bd. XXII: vergl. Eduard von Eugerths
Vlämische Schule. Uebergangszeit. 297
^'losseu Wiener Katalog HI, ISSü, S. 181) zufresclirioben. Indessen zeigen sie bekannte,
oft wiederholte Compositionen Jan Bnieghels d. ä. tz. li. teilweise in Berlin, teil-
weise in Potsdam: alle vier in der Galerie Doria zu Rom: ebenfalls alle vier im
Wiener Privatbesitze, früher in der Kaiserl. Galerie, nach Brenner. Prodromus. Wien
1735, Tafel 26i. Unzweifelhaft sind unsere Bilder gute alte Copien dieser Brueghel'-
si'hen Folge. Da.ss diese im vorigen Jahrhundert in Wien nach den damals dort be-
findlichen Exemplaren von einem der Platzer gefertigt seien, ist nicht unwahrschein-
lich. DocJi nennt unser >Catalogue« von 17(55 nicht Johann Victor, sondern dessen
Sohn Johann Georg Platzer (Plazer), der von 17(i2 — 1700 lebte. Die beiden Kleister
werden oft mit einander verwechselt. Vergl. unten die ßem. zu N. 2097 — 2100.
Das Element der Erde. Zwischen den drei grossen Baum- 903.
gruppen links Fernblick auf ein Schloss im Thale, rechts auf (2071.)
eine Kirche am Hügel. Im Vordergründe üppig spriessende P 1-
Blumen. Früchte und Tiere. Die Göttin der Erde,, welche vor
der mittleren Baumgruppe sitzt, hält ein Füllhorn. Links
hinter ihr ein Satyr mit einem Fruchtkorbe auf dem Kopfe.
Links vor ihr zwei Flügelputten mit Obst und Blumen. Rechts
vorn bricht ein Flügolknabe eine langstenglige Tulpe.
Eichenholz; h. 0,03; br. 0,97. — 174:1 mit dem vorigen und den beiden fol-
genden aus der Sammlung Wallenstein in Dux. Vergl. alle Bemerkungen zu N. 902.
Das Element des Feuers. Venus in der Schmiede Vulkan's. 904.
Links in grossartiger Ruinenhalle die Waffenschmiede, in der (2072.)
Vulkan an seinem Ambos sitzt. Hinter ihm stehen Venus und P 1.
Amor. Arbeiter sind rechts vorn und links hinten beschäftigt.
Im Vordergrunde liegen fertige Harnische, Helme und Waffen.
Rechts im Hintergrunde ein schroffer feuerspeiender Berg.
Eichenholz; h. 0,03 ; br. 0,97. — 1741 wie die vorigen und das folgende aus
der Sammlung Wallenstein in Dux. Vergl. alle Bemerkungen zu X. 902.
Das Element der Luft. Links und rechts im Hintergrunde 905.
Wald: links und rechts im Vordergrunde ein kahler Baum, in (2073.)
dessen Aesten sich bunte Vögel wiegen. In der Mitte auf P 1.
herabgeschwebter Wolke thront die Göttin der Luft mit dem
Blitz in der Rechten, mit Sternen um's Haupt. Rechts am
Himmel Helios, der Sonnengott, und Selene, die Mondgöttin,
auf ihren Wagen. Im Vordergrunde zahlreiche Vögel.
Eichenholz: h. 0,G3 ; br. 0,97V2- — 1~41 mit den vorigen aus der Sammlung
Wallenstein in Dux. — Vergl. alle B'-merkungen zu N. 902.
Jan Brueghel d. j.
Geb. zu Antwerpen den 13. September 1601, zuletzt daselbst
als lebend erwähnt am 23. März 1678.- Sohn, Schüler und
298 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Nachahmer Jan BruegheFs d. ä. Thätig, abgesehen von einem
längeren Aufenthalte in Italien, in Antwerpen, Des engen Zu-
sammenhangs seiner Bilder mit denjenigen seines Vaters wegen
reihen wir ihn, vorgreifend, schon hier ein.
906. Die Dorfschenke. Das Gebäude liegt links im Mittelgrunde.
(815.)Eechts blickt man in die blaue Ferne. Im Vordergründe führt
20 a, ein Fuhrmann drei Pferde, Bez, u. r,: BßEVGHEL 1641.
Eichenholz: rund: h. und hr. O.lS'/o. — Inv. 1722. A 465. — Bereits bei H.
dem jüngeren .Jan Brueghel zurückg-egeben , :mf den die Jalircszalil hinweist.
907. Waldige Hügelgegend. Links das Flussthal, rechts die VVal-
(816.) düng. Bunte Staffage auf dem Waldwege. Vorn rechts heim-
21 b. kehrende Jäger ; in der Mitte ein bildeinwärts fahrender "W'agen,
Bezeichnet unten links: BRVEGHEL 1642.
Kupfer: h. 0,2472- bi'- 0,34. — Auf die Rückseite der Platte ist eine Stadt
gravirt. — Vergleiche die Bemerkungen zum vorigen Bilde (N. 906).
908. Ein Turm am Meere. Rechts auf felsiger Höhe ein Turm
(817.) in alten Befestigungsmauern, Links das von zahlreichen Schiffen
19 c. belebte Meer, Vorn in der Mitte am Ufer ein Pfahl als Schiffs-
zeichen, rechts Fischer, mit ihrem Fange beschäftigt. Bezeich-
net unten rechts: BREV(VE?) GHEL , 1642.
Eichenholz ; h. 0,44 : br. 0,76i|2. — Inv. 1722, A 423 : da die Inventarnumnier
noch auf dem Bilde steht, so beruht die Provenienzangabo bei H, auf einem Irrtum,
"^'orgleiche übrigens die Bemerlamgen zu N. 906.
909. Ein Seehafen. Links ein Rundturm in Festungswerken mit
(818,) einer Kanone. Rechts eine AVindmühle. Vorn der mit Karren,
P 4. Pferden, Eseln, Fussgängern, Fischern belebte Strandweg.
Eichenholz ; h. 0,37 : br. 0,53. — Inv. 1722, A 189. — Bisher Jan Brueghel d. iL
zugeschrieben. Doch veranlasst uns die Uebereinstimmung mit der Malart des vorigen
Bildes, es .Jan Brueghel d. j. zurückzugeben.
Schüler und Nachahmer Jan Brueghel's d. ä.
910. Dorf am Canal. Links im Mittelgrunde eine Zugbrücke;
(834.) links vorn Schiffe auf dem Wasser; rechts vorn ein Wagen auf
P 1- der Landstrasse, Die Kirche im Mittelgrunde.
Kupfer ; h. 0,32 : br. 0,40. — 1861 aus dem Vorrat. — Scliwaclier. später Nach-
ahmer der Manier Jan Brueghers.
911. Canal im Dorfs. Der Canal schlängelt sich zwischen hohen
(835.) Bäumen und Häusern hindurch, Rechts neben der Brücke ein
P 1. Schloss, links der Dorfweg, Vorn besteigt eine reich gekleidete
Gesellschaft ein festlich geschmücktes Boot.
Ylämische Schule, üebergangszeit. 299
Eichenholz; rund : h. und br 0.19. — Wahrscheinlich Inventar A 4G9, als
Prospekt von Venedig« und als Original von Brueghel. — Es zeigt jedoch nur die
Hand eines verAvandten Meisters.
Eine Seestadt. Links die Bucht mit Seeschiffen. Eechts 912.
unter hohen blauen Bergen die Stadt mit ihrer Vorstadt. (831.)
Ein Schloss im Mittelgrund. Weiter zurück halblinks ein schrof- P 4.
fer Felsen mit einem Eundturm im Meer. Eechts vorn ein
Wirtshaus mit roter Fahne. Buntes Marktgewühl im Vorder-
grund rechts. Links Bauern weiber und Jäger mit sieben Hunden.
Eichenholz: h. 0,78; br. 1,18. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Noch
bei H. als Jan Brueghel; doch zeigt das Bild eine derbere Hand. — Phot. Braun.
Juno in der Unterwelt. Mächtige Euinenstadt, aus welcher 913.
gelbe und rote Flammen emporschlagen. In der Mitte über (802.)
dem IJnterweltsfiusse eine schwanke Brücke. Ead und Galgen P 1-
dahinter. Vorn und im Mittelgrunde die Folterqualen der armen
Seeleu. Links vorn wendet Juno von ihrem Pfauen wagen sich
nach den hinter ihr stehenden Furien um.
Eichenholz; h. 0,37; br. 0,4872- — Inv. 1722, A 1806. — Bei H., doch nur
frageweise, Peter Brueghel d. j. zugeschrieben, dessen Hand es nicht zeigt.
Tempelruine am Seegestade. Links am waldigen Felsufer 914.
über anderen Euinen die Trümmer eines römischen Eundtempels. (827.)
Eechts im Mittelgrunde die Seebucht, im Hintergrunde blaue Berge. P 3.
Kupfer; h, 0,1672; br. 0,2172. — Inv. 1722, B 528. Die Nummern stehen noch
drauf. Die Provenienzangabe bei H. i.st daher irrig. — Im alten Inventar wohlweis-
lich ohne Angabe des Künstlernamens. Bei H. als Jan Brueghel, mit dem das feine
Bildchen nur eine entfernte Verwandtschaft zeigt. Dass es in der That späteren Ur-
sprungs ist, beweist schon die Kupferplatte, auf welcher hinten PEETER STAS ein-
gegraben steht. Peeter Stas (Staes) war ein Antwerpener Kupferdrucker, welcher erst
1655 — 56 Meister der Gilde wurde (Liggeren 11, p. 268 und 273). Stich von Beau-
mont nach einem älinlichen Bilde Brueghcl's aus dem Cabinet de la Vernie.
Die hl. Familie im Blumenkranz. Maria sitzt mit dem Kinde 9|5,
unter Bäumen im Walde. Neben ihr sitzt Joseph. Der kleine (838.)
Johannes steht vor ihr. Eechts Waldblick. Der Blumenkranz, Q 2.
welcher dieses hochovale Mittelbild umrahmt, hebt sich vom
schwarzen Grunde ab. Links eine Fliege auf einer weissen Blume.
Kupfer; h. 0,5172: br. 0,38. — Inv. 1722, B 359, als »Seghers.« Im Inv. 1754
dem Franck sen.'< und Breugliel- zugeschrieben. Bei H. als .Tan Brueghel und .Vmbr.
Francken. .Vm meisten \<n\ .Tan l'.rueghel hat di(> Lamlsrhaft.
300 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Peter Schaubroeck (Schubruck).
Lebensumstände unbekannt. Daten auf bezeichneten Bildern von
1597 (in Kopenhagen) bis 1605 (in Wien). Seine Entwick-
lung geht derjenigen Jan Brueghel's d. ä., seines Zeitgenossen,
parallel. Nach Füssli (Allg. K. L. II, S. 1473) wäre er ge-
borener Antwerpener gewesen und hätte sich 1597 in Nürn-
berg aufgehalten. Die Inschrift unseres Bildes beweist, dass
er später zu dem Kreise der vlämischen protestantischen Emi-
grirten in Frankenthal gehörte.
916. • Die Amazonenschlacht. Vorn wildes figurenreiches Schlacht-
(88S.)getümmel zwischen Amazonen und Griechen, teils zu Fuss, teils
P 1- zu Boss. Rechts vorn wird ein Elefant in's Gefecht geführt.
Zeltlager im Mittelgrunde. Links und ^p . qq^
rechts vorn Waldrand. Im Mittelgrunde
halblinks auf schroffer Felsenhöhe eine FRANK T IM TAL
von schlankem Turm überragte brennende
Veste. Rechts weites Thal. Bezeichnet • • i b o ^'■^
und datirt rechts unten: ^
Kupfer ; h. 0,77 ; br. 1,48V2- — Nach H. 1743 als »Bruegliel« aus der Galerie
Cariguau in Paris. Sicher Inv. 1754, II 4G1. Bei H. als »unbekannt.« Die Bezeich-
nung . PE . SC . . . , welche offenbar auf Peter Schaubroeck geht, wurde bei H. irr-
tümlich . FE . SE . . . gelesen. Zuerst richtig gedeutet von "W. Bode. — Das Bild
stimmt seiner Formensprache und Älalweise nach genau mit den bezeichneten Bildern
Schaubroeck's überein.
Art Peter Schaubroeck's.
917. Belagerung einer Festung. Die Trachten der Krieger und
(832.) ihre Abzeichen deuten auf die alte Welt. Vielleicht ist die Be-
50 c. lagerung Troja's gemeint. Links im Mittelgrunde auf schroffer
Felsenhöhe die von schlankem Turm überragte brennende Veste,
rechts die weite Berglandschaft. Unten im Vordergrunde das
Zeltlager der Belagerungsarmee. Links empfängt ein Feldherr
zwei knieende Abgesandte.
Eichenholz; h. 0,791/2; br. 1,18. — Zuerst im Inventar 1754, II 495, als Be-
lagerung .lerusalems vom »Höllen-Breughel.« Später dem Jan Brueghel zugeschrieben,
dessen Hand es jedoch nicht zeigt. Dagegen zeigt es mit beglaubigten "Werken des
Peter Schaubroeck eine grosse Aehnlichkoit, wenn es von der Behandlung des vorigen
auch etwas abweicht.
Vläraische Schule Uebergangszeit. 301
Sodom und Gomorrha. Im Hintergründe und Mittelgründe 918.
die in Flammen stehenden Städte. Links vorn sitzt Loth, mit (801.)
der einen seiner Töchter kosend, während die zweite halb nackt 19 a.
neben ihrem Hündchen steht. Datirt unten in der Mitte: 160.2.
Kuptor: li. OaüU; br. 0,23V2- — Inventar 1722, A 502. — Bei H. als Work
P. Bniegfhers d. j., dessen Hand es jedoch keineswegs zeigt. Die Behandlung des
Bildes scheint uns am ersten auf Peter Schaubroeck zu deuten.
Hendrik van Baien d. ä.
Geb. zu Antwerpen 1575, gest. daselbst am 17. Juli 1632.
Schüler des Ad. van Xoort. Er malte vielfach nur die Figuren
zu Landschaften und Blumen, welche Meister, wie Jan Brue-
ghel d. ä., und andere ausführten. Thätig zu Antwerpen.
Das Hochzeitsfest des Bacchus und der Ariadne. Anreicher 919.
Göttertafel unter grünen Bäumen sitzen, nach links gewandt, (868.)
Bacchus und Ariadne. Vor ihnen steht ein Liebesgott und kre- P L
denzt ihnen eine Schale Wein. Andere Liebesgötter schweben,
Blumen streuend, über der Tafel. Links hinten bacchisches
Treiben. Ganz vorn links eine Frau und ein Kind mit Wein-
krügen, rechts zwei Kinder mit Blu-
menkörben. Bezeichnet unten links
Kupfer: h. O.36V2: br. 0,51V2- — Inventar 1722, A 543.
Das Hochzeitsfest des Peieus und der Thetis. Links an der 920.
reichen Tafel Peieus und Thetis, ersterer als gekrönter Greis. (869.)
Hinter ihnen Apoll, Merkur und andere Götter. Eechts das P 1-
Gefolge des Bacchus mit dem Gotte selbst auf einem Esel an
der Spitze. Amoretten schweben über der Tafel; links neben
ihnen aber auch Eris, die Göttin der Zwietracht. Ganz vorn
links der mächtige Wassergott im Schilfe; ^^ „^^
ganz vorn rechts die Göttin der Erde, von W'VSP^^
drei Putten umspielt. Bezeichnet unten \ ^^S{
rechts :
Kupfer; h. 0,44».,; br. 0,61i|2. — Inventar 1722, A 327. — 'Wohl Gegenstück
zum folgenden.
Olympisches Göttermahl. In üppiger Landschaft tafeln die 921.
Götter. Juno, welche die Mitte einnimmt, wendet sich nach (872.)
vorn um; Merkur sitzt ihr gegenüber; Herkules steht, auf P 1-
seine Keule gestützt, links vorn; Minerva in Helm und Har-
; HV-balen
302 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
nisch sitzt zu seinen Füssen. Rechts vorn Kinder mit Blumen
und Früchten. Blumen streuende Liebesgötter über der Tafel.
Kupfer; b. 0,42 ; br. 0,61. — Inv. 1722, A 543. — Wohl Gegenstück zum vorigen.
922. Nymphen und Kinder unter Fruchtbäumen. Fruchtbäume im
(870.) Walde. Acht Nymphen, von denen eine rechts am Boden sitzt,
P 1. und ebensoviel Kinder, von denen zwei oben in der Luft flattern,
sammeln im Vordergrunde Früchte. Weiter zurück drei Satyrn.
Kupfer: h. 0,48i;2; br. 0,65M2- — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1734, als
»Rottenhamer und Bruegbel« : doch zeigen die Fig-uren deutlich die Hand Balen's,
nicht diejenige Rotenhanier's. So auch richtig stets seit d^m »Catalogue^< von 1765.
923. Der Jesusknabe, sein Kreuz betrachtend. Das Kreuz liegt
(867.) links in einer Felsenhöhle, aus welcher man in eine sonnige
20 a. Landschaft hinausblickt. Eechts steht der Jesusknabe zwischen
den beiden Engeln, die ihn hereingeführt haben. lieber seinem
Haupte schwebt ein goldner Stern. Angeblich B, bezeichnet.
Kupfer; h. 0,20i,2; br. 0,26il2. — nvontar 1722, B 605.
924. Die vier Elemente. Gruppe von vier Knäblein. Vorn links,
(874.) mit einem Fisch in der Hand, sitzt »das Wasser«; hinter ihm
20 a. steht »die Luft« mit einem Papagei auf der Rechten. Vorn
. rechts wärmt »das Feuer« seine Hände an einem Kohlenbecken ;
hinter ihm »die Erde« mit einem Apfel in der Linken.
Kupfer; h. 0,21; br. 0,17. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein zu Dux.
925. Diana und ihre Nymphen, von Satyrn belauscht. Diana und
(871.) fünf ihrer Nymphen schlummern in der Mitte am Waldrande.
P 1- Zwei Satyrn schieben den ausgespannten Vorhang zur Seite, um
die Göttin zu betrachten. Im Vordergrunde liegt reichliche
Jagdbeute. Rechts hinten Hirsche im Walde.
Kupfer; h. 0,46; br. 0,61. — Inventar 1722, A 514, als »Baien u. Brueghel.«
Die Landschaft und das StiUeben sind in der That von Jan Brueghel d. ä.. die
Figui'en unzweifelhaft von Baien.
926. Flora. Die Göttin sitzt in der Mitte vor einer prachtvollen
(837.) Baumgruppe und wendet sich dem Knäblein zu, das ihr von
P 1- links einen Blumenstrauss überreicht. Rechts Aussicht auf
Fluss, Wald und Gebäude am Fuss des Gebirges. Im Vorder-
grunde reichlich spriessende Blumen.
Eichenholz; h. 0,51V2; br. 0,661/2. — Inv. Gnarienti (vor 1753) N. 1532. Bei
H. als »Baien und .Tau Brueghel.« Die Figuren zeigen in der That die Hand Balen"s.
Die Landschaft dürfte eher von einem der besten Nachfolger Jan Brueghel's d. ä.,
wie A. Govaerts (1589—1626), herrühren, als von dem Jloister selbst; so auch schon
Bode bei v. Zahn VI, S. 199.
Vlämische Schule. Uebergangszeit. 303
Das Element der Erde. Zwischen grossen Baumgruppen links 927.
Fernblick auf ein Schloss im Thale, rechts auf eine Kirche am (836.)
Berghang-e. Vor der mittleren Baumgruppe sitzt die Göttin P 1-
mit dem Füllhorn; links neben ihr ein Knabe mit Früchten,
vor ihr ein ruhender Mann; rechts neben ihr ein Knabe, der
ihr Früchte bringt, hinter ihr ein brauner Satyr. Zwischen
den Blumen, Früchten und Gemüsen des Vordergrundes links
zwei Meerkatzen, in der Mitte zwei Meerschweinchen. Früher
auch »der Sommer«, »Flora« oder »Ceres« genannt.
Eichenholz; h. 0,56; br. 0,93i2. — Zuerst nachgewiesen im Katalog von 1817
aN »Baien und Bnieghel.« So noch bei II. Die Composition geht offenbar auf die-
jenige Jan Brrieghel's zurück , von der wir unter N. 903 eine Copie besitzen ; doch
ist sie verändert ; und die Durchfühnzng der Landschaft ist zu hart und trocken für
Bnieghel selbst. Die Figuren wohl in der That von Baien.
Nachahmer H. v. Balen's.
Heilige Familie Im Kranze. Unter hohen Waldbäumen sitzt 928.
Maria mit dem Kinde. Joseph sitzt hinter ihr, der Johannes- (^875.)
knabe steht vor ihr. Ganz vorn halten Engel ein mächtiges 49 a.
Gewinde von Blumen, Früchten und Gemüsen. Vögel, Aeffchen,
Eichhörnchen u. s. w. im Kranze; ein paar weisse Kaninchen
und Meerschweinchen im Vordergrunde auf der Erde.
Leinwand; h. LOS; br. 0,73i!2. — Inv. 1754, II 641. Schon bei H. mu: mit
einem Fragezeichen dem Baien zugeschrieben. Der Kranz und die Landschaft sind
weder von Baien, noch von Bruegliel, die Flüchte eher von Jan van Kessel d. ii.
Roelant Savery.
Geb. zu Kortryck (Courtrai) 1576, gest. zu Utrecht 1639.
Schüler seines in Amsterdam ansässigen Bruders Jakob Savery.
Bereiste in Begleitung Kaiser Eudolf's II. die deutschen Ge-
birge. Später in Utrecht thätig. Der Meister steht zwischen
der holländischen und der vlämischen Schule; doch müssen wir
ihn seinem Stile nach der letzteren lassen.
Eine Eberjagd. Grosse Baumstämme im Vordergrunde des 929.
Waldesdickichts. Der nach links hervorstür- ^^ • (891.)
mende Eber wird von einem hinter dem Baume >' ^ PI.
versteckten jungen Jäger mit vorgehaltenem ^>J^
Spiesse empfangen , von einem zweiten , bärti- <^ • (jN^
gen Jäger verfolgt. Bezeichnet links unten :
Eichenholz; h. 0,25; br. 0,34il2. — Inventar Gotter (vor 1730) N. 244.
304 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
930. Die Burg im Walde. Links führt eine Brücke über einen
(892.) Wasserfall zu einem hoch gelegenen Schlosse. Rechts oben
P 1- mächtige alte Rundturmruinen unter Bäumen. In der Mitte eine
prächtige Tanne. Rinder-, Ziegen- und Schaf heerden mit Hirten
und Bauern vorn auf dem Wege. Gänse links am Wasser.
Bez. 1. u.: R . SAVERY . FE . 1614.
Eichenholz: h.0,53; br. 1,07. — Inventar 1722, A 632.
931. Die Turmruine am Vogeiweiiier. In der Mitte des Mittel-
(893.)grundes ragt die hellbeleuchtete Ruine eines alten Rundturms.
P 1. Rechts führt eine durchgebrochene Bogenbrücke in den Wald.
Links vorn hohes Ruinengemäuer in tiefem Waldschatten. Im
Vordergrunde ein Weiher mit ^ QA^Ef^^^ '
zahllosen Wasser- und Sumpf- ^OBJ^"^ .' ^
vögeln. Bez. u. i. d. M.: FE ' ^^
Eichenholz : h. 0,29V2 : hr. 0,42. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1673.
932. Vor der Sündflut. Die Arche Noah's steht auf einer kleinen
(894.) Anhöhe in der Mitte des Mittelgrundes. Noah kniet betend vor
18 c. ihr. Einige Tierpare schreiten hinein. Die meisten ergehen
sich noch vorn im Walde. Links ein von bunten Vögeln um-
schwirrter Felsen; an dessen Fusse ein Weiher mit Störchen,
Reihern, Kranichen, Schwänen. Vorn in der Mitte steht, nach
rechts gewandt, ein weisses Ross
mit langer Mähne; vor demselben
zwei Panther, nach denen zwei JS^AJ/ERY* FE'
Füchse sich umschauen. Bezeich- ^ ^ (^ Q^O .
net unten links:
Eichenholz: h. 0,82; br. 1,37. — Inventar 1754, II 524. — Auf der Rück-
seite ein Zettel mit der Inschrift: GcficMneken von Vorst Cliristian von Braunsu-ijck. —
Phot. Braun XV, 20.
933. Bergstrom zwischen Felsen und Tannen. Der Fluss strömt
(895.) nach vorn rechts herab. Helle Sonnenstrahlen
l^^b. beleuchten rechts die Felsen und Tannen des JlOTLAJVDT
Mittelgrundes. Links vorn in den Felsen Kühe ^AVER Y
und Schafe, Hirsche und Rehe. Bez. r. u.: Ff ^oa.o
Eichenhol/; h. 0,451/2: br. 0,8270. — Inventar 1754, II 400.
934. Nach der Sündflut Die Arche Noah's steht ganz hinten in
(8 9 G.) der Mitte. Vorn Waldlandschaft mit allen Tieren der Welt.
20 a. Links ein hoher Baum mit Vöeeln und Affen. Darunter ein
HOELANDT
viamische Schule. Uebergangszeit. 305
Kameel, auf dessen Höcker ein Affe sitzt, der den Zettel mit
der Xamenszeichnimg des Künstlei'S hält.
In der Mitte ein AVeiher mit Wasser- pOELJ\rJ
vögeln. Kechts vorn ein schwarzes Pferd. ^ Ay>c /cj /L
Bezeichnet unten links: J ^ "^^
Eichenholz: h. 0.53; br. 0.97. — Inventar Gotter (vor 1736) 183 oder 1S4.
Paradieses -Waldlandschaft. Tiere jeglicher Art füllen den 935.
rechts im Mittelgrunde von hellen Sonnenstrahlen beleuchteten (898.)
Wald. Links vorn eine Löwenfamilie. Weiter rechts ein Adler P 11.
auf einem in halber Höhe abgebrochenen Baumstamme. Eechts
vorn Hirsche.. Elen u. s. w.
Leinwand; h. 0,95^ 2; t>r- l,8-i^(2- — Inventar 1722, B 25. Hier als »Jacques
Savery:; doch schon im Inventar 1754, II 595, als Roelant Savery.
Ad. Wiliarts (Wiilaerts, Willers).
Geb. zu Antwerpen 1577, gest. zu Utrecht vor 1662. Der
Meister, welcher 1611 als Mitglied der Gilde zu Utrecht er-
wähnt wird, wo er hauptsächlich thätig war, gehört zu den Ver-
mittlern zwischen der vlämischen und der holländischen Schule.
Holländische Schiffe in einer Felsenbucht. Links das grüne, 936.
bewegte Meer, auf dem vier Dreimaster kreuzen und ein Boot (961.)
dem Lande zusteuert. Kechts am tannenreichen Felsenufer ein 20 a.
zweites Boot, dessen Insassen ausgestiegen sind. Vorn in der
Mitte handeln einige mit den Eingeborenen um Seemuscheln.
Piechts, weiter zurück, gehen andere auf die Ziegenjagd. Bez. r. n.:
. 1610 '
Eichenholz; h. 0,62; br. 1.04. — Zuerst sicher im Inventar 1754, 11 397. —
I>as Datam unseres Bildes lässt den Zweifel , den einige ähnlich bezeichnete Bilder
zulassen, ob es nicht ebensowohl von Abraham Wiilaerts, dem Sohne und Schüler
Adams, als von. dem letzteren herrühren könne, nicht aufkommen. Abraham "Wiilaerts
wurde erst 1624 Meister der Gilde. Vergl. auch Riegel, Beiträge H, S. 179—181.
David Vinck-Boons.
Irrtümlich auch Vinckebooms, Vinckenbooms u. a. genannt. Geb.
zu Mecheln 1578, gest. zu Amsterdam 1629. Schüler seines
20
306 Niederländer des biehzehiiten Jahrhunderts.
Vaters Philips, der spätestens 1591 nach Amsterdam zog.
(Obreen, Archief 11, p. 274.) Der Meister steht zwischen der
holländischen und der vi am i sehen Schule, gehört seinem Stil
nach jedoch eher der letzteren an.
937. Bauernkirmess. Platz im Dorfe unter Bäumen. Kechts im
(962.) Vordergrunde das Wirtshaus mit der roten Fahne. Vor dem-
Q 3. selben ein Holztisch mit zechenden Bauern. In der Mitte tanzen
Bauern und Bäuerinnen einen Kingelreigen um den auf einem
Fasse sitzenden Dudelsackbläser. Links vorn auf dem Canal
ein Boot, in welches ein Betrunkener geführt wird.
Eichenholz; h. 0,52: br. 0,9172. — Zuerst im Katalog 1817.
938. Das Klosteralmosen. Rechts das Kloster, zu dessen Gitter-
(963.)fenster die Almosen hinausgereicht werden. Die Hände der
P '^- vorn zahlreich versammelten Bettler und Kranken strecken sich
sehnsüchtig empor. Vorn links kriecht ein Krüppel heran. Links
im Hintergrunde die Stadt mit dem überbrückten Canal.
Eichenholz ; h. 0,29 ; br. 0,4572. — Inv. 1722, A 642, als »Finckeiibaum.« —
Im »Catalogiie« 1765 und im »Abrege« 1782 als unser einziges Work des Meisters
auigefühi-t. Eine alte Wiederholung im Berliner Museum.
939. Waldige Berglandschaft mit dem Heimzuge des Tobias. Links
(855.) und rechts mächtige Waldbäume; in der Mitte auf waldigem
P 11- Hügel ein Schloss; rechts ein höher gelegenes Castell. Rechts
vorn der Zug des jungen Tobias. Der Engel geleitet ihn, die
Frauen auf Kameelen folgen ihm, ein Hund läuft voraus. Links
im Walde ein Hirsch und eine säugende Hindin.
Leinwand; h. 1,077^; br. 1,46. — 1731 durch Loplat. Inv. 8« 2258 als -alt
Breugel.« Bei H. als »Matthäus Bril«, was sicher unriclitig ist, ^vie schon Bode (bei
V. Zahn VI, S. 199) bemerkt hat. Nach Schoibler, Dr. Not., bestimmt ein echter Vinck-
Boons. Nach Maassgabe des vorigen Bildes scheint uns diese Bestimmung richtig zu sein.
Adriaan van Stalbemt.
Geb. den 12. Juni 1580 zu Antwerpen, gest. daselbst den
21. September 1662. Thätig eine Zeitlang zu Middelburg.
zumeist in Antwerpen.
940. Ein Göttermahl. Rechts vorn unter oben bewaldeten Felsen
(9 8 7.) tafeln die Götter des Olymp. Satyrn lauschen; kleine Liebes-
Q 2. götter flattern über der Tafel. Links vorn sitzt Bacchus beim
Fasse und erhebt ein spitzes Glas voll roten Weines. Eine
Vlämische Schule, üeberganofszeit. 307
O'
Paniskin. welche ihr Kleines säugt, sitzt am Boden. Vorn in
der Mitte naschen zwei Meerkatzen. Bezeichnet unten rechts:
>X • 5rAl-BEMT- r
Eielionholz : li. 0.51 : hr. 0,SO",i. — luvoutar 17Ö4. II 7Ub.
Das Midas-Urteil. In einsamer Berg- und Waldgegend steht 941.
der bocksbeinige Marsyas, nach rechts gewandt, dem geigenden (9 8 8.)
Apollon gegenüber. Links König Midas, dem seines Urteils P 1.
wegen bereits die Eselsohren gewachsen sind. Rings im Kreise
lauschen Frauen und Satyrn. In der Mitte liegen zahlreiche
Musikinstrumente im Easen.
Xussbauiuholz ; h. 0.37: br. 0,57. — Im Inventar 1722, A 537, als »Le Clerc«
(von H. -Le Clevc; gelesen). Doch schon im »Catalogue;; von 1765 richtig als Stalbenit.
Hans Jordaens (Joerdans).
Es hat mehrere Meister dieses Namens gegeben. Der unsere
ist nicht der »langen Jan« genannte Hans Jordaens III (1595
bis 1643); dessen Lieblingsdarstellung der Zug der Juden durch
das Eote Meer war, sondern entweder Hans Jordaens I, welcher
1572 Lehrling, 1581 Meister der Antwerpener Gilde wurde
und um 1613 in Delft starb, oder Hans Jordaens II, welcher
1581 zu Antwerpen getauft wurde und 1653 daselbst in Armut
starb. Vergl. F. J. v. d. Branden, p. 284 und 669—671; —
»De Liggeren« I, p. 249, 277, 294, 304, 413, 561; —
Obreen"s Archief, V, Anm. p. 203—205.
Eine Mahlzeit. Vier Männer mit Hüten und Halskrausen 942.
und zwei Frauen sitzen an einem gedeckten Tische. Ein (844.)
Knabe schenkt Wein aus einem Kruge ein. P 7.
Neben der Frau zur Rechten sitzt ein Affe l^OtYcioX'^V^
mit am Tische. Bezeichnet vorn in der y
Mitte:
Eichenholz: h. O.lGU; br. 0,27»|i. — 1857 aus Steinla's Xachlass.
Frans Francken (Franck) II.
Getauft den 6. Mai 1581 zu Antwerpen, gest. daselbst den
6. Mai 1642. Zweiter Sohn des Frans Francken I. Schüler
seines Vaters. Später nahm er Einflüsse des Rubens auf.
20*
308 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
943. Die Flucht nach Aegypten. Nach rechts gewandt, trabt Maria
(879.) auf dem Esel durch den Wald, schreitet Joseph, der das Kind im
P 1- Arme hält, rüstig neben ihr her. Links vorn liegen drei erschla-
gene Kindlein. Im Hintergrunde ^
schöne Waldlandschaft. Bezeichnet y • TRANCKBN
unten in der Mitte: ^-^
Kupfer; h. 0,4872; br. 0,441/2- — I^i In- entar 1754, II 218, als -Franck«
sehleehthin. So auch noch im Katalog von 184G. Bei H. als -alter Francken. < Doch
zeigen besonders die Figuren nicht dieselbe Hand, Avie unser Bild X. 85G. sondern
diejenige des mittleren Meisters dieses Namens. So auch Scheibler, Dr. Not.
944. ' Der ungerechte Richter. Allegorische Gestalten auf land-
(881.) schaftlichem Hintergrunde. In der Mitte steht der ungerechte
P 3« Richter über den zu Boden geworfenen Tugenden. Er hält das
Schwert in der Rechten. »Gewalt« und »Neid« halten ihm den
Helm über's Haupt. Vorn steht links die »Verläumdung« an
der Spitze der übrigen Laster, sitzt rechts die verklagte »Un-
schuld«, die von einer Alten bedroht wird. Rechts oben das
Hochgericht. Unter demselben rufen die »Hofinung« und eine
andere Gestalt die, wie es scheint,
zu spät kommende »Gerechtigkeit« ^ff< -p . . ]/ ^ \
herbei. Bezeichnet unten links : J t aA KCG^wp: 1M *
Eichenholz; h. 0,56; br. 0,76V2- — Im Inventar 1722, A 371, als »alt Franck.«
So noch bei H. Es kann jedoch der »alte« nur im Gegensätze zum HI. gemeint sein.
Es ist ein unzweifelhaftes Bild des Frans Francken IL So auch Scheibler, Dr. Not.
945. Die Erschaffung der Eva. In der Paradieses -Parklandschaft,
(882.) in welcher zahme und wilde Tiere friedlich nebeneinander woh-
P 3. nen, liegt Adam links am Boden; und auf Geheiss des vor ihm
stehenden Gottvaters entsteigt Eva seinen Rippen. In der Mitte
unter dem Baume: der Sündenfall; weiter rechts im Hinter-
grunde: die Vertreibung aus dem Paradiese.
Eichenholz; h. 0,531/2; br. 0,81. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Gegenstück zum folgenden. — Noch bei H. als F. Francken d. ä. Die Figuren
jedoch sicher vo)n jüngeren. Die Landschaft nicht von Bnieghel, nur von einem Schüler.
Di(! Tiere vielleicht von Bruoghel. Die Blumen eher von J. van Kessel.
946. Die Erschatfung der Tiere. In der reichen Parklandschaft
(883.) steht Gottvater links, nach rechts gewandt. Auf sein Geheiss
P 3. entspringen ringsum die Tiere der jungfräulichen Erde. Rechts
ein Pferd, ein Stier, ein Löwe und eine Löwin. Links unter
Ylämische Schule. Uebergangszeit. 309
einem spärlich belaubten Baume, in dessen Aesten sich bunte
Vögel wiegen, ein Elk. Vorn in der Mitte ein Stachelschwein.
Eichenholz ; h. 0,53'/j ; br. 0,SOV/i. — 1741 aus der Sammhing Walleiisteiu in
Dux. — Geg-onstück zum vorigen. — Man sehe die Bemerkun<j:en zu diesem.
Die Himmelskönigin im Blumenkranze. In der Mitte thront 947.
Maria mit der Krone auf dem Haupte, mit dem Kinde auf dem (884.)
Schoosse. Ueber ihr schwebt die Taube des hl. Geistes. Links Q 2.
und rechts neben ihr knieen musicirende Engel. Um diese Dar-
stellung schlingt sich ein hochovaler Blumenkranz. Eechts vorn
in demselben Erdbeeren und ein Brombeerzweig.
Eiclienholz; h. 0,65Vi; br. 0,52. — luv. Guarienti (vor 1753) X. IGOO. Inv.
1754, II 364, als »Alt Franck das inwendige, Breugel die Blumen.« Die Blumen,
wie schon H. bemerkt, eher von J. van Kessel. Weshalb aber bei H. das Mittelstück
Ambrosius Francken d. ä. zugeschrieben wurde, ist nicht ersichtlich. "Wir halten mit
Scheibler (Dr. Not.) auch dieses für ein Werk des zweiten Frans Franckon.
Die Ehebrecherin vor Christus. Rechts steht die Sünderin, 948.
nach liilks gewandt, von Schergen und Volk umgeben. Rechts (885.)
vorn eine Knabe mit einem grossen Korbe voll Steinen. Links P 3.
unter dem Zelte am Tempeleingang stehen die Pharisäer. In
der Mitte des Bildes aber beugt der Heiland sich, nach rechts
gewandt, zur Erde, um seine inhaltschweren Worte in den Sand
zu schreiben. Angeblich u. 1. bez.: FF . d .J . fe . 1606.
Kupfer: h. 0,35»/2: br. 0,28'/j. — Inv. 1722, B 1265, als »Franck« schlecht-
hin. — Wenn die von einigen Seiten gesehene Inschrift wirklich auf dem Bilde stände.
müsste es ein Jugendwerk des Fr. Fr. IT. sein. Doch halten wir es, zumal wir die
Inschrift nicht entdecken können , für später, möglicherweise sogar für ein Work
Frans Francken IH. (1607—1666), eines Sohnes des II.
Angeblich Adriaan Vranx.
Wurde 1582 Lehrling des älteren Hans Snellinx (Jan Snellink)
in Antwerpen. (Liggeren I, p. 284.) Weitere Lebensumstände
unbekannt.
Südliche Berglandschaft mit Hirten und Heerden. Rechts vorn 949.
eine mächtige Eiche. Links vorn ein Eluss. Im Mittelgrunde auf (85 7.)
der Höhe ein Gebäude neben einer Pinie und einer Palme. Q 1.
Am Flusse eine Wäscherin. Hinter ihr ein Hirte auf seinen
Stab gelehnt. Vorn ein Stier, zwei Kühe, zwei saufende Schafe.
Bezeichnet rechts am Stamme der Eiche:
AR/ATX
310 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Eichenholz; h. 0,7572 ; br. 1,06. — 1741 als luventanuimiiier 2559 durch
Rossi, also nicht doi-ch Ileinocken aus Hamburg, yne bei H. Dass unser Meister wirk-
lich der in den Antwerpencr Liggeren namhaft gemachte A. Yranx sei, ist mindestens
zweifelhaft. Unser Bild scheint einem jüngeren Meister anzugehören.
Unbestimmte vlämische Meister.
Um IGOO.
950. Christus und Petrus auf dem Wasser. Links die gebirgige
(886.) Küste, rechts die weite Seebucht, auf welcher das Boot mit den
P 3. Männern schaukelt. Links vorn, nach rechts gewandt, steht der
Heiland auf den Wellen und reicht dem ihm über die Flut ent-
gegengehenden, jedoch einsinkenden Petrus die Hand.
Kupfer; h. 0,28; br. 0,2472. — Inventar 1722, A 17.31. Damals irrtümlich als
;>Jordan e Breugel.« Später, auch bei H., frageweise dem Ambrosius Francken oder
Frans Francken d. j. zugeschrieben. Doch rührt es von letzterem keinesweg her; und
es dem ersteren zuzuschreiben, kennen wir denselben nicht genug.
»
951. Die Kreuztragung Christi. Der Zug bewegt sich nach rechts
(887.) über die Strasse. In der Mitte ist der Heiland unter der Last
P 3. seines Kreuzes zusammengebrochen und hält die hl. Veronica
ihm ihr Tuch hin.
Kupfer; h. O.lßVj; br. 0,13'/2. — Inv. 1722, B 604. Damals als »Franck,
Copie.« — Später, auch bei H., frageweise dem Ambrosius oder dem jüngeren Frans
Francken zugeschrieben. Vergleiche jedoch die Bemerkungen zum vorigen Bilde.
952. Die Versuchung des hl. Antonius. In einer Berglandschaft
(890.) erhebt sich eine alte Schlossruine. Der hl. Antonius kniet
P 3. betend, nach links gewandt, unter einem hohen Baume. Ihm
gegenüber steht die Verführerin an der Spitze verschiedener Dämo-
nen. Spukgestalten auch rechts vorn und links oben in der Luft.
Eichenholz; h. 0,2772; br. 0,37. — Inv. 1722, A 488. Hier mit seinen (.wohl
gefälschton) Initialen angeführt, die damals S . E . F., später aber S . F . F. gelesen
wurden ; in Folge dessen sehrieben alle Kataloge seit 1812, auch noch der H.'sche,
das Bild einem Meister Sebastian Francken zu. Ein solcher ist jedoch nicht bekannt.
Gemeint sein kann nur Seb. Vrancx (geb. den 22. Januar 1573 zu Antwerpen, gest.
daselbst den 19. Mai 1G47). Dieser aber hat nicht nur ein ganz anderes Monogramm,
sondern zeigt auch eine ganz andere Hand.
953. Feisenlandschaft. Links schroffe, mit Tannen bewachsene
(897.) Felsenmassen, durch welche ein Wasserfall tost. Rechts Blick
P 11. durch's Thal auf ferne Berge. Vorn Hirten und Heerden.
Eichenholz ; h. 0,3372 ; br. 0,467j- — Dieses unbedeutende Bildchen Avurde erst
1855 dem »Vorrat« entnommen und durch H. den Bildern des R. Savery eingereiht,
dessen Hand wir jedoch nicht in ihm erkennen können.
Vlämische Schule. Uebei'iifaiiffszeit. 311
ö'
Räuber im Walde. In der Mitte eines dichten Laubwaldes 954.
schimniort ein See. Rechts vorn liegi. fast völlig entkleidet, (964.)
der Erschlagene. Links vorn teilen die Räuber sich in die Beute. P 7.
Eichenholz : h. 0,41'/, ; br. 0.62. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Bei H.
1N)7. Nachtrag. S. 388, nur erst frageweise, später unbedingt dem D. Vinck - Boons
zugeschrieben, dessen Hand es jedoch nicht zeigt. Scheibler (Dr. Not.) und Bodo
schreiben es dem Seb. Vrancx (von Antwerj^en ; 1573 bis 1647 1 zu. Wir konnten uns
bis Jetzt noch nicht völlig von der Richtigkeit dieser An^icht überzeugen.
B. Die Grossmaler der Antwerpener Schule.
Peter Paul Rubens.
Geb. zu Siegen den 28. Juni 1577, gest. zu Antwerpen den
30. Mai 1640. (Yergl. Riegel, Beiträge I, S. 167—212.)
In Antwerpen, der Stadt seiner Väter, Schüler erst des Land-
schafters Tobias Verhaegt, dann (1591 — 94) des Ad. van Noort,
endlich (1594—98) des Otto van Veen. Thätig von 1600 bis
1608 in Italien, vornehmlich im Dienste des Herzogs von
Mantua. Seit 1609, abgesehen von Reisen, die ihn zeitweilig
nach Paris, nach Madrid, nach London, nach Holland führten,
hauptsächlich in Antwerpen. — P. P. Rubens ist der grosse,
allseitige Hauptmeister der vlämischen Kunst, mit dem eine
neue Aera der nordischen Malerei beginnt.
Da Rubens sich seit seiner Rückk(!hr uns Italien, mit Aufträgen überhäuft, bei
der Ausfühmng seiner Arbeiten der Boihülfc von Schülern zu bedienen pflegte, welche
die bestellten Bilder nach seinen Skizzen zu untermalen hatten, wobei es von seiner
Zeit, aber auch von dem Interesse, welches er dem Besteller oder dem Stoffe ent-
gegenbrachte, abhing, ob er sie ganz, teilweise oder gar nicht eigenhändig vollendete,
s» lasst sich die Greuze zwischen eigenhändigen und Werkstattsbildern bei keinem
Mr-ister schwerer ziehen, als bei ihm. Wir bilden daher im Folgenden eine erste
Ilauptgruppe ans allen Werken, von denen wir annehmen, dass sie aus seiner Werk-
>tatt hervorgegangen sind, indem wir unsere Ansichten über den Grad seiner Deteili-
'„'ung in die Anmerkungen verweisen ; bilden eine zweite Hanptgruppe aus den Bildern,
di«' nur als Copion von fremder Hand nach Rubens"schen ('ompositionon oder ausge-
führt »'U liomälden gelten können, und reihen an dritter Stelle die Bilder an einander,
di'- wir als Werke unljekannter Meister der Schule des Rubens ansehen.
Der hl. Hieronymus. Nach links gewandt, kniet der weiss- 955.
bärtige, halbnackte, vom Scharlachmantel umwallte Heilige unter (909.)
einer bewaldeten Felsenhöhe. Er betet vor dem Steinaltar, auf J 3.
312 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
dem ein Cmcifix steht und ein Totenkopf liegt. Rechts zu
seinen Füssen schlummert sein Löwe. Bez. 1. u.: P . P . R.
Leinwand: h. 2,3G ; br. 1,63V2- — 1"40 aus der lierzogl. Galerie zu Modeua. —
Friihes, eigenhändiges Prachtwerk des Meisters, entweder noch in Italien oder bald
nach seiner Heimkehr gemalt. So auch Bode (Preuss. .Jahrbücher, April 1881). — Der
Ansicht Ad. Rosenberg's, dass die Bezeichnung gefälscht und das Bild erst um 1618
gemalt sei (v. Lützow's Zeitschrift XVII, 1882, S. 167), vermögen wir uns nicht an-
zuschliessen. — Phot. Braun I, 23 und Phot. Ges.
956. Die Krönung des Tugendhelden. Nach links gewandt, auf
(908.) seine Lanze gestützt, steht der Held in blankem Harnisch und
J 2. flatterndem Purpurmantel da. Er setzt den rechten Fuss auf
den am Boden liegenden, bekränzten, grauhaarigen Satyr (das
Sinnbild der überwundenen Trunkenheit), während rechts, halb
von hinten gesehen, ein üppiges Weib, an deren Schulter ein
weinender Liebesgott lehnt, am Boden sitzt (als Sinnbild der
verschmähten Wollust). Eine geflügelte Siegesgöttin schmiegt
sich an den Helden an und setzt ihm mit beiden Händen einen
Kranz aufs Haupt. Rechts im Hintergrunde aber lauert der
Neid als altes Weib mit fahlem Gesicht und Schlangenhaar.
Leinwand; h. 2,03; br. 2,22. — Nach dem Abrege von 1782 p. 325 und schon
nach Heinecken's Text zum alten Galeriewerk (Recueil d'Estampes etc. IT. 1757.
p. XXX) ist das Bild direct von Mantua nach Dresden gekommen (als Inv. N. 3423
1743 mit dem folgenden durch Rossi) und in Mantua seiner Zeit von Rubens für den
Herzog Vincenzo Gonzaga gemalt worden. Heinecken war Augenzeuge der Erwerbung.
Sein Berieht hat also als zuverlässig zu gelten. Das Bild ist daher auch stets für ein
eigenhändiges Werk der italienischen Zeit des Meisters erklärt worden. So auch Bode
bei V. Zahn VI, S. 201. — Gegenstück zum folgenden. — Eine spätere Wiederholung
besitzt die Pinakothek zu IMünehen. — Gestochen von P. Tanje ^ II, 44. Voorhelm-
Schneevogt p. 142 N. 53. — Phot. Braun XIV, 21.
957. Der trunkene Herkules. Der bärtige Halbgott, in dessen Blick
(906.) sich seine Trunkenheit widerspiegelt, während er in der linken
J 2. Hand noch den Krug hält, dessen roten Wein er verschüttet,
lässt sich, nach rechts gewandt, von einer ziegenbeinigen Nymphe
und einem bocksbeinigen Satyr entführen. Hinter ihnen folgt
eine springende Bacchantin mit fliegenden Haaren. Rechts am
Waldrande trägt ein zweiter Satyr das Löwenfell, schleppt ein
kleiner Liebesgott die Keule des Herkules.
Leinwand ; h. 2,04 ; br. 2,04. — Als X. 3422 nach dem Inventar Svo im
Juni 1743 mit dem vorigen durch Rossi aus Italien, und zwar schon nach dem Inv.
Guarienti (vor 1753) N. 76 aus Mantua. Vergl. die Xotiz zum vorigen Bilde, seinem
Gegenstücke. Als Gegenstück zu diesem ist es auch innerlich charakterisirt : dort der
Held, welcher über Wollu.st iind Trunkenheit gesiegt hat. hier der Held, welclier
ilor Trunkenheit und Wollust erliegt. — Phot. Braun XIV. 22 und Phot. Ges.
A 11 1 wer pener Gross mal er. XVII. Jahrhundert. 313
Die Alte mit dem Kohlenbecken. Kniestück. In einer Felsen- 958.
hohle steht, nach links gewandt, eine Alte, welche in der Rechten (9 11.)
ein Kohlenbecken trägt, an dem sie die Linke wärmt. Von links J 4.
trägt ein Jüngling Holz im Korbe herbei und bläst ein Knabe
mit vollen Backen in die Glut.
EicJienholz: li. 1,16: br. 0,92. — Im Inventur Cniarienti (vor 1753) N. 23 als
»oi)era ammiiabile« des Rubens. — Eigenhändig-es Werk der Frühzeit des Kleisters,
wohl gleich nach seiner Rückkehr aus Italien entstanden. Vergl. Bode bei v. Zahn
VI, S. 201 und »Studien : S. 320. — Die Ciruppe ist wiederholt in der linken Hälfte
des Bildes des Haager Museums, dessen rechte Hälfte mit Rubens" »Schmiede Vulkan s:;
des Brüsseler Museums übereinstimmt. Das Haager Bild gilt für eine Copie von Jan
Jordaens nach Rubens: unseres Erachtens jedoch mit Unrecht, da nichts in seiner
Behandlung auf Jordaens. alles vielniehi- auf die Schule des Rubens Mn-\veist. — Ge-
stochen von C. F. Boötius ^ I. -49: ferner von P. F. Basan und (in Schwarzkimst )
von J. Smith. Voorhelm - Sehn. p. 154 X. 1.30—141. — Phot. Braun VII, 24.
Blldniss eines jungen Mannes. Brustbild, etwas nach rechts, 959.
auf dunklem Grunde. Der dunkelblonde,, sonnenverbrannte junge (936.)
Mann mit hellem Bart trägt einen schwarzen Rock mit weissem J 2.
Klappkragen. Rechts blickt seine linke Hand hervor.
Eichenholz : h. 0.64V2 ; br. 1. 491/2- — 'i^Söl als Roelas von Dr. ffille in Dresden
gekauft. Nach H. früher im Besitze König Anton's von Sachsen. — Bei H. schon
als Rubens, dem auch Bode bei v. Zahn VI. S. 201 zugestimmt hat. — Phot. Braun
VI. 2.3 und Phot. Ges.
Bildniss eines Herrn neben einem Tische. Kniestück nach 960.
rechts auf grauem Grunde. Der schwarz gekleidete, schwarz- (928.)
haarige junge Mann stützt sich mit der Rechten auf den links J 1-
stehenden, mit buntem Teppich bedeckten Tisch, während er
seine Linke in die Seite stemmt.
Eichenholz : h. 1,03 ; br. 0,7272- — Inventar 1754, II 172. Eigenhändiges
Werk der frühoren Zoit des Meisters, etwa um 161.3. — Phot. Braun XV. 21 und Phot. Ges.
Bildniss einer Frau mit goldenen Brustschnüren. Kniestück 961.
nach links auf grauem Grunde. Sie trägt über schwarzem (925.)
Kleide eine grosse weisse Halskrause und eine kleine weisse J ^^
Haube. Mit der rechten Hand greift sie in ihre goldene Gürtel-
kette, die linke hängt herab.
Eichenholz ; h. 1.03 : br. 0,73V2-* — Nach 1742 durch Le Leu aus Paris. —
Im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 17 und im Inventar 1754, II 175, als van Dyck.
So noch im Abrege 17S2. Später als eigenhändiges Prachtbild des Rubens erkannt.
So schon bei H. Es gohört der Friihzeit des Meistors, etwa um 1G15, an. So auch
Bode boi V. Zahn VI. 8. 201. — Phot. Braun XIII, 22 und Phot. Ges.
Eine Wildschweinsjagd. Wilder Wald. Links zwischen knor- 962.
rigen Stämmen und rauhem Astwerk gestürzter Bäume stellen (916.)
sich vier Männer mit Spiessen. ein fünfter mit einer Gabel. K 3.
314 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
hinter denen ein sechster in 's Hörn stösst, dem von rechts an-
stürmenden, von einer starken Meute grosser Hunde verfolgten
Eber entgegen. 'Von den Hunden haben einige das Tier gepackt,
andere wälzen sich, zurückgeschleudert, in ihrem Blute. In der
Mitte und rechts vorn sprengen je zwei Jäger zu Rosse heran.
Links vorn hält ein Mann zwei Hunde an der Leine.
Eichenholz; li. I,:i7 ; br. 1, 681/2- — 1"49 für 800 Gulden aus der Kais. Galerie
zu Prag. — Hundert .Talu-e früher (1648) kaufte Erzherzog Leopold Wilhelm es für
die Prager Galerie auf der Auction der Bueldngham'schen Bilder in Antwerpen, Der
Herzog von Buckingham aber hatte es 1627 mit der Kunstsammlung des Rubens von
dteseni selbst erworben. Es ist ein prächtiges eigenhändiges Originalbild des Meisters.
Grösser ausgeführt und toihveise verändert kommt es in verschiedenen Exemplaren
vor: z. B. das grosse Hauptbild bei Mr. Adr. Hope in London. Vergl. übrigens .John
Smith, Catalogue, II, N. 174, 235, 254, 606, 719 und besonders 931. Eine Copie in
der Kais. Galerie zu Wien. — Phot. Braun II, 27 und Phot. Ges.
963. Ein alter Bischof Brustbild ohne Hände, nach rechts, auf
(930.) grauem Grunde. Der alte Herr mit weissem wallenden Bart
M 3. und nur spärlichen Haarresten auf dem Haupte ist in reiches
bischöfliches Ornat gekleidet. Bezeichnet rechts unten :
Eichenholz; h. 0,591/2; '^r. 0,52i/2. — Inventar 1722. A 66. — Eigenhändiges
I'.ild der Spätzeit des Meisters. So auch Bode bei v. Zahn VI. S. 202. — Phot.
Hrauji III, 24 und Phot. Ges.
964. Merkur und Argus. Unter dem Baume schlummert Argus,
(919.) der die von Juno in eine weisse Kuh verwandelte Jo bewachen
M 2. soll. Diese weidet rechts. Vorn links ist Merkur genaht, bläst
die einschläfernde Flöte und zieht das Schwert aus der Scheide,
welche er vorn auf dem Felsen mit dem Fusse festhält.
Eichenholz ; h. 0.63 ; br. 0,87'/2. — 1742 unter dem Namen : La vache .lo«
durcli de Brais aus Paris. - Spätes eigenhändiges Werk des .Meisters. — Phot. Braun
XI, 12 und Phot. Ges.
965. Bathseba am Springbrunnen. Die schöne junge Frau sitzt
(9 12.) halb nackt unter dem plätschernden Brunnen, auf dessen Rand
J 1. sie ihren linken Arm stützt. Die hinter ihr stehende Magd
Aütwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert. 315
kämmt ihr langes Haar. Sie wendet den Kopf nach links, wo
ein Negerpage als Bote David's, der im Hintergrunde vom Altan
herabblickt, mit einem Briete erscheint. Ein Hündchen bellt
den Eindringling an.
Eichenholz: h. l.TSVj: br. 1,28V'2- — I^-IO für 6600 Livrcs duich Le Lou
aus Paris. — Vortreffliches, eigenhändiges Werk der späten Zeit des Meisteis. Wahr-
scheinlich das Bild dieses Gegenstandes, welches sich in seinem Nachlasse befand :
N. S7 der Listo bei J. Smith. Catalogue Tl. p. 31. — Phot. Braun XT, 13 und Phot. Ges.
Quos ego! Neptun auf seinem Muschelwagen, die AVinde be- 966.
schwichtigend, damit das Meer dem Cardinal-Infanten Ferdinand (903.)
günstig sei. Nach rechts gewandt, von schnaubenden Seerosseu J 1-
gezogen, zieht der AVagen über das blaue Meer. Den Dreizack
hält der Gott in der Rechten, die Linke erhebt er drohend.
Drei üppige Nereiden folgen ihm links vorn in den Wellen.
Schwere AVolken, in denen Sturm, Regen und Gewitter als phan-
üistische Gestalten sichtbar sind, stehen noch am Himmel. Im
Hintergrunde liegt eine Flotte auf dem Meere.
Leinwand: li. 3,26; br. 3,8-±V2- ^ l'^i- durch den Ch'afen Brühl erworben
• Inventar -N. 3266). — Das Gemälde bildete einen Bestandteil der Triumphbögen,
welche 1635 unter Rubens' Leitung zur Feier des Einzuges des Cardinal-Infanten
Ferdinand in Antwerpen errichtet wurden, und zwar schmückte es den Siegesbogen
bei der Georgskirche. Es zeigt viel von der eigenen Hand des Meisters ; den Namen
Qiios egol« hat es zur Erinnening an den Ausruf des den Stürmen gebietenden
Neptun bei Virgil (Aen. I, v. 131 — 135) erhalten. — Gestochen von Th. v. Thuldon
in der Folge: Pompa introitus Ferdinandi a Antwerpe. Voorhelm - Schneevogt p. 225
N. 7 : von J. DauUo ^ I, 48. V. - Sehn. p. 123 N. 34 ; neuerdings von A. F. Schultheiss.
Der hl. Franz de Paula. Der in der Luft schwebende Heilige 967.
wird von den Pestkranken um Hülfe angerufen, die unten auf der (922.)
Strasse herbeigetragen werden, während rechts und links an hoch- P 10.
getreppten Gebäuden zahlreiche Zuschauer versammelt sind.
Eichenholz ; h. 0,6472- br. 0,73. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux
ilnventar-N. 2953). Die Provenienzangabe bei II. beruhte auf einem Irrtum; ebenso
seine Erklärung als -der heilige Ignatius.« Die richtige Benennung auf dem Sticlie
von Lommelin bei V, -Sehn. p. 100 N. 44. — Unsere Skizze i.st rechts und links
si)ätfr durch Ansatz vergrössert. Ohne diesen Ansatz kehrt die Compo:>ilion, eben-
falls als Skizze, in der Münchener Pinakothek wieder. Der neue Katalog dieser Samm-
lung (ohne .Jahreszahl) bemerkt irrtümlich (S. 155 N. 763), als grosses Bild befinde
<ii-h dif <^''impos;ition in dfr Kais. Galorio zu Wien. — Phot. Braun X, 10.
BJIdniss einer Dame mit ihrem Kinde. Kniestück nach links. 968.
Die Dame trägt ein schwarzes Kleid mit weisser Halskrause. (927.)
Sie hält ihr weissgekleidetes Kindchen, welches rote Schleifen J 4.
im Haar und auf der Brust trägt, mit dem rechten Arme auf
316 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
ihrem Schoosse. Links ein roter Vorhang ; rechts an der Wand
das Wappen der van de Wouwere, Herren von Heembeck.
Eichenholz; h. 1.05: br. 0,76- — Nach H. 1756 aus der Sammlung des Dm-
de Tallard iu Paris (V). — Im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 19 als »van Dyck.<^
Doch schon im Inventar 1754, II 173, als Rubens. So auch noch bei H., bei Bodo
in V. Zahn's .Jahrbüchern VI, S. 201 und beim Verfasser im Text zu Braun's Galerie-
Averk I, S. 27. — Indessen verbreitet sich neuerdings in Kennerkreisen infolge genauerer
IJokanntschaft mit den Werken des Rubens und den Jugendwerken van Dyck's die
Ansicht, dass unser Bild ursprünglich mit Recht dem letzteren zugeschrieben worden,
dass es ein ausgezeichnetes Werk seiner unter Rubens Einfluss stehenden Frühzeit sei.
So jetzt auch Kode ; und auch der Verfasser dieses Katalogs teilt jetzt diese Ueber-
' Zeugung, glaubt aber, bis die Ansichten hierüber sich noch mehr geklärt haben wer-
den, dem Bilde in der Ueberschrift seinen hundertunddreissigjährigen Xamen lassen
zu sollen. Vergl. unser dem van Dyck bereits zurückgegebenes Bild N. 1023 (934) und
die Bemerkungen zum folgenden, X. 969. — Phot. Braun I, 24 und Phot. Ges.
969. Bildniss eines Herrn, der seine Handschuhe anzieht. Knie-
(926.) stück, etwas nach rechts auf grauem Grunde. Blosser Kopf:
J 1. schwarzer Anzug mit weisser Halskrause. Der Herr trägt einen
kleinen blonden Schnurr- und Kinnbart und zieht sich mit der
rechten Hand den linken Handschuh an.
Eichenholz ; h. 1,06 ; br. 0,7372- — Nach H. 1756 aus der Sammhmg des
Duc de Tallard in Paris (?). — Im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 18 und im
Inventar 1754, 11 174. ja noch im Abrege 1782 als »van Dyck.« Später, wie das
vorige Bild, X. 968, das ebenfalls unter van Dyek's Namen erworben wurde, dem
Rubens zugeschrieben. So schon von H. und so noch von Bode bei v. Zahn VI, S. 201
und vom Verfasser im Texte zu Braun's Galeriewerk V, S. 192. ' Indessen scheint
sich in Kennerkreisen infolge eingehenderen Studiums der Jugendwerke A'an Dycks
die Ansicht vorzubereiten, dass auch dieses ausgezeichnete Werk beim Ankauf mit
Recht als »van Dyck« bezeichnet worden sei. Doch lassen wir auch ihm, bis die An-
sichten sich geklärt haben werden, in der Ueberschrift den Namen, den es während
unseres ganzen Jahrhunderts getragen. — Phot. Braun V. 25 und Phot. Ges.
970. Bildniss einer Frau mit geflochtenem Haar. Brustbild ohne
(932.) Hände nach links auf braunem Grunde. Das blonde, oben durch
M 3. eine Flechte mit grüner Schleife zusammengehaltene Haar fällt
in losen Locken auf Stirn und Schultern herab.
Eichenholz: h. 0,64: br. 0,491/2- — Bei H. irrtümlich als Helene Fourment und
als 1723 aus der Sammlung Wrzowecz in Prag. Vielmehr als Inventar-N. 3842 erst
um 1747 erworben und auch zuerst im Inventar 1754, II 3, verzeichnet. — Eigenhän-
diges Bibl der Spätzeit des iMoisters. — Pliot. Braun IV, 27 und Phot. Ges.
971. Bildniss einer blonden jungen Frau im schwarzen Schleier.
(935.) Halbfigur nach links auf braunem Grunde; ganz in Schwarz
J '^- mit einem Perlenhalsband. Mit der Kochten hält sie den über
den Hinterkopf gezogenen Schleiermantel, die Linke erhebt sie.
Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert. 317
Eichenholz; h. O.TG'j; hr. 0,60. — 174o durch Riedel aus Wien. — Im Inventar
«iuarienti (vor 1753) N. 1G29 als »Rubens.« Die Eigenhändigkeit ist nicht unbezwei-
felt. Man hat auch djesem Bilde gegenüber an van Dyck gedacht. Ein besseres
Exenii>Iar, wie Herr Max Rooses uns mitteilt, im Privatbesitz. Immerhin erscheint
uns dio Eigenhandiirkoit niclit unmöglich. — Phot. Braun XIII, 23.
Eine Löwenjagd. In der Mitte ist ein Löwe, nach links ge- 972.
wandt, auf den beturbanten Reiter gesprungen, dessen Schimmel (902.)
sich unter ihm bäumt, packt ihn an der Schulter und reisst ihn J 3.
herab. Ein zweiter Löwe liegt links mit den Tatzen auf einem
noch lebenden, zu Boden gestreckten Manne und blickt grimmig
zu dem braunen Reiter empor, der, zurückgewandt, mit seiner
Lanze nach ihm sticht, während sein Ross, hinten ausschlagend,
bildeinwärts davon stürmt. Ganz links im Mittelgrunde ein dritter
Reiter. Rechts aber sprengen zwei geharnischte weisse Ritter mit
gezückten Schwertern zur Hülfe herbei. Vor ihnen sucht eine
Löwin ihr Junges, das sie im Maule trägt, in Sicherheit zu
bringen; und ganz vorn wälzt sich hier ein von einer Lanze
durchbohrter Panther am Boden.
Leimvand : h. 2.40: br. 3.17. — 17-42 durch de Brais aus der Galerie Cari-
gnan in Paris. — Nächst der ganz anders componirten Münchener Löwenjagd ist die
unsere anerkanntermaassen das bedeutendste Bild dieses Gegenstandes, welches aus
der Werkstatt des Meisters hervorgegangen ist. A'ergl. J. Smith, Catalogue, N. 250
und Waagen, Kl. Schriften S. 291. — Doch ist die Teilnahme von Schülerhänden an
iler Ausführung anzuerkennen. — Gestochen von .1. Suyderholf und C. F. Letellior.
Voorh^lm-Schneevogt p. 227. X. 31. 2. — Phot. Braun IX, 24 und Phot. Ges.
Meleager und Atalante. Atalante sitzt links unter einem 973.
Baum und nimmt, nach rechts gewandt, den Eberkopf in Em- (007.)
pfang, den Meleager, seinen Fuss auf den am Boden liegenden J 1-
Rumpf des Tieres setzend, ihr mit der Linken überreicht, wäh-
rend er seine Rechte auf ihre Schulter legt und sie liebend an-
blickt. Links strebt ein Hund an Atalante empor. Rechts in
den Wolken erscheint Eris, die Göttin der Zwietracht.
Leinwand; h. 1,08V2; br. 1,21. — 175G (?) aus dem Nachlasse des Duo de
Tallard in Paris. H. — Inventar 1754, II 266. — Die gleiche Darstellung befindet
sirh als Breitbild in grösserem landschaftlichen Rahmen, auch mit fünf Hunden,
statt des einen, in der ^Münchener Pinakothek. — Gestochen ist unser Exemplar von
.1. Mfvssens. von C. Bartsch und anonym: Voorhelm-Schneevogt p. 128—120 N. 85—87.
Das Bild <,'ohort der Werkstatt der Spätzeit des Meisters an luid ist unter seiner eigeu-
händigon Bet^iliguni: f'nt«tanden. — Phot. Braun VIII. 20 imd Phot. Ges.
Satyr und Tigerin. LTnter dem rebenumwundenen Baume sitzt 974.
ein bekränzter, bocksbeiniger, gehörnter Satyr und presst, nach (914.)
rechts gewandt, mit beiden Händen den Saft von Trauben teils J 3.
318 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
in das Gefäss, welches ein vor ihm sitzender Knabe hält, teils
in dessen Mund. Rechts nascht ein zweiter Knabe Trauben.
Vorn ruht eine Tigerin, welche zwei Junge säugt und Trau-
ben zwischen ihren Tatzen hält. Links liegen Früchte.
Leinwand: h. 2,23; br. 1,4G. — Inventar 1754. II 89: nach H. aus Brüssel für
2000 Francs de Hollande. — Unter eigenhändiger Beteiügiing des Meisters in seiner
Werkstatt ausgeführt. So auch Bode bei v. Zahn VI. S. 201. — Die Tigerin daraus
gest. von Nie. Rhein. Y.-Schn. p. 229 X. 38. — Phot, Braun XV, 22 und Phot. Ge>.
975. Die beiden Söhne des Rubens. Ganze Gestalten, nach links
(924.) gewandt. Der ältere, Albert, in schwarzem Anzug und Hut, hält
J l-^ein Buch in der rechten, einen Handschuh in der linken Hand
und legt den linken Arm um die Schulter seines rechts neben
ihm stehenden Bruders Nikolas. Dieser trägt eine blaue Jacke,
ein graues Beinkleid und weisse Strümpfe, alles reich mit
orangefarbenen Schleifen besetzt. In der Rechten hält er die
mit Schellen versehene Rolle, von der die Leine ausgeht, an
welcher er mit der Linken sein Spielvögelchen flattern lässt.
Rechts im Hintergrunde graue Säulen.
Eichenholz ; h. 1,56 ; br. 0,91. — 1742 durch de Brais aus der Sammlung
Dubreuil in Paris. — Das ursprünglichere Exemplar besitzt anerkanntermaassen die
Galerie Liechtenstein in Wien. Das unsere Avurde von der älteren Forschung (Smith.
Catalogue II, p. 83 ; Waagen, Kl. Schriften, S. 274) für eine eigenhändige Wieder-
holung gehalten. Die neuere deutsche Forschung (seit W. Bode bei v. Zahn"\^. S. 200).
der jetzt auch Rooses beistimmt, sieht jedoch nur eine Schuhviederholung in ihm.
Der leereren Modellirung und flaueren Behandlung -wegen müssen wir uns dieser
Ansicht anschliessen ; doch wird die Wlederhohmg unter des Moisters Aufsicht in
seiner Werlcstatt entstanden sein und könnte er an einigen Stellen selbst nachgeholfen
haben. — Stiche nach dem Liechtensteiner Bilde von G. M. Müller, nach dem Dres-
dener von J. Daulle ^ I 50, von J. Danzel und von G. Planer. N'oorhelm - Schnee-
vogt p. 167—168, X. 123—125. — Phot. Braun V, 24 und Phot. Ges.
976. Der Liebesgarten. Rechts mächtige Grotten mit prächtigem
(918.) Portal; davor ein Rosenbaum, um den Liebesgötter flattern, und
M 2. ein Springbrunnen. Links Blick in die Landschaft. Vorn ergötzen
sich vornehm gekleidete Herren und Damen. Links kosen zwei
Pärchen, von denen das eine im Rasen sitzt, das andere steht.
Hinter letzterem ein kleiner Amor. Rechts kommen ein Herr
lind zwei Damen mit zwei Hunden die Stufen herab. Die Mit-
telgruppe aber besteht aus fünf Damen, einem von hinten ge-
sehenen Herrn, der ganz vorn am Boden sitzt, und einem
Lautenschläger, der aus dem Hintergrunde hervorblickt. Den
Mittelpunkt dieser Gruppe bildet eine am Boden sitzende schöne
Antwerpener Grossmaler. XVJI. Jahrhundert. 319
Frau im Hut. An ihren Schooss hat sich ein kleiner Liebesgott
geflüchtet, den eine hinter ihm stehende Dame mit dem Fächer
zu schlagen versucht. Doch hält seine Schützerin ihr die Hand fest.
Eichenholz : h. 0.'.i:J : br. 1.22. — 1742 für 12.000 Livies durch de Brais aus
der Sainmluu«^ Carigiian zu Paris. Die berühmte Dar.stelhing. die in niederländischer
Sprache als Venus' Lusthofe, in französischer Sprache als ("onversation :\ la mode:.
bekannt ist, existirt in einer Reihe verschiedener Exemplare, die auch in der Com-
positiou starke Abweichungen von einander zeigen. Das Original einer im ganzen
einfacheren, andei-s gnippirten Composition dieser Darstellung besitzt die Madrider
Galerie, und mit diesem stimmt, von einigen Auslassungen abgesehen, am besten der
Stich von Peter Clouwet (V.-Schn. p. 149 N. 110) überein. Das eigentliche Original
unserer Dresdener Composition, welche genau von L'Empereur (V.-Schn. p. 150 N. 111)
gestochen ist, befand sich beim Duque de Pastrana zu Madrid und ist ^or kurzem
in den Rothschild 'sehen Besitz zu Paris übergegangen. Jenes Madrider und dieses
Pariser Exemplar sind grösser, als das unsere. Vergleiche Smith. Catalogue II,
p. 167. Ueber die Eigenhändigkeit des unseren gehen die Ansichten der englisch-
deutschen Forschung einerseits und der französisch-belgischen Forschung andererseits
auseinander. Die letztere (Alfred Micliiels, Max Rooses, A. J. Wauters etc.) hält
unser Bild für ein eigenhändiges Hauptwerk des Kleisters; die erstere f.John Smith,
(t. f. "Waagen. W. Bode, Alfred "Weltmann, denen sich auch Vuorhelm - Schneevogt
anschliesst) hält das Dresdener Exemplar nur für eine Werkstattswiederholung, im
besten Falle (^Smith) mit einiger eigenhändiger Beteiligung des Meisters, wahrschein-
lich aber nur für eine Schulcopie von fremder Hand. Der glatteren, geleckteren Mal-
weise niiseres Bildes gegenüber können auch wir es nicht für ein eigenhändiges "Werk
des Rubens halten ; doch glauben wir daran festhalten zu müssen, dass es eine in
Rubens' eigener Werkstatt entstandene Wiederholung sei. Neuerdings scheint auch
Rooses sich dieser An.sicht anzuschliessen. Näheres im Texte zu Braun's Dresdener
Galeriewerk S. 15G — 159. — Phot. Braun IV. 2G und Phot. Ges.
Das Urteil des Paris. Links unter dem Baume., aus dessen 977.
Wipfel Satyrn lauschen,, stehen die drei Göttinnen, zu deren (9 17.)
Füssen kleine Liebesgötter spielen; ganz links, von vorn ge- 20b.
sehen, Pallas Athene; dann, nach rechts gewandt, die Siegerin
Venus; endlich Juno, von hinten gesehen, halb in einen Pelz-
mantel gehüllt. Ihr Pfau sucht Streit mit dem gegenüber liegen-
den Hunde des Paris. Dieser sitzt rechts, als Hirte gekleidet,
den Stab in der Rechten, den der Schönsten zugedachten Apfel
in der Linken. Neben ihm steht Merkur, der Götterbote. Oben
in den Wolken aber erscheint Eris, die Göttin der Zwietracht.
Eichenholz : h. 0,40 ; br. 0,G3. — Aus der Sammlung des Grafen Brülil. 11. —
Zuerst im Katalog von 1812. Nach H. .Vorbild« zu dem grossen Exemplar des Bildes
in der Londoner National Gallery; nach Woltmann nur »Copie« nach dem letzteren
(Waagen"s Kl. Schriften, S. 285, Anmerkung 2); nach Bode (bei v. Zahn VI. 202i
mindt'Stf'Us ^nicht zweifellos« ; indem wir letzteres der glatteren Technik unseres Bild<'s
wegen in Bezug auf die Eigenhändigkeit zug<'t)en, nehmen wir doch an, dass es
320 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
eine Wiederholung aus Rubens eij,^euer Werkstatt sei. — Stich nach dem Dresdener
Exemplar von P. E. Moitte ^ III, 37. Aelterer Stich von A. Lommelin. Vergleiche
W.orholm-Sehncovogt p. 120 N. 60 — <34. — Phot. Braun II, 28 und Phot. Ges.
978. D'P Flucht der Cioelia. Links der im Mittelgrunde von zer-
(920.)brochener Brücke überspannte Tiber, an dem vorn der Flussgott
J 1. liegt; rechts die waldigen Anhöhen, über welche, nach links ge-
wandt, von den Etruskern verfolgt, Cloelia und ihre Begleiterinnen,
teils zu Kosse, teils zu Fusse aus dem Lager Porsenna's entflohen,
zum rettenden Flusse hinabjagen. Vorn rechts schwimmt bereits
eine der Jungfrauen im Wasser; einige sind im Begriffe, sich
hineinzustürzen; andere entkleiden sich noch.
Leinwand; h. 1,80: br. 2,07. — Im Inventar 1722, A 63 b als :>durch Ihre
!\Iiijestat die Königin.« — Gutes Werkstattsbild der späteren Zeit, möglicherweise mit
('igenliäudiger Beteiligung des Meisters. Das Bild von Rubens' Schüler Diepenbeeck
im Borliner Museum ist anders, als das unsere, dasjenige des Louvre zu Paris dagegen
fast identisch mit dem uusrigen. — Phot. Ges.
979. Dlana's Heimkehr von der Jagd. Kniestück. Diana trägt, nach
(905.) links gewandt, ihren Jagdspeer in der Kechten und hä.lt mit der
J 4. Linken im aufgeschürzten roten Gewände ihre Jagdbeute fest.
Hinter ihr drei Nymphen ihres Gefolges und zwei Hunde. Vor
ihr, zu ihr zurückgewandt, drei Satyrn, von denen der eine einen
Korb mit Früchten auf dem Kopfe, der zweite schönes Obst im
Schurzfell trägt, der dritte, zu dessen Füssen noch ein Hund
steht, seine Rechte zutraulich auf die Schulter des zweiten legt.
Leinwand: h. l,?Ji^\o: br. 1,82. —Inventar 1722, A 48. — 1710 durch Raschke
aus Antwerpen. — Gutes Werkstattsbild, unter eigener Beteiligung des Meisters aus-
golührt. Dass dieses kleinere Exemplar das ursprüngliche ist, nicht aber imser figui-en-
reichores N. 980 (vergl. die Bemerkungen zu diesem), Avird dadurch bestätigt, dass
gerade nur dieses kleinere schon zur Zeit des Meisters gestochen worden : von B. a
Holswert. Voorhelm- Schneevogt p. 122, N. 24. — Phot. Braun VI, 24 und Phot. Ges.
98Ö. Diana's Heimkehr von der Jagd. In ganzen Figuren. Den
(904.) Kern der Composition bildet diejenige des vorigen Bildes N. 979.
J 3. Doch folgen der Göttin rechts fünf Nymphen statt drei, links
vorn stehen zwei Knaben, welche von den Früchten des Satyrs
naschen ; weiter zurück aber tritt an die Stelle des dritten Satyrs
ein Bauer im Hute, welcher eine Bäuerin küsst.
Leinwand; h. 2,20: br. 2.36V2- — Nach H. 1756 durch Le Leu für 10.000
Livres aus der Galerie Orleans in Paris; doch hat sieh keine lu-kundlicho Bestätigung
dieser Nachricht gefunden. Nach seiner Inventarnummer (3485^ und dem Inventar 8^
fol. 318 b ist das Bild vielmehr schon im October 1743 aus Paris gekommen. Die
Tiere sind von Snyders gemalt; die Figuren sind teils zu zäh. teils zu flau, um von
Kul>pns eigener Hand herrühren zu können ; da-; ganze ist als tüchtiges Werkstattsbild
Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert. 321
anzustMieu. — Als das Orifrinal galt bis vor kurzem das gleiche Darinstädter Bild,
dt^>;sen Eigeiihäniiigkoit neuerdings jedoch bestritten wird. Es ist auch uidit iioth-
wendig, dass Rubens eins der Bilder eigenhändig ausgefülirt habe. Vergleiche die
Binierknng zum vongon. — Phot. Braun VII, 25 und Phot. Ges.
Das jüngste Gericht. Links vorn entsteigen die Toten den 981.
Gräbern und schweben die Seligen, einander liebevoll mithinan-(921.)
ziehend, zum Himmelsglanz empor. Oben in der Mitte thront ^ 3.
Christus als Weltrichter mit erhobener Kechten zwischen grossen
Schaaren von Patriarchen und Heiligen. Maria steht zu seiner
Rechten. Zu seiner Linken aber stürmt der Erzengel Michael
mit vorgehaltenem Schilde hinab, um die Verdammten in wilden
Knäueln hinunterzustürzen in den Schlund der Hölle, der, von
roten Flammen durchlodert,, rechts im Vordergrunde gähnt.
Eichenholz; h. 1.21'/2; br. 0,9G. — Inventar 1754, II 40. Das grosse Bild
dieses Gegenstandes, welches Rubens vor 1G18 für den Pfalzgrafen Wolfg. Wilhelm
von Neuburg gemalt hatte, befindet sich in der Münchener Pinakothek. — Unser klei-
nes Exemplar wurde von der iilteren Forschung allgemein für Rubens' eigenhändige
Skizze dazu angesehen. Noch Waagen (Kl. Schriften S. 281) nennt es unter still-
schweigender Zustimmung Weltmann" s die »sicher ganz von der Hand des Meisters
herrührende Skizze.« Neuerdings erkennt die deutsche Kritik jedoch nur eine Copie
nach dem Münchener Bilde in dem unseren. So zuerst Bode bei v. Zahn VI, S. 200.
Max Rooses dagegen halt in seinem noch im Erscheinen begriffenen Werke »Loeuvre
de Rubens« (Lieferung 3, p. 100), mit Entschiedenheit an der Eigenhändigkeit der
Skizze fest. Wir können die Alcten über die Frage daher noch nicht für geschlossen
erklären. — Phot. Braun IX, 25 und Phot. Ges.
Eine Landschaft mit wilden Tieren. Rechts unter der bewal- 982.
deten Anhöhe säugt eine Tigerin ihre Jungen, während der Tiger, (913.)
weiter oben, aus dem Walde einen Hasen in seinem Rachen herbei- J 1-
trägt. In der Mitte schleicht ein Löwe. Vorn liegt ein Tierschädol.
Links im Hintergrunde verfolgt eine Jagdgesellschaft einen Löwen.
Leinwand; h. 2,00^12; tr. 3,69M2. — Zuerst im Inventar 1754, II 272. — Nur
Werkstattsbild ; Rubens eigene Hand ist nirgends erkennbar. Die Hauptgrappe rechts
vorn ist unserem Rubens'schen Bilde N. 974 entlehnt. — Gestochen von J. E. Ridin-
ger i|^ 11, 46. Voorhelm - Schneevogt p. 229 N. 37.
Ansicht des Escorials. Links und rechts die steilen, um- 983.
wölkten Höhen der Sierra Guaderrama. Vorn auf dem Bergwege (9 15.)
unter dem spärlich belaubten Baume ein Reiter, hinter dem ein L 1 .
zweiter auftaucht, während vor ihm ein Jäger vier Hunde an der
Leine führt. Unten im Thale der stattliche Escorial-Palast.
Leinwand: h. 1,11; br. 1,94. — 1742 durch Riedel ans Prag. — Dass Rubens
die Escorial-Bilder, von denen es verschiedene Wiederholungen giebt, nicht selbst
malte, sondern von seinen Schülern unter seiner Leitung (>avec(j raon avis«) ausführen
21
322 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
liess, bezeii<,'t or selbst : Rosenber}?, Rubens-Briefe, Leipzig 1881, ö. 21(i. Uebrij^ens
steht das unsere weder zu Lucas van Uden noch zu ]\Iom]ier in Beziehuufr.
984. Bacchus auf dem Fasse. Der wohlgenährte, nackte, bekränzte
(1040.) Gott sitzt, nach links gewandt, auf einem Fasse im Grünen. Eine
J 1. Bacchantin steht neben ihm, legt ihre linke Hand auf seine Schul-
ter und schenkt ihm mit erhobener Rechten Wein in den Becher,
den er selbst in der seinen erhebt. Rechts hinter ihm ein Satyr.
Rechts vorn ein Knäblein, das sein Hemd aufhebt.
Leinwand: h. 1,9272 ^ br. 1,02'/ 2- — l^i" Inventar 1722, A .54, als Original
von Rubens: »ein sitzend sehr fetter Bacchus.« (Die N. 54 steht noch auf dem Bilde.)
'Bei H. als »Silen« und als Werk des Jakob .Jordaeus. Beides nicht zutreffend. Man
■vergleiche nur die Modellirung des Kniibleins vorn rechts und die Kopfform der Bac-
<liantin mit den Typen luid der Vortragsweise unserer Bilder des .Jordaens. und mau
wird sich sofort überzeugen, dass es nicht aus der Werkstatt dieses letzteren, sondern
aus derjenigen des Rubens stammt. Es ist ein gutes spätes Bild der Rubens'schen
Werkstatt. So auch Bode und Scheibler (Dr. Not.). Als Rubens übrigens das gleiche
Bild auch in der Petersburger Eremitage. Gestochen ein fast gleiches Bild von .Jakob
Schmuzer (AVien 1793), damals in der »erzherzoglichen Galerie zu Florenz/.
985. Satyr und Mädchen mit dem Fruchtkorbe. Kniestück. Der
(1046.) Satyr, von dessen Schulter ein Fell herabgleitet, hält, leicht nach
J 4. links gewandt, mit beiden Händen vor sich einen Korb voll Trau-
ben, Quitten und Aepfeln. Links neben ihm greift ein dralles
Mädchen in rotem Kleide mit der Rechten nach den Früchten.
Eichenholz; h. 1,05^J2; br. 0,74. — 1738 durch Rossi. — Schon im Inventar 8"^
(2384) als -Giordano« : und als »Jakob Jordaeus« noch bei H. — Im Haag in der That
ein ähnliches Bild als »Jordaens.« In der Galerie Schönborn zu Wien dagegen das
gleiche Bild als »Rubens« und ein fast gleiches Bild schon -von Alex Voet jun., einem
Zeitgenossen des Rubens, als »Rubens« gestochen (Voorhelm-Schneevogt p. 131 X. 114).
Vergl. des Verfassers Text zum Braun'schen Galeriewerk IX, S. 320. In der Tliat
stimmt die Behandlung unseres Bildes nicht zu derjenigen der Jordaens' sehen Werke
in unserer Galerie, sondern weist auf einen kTäftigeu Rubens-Schüler hin. So schon
Bode bei v. Zahn a. a. 0. S. 203. Es ist eine gute Werkstattswiederholung.
Nach P. P. Rubens.
986. Die Tochter der Herodias. Kniestück, nach links, auf brau-
(910.) nem Grunde. In der Mitte trägt die Tochter der Herodias, in
J 1. gelbem Kleide und rotem Mantel, mit beiden Händen die mächtige
Schüssel, auf welche der Henker zur Rechten das Haupt des Täu-
fers niederlegt. Die Magd zur Linken hilft die Schüssel stützen.
Leinwand; h. 1,29; br. 1,21. — Inventar 1722. A GO : als »Scuola di Rubens«
aus der Kuustkammor. Erst 1861 wieder dem »Vr>rrat« entnommen und von H. mit
Unrecht unter die Originalwerke des Meisters gesetzt. Das Original befindet sich in
A n t w e r p e 11 e r G r o s s m a 1 c r. XVII. Jahrhundert. 323
Castle Howard. ^'erJ,'l. Waacron. Tieasiires of Art III. p. 31ii. — (restocheii von Seil.
a Bulswert. P. de Loisy. J. Peciiü und anonym. Voorhelm-Schneevogt p. 30 N. 102
l.is Ki.'). — Phot. Braun X. 20 und Phot. Ges.
Der trunkene Herkules. Dieses Bild ist eine ziemlich genaue 987.
Wiederholung unseres Gemäldes N. 957. Doch liegt links am (1048.)
Boden ein umgestürzter Korb Trauben. J 1-
Eichenholz : h. 2.20 : br. 2,00. — Es trägt noch die N. 50 : darnach mnss es als
Inventar 1722, .V 50 i Rubens, Oriirinal. Herknies umfasst dieJole«) aus der Kunst-
kammer staiunien. Schulwiederholung nach unserem Bilde X. 957. Die Hand des
Jordaens. dem II. das Bild zuschrieb, zeiij^t es jedoch keineswegs. So auch schon
Bode bei v. Zahn a. a. 0. S. 203.
Der Erzherzog Albrecht. Brustbild ohne Hände nach rechts 988.
auf dunklem Grunde. Der grauhaarige, graubärtige Fürst trägt (946.)
einen schwarzen Kock mit goldenen Knöpfen, eine Spitzen-Hals- oO b.
krause und eine Kette.
Eichenholz : h. 0.67 : br. 0,5272- — 1723 aus der Sammlung Wrzowecz in Prag.
Gegenstück zum folgenden. Es sind alte Copien aus den IJildern des Madrider IMuseums
(X. 1G04: und 1605), welche die Fürsten als Kniestücke vor einem Vorhänge auf einer
Schloss-Terrasse zeigen. Aehnlich auch die Brüsseler Bilder X. 415 und 416.
Die Infantin isabella. Brustbild ohne Hände, leicht nach 989.
links, auf dunklem Grunde. Die hochblonde Gemahlin des Erz- (947.)
herzogs Albrecht trägt ein schwarzes Kleid, eine reiche Spitzen- 50 b.
Halskrause, ein Perlendiadem, reiche Ketten und einen Orden.
Eichenholz: h. 0,6572; ^>r- 0, 521/2. — 1723 aus der Sammlung ■Wrzowecz in
Prag. Gegenstück zum Aorigen. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
Der Triumph der Wahrheit. Die Zeit bringt die Wahrheit an 990.
denTnir und lässt sie über Unwissenheit, Laster und Aberglauben (938.)
triumphiren. Die Zeit, ein Flügelgreis mit der Sense, hat die P 10.
Jungfrau Wahrheit mit dem rechten Arm umfasst und zieht sie
mit sich empor. Auf dem Boden winden sich die gestürzten Laster.
Links eilen zwei halbnackte Verbrecher, von denen der eine ein
Dolchmesser schwingt, davon. Ueber ihnen in der Luft faucht
ein Drache. Vorn legt ein Löwe seine Tatze auf einen Fuchs.
Leinwand ; h. 0,58 ; br. 0,80. — Xach H. aus der Kunstkammer. Erst 1856
aus dem Vorrat. — Das Bild ist eine Copie nach einem der neun grossen Kirchen-
büder, die Rubens seit 1628 im Auftrage König Philipp's IV. für das Karmeliter-
kloster zn lioechos in Spanien gemalt hatte. "N'ergl. Riegel. Beiträge I, S. 307 — 308.
Von den grossen Bildern halten sich einige erhalten, gerade das unsere aber nicht.
Die Entwurf»' befinden sich im Madrider Museum. Doch gilt auch deren Eigenhändig-
keit nicht für sicher. Unserem Bilde entspricht X. 1618 des Madrider Museums. —
Gestochen von A. Lommelin. Voorhelm -Scbnepvo<rt ]). 67. X. 27.
21*
324 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
991. Venus und Adonis. Links entsteigt Venus ihrem von Schwä-
(942.) nen gezogenen Wagen. Neben ihr steht Adonis, auf seinen Speer
M 2. gestützt, im Begriffe nach rechts in den Wald zu enteilen. Die
Göttin sucht ihn zu halten, indem sie ihn zärtlich umhalst, und
ein kleiner Amor umklammert sein linkes Bein. Ungeduldig aber
harren rechts die Hunde des jungen Jägers.
Eichonliolz : h. 0,60V2; br. 0,83. — Im Inventar Guarienti (vor 1753) \. 421
als »Kubens« aus der Sammlung des Senators Isolani zu Bologna. — Doch ist es nur
eine ("opie. So auch bei H. Das Bild ist oft in des Meisters Werkstatt Aviederholt
worden ; ein eigenhändiges Exemplar besitzt die Eremitage- zu St. Petersburg : klein,
mit einem Hintergrunde von Bruefifhel im Haager Museum : eine Wiederholung befand
sich in Blenheim, eine andere befindet sich in der Akademie zu Düsseldorf. — Stiche
der Composition von P. J. Tassaert und J. Finney. V.-Schn. p. 125 N. 56 — 57.
992. Dei* ^SLUb der Proserpina. Der ünterweltsgott besteigt mit
(943.) Broserpina in den Armen den nach rechts gewandten Wagen,
P 10. dessen Kosse ein über ihnen schwebender kleiner Liebesgott lenkt.
Pallas Athene eilt den Fliehenden nach und sucht den Gott am
Oberarm festzuhalten; zwei andere Göttinnen folgen ihr.
Eichenholz; h. 0,50; br. 0,6472. — Inventar 1722, A 378. — Das Original
befand sich in Blenheim, wo es verbrannte. Ein lebensgrosses, etwas verändertes Exem-
plar befindet sich im Museum zu Madrid. — Gest. von P. Soutman. Y.-Schn. p. 126 N. 66.
993. Der kleine Erichthonius bei den Töchtern des Kekrops. Erich-
(957.)thonius, ein Sohn des Hephaistos, war einer der ältesten Schutz-
Q 3. genien Athens. Preller (Griech. Mythologie 1875, I S. 103) sagt:
»Athene vertraute das schlangenartig gebildete Kind anfangs den
drei Töchtern des Kekrops. Aglauros, Herse und Pandrosos, in einer
Lade versteckt, mit dem Verbote darnach zu sehen. Doch brachen
die Mädchen aus Neugierde das Gebot.« In der Mitte des Bildes
liegt das schlangenbeinige Knäbchen im Korbe, dessen Deckel das
rechts vorn knieende Mädchen im gelben Kleide aufhebt. Die an-
deren beiden Mädchen und ihre alte Amme blicken neugierig hinein.
Eichenholz; h. 0,41; br. 0,5372- — 1860 durch Vermächtniss des Kunsthändlers
Schmidt. — Copie nach dem Bilde des Meisters in der Galerie Liechtenstein zu Wien,
gestochen von P. van Sompel, radirt von einem Anonymus. V.-Schn. p. 128 N.78u. 79.
994 Die Anbetung der Hirten. Links hebt Maria das Tuch vom
(944.) Kinde. Joseph steht neben ihr- Rechts knieen anbetend ein Hirt
Q 3. und eine Hirtin, und eine der Mägde schüttet Wasser in ein Ge-
fäss. Ganz rechts in der Thür schreiten ein alter Mann und eine
alte Frau über die Stufen. Das Licht geht vom Kinde aus und
lässt die Gestalten riesige Schatten an die Wand werfen.
Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert. 325
EiehenlK.lz : h. 0.41 : br. 0.56'/j. — Als luv. N. 27-4G durch Kaiserlinn: 1741. —
Das Oriinnal war für die Kapnzinerkirehe in Lille gemalt. Gestochen von J. Witdoeck,
F. Ragot. R. Laurie und anonym. V.-Schu. p. 17, X. 35 — 40.
Die Madonna mit den früchtebringenden Engeln. Maria sitzt 995.
nach links gewandt unter einem Fruchtbaume. Das Christkind (941.)
auf ihrem Schoosse greift mit der Rechten in den Fruchtkorb, den P 10.
ein kleiner links stehender Engel ihm hinhält, und reicht mit der
Linken seiner Mutter einen Apfel. Ein zweiter kleiner Engel im
Baum. Ein dritter, grösserer, beugt sich von links über den Korb.
Kupfer: h. O.G5V'j: hr. 0.49Vj. — Inventar 1722, A 1146. — Ein eigenhändiges
Original ist nicht bekannt : doch ist die Composition wiederholt gestochen : von Ale.x
Voet jun. zweimal und von Sinzenich (sicher nach unserem Exemplar) ebenfalls zwei-
mal. V.-Schn. p. 83. X. 75 — 78.
Die Anbetung der Könige. Maria sitzt rechts an der Krippe 996.
und hält ihr Kind dem knieenden Könige hin. Links steht der (940.)
zweite, einen Kelch in jeder Hand. In der Mitte, von vorn ge- P 10.
sehen, harrt der dritte, der schwarze, im Turban und grünem
Rocke. Joseph steht rechts hinter Maria. Im Mittelgrunde drängt
sich das Gefolge. Rechts zwei langhalsige Kameele.
Eichenholz; h. 0,85: br. 0,63. — 1727 durch Leplat. — Wo sich das Ori-
ginal befindet, ist nicht bekannt. — Gestochen von A.Lommelin, V.-Schn. p.21, X. 77.
Die hl. Cäcilie. Kniestück nach links. Die Hände der Heili- 997.
gen gleiten über die Tasten der Orgel. Links neben ihr singen (937.)
zwei Engelknaben. Oben ein roter Vorhang über einem Fenster. J 2.
Eichenholz; h. 1,23; br. 0,94Vj. — luv. 1722, A 88, als »Manier des Rubens.«
Kann in der That nicht als das Original gelten. — Ohne den Vorhang und den Hin-
tergrund als Rubenssche Composition gestochen von W. Pauneels und von A. Lom-
melin. VoorheLm - Schneevogt p. 115 — 116, X. 47 und 48.
Der hl. Rochus. Oben auf der von einem Gewölbe getragenen 998.
getreppten Terrasse kniet der hl. Rochus, zu dem sich reclits der (960.)
Heiland in rotem Gewände herabgelassen hat, während links ein P 9.
grosser Engel die Tafel mit der Inschrift: »Eris in peste patronus«
hält. Der Heilige trägt den Pilgerhut. Unten auf der Strasse
Pestkranke, die sich zu ihm emporwenden.
Nussbaum ; h. 0,56 ; br. 0,35V2- — ^^'>^ '^'cui König Johann aus dem Xachlasse
der Prinzessin Louise von Sach-sen der Galerie überwiesen. — Das Original des Rubens,
vor 1026 entstanden, eins seiner berühmten Meisterwerke, befindet sich in der Sauet
Ko<liuskirphe zu Alost. Gestochen 1626 von Paulus Pontius: ferner von ,1. Huuin und
anonym. Voorholm-Schneevogt \). 108— lOtt, X. 133—136.
326 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Schüler und Nachahmer des P. P. Rubens.
999. Diana und Aktäon. Vorn rechts unter dem waldigen Abhänge
(873.) ergeht sich Diana mit neun ihrer Nymphen in und am Flusse;
20 b. die Göttin selbst hockt im Wasser. Links vorn unter hohem
Baume steht Aktäon, welcher seinen Jagdspiess in der Rechten
hält und mit der Linken zwei Hunde an der Leine führt, während
hinter ihm die Hunde der Diana bereits auf ihn lauern.
Eichenholz: h. 0,53V2; ^r- 0)73i/2. — Bei H. als Baien, wohl auf Gruudlaf^e
des Inv. 1722, A 1825. — Indessen zeigt das schöne, frische Bild durchaus nicht die
Hand dieses Meisters, vielmehr diejenige eines der besseren Schüler und Mitarbeiter
dos Rubens. — Eode (bei v. Zahn VI. 199) dachte an Diepenbeeck.
1000. Diana mit ihren Nymphen auf der Jagd. Die Jungfrauen zei-
(232(».) gen teilweise Porträtzüge und tragen die Tracht des XVII. Jahr-
K 4. hunderts. In der Mitte die Göttin, im Begriffe einen Waldbach
zu überschreiten. Rechts vorn ein Hund und zwei Kinder, von
denen das grössere den Köcher und den Bogen der Göttin trägt.
Hinter ihnen eine Nymphe, die rückwärts gewendet in's Waldhorn
stösst. Links vorn drei Nymphen mit Jagdbeute.
Leinwand; h. 1,84; br. 2,03. — 1881 vom Grafen von Fersen in Dresden ge-
kauft. — Damals galt das Bild als Velazquez. "Wir erkennen jedoch nicht dessen
Hand, sondern den Charakter der Schule des Rubens in ihm. Dieser Umstand, ver-
bunden mit der Ueberlieferuug, dass es aus dem Pardo-Schlosse stamme, lassen es
mrigHch erscheinen, dass das Bild, welches offenbar eine vornehme .Jagdgesellschaft
unter der mythologischen Maske darstellt, zu dem Cyklus mythologischer, realistischer
und höfisch-allegorischer "Wald- und Jagdbilder gehört habe, welche Philipp IV. von
Spanion zum Schmucke dos .Jagdschlosses Torre de la Parada zu Pardo 1636 bei Ilu-
bens in Antwerpen bestellen liess, und welche, zum grössten Teile von Schülerhänden
ausgeführt, 1638 in Spanien eintrafen. Vergleiche <'. .Jnsti in der Zeitschrift für bil-
dende Kunst .W, S. 231.
1001. Christus auf dem Meere. Ev. Matth. VIII, 23 — 25. Die
(923.) Segelbarke schwankt, nach rechts gewandt, auf den wild empörten
M 2. Wogen des Sees. Vorn nackte "Ruderer; hinten am Steuer ein
nackter Mann. Vor diesem der schlummernde Heiland, den einige
der Jünger zu wecken suchen. Eechts einer seekrank.
Eichenholz; h. 1,00; br. 1,41. — 1749 durch I.e Leu aus Paris. — Bei H. unter
den ()riginal\verk(>n dos :\Ioisters ; kann doch nur als Wcrkstattsskizze angesehen werden.
1002. Hero und Leander. Links tragen die Nereiden im Riiigel-
(939.) reihen den Leichnam Leanders durch die wild empörten Wellen.
M 2. Rechts am Ufer stürzt Hero sich vom Turm in die Brandung hinab.
Leinwand; h. 1,28; br. 2,17. — IG.'jO zur Kun<itkaiumor : 1728 zur Galerie:
1860 aus dem :>Vorrat.«
Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert. 327
Die Hochzeit des Neptun und der Amphitrite. Eechts im 1003.
MittelgTimde, in der Felsengrotte unter der hohen Küste, harren (1038.)
die Götter des Hochzeitsmahles. Nur Juno eilt noch durch die Q 1.
Luft herbei. Neptun und Amphitrite aber, die auf hohem
Muschel wagen unter rotem Thronhimmel neben einander sitzen,
werden von vier weissen Meerrossen dem Ufer zugeführt. Zahl-
reiche Nereiden und Tritonen umspielen den Wagen. Bacchus,
der den Vermählten entgegengefahren ist, reitet links neben ihnen
auf einem Delphin und trinkt ihnen zu. Links vorn drei Frauen
mit einem Füllhorn; rechts vorn im Schilfe ein Flussgott.
Eichenholz ; h. 0,8872 ; br. 1,35. — Zuerst im Inv. Gwarienti (vor 1753) N. 1522,
uur als >Sehule des Rubens.« — Dass es zu der Sammlung 'Wallenstein in Dux ge-
hört hat, wie H. berichtet, konnten wir nicht nachweisen. Das Bild galt seit dem
Katalog von 1817, wie das Venusopfer X. 1015, für ein Werk des Korn. Schut. Doch
beweist schon die Verschiedenheit der Malweise dieser beiden Bilder unter sich, dass
sie nicht von derselben Hand herrühren. Jenes Venusopfer zeigt sicher niclit die
Hand des Schut; aber auch dass unser Bild von ihm henillire, lässt sich nicht nach-
weisen. Bode hielt es früher t^bei v. Zahn S. 200) für ein Werk des jüngeren Frans
Francken. Scheibler (Dr. Not.) ist Avegen seiner nahen Venvandtschaft mit unserem
Bilde X. 1016 geneigt, es, wie dieses, dem A. Diepenbeeck zuzuschreiben. Da jedoch
die Untersuchimgen über diese Rubens - Schüler noch nicht abgeschlossen sind, so
halten wir es für richtiger, es bis auf weiteres, seiner ursprünglichen Benennung ent-
sprechend, nur der Schule des Rubens zuzuschreiben. — Phot. Braun XIV, 28.
Blldniss einer Dame in hohem Spitzenl<ragen. Brustbild ohne 1004.
Hände nach links in gemaltem hochovalen Steinrahmen. Vorn (929.)
geöffnetes Kleid; kleiner Hut. M 2.
Leinwand auf ital. Pappelholz geklebt ; h. 0,73V2 ; br. 0,52V2- — 1723 von der
Gräfin Wrzowecz in Prag. Das Bild, bei H. noch als Rubens verzeichnet, steht doch
nur in entfernter Beziehung zur Schule dieses Meisters. Wahrscheinlich ist es eine
C'opie, In der Sammlung Wrzowecz war es das Gegenstück zu unserem van Dyck'-
schen Bilde N. 1037. Vergl. übrigens des Verfassers Aufsatz im Repert. X (1887), S. 156.
— Gest. von F. Zucchi ^ II, -±5. V.-Schn. p. 188 und 288. — Phot. Ges.
Blldniss einer blonden jungen Frau. Halbfigur nach rechts |005.
auf grauem Grunde. Blaues Unterkleid, schwarzes Oberkleid, (931.)
weisse, vorn geöffnete Halskrause, eine Korallenhalskette. Den M 2.
grauen Mantel fasst sie mit der Kechten vorn zusammen, wäh-
rend sie mit der Linken in dem Bausche, den er bildet, Eosen
und andere Blumen hält.
Leinwand; h. 0,77 ; br. 0,57. — Irrtümlich die Angabe bei H., dass das Bild
auf Holz gemalt sei, dass es wahrscheinlich Helene Fourment darstelle, dass es das
(iegeustück zu unserer N. 1037 sei und dass es 1723 aus der Sammlung Wrzowecz
erworben sei. Als Inv. N. 3078 wurde es vielmehr 1741 mit der Wallenstein'schen
Sammlung erworben ; auch können wir es wegen seiner dünneren Malweise nicht mit
328 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
den bishorigou Katalogen dem Rubens selbst zusclu'eiben, sondern halten es mit Bode
(bei V. Zahn VI, S. 20) nur für ein Schulbild. — Phot. Braun XV, 23 u. Phot. Ges.
1006. Ein altes Weib. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(945.) grauem Grunde. Die Alte trägt ein weisses Kopftuch.
M 3. Eichenholz: h. 0,47 : br. 0,41. — Inventar 1754. 11. 44.5.
1007. ^'"6 ^'^^^^ A'*^- Kopf mit Schulteransatz nach rechts auf
(948.) dunklem Grande. Zurückgestrichenes graues Haar; schlichte
50 a. weisse Haube; Flanelljacke.
Eichenholz; h. 0,33V2; br. 0,26Vj. — 1741 durch Kaiserling (als X. 2724).
1008. Der Apostel Paulus. Halbfigur nach rechts auf braunem
(953.) Grunde. Graublondes Haupthaar und Vollbart. Beide Hände
M 2. rechts vorn auf's Schwert gestützt.
Eichenholz: h. 0,63; br. 0,4672. — Inv. 1722, A 288, als »Franck.« — Vergl.
dagegen die Bemerkungen zu N. 1018. Wir tragen indessen Bedenken, auch dieses
Bild, welches eine etwas andere, weniger feste Behandlung zeigt, als Gegenstück zu
den Van Dyck zurückgegebenen zu bezeichnen und lassen ilun daher seine bisherige
Benennung nur als »Schule des Rubens.«
Jakob Jordaens.
Geb. zu Antwerpen den 19. Mai 1593, gest. daselbst den
18. October 1678. Schüler und Schwiegersohn des Ad. van
Noort, des Lehrers des P. P. Rubens. Dass er selbst ein Schüler
des Rubens gewesen sei, wie man früher annahm, beruht auf
einem Irrtum. Branden a. a. 0. p. 817. — Thätig zu Antwerpen.
1009. Arladne mit dem Gefolge des Bacchus. Die wohlgenährte.
(1039.) fast nackte Schöne sitzt, nach rechts gewandt, in der Mitte einer
J 4. Gruppe lebensgrosser Bacchantinnen. Satyrn tragen ihr von allen
Seiten Früchte zu. Besonders auffällig bringen von links zwei
bocksbeinige, graubärtige, kahlköpfige Silenen ein Riesenfüllhorn
herbei. Bacchus selbst scheint hinter ihr zu stehen.
Leinwand; h. 2.40: br. 3,1372- — Inv. 1722, A 80. 1710 durch Rasehke au-
Antwerpen.
1010. Diogenes auf dem Markte. Grauhaarig, graubärtig, fast nackt,
(1041.) mit der Linken auf den Stock gestützt, in der erhobenen Rechten
J 3. die brennende Laterne haltend, schreitet der lebensgrosse wunder-
liche Philosoph, von vorn gesehen, mitten durch den belebten
Markt. Zahlreiches Volk und Vieh umringt ihn. Links und rechts
vorn Gemüsefrauen. Rechts im Mittelgrunde ein gehelmter. gehar-
nischter Reiter auf stattlichem Schimmel.
Leinwand : h. 2,35 : br. 3,4972- — 1742 durch do Brais aus Paris.
Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert 329
Der verlorene Sohn. Vorn rechts steht der lebensgrosse, fast lOII.
nackte Jünglin*?, nach links gewandt, neben seinen Schweinen, die (1042.)
ans einem Troge fressen. Xeben ihm eine Kuh. hinter welcher J 3.
eine Bäuerin mit der Milchkanne auf dem Kopfe steht. Weiter
links ein Bauer vor einem Schimmel. Links im Mittelgrunde eine
Alte in der Thür der Hütte. Links vorn ein Knabe mit einem Hunde.
Leinwand: h. 2.36: br. 3.69. - Inventar Guaiienti (vor 1753i 146. — Phot.
Krann XIII. i'3.
Die Darstellung im Tempel. L^nter rotem Zeltdach, über dem 1012.
durch die kreisrunde Oeffnung des hohen Tempeldaches das Tages- (1044.)
licht hereinblickt, stehen Maria, nach rechts gewandt, und der J 4.
Hohepriester, welcher das Kindchen im Arme hält, einander
gegenüber. Joseph kniet mit dem Taubenkorb links neben Maria.
Knaben mit Kerzen begleiten den Hohenpriester. Priester und
Zuschauer im Hintergrunde.
Leinwand: h. 3,9572 : br. 3.05. — Inventar 1754. II 199.
Am Grabe des Heilands. Joseph von Arimathia, Johannes. |0I3.
Christi Mutter. Maria Magdalena und die beiden anderen Frauen. (1043.)
von denen die eine im Vordergrunde sitzt, während die übrigen J 3.
gebückt stehen, blicken, alle nach links gewandt, in das Grab des
Heilandes. Eine der Frauen leuchtet mit einer Kerze.
Leinwand: h. 2.15: br. 1.46V2- — Inv. (ruarienti (vor 1753) 209 als »opera
delle piii belle che abbia fatte l'antore.«
Alt und Jung. Das Sprichwort: ,^Soo cVouden songen, soo 1014.
jjejyen de Jo7ige" steht als Inschrift über dem Bilde. Am ge- (1045.)
deckten Tische sitzen links die beiden Alten und singen. Der J 1-
Mann hält das Notenblatt; die Frau blickt mit hinein. Von den
Jungen, welche die Flöte blasen, sitzt der eine neben ihnen, der
andere rechts auf dem Schoosse seiner mit einem Federhut ge-
schmückten Mutter; der dritte Junge bläst im Mittelgrunde die
Dudelsackpfeife. Vorn links ein AVeinkühler mit Kannen; vorn
rechts ein Stuhl mit einem Hunde, der sich nach dem auf der
Lehne sitzenden Affen umschaut. Rechts hinten in der Nische
ein Totenkopf und ein Buch. Dazu die Inschrift: yßogita mori."
Leinwand: h. l.m\\: br. 2,01. — Inv. 1722, B 259. — Der Meister hat diese
Harstelhmj,' in ähnlichen Bildern (z. B. im Louvre, in der Pinakothek zu München,
im Ik-rliner Museum u. s. w.i oft wiederholt. — Phot. Braun III, 25 und Phot. Ges.
330 Niederlander des siebzehnten Jahrhunderts.
Art des Jakob Jordaens.
1015. Ein Venusopfer. Schone Berg- und Waldlandschaft. Links
(1037.) steht die Steingnippe :>Venns und Amor.« Zu ihren Füssen kniet
P 11- im roten Mantel ein kahlkopfiger alter Herr, dem ein kleiner
Panisk von hinten eine Hörnerkappe aufsetzt. Von rechts naht
ein langer Zug üppiger Frauen, denen eine Fackelträgerin voran-
schroitet. Die vorderen, bekränzten, ziehen die anderen gegen
deren Willen mit. Ganz rechts verschiedene Pärchen und im Baum
ein flötenblasender Satyr. In der Mitte über dem Zuge aber
schwebt ein Ringelreihen von fünfzehn Liebesgöttern.
Eichenholz; h. U.75; br. 1,'42V2- — Im luv. 1754, II 51, als Kornelis Sehut
(Schüler des Rubens, Antwerpen 1597 — 1655) ; und so auch hei H. — Wir erkennen
mit Scheibler (Repertorium für Kunstwissenschaft VI, 1883, S. 194 und Dr. Not.) über-
haupt nicht die Schule des Rubens, sondern die Art des Jordaens' in dem Bilde.
Eine Wiederholung im BraunschAveiger iluseum galt auch schon im dortigen hand-
schriftlichen Verzeichniss von 1744 (Riegel, Beiträge II, S. 106) als Werk des Jak.
.lordaens und Avurde erst neuerdings nach unserem Lilde irrtümlich auf Korn. Schut
umgetauft. Dem Stile der Bilder nach ist- nur das Umgekehrte möglich.
Abraham van Diepenbeeck.
Getauft den 9. Mai 1596 zu Herzogenbusch; gest. zu Antwerpen
167Ö. Schüler des P. P. Rubens. Thätig zu Antwerpen.
1016. Neptun und Amphitrite. Meerbucht mit Bergküsten. In der
(1029.) Mitte thront Neptun mit dem Dreizack, nach links gewandt, auf
20 b. hohem Muschelwagen. Amphitrite sitzt auf seinen Knieen. Unten
in den Wellen umspielen Tritonen und Nereiden die weissen See-
rosse, die den Wagen ziehen. Links vorn stösst ein Triton in"s
Muschelhorn. Rechts vorn liegt ein Flussgott im Schilfe.
Eichenholz; h. 0,51; br, 0,74. — Inventar 1722, A 383 und 1754, II 426, als
»Kotenhammer«; erst seit dem Katalog von 1817 als Diepenbeeck, Avas richtig sein
kann. So auch Scheibler, Dr. Not.
Anton van Dyck.
Geb. zu Antwerpen den 22. März 1599, gest. zu London den
9. Dezember 1641. Schüler des Hendrik van Baien. Dass
er darnach eigentlicher Schüler des P. P. Rubens gewesen, wie
man in der Regel annimmt, ist nicht völlig erwiesen (Branden
a. a. 0. p. 698 und 701); sicher aber ist, dass er, nachdem er
schon 1618 Meister der Lucasgilde geworden, noch als Gehilfe
Antwerpeiier Grossmaler. XVII. Jahrhuiulert. 331
des Kubens in dessen Werkstatt eintrat. Thätig war er, abgesehen
von Antwerpen, mehrere Jahre in Italien, vornehmlich in Genua,
seit 1632 hauptsächlich in London als Hofmaler Karl's I.
Der trunkene Silen. Kniestück. Ein bekränzter, grauhaariger, 1017.
vornüber taumelnder Silen wird an seiner linken Seite von einem (10G5.)
jungen Manne in rotem Mantel, an seiner rechten Seite von J 4.
einer blassen, langhaarigen jungen Bacchantin im blauen Mantel
gehalten und nach links entführt. Die Bacchantin blickt sich
nach dem Neger-Satyr um, der dem Alten
folgt, seine Zunge ausstreckt und seine
Rechte auf ihre Schulter legt. Zwischen
beiden führt ein dritter, bärtiger Zech-
genosse den erhobenen Trinkkrug zum
Munde. Hintergrund freie Katur. Be-
zeichnet oben in der Mitte am Krug:
Leinwand: li, 1.07: br. 0,91V2. — luv. 1722, A 79 (nicht durch Pesne, wie H.
angab). — Das van Djck in seiner Fnihzeit (vor 1621) den Gegenstand gemalt liat,
wird ausdrücklich bezeugt. Vergleiche F. J. v. d. Branden p. 699. Die belgischen
Forscher nehmen an. dass dieses Bild im Brüsseler Museum erhalten sei. Dieses zeigt
eine von der unseren wesentlich verschiedene Composition auf scliwarzem Grunde.
Da das unsere aber entschiedener den erst halb entwickelten Stil van Dyck's zeigt,
da nur das unsere das Monogramm des Meisters und zwar in einer Form trägt, die,
du er sie später nicht mehr anwandte, auf seine Jugendzeit hinweist, vor allem aber,
da nur unser Exemplar, abgesehen von dem verkleinerten Hintergründe, genau mit dem
Stiche von Bolswert übereinstimmt, so halten wir es für wahrscheinlicher, dass unser
Dresdener Bild jenes besprochene Jugendwerk des Meisters ist. — Gestochen von
S. a Bolswert und Fr. Van den Steen. — Phot. Braun XI, 14 und Phot. Ges.
Der Apostel Bartholomäus. Hai btigur nach rechts auf dunkel- jQ|g
grauem Grunde. Graues Haar, kurzer Bart. Ein gelber Mantel (950.)
um die linke Schulter, ein Messer in der rechten Hand. 20 a.
Eichenholz; h. 0.62Vj; br. 0,46. — Inv. 1722, A 312, als »Franck.« In den
Katalogen von 1812—1833 richtig als »van Dyck.« Später als >Joh. B. Francken«;
doch von H. einfach in die Schule des Kubens gesetzt. Sicher jedoch, wie die fol-
genden drei, seine Gegenstücke, echte Jugendbilder von van Dyck. So auch Bode
und Scheibler. Bestätigt Avird diese Ansicht durch die Folge von Apostelköpfen,
welche im Verlage des Corn. Galle zu Antwerpen von Com. van Caukercken (geb.
1625) als Werk van Dyck's gestochen ist. Gerade unser Kopf kommt in diesen- Folge
vor; ebenso der folgende, als Matthias; die anderen beiden allerdings nur ähnlich,
yass van Dyck in seiner frühesten Jugend die Apostel gemalt hat, wird ausserdem
ausdrücklich bezeugt (vergl. v. den Branden p. 698 — 699) ; ja . vielleicht hat er <io
soi,'ar zweimal in etiras verschiedener Auffassung gemalt (vergl. M. Kooses, Geschie-
332 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
dcnis, p. 428j. Man hielt l>ei(le Reihen für verloren. Die angeführten Gründe machen
es indessen zur Gewissheit, dass unsere vier Apostel zu ihnen gehören : andere Bilder
dieser Folgen in der Schleissheimer Galerie.
1019. Der Apostel Matthias. Halbfigur nach links auf dunkelgrauem
(951.) Grunde. Eoter Rock, grauer Mantel ; kurzes braunes Haar, kurzer,
M 2. schon ergrauender Kinn- und Stutzbart. Beide Hände rechts vorn
über ein Buch zusammengelegt.
Eichenholz: h. 0.63 ; br. 0,4672. — luv. 1722, A 150, als ->Rubens <^ .Jedoch
in der zum vorigen Bilde genannten Folge als Werk van Dyck's gestochen: hier als
Matthias ; bei H. »Paulus« genannt, also mit Inv. 1722. A 288, verwechselt ; doch
stellt die Nummer 150 noch drauf. — Gegenstück zum vorigen und den beiden fol-
ge ijden. Vergleiche die Bemerkungen zum vorigen.
1020. Der Apostel Simon. Halbfigur nach links auf dunklem
(949.) Grunde. Das glatte Gesicht ist von braunem Haar umrahmt.
M 2. Beide Hände sind links vorn auf die Säge gestützt.
Eichenholz : h. 0,63 ; br. 0,47Vi. — Inv. 1722, A 220, als »Franck.<( Vergl.
jedoch die Bemerkungen zuN. 1018, seinem Gegenstücke, -vie das vorige und das folgende.
Als »van Dyck« übrigens auch schon in den Dresdener Katalogen von 1812 — 1833.
1021. Der Apostel Petrus. Halbfigur nach rechts auf grauem Grunde.
(952.) Dunkles Haupthaar, grauer Bart. Der Schlüssel in seiner Rechten.
M 2. Eichenholz ; h. 0,63 ; br. 0,46Vj. — Im Inventar 1722. A 194, als »lYanck.«
^■ergl. jedoch die Bemerkungen zu N. 1018, seinem Gegenstücke, wie die beiden vorigen.
1022. Blldniss eines alten Herrn. Brustbild ohne Hände nach rechts
(933.) auf grauem Grunde. Der grauhaarige, graubärtige Herr trägt
M 2. einen schwarzen Rock und eine weisse Halskrause. Bezeichnet
oben links: .ETATIS SYM 60; oben rechts: ANNO 1618.
Eichenholz: h. 0,65Vj; br. 0,50'/,. — Im Inv. 1722, A 87, als »van Dyck.<.
Später, auch bei H., wie das folgende, sein Gegenstück, ohne Grund dem Rubens
zugeschrieben. Die Bilder zeigen vielmehr die frische, feine, geistreiche, wenn auch
von Rubens beeinllusste, so doch schon eigenartige PinseÜulu-ung der Jugendzeit van
Dyck's. So auch schon Bode bei v. Zahn VI. S. 201. Wenn der Verfasser in seiner
»Geschichte der Malerei« III, S. 444 annahm, dass dieses Bild und das folgende, die
nach einer alten Nachricht (Kramm a. a. 0. II, p. 390) nach Polen (welches im vori-
gen Jahrhundert mit Sachsen identilicirt wurde) verkauften, beglaubigter Maasseu 1618
von van Dvck gemalten Bildnisse seien, so hatte er damals noch nicht in Erfahrung
gebracht, dass der Urheber jener Nachricht, welcher die Bilder zur Zeit der Abfassung
seines Manuscriptes allerdings in Antwerpen nur in Copien vor Augen zu haben,
früher dort aber im Original gesehen zu haben erklärte, erst 1722 geboren war :
und 1722 befonden sich unsere Bilder el)en schon in Dresden. Immerhin könnte
er in seiner Jugend die Copien für die Originale angesehen haben. Sonst müsste zwei-
mal ein 1618 gemaltos Bildnisspaar von der Hand van Dycks nach Polen« verkauft
worden sein. — Gestochen 1757 von J. Daulle für die Dresdener Galerie als »Rubens. <
Voorhelm- Schneevogt p. ISO, N. 205. — Phot. Braun VI. 26 und Phot. Ges.
Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert. 333
Bildniss einer alten Dame. Brustbild ohne Hände nach links 1023.
auf grauem Grunde. Schwarzes Kleid mit goldenen Knüpfen, gol- (934.)
dene Gürtelkette, weisse Halskrause und weisse Haube. Bezeichnet M '2.
oben links: .ET ATIS SViE 60; oben rechts: ANNO IGIS.
Eichenholz; h. O.GöVa; l>r. 0,50»/j. — Im Inventar 1722, A S2, als »van Dyck.«
(Gegenstück zum vorigen. Vergl. alle Bemerkungen zu diesem. — (liest, von P. Tanje
als jRubens.« V.-Schu. p. 189, N. 296. — Phot. Braun VII, 2G und Phot. Ges.
Der hl. Hieronymus. Zwischen knorrigen Baumstämmen kniet |024.
der graubärtige Heilige, nach links gewandt, vor dem Crucifix, (1067.)
seinem Buche und dem Schädel. Sein Oberkörper ist nackt. Seinen J 3.
Unterkörper umwallt ein scharlachrotes Gewand. Einen Stein hält
er in der Eechten. Sein Löwe liegt neben ihm.
Leinwand; h. 1,93V2; br. 2,151/2. — Im Inventar Guarienti (vor 17.53) N. 112
als :>Rubens. < Richtig als ;>van Dyck« seit dem Inventar 1754, II 19. — Das Bild befand
sich m-spriinglich allerdings im Besitze des Rubens. Vergl. Smith, Catalogue 11, p. 4
und Rooses, Geschiedenis p. 433. — Es ist ein Hauptwerk Aan Dyck's aus der Zeit
seiner Beeinflussung durch Rubens. — Gestochen von N. de Beauvais ^ 11, 49. —
Phot. Braun XIV. 25 und Phot. Ges.
Der Jesusknabe, auf die Schlange tretend. Der junge Heiland, 1025.
um dessen Schultern ein roter Mantel flattert, erhebt segnend die ll069.)
rechte Hand, setzt den rechten Fuss auf die Schlange, die sich ^ ^'
am Boden windet und stützt sich mit der Linken auf das goldene
Kreuz der Weltkugel, welche links neben ihm ruht.
Leinwand auf Eichenholz ; h. 0,72"2 • ^^r. 0,49V2- — Zuerst im Katalog von 1835
als Original: bei H. 1856 als »Schule van Djck's«; später wieder als Original. — Ge-
stochen als van Dyck' von P. Pontius und von P. de Jode. — Ein gleiches Bild in
der Sammlung des Herzogs von Bedford: nach Smith, Catalogue III, 416 und -Tules
GuifFrey , van Dyck p. 244. Wie unser Bild sich zu diesem verhält, bedarf noch der
üntersufhung. — Phot. Braun VII, 27 und Phot. Ges.
Bildniss eines Feldherrn mit roter Armbinde. Kniestück nach 1026.
links auf braunem Grunde. Der Feldherr stützt die Rechte, nach (1077.)
rechts herüberblickend, auf den Commandostab. Er trägt eine J 4.
blanke Eisenrüstung und um den linken Arm eine rote Binde.
Sein unbedecktes braunes Haar fällt lang auf seine Schultern herab.
Leinwand ; h. 0,90 ; br. 0,70. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
Nach H. 1746 aus Modena. Doch findet es sich nicht in dem von H. selbst abge-
schriebenen Verzeichniss. Ents<'heidend für seine Herkunft ist die auf ihm erhaltene
Inventarnummer 2912. — Phot. Braun IV, 28 und Phot. Ges.
Bildniss eines schwarzgekleideten Herrn. Kniestück nach rechts 1027.
auf graubraunem Grunde. Links eine Säule. Der Dargestellte (1073.)
h;it schwarzes Haar. Ueber seinem schwarzen Anzug trägt er einen J 1-
334 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
anliegenden doppelten weissen Faltenkragen. Seine Rechte hängt
herab, in der Linken hält er den rechten Handschuh.
Leinwand: h. I.27V2; bi"- 0,92. — 1741 durch Heinecken aus Hamburg. —
Gegenstück zum folgenden. — Gutes i3ild aus der zweiten Autwerpener Zeit des
Meisters, um 16S0. — Phot. Braun IT. 21) und Pliot. Ges.
1028. Bildniss einer schwarzgekleideten Dame. Kniestück nach links.
(1074.) Im Hintergrunde links Ausblick in's Freie, in der Mitte eine
J 1- Mauer, rechts ein roter Vorhang. Die Dargestellte hat schwarzes
Haar. Ueber ihrem schwarzen Kleide trägt sie einen anliegenden
weissen Spitzenkragen. Ihre Rechte hängt herab, ihre Linke hält
sie vor sich.
Leinwand; h. 1,26: br. 0,92. — 174:1 durcli Heinecken aus Hamburg. —
Gegenstück zum vorigen: vergL die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Braun ITT. 26
und Phot. Ges.
1029. Männliches Bildniss. Kniestück nach links auf braunem
(1080.) Grunde. Nur die nach rechts deutende Hand ist sichtbar. Der
J 4. dunkelhaarige Herr mit kleinem festen Schnurr- und Kinnbart
trägt einen schAvarzen Rock mit anliegendem weissen Kragen.
Leinwand auf Eichenholz: h. 0,85: br. 0,G5. — 1723 aus der Sammlung
Wrzowecz in Pra^'.
1030. Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände fast von vorn
(1081.) auf bräunlichem Grunde. Stattlicher, halbergrauter blonder Kne-
^ '^- belbart. Ein schwarzer Mantel rechts über der linken Schulter.
Ein hellbeleuchteter weisser Klappkragen links an der rechten
Schulter.
Leinwand auf Eichenholz ; h. 0,60 ; br. 0,53. — 1763 aus dem Xachlass des
Mr. tiuill. Lormier im Haag. — Phot. Braun XV, 24 und Phot. Ges.
1031. Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände halb nach rechts
(1083.) auf dunkelbraunem Grunde. Der blonde Herr mit kleinem Kinn-
^ ^- und Schnurrbart ist ganz in Schwarz gekleidet; doch blickt rechts,
an seiner linken Seite, ein Stück weissen Kragens hervor.
Leinwand: h. 0,60; br. 0,48. — Nach H. 1728 aus Holland, Inventar 1722 : also
A 1908 oder 11)09 : doch ist dies ein Irrtum, da die Alaasse nicht stimmen und die
Nummern 1908 und 1909 auf anderen Bildern (N. 1320 und N. 1544) noch erhalten
sind. Vielmehr zuerst im Katalog von 1817 nachweisbar.
1032. Bildniss des alten Thomas Park. Brustbild ohne Hände etwas
(1078.) nach rechts auf grauem Grunde. Der schwarzgekleidete uralte
20 b. Mann liat ein runzliches Gesicht, eine Glatze zwischen wirrem
grauen Haar und einen grauen Bart.
Antwerpen er Grossmai er. XVII. Jahrhundert. 335
Leiuwand auf Eichenholz : h. 0.64*/2 : br. 0.52 : hochoval. — Vor 1754 vor
Higaud iu Pari.«;. ßeglaul>igft durch die folgende Inschrift der Rückseite : ,,Le 2x>rtraU
de Jean Thomas Park qxn a recu 152 ans, lorsqu'ü fut jyresenie « Charles premirr,
Roy (l'Angletcrre h 0. Shrc 1635: il avait reu Eünard 4\ Eiluard 5', Richard o .
Htnrif 7-, Henry 8-, Marie, Eduard 6\ Elisabeih, Jacqves 1. ei Charles premirr,
Ptre du Roy Jacques 'J., il araii ru 10 Roys et 3 changonens de Religio)!,; il est
iii'>rf Ceithnlique Romain.. II fit })enife)ice ä la jMirte de rcglise le cicrge a la main,
(■>mrrt d'un drap blane d la coutume du Royaume jmir eivoir este convaincu cn
,histic( d'eivoir fait un enfans ä vnr jeunc fillc ä l'eige de 100 ans. il est viort saus
douleur. Ce portrait ä e,<;te peint deois son Girant (l'eqyre% luy jxir Vandelck ; le
(vUbre Peinire le donna ä feu son ami M. Jabacque qui luy vit pcindrc chex^ k(y
(I Londres. Apres la ino)i duquel 31. Rigand l'a eu de .^es heritiers. Dans cc
husme tems Van Dcick en fit nn second arec des mains qu'on envoya au Roy en 1602:
i' est 'i prCsent au Palais Ma^ari)i. - - Phot. Braun XIII, 26 und Phot. Ges.
Die Kinder Kari's I. Vor einem schwarz und rot gemusterten 1033.
Vorhang stehen die drei Kinder des Königs auf farbigem Teppich. (1072.)
Links Karl iu gelbem Eocke, rechts Maria iu blauem Kleide mit J 1-
weisser Schürze: in der Mitte im roten Kleide mit weisser Schürze
der kleine Jakob, der sich am Arm seines älteren Bruders festhält.
Zwei Hunde zu ihren Füssen, der eine links, der andere rechts.
Leinwand: h. 1.31; br. 1,51. — 1744 durch Le Leu aus Paris. — Im Inven-
tar 1754 (n 455) nur als Schulbild l)ezeichnet. — Ein mit unserem Bilde genau
übereinstimmendes Exemplar befindet sich in W'indsor Castle. Vergl. Waagen. Trea-
siires n, p. 429. Dass dieses jedoch die Jahreszahl 1638 trage, wie Waagen angiebt,
muss ein Irrtum sein. Vergl. Weltmann, Aus ^•ier Jahrhunderten, S. 97. Eine zweite
Wiederholung, zu Grove-Park beim Earl of Clarendon (vergl. Waagen a. a. 0. II,
p. 457). trägt die Jahreszahl 1G35; und in diesem Jahre muss das Bild gemalt sein.
— Das Verhältniss der drei Wiederholungen zu einander ist nicht völlig klar gestellt.
Vergl. die Schlussbemerkungen zum folgenden Bilde. Eine eigenhändige Beteiligung
des Meisters an der Ausfühnmg unserer Wiederholung scheint unzweifelhaft. Ziemlich
gleichzeitig entstand das schöne eigenhändige Bild des Meisters in der Turiner Gialerie,
welches die drei Ivinder in anderer Anordnung zeigt. Zwei Jalue später aber ent-
.stand das Bild der fünf Ivinder Karls L, dessen Original sich im W'indsor Castle
befindet, während das bekannte Exemplar des Berliner Museums eine W'erkstatts-
wiederholung ist. — Phot. Braun I 25 und Phot. Ges.
Henrletta von Frankreicii, Königin von England. Kniestück 1034.
nach links vor rotem, mit breiten Goldstreifen besetztem Vorhange. (1071.)
Links ein Tisch mit einer Decke von gleicher Farbe, darauf die J 1-
Krone. Die Gemahlin Karls I. trägt ein weisses Atlaskleid und
einen reiclien Perlenschmuck. Mit der Linken fasst sie den Kock
ihres Kleides; mit der Eechten hält sie einige rote Blumen vor sich.
Leinwaird: h. 1,23V2: br. 0.97. — 1749 mit X. 1038 aus der K. Galerie zn
Prag, und im Inv. 1754. II 429, wie jenes, nur der Schule des van Dyck zuge.schriebeii.
— Aehnliche Bilder des Meisters existiren in mehreren Wiederholungen, z. H. ii,
336 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Wiudsor Castle ; ein ganz {gleiches Bild ;,'iebt es unseres Wissens Jedoch nicht. Van
Dyck beschäftigte damals in seiner Londoner Werkstatt ausgezeichnete Schüler und
Mitarbeiter, welche die Wiederholungen der Bildnisse der Königlichen Familie, oft
mit leichten Verändenmgen. oft auch unter seiner eigenhändigen Beteiligung, aus-
zuführen pHegten. Die Werkstattsbilder dieser Art, zu denen auch unser Bild ge-
hört, galten und gelten noch heute als Werke van Dyck's. — Gest. von J. L. Raab.
— Phot. Braun I, 2G und Phot. Ges.
1035. Bildniss eines sitzenden Mannes im Pelz. Kniestück nach links
(1075.) auf braunem Grunde. Die linke Hand ruht auf der Seitenlehne
J 4. des Sessels ; mit der Rechten macht er eine sprechende Bewegung.
Pelzmantel und Pelzmütze; eine Denkmünze um den Hals.
Leinwand: h. 1.17; br. 0,97. — Nach H. aus Modena. Da es jedoch \-ielmehr
zuerst im Inv. Guai'ienti (vor 175-3) X. 1085 und zwar ohne den Zusatz »fu di ^lo-
dena« vorkommt, auch in den von Ventim veröfl'entlichteu modenesischen Liventaren
nicht aufzufinden ist, so erscheint diese Angabe nicht richtig. Auch die Bezeich-
nung des Dargestellten als Martin Rj-ckaert, -welche sieh zuerst im Katalog von 1846
findet, beruht auf einem Irrtum. Dieser Maler hatte notorisch nur einen Arm (vergl.
F. J. v. den Branden, p. 604 ; merkwürdiger Weise hat dieser Gelehrte auch auf
unserem Bilde nur eine Hand gesehen) ; der auf unserem Bilde Dargestellte aber
zeigt seine beiden Hände. Das von van Dyck gemalte Bildniss des M. Ryckaert mit
einer Hand, welches in des Meisters Ikonographie (Wibiral, 113 I) von Jak. Xeeffs
gestochen ■ ist, befindet sich im Madrider Museum. Dieses Bildniss stimmt aber nur
im Sessel und in der Kleidung mit dem unseren überein. Es ist also uni-ichtig, wenn
man das vmsere als eine AViederholung oder gar Copie des Madrider Bildes bezeichnet :
und ebensowenig stimmt es mit einem ähnlichen Bilde der Galerie Liechtenstein über-
eiii. Die Urheberschaft van Dyck's ist neuerdings nicht unbezweifelt und des trüben
Tones und der schweren Vortragsweise wegen in der That nicht ganz zweifellos. —
Gest. von C. G. Raspe ^ III, 15. — Phot. Braun XII, 28 und Phot. Ges.
1036. Männliches Bildniss, angeblich des Phil. Rubens. Brustbild
(1079.) ohne Hände, nach rechts auf braunem Grunde. Der blondhaarige
M 3. Herr mit kleinem Kinn- und Schnurrbart trägt einen schwarzen
Rock, einen schwarzen Mantel und eine weisse Halskrause.
Leinwand; h. O.GGVi; br. 0,53'/2- — Nach H. 1746 aus Modena. Doch findet
. das Bild sich weder in der von H. herrührenden Abschrift des Modeneser Verzeich-
nisses, noch in dem von Venturi veröffentlichten Modeneser Inventar von 1743. —
Sicher im Katalog von 1835 ; als Bruder des Rubens schon im Katalog von 1843.
Ein anderes Exemplar war 1883 im Privatbesitze zu Stuttgart. Bode erklärte das
unsere 1873 (bei v. Zahn S. 203) nur für eine Copie nach van Dyck. Es hat sehr
gelitten. Dass Van Dyck es selbst gemalt habe, scheint uns nicht ausgeschlossen zu
sein. — Phot. Braun VIII. 27 und Phot. Ges.
1037. Bildniss des Engelbert Taie, Barons von Wemmel. Brustbild
(1076.) ohne Hände nach rechts in gemaltem grauen Steinmedaillon. Der
M 3. schon ergrauende Herr mit ganz kurzem Bart über der Ober- und
unter der Unterlippe trägt einen schwarzen Rock und Mantel, eine
goldene Kette, eine weisse Halskrause.
Antwerpeiier Grossmaler. XYJl. Jahrhundert. 337
Leinwand ; h. 0.72',', ; br. 0.5G'/j. — 1723 aus der Sammlung Wrzowecz in
Frag. — Die Bestimmung der Persönlichkeit beniht auf tiem Stich von C. Galle in
van Dyck's Ikonographie, Wibiral N. 126. Doch ist der Stich etwas umfassender.
Er könnte nach einem anderen Exemplare angefertigt sein. Nach Bode (bei \. Zahn
vr, S. 203) wäre unser Bild in der That nur eine Copie ; und wenn es auch so tüch-
tig gemalt ist, dass die Möglichkeit der Eigenhändigkeit nicht völlig ausgeschlossen
erscheint, so wird es doch schon durch die Schwäche seines Gegenstückes in der
Wrzowec2"schen Sammlung (unserer N. 1004) mit verdächtigt, welches ofi'enbar nur
eine Nachahmung des Rubens ist. — Phot. Braun XIV, 26 und Phot. Ges.
Nach van Dyck von Sir Peter Leiy.
Sir Peter Lely, eigentlich Peter van der Faes-Lel}^ Geb. 1618
zu Soest in Westfalen, gest. 1680 in London. Hauptnachfolger
van Dyck's in England.
Karl I. von England. Kuiestiick nach links auf braunem 1038.
Grunde. Links ein rot -goldner Vorhang und ein Tisch mit einer (1070.)
Decke von demselben Stoffe. Der König stützt sich mit der Kech- J 1-
ten auf den Tisch, auf dem sein Hut liegt und hält in der Linken
seinen Handschuh. Er trägt einen schwarzen Mantel mit einem
grossen Ordenskreuz, einen weissen Spitzenkragen und ein hell-
blaues Ordensband. Oben rechts die Buchstaben C . R. (Carolus
Kex) unter der Krone; darunter die Jahreszahl 1632.
Leinwand ; h. 1,33 ; br. 0,9GV2. — 1749 mit N. 1034 aus der K. Galerie zu
Prag und, wie jenes, im Inv. 1754, II 428, nur der Schule des van Dyck zugeschrie-
ben. Später und noch bei H. als Original des van Dyck. Das Schwarzkunstblatt
von John Faber (1684 — 1756), welches genau unser Bild wiedergiebt, trägt jedoch
die folgende Unterschrift : „From St. Peter Lehj's copy of the celebrated original Ptc-
ture painteä by Sr. Anihony Vandyke xchich was destroy'd in the fire at Whitehal
Anno 1697.". Demnach ist das Original im .Tahre 1G97 im Schlosse "Whitehall zu
London verbrannt und unser Bild die Copie des berühmten Schülers van Dyck's, des
Sir Peter Lely ; hiermit stimmt die Malweise überein. Die alte Dresdener Inventari-
sirung behält also auch in diesem Falle recht. Auch als Copie von der Hand des
Sir Peter Lely wird das Bild seinen Wert behaupten. Vergl. übrigens schon A. Welt-
mann »Aus vier Jahrhunderten« S. 95. — Gest. von Ed. Mandel. — Phot. Braun
I. 25 und XIV, 28. — Phot. Ges.
Angeblich A. van Dyck.
Danae. Danae ruht, last nackt, auf goldner Bettstelle unter 1039.
goldbraunem Vorhang. Nur ihr linkes Bein bedeckt der dunkel- (1066.)
rot und hellgrün schillernde Mantel, auf dem sie ruht. Sie streckt ^^ 3.
beide Arme dem goldnen Regen entgegen, unter dessen Gestalt
der höchste Himmelsgott sich links über ihrem Haupte herab-
•22
338 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
senkt. Die Dienerin hinter ihrem Lager breitet ihr Gewand aus,
um auch etwas von dem Golde zu erhaschen. Amor kniet am
Fussende des Lagers und prüft eins der Goldstücke.
Leinwand; h. 1,30; br. l,82Vi. — Schon im Inv. 1722 (A 53) als van Dyck:
und so wieder bei H. ; ja so noch in dem neuesten Werke über den Meister von Jules
Guiffrey : A. v. Dyck, sa vie et son oeuvre, Paris 1882. Hier sogar (bei p. 144) ein
Lichtdruck nach dem Bilde. — Indessen gehört keine sonderliche Kennerschaft dazu,
um zu bemerken, dass von van Dyck unmöglich diese glatt-italisirende Formensprache .
und Malweise, diese kalt - buntschillernde Farbengebung der Gewänder und diese
Ornamentik der Bettstelle herrühren können , dass alles dieses vielmehr auf eine
spätere Zeit hindeutet. Dies erkannte schon das Inventar von 1754, welches das Bild
(II, 297) nur der Schule des van Dyck zuschrieb. Ebenso der »Catalogue« von 1765
'und das Abrege von >1782.« — Von wem das in seiner Ai-t tüchtige Bild herriihi't,
ist noch eine offene Frage. — Phot. Braun X, 22 und Phot. Ges.
1040. Maria mit dem Kinde als Himmelsl<önigin. Maria thront, ge-
(1068.) krönt, von vorn gesehen, in goldenem Himmelslicht. Mit ihrer
J 2. Rechten hält sie den kleinen Heiland, der nackt auf ihren Knieen
steht. In ihrer Linken ruht das Scepter.
Leinwand; h. 1,22; br. 0,97. — 1741 durch Riedel aus "Wien. H. — Inv. 1754,
II 85. — Die Originalität dieses Bildes ist zuerst von Bode (bei v. Zahn a. a. 0.
S. 203) bestritten worden. — Auch wir vermögen nicht, die gediegene und zarte Hand
des van Dyck, sondern nur die Hand eines beliebigen, schwächeren Rubens-Schülers
in ihm zu erkennen. — Gestochen als van Dyck 1812 von H. A. Riedel. — Phot. Ges.
1041. Der Versuclier vor Christus. Kniestück. Der Heiland steht mit
(1087.) abwehrend erhobener Linken, nach links gewandt, unter dem Fel-
P '^- senhange. Vor ihm neigt sich, nach rechts gewandt, der Versucher,
welcher ihm die Schätze anbietet, die er im Schurze trägt.
Eichenholz; h. 0,21 ; br. 0,16. — Inv. 1722, B 575. — Schon bei H. nicht als
Original van Dyck's.
1042. Bildniss eines Geharnischten mit dem Commandostabe. Knie-
(1085.) stück nach rechts in grossem grauen Steinmedaillon, über welches
51 c. der Commandostab hervorragt. Der schwarzhaarige Feldherr trägt
über seiner Eisenrüstung eine rote Brustschärpe und einen an-
schliessenden weissen Kragen.
Leinwand; li. 1,14; br. 0,83. — Inv. 1722, A 273. — Schon damals nur al-
»Manier« van Dyck's. Bei H. als »nach van Dyck.«
1043. Bildniss eines Geharnischten. Brustbild ohne Hände nach
(1082.) links auf graubraunem Grunde. lieber seiner blanken Stahlrüstung
M 1. trägt der gelblich-blasse, schwarzhaarige Krieger einen herabfal-
lenden weissen Faltenkragen, um den Hals ein kleines rotes Band.
Leinwand; h. 0,63Vi ; br. 0,50. — Inv. 1754, II 778. — Hier und noch bei
IL als Original des van Dyck. Nach Bode (bei v. Zahn VT, S. 203) nicht von van
Antwerpener (xrossmaler. XVII. Jahrhundert 339
. Dyck. In der That lassen auch uns die etwas schwammige Behandlung und der
schwere Ton des übrigens in seiner Art tüchtigen Bildes es nicht glaublieh erscheinen,
dass van Dyck es gemalt habe. — Phot. Braun.
Bildniss des Roger de St. Lary, Herzogs von Bellegarde. Brust- 1044.
bild ohne Hiinde nach rechts auf grauem Grunde. Dunkelblondes (1084.)
Haupthaar, kleiner Schnurr- und Kinnbart. Brauner, aufgeschlitz- M 2.
ter Eock, weisse Halskrause, kleine Ohrringe.
Leinwand: h. O.Gl'i; br. 0,49Vj. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Früher als echter van Dyck, bei H. als Copie nach demselben. — Uns sieht
das tüchtige Bild wie ein Orignal aus, am ersten wie ein solches von der Hand eines
der Vorgänger van Dyck's in England, vielleicht des Paulus van Someren, geb. zu
Antwerpen 1570, gest. zu London 1621.
Unvollendeter männlicher Kopf. Brustbild ohne Hände nach 1045.
links. Rötliches Haar. Er trägt eine Halskrause. (1086.)
Eichenholz: h. 0,31V2; br. 0,27. — Inventar 1722, B 320. Schon bei H. nicht P 10.
als Original van Dyck's.
Maria de' Medio! als Witwe. Brustbild ohne Hände nach rechts 1046.
auf schwarzem Grunde im Hochoval mit braunen Ecken. Schwarze (1088.)
Trauerkleidung. .50 b.
Leinwand; h. 0.7372! br. 0,59. — Inventar 1722, A 844, als > Copie.«
Peter Franpoys (Franchoys).
Geb. zu Mecheln den 20. October 1606, gest. daselbst den 11.
August 1654. Schüler seines Vaters, des Lucas Franchoys d. ä.,
in Mecheln und des Ger. Zegers in Antwerpen. Arbeitete zeit-
weise in Antwerpen, hauptsächlich aber in Mecheln.
Bildniss eines Geharnischten. Halbfigur nach rechts auf far- 1047.
bigem, teilweise umwölktem Himmelsgrunde. Um seine Hüften (1701.)
der herabgefallene rote Mantel ; in seiner 1 9 a.
Rechten eine Büchse. Bezeichnet links ^. f^ancoys
unten: pii\y[t.
Eichenholz: h. 0,14; hr.O.W/-,. — Inventar 1722, B 550, als Original van
Dyck's, an dessen feurigste Zeit unser feines Bildchen in der That erinnert.
Angeblich Erasmus Quellinus.
Geb. den 19. November 1607 zu Antwerpen; gest. den 7. Novem-
ber 1678. Schüler des P. P. Rubens. Thätig zu Antwerpen.
22*
M40 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1048. Die Vermählung der Jungfrau. Links der Priester mit seinen
(1092.) Gehülfen. Er steckt der vor ihm knieenden Jungfrau den Ring
P 6. an den Finger ihrer rechten Hand, welche der neben ihr stehende
Joseph hält. Hinter ihr drei Frauen. Oben in der Tempelhalle
über drei blumenstreuenden Engeln die Taube des heiligen Geistes.
Kupfer; h. 0,53; br. 0,40V2- — 1741 durch Rossi. — In Dresden galt es von
Anfang an, wie das folgende, sein Gegenstück, als "Werk des Erasmus Quellinus. —
Indessen rührt die Composition unzweifelhaft von Rubens her. Sie ist als solche von
S. a Bolswert und Coenr. Lauwers gestochen. Yoorhelm-Schneevogt p. 14—15, N. 14
bis 18. — Dass unsere Copien von der Hand des Quellinus herrühren, ist nicht nn-
möglich, wird sich aber schwer nachweisen lassen. — Vergleiche auch M. Rooses,
h'oeuvre de Rubens, Lief. 5, S. 184.
1049. Die Krönung der hl. Katharina. Maria thront mit dem Christ-
(1093.) kinde in der Mitte des Bildes. Das Christkind setzt, nach rechts
P 6. gewandt, der vor ihm knieenden hl. Katharina den Kranz auf.
Links steht die hl. Apollonia (mit der Zange); rechts die heilige
Margaretha (mit dem Drachen). Leber ^'hncn in der Glorie drei
Englein mit Blumen, Kranz und Palme.
Kupfer; h. 0,53; br. 0,40Vj- — 1741 durch Rossi. — Gegenstück zum vorigen.
Wie dieses, in Dresden stets als »Erasmus Quellinus« ; die Composition rührt jedoch
sicher von Rubens her. Das Hauptbild, welches sie darstellt, befindet sich im Belvoir
Castle beim Duke of Rutland. Vergl. Voorhelm-Schneevogt p. 114—115 N. 36 bis 40.
— Dass unsere Copie von Erasmus Quellinus herrühre, ist nicht unmöglich, wird sich
aber schwer nachAveisen lassen. — Gestochen in Dresden von Lanr. Zucchi.
Victor Woifvoet.
Getauft zu Antwerpen den 4. Mai 1G12, gest. daselbst am 23.
October 1652. Schüler erst seines Vaters, Victor Wolfvoet's des
älteren, dann des P. P. Eubens. Thätig in Antwerpen.
1050. Das Mediisenhaupt. Das starre Antlitz nach oben gerichtet,
(967.) liegt das abgeschlagene Haupt am Fusse einer Felsenwand.
P 10. Lebendige Schlangen ringeln sich als Haare um den Kopf, aber
auch, losgelöst, rings umher am Boden. Bezeichnet unten links
(verkleinert): VICTOJR. WOLVVÖ^T.
Leinwand ; li. 0,45Vj ; br. 0,59. — Inventar 1722, B 366 ; damals >im Jlaga-
zin«; orst 1861 zur Galerie.
Unbekannter Monogrammist um 1638.
1051. Bildniss einer schwarz gekleideten Dame. Kniestück nach links
(958.) auf braunem Grunde. Schwarzes Kleid mit goldenen Knöpfen ;
M 2.
Antwerpener Grossmaler, XVIT. Jahrhundert. 341
weisse Halskrause : kleine Haube. Beide Hände vorn übereinander
gelegt; in der Rechten ein Taschentuch. Bezeichnet links oben:
^TA : 47.: rechts oben:
O
A
Eichenholz; h. 0,92*/a; br. 0,69Vj. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Gegonstück zum folgenden. — Bei H. als >unhekanut« im Anschluss an die
Schule des Rubens. — Seinen Elementen nach könnte das Monogramm auf den Hol-
länder Michiel Jansze MiereAelt gedeutet werden, zu dessen Mahveise die beiden aus-
gezeichneten Bilder jedoch gar keine Beziehung zeigen. Es scheint uns allerdings
nngewiss, ob der Kleister Holländer oder Vlaame Avar ; doch halten Avir das letztere
für wahrscheinlicher.
Bildniss eines schwarz gekleideten Herrn. Kniestück nach 1052.
rechts auf braunem Grunde. Der dunkelblonde, kurzbärtige Herr (959.)
trägt einen anliegenden Faltenkragen über dem schwarzen Rocke. M 2.
Die Rechte stemmt er in die Seite; in der Linken hält er seinen
Handschuh. Bez. und datirt wie das vorige, doch verwaschener.
Eichenholz ; h. 0,92 ; br. 0,6972- — 1741 aus der Sammlung "Wallenstein in
Dux. — Gegenstück zum vorigen. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
Unbestimmte Niederländer des XVU. Jahrhunderts.
Studienkopf eines alten Mannes. Brustbild ohne Hände nach |053
links auf gelblichem Grunde. Der abwärts blickende Graukopf ri047.)
trägt einen kurzen grauen Schnurr- und eben solchen Kinnbart, p 5.
Eichenholz; h.0,50V2; br. 0,41. — Inventar 1722, A 134, als »Rubens.« Bei
H., der die Provenienz übersehen, als »Jordaens.« Offenbar rührt das Bild weder von
Rubens noch von Jordaens her ; und auch die Ansicht, dass der DargesteUte Abr. Gra-
phaeus sei , der Bote der Lucasgilde in Antwerpen, wird keineswegs durch das be-
kannte Bildnis^; difses Mannes von C. de Vos im I\Iuseuni zu Antwerpen gestützt.
Aufwärts blickender Greis. Brustbild nach rechts auf brau- 1054.
nem Grunde. Grauer Bart, dunkles langes Haar; offener Mund. (1537.)
51 c.
342 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand: h. 0,56; br. 0.49. — 1743 aus Paris. — Inventar 1754, II .308, als
»van Rock.« Dass dieser »van Bock-, wenn das Bild von ihm ist, identisch sei, wie
die Künstler-Lexika annehmen, mit einem j^ewissen 1673 in Paris verstorbenen van
Bouck oder Boucle, der ein Schüler des Snyders in Antwerpen gewesen sein soll
(Louvre-Katalog 1878, II N. 45), erseheint uns nicht genügend begründet.
C. Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler.
David Teniers der ältere.
Geb. 1582 zu Antwerpen, gest. daselbst den 29. Juli 1649.
Schüler seines Bruders Juliaen Teniers. dann, wie überliefert wird,
des Eubens; später in Rom unter dem Einflüsse A. Elsheimer's.
Thätig in Antwerpen.
Seine Bilder werden noch heute oft mit denjenigen seines bedeutenderen Sohnes
D. Teniers des jüngeren verwechselt. Im Ganzen gleiclier Art, unterscheiden sie sich
von diesen durcli ihre weniger geistreiche Zeichnung, ihre teils härtere, hellere, teils
schwerere und trübere Farbe. Nicht in allen Fällen jedoch lässt sich mit völliger
Sicherheit feststellen, ob ein Bild vom Vater oder vom Sohne herrühii.
1055. Dorf am Flusse. Links Bauernhäuser; in der Thür des
(902.) einen eine Frau; vorn auf dem Wege drei Männer und ein Hund.
20 a. Rechts ein Fluss zwischen Sandhügeln. Im Hinter-
grunde ein Kirchturm. Wolken am Himmel. Bez. u. r. : i-r
Eichenholz; h. 0,14Vj; br. 0,21. — Inventar 1754, II 478. Wie sein Gegen-
stück, das folgende, schon l)ei H. mit Recht dem älteren Teniers gegeben.
1056. 1'" Dorfe. Rechts vorn ein Strohdachhaus zwischen Gebüsch;
(993.) auf dem Wege davor drei Männer und ein Hund. Links ein rot-
20 a. dachiges Haus. Im Hintergrunde die grüne Ebene, ,^
über der es aus grauen Wolken regnet. Bez. u. i. d.M. : ' " "^
Eichenholz; h. 0,1472; br. 0,21. — Inventar 1754, II 479. — Gegenstück zum
vorigen.
Adriaen Brouwer.
Geb. um 1G05 oder 1G06 in Flandern (wahrscheinlich in Ou-
denaerde), begraben zu Antwerpen den 1. Februar 1638. Schüler
des Frans Hals in Haarlem. Thätig seit 1631 in Antwerpen.
Dass Brouwer 1628 in Haarlem gewesen, hat sich jetzt urkund-
lich bestätigt. »Oud Holland« III, 1884, S. 161 — 169.
Antwerpeiier und Brüsseler Sittenmaler. XVII. Jahrh. 343
Unangenehme Vaterpflichten. Kniestück nach links. Ein 1057.
Bauer in blauer Mütze hat se-inen Jungen, der sich verunreinigt (1304.)
hat, mit aufgehobenem Röckchen über seine Kniee gelegt und 19 a.
reinigt ihn mit einem Tuche. Rechts blickt die Alte mit offenem
Munde von ihrem Spinnrocken herüber.
Eichenholz; h. 0,20: br. 0,13. — Zuerst nachweisbar im Katalog 1817. —
Trtchtipfos Bild der Frühzeit des Meisters. Vergl. Bodo »Adriaen Broiiwer« in der
Wiener Zeitschrift :Die Graphischen Künste, 1884, S. 48. — Gestochen von J. Ph.
Le Bas (gest. 1782). — Phot. Braun ^^I, 28 und Phot. Ges.
Bauernrauferei beim Würfelspiel. Links am Tisch sind drei 1058.
Bauern beim Würfeln aneinandergeraten. Der mittlere, rotröckige, (1300.)
ist aufgestanden und haut mit dem Kruge auf den bereits aus 19 b.
einer Kopfwunde blutenden rechts sitzenden, blauröckigen ein,
der seinem Gegner mit der linken Faust in die Zähne fährt. Der
dritte, grau gekleidete Bauer, ganz links, ist ebenfalls aufgestan-
den und sucht die Streitenden zu trennen.
Eichenholz; h. 0,22*72; br. 0,17. — 1741 durch v. Kaiserling. Gutes Bild der
mittleren Zeit des Meisters. Vergl. Bode a. a. 0. S. 48. — Copie im Berliner ]\Iu-
~oum. — Phot. Braun IX, 27.
Bauernschlägerei beim Kartenspiel (fälschlich in der Regel 1059.
»beim Würfelspiel« genannt). Links am Fass, auf dem Karten (1305.)
liegen, sitzen drei junge Burschen. Der mittlere, in rot und brauner 19 b.
Jacke, haut mit dem Kruge auf den rechts sitzenden, grün ge-
kleideten ein. indem er ihm mit der Linken zugleich die Haare
rauft. Der links sitzende, in Blau, macht Miene, sich an dieser
Bestrafung des Falschspielers zu beteiligen. Rechts im Mittel-
grunde einige Alte am Kamin.
Eichenholz; h. 0,26Vj; br. 0,34Va. — Zuerst im Katalog 1817. — Vergleiche
Bodo a. a. 0. S. 4S. — Phot. Braun Vni, 28.
Ein Zerrbild. Brustbild nach links auf braunem Grunde. Der 1060.
junge Mann in roter Mütze sperrt schreiend den Mund auf. (1302.)
Eichenholz; hochoval; h. 0,11'/,; br. 0,08»/,. — Inv. 1722, A 520. — Gegen- 19 b.
stück zum folgenden. — Bode a. a. 0. S. 48. — Radirt von A. Riedel.
Ein Zerrbild. Brustbild nach links auf braunem Grunde. Der 1061.
Alte in rotem Mantel und braunem Hut stützt den Kopf in die (1303.)
linke Hand, deren kleinen Finger er in den ofienen Mund steckt. 19 b.
Eichenholz; hochoval: h. Ojll'/,; br. 0,08'/,. — Inv. 1722, A .510. — Gegen-
stück zum vorigen. — Bode a. a. 0. S. 48. — Kadirt von A. Riedel.
344 Niederländer des siebzehnten Jabrhiinderts.
Nach Adriaen Brouwer.
1062. I" tier Schenke. Links vorn sitzen vier Männer am Kneip-
(1301.) tisch. Der vordere, welcher das linke Bein, nach rechts gewandt.
P 7. auf die Bank gelegt hat, während ein gelber Mantel sein rechtes
Bein bedeckt, zeigt dem Beschauer lachend die Zähne. Rechts im
Hintergrund sitzen ein Bauer und eine Bäuerin.
Eichenholz; h. 0,25; br. 0,34. — Inv. 1722, A 527, als Original von »Brauer«;
so auch noch hei H. — Indessen bemerkt Bodo, a. a. 0. S. 48, mit Recht, dass die
Färbung zu einförmig, die Zeichnung zu gering für Brouwer selbst sei.
1063. . Wüstes Treiben in einer Bauernstube. Vorn rechts sitzen ein
(1730.) Trinker auf einer Holzbank und ein Raucher auf einem Fuss-
Q ^- Schemel einander gegenüber. Vorn links ein Bauer und eine
Bäuerin, denen aus einiger Entfernung drei Männer, von oben links
durch eine Wandluke zwei Männer zuschauen.
Leinwand; h. 0,50; br. 0,44Vj. — Erst 18G1 aus dem Vorrat. Damals als
»unbekannt« in der holländischen Schule. Nach Maassgabe einer Zeichnung A. Brou-
wer's in der »Albertina« zu Wien ist es jedoch eine Copie nach einem verlorenen
Bilde dieses Meisters. Vergleiche die Zeichnung bei Bode a. a. 0. S. 58.
David Teniers der jüngere.
Geb. zu Antwerpen den 15. Decbr. 1610, gest. zu Brüssel den
25. April 1690. Schüler seines Vaters. (V^'rgl. oben S. 342.)
Weiterentwickelt vornehmlich unter dem Einflüsse A. Brouwer's.
Thätig bis in die Mitte des Jahrhunderts zu Antwerpen, später
in Brüssel.
1064. Mondscheinlandsciiaft. Links unten ein See, in dem derVoU-
(989.) mond, die Wolken zerteilend, sich spiegelt. Rechts Felsengebirge,
19 b. au dessen halber Höhe einige Gebäude im Mondschein glänzen.
Vorn links und in der Mitte hohe Bäume, vorn rechts am Wege
Hirten mit ihren Rindern und Schafen um ein Feuer. Bez. 1. u.:
JD ' Tfn/bks . /?
Eichenholz; h. 0,38; br. 0,55. — Inv. 1722, A 307. — Gegenstück zum fol-
genden. — Bei H. wurden beide dem ältorou Teniors zugeschrieben, wofür die alten
Inventare jedoch keinen Anhaltsi)unkt geben. Dom Stil nach scheinen sie eher ,Tu-
gondworke des Sohnes zu sein. So auch Scheibler, Dr. Not. und Bode.
1065. Flusslandschaft. Der Fhiss durchströmt die küle, tageshelle
(991.) Landschaft vom Mittelgrunde links zum Vordergrunde rechts.
19 b. Links vorn unter hohen Bäumen rasten Hirten mit Rindern.
Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler. XVII. Jalirh. 345
Schafen und Ziegen. Rechts im Mittelgründe ein Bauernhof am
Fuss des Gebirges. Bezeichnet unten in der Mitte:
Eichenholz ; h. 0.3S ; br. 0,55. — Inventar 1722, A 302. — Gegenstück zum
vorigen. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
In der Schenke. Vorn links sitzen zwei rauchende Bauern 1066.
einander gegenüber; neben ihnen steht ein dritter, der sich seine (1000.)
Pfeife stopft; noch weiter links drückt ein vierter einen fünften '^0 c.
im Scherze auf's Fass; ganz im Winkel steht, von hinten ge-
sehen, ein sechster. Neben ihm tritt die Wirtin mit einer Schüssel
zur geöffneten Thüre herein. Rechts, im zurückliegenden Teile
des Hauses, eine grosse Banerngesellschaft am Kamin. Bez. u. r.:
Jj- 7£M£R.5 ■ Iec-
Leinwand; h. 0,36Vi; br. 0,50V2. — Inventar 1722, A 703. — Frühes Bild
des Meisters.
Die Bleiche. Links vorn das Waschhaus und der Ziehbrun- 1067.
nen. In der Mitte die sonnige, von Häusern umgebene Bleiche, (994.)
auf der Frauen mit Strohhüten das Linnen ausbreiten. Rechts im 18 a.
Mittelgrunde ein Schloss. Vorn ein Huudehaus. Bez. u. r. :
J) ' Teniehs • F
Eichenholz; h. 0,48V2; br. 0,69Vj- — Nach H. durch Gotter, also um 1730 bis
1735, was jedoch nicht gesichert ist. — Zuerst im Katalog 1817. — Gegenstück zum
folgenden. — Beide bei H. als ältere Teniers; doch zeigen sie den Charakter des
jüngeren, etwa um 1640. So schon Bode bei v. Zahn S. 203. — Phot. Ges.
Das Wirtshaus am Flusse. Links das Wirtshaus, von dessen 1068.
Giebel eine rote Fahne weht. Rechts der Fluss, im Mittelgrunde (995.)
ein Schloss, im Hintergrunde die getürmte Stadt. Vorn im Wirts- 18 a.
hofe unter stattlichen Bäumen spielt ein Leyermann zum Tanze;
und TanZ; Schmaus, Spiel, Liebeswerben vereinigen eine bunte
Bauerngesellschaft. Bezeichnet unten in der Mitte:
-D • 7?N/£RS • 7^
Eichenholz; h. 0,48Vj; br. OJO'/j. — Zuerst im Katalog von 1817. — Gegen-
stück zum vorigen. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem. — Phot. GJes.
346 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1069. Fischer am Dünenstrande. Links die hellen Dünenhügel mit
(1099.) der Kirche und dem Feuerturm. Eechts das graue, bewegte, bran-
20 c. dende Meer, über welches verschiedene Fischerschaluppen dem
Lande zustreben. Vorn am Ufer die Fischer mit ihrer Waare,
mit Frauen, Kindern, Hunden. Bez. u. 1. : D , T . F.
Leinwand; h, 0,83; br. 1,19. — Inv. 1722, A 1143. — Dort richtig nur als
Original von Teniers. — Später, auch bei H., wuide die Landschaft ohne Grund dem
B. Peeters zugeschrieben. Bode hat schon 1873 (bei v. Zahn a. a. 0. S. 174), un-
seres Erachtens mit Recht, darauf aufmerksam gemacht, dass das ganze Bild Ton
einer und derselben Hand und zwar von der Hand eines der Teniers gemalt sei ;
damals nahm er an, es sei der ältere ; doch ist es nach Maassgabe der vorigen Bilder
iiirht unwahrscheinlich, dass es vom jüngeren herrührt. So auch Scheibler.
1070. Die Kirmess im „Halbmond." Links im Mittelgrunde die
(997.) Kathedrale von Antwerpen. Vorn rechts und in der Mitte der
18 c. Hof des Wirtshauses. Unter hohem Baume stehen ein Geiger und
ein Dudelsackpfeifer auf einem Fasse. Davor Reigentanz; rings
buntes, tanzendes, spielendes, schmausendes Volk. Vorn in der
Mitte eine vornehmere Gesellschaft. Ein Bauer ist bemüht, eine
schwarz gekleidete Dame, welche sich, sich sträubend, auf den
Boden setzt, zum Tanze hinüberzuzie-
hen. Am Wirtshausschild neben dem ^c^AV/Z^ '7E///ßrDt
Halbmond die Jahreszahl 16^1. Be-
zeichnet links unten:
Leinwand; h. 0,9272; br. 1,3272- — 1742 durch de Brais aus der Sammlung
Carignan in Paiüs. Hauptbild im Icräftigen Ton der früheren Zeit des Meisters. —
Phot. Braun III, 27 und Phot. Ges.
1071. Das Raucii-Collegium. Vorn links vier Bauern und ein junger
(1005.) Herr mit ihren Pfeifen um einen Tisch, auf dem ein Kohlen-
19 a. becken steht. Ueber ihnen blickt ein altes Weib zum Fenster
herein. Rechts, im zurückliegenden Teile des Hauses, wärmen sich
fünf Bauern am Kamine und kommt eine Frau zur geöffneten
Thüre herein. Vorn rechts ein gelber Hund. Bez. r. u. :
D ' Tenjeks ■ Jrc
Leinwand; h. 0,5872 ^ br. 0,72*/2. — 1742 durch do Brais aus der Sammlung
Carignan zu Paris. — Die Jahreszahl, welche einige auf dem Zettel über dem Ka-
mine lesen, steht nicht dort. — Phot. Braun X, 21 und Pliot. Ges.
Antwerpener und Brüsseler Sittenraaler. XVII. Jahrh. 347
Der Alchymist. Er sitzt in grauem Pelzrock und roter Pelz- 1072.
mutze links vorn unter rotbraunem Vorhang am Heerd, auf dem (1010.)
seine Retorten stehen, und schürt das Feuer mit dem Handblase- 19 a.
balg. Rechts vorn ein Hündchen. Im Mittelgrunde ein zweiter
Heerd, dessen Feuer ein Arbeiter mittels eines Riesenblasebalgs
schürt. Rechts daneben ein Mann, der etwas in einem Mörser
stösst und vier Männer am Tische. Bez. r. u.:
U-liNJERS.Fli
Leinwand: h. O.GO: br. 0,73. — Inv. 1722, A 365. — Phot. Braun VII, 29
lind Phot. Ges.
Beim Ankreiden. Links am Tische schreibt ein junger Mann, 1073.
der mit der Linken seinen Bierkrug fasst, mit der Kreide etwas (1001.)
auf den Tisch. Vier andere schauen ihm zu. Ein sechster schreibt, ^^ ^•
von hinten gesehen, etwas an den Pfosten. Rechts im zurück-
liegenden Zimmer sitzt eine Frau, von vier Männern umringt,
am Feuer. Bez. r. u.: D . Teniers . F.
Eichenholz : h. 0.47 ; br. 0,68Vj. — luv. 1722, A 453, »aus der Kunstkaiumer.«
Die Würfler. Vorn links am Kamin ein Tisch mit grüner |074.
Decke, um den sechs würfelnde Bauern und eine Bäuerin sitzen (1014.)
oder stehen. In der Mitte ein zweiter Tisch mit zechenden Gästen. 20 b.
Rechts führt ein Brettergang zur offenen Eingangsthür, in welcher
ein Mann sichtbar ist. Yorn rechts ein Hund und Thontöpfe.
Datirt auf der Zeichnung links an der Wand: 1646.
Eichenholz; h. 0,567,; 'Ji'- 0,7672- — Inv. 1722, A 484. — Phot. Braun V, 27.
Selbstbildniss des Meisters Im Wirtshaus. Der fein gekleidete 1075.
junge Mann, in dem wir nach alten Stichen den Meister selbst er- (1002.)
kennen, sitzt, mit dem Glase in der Rechten, mit dem Kruge in 20 c.
der Linken, an einem umgestürzten Fasse. Neben ihm steht ein
Alter, der sich die Pfeife stopft; ein dritter, von hinten gesehen,
ganz links im Winkel. Rechts im zurückliegenden Zimmer einige
Bauern am Tische vor dem Kamin. Vorn an der Zeichnung die
Jahreszahl 1646, Bez. u. r. : D . Teniers . F.
Ki.henholz; h. 0,427,; br. 0.55. - Inv. 1722. A 705. — Phot. Braun VI, 27.
Bauernmalilzeit. Vorn links stehen ein Mann und eine Frau 1076.
am Kamin; vier Männer und eine Frau sind schmausend, rauchend, (1012.)
plaudernd um den Tisch gruppirt, auf dem ein Schinken steht. 1^ b.
348 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Rechts im Hinterzimmer steht ein Geiger auf einem Fasse, und
ein lustig tanzendes Paar ergötzt die Zuschauer. Vorn rechts ein
Hund und Zimmermannswerkzeug. Auf der Zeichnung links an
der Wand die Jahreszahl 1648 (nicht 1646). Bez. r. u.:
J> ■ TiNiERS -fEc
Eichenholz : h. 0,00V2: hr. 0,88Vj. — Inv. 1722, A 479. — Phot. Braun II, 30.
1077. . Die Befreiung Petri aus dem Gefängnisse. Vorn in der Wacht-
(1004.) Stube liegen links Helme. Brustharnische u. s. w., rechts ein roter
20 b. Rock u. s. w. Rechts am Tische würfeln vier Wachtsoldaten ; ein
fünfter Mann schaut zu, ein sechster steht am Kamin, ein sie-
benter schläft. Im Hintergrunde links blickt man in das Gefäng-
niss Petri und sieht den Engel, welcher den Apostel weckt, um
ihn hinauszugeleiten. Bez. rechts unten: D . Texiers . F.
Knpfer ; h. 0,57; br. 0,77. — Inv. 1722. A 1149. — Phot. Braun lY, 30.
1078. In der Waclitstube. Vorn links legt ein Page einen roten Rock
(1009.) zu Rüstungsgegenständen auf den Boden. Rechts im zurücklie-
18 c. genden Gemache sitzen vier Soldaten beim Kartenspiel um einen
Tisch. Neben ihnen ein Mann im roten Rocke, zwei andere am
Kamin. Bezeichnet unten in der Mitte: David . Texiers . Fec.
Kupfer; h. 0,3972; br. 0,47. — luv. 1754, II 180. — Phot. Braun VI, 28.
1079. ^'6 Versuchung des hl. Antonius. Grosse Felsengrottenland-
(1011.) Schaft. Rechts im Mittelgrunde besucht der hl. Antonius den hl.
20 a. Einsiedler Paulus. Links im Vordergrunde sitzt der graubärtige
Heilige mit gefalteten Händen an seinem Steintisch vor seinem
Buch und seinem Crucifix und blickt sich nach den Spukgestalten
um, die ihn von allen Seiten umdrängen, auch nach dem üppigen,
hellblau gekleideten Weibe, welches ihm mit einem Weinglase
naht. Bezeichnet rechts unten: D . Texieks . F.
Kupfer; h. 0,69; br. 0,86. — Inventar 1722, A 1150. — Phot. Braun l. 27
und Phot. Ges.
1080. Der Zahnarzt. Links sitzt der graubärtige Zahnarzt im Pelz-
(1016.) hut mit einer Straussenfeder, stemmt die Rechte in die Seite und
18 c. hält in der Linken die Zange mit dem Zahn, den er dem rechts
AntNverpener und Brüsseler Sitten malcr. XVil. Jahrh. 349
hinter dem Tische stehenden jungen Manne ausgezogen hat. Vorn
rechts liegt ein Hund. Bezeichnet unten links: D . Teniers . F.
Eichenliolz : h.0.:i3: br. 0.30'/,. — 1741 von Kaiserling.
Grosse Dorfkirmess. Links der Wirtschaftshof, den ausge- 1081.
lassenos Volksleben füllt, rechts der Weg, der durch Dünenhügel (1013.)
zum Kirchdorf führt. Auf letzterem geleiten zwei Männer einen 20 b.
Betrunkenen lieim. Ganz links vorn ein Dudelsackpfeifer an
einem Baume und ein Geiger auf einem Fasse. Zwei Pärchen,
beim Tanze. Weiter zurück die Tafel, an der geschmaust und
gezecht wird. Bezeichnet unten links: DAVID TENIEßS. F.
Leinwand; h. 1.35: br. 2,14. — 1749 durch Le Leu aus der Sammlung Arai-
gnon iu Paris. — Phot. Braun VIII, 29 und Pliot. Ces.
Die Versuchung des hl. Antonius. In alten, gewölbten Rui- 1082.
neu sitzt der graubiirtige Heilige an seinem Steintisch. Gräuliche (1015.)
Spukgestalten umringen ihn von allen Seiten. Er aber hält mit 20 c.
beiden Händen sein frommes Buch fest und blickt unverwandt
zu dem rechts stehenden Kreuze hinüber. Bezeichnet unten in
der Mitte: D. TENIERS. F.
Eichenholz: h. O.27V2; hr. 0.37V2- — Inventar 1722. A 455.
Grosse Dorfkirmess. Links unter Bäumen das ländliche 1083.
Wirtshaus. Davor lustiges Treiben. Ein Geiger steht in der (990.)
Mitte des Hofes auf einem Fasse. Vor ihm tanzt ein junger 19 b.
Mann in gelber Jacke, eine rote Mütze in der Rechten schwen-
kend, mit einem Mädchen. Rechts vorn geht ein rotröckiger
Knecht mit zwei Krügen zu den Bierfässern. Rechts im Mittel-
grunde ein Schloss am Weiher. Davor vornehm gekleidete
Herren und Damen. Der Himmel ist links oben blau, rechts
unten von schweren Regenwolken verhängt. Bezeichnet unten
in der Mitte (bisher übersehen): D. TENIERS.
Leinwand: h. 1.42; br. l,78'/i. — 1740 durcli Le Leu aus der Sammlung Arai-
gnon in Paris. — Bei H. ohne Grund dem älteren Teniers zugeschrieben, für den es
viol zu frei in der Durchführung, auch den Trachten nach zu spät ist. Es ist viel-
mehr ein Bild der späteren Zeit dos jüngeren Teniers. — Phot. Ges.
Ein alter Gelehrter. Er sitzt in gewölbtem, spärlich erhell- 1084.
tem Gemache an seinem Pult und schreibt. Ein Knabe, dem ein (1003.)
Hund voraneilt, während eine Alte am Stabe ihm rechts in der 19 a.
geöffneten Tliüre folgt, überbringt ihm einen Brief. Rechts vorn
ein Affe. Bezeichnet rechts unten : D. TENIERS.
350 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Eichenholz; h. 0,27; br. 0,19. — Inventar 1722, A .586, als Original. Die
Originalität ist später vorübergehend bezweifelt worden. Es scheint in der That ein
echtes Werk der spätesten Zeit des Meisters zu sein.
1085. Beim Bretspiel. In einer ländlichen Wirtsstube sitzen zwei
(996.) Männer beim Bretspiel. Ein dritter sitzt neben ihnen und schaut
19 b. zu; ein vierter steht, von hinten gesehen, links im Winkel.
Eechts kommt eine Alte mit einem Kruge in der Hand zur
Thür herein. Bez. 1. u.: Teniers . F. (Das D davor zweifelhaft.)
Eichenholz ; h. 0,30 ; br. 0,37'/». — Inv. 1722, A 1326. — Früher einmal dem
älteren Teniers zugeschrieben. Doch schon bei H. mit Recht dem jüngeren zurück-
gegeben. In der That ein Bild seiner Spätzeit.
Nach David Teniers dem jüngeren.
1086. Die Hexenl<üche. Kechts vorn sitzt eine alte Zauberin am
(999.) Tische und rührt beim Kerzenscheine ihren Brei. Eine Teufels-
P 9. gestalt mit Fledermausflügeln schaut ihr zu. Links im Mittel-
grunde schiebt eine zweite, die ein Buch hält, mit der Rechten
eine nackte, auf einem Besen reitende junge Hexe in den Kamin.
Eichenholz; h. 0,337»; br. 0,24. — Inv. 1722, A 457, als »Copie« und »aus
der Kunstkammer.« — Im Inv. Guarienti, 736. dagegen als »Teniers il vecchio.« —
Dass es kein Original sei, als welches es bei H. verzeichnet stand, hatte schon Bode
bemerkt, bei v. Zahn a. a. 0. S. 202. — Gestochen von J. Aliamet (1728—1788) als
Dopart pour le Sabat« nach dem Original, welches sich damals im Cabinet des
Comte de Vence in Paris befand.
Sctiüler und Nachahmer D. Teniers des j.
1087. Im stalle. Eechts die Kühe bei ihrem Futter; vorn die Magd,
(1006.) die knieend ihren Topf scheuert; ein Alter beugt _^
■P ^^' sich zu ihr herab und umfasst sie zärtlich. Hinten • I-H . f
eine Zuschauerin in der Thür. Links vorn Töpfe, v y^j_ ^
Kessel, Gemüse, Kürbisse u. s. w. Bez. links u.: -^
Eichenholz ; h. 0,47V2 ; br. 0,64. — 1727 durch Leplat als Original. — Im
Inventar Guarienti, 247, mit Recht nur als »Scuola di D. Teniers«; später im »Vorrat«;
1855 wieder als Original zur Galerie. Das Bild ist aus Motiven echter Werke
D. Tonier's d. j. in der Kais. Galerie zu Wien zusammengesetzt und zeigt trotz seines
Monogrammes nur die Hand eines Nachahmers, vielleicht diejenige seines Bruders
\braliam Teniers. Vergleiche N. 1100.
1088. Beim Kartenspiel. Links in einer Schenke sitzen zwei Bauern
(998.) beim Kartenspiel; ein dritter sitzt, ein vierter steht als Zuschauer
P 4. daneben; der erstere raucht, der letztere stopft seine Pfeife.
Rechts im Mittelgrunde eine Gruppe Bauern am Kaminfeuer.
Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler. XVII. Jahrb. 351
Vorn rechts ein Huud. Die Bez. D . Ti:niers. Fec. rechts unten sielit
in ihi-er dunklen, scharfen Schwärze wie später draufgesetzt aus.
Eichenholz: h. O.i^O: br. 0,3>;'/,. — Inventar 1722. A 532. — Bei H. noch al>
echtes Werk des D. Teniers d. j. — Dagegen schon Bode bei v. Zahn S. 202. Es zeigt
in der That eine zu mühsame Vortragsweise und zu sclnvere Färbung für den Meister.
Der schlafende junge Bauer. Vorn links am Bier- und Eauch- 1089.
tische lehnt der junge Bauer sich, eingenickt, gegen die Wand. (1008.)
Teber ihm blickt jemand zur Wandluke herein. Kechts im zu- P 9-
rückliegenden Gemache vier Männer und eine Frau am Kamin.
Bezeichnet rechts unten (unecht): D . Texters . Fec.
Eichenholz : h. 0,35 : br. 0.25. — Inv. 1722. A WG, als Original. Später als
unecht im Vorrat. 1S46 wieder als echt zur Galerie. Dass es wirklich unecht ist,
hat Bode (bei v. Zahn S, 202) schon 1873 betont. Es ist zu leer im Vortrag, zu
schwer in der Farbe für den Meister selbst ; auch sieht man der Bezeichnung an ihrer
scharfen Schwärze die Unechtheit an.
Lautenspieler und Flötenbläser. Kniestück. Ein dicker, blond- 1090.
lockiger Mann in grauem Eocke und schwarzer Pelzmütze sitzt (1018.)
vor seinem Notenhefte am Tische und spielt die Laute. Links hin- P 7.
ter seiner Schulter blickt ein Flötenbläser mit roter Kappe hervor.
Eichenholz; h. 0,19Vj: br. O.IG. — Inventar 1722, A 606. — Damals als »un-
bekannt.« Später im »Vorrat. <; 1861 zur Galerie als eigenhändiges Werk D. Teniers
des jüngeren. So unmöglich, wie sie Bode (bei v. Zahn a. a. 0. S. 202) 1873 er-
schien, erscheint uns die Eigenhändigkeit (um 1686 — 1688) nicht ; aber da das Werk
nicht einmal im ältesten Inventar dem Teniers selbst zugeschrieben wurde, so ver-
setzen auch wir es unter die Werkstattsbilder.
David Teniers d. j., NIk. van Veerendael (geb. zu Ant-
werpen 1G40, gest. daselbst 1691, Nachfolger des D. Seghers,
vergl. N. 1229) und Carstian Luckx oder Luyx (Meister zu
Antwerpen um 1644).
Vor der Küche. Links vorn ein Tisch mit toten Vögeln auf |Q9|.
weissem Tuche, einem Fisch in einer Schale und einem stattlichen (1019.)
Glase Blumen vor graubrauner Wand. Eechts eine Küche, in M 3.
welcher hinten der Koch am Feuer steht, vorn sein Gehülfe an
einem Tische beschäftigt ist; daneben ein Hund. In der Mitte eine
Säule mit rotem Vorhang. Bezeichnet links neben den Blumen :
K. r, Verendael; — in der Mitte am Gestell über dem Katzen-
rücken: Carsticüi Liiclcx; — rechts unten: D. T. (wie um-
stehend).
352 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
'^,(y^(yauKiai
/? iHik-X..
T>.T.
Leimvand; h. 0,83: br. 1,20'/,. - 1725 aus der Sammlung Wrzowecz iu Prag.
- Teniers hat die Küche, Veerendael die Blumen, Lud« das Stüleben gemalt. Den
Namen des Luckx las H. »Bicks.« Die Inschrift könnte zur Not so gelesen werden.
Aolmlich bezeichnete Bilder in Madrid und Braunsel.weig beweisen aber, dass sie
Carstian Luckx gelesen werden muss ; und dieser Meister ist ohne Zweifel identisch
mit dem Kerstian Luyckx, der nach den »Liggeren« im Gildenjahr 1644—45 ^Meister
in Antwerpen wurde. Vergl. Riegel, Beiträge II, S. 126-127. - Phot. Braun V, 28.
David Ryckaert d. j.
Geb. zu Antwerpen den 2. Deceraber 1612, gest. daselbst den
11. November IG 61. Schüler seines Vaters Dav. Ejckaert d. ä.
Später durch A. Brouwer und die beiden Teniers beeinflusst. Da
auch sein Grossvater David Eyckaert hiess, nennt man ihn auch
wohl D. Eyckaert III. Thätig war er in Antwerpen.
1092. '" der Bauernstube. Eechts ist Küchengerät zusammen-
(1105.) gestellt. Ein Käuzchen sitzt auf einem Korbe. Eine rote Mütze
19 c. hängt an einem Balken. Links im Mittelgrunde am Tische steht
die Alte neben zwei zechenden Bauern. Der Alte aber wärmt
sich die Hände auf dem Eücken r>» 7> . yr> /^ "
am Kamin. Bezeichnet links l^V\yC*f^'1o'^^.
unten am Fasse: ^ / ^
Eichenholz; h. 0,50; br. 0,80. — 1741 durch Kaiserling.
1093. Alt und Jung. Das Sprichwort, welches rechts oben auf dem
(1102.) Zettel steht (Soo de onden songen, soo peepen de Jonyen)
19 c. ist durch das Treiben einer Bauernfamilie in ihrer Stube ver-
anschaulicht. Eechts die sechs Alten; unter ihnen die Mutter,
Antwerpener nnd Brüsseler Sitten maier. XVII. Jahr h. 353
welche das kleinste aus einem Glase trinken lässt, während von
den Männern der vorderste Krug und Glas hält, ein zweiter liest,
ein dritter sich die Pfeife anzündet.
Links die sechs Jungen, welche die Ij'R ^
Alten nachahmen; eins hat einen /^^ 1/ A CD*7~
Trichter auf dem Kopf, eins bläst v^^ K/) L. /\ I
die Flöte, eins hält eine Pfeife, t /TT-r yn ^— —
eins trinkt. Bezeichnet unten r 0 A ^
rechts am Stuhl : ^^
Eichenholz; h. 0,59; br. 0,96. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Vergleiche Venturi a. a. 0. p. 358. — Im H. "sehen Katalog waren Provenienz und
Datirung (oder Nummern und Maasse) mit dem folgenden (N. 1094) yerwechselt ;
denn nach Venturi war das Modeneser Bild von 1639 datirt, und das so datirte ist
das kleinere von beiden. — Phot. Braun V, 29 und Phot. Ges.
Alt und Jung. Das Sprichwort, welches links oben auf dem 1094.
Papier steht, wird, wie auf dem vorigen Bilde, durch das Treiben (1101.)
einer Bauernfamilie in ihrer Stube veranschaulicht. Links die 19 a.
sechs Alten ; unter ihnen ganz links die Mutter mit dem Säugling ;
dann folgt der Yater, welcher liest, ganz in der Mitte ein Mann,
der eine Pfeife raucht, während er sich die zweite anzündet. Rechts
die sechs Jungen, von denen einer rauchend zu Boden gestürzt
ist, einer trinkt, einer die Flöte bläst, derjenige ganz zur Rechten
sich unschicklich aufführt. Bezeichnet links unten :
Eichenholz; h. 0,6-472; br. 1,01. — 1744 durch Rossi aus Italien. — Bei H.
waren Provenienz und Datirung (oder Nummern und Maasse) mit dem vorigen Bilde
(X. 1093) verwechselt. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Braun VI, 29,
Stilleben mit der Katze. Küchengerät jeder Art, Kessel, Töpfe, 1095.
Körbe, Fässer u.s. w. Links auf dem Korbe ein Käuzchen. Rechts (1103.)
auf dem Tische Fleisch, Fisch und ein gerupfter Vogel. Vorn L 3.
darunter sitzt die Katze neben dem Leuchter. An der Wand ein
23
354 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Zettel mit dem Verse: Om minne van den smaer lackt de
hat den kandelaer. Darunter die Bezeichnung:
Leinwand ; h. 0,7972 ; br, 0,8772- — Zuerst im Katalog 1862. Aus dem Vorrat.
— Von H. wurde die Jahreszahl irrtümlich 1699 gelesen. Daher schrieb F. J. v. d. Bran-
den (Geschiedenis p. 607) das Bild ebenso irrtümlich einem Sohne unseres Meisters,
David Ryckaert IV. zu.
1096. Stilleben mit dem Knaben und dem Kreisel. Links ist Küchen-
(1104.) gerät zusammengestellt. Kechts peitscht ein Knabe seinen Krei-
50 c. sei. Unten links der Eest der Bezeichnung: D . Rijck
Leinwand; h. 0,5772; br. 0,8572- — Zuerst im Katalog 1S62. Aus dem Vorrat.
Gonzales Coques.
Geb. zu Antwerpen 1618 (nicht 1614), gest. den 18. April
1684. Schüler P. Brueghel's Tl. und David Eyckaert's II. We-
gen seiner Beliebtheit als Bildnissmaler in kleinem Format wurde
er »der kleine van Dyck« genannt. Thätig zu Antwerpen.
[097 Familienbild. Kechts der Garten. Links die Familie unter
(1108) §"6lbem Zeltvorhang auf der Terrasse ihres Hauses. Ganz links
19 b. sitzen ein Herr und eine Dame. Musikinstrumente liegen zu ihren
Füssen am Boden. Vorn rechts schreiten zwei junge Männer die
Stufen der Terrasse hinan. In der Mitte stehen ein Fräulein und
zwei Knaben, von denen der jüngste einen Hund an der Leine
hält, der im Begriff ist, Streit mit einer Katze anzufangen.
Eichenholz ; h. 0,67 ; br. 0,90. — Zuerst im Katalog von 1843. — Phot. Braun
XV, 26 und Phot. Ges.
Gillis (Aegidius) Tilborch.
Geb. zu Brüssel um 1625, gest. daselbst um 1678. Schüler der
Brüsseler Zeit David Teniers' II.; 1654 Meister der Brüsseler
Gilde.
Ant^ve^pener und Brüsseler Sittenmaler. XVII. Jahrh. 355
Vlämische Bauernhochzeit. Rechts das Dorfwirtshans, dessen 1098.
Hoffast den ganzen Vordergrund füllt. Links Blick in die Ferne. (1116.)
Das Brautpaar sitzt rechts im Mittelgrunde mit dem Pfarrer an 18 b.
dem Tisch neben dem Hause. Zahlreiche Gäste schmausen, zechen
und plaudern an Tischen und Fässern. Links wird einem schon
unwohl; rechts ist einer schon unter seinem Tische eingeschlafen.
Vorn in der Mitte sitzt eine Mutter mit ihrem Kinde am Boden
und hält in der Linken ein Glas, in der Rechten eine Blume. Be-
zeichnet vorn in der Mitte: G . TILBORCH.
Leinwand : li. 1,27 ; br. 1,94. — Wenn es, wie H. angenommen zu haben
scheint, das Bild des Inventars 1722, A 379, ist, so ist der Gegenstand daselbst ver-
wechselt worden ; denn ein »Corps de guardex stellt es doch nicht dar. Sicher ini
Inventar 1751. II. 275. — Phot. Braun VIII. 30.
Ein junger Bursche mit einer Flasche. In weissen Kniehosen, 1099.
graublauer Jacke, mit einer kirschroten Mütze im fuchsroten Haar, (1723.)
sitzt er, nach rechts gewandt, auf niedriger Bank an einem kleinen 1^ ^^•
Tische. In der Linken erhebt er eine Flasche, in der Rechten hält
er ein Schälchen. Rechts im zurückliegenden Zimmer drei Per-
sonen an einem Tische. Bezeichnet rechts unten: '3
Eichenholz : h. 0,25 ; br. 0,35. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein zu
Dux. — Bei H. irrig dem Holländer R. Brakenburg zugeschrieben. Auf Tilborch
deutet nicht nur das aus T und B zusammengesetzte Monogramm, sondern auch die
Malweise des Bildchens. So übrigens Bode schon 1873 bei v. Zahn Yi^ S. 195.
Abraham Teniers.
Geb. zu Antwerpen den 1. März 1629, gest. daselbst Ende Sep-
tember 1670. Sohn und Schüler seines Vaters D. Teniers' d. ä.,
weiterentwickelt unter dem Einflüsse seines Bruders D. Teniers' d. j.
Thätig zu Antwerpen.
In der Küche. Links am Feuer die Köchin, neben welcher, ||00.
von hinten gesehen, ein junger Mann am Kamin sitzt. Vorn rechts (1007.)
allerlei Küchengerät. Bezeichnet rechts in der Mitte: 18 c.
Tcrtief^sj^,
Vor dieser Inschrift ist unter dem Papierstöpsel der Flasche noch
ein A, erkennbar.
Eichenholz ; h. 0,37 ; br. 0,59Vj. — 1741 durch von Kaiserling. — Erst 1855
aus dem Vorrat«, in den es wahrscheinlich verbracht war, weil man es nach seiner
Inschrift und nach seiner Malweise nicht für ein echtes Werk David Teniers d. j. hielt.
23*
356 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Als solches gleichwohl bei H. Indessen hat Bode (bei v. Zahn a. a. 0. S. 193) schon
1873 darauf aufmerksam gemacht, dass das Bild sowohl durch seine Inschrift, als
auch durch seinen Stil als Werk des Abraham Teniers beglaubigt wird.
Ferd. van Apshoven II.
Geb. den 1. März 1630 zu Antwerpen, gest. Anfang April 1694
daselbst. Schüler seines Vaters, F. van Apshoven's L, aber wahr-
scheinlich auch D. Teniers des j., den er nachahmte. Bruder des
Thomas van Apshoven. (Vergl. N. 1217.) Thätig hauptsächlich
zu Amsterdam. Er war zugleich Kunsthändler.
1101. Im Atelier. Vorn links sitzt der Maler mit einem Federhut
(1017.) auf dem Kopfe, mit der Palette in der Linken vor seiner Staf-
P 5. felei. Vorn rechts kniet ein junger Mann vor einigen an einen
Stuhl gelehnten Gemälden. Links im Mittelgrunde betrachtet
ein Kenner, von hinten gesehen, die Gemälde an den Wänden.
Leinwand; h. 0,50»/,; br. 0,81Vj. — 1741 aus der Sammlung Wallensteiu in
Dux. — Erst 18G1 aus dem Vorrat; bei H. als echtes Werk Bsiviü. Teniers des j.,
für den es jedoch lange nicht gut genug ist. Die Bestimmung als van Apsho-\'en
stützt sich auf ein gleiches, aber grösseres, mit des Meisters Xamen bezeichnetes Bild,
welches 1883 im Kunsthandel zu Florenz war. Unser Bild ist sogar vielleicht nur
eine alte Copie nach letzterem. Scheibler (Dr. Not.).
Frans Breydel.
Geb. zu Antwerpen den 8. September 1679, gest. daselbst den
24. November 1750. Bruder des Chevalier Karl Breydel. Thätig
zu Cassel, zu London und zu Antwerpen.
1102. Maskenscherz unter römischen Ruinen. Links Bogentrümmer,
(1168.) alte Säulen und eine Vase; davor verkleidete Männer und Frauen
P 7. im Garne valstreiben. Rechts Blick in die Landschaft mit einer
Palme; vorn einige Zuschauer. Bezeichnet links am Vasensockel:
^c^Ä/
Eichenholz; h. 0,24; br. 0,29. — 1727 durch Le Plat. — Gegenstiick zum
folgenden.
1103. IVIasicentanz unter römischen Ruinen. Rechts grosse Säulen-
(1169.) ruine. Darin eine Vase. Davor der Tanz maskirter Männer und
P 7. Frauen. Links Blick in die Campagna; vorn einige Zuschauer.
Bez. rechts am Vasensockel (wie das vorige): F. BreijdeJ.
Eichenholz; h. 0,24; br. 0,29. — 1727 durch Le Plat. — Gegenstück zum
vorigen.
Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler. XVII. Jahrh. 357
Jan Joseph Horemans d. ä.
Getauft zu Antwerpen den 16. November 1682, gest. daselbst
den 7. August 1759. Thätig zu Antwerpen.
Ein Schuster in seiner Werl<statt. Der Meister sitzt mit einem 1104.
Hut auf dem Kopfe, nach links gewandt, an dem Tische, hinter (1172.)
dem sein Geselle arbeitet. Bezeichnet unten links: 18 a.
U
orewanJ
Eichenholz; h. 0,26'/»; br. 0,2072- — Gegenstück ziuu folgenden. — Die Pro-
venien2angabe dieser Bilder bei H. war. Avie schon die Maasse beweisen, nicht rich-
tig. Die Bilder winden erst 1778 mit der Spahn'schen Sammlung erworben: N. 27
und 28 der Liste.
Eine Mutter neben ihrem Kinde. Die Alte sitzt, fleissig nähend, ||05.
links am Fenster. Das Kindchen ist rechts in seinem Tisch und (1173.)
Stuhl umfassenden Gestell eingeschlafen. Bezeichnet unten rechts 18 a.
(wie das vorige): J. Horemans.
Eichenholz : h. 0,26V2 ; br. 0,20Vi- — 1778 mit der Spahn'schen Sammlung. —
Gegenstück zum vorigen. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
D. Die Antwerpener und Brüsseler Maler von
Reiterstücken, Gefechts- und Lagerscenen.
Peter Snayers.
Getauft zu Antwerpen den 24. November 1592, gest. zu Brüssel
1667. Schüler des Seb. Yranx. Thätig anfangs in Antwerpen,
seit 1628 in Brüssel.
Das Gefecht bei der Windmühle. Links stürmen Reiter die ||06.
Anhöhe des Mittelgrundes, auf der neben Bauernhäusern eine (1636.)
Windmühle steht. Vorn in der Mitte halten einige Reiter, deren 18 a.
einer mit einem Fusssoldaten spricht. Rechts im Hintergrunde
Hügel mit grünen Bäumen.
Eichenholz ; h. 0,40 ; br. 0,73. — Als N. 2932 im Jahre 1741 aus der Samm-
lung Wallenstein in Dux. — Bei II., der die Provenienz übersah, wie das folgende,
sein Gegenstück, dem Holländer Esaias van de Velde zugeschrieben, mit dessen Wer-
ken beide jedoch keine Verwandtschalt zeigen. — Bodo machte schon 1873 (bei
V. Zahn S. 20Cj mit Recht darauf aufmerksam, dass sie die Hand eines Nachahmers,
358 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
des Seb. Vranx zeigen. Scheibler (Dr Not.j, bestimmte dies noch näher dahin, dass
sie Jngendwerke des Peter Snayers, der eben ein Schüler des Seb. Vranx war, seien ;
und diese Ansicht wird bestätigt, da sich herausstellt, dass sie im Inv. 1754, 11 657
und 658, in der That als Werke des P. Snayers verzeichnet stehn. Im Verhältniss
zu unseren beglaubigton späteren Werken des Meisters (N. 111 imd 112) zeigen sie
in interessanter Weise, wie viel frischer und kräftiger er in seiner Jugend malte.
1107. Ein Reitergefecht. In der Mitte fechten zwei Keiter auf
(1637.) Schimmeln mit einander. Links vorn sind Fusssoldaten im
18 a. Kampfe; rechts vorn liegt ein mit seinem Keiter gestürztes
Pferd. Rad und Galgen ragen in der Mitte des Mittelgrundes.
Eichenholz ; h. 0,49 ; br. 0,727,. — 1741 mit dem vorigen, seinem Gegen-
stücke, aus der Sammlung Wallenstein in Dux. Vergl. die Bemerkungen zum vorigen.
1108. Plünderung eines Dorfes. Links und rechts Gebäude unter
(1052.) Bäumen. Brennende Häuser im Hintergrunde. Vorn in der Strasse
P 6. Plünderscenen. Soldaten fallen über Bauern her. In der Mitte
spiesst einer einen Bauern. Eechts erschlägt ein anderer einen
rücklings zu Boden gestürzten mit dem Gewehrkolben. Im Mit-
telgrunde schiessen Soldaten aus nächster Nähe auf einander.
Leinwand; h. 0,82; br. 1,1472- — 1742 durch Riedel aus Prag (als N. 3123).
1109. Räuber im Walde. In einer Schlucht hält der leere Reise-
(1049.) wagen. Links vorn werden die halbnackten Reisenden erschlagen
19 a. und geplündert. Rechts sammeln sich die Räuber. Links auf der
Anhöhe, von der Rad und Galgen drohen, nahen Soldaten.
Leinwand; h. 0,5372; hr. 0,67. — Inventar 1722, A 123. — Gegenstück zum
folgenden.
IIIO. Räuber vor dem Dorfe. Vor einem Doife, hinter welchem
(1050.) rechts in der Ferne Windmühlen ragen, werden Wagen von
19 a. Reitern angehalten ; ein grosser vierspänniger Wagen vorn in der
Furt. Links vorn erwischt ein Reiter einen Fussgänger am Mantel.
Leinwand; h. 0,5372) br. 0,67. — Inventar 1722, A 137. — Gegenstück zum
vorigen.
IUI Reiter im Hohlweg. Vorn links führt ein Holzsteg, auf dem
(1051.) ^^^ Mann im roten Rock geht, über den Bach. Rechts reiten zwei
18 b. Männer, denen ein dritter zu Fuss folgt, bild-
einwärts in den Hohlweg hinein. Rechts hohe
Felsen; ein Wasserfall stürzt von der Höhe;
ein Castell krönt den Gipfel. Bezeichnet un- "^^ ' ^ ^^'
ten in der Mitte:
UJ:
Leinwand; h. 0,597,; ^t. 0,497j. — Als N. 3140 im Jahre 1742 durch liiedel
aus Prag. — Die Lesart der Datirung »1669- bei II. war nicht richtig : der Meister
Vlämische Schlachten- und Reitermaler. XVII. Jahrh. 359
^tarb schon 1667. Immerhin ist es, wie das folgende, sein Gegenstück, ein charak-
toristisches Beispiel der verllachteren spatesten Jlahveise des Meisters.
In einsamer Felsenschlucht. Rechts die hohe, mit Kiefern |||2.
bestandene Felswand. Links hinter der Schlucht ein Castell. (1053.)
Vom rechts ein Reiter, nach links gewandt. Andere Leute auf 18 b.
dem Wege im Mittelgrunde.
Leinwand: h. 0,58Vi: br. 0,49. — Als N. 3141 im Jahre 1742 durch Riedel aus
Prag. — Gegenstück zum vorigen. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
Angeblich Mattheus Vroom.
Ein Maler dieses Namens war 1620 Meister der Antwerpener
Gilde. Liggeren I, p. 561 und 563.
Maria de' Medici's Landung In Antwerpen. Im Mittelgrunde 1113.
die Scheide mit vielen Schiffen, im Hintergrunde das jenseitige (1129.)
Ufer, im Vordergrunde der Strand. Rechts vorn wartet der mit P '7-
sechs Schimmeln bespannte Wagen. Die
Königin schreitet auf rotem Teppich mit /V/C 11?
zahlreichem Gefolge an's Land. Vor ihr
kniet ein Mädchen in allegorischer Tracht; /^Z U* ./
in der Mitte harren die Würdenträger ^ ^CCf
Antwerpens. Links Volksscene. Bezeich- f /^ 0
net vorn rechts: ^ ^ y /^
Eichenholz; h. 0,64»/,; br. 0,92. — Inventar 1722, B 381. — Damals keinem
bestimmten Meister, bei H. frageweise dem Mattheus Vroom zugeschrieben. Diese
Hypothese beruht nur auf der Uebereinstimmung unseres Monogrammes, sowie des
Ortes und der Zeit der Entstehung des Bildes mit der oben angeführten Liggeren-
.Votiz: dass sie anwahrscheinlich sei, lässt sich nicht behaupten.
Adam (nicht Anton) Frans van der Meulen.
Geb. zu Brüssel den 11. Januar 1632, gest. zu Paris den 15.
October 1690. Schüler des Peter Snayers zu Brüssel. Thätig
als Hofmaler und Akademie -Professor zu Paris.
Ausfahrt Ludwig's XIV. nach Vincennes. Der sechsspän- |||4.
nige Wagen der kimiglichen Familie, dem zahlreiche Vorreiter (1131.)
vorausziehn und berittene Hofleute folgen, bewegt sich, nach 18 b.
links gewandt, durch die baumreiche Hügellandschaft. Links
harren entblössten Hauptes Zuschauer zu Fuss und zu Ross.
Leinwand ; h. 0,G0 ; br. 0,8.5. — 1742 durch de Brais aus Paris. Damals schon
als »Promenade de Louis XIV ä. Vincennes« bezeichnet.
360 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1115. Ludwig'8 XIV. Einzug in Arras. Die umwallte Stadt dehnt
(1132.) sich klar im Hintergrunde. Der Zug windet sich von vom
18 b. rechts zum Hintergrunde links durch die Ebene. In dem sechs-
spännigen Wagen, neben dem entblössten Hauptes die Hofleute
schreiten, sitzt die Königin. Der König ist weiter vorn im Zuge.
Vorn harren die Zuschauer in ehrfurchtsvollen Stellungen.
Leinwand; h. 0,63: br. 0,97. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Damals
schon als »Prise de possession d'AiTas« bezeichnet.
Nach A. F. van der Meuten.
1116. Ludwig XIV. im Gefeclit am Canal von Brügge. Im Mittel-
(1133.) gründe tobt das Gefecht. Vorn im Walde sprengen der König und
P 5. ein Offizier, der entblössten Hauptes neben ihm reitet, fast von
hinten gesehen, dahin.
Leimvand ; h. 0,64 ; br. 0,86. — 1741 durch v. Kaiserling. — Damals als echt
bezeichnet. Schon bei H. nur als Copie.
Peter van Bloemen (Blommen).
Getauft zu Antwerpen den 17. Januar 1657, begraben daselbst
den 6. März 1720. Schüler des Simon van Douw. In Eom, wo
er 20 Jahre thätig war, erhielt er den Beinamen Standaard. Seine
datirten Bilder stammen aus der Zeit nach seiner Eückkehr in
seine Vaterstadt, wo er 1699 Dekan der »Schilders-Kamer« wurde.
1117. Viehmarl<t in Ruinen Roms. Rechts vorn hohe Säulen neben
(1139.) einer Bogenruiue; unter ihnen Kinder mit ihren Treibern. Links
48 b. im Mittelgrunde ein Rundtempel mit
rotem Ziegeldach. Vor demselben ein
Eseltreiber, der mit einem am Wege
sitzenden Manne spricht. In der Mitte
ein Reiter, dem zwei Pferde folgen.
Bezeichnet rechts unten :
P.Vß,
}7)0
Leinwand; h. 0,86; br. 1.01. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegenstück
zum folgenden.
1118. Reitübungen in Ruinen Roms. Links eine grosse Säulenruine.
(1140.) Rechts ein ummauertes Kloster. Vorn links und vorn rechts wer-
48 b. den je zw^ei Pferde gehalten. In der Mitte sprengt ein Mann in
gelbem Rocke auf sich bäumendem Schimmel davon. Bezeichnet
links unten: P . V . B . 1710.
Vlämische^Schlachten- und Reitermaler. XVII. Jahrh. 361
Leinwand : h. 0,85Vj ; br. l,01Va- — 1"42 durch Riedel aus Prag. — Gegen-
stück zum vorigen.
Vor der Campagna-Osteria. Links das Haus. Vor demselben, |||9.
sonnenbeschienen, einige Lastpferde mit ihren Führern. Rechts (1141.)
vorn ruhende Schafe und Ziegen; weiter zurück einige Männer 18 b.
und Frauen. Bezeichnet oben links: P . V . B . 1718.
Leinwand: h. 0.58; br. 0,49. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
— Gegenstück zimi folgenden.
Fischer in einer Felsenschlucht. Zwei Fischer stellen links 1120.
im Bergwasser ein Fangnetz. Rechts steht ihr Schimmel und ihr (1143.)
Esel; bei diesen ein Knabe. 18 b.
Leinwand ; h. 0,58 ; br. 0,49V2. — 1741 aus der Sammlung "Wallenstein in
Dux. — Gegenstück zum vorigen.
Nomadenzug. Die Hirtenfamilie zieht von links nach rechts ||2I.
über die Höhe. Inmitten der Schaf-, Ziegen- und Rinderheerde (1142.)
führt ein junger Mann ein braunes, beladenes Pferd am Zaume. 48 a.
Ganz links folgt ein Kameel.
Leinwand ; h. 0,72 ; br. 0,99V2. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Das Bild
scheint der römischen Friihzeit des Meisters anzugehören.
Im Feldlager. Links vor dem Zelte ein grosser, bedeckter 1122.
Bagage wagen, fünf Pferde und ihr Führer. Rechts vor dem Zelte (1144.)
am Feuer eine Frau, die ihr Kind auf dem Schoosse hält, und ein 18 c.
Soldat, der neben seinem Pferde steht.
Leinwand; h. 0,45; br. 0,55. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Bei H. nur
frageweise als »P. v. Bloemen.« Möglicherweise von Peter's Schüler und jüngerem
Bruder Norbert van Bloemen (geb. zu Antwerpen den 10. Februar 1670, gest. zu
Amsterdam um 1746).
L de Hondt.
Vlämischer Meister der zweiten Hälfte des XVn. Jahrhunderts.
Leben unbekannt.
Reitergefecht. Links vorn schiessen zwei Reiter auf einander. ||23.
Rechts vorn ist einer mit seinem Pferde gestürzt. Vorn in der (1146.)
Mitte liegt ein Toter auf dem Rücken. Im Mittelgrunde links ein 19 c.
Bauernhaus unter Bäumen. Rechts in der Ferne eine Stadt.
Eichenholz; b. 0,24Vj; br. 0,35. — Inv. 1754, II 532, als »Hond« schlechthin-
Daraus hatte schon der »Catalogue« von 1765 »Abr. Hond.« gemacht. So noch bei H.
Abraham Ilondius jedoch, von dem unser Bild N. 1147 herrührt, war ein ganz an-
derer Künstler, ein charakteristisch holländischer Jagd- und Tiermaler, wogegen der
unsere offenbar vläraischen Ursprungs ist. Kramm nennt (ITI, p. 722) einen belgi-
schen Meister L. de Hondt als Maler kleiner Schlachtenstücke. Nur dieser, von dorn
wir einige bezeichnete Bilder kennen, kann d«r unsere sein. Die Bezeichnung »A.
Hondt.«, die H. las, ist auch thatsächlich nicht zu finden.
362 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Jan Baptist van der Meinen.
Geb. zu Antwerpen den 15. December 1664, gest. daselbst um
1708. Thätig zu Antwerpen.
1124. Lustlager im Gebirge. Die Zelte sind in der Mitte aufgeschla-
(1734.) gen. Vorn auf dem Wege, nach rechts gewandt, ein sechsspän-
P 7. niger Gala- Wagen. Eeiter und Fussgänger daneben. Im Mittel-
grunde die Stadt an dem von Segelbooten belebten Flusse. Bez. 1. u.:
vzx^ der /TTUirax ~f- 7 5^ s
Leinwand: h. 0,42*/!; br. 0,57V2- — Inv. 1722, A 629. — Gegenstück zu den
beiden folgenden.
1125. Ein orientalischer Jahrmarkt. Links ein mächtiger Tempel
(1735.) mit abgestumpften Rundtürmen, die Minarete vorstellen sollen.
12 b. Eechts ein Marktschreier nach europäischer Art. In der Mitte Volk
in orientalischer Tracht, ein Kameel, ein Elefant u. s. w. Bezeich-
net 1. u. (wie das vorige) : J. B. van der Meiren 1698.
Leinwand; h. 0,4372; br. 0,58. — Inv. 1722, A 5.55. — Gegenstück zu dem
vorigen und dem folgenden.
1126. Ein orientalischer Seehafen. Links grosse Seeschiffe unter
(1 736.) steilem Felsenufer. Rechts eine Moschee mit Rundtürmen statt
12 b. der Minarete. In der Mitte das belebte Meer. Hinter schwerem
Gewölk kommt die Sonne hervor. Vorn buntes Strandtreiben.
Viel Volk in orientalischer Tracht, auch auf Kameelen.
Leinwand; h. 0,4272; br. 0,5772. — Inventar 1722, A 637. — Gegenstück zu
den beiden vorigen.
Kasper (Jasper) Broers.
Geb. zu Antwerpen den 21. April 1682, begraben daselbst den
19. Januar 1716. Schüler des J. B. van der Meiren. Thätig zu
Antwerpen.
1127. Reitergefecht im Gebirge. In der Mitte auf kahler Felsenhöhe
(1721.) zwei Bäume und zwei Kanonen. Rechts unter den Bergen mäch-
18 a. tige Dampfwolken. Links vorn im ^
seichten Flusse Reiter, die auf CZ^\ CT
einander schiessen. Das Haupt- ^^'^^^OERS i(^Qif
treffen rechts. Bez. unten links:
Leinwand; h. 0,3972: br. 0,597i. — 1"-12 dnrh Riodol ans Prag. — Gegen-
stück zum folgenden.
Vlämische Schlachten- und Reitermaler. XVII. Jahrh. 363
Reitergefecht im Ttiale. Links vor den Bergen zwei hohe 1128.
Bäume; rechts ein Fort. Weiter zurück eine belebte Brücke über (1722.)
dem Flusse. In der Mitte das Gefecht. Ganz links ist ein rot- 18 a.
rückiger Mann mit seinem Schimmel gestürzt. Ganz rechts liegen
gefallene Rosse und Reiter. In der Mitte setzt ein Mann seinem
Gegner den Fuss auf die Brust. Bezeichnet links unten:
<3o 0 roerj- 1 ecr
i
Leinwand; h. 0,39V2; br. CöO'/,. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegen-
stück zum vorigen.
Karei van Falens.
Getauft zu Antwerpen den 24. November IG 83, gest. zu Paris
den 26. Mai 1733. Schüler des Constantin Francken in Ant-
werpen. Thätig zu Paris. Mitglied der dortigen Akademie.
Aufbruch zur Reiherbeize. Links der Schlosspark, vor dessem 1129.
Thor die Jäger sich zum Aufbruch rüsten. Eine Dame und ein (1171.)
rotröckiger Herr, der den Falken auf der Rechten hält, sitzen "^ b.
schon zu Pferde. Ein drittes Pferd wird von einem Negerknaben
gehalten. Am Thor trinken ein Herr und eine Dame ein Glas
Wein mit einander. Rechts in der Landschaft ein Rundturm und
ein Kreuz. Bezeichnet rechts unten:
C' 'vamfaJuJi^
Leinwand; h. 0,ö-4Vj; br. 0,6572- — Zuerst im »Catalogue« 1765.
Jan Frans van Bredael.
Geb. zu Antwerpen den 1. April 1686, gest. daselbst den 19. Febr.
1750. Schüler seines Vaters Alex van Bredael (1663 — 1720),
der seinerseits Schüler seines Vaters Pet. van Bredael (1629 bis
1719) war. Weitergebildet durch Copieen nach Werken Jan
Brueghers und Ph. Wouwerman's. Thätig teilweise zu London,
hauptächlich in Antwerpen.
364 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1130. Vor der Hufschmiede. Links die Schmiede unter Bäumen.
(1829.) Rechts in der Ferne eine Windmühle. Vor der Schmiede halten
9 a. Reiter, deren einer seinen Schimmel beschlagen lässt. Rechts vorn
stelzenlaufende Kinder, von denen eins zu Boden gestürzt ist.
Leinwand; h. 0,40; br. 0,47. — Xacli H. durch Gotter doch stimmen die
Maasse nicht zu den im Inventar Gotter 10 und 11 genannten Bildern. Sicher im
»Catalogue« von 1765 ; und liier schon ausdrücklich unserem Jan Frans van Bredael
gegeben. — Gegenstück zum folgenden.
1131. Aufbruch zur Jagd. Links eine Anhöhe mit Bäumen, von der
(1830.) eine Kuh herabblickt. Rechts am Bretterzaun eines Gartens halten
^ ^' Jäger und Damen zu Pferde mit Hunden und Falken. Links vorn
wird ein Pferd in den Bach geführt.
Leinwand; h. 0,40; br. 0,47. — Herkunft wie beim vorigen, seinem Gegen-
stück ; vergleiche die Bemerlcungen zu diesem.
Vlämischer Meister.
Ende des XVII. Jahrhunderts.
1132. Der nächtliche Ueberfall. Links und in der Mitte das Zelt-
(1729.) lager, in dem hinten eine Feuersbrunst ausgebrochen ist. Von
^ 8- rechts her sprengen mit wehenden Bannern die feindlichen Rei-
ter heran, die von einer Gewehrsalve empfangen werden. Schwarze
Wolken am Himmel, links vom Mondschein durchbrochen.
Leinwand; h. 0,88Vi; br. 1,37. — Zuerst im Katalog 1835. — Bei H. frage-
weise dem Nik. v. d. Hecke zugeschrieben ; doch Bode hatte schon 1873 (bei v. Zahn
S. 19C) darauf aufmerksam gemacht, dass das Bild eher von dem Antwerpeuer Meister
van den Hoecke (geb. 1622, gest. nach 1GG5) herrühren könne. Ob dies wirklich
der Fall, bedarf noch der Untersuchung.
E. Die Landschafts- und Seemalei* der Ant-
werpener und Brüsseler Schule.
Jan Wildens.
Geb. zu Antwerpen 1586, gest. daselbst den 16. October 1653.
Schüler des Peter Verhulst; schon 1604 Freimeister der Lukas-
gilde zu Antwerpen, später einer der hauptscächliclisten Mitarbeiter
des P. P. Rubens daselbst auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei.
1133. Winterlandschaft mit einem Jäger. Links winterlich kahles
(979.) Gebüsch am Waldrand, rechts Schneefeld. Kechts vorn auf dem
K 4. Wege schreitet, lebeusgross, der stattliche Jäger im Hut und brau-
nen Rocke zum Bilde heraus. Ueber die linke Schulter trägt er
Vlämische Landschafts- und Seemaler. XVII. Jahrh. 365
seinen Speer; einen Hasen hält er in der linken Hand. Drei Hunde
begleiten ihn. Bezeichnet links unten:
lAN.WlLDENfS
FeCIT 1^94-
Leinwaiul ; h. 1,94 : br. 2,92. — Inv. 1722, B 1233 ; merkwürdiger Weise als
Copie« uach Wildens. Damals in Moritzburg. Im luv. 1753, II 248, sehou mit Recht
als Original von Wildens. In der That als eins der seltenen bezeichneten Bilder des
Meisters von besonderem lainstgeschichtUchen Interesse. — Phot. Braun IV, 29.
Lukas van Uden.
Geb. zu Antwerpen den 18. October 1595, gest. daselbst den
4. November 1672. Bildete sich nach der Natur. Trat 1627
der Lukasgilde in Antwerpen bei und dann als Mitarbeiter für
Landschaften in die Werkstatt des P. P. Rubens; in seine eigenen
Landschaften setzte nicht selten D. Teniers die Figuren.
Die Landschaft mit der Regenwoll<e. Links das in der Ferne ||34.
von blauen Höhenzügen begrenzte, vorn durch schilfurakränztes (1059.)
Wasser belebte Thal. Rechts der waldige Abhang. In der Mitte 18 a.
die Wolke, aus welcher es in grauen y
Streifen regnet. Rechts auf dem Wege ° ^^^W y ^ ^
Frauen mit Körben und ein Kind im '^(m* 1^(101 MHU^
Hemde. Bezeichnet unten rechts:
Eichenholz ; h. 0,40«/, ; br. 0,69V2- — Inventar 1722, A 198.
Am Abhang der Hügel. Links dachen die Höhenzüge sich ab. ||35.
Rechts dehnt sich die weite grüne Ebene. Links vorn auf der (1057.)
Höhe ein Bauernhaus; davor eine Gruppe von sechs hohen, spar- 43 b.
lieh belaubten Bäumen. Die zahlreichen ländlichen Figuren an
der linken Seite des Bildes, in denen man einen Brautzug zu er-
kennen meint, zei-
gen die Hand Da-
vid Teniers des j.
Bez. 1. u. (zum
Teil verletzt):
Leinwand; h. 1,58; br. 2,85Vj. — Inv. 17.54, n 171. — Phot. Braun XUI, 24.
L V . vcKu
366 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1136. Am Waldbach. Rechts Waldrand, links der Bach, der ganz
(10560 vorn kleine Wasserfälle bildet. Links und rechts vorn hohe Bäume.
19 c. Hirten und Heerden rechts am Wege. Bezeichnet ,^;^\}
unten rechts : ">' ' ^^^6 '
Eichenholz ; h. 0,22 ; br. 0,35. — Inventar 1722, A 653.
1137. Die Landschaft mit dem Regenbogen. Links das baumreiche
(1060.) Flussthal, rechts der waldige Bergabhang. Im Hintergrunde links
18 a. die Ebene, rechts über dem Höhenrücken ein Regenbogen. Vorn
auf dem Wege Wagen, Karren, Reiter, rastende
Wanderer und Vieh. Eine Heerde durchschreitet, ^ ,'V. v'
nach links gewandt, den Fluss. Bez. rechts unten:
Eichenholz ; h. 0,42 : br. 0,63Vj. — Inventar 1722, A 211.
1138. Landschaft mit den Eremiten Paulus und Antonius. Rechts
(1058.) Bergabhänge, links das Flussthal, im Hintergrunde eine blaue
19 c. Bergkette, an der grosse, weisse, von links citronengelb beleuch-
tete Wolken hängen. Vorn rechts die Klause der Eremiten, welche
vor der Thür sitzen. Die Figuren von D. Teniers dem j.
Eichenholz; h. 0,517^; br. 0,73. — Inventar 1722, A 429.
1139. Fischer am Flusse. Rechts der breite, von Höhen begrenzte,
(1061.) von Segelbooten belebte Fluss; links das waldige Ufer. Vorn in
9b. der Mitte eine Gruppe von Lastpferden mit ihren Treibern und
die Fischer, welche ihr Netz an den Strand ziehen.
Eichenholz; h, 0,25; br. 0,35. — Nach H., viie das folgende, durch Gotter
(zwischen 1730 nnd 1735) ; doch stehen sie nicht im Gotter'schen Inventar; und nach
Maassgabe der N. 3145 auf dem folgenden, seinem Gegenstücke, gehören sie vielmehr
zu den 84 Bildern, welche J. G. Riedel 1742 in Prag erwarb.
[140. Unfern des Seeufers. Links im Hintergrunde der See, aus
(1062.) welchem der Fluss nach rechts herabströmt, wo er einen kleinen
19 b. Wasserfall bildet. Links vorn zwei Reiter auf dem von hohen
Bäumen beschatteten Wege. Rechts Felsenufer.
Eichenholz; h. 0,25; br. 0,34Vj. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegenstück
zum vorigen. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
1141. Die Heerde im Thal. Rechts das Flussthal; links bewaldete
(1063.) Höhen. Ln Vordergrunde hohe Bäume. Rechts ein Gemüsekarren.
20 b. Links wird eine von der Sonne beleuchtete Rinder- und Schaf-
heerde bildeinwärts getrieben. Angeblich Vden bezeichnet.
Vlämische Landschafts- und Seemaler. XVII. Jahrh. 367
Leiinvand: h. 0.52Vj: br. 0.69. — Iiivoutar 1722. A 283, als >da Udine.« AIno
nicht erst 1741 erworben, wie H. annimmt. — Gegenstück zum folgenden. — Beide
erst 1S60 zur Galerie.
Gekappte Weiden am Waldrand. Links und in der Mitte des 1142.
Mittelgrundes ein grünes, baumreiches, von einem kleinen Flusse (1064.)
durchzogenes Thal. Kechts und vorn überall die Berghtänge. Vorn 20 b.
links gekappte Weiden und gefällte Bäume. Vorn rechts Schäfer
und Schäferin unter hohen Waldbäumen.
Leinwand: h. 0,50: br. 0,68. — Inventar 1722^ A 279, als >da Udine.« —
Gegenstück zum vorigen. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
AI. Kerrincx (Keirincx).
Geb. zu Antwerpen den 23. Januar 1600, gest. wahrscheinlich
in Amsterdam nach 1652. In Antwerpen, wo er 1619 Meister
der Gilde wurde, ist er nur noch bis 1626 nachweisbar. Vergl.
J. F. V. d. Branden, Geschiedenis p. 1059 — 1060. Er ging von
der vlämischeu Landschaftsmalerei aus, wurde später in Holland
aber stark durch die dortigen Meister beeinflusst.
Waldweg am Wasser. Der links von Schilf, blühenden Schwert- ||43_
lilien und alten Baumstümpfen begrenzte stille Fluss nimmt den (1607.)
ganzen Vordergrund ein. An seinem jenseitigen Ufer kommt die P 8.
Landstrasse links aus dem Wald, zieht sich in der Mitte um eine
mächtige Baumgruppe herum und führt rechts zu den Bauern-
häusern, die im Mittelgrunde liegen. Kechts ein Bauernwagen;
links ein Bauer, eine Bäuerin und ein /\ i/ "K/^
Knabe, die bildeinwärts schreiten. Bez. -^^>.- ~ - JXA
rechts unten:
Eichenholz ; h. 0,57 ; br. 0,99Va. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Gegenstück zum folgenden. — Die Auffindung der unzweifelhaften, wenn
auch nicht unversehrten Bezeichnung macht dem (z. B. von Riegel, Beiträge 11, S. 179
und von Bode bei v. Zahn VI, S. 206 ausgesprochenen) Zweifel an der Echtheit dieses
Bildes und des folgenden ein Ende. Sie sind von grösster Wichtigkeit für die Ent-
wicklungsgeschichte des Meisters, weil sie beweisen, dass er noch ganz von der Rich-
tung G. V. Coninxloo"s, .Tan Bnieghel's u. s. w. ausging; sie müssen als seine früli-
sten bekannten Bilder gelton.
Waldweg über eine kleine Anhöhe. Links im Mittelgrunde 1144.
liegt das Bauernhaus; in der Mitte steht eine reiche, prachtvolle (1606.)
Baumgruppe; rechts fliesst der Fluss. Auf dem Wege, der zum P 8.
Fluss hinabführt, hält rechts ein einspänniger Bauernwagen und
sitzen zwei Frauen mit Korben neben einer stehenden Bauern-
368 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
familie, fährt links ein zweispänniger Leiterwagen davon. Ganz
vom zu beiden Seiten alte Baumstümpfe und Blattpflanzen.
Eichenholz; h. 0,57Vi; br. 0,99Vj- — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Gegenstück zum vorigen. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
1145. Weiher im Walde. Links auf dem Waldwege treibt ein Mann
(1G05.) zwei beladene Pferde bildein wärts. Rechts ein Haus am Wald-
P 8. rande und ein grosser Weiher. Vorn in der Mitte alte Baum-
stümpfe. Bezeichnet unten in der Mitte:
'JK: KeKKNICX'A l^i^'O
Eichenliolz ; h, 0,28 ; br. 0,3572. — Inventar 1722, A 672.
1146. Flussdurchströmtes Waldbild. Links vorn eine mächtige braune
(1608.) Baumgruppe. Eechts vorn ein grauer Fluss am Waldrand. In
Q 2. der Mitte Fernblick über den Fluss auf die Hügel, welche die
Ebene begrenzen. Auf dem Waldwege in der Mitte Jägerstaffage.
Angeblich bezeichnet A. K. (zusammengezogen).
Eichenholz; h. 0,44Vi; br. 0,70V2. — 1751 als Geschenk der Königin an den
König von der Leipziger Ostermesse. H. — Das Bild gehört, wie sein Vergleich mit
dem bezeichneten, von 1640 datirten Bilde des Braunschweiger Museums lehrt, der
spätesten, schon ganz von den Holländern beeinflussten Richtung des Meisters an.
Gillis Peeters.
Getauft den 13. Januar 1612 zu Antwerpen, begraben daselbst
den 12. März 1653. Der älteste der drei Brüder Gillis, Buona-
ventura und Jan Peeters. Er hatte in Antwerpen eine gemein-
same Werkstatt mit Buonaventura.
1147. Bauernhütten. Links und in der Mitte zwei Strohdachhütten
(1100.) unter Bäumen. Kechts, jenseits des Teiches, zu dem ein alter
18 c. Bauer seinen beiden Kühen folgt, grünes Hügelland und in der
Ferne eine Kirche. Bezeichnet unten links:
T(Hc
i'S.
Eichenholz; h. 0,3672; br. 0,56. — Inventar 1722, A 302, als »Teniers.« —
Der Namenszeichnung und dem Stil nach sicher von einem der Brüder Peeters. Von
H. dem Jan Peeters zugeschrieben, dessen Hand wir jedoch nicht in dem Bilde er-
kennen. Das Bild der Düsseldorfer Akademie, auf dem Gillis Peeter sich neben sei-
nem Bruder bezeichnet hat, lässt vielmehr keinen ZAveifel daran, dass es von dem
ältesten der drei Brüder herrülirt.
Vlämische Laiidschafts- und Sriomaler. XVII. Jahrh. 369
Jacques d'Arthois.
Geb. 1G13 zu Brüssel, gest. daselbst nach 1683 (nicht 1665,
wie angegeben zu werden pflegt. Vergl. Pinchart in Meyer's Künst-
ler-Lexikon II. S. 311). Sein erster Lehrer war Jan Mertens.
Später wurde er besonders durch Lodewijck de Yadder beeinflusst.
Thätig in Brüssel.
Hirten im Waide. Grosse Waldlandschaft. Links vorn und ||48.
rechts etwas weiter zurück mächtige Bäume auf einer Anhöhe. (1095.)
In der Mitte und rechts der gelbe Sand weg, an dem Kühe, Ziegen 48 b.
und Schafe weiden, der Hirt und die Hirtin rasten. Hinter der
Lichtung des Weges ein saftiges, von fernen blauen Höhen be-
grenztes Flussthal. Bezeichnet links unten:
Leinwand: li. 0,85*/j: \>r. 1.17. — 1742 diuch Riedel aus Prag.
Halt Im Walde. Ueppige Waldlandschaft. Eechts vorn und ||49.
links weiter zurück stattliche Baumgruppen. Halblinks, unten (1096.)
hinter dem gelben Sandweg, ein reiches, von fernen blauen Höhen 47 a.
begrenztes Flussthal. Vorn auf dem Wege drei Reiter, ein Hund,
eine Frau mit einem Kinde und ein am Boden hockender Bettler.
Leinwand; h. O.öT'/i; br. 0,82'/,. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegen-
stück zum folgenden.
Fahrt durch den Wald. Schöne Waldlandschaft. Links üp- ||50.
piger Waldrand. Davor gelber Sandabsturz. Rechts unten hinter (1097.)
drei hohen Bäumen ein Weiher in grünem Land und ferne blaue 47 a.
Höhenzüge. Vorn auf dem Wege, nach links gewandt, ein Wagen
mit drei Insassen und drei Pferden. Davor ein Hund.
Leinwand; h. 0.53; br. 0,82V2- — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegenstück
zum vorigen.
24
370 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Buonaventura Peeters.
Getauft zu Antwerpen den 23. Juli 1614; gest. zu Hoboken bei
Antwerpen den 25. Juli 1652. Bruder des Gillis Peeters, mit
dem er gemeinsam zu arbeiten pflegte, und des Jan Peeters.
Thätig zu Antwerpen und (später) zu Hoboken bei Antwerpen.
[151. Eine orientalische Seebucht mit Kriegsschiffen. Grosse breite,
(^1098.) links und in der Mitte von hohen kahlen Bergen umschlossene,
P ß- nach rechts geöffnete Seebucht. An den Bergen die von einem
hohen Turm überragte orientalische Stadt. Rechts auf dem Meere
Kriegsschiffe, die einander mit Kanonenschüssen begrüssen. Vorn
am Ufer buntes Volk in türkischer Tracht. Bez. unten rechts:
m ßohkcn • i 6j2.
LeinAvand; h. 0,75*72 j tr. 1,11\'2. — 17-42 durch Riedel aus Prag. — Eins
der allerletzten Bilder des Meisters. — Angeblich die Rhode A'on Corfü.
Gillis Neyts (Nijts).
Geb. zu Antwerpen um 1617, gest. daselbst 1687. Angeblich
Schüler des Lucas van Tiden, Thätig zu Antwerpen.
1152. Waldige Berglandschaft. Eechts eine alte Bur^; davor ein
(1111.) kleiner Wasserfall. Links Blick in's Thal; davor Herren und
48 a. Damen zu Pferde, Diener, Bettler und Hunde. Bezeichnet un-
ten in der Mitte:
J ^
Leinwand; h. 1,30; hr. 1,95). — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegenstück
/um folgenden.
1153. Berg- und Ruinenlandschaft. Links eine Hütte unter Bäu-
(1112.) men. Dahinter Blick in's Thal und auf ferne blaue Bergkegel.
48 c.
Vlämisclie Laiulschafts- und Seemaler. XVII. Jahrb. 371
Kechts eine Kuine mit altem Turm am Bergabhange. Vorn auf
der Strasse vornehme Gesellschaft, teils zu Fuss, teils zu Ross.
Bezeichnet rechts unten:
»
Leinwand: h. I.I8V2; br. 1.91. — 1742 duirh Riedel aus Prag. — G^egenstück
zum Torigen.
Peeter Gijsels.
Auch Geysels und Gijzels geschrieben. Getauft zu Antwerpen
den 3. December 1621, gest. daselbst 1G90 oder 1691. Schüler
des Jan Boots. Xachahmer der Landschaften Jan Brueghel's des
älteren. Thätig zu Antwerpen.
Dass der Aveiche, feine Stillebenmaler P, Gijsels und der Landsehafter im Stile
Fan Bnieghrrs pine und dieselbe Person seien, wird noch allgemein angenommen
ivergl. Branden. S. 1019 — 1022). Ist es wirklich der Fall, so muss er die Land-
-ihaften in seiner Jugend, die Stilleben in seinem Alter gemalt haben. Vergleiche
des Verfassers Bemerkungen in seiner /Geschichte der Malerei« III, S. 396.
Ein Kirchdorf am Fluss. Links die Dorfstrasse, rechts der 1154,
Fluss; in der Mitte die Kirche mit grünem Dache und spitzem (847.)
Turme. Ein Wagen links auf der Strasse. Zwei Schiffe vorn 20 c.
rechts im Wasser. Vorn in der Mitte zwei
Frauen vor einem Korbe und viele Zuschauer. r pv/cpi C
Bezeichnet unten links : X. ^ J
Kupfer: h. 0.16Vj; br. 0,22Va. — Inventar 1722, A^97.
Felsiges Flussthal, von oben gesehen. Rechts steile Berg- ||55.
hiinge; vorn am Wege unter einem hohen Baume allerlei Volk. (854.)
Links im Mittelgrunde der in der Mitte neben einer Windmühle 20 a.
überbnickte Fluss; im Thal eine kleine Ortschaft mit einer grossen
Kirche. Bezeichnet r. u. (schwer erkennbar): Peeter Gysels.
Kupfer: h. 0,20«/,; br. 0,26. — Inventar Guarienti (vor 175.3) N. 1074. —
Nach H. 1749 aus Paris. — Gegenstück zum folgenden.
Felsiges Flussthal, von oben gesehen. Links steile Felsen; ||56.
vorn auf dem Wege Saumtiere mit ihren Treibern. Unten der (853.)
Fluss, der sich aus blauer Ferne zum Vordergrunde rechts herab- 20 a.
24*
372 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
schlängelt. Am jenseitigen Ufer rechts eine Ortschaft mit einer
Kirche. Scheint rechts unten wie das vorige bezeichnet gewesen.
Kupfer: h. 0,20'/2; Lr. 0,2572- — Inventar Guarienti (vor 1753j N. 1075. —
Nach H. 1749 aus Paris. - Gegenstück zum vorigen.
1157. Bauernhaus am Canal. Links ein ländliches Giebelhaus un-
(849.) ter Bäumen. Rechts ein rechtwinkliger Canal, an dem eine
20 c. schnurgerade Strasse den fernen blauen Hügeln zustrebt. Be-
zeichnet unten links: P. G. F.
Kupfer; h. O.ieVj; br. 0,227^. — Inventar 1722, A GS9.
1158. Dorfstrasse am Fluss. Rechts die Häuser, in der Mitte eine
(850.) Baumgruppe, links der Fluss und Fernblick. Vor den Häusern
20 c. buntes Volk, im Flusse verschiedene Boote. Bez. 1. u.: P. G.
Kupfer: h. 0,20; br. 0,25»A. — Inventar 1722. A G16.
1159. Die Kuhweide am Flusse. Rechts die Dorfstrasse, auf der
(851.) eine Heerde herangetrieben wird. Links der sich schlängelnde
20 c. Fluss, an dessen Ufer auf grüner Wiese rote und weisse Rin-
der grasen. Bezeichnet unten in der Mitte : P. G.
Kupfer; li. 0,167^; br. 0,22Vj. — Liventar 1722, A 339.
1160. Bauerntänze im Dorfe. Rechts vorn ein Wirtshaus unter
(848.) Bäumen; davor ein Dudelsackpfeifer auf einem Fasse, ein tan-
20 c. zendes Paar und Zuschauer. Links im Mittelgründe ebenfalls
ein Wirtshaus unter Bäumen; davor ein Bauern -Ringelreihen.
Ganz links vorn eine Kuhheerde, hinten in der grünen Ebene
eine weisse Landstrasse.
Kupfer; h. 0,my^; br. 0,22>/,. — Inventar 1722, A G02.
1161. Jagdbeute am Waldrand. Vor dem Walde, der links unter
(846.) rötlichem Abendhimmel etwas zurückweicht, lehnt vorn am Baiim-
20 c. stamm eine Büchse, hängen an ihm Hasen und wildes Geflügel.
Anderes Jagdgerät und andere Jagdbeute liegen links vorn am
Boden. Daneben ein Hund. Bezeichnet links unten:
PEErER Gysrts
Kupfer; h. 0,367i; br. 0,29. — Inventar 1722, A 437. — Vergleiche die Vor-
bemerkung zu diesem Meister.
1162. Jagdbeute am Waldrand. Vor dem Walde ist vorn in dem
(845.) Stamme eines Baumes, in dem Eichkätzchen spielen und Vögel
20 c. flattern, Jagdgerät und Jagdbeute aufgehängt. Unter letzterer ein
grosser Hase, dessen Hals und Kopf am Boden ruhen. Ganz vorn
I
Vlämischo Landschafts- und Soeraaler. XVII. Jahrh. 373
links liegen ein Gewehr, ein Pulverhorn und viele erlegte bunte
Viigel am Boden. Rechts vorn eine hohe Distel.
Kupfer: h.0,4G'.,; br. 0,33Vj- — Inventar 1722, A 166. - V-rirleicho die
\'i nbemeikung zu diesem Meister.
Lukas Achtscheilincx.
Getauft zu Brüssel den 11. Januar IG2G, begraben daselbst den
12. Mai 1699 (nach Pinchart, Urkundenforschung). Schüler des
P. van der Borcht. Später durch Jaques d'Arthois beeinflusst.
Vergl. AVoltm. u, Woerm. III, S. 527. Thätig zu Brüssel.
Landstrasse am Walde. Links vor den Häusern am Waldrand 1163.
ein Teich mit Schwänen. Rechts die .belebte Landstrasse am (900.)
Flusse; im Mittelgrunde Wald. 19 c
Leinwand; h. <),:J5Vi; br. 0,46' j. — 1742 durch Riedel aus Prag als Tnventar-
N'nmmer 3120 ; daher nicht, wie H. annahm, durch Gotter. Als »Achtschelling«, wie
sein Gegenstück, das folgende, schon im Invontar 17.j4, II I.j und 16.
Haus am Walde. Das Haus liegt vorn halb links unter hohen 1164.
Bäumen. Rechts ein Canal mit einem Boote und mit Schwänen, (901.)
hinter Wiesen ein Fluss und im Hintergründe ferne blaue Höhen- 19 c.
Züge. Buntes Volk im Vordergrunde.
Leinwand; h. 0,3.5'/2; br. 0,46'/j. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Vergleiche
die Bemerkungen zum vorigen, seinem Gegenstücke.
Hendrik van Minderhout.
Geb. zu Rotterdam 1G32, gest. zu Antwerpen den 22. Juli 1696.
Thätig anfangs in Holland, von 1652 — 1672 in Brügge, dann
in Antwerpen. Wenngleich der Meister Holländer von Geburt
war, wirkte er doch schulbildend in Antwerpen.
Ein orientalischer Seehafen. Links an der bergigen Küste ||65.
die Stadt mit einem steilen, befestigten Felsen. Rechts das offene (1150.)
graugelbe Meer. Ein Schiff mit vollen Segeln steuert, indem es 18 a.
den Salutschuss abfeuert, in den Hafen. Vorn der Strand mit vie-
lem Volk in orientalischer Tracht. Links eine Landungsscene ;
rechts Kameele und Pferde mit ihren Führern. Bez. u. i. d. M. :
ji^aixßixn^iiA
Oll
Leinwand: h. 0,8.^'/»; hr. 1,17. — Inventar 17r)4, II 86.
374 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Cornelis Huijsmans.
Auch Huysmans van Mechelen genannt. Getauft zu Antwerpen
den 2. April 1648, gest. zu Mecheln den 1. Juni 1727. Schüler
des G. de Witte in Antwerpen, des Jacques d'Arthois zu Brüssel.
Thätig in Antwerpen, in Brüssel, hauptsächlich in Mecheln.
1166. Schafhütte am Walde. Die Hütte, vor der die Schafe ruhen,
(1148.) hebt sich in der Mitte des Mittelgrundes vom tiefgoldgelben Abend-
18 b. himmel ab. Vor ihr stehen zwei Bauern, die von links scharf gold-
braun beleuchtet sind. Vorn links und rechts Wald, in der Mitte
fein Weg mit Wanderern zwischen Blumen und Felsen.
Leinwand; h. 0,5872; br. 0,8ü'/2. — 1712 durch Riedel aus Prag.
1167. Wald- und Seelandschaft. Links unten im Mittelgrunde der
(1149.) See, an dessen Ufer ein Kahn liegt. Rechts vorn der Wald über
18 a. gelbem Sandabsturz. Ferne Berge im Hintergrund. In der Mitte
auf dem von links scharf beleuchteten Sandwege sprechen ein Mann
und eine Frau in antiker Tracht mit einander.
Leinwand ; li. OjSöV, ; br. 0,4oVj. — 187G im Kunsthandel aus Grünberg.
Adr. Frans. Boudewijns und Pieter Bout.
Ersterer getauft zu Brüssel den 3. October 1644, gest. daselbst
nach 1700; letzterer getauft zu Brüssel den 5. December 1658,
gest. daselbst nach 1700. Beide arbeiteten in der Regel zusam-
men. Boudewijns malte die Landschaften, Bout die Figuren.
1168. Italienische Landschaft mit Hirten. Links unter hohen Bäu-
(1151.) men mächtige alte Mauern. Rechts Blick in's Gebirge. Unten
P 4. in der Mitte ein Stückchen Wassers. Vorn am Wege sitzt ein
Mann und spricht mit einer Frau. Rechts Rinder-, Schaf- und
Ziegenheerde.
Eichenholz: h. 0,25; br. Oj^ä'A. — 1742 durch Riedel aus Prag. Bei H. irr-
tümlich als durch von Kaiserling. Es ist Inventar-Nummer 3162.
1169. Ruinen in der Campagna. Links vorn am Wege ein Baum.
(1154.) Rechts am Fuss niedriger Felsen mächtige römische Ruinen, un-
P 7. ter denen Zigeuner lagern. Ein Kessel über dem Feuer. Vorn auf
dem Wege eine wahrsagende Zigeunerin im roten Mantel. Links
auf dem Wege ein Reiter.
Eichenholz; h. 0,28; br. 0,'14. — Xicht im Inventar 1722, Avie H. annahm, son-
dern, als Inventar- Nummer 271-1, 1741 dmch von Kaiserling.
Vlämische Laudschatts- und Seemaler. XVII. Jahr h. 375
Brunnen am See. Eechts der See mit altem Rundturm im 1170.
Mittelgrunde. Links ein Brunnen. Ein Reiter tränkt sein Pferd (1155.)
aus dem Becken. Zahlreiches Volk davor. Rechts führen Stufen, P 7.
auf denen ein Mann in rotem Rock kniet, zum Strande hinab.
Eichenholz; h. 0,22; br. 0,34'/». — Inventar 1722, A lUS. — Gegenstück zum
t"liron(l»"'n.
Burgen am Strom. An dem von Kähnen belebten Flusse ||7I.
liegen sich zwei stattliche Burgen gegenüber. Links vorn be- (1157.)
schatten hohe Bäume den Weg, auf dem Hirten mit ihren Rindern P 7.
und Schafen gehen und eine Frau auf einem Schimmel reitet.
Eichenholz : h. 0,2272 : br. 0,34V2. — Inventar 1722. A 67>!. — Gegenstück
zum vorigen.
Im Flussthal. Rechts windet sich der Fluss, in dem vorn ||72.
Rinder stehen und Kinder baden, durch die baumreichen L'fer. (1156.)
Links unter hohen Bäumen führt der reich belebte Weg, auf dem 18 c.
ganz vorn ein Esel getrieben wird, zu der hell von der Sonne be-
schienenen Ortschaft, die im Mittel gründe am Fusse der Anhöhe liegt.
Leinwand; h. 0.3G ; br. 0,52Vj. — Inventar 1722, A 433. — Gegenstück zum
folgenden.
Seehafen. Rechts das gebirgige Ufer; vorn das bunt belebte ||73.
Hafenquai mit alten Ruinen und einem römischen Triumphbogen. (1158.)
Links das offene Meer mit Barken im Vordergrunde, grossen See- Q 2.
schiffen im Hintergrunde. Vorn wird eine Barke beladen. Ein
Mann in rotem Hemde trägt noch einen Sack herbei.
Leinwand ; h. 0.37 ; br. 0,53V2. — Inventar 1722, A 434. — Gegenstück zum
vorigen.
Der Markt am Fusse des Schlossberges. Links der Schloss- ||74.
borg mit steilen Felsen und Mauern, oben von Gebäuden gekrönt. (1160.)
Rechts vorn ein hoher Baum, im Hintergrunde blaue Berge. Im 18 c.
Vordergrunde das Viehmarktstreiben; rechts Obstverkauf neben
einem Lastesel.
Leinwand : )i. U,41 ; br. 0,56. — Nicht 1742 durch Riedel aus Prag, wie If.
angab, sondern Inventar 1722, A 556, wie die noch auf dem Bilde erhaltene Num-
mer beweist.
Am Denkmal vor der Landkirche. Das Denkmal liegt rechts ||75.
vorn unter hohen Bäumen. Die Kirche, ein Rundbau mit Säulen- (1159.)
getragener Giebelvorhalle, liegt links im Mittelgrunde. Vorn auf P 4=.
dem buntbelebten Wege stehen zwei Jäger mit ihren Hunden.
Eichenholz: li. 0,25; br. o,35Vj. — 1742 durch Riedel aus Prag.
376 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Peter Rijsbrack.
Getauft zu Antwerpen den 25. April 1655, gest. nach einigen
1729 in Brüssel. Anfangs Schüler des P. A. Immenraet in Ant-
werpen, dann des Francois Millet in Paris; er kehrte jedoch nach
Antwerpen zurück, wo er hauptsächlich thätig war, sicher noch
1719. Während der letzten Jahre seines Lebens in Brüssel.
1176. Berglandschaft mit einem Castelle. "Vorn rechts am Abhänge
(732.) ein mächtiger Baum, vorn links in der Schlucht ein Wasserfall;
44 a. das Castell in der Mitte auf dem Berge. Vorn wäscht sich ein
Mann die Füsse. Halbumwölkter Himmel; Abendlicht von links.
Leinwand; h. 0,72 : br. 0,97. — Nach dem Inv. 8^ (A 2514) 1740 erworben. —
Damals als »Poussin. . — Bei H. doch schon nur frageweise dem Gasp. Poussin ge-
lassen. — Der Vergleich mit den Bildern Peter Rijsbrack's in der Augustinerkirche
und im Museum zu Antwerpen, die flüchtige decorative Malweise, der schwere Ton,
lassen keinen Zweifel daran, dass es von diesem Meister herrührt, unter dessen Wer-
ken übrigens schon G. F. Waagen (Handbook p. 345) es mit Recht aufgeführt hat.
Jan Frans van Bloemen (Blommen).
Getauft zu Antwerpen den 12. Mai 1662, gest. zu Rom um
1648. Bruder des P. v. Bloemen. Schüler des Anton Goubau
in Antwerpen; dann in Rom, wo er den Beinamen Orizzonte em-
pfing und sich an Gasp. Dughet (gen. Poussin) anschloss.
1177. Mittelitalienische Landschaft. Der Fluss, welcher das von
(1145.) hohen blauen Bergen überragte Thal durchzieht, bildet in der
6 b. Mitte einen Wasserfall und trägt links vorn einen Kahn. Rechts
vorn mächtige Baumgruppen. Links im Mittelgrunde ein Haus.
Vorn in der Mitte einige halbnackte Fischer.
Leinwand: h. o,72: br. 0,96Vj- — l'^40 als »Poussin« erworben. Inventar SO,
A 2514. — Schon bei H. richtig als Orizzonte.
Lucas Smout d. j.
Getauft zu Antwerpen den 27. Februar 1671, gest. daselbst An-
fang April 1713. Schüler des H. v. Minderhout. In der Rich-
tung von Bout und Boudewijns weiterentwickelt. Vergl. F. Schlie,
Schweriner Katalog S. 5 8 7 — 590.
1178. Ein Seehafen. Links die Küste mit der Stadt, ganz vorn ein
(1152.) monumentaler Brunnen mit antikem Itelief. Rechts die Seebucht
P 4. mit einem grossen Segelschiffe, vorn anlegende Barken. Buntes
Yläraische Landschafts- und Seemaler. XVII. Jalirh. 377
Treiben im Yordergninde. Zwei Manner in orientalischer Tracht
stehen zwischen dem nordischen Volke.
Eichenholz; h. 0,34'/,; br. 0,48. — luv. 1722, A 489. - - D(-rt als :>Baut-
>^taffier«, wie in diesem Inventar die von Bout staffirten Bilder des Boudewijns be-
zeichnet zu werden plle|,'ten. — Indessen zeigen dieses Bild und das folgende, sein
(.egenstiick, eine andere, liüchtigerc, kältere Hand, als unsere Bilder der genannton
l>eiden Künstler. F. Schlie machte uns zuerst darauf aufmerksam, dass sie von Smout
herrühren ; und in der That lässt ihr \ergleich mit den bezeichneten Bildern dieses
Aioistors im Schweriner Museum dies wahrscheinlich erscheinen.
Bettler an der Kirchenthür. Die Kirche, vor welcher zahl- 1179.
reiche Bettler und Krüppel lagern, liegt rechts unter Bäumen. (1153.)
Links ein Brunnen, zu dem sich Rinder herandrängen. In der P 4.
Mitte eine Crucifix auf hoher Säule. Im Hintergrunde eine Berg-
landschaft, ganz links die Seebucht.
Eichenholz: h. 0,34; br. 0.49. — Inventar 1722, A 438. — Gegenstück zum
vorigen. Vergleiche alle Bemerkungen zu diesem.
Unbestimmter Meister.
Erste Hälfte des XVII, Jahrhunderts.
Waldgegend. Links auf dem Waldwege ein Esel und zwei 1180.
Männer, von denen einer sich hinter einen Baumstamm versteckt. (965.)
In der Mitte vorn ein Ziegenhirte. Rechts in der Furt des Baches R 5.
ein dreispänniger Bauernwagen. Im Mittelgrunde ein Fluss. Im
Hintergrunde, jenseits der Ebene, blaue Höhenzüge.
Eichenholz; h. 0,68; br. 1,00. — Im Inv. 1722, A 119, als »Wonnersmann- ,
was schwerlich mit H. als Wouwerman, den dasselbe Inventar Wauermann schreibt, zu
deuten ist. — Bei H. frageweise dem Dav. Vinck-Boons gegeben, mit dessen Stil es
jedoch keine Gemeinschaft zeigt. Im Inv. 1754, II 677, als »van Uden«; doch ist
;iui-h die.so Benennung nicht zuzugeben. "Wir kennen den Meister nicht.
Unbestimmter Meister.
Um 1700.
Seebucht. Vorn hohe braune Bäume; links ein Wasserfall; 1181.
in der Mitte auf dem Wege ein Reiter und drei Männer zu Fuss. (1786.)
Rechts im Mittelgründe an der Bucht ein Leuchtturm, im Hin- P 6.
tergrunde eine Stadt. In der Mitte des Hintergrundes das Meer.
Kupfer: h. 0,3772; br. 0,53. — Mit Sicherheit erst im Katalog von 1835
I.V. 1186) nachweisbar. — Gegenstück zum folgenden. — Bei H, unter den Hollän-
dern. Wir glauben eher einen italisii-ten oder französisirton vliimischon Meister in
der Art Boudewijns' oder Michau's in den Bildern zu erkennen.
378 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1182. Seebucht. Links und rechts vorn bäum bewachsene Felsen.
(1787.) Rechts darunter ein kleiner See und ein kleiner Wasserfall.
P 6. Links am Wege ein Mann mit einem Esel und eine Frau mit
einem Korbe auf dem Kopfe. Eine ummauerte Stadt zieht sich
quer durch den Mittelgrund. Links dahinter das Meer.
Kupfer; h. 0,37Vj; br. 0,53. — Katalog von 1835 (N. 11.^7). — Gegenstück
zum vorigen. Vergleiche die I'emerkungen zu diesem.
F. Die x\ntwerpener Architekturmaler.
Peter Neefs d. ä.
Geb. zu Antwerpen um 1578, gest. daselbst zwischen 1656 und
1661 (v. d. Branden a. a. 0. p. 609—614). Angeblich Schüler
H, V. Steenwyck's d. ä. Thätig zu Antwerpen.
1183. Gotisches Kirchen -Innere. Es ist eine flachbogige, drei-
(1136.) schiffige Kirche, welche man in der Richtung vom Hauptein-
20 a. gang zum Chor überblickt. Links vorn hinkt ein Krüppel bettelnd
einem Herrn nach. Rechts vorn wendet eine schwarze, verschleierte
Frau sich nach einem bettelnden Knaben um. Rechts
am Wappen die Jahreszahl 1605. Darunter auf dem P-mef?
Anschlagzettel : ' ^^^
Eichenholz: h. 0,36; br. 0,.">7. — Inventar Guarienti (vor 17.33) X. 1.525.
Hendrik van Steenwijck d. j.
Geb. um 1580, wahrscheinlich zu Frankfurt; doch war sein Vater
und Lehrer H. v. Steenwijck d. ä. noch 1577 in Antwerpen an-
sässig und zog später nach Frankfurt, wo er zu Anfang des Jahr-
hunderts starb. H. v. Steenwijck d. j. war seit den zwanziger
Jahren in London thätig, wo er nach 1649 starb.
1184. Innenansicht einer kleinen gotischen Kirche. Der Chor bildet
(1212.) die Mitte des Hintergrundes. Rechts vorn eine Orgel. Unter den
20 a. zahlreichen Staffagefiguren fällt vorn in der Mitte ein Priester auf,
der mit einem Herrn im roten Rocke redet. Bez. r. u. :
Kupfer; h. 0,34'/,: br. 0,53V2. — Inventar 1722, A -126.
Antwerpener Arcliitekturmaler. XVII. Jahrh. 379
Innenansicht einer gotischen Kirche. Eine fünfschiflige 1185.
Kirche von etwas gedrückten Verhältnissen, angeblieh die Boni- (1214.)
facius- Kirche in Fulda. Anf der Grabplatte vorn links eine 19 a.
deutsche Inschrift. Rechts unter der Orgel drei Herren mit
Halskrausen und ein Bettler. Die Figuren sollen später von
C. W. E. Dietrich hineingemalt sein. Die Bezeichnung links am
Pfeiler ist nicht ganz deutlich; doch wird sie .^Steemvyck feclt
An. 1611'^ gelesen.
Kupfer: h. 0.38: br. 0,53. — 1743 aus Paris. Nach Scheibler (Dr. Not.) von
Steenwyck d. ä. : doch ist dieser jedenfalls nicht lange nach 1604 gestorben, und
gerade die .Jahreszahl Kill auf unserem Bilde ist ziemlich gesichert.
Innenansicht einer gotischen Kirche in Abendbeleuchtung. Vorn 1186.
rechts zwei Knaben mit Fackeln vor dem Zuge, der aus der Sakristei (1213.)
kommt. Vom links eine Beterin vor dem AI- ^ ^-^ ^•
tar, auf dem zwei Kerzen brennen. Kerzen vJtecnwycK
und Ampeln erhellen dürftig den Hintergrund. ^ ^^^
Bezeichnet links am Pfeiler : ^
Eicli':'nhol7. : h. 0.3:5 : br. 0,47. — Zuerst im .Catalogue; von 17(55.
König Karl I. von England in einer Halle. Rechts blickt man 1187.
durch eine von Säulen getragene Bogenhalle in den Garten. (1109.)
Links steht der König, auf seinen Stab gestützt, in fein ge- ^0 c.
musterter grau -grüner Kleidung mit grüner VA^^
Schärpe. Bezeichnet unten links: UENN u
Eichenholz: h. 0,.50; br. 0,46»/,. — Als >Henn Ol»-'
Steenwijck et Gonzales Coques: zuerst, wie das folgende. 1 v y
sein Gegenstück, im iCatalogue-'^ von 1765. So auch noch
16.56 bei H. (wenigstens als »angeblich-: Coques und Steenwijck). Erst 1876 tritt bei
H. der Name des Daniel Mijtens (geb. im Haag gegen Ende des XVI. Jahrhunderts,
1610 Meister in Haag, seit 1618 als Hofmaler in London thiitig, um 1630 wieder in
Holland, wo er 1642 noch lebte; an die Stelle des Gonz. Coques; doch auch nur
frageweise. — Steenwijck und Mijtens haben allerdings in London gemeinschaftlich
gemalt, wie das lebensgrosse Bildniss Karls I. in der Turiner Galerie beweist, wel-
ches die Xamenszeichnung des Steenwijck von 1626, diejenige des Mijtens von 1627
trägt; um 1637 aber scheint Mijtens gar nicht mehr in England gewesen zu sein:
und dass unser Karl I. von derselben Hand gemalt sei, wie der Turinor, ist aucli der
Vortragsweise nach nicht überzeugend. Wahrscheinlich sind die Figuren von einem
der Londoner Schüler van Dyck's gemalt.
Königin Henrietta Maria in einem Saale. Rechts blickt man 1188.
durch eine Bogonthür auf Terrassen hinaus. Die Konigin steht, (1110.)
nach links gewandt, an einem mit gelber und blauer Decke be- 20 c.
380 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
hängten Tische, auf dem ihre Krone neben einem Blumenglase
liegt. Mit der Rechten stützt sie sich auf den Tisch, mit der
Linken hebt sie leicht ihr weisses Atiaskleid. Links über dem
Tische die Jahreszahl 1637.
Eichenholz; h. 0,51: br. 0,44V2- - Zuerst im »Catalogue' 1705. — Gegen-
stück zum vorigen Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
Lodewijk Neefs.
Geb. zu Antwerpen den 22. Januar 1617. Todesjahr unbekannt.
Sohn des Peter Neefs L Thätig zu Antwerpen.
1189. Innere Ansicht der Antwerpener Kathedrale. Der Blick folgt
(1187.) ^Gr Richtung zum Chor. Die reiche, farbige Staffage rührt von
19 c. der Hand des Frans Francken IIL her: Links hinkt ein Bettler
einem Herrn und einer Dame in gelbem Kleide nach, der ein Page
die Schleppe trägt. Rechts im Seitenschiff' predigt ein Priester.
Bezeichnet am Pfeiler rechts : (>f
am Pfeiler links: FnATER. L0DFVICV5
Leinwand; h. 0,89; br. l,!«;'/^. — Inventar 1754, IT 2;^G.
Anton Ghering.
Deutscher von Geburt, aber wahrscheinlich Schüler des P. Neefs I.
zu Antwerpen, wo er 1 062 Meister der Gilde wurde und 1668 starb.
1190. '" ^'"^'' Renaissancekirche. Mit Bögen verbundene Säulen
(1138.) tragen die Oberwände. Ein Tonnengewölbe mit Lichtöffnungen
19 a. deckt das Hauptschiff. Rechts vorn ein Sarkophag. Links vorn
eine Kapelle. In der Mitte die Orgel. Zahlreiches Volk in länd-
licher Tracht mit Halskrausen. Bezeichnet unter der Säule links:
cÄhlinmofi. 1^6'^.
Eichenholz; h. 0,S3; br. 1,17. — Inventar 17.54. II 2.35.
Antwerpener Tier-, Frucht-, Blumeninalcr. XVII. Jahrh. 381
G. Die Antwerpener Tier-, Stilleben-, Frucht-
und Bliunenmaler.
Frans Snyders.
Getauft zu Antwerpen den 11. November 1579, gest. daselbst
den 19. August 1657. Schüler P. Brueghers des j. und H. vau
Balen's. Warf sich später ganz auf's Tierstück und das Stilleben
und geriet unter den Einfluss des P. P. Rubens, mit dem er nicht
selten gemeinsam arbeitete. Thätig hauptsächlich in Antwerpen.
Eine Dame bei totem Wild, Obst und Gemüse. Die Esswaareu ||9I.
sind teils auf dem breiten Tische, teils auf dem Fussboden in (968.)
Schüsseln a'ou Delfter Porcellan und in Körben ausgebreitet. K 3.
Links ein totes Reh, das ein Hündchen beschnüffelt; rechts hin-
ter dem Tische eine Dame in blauem Kleide mit einem grauen,
rot geschwänzten Papagei auf der Hand. Unten rechts im Obst-
und Gemüsekorb ein Affe. Bez. unten links:
Leinwand: h. 1,52, br. 2.36. —Im October 1743 aus Paris. — Phot. Braun XIV, 24.
Stilleben (ohne Figuren) mit der Hündin und ihren Jungen. 1192.
Auf breiter grün bedeckter Tafel liegen in der Mitte ein Schwan (969.)
und ein Pfau; links neben Geflügel und einem Eberkopf ein rie- K 1.
siger roter Hummer; rechts ein Fruchtkorb, von dem ein Aeffchen
nascht. Auf dem Fussboden davor links ein Reiher und ein Damm-
hirsch, rechts, zwischen ihren Jungen, eine Hündin, die sich zähne-
fletschend nach dem hinter ihr stehenden Hunde umblickt.
Leinwand: h. 1.71: br. 2,43. — 1742 dunh Kiedel aus Praj?.
Stilleben mit dem Affen auf dem Stuhle. Vor einer grauen ||93.
\Vand, die links dem Garten Platz macht, steht ein Tisch mit (970.)
roter Decke, neben dem links ein Stuhl steht. Auf dem Stuhle K 1.
ein AfTe im Streite mit dem bunten Papagei am Obstkorbe auf
L___ _
382 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
dem Tische. Auf dem Tische unter anderem ein Schwan, ein
Reh, ein Wildschweinskopf. Hechts vorn am Boden ein Fass
Austern und ganze und zerschnittene Fische. Links zwei Hunde
im Streite mit zwei Katzen, deren eine einen Aal erwischt hat.
Leinwand; h. 1,70; br. 2,38. — Inventar 1754, II 454.
1194. Stilleben mit dem Bauernpaar. Auf dem rot bedeckten Tische
(971.) liegt ein toter Schwan zwischen Früchten und kleinem Geflügel.
K 3. Darüber ein roter Hummer auf einer Schüssel. Links vorn zwei
lebendige Tauben, die sich schnäbeln ; links hinter dem Tische ein
Bauer, der einen Pfau bringt, neben einer Bäuerin, die Obst trägt.
Rechts oben im Fenster neben dem ausgeweideten Reh eine Katze
im Streite mit dem Hunde, dessen Kopf rechts unten hervorblickt.
Die Figuren wohl von anderer Hand.
Leinwand: h. I.82V2; l)r. 2,86'/,. — Inventar 1754, III 211.
1195. Stilleben mit dem Koch und der Köchin. Links ein mächtiger
(973.) Steintisch, auf dem und unter dem eine Fülle von Wild und Ge-
J 3. Hügel ausgebreitet ist. Die Mitte beherrscht auch hier ein grosser,
liegender Schwan. Rechts stehen der Koch und die Köchin, welche
in der Art der Werkstatt des Rubens gemalt sind. Vor ihnen
rechts vorn dieselbe Hündin mit ihren Jungen, wie auf N. 1192.
Leinwand; h. l,97'/2; br. 3,2.3. — Nicht 1723 durch Eechenberg, wie H. meinte
.(die Maasse stimmen auch nicht), sondern (als Inventar - Xiunmer 3425) 1743 durch
■;P. Querin et Rossy.« — Phot. Ges.
1196. Eine Eberjagd. Der mächtige, lebensgrosse Eber stürmt, nach
(972.) links gewandt, durch's Feld. Hinter ihm drei Treiber, von denen
K 4. einer in's Hörn stösst, und drei Hunde, von denen einer von hin-
ten auf ihn anspringt, während drei andere, zurückgeworfen, sich
vorn in ihrem Blute wälzen. Links vor ihm zwei Jäger, die ihn
mit Spiessen empfangen, ein halbnackter in rotem Gewände und
ein zweiter im Hut und blauen Rocke.
Leinwand; h. 1,91V2; br. 3,00. — Inventar 1754, II 155. — Die Figuren sind
olienbar von anderer Hand, angeblich von P. P. Rubens, für den sie jedoch zu derb
durchgefiilirt sind, nach Bode (bei v. Zahn a. a. 0. S. 202) von Jan Boeckhorst
(1605—1668), welcher Schüler des Jak. Jordaens in Antwerpen war. Doch möchten
wir eher an Rubens' eigene AVerkstatt denken. — Phot. Ges.
Nach Frans Snyders.
1197. Ein Bär im Kampf mit Hunden. Die Hunde umringen den
(975.) Bären von allen Seiten. Einer von ihnen ist vorn zu Boden ge-
K 2. stürzt. Kechts Waldrand. Das Bild trägt auf dem Halsband des
Antwerpener Tier-, Frucht-, Bliiraonmaler. XVII. Jahrli. 383
rechts vorn anspringenden Hundes die schon von H. als unecht
erkannte Bezeichnung: F. Snyders fec.
Leinwand; h. l.:Jl : br. 2,10- — Inventar Götter N. 12. Also vor 173«) durch
(lotter. Schon dort als »Copie nach Snyders.« — H. gab irrtümlich die iSammlung-
Wi-zowecz 1723 als Provenienz an. — Das Bild kann eine Copie nach Snyders oder
das Werk eines Nachahmers sein. Vergl. des Verfassers Bemerkungen im Reperto-
torium X, S. 157 — 158.
Nachahmer des Snyders.
Die Gemüsehändlerin. Diese sitzt lebensgross rechts vorn ||98,
unter ihrem Zelte vor ihrem mit grünen Gemüsen beladenen (977.)
Tische, hinter dem links ein Käufer in schwarzer Kleidung steht, K 3.
dem ein Mädchen in rotem Kleide, einen Korb am Arme, folgt.
Leinwand: h. 1,49; br. 2.00'/2. — 1741 mit der Sammlung Wallenstein aus
Dux. — Gegenstück zum folgenden. — Bei H. frageweise als :>F. Snyders.« — Naeh
Bode (bei v. Zahn a. a. 0. S. 202) eher von C. Lelienbergh (vergl. N. 1389): doch
können wir uns keiner dio>^ei- Benennungen anschliessen.
Der Gemüsehändler. Dieser steht lebensgross rechts unter ||99.
seinem Zelte hinter seinem reich mit grünen Gemüsen besetzten (978.)
Tische und legt seinen rechten Arm zärtlich auf die Schulter des K 3.
Mädchens im grossen Strohhut, welches neben ihm steht.
Leinwand: h. 1,45: br. 2,02. — 1741 mit der Sammlung Wallensteiu aus Dux.
— Gegenstück zum vorigen. — Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
Pauwel de Vos.
Geb. zu Hülst um 1590; gest. zu Antwerpen den 30. Juni 1678.
Bruder des Cornelis de Vos, Schwager und wahrscheinlich auch
Schüler, sicher Nachahmer des Frans Snyders. Sein erster Lehrer
war David Eemeeus in Antwerpen.
Das Erden-Paradies. Im Vordergründe einer offenen Land- |200.
Schaft, in der links und rechts Bäume mit bunten Vogelschaaren (974.)
stehen, sieht man wilde und zahme Tiere einträchtig nebeil K 1.
einander: links einen Stier neben einem Truthahn, in der Mitte
einen Fuchs unter Tauben, rechts einen Löwen neben Hunden.
Leinwand; h. 1,08: br. 2,707,. — yiach II. 1723 durch Loplat; sicher im In-
ventar 1754, II 439. Hier und noch bei H. als Snyders, mit dessen Bildern diejenigen
des Paul de Vos bis in die neueste Zeit hinein verwechselt zu werden pflegten. Den
bezeichneten Bildern des Paul de Vos gegenüber (z. B. im Madrider Museum) kann
•'S keinem Zweifel unterliegen, dass auch das unsere in seiner glatteren Vortragsweise
und seinem weniger kraftigen Tone von diesem Meisten- herrührt.
384 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Daniel Seghers.
Getauft zu Antwerpen am 6. Deceraber 1590, gest. daselbst den
2. November 1661. Schüler des Jan Brueghel als Blumenmaler.
Jesuitenpater. Thätig zumeist in seiner Vaterstadt.
1201. Ein Blumenglas. Grauer Grund. Ein schöner, lockerer, far-
(1034.) bigei Strauss. von Lilien überragt. Schmetterlinge links und
19 b. rechts. Links unten ein Nachtfalter. Bezeichnet rechts unten:
CSU ' I ^;
JOC Je
Kupfer; h. O.S^Vj; br. 0,04'/.. — 17."il von I. M. der Königin S. M. dem
Kdnigezum Namenstage geschenkt. H.
1202. Ein Blumenglas. Grauer Grund. Den unteren Teil des
(1035.) Strausses beherrschen Rosen, den oberen eine Hyacinthe, eine
16 b. Tulpe, eine gelbe und eine blaue Schwertlilie. Schmetterlinge
links und rechts; rechts auf dem Boden eine Wespe. Bez. 1. u.:
Kupfer: li. 0,45: br. 0,3472. — Am 7. November 1727 durch Leplat.
1203. Blumenumwundenes Steinrelief der Anbetung der Hirten. Eine
(1030.) Barockumrahmung umgiebt das gemalte Relief. Den Blumen-
47 a. schmuck bilden fünf leicht in einander übergreifende Haupt-
sträusse, von denen zwei unten, zwei oben, einer in der Mitte
unter dem Relief angebracht sind. Bez. links unten (verkleinert):
QÜS.
Leinwand; h. 1,42; br. 0,95. — 172S durch Reehenberg.
1204. Blumenumwundenes Steinreilef der Maria mit dem Kinde. Das
(1031.) gemalte graue Relief in reicher Barockumrahraung zeigt das Christ-
47 a. kind, neben seiner Mutter stehend. Der Blumenschmuck besteht
Antwerpener Tier-, Pflicht-, Blumenraaler. XVII. Jahrh. 385
aus fünf leicht in einander übergreifenden Hauptsträussen , von
denen einer unten, zwei links und rechts in der Mitte, zwei oben
angebracht sind. Bez. 1. u. (in der Form der vorigen Inschrift):
P'ftfr Daniel Segers,
Leinwand: h. 1.41"2: br. l.llV/a. — 1728 durch Kechenberg.
Blumenumranktes Steinrelief der Maria mit dem Kinde. Das 1205.
gemalte Eelief ist steingrau. Der grosse gemalte Barockrahmen (1032.)
ist mit zwei schönen, durch Epheuranken verbundenen Blumen- ^^ "•
sträussen, einem oben, einem unten, geschmückt. Maria hält das
Kind auf dem Schoosse. Bezeichnet links unten (verkleinert) :
Q)(m Otffs bod:
' - msv.
Kupfer: h. 0.85: br. 0,61. — 1741 aus der Sammlung 'Wallenstein in Dux.
Blumenumranktes Steinrelief der Maria mit dem Kinde. Der 1206.
gemalte Stein ist grau. Maria hat das Kind vor sich auf die (1033.)
Balustrade gestellt. Der prächtige Barockrahmen ist in drei 20 b.
Gruppen von schönen Blumenguirlanden umgeben. Rechts ein
Schmetterling an blauer Blüte. Bezeichnet rechts unten (wie
das vorige): Daniel Seghers Soc^^'^ JFSV.
Leinwand ; h. 0,85Vj ; br. 0,64V2- — 1"41 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
Nachahmer des D. Seghers.
Steinrelief der hl. Familie, von Blumen umrankt. Maria hält |207.
das Kind auf ihrem Schoosse; von rechts naht der kleine Johannes (1036.)
mit seinem Lamm; von links bringt ein anderes Knäblein Früchte. 49 a.
Eine prachtvolle Blumenguirlande umrankt den Barockrahmen.
Links unten ein gelber, rechts ein brauner Schmetterling.
Leinwand; h. 1,18*/»; br. O/JC/j- — Zwischen 1730 und 1735 durch v. Gotter.
Adriaen van Utrecht.
Geb. zu Antwerpen den 12. Januar 1599; gest. daselbst den
ö. October 1652. Schüler des Härmen de Nijt. Nach Reisen
in Frankreich, Italien und Deutschland thätig zu Antwerpen.
25
386 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1208. Ein Tisch mit Speisen. Der reichbesetzte Tisch steht vor
(1091.) einer grauen Wand und einer weinumrankten Säule, neben
K 3. welcher links der Garten hervorblickt. In der Mitte eine Pa-
stete, ein Hummer und ein hoher Goldpokal; links ein wein-
bekränzter Römer und Citronen; rechts ein üppiger Fruchtkorb.
Am Fussboden rechts Musikinstrumente und ein Notenheft; in
der Mitte ein kupferner Weinkühler mit Flaschen und Artischo-
ken. Links vorn eine Katze und ein Hund im Streit um
Knochen. Oben an der Säule ein EichhiJrnchen. Bezeichnet unten
^ rechts (verkleinert und in zwei Reihen gebracht):
<L
C\^
0J\
Leinwand; h. 1,84: br. 2,27. — Inventar 1754, II, 48. — Phot. Braun XV, 25.
Juriaen Jacobsen.
Lebensgeschichte nicht gesichert. Er soll in Hamburg 1610
geboren, Schüler des F. Snijders zu Antwerpen gewesen, später
aber nach Amsterdam gezogen und hier 1663 gestorben sein;
1659 und 1660 urkundlich in Amsterdam. Bredius N. N.
Vergl. auch Nagler VI, S. 399 mit Kramm III, S. 790.
1209. Ein Wildschwein im Kampfe mit Hunden. Fünf Hunde haben
(1107.) den Eber angegriffen, der sich, indem er nach links vorwärts
J 2. stürmt, nach rechts umwendet. Einen von den Hunden hat er
zu Boden getreten, einen zweiten, der blutend nach rechts zur
Seite taumelt, zurückgeworfen. Die anderen drei aber packen
ihn von hinten und an beiden Seiten. Bezeichnet unten links
(verkleinert) :
Antwerpeiier Tier-, Frucht-, Blumenmaler. XVII. Jahr h. 387
Leinwaud: h. 1.83: br. 2,3472. — Inventar 1754, II 273. — Phot. Ges.
Jan Fyt.
Getauft zu Antwerpen den 15. März 1611; gest. daselbst den
11. September 1661. Schüler des Frans Snyders. Reiste in
Franki-eich und Italien, arbeitete hauptsächlich zu Antwerpen.
Stilleben mit einem toten Hasen. Vor brauner Wand auf dem 1210.
Tische liegen ein Hase, Geflügel verschiedener Art und Citronen, (1117.)
stehen links Porzellanschüsseln, ein Krug, ein Weinglas neben M 3.
roter Decke unter gi'auem Vorhange. Rechts der Garten. Bez. r. u.:
loannej
Leiuwaud: h. 0,80V,; br. 1,9972. — Inventar 1754, II G5.
Hund, Zwerg und Knabe. Der grosse weisse Hund mit gelbem |2||
Flecken am Kopfe steht, nach rechts gewandt, vor dem links an- (1122.)
gebrachten roten Vorhang. Rechts vor ihm steht, ihn am Hals- 47 b.
band haltend , ein Knabe in grauem Rock mit rotem Mantel ;
rechts hockt ein in dieselben Farben gekleideter Zwerg am Boden.
Im Mittelgrunde spriessen Rosen. Bezeichnet unten in der Mitte:
25*
388
Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand ; h. 1,38 ; br. 2,0372. — 1874 im Kunsthandel zu London erworben.
— Die Figui-en werden , schwerlich mit Recht , dem Thomas Willeboirts (geb. zu
Bergen-op-Zoom 1614, gest. zu Antwerpen den 23. Januar 1654) zugeschrieben. —
Phot. Braun XIII, 27 und Phot. Ges.
1212. Zwei tote Rebhühner und ein Jagdhund. Die Hühner hängen
(1119.) links am Felsen. Von dem Jagdhund, der sie beschnüffelt, ist nur
^ ^- der Kopf rechts sichtbar. Bezeichnet links unten (wieN. 1210):
Joannes Fyt.
Leinwand; h. 0,40; br. 0,56. — Inventar 1754, II 508.
1213. Stilleben mit einem Hasen und Vögeln am Ringe. lieber dem
(1118.) Hasen, der auf dem Tische liegt, hängen tote Vogel verschiedener
51 b. Art an einem Eisenringe. Anderes Geflügel liegt links neben dem
Hasen; rechts eine Melone und Artischocken. Brauner Wand-
grund. Bezeichnet unten in der Mitte:
Leinwand; h. 0,86; br. 1,17. — Inventar 1754, II 66. — Die Ansicht
Scheibler's (Dr. Not.) , dass die Inscluift gefälscht und das Bild kein Werk Fyt's,
sondern A. van L'trecht's oder eines anderen sei, ist wahrscheinlich richtig.
1214. Totes Geflügel. Es ist im Freien an Felsen gelehnt: ein Teil
(1121.) auf einem höheren, ein anderer auf einem niedrigeren Steine.
51 a. Leinwand; h. 0,757» ; br. 0,577,. — Inventar Guarienti (vor;i753)";N. 1693.
Antwerpener Tier-, Frucht-, Blumenmaler. XVII. Jahrb. 389
Ein geschlachtetes Zicklein. Die junge Ziege ist an einem 1215.
Hinterbeine aufgehängt. Ihrem Hals entrinnt noch Blut. Im (1120.)
Hintergrunde Bäume. 51 a-
Leinwand: h. 0,73; br. 0,60. — Inventar Guarienti (vor 1753j N. 1G94. —
Dort als Fj"t ; und so auch noch bei H. — Indessen erscheint uns die Urhe1)erschaft
dieses Meisters nicht zweifellos zu sein.
Angeblich Jan Fyt.
Ein Hund, totes Wild und Früchte. Der Hund kommt schnüf- 1216.
felnd von links. In der Mitte liegen ein Eberkopf, ein Hase, (1124.)
Hühner und kleinere Vögel. Eechts sind die Früchte angeordnet: 51 b.
unten eine Melone und Aepfel; oben Trauben, Feigen, Pfir-
siche u. s. w. Die Landschaft links.
Leinwand: h. 0,S4V2 : br. 1,17. — Inventar 1754, 11 606, als Fyt. Schon
bei H. richti)?er als »unbekannt.«
Thomas van Apshoven.
Geb. zu Antwerpen den 30. November 1622, gest. daselbst im
Sommer 1GG5. Schüler seines Vaters Ferd. van Apshoven I,
älterer Bruder des Ferd. van Apshoven II, Nachfolger des Dav.
[Teniers 11. Vgl. N. 1101. Thätig zu Antwerpen.
Ein Frühstück. Vor graubrauner Wand auf gelbem Holztisch 1217.
über grüner Decke steht ein Zinnteller mit Austern und mit einer (1125.)
angeschnittenen Citrone; daneben ein Kömer mit Rheinwein, rote 14 c.
Kirschen, grüne Trauben und eine Orange. Bezeichnet links
unten: T. V. APSHOVEN.
Eichenholz : h. 0.27 ; br. 0,39V2- — 1741 durch Kaiserling.
Joris van Son.
Getauft zu Antwerpen den 24. September 1023; begraben da-
selbst den 25. Juni 1667. Thätig in Antwerpen.
Früchte und Gemüse. Vor einer Landschaft steht links eine 1218.
blau-weisse Porzellanschüssel mit Trauben, Erdbeeren, Aprikosen. (1113.)
Daneben liegen Spargeln, Pfirsiche und eine grosse grüne Traube. L 2.
Leinwand: h. 0,47V2; br. 0,64. — 1740 erworben. Inventar 8«, A 250Ü, als
loh. v. Son.
Ein Frühstück, Vor graugelber Wand ein blau-weisser Por- 1219.
zellanteller, ein Glas Bier, Citronen, Trauben. Pfirsiche u. s. w. (1114.)
Leinwand; h. 0,49; br. 0,6472. — 1741 durch Kaiserling. L 2.
390
Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1220. Distel und Kornblumen. Eine mächtige Distel spriesst vor
(1115.) grauem Wandgrunde. Neben ihr blühen Kornblumen, Camillen-
Q 1- und andere Blumen. Links die Landschaft.
LeinAvand ; h. 1,05 ; br. 0,83. — Inventar 1722, B 1363, ohne ^Vngabe des
Künstlers. Damals in Moritzburji:. Die Urheberschaft des Son schon bei H. bezweifelt.
Jan van Kessel d. ä.
Geb. zu Antwerpen den 5. April 1626; gest. daselbst Ende April
1679. Sohn Jeroom van KesseFs, Enkel JanBrueghels I, Schüler
des Simon de Vos und Jan Brueghels II. Thätig hauptsächlich zu
Antwerpen.
1221. Ein Tisch mit Speisen. Vor grauer Wand auf braunem Tische
(1123.) über blauer Decke liegt in der Mitte ein grosser roter Hummer.
18 a. Daneben zwei Zinnteller mit Taschenkrebsen und Krabben, ein
angeschnittener Schinken und Früchte der verschiedensten Art.
Weiter oben zwei Gläser. Bezeichnet auf dem Zettel links oben:
a»no ) 0
'6^
Leinwand; h. 0,85Vj; br. 1,17. — Wahrscheinlich Inventar 1754, II 597, als
de Heem. — Die Jahreszahl wurde bisher stets 1654 gelesen und das Bild dem-
entsprechend Jan van Kessel zugeschrieben. — F. J. v. d. Branden (a. a. 0. p. 1098)
liest die Jahreszahl 1634 und schreibt das Bild daher dem Jeroom van Kessel
(1578—1636) zu, der der Vater .Tan's war. Die etwas verletzte Jahreszahl ist jedoch
nicht deutlich genug , um sich auf sie zu stützen ; und dem Stil nach stimmt das
Bild wohl zu einigen anderen Bildern Jan van Kessel's, in denen er ebenfalls aus-
nahmsweise durch de Heem beeinilusst erscheint. Für Jeroom i<t der Stil des Bildes
auch zu modern. So auch Scheibler.
Antwerpeiier Tier-, Frucht-, Bluraeiimaler. XVII. Jahrh. 391
Cornelis de Heem.
Getauft zu Leiden den 8. April 1G31, begraben zu Antwerpen
den 17. Mai 1695. Schüler seines Vaters Jan Davidz De Heem.
Thätig zu Antwerpen und im Haag. Während wir seinen be-
rühmten Vater, der nicht nur in Utrecht geboren war und hier
später noch vorübergehend einige Jahre wohnte,, sondern auch
seiner künstlerischen Entwicklung nach Holland angehörte, trotz
seines langen Aufenthaltes in Antwerpen nicht wohl zur Schule
dieser Stadt rechnen können, vieiraehr unter die Utrechter Meister
einreihen müssen, können wir, umgekehrt, Cornelis de Heem,
welcher in Antwerpen Schüler seines Vaters war, nicht von der
Antwerpener Schule trennen. Es entspricht diese Trennung des
Sohnes vom Vater dem wirklichen Uebergang der de Heem'schen
Kunst weise nach Antwerpen.
Ein Hummer, Früchte und Blumen. Der rote Marmortisch ist 1222.
rechts mit grüner Sammetdecke belegt. Auf dieser liegt der (1262.)
Hummer. Links eine blau-weisse Delfter Schüssel mit Früchten. 18 c
Daneben eine schöne grüne Traube. Bezeichnet oben rechts:
c
(I)E(HEEm,/
Leinwand; h. 0,39Vj; br. 0,52. — Inventar 1722, A 153.
Ein Bund Früchte an blauem Bande. Trauben, Mispeln. |223
Orangen, Kirschen, Kornähren, angebrochene Feigen, eine an- n257')
geschnittene Melone, ein Maiskolben, alles an einem blauen Bande 20 a.
aufgehängt. Bezeichnet oben rechts:
.T)E(HEDT],
Die Buchstaben J. D. vor der Bezeichnung sind später hinzugefügt.
Leinwand; h. 0,64'/»; br. 0,53. — 1727 dnrch Leplat: Inv. 1722 ff., A 1863.
— Bei IL, entsprechend der gefälschten Bezeichnung, als Jan Davidsz De Heem. —
Üas.s in Wirklichkeit Cornelis de Heem der Urheber des Bildes ist, beweist ziin<ächst
die etwas schwerere Malweise, der bei aller warmen Leuchtkraft etwas trübere Ton,
kurz, die mit der Technik des Cornelis, nicht mit derjenigen des ,1. D. De Heem
392 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
übereinstimmende Pinselführung: sodann spricht hierfür die Form der Buchstaben
des echten Teiles der Bezeichnung, die sich so nur bei Comelis de Heem finden:
endlich der Umstand, dass das Bild schon im Inventar von 1722 als Gegenstück zu
\. 122G (A 1862) aufgeführt wird. (Gegenstück zu den folgenden dreien.
1224. Stilleben mit einer Schachtel und einem Weingiase. Links
(1260.) steht ein Delfter blau-weisser Teller mit Erdbeeren und Stachel-
18 b. beeren; rechts, reichlich mit Blumen bekränzt, steht ein Römer
mit funkelndem Goldwein auf einer Schachtel. Ganz rechts rote
Kirschen. Bezeichnet links unten:
C (pE(hi£Em
Leimvaud; h. 0,62»/^; br. 0,53»/,. — 1727 durch Le Plat. — luv. 1722 i^..
A 1828. — Gegenstück zu dem vorigen und den beiden folgenden.
1225. Stilleben mit Austern und einem Römer. Auf Architektur-
(1263.) stufen liegen unten links Trauben, in der Mitte eine aufge-
18 b. brochene Pfirsich, rechts Austern und Orangen, oben links rote
Trauben und Austern, während rechts ein Eömer steht.
Leinwand; h. 0,63Vj; br. 0,55. — 1727 diuch Le Plat. — Inv. 1722. A 1827.
(Gegenstück zu den vorigen beiden und dem folgenden.
1226. Stilleben mit Austern und einer Weinflasche. Auf Architek-
(1261.) turstufen liegen unten links Austern, eine Orange, eine Streu-
20 a. büchse, in der Mitte eine angeschnittene Citrone und Kirschen,
rechts eine Feige und Trauben, stehn oben eine Weinflasche und
ein Stengelglas. Bez. r. i. d. M. wie N. 1224: C. DE HEEM.
Leinwand: h. 0,6372; br. 0,55. — 1727 durch Le Plat. — Inventar 1722 ff.,
A 1862. — Gegenstück zu den vorigen dreien.
Ottmar Eiliger d. ä.
Geb. zu Gothenburg 1633, gest. zu Berlin 1679. Schüler des
D. Seghers in Antwerpen. Thätig erst in Antwerpen, dann in
Amsterdam, wo er sich 1660 verheiratete (Oud Holland IIL
S. 142; hier wird Kopenhagen als seine Heimat angegeben\
später in Hamburg, schliesslich seit 1670 als Hofmaler in Berlin.
1227. Blumen und Früchte. Vor grauem Wandgrunde auf steiner-
(1126.) ner Brüstung sind eine Tulpe. Rosen und Vergissmeinnicht mit
19 b. Johannisbeeren und einer Kornähre zusammengefügt. Links auf
Aiit werpener Tieis Frucht-, Blumenmaler. XVII. Jahrh. 393
dem Blatt ein Maikäfer, rechts an der "V^^and eine Fliege, auf der
Tulpe ein Schmetterling. Bezeichnet unten in der Mitte:
UfPmcxK ßlOam-
Eichenholz: h. O.SSV',: br. Ö.30. — Nicht 1727 erworben, wie H. aiuiahm, son-
dern, wie seine Inventar-Nummer 2723 beweist, 1741 durch Kaiserlinp:.
Blumen und Früchte mit blauer Schleife. Eosen. andere Blu- 1228.
men und die Früchte aller Jahreszeiten liegen teils unten auf (1127.)
grauem Steintisch, hcängen teils von oben an blauer Schnur mit 13 c.
blauer Schleife herab. Unter den Früchten: Erdbeeren, Kirschen,
Stachelbeeren, Pflaumen. Trauben, Aprikosen. Pfirsiche und Mis-
peln. Die Bezeichnung: Offmar ElUrje)- F. A. 16 . . . unten
am Gesimse ist nicht mehr ganz leserlich.
Eichenholz : h. 0,63*/»; br. 0,44. — 1727 auf der Leipziger Messe erworben. —
Inventar 1722— 2S, A 1776.
Nicolaas van Verendael.
Getauft den 19. Februar 1G40 in Antwerpen; begraben daselbst
den 11. August 1691. Schüler seines Vaters. Thätig zu kjßX-
werpen. nicht selten mit anderen Malern. Vergl. N". 1091.
Ein Affenschmaus. Bekleidete Affen und Aeffinnen, letztere 1229.
mit ihren Jungen, sitzen schmausend um eine gedeckte Tafel. (1161.)
Links im Mittelgrunde küsst sich ein Affenpärchen, im Vorder- 9 a.
gi'unde naschen einige Kuchen. Eechts im Hintergrunde die
Küche, vorn ein alter Afte,, welcher Kupferkessel putzt. Bez. u. r. :
Eichenholz; h. 0,29; br. 0,37V2- — Zuerst im Katalog von 1817.
Ein Biumenstrauss. Auf gi'auem Steintisch vor schwarzem I23Ö.
Grunde ein in erhabener Arbeit verziertes Steingefäss mit dem (1162.)
Biumenstrauss, aus welchem links ein Brombeerenzweig herab- U a.
394 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
hängt. Oben eine blaue Lilie und eine gefüllte rote Mohnblume.
In der Mitte eine Schnecke. Rechts auf dem Tische ein schwarzer
Käfer und ein Nachtfalter. Bezeichnet rechts unten:
cs^
cL ( Äff ( jAmulaü-,-
Eichenholz; h. 0,55Vj; br. 0,427^. — luv. 1754, II :n9.
G. Die wallonischen Meister.
Bartholet Flemal (Flemalle).
Geb. zu Lüttich 1614, gest. daselbst 1675. Schüler des Ger.
Douffet. In Italien und Frankreich vom Stile der Italiener und
Franzosen, besonders von demjenigen N. Poussin's beeinflusst.
Thätig eine Zeitlang in Paris. Schliesslich wieder in Lüttich.
1231. Aeneas' Abschied von Troja. Rechts die brennende Stadt.
(1094.) Vorn in der Halle steht Aeneas, nach links gewandt, den mit
P 9. seinen Rüstungsstücken beschäftigten Dienern gebietend. Links
neben ihm steht ein trauernder Krieger, rechts neben ihm stehn
seine Gattin, sein Sohn Ascanius und der Pädagog. Ganz rechts
sitzt sein alter Vater Anchises. Bezeichnet rechts in der Mitte:
BARTHOLET FLEMAL.
Eichenholz; h. 0,49; br. 0,63Vi. — Inventar 1722, A 377. — Nach anderen
(Waagen) steUte das Bild die Bewaffnung des Pelopidas dar.
Wailerant Vaillant.
Geb. zu Lille 1623, begraben zu Amsterdam den 2. September
1677. Schüler (1 639) des Erasmus Quellinus. Thätig zu Middel-
burg, Frankfurt a. M., Heidelberg, Paris und Amsterdam. Auch
seine Brüder Jakob und Bernard Vaillant waren Künstler. Seine
Hauptbedeutung liegt in seinen Schabkunstblättern.
1232. Ei" Brief halten. Ein Brett von weichem Holze ist in ver-
(1991.) schiedenen Richtungen mittels breiter Messingknopfstifte mit rotem
P 8. Band überspannt, hinter dem eine Anzahl von Briefen, eine Gänse-
feder und ein Federmesser stecken. Der mittlere Brief trägt die
Wallonische Schule. XVII. Jahrhundert. ^395
Aufschrift: Äux freres Wallerand et Bernard Valllant
au chasfeau de Heijdelbertj. Bezeichnet links unten auf einem
Zettel: Wallerand Va(ill)ant fecit. Oben in der Mitte die
Jahreszahl 1658.
Leinwand; h. 0,51Vj; br. 0,40V2- — Zuerst, ohne Provenienzangabe , in H/s
Verzeiohniss von 1862.
Gerard Lairesse.
Geb. zu Lüttich 1641, begraben zu Amsterdam den 21. Juli 1711.
Schüler seines Vaters und des Berth. Flemal zu Lüttich. Thätig
anfangs zu Lüttich, dann in Herzogenbusch, in Utrecht, im Haag,
schliesslich in Amsterdam.
Der Parnass. (Ovid's Metam. V, 253 — 258.) In einer mit 1233.
hohen Prachtbäumen ausgestatteten Landschaft thront Apollon (1659.)
mit seiner Leyer links auf Wolken und blickt zur Pallas 45 c.
Athene empor, die über ihm ruht. Unten ergehen sich spielend
und tanzend, in mannigf^iltigen Stellungen von Liebesgöttern
und Genien umspielt, die Musen. Eechts enteilt Herkules im
Lüwenfell mit geschwungener Keule. Links im Mittelgrunde ein
Rundbau; vor demselben ein Bekränzter in weisser Kleidung.
Bezeichnet unten rechts:
Q. Xs^'r^JA^
Eichenholz; h. 0,77Vi; br. l,52Vj. — Inventar 1722, A 394. — Radirt von
P. V. (1. Berge.
396 Niederländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1234. Bacchanal. Kechts im Gebüsch steht die Herme des Gottes
(1660.) der Fruchtbarkeit, dem eine Frau aus einer Muschel zutrinkt.
45 c. Vorn sitzt, nach links gewandt, ein Jüngling, der die Flöte bläst.
Links tanzt ein nacktes Paar, der Mann von hinten, die Frau von
vorn gesehen. Ein zweites Paar ruht links vorn, ein drittes rechts
unter der Herme. Im Hintergründe umtanzen nackte Frauen eine
Bildsäule. Daneben ein Altar mit lodernder Flamme.
Leinwand; h. 0,70'/,; br. 0,65Vj. — Inv. 1722, A 454. — Zeigt das vorige,
bezeichnete Bild den Änschluss des Meisters an Flenial und an Poussin, so zeigt
dieses, welches später in Holland gemalt sein wird, in der Formengabe, wie in der
JVIodellirung daneben den Eiufiuss der realistischen Schule dieses Landes.
A. Utrecht er Schule. XVII. Jahrhundert. 397
Zweite Hälfte.
I>ie liolläudiisehe iSehnle.
A. Die Utrechter Schule.
Abraham Bloemaert.
Geb. zu Gorkum um Weihnachten 15G4, gestorben zu Utrecht den
27. Januar 1651.. (De Vries und Bredius: Catalogus, Utrecht
1S85, S. 2G Anm. 5.) Schüler des Joost de Beer in Utrecht.
In Paris unter Hier. Francken d. ä. weitergebildet. Thätig zu
Amsterdam und hauptsächlich zu Utrecht, wo er eine grosse, noch
unter italienischem Einflüsse stehende Schule gründete.
Männliche Studie. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 1235.
graubraunem Grunde. Der weisshaarige, weissbärtige Alte im (877.)
grauen Eock beugt den Kopf etwas zurück. Bezeichnet oben links: TP 1-
Eichenholz ; h. 0,37'/2 ; br. 0,27'/j. — Inschrift auf der Rückseite : „In die
Kunsthamnier kommen am 15. Martij 1700." — Inv. 1722, A 241.
Die Kreuzigung Petri. Der nackte Apostel ist bereits mit dem 1236.
Kopfe rechts unten an's Kreuz genagelt. Drei Henker richten (876.)
es auf. Schlichter, graubrauner Grund. -^ 8-
Eichenliolz; h. 0,53; br. 0,41»/,. — Nach H. 1700 zur Kunstkammer. —
Uebrigens Inv. 1722, A 160; hier als »Copie ;« und schon hier, wie noch bei H. als
Kreuzigung des hl. Andreas.« Wir vermögen jedoch nur die Kreuzigung Petri in
dorn Bild zu erkennen. Nach H. wäre es eine Copie Bloemaerts nach einem Gemälde
Michel ^\jigelo"s da Caravaggio. Ein solches, welches mit unserem übereinstimmte,
i.st uns nicht gegenwärtig.
Paulus Moreelse.
Geb. zu Utrecht 1571, gest. daselbst den 19. März 1638.
Schüler des M. J. Miereveit zu Delft. Besuchte Rom. Thätig zu
398 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Utrecht. Er gehörte als Historienmaler noch der halb-italisirenden
Eichtung, als Bildnissmaler aber der national-holländischen Eich-
timg an.
1237. Bildniss eines rotbärtigen Herrn. Kniestück nach rechts auf
(1190.) grauem Grunde. Der in schwarze Seide gekleidete, braunäugige.
K 1. dunkelblonde, rotbärtige Heer stützt sich mit seiner Eechten auf
den Tisch, auf dem sein hoher schwarzer Hut liegt und hält mit
der Linken seine Handschuhe und seinen Mantel.
Leimvand: h. 1,1372; br. O,??*/»- — 1876 iin Kimsthandel aus Urünberfi: iu
Schlesien. — Phot. Braun YII, 81 und Phot. Ges.
Cornelis van Poelenburgh.
Geb. 1586 zu Utrecht, gest. daselbst den 12. August 1667.
Schüler des Abr. Bloemaert. In Italien unter dem Einflüsse Els-
heimer's zu seiner besonderen Eichtung ausgebildet. Thätig
hauptsächlich zu Utrecht.
1238. Landschaft mit der hl. Familie. In alten Gebäudetrümmern,
(1201.) unter den Eesten eines Eundtempels sitzt Maria mit ihrem Kinde,
9 a. nach links gewandt, auf einem Steine. Joseph steht neben ihr,
zwischen beiden ein junger Mann. Vorn links eilt der Johannes-
knabe herbei, dessen Lamm ein Engel liebkost. Drei Engelköpfe
schweben über Maria. Links ferne Berge. Bez. rechts unten: C. P.
Kupfer ; li. 0,33 ; br. 0,41Vj- — Erst 1855 aus dem »Voirat« zur Galerie.
1239. Landschaft mit der Ruhe auf der Flucht. Joseph und Maria
(1202.) niit dem Kinde sitzen links vorn unter Gebäudetrümmern: weiter
9 c. rechts steht der Esel. Einder und Schafe weiden im Mittelgrunde
vor verfallenem Gemäuer. In der Mitte ferne blaue Berge. Be-
zeichnet rechts unten: C . P.
Eichenholz ; h, 0,26 ; br. 0,347,. — luv. 1722 , A G68 : »Durch den dänischen
Gesandten.«
1240. Landschaft mit badenden Frauen. Vorn rechts unter den oben
(1203.) bewaldeten Felsen und in dem Flusse, der sich nach der linken
9 c. Seite hinüberzieht, sind acht badende Frauen verteilt. Links
Fernblick. Bezeichnet links unten: C . P.
Eichenliolz : h. 0,24 : br. 0,29. — Inventar 1722. A 707 : »Vom danischen Ge-
sandten.« — Gegenstück zum folgenden.
1241. Wäscherinnen im Ruinengewölbe. In einem hohen gewölbten
(1204.) Euinensaale, zu dem grüne Bäume und der blaue Himmel herein-
9 c. blicken, sind drei halbnackte Frauen um einen Steintisch mit ihrer
A. Utrechter Schule. XVII. Jahrhundert. 399
Wäsche beschäftigt. Weiter vorn ein Kind und ein Hund. Ganz
vorn im schilfbewachsenen Wasser noch fünf andere waschende
und sich badende Frauen. Bezeichnet links unten: C . P.
Eichenholz; h. 0.24'/, : br. 0,29. — luv. 1722, A 706: >Vom däuischeu Ge-
sandten.< — Gegenstück zum vorigen.
Der Parnass. Links vorn der castalische Quell. Etwas höher 1242,
unter dem steilen Felsen die halbnackten Musen. Pallas Athene (1205.)
steht, zu ihnen redend, unten in der Mitte. Hinter den Musen 9 a.
das Flügelross Pegasus. Rechts unten eine weite, flussdurch-
strömte, von blauen Bergen begrenzte Landschaft. Bez. 1. u.: C . P.
Eicheuholz: h. 0.61: br. 0.br>\\. — Inv. 1722. A 567.
Landschaft mit Tobias und dem Engel. Links vorn in heller. . 1243.
heiterer Berglandschaft kniet der junge Tobias, den Fisch in der (1206.)
Hand, nach rechts gewandt, vor dem geflügelten Engel-Jüngling, ^ c.
Hinter ihm sein Hund. Bezeichnet links unten (unecht): C. P.
Eichenholz: h. 0,26'/ ,: br. 0,83'/,. — Inv. 1754, 11 82. — Die Unechtheit
dor Inschrift thut der Echtheit des Bildes keinen Abbruch. — Gegenstück zum folgenden.
Landschaft mit badenden Frauen. Links vorn in dem Flusse, 1244.
der in der Mitte der Schlucht einen kleinen Wasserfall bildet, (1200.)
baden vier Frauen. Zwei andere, halbbekleidete, stehen vorn am 9 c.
Ufer. Oben im Mittelgrund Wald. In der Ferne blaue Berge.
A ngeblich bezeichnet rechts unten (fraglich) : C . P.
Eichenholz : h. 0.26Vj ; br. 0,34. — Inv. 1754. II 81. — Gegenstück zum vorigen.
Landschaft mit badenden Nymphen. Links vor der oben be- 1245.
waldeten Schlucht, in welcher der Fluss strömt, sitzen fünf Nym- (1207.)
phen und steht eine sechste. Die anderen baden in der Mitte und " ^•
rechts im Fluss. Noch andere ergehen sich im Mittelgrunde am
jenseitigen Ufer. Kechts hell beleuchtete Gebäudetrümmer vor
fernen blauen Bergen. Bez. unten rechts (wohl unecht): C . P.
Eichenholz: h. 0,40'/2; br. 0,52'/^. — Inv. Guarienti (vor 1753j 1633. — Die
Unechtheit der Inschrift thut der Echtheit des Bildes keinen Abbruch.
Landschaft mit halbnackten Männern. Vorn am Rande des 1246.
Flusses, der links im Mittelgründe einen kleinen Wasserfall bildet. (1208.)
begrüssen zwei halbnackte stehende Männer einen dritten, der, von 7 a.
hinten gesehen, auf einem Steine sitzt; ein vierter badet. Links
auf der Höhe eine ummauerte Stadt; rechts alte Gebäudetrümmer.
Angeblich C . P. bezeichnet.
Eichenholz: h. 0,33«/i: br. 0.28. — Inv. (hiarienti (vor 17rj3) N. 1717. -
Gegenstück zum folgenden.
400 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1247. Landschaft mit halbnackten Frauen. Eechts vorn unter über-
(1209.) hängenden Felsen sitzen zwei halbnackte Frauen neben einer drit-
'' a- ten, stehenden, während eine vierte dem Flusse entsteigt. Links
Gebäudetrümmer; in der Mitte Fernblick.
Eichenholz; h. 0,3372; br. 0,26. — luv. Guarieuti (vor 1753) 1716, — Gegen-
stiick zum vori>,'en.
1248. Die Anbetung der Könige. Links thront Maria im Ruinen-
(1210.) gemäuer; ein Engelreigen schwebt über ihrem Haupte. Der älteste
9 ^- König kniet vor ihr und küsst den Fuss des Kindes; links harrt
'der zweite; rechts steht der dritte, der schwarze. Zahlreiches Ge-
folge im Mittelgrunde. Angeblich bezeichnet: P.
Eichenholz; h. 0,407»; br. 0,30. — Inventar 1722, A 601.
1249. Diana und ihre Nymphen beim Baden. In der Mitte sonnen-
(1199.) durchleuchtete Gebäudetrümmer. Links davor ein Wasserfall.
9 a. Rechts auf Felsenstufen die Nymphen. Neben ihnen ein Hund.
Andere entsteigen links dem Bade. Diana thront, mit rotem
Chiton bekleidet, in der Mitte. Vorn am Boden Jagdgerät und Jagd-
beute. Hinten in den Ruinen Aktäon, dem ein Hund nachspringt.
Eichenholz; h. 0,60'/i; br. 0,91. — 1742 durch Rigaud ans Paris. H. — Inv.
1754, II 412. — Dieses Bild ist wegen seiner lockerem Malweise und seines röt-
lielieren Tones dem Dirk van der Lisse (1644 Mitglied der Gilde, 1656 Bürgermeister
in Haag, gest. 1069), einem Schüler Poelenburgh 's, zuzuschreiben. So auch BrediusN, N.
Schüler C. Poelenburgh's und Pieter Bout.
Ueber den letzteren vergleiche oben zu N. 1168 — 1175.
1250. Heerden im Flusse. Links, jenseits des Flusses, ragen alte
(1211.) Ruinen. Rechts führt eine Brücke hinüber, zwischen deren Pfei-
9 c. lern ferne hellblaue Berge schimmern. Den Fluss durchschreiten
eine Frau auf einem Esel, ein Mann, dem ein Hund folgt, und
Rinder, Schafe und Ziegen.
Eichenholz : h. 0,24 ; br. 0,33Vi. — Inv. 1722, A 680, als »Hilius.« — Später
die Figuren richtig als »Pieter Bout«, die Landschaft als »Poelenburgh. <^ — Doch
ist ein Zusammenarbeiten dieser beiden Meister wegen ilires Altersunterschiedes
unmöglich. Die Landschaft wird von einem Schüler Poelenburgh's, etwa Jan van
Haensbergen (1642 — 1705), vgl. unten N. 1306 ff., herrühren. — Gest. von J. G. A.
P'renzel ^ IV, 25.
I
A. ütrechter Schule. XVII. Jahrhundert. 401
Gerard van Honthorst.
Geb. den 4. November 1590 zu Utrecht, gest. daselbst den
27. April 165G. Schüler des Abr. Bloemaert. In Italien unter
dem Einflüsse Caravaggio's ausgebildet. Thätig hauptsächlich in
T'trecht, vorübergehend jedoch auch in England und von 1G37
is 1652 im Haag. Weil er Darstellungen bei Kerzenlicht bevor-
zugte, nannten die Italiener ihn Gherardo dalle Notti.
Der Zahnarzt. Lebensgrosses Kniestück. In der Mitte des 1251.
Bildes,, nach links gewandt, sitzt ein blondbärtiger Mann mit (1215.)
nackter Brust, gelbem Eocke und roten Hosen in einem Holzsessel. K 1.
Hinter ihm steht der Zahnarzt in violettem Rocke und beugt sich
über ihn, um ihm einen Zahn auszuziehen. Sein ganz in hellblau
^■^kleideter Geselle leuchtet rechts vorn mit einer Kerze. Links
stehen vier Zuschauer, von denen einer die rechte Hand des Dul-
ders festhält. Bez. r. i. d. M. : G . v : HoxtHorst : fe . 1G22.
Leinwand; h. 1.47; br. 2,19. — 1749 aus der K. Galerie zu Prag. — Ein
gleiches Bild in der Galerie Liechtenstein zu Wien. — Phot. Braun VII, 32.
Die Alte am Tische. Halbfigur nach links. An einem Tische, 1252.
auf dem eine brennende Kerze steht und eine Brille liegt, sitzt (1216.)
eine alte Frau mit roter Jacke und weissem Kopftuch. Sie hält 10 a.
in der offenen Rechten zwei Goldstücke, auf die sie mit dem Zeige-
finger ihrer Linken deutet.
Eichenholz ; h. 0,92V2; br. 0,7072. — Als Inventar-Nummer 2884 im Jahre 1741
aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
Die Alte mit der Kerze in der Hand. Brustbild nach links auf 1253.
braunem Grunde. Die Alte im Kopftuch und feuerrotem Mantel (1217.)
über graugrünem Kleide hält die brennende Kerze in der Rech- Q ^•
t<^n, die Linke vor die Flamme.
Leinwand; h. 0,71: br. 0,5772. — Inventar 1722, A 16.
Art des G. Honthorst.
Die Alte mit der Brille in der Hand. Brustbild nach links 1254.
auf dunklem Grunde. Die Alte in grauer Jacke und weissem (1218.)
Schafspelz, mit einem Kopftuch über Ohrenklappen, hält in der P 4.
allein sichtbaren Linken ihre Brille. Scharfe Beleuchtung von links.
Leinwand; h. 0,G1 : br. 0.47. — 1740 aus Leipzig als Inv. 8°, A 2479; damals
:ine Künstlernamen. — Bei H. (doch wohlweislich nur frageweise) als Honthorst, von
26
402 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
dem es sicher nicht herrührt, da dieser eiiu- andere Färbung und eine andere Modelli-
rungsart zeigt. — Scheibler (Dr. N.) dachte an H. Terbrugghen (geb. zu Deventer
1588, gest. zu Utrecht 1629j, Honthorst's etwas älteren Mitschüler, der jedoch kühler
im Ton. weicher und flüssiger im Vortrag erscheint, als der Meister unseres Bildes.
Man vergl. z. B. sein bezeichnetes Bild in der Sammlung Habich zu Ca.ssel. Ein
verwandter Meister ist der unsere aber jedenfalls.
Joost Cornelisz Droochsioot.
1616 Meister der Gilde zu Utrecht; gest. daselbst den 14. Mai
1666. Thätig zu Utrecht.
1255. Eine belebte Dorfstrasse. Links die Kirche, rechts das Wirts-
(1266.) haus, vor dem im Freien getafelt wird. Links vorn sitzt ein zer-
15 b. lurapter alter Bettler, der eine vor
ihm stehende, auf ihren Stock ge-
stützte Alte mit lebhafter Geberde
anredet. Eechts vorn ein kahler
Baum. Bezeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,47V3; br. 0.63. — 1874 aus der Sammlung Reede van Oudts-
hoorn zu Utrecht. Vorher in der Sammlung Cremer zu Brüssel. — Phot. Ges.
Daniel Vertangen.
Geb. im Haag 1598, gest. wahrscheinlich zu Amsterdam 1657.
Schüler des C. Poelenburgh in Utrecht. Thätig in Amsterdam;
Bredius N. N.; doch zeigt er die Poelenburgh'sche Richtung so
unverarbeitet, dass wir ihn zur Utrechter Schule stellen müssen.
1256. Die Vertreibung aus dem Paradiese. Links der Engel mit
(1270.) dem Flammensch wert in Wolken. Eechts das erste Menschenpaar
9 a. auf der Flucht. Adam stösst sich vor Schrecken an einen Stein,
auf den er sich mit der linken Hand und dem linken Knie stützt.
Eva folfirt ihm mit erhobenen Händen. Bezeichnet unten rechts:
^.Ve Wanden •
Kupfer ; h. 0,20 ; br. 0,247,. — 1741, nach dem Inv. der Kunstkammer von
diesem Jahre, noch daselbst. In der Galerie zuerst nach dem Katalog von 1835.
Balthasar van der Ast.
Auch Baltus, nicht Bartholomäus. Geburts- und Todesjahr un-
bekannt. Geb. zu Middelburg. Vergl. Obreen's Archief IV, S. 279.
A. Utrecbter Schule. XVII. Jahrhundert. 403
Er trat IG 19 der Lncasgilde zu Utrecht bei. wo er noch 1629
wohnte, liess sich aber 1G33 in Delft nieder, wo er noch 165G lebte.
Brediiis X. N.
Muscheln und Früchte. Vor g-rauer Wand auf gelbgrauer Stein- 1257.
platte liegen Muscheln; links ein Zweig kleiner Pfirsiche, rechts (1288.)
rote Johannisbeeren. Schneeglöckchen und Vergissnieinnicht. Vorn ^^ ^•
links klettert eine Eidechse auf den Tisch. Rechts hängt eine
Spinne an ihrem Faden. Bezeichnet unten rechts:
K
(Vaoi
Eichenholz: h. 0.29; br. O.STVj. — Inventar 1722, A 624.
Nikolaus Knupfer.
Geb. zu Leipzig 1G03, gest. IGGO (nach Kramm III, p. 88) mög-
licherweise zu Utrecht, wo er (nach Muller, Schilders -Vereeni-
gingen p. 123) 1G37, doch nur als »Passant«, in die Gilde auf-
genommen wurde. Er war nach Corn. de Bie (p. 115) um 1630
Schüler des Abraham Bloemaert zu Utrecht.
Familienbildniss. Der Künstler selbst und seine Familie, 1258.
wie sein Bildniss im »Gulden Cabinet« beweist. Zugleich das (1975.)
Sprüchwort: »Wie die Alten sungen, so pfeifen die Jungen.« 13 a.
In einem Zimmer, durch dessen drei Fenster grüne Bäume
herein blicken, musicirt die reich gekleidete Familie an einem mit
farbiger Decke behängten Tische. Rechts sitzt der Hausherr, das
Notenheft in der Piechten, und taktirt mit der Linken. In der
Mitte steht die Hausfrau hinter dem Tische. Auch sie hält mit
der Linken das Notenheft, mit der Rechten aber ihr nacktes, auf
dem Tische stehendes, eine Flöte blasendes Jüngstgebornes. Links
am Tische stehen zwei ältere Kinder mit einem zweiten Noten-
hefte. Bezeichnet unten halb rechts:
^yy^^^uj^er:
Eichenholz: h. 0.44Vi; '^r. 0.55. — Inventar Guarienti (vor 1753j 1G02.
Ph..t. Braun XII. 32.
26*
404 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Jan Davidsz. de Heem.
Geb. zu Utrecht 1G06 (nicht um 1600). Vergl. Bredius in »Oud
Holland« IV (1886), p. 214. Gest. zu Antwerpen Ende 1683
oder Anfang 1684. Schüler seines Vaters David de Heem. Thätig
um 1626 zu Leiden, von 1635 — 1667 zu Antwerpen, von 1667
bis 1672 zu Utrecht, von 1672 bis an sein Ende wieder in Ant-
werpen. Dieser grösste niederländische Frucht- und Blumenmaler
könnte seiner Wirksamkeit nach ebensowohl zur vlämischen, als
zur holländischen Schule gerechnet werden, gehört seinem Gesamt-
charakter nach aber doch der letzteren an und kann, so angesehen,
'nur zu den Utrechter Meistern gestellt werden, wogegen wir seinen
SohnCornelis (ob.S.391) zur Antwerpener Schule rechnen mussten.
1259. Fruchtstück vor altem Mauerwerk. Eine gelbe Melone, Pfir-
(1249.) siehe, grüne und rote Trauben bilden die Hauptstücke. Oben ein
18 c. Büschel Eicheln. Eine rote, gefüllte Mohnblume, auf deren Stengel
ein Maikäfer kriecht, liegt in der Mitte. Links vorn wachsen Pilze;
daneben eine Eidechse. Rechts spriessen eine blaue Winde und
eine Distel; an letzterer ein Schmetterling. Bez. rechts oben:
Eichenholz; h. 0,41Vj; br. 0,54:Vj. — Inv. 1722, A. 143.
1260. Stilleben mit einem Hummer. Auf grauem Steintisch mit
(1250.) violetter Decke steht eine blauweisse Delfter Schüssel mit Früch-
1^ "' ten; rechts ein roter Hummer, darüber ein Weinglas; links eine
angeschnittene Citrone. Von oben hängt an blauem Bande ein
Strauss mit Brombeeren, Mispeln, Kornähren herab. Bez. 1. o.:
^\XL^
%:
Leimvand ; h. 0,67 ; br. 0,56. — Inv. 1722, A 164. — Das R hinter der l?e-
zeichnung mancher Bihler De Heems bedeutet ,,Ridder". Er besass die Ritterwürde.
llcmbraken I (1753) N. 210.
1261. Das grosse Stilleben mit dem Vogelnest. Vor altem Gemäuer
(1251.) sind die köstlichsten Früchte aufgehäuft: in ihrer Mitte eine gelbe
1'^ ä- Melone, an deren Anschnitt eine Wespe nagt. Links vorn eine
A. Utrechter Schule. XV'II. Jahrhundert. 405
Maus und eine Eidechse. Rechts vorn ein Vogelnest, an dem
Ameisen kriechen; daneben ein toter Stieglitz auf dem Eücken.
Ein lebender Stieglitz oben auf dem Zweige. Bez. rechts unten:
Leinwand: h. 0.89; br. 0,72. — 1709 durch Raschke aus Antwerpen. — Inv.
1722. A 392.
Ein Blumenstrauss in einer Silbervase. Das Gefäss steht auf |262.
rötlichem Marmortische, auf dem links Trauben, rechts eine Kirsche (1252.)
und eine Ranke Brombeeren liegen. Am Rand kriecht eine Schnecke. 13 c.
Der Strauss besteht aus Rosen, Tulpen, Nelken, Schwertlilien und
anderen Blumen, oben eine Libelle. Bez. unten in der Mitte:
Eichenholz: h. 0.64 ; br. 0.44. — Inventar 1722, A 121.
Früchte und Blumen an blauem Bande. Schwarzer Grund in |263.
einer Steinnische. Oben am Bande die Blumen, unten die Früchte; (1253.)
unter letzteren eine schöne grüne Traube, ein Zweig Judenkirschen, 15 c.
ein Zweig blauer Brombeeren und eine Kornähre. Bez. u. i. d. M. :
Leinwand; h.0,.34Vi: br. 0,29. — Nach H. 1728 durch Wackerbarth. — Wir
fanden es zuerst im Katalop von 1835.
Blumen In einer Glasflasche. In der Mitte eine blaue Schwert- 1264.
lilie zwischen gefüllten Mohnblumen, Nelken und Rosen. Auf (1254.)
dem Steintisch daneben Aprikosen, Brombeeren und andere Früchte. 14 c.
Am Rande eine Schnecke. Bezeichnet links unten (ähnlich wie
die vorigen): J . D . De Heem f.
Eichenholz: h. 0,47Vi: br. 0.37. — Inventar 1722, A 174.
406 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1265. Memento mori. In einem Glasgefässe ein üppiger Bluraen-
(1255.) strauss mit Kornähren untermischt. Rechts davon auf einem
47 b. Zettel mit der Inschrift: ,, Memento mori" eine grosse Muschel ;
daneben der Totenkopf. Links eine Orange und eine Johannes-
beere. Bezeichnet rechts auf dem Zettel:
^^^
Leiu-wand; h. 0,87Vj; br. 0,65. — Inventar 1722, A 187.
loßß ^'" Blumenglas. Grosse dunkelrote Päonien geben den Ton
ri 9^r ^ an. Links hängt eine Winde, rechts eine Kornähre, in der Mitte
^ %^lj eine Brombeerranke mit reifen Früchten. Bezeichnetunten in der
Mitte (ähnlich wie N. 1260): J . D . De Heem . E.
Eichenholz; h. 0,85Vj; br. 0.67V2- — Inventar 1722, A 173. — Vgl. zu
N. 1260.
1267. Blumen im Glase und Früchte. Auf einer Steinbrüstung eine
(1258.) grosse Glasflasche mit bunten Blumen und Schmetterlingen auf
Ml. schwarzem Grunde. In der Mitte zwei Schoten. Links auf der
Brüstung Pflaumen, Kirschen, Eicheln; rechts ein Zweig Aprikosen.
Vorn eine Libelle. Bezeichnet unten in der Mitte (wie das vorige):
J . D . De Heem . B.
Leinwand; h. 1,00V2; br. 0,75V2- — 1709 durch Kaschke aus Antwerpen.
Inv. 1722, A 370. — Waagen (Handbook, p. 519j behauptet merkwürdiger "Weise,
das Bild trage die Namenszeichnung des Amsterdamer Malers Jacob von Walscapele
(blühte um 1670—1680), von dem es auch herrühre. — Vgl. zu N. 1260.
1268. ^'" Weinglas in umkränzten Steinnische. In der Mitte des
(1259.) barocken Architekturstückes steht ein Römer mit funkelndem
17 c. Weine. Die Früchte und Blumen haften in drei Haiiptsträussen
.an den grauen Steinverzierungen: zwei oben links und rechts; der
dritte, welcher aus Citronen, Quitten, Feigen, Pflaumen, Trauben.
Kirschen besteht, unten in der Mitte. Unten sitzt ein Nachtfalter,
rechts ein Vogel auf der Brüstung. Bez. r. o. (in einer Reihe):
A. L trechter :>chule. XVII. Jahrhundert.
407
t€/?n_
A )6so.
Leinwand: h. 1.22, br. 0,87. — Zuerst sicher im »Catalogiio« von 1765. Bei
H . wegen seiner abweichenden Inschrift als Werk des Jan de Heem , eines Sohnes
unseres Jan Davidz. de Heem angesehen. Da dieser aber (nach F. J. v. d. Branden,
pag. S69) erst 1650 geboren wurde, so kann davon keine Rede mehr sein. Eine
gleiche Bezeichnungsform findet sich übrigens auch auf einem von 1651 datirten Bilde
Jan Davidsz de Heem's im Berliner Museum. Vergl. auch Bode bei von Zahn 1873.
S. 204: und Scheibler im Repertorium VI, S. 197.
Art des J. D. de Heem.
Früchte und Austern mit einer Orangenblüte. Auf dem Stein- 1269.
tisch rechts eine blaue Decke und ein Steinkrug, links ein Messer (1287.)
und ein Römer, in der Mitte Austern, eine Citrone, eine Orange L 3.
und ein Orangenblüten zweig.
Eichenholz; h. 0,35'/»; br. 0,50. — 1856 aus dem Vorrat. Vorher nicht sicher
nachweisbar. Bei H. frageweise den Werken des Aelst angereiht ; doch erkennen wir
eher die Richtung des de Heem in dem Bilde.
Johannes Both.
Geb. um 1610 zu Utrecht, gest. daselbst den 9. August 1652.
Schüler des Abr. Bloemaert. In Rom unter dem Einflüsse Claude
Lorrains weiterentwickelt. Später wieder in Utrecht ansässig.
Italienische Landschaft mit einer Bogenbrücke im Hintergrunde.
Links schöne, sonnenbeleuchtete Baumgruppen. Rechts das Fluss-
thal. Neben der steinernen Bogenbrücke ein Rundturm. Blaue
Berge im Hintergrunde. Vorn auf dem Wege halten zwei Reiter,
neben ihnen steht em Jäger mit seinem ^^ ^
1270.
(1371.)
14 a.
Hunde. Der
oben hellblau
Himmel ist unten goldgelb,
Bezeichnet links unten :
\y^
Eichenholz; h. 0,40; br. 0,55. — Zuerst im Inv. Guarienti (vor 1755) 1634. —
Phot. Braun XI, 25.
408 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1271. Ruinen an der Seebucht. Links ein schmaler, hoher Mauer-
(1373.) rest, in dessen Schatten buntes Volk lagert. Zwei Männer spielen
9 a. Karten. Eechts im Hintergrunde die Seebucht.
Vorn ein ^eg, auf dem ein Mann auf einem
Esel hervortrabt. Bezeichnet links unten:
SBm-
Eichenholz; h. 0,54; br. 0,44. — Inventar 1722, A 226.
1272. Weg über baumreichem Grunde. Links auf dem über eine
(1374.) kleine Anhöhe führenden Wege ein Lastesel, neben dem ein Mann
lö c. am Stock steht, und Mann und Frau auf zwei anderen Eseln.
• Vorn in der Mitte schöne, hohe Baumgruppen. Eechts der steile
Felsenabhang. Links Fernblick auf blaue Bergzüge.
Eichenholz ; h. 0,69; br. 0,92Vj. — 1751 von der Leipziger Ostermesse. H. —
Zuerst im Katalog von 1817.
1273. Weg unter Bäumen im Thal. Der Weg führt rechts zum Vor-
(1372.) dergrunde herab, wo drei schlanke, hohe Bäume aus dem Unter-
1'^ ^- holze hervorragen. Ein Treiber führt sein mit bunter Decke be-
hängtes Maultier am Zügel. Weiter links ein Reiter auf einem
Schimmel. Rechts ein Berg mit einem Turm am Abhang, einer
ummauerten Stadt auf dem Gipfel. In der Mitte ferne blaue Berge.
Leinwand; h. 0,86Vj; br. 1,17. — Zuerst im Katalog von 1817. — Phot
Braun XIL 35.
1274. Die Brücice unter dem Burgfelsen. Der Fluss srömt nach links
(1375.) vorn herab. Auf der Brücke in der Mitte treibt ein Hirt seine
15 a. Heerde. Rechts vorn ein Baum an dem Wege, auf dem ein Mann
zu Esel neben einem Fussgänger reitet. Links im Mittelgrunde
ein steiler Berg, oben von Ruinen gekrönt. Rechts Fernblick.
Leinwand; h. 0,84Vj; br. l.lö'/j- — Zuerst im »Catalogue< von 1765. — Viel-
leicht nur eine alte Copie. So auch Scheibler, Dr. Xot.
Dirk Stoop (van der Stoop).
Geb. zu Utrecht um 1610, gest. daselbst 1686. Schüler seines
Vaters, des Glasmalers Willem Janszoon yan der Stoop. Thätig
anfangs zu Utrecht, später in Lissaboi/und in England, seit
1678 aber wieder in Utrecht.
1275. Rast während der Jagd. In einer Felsenlandschaft steht ein
(1360.) Bursche mit hohen Stiefeln und breitem Hute, von Jagdhunden
P 10. umgeben, schlafend an sein braunes Pferd crelelmt. Rechts vorn
A. utrechter Schule. XVII. Jahrhundert. 409
sitzt ein Mann zwischen Hunden. Rechts im Mittelgrunde kommt
ein Herr heranfgeritten und sucht den Schläfer wach zu schreien.
Bez. 1. am Stein (nicht vollständig, aber unverkennbar) : D. Stoop.
Eichenholz : h. 0.57 ; br. 0,52. — Zuerst im Katalog von 1835.
Lagerscene. Links die Zelte, vor denen eine Frau und ein 1276.
Keiter einander die Hand reichen. Links vorn hocken Kartenspieler (1534.)
am Boden. Rechts vorn liegt ein Mann in roter Jacke am Feuer. 9 a.
Rechts Blick in die kahle Landschaft.
Eichenholz; h. 0.31"/,; br. 0,45. — 1742 durch Riedel aus Prag (als N. 3153). —
Spater im Vorrat, dem es 1861 als »anbekannt< entnommen wurde. Als »unbekannt<
auch noch bei H. Es ist jedoch . wie neuere Kenner, z. B. Bode, Sehlie, Scheibler
mit uns anerkennen, ein gutes, unverkennbares Bild Dirk Stoop's.
Angeblich Cornelius Stoop.
Dieser Meister soll zu Anfang des XTIL Jahrhunderts in Ham-
burg geboren sein und später in England gelebt haben. Felsen-
höhlen u. s. w. sollen seine Specialität gewesen sein. Sein Name
weist auf Utrecht, wie der Stil unseres Bildes.
Eine Felsengrotte mit einer Statue. Rechts die mächtige Fei- 1277.
sengrotte; links hinter dem Teiche die Landschaft. Zwei Frauen (1361.)
steigen in der Mitte herauf. Rechts in der Grotte steht eine weib- P '7-
liehe Statue auf bekränztem Postamente, von Frauen umringt.
Im Hintergrunde Priester.
Eichenholz : h. 0,29 : br. CöO'/,. — 1741 durch v. Kaiserling (N. 2750). —
Kam 1855 als »Dirk Stoop:< aus dem Vorrat. Wurde später bei H., wohl des Gegen-
standes -wegen frageweise auf Cornelius Stoop getauft. Unmöglich erscheint diese
Taufe nicht; doch fehlt es an beglaubigten Bildern des Meisters zum Vergleich. — Jeden-
falls erinnert es auch an Abraham van ('uylenl)orch (gest. zu Utrecht 1658).
Herman Saftleven.
Neuerdings auch als H. S. IIL bezeichnet. Geb. zu Rotterdam um
1610, gest. zu Utrecht den 5. Januar 1685. Jüngerer Bruder des
Cornelis Saftleven ; Sohn und Schüler seines Vaters Herman Saft-
leven's d. ä. zu Rotterdam. Ungefähr seit 1633 in Utrecht an-
sässig, und auch seinem Charakter nach der Utrechter Schule
angehörig. Er bereiste den Rhein und die Mosel.
Die Weinlese. Berglandschaft. Im Vordergrunde links einige 1278.
Hütten; in der Mitte der Weg. auf dem ein Arbeiter mit roter (1343.)
Mütze bildeinwärts schreitet. Rechts vorn der Weinberg. Der ^ c.
410 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
leichtbewölkte Himmel ist links unten gelb, rechts oben blau.
Bezeichnet rechts unten : /f^-^
Eichenholz; h. 22'/,; br. 0,17. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 582.
1279. Blick in's Thal. Rechts schroffe Felsen, an deren Fuss ein
(1345.) bimtbelebter Bauernhof liegt. Links im Mittelgrunde ein be-
8 a. festigter Ort; im Hintergrunde das von hohen Bergen eingefasste
Thal mit einem breiten Wasserspiegel. Eechts ist der Himmel
blau, links sucht die Sonne durch Wolken zu brechen. Bezeichnet
unten in der Mitte mit dem undeutlichen Monogramm und der Jahres-
zahl, von der nur 165 . deutlich zu lesen ist. H. las sie 1654.
Eichenholz; h. 0,31V2; br. 0,41»/,. — Inventar 1722, A 504.
1280. Im Flussthal. Links ragen steile Felsen, oben mit einem
(1354.) Schlosse gekrönt. Nach rechts vorn zieht der Fluss sich herab.
7 b. Rechts im Mittelgrunde eine ummauerte Stadt, im Hintergrunde
hohe Berge. Der Himmel ist links gelb, rechts blau. Bezeichnet
links unten (bisher übersehen) : ^ . ^^ ^
Eichenholz; h. 0,20; br. 0,30. — Inv. 1722, A 664 als >Griffier.« N. 664 steht
noch auf dem Bilde. Auf der Rückseite die (schwerlich gleichzeitige) Inschrift:
„Herman Saftleven von Utrecht fecit."
1281. Ehrenbreitsteln. Links unten der Rhein, rechts oben die Teste.
(1347.) Links vorn Lastschiffe am Ufer. Rechts vorn eine Kirche über
7 b. Bäumen. Der Himmel links unten gelb, rechts oben blau. Be-
zeichnet links unten mit dem Monogramm, wie die übrigen.
Kupfer; h. 0,25Va; br. 0,29»/,. — Inv. 1722, A 497. — Auf der Rückseite steht
(echt alt): „Elirenhritstcyn . Ofte . Hcrmesteyn . Änno 1656."
1282. Berglandschaft mit kleiner Kapelle. Links führt ein steiler
(1344.) ^^'6& ^^1 ^iem oben bewaldeten schroffen Felsen empor, an dessen
P 7. Abhang eine kleine Kapelle thront. Rechts unten das Flussthal,
im Hintergrunde hohe Berge. Vorn links fällt ein Mann in roter
Jacke Bäume. Der Himmel ist links unten gelb, rechts oben blau.
Bezeichnet halblinks unten: /- /jjq\
Kupfer; h. 0,217,; br. 0,26'/,. — Inv. 1722, A 589. — Die Jahreszahl las H.
UläO. — Vollkommen sicher ist die letzte Stelle nicht: doch scheint 165S richtig: zu sein.
A. ütrechter Schule. XVII. Jahrhundert. 411
Flussthal zwischen schroffen Bergen. Links vorn das belebte 1283.
Flussthal. Kechts im Mittelgrunde gewaltige Felsenriesen ; davor (1348.)
ein Kirchdorf mit einem Wirtshause, ganz vorn Arbeiter auf dem '< b.
Felde. Bezeichnet unten rechts: ^6 6o (^£)
Eichenholz: h. 0.44'/,; br. 0,57»/,. — Inv. 1722, A. 215.
Im Flussthal. Der Fluss schlängelt sich zur Mitte der Vorder- 1284.
grundes herab, hier durch ein Fährboot mit zwei Schiffen und (1350.)
zwei Fahrgästen belebt. Links vorn ein Bauernhaus auf hohen P 9.
Pfählen. Rechts vorn ein Eremit. Im Hintergrunde zu beiden
Seiten hohe Berge. Die Sonne steht links. Bezeichnet rechts unten :
Eichenliolz : h. 0.36 : br. 0.47. — Zuerst im Katalog von 1817.
Rheinlandschaft. Der belebte Fluss zieht sich zum Vorder- 1285.
gründe rechts herab. Links vorn eine bewaldete Anhöhe. Davor (1355.)
am Ufer buntes Volk. Rechts hohe Berge. Der Himmel ist links "^ ^^
unten goldgelb. Bezeichnet links unten: (r£)
Kupfer; h. 0.15; br. 0.23. — Inv. 1722, A 588. — Auf der Rückseite die (echt
alte) Inschrift : Costerspei . Herman . Saftleven . f . A . Utrecht . Anno 1662. — Bei
H. mit N. 1293 und 1296 verwechselt.
Stark befestigte Berggegend. Vorn die befestigten Berge, in |286.
der Mitte von hohem Castell überragt. Vom Castell führt eine (1346.)
Brücke zu dem dahinter liegenden Berge. Links unten der in der 7 b.
Mitte überbrückte, von Ortschaften begrenzte Fluss. /j-Q
Links die Sonne hinter Wolken. Bez. unten rechts: ^6'63
Eichenholz : h, 0,24 ; br. 0,33. — Vielleicht Inventar Gotter (vor 1736) Nr. 258.
Sicher Inventar 1754, II 241. — Die Jahreszahl las H. irrtümlich 1656.
Engers am Rhein. Der Fluss zieht sich nach rechts vorn |287.
herab. Links am Ufer ein alter Rundturm und andere Gebäude. (1356.)
Davor buntes Volkstreiben. Schifler am Ufer. Rechts sanft ab- 7 a.
gedachte Hügel. Bezeichnet links unten: 0V jC^
Kupfer: h. 0,15; br. 0,24. — Inventar 1722, A 591. — Auf der Rückseite die
Inschrift: „Thtgers . Herman . Saftleven . f . A . Utrecht . Anno 1663." — Bei H.
waren die Nummern dieses Bildes mit den Nummern 1293 und 1294 verwechselt.
Bei Köln. Rechts im Mittelgrunde der Fluss, vorn ein Bauern- |288.
haus unter Bäumen. Links vorn Felder und Wiesen, im Hinter- (1351.)
gründe sanfte Höhenzüge. Bezeichnet links unten: ^x^ ^^f^ 7 a.
412 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Kupfer; h. 0,15; br. 0.237,. — Nach 1747 erworben. Auf der Rückseite die
Inschrift: „Dy . Cuellen . Herman . Saftleven . f . Ä . Utrecht . Anno 1663." — Bei
H. war die Nummer dieses Bildes mit derjenigen unserer Bilder N. 1294 und N. 1296
verwechselt worden.
1289. Ansicht von Utrecht. Im Hintergründe die getürmte Stadt.
(1353.) Im Mittelgrunde Weiden. Im Vordergrund rechts der Canal mit
16 a. Nachen, links ein belebter Weg. Rechts blauer Himmel; links
die Sonne hinter Wolken. Bezeichnet unten in der ^^
Mitte am Boot: j6^^
Kupfer; h. 0,19V3; br. 0,35«/,. — Inventar 1722, A 599.
1290. ' Bei Brieg. Im Vordergrunde links eine Anhöhe mit Bäumen,
(1349.) in der Mitte ein einzelner Baum. Ein Fluss schlängelt sich nach
7 a. rechts vorn herab ; ganz rechts, am jenseitigen Ufer, einSchloss. (^
Der Himmel links hinter den Bäumen goldgelb. Bez. halb r. u. : j6 C^
Eichenholz; h. 0,17; br. 0,267,. — Inv. 1722, A 652. — Auf der Rückseite
die Bezeichnung : By Brieigh (so, nicht Briey) Her.nan . Saftleven . f . A . Utrecht.
Anno 1664. (so, nicht 1660, wie bei H.)
1291. Der Signalturm an der Seebucht. Die Seebucht zieht sich vom
(1342.) Hintergrunde links zum Vordergrunde rechts herab. Links vorn
P 7. am belebten Ufer der Turm, weiter rechts der d~£J
Hafen mit Schiffen. Rechts im Hintergrunde
das jenseitige Bergufer. Der bewölkte Himmel y ^ -r q
ist links tief abendgolden gefärbt. Bez. 1. u. :
Eichenholz; h. 0,20»/»; br. 0,28. — Inventar 1722, A 646, als »Bautstaffier«,
worunter dieses Inventar Bout und Boudewijns versteht.
1292. Schloss Hermanstein. Der Fluss zieht sich vom Hintergrunde
(1352.) rechts zum Vordergrunde links herab. Rechts vorn ein belebter
8 a. Weg. Zahlreiche Schiffe auf dem Fluss. Links hohe, von der
Festung gekrönte Felsen, an deren Fuss die befestigte Ortschaft
liegt. Links oben die Sonne. Bez. unten in der Mitte: ^r, ^
Eichenholz; h. 0,28*/»; br. 0,38. — Inventar 1722, A 351. — Auf der Rück-
seite die Inschrift : „Ilet Castcll van Harmestein . Herman . Saftleven . f . Utrecht.
An7io 1674." — Die Jahreszahl 1674 ist auf der Rückseite, wie auf der Vorderseite
ganz deutlich. H.'s Angabe »1665« beruhte auf einem Irrtum.
1293. Berg- und Flusslandschaft mit Badenden. Links der Fluss.
(1358.) Rechts das Bauernhaus mit lustiger Gesellschaft, dahinter hohe
7 1). Gebirge. In der Mitte des Mittelgrundes Badende.
Kupfer; h. 0,25; br. 0.34. — Nach IL schon im Inv. 1722. Doch zuerst nach-
weisbar im Katalog von 1817. — Gegenstück zum folgenden. Vielleicht nur Schularbeit.
A. Utrechter Schule. XVII. Jahrhundert. 413
Berglandschaft mit dem Wasserfall. Links unter den steilen 1294.
Felsen, von denen ein Wasserfall stürzt, schäumt der Gebirgsbach. (1359.)
Rechts auf dem Wege Reiter, Lastesel und Fussgänger. Im Mit- 9 c.
teigrunde die Stadt am Fusse des Gebirges. Rechts im Hinter-
grunde ein Fluss mit Schiffen.
Kupfer: h. 0.25 : br. 0.33Vj- — Nach II. schon im Inv. 1722. Doch zuerst
nachweisbar im Kat. von 1817. — Ge<j:eustück zum voriireu. Vielleicht nur Schularbeit.
Hendrik Bloemaert.
Geb. zu Utrecht um IGOl, gest. daselbst den 80. December 1672.
(De Vries und Bredius, Catalogus, Utrecht 1885, p. 30.) Sohn
und Schüler des Abr. Bloemaert zu Utrecht, wo er zwischen 1630
und 1G32 Meister der Gilde wurde.
Der Mann mit dem Spiegel. Halbfigur nach rechts auf bräun- |295.
Hohem Grunde. Kurzes, halb ergrautes Haar, kurzer Kinn- und (878.)
Schnurrbart. In beiden Händen ein kleiner schwarzumrahmter P 4.
Spiegel. Von der Bezeichnung H . Bloemaert fec . 1648, die H.
mit einem Fragezeichen versah, ist rechts oben deutlich zu lesen:
(1-Bfo
_ Qe/]}^/^'"' Tc )(}^y^
Leinwand; h. 0,GGVj: l^r. 0,52Vi. — Herkunft nicht ermittelt.
Hendrik Verschuring.
Geb. zu Gorkum 1627, ertrank bei Dordrecht am 26. April 1690.
Schüler des Jan Both in Utrecht; dann in Italien; nach 1662
Bürgermeister von Gorkum.
Der Aufbruch der Reiter. Rechts, wo vor alten Gasthaus- 1296.
mauern eine Fahne von einem Zelte weht, rüsten sich Reiter zum (1531.)
Aufbruch. Neben einem gesattelten Schimmel steht eine Frau Q 3.
mit einem Spinnrocken. Eine andere säubert ihrem Jungen den
Kopf. Links im Mittelgrunde führt eine steinerne Bogenbrücke von
der Festung über den Fluss. Bezeichnet links unten :
// vcrßnüwia . /^ / 6^i)
Eichenholz; 0,03'/,; br. 0,74Vj. — luv. 1722. A 385. H. las die Inschrift 1670.
414 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1297. Christi Gang nach Golgatha. Mächtige Berglandschaft. Rechts
(1532.) am Abhang die reich gekuppelte Stadt Jerusalem. Der Zug be-
P 11. wegt sich von rechts nach links; links wendet er sich in zwei
Abteilungen bergan. In der Mitte Christus in violett-grauem Ge-
wände. Simon von Kyrene trägt ihm das Kreuz. Von dem nach-
dringenden Zuge werden einige Zuschauer zu Boden geworfen.
Bezeichnet rechts unten: H . VEESCHUEING.
Leinwand; 0,80«/,; br. 1,22. — luv. 1754, II 578 als »Wilh. Verschuring.«
Hermann van Lin, gen. Stilheid.
Geburts- und Todesjahr unbekannt. Er lebte und wirkte in
Utrecht, wo er 1659—1667 »Oberman«, 1668—1670 »Decan«
der Kunstgenossenschaft war. S. Muller: Schilders- Vereenigingen
p. 130—132. Kramm IV, p. 955. — Früher Hans oder Jan
genannt. Vergl. auch Schlie, Schweriner Verz. 1882, S. 346.
1298. Reitergefecht unter einer Festung. Rechts die Festung mit
(1165.) mächtigem ßundturm und wallendem roten Banner. Links die
lö c. Landschaft. Vorn lebhaftes Reitergetümmel; ganz vorn, nach
rechts gewandt, ein dreinhauender Reiter auf sich bäumendem
Schimmel. Bezeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,45; br. 0,63»/,. — Inv. 1722, A 635.
1299. Ein Jagdzug. Rechts vor dem Denkmal unter Bäumen sprengt
(1166.) ein rotröckiger Reiter auf seinem Schimmel dem Jagdzuge nach.
9 a. der sich, bildeinwärts gewandt, durch das von kahlen Bergen be-
grenzte Thal windet. Bezeichnet rechts unten:
j-l'JjOAiJi/ri'
^i.
Eichenholz; h. 0.22; bv. 0,27. — Inventar 1722. A 621. — Gegenstück-
folgenden.
A. Ut rechter Schule. XVII, Jahrhundert. 41f)
Rast im Hof. Links das Haus, rechts die Hofmauer mit ge- 1300.
öffnetem Thor. Links sitzt eine Frau auf einem Schimmel. Rechts (11G7.)
weiter zurück spricht ein Jäger zu Fuss mit einem Reiter. Li 9 a.
der Mitte ein Lasttier. Bezeichnet links unten:
-A^-*>» -/iti^ Se.
Eichenholz: h.0,22Vi: br.0,27. — luv. 1722. A G21. — Gegenstück zum vorigen.
Melchior d'Hondecoeter.
Geb. 1636 zu LTtrecht; begraben den 7. April 1695 zu Amster-
dam. Schüler seines Vaters Gijsbert d'Hondecoeter und seines
Oheims Jan Bapt. Weenix in Utrecht. Thätig von 1659—1663
im Haag, später in Amsterdam.
Der Raubvogel im Hühnerhof. Der Raubvogel sitzt links vorn 1301.
am Boden und hält ein Küchlein in den Klauen. Die anderen (1597.)
stieben erschreckt auseinander. In der Mitte aber greifen der 16 b.
Hahn und die Henne den Räuber wütend an. In der Luft eine
Schwalbe und eine Taube. Links die Landschaft. Bezeichnet oben
in der Mitte (verkleinert):
^
^P.
Leinwand: h. 1,06: br. 1.38. — 1724 erworben."— luv. 1722ff. A 1495. —
Pl.nt. Braun VIT. 39.
Die ruhende Henne. Vorn rechts liegt, nach links gewandt, 1302.
eine weisse Henne am Boden. Ihre Küchlein über ihr, unter ihr, (1598.)
an ihr. neben ihr. Links steht ein roter Hahn mit grünem K 1.
Schwänze. Rechts im Hintergrunde vor dem Schlosspark stolziren
ein Pfau und ein Truthahn. Bez. oben halb links (verkleinert):
Leinwand: h. 0.77Vj: br, 0,94'/,. — 1741 durch von Kaiserliu;?.
416 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1303. Stilleben mit Jagdgerät. Unter überhängendem Felsen liegen
(1600.) links vorn an Kisten und Körben neben einer Flinte und anderem
L 3. Jagdgerät eine tote Ente und eine tote Taube. Darunter am Bo-
den auf dem Rücken ein Stieglitz und ein Dompfaff; weiter links
eine lose Feder. Bezeichnet unten in der Mitte. Doch ist nur
noch M . cVH , . . deutlich zu lesen.
Leinwand ; h. 0,72«/, ; br. 0,81. — Als N. 2505 sicher ITiO durch Morel. Yergl.
Inventar S^J, Fol. 267. — Also nicht durch Gotter, wie H. annahm.
1304. Stilleben mit dem Eisvogel. Auf einem Steintisch liegt rechts
(1284.) eine graubraune Decke. An ihr ein Eisvogel zwischen kleineren
'^ c. Vögeln. Falkenhauben und ein Rebhuhn hängen in der Mitte von
der Decke herunter. U. i. d. M. die Inschrift: M. d. hondec . . .
Leinwand; h. 0,5G ; br. 0,47. — Inv. 1727, A 259 als »Ast«: dagegen im Inv.
1754, II 434, als Hondecoeter. Später, auch bei H., frageweise dem Evert van Aelst
zugeschrieben. Es ist allerdings, wie einige andere Bilder des Meisters, Aelst-artig.
1305. Vogelconcert. Rechts Waldrand, links Fernblick. In der
(1599.) Mitte auf kahlem Aste sitzt, von kleinen Vögeln umringt, ein
K 2. aufgeschlagenes Notenheft vor sich, die Eule als Kapellmeister.
Unten sind zahlreiche grössere Vögel als Zuhörer versammelt: nach
links gewandt in der Mitte ein Hahn, ein Truthahn und ein
Pfauenpaar, links vorn im Wasser Enten mit ihren Jungen.
Leinwand; h. 1,64; br. 2,14. — Nach H. durch Gotter; allein doch wohl schon
Inv. 1722, B 990. Damals in Moritzburg. War später, bis 1854, im »Vorrat.« Auf
dem Notenblatt die Inschrift: „Elch Voogel simjt gciijk shij gebect is/' d. h. jeder
Vogel singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
Johannes van Haensbergen.
Geb. zu Utrecht den 2. Jan. 1642, gest. im Haag den 10. Jan.
1705. Schüler des Corn. van Poelenburgh in Utrecht. Thätig
bis 1668 in Utrecht, seit 1669 im Haag.
1306. Die Verkündigung an die Hirten. Links oben in goldenem Lichte
(1670.) ein Engelreigen, aus dem als Jüngling in rotem Gewände der Engel
9 b. der Verkündigung hervorschwebt. Rechts unten stieben die Hirten
erschreckt und geblendet auseinander. Vorn läuft einer von ihnen,
halbnackt, den Kopf mit den Armen verdeckend, nach rechts da-
von. Bezeichnet halbrechts unten: I . V . H.
Eichenholz: h. 0.35'/j : br. 0.29. — Inventar 1722, A 603.
1307. Die Anbetung der Hirten. In einer Felsenhöhle, die sich links
(1671.) in's Freie öffnet, liegt das Knäblein auf weissem Linnen in der
9 b. Krippe. Rechts, ihm zuhaupt, kniet anbetend Maria, hinter wel-
A. Utrechter Schule. XVIi. Jahrhundert. 417
eher Joseph sitzt. In der Mitte die anbetenden Hirten und Frauen.
Oben auf Wolken ein Engelreigen. Bez. unten links: I . V . H.
Eichenholz: h. 0,oCV'2; ^r. 0.2'J. — Inventar 1722, A 551.
Die Anbetung der Könige. Kechts thront Maria, nach links ge- 1308.
wandt, mit dem Knaben unter Ruinen. Hinter ihr drängen sich (1672.)
ihre Angehörigen. Von links sind die hl. drei Könige genaht. Die 9 b.
beiden weissen knieen bereits vor dem Kinde. Der schwarze steht
noch hinter ihnen. Links eine reiche Berglandschaft; am Himmel
darüber eine Engelglorie. Bez. 1. u.: I . V . H.
Eichenholz ; h. 0,37 ; br. 0,29. — Inv. Guarienti (Yor 1753) N. 538 als Poelen-
burg. was jedoch schon von alter Hand in Haensbergen verbessert wurde. — Die
Provenieuzangabe bei H. konnten wir nicht bestätigen.
Die Himmelfaiirt l\Äariae. Gehoben und geschoben von Engel- 1309,
Jünglingen, umflattert und umspielt von Engelknäblein und Engel- (1673.)
köpfchen fährt Maria, von vorn gesehen, mit ausgebreiteten Armen ^ c.
durch braune Wolken in den blauen Himmel hinein. Unten links
Ruinen zwischen Büschen, rechts ferne blaue Bergketten.
Kupfer; h. 0,37 ; br. 0,2972. — Inventar Guarienti (vor 1753) 537 als Poelen-
burg. Doch schon bei H. als Haensbergen.
Felsenlandschaft mit badenden Frauen. Links im Mittelgrunde 1310.
stürzt ein Fluss als Wasserfall herab und windet sich blau zum (1674.)
Vordergrund hervor. Im Mittel gründe rechts eine Ruine zwischen 9 a.
Felsen. Im Flusse links zwei badende Frauen, rechts ihrer drei.
Zwei andere am Ufer. Bezeichnet links am Felsen: H . B.
Eichenholz; h. 0,2172; br. 0,2672. — Inventar 1754, II 134. — Schwerlich,
wie H. annahm, schon im Inventar 1722.
Angeblich Jan Vorstermans.
Geb. um 1643 zu Bommel, gest. um 1699. Schüler des Herm.
Saftleven in Utrecht. Maler von Rheinlandschaften. (Immerzeel.
Kramm.)
Kleine Hügellandschaft. Man blickt von der Schanze, die den |3II.
Vordergrund einnimmt, auf's graue Hügelland hinab. In der Mitte (1135.)
des Mittelgrundes die Dächer einer Ortschaft. Rechts vorn spricht 16 a.
ein fein gekleideter Herr, dessen Tracht auf die Zeit um 1700
deutet, mit zwei Damen.
Eichenholz; h. 0.15; br. 0,2172- — Zuerst im Katalog 1817 als Luc. Forster-
mann. Nach H. undeutlich »Vorstermans« bezeichnet. Doch konnte diese Inschrift,
auf der alleiu dio Bestimmung des Meisters beruhen würde, nicht aufgefunden werden.
27
418 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Gerard Hoet.
Geb. den 22. August 1648 zu Bommel, gest. den 2. December
1733 im Haag. Schüler des Warnar van Rijssen, der seinerseits
ein Schüler Poelenburgh's war. Thätig in Paris, in Brüssel, in
Utrecht, wo er 1685 »overman« der Malerschaft wurde und 1696
als Decan eine Akademie gründete. Seit 1714 im Haag.
1312. Flora mit drei Knäblein. In altem Gemäuer, dessen Bogen
(1720.) sich rechts in eine Berglandschaft öffnet, sitzt links eine halb-
9 c. nackte Frau. Sie hält in der Rechten einen Blumenstrauss, mit
der Linken einen vor ihr knieenden nackten Knaben. Zwei andere
Knaben halten Blumensträusse in den Händen. Angeblich be-
zeichnet: Hoet fe . 1667.
Eichenholz ; h. 0,27 ; br. 0,32. — Inventar 1722, A 733, als »unhekannt.« —
Doch als Hoet schon im Inventar 1754, 11 246. Die Bezeichnung ist indessen nicht
mehr aufzufinden.
Matheus Wytmans.
Angeblich 1650 zu Gorkum geboren. Doch schon 1667 Mitglied
der Utrechter Gilde. Angeblich gest. 1689. Schüler des H. Ver-
schuring. Thätig zu Utrecht.
1313. Die Lautenspielerin. Kniestück. Hinter einem Steintisch, auf
(1726.) welchem ein rotes Tuch und eine Laute liegen, steht eine Dame
9 a. in blauem Kleide mit gelber und roter Feder im Haar. Sie blickt
in das Notenheft, welches sie vor sich hält. .. /
Bezeichnet unten links : ^ ' W^-J-^nAu^y"
Eichenholz; h. 0,2872; br. 0,23. — Zuerst im Katalog von 1835. — Phot. Ges.
A. Marienhof.
Lebensumstände unbekannt. Er soll aus Gorkum stammen und
in Utrecht 1677 noch gelebt haben.
1314. '^er Baumeister vor dem Herrsciierpaare. In einem Gemache^
(1128.) <i^s sich links unten durch ein Bogenthor in's Freie öffnet, thront
51 b. rechts auf erhöhten Stufen am gedeckten Tische das Herrscher-
paar. Neben der Herrscherin steht eine Frau im Federkopfputz.
Der Herrscher wendet sich dem Mann im roten Mantel zu, welcher
mit einem Zirkel in der Linken an den
Stufen kniet. Eechts vorn sind Pagen ^^ /vtiOA/e f -/^ /
am Weinkühler bescliäftigt. Bezeich- ^ ^ ^^y
net rechts in der Mitte: °
Eichenholz; h.0.48V,; br. 0,64. — 1742 durch Riedel aus Prag.
B. Delfter Schule. XVII. Jahrhundert. 419
B. Die Delfter Schule.
Michiel Janszoon Miereveit.
Später »van Miereveld.« Geb. zu Delft den 1. Mai 1567, begraben
daselbst den 30. Juni 1641. (Obreen's Archief IV, S. 24.)
Um 1582 Schüler des A. van Montfoort in Utrecht. Arbeitete zu
Delft und im Haag: im Haag trat er 1625 der Gilde bei, kehrte
aber nach Delft zurück, wo er eine grosse Schule gründete.
Bildnlss eines älteren Herrn. Brustbild ohne Hände nach 1315.
rechts auf dunklem Grunde. Schwarzer Eock und weisse Hals- (1182.)
krause. Graues kurzes Haar; brauner Spitz- und Stutzbart. ^ ^•
Eichenholz: h. 0.71; br. 0,56. — Wahrscheinlich 1742 durch Heinecken, -wenn
niimlich ilie mit Kreide geschriebene Zahl 3258 auf der Rückseite die auf der Vorder-
seite nicht erhaltene Inventarnumnier bedeutet. Sicher im »Catalogue« von 1765.
Damals als einziges Bildniss des Meisters in der Galerie. — Phot. Braun IX, 28.
Bildniss eines Herrn mit einem Briefe in der Hand. Halbfigur 1316.
nach rechts auf dunkelgrauem Grunde. Schwarzer Rock und kleine (1184.)
weisse Halskrause. Braune Augen, dunkles Haar, kurzer, lockerer L 2.
Bart. In seiner Linken ein Brief.'
Eichenholz ; h. 0.74 ; br. 0,637». — 1742 durch Riedel aus Prag. — Phot.
Braun XII, 29.
Bildniss einer Frau mit anliegender Haube. Halbfigur nach 1317.
links auf grauem Grunde. Schwarzes, geblümtes Seidendamast- (1185.)
kleid, kleine anliegende Haube. Nur die rechte Hand sichtbar. L 2.
Eif;henholz : h. 0.74 : br. 0,62. — 1742 durch Riedel aus Prag. —Phot. BraunX, 24.
Bildniss eines Herrn mit einem Handschuh in der Linken. |3|8.
Kniestück nach rechts auf dunkelgrauem Grunde. Der ganz (1188.)
ergraute Herr trägt einen schwarzen, geblümten Seidendamast- L 1.
Anzug, eine weisse Halskrause, einen Handschuh an der auf
einen Stock gestützten Rechten , den zweiten in der Linken.
Eichenholz; h. 1,17; br. 0,88V2. — 1742 durch Riedel aus Prag, — Als Werk
Pioter Mierevelt's im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 199 und im Inventar von
1754, II 214, ebenso noch bei H. — AVenn nun auch Pieter Miereveit, der Sohn
Michiel Janszoon's, weniger gekannt ist, als der letztere, so glauben wir das Bild
wegen seiner TJebereinstimmung mit bezeichneten Bildern unseres Meisters (z. B. in
Schwerin und im Reichsmuseum zu Amsterdam), doch diesem, dem Vater, zurück-
geben zu müssen. So, wenigstens frageweise, auch Scheibler, Dr. Not. Jedenfalls
stimmt seine Behandlung nicht mit derjenigen unseres dem Pieter Miereveit zu-
geschriebenen weiblichen Bildnisses N. 1321 überein, zu dessen Gegenstück es erst
nachträglich durch Vergrösserung gemacht ist. — Phot. Braun VIII, 31 und Phot. Ges.
27*
420 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Schüler und Nachfolger M. J. Miereveit's.
Es ist bekannt, dass M. J, Miereveit in Delft eine von zahlreichen Gesellen
unterstützte Werkstatt unterhielt, aus der Tausende von Bildnissen herA'orgegangen
sind. Die Hände der einzelnen Schüler und Gesellen, die für den Meister thätig
waren, Avie Pieter und Jan Miereveit's, der Söhne des Meisters, wie Jac. DelfF's,
seines Enkels, P. D. Cluyfs, P. Montfort's etc. auseinanderzuhalten, ist nicht stets
mit Sicherheit möglich. Wir fassen daher im Folgenden zunächst nur zwei Bilder
zusammen, welche, bisher dem alten Miereveit selbst zugeschrieben, uns eine etwas
andere Hand zu zeigen scheinen, um später unter dem Namen Pieter Miereveit's zwei
Bilder folgen zu lassen, die wir nur aus dem Grunde von den übrigen absondern,
weil bei ihnen eine alte Ueberlieferung für den letzteren zu zeugen scheint. Die
Bestimmung der Meister der altholländischen Bildnisse gehört zu den schwierigsten,
noch nicht in allen Fällen gelösten Aufgaben der Kunstgeschichte.
1319. Eine Dame mit Goldplatten unter der Haube. Halbfigur ohne
(1181.) Hände nach links auf grauem Grunde. Schwarzes Kleid mit
L 2. hohen Aermelansätzen ; weisse Halskrause; weisse Haube über
anliegenden Goldblättern; am Schooss eine goldene Kette.
Eichenholz; h. 0,71; br. 0,5572. — 1742 durch Riedel aus Prag. H. (?). —
Sicher im Katalog von 1843.
1320. Männliches Bildniss in gemaltem Steinoval. Brustbild ohne
(1186.) Hände nach rechts in grauem Steinrahmen. Schwarzer Seiden-
L 2. rock, reiche weisse Spitzen-Halskrause. Graublondes Haar, kleiner
blonder Stutz- und Spitzbart, braune Augen.
Eichenholz; h. 0,76; br. 0,60. — 1728 aus Holland als »Van Dyck«, der Dar-
gestellte als »ein Kaufmann von Amsterdam« (Inventar 1722 — 28, A 1908). Im Inventar
1754, II 361, als »Schule des van Dyck«, der Dargestellte als »der Kaufmann Grossa
di ßjme Alma (de Renialme? Bredius N. N.) aus Amsterdam.« Seit dem Katalog von
1812 als »Miereveit.« Mit den eigenhändigen Bildern des Alten stimmt es seiner
Malweise nach nicht überein, eher mit denen, welchen wir den Namen des jüngeren
Miereveit lassen. Ein ausgezeichnetes holländisches Bildniss ist es unter allen Umständen.
— Phot. Braun XII, 30.
Pieter Miereveit,
Geb. zu Delft den 5. October 1596, gest. daselbst den 11. Januar
1623. Sohn und Schüler seines Vaters Michiel Jansz. Miereveit.
Thätig hauptsächlich zu Delft.
1321. Bildniss einer Dame mit einem Fächer. Kniestück nach links
(1189.) auf graubraunem Grunde. Braunes Haar, dunkelblaue Augen.
L 1. Schwarzer Anzug mit goldgelb eingefassten Schleifen an der
Brust. In der Kechten ein schwarzer Federfächer.
Eichenholz; h. 1,17; br. 0,88Va. — 1742 durch Riedel aus Prag. Von jeher
als »Pieter Miereveit.« Als sein Gegenstück galt irrtümlich X. 1318, welches wir.
B. Delfter b>chiile. X\'II. Jahrhundert. 421
da es eiue andere, sü-engpie 5Ialweise zeigt, als dieses, dem alten Michiel Jansz.
Miereveit zarücki,'egeben haben. Vergl. die Vorbemerkungen auf S. 420. — Phot.
Braun XI, IS und Phot. Ges.
Bildniss eines jungen Mannes mit einem Degen. Kniestück, 1322.
nur wonig naeli rechts, auf grauem Grunde. Der blonde junge (^1183.)
Mann trügt einen dunkelroten Kock mit schwarzem Mantel und L 3.
weisser Spitzen-Halskrause. Mit der Linken fasst er seinen
Degengriff, mit der Kechten stützt er sich auf ein Geländer.
Eichenholz; h. 1,06; br. 0.77Vi. — Zuerst im Katalog von 1835 als »Pieter
Mierevelt, dessen Xame auch auf der Rückseite steht. Bei H. als »Michiel Jansz.
Miereveit.« Wir vermögen dessen Hand jedoch -weniger in dem Bilde zu erkennen,
als -wir geneigt sind, seine ursprüngliche Benennung gelten zu lassen. — Phot. Ges.
Leonard Bramer.
Geboren 1595 zu Delft, begraben daselbst den 10. Februar 1674.
Besuchte jung Italien. Seit 1629 wohnte er in Delft. Er gehört
zu den in Italien durch A. Elsheimer beeinflussten Meistern,
deren Richtung Rembrandt weiterbildete.
Christi Verspottung. In sich zusammengesunken, nach links 1323.
gewandt, sitzt der Schmerzensmann in rotem Rocke am Fusse der (1220.)
Treppe, die rechts emporfiihrt. Rechts neben ihm auf der Stein- 13 b.
bank sitzt ein Krieger, der ihn schlägt. Vor ihm steht ein anderer,
der ihm die Dornenkrone in's Haupt drückt. Diese Gruppe ist hell
beleuchtet. Andere Peiniger und Zuschauer im Halbdunkel des
Hofraumes links und auf der Treppe rechts. Bez. links unten :
)ramei
Eichenholz; h. 0,7972; br. 0,5SVj. — Inventar 1722, A 516. — Aus Leipzig
als Salvator Rosa I
Das Gebet des Königs Salomo. In hohem, kahlem Tempel- 1324.
räume führen rechts mächtige, mit Prachtgefässen geschmückte (1221.)
Stufen zu den Gesetzestafeln empor, die hier unter rotem Bai- 17 b.
dachin aufgestellt sind. Ihnen zugewandt knieet König Salomo
in blauem Hermelinmantel unten auf hochstufigem, rot behäng-
422 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
tem Betpult. Hinter ihm ein knieender und zwei stehende Prie-
ster mit einem mächtigen Buche. Bezeichnet (am Betpult) :
L..Bra)uc]L
Eichenholz : h. 0,73»/,; br. 1,09*/,. — 1738 als »Rembrandt.« Inventar S» A2402.
Gegenstück zum folgenden.
1325. Die Königin von Saba vor Salomo. Salomon sitzt rechts auf
(1222.) hochgetrepptem Throne unter dunkelgrünem Baldachin. Unten
17 b. .vor der Treppe sitzt ein junger Krieger, hinter ihr stehen Würden-
tnäger. Links, dem Könige zugewandt, knieet die Königin von
Saba an der Spitze ihres Gefolges vor den Prachtgefässen , die sie
mitgebracht bat. Ein Sklave ist im Begriffe, eines derselben dem
Könige zu bringen. Links oben zwei Zuschauer. Bezeichnet rechts
.unten (verletzt, sonst wie das vorige) : L. Bramer.
Eichenholz; h. 0,74; br. 1,09'/,. — 1738 als »Rembrandt.« Inventar 8« A 2403.
Gegenstück zum vorigen,
Art des Antonie Palamedesz.
Gen. Stevaerts. Geb. zu Delft um 1601. begraben zu Amster-
dam im November 1673. 1673 wird er auch noch in Delft ge-
nannt. Er starb auf einer Reise nach Amsterdam, wo sein Sohn
wohnte. Bildete sich unter dem Einfluss der Mierev^elt's in Delft
und der Schule der Hals in Haarlem. Thätig zu Delft.
1326. Ei" ^"^ seinen Stock gestützter Herr. Ganze Figur nach
(1527.) rechts auf gelbgrauem Grunde. Matt dunkelroter Anzug ohne
15 c. Hut. Graue hohe Stiefeln ; Spitzenkragen und Spitzenmanschetten.
Leinwand; h. 0,34; br. 0,19. — Nach H. im Inv. 1522. "Wir konnten es nur
bis zum Katalog von 1862 zurückverfolgen. Damals wurde es dem »Vorrat« entzogen.
Bei H. frageweise als »Palamedes Palamedesz.« Wir finden jedoch keine Uebereinstim-
mung mit den Bildern dieses Meisters, wohl aber Uebereinstimmung genug in iluu
mit den schwächeren Bildern ähnlicher Art des Antonie Palamedesz (z. B. im Ber-
liner Museum, bei Herrn Gumprecht in Berlin und in der öffentlichen Sammlung zu
Hannover), um es des.son Richtung, vielleicht sogar ihm selbst zuzuschreiben.
Palamedes Palamedesz Stevaerts.
Geb. zu Delft 1607, gest. daselbst den 26. Mai 1638. Mitglied
der dortigen Gilde seit dem 25. October
des Anton Palamedesz. Thätig zu Delft.
der dortigen Gilde seit dem 25. October 1627. Jüngerer Bruder
B. Delfter Schule. XVII. Jahrhundert. 423
Ein Reitertreffen. Zwei Hauptgefechte: Das eine vorn links. 1327.
wo ein Eeiter, nach rückwärts feuernd, auf seinem Schimmel da- (1526.)
vonreitet; das andere im Mittelgrunde rechts, wo ein Reiter auf 15 b.
seinem Grauschimmel bildeinwärts sprengt. Vorn in der Mitte
liegt ein Gefallener in gelbem Rock auf dem Antlitz. Das Bild
ist unten rechts bezeichnet gewesen. Wir lesen deutlich das P und
weiter rechts VAERT. H. las ausserdem die Jahreszahl 1634.
Eichenliolz ; h. 0,46; br. 0,71Vj- — Zuerst im Katalog von 1835.
Egbert van der Poel.
Getauft den O.März 1621 zu Delft, begraben den 29. Juli 1664
zu Rotterdam. Thätig anfangs in Delft, später in Rotterdam.
Liebeswerben in einer Bauernstube. In der Mitte sitzt eine 1328.
Bäuerin mit dem Messer in der Rechten vor einem Teller, auf (1567.)
dem ein Hering liegt, und sucht sich der Umarmung eines hinter 13 b.
ihr stehenden Mannes zu erwehren. Rechts vorn neben Körben,
Töpfen, Fässern eine Katze und tote Enten. Links im Mittel-
grunde ein Mann mit roter Kappe. Bez. rechts am Holztisch:
e l^oeL. iS^g
Eichenholz; h. 59Vj : br. Tö'/j- — 1876 im lümsthandel aus Amsterdam.
Im Stalle am Backofen. Rechts am Backofen sind Fässer, Töpfe, 1329.
Eimer, mit Kohl und Zwiebeln untermischt, aufgehäuft. In der (1291.)
Mitte eine Bäuerin, nach rechts gebückt, und ein Bauer, der sich 13 b.
an's Fass lehnt. Links vorn Hühner, im Hintergrunde Vieh.
Links die Reste der Bezeichnung: E , van der Poel,
Eichenholz ; h. 0,4972 ! ^t- 0,75. — 1741 durch Kaiserling. — Erst 1855 aus
dorn Vorrat und von H. dem Com. SaftlcAen zugeschrieben. Indessen weisen nicht
nur die Reste der Inschrift, wie schon H. anerkannte, sondern deutet auch die Tecli-
nik des Bildes auf Egbert van der Poel hin. So auch Scheibler, Dr. Not.
Willem van Aelst (Aalst).
Geb. 1626 zu Delft (da er nach Oud Holland III, p. 58, 1678
angab, 52 Jahre alt zu sein), gest. zu Amsterdam 1679. Schüler
seines Oheims Evert van Aelst in Delft. Thätig anfangs in Delft.
dann längere Zeit in Frankreich und Italien; um 1656 wieder in
Delft; die letzte Zeit seines Lebens aber zu Amsterdam.
424 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1330. Jagdbeute mit Rebhuhn und Gimpel. Auf dem Marmortische,
(1285.) der links mit grüner Decke behängt ist, liegt ein Jagdnetz. Von
7 c. oben hängen ein Kebhuhn und allerlei Jagdgerät herab. Links
liegt unter anderem ein rotbrüstiger Gimpel auf dem Rücken. Bez.
oben rechts (ähnlich dem folgenden): Guil'^^ van Aelst 1644.
Leinwaud; h. 0,56; br. 0,47. — Inventar 1722, A 255, als »Ast.<
1331. Ein Frühstück. Auf dem mit grüner Decke behängten Mar-
(1286.) mortische stehen zwei Zinnteller mit Austern, einem aufgeschnit-
8 b. tenen Hering, Zwiebeln und Brot, sowie mehrere feine, leider durch
Nachdunkelung versunkene Gläser. Bez. 1. u. (verkleinert) :
Leinwand; h. 0,56; br. 0,45. — 1741 durch Kaiserling (als N. 2679).
Art des W. van Aelst.
1332. Stilleben mit dem Steinkrug. Auf einem Marmortische mit
(1265.) ^^*^^ Decke steht links ein Zinnteller mit Pfirsichen, liegt in der
8 a. Mitte eine rote Traube, steht rechts ein Steinkrug.
Leinwand; h. 0,65; br. 0,54. — Nicht durch Waekerbarth, wie H. annahm,
sondern als Inventar-Nummer 2672 im Jahre 1741 durch Kaiserling. Bisher schlecht-
hin als »unbekannt.«
Maria van Oosterwyck.
Geboren zu Nootdorp bei Delft den 21. August 1631, gest. zu
Geldern 1693. Schülerin des Jan Davidsz. de Heem. Thätig
hauptsächlich zu Delft.
1333. Früchte und Pokale. Auf buntem Marmortisch stehen ein
(1536.) Goldpokal und ein Kömer voll Eheinwcin zwischen Trauben,
7 a. Orangen und einer Melone. Links ein Fenster. Kechts ein
grauer Vorhang. Bezeichnet unten rechts (verkleinert) :
Leinwand ; h. 0,70Va ; br. 0,56. — 1740 von Aiorel erworben. — Gegenstück
zum folgenden.
B. Delfter Schule. XVII. Jahrhundert. 425
Blumen und Muscheln. Auf einem Marmortisch ein dunkles 1334.
Glasgefäss mit prächtig-era, oben von einer Sonnenblume über- (1535.)
ragten Blumensti'ausse auf grauem Grunde. Links daneben drei 14 a.
Muscheln. Bez. unten rechts: MARIA VAN OOSTERWYCK.
Leinwaud : h. 0,72 : br. 0,5G. — 17-10 durch Morel erworben. — Gegenstück
zum vorigen.
Jan Vermeer van Delft.
Getauft zu Delft den 31. October 1632, begraben daselbst den
15. December 1G75. Schüler des Karel Fabritius in seiner Vater-
stadt, in welcher er ansässig blieb. Er gehört wegen seiner geist-
reich-realistischen, feingewählte Localfarben mit zartem Helldunkel
vereinigenden Mahveise zu den Lieblingsmalern der Gegenwart.
Bei der Kupplerin. Kniestück. Rechts auf dem Balcon, über 1335.
dessen Brüstung ein bunter Teppich hängt, sitzt, von vorn ge- (1540.)
sehen, ein Frauenzimmer in citronengelber Jacke und weisser K 2.
Haube. Mit der Linken umfasst sie ein Römerglas, mit der
Rechten empfängt sie das Goldstück, welches ihr hinter ihr
stehender Liebhaber in rotem Rock und grauem Hute ihr mit
der Rechten reicht. Links sitzt ein junger Mann in schwarzer
Kleidung, mit seinem Bierglas in der Linken, seiner Laute in
der Rechten. Zwischen diesem und jenen blickt die in einen
schwarzen Mantel gehüllte Kupplerin hervor. Bez. u. rechts :
VI/
Leinwand; h. 1,43; br. 1,30. — 1741 aus der Sammlung "Wallenstein in Dux.
— Als J. Vermeer erst seit dem Katalog von 1835. Hanptbild des Meisters. —
Phot. Braun II. 39 und Phot. Ges.
Ein Mädchen, welches einen Brief liest. Ein junges Mädchen 1336.
in gelbem Mieder steht, nj)ch links gewandt, vor dem offenen (1541.)
Fenster und blickt in den Brief, den sie in Händen hält. Vor 11 b.
ihr ein Tisch mit farbiger Decke und einem Teller Obst. Links
426 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
am Fenster ein roter, rechts ein hellgrüner Vorhang. Eechts hinter
dem Mädchen schwache Reste der ehemaligen Namenszeichniing.
Leinwand; h. 0,83; br. 0,64V2- — 1742 durch de Brais aus Paris. Im Inv.
Guarienti N. 1530 als »Maniera di Rembrandt.« Im Inv. 1754, II 176, als »Renibrandt'x :
so auch noch im Abrege von 1782. Bei H. 1856 als P. de Hooch. Erst seit dem
Katalog von 1861 richtig als Jan van der Meer v. Delft. — Radirt von Joh. Ant.
Riedel 1873 als : »Flinck.« — Phot. Braun Y, 39 und Phot. Ges.
C. Die Haager Schule.
Art des Jan van Ravesteyn.
Geb. um 1575 im Haag, begraben daselbst den 21. Juni 1657.
Thätig im Haag, wo er 1598 Mitglied der Gilde wurde und
sich 1604 vermählte.
1337. Bildniss eines geharnischten Feidherrn. Kniestück nach rechts
(1198.) auf dunkelbraunem Grunde vor rotem Vorhange. Ueber dem
L 2. Harnisch trägt der weisshaarige, weissbärtige Krieger eine weisse
Halskrause und eine rote Leibbinde. Die rechte Hand legt er
auf seinen Helm, der links auf rotem Tischchen liegt, die linke
an seinen Degengriff. Bezeichnet rechts unten: Ao : 1605.
Leinwand; h. 1,19; br. 0,92Vj. — Nach H. 1744 durch Rossi aus Italien. —
Zuerst nachweisbar im Katalog von 1835 ; schon hier als »Ravestej-n« bezeichnet. H.
setzte in seinen letzten Auflagen ein Fragezeichen hinter den Namen. Bode war 1873
(bei V. Zahn S. 204) der Ansicht, dass das Bild den Namen dieses Meisters ganz mit
Unrecht trage. Die beglaubigten früheren Haager Bilder des Meisters zeigen in der
That eine kräftigere, frischere Hand ; den dünner und blasser gemalten Bildnissen
seiner späteren Zeit könnte sich dieses jedoch wohl anreihen. Doch stimmt dazu die
Jahreszahl nicht. — Phot. Braun XII, 31 und Phot. Ges.
Wahrscheinlich Mytens, vielleicht Isack Mytens.
(Siehe die Anmerkung hierunter.)
1338. Bildnissgruppe des David Mytens, seiner Gattin und ihrer fünf
(2318.) Kinder. Links sitzt der Vater in schwarzem Hut und hält ein
L 3. Buch vor sich aufgeschlagen. Ganz vorn links, zu seiner Rechten,
sein Sohn Johannes in grauem, rot gemustertem Eock ; zu seiner
Linken sein Sohn Fredrick in braunem Rock; vor seinen Knieen
der kleine David in grauem, grün gemustertem Eock. Rechts
sitzt die Mutter, geb. Judith Hennings, mit anliegender weisser
Haube. Ganz vorn rechts ihr Töchterchen Annecke in rot
C. Haager Schule. XVII. Jahrhundert. 427
und braun gemustertem Kleide, eine Nelke in der Linken. Zur
Kechten der Mutter blickt ein fünftes Kind im Halbdunkel hinter
dem Tische hervor. Bezeichnet im Buch: Davidt Mijtens out
sijnde (alt seiend) 42; Jiidick M. out sijnde 43; Fredrick
12. Johannes 10. Annecke 8. Daridt 5. Anno 1624.
Als Probe der Handschrift:
Leinwand; h. 1.02; br. 1,63. — 1883 im Kunsthandel über Grünberg. Be-
fand sieh bis dahin im Privatbesitze zu Kopenhagen. — Bei seiner Erwerbung trug
es den Namen des bekannten Daniel Mytens (geb. zu Ende des XVI. Jahihunderts
im Haag, 1610 Mitglied der Gilde dieser Stadt, 1642 noch am Leben), der 1624
jedoch in London weilte und auch in kälterem und glatterem Stile malte. — Die
Angaben in Bezug auf die Dargestellten beruhen teils auf der Inschrift des Buches,
teils auf gütigst zu diesem Z^vecke unternommenen archivalischen Forschungen des
Herrn Abr. Bredius in Amsterdam. Der Hausherr war, was diese ausserdem er-
geben haben , aus Brüssel gebürtig , die Hausfrau aus Middelburg. Die Hochzeit
fand aber am 1. Februar 1609 im Haag statt, wo die Familie ansässig war. Das
abseit stehende fünfte Kind war vielleicht ein bereits verstorbenes.
Die Familie Mytens war eine bekannte Brüsseler und Haager Künstlerfamilie.
Dass sie Mitglieder des Namens David besass, war längst bekannt (vergi. den franz.
Katalog des Haager Museums von 1874, ad N. 92, p. 89), man zweifelte nur, ob ein
David Mytens ebenfalls Künstler gewesen sei. Unter diesen L^^mständen lag der In-
schrift unseres Bildes gegenüber die Annahme nahe , dass ein solcher in der That
Künstler gewesen , und dass unser Bild ihn selbst mit seiner FamiUe von seiner
eigenen Hand darstelle. In diesem Sinne sprachen wir uns daher auch 1884 im Nach-
trag zu H.'s Katalog von 1880 aus. Da nun aber inzwischen die uns von A. Bredius
mitgeteilten archivalischen Forschungen ergeben haben , dass David Mytens kein
Künstler war, so können wir die Inschrift nur auf die Dargestellten beziehen und der
Künstler des hübschen, unzweifelhaft im Haag gemalten Bildes bliebe noch zu suchen.
Uebrigens gab es so viele Bildnissmaler in der Haager Familie Mytens z. B. um 1624
Isaac Mytens, der 1622 der Haager Gilde beitrat, und 1632, 30 Jahre alt, in Amster-
dam heiratete, dass es uns nach wie vor am wahrscheinlichsten scheint, einer von
ihnen habe das Familienbild gemalt. — Phot. Braun IX, 29.
Cornelis Leiienbergh (Leiienburch).
War 164G Mitglied der Gilde im Haag; gehörte lö56 zu den
Begründern einer besonderen Maler-Innung daselbst. Bilderdaten
bis 1672. Zeitschrift für Bild. K. IV, S. 166; — Obreen's
Archief III (1881) S. 259; — Berliner Katalog von 1883,8.236.
428 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1339. Totes Geflügel. Auf einem mit braunem Tuche bedeckten
(1783.) Holztische liegt totes Geüügel verschiedener Art. Links hängt
P 8. von oben ein Kebhuhn herab. Eechts schwebt eine Feder in
der Luft. Bezeichnet unten links:
C^u
leui
Eichenholz; h.0,56; br. 0,45*/,. — Inventar Guarienti (vor 1765) N. 1702.
Abraham van Beijeren.
Abr. (nicht Aelbert) Hendricksz van Beijeren. Geb. im Haag
1620 oder 1621; gest. zu Alkmaar nach 1674. Thätig im
Haag bis 1657, in Delft bis 1665.. später in Amsterdam und in
Alkmaar. Obreen's Archief III 258; IV 60, 80, 135;V84, 156.
1340. ^'"6 Fischbank. Auf dem Tische liegen ganze und zer-
(1835.) schnittene Fische, Taschenkrebse, Muscheln und ein ungekochter
50 c. Hummer. Eechts unten in der Ferne der belebte Strand des
Flusses, den eine Bogenbrücke überspannt. Bez. halblinks unten :
Leinwand; h. 1,25; br. 1,53. — Von Georg Breitbarth, Kunsthändler in Erfurt.
H. Erst 1856 aus dem Vorrat der Galerie.
Pieter Vereist.
Geburts- und Todesjahr unbekannt. Thätig im Haag zwischen
1642 und 1668; 1608 floh er vor seinen Gläubigern aus
dieser Stadt. (Bredius im Berliner Verzeichniss 1883, S. 490.)
1341. Ein Alter am Kohlenfeuer. Nach links gewandt, in braunem
[1282.) Rocke und anliegender Kappe sitzt er im dunklem Gemache auf
8 c. rohem Holzstuhl und starrt in das Feuer, welches am Boden
brennt. Die geballte Linke legt er auf sein Knie; '^ Zu-
sein Haupt stützt er in die Rechte. Bezeichnet r. u. : ^^ '
Y\£
C. Haager Schule. XVII. Jahrhundert. 429
Eichenholz; h. 0,22 ; br. 0.20. — luv. 1722, A 626. Zum Ueberfluss stehtauf
der Rückseite: geschildert van Pieter vereist. — Phot. Braun IX, 33.
Ein lesender Alter. Nachtstück. Ein Mann mit langem grauen 1342.
Haupthaar, langem grauen Barte und einer Brille auf der Nase (1283.)
sitzt, nach links gewandt, an einem von dem Scheine einer Oel- 8 c.
lampe schwach erhellten Tisch und liest eifrig in dem
mächtigen, vor ihm aufgeschlagenen Buche. Bez. u. 1. :
Eichenholz; h. 0,26»/»; br. 0,23. — Inventar 1722, A 625.
Die alte Garnwinderin. Lebensgrosse Halbfigur nach links 1343.
auf gTauem Grunde hinter steinerner Fensterbank. Sie trägt (1333.)
ein grau -violettes Kleid und eine schwarze, hutartige Haube. ^ ^•
Die Winde hält sie in der rechten Hand; mit dem Zeigefinger
und dem Daumen beider Hände prüft sie den Faden.
Leinwand; h. 0,73: br. 0,63. — 1741 durch Kaiserling (2797). — Im Inv.
1754, n 646, schon als »v. d. Aelst.« — Bei H. als >nnbekannt.« — Dass Pieter
Vereist der Urheber ist , sprach neuerdings zuerst Bode aus und wird durch den Ver-
gleich mit den beglaubigten Bildern des Meisters, z. B. dem lebensgrossen Brustbild
einer alten Frau von 1648 im Berliner Museum bestätig^. — Phot. Braun XV, 33.
Jan de Baen.
Geb. zu Haarlem den 20. Februar 1633, gest. im Haag im
März 1702. Schüler des Jac. A. Backer in Amsterdam. Arbeitete
eine Zeitlang in London, hauptsächlich aber im Haag. Er schwankte
zwischen der Kunstweise seines Lehrers und derjenigen van Dyck's,
die er später bevorzugte.
Selbstbildniss des Künstlers. Kniestück nach links auf dunk- 1344.
lern Grunde. Der Künstler, dessen braunes Haar lang auf seine (1574.)
Schultern herabfällt, trägt einen braunen Mantel und erhebt L 3.
in der Eechten ein Miniaturbild.
Leinwand; h. 1,07; br. 0.94. — Inventar 1722, A 205.
Kaspar Netscher.
Geb. zu Heidelberg 1G39, gest. im Haag den 15. Januar 1684.
Anfangs Schüler des Koster in Arnheim, später des Ger. Ter Borch
in Deventer. Er reiste in Frankreich, war aber seit 1660 im
Haag ansässig.
Die kranke Dame mit ihrem Arzte. In weissem Atlaskleide 1345.
und brauner, mit weissem Pelz besetzter Sammetjacke sitzt die (1647.)
Kranke, nach rechts gewandt, im Lehnstuhl und greift mit 13 c.
430 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
der Rechten an ihr Herz. Neben ihr steht der junge Arzt im
Pelz, fühlt ihr mit der Rechten den Puls und betrachtet zugleich
ihr Wasser in dem Glase, das er in der Linken erhebt. Links im
Mittelgrunde macht ihre Magd sich an den grünen Vorhängen
ihres Bettes zu thun. Bez. links am Schreibzeug auf dem Tische :
Kupfer; h. 0,27; br. 0,22. — Inventar 1722, Ä 574. — Phot. Ges.
1346. Der Briefschreiber. Kniestück. An einem Tische mit bunter
(1646.) Decke sitzt, nach links gewandt, ein junger langhaariger, schwarz
^ c. gekleideter Herr, stützt den Kopf in die Linke und lässt die Rechte,
in welcher er die Feder hält, auf dem Papiere ruhen. Bezeichnet
links auf der Landkarte an der Wand :
Eichenholz; h. 0,27; br. 0,1872. — Inventar 1722, A 508. — Phot. Ges.
1347. Eine singende Dame mit einem Lautenspieler. Hinter einer
(1648.) steinernen Fensterbank mit orientalischem Teppich steht rechts
17 a. ein junger Mann in rotem, aufgeschlitzten Rocke und spielt die
Laute, steht links, fast von vorn gesehen, eine junge Frau mit
ihrem Notenheft in beiden Händen und singt. Bezeichnet r. u. :
Eichenholz ; h. 0,43 ; br. 0,34. — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung de la
Bouexiere in Paris. — Gestochen von E. G. Krüger ^ III, 10. — Phot. Braun XIV,
37 und Phot. Ges.
1348. Eine Dame beim Anl<leiden. In gelbem Kleide und roter Jacke
(1651.) sitzt die junge Frau mit ihrem Hündchen auf dem Schoosse, von
17 a. vorn gesehen da und lässt sich von der hinter ihr stehenden Magd
den Kopfputz ordnen. Links, vor ihrem gelben Himmelbette, bringt
ein Junge eine Schaale mit einem Löffel herein. Bezeichnet rechts
unten (ähnlich dem vorigen): C . Netscher Äo . 1665.
Eichenholz; h. 0,43'/»; br. 0,34. — Nach H. 1710 durch F. Lemmers aus
Antwerpen als jMieris. — Wir fanden es zuerst im »Catalogue« von 1765.
1349. Gesang mit Klavierbegleitung. Vornehmer Säulensaal. Links
(1645.) am Klavier greift eine Dame in weissem Atlaskleide in die Tasten.
11 a. während ein Herr in schwarz und goldenem Anzug mit roten
C. Haager Schule. XVII. Jahrhundert. 431
Schleifen ganz links vorn auf einem Stuhle sitzt und singt. Das
Xotenheft hält er in der Hand. In der Mitte sitzt lauschend eine
Dame in blauem Kleide. Kechts trägt ein Diener eine Erfrischung
herein. Bez. 1. über dem Klavier: C . Xetscher f . 1666.
Eichenholz; h. 0,59Vj: hr. 0,4G. — 1754 durch Lo Leu aus der Sammlung de
hl Bouexiere iu Paris. — Die Jahreszahl las H. 1660; andere lasen sie 1668. Nach
ireuanester Untersuchung müssen wir uns, -wenn auch die letzte Zahl nicht ganz
deutlich ist, für 1066 entscheiden. — Die Dargestellten sind angeblich der grosse
Conde und Madame de Longueville. — Phot. Braun XI, 38 und Phot. Ges.
Bildniss der Frau von Montespan. Rechts sitzt die Geliebte 1350.
Ludwigs XIV. in weissem Atlaskleide mit goldgelbem Ueberwurf (1649.)
an dem Tische., auf dem neben einem Globus ein aufgeschlagenes ^^ ^•
Buch liegt. In der linken Hand hält sie eine Lilie, in der rechten
zwei Rosen. Links der Garten. Bezeichnet rechts unten:
C.K\d\L\'MT. A G>0
Kupfer; h. 0,50*/,; br. 0,38V,. —Wohl 1742 durch de Brais aus Paris. Sicher
Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1699.
Frau von Montespan, die Harfe spielend. Die Geliebte Lud- 1351.
wigs XIV. sitzt, die Harfe spielend, in gold und blau geblümtem (1650.)
Kleide neben dem Tische, auf dem ein Notenheft aufgeschlagen 17 c.
liegt. Links zu ihren Füssen sitzt ihr kleiner Sohn, der Duo de
Maine, in blauem Röckchen und spielt die Guitarre. Links die
Landschaft, rechts ein roter Vorhang. Bezeichnet links vorn
(ähnlich dem vorigen) : C . Netscher . Fee . 1671.
Kupfer ; h. 0,48 ; br. 0,37. — 1742 durch de Brais aus der Sammlung Dubreuil
zu Paris. — Inventar Guarienti N. 1700. — Phot. Braun X, 36 und Phot. Ges.
Die Spinnerin. In schwarzem Kleide mit blauer Schürze, 1352.
weissem Brusttuch und weisser Haube sitzt die Alte vor hell- (1652.)
grauem Wandgrunde, nach rechts gewandt, an ihrem Spinnrade. 13 c.
Hinter ihr steht ein Tisch. Bezeichnet links unten am Tische
(nicht mehr deutlich): C . Netscher.
Eichenholz: h. 0,27»/,; br. 0,2.3Vi. — Inventar 1722, A .381. — Gegenstück
zum folgenden.
Die Näherin. In rotem Kleide mit brauner Jacke, weisser 1353.
Haube, ein schwarzes Pflästerchen an ihrer linken Schläfe, das (1653.)
Xähkissen auf ihrer dunklen Schürze, sitzt sie, nach links ge- 13 c.
wandt, bei ihrer Arbeit. Zu ihren Füssen ein Feuerstübchen, rechts
432 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
neben ihr ein Korb mit Wäsche. Scheint links unten bezeichnet
gewesen zu sein, wie das vorige.
Eichenholz; h. 0,27'/,; br. 0,23'/^. — Inventar 1722, A 375. — Gegenstück
zum vorigen.
Nach Kaspar Netscher.
1354. Das Mädchen mit dem Papagei. Im Bogenfenster neben braun-
(1654.) gelbem Vorhange steht, nach links gewandt, eine junge Dame in
P 5. blauem Kleide und hält auf der rechten Hand den grauen, rot ge-
schwänzten Papagei, dem sie mit der Linken ein Stück Zucker
hinhält. Links steht das Bauer. Eechts hängt ein bunter Teppich
von der Fensterbrüstung herab.
Eichenholz; h. 0,45*/,; br. 0,36Vj. — 1741 durch von Kaiserling. — Im Inv.
Guarienti (vor 1753) N. 395 als echter Netscher. Aber schon bei H. nur als Copie.
In der That nicht fein genug für des Meisters eigene Hand.
Johannes Tilius.
Geb. in Hilvarenbeek. Trat 1683 der Malergilde im Haag bei.
(Obreen's Archief IV, S. 155.) Malte aber, wie unser Bild zeigt,
schon einige Jahre früher. 1694 in London erwähnt. Thätig im
Haag und in London. Bredius N. N.
1355. Die Näherin. Kniestück. Eine Frau in roter, mit weissem
(1822.) Pelz besetzter Jacke, weisser Haube, weisser Schürze, sitzt, nach
11 b. links gewandt, über ihre Näharbeit gebückt. Bez. oben rechts:
.Jmz/dßi.
Eichenholz; h. 0,25»/,; br. 0,20»/,. — Inv. 1722, A 513, damals »Eglon van
der Neer« genannt.
Coenraet Roepel.
Geb. den 6. November 1678 im Haag, gest. daselbst den 4. Jan.
1748. Schüler des Constantin Netscher (1668 — 1722), eines
Sohnes Kaspar Netscher's. Thätig im Haag.
1356. ^'" Blumenstrauss. Vor einer Nische steht ein kupferfiirbenes
(1823.) Gefäss mit einem reichen, farbigen Blumenstrauss. Vorn in der
8 c. Mitte fällt eine Rose auf den Tisch herab, auf dessen Platte rechts
eine Schnecke kriecht. Bezeichnet rechts am Tisch (verkleinert):
oaivatt
C. Haager Schule. XVII. Jahrhundert. 433
Leinwand; h. 0,897»; It- 0,t;7. — 1751 dunii ]Ieiiio<ken. H. — Inventar
1754. II lfj:i.
Hendrik van Limborch.
Geb. im Haag 1680. gest. daselbst um 17r)8 (1759 wurde sein
Xachlass verkauft). Schüler des Adr. vauderWerff. Thätig haupt-
sächlich im Haag. Nähere Daten in Obreen's ArchieflV, V und VI.
Venus und Amor. In einer dunklen baumreichen Landschaft 1357.
sitzt Venus, nach links gewandt, auf einem Purpurgewande am (1825.)
Boden. Ein dunkles Tuch bedeckt ihren Schooss. Vorn neben ihr 7 c.
liegt Amor und scherzt mit dem Täubchen zu seinen Füssen.
Eii-henholz: h. 0,58: br. 0,44. — Wohl 1727 von der Leipziger Osterniesse,
Inventar 1722 ff., A 1775.
D. Die H a a r 1 e m e r Schule.
Frans Hals d. ä.
Geboren von Haarlemer Eltern bald nach 1580 zu Antwerpen,
begraben zu Haarlem den 1. September 1666. Schüler des
Karel van Mander in Haarlem, Bahnbrecher des holländischen
Realismus des XVII. Jahrhunderts und als Haarlemer Schulhaupt
einer der einfiussreichsten Meister seiner Zeit.
Männliches Bildniss. Halbfigur nach rechts auf grauem |358.
Grunde. Der kräftige junge Mann, welcher die linke Hand in (1020.)
die Seite stemmt, trägt einen gelblich-grauen Rock, einen an- 11 b.
liegenden Spitzenkragen und einen grossen schwarzen Hut. Sein
kleiner Schnurr- und Kinnbart ist hell-, sein Haar dunkelblond.
Eiihenholz ; 11.0,24'/,; br. lO'/i- — 1*^41 ans der Sammlung Wallenstein in
I>ux. — Die Provenienzangabe bei H. beruht auf einem Irrtum. — Gegenstück zum
folgenden. — Es sind vorzügliche Bildchen der reifen, blonden, mittleren Zeit des
Meisters. — Phot. ßraun I, 28 und Phot. fies.
Männh'ches Bildniss. Halbfigur nach links auf grauem Grunde. |359.
Der kräftige Mann mit kleinem blonden Bärtchen und dunkel- (1021.)
Ijlondem Lockenhaar trägt einen schwarzen Rock, dessen durch- 11 b.
brochene Aermel das weisse Hemd zeigen, einen anliegenden weissen
Spitzenkragen und einen grossen schwarzen Hut.
Eichenholz ; h. 0,2472 ; br. 0,20. — Gegenstück- zum vorigen. Vergleiche die
Anmerkungen zu diesem. 1741 mit ihm aus der Sammlung WaUenstein in Dux. —
i'hot. Braun X, 25 und Phot. Ges.
28
434 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Nach Frans Hals d. ä.
1360. Männliches Bildniss. Brustbild nach rechts auf gelbgrauem
(1022.) Grunde; der Kopf fast von vorn. Langes blondes Haar. Kleiner
P 10- Hut; schwarzer Eock, kleiner weisser Klappkragen.
Eiclieuholz: h. 0,154 : br. 0,25. — Inventar 1722, A 191. Damals als eigen-
händiges Selbstbildniss des Frans Hals. Nach Bode (Studien, S. 87) nur eine gute
Copie eines vom Meister um 16.50 gemalten Bildnisses bei Herrn Warneck in Paris
(ebenda S. 85), vielleicht von einem der Söhne des Meisters. In der That ist es für
ein eigenhändiges Bild des alten Frans Hals zu schwer im Vortrag und im Tone. —
Eine andere Wiederholung im Museum zu Haarlem, dort auch nur als »nach« Frans
Hals bezeichnet. — Phot. Braun.
Unbestimmte Schüler Frans Hais des älteren.
1361. Bildniss einer jungen Dame. Halbfigur nach links auf gelb-
(1025.) grauem Grunde. Die Dame trägt eine Haube mit Perlenbesatz, unter
M 2. welcher ihr blondes Lockenhaar auf ihre Schultern herabfällt,.
ein schwarzes Seidenkleid, einen grossen durchsichtigen Kragen,
ebensolche Manschetten, einen Orden auf der Brust, sehr weite
Handschuhe und in der linken Hand einen Fächer.
Leinwand; h. 0,76; br. 0,63. — 1875 im Kunsthandel aus Amsterdam. — Am
Kleid und an den Händen glaubt man allerdings die Pinselfülirung des Meisters zu
erkennen. Die Modellirung des Kopfes aber ist zu hart und leer für ihn selbst.
1362. Bildniss des Malers Vincent Laurens van der Vinne. Halb-
(1023.) figur nach rechts auf graubraunem Grunde. Der junge Mann
L 2. trägt einen grau-braunen Rock und einen kleineu weissen Klapp-
kragen mit Troddelschnüren. Sein Haar ist glatt und dunkel.
Eichenholz; h. 0,63: br. 0,-47Vj. — 1874 von Dr. A. v. d. Willigen, der es
1859 von der Familie van der Vinne kaufte <qui savaient qiie Frans Hals l'avait
peint en ww Imire de temps.« A. v. d. Willigen, Les artistes de Harlem, Ed. 1870.
p. 143. — Trotz dieser UeberUeferung erscheint die Malweise des Bildes, so un-
mittelbar sie durch Frans Hals beeinflusst ist , zu derb und hart für den grossen
Meister selbst. Wäre die Echtheit anerkannt gewesen, so hätte es 1874 auch un-
zweifelhaft einen höheren Preis als 256' Gulden erzielt. Auch Bode. Studien, S. 84,
bezeichnet es nur als Schulwerk. Möglicherweise rührt es von dem Maler V. L. v,
d. Vinne (geb. 1629 zu Haarlem, "gest. daselbst 1702), einem Schüler des Fr. Hals,
selbst her. — Schwarzkunstblatt von C. van Noorde.
1363. Bildniss einer alten Frau. Halbfigur ein wenig nach links
(1026.) auf grauem Grunde. Die Alte trägt ein schwarzes Kleid, eine
M 2. enganliegende weisse Haube und eine enggefältelte Halskrause.
Ihre Hände legt sie im Schoosse über einander; in der Rechten
hält sie ein weisses Tuch.
D. Haarlcraer Schule. XVH. Jahrhundert. 435
Eichenholz; h. 0,7-lVi: It- 0.55. — 1740 aus Antwerpen. Galt früher als Frans
Hals. Doeh schon bei H. mit Recht bezweifelt. In der That ist es nur ein Sehulbild.
i?o auch Bode bei v. Zahn. S. 203 und Studien, S. ST. — Phot. Ges.
Frans Hals d. j.
Geburtsjahr und Todesjahr unbekannt. Er war einer der jüngeren
Sr>hne und ein Schüler des älteren Frans Hals. Er wurde 1643
in Haarlem getraut und war 1G69 daselbst noch am Leben.
Hille Bobbe und der Raucher. Kniestück. Die Alte sitzt 1364.
rechts hinter ihrem Tisch, auf dem Fischwaaren liegen, und (1024.)
wendet sich grinsend nach links, wo der schwarz- ^r'^-mm^,^^ K 2.
haarige junge Mann mit einem Bierkrug und
einer Pfeife in den Händen steht und ihr aus
offenem Munde den Rauch entgegen bläst. Be-
zeichnet oben in der Mitte:
Leinwand: h. 0,97'/» • tr. 1,24. — 1874 aus der Sammlung Reede van Oudts-
lK)orn zu Utrecht. 1809 in der Sammlung Cremer zu Brüssel. Die Alte ist offenbar
io Hille Bobbe. die durch Frans Hals des ä. Bild in der Berliner Galerie berühmt
.'•worden ist; der Raucher ist identisch mit dem_Bilde A. Brouwer's in der Sammlung
Lacaze des Louvre. Dass das Bild vom jüngeren, nicht vom älteren Frans Hals her-
rührt, beweist seine schwerere Farbe und derbere Pinselfühning. So auch Bode,
-tudien, S. 103. — Phot. Braun III, 35, VI, 36, YII, 30 und Phot. Ges.
Willem Claasz. Heda.
Geb. zu Haarlem 1594, gest. daselbst nach 1G78. Ueber die Un-
sicherheit dieser Daten vergl. A. v. d. Willigen, Les artistes,
p. 157. — Sicher nachweisbar in Haarlem zwischen 1631 und
1668. — Obreen's Archief I, p. 235, 291.
Ein Frühstückstisch. Graugelber Grund. Kechts auf der 1365.
grünen Decke stehen ein Eömer mit funkelndem Rheinwein und (1193.)
ein Silberteller, auf dem eine Taschenuhr und ein umgestürzter 15 b.
Kelch liegen. Links auf dem weissen Tafel tuch eine angeschnittene
Brombeerpastete, ein Bierglas, ein umgefallenes Weinglas, ein
Messer in seiner Scheide und einige Haselnüsse. Bez. u. i. d. M.:
•Hto^
.,^5)-
Eichenholz; b. 0,.j4; br. 0,82. — 1875 im Kunsthandel aus Amsterdam. Haupt-
ild des Meisters. — Phot. Braun X, 26 und Phot. Ges.
28*
436 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts,
Salomon de Bray.
Geb. in Amsterdam (v. d. Willigen, Les artistes p. 02) um 1597,
gest. zu Haarlem den 11. Mai 1664. Seit 1615 in Haarlem.
1366. Junges Mädchen im Strohhut. Halbfigur nach rechts auf
(1194.) graugelbem Grunde. Das frische blonde Mädchen trägt einen
M 2. grossen gelben Strohhut, ein weisses
Hemd, ein farbiges Kleid, ein buntes
Tuch über dem linken Arme und einen
Fruchtzweig in der linken Hand. Be-
zeichnet links in der Mitte:
Eichenholz; h. 0,7572; br. 0,G0V2. — luv. Gua-
rienti (vor 1753) N. 404. Vorher beim Grafen "Wacker-
barth. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. I'.raun
IV, 36 und Pliot. Ges.
1367. Bekränzter junger Mann. Halbfigur nach links auf grau-
(1195.) braunem Grunde. Der junge Mann mit dunkelblondem, glattem
^I 2. Haar, in dem ein Kranz ruht, trägt einen
braunen Eock und stützt sich mit beiden
Händen auf einen Stecken. Bezeichnet
links unten:
Eichenholz; h. 0,75Vi; br. 0,59. — Inv. Gua-
rionti (vor 1753) N. 405 ; vorher beim Grafen Wacker-
barth. — Gegenstück zum vorigen.
Pieter Claesz.
Geb. zu Steinfurt (wohl Burgsteinfurt in Westfalen, unweit der
holländischen Grenze), heiratete schon 1617 in Haarlem, wo er
ansässig blieb und am 1. Januar 1661 begraben wurde. Er war
der Vater des bekannten Claes Pietersz. Berchem. Vergl. A. Bre-
dius in v. Lützow^s Zeitschrift XVIII, 1883, S. 167, undW. Bode,
Studien S. 224—227.
1368. Stilleben. Auf einem Tische vor dunklem Vorhang stehen und
(1228.) liegen ein hoher goldener Pokal, zwei grüne Weingläser, ein in
1 4 a. Pergament gebundenes Buch mit rotem Schnitt, eine Taschenuhr,
eine Anzahl von Muscheln, eine rote und eine weisse Nelke.
Links Blick in's Freie. Bezeichnet unten links:
B
^
)<)24
D. Haarlemor Schule. XVII. Jahrhundert. 437
Eicheiiliolz ; h. 0,G5 ; br. 0.55'/,. — 1S7Ö im Kunsthandel aus Amsterdam. —
15is IJiedius den richtigen Namen unseres Monogrammisten entdockte , nannte man
ihn bald (wie bei H.t Com. Pottenburg. bald Corn. Pierson, bald Clara Peeters,
bald gar Pietro Candido. Unser Bild . welches einer ziemlieh frühen Zeit des
Meistei-s angehört ist farbiger nnd fester gemalt , als seine meisten übrigen bekann-
ten Bilder.
Pieter van Laer.
Genannt Bamboccio. Geb. um 1590 zu Haarlem (nicht zu Laaren
bei Naarden), gest. nach 1658. Nach Bertolotti (Artisti Belgi ed
Okndesi a Roma, Firenze 1880, p. 119 — 124, 128 — 138) ist
er nachweislich zwischen 1631 und 1637, wahrscheinlich aber ist
er schon seit 1623 in Rom gewesen. Nach Sandrart ist er 1639
heimgekehrt und hat dann noch fünf Jahre in Haarlem gearbeitet.
Doch besitzt z. B. das Berliner Museum eine Zeichnung seiner Hand
mit der Jahreszahl 1658. Er war der Vater der Darstellungen
aus dem niedern italienischen Volksleben.
Am Weinfass unter der Stadtmauer. Rechts unter der hohen, |369.
alten, mit einem Rundturm ausgestatteten Mauer ist ein Wein- (1402.)
fass aufgestellt, an dem ein Mann im Hute einer jungen Frau ein 8 a.
Glas einschenkt. Links vorn hocken Kartenspieler am Boden. In
der Mitte ein Hund und eine Hündin.
Leinwand auf Eichenholz geklebt; h. Ü,37; br. 0,48- — luv. 1754, II 876.
Das Kugelspiel (Boccia). Links die Berglandschaft, rechts 1370.
schlichte Gebäude. In der Mitte des Hofes stehen zwei Lasttiere. (1403.)
Vorn spielen Landleute das Bocciaspiel. Diejenigen zur Linken 9 c.
werfen die Kugeln.
Leinwand: h. 0,49"/,; br. 0,G4>/2. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 194.
Römisches Gesindel im Klosterhofe. Rechts an der Kirchen- |37l.
pforte werden Speisen an Arme verteilt. Vorn im Hofe buntes (1404.)
Treiben. Rechts verzehren Bettler ihre Speisen, links hocken 12 a.
Kartenspieler. In der Mitte stiehlt ein Betteljunge einer Frau, die
einen Korb auf dem Kopfe trägt, eine ihrer Trauben. Durch den
Rundbogen in der Mitte des Bildes blickt man in's Freie.
Lf'inwand: h. 0.74: br. 0,98. — Inventar Guarienti (vor 17.53» X. 1639.
Die Lohnauszahlung. Rechts unter der dunklen Mauer steht 1372.
der Hausvater im Turban hinter dem Zahltisch und zahlt seinen (1406.)
von links herantretenden Arbeitern ihren Lohn aus. Links vorn 8 a.
sitzt einer am Boden und zählt sein Geld. Links im Hintergrunde
die Landschaft, über welcher die Sonne gelb durch graue AVolken
zu brechen versucht.
438 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand; h. 0,40; br. 0,48. — Nach H. 1746 aus der herzogl. Galerie zu
Modena, was jedoch nicht nachweisbar ist. Jedenfalls Inventar 1754, II 877.
Unbekannter Meister P. v. L. oder P. MI.
1373. Am Seestrand. Graues, bewegtes, brandendes Meer. Vorn der
(1227.) Strand, dessen Dünen sich rechts im Bogen bildeimvärts ziehen.
^ 11- Fischer und Fahrzeuge am Strande; ein Segelboot im Begriffe zu
landen; links vorn eine Signalstange; im Hintergrunde grosse
Seeschiffe. Grau bewölkter Himmel. Bezeichnet ^
links unten: y^rU
Eichenholz; h. 0,34V2; br. 0,3472. — Zuerst im Katalog von 1835 als van
Goyen. So auch noch in H.'s erster Auflage. Später von H. unmöglicher "Weise dem
AntAverpener Architektur- und Decorationsmaler Pieter van Loon (Liggeren II, p. 308)
zugeschrieben. Das Monogramm, welches sich z. B. auch auf zwei ähnlichen Bildern
im Stockholmer Privatbesitz (»Pieter de Molyn<; von Olaf Granberg, Stockholm 1883.
p. 42 — 45) und einem im Kölner Museum wiederfindet, wurde von Bode schon 187:3-
(bei V. Zahn YI, S. 194) auf den Landschaftsmaler Pieter Molijn d. ä. (geb. zu London :
1616 Mitglied der Gilde zu Haarlem ; begraben daselbst am 23. März 1G61) gedeutet.
Granberg a. a. 0. schreibt die Bilder mit diesem Monogramm dagegen doch nur
frageAveise diesem Meister zu. In der That .sind Molijn's Bilder in derselben Richtung
frischer und kräftiger ; auch sieht sein bekanntes Monogramm ganz anders aus ; und
das unsere wird wirklich eher P. v. L. als P. Ml. zu lesen sein. So auch Bredius,
N. Nachr.
Jan Wijnants.
Geb. wahrscheinlich nach 1600 zu Haarlem; heiratete IG 60 zu
Amsterdam, wo er anscässig war. Oud Holland IV, p. 302. Da-
tirte Bilder seiner Hand von 1641 — 1679. Andere Lebens-
umstände nicht bekannt.
1374. ^^9 ^"^ Waldrand. Links der AValdrand, aus dem ein
(1267.) l^^Wer Baum hervortritt. Eechts im Mittelgrunde ein Fluss, ein
13 1). Schloss unter Bäumen jenseits des Flusses und im Hintergrunde
ein Höhenzug. In der Mitte ein Weg, der nach rechts vorn herab-
führt. Auf ihm eine Bäuerin neben ihrem Esel. Scharfes Licht
von links. Bezeichnet rechts unten:
Leinwand; h. 0,62Vj; br. 0,72. — Inventar 1754. II 044.
Ü. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert. 439
Weg am Abhang. Rechts der spärlich bewachsene Berg- 1375.
abhang. an dem, von einer Baumgruppe beschattet, der Weg ent- (1268.)
lanu' führt. Auf dem Wege eine Frau in blauem Rocke auf weissem !•''> c.
Pferde, den Hirten befehlend, die ihr mit ihren Schafen und Zie-
len folgen. Links unten ein Wasser, dessen Furt Waagen, Pferde,
Rinder und Menschen durchschreiten. Im Hintergrunde graue
Berge. Leicht bewölkter, links unten heller Himmel. Bez. r. u.:
Eifhenholz: h. 0.31: br. 0.4P V — Zuerst im Katalog vou 1817.
Angeblich Jan Wijnants.
Hirschjagd Im Waldbach. Links und rechts hohe Bäume; in 1376.
der Mitte ein Fluss, in dessen Bett ein Hirsch von Reitern und (12()9.)
Hunden verfolgt wird, während ihn links vorn und rechts Hunde P H-
und Treiber mit vorgehaltenem Speere empfangen.
Lemwaiul; h. 0,90; br. 0,74. — Inventar 1754, II 254. Die Bezeichnung
J . Wynanis . fe. n. r. zeigt ebensowenig die Hand dieses Meisters, wie das ganze Bild.
Angeblich Jan Bolongier.
Trat 1623 der Haarlemer Gilde bei. Lebte noch 1642 zu Haar-
lem. Wird als Blumenmaler und Maler von Spukgeschichten ge-
nannt. Vergleiche v. d. Willigen, Les artistes p. 86.
Ein Blumenglas in einer Nische. Rosen, Vergissmeinnicht, 1377.
Tulpen, Pfirsichblüten und eine blaue Schwertlilie in grünem (1226.)
Weinglase vor brauner Steinnische. Daneben links eine gelbe ^'
Krokosblüte, rechts eine grüne Eidechse. Schmetterlinge an den
Blüten. Bezeichnet unten rechts: L B. 1625.
Eichenholz: h. 0,28; br. 0,20. — 1875 in London gekauft. — Das mit y>Bou-
Iriiyier" bezeichnete Blumenstück des Amsterdamer Museums stimmt ebensowenig zu
unserem Bilde, wie die Sittenbilder mit dieser Namenszeichnung in den Museen von
Rotterdam und Aachen zu ihm stimmen. Der wirkliche Meister unseres Blumenstückes
dürfte noch zu suchen sein. Vergleiche auch die Bemerkungen zum folgenden N. 1378.
Unbekannter Meister H. B.
Die Hexenküche. In gewölbtem Gemache sitzt, halb von 1378.
hinten gesehen, ein Geisterbanner mit einem mächtigen Buche; (1376.)
ihm gegenüber ein grosser Affe. Rechts am Kamine der Hexen- '^ c.
kessel, dessen Deckel eine Alte abzunehmen sucht, während eine
440 Holländer dos siebzehnten Jahrhunderts.
Hexe zum Schornsteine hinausfliegt. Vorn am Boden Katzen und
Pilze, ein Schwert und ein Schädel. Bezeichnet unten in der Mitte:
f f)t
Eichenholz; h. 0,22; br. 0,28. — Inventar 1722, A Gilt, als >-Brouwer.< Hei
H. als unbekannt. — Die von Kennern "ausgesprochene Ansicht, dass dieses Bild von
demselben Bollongicr herrühre, von welchem das Aachener Museum Suermondt und das
Uotterdamer Museum Boymau's Sittenbilder besitzen, erscheint uns, trotz der
unserem Monogramme ahnlichen Verschlingung der Anfangsl)uchstaben der Bezeich-
nungen dieser Bilder , ihrer abdeichenden . festeren , farbigeren Malweise gegenüber
nicht Avahrscheinlich. Vergl. auch die Bemerkungen zum vorigen, N. 1377. — Bredius,
N. Nachr.. denkt an den uns nicht bekannten IL Bogaert.
Pleter de Grebber.
Geb. zu Haarlem zwischen 1590 und 1600, gest. nach 1655.
Sohn des Malers Frans Pietersz de Grebber daselbst. Mitglied
der Haarlemer Gilde erst 1632. Soll Schüler seines Vaters und
des H. Goltzius gewesen sein.
1379. ^'® Findung Mosis. In der Mitte des Bildes unter Bäumen
(1271.) thront, nach rechts gewandt, die blonde Tochter Pharao's in weis-
K 1. sem Unterkleide. Die rotgekleidete Magd hinter ihr kämmt ihr
das Haar, eine andere hält ihr blaues Obergewand. Ein vor ihr
knieendes Mädchen hat ihr gerade den kleinen Findling überreicht.
den sie in den Armen hält. Knieend, sitzend, stehend umringen
sie im Ganzen ein Dutzend Dienerinnen. Bez. unten halbrechts:
:3
M
(
Leinen; h. 1,697,; br. 2,28«/,. — Vor 1722 durch Grünberg aus Brüssel als
Original Rembrandt's. Inventar 1722, A 44. — Im »Abrege« von 1782 als Bei ; später
als Honthorst ; so 1856 auch noch bei H. ; richtig als de Grebber erst seit dessen
Katalog von 1862. — Pliot. Braun XIII, 28.
\
1). Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert. 441
ßildniss einer Dame mit Federbarett. Brustbild ohne Hände 1380.
nach rechts auf gelbgrauem Grunde. Die Dame trägt ein braunes (1272.)
Kleid., ein durchsichtiges Brusttuch und ein schwarzes Barett mit K 3.
einer hinten herabhängenden Feder. Bezeichnet rechts:
rD
TW
Eicheiüiolz : h. 0.63; br. ('.56. — Inventar 1754;. II. 4. H.'s Angabo, dass es
als »Paudiss- schon im Inventar von 1722 vorkomme, scheint auf einer Yorwecliselung-
za bendion.
BildnJss eines jungen Menschen mit einem Bogen. Brustbild 1381.
nach links auf graugelbem Grunde. Der bartlose junge Mann (1273.)
trägt einen blauen Rock mit graugelbem, ärmellosem Ueberzug K 3.
und eine Pelzmütze mit einer Feder. In der linken Hand hält er
einen Bogen. Bezeichnet zur Linken:
/ b</
Eichenholz; ih. 0,71; br. 0,55V2- — Inventar Guarienti_ (vor 1753.) N. 223 als
»vlämische Schule.« Richtig als de Grebber zuerst im Katalog von IS 17.
Bildniss eines jungen Mannes in braunem Pelzrocke. Brust- |382.
bild ohne Hände nach links auf grauem Grunde. Ausser dem (1274.)
Pelzrocke trägt der Dargestellte auch eine Pelzmütze. Bez. links: U^a.
n>
JJG
(Von der Jahreszahl nur 16 . 2 sichtbar; sie muss wahrscheinlich
1632 gelesen werden.)
Eichenholz: h. 0.62 : br. 0,44Vi. — Inventar 1754, II 251. — Phot. Ues.
442 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Saiomon van Ruijsdaei.
Geb. zu Haarlem (Geburtsjahr unbekannt; 1623 Mitglied der
dortigen Gilde), begraben daselbst den 1. November 1670. Er
bildete sich im Anschlüsse an Jan van Goijen aus. dessen späteren
Stil er in Haarlem selbständig weiterbildete. Thätig zu Haarlem.
1383. Dorf unter Bäumen. Links ein Ziehbrunnen neben Bauern-
(1392.) häusern unter Bäumen. Daneben aufhellbeleuchtetem Wege ein
17 c. Bauernwagen, zAvei ßeiter, ein Paar zu Fusse ""T^ .
und ein Krüppel. In der Mitte ragt ein Kirch- C ' M ^^
türm hinter Bäumen und Dächern hervor. ^ X "X "X
Rechts Fernblick in's flache, baumreiche Land. / ^v^ J
Bezeichnet links unten:
Eichenholz ; hreitoval ; h. 0,60'/2 : br. 0,80' 'j. — Zuerst im Katalog von 1817.
— Gegenstück zum folgenden. — Phot. Braun XIV. 28.
1384. Baumreiches Flussufer. Der Fluss füllt den ganzen Yorder-
(1393.) gnmd. Links Fernblick mit Segelfahrzeugen. In der Mitte und
17 c. rechts ein Baumdickicht am Ufer. Hinter den Bäumen einige
Dächer. Vor ihnen Landleute in verschiedenen Beschäftigungen.
Nah dem Ufer rechts ein Boot mit Fischern, die ein Netz herein-
ziehen, in der Mitte eine Fähre mit Menschen und Vieh.
Eichenholz; breitoval; h. O.eOVj; br. 0,80V2- — Zuerst im Ivatjilog von 1817.
— Gegenstück zum vorigen. Xach H. Märe es, wie dieses, wenn auch undeutlich, be-
zeichnet. Doch ergab eine genaue Untersuchung, dass keine Bezeichnung vorhanden ist.
— Phot. Braun IV, .38.
1385. Rindvieh im Flusse. Der Fluss ist links durch Segel- und
(1394.) Ruderfrachtschiffe, rechts vorn durch ein Ruderboot mit drei
16 a. Männern belebt. Links vorn eine Weideinsel, von der einige
Rinder in's Wasser hinabsteigen. Rechts hinter dem Flusse eine
elende Hütte unter mächtiger Baumgruppe. Bez. rechts unten:
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JV
Eichonholz ; h.O.öO'Ai br. 0,60. — 1874 in Hannover erworben. — Die Jahres-
zalü las H. 1043. — Allerdings sind die letzten beiden Ziftern nicht ganz deutlich ;
doch lesen wir mit Inspector Gust. Müller am ersten 1661. Jedenfalls zeigt das Bild.
(\\o spjitorfi Entwickehmg des Meisters. — Phot. Braun V, 30.
D. llaarlemer Schule. XVII. Jahrliundert. 443
Jan Miense Molenaer.
Geb. zu Haarlem. begraben daselbst den 19. September 1668.
Wahrscheinlich Schüler des Frans Hals. Später unter Rembrandt's
Einflnss weitergebildet und vorübergehend (1657) in Amsterdam
thätig. Vergleiche Bode. Studien. S. 199—205.
Ein Geiger und singende Bauern. In einer Bauernschenke 1386.
sitzt rechts vorn am Fass ein junger Geiger in rotem Rocke. Die (1732.)
übrige Gesellschaft begleitet sein Spiel mit Gesang. Eine alte 13 a.
Frau mit einem Zettel in der Hand ist Vorsängerin. Links vorn
schneidet ein junger Mann Tabak auf der
Bank. Durch die offene Thür blickt ein ^\^/ /^
Paar herein. Bezeichnet unten rechts: C/ C^IfyjCCfK^
Eichenholz: 1». 0.49'/2; br. 0,37. — 1S74 aus der Samraluns? Reedo van Oudts-
hoorn in Utrecht. — Phot. Ges.
Ein Geiger bei einer Bauernfamilie. Im Hintergrunde einer 1387.
Bauernstube steht ein Geiger und geigt. Vor ihm ist die Familie, (1733.)
welche ihn singend begleitet, um ein Tischchen gruppirt. Links ^ 8-
in der offenen Thür steht ein Mann, auf seinen Stab gelehnt.
Eichenholz ; h. 0,38 ; hr. 0,3272. — 1778 als Limdens aus der Spahn'schen
Sammlung. — Als Lundens auch noch im Katalog von 18G2, nachdem H. es 18ÖG
d^m C. Bega zugeschrieben hatte. Richtig als ^lolenaer in den letzten Auflagen des
H. 'sehen Kataloges. Späteres Bild des Meisters.
Le Duc. Fraglich ob Jacob A. Duck.
Letzterer geb. um IGOO zu Utrecht, gest. nach 1GG() wahrschein-
lich im Haag. Gebildet unter dem Einflüsse des Dirk Hals in
Haarlem. Thätig anfangs in Utrecht, später im Haag.
Diese Daten gehen von der nicht völlig gesicherten Voraussetzung aus, dass der
Utrechter Jacob Duck und die durch Bilderinschriften bekannten A. Duck, J, A. Duck
und Le Duc eine und dieselbe Person seien. Vergl. Bode, Studien, S. 133 ff'., den
Berliner Katalog von 1883. S. 177 und Obroen's Archiof V, p. 200—292. Die Frage ist
nof'h nicht spruchreif. Jan le Ducq, der Haager Tiermaler, ist sicher eine andere Person.
Biidniss eines Herrn in seinem Zimmer. Ganze Figur, nach 1388.
links gewandt. Der Herr mit spärlichem Haarwuchs trägt einen (1602.)
schwarzen Anzug mit anliegendem Spitzenkragen. Die linke Hand 17 ^■^
st3inmt er in die Seite, in der gesenkten Rechten hält er seine
Handschuhe. Hinter ihm steht ein Tisch mit grauer Decke, auf
dem sein Hut liegt. Bezeichnet rechts oben am Kamine:
. l.EDUC
444 Holländer des siel)zehnton Jahrhund(3rts.
Eichenholz; h. 0,4;^ : br. O.SS'A. — 1751 von der Leipzij,'er Ostermesse. H. —
Zuerst im Katalog aou 1S17. Seit diesem irrtümlich dem Tiermaler Jan Le Duccj,
von dem man z. B. ein bezeichnetes Bild in der Sammlung Habich in Cassel sieht,
bei Bode (in v. Zahn's Jahrbüchern 1873, S. 195) dem J. A. Duck zugeschrieben, mit
dessen bezeichneten Bildern (z. B. in der Sammlung Habich zu Casselj es allerdings
einigerraassen übereinstimmt. Doch erscheint es noch frischer und feiner; und seine
Bezeichnung, deren erster Buchstabe allerdings nicht unzweifelhaft ist, aber schwer-
lich auf A oder J. A. gedeutet werden kann, vielmehr N zu sein scheint, spricht
dagegen. Jedenfalls glauben wir unseren Meister, der sich offenbar an Hals ange-
schlossen hat. mit Recht in die Haarlemer Schule zu versetzen. — Phot. Braun XI, 37.
1389. Derselbe Herr als Halbfigur. Nach links gewandt, auf gelb-
(1601.) grauem Grunde in gemaltem Oval. Anstatt die Kechte zu senken,
9 a. erhebt er sie an seine Brust; im übrigen ist das Bild eine ziem-
lich genaue verkürzte Wiederholung des vorigen (N. 1388).
Eichenholz; h. 0,1772, br. 0,14. — Inventar 1754, II 202. — Das Bild ist von
der Frische des vorigen so Aveit entfernt , dass man an der Eigenhändigkeit der
AViederholung zweifeln kann.
1390. Ei" Bauer, von Soldaten gepeinigt. Der Bauer in roter Jacke
(1603.) ist in seiner Hütte, nach links gewandt, in die Kniee gesunken.
1.5 c. Die Soldaten sind durch die Thür zur Eechten herein-
gedrungen. Einer von ihnen hat den Bauern am Kopf
gepackt und holt mit dem Spiesse in der Eechten
gegen ihn aus. Die Bäuerin steht jammernd zur
Linken. Bezeichnet rechts:
Eichenholz ; h. 0,3073 : br. 0,227j. — Inventar 1754, II 146. — Bei H. dem
A. le Duc zugeschrieben, während die beiden vorigen Bilder N. 1388 und 1389 dem
Jan le Duc gegeben wurden. Nach ,Bode (schon 1873 bei v. Zahn VI, S. 105 und
Studien, S. 144) wäre das Monogramm P. C. zu lesen und das Bild wäre ein Spät-
werk des Bieter Codde, von dem wir unter N. 1391 ein gutes Jugendbild besitzen. —
Da unseres Erachtens das Monogramm jedoch unmöglich anders als L. D. gelesen
werden kann, auch der Stil, weder der Formen- noch der Farbeuempfindung nach,
derjenige Codde's ist, so vermögen wir uns der Ansicht Bode's in diesem Falle nicht
anzuschliessen, halten das Bild vielmehr ebenfalls für ein Werk eines Le Duc. Ueber
die Schwierigkeit, die Meister dieses Namens näher zu bestimmen, vergl. man die
Bemerkungen vor \. 1388.
Pieter Codde.
Geb. zu Amsterdam 1599 oder 1600; begraben daselbst den 12.
October 1678 (Ch. M. Dozij in »Oud Holland« IL 1884, p. 48
bis 62). Wahrscheinlich Schüler des Frans Hals zu Haarlem, für
den er 1637 in Amsterdam thätig war. Gesellschaftsmaler der
Dirk Hals'schen Richtung, die er nach Amsterdam trug. Sein
Schüler Duyster unten N. 1548.
gesuHKen
D. llaarlemer Seliule. XVII. Jahrhuiulert. 445
Soldaten in der Wachtstube. Links vorn steht ein Soldat, 1391.
auf seinen Stock gestützt. Rechts sind ihrer ^ #— UG04.)
vier mit einem Mädchen , das auf dem Kniee v^o'<) Ö ^ / ^ "'
des einen sitzt, um einen Tisch gruppirt. Bez. • ^
in der Mitte an der Bank. 1 6 2 <S -^
Eichenholz; h. 0.38; br. 0,49. — 1881 im lüinsthaiidel aus Berlin. Das Bild
^'ehfiit zu den früheren des ^[eisters. Verj^l. Bode, Studien S. 141 — 142.
Willem de Poorter.
Geboren zu Haarlem. wo er 1G35 und 1643 Schüler empfing
und 1G45 noch lebte. Wahrscheinlich ein Schüler der Leidener
Frühzeit Rembrandt's. Weiteres unbekannt.
Esther vor Ahasver.. Buch Esther. Cp. IL v. 16: »Also ward 1392.
sie in die Kammer des Königs Ahasver geführt.« Rechts auf (1633.)
prächtig verziertem Lager unter grünen Vorhängen ruht Ahasver 14 a.
im Purpurmantel. Vor ihm, im Profil nach links gewandt, steht
Esther, der ein kleines Mädchen die himmel-
blaue Mantelschleppe trägt. Weiter zurück
zwei andere Frauen. Bezeichnet unten links:
Eichenholz; h.0.40: In. i).32. — Inventar 17.'i4. II 492.
Die Ehebrecherin vor Christus. Li hoher gotischer Tempel- 1393.
halle beugt Christus sich, nach rechts gewandt, zur Erde und (1634.)
schreibt mit dem Finger die inhaltschweren Worte in den Staub. 14 c.
Rechts vor ihm steht die von einem behelmten Soldaten und von
Schriftgelehrten herbeigeführte Ehebrecherin.
Links und rechts drängen sich Pharisäer und r ]}TT^ ^Q
Zuschauer. Bezeichnet links: \^^ M^ y
Eichenholz ; h. 0,63'/2 : br. 0,49';2. — 1743 von der Leipziger Ostermesso. —
Phot. Braun IX. 38.
W. de Poorter. Nach Rembrandt.
Die Darstellung Christi im Tempel. In der Mitte des Tempels 1394.
kniet Simeon, nach links gewandt, mit dem Kinde in seinen (1635.)
Armen. Links neben ihm knieen Maria und Joseph. Ihm gegen- 14 c.
über steht ein Priester im Purpurmantel, der segnend die Rechte
erhebt. Rechts führt eine Treppe voller Zuschauer zum Aller-
heiligsten hinauf. Links im Halbdunkel Andächtige.
446 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Eichenholz: h. 0,00; br. 0,48V2. — Inventar 1722, A 424. als --Original in
der Manier Rembrandfs.« Das anerkannte, mit Rembrandt's Jlonogramm bezeichnete
von 1G:J1 datirte ()ri<,nnal des Meisters befindet sich jedoch im Museum des Haag.
Unser Bild ist unzweifelhaft eine Copie nach diesem. Dass diese Copie von W. de
Poorter herrührt, wie II. annahm, scheint sielier. Wirkt das Bild doch wie ein Gegen-
stück zu dem vorigen (N. i:50.3). — Phot. Braun XL ;^5.
Adriaen van Ostade.
Getauft zu Haarlem den 10. December IG 10, begraben daselbst
den 2. Mai 1G85. Schüler des Frans Hals in Haarlem. Seit
1G40 unter Kembrandt's Einfluss. Thätig zu Haarlem.
1395. Ausgelassene Bauern in der Schenke. Vorn links sitzt ein
(1391.) Geiger; vorn in der Mitte liegt, von hinten gesehen, ein Mann
16 b. mit einer Pfeife in der Rechten am Boden; rechts tanzt ein Paar.
In der Mitte am Tisch Bauern, die mit lebhafter Geberde zu-
schauen. Durch die um einige Stufen erhöhte Thür eines Neben-
raumes blickt die Wirtin herab. Bezeichnet halblinks am Sitz:
A . V . Ostade. (die ersten Buchstaben zusammengezogen; nicht
deutlich genug, um facsimilirt zu werden).
Eichenholz; h. 0,39; br. 0,58. — Inventar 1722, A 413, als Isack van Ostade.
Spater, auch bei H., als Brouwer ; seit 187G aber dem Isack van Ostade zurückge-
geben und auch die Bezeichnung dementsprechend gelesen. Indessen ergiebt eine
genaue Untersuchung, dass sie eher A. v. 0., als I. v. 0. zu lesen ist; und aus
inneren Gründen steht es, besonders seit Bode's Untersuchungen (bei v. Zahn S. 194 :
Studien S. 206) fest, dass dieses Bild der frühen Entwicklungszeit Adriaen van Ostade's
aus den Jahren 1G31— 1639 angehört. Damals hatte, ausser Hals, Brouwer ihn beeiu-
flusst, Rembrandt aber noch nicht. — Phot. Braun XIII, 30.
1396. Stammtisch in der Dorfschenice. Links vorn in dem von
<1383.) links sonnig erleuchteten Eaume sitzen sechs rauchende,
16 b. zechende Bauern um einen Holztisch; unter letzterem ein Hund.
Am Stuhle rechts lehnt ein Malkasten. Rechts im Hintergrunde,
in dem zweiten, matt erleuchteten Räume schenkt eine Alte ein
Glas ein; am Schenktisch sitzt, von hinten ge- ^
sehen, ein junger Mann, der einem eintretenden „^^^ ^
zutrinkt. Bezeichnet halb rechts am Malkasten "% n
(die Jahreszahl nicht ganz deutlich, doch wahr- -^61^ '^
scheinlich IG 60 zu lesen): ^-
Eichenholz : h. 0,45Vj; br. 0,39. — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung de
la Bouexiere (G. Müller im Dr. Journal vom 30. Mai und 1. Juni ISSOh — Dass die
Jahreszahl nicht 1639 gelesen werden kann, wie von H., beweist auch die auf eine
bedeutend spätere Zeit deutende malerische Haltung des Bildes. — Phot. Braun II. 35
und Phot. Ges.
I). Haarlemer Schule. XVII. Jalirhuii dort. 447
Der Künstler in seiner Werkstatt. In dem schlichten Atelier. 1397.
das durch's Fenster zur Linken sonniges Licht empfängi;, sitzt (1384.)
der Maler in grauem Eock und roter Kappe, halb von hinten 16 c.
gesehen, an seiner Staffelei und malt. Rechts an der Treppe,
die zu einem matter beleuchteten oberen Räume emporführt,
eine Gliedergruppe. Oben im Hintergrunde am Tische eine un-
deutliche Gestalt. Bezeichnet rechts unten:
^^^Üsfac)t^ i^^y
Eichenholz; h. 0,38: br. 0.35* '2. — ITö-i mit dpin vorij^eii aus Paris; Samm-
lung de la Bouexiere. Vorher in der Sammlung Crozat. — Braun III, '.VI u. Phot. Ges.
Zwei schmausende Bauern. Kniestück. Zwei Bauern sitzen 1398.
einander gegenüber an niedrigem Tischchen vor einer irdenen (1385.)
Schüssel, auf der ein Braten liegt. Der eine, links sitzende. 16 ^■
im grauen Hute schneidet sich ein Stück ab; der andere, zur
Rechten, mit schwarzer Kappe führt einen ^
Knochen mit der Hand zum Munde. Hinter y^ Os^oiht
beiden die Wirtin. Bezeichnet unten rechts: /(Tö^.
Eichenholz; h. 0,3u*/'2 ; br. 0,26. — Inventar 1722, A 716. — Gegenstück zum
folgenden. — Phot. Braun XIT. 34.
Zwei rauchende Bauern. Kniestück. Im Wirtschaftshofe |399.
sitzen zwei Bauern einander gegenüber an niedrigem Holztische. (1386.)
Derjenige zur Linken im Hut bläst eine blaue Rauchwolke in 16 a.
die Luft. Der Kahlkopf zur Rechten zündet sich seine Pfeife
am Kohlenbecken an. Hinter beiden die Wirtin, welche die
Rechte zur Abwehr des Rauches erhebt. Links vorn ein Hund.
Bezeichnet in der Mitte am Tische (ähnlich dem vorigen):
A. r. Ostade 1664.
Eichenholz; h. 0,30»/j: br. 0.25», j. — Inventar 1722, A 721. — Gegenstück
zum vorigen. — Phot. Braun VIII. 32.
iVlänner und Frauen im Bauernwirtshause. Schmausende. 1400.
zechende, kosende Männer und Frauen an Tischen und Wänden (1387.)
auf Bänken und Stühlen. Vorn in der Mitte nimmt eine derbe 16 c.
Bäuerin, die ihr Kind auf dem Schoosse festhält, ein Glas Bier
in Empfang. Rechts am Kamin setzt eine Frau einen Kessel
an"s Feuer. In der Thür des Hintergrundes ein Geiger. Be-
448 Holländer des siebzehnten Jahrhundertrf.
zeichnet rechts unten (ähnlich den vorigen): A. i\ Ostade 1679.
Ob die Jahreszahl mit Bode 1674 oder mit H. 1670 zu lesen
ist, ist nicht völlig entscheidbar.
Eichenholz; h. 0,4'JV2; br. 0,G27j. — 1751 durch Le Leu aus Paris. H. —
Zuerst nachweisbar im Katalog von 1817. — Phot. Braun V, 32 und Phot. Ges.
Nach A. V. Ostade.
1401. Der Tanz vor der Dorfschenke, ßechts das Wirtshaus mit
(1389.) einer Weinlaube unter hohen Bäumen. Vor der Thür steht ein
P 9. Geiger, zu dessen Musik zwei Paare tanzen. Am Hause zu-
schauende Kinder; an den Tischen verschiedene Gruppen Er-
wachsener. Links Blick in's Dorf. Bez. 1. u.: A. v. Ost ade ft.
i.eimvand; h. 0,40V2; br. 0,35V2- — 1"^! durch Kaiserling. Befand sich bis
18<)1 im Vorrat, wurde dann von H. riflitig nur als Copie nach Ostade eingereiht.
Nachahmer des A. v. Ostade.
1402. Kartenspieler, Raucher und Trinker. Links am Tische drei
(1388.) Kartenspieler und ein Zuschauer. Eechts am Fass ein Eaucher,
P 4. der seine Pfeife stopft und zwei Zecher, von denen der vordere
lachend das Glas in der Rechten erhebt. Bez. u. 1.: Ad. Ostade.
Eichenholz; h. 0,3S: br. 0,49V2- — 1747 erworben. 1748 mit anderen für
minderwertig gehaltenen Bildern nach Warschau geschickt ; später zurück in den Vorrat.
1801 zur Galerie; von H. unter die echten Werke Ostade's A^ersetzt; doch weisen die
Form der Inschrift und die Art der Malerei entschieden auf eine absichtliche alte
Nachahmung hin. So schon Bode bei v. Zahn VI, S. 205.
Thomas Wijck.
Geboren zu Beverwijk bei Haarlem um 1616, begraben zu
Haarlem den 19. August 1677. Er besuchte Italien, wo er sich
in italienischen Strassenbildern an P. yan Laer anschloss, wäh-
rend er in seinen Sittenbildern in Binnenräumen den übrigen
holländischen Sittenmalern folgte. Thätig hauptsächlich zu
Haarlem.
1403. ^^^ Alchymist mit der Flasche In der Hand. Links in sei-
(1296.) ^®^^ ^^^* Geräten vollgepfropften Laboratorium sitzt der Alchy-
8 c. i^iist in violettrotem Rocke mit einer Pelzschaube und schwarzem
Hute an einem Tische, erhebt in der Eechten eine Flasche und
wendet sich zu seinem jungen Gehülfen um, der in roter Jacke
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert. 449
mit einem Teller in der Rechten in der Mitte steht. Von links
durch's Fenster helles Licht. Bezeichnet links unten (am Koffer) :
C^ycL .
Loinwaud ; h. 0,o8*/i; br. 0,55^/2. — Inventar 1722, A 638,
Der Alchymist mit dem Beutel in der Hand. In einem mit 1404.
Büchern und Geraten gefüllten gewölbten Gemache steht der (1294.)
Gelehrte, welcher den Stein der Weisen gesucht hat, nach links 15 b.
gewandt, am grün verhängten Tische und schüttet nachdenklich
und vergebens den Beutel aus. Im Hintergründe macht sich ein
junger Mann am Ofen zu schaffen. Bezeichnet links unten:
(^pc^i^
Leiiiwaud. ; h. 0,55: br. 0,47. — Bei H. ohne Piovenienzangabe ; doch sicher
Inventar 1722. A 1619.
Italienisches Strassenbild. Links hohe Häuser. Vorn über- 1405.
wölbt ein Bogen die Strasse. Ein zweiter Bogen im Mittelgrunde. (1295.)
Links sitzt ein Mann, von hinten gesehen, am Boden. Neben ihm 14 a.
stehen ein Esel, ein Knabe und ein Hund. In der Mitte ein Mäd-
chen am Brunnen. Bez. r. u. (wie das vorige): T. Wyck,
Eichenholz; h. 0,5072) ^r- 0,37V2- — Zuerst im »Catalogue« von 1765.
Jan de Bray.
Gaboren zu Haarlem; begraben daselbst den 4. December 1697.
Aeltester Sohn des Salomon de Bray. Thätig zu Haarlem. Be-
kannte Daten aus seinem Leben seit 1672. (V. d. Willigen, p. 96.)
Lob des Herings. Auf der Mitte eines weiss gedeckten 1406.
Tisches liegt ein aufgeschnittener Hering auf brauner Schüssel ; (1569.)
links ein Krug, zwei Gläser Bier, ein Messer, eine Schüssel Zwie- 8 b.
beln ; rechts Brod und Käse auf weissblauem Teller. Hinter dem
Tische eine mit Heringen geschmückte Steintafel mit einem
langen holländischen Gedicht zum Lobe des Herings, über-
schrieben »Lof van den Pekelharingh« , unterschrieben »Anno
1656.« Bezeichnet unten im dunklen Grunde:
29
450 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
i^ss
Eichenholz; h. 0,57 ; br. 0,48'|2. — 1741 durch von Kaiserling. Von demselben
Meister besitzt denselben Gegenstand, noch etwas malerischer angeordnet, mit dem-
selben Gedichte das Museum Suermondt in Aachen. In der Regel malte der Meister
grosse Figurenbilder und Bildnisse unter dem Einflüsse des Frans Hals.
Cornelis Gerritsz. Decker.
'Geburtsjahr unbekannt. Trat 1643 als Meister der Haarlemer
Gilde bei; begraben zu Haarlem den 23. März 1678. Schüler
des Salomon van Euysdael. Thätig zu Haarlem.
1407. Hütten unter Bäumen am Wasser. Links Strohdachhütten mit
(1396.) Backsteinschornsteinen unter schönen Waldbäumen. In der Thür
17 c. eine Frau. Eechts der Fluss oder See, im Mittelgrunde vom
Waldrande begrenzt. Auf dem Wasser vorn in der Mitte eine
leere Barke, rechts ein Euderboot.
Eichenholz: h. 0,61: br. 0,84V2- — 1876 vom Kunsthändler Ernst in Dresden.
Philips Wouwerman.
Getauft zu Haarlem den 24. Mai 1619, gestorben daselbst den
19. Mai 1668. Schüler seines Vaters Paulus Joosten Wouwer-
man und des Jan Wijuants. Thätig zu Haarlem.
1408. Die Landschaft mit dem rot bedeckten Wagen. Links der von
(1430.) einem Holzstege überbrückte Fluss. Eechts führt ein Sandweg.
9 a. auf dem man einen Eeiter und einen Hund von hinten sieht, zur
fernen Dünenanhöhe empor, auf der ein mit einem Schimmel und
anderen Pferden bespannter, rot verdeckter Bauernwagen fährt.
In der Mitte des Mittelgrundes ein Bauern-
hof unter Bäumen. Bezeichnet unten in der \p /
Mitte:
^i_V><:^
Eichenholz; h. 0,43; br. 0,51^12. — Zuerst im Katalog von 1817. Gutes frülio«
Bild des Meisters. — Gestochen von C. M. Günther ^ III, 23.
1409. Der Reiter vor der Bauernhütte. In der Mitte auf dem Wegt
(1431.) hält, von hinten gesehen, ein Eeiter in rotem Mantel auf einem
15 b. Schimmel und spricht mit der Frau und dem Kinde, die- links
D. Haarleraer Schule. XVII. Jahrhundert. 451
vor ärmlichem Strohdache im Sande liegen. Rechts vorn ein
saufender Hund, hinten ein Kornfeld. Bezeich-
net unten links: CT)
'ß-^.
Eichenholz: h. O/iSio: br. 0,:i0i2- — Inventar 1754. II
239; damals- nur als »Manieren Wouwerman's: jedoch, Avie schon
hei H., unzweifellialt ein echtes Bild der Frühzeit dos Meisters. — Phot. Braun III, 3G.
Kärrner am Wirtshause. Links vor dem Wirtshause ein be- 1410.
deckter Frachtwagen und ein trinkender Kärrner. In der Mitte (1434.)
ein Schimmel vor zweirädrigem Karren und /C~^ 10 c.
ein Mann in roter Jacke. Kechts unten das / / \^C^
Flussthal. Bezeichnet unten links: ^ '
Eichenholz: h. 0,37 : br. 0.49. — 1742 durch Riedel aus Prag. Anfangs als
Pieter Wouwerman . später als Andries Both. Es ist. wie schon H. anerkannte, ein
echtes fi-ülies Bild Philips Wouwerman's.
Die Verkündigung an die Hirten. Links über dem Zeltdache, 141 I.
unter dem eine Hirtenfamilie ruht, erscheint der Engel der Ver- (1435.)
kündigung. Kechts die Hirten auf dem Felde. Zwischen seinen 9 b.
Schafen ein alter Hirt, welcher der Erscheinung seine Arme ent-
gegenbreitet. Vorn ein Schimmel. Mcht bezeichnet.
Eichenholz : h. 0.34i2: br. 0,38. — Nach H. durch Gotter, also Inv. Gotter 104.
Indessen ist es nach seiner alten Inventarnuminer 3118 eins der Bilder, die 1742
durch Riedel aus Prag erworben wurden. Wenn wirklich von Wouwerman, so jeden-
falls sehr früh. — Gestochen in Aquatinta von C. Aug. Witzani.
Eine Reiherbeize. Rechts auf dem Wege am Waldrand tum- |4|2.
mein Jäger ihre Rosse, reitet eine Dame auf einem Schimmel. (1432.)
Vom im Rasen machen Burschen sich mit den Falken und Hun- 15 a.
den zu schaffen. Links eine grüne Weide, auf der im Mittelgrunde
ein Pferd grast. Bez. links unten, aber mit unechtem Monogramm.
Eichenholz; h. 0,43; br. 0,63. — 1708 von Lemmers aus Antwerpen; doch in
der Galerie erst seit dem Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1737. — Unter dem un-
echten mag das echte alte Monogramm sitzen ; denn das Bild ist ein unzweifelhaft
echtes frühes Werk des Meisters.
Die Rückkehr von der Jagd. Von links vorn führt der Weg |4|3
nach rechts zur Höhe hinauf, auf der ein Wirtshaus steht. Links (1433.)
im Hintergrunde die Berglandschaft. Die Jagdgesellschaft, in der 15 a.
sich eine Dame befindet, sprengt den Weg ^^^
hinan. Rechts vorn ein Wasser, an dem ein /~/» V^^I^^
Reiter seinen Schimmel tränkt. Bez. u. r. : ^
Eichenholz; h. 0,43; br. 0,G1. — Inventar 1722, A G28.
29*
452 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1414. Die Rehjagd. Links im Mittelgrunde ein Bauernhaus unter
(1437.) Bäumen, vorn ein gestürzter Baumstamm am Sumpf. Rechts oben
8 b. Ruinen und ein Landhaus. In der Mitte, nach rechts gewandt,
das gehetzte Reh, umringt und verfolgt von den reitenden Jägern,
unter denen sich eine Dame in gelbem Kleide befindet, von den
Treibern zu Fuss und von den Hunden. Auf dem
Schimmel ein Hornbläser. Bez. halblinks unten: _^/*\^^
Eichenholz; h. 0,48; br. 0,78. — 1742 durch Rigaud aus dem Gab. du Pile in
Paris. H. Gestochen 1739 daselbst als »Chasse ä Fitalienne« von Le Bas. — In-
ventar Guarienti (vor 1753) N. 1534. — Phot. Braun VI, 37.
1415. Der Schimmel in der Felsengrotte. In einer romantischen
(1440.) Felsenschlucht steht, nach rechts gewandt, ein ungesattelter Schim-
14 a. mel, vor dem ein Mann und eine Frau spielend am Boden liegen.
Ein Hirt mit seinem Hunde steht daneben; ein anderer Mann
kommt rechts den Weg herab. Bezeichnet (T\
links unten:
Ä\x^
Eichenholz; h. 0,45i!2; br. 0,37. — Inventar 1722, A 688, — Noch ziemlich
im Charakter der früheren Zeit des Meisters, das Monogramm aber schon entwickelter.
Also ein Bild der Uebergangszeit.
1416. Die Predigt Johannes des Täufers. Rechts im Mittelgründe
(1436.) vor dem malerischen Waldrande steht, nach links gewandt, der
14 b. Täufer und predigt. Viel Volk umgiebt ihn in weiten Kreisen.
Rechts vorn zwei Krieger zu Pferde: der gehelmte und geharnischte
auf dem Schimmel von hinten gesehen. Bezeichnet O
rechts unten:
m^o^
Leinwand; h. 0,67; br. 0,86. — Inv. Guarienti (Aor 1753) N. 1701. Aus dem
Gab. Blondy in Paris. Gestochen daselbst von Moyreau (N. 29). — Das Bild gehört
seiner immer noch etwas schweren Behandlung nach dem Uebergang zur mittleren
Zeit des Meisters an, deren Monogrammform es bereits zeigt.
1417. Armenspeisung an der Klostertreppe. Links auf der Treppe
(1466.) ^^^ mildthätigen Mönche, deren einer mit einem grossen Schöpf-
8 c. löffel den Armen die Suppe in ihre Töpfe füllt. Neben der Treppe
sattelt ein anderer Mönch seinen Schimmel. Noch andere kommen.
einem Lasttier folgend, rechts zum Hofthor herein, j^^ wy
Bezeichnet links unten: y^i^Vv
Eichenholz; h. 0,32i|2: br. 0,36. — 1740 durch Le Leu von Mr. Le Noir in
Paris. — Gestochen von Moyreau (N. 66) als »la charite des capucins.«
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert. 453
Der Pferdemarkt. Links auf einer Anhöhe unter Bäumen 1418.
stehen die Pferde zum Verkaufe. Vorn bewegtes Volkstreiben. [1469.)
Ein Reiter sprengt auf seinem Schimmel nach rechts; ein Bursche 7 b.
mit roter Mütze hat einen Jungen hinter sich auf's Pferd ge-
nommen. Rechts im Mittelgrunde ein Fluss mit Schiffen und
Badenden. Jenseits des Flusses das Dorf mit •
Jahrmarktszelten. Bezeichnet links unten : l»^ 'A^^
Leinwand: h. O.Gl'a: hr. 0,76*2- — Nach H. 1710 aus AntMerpeh. Doch konn-
ten wir es mit -Sicherheit erst im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 167G nachweisen.
Im Feldlager. (Auch »der Jahrmarkt« genannt.) In der Mitte 1419.
vor dem Dorfe die Zelte. Links der sandige Weg, der bis in die (1449.)
Ferne von Reitern, Pferden, Menschen belebt ist; rechts der Fluss 15 c.
mit Barken voll Menschen, einem saufenden Schimmel und zwei
watenden Knaben. Vorn in der Mitte neben dem Reiter auf dem
Schimmel ein Mann in rotem Mantel, der bei sei- Q
nem Braunen steht. Bezeichnet links unten : ySl V^
Eichenholz: h. 0.:',2; br. 0.41. — Inventar 1722, A 401.
Die Rast vor der Hufschmiede. Links vor dem Zelte des 1420.
Schmiedes wird einem nach rechts gewandten Schimmel, vor dem (1456.)
sein Reiter steht, der Vorderhuf beschlagen. Weiter zurück ein ^^ ^•
Herr und eine Dame zu Pferde. Rechts vor der Landschaft ein
Bach und alte Baumstämme. Bezeichnet links unten mit dem
echten neben dem unechten Monogramm:
ßS,\X/ J^l^.
Leinwand; h. 0.55: br. 0,60. — 1751 aus der Sammhing Crozat in Paris.
Vorher in der Sammlung Tugny. Gestochen von Moyreau, N. G2. — Von Bode bei
V. Zahn VI, S. 206 wohl wegen des gefälschten Sonogrammes für eine Copie erklärt.
I»as echte hat erst kürzlich Herr Inspector Müller entdeckt.
Ein Flussübergang. Rechts vorn der Fluss, der sich links |42|.
im Mittelgrunde seeartig ausbreitet; rechts im Mittelgrunde der (1438.)
Weg, welcher zwischen Bäumen zu den Gebäuden auf der Berg- 7 b.
höhe hinanführt. Die Jagdgesellschaft reitet von p)^* ^,
links nach rechts durch den Fluss. Bez. 1. u.: ^"^l^yv
Leinwand; h.0,64; br. 0,73. -- "Wohl 1708 durch Lemmors aus Antwerpen.
sicher Inv. Guarienti (N. 1753) N. 1677.
454 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1422. Das Haus des Scharfrichters. Ein rauschender, von einem
(1439.) Holzsteg, auf dem eine Frau mit ihren Kindern steht, überbrückter
16 a. Fluss strömt vorn zur Mitte herab. Links von ihm liegt unter
Bäumen das Haus des Scharfrichters, kenntlich an dem Eade
hinter ihm im Garten. Rechts vorn auf dem Diinenweg eine Jagd-
gesellschaft, unter ihr eine Dame in blauem ^ .
Kleide auf dem Schimmel. Vorn lässt einer C^^^-^' \\^^
sein Ross saufen. Bez. halblinks unten: ^ ^^* ^^^
Leinwand; h. 0,56; br. 0,68V2. — Inv. 1722, A 448. — Phot. Braun X, 30.
1423. Der saufende Schimmel. Links vorn ein rauschendes Wasser,
(1441.) zu dem ein Landmann seinen Schimmel herabführt. In der Mitte
15 b. ein Sandweg, von verschiedenen Gestalten belebt. Rechts Dünen,
hinter denen Dächer und Bäume hervorragen. -nj
Bezeichnet unten in der Mitte: ^/^ V^
Leinwand; h. 0,287,: br. 0,3G. — 1742 durch Riedel aus Prag (Inv. N. 3119).
1424. Der Gasthofsstaii. Der Stallraum ist zugleich eine grosse
(1471.) Durchfahrt. Links reitet ein Reiter in rotem Rocke zum Thore
15 b. hinaus. Ein Reiter im blauen Rocke ist im Begriff, ihm zu
folgen. In der Mitte schickt ein Reiter im gelben Rocke sich an,
seinen Schimmel zu besteigen. Rechts vorn spielen zwei Kinder
mit ihrem Ziegenbock und sitzt eine Frau mit ihrem /)a v y >
Säugling am Boden. Bezeichnet unten links: J"^^^
Leinwand; li. 0,51V2; tr. 0,G5. — 1749 durch Le Leu aus dem Cabinet der
Coratesse de la Verrue zu Paris. — Gestochen von Moyreau, N. 15. — Phot. Braun
II, 36 und Phot. Ges.
1425. Reiter und Landmädchen. Links schäumt ein von einem
(1443.) Holzsteg überbrückter Fluss. Rechts ragt eine kleine Anhöhe mit
11 c. Bäumen. In der Mitte schlängelt der belebte Weg sich bildeiu-
wärts. Vorn rechts ist ein Reiter von seinem ^.^
Schimmel gestiegen, um ein Landmädchen zu (J^-y
umarmen. Bezeichnet rechts unten:
Leinwand; h. 0,41; br. 0,51. — Nach H. 1708 von Fr. Lemmers aus Ant-
werpen. Jedenfalls luv. Guanonti (vor 1753) N. 1738. — Phot. Braun VIII, 35.
1426. Reiter vor der Bergschmiede. Links im Hintergrunde ein
(1444.) altes Schloss. Rechts im Mittelgrunde eine Schmiede am Felsen.
13 b. In der Mitte ein Pferd, das hinten beschlagen wird, während sein
rotröckiger Reiter an den Ambos getreten ist. Etwas weiter zurück
ein Reiter auf einem Grauschimmel, der vorn beschlagen wird.
D. Haarlemer Schule. XVIL Jahrhundert. 455
Noch weiter zurück sprengt eine Dame mit einem Sonnen-
schirm auf einem Schimmel herauf. Be- -a^ -
zeichnet links unten : ^y^^U Vv
Leinwand: h. 0,52 V2: ^^'- 0,65V2- — 17-19 aus der Sammlung der Comtesse
de la Verrue in Paris: im Katalog 1817. — Gestochen von Moyreau (N. 21).
Ein Reiter im Hofe. In der Mitte des rings umschlossenen 1427.
Gasthaus -Hofes sprengt ein Eeiter auf seinem Schimmel nach (1445.)
rechts. Eechts vorn, von hinten gesehen, ein Mann in Hemds- ^^ ^•
ärmeln, der ein Kind auf seiner Schulter reiten lässt, neben
einem Hausirer. Am Fass zwei Kinder und (7)
ein Hund. Bezeichnet unten rechts: ^^^^'^O^^
J ]^^P
Dazu die Jahreszahl 1649.
Eichenholz; h. 0,32V2; br. 0,3GV2. — Inventar
1722, A 350.
Reitergefecht vor einer Bergfeste. Links im Mittelgrunde 1428.
die brennende Festung. Kechts ein Fluss. Wildes Keiterhand- (1446.)
gemenge im Vordergrunde. In der Mitte ein Eeiter auf braunem 7 a.
Eosse, der mit der Linken eine blau-weisse Fahne hält, während
er mit der Eechten feuert. Ganz vorn ist ein Geharnischter mit
roter Binde rücklings von einem stürzenden ^^ .
Pferde gefallen. Bezeichnet links unten: f2^^\y^J
Leinwand: h. O.GSVz; br. 0,82. — Inventar 1722, J^^^p-J ^^
A 388.
Aufbruch zur Falkenjagd. Eechts vor dem Schloss und dem 1429.
Park die Pferdetränke. Links die bräunliche Landschaft. Vorn in (1447.)
der Mitte Eeiter und Eeiterinnen. Eine Dame zu Pferde in blauem 16 b.
Kleide hält sich die Hand, eine zweite hinter ihr einen mächtigen
Sonnenschirm gegen die Sonne vor's Gesicht. Links der Bursche
mit dem Falkenbret, rechts ein Bursche mit Hunden. Bezeichnet
links unten mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,81; br. 1,03. — Inv. 1722, A 357. — Gegenstück zum
fol<,'endon. I'hot. Ges.
Aufbruch zur Falkenjagd. Links vor dem Schloss und dem 1430.
Park ein mächtiger Neptunusbrunnen. Eechts im Mittelgrunde (1448.)
ein Fluss und ein Kloster; Berge im Hintergrunde. Auf dem 16 b.
Wege Eeiter und Eeiterinnen in bunter Bewegung. Ein Eeiter
456 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
stösst in's Hörn. Eine Eeiterin hält ihren Falken auf der er-
hobenen Linken. Ganz vorn in der Mitte hocken Burschen mit
den Falken am Boden. Links begiesst einer einen Knaben aus
seinem Hut mit Wasser. Das Monogramm rechts unten ist
zweifelhaft.
Leimvand; h. 0,80V-/; l>r. 1,03. — Inventar 1722, A 353. — Gegenstück zum
vorigen. — Die Echtheit des Bildes ist unzAveifeUiaft.
143 I . See- und Hügellandschaft. Rechts am Ufer des Landsees male-
(1451.) rische alte Hütten. Links vorn ein Baum, im Hintergrunde eine
l.'^ a. Ortschaft am Fusse des kahlen Gebirges. In der Mitte auf dem
Wege ein von hinten gesehener Eeiter in rotem Mantel auf einem
Schimmel; etwas weiter zurück ein Bettler. Bezeichnet links unten
mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,53; br. 0,66V2- — Wohl 1741 aus den königlichen Zimmern.
— Inv. 80 2535 fol. 143.
1432. Rast auf der Jagd. Links rasten die Damen im Schatten
(1453.) eines Baumes. Eine mit zwei Grauschimmeln bespannte Equipage
^ b. kommt herangefahren. Eechts vorn schauen ein Herr und eine-
Dame zu, wie einem Falken gestattet wird, sich auf den erlegten
Reiher zu setzen. In der Mitte Reiter, sowie Falken- und Hunde-
Burschen. Bezeichnet links unten mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz ; h. 0,47 ; br. 0,64V2- — Inv. 1722, A 449.
1433. Der blasende Trompeter vor dem Marketenderielte. Links
(1454.) unter einem Baume das Zelt. Davor der Trompeter auf seinem
13 b. Schimmel, ein Reiter mit einem Krug in der Hand und ein
Krieger, der seinen Schecken besteigt. Ganz links liebkost ein
Mann ein Mädchen. Bezeichnet links unten mit dem letzten
Monogramm.
Eichenholz; h. 0,471/2; hr. 0,42. — Inv. '1722, A 711. Da die N. 711 nock-
auf dem Bilde erhalten, so ist die Provenienzangabe bei H. nicht riditig.
1434. Fischer am Strande. Links unten das Meer. Vorn in der
(1455.) Mitte die Düneuhöhe, auf welcher die Fischer in Körben, in Säcken
10 b. oder im Sande ihre Waare feil halten. Als Käufer sind auch
städtisch gekleidete Herrschaften zugegen. Ein Schimmel frisst
Heu aus einem Korbe. Rechts eine hohe Signalstange neben einer
Strohhütte and ein alter Turm. Bezeichnet unten links mit dem
letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,55: br. 0,60. — luv. 1754, II 402. — Phot. Braun IV, 39.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhinidert. 457
Jägerrast vor der Felsenschenke. Die tiefe Schlucht wird 1435.
links vorn von einem senkrechten Felsen, rechts von der in einer (J457.)
Höhle angelegton Schenke begrenzt; in der Mitte führt eine Treppe 16 c.
empor. Vorn auf dem Wege ein Schimmel, dessen Reiter abge-
stiegen ist. um nach den Hunden zu sehen. Bezeichnet unten
rechts mit dem letzten Monogramm.
Leinwiiml : h. O.tViVa- ^r- 0,53. — Zuerst im Katalo«; von 1817.
Pferdeschwemme bei der Ruine. Links der Fluss, in dem 1436.
Menschen baden und Pferde geschwemmt werden. Rechts der von (1458.)
Reitern belebte Weg. In der Mitte eine alte Ruine. Vor ihr 9 a.
klammert sich ein Knabe in rotem Rocke auf dem Schimmel, welcher,
nach rechts gewandt, dem Wasser entstiegen ist, an den Rücken
des Reiters an. Bez. rechts unten mit dem letzten Monogramm.
Eichealiolz; h. 0,4672; br. 0,G1. — Nach H. Inv. 1722; wohl als A, 410;
doch dieses ist. "wie die noch anf ihm vorhandene Nummer beweist, N. 1447. —
Das vorliegende Bild zuerst im Inv. Guarienti (vor 1753) X. 1713. Doch sieht es
fast wie ein Gegenstück zu dem anderen aus.
Das Gefecht auf der Brücke. Rechts eine weite Wasser- 1437.
fiiiche. In der Mitte die steinerne Bogenbrücke. Vorn links (1459.)
das eigentliche Schlachtfeld. Ein Reiter mit grosser gelber Fahne 1^ ^^
sprengt nach links. Vorn in der Mitte, von hinten gesehen, ein
roter Trommler neben einem Gefallenen. Rechts im Wasser Nachen
und Reiter. Bezeichnet links unten mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. l.OGVj : br. 1,35V2- — Inv. 1722, A TAi.
Rast vor der Schenke. Links die Schenke, rechts die Tränke. 1438.
Vorn links spricht ein Reiter, der von seinem Schimmel gestiegen, (1450.)
mit der Magd am Brunnen. In der Mitte steht der Wirt mit 7 c.
dem Kruge vor dem Reiter , der das Bierglas erhebt. Rechts
lassen zwei Kinder ein kleines Spielschiff in einer Pfütze segeln.
Bezeichnet links unten mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,40; br. 0,47^2- — 1749 durch Le Leu ans der Sammlung-
• rozat in Paris. — Inv. Guarienti (vor 1753) X. 1042.
Die Rückkehr von der Jagd. Rechts unter der Halle des 1439.
Schlosses, vor welcher sich ein barocker »Bacchusbrunnen« erhebt, (1461.)
stehn die Hausfrau und ihre Magd, um die Heimkehrenden zu 12 c.
empfangen. Die Reiter sind zum Theil schon abgestiegen und mit
ihrer Jagdbeute beschäftigt. Links ein Esel, der mit der Haupt-
beute beladen ist. Bez. u. 1. mit dem letzten Monogramm.
458 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Eichenholz: h. 0,45V2; It. 0,04. — 1755 aus dem Nachlasse des M. Pasquier
in Paris (V) H. — Voriier im Cabinet des Vicomte de Fontpertuis. — Sicher Inv.
Guarienti (vor 1753) N. 1650. fiogenstüek zum folgenden. — (iest. als »La fontaine
de Bacchus- aou Moyreau, N. 22.
1440. Der Aufbruch zur Jagd. Links die Mauer des Schlossparks,
(1460.) vor dem die Jäger ihre Eosse besteigen, während die Burschen
12 c. die Hunde bereit machen; zur Seite ein Bettler mit dem Hut in
der Hand. Eechts vorn ein Bach, aus dem ein Hund säuft; im
Mittelgrunde vor der Flussthallandschaft ein barocker Brunnen.
Eichenholz : h. 0,45 : br. 0,64. — 1755 aus dem Xachlass des Mr. Pasqiüor
in* Paris. H. — Vorher im Cabinet des Vic. de Fontpertuis. — • Gegenstück zum
vorigen, -welches auch mit des Meisters Monogramm bezeichnet ist. — Gestochen von
Moyreau, N. 23. — Phot. Ges.
1441. Das Marketenderzelt mit dem Fahnenträger. Rechts das Zelt,
(1463.) vor dem, auf seinem Schimmel nach rechts gewandt, der Eeiter
17 b. hält, welcher die blaue Fahne trägt. Lirks würfeln Soldaten an
einer Trommel, weiter zurück wird ein Verwundeter auf einer
Bahre getragen. Im Hintergrunde tobt die Schlacht. Bezeichnet
rechts unten mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz : h. 0,3G : br. 0,4372- — 1"40 durch v. Heinecken aus Hamburg
(Tnv. N. 2548). Gegenstück zum folgenden.
1442. Rast am Brunnen. Links vorn unter Bäumen ein Brunnen
(1464.) aus dem ein rotröckiger Eeiter, von hinten gesehen, sein Pferd
17 b. saufen lässt, während von der anderen Seite ein Herr eine Dame
heranführt. Eechts steht ein Schimmel und wird ein gesattelter
Brauner von einem Burschen gehalten. Bezeichnet rechts unten
mit dem letzten, jedoch nicht ganz deutlichen Monogramm.
Eichenholz; h. 0,35^12 ; br. 0,41. — 1740 durch v. Heinecken aus Hamburg
(Inv. N. 2549). Gegenstück zum vorigen.
1443. Der Zusammenstoss. Eechts unter einer mit Bäumen be-
(1467.) wachsenen Anhöhe, auf welcher Heerden rasten, bringt ein von
13 c. links auf wildem Schecken heransprengender Eeiter das Gespann
eines Bauernwagens in Verwirrung. In der Mitte hält eine Eeiterin
in gelbem Kleide auf braunem Eosse. Links im Mittelgrunde eine
mit vier Grauschimmeln bespannte Equipage. Vorn links der Fluss.
Bezeichnet rechts unten mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h, 0,56: br. 0,78. — Nach H. 1742 durch Rigaud aus dorn Cabinet
des Mr. du Pilo in Paris. Invontar Guaritniti 0'<^i' 1753) X. 1695. — Gestochen
von Le Bas.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrlnindert. 459
Der Wasserfall. Links im Mittelgründe Häuser auf dem 1444.
Felsen; davor ein Holzsteg über den schäumenden Bach, der sich. (1472.)
einen WasserfoU bildend, nach vorn herabstürzt. Eechts Fern- 15 c.
blick in die Hügellandschaft. Vorn in der Mitte hält ein grosser
fünfsjiänniger Frachtwagen, dessen Vorderpferd grast. Rechts be-
ladene Maultiere, rastende Männer, Frauen, Kinder, Hunde am
Wege. Bezeichnet unten rechts mit dem letzten Monogramm.
Kupfer : h. 0,30 ; br. 0,08^2- — l<^-49 durch Le Leu au-; der Sammlung der
Comtesse de la Verrue. — Gestochen von Moyreau X. 14.
Wildschweins- und Bärenhetze. Romantische Landschaft. Links 1445.
eine Anhöhe mit einer Schlossruine. Rechts ein breiter Fluss mit (1474.)
Felsenufern. Vorn links zwischen den gestürzten Baumstämmen 8 b.
wird ein Wildschwein von Jägern abgefangen. Rechts wird ein
anderes gerade von der Meute erreicht und von den Jägern zu Rosse
umringt. Im Mittelgrunde wird ein Bär, welcher auf dem Rücken
liegt, getötet. Bez. links unten mit dem letzten Monogramm.
LeinAvand ; h. 0,79: br. 1,09. — 1749 aus der Sammlung- de Vaux in Paris.
H. — Inv. 1754, II 195. — Gestochen von Le Bas. — Phot. Braun XV, :52.
Ein Herr vor einer Schmiede. Rechts über einer Felsenmauer. 1446.
an der eine Leiter lehnt, ein Haus; darunter in einer Felsenhöhle (1475.)
die ärmliche Schmiede. Der Reiter ist von seinem nach links ge- 16 c.
wandten Schimmel gestiegen und hält ihn, während er beschlagen
wird. Ein zweiter Reiter hält neben ihm. Links am Wege liegt
ein Mann am Boden. Bez. 1. u. mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,62Vi; br. 0.51. — 1749 durch Le Leu aus Paris. Inv.
Guarienti (vor 1753 1 X. 1561. — Giestochen von Moyreau, X. 59, als »La grotte du
marechal.-;
Pferdeschwemme unter dem Castelle. Links der Fluss, in 1447.
dem Menschen und Pferde baden. In der Mitte das Ufer, an dem (1476.)
die Pferde hinaus- und hineingeritten werden, ganz vorn Wäsche- 15 a.
rinnen am Fluss und ein Knabe, der sein Spielboot schwimmen
lässt. Rechts auf der Anhöhe ein Castell ; davor eine Schildwache
und eine Kanone. Bez. rechts unten mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,46; br. 0,.ö9Vj. — Inv. 1722, A 410.
Rast auf dem Marsche. Vorn in der Mitte der Weg, links |448.
Dünen, rechts eine Baumgruppe. Links spielen einige Soldaten (1477.)
Karten, schlummern andere ausgestreckt am Boden. Rechts wer- 7 b.
den Pferde angebunden. Eins liegt entsattelt gerade vorn in der
Mitte. Bezeichnet links unten mit dem letzten Monogramm.
Leinwand ; h. 0.51 : br. 0.63. — 1749 dunli l<e Leu au> Pari«.
460 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1449. Die Hirschjagd am Flusse. Links am Flusse hohe Bäume.
(1478.) Vorn auf dem Wege holen Hunde und berittene Jäger und
9 b. Jägerinnen einen Damhirsch und ein Reh ein. Jenseits des
Flusses rechts das Schloss; davor im Flusse Reiter, Fischer mit
ihrem Netze, badende Kinder und eine Hirtin mit ihrer Ziegen-
und Schafheerde. Vorn in der Mitte auf dem Hauptschimmel,
von hinten gesehen, ein Jäger in rotem Rocke. Bezeichnet unten
in der Mitte mit dem letzten Monogramm.
Leinwand ; h. 0,72 ; br. l,28i|2. — Nach H. 1749 durch Le Leu aus der
Sammlung der Comtesse de la Verrue in Paris. — In der letzteren befand es sich
allerdings, wie das folgende, sein Gegenstück, ursprünglich ; doch kam es mit dem
folgenden, von dem auch H. es annimmt, wolü schon 1742 durch de Brais aus der
Sammlung Carignan nach Dresden. Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1569. — Gestochen
Moyreau N. 20. — Phot. Braun I, 35.
1450. Das Feldlager am Flusse. Links der Fluss am Fusse eines
(1479.) steilen Burgberges. Rechts eine Anhöhe mit einer Bauragruppe
9 b. vor einer alten Kirche. Der Fluss ist reich von Schiffen belebt.
Das Zeltlager zieht sich links am jenseitigen Ufer den Berg hinan
und füllt rechts den Vordergrund. Buntes, reich bewegtes Treiben.
In der Mitte reiten einige Krieger ihre Rosse in den Fluss, hat
ein ausschlagendes Pferd einen Knaben zu Boden geworfen. Be-
zeichnet unten rechts mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h, 0,70*72 j ^r. 1,27. — Wohl 1742 durch de Brais aus der Samm-
lung Carignan zu Paris. Jedenfalls Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1568. — Nach dem
Stiche von Moyreau N. 19, hat es sich wie das vorige, sein Gegenstück, im Besitze
der Comtesse de la VeiTue befunden. Die Unterschrift des Stiches bezeichnet das Bild
als »Quartier goneral de TArmee hollandoise.« — Phot. Braun V, 35.
1451. 0'^ Türkenschlacht. Rechts eine Veste auf halber Höhe.
(^1480.) Links Blick in 's Thal. Die christlichen Reiter, vor denen Schiit-
11 a. zen zu Fuss aufgestellt sind, sprengen von links, die türkischen
Reiter sprengen von rechts heran. Im nächsten Augenblicke wer-
den sie handgemein werden. Bez. 1. u. mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,827^; br. 1,04Vj- — 1708 durch Lemmers aus Antwerpen.
— Inv. 1722, A 405.
1452. Reitergefecht vor dem Rundturm. Links das Flussthal. Rechts
(1481.) im Mittelgrunde ein alter Rundturm hinter dem Pulverdampf.
7 a. Links werden Reiter in den Fluss gedrängt. In der Mitte schiessen
Reiter auf einander. Nach rechts gewandt, sprengt ein Fahnen-
träger, der eine blaue Fahne hält, mit seinem Schimmel auf einen
I
I
!►. Haarleraer Schule. XVII. Jahrhundert. 461
feindlichen Keiter ein, der. von einer Kugel getroffen, hintenüber
stürzt. Bezeichnet rechts unten mit dem letzten Monogramm,
Leiuwauil; h. 0,69'/i: br. 0.82. 1710 durch Raschke aus Antwerpen. — luv.
1722, A 3G4.
Das Zigeunerlager. Links die Zigeuner, rechts die Soldaten. 1453.
In der Mitte ist ein Reiter, nach links gewandt, von seinem Schim- (1482.)
mel gestiegen und lässt sich von einer alten Zigeunerin aus der 7 c.
Hand wahrsagen. Bez. links unten mit dem letzten Monogramm.
Eichonholz : h. 0,39Vj: br. 0,47*/2. — Wahrseheinlich durch den Grafen Gotter.
Inv. Ciotter N. 157 oder 158. — Sicher im Inv. Guarienti (vor 1753) N. KMl.
Fischer am Seestrand. Links das Meer; in der Mitte der 1454.
Dünenhang, rechts auf der Höhe ein Signalturm. Ein Reiter in (1483.)
gelbem Rocke auf einem Schimmel spricht mit einigen Fischern " ^•
und einer alten Frau. Bez. 1. u. mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz : h. 0.31 : br. 0.34. — 1741 durch v. Kaiserling, als Inv. N. 2685.
Der Schimmel an der Tränke. Rechts auf einer kleinen An- 1455.
höhe unter spärlich belaubten Bäumen rasten ein alter Mann und (1484.)
eine Frau mit einem Kinde an der Brust. Vorn führt ein Bauer ^ ^•
von links seinen Schimmel zur Tränke. Bezeichnet links unten
mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz: h. 0,3372 ; br. 0.27. — Wahrscheinlich Inv. Gotter X. 51. Erst
1851 aus dem Vorrat zur CJalerie. — Gestochen in Aquatinta von C. Aug. Witzani.
Ein Reiterdueil. Auf einer Wiese schiessen zwei Reiter aus 1456.
nächster Nähe auf einander: der auf dem Braunen halb von hinten. (1486.)
der auf dem Schimmel halb von vorn gesehen. Die Secundanten ^ ^ "•
halten rechts vorn und links im Mittelgrunde. Bezeichnet links
unten mit dem Monogramm.
Eichenholz: h. 0,34; br. 0.41. — 1751 aus dem Cabinet Crozat in Paris. H. —
Inv. 1754. ir 415.
Reiterkampfan einer Schlossruine. Rechts die Schlossruine, 1457,
links Blick in's Thal. In der Mitte tobt der Kampf zwischen (14G5.)
Reitern, die auf einander schiessen. Ganz vorn liegen tote Pferde 1^ ^•
und Menschen. Links zwei Ausreisser zu Fuss, unter ihnen ein
Fahnenträger. Bez. 1, u. mit dem letzten Monogramm.
Leinwand : h. 0,69Vj ; br. 0,98. — Nicht 1749 durch Le Leu aus der Samm-
lung Araignon in Paris, wie H. angab, sondern schon im Inv. 1722, A 399, wie die
erhaltene Nummer des Bildes beweist.
Die Landpartie. Unter dem stattlichen Baume rastet eine zu 1458.
Pferde heraufgekommene heitere Gesellschaft von Herren und (1487.)
Damen. Ein junger Herr umarmt eine Dame im blauen Kleide, 17 a.
462 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
die ihren Schimmel am Zügel führt. Rechts blickt eine vornehme
Gesellschaft von der Schlossterrasse herab. Links Blick in's Thal.
Bez. r. u. mit einem dem letzten ähnlichen Monogramm.
Leinwand: h. 0,77; br. 0,98. — 1710 durch .lac de Wit aus Antwerpen als
-het ]fonf,'stclK;." H. Dofh nicht im Inv. 1722. — Erst 1855 zur Galerie.
1459. Ein kleiner Pferdestall. Links führt ein Treiber sein Lasttier
(1488.) herein. Drinnen stehn drei Pferde, links ein beladenes, in der Mitte
8 a. ein Schimmel. Rechts ein Mann mit einem Schiebkarren. Be-
zeichnet rechts unten mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,27; br. 0,35. — 1710 durdi Rasch'ke aus Antwerpen. — Inv.
1722, B 464. — Die Originalität wurde 1873 (bei v. Zahn VI, S. 206) von Bode
bestritten. Aber die Schwere der Töne wird durch die Dunkelhc^it des Stalles bedingt.
Wir halten das Bild für eigenhändig.
1460. Der Pferdestall mit Reisenden. In der Mitte reiten Reisende,
(1489.) unter ihnen eine Dame, herein. Inwendig links drei Pferde und
14 c. ein Fohlen, in der Mitte ein Reiter, dem ein Knabe den roten
Mantel trägt, während er am Boden die Stiefel anzieht; weiter
rechts ein Reiter in blauem Rocke, ganz rechts ein Schimmel an
der Krippe. Bez. rechts unten mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz: h, 0,2!>Vj ; br. 0.o8. — 1710 mit dem vorigen aus Antwerpen. —
Inv. 1722, A 500.
1461. Ein Reiterscharmützel auf einer Anhöhe. Vorn auf der Anhöhe
(1492.J schiessen zwei Reiter aus nächster Nähe aufeinander, liegt weiter
7 a. zurück ein Toter, bläst rechts noch weiter zurück ein Trompeter.
Unten im Mittelgrunde der Reiterkampf, nur zum Teil sichtbar.
Bez. links unten mit einem dem letzten ähnlichen Monogramm.
Eichenholz: li. O.:',:'/^: br. O.llO'/i. — Inv. 1754, 11 198.
1462. Der Ueberfall beim Flussübergang. Von links vorn bewegt
f 1493.) sich ein Zug von Wagen und Reisenden durch die Furt des Flusses
8 a. nach rechts bildeinwärts. Ein Schimmel bäumt sich vor dem
Frachtwagen, der von Räubern angefallen wird. Rechts vorn im
Flusse schiessen ein Mann zu Fuss und ein Reiter auf einander.
Bezeichnet halb links mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,34«/,; br. 0,47. — Inv. «Juarienti (vor 1753) N. 393, als
»Art des Wouwerman.- Auch [bei H. als^'»kein Original.« Indessen stimmen wir
Bode (bei v. Zahn VI, S. 20G) zu, der schon 1873 keinen Grund sah, dem Bilde
die Originalität !il)/iisprf'fl)f'n.
1463. Die brennende Windmühle. Auf einer kleinen Anhöhe in der
(1470,.) Mitte des Mittelgrundes brennen die Mühle und das Müllerhaus.
15 b. Rechts eine Brücke über dem Flusse, der nach links herabfliesst.
D. Haarlemcr Scliule. XVII. Jahrluiiidert. 463
Vorn das Koitergofccht. In der Mitte haut ein Keiter auf einem
sich bäumenden Scliecken auf den links neben ihm stürzenden
Gegner ein. Vorn links läuft ein Pferd, das seinen Heiter ver-
loren hat; vorn rechts stürmen Fusssoldaten gegen die Eeiter.
Bez. links unten mit einem dem letzten gleichenden Monogramm.
Leiinvaml ; h. 0.r>4Vi: ^y- 0,GGVj. — 1740 durch La Leu aus dem Cabiuet
Crozat in Paris. — Gestochen von Moyreau N. 48 als »L'embrasement du Moulin.«
Damals im Cabinet Tnirny. — Phot. Hraun XIV. :U.
Reiterei im Kampfe mit Bauern. Rechts das brennende Dorf. 1464.
In der Mitte der Kampf. Links vorn der Fluss, den eine flüchtende (1468.)
Frau mit ihren Kindern durchwatet; rechts vorn eine Frau und 17 c
ein Kind, die wehklagend bei einem Toten knieen. Bezeichnet
rechts unten mit dem nicht mehr ganz deutlichen Monogramm.
Leinwand: h. 0,56; br. 0,78. — 174'J durch Le Leu vom Kupferstecher
MojTeau in Paris. — Gestochen von dem letzteren (N. 40) als -Pillaye des reiters.<
Fischer am Flussstrand. Ivochts der Fluss; links das flache 1465.
Ufer mit einem si)ärlich belaubten Baume. Vorn rechts ziehen (1485.)
zwei Fischer ihr Netz aus dem Wasser. Links reitet ein Mann 15 c.
bildeinwärts und steht ein geschirrtes Pferd ohne "VVagen. Bezeich-
net links unten mit freierem Monogramm.
Ei'-honbolz: h. 0,31: 1)r. 0,:5G. — 1741 durch v. Kaiserlinj,' als Inv. N. 2725.
Die Abfahrt zur Jagd. Links die hohe Parkmauer. In der 1466.
Mitte und rechts die weite, von Bergen begrenzte Landschaft; im (1473.)
Mittelgrunde eine bildeinwärts fiihrende Equipage. Vorn rüsten 8 b.
sich Herren und Damen zu Koss und zu Fuss zum Aufbruch.
Links hält eine auf einem Schimmol sitzende Dame ein Kind auf
dem Schoosse und lässt eine Frau ein älteres Kind auf einem
Ziegenbock reiten. In der Mitte, von vorn gesehen, stösst ein Rei-
ter in's Hörn. Rechts vorn säuft ein Hund. Nicht bezeichnet.
Leinwand; h. 0,827,; br. l,27Vi- — 1740 aus der Sammlung de Vaux in
Pari?. H. — Inv. 1754, II 154. — Echtes späteres Work des Meisters. — Phot.
IJraun \I, 27.
Die Maricetenderzelte mit dem trinkenden Reiter. Vor dem 1467.
Hauptzelte in der Mitte des Bildes hält, ein Reiter mit einem (1462.)
Glase in der Hand. Neben ihm wartet die Marketenderin mit dem 11 a.
Kruge. Etwas weiter rechts kartenspielende Soldaten am Boden.
Links kommen ein Horr und eine Dame angeritten. Das Mono-
trramni rechts auf der Krippe ist nicht unverdächtig.
Leinwand; h. 0,H1 ; br. 1,03. — Nicht im Inventar 1722, wie H. angab. —
Wohl abfr im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1631. Wie das Monof,Tamm ist auch das
464 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
f^anze Bild kaum fein genug für eleu Meister selbst. Vielleicht nur eine Copie nacl.
ihm. So schon Bode bei v. Zahn VI. S. 206.
1468. Vor der Schmiede. Links unter Bäumen die Schmiede, neben
(1452.) der einem Schimmel ein Vorderhuf beschlagen wird. Sein Reiter
9 b. steht vor ihm. Rechts vor der Landschaft der Weg, auf dem ein
zweirädriger Karren herankommt; vor demselben ein Reiter; wei-
ter vorn eine Obstverkäuferin, ganz vorn ein mit einem Ziegen-
bock bespannter KinderAvagen. Das Monogramm links unten ist
nicht ganz unverdächtig.
Kupfer; h. 0,38; br. 0,41V2- — luv. 1754 II, 28. — Gestochen von P. Duret.
Das Original befand sich damals im Cabinet des Vicomte de Fontpcrtuis in Paris.
» Dass unser Bild aber das Orignal sei, wird von den meisten Kennern der Gegenwart
nicht zugegeben. Vergl. auch Bodo bei v. Zahn VI. S. 20C. Als Original gilt vielmehr
mit Recht das fast gleiche Bild der Casseler Galerie. In der That ist dieses feiner als
das unsere ; doch ist auch das unsere so gut, dass wir die Möglichkeit, es sei eine
eigenhändige Wiederholung, nicht ganz ausschliessen möchten. Vielleicht auch, woran
Bredius(N.X.) erinnert, von der Hand PieterWouwerman's, des jüngeren Bruders Pliilip's.
Nach Ph. Wouwerman.
1469. Die Furt. Vorn ein Fluss, durch den, zumeist von hinten ge-
(1495.) sehen, Männer und Frauen reiten, während rechts zwei Fischer
11 c. ihr Netz einziehen. Rechts im Mittelgrunde ein Kirchturm. Bez.
links unten mit dem verdächtig geschwungenen Monogramm.
Eichenholz: h. 0,:5S : br. O.öSVj. — Nach H. 1741 durch v. Kaiserling. —
Wir konnten es zuerst im »Catalogue; von 176.5 nachweisen. — Die Eigenliändigkeit
dieses Bildes, dessen Original sich in der Speck -Sternburg"schen Sammlung zu
Leipzig befindet, wurde schon von H. mit Recht in Abrede gestellt.
1470. Eine Schlacht zwischen Fussvolk und Reiterei. Links im
(1494.) Mittelgrund eine brennende Teste, im Vordergrund ein Pferd.
P 11. welches über seinen auf den Rücken gefallenen Reiter stürzt. In
der Mitte stürmen von drei Seiten Reiter auf Fusssoldaten ein.
von denen der eine einen Hut und rote Hosen, der andere Helm
und Harnisch trägt. Bezeichnet links unten mit dem Monogramm.
EichonholK : li. 0.35Vi: br. 0,41. — 1741 durch von Kaiserling. — Das Original
befindet sich im grossherzoglichen Museum zu Schwerin.
1471. A"™ Wege. Links Gebäude, rechts Landschaft, in der Mitte
(1490.) der Weg, auf dem ein ungesattelter Schimmel steht und eine
8 c. Bauernfamilie am Boden rastet. In der Mitte reitet, von hinten
gesehen, ein Mann auf einem Braunen. Nicht bezeichnet.
Eichenholz ; h. 0,25'/» ; br. O.SlVi- — Nach II. schon im Inv. 1722. — Docn
wolil zuerst im Inventar 1754, II 246. Gegenstück zum folgenden. Schon bei H.
ni cht als Original.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert. 465
In der Felsengrotte. In dunkler Höhle stehen zwei Pferde; 1472.
vorn, nach links gewandt ein Schimmel, vordem zwei Knechte am (1491.)
Boden schlafen, während rechts ein dritter Heu herbeischleppt. P 7.
Eichenholz; h. 0.25", j: br. 0,31'/,. — Nach II. schon im Inv. 1722. Doch
wohl zuerst im Inv. 1754, IT 245. Gegenstück zum vorigen.
Der Wagen im Zigeunerlager. Links im Lager ein Geiger 1473.
am Feuer. Von rechts ist ein AVagen, dessen Pferde scheu gewor- (1054.)
den sind, in die Bande hineingeraten. Der ausschlagende Schimmel Q 1.
hat einen jungen Mann getroffen, der rücklings zu Boden stürzt.
Eichenholz; h. 0.42; br. 0,5772- — Zuerst im Katalog 1835. — Gegenstück
zum folgenden. Rohe Bildchen, bei H. als -unbekannt« in der vlämischen Schule,
nach Bode (bei v. Zahn A. a. o. 0. 206) aber Copion nach Wouwerman, was
möglich ist.
Der Ueberfall. Berittene überfallen einen Reisewagen, dessen 1474.
\'orderpferd bereits gestürzt ist. Vorn in der Mitte schiesst ein (1055.)
von hinten gesehener rotröckiger Reiter von seinem Schimmel auf Q 1.
ihn. Rechts schiessen zwei Reiter auf einander.
Eichenholz: h. 0,42 ; br. 0,58. — Zuerst im Katalog 1835. — Gegenstück zum
vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
Art des Philips Wouwerman.
Aufschirrung eines Schimmels. Links vorn auf der Anhöhe |475.
elende Strohhütten. Vor ihnen, in der Mitte des Bildes, nach rechts (1405.)
gewandt, ein Schimmel, dem ein Reitbursche das Geschirr anlegt. 7 c.
Rechts sitzt, von hinten gesehen, eine Frau mit einem Kinde auf
dem Arm. Neben ihr ein Hund.
Eichenholz: h. 0,52»/,; br. 0,39. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1589, als
»Pietro van Laar.<c So auch noch bei H. Doch vermögen wir nicht den Stil dieses
Meisters, sondern eher den Jugendstil des Ph. Wouwerman in dem Bilde zu erkennen,
df'r sich allerdings an van Laar anlehnte. Scheibler (Dr. Not.) hält es sogar für ein
echtes Jugendwerk Wouwerman's. — Gestochen in Aquatinta von C. A. Witzani.
Corneiis Pietersz Bega.
Getauft zu Haarlem d. 15. Nov. 1620, gest. daselbst den 27. Aug.
;1664. Schüler des Adr. van Ostade. Thätig meist in Haarlem.
Tanz in der Dorfschenke. Rechts auf der Stiege, über welcher 1476.
die Thür hereinführt, steht ein Geiger. Unten sitzen ein zärtliches (1497.)
altes Paar und ein Mann mit einem Kruge in der Hand; ein 17 b.
jüngeres Paar steht zum Tanzen bereit, ein drittes tanzt halb links;
30
466 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
ganz links vorn sitzt, von hinten gesehen, ein Mann im Hute;
in der Mitte steht ein kleines Mädchen. Be- ^^
zeichnet halblinks unten: /x
Eichenholz; h. 0,46«/^; br. 0,4472- — Im Katalog C^ <^_^£Q^ C^"^.
von 1833 als unbekannt. Als Bega erst seit 1835.
Claes Pietersz Berchem.
Auch „Nicolas Berghem". Getauft den 1. Oct. 1620 zu Haarleni.
gest. den 18. Febr. 1683 zu Amsterdam. Schüler seines Vaters
Bieter Claesz und anderer Meister. Thätig, wahrscheinlich nach
einer italienischen Eeise, anfangs in Haarlem, später in Amsterdam.
1477. Sonnenuntergangs-Landschaft. Rechts auf der Anhöhe unter
(1519.) Bäumen die Hirtenhütte, vor welcher eine über ihrem Spinnrocken
9 c. eingenickte Frau sitzt. Zu ihren Füssen ein schlafender Hirte.
Schafe und Rinder auf der Weide. Links ein Flussthal, zu dem
ein Schaf hinabklettert. Goldne Abendglut am Himmel. Bez. u. r. :
UTh "W
Eichenholz ; h. 0,47 ; br. 0,63Vj. — Um 1743 durch Rigaud und Le Leu aus
Paris; damals als Berchem; später eine Zeit lang irriger Weise dem A. Cuj-p zu-
geschrieben; doch bei H. -\neder richtig als Berchem. Frühes Bild des Meisters.
1478. Hirten und Heerden auf einem Bergwege. Kahle Gegend.
(1523.) Links im Mittelgrunde ein steiler Berg. Vorn auf dem "Wege
9 c. Rinder, denen links ein Hund voranläuft. Hinter ihnen ein Treiber
zu Fuss und zwei Frauen, eine auf einem Esel. Bezeichnet 1. u. :
Eichenholz; h. 0,24»/,; br. 0,31'/». — Inv. 1722, A 674.
1479. Der Empfang des Mohren. Rechts über dem Säulenpalast,
(1511.) auf dessen Terrasse ein Pfau sich wiegt, sitzt der Handelsherr nach
9 a. links gewandt, in nachlässiger Haltung mit dem Hut auf dem
Kopfe. Neben ihm steht seine Gattin im weissen Unter- und
gelben Obergewande; ihm gegenüber, ihn begrüssend, der betur-
bante, dunkelfarbige Ankömmling im Scharlachmantel, hinter
D. Haarleraer Schule. XVII. Jahrhundert.
467
letzterem dessen schwarzer Diener mit einem zugeklappten Sonnen-
schirm. Im Mittelo-runde links der Hafen. Bezeichnet 1. u. :
crmeiiv.
Leinwand (vom Holz abgenommen) ; h. 0,94 ; br. 0,89Vj- — Inventar 1722,
A IS 12. — Phot. Braun VII, 33.
Die Verkündigung an die Hirten. In der Mitte kniet der Engel 1480.
der Verkündigung im weissen Gewände auf einer grauen Wolke; (1512.)
vorn stieben Hirten und Hirtinnen auseinander. Links vorn, von 17 b.
hinten gesehen, schwenkt ein junger, in die Kniee gesunkener
Hirte seine Mütze. Bezeichnet halb links unten:
^t-^y^,,,
)CV
'ij
Eichenholz ; h. 0,45 ; br. O.STVj- — 1741 durch von Kaiserling.
Ein Waldschloss. Das Schloss, welches demjenigen zu 1481.
Bentheim ähnlich sieht, liegt links im Mittelgrunde auf der An- (1513.)
höhe. Rechts vorn unter dem dicht mit Bäumen bewachsenen 1^ &•
Felsenhang stehen Rinder und Ziegen im flachen Wasser. Links
vom auf dem Wege reitet der Haupthirt zwischen Rindern und
Ziegen. Vorn in der Mitte eine Frau mit einem Korbe Arti-
schocken. Neben ihr ein Hund. Bez. links unten (verkleinert):
uximn
Leinwand; h. 1,38; br, 1,03. — 1742 durch de Brais in Paris erworben.
Phot. Braun XV, 34.
30*
468 Holländer des siebzehnten Ja|hrhunderts.
1482. Fischer am See. Links vorn auf dem Wege ein Reiter und
(1514.) eine Reiterin. Rechts vorn am See einige Fischer, die ihr Netz
7 b. eraporziehen ; im Mittelgrunde, am jenseitigen Ufer, Schiffe, Fischer,
Reiter. In der Mitte des Hintergrundes ein steiler brauner Tafel-
berg. Bezeichnet halb rechts unten :
, Eichenholz ; h. 0,41 ; br. 0,60. — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung de
la Bouexiere zu Paris. — Die Jahreszahl 1656, die H. las, ist nicht wieder, gefunden
worden. — Gestochen von €.,0. Gej-ser ^ III, 21.
1483. Hirten und Heerden im Flussthal. Links ein steiler Felsen-
(1515.) abhang, rechts ein waldiges Flussthal, in dem Hirten mit Frauen,
10 a. Kindern, Hunden, Rindern, Ziegen, Schafen bildeinwärts ziehen.
Vorn im Wasser eine Frau, die sich bückt, am ihre Röcke zusam-
menzunehmen. Bezeichnet halb rechts unten :
Leinwand; h. 1,07: br. l.SSV^. — Inv. 1722, A 725. Die Nummer steht
noch darauf. In H.'s Katalog war die Nummer dieses Bildes mit derjenigen des
Bildes N. 1489 verwechselt worden. — Phot. Braun IX, 34.
1484. Ruinenlandschaft. Links die Ruine; rechts im Mittelgrunde
(1516.) ein Wasser, im Hintergrunde Berge. In der Mitte ein Bogen über
7 b. dem Wege, auf dem Hirten ihre Rinder bildeinwärts treiben.
Eine Frau auf einem braunen Ochsen. Bezeichnet links unten
(ungefähr wie N. 1477): Berchem.
Eichenholz ; h. 0,47 ; br. 0,63Vj. — 1742 durch Riedel aus Prag.
1485. Hirten am See. Vorn der Weg, im Mittelgrunde rechts der
(1517.) See, im Hintergrunde Bergzüge. Ein auf einem Esel reitender
9 c. Hirt treibt, von vorn gesehen, Rinder und Schafe. Links schlägt
ein Esel gegen seinen Treiber aus. Bezeichnet rechts unten (wie
N. 1482): Berchem.
Eichenholz : h. 0,29Vj ; br. 0,25'/,. — Inv. 1722, A 020.
I
D. Haarlemer Schule. XYII. Jahrhundert.
469
Der Wasserfall. In einer Felsschlucht geht ein Wasserfall i486.
in einen brausenden Bergstrom über. Hirten und Heerden rechts (1518.)
am Wege nnd höher am Abhang. Schafe und Ziegen im Wasser 10 a.
und am Ufer. Rechts vorn ein saufender Hund. Bez. 1. am Felsen:
^V7m,
Leiuwancl : h. 1.10: br. 1,53. — 1749 durch Le Leu aus der Sammlung Crozat
in Paris. — Phot. Braun VI, 38.
Hirtenrast im Thal. Braune Untertuschung. In einem mit
Bäumen bewachsenen Thale ruhen Hirten und Feldarbeiter,
Rinder und Schafe. Rechts am Abhang erfrischen Männer sich
durch einen Trunk, nährt eine Frau ihr Kind. Links vorn steht
ein Pflug, links im Mittelgrunde wird am Abhang gepflügt. Bez.
links unten (ungefähr wie N. 1477): Berchem.
Eichenholz : li. 0.28 ; br. 0,36V2- — 1741 durch von Kaiserling. Gegenstück
zum folgenden.
Hirten und Heerden am Felsenhaus. Braune Untertuschung.
Links die Landschaft. Rechts überragt ein Strohdach einen mit
Bäumen bewachsenen Felshang. Ein Thor führt in eine Höhlen-
wohnung. Draussen stehen und liegen Rinder, Esel und Schafe.
Links wird ein Esel gesattelt. Bezeichnet rechts unten (ungefähr
wie N. 1477): Berchem.
Eichenholz; h. 0,29: br. 0,37. — 1741 durch von Kaiserling. Gegenstück
zum vorigen.
Hirten unter hoher Felswand. Rechts spiegelt eine steile Fels-
wand sich in einem flachen Flusse, in dem Hirten und Heerden
waten. Links vorn ziehen zwei Frauen, eine auf einem Esel, eine
zu Fuss mit einem Kinde an der Hand, bildeinwärts, sitzen weiter
zurück ein Hirt und eine Frau mit einem Spinnrocken am Wege.
Vorn in der Mitte spielt ein Knabe mit einem Hunde. Bezeichnet
(ungefähr wie X. 1477): Berchem 1650.
1487.
(1520.)
P9.
1488.
(1521.)
P9.
1489.
(1522.)
12 c.
470 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand; h. 1,5572; l»r. 1,40. — 1749 durch Le Leu von der Wittwe
Gersaint in Paris, — Gestochen von Aliamet ^ II, 50. Die Angaben zu diesem
Bilde waren bei H. irrthümlich zu N. 1483 gestellt.
Hendrik Heerschop.
Geb. zu Haarlem 1620 oder 1621 (Bredius, Catalogus 1886,
S. 30), gest. daselbst nach 1672. 1642 Schüler des Willem
Claesz. Heda zu Haarlem, später des Eembrandt zu Amsterdam.
1648 Mitglied der Haarlemer Gilde.
1490. • Ei" Alchymist, an der Flasche riechend. In einem Gemache,
(1299.) welches durch ein Fenster zur Linken erhellt wird, sitzt, nach
P 8. links gewandt, ein Alchymist in braunem Rocke und roter Pelz-
mütze an dem mit kostbarer Decke behängten Tische vor einem
aufgeschlagenen Buche und führt mit der Rechten eine weisse
Flasche mit roter Flüssigkeit zur Nase. Bezeichnet rechts unten
mit dem Rest der Inschrift: HEERSCHOP (das erste H am E).
Eichenholz ; 0,55 ; br. 0,45. — 1741 durch von Kaiserüng. — Galt bisher
als unbekannt. Dass Hendrik Heerschop der Urheber ist, ergiebt sich jedoch nicht
nur aus dem Vergleich mit den übrigen bekannten Bildern des Meisters, sondern
auch aus der von H. nicht richtig gelesenen Schrift, deren Anfangsbuchstaben, aus
H und E zusammengezogen, noch deutlich erkennbar sind und genau mit denjenigen
der Inschrift der übrigen Bilder des Meisters (z. B. im Schweriner Museum) über-
einstimmen. So zuerst Scheibler, Dr. Not.
Isack van Ostade.
Getauft zu Haarlem den 2. Juni 1621, begraben daselbst den
16. Oct. 1649. Schüler seines älteren Bruders Adriaen. Thätig
zu Haarlem.
1491. Belustigung auf dem Else. Vorn die Eisfläche. Links eine
(1390.) Bauernhütte neben einem kahlen Baume; rechts ein Teich, auf
13 c. dem ein Wagen fährt. Im Hintergrunde eine Windmühle. Links
vorn eine Frau, ein Knabe und ein Hund neben einem Bauern
mit einem Handschlitten. Rechts ein junger Mann, der sich, von
hinten gesehen, die Schlittschuhe anschnallt. Hinten ein von einem
Schimmel gezogener Schlitten. Bezeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,33V2; br. 0,59V2- — 1~54 aus der Sammlung de la Bouexiere
zu Paris (Müller). — Phot. Braun X, 31 und Phot. Ges.
I). Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert. 471
Jacob van Ruisdael.
Geb. zu Haarlem um 1G25; begraben daselbst den 14. März 1682.
Schüler seines Oheims Salomon, vielleicht auch seines Vaters Isack
van Euisdael. Arbeitete von 1659 — 1681 in Amsterdam, vorher
in Haarlem. "Wiihrend seines letzten Lebensjahres krank in einem
Stifte seiner Vaterstadt.
Die Jagd. Vorn im Walde ein durch üeberschwemmung ent- 1492.
standener Sumpf, aus welchem mächtige Bäume hervorragen. Im (1546.)
Hintergrunde eine sonnige, vom Waldesrande begrenzte Lichtung. 16 b.
Von links verfolgen Reiter, Treiber zu Fuss und Hunde einen
über den Sumpf nach rechts flüchtenden Hirsch, der auch hier
von Jägern und Hunden empfangen wird. Bezeichnet links unten :
Leinwand; h. 1.07'/,; l»r. 1,47. — Inv. 175-i. II 205. — Die Tiere wohl von
Adr. V. d. Velde. Gestochen von Chr. A. Günther ^ III, 27 und von C. Krüger. —
l'hot. Braun V, :^7. — Phnt. Ges.
Die Furt im Walde. Vorn rechts ein Wasser, in das von links 1493.
ein zweispänniger Karren hineinfährt, von rechts einige Rinder (1558.)
hineingetrieben werden. Links im Vordergrund und rechts im 16 a.
Mittelgrund malerischer Waldrand , aus dem einzelne vom Sturm
zerzauste, knorrige Eichbäume hervortreten. In der Mitte Fern-
blick. Bezeichnet rechts unten:
Eichenholz; h. 0,55; br. 0,74. — 1743 von der Leipziger Ostermesse. —
Phot. Braun VIII, 36.
Das Kloster. Links im Thale des Waldgebirges liegt das hell 1494.
beleuchtete alte Kloster mit verfallenem Turm. Rechts vorn ragen (1553.)
prächtige Waldbäume, aus denen ein einzelner graustämmig her- 11 a.
vortiitt. Vorn fliesst ein Bach, an dessen diesseitigem Ufer, von
hinten gesehen, der Maler sitzt, während vom Kloster her eine
Heerde herabgetrieben wird. Ganz vorn rechts lauert ein Jäger
472 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
hinter Felsblöcken. Der Himmel ist an der linken Seite grau um-
wölkt. Licht von rechts. Bezeichnet rechts unten:
Leinwand; h. 0,75; br. 0,96. — Inv. 1754, II 189. — Berühmt durch Goethe's
Boschreibimg in seinem Aufsatz »Ruisdael als Dichter.« — Gestochen von C. Krüger
^ III, 40. — Phot. Braun II, 37 und Phot. (ies.
1495. • Der Wasserfall vor dem Schlossberg. In wilder Berggegend
(1555.) stürzt der Wasserfall sich schäumend zwischen Felsen herab. Links
11 a. vorn eine Eiche und eine Tanne. Rechts im Mittelgrunde auf
schroffer Höhe ein stattliches Schloss mit rundem Turme. Ein-
zelne Leute vor dem Hause, rechts am Fusse des Berges. Halb-
umwölkter Himmel. Licht von links. Bez.u. 1. (bei H. übersehen) :
Leinwand; h. 0,99; br. 0,85. — 1740 durch Morell. Inv. S» A 2512. —
Das Bild ist durch Goethe's Beschreibung in seinem Aufsatz »Ruisdael als Dichtere
bekannt. — Phot. Ges.
1496. Schloss Bentheim. Eechts oben auf der Anhöhe, vor welcher
(1557.) Waldbäume wachsen, das gelbe Schloss mit blauen Dächern. Links
11 b. ein Sandweg, auf dem ein Mann in roter Jacke neben den Seinen
und einem Hunde in die blaue Bergferne hinausdeutet. Links
vorn ein Baumstumpf am Waldrand. Bedeckter Himmel mit gelb-
lich von links beleuchteten Wolken. Bezeichnet rechts unten:
Eichenholz ; h. 0,55 ; br. 0,837,. — luv. 1754 II, 460. Wohl nicht, wie 11.
angab, schon im Inv. 1722. — Das Schloss Bentheim liegt unweit der hoUändischeu
Grenze in der Provinz Hannover. Offenbar hat Ruisdael xielQ seiner Studien in d^r
waldreichen Umgebung dieses heute von Düsseldorfer Landschaftsmalern besuchten
Orte's gemacht. — Phot. Braun XI. 'M.
I). Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert. 473
Der Wasserfall mit dem Holzsteg Von rechts stürzt der Was- 1497.
serfall sich, den ganzen Vordergiund füllend, zwischen Felsen (1551.)
herab. In der Mitte des Mittelgrundes führt ein Holzsteg, auf dem 11 b.
Hirten ihre Schafe treiben, über den Fluss. Links am Waldrand
eine prächtige Eiche. Rechts vorn ein kahler Baumstumpf. Leicht-
bewölkter Himmel. Licht von links. Bezeichnet links unten:
Leinwand: h. 0.G7;: ^br.^O.öS»/,. — Inventar 1722, B 1012. — Gegenstück
zum folgenden.
Der Wasserfall vor dem bewaldeten Abhang. Von links stürzt 1498.
der Wasserfall, den ganzen Vordergrund füllend, zwischen Felsen (1552.)
herab. Links reisst er einen Baumstamm mit sich fort. Rechts Hb.
ein mit Bäumen bewachsener Abhang, an dem im Mittelgrunde
zwischen hellen Baumstämmen die Sonne scheint, während weiter
vorn über dem Strome Schafe geweidet werden. Leichtbewölkter
Himmel. Licht von links. Bezeichnet rechts unten:
Leinwand: h. 0,67Vj; br. 0,54'/,. — Inv. 1722, B 1013. — Gegenstück zum
vorigen. — Gestochen (radirt) von Krostewitz. — Phot. Braun X, 32.
Der Eichenhügel. Links ein mit Eichen bewachsener Hügel, 1499.
vor dem ganz vorn zwischen Felsen ein schmaler Wasserfall zur (1548.)
Mitte herabstürzt. Hier steigen Schafe und Ziegen, deren Hirt in H c.
blauem Rock und schwarzem Hut über ihnen auf dem
Felsen sitzt, zum Wasser hinab. Rechts grünes Wald-
land und blaue Ferne. Leichtbewölkter Himmel. Licht
von links. Bezeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,38; br. 0,52. — Inv. 1754, II 54. - Phot. Braun IX, 36.
Der Waldweg. Zwischen hohen Waldbäumen, die aus üppigem 1500.
Unterholz aufragen, führt in der Mitte ein Sandweg gerade bild- (1549.)
einwärts und gewährt einen Ausblick auf sonniges, von grünem Ha.
Walde begrenztes Flachland. Links, von hinten gesehen, ein Mann
474 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
in schwarzem neben einer Frau in rotem Rocke. Leichtumwölkter
Himmel. Licht von links. Bezeichnet rechts unten :
Leinwand; h. 0,62'/,; br. 0,51«/,. — Inv, Guarienti (vor 1753) N. 1566. —
Gegenstück zum folgenden.
*^^'* Der Wasserfall mit dem Tannenbaum. Durch ein bewaldetes
^ /^ "^ Thal, in dessen Mittelgrand ein Hirt und eine Hirtin neben ihrer
ScHafheerde rasten, fliesst ein rauschender Bach, der vorn zwischen
Felsblöcken einen kleinen Wasserfall bildet. Links vorn ragt eine
einzelne hohe Tanne. Rechts liegt eine ^^ .
Hütte am Waldrand , liegen gefällte V/^ .'^ ^ A
Stamme vorn im Wasser. Licht von sj ^ y ^ ''^' f- —
links. Bezeichnet rechts unten:
Leinwand; h. 0,63; br. 0,52. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1567. — Ge-
genstück zum vorigen. — Phot. Braun VIT, 37.
Der Kirchhof. Mitten in einsamer Berg- und Waldgegend
1502. die Trümmer eines alten Baues. Ln Vordergrunde ein verlassener
(1547.) Friedhof mit mächtigen Sarkophagen und Grabsteinen. Durch die
11 c. Gräber bricht sich ein Bergstrom Bahn, der von links zur Mitte
herabschäumt. Rechts tritt ein abgestorbener Baum aus präch-
tigem Waldgrün hervor. Ein Stamm ist in die Flut gestürzt. Links
ballen sich schwarze Sturmwol-
ken, vor denen ein matter Regen-
bogen steht. lieber dem hell von
rechts beleuchteten Grabmal in
der Mitte blüht ein HoUunder-
strauch. Bezeichnet unten links:
Leinwand; h. 0,84; br. 0,95. — Inv. 1854, II 490 als »Judenbogräbniss.« —
Dass das Motiv der Grabmiller in der That einem Judenkirchhof entlehnt ist, beweist
der 1670 gefertigte Stich A. Blotelingh's nach einer Zeichnung Ruisdael's, welcher,
laut der gleichzeitigen Unterschritt, den Judenkirchhof vor Amsterdam darstellt. Die
Grabmäler sind hier zum Teil genau dieselben, wie dort. ' Doch hat Ruisdael auf
seinem Bilde, ausser dem Bergstrom, auch die Ruine hinzugethan, welche Goetlie in
seinem berühmten Aufsatze über »Ruisdael als Dichter« (und früher auch uns) veran-
lasste, eher einen Klostorkirchhof, als einen Judenkirchhof, in dem Bilde zu sehen.
— Gestochen von J. G. Primavesi, von L. Friedrich ^ III, 39. — Phot. Braun I. 37
und Phot. Ges.
D. Haar lern er Schule. XV 11. Jahrhundert. 475
Ein Walddorf hinter Dünen. Vorn sandige Dünenwege zwischen 1503.
spärlich bebauten Feldern. Garben links vorn und rechts im Mittel- (1554.)
gründe. Im Hintergrunde ein graugrüner Waldstreifen, aus dem H c.
in der Mitte eine Windmühle, weiter rechts eine Kirche hervor-
ragt. Vorn auf dem Wege schreiten ein Mann und ein Knabe, denen
ein Hund folgt, bildeinwärts. Leichtbewölkter Himmel. Licht von
links. Nicht bezeichnet.
Leinwand; h. O.SO'/i; br. 0,51. — 1751 durch Riedel auf der Michaelismesse
zn Leipzig erkauft. Geschenk des Grafen "Wackorbarth an König August IH. H. Wir
konnten es zuerst im Katalog 1817 nachweisen. — Die Angabe H.'s, dass es bezeichnet
sei, beruht wahrscheinlich auf einer Verwechslung mit dem Bilde N. 1495, dessen sehr
deutliche Bezeichnung in H.'s Verzeichniss nicht erwähnt wird.
Canal vor dem Dorfe. Im Mittelgrunde zwischen Bäumen das 1 504.
Dorf Hinter den Bäumen links das Schloss, in der Mitte neben (1556.)
roten Dächern ein viereckiger Holzturm , rechts eine Windmühle. 16 a.
Der Canal, an dessen Ufer vorn links und rechts stattliche Bäume
wachsen, ist in der Mitte des Bildes von einem Holzsteg über-
brückt, auf dem einige Leute stehen. Vorn zwei Schwäne. Leicht-
bewölkter Himmel. Licht von rechts. Scheint u. bez. gewesen.
Leinwand; h. 0,57; br. 0,65. — Zuerst »Catalogue« von 1765. — Phot. Braun
in, 37.
Angeblich Jac. van Ruisdael.
Sandweg am Waldbach. Eechts der Sandweg vor stattlichem 1505.
Walde. Links ein Bach, der einen kleinen Wasserfall bildet. Im (1559.)
Mittelgrund eine Hütte unter Bäumen. Im Hintergrunde kahle 10 b.
Hügel. Links weiden einige Schafe. Rechts steigen, als Halb-
figuren sichtbar, ein Mann in grauem Hut und eine Frau in rotem
Kleide, zum Wege herauf. Bez. u. links (verdächtig): Ruisdael.
Eichenholz; h. 0,50; br. 0,68. — 1874 aus Privatbesitz in Berlin. — Wir ver-
mögen die Hand Ruisdael 's nicht in diesem wirkungsvollen Bilde zu erkennen, über-
haupt nicht die Hand eines uns bekannten holländischen Landschaftsmalers des XVTI.
.Jahrhunderts. — Phot. Braun.
Nach Jacob van Ruisdael.
Waldweg am Sumpfe. Eechts führt der Weg aus dem herbst- 1506.
lieh braunen Eichvvald zur Mitte des Vordergi-undes herab; auf ihm (15G2.)
ein Mann in Schwarz neben einem kleinen Mädchen in roter Jacke. 12 a.
Links vorn am Sumpfe drei spärlich belaubte Eichbäume, dahinter
Fernblick über flaches Waldland. Licht von rechts.
/A(
476 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Eichenholz; h. 0,S9Vj: br. 1,30. — 1874 durch den Kunsthandel aus einor
rrivatsammlunf^ in Amsterdam. Damals und noch im letzten Katalog als Werk M.
lIobLemas. Diese Benennung konnte jedoch nicht den Beifall der Kenner finden.
Vergl. z. B. Eisenmann, Kunstchronik XVI. S. 654. Auch wir vermögen die charak-
teristischen Eigentümlichkeiten der Pinselführung Hohbema"s nicht in dem Bilde zu
erkennen. Die Composition weist entschieden auf Ruisdael hin. Für diesen Mei.ster
selbst aber ist das Bild auch nicht fein genug behandelt. "Wir halten es für eine
alte Copie nach einem Originale Ruisdaels. Herr Barth. Suermondt in Aachen teilte
uns mit, dass er das Original Ruisdael's im Privatbesitze zu Brüssel gesehen habe,
Jan Vermeer (oder van der Meer) van Haarlem, d. ä.
Getauft zu Haarlem den 22. Octbr. 1G28, begraben daselbst den
25. Aug. 1691. Schüler des Jacob de Wet. Thätig zu Haarlem.
1507. Blick von den Dünen Vorn die Dünen, von denen man auf
(2322.) die holländische Ebene hinabblickt. Eechts im Mittelgrunde ein
16 c. Kirchdorf an einem Teiche, links ein Wäld-
chen. Teilweise bewölkter hellblauer Him-
mel. Eechts eine schwere, schwarze Wolke. / V ^^^ ^"TN
Bezeichnet rechts unten : ^^ ]
Eichenholz: h. 0,33: br. 0,63. — 1883 von Herrn Otto Pein in Berlin. Das
Bild befand sich unter N. 64 des Bode"schen Kataloges auf der Ausstellung von Ge-
mälden älterer Meister im Berliner Privatbesitze vom 25. Januar bis 12. März 18S3.
Angeblich Jan van der Meer van Haarlem, d. ä.
1508. Waldweg mit hineinreitendem Jäger. Links führt der Waldweg
(1542.) bildeinwärts; auf ihm, von hinten gesehen, ein Reiter auf seinem
16 c. Schimmel, dem ein Hund folgt. In der Mitte ein schöner Eich-
baum. Eechts Blick über Wald- und Buschland in die Ferne.
Eichenholz; h. 0,50: br. 0,40. — 1876 aus dem Kunsthandel über Grünberg
— Dass Jan van der Meer van Haarlom dieses -wirkungsvolle Bild gemalt habe, wurde
schon bei H. nur frageweise angenommen, von anderen Seiten (z. B. von 0. Eisen-
mann in der Kunstchronik XVI. S. 654) ganz bestritten. Unserem beglaubigten Biblo
X. 1507 gegenüber wird man van der Meer's Urheberschalt jedenfalls für unwahr-
scheinlich halten. Man vergleiche nur die Behandlung der Luft auf beiden Bildern.
Wir kennen den Meister nicht. Möglicherweise ist er viel jünger. — Gegenstück zum
folgenden. — Phot. Braun XI, 32,
1509. Waldweg mit herausreitendem Jäger. Links führt der Wald-
(1543.) weg bildeinwärts; auf ihm, von vorn gesehen, ein Eeiter auf einem
1^ c- Schimmel, dem zwei Hunde vorauslaufen. In der Mitte ein schöner
Eichbaum. Eechts Blick über Buschland in unklare Ferne.
Eichenholz : h. 0,48 : br. 0.40'/j. — 1876 im Kunsthandel aus Leipzig. — Man
vergleiche alles zum vorigen Bilde gesagte und Eisenmann's Bemerkung in der Kunst-
D. Haarlemer Schule. XVJI. Jahrhundert. 477
i'hronik XVI, S. 654. — Dass dieses Bild als Gegenstück zum vorigen gemalt worden,
i?t augenscheinlieh. Dass es aber gleichzeitig und von derselben Hand gemalt worden,
ist keineswegs unzweifelhaft.
Gillis (Jiilis) Rombouts.
1652 Meister der Lucasgilde zu Haarlem. Dort 16G3 erwähnt.
Nähere Daten unbekannt. Vergl. Kiegel, Beiträgeil, S. 399 bis
402. — Bildete sich im Anschluss an Jacob van Ruisdael aus.
Thätig zu Haarlem.
Dorfmarkt vor der Windmühle. Links vorn die Windmühle; 1510.
in der Mitte des Mittelgrundes der Kirchturm, rechts das Schloss. (1395.)
Die breite, mit Bäumen bepflanzte Dorfstrasse ist von buntem 8 a.
Markttreiben belebt. In der Mitte eine von hinten rx
gesehene Dame in weissem Kleide mit gelbem y^ n
üeberwurfe neben einem Herrn in rotem Mantel. ^
Bezeichnet unten rechts: ^^
Eichenholz ; h. O.iCVj ; br. 0,6B\'2. — Zuerst im Katalog 1817 als Sal. van
Uuysdael. Richtig als Rombouts seit H. 1876, im Anschluss an Bode's Bemerkungen
bei V. Zahn VI, S. 195. — Die Jahreszahl las H. 1058, Bode 1659. Wir lesen sie
16.">7. — Phot. Braun VI, 34.
Job Adriaensz Berck-Heyde.
Getauft den 27. Jan. 1630 zu Haarlem; gestorben daselbst den
23. Nov. 1693. Schüler des Frans Hals und des Jacob de Wet.
Thätig zu Haarlem, nach Houbraken auch in Heidelberg.
Das Innere der grossen Kirche zu Haarlem. An den weiss- 1511.
getünchten Pfeilern der mit hölzernem Stirn ge wölbe gedeckten (1676.)
Kirche spielt, von links einfallend, helles Sonnenlicht. An einem 13 c.
der Rundpfeiler zur Linken ein Prediger auf der Kanzel. Die Zu-
hörer im Gestühle drehen dem Beschauer den Rücken zu. Bez. r. u. :
lEercy^Cffä^ \6(>'}
Eichenholz; h. 0,G1 ; br. 0,85. — 1874 aus der Sammlung A. v. d. Willigen
in Haarlem. — Phot. Braun XV, 35.
Dirk van Bergen oder van den Bergen.
Lebensumstände unbekannt. Nachfolger des Adr. van de Velde.
Thätig zu Haarlem zwischen 1661 und 1690 (nach den Daten
auf seinen Bildern.)
478 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1512. Junger Hirt in seiner Heerde. Baumreiche Berglandschaft.
(1690.) In der Mitte sitzt ein junger nacktbeiniger Hirt in roter Jacke
7 0. und neckt den hinter ihm stehenden jungen Stier. Links vorn ein
Esel. Binder und Schafe zur Linken und Rechten. Bez. 1. u. :
^"^:^\
Leinwand; h. 0,31V2; br. 0,37. — Inventar 175-1, II, 127. — Gegenstück zum
folgenden.
1513. . Junge Hirtin mit ihrem Knaben. Baumreiche Ruinenlandschaft.
(1691.) Vorn sitzt eine junge Hirtin, an deren Kniee ein Knabe lehnt.
7 c. während sie mit ausgestreckter Rechten dem links aufrecht sitzen-
den Hündchen gebietet. Links hinter ihr ruht eine schwarze Kuh;
rechts eine rote Kuh, Ziegen und Schafe. Be- -^^
zeichnet links unten : ^3 V^ ^J
Leinwand; h. 0,31; br. 0,37. — Inventar 1754. II 126. — Gegenstück zum
vorigen.
1514. Eine Hirtenfamilie. Rechts ein Zelttuch, von Baum zu Baum
(1692.) gespannt. Darunter eine junge Frau mit ihrem Kinde, davor auf
P 11. einem Steine der junge blossbeinige Hirte. Vorn die Heerde: in
der Mitte vor einer liegenden roten Kuh eine weisse Ziege mit
ihrem Zicklein. Bezeichnet unten links:
ID V Bv^tn F
Leinwand auf Eichenholz ; h. 0,24Vj; br. 0,29V2. — Inventar 1754, 11132.
Gegenstück zum folgenden.
1515. Heerde am Waldrande. Links im Mittelgrunde eine Hütte.
(1698.) vor der, an eine Kuh gelehnt, ein Hirt steht. Rechts vorn ein
P 11. spärlich belaubter Baum am Waldrande. Vorn die Heerde: in
der Mitte zu Füssen eines nach rechts gewandten jungen bunten
Stieres ein kleines Lamra.
Leinwand; h. 0,25; br. 0,30. — Inventar 1754, II 133. — Gegenstück zum
vorigen.
Pieter Mulier (Molljn?)-Tempesta.
Geb. 1637 zu Haarlem, gest. am 29. Juli 1701 zu Mailand.
Er ging früh nach Italien, wo er seine Mal weise im decorativ-
italienischen Sinne entwickelte, und lebte in Rom, in Genua.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert. 479
wo er wegen des Verdachtes, seine Gattin ermordet zu haben,
lange Jahre im Geföngniss sass, und schliesslich in Mailand.
Museo fiorentino III (175 G) p. 281. — Houbraken (ed. 1753 III
p. 183) identificirte diesen Pieter Mulier (in Italien auch »de Mulie-
ribus« genannt und als »Cavaliere Tempesta« bekannt) mit Pieter
Molijn des älteren Sohn, der Pieter Molijn der jüngere genannt
wurde, und diese Identificirung ist bis in die neueste Zeit allge-
mein angenommen. A. Bredius (N. N.) macht uns jedoch mit
Recht darauf aufmerksam , dass P. Molijn d. ä. nach A. v. d. Willi-
gen (p. 225 — 227) keinen Sohn namens Pieter hatte und dass
andererseits nach v. d. AVilligen (p. 229) Pieter Mulier Vater und
Sohn urkundlich beglaubigte Haailemer Künstler sind. Houbra-
ken selbst nennt den Meister übrigens an anderer Stelle (II p. 350)
Pieter Molier.
Die Landschaft mit dem Regensturm. Links eine mächtige 1516.
Baumgruppe, rechts ein Eundturm an einem Landsee. Schwere, (1624.)
von links golden beleuchtete Wolken, aus denen es in grauen 48 a.
Streifen regnet, am Himmel. Vorn im Hohlweg ein Hirt mit
Schafen und Ziegen, und eine Frau auf einem Schimmel, die ein
rotes Tuch über ihren Kopf hält.
Leinwand; h. 0,73; br. 0,99. — 1741 durch Yent. Rossi aus Venedig.
Landschaft mit einem Schafhirten. Vorn in der Mitte eine 1517.
stattliche Baumgruppe. Eechts ein Wasserfall. Links im Mittel- (1025.)
gründe ein Rundturm und eine Bogenbrücke über einem Flusse. '^ ^•
Im Vordergrunde ein Hirt mit Schafen.
Leinwand; h. 0,36; br. 0,60. — 1741 durch Vent. Rossi aus Venedig. —
Gegenstück zum folgenden.
Gewitterlandschaft. Links vorn ein Wasserfall neben Bäumen. 1518.
In der Mitte ein Eundturm vor einem grell beleuchteten, schroffen, (1626.)
kahlen Berge. Eechts fährt der Blitz aus Wetterwolken herab. '<' c.
Vorn in der Mitte liegt ein vom Blitze getöteter bepackter Esel.
Der Treiber lebt noch, ist aber zu Boden gestürzt.
Leinwand ; h. 0,35Vj ; br. 0,59V2. — 1741 durch Vent. Rossi aus Venedig. —
Gegenstück zum vorigon.
Landschaft mit Johannes dem Täufer. Links im Mittelgrunde 1519.
ein Wasserfall, vorn eine Palme; rechts vorn ein Laubbaum, (1627.)
unter dem Johannes der Täufer schlummert. Sein Stab lehnt 7 c.
neben ihm am Felsen. Sein Lamm sucht den Weg zur Tränke.
Leinwand; h. 0,35; br. 0,48. — Durch Gotter aus Wien oder Regensburg. Inv.
Gotter (vor 17.36) N. 214. — Gegenstück zum folgenden.
480 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1520. Landschaft mit dem Rinderhirten. Im Hintergrunde das Meer
(1628.) und eine Stadt am Gebirge. Vorn links stattliche Bäume ; auf
'^ c. dem Wege ein Hirt mit zwei Ochsen, denen ein Hund voranläuft.
Leinwand; h.0,35; br. 0,48. — Inventar Gotter (vor 1736) N. 215. — Gegen-
stück zum vorigen.
Gerrit Adriaensz Berck-Heyde.
Getauft zu Haarlera den 6. Juni 1638; gest. daselbst den 10.
Juni 1698. Schüler des Frans Hals und wohl auch seines älteren
Bruders Job. (Vergl. oben N. 1511.) Thätig zu Haarlem, nach
Haubraken auch einige Zeit zu Heidelberg.
1 52 I . Ansicht des „Dam" zu Amsterdam. In der Mitte beherrscht
(1675.) das nach 1648 von Jac. van Kampen erbaute Rathaus den Platz.
8 c. Zur Eechten davor die ehemalige „Stadtwage". Im Mittelgrunde
die „Neue Kirche". Links und rechts Giebelhäuser. Reiches Leben
vorn auf dem Platze. Links eine Versammlung schwarz geklei-
deter Männer, rechts Marktweiber bei ihren
Körben, in der Mitte ein vierspänniger Wa- ^^ittcK H^^
gen. Bezeichnet links unten: ^
Eichenholz; h. 0,41; br. 0,55»/,. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1G19 richtig
als »Gerardo« (Gerrit) Berck-Heyde. Ebenso Bode bei v. Zahn VI, S. 195. — H. blieb
gleichwohl dabei, die Inschrift auf Job Berck-Heyde zu deuten. Es ist jedoch,
nach Maassgabe ähnlicher, voll bezeichneter Bilder Gerrit's, sicher, dass der erste
Buchstabe der Inschrift als G zu lesen ist, und dass die Form der, Inschrift und
die Jlahveise des Bildes auf Gerrit, nicht auf Job Berck-Heyde deuten. Die Bilder
von der Art der folgenden gehören allerdings einer anderen Entwicklungszeit des
Meisters an.
1522. Der Ritt zur Jagd. Sonnige Landschaft; in der Mitte ein
(1678.) Rundturm; rechts Wohnhäuser unter Bäumen. Auf der Land-
16 b. Strasse, die links bergan führt, ein lustiger Jägerzug. Rechts
reitet ein Herr neben einer Dame. Ihnen folgen zu Fuss der
Falkenträger und der Hundebursche. Links vorn trabt ein Last-
tier ohne Führer. Bezeichnet links unten:
Leinwand; h. 0,53; br. 0,62V2. — 1746 vom Kunsthändler G. Breitbarth in
Erfurt. H. — Gegenstück zum folgenden. Wohl spätere Bilder, wahrscheinlich aus
der Heidelberger Zeit des Meisters.
D. Ilaarlemer .Schule. XVII. Jahr hundert. 481
Der Pferdemarkt. Auf einer breit bildeinwärts führenden 1523.
Strasse, die links von einem langen Gebäude, im Mittelgrunde (1677.)
rechts von einer Kirche begrenzt wird, entfaltet sich ein buntes 16 b.
Treiben von Menschen und Pferden. Links vorn stehen zwei Pferde
an der Krippe. Halbrechts wird zwei Herren eins vorgeritten. In
der Mitte davor eine junge Kuchenverkauferin. Bezeichnet 1. u.:
Leinwand: h. 0,53: br. 0.62V2. — 1746 vom Kunsthändler G. Breitbarth in
Erfurt. — Gegenstück zum vorigen. Yergl. die Bemerkung zu diesem.
Willem Romeyn.
Geb. zu Haarlem: gest. daselbst nach 1693; um 1642 Schüler 1524.
desBerchem. Wahrscheinlich besuchte er Italien. Thätig inHaarlem. (1525.)
Ruhende Heerde. Vorn im Easen ruhen Einder, Schafe und 1^ ^•
Ziegen. Rechts treibt ein Mann seinen Lastesel. Im Hintergrunde
ein Bergzug. Links unten regnet es, rechts oben ist der Himmel
blau. Bezeichnet links unten :
Eichenholz : h. 0,43 ; br. 0,37. — Inventar 1722, A 175.
Egbert van Heemskerk d. j.
Geb. zu Haarlem 1645: gest. in London 1704. Schüler des P. de
Grebber in Haarlem. Nachahmer des Teniers und Brouwers. Diese
Daten nach Immerzeel II, p. 24. — Nach Bredius (N. N.) wohnte
1665 ein 31 jähriger Maler Egbert Heemskerk in Amsterdam;
derselbe 1 663, 28 Jahre alt, im Haag. Darnach wäre er 1 634 geboren.
Zwei Krieger in der Bauernkneipe. Vorn in der Mitte am 1525.
Fass sitzen zwei Krieger im Brustharnisch einander gegenüber: (1727.)
links ein alter Kahlkopf mit der Pfeife im Munde, rechts ein 50 a.
jüngerer in blauer Kappe mit roter Feder. Ihren Erzählungen lau-
schen umherstehende und sitzende
Bauern. Links im Hintergrunde
wird gespielt. Rechts im Hinter-
grunde liest eine Alte vor. Be- Y' ^V^^
zeichnet in der Mitte am Fass: "^ ^ ^Vsi—
31
Z^
482 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand: h. 0,5T ; br. 0,82. — Inv. 1722, A 030, als »Heemskerk.« — Ni.oh
im AbrogB von 1782 merkwürdifjer Weise dem alten Martin van Veen , g^enaunt
Heemskerk, später, auch bei H., dessen viel jüngerem Neffen Nie. van der Hecke zu-
gesehrieben. Auf den wirklichen Urheber dieses Bildes und des folgenden, seines
Gegenstückes, hatte W. Bode schon bei v. Zahn VI ('1873) S. 190 aufmerksam gemacht.
1526. Rauchende und trinkende Bauern. Halbrechts vora sitzt, nach
(1728.) links gewandt, ein junger Mann mit roter Mütze, welcher, indem
öO a. er den Beschauer anblickt, in der Rechten sein Glas dem aus einer
Kanne einschenkenden Aufwärter hinhält. Rechts weiter zurück
wird einem unwohl. Andere sitzen an Fässern und Tischen. Bez.
links unten mit dem vorigen Monogramm.
Leinwand: h. 0,58; br. 0,82«/^. — Inv. 1722. A 030, als »Heemskerk..: — Ge-
genstück zum vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
Jan van Huchtenburgh (Hughtenburgh).
Geb. 1646 zu Haarlem, gest. 1733 zu Amsterdam. Schüler des
Th. Wyck zu Haarlem. Unter dem Einflüsse A. F. v. d. Meulens
in Paris (um 1667) und Wouwerman's weiter entwickelt. Thätig
seit 1670 in Haarlem, 1681 in Amsterdam (Bredius N. N.),
1708 — 1709 in Italien, 1719 im Haag, zuletzt in Amsterdam.
1527. Reiterschlacht zwischen Christen und Türken. Rechts im
(1714.) Mittelgrunde eine grosse Baumgruppe, vor welcher viele Fahnen
P 11- aus dem Pulverdampfe hervorblicken. Links im Hintergrunde
sonnige Anhöhe, an der ein Haus brennt. Vorn wildes Hand-
gemenge zwischen europäischen Reitern mit Dreieckhüten und
orientalischen Reitern mit Turbanen und krummen Säbeln. Datirt
1717. Bezeichnet unten halbrechts:
^/^^/^&)y'^
Leinwand: h. 0,70; br. 0,00. — 1722 von der Leipziger Ostermesse. Inventar
1722, A 35.J. — Die Bezeichnung ist erst neuerdings durch Herrn Inspector Müller
aufgefunden.
1528. Reitergefecht mit Gehängten im Mittelgrunde. Der Kampf
(1715.) tobt rechts unter Bäumen, an denen einige Hingerichtete hängen,
P G. links vor einer Villa und eineiii brennenden Hause. Vorn links
springt ein Schimmel ohne Reiter über ein totes braunes Pferd.
Rechts stürzt ein Pferd mit blauer Sattel- "T^^^K^
decke. Bezeichnet links unten : /D » JT^/^
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert. 483
Leinwand: li. 0..37'/j; br. 0,69'/j. — luventar 1722, A 450. Also nicht dureh
Gotter. wie II. annahm. — Die Jahreszahl auf diesem wurde 171S, auf dem foljjenden
1720 gelesen. Mu'^lii.herweise ist sie auf beiden 1710 zu lesen. Es scheinen Gegen-
stüi'kf» zu sein.
Reitergefecht mit der Schanze im Mittelgrunde. Baiimreiche 1529.
Hügellaiulscliaft. Im MitteliiTimde links eine Kirche, in der Mitte (1716.)
eine Schanze, hinter welcher Fussvolk kämpft. Vorn links ist ein P 6-
geharnischter Eeiter mit roten Hosen rücklings ^-X^
von seinem gestürzten Braunen gefallen; rechts rj^
liegi: ein Toter in blauem Kocke. Bezeichnet
unten rechts: ^/^O
Leinwand: h. 0,.j7Vj: hr. 0,097,. — 1722 von der Leipziger Ostermesse ; luv.
1722, A 476. — Möglicherweise ist die .Jahreszahl nicht 1720, sondern wie die des
vorigen Bildes 1710 zu lesen. Es seheinen Gegenstücke zu sein.
Reitergefecht mit der Windmühle. Rechts Weg unter Felsen 1530.
am Waldrand. Links Fernblick auf ein Dorf mit einer Windmühle. (1717.)
Vorn rechts liegt ein Toter mit roten Hosen. Links vorn ist ein P 7.
Keiter mit dem Schwert in der Hand von seinem Braunen gestürzt.
Bezeichnet unten rechts mit dem vorigen Monogramm.
Leinwand; h. 0.53Vi; br. 0.62Vi. — Inventar 1722, A 445; also nicht durch
Götter. wi<^ H. annahm. — Gegfn«tüek zum folgenden.
Die Überfallene Postkutsche. Links unter hohen Bäumen 1 53 1 .
wird eine Postkutsche überfallen. In der Mitte des Mittelgrundes, (1718.)
nach links gewandt, ein Eeiterzug auf einem Hügel, hinter dem P '^•
eine Kirche mit brennendem Turm hervorragt; ein brennendes
Haus weiter rechts. Vorn tobt der Eeiterkampf. Links vorn
schreit ein Sterbender mit weit ausgebreiteten Armen.
Leinwand; h. 0,.>3Vj: br. 0,62»/,. — Inventar 1722. A 481. — Gegenstück
zum vorigen.
Grosses Reitergefecht. Ganz links spitzer Kirchturm hinter 1532.
Bäumen. Eechts im Hintergrunde ein Schlachtfeld an Hügeln. In (1719.)
der Mitte vor einer hohen Eauchwolke wildes Reiterhandgemenge. 49 c.
Vorn links sprengt ein Trompeter heran. Rechts Mordscene.
Leinwand: h. l..>5V'j: br. 2.10. — Inventar 1722, A 1G18.
Jan van der Meer (oder Vermeer) d. j.
Getauft zu Haarlem, den 29. Nov. 1650 : gest. daselbst den 28. Mai
1705. Schüler seines Vaters Jan van der Meer d. ä. von Haarlem
und N. Berchem's. Bereiste Italien. Wohnte später in Haarlem.
:31*
484 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1533. Am Bergsee. Links vorn am diesseitigen Ufer ein Zug von
(1544.) Reitern, Fussgängern, Treibern und Lasttieren, Rindern und
P 9. Schafen auf dem Wege zum Strande, an dem sie der Fähre harren.
Rechts im Mittelgrunde, auf sonniger Felsenterrasse des jenseitigen
Ufers ein Schloss mit altem Rundturm.
Hohe Berge darüber. Links auf dem See C^c/.^/Vy/eg^
weisse Segel. Rötlicher Abendhimmel. i^So
Bezeichnet unten links: y
Eichenholz ; h. 0,34Vj ; br. 0,41. — Inventar 1754, II 398. — Die Jahreszahl
las H. 1654 (der Künstler lebte damals noch gar nicht) ; sicher sind die ersten drei
.Zahlen 168 . zu lesen, so gut -wie sicher auch die letzte 9.
1 534. Vor der Hirtenhütte. Rechts vor einer Hütte liest eine Frau
(1545.) dem Hirten aus einer Zeitung vor. Links fliesst ein Wässerchen,
12 a. an dem einige Schafe saufen, während die Hauptheerde in der
Mitte unter dem Baume rastet. Bezeichnet links unten (nebst
undeutlicher Jahreszahl): J. van Meer fc.
Leinwand : h. 0,84 ; br. 1,08. — 1741 durch v. Kaiserling.
Cornelis Dusart.
Geb. zu Haarlem, den 24. April 1G60; gest. daselbst den 1. Octo-
ber 1704. Schüler des Adriaen van Ostade. Thätig zu Haarlem.
1535. Mutter und Kind in einer Bauernstube. Rechts eine Holz-
(1791.) treppe hinter einer offen stehenden Thür. Links im Mittelgrunde
16 c. ein Bett. Vorn in der Mitte sitzt eine Bäuerin, über ihre Arbeit
gebückt, zwischen ihrem links stehenden kleinen Mädchen und
ihrem rechts stehenden Korbe mit Zeug. Links vorn frisst eine
Katze aus einer irdenen Schüssel. Bez. rechts über der Treppe:
C^i/sart:/^^.
Eichenholz: h. O.SSVj: br. 0,34. — Zuerst im Katalog von 1835 als »angeblich
Ostade.« So noch bei H. 1856. Seit IFs Katalog von 1862 richtig als Dusart.
1 536. Das Kegelspiel. Im Garten eines mit Stroh gedeckten Wirts-
(1793.) hauses rauchen, zechen, tanzen, spielen zahlreiche Bauern. In der
16 c. Mitte am Hause steht ein Geiger. Vorn schieben einige Bauern
Kegel. Einer von ihnen, mit roter Kappe, bückt sich, nach rechts
gewandt, zum Wurfe. Bezeichnet unten rechts :
D. Haarlemer Schule. XYIT. Jahrhundert. 486
Loinwaiid ; h. 0.S9 ; br. O.TSVi- — l'?"-i aus der Saninilimg Reede van Oudts-
hoorn iu Utrecht. ^^-—
Bauernschlägerei. An einem zusammenbrechenden Kartentisch 1 537.
sind Männer und Frauen mit Messern. Stühlen und Fäusten an- (1792.)
einander geraten. Die beiden Hauptraufer werden 13 b.
von Frauen und Männern zurückgehalten. Eechts ^^^ouf
eilt einer mit einem Besen herbei. Bezeichnet
links in der Mitte:
^^sy
Kupfer: h. O.2ÖV2: br.0,25V2- — »Aus Holland als Adr. Brouwer.« H. - Wir
konnten es zuerst im Katalog von 1817 nachweisen.
Jan van Nikkelen.
Geb. zu Haarlem 1G56 (da er nach Oud Holland IIL p. 234, am
18. Febr. 1684 bei seiner Verheiratung in Amsterdam angab 28
Jahre alt zu sein); gest. nach Immerzeel 1716 zu Cassel. Schüler
seines Vaters, des Architekturmalers Isack van Nikkelen, der 1660
Mitglied der Haarlemer Gilde wurde (v. d. Willigen p. 231).
Ideale Landschaft mit einer Palme. Links vorn hohe Bäume; 1538.
rechts hinten hohe Berge. In der Mitte neben einem Landsee eine (1832.)
Tempelhalle, von einer Palme und anderen Bäumen überragt. Vorn ^ b.
verschiedene antik gekleidete Gestalten.
Leinwand; h. 0,57\'2; br. 0,73. — 1751 von der Leipziger Ostermesse. H. —
Inv. 1754, II 449. Gegenstück zum folgenden.
ideale Landschaft mit einem Wasserfall. Links vorn hohe 1539.
Bäume neben einem Wasserfall. Rechts im Mittelgrunde ein Rund- (1833.)
tempel und eine Säulenruiue am Fuss des Gebirges. Vorn in der 9 b.
Mitte ein Mädchen mit WaschkOrben.
Leinwand: h. 0,5772: br. 0,73. — 1751 von dor Leipziger üstermesse. H. —
Inventar 1754, II 450. Gegenstück zum vorigen.
486 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
E. Die Amsterdamer Schule.
Gillis d'Hondecoeter (auch Hondecuutre).
Geb. zu Antwerpen; gest. im September 1G38 zu Amsterdam.
Urkundlich, nach Bredius, nur in Amsterdam, zwischen IG 15
und 1638, sowie vorübergehend, als Trauzeuge, 1637 in Delft
nachweisbar. Der Meister gehört zu den Vermittlern zwischen
vlämischer und holländischer Kunst. Er war der Vater des
Federviehmalers Gijsbert d"Hondecoeter, der Grossvater Melchior
d'Hondecoeter's.
1540. Def* Dorfweg. Links vorn an hohem Baume der Dorfweg
(966.) mit einer Kuhheerde. Kechts vorn ein Sumpf mit einem ge-
14 a. brochenen Baumstamme. Rechts im Mittel-
grunde ein Kirchturm hinter sonnenbeschie- Gt W]
neuen Häusern und Bäumen. Bez. u. r.: a -i/fon
Eichenholz: h. 0,3372; br. 0,46Vj. — 1741 erworben (Inventar-Nummer 2717).
Bei H. (mir frageweise) dem Guilliam de Heusch gegeben, der jedoch als Schüler
Jan Both's einer verschiedenen Richtung folgte, auch ein anderes Monogramm
hatte. Die Folgerungen, die von Riegel (Beiträge II, S. 372) aus unserem Bilde für
de Heusch gezogen werden, gehen daher von einer falschen Voraussetzung aus.
Bode hatte schon 1873 (bei v. Zahn ^% S. 193) darauf aufmerksam gemacht, dass
kein anderer als Gillis d'Hondecoeter der Urheber des Bildes sei. Man vergleiche
z. B. dessen genau so bezeichnetes, von 1618 datirtes Bild in Cassel; auch eine
Handzeichuung des Meisters im Dresdener Cabinet trägt das gleiche Monogramm.
Cornelis Janssens van Ceulen (auch Janson, Jonson).
Geb. 1594 zu London (Bredius, Neueste Nachrichten); gest.
um 1664 zu Amsterdam oder zu Utrecht. Er arbeitete längere
Zeit in England (1618 — 1643), wo er sich durch van Dyck
beeinflussen liess; 1643 in Middelburg, 1646 in Amsterdam,
1647 im Haag, später wieder in Amsterdam, wo er noch 1662
lebte, während seine Wittwe 1664 in Utrecht erwähnt wird.
1541. Ein Herr mit Handschuhen in der Hand. Kniestück nach
(1308.) rechts auf grünlichgrauem Grunde. Der Herr, dessen braune
M 3. Locken auf seine Schultern herabfallen, trägt einen schwarzen
Anzug mit reichem weissen Unterzeug. Die linke Hand stemmt
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 487
er in die Seite, in der rechten hält er seine braunen Handschuhe.
Bezeichnet links in der Mitte:
L er Jenson "bau CmiMi^
J^ci/r
\
Leinwand; h. 1.12: lir. 0.!)0. — 1751 von der Leipziger Michaelismosse H. —
Inventar 1754, II 21. — (ieirenstüek zum ftilueudeii. — Phot. Eraun X, 40 und
Phot. Ges.
Eine Dame mit einem Fächer. Kniestück nach links auf 1542.
grünlichgntueiii Grunde. Die Dame, deren braune Locken auf (1309.)
ihre Schultern fallen, trägt ein schwarzes Kleid mit weiten M 3.
Aermeln. eine kleine schwarze Haube und Perlen im Haar, in
den Ohren, am Halse und an den Armen. Den Fächer hält sie
mit beiden, gesenkten Händen. Bezeichnet rechts unten (wie das
vorige): Co/"' Jonson van Ceiden fecit 1651.
Leinwand : h. 1,12; br. 0.90. — 1751 von der Leipziger Michaelismesse H. —
Inv. 1754. II 22. — (iegenstüek zum vorigen. — Phot. Braun VI, 35 und Phot. Oies.
Thomas de Keyser.
Geb. zu Amsterdam 1596 oder 1597; begraben daselbst den
7. Juni 166? (Bredius, Catalogus 188G, S. 42). Thätig zu
Amsterdam. Als Bildnissmaler Vorgänger Rembrandt's daselbst.
Zwei Reiter. Auf sandigem Wege, hinter dem rechts Dünen, 1543.
links Häuser zwischen Bäumen liegen, reiten zwei fast von vorn (1219.)
gesehene Herren in hellgelben Waffenröcken und schwarzen Hüten; 11 c.
derjenige zur Linken auf braunem, derjenige zur Rechten auf
weissem Rosse. Bezeichnet am Sattel des Reiters zur Rechten:
~K F. 1 ^^^
Leinwand: h. O.ltg ; br. 0,92'/,. — 1880 im Kunsthandel über Wien aus Eng-
land. — Die Echtheit des Monogramms unserer Ansicht nach ohne Grand ange-
fVwhten von 0. Eisenmann in der Kunst-Chronik XVI, S. f!51. Dass das Bild von
d<'r Hand Th. de Keyser's herrührt, beweist z. 15. sehhigend sein ebenso bezeichnetes,
neu aufgehängtes Keiterbild im Amsterdamer Museum (N. 185 a). — Phot. Braun III. 28.
488 Holländer des sieb zehnten Jahrhunderts.
Abraham de Vries.
Geb. zu Eotterdam; gest. um 1650, wahrscheinlich im Haag.
Entwickelt unter dem Ii]influss T. de Keyser's und ßembrandt's.
Thätig zu Amsterdam um 1030 — 1640; doch 1635 in Paris.
Mitglied der Haager Gilde 1644. Früher, auch bei H., irrtümlich
mit dem Antwerpener Adriaen de Yries verwechselt. Seiner Ent-
wicklung nach muss er zur Amsterdamer Schule gerechnet werden.
1544. Männliches Bildniss. Brustbild nach links auf braunem
(1307.) Grunde. Der frische, braunäugige Herr mit schwarzem, doch
14 c. ergrauendem Haupt- und Barthaar, trägt einen schwarzen Rock
mit weissem Klappkragen. Bezeichnet rechts in der Mitte:
jy /
lecit j\- , c\t /<A^
o
Eichenholz; h. 0,7072 : br. 0,52. — 1728 aus Holland als »Bürgermeister von
Brüssel« von der Hand van Dyck's. — Inventar 1722—28, A 1909. — Richtig als
Vries erst in H's Verzeiehniss von 1862. — Phot. Braun XI, 19.
Raphael Camphuysen.
Geboren 1598 zu Gorcum; verheirathet 1626 zu Amsterdam;
begraben daselbst den 23. October 1657. (Oud Holland III,
p. 73.) Schüler seines Vaters.
1545. Mondschein im Dorf am Flusse. Der Fluss zieht sich von
(1381.) der Mitte des Horizontes breit zum Vordergrunde. Eechts am
P 7. Ufer Häuser unter Bäumen; links eine Kirche und eine Wind-
mühle; davor unter den Bäumen einige Leute um ein Feuer.
Darüber in Wolken der Mond. Bezeichnet vorn an der Planke:
/v ^Camvhuilfm.
Eichenholz : h. 0,47 ; br. 0,0:5. — Inventar 1754, II 78(5, als v^A. v. d. (Jabel.., —
Bei II. (seit 1862) als Dirk RaphaeKz. ('.uiiphiiysen. der ein älterer Meister (158G bis
E. Amsterilamor Schule. XVII. Jahrhundert. 489
1627) derselben Küii-stlerfamilie w:ir. Schon die Bezeichnung lüs.st keinen Zweifel
daran, wie Bode ülirii,'ens schon ISTo (bei v. Zahn VI. S. 195) hervorhob, dass nicht
dieser, sondern Raphael Camphuysen der Künstler unseres Bildes und des folgenden,
seines Gegenstückes, ist.
Dorf am Flusse Im Mondschein. Der Fluss zieht sich aus 1546.
der Mitte des Hintergrundes nach links vorn herab. Links und (1382.)
rechts am Uter Häuser unter Bäumen; die Kirche und die Wind- P 7.
mühle rechts: ein Segelfahrzeug in der Mitte; links vorn unter
den hohen Bäumen einige Leute um ein Feuer. Darüber in
schwarzen Wolken der Mond. Bezeichnet unten in der Mitte wie
das vorige; doch ist nur .... jjliuijsen noch erkennbar.
Eichenholz: h. 0,47'/j: br. 0,62Vj. — Inventar 1754, II 787. Vergleiche die
Bemerkungen zum vorigen, seinem Gregenstücke.
Bartholomäus Breenbergh.
Geboren 1599 zu Deventer; gestorben vor 1659. Seine Wittwe
wird in diesem Jahre in Antwerpen namhaft gemacht (A. Bredius,
Catalogus 188G. S. 131). Nicht Schüler des C. Poelenburgh,
sondern diesem unter dem Einflüsse Elsheimer's parallel ent-
wickelt. Scheint lange in Amsterdam gelebt zu haben, wo er
sich nach Havard ..L'Art" IV, p. 80, 1633 verheiratete.
Die Hungersnot in Egypten. Links der Palast, auf dessen 1547.
Terrasse neben dem Tische, an dem die Schreiber sitzen, Joseph (1500.)
im Hermelinmantel unter dem Sonnenschirm steht, den ihm ein P 5.
Neger hält. Unten auf der Strasse steht in der Mitte unter der
Terrasse der mächtige Steintisch , hinter dem die Verkäufer des
Brodes sitzen, dräug-t sich von rechts das hungernde Volk mit
Kameelen und Heerden heran. Bezeichnet halb links unten:
Eichenholz: h. 0,4772: br. 0,68. — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung de
la Bouexiöre in Paris. — Inventar 1754, II 557.
Willem Cornelisz. Duyster.
Geboren um 1600, wahrscheinlich zu Amsterdam; gest. daselbst
1641 oder etwas früher. Schon 1625 als fertiger Künstler in
490 Holländer dos siebzehnten Jahrhunderts.
Amsterdam nachweisbar. Schüler des Pieter Codde (oben S. 444
N. 1391) zu Amsterdam. Bredius, Neueste Nachrichten.
1548. Soldatenrauferei. Zwölf in einer Wachtscheuer vereinigte
(1604.) Soldaten sind bei der Teilung der Beute, die auf demTische in
der Mitte ausgebreitet ist, aneinander geraten und
schiessen und stechen wild auf einander los. Be- »^c
zeichnet links unten:
Eichenholz : h. 0,3972 ; br. 0,58. — 1877 a-oii Friui Bertha Hoffmann in Dresden.
Simon de Vlieger.
Geb. um 1600 zu Rotterdam; gest. 1659 oder 1660 zu Amster-
dam. Schüler W. van de Velde des älteren, wahrscheinlich zu
Amsterdam. Thätig zu Delft 1634 — 1640. dann aber zu
Amsterdam.
1549. Seesturm an felsiger Küste. Links ragen schroffe, von der
(1665.) Brandung umschäumte Felsen. Rechts wogt das graue Meer, in
8 a. dem ein Schiff mit gekappten Masten unter einem Notsegel steuert.
Vorn sinkt ein Schiff; die gerettete Mannschaft fährt nach rechts
in einem Boote davon. Bezeichnet links in der ^ pe
Mitte am Felsen: V%kE04:'^
Eichenholz: h. O.^OVi; hr. 0,39. — Inventar 1754. II 17. — Galt als Gegen-
stück zu dem folgenden.
Angeblich Simon de Vlieger.
1550. Eislauf. Auf der grauen, hinten von flachem Ufer begrenz-
(1666.) teQ Eisfläche belustigen sich zahlreiche Schlittschuhläufer.
8 a. Rechts vorn zieht ein Knabe einen anderen im Schlitten.
Links vorn Schlitten mit Pferden. Lunten in der Mitte zwei
unleserliche Buchstaben.
Eichenholz; h. 0,307^; br. 0,30. — Inventar 1754, II 18. — Die Bezeiehnuug
können wir Aveder mit einigen S V, noch mit anderen V G lesen. Da das Bild von
Anfang an als Gegenstück zu dem vorigen und als Werk Simon de Vlieger's gegolten,
so wagen wir nicht, es von ihm zu trennen. Seiner Malweise nach erinnert es eher
an van Goyen, dessen eigene Hand es jedoch nicht zeigt.
Hendrik Dubbels.
Geb. 1620 oder 1621 zu Amsterdam, wo er 1650 Aeltester
der Grilde war, sich 1656 verheiratete und am 9. Juni 1676
begraben wurde. Oud Holland III, p. 141.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 491
Seestück. Graues, frisch bewegtes Meer, von grossen und 1551.
kleinen Schiften belebt. Grauer Himmel, doch helle Sonnenblicke (2321.)
vorn links und im Mittelgrunde rechts auf .-.. rnDr^ O ^ ^'
dem Wasser. Bezeichnet unten in der Mitte : -i-'V döuI^wJ
Leiiiwaiul : h. 0..j1 : br. 0,."jO. — 18S3 im Kunsthaudel über Grünberg.
Aert (Aernout) van der Neer.
Geb. 1603 zu Amsterdam, gest. daselbst in Armut am 9. Novbr.
1G77. Thätig hauptsächlich zu Amsterdam. Diese neuen An-
gaben nach A. Bredius' Catalogus, 1886, p. 57.
Mondschein am Flusse vor der Stadt. Links die Stadt mit 1552.
Giebelhäusern imd einer Kirche hinter Bäumen, vorn auf dem (1377.)
Wege zwei Männer, ein Knabe und ein Hund. Rechts die breite, H ^•
von baumbewachsenen Ufern begrenzte Wasserfläche. Der Voll-
mond steht in der Mitte, wirft seinen Spiegelschein
in's Wasser und beleuchtet hell die Häuser links xaT5J
hinter den Bäumen. Bezeichnet links unten: y V i.
Eichenholz; h. 0,46; br. 0,70. — Nach H. 1708 aus Antwerpen; wir konnten
es jedoch erst im Inventar 1754, II 423, nachweisen. — Gegenstück zum folgenden.
— Phot. Braun XL 28.
Abend am Flusse in der Stadt. Der Fluss zieht sich fast in 1553.
der Mitte bildeinwärts. Seine beiden Ufer schmücken Giebelhäuser (1378.)
unter Bäumen. Im Hintergrund die Kirche. Im Vordergrund ein H a.
Mann in einem Boote. Der Mond steht rechts über den Dächern;
am Himmel glänzt aber rötlich auch noch der
Rest des scheidenden Sonnenlichtes. Bezeichnet "^rVTxjl
rechts unten: JvVLJ^
Ei(;henholz ; h. 0,4672; ^r. 0,70. — Nach H. 1708 aus Antwerpen ; wir konnten
es jedoch erst im Inventar 1754, II 424, nachweisen. — Gegenstück zum vorigen.
— Phot. Braun XV, 28.
Canal im Dorfe. Tagesbeleuchtung. Links vorn das Wasser, 1 554.
rechts der Eingang zu einem Gehöfte mit rotdachigem Herren- (1379.)
hause. Davor auf dem Weg steht ein Mann in roter Jacke und 13 c.
roter Kappe auf einer gegen die Mauer gelehnten Leiter.
Links im Mittelgrunde die Kirche. Leichtbewölkter, vVt\^I
hellblauer Himmel. Bezeichnet rechts unten: AA-»--*J
Eichenholz; h.O,:{lVj; br. 0,30. — Inventar Guarienti (vor 1753j N. 1558. —
Phot. Braun XII, 33.
492 Holländer des sie])zehnteii Jahrhunderts.
1555. Dorfbrand am Flusse. Der Fluss zieht sich in der Mitte
(1380.) bildeinAvärts. Links am Ufer das brennende Dorf in mächtigen
i3 b. Rauchwolken. Rechts am Ufer unter Biiumen einige grell be-
leuchtete Bauernhäuser. Am Rande des Wassers
Segel- und Ruder-Fahrzeuge. Vorn wischst Schilf.
Bezeichnet unten links:
Eichenholz: h. 0,5772: br. 0,74. — Zuerst im Verzeichniss von 1876. Vorher
im Königlichen Schlosse. Eigentum Sr. Maj. des Königs.
Rembrandt Harmensz. van Rijn.
Geb. den 15. Juli 1G06 zu Leiden; begraben den 8. October
1G69 zu Amsterdam. Schüler des Jacob van Swanenburgh zu
Leiden, des Bieter Lastman zu Amsterdam. Thätig, von seinem
frühesten Aufenthalt in Amsterdam (um 1623) abgesehen, bis
1G30 oder 1G31 in Leiden, seit dieser Zeit in Amsterdam.
Rembrandt ist der grösste und eigenartigste holländische Künstler.
Als Rembraudt's Geliurtsjahr wurde seit C. Vosmaer"s Untersuchungen 1607
festgehalten; da aber die in Obreen's Archief V, 271 voröiTentlichte Urkunde, nach
welcher »Rembrandt Hermanni Leidensis 14 jare oud« am 25. Mai 1620 als Student in
Leiden immatriculirt wurde, mit der Angabe Orler's, des zuverlässigsten Biographen für
die Jugendzeit des Meisters, übereinstimmt, so ist es unerlässlich. zur Angabe, dass
er 1606 geboren, zurückzukehren. So auch schon Bredius, Catalogus. S. 68.
1 556. Rembrandt's Gattin, Saskia van Uijlenburgh, als junges Mädchen.
(1310.) Brustbild nach links auf graubraunem Grunde. Die rechte Hand
14 c. an der Brust. Das frische, lächelnde junge Mädchen trägt ein
blaues Kleid, einen breiten roten Hut mit hoher, heller Feder,
Perlenohrringe und ein Perlenhalsband. Bezeichnet links:
mim
Cjy
Eichenholz; h. 0,52Vi; br. 0,44. — Nach H. Inventar 1722, A 146; doch stim-
men die Maasse hierzu nicht; und thatsächlich findet das lUld sich noch nicht ein-
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert.
493
mal im : Abn'ije^ vou 1782. ist vielmehr zuerst im Katalog von 1817 nachweisbar. —
Kembrandt heiratete seine Saskia im Juni 1634. — Gest. von F- Böttcher. — Pliot.
Braun II, 31 und Phot. Ges.
Bildniss des Willem Burggraeff. Brustbild nach rechts auf 1557.
gelbgrauem Gruude. Der dunkelhaarige Herr mit kleinem blou- (1311.)
den Schnurr- und Unterlippen -Bart trägt einen dunklen Rock 14 c.
und einen weissen Spitzenkragen. Bezeichnet rechts:
' ^33 ■
Eichenholz: h, 0,67V2; t>r. 0,52. — InA-entar 1722, A 72 (also durch Wacker-
barth, nicht durch Flemming, wie bei H.). — Das Gegenstück, die Gemahlin des
Willem Burggraeff, befindet sich im Städel'schen Institut zu Frankfurt am Main.
Vergleiche Bode. Studien, S. 401 und 569. — Radirt 1754 von A. Riedel. — Phot.
Braun ^^T. 3.3 und Phot. Ges.
Ganymed in den Fängen des Adlers. Der Adler des Zeus 1558.
schwebt über dunklen Baumwipfeln und grauem Gemäuer gen (1312.)
Himmel. Mit dem Schnabel packt er den rechten, mit den K 2.
Klauen den linken Arm des kleinen Ganymed,. den er entführt.
Der Knabe hält Kirschen in der Linken, sträubt sich, schreit
und lässt Wasser vor Schrecken, Bezeichnet am Hemdzipfel:
a
cfr-f/
r/iwj'cmaT' f/-
Eichenholz; h. l,7lVi; ^^r- li3<^>- — 1751 durch Heinecken aus Hamburg. H. —
Inv. 1754, II 389. — Originelles Bild der »Sturm- und Drang-Periode« des Meisters.
Vergleiche Bodo. Studien. S. 439 und 568. — Gestochen von C. G. Schultzo h|^ III. 2.
Ph ,t. Braun I. 30 und Phot. Gas.
Selbstbildniss des Künstlers mit seiner Gattin Saskia. Knie- 1559.
stück. Am Festtisch, auf dem links eine Pfauenpastete prangt, (1321.)
sitzt der junge Meister in rotem Rocke, den Degen an der Seit«, ^ 2-
494 Holländer des siebzehnten Jahrhundertd.
den schwarzen Hut mit weissen Federn auf dem Kopfe, nach
links gewandt auf einenri Stuhl, blickt sich lachend nach dem
Beschauer um, erhebt in der Rechten ein mächtiges Stengel-
glas voll goldenen Nasses und umfasst mit der Linken seine
junge Gattin, die in hellblauem Kleide, von hinten gesehen,
auf seinen Knieen sitzt und sich lächelnd nach dem Beschauer
umblickt. Rechts ein Vorhang. Bez. 1. i. d. M. (verkleinert):
Leinwand; h. 1,61; br. 1,31. — 17-iO durcli Le Leu aus Paris. — Das Bild
muss in den ersten Jahren der Ehe des Meisters, um 1036 oder 1637, gemalt sein.
Gestochen von G.Planer; radirt von Ant. Riedel und A. Schultheiss. — Phot. Braun
I, 31 und Phot. Ges.
1560. Samson's Hochzeit. Buch der Richter XIV, insbesondere Vers
(1313.) 10 — 12: »und Samson sprach zu ihnen: Ich will euch ein Rätsel
K 3. aufgeben.« An der Mitte der reich gedeckten Tafel sitzt un-
beachtet, für sich, von vorn gesehen, die reich gekleidete und
gekrönte Philisterbraut Samson's. Dieser sitzt neben ihr, wendet
sich aber nach rechts, den Jünglingen zu, denen er, mit den
Fingern lebhaft erzählend, sein Rätsel aufgiebt. Einer von
ihnen lehnt sich vorn rechts auf seine Harfe. Links sitzt die
übrige Hochzeitsgesellschaft an der Tafel. Vorn auf dem Lager
küsst sich ein Paar. Bez. unten in der Mitte (verkleinert):
Leinwand; h. 0,26'/2; br. 1,7572. — Inventar 1722, A 114-4. — VortreifUdies
Bild der reifen mittleren Zeit des Meisters. — Radirt 1814 von Antou H.Riedel;
si)üter von L. Friedrich. — Phot. Braun II, 32 und Pliot. Ges.
1561. Der Rohrdommeljäger. Kniestück von vorn, vor einer Planke
(1314.) auf grauem Grunde. Der junge Mann, in dessen Zügen wir
K 1. den Meister selbst erkennen, trägt einen roten Rock und ein
rotes Barett mit hoher Feder. Mit der Linken stützt er sich
ti. Amsterdamer Schule. XYII. Jahrhundert. 495
auf seine Büchse: mit der Kechteu hiiiigt er die erlegte Rohr-
dommel au einen Haken. Bezeichnet oben links (verkleinert) :
ul.emk
emt/rmii
Eichenholz: h. 1.21; br. 0,S9. — Inventar Guiiiienti (vor 1753) 159 als »opera
niiiabilissima. ; — Vergleiche Bode, Studien, S. 453 und 5ßS. — Radirt 175-4 von
A. Riedel. — Phot. Braun IV. 32.
Saskia mit der roten Blume. Kniestück von vorn auf brau- 1562.
nem Grunde vor niedriger, grauer Steinmauer, auf welcher links (1315.)
eine rote Blume liegt. Saskia trägt ein rotes, ausgeschnittenes K 2.
Kleid, ein braunes Brusttuch über weissem Hemde, eine Perlen-
und eine Korallen-Halskette, ein kleines Diadem und Perlen-Ohr-
ringe. Sie legt die Linke an ihre Brust und hält in der Rechten
eine rote gefüllte Blume. Bez. u. 1. (verkleinert):
^(
mürmtjf^ff
Eichenholz; h. 0,98Vi; br. 0,82'/^. — 1742 aus der Sammlung Aiaignon in
Paris. — Die junge Frau ist hier acht Jahre alter geworden , als da sie uns auf
N. 1556 zuerst begegnete. — Radirt 1781 (und noch einmal) von A. H. Riedel. Ge-
stochen 1>!85 von A. Sfhultheiss. — Phot. Braun III, 31 und Phot. Ges.
Das Opfer Manoah's. Buch der Richter XHI, Vers 20: 1563.
>^und als die Flamme vom Altare zum Himmel auffuhr, stieg (1316.)
auch der Engel des Herrn in der Flamme empor.« Manoah K 3.
und sein AVeib. die Eltern Samsons, hatten ein Trankopfer ge-
spendet, um einen Sohn zu erflehen. Links vor ihnen brennt
das Opferfeuer am Boden. In der Mitte kniet der graubärtige
Manoah in dunkelrotem Rocke mit gefaltet erhobenen Händen.
Rechts neben ihm kniet seine Gattin in gelbem Kleide und
rotem, auch über den Hinterkopf gezogenem Mantel. Links über
der Flamme ent.schwebt, von hinten gesehen, der erwachsene
Engel in weissem Gewände. Bez. rechts oben (verkleinert):
496
Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand; h. 2,42 ; br. 2,83. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 177 als »opera
delle sue piü insigni.« — Gestochen von Honbraken ^ II, 47. — Phot. Braun m, 30.
1 564. . Die Goldwägerin. Kniestück nach rechts. Die Alte in braii-
(1317.) nein, reich besetztem Kleide imd hellem Schleier sitzt an ihrem
K 4. mit Schmucksachen bedeckten Tische, erhebt die Waage in der
Eechten und ist im Begriffe, mit der Linken ein Goldstück
drauf zu legen. Rechts zwischen dem Schranke und dem Tische
ein Vorhang. Bezeichnet oben links: Eemhrandt f . 1643.
Leinwand; h. 1,13; br. 0,99Vj. — Inventar 1754, II 346. — Die Alte wird
irrtümlich für Rembrandt's Mutter gehalten. Bode, Studien S. 570, hält die Inschrift
für echt. Wenn wir der glatten, festumrissenen Ränder dieser Inschrift wegen auch
die von H. festgehaltene Unechtheit derselben für möglich halten, so halten wir das
Bild doch mit Bode für ein charakteristisches Werk des Meisters aus eben jener Zeit,
in welcher er vorübergehend flauer in der Zeichnung, verblasener im Vortrag wurde
und die Farben ganz in Ton auflöste. — Radirt 1754 von A. Riedel, 1814 von
A. H. Riedel — Phot. Braun XI, 23.
1565. Bildniss eines jungen Kriegers. Brustbild nach rechts auf
(1318.) braunem Grunde. Der junge Krieger trägt einen eisernen Hals-
14 c. kragen, einen dunkelbraunen, vorn mit goldener Kette zusam-
mengehaltenen Mantel, ein dunkles Barett mit flotter Feder. Die
behandschuhte rechte Hand legt er rechts vor sich auf einen
Tisch. Bezeichnet oben rechts (verkleinert):
raxi
Leinwand; h. 0,76Vj: br. 0,67. — Inventar Guarienti ^vor 1753) N. 9. — Nach
H. schon im Inventar 1722, was jedoch nicht richtig zu sein scheint. — Das Bild
ist auch nach Bode, Studien S. 468 und 570, ein echtes Werk des Meisters. — Radirt
1767 und 1769 von C. G. Schultzo. — Phot. Braun IX, 31.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 497
Die Grablegung Christi. In der dunklen Höhle, zu der man 1 566.
rechts auf den hellbeleuchteten Calvarienberg hinausblickt, drängen (1320.)
sich die Angehörigen des Heilands beim Scheine der Kerze, die K 4.
links ein Alter hält, und der Laterne, die rechts im Vorder-
gründe steht, um den zur Linken aufgestellten Sarkophag. Drei
Männer sind im Begriffe, den Leichnam des Heilands auf weissem
Linnentuche hinabzulassen; einer fasst ihn unter den Achseln, •
ein zweiter hält seine Füsse, der dritte, in der Mitte, fasst beide
Enden des Tuches. Rechts vorn sitzt Maria neben zwei anderen
Frauen am Boden. Bez. halblinks am Sarkophag (verkleinert):
9\f/n Iramii-. /" /(fßi,
Leinwand: h. 0.97Vi: br. O.GSVi- — 1"63 aus dem Nachlass des Herrn Guill.
Lormier im Haat,'. — Das eigentliche Original dieses Bildes befindet sich in der
Passionsfolge der Münchener Pinakothek. Eine Schulwiederholung, wie die unsere,
besitzt das Braunschweiger Museum. Doch ist unsere Wiederholung des viel früheren
Bildes offenbar von Rembrandt 1653 hervorgeholt und teilweise eigenhändig über-
gangen. So auch Bode, Studien, S. 435 und 436. — Phot. Braun Yl, 33 u. Phot. Ges.
Biidnlss eines bärtigen Alten. Halbfigur nach links auf 1567.
braunem Grunde. Der langbärtige, laughaarige Alte trägt über (1319.)
rotem, vorn reich besetztem Eock. einen grossen dunklen Mantel ^^ 1-
und ein schwarzes Barett. In der allein sichtbaren Rechten
scheint er seine Handschuhe zu halten. Bez. o. 1. (verkleinert):
Eichenholz: h. 1,02; br. 0,78. — Inventar 1722, A 207. — Nach H. 1742 aus
Paris. Doch ist die N. 207 noch auf dorn Bilde erhalten ; darnach kam es früher
aus Polen. — Hauptbild der Zeit der späteren, mächtig breiten und pastosen, »kne-
tenden.; Technik dos Meisters. Vergl. Bode, Studien S. 503 und 569. — Uadirt 17G4
von Anton P«<>del. Phot. Braun VI, 32; XI, 22 und Phot. Ges.
Ein Herr mit roter Pelzmütze im Lehnstuhle. Halbfigur von l568o
vorn mit nach links gewandtem Kopfe auf dunkelgrauem Grunde. (1327.)
Bunter, gemusterter Rock, grauer Mantel, mit Pelz verbrämte K 4.
32
498 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
rote Sarametraütze. Die rechte Hand hängt an der Seitenlehne
des Sessels herab.
Leinwand; h. 0,807,; br. 0,68Vj. — Von H. für Inventar 1722, A 207, gehal-
ten. Das ist jedoch, -wie die darauf erhaltene Nummer beweist, unser Bild N. 1567. —
Sicher im »Cataloj^e« von 1765. — Von einigen neueren Kennern dem Rembrandt
abgesprochen und dem B. Fabritius zugeschrieben ; jedoch von Bode, Studien S. 515
und 560, als echtes Werk Rembrandt's (um 1656) anerkannt. Der trüberen, kälteren
• Färbung dieses Bildes entspricht in der That, wie auch unsere N. 1560 zeigt, dem
Ton, den der Meister um diese Zeit anschlug und die Durchführung ist fest und
meisterhaft genug für Rembrandt selbst. — Phot. Braun XIV. 20.
1 569. Selbstbildniss des Meisters mit dem Zeiclienbuche. HaMgur
(1322.) nach rechts auf braunem Grunde. Der gealterte Meister trägt
K 4. eine schwarze Kappe und einen vorn geöiTneten dunklen Mantel,
unter dem an der Brust und am Unterärmel ein feuerroter
Rock zum Vorschein kommt. In der Linken hält er Buch und
Dintenfass, in der Rechten die Feder, mit der er in's Buch
zeichnet. Bezeichnet rechts unten am Buch:
'm6/Mm/f}6s7»
Leinwand; h. 0,85V2; br. 0,65. — Inventar 172.', A 04. — Charakteristisch für
die trübe Stimmung des Meisters im Jahre 1657, in dem seine ganze Habe vorsteigert
wurde, ist nicht nur der melancholische Gesichtsausdruck, sondern auch der trübe Ton
der Färbung dieses Bildes. Vergl. Bode, Studien S. 516 und 568. — Gestochen in
Schwarzkunst von Jakob Gole. — Phot. Braun XI, 21 und Phot. Ges.
1570. Biidniss eines Mannes mit Perlen am Hut. Kniestiick im
(1323.) Profil nach links auf dunkelgrauem Grunde. Der Herr mit
K 1. spärlichem grauem Bartwuchs trägt einen ausserordentlich reichen
Goldbrokatrock, am Hals ein weisses Hemd, um die Schultern
einen schweren schwarzen Mantel mit goldigem Futter, auf dem
Haupte einen bieiten, mit Perlenschnüren geschmückten Hut.
Die Hände hat er links vor sich über einander gelegt.
Leinwand; h. 0,82; br. 0,71. — Inventar 1722, A 252; aus Polen. — Nach
Bode, Studien S. 580, um 1667 gemalt. — Als Brustbild radirt 1760 von C. G. Schultze.
Phot. Braun XIII. 20.
1571. Biidniss des Alten mit dem Stocke. Kniestück etwas nach
(1324.) links auf braunem Gründe. Den rechten Arm legt der grau-
•|Q^-1>' bärtige, grauhaarige Herr links auf eine Brüstung, in der
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 499
rechten Hand hält er einen Stock, in der behandschuhten lin-
ken den rechten Handschuh. Er trägt einen braunen Kock
mit goldener Brustkette, einen mächtigen dunklen Sammetmantel
und einen Hut von demselben Stoffe.
Leinwand: h. O.Uö'/j; ^r. 0,SOVj- — Nach H. 1742 aus der Sammlung Cari-
gnan zu Paris (?). — Sicher Inventar Gnarienti (vor 1753) N. 1046. — l)er Mantel
und der Hut sind offenbar von einem Künstler des XVIII. Jahrhunderts übermalt worden,
nach einigen von Dietrich, nach anderen von Pesne. Vergleiche auch Bode, Studien
S. 407 und 5G9. Ursprünglich gehört das Bild der mittleren Zfit IJenibrandf s an. --
Gestochen von P. Tanje ^ II, 46. — Phot. Braun X. 27 und Phot. Ges.
Nach Rembrandt.
Die Grablegung Christi. Man sehe die Beschreibung unseres 1572.
Bildes N. 15G6. Nach letzterem oder nach dem dort erwähnten (1329.)
älteren Münchener Exemplar ist das unsere nur eine Copie. R ^■
Leinwand: h. 1,01^2 ; l>r- 0,73. — Inventar 1722. A 1145; damals als Ori-
ginal ; doch «chon bei H. richtig nur als Copie.
Unbestimmte Schüler Rembrandfs.
Das Bildniss Rembrandfs. Brustbild nach links auf dunklem 1573.
Grunde. Kleiner dunkelblonder Ober- und Unterlippenbart. Blau- (1325.)
grüner Rock, roter Mantel, schwarzer Hut, am Halse ein weisses 14 b.
Hemd und auf der Brust eine Medaille an goldener Kette.
Eichenholz : h. 0,53»/j : br. 0,46. — AVohl Inventar 1722, A 64. Sicher Inventar
«iuarienti (vor 1753) X. 1586. — Da.ss das Bildniss Rembrandt darstelle, wie bei H.
doch nur frageweise bemerkt wurde, scheint richtig zu sein. Ein eigenhändiges Bild
des Meisters aber vermögen wir nicht in ihm zu erkennen ; es gehört einem seiner
guten Schüler an, vielleicht dem G. Flinck. So auch Bode, Studien S. 498 und 570.
— Radirt als ^Rembrandfs Selbstbildniss« von Anton Riedel und C. G. Schnitze. —
Phot. Braun XII, 36.
Ein Alter mit goldener Schnur am Barett. Brustbild ohne 1574.
Hände fast von vorn auf grauem Grunde. Der weissbärtige (1326.)
Alte trägt einen braunen Rock mit goldener Brustkette, einen L 3.
schwarzen Mantel und ein dunkles, mit goldener Schnur ein-
gefasstes Barett.
Leinwand ; h. 0,.ö7 ; br. 0,45. — Inventar 1722, A 155, als Original von Rem-
brandt; so noch bei H., der jedoch schon hinzufügte, vielleicht von Koninck. Bode
(Studien S. .")7u Anm. 1} ging einen Schritt weiter, indem er sagte »wahrscheinlich«
von iSalomon de Koninck.« In der That steht das Bild den Werken dieses Meisters
so nahe, dass es wohl sicher von ihm herrührt.
32*
500 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1575. Die Berglandschaft mit der Wassermühle. Die Mühle liegt,
(1328.) hell von einem Sonnenblick aus schweren Wolken beleuchtet.
12 a. rechts vorn im Thale. Auf dem Berge darüber alte, um-
mauerte Orte. Links Fernblick in's Thal, vorn ein Sandweg
mit einem einspännigen Karren. Ein Holzkreuz vorn in der Mitte.
Leinwand; h. 0,7875; br. 1,05. — Zuerst im Katalog von 1812. Damals und
stets bisher dem Hembrandt zugeschrieben, für dessen eigene Hand das Bild jedoch
nicht frisch und geistvoll genug erscheint. Bode (Studien S. 490 und 570) ist ge-
neigt, es dem A. de Gelder (siehe unten) zuzuschreiben : doch erscheint es uns für
diesen zu fest in der Pinselführung, zu rauchig im Ton. Jedenfalls gehört es der
Werkstatt Rembrandt's an.
1576. Ein IVIann aus dem Volke. Brustbild ohne Hände fast von
(2133.) vorn auf gelbgrauem Grunde. Sein Antlitz ist von krausem,
8 c. dunkelbraunem Haupthaar und Vollbart umrahmt. Seine Klei-
dung ist an der Brust geöffnet. Bez. rechts oben mit einer
unechten und nicht ganz deutlichen Inschrift, die wahrscheinlich
Rembrandt 1636 gelesen w^den muss.
Eichenholz; h.0,21; br. 0,16Vj. — Inventar 1722, A 168, als »Rembrandt.« —
H. las die Jahreszahl 1G38. Das Bild war seit dem Katalog von 1843 unter die von
C. W. E. Dietrich (Dietricy) herrührenden Nachahmungen Rembrandfs versetzt worden,
wie unsere N. 2143—2145 (2106—2108). Da die N. 168 des Inventars Yon 1722 jedoch
auf dem Bilde erhalten ist und da die Erwerbungen des Jahres 1723 in diesem In-
ventar erst mit N. 1370 beginnen, so muss es spätestens 1722 erworben sein; und
damals war Dietrich erst 10 Jahre alt. Es scheint uns auch aus inneren Gründen
ein älteres niederländisches unter dem Einfluss Rembrandfs entstandenes Bild zu sein.
Es erinnert an Karel Fabritius.
Unbestimmte Meister unter dem Einflüsse der Schule
Rembrandfs.
1577. Zwei Alte im Zimmer. Links am Fenster durch welches
(1330.) die Sonne hereinscheint, sitzt eine Alte, rechts am Heerde ein
P 8. langbärtiger Alter in langem Eock und kleiner anliegender Kappe.
Hinter ihm führen Treppen empor.
Papier auf Leinwand: h. 0.29; br. 0,36. — 1871 oder 1872 vom Kupferstich-
Cabinet eingetauscht.
1578. Profilbild eines schwarzbärtigen Mannes. Brustbild nach
(1332.) rechts auf grauem Grunde. lieber dem grünen Kocke trägt
L 3. der Dargestellte einen weissen Faltenkragen, auf dem Kopfe eine
dunkle, anliegende Kappe.
Eichenholz; h. 0,44Vj: br. 0.35Vj. — Inv. 1722, .V 61. Schon dort als un-
bekannt«, bei 11. unter den Rembrandt -Schülern.
I
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 501
Dädalus und Ikarus. Knieestück. Der juuge Ikarus steht 1579.
links, wendet sich nach rechts um und greift mit seiner Rechten (501.)
nach seiner schon mit Flügel versehenen linken Schulter. Sein K 1.
Vater Dädalus steht rechts hinter ihm und setzt ihm die Flügel an.
Leinwand: h. 1,14: br. 0.98. — 1731 durch Leplat. — Früher als ^unbekannt«
im Allgemeinen. Bei H. als unbekannt^ in der venezianisclien Si'hule. Das Bild
trägt jedoch den Stempel der akaderaipfher werdenden Nachahmer Rembrandt's.
Die Marien am Grabe des Heilands. Rechts in der Felsen- 1580.
grotte steht der Sarkophag Christi. Auf demselben zwei Engel (1366.)
in weissen Gewändern, welche die mächtige Steinplatte, die ihn P 9.
bedeckte, fortgeschoben haben. Von links blickt eine der Marien
ins leere Grab; Magdalena kniet neben ihr; die dritte, die ihr
Antlitz mit einem feuerroten Mantel verhüllt, steht hinter ihnen.
Eichenholz: h. 0.04: br. 0.49. — 1727 durch Le Plat (Inv. 1722 fr., A 1846)
als :>Art des Caracci.- — Von H. der Schule des Bei zugewiesen. Jedenfalls von
einem holländischen Kleister des XVII. Jahrhunderts.
Jan Livens (Livensz, Lievens).
Geb. zu Leiden den 24. October 1607; begraben zu Amsterdam
den 8. Juni 1674 (Bredius, Catalogus 1886, S. 46). Mitschüler
des Rembrandt bei P. Lastman in Amsterdam. Unter des ersteren
Einfluss weiter entwickelt. Thätig seit 1631 in England, von
1635 — 1643 zu Antwerpen, später im Haag, hauptsächlich in
Amsterdam.
Ein junger Krieger. Profilbrustbild nach rechts auf grauem 1 58 I .
Gninde. Der dunkelblonde junge Mann mit kleinem Schnurrbart (1297.)
trägt einen eisernen Halskragen über graubraunem Rocke. Sein M 3.
Kopf ist scharf von hinten beleuchtet. Bezeichnet rechts : L.
Eichenholz; h. 0,50; br. 0,39. — Inv. 1722, A 176, als »Art des van Dyck.«
nichtig als Livens seit dem Katalog von 1817. — Phot. Ges.
Ein alter Mann. Profilbrustbild nach rechts auf dunklem 1582.
Grunde. Graues Haar, langer grauer Bart; braungrauer vorn (1298.)
geöffneter Rock. L 3.
Eichenholz: h. 0,53; br. 0,42. — 1742 von der Leipziger Ostermesso (als
N. 3383).
Jacob Adriaensz Backer.
Geb. zu Harlingen 1608 oder 1609; gest. den 27. Aug. 1651
zu Amsterdam, nach Houbraken und Matham's Bildnissstich, wo
502 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
er schon 1G35 ansässig war. Schüler des Rembrandt in Amster-
dam. Thätig daselbst.
1583. Ein alter Mann im Pelz. Brustbild, halb nach rechts, auf
(133G.) bräunlichem Grunde. Grauer Rock; Pelzmantel. Schwarzes Barett
K 1. mit goldner Schnur. Kleiner grauer Schnurrbart. Strenge senk-
rechte Stirnfalte über der Nase. Bezeichnet rechts:
Leinwand; h. 0,6572 br. 0,54. — Zuerst im Katalog von 1835. — Darüber,
dass das Monogramm, in dem neben dem A das J zu erkennen ist, nicht das-
jenige des Adriaen Backer (Amsterdam 1635 oder 1636 — 1684), sondern des Jacob
A. Backer ist, vergleiche man das Berliner Verzeichuiss von 1883 S. 18 — 19 und
L. Scheibler im Repertorium VI, S. 194. In Dresden ist das Bild übrigens stets dem
Jacob Backer zugeschrieben worden. Ein anderer nämlich der nach Oud Holland III,
p. 59 im Jahre 1685 zu Amsterdam begrabene Jacob Backer seheint überhaupt kein
Maler gewesen zu sein. Bredius N. N.
1584. Eine dunkelblonde junge Frau. Profil brustbild nach links auf
(1335.) grauem Grunde. Braunes Kleid über weissem Hemde mit roten
Kl. Querstreifen. Goldene Kette. Bezeichnet links oben mit einem dem
vorigen ähnlichen, in Bezug auf seine Echtheit jedoch nicht zweifel-
losem, aus J. A. B. zusammengesetzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,67Vi ; br. 0,6072. — luv. 1722, A 138, als »unbekanntes
Original aus Polen.« — Radirt von Ant. Riedel als A. Brouwer. — Seit dem Katalog
von 1812 als Jac. Backer. — Phot. Ges.
1585. Ein alter Kahlkopf. Profilbrustbild nach links. Der Alte, mit
(1420.) kleinem grauen Schnurrbart, trägt über blossem Halse einen
K 1. dunklen, violett-braunen Mantel.
Leinwand; h. 0,6372; br. 0,53. — Inv. 1722, A 124 als »unbekannte Copie
aus Polen.« Als »G. Flinck« seit dem Katalog von 1817. So noch bei H. Der Ver-
gleich mit unserem bezeichneten Bilde Jac. Bai'ker's N. 1583 eiuerseifc^, mit unseren
bezeichneten Bildern G. Fliuck's andererseits lässt jedoch keinen Zweifel, dass es,
wie Bode, bei v. Zahn VI, S. 205. übrigens schon 1873 ausgesprochen . nicht von
Flinck, sondern von Backer herrührt. — Dass der Kopf die Studie zu dem Geheim-
schreiber auf unserem Bilde Flinck's X. 1G02 sei, wie behauptet worden, ist auch
nicht zuzugeben.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 503
Wahrscheinlich von Jacob A. Bacl<er.
Ein jungrr, ganz rot gekleideter Mann. Brustbild nach links 1586.
auf braunem Grunde. Roter Mantel auf rotem Schnürrock; rotes (1196.)
Barett mit hinten herabhängender Feder. K 3.
Eichenhol/ : h. 0.71, br. 0,00. — Inv .1722, A 253, als »unbekanntes Original.«
Im Inv. (hiarienti X. 229 als »Schule Rembrandt's.« — Später, bei H., wie das folgende
das offenbar dieselbe Hand zeigt, frageweise den Bildern .Jac. de Bray's N. 1366 und
1307 angereiht: doch zeigen sie offenbar eine andere, spätere, durch Rembrandt be- '
oinflusste Hand. Nach Seheibler (Dr. Not.) und Abr. Bredius (N. N.) sicher von Jac.
Backer aus einer früheren Zeit als die anderen.
Ein junger Mann in rotem Mantel und dunklem Federhut. |587.
Brustbild nach rechts auf braunem Grunde. Mit der behand- (I197.)
schuhten Linken stützt der Dargestellte sich auf sein Schwert. K 3.
Eichenholz; h. 0,72; br. 0,55. — Nach H. durch von Hagedorn aus Hamburg.
— Zuerst nachweisbar im Katalog von 1835. Damals als »de Koning«, dessen Name
auf der Rückseite steht. — Vergl. die übrigen Bemerkungen zu dem vorigen Bilde.
*Dass es von derselben Hand herrührt, wie dieses, erscheint unzweifelhaft.
Angeblich Jacob A. Backer.
Betender Greis. Kniestück von vorn auf braunem Grunde. |588.
Der grauköpfige Mann mit langem grauen Barte trägt eine rote (1337.)
AVeste. einen grauen Eock, einen braunen Mantel. Den Blick P 11.
senkt er auf seine vorn gefalteten Hände.
Leinwand; h. 0,94: br. 0,70. — Inv. _ 1722, A 25, als »Manier Rembrandt.«
Seit dem Katalog von 1812 und noch bei H. als Jac. Backer, was dessen beglaubigten
Bildern gegenüber schwer zuzugeben ist. Andere denken an Hendrik Bloemaert (ver-
gleiche N. 1295).
Salomon Konincic.
Geboren zu Amsterdam 1609; begraben daselbst den 8. August
1G56. — Oud Holland I, p. 299. — Schüler verschiedener
Meister in Amsterdam, wo er 1C30 der Gilde beitrat, bald
aber ganz unter den Einfluss Rembrandt's geriet. Thätig in
Amsterdam.
Der Eremit. Kniestück fast von vorn. Der grauhaarige, |589.
graubärtige, grauröckige Einsiedler sitzt vor dunklem Waldrande, (1423.)
über dem links der gelbe Himmel leuchtet, an einem grossen K 3.
Steine und liest in dem mächtigen, vor ihm aufgeschlagenen
Buche. Mit der Linken stützt er sein Haupt. Bezeichnet
unten rechts (in einer Reihe):
604 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
S * Jk cninck
Leimvand; h. 1,21; br. 0,93V2- — Inv. 1722, A 1380, als unbekannt, später
eine Zeit lang dem F. Bol zugeschrieben. So noch bei H. 1856. Erst seit H. 18G2,
nachdem die Inschrift entdeckt worden war, richtig als Koninck. — Gestochen von
G. Planer ^-äC III, 43. — Phot. Braun VII, 35 und Phot. Ges.
1590. - Der Rabbiner. Halbfigur fast von vorn. Im Hintergründe
(1424.) das Innere eines jüdischen Tempels. Rechts die Nische mit der
K 2. Schlangensäule, davor ein Tisch und ein Stuhl. Der noch blond-
bärtige Alte trägt einen hellen Turban und einen dunklen, vorn
mit goldener Spange zusammengehaltenen Mantel. Die Hände legt
er vor sich in einander.
Leinwand; h. 0,90V2; br. 0.73V2- — Wohl 1725 durch Leplat als Rembrandt.
Inv. 1722 — 28, A 1619. — Das Bild ist unter allen Umständen eine Copie nach
einem berühmten, 1635 gemalten Originale Rembrandt's, welches sich zu Chatsworth
beim Duke ofDevonshire befindet. Vergl. Bode, Studien, S. 427. Dass unsere treff-
liche Copie von der Hand des Sal. Koninck sei , scheint richtig. Eine zweite Copie
seiner Hand besitzt das Berliner Museum. Uebrigens finden sich andere Copien
noch in verschiedenen Museen, z. B. in der Galerie Liechtenstein zu Wien und ihrer
zwei in der Pinakothek zu Turin. — Phot. Braun X, 27 und Phot. Ges.
Bernaert Fabritius.
Geburtsjahr unbekannt; lebte noch 1672. Schüler des Rembrandt in
Amsterdam; 1658 und 1659 Mitglied der Lucasgilde zu Leiden.
1 59 I Eine junge sich schmückende Frau. Brustbild nach links auf
(1331.) dunkelgrauem Grunde. Die Dame trägt ein rotes Kleid und im
M 1. Haar ein rotes Band. Eine Perlenhalskette schmückt ihre Brust.
Sie windet sich eine Perlenschnur um den linken Arm.
Leinwand auf Holz ; h. 0,78 ; br. 0,6272- — Inv. 1722, A 107, als »unbekannt.«
Später und bei H. mit Recht unter den Schülern Rembrandt's verzeichnet. Auf
Grund der neuerdings bekannt gewordenen Bilder des Bernaert Fabritius (z. B. in
Cassel, in Aachen, in Amsterdam), in dessen Malweise sich manchmal auch die dunklon
Schatten wiederfinden , ist das Bild neuerdings von verschiedenen Seiten diesem
Meister zugeschrieben worden. Wir schliessen uns dieser Ansicht an. So auch Scheibler,
Dr. Not. Radirt als Kembraudt< 1772 von J. A. Riedel. — Phot. Braun XIII, 33.
Jan Asselijn, gen. Crabbetje.
Geb. zu Dieppe in Frankreich; begraben in Amsterdam im Octo-
ber 1652. Vergl. Bredius Catalogus 1886, S. 1. Schüler des
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 505
Es. V. d. Velde, aber in Rom unter dem Einflüsse Jan Miels und
P. van Laers in italisirender Richtung ausgebildet. Thätig längere
Zeit in Rom. später wieder in Amsterdam.
An der Klosterpforte. Rechts ein Kloster, links eine Heiligen- 1 592,
Säule. Auf der Klostertreppe steht ein Franziskanermönch, welcher (1397.)
Krüppeln und Bettlern Speise reicht. Vorn links unter dem hohen 9 c.
Hause neckt ein Bettelbube einen Hund; in der Mitte unter vielem
Volk ein vornehmes Paar: der Herr in rotem Mantel, die Dame
in schwarzem Kleide. Bezeichnet links unten:
^j:^e kn ' jH:^ '
Leinwand: h. O.Ö'J: br. 0.74V2- — Inventar <^Jiiarienti (vor 1753) 1697.
Hirt und Heerde unter Säulenruinen. Im Mittelgrunde links 1593.
hinter hoher Mauer drei römische Säulen, rechts über dem Flusse (1398.)
eine Stein brücke. Vorn auf dem Wege steht ein ^^^^ ^ ^•
grauer Stier, liegt ein braunes Rind und spricht
ein Hirt in schwarzem Hut und Mantel mit der
Frau im blauen Kleide, die links aus den Ruinen
herabblickt. Neben ihm ein gelber Hund. Bezeich-
net rechts unten:
Leinwand; h. 0,9GVi; br. 0,75. — Inv. 1722, A 517. — Eine etwas ver-
änderte Wiederholunf? dieses Bildes, angeblich von der Hand des Giov. Batt. "Weenix,
besitzt das Braunschweiger Museum.
Hirtenjunge und Heerde am Wasser. Links im Mittelgrunde 1 594.
eine Hütte unter Bäumen, rechts im Hintergrunde ein Schloss am (1399.)
Gebirge. Vorn im "Wasser, nach rechts gewandt., ein mächtiger 13 a.
grauer Ochse; hinter ihm, am Ufer, ein Esel
und ein braunes Rind. Rechts auf einem Stein,
nach links gewandt, ein Hirtenjunge mit blossen
Füssen im grossen schwarzen Hute. Bezeichnet
unten links:
Lfinwand: h. 0,4.3'/,; br. 0,35'/,. — Inv. 1722, A 459.
J?
Bartholomäus van der Holst.
Geb. zu Haarlem 1611 oder 1612, begraben zu Amsterdam den
16. Dec. 1670. Entwickelte sich unter dem Einflüsse des Nicolas
506
Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Elias in Amsterdam, dessen Schüler er, schon als Kind nach
Amsterdam gekommen, wahrscheinlich war.
1595. ^'^ Gattin des Bürgermeisters Andries Bicker von Amsterdam.
(1279.) Halbfigur nach links auf grauem Grunde. Die wohlgenährte Frau
K 1. trägt ein schweres, gemustertes schwarzes Kleid, eine weisse, ab-
stehende Haube, eine grosse weisse Halskrause und Spitzen-
manschetten. Sie legt vorn ihre Hände über einander und hält ihre
Handschuhe in der Rechten. Bezeichnet links oben:
Eichenholz: h. 0,92V2; hr. 0,70. — 187li aus der Sammluug Ruhl iu Köln. —
Das Gegenstück, das Bildniss des Bürgeruieisters Bieker, von demselben Jahre datirt,
befindet sich im Reichsmuseum zu Amsterdam. Dass unser Bild in der That Bürger-
meister Bicker's Gattin darstellt, be.stätigt die Inschrift der Rückseite : Juffrouw
, Boelense Huysvrouwe van de Heer Andries Bicker. — Phot. Braun VIII, 33.
1596. ^'^ ^''^" hinter dem Vorhange. Brustbild von vorn auf
(1276.) grünem Grunde. Das üppige Weib, welches mit der rechten Hand
L 2. einen grünseidenen Vorhang, hinter dem es hervorblickt, zurück-
schlägt und die linke an ihre Brust legt, trägt einen roten TJm-
wurf über weissem Hemde und einige Vergissmeinnicht am Busen.
Bezeichnet rechts unten:
j(fyi
Leinwand; h. 0,73: br. 0,65Vj. — luv. 1722, A IJ. — Die Inventaruuinmor
sitzt auf der Bildinsehrift, die also jedenfalls älter ist. — Phot. Braun IV, 34.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. ' 507
Bildniss eines jungen Mannes. Brustbild nach links auf 1597.
dunkelgrauem Grunde. Das lange schwarze Haupthaar des jungen (1277.)
Mannes von dunkler Gesichtsfarbe mit dem Schatten eines Schnurr- L 2.
barts über der Oberlippe fällt auf den anliegenden weissen Kragen
herab, den er über schwarzem Eocke trägt. Mit der linken Hand
zieht er den schwarzen Mantel über seine Schultern empor.
Leinwand: h. 0,70"/»; br. 0,55Vi- — l"öl von der Leipziger Ostermesse H.
— Inv. 1754. II 47. — Phot. Braun XI, 26 und Phot. Ges.
Bildniss einer alten Frau. Brustbild ohne Hände nach links. 1598.
Die Alte trägt eine abstehende weisse Haube und eine Halskrause. (1278.)
Eichenholz: h. 0,35; br. 0.28Vi. — Zuerst im Katalog von 1855. — Die Ur- ^ 1^.
heberschat't v. d. Helsfs ist nicht unbestreitbar.
Jacob van Loo.
Geb. zu Sluis 1C14, gest. zu Paris am 26. Xov. 1670. Schüler
seines Vaters Jan van Loo. Von 1642 — 1662 thätig zu Amster-
dam, wo er 1652 Bürger wurde, dann zu Paris, wo er 1663 in
die Akademie aufgenommen wurde. Er war von grossem Einflüsse
auf die akademische Kichtung innerhalb der Amsterdamer Schule.
Paris und Oenone. Die schöne Nymphe sitzt nackt auf 1599.
rotem Gewände am Fusse des Baumes; der rechts stehende, nur (1407.)
mit leichtem weissem Gewände geschürzte Hirt schneidet, über sie ^ 2.
gebeugt, fast von hinten gesehen, ihren Namen in den Baum-
stamm. Links ein Lamm und der Hund. Bez. r. u.: I: V: Loo.
Leinwand; h. 2,12: br. 1,72. — Inv. 1754 11, 311. Damals wurde der
Gegenstand als Medor und Angelica (vergl. oben zu N. 336) bezeichnet. Die Nackt-
heit der Figuren lässt jedoch eher auf Paris und Oenone schliessen. So seit dem
Katalog von 184G. Gestochen von Jos. Canale )*( III, 34.
Govert Flinck.
Geb. den 25. Jan. 1615 zu Cleve; gest. den 2. Februar 1660 zu
Amsterdam. Lernte zuerst in Leeuwarden bei Lambert Jacobsz,
dann in Amsterdam bei Eembrandt. In dieser letzteren Stadt
blieb er auch an.sässig.
Ein Mann mit roter Kappe. Profilbrustbild nach links auf 1600.
gelblichem Grunde. Der graubärtige Alte trägt eine blaue Jacke, (1418.)
ein braunes Schurzfell und eine rote Kappe. Bez. links unten: 14 a.
508
Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Eichenholz ; h. 0,71 ; hr. 0,5i. — Zuerst im »Catalogiie« von 1765. — Phot.
Brann.Xm, 31 und Phot. Ges.
I gQ I Ein Herr mit schwarzem Käppchen. Brustbild nach rechts
(1419.1 ^^^f grauem Grunde. Der ältliche Herr mit graublondem Bart trägt
14 a.^*^ einen schwarzen Eock. einen weissen Klappkragen, ein schwarzes
Käppchen. Bezeichnet rechts unten:
1723 aus der Sammlung Wrzowecz in
Nach links gewandt, vor
Leinwand; h. 0,66Vj; br. 0,53Vj. —
Prag. Inv. 1722, A 1448. — Phot. Ges.
1602. ^^^ Urias-Brief. Knieestück.
(1417.) dunklem Vorhang thront David im Purpurmantel, die Krone auf
K 3. dem Haupte. Mit dem Scepter, welches er in der Rechten hält,
berührt er den verhängniss vollen Brief in der Hand des TJrias, der
gehelmt und geharnischt, sich zum gehen wendend, links vor dem
Könige steht. Rechts vorn sitzt der alte Geheimschreiber in gelbem
Mantel und grünem Turban am grünen Tische.
Leinwand; h. l,50'/2; br. 2,18Vj. — luv. 1754, II 97, als »F. Bol.« — So
. noch bei H. 1856; von H. zuerst 1862 frageweise, später ohne Fragezeichen dem
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert.
509
Bol genommen und dem Flinck gegeben. Die Benennung »Flinck«; ist seitdem nicht
wieder bestritten worden und scheint auch uns zutreßend. — Phot. Braun XV, ol
und Phot. Ges.
Ferd. Bol.
Getauft im Juui IG 16 zu Dordrecht, (Bredius, Catalogus, p. 9)
begraben den 24. Juli 1680 zu Amsterdam. Schüler Rembrandt's
zu Amsterdam. Ansässig ebendort.
Die Ruhe auf der Flucht nach Aegypten. In einsamer Felsen- 1603.
Landschaft sitzt Maria nach rechts gewandt. Sie stützt ihren Kopf (1362.)
in die Linke, hält mit der Rechten den auf ihrem Schooss in Kl.
Windeln liegenden Säugling und bietet ihm ihre linke Brust.
Hinter und über ihr sitzt Josef, sorgenvoll auf sie herabblickend.
Seinen Korb hat er rechts auf die Felsenbank gestellt. Ganz
rechts vorn der Esel. Bezeichnet unten links (verkleinert):
Leinwand; h. 2,03; br. 2,61. — 1743 von der Leipziger Ostermesse (Inventar-
Nummer 3362). — Geschabt von W. Ward. — Phot. Braun Tu, 33.
Jacobs Traum. Rechts schläft der junge Jacob mit gefalteten 1 604.
Händen auf rotem Mantel am Felsen. Ein kleiner Engel hebt (1363.)
den Rand seines Strohhutes auf, damit der Glanz des himmlischen K 3.
Lichtes ihm in"s Antlitz scheine. Links vor ihm steht ein grosser
Engel in weissem Gewände, streckt die Rechte segnend über ihn
aus und ist im Begriffe die Himmelsleiter zu besteigen, deren
höhere Sprossen sich in duftiges Halbdunkel verlieren. Bez. r. u.:
/m :
Leinwand; h. 1,28«/,; br. 0,97.
und Phot. Ges.
— Inv. 1722, A 140.
Pliot. Brauu I. 32
510 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1605. Jacob vor Pharao. Der Beherrscher Aegyptens sitzt rechts,
(1364.) nach links gewandt, im Herraelinmantel und hohem Turban, auf
K 3. seinem Thronsessel. Neben ihm steht Joseph in weissem Rocke und
hohem Turban und stellt seinen alten Vater Jacob vor, der in tief-
rotem Rocke links im Vordergrunde kniet.
Leinwand; h. 1,70; br. 'i,14. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 400; bereits
als »Bol.« — Gest. von E. G. Krüger ^ III, 9. — Phot. Braun IV, .35 u. Phot. Ges.
1606. Männliches Blldniss. Wie es heisst, des Künstlers Selbst-
(1365.) bildniss. Brustbild nach rechts auf graubraunem Grunde. Roter
^ 1- Rock, schwarzer Mantel. Langes, auf die Schultern herabfallendes
Haar unter breitem, schwarzem, die Stirn beschattendem Hute.
Leinwand ; h. 0,63 ; br. 0,-18. — Inv. 1722, A 64, als Rombrandt. — Ph. Br. XV, 29.
Jacob van Dorste (vielleicht der Rembrandtschüler DrOSt).
Am 22. Dec. 1667 machte der »Kunstschilder« Jacobus v. Dorsten
zu Amsterdam sein Testament (Bredius N. N.). Literarisch ist
nur ein gewisser Drost bekannt, welcher um 1638 Schüler Rem-
brandt's in Amsterdam gewesen sein, später aber mit J. van der
Meer d. j. und Karl Loth Italien besucht haben soll. Dass beide
identisch seien, erscheint nicht ganz ausgeschlossen. Vgl. die Anra.
1607. Ein IVIann Im Hute. Halbfigur im Profil nach links, auf
(1427.) bräunlichem Grunde. Der Dargestellte, dessen Gesichtsfarbe ganz
14 a. goldig angehaucht ist, trägt einen graugelben Bart, einen braunen
Rock, einen dunklen Hut. Bezeichnet rechts in der Mitte:
Eichenholz; h. 0,74 ; br. 0,59'/». — Inv. 1722, A 11. als »ein Banernkopf von
Rembrandt.« Die Bezeichnung^ ergab (seit dem Katalog von 1862) den wahren Urheber.
Dieser J. van Dorsto war, wie unser Bild beweist, ein Rembrandtschüler : das »Drost«
bezeichnete Bild in Cassel könnte wohl Ton derselben Hand herrühren.
1608. Merkur den Argus einschläfernd. Kniestück. Der alte grau-
(1429.1 bärtige, halbnackte Wächter der Jo sitzt, auf seinen Hüterstab
M 3. gelehnt, nach rechts gewandt, auf einem Steine und ist im Begriffe
einzunicken. Rechts neben ihm bläst Merkur, der Götterbote, in
rotem Mantel und ziegelrotem Flügelhute die einschläfernde Flöte.
Leinwand; h. 1,1672; br. 0,98Vi- — 1748 durth B. Benzoni aus Venedig. —
Schon im Inventar Guarienti (vor 1753) N*. 422 als »Drost. ^< Wenn dieser mit Loth in
E. Amsterdamer Schule. XYU. Jahrhundert. 511
Italien gewesen, so könnte er die Entwickluugvon dem vorigen, an Rembrandt, zu diesem,
in der That an Loth prinnemdem Bilde vielleicht wirklich durchgemacht haben.
Aelbert Jansz Kiomp.
Geb. lim 1618 zu Amsterdam; voninglückt den 20. Oct. 1688.
(Oiid Holland III, p. 77.) Nachahmer des Paul Potter. Thätig in
Amsterdam.
Viehweide am Flussrand. Rechts unter Bäumen ein mit Stroh 1609.
gedecktes Bauernhaus. Links der stille Fluss, in der Ferne ein (1824.)
Kirchturm. Vorn die sonnige Weide mit Kühen und Schafen. In 1^ ^•
der Mitte wird eine Kuh gemolken. Bez. unten in der Mitte:
I
Ji
Leinwand ; b. 0,74 ; br. 0,65. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Phot. Braun X, 38.
Jan Looten (van Looten).
Geb. 1618, mutmasslich zu Amsterdam (wo er sich 1643, 25
Jahre alt, verlobte); gest. 1681 in England. Nachweisbare Daten
auf seinen Gemälden von 1656 — 1677. Thätig wahrscheinlich
zu Amsterdam, zuletzt in England. Landschaftsmaler der vor-
Ruisdaelschen Richtung.
Landschaft mit der Hirtin. Vorn rechts Waldrand auf |6I0.
einer Anhöhe. Unter dem vorderen Baume sitzt eine Schäferin, (1564.)
welche ihren Hund streichelt. Der Schäfer steht weiter links, auf 8 a.
seinen Stab gelehnt, am Abhang. Schafe und Ziegen auf der Weide.
Links Blick über kahle Abhänge in's Thal. Im . ^
Mittelgrunde ein Rundturm. Bez. unten links: I LoOi^T^
Kupfer; h. 0,40: br. 0,49. — 1860 aus dem »Vorrat.«
Landschaft mit dem Galgen. Im Vordergrunde rechts Eichen 1611.
am Berghang. Im Mittelgründe eine Windmühle. Vorn auf (1565.)
dem unebenen W>ge, von hinten gesehen, ein Reiter, dem P 4.
ein Hund folgt. In der Mitte ein Galgen. Links ein
Kirchturm hinter Bäumen. Vorn links '
ein einzelner Eichbaum. Bezeichnet I |
rechts unten: X | f *OT C *f\
Kupfer; h.0,40; br.0,49. — 1860 aus dem
»Vorrat.« — (4ejfünstiJck zum folgenden.
512 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1612. Landschaft mit dem Liebespärchen. Links unter einor
(156G.) mächtigen Eichengruppe weiden Schafe und Ziegen und kost ein
8 a. Hirt mit einer Hirtin. Rechts vorn ein einzelner Bauer. In der
Mitte auf dem sonnigen Wege ein Jäger mit seinen Hunden. Bez.
links unten wie das vorige: J. Looten.
Kupfer: h. 0,40; 0,40. — 18G0 aus dem »Vorrat. <' — Gegenstück zum vorigen.
Otto Marseus van Schrieck.
Geb. 1G19 oder iG20 zu Nijmegen, begraben zu Amsterdam den
22. Juni 1678. (A. D. de Vries in Oud Holland I, 1883, S. IGO
bis IG 8.) Er besuchte Italien, Frankreich und England, arbeitete
aber hauptsächlich in der Nähe von Amsterdam.
1613. Pflanzen mit Inseoten und Amphibien. Ein lebendiger
(1400.) Blumenstrauss (hellroter Mohn, blaue Winde, feuerrote Bohnen-
15 c. blute, weisser Fingerhut) spriesst, von Schmetterlingen umgaukelt,
vor altem dunklem Gestein. An seinem Fuss in der Mitte spritzt
eine Kröte ihr Gift nach einem bereits getöteten bunten Schmetter-
linge. Links fängt eine Eidechse einen Kohlweisling. Bez. 1. u.:
Leinwand; h. 0,69; br. 0,53. — Inventar 1722, A 142.
1614. ^'"^ Schlange am Vogelnest, Eine Mohnblume und eine
(1401.) Blattpflanze spriessen, auch von Schmetterlingen und Insecten
1.5 c. belebt, im Moose vor dem Walde. Links eine Schlange und ein
Vogelnest mit Jungen, die der Alten ihre Schnäbel entgegen-
sperren. Rechts ein Iltis. Bezeichnet halb rechts unten :
H— I
Leinwand; h. 0,G3; br. 0,53. — Inventar 1722, A 152.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 513
Jan Victors (auch Victor, Fictoor).
Geboren 1G20 zu Amsterdam, verheiratet daselbst 1642, 1GC2
Hauseigentümer, zuletzt erwähnt daselbst 1G72. Schüler Rem-
brandt's in Amsterdam. (Oud Holland IV, p. 219 bis 220.)
Die Findung Mosis. Die ägyptische Königstocher sitzt rechts, 1615.
nach links gewandt, am getreppten Ufer des Nils. Vor ihr, von (IG 6 2.)
vorn gesehen, sitzt eine Frau ihres Gefolges und giebtdera kleinen K 3.
Findling die Brust. Acht andere Frauen oder Mädchen drängen
sich neugierig heran. Rechts schliesscn Bäume den Mittelgrund.
Links blickt man in die Ferne. Bez. unten links (ähnlich dem
folgenden): Johs Victors fe. 1653.
Leinwand: h. 1,70; br. 1,99. — Zuerst im Katalog von 1835. — Gegenstück
zum folig'enden. — I'hot. Braun V, ."U.
Die Findung des Bechers in Benjamins Sack. Vorn sind die 1616.
Söhne Jacobs um den geöffneten Kornsack gruppirt. Benjamin (1G63.)
beteuert seine Unschuld, indem er seine Hand an's Herz legt. Der K 3.
Haushalter Josephs aber steht, von vorn gesehen, in der Mitte, hält
den Becher, den er im Sacke gefunden, in der Rechten, und deutet
mit der Linken drohend auf Benjamin. Links ein Knecht mit
einem Esel. Bezeichnet links unten (verkleinert):
I^inwand: h. 1,79: br. l,96Vj- — Zuerst im Katalog Ton 1835. — Gegen-
stück zum v()rii,'en. — Phot. Braun X. 31.
Jacomo Victors (auch Victor, Fictor).
Geburts- und Todesjahr unbekannt. Wahrscheinlich ein Verwandter
des Jan Victors. Lebte um 1663 in Venedig, wo er seinen Vor-
namen italisirte, um 1670 aber wieder in Amsterdam.
Federvieh. In der Mitte vor alten Werkstücken eine weisse 1617.
Henne mit ihren Küchlein. Links weiter oben ein braunes Huhn, (16G4.)
unten eine Taube. Waldhintergrund rechts. Bezeichnet rechts L 3.
am Pfahl:
33
514 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Cl(€t'\0
Leinwand: h. 1,11: br. 0,95. — Nach H. 1741 durch von Kaiserling ; doch
hat sich die Inventarnummer nicht erhalten. ".Vir konnten es zuerst im »Catalofjue*
von 1765 nachweisen.
Gerbrand van den Eeckhout.
Geb. zu Amsterdam den 19. Aug. 1G21 ; begraben daselbst den
29. Sept. 1074. (Oud Holland III, p. 141). Schüler Rembrandt's.
Thätig zu Amsterdam.
1618. Die Darstellung Christi im Tempel. Die Handlung spielt im
(1504.) Chor des Tempels. Von links führt eine Treppe herauf, rechts
14 b. steht das Priestergestühl, in der Mitte schimmert das Allerheiligste
hinter einem Vorhange. Simeon kniet nach links gewandt, mit
dem Christkinde in den Armen. Ihm gegenüber kniet Maria und
steht Joseph mit den Tauben, ßechts Priester in farbigen Ge-
wändern. Vorn links auf einer Stufe sitzt ein rot gekleideter Knabe
mit einem Apfel in der Hand neben einem blaugekleideten Mädchen.
Leinwand; h. 0,G7V2; t)r. 0,84. — Inv. 1722, A 428, als >Rembrandt.« Als
»Eeckhout» seit dem Katalog von 1812.
Giovanni Battista Weenix.
Geb. 1621 zu Amsterdam, gest. 1660 bei Utrecht (nach Hou-
braken). — Schüler des Abr. Bloemaert zu Utrecht, des Claras
Moeijaert zu Amsterdam. Thätig nach seiner Rückkehr aus Italien,
wo er seine Vornamen italisirte, anfangs zu Amsterdam, dann
in und bei Utrecht.
1619. Die Begegnung Jacob's und Esau's. Links vor der Stadt eine
(1694.) mächtige Bogen- und Säulenruine. Rechts führt ein Weg, auf
9 c. dem eine Heerde bildeinwärts getrieben wird, in die Bergland-
schaft. Links vorn umarmen Jacob und Esau sich, tief zur
Erde gebeugt. Links, hinter dem einen, sein Gefolge zu Rosse;
rechts, hinter dem anderen, seine Frauen und Kinder. Bezeich-
net oben in der Mitte:
515
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert.
Leinwand; h. 1,01; br. 1,35. — 1741 aus der Sanimlun«,' Wallenstein in
Dux. — Bis 1723 wahrscheinlich in der Sammlung Wrzowccz in Prag. Vergl.
Dr. Toman im Repertorium X (1887) S. 22.
Hühnerhof unter Ruinen. Links steht ein prachtvolles, ge- 1620.
haubtes, schwarz und weiss gezeichnetes Huhn, hinter dem zwei (IGGö."!
andere im Sande liegen. Rechts bellt ein Hündchen hinter K 1.
einem Steine. Bezeichnet links oben:
1621.
Leinwand: h. 0,78; br. 0,91'/j. — 1741 durch von Kaisnrling.
Vielleicht Giov. Batt. Weenix.
Campagna- Landschaft. Rinder und Menschen auf kahlem,
zerschnittenem Erdreich. Rechts vorn sitzen ein Mann in (I533.)
schwarzem Hute und eine Frau mit ihrem Spinnrocken neben 15 b.
einander am Boden. Auf der Anhöhe darüber fünf Menschen und
ein Ochse. Links ein Jäger mit drei Hunden, in der Ferne ein
Fluss. Links unten der Rest einer Bezeichnung Giov. Ba ....
Leinwand; h. 0,47V2; br. 0,67. — 1742 durch Riedel aus Prag; 185G aus dem
Vorrat. Von H. seltsamer Weise dem noch im XVI. Jahrhundert geborenen Antwer-
pener Maler W. Backereel zugeschrieben, von dessen Hand sonst keine Bilder bekannt
sind. Vergl. F. .1. v. d. Branden, (leschiedenis, p. 661 und 1422. Allerdings las H.
die Bezeichnung auch W. Bakereel. Allein alle neueren Forscher, die das Bild unter-
sucht haben, lesen wie oben angegeben. Diese Bezeichnung scheint auf Giov. Batt.
Weenix za deuten, dem z. B. Scheibler (Dr. Not.) das Bild auch zuschreibt.
Jan Abrahamsz. Beerstraaten.
Getauft den 31. Mai 1622 zu Amsterdam; gest. daselbst 1666.
BrcdiusN. N. Thätig zu Amsterdam, wo er sich 1642 zum ersten,
1665 zum zweiten Male verheiratete. Vergl. die Bem. im Berliner
Kat. von 1883, S. 30 und Oud Holland III, p. 62. Dass Daten
seiner Bilder bis 1668 reichen, muss demnach ein Irrtum sein.
33 •
516 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1622. Flussmündung und Seebucht. Links die offene See, rechts
(1784.) die Bucht, der ein Dreimaster zusegelt. Auf einem Felsenvor-
13 c. Sprung eine alte getürmte Burg, von der ein Holzsteg über einen
Wasserfall zum Festlande hinüberführt. Weiter rechts eine
Wassermühle, ganz rechts ein zweiter Wasserfall. Bezeichnet
unten in der Mitte:
Eichenholz; h. 0,557,; br. 0,45»/,. — Wahrscheialich luventar 1722, B IUI.
Uebrigens erst im Katalog von 1817.
1623. Seesturm an steiler Felsenküste. Rechts die Felsenküste mit
(1785.) einem Rundturm auf dem Vorsprung und einer Holzbrücke über
P 6. die trennende Schlucht. Links, vorn auch rechts, schäumt das
empörte Meer. Unter den Felsen sinkt ein Dreimaster. Einige
Leute haben sich auf die vorn aus den Fluten ragende Klippe
gerettet. Wohl vorn in der Mitte bezeichnet gewesen.
Eichenholz; h. 0,89 ; br. 1,21»/,. — Inventar 1722, B 1113, als Bakhuysen.
Als Beerstraaten, was richtig zu sein scheint, schon seit dem Inventar 175-1, II 698.
Art J. A. Beerstraaten 's.
1 624. Seesturm an steiler Felsenküste. Rechts die schroffe Felsen-
(1974.) küste mit einem Rundturm. Links, vorn auch rechts, das auf-
Q 3. geregte Meer. Links vorn sinkt ein Dreimaster, rechts unter
den Felsen scheitert ein zweiter. Einige Leute haben sich auf
die Klippe vorn rechts gerettet. Bezeichnet unten am Balken:
Niklaes
Leinwand; h. 1,05; br. 1.53. — Inventar 1722, B 994, als Niklaes König. So
wurde die Inschrift nämlich entziffert; und so wurde sie noch von H. gelesen. H.
machte einen Maler Niklaes König daraus, der um 1600 in Nürnberg gelebt habe.
Ein Nürnberger Maler dieses Namens ist jedoch nicht bekannt (nur ein Jakob König,
der kein Seemaler war). Auch genügt ein Blick auf unser Bild, um zu sehen, dass
es nicht um 1600 in Nürnberg, sondern um 1050 in den Niederlanden geraalt ist.
Wir reihen es an dieser Stelle ein , Aveil es uns dorn zuletzt genannten Bilde (N.
1623) vorwandt zu sein scheint. In der Bezeichnung scheint uns »Niklaes« einiger-
maassen sicher zu sein. Den zweiten Namen aber vermochten wir nicht zu entziflFern.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 517
Gerrit Lundens.
Auch Lunden oder Lmidors. Getauft zu Amsterdam den 27. Sep-
tember 1622, verheiratet daselbst 1C43; lebte noch 1677 da-
selbst. Oud Holland IV. (1887), p. 304.
Geiger und tanzendes Mädchen. In einer Bauernstube tanzt 1 625.
ein Madchen mit roten Strümpfen, indem sie mit einem Löffel (1731.)
gegen eine Zinnkanne schlägt. Links vorn ein Geiger. Weiter -^ ^•
zuriick rauchende Zuschauer. Rechts am Kamin schläft einer
auf einem Stuhle. Bezeichnet links unten:
Cu4^K)tr|3 jt)(sC
Eichenholz; h. 0,42: br. 0,.35Vj. — 1751 durch Riedel von der Leipziger Ostor-
messe. H. — Wir konnten es zuerst im Katalog von 1817 nachweisen.
Ein IVlädchen auf den Knieen eines Mannes. Das saubere Pär- 1 626.
chen sitzt vorn, nach links gewandt, auf einem Stuhle. Das (1713.)
Frauenzimmer in schwarzer Jacke mit blauer Schürze streckt P 8.
die Eechte, in der es ein Bierglas hält, ausgelassen von sich.
Kechts weiter zurück küsst ein Alter eine Alte. Bez. u. halb rechts:
CLk^ fs.iJ-V;^
Eichenholz; h. 0,:5P/j; br. 0,29. — Inventar 1722, A 565, als »Gindels.« Die
Inschrift ist jedoch, -wenn sie auch nicht ganz deutlich ist , genau so zu lesen , wie
diejenige des vorigen Bildes, die Jahreszahl wahrscheinlich ebenfalls 1656, sicher nicht
1616. So schon Bode bei v. Zahn VI, S. 195. Uebrigens hat das Bild in früheren
Katalogen stets richtig als "Werk des G. Lundens oder Lunders gegolten und war erst
neuerdings ungerechtfertigter Weise als »unbekannt« bezeichnet worden.
Johannes Lingelbach.
Geb. 1623 zu Frankfurt a. M., gest. 1674 zu Amsterdam. Ge-
bildet unter dem Einflüsse des Ph. Wouwerman, sowie auf einer
Reise durch Frankreich und Italien. Seit 1650 in Amsterdam,
wo er sich 1653 verheiratete.
Ein Seehafen. Links ein Leuchtturm auf einem Bogen- 1627.
Unterbau. Kechts eine Palastmauer mit einem Balcon. In der (1992.)
Mitte das Meer mit grossen Schiffen. Vorn der reich belebte 9 b.
Strand: links Wäscherinnen, rechts ein Herr auf einem Pferd
518 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
neben einer Dame auf einem Maultier, in der Mitte an Waaren-
ballen Männer in bunten Trachten. Bezeichnet rechts in der Mitte:
1
LiN (j£L Bach J-Bcii
Leinwand: h. 1,08«/^: br. 0,S9Vj. — 1751 durch Riedel von der Leipzi{?er
Ostemesse. H. — Inventar GuariRnti (vor 17.>i) N. IGOl. — Phot. Braun XI, 30.
1628. Landvolk am Wege. Rechts eine kleine Anhöhe, auf der ein
(1442.) Bauer mit einem Ochsen pflügt. Unten auf dem Wege wird
13 b. ein Schimmel neben einem schwarzen Pferde von seinem am
Boden sitzenden Lenker am Zügel gehalten. Neben dem letz-
teren rastendes Volk an einem Holzzaun. Links ein Bursche
auf einem Lasttier, eine Frau und ein Knabe.
Eichenholz; h. 0,50; br. 0,43. — Inventar 1722, A 490, nur als »Manier« des
Wouwerman. Im Inventar Guarienti (vor 17G5) N. 522 als »Pieter Wouwerman«. der
ein jüngerer Bruder des Philips M'ar. Später unter die echten Werke des letzteren
gestellt. So auch noch bei H., nach dem das Bild auch mit dem Monogramm Wou-
wermans bezeichnet wäre. Dieses konnte jedoch nicht aufgefunden werden. Dem
Lingelbach zuerst von Scheibler, Dr. Not., zugeschrieben. Nachdem wir die bezeich-
neten Bilder der frühen, von Wouwerman beeinflussten Ali Lingelbach's (z. B. im
Amsterdamer Museum) auf's neue verglichen, sind wir zu der Ueberzeugung gekom-
men, dass es wahrscheinlich wirklich aus der Frühzeit dieses Meisters herrülirt.
Paulus Potter.
Getauft den 20. November 1625 zu Enkhuizen, begraben den
17. Januar 1654 zu Amsterdam. Schüler seines Vaters Pieter
Potter zu Amsterdam und des Jacob de Wet zu Haarlem.
Thätig erst zu Delft, dann im Haag, zuletzt in Amsterdam.
1629. Ein Rinderhirt mit seiner Heerde. Der Hirt schreitet nach
(1529.) links gewandt, rechts vorn vor einem alten Weidenbaume hinter
13 a. seinen sechs Kindern her. In der Mitte des Mittelgrundes auf
einer kleinen AnhiUie ein Wagen. Im Hintergrunde ein Kirch-
turm. Rechts im Mittelgrunde ein Bauernhof unter Bäumen.
Bezeichnet links unten:
E. Amsterdamer Schule. XVII, Jahrhundert. 519
Eichenholz : h. 0,36 ; br, 0,49'/,. — Inventar 1222, A 278. — Gegenstück zum
folfjenden. — Phot. Ges.
Ruhende Heerde. Links vorn auf einer kleinen grünen An- 1630.
höhe ein Pferd, vier Schaafe, eine liegende graue Kuh und ein (1530.)
bunter Stier, der sich an einem Pfahl reibt. Rechts vorn liegt 13 a.
unter spärlich belaubtem Baume eine braune Kuh. Rechts im
Mittelgrunde Waldrand vor Dünen. Bezeichnet links unten:
Vaulus polier, -h
Eichenholz: h. 0,35V, ; br. 0,46V2- — Inventar 1722, A 282. — Gegenstück
znm vorigen. — Phot. Braun I, 3G und Phot. Ges.
Nach Paul Potter.
Jäger und Hunde Im Waldpark. Im Vordergrund das »Bosch« 1631.
beim Haag. Im Hintergrunde rechts eine Windmühle, ganz (1528.)
hinten die Stadt. Rechts vorn treibt ein Hirt einige Rinder 13 b.
nach links. Links vorn führt ein Reiter in blauer Jacke ein
gesatteltes Pferd in einer grossen Meute von Jagdhunden. Links,
weiter zurück, ein Herr auf einem Schimmel; im Mittelgrunde,
nach rechts gewandt, der fürstliche sechsspännige Wagen mit
einem Yorreiter. Bez. links unten (ähnlich wie die vorigen):
Paulus Potter Fee . 1652.
Leinwand: h. 0,G2V2; br. 0,77Vj. — Inventar 1754, 11 645, als »Paul Potter
und Adriaen van de Velde.« — Das bedeutend frischere und kräftigere Original Potter 's
befindet sich in der Berliner Galerie. Dass die Tiere unseres Bildes eher die Hand
Adriaen van de Velde's, als diejenige Potters zeigen, haben Kenner längst bemerki;.
Da Adriaen van de Velde sich nach Potter bildete, so wäre nichts auffallendes darin,
wenn er einmal ein ganzes Bild von letzterem copirt hätte. Die Notiz in unserem
alten Inventar scheint auf eine richtige, aber missverstandene Ueberlieferung zurück-
zugehen. — In unseren bislierigen Katalogen galt unser Bild als das Original Potter's.
Karel Du Jardin.
Geb. zu Amsterdam 1622 (Bredius N. N.), gest. zu Venedig den
20. Nov. 1678. Schüler des Nie. Berchem. Später unter dem
Einflüsse Potter's, schliesslich in Italien selbständig weitergebildet.
Er arbeitete im Haag, in Amsterdam und in Italien.
520 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1632. Die Ziegenmelkerin. Komische Campagna. Links vom ein
(1576.) Strohdach, vor dem ein knieendes Mädchen eine Ziege melkt.
7 a. Schafe liegen daneben. Rechts im Hintergrunde eine römische
Ruine. Bezeichnet links am Zaun:
Eichenholz; h. 0,23; br. 0,29. — Inv. 1722, A 100.
1633. Der Ochse. Auf einer baumlosen Anhöhe, hinter welcher
(1577.) links ein Knabe mit seinem Hunde hervorblickt, steht ein rot-
7 a. ^ brauner Ochse, ruhen ein Schaf und eine Ziege, frisst ganz
rechts eine andere Ziege eine Blume. Schwere Wolken links
unten, blauer Himmel rechts oben. Bezeichnet unten links:
^/DV jA7U>iHy!
Eichenholz; h. 0,26; br. 0,35. — Inv. 1722. A 451. — Phot. Ges.
1 634. Diogenes. Kniestück. Links schöpft ein Knabe, von vorn
(1575.) gesehen, Wasser mit der hohlen Hand aus einem Brunnen.
7 b. Rechts steht, nach links gewandt, Diogenes mit grauem Haar
in gelbem Mantel. Den Becher hält er noch in der rechten
Hand. Bez. unten links (undeutlich) : K . DV . lARDIN .
Eichenholz; h. 0,42Vj; br. 0,31. — Inv. 1754, II 475.
Adriaen H. Verboom.
Geb. zu Amsterdam 1628 (Bredius N. N.). Thätig daselbst
zwischen 1640 und 1670 unter dem Einflüsse Jac. v. Ruisdaels;
1667 wird er urkundlich dort erwähnt.
1635. Ein Dorfweg unter Bäumen. Rechts eine Häusergruppe, vor
(1560.) welcher ein Hollunderbaum blüht. Links ein Wasser, an dem
14 c. Weiden und Pappeln wachsen. Ein sonniger Weg führt mitten
durch's Dorf und wendet sich rechts nach vorn herab. Hier
treibt ein Schäfer seine Schafe hervor. Bez. rechts unten:
E. Amsterdamor Schule. XVil. Jabrh undert. f)21
I^einwand ; h. 0,65'/,; hr. 0,78. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Gegen-
stück zum folijpndf^n.
Schweine am Eichwalde. Links führt ein Weg in leiser 1636.
Biegung ans dera AValde hervor, an dessen Eand ein mächtiger (15Gh)
Eichbanm steht. Unter demselben eine kleine Heerde Schweine. 14 c.
Rechts flaches "Waldland. Bez. unten links wie das vorige:
A. r. Boom. f.
Leinwand: h. 0,05' 2 : ^t- 0,68. — Zuerst im »Catalogue < von 1705. — Gegen-
stück zum vorigen.
Jan Vonck.
Um 1G70 ZU Amsterdam thätig, wo er, wie unser Bild zeigt,
mit Jac. van Ruisdael gemeinsam arbeitete. Sohn und Schüler
des Elias Vonck (Bredius N. N.). Vergl. übrigens Kramm III,
S. 1788 und Bredius im Utrechter Katalog S. 92.
Ein von Hunden verfolgtes Reh. Rechts im Hintergrunde 1 637.
Waldrand, vorn ein Wasser. Die Landschaft von Jac. van (1803.)
Ruisdael gemalt. Das Reh wird nach links gehetzt. Zwei K 2.
Hunde stellen es von vorn ; einen dritten hat es rücklings über
den Haufen gerannt; ein vierter packt es von hinten. Bez.
rechts unten (verkleinert):
<^?;ß
Leinwand; h. 1,37: br. 2,09. — Inventar 1754, II 466.
Angeblich Vonck.
Totes Geflügel. Links hängt ein weisser Fasan auf die 1638.
rotbraune Tischdecke herab. Rechts liegen ein Rebhuhn und (1804.)
eine Schnepfe. Zwei kleine Vögel hängen am Tischrand. P 8.
Eichenholz; h. 0,74; br. 0,59V2. — Inv. 1754, II 614 als »Vunk.« — Der Aus-
führung nach erscheint es unserem Bilde Lelienbergh's N. 1339 verwandt.
522 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Jan Hackaert.
Geb. 1629 zu Amsterdam; gest. daselbst, nach Hoiibraken.. 1699.
(Der nach Oud Holland III, 146 den 10. April 1726 begrabene
J. Hackaert war nicht der Künstler, Bredius N. N.) Besuchte die
Schweiz und Italien. A. van der Velde oder Lingelbach pflegten
ihm die Figuren zu malen. Thätig hauptsächlich zu Amsterdam.
1639. Belebte Landstrasse am Bergabhange. Links führt die sonnige
(1578.) Strasse, auf der ein Hirt neben einer reitenden Frau seine
8 b. Schafe treibt, während weiter vorn eine zweite Frau zu Fuss
neben ihrem Lasttier schreitet, am Abhang schöner, nach rechts
sich zur Ebene senkender Berge entlang. Eechts vorn eine statt-
liche Bdumgruppe.
Leinwand; h. 0,9772 1 l>i'. 1,10. — Zuerst im Katalog 1835. — Seit dem Kata-
loge von 18G2 versah H. den Namen Hackaert's bei dem Bilde ohne Grund mit
einem Fragezeichen.
Willem Kalf.
Geb. zu Amsterdam (vor 1630; vergl. das Berliner Verzeich niss
von 1883, S. 226); gest. daselbst den 31. Juli 1693. Schüler
des Hendrik Pot. Thätig zu Amsterdam.
I ßzin Stilleben. Vor dunklem Grund auf einem Steintisch links an-
rip^rs^ geschnittene Citronen, in der Mitte ein grüner Eömer mit Gold-
L 3 ^^^^ ^^^ ^^^ hohes Stengelglas mit Rotwein, rechts auf persischem
Teppich eine blau-weisse Steinschale. Andere Gläser sind leider
unrettbar in den dunklen Hintergrund versunken. Bezeichnet
halblinks unten W . KALF . 1661 (die letzte Ziffer nicht sicher).
Leinwand; h. 0,4872; br. 0,417j. — 1741 durch von Kaiserling.
Ludolf Backhuysen.
Geb. zu Emden zwischen dem 29. April und 30. August 1633
(da er am I.Juli 1658 24 Jahre, am 29. April 1660 26 Jahre
alt zu sein erklärte; Oud Holland HI, p. 50 und 60); begraben
den 12. November 1708 zu Amsterdam. Schüler des Allart
van Everdingen, vielleicht auch des Hendrik Dubbels.
1 64 1 . ^'"ß Seeschlacht. Auf bewegtem graugrünen Meere sind die
(1572.) holländische Flotte (zur Linken) und die englische Flotte an
16 a. einander geraten. Geblähte Segel: wehende Fahnen; Pulver-
dampf. Vorn links sinkt ein Schiff, dessen Mannschaft sich in
Booten rettet. Rechts brennt ein Schiff", dessen Mannschaft auf
einem Kutter davonsegelt. Bez. unten in der Mitte: L . B.
Leinwand: h. 0,04: br. 1,1372. — Inventar 1754, II 267.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 523
Nicolas Maes.
Geb. 1G32 zu Dordrecht, gest. zu Amsterdam im Novbr. 1693.
Schüler Keuibraiidfs zu Amsterdam von 1650 — 1655. Nach einem
Besuche Antwerpens änderte er später seinen Stil. Die durch
Eembrandt beeinüussteu Sittenbilder gehören seiner früheren Zeit,
die kälteren, bauschigen Bildnisse seiner späteren Zeit an. Zwei
Meister des Namens sind um so weniger anzunehmen, als schon
Houbraken (Ed. 1753, p. 253 — 254) auf die Stilwandlung des
N. Maes aufmerksam gemacht hat. Thätig zu Dordrecht und
zu Amsterdam.
Blldniss des Herrn Godard van Reede und Agrun. Brustbild 1642.
von vorn vor landschaftlichem Hintergrunde in einem gemalten, (1571.)
schwarz umralimteu Oval. Der vornehme Herr, dem die Haare ^
lang auf die Schultern herabfallen, trägt einen hochroten Rock
mit violetten Aermeln und einen gebauschten gelben Mantel.
Bezeichnet rechts unten:
ÄSS-
Leinwand : h. 0. 44*72 ! br. 0,32V2- — 1874 aus der Sammlung Reede van
Oudtshoorn in Utrecht. Charakteristisches Werk der Spiitzeit des Meisters. — Fhot. Ges.
Angeblich Nie. Maes.
Der Tellerputz. In einer Küche stehen an zwei Fässern 1 643.
zwei Frauen, deren eine ein braunes Kleid mit feuerroten Aer- (1570.)
mein, deren andere über feuerrotem Kocke eine dunkelgrüne 13 b.
Jacke trägt, und putzen Zinnteller. Bezeichnet unten links
(in sehr verdächtiger Fornij: N . Maes.
Eichenholz; h. 0,5K; br. 0,72V2- — 1874 aus der Sammlung Reede van Oudts-
hoorn zu Utrecht. — Das Bild ist nicht frisch und fein genug, um ein echtes Bild
der frühen Zeit des N. Maes sein zu können. Der Art des Maes scheint es uns aller-
dings verwandt. — Ein Küchenbild im Museum Suermondt zu Aachen mit der Inschrift
„A. V. Maris, fcc. Ilj4^>" scheint uns die gleiche Hand zu zeigen. — Vergleiche auch
Th. Levin, Verzeichniss der Düsseldorfer Ausstellung 188G S. 5U. — Ueber A. v. Maas
und seine Beziehungen zu X. Maes ist uns 'jedoch nichts bekannt.
524 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Willem van de Velde d. j.
Geb. 1633 zu Amsterdam, gest. zu Greenwich bei London den
6. April 1707. Schüler seines Vaters W. v. de Velde des
älteren. Seit 1G77 Hofmaler des Königs von England. Thätig
in Amsterdam, wo er sich 1657 verheiratete, und in London.
1 644. Schiffe auf offenem Meere. Graugrünes bewegtes Wasser.
(1638.) Am blauen Himmel mächtige, von links beleuchtete Wolken.
13 a. Links segeln einige Dreimaster. Eechts kommt ihnen ein an-
derer entgegen. Bezeichnet halb rechts unten:
QyD^öC^
Eichenholz; h. 0,81Vj: br. l,05i|2. — 1874 im Kunsthandel aus London. —
Die Echtheit des Bildes ist nicht unbestritten (vergl. Eisenniann, Kunstchronik XVI,
S. 654), scheint uns jedoch unzweifelhaft, vrenn es auch keins der feinsten Bilder
des Meisters ist. — Phot. Ges.
Frederik de Moucheron.
Geb. zu Amsterdam (nicht zu Emden) 1633 oder 1634 (Oud
Holland III, 231); begraben zu Amsterdam den 5. Januar 1686
(Bredius, Catalogus 1886, S. 55). Schüler des Jan Asselijn.
In Frankreich weitergebildet. Später in Amsterdam ansässig.
1645. Waldige Berglandschaft. Im Mittelgrunde links ein Gebäude.
(1805.) Rechts oben am Gebirge eine Ortschaft. Links vorn auf dem
14 a. Wege zwischen hohen Bäumen ein Jäger mit drei Hunden.
Bezeichnet unten halb links:
Leinwand; h. 0,0)9; br. 0,83. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Dieses Bild
und die folgenden wurden in Dresden bisher Isack de Moucheron, dem Sohne Fre-
derik's, zugeschrieben. — Allein ihr Stil ist durchaus der bekannte Frederik's. Isack's
Landschaften, die man am besten im Schweriner Museum kennen lernen kann, sind
absichtlicher stilvoll gehalten und erinnern mehr an diejenigen Glauber's und Meyering's.
— Gegenstück zum folgenden.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 525
Waldige Berglandschaft. Links vorn ein stiller Weiher: 1646.
weiter zurück zwei kreuzförmig- geg"en einander geneigte Bäume. (1806.)
Vorn in der Mitte ein weisser Blütenbusch. Sonniger Fernblick 14 a.
in der Mitte. Auf dem belebten Wege rechts an der Höhe eine
Frau, die einen Korb auf dem Kopfe trägt, mit einem Hunde.
Bezeichnet unten in der Mitte:
MOUiC[-^KON
Leinwand; h. 0,69; br. 0,81. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegenstück
zum folgenden. Vergloieho die Bemovkungon zu diesem.
Wald- und Flusslandschaft mit Jägern. Links der Wald; vorn 1647.
in der Mitte der Weg, auf dem zwei Jäger mit ihren Hunden, (1807.)
ein Herr mit einem Falken und eine Dame zu Pferde nach links 12 b.
eilen. Kechts der Fluss. im Hintergrunde sonnige Bergferne.
Bezeichnet halb rechts unten:
iecit.
Leinwand; h. 1,11: br. 1,39. — Inventar 17.5-i, II 316. — Vergleiche die Be-
merkungen zu X. 1645.
Weg am Bergabhang. Links vorn und im ganzen Hinter- |648.
gnmde das Gebirge. Rechts vorn und im Mittelgrunde die leicht (1808.)
gewellte Ebene. Der Weg, auf dem eine Heerde Schafe getrieben 13 b.
wird, führt links unter Felsen an einer Ruine vorbei. Rechts vorn
ein zärtliches Hirtenpaar. Bezeichnet halb links unten (wie die
vorigen): MOÜCHERON.
Leinwand; h. 0,40; br. 0,66. — 1741 durch von Ivaiserling. Als Inventar-
Nummer 2681 nicht 1742 durch Riedel aus Prag, wie H. angab. — Vergleiche die
Bemerkungen zu N. 1645.
Waldlandschaft mit Wasserfällen. Im Walde links ein klei- 1649.
ner Rundturm; rechts schmaler Fernblick. Vorn ein Wasserfall (1810.)
zwischen Felsen; in der Mitte zwei Ziegen. Bezeichnet unten 49 b.
links (wie N. 1645): Mouchei'o^i.
Leinwand: h. 0,85; br. 0,6672. — Inventar 1754, II 161. — Vergleiche die
Bemerkungen zu N. 1645.
526 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1650. Park- und Flusslandschaft. Links zwischen hohen Bäumen
(1811.) eine Dreisäulenruine; rechts vorn Pfauen auf dem Geländer. Am
13 b. Flusse Fischer, auf ihm eine vornehme Barke. Im Mittelgrunde
ein weisses Schloss; im Hintergründe hohe Berge.
Leinwand; h. 0,50Vj; br. 0,CG. — 1741 durch von Kaiserling. — Vergleiche
die Bemerkungen zu N. 1645.
Angeblich Isack de Moucheron.
Geb. zu Amsterdam, gest. daselbst den 20. Juni 1744. Schüler
seines Vaters Frederik de Moucheron.
1 65 I . Landschaft mit der Bogenbrücke. Rechts Bergabhang, links
(1809.) Fernblick, vorn in der Mitte zwei Bäume. Unter dem Bergabhang
50 c. ein Fluss, den in der Mitte neben einem Rundturm eine Bogen-
brücke überspannt. Ueber die Brücke treibt ein Hirt zwei Ochsen.
Rechts vorn ein Fischer.
Leinwand; h. 0,71Vj; br. 0,88Vj. — Zuerst im Katalog von 1817. Damals
und noch bei H. als Isack Mouclieron, wie die übrigen die wir dem Frederik zurück-
gegeben haben. Dieses verdorbene Bild zeigt jedoch weder die Hand des Frederik,
noch des Isack Moucheron. Es zeigt eben so viel, wenngleich nur entfernte Ver-
wandtschaft mit Jan Both, als mit diesen Meistern.
1652. Das Schloss am Flusse. Links im Mittelgrunde liegt das
(1812.) stattliche Schloss am Flusse. Der Weg führt vor dem Schlosse
9 b. über eine Brücke und windet sich unter hohen Bäumen und Felsen
nach rechts vorn herab. Auf ihm eine reitende Hirtin mit ihrem
Kinde an der Brust und ein Hirt zu Fuss mit Schafen und Ziegen.
Leinwand; h. 0,70Vj; br. 0,88V2- — Erst 1856 aus dem Vorrat. H. versetzte
es unter die Werke des Isack de Moucheron, welche wir Frederik Moucheron dem ä.
zurückgegeben haben. — Vergl. N. 1645. Es zeigt Jedoch eine andere Hand als diese,
Avirklich eher diejenige der Fnihzeit Isack de Moucheron"s: doch erscheint uns auch
dessen Urheberschaft nicht gesichert zu sein.
Frederik de Moucheron d. j.
Lebensumstände unbekannt. Wahrscheinlich ein Sohn des älteren
Frederik, ein Bruder des Isack de Moucheron. Lebte und arbeitete
Avahrscheinlich in Amsterdam.
1653. Im Schlosspark. In der Mitte des steifen Schlossgarteus
(1573.) mit den beschnittenen Anpflanzungen führt ein schnurgerader,
^ *■ breiter Weg bildeinwärts zum Schlosse. Vornehme bunt gekleidete
Leute auf dem Wege. Vorn liegen ihrer zwei, mit zwei Hunden
spielend, im Rasen. Bezeichnet links unten:
T'.Moucfxtrony . Tccii ,
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 527
Leinwand ; h. 0,27 ; br. 0,34Vv. — 1741 durch Kaiserling (Inv. 8» 2692). Also
nicht schon im Inventar 1722, wie H. annahm. — Bei H. dem älteren Frederik
Moucheron zutjeschrieben : doch dieser war schon 1633 geboren und wurde am 5; Jan.
1686 in Amsterdam begraben, wogegen unser Bild 1713 gemalt ist. Die von einigen
Seiten bezweifelte Existenz eines Jüngeren Frederik Moucheron beweist unser Bild
zur Genüge. Ob er ein Sohn des alteren war, bleibt immerhin zweifelliaft.
Jan van Neck.
Geb. zu Naarden um 1635 oder 1636; gest. zu Amsterdam 1714.
Schüler des Jac. Backer. Vertreter der akademischen Richtung.
Thätig hauptsächlich zu Amsterdam.
Ein Pans-Opfer. Links am üppigen "Waldrand, unter einem 1 654.
Vorhang, den flatternde Amoretten emporheben, stehen zwei be- (1134.)
kränzte Hermen, deren eine Pan darstellt. Bachantinnen mit 7 b.
ihren Kindern und Dienern und Böcklein opfern, verehren und
musiciren vor ihnen. Rechts reitet ein Knäblein. das eine Traube
in der Rechten hält, auf einem aufsteigenden Bocke. Bez. r. u.:
Leinwand; h. 0,83; br. 0,08. — 1751 aus Leipzig. Geschenk des Kurprinzen
an den Konig.
Adriaen van de Velde.
Geb. zu Amsterdam 1635 oder 1636; gest. daselbst den 21. Jan.
1672. Schüler seines Vaters Willem van der Velde d. ä., des Jan
Wijnants und des Ph. Wouwerman. Thätig zu Amsterdam.
Die Viehweide mit der Melicerin. Links ein Bauernhaus |655.
unter Bäumen. Rechts im Hintergrunde, ein Kirchturm. Vorn (1643.)
links ein Pferd, Schweine. Hühner, Ziegen und eine ruhende weisse 13 b.
Kuh, in der Mitte, hinter anderen Kühen und Schafen, eine dunkle
Kuh, an welche ein Mann sich anlehnt, // » , ^ . ^ß\ ^
während ein Mädchen sie melkt. Be- "V • V- vBtÜC ^
zeichnet halbrechts unten: J^ J^J
Leinwand: h.0,50; br. 0,71'/,. — Inventar 1722, A 406. — Ge.st. von H. F.
Lanrin ^ lü, 24. — Phot. Braun 11, 40.
528 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1 656. Die trinkende Frau. Kniestück fiist von vorn. Eine sitzende
(1639.) junge Frau in grauer, mit weissem Pelz besetzter Jacke, weisser
11 b. Schürze und blauen Bändern im Haar hält mit der Linken einen
Krug auf ihrem Schoosse und führt mit der Rechten ein Spitzglas
zum Munde. Bez. rechts oben:
Eichenholz; h. 0,217,; br. 0,19. — Inventar 1722, A G40. — Die Jahreszahl
jvurde bisher irrtümlich 1661 gelesen. — Phot. Braun X, 33.
1657. Rinder und Schafe unter Ruinen. Rechts ein Wasser in
(1641.) Ruinengewölben; links einige Rundbogen, durch welche das Vieh
13 a. hereingetrieben wird. Rechts vorn sitzt der Maler in rotem Rocke.
Zu seinen Füssen liegt sein Hund. Vor ihm im Wasser steht eine
Bäuerin mit blossen Beinen, die mit der Rechten ihren blauen
Rock zusammen nimmt. Bezeichnet rechts unten:
Leinwand; h. 0,79Vj; br. 0,66Vi. — Zuerst im Katalog von 1817. — Phot.
Braun XIII, 35.
1658. Die Rinderheerde im Thor. Rechts hohe alte, von Schling-
(1640.) gewachsen umwucherte Maaern, aus deren Thor eine auf einem
8 b. Pferde reitende Hirtin und ein Hirt zu Fuss eine Rinderheerde
heraustreiben. Links die Landschaft. Vorn der Weg und die
Weide mit Schafen. Ganz vorn rechts ein abgehauener Baum-
stamm. Bez. rechts unten wie die vorigen: A. v . Velde 1667.
Leinwand; h. 0,75V2; br. IjH"/,. — Inv. Guarienti (von 1753) X. 1680. —
Die Landschaft erinnert noch sehr an Wijnants, den Lehrer A. van de Velde 's. —
Phot. Braun X, 34.
1659. Eisbelustigung auf dem Stadtgraben. Rechts auf der hohen
(1642.) Stadtmauer ein Giebelhaus. In der Mitte der in der Ferne über-
14 a. brückte, reich belebte, gefrorene Stadtgraben, auf dem sich ein
junger Mann seine Schlittschuhe anschnallt. Links am baum-
reichen Ufer unter den Zuschauern zwei Männer mit einem Hunde.
Bez. 1. u. wie die vorigen: A . v . Velde f . 1665 oder 1669.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert. 529
Leinwand auf Nussbaumholz ; h. 0,33; br. 0,407»- — 1754: durch Le Leu aus
der Sammlung de la Bouexiere in Paris (Inspector Gustav Müller). — Phot. Braun
VIIL 38 und Phot. Ges.
Viehweide neben einem kahlen Baume. Links der winterlich 1660.
kahle, nur noch einzelne braune Blätterbüschel bewahrende Baum, (1644.)
unter dem drei Rinder stehen, von denen zwei ihre Köpfe an ein- 14 c.
ander reiben. Rechts einige Schafe. Im Hintergrunde graublaue
Borge. Bezeichnet unten links wie die vorigen: A . ?' . Velde f.
Eichenholz: h. 0,32V2; hr. 0,39V2. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1645.
Jan van der Heyde.
Geb. zu Gorkum 1637; verheiratet zu Amsterdam 1661, gest.
daselbst den 28. September 1712. Reiste in Deutschland, Bel-
gien und England. Arbeitete hauptsächlich in Amsterdam.
Stadtbild aus dem alten Brüssel. Rechts führt eine Treppe 1 66 I .
an einer alten Mauer empor. Dahinter eine stattliche gotische (1629.)
Kirche mit graublauen Dächern. Links im Mittelgrunde hell von 16 a.
der Sonne beleuchtetes palastartiges Gebäude im Stile der Zeit des
Meisters mit anstossendem Garten und Brunnen. Ver- 77/ /-
schiedenartige Gestalten vorn auf der Strasse. Bezeich- /^
net rechts am Strebepfeiler: ^w&
Eichenholz: h. 0.20; br. 0.27V2- — Zuerst im Katalog von 1817.
Das Bergkloster. Das Kloster liegt links. Vor demselben 1662.
führt ein belebter Weg unter Bäumen zu einem Kapellchen mit (1630.)
einem Heiligenbilde herab. Rechts ein Bach. ^-^-v 11 b.
In der Mitte des Mittelgrundes zwei Mönche. \/j^^iHp
Bezeichnet rechts unten: /
Eichenholz; h. 0,24; br. 0,29V2- — Zuerst im Katalog von 1817. Vielleicht
Inv. fJuarienti (vor 1753i X. 1718. Gegenstück zum folgenden.
Das Kloster hinter dem Wildpark. Im Mittelgrunde links ein 1 663.
weisses, vielfenstriges Gebäude, in der Regel als Kloster bezeichnet, (1631.)
rechts eine turmlose gotische Backsteinkirche. Vorn der Wild- Hb.
park, in dem Damwild weidet, in der Mitte ^ *=0 -u"^
ein Baum. Bezeichnet unten in der Mitte: ' ^'^<^<i.
Eichenholz; h. 0,24; br. 0,29. — Zuerst im Katalog von 1817. — Gegen-
stück zum vorigen.
34
530 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1 664. Eine Strasse mit Kirchen und Klöstern. Die gotische Haupt-
(1632.) kirche liegt rechts im Mittelgninde. Links vorn ein Heiligenbild
8 a. im Schatten eines Baumes, im Mittelgrunde ein Kloster und ein
Kirchturm. Rechts vorn ein Priester mit der Monstranz unter
purpurnem, von Chorknaben getragenem Bai- jrr -.-n
dachin. Bezeichnet halblinks unten am Stein: l^/^pd^ -
Eichenholz; h. 0,32V2; ^r. 0,43Vj. — Inv. 1722, A 412.
Meindert Hobbema.
' Geb. 1638 zu Amsterdam (Oud Holland I, 1883, p. 181 —1 85),
gestorben daselbst am 7. Dec. 1709. Schüler des Jac. v. Ruisdael,
aber selbständig weiterentwickelt. Thätig zu Amsterdam.
1665. Weg zwischen Hütten unter Bäumen. Zu beiden Seiten des
(1563.) Bildes liegen Hütten am Waldrande unter Bäumen. Zwischen
13 a. ihnen führt der gelbe Sandweg gerade in der Mitte bildeinwärts.
Auf ihm unter anderen ein Mann in roter Jacke. Halbbedeckter
Himmel mit hell von rechts beleuchteten "Wolken. Bez. 1. u.:
m ^i£S<'
fTLCl
Eichenholz; h. (),33'i2 ; l>i'- 0,41i!2. — 1S74 im Kunsthandel aus einer Privat-
sammlung in Amsterdam. — Die Echtheit ist weder unbestritten noch unbestreitbar ;
(loch halten wir die Unechtheit nicht für erwiesen. Die Bezeichnung zeigt die be-
kannte Handschrift Hobbema's. Ist das Bild nicht , was wir anzunehmen geneigt
sind, eine echte, flüchtige Arbeit des Meisters, so könnte es nur sammt seiner gleich-
zeitigen Inschrift eine raffinirte moderne Fälschung sein. Dies anzunehmen sehen
wir jedoch bis jetzt keinen genügenden Grund. — Phot. Braun X, 35.
Jan Weenix.
Geb. um 1640 zu Amsterdam, gest. daselbst den 20. September
1719. Schüler seines Vaters Giovanni Battista AVeenix. Thätig
zeitweise in Utrecht, zeitweise im Schlosse Bensberg bei Düssel-
dorf für den Kurfürsten Joh. Wilhelm von der Pfalz, hauptsäch-
lich aber in Amsterdam.
Da durch das von Bredius aufgefundene Testament seines Vaters feststeht,
dass er um 1()40 geboren ist, so muss seine eigene Angabe vom T. October 1679 (Oud
Holland IV, p. 300), an dem er aus Anlass seiner Verheiratung erklärte, 30 Jahre
alt zu sein, entweder irrig niedergeschrieben sein oder auf der Absicht des Künstlers
beruhen, sich jünger zu machen, als er war.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert.
531
Das grosse Stilleben mit dem toten Reh. Links vor bäum- 1666.
reichem Hintergrunde ein totes Reh, eine tote Ente und Jagd- (1696.)
gerat, überragt von Sonnenblumen. Tote Tauben vorn in der Mitte. K 3.
Rechts Früchte und eine grosse Steinvase. Dazu links vorn ein
grosser schwarzer Hund, rechts auf" der Vase ein Aeffchen ; in der
Mitte des Mittelgrundes eine Statue. Rechts in der Landschaft
verfolgen Jiiger und Hunde ein Reh. Bez. 1. u. (verkleinert):
Leinwand: h. 1,27^2: br. 1.69. — 174:^ durch Algarotti aus der Casa Romieri
in Venedi«:. — (legenstück zum foljjrenden. — Phot. Ges.
Das grosse Stilleben mit dem toten Hasen. Der tote Hase 1667.
hängt in der Mitte von einem Baumast herab, auf dem lebende (1698.)
ögel sitzen. Hinter dem Hasen spriessen Rosen um eine Säuleu- K 3.
trommel. Links neben ihm liegt ein Fasan zwischen Jagdgeräten,
rechts liegen ein Rebhuhn und kleine Vögel unter einer pracht-
vollen Steinvase. Links Fernblick in den reich mit Statuen ge-
schmückten Park unter rötlichem Himmel. Bez. o. r. (verkleinert):
Leinwand: h. 1,30; br. 1.70. — 1743 durch Algarotti aus der Casa Romiori
in Venedig. — Gegenstück zum vorigen.
Das Stilleben mit dem blauen Kissen. Rechts neben einem 1668.
Pfeiler, an dem tote Vögel hängen, liegt ein blaues Kissen, auf (1697.)
diesem ein toter Hahn und ein totes Rebhuhn. Links die Park- L 3.
Landschaft und rotgrauer Himmel. Bez. oben rechts (verkleinert) :
^^6^Ä
Leinwand; h. 0,97 ; br. 0,81. — 1741 durch von Kaiserling.
34
582 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1669. Das Stilleben mit dem weissen Hahne. Auf einem Marmor-
(1699.) tische, über dem rechts ein Feldhuhn und ein Jagdhorn hängen,
K 4. liegt ein toter weisser Hahn. Links neben demselben ein Fasan,
rechts auf der Decke kleine Vögel. Links hinter dem Fensterbogen
die Landschaft.
Leinwand; h. 1,C0V2; br- 0,80V2. — Inventar 1722, A 236.
Angeblich Schüler des Jan Weenix.
1670. Totes Wild und Jagdgerät. An einem Baum ist ein Hase an
(1700.\einem seiner Hinterläufe aufgehängt. Neben seinem auf dem
P 8. Felsen ruhenden Kopfe links kleine tote Vögel, rechts Schnepfen.
Hinter dem Hasen eine Flinte. Links oben ein grosser bunter Vogel.
Leimvand; h. 0,97; br. 0,7372- — 1741 durch von Kaiserling, als Inventar-
Nummer 2571. — Spater im Vorrat; 1856 zur Galerie. — Wir kennen die Hand nicht.
Egion Hendrik van der Neer.
Geb. 164B zu Amsterdam; gest. den 3. Mai 1703 zu Düsseldorf.
Schüler seines Vaters, des Landschaftsmaler Aert van der Neer
und des Jac. van Loo zu Amsterdam. Anfangs thätig in Rotter-
dam und im Haag, dann in Brüssel, schliesslich als Hofmaler des
Kurfürsten Joh. Wilh. von der Pfalz in Düsseldorf.
1671. Die Lautenspielerin. Kniestück. Eine Dame in hellblauem
(1G89.) Seidenkleide und rötlich grauer, mit weissem Pelz besetzter .Tacke
14 a. sitzt- an einem Tische, auf den sie den linken Ellenbogen lehnt,
und spielt oder stimmt ihre Laute. Rechts zwei Säulen. Bez. u. 1.:
^cmd
mJMee/f
Eichenholz ; h. 0,3672 ; br. 0,29Vi. — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung
de la Bouexiere in Paris (Gust. Müller). — Phot. Braun XI. 39 und Phot. Ges.
Johannes Verkolje.
Geb. zu Amsterdam IG 50, verheiratet daselbst 1672. begraben
zu Delft den 8. Mai 1G93. Schüler des Jan Lieveusz in Amster-
dam. Später in Delft ansässig.
1672. Die Versuchung. In der Mitte des Bildes sitzt, fast von
(1816.) hinten gesehen, ein schmucker Trompeter auf einem Stuhle und
17 a. sucht eine junge Dame, die sich, von ihrem bellenden Hündchen
E. Amstenlamor Schule. XVII. Jahrhundert.
533
begleitet, zum Gehen wendet, festzuhalten. Eechts am bedeckten
Tische sitzt eine cält^re Frau, welche jene, ein hohes AVeingias in
der Eechten, eine Kanne in der Linken haltend, ebenfalls zum
Bleiben überredet. Links in der offenen Thür erscheint ein Dienei"
mit dem Frühstück. Bezeichnet unten links:
t
Leinwand: h.
nnd Phot. Ges.
0.70: br. 0,66.
Inv. 1722, A 414. — Phot. Braun IX. 40
Abraham Storck.
Geb. zu Amsterdam um 1630 (Bredius N. N.); gest. daselbst um
1710. Niihere Lebensumstände unbekannt.
Der Hafen von Amsterdam. Vorn das reich mit Schiffen jeder 1673.
Grosse belebte, leicht gewellte graue Wasser des Y. Im Mittel- (1724.)
gründe die Stadt, von ihrem neuen Rathaus überragt. Vorn in der 13 c.
Mitte ein mächtiges Kriegsschiff, von hinten gesehen; links zwei
Fischerbarken, von denen die kleinere an der grösseren anlegt; rechts
ein Boot, in dem Herren ihre Damen rudern. Bez. unten links:
A:S'torcKr)6B^.
Leinwand: h. 0.71t br. O.Sö'/a- — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1709.
Angeblich Abraham Storck.
Eine Fischerschaluppe auf bewegtem Meere. Gelbgraues, ufer-
loses Meer, von grossen und kleinen Segelschiffen belebt. Links
vorn, nach rechts segelnd, eine Fischerschaluppe. Sturmwolken,
aus denen einige Sonnenstrahlen schiessen, am Himmel. Bezeich-
net am Pfahle rechts: S T 0.
Eichenholz: h. 0,31»; br. 0.50. — 1740 von Morel ans Antwerpen. — Ein
ebenso bezeichnetes Bild befindet sieh in der öffentlichen Sammlung zu Hannover.
Beide zeigen die gleiche Hand, die jedoch keineswegs diejenige Abraham Storck's i.st.
H. dachte an Ad. Silo, der um 1680 zu Amsterdam geboren und 1760 daselb.st gestor-
ben sein soll (Bilder von Silo: in St. Petersburg und im rheini-sch - westfälischen
Privatbositze) ; doch dürfte unser Meister älter sein : auch stimmt zu Silo weder die
Bezeichnung noch die Mal weise.
1674.
(1725.)
8 a.
534 Holläi.dcr des siebzehnten u. achtzehnten Jahrhunderts.
Jan Griffier.
Geb. 1656 in Amsterdam, gest. zu London 1718. Schüler des
Roeland Roghman zu Amsterdam, aber Nachahmer des Hermann
Saftleven. Nach vielen Reisen ansässig in London. Ueber sein
Geburtsjahr, als welches andere 1645 angeben, vergleiche Riegel,
Beiträge II, S. 414—415.
1675. Berg- und Flusslandschaft. Der reich mit Schiffen belebte
(1738.) Fluss zieht sich zum Vordergrunde rechts herab. Links im Mit-
P 11. teigrunde auf dem Berggipfel eine reich getürmte Stadt. Links
.vorn ein Wirtshaus, zu dem eine Holztreppe hinaufführt, Rechts
vorn am Felsenabhang eine reich gekuppelte Kirche. Bez. u. r. :
a: GRirFlER7i7oi
London
Eichenholz: h. 0,657-,; br. 0,8773. — Inventar 1722. A 467. — Gegenstück
zum fol<-encIen.
1676. Flussthal mit grossem Lastsc hitfhafen. Der Fluss bildet im
(^1739.) Vordergrunde links einen Hafen, in dem zahlreiche Frachtkähne
P 11- liegen. Rechts und links mit Burgen, Schlössern. Kirchen bebaute
Berge. Vorn rechts am Abhang ein Wirtshaus, vor dem Landvolk
tanzt. Bezeichnet halbrechts unten: J. GRIFFIER. Fe. LONDON.
Eichenholz : h. 0,647, ; br. 0,86V2- — Inventar 1722, A 468. — Gegenstück
zum vorigen.
1 677. Romantisches Flussthal. Der Fluss schlängelt sich zum Vorder-
(1741.) gründe rechts herab. Links vorn unter Bäumen ein Wirtshaus,
10 c. zu dem eine Steintreppe hinaufführt. Rechts vorn im Dorfe eine
Kirche, Badende im Flusse, darüber auf dem Berge er r ' -
eine Windmühle. Bez. halbrechts unten am Kahn: ^^R-/
Kupfer: h. 0.:}772; br. 0,4972- — Inv. 1722. A 536.
1678- Belebtes Flussthal. Der Fluss schlängelt sich zum Vorder-
(1742.) gründe links herab, wo er von zahlreichen Lastkähnen belebt wird.
Q 1- Rechts im Mittelgrunde eine reiche kirchliche Anlage, vorn ein
steiler Felsen. Links Jahrmarktsbuden, Tanz und Lustbarkeit.
Bez. rechts unten (nicht mehr ganz deutlich) GRIFFIER.
Kupfer: h. 0,.j2i2; br. 0,G6V2- — Inventar 1722, A 5134. — Gegenstück zum
folgenden.
1679. Belebtes Flussthal. Der Fluss schlängelt sich zum Vorder-
(1743.) gründe rechts herab, wo mehrere Frachtkähne am Ufer liegen.
Q 1- Links am Wege, der zum Schloss emporführt, ein Wirtshaus unter
\
E. Amsterdamer iSchule. XVII. u. XVIII. Jahrhundert. 536
hohen Bäumen. Auf einer offenen Bühne wird hier eine Vorstellung
gegeben. In der Mitte ein ummauerter Herrschaftssitz mit einer
Kirche. Bez. links unten: GKIFFIER.
Kupfer: h. .)2'/i: br. 0.667»- — Inventar 1722, A 547. — Gegenstück zum
vorijT'^n.
Jahrmarkt im Flussthal. Der Fluss schlängelt sich zum 1680.
Vordergrunde lini^s herab, wo Lastkähne ihn beleben. Reclits (174.5.)
vorn auf halber Höhe ein Wirtshaus. Links schroffe Felsen- 7 b.
Pyramiden. Tnten im Dorfe, zu beiden Seiten des Flusses, buntes
Jalirmarktstreiben. Bez. r. am Felsen (verwischt): GRIFFIER.
Kupfer: h. 0.47 ; br. 0.53. — Inv. 1722. A 144. — Gegenstück zum folgenden.
Jahrmarkt im Flussthal. Der Fluss schlängelt sich vorn zur 1681.
Mitte herab und nach rechts herüber. Links vorn am Felsenhang (1746.)
ein Hohlweg unter dem von Bäumen tiberragten, belebten Wirts- 7 b.
hause. Rechts vorn am Flusse bewegtes Jahrmarktstreiben; dar-
über ein von einem Holzsteg überbrückter Wasserfall ; im Hinter-
grunde Hochgebirge. Bezeichnet links unten: GRIFFIER.
Kupfer: h. 0.47: br. 0,5-3. — Inv. 1722, A 277. — Gegenstück zum vorigen.
Flussthal am Alpenabhang. Links ein schmaler Fluss am 1682.
Fuss einer mächtigen Bergkette. Vorn rechts ein Felsen. Vorn in (1748.)
der Mitte viel Volk zwischen Jahrmarktsbuden und Zelten. Bez. P 1.
halbrechts unten: J. GRIFFIER.
Kupfer: h. 0.38 : br. 0,49'/2- — luv. 1722, A .542. — Also nicht 1741 er-
worben, wie H. annahm.
Flussthal mit der Bogenbriicke vor der Stadt. Rechts im |683.
Hintergrunde das Felsengebirge. Links vorn, wo ein Weg zu (1749.)
einer Burg eraporführt, Tanz vor einem Wirtshause. Im Mittel- P 1.
gründe zwei Schlösser auf gesonderten Gipfeln. Im Thal zwischen
beiden eine alte Stadt, vor der eine Bogenbrücke über den Fluss
führt. Bezeichnet rechts unten (verwischt): GRIFFIER.
Eicii^nholz: h. 0,46Vj: br. 0,58V2- - Inventar 1722, A 342.
Das Schloss über dem Flussthal. Links vorn am Fluss ein |684.
Kirchdorf unter hohem Alpenstock. Rechts vorn ein belebter Pfad, (1751.)
der sich zu dem auf schroffem Felsenabhang thronenden Schlosse P 5.
emporwindet. Bezeichnet unten in der Mitte: GRIFFIER.
Kupfer; h. 0.47'/,: br. 0,.ö3. — Inventar 1722, A 341.
536 Holländer des siebzehnten u. achtzehnten Jahrhunderts.
1685. Berg- und Flusslandschaft. Der Fluss bildet im Vordergrunde
(1744.) links einen breiten Hafen mit lebhaftem Frachtverkehr. Rechts
P 1. auf dem Felsen eine phantastisch gekuppelte Kirche. Im Mittel-
grunde ein Schloss. Links hohe Berggipfel; rechts im Hinter-
gründe die Ebene. Bez. in der Mitte am Kahn: GRIFFIER . F.
Eicheiüiolz; h. 0,37'/2; br. 0,48. — Inventar 1722, A '}&9. — Gegenstück
zum folgenden.
1 686. Berg- und Flusslandschafl. Der schmale, von Kähnen belebte
(1750.) Fluss zieht sich zwischen Bergen mit Burgen,. Schlössern und
Q 2. Kirchen zum Vordergrunde rechts herab. An seinem jenseitigen
Ufer ein Schloss. Links vorn unter Bäumen ein Wirtshaus, zu
dem vom Hofe eine Holztreppe hinaufführt. Vorn in der Mitte
einige Frachtkähne. Angeblich bezeichnet: GRIFFIER.
Eichenholz; h. 0,37'/,; br. 0,48, — Inventar 1722, A 559. — Gegenstück
zum vorigen.
1687. ^^9 ^^ Waldstrom. Baum- und felsenreiche Gegend. Rechts
(1740.) d^r Waldbach, der weiter oben einen kleinen Wasserfall bildet.
9 b. Links der belebte Weg, auf dem ein Mann, ein Knabe und ein
Hund zwei Lasttieren folgen. Im Hintergrunde Berge.
Eichenholz; h. 0,41V2: br. 0,45. — Inv. 1722, A 214.
1688. Seebucht und Flussthal. Vorn rechts ein schmaler Fluss
(1747.) ^^^ Kornkähnen. In der Mitte ein breiter Wasserspiegel mit See-
9 b. schiffen; ein Leuchtturm am Ufer. Rechts vor dem mächtigen
Gebirgsstock ein Dorf mit Bauerntanz. Links zwischen Bäumen
ein Weg, auf dem Landvolk rastet. Angeblich bez.: J. GRIFFIER.
Kupfer; h. O.46V2; br. 0,521/2- — Inventar 1722, A 158.
1 689 '^'^ Wassermühle. Gerade in der Mitte, in einer kleinen Seiten-
(1752.) Schlucht des Flusses, liegt eine Wassermühle. Links vorn Hütten
P 1. unter Bäumen an dem bunt belebten Wege, der zum schroffen
Felsenhang hinanführt. Ortschaften, Schlösser, Kirchen rings an
den Bergen zerstreut.
Leinwand; h. 0,44' j ; br. 0,60. — 1741 aus den königl. Zimmern, (Inventar
80 N. 2529.)
1690. Flusslandschaft mit Bergen und Burgen. Der schmale Fluss
(1357.) ^^<^^* sich nach vorn rechts herab. Links und rechts schroffe
9 b. Felsen. Auf einem Gipfel zur Linken eine Burgruine. Davor auf
dem Wege Hirten und Rinder. Der höchste Berg rechts hinten.
Eichenholz: h. 0,42; br. 0,44i|2. — Inv. 1722, A 210, als »Griffier.« Bei H.
als ;)Saftleven.< Unseres Erachtens vielmehr ein frülies Bild Griffier's, der ja auch
noch lebte, als es unter seinem Namen verzeichnet wurde.
I
E. Amsterdamer Schule. XVII. u. XVIIl. Jahrhundert. 537
Jahrmarkt im Flussthal. Der Fluss ist im Vordergrunde 1691.
rechts von grossen und kleinen Fahrzeugen belebt. Rechts im (1753.)
Hinter£!Tunde ragt ein hoher steiler Berggipfel. Vorn links ein Q 1.
Wirtshaus unter hohen Bäumen am Wege. Buntes Jahrmarkts-
treiben mit Zelten und Buden auf der Dorfstrasse.
Eichenholz: h. 0.49'/,: br. 0,64V2. — 1727 durch Le Plat. Inventar 1722fl'..
A 1811. — Bei H. nur als alte Copie.« Es ist jedoch nicht viel schwacher, als manche
der vorigen.
Rachel Ruysch.
Geb. 1664 zu Amsterdam; gest. daselbst 1754. Schülerin des
Willem van Aelst in Amsterdam. Thätig daselbst, doch eine Zeit
lang im Haag und in Düsseldorf als Hofmalerin des Kurfüisten
Johann Wilhelm.
Fruchtstück mit dem Hirschkäfer. Am Fuss einer Mauer und 1692.
eines Baumstammes sind die köstlichsten Herbstfrüchte aufge- (1788.)
häuft: eine Melone. Trauben. Pfirsiche, dazu links vorn eine ofteiie '^ a.
Feige, neben welcher eine Eidechse eine Fliege zu haschen sucht,
rechts vorn ein Hirschkäfer, ein Vogelnest mit vier Eiern und zwei
geöffnete Granaten. Bez. links vorn: Rachel Ruysch. 1718.
Kupfer: h. 0.74: br. 0.61i2- — Inventar 1722, A 1929. — Gegenstück zum
folgenden.
Ein Blumenglas. Auf einem Marmortisch vor grauer Wand |693.
steht ein Glas mit einem üppigen, oben von einer weiss-roten (1789.)
Tulpe überragten Blumenstrausse. Bezeichnet rechts unten (nicht 16 a.
mehr deutlich) : Rachel Rutjsch.
Kupfer: h. O.73I2: hr. O.eiij- — Inventar 1722, A 1928. — Gegenstück zum
vorigen.
Blumen und Tiere. Links Blick in die Landschaft. Eechts 1 694.
vor einem Felsen ein kahler Baum. Vor diesem ein Blumen- (1790.)
strauss. Vor dem letzteren grosse Blätter; ganz vorn eine Kröte, 16 a.
eine Heuschrecke, eine Eidechse. Bez. links unten (verkleinert):
Leinwand: h. (^IV^: br. 0,56V2' — \~o\ durch Riedel von der Leipziger
Ostermesse. H. — Inv. 17.54, II 209.
538 Holländer des siebzehnten u. achtzehnten Jahrhun derts.
Daniel Koninck 11.
Geb. 1668 zu Amsterdam als Sohn des Diamantschleifers Daniel
Koninck I. Gehörte derselben ausgebreiteten Amsterdamer Künstler-
familie an, wie Sal. Koninck. Er wird auch 1600 in Amsterdam
genannt. Vergl. Oud Holland I (1883) p. 304—307.
1695. Der Astronom. Halbfigur fast von vorn auf braungrauem
(1425.) Grunde. Der cältliche, bärtige Herr trägt einen gelbbraunen Rock,
K 2. einen schwarzen Mantel und eine schwarze Sammetmütze mit
Rückenschleier. Den linken Arm stützt er auf einen roten Tisch,
auf dem rechts eine Erd- oder Himmelskugel steht. Die Arme
kreuzt er auf der Brust; in der Rechten hält er seine Brille, in
der Linken sein Fernrohr. Bezeichnet oben rechts: Daniel Co...
Ä°- 16 . . . (Nur das »Daniel« ganz deutlich.)
Leinwand; h. 1,08V2; 1'r- 0,87. — Wohl Inv. 1722, A 31, als »Manier Rem-
brandt\s.« Die Inschrift machte früher viel Kopfzerbrechens. Seit aber (a. a. 0.)
nachgewiesen worden, dass der Amsterdamer Künsterfaaiilie Koninck oder de Koninck
wirklich ein Maler namens Daniel Koninck angehörte, liegt kein Grund mehr vor,
ihre Echtheit zu bezAveifeln. Bei H. stand das Bild unter Sal. Koninck's Werken.
Doch zeigt es entschieden nicht dessen Hand, sondern eine spätere, au fge lockert er e
Vortragsweise. — Phot. Braun XIV, 40 und Phot. Ges.
Nicolas Verkolje.
Geb. 1673 zu Delft; gest. 1746 zu Amsterdam. Schüler seines
Vaters Jan Verkolje. Thätig zu Amsterdam.
1696. Marktsoene. In der Mitte hinter dem Gemüsekarren eine
(1817.) Frau mit grossem runden Hute, die einen Korb Pfirsiche vor sich
16 b. hält; rechts ein Knabe, der sich gegen einen Korb Trauben lehnt;
links eine Magd, die sich mit beiden Händen auf einen Messing-
eimer stützt. Hinter der Pürsichverkäuferin schwenkt ein Herr
seinen Hut und legt den linken Zeigelinger an den Mund.
Leinwand; h. 0,47; br. 0,37. — 1874 aus der Sammlung Reede van Oudts-
hoorn in Utrecht. — Bei H. als Johannes Verkolje ; doch hatte schon Rossmann
darauf aufmerksam gemacht und H. hatte frageweise zugegeben , dass es eher von
Nicolas, dem Sohne, als von .Johannes, dem Vater, herrühre.
Jan van Huysum.
Geb. zu Amsterdam den 15. April 1682; gest. daselbst den 17.
Febr. 1789. (Bredius. Catalogus, 1886, S. 38.) Schüler seines
Vaters Justus van Huysum. Den Unterschied zwischen den Bildern
E. Amsterdamer Schule. XVITI. Jahrhundert. 639
des Vaters und des Sohnes kann man am besten im Schweriner
Museum studiren. Thätig zu xVmsterdam.
Ein Blumenglas und eine Orange. Auf einem Weintisch vor 1697.
einer Nische ein Ghxsget'ass mit prächtigem, hauptsächlich aus (1826.)
gelben, weissen und roten Blumen zusammengesetztem Strausse. l"? b.
Links daneben eine Orange und ein Käfer. Bezeichnet links unten
(ähnlich dem folgenden) Jan rayi Hntjsum Fecit.
Leinwaud: h. 0.92'2: br. 0.70. — 1751 duivh von Heiueckeu. H. — Inventar
1754. II 184. — Phot. Ges.
Ein Blumengefäss und ein Vogelnest. Auf einem Steintische 1698.
vor gelblichem Wandgrunde steht ein in erhabener Arbeit ver- (1827.)
ziertes Thongefäss mit einem Blumenstrauss, in dessen Mitte vorn 8 a.
eine gelbe Rose prangt. Rechts daneben liegt ein Vogelnest mit
Eiern. Bezeichnet links oben (verkleinert):
Eichenholz : h. 0.39 : br. 0.32. — Inv. 1754. II 320.
Weg am Flusse. Links zwischen Bergen der Hauptfluss. 1699.
Rechts vorn ein Nebenfluss, unter dem Felsenufer rechts über- (1828.)
brückt. Rechts oben alte Ruinenmauern. Vorn auf dem Wege ein 9 b.
Jäger mit seinen Hunden. Bezeichnet vorn in der Mitte:
njJ^jwn^-f'
Leinwand; h. 0,40: br. 0,48. — Inv. 1754, II 747.
Jacob de Wit.
Geb. 1 695 zu Amsterdam ; gest. daselbst den 12. Nov. 1754. —
Schüler des Alb. v. Spiers in Amsterdam und des Jac. v. Hai zu
Antwerpen, wo er sich durch das Studium des Rubens weiterent-
wickelte. Berühmt durch seine den Schein von erhabener Arbeit
erstrebenden, grau in gi-au geraalten decorativen Gemälde im Rat-
hause zu Amsterdam. Thätig vornehmlich in Amsterdam.
540 Holländer des siebzehnten u. achtzehnten Jahrhunderts.
1700. Nackte Kinder mit Jagdgeräten. Gran in grau. Links vorn
(1831.) wendet ein Knäblein mit einem Jagdspeer sich nach rechts. Vor
L 3. ihm bückt ein zweites sich auf einen Köcher, Weiter rechts ihrer
zwei mit Jagdhörnern. Ganz rechts zwei Hindinnenköpfe. Bez.
links unten (verkleinert):
Leinwand; h. 0,82; br. 1,33. — Zuerst nachweisbar im Katalog von 1835.
F. Die Leidener Schule.
Jan van Goyen.
Geb. den 13. Januar 1596 zu Leiden, gest. im April 165G im
Haag. Schüler des Corn. van Schilperoort in Leiden (Bredius) und
des Es. van de Velde (um 1590 bis 1630), wahrscheinlich in
Haarlem. Thätig bis 1631 in Leiden, später im Haag.
1701. Ein Ziehbrunnen neben Bauernhütten. Rechts unter Bäumen
(1223.) elende Strohdachhütten. Vor der Thür eine Bauern gruppe. Ganz
8 b. rechts am Ziehbrunnen eine Magd und ein Knecht in roter Jacke.
Links am Wege zwei ruhende Männer. Ganz links ein Teich,
hinter dem ein Sandweg zu fernen Bäumen ^ ^^^^
und Hütten führt. Bezeichnet rechts unten : \^ f^ 33
Eichenholz ; h. 0,55 ; br. 0,79Vi. — Inv. 1754, II 7G. — Phot. Braun I, 29.
1702. Winter am Flusse. Vorn der belebte, breite, gefrorene Fluss
(1224.) nüt einer hölzernen Landungsbrücke zur Rechten. Im Mittel-
15 b. gründe die getürmte, von Windmühlen Hankirte kleine Stadt.
Einer der Schlittschuhläufer ist auf den Rücken gefallen. Links
halten Schlitten mit Pferden. Bezeichnet unten rechts am Boot:
Eichenholz; breit oval; h. 0,G8; br. 0,ltO»/j. — Zuerst im Katalog von 1812.
Gegenstück zum folgenden. — Phot. Braun IV, 31 und Phot. Ges.
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert. 541
Sommer am Flusse. Der Strom füllt den ganzen Vordergrund 1703,
und berührt in der Mitte den Horizont. An den flachen Ufern (1225.
liegen Gebäude zwischen Bäumen. Links eine Kirche; rechts 15 b.
Wagen vor Bauernhäusern. Auf dem Wasser links vorn ein Nachen
mit Fischern, weiter surück Segelboote. Bezeichnet 1. u. am Boot:
\/QJ<rf^y
Eichenholz: hreit oval; h. 0,68; br. 0,90V2- — Zuerst im Katalog von 1817,
Gegenstück zum vorigen. — Phot. Braun III, 29 und Phot. Ges.
Gerard Dou.
Geboren den 7. April 1613 zu Leiden, begraben daselbst den 9.
Februar 1675. Schüler der Leidener Frühzeit des Rembrandt van
Rijn. Haupt der Leidenschen Sittenmalerschule. Thätig zu Leiden.
Der Meister in seiner Werltstatt. Der junge Meister iu 1704.
dunklem Rocke und Barette sitzt, nach rechts gewandt, in seiner (1229.)
Werkstatt unter dunkelgrünen Vorhängen neben einer antiken 15 c.
Statuengruppe und zeichnet ein Bild in ein grosses Buch. Vorn
auf der Steinbrüstung eine Kerze, eine Gj^psmaske, eine Geige mit
aufgeschlagenem Notenhefte, ein Globus, gegen den eine Laute
leimt. Bezeichnet halb links am Tisch:
ov \€^1
Eichenholz ; h. 0.43 ; br. 0,34'/,. — Inv. 1722, A 529. — Phot. Braun V, 32
und Phot. Ges.
Eine Katze im Fenster. Auf der Brüstung eines mit rotem 1705.
Vorhang geschmückten Bogenfensters liegt, nach rechts gewandt, (1230.)
eine graue Katze. Bezeichnet vorn in der Mitte: 15 a.
Gov ]^^7
Eichenholz; h. 0,-34; hr. 0,26'/,. — Inv. 1722, A 587.
Die Traubenpflückerin. Nachtstück. In einem mit grünem 1706.
Vorhang geschmückten Fenster steht ein Mädchen, welches in der (1231.)
Linken eine brennende Kerze hält, mit der Rechten aber eine l'^> a.
542 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Traube von dem Weinstocke pflückt, der am Hause wächst. Bez.
auf einem Zettel vom an der Brüstung:
G ov 1 6^f(^)
Eichenholz; h. 0,3572; br. 0,29Vi. — luv. 1722, A 498. — Die Jahreszahl
las H. 16Ö8, Tnsp. Müller 1G56. Die letzte Ziffer ist nicht mehr deutlich erkennbar.
— Phot. Braun XV, 30.
1707. Ein Geiger am Fenster. In einem steinernen, vorn an der
(1232.) Brüstung mit einem Relief geschmückten, oben mit orientalischem
15 c. Teppich behängter Fensterbogen geigt, von vorn gesehen, ein
blondhaariger junger Mann in braunem Eock und schwarzem Hut.
Das Notenheft liegt vor ihm auf der Brüstung. Sein Degen lehnt
rechts am Fenster. Bezeichnet halb links an der Brüstung:
G
V
166^
Eichenholz ; h. 0,40 ; br. 0,29. — 1749 durch Le Leu aus der Sammlung
Araignon zu Paris. In der Regel, auch in der Petersburger Eremitage, Avelche eine
ebenso bezeichnete und datirte Wiederholung besitzt, gilt der Dargestellte für den
Meister selbst. Vergleicht man diesen aber mit unserem Selbstbildniss Dou's Num-
mer 1704, so wird man diese Annahme wenig überzeugend finden. Der Meister müsste
hier, 18 Jahre später, jünger und blonder gewesen sein als dort. Auch sieht unser
Geiger überhaupt nicht 52 Jahre alt aus. — Phot. Braun I, 33 und Phot. Ges.
1 708. Stilleben. In grauer Fensternische mit grünem Vorhang
(1237.) hängt links eine silberne Taschenuhr an blauem Bande, steht
15 a. rechts auf der Brüstung ein Leuchter, gegen den eine weisse
Thonpfeife gelehnt ist. Bezeichnet halblinks an der Brüstung:
)66l
Eichenholz ; h. 0,43 ; br. 0.35Vj. — Inv. 1754, II 572. — Phot. Ges.
1 709. Der alte Schulmeister. Hinter einem steinernen Bogenfenster,
(1233.) in dem links ein Vogelbauer, rechts ein gestreifter Vorhang hängt,
1'^ c. sitzt, nach links gewandt, der alte Schulmeister mit der Brille auf
der Nase und schneidet seine Feder. Vor ihm auf der Brüstung
F. Leidener Schule. XVU. Jahrhundert, 543
steht eine Sanduhr und liegt eine Urkunde mit rotem Siegel, Im
Hintergrunde sitzen junge Leute um einen Tisch und schreiben.
Ein Eintretender liält den Hut in der Hand
und ein Buch unter dem Arme. Bezeichnet O , ^ \.t
halblinks am Pult: ^°^ '^>'
Eichenholz : h. 0,32 ; br. 0,24Vi- — Unten nnd rechts ist eine Beschädii^ung:
durch Ansetzen eines neuen Holzstückes ausgebessert. — Nach H. schon im Inventar
1722. — Wir konnten es jedoch erst im Katalog von 1817 nachAveisen. — Phot.
Braun IT. 'X] und VhvX. Ges.
Der Zahnarzt. Li einem mit rotem Vorhange geschmückten 1710.
Fonsterbogen steht ein alter Zahnarzt in roter Pelzmütze, legt (1234.)
die linke Hand auf den Kopf des jungen Mannes, der sich mit 15 c.
schmerzverzerrter Miene in den Mnnd greift und in der Kechten
den ausgezogenen Zahn hält. Vor ihm auf der Brüstung sein
Patent und eine Spülschale. Bezeichnet r >—
vorn in der Mitte: U?OV ;(J7^
Eichenholz: h. 0,31; br. 0.24. — Zuerst im Katalog von 1817. —Phot. Braun
I 34 und Pliot. Ges.
Ein betender Einsiedler. Der graubärtige Kahlkopf in brauner 1711.
Kutte kniet nach rechts gewandt in altem Gemäuer. Vor ihm auf (1235.)
dem Altar ein mächtiges Buch, ein Kosenkranz, ein Crucifix, eine 15 c.
Sanduhr und ein Totenkopf. Ueber ihm eine Laterne. Rechts im
Vordergrunde Blumen. Bezeichnet am Lesezeichen /^
im Buche: LPOV
Eichenholz; h. 0,57: br. 0,43. — 1708 aus Antwerpen. Inv. 1722, A 704.
Ph(.t. Braun III. 34 und Phot. Ges.
Die Gärtnerin. Nachtstück. Ueber die Brüstung gebeug-t, be- |7I2.
giesst ein Mädchen, welches eine brennende Kerze in der linken (1236.)
Hand hält, mit der Rechten die jungen Pflanzen, welche draussen 15 c,
rechts im roten Thontopf spriessen. Bezeichnet /^
in der Mitte der Brüstung: ^^ ^^
Eichenholz ; h. 0,28 ; br. 0,20^ 2- — Inventar 1722, A 512.
Im Weiniceller. Nachtstück. Links am Weinfasse kniet ein 1713.
junges Mädchen, welches ein Glas in der Rechten erhebt. Neben (1241.)
ihm steht ein junger Mann, der mit der Linken droht und eine 15 a.
Lampe in der Rechten hält. Vorn am Boden eine brennende
Laterne. Bezeichnet links unten am Fasse (bisher ->i
übersehen) : C$
Eichenholz : h. 0,33 ; br. 0,25. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1723. —
Ph.t. Braun IV, 33.
544 Holländer dos siebzehnten Jahrhunderts.
1714. Der verlorene Faden. Nachtstück. Kniestück nach rechts auf
(1240.) dunklem Grunde. Die Alte in roter Jacke und vveis.sem Kopftuch
15 a. sitzt an hölzernem Tische, auf dem eine Garnwinde liegt, und be-
müht sich beim Scheine der neben ihr brennenden Lampe mit der
rechten Hand den Faden an der Rolle wiederzufin-
den, den sie in der Linken hält. Bezeichnet unter Q)0\
der Lampe (bisher übersehen):
Eichenholz: h. 0,:«i;2; br. 0,26V2- — Inventar- 1722, A505, »aus der Kunst-
kanimer;, als A. v, Booueii. — Jedoch seit dem Katalog von 1817 mit Recht dem
Dou zurückgegeben. — Phot. Braun II, 34.
1715. * Ein scherzendes Pärchen. Nachtstück. In einem links mit
(1244.) rotem Vorhänge geschmückten Zimmer, in dem rechts vorn eine
1^) c. brennende Laterne am Boden steht, lehnt sich ein junges Mädchen
vor ihrem Spinnrad in einem Sessel zurück. Links vor ihr steht
ein junger Mann, legt seine Linke auf ihren Kopf und leuchtet ihr
mit der Kerze, die er in der Rechten hält, in's Ge-
sicht. Beide lachen. Bezeichnet halb rechts unten am ^
Sessel : O
Eichenholz: h. 0,44; br. 0,34. — Inv. 1722, A 534.
1716. Der lesende Einsiedler. Halbfigur nach rechts. Der grau-
(1246.) bärtige Kahlkopf in brauner Kutte blickt in's mächtige Buch, das
15 c. er vor sich aufgeschlagen hält. Unter dem Buch ein Totenkopf.
Am Baum ein Crucifix. Bezeichnet vorn in y^
der Mitte: LD QV
Eichenholz; h. 0,27; br. 0,19. — Inventar 1722, A 732 als Original. —Später
im »Vorrat.« — Von H. unter die unechten, dem Dou nur zugeschriebenen Werke
versetzt. Wir sehen hierzu jedoch kaum einen genügenden Grund. Wenn es auch
keius der feinsten Bilder Dou's ist, so stimmt seine Technik doch mit derjenigen
les Meisters überein.
1717. Ein junges Mädchen. Halbfigur fast von vorn auf schwar-
(1238.) zem Grunde. Das frische junge Mädchen mit blossem Unterarme
15 c. trägt ein braunes Kleid, eine kleine Haube und Ohrringe. Sie
legt beide Hände rechts auf eine Tischdecke.
Eichenholz: hochoval: h. 0,14Vj: br. 0,12. — Inventar 1722, A 615.
1718. Eine Alte im Hute mit einem Buche. Halbfigur nach rechts
(1243.) auf grauem Grunde. Die Alte trägt einen dunklen Pelzmantel und
15 c. einen schwarzen Hut. Mit beiden Händen hält sie ein aufge-
schlagenes Buch, über das sie jedoch hinwegschaut.
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert. 545
Eichenholz; h. 0,16'/»; br. 0,14. — Nach H. laut alter Rechnung von Grüu-
berg in Brüssel. — Sicher im Katalog von 1817.
Die Zeitung lesende Alte mit der Brille. Halbiigur nach 1719.
links auf grauem Grunde. Die Alte trägt ein dunkelrotes Kleid, (1239.)
eine dunkelrot und blau schillernde Pelzjacke, eine braune Haube ^"^ ^■
mit weissem Kopftuche. Sie trägt die Brille auf der Nase und hält
mit beiden Händen das Zeitungsblatt, in dem sie liest.
Eichenholz: hochoval; h. 0,12'/»; br. 0,09. — Inventar 1722, A 330. — Inder
Kegel, wie die folgende, für des Meisters Mutter gehalten. Eher jedoch die Mutter
Rembrandt's, des Lehrers des Meisters. So schon Bode (bei v. Zahn VI, S. 204).
Die Alte ohne Brille mit dem Buche. Kniestück nach rechts 1720.
auf graublauem Grunde. Die Alte sitzt vor einem grünen Tische, (1242.)
auf dem ihre Börse und ein umgestürzter Becher liegen. Sie trägt l-^ c.
einen langen, dunkelblau und rot schillernden Pelzmantel und
eine Haube von derselben Farbe. Mit beiden Händen hält sie vor
sich ein mächtiges Buch, in dem sie liest.
Ei.-henholz: hochoval: h. 0.24; br. 0,19»/,. — Inv. 1722. A 670. — Vergl.
die Bemerkungen zum vorigen Bilde, X. 1719. — Phot. Braun VIII, 34.
Nach Gerard Dou.
Die Mausefalle. Nachtstück. In einer rot behängten Fenster- 1721.
nische steht ein junges Mädchen mit einer brennenden Kerze in (1245.)
der Linken, einer Falle mit einer Maus in der Rechten. Lachend P 7.
blickt sie den Knaben an, der sich rechts neben ihr auf den Tisch
stützt und auf die Maus deutet. Bez. i. d. M.: G. Dou.
Eichenholz; h. 0,26»/»; br. 0,21. — Inv. 1722, A 508. —Damals als Original,
doch schon bei H. mit Recht nicht mehr unter den Originalarbeiten des Meisters.
Wahrscheinlich eine Copie nach einer solchen.
Das Mädchen mit der Laterne. Hinter einem Fenster an 1722.
einem Tisch die Halbfigur eines Mädchens, welches im Begi'iffe (1248.)
ist. eine brennende Kerze in eine Laterne zu setzen. P 7.
Eichenholz; h. 0,22i'2- br. 0,17. — 1741 durch Kaiserling (als N. 2767). —
Schon bei H. mit Recht nicht unter den Originalarbeiten Dou's. Wahrscheinlich eine
<'opie nach einer solchen.
Unbekannter Nachahmer G. Dou's.
Maria Magdalena. In altem Ruinengemäuer kniet Magdalena 1 723.
in hall) bäuerlicher Tracht vor dem grossen Buche, das aufge- (1247.)
schlagen rechts neben einer Sanduhr, einem Totenkopfe und einem P 8.
35
546 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Eosenkranze auf dem rohen Altare liegt. Die Büsserin erhebt ihre
Hände und wendet den Blick schmerzlich gen Himmel. Vorn links
eine mächtige Distel. Bez. in der Mitte : G. Dou.
Eichenholz; h. 0,60: br. 0.48V2- — Die Provenienzangabe bei H. (1763 aus
dem Haag) muss irrig sein, da das Bild laut seiner Inventarnummer 2795 schon
1741 durch Kaiserling erworben wurde, auch schon im Inventar 1754 (II 129) ver-
zeichnet steht. — Dass es trotz seiner Inschrift nicht von G. Dou, sondern von einem
derben Nachahmer dieses Meisters herrührt, bemerkte schon H.
Pieter de Ring.
Trat den 18. März 1648 der Gilde zu Leiden bei. Malte noch
1660. Weitere Daten aus seinem Leben sind nicht bekannt.
(Vergl. das Berliner »Verzeichniss« von 1883, S. 374 — 375,
Abr. Bredius' »Catalogus«' 1886, p. 66 und Obreen V, p. 200.
1724. Stilleben mit einem Fasanen. Auf einem Steintische mit
(1264.) grüner Decke links ein roter Krebs und kleine Granalen, rechts
K 4. eine angeschnittene Citrone und ein Messor, in der Mitte ein Zinn-
teller mit Austern und Kirschen, eine Gewürztüte, ein Brod und
Trauben. Weiter zurück eine Glaskanne und ein hohes Stengel-
glas; in der Mitte ein aufgerichtet hervorragender Fasan. Ganz
rechts der Ring, welcher als Monogramm des Meisters gilt.
Leinwand ; h. 0,96Vj ; br. 0,79. — 1723 erworben. — luv. 1722 ff. A 1495 als
de Heem. So bis zu H. 's Verzeichniss von 1872. In diesem zuerst als P. de Ring.
Die mit dem Namen des Meisters bezeichneten Bilder (z. B. in Hannover und in
Antwerpen) lassen keinen Zweifel an der Richtigkeit dieser Benennung zu.
Jan Steen.
Geb. zu Leiden 1626 oder 1627; begraben daselbst den 3. Februar
1679. Schüler des N. Knupfer und seines Schwiegervaters Jan
van Goijen. Weiter entwickelt unter dem Einflüsse des Frans
Hals und des Adriaen van Ostade. Thätig zu Leiden, im Haag
(vergl. Abr. Bredius in der Kunst-Chronik XVII,. p. 574) und in
Haarlem.
1725. Die Hochzeit zu Cana. In reich bekTänzter Bogenhalle
(1579.) tafeln im Hintergrunde die Hochzeitsgäste, spielen über ihnen in
15 b. einer Loggia die Musikanten. Links im Mittelgrunde steht der
Heiland, von vorn gesehen, und gebietet mit erhobener Rechten
das Wunder. Vorn im Keller liegt links ein Weib an einem Fasse
und lässt einen Knaben trinken, während rechts der wohlbeleibte
Kellermeister, neben dem eine Fron in schwarzem Mantel steht.
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert. 547
einem Geiger ein Glas des Wunderweines zu kosten giebt. Be-
zeichnet unten rechts:
yb-6ccn .
Eichenholz; h. CöS',',: br. 0,48. — Erst 1861 aus dem »Vorrat.« Vorher nicht
nachgewiesen. — Phot. Erauii X, oS und Phot. Ges.
Mutter und Kind. Kniestück. In schlichtem Gemach, vor 1726.
dem Bogenfenster, durch welches links das Dorf hereinblickt, sitzt (1580.)
eine Frau am niedrigen Tischchen, auf dem ein Topf und ein 17 b.
Teller stehen. Sie hcält ihr Kindchen im rechten Arm und in der
linken Hand den Löffel, mit dem sie es speist. Bez. unten rechts:
ßtcai
Leinwand auf Eichenholz geklebt ; h. 0.29 ; br. 0,247,. — Inv. 1722, A 609.
Die Verstossung der Hagar. Abraham steht im Pelzmantel 1 727.
rechts auf seiner Haustreppe, deutet mit der Linken in's Haus (1581.)
zurück, wo Sara den Kopf des kleinen Isaak vom Ungeziefer 17 b.
reinigt und legt die Rechte tröstend auf die Schulter, der unten
vor ihm stehenden weinenden Hagar, die im Begriffe ist, barfuss,
mit einem Brot auf dem Rücken, einer Feldflasche am Arm,
dem Ausweisungsbefehle zu gehorchen. Zu ihren Füssen spielt
der kleine Ismael arglos mit seinem Bogen. Links im Hofe
hinter Hagar ein Knecht mit der Heerde. Bezeichnet unten rechts:
Leinwand: h. 1,:J5; br. 1,0?!. — 1876 vom Kunsthändler Ernst in Dresden.
Phot. Braun II, 38 und Phot. Ges.
35*
548 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Arie de Vois.
Geb. um 1G30 zu Leiden; gest. daselbst im Juli 1680. Schüler
des Nik. Knupfer zu Utrecht, des Abr. van den Tempel zu Leiden.
Unter dem Einflüsse des ¥. van Mieris weiterentwickelt. Thätig
zu Leiden.
1728. Frauen am Wasser. Waldige, links von blauem Flusse durch-
(1667.) strömte Landschaft. Hinten in der Mitte eine Eundtempelruine.
7 a. Rechts unter einem Baume zwischen weidenden Schafen schlum-
mert eine Frau mit blossen Füssen und entblössten Brüsten. Vor
ihr steht, von hinten gesehen, eine zweite, unbekleidete Frau, die
sich mit einem Linnen abtrocknet. Links entsteigt eine dritte dem
Wasser. Bez. links unten:
Eichenholz; h. 0,30; br. 0,37. — Inventar 1722, A 425.
1729. Der Trinker. Kniestück. Ein Krieger in blanker Stahlrüstung,
(1668.) braunem Rock, breitem Federhute, sitzt, nach rechts gewandt,
13 b. vor graubrauner Steinmauer, erhebt einen /^
Römer mit hellem Goldwein und blinzelt, ^ /(7j?){ ^1-
ein Auge schliessend, hinein. Bezeichnet ^-^ /
rechts oben: V--^
Eichenholz; h. 0,19«/,; br. 0,16. — Inv. 1722, A 647.
1730. Die schöne Schäferin. Die barfusse, aber vornehm gekleidete
(1669.) Schäferin, welche, von vorn gesehen, vor dunklen Bcäumen steht,
9 c. hält in der Rechten einen Hirtenstab, in der Linken eine Rose.
Zu ihren Füssen links eine Ziege, rechts einige ---^
Schafe. Ln Hintergrunde links ein Waldsee. a\/)
Bezeichnet links unten : -^ -^^ '
Leinwand; h. 0,27'/»; br. 0,21. — Inventar 1722, A 714.
Quirin Gerritsz van Brekelenkam.
Geb. zu Zwammerdam, gest. 1668 zu Leiden, wo er schon vor
1648 arbeitete.
1731. Der Säugling. Rechts giebt die Mutter dem in wollene
(1769.) Decken gewickelten Säugling die Brust. Hinter ihr steht der
15 b. Vater mit einem Weinglas in der Rechten. Links vor ihr steht
F. Loidohcr Schule. XVII. Jahrhundert. 549
eine Dame, die ihren Wochenbesucli abstattet; und in der Mitte
blickt noch ein junger Mann hinter dem Korbbettchen hervor.
Bezeichnet unten rechts:
Ei.honiiolz : li. 0,:}G: hr. 0.:U. — luv. 1754, II 790.
Gabriel Metsu.
Geb. 1630 zu Leiden; begraben den 24. Oct. 1G67 zu xVmster-
dam. Schüler Dou's zu Leiden. Seit 1650 zu Amsterdam unter
Rembraiidt's Einfluss. Thätig anfangs zu Leiden, sjmter zu
Amsterdam.
Das Liebespaar beim Frühstücic. Ein Herr und eine junge 1 732.
Frau in rotem Kleide mit schwarzem Ueberwurfe, sitzen, nach (1408.)
links gewandt, an einem Holztische, auf dem eine Kanne steht, ein ^^ ^'
Fisch und ein Brod liegen. Die Frau hält einen Teller Erdbeeren
auf ihrem Schoosse und einen Erdbeerbüschel in der Rechten.
Der Herr legt seinen linken Arm um ihren Nacken und erhebt
in der Rechten ein hohes Stengelglas.
Im Hintergrunde links kreidet die Wir- ( J\Äfit(yi\
tin die Zeche an die Tafel. Bezeichnet ijy^{UlO V\
links oben: i (y (d\
Eichenholz: h. 0.85V2 : br. (),30Vj. — Inventar 1722, A, 551. — Gestochen
von E. Mohn. — Phot. Braun I, 38 und Phot. Ges.
Der Geflügel -Verkäufer. Links vor einer Kirche sitzt der 1733.
alte Händler, nach rechts gewandt, unter einem Baume zwischen (1409.)
seinen Waaren. Er reicht mit beiden Händen einen lebenden 11 c.
weissen Hahn der jungen Frau hin,
die ihm in hellgelbem Atlaskleid, roter, /^ t\ /r nA
mit weissem Pelz besetzter Jacke und ^^ jAji/\y
weisser Morgenschürze prüfend gegen- ^ ^
über steht. Zwischen beiden ein Hund. ^ /i ^ ">
Rechts die Amsterdamer Gracht. Be- J ^ v —
zeichnet links in der Mitte :
Eif-h'^nholz : h. 0,617,: br. 0,4.5Vj. — Inventar 1722, A 558. — Gegenstück
zum lolf,'en<len. — Phot. Braun IX, :il und Phot. Ges.
550 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1734. Die Geflügel -Verkäuferin. Rechts unter einem Baume steht
(1410.) die junge Hcändlerin in rotem Kleide, gelber Jacke, blauer Schürze
11 c. hinter ihrem Tische und reicht ein gerupftes Huhn der schwarz
gekleideten Alten, welche ihr mit einem hölzernen Gefäss am Arm
prüfend gegenübersteht. Der Alte sitzt hier vorn rechts auf einem
Fasse und raucht seine Pfeife. Vorn in der Mitte ein Hund. Bez.
rechts oben am weissen Anschlagzettel, dessen Ueberschrift
„1662. Wilge Verkoping. Hofitede Maersen" lautet:
G. Metsti. 1662 (wie das vorige).
Eichenholz ; h. 0,60Vj : br. 0.45. — Inr. 1722, A 696. Gegenstück zum vorigen.
Phot. Braun XI, 33 und Phot. Ges.
1 735. Die alte Wildhändlerin. Links vor einer Kirche sitzt die alte
(1411.) Verkäuferin in braunem Unter-, schwarzem Oberkleide, blauer
11 a. Schürze und schwarzem Hute, nach rechts gewandt, unter einem
Baume. Auf ihrem Schoosse in einer irdenen Schüssel die Taube,
die sie rupft. Vorn neben ihr ein Hahn. Ihr gegenüber steht
eine junge Käuferin in grauem Kleide mit roter Jacke und hebt
mit der Rechten den Hasen vom Tisch. Im Blecheimer an ihrem
Arme eine Schnepfe. Rechts hinter ihr ein Knabe in schwarzem
Hut. Bezeichnet links oben wie die vorigen: G, Metsii.
Eichenholz ; h. 0,57 ; br. 0,43. — Zuerst im Katalog von löl2. — Nach H.
1710 aus Antwerpen. — Phot. Braun XIV, 33 und Phot. Ges.
1 736. Die Dame mit dem Klöppelkissen. In einem Gemache, dessen
(1413.) graue Wand ein Oelgemälde schmückt, sitzt eine Dame in grauem
16 c. Atlaskleide und blauer, mit weissem Pelz besetzter Jacke bei ihrer
Arbeit mit dem Klöppelkissen auf dem Schoosse. Links zu ihren
Füssen eine Katze. Bezeichnet oben in der Mitte:
Eichenholz ; h. 0,35 ; br. l,26Vj. — Inv. 1722, A 531. — Gest. von J. L.
Raab. — Phot. Braun XII, 39 und Phot. Ges.
1737. Der Raucher am Kamin. Kichtstück. Ein Mann in breitem
(1412.) Hute sitzt am Kamin, in dem rechts vorn die Kohlen glimmen,
16 c. und hält mit der Rechten in einer Feuerzange das Stückchen
glühender Kohle, mit dem er sich die Pfeife anzünden will.
Links hinter ihm brennt eine kleine Oellampe. und eine Magd
F. Leidener Schule. XVll. Jahrhundert. 551
setzt einen Krug auf den Tisch. Nach H. bezeichnet: G. Metsu.
Doch scheint nur G. M. auf dem Kruge zu stehen.
Eieheuholz : h. 0,27'/i: br. 0,23. — Zuerst im Katalog: von 1817.
Eine Frau mit einem Briefe. Kniestück. An einem Tisch 1 738.
mit roter Decke, auf dem ein Tiutenfass steht, sitzt, nach links (1414.)
gewandt, eine Frau in grauem Kleide, bräunlicher Jacke, weisser 13 b.
Mütze und liest den Briete den sie in beiden Hcänden hält.
Eichenholz: h. 0,2-4: br. 0.19Va. — Zuerst im Katalog von 1826. — Die Ur-
heberschaft Metsn's ist (nach unserer Ansicht mit Recht) bestritten; z. B. von Bode
bei V, Zahn VI, S. 205. — Phot. Braun und Phot. Ges.
Abraham Cornelisz Begeyn (auch Bega).
Geb. um IG 30, wahrscheinlich zu Leiden, wo er (nach Obreen's
Archief Y, p. 2 IG) 1655 der Gilde beitrat, gest. den 11. Juni
1697 als Hofmaler in Berlin. Thätig anfangs in Leiden,
spätestens von 1681 an im Haag, wo er 1683 der Gilde beitrat,
seit 1688 in Berlin.
Drei Ziegen unter einem Baume. In schlichter Bergland- 1 739.
Schaft rechts ein Baum, unter dem grosse Blattpflanzen wachsen. (1496.)
Auf dem Wege eine liegende und ^-^vn ^ '^'
zwei stehende Ziegen. Himmel oben r>Wl^(P/7(^7'(71
grau umwölkt, unten goldgelb. Be- Vj/X^^^y'* *
zeichnet unten links: c='^^
Eichenholz: h. 0.21; br. 0,2-l. — Inv. 1722, A 684.
Frans van Mieris d. ä.
Geb. zu Leiden den 12. April 1635; gestorben daselbst den 12.
März 1681. Schüler des Abr. Toorenvliet und des Ger. Dou.
Thätig zu Leiden.
Ein Krieger. Halbtigur von vorn. Im Hintergrunde links 1 740.
Architektur, rechts grau-rÖtliche Luft. Der Krieger trägt einen (1589.)
Brustharnisch, ein rotes Barett mit dun- ^ , n^ . 13 b.
kelgelber Feder und ein buntes Halstuch. J^ Q^O^i y/llCf/S^
Er stützt die Rechte auf seinen Degen. y^
Bezeichnet unten links: ^p 7%/^-
Eichenholz: h. 0.17»/,: br. 0,1.3'/,. — Inv. 1722, A 369.
552 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1 74 1 . Eine junge Frau beim Ankleiden. Links das Bett mit blauen
(1587.) Vorhängen. Davor der Tisch mit rotbunter Decke, einer Laute
13 c. und einem Spiegel, vor dem eine junge Frau in hellviolettem
Seidenkleide und roter, mit weissem Pelz besetzter Jacke sit2t. Ihr
Hündchen liegt auf ihrem Schoosse. Mit der Rechten nimmt sie
eine Nadel aus dem Munde. Eechts im Hintergrunde eine Die-
nerin. Bezeichnet auf der Rückseite in der Handschrift des Meisters:
Anno 1667. Jtmy . Luyd . Bat . F. van Mieris fecit.
Eichenholz; h.0,27: br. 0,22. — Inv. 1722, A 334. — Phot. Braun XIII, 37.
1742. , Die Liebesbotschaft. Eine junge Schöne in rötlich -grauem
(1582.) Seidenkleide und gelbroter Jacke sitzt, nach rechts gewandt, an
17 b. grünem Tische, hinter dem die Kupplerin in schwarzem Mantel
steht und ihr ihre Gründe an den Fingern herzählt. Die Schöne
stützt ihren Kopf lauschend in die
Linke und hält den Brief, den die ^^7^ /j/f
Alte gebracht, in der Rechten. Hin- ^ %77 J'^^iiCrlS
ter ihr sitzt ein Hündchen. Auf fj
dem Tische liegt eine Laute. Be- -/illyW J(y7f
zeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,29V2; br. 0,24. — 1710 aus Antwerpen. Inv. 1722, A 700.
Phot, Braun XIV, 36.
1 743. Die Musikstunde. Kniestück. Eine Dame in weissem Unter-,
(1584.) gelbem Oberkleide mit blauem Besatz sitzt, nach links gewandt, an
17 c. einem Tisch mit persischer Decke
und spielt die Laute. Ihr schwarz /-r^ ^{/f. , /"^
gekleideter Lehrer in blonder AI- ^J^anVl'Oer^^C
longeperrücke steht vor ihr und ^-"""^
spricht mit erhobener Rechten auf f{r?i?n l()79.
sie ein. Bez. links oben: ^ \ ^
Eichenholz; h. 0,41; br. 0,31. — Inv. 1722. A 523. — Wir konnten die
Jahreszahl nicht mit H. 1675 lesen. Unter der Inschrift stehen noch einige nicht
entzifferte Worte und Zeichen. — Phot. Braun XV, 37 und Phot. Ges.
1 744. Magdalena. Kuiestück. lu einer Felsenhöhle sitzt Magdalena
(1583.) mit entblösstem Oberkörper, nach rechts gewandt. Sie legt die
P 7. linke Hand auf einen Schädel, die rechte an ihre Brust und
blickt in das vor ihr aufgeschlagene ^-^ ,^.
Buch hinab. Bezeichnet oben rechts: ^(^OLn.J/lfer/A j(fyA^
Eichenholz: h. O.ic)'/,; br. 0,16. — 1763 durch den Legationsrat v. Kauderbach
aus dem Cabinet Loruiier im Haag.
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert. 553
Die Alte mit dem Blumentopf. Kniestück, oben rund. Vor ihrem 1 745.
schlichten Hause sitzt eine Alte mit weissem Kopftuche, dunkel- (1585.)
rotem Rocke, feuerroten Aermeln, von vorn gesehen, hinter Kisten !•'> a.
und Brettern und pflanzt eine Nelke in den vor ihr stehenden
thönernen Blumentopf. Bezeichnet unten rechts:
S^c^jajiM'erfO
Eichenholz; h. 0,29; br. 0.22. — Inventar 1722 , A 720. — Gegenstück zum
folgenden. — Phot. Eraun IX. 30.
Der Alte mit der Holzkanne. Kniestück, oben rund. Nach 1 746.
rechts gewandt, sitzt ein Alter mit breitem Hut und grauem (1586.)
Schurze vor seinem schlichten Hause, hält seine Thonpfeife in der ^^ ^^
Rechten und legt die Linke an eine Holzkanne, die auf seinen
Knieen steht. Bez. 1. u., ähnlich dem vorigen: F. van Mieris.
Eichenholz: h. 0,29; br. 0.22. — Inventar 1722, A 715. — Gegenstück zum
vorigen. — Phot. Braun XIIT. 36.
Ein rauchender Krieger. Auf einem Tische, auf dem ein Bier- 1747.
krug und ein Bierglas stehen, Karten und eine Thonpfeife liegen, (1588.)
sitzt ein junger Krieger in dunkelviolettem Rocke und Barette. 16 c.
Die Linke stemmt er in die Seite; mit der auf den Tisch gestützten
Rechten hält er seine Pfeife. Vorn links hängt sein Mantel über
einem Stuhl, an dem auch sein Degen lehnt. Vorn rechts liegen
ein Harnisch und eine Trompete am Boden. Bez. links am Stuhl:
Eichenholz ; h. 0,32 ; br. 0,25V». — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1553. —
Phot. Braun VIII, 37.
Ein alter Gelehrter. Hinter einem Bogenfenster, von dem 1748.
ein blauer Vorhang herabfällt, sitzt der alte Gelehrte, nach links (1590.)
gewandt, an seinem bunt bedeckten Tische, auf dem ein Globus Ha.
neben einem aufgeschlagenen Buche steht. Beide Ellenbogen auf-
stützend, schneidet er seine Feder. Bez. links am Fenster:
Eichenholz; h. 0,3472; br. 0,24'/,. — 1708 ans Antwerpen. Inventar 1722,
A 723. — Phot. Braun XV, 36.
Ö54 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1749. Der Kesselflicker. Der zerlumpte Kesselflicker steht, nach
(1591.) links gewandt, auf der Dorfstrasse und erhebt mit beiden Händen
13 b. den Kessel zu seinen Augen, den die vor ihm stehende junge
Frau ihm zum Ausbessern gebracht hat. Eechts hinter ihm sitzt
ein junger Bursche. Links hinter der Frau stehen zwei Knaben
bei einer Mausefelle. Eechts vorn liegt ein Rad. Bezeichnet
unten rechts, ähnlich den vorigen: F. van Mieris.
Eichenholz; h. 0.4^; br. O-öl'/j. — Inventar 1722. A .'jß-S. — Das F der In-
schrift wurde von H. für verdächtig gehalten. — Phot. Braun XIV. 34 u. Phot. Ges.
1750. ■ Der Künstler eine Dame malend. Links in seinem reich mit
(1592.) Vorhängen geschmückten Atelier sitzt der junge Künstler im
11 b. schwarzen Sammetrock. mit dem Pinsel in der Rechten, vor seiner
Staffelei, auf der das angefangene Bildniss einer Dame steht.
Diese steht in weissem Atlaskleide mit Goldbesatz, von hinten
gesehen, vorn in der Mitte und wendet ihr Gesicht dem Künstler
zu, der sie lächelnd anblickt. Rechts in der Thüre eine Magd,
die Wein bringt. Links vorn eine Bassgeige. Bezeichnet links
am Fenster, wie die vorigen: F. van Mieris.
Eichenholz: h. 0.59Vj: l>r. 0.46. — 170S aus Antwerpen. Inv. 1722, A 696.
Phot. Braun I. 39 und Phot. Ges.
1751. Der Kenner beim Künstler. Im gewölbten Atelier steht die
(1593.) Staffelei mit einem angefangenen Bilde, welches ein auf dem
11 h. Stuhle des Künstlers sitzender Herr in schwarzem Rock und
graugelbem Mantel mit Kennermiene betrachtet, während der
Künstler selbst, von vorn gesehen, zur Linken steht und sich
mit der Hand, in welcher er die Palette hält, auf sein Bild stützt.
Am Tische rechts vorn lehnt seine Bassgeige. Links vorn steht
ein Globus. H. sah noch die Reste der Bezeichnung.
Eichenholz; h. 0,63'/»: hr. 0.47. — Inventar Guarieuti (vor 1753) X. 1593. —
Phot. Braun XI. 34.
1752. Der Tuchhändler. Kniestück. Der Mann sitzt in rotem
(1595.) Rocke mit einer Pelzmütze auf dem Kopfe, nach links gewandt.
13 b. hinter seinem Tische, auf dem eine Karte mit Tuchproben liegt.
In der Linken hält er einen Brief.
Eichenholz; h. 0.21; br. 0.15. — Nach H. Inv. 1722: dann A 650. Doch
stimmt das nicht recht. Sicher Inv. 1754. II 122.
1753- Die Poesie. Kniestück. Die Muse sitzt bekränzten Hauptes
(1596.1 niit eutblösster Brust, in blauem Unter-, rotem Obergewande.
11 a. nach links gewandt, vor reicher Landschaft. In der Linken hält
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert. 555
sie eine Tafel, in der Rechten die Feder, mit der sie schreibt.
Eechts vorn auf dem Tische liegen Musikinstrumente.
Eichenholz : h. 0.32 : br. 0.25V2- — 1"-H durch von Kaiserling. Dio Urheber-
S'haft des Mieris ist vorübergehend bezweifelt worden.
Nach Frans van Mieris,
Eine Dame und ein Papagei. Kniestück. Eine Dame in gel- 1 754,
bem Seidenkleide und roter, mit weissem Pelz besetzter Jacke, (1594.)
sitzt, nach links gewandt, mit ihrem Nähzeug auf dem Schoosse 13 b.
vor einem Sprossengestell, auf dem sich ein grauer, rotgeschwänz-
ter Papagei wiegt, den sie füttert.
Eichenholz; h. 0.22'/»: br. 0,17V2- — Inv. 1722, A 340. Bisher als Original.
Das mit des Meisters Namen bezeichnete Original von 1663 befindet sich jedoch in
der Münchener Pinakothek, und unsere gute alte Wiederholung ist doch zu schwer
im Ton und in der Behandlung, um für eigenhändig gelten zu können. — Phot. Br.
Dominicus van Toi.
Geb. zu Bodegraven zwischen 1631 und 1642, begraben zu
Leiden den 26. December 1676. Schüler G. Dou's. Thätig zu
Leiden, vorübergehend auch zu Amsterdam.
Der Heringesser. Vorn im Bogenfenster der alte graubärtige 1 755.
Hausherr in grüner Jacke über rotem Unterzeug und in roter (1498.)
Kappe. In der Eechten hält er das Messer, in der Linken den ^^ ^•
Hering, den er verzehrt. Bezeichnet links unten: D. V. TOL.
Eichenholz: h. <^t.26 : br. 0,19. — Zuerst nachweisbar im Katalog von 1817.
Die Garnwinderin. Im Bogenfenster, nach rechts gewandt, 1 756.
sitzt die Alte in schwarzem Kleide mit roten Aermeln und (1499.)
weisser Haube, Sie hält die Weife in der Linken, die Rolle in ^ *•
der Rechten. Vorn links ein irdener Blumentopf, rechts ein
Weinstock. Bezeichnet rechts unten: D. V. TOL.
Eichenholz ; h. 0,33 V2 ; l>r. 0,26. — Zuerst nachweisbar im Katalog von 1817. —
Phot. Braun XIII, 34.
Jacob Toorenviiet.
Geb. zu Leiden 1635 oder 1636 (Bredius Neust. Nachr.); gest.
daselbst 1719. Schüler seines Vaters, des Glasmalers Abraham
Toorenviiet. In Italien, vorzugsweise in Venedig, weitergebildet.
Später in Leiden ansässig, wo er 1686 der Gilde beitrat.
556 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1 757. Vier Musikanten. Kniestück. Rechts sitzt ein Mann in rotem
(1705.) Mantel, welcher ein Auge schliesst und die Drehleier spielt;
11 a. hinter seiner Schulter ein junger Mann mit geschlossenen
Augen. Links sitzt eine Frau in feuerrotem Mieder mit einem
Zettel, auf dem ein Gedicht steht; der hinter ihr stehende
singende A.lte legt seinen rechten Arm auf ihre Schulter und
blickt in ihr Blatt; neben ihr ein Hund. Bez. links oben:
Kupfer: h.0,28Vi; It. 0.311/2- — Inv. 1722, A 613.
1 758. Die Fischfrau. Kniestück, fast von vorn vor grauer Stein-
(1706.) wand. Die Alte in grauem Kleide und schwarzer Pelzmütze
11 a. sitzt hinter ihrem Steintische, auf dem rechts ein Holzgefäss
steht und Fische liegen. Bezeichnet unten links wie das vorige:
J. Toorenvliet F. Ao 1679.
Kupfer; h. 0,22; br. 0,17. — Inv. 1722, A 673. — Gegenstück zum folgenden.
1759. Der Rabbiner. Kniestück, fast von vorn vor gelbgrauer
(1707.) Wand. Der bärtige Jude in schwarzem Talar und grossem
11 a. schwarzen Hute sitzt hinter einem Steintische, auf dem ein
mächtiges altes Buch mit hebräischer Inschrift liegt. Bezeichnet
oben rechts wie das letzte: J. Toorenvliet 1679.
Eichenholz ; h. 0,22; br. 0,17. — Inv. 1722, A 679. — Gegenstück zum vorigen.
1760. Bei der Wildhändlerin. Unter dem Bogenthor eines Säulen-
(1708.) palastes sitzt eine junge Frau in roter Jacke und blauer Schürze
P 10. zwischen einem toten Hasen und Geflügel. Von links beugt sich
ein schwarz gekleideter Herr über eine Steinbrüstung ihr entgegen
und reicht ihr ein Blümchen.
Leinwand ; h. 0,40 ; br. 0,32. — Inventar 1722, A 356 als »Tornblüt.« — Als
Toorenvliet also schon zur Lebenszeit des Meisters; wir wagen daher nicht mit H.
die Richtigkeit der Bestimmung zu bezweifeln : das Bild durfte der italienischen Zeit
des Meisters angehören.
Pieter Cornelisz van Slingelandt.
Geb. zu Leiden den 20. October 1G40; gest. daselbst den 7. No-
vember 1691. Schüler des Ger. Dou. Tliätig zu Leiden.
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert. 557
Das unmusikalische Hündchen. In orangenem Kleide mit 1761.
weisser Schürze und blauer, mit weissem Pelz verbrämter Jacke (1655.)
sitzt ein junges Mädchen, nach rechts gewandt, auf einem Stuhle, 15 a.
hält ihr Hündchen im rechten Arm und sucht mit der Linken
den jungen Mann abzuwehren, der sich neckend über sie beugt
und dem Hündchen die ihm so fatale Flöte hinhält. Kechts liegen
Geige und Ik^gen auf einem buntbezogenen Stuhle. Bez. r. c:
P V- slillgeidnd T^7^
Eichenholz; h. 0,391/2: '>r. O..3OV2. — 1708 von Fr. Lemmers aus Antwerpen.
luv. 1722, A 503. — Früher: »Der unterbrochene Musikunterricht; genannt. — Phot.
Braun XV, 38 und Phot. Ges.
Der Geflügelhandel durch's Fenster. Xach links gewandt, 1762.
sitzt eine junge Frau in kirschroter Jacke und gelblichem (1656.)
Kleide in ihrem Gemache, hält ihr Klöppelkissen auf dem 15 c.
Schoosse und spricht mit erhobener Rechten zu der Alten, die
ihr durch's offene Fenster einen Halm hereinreicht. Rechts
hinten am Kamin ein weisses Hündchen. Bez. 1. am Fenster:
pv-Slnigelarit-l^^^
Eichenholz; h. 0,35V2; br. 0,28. — Inv. 1722, A 539, als Ger. Dou. — H. la»
die Jahreszahl 1673. "Wir lesen eher 1672. — Phot. Ges.
Die Sängerin. Eine Dame in gi'ünem Kleide mit rotem 1 763.
Ueberwurf und weissem Federkopfi)utz hält, von vorn gesehen, (1657.)
ihr Notenheft in der Linken und singt. Rechts über dem Kla- 16 c.
vier hängt eine Laute. Links im Hintergi'unde bringt ein
Knabe einen Stuhl. Bezeichnet rechts am Klavierdeckel:
P-v-ySliiisli^lsi^d^
Eichenholz; h. 0,32V2; br. 0,28. — Erst 1860 aus dem Vorrat; Katalog 1862.
Vorher nicht nachgewiesen. Vergl. jedoch Repert. X, S. 21 und S. 158.
Nach Slingelandt.
Der Musikunterricht. Reiches Gemach. Links ein roter, 1764.
rechts ein bunter Vorhang. In feuerrotem Unter-, blauem Ober- (^1658.)
kleide sitzt eine junge Dame, nach rechts gewandt, am Klavier. P 8.
558 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
über dessen Tasten ihre Finger gleiten. Neben ihr steht ein
alter Lehrer, ein Notenheft in der Rechten, die Linke taktirend
erhoben. Links vorn ein Weinkühler, rechts vom eine Bassgeige.
Eichenholz; h. 0,591/2; br. 0,46V2- — luv. 1754, II 718, als Slingelandt. —
Doch für ihn selbst, wie schon II. sah, nicht ganz fein und frisch genug. — Ph. Br.
Karel de Moor d. j.
Geb. zu Leiden im Februar 1656; gest. zu Warmond im Fe-
bruar 1738. — Schüler des Abr. van den Tempel, des Frans
Mieris und des Godfried Schalcken. Wurde zum Eitter des Rö-
mischen Reiches ernannt.
Der Karel de Moor, welcher nach Obrcen's Archief V, p. 216, 1650 Mitglied
der Leidener Gilde wurde, wird sein Vater, der Kunsthändler, gewesen sein, der
1624 geboren war; von dem unseren wird noch ein jüngerer Karel de Moor unter-
schieden; doch bezeichnet auch der unsere sich selbst als )'de jonge« ; z. B. Obreen
Archief V, p. 254.
1765. Ein betender Einsiedler. Unter einem Baume sitzt, nach
(1737.) links gewandt, mit gefalteten Händen ein barfüssiger Greis in
15 b. graubrauner Kutte. Links neben ihm auf der Felsenbank ein
Korb, eine Feldflasche, eine Sanduhr, ein Rosenkranz. Rechts
neben ihm eine Distel. Bezeichnet rechts in der Mitte:
Eichenholz; h. 0,91V2; br. 0,691/2- — luv. 1754, II 282.
Willem van Mieris.
Geb. zu Leiden 1662, gest. daselbst den 27. Januar 1747.
Schüler seines Vaters Frans Mieris d. ä. Thätig zu Leiden.
1766. Der Leiermann. Mit blossen Knieen. in zerlumi)ter Klei-
(1770.) düng, mit der Pfeife vor dem Hute, dem Leierkasten auf dem
13 a. Schoosse, sitzt der kräftige junge Mann neben einem Tische.
Von hinten naht ilim ein Frauenzimmer, erhebt in der Rechten
ein Weinglas und legt ihm die Linke auf die Schulter. Ein
Alter stopft rechts im Hintergrunde seine Pfeife. Bez. u. 1.:
Leinwand; h. 0,4872; br. 0,401/2- — 1708 durch Lemmers aus Antwerpen. —
Inv. 1722, A 545. — Phot. Braun X. 39.
F. Leidener Schule. XVIJ. Jahrhundert. 559
Der Wildprethändler. Hinter einem weinnmrankten Boi:en- 1767.
fenster. an dessen mit einem Steinrelief geschmückter Brüstunu' (1771.)
eine Schnecke kriecht, steht der Wildpret- 8 c.
Iiiindler mit iiei)antherter Pelzmütze und C\^ 0^(3/71
hält in der Linken einen Hasen empor. ^ ^
Kechts hinter ihm eine Köchin am Heerde. /^yWxj^yf^A
"N'orn anf der Fensterhank steht links ein \j
Korb mit Eiern neben Hasen und einer Ente, I U t
liegt rechts ein Tnithahn. Bez. links unten:
Eichenholz; h. 0.29V2: t-r. 0.24. — luv. 1722, A 596.
Der lustige Zecher. Kniestück. Hinter einem weinumrank- 1 768.
ten Fensterlxigon. dessen Brüstung mit einem bacchischen Kelief (1772.)
geschmückt ist. während rechts am Pfosten eine Schnecke 8 c.
kriecht, sitzt links, nach rechts gewandt, ein wohlbeleibter
Zecher im Federbarett, sein (xlas in der Linken, seine Pfeife
in der Rechten. Das rechts neben ihm stehende Mädchen
schenkt ihm aus einer Kanne ein. Rechts vorn auf der Fen-
sterbank eine Geige. Bezeichnet oben in der Mitte:
Eichenholz: h. 0,25; br. 0.22. — Inv. 1722, A ß63. — Phot. Braun XIII. 40.
Der Trompeter. In einem Bogenfenster, dessen Brüstung 1 769.
mit dem Relief des Silens auf seinem Esel geschmückt ist. (1773.)
steht, nach links gewandt, ein Trompeter und bläst. Im Hin- 7 a.
tergTunde ein begeisterter Zuhörer. Im Bogen ein schwerer
Vorhang. Auf der Fensterbank links ein bunter Teppich, in der
Mitte getrocknete Fische, rechts eine Flasche, ein Glas und eine
Pfeife. Bezeichnet oben links:
Eichenholz; h. 0.30; br. 0,24V2. — luv. 1722, A 594. — Phot. Braun XIV, :)8
und Phot. Cies.
Kephalos und Prokris. Rechts Waldrand, links Flussthal. 1770,
In der Mitte lehnt Prokris, heftig blutend, an einem Baum. (1774.)
Ihr Geliebter, dessen Speer sie, da er die ihm Nachgeschlichen<> ^^ ^-
560 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts,
für ein Wild hielt, zu Tode getroffen, beugt sich mit schmerz-
verzerrten Mienen von rechts zu ihr hinab und hält mit der
Linken ein Tuch an ihre blutende Wunde. Bez. links unten,
wie die vorigen: W. van Mieris, Fe, Än^ 1702,
Eichenholz: \v. O.'M^ii: br. 0,44. — Inv. 1722, A 499.
1771. Venus und Amor. In üppiger Landschaft schlummert Venus,
(1775.) nach links gewandt, auf blauem Gewände, an einer Easenbank.
7 b. Kosen liegen in ihrem Schoosse. Neben ihr steht Amor mit
Pfeil und Bogen. Bezeichnet halblinks unten, wie die letzten:
T^. van Mieris. Fe. Anno 1703,
Leinwand auf Eieheiüiolz f^eklebt; h. 0,137»: hr. 0,17. — Inventar Ciiiarienti
(vor 1753) N. 1G85.
1772. Bacchus und Ariadne. Rechts hinter dem Felsenthor das
(1776.) Meer, links die üppige Landschaft. Vorn in der Mitte sitzt die
7 b. von Theseus verlassene Ariadne auf dem mit Purpurkissen be-
legten Felsen. Links naht der junge bekränzte Bacchus mit
seinem Gefolge und umarmt sie. Ganz links vorn Silen auf
seinem Esel; vorn rechts zwei bocksbeinige Sat}Tn mit einer
Bacchantin und zwei Knäbchen mit einem Ziegenbock. Bez. unten
in der Mitte, Avie die letzten: W. van Mieris. Fe. 1704,
Eichenholz; h. 0,591/2; li>r. 0,75V2- — Inv. 1722, A 389.
1773. Die Wahrsagerin. Kniestück. Rechts unter der weinum-
(1777.) rankten Mauer ihres Hauses sitzt eine vornehme Dame und
8 c. hält ihre Rechte, in der einige Münzen liegen, dem alten Weibe
hin, das mit seinem Buben von links genaht ist und ihr weis-
sag-t. Im Hintergrmide reiche Landschaft. Bez. unten in der
Mitte, wie die letzten: W, van Mieris. Fe. An'^ 1706.
Eichenholz; h. 0,29; br. 0,24. — Inv. 1722, A 665.
1774 Leierkastenmann und Schenkmädchen. An dem rechts ste-
(1778.) lienden Tische, auf dem ein Leierkasten liegt, sitzt, halb nach
7 a. links zurückgewandt, ein Mann in einer Pelzmütze mit seiner
Pfeife in der Hand vor einem Kohlennä])fchen. Links hinter
ihm steht das Schenkmädchen mit dem Kruge in der Linken,
dem Glase in der Rechten. Bezeichnet rechts oben, wie die
letzten: W. van Mieris. Fe. An'' 1706,
Eichenholz: h. 0,29: br. 0,24. — Inv. 1722, A 671.
(
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert. 561
Preciosa. In der Halle des vornehmen Hauses sitzt Preciosa 1 775.
auf einer Polsterbank. Gleichzeitig wird sie von der vor ihr (1779.)
knieenden ^laii'd an den zusammengewachsenen Zehen ihres ent- 9 c.
blössten linken Fusses, von ilu'er hinter ihr stehenden Mutter
an einem Male ihrer Brust erkannt. Rechts wird die Zigeunerin
von zwei Frauen hinausgeführt. Links tritt ein Herr zum
Thorbogen herein. Auf dem Tische liegt ein Pergament, von
dessen Inhalt sich z. B. die "Worte: ,,Don Ferdinando
d'Assaredo'^ und ,, Madrid 1595^' entziffern lassen. Bez.
1. i. d. M. wie die letzten: W, van Mieris. Fe, Anno 1709,
Eichenholz; h. 0,41*2' hr. 0,52. — H. nimmt au, dass es das durch den
'■rafen Gotter gesandte Bild des , .alten Mirus'' sei. Also Inventar Gotter N. 183
Eine Dame «o in"s Bein «^resihnitten wird.« — Sicher Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1622.
Venus und Paris. Kechts sitzt Paris, beki'änzt, im Panther- 1 776.
feil, den Apfel in der Rechten. Links vor ihm stehen Venus (1780.)
und Amor. Im Hintergrunde eine reiche Landschaft. Bez. 7 b.
links unten wie die vorigen: W. van Mieris. F. A^- 1717.
Leinwand: h. 0.14: br. 0.17. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1686.
Ein Affen-Cafe. Vorn in der Mitte belustigen sich Affen 1777.
und Aeffinnen um den runden Kaffeetisch. Links wird ein (1781.)
altes Affenpaar willkommen geheissen. . Rechts vorn spielen 9 a.
zwei Affenkinder. Rechts hinten pflegen zw^ei Wärterinnen den
Affensäugling. Bezeichnet u. i. d. M. wie die letzten: W. van
Mieris, F, Anno 1719.
Eichenholz : h. 0,28V2, l>r. 0,38. — Im Katalog von 1817 richtig als W. van
Mieris; im Katalog 1826 als N. Verendael und als Gegenstück zu unserer N. 1229.
"^i> auch noch bei H. 1856. Seit dem Katalog von 1862 aber richtig, wie die In-
schrift unzweifelhaft feststellt, dem W. v. Mieris zurückgegeben. — Phot. Braun XV, 40.
Die alte Köchin, Kniestück. Die Alte stützt sich mit |778.
ilirem blanken Henkeleimer, in dem ein Hecht liegt, auf den (1782.)
Küchentisch und deutet auf einige vor ihr liegende Münzen. 13 b.
Rechts drei Brode. Datiii: oben links: A^- 1729.
Eichenholz; h. 0,19; br. 0,1572- — luv. 1754, II 39.
Pieter Leermans.
Lebensumstände unbekannt. Er soll Schüler Frans Mieris d. ä.
iiewesen sein und hat gegen Ende des XVII. Jahrhunderts, walir-
«•heinlich in Leiden gearbeitet. Vergleiche den Brüsseler Katalog
1882, p, .362.
36
562 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1779. Der Einsiedler. Links vor altem Gemäuer ein Weidenstamm,
(1801.) gegen den ein Crucifix, ein Korb und Bücher gelehnt sind.
15 b. Dor alte Graubait blättert mit der Linken in dem vor ihm
aufgeschlagenen Buche und hält in der Kechten das Augen-
glas, durch welches er liest. Vorn reiches Stilleben von
Pflanzen und Tieren. Bez. oben hall) links.
'M^l<l?7ß
Eichenholz; h. 0,411/2; ^t- 0,33. — 170<S durch Lemmers aus Autwerpen.
luv. 1722, A 694.
G. Meister von Middelburg, Dordrecht und
Rotterdam.
Mattheus Molanus.
Wir wissen von diesem Meister, dessen seltene Bilder sich an
die vlämischen Landschafter wie Bril und Brueghel anschliesseu,
nur, dass er 1626 Decan der St. Lucasgilde zu Middelburg
war. A. Bredius in Öbreen's »Archief« VI, p. 261.
1780. Dorflandschaft. Links vorn ein hoher Baum, im Mittel-
(1130.) gi'unde ein Bauernhof, zu dem ein Weg hinangeht. In der
Q 3. Mitte gTOSse Baumgruppen, unter denen der Weg rechts zum
etwas entfernteren Kirchdorf führt. Verschiedene schwache
Staffage -Figuren. Bez. links unten:
Eichenholz; h. 0,40; br. 0.61V2- — Zuerst im »Catalogue« von 1765.
Benjamin Gerritsz Cuyp.
Geb. zu Dordrecht im December 1612. (Bredius »Catalogus
1886, p. 18.) Gest. daselbst im August 1652. (Bredius Neuest»
Nachrichten.) Schüler des Jacob Gerritsz Cuyp, der wahi-schein-
lich sein Bruder war; dann also Oheim des folgenden. Thätig
hauptsächlich zu Dordrecht, doch 1643 z. B. im Haag.
(j. Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahrh. 563
Geiger und Sänger. Links sitzt ein junger Mann mit roter 1 78 I ,
Hose und blauer Jacke, nach rechts gewandt, auf einem niedrigen (130G.
Holzsitze und hält mit beiden Händen ein Blatt vor sich. 17 b.
Kechts sitzt ihm ein junger Mann mit roter Mütze gegenüber,
welcher geiiit und singt. Zwischen beiden ein dritter.
Eicheuholz: breitoval: h. 0.27 : br. 0,3472- — Inv. 1722. A 1213, als »Brou-
wer.« Taucht erst im Katalog von 1862 als imbekaunt wieder auf. Bodo bemerkte
1S73 (bei v. Zahn a. a. o. S. 204) zuerst, dass B. G. Cuyp der Urheber des Bildes
SMJ : und 11. nahm diese Taufe mit Recht im Katalog von 1876 an.
Aelbert Cuyp.
Geb. im October IG 20 zu Dordrecht, begi'aben daselbst den
7. Xovember 1G91. Schüler seines "Vaters Jacob Gerritsz Cuyp,
wahrscheinlich auch des Dirck van Hoog-sti'aten. Nach mancherlei
Eeisen ansässig zu Dordrecht.
Der Knabe mit dem Windhunde. Kniestück nach links. Im 1 782.
Hintergrunde rechts bewölkter Himmel, links ein roter Vor- (13G8.)
hang an einer Säule. Der blonde Knabe trägt einen schwarzen L 3.
Anzug ohne Hut über roten Strümpfen. Er
hat braune Handschuhe an. In der Hechten
hält er einen Stock, mit der Linken hält er
seinen AVindhund an roter Leine. Bez. 1. u. :
Eichenholz; h. 1.14: br. 0,82. — 1875 von Herrn R. Brooks in London ge-
kauft. — Phot. Braun VI. 30 und Phot. Gtes.
Nach A. Cuyp.
Ein Herr und eine Dame zu Pferde. Der Herr im braunen 1783.
Rock reitet ein dunkelbraunes, die Dame im blauen Kleide und (1367.)
blauem Federhute ein weisses Ross. Links hinter ihnen drei L 2.
Jagdhunde und ein Mann, der zwei Windhunde an der Leine
führt. Links im Mittelgründe ein Schloss. Im Hintergrunde
ein Flussthal. Bez. 1. u. (in verdächtiger Glätte) : A. Cuyp.
Leinwand: h. I.IG; br. 1,70. — 1872 in Brügge erworben. — Neuere Kenner
.'iind ziemlich allgemein der Ansicht, dass das Bild nur eine Copie nach dem Original
Cuyp's im Besitze des Herrn Adr. Hope in London .sei. So z. B. Eisenmann in der
Kunst-Chronik XVI, S. 652. — Die Direction ist noch nicht in der Lage gewesen,
dieses Bild mit dem unseren zu vergleiclien ; aber allerdings erscheint das unsere zu
trocken und dürftig im Vortrag für ein Original Cuyp's.
ob
664 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Angeblich A. Cuyp.
1784. Ein Schimmel von einem Reitl<necht gehalten. Der Schimmel
(1370.) steht gesattelt, nach links gewandt, in der Landschaft. Der
L 2. Reitknecht, der ihn am Zaume hält, trägt einen braunen Anzug,
einen Hut und eine Reitpeitsche. Hinter ihm zwei Dachs-
hunde, vor ihm zwei Windhunde. Hinter dem Schimmel einige
Schafe. Im Mittelgrunde links unter stattlichem Baume ein
Hirte mit Rindern, rechts eine von Bäumen begTenzte Viehweide.
Leinwand; h. 1,0272; br- 1,58V2- — 1880 im Kunsthandel aus Wien. Vorher
im Besitze des Herrn Consul Ed. F. Weber in Hamburg, der es aus England erhielt.
— Die Urheberschaft Cuyp's wird von den meisten Kennern bezweifelt. Vergleiche
». B. Bisenmann in der Kunst-Chronik XVI, S. 649. — Indessen ist das Bild unter
allen Umständen ein vortreft'liches Originalbild eines etwa ZAvisehen Cuyp und Potter
in der Mitte stehenden holländischen Meisters, unseres Erachtens am ersten von
Govaert Camphuysen (geb. 1G23 oder 1624 zu Gorkum , begraben den 4. Juli 1072
zu Amsterdam). — Phot. Braun VIT, 36.
1785. Männliches Bildniss. Angeblich des Künstlers Selbstbildniss.
(1369.) Kniestück nach rechts auf leichtbewölktem HimmelsgTunde. Der
^ 3. blonde, schwarzgekleidete Herr stützt die linke Hand, in welcher
er seinen Hut hält, auf die Brüstung; in der erhobenen Rechten
hält er einige blasse Rosen. Links hinter einer Brüstung*
bräunliche Baumwipfel. Bez. rechts unten (in für Cuyp fremd-
artiger Form; das A in's C gesetzt): A, Cuyp,
Leinwand : h. 1,08 ; br. 0,88. — 1880 von Herrn St«inmeyer in Köln. — Dass
dieses Bild von A. Cuyp herrühre, ist trotz der (wohl sicher falschen) Inschrift von der
Kritik nicht anerkannt worden. Vergl. Eisenmann in der Kunst-Chronik XVI, S. 654,
dem Bode und Scheibler zustimmen. Jedenfalls ist es aber ein Originalbild eines
tüchtigen holländischen Meisters; nach Bredius (vergl. dessen Catalogus S. 15) \'iel-
leicht von A. Camerarius. — Phot. Braun XI, 20.
Godfried Schaicken.
Geb. 1643 zu Made; gest. im Haag den 16. November 1706.
Schüler des Samuel van Hoogstraeten von Dordrecht, vielleicht
auch des Gerard Don, dessen Nachtstücke er nachahmte. Thätig'
zu Dordrecht, eine Zeit lang in England, schliesslich im Haag.
1786. Brief lesendes Mädchen. Halbfigur. Nachtstück. An einem
(1684.) Tische, auf dem ein rotes Tuch liegt und eine brennende Kerze
17 b. steht, sitzt eine Dame im Federhut und liest, dem Beschauer
zugewandt, einen Brief. Bezeichnet
unten halbrechts:
C Schaicken
G. Middelhurg, Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahrh. 565
Eioheiiholi: : li. 0.27: br. 0,20V2- — ^'^i durch Le Leu aus der Sammlung de
la Bouexirre in Paris (Müller). — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Kraun V. 40.
Die Kokette. Xachtstück. Halbfi*^ir. An einem Tische, 1787.
neben dem rechts ein blauer Vorhang lierabfällt, stützt eine (1685.)
Dame sich auf ein rotes Kissen und leuchtet mit der erhobenen 8 c.
Kerze, die sie dem links stehenden Leuchter entnommen hat, dem
Beschauer in's Gesicht, an dessen Stelle vielleicht ein Spiegel zu
denken ist. Bez. unten links, wie das vorige: G . Schalcken .
Eichenholz : h. 0,26 ; br. 0.20Vi- — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung de
la Bouexir^re in Paris. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Braun III, 38.
Eine Alte mit einem Buche im Schoosse. Lebensgrosses Knie- 1788.
stück von vorn vor leiclitbewülktem Himmel. Die Alte hat (1688.)
iliren Pelz auch über ihren Kopt gezogen. Mit der Rechten 51 c.
hält sie auf ihrem Schoosse ein Buch; in der Linken hält sie
eine Brille. Bez. u. rechts (halb verloren): G . Sckalck(p,n).
Leinwand: h. 0.81 : br. O.GO'o- — 1"27 von der Leipziger Ostermesse »durch
Ihre MaJ. die Königin.« — Inv. 1722 fF.. A 1771.
Junger Mann und weibliche Büste. Kniestück. Nachtstück. 1789.
Auf einem Tische, neben dem rechts ein blauer Vorhang herab- (1686.)
wallt, steht eine jugendliche weibliche Büste neben anderen Bild- 13 a.
hauerarbeiten. Von links stützt sich ein junger Mann mit Ohr-
ringen (schwerlich der Künstler, eher sein Diener) auf den Tisch,
beleuchtet die Büste mit der Kerze, die er dem leeren Leuchter
entnommen, und lächelt vergnügt und bewundernd dazu.
Eichenholz: h. 0.44>2; br. 0.31. — Inv. 1722, A 540. — Phot. Braun VHI, 39.
Das Eiermädchen. Kniestück. Nachtstück. Ein Mädchen, 1790.
welches einen Eierkorb am linken Arme trägt, steht, nach links (1687.)
gewandt, vor einem Tische, auf dem Zwiebeln liegen und eine 11 h.
Lampe brennt, und hält mit der Hechten ein Ei gegen die
Flamme, um dessen Frische zu untersuchen.
Eichenholz; h. 0,28; br. 0,21V2- — luv. 1722, A 3G8, als »Bon vel Schonen«,
«oniit .Arn. van Boonen, der Schüler Schalcken's, gemeint war. Doch -vvnrde das
l'iild schon 1817 mit Recht dem Schalcken .selbst zurückgegeben. — Ph. Br. XIII, 38.
Aert (Arent) de Gelder.
Geb. zu Dordrecht den 26. October 1645; begraben daselbst
den 28. Au«-ust 1727- Schüler des Dordrechter Rembrandt-
566 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Schülers Sam. van Hoogstraeten und (um 1665) des Eembrandt
selbst zu Amsterdam. Thätig zu Dordrecht ; doch gehört er als
Schüler Eembrandt's auch zur Amsterdamer Schule.
1791. Die Ausstellung Christi. Den Mittelgrund schliesst der Rechts-
(1709.) palast zu Jerusalem, zu dem rechts, von Kriegsknechten bewacht,
K 2. die Treppe von der Strasse hinaufführt. Auf der hellbeleuchteten
vorspringenden Terrasse thront links Pilatus, steht in der Mitte
der Heiland mit gebundenen Händen in violettgrauem Rock, von
.einem Kriegsknecht am linken Arm gefasst, halten rechts andere
Kriegsknechte Wache. Unten auf der Strasse drängt sich das
Volk in ruhigen und bewegten Gruppen. Ganz links stehen drei
Schriftgelehrte, einer in feuerroter Kleidung. Ganz rechts stehen
ein Krüppel, eine Frau, die einen Korb auf dem Rücken trägt,
Kinder und ein Hund. Bezeichnet in der Mitte (verkleinert) :
Leinwand; h. 1,52; br. 1,91. — Inv. 1754, II 360. — Das Bild ist offenbar
durch Eembrandt's bekannte Radirung eingegeben; aber es ist in allen Einzelheiten
verändert. — Phot. Braun IV, 3G.
1 792. Ein Hellebardier. Halbfigur von vorn auf gelbgrauem Grunde.
(1710.) Der junge Krieger trägt einen rot-grauen Mantel über blankem
K 1. Stahlpanzer. Er stützt sich, vornübergebeugt, mit beiden Armen
auf eine Steinbrüstung und hält mit beiden Händen die Helle-
barde, deren Spitze nach links gerichtet ist.
Leinwand; h. 0,82V2; ^r. 0,70Vi. — 1"27 von der Leipziger Osterniesse »durch
I. M. die Königin.« Inventar 1722 ff., A 1772, als »Rembrandt.« Bei H. richtig als
A. de Gelder. — Phot. Ges.
Arnold Boonen.
Geb. den 16. Dec. 1669 zu Dordrecht; gest. den 2. Oct. 1729
zu Amsterdam. Bredius N. N. Schüler des Godfried Schalcken
zu Dordrecht. Später in Amsterdam ansässig.
1793. Mädchen mit einer Laterne. Halbfigur nach rechts auf
(1794.) braunem Grunde. Nachtstück. Ein Mädchen hat dem Kupfer-
9 b. leuchter, der rechts hinter grünem Vorhange steht, eine Kerze
!
G. Middolburg. Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahrh. 567
entnommen und steckt dieselbe in die Laterne vor ihr auf dem
Tisch. Bez. rechts oben: A . Boonen 1695 .
Leinwand: h. O.o3; br. 0.27. — Inv. 1722, A 660.
Ein Einsiedler. Kniestück. Nachtstück. Ein Einsiedler sitzt 1 794.
in einer Hohle und liest beim Scheine der an einem Aste (1797.)
herabhängenden Oellampe durch die Brille, die er in der P 10.
Rechten hält, in einem alten Buche. Rechts vor ihm ein Toten-
kopf. Bezeichnet links oben (bisher übersehen):
• CJ^ i) (}a/ze^2 ■
Leinwand: h.0.42: br. 0.8-i. — Inv. 1722, A 487.
Ein Mädchen mit einer Laterne und ein Knabe. Kniestück. 1 795.
Xachtstück. Links vor dem Tische, an dem rechts ein Knabe (1795.)
seine Hände an einem Kohlenbecken wärmt, steckt ein Mädchen ^ ^■
mit der Linken die brennende Kerze, die es dem kupfernen
Leuchter entnommen, in die Laterne, die es mit der Rechten
auf den Tisch stützt. Bez. rechts unten: A . Boonen .
Leinwand: h. 0.47Vi : br. 0,38. — Inventar 1722. A 398. — Gegenstück zum
folgenden.
Junge Raucher und Trinker. Kniestück. Nachtstück. Rechts 1 796.
am Tische sitzt ein junger Mann, der seine Pfeife in der (1796.)
Rechten, seine Kohlenpfanne in der Linken hält. Links steht 9 b.
ein junger Mann mit einer Kerze in der Linken, welcher mit
der Rechten Wein aus einer Kanne in ein Glas schenkt. Be-
zeichnet links unten wie das vorige: A . Boonen 1698 .
Leinwand; h. 0,47V2; br. 0,36V2. — Inv. 1722, A 397. — Gegenstück zum
vorigen.
Eine junge Frau mit einem Papagei. Kniestück. Hinter einem 1 797.
Bogenfenster, auf dessen Brustwehr links eine Kanne steht, rechts (1798.)
ein orientalischer Teppich hängt, steht eine junge Frau mit aus- 13 c.
geschnittenem Kleide und hält dem Papagei, der auf ihrer rechten
Hand sitzt, mit der linken ein Stück Zuckerbrod hin.
Leinwand : h. 0.4:! : 1)r. 0,34. — Inv. 1722. A 458. — Gegenstück zum folgenden.
Ein alter Kaufmann. Kniestück. Der alte Herr mit schlecht 1798.
rasirtem Gesicht und einer Brille auf der Nase, sitzt, nach (1799.)
rechts gewandt, im Lehnstuhle. Vor ihm auf dem Tische liegen 13 c.
Goldstücke. In beiden Händen hält er einen Brief, den er liest.
Leinwand; h. 0,4.3; br. 0,:54. — Inv. 1722. A 489. — Gegenstück zum vorigen"
568 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1799. Der junge Kunstliebhaber. Kniestück. Nachtstück. Der junge
(1800.) Mann sitzt mit dem Hute auf dem Kopfe rechts am Tische,
9 b. auf dem eine Kerze brennt. Mit der rechten Hand hält er
eine Zeichnung, die er besieht, hinter die Flamme. Mit der
Linken greift er an die Pfeife, die er im Munde hält.
Leimvand; h. 0,3372 : br. 0.27V2. — Tnv. 1722, A 658.
Cornelis Saftleven (Sachtleven).
Geb. zu Rotterdam 1G06; begraben daselbst den 4. Juli 1681.
Schüler seines Vaters Herman Saftleven d. ä., älterer Bruder des
nach Utrecht übergesiedelten Landschaftsmalers Herman Saft-
leven d. j. Unter dem Einflüsse Brouwer's und Ryckaert's ent-
wickelt. Thätig vorübergehend in Utrecht, dauernd in Rotterdam .
1800. Im Stalle. Rechts, im Halbdunkel des Mittelgrundes, eine
(1293.) Kuh und Ziegen. Hinter ihnen ein Mann, der Wasser in einen
16 b. Trog giesst. Links Fässer, Töpfe und hell in der Sonne glit-
zernde Messingkessel. Links am Fasse Reste der einstigen Be-
zeichnung: C. Saft Level}.
Eichenholz: h. 0,39: br. 0,53. — Nach H. schon im Inventar 1722. — Doch
wohl als N. 2742 erst 1741 durch v. Kaiserling-. — Bei H. noch 1856 als »Ostade« :
seit 1862 als »angeblich« Corn. Saftleven. Das Bild ist jedoch unzweifelhaft ein Ori-
f,nnal eines der Saftleven. So auch Scheibler, Dr. Not. Einerseits stimmt es mit
den im Gegensätze zu seinen auf anderem Boden stehenden Landschaften seltenen
Bildern dieser Art von H. Saftleven (z. B. in Hannover und Brüssel, auf welche Jul.
Meyer die Güte hatte, uns hinzuweisen) überein ; andererseits aber liegt auch kein
Grund vor, es von den ähnlichen Bildern des Corn. Saftleven zu trennen.
1801. Musikalische Bauern. Ein geigender Bauer sitzt am Tisch,
(1106.) auf dem ein Notenheft liegt. Rechts neben ihm lauscht eine
18 c. alte Frau; links neben ihm singt ein zweiter Bauer und schlägt
mit dem Krugdeckel den Takt dazu. Weiter zurück am Kamin
noch zwei Bauern; vorn rechts ein Hund. Die Bezeichnung
(links oben) ist fast erloschen; doch sind die Buchstaben
C . . aft . . . noch zu lesen.
Eichenholz : h. 0.36 : br. 0,28. — Zuerst im Inv. 1754 als »Brouwer.« Bei H.
frageweise als 1). Ryekaert. Die Mahvoise des Bildes weist jedoch noch deutlicher,
als der Rost der einstigen Bezeichnung, auf Cornelis Saftleven hin. So schon Bode
!)ei V. Zahn S. 194 : ebenso Scheibler. Dr. Not.
1802. Hühnerfiitterung in einer Bauernhütte. Links durch's offene
(1289.) Fenster strömt helles Sonnenlicht in die Hütte. In der Mitte,
15 b. neben dem Tische, an dem aller erdenklicher Hausrat aufs-e-
G. Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahrli. 569
speichert ist. streut eine alte Frau den Hühnern Futter. Hechts
im halbdunklen Mittelgrunde schleppt ein Mann einen Eimer.
Bezeichnet links unten:
C ö«c/We^/7L
KfrS
Eichenholz: h. 0,49V2; hr. 0,G6. — Zuerst im Katalog von 1817. — Gegenstück
zum folgenden. Beide Bilder zeigen im Gegensatze zu den drei vorigen die letzte
Stilentwickiung des Meisters. Die Inschriften zu bezweifeln und sie dem Egb. v. d.
Poel zuzuweisen, wie einige gethan (vergl. Schlie, Kat.), sehen wir keinen Grund.
Vor den Bauerhütten. In der Mitte liegen Fässer, Eimer, 1803.
Töpfe, Wirtschaftsgeräte jeder Art. Rechts kommt eine Alte aus (1290.)
der Hütte, um den Enten Futter zu streuen. Links die Strasse 15 b.
mit einem Mann hinter einem Ochsen. Bez. links unten:
CS.j^rs
Eichenholz: h. 0,49V2 : l^i'- 0,65. — Zuerst im Katalog von 1817. -
stück zum vorigen. Vergl. die Bemerkung zu diesem.
Inneres einer Bauernhütte. Links Fässer, Topfe, Kupfer- 1804.
kessel. Rechts vorn eine Katze; im Hintergrunde zwei Frauen, (1292.)
die am Boden hocken. P ö-
Eichenholz ; h. 0,51 ; br. O.4OV2. — luv. 1722, B 437, als »Brauer« (A. Brou-
wer). Erst 1860 aus dem Vorrat und von H. richtig als Cornelis Saftleven bestimmt.
Ludolf (Leuff) de Jongh.
Geb. 1616 zu Overschie; gest. 1697 zu Hillegersberg. Schüler
des Corn. Saftleven zu Rotterdam, des Ant. Palamedes zu Delft,
des Jan van B viert zu Utrecht. Er lebte von 1635 — 1642
in Frankreich, später stets in der Umgegend von Rotterdam
(Bredius, Catalogus, 1886, p. 40).
Bildniss einer jungen Frau mit ihrem Töchterchen. Knie- 1805.
stück nach links auf grauem Grunde. Rechts eine Säule mit (1280.)
olivgrünem A^orhange; links ein Tisch mit grüner Decke. Die K 1.
junge Frau, welche im Lehnstuhl sitzt, trägt ein schwarzes
Kleid, eine kleine weisse Halskrause und eine anliegende Mütze.
Sie legt ihre rechte Hand in das Buch, welches auf dem Tische
570
Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
liegt; in ihrer linken Hand aber hält sie die rechte ihres neben
ihr stehenden kleinen Mrulchens, welches in der Schürze eine
Rose hält. Bezeichnet links in der Mitte (in einer Reihe) :
Leinwand; h. 1,10; br. 0,97. — 1751 durch Heinecken als »v. .d. Helst.'< Inv.
1754, 11 344. — Als van der Helst fortwährend bis znm Katalog von 1862. Als
»Lieve de Jonge« erst im Katalog von 1872. — Phot. Braun V, 34 und Phot. Ges.
Hendrik Martensz Sorgh, gen. Rokes. (Nach anderen
Rokes gen. Sorgh.)
Geb. zu Rotterdam 1611, nach Houbraken II (1719) p. 90;
gest. daselbst 1669 oder 1670. Frühestes Lebenszeichen 1636;
damals verkaufte er schon ein Haus. Thätig zu Rotterdam.
1806. Die Rotterdamer Fischfrau. Rechts vor dem Fischerhause
(1501.) sitzt die Verkäuferin im runden Hut vor ihren Fischbehältern.
16 c. Neben ihr steht der Fischer in gelber Jacke und dunkler Pelz-
mütze. Links vor ihnen steht die Köchin mit ihrem Einkaufs-
gefäss am Arme; hinter ihr das Segel des Fahrzeugs, welches
im Mittelgrunde auf dem überbrückten, von ^ ^
Giebelhäusern eingefassten Kanal liegt. Be- 'l t> Ö H'^
zeichnet rechts über der Thür : r\ ^ ^"''9 '^
I
G. Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XVIi. Jahrh. 571
Eichenholz: h. 0,49; hr. 0,37. — Inventar 1722, A 354. — Ph!^t. Braun XIV,
32 und Phot. Ges.
Die Auszahlung des Lohnes. Links auf erhöhtem Estrich 1807.
sitzt der Herr des Weinbergs mit seinen Zahlmeistern an einem (1502.)
Tisch mit roter Decke. Die Arbeiter, denen hier der Lohn aus- 13 b.
gezahlt wird, kommen rechts durchs Thor herein und die Treppe
herauf. Vier stehen noch oben, einer schreitet wieder hinab.
Links vorn zu ebener Erde eine Volksgruppe: Frauen und Kin-
der mit Fruchtkörben; ein Arbeiter zeigt sein Geld. Rechts
vorn ein Knecht bei Fiissern und Körben. Bez. unten links:
Sorf 1 f^
OTf
Eichenholz: h. 0.48: br. 0.64. — Inv. 1754, II 403.
In der Bauernschenke. Vorn in der Mitte spielen ein Bauer 1808.
und eine Bäuerin Karten. Die Zuschauer neben ihnen trinken, (1503.)
rauchen oder blicken jenen in die Karten. Links im Mittelgrunde 17 a.
am Kamine ein Liebespärchen. Bezeichnet links am Fasse (un-
deutlich) mit dem Reste der Bezeichnung Sorgh und einer
Jahreszahl, die H. schwerlich mit Recht 1643 las.
Eichenholz: h. 0,58*/»; br. 0,83. — Früher als »unbekannt.« Als Werk Sorgh's
zuerst von Bode (bei v. Zahn VI, S. 196) bezeichnet. Ebenso H. seit dem Kataloge
von 1880.
Jan (oder Joost?) van Üssenbeck.
Geb. 1627 zu Rotterdam, gest. 1678 zu Regensburg. Thätig
nach einer italienischen Reise in Wien, später in Regensburg.
Der herrschaftliche Besuch beim Hirten. Links die Hütte des 1809.
Hirten, welcher nach rechts gewandt, den Hut in der Hand, (1538.)
vor dem Herrn und der Dame steht, deren Wagen im Mittel- 17 c.
gründe am sonnenbeschienenen Kornfeld hält. Rechts vorn
ruht ein Esel neben Schafen und Ziegen. Im Hintergrunde
rechts das Schloss vor einem Bergzuge. Bez. links unten:
^ jr.] CG^
Leinwand; h. 0,52; br. 0,81. — Wahrscheinlich eines der Bilder, die vor 1736
vom Baron Gotter ans Wien und Kegensburg gesandt wurden. — Inv. Gotter N. 231
oder 232, Sicher Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1587.
572
Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Abraham de Hondt (Hondius).
Geb. zu Rotterdam 1638; gest. zu London 1691. Thätig
anfangs in Holland, später in London.
1810. Eine Eberjagd. Vorn rechts stattliche Baumgruppen. Links
(1147.) die weite Ebene. In der Mitte das hell beleuchtete kahle Ge-
12 a. birge. Vorn in der Mitte ist der wilde Eber von einer Meute
Hunde ereilt. Einige Hunde sind blutend zu Boden gesunken:
andere haben ihn gepackt. Die berittenen Jäger folgen ihnen.
Der vordere im Federhut auf einem Eappen holt bereits zum
tätlichen Stosse aus. Bezeichnet am Halsband des Hundes links:
A . DE HON ... 16 ... .
Eichenholz; h. 0,37: br. 0,93. — 1874 aus der Sammlung Reede van Oudts-
hoorn in Utrecht. — Charakteristisches Bild des Meisters, wenngleich die Inschrift
und verschiedene Stellen des Bildes arg übermalt zu sein scheinen.
Jacob Ochtervelt.
1665—1672 in Rotterdam als Mitglied der Gilde. 1674 in
Amsterdam nachweisbar; 1710 starb seine Witt we in Eotterdam.
Obreen's Archief V, p. 316—322. Unter dem Einflüsse Ter-
borch's und Metsu's gebildet.
1811. Der galante Herr. In der Mitte des Bildes sitzt eine
(1802.) Dame in weissem Atlaskleide und feuerroter Jacke. Auf ihrem
17 a. Schoosse ruht ein Hündchen. Links vor ihr steht ein Mädchen
in gelbem Kleide und reicht spielend dem Hündchen sein Brot.
Sie selbst aber reicht dem links hinter ihr stehenden Herrn
ein Glas, in welches dieser Citronenscheiben schneidet. Rechts
in der Thür zwei Diensboten. Bez. rechts oben über der Thür:
Leinwand; h. 0,81'/,: br. 0,60»/,.
Feld.« — Phot. Braun X, 37.
Inv. 1722, A 321, als «.Gerhard auf der
G. Middelburg, Dordrccht und Rotterdam. XVII. Jahrli. 573
Adriaen van der Werff.
Geb. den 21. Januar 1659 zu Kralingen bei Rotterdam; gest.
zu Rotterdam den 12. November 1722. Schüler des Eglon
van der Xeer. Ansässig in Rotterdam, aber auch wiederholt
seit 169G in Düsseldorf thätig, wo er Hofmaler des Kurfürsten
Johann Wilhelm von der Pfalz war. Dieser ernannte ihn
auch zum »Ritter«; daher bezeichnete er sich nicht selten als
»Chevalier.« Yergl. die Bezeichnungen.
Schäferscene. Im Garten vor einem plätschernden Brunnen 1 8 1 2.
sitzt ein fast nackter bräunlicher junger Schäfer auf feuerrotem (1754.)
Gewände und legt seinen rechten Arm um die Schulter der 7 c.
jungen Schäferin, welche sich mit dem Rücken gegen seine Brust
lehnt. Ihr Oberkörper ist entblösst, doch trägt sie einen Rock
von weisser Seide und eine Rose im Haar. Links vorn zwischen
Blättern und Blumen ein Böcklein und ein Lamm. Bez. u. r.:
aar vander vc/errr itc, ari.^^S^
Eichenholz; h. 0,5SV2; br. 0,47'/,. — 1710 Aoin Kurfürsten von der Pfalz
geschenkt. Inv. 1721, A 56S, — H. las die Jahreszahl irrtümlich 1669 und folgerte
daraus, dass der Meister nicht 1659 geboren sein könne. Sein Geburtsjahr steht
jedoch fest; und die Jahreszahl ist sicher 1689 zu lesen. — Phot. Braun IV, 40.
Familienbildniss. Die Eltern und drei Kinder hinter mächtigem 1 8 1 3.
Steinbogen vor üppigem Garten. Der schon ergraute Vater im (1755.)
grauen Rock und gelb und rot schillerndem Seidenmantel steht, 7 b,
von vorn gesehen, in der Mitte. Links neben ihm sitzt seine
Gattin in weissem Seidenkleide und blauem Mantel, mit Pfirsichen
im Schooss. Rechts vorn die drei Kinder, vor denen ein
orientalischer Teppich über die Brüstung hängt. Das mittlere
bläst Seifenblasen. Bezeichnet unten rechts:
Leinwand; h. 0,61 ; br. 0,54 Vi- — 1742 durch De Brais aus der Sammlung
Carignan in Paris. — Schon im Inventar 1754 (II 56j und noch bei H. als Selbst-
bildniss des Meisters. Indessen ist die Aehnlichkeit mit dessen anderweitig be-
kanntem Bildnisse keineswegs zwingend. Auch ist zwar die letzte Zahl der Datirung
nicht mehr erkennbar, die 8 indessen ganz deutlich. Das Bild k<>nnto also spätestens
1G89 gemalt sein. Der Dargestellte sieht aber älter als '-iO Jahre ans. — Phot. Braun
VII. 40 und Phot. Ges.
574 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1814. Loth mit seinen Töchtern. In einer Felsenhöhle sitzt der
(1756.) alte Loth (nur als Halbfigur sichtbar) und senkt die Blicke.
7 t>. Rechts vor ihm am Boden sitzen seine nackten Töchter,, von
denen die eine ihm eine Schale hinhält, in welche die andere
eine Traube auspresst. Bez. links oben:
air"^ V .werff. Ttc 1^94-.
Eichenholz; h. 0,397»; br. 0,31Vi- — Geschenk des Kurfürsten von der Pfalz.
— Inventar 1722, A 538. — Phot. Braun Xm. 39.
1815. Venus und Amor. In einer Felsenlandschaft sitzt Venus auf
(1757.) rjDsa schillerndem Seidentuche und fasst mit ihrer Rechten in
7 c. ihr Haar. Links vorn zu ihren Füssen
kniet Amor, der sich die Binde etwas von j -n J
den Augen geschoben, um seinen Pfeil QciT Vu KCA
am Stein zu schleifen. In der Mitte zwei \K/(y rü
andere »Amoretten.« In der Luft zwei Tau-
ben. Bezeichnet rechts oben : CiV- ) ^ 9S
Eichenholz ; h. 0,37 ; br. 0,30. — Inventar Guarienti (vor 1753) \. 1621. —
Phot. Braun XI, 40.
1816. Ei" Einsiedler. Kniestück. In einer Felsengrotte sitzt ein
(1758.) alter Einsiedler im blauen Rocke mit rotgelbem, über den Kopf
7 b. gezogenem Mantel über das Buch gebeugt, in dem er liest.
Rechts vor ihm auf dem Felsentisch
ein Blütenzweig und ein Dintenfass, a a/; -^rp pCT.-f-
weiter unten ein Totenkopf und eine
Schriftrolle. Bezeichnet rechts unten: ATsINO- J705'
Eichenholz; h. 0,3772; br. 0.30. — 1751 durch Riedel von der Leipziger Oster-
messe. H. — Wir fanden es zuerst im Katalog von 1817.
1817. Magdalena. Vor Felsen und Bäumen, die in der Mitte
(1759.) von einer hohen Bergpyramide überragt werden, sitzt die nackte
7 c. Magdalena mit einem blauen Tuche auf dem Schoosse. i ^ ^
In der rechten Hand hält sie die Schriftrolle, in die ^^V v
sie lesend hinabblickt. Links zu ihren Füssen ein Wtrii tcc
Totenkopf. Bezeichnet links am Felsen: ^^ ^'"
Mahagoniholz; h. 0,34:7» '< br. 0,257i- — luv. Guarienti {vor 1753) X. 1574.
Aus der Sammlung Czernin in Prag. — Gestochen 1700 von C. F. Stölzel ^ III, 12.
— Phot. Braun VII, 40 und Phot. Ges.
I
G. Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XYII. Jahrh. 575
Das Urteil des Paris. Links unter einem Baume sitzt der 1818.
junge Paris nackt auf rotem Gewände. Zu seinen Füssen liegt (1760.)
sein Hund. Die Siegerin Venus steht vor ihm, hält den Apfel in 7 c.
der Rechten, und lässt ihr blaues Gewand dem kleinen Amor auf
die Schultern fallen. Zwei Tauben sitzen zu ihren Füssen. Rechts
eilen Juno und Pallas, die Verschmähten, von Mercur, dem Götter-
boten, geleitet, den Abhang hinab. lieber Venus streuen zwei
Amoretten Blumen. Bez. links unten:
da'' /yj^.
Nnssbaumholz ; h. 0.5G ; l>r. 0.491(2. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1583. Aus
der Sammlung Czernin in Prag. War 1788 gestohlen, aber schon nach einigen Tagen
zurückgekommen. — Phot. Braun I, 40 und Phot. Ges.
Maria mit dem Jesusknaben und Johannes, Maria sitzt vorn 1819.
links unter einer Mauer, stützt den Kopf in ihre Rechte und legt (1761.)
ihre Linke auf ein Buch. Rechts vor ihr sitzt der nackte Jesus- '^ c.
knabe auf feuerrotem Gewände neben dem Jo- (^kpy ^ ^
hannesknaben, den er liebkost. Rechts in der ... rpp
Landschaft ein Rundturm. Vorn links ein Vogel- W^VIT iec
nest. Bezeichnet links am Steine : ^^ J^fS^
Mahagoniholz : h. 0,4G : br. 0,34. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1.580.
Aus der Sammlung Czernin in Prag. Gestochen von Jos. Canale ^ III, 35. —
Phot. Braun VI. 39.
Die Verkündigung. Rechts in des Hauses Vorhalle sitzt 1820.
Maria fast von vorn gesehen unter dunkelgrünem Vorhang. Sie (1762.)
trägt ein gelb und rötlich schillerndes Seiden- ^^i 7 a.
kleid mit blauem Mantel. Links kniet, ihr ^tif^
zugewandt, der Engel in rosa Unter- und feuer- Sii h|i Ja
rotem Obergewande. Rechts neben Maria ein ^^ff^
Tischchen mit Schriftrollen. Bezeichnet unten ^\i°i ^^.
rechts : ^i^^
Eichenholz; h. 0,71; br. 0,.52. — Inv. Guarienti (vor 1753) X. 71. Aus der
Sammlung Czernin. — Phot. Braun XV, 39.
Diogenes. Gebückt nach rechts gewandt, mit der Laterne in 1 82 i .
der Rechten, schreitet Diogenes barfuss und barhaupt, Menschen (1763.)
suchend durch das Volksgewühl. Unter den höhnenden Menschen, 7 b.
die sich ihm entgegenstellen, vorn rechts ein Knabe, welcher mit
576 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
der Rechten sein Hemdchen aufhebt, um sich unanständig aufzu-
führen. Bez. rechts unten: A. V. WERFF.
Eichenholz; h. 0,29; br. 0,24, — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1663. —
Radirt 1815 von Ant. H. Riedel.
1822. Die Schachpartie. Rechts steht der Tisch mit dem Schach-
(1765.) brett und der Figurenschachtel auf roter Decke. Hinter ihm sitzt
7 c. die Dame, welche mit der Rechten aufs Spiel deutet. Links sitzt
ihr Gegner, ein Herr in blauem Rocke, welcher den Beschauer
triumphirend anblickt, indem er in der Rechten die Figur zum
letzten Zuge erhebt. Im Hintergrunde links ein orangefarbener
Vorhang, in der Mitte die Landschaft, rechts eine Statue. Bez.
rechts am Schachteldeckel: A. v. WERFF.
Eichenholz; h, 0,34V,; t>r. 0,26. — 1751 durch Riedel von der Ostermesse in
Leipzig. Geschenk der Königin an den König. H. — Katalog 1817.
1823. Die Verstossung der Hagar. Links vor dem Thore seines
(1764.) Hauses steht Abraham nach rechts gewandt mit fortweisender
7 c. Geberde, Vor ihm schreitet Hagar davon, mit der Linken einen
Gewandzipfel zum Trocknen der Thnänen erhebend, an der Rechten
den kleinen Ismael mit fortziehend, der sich ungeduldig nach
seinem Spielgefährten, dem kleinen Isaak, umblickt. Dieser ver-
steckt sich hinter Abrahams roten Mantel; Sara steht siegesft-oh
links in der Hausflur. Nach H. undeutlich A . v . d . Werff be-
zeichnet. Doch konnte die Inschrift nicht aufgefunden werden.
Leinwand; h. 0,87V3; tr. 0,6972- — Da es nicht im Inventar 1722 steht, ist es
nicht das 1708 von Lemmers aus Antwerpen besorgte Bild, vielmehr kam es als In-
ventar-Nummer 3222 im Jahre 1742 aus Paris. — Phot. Braun III, 39 und Phot, Ges.
Pleter van der Werff.
Geb. zu Kralingen 1665; gest. zu Rotterdam 1718. Schüler
und Nachahmer seines Bruders Adr. v. d. Werff.
1 824. Der heilige Hieronymus. Der Heilige sitzt, nur teilweise von
(1768.) grau-rotem Gewände umwallt, nach rechts gewandt auf dem
7 b. Boden und liest in dem Buche, das er auf den Knien hält, üeber
ihm auf dem Felsentisch eine Schriftrolle und ein Totenkopf Im
Hintergründe dunkle Felsen. Bezeichnet links unten:
T- V«V(/eTrf- fe
Leinwand; h. 0,29; br. 0,247,. — Inventar 1722, A 716. — Kam als Eigentum
Sr. Maj. des Königs erst 1874 zur Galerie. — Phot. Braun XII, 40.
H. Kampen. Dcvcuter und Alkmaar. XVII. Jahrli. 677
Die gefangene Maus. Hinter einem Bogenfenster steht ein 1825.
Mädciien, welches eine leere Mausefalle in der Linken erhebt, mit (1766.)
der Hechten aber mittels einer Fenerzang-e die Maus zum Fenster 9 a.
hinauswirft. Bezeichnet rechts unten: P. v. WERFF.
Kk-henholz; h. U.2Ü; br. 0,U. — Inventar 1722. A 332.
In der Strandwirtschaft. Kniestück. Rechts hinter der offenen 1826.
Thür der Dünenstrand. Vorn an einem Steintisch, auf dem ein (1767.)
Gericht Pfahlmuscheln steht, führt links ein fast von hinten ge- 13 a.
sehener junger Schiffer mit roten Hosen eine Korbflasche zum
Mimde. während er mit einem ihm gegenüber stehenden Burschen
schwatzt, raucht rechts aber ein gesetzterer Mann, fast von vorn
gesehen, seine Thonpfeife.
Leinwand: h. O.S.Si/^: br. ö.olVa- — Inventar 1722, A ööO. — Phot. Braun
XIV. :)'.».
H. Kleister von Kaaipeii, Deventer und Alkmaar.
Hendrik Avercamp, gen. De Stemme van Kampen.
Getauft zu Amsterdam den 27. Januar 1585, gest. zu Kampen
nach 1663. Thcätig bis 1625 in Amsterdam, zeitweise im Haag,
hauptsächlich jedoch in Kampen. Bredius, Neueste Nachrichten.
Vergl. N. üittendijk in Obreen's Archief II, p. 208. Er war
stumm. Winterlandschaften waren sein Lieblingsfiach.
Schlittenfahrt und Schlittschuhlauf. Vorn der gefrorene Fluss, 1827.
der sich rechts bildein wärts zieht, links im Mittelgrunde Häuser (1027.)
unter Bäumen am Ufer. Das Eis ist aufs reichste belebt. P 5.
Links vorn ein Herr und eine Dame in einspännigem Schlitten.
Eichenholz: h. 0.24» 2: br. 0.45. — Inventar 1722, A 441. — Gegenstück zum
folgenden. — Früher P. Brueghel genannt ; doch schon bei H. richtig als A'vercanip.
Eisspiele. Vorn der gefrorene Fluss, der sich links bild- 1828.
einwärts zieht; links im Hintergrunde eine Windmühle, rechts (1028.)
im Mittelgrunde Bauernhäuser am Ufer. In der Mitte auf dem P •'^•
reichbelebten Eise spielen zahlreiche Männer ein Kugelspiel.
Eichenholz; h. 0,24'/,; br. 0,4:5. — Inventar 1722, A 440. — Vorgl. die Beinor-
kiuig zum vorigen, seinem (Jegonstück,
Gerard Ter Borch (Terborch).
Geboren zu Zwolle gegen 1617; gest. zu Deventer den 8. Decem-
ber 1681. Schüler seines Vaters Ger. Ter Borch d. ä. zu Zwolle,
37
578 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
dann des P. Molijn zu Haarlem. Hier unter dem Einflüsse des
Frans Hals weiter entwickelt. Seit 1635 Meister der Gilde zu
Haarlem, später auf Reisen, seit 1655 wieder in Deventer.
1829. Der briefschreibende Officier. Links am Tische sitzt un-
(1338.) bedeckten Hauptes ein blonder junger Officier im Brustharnisch
16 b. und schreibt einen Brief. Rechts vor ihm steht wartend der
stattliche Trompeter in hohen schwarzen Stiefeln, gelb
und blauem Rocke und hoher, rot gefütterter Pelzmütze.
Bezeichnet unten am Tisch:
Leinwand ; h. 0,517, ; br. 0,38Vj. — Nach H. im Inventar 1722 ; doch fanden
wir es zuerst im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1535 ; damals als Copie. Als Fort-
setzung der in diesem Bilde angesponnenen Erzählung können das Bild der Mün-
chener Pinakothek N. 388 (10G2) und unser Bild N. 1833 gelten. — Phot. Braun
XIV, 30 und Phot. Ges.
1830. Die Dame, welche sich die Hände wäscht. Reich ausgestat-
(1339.) tetes Schlafgemach. Links ein Tisch mit prächtiger Decke, rechts
16 b. ein Bett mit gelblichen Vorhängen. Eine stehende Dame in
weissem, goldbesetztem Atlaskleide wäscht sich, nach rechts ge-
wandt, die Hände in der zinnernen Schüssel, welche die vor ihr
stehende Magd in der Linken hält, während sie ihr mit der
Rechten das Wasser über die Hände giesst. Links ^ ,
hinter ihr ein kleiner Hund. Bez. links in der Mitte: vß^^ti;
Eichenholz ; h. 0,53 ; br. 0,43. — Inventar 1722, A 348 ; damals als »Xetscher.«
Als Terborch zuerst richtig im Katalog von 1812. — Phot. Braun XII,' 37 und Ph. Ges.
1 83 I . Die Lautenspielerin. Kniestück. Links an einem Tische mit
(1340.) grüner Sammetdecke sitzt eine Dame in rosa Atlaskleide mit
16 a. blauer, weiss verbrämter Pelzjacke. Sie spielt die Laute und
blickt nur halb in ihre Noten, halb nach dem jungen Cavalier.
der mit dem Hute auf dem Kopfe ihr gegenüber rechts
am Tische sitzt (schwerlich ihr Lehrer). Bezeichnet
links oben am Kamin:
Eichenholz; h. 0,36»/»; br. 0,31. — Inventar 1722, A 31^, als ^^Metsu-: doch
bereits im Inventar 1754, II 514, richtig als »Terborch.« — Phot. Braun IX. 32 und
Phot. Gos.
1832. Eine Dame in ihrem Gemache. Die Dargestellte trägt ein
(1341.) weisses Atlaskleid und einen schwarzen Sammetkragen. Ihr Bett
16 a. und der Tisch, vor denen sie, von hinten gesehen, steht, sind mit
scharlachrotem Stolfe verhängt. Der Stuhl zu ihrer Linken hat
einen Ueberzug von derselben Farbe. Der Wandgrund ist s:raubraun.
s
H. Kämpen. Deventer und Alkmaar. XVII. Jahrh. 579
Eichenholz: h. 0.38«/,; br. 0,27. — Nach H. durch Waekerbaith als Netscher:
wir fanden es zuerst im >Cataloj;rue : von 1765 : und dort schon als Terborch. — Es
ist eine Ausschnitt- Wiederholung nach oder eine Studie zu den unter dem Namen
Die väterliche Ermahnung- bekannten Bildern des Meisters im Berliner und Amster-
damer Museum. — Phot. Braun XI, 24 und Phot. Ges.
Der brief lesende Officier. Links sitzt ein blonder junger |833.
graugekleideter Officier mit grossem grauen Hute und liest den (1415.)
Brief, den ihm der rechts vor ihm stehende stattliche Trompeter 16 a.
überbracht hat. Der letztere hält seine hohe rotgefütterte Pelz-
mütze ehrerbietig in der Hand. Zwischen beiden sitzt im Halb-
dunkel des Mittelgrundes ein dritter Krieger mit einer Thonpfeife.
Eichenholz; h. 0,37Vi; br. 0,29. — Inventar 1722, A 525, als Metsu. — Im
Inventar 1754. II 852, richtig als Terborch. Seit dem »Catalogue<: von 1765 wieder
als Metsu, bei H. jedoch nur frageweise und mit der zutreffenden Bemerkung : »Aehnelt
dem Terborch.« Die Behandlung stimmt in der That besser zu den Bildern Ter-
borch's, als zu denen Metsu's. Auch schliesst der Gegenstand sich unmittelbar an
denjenigen unseres Bildes N. 1829 an. Wir glauben daher, dass das Inventar 1754
recht hatte, das Bild dem Terborch zu geben. — Phot. Braun XII, 38.
Caesar van Everdingen.
Geb. zu Alkmaar 1606 (nach Houbraken); gest. 1679. Sicher
1632 Mitglied der Gilde zu Alkmaar; gilt als Schüler des Jan
van Bronkhorst zu Utrecht. Seit 1648 in Haarlem ansässig.
Aelterer Bruder des AUart van Everdingen.
Bacchus mit zwei Nympiien. Der wohlbeleibte bekränzte 1334
Bacchus sitzt, Eotwein trinkend, mit zwei Nymphen in einer (1505.)
Grotte. Die eine der letzteren trägt einen Kosenkranz im Haar, L 3.
sitzt vor ihm und legt ihr ausgestrecktes rechtes Bein auf seine
Kniee. Auf beider Schultern legt eine zweite, zwischen ihnen
sitzende Nymphe ihre Arme. Links vorn
steht ein blonder Knabe mit einem Glase
in der Linken, einem Kruge in der Rechten.
Links über Blütenbüschen blicken ein Sa-
tyr und eine schwarze Bacchantin herein.
Bezeichnet links unten:
I^einwand : h. 1,47: br. 1,61. — 1865 von Conservator J. D. Dreyer in Bremen
erworben. — Dass die dargestellten Gestalten — ausser Bacchus — Flora, Pomona
und Amor sein sollten, wie bisher angegeben wurde, erscheint zwar nicht unm(5glicli.
aber nicht sicher. — Phot. Braun VI, :5G und Phot. Gos.
37*
580 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Allart van Everdingen.
Geb. 1621 zu Alkmaar, begraben zu Amsterdam den 8. Novbr.
1675. Jüngerer Bruder des C. van Everdingen. Schüler des
Roelant Savery zu Utrecht, nach Houbraken auch des P. Molyn
zu Haarlem. Er reiste 1640 in Norwegen, wohnte 1645 bis
J652 in Haarlem, später in Amsterdam.
1835. Hirschjagd am Bergsee. Links am Fuss des Gebirges ein
(1506.) Dickicht von Tannen und Laubbäumen. Kechts, umkränzt von
Ö a. steilen Bergen, auf deren vorderstem eine Festung und ein Kirch-
turm ragen, ein stiller, ßacher Landsee, in dem zwei Hirsche
von Jägern ereilt werden. Bezeichnet halb rechts in der Mitte:
A . VAN . EVERDINGEN 1649.
Eichenholz ; h. 0,4572 ; br. 0,04Vj. — Inv. 1754, II 425. — Phot. Braun IX, 35.
1836. Dß'" grosse Wasserfall. Zwischen waldigem und felsigem
(1508.) Ufer stürzt rechts der Wasserfall herab und schäumt in Wirbeln
10 b. nach links vorne weiter. Links im Mittelgrunde ein mit Laub-
bäumen bekränzter Berg, hinter dem ein Dach mit einem Türm-
chen hervorblickt. An ihm entlang führt ein Holzsteg über einen
zweiten Wassersturz zu dem Holzhaus auf dem Vorsprung. Schafe
weiden links zwischen den Felsen. Bezeichnet links unten:
Leinwand: h. 1,4373; br. 1,72. — 1837 von Frau Heij,'endorf gekauft. —
Phot. Braun XIIT, 32.
1837. Gebirgslandschaft mit einem Schlosse. Vorn in der Mitte
(1507.) steile braune Felsen. Rechts am Waldrande einige Männer mit
15 a. einem gefällten Baume. Links vorn ein Abgrund. In der Mitte
am Abhang ein Haus. Oben im Hintergrunde ein weisses Schloss
mit vier Türmen. Bezeichnet unten rechts:
iAv'^ ßj>crm(jcii>
Eichenholz; h. 0,35; br. 0,427j. — Inventar (iuarionti O'or 1753) X. 1620.
(ioüonntiu'k zum foljrenden.
J. Verschiedene und unbestimmte Schulen. XVII. Jahrb. 581
Die Wassermühlen. Die eine Mühle liegt links, von der 1838.
Sonne beleuchtet, unter Bäumen. Vor ihr bildet der Fluss einen (1509.)
niedrigen Wasserfall. Die zweite Mühle liegt rechts. In der Mitte 1-^ a.
ragt am Fusse der Anh()he eine Kirche hinter Bäumen hervor.
Eü-honholz: li. 0,3 J : It. 0.42Vj. — Inventar Guarienti (vor 1753) X. 1G25. —
(iegenstück zum voiigt^u.
Kleine Wald- und Felsenlandschaft. Laubbäume und Tannen J839.
zwischen braunen Felsenblöcken. Vorn in der Mitte ein Hirt in (1510.)
roter Jacke und roter Kai)pe zwischen einem weissen Bündel und IIb.
einer weissen Ziege.
Eichenholz: h. 0.26: br. 0,24'/,. — 1742 durch Riedel aus Prag. Inv.-N. 3152.
J. JNIeister verscliiedener und unbestimmter
liolländi scher Schulen.
Jan Lys, gen. Pan.
Geboren im letzten Drittel des XVI. Jahrhunderts nach Sandrart
fll. S. 314) zu Oldenburg, nach der Chronik von Hoorn (siehe
Kramm p. 995) aber in dieser Stadt; gest. 1629 zu Venedig.
Schüler des Hendrik Goltzius in Haarlem. Später in Italien
weitergebildet. Nicht mit dem Schüler Poelenburgs Dirk van
der Lis oder Lisse zu verwechseln.
Die reuige Magdalena. Kniestück. Magdalena hält nach links 1 840.
gewandt, in ihren gerungenen, gesenkten Händen, einen Toten- (1179.)
köpf, wendet ihr Haupt aber nach dem geflügelten Engeljüngling L 2.
zurück, der mit einer Palme in der Linken hinter ihr steht und
ihr mit der Rechten unter den Arm greift, um sie zu leiten. Links
bückt sich ein beturbanter dienstbarer Geist mit Goldgefässen.
Leinwand: h. 1.14: br. l.Sl'/j- — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Phot.
Braun XV. 27.
Der Lautenschläger. Halbfigur nach rechts auf graubraunem 1 84 1 .
Grunde. Schwarzer Federhut, schwarzes Wamms mit roten Rock- (1180.)
ärmeln. Die Laute in beiden Händen. K 1.
Leinwand; h. 1,05: br. 1,7772- — l'i'i4: als Giov. Ljs durch Rossi aus der
Casa Grimani Calergi in Venedig. — Im Inventar 1754 (I, 393) als »Art des Cara-
vaggior : später bis zum Katalog von 1S5G. als »Unbekannter Venetianer.« Erst bei
![.. infolge der Entdeckung der Herkunftsnotiz, als »Lys.«
Jan Miei.
Geb. 1599 in Flandern (Geburtsort unbestimmt), gest. 1664 als
Hofmaler in Turin. Ging früh nach Rom, wo er sich an P. van
582 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Laer anschloss und sich ganz aufs italienische Sittenbild verlegte.
Er gehört als Nachahmer van Laer's der holländisch-italienischen
Richtung an.
1842. Der Sackpfeifenbläser. Hirtenscene. Rechts auf einer An-
(1089.) höhe sitzt der Hirt, welcher die Sackpfeife bläst, nach links ge-
9 c. wandt unter einem kahlen Baume; neben ihm sein Hund; links
vor ihm seine drei Ziegen.
Kupfer; h. Ojli'/,; br. 0,2472. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Gegen-
stück zum folgenden.
1843. , Der Dornauszieher. Hirtenscene. Rechts ruhen drei Kühe.
(1090.) Links sitzt der Hirt, welcher sich mit der rechten Hand den Dorn
9 c. aus dem linken Fusse zieht. Die Hirtin sieht ihm von hinten zu.
Kupfer; h. 0,14V2; br. 0,2472. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Gegen-
stück zum vorigen.
Herman van Swanevelt.
Geb. zu Woerden in Holland, wie es heisst 1620, aber jedenfalls
bedeutend früher, da eine von 1623 datirte Zeichnung seiner
Hand existirt (Bode, Studien S. 355); gestorben nach älteren
Angaben 1690 zu Rom, in Wirklichkeit aber schon 1655 oder
1656 zu Paris, wo er Mitglied der Akademie geworden war.
Schüler oder Nachahmer des Claude Lorrain in Rom. Thätig in
Rom und Paris.
1 844. Am Landsee. Links auf dem Wege am Waldrand ergehen
(1426.) sich bunte Gestalten. Ein Hirt mit roter Mütze und eine Frau
■^ ' • mit einem Korbe auf dem Kopfe unterhalten sich mit einer rastenden
Bauernfamilie. Rechts der Landsee mit bebauten Hügelufern, von
grauen Bergen überragt; vor ihm eine sonnige Weide mit einer
Rinderheerde.
Leinwand; h. 0,787j ; br. 0,9072. — 1832 im Kunsthandel gegen die Doublette
eines Wouwerman'schen Bildes eingetauscht. — Die Echtheit bei H. und früher
auch von Bode (bei v. Zahn VT, S. 205) bezweifelt. Uns scheint das Bild jedoch ein
echtes Work Swanevelt's zu sein; und wir dürfen hinzufügen, dass auch Bode jetzt
diese Ansicht theilt.
H. Naiwinx (Naeuwincx, Nouwjncx?).
Nach einigen Angaben 1619 zu Schoonhoven, nach anderen
um 1620 zu Utrecht geboren, nach noch anderen vlämischen
Ursprungs; nach einigen nach 1651 zu Hamburg gestorben.
J. Verschiedene und unbestimmte Schulen. XVII. Jahr h. 583
Vergl. Kramm IV, p. 1187 und Aanhangsel p. 112. Doch sind
alle diese Angaben unbeglaubigt. Die Familie war vlämischen
Ursprungs, aber in Amsterdam ansässig. Bredius N. N. Nach
der Inschrift unseres Bildes würde man den Meister J. H. Nouwinx
nennen, doch hat er sich auf einer seiner ßadirungen (Bartsch
9. Bd. IV, S. 85) H. Naiwjncx bezeichnet. So auch die Urkunden.
Berglandschaft mit einem Wasserfall. In der Mitte des 1845.
Mittelgrundes ein steiler Tafelberg. Eechts ein Wasserfall, in der (1421.)
Mitte der durch ihn gespeiste Fluss. Links vorn eine grosse 49 a.
Baumgruppe; auf dem Wege verschiedene Gestalten. Bezeichnet
unten in der Mitte:
Ä- A/buwinoc
Leinwand: h. 1,13; br. 1,6872- — Inventar 1754, K 785. — H.'s Annahme,
(lass das Bild schon 1728 zur Galerie gekommen, konnten wir nicht bestätigen.
Am Bergsee. Links im Mittelgrunde ist der Landsee von 1846.
steilen, zum Teil überhängenden Bergen begrenzt. Rechts stürzt (1422.)
sich ein Wasserfall von den schroffen Felsen. Am Fusse desselben 7 b.
liegen Nachen in der Bucht. In der Mitte, auf einem Absatz des
Gebirges, liegt ein schlichtes Haus unter Bäumen. Vorn am Ufer
zwei Männer und ein Hund.
Eichenholz; h. 0,46: br. 0,63Vj. — Inv. 1722, A 293, als »Waderlau.« Als
Waterloo« noch bei H. Doch ist an diesen berühmten, frischen, kräftigen, haupt-
sachlich durch seine Radirungen bekannten Meister nordischer AValdbilder nicht zu
denken. Einige Kenner haben an Jan WMls, einen mit zwei Bildern beim Baron
Steengracht im Haag vertretenen Meister, gedacht, der sich jedoch im Sinne W. de
Heusch's enger an Both anschliesst. Ein Vergleich der Behandlung der Wolkenbil-
dang, des W^assers, der Luft, der Felsen, des Baumlaubes auf dem vorigen und auf
unserem Bilde lässt keinen Zweifel daran , dass auch dieses ein charakteristisches
Werk des Naiwjncx ist.
Jacob van der Ulft.
Geb. zu Gorkum 1627, gest. daselbst bald nach 1688. Seinem
Stil nach wahrscheinlich, wie sein Landsmann und Altersgenosse
H. Verschuring, Schüler Jan Both's in Utrecht. So auch Immer-
zeel III, S. 150. Dass er seine Studien in Italien fortgesetzt, hat
Kramm IV, S. 1659, gegen Houbraken nachgewiesen.
584 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
1 847. Römisches Architekturstück. Links vorn eine mächtige Barock-
(1539.) architektur; in der Mitte des Mittelgrundes ein römischer Triumph-
9 c. bogen, rechts im Hintergrunde das Colosseum. Viel buntes Volk
füllt den Vordergrund. Vorn in der Mitte liegen vier Frauen vor
einem römischen Feldherrn auf den Knieen.
Eichenliolz : h. 0,47; br. 0,7-472. — 1741 durch von Kaiserling.
Broder Matthisen.
Unser Meister wurde seit dem Katalog von 1846 mit Abraham
Matthys von Antwerpen (1581 — 1649) identificirt, zu dessen
Namen und zu dessen farbenblassen in Antwerpen erhaltenen
Historienbildern unsere Darstellung jedoch nicht stimmt. »Bro-
derus Mathisen« (Broder ist daher als Vorname anzusehen und
nicht etwa mit »Bruder« zu übersetzen) ist auch ein von 1664
datirtes Stilleben des Schweriner Museums bezeichnet; und auch
Schlie (Kat. S. 375 — 376) nimmt nicht an, dass dieser Meister
der Antwerpener Abr. Matthys sei. Näheres über unseren Künst-
ler ist jedoch nicht bekannt.
1848. Vanitas. Auf einem mit persischem Teppich behängten
(1275.) Tische, vor einer Säule mit gelbem Vorhange liegt ein Totenkopf
P 4. zwischen Büchern, Musikinstrumenten und Gefassen. Weiter links
ein rotes Federbarett und eine kleine Taschenuhr. Die Jahreszahl
1641 bei H. ist keineswegs authentisch. Bezeichnet unten links:
Eine zweite Bezeichnung in der Mitte auf dem Buche.
Leinwand; h. 1,38; br. 1,19. — 1741 durch von Kaiserling. — Sehon hei
II. obgleich für ein Werk des Antwerpener Meisters jjehalten. doch unter *lie
Holländer g:estellt.
0. van Deuren.
Lebensumstände gänzlich unbekannt. (Vergl. Kramm I, p. 334.)
1849. Ein Eremit. Nach links gewandt, sitzt der Einsiedler in
(1711.) brauner Kutte und rotem Mantel in einer Felsenhöhle und liest
P 10. in einem alten Buche. Vor ihm ein Totenkopf. Links unten
Zwiebeln und eine Kupferkanne. Bezeichnet oben rechts:
J. Verschiedene und unbestimmte Schulen. XVII. Jahrh. 585
1 6^24
Eichenholz : h. 0.41 : br. 0,o2Vj. — Inventar 1722, A 722. — Die Jahreszahl
las H., von ileni noch obiges Faksimile stammt, 1624. Allerdings kann die dritte
Zahl als 2, als 7 oder als '.» gelesen werden. Der Stil des Bildes al>er lässt nur die
Lesart 1G74 oder 16;i4 zu.
Maüh. Stoom.
Die einzige Quelle über diesen Meister, aus der Nagler, Kranuu
u.a. geschöpft haben, ist Orlandi's Abcedario, ed. Guarienti 1753,
p. 374. Darnach war er ein holländischer Landschaften- und
Schlachtenmaler. Schüler des Holländers »Orlando« (aus dem, da er
unbekannt ist, spätere den Giulio Orlandini, Historienmaler zu
Panna machten), war 1649 geboren und starb 1702 zu Verona.
Vergl. unten die Anmerkung.
Der Raubanfall im Hohlweg. Vorn die Schlucht. In der Mitte 1850.
Ausblick auf einen steilen, überhängenden blauen Berg. Rechts (108 1.)
haben zwei Eäuber einen Reiter vom Rosse gezerrt. In der Mitte Q 1-
überfallen zwei andere einen zweiten Reiter.
Leinwand: h. 0,5G: br. 0,77. — Gegenstück zum folgenden. — Die Kiinstler-
lexica nehmen zwei Meister Matth. Stoom an, von denen der eine, der Flanderer von
Geburt war. aber als Heiligenmaler in Italien lebte, sich auf einem Bilde in Messina
bezeichnet haben soll, während der andere, dem in unserer Galerie seit dem »Cata-
logne« von 1765 fünf Bilder (N. 749, 750, 751 und unsere beiden) zugeschrieben
wurden, eben nur durch diese Bilder und die Notiz im genannten Abecedario be-
kannt ist. Vergl. Kramm a. a. 0. V., S. 1576 — 1577. Verfolgen wir unsere alten
Angaben über diese fünf Bilder jedoch noch weiter zurück, so finden wir, dass nur
zwei von ihnen, un.sere N. 1850 und 1851 im »Catalogue« 1765 unter dem Namen
Stoom's vorkonunon. wie denn auch nur diese beiden deutlich die Hand eines
Niederländers zeigen, wogegen die übrigen, mit denen noch N. 748 übereinstimmt,
die Hand eines italienischen oder französischen Nachahmers des Jacques Courtois
(Borgognone) zeigen, dem sie in den älteren Inventaren zum Teil auch zuge-
schrieben werden. Wir können den Namen des in Italien arbeitenden Holländers
M. Stoom. de&sen Existenz uns überhaupt nicht zweifellos erwiesen erscheint, daher
auch nur für Jene beiden ersteren (hier eingereihten) gelten lassen. Vergleiche die
Bemerkungen zu N. 740 und 751. — M. Stoop, von dem e.s einige Bilder in der Art
('oddes und der Palamedesz' giebt, ist sicher ein anderer Meister.
Truppenausschiffung. Links die gebirgige Küste; eine Festung 1 85 I .
auf einem der Berge. Reclits das Meer mit Schiffen. Im Mittel- (1682.)
gründe werden Pferde gelandet. Vorn links am üfer eine bunte Q 1-
Grup})e von Rossen und Reitern. Vorn rechts in den Klippen
zwei Männer im Gespräch.
586 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts.
Leinwand; h. 0,59; br. 0,78. — Zuerst im Katalog 17G5. — Gegenstück zum
vorigen. Vergleiche alle Bemerkungen zu diesem.
Fred. H. Mans.
Lebensumstände unbekannt. Lebte in der zweiten Hälfte des
XVIL Jahrhunderts, wahrscheinlich in Utrecht, dessen Gilde er
gleichwohl nicht angehörte. Vergl. Kramm VI, p. 1058 — 1059.
1852. Das Zelt an der Eisbahn. Links verliert sich der vorn und
(1813.) in der Mitte reich mit Schlittschuhläufern und Schlittenfahrern
Q 2. belebte gefrorene Fluss im Hintergrunde. Rechts liegen Häuser
' und eine Kirche unter Bäumen ; ganz rechts vorn ein grosses
gelbes Lustzelt mit einer holländischen Fahne. Bez. r. u.:
^_^(Ml$J(y77
Eichenholz; h. 0,60; hr. 0,85. — Inventar 1722, A 248, als »unbekannt.«
1853. Eisbelustigung unter der Stadtmauer. Vorn der gefrorene,
(1814.) von Schlittschuhläufern und Schlittenfahrern belebte Fluss, der
8 c. sich rechts bildeinwärts zieht, links aber durch eine mächtige,
von Giebelhäusern, Türmen und einer Windmühle überragte
Stadtmauer begrenzt wird. Bez. unten rechts (wie das vorige):
F .H , Mans . 1677.
Eichenholz ; h. 0,60 ; br. 0,84. — 1741 durch von Kaiserliug. — Gegenstück
zum folgenden.
1854. Eisbelustigung unter der Stadtmauer. Vorn der gefrorene,
(1815.) von Schlittschuhläufern und Schlittenfahrern belebte Fluss, der
8 c. sich links bildeinwärts zieht, rechts aber von der alten Stadt
mit mächtigen Mauern und von Giebelhäusern mit Erkern und
Türmchen unter Bäumen überragt wird. Bezeichnet links unten
(in der Form der vorigen): F . H . Mans . 1677.
Eichenholz ; h. 0,60V2 ; br. 0,84. — 1741 durch von Kaiserling. — Gegenstück
zum vorigen. — Die Figuren von Dietrich übermalt.
Johannes Glauber.
Gen. Polydor. Geb. zu Utrecht 1646, gest. zu Schoonhoven
1726. Schüler des Nie. Berchem, dann, 1672, des Adriaen
van der Gabel zu Lyon. Hauptsächlich aber (1674 — 1679)
durch das Studium der Werke Gaspar Dughet's (Poussin's) in
J. Verschiedene und unbestimmte Schulen. XVII. Jahrh. 587
Italien ausgebildet. Nach seiner Rückkehr arbeitete er bis
1685 zu Hamburg, 1687 im Haag, später in Amsterdam.
Idyllische Landschaft. Im Vordergrunde ein hoher Hain, 1855.
in dem ein alter Steinsarkophag als Brunnenrand dient. Da- (1712.)
neben einige Frauen mit Blumenkörben. Rechts vorn ein Fluss- Q 3.
gott. Im Mittelgrunde ein Landsee, von parkartigen Ufern um-
geben. Gelbliches Abendlicht am Himmel.
Leinwand: h. 0.62'/,; br. 0,78. — 1751 durch von Heinecken. H. — Inventar
1754, II 284.
Enoch Seeman.
Auch Zeeman. Von seinen Lebensumständen ist nur bekannt,
dass er Holländer war und sich in der ersten Hälfte des
XVin. Jahrhunderts in London einer grossen Beliebtheit als
Bildnissmaler erfreute. Er starb 1744 daselbst.
Selbstbildniss des Künstlers. Brustbild nach links auf brau- 1 856.
nem Grunde. Der Künstler trägt einen roten Mantel, den er (1834.)
mit der allein sichtbaren linken Hand über seine Schulter zieht. 43 a.
Sein langes Haar fällt in Locken auf seine Schultern herab.
Bezeichnet links in der Mitte:
ZL7Ji
ö i
noc/? ^Jtciimn wse
Kupfer; h. 0,577,; br. 0,45. — Inventar 1722, A 65. — Gestochen von
J. G. Schmidt ^ m, 20.
Unbestimmte Holländer des XVII. Jahrhunderts.
Frauenblldnlss. Brustbild ohne Hände nach links auf dunklem 1 857.
Grunde. Schwarzes Kleid mit goldenen Litzen; anschliessender (839.)
weisser Kragen, weisse Haube und goldene Halskette. 14 b.
Eichenholz; h. 0,60'/,; br. 0,40. — Dieses ^'uto Bild galt auffallender Weise
in Dresden stets, auch noch bei H., als Werk des F. Pourbus, obgleich es deutlich
den Stil der hoUändisehen Malerei des XVII. Jahrhunderts zeigt. Bodo dachte 1873
(bei von Zahn VI, S. 199) an Jan Wijckersloot (thatig zu Utrecht etwa 1640—1670).
Doch kennen wir von diesem .Meister zu wenig, am dieser Vermutung folgen zu können.
588 Holländer des siebzehnten u. achtzehnten Jahrhunderts.
1858. Bildniss eines Geharnischten mit gelber Feldbinde. Brustbild
(11G3.) ohne Hände nacl) rechts auf schwarzem Grunde. Blosser Kopf.
49 b. Kleiner Schnurr- und Kinnbart. lieber dem Harnisch ein kleiner
Spitzenkragen.
Eichenholz; h. 0,(>1 ; hr. 0.49. — Inventar 1754, II 108, als »Anonymus.« —
Im »Catalogiie« 1765 als »N. N. Vereist, niöce de Simon.« Daraus wurde bei H.
(doch nur frageweise) »Simon Vereist.« Dieser war im Haag, nicht in Antweri)en,
geboren und starb in London um 1721. Vergl. Kramm VI, p. 1707 — 1708. Unser
Bild gehört einer älteren Zeit an. Merkwürdiger Weise wnirde auch das folgende.
welches eine ganz andere Hand zeigt, 1765 derselben Hand zugeschrieben.
1859. Bildniss eines Geharnischten mit gelben Wammsärmeln. Brust-
(1164.) bild ohne Hände nach rechts auf gelbgrauem Grunde. Langes..
49 b. glattes blondes Haar; kleiner Schnurr- und Kinnbart. Breiter
weisser Spitzenkragen, gelbe, mit Silber gestickte Halsbinde.
Links oben die Jahreszahl 1634.
Eichenholz; h. O.65V2; br. 0,53Vj. — Inventar 1754, II 104, als »Anonymus.«
— Im »Catalogue« 1765, wie das vorige, das eine ganz andere Zeit zeigt, als »N. N.
Van Vereist, niece de Simon.« Vergleiche die Bemerkungen zum vorigen. Bei H.
mit Recht wieder als »unbekannt.«
1860. Ein alter Mann. Brustbild nach rechts auf grauem Grunde.
(954.) In der Mitte gescheiteltes graues Haar und grauer Bart. Der Alte
Q ^- blickt nachdenklich zur Erde und stützt sein Haupt in die Rechte.
Leinwand; h. 0,6272 ; br. 0,51V2- — Inventar 1722. B 91. als »unbekannt.«
Bei H. in der Schule des Rubens verzeichnet, jedoch mit der zutreffenden Anmer-
kung, dass es vielmehr der holländischen Schule anzugehören scheine.
1 86 I . Weiblicher Studienkopf. Brustbild ohne Hände, im Profil
(1192.) nach rechts auf grauem Grunde. Der Kopf ist scharf von
50 a. hinten beleuchtet.
Eiehenholz; h. 0,41: br. 0,34Vj. — 1857 aus Steinla's Nachlass.
1862. Aufwärts blickender Jüngling. Brustbild ohne Hände nach
(955.) rechts auf dunklem Grunde. Lange Locken fallen auf die Schul-
P 3. tern herab. Rock und Hemd sind vorn geöffnet.
Eichenholz; h. 0,6:57^; br. 0,46. — Inventar 1722. A 171. als »Franck« und
»ein hoUänd. Kopf.« — Bei H. in der Schule des Rubens verzeichnet, mit der das
Bild jedoch keine Verwandtschaft hat. Uns sieht es holländisch aus.
1863. Ein Fischer mit einem Aal. Halbfigur nach links auf blauem.
(1334.) leicht bewölktem Himmelsgrunde. Der blondbärtige Fischer in
49 b. braunem Mantel und dunkler Pelzmütze sitzt auf einem Holz-
stuhl. Links windet ein Aal sich in seinen beiden Händen.
Leinwand; h. 0,70V2; br. 0,56. — Inventar 1722, A 304. Schon damals als
»unbekannt.« Bei H. unter den Rembrandtschülern, was nicht ganz zutrett'end erscheint.
J. Verschiedene und unbestimmte Schulen. XVII. Jahrh. 589
Bildniss eines schwarzhaarigen Mannes. Halbfigur nach rechts 1864.
auf braunem Grunde. Nur die rechte Hand ist sichtbar. Gelber (1281.)
Rock mit weissem Spitzenkragen und rot und weissen Aermeln. 49 b.
Kurzer schwarzer Schnurr- und Kinnbart.
Leinwand: h. 0,77: br. 0,6o. — Wir konnten es mit Sicherheit nur bis zum
Katalog von 1843 zurückvertol«?en, in dem es der Art des van der Helst zui^eschrieben
wurde. Uns sieht es eher vlümisch . als hollandisch , vielleicht so<>ar eher spanisch,
aN vlümisch aus.
Bildniss einer Dame im Schleier. Kopf auf schwarzem Grunde 1865.
nach links. Braunes Kleid; Schleier mit gelben Pünktchen; (1191.)
Granatenbroche und Perlenhalskette. •^>0 a.
Leinwand : h. 0,36Vj ; br. 0,o2'/2. — 1857 aus Prof. Steinla's Nachlass. ■ —
Das Bild wurde bei H. den Hollandern des XVII. Jahrhunderts eingereiht. Doch er-
scheint uns die Richtigkeit dieser Einreihung nicht ausgemacht. Scheibler (Dr. Not.)
denkt frageweise an Justus Soetormans iSustormans).
Bildniss eines blassen, bartlosen Mannes. Brustbild ohne i866.
Hände nach links auf dunkelbraunem Grunde. Schwarzer Rock, (956.)
weisser Klappkragen. '^^ ^•
Eichenholz: h. O.ÖVf-i'. br. 0,40. — Bei H. ohne l'rovenienzangabe in der
vlämischen Schule: die Inventar-Xummer ist vom getilgt: doch steht auf der Rück-
seite mit Kreide 881. Demnach wird es Inventar 1722, R 881, ge\)esen sein, ohne
Angabe d^s Meisters nur als »Juif« bezeichnet.
Eine Bärenhetze. In flacher Gegend mit üppigem Baum- 1867.
wuchs umringen Jäger und Hunde von allen Seiten den nach (976.)
rechts gewandten Bären, der einen der Hunde im Rücken packt, ^^ 1-
während andere von ihnen blutend zu Boden sinken. Die Jäger
zur Rechten fangen den Bären mit ihren Spiessen ab; denen
zur Linken folgt in einiger Entfernung der Jagdherr zu Pferde.
Leinwand; h. 2,40: br. 3,71. — 1744 durch den Gesandtschafts-Sekretär Louis
Talon aus Madrid. Damals Paul de Vos genannt. Bei H. zu den zweifelhaften
Werken des Suijders gestellt, von dem es in der That nicht herrührt. Auch für Paul
de Vos erscheint es uns zu derl) und kräftig in den Formen und in den Farben.
Wir sehen überhaupt keinen Antwerpener. sondern eher einen holländischen Meister
in dem Bilde.
Unbekannter Meister.
Anfang des XVIII. Jahrhunderts.
Ein Rinderhirt. Links ein Felsenhang, reciits eine Baum- 5868.
gruppe. Der Hirt in roter Jacke und roter Kappe steht, nach (1524.)
rechts gewandt, zwischen einem von vorn gesehenen weissen P 7.
und einem von hinten gesehenen braunen Stier.
Kupfer; h. 0,10; br. 0,13"/,. — Inventar 1722, A ;J45, als IJerchem - In den
Katalogen mit Recht schon als »nnl)ekannt.<(
Sechster Abschnitt.
I>ie deutschen {Schulen.
1. Die Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts.
A. Die fränkische Schule.
Albrecht Dürer.
Geb. zu Nürnberg den 21. Mai 1471; gest. daselbst den G. April
1528. Schüler des Michael Wolgemut; 1490—1494 auf der
Wanderschaft, auch in Venedig. Später in Nürnberg ansässig
und hier hauptsächlich thätig; doch 1505 — 1507 wieder in
Venedig und 1521 — 1522 in den Niederlanden. Als Kupfer-
stecher. Zeichner und Maler der Hauptmeister Deutschlands in der
Eenaissancezeit.
1869. Der Dresdner Altar. I. Das Mittelbild. Maria ihr Kind
(1860.) anbetend. Halbfigur. Maria neigt sich mit anbetend gefalteten
N 2. Händen über ihr links auf weissem Kissen schlummerndes Kind,
dem ein kleiner Engel mit einem Wedel die Fliegen abwehrt.
Hinten links in einem zweiten Zimmer Joseph an seiner Hobel-
bank, rechts durch ein Fenster Blick in's Freie. Zahlreiche
Englein arbeiten vorn auf dem Fussboden oder flattern unter der
Decke. Zwei von den letzteren halten eine Krone über Mariens
Haupt. Andere schwingen Räucherfösser. Rechts neben Maria auf
kleinem Pulte ihr aufgeschlagenes Gebetbuch. — II. Der linke
Flügel. Der heilige Antonius. Halbfigur etwas nach rechts.
A. Fränkische Schule. XVI. Jahrhundert. 591
Der Heilige mit grauem Haar und grauem Bart trägt einen blauen
Mantel und stützt seine Hände auf das Buch, welches aufge-
schlagen vor ihm steht. Die Glocke liegt rechts. Ueber seinem
Haupte treiben Teufelsfratzen ihr Spiel, die jedoch bereits von
Engeln in die Flucht geschlagen werden. — III. Der rechte
Flügel. Der heilige Sebastian. Halbfigur nach rechts. Der nackte
Oberkörper des jungen Heiligen ist lose von rotem Mantel um-
wallt. Vor ihm steht ein Glas mit einer Feldblume. Von den
Englein, die über ihm ihr Spiel treiben, hält einer seine Pfeile.
Leimvand: Mittelbild: br. 1,05«/,: h. 0.95: Flügel h. 1,13; br. 0,43Vj. Tempera-
farben. — 1687 aus der Schlosskirche zu Wittenberg in die Kunstkammer. 1835 aus
dem > Vorrat« zur Galerie. Dass das Bild ein Original Dürer's sei, wurde lange ver-
kannt. Selbst H. hielt nur die Flügel, nicht das Mittelbild, für eigenhändig. Doch
ist die neuere Forschung sich einig darin, die Eigenhändigkeit unseres Bildes anzu-
erkennen. Es muss als das frühste grosse Gemälde gelten, welches Dürer nach der
Heimkehr von seinen ersten Wanderjahren, noch unter dem Einflüsse der Richtung
Mantegna's. ausgeführt hat und ist unzweifelhaft eins jener Gemälde des Meisters,
welche Chr. Scheurl bereits 1506 in der Allerheiligenkirche zu Wittenberg sah. Vergl.
Thausing, Dürer. 2. Auflage 1884, I. S. 169. — Immerhin können die Flügelbilder
etwas jünger sein, als das Mittelbild. — Phot. Braun V, 21 und VIT, 20.
Christus am Kreuze. Der Heiland, um dessen Lenden ein 1870.
weisses Tuch flattert, wendet das domengekrönte Haupt schmerz- (1857.)
lieh gen Himmel. Hinter ihm hängen schwarze Wolken; doch am N 1.
Horizonte über der tiefblauen Landschaft leuchtet ein morgen-
gelber Lichtstreifen. Rechts vorn feine grüne Baumwipfel. Ueber
dem Haupte des Heilands die Buchstaben I N R I .
Zu seinen Füssen, vom Kreuzstamme in zwei Hälften I TO 6
geteilt, seine Scheideworte: PATER . I . MANVS . 'T^
TVAS . COMENDO . SPIRITV. MEV . Bez.u.i.d.M.; -^^^
Lindenholz: h. 0,20; br. 0,16. — 1865 in Wien aus dem Nachlasse des k. k.
Münzgraveurs Böhm. — Die Jahreszahl könnte auch 1500 gelesen werden, wie H.
sie las. Dass sie aber l.")06 gelesen werden muss, beweist der Stil des ausserordentlich
feinen Bildchens, welcher es der Zeit des zweiten venezianischen Aufenthaltes Dürer's
und seiner Beeinflussung durch Giovanni Bellini zuweist. So auch Thau.sing, Dürer,
2. Auflage 1884, S. 363—365. — Gestochen von Th. Langer i^ III, 47. — Phot.
Braun TV, 20 und Phot. Ges.
Bildniss Bernhard van Orley's. Brustbild nach links auf |87l.
rotem Grunde. Der blonde, helläugige Meister trägt einen schwarzen (1859.)
Hut und einen schwarzen Pelzrock. In der linken 7 ^^ ? 21 c-
Hand hält er einen Brief mit der Aufschrift: Dem ^>^-rv
]>ernh . . zir .... d. h. Dem Bernhard zu ... . /P
Bezeichnet oben in der Mitt«: y "DI
Ö92 Deutsche Schulen. XV. und XVI. Jahrhundert.
Eichenholz; h. 0,4572; br. 0,'iV/i. — Wahrscheinlich 1743 dui-f.h Le I^u aus
Paris. — Charakteristisches Bild der Antwerpener Spätzeit des Jleisters. — Ueber
die dargestellte Persönlichkeit, in welcher man 1812 Zwingli, 1817 Lucas v. Leydeii,
seit H. einen gewissen Bernh. van Ressen oder B. van Breslau zu erkennen glaubte,
haben erst die neueren Untersuchungen völlige Klarheit gebracht. Dass B. v. Orley,
der Maler unseres Bildes N. 810, dargestellt sei, hat zuerst Ch. Eplirussi (A. Dürer
et ses Dessins, Paris 1882, p. 275 — 278) erkannt. Ueber die spateren Eröitorungen
der Frage vergl. man die Artikel des Verfassers dieses Kataloges im Repertoriuni VII
(1884) S. 445—449 und VIII (1885) S. 436—488. — Phot. Braun I, 20 u. Phot. Ges.
Nach A. Dürer.
1872. ' ^'^ Kreuztragung Christi. Grau in grau mit leichten Farben-
(1858.) andeutungen. Rechts das Stadtthor zu dem der Zug herauskommt,
P 3. links in der Ferne der Berg, dem er entgegenzieht. Links vorn
ein ßeiter mit mächtigem Adlerbanner. Rechts wendet der zu-
sammengesunkene Heiland sich nach der heiligen Veronica um,
die ihm das Schweisstuch hinhält. Vorn in der Mitte die Inschrift :
TANQVAM QVIS AD OCCISIONEM DVCTVS EST ET AGNVS
CORAM TONDENTE SE MVTVS SIC NON APERVIT OS SVVM.
IN HVMILITATE IPSIVS IVDICIVM EIVS SVBLATVM
EST. GENERATIONEM AVTEM EIYS QVIS ENARRABIT.
lESAIAS LIII. Dazu das Monogramm AD und die Jahres-
zahl MDXXVri.
Leinwand auf Lindenholz h. 0,30 ; br. 0,45i2- — 1727 durch Le Plat. Galt
damals nicht als Dürer, sondern ward (wohl durch Versehen aus »Portement de la
eroix« entstanden) als Werk eines »Portomene« bezeichnet, den es nicht giebt. In
den gedruckten Katalogen, auch noch bei H., stets als Original Dürer's. Die deutsche
Wissenschaft hat dies jedoch, seit Eye (Leben und Wirken Dürer's, 1869, 2. Auflage,
S. 458) erhebliche Zweifel an der Echtheit ansgesprof^hou, nie mehr anerkannt. Die
neueren Dürer-Handbücher übergehen es sogar mit Stillschweigen. In der That ist
es, so interessant es componirt ist, in der Dnrchfülmmg viel zu roh. um als ein
eigenhändiges Werk des Meisters überhaupt und gar aus de.ssen letzten Lebensjahre,
aul' welches die Jalireszahl hinweist , gelten zu können. Docli scheint eine Hand-
zeiehnung Dürer's zu Grunde zu liegen. — Phot. Braun XI, 7 und Phot. Ges.
1 873. St. Hubertus. Berg- und Waldlandschaft. Vorn rechts das
(1861.) gesattelte Ross des heiligen Jägers. Zu seinen Füssen vier Hunde.
0 3. Der abgestiegene Heilige kniet links, anbetend dem Hirsche
mit dem Crucifixe im Geweihe zugewandt, der rechts im Walde
erscheint.
Eichenholz; h. 1,0.0; br. 0,78. — 1861 von l'iot. l'h. v. Uer gekauft. — Das
Bild ist eine Copie, vielleicht von niederländisch! i Hand, nach Dürer's bekanntem
Suche Bartsch 57.
A. Fränkische Schule. XVI. Jahrhundert. 593
Der Tod Mariae. Die sterbende Maria liegt in ihrem vom 1874.
Fassende gesehenen Bette, umringt von den Jüngern in den ver- (1862.)
schiedensten Stellungen. Johannes reicht ihr die Kerze. 0 3.
Kupfer; h. 0,32; br. 0,22' 2- — 1699 vom Obristen von Wackerbarth erkauft.
Inventar 1722, A GOT. Damals als Original Dürer's. Spätere Copie nach des Meisters
bekanntem Holzschnitt im »Marienlebenx, Bartsch 93.
Schüler A. Dürer's.
Die Beschneidung Christi. Der Priester, welcher das Kind auf 1875.
dem Schoosse hält, links, nach rechts gewandt, auf dem Throne. (1865.)
Vor ihm kniet der Rabbiner, welcher die Ceremonie ausführt. ^ 1-
Rechts schaun Joseph und Maria zu. Links stehn Diener mit
einer brennenden Kerze.
Fichtenholz ; h. O.Go ; br. 0,45V2- — Dieses Bild gehört mit den folgenden 0
zu einem Cyklus. der aus einer Dresdener Kii-che stammen soll. Jedenfalls befanden
sie sich alle schon 1640 und noch 1741 in der Kunstkammer. — Sie gehören sicher
der Schule, vielleicht sogar der Werkstatt Dürer's und, wie es scheint, den ersten
Jahren des XVI. Jahrhunderts an. Dass das Bild N. 1S78 die Jahreszahl 1514 trage,
wie H. bemerkte , scheint auf einem Irrtum zu beruhen. Möglicherweise werden
Jugendbilder des Hans Schäufelein (vor 1490 — 1539 oder 1540), der in der That ein
Schüler Dürers war, in diesen Bildern zu erkennen sein. So auch Scheibler, Dr. Not.
Die Flucht nach Aegypten. Maria sitzt mit dem Kinde auf 1876.
dem Esel, der nach rechts davonschreitet. Joseph hält gleichen (1866.)
Schritt mit ihm. Links im Mittelgrunde der hübschen Landschaft ^ ■^•
ein Einhorn.
Fichtenholz : h. 0,63 ; br. 0,46. — Gehört zu dem vorigen und den folgenden.
Vergl. die Bemerkungen zu N. 1875.
Der zwölfjährige Christus Im Tempel. Der Knabe thront im 1877.
Grunde des durch eine herabhängende Ampel erleuchteten Raumes (1867.)
und deutet mit der Rechten in das auf seinen Knieen aufge- 0 1.
schlagene Buch. Vorn links und rechts je vier Schriftgelehrte.
Links lauscht Maria. Rechts ist eine Meerkatze angekettet.
Fichtenholz; h. 0,62V2; br. 0,45. — Gehört zu den vorigen und folgenden.
Vergl. die Bemerkungen zu X. 1875.
Die Kreuztragung. Vorn in dem nach rechts gewandten 1878.
Zuge bricht Christus zusammen. Ein Scherge sucht ihn durch (1868.)
Reissen am Stricke, ein anderer durch Geisseihiebe wieder auf die Ol.
Beine zu bringen. Links im Mittelgrunde sinkt Maria ohnmächtig
in Johannes' Arme und kommt die heilige Veronica mit dem
Schweisstuche.
Fichtenholz ; h. 0,63 : br. 0,44*2. — Gehört zu den vorigen und folgenden.
Vergl. die Bemerkungen zu X. 1875.
38
594 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
1879. Die Anheftung an's Kreuz. Das Kreuz liegt vorn im Rasen,
(1869.) das obere Ende rechts. Der Heiland liegt bereits auf ihm. Ein
0 1 . Henker schlägt durch seine Füsse, ein anderer durch seine rechte
Hand den Nagel, ein dritter bohrt das Loch für den Nagel der
linken Hand in's Kreuz. In der Mitte des Mittelgrundes hocken
Johannes und die drei Marien am Boden.
Fichtenholz ; h. 0,62 ; br. 0,46i|2. — Gehört zu den vorigen und folgenden.
Vergl. die Bemerkungen zu N. 1875.
1880. Christus am Kreuze. Das Kreuz steht rechts. Zu seinen
(1870.) Füssen sitzt Maria Magdalena; hinter ihr eine zweite Maria.
0 1- Christi Mutter, Johannes und eine vierte Frau stehen anbetend
links. Im Hintergrunde rechts die Stadt an einer Meerbucht, links
bewaldete Höhen.
Fichtenholz ; h. 0,63V2 : br. 0,45V2- — Gehört zu den vorigen und dem
folgenden. Vergl. die Bemerkungen zu N. 1875.
1 88 1 . Die Beweinung Ciiristi. Der Leichnam des Heilands lehnt
(1871.) halbaufrecht an Johannes' Kniee. Vorn rechts nahen die drei
0 1. Frauen, unter ihnen Christi Mutter, welche niederkniet und seine
Linke ergreift. Ganz links die beiden befreundeten Männer.
Fichtenholz; h. 0,63; br. 0,46. — Gehört zu den vorigen sechs. Vergleiche die
Bemerkungen zu N. 1875.
Vielleicht Hans Dürer.
Geb. zu Nürnberg den 21. Febr. 1490; Schüler seines älteren
Bruders Albrecht Dürer; 1529 und 1530 polnischer Hofmaler in
Krakau. Weitere Lebensschicksale und Todesjahr unbekannt.
1882. Bildniss des Caspar Neumann. Kniestück nach rechts auf
(1955.) gelbgrauem Grunde. Der blonde Herr mit kurzem Vollbart sitzt
21 b. unbedeckten Hauptes in schwarzer Kleidung an dem links stehen-
den Tisch, auf dem sein rechter Arm ruht. Sein Schatten fällt
nach rechts. Auf dem Tische ein Stundenglas und ein Buch mit
der Inschrift: dem Erbarn Caspar Neumann und Gehrüd
zu Nürnhergk. Bezeichnet links oben:
1 -T . ^ 4-
K)
Kotus 1 ß )S
A. FränKische Schule. XVI. Jahrhundert. 695
Lindenholz: h. l,(K)'/j; br. 0,86. — Zuerst im Inventar 1754. Hier nur mit
dem Monogrramm bezeichnet, auch bei H. als unbekannt.« Da das Bild jedoch die
Richtung der Schule Dürer"s (etwa der Bildnisse des G. Penz) zeifjft, da das Slono-
(^amm auf keinen anderen bekannten Meister dieser Schule als auf Dürer's Bruder
Hans passt, und da dieser, dessen spätere Lebensschicksale wir nicht kennen , sehr
wohl 1554 (ö4 Jahre alt> noch «rolebt und in Nürnberjr jremalt haben könnte, so lag
es nahe, das Bild auf Hans Dürer zurückzuführen. So schon W. Schafer im Dresdener
Galeriebuch III, S. 856; und so der Verf. dieses Kataloges in seinem Text« zu Braun's
Galeriewerk XIII, S. 438 — 439. Inzwischen hat Herr Dr. Berling in Dresden, wie er
uns gütigst mitteilt, in einem alten Wappenbuch unter dem gleichen Monogramm und
der gleichen Jahreszahl die erläuternde gleichaltrige Inschrift entdeckt : Ha)is Hüter
gut. Doriny, ScliuUhcLs xit Wclxlar, Mohr. — Dass es an sich wahrscheinlicher sei,
dieser Wetzlarer Schultheiss und Wappenmaler Hans Döring habe den Nürnberger
Kaufmann gemalt, als Hans Dürer, von dem wir wenigstens wis.«en, dass er Figuren-
maler in der genannten Richtung war. wird sich nicht behaupten lassen. — Sollte
sich aber das Xatns 1519 unter dem Monogramm nicht , wie fast alle Altersangaben
auf Bildnissen, auf den Dargestellten (der doch wohl 35 Jahre alt sein mag), sondern
ausnahmsweise auf den Maler beziehen, so könnte dieser allerdings nicht Hans Dürer
sein. — Die Frage ist noch nicht völlig spruchreif. — Phot. Braun XIII, 15.
Georg Penz (Pencz).
Geb. zu Nürnberg um löOO. Als Maler in Nürnberg 1523 ge-
nannt. Gestorben daselbst 1550. Wahrscheinlich Schüler Albrecht
Dürer's; sicher im engsten Anschluss an diesen Meister entwickelt,
sptäter jedoch, besonders als Kupferstecher, noch von dem italieni-
schen Zeiteinflusse abhängig. Thätig zu Nürnberg.
Erstes Bruchstück einer Anbetung der Könige. Der schwarze 1883.
König entnimmt von hinten gesehen, seine Gabe, ein reichge- (1879.)
schmücktes Trinkhorn, den Händen des links neben ihm knieenden P 2.
Pagen. Links im Mittelgrunde deuten zwei Weise
in morgenländischer Tracht zu dem Sterne empor,
der über der Bogenruine am Himmel erscheint.
Eciche Landschaft. Bezeichnet unten links:
(3f
Lindenholz; h. 1,81"/,; br. 0,44. — Zuerst im Katalog von 1835. Die Tafel
offenbar das Bruchstück eines grösseren Werkes, zu dem auch die beiden folgenden
Stucke gehören. — Sie zeigt den Meister von seiner besten Seite unter Dürer's
Einflnss. — Phot. Braun X, 15.
Zweites Bruchstück der Anbetung der Könige. Joseph kniet 1884.
nach links gewandt, seine Mütze in der Rechten, seine Linke auf (1880.)
einen Krug gestützt. Sein Zimmermannsgerät liegt neben ihm. ü 3.
Lindenholz ; h. 0.5B : br. 0,28. — Vergleiche die Bemerkungen zur vorigen
N. 1883.
38*
596 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
1885. Drittes Bruchstück der Anbetung der Könige. Ein Hirt
(1881.) blickt, auf eine Brüstungsmauer gestützt, zwischen Säulen hervor.
0 3. Die Flöte liegt neben ihm.
Lindenholz; h. 0,317^; br. 0,20V2- — Veigl. die Bemerkungen zu N. 1883.
Angeblich A. Dürer.
1886. Der heilige Hieronymus. Halbfigur des kahlköpfigen, grau-
(1863.) bärtigen Heiligen, nach rechts gewandt, vor einer Zelle, zu der
0 2. man links in eine Kirche hinausblickt. In seinen Händen ein
Totenkopf. Eechts vor ihm auf dem Tische ein Crucifix, ein auf-
gesijhlagenes Buch und eine Sanduhr. Das unechte Monogramm
Dürer's rechts im Buche.
Tannenholz: h. 0,731/2; br. 0,59. — 1650 als Geschenk des Grafen Lessle aus
Wien in die herzogl. Galerie zu Modena (Veuturi p. 24G), 17-16 von dort nach Dresden.
Es galt bis zum Katalog von 1826 als Original Dürer's. Seit diesem als »nach
Dürer«, bei H. nur als »unbekannt.« Mit Dürer hat es in der That nichts zu schaffen ;
doch spricht gegen die Ansicht neuerer Kenner, dass es altniederländischen Ursprungs
sei, das Taunonholz, auf das es gemalt ist. Wir lassen ihm daher einstweilen seinen
Platz unter den Deutschen. — Phot. Braun XIV, 18.
1887. Ecce Homo. Nackt, ein weisses Tuch auf dem Schoosse, die
(1864.) Hände zwischen den Knieen gefaltet, sitzt der Dornengekrönte,
0 1. nach links gewandt, unter der Geisselsäule auf einem Steine.
Palast-ßuinen hinter der Hofmauer. Das unechte Monogramm
Dürer's rechts unten.
Lindenholz ; h. 0,56 ; br. 0,4172- — 1748 durch Benzoni aus Venedig. Nach
dem Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1552 vorher beim Herzog von Mantua. Galt damals
noch als echtes Werk Dürer's; sogar noch im »Catalogue« von 1765, jedoch bereits
nicht mehr im Abrege von 1782. Später als »nach Dürer.« Von Hübner als Wieder-
holung eines Motivs des Jan Gossaert (Mabuse) erkannt ; vielleicht nach Maassgabe
des Antwerpener Bildes, welches dieses Meisters Namen trägt, jedoch nicht als
Original zu unserem Bilde gelten kann. Auf den oberdeutschen Ursprung unseres
Exemplars weist das Holz hin, auf das es gemalt ist.
B. Die schwäbische Schule.
Hans Burckmair (Burgkmair).
Geb. 1473 zu Augsburg, gest. daselbst 1531. Schüler seines
Vaters Thoman Burgkmair. Weitergebildet unter dem Einflüsse
Dürer's und der Oberitaliener. Neben Hans Holbein d. ä. der
Hauptmeister der schwäbischen Schule vor Hans Holbein d. j. —
Thätig zu Augsburg.
B. Schwäbische Schule. XVI. Jahrhundert. 597
Der Ursula-Altar. I. Die Innenseiten. Das Mittelbild. 1888.
Das Martyrium der heiligen Ursula. Die heilige Ursula wird, mit (1878.)
zahlreichen Jungfrauen ihres Gefolges von Eom heimkehrend, bei Ol.
der Landung zu Köln von den Söldnern des Kaisers getötet. Sie
selbst sitzt zwischen ihrem Bräutigam und dem Bischöfe in der
Mitte des mittleren Schiffes am Fusse des als Mastbaum dienenden
Crucifixes. Schon fliegen Pfeile gegen das Boot; schon steckt der
Heiligen der Todespfeil im Halse. Vorn am Ufer richten Söldner
mit Schwertern ein furchtbares Blutbad unter den bereits ge-
landeten Jungfrauen an. Im Hintergrunde der Ehein; rechts
am Ufer die Stadt Köln. — 2. Der linke Flügel. Die
Bogenschützen ziehen von links nach rechts heran; an ihrer
Spitze ein Anführer im Hermelin -Mantel und reichen Feder-
kopfschmuck. Im Hintergrunde links Wald und Berge, rechts
der Fluss. — 3. Der rechte Flügel. Fortsetzung des Mittel-
bildes. Im Mittelgrunde ebenfalls Boote mit heimkehrenden
Jungfrauen, im Vordergrunde das Gemetzel. Kechts vorn steht
ein gewaltiger Schütze, welcher sich mit der Linken auf seinen
Bogen stützt. — II. Die Aussenseiten. Der linke Flügel.
Der heilige Georg. Steinfarbig grau-braun nach rechts. Mit
der Rechten stützt der geharnischte Heilige sich auf die vom
Banner umflossene Lanze. Zu seinen Füssen liegt der erlegte
Drache. — 2. Der rechte Flügel. Die heilige Ursula. Stein-
farbig grau-braun nach links. Mit der Rechten fasst die Heilige
ihr Kleid, in der Linken hält sie ihren Pfeil.
Liudenholz; INIittelbild : h, 2,15; br. 1,62; Flügel je: h. 1,73; br. 0,77. —
1852 aus dem Nachlasse des Majors Aster. Wahrscheinlich frühes Werk Burckmair's.
— Phot. Braun II, 22, IV, 22 und V, 22.
Hans Holbein der jüngere.
Geb. zu Augsburg 1497, gest. zu London 1543. Schüler
seines Vaters Hans Holbein d. ä. Thätig seit 1515 zu Basel,
von 152G — 1528 in London, von 1528 — 1531 in Basel, nach
1531 hauptsächlich in London (nur 1538 nochmals in Basel).
— Hauptmeister der schwäbischen Schule, auch als Zeichner
für den Holzschnitt thätig.
Doppelbildniss des Sir Thomas Godsalve und seines Sohnes 1889.
John. Halbfiguren nach rechts auf blauem Grunde hinter (1889.)
grünem Tische. Rechts der Vater im schwarzen Pelzrock; im 21 c.
598 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
schlichten grauen Haar eine schwarze Kappe; in der Rechten
eine Gänsefeder, mit der er auf den vor ihm liegenden Zettel
schreibt: „Thomas Godsahe de Norivico (Norwich) Etatis
sue quadragesimo se'pto^', das letzte Wort wohl für y,sep-
timo", wie Weltmann (»Holbein«, 2. Auflage II, S. 124) liest,
nicht „sexto^', wie H. las. Links sitzt sein Sohn John, bar-
haupt, braunhaarig, ebenfalls in dunklem Pelzrock mit einem
Buch in der Linken. Vor ihm ein Dintenfass. Links oben ein
angesiegelter Zettel mit der Inschrift:
Anno . Dni . M . D . XXVIII .
Eichenholz; h. 0,35: br. 0,36. — 1749 durch Le Leu aus Paris. — Hauptbild
des Meisters und eins der wenigen Werke aus der Zeit seines ersten Aufenthaltes in
England. — Phot. Braun II, 24 und Phot. Ges.
1890. Bildnlss des Morette. Halbfigur von vorn vor grünseidenem
(1886.) Vorhange, der den ganzen G-rund füllt. Der stattliche Herr,
N 1. dessen roter Vollbart bereits stark in's Griue spielt, trägt einen
schwarzen Rock mit durchbrochenen Aermeln, einen schwarzen
Pelzmantel, eine schwarze Kappe, eine goldene Kette um den
Hals, einen Handschuh in der rechten Hand und fasst mit
der behandschuhten linken den goldenen Dolch, der ihm am
Gürtel hängt.
Eichenholz; h. 0,921/2? br. 0,75. — Das Bild kam in der ersten Hälfte des
XVII. Jahrhunderts als Geschenk des Marehese Massimiliano Montecuceoli, estensischen
Gesandton in Parma und Rom, in den Besitz des Herzogs Franz I. nach Modena.
Damals trug es richtig den Namen Holbein's (Venturi p. 224). 1746 hingegen, als
es mit den übrigen Bildern von Modena nach Dresden kam, führte es irriger Weise
den Namen Leonardo da Vinci 's (Venturi p. 360). Den Namen dieses Meisters trug
das Bild in Dresden, bis Rumohr 1846 nachwies, dass Holbein es gemalt habe. —
Die dargestellte Persönlichkeit galt für Ludovico Sforza il Moro, so lange das Bild
für ein Werk Leonardo's galt. Dann wurde auf Grund des Stiches von Wenzel Hollar
der Nachweis geführt, dass ein Mr. Morett gemeint sei ; und diesen hielt man für
den englischen Goldschmied Hub. Morett, bis S. Larpent (»Sur le portrait de Morett
dans la Galerie de Dresdo.« Christiania 1881 : vergleiche Kunst-Chronik XVII, No. 7)
nachwies, dass es viel wahrscheinlicher der französische Sieur de Morette sei, welcher
zugleicli mit Holbein am Hofe Heinrich's VIII. anwesend war. — Es ist ein Haupt-
werk Holbein's aus der Zeit seines letzten englischen Aufenthaltes, üobrigens vergl.
Woltmann »llolbein« 2. Auflage 1874—1876, I, S. 427 f. ; II, S. 124. — Gestochen
von J. Folkema )K II. 5; von L. Sichling und G. Eilers. — Phot. Braun I, 22 und
Phot. Gos.
1 89 1 . Originalzeichnung zu dem Gemälde des Morette. Brustbild
(1887.) ohne Hände. Kreidezeichnung mit leichten Farbenandeutungen.
N 2. Papier; h. 0,32'/,; br. 0.24V2- — lf>60 aus dem Nachlasse des Kunsthaudler>
Ö. Woodburne in London. — Gestochen 1647 von Wenzel Hollar. Vergl. Osk. Berg-
4
B. Schwäbische Schule. XVI, Jahrhundert. 599
gTuen's Aufsatz in den »Graphischen Künsten« VI. Wien 1884, S. 81—88 und Welt-
mann »Holbeiacc 2. Auflage I. S. 428 f. und 11. S. 124. — Phot. Braun XI. 10.
Die Madonna des Bürgermeisters Meyer. In einer oben mit 1892.
einer Muschel im Halbrund geschlossenen Steiiinische steht Maria (1885.)
auf persischem Teppich. Sie trägt ein dunkelgrünes Kleid mit N 1.
goldbrokatenen Unterärmeln und einer roten Gürtelschärpe. Eine
goldene Krone über herabfallendem blonden Haare schmückt ihr
Haupt. Im Arme hält sie das nackte Christkindchen. Zu ihren
Füssen kniet der Stifter, der Basler Bürgermeister Jakob Meyer,
mit seiner Familie: links er selbst, vor ihm seine beiden Söhne,
von denen der ältere, farbig gekleidete, den jüngeren, der nach
damaliger Kindersitte nackt dasteht, mit beiden Händen fest-
hält; rechts, der Madonna zunächst, des Stifters 1511 verstor-
bene erste Gattin Magdalena Baer, weiter vorn seine zweite Gattin
Dorothea Kannegiesser und deren Tochter Anna. Die letzteren
beiden halten Rosenkränze in den Händen. Das Original war
ein Votivbild. Der katholische Bürgermeister liess es um 1526
malen, um dadurch sich und die Seinen in der protestantisch
werdenden Stadt dem Schutze der heil. Jungfrau zu empfehlen.
Eic-henholz : h. l.ö'JVa? ^^- 1.03. — 1743 durch Alj^arotti aus dem Besitze des
Zuan Delfino in Venedig als das Original von der Hand Holbeins, welches als
Hauptwerk dieses Meisters schon durch Sandrart und andere alte Quellen beglaubigt
worden. Seit jedoch ein zweites Exemplar auftauchte, welches sich gegenwärtig im
Besitze der Frau Prinzessin Karl zu Darmstadt befindet, wurde ein lebhafter Streit
darüber geführt, welches das Original sei. Selbst die Holbeiu-Ausstollung zu Dresden
im .Jahre IsTl konnte den Streit nicht vollständig schlichten. Zwar wurde infolge
dieser Ausstellung, welche beide Bilder neben einander zu sehen ermöglichte, die
Ansicht, dass das Darmstädter Exemplar das erste Original Holbein's sei, ganz allge-
mein, auch von H.. angenommen: manche, unter ihnen H., glaubten aber daran
ff^sthalten zu dürfen, dass das Dresdener Bild eine Wiederholung von des Meistors
eigener Hand .sei. Gegen diese einem derartigen Votivbilde gegenüber von vornherein
unwahrscheinliche Ansicht sprechen aber so viel äussere und innere Gründe, füi' welche
die von der Holbein'schen Malweise ganz abweichende, auf eine spätere Zeit deutende,
mit grünlichen Schatten und hellen Lichtern arbeitende Technik unseres Bildes in
erster Linie in Betracht kommt, dass die deutsche Kunstwissenschaft sich so gut
wie einstimmig dafür entsdiieden hat, in unserem Bilde nur eine Copie zu sehen,
welche wahrscheinlich der Amsterdamer Kunsthändler, der das Bild um 1637 von den
Erben des Bürgermeisters Meyer kaufte, absichtlich anfertigen lassen, um zwei Exem-
plare statt eines in den Handel bringen zu können. In der That lassen beide
Exemplare sich nach Amsterdam zuriickverfolgen, während wir nur von einem iiören,
welches dorthin verkauft worden. — Der Verfa.sser dieses Kataloges hat seine hiermit
übereinstimmende Ansicht .schon 1871 ausgesprochen, dann in Woltmann's und seiner
Geschichte der Malerei« (II, 1882, S. 470» nochmals betont und in seinem Texte zu
Brauns Galeriewerke 1884, II, S. G9 — 7G ausführlidi begründet. Hier sei nur noch
600 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
daran erinnert, dass diese Ansicht bereits die Ansifht des eliemaliopen vortragenden
Rates in der General-Dirriction der Königl. Sammlunfifen, A. v. Zahns war, der sie
musterhaft in seinen »Jalirbüchern für Kunstwissenschaft-^ V, 1873, S. 147 ff", S. 193 ff',
verteidif^ hat. Immerhin ist es eine vorzügliche, wenn anch im Hintergründe leicht
veränderte Copie, die besonders durch den besser als im Original erhaltenen Kopf
den ursprünglichen geistigen Gehalt des Bildes vortrefflich wiederspiegelt. — Gestochen
(nach dem Dresdener Exemplar) von Ch. F. Boötius ^ II, 43 und von M. Steinla. —
Pliot. Braun 11, 23 und Phot. Ges.
Nach Hans Holbein d. j.
1893. Erasmus von Rotterdam. Brustbild nach links auf blauem
(1896.) Grunde. Der berühmte Gelehrte trägt einen schwarzen Pelz-
21 a. rock und eine schwarze Kappe. Seine Hände sind links über-
einandergelegt.
Buchenliolz ; h. 0,18V-/; ^i- Oil^Vu- — Im Inventar 1722 als Original von Hol-
beiu; schon im »Catalogue« von 1765 nicht mehr als solches. Bei H. als »nach
Holbein.« Ein genau mit unserem Bilde übereinstimmendes Originalgemälde ist nicht
bekannt, wohl aber stimmt der seltene Stich von Lucas Vorstermann, welcher dem
Grafen Arundel gewidmet ist, genau mit unserem Lüde überein, und die.ser Stich,
welcher links das Monogramm des Stechers, rechts dasjenige Hans Holbein's trägt,
ist auch laut seiner Unterschrift nach einem Gemälde dieses Meisters gefertigt. —
Aehnlich, aber mit ganz anderem Hintergrunde und Beiwerk, das lebensgrosse Bild
in Longford Castle.
1894. König Heinrich VHI. von England. Brustbild von vorn auf
(1892.) grünem Grunde. Der König ist sehr reich gekleidet; er trägt
0 3. einen Hermelinmantel und ein Federbarett, die Handschuhe in der
Kechten und eine goldene Kette um den Hals.
Eichenholz; h. 0,65V2; br. 0,57. — Zuerst im Inventar 1754. Damals als
Original ; so auch noch im Abrege von 1782 und in den Katalogen bis 1819. Seit
dieser Zeit als Copie erkannt. Es ist in der Tliat nur eins der vielen Bildnisse des
Monarchen, welche, wie Weltmann (»Holbein« 2. Aufl., II, S. 20) sagt: »fast säuimtlich
mit dem grossen Namen Holbein beehrt werden, aber weiter nichts sind als teils
gleichzeitige, teils spätere, bald mehr, bald minder treue, teils gut, teils handwerks-
mässig ausgeführte Copien aus dem (Holbein'schen) Wandbilde zu Whitehall.«
1895. Der Tod der Virginia. Grau in grau. Eechts auf hohem
(1891.) Throne zwischen dorisch-toscanischen Säulen sitzt Appius Claudius
N 2. (sein Name »APPIVS CLAVDIVS« steht über ihm ander Wand).
Wächter und Zuschauer umringen ihn. Vorn wird Virginia in
grossem Volkshaufen von links herbeigebracht. Ihr Vater stösst
ihr das Schwert in die Brust. (Ihr Name »VIRGINIA« steht unter
ihr auf dem Fussboden.)
Eichenholz ; h. 0,69 ; br. 0,54. — 1870 von Professor H. Mücke in Düsseldorf.
Damals als Original Holbein's. So auch noch bei H. — Die Originalität ist von der
\
B. Schwäbische Schule. XVI. Jahrhundert. 601
deutschen Wissenschaft jedoch niemals anerkannt worden. Woltmann (^»Holbein ,
2. Auflage, n, S. 124) sagt darüber: »Spätere, •wahrscheinlich Baseler Arbeit, offenbar
aber nach einer Zeichnung von Holbein.« — Phot. Braun XTI, 21 und Phot. Ges.
Schwäbischer Meister A. B.
Zweite Hälfte des XVI. Jahrhunderts.
Die Verkündigung. Rechts kniet Maria an ihrem Betpult vor 1896.
grünem Vorhang neben offenem Fenster. Links kniet der Engel (19 Gl.)
der Verkündigung, das Spruchband in den Händen. Rechts oben P 2.
fliegt noch ein kleines Englein mit dem Kreuze im Arme herein.
Lindenholz : h. 0,42 : br. 0.39i2. — Wie die folgenden vier, seine Gegenstückei
schon 1640 in der Kunstkammer, nach 1741 zur Galerie. Wegen des aus A und B
zusammengesetzten Monogramms auf dreien der fünf Bilder dieses Cyklus schloss man
auf einen gewissen :>Augustin Braun aus Köln um 1630.« So bei H. Sicher aber ge-
hören die Bilder nicht der Mitte des XVII. Jahrhundert<s an. Sollte ein Kölner A. B.
sie gemalt haben, so wäre Arnold Bruyn, der Sohn des bekannten Bart. Bruyn.
welcher in der zweiten Hälfte des XVI. Jahi-hunderts lebte , der wahrscheinlichere
Meister. Aber das Lindenholz auf dem und der Stil in dem diese fünf Bilder ge-
malt sind, weisen ihnen ihren Platz in der oberdeutschen Kunst an. Scheibler (Dr.
Not.) glaubt an Christ. Amberger (geb. um 1500, 1530 Meister in Augsburg, 1560 oder
1561 daselbst gestorben) denken zu dürfen, zumal das Monogramm in Am Berger auf-
gelöst werden könnte. Wir begnügen uns einstweilen, den oberdeutschen Mono-
grammisten als solchen hinzustellen.
Der Besuoli der Frauen. Rechts Häusermauern, links wilde 1 897.
Alpenlandschaft. Davor vorn über der Schlucht eine hölzerne (1962.)
Brücke, über welcher Maria von links der rechts stehenden Eli- ^ '^•
sabeth zur Begrüssung entgegengegangen ist. Be-
zeichnet oben in der Mitte :
Lindenholz; h. 0,4172; br. 0,38Vj. — Gehört zu dem vorigen und den folgen-
den. Vergl. die Bemerkungen zum vorigen N. 1896.
Die Anbetung des Kindes. Der neugeborene Heiland liegt 1898.
vorn in der Krippe. Ihn zu verehren naht von rechts eine Schar (1963.)
anmutiger Engelknäblein; links aber kniet Maria, hell von dem P 2.
vom Kinde ausgehenden Lichte beleuchtet. Hinter ihr f— r^
steht Joseph. Links in der nächtlichen Landschaft die /ßl
Verkündigung an die Hirten. Bez. oben rechts: 1±J\
Lindenholz ; h. 0,41Vj ; br. 0.3972. — Gehört zu den vorigen und den folgen-
den. Vergl. die Bemerkungen zu N. 1896.
Die Beschneidung Christi. Der Priester thront mit dem 1899.
Kinde auf dem Schoosse, nach links gewandt, in altem Rund- (1964.)
bogentempel. Der Rabbiner, welcher die Ceremonie vollzieht, P 2.
602 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
kniet vor ihm. Ein Gehilfe steht rechts; links Joseph und
Maria.
Lindenholz: li. 0,42; In-. 0,39. — Oehört zu den vorigen und dem folgenden.
Vergl. die Beinorkuugen zu N. 1890.
1900. Die Anbetung der Könige. Links in der Euine, von deren
(1965.) Firsten Eiszapfen herabhängen, sitzt Maria, nach rechts gewandt,
P 2. niit dem Kinde. Der älteste König kniet vor ihr und reicht dem
Kinde einen Kasten, in den es hineingreift. Der mittlere König
steht hinter ihm und weist den ganz rechts stehenden schwarzen
König auf den Stern hin, der über dem Haupte des Christ-
kindes stehen geblieben. Bezeichnet auf dem gol-
denen Kästchen: _
Lindenholz; h. 0,42; hx. 0,39. — Gehört zu den vier vorigen. VergL die
Bemerkungen zu N. 189G.
Unbestimmte Meister um 1519.
Erstes Drittel des XVI. Jahrhunderts.
1901. Männliches Blldniss. Brustbild nach rechts auf blaugrauem
(1899.) Grunde. Der bartlose, braunhaarige Herr trägt eine braune
0 3. Pelzmütze und einen schwarzen Eock über roter Unterkleidung.
Unten in der Mitte die Inschrift (mit gotischen Buchstaben):
Do man 1519 zalt, do was ich 31 Jar alt.
Fichtenholz; h. 0,36; br. 0,34«/,. — Im Inv. 1722, A 28G, als. Original in der
Manier Kranach's durch Leplut. Bei H. mit Recht als »unbekannt« in der deutschen
Schule. Nach Robert Vischer (Jahrbuch der Pr. K. VI, 1885, S. 83) aus der Schule
Bern. Strigel's von Memmingen (geb. 1460 oder 1461 ; gest. daselbst 1528), was
möglich ist.
1 902. Blldniss des Joachim Rehle. Brustbild nach links auf blauem,
(1898.) nach unten hell abgetönten Grunde. Der braunäugige, bis auf
21 b. einen kurzen Backenbart glatt rasirte Herr trägt eine schwarze
Kappe und einen schwarzen Rock über weissem Hemde. Das
Bild trägt oben die Inschrift:
DO MAN . MDXXIIII . ZALT . WAS ICH .
lOACHIM REHLE . XXXIIII lAR ALT .
AVFF ADI . XIIII LVIGO.
Liudenliolz : h. 0, 331/2; br. 0,28i/2- — I«i Jahre 1728 laut dem Inventar von
1722 — 28, A 1990, erworben. Damals dem Albrecht Düror zugeschrieben. Bei H.
mit Rocht als »unbekannt« in der deutscheu Schule. Nach Robert Vischer (vergl. die
Bemerkungen zum Aorigen Bilde) aus der Schule B. Strigel's, was möglich ist.
B. Schwäbische Schule. XVI. Jahrhundert. 603
Unbestimmte Meister.
Mitte des XVI. Jahrhunderts.
Weibliches Bildniss. Brustbild nach links auf grünem Grunde. 1903.
Die blonde, braunäugige Dame ist schwarz gekleidet, trägt eine (1895.)
goldene Kette viermal um den Hals geschlungen und eine mit P 3-
blanken Knöpfen besetzte, einem Männerbarett ähnliche Kopf-
bedeckung.
Leinwaud ; h. 0,53«/, : br. 0,43V2- — Dnrch Baron von Götter vor 1736 ans
Wien oder Regensburg. Noch im Catalogue von 17G5 als Original von Holbein,
woran nicht zu denken ist. Bei H. als »unbekannt« in der deutschen Schule. Viel
mehr lässt sieh in der That nicht über das Bild sagen.
Männliches Bildniss. Brustbild nach links auf grünem Grunde. 1 904.
Eotbrauner Vollbart. Schwarzer Rock und schwarze Kappe. (1897.)
0 2.
Lindenholz; h. 0,23«/,; br. 0,18«/,. — Im Inventar 1722 bis 1728, B 453.
Kam nach einer (erneuerten) Inschrift auf der Rückseite 1700 zui* Kunstkammer.
1810 ging es auf rätselhafte Weise verloren; 1862 wurde es hinter der Täfelung im
Brühl'schen Palais auf der Augustusstrasse wieder aufgefunden.
C. Unbestimmte oberdeutsche Meister.
Oberdeutscher (?) Meister um 1500.
Männliches Bildniss. Brustbild gerade von vorn auf hell- 1905.
blauem Himmelsgrunde. Der alte Herr in grauem Haar trägt (1902.)
einen schlichten, am Hals mit schmaler Pelzrüsche versehenen, "^^ **
dunkel graugrünen Eock mit schwarzen Unterärmeln und hält
seine schwarze Mütze in der rechten Hand.
Lindenholz; h. 0,61«/,; br. 0,44«/,. — Das Bild kann, da die Maasse nicht
stimmen, nicht, wie bei H., mit Inv, 1722, A 99, identificirt werden. Ebensowenig
liegt Grund vor, es dem Züricher Maler H. Asper (1499 — 1571) zuzuschreiben. —
Scheibler (Dr. Not.) ist der Ansicht , dieses ausgezeichnete Bildniss müsse , wenn es
nicht von Jan van Eyck selbst sei, doch auf ihn zurückgehen, sei also mindestens
eine Copie nach diesem Meister. Jedenfalls scheint es uns seiner Malweise nach auf
eine spätere Zeit, als diejenige van Eyck's, für den es auch nicht gut genug ist,
hinzudeuten ; und wenn es eine Copie nach van Eyck ist, so wird diese, da das
Bild auf Lindenholz gemalt ist, doch in Oberdeutschland angefertigt sein. Wir
Ixssen ihm, ohne seine Beeinflussung durch die Richtung van Eyck's zu verkennen,
daht-r bis auf Weiteres seinen bisherigen Platz.
604 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
Oberdeutscher Meister Ende des XVI. Jahrhunderts.
1 906. Männliches Bildniss, Halbfigur nach links auf braunem
(1901.) Grunde. Der gelehrte Herr trägt eine schwarze Kappe und einen
0 3. schwarzen Pelzrock. Er sitzt auf einem Lehnsessel an einem Tische
auf dem seine Hände ruhen. In der Rechten hält er eine der vor
ihm liegenden alten Münzen; weiter zurück liegen Bücher.
Leinwand; h.0,74; br. 0,58. — Herkunft unbekannt. Das Bild «scheint uns
ungefähr der Richtung des Nie. Neufchatel, eines Niederländers, der seit 1561 in
Nürnberg thätig war, anzugehören.
D. Die sächsische Schule.
Lukas Kranach d. ä.
Sein Familienname war Lukas Müller (nicht Sunder; vergl. F.
Warnecke. Lucas Cranach, Görlitz 1880, S. 11); Kranach wurde
er nach seinem Geburtsorte genannt. Geb. zu Kronach in Ober-
franken 1472; gest. zu Weimar den 16. October 1553. Entwickelt
unter dem Einflüsse der fränkischen Schule. Zu Wittenberg, wo
er schon 1504 als kurfürstlicher Hofmaler ansässig war, der Be-
gründer und das Haupt der sächsischen Schule. 1537 wurde er
zum ersten. 1540 zum zweiten Male Bürgermeister von Witten-
berg; doch folgte er seinem Herrn, Johann Friedrich dem Gross-
mütigen, 1550 in die Gefangenschaft nach Augsburg und 1552
nach Weimar.
Lukas Kranach hatte in Wittenberg eine von zahlreichen Schülern und Gesellen
besuchte Werkstatt gegründet, welche Bestellungen der verschiedensten Art annahm.
Mit dem Monogramm des Meisters, dem geflügelten Schlänglein, wurden auch die
besseren Werkstattsarbeiten bezeichnet, selbst noch nach seinem Tode unter der Lei-
tung seines Sohnes. Ein mit dem Monogramme bezeiclinetes Bild kann daher vom
alten oder vom jungen Lukas Kranach selbst, es kann aber auch nur aus ihrer Werk-
statt herrühren. Die Entscheidung hierüber kann manchmal durch Urkunden oder
durch die Datirung, in der Regel aber nur aus stilkritischen Gründen erfolgen. Die
Sonderung hat in umfassender Weise zuerst Chr. Schuchardt in seinem >Lucas
Cranach d. ä.«, Leipzig 1851—1871 versucht. Neuerdings hat Herr Dr. L. Scheibler
in Berlin sich am eingehendsten mit der Frage beschäftigt. Die Notizen, welche er
uns über die Dresdener Kranach-Bilder gegeben, sind im folgenden daher sorgfältigst
benutzt und mit des Verfassers eigenen Beobachtungen verglichen worden.
D. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert. 605
I. Eigenhändige Bilder Lukas Kranach des ä.
Christi Abschied von seiner Mutter. Kniestück. Links steht 1907.
der Heiland mit erhobenen Händen; rechts kniet Maria mit (1926.)
gefalteten Händen vor ihm; hinter ihr drei i 0 2.
andere Frauen, im Hintergrunde eine Berg- jy
und Waldlandschaft. Bezeichnet rechts oben: "^1///
•01^
Lindeuhnlz: h. 0,86; br. 0,60. — Die Piovenicuz-
angabe bei II. irrig. Als Inventar- Nummer 2970 1741 aus
der Sammlung Wallensteiu in Dux. — Ein gleiches Bild in Wien muss als Wieder-
holung des unseren angesehen werden. — Sehuchardt, II, N. 239, wollte Kranach's
Hand nicht in dem Bilde erkennen und erklärte das Zeichen daher ganz ohne Grund
für falsch ; später ad 426 bemerkte er hingegen, Schulbilder seien diese Darstellungen
nicht, dazu seien sie zu entschieden selbständig. Durch Scheibler's Ansicht, die mit
unseren Beobachtungen übereinstimmt, ergiebt sich die Lösung leicht: Es ist ein
Jugeudbild Kranach s aus der Zeit , ehe er seine späteren Typen vollständig durch-
gebildet hatte. — Phot. Braun XII, 20.
Christus am Oelberg. Der Heiland kniet rechts , nach links 1908.
gewandt, in schauriger Bergwildniss. Oben im Halbrund erscheint (1917.)
ein Engel mit dem Kreuze zwischen vielen Engelsköpfchen. Links 0 1.
unten schlafen die drei Jünsrer. Rechts im
Mittel gründe naht der Tross. den Heiland zu y![
fassen. Bezeichnet rechts unten : y^ ^AA-
Lindenholz; h. 0,68; br. 0,40'/,. — Wohl Inv. 1722, B. 148. Erst 1852
wieder zur Galerie. Daher von Sehuchardt übergangen. Auch nach Scheibler (Dr.
Not.) eigenhändiges Werk der Frühzeit des Meisters.
Lucretia und Judith. Doppeltafel. Linke Seite: Lucretia 1909-
lebensgross in ganzer Gestalt fast von vorn auf schwarzem Grunde. (1918.)
Sie ist mit reicher Halskette geschmückt und von durchsichtigem 0 2.
Schleiertuche umwallt. Den Kopf wendet sie leicht nach rechts
und stösst sich mit der Rechten den Dolch in die Brust. —
Rechte Seite: Judith lebensgross in ganzer Gestalt nach links
auf schwarzem Grunde, ebenfalls mit reicher Halskette geschmückt
und von durchsichtigem Schleiertuche umwallt. Sie hält das Haupt
des Holofernes in der gesenkten Linken und stützt sich mit der
Rechten auf's Schwert. Bezeichnet unten rechts und links:
^^'^J(/V^^
606 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
Lindenholz; jede Tafel h. 1,72; br. 0,64. — 1725 aus der Kunstkammer (Inv.
1722—28, B 2.51 u. 252). — Schuchardt II, 232 und 233. Hauptbilder des Meisters,
— Phot. Braun I, 21.
1910. Adam und Eva. Doppeltafel. Linke Seite: Adam in ganzer
(1919.) Gestalt, nach rechts gewandt, greift mit der erhobenen Linken an
0 2. seinen Kopf und hält in der gesenkten Eechten den Apfel. Rechts
der Baum der Erkenntniss. — Rechte Seite: Eva in ganzer
Gestalt, nach rechts gewandt, von langem blondem Haar umwallt,
hält den Apfel in der erhobenen Rechten,
einen Apfelzweig in der Linken. Hinter
,ibr liegt ein Hirsch. Im Hintergrunde
Waldbäume unter blauem Himmel. Links
der Baum der Erkenntniss, um den sich die
Schlange geringelt hat. Bez. rechts unten:
Lindenholz ; jede Tafel h. 0,71 ; br. 0,63. — 1725 aus der Kunstkammer. Inv.
1722—28, B 250 und 253. Schuchardt II, 228 und 229. Hauptbilder des Meisters.
— Phot. Braun IV, 21.
1911. Adam. Lebensgrosse ganze Gestalt fast von vorn auf
(1908.) schwarzem Grunde. Den Oberkörper wendet er leicht nach rechts,
P 2. den Apfelzweig hält er in der gesenkten Rechten. Rechts der
Baum der Erkenntniss. Bez. und datirt links unten:
3 1
Lindenholz; h. 1,70; br. 0,69Vi- — Gegenstück zum folgenden. War schon in
der Kunstkammor. Inv. 1722—28, B 248. — Schuchardt TI, 230.
1912. Eva. Lebensgrosse ganze Gestalt nach links auf schw^arzem
(1909.) Grunde. Sie hält den Apfel in der erhobenen rechten, einen Apfel-
P 2. zweig in der gesenkten linken Hand. Links der Baum der Er-
kenntniss, um den sich die Schlange ringelt.
Lindenliolz : h. l,69i|2; br. 0,69. — Gegenstück zum vorigen. Mit diesem in
der Kunstkammer und im Inventar 1722—28, B 249. — Schuchardt II, 231.
gelegt. Bezeichnet rechts oben:
Buchenholz; h.0.20: br. 0.14. — Sclion im Tuveutar 1722—28 iB. 554); liior
r^
D. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert. 607
Christiana Eulenau. Halbfignr nach links auf hellblauem 1913.
Grunde, auf den ihr Schlagschatten fällt. Sie trägt ein hohes (1933.)
schwarzes Kleid und ein weisses Hemd, reiche Halsketten und 21 a.
einen kokett auf die linke Seite gesetzten flachen i 5" 3 4
Federhut. Die Hände hat sie vor sich zusammen-
gelegt. Bezeichnet recht
Buchenholz; h.0.20; br. 0.
;;iuh der Xamo der Darfrestellten.
Margaretila von Ponicicau. Halbfigur nach links auf hell- I9I4.
blauem Grunde. Sie trägt ein schwarzes Kleid mit goldbraunem (1936.)
Litzenbesatz, reichen Halsschmuck, Haarnetz und Schleier. Ihre P 3.
Arme hält sie gekreuzt vor sich. Bezeichnet oben: MAEGRETA
V. PONICKAV GEWESENEN CHVRFVRSTIN SIBILLEN
FEAUNTZIMMER. Dazu :
^1 f J 6
Lindenholz; h. 0,52; br. 0.34. — Inventar 1722 — 28, B 107.
Herzog Heinrich der Fromme. Lebensgrosse ganze Gestalt 1915.
nach rechts auf rotem Grunde. Der Herzog ist in voller Rüstung; (1939.)
von den Beinlingen ist das rechte schwarz und rot gestreift, 0 3.
das linke schwarz. Mit beiden Händen stützt er sich auf sein
mächtiges Schwert. Sein Schatten fällt nach links. Eechts
oben das Wappen. Links oben die Inschrift: HEINEICH
HEECZOG ZV SACHSENN. LANDGEAVE IN DOEINGENN:
VND MAEGGEAVE ZV MEISSENN. Dazu:
•; -r,,,3 7-
608 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
Lindenholz; li. 2,08 V2; l^r- O.BO'A- — Eigentum der Stadt Dre,deu; 1871 der
Galerie zur Aufbewahrung übergeben. — Phot. Braun I. 21.
1916. Markgraf Georg von Brandenburg. Skizze des Kopfes, fast
(1937.) von vorn gesehen, auf weissem Grunde. Die Büste erst ange-
21 b. legt. Bezeichnet rechts:
Pappe; h. 0,407,; l>i'- 0,32Vj. — Als Werk Dürer's im Inventar 1722, A 170.
Scheint jedoch eine vorzügliche, echte Studie Kranach \s zu sein. So auch H. Des-
gleichen Sclieibler, Dr. Not. — Phot. Gos.
1917. Eoce Homo. Halbfigur fast von vorn auf schwarzem Grunde.
(1940.) Der Dornengekrönte hält mit verschränkten Armen eine Eute
21 a. in der Rechten, eine Geissei in der Linken. Oben links und
rechts neben seinem Haupte flattern anbetende Englein.
Buchenholz; h. 0,5SV2) Ir. 0,78V2- — 18"'i '^'on Herrn Henry Darby Seymour
in England. - - Phot. Braun IX, 21.
1918. Dr. Martin Luther. Halbfigur nach rechts auf grünem Grunde.
(1934.) Der Reformator trägt einen schwarzen Rock, auf grauem Haar eine
21 a. schwarze Kappe und hält in beiden Händen vor sich die Bibel.
Bezeichnet rechts oben; Obdormivit in ano 1546 : 10 Feh.
Äetatis suae 63. Darunter: 1532 . etatis sue 45. Mit
Ausnahme der Jahreszahl 1532 ist die ganze Inschrift später
hinzugefügt.
Eichenholz; h. 0,18Vi; br. 0,15. — 1640 in der Kunstkammer. Später zur
Galerie. — Inventar 1722 — 28, B. 569. — Gegenstück zum folgenden. — Phot.
Braun IX, 20.
1919. Philipp Melanchthon. Halbfigur nach links auf grünem
(1935.) Grunde. Schwarzer Rock; keine Kopfbedeckung; braunes Haar;
21 a. vorn zusammengelegte Hände. Bezeichnet links: Obdormirlt
in ano 1560 . 19. Äprilis . etatis sue 63 et 63 dierum.
Dazu rechts: 1532 . etatis sue 30. — Mit Ausnahme der
Jahreszahl 1532 sind die Inschriften später hinzugefügt.
Eichenholz; h. 0,1872? ^^- 0,15. — 164:0 in der Kuustkauimor. Später zur
Galerie. — Inventar 1722 — 28, B. 553. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Braun
XI, 15.
D. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert. 609
Ein nacktes Knäblein. Es liegt nach links gewandt auf 1920.
schwarzem Grunde an grünem Kissen. (1932.)
Eichenholz; h. 0,39; br. 0,25V2- — 18G1 aus dpni Vorrat; vorlier uu-ht nach- ^ -'•
ge\viesen. — Möglicherweise eine eigenhändige Studie des Meisters. Auch Scheibler
(Dr. Not.) hält sie für echt.
II. Bilder aus der Werkstatt des älteren Kranach,
teilweise eigenhändig.
Sechsteiliges Altarwerk. 1. Oberes Halbrund. Die hei- 1921.
lige Dreieinigkeit. Gottvater hält im rechten Arm den (1907.)
Heiland am Kreuze, auf dem linken die Weltkugel, an der die 0 3.
Taube des heiligen Geistes flattert. — 2. Linkes Seitenbild.
Die Verkündigung. Maria kniet rechts an ihrem Betpult, der
Engel links hinter ihr. — 3. Mittel bild. Christus an der
Säule. Palasthof. Links steht der Heiland, nach rechts gewandt,
an die Säule gebunden. Die Geissei hält er selbst in der Kechten.
liechts an den Stufen stehen Maria, Johannes und zwei andere
Heilige, von denen der heilige Kochus durch die Inschrift
S. ROCHIVS (sie) gekennzeichnet ist. — 4. Rechtes Seiten-
bild. Die Darstellung Christi im Tempel. Maria hält
das Kind links auf dem Altar. Der Priester ist rechts vor dem-
selben anbetend in die Kniee gesunken. Vorn links die Frau
mit den Tauben. — 5. Linkes Sockelbild. Die Grab-
legung Christi. — 6. Rechtes Sockelbild. Die Himmel-
fahrt Christi. Nur die Beine des Heilands §y
sind in den Wolken noch sichtbar. — Be- J ^ ^ / C
zeichnet rechts oben auf dem Mittelbilde : ^ ^^
Lindenholz; Gesammthöhe : 1,26; Gesammtbreite : 0,79. — 1861 aus dem »Vor-
rat.« Vorher nicht nachgewiesen. Für ein ganz eigenhändiges Bild des Meisters trotz
seiner echten Bezeichnung zu schwach. Am schwächsten die Sockelbilder. An den
anderen mag er selbst mitgearbeitet haben.
Kurfürst Friedrich der Weise. Brustbild nach rechts auf hell- 1 922.
blauem Grunde. Der grauhaarige und graubärtige Fürst trägt (1938.)
über weissem Hemde einen schwarzen Rock und einen 21 a.
schwarzen Mantel* mit breitem braunen Pelzbesatz. 1 5^ "3 3
Rechts oben die Inschrift: ^riebrid^ ber bvxtte,
d^urfürft unb Qerlsog 5U 5ad)fen. Bezeichnet
und datirt links:
39
610 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
Buchenholz; h. 0,13; br. 0,14. — 1857 aus Steinla's Sammluug. Doch scliou
mit der Imentarnumiuer 1355 bezeichnet, was zu dem Inventar 1722 stimmt ; walir-
scheinUch also später verkauft f,'ewesen. Das Bild ist für die eif^ene Hand des Moi-
sters nicht fest genuj^ behandelt. Es ist eine der Wiederholungen, die zu Dutzenden
aus der Wittenberger Werkstatt hervorgingen.
1923. Die Tochter der Herodias vor ihren Eltern. Kniestück.
(1921.) Herodes und Herodias sitzen mit einem alten Hofherrn an ge-
P 2. deckter Tafel. Vorn, nach links gewandt, steht ihre Tochter vor
ihnen. Sie hält die Schüssel mit dem Haupte des Täufers auf der
Linken, ein Messer in der Rechten. Von rechts trägt ein Diener
eine Schüssel Früchte auf. Links vorn noch ein, rechts im Mittel-
grunde noch vier Zuschauer. Bez. rechts oben:
Lindenholz: h. 0,8272; br. 1,21. — Nicht Inv. 1722, B 378, wie H. annahm,
da die Maasse hierzu nicht stimmen ; a ielmehr erst nach 1741 aus der Kunstkammer
zur Galerie. — Schon bei Schuchardt II, S. 43, mit Recht nur als Werkstattsbild.
1924. Christus segnet die Kinder. Halbfiguren auf schwarzem
(1910.) Grunde. Christus steht nach links gewandt mit segnend erhobener
0 2. Rechten inmitten der ihn umdrängenden Mütter und Kinder.
Ganz vorn in der Mitte hält eine von hinten gesehene Frau ihr
Jüngstes im linken Arm und zieht mit der Rechten ein weissge-
kleidetes etwas älteres Mädchen, das sie an der Hand führt, sich
nach. Rechts stehen die Apostel. Oben die Inschrift: VND SIE
BRACHTEN KINLEIN (sie) ZV IM DAS ER SIE ANRVRETE .
MARCVS AM X . Dazu bezeichnet und datirt:
1T^8
^StfL-
Lindenholz; h. 0,83; br. 1,2072. — Wohl das Bild, welches am 10. November
1677 zur Kunstkammer, nach 1741 zur Galerie kam. Das tüchtige Bild ist in der
Durchfüluung nicht lein genug für Kranach selbst. Es ist eine Werkstattswiederholuug
nach einem früheren Bilde des Meisters. Das beste eigenhändige Exemplar, welches
von 1529 datirt ist, besitzt die Stadtkireho zu Naumburg. — Phot. Braun III, 21.
ü. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert. 611
Die Predigt des Täufers. Johannes steht links auf einem 1925.
Baumstuni})!'. Den übrigen Vordergrund füllt das lauschende (1911.)
Volk: links gepanzerte Krieger, rechts vorn Herren in bürger- 0 3.
lieber Tracht, hinter ihnen Keiter. Im Hintergrunde Tannen-
wald. Oben halblinks ein grosser Zettel mit der Inschrift (in
gothischen Buchstaben): Cuce am III (£a. 3^* ^off (sie = I:|ojf)
unb Krigsleute last cud] an cur BefolSung benagen unb
befd^mert nodi überfe^t niemanbs unö
fman^et (von andern »tinanzet« gelesen) ben T -^ ^ r^
leutcn nit bas it^re ab. 3^ legten ^ndi JL ^ I j)
Zlloffi am XVI (Ea. Van vo'av fd]anfun=
gen nimt tan nit einem wie bem anbern
bas ^edit unb bie IDarl^eit iniberfal^ren
lafl'en. Dazu bezeichnet:
Lindenholz; h. O.72V2; l>r. 1,207». — Nach H. 1710 aus Leipzig. Nach dem
Inventar der Kunstkamnier von 1741 jedoch am 20. November 1G57 zur Kunstkammer,
später zur Galerie. — Ein ähnliches Bild in der Braunschweiger Galerie ist von
1549 datirt und zeigt schon die Hand des jüngeren Kranach. — Schuchardt II, 23ü
erklärt unser Bild für eigenhändig : III, S. 148, N. 38 aber nimmt or dies zurück.
Tn der That ei-scheint es, so tüchtig es gemalt ist, doch zu schwer in der Durchführung,
um für ein ganz eigenhändiges Bild des Meisters gelten zu können.
Christus und die Ehebrecherin. Halbfiguren auf schwarzem 1926.
Grunde. Die Ehebrecherin steht rechts; der Heiland steht in der (1922.)
Mitte, umfasst ihr rechtes Handgelenk mit seiner Linken und 0 2.
deutet mit der Rechten lebhaft auf sie zurück, während er sich
dem hässlicheU; geharnischten Manne zuwendet,
der links vorn mit Steinen im Hut, einem Stein
auch schon in der Rechten, zum Wurfe bereit
dasteht. Im Mittelgrunde die Köpfe vieler Zu-
schauer. Bezeichnet links oben:
Lindenholz: h. 0,83V2; br. 1,20V2- — Kam am 20. November 1657 zur Kunst-
kammer ; befand sich nach Inventar 1722, A 1295, später in der katholischen Kirche,
kam erst nach 1741 zur Galerie. Schon von Schuchardt II, S. 44, nur als Werk.statts-
bild bezeichnet. Doch ist es so klar und fest in der Durchführung, dass eine eigen-
händige Beihilfe des Meisters nicht ausgeschlossen erscheint.
Christus segnet die Kinder. In der Mitte steht der Heiland 1927.
in ganzer Gestalt, nach rechts gewandt. Er herzt ein Kindlein, (1012.)
das er auf seinen linken Arm genommen und legt die Rechte auf P 2.
39*
612
Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
ein anderes, das dessen vor ihm stehende Mutter ihm darreicht.
Links und rechts harren andere Mütter mit ihren Kindern. Links
stehen die Apostel, von denen nur die vorderen beiden in ganzer
Gestalt sichtbar sind. Im Hintergrunde Wald-
landschaft. Oben in der Mitte ein weisser Zet-
tel mit der Inschrift: VND SIE BRACHTEN
KINDLIN ZV IM DAS ER SIE ANRVRETE.
MARCVS AM X . Darunter die Bezeichnung :
Lindenholz ; h. 0,81»l2 ; hr. 1,22. — Am 20. November 1657 zur Kunstkammer,
nach 1741 zur Galerie. Vergl. Inventar 1722, B 159. -- Schon von Schuchardt II,
,S. 44, mit Recht nur als Werkstattsbild bezeichnet, doch eines der besseren.
1928. Salomo's Götzendienst. In schlichtem Zimmer steht links auf
(1920.) mehrfach gestuftem Sockel das bemalte weibliche Götzenbild.
0 3. Salomon kniet anbetend vor demselben.
Hinter ihm stehen fünf seiner Frauen in
der Modetracht der Zeit Kranach's. Be-
zeichnet unter Salomon's Fuss:
Lindenholz; h. 0,74; br. 1,20V2- — Kam am 20. November 1657 zur Kunst-
kammer, erst nach 1741 zur Galerie. — Schon von Schuchardt II, S. 43, mit Recht
nur als W^ei'kstattsbild bezeichnet.
1929. Samson und Delila. Rechts vorn sitzt Delila unter dem Baum.
(1915.) Das Haupt Samson's, der als geharnischter Ritter, doch barfuss,
P 1- dargestellt ist, ruht in ihrem Schoosse. Sie ist im, Begriffe, ihm
die Haare abzuschneiden. Links vorn im
Rasen wilde Hühner, weiter hinten im Wald
geharnischte Männer. Im Hintergrunde auf
schroffer Felsenhöhe eine Festung. Bezeichnet
vorn am Eselskinnbacken:
Lindenholz; h. 0,74«/,; br. 1,21. — Nach H. 1740 aus Leipzig; nach dein
Inv. der Kunstkammer von 1741 jedoch schon am 20. NoAbr. 1657 erworben , später
zur Galerie. Schon bei Schuchardt II, S. 43, mit Recht nur als Werkstattsbild.
1930. David und Bathseba. Bathseba sitzt, reich gekleidet, von vier
(1916.) Mägden umgeben, rechts im Grünen am Rande des schäumenden
P 2. Wassers, welches ihr rechtes Bein umspült,
während die im Wasser stehende Magd ihr das
linke trocknet. Links im Mittelgrunde schaut
David vom Balcon seines Palastes herab. Be-
zeichnet in der Mitte:
D. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert. 613
Lindenliolz : h. 0.74; br. 1,21. — Am 20. Xovember 1657 zur Kunstkammer:
nach 1741 zur Galerie. — Schon bei Schuchardt II, S. 4:^. mit Reeht nur als Werlc-
:attsbild. Immerhin gehört es zu den besten derselben und lässt eine Mitwirkuni,'
des Meisters nicht ausires^chlossen erst-heinon.
Der Bethlehemitische Kindermord. Vorn das Gemetzel, welches 1 93 I .
die HeDker anrichten; Haufen erschlagener Kinder; jammernde (1927.)
Mütter. Rechts vorn und in der Mitte des Mittelgrundes um- 0 2.
stellen geharnischte Reiter den Platz. Im Mittelgrunde der Palast.
Aus der Loggia unter dem Thorbogen blicken Zuschauer herab.
Links in der Landschaft die Flucht nach Aegypten.
Lindenliolz; h. 1,21; br. 0,86. — .^Is Original von Kranach schon im Inventar
1722 (A. 1271). — Nach Schuchardt II, S. 44, von einem unbekannten Schüler Kranach's.
Vor allen Dingen muss hervorgelioben ^verden, dass das Bild entschieden den ganz
frühen Stil Kranach's zeigt. Für ganz eigenhändig braucht man es deshalb
mancher Schwächen wegen nicht zu halten.
Fünfteiliger Altar. 1. Hauptbild. Die Ausstellung Christi. 1932.
Oben wird Christus dem Volke dargestellt, welches rechts unten (1928.)
mit erhobenen Händen sein »Kreuzige!« ruft. Links unten ^ ^•
werden die beiden Verbrecher aus dem Gefängniss entlassen.
— Darunter eine Staffel mit vier kleinen Darstellungen, nämlich
2. die Geburt Christi: Joseph, Maria und Engel beten, nach
rechts gewandt, das hier in der Krippe liegende Christkind an.
H. Die Anbetung der Könige. Maria sitzt links; die heiligen
drei Könige mit ihrem Gefolge nahen von rechts. 4. Jesus im
Tempel. Oben sitzt der junge Heiland, weiter unten sitzen und
stehen die Schriftgelehrten. 5. Die Flucht nach Aegypten.
Lindenhölz ; h. l,20Vi; br. 0,47. — 1861 aus dem Vorrat; vorher nicht nach-
gewiesen. — Es ist ein gutes frühes Werkstattsbild, vielleicht unter eigenhändiger
Beteiligung dos Meisters entstanden.
Christi Gefangennehmung und Wiedererscheinung. Links die 1933.
Gefangennahme Christi. Petnis ist im Begriffe dem Malchus (1929.)
das Ohr abzuhauen. Rechts vorn erscheint der auferstandene 0 2.
Heiland mit dem Kreuzesbanner vor seiner Mutter, die rechts
am Gebetpulte kniet und sich erstaunt nach ihm umwendet.
Lindenholz; h. 0,:59Vj; br. 0,36. — Erst 1861 aus dem Vorrat. 1741 noch in
der Kunstkammor. Schwaches frühes Werkstattsbild. So auch Scheibler (Dr. Not.).
Die Auferweckung des Lazarus. Links vorn entsteigt Lazarus 1 934.
der Gruft. Ein kahlköpfiger Alter ist ihm behilflich. Rechts (1924.)
steht Christus. Vor ihm knieen die beiden Schwestern des vom 0 3.
Tode Erweckten. Im Mittelgrunde viele Zuschauer. Im Hinter-
grunde eine reiche Landschaft.
614 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
Lindenholz; h. 1,20; br. 0,827». — Erst nach 1741 aus der Kunstkammer zur
Galerie. — Sclion bei Schuchardt II, S. 45, mit Recht nur als Werkstattsbild.
1935. Die Darstellung Im Tempel. Kniestück. Hechts steht Maria
(1923.) und hält ihr Kind über den Tisch. Links steht anbetend der
0 2. Priester, vor dem vorn ein Gehilfe ein Räucherfass schwingt.
Zwischen dem Priester und Maria stehen Anna und Joseph;
rechts und links verschiedene Nebenfiguren.
Lindenholz; h. 0,83Vj; br. 1,20. — Kam am 20. Nov. 1657 zur Kunstkammer,
erst nach 1741 zur Galerie. — Schon bei Schuchardt II, S. 43, mit Recht nur als
Werkstattsbild.
1 936. ' Drei Paare. Kniestück auf schwarzem Grunde. • An einem
(1931.) Tische, auf dem ein Teller mit Früchten steht: links der Alte
P 2. mit der Jungen, die ihm den Geldbeutel nimmt, während sie
ihn liebkost; in der Mitte der Junge mit der Alten, die ihn
bezahlt; rechts das junge Paar in lebhafter Unterhaltung.
Lindenholz ; h. 0,737» ! l>i"- 1,2172- — Am LO. Nov. 1657 zur Kunstkammer,
später im Vorrat, erst 1861 zur Galerie. — Recht rohes Werkstattsbild.
Art Lukas Kranach's d. ä.
1937. Die heilige Katharina. Ganze Gestalt nach rechts unter
(1950.) blauem Himmel. Die gesenkte Linke stützt sie aufs Rad, die
0 1. Eechte aufs Schwert.
Lindenholz; h. 1,38; br. 0,46. — Im alten Inventar 1722—28, B 260. jedoch
nicht als »Cranach«, wie II. angab, sondern als unbekanntes Original. — Gegenstück
zum folgenden. — Bei H. wurden diese Bilder zur Schule Kranach's gestellt; von
Waagen (Bemerkungen S. 40) wurden sie für Werke M. Grünewald's erklärt, was
nach dem heutigen Stande der Grünewald-Forschung unmöglich ist. Scheibler (Dr.
Not.) : »Sehr frühe eigenhändige Bilder des älteren Kranach, in der Art derer, welche
man eine Zeit lang fälschlich dem Grünewald zuschrieb.« Wir geben das letztere zu,
auch dass unter diesen » Pseudogrünewalds « viele eigenhändige Bilder Lucas Kra-
nach's vorkommen (vcrgl. des Verfassers »Geschichte der Malerei« II, S. 419 — 420:
dazu Kunst-Chronik XVII, N. 9, N. 13, N. 23), haben aber niemals behauptet, dass
alle jemals falschlich dem Grunewald zugeschriebenen Bilder eigenhändige Werke
Kranach's seien und halten die Eigenhändigkeit gerade der vorliegenden auch min-
destens für fraglich ; doch ist die Frage noch nicht völlig spruchreif.
1 938. Die heilige Barbara. Ganze Gestalt nach links unter blauem
(1951.) Himmel. Den Kelch hält sie in den von ihrer weissen Schürze
0 1. bedeckten Händen. Hinter ihr steht der Turm.
Lindenholz; h. 1,38; br. 0,46. — Inventar 1722— 28, B 261, als unbekanntes
Oi'iginal. — Gegenstück zum vorigen. Vergl. alle Bemerkungen zu diesem.
D. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert. 615
Judith. Kniestttck nach links auf schwarzem Grunde. Sie 1939.
ist sehr reich gekleidet und trägt einen roten Federhnt über (1958.)
goldenem Haarnetz. Vor ihr steht ein Tisch, auf dem sie mit 0 3.
der Linken das Haupt des Holofernes festhiilt, während sie das
Schwert in der Kechten erhebt.
Lindenholz; h. 0,20 ; br. 0,16. — Nach ITil aus der Knnstkanimer. Das Bild
/.•'igt nur einen gewissen Schulzusaramenhang mit Kranach.
Ein Kaiser. Xach rechts gewandt. Gekrönt und in reichem 1940.
Ornate, hält er in der Rechten das Scepter und legt die Linke (1959.)
an's Dach der rechts neben ihm stehenden Kirche. Links Gebüsch 0 3.
unter blauem Himmel.
Lindenholz; h. 0,60 ; br. 0,32. — 1665 durch Moritz Hahnen, Amtshauptmann
zu Petersberg bei Halle, an Johann Georg II. : damals als Kaiser »Henricus Sanctus«
bezeichnet; später in der Kunstkammer. — Das Bild gehört vielleicht der Pi-ühzeit
der Kranach 'sehen Werkstatt an.
Lukas Kranach der jüngere.
Geb. zu Wittenberg den 4. October 1515, gest. zu Weimar den
25. Januar 1586. Schüler seines Vaters, Lukas Kranach's d. ä.
und dessen Nachfolger in den städtischen Aemtern wie in der
Malerwerkstatt.
Natürlich müssen zunächst die nach 1.553, dem Todesjahre seines Vaters, datirten
und bezeichneten Bilder, soweit sie nicht nur der Werkstatt angehören, dem jüngeren
Kranach zugeschrieben werden ; doch war dieser längst vor diesem Zeitpunkte in der
AMttenberger Werkstatt thätig ; und da sich seine weichere , flüssigere , in manchen
I'.oziehungen auch flauere Vortragsweise sehr wohl von derjenigen seines Vaters und
derjenigen anderer Mitschüler unterscheiden lässt. so ist es doch möglich, dem jüngeren
Kranach eine Reihe von bezeichneten Gemälden zuzuschreiben, die eine frähere Jahres-
zahl als 1553 zeigen.
Elias und die Baalspriester. Der Prophet steht in der Mitte 1 94 1 .
des Bildes nach links gewandt. Links der Altar dessen Rauch (1930.)
von heller Flamme in mächtigen Wolken gen Himmel zieht. 0 3.
Rechts der Altar, dessen Opfer nicht brennt, umtanzt von den
Baalspriestern. Viel Volk im Mittelgrunde. Im Hintergrunde
die von einem breiten Flusse durchzogene Landschaft. Bezeichnet
rechts am Altar:
) S "k-^^
616 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
Liudenliolz; h. 1,25; br. 2,38. — Erst 1861 aus dem Vorrat: vorher nicht nach-
zuweisen. Dieses Bild ist, wie seine deutliche Jahreszahl beweist, noch zu Lebzeiten
des älteren Rranach gemalt, dem es bisher zugeschrieben wurde. Vom alten Kranach
selbst rührt es aber offenbar nicht her ; man würde es im allgemeinen als Werkstatts-
bild bezeichnen müssen, wenn nicht die breitere, weichere , aber doch sichere Handi
sowie der bräunliclie Farbenton des jüngeren Kranach, der das Bild eben in der
"Werkstatt seines Vaters gemalt hat, in ihm zu erkennen wären. So zuerst Scheibler
(Dr. Not.).
1942. Die Kreuzigung. In der Mitte das hohe Kreuz, an dem der
(1925.) Heiland hängt. Links und rechts die beiden Kreuze mit den
0 3. Schachern. Im Vordergrunde und Mittelgrunde viel Volk, aus dem
die Lanzen der Kriegsknechte emporstar-
ren. Links vorn Maria ohnmächtig in \ ^ ^Ju f^
noQ AriTiPn \rc\r\ vier TTranon nnfpr- -^^ » ^^
Johannes Armen, von vier Frauen unter-
stützt. Eechts vorn die geharnischten
Söldner, welche sich um den Rock des
Heilands streiten. Bezeichnet und datirt %kf)
^
am Kreuzesstamm:
Lindenholz; h. 1,20; br. 0,717». — Schon zur Zeit des Inv. 1722 (A 1289) in
der Galerie. — Bei H. als Kranach d. ä., was bei seiner frageweisen Lesart der
Jahreszahl (1563) unmöglich gewesen wäre. Wenn nun auch die richtige Jahreszahl
1546 die Urheberschaft des älteren Kranach noch zuliesse, so zeigt doch gerade dieses
Bild schon die Technik und Färbung der Frühzeit des jungen Kianach. Wir halten
es daher für ein eigenhändiges Werk dieses Meisters aus der Werkstatt seines Vaters.
So zuerst Scheibler (Dr. Not.).
1943. Der schlafende Waldriese und die Zwerge. Der halbnackte
(1913.) Riese, dessen Keule zwischen seinen Knieen ruht, schlummert
P 2. rechts auf einem Steine unter einem Baume. Von links kommen
die Zwerge herbei, um ihm mit Schwertern, Lanzen, Hollebarden,
Büchsen und Bogen zu Leibe zu gehen. Ein Pfeil steckt bereits
im Bart des Riesen. Zwei Zwerge sind im Begriffe, ihm den rechten
Fuss abzusägen; ganz rechts hat einer gar eine Leiter angelegt,
um zu ihm hinauf zugelangen. Hinten im Walde laufen Hirsche
und zieht links ein Trupp Waldraänner. Links auf der Höhe
eine Stadt. Bezeichnet rechts am Felsen:
tuüx
D. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert. 617
Leimvaud ; h. 1.89 ; br. 2,59. — Befand sich zur Zeit des Inveutars 1722—28,
A 1338, auf der »grossen Treppe.« — Bei H. unter den Werken des älteren Kranach :
dass es in Wirklichkeit ein Werk des jüngeren ist, bemerkten schon Schuchardt (II,
S. 45) und Waagen (Bemerkungen S. 40) zu dem folgenden , seinem Gegenstücke,
welches ihnen allein bekannt war, da das un.sere erst 18G0 dem Vorrate entnommen
wurde. lu der That zeigen beide Bilder in charakteristischer Weise die frühere Art
des jüngeren Kranach. So auch Scheibler (Dr. Not.). — Uebrigens befand sich der
alte Kranach ja auch 1551, als diese Bilder gemalt wurden, gar nicht in Wittenberg,
sondern in Augsburg.
Der erwachte Waldriese und die Zwerge. Fortsetzung des 1944.
vorigen Bildes. Nach links geAvandt steht der Eiese da und haut (1914.)
mit erhobener Keule auf die auseinanderstiebenden Zwerge ein, ^ 2.
von denen er einen, den er gepackt hat, in der gesenkten Rechten
hält. Verschiedene liegen tot am Boden, nur wenige haben den
Mut ihm noch die Beine zu zwicken. Ein anderer Waldriese trägt
links im Mittel gründe ein Bündel Zwerge auf dem Rücken davon.
Im Hintergrunde Hirsche, Bären und Jäger. Bez. und datirt in
der Mitte am Baumstamme :
) Z^f)
Liudeuholz ; h. 1,88; br. 2, Gl. — Befand sich zui- Zeit des Inventars 1722 — 28,
A 1339, auf der »grossen Treppe.« — Gegenstück zum vorigen. Vergl. alle Bemer-
kungen zu diesem.
Kurfürst Moritz von Sachsen und seine Gemalin Agnes. 1945.
Halbfiguren, auf grauem Grunde. Der Fürst zur Linken, die (1942.)
Fürstin zur Rechten. Vorn eine weisse Brüstung, auf welcher 0 3.
beider Hände ruhen. Der blonde kurzbärtige Fürst hält seine Hand-
schuhe in der Linken, trägt einen schwarzen Mantel über weissem
Wamms mit rotem Aermel und eine niedrige Mütze. Die Fürstin
ist schwarz gekleidet und trägt eine ähnliche Kopfbedeckung. An
dem weissen Balken stehen zwei lange Inschriften, welche die
Persi3nlichkeiten der Dargestellten näher bezeichnen; unter dem
Bildnisse des Fürsten in lateinischer, unter demjenigen der Fürstin
in deutscher Sprache. Dazu bei ihm ein Vers aus Proverb. XVII,
bei ihr aus Paulus »Paulus spricht« etc. Die Hände beider ragen
in die Inschriften herein. Bezeichnet links oben:
618 Deutsche Schulen. XVJ. Jahrhundert.
c^^
Lindenholz; h. 0,44; br. 0,66Vj. — Inv. 1722, A 1369.
1 946. Die Kreuzigung. In der Mitte, von vorn gesehen, das Kreuz
(1941.) Christi; zu beiden Seiten, schräg zu jenem gestellt, die Kreuze
0 2. der Schacher. Unter den Kreuzen zahlreiches, zum Teil berittenes
Kriegsvolk, dessen Lanzen im Mittelgrunde
gen Himmel starren. Links vorn fällt Maria
in Ohnmacht, von Johannes und vier Frauen
unterstützt. Eechts vorn streiten die Kriegs-
knechte sich um den Rock des Heilandes. T /^ M^^
Bez. u. in der Mitte an der Pulvertaschc : y» D / \j
Lindenholz; h. 1,74; br. 1,26. — Zuerst im Katalog 1835. — Zu Inv. 1722 ff.,
B 246, stimmen die Maasse nicht.
1947. Kurfürst August ohne Kopfbedeckung. Brustbild fast von
(1943.) vorn auf braunem Grunde. Der blonde, rotbärtige Fürst tiiigt ein
^1 b. weisses Hemd mit goldenen Knöpfen und einen schwarzen, reich
mit braunem Pelz besetzten Eock.
Pappe : h. 0,40V2 ; br. 0,32Vj. — Zuerst im Katalog- 1835. — Ausgezeichnetes
eigenhändiges Werk der letzten Zeit des Meisters. — Phot. Braun X, 16 u. Phot. Ges.
1 948. Kurfürst Moritz von Sachsen. Ohne Kopfbedeckung. Brust-
(1944.) bild nach rechts auf grauem Grunde. Der blonde, kurzbärtige
21 b. Fürst trägt über dem schwarzen Rock eine goldene Kette, einen
weissen Kragen und einen braunen Pelz.
Papier : h. 0,40'/, ; br. 0,32Vj. — Im Inv. 1722, A 309, als Dürer. Doch un-
zweifelhaft eines der schönsten Werke des jüngeren Kranach. — So auch schon H. —
Phot. Braun VIII, 22 und Phot. Ges.
1949. Kurfürst August mit dem Barett. Brustbild auf schwarzem
(1 945.) Grunde, etwas nach rechts. Der Fürst trägt einen blondroten
21 a. Vollbart, ein kleines Barett und über dem schwarzen Eock eine
Kette, an der ein Fingerring mit einem Smaragden hängt.
Fichtenholz; h. 0,43'/,; br. 0,35Vj. — Wolü Inv. 1722, A 285, als ^»Dürer ^ ;
doch erst 1861 aus dem Vorrat, Gegenstück zum folgenden. — Vielleicht nur Werk-
stattsarbeit.
D. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert. 619
Kurfürstin Anna. Brustbild anf schwarzem Grunde, etwas 1950.
nach links. Sie trägt reichen Schnmck auf dunklem Kleide, ein (1946.)
Haarnetz und ein kleines Barett. 21 a.
Fichtenholz: h. 0.43Vj: br. O.Sö'/j. — Gegenstück zum voiigon. Allerdings
nicht im Inventar 1722. — 18G1 dem Vorrat entnommen. — Vielleicht nur Werk-
stattsarbeit.
Eine Kurprinzessin. Brustbild, etwas nach links auf dunklem 1951.
Grunde. Sie trägt eine reichbesetzte, eng anliegende Federhaube, (1947.)
eine hohe weisse Halskrause und ein rotes, reich mit goldenen P 3.
Ketten behängtes Kleid.
Leinwand; h. 0,39'/2; br. 0,28. — 1861 mit den beiden vorigen ans dem
Vorrat. Vergl. die Bemerkungen zu diesen.
IWelanchthon auf dem Sterbelager. Brustbild nach linksauf 1952.
hellem Grunde. Im weissen Totenhemde mit geschlossenen Augen (1948.)
liegt der Keformator da. Sein Bart ist weiss, sein Haupthaar 21 b.
noch braun. Unter dem Bilde die Inschrift : A^tno verö 1560,
Mensis Aprilis die 19, ex hac mortali vita in aeternam
Dei et Sanctorum conrersationem sancte et placide emi-
(jraiiit. aetatis suae cmno 63 cum in ardentem fehrim
incidisset et paroxismo fehrili lahoraret septimo. Post-
rema verha eins fuerunt: Xemo rapiet oves meas ex
manu mea. Johan : 10 : .
Eichenholz; h. 0,37; br. 0,27V2- — 1871 von Herrn Professor H. Bürckuer er-
worben. — Gest. von H. Bürckner. — Phot. Braun XI, 6 und Phot. Ges.
Die hellige Dreifaltigkeit. Gottvater hält, in Wolken thronend, 1953.
den Leichnam des Heilandes auf seinem Schoosse. Die Taube des (1949.)
heiligen Geistes schwebt über des letzteren Haupte. Musicirende P 3.
kleine Engelchen schweben im Wolken-Halbrund.
Lindenholz; h. 0,85; br. O.74V2: in Herzform. — 1879 aus Schloss Colditz. —
Die Urheberschaft Kranach's d. j. von H. bezweifelt. Indessen hat Th. Distel ur-
kundlich nachgewiesen (-> Wissenschaftliche Beilage zur Leipziger Ztg.« 1878, N. 101),
dass das Bild aus der Werk.«tatt des Meisters hervorgegangen. Eigenhändig braucht
e>; darum doch niflit zu sein.
Nachfolger Lukas Kranach's d. j.
Kurfürst August von Sachsen und Johann Georg von Branden- 1954.
bürg. Kniostück Die beiden in reiche Halskrausen-Zeittracht (1954.)
gekleideten Fürsten stehen unbedeckten Hauptes, leicht nach rechts 0 3.
gewandt, neben einander und halten sich an der Hand. Links und
und rechts gelbe Vorhänge vor. schwarzem Grunde.
€20 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert.
Leinwand: h. 1,50; br. l,.ö6Vj. — Im Inventar 1722 (A 1276: damals in
Pillnitz) als Original Kranach's; und in der That sieht das Bild den späteren Werken
des jüngeren Meisters dieses Namens ähnlich. So auch Scheibler (Dr. Not.). Doch
■weist seine zugleich breitere und oberflächlichere Behandlung mit den strohgelben
Lichtem in der ModelUrung der Hände es doch nur der Nachfolge dieses Künstlers zu,
1955. Luther auf dem Sterbelager. Brustbild nach links auf hellem
(1952.) Grunde. Im weissen Totenhemde mit geschlossenen Augen, die
P 3. Hände vorn auf einander gelegt liegt er da. Sein Haar ist grau.
Lindenholz; h. 0,64; br. O.öOVi- — 1857 aus dem Vorrat. Vorher nicht nach-
gewiesen. — Nach H. »vielleicht« von Lukas Fortenagel, der als Zeitgenosse Lukas
Kranach's d. j. in Halle a. d. S. goAvirkt und Luther nahe gestanden haben soll.
Doch ist uns dieser Künstler aus authentischen Gemälden nicht bekannt ; und der
Stil dieses Bildes steht demjenigen des jüngeren Kranach jedenfalls nahe.
Hans Kreil.
Maler von Leipzig, erwähnt 1533 — 1573. Von seinen Zeitge-
nossen »der Fürstenmaler« zubenannt. Unter dem Einflüsse der
Wittenberger Schule entwickelt. Thätig hauptsächlich zu Leipzig.
1956. Kurfürst August von Sachsen. Ganze lebensgrosse Gestalt
(1956.) i^'^ch rechts auf hellgrünem Grunde. Im blonden Haar trägt der
22 c. Fürst ein kleines schwarzes Barett mit weisser Feder. Seine
Kleidung ist schwarz mit goldenem Besatz. Seine Strümpfe sind
weiss. Die linke Hand legt er an seinen Degen, die rechte
stemmt er in die Seite. Unter ihm die Inschrift: VON GOTTES
GENADEN AVGVSTVs HERTZOg ZU SACHSEN LANTGROF
IN DVRINGEN VND MARGGRof ZV MEISSEN . IM . 1551.
Leinwand ; h. 2,02 ; br. 0,93. — 1587 in der Kunstkammer ; später wohl Inv.
1722, B 615, als »Cranach«; damals in Pillnitz; 1861 zur Galerie. Wir sind der An-
sicht, dass die urkundlichen Belege, welche Th. Distel (Zeitschrift für Museologie 1882.
N. 12, S. 91) veröffentlicht hat, keinen Zweifel daran lassen, dass Hans Krell der
Urheber dieses Bildes, wie des folgenden, seines Gegenstückes, ist.
1957. Kurfürstin Anna. Lebensgrosse ganze Gestalt nach links auf
(1957.) hellgrünem Grunde. Die Gemalin des Kurfürsten August ist im
22 a. reichem Fürstinnenkostüm ihrer Zeit, schwarz, weiss und golden,
gekleidet und trägt ein kleines schwarzes Barett auf der linken
Seite ihres Kopfes. Darüber die Inschrift: VON GOTTES
GENADEN ANNA GEBORNE AVS KVNIGLICHEM STAM ZV
DENNEMARCK . HERTZOGIN ZV SACHSEN . LANTGREFIN
IN DVRINGEN VND MARGGREFIn ZV MEISSEN . IM. 1551.
Leinwand; h. 2,02; br. 0,93. — 1587 in der Kunstkammer: später im Ge-
schäftszimmer des Histor. Museums: 1861 zur Galerie. — Gegenstück zum vorigen.
Vorgl. die ferneren Bemerkungen zu diesem.
D. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert. 621
Matthias Krodel.
Schüler des älteren Kranach. Arbeitete 1586 — 1 5 9 1 für Christian
von Sachsen. Näheres unbekannt.
Bildniss eines alten Herrn. Halbfigur nach rechts auf dem 1958.
Grunde eines braunen Vorhanges. Der schwarzgekleidete grau- (19 GG.)
bärtige und grauhaarige Herr hält ein rot \ ^ r^ } 21 c.
gebundenes Buch in der Linken. Rechts / O ^ '
oben ein Wappen. Daneben die Inschrift:
1591 .ETATIS SV.E LXX Villi . \^
Darunter das Monogramm:
Lindenholz; h.0, 771/2; ^r- 0,G5Vj. — 1857 aus Steinla's Sammlung.
Zacharias Wehme.
Kurfürstlich sächsischer Hofmaler im letzten Viertel des XVI.
Jahrhunderts. Beeinflusst durch die Schule Lukas Kranach d. j.
Vergl. Julius Hübner in von VTeber's Archiv II, S. 140 ff. und
Th. Distel in der Kunst-Chronik XIX, S. 198 f.
Bildniss des Kurfürsten August. Kniestück halb nach rechts 1 959.
vor grauem Wandgrund, den links eine Säule, rechts ein grüner 21 b.
gelbgefütterter Vorhang mit Perlenbesatz schmückt. Der Kurfürst
mit kahlem Scheitel, kurzem grauem Haar und Bart trägt eine
schwarze mit Gold verzierte Rüstung und eine rote Brustschärpe.
Sein Schwert hält er in der Rechten geschultert ; die Linke stemmt
er in die Seite. Rechts liegt der Helm mit rotem Federbusch.
Bez. links in der Mitte: Z.W. F. 1.5.8.6.—
Leinwand; h. 1.21Vj; br. 0,92Vj. — Befand sich bis 1886 in der königlichen
(iffentliehen Bibliothek im Japanischen Palais. Wurde dann zur Galerie abgegeben
und in der Bibliothek durch eine Copie aus dem Atelier Prof. Pauwels' ersetzt.
Daniel Fritsch aus Torgau.
Ende des XVI. Jahrhunderts. Datirte Werke von 158G und 1596.
Nähere Lebensumstände unbekannt.
Das Martyrium der heiligen Katharina. Mittelbild eines i960.
Flügelaltars, dessen einen Flügel unsere Sammlung unter N. 1961 (1905.)
besitzt, Rechts zerschlägt der Blitz das Rad, mit dem die Heilige P 1.
gemartert werden sollte. Mitgetroffene Menschenteile, besonders
622 Deutsche Schulen. XVJ. Jahrhundert.
Köpfe, liegen hier umher. Die Heilige kniet, nach rechts gewandt,
in der Mitte, bereit den Todesstreich von dem hinter ihr stehenden
Henker zu erdulden. Links Wachen und Zuschauer; im Hinter-
grunde eine feste Stadt. Bezeichnet links unten 1506. L. C.
Lindenholz; h. l,2ß; br. 1.39Vi- — Zuerst im Katalog von 1835 als ..unbe-
kannt.« Bei H. als Jugendwerk Krauach's d. ä., worauf die Bezeichnung zu deuten
scheint. Die Malweise dieses und des folgenden Bildes weist jedoch durchaus nicht
auf Kranach hin. Den Aufschluss geben zwei andere Exemplare des Gesanimtaltars.
Das eine derselben befindet sich in der Kirche zu Tempelhof bei Berlin. Dieses trägt
die Bezeichnung Daniel Fritsch aus Torgau 1596 (vergl. Waagen, Bemerkungen, S. 39),
zugleich aber nach Sclieibler (Dr. Not.) auch die Bezeichnung unseres Bildes. Es
scheint also, dass Daniel Fritsch ein sonst nicht bekanntes Jugendbild Kranach's.
gegen den die Composition auch nicht sprechen Avürde, bearbeitet und mehrfach wie-
derholt hat. Ein drittes vollständiges Exemplar befindet sich nämlich im »Gothi-
sclien Hause« zu Wörlitz, und dieses trägt die Bezeichnung D . F . 1586 .
(Scheibler, Dr. Not.).
1961. Drei weibliche Heilige. Links die heilige Barbara mit Kelch
(1906.) und Hostie, in der Mitte die heilige Ursula mit dem Pfeil, rechts
PI- die heilige Margaretha mit dem Drachen. Hinten eine Bergveste.
Lindenholz; h. 1,2472) br. 0,66V2- — Zuerst im Katalog von 1835. — Es ist
einer der Flügel zu dem so eben besprochenen Mittelbilde N. 1960. Der andere
Flügel befand sich unter dem irrigen Namen Hans Baidung Grien in der Samm-
lung Speck - Sternburg zu Leipzig. — Im übrigen vergleiche alle Bemerkungen zur
vorigen Nummer.
E. Niederdeutsche Meister des XVI. Jahrhunderts.
Der Meister des Todes Maria.
Geburts- und Sterbedaten unbekannt. Thätig zu Köln um 1515
bis 1530. Schüler des Jan Joest von Kaikar. Möglicherweise,
wie der letztere selbst, ein Niederländer von Geburt, jedoch vom
grössten Einflüsse auf die weitere Entwickelung der nieder-
rheinischen Schule, zu der wir ihn seiner hauptsächlich in Köln
nachweisbaren Thätigkeit wegen bis auf weiteres zählen. Seinen
Namen führt er als Urheber zweier Darstellungen des Todes Maria
(im Museum zu Köln und in der Pinakothek zu München).
Früher wurde er irriger Weise mit Jan van Scorel (oben N. 8-44K später eine Zeit
lang mit Jan Joost von Kaikar identificirt. Vergl. dos Verfassers Ausführungen in
der »Gesell, der Malerei« IT, S. 492 — 496. (ianz neuerdings haben A. v. ^^ urzbach und
H. Semper abermals versucht ihn mit Jan ^an Scorel zu identificiren. Vei-gl. jedoch
E. Niederdeutsche Meister. XVI. Jahrhundert. 623
Eiseniuunn in der Kunst-Chronik XXI (isbti) S. 145 — 14G und des Verfassers Ausfüh-
rungen im Texte zu Braun's Phot. Dresdner Galeriewerk Lieferung XI, S. 370 — 372.
Schon das eine bezeichnete und von 1530 datirte Werk Scorel's im Bonner Provinzial-
Museuni, welches auf ganz anderem Boden steht, wiederlegt jeden Versuch, die beiden
Meister zu idontifiiireu.
Die (kleine) Anbetung der Könige. Rechts in prächtiger, 1962.
plastisch verzierter Säulenruine vor reicher Landschaft sitzt (1848.)
Maria nach links gewandt und reicht dem auf ihrem Schoosse 21 c.
spielenden Christkinde mit der Rechten eine Mohnblume. Vor ihr
kniet anbetend der älteste der drei Könige, hinter dem harrend
der zweite, blondbärtige weisse und, ganz links, der schwarze
stehen. Im Mittelgrunde und im Hintergrunde verschiedene Füll-
Figuren. In dem jungen Mann, welcher im Pelzmantel, schwarzer
Kappe und roten Strümpfen halbrechts neben zwei anderen hinter
der Brüstung steht, mag man an seiner Aehnlichkeit mit einer
in gleicher Haltung dargestellten Gestalt auf unserem zweiten
Bilde des Meisters (N. 1963) diesen letzteren selbst erkennen.
Eichenholz: h. 1.10; br. 0,7072- — --^Is Werk des Lukas van Leyden in den
Katalogen seit IS 12. Bei H. als »angeblieh« von Jan Gossaert, gen. Mabuse, in der
Auflage von 1856 mit dem richtigen Zusatz »ähnelt den Arbeiten des Jan van Calcar.«
Dass das Bild in der That ein charakteristisches Werk der mittleren Zeit des Meisters
des Todes ^lariä ist, ist von der deutschen Forschung längst anerkannt : G. F. Waagen,
Bemerkungen (1858) S. 41—42. (i. F. Waagen, Handbuch, London 1874, I, p. 226.
— Ernst Foerster, Gesch. der deutschen Kunst, Leipzig 1860, II, S. 176 — 177. —
Die neuesten Nachforschungen von Scheibler (auch Dr. Not.) und dem Verfasser dieses
Kataloges (auch Gesch. d. M., II, S. 496) liaben die Ansicht Waagen's u. Foerster's
durchaus bestätig^. — Phot. Braun II, 25.
Die (grosse) Anbetung der Könige. Vor reicher Landschaft in 1963.
einer prächtigen, auch plastisch verzierten Säulenruinenhalle thront (1846.)
Maria, nach links gewandt. Der älteste der heiligen drei Könige 21 b.
kniet an der Stufe und küsst die rechte Hand des Christkindes.
Weiter links harrt der zweite weisse, rechts harrt der dritte, der
schwarze König. Yorn links kniet der heilige Dominicus, eifrig
aus einem Buche betend; zu seinen Füssen der Hund mit der
Fackel; vorn rechts sitzt der heilige Lukas und schreibt; zu seinen
Füssen der Ochse. Von den Figuren im Hintergrunde mag der
Mann im Pelzmantel und schwarzer Kappe, welcher links hinter
der Brüstung hervorblickt, an seiner Aehnlichkeit mit der in ähn-
licher Haltung dargestellten Gestalt des vorigen Bildes (N. 1962)
als der Meister selbst erkannt werden.
Eichenholz: h. 2,48; br. 1,84. — Zuerst im Inventar Guarienti (vor 1753i N. 52
und im Inv. 1754 als »Dürer.« Der Ueberlieferung nach durch den Feldmar.schall
624 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundart.
Grafen Schulenburg, der es bei der Belagerung,' von Genua vor dem Verbrennen ge-
rottet haben soll, an August III geschenkt. Nach dem Inventar Guarienti in der That
aus der Chiesa di S. Luca d'Erba bei Genua. Später als »unbekannt'^ bezeichnet.
Seit dem Katalog von 1812 dem Jan Gossaert, gen. Mabuse (um 1470—1541) zuge-
schrieben, bei H. in der Aufl. von 1856 nur frageweise, später wieder mit Sicherheit .
Indessen zeigt das Bild mit den beglaubigten Werken des Mabuse keine grössere
Aehnlichkeit, als sie durch die allgemeine Zeit- und Sehulverwandtschaft bedingt wird.
Vielmehr rührt es offenbar von derselben Hand her, wie X. 1962. Nur der Kopf der
Maria zeigt hier eine andere, kälter plastisch modeliirende Behandlung, wie sie in
anderer Art allerdings auch dem Mabuse eigen war. Es ist dies eben die spätere Stil-
entwickelung dos Meisters des Todes Maria, wie sie z. B. schon in einem Bilde seiner
Hand in der kaiserlichen Galerie zu Wien zu Tage tritt. Der Meister scheint damals
in Italien gewesen zu sein. In Genua hat sich noch ein Bild seiner Hand erhal-
'ten. — Phot. Braun XI, 8 und Phot. Ges.
1964. Blldniss eines bartlosen Mannes. Halbfigur nach rechtsauf
(1175.) hellblauem Grunde. Schwarze Kappe, schwarzer Rock, schwarzer
21 c. Mantel. Die Rechte ruht auf einem gebundenem Buche, am
Zeigefinger der Linken glitzert ein Rubinring.
Eichenholz : h. 0,42Vj, br. 0,30Vi. — Inv. \Ti2, A 297. Darnach aus Leipzig
als »Contrefait wie ein .Jesuit« von Hans Holbein. — Bei H. dem Mor zugeschrieben.
In Wirklichkeit jedoch, wie schon die Uebereinstimmung seiner Malweise mit der-
jenigen der Portrait-Figuren auf den beiden vorigen Bildern beweist, ein Werk des
Meisters des Todes Maria, dem es möglieh geworden ist in verschiedenen Samm-
lungen Bildnisse zuzuschreiben. So zuerst Scheibler (Dr. Not.). — Phot. Braun XI, 9.
Barthel Bruyn (auch ßrun nicht de Bruyn).
Geb. 1493 zu Köln, gest. daselbst zwischen 1553 und 1556.
Nachfolger des Jan Joest van Kaikar und des Meisters des Todes
Maria in Köln; doch spcäter im moderner italisirenden Stile der
Zeit weiter entwickelt.
1 965. Die Abnahme Christi vom Kreuze. Auf Goldgrund. Von den
(1855.) Freunden des Heilandes steht der eine links am Fusse des
21 c. Kreuzes und fasst die Beine des herabgleitenden Leichnams, der
andere steht oben auf der Leiter und lässt ihn herab. Maria, des
Heilandes Mutter, steht rechts und drückt seine herabhängende
Rechte mit beiden Händen an ihre Wange. Johannes steht hinter
ihr und unterstützt sie; im Mittelgrunde die andere Maria; vorn
links, von hinten gesehen, kniet Magdalena.
Eichenholz; h. 0,87'/j; br. 0,69'/,. - 1874 vom Kaufmann bischer in Basel.
— Bei H. als Original B. Bruyn's, dessen Frühzeit es in der That so nahe steht,
dass wir es ihm nicht abzusprechen wagen. Eine grössere, aber auch geringere Wie-
derholung besitzt das Schweriner Museum. Scheiblor (Dr. Not.) hält die Eigenhändig-
keit unseres Bildes für zweifelhaft, aber auch nicht für unmöglich. — Phot. Ges.
E. Niederdeutsche Meister. XVI. Jahrhundert. 625
Bruchstück einer Beweinung Christi. Das Bild scheint der 1966.
rechte Flügel einer Kreuzesabnahme zu sein. Halbfiguren nach (1854.)
links auf schwarzem Grunde. Vorn Maria, Christi Mutter, mit P 3.
gefalteten Händen und perlenden Thränen in den Augen; neben
'und hinter ihr die anderen beiden Marien und Johannes, alle
mit schmerzlichem Ausdrucke demselben Ziele zugewandt.
Eichenholz; h. 0,7G; br. 0,49Vi. — 1S57 aus Prof. Steinla".s Sammlung. Da-
mals und bei H. frageweise dem Holländer Märten van Veen, gen. Heemskork (1498
bis 1574) zugesehrieben. Als Werk der mittleren Zeit Barthel Bruyns zuerst richtig
erkannt von Seheibler (Dr. Not.). — Phot. Braun YIIT, 21.
Niederdeutscher Meister um 1490.
Bildniss Aibrechts des Beherzten Herzogs zu Sachsen. Brust- 1967.
bild ohne Hände, nach links, auf blauem Grunde. Der glattrasirte (1844.)
grauhaarige Erbstatthalter von Friesland trägt eine rote Mütze ^ ^•
und eine rot-goldene Kleidung. Auf der Eückseite die Inschrift:
Albertus Animosus.
Eichenholz; h. 0,28; br. 0,19Vj. — ^Var noch 1741 in der Kuustkammer. —
Uebrigens erst im Katalog von 1835.
Niederdeutscher Meister um 1590.
Ein Fürstenbildniss. Brustbild fast von vorn auf blauem 1968.
Grunde. Gelber Rock, grosser Mantel mit hohem, steifem Kragen (1873.)
und Federbarett. In der rechten Hand ein Handschuh. Vorn eine ^ ^•
J>rüstung, rechts ein Vorhang.
Eichenholz; h. 0,18'/2) ^r- 0,14Vj. — Zuerst im Katalog von 1843. Nach einer
alten Inschrift auf der Rückseite wäre der Dargestellte der Markgraf Georg Friedrieh
von Anspach. So auch H. Es müs.ste Georg Friedrich von Brandenburg - Anspacli
(15S0— 1G03) sein.
F. Deutsche Meister vom Ausgange des XVI.
bis zum Ausgange des XVIII. Jahrhunderts.
Christoph Schwarz.
Geb. bei Ingolstadt 1550, gest. zu München 1596 oder 1597.
Schüler des Melchior Bocksberger. Weitergebildet in Venedig.
Thätig vornehmlich zu München.
40
626 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
1969. Die Kreuzigung Christi. Die Kreuze der Schacher bilden
(1884.) einen rechten Winkel mit dem in der Mitte ragenden Kreuze des
0 3. Heilands, zu dessen Füssen Johannes und die drei Marien stehen.
Im Hintergrunde Wächter zu Fuss und zu Ross vor der Stadt.
Kupfer ; h. 0,29 ; br. 0,24. — Auf die Herkunft des Bildes weist die auf d"r
Rückseite befiadliche Inschrift liin : Churf'drstHcher Sachs . Frau Mutter Verlassen-
scluift . Anno 1623 . — Uebrigons erst im Katalog 183.5.
Johann Rottenhammer.
Geb. zu München 1564; gest. zu Augsburg 1623. Schüler
seines Vaters und des Johannes Donauer zu München; unter dem
. Einflüsse der Venezianer weiter entwickelt. Thätig lange Jahre
in Venedig, nach 1606 abwechselnd in Augsburg und München.
1970. Die Ruhe auf der Fluciit. Maria sitzt mit ihrem Kinde links
(1966.) unter einem mächtigen Baume, aus dessen Wipfel Engel Blumen
0 3. herabstreuen. Hinter ihr zwei erwachsene Engel, von denen der
eine Früchte bringt, der andere anbetet. Vor ihr zwei Engel-
knäblein, von denen der eine ebenfalls Früchte bringt, während
der andere sich mit dem Windelkorbe zu thun macht. Rechts im
Hintergrunde holt Joseph den Esel aus dem Stalle.
Eichenholz; h. 0,26»A; br. 0,20»/». — Inv. 1722, A 374.
Joseph Heinz.
Geb. in der Schweiz im dritten Viertel des XVI. Jahrhunderts.
Schüler des Hans von Aachen (1552 — 1615). Später Kammer-
maler Kaiser Rudolfs II. Lebte abwechselnd in Augsburg und
Prag. Gest. 1609 oder 1610. Vergl. Woltm. u. Woerm.IÜ, S. 100.
1971. Der Raub der Proserpina. Oben braust der mit vier
(1971.) schnaubenden Rossen bespannte Wagen des Unterweltsgottes nach
P 1. links durch die Luft. Pluto hält die widerstrebende Geraubte,
welche noch Blumen hinabstreut, fest im Arm. Unten auf
blumigem Rasen ihre Gespielinnen : neun zur Linken in ängstlicher
Bewegung; acht zur Rechten, von denen einige der Proserpina
noch die Hände nachstrecken.
Kupfer; h. 0,63; br. 0,91. — Schon im Inv. Guarienti (vor 1753) X. 1197 aK
»Ens.« — Das Monogramm des Heinz war auch in der gefälschten Inschrift enthalten,
•welche von H. frageweise »Jo. Pinne. Fe. Ao, 1543« gelesen wurde. — Dass sie go-
fälscht war, stellte ihre Untersuchung fest. Sic wurde daher 1885 vollends entfernt.
Dass das Bild ein echtes Bild dos Jos. Heinz sei, wurde von H. mit Unrecht bezweifelt
Es Avird als solches, abgesehen von seiner durchaus zu den übrigen Bildern do>
F. Deutsche Scliulen. XVII. Jahrhundert. 027
Meisters stimmeudeu Mahveise. nicht nur durch den Bericht Sandrart's (Toutsclie
Akadcmio 11, S. 2><G), nach dem der Meister das Bild sogar zweimal gemalt hatte,
sondern auch durch den alten Stich von der Hand Luk. Kilian's beglaubigt. — Phot.
Braun VIII, 23.
Loth mit seinen Töchtern. Loth sitzt rechts unter der Fels- 1972.
wand mit der einen seiner Töchter. Die andere steht ihm links (1972.)
gegenüber und giesst ihm Wein in den Becher, den er ihr hinhält. P 9.
Kupfer: h. 0.37: br. 0,32. — Zuerst im Katalog von 1835, — Die Urheber-
schaft des Heinz bei H. mit Unrecht bezweifelt.
Ecce homo. Die Hände auf dem Rücken gebunden, fast von i 973.
vorn gesehen, steht Christus ohne Dornenkrone in lebhafter Be- (1073.)
wegung an der Säule. Unten die Inschrift: ECCE HOMO. ^ 12.
Leinwand auf Fichtenholz geklebt; h. 1,14: br. 0,74. — Aus der Kunstkammer
als Original des Jos. Heinz. Inv. 1722, B 355, Dem von H. übersehenen frühen
Inventarzeugniss gegenüber zweifeln Avir auch bei diesem Bilde, wenngleich es in
seiner beträchtlicheren Grösse breiter und flauer gemalt erscheint als die A'origen,
nicht an der Urheberschaft de> Heinz.
Oberdeutscher Meister um 1600.
Die Hochzeit zu Cana. Die Tafel, an deren linken Seite 1974.
Christus sitzt, zieht sich rechts bildeinwärts. Vorn links geht die (1904.)
Verwandlung des Wassers in Wein vor sich. Ein Diener giesst 0 2.
die Krüge um. Vorn in der Mitte erhebt ein auf seinen Stab ge-
stützter Aufseher prüfend sein Glas.
Lindenholz: h. 0,96; br. 0,79. — Zuerst im Katalog von 1835.
Adam Elsheimer.
Getauft zu Frankfurt a. M, den 18. März 1578 (vergl. Bode im
Jahrbuch der Pr. K. I, 1880, S. 51 ff., S. 245 ff.); gest. ver-
mutlich 1620 zu Rom. Schüler des Ph. Uffenbach zu Frankfurt;
selbständig weiterentwickelt zu einem Feinmaler und Landschafts-
maler von bahnbrechender Bedeutung. Thätig zu Rom.
Judith. Kniestück auf schwarzem Grunde. Judith hält das |975.
Schwert noch in der Rechten und legt das abgeschlagene Haupt (1070.)
des Holofernes mit der Linken in die erhobene Schürze der rechts 21 a,
neben ihr stehenden alten Magd.
Kupfer: h. 0,33Vi; br. 0,2SV2. —Inv. 1722, 11 117. Schon hier als Oris:inal
von Elsheimer. Bei H. dem Meister nur mit einem Fragezeichen gelassen. Doch
.scheint das Bild in der Tliat ein echtes .Tugendwerk des Meisters zu .sein. So aiich
Bode, Studien, S. 253.
40*
628 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
1976. Joseph im Brunnen. Felsenthal. Vorn rechts unter hohen
(1968.) Bäumen am Fusse senkrechter Felsen der Brunnen. Die Brüder
21 a. Joseph's sind hier im Begriffe ihn hinabzuwerfen. Links Viehweide
und eine Statue neben üppigen Laubbäumen. Blauer Himmel.
Kupfer; h. 0,22V2; br. 0,28. — Nicht durch Gotter, wie H. annahm, sondern,
wie auch die noch auf dem Bilde stehende Inventarnummer beweist, schon im Inven-
tar 1722, A 702. — Vorzügrliehes Bild des Meisters. Vergl. Bode, Studien, S. 277. —
Phot. Braun VII, 21.
1977. Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis. Das hell vom
(1969.) Lampenlichte beschienene G()tterpaar hat es sich links am Tische
21 c. in der Hütte der Alten bequem gemacht. Jupiter trägt das Stirn-
ba-nd im mächtigen Haupthaar. Merkur seinen Flügelhut. Baucis
steht rechts, den Göttern zugewandt, ein Tuch über dem Arme.
Philemon kommt mit einem Gemüsekorb im Mittelgrunde zur
Thüre herein, ßeclits vorn Stilleben. Vorn in der Mitte eine Gans.
Kupfer: h. 0,163/4; br. 0,22Vj. — Zuerst im Inv. 1754. Hauptbild des Meisters.
Verf,'l. Bode, Studien, S. 270 und 277. — Gest. 1612 von H. Goud.
1 978. Landschaft mit der Flucht nach Aegypten. Malerische, baum-
(1967.) durchwachsene Ruinen ziehen sich vom Vordergrunde rechts zum
21 c. Hintergrunde links hinüber. Vorn hält Maria, nach links gewandt,
mit dem Kinde auf ihrem Esel. Joseph, der Korb und Säge nieder-
gelegt hat, steht vor ihnen und herzt das Kind. Heiterer Himmel.
Kupfer; h. 0,17»/,; br. 0,22. — Inv. 1722, A 617. — Scheint spates Werk des
Meisters. Vergl. Bode, Studien, S. 278. — Phot. Braun X, 17.
Karl Skreta. Eigentlich: Ritter Ssotnowsky von
Zaworzic.
Geb. zu Prag 1G04; gest. daselbst 1674. Ging nach Italien,
bildete sich in Bologna nach Guercino und Guido Reni, seit 1634
in Eom nach M. A. da Caravaggio. Schliesslich in Prag.
1979. Der Evangelist Matthäus. Kniestück nach links vor grauer
(1977.) Steinwand. Der Evangelist legt das rechte Bein über das linke,
Q 3. liält sein Buch mit der Linken auf den Knieen, die Feder in der
Hechten und wendet sich zu dem hinter ihm stehenden Engel zurück.
Lindenholz; h. 0,70V2; hr. 0,90V2- — Inv. 1754, 11328. — Gegenstück zu den
(olgonden droion.
1980. Der Evangelist Johannes. Kniestück vor landschaftlichem
(1978.) Hintergrunde. Der junge Apostel hält das Buch, in das er schreibt^
Q 3. etwas nach rechts gewandt, auf den Knieen. Links sein Adler.
F. Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert. 629
Lindenholz: h. 0,68'/»; br. 0.91. — Inventar 1754, II 331. — Gegenstück zu
dem vorifjon xuul don foli,'enden.
Der Evangelist Marcus. Kniestück. Der Evangelist hockt, 1 98 1 .
nach rechts gewandt, vor einem niedrigen Pulte, auf dem das (1979.)
Buch ruht, in welches er schreibt. Rechts sein geflügelter Löwe. Q 3.
Ijndenholz: h. 0,68'/,: br. 0.91Vj. — Inventar 17.H, II 329. — Gegenstück
zu den vorif^en und dorn folgenden.
Der Evangelist Lucas. Kniestück. Der Heilige sitzt, nach 1982.
links gewandt, vor seinem auf einem Pulte liegenden Buche, hält (1980.)
die Feder in der Rechten und blickt sinnend zur Seite. Links Q 3.
sein Ochse.
Lindenholz: h. O-GS'/j; br. 0,93. — Inv. 1754, II 330. — Gegenstück zu den
vorigen dreien.
Der heilige Gregorius. Halbfigur nach rechts. Vor rot be- 1983.
schlagenem Pulte liest der Kirchenvator in einem Buche. Eine (1981.)
Taube an seiner rechten Schulter. Q 3.
Lindenholz; h. 0,96«/,: br. 0.80. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 477: aus der
Sacristei der Patres des heiligen "Wenzel zu Prag. — Gegenstück zu den folgenden
beiden.
Der heilige HIeronymus. Halbfigur nach links in einer Höhle. 1 984,
Der alte halbnackte Kirchenvater hält die Feder in der Rechten, (1983.)
blickt nach rechts zurück und stützt sich mit der Linken auf das Q 3.
zwischen Totenkopf und Crucifix vor ihm aufgeschlagene Buch.
Lindenholz : h. 0,96 ; br. 0,80. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 402 ; aus der
Sacristei der Patres des heiligen Wenzel zu Prag. — Gegenstück zum vorigen und
folgenden.
Der heilige Ambrosius. Halbfigur nach links vor braunem 1 985.
Wandgrunde. Der sinnende Kirchenvater stützt sich mit beiden (1984.)
Händen auf die links vor ihm liegenden Bücher. Q 3.
Lindenholz: h. 0,99«/,: br. 0,80. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 403; aus der
Sacristei der Patres des heiligen Wenzel zu Prag. — Gegenstück zu den vorigen
beiden.
Der Apostel Paulus. Halbfigur von vorn. Der Apostel in 1986.
blauer Tunica und roter Toga erhebt predigend die Rechte und (1982.)
stützt die Linke auf sein Buch. Rechts sein Schwert. Links auf Q 3.
einem Steine die Inschrift: DEO . IN . . .
IJndenhoIz ; h. 0.9G : br. 0,83. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 476 ; aus der
Sacristei der Patres des heiligen Wenzel zu Prag.
1 987
Moses. Brustbild nach rechts auf grauem Grunde. Der bärtige ^.qq^V
Gesetzgeber, dessen Haupthaar wie in Flammen leuchtet, erhebt ^ p i q
630 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
die Gesetzestafeln in der Linken und deutet mit dem rechten
Zeigefinger auf eine derselben.
Lindenholz ; h. 0.49 ; br. 0,57 V2- — In"^'- Guarienti ivor 1753) N. 401 : ans der
Sacristei der Patres des heiligen Wenzel zn Prag.
1988. Bildniss des Maltesers Bernhard de Witte. Kniestück fast von
(198G.) vorn auf braunem Grunde. Der schwarz gekleidete Ritter trägt
Q 3. ein Malteserkreuz am Mantel und auf der Brust. In der gesenkten
Linken hält er ein Buch. Ueber dem Wappen die Inschrift:
BERNARDUS WITTE; darunter 1651.
Leinwand; h. 1,241/2; ^r. O.SOVj. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Phot.
Braun XV, 15.
Johann Heinrich Schönfeldt.
Geb. zu Bibrach in Würtemberg den 13. März ICO 9; gest. zu
Augsburg nach 1675. (Als Sandrart seine »Teutsche Akademie«
herausgab, lebte er noch; nach anderen starb er 1680 oder gar
erst 1695.) Schüler eines Johann Sichelbein zu Memmingen;
weitergebildet in Rom. Arbeitete in verschiedenen Städten Süd-
deutschlands und in Lyon, zuletzt in Augsburg.
1989. Ein Hirtenfest. In der Mitte vor üppigen Bäumen plätschert
(1987.) ein reich verzierter Brunnen, vor dem eine Hirtin tanzt. Rings
Q 1- im Kreise liegen und stehen die zuschauenden Hirten und Hirtinnen.
Rechts im Mittelgrunde sitzen die Musikanten. Links im Mittel-
grunde sitzen Hirtinnen auf Rindern. Bez. r. u. (verkleinert):
Iccii:
Leinwand; h. 0,95; br. 1,83. — 1741 ans der Sammlung Wallenstein in Dux
mit dem folgenden, seinem Gegenstück. Erwähnt schon von Joachim von Sandrart,
»Teutsche Akademie«, Nürnberg 1675, II 328. Es waren fünf zusammengehörige
Bilder, die sich ursprünglich bei Herrn Bürgermeister Marc Anton Jenisch zu Augs-
burg befanden. Das unsere nennt Sandrart »ein Bacchanal.« Bis zum Jahre 1723
befanden sich drei der Gegenstücke in der Sammlung Wrcowecz zu Prag. Vergleiche
Dr. Toman im Kepertorium X (1887) S. 23.
F. Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert. 631
Der Gigantenkampf. Unten auf der Erde wälzen nnd 1990.
schleppen Giganten mächtige Felsblöcke. Zwei Schilde liegen in (1988.)
der Mitte am Boden. Oben in den Wolken erscheinen die Götter P H-
des Olymp. Auf den Berggipfeln des Mittelgrundes findet der
Zusammenstoss zwischen den Göttern und Giganten statt. Bezeich-
net rechts unten (bisher nicht angegeben; ähnlich dem vorigen):
J . H . Schönfeldt . Feclt .
Leinwand; h. 0.95; br. 1,82. — Mit drei Gegenstücken, von denen nur noch
das vorige in der Galerie erhalten, 1741 aus der Sammlung Wallensteiu in Dux.
Vergl. alle Bemerkungen zum vorigen, seinem Gegenstücke.
Musikalische Unterhaltung am Spinett. In einem hohen, 1 99 1 .
an allen drei Wänden mit Gemälden geschmückten Saale sitzt (1990.)
vom in der Mitte, von hinten gesehen, eine Dame im gelben Kleide Q 3.
spielend am Spinett. Fünf Herren begleiten sie auf verschiedenen
Instrumenten. Bez. in der Mitte :
Dazu am Fussboden
^7r5i:iec;V-
Leinwand; h. 1,24*/,; br. 0,9272- — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dnx. Vorher in der Sammlung Wrcowecz zu Prag. Gegenstück zum folgenden.
Angeblich Joh. H. Schönfeldt.
Musikalische Unterhaltung am Tische. In einem hohen, an 1992.
allen drei Wänden mit Gemälden geschmückten Saale sind vorn (1989.)
in der Mitte sechs erwachsene Männer und ein Knabe musicirend Q 3.
um einen Tisch gruppirt. Links ein Hund.
Leinwand; h. 1,24'/, ; br. 0,91. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
I)ux. Vorher in der Sammlung Wrcowecz in Prag. Gegenstück zum vorigen. Doch
int es, nach dem Inventar der Wrcowecz 'sehen Sammlung (Dr. Toraan im Rcpert. X,
■'^- 23 — 24), erst in Prag von der Hand des seit 1691 in Prag ansässigen Niederländers
.lan Onghers (1651—1730) als Gegenstüik zu dem Schönfeldt'schen Bilde nachträglich
hinzugemalt worden. Seine kühlere und glatt^-re Malweise scheint diese Angabe zu
be>tätigen.
632 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Christoph Paudiss.
Geboren in Niedersachsen um 1618; gest. zu Freising 1666 oder
1667. Schüler des Kerabrandt. Nach beendeter Lehrzeit in Holland
kehrte er nach Deutschland zurück, wo er eine Zeit lang für den
Kurfürsten von Sachsen in Dresden (vergl. Th. Distel in der Zeit-
schrift für Museologie 1882, S. 171 und 172 und in der Kunst-
Chronik XX, 1885, S. 542) arbeitete, um 1660 von Dresden
nach Wien übersiedelte, zuletzt aber als Hofmaler des Herzogs
Albr. Sigmund von Ba3'ern in Freising thätig war.
1 993. ' Bildniss eines alten Mannes. Brustbild ohne Hände von vorn
(1818.) auf dunklem Grunde. Der Alte tnägt einen weissen Vollbart und
P 4:. eine Pelzmütze. Bez. links unten:
/6f"f
Lindenholz; h. 0,5272; br. 0,42. — Inventar 1722, A, 257.
1 994. Die Uri<unde. Kniestück. Links vorn an einem rot bedeckten
(1820.) Tische erhebt sich, im Profil nach rechts gewandt, eine reich ge-
L 2. kleidete und geschmückte Dame vom roten Sessel und spricht mit
lebhafter Handbewegung, als dictire sie ihren Willen, zu dem
Schreiber, der von vorn gesehen, im Pelzrock und Barett hinter
dem Tische sitzt, die Feder in der Rechten hält und mit der
Linken ein Blatt des vor ihm liegenden Schriftstücks umwendet.
Auf dem Tische ein blankes Tintenfass.
Leinwand ; h. 1.02 ; br. 1,52. — Inventar 1722 , A 141, als uubekauntos
Original aus Polen.« Doch schon im Inventar 1754, II 1, als Paudiss. — Pliot.
IJraunXI, 11.
1995. Ein Heyducke. Brustbild ohne Hände nach links auf rotlichem
(1819.) Grunde. Der junge Mann trägt einen kleinen schwarzen Schnurr-
M 3. hart, langes glattes Haar und eine hohe Mütze. Bezeichnet links
unten (ähnlich wie N. 1993): Criftoffcr Paub^. Dazu eine
F. Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert. 633
Jahreszahl, von der nur die ersten beiden Zahlen 16 . . deut-
lich sind.
Leinwand: h. 0.59; br. 0,51Vj. — luv. 1722, A 190, als -ein Heydueivenkopi.«
— Die Jahreszahl wurde von H. 16S9 (vielleicht nur Druckfehler für 1669) gelesen;
und dem entsprechend vvurde des Meisters Tod auch spater als 1669 angesetzt. Die
Jahreszahl ist jedoch keineswegs deutlieh genug, als dass sie anderweitig überlieferte
Daten umstossen könnte : und überdies würden wir sie 1655 oder 1665 lesen.
Ein Jüngling mit grauem Hute. Brustbild ohne Hände nach 1996.
rechts auf dunklem Grunde. Das bartlose Jünglingsantlitz wird (1821.)
zwischen Hut und weissem Kragen von herabfallenden Locken 47 b.
umrahmt.
Leinwand: h. 0.75»/,: br. 0.60. — Inventar 1722, A 12. als des Meisters
Selbstbildniss .
Michael Wilimann (Willemans).
Geb. 1629 zu Königsberg; gest. 1706 zu Leibus in Schlesien.
Schüler von Rembrandfs Schüler Jac. A. Backer in Amsterdam.
Hofmaler des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg.
Ein Knabe. Brustbild ohne Hände nach rechts auf bräun- 1 997.
lichem Grunde. Der blonde Knabe blickt mit gesenkten Augen (1996.)
etwas trübselig darein. P 5.
Papier auf Eichenholz : h. 0,47 : br. 0,35. — Inv. 1722, A 62 ; als Gegenstand
wurde damals »ein Bauernweibskopf;^ angegeben. Die auf dem Bilde erhaltene Nummer
lässt aber keinen Zweifel an der Identität zu.
Willem van Bemmel.
Geb. zu Utrecht 1630; gest. zu Nürnberg 1708. Schüler des
Herm. Sachtleven. Liess sich nach einer italienischen Reise in
Nürnberg nieder, wo er der Stammvater einer jüngeren Künstler-
generation warde; deshalb rechnen wir ihn zur deutschen Schule.
AbendJandsciiaft. In der Mitte ein Baum. Links: Weg am 1998.
Bergabhange und ein Castell im Mittelgrunde auf halber Höhe. (1994.)
Rechts: in der Ferne rötlich im Abendlichte schimmernde Berge, Q 1-
vorn ein Wasserfall zwischen Felsen, auf denen ein Hirte neben
einem Zeichner steht. Bezeichnet rechts unten:
634 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Leinwand; h, 1,27; br. 1,98. ~ Nach H. durch den Grafen Gotter, was sich
jedoch aus dem Inv. Gotter nicht ergiebt. Vielmehr wie das folgende, sein Gegen-
stück, zuerst im Katalog von 18.35.
1999. Morgenlandschaft. Rechts führt ein Weg, auf dem man einen
(1995.) Reiter und einen Jäger von hinten sieht, in den Wald hinein.
Q 1- Links vorn ein hoher Eaum, im Mittelgrunde ein Thal, im Hinter-
grunde ein von Bergen begrenzter See. Bez. halb links unten:
1661 und mit dem dem vorigen gleichen Monogramm: W . B .
Leinwand; h. 1,27; br. 1,97. — Zuerst im Katalog von 1835. Vergl. die Be-
merkungen zum vorigen, seinem Gegenstücke.
2000. ' Landschaft mit einer Brückenruine. Links Berge und Wald-
(1993.) rand; rechts ein Fluss mit einer nur mehr zur Hälfte stehenden
50 c. Bogenbrücke, im Hintergrunde blaue Berge. Bez. nach H. (zu-
sammengezogen) F . W . B. Doch konnte dieses Monogramm, in
welchem das voranstehende F auch nicht wohl erklärbar wäre, nicht
aufgefunden werden.
Leinwand; h. 0,68*/»; hr. 0,95V2- — Entweder das 1699 durch den Hofmaler
S. Bottschildt zur Kunstkammer gebrachte oder das durch den Grafen Gotter (vor
1736) erworbene Bild. Inventar Gotter N. 211. — Jedenfalls im Katalog von 1835
als »unbekannt.«
Johann Heinrich Roos.
Geb. den 27. October 1631 zu Ottersberg (nicht Otterndorf) in
der Pfalz; gest. zu Frankfurt a. M. den 3. (nicht 2.) October
1685. Lernte die Kunst in Holland, reiste dann in Italien
und arbeitete schliesslich, seit 1673 als Hofmaler des Kurfürsten
Karl Ludwig von der Pfalz in Cassel, in Mainz, hauptsächlich
aber in Frankfurt a. M., dessen Bürgerrecht er 1668 erwarb.
200 I . Hirten und Heerden unter Ruinen. Rechts schlummert eine
(2001.) Hirtin zwischen Ziegen und Schafen an einer Mauer. In der
P 9. Mitte liegt eine Kuh, neben welcher ein Stier steht. Links
hinten graue Berge, vorn ein Hirt, der mit Schafen und Rin-
dern einen Bach durchschreitet. Bezeichnet halb links unten :
Leinwand; h. 0,58»/»; br. 0,79. — 1699 zur Kunstkammor. — Inventar 1722,
A 396. — Gegenstück zum folgenden.
F. Deutsche Schulen. XVil. Jahrhundert. 835
Hirten und Heerden unter Felsen. Rechts unter dem Felsen 2002.
haben Hirten ihr Zeltdach ausgespannt und ruhen zwischen Scha- (2002.)
fen, Ziegen und Eseln. In der Mitte sitzt eine Wache haltende P 9-
alte Frau vor einem jungen Ochsen. Links schönes Flussthal.
Bezeichnet rechts unten:
^
oos. fecit
Leinwand; h. 0.58; br. 0,78. — 1G99 zur Kunstkammer. — Inventar 1722,
A 367. — Gegenstück zum vorigen.
Angeblich Johann Heinrich Roos.
Ein schlafender Hirt mit seiner Heerde. Vorn rechts liegt 2003.
der Hirt schlummernd auf dem Antlitz. Neben ihm wacht sein (2003.)
Hund. In der Mitte steht ein rotes, liegt ein weisses Rind. PH-
Links Schafe und Ziegen. Im Mittelgrunde eine Backstein-Ruine.
Leinwand ; h. 0,30 ; br. 0,43. — 1741 durch von Kaiserling mit dem folgenden.
l'i(3 Eigenhändigkeit ist nicht völlig überzeugend.
Eine Hirtin, die mit ihrem Hunde spielt. Links vorn unter 2004.
einem steilen Felsen liegt ein wohlgenährtes Mädchen auf einer (2004.)
Mauer und spielt mit ihrem Hunde. Vorn liegen zwei Schafe P 10.
mit einem Lämmchen, zwei Kühe und eine Ziege. Im Mittel-
grunde eine besonnte Ruine. Rechts hinten blaue Berge.
Leinwand; h. 0,4272: br. 0,38. — 1741 durch von Kaiserling mit dem vorigen.
Die Eigenhändigkeit "vvnrde mit Recht schon bei H. bezweifelt.
Johann Karl Loth.
Geb. in München 1632: gest. in Venedig den 6. October 1698.
Schüler seines Vaters Johann Ulrich Loth. In Rom unter Cara-
vaggio's, in Venedig unter Liberi's Einfluss weiterentwickelt.
Thätig hauptsächlich in Venedig.
Hiob mit seinen Freunden. Kniestück. Rechts sitzt der grau- 2005.
bärtige Dulder, fast von vorn gesehen, in seinem Sessel und blickt (1997.)
schmerzlich gen Himmel. Links neben ihm stehen seine Freunde, 36 a.
unter ihnen ein Alter mit eingehülltem Kopf.
Leinwand: h. 1,22: br. 0,98'/,. — Inventar 1722, A 184.
636 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
2006. Hiob mit seinem Weibe und Kinde. Kniestück. Eechts sitzt
(1998.) Hiob, nach links gewandt, mit einer Binde um's Haupt, einem
R 15. Schurze um den Schooss, im übrigen nackt, mit gefalteten Hän-
den. Links neben ihm stehen sein Weib und sein Kind; hinter
ihnen einige Freunde.
Leinwand; h. 1,32; br. 1,40V2- — Inventar 1722 bis 1728, B 1204.
2007. Loth mit seinen Töchtern. Kniestück. Der alte Loth sitzt,
(1999.) nach links gewandt, mit entblösstem Oberkörper am Boden. Vor
R 2. ihm eine seiner Töchter, ihm eine Weinschaale reichend, hinter
' ihm die zweite.
Leinwand; h. 1,31; br. l,40Vj- — 1725 durch Leplat. Inv. 1722—28, A 1587.
2008. Ecce homo. Kniestück. Rechts steht Christus im Purpur-
(2000.) mantel und der Dornenkrone, mit gefesselten Händen und blut-
D 2. überströmtem Antlitz. Links vor ihm steht Pilatus im Turban,
mit der Rechten auf ihn deutend. Hinter ihm einer der Häscher.
Leinwand; h. 1,57; br. 1,28. — 1725 durch Leplat. Inventar 1722 bis 1728,
A 1584.
Halder.
Ton seinen Lebensumständen ist nur bekannt, dass er Schüler des
Architekturmalers Dirk Dalens in Holland war und gegen Ende
des XVII. Jahrhunderts in Hamburg lebte.
2009. Architekturstücic mit römischer Säulenruine. Vorn rechts ein
(1976.) monumentaler Brunnenbau, links eine grosse Vase. In der Mitte
P 7. des Mittelgrundes eine Dreisäulenruine; im Hintergrunde Berg-
züge. Bezeichnet rechts am Brunnenhaus: Halder f.
Kupfer ; h. 0,10 ; br. 0,12i/2. — Im »Catalogue« von 1765 als »Christoph Halter.«
— H. las ein B. vor der Bezeichnung; dieses beruht aber nach genauester Unter-
suchung auf einer Täuschung. In Dresden galt das Bild A-on Anfang an für ein
W^erk des Christoph Halter, welcher 1592 geboren war, 1648 zu Nürnberg starb.
Schüler des Georg Gärtner daselbst und Historienmaler war. H. bezweifelte nur den
Vornamen Christoph desselben. Unser Bild rührt aber sicher nicht von einem Nürn-
berger Historienmaler der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts, sondern von einem
Landschafts- und Architekturenmaler der zweiten Hälfte desselben her. Auch ist o-
eben nicht Halter, sondern Halder bezeiclinet. Es kann daher kein Zweifel sein, dai^-<
es dem oben erwähnten wenig bekannten Meister dieses Namens zurückgegeben
Merden muss.
Karl Ruthart.
Wahrscheinlich Süddeutscher von Geburt; doch 1663— 1664
Meister der Antwerpener Gilde (Liggeren IL N. 346 ; 353). Die
F. Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert. 837
früheste Datirung auf einem seiner Bilder (in Pest) ist 16G3.
Nach 1672 scheint er in Italien gelebt zu haben und hier auch
gestorben zu sein.
Circa und Odysseus. In einer mit Tieren jeder Art gefüllten 2010.
Höhle wendet Odysseus im Helm sich mit dem Schwert in der (2023.)
Rechten der rechts neben ihm stehenden Zauberin Circe zu., um sie 51 a.
zu zwingen, seine Geftihrten wieder zu entwandeln; mit der Linken
packt er sie fest an ihrer Rechten, in der sie den Zauberstab
liält, wahrend sie mit der Linken den Trank verschüttet. Unter
(Ion zahlreichen Tieren rechts vorn ein Strauss. Bez. r. in der Mitte :
c
VThKT
Leinwand: h. 1.34; br. 1,67V2- — Ip'^'- 175-1, II 379. Schon dort als Odysseus
l Circe : und wennp:leich Circe nach Homer die Gefährten des Odysseus nur in
- aweine verwandelte, so wissen auch wir das Bild doch nicht anders zu erklaren.
Bis 1723 scheint es in der Sammlung Wrcowecz in Prag gewesen zu sein. Vergl.
Dr. Toman im Repert. X (1887) S. 24. — Dass die Figuren nicht von Ruthart, sondern
von »Daniel Ens<^ (Heinz) herrühren, wird schon im Dresdener Inv. von 1754 , nicht
aber im Inventar Wrcowecz behauptet. Worauf die Annahme beruht, Avissen wir nicht.
Hirsche und Reiher. Oben in der Mitte auf der Anhöhe ein 2011.
stehender und zwei liegende Hirsche mit Schaufelge weihen (zwei (2024.)
von ihnen sind wohl Elentiere). Vorn unten ein Wasser, in dem 1^ ^•
ein Reiher steht, während ein zweiter aus ihm emporsteigt. Links
oben Waldrand; im Hintergrunde hellblaue Gebirge. Bez. rechts
in der Mitte: C . RVTHART .
Leinwand: h. 0,68; br. 0,55V2- — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegenstück
zum folgondon. — T.ith. von Zöllner : desgl. von P. Sevcstro.
Gehetzte Hirsche. Aus dem Waldrande zur Rechten sin(l 2012.
zwei von Hunden verfolgte Hirsche hervorgebrochen. Der eine (2025.)
von ihnen ist rücklings zu Boden gestürzt und wird von den 18 b.
638 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Hunden gepackt, während links aus dem Mittelgrunde ein Jäger
zu Pferde heransprengt. Bez. links unten: C . RVTHAET .
Leinwand: h. 0,68: br, 0,50. — 1742 durch Illedol aus Prag. — Gegenstück
zum vorigen. — Lith. von P. Sovestre.
20 1 3. Kampf zwischen Bären und Hunden. Bären und Hunde
(2026.) bilden ein wildes, schwer entwirrbares Kampfgewühl. Rechts
14 b. klettert ein Bär auf einen Baum. Rechts im Mittelgrunde Wald;
links im Hintergrunde Berge. Bez. rechts in der Mitte:
C^IwThKRT.
Leinwand; h. 0,68V2; '>i'- 0,87. — Inv. 1722, A 718. — Phot. Braun XIV. 15.
Johann Anton Eismann (nicht Lismann).
Geb. zu Salzburg 1634; gestorben zu Venedig 1698. Zog über
München nach Venedig und arbeitete zum Teil in Verona, haupt-
sächlich aber in Venedig. Hier hatte er den Carlo Brisighella,
gen. Eismann, an Sohnesstatt angenommen. Vergl. oben S. 196
bis 197 zu N. 564 — 567.
2014. Ruinen am Flusse. Rechts zwei Bäume. Links mächtige
(2068.) graue Mauern. In der Mitte steht ein Rundturm auf dem Gewölbe,
P •">• welches den Fluss überspannt. Vorn auf dem Wege vier Menschen.
Eichenholz: h. 0,26*/,; br. 0,30Vj. — 1727 durch Leplat. — Inventar 1722,
A 1816, als »Lismann.« — Gegenstück zum folgenden.
2015. Ein Denkmal unter Ruinen. Im Mittelgrunde mächtige, ver-
(2069.) fallene graue Mauermassen. In der Mitte davor die Inschrift:
P5. V.Q.P.L.T.I. Rechts davor einige Männer und Frauen
mit einem Hunde.
Eichenholz : h. 0,26V2; ^i'- 0,31. — 1727 durch Leplat. Inv. 1722—28. A 1817,
als »Lismann.« — Gegenstück zum vorigen.
Johann Heiss.
Geb. 1640 zu Memmingen ; gest. 1704 zu Augsburg. Schüler
des Joh. Heinr. Schönfeldt in Augsburg. Thätig hauptsächlich in
letzterer Stadt.
2016. Der Auszug der Israeliten aus Aegypten. Grosser Stadthinter-
(2015.) grund. Links oben schwebt der "Würgengel: vorn links und
Q 1- rechts auf der Strasse winden sich Sterbende. Ganz links steht
F. Deutsche Schulen. XVJL Jahrhundert. 639
der Pharao im Turban auf der Terrasse seines Säulenpalastes und
weist die unten auf der Strasse stehenden Israeliten mit deutlicher
Handbewegung fort. Zunächst dem Palaste stehen Moses und
Aaron. Bezeichnet links unten:
;
f77.
Leinwand: h. 1,09: br. 2.13»/». — Inv. 1754, II131.
Abraham Mignon.
Getauft den 21. Juni 1640 zu Frankfurt a. M.; gest. daselbst (nach
anderen in AVetzlar) 1679. Soll Schüler J. D. De Heem's in den
Niederlanden und seit 1660 daselbst, vornehmlich in Utrecht,
wohnhaft gewesen sein. Im Jahre 1665 aber ist er wieder in
Frankfurt nachweisbar, wo er 1676 zum letzten Male erwähnt
wird. Vergl. Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt a. M.
S. 200 ff. — Später soll er nach Wetzlar übergesiedelt sein.
Ein Glas Blumen mit einem Orangenzweige. Auf einem Mar- 2017.
mortisch ein grünes Glasgefäss mit einem Blumenstrauss prangt, (1609.)
aus dem ein Orangenzweig hervorblickt. Links vorn am Tisch- 19 b.
rand eine Schnecke, rechts auf dem Tische eine Birne. Dunkler
Grund. Bezeichnet links unten:
ionoti • /j'U'
Leinwand; h. 0,87: br. 0,67. — Inventar 1722, A196. — Phot. Ges.
Fruchtschnüre an blauen Bändern. Vor dunkler Steinnische 2018.
von blauen Bändern zusammengehalten, ein üppiges, auch mit (1610.)
Blumen durchflochtenes Fruchtgewinde. Unten in der Mitte an be- M 1.
640 Deutsche Schulen. XVJI. und XVIII. Jah;rhundert.
sonderem blauem Bande eine Orange. Ganz oben in der Mitte eine
Feige, an jeder Seite ein Vöglein. Bezeichnet links unten :
Leinwand; h. 1,01»A; br. 0,8:31/2. — Inv. 1722, A 633.
2019. Ein Vogelnest im Fruchtkorbe. Rechts unter einem Maulbeer-
(1611.) bäume ein Henkelkorb voll köstlicher Früchte; im Korbe auch ein
17 a. Vogelnest, auf dem Henkel ein Stieglitz. Vorn am Boden liegt
zwischen Melonen, Pfirsichen, Trauben eine Quitte. Links vorn
eine Schnecke, rechts vorn ein Brombeerzweig. Bezeichnet links
unten wie N. 2018: .46 . Mignon . fec .
Leinwand; h. 0,851/2; br. 0,70'/,. — Inventar 1722, A 393. — Phot. Braun
XI, 37.
2020. E'" Blumen- und Fruohtkranz um Architekturschnörkel. Oben
(1613.) ii^ Blumenstrauss ein Pfirsichzweig. In der Mitte hängt ein reiches,
17 b. links und rechts mit blauen Schleifen befestigtes Fruchtgewinde.
Links unten Johannisbeeren, rechts gelbe Stachelbeeren. Bez. u.
links wie N. 2018: Ab , Mignon .fec,
Leinwand; h. 0,91; br. 0,74. — Inventar 1722, A 209.
202 I . Herbstfrüchte vor brauner Steinnische. Neben einigen Trauben,
(1614.) auf deren rötlichen Blättern ein Schmetterling sitzt, liegt links
14 a. eine geöffnete Wallnuss, in der Mitte eine Pfirsiche, rechts eine
Feige. Bezeichnetunten rechts wie N. 2018: Ah. Mignon. fec.
Eichenholz; h. 0,47; br. 0,36V2- — luv. 1722, A 197.
2022. ^'" Fruchtkorb unter einer Elche. Rechts ein junger Eich-
(1612.) bäum, auf dem ein Vogel sitzt. In der Mitte ein Korb, in dem
18 b. Trauben, Pflaumen, eine offene Kastanie und eine Mispel liegen.
Vor dem Korbe am Boden Melonen, Pfirsiche, Maiskolben, Apri-
kosen, Trauben und, gerade in der Mitte, eine Quitte mit einem
Käfer. Links vorn zwei Mäuse. Bezeichnet rechts unten:
F. Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert.
641
/ (£7
Leinwand; h. O.8OV2; ^r- 0,68'/j. — Inventar 1722, A 135, als »Copie nach
De Heem.^<
Früchte, ein Krebs und Gläser. Links im Fenster sitzt eiuo
Meise; rechts oben hängt ein brauner Vorhang. Auf dem Frucht-
tische rechts eine reiche grüne Decke, weiter oben ein roter Krebs ;
in der Mitte, über köstlichen Früchten, ein grüner Römer mit Gold-
wein und ein hohes Spitzglas mit Eotwein, links eine brennende
Lunte und eine Pfeife. Bezeichnet links unten:
2023.
(1615.)
8 b.
. cyniqnorL
Leinwand; h. 0,89Vi; br. 0,74'/j. — Inv. 1722, A 392, als »de Heem.«
Ein Blumenglas auf dunklem Grunde. Auf einem Steinvor- 2024.
Sprung steht ein prächtiger Blumenstrauss in grünem Glase. (1616.)
Oben in der Mitte eine Libelle an einer Tulpe; unten in der Mitte 14 c.
eine herabhängende Kornähre. Eine Schnecke links auf der Platte,
eine andere rechts am Rande. Bez. unten rechts wie ]S\ 2023:
A . Mignon . /.
Eichenholz; h.0,47; br. 0,3GV2. — Inv. 1722, A 165, als ;>de Heem.«
Blumen und Tiere in einer Felsenhöhle. Links Blick in's Freie, 2025.
rechts die Felsen. Rechts vorn im Gestein spriesst ein bunter (1617.)
Blumenstrauss ; darüber ein Stieglitz in seinem Nest; darunter eine 9 b.
Schlange, eine Schnecke und Eidechsen. Vorn in der Mitte Frösche
im Sumpfe. Unten links auf einem Zweige ein Vogel mit einem
Regenwurm im Schnabel. Bez. links in der Mitte wie N. 2023 :
A . Mignon . fe .
Leinwand; h. 0,80; br. 0,06. — Inv. 1754, II 567, als aunbekannt. ^
41
642 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
2026. Das Eichhörnchen in der Felsenhöhle. In der reich von Pflanzen
(1618.) und Tieren belebten Höhle sitzt das Eichhörnchen auf einem nach
10 a. rechts geneigten Baumstamme und frisst eine Eichel. Links oben
ein Eisvogel, rechts unten ein Dompfaffen -Nest und Frösche im
Sumpfe. Pilze und Eidechsen unten in der Mitte. Bez. unten halb
links wie N. 2023: Ä . Mignon.fe .
Loimvand; h. 0,91Vj; br. 0,76»/,. — Inv. 1722, A 213.
2027. Blumen und Früchte an blauen Bändern. Ein reiches Frucht-
CIO 19.) und Blumengewinde ist oben links und rechts mit blauen Schleifen
12 c. am Bogen eines Steingewölbes befestigt. Links oben ein Brom-
t)eer- und ein Stachelbeer-, rechts oben ein Eichel- und ein Apri-
kosenzweig. Rechts hängt an besonderem blauen Bande noch ein
kleinerer Strauss herab. Bez. oben in der Mitte wie N. 2023:
A . Mignon . fe .
Eichenholz; h. 0,40Va; br. 0,52»/,. — Inv. 1722, A 136.
2028. Totes Geflügel in einer Steinnische. Ein Hahn, dem das
(1021.) Blut noch aus dem Schnabel trieft, hängt mit dem Kopfe nach
M 3. unten über blauem Tischtuch. Links unten neben ihm liegen eine
tote Ente, ein Messer und ein Stieglitz, hängt ein zweiter Stieglitz
vom Tische herab. Rechts oben hängen zwei Schnepfen. Bez. u.
links wie N. 2023: J. . Mignon ,fe .
Eichenholz; h. 0,87'/,; br. 0,G8. — Inv. 1722, A 232. — Inv. 1754, H 280,
als »Weenix.«
2029. Geflügel über einem Steintische. In der Mitte ein stattlicher
(1022.) an einem Bein hängender toter Hahn, dessen Kopf links auf dem
M 3. Steintisch ruht, während rechts eine grüne Jagdtasche liegt.
Leinwand; h. 0,95; br. 0,74. — 1741 durch von Kaiserling. — Im Inv. 1754,
II 281, als »Weenix«, wie das vorige, welches doch Mignon's Namenszeichnung trägt.
2030. Ein Hase und Geflügel unter grünem Vorhang. Rechts auf dem
(1020.) Marmortisch eine grüne Sammetdecke, darüber ein dunkelgrüner
10 a. Vorhang. Von der Decke hängen an Bindfäden links kleine Vögel
und Jagdgeräte, in der Mitte ein Hase und ein Hahn herab, deren
Köpfe auf dem Tische ruh'n. Rechts ein Zinnteller mit Pfirsichen
und Trauben.
Leinwand; h. 1,15; br. 0,87. — Inventar 1722, A 230, als »unbekannt.« Als
Mignon bei 11.
2031. Ein Hase und Geflügel unter rotem Vorhang. Rechts der Vor-
(1023.) hang; links auf dem Steintisch ein Korb mit einer toten Ente; in
10 c. der Mitte des Tisches ein Hase; rechts ein Truthahn.
F. Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert. 643
Leinwand : h. 1.33 : br. 1,33. — 1741 durch von Kaiserling. — Im Inv. 1754,
II 550, als Anonymus. Bei H. als »Mignon.«
Bartholt Wiebke.
Lebensumstände unbekannt. Der Name lässt darauf schliessen,
dass er Deutscher war.
Fruchtstück. Auf hellgrauem Steintisch vor dunkelgrauem 2032.
Wandgrunde liegen weisse Trauben, weisse Johannisbeeren, Pfir- (1170.)
siehe, Haselnüsse; rechts ein Maikäfer, links Schmetterlinge. ^ ^•
Bezeichnet rechts unten:
Eichenholz ; h. 0,37 ; br. 0,29»/,. — Inv. 1722, A 730 als »unbekannt.« Inven-
tar 1754, II 351, schon als »Wiebke.«
Angeblich Potasch.
Ein ganz unbekannter u. zweifelhafter Meister, der wahrscheinlich
überhaupt nicht existirt hat. Doch ist das folgende Bild im In-
ventar von 1754 auf seinen Namen getauft; und alle Kataloge,
einschliesslich des neuesten, haben die Bezeichnung beibehalten
und den Meister unter die Deutschen versetzt. Wir lassen ihm
nur bis auf weitere Forschungen seinen überlieferten Platz.
Ein Geflügelteich. Das Wasser strömt vorn durch's ganze Bild 2033.
und zieht sich links in den Hintergrund. Eechts schliesst ein (2078.)
üppiger Waldrand den Mittelgrund. Junge und alte Enten der 50 b.
verschiedensten Arten tummeln sich im Teiche. Vorn in der Mitte
eine weisse Gans, der drei junge vorausschwimmen. Links oben
fliegen zwei grünköpfige Enten.
Leinwand; h. 1.46'/,; br. 2,1372. — Inv. 1754, II 288. — H. 's Angabe, dass
das Bild als aus Würzburg stammend im Inv. 1722 verzeichnet sei, beniht vrohl auf
einom Irrtum, da A 14G0, welches gemeint sein muss, einem »Potcats" zugeschrieben,
eiqpn ganz anderen («egenstand darstellte.
41*
644 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Daniel Seiter.
Auch Saiter, Seuter, Syder, gen. »der Abendstern« und »il Cavaliere
Daniele.« Geb. zu Wien 1649, gest. zu Turin 1705. (Diese
Daten nach Pascoli Vite, Roma 1736, p. 318—329.) Schüler
des Carl Loth in Venedig, des Carlo Maratta in Rom. Thätig
hauptsächlich in Rom und in Turin.
2034. Der heilige Hieronymus. Brustbild, ein wenig nach links. Der
(2016.) halbnackte Graukopf legt die linke Hand an seine Brust, die rechte
51 ^- auf einen Totenkopf.
Leinwand; h. 0,81; br. 0,70. — Inv. 1722, A 251.
Philipp Peter Roos, gen. Rosa di Tivoli.
Geb. 1651 (so nach Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt
a. M. 1862, S. 213) zu Frankfurt a. M.; gest. 1705 zu Tivoli
bei Rom, Schüler seines Vaters Joh. Heinr. Roos. In Italien unter
dem Einflüsse der bolognesischen Schule weitergebildet. Er lebte
in Rom und schliesslich in Tivoli.
2035. Hirten und Heerden in einer Ruinenlandschaft. Rechts vorn
(2005.) ein hoher alter Baum, im Hintergrunde eine Ortschaft auf der
P 1. Höhe. Verschiedene Ruinen in der Hügellandschaft. Rechts lagern,
nach links gewandt, die Hirten: ein Alter am Baumstamm; weiter
vorn eine Hirtin, die ihr Kind säugt; neben ihr ein schlummern-
der junger Hirt. Dazu ein braunes Pferd. In der Mitte Rinder
und Ziegen. Links eine grosse Schafheerde.
Leinwand; h. 2,88; br. 4,34. — Inv. 1722, A 116.
2036. Hirten und Heerden unter Tivoli. Links oben, über steilen
(2006.) Felsen, Tivoli mit seinem Rundtempel und seinen WasserfiUlen.
P 1- Links vorn die Hirten: ein Alter im Schafspelz, fast von hinten
gesehen, ein halbnackter junger Hirte und die Hirtin, welche ihr
Kind an der Brust hält. Dazu zwei Hunde. Vorn in der Mitte
und rechts zahlreiche Rinder, Schafe und Ziegen.
LeinMand; h. 2,81: br. 4,2G. — Inv. 1722. A 02.
2037. Noah nach der Sündflut vor Jehovah. Noah kniet, von der
(2007.) ganzen Tierwelt umgeben, nach links gewandt vor einem Baume,
K 1. in dem Jehovah, ihn segnend, in feuriger Wolke erscheint. Unter
den Tieren ganz rechts ein weisses Pferd, neben Noali ein Stachel-
schwein. Im Hintergrunde auf dei Höhe die Arche neben zwei
Palmen.
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 645
Leinwand: h. l,94Vi: '>r. 2,94' 2- — ^"-3 mit einem Gegenstück, »Orpheus«,
von Melchior Roos für Moritzburof geliefert. — Inv. 1722, B 17.
Ein Hirt bei seinem Pferde und seiner Heerde. Links sattelt 2038.
und bepackt ein Hirt sein braunes Pferd. Neben ihm Hunde und (2008.)
Ziegen. Vorn in der Mitte und rechts die Heerde. Ganz rechts Q 2.
ein graues Eind. In der Mitte des Mittelgrundes ein Wasserfall.
Leinwand: h. 2.01: br. 4.34. — Inventar 1722, A 2G. — Gegenstück zum
folgenden.
Ein halbnackter junger Hirt in seiner Heerde. Der junge 2039.
Hirt mit blossem Oberkörper sitzt rechts neben seinem Hunde (2011.)
zwischen seinen Ziegen. Links Rinder und Schafe. Ganz links P 1-
steht eine grosse graue Kuh. Mitten im Mittelgrunde Gebäude
an Höhenzügen, im Hindergrunde weiss umwölkte blaue Gebirge.
Leinwand: h. 2.90; br. 4,32. -■ Inv. 17'22, A 22. -- Gegenstück zum vorigen.
Ein Hirt zu Pferde hinter seiner Heerde. In der Mitte des 2040.
Mittelgrundes, nach links gewandt, der Hirt auf seinem Schimmel. (2009.)
Neben ihm ein Hund. Vorn ein Gedränge von Rindern, Schafen, K 4.
Ziegen. Rechts im Hintergrunde auf der Höhe eine Ruine.
Leinwand; h. I.4GV2; l>r- 2,22. — Inv. 8« 2463. Also 1740 aus dem Audienz-
zimmer zur Galerie. Gegenstück zum folgenden.
Ruhender Hirt über seiner Heerde. Rechts oben auf einer 2041.
kleinen Anhöhe ruht der Hirt neben seinem Hunde. Vorn rechts (2012.)
ein Pferd. Links und in der Mitte ein Gedränge von Rindern, K 4.
Schafen, Ziegen.
Leinwand; h. 1.46; br. 2.21. — Inv. 80 2464. Also 1740 zur Galerie. Gegen-
stück zum vorigen.
Eine Heerde vor Bergen mit Ruinen. Links ein steiler Felsen 2042.
und ein fast kahler Baumstumpf, vor dem ein Hirt sitzt. Vorn (2010.)
in der Mitte und rechts ein Gedränge von Rindern und Schafen. Q 3.
Im Hintergrunde Berge, Bäume, Ruinen.
Leinwand; h. 0,98; br. 1,38. — 1741 durch Ventura Rossi aus Italien.
Franz Werner Tamm,
Genannt Dapper. Geb. zu Hamburg 1658; gest. zu Wien 1724.
Schüler Th. v. Soesten's und Job. Pfeiffer's. In Rom unter Mario
de' Fiori weitergebildet. Thätig hauptsächlich in Wien.
Zwei Tauben. Die Tauben sitzen vor Felsen neben Blatt- 2043.
pflanzen. Links vorn liegen zwei Federn. (2019.)
Leinwand ; h. 0,36 ; br. 0,46. — Inv. 1722, B 224. Also nicht durch Gotter P 5.
wie H. annahm. — Gegenstück zum folgenden.
646 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
2044. Eine Henne mit ihren Küchlein. Die weisse Henne liegt
(2020.) links vor Felsen neben Blattpflanzen. Rechts vorn drei Küchlein.
P '^- LeinM-and ; h. 0,36 ; br. 0,45V2- — Inventar 1722, B 223. — Also nicht durch
Gotter, wie H. annahm. — Gegenstück zum vorigen.
2045. Totes Geflügel. Rechts ein Baumstamm, von dessen Ast ein
(2021.) toter Auerhahn herabhängt, während ein Fasan und kleine Vögel
K 2. am Boden liegen.
Leinwand; h. 1,57; br. 1,05. — 1723 dui-ch Wackerbarth mit dem folgenden
und noch zwei anderen Gegonstücken. — Inv. 1722, A 1470.
2046. Lebendes Geflügel. Links ein Baumstamm, an dessen Fusse
(2022.) zwei Fasanen sitzen. Vorn eine Taube. Oben in der Luft ein
^ 2. Raubvogel.
Leinwand; h. 1,56V5; br. 1,04Vj. — 1723 durch Wackerbarth mit dem vorigen
und noch zwei anderen Gegenstücken. — Inv. 1722, A 1469.
Johann Melchior Roos.
Geb. 1659 zu Frankfurt a. M.; gestorben daselbst 1731. Schüler
seines Vaters Joh. Heinr. Roos; jüngerer Bruder des Ph. P. Roos.
In Italien 1686 — 1690. Arbeitete nach seiner Rückkehr in
Nürnberg, in Heidelberg, zeitweilig in der Schweiz, hauptsächlich
aber in Frankfurt a. M.
2047. Hirsche im Walde. In der Mitte ruht, nach links gewandt,
(2013.) ein stattlicher Hirsch zwischen drei Hirschkühen unter einem
P 8- mächtigen Eichbaume, in dem Eichkätzchen klettern und Vögel
sitzen. Vorn liegen alte Baumstämme zwi- ^ ^
sehen Blatt- und Blütenpflanzen mit kleinen K^y^^/\OOS'
Vögeln und anderem Getier. Links im Mittel- / ' ^
gründe blickt ein Fuchs aus dem Unterholze y'^f n
hervor. Bezeichnet links unten: / T^f'^
Kupfer; h. 0,76; br. 0,63. — Inventar 1722, A 281. Vom Meister selbst für
Moritzburg geliefert.
Peter Strudel von Strudendorff.
Geb. zu Cles in Tirol 1660; gest. zu AVien 1714. Schiüer des
Karl Loth in Venedig. Nach längerem Aufenthalt in Italien nach
1680 in Wien; seit 1689 Hofmaler daselbst. Begründete 1692,
noch halbwegs als Privatunternehmen, die Wiener Akademie. Vgl.
C. V. Lützow, Geschichte der Wiener Akademie (1877) S. 6 — 10.
I
I
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 647
Jupiter und Antiope. In einer üppigen Landschaft liegt die 2048.
schone Xyniphe schlafend, nach links gewandt, auf schwellendem (2017.)
Kissen unter rotem Vorhang, hinter dem in der Mitte des Bildes R 6.
Jupiter in Gestalt eines Satyrs hervorblickt.
Leinwand; h. 1.54; br. 1.31. — Inv. 1722, A 785.
Susanna im Bade. Susanna sucht sich vor den beiden sie 2049.
hinterrücks von links überfallenden Alten, welche sie mit der (2018.)
Kechten abwehrt, in das Badebecken des rechts vorn plätschern- R 6.
den Brunnens zu retten.
Leinwand; h. 1,54; br. 1,81. — 1778 mit der Spahn'schen Sammlung. N. 45
der Liste.
John George de Hamilton.
Geb. zu Brüssel 1666; gest. zu Wien 1740. (Dies die neuer-
dings in der Regel angenommenen Daten.) Sohn und Schüler
des James de Hamilton, eines schottischen Tiermalers, der sich in
Brüssel niedergelassen hatte; Bruder des Ph. Ferd. de Hamilton
und des Charles William de Hamilton. Alle drei waren Tier-
maler und siedelten nach Deutschland über. John George lebte
eine Zeitlang in Berlin, seit 1713 aber in Wien, wo er 1721
bis 1728 unter den Kammermalern erwähnt wird.
Ein gesattelter Grauschimmel. Das Tier steht, nach rechts 2050.
gewandt, auf den Hinterbeinen. Im Hintergrunde links eine (2027.)
Parkmauer, von der eine Brunnenfigur ihr Wasser ergiesst. P 7.
Rechts unten eine Landschaft. Bez. u. i. d. M.:
M-^Ji
oymX\AOy\^
^•rr.Q^
Leinwand ; h. 0,49V2 ; ^r- 0,62V2- — 1860 aus dem Vorrat. Vorher nicht nach-
gewiesen. — Gegenstück zum folgenden.
Ein gefleckter Rotschimmel. Das Tier steht ungesattelt nach 2051.
rechts gewandt. In der geflochtenen Mähne trägt es rosa Schleifen. (2030.)
Im Hintergrunde eine kahle Fluss- und Berglandschaft. Rechts P 7.
vom eine Sphinx unter einer Palme. Bezeichnet rechts unten:
J. G. de Hamilton (wie das vorige) Äo 1704.
Leinwand; h. 0,407,; hr. 0,62. — 1860 aus dem Vorrat. Vorher nicht nach-
gewiesen. Gegenstück zum vorigen.
648 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert
2052. Ein Mohr mit einem Grauschimmel. Das Tier steht ungesat-
(2028.) telt nach links gewandt. Der Mohr im Turban und in feuer-
P 7. roten Beinlingen hält es am Zaume. Links vorn liegt rot aus-
geschlagenes Sattelzeug. Links im Hintergrunde eine Pappel-
Allee. Bezeichnet rechts unten: J. G. de Hamilton (wie
N. 2050) Ao 1709.
Leinwand ; li. 0,49»/, ; Lr. 0,62»/,. — 186Ö aus dem Vorrat. Vorher nicht nach-
gewiesen. Gegenstück zum folgenden.
2053. Ein Stallbursche mit einem Schimmel. Das Tier steht mit
(2029.) blauem Sattel nach links gewandt. An der geflochtenen Mähne
P '^- 'und am Ohr trägt es blaue Schleifen. Der Bursche, welcher es
hält, trägt eine blaue Satteldecke über dem Arm. Links ein
brauner Felsen. Rechts die Landschaft. Bezeichnet unten rechts:
J. G. de Hamilton (wie N. 2050) Ao 1709.
Leinwand; h. 0,4972? l»r- 0,62. — 1860 aus dem Vorrat, Vorher nicht nach-
gewiesen. Gegenstück zum vorigen.
Georg Philipp Rugendas.
Geb. zu Augsburg den 27. November 1666; gest. daselbst den
10. Mai 1742. Lernte in Augsburg. Bildete sich unter dem
Einflüsse des Jacques Courtois (Bourguignon) weiter. Ging früh
nach Wien, 1692 nach Venedig, war aber seit 1695 wieder in
Augsburg ansässig.
2054. Auf dem Schlachtfelde. Vorn liegen Leichen. Links sind
(2031.) Soldaten im Begriffe, sie zu plündern. In der Mitte sprechen
P 5. zwei Keiter mit einander. Eechts im Mittelgrunde zeigt ein
Priester einem Sterbenden das Crucifix.
Leinwand; h. 0,45; br. 0,41. — 1742 durch Riedel aus Prag; als N. 3177;
daher nicht 1741 aus Dux, wie H. annahm.
Johann Kupetzky.
Geb. 1666 zu Pösing bei Pressburg; gest. 1740 zu Nürnberg.
Schüler des unbedeutenden, zu Wien ansässigen schweizer Malers
Klaus. In Italien weitergebildet. Auch als fertiger Meister arbei-
tete er 1706 — 1709 in Italien, dann in Wien, Hess sich aber
schliesslich in Nürnberg nieder.
2055. Selbstbildniss des Meisters. Halbfigur nach rechts auf
(2032.) grauem Grunde. Der Künstler trägt einen kleinen schwarzen
22 b. Schnurrbart und einen braunen Mantel. Er macht ein ziem-
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 649
lieh mürrisches Gesicht und deutet mit dem Zeigefinger der
halb erhobenen Rechten nach oben.
Leiiiwaud; h. 0,03: br. 0.73. — 1741 aus der Sammlung Walleiisteiu in Dux.
Als Selbstbildniss des Künstlers schon im Inventar von 1754, II 618.
Christian Ludwig Agricola.
Geb. zu Regensburg den 5. November 1G67; gest. daselbst 1719
(nicht 1729; vergl. TV. Schmidt in der »Allgem. Deutschen Bio-
graphie« I S. 143). Er reiste viel und hielt sich mit Vorliebe
in Augsburg auf.
Landschaft mit muhammedanischen Pilgern. Wilde Berg- 2056.
gegend. Rechts vorn ein Fluss; im Mittelgrunde ein ländliches (2033.)
orientalisches Haus. Links vorn haben einige Muselmänner einen PH.
Teppich ausgebreitet, auf dem sie sich, nach rechts gewandt,
zum Gebete niederwerfen. In der Mitte werden einige Pferde
aus dem Flusse geführt.
Leinwand; h. 0,89; br. 1,22V2- — luv. 1722, A 634. Durch Agiicola selbst
geliefert.
Landschaft mit dem Mühlstein. Rechts eine Wassermühle 2057.
am Bergabhang. Links vorn ein hoher Baum. In der Mitte (2034.)
heben einige Leute einen mächtigen Mühlstein von einer Schleife. P 10.
Rosenrote Wolken am Himmel. Bezeichnet halb rechts (nicht
ganz unverdächtig): L. A. fec,
Leinwand; h. 0.83; br. 0,667^. — Inventar 1754, 11 462.
Adam Manyoki.
Geb. 1673 zu Szokolya in Ungarn; gest. in Dresden 1757. —
Er war seit 1713 Hofmaler in Dresden.
Männliches Bildniss. Halbfigur fast von vorn auf grauem 2058.
Grunde. Der Herr im grauärmel igen Rock und schwarzen Mantel (2081.)
blickt nach links, deutet aber mit der allein sichtbaren rechten 22 b.
Hand nach rechts.
Leinwand : h. 0.06 ; br. 0.74. — 1741 aus der Sammlung Wallen.stein in Dux.
Bisher als > unbekannt': und als da.s »Bildniss eines Malers« bezeichnet. — Nach einer
alten Ueberlieferung. laut Angabe des Herrn Inspectors G. Müller, das Bildniss des
Hofmalers Alex, Tliiele, geraalt von Adam Manyoki. Da es mit dem Bilde Manyoki's
im Brannschweiger Museum recht gut übereinstimmt, glauben wir diese Ueberliefening
annehmen zu dürfen.
650 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Unbekannter Meister.
Anfang des XVIII. Jahrhunderts.
2059. Männliches Bildniss. Brustbild nach rechts auf bräunlichem
(2082.) Grunde. Der braunäugige Herr trägt einen schwarzen Eock und
51 c. einen weissen Kragen, auf den seine langen braunen Locken
herabfallen.
Leinwand; h. 0,55; br. 0,451/2. — Zuerst im Katalog von 1835.
Anton Faistenberger.
Geb. 1678 zu Innsbruck oder zu Kitzbühel in Tirol; gest. 1722
(nach anderen 1721) zu Wien. Bildete sich in Italien nach
Poussin und Salvator Eosa. Thätig in Italien und in Wien.
2060. Fluss- und Berglandschaft mit Nymphen. Der Fluss windet
(2035.) sich, durch Wasserfälle, die von den Felsen stürzen, gespeist,
51 c. rechts durch das Thal. Links vorn hohe Bäume, unter denen
Frauen in antiker Tracht an einem Brunnen Wasser schöpfen;
im Mittelgrunde Gebäude auf den Bergen. Vorn auf dem Wege
ruhen Nymphen. In der Mitte ziehen Fischer ihr Netz aus dem
Flusse. Bezeichnet links unten :
12 du
daher nicht, wie H. annahm,' 1741 aus Dux.
er^e^
^
Leinwand; h. 1,21; br. 2,17Vj. — 1742 durch Riedel aus Prag; als N. 3174;
2061. Waldlandschaft mit Räubern. Vorn in der Mitte eine mäch-
(2036.) tige Baumgruppe. Links im Walde werden Eeiter von Eaubern
P 11. überfallen. Zwei Männer, denen ein Hund folgt, schleichen ganz
vorn herbei. Eechts Fernblick. Im Mittelgrund ein Schloss auf
dem Berge.
Leinwand ; h. 1,47 ; br. 2,20. — Nach H. 1741 mit dem vorigen aus der
Sammlung \Vallenstein in Dux. Die Inventarnummer des Bildes hat sieh nicht er-
halten. Vergl. jedoch die Bemerkung zum vorigen.
Andreas Möller.
Geb. zu Kopenhagen den 30. November 1683; gest. in Berlin
um 1750. Er lebte als Bildnissmaler längere Zeit in London,
dann in Wien, schliesslich in Berlin.
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 651
Oliver Cromwell. Brustbild ohne Hände von vorn auf gelb- 2062.
grauem Grunde. Der englische Staatsmann mit dünnem, schon (2079.)
ergrauendem Haar und ganz kleinem Bart au der Ober- und an 50 b.
der Unterlippe trägt einen Stahlharnisch mit kleinem weissen
Klappkragen. Er blickt nach rechts.
Leinwand ; h. 0,7G ; br. 0.G1V2- — l''S'2 von Andreas Möller selbst aus London
nicht ans Wien) geschickt. Inv. 8" A 2319, Fol. 52. — Seit dem Katalog von
1S35 wurde hinzugefügt, dass Andreas Möller es nach dem Original des Robert
Walker, eines der englischen Nachahmer Aan Dyck"s, copirt habe.
Graf Moritz von Sachsen. Halbfigur ohne Hände nach links 2063.
auf HimmelssTuude. Der Feldherr trägt einen Harnisch, einen (2080.)
4-3 c
mit Pelz besetzten feuerroten Mantel und eine mit blauer Schleife
verzierte, lang auf seinen Kücken herabfallende Allongeperrücke.
Er blickt nach vorn.
Leinwand; h. 0.7572; hr. 0,62V2. — Zuerst im Katalog von 1835 als Louis
S\lvestre. Den Stil dieses Meisters zeigt das Bild jedoch entschieden nicht. Als
Andreas Möller seit dem Katalog von 1843. — Die Benennung des Darstellers wie
il»?3 Dargestellten scheint uns nicht völlig gesichert.
Balthasar Denner.
Geb. den 15. November 1685 zu Hamburg-Altona als Sohn eines
Mennonitenpredigers ; gest. 1749 zu Kostock. Er studirte seit
1707 an der Berliner Akademie. Ansässig war er später teils
in London, teils in Hamburg, besuchte aber, um Aufträge aus-
zuführen, wiederholt fast alle deutschen Hauptstädte und Kopen-
hagen. Er starb, während er vorübergehend in Rostock arbeitete.
Eine Dame mit grünem Kopftuch. Brustbild ohne Hände 2064.
nach links auf gelbgrauem Grunde. Die braunäugige, alternde (2045.)
Dame trägt einen mit Pelz besetzten violetten Mantel, ein weisses ^^ ^•
Brusttuch und ein grünes Kopftuch. Bez. links neben dem Kinn:
)7)9
Leinwand; h. 0,34; br. 0,26. — Inv. 1722, A 37.
652 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
2065. Der hl. Hieronymus. Ein graubärtiger, braunröckiger Ein-
(2037.) Siedler sitzt, nach rechts gewandt, unter einem Felsen. Hinter ihm
22 b. ein Tisch mit blauer Decke, einem Buche, einem
Kreuze. Rechts in der Landschaft ein Löwe. gyJT^f
Bezeichnet rechts unten: ^
Leinwand: h. 0,45; br. 0,36. — Inv. 1754, II 717. — Der Löwe deutet darauf
hin, dass Denner, der die Tracht des heiL Hieronymus nicht kannte oder nicht be-
achtete, gleichwohl diesen Heiligen habe darstellen wollen. — Phot. Braun XTTT. 18.
2066. Bildniss eines alten Herrn in braunem Mantel. Halbügur
(2038.) ohne Hände nach links auf graubraunem C4runde. Spärlicher
22 b. ' Bartwuchs, kurzgeschorener struppiger grauer Bart, blaue Augen,
lichtbrauner Mantel. Bezeichnet links unten: Denner. 1731,
Leinwand; h. 0,7572! br. 0,63V2- — luv. 1754, II 278. — Gegenstück zum
folgenden. — Der alte Herr soll einen Forstmeister von Lützow darstellen.
2067. Bildniss einer bejahrten Frau in weisser Haube. Halbfigur
(2044.) ohne Hände nach rechts auf grauem Grunde. Die runzlige Alte
22 b. trägt ein graubraunes Kleid, ein graugrünes Brusttuch und eine
weisse Haube.
Leinwand; h. 0,7472? tr. 0,62. — Inventar 1754, 11 279. — Gegenstück zum
vorigen.
2068. Bildniss einer alten Dame mit goldgelbem Kopftuch. Brust-
(2089.) bild ohne Hand nach rechts auf gelbgrauem Grunde. Die blau-
22 b. äugige runzlige Alte trägt einen violetten, mit Pardelpelz be-
setzten Mantel und ein goldgelb schillerndes Kopftuch. Bezeichnet
rechts unten: Denner. 1737.
Kupfer; h. 0,42; br. 0,33. — Zuerst im ,,Catalogue" von 1815. — Die Pro-
venienzangabe bei H. bestätigt sich nicht.
2069. Ein junges Mädchen. Brustbild ohne Hände nach links auf
(2041.) grauem Grunde. Die junge Dame trägt ein blaues ausgeschnittenes
22 a. Kleid und einen violetten Schleier. Ihr Haar schmückt eine
Orangenblüte. Bezeichnet links unten:
-6-
'^i/Th&r- rec:
Kupfer; h. 0,37 ; br. 0,3172- — luv. 1754, II 570. In unserem Jalirhundor-
bis 1860 im Vorrat.
2070. Bildniss einer bejahrten Frau mit weissem Kopftuch. Brust-
(2040.) J3Ji(j qIii^^ Hände nach links auf grauem Grunde. Die blauäugige
22 b.
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 653
nmzlig-e Alte trägt ein gelbes Kleid und ein weisses Kopftuch.
Bezeichnet links unten (wie das vorige): Denner fecK
Leinwand : h. 0,43 ; br. 0.33Vj. — Inv. 1754, II 80. Vergl. die Herkunft des
■Igenden. seines Gegenstückes.
Bildniss eines Herrn mit langen grauen Haaren. Brustbild 207 I .
ohne Hände nach rechts auf grauem Grunde. Der Alte mit (2043.)
kleinem grauem Bart an der Ober- und an der Unterlippe und '^2 b.
mit langem, etwas struppig abstehendem grauen Haar trägt einen
-■elben Kock mit Pelzbesatz.
Leinwand: h. 0,43; br. 0.33^ 2- — 1"30 dim-h Denner selbst geliefert als Inv. 8*'
^ . 2055. — Uebrigens Inv. 1754, II 70. — Gegenstück zum vorigen.
Ein graubärtiger alter Herr. Brustbild ohne Hände nach 2072.
links auf dunklem Grunde. Blaue Augen, graues Haupthaar, (2042.)
grauer Vollbart, grauer Rock. 22 b.
Leinwand: h. 0.30: br. 0,30'2. — Inv. 17-22, A 3G.
Joh. Alexander Thiele.
Geb. zu Erfurt den 26. März 1685; gest. zu Dresden den
22. Mai 1752. — Ursprünglich im Kriegsdienst und Dilettant.
Copirte nach C. L. Agricola; dann in Dresden unter A. Manyoki
ausgebildet. Seit 1747 sächsischer Hofmaler.
Der Kyffhäuser. Im Mittelgrunde links der Berg mit der 2073.
alten Schlossruine, rechts eine Windmühle. Im Hintergrunde 43 a.
der Brocken. Vorn links hohe Bäume, in der Mitte ein Weg mit
einem vierspännigen Frachtwagen, rechts ein Fluss. Gelbes
Abendlicht von links. Bezeichnet links unten: Prospect in
Thieringen von den sogencmnten hemmten Kyphäuser
alten Schloss und GehUrge samt umliegender Gegend,
(Jass Gesicht gegen den Tartz und Blocksberg ; gemahlt
ron Alexander Thielen 1748.
Leinwand: h. 1.05; br. 1,53. — Bis 1870 mit 47 anderen Landschaften des
Meisters in der Galerie ; von 1870 bis 1886 im kgl. Residenzschloss ; 1886 mit dem
k'enden leihweise vom kgl. llaiismarschallaiiit zurückgegeben.
Die Zeche „Kurprinz Friedrich" bei Freiberg. Links im 2074.
.Mittelgrunde das Bergwerk; rechts schlängelt der vorn von einem 43 c.
Holzsteg überbrückte Fluss sich durch die Hügelgegend. Vorn
links hohe Bäume, in der Mitte und rechts verschiedene Menschen
und eine Heerde. Kühles Morgenlicht von rechts. Bezeichnet
rechts unten: Le Matin. Ein Frospect in den Erzgehürge
654 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
eine Meyle von Freyberg hey der Zeche der Chur
Printz Friedrich genannt, nach dem leben gemahlet
vun Alexander Thielen. 1749.
Leinwand ; h. 1,03 : br. 1,55. — 1886 mit dem vorigen (vgl. die Bemerkungen
zu diesem) leihweise vom kgl. Hausmarschallamt.
Wenzel Lorenz Reiner.
Geb. 1686 zu Prag; gest. daselbst 1743. Schüler verschiedener
Prager Künstler, dann in Italien unter dem Einflüsse Peter von
.Bloemen's (Standard's) entwickelt. Thätig in Italien und in Prag.
2075. Römischer Viehmarkt. Im Mittelgrunde Kirchen, Mauern
(2046.) und Ruinen. Links ein Obelisk und eine Bettlergruppe unter
P 9. einem hohen Baume. Den Platz füllt buntes Treiben. Vorn in
der Mitte ein Hund neben Pferden und Maultieren. Eechts vorn
Rinder, Schafe, Ziegen.
Leinwand; h. 0,73»/,; br. 0,98. — 1739 durch Riedel aus Prag. Inv. 80 2461.
— Gegenstück zum folgenden.
2076. Römischer Viehmarkt. Rechts eine Bogen- und Säulenruine,
(2047.) links der Tiberstrand. In der Mitte des Platzes ein Spring-
P 9- brunnen, an dem Pferde und Kühe saufen. Links vorn Rinder;
in der Mitte ein Reiter, der einen mit Gemüse beladenen Schimmel
am Halfter führt; rechts Ziegen und Schafe; dabei ein junger
Hirt, der einen Hund auf dem Schooss hält.
Leinwand ; h. 0,72*/» ; br. 0,98. — 1739 durch Riedel aus Prag. — ' Gegenstück
zum vorigen.
Franz de Paula Ferg.
Geb. den 2. Mai 1689 zu Wien; gest. 1740 zu London. Schüler
des Joseph Orient. Seit 1718 unter Alex. Thiele in Dresden
weiter entwickelt. Seit 1724 in London.
2077. Jahrmarkt neben einer Bogenbrücke. Links die Brücke über
(2048.) dem Flusse; daneben eine Statue. Rechts vor alten Grebäuden
P 5. hat ein Marktschreier unter einem Baume sein -.-r-r^T"^
Zelt aufgeschlagen. Buntes Marktgewühl. Be- /" y^J^cL
zeichnet unten in der Mitte: ^
Kupfer; h. 0,42Vj; br. 0.51»/,. — 1741 durch v. Kaiserling. — Die Prove-
nienzangabe bei H. zu diesem und dejii folgenden . seinem Gegenstücke, beruht auf
einer Verwechslung mit derjenigen zu N. 20S1 und 20S2.
fr^'Sr'^'
F. Deutsche Scliulen. XVIII. Jahrhundert. 655
Volksbelustigung am Flusse. Im ^littelgrunde links und 2078.
rechts landliche Gebäude unter Ruinentürmen; in der Mitte eine (2049.)
Einbogenbrücke über dem Fluss. Vorn links ein Baum, vorn P 5.
rechts ein Brunnen. Viel Volk auf dem Platze. In der Mitte
wird ein Ringelreigen getanzt; weiter zurück wird gerauft.
Kupfer: h. 0.42>/j : br. 0,51. — 1741 dunli v. Kaiserliiig. — Gegenstück zum
Torigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
Fährboot am Strom. Links der belebte Dorfplatz mit hohem 2079.
Giebelhause; rechts der Fluss. Ein Fährmann stösst mit seinem (2050.)
Nachen ab. Am Ufer ein Reiter mit ^ / P ^•
roter Jacke auf einem Schimmel. Be-
zeichnet unten links:
Kupfer; h. 0.20i;2; br. 0.2S. — Inv. Guarienti (vor 1752) X. 1525. — Gegen-
stück zum folgenden.
Fährboot am Strom. Rechts der belebte Dorfplatz mit einem 2080.
Rundturm; links der Fluss. Ein Fährmann ist im Begriffe, mit (2051.)
seinem Nachen zu landen. Bezeichnet rechts unten (wie das P ^•
vorige) : F. Ferg.
Kupfer; h. 0,20^2; l>r- 0,28. — Inv. Guarienti (vor 1753) X. 1526. — Gegen-
stück zum vorigen.
Volkstreiben unter alten Ruinen. Im Mittelgrunde links 208 1 .
mächtige Ruinen, in der Mitte unter Bäumen ein Steinsarkophag, (2052.)
rechts eine Bogenbrücke. Vorn wüstes Volkstreiben. Links wird P ^^
Einem unwohl. Vorn in der Mitte schlummert ein Mann am
Schoosse einer Frau. Rechts ein Zelt. Bezeichnet rechts unten
(wie das letzte) : F. Ferg.
Kupfer; h. 0,24V2: br. 0.31. — 1727 durch Leplat. Inv, 1722 fif., A 1848.
Vergl. die Bemerkungen zu X. 2077. — Gegenstück zum folgenden.
Jahrmarkt vor einem Schlosse. Im Mittelgrunde links eine 2082.
Einbogenbrücke, rechts ein stattliches altes Schloss. Vorn links (2053.)
Markttreiben. Links das Zelt des Marktschreiers. Bezeichnet P ^•
links unten (wie das letzte) : F. Ferg f.
Kupfer; h. 0,24»/»; br. 0,31. — 1727 durch Leplat. Inv. 1722, A 1849.
Vergl. die Bemerkungen zu X. 2077. — Gegenstück zum vorigen.
Ismael Mengs.
Geb. zu Kopenhagen 1690; gest. zu Dresden den 26. Dec. 1764.
Schüler des Franzosen Benedict Coiffre, der sich von 1709 bis
1717 in Kopenhagen aufhielt. Später Hofmaler in Dresden,
656 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
von wo aus er mit seinem Sohne Anton Eaphael Mengs wiederholt
Kom besuchte.
2083. Selbstblldniss des Künstlers. Halbfigur nach rechts vor
(2054.) braunem Wandgrund. Links ein roter Vorhang; rechts die Land-
22 b. Schaft. Der Künstler trägt einen dunkelroten Pelzmantel. Mit
der allein sichtbaren, halb erhobenen Eechten deutet er in die
Landschaft hinaus.
Leinwand; h. 0,85Vj; tr. 0,71. — 1741 durch von Kaiserling. Im Inv. 1754,
II 385, als Selbstbildniss des Meisters.
Johann Christian Sperling.
Geb. zu Halle an der Saale 1691; gest. zu Anspach 1746.
Sohn und Schüler seines in Hamburg ansässigen Vaters Johann
Heinrich Sperling; 1710 Hofmaler in Anspach. Nach dieser
Zeit in Rotterdam unter der Leitung Adriaen van der Werff's
weiterentwickelt. Thätig hauptsächlich zu Anspach.
2084. Vertumnus und Pomona, Ovid, Metamorphosen XIV v. 623 ff.
(2055.) Vertumnus, der römische Frucht- und Gartengott, sucht die junge
7 b. Fruchtgöttin Pomona in Gestalt eines alten Weibes, ihr Märchen
erzählend, zu berücken. Links unter einem Apfelbaume sitzt
das alte Weib. Rechts sitzt Pomona, fast nackt, auf einer Fels-
bank. Links vorn eine Giesskanne. Im ^.CS^trliMn
Hintergrunde Parkbäume. Bezeichnet rechts , • . ^ -^*
unten am Felsen: ' -^
Kupfer; h. 0,42; br. 0,31Vi. — 1741 durch von Kaiseiiiug als Inv.-N. 2726.
Angeblich Martin von Meytens (Mytens).
Geb. zu Stockholm am 24. Juni 1695; gest. in Wien den
23. März 1770. Schüler seines Vaters, des Peter Martin Mvtens,
der als Nachkomme des Daniel Mytens (vergl. oben S. 426 bis
427) im Haag geboren, aber in Stockholm ansässig war. —
Martin von Mytens siedelte, nachdem er London, Paris, Italien,
Dresden besucht, nach Wien über, wo er 1732 — 34 als »Cam-
mermahler« erwähnt wird und 1759 Akademie-Director wurde.
2085. Ein bärtiger Alter. Brustbild ohne Hände nach links auf
(2056.) braunem Grunde. Der graubärtige, kahlköpfige Alte trägt einen
^ 4. schwarzen Rock und eine weisse Halskrause.
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 657
Leinwand; h. 0,5872) br. 0,48Vj- — l"il aus der Sammlung Wallenstein in
[»US. — Wir lassen dem Bilde einstweilen den Namen, dem die Dresdener Uebcr-
lit>ferung es zuschreibt, halten es aber fiir wahrscheinlicher, dass einer der Vorfahren
dts Wiener ^ycadomie-Directcrs. als dass dieser selbst der Urheber des Bildes sei.
August Querfurt.
Geb. zu Wolfenbüttel 1G96; gest. zu Wien 17G1. Sohn und
Schüler des braunschweigischen Hofmalers Tobias Querfurt d. ä.;
aber in Augsburg unter der Leitung des G. Ph. Rugendas weiter-
gebildet. Er liess sich nach verschiedenen Reisen in Wien nieder,
wo er am 2. Juli 1752 zum »Honorarius« der Akademie gewählt
wurde. Yergl. Carl v. Lützow, Geschichte der Wiener Akad. S. 3 1 .
Der Bettler. Eine Dame und ein Herr sind ausgeritten. 2086.
Der letztere ist vorn rechts von seinem Braunen gestiegen und (2057.)
beschäftigt sich mit seinem Hunde. Die Dame sitzt auf ihrem ^ o.
nach rechts gewandten Schimmel,, wendet sich aber selbst nach
dem Bettler zurück, der ihr links seinen Hut hinhält. Bezeichnet
halb links unten:
JK QiUirAlT[' piivx.
Eichenholz : h. 0.27 ; br. 0,35^2. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
Rast vor einer Hütte in Ruinen. Ein Herr und eine Dame 2087.
sind ausgeritten. Die Dame sitzt, nach links gewandt, auf ihrem (2058.)
Schimmel, dem ein Hund vorausläuft. Links hält ein Knecht ^ •'^•
mit roter Mütze den sich bäumenden Braunen des Herrn, der
rechts unter dem Beistande eines Jägers /l ^^
seine Stiefeln ordnet. Bez. links unten: ^^[. (j^cT*
Kupfer ; h. 0,32 ; br. 0,42. — 1741 durch von Kaiserling, als N. 2748 ; also
nicht durch Gotter, wie 11. angab.
Ein Reiter mit einem Jagdfall<en. In der Mitte des Bildes auf 2088.
braunem Rosse und in braunem Rocke ein Herr, der einen Falken (2059.)'
auf der Rechten hält. Links vor ihm ein Jäger zu Fuss mit einem ^ ^^
Hunde. Rechts ein gesattelter Schimmel, dessen Herr abgestiegen
ist. Bez. links am Baumstamm, wie N. 2086: Ä. Querfurt.
Eichenholz ; h. 0,27 ; br. 0,35V2- — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux, als X. 2030. Also nicht durch Gotter, wie H. angab.
Ein Herr, der von seinem Grauschimmel gestiegen. Ein klei- 2089.
ner Mann in roter Weste, dem der Hut vom Kopfe gefallen, hält, (2060.)
von hinten gesehen, einen blau gesattelten Grauschimmel, dessen ^ ^'
42
658 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Reiter weiter rechts neben seinem Hunde steht. Bezeichnet links
unten,, wie N. 2086: A. Querfurt. Das A unter dem Eahmen.
Kupfer; h. 0,21V2; l)r. 0,27. — 1741 durch v. Kaiserliug als Inv.-N. 27Glt.
2090. Halt vor dem Zelte. Links vor dem Zelte macht ein von
(2061.) hinten gesehener, sitzender Soldat der vor ihm stehenden Mar-
51 h. ketenderin den Hof. In der Mitte hält ein Reiter auf einem
Schimmel. Rechts im Mittelgrunde sprengt ein zweiter heran.
Bezeichnet links am Fass wie N. 2087: Ä. Q.
Eichenholz; h. 0,21V2; br. 0,33. — 1741 durch v. Kaiserliug als Inv.-X. 2698.
Gegenstück zum folgenden.
2091.' Ein Reiter auf weissem Pferde mit einem Jagdfalken. Der
(2062.) junge Reiter, welcher den Falken auf der erhobenen Linken
•^1 b. hält, sprengt nach links. Rechts ein Bursche in rotem Rock
mit zwei Hunden. Bez. unten in der Mitte: A, Quer . . .
Eichenholz; h. 0,22V2; br. 0,33. — 1741 durch von Kaiserling (als Inventar-
Nummer 2699). — Gegenstück zum vorigen.
Christian Seibold (Seybold).
Geb. zu Mainz 1703 (nach anderen 1697); gest. 1768 (nicht
1740) zu Wien. Autodidakt, der sich jedoch teilweise auf die
Nachahmung Balth. Denner's verlegte. 1749 wird er als »Titular-
Cammermahler« in Wien erwähnt, wo er sich niedergelassen hatte.
2092. E'" Knabe mit einer Flöte. Brustbild fast von vorn auf gelb-
(2063.) grauem Grunde. Der braunhaarige und braunäugige Junge trägt
22 a. einen grauen Federhut und hält eine Flöte in der allein sicht-
baren Rechten.
Kupfer; h. 0,47; br. 0,57. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1529. — Alle unsere
Bilder von Seibold gehören nach H. zu den durch Gotter erworbenen. Allerdings
kommen im Inventar Gotter über ein Dutzend Bilder von Seibold vor; aber mit
Sicherheit lässt sich keins unserer Bilder mit einem der dort verzeichneten identifi-
ciren. — Gegenstück zum folgenden.
2093. Ein Mädchen im Schleier. Brustbild fast von vorn auf
(2064.) grünlichgrauem Grund. Das blonde, braunäugige Mädchen trägt
22 c. ein hellblaues Kleid und um den Kopf einen gelben Schleier,
dessen Zipfel sie mit der Rechten anfasst.
Kupfer; h. 0,46V2; br. 0,37. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1528. — Gegen-
stück zum vorigen. Vorgleiche die Bemerkung za diesem.
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 059
Ein Alter mit gepantherter Pelzmütze. Brustbild ohne Hiinde 2094.
auf grauem Grunde, fast von vorn, doch mit dem Kopf nach links (2065.)
gewandt. Es ist ein kräftiger Alter mit grauem Haar und grau- 22 b.
blauen Augen. Hemd, Brustharnisch und Pelz bedecken seine Brust.
Kupfor mit Holzrückwand: h. 0,41; br. 0,3'2ii2. — luv. Guarienti (vor 1753)
N. 1598. — Vors,'l. die Ucmerkung zu N. 2092. — "Wurde am 22. Oct. 1788 gestohlen,
aber bald zunickgebracht. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Ges.
Eine Alte mit grünem Kopftuche. Brustbild ohne Hände fast 2095.
von vorn auf braunem Grunde. Die runzelige, grauhaarige, braun- (2066.)
äugige Alte trägt ein rotes, mit lockerem Pelz besetztes Kleid. 22 b.
Von ihrem Kopfe fällt ein grünes Tuch auf ihre Schultern herab.
Kupfer; h. 0,41«/,: br. 0,32V2. — luv. Guarienti (vor 1753) N. 1599. — Vergl.
die Bonierkung zu N. 2092. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Ges.
Selbstbildniss des Künstlers. Halbfigur nach rechts auf grau- 2096.
braunem Grunde; doch mit dem Kopf nach vorn gewandt. Der (2067.)
stattliche Meister mit giattrasirtem Gesichte, langem Halse, 22 b.
bräunlichen Augen trägt einen giiinen Eock, eine grüne Mütze
und einen grauen Mantel. In der Linken hält er seine Pinsel
und seine Palette.
Leinwand; h. 0,74; br. 0.61. — Inv. 1754, II 49. — Ist nach den Maassen
sicher nicht das im Inventar Gotter verzeichnete Selbstbildniss des Meisters. — Ver-
gleiche überhaupt die Bemerkung zu N. 2092.
Johann Georg Plazer (Platzer).
Geb. 1702 zu Eppan in Tirol; gest. 1760 zu St. Michael in
Tirol. Sohn des Joh. Victor Platzer (1665 bis 1708), dessen
Lebensdaten in den Künstler-Lexiken mit den seinen durcheinander
geworfen werden. Johann Georg Plazer bildete sich seit 1721
in Wien; und in Wien war er auch hauptsächlich thätig, bis er
sich nach Tirol zurückzog. Diese Daten nach Const. von Wurz-
bach Biogr. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich XXH Wien 1870,
S. 410 — 411. Doch scheinen die Untersuchungen über die
Plazer auch damit noch nicht abgeschlossen zu sein.
Krösus und Solon. Links durch den Thorbogen drängen sich 2097.
Menschen in die Palasthalle. Rechts vorn sind die Schätze des (2074.)
Krösus aufgehäuft, welcher im Turban und Hermelin in der Mitte P 6.
steht und auf seinen Reichtum deutet. Links neben ihm mit ab-
wehrender Gel)erde Solon in schwarzem L^nter-, ^ ^
grauem Obergewande. Bezeichnet links unten: Ju *^ ' ^^^
42*
660 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Kupfer; h. 0,4072; ^r. 0,59. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1727. - Gegen-
stück zu den folgenden dreien.
2098. Die Samniten vor Curius Dentatus. Der Consul, den die von
(2075.) rechts mit reichen Gaben genahten Samniten zu bestechen
P 6- suchen, sitzt links am Kaminfeuer und wendet sich verachtungs-
voll nach den Verführern um. Neben ihm stehen sein VTeib und
sein Kind. Ganz links blicken zwei Sklavinnen durch die Thür.
Bezeichnet rechts unten (wie das vorige) : J . G . Plazer.
Kupfer; h. 0,40i|2; br. 0,59. — Inv. Guarienti (vor 1253) N. 1726. — Gegenstück
zum vorigen und zu den beiden folgenden. — Der Gegenstand wird im Inventar
Guarienti als »Cajus Fabritius« aufgefasst, den Pjrrhos von Epiros zu bestechea
.suchte. Schon seit dem Inv. von 1809 aber ist »Curius Dentatus« an dessen Stelle
getreten .
2099. Merkur und Herse. Zwischen ihren Dienerinnen steht Herse
(2076.) mit einem Pokal im Arm. lieber ihr schwebt Merkur, der Götter-
P 6- böte, welcher sie liebt. Rechts vorn opfern Frauen vor einem
Tempel, dessen Säulen mit Kränzen umwunden sind. Bezeichnet
links in der Mitte (wie die vorigen): J. G. Plazer.
Kupfer; h. 0,40; br. 0,59. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1728. — Gegenstück
zu den vorigen und dem folgenden.
2100. Bacchus und Ariadne. Links die belebte Meerbucht; Ariadne
(2077.) sitzt unter einem rebenumschlungenen Baume. Bacchus, der so-
P 6- eben seinem Pantherwagen entstiegen, steht rechts neben ihr und
legt seinen rechten Arm auf ihre Schulter. Zahlreiche Satyrn und
Bacchantinnen umringen das Paar. Bezeichnet rechts unten (wie
die vorigen): J. G. Plazer.
Kupfer; h. 0,40; br. 0,59. — Inv. Guarienti (vor 1733) N. 1725. — Gegenstück
zu den vorigen dreien.
Georg Dathan.
Geb. um 1703 in Mannheim (Nagler) und daselbst auch ansässig
(Füssli). Nähere Lebensumstände unbekannt.
2 1 0 [ . Allegorie auf die Vermählung der Prinzessin Maria Josepha
(2085.) von Sachsen mit dem Dauphin von Frankreich Im Jahre 1747.
6 b. Die Prinzessin thront rechts, nach links gewandt, unter einer
Pallasstatue. Von den allegorischen weiblichen Gestalten, welche
ihren Thron umgeben, überreicht eine ihr eine lange Kette mit
den oft wiederholten Namenszügen ihres Gatten (L) und ihrer
selbst (M J) ; eine andere, rechts vorn kniende, giebt ihr einen
Schlüssel. Vorn links zu ihren Füssen flechten drei nackte
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 661
Knäblein die goldenen Zahl-Buchstaben MDCCXLVII mit Lorbeer-
zweigen an einander. Bezeichnet unten in der Mitte:
Apfelholz: h. 0,57: br. 0.41Vj. — Zuerst im Katalog von 1835.
Anton Kern (Körne).
Geb. zu Tetschen in Böhmen 1710; gest. zu Dresden den 8. Juni
1747. Schüler des Hofmalers L. Rossi in Dresden und des Gio-
vanni Battista Pittoni in Venedig. Im Jahre 1738 vom König
abermals nach Italien geschickt, nach seiner Rückkehr 1741 zum
Hofmaler ernannt.
Der Bethlehemitische Kindermord. Bogenhallen. Rechts vorn 2102.
zwei mächtige Säulen. Wüstes Gemetzel. Rechts sprengt ein (2086.)
römischer Hauptmann, Befehle gebend, heran und beugt sich eine P 9.
Mutter über ihren ermordeten Liebling. Oben links in der Luft
erscheinen Engel mit Palmzweigen und Kränzen.
Leinwand: h. 0,73; br. 0,96 Vi- — 1740 aus dem königl. Schlaf gemach. —
(N. 2492.) — Um 1739 in Rom gemalt.
Christian Wilhelm Ernst Dietrich (Dietricy).
Geb. zu Weimar den 30. October 1712; gest. in Dresden den
23. oder 24. April 1774. Schüler des Landschaftsmalers Alex-
ander Thiele in Dresden. Seit 1741 Hofmaler, seit 1743
Galerie -Inspector zu Dresden, seit 1763 Director der Por-
zellan-Manufactur zu Meissen, seit 1765 Akademie-Professor in
Dresden.
Die Anbetung der Könige. In einer Felsenhöhle sitzt Maria 2 1 03.
mit dem Kinde; Joseph steht rechts hinter ihr. Von links drängen (2123.)
sich die anbetenden Könige mit ihren Geschenken hervor. Vorn 42 c.
in der Mitte kniet der Schwarze, dem zwei schwarze Pagen die
rote Mantelschleppe tragen. Im Mittelgrunde blickt ein Kameel
herüber. Links oben Engel im Himmelsglanz. Bezeichnet rechts
unten (bisher übersehen):
662 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Leinwand; h. 0,8772; br. 1,14V2- — Inventar 1752, II 652. — Bei der Maass-
angabe damals die Höhe und die Breite verwechselt. Wichtig als ganz frühes Werk
des Meisters, noch »Dietrich« anstatt »Dietricy« bezeichnet.
2 1 04. Die Hochzeit zu Cana. Grosse Hochzeitstafelrimde. Christus
(2115.) sitzt vorn links und kehrt der Gesellschaft den Kücken, um
42 b. den mit den Krügen beschäftigten Dienern zu befehlen. Draussen
in der Mitte eine Pyramide und ein Triumphbogen. Bezeichnet
rechts unten (bisher übersehen):
2)lJnq/ f^^^"^^'
Buchenholz; h. 0,19; br. 0,2672. — Zuerst im Katalog von 1835. — Die Jahres-
zahl ist auf dem Bilde eher 1735 als 1739 zu lesen.
2105. Die Darstellung im Tempel. Links oben sitzen die Schrift-
(2128.) gelehrten. Unten davor kniet Simeon mit dem Heiland im
42 b. Arm vor Joseph, Maria und Anna. Ganz links steht eine
Priestergruppe. Rechts im Hintergrunde eine Priesterversamm-
lung; rechts vorn ein junger Tempeldiener, der ein Räucher-
fässchen anbläst. Bezeichnet links unten (bisher übersehen):
Dietricy Pinxit A^ 1738,
Eichenholz; h. 0,3872; hr. 0,557,. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2751).
2106. Sohäferstück. Eine Schäferin, in deren Schooss ein junger
(2087.) Schäfer seinen Kopf birgt, sitzt rechts am Easenhang. Vorn
42 b. eine Heerde Schafe und Ziegen. Bez. unten in der Mitte:
yyjj?'
Leinwand; h. 0,S4 ; br. 1,07. — 1741 durch von Kaiserling (^N. 2647).
F. Deutsche Schulen. XVIIl. Jahrhundert. 663
Arkadisches Hirtenleben. Keiche Landschaft. Links ein 2107.
üppiger Waldrand; rechts ein kleiner Wasserfall. Anmutige (2088.)
Frauengnippen. Vorn in der Mitte melkt ein junges halb- 42 h.
nacktes Mädchen eine Ziege; rechts daneben umarmt ein Knabe
eine andere Ziege; links schlummert ein junger fast nackter
Hirt neben zwei jungen Stieren. Bezeichnet rechts unten:
Leinwand; h. 0,53Vi; br. 0.72. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2781). —
Gegenstück zum fol^'enden.
Frauen am Weiher. Rechts vorn ein überhängender Felsen. 2 1 08.
Links ein klarer, durch einen kleinen Wasserfall gespeister (2089.)
Weiher, an dem sich acht halbnackte Frauen ergötzen. Rechts 42 b.
vorn zwei Knaben, Schafe, ein Lämmchen und ein Böckchen.
Bezeichnet rechts unten:
Leinwand; h. CSS'/i; br. 0,72. — 17-il durch von Kaiserling (N. 2787). —
Gegenstück zum vorigen.
Die Darstellung im Tempel. Simeon kniet mit dem Christ- 2 1 09.
kind im Arme, nach links gewandt, im Tempel. Zu seiner (2090.)
Rechten kniet von vorn gesehen, Maria mit gefalteten Händen 42 b.
und beugt Joseph, welcher die Taube hält, sich herab. Links
und rechts Priester und Würdenträger. Vorn sitzen links zwei
kleine Mädchen auf der Stufe; rechts ist ein junger Tempel-
diener mit einem Räucherfass beschäftigt. Bezeichnet rechts
unten: Dietricy A' 1740.
Buchenholz; h. 0,50; br. 0,8473. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2793).
Eine Alte in braunem Mantel. Halbfigur nach links auf 2110.
bräunlichem Grunde. Die Alte, welche ihre Hände über (2093.)
einander legt, hat ihren braunen, vorn mit einer Spange zu- 42 a.
sammengehaltenen Mantel über ihren goldnen, haubenartigen Kopf-
schmuck gezogen. Bez. rechts oben: Dietricy Pinx. 1740.
Buchenholz; h. 0,32'/,; br. 0,24. — 1741 durch von *Kaiserling (N. 2774).
664 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
2111. Weissbärtiger Alter im Turban. Brustbild nach rechts auf
(2109.) graubraunem Grunde. Die rechte Hand sichtbar. Roter, mit
42 c. Gold besetzter Rock. Brauner, bestickter Mantel. Weisser
Turban mit grünlichem Schleier. Bezeichnet rechts unten
(bisher übersehen) : Dietricy . f . A^ 1740.
Buchenholz ; h 0,33 ; br. 0,24. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2775).
2112. Seifenblasen. In weinumranktem Bogenfenster hält eine
(2114.) junge Frau ihr nacktes Knäblein auf der Brüstung, während
42 c. links der ältere Knabe in roter Jacke Seifenblasen hinausbläst.
Links im Hintergrunde wäscht eine Magd das Küchengeschirr.
Bezeichnet rechts am Fenster (bisher übersehen): D . A .1740.
Eichenholz: h. 0,2872; br. 0,21. — 1741 durch von Kaiserling (X. 2720).
2113. Ein Krieger mit brauner Kappe. Brustbild ohne Hände von
(2091.) vorn auf gelbbraunem Grunde. Kinn- und Schnurrbart; ein
42 a. brauner Pelzmantel über dem Brustharnisch. Bezeichnet unten
in der Mitte: Dietricy fec . J.^ 1740.
Buchenholz; h. 0,33; br. 0,24Vj. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2719).
2114. Schäfer und Schäferin. Romantische Landschaft. Rechts
(2092.) ein Wasserfall. Ein junger Schäfer fasst mit der Linken der
42 a. Schäferin an's Kinn, welche an seinen Knien ruht. Links vorn
weiden Schafe. Rechts im Mittelgrunde Rinder und Schafe.
Bezeichnet links unten: Dietricy Pinx. A^ 1740.
Kupfer; h. 0,44; br. 0,67. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2780). —
Gestochen von C. A. Günther III, 22.
2115. Ein Pärchen mit Amor. Links im Parke eine mächtige
(2116.) plastische Gruppe. Auf der Steinbank davor sitzen ein junger
^^ ^- Mann in kurzem roten Rocke und eine in hell gelbliche und
rötliche Seide gekleidete Dame in zärtlichen Liebesbeteuerungen
bei einander. Rechts vorn sitzt Amor mit einem Kranze.
Bezeichnet rechts unten (bisher übersehen): Dietricy 1740.
Buchenholz; h. 0,45; br. 0,35. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2669). —
Gegenstück zimi folgenden.
2116. Ein Pärchen mit Schafen und Ziegen. Unter einem mit
(2117.) mächtigen Steingruppen geschmückten Brunnen sitzt eine junge
42 b. Phantasieschäferin, welche dem vor ihr knieenden jungen Mann
Blumen in's Haar steckt. Vorn liegt ein Hirtenstab: rechts
ruhen Schafe und Ziegen.
Buchenholz; h. 0,45: br. 0,34Vi. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2668). —
Gogenstüclc zum vorigen. *
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 665
Die Heimkehr des verlorenen Sohnes. Links die Landschaft. 2117.
Eechts das Haas des Vaters. Die Angehörigen drängen sich in (2127.)
der Thür und auf der Treppe. Der Vater steht unten in der 42 b.
Mitte und zieht den vor ihm knieenden halbnackten Sohn zu sich
empor. Bezeichnet links unten (bisher übersehen): Dietricy
Pinx. A' 1740.
Leinwand: h. O.-IO: br. 0,52. - - 1741 durch von Kaiserling; N. 26G7.
Die Auferwecl<ung des Lazarus. Vorn links das Steingrab, 2118.
in dem der zum Leben Erwachende, von hinten gesehen, sich aus (2094.)
seinen Tüchern windet. Links oben steht Christus in grauer 42 b.
Tunica und feuerroter Toga neben Martha und Maria und erhebt
gebieterisch die Eechte. Viele Zuschauer im Mittelgrunde. Be-
zeichnet rechts unten: Dietricy . Pinx . 1742.
Leinwand: h.O.SSV,: br. 0,77Vj- — Inventar 1754, II 648.
Die heilige Familie unter dem Felsen. Maria sitzt fast von 21 19.
vorn gesehen unter einem Felsen. In der Rechten hält sie einen (2095.)
Apfel, in der Linken ein kleines Kreuz, nach dem der im Hemd- 42 b.
chen auf ihrem Schoosse sitzende Jesusknabe greift. Links im
Mittel gründe schreitet Joseph davon. Bezeichnet links unten wie
N. 2107: C. W. E. Dietricy Pinx. Ao. 1746.
Buchenholz ; h. 0,44 ; br. 0,32Vi- — 1778 aus der Spahn'schen Sammlung N. 18.
Die heilige Familie unter dem Palmbaume. Links unter dem 2120.
Palmbaume sitzt Maria nach rechts gewandt mit dem schlum- (2131.)
mernden Kinde im Arme. Zu ihren Füssen sitzt Joseph. Links 42 c.
vorn der Esel. In der Luft zwei Engelein und zwei Engel-
köpfchen. Bezeichnet rechts unten (bisher übersehen): Diet-
ricy . 1746.
Leinwand; h. 0.31Vj; br. 0,47. — Inventar 1754, II 307.
Dorf am Wasser. Der Fluss zieht sich vom Hintergrunde 2121.
links, im Mittelgi'unde neben einer Kirche überbrückt, zum (2096.)
Vordergrunde rechts herab. Eechts über dem Flusse rotdachige 42 a.
Häuser. Bäume in der Mitte. Bez. 1. u.: Dietricy fecit 1748.
Leinwand: h. OJ)i: br. O.Bö'/j- — 1778 aus der Spahn'schen Sammlung N. 11.
Hirtinnen und Heerden. Links vor der Landschaft ein reich 2122.
verziertes Steinrund. In der Mitte eine gelb gekleidete junge (2113.)
Hirtin, welche sich auf ein graues Rind lehnt. Links vorn 42 c.
und rechts Frauen mit ihren Kindern und mit Schafen und
666 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Lämmern. Bezeichnet links unten (bisher übersehen): Dietricy
Pinx. 1751.
Leinwand; h. 0,54*/»; l>r. 0,72V2- — Inventar 1754, II 500. — Gegenstück
zum folgenden.
2 1 23. Hirtinnen und Heerden. Links ein mächtiger Felsen. Kechts
(2112.) Fernblick in wilde Landschaft. Sechs junge Schäferinnen zwi-
42 c. sehen ihren Heerden. Links vorn sitzt eine von ihnen, von hinten
gesehen, erzählend am Boden. Noch weiter links liebkost ein
nackter Knabe eine Ziege.
LeinM'and ; h. 0,54V2; br- 0,73. — Inv. 1754, II 499. — Gegenstück zum
vorigen.
2 1 24. Die Kreuzigung Cliristi. Rechts vor schwarzumwölktem Him-
(2097.) inel die drei Kreuze. Christus ist hell von einem Sonnenblicke
42 c. erleuchtet. Vorn in der Mitte steht Maria zwischen Johannes
und den Frauen. Hinter ihr sprengt zu Pferde der römische
Kriegshauptmann heran, welcher begeistei t auf den Heiland deutet.
Links vorn drängen sich Zuschauer. Rechts vorn Kriegsknechte
mit der Leiter und dem Essigschwamme. Bezeichnet halb links
unten: Dietricy 1754.
Leinwand; h. 0,86; tr. 1,09. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Phot.
Braun XII, 22.
2125. Badende Nymphen. Rechts oben eine alte Burgruine; im
(2098.) ganzen Vordergrunde ein Fluss. Links und rechts baden einige
42 b. Frauen. Einige andere sitzen vorn in der Mitte auf dem Rasen.
Links, von hinten gesehen, steht eine Frau mit ihrem Kinde.
Bezeichnet rechts unten: Dietricy 1754.
Leinwand; h. 0,71; br. 1,03. — 1778 aus der Spahn'schen Sammlung, X. 17.
2126. Merl<ur tötet Argus. Der alte Hüter der in eine Kuh ver-
(2099.) wandelten Jo sitzt in der Mitte der wilden Landschaft, durch
42 b. das Flotenspiel des Götterboten in Schlaf versenkt. Merkur tritt
von rechts an ihn heran und erhebt das Schwert zum tötlichen
Streiche. Hinter ihm steht Jo als weisse Kuh. Bezeichnet unten
in der Mitte: Dietricy 1754.
Leinwand; h. 0,71; br. 1,03. — Zuerst im »Catalogue« von 1765.
2 127. Thetis und Achilles. Die göttliche Mutter des Helden thront,
(2100.) von einem rosa Gewände umwallt, in der Mitte des Bildes auf
42 c. Wolken und deutet auf die für ihren Sohn geschmiedeten, rechts
aufgehäuften Waffen. Achilles steht links, gehelmt und geharnischt.
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 667
von einem Scharlachmantel umwallt, mit der Rechten auf seinen
Speer gestützt, und blickt selig empor. Bezeichnet links unten :
D. 1766.
Leinwand: h. O.TöVs: ^r- 0,63. — Akademisches Reeeptionsbild des Meisters.
Erst 1S5Ö dem Vorrat entnommen und vor H"s. Katalog von 1856 nicht verzeichnet.
Christus, Kranke heilend. Der Heiland steht mit an sgebrei- 2128.
teten Armen links unter einer machtigen Säule. Rechts die (2101.)
Kranken und Krüppel. Links vorn, von hinten gesehen, beugt 42 b.
sich eine knieende Frau über ihr krankes Kind. Bezeichnet halb
rechts nnten: Dietvicy.
Leinwand: h. 0.54: br. 0.73. — Inventar 1754, LI 335.
Nymphen unter Felsen. Fünf halbnackte Frauen und ein 2 1 29.
Knabe ergehen sich vorn in der Mitte unter dem oben mit Bau- (2102.)
men be^Yachsenen Felsen. Links ein kleiner Wasserfall. Rechts 42 b.
im Mittelgrunde noch drei Frauen. Bez. r. u. : Dietricy.
Buchenholz: h. 0.30: br. 0..39V/j. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2760).
Venus als Schäferin. Die nackte Göttin sitzt nach links ge- 2 1 30.
wandt auf weissem und scharlachenem Tuche am Felsen vor (2103.)
üppigem Walde und stützt ihr Haupt in die Rechte. Rechts ^'^ ^•
zu ihren Füssen sitzt Amor mit einem Blumenkranze; links zu
ihren Füssen liegen Schafe imd Lämmer. Bezeichnet rechts unten :
Dietricij.
Buchenholz ; h. 0,2872; br. 0,29V2- — 1778 aus der Spahn' sehen Sammlung, N. 3.
Hirtinnen am Bade. Links das Wasser, rechts hohe, über- 2131.
hängende Felsen. Vorn eine Gruppe nackter Frauen, teils den (2104.)
Wellen entstiegen , teils im Begriffe hineinzusteigen. Ueber ^^ ^•
ihnen auf höherem Felsenpfade Hirten, Schafe und ein Stier.
Bezeichnet rechts unten: Dietricy,
Buchenholz; h. 0,28Vi; br. 0,41. — Verdorbenes Bild. 1856 aus dem Vorrat.
Vorher nicht nachge^viesen.
Ein Alter mit breitem Hute. Halbfigur nach links auf gelb- 2132.
grauem Grunde. Der weissbärtige Alte in braunem Mantel und (2132.)
breitem braunen niedergekrempten Hute legt vorn die Hände in 42 c.
einander. Bezeichnet rechts unten: Dietricy Pinx.
Buchenholz; h. 0.32»/,; br. 0,24. — 1741 durch v. KaiserUng (N. 2773).
Diana und Kallisto. Kallisto sitzt rechts über dem Wasser, 2133.
welches ihre Füsse benetzt. Eine rücksichtslose Mitnymphe (21 18.)
reisst, um ihren Fehltritt offenbar zu machen, ihr mit der 42 a.
668 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Linken das Gewand ab und deutet mit der Rechten auf iliren
Leib. Von links eilt Diana zürnend herbei. Andere Nymphen
vorn links und im Mittelgrunde rechts.
Leinwand; h. 0,53'J2; l>r. 0,72. — Im Mai 1731 durch Dietrich selbst geliefert
(Inv. 8° N. 2144) : daher eine frühe Jugendarbeit. Es soll das im Jahre 1730 vor
den Augen König August II. in den königlichen Gemächern binnen zwei Stunden
gemalte Bild sein, welches dem 18 jährigen Künstler ein Reisestipendium eintrug.
2 1 34. Belisar als Bettler. Der alte verlassene Feldherr sitzt zer-
(2120.) lumpt und blind nach links gewandt unter dem Felsen. Doch
42 b. bedeckt noch der Panzer seine Brust und ruht noch sein Schwert
an seinen Hüften. Die Eechte streckt er bettelnd den Soldaten
entgegen, die links heraufkommen und ihn erschreckend erkennen.
Leinwand: h. 0,87i;2: br. 0,72i|2. — 1731 durch Dietrich selbst geliefert.
(Inv. 80 N. 2143). — Also ein frühes Jugendbild des Meisters.
2135. Hirt und Hirtin bei ihren Heerden. Der Hirt steht in all-
(2105.) täglicher Kleidung links neben dem Felsen, auf welchem die
42 a. Hirtin sitzt. Vorn in der Mitte und rechts weiden Einder, Schafe
und Ziegen.
Leinwand; h. 0,3,5; br. 0,49.1/2 — 1"4:1 durch von Kaiserling (N. 2739).
2 1 36. Frauen am Bade. Links ein kleiner Wasserfall unter steilen
(2110.) Felsen. In der Mitte sechs teils nackte, teils bekleidete Frauen.
42 b. Eine von ihnen, welche soeben dem Bade entstiegen ist. wird
links von einer anderen abgetrocknet.
Buchenholz; h. 0,29Vi; br. 0,39Vi. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2718).
2137. Der Neugeborene im Stalle. In der Mitte sitzt die Mutter,
(2111.) nach rechts gewandt, mit dem Kinde auf dem Schoosse. Die
42 b. älteren Geschwister, die Grossmutter und zwei Männer stehen da-
neben. Links vorn eine Katze auf einem Stuhle. Eechts vorn
ein weisser Hahn unter Küchengeräten.
Eichenliolz ; h. 0,73Vj; br. 0,93V»- — 1"^1 aus der Sammlung "Walleustein in
Dux (N. 2829). — Erst seit dem Katalog von 1835 als »Geburt des Heilandes,« früher
als »Bauernfamilie,« bezeichnet; doch mag dem Künstler die Geburt im Stalle zu
Bethlehem in der That vorgeschwebt haben.
2 1 38. Verwundete in der Nähe des Schlachtfelds. Gewaltige Berg-
(2124.) landschaft unter rotem Abendhimmel. Die Schlacht tobt noch
42 c. links im Hintergrunde. Links vorn wird der sterbende Feldherr,
von einem berittenen Fahnenträger begleitet, davongetragen. In
der Mitte blasen Trompeter, von hinten gesehen, zum Eückzug.
Eechts vorn liegt ein nackter Toter auf dem Eückeu.
F. Deutsche Schulen. XVJII. Jahrhundert. 669
Leinwand; h. 1,42; l>r. 2,0U. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2630). —
Gegenstück zum folgenden.
Reiter in der Nähe des Schlachtfelds. Links tobt im Hin- 2 1 39.
tergrunde das Schlachtgewühl, wallen im Mittelgründe mächtige (2125.)
Rauch- und Staubwolken auf, sprengt vorn, von hinten gesehen, 42 a.
eine Abteilung geharnischter Reiter. Rechts vorn Rast unter
einem Baume.
Leinwand : li. 1,42 : br. 2.00. — 1741 ditrdi von Kaiserling (N. 2631). — Gegen-
stück zum vorigen.
Ein Mönchsbesuch. Links unter dem Felsen prüft der 2140.
Karthfiuserprior das Beglaubigungsschreiben, welches der rechts (2121.)
neben ihm stehende Franziscaner ihm überreicht hat. Andere 42 a.
Karthäuser- und Franziscanermönche stehen und liegen umher.
Rechts im Mittelgrunde eine Gruppe von Mädchen, deren eine in
beiden Händen einen Waschkorb erhebt.
Leinwand: h. 0,62; br. 0,77. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
Inv.-N. 2853. — Als »Dietrich< in den Katalogen erst seit 1835, und nicht unbezweifelt.
Gegenstück zum folgenden.
Ein Mönchsscherz. Links unter dem Felsen schlummert ein 2 141.
Mönch in weisser Kutte. Ein älterer neckt ihn, indem er ihn mit (2122.)
einem Strohhalm an der Nase kitzelt. Ganz links zwei andere 42 a.
Mönche, deren einer ein Buch hält. Rechts steht ein Esel vor
einem alten Brückenbogen. Ganz vorn frühstückt ein junger
Mann, an den sein Hund sich anschmeichelt.
Leinwand ; h. 0,62 ; br. 0,78^J2. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
Inv.-N. 3049. — Als »Dietrich« in den Katalogen erst seit 1835, und nicht unbe-
zweifelt. — Gegenstück zum vorigen.
Ruhe auf der Flucht nach Aegypten. Nachtstück. Die 2142.
Laterne hängt links vom Ast des Baumes herab. Vorn sitzt (2126.)
Maria im Reisehut mit dem Kinde auf dem Schoosse. Joseph 42 c.
steht neben ihr. Rechts hinter ihr steht der Esel.
Buchenholz; h. 0,21 ; br. 0,14V2. — 1741 durch von Kaiserling N. 2727. —
Nach einer Radirung Rembrandt's (Bartsch N. 57). — Gest. von J. A. Riedel.
Bartloser Alter im Turban. Brustbild ohne Hände nach 2143.
links auf braunem Grunde. Schwarzer Rock; über roter Mütze (2106.)
mit goldenen Troddeln an den Ohrenklappen ein weisser Turban. 42 b.
Bezeichnet links (falsch): Rembrant 1636.
Eichenholz; h. 0,rj; br. 0,15V2- — Inventar Guarienti (vor 1753) N..1005 als
Rembrandt. — Alte Fälschung auf Rembrandt, wie die folgenden beiden. Neuer-
dings dem Dietrich zugeschrieben. Zu bemerken, dass sie nacli holliindischor Art auf
Eichenholz gemalt sind. Diotriib malt«; 'sonst in der Regel auf Buchenholz.
670 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
2144. Ein Mann in brauner Kleidung. Brustbild ohne Hände nach
(2107.) links auf grauem Grunde. Der Mann trägt einen braunen Rock
4:2 b. mit aufrechtstehendem Kragen und eine braune Mütze. Er
hat ein runzeliges, von spärlichem Bartwuchs umrahmtes Gesicht.
Bezeichnet links unten : Remh . . .
Eichenholz; h. 0,19Vj; hr. 0,1C. — Inventar 1754, II 240, als Renibrandt. —
Vergl. die Bemerkungen zum vorigen, N. 2143.
2 145. Eine alte Frau. Halbfigur fast von vorn auf grauem Grunde.
(2108.) Aus dem schwarzen Mantel, den sie auch über den Kopf ge-
42 b. zogen hat, blicken ihr Antlitz mit gesenkten Augenlidern und
.ihre linke Hand hervor. Ihr Kleid ist reich mit Gold besetzt.
Eichenholz; h. 0,4772; br. 0,37. — 1741 durch von Kaiserling. Im Inventar
Guarienti (vor 1753) N. 248 als Reuibrandt's Mutter, von Renibrandt gemalt. —
Alte Fälschung auf Renibrandt. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 2143.
2146. Die Verkündigung an die Hirten. Oben in der Mitte der
(2134.) weiss gekleidete Engeljüngling. Eechts vorn die erschreckten
42 a. und geblendeten Hirten. Links vorn ein Teil der Heerden,
neben denen ein junges Mädchen, von hinten gesehen,, mit
einem Milchnapf kniet.
Leinwand; h. 0,82; br. 1,29. — Inventar 1754, II 585. — Gegenstück zum
folgenden.
2147. Die Anbetung der Hirten. Links im Stalle kniet Maria an
(2135.) der Krippe. Vorn rechts drängen sich die Hirten, deren einer
42 c. seinen weissen Ochsen mitbringt, herein. Die vordersten liegen
anbetend auf den Knieen. Vor ihnen liegt ein gebundenes
Lämmchen am Boden.
Leinwand; h. 0,82; br. 1,28. — Zuerst im >>Catalogue« von 1765 nachgewiesen.
— ■ Doch Gegenstück zum vorigen.
2 148. Die heilige Familie in der Morgendämmerung. Maria sitzt, nach
(2119.) rechts gewandt, vor felsiger Landschaft. Das Kind auf ihrem
42 a. Schoosse schmiegt sich nach links gewandt an sie an. Eechts
steht Joseph. Links dämmert der Morgen über den fernen Bergen .
Leinwand ; li. 0,68 : br. 0,52. — luv. 1754, II 650.
2149. Copie nach der Magdalena Correggio's. Die blonde Büsserin
(2136.) liegt nach links gewandt vor Felsen und Bäumen. Mit dem
42 a. rechten Ellenbogen stützt sie sich auf das vor ihr auf-
geschlagene Buch.
Kupfer; h. 0,28i;2; br. 0,38V2- — 1761 aus Sehloss Hubertusburg ; wurde 1764
unter N. 4465 inrentarisirt. — Es ist eine genaue Copie nach unserem Bilde X. 154.
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 671
Bergweg. Kochts eine Sennhütte am baumreichen Abhang. 2150.
Darunter auf dem Wege ein Mann in rotem Mantel, weiter (2129.)
oben eine Frau neben einem Eeiter. Links Blick in's Thal. 42 b.
Leiuwaiul : h. 0.35: br. 0,41. — 1775 aus der Spahn'scheu Saramluug X. 9-
— Gegenstück zum folgeudeu.
Felsenpass. Der Weg schlängelt sich zwischen Felsen und 2151.
Biiumen von links oben nach rechts vorn herab. Keciits Blick (2130.)
in's Thal und auf Tannenwipfel. Vorn ein Wanderer. Links 42 b.
oben ein Sackträger mit einem Hunde.
Leinwand: h. 0,34' o: br. 0,4012- — 1778 aus der Spalin'schen Sanunlung
N. 10. — Gegenstück zum vorigen.
Die Pulver-Explosion auf der Jungfern-Bastion. Links vorn 2152.
ein Stück des rechten Eibufers. Ganz rechts die Augustus- (2139.)
brücke. Dresden-Altstadt im Mittelgrund. Links die Explosion, 42 b.
in der Mitte die Brühl'sche Terrasse, rechts die katholische
Kirche, noch im Bau begriffen. Das dargestellte Ereigniss fand
1747 statt.
Buchenholz : h. 0.25*/»: br. 0,34. — 1786 aus der Spahu'schen Sammlung N. 24.
Galante Scene. Eine Dame in violettgrauem Kleide sitzt 2153.
mit dem Eücken gegen eine Gartenmauer gelehnt. An ihrer (2137.)
Brust ruht ein rotbackiger Herr in gelbem Rocke. Rechts 42 a.
pflückt ein Mädchen Rosen; weiter zurück wandeln ein Herr
und eine Dame davon.
Buchenholz; h. 0,-38; br. 0,29. — 1855 aus dem Vorrat. Vorher nicht nach-
gewiesen. — Gegenstück zum folgenden.
Musik und Liebe. Eine Dame sitzt links am Brunnen und 2 1 54.
hält ihr Xotenheft in den Händen. In der Mitte neben ihr (2138.)
sitzt eine rosa gekleidete Dame, vor der sich ein gelb ge- 42 a.
kleideter Lautenschläger in die Kniee geworfen hat. Rechts
zwei Lauscher in Schalkstracht.
Buchenholz; h. 0,38; br. 0.29. — 1855 aus dem Vorrat. Vorher nicht nach-
gewiesen. — Gegenstück zum vorigen.
Landschaft in der Art Salvator Rosa's. Eine schmale, von 2155.
Felsenufern begrenzte, links hinten geöffnete Seebucht. Vorn (2140.)
am diesseitigen Ufer stehen und liegen Männer mit lebhafter 42 b.
Geberdensprache. In der Mitte am jenseitigen Ufer eine alte
Ortschaft.
Leinwand: h. 0,G4V2; br. 0,97. — 1863 als Vermächtniss des Stadtrates Axt.
— Die Nachahmung Salvator Uosa's ist unverkennbar. Wahrscheinlich sogar eine
Copie nach einem Bilde dieses Meisters.
672 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Norbert Grund.
Geb. zu Prag 1714; gest. 1767 in Wien. Schüler des Fr. de
Paula Ferg. Thätig in Prag und in Wien.
2 1 56. Ländliche Volksbelustigung. Kechts das Wirtshaus unter
(2145.) Bäumen. Neben dem Zechtisch ein Mann auf einem Esel. In
P 11. der Mitte neben einem sitzenden Geiger ein Sänger auf einem
Fasse. Weiter links zwei tanzende Paare. Links vorn ein
Brunnen, hinten die Dorfstrasse.
Buchenholz; h. 0,24Va; hr, 0,36. — Wohl 1778 aus der Spahn'schen Sammlung
N. 70 als »Gnmdmann.« Bei H. als »unbekannt« ; doch »wahrscheinlich Grund.« —
Gegenstück zum folgenden. Ein Vergleich mit den in Prag keineswegs seltenen
Bildern des Meisters lilsst keinen Zweifel daran, dass Grund sie gemalt.
2157. Gesellschaftsfreuden im Freien. Links Parkrand und Spring-
(2146.) brunnen, rechts Fernblick. In der Mitte schmausen und zechen
P 11. fein gekleidete Herren und Damen an einem gedeckten Tische.
Andere belustigen sich links im Mittelgrunde. Kechts im Hinter-
grunde begrüsst ein Herr zwei Damen.
Buchenholz ; h. 0,24 ; br. 0,3672- — Wohl 1778 aus der Spahn'schen Samm-
lung N. 71 als »Grundmann.« — Bei H. als »unbekannt«, doch »wahrscheinlich
Grund.« — Gegenstück zum vorigen. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
Adam Friedrich Oeser.
Geb. zu Pressburg den 17. Febr. 1717; gest. zu Leipzig den
18. März 1799. Erhielt 1734 als Akademieschüler in Wien
einen Preis. Seit 1739 in Dresden. Seit 1763 Akademiedirector
in Leipzig. Zugleich Hofmaler in Dresden und Professor der
Akademie daselbst. Berühmt durch seine Beziehungen zum
jungen Goethe.
2 1 58. D'G Kinder des Meisters. Links, fast von vorn gesehen, sitzt
(2147.) ein junges Mädchen mit einem Heft auf ihren Knieen, zeichnend
43 a. auf einem Stuhle, über dessen Lehne ein Knabe herüberblickt.
Rechts sitzt, nach links gewandt, ihre ältere Schwester mit einem
Buche in der Rechten und sieht ihr zu. Vorn sitzt, nach links
gewandt, ein jüngerer Knabe emsig zeichnend auf einer Fussbank.
Leinwand; h. 1,40; br. 1,00. — 1766 als Receptionsbild für die Dresdener
Akademie gemalt. Eigentum der Akademie. Seit 1880 im Galerie-Kataloge.
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 673
Maria Dorothea Wagner, geb. Dietrich.
Geb. 1728 zu Weimar; gest. 1788 in Meissen. Tochter des
Johann Georg Dietrich, Schwester des Chr. Wilh. Ernst Dietrich.
Thätig in Dresden und Meissen.
Der Mühlengrund. Zwischen Felsen und Bäumen am Flusse, 2159.
der rechts von einem Holzsteg überbrückt ist, yw r-. \\/j (2148.)
liegt eine einsame Wassermühle. Bez. 1. u.: ^y ('--U' Va/' ^ H-
Eichenholz; h. 0,27 ; br. 0,37. — Zuerst nachgewiesen im Katalog von 1835.
Anton Raphael IVIengs.
Geb. zu Aussig den 1 2. März 1728; gest. zuEom den 29. Juni 1779.
Sohn und Schüler des Ismael Mengs in Dresden und in Rom, wo-
hin der Vater ihn in jungen Jahren wiederholt führte. Hofmaler
in Dresden, dann in Rom ansässig; von 1761 bis 1770 als Hof-
maler in Madrid thätig, 1771 abermals in Rom, 1772 in Madrid,
seit 1775 wieder in Rom.
Joseph's Traum. Joseph schlummert in grauem Rock und 2160.
gelbem Mantel, fast von vorn gesehen, an einer Brüstung, auf (2141.)
welcher sein linker Ellenbogen ruht. Hinter und über ihm 22 b.
schwebt, von rotem Gewände umwallt, der Engelsjüngling der
Verkündigung. Oben im Goldlicht die Taube des hl. Geistes.
Leinwand; h. 0,55; br. 0,27Vj- — Zuerst im Katalog von 1812. — Skizze
zu einem Altarbilde der katholischen Hofkirche in Dresden.
Joseph's Traum. Joseph schlummert links, nach rechts 2161.
gewandt, mit dem linken Ellenbogen auf den Tisch gestützt. (2142.)
Der von rosenrotem Gewände umflatterte Engelsjüngling schwebt 22 b.
rechts vor und über ihm.
Leinwand; h. 0,527,; br. 0,2772- — 1879 aus dem Nachlasse des Malers
M. H. E. Pröll.
Die büssende Magdalena. Links unter einem Felsen sitzt 2 1 62.
Magdalena, fast nackt, von langen blonden Haaren umwallt, (2143.)
nach rechts gewandt auf blassrotem Gewände. Den rechten 22 b.
Ellenbogen stützt sie auf die vor ihr liegende Schriftrolle,
deren losgewickeltes Ende sie mit der Linken festhält. Links
vorn das Salbgefäss, ein Krug und ein Totenschädel. Rechts
sonnige Landschaft.
Leinwand; h. 0,477i ; br. 0,G37i. — Zuerst im iCatalogue« von 1765. —
Zwischen 174G und 1740 in Rom gemalt. — Phot. Braun XII, 23.
43
674 Deutsche Schulen. XVII. und XYIII. Jahrhundert.
2 1 63. Die Kurfürstin Maria Antonia. Kniestück, leicht nach links
(2144.) gewandt, vor einer Säule und rotem Vorhang. Maria Antonia
22 b. von Bayern, die Gemalin des Kurfürsten Friedrich Christian
von Sachsen (vermählt 1747; Kurfürst vom 5. October bis
17. December 17G3), trägt ein weisses, mit einem golddurch-
wobenen Blumengewinde besetztes Kleid, einen blauen, mit
Hermelin gefütterten Mantel, verschiedene Orden auf der Brust
und einen Schmuck von Smaragden und Brillanten im Haar
und in den Ohren. Eeclits ein Tisch, auf dem ihre Krone ruht.
Leimvand; h. 1,5572; ^i'- lilS'A- — Zuerst im »Catalogue« von 1765 p. 242.
. — Das Gogenstück, welches den Kurfürsten Friedrieh Christian darstellt, befindet
sich im Schlosse Weesensteiu.
Joseph Roos.
Geb. zu Wien 1728; gest. daselbst 1805. Sohn und Schüler
des nach Wien übergesiedelten Cajetan Eoos, der ein Sohn und
Schüler des Philipp Eoos war. Joseph Eoos wurde 1764 kurfürst-
licher Hofmaler und Mitglied der Akademie zu Dresden, 1772
aber Inspector der Belvedere-Galerie zu Wien.
2 1 64. Hirt und Heerde am alten Weidenbaum. Links vorn ein alter
(2014.) Weidenstamm, an dessen Fuss ein Hirt mit roter Mütze und
P 8. roten Aermeln sitzt. Eings um ihn weiden Einder, Schafe und
Ziegen. Links im Mittelgrunde ein viereckiger Turm. Im Hinter-
grunde eine Bergkuppe. Bezeichnet rechts unten:
Leinwand; h. 0,71i|2; hr. 0, 861:2- — Zuerst im »Catalogue« von 1765.
Anton Graff.
Geb. den 18. Nov. 1736 zu Winterthur ; gest. den 22. Juni 1813
zu Dresden. Schüler des Joh. Ulrich Schelleuberg in Winterthur.
Thätig von 1756 bis 1766 zu Augsburg, Eegensburg u. s. w.,
ansässig seit 1766 als Lehrer, seit 1789 als Professor der Kunst-
akademie in Dresden. Doch besuchte er von Dresden aus. um
Bildnisse zu malen, wiederholt andere Städte, namentlich Berlin.
I
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 675
König Friedrich August der Gerechte. Ganze Figur nach 2165.
rechts vor einer Säule und grünem Vorhang. Auf dem Tische (2149.)
zur Rechten liegen der mit Hermelin gefütterte Purpurmantel, 22 a.
Scepter und Krone. Der Konig trägt die Uniform seines Leib-
küi'assierregiments : gelbe Hosen und Weste, einen weissen Rock
mit roten Aufschlägen und die blauen Ordensschärpen. Seinen
Hut hält er unter dem linken Arm. Bez. r. unten (verkleinert):
Leiiiwaml; h. 2,26 : br. 1.37. — Zuerst iin KataIo{x von ISöG. — Früher im
Landhanse. — Mnther N. IIS.
Jugendliches Seibstbiidniss. Kniestück nach rechts, doch mit 2 1 66.
dem Kopf nach vorn, vor grauem Wandgrund. Rechts steht die (2152.)
Staffelei. Der Künstler sitzt in weissen Strümpfen, roten Knie- 22 b.
hosen, grünem Rocke, schwarzer Kappe auf einem Stuhle. Seine
Linke ruht auf seinen Knieen, seine Rechte, welche den Stift
hält, auf der Linken.
Leinwand: h. l.OOV»; hr. 0.7SV2- — Cienialt in Winterthur 1765; als Recep-
tionsbild Tals welclies H. irrtümlich das folgende bezeichnet) 1766 auf die Ausstellung
der Dresdener Akadomie geliefert. Vergl. Muther X. 3. — 1855 aus dem Vorrat.
— In Schwarzkniist von Elias Haid 1766.
Seibstbiidniss in ganzer Gestalt. Der achtundfünfzigjälirige 2 I 67.
Meister sitzt nach rechts gewandt auf einem Stuhle, dessen Lehne (2151.)
dem Beschauer zugekehrt ist. Er trägt einen grauen Rock, hält 22 b.
in der Linken Palette und Pinsel, legt den rechten Arm auf die
Stuhllehne und blickt den Beschauer au. Links oben ein grüner
Vorhang; rechts vor ihm die Staffelei.
Leinwand; h. 1.68; br. l,05Vi. — Nach H. das 1766 als Reeeptionsbild einge-
lieferte Jugendwerk des Meisters, was schon wegen des Alters des dargestellten Künst-
lers amnöglich ist. Daß Bild wurde vielmehr am 5. März 1795 auf die Ausstellung
der Kunstakademie geliefert und wird, da es zuerst im Katalog von 1835 vorkommt,
das 1832 von don Erben gekaufte Bild dos Meisters sein, für welches H. das folgende
ansah. Vergleiche die Bemerk-nng zu diesem. — Muther, N. 117. — Gest. von
.T. G. Müller. — Phot. Gp>..
Seibstbiidniss in hohem Alter. Brustbild nach links auf 2 1 68.
grauem Grunde. Der alte Künstler trägt eine grosse Brille auf (2150.)
der Xase und einen braunen Rock. Er hält seine Zeichenmappe 22 b.
mit der Linken und seinen Stifthalter in der Rechten.
43*
676 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Leinwand ; h. 0,71 ; br. 0,5672- — Nach H. 1832 A'on seinen Erben. Allein
OS findet sich schon im Inventar von 1809 ff. N. 17Ü3, und als »Selbstbildniss aus
dem letzten Lebensjahre des Meisters« im Katalog von 1817. — Vergl. die Bemer-
kung zum vorigen Bilde.
2169. Der Dichter Chr. Fürchtegott Geliert. Brustbild ohne Hände
(2153.) nach rechts auf grauem Grunde. Der glattrasirte, braunäugige
22 b. Dichter trägt einen braunen Rock, aus dem an der Brust die
Spitzenwäsche hervorblickt.
Leinwand; h. 0,63 ; br. 0,52. — 1865 Geschenk der Freiin Amalia von "Wagner.
— Das erste, 1769 gemalte Original befindet sich in der Universitätsbibliothek zu
Leipzig. — Unser Bild und dasjenige des Grossherz. Museums zu \Veiniar gelten
als eigenhändige Wiederholungen. Muther N. 9. — Gestochen von J. F. Bause, von
'Elias Haid, von C. F. Fritschius, von J. M. Preisler, von 0. Berger, von Ch. Kohl,
von M. Steinla. — Phot. Ges.
2 1 70. Christian Heinrich Voigt. Halbfigur leicht nach rechts auf
(2154.) grauem Grunde. Der Dargestellte war Gold- und Silberdraht-
22 b. waarenfabrikant zu Dresden. Er trägt einen roten Sammetrock
und hält einen Brief in der allein sicl;tbaren Rechten.
Leinwand; h. 0,77; br. 0,60. — Mit den vier folgenden ein Yermächtniss
des 1867 verstorbenen Enkels des Dargestellten, des Banqiders Carl Eduard Lötze in
Dresden. — Am 5. März 1789 auf der akademischen Ausstellung. Muther, N. 100.
2171. Carl Gottlieb Hommeyer. Halbfigur nach rechts, mit dem
(2155.) Kopf nach vorn auf grauem Grunde. Der Dargestellte war Fabri-
22 b. kant und Kaufmann in Dresden, Schwiegersohn des vorigen.
Er trägt einen dunkelbraunen Rock, in den er vorn die Rechte steckt.
Leinwand ; h. 0,77 ; br. 0,60. — Mit dem vorigen und den folgenden dreien
ein Yermächtniss des 1867 in Dresden verstorbenen Neffen des Dargestellten, des
Banquiers Carl Eduard Lötze. — Mutlier, N. 101. — Gegenstück zum folgenden.
2 1 72. Christiane Henriette Hommeyer, geb. Voigt. Halbfigur fast
(2158.) von vorn auf grauem Grunde. Die Dargestellte war die Gattin
22 b. des vorigen, die Tochter des vorvorigen. Sie trägt ein schwarzes
Kleid mit weissem Brust- und gelbem Umschlagetuch. Ihre
Arme sind vorn übereinander gelegt.
Leinwand; h. 0,77; br. 0,61. — Mit den beiden vorigen und den beiden
folgenden ein Vennüchtniss des 1867 zu Dresden verstorbenen Neffen der Dar-
gestellten, des Banquiers Carl Eduard Lötze. Muther, N. 104. — Bei Muther und
H. gilt die Dargestellte für Frl. Christiane Friederike Voigt. (Vergl. N. 2174.)
Unsere Umstellung der Namen beruht auf Mitteilungen, die Herr Inspector Gustav
Müller von der Familie erhalten liat.
2 1 73. Frau Johanna Christiana Eltz, geb. Voigt. Halbfigur fast von
(2156.) vorn auf grauem Grunde. Die Dargestellte war die Schwester
22 b. der vorigen. Sie trägt über dunkelgrauem Kleide ein weisses
I
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 677
Brust- und ein grünes Umscblagetuch. Ihre Hände legt sie im
Schoosse übereinander.
Leinwand : h. 0,7S ; br. 0,61V2- — ^Üt den drei vorigen und dem folgenden
ein Vermächtniss des 1867 zu Dresden verstorbenen Netten der Dargestellten, des
Bankiers i'iivl Eduard Lötze. Muther 103. — Auch Muther hält unser Bildniss für
dasjenige der Frau Eltz : bei H. galt es für dasjenige der Frau Homnieyer. Unsere
Benennung der drei Schwestern beniht auf IMittei hingen, die Herr Inspector Gustav
Müller von der Familie erhalten hat.
Fräulein Christiane Friederike Voigt. Halbfigur nach links 2 1 74.
auf braunem Grunde. Die Dargestellte war die Schwester der (2157.)
vorigen beiden. Sie trägt ein schwarzes Kleid mit blauer 22 b.
Taillenschärpe und weissem Spitzenbrusttuch, ein blaues Band
im Haar und legt die Hände vorn übereinander.
Leinwand: h. O.TTVi: hr. O.-öOVi- — Mit den vier vorigen ein Vermächtniss
des 1867 in Dresden verstorbenen Neffen der Dargestellten, des Bankiers Carl Eduard
Lötze. Muther N. 102. Die Dargestepte gilt bei Muther für Frau Hommejer, bei H.
für Frau Eltz. Unsere Benennung der drei Schwestern beruht auf Mitteilungen, die
Herr Tnspector Gustav Müller von der Familie erhalten hat.
Jean Jacques Mesmer. Brustbild ohne Hände, leicht nach 2175.
rechts auf grauem Grunde. Der Dargestellte war Prediger der (2159.)
reformirten Gemeinde zu Dresden. Er hat blaue Augen, kurzes 22 b.
graues Haar und trägt einen schwarzen, bis oben zugeknöpf-
ten Rock.
Leinwand; h. 0,67; br. 0,52. — 1875 Geschenk von Frau Eugenie Höfer, ver-
wittweten Garrigues, geb. Mesmer in Meissen. — 1810 auf die akademische Kunst-
ausstellung geliefert. Muther, »GrafF« N. 176.
Alters-Biidniss des Hof-Historiographen Johann Gottlob Boehme. 2176.
Halbfigur nach links auf grauem Grunde. Der alte kursächsi- (2324.)
sehe Hof-HistoriogTaph sitzt im schwarzen grüngefütterten Schlaf- 22 b.
rock über offenem Nachthemd vor dem Buche, das links vor
ihm auf dem Tische liegt.
Leinwand; h. 0,66; br. 0..54. — 1882 mit den folgenden vier von Herrn
Professor J. Bertrand in Dresden geschenkt.
Der Hof-Historiograph Joh. Gottlob Boehme in jüngeren Jahren. 2 i 77.
Halbfigur nach rechts auf grünlich grauem Grunde. Der Dar- (2323.)
gestellte trägt einen gelbbraunen Sammetrock und deutet mit 22 b.
der Rechten nach rechts.
Leinwand; h. 0,90; br. 0,68. — 1882 mit dem vorigen und den folgenden
drei von Herrn Professor .1. Bertrand in Dresden geschenkt. — Gegenstück zum fol-
genden. — Gestochen 1782 von J. F. Bau.se.
678 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
2 1 78. Frau Christiane Regina Boehme, geb. Hetzer. Halbfigur nach
(2325.) links auf dunkelgrauem Grunde. Die Dargestellte ist die Gattin
22 b. des vorigen. Sie trägt ein goldgelbes, vorn ausgeschnittenes, mit
Spitzen und grünen Schleifen besetztes Kleid, legt ihre Hände
vorn übereinander und hält einen Fächer in der Rechten.
Leinwand; h. 0,90; br. 0,G8. — 1862 mit den vorigen und den folgenden
beiden von Herrn Prof. J. Bertrand in Dresden geschenkt. — Gegenstück zum vori-
gen. - - Gestochen 1782 von J. F. Bause.
2 1 79. Der Justizamtmann Hetzer. Halbfigur leicht nach links auf
(2326.) grauem Grunde. Der Dargestellte war der Bruder der vorigen.
22 b. Er trägt einen schwarzen Sammetrock, unter dem vorn weisse
Spitzenwäsche hervorblickt. Mit der allein sichtbaren Rechten
macht er eine redende Bewegung.
Leinwand; h. 0,90; br. 0,68. — 1882 mit den vorigen drei und dem folgen-
den von Hrn. Prof. J. Bertrand in Dresden geschenkt. — Gegenstück zum folgenden.
2 1 80. Frau Hetzer. Halbfigur nach rechts auf grauem Grunde.
(2327.) Die Dargestellte war die Gattin des vorigen. Sie trägt ein
22 b. weisses Kleid mit weissem Brusttuch und schwarzer Mantille.
Ihre Hände legt sie vorn übereinander.
Leinwand ; h. 0,90 ; br. 0,68. — 1882 mit den vier vorigen von Herrn Prof.
J. Bertrand geschenkt. — Gegenstück zum vorigen.
2180 A. Bildniss der alten Frau Ruquet. Gest. 1826 zu Dresden.
22 b. Mutter des 1824 gestorbenen Leipziger Kaufmanns Ruquet.
Halbfigur nach links auf grauem Grunde. Schwarzes Kleid,
blaue Gürtelschärpe, weisses Brusttuch; graues Haar. Die
Hände ruhen im Schoosse.
Leinwand; h. 0,70V2; tr. 0,56V2- — 1887 Geschenk des Herrn Louis Bar-
fuss in Kötschenbroda.
Angelica Kauffmann.
Geb. zu Chur den 30. October 1741; gest. zu Rom den 5. No-
vember 1807. Schülerin ihres Vaters Joh. Joseph Kauffmann.
Sie führte ein Reiseleben. Hauptsächlich in Italien; von 1766
bis 1781 in England, wo sie sich anfangs mit einem Aben-
teurer, von dem sie geschieden wurde, 1781 aber mit dem Maler
Antonio Zucchi verheiratete. Mit dem letzteren siedelte sie zuerst
nach Venedig, dann nach Rom über.
F. Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert. 679
Weibliches Bildniss als Sibylle. Halbfig-ur nach links auf 2181.
braunem Grunde. Sie trägt ein weisses Unter-, ein blaues (2160.)
Obergewand und ein grünliches Kopftuch. Ihren Kopf stützt 22 b.
sie mit der Rechten auf die links stehende Brüstung; mit der
Linken hält sie die Schriftrolle, auf der die Inschrift »Sibylla
. . . .^< Bezeichnet links an der Brüstung:
Jn^ M KO'JJ'Z
Leinwand; h. 0,91; br. 0,72V2- — 1782 erworben H. — Inv. 1809, N. 1795.
Katalog von 1812. — Gegenstück znm folgenden. — Gestochen von Jos. Canalo ^
m, 36. — Phot. Braun IV, 40.
Weibliches Bildniss als Vestalin. Halbfigur nach links, mit 2182.
dem Oberkörper nach rechts. Mit dem linken Ellenbogen stützt (2161.)
sie sich auf die rechts angebrachte Brüstung. Ihre ganz weisse 22 b.
Kleidung vervollständigt ein weisser Schleier, an den sie mit
ihrer Linken fasst, während sie in der Rechten eine römische
Lampe auf ihrem Schoosse hält. Bezeichnet rechts an der
Brüstung, ähnlich dem vorigen : Angelica Kauffm . . . Pinx,
Leinwand; h. 0,9172; br. 0,71Va. — 1782 erworben H. — Inv. 1800 N. 1794.
Katalog von 1812. — Gegenstück zum vorigen. — Gestochen von C. G. Schulze ^
m. 7. — Phot. Braun III, 40 und Phot. Ges.
Die verlassene Arladne. Sie sitzt in weissem Chiton und 2183.
grün-rot schillerndem Himation nach rechts gewandt unter dem (2162.)
Felsen und streckt die Arme wehmütig nach dem auf dem Meere 22 b.
davonsegelnden Schiffe des Theseus aus. Zu ihren Füssen hockt
ein weinender Amor.
Leinwand ; h. 0,88 ; br. 0,70Vi. — 1782 erworben H. — Inv. 1809, N. 1796.
Katalog von 1812. — Gestochen von E. G. Krüger ^ III, 8.
Caroline Friederike Friedrich.
Geb. zu Dresden (Friedrichstadt) den 4. März 1749; gest. da-
selbst den 20. Januar 1815. Schülerin ihres Vaters David Fried-
rich Friedrich und ihres Bruders Joh. Dav. Alexander Friedrich.
Ehrenmitglied der Dresdener Kunstakademie. Thätig in Dresden.
680 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrhundert.
2 1 84. Wein und Backwerk. Auf grauem Steintisch steht links ein
(2163.) Spiegel mit blauem Bande; rechts eine Flasche Wein und ein
Comm.-Z. Glas; in der Mitte süsses Backwerk. Bez. 1. u. (in einer Reihe):
y^<p^rounc\. K^r/eoericc\^ Z/^/'icdr/ch*
Leinwand ; h. 0,62i|2 ; br. ()A?,\. — Zuerst im Katalog von 1817.
Johann Christian Klengel.
Geb. zu Kesselsdorf den 5. Mai 1751; gest. zu Dresden den
19. December 1824. Schüler des Chr. W. E. Dietrich. 1777
Mitglied, aber erst 1800, nach der Heimkehr von einer italieni-
schen Reise, Professor der Dresdener Akademie.
2185. Apoll mit den Heerden des Admet, Rechts der baumreiche
(2164.) Bergabhang; links unten unter rötlichem Abendlichte die Meer-
31 c. bucht. In der Mitte steht Apollon, der seine Leyer neben sich
gesetzt hat, und bläst die Hirtenflöte. Rinder und Schafe weiden
umher. Bezeichnet halb links unten an einem Architekturstück:
Leinwand ; h. 0,97 ; \>x. 1,46. — 1825 von den Erben des Malers. Katalog
von 1826.
2 1 86. Arkadische Landschaft. Links ein Bergabhang mit mächti-
(2165.) gem Baumwuchs; im Gebüsch ein alter Sarkophag; weidende
31 a. Ziegen daneben. Rechts ein Wasserfall in einer Felsenschlucht;
drei nackte oder halbnackte Frauen daneben. Im Mittelgrunde
Gebäude auf sonniger Höhe. Bezeichnet links unten: Klengel,
Leinwand; h. 1,15; br. 1,67. — 1855 von der Tochter des Künstlers geschenkt.
F. Deutsche Schulen. XVIIl. Jahrhundert. 681
Joseph Grassi.
Geb. zu Wien den 22. April 1757; gest. zu Dresden den
7. Januar 1838. Schüler der Wiener Akademie. 1799 Pro-
fessor der Dresdener Akademie ; 1816 — 1 8 2 1 als Studien-Director
der sächsischen Pensionäre in Rom. Dann wieder in Dresden,
Johannes der Täufer. Halbfigur nach rechts auf grauem 2187.
Grunde. Der Täufer, welcher sein Antlitz dem Beschauer zu- (2166.)
wendet,, trägt seinen Kreuzesstab über der linken Schulter und 22 b.
deutet mit der Rechten gen Himmel.
Leinwand; h. 0,83; br. 0,(i2^2- — 1B38 als Veimächtniss des Künstlers zur
Galerie.
Der Apostel Petrus. Brustbild nach links auf graubraunem 2188.
Grunde. Der Apostel hat graues krauses Haar und einen grauen (2167.)
krausen Vollbart. Er trägt einen gelben Mantel und schlägt 22 c.
sich mit seiner Rechten an die Brust.
Leinwand; h. 0.62: br. 0.48^ 2- — Zuerst im Katalog von 1843. Wohl gleicher
Herkunft, wie das vorige.
Christian Leberecht Vogel.
Geb. zu Dresden den 6. April 1759; gest. daselbst den 11. April
1816. Schüler des Joh. Eleazar Zeisig, gen. Schönau (Schenau)
daselbst. Professor der Dresdener Akademie (ihr Mitglied schon
fi'üher) erst seit 1814.
Des Meisters Söhne. Die beiden Knaben sitzen nebenein- 2 1 89.
ander auf dem Tussboden. Der links sitzende trägt ein braunes, (2168.)
blau gefüttertes Röckchen und hält mit beiden Händen ein Bil- 22 b.
derbuch auf seinen Knieen. Sein Brüderchen im roten Röck-
chen hält eine Peitsche in der Hand und blickt von rechts
hember mit in's Buch.
Leinwand; h. 0,7b^'^: br. 0,99^ 2- — 1^1" "^'on den Erben gekauft; dement-
sprechend zuerst im Katolog von 1819. — Berühmtes, übrigens mehrfach wiederholtes
Bild des Meisters. Vergl. Nagler's Künstler-Lexikon Bd. XX, N. 492. — Lith. von Hanf-
staengl. — Phot. Braun \T:II, 24.
M
ZWEITER HAUPTTEIL.
DIE NEUEREN GEMÄLDE.
(SEIT DEM ANFANG DES XIX. JAHRHUNDERTS.)
Anmerkung.
Die Schwierigkeiten, welche einer Anordnun«)^ der deutschen Maler des neun-
zehnten Jahrhunderts nach Schulen gerade deshalb entgegenstehen, weil die deutschen
Künstler nicht nur als Schüler, sondern auch als Meister ihren Wohnort öfter zu
wechseln pflegen, wurden keineswegs verkannt. Der Geburtsort des Künstlers konnte
an sich natürlich fast niemals maassgebend sein , aber auch der Ort, an dem er zum
Künstler herangebildet worden, nicht immer. .Jedenfalls schien es notwendig, die
Meister, welche selbst schulbildend gewii-kt haben oder Avirken, der Gruppe des Ortes
dieser Wirksamkeit zuzuteilen. In anderen Zweifelfällen musste der Charakter der
Malerei des Meisters, in einigen sogar der Ort, an dem gerade das in der Dresdener
Galerie befindliche Bild entstanden, für unsere Zwecke maassgebend sein. Jedenfalls
erschien der Versuch dieser Einteilung zu lehrreich, als dass seiner Schwierigkeiten
wegen auf ihn hätte verzichtet werden dürfen. Die Zweifelfälle bilden doch auch
nur Ausnahmen.
Erster Abschnitt.
]>ie deutsehen Sehulen.
I. Die Dresdener Schule.
Traugott Leberecht Pochmann.
Geb. zu Dresden den 6. December 1762; gest. daselbst den
23. April 1830. Schüler Anton Graff's und Giov. Batt. Casanova's.
1796 Pensionär, später Professor der Akademie zu Dresden.
Selbstbildniss des Künstlers. Kniestück nach rechts auf gelb- 2 1 90.
grauem Grunde. Der Künstler sitzt in dunkelblauem Kock und (2169.)
weisser Halsbinde an seiner Staffelei, hält Pinsel und Palette in 31 b.
der Linken und blickt sich nach dem Beschauer um.
Leinwand; h. 1,00; tr, 0,80. — Im Januar 1847 von der Tochter des Künst-
lers gekauft.
Gerhard von Kügelgen.
Geb. zu Bacharach am Rheine den 6. Februar 1772; gest. bei
Dresden den 27. März 1820. Schüler des Januarius Zick in
Coblenz und des Chr. Fessel in Würzburg. Auf vielen Reisen
weitergebildet; 1791 in Rom, 1798 in St. Petersburg, seit 1805
in Dresden, wo er 1811 zum Ehrenmitgliede, 1814 zum ausser-
ordentlichen Professor der Akademie ernannt wurde. Er starb
durch Morderhand zwischen Loschwitz und Dresden.
686 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
2191. Der verlorene Sohn. Halbfigur nach links vor laudschaft-
(2171.) lichem Hintergrunde. Der blonde junge Mann trägt eine Binde
43 a. um den Kopf und ein weisses Gewand. Er legt die Hände,
schmerzlich gen Himmel blickend, gefaltet an seine Brust.
Eine Thräne perlt aus seinem Auge. Der Stab ruht in seinen
Armen. Links und rechts in der Landschaft weiden die Schweine.
Leinwand; h. 0,06V2- l^r- 0,75. — Erst 1820 gemalt und in diesem Jahre aus
dem Nachlass des Künstlers. Zuerst im Katalo": von 1826.
Ferdinand Hartmann.
Geb. zu Stuttgart den 14. Juli 1774; gest. zu Dresden, den
6. Januar 1842. Gebildet in Stuttgart und Rom. 1801 erhielt
er den Goethe-Preis in Weimar. Seit 1803 lebte er in Dresden,
wo er 1810 Professor, später Director der Akademie wurde.
2192. Selbstbildniss des Künstlers. Brustbild nach rechts ohne
(2172.) Hände auf grauem Grunde. Der blauäugige Künstler trägt
22 a. einen braunen Rock über gelber Weste und eine weisse Halsbinde.
Leinwand; h. 0,64; t»r. 0,50. — 1874 von Frau von Witzlebeu gekauft.
Kaspar David Friedrich.
Geb. den 5. Sept. 1774 zu Greifswalde; gest. den 7. Mai 1840
zu Dresden. Schüler des Universitäts-Zeichenlehrers Dr. J. G. Qui-
storp zu Greifs walde; 1794 in Kopenhagen weitergebildet. Seit
1798 in Dresden, wo er 1824 Professor der Akademie wurde.
2193. Zwei Männer in Betrachtung des Mondes. Links am Felsen-
(2173.) hange zwischen mächtigen Bäumen stehen zwei Männer, fast
31 a. von hinten gesehen, in die Betrachtung der Mondsichel ver-
sunken, die vor ihnen in bräunlichem Nebeldufte schwebt.
Der zur Linken legt seinen Arm um die Schulter des Freundes.
Leinwand : h. 0,35 ; br. 0,44. — 1840 aus des Künstlers Nachlass erworben.
— 1819 gemalt.
2194. Das Hünengrab. In der Mitte der mächtige bräunliche
(2175.) Felsblock unter aufsteigendem grauen Sturmgewölk. Wildes
31 d. Gestrüpp rings umher. Rechts ein zersplitterter Baumstumpf.
Leinwand; li. 0,55; br. 0,71. — ISGO aus der Dresdener Kunstakademie, fiir
welche es 1824 als Receptionsbild gemalt worden war.
I. Dresdener Schule. XIX. Jahrhundert. 687
Rast bei der Heuernte. Morgenstimmung-. Vorn die Wiese 2 1 95.
mit Heuschobern. Knechten und Mägden. Im Mittelgrunde (2174.)
links ein Landsee. in der Mitte mächtige alte Kuiuemnasseu. Comm.-Z.
Im Hintergrunde bewaldete Hügel, über denen sich noch
violettgraues Nebelgewölk an dem goldgelben Morgenhimmel ballt.
Leinwand: h. O.T^Vo: Ir. 1.02. — 1^40 aus dorn Nachlass des Künstlers er-
worben. — Es gilt für sein letztos, 1S35 gemaltes Bild.
Johann Karl Roessler (Rösler).
Geb. zu Görlitz den 18. Mai 1775; gest. zu Dresden den
20. Februar 1845. Schüler G. B. Casanova's in Dresden, wo
er sich 1807,, von Italien heimgekehrt, niederliess. Seit 1810
war er Mitglied, seit 1815 Professor der Akademie.
Der Schauspieler und Entomologe Ochsenheimer. Kuiestück 2196.
mit den Beinen nach rechts und dem Kopfe nach links. Der (2176.)
helläugige, dunkelblonde junge Mann in weissen Strümpfen. 43 c.
braunen Kniehosen, schwarzem Kock, weisser Binde stützt sich
mit dem linken Ellenbogen auf seine Knie.
Leinwand ; h. 0.81 : br. 0,G8. — 1868 Geschenk des Herrn Hofschau-
spielers Heine.
Friedrich Matthäi.
Geb. zu Meissen den 4. März 1777; gest. zu Wien den
23. October 1845. Schüler G. B. Casauova's an der Dresdener,
seit 1797 Füger's an der Wiener Akademie; 1802 bis 1808
in Italien-; 1810 Professor der Dresdener Akademie; 1823
Inspector, später Director der Königl. Gemäldegalerie. Er starb
in Wien auf der Heimkehr von einer italienischen Reise.
Die Ermordung des Aegisth. Aegisth ist in der Mitte des 2197.
Bildes in die Knie gesunken. An seiner linken Seite hält (2178.)
Pylades ihn fest, an seiner rechten drückt Orest ihn mit einem 31 a.
Knie zu Boden und erhebt das Schwert, um ihn zu durch-
bohren. Eechts hinter dieser Gruppe liegt der Leichnam
Klytämnestra's auf einem Ruhebette. Entsetzte Zuschauer vorn
rechts und links im Mittelgrunde.
Leinwand; h. 1.58: br. 2,39. — 1858 von den Erben des Künstlers gekauft.
— Das Bild entstand während des ersten Anfentlialts des Künstlers in Italien und
trug ihm in Florenz die Ehrenprofe.ssur der dortigen Akademie ein.
688 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2 1 98. Der Tod des Kodrus. In der Mitte bricht Kodrus, spärlich
(2177.) und ärmlich gekleidet, zu Tode verwundet zusammen. Ein junger
31 a. behelmter Krieger hält ihn von hinten. Eine junge Frau beugt
sich über ihn. Rechts vorn breitet ein Alter knieend einen gelben
Mantel aus. Links vorn nimmt ein Krieger, der seinen Streit-
wagen besteigt, Abschied von einem Knaben. Im Hintergründe
Kampfgewühl.
Leinwand; h. 0,37; br. 0,52. — 1846 von den Erben des Künstlers gekauft.
— Es ist die Skizze zu dem grossen Bilde, ■welches die Stände der Niederlausitz dem
Kreissyndicus von Houwald verehrten. H.
Therese (Caroline Therese) Richter.
Geb. zuDresden am 1 0. Dec. 1777; gest. daselbst den 1 8. Oct. 1865.
Schülerin der Caroline Friederike Friedrich (oben N. 2184).
Thätig zu Dresden.
2199. Ein Karpfen, Gemüse und Früchte. Auf einem hölzernen
(2179.) Küchentische vor grauem Grunde liegt ein Karpfen; rechts neben
Comm.-Z. ihm eine Mohrrübe, ein Kettig, ein Stachelbeerzweig und ein
Schmetterling. Bezeichnet unten in der Mitte: Compose et
jpeint df apres nature par Therese Richter ä Dresde,
Van 1807.
Leinwand; h. 0,43; br. 0,56*/,. — Geschenk der Künstlerin. — Zuerst im
Katalog von 1856. Inventar 1855 S. 6.
2200. Eichhörnchen am Hirschgeweih. Auf einem Felsblock vor
(2180.) gelbbraunem Grunde liegen ein Hirschgeweih, einige Haselnuss-
Comm.-Z. büschel und Blüthenzweige. Auf dem Geweih sitzen zwei Eich-
hörnchen, Nüsse verzehrend. Bezeichnet unten links: ComposS
et p. d'apres nature, de Therese Richter d. Dresde,
Fan 1809.
Leinwand; h. 0,63; br. 0,87. — Zuerst im Katalop: von 1856. Inv. 1855 S. 6.
Heinr. Gotth. Arnold.
Geb. zu Lomnitz bei Radeberg den 4. März 1785; gest. zu
Dresden den 3. Mai 1854. Schüler des Professor J. D. Schubert
an der Dresdener Akademie. Später selbst Akademie -Professor
in Dresden.
220 1 . Selbstbildniss des Künstlers. Brustbild nach rechts auf
(2181.) grauem Grunde. Der braunäugige Meister mit halb ergrautem
Comm.-Z. Haare in grünem, mit grauem Pelz besetzten Ueberrock und
weisser Halsbinde wendet sein Gesicht dem Beschauer zu.
Leinwand; h. ÖO'A; br. 0,41 Va- — 1874 im Kunsthandel erworben.
I. Dresdener Schule. XIX. Jahrhundert. 689
Gust. Heinr. Naecke (Naeke).
Geb. zu Frauenstein den 4. April 1785; gest. zu Dresden den
10. Januar 1835. Schüler Joseph Grassi's an der Dres-
dener Akademie. Einige Jahre in Rom. Seit 1825 Professor
der Dresdener Akademie.
Selbstbildniss des Meisters. Brustbild nach rechts, doch mit 2202.
dem Gesichte dem Beschauer zugewandt, auf grauem Grunde. Der (2182.)
dunkelblonde, bartlose, blauäugige Künstler ti'ägt einen grünen 4=3 c.
Rock über gelber \yeste und eine weisse Halsbinde.
Leinwand; h. 0,44; br. 0,40. — 1866 durch Bürgermeister Hübler der Galerie
vermacht. — Das Bild ist 1814 gemalt.
Johann Christian Claussen Dahi.
Geb. zu Bergen in Norwegen den 24. Februar 1788; gest. zu
Dresden den 14. Oct. 1857. Lernte die Anfangsgründe seiner
Kunst in seiner Vaterstadt, bezog 1811 die Akademie zu Kopen-
hagen, liess sich 1818 in Dresden nieder, von wo er wiederholte
Studienreisen nach Tirol und in seine Heimat unternahm. Er war
in Dresden Akademie-Professor.
Waldbach am Gebirge. Zwischen Felsblöcken schäumt, 2203.
Tanuenstämme mit sich fortreissend, der Waldbach zum Vorder- (2184.)
gründe rechts herab. In der Mitte, vom Sturme bewegt, zwei 31 d.
Birken. Rechts im Mittelgrunde Tannenwald. Links im Hinter-
grunde Berggipfel über Waldwipfeln. Die Sonne steht links röt-
lich hinter Wolken. Bezeichnet halblinks unten: Dahl 1819.
Leinwand; h. 0,76; br. 0,61. — 1868 aus der Sammlung der hiesigen Kunst-
akademie, für die es als Receptionsbild gemalt worden war.
Grosse Berglandschaft. Blick von hohem Standort. Rechts 2204.
führt ein Weg an Sennhütten vorbei. Links in der Schlucht ein (2183.)
Fluss, der im Mittelgrunde als Wasserfall vom Gebirge stürzt. 24 c.
Im Hintergrunde links eine schroffe Felsenpyramide, rechts ein
mit Schnee bedeckter Bergrücken. Bezeichnet rechts unten am
Stein: J. Dahl 1850. (Das J im D.)
Leinwand; h. 1,83; br. 2,37. — 1853 von den Ausstellungsgeldern und dem
Katalogfonds der Königl. Galerie erworben. — Der bisherige Katalog bezeichnet den
Gegenstand als »Norwegische Landschaft. < Uns sieht sie eher tirolisch als nor-
wegisch aus.
44
690 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
Karl Vogel von Vogelstein.
Geb. zu Wildenfels im Scächsischen Erzgebirge den 26. Juni 1788;
gest. zu München den 4. März 18 08. Schüler seines Vaters, des
sächsischen Hofmalers Chr. Leberecht Vogel und der Dresdener
Akademie. Thätig von 1808 bis 1812 in St. Petersburg; von
1813 bis 1820 in Italien; seit 1820 als Akademie-Professor in
Dresden, seit 1853 in München.
2205. Papst Pius VII. Ganze Figur nach links. Im Hintergrund
(2186.) ein grüner Vorhang. Der Papst sitzt in seiner Amtstracht mit
^ 20. dem roten Sammetkragen auf rot bezogenem Holzsessel an rot
bedecktem Tische, auf dem ein Crucifix steht und ein Gebetbuch
liegt. In der Rechten hält er ein weisses Tuch.
LeiiiTrand; h. l.ßOi^: br. l.l.T. — Eig-entum Sr. Majestät des Königs. Seit
1S5.J zur Aufbewahrung in der Galerie. Das Bild wurde 1817 in Rom gemalt.
2206. König Friedrich August der Gerechte von Sachsen. Halb-
(2185.) figur nach links auf grauem Grunde. Der König trägt eine weisse
43 c. Perrücke, einen roten Uniformrock mit gelben Aufschlägen und
silbernen Epauletten. Seine Orden schmücken seine Brust: die
rechte Hand steckt er vorn in den Rock. Bezeichnet auf der
Rückseite: FRIEDRICH AVGVST KÖNIG VON SACHSEN
72ach der Natur gemalt von C. Vogel. Dresden 1823.
Ahoruholz ; h. O.72V2; br. 0,57 Vi- — Zuerst im Katalog von 183.5.
2207. König Johann noch als Prinz, zugleich als Vorsitzender des
(2187.) Geh. Finanz-Collegiums. Kniestück nach links, doch mit dem
43 c. Kopfe nach rechts gewandt. Der Prinz, welcher einen schwarzen
Frack, eine violette Weste und schwarze Beinkleider trägt, sitzt
an seinem Arbeitstische, auf dem ein Schreibheft liegt. Er
hält die Gänsefeder in der Rechten und stützt sich mit der
Linken auf die Lehne des Sessels. Bezeichnet auf der Rück-
seite: Prinz Johann, Herzog zu Sachsen, geb. am
12. Dec. 1801. Das Präsidium im Königl: Geheimen
Finanz -Collegio führend. Gemalt für Sr. Exl: dem
(sie) Herrn Finanz -Minister i^on Zeschau. C. Vogel
}nnx. Pillnitz 1832.
Leinwand ; h. 1,23: br. 0,97. — 1874 aus dem Königl. Fiuanz-Aliuisterium.
— Eigentum des Fiscus.
2208. Bilderfolge aus Goethe's Faust. Mittelbild, von kleineu
R-.-A. Nebenbildern umrahmt, das Ganze in Gestalt eines gotischen
Fensters. 1. Ganz oben in der Mitte: Gottvater. 2. Rechts
1. Dresdener Schule. XIX. J ahrhuiulert. 691
daueben: Scene im Himmel. 3. Grosses Mittelbild: Faust,
dem der Geist erscheint, in seiner Zelle. 4. Rechts darüber:
Faust. Wagner und der Pudel auf dem Spaziergange. 5. Rechts
oben im Spitzbogen: Faust in der Hexenküche; er sieht das
Zauberbild eines schönen Weibes. 6. Links oben im Spitz-
bogen: Faust und Gretchen im Garten. 7. Links in der
Mitte: Gretchen in der Kirche. 8. Links unten: Yalentin's
Tod. 9. Rechts in der Mitte: Auf dem Blocksberge. 10. Ganz
unten in der Mitte: Faust und Mephistopheles zu Rosse unter
dem Rabensteine. 11. Rechts unten: Kerkerscene. 12. Ganz
oben links: Gretchen wird als Büsserin gen Himmel getragen.
Bezeichnet rechts unten: AngefcnKjen zu Dresden 1847.
Beendet 2u Venedig 1852 von C. Vogel
Auf Leiuwaml. CTesammthühe 3.90: br. 3.0G. — 1867 vom Künstler geschenkt.
Carl Gustav Carus.
Dr. med. Geb. zu Leipzig den 3. Jan. 1789; gest. zu Dresden
den 28. Juli 1869. Carus war Königl. Leibarzt zu Dresden und
Gelehrter (Naturforscher.. Philosoph. Kunstschriftsteller) von Fach,
als Künstler nur Dilettant, doch suchte er besonders seinen Theo-
rien über die Stimmungslandschaft auch praktisch künstlerische
Geltung zu verschaffen.
Frühlingslandschaft. Durch einen Wald, der das Rosenthal 2209.
bei Leipzig darstellt, schlängelt sich der stille Fluss. in dem (2189.)
die Bäume sich spiegeln. Die grossen Bäume sind noch kahl C.-Z.
und braun; der Rasen und die Büsche aber sind schon grün,,
und vorn blühn gelbe Blumen. Bezeichnet rechts unten:
Carus pinx. 1814.
Leinwand : h. 0,34 : br. 0.43*/,. — 1809 als Verniächtniss des Künstlers.
Mondscheinlandschaft. Ein stiller Weiher, in dem vorn 2210.
Schilf spriesst. ist im Mittelgrunde von dunklem Waldrande (2190.)
begrenzt. Der Vollmond steht in der Mitte des Himmels und C.-Z.
wirft seinen Spiegelstreifen in die Flut. Einzelne Sterne glänzen
neben ihm.
Pappe: h. 0.30: br. 0,41. — 1809 als Verniächtniss des Künstlers.
Moritz Müller, gen. Steinla.
Geb. zu Steinla bei Hildesheim den 21. Aug. 1791; gest. zu
Dresden den 21. Sept. 1858. Schüler der Dresdener Akademie.
44*
692 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
Hauptsächlich als Kupferstecher berühmt. Professor der Dresdener
Akademie. Er hatte seinen Namen amtlich in Steinla ver-
wandeln lassen.
22 M . Selbstbildniss des Künstlers. Halbfigur nach rechts auf
(2191.) grauem Grunde. Der graublonde, blauäugige Künstler mit
43 c. kleinem Backenbart trägt einen grauen, mit schwarzem Pelze
besetzten Rock und hält den Stift in der Rechten auf seinem
Knie. Bez. links unten: Steinla se ips. pinxit. 1826.
Leinwand; h. 0,83; br. 0,67. — 1857 vom Künstler geschenkt.
Julius Schnorr von Carolsfeld.
Geb. zu Leipzig den 26. März 1794; gest. zu Dresden den
24. Mai 1872. Schüler seines Vaters Hans Veit Schnorr, seit
1811 der Wiener Akademie; seit 1817 in Rom im Kreise
von Cornelius, Overbeck, Veit, Koch weiter entwickelt. 1827
bis 1846 Akademie-Professor in München. Von 1846 bis zu
seinem Tode Director der Königl. Kunstakademie und Director der
Königl. Gemälde-Galerie zu Dresden.
2212. Die Familie Johannes des Täufers bei der Familie Christi.
(2194.) ^it demütig gesenkten Blicken und über dem Buche auf
23 b. ihrem Schoosse ineinandergelegten Händen sitzt Maria, nach
rechts gewandt, links vorn im eingezäunten Blumengarten.
Zu ihren Füssen schlummert das Christkind. Joseph steht
jenseits des Gartenzaunes und empfängt den von rechts nahenden
Besuch: Zacharias, Elisabeth und den Johannesknaben. Im
Hintergründe eine helle Landschaft. Bezeichnet rechts unten:
J. S. (als Monogramm) zwischen 1817.
Leinwand ; h. 1,23 ; br. 1,02. (Oben halbrund.) — 1868 aus von Quandfs
Sammlung.
2213. Des Ananias Besuch bei Paulus. Vorlage zum unteren Teil
(2192.) eines Kirchenfensters. Im Mittelfelde unter einem Bogen sitzt
43 b. der Apostel nach links gewandt, mit gefalteten Händen in sich
zusammengesunken. Von einem Engel geleitet, schreitet der
graubärtige Ananias die Stufen zu ihm hinab. Auf den durch
Pilaster abgegrenzten Seitenbildern kniet links der Stifter, hinter
dem sein Sohn steht, rechts die Stifterin, hinter welcher ihre
Tochter steht. Bezeichnet rechts unten: J. S. (als Monogramm)
zwischen 1865.
I. Dresdener Schule. XIX. Jahrhundert. 693
Papier auf I^inwand : h. 3,29 : br. 3.73. — 1867 erworben. — Die Aquarell-
skizze auf Papier zu dem ganzen Fenster, in dessen oberem Teil die Bekehrung des
Saulus dargestellt ist, befand sich ebenfalls in der Königlichen Gemäldegalerie, ist
jedoch 1834 an das Königl. Kupferstich-Cabinet abgegeben worden. — Das ausgeführte
Glasfenster befindet sich in der Pauls-Kirche zu London. — Unter dem Bilde die
engüsche Süfterinschrift : THE GIFT OF THOMAS BRO^YN ESQ. ANXO DOMINI
MDCCCLXIV.
Ernst Ferdinand Oehme.
Geb. zu Dresden den 23. April 1797; gest. daselbst den
10. Sept. 1855. Schüler der Dresdener Akademie. In Italien
weitergebildet. Thätig in Dresden.
Herbstabend im Grossen Gehege bei Dresden. In der Mitte 2214.
führt die grosse Allee bildeinwärts. Links die Wiesen, rechts die (2195.)
Elbe. Vorn links eine Schaf heerde. deren Hirt mit einem Buche 31 d.
in den Händen vor einem Holzfeuer sitzt. Weiter rechts eine Frau
mit zwei Kindern. Bezeichnet rechts unten: E. 0. (das E im 0)
zwischen 1830.
Leinwand; h. 0,81; br. 0,71. — 1873 vom Maler Schwemer erworben.
Gustav Adolf Hennig.
Geb. zu Leipzig den 12. Juni 1797 ; gest. daselbstam 15. Jan. 1869.
Schüler der Leipziger Akademie. Vollendete seine Studien in
Rom. Später Director der Leipziger, 1840 auch Professor der
Dresdener Akademie.
Die Findung Mosis. Rechts der Fluss, an dessen Gestade der 2215.
kleine Moses in seinem Korbe angetrieben ist. In der Mitte beugt (2196.)
sich die ägyptische Königstochter im roten Mantel hinab; zu 23 d.
ihren Füssen nehmen zwei Dienerinnen sich des Findlings an.
Links im Gebüsch eine dritte. Bez. links unten: G. A. Hennig
imix. 184S.
Leinwand; h. 0,52 ; br. 0,5G. — 1873 im Kunsthandel erworben.
Karl Goülob Peschel.
Geb. zu Dresden den 31. März 1798; gest. daselbst den 3. Juli
1879. Seit 1812 Schüler der Dresdener Akademie, insbesondere
des Prof. Pochmann; 1825 — 26 in Italien. Später in Dres-
den ansässig.
694 JDeutsclie des neunzehnten Jahrhunderts.
2216. Jakobs Heimzug nach dem gelobten Lande. Der Zug bewegt
(2197.) sich von rechts nach links. Jakob sitzt in der Mitte in gelber
23 c. Tunica und roter Toga auf einem Esel und blickt mit ausge-
breiteten Armen gen Himmel, wo ein Keigen erwachsener Engel
in langen Gewändern ihm entgegenschwebt. Ganz links vorn die
Schaf heerden , neben denen einer der Führer auf sein Antlitz
niedergesunken ist, während ein Knabe mit gefalteten Händen
gen Himmel blickt. Weiter zurück halten zwei Führer mit ihren
Kameelen unter einer Palmengruppe. Bezeichnet rechts unten:
C. P. (als Monogramm) pinx. 1845.
Leinwand; h. 1,32; br. 1,7G. Oben halbrund. — 1845 durch die Lindenau-
Stiftung erworben.
2217. Christus, das Abendmahl austeilend. Der Heiland steht nach
(2198.) rechts gewandt mit der Hostie in der Kechten, dem Kelche in
23 d. der Linken vor einer Gartenlandschaft im blumigen Rasen. Links
hinter ihm knieen drei bekränzte Engel. Rechts vor ihm knieen
zw^ei Pilger, denen er das Abendmahl reicht; hinter ihnen, von
einem Engel herbeigeführt, eine Frau mit ausgebreiteten Armen.
Bezeichnet links unten : C. P. (als Monogramm) j)inx. 1851.
Leinwand; h. 0,32; br. 0,54. Oben halbrund. — 1851 mit den Ausstelluugs-
goldern erworben.
August Richter.
Geb. zu Dresden den 3. Juni 1801; gest. auf dem Sonnenstein
zu Pirna den 19. November 1873. Anfangs Schüler der Dres-
dener Akademie, dann des P. Cornelius in Düsseldorf. Später
Professor der Dresdener Akademie.
2218. Hagar und Ismael in der Wüste. Hagar kniet nach links ge-
(2199.) wandt mit ihrem schlummernden Knaben auf dem Schoosse in
31 c. der Wüste und blickt dankbar zu dem hinter ihr stehenden
Engel empor, der mit beiden Armen auf die links blinkende
Quelle deutet.
Leinwand; h. 0,93; br. 0,77'/j. — ls75 vom Instituts-Director Krause geschenkt.
Carl Johann Bahr.
Geb. zu Riga den 18. August 1801; gest. zu Dresden den
29. September 1869. Studirte in Dresden. Liess sich, nach
wiederholtem Aufenthalt in Italien, zuerst in Riga. 1832 aber
in Dresden nieder, wo er seit 1840 Akademie-Professor war.
I. Dresdener Schule. XIX. Jalirhiuuleit. 695
Finnische Zauberer vor Iwan dem Schrecklichen. Der Zar 2219.
sitzt bleichen Antlitzes, nach rechts i^ewandt, in der Mitte des (2200.)
Bildes auf einem Sessel. Hinter ihm stehen seine Angehörigen. 31 c.
Links vorn sitzen seine Käte, deren einer sich vor ihm nieder-
geworfen hat. Kechts vor ihm stehen die finnischen Zauberer,
deren einer rücklings zu Boden gestürzt ist. wahrend ein an-
derer mit erhobener Rechten dem Zaren sein Ende voraussagt.
Hinter ihnen in der Thür eine Schildwache. Bezeichnet links
unten: 1850 C. Bahr (C und B zusammengezogen).
Leinwand: h. 1,93: br. 2,58. — 1S52 durcli die Lindenau-Stiftuug erworben.
Adrjan Ludwig Richter.
Geb. zu Dresden den 28. September 1803, gest. daselbst den
19. Juni 1884. Schüler seines Vaters, des Kupferstechers Prof.
Karl Aug. Richter an der Dresdener Akademie; unter dem Ein-
fluss von C. Dav. Friedrich. Dahl und Carus. sowie 1823 bis
1826 in Rom weiterentwickelt. Seit 1836 Professor der Dresdener
Akademie. Am berühmtesten als Zeichner deutschen Volkslebens.
Ueberfahrt am Schreckenstein bei Aussig. Links auf schroffem 2220.
Felsen die Ruine der Burg Schreckenstein. In der Mitte auf der (2202.)
Elbe das Fährboot, gerudert und gesteuert von dem rechts am 23 c.
Ende des Bootes seine Pfeife rauchenden alten Fährmann. Am
anderen Ende des Bootes sitzt ein Greis, welcher die Harfe schlägt,
ihm gegenüber ein lauschender Jüngling, während ein Knabe einen
Zweig durch's Wasser gleiten lässt. In der Mitte des Nachens
steht ein "Wanderer mit dem Ranzen auf dem Rücken ; hinter ihm
sitzt ein Liebespärchen ; vor dem Fährmann steht ein Mädchen
neben ihrem Heukorbe. Bez. 1. u.: L. Richter. 1837.
Leinwand: h. 1,10; l»r. 1,56. — 1875 vom Kunsthändler Geller in Dresden.
— Eine kleinere "Wiederhohm^ von 1840 im Privatbesitze zu Berlin. — Die Ent-
würfe zu dem ganzen Bilde and den einzelneu Gestalten befinden sieh im K. Kupfer-
stich-Cabinet zu Dresden. — Oiestochen von H. Biirkner ^ Neues G.-W. II, 1 : verlier
von Ad. Xeumiiiiu. Ueber andere Keproductiouen vergi. W. Ros.smauns Text zum
Neuen Galerie -Werk II, S. 13.
Der Brautzug. Frühlingslaudschaft. Rechts aus dem Walde 2221.
tritt der Zug hervor, an dessen Spitze, schon in der Mitte des (2201.)
Bildes, Braut und Bräutigam in altdeutscher Tracht schreiten. 23 a.
Vorauseilende Kinder mit Kränzen und ein Hündchen haben schon
696 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
die Brücke erreicht, die weiter links über den Bach führt. Im
Mittelgrunde bei einer Schafheerde auf sonniger Höhe sitzt ein
junger Schäfer, der die Flöte bläst; neben ihm die Schäferin und
ein Hirtenknabe. Links Fernblick bis zu blauen Bergen; davor
eine Burg. Bezeichnet links unten: L.Richter. 1847.
Leinwand: h. 0,93 ; br. 1,49. — 1847 durch die Lindenau-Stiftung. — Gest.
von G, E. L. Friedrich. — Phot. Ges.
Benno Friedr. Törmer.
Geb. zu Dresden den 4. Juli 1804; gest. in Rom den 6. Febr. 1859.
Schüler der Dresdener Akademie seit 1819, besonders des Karl
Vogel von Vogelstein. Lebte zuletzt als Legat beim päpstlichen
Stuhl und als Professor in Rom.
2222. Der Musikunterricht. An einem mit bunter Decke ge-
(2204.) schmückten Tische sitzt eine junge Dame in der holländischen
C.-Z, Tracht des XVII. Jahrhunderts mit ihrer Laute auf dem Schoosse
und einem Brief in der Rechten. Ihr gegenüber sitzt ihr junger
Lehrer, welcher seinen Bogen in der Rechten, mit der Linken
aber seine Bassgeige hält. Links ein Vogelbauer mit zwei grünen
Papageien. Bezeichnet rechts oben: B. Törmer . Rom . 1857.
Mahagoniholz : h. 0,42 ; br. 0,35. — 1860 vom Obersten Törmer und Ämts-
hauptmann Graf Holtzendorf, den Erben des Künstlers, geschenkt.
Max Heinr. Eduard Pröll-Heuer.
Geb. zu Dresden den 20. Sept. 1804; gest. den 10. Jan. 1879.
Der Künstler ist der Begründer der »Pröll-Heuer-Stiftung«, aus
deren Zinsen seit 1879 alljährlich Bilder für die Dresdener
Galerie erworben werden.
2223. Der Farbenfabrikant Anton Heuer. Halbfigur nach links.
(2205.) Der alte Herr, welcher des Künstlers Pflegevater war, trägt über
31 b. dunkelbraunem Rock einen grünlichen Pelzmantel. Mit beiden
Händen hält er auf seinem Schoosse eine schwarze Dose. Rechts
hinter ihm auf dem Tische und links neben ihm auf den Gestellen
stehen Gläser und Krüge.
Leinwand: h. 0,94; br. 0,78. — 1879 als Vermächtniss des Künstlers.
Christian Friedr. Giile.
Geb. zu Ballenstedt am Harz den 20. März 1805. Lebt in Box-
dorf bei Dresden. Schüler der Dresdener Akademie.
I. Dresdener Schule. XIX. Jahrhundert. 697
Heimkehrende Viehheerde. Links alte, spärlich belaubte 2224.
Bäume. Eechts Blick in's Thal. Auf dem Wege, welcher (220G.)
rechts von dem Dorfe aus mittels eines steinerneu Brückenbogens 31 b,
über die Schlucht führt, ziehen stattliche Kuh- und Schaf-
heerden. Vorn rechts ein junger Hirt. Links im Mittelgrunde
wird mit zwei Pferden gepflügt. Bez. rechts unten: C. Gille . 74.
Leinwand; h. 0;75 ; br. 1.02. — 1874 mittels der Ausstellungs - Einnahme
erworben.
Rud. Julius B. Hübner.
Dr. phil. Geb. zu Oels in Schlesien den 27. Jan. 1806; gest. zu
Losch witz bei Dresden den 7. Nov. 1882. Schüler W. von
Schade w's seit 1821 an der Berliner, seit 1826 an der
Düsseldorfer Akademie. Seit 1829 in Rom, seit 1831 in
Berlin, 1834 bis 1839 in Düsseldorf. Seit 1839 in Dresden,
wo er 1841 Akademie-Professor und 1871 Director der Königl.
Gemälde-Galerie wurde. Er war der Verfasser der Dresdener
Galerie-Kataloge von 1856 bis 1884.
Schwarzbärtiger Judenkopf. Studien-Brustbild ohne Hände, 2225.
fast von vorn auf Himmelsgrund. Der Jude trägt schwarze (2210.)
Locken, einen dunkelroten Rock, einen himmelblauen Mantel, 23 c.
der breit über seiner rechten Schulter hängt. Bezeichnet rechts
oben: J. H. (das J im H) zwischen 1834.
Leinwand ; h 0,56 ; br. 0,45. — 1872 vom Künstler geschenkt. Das Bild gehört
der Düsseldorfer Zeit des Künstlers an. — Phot. Ges.
Landsknecht. Bildniss-Studie, zu welcher der Maler Guido 2226.
Hammer gestanden. Halbfigur von vorn, mit dem Kopf nach (2211.)
rechts, auf braunem Grunde. Blondes, kurz geschorenes Haar; 23 c.
roter Bart. Eiserner Halspanzer, gelbe Aermel. In beiden
Händen die links aufgestützte Hellebarde. Bezeichnet oben
rechts: J. H. (das J im H) zwischen 1848 und auf der Rück-
seite: Julius Hübner pinx. Dresden 1848.
Eichenholz: h. 0,60; br. 0.42. — 1872 vom Künstler geschenkt.
Das goldene Zeitalter. Fünf Hirtenknaben zwischen Blumen 2227.
und Früchten unter Bäumen, um welche sich "ein Weinstock mit rei- (2207.)
fen roten Trauben rankt. Rechts liegt einer der Knaben, die Flöte 23 a.
blasend, an einen Buchenstamm gelehnt. Neben ihm liebkost ein
jüngerer ein Lamm. In der Mitte lauscht der dritte. Links am
Quell der vierte mit roter phrygischer Mütze und der fünfte, der
698 Deutsche des iieunzeliii tau Jahrhunderts.
einen grossen Hund streichelt. Im Hintergrunde rechts die
sonnige Meerbucht. Bezeichnet links unten: J. H. (das J im
H) zwischen 1848.
Leinwand: h. 1,17; br. 1,98. — IS-i'J durch die Liudenau- Stillung erworben.
— Eine "Wiederholung in der National - Galerie zu Berlin. — Phot. Ges.
2228. Der Hofschauspieler F. W. Porth. Halbfigur nach links, mit
(2209.) dem Kopf nach rechts, auf rotem Grunde. Der Schauspieler
xf JP"i^'^' in der Rolle des Präsidenten in Schiller's »Kabale und Liebe'<
Hoftheater.
stemmt die Linke in die Seite und trägt einen schwarzen Rock
mit goldenen Knöpfen, ein rotes Ordensband um die Brust und
•einen Ordensstern auf dem Rocke. Bezeichnet unten links :
J. H. (das J im H) zwischen 1853.
Leinwand; h. 0,87V2; br. 0.66. — 1869 vom Künstler geschenkt. 1887 unter
Vorbehalt des Eigentumrechts der Kgl. Gemälde-Galerie an das Conferenzzimmer des
Kgl. Hoftheaters abgegeben. — Phot. Ges.
2229. Disputation Dr. Luthers mit Dr. Eol<. Dieselbe fand bekannt-
(2208.) lieh im Jahre 1519 zu Leipzig statt. Links steht Dr. Eck, von
22 d. Geistlichen umgeben, nach rechts gewandt, auf seinem Katheder.
Zu seinen Füssen der Notar und ein Narr; rechts steht Dr.
M. Luther vor seinen im Gestühl sitzenden Anhängern, nach
links gewandt, auf seinem Katheder. Zu seinen Füssen Dr.
Carlstadt und Ph. Melanchthon. In der Mitte, fast von vorn
gesehen, sitzen die zuhörenden Fürsten, der achtzehnjährige
Herzog Barnim von Pommern als Ehrenrector der Universität
Leipzig und der achtundvierzigjährige Herzog Georg der Bärtige
von Sachsen. Hinter ihnen stehen ihre Räte und steht rechts
der junge Georg von Anhalt-Dessau vor dem Pedell der Univer-
sität. Dazu Soldaten im Hintergrunde. Bezeichnet halbrechts
und im Buch: Angefangen im April 1863 und vollendet
im Decemhey 1866 von Julius Hühner in Dresden.
Soli Deo Gloria.
Leinwand: h. 3,28: br. 6,17. — 1867 aus dem öffentlichen Kunstfonds. —
Phot. Ges.
Carl Julius von Leypold.
Geb. zu Dresden den 24. Juli 1806; gest. in der Niederlössnitz
den 31. December 1874. Schüler der Dresdener Akademie seit
1822; iuvsbesondere unter der Leitung Claussen Dahl's entwickelt.
Später Ehrenmitglied der Akademie.
I. Di-e.Mleiier Schule. XIX. .Jahrh uiulert. 699
Eine Flusshafenstadt. Liuks die Stadt mit ihren Criebel- 2230.
häuseru, von einer Kirche mit zwei Türmen überragt. Rechts vorn (2212.)
die im Wasser schwimmende Schiftsmühle: davor am Ufer ein 24 c.
Gemüsemarkt unter einer mächtigen Vormauer. In der Mitte
der Fluss mit Kähnen, die in der Sonne ihre Segel trocknen
lassen. Bezeichnet unten rechts: ./. /'. Leypold 1856.
Leiuwaud ; h. n.>7 : br. 1,34. — 1850 mittels der Ausst'3llun5J:sgelder envorben.
Die ehemalige Merkurs-Bastei in Dresden. Blick von der 223 1 .
Marienstrasse nach dem Seethore. Links die Bastion, auf welcher (2213.)
Wäsche getrocknet wird; rechts alte Stadthäuser; in der Mitte der 24 d.
überbrückte Stadtgraben. Vorn die Strasse mit einer Mauer über
dem Stadtgraben, an welche sich rechts ein Mann mit einem
Strohhut in der Hand lehnt. Bez. rechts unten: /. f. Lcijpold.
Leinwand : h. ^y/o'-J ; br. 0.55. — 1S72 vom Advokaten Hünig (f 1882) geschenkt.
Die ehemalige Merkurs-Bastei in Dresden. Blick von der 2232.
Seethorbrücke zur Marienstrasse. In der Mitte die Bastei, auf (2214.)
welcher Wäsche getroknet wird. Im ganzen Vordergrund der 24 d.
Stadtgraben, welcher sich liuks bildeinwärts zieht. Rechts oben
vom Geländer »au der Mauer« blicken ein Herr, eine Dame und
ein Kind herab. Links im Hintergrunde die Marienstrasse. Be-
zeichnet rechts unten: J. v. Leypold 1873.
Leinwand : h. ii.42 : br. 0.<U' 'j. — 1875 von der Witwe des Künstlers geschenkt.
Eine Bergruine im Schnee. In der Mitte, auf beschneitem 2233.
Felsen, die stattliche bräunliche Ruine. Vor ihr auf dem Wege (2215.)
zwei Jäger und zwei Hunde. Links vorn kahle Laubbäume, rechts '^4 c.
vorn dunkelgrüne Tannen. Im Hintergründe Berggipfel. Bezeichnet
rechts unten: /. v. Leijpold' 1865.
Leinwand; h.0,70: br. 0.65. — 1875 von der Witwe des Künstlers erworlten.
Theobald von 0er.
Geb. auf dem Rittergute Nottbeck bei Sternberg in Westfalen den
9. Oct. 1807: gest. den 30. Jan. 1885 im Lindenhof bei Coswig.
Er war 182C bis 1831 Schüler Matthäi's an der Dresdener,
1 832 bis 1 83G Schüler W. Schadow's an der Düsseldorfer Akademie;
1839 Hess er sich nach läuircren Reisen in Dresden nieder.
Dürers Werkstatt in Venedig. Dürer steht, nach links ge- 2234.
wandt, in der Mitte seiner Werkstatt, hält Palette. Pinsel und Mal- (2216.)
stock in der Linken, deutet mit der Rechten auf seine Staffelei und 24 c.
700 Deutsche des neunzehüten Jahrhunderts,
wendet sich dem alten in Scharlach gekleideten, auf einen Knaben
gestützten Meister Giovanni Bellini zu, der ihn besucht. ^ Links
auf einer Leiter sitzt das Madonnenmodell mit dem Kinde auf
dem Schooss. Rechts hinter Bellini drängen sich andere Besucher.
Hinter dem Fenster die Piazzetta. Bezeichnet halb rechts unten :
CEj. D. 0er. Vvesben. ;(853.
Leinwand : h. 0,9G : br. 1,34. — 1853 mittels der Lindenau-Stiftung erworben.
— Gestochen von Fr. Oldermann.
Gustav Jäger.
Geb. zu Leipzig den 12. Juli 1808; gest. daselbst den 19. April
1871. Schüler der Akademie zu Dresden, seit 1830 Schnorr
von Carolsfeld's in München; 1836 in Rom; 1837 wieder in
München; seit 1847 Director der Leipziger Akademie.
2235. Die Vermählung der hl. Katharina. Auf Wolken hemieder-
(2219.) geschwebt, thront Maria nach rechts gewandt. Der Knabe auf
23 d. ihrem Schoosse steckt der vor ihm knieenden hl. Katharina den
Ring an den Finger. Hinter der Heiligen zwei langbekleidete,
mit Rosen beknänzte Engel, deren einer ihr einen Myrthenkranz
auf's Haupt setzt. Bez. r. in der M.: J. G. (Monogramm) 1855.
Leinwand; rund; h. Ö,41 ; br. 0,41. — 1855 mittels der Ausstellungsgelder
erworben.
Max Hauschild.
Geb. zu Dresden den 23. August 1810 (nicht 1809). Als
Architekt Schüler der Dresdener Akademie. In Rom und Neapel
zum Maler entwickelt. Lebte lange Jahre in Rom; ist zur Zeit
jedoch in Neapel ansässig.
2236. Bewirtung im Kloster. Vorn der Arm eines Klosterkieuz-
(2222.) ganges mit einem Brunnen, im Mittelgrund eine sonnige Terrasse,
24 b. von welcher der Blick über Baumwipfel auf's Meer hinabschweift.
Vorn in der Mitte bewirten die weissen Karthäusermönche an
einem Tisch und auf alten Säulen kapitalen die fremden Mönche,
die sie besuchen, mit Wein. Eine zweite Gruppe im Mittel-
grunde auf der Terrasse. Bezeichnet links unten: Max
Hauschild. 1848.
Leinwand ; h. 1.15 ; br. 0.92. — 1848 von Prof. Ed. Bendemann geschenkt. —
Das Motiv ist der Santa Scholastica zu Subiaco entlehnt.
I. Dresdener Schule. XIX. Jahrhundert. 701
C. Robert Kummer.
Geb. zu Dresden den 30. Mai 1810; lebt in Dresden. Durch
selbständige Naturstudien, besonders in Tirol und (1831 bis
1837) in Italien gebildet. Liess sich 1843 in Dresden nieder.
Studienreisen nach Schottland und Portugal. 1847 Ehren-
mitglied, 1859 Professor der Akademie zu Dresden.
Sonnenuntergang an der schottischen Küste. Vorn das felsige, 2237.
buchtenreiche Ufer bei Arisaig. In der Mitte zwei Fischer bei (2224.)
ihrem an den Strand gezogenen Boote. Im Hintergrunde die 23 a.
Felseninsel Eigg. In der Mitte steht die sinkende goldene
Sonne in tiefrot angehauchten granen Wolken über dem Horizonte.
Dämmerdunkles Purpurlicht. Bez. rechts unten: B. Kummer.
Lein'svand ; h. '"».OS : br. l.tU. — 1S52 mit den Ausstellungsgeldern erworben.
Joh. Friedrich Wilhelm Wegener.
Geb. den 20. April 1812 in Dresden; gest. in Gruna bei Dresden
den 11. Juli 1879. Schüler der Akademien zu Kopenhagen und
Dresden (unter Dahl). Seit 1860 sächsischer Hofmaler.
Waldbrand in Nord-Amerika. Links vorn der schäumende 2238.
Waldstrom, in der Mitte prächtiger Urwald, rechts im Hinter- (2226.)
gründe der Waldbrand, vor dessen Nahen die ganze Tierwelt, C. -Z.
nach links gewandt, in wilder Flucht dem Wasser zueilt.
Vorn eine Antilope und einige Hirsche. In der Mitte ein
sich bäumendes weisses Pferd; daneben in kühnem Sprunge
ein Jaguar, sein Junges im Maul; dahinter ein Büffel. Bez.
rechts unten: F. W. Wegener 1846.
Leinwand; h. 2.27 ; br. 2,83. — 1S5S mit den Ausstellungsgeldern gekauft.
Hirsche im Wasser. Vorn in der Mitte steht ein Hirsch 2239.
nach links gewandt im Wasser. Ein zweiter steht hinter (2227.)
ihm am Ufer. Die Hirschkühe weiden links im Mittelgrunde C.-Z.
am Walde, über dem im Hintergrunde unter Eosenwolken ferne
Felswände ragen. Bez. rechts oben: J. F. W. Wegener 1855.
Leinwand : h. 0..31 ; br. O.WIi- — l'^öö mit den Ausstellungsgeldern erworben.
Gust. Friedr. Papperitz.
Geb. zu Dresden den 27. Jan. 1813; gest. daselbst den 16. Jan.
1861. Schüler J. C. Claussen-Dahrs an der Dresdener Akademie.
1836 in München; bereiste später Italien und Spanien und
liess sich schliesslich in Dresden nieder.
702 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2240. Das Thal von Elche. An der Südostküste Spaniens. Durch
(2230.) die mit Palmen geschmückte Gebirgslandschaft zieht ein blauer
31 b. Fluss sich in kleinen Wasserfällen zum Vordergrunde rechts
herab. Im Mittelgrunde ein Castell. Im Hintergrunde eine
Bogenbrticke. Links vorn auf dem Felsen ein Hirt bei Ziegen
und Schafen. Bez. links unten: G. F. P. (als Monogramm) 1857.
Leinwand; h. O.Sl : br. 1.22. — 18-37 nüttels der Ausstellungsgelder ervrorben.
Julius Fiebiger.
Geb. zu Bautzen den 5. September 1813; gest. zu Dresden den
29. Januar 1883. War Ehrenmitglied der Dresdener Akademie.
224 1 . Böhmische Landschaft. Im Hintergrunde rechts ragt der
(2232.) Lobosch bei Lobositz. Links vorn schöne Laubbaumgruppe.
23 c. rechts vorn Tannen, Kiefern und Felsblöcke. Vorn auf dem
Wege Zigeuner und Wanderer. Bez. 1. u.: ./. Fiebiger 1861.
Lein\yand : li. 0,1>9: br. 1,40. — 1861 mittels der Aus.^tellungsgelder erworben.
Friedrich Moritz Wendler.
Geb. zu Dresden den 28. Februar 1814; gest. daselbst den
10. October 1872. Schüler der Dresdener Akademie. In Mün-
chen weitergebildet. Er liess sich in Dresden nieder.
2242. Verunglückter Gemsenjäger. Wilde Felsenmassen. In der
(2233.) Mitte liegt der junge Jäger mit dem Kopfe nach unten auf dem
C. -Z. Rücken. Unter ihm seine Büchse. Rechts neben ihm die mit-
gestürzte Gemse, üeber ihm schwebt ein Adler. Bezeichnet
rechts unten: F. M. Wendler (F. M. W. zusammengezogen).
Leinwand: h. 0,4:lVj : br. O.Sl'/j. — 1873 im Kunstliandel in Dresden erworben.
Karl Wilhelm Schurig.
Geb. zu Leipzig den 17. December 1818; gest. zu Dresden den
10. März 1874. Schüler Prof. Ed. Bendemann's an der Dres-
dener Akademie,, der er seit 1857 selbst als Professor angehörte.
2243. Die Judenverfolgung zu Speier. In der Mitte des Mittel-
(2238.) grundes der Dom. Links der Palast des Bischofs. Rechts die
24 c. Bürgerhäuser. Der Bischof Johann steht, nach rechts gewandt,
auf der Treppe seines Palastes, erhebt das Kreuz in der Linken
und streckt die Rechte abwehrend gegen die Volkshaufen aus.
welche die Juden verfolgen. Diese flüchten sich geangstet unter
den Schutz des Kreuzes. Bez. 1. u.: C. IT". Schnrifj. 1851.
Leinwand: h. 1.3S; It. 1.65. — 1851 durch die Linden;ui-Stittnnir erworben.
I. Dresdener Schule. XIX Jahrliumle rt. 703
Friedrich Otto Georgi.
Geb. zu Leipzig- den 2. Februar 1819: gest. zu Dresden den
7. Decenil)er 1874. Machte im Auftrage der Preussischen Re-
gierung eine Studienreise nach dem Orient.
Jerusalem und Morjah. In der Mitte am Abhang des Berges 2244.
die ummauerte, gekuppelte Stadt. Links vorn drei Palmen über (2239.)
Oelbäumen. Kaktus, Feigen und Orangen. Rechts vorn Blüten- 26 a.
büsche. Vorn in der Mitte ein Mönch, der mit einem grou-
bärtigen Mann redet, und ein Türke,, der den Hohlweg herauf-
kommt. Bezeichnet links unten: Otto Georg l 1869.
Leinwaud: h. 0.97; br. 1.44. — 1861^ mittels der Ausstelluxigsgelder erworben.
Gustav Adolf Hahn.
Geb. zu Altenburg den 11. Juli 1819; gest. zu Dresden den
1. November 1872. Ursprünglich Architekt, in Dresden im
Anschluss an Max Hauschild zum Architekturmaler ausgebildet.
Der Hof des Schlosses Kriebstein in Sachsen. Vorn ein 2245.
mächtiger Spitzbogen, durch den man in den beschneiten Hof (2241.)
und auf die Treppen blickt, die in's Haus und in den Turm 24 b.
führen. Links im Hofe reicht eine Magd dem Bettler, der ihr
seinen Hut hinhält, ein Almosen. Daneben ein kleines Mädchen.
Bezeichnet links unten : G. Hohn (G und H zusammengezogenj.
Leinwand: h. 1.07 : br. 0.81. — 1S74 von der Wittwe des Künstlers erworben.
Adolf Fr. G. Wichmann.
Geb. den 18. März 1820 zu Celle: gest. den 17. Februar 1866
zu Dresden. Seit 1838 Schüler der Dresdener Akademie, bis
1847 in Prof. E. Bendemann s Atelier. 1847 — 1851 in Vene-
dig und Rom. Sj)äter in Dresden ansässig.
Aretino's Vorlesung bei Tizian. Tizian sitzt mit den Seinen. 2246.
nach links gewandt, unter einem Baume seines Gartens. Aretino (2243.)
sitzt ihm vorn links gegenüber, hält sein Buch in der Linken C. -Z.
und declamirt mit der Rechten. Rings im Kreise lauschen
Tizian's Gäste. Venedig taucht links im Hintergrunde aus den
blauen Lagunen auf. Bez. rechts unten : A. Wichmann 1865.
Leinwand : h. 1,02 : br. 1.41. — 1865 mittels der Ausstelluni^seinnahme erworben.
\
704 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
Edm. Guido Hammer.
Geb. zu Dresden den 4. Februar 1821 ; lebt in Dresden. Schüler
der Dresdener Akademie, seit 1842 insbesondere Julius Hübner's.
Durch Naturstudien und Gebirgsreisen weitergebildet.
2247. Geflecktes Windspiel. Das gelb und weisse Hündchen sitzt
(2245.) mit dem Schwänze zwischen den Beinen, die linke Vorderpfote
C. -Z. erhebend, nach rechts gewandt, auf Hoffliesen unter einer grauen
Mauer. Bezeichnet rechts unten: Guido Hammer 1852.
Leinwand; h. 0,60; br. 0,47. — 1872 von Prof. Julius Hübner geschenkt.
2248. Eine Wildsau mit Frischlingen. Rechts die drei Frischlinge
(2244.) im Schilf und im Schnee; links, ihnen zugewandt, die alte Sau,
24 a. welche von einem kläffenden Teckel gestellt wird. Bezeichnet
rechts unten: Guido Hammer 1860.
Leinwand ; h. 1,31 ; br. 1,87. — 1860 mittels der Ausstellungseinnahme erworben.
Heinrich Franz -Dreher.
Eigentlich K. Heinrich Dreber. Geb. zu Dresden den 9. Januar
1822; gest. zu Anticoli di Campagna bei Rom den 3. August
1875. Den Beinamen Franz nahm er von Verwandten an,
in deren Hause er aufwuchs. Schüler der Dresdener Akademie,
insbesondere Adr. Ludw. Richter's. In München und Italien
weitergebildet. Lebte in Rom.
2249. Landschaft mit dem barmherzigen Samariter. Charakter der
(2247.) römischen Gebirge. Hohe Bäume an den Abhängen. Im
23 a. Hintergrunde rechts ein kahler blauer Gipfel. Vorn rechts ein
Wässerchen. Der nackte Verwundete liegt in der Mitte des
Bildes mit dem Rücken an einen Felsen gelehnt. Vor ihm
kniet der rot gekleidete barmherzige Samariter, der ihn ver-
bindet. Rechts hinter letzterem dessen Esel. Bezeichnet rechts
unten: H. Franz-Breher . Rom . 1848.
Leinwand ; h. 1,23 ; br. 1,76. — 1849 aus dem Stipendien fonds erworben. —
Vorgl. Inv. 1855 S. 19.
Phil. Alb. Gliemann.
Geb. zu Wolfenbüttel den 26. Dec. 1822; gest. zu Dresden den
25. April 1872. Schüler der Dresdener Akademie, insbesondere
Julius Hübner's. Lebte in Dresden.
1. Dresdener Schule. XIX. Jahrhundert. 705
Ein alter Jude. Brustbild ohne Hiinde nach rechts auf 2250.
l)raunem Grunde. Der blauäugige Alte mit graugelocktein (2249.)
Haare und grauem Vollbart trägt einen schwarzen Rock und 23 c.
Ane schwarze Kapi)e. Bezeichnet oben rechts: Gliemann Je.
'in Atelier J. IL i^Hübner's Monogramm).
Leinwand; h. 0,49V2; br. 0,37. — 1872 von l^rof. .Jul. Hübuer geschenkt.
Meno Mühlig.
Geb. den 8. April 1S23 zu Eibenstock; gest. den 8. Juni 1873
zu Dresden. Schüler der Dresdener Akademie, insbesondere Jul. ■
Hübner's. Lebte in Dresden.
Betfahrt im Schnee. Tiefer Schnee im finstren Walde. Vorn 225 I .
in der Mitte die MOnche mit Bannern und Monstranzen; links ein (2250.)
Wagen. Die Raubritter, welche die Prozession überfallen, ziehen C.-Z.
von links den Hohlweg herauf und hauen auf die Mönche ein,
deren einer mit seiner Fahne zu Boden gestürzt ist. Von rechts
vorn sprengt der geharnischte Klostervogt an der Spitze seiner
Reisigen zur Rettung heran. Bez. links unten : Meno Mühlig ^
Leinwand; h. 1,3:]; br. 1,87. — 1857 mittels der Ansstellnngseinnahme
. erworben.
Heinrich Ed. Müller.
Geb. zu Pultawa den 6. September 1823; gest. zu Dresden den
16. October 1853. Näheres unbekannt.
Am Michigan-See in Nord-Ameril<a. Vorn die stille, mit 2252.
Schilf und Wasserrosen geschmückte Wasserfläche, rechts vorn (2251.)
md links hinten von Nadelwald begrenzt. Vorn in der Mitte 24 c.
ein Canoe mit einem Ruderer und einem Jäger. Nebelduftige
Stimmung. Bezeichnet links unten: H. Müller 53.
Leinwand; h. 0,77; br. 1,0.5. — 1854 mittels der Ausstellungseinnahme
rworben.
Schloss Stein bei Zwickau. Von Bäumen umsprossen, an 2253.
Felsen gelehnt, ragt in der Mitte die Burg mit dem stattlichen (2252.)
Turme. Das Wasser, welches rechts den Vordergrund berührt, C.-Z.
ist links im Mittelgrunde von einem bedeckten hölzernen Gange
überbrückt. Gelber Abendhimmel. Bez. r. u. : //. Müller.
Leinwand; h. 0,7.372 ; br. 0,63. — 1873 im Kunsthandel in Dresden erworben.
45
706 Deutsche des neunzehnten Jahrh lindert s.
Joh. Mich. Heinrich Hofmann.
Geb. zu Darmstadt den 19. März 1824; lebt in Dresden. Seit
1842 Schüler der Düsseldorfer Akademie unter W. v. Schadow
und Th. Hildebrandt. Nach weiteren Reisen 1847 bis 1848 in
München, 1848 bis 1854 in Frankfurt a. M., Darmstadt. Dresden,
Prag, 1854 bis 1859 in Eom. 1859 bis 1862 in Darmstadt,
seit dieser Zeit in Dresden, wo er Professor an der Kunst-
akademie ist.
2254. '^'^ Ehebrecherin vor Christus. Der Heiland steht nach links
/2953 \' gewandt in der Mitte, legt die Linke an seine Brust, deutet mit
29 \)' der Rechten auf die mit gebundenen Händen vor ihm knieende
Ehebrecherin und blickt den Schriftgelehrten an, der mit einem
mächtigen Buche in der Hand rechts neben ihm steht. Links wehrt
ein Krieger einer alten Frau, welche die Ehebrecherin zu schlagen
versucht. Vorn rechts wendet eine junge Frau mit ihrem nackten
Knaben sich zum Gehen. Schriftgelehrte und Zuschauer füllen
den Mittelgrund. Bezeichnet links unten: H. Hof mann.
Leimvand: h. 1,75; br. 2,15. — lSß9 aus dem Kunstfonds erworben. —
Gestochen von E. Mohn h|X Neues G.-W. IV, 11. — Phot. Ctcs.
2255. Der Jesusknabe im Tempel. Kniestück. Der zwölfjährige
(2333.) Heiland steht, nach rechts gewandt, in der Mitte des Tempels,
'29 b. lehnt sich mit dem rechten Arm an das Pult, hinter dem links
ein Schriftgelehrter mit einer Schriftrolle steht, und deutet mit
der Linken in das Buch, welches auf dem Schoosse des vorn rechts
sitzenden Schriftgelehrteu liegt. Zwei andere neigen sich lau-
schend von rechts zu ihm hinab. Ein fünfter steht links im
Mittelgrunde an einer Säule. Bez. rechts unten: H. Hof mann
(die beiden H zusammengezogen).
Leinwund: li. 1.52: br. 2.04. — 1SS2 vom Künstler erworben. Gestochen von
Ed. Büchel. Phot. Hanfstaengl-München.
Ludw. Albr. Schuster.
Geb. zu Berthelsdorf bei Stolpen den 9. Mai 1824: lebt in
Dresden. Er war 1842 bis 1848 Schüler Julius Hübner's
au der Dresdener Akademie, lebte dann einige Jahre in München
und Hess sich 1852 ganz in Dresden nieder.
2256. In der Schlacht von Borodino. Die Erstürmung der grossen
(2254.) russischen Schanze durch die sächsischen Reiterregimenter Garde
'^^ *^' du Corps und Zastrow-Kürassiere am 7. September 1812. Die
I. Dresdener Schule. XIX. Jahrhundert. 707
sächsischen Kegimenter stürmeu von hinten heran. Vorn die
sich vergeblich wehrenden Feinde. Leichen, zertrümmerte Wagen.
Links im Thale das Schlachtgewühl. Im Hintergründe Staub-
imd Pulverdampiwolken.
Leinwand: h. l.sS: lir. 2.s."). — l'-'öS durch die AHsstellungseinnahuu'.
Nach der Schlacht bei Jena. Die tapfere Abwehr der fran- 2257.
züsischen Reiterei durch das sächsische Grenadierregiment »aus (2255.)
dem Winkell« während des Eückzuges nach der Schlacht bei 24 a.
Jena am 14. October 1806. Im Mittelgrunde ziehen die
Truppen, nach links gewandt, ab. Vorn stürmt von rechts
die französische Reiterei heran. Aber die sächsischen Grena-
diere haben vorn in der Mitte ein offenes Carre gebildet und
weisen den Angriff zurück. Im Hintergrunde brennende Ort-
schaften. Bezeichnet rechts unten: ScJutster . 1862.
Leinwand: h. 1.17: br. 2.27. — 1862 mittels der Ausstellungseinnahuie
erworben. Der Künstler hat den Vorgang A. v. Montbes Werk »Die Chiusächsischou
Truppen im Feldzuge von 1806- Bd. IL p. 83 entlehnt: »Vom Feinde unablässig
angegriffen und erschüttert, ging es in voller Ordnung, in gemässigtem Schritt und
mit klingendem Spiel zurück. Es hatte ein offenes Carre gebildet und liot dem Feinde,
so oft er nahe kam. immer die Spitze. <;
Karl Gottl. Sciiönherr.
Geb. zu Lengefeld den 15. August 1824; lebt in Dresden. Schüler
der Dresdener Akademie, an welcher Jul. Hübner sein Lehrer war.
Professor der Dresdener Akademie.
Petrus, die Tabea erweckend. Zwei durch eine Wand ge- 2258.
trennte Abteilungen. Rechts das Gemach, in welchem das tote (2256.)
Mägdlein ruht. Petrus kniet an ihrem Lager und erhebt ge- 23 b.
bietend seine Hände. Links die Vorhalle, in welcher die
Angehi3rigen der Tabea harrend und betend stehen oder knieen.
Hinter ihnen Blick in"s Flussthal. Bezeichnet links unten:
C. Schönherr . 1853 (nicht 1855).
Leinwand: h. 0.92: br. 1.50. — 1S54 fnicht 1S35. wie H. annahm) durch
die Lindenau-Stiftung erworben. Inv. ISöö. S. 22.
Gust. Adolf Friedrich.
Geb. zu Dresden den 23. December 1824; lebt daselbst. War
1840 bis 184G Schüler der Dresdener Akademie: bildete sich
durch eigenes Xaturstudium weiter.
45*
708 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
2259. Ackerpferde. Vorn auf dem Stoppelfeld stehen, nach rechts
(2257.) gewandt, zwei stattliche Ackerpferde vor ihrem Pfluge. Rechts
2n b. zu ihren Füssen am Wege sitzt der Ackerknecht und teilt sein
Frühstück mit seinem weissen Pudel. Links im Hintergrunde
Höhenzüge; rechts auf der Anhöhe Dorfhäuser unter Bäumen.
Bezeichnet rechts unten: Ä. Friedj'ich.
Leinwand; h. 0,61; br. 0,83. — 1877 durch die Ausstellungseinnahme.
Moritz Müller.
>Geb. zu Diethenburg bei Wechselburg den 12. Juni 1825; lebt
in Dresden. Schüler der Dresdener Akademie von 1843 bis
1846; 1847 in München im Atelier des Hofmalers Professor
Bernhard (eines Schülers des Paul de la Roche in Paris) weiter-
entwickelt.
2260. Lesendes Kind. Halbfigur nach links auf braunem Grunde.
(2259.) Das blonde Kind im weissen Hemd und braunen Jäckchen hat
26 c. ein Bilderbuch vor sich aufgeschlagen und stützt sein Köpfchen
mit der Rechten auf ein grünes Kissen. Bezeichnet unten links:
H. M. Müller (H M M zusammengezogen).
Leinwand ; h. 0,44 ; br. 0,38. — 18.57 durch die Ausstellungseinnahme.
Aug. Eduard Leonhardi.
Geb. zu Freiberg in Sachsen den 19. Jan. 182G; lebt in Losch-
witz bei Dresden. Schüler der Dresdener Akademie, besonders
A. L. Richter's. In Düsseldorf weitergebildet.
2261. Deutsche Waldlandschaft. Eine waldige Felsschlucht im
(2262.) Charakter der Sächsischen Schweiz. Vorn in der Mitte eine Gruppe
26 c. prächtiger Laub- und Nadelbäume, an deren Stämmen das Sonnen-
licht spielt, welches links oben den Wald beleuchtet. Vorn rechts
ein kleiner Wasserfall, dessen Wasser sich im Vordergrunde ver-
breitet. Bezeichnet links unten: E Leonhardi (das E nach
links gewandt am L). 1863.
Leinwand; h. 2,13; br. 1,70. — 18G4 durch die Ausstellungseinnahme.
Julius W. L. Rotermund.
Geb. zu Hannover den 11. März 1826; gest. zu Salzbrunn den
14. Juni 1859. Schüler Prof. Ed. Bendemann's an der Dresdener
Akademie. Lebte in Dresden.
I. Dresdener Schule. XIX. Jahrhundert. 709
Die Beweinung Christi. In der Mitte am Fusse des Kreuzes 2262.
liegt, nach links gewandt, halb aufrecht, im Rücken von einem (2263.)
der befreundeten Männer gehalten., der Leichnam des Heilands 29 c.
auf weissem Linnen. Zu seinen Füssen kniet der zweite der
Männer. Die drei Frauen, hinter denen Johannes am Kreuzes-
stamme steht, neigen sich zum Heiland hinab. Maria, seine
Mutter, streichelt ihm mit der Linken das Antlitz ; Maria Magda-
lena ergreift mit beiden Händen seine erkaltete Eechte und drückt
sie an ihre Stirn. Bez. rechts unten: Julius Eotermund
inv. et pinx. E. Bendemann dir. et fiu. Dresden 1859.
Papier auf Leiuwaud : h. 2. 58 : br. 2,83. — 1861 vom Sächsischen Ivnnstverein
erworben und der Valerie geschenkt. — Wie die Inschrift besag:t, nach dem frühen
Tode des Meisters von seinem Lehrer Prof. Ed. Eendemann (geb. zu Berlin den
3. Dec. 1811: seit 1827 Sfhüler W. v. Sehadow's in Düsseldorf; seit 1838 Professor
der Dresdener, seit 18.59 Director der Düsseldorfer Akademie, seit 1867 im Ruhestande
in Dnsseldorfi vollendet. — Gest. von G. Planer. — Phot. Ges.
Theodor von Götz.
Oberstlieutenant z. D. Geb. zu Lieschen bei Hoyerswerda in der
Provinz Sachsen den 14. Dec. 182G; lebt in Dresden. Trat 1843
in's Künigl. sächs. Cadettencorps ein ; machte den Feldzug 1870/71
als Commandeur des 2. Jägerbataillons N. 13 mit; nahm 1873
seinen Abschied. Als Künstler war er anfänglich Schüler des
Genremalers Hantzsch in Dresden, entwickelte er sich später
im x^nschluss an Schuster. Seit 1873 lebt er ausschliesslich
der Kunst.
Kronprinz Albert nach der siegreichen Schlacht bei Beaumont 2262 A.
vom Prinzen Georg beglückwünscht. Den 30. August 1870. In 2^ d.
der Mitte auf braunem Eosse, fast vorn gesehen, der Kronprinz
Albert, dessen Gefolge sich links im Mittelgrunde von der Höhe
herabbewegt. Vor ihm auf hellerem Rosse, ihm die Hand reichend,
der Prinz Georg, dessen Gefolge links den Vordergrund einnimmt.
Vorn in der Mitte und rechts verwundete Franzosen; einer von ihnen
wird von einem deutschen und einem französischen Krieger getragen.
Ln Gefolge des Kronprinzen : Generalmajor v. Schlotheim, Stabschef
der Maasarmee, Generalmajor Prinz von Schönburg. Rittmeister
Prinz Karl Theodor von Bayern. Mnjor v. Holleben, die Hauptleute
Schweingel und von der Planitz. Lu Gefolge des Prinzen Georg:
Oberst von Carlowitz, Stabschef des XIL Armeecorps. General-
major Köhler. Commandant der Artillerie. Adjutant Hau])tmann
710 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
von Minckwitz, Adjutant Rittmeister von Ehrenstein, Hauptmann
Reyher, die Adjutanten v. Kretzschmar, v. Arnim und v. Schimpff.
Bezeichnet rechts unten: r. Götz ISS 7.
Lein^vand: h. 1,69; br. 3,01. — 1887 aus den Zinsen der Proll- Heuer-
Stiftung. — Phot. Teich-Hanfstaengl.
Theodor Choulant.
Geb. zu Dresden den 18. Juli 1827; lebt in Dresden. Schüler
des dortigen Polytechnikums und der dortigen Akademie. In
Italien weitergebildet. Seit 1868 Königl. sächs. Hofmaler.
2263. '^'ß Engeisbrücke in Rom. Vorn der Tiber, links und rechts
(2268.) am Ufer von einmastigen Barken, in der Mitte von Kähnen belebt.
26 0. Links die Häuserreihe am Apollotheater ; rechts die Engelsburg.
In der Mitte des Mittelgrundes die Engelsbrücke, hoch von der
Peterskirche mit Michelangelo's Kuppel überragt. Bezeichnet links
unten: Choulant.
LeinAvand ; h. 1.32 ; br. 1.93. — 1870 mittels der Ausstellungseinnahme erworben.
Joh. Siegwaid Daiil.
Geb. den 16. Aug. 1827; lebt in Dresden. Schüler seines Vaters
Joh. Chr. Claussen Dahl, dann J. F. W. AVegener's, 1851 auch
Edw. Landseer's in London. Ehrenmitglied der Dresdener Akademie.
2264. Der Fehlschuss. Unter Felsen im Schnee liegt ein blutendes
(2269.) Reh und hebt mit Mühe den Kopf, um sich nach seinem Kälbchen
31 b. umzublicken, das ängstlich von rechts herankommt. Bezeichnet
rechts unten : 5. DaliL 1S61.
Leinwand; li. 0.76: br. 0,98. — 1861 mittels der Ausstellungsgelder erworben.
2265. Fähre in Telemarken in Norwegen. Links auf dem Flusse
(2270.) die Riidertahre mit einer Kuh und einem Kalbe. Rechts vorn
31 d. steht ein Mann an der Landungsbrücke; ein anderer lehnt sich
wartend an sein Pferd. Links vorn säuft ein Pferd aus einem
Eimer; daneben sitzen zwei Männer und ein Mädchen. Hohe
Bergwände im Hintergrunde. Bez. r. u.: Siegwald Dahl. IS 03.
Leinwand; h.0,G7; br. 1,36. — 1863 mittels der Ausstellungsgelder erworben.
Gottl. Moritz Ritsciier.
Geb. zu Dresden den 24. September 1827; gest. daselbst den
14. October 1875.
1. Dresdener ^5chule. XIX. Jah rhu widert. 711
Der Besuch bei der Amme. Links sitzt die stattliche 2266.
Bliuerin, zu deren Füssen ihr Knabe mit der Peitsche spielt. Sie (2271.)
hält eine Schüssel Eüben im Schoosse und streckt ihre Rechte 27 b.
dem fein gekleideten Miidchen hin, das. von seiner mit einem
Korbe versehenen Wärterin geleitet, schüchtern von rechts heran-
kommt. Helles Licht fällt von links durch's Fenster. Bezeichnet
rechts unten: Moritz EHscher . 1874 . Dresden.
Leinwand ; h. 0.74 : In-. 0.90. — 1S75 aus dem Nachlasse des Künstlers erworben.
K. Wilhelm Hahn.
Geb. zu Ebersbach in der Oberlausitz den 7. Januar 1829: gest.
zu Dresden den S. Juni 1887. Schüler Prof. Jul. Hübner's an
der Dresdener Akademie.
Scene aus Kleists ..Michael Kohlhaas". Kohlhaas, der seinen 2267.
Feind, den Junker von Dronka. vergebens im Kloster Erlabrunn (2275.)
gesucht hat, nimmt den Klostervogt gefangen, der im Mittel- C.-Z.
gründe abgeführt wird. Eechts hält Kohlhaas auf schwarzem
Rosse. Vor ihm kniet, an der Spitze ihrer Nonnen, die Aebtissin,
welche ein Crucifix in der Hechten erhebt. Dämmerlicht. Fackeln.
Bezeichnet rechts unten: W. Hahu 1851.
Leinwand; h. O.Tß'/^: br. LOo^'o. — 1S51 aus dem Stipendientbuds erworben.
Fr. Theodor Grosse.
Dr. phil. Geb. zu Dresden den 23. April 1S29. Lebt in Dresden.
Seit 1843 als angehender Bildhauer auf der Dresdener Akademie;
seit 1847 durch Prof. E. Bendemann daselbst zur Malerei ge-
führt. Er war 1858 in Florenz, 1859 in Rom. Gegenwärtig ist
er Professor der Dresdener Akademie.
Leda mit dem Schwan. In baumreichem, von hohen blauen 2268.
Bergen begrenztem Thal steht Leda, nach rechts gewandt, am (2276.)
Rande des Wassers, hält ihr abgestreiftes Purpurgewand mit 24 d.
der Linken hinter sich und wehrt mit der Rechten dem Schwan,
der sich an ihre Kniee schmiegt. Bezeichnet rechts unten:
Th, Grosse 1852.
Leinwand: h. 1.50: br. 1.08. — 1652 mittels der Ausstellnngseinnahme er-
^^orhen. — Er-tlin<r?bild (\r>'^ Kün^tlrr--.
Entwurf ZU einem Theater-Vorhang. Oben unter einem Regen- 2269.
bogen Apollon auf seinem Zweigespann, dem rechts Melpo- (2277.)
mene. Thalia, Teipsichore und Polyhymnia mit einem Amor C.-Z.
712 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
vorauseilen, während links die Grazien ihm folgen. Unten in
der Mitte vor der Landschaft sitzen die drei Parzen. Ganz
vorn links greift ein lichter Flügeljüngling als Vertreter der
Tugend zum Schwert gegen die ihm rechts gegenübersitzende
Verkörperung des Lasters.
Leinwand: h. 0^82; br. 0.72. — 1879 der Galerie überwiesen. — Prämiirt
bei der Conciurenz für den Vorhang des neuen Dresdener Tlieaters.
2270. Seelenlandung im Büsserlande. Dante, Divina Commedia.
(2278.) Purgatorio, IL Rechts im Mittelgrunde steht Virgil. Neben
29 a. ihm hockt Dante mit gefalteten Händen am Boden. Links das
'Meer. Am Ufer landet die Barke, an deren Hinterteil der
Engel steht, der, »jede Menschenkunst verschmähend, der Flügel
statt der Euder und der Segel nur bedarf«. Die Landenden
werfen sich, der Barke entstiegen, am Ufer auf's Angesicht
nieder und schreiten selig erhobenen Blickes dem Licht ent-
gegen. Bezeichnet links unten: Th Grosse. 1879.
Leinwand: h. 2,41: br. 3,75. — 1880 teilweise aus den Zinsen der Pröll-
Heuer-Stiftung- erworben .
W. Ferdinand Pauwels.
Geb. zu Eckeren bei Antwerpen den 13. April 1830; lebt in
Dresden. Schüler der Antwerpener Akademie unter Duj ardin und
Wappers von 1842—1850; 1852—1856 in Italien; 1862
bis 1872 Professor der Weimarer Kunstschule; seit 1876 Pro-
fessor der Akademie zu Dresden.
227 I Graf Philipp vom Elsass im Marienhospital zu Ypern. Rechts
(2279.) zwei Krankenbetten, mit ihren Fussenden nach vorn zur Mitte
28 a. gewendet. In einem derselben liegt ein Sterbender, neben dem
zwei Pflegerinnen beschäftigt sind. In der Mitte vor dem Bette
stehen der Graf und seine Gemahlin; neben ihnen, den Fall
erklärend, der Obere des Hospitals. Links im Hintergrunde
ein Saal, in dem Männer und Frauen sitzen. Bezeichnet unten
in der Mitte: Ferdinand Pauwels.
Mahag-oniholz : h. 1,17; br. 1,40. — 1877 auf der Dresdener Kunstausstellung
erworben. — Das Bild ist, in Einzelheiten verändert, weit jjrösser (h. 4.00: br. 4,20)
in Wachsfarbe als eins von 12 Wandl)ilderu ausgeführt in den Tui-hhallen zu Yperen.
— Gestochen Aon Th. Langer ^ Neues G.-W. I. 2.
David Simonson.
Geb. zu Dresden den 15. März 1831; lebt daselbst. Schüler
des Prof. Ed. Bendemaun.
I. Dresdener Schule. XIX. Jahrhundert. 713
Des Künstlers Gattin, geb. Castelli. Brustbild nach links 2272.
auf rotem Grunde. Schwarzes Kleid mit gTOSser goldener Broche (2280.)
und weiss-goldenem Tuch. Die Rechte an der Brust sichtbar. 43 a.
Bezeichnet rechts: D. Simonson. 1S67.
Leiinvaiul : h. 0.55: br. 0.47'/i. — ls07 mittels der AussteUuiigsgelder erworbeii.
August Christ. Herrn. Tom Dieck.
Geb. den 23. März 1831 zu Oldenburg: lebt in Dresden.
1847—1851 Schüler der Dresdener Akademie. 1857 — 1861
in Italien.
Die heilige Cäcilie. Kniestück fast von vorn vor hellem 2273.
Himmel. Die Heilige, deren blonde Locken auf ihre Schultern (2281.)
herabfallen, trägt ein schwarzes Kleid mit roter Gürtelschärpe 23 b.
und ein goldgelbes Obergewand. das sie mit der Rechten fest-
hält. Hire Orgel ruht in ihrem linken Arme. Bezeichnet
rechts unten: A. TOM DIECK.
Leinwand: li. 1.20: l^r. 0,83. — 1878 vom Künstler erworben. — Es ist eine
verbesserte "Wiederholung eines 1854 entstandenen Juijendwerks des Künstler^.
Erwin Oehme.
Geb. zu Dresden den 18. September 1831; lebt in Blasewitz
bei Dresden. Schüler seines Vaters Ernst F. Oehme, A. L. Rich-
ter's und dei- Dresdener Akademie. Bildete sich auf Studien-
reisen selbständig weiter. Professor.
Steinbruch in der sächsischen Schweiz. In der Mitte die 2274.
gelbe Sandsteinwand. Oben Baumwuchs. Rechts ein schmaler (2282.)
Wasserfall. Unter dem Steinbruch eine Hütte, vor welcher einige 26 d.
Arbeiter an einem mächtigen Steinblocke beschäftigt sind. Ein
Mann und ein Knabe, von einem Hündchen begrüsst, vorn auf
dem Wege. Bez. r. u.: Erivin Oehme. J. ISöO. Dresden,
Leinwand : h. 1.42 : l;r. 1,(>G. — LsG4 mittels der Ausstellung'seinnahme erworben.
Jean Libert Oury.
Geb. den 7. October 1833 zu Lüttich; lebt in Dresden. Stu-
dirte ursprünglich die Rechte an der Universität Lüttich, ging
dann als Akademieschüler dieser Stadt zur Malerei über, wurde
aber schon 1855 Schüler der Dresdener Akademie. Sein Lehrer
war Benderaann. In Rom 1861 — 1863. In Venedig 1864
bis 1870. Seit 187G wieder in Dresden.
714 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
2275. Die Nonne. Halbfigur von vorn vor braunem Wandgrund.
(2338.) Schwarz gekleidet, mit goldenem Kreuze an goldener Kette um
28 d. den Hals, sitzt die Nonne vor dem mit farbigem Teppich be-
deckten Tisch und blickt den Beschauer an. Vor ihr liegt ein
aufgeschlagenes Buch. Bezeichnet rechts unten mit dem Mono-
gramm (J und L im 0) zwischen der Jahreszahl 1880.
Leinwand; h. 0,81: br. 0,59. — 1881 vom Künstler envorben.
K. G. Adolf Thomas.
•Geb. zu Zittau den 28. September 1834; gest. zu Dresden
den 16. Januar 1887. Schüler Adr. Ludw. Richter's an der
Dresdener Akademie. In München und Rom weitergebildet.
Thätig in Dresden.
2276. Oberbairische Gebirgslandschaft. Motive von Brannenburg.
(2284.) Links vorn ein sonniger Abhang, an dem Hirten ihre Ziegen
23 c. und Schafe weiden. Vorn in der Mitte eine Frau, die Säcke
auf dem Kopfe trägt, und ein Knabe, der seinen Hut in der
Rechten schwenkt. Rechts eine tiefe schattige Schlucht mit
einem Wasserfall. Im Hintergrunde ein von hohen Alpenstöcken
begrenztes Thal. Bez. 1. unten: Äd. Thomas, München 1866,
Leinwand; h. 0,94; br. 1,38. — 1SG6 mittels der Ausstelliingseinnahme erworben.
Joh. Paul Ad. Kiessling.
Geb. zu Breslau den 8. Januar 1836; lebt in Dresden. Seit
1852 Schüler der Dresdener Akademie, insbesondere Schnorr's
von Carolsfeld. In Italien, Antwerpen und Paris durch selbst-
ständige Studien weiterentwickelt. Professor an der Dresdener
Akademie.
2277. Drei Schwestern. Familienbildniss. Kniestück. Die drei
(2286.) übereinstimmend in elegante, rote, ausgeschnittene Seidenge-
27 c. wänder gekleideten Damen sind in einem Zimmer mit roter
Wandbekleidung an und auf einer rotgepolsterten Bank gruppirt.
Die links stehende ist fast von vorn, die rechts sitzende fast
vom Rücken gesehen. Die in der Mitte sitzende hält einen
Blnmenstrauss.
Leinwand; h. 1,55; br. 1.90. — ISlb von Fran Baronin von L'ekermann,
geb. von Wuthenau , geschenkt.
I. Dresdener Schule. XIX. Jahrhuiulert. 715
Mignon. Studieiikopf. Brustbild ohne Hände von vorn auf 2278.
rotem Grunde. Ein dunkelblonder Lockenkopf mit dunkelblauen (2287.)
Augen. Eine rote Korallenhalskette hebt sich vom blauen Kleide 26 b.
ab. Bezeichnet rechts unten: Paul KiessUng.
Mahagoniholz: h. 0.47' , : br. O.STV,. — 18S0 von der Dresdener Kunst-
ausstellimg erworben. — Gestochen von *.'. F. Seifert i|^ Neues (l.-W. II, 5.
Alfred Diethe.
Geb. den 13. Febr. 1S3G zu Dresden; lebt daselbst. Schiller
der Dresdener Akademie., insbesondere Julius Hübner's. Er ist
Professor der Dresdener Akademie.
Christus in Emmaus. In der Mitte des Bildes sitzt der Heiland, 2279.
von vorn gesehen, hinter dem gedeckten Tische, wendet den Blick (2288.)
gen Himmel und bricht mit beiden Händen das Brod. Lebhaft 29 b.
bewegt, erkennen die beiden Jünger, von denen der jüngere links,
der ältere rechts sitzt, ihren Heiland. Bezeichnet links unten:
Alf. Diethe . Dresden . 1860.
Leinwand: h. 1.08V2-! br. 1.27. — 1875 von Herren Hofbuchhändler Warnatz
nnd Lehmann in Dresden erworben. — (iemalt für den Bischof Forwerk.
Friedrich Preller der Jüngere.
Geb. zu Weimar den 1. Sept. 1838; lebt in Blasewitz bei Dresden.
Schüler seines gleichnamigen Vaters. (Vergl. zu N. 2377.) In
Italien 1859 bis 18G2 und 1864 bis 1866. Professor der
Dresdener Akademie.
Das Kloster Santa Scholastica bei Subiaco. Das weisse 2280.
Kloster liegt links im Hintergrund am Abhang der kahlen Berg- (2291.)
Pyramide des Sabinergebirges. Auf dem von links vorn hinan- 30 a.
führenden "Wege ein Mönch. In der Mitte eine prächtige Baum-
gruppe. Rechts in der Schlucht ein Wasserfall. Bezeichnet
links unten: Preller jun. Dresden.
Leinwand: h. 1.20: br. 1,85. — 1875 vom Künstler gekauft.
Karl Wilh. Müller.
Geb. zu Dresden den 28. Xov. 1839; lebt in Dresden. Schüler
der Dresdener Akademie 1854 bis 1858; insbesondere Adr. Ludw.
Piichter's 1858 bis 1864. Auf Studienreisen in den Alpen und
nach Italien weitergebildet.
716 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
228 1 . Nachtbild aus der römischen Campagna, Links vor einer
(2294.) Felsengrotte rastet eine Hirtenfamilie mit ihrem Esel, ihren Schafen
27 c. und ihren Ziegen an einem Feuer, Weiter rechts im Hohlweg bellt
ein Hund den Mond an, in dessen Licht der unten strömende
Fluss erglänzt. Ganz rechts auf einer Anhöhe eine alte Ruine.
Bezeichnet rechts unten: C. W. M. (als Monogramm) 18G8,
Leinwand: li. 1,17: br. 1,64. — 18(iS mittels der Ausstellungseinnahme erwoibeu.
Jul. Arthur Thiele.
. Geb, den 11. Juni 1841 zu Dresden; lebt in Wien. Schüler der
Dresdener Akademie, insbesondere Julius Hübner's. In München
und Düsseldorf weitergebildet.
2282. Ein toter Hase. Der Hase hängt an einem Hinteiiauf von
(2297.) einer grauen Wand auf einen Tisch herab. Neben ihm ein Eichen-
C.-Z. zweig. Links oben hängt ein Messer in seiner Scheide. Bezeichnet
oben in der Mitte: A. Thiele . fecit. im Atelier J. H. (Hübner's
Monogramm) 1864 . Dresden.
Papior: h. 0,H5 : In'. 0,561/2. — 1872 von Prof. Jul. Hübner geschenkt.
2283. Winterjagdbild. Beschneite W^aldlandschaft. Eechts vorn der
(2298.) Kand eines kahlen Waldes. Links eine Lichtung. Vorn in der
24 a. Mitte drei Jäger mit zwei Hunden. Schwer grau bewölkter Himmel.
Bezeichnet rechts unten: A. Thiele.
Leinwand : h. 1,15; br. l,8o. — 1877 ^om Künstler gekauft.
2284. Hirsche im Herbste. Deutsches . Waldgebirge. Der Hirsch
(2347.) steht schreiend, nach rechts gewandt, in der Mitte, Von rechts
28 a. eilen einige Hirschkühe durchs hohe Gras des Abhangs zur Mitte
des Vordergrundes herab. Links im Mittelgrunde schöner Tannen-
wald,, vor dem am Abhänge Hirschkühe stehen. In der Mitte des
Hintergrundes ein sonniger Gipfel. Bez. r. unten: A. Thiele. 81.
Leinwand; li. I.IG; br. 1,81. — 1881 vom Künstler gekauft.
Fr. Leon Pohle.
Geb. zu Leipzig den 1. December 1841; lebt in Dresden. Seit
185G Schüler der Dresdener, seit 1860 der Antwerpener Akademie,
dann bis 1866 Schüler des F. Pauwels in Weimar. Thätig nach
weiteren Studienreisen seit 1868 in Weimar, seit 1877 in Dresden
als Professor der Akademie.
I. Dresdener Schule. XIX. Jahrhundert. 717
Bildniss Carl Peschel's. Der greise Künstler sitzt nach rechts 2285.
gewandt mit übereinandergeschlagenen Beinen in schwarzem An- (2299.)
zugauf einem Stuhle, an dessen Lehne er seine Hände übereinander 28 b.
legt. Unter ihm ein roter Tei^pich. Neben ihm seine Staffelei.
Links hinter ihm ein Bild von der Rückseite; auf dessen Blend-
rahmen die Bezeichnung: Leon Pohle.
Leinwand: h. 0,53V2- '"'• 0,41. - 1878 vom Künstler erworben.
Bildniss des Ercole Torniamenti. Halbfigur halb nach links 2286.
auf dunkelgrauem Grunde. Schwarzer Rock, schwarze Kappe, (2300.)
graue Hose, graue Weste. Die Arme vor der Brust gekreuzt. 28 d.
Das Gesicht, um den Mund rasirt, von kurzem grauen Bart um-
rahmt. Bezeichnet rechts oben: LEON POHLE. 1878.
Leinwand; h. 0,91; br. 0,70. — 1879 der (ialerie überwiesen. — Eigentum
der hiesigen Kunstakademie.
Aug. Leopold Venus.
Geb. zu Dresden den 14. Juni 1S43; gest. den 23. Dec. 1886
auf dem Sonnenstein zu Pirna. Schüler der Dresdener Akademie,
insbesondere des Prof. Julius Hübner.
Die hl. Elisabeth, Almosen austeilend. Thüringische Land- 2287.
bchaft. Rechts im Hintergrunde die Wartburg. In der Mitte (2308.)
steht die gekrönte Heilige, am linken Arm in einem Korbe das 23 b.
Brod, von dem sie mit der Rechten austeilt. Arme kranke Kinder
umringen sie; ein Knabe an Krücken empfängt das Brod aus
ihrer Hand. Rechts in einer Grottenhütte ein elendes Weib mit
ihren Kindern. Bezeichnet r. unten: L. Venus . pinx. 1866.
Leinwand; h. 0,88; br. l.öG'/i. — 1879 von Herrn .John Meyer in Dresden
geschenkt.
Ein Alter in rotem Barett. Brustbild fast von vorn auf 2288.
grauem Grunde. Der graubärtige Alte trägt einen braunen Rock (2309.)
mit aufrechtstehendem Kragen und ein rotes Barett mit nieder- 43 a.
geschlagenem Rande. Bezeichnet rechts oben: Leop. Venus im
Atelier J. H. (Julius Hübner's Monogramm) 1866.
Leinwand: h. O,.08; br. 0,44. — 1874 von Prof. .Julius Hübner geschenkt.
G. Ludwig Rudow.
Geb. zu Merseburg den 29. Mai 1850; lebt in Dresden. Schüler
der dortigen Akademie, insbesondere Julius Hübner's.
718 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
2289. Selbstbildnlss des Künstlers. Brustbild nach rechts auf
(2312.) dunklem Grunde. Der blonde Künstler im schwarzen Rock und
43 c. schwarzer Mütze hält einen Stifthalter in der Rechten, einen Mal-
stock in der Linken. Bezeichnet rechts oben : L. liiidotr 1870.
gemalt im Atelier des Prof. Dr. J. Hübner.
Leinwand: h. 0,»j1V2: ''i- 0.48. — 1S74 von Prof. ,Tul. Hübner geschenkt.
Anton Weber.
Geb. in Liebstadt bei Weimar den 4. Aug. 1833; lebt in Berlin.
• Schüler des Prof. Jul. Hübner an der Dre.sdener Akademie. Er
ist Professor.
2290. Bildniss des Kupferstechers F. Seifert in Leipzig. Halbfigur
(2314.) halb nach rechts auf hellgrauem Grunde. Der braunhaarige, braun-
43 a. äugige Künstler trägt einen schwarzen Rock, eine graue Weste
und eine breite Halsbinde. Bezeichnet rechts unten: Anton
Weber, fec. Drsd. 1858.
Leinwand: h. O.TO'/j: br. 0.53. — isT-i von Prof. Jul. Hübner geschenkt.
Ant. Rob. Leineweber.
Geb. den 7. Febr. 1845 zu Böhmisch-Leipa; lebt in München.
Schüler des Prof. Jul. Hübner an der Dresdener Akademie.
229 1 . Selbstbildniss des Künstlers. Brustbild nach rechts vor
(2315.) grünem. Vorhang. Der Künstler trägt einen braunen Rock, eine
43 c. graue Weste., eine schwarze Halsbinde und über der linken
Schulter einen grauen Mantel, den er mit der Rechten hält.
Leinwand: h. O.6OV2 : br. 0.4S'/ä- — l'^^'i '^'c^^ ^'■'(^i- JuL Hübner geschenkt.
Ernst Ferd. Eichler.
Geb. in Werdau den 17. Jan. 1850: lebt in Rom als Zeichner
des deutschen Archäologischen Instituts. Schüler Jul. Hübner's
an der Dresdener Akademie.
2292. Selbstbildniss des Künstlers. Brustbild halb nach rechts auf
(2316.) grauem Grunde. Der blonde junge Künstler mit kleinem Schuurr-
43 a. hart trägt einen schwarzen Rock, eine schmale schwarze Hals-
binde und hält den Stifthalter in der allein sichtbaren Rechten.
Bezeichnet rechts oben: E. Eich 1er. 1872.
Leinwand: h. 0.61*/j: br. CöO'/»- — 1B74 von Prof. .TuL Hübner geschenkt.
2293.
2353
27 b.
1. Dresdener Schule. XIX. Jahrhundert. 719
Jacques Matth. Schenker.
Geb. den 24. Febr. 1854 zu Luzern; lebt in Dresden. Scliüler
A. Fhimm's an der Düsseldorfer Akademie, Th. Hagen's an der
Weimarer Kunstschule. Seit 1874 selbständig in Dresden.
Ebbe bei Dieppe. Links das weit zurückgetretene Meer. ,,^o-q>>
Kechts die Abhänge der Küste. Den ganzen Vordergrund nimmt ^^^^ ^'^
der nasse, vom Meere verlassene Strand ein, an dem Fischer und
Fischerinnen neben ihren Karren und Pferden mit Spaten und
Stecken nach Lockspeise graben. Grauumwölkter Himmel. Bez.
rechts unten: Schenker. Dr. 81.
Leinwand: h. 0.4S: br. 0,83. — 1882 vom Comite der Albert-Veieins-Lotterie
erworl>en.
IL Die Düsseldorfer Schule.
Peter von Cornelius.
Geb. den 23. Sept. 1783 zu Düsseldorf; gest. den G.März 1867
zu Berlin. Schüler der alten Düsseldorfer Akademie unter
Director Langer; selbständig weiterentwickelt 1809 bis 1811 in
Frankfurt a. M... 1811 bis 1819 in Eom. Cornelius war darauf,
abwechselnd in Düsseldorf und in München arbeitend. 1820 bis
1824 Director der neuen Düsseldorfer. 1824 bis 1840 der
Münchener Akademie; 1841 folgte er einem Rufe nach Berlin.
Der Schwerpunkt seiner Thätigkeit lag auf dem Gebiete der grossen
Wandmalerei, deren Neubegründer in Deutschland er wurde.
Cornelius gehört ebensowohl der ^lünchener und der Berliner Schule an . als
der Düsseldorfer; da er jedoch nicht nur in Düsseldorf geboren war. sondern hier
auch lernte und hier seine Thätigkeit begann, so ist er von der letzteren nicht zu
trennen.
Bildnlss des Gottfried Malss. Brustbild nach rechts vor 2294.
Parkbäumen. Der blauäugige, braunhaarige Herr legt seinen 31 c.
rechten Arm vorn auf eine Stuhllehne. Xur die rechte Hand ist
sichtbar. Sein Rock ist dunkel; Hemd, Halsbinde und Weste
sind weiss.
Leinwand: h. 0.52: br. 0,41. — 1886 von Herrn Dr. Malss. dem Bruder des
verstorbenen Inspectors Malss am Städelschen Institut zu Frankfurt a. M., erworben.
— Zwischen 1S09 und 1811 in Frankfurt a. M. gemalt. — Es ist das Bild, dessen
Herrn. Riegel in seinem ('ornflius' (2. Ausg. Hannuvf^r 1870. S. 38.">) mit folgenden
Worten gedenkt: t.1801»— 1-<11 (Frankfurt). Von den übrigen Bildnissen in Oel hat
720 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
^ic'h, obgleich solche noch vorhauden sein müssen, zur Zeit nichts zuverlässiges er-
niitteln lassen, als dass die Familie des Inspectors Malss eines besitzt, welches unter
allen von Cornelius gemalten Bildnissen das beste sein soll.'< — Der Dargestellte, geb.
zu Frankfurt a. M. den 27. Febr. 1781, gest. daselbst den 22. Sept. 1642, gehörte
zu Cornelius' nächstem Umgang während seines Aufenthalts in Frankfurt a. JI.
Hermann Plüddemann.
Geb. zu Kolberg den 17. Juli 1(S09; gest. zu Dresden den 24. Juni
1868. Seit 1828 Schiller des K. Begas in Berlin, seit 1831
des W. V. Schadovv in Düsseldorf, wo er bis 1848 ansässig blieb.
.Während der letzten 20 Jahre seines Lebens wohnte er in Dresden.
2295. Friedrich Barbarossa zu Besancon. Der Kaiser schlichtete
(2221.) hier 1157 den Streit der Parteien. In lebhafter Bewegung sind
31 a. links die kirchlichen, rechts die weltlichen Würdenträger angeord-
net. Einer der letzteren stürzt sich mit dem Schwert auf den
ihm gegenüberstehenden, sich erschreckt zurückbeugenden Cardinal.
Der Kaiser aber steht, den Streit schlichtend, von vorn gesehen,
vor seinem Throne, hält in der Rechten sein Schwert und streckt
die Linke, Einhalt gebietend, gegen die Rasenden aus. Bezeichnet
links unten: H. Plüddemann. 1859.
Leinwand ; h. 1,.57 ; br. 2,43. — 1860 mittels der Ausstellungsgelder erworben.
Rudolf Jordan.
Geb. zu Berlin den 4. Mai 1810; gest. zu Düsseldorf den 25. März
1887. Anfangs Schüler der Berliner, seit 1833 W. v. Schadow's
und K. Sohn's an der Düsseldorfer Akademie; in Düsseldorf blieb
er, abgesehen von vielen Studienreisen, auch ansässig. Professor.
2296. Schiffbruch an der normannischen Küste. Rechts die steile
(2223.) Felsenküste, auf deren Höhe vorn dss Schifterhaus liegt. Links
24 a. das wilde, brandende Meer, in dem ein Schiff versinkt. Unten am
Ufer wird das Rettungsbot bereit gemacht. Die Frau eines der
Schiffbrüchigen hat sich, nach rechts gewandt, mit gerungenen
Händen vor dem Lotsen auf die Kniee geworfen, welcher die
Rettungsleine mit der Rechten fasst und die Linke vor die Augen
hält, um aufs Meer hinauszuschauen. Bezeichnet links unten:
R. J. (als Monogramm) zwischen 1848.
Leinwand; h. 1,0.5; br. 1,36. — 1879 im Kunsthandel aus Düsseldorf. — Eine
Wiederholung von 1879 in der Stuttgarter (talerie, — Gestochen 1848 von Th.
Janssen, 1882 von fi. E. Ludw. Friedrich. — Phot. Hanfstaengl-München.
11. Düsseldorfer Schule. XIX. Jahrhundert. 721
Andreas Achenbach.
(4eb. zu Kassel den 29. Sept. 1815; lebt in Düsseldorf. Schüler
J. W. Schirmer's an der Düsseldorfer Akademie. Durch Natur-
studien auf weiten und wiederholten Reisen selbständig weiter-
gebildet. Professor.
Hollländisches Strandbild. Links hinter den Dünen ein 2297.
Kirchturin. Rechts die brandende Nordsee. Einige Fischer- 25 b.
Schaluppen unter Segel. Vorn in der Mitte liegt eine von ihnen
in der Brandung. Männer und Frauen waten durch's Wasser,
um ihre Ladung in Körben an's Land zu tragen. Links am Ufer
buntes Volksleben. Rechts vorn watet ein Mann mit einem Korbe
auf dem Rücken, Lockspeise suchend, durch die Brandung. Bez.
links unten: A. Acheuhach IS 54.
Leinwand; h. 0,70'/»; br. 1.01. — 1884 als Vermächtniss des Herrn Moritz
WinckifF.
Strand bei Vlissingen. Links das vom Sturm empörte, bran- 2298.
dende Meer, auf dem einige Fischerschaluppen schwanken und in (2235.)
der Ferne eine Brigg segelt. Rechts hinter dem Steindamm die 28 c.
von der Sonne beschienene Stadt. Vorn neben dem Rundturm
vor dem Stadtthor bespült die Brandung den Damm, auf dem
zahlreiche Personen gegen Sturm und Brandung kämpfen. Bez.
rechts unten: A. Achenbach. 64,
.Mahaironiholz : h. O.öf^'^'^: br. 1.10. — 1876 im Kunsthandol ans Berlin.
An einer Amsterdamer Gracht. Xachtstück. Links rot- 2299.
dachige Häuser; in der Mitte die Gracht; buntes Treiben in (2329.)
den am Ufer liegenden Schaluppen und Böten. Rechts auf 30 b.
dem Damm eine Windmühle, deren Flügel mit rotem Segel-
tuch bekleidet sind. Hinter einem der Flügel steht der Voll-
mond. In der Mitte des Hintergrundes ragt ein Kirchturm
über roten und blauen Dächern hervor. Bez. rechts unten:
A. Achenbach. 1871.
Leinwand: h. 1.S4; br. 2,31. — 1882 im Kunsthandel aus Berlin.
Fischerdorf im Mondschein. Nachtstück. Vorn der See- 2300.
-trand, auf welchem die heraufgezogenen Fischerböte in der (2234.)
Mitte vor dem Kirchturm eine dunkle Hauptmasse bilden. 30 b.
Der Vollmond geht auf. Rechts in der Ferne blinkt ein
Leuchtturm. Die Haltung der Schiffer am Strande zeigt die
Gewalt des losbrechenden Sturmes. Bezeichnet links unten:
^1. Achenbach. 72.
Leinwand; h.0,56'/i; br. 1,10. — 187G im Kunsthandel aus Berlin.
46
722 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
230 I . Wassermühle am Waldberg. Die rotdachige Mühle liegt in
(2330.) der Mitte unter grünen Bäumen. Eechts der waldige Abhang
30 b. des von tief hängenden Sturm- und Regenwolken bedeckten
Berges. Links Blick auf eine Saline und in die Ebene. Der
Waldbach, der die Räder treibt, stürzt sich, mächtig angeschwollen
und den Brückensteg überschwemmend, zum Vordergrunde links
herab. Vor der Mühle verschiedene Personen. Rechts im Walde
ein Mädchen mit einem Rechen. Bez. r. u.: A. Ächenbach, 72.
Leinwand ; h. 1,57; Itr. 2,3G. — 1883 im Kuiisthandel aus Berlin.
Adolph Richter.
Geb. zu Thorn 1816; gest. zu Düsseldorf 1852. Studirte 1835
bis 1843 an der Akademie zu Düsseldorf und blieb dort thätig.
2302. Die Rückkehr des rheinischen Landwehrmannes. Links blickt
24 b. der Heimkehrende, seinen Säbel mit der Rechten schulternd und
die Linke ausstreckend, zum offenen Fenster des Stübchens herein,
in dem seine Angehörigen rechts am Tische sitzen. Seine Mutter
und seine Gattin springen auf, um ihm entgegenzueilen. Bezeichnet
links unten: A, Richter. Düsseldorf. 1851.
Leinwand; h. 0,67V2; ^Ji'- 0,89. — 1884 als Vermächtniss des Herrn Moritz
Windeier in Dresden.
Julius Rob. Röting.
Geb. den 7. Sept. 1821 zu Dresden; lebt in Düsseldorf. Schüler
Ed. Bendemann's an der Dresdener Akademie. In Düsseldorf
weitergebildet. Akademie-Professor daselbst. Neuerdings haupt-
sächlich als Bildnissmaler thätig.
2303. Columbus vor dem geistlichen Rate zu Salamanca. Alte
(2246.) Klosterhalle. Links sitzen und stehen die geistlichen Würdenträger.
31 c. Rechts drängen sich die Mönche. Columbus steht, nach links
gewandt, in der Mitte, hält die Weltkarte in der Linken und
streckt die Rechte beteuernd aus. Ihm zunächst gegenüber stehen
die drei Prälaten, die ihm lebhaft erregt widersprechen. Bezeichnet
links unten: J. Roeting. 1851.
Leinwand; li. 1,73; br. 2,39. — 1851 durch die Lindenau-Stiftuug erworben.
Gust. Ed. Seydel.
Geb. zu Luxemburg den 18. März 1822; gest. zu Dresden den
30. Sept 1881. Er w\ar Schüler der Düsseldorfer und der
Autwerpener Akademie, liess sich jedoch später in Dresden nieder.
II. Düsseldorfer Schule. XIX. Jahrhundert. 723
Trauerbotschaft. Der verwundete Krieger, welcher die rote 2304..
Brieftasche iu der Rechten hillt und sich mit der Linken auf den (2248.)
Tisch stützt, hat den Eltern die Trauerbotschaft vom böhmischen 24 c.
Schlachtfelde (18G6) gebracht. Links vorn sitzt die Mutter und
birgt ihr Gesicht in den Händen. Rechts vorn sitzt der Vater
und hält den Brief in der Rechten. Die Pfeife, die seiner Linken
entglitten, liegt zu seinen Füssen. Bezeichnet rechts unten:
Ed. Seydel 1807.
Zuckerkistenholz : h. 0,49: br. 0,67. — 18G7 durch die Ausstellungseinnahme.
Joh. Karl Lasch.
Geb. zu Leipzig den 1. Juli 1822; lebt in Düsseldorf. Schüler
der Dresdener Akademie und Prof. E. Bendemann's. Seit 1844
in München weitergebildet. Er liess sich 1857 in Paris, 1860
in Düsseldorf nieder, von wo aus er als Bildnissmaler wiederholt
London, Bremen und Hamburg besucht hat. Professor.
Kinderlust. Unter einem Baume spielen acht Kinder an einer 2305.
mit Heu beladenen Karre. Ein Knabe schiebt sie; ein Mädchen (2240.)
ist als Pferd angespannt; ein kleinerer Knabe sitzt als Kutscher 28 b.
auf dem Bock; ein älteres Mädchen hebt ein kleineres hinauf; ein
anderes steht links zur Seite, hält seine nackte Puppe in der Hand
und weint. Rechts eine ältere Frau, der ein Knabe Heu lesen
hilft. Bezeichnet rechts unten: C. Lasc/i. 1861. Düsseldorf.
Leinwand; h. 1,06; br. 0,86. — 1862 mittels der Aasstellungseinuahnie
erworben. — Gest. von .J. \V. F. Witthöft. — Phot. Ges.
Hermann Wislicenus.
Geb. zu Eisenach den 20. Sept. 1 825 ; lebt in Düsseldorf. Schüler
der Dresdener Kunstakademie, besonders Jul. Schnorr von Carols-
feld's. In Italien 1854 bis 1857; 1857 bis 1868 in Weimar;
seit 1868 Professor an der Kunstakademie zu Düsseldorf.
Abundantia und Miseria. Ueberfluss und Elend. Zwei 2306.
sinnbildliche Darstellungen nebeneinander unter gemalten Rund- (2260.)
bogen; dazu zwei Sockelbilder. Links: Die thronende Abundantia, 23 c.
ein blühendes Weib mit Rosen im Haar, von Aeliren . Blumen,
Frücliten umgeben, mit einem Füllhorn zu ihren Füssen, einem
Säugling an der Brust, einem zweiten Knaben auf dem Schoosse,
zwei grösseren, denen sie mit der Linken wehrt, an ihrer Seite.
46*
724 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
Darunter die Unterschrift ABUND ANTIA. Unten im Sockel:
grau in grau auf rotem Grunde ein auf dem Rücken liegender
Säugling, dem eine dem Füllhorn entkrochene Schlange auf der
Brust liegt. Rechts: Die Miseria, eine alte Frau im Mantel-
schleier, an deren Brust, Schooss und Knie sich vier grössere
und kleinere Kinder verschmachtend anschmiegen. Rechts neben
ihr ein kahler Baum, Unter ihr die Unterschrift MISERIA.
Unten im Sockel: grau in grau auf rotbraunem Grunde ein
schlummernder Jüngling, zu dessen Füssen zwei Vögel ein
Tuch von einem Füllhorn ziehen. Bezeichnet unten in der Mitte:
'WISLICENUS.
Leinwand; h. 1.76; br. 1.93. — 1852 aus dem Akademiefonds erworben. —
Es war das erste Bild des Meisters.
2307. Entwurf zu einem Theatervorhang. In der Mitte wird ApoUon
(2261.) als Vertreter der dramatischen Muse mit der Leyer in der Lin-
C.-Z. ken, dem Spiegel in der Rechten, auf einem von zwei weissen
Rossen gezogenen Wagen gen Himmel getragen. Darüber in
den Wolken die drei Parzen im Schutze der Zeit, einer weib-
lichen Flügelgestalt, welche das Richtschwert in der Rechten, den
Lorbeerkranz in der Linken hält. Links schweben die Laster^
rechts schweben die Tugenden. Vorn links sitzt Mephistopheles.
Vorn rechts sitzen ein tragischer Held und eine tragische Heldin.
Im unteren Rande sechs Medaillons mit den Köpfen Gluck's,.
Lessing's, Aeschylos', Sophokles', Moliere"s, C. M. v. Weber's.
Leinwand; h. 1,45»/^; 'br. 1,36. — 1879 von der Generaldirection der Galerie-
überwiesen. — Bei der Concurrenz für den Vorhang des neuen Dresdener Theaters
prämiirt.
Karl Fr. Schick.
Geb. den 17. April 1826 zu Hilpertsau; gest. den 26. Juni 1875
zu Tretenhof. Schüler der Düsseldorfer Akademie. Später studirte
er in Italien besonders die venezianischen Meister.
2308. Susanna im Bade. Susauna sitzt, im Begriffe nach links zu
(2264.) entfliehen und mit ihrem abgeworfenen Purpurgewande ihre Blosse
24 d. zn decken, unter schattigen Bäumen auf dem Rande des Bade-
brunuens. Rechts hinter demselben erscheinen die beiden lüsternen
Alten. Bezeichnet links unten: C. SCHICK.
Leinwand; h. 1.04; br. 1,28. — 1877 von der Wittwe des Künstlers gekauft.
II. Düsseldorfer Schule. XIX. Jahrhundert. 725
Oswald Achenbach.
Geb. zu Düsseldorf den 2. Febr. 1827; lebt daselbst. Schüler
der dortigen Akademie und seines Bruders Andreas Achenbach.
Durch wiederholte Reisen nach Italien und das Studium der
italienischen Xatur zu seiner Eigenart entwickelt. Professor.
Rocca di Papa am Albanergebirge. Links vorn das Städtchen 2309.
am Bergabhange. Eine enge, von buntem Volke belebte Gasse, (2266.)
in die man hinaufblickt, ist seine einzige Hauptstrasse. Rechts 25 c.
unten dehnt sich die weite, bräunliche sonnige Campagna. Helles
Abendsonnenlicht fällt von rechts auch auf die Wolken, die sich
links am Berge sammeln. Bez. links unten: Osir. Achenbach .
Leinwand: h. 1.2S: br. l.'->0. — 1S7C vom Künstler erworben.
St. Annenumzug in Casamicciola auf Ischia. Xachtstück. Die 2310.
Procession, in deren Mitte das hell beleuchtete Bild der hl. Anna (2267. )
getragen wird, bewegt sich beim Scheine der geweihten Kerzen 26 b.
auf der Strasse, an welche links eine von hohen Bäumen überragte
Gartenmauer grenzt, zum Vordergrunde herab. Rechts vorn
stehen Zuschauer auf dem Dache des Hauses. Im Hintergrunde
hinter den Kuppeln der Stadt das Meer. Davor steigt eine Rakete
in die Höhe. Bezeichnet rechts unten: Osn\ Achenbach 1876.
Leinwand: h. 1.25: br. 1.08. — 1878 im Kunsthandel aus Berlin.
Am Golf von Neapel. Links und vorn die Küste bei Massa; 231 I.
rechts das Meer, auf dem ein Dampf boot zur Stadt fährt. In 25 a.
der Mitte des Hintergrundes die Insel Capri. Im Vordergrunde
buntes Volksleben auf dem flachen Dache eines Hauses. Ein
junger von hinten gesehener Bursche spielt die Ziehharmonika.
Ihm gegenüber schwingt ein junges Mädchen den Tamburin.
Abendstimmung. Der Horizont ist noch rot. Links blickt aus
weichen grauen Wolken die helle Sichel des zunehmenden Mondes.
Bezeichnet links unten: Osirald Achenbach. 1880.
Leinwand: h. 1.41*/2: br. l,97Vj- — 1884 als Vermächtniss des Herrn Moritz
"Winckier.
Axel Nordgren.
Geb. den 5. December 1.^28 zu Stockholm; lebt in Düsseldorf.
Machte seine ersten Studien in seiner Heimat. Schloss sich
seit 1851 an H. Gude in Düsseldorf an. Macht von Düssel-
dorf aus alljährlich Studienreisen nach dem Norden.
k
726 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
2312. Ein schwedisches Fischerdorf im Winter. Links am be-
25 b. schneiten ansteigenden Ufer hölzerne Häuser mit weissen
Dächern. Eechts der Meeresarra; im Hintergründe die gegen-
überliegende Küste. Vorn in der Mitte liegen Fisch erböte
unter Segel am Ufer. Ein Bursche und ein Mädchen tragen
einen Korb Fische an's Land. Schwerer, nassgrauer Himmel,
doch am Horizonte ein rosenroter Lichtstreif. Bezeichnet links
unten: A. Nordgren 1884.
Leinwand; h. 0,71V2; ^Jr. 1,28. — 1884 aus <len Zinsen der Pröll-Hener-
^ Stiftung erworben.
Benjamin Vautier.
Geb. zu Morges am Genfer See den 24. April 1829; lebt in
Düsseldorf. Seinen ersten Unterricht erhielt er in Genf. Seit
1850 studirte er in Düsseldorf, vorzugsweise unter E. Jordan.
1856 bis 1857 war er in Paris. Dann Hess er sich ganz
in Düsseldorf nieder. Er ist Professor.
23 1 3. Tanzpause auf einer elsässischen Bauernhochzeit. Die Musi-
(2203.) kanten sitzen in der Mitte des Saales auf erhöhter Bühne.
28 c. Links stehen die hübschen jungen Tänzerinnen an der Wand;
eine von ihnen sitzt vorn links an der Treppe. Ihnen zuge-
wandt steht ein junger Bursche mit einem Blumenkranze an
der Pelzmütze, hält eine Zinnkanne in der Linken und erhebt
in der Rechten das Glas, welches er der Erwählten bringt.
Eechts im Nebenzimmer sitzt das Brautpaar am Tische. Davor
fröhliches Treiben von Jung und Alt. Vorn sitzt ein Kind am
Boden. Bez. rechts unten: B. Vautier. Ddf. 1878.
Leinwand; h. 0,9072! ^r. 1,34. — 1878 im Kunsthandel aus Düsseldorf. —
Gest. von Hugo Bürkner.
Wilhelm Sohn.
Geb. zu Berlin 1830; lebt in Düsseldorf. Seit 1847 Schüler
seines Oheims und nachmaligen Schwiegervaters Professors Karl
Sohn in Düsseldorf; seit 1874 Professor der Düsseldorfer
Kunstakademie.
2313 A. ^'" Krieger aus dem XVII. Jahrhundert. Brustbild ohne
25 d. Hände nach rechts auf braunem Grunde. Bartloser Kopf;
grosser schwarzer Schlapphut; brauner Rock; stählerne Hals-
berge. Bez. links unten: Wilh. Sohn. 1869.
Leinwand ; h. 0,70 ; br. 0,5472. — 1887 im Kunsthandel aus Düsseldorf.
II. Düsseldorfer Schule. XiX. Jahrhundert. 727
Eduard von Gebhardt.
Geboren im Pfarrhanse zu St. Johannis in Esthland den J . (13.) Juni
1S3S; lebt in Düsseldorf. Seit 1S54 Schüler der St. Petersburger
Akademie, dann der Karlsruher Kunstschule; 1860 Schüler
Wilhelm Sohn's in Düsseldorf. Seit 1873 Professor an der
Düsseldorfer Akademie.
Die Pflege des heiligen Leichnams. In einem nordisch-bürger- 23 14.
liehen Gemache lieüt links, nach rechts gewandt, der Leichnam (2342.)
Christi an den Knieen seiner Mutter. Vor ihm knieen zwei Frauen, '^8 d.
von denen die eine ihn kämmt, die andere ihm die Hand wäscht.
Zwei andere halten die Wasserbehälter. Links hinter ihm holt
eine fünfte frisches Leinen aus dem Schranke. In der Mitte des
Bildes, dem Heiland zugewandt, stützt Johannes sich im tiefsten
Schmerze auf den Tisch. Rechts vor dem Himmelbett mit roten
Vorhängen sitzen die vier befreundeten Männer, welche den Heiland
auf der links vorn stehenden Bahre hereingetragen haben und nun
der Beendigung seiner Waschung warten, um ihn hinauszutragen
an's Grab. Ganz rechts hinter ihnen steht der Künstler selbst mit
seinen Kindern. Bezeichnet rechts unten: E. Gebhardt (das E
nach links gewandt am G) MDCCCLXXXIII.
Eichenholz; h. UjTOV'j; br. 1.00. — 1SS4 im Ivuu-thandel aus Berlin.
Heinrich Deiters.
Geb. den 5. Sept. 1840 zu Münster in Westfalen; lebt in Düssel-
dorf. Seit 1857 Schüler der Düsseldorfer Akademie, insbesondere
des Alex Michelis (gest. in Weimar 1868). Später auf. Studien-
reisen weiterentwickelt.
Am Waldbach. In der Mitte Wasser unter grünen Waldbäumen. 23 1 5.
Links vorn eine hohle alte Buche. Weiter zurück zwei Knaben 26 d.
am Ufer. Der ganze Mittelgrund ist von hellem Sonnenlichte
durchleuchtet. Bezeichnet rechts unten: H. Deiters (H. und D
zusammengezogen). 84.
Leinwand: h. 0.r,3 ; br. 0,94. — 1P84 au- dfn Zinsen der ProU-Heuer-Stiftung.
Eugen G. Dücker.
Geb. den 10. Februar 1841 zu Arensberg auf der Insel Oesel vor
Riga; lebt in Düsseldorf. Schüler der Akademie zu St. Peters-
burg; seit 1864 in Düsseldorf, wo er seit 1873 Professor der
Akademie ist.
728 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
23 1 6. Am Ostseestrande. Vorn der Strand. Im Mittelgrunde links
(2346.) die blaue Ostsee, rechts die erhöhte Küste. Links am Strande wird
27 a. eine Fischerbarke mit fünf nebeneinander gespannten Pferden
heraufgezogen. Eechts werden Netze getrocknet; eine Frau sitzt
vor ihrem Kochtopf am Boden. Hellblauer Himmel mit leichten
Sommerwüikchen. Bezeichnet rechts unten: E. Dücker.
Leinwand; h. 0,81: br. 1.46. — 1883 im Kunsthandel aus Düsseldorf.
G. Anton Rasmussen.
Geb. den 7. August 1.*S42 zu Stavanger in Norwegen; lebt in
Düsseldorf. Schüler Hans Gude's an der Düsseldorfer Akademie.
23 1 7. Gudvangen in Norwegen. In der Mitte der Fjord, dessen stille
25 a. tiefe Salzflut links und rechts von wolkenumzogenen, himmelhohen
Bergen begrenzt wird. Von rechts naht ein Dampfschiff, dem
Boote mit Fahrgästen entgegenrudern. Vorn links das Ufer mit
Hütten und Böten. Wartende Passagiere. Abfahrende Böte. Vorn
in der Mitte auf dem Wasser die Euderfähre mit zwei Kühen.
Bezeichnet links unten: G. Rasmussen. Df. 1883.
Leinwand; h. 1,85; br. 1.3G. — 1884 aus den Zinsen der PröU-Heuer-Stiftung.
Hugo Oehmichen.
Geb. den 10. März 1S43 zu Borsdorf bei Leipzig: lebt in
Düsseldorf. 1858 bis 1864 Schüler der Dresdener Akademie,
insbesondere Julius Hübner's. In Düsseldorf, wo er sich nach
einer Keise nach Italien niederliess, im Anschluss an Vautier
weitergebildet.
23 1 8. Der Steuerzahltag. Ein Beamter sitzt mit der Feder in
(2307.) der Rechten vor dem aufgeschlagenen Buche am grünen Tische.
28 c. Links ein zweiter, welcher die gezahlten Gelder in eine Kiste
legt. Von rechts treten die Steuerzahler heran. Ein Mann
legt gerade sein Geld auf den Tisch. Bezeichnet rechts unten:
H. Oehmichen, 1877 (nicht 1871).
Leinwand ; h. 0,87 ; br. 1,2G. — 1879 im Kuusthandel aus München. — Gest.
von Rob. Petzsch. ^ Neues G.-W. III, 8.
Chr. Ludwig Bokelmann.
Geb. den 4. Februar 1844 zu St. Jürgen bei Bremen; lebt in
Düsseldorf. Seit 1868 Schüler der Düsseldorfer Akademie, ins-
besondere Wilh. Sohn's. Seit 1873 selbständig in Düsseldorf.
III. Münchener Schule. XIX. Jahrhundert. 729
Der Abschied der Auswanderer. Verschiedene Auswanderer- 2319.
gruppeu nehmen in einem weiten, von ländlichen Gebäuden (2349.)
umgebenen, von einem mächtigen Nussbaum beschatteten Hofe 27 d.
Abschied von ihren zurückbleibenden Angehörigen. In der
Mitte das Thor, vor dem draussen der Leiterwagen steht, der
bestimmt ist, die Auswanderer zu entführen. Helle kühle
Morgenstimmung. Bez. 1. u.: C. L. Bolelmann. Ddf. 1882.
Leiuwaud: h. 0,89: l-r. 1,28. — 18s2 vom Küustler gekauft.
III. Die Münchener Schule.
Karl Spitzweg.
Geb. zu München am 5. Februar 1808; gest. daselbst am
23. September 1885. Ging von Universitätsstudien als Auto-
didakt zur Kunst über. Lebte in München. Er zeichnete
sich besonders durch eigenartig aufgefasste kleine sittenbild-
liche Darstellungen aus.
Kirchgang bei Dachau. Links in schattiger Schlucht ein 23 1 9 A.
Wasserfall. Rechts am Waldrand der sonnige Weg, welcher ^6 c.
zu dem fern oben ragenden Kirchlein empoiführt. Landleute,
von hinten gesehen, als Kirchgänger auf dem Weg. Bezeichnet
links unten mit dem Monogramm des Meisters (einem S in
spitzem Viereck).
Pappelholz: h. 0.2CVj: hr. 0,48V2- — 1887 aas des Künstlers Nachlass.
Friedrich Wilhelm Schön.
Geb. zu Worms 1810: gest. zu München 1868. Seit 1832
an der Münchener Akademie ausgebildet. Lebte in München.
Der Sonntagsmorgen. Eine junge Bäuerin steht, halb nach 2320.
links gewandt, mit ihrem Gesangbuch in der Linken, am Fenster C.-Z.
ihres Stübchens. zu dem die Sonne hereinscheiut, und blickt
auf die belebte Strasse hinaus. Vorn links auf einem Stuhl
eine Katze. Bez. rechts unten: ScJioen . j)inx.
Leinwand: h. 0,01 ; br. 0,48Vi- — 1884 als Vermächtni.ss des Herrn Moritz
Winckler in Dresden.
730 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
Eduard Schleich.
Geb. zu Harbach bei Landshut den 12. October 1812; gest. in
München den 8. Januar 1874. Nur kurze Zeit Schüler der
Münchener Akademie; anfangs im Anschluss an Morgenstern
und Kottmann, dann selbständig durch das Studium der Natur-
stimmungen entwickelt. Lebte in München.
232 I . Heerde im Wasser. Hügelige Hochebene. Ln Vordergrunde
(2229.) ein seichtes Wasser, durch welches eine Kuhheerde bildein-
29 d. wärts watet. Im Mittelgrunde der Wald, aus dem links ein
'graues Dach mit rauchendem Schornstein hervorragt. Bewölkter
Himmel. Bezeichnet rechts unten: Ed. Schleich.
Leinwand; h. 0,47; br. 0,83. — 1876 im lümsthandel aus Berlin.
Joh. Gottfr. Stefan.
Geb. den 13. Dec. 1815 zu Wädenswjl am Züricher See; lebt
in München. Akademieschüler in München. War anfangs
Lithograph, Landschafter erst seit 1841.
2322. Herbsttag In den St. Gallener Alpen. Vorn rechts ein schäu-
(2236.) mender Wasserfall in der mit herbstlich braunen Laubbäumen
29 d. gefüllten Schlucht. Links auf dem Wege ein Wanderer zwischen
hohen Felsblöcken. Darüber ein kahler, sonniger Abhang. Im
Hintergrunde mächtige, von Wolken umzogene Alpengipfel.
Bez. rechts unten: J. G. Stefan. ^''- München 1878.
Leinwand: h. 0,81; br. 1,09. — 1879 anf der Münchener Ausstellung erworben.
Wilh. Lichtenheld.
Geb. den 13. October 1817 za Hamburg; lebt in München.
Bildete sich in München im Anschluss an Chr. Ernst Morgen-
stern aus.
2323. Ein Landsee im Mondschein. Blick von hohem Standpunkt.
23 a. Von weitem Hügelland umgeben, zieht der Laudsee sich von
der Mitte des Mittelgrundes zum Vordergrunde links herab.
Eechts am Ufer brennt ein Licht in einer Hütte, nach welcher
die Sterbesacramente getragen werden. Halb links steht der
Vollmond am Himmel und wirft sein goldgelbes Licht breit
in die Flut. Bez. r. u.: W. L. (als Monogramm! 1860.
Leinwand; h. 0,91 V2; ^r. 1,39V2- — 1^B4 als Venuachtniss des Herrn Moritz
Winckler in Dresden.
III. Münchener Schule. XIX. Jahrhundert. 731
Friedrich Joh. Voltz.
Geb. zu Nördlingen den 31. October 1817; gest. in München den
25. Juni 1S8G. 1S34 bis 1835 Schüler der Münchener Akademie.
Durch Naturstudieu und Studienreisen weitergebildet. War Pro-
fessor an der Münchener Akademie.
Heerde im Thale. Links Waldrand, rechts sonnige,, niedrige 2324.
Felswand. Vorn ein seichtes Wasser, in dem und an dem eine 29 d.
Heerde Kühe und Kälber nach rechts wandelt. Die strickende
Führerin steht links vor den Bäumen. Bezeichnet rechts unten:
Fr. Voltz. 70.
Buchenholz; h. 0,25: br. 0,66V2- — 18S4 als Venu ach tniss des Herrn Moritz
Winckler in Dres^den.
Aug. Robert Zimmermann.
Geb. zu Zittau den 3. April 1818; gest. zu München den C. Juni
1864. Bruder und Schüler des Albert Zimmermann. (Vgl.N. 2361.)
Waldlandschaft. Prächtiger Eichwald unter grauumwölktem 2325.
Himmel. Der Weg, der sich, von vei schiedenen Personen belebt, (2237.)
zum Vordergrunde rechts herabzieht, führt in der Mitte auf einem 24 c.
Holzsteg über einen Bach. Bezeichnet rechts unten: Robert
Zimmermann. München 1859.
Leinwand ; h. 0,59 ; br. 0,73. — 1877 im Kimsthandel in Dresden erworben.
Aug. Richard Zimmermann.
Geb. zu Zittau den 2. März 1820; gest. zu München den 4. Febr.
1875. Schüler seines Bruders Alb. Zimmermann. (Vgl. N. 2361.)
Lebte seit 1838 in München.
Schiffbruch an der Küste bei Carolin. Links das wilde Meer, 2326.
in dem ein grosses Schiff versinkt, während die Geretteten in einer (2242.)
Schaluppe zu landen versuchen. Rechts die Dünenküste mit dem 24 a.
von einer Windmühle, einem Kirchturm und einem Fabrikschorn-
stein überragten Orte. Vorn am Ufer die Männer, welche mit
Stangen und Stricken den aus den Wellen emporklimmenden
Schiffbrüchigen zu Hilfe kommen. Bezeichnet rechts unten:
Rieh. Zimmermann. München. 1848.
Leinwand; h. l.iJO; hr. 1,51. — 1875 von den Erben des Küasttlers erworben.
732 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
Adolf Lier.
Geb. zu Herrnhut den 21. Mai 1826; gest. den 30. Sept. 1882
in Brixen. Besuchte als angehender Architekt die Dresdener
Akademie. Der Landschaftsmalerei widmete er sich als Schüler
Eichard Zimmermannes in München seit 1851; aber erst im
Anschluss an Dupre in Paris entwickelte er sich seit 1864 zu
seiner Eigenart. Er war hauptsächlich in München thätig.
2327. Die Oise im Mondschein. Der Fluss windet sich durch ebene
(2265.) Gegend zum Vordergrunde rechts herab. Kechts begrenzt ihn ein
27 c. 'Wald, links der Dammweg, auf dem. kräftige Pferde, nach vorn
gewandt, zwei Schiffe ziehn, an deren Bug Laternen leuchten.
Der Mond steht in der Mitte und wirft seine Strahlen breit in die
leichtgewellte Flut. Bezeichnet links unten: A. Lier (A und L
zusammengezogen).
Leinwand; h. 1,05: br. 1.50. — 1867 aus der Ausstellungseinnahme erworben.
Franz Defregger.
Geb. zu Stronach im Pusterthal (^Tirol) den 30. April 1835; lebt
in München. Lernte seit 1858 unter Stolz in Innsbruck die
Bildhauerei. Besuchte dann die Münchener Akademie, wo er
Schüler Karl V. Piloty 's war. 1863 bis 1865 m Paris. Seit 1866
hauptsächlich in München ansässig. Professor und Ehrenmitglied
der dortigen Akademie.
2328. Der Abschied von der Sennerin. Rechts ziehn die Jäger zur
(2285.) Sennhütte liinaus. Ein alter und ein junger sind zurückgeblieben,
28 b. um besonderen Abschied von der Sennerin zu nehmen. Diese
reicht lachend die beiden Hände dem alten Jäger, der sie lebhaft
in seiner Linken schüttelt, während er mit der Rechten zwei gelb-
braune Teckel an der Leine hält. Der jüngere aber steht, von
vorn gesehen, hinter beiden an der Wand, raucht lächelnd seine
Pfeife und wartet, bis er der letzte sein wird. Bezeichnet links
unten: Defregger 1877.
Leinwand; h. 0,90: br. 0.76. — 1877 im Kunsthandel aus Berlin. — Ge-
stochen von Hugo Bürkner. ^ Neues G.-W. III. 9. — Pliot. Hanfstaengl-Münehen.
2329. Die Sensenschmiede. Vor dem Tiroler Aufstande von 1809.
(2340.) Die Schmiede liegt rechts in der Felsenhöhle, aus der ein Alter
30 c. hervorblickt. Die fertic-en Sensen stehn vor ihr am Felsen; ganz
111. Münchener Schule. XIX. Jahrhundert. 733
vorn eine hölzerne Kanone. Links unter der Felswand sitzt das
kräftige Mädchen, welches in der Tasche, die sie auf dem Rücken
tragt, eine Botschaft gebracht hat. Ein Teckel leckt ihr die Hand.
Vor ihr, nach rechts gewandt, steht ein Alter, welcher die Botschaft
verliest. Die Männer, welche ihre Arbeit verlassen haben, um-
drängen ihn mit ernsten Mienen, um zu lauschen. Ganz vorn
sitzt einer, von hinten gesehen, im Mantel und Hut auf dem
Stein. Bezeichnet links unten: Franz Defregger. 1883.
Lein-wand: h. I.IS; br. 2,24. — 1883 auf der Internationalen Kunstausstellung
zu München erworben. — Es ist ein Bild aus des Meisters historischem Cyklus der
Tiroler Freiheitskriege, welcher in Copien im Innsbrucker Museum zusammengestellt
ii^t. während die (»riginale sich in verschiedenen Sammhmgen befinden. — Gestochen
von Th. Langer (noch in Arbeit).
Karl Raupp.
Geb. zu Darmstadt den 2. März 1837; lebt in München. 1856
bis 185S Schüler des StädeF sehen Instituts zu Frankfurt a. M.
Dann, bis 1866, Schüler Karl v. Piloty"s in München. 1868
Professor an der Gewerbeschule in Nürnberg; kehrte später jedoch
nach München zurück.
Vom Sturme gejagt. Vorn der schäumende Landsee, über 2330.
den eine junge kräftige Frau, nach rechts gewandt, den bedroh- 27 a.'
ten, gebrechlichen Kahn lenkt, in dem die Grossmutter mit einem
Knaben auf dem Schoosse sitzt, während ein kleines Mädchen mit
ihrer Puppe sich ängstlich an sie schmiegt und ein etwas älterer
Knabe sich stehend am gegenüberliegenden Rande festhält. Schwere
schwarze Wolken verhüllen das Ufer. Möven flattern über dem
Wasser. Bezeichnet links unten: K. Raujyp . München 85.
Leinwand; h. 0,81 ; br. 1..j7. — 1885 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung.
Ad. Ernst Meissner.
Geb. zu Dresden den 7. April 1837; lebt in München. Schüler
der Dresdener Akademie, insbesondere Rob. Kummer's. Auf Reisen
und in München, wo er seit 1870 ansässig ist, weiterentwickelt.
Schaf heerde in einer Winterlandschaft. Beschneite Ebene. 233 1 .
Rechts im Hintergrunde ein Dorf im Schnee. Vorn in der Mitte (2289.)
der kaum noch erkennbare Weg, auf dem ein fest in seinen Mantel 27 d.
gehüllter Schäfer seine Heerde bildeinwärts treibt. Graue Wolken
734 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
am gelben Nachmittagshimmel. Bezeichnet links unten: Ernst
Meissner. München 1875.
Leinwand; h. 0,64; br. l,O0Vj- — 1875 vom Künstler erworben. — Phot.
Hanfstaengl-München und Phot. Ges.
Heinrich Lang.
Geb. den 24. April 1838 zu Eegensburg; lebt in München. Seit
1855 Schüler der Münchener Akademie; seit 1857 im Atelier
des Fr. Voltz daselbst. 1860 bis 1868 in Ungarn und Paris.
Nahm 1870/71 am Kriege teil.
2332.' Einfang von Weidepferden. Weite ungarische Puszta. Links
(2341.) vorn ein Schilfteich. Rechts regnet es. In der Mitte sind die
28 a. halbwilden Pferde zusammengedrängt, von allen Seiten von den
Pferdeknechten mit ihren Schlingen bedroht. Links im Hinter-
grunde werden die bereits eingefangenen Pferde bewacht. Be-
zeichnet rechts unten: H. Lang. München.
Leinwaud: h. 0,81 ; br. l,?-!. — 1883 aus den Zin,sen der Pröll-Heuer-Stiftung.
Guido von Maffei.
Geb. den 1. Juli 1838 zu München; lebt daselbst. Erst seit 1865
an der Münchener Akademie zum Künstler gebildet. Schüler seines
Altersgenossen Otto Gebier.
2333. Sichere Beute. Zwei Hunde verfolgen einen angeschossenen
(2290.) Eehbock, der sich, halb nach rechts gewandt, zum Vordergründe
28 b. flüchtet. Links neben ihm einer der Hunde, der ihn bereits
erreicht hat; der andere springt erst über die Hecke. Links Fern-
blick. Eechts Gebüsch. Bezeichnet links unten: G. v. Maffei.
München 1879.
Leinwand ; h. 1,38 ; br. 1,91. — 1880 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung
erworben. — Phot. Hanfstaengl-München.
Fr. Otto Gebier.
Geb. zu Dresden den 18. Sept. 1838; lobt in München. Gebildet
an den Akademieen zu Dresden und München. An letzterer
Schüler Karl v. Piloty's
2334. Zwei Wilderer. Ein Hund macht sich daran, einen auf dem
(2292.) Eücken liegenden jungen Hasen, den er erjagt hat, zu zer-
29 d. fleischen und wirft dabei scheele Blicke auf seinen Gefährten,
III. Münchener Schule. XIX. Jahrhundert 735
einen Teckel der links vorn liegt, aber zu erschöpft von der Jag-d
ist, um sich an der Verspeisung der Beute zu beteiligen. Bez.
rechts unten: Otto Gehler. München 1879.
Leinwand: h. 0,76: br. 1,04. — 1880 anf der Dresdener Kunstausstellung
pokauft. — Gest. von C. R. Petzsch. ^^ Neues G.-W. IV, 12.
Der Siebenschläfer. Im Schafstall, durch dessen verschlossene 2335.
Thür die Strahlen der Morgensonne hereinbrechen, liegt der junge '^6 a.
Hirtenknabe rechts in tiefem Schlummer auf seinem Bette, Neben
ihm sein Hund, der ihn bewacht und die Schafe anknurrt, welche
sich, ungeduldig hinauszukommen, an's Bett drängen. Bezeichnet
rechts unten: Otto Gehler. München 1884.
Leinwand : h. 0.96Vj ; l>r. 1,35. — 1884 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung. — Gest. von Joh. Friedr. Vogel.
Eduard Kurzbauer.
Geb. zu Lemberg von Wiener Eltern am 2, März 1840; gest. zu
München am 13. Jan. 1879. Schüler der Wiener Akademie,
insbesondere Führich"s, seit 1866 der Münchener Akademie,
insbesondere Karl v. Piloty's. Später studirte er mit Vorliebe im
Schwarzwald. Ansässig war er in München.
Die Verläumdung. Knieestück. Drei Mädchen am Spinn- 2336.
rocken: in der Mitte eine von hinten und eine von vorn gesehen; (2295.)
links, nach rechts gewandt, die dritte. Hinter letzterer der Alte, '^'^ b.
vor ihr die Alte. Rechts am Tische sitzen zwei junge Burschen,
von denen der eine dem anderen eine Bemerkung über das neben
dem letzteren sitzende, von vorn gesehene Mädchen gemacht hat,
welche dieses, die rechte Hand beteuernd an die Brust legend,
abwehrt. Bez. rechts unten: Eduard Kurzhauer. Münche)).
Mahagoniholz; h. 0.66; br. 0.91. — 1878 im Kunsthandel aus Wien. — Cie-
stochen von Th. Langer. ^ Neues Ci.-W. II. 6.
Josef Brandt.
Geb. den 11. Febr. Is41 zu Szczebrzeszyn in Polen; lebt in
München. Seit 1862 Schüler Franz Adam's in München. Seit
1878 kgl. bayrischer Professor.
Der Beutezug am Fluss. Polnische Reiter aus der Zeit Sobieski's 2337.
passiren mit türkischer Kriegsbeute einen Fiuss. Die Landstrasse, (2296.)
auf welcher der mächtige Beutezug sich zum Vordergrunde herab- 27 a.
736 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
wälzt, führt rechts unter dem Gebirge entlang. Vorn am Flusse
stützen Krieger einen schwer beladenen, mit vier Pferden be-
spannten Karren durch einen Hebelbalken. Links vorn hält ein
geharnischter Eeiter mit vier gesattelten Pferden, die er bereits
durch den Fluss geführt hat. Bezeichnet rechts unten: Jozef
Brandt. Warszaivy. 1874.
Leinwand; h. 0,69; br. 1,60. — 1879 im Kunsthandel aus München.
Nikolaus Gysis.
Geb. den 1. März 1842 auf der Insel Tinos im Archipelagus ;
'lebt in München. Erhielt seinen ersten Unterricht in Athen.
Setzte seine Studien an der Münchener Akademie fort, an welcher
er 1866 bis 1869 Schüler K. v. Piloty's war. Bildete seine
Eigenart auf Eeisen im Orient aus.
2338. Der Hühnerdieb in Smyrna. Der Dieb wird rückwärts mit
25 d. gebundenen Händen und mit dem gestohlenen Geflügel über der
Schulter auf einem Esel durch die Strasse geführt. Ein stattlicher
Wächter schreitet neben ihm her. Ein trommelnder Bursche
eilt voraus. Rechts und links unter den Häusern das schadenfroh
lächelnde, bunt gekleidete türkische Volk ; rechts vorn behäbige
Raucher, links vorn ein Knabe mit blossen Beinen. Bezeichnet
links unten: ^. Gysis,
Leinwand; h. 1,36; br. 1,05. — 1885 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftnng.
Aug. Robert Rud. Schietzold.
Geb. zu Dresden am 4. Juli 1842; lebt in München. 1864
bis 1868 Schüler A. L. Richter's an der Dresdener Akademie;
seit 1870 in München unter Lier's und Schleich's Einfluss,
später in Italien.
2339. Am Starnberger See. Vorn auf dem Wege eine Kuhheerde
(2302.) mit ihren Hirten. Durch den Mittelgrund zieht sich der blaue
27 a. See. Ein Wald rechts am diesseitigen Ufer. Im Hinter-
grunde die Alpenkette. Grau bewölkter Himmel. Bezeichnet
rechts unten: R. Schietzold . Meli. 77,
Leinwand ; h. 0,76 ; br. 1,43. — 1877 auf der Dresdener Kunstausstellung erworben.
2340. Capri. Links der Abhang der Insel Capri mit dem »Arco
24 a. naturale.« Auf dem emporführenden schmalen Wege folgen Ziegen
ihrem Hirten. Rechts unten das blaue Meer. In der Mitte des
III. Miinchener Schule. XIX. Jahrliuiidert. 737
Hintergrundes die Küste des Festlandes bei Punta Campanella in
glühendem Abendlichte. Rechts oben am Himmel der gelbe Mond.
Bezeichnet links unten: R. Schietzold . Mch.84; rechts unten:
JJeni Geclächtniss m. I. Agnes gewd.
Leiuwaud; h. 1,17; br. l.iOVi- — 188-4 als Geschenk des Künstlers.
Werner W. G. Schuch.
Geb. in Hildesheim den 2. Oct. 1843; lebt in München. War
Anfongs xVrchitekt, seit 1870 Professor der Baukunst an der
technischen Hochschule zu Hannover. 1876 bis 1877 vervoll-
kommnete er sich in Düsseldorf in der Technik der Oelmalerei
und wendete sich nun ganz der Landschaft zu.
Das Hünengrab. Weite braune Halde. Im Mittelgrunde 2341.
Tannenwälder. Vorn in der Mitte auf einer kleinen Anhöhe das (2348.)
aus mächtigen Felsblöcken zusammengefügte Hünengrab. Links 30 d.
neben demselben blickt ein Hirt, von hinten gesehen, in die Ebene
binab. Rechts ein kahler, von Krähen umflatterter Baum. Graue,
nasse Wolken am Himmel; doch am Horizonte rechts gelbes
Abendlicht. Bezeichnet rechts unten: Werner Schlich 1881.
Leinwand; h. 1,21: br. 1,96. — 1881 aus den Zinsen der PröU-Heuer-Stiftung.
Wilhelm Leibl.
Geb. zu Köln a. Rh. den 23. Oct. 1844; lebt in München. Seit
1804 Schüler Karl v. Pilotj's an der Münchener Akademie.
1809 bis 1870 in Paris. Der Ausbruch des Krieges führte ihn
nach München zurück.
Weiblicher Studienkopf. Brustbild nach links auf braunem 2342.
Grunde. Die blauäugige Bauernfrau trägt ein weisses, vorn zu- (2310.)
gestecktes Brusttuch, ein schwarzes Kopftuch und eine Korallen- 26 c.
halskette. Bezeichnet rechts unten: W. Leibl. 79.
Maha[,'oniholz ; h. 0,31; br. 0.24. — 1870 im Kimsthandel aus München.
Josef Em. Weiser.
Geb. zu Patschkau in Schlesien den 10. Mai 1847; lebt in
München. Schüler dos Wilh. Diez daselbst.
Die letzte Zuflucht. Die Verteidigung eines Klosters, in 2343.
welches Herrschaften und Landvolk sich vor dem Feinde geflüchtet (2311.)
haben. Durch die Thür zur Linken strömen Nonnen und Land- 2G c.
47
738 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
leute in den bereits gefüllten Saal. Vorn links haben zwei Damen
Platz genommen. In der Mitte rüsten die Mönche sich zur Ver-
teidigung. Ein Kardinal und ein Ritter, welcher einem Mönche
die Handhabung des Ladestockes zeigt, erteilen Befehle. Weiter
rechts vorn wetzt ein Mönch eine Klinge an einem Schleifstein.
Ganz rechts blicken ein Kardinal und Mönche zum Fenster hinaus.
Bezeichnet rechts unten: Josef Weiser.
Ahornholz; h. 0,73; br. 1,40. — 1879 im Kunsthandel aus München.
Ludwig Dill.
Geb. den 2. Februar 1848 zu Gernsbach bei Baden-Baden;
lebt in München. Schüler der Münchener Akademie unter
K. V. Piloty. Auf Studienreisen weitergebildet.
2344. Aus den venezianischen Lagunen. Links das Ufer; im
25 b. Hintergrunde die Stadt; vorn der Strand, an dem einige
Fischerböte mit ausgespannten Segeln liegen. In der Mitte
des Hintergrundes taucht eine Insel mit einer Kirche aus der
Lagune. Fischerböte mit weissen und roten Segeln gleiten
davor über die Flut. Nach rechts fährt ein Dampfschiff davon.
Bezeichnet links unten: L. DILL.
Leinwand; h. 0,81; br. 1,21. — 1886 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung.
Victor Weishaupt.
Geb. den 6. März 1848 zu München; lebt in München. Trat
erst nach der Heimkehr aus dem Feldzug 1870 in die Akademie
seiner Vaterstadt; bildete dort unter W. Diez seine Technik aus.
2345. Viehtränl<e bei einer Windmühle. Vorn im flachen Wasser
25 a. steht, nach rechts gewandt, eine prächtige Einderheerde; in
ihrer Mitte eine braune saufende Kuh. Weiter rechts hält
ein Knecht auf einem Pferde ein zweites neben sich am Zügel
und spricht mit einer Frau und einem Knaben, die mit blossen
Beinen im Wasser stehen. Links hinten sonniges Weideland;
rechts hinten das helle Dorf. In der Mitte die mächtige
Mühle. Blauer Himmel mit nassgrauen Wolken. Bezeichnet
links unten: V. Welshaupt . München.
Leinwand; h. l,4öVi; ^r. 2,0G. — 1884 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung erworben.
i
III. Münchener Schule. XIX. Jahrhundert. 739
Fritz August Kaulbach.
Geb. den 2. Jnni 1850 in Hannover; lebt in München. Sohn
des Porträtmalers Friedrich Kanlbach, Grossneffe W. Kaulbach's.
Schüler, Professor und seit 1886Director der Münchener Akademie.
Ein Maitag. Familienfest im Freien. Kleidung des sieb- 2346.
zehnten Jahrhunderts. In parkartiger, blühender Landschaft (2313.)
ist die Familie rechts in einer Laube um einen gedeckten 26 a.
Tisch gruppirt. Ganz rechts eine Frau mit ihrem Kleinen
auf dem Schoosse. Links am Tische ein grosser Hund neben
einem leeren Sessel. Die junge Dame, die auf letzterem ge-
sessen, steht, nach links gewandt, draussen in der Mitte und
teilt Kirschen unter eine bunte Kinderschar aus. Ganz links
tanzt ein Madchen mit einem kleinen Knaben. Bezeichnet
links unten: Fritz Aug. Kaulbach 1879.
Lindenholz; h. 0.96: br. 1,57. — 1879 im Knnsthandel aus München.
Ernst K. G. Zimmermann.
Geb. zu München den 24. April 1852; lebt in München.
Schüler seines Vaters Reinhard Sebastian Zimmermann, dann,
unter Wilh. Diez, der Münchener Akademie.
Der Musikunterricht. Links eine Felswand und ein Baum; 2347.
rechts eine sumpfige grüne Ebene. In der Mitte steht eine 28 c.
junge Frau mit gelbem Kopftuch und macht ihren vor ihr
stehenden halbnackten Knaben auf das Spiel des alten, mit
Fellen bekleideten Hirten aufmerksam, welcher vor ihnen auf
einem Steine sitzt und mit beiden Händen die schlichte Hirten-
flöte unter seinen Lippen herstreicht. Hinter ihm blickt ein
zottiger Hund bildein wärts. Links ihm gegenüber aber sitzt,
nach rechts gewandt und halb von hinten gesehen, ein junger,
bockbeiniger, spitzohriger, bekränzter, mit dem Pardelfell ge-
schürzter Satyr und lauscht. Bezeichnet rechts unten: Ernst
Zhnmerinann . Miuichen . 1884. ,
Leinwand; h. IjöO'/,; Lr. 2,11. — 1886 aus den Zinsen der PröU-Heuer-
Stiftung erworben.
Aug. Ed. Nikolaus Meyer (Claus Meyer).
Geb. den 20. November 1850 zu Linden vor Hannover; lebt
in München. Er begann seine Studien 1875 unter Kreling
47*
740 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
an der Nürnberger Kunstschule und setzte sie seit 187G in
München fort, wo er nacheinander die Schulen von Prof. Barth,
Alex. Wagner und Loefftz besuchte.
2348. Alte und junge Katzen. In einem von oben links hell er-
28 d. leuchteten altdeutschen Gemache, an dessen schlichten weissen
Wänden sich eine braune geschnitzte Holzbank entlangzieht,
sitzen drei Frauen in altdeutscher Tracht in lebhaftem Gespräche
bei einander. Diejenige zur Linken ist fast von hinten ge-
sehen. Diejenige zur Rechten erhebt, eine Klatschgeschichte
-vortragend, die rechte Hand. Zu ihren Füssen drei junge
Katzen an einem gelben Milchnapf. Bezeichnet unten links:
Claus Meyer. 1885.
Leimvand ; h. 0,827» ; br. l.Ol'/j. — 188G im Kunsthandel aus München.
IV. Die Berliner Schule.
Joh. Heinr. Karl Krüger.
Geb. zu Salzwedel den 5. Juni 1812; lebt in Arendsee bei See-
hausen in der Mark Brandenburg. Schüler der Berliner Akademie.
In Italien weitergebildet. Von 1850 bis 1872 in Dresden.
Dorf landschaft. Motiv aus der Altmark. Vorn links zwischen
2349. Bäumen ein Weg mit einer Bäuerin und einem Hunde. Vorn in
(2228.) ^^^'^ Mitte ein Wasser, an dem Kühe weiden. Eechts im Mittel-
C.-Z. gründe ein Dorf hinter hohen Bäumen.
Leinwand; li. 0,99i|2; br. l,30i|2. — 1861 mittels der AussteUungsgelder.
K. Ludwig Jul. Rosenfelder.
Geb. den 18. Juli 1813 zu Breslau; gest. den 18. April 1881
zu Königsberg i. Pr. Schüler Hensel's an der Berliner Akademie.
Bereiste Italien. War seit 1845 Director der Königsberger
Akademie.
Bildniss des Malers Ernst Resch. Brustbild ohne Hände
nach rechts, mit dem Kopf nach vorn. Der Dargestellte (geb.
2350. 1808 in Dresden, gest. 1864 als Professor in Breslau) trägt
(2231.) einen grauen, mit braunem Pelz besetzten Mantel. Sein er-
43 c. grauender Vollbart ist kurz geschnitten.
IV. Berliner Schule. XIX. Jahrhundert. 741
Leinwand: h. ö.OöVi: l»r. 0,52, — 1864 als Vermik-htniss des Dargestellten.
— luv. 1855 fl". S. 5<X
Karl L. F. Becker.
Geb. den 1^^. Deoember 1820 zu Berlin; lebt in Berlin. Schüler
der Berliner Akademie; insbesondere A. v. Klober's. In München,
Paris, Eom.' Venedig weitergebildet. Professor und 1882 Präsi-
dent der Berliner Akademie.
Eine Bilderversteigerung. Tracht der Zopfzeit. Der Verkauf 235 I .
findet in dem herrschaftlichen Zimmer statt, in dem die Bilder (2331.)
gehangen. Der alte Versteigerer sitzt, von vorn gesehen, in der 28 a.
Mitte am Tische. Ueber ihm steht der Ausrufer. Links drängen
die Kenner sich um das auf den Tisch gestellte Bild einer
Susanna. Ganz links trägt ein kräftiger Bursche mit roter Kappe
ein Bild hinaus. Kechts erklärt ein Herr der neben ihm sitzenden
Dame ein Bild. Ganz rechts nehmen ein Diener und ein Mädchen
ein Bild von der Wand. Bezeichnet links unten: C. Becker.
(C und B zusammengezogen.)
Leinwand: h. 1,23; br. 1,58. — 1882 vom Coiuite der Albert- Vereius-Lotterie.
Wilhelm Gentz.
Geb. zu Xeu-Ruppin den 9. December 1822; lebt in Berlin.
Schüler der Berliner und der Antwerpener Akademie. In Paris
weitergebildet. Er unternahmx wiederholte Studienreisen in den
Orient. Seit ISSI Professor an der Berliner Akademie.
Das Totenfest in Kairo. Vorn der türkische Friedhof, 2352.
zwischen dessen Gräbern buntes Volk den Toten huldigt. Rechts (2332.)
werden Almosen ausgeteilt. Links im Hintergrunde die Stadt, 26 c.
von der ein langer Zug von Palmenträgern, der rechts bereits den
Friedhof erreicht hat, sich herabbewegt: an seiner Spitze ein
Mann in rotem Talar und rotem Turban. Bezeichnet rechts
unten: W. GENTZ. 1871.
Leinwand: h. 0.7-1; br. 1,20. — 1870 im Kunsthandel ans Berlin.
Hans Fr. Gude.
Geb. zu Christiania den 13. März 1825; lebt in Berlin. Seit
1841 Schüler der Düsseldorfer Akademie, 1842 bis 1844 J. W.
Schirmer's daselbst. Auf vielen Studienreisen weitergebildet.
742 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
1854 bis 1862 Professor an der Düsseldorfer Akademie, 1864
bis 1880 Professor der Kunstschule zu Karlsruhe. Seit dieser
Zeit Leiter eines Meisterateliers in Berlin.
2353. Landende Fischer. Links vorn und rechts im Mittelgrunde
30 d. das brandende blaugrüne nordische Meer, auf dem, nach rechts
gewandt, verschiedene Böte segeln. Eechts vorn ein Stück des
Strandes, an dem eine Frau mit ihrem Netze, ein Mädchen mit
den vor ihr im Korbe liegenden Fischen beschäftigt ist. Links
vorn landet ein Bot, an dessen Rand ein barfusses Mädchen
' sitzt, während der alte Fischer einem jungen Burschen den Korb
auf den Eücken giebt, um ihn an's Land zu tragen. Bezeichnet
unten rechts: H. F. Giide (H F G als Monogramm) 1885.
Leimvand: h. 1,32; hr. 2.39. — 1885 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung.
Heinrich Joh. Gärtner.
Geb. zu Neu-Strelitz in Mecklenburg den 22. Febr. 1828; lebt
in Berlin. Seit 1845 Schüler Fr. Wilh. Schirmer"s in Berlin;
dann Adr. Ludw. Richter's in Dresden; in Rom weitergebildet.
War längere Zeit in Leipzig thätig.
2354. 1"™ Schweisse ihres Angesichtes. Grosse heroische Landschaft
(2272.) mit Adam und Eva, Kain und Abel nach der Vertreibung aus dem
23 d. Paradiese. Links im Hintergrund das Meer. Mächtige Gebirge
in der Mitte und rechts, wo sich ein Wasserfall vom Felsen stürzt.
Vorn links sitzt Eva an einer Felsengrotte. Der kleine Abel steht
an ihren Knieen. Vorn in der Mitte, nach links gewandt, steht
Adam und gräbt den Acker. Kain steht neben ihm auf seine
Hacke gestützt. Bez. links unten: H. G. fec. Borna 1865.
Leinwand: h. 1,G2 : br. 2.22. — 1872 mittels der Ausstellungseinnahme erworben.
Ludwig Knaus.
Geb. den 5. October 1829 in Wiesbaden; lebt in Berlin. Seit
1845 Schüler der Düsseldorfer Akademie unter W. v. Schadow
und K. Sohn. 1852 bis 1860 in Paris. 1861 bis 1866 in
Berlin. 1866 bis 1874 in Düsseldorf. Seit 1874 Leiter eines.
Meisterateliers in Berlin.
2355. Hinter dem Vorhang. Eine wandernde Seiltänzer- und Gaukler-
(2337.) Gesellschaft giebt Vorstellung in einem Dorfe, das links hinter
27 d. dem mit Zelttuch umspannten Circus hervorblickt. Ein Seiltänzer
IV. Berliner Schule. XIX. Jahrhundert. 743
steht auf dem Seil, ein Neger schlägt den Vorhang- zurück, um
den vorn sitzenden Geföhrten herbeizurufen. Vorn in der Mitte
sitzt der bemalte Clown, sein Jüngstgeborenes aus der Flasche
tränkend. Zw^i Kinder wärmen sich am Kochofen die Hände.
Neben letzterem liegen drei Pudel. Rechts vorn bemüht ein
ältlicher Herr sich um die Seiltänzerin. Bezeichnt links unten:
L. Knaus 1880.
Mahagoniholz: h. 0,81: br. 1,10. — Ls^O im Kunsthandel aus Berlin.
Otto C. F. A. Dörr.
Geb. zu Ludwigslust den 3. Dec. 1831; gest. zu Dresden den
18. Nov. 1868. Schüler der Berliner Akademie: widmete sich
unter Steffeck in Berlin der Pferdemalerei; seit 1852 in Paris
weitergebildet. Er liess sich in Dresden nieder, ging aber gegen
Ende seines Lebens nochmals nach Paris, wo er nunmehr in
Bonnafs Atelier eintrat.
Pariser Maler Atelier. Es ist das Atelier Bonnafs um 1867. 2356.
Eechts auf einer Bretterbühne steht nach links gewandt, die Linke (2283.)
in die Seite gestemmt, ein nackter junger Mann Modell. Links 24 d.
vorn und links und rechts im Mittelgrunde sitzen und stehen die
jungen Maler zeichnend au ihren Staffeleien. Bezeichnet links
unten: 0. Dörr.
Leinwand: h. 0.61; br. 0,32. — 1872 von der Witwe des Künstlers, Frau
Bertha Dörr, geschenkt.
Louis Douzette.
Geb. den 25. Sept. 1834 zu Triebsee in Neuvorpommern; lebt
in Berlin. Anfangs Stubenmaler. Erst 1868 Schüler H. Eschke's
in Berlin. Auf Studienreisen weitergebildet.
Ein Landsee Im Mondschein. Links vorn am Ufer Bäume 2357.
und Felsblocke; rechts am Schilfe ein Fischerbot. Der Mond wirft (2339.)
links aus leichtem Gewölke einen hellen Lichtstreifen auf die 27 b.
Wasserfläche; davor ein Segel; rechts im Mittelgrunde ein rötliches
Licht. Bezeichnet links unten : L. Douzette.
Leinwand: h. O.-^^Vi : br. O.rtl. — 18R3 ans den Zinsen der Proll-Heuer-
Stiftung erworben.
Christian Wilberg.
Oeb. den 20. Nuv. Is39 zu Havelberg; gest. den 3. Juni ls.s2
zu Paris. Anfangs Stubenmaler. Erst seit 1861 in Berlin unter
744 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
Otto Weber und Professor Pape zum Künstler, im Atelier Paul
Gropius' zum Decorationsmaler gebildet. 1870 unter Osw. Achen-
bach in Düsseldorf weiterentwickelt; 1872 — 74 in Italien. Dann
Hess er sich in Berlin nieder, von wo aus er wiederholte Studien-
reisen unternahm.
2358. „Memento mori." Motiv aus dem Sabinergebirge. Nachtstück.
(2345.) Links eine Klosterkirche mit Rundbogenvorhalle unter Eiesen-
26 b. cypressen. Einige Mönche, welche Kreuze tragen, auf dem AYege
davor. Rechts vorn ein Friedhofskreuz. Rechts im Mittelgrunde
. die tiefe, stromdurchrauschte Schlucht. Darüber auf schroffem
Felsen altes Gemäuer unter Cypressen. Bezeichnet links unten:
Ch. Wilherg.
Leinvrand; h. 1,30; br. 1,10. — 1883 von einer in Dresden ansässigen Fanii 11 f
geschenkt.
Karl Ludwip.
Geb. den 18. Jan. 1839 zu Eömhild in Sachsen-Meiningen; lebt
in Berlin. Seit 1858 Schüler Karl v. Piloty's in München. In
München bis 1 8 6 7 . 1 8 7 7 bis 1 8 8 0 Professor der Königl. Kunst-
schule in Stuttgart; seit dieser Zeit in Berlin.
2359. Alpenlandschaft. Motiv von der Lenzer Haide in Grau-
(2343.) bündten. Gewitterstimmung. Mächtige Wolken umziehen die
25 c. Berge. Links am Abhang ein sonnenbeleuchtetes Dorf. Auf
dem Wege, der zu ihm hinaufführt, eine Gestalt mit rotem Regen-
schirm. Rechts zieht sich ein graues Wasser zwischen grünem
Wiesenrand zum Vordergrunde herab. Dahinter vor der dunklen
Felswand eine Kirche mit rotem Dach und grauem Turm. Bez.
rechts unten: Carl Ludivig. Berlin 1882.
Leinwand; h. 1,37; br. 2,01. — 1883 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftnng.
V. Die Wiener Schule.
Ludwig Ferd. Schnorr von Carolsfeld.
Geb. zu Königsberg in Pr. (während eines vorübergehenden Aufent-
halts seines Vaters Hans Veit Schnorr v. C. daselbst) den 11. Octo-
ber 1788; gest. zu Wien den 13. April 1853. Aelterer Bruder
des Julius Schnorr von Carolsfeld. Schüler seines Vaters, seit
V. Wiener Schule. XIX. Jahrhundert. 745
1804 der Wiener Akademie. Thiitig hauptsächlich zu Wien, wo
er Erster Custos an der Kaiser!. Belvedere-Galerie war.
Ein Greis in altdeutscher Tracht. Brustbild nach links auf 2360.
braunem Grunde. Der Alte in weissem Vollbart trägt einen (2188.)
braunen Pelzmantel, eine anliegende grüne, mit goldenen Netz- 28 b.
linien geschmückte Kappe und ein schwarzes Barett. Bezeichnet
rechts in der Mitte: L. S. (Monogramm).
Leinwand; h. 0,16; br. OJoVa- — 1874 von Frau Geh. Jastizrath Ivnig, geb.
Schnorr von Cai'olsfeld.
Aug. Albert Zimmermann.
Geb. den 20. September 1808 zu Zittau; lebt in München.
Schüler der Akademien zu Dresden und München. Eine Zeitlang-
Österreichischer Professor an der Akademie zu Mailand; seit 18G0
Professor der Wiener Akademie. Später zog er sich nach Salz-
burg, 1884 nach München zurück.
Die Pflügung des Ackers. Kahle Hochebene. Zum Vorder- 2361.
gründe rechts herab pflügt ein Bauer mit zwei Ochsen dunkle (2220.)
Furchen in"s Feld. Rechts im Mittelgrunde steht ein Schäfer 26 a,
mit seiner Heerde. Vorn links ein spärlich belaubter Weiden-
baum. Bezeichnet links unten: Albert Zimmermann.
Leinwand; h. 0,89; br. 1,52. — 1873 vom Maler Sturm gekauft. Inventar
1855 ff. S. G5. — Der Künstler, dessen eigentliches Fach Alpenlandschaften waren,
hatte das Bild nach seiner eigenen Aussage als Beispiel für seine Schüler gemalt,
swie man eine Ebene darstellen sollte, dass sie doch Form behält.«
Anselm Feuerbach.
Geb. den 12. September 1829 zu Speier; gest. den 4. Januar
1880 zu Venedig. 1845 Schüler W. v. Schadow's an der Düssel-
dorfer Akademie. 1850 Schüler der Akademie zu Antwerpen.
1851 — 1854 in Paris, 1855 in Venedig weitergebildet; seit
1856 in Florenz, dann in Rom; 1873 — 1876 Professor der
Wiener Akademie. Seit dieser Zeit in Venedig.
Zur Wiener Schule gebort Feuerbach nur uneigentlich ; da er aber der Düssel-
dorfer Schule vollständig entwachsen erscheint und nur in Wien ein Lehramt bekleidet
bat, konnten wir ihn kaum einer anderen Schule zuweisen.
Maria mit dem Kinde. Kniestück. Vor üacher, tief gestiinm- 2362.
ter Landschaft sitzt Maria, fast von vorn gesehen, mit gesenktem (2336.)
Blicke, stützt sich mit der Linken auf die Steinbank und hält 30 b.
746 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
mit der Eechten ihr nacktes Knäblein auf dem Schoosse, das
sich an sie schmiegt. Links zwei bekleidete musicirende Engel-
knaben, rechts ein dritter. Bezeichnet links unten: Ansehn
Feuerbach . Roma . 1860.
Leinwand; hochoval mit gemalten, verzierten Ecken: b. 1.17; br. 0,96. —
1881 vom Obersten E. Rothpletz in Zürich erworben. — Die Haudzeichnungen zu
den Köpfen der Engel befinden sich im Königl. Kupferstich-Cabinet. — Gestochen
von E. Büchel. ^ Xenes G.-W. lY, 10.
Heinrich von Angeii.
'Geb. den 8. Juli 1840 zu Oedenburg in Ungarn; lebt in Wien.
Er studirte an den Akademien von Wien und Düsseldorf, in
München und Paris. 1882 Hess er sich in Wien nieder, wo
er eine Professur an der Akademie übernahm.
2363. Bildniss des Malers 6. A. Kuntz. Studienkopf. Brustbild ohne
2Q b. Hände von vorn auf braunem Grunde. Der schwarzhaarige, dun-
kelbärtige und dunkeläugige Künstler trägt eine goldene Brille.
Leinwand; h. 0,58'/i; br. 0,4772- — l'^86 von einem Verwandten des Dar-
gestellten erworben.
Gustav Adolf Kuntz.
Geb. den 17. Februar 1843 zu Wildenfels in Sachsen; gest.
den 2. Mai 1879 zu Rom. Zuerst als Bildhauer Schüler Joh.
Schilling's an der Dresdener Akademie. Wandte sich nach w;eiten
Studienreisen der Malerei zu. Als Maler vollendete er seine Stu-
dien 1873 — 1877 unter H. v. Angeii in Wien. Seit 1877
war er in Rom ansässig.
2364. Ein Gruss aus der Welt. In ihrer Zelle sitzt die schwarz
(2304.) gekleidete Nonne, nach links gewandt, am Fenster, stützt ihren
25 d. Kopf mit beiden Händen und blickt an den hohen Dächern, die
draussen die Aussicht versperren, vorbei zum blauen Himmel
empor. Bezeichnet links unten: G. A. Kuntz . 1876.
Mahagoniholz; h. 0,G2 ; br. 0,3C. — 1S70 auf der Dresdener Kunstausstellung
gekauft. — Gestochen von Ed. Büchel ^ Neues G.-W. I, 3.
2365. Römische Pilgerin, ein Crucifix küssend. In der Mitte an
(2305.) der Mauer hängt ein grosses altes Crucitix. Zwischen den links
28 c. spriessenden Disteln und den rechts blühenden Rosen lehnt sich.
vom Rücken gesehen, ein junges, bariusses Mädchen in farbiger
römischer Landtracht gegen die Bank unter dem Bilde des
V. Wiener Schule. XIX. Jahrhundert. 747
Heihandes und küsst inbrünstig" dessen Füsse. Bezeichnet links
unten: Gustav Kuntz . Born . 1878.
Xussbauinholz ; h. 0,7^; br. 0,48. — 1879 von der Mutter des Künstlers erwor-
ben. — Wiederholung de.» ein Jahr frülier gemalten Bildes der Berliner N'ational-
Galerie. — Geiren*tüi'k zum folüfeudeii.
Betende römische Pilgerin. Rechts oben an der Mauer ein 2366.
bekränztes altes Madounenbild. Davor eine Bank, auf welcher. (2306.)
nach rechts gewandt, ein junges, barfusses Mädchen in farbi- 28 c.
ger römischer Landtracht sitzt, ihre gefalteten Hände auf den
Korb, den sie auf dem Schoosse hält, legt und inbrünstig
betend zur Gnadenmutter emporschaut. Nicht bezeichnet, nicht
ganz vollendet.
Eichenholz: h. 0.76; br. 0,4GVi. — 1^79 von der Mutter des Künstlers erwor-
ben. — Gegenstück zum vorigen. — Gestochen von H. Bürkner ^ Xeues G.-W. V, 18.
Römische Gemüseverl<äuferin. Kniestück. Ein junges Mäd- 2367.
eben in farbiger römischer Landtracht steht, fast von vorn 25 d.
gesehen, vor einer grauen Mauer. Sie stemmt die Rechte in
die Seite und hält einen Korb Salat unter dem linken Arm.
Bezeichnet rechts unten: G. Kuntz. Rom 1878.
Mahagoniholz: h. 0.53; br. 0.35. — 1SS4 als Vermüchtni.ss des Herrn Moritz
Winckler.
VI. Die Karlsruher Schule.
Carl Friedrich Lessing.
Geb. zu Breslau den 15. Februar 1808; gest. zu Karlsruhe den
3. Juni 1880. Grossneffe des Schriftstellers Gotthold Ephraim
Lessing. Schüler der Berliner, seit 1826 unter AY. Schadow der
Düsseldorfer Akademie. In Düsseldorf blieb er thätig, bis er 1858
als Professor der Kunstschule und als Director der Kunsthalle
nach Karlsruhe berufen wurde.
Der Kiosterbrand. Das brennende Kloster liegt halb links im 2368.
Mittelgrunde auf einem Berge. Vorn links auf der Höhe eine (2218.)
prächtige Baumgruppe. Rechts am Abhang üi)piger Wald. In '^^ c.
der Mitte schlängelt sich ein Weg zum Vordergründe herauf. Auf
ihm ziehn die flüchtenden Mönche, ihre Processionsfahne in der
Mitte, ihre Oberen an der Spitze, in langem Zuge heran. Schwere
748 Deutsche des neunzehnteoi Jahrhunderts.
bräunliche Gewitterwolken bedecken den Himmel. Bezeichnet links
unten: C. F. L. 1846.
Leinwand; h. 1,32; br. 1,73. — 1878 im Kimsthandel aus Berlin. — Aus
der Düsseldorfer Zeit des Meisters.
2369. Eifeilandschaft. Rechts schroffe, isolirte Basaltkegel. Links
(2217.) unten das Flussthal; jenseits desselben Felder am Abhang des
30 c. Gebirges. Vorn in der Mitte ein mächtiger Felsblock, hinter dem
sich einige Bergschützen des dreissigj ährigen Krieges verstecken,
um den links den Hohlweg heraufziehenden Soldaten zu begegnen.
^Heiterer Himmel. Bezeichnet rechts unten: C. F. L. 1877.
Leinwand; h. 1,26; br. 1,89. — 1877 vom Künstler erworben.
Wilhelm L F. Riefstahl.
Geb. in Neu-Strelitz den 15. Aug. 1827; lebt in München. 1843
Schüler der Berliner Akademie unter F. "Vf. Schirmer. Auf Studien-
reisen selbständig weitergebildet. 1871 Professor,. 1875 Director
der Karlsruher Kunstschule. Später zog er nach München.
2370. Eine Beerdigung in Rom. In der Mitte das Pantheon. Links
(2335.) davor der Obeliskeiibrunnen, um den sich buntes Marktvolk drängt.
27 c. Vom Pantheon bewegt sich der Leichenzug zum Vordergrunde
rechts. Voran schreitet ein Chorknabe mit dem Crucifix; dann
folgen die Mönche, dann mit der bedeckten Leiche die weiss-
vermummten Mitglieder der Beerdigungs-Brüderschaft, Fackeln in
den Händen. Kechts auf der Strasse sich drängendes Volk. Be-
zeichnet links unten: W. Rief stahl. Rom 1871.
Leinwand; h. 1,17; br. 1,80. — 1881 im Kunsthandel aus Berlin.
237 I . Im anatomischen Theater zu Bologna. Im getäfelten Saale
25 c. führen Stufenreihen mit Bänken und Geländern zum Fussboden
hinunter. Der Leichnam eines jungen Mädchens liegt unter weissem
Tuche auf dem Secirtische. Zwei junge Aerzte machen sich links
am Kopfende der Leiche zu schaffen. Rechts zu ihren Füssen
steht der Professor in der Tracht des Anfangs des vorigen Jahr-
hunderts. Er hat seinen Hut auf einen Stuhl gelegt und zieht
sich die Handschuhe aus. Links auf den Stufen zwei andere
Zuhörer. Rechts ein Diener. Bez. 1. u.: W. Riefstahl. München.
Leinwand; h. l,G5Vj; br. 1,32. — 1884 aii'< d<^n Zinsen d<^r Pröll-Hener-
Stiftung erworben.
VI. Karlsruher Schule. XIX. Jahrhundert. 749
Karl Hoff.
Geb. zu Maunhoim den 8. Sept. 1838: lebt in Karlsruhe. 1855
bis 1858 Schüler der Karlsruher Kunstschule, 1858 bis 1861
der Düsseldorfer Akademie. Auf Studienreisen weitergebildet. Er
lebte bis 1878 in Düsseldorf; dann übernahm er eine Professur
an der Karlsruher Kunstschule.
Des Sohnes letzter Gruss. Eechts steht, nach links gewandt, 2372.
der schmucke junge Kriegskamerad des Gefallenen, dessen letzten (2344.)
Gruss er überbringt. Er hält in seiner Linken den Hut und fasst 30 a.
mit der Rechten den Stuhl, von dem er sich erhoben. Links ist
die Mutter, der ein Geistlicher Trost zuspricht, in den Lehnsessel
zurückgesunken: neben ihr steht die Schwester des Gefallenen.
Sie und sein Freund schaun sich mit tiefem, verständnissvollem
Blicke an. Bezeichnet rechts nnten: Carl Hoff . 78 . Ddf.
Leinwand: h. 1.40: br. 2,1.3. — 1SS2 vom Coniite der Albert- Vereins-Lotterie
erworben.
Ferdinand Keller.
Geb. zu Karlsruhe den 5. Aug. 1842; lebt in Karlsruhe. Seit
1862 Schüler J. W. Schirmer's. seit 1863 Joh. Canon's in Karls-
ruhe. Professor und seit 1880 Director der Karlsruher Kunstschule.
Entwurf zu dem Vorhang des K. Hoftheaters zu Dresden. In 2373.
der Mitte des Mittelfeldes thront eine allegorische Flügelgestalt (2303.)
mit einer Fackel in der Kechten, umgeben von den Gestalten der C.-Z.
Geschichte, der Poesie, der Musik, der Tanzkunst. Andere Ge-
stalten im Vordergrunde. Im oberen Fries Medaillons mit den
Brustbildern von Sophokles. Shakespeare, Moliere, Lessing, Schiller,
Goethe. Im unteren Fries Medaillons mit den Brustbildern von
Gluck, Mozart, Beethoven, Weber, Rossini, Meyerbeer, Wagner.
Leinwand: h. 1,34; br. 1..5G. — 1879 der Galerie überwiesen. — Bei der
Concurrenz für den Vorhang des Neuen Dresdener Theaters präniiirt, zur Ausführung
gewählt und thatsäcblifh aufgeführt. — Phot. Hanfstaengl-München.
Hermann Baisch.
Geb. zu Dresden den 12. Juli 1846; lebt in Karlsruhe. Schüler
der Stuttgarter Kunstschule. In Paris weitergebildet. Seit 1869
Schüler Lier's in München. Gegenwjirtig ist er Professor an der
Kunstschule zu Karlsruhe.
760 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
2374. Holländische Kanallandschaft. Links zieht sich der Kanal,
(2350.) auf dem ein Frachtschiff von einem Karren beladen wird, bild-
27 a. einwärts. Im Hintergrunde ein Dorf mit einer Windmühle. Eechts
auf dem Wege eine Rinderheerde ; in der Mitte, von hinten ge-
sehen, eine Frau in Holzschuhen. Rechts im Hintergrunde eine
zweite Windmühle. Die Sonne steht hinter leichten Wolken mitten
am Himmel. Bezeichnet rechts unten : Hermann Baisch 1882.
Leinwand; h. 0,79; br. 1,51. — 1882 a\is den Zinsen der PröU-Heuer-Stiftung.
2375. Die Kuhtränke am Bergabhang. Links führt ein Weg, auf
(2351.x dem, von hinten gesehen, eine Bäuerin hinanschreitet, zu rot-
26 a. dachigen Häusern unter herbstlich braunen Bäumen empor. Rechts
vorn die von einer Quelle gespeiste Tränke, zu welcher die Kühe
und jungen Stiere den Bergabhang herabgeschritten kommen.
Helles Tageslicht. Leichte Sommer Wölkchen am Himmel. Be-
zeichnet rechts unten: Hermann Baisch . 1883.
Leinwand; h. 1,09; br. 1,56. — 1883 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-StiftuBg.
Gustav Schönleber.
Geb. den 3. Decbr. 1851 zu Bietigheim in Württemberg; lebt
in Karlsruhe. Schüler Lier's in München. Auf Studienreisen
weitergebildet. , Er war in München ansässig, bis er vor einigen
Jahren eine Professur an der Karlsruher Kunstschule annahm.
2376. Ebbe in Vlissingen. Links und rechts malerische rotdachige
(2352.) Häusergruppen, rechts von einer Windmühle überragt. In der
27 a. Mitte der im Mittelgrunde überbrückte Kanal, dessen meistes
Wasser die Ebbe entführt hat, so dass die Schiffe in ihm teils
halb, teils ganz auf dem Trocknen stehen oder im Schlamme
stecken. Bez. r. u. : H. Schönleber. 1881.
Leinwand; h. 1,50; br. 2,51. — 1881 aus den Zinsen der Proli-Heuer-Stiftung.
VII. Die AVeiniarer Schule.
Joh. Friedrich Chr. E. Preller.
Geb. den 25. April 1804 zu Eisenach; gest. den 23. April
1878 zu Weimar. 1820 Schüler der Dresdener Akademie.
1823 van Bree's in Antwerpen, 1825 der Mailänder Akademie.
Seit 1828 in Rom durch Jos. Ant. Koch beeinflusst. Seit
1831 in Weimar. Er war Professor der dortigen Kunstschule.
VII. Weimarer Schule. XIX. Jah rluindert. 751
Norwegische Küste. Die mächtigen steilen Felsen der Küste 2377.
schliessen links den Mittelgrund. Das sturnieniporte, brandende (2203.)
Meer füllt den ganzen Vordergrand und rechts den Hinter- 26 d.
grund. Möwen flattern ül)er den Wellen, in denen links vorn
ein Teil eines Schilfsmastes treibt. Bezeichnet links unten:
F. P. (als Monogramm j zwischen 1850. Weimar.
Leinwand; h. 0,45; br. 0,62V2- — 18"9 '^on Herrn von Seebach in Göttingen
erworben. — Für dieses Bihl erhielt der Künstler 1854 in Paris den Orden der
Ehrenlegifiii.
Landschaft mit einem nymphenraubenden Kentauren. In der 2378.
Mitte ein von baumreichen Abhängen begrenzter Landsee, der (2328.)
im Mittelgrunde durch Wasserfälle gespeist wird und links '^3 a.
vorn auch als Wasserfall abfliesst. Blüthenbüsche unter hohen
Bäumen vorn links und rechts. Im Wasser und rechts vorn
am Ufer stieben Xymphen erschreckt auseinander oder blicken
wehklagend dem Kentauren nach, der eine von ihnen geraubt
hat, um mit ihr vorn, nach links gewandt, zu enteilen. Bez.
rechts unten: F. P. (als Monogramm) zwischen 1874. Weimar.
Leinwand; h. 0,S2 ; br. 1,41. — 1882 von Frau Commerzienrath Molinari in
Breslau erworben.
Otto W. H. von Kameke.
Geb. den 3. Febr. 182G in Stolp; lebt in Berlin. Anfangs
Offizier. 1860 bis 1862 in Italien. Dann Schüler der
Weimarer Kunstschule, besonders des Grafen Kalckreuth.
Alpenlandschaft. Motiv vom Wetterhorn. Links zwischen 2379.
mächtigen Felsblocken ein von einem Holzsteg überbrückter (2334.)
Wasserfall. In der Mitte majestätische Tannen oberhalb einer -^^ ^•
am Abhang gelegenen Hütte. Rechts vorn ein Mann mit einem
Korbe auf dem Rücken und eine Frau mit einem roten Regen-
schirm. Berge unter grauem Himmel. Bezeichnet rechts unten:
0. V. Kameke.
Leinwand: h. 1,35; br. 1,90. — 1882 aus den Zinsen der PröU-Heuer-Stiftung
von der Ern-fsohcn Knnsthandlunfr, Dresden.
Theodor Jos. Hagen.
Geb. zu Düsseldorf den 24. Mai 1842; lebt in Weimar.
Schüler Osw. Achenbach's in Düsseldorf. Seit 1871 Professor,
1877 Director der Weimarer Kunstschule.
752 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts.
2380. Das niederrheinische Städtchen Zons. Links die alte Stadt
(2301.) mit ihren hell beleuchteten malerischen Dächern und Türmchen.
26 a. In der Mitte der Stadtgraben, über den im Hintergrunde die
Landstrasse auf einen Damm führt. Rechts hohe Bäume.
Bezeichnet links unten: Th. Hagen. Weimar. 1879.
Leinwand; h. 1.51: br. 2,25. — 1879 im Kunsthandel aus München.
Franz Sturzkopf.
Geb. 1852 zu Hannover; lebt in Weimar. Schüler der Weimarer
.Kunstschule.
238 I . Westfälische Schmiede. Links vorn steht der Ambos. Eechts
24 b. brennt das Feuer auf dem Heerde. Links oben das Fenster,
durch welches die mit Werkzeugen und Geräten jeder Art ge-
füllte Schmiede erleuchtet wird. Der bärtige Schmied im
Schurzfell und in Hemdsärmeln steht^ von vorn gesehen, am
Feuer und zündet sich mit einem glühenden Eisen seine Pfeife
an. Bez. links unten: F. Sturzkopf.
Leinwand; h. 0,54; br. 0,65. — 1885 aus den Zin,sen der Pröll-Heuer-Stiftung.
VIII. Hamburger und Holsteiner Künstler.
Friedrich Karl Gröger.
Geb. zu Ploen in Holstein den 14. Oct. 1766; gest. zu Ham-
burg den 9. Nov. 1838. Autodidakt; doch 1789 Schüler der
Berliner Akademie. War 1798 vorübergehend in Dresden,
hauptsächlich aber in Hamburg thätig, wo er sich schliesslich
ganz niederliess.
2382. Selbstbildniss des Künstlers. Brustbild leicht nach rechts
(2170.) auf grauem Grunde. Der blauäugige Meister trägt einen hell-
43 a. braunen Rock und eine graue Mütze.
Leinwand; h. 0,60; br. 0,46. — Geschenk dos ICiinstleis. Dorh erst im Kata-
log von 1856.
J. G. Valentin Ruths.
Geb. zu Hamburg den 6. März 1825; lebt daselbst. Seit 1846
an der Münchener Akademie als Steinzeichner gebildet: seit
VIII. Hamburger und Holsteiner Künstler. XIX. Jahrh. 753
1850 in Düsseldorf unter Schirmer zum Landschaftsmaler ent-
wickelt. 1855 bis 1857 in Italien. Seit 1857 in Ham-
burg ansässig'.
Herbstmorgen in der südlichen Schweiz. Vorn in der Mitte 2383.
führt eine einbogige Steinbrücke, auf welcher eine Schaf heerde (2258.)
nach rechts getrieben wird, über die tiefe,, oben bewaldete 27 d.
Schlucht, in der unten ein Bergwasser schäumt. Rechts schöner
Waldrand. Links Blick in die Berglandschaft. Vorn rechts
auf dem Wege ein Karren. Bezeichnet rechts unten : Valentin
Ruths 1876.
Leinwand; h, 0,7S : br. 1,42. — 1876 anf dei* Dresdener Kunstausstellung
- •kauft.
Heinr. Louis Theod. Gurlitt. ^
^^eb. zu Altona den 18. März 1812. Lernte die Anfangsgründe
'1er Kunst in Hamburg, setzte seine Studien seit 1832 in
München, seit 1835 an der Kopenhagener Akademie fort. Machte
Studienreisen durch fast alle Länder Europa's. Lebte nacheinander
in Kopenhagen, Düsseldorf, Berlin, Wien, Gotha, wohnt aber seit
1869 in Plauen bei Dresden.
Das Kloster Busaco in Portugal. In der Mitte das Kloster 2384.
am sonnigen Abhang. Rechts vorn ein prächtiger Pinienwald, (2225.)
vor dem, zwischen Felsblöcken ein kleiner Wasserfall herabstürzt. 29 c.
Links Blick in die Berglandschaft. Vorn in der Mitte auf dem
Wege drei Mönche. Lunten feuerroter, oben grünlich-blauer Abend- - o ^ o
himmel. Bez. halbrechts unten: Gurlitt Drsd. 1875.
Leinwand; h. 1,21; br. 1,88. — 1878 vom Künstler erworben.
IT tnA HKol
48
Zweiter Abschnitt.
Ausländische SSehulen.
I. Die französische Schule.
Franpois Baron Gerard.
Geb. zu Eom den 4. Mai 1770, gest. zu Paris den 11. Januar
1837. Er kam schon in seinem zwölften Jahre nach Paris, wo
er zuerst Schüler des Bildhauers Pajou, dann der Maler Brenet
und David wurde. Thätig haui)tsächlich in Paris, wo er officieller
Porträtmaler Napoleon's wurde.
2385. Napoleon I. Im Krönungsornate. Im weissen Rock und Pur-
(780.) purmantel, die goldene Lorbeerkrone auf dem Haupte, steht der
22 c. Kaiser, leicht nach links gewandt, mit der Eechten auf seinen
Herrscherstab gestützt, unter dem Thronhimmel da. Rechts hinter
ihm sein Sessel. Links die Abzeichen seiner Weltherrschaft.
Leimvand : h. 2,21 ; br. 1,45. ~ Das Bild, von dem es mehrere Wiederholun-
gen giebt, kam als Geschenk Napoleon's nach Dresden. Als in der Galerie befindlich
zuerst im Katalog von 1846.
Jean Ant. Theod. Gudin.
Geb. zu Paris den 2. Aug. 1802, gest. in Boulogne-sur-Seine den
12. April 1880. Schüler des Girodet-Trioson. Thätig. von ver-
schiedenen Reisen abgesehen (1844 malte er z. B. in Berlin),
hauptsächlich in Paris.
I. Französische Schule. XIX. Jahrhundert. 755
Ein Seegefecht. Auf dem grauen, massig bewegten, rechts 2386.
aus grauumw()lktem Himmel von einem Sonnenstrahl getroffenen (,781.)
Meere haben in der vorderen Keihe zwei französische Kriegsschiffe 26 d.
mit weissen Flaggen zwei holländische Kriegsschiffe,, von denen
das zur Linken den Yordermast gebrochen hat, das zur Eechten
seine niederländische Tricolore streicht, als Sieger in die Mitte
genommen. Andere Schiffe im Hintergrunde. Bezeichnet unten
links: T. Gudin . 1852.
Leinwand: h. 0.70; br. 0,73. — 1S7G aus der Sammlung des Grafen von
l'ersen zu Dresden.
Elise Puyroche, geborne Wagner.
Geb. zu Dresden den 31. März 1828; lebt in Lyon. Nach ihrer
Verheiratung in Lyon Schülerin Saint-Jean's daselbst.
Der zerrissene Kranz. Ein üppiges, halb zur Erde gesunkenes 2387.
Blumengewinde hängt noch halb an einem Zweige unter einer (2273.)
Vase von der Mauer herab. Eine grüne Schlucht als Hintergrund. 31 a.
Links vorn eine einzelne, herausgefallene, zum Teil entblätterte
Rose. Bezeichnet rechts unten: Elise Wagney 1850.
Leinwand ; h. 1,05 ; br. 0,80. — 1851 mittels der Ausstellungsgelder erworben.
n. Schweizer Maler.
Alexandre Calame.
Geb. zu Vevey am Genfer See den 28. Mai 1810; gest. zuMentoiie
den 17. März 1864. Schüler F. Didars in Genf. Thätig, von
vielen Reisen abgesehen, hauptsächlich in Genf.
Prachtbäume am Bergstrom. Der schäumende Fluss bildet 2388.
im Mittelgrunde einen kleinen Wasserfall. Die grossartigen (782.)
Laubbäume links an den Felsen sind hell von rechts beleuchtet, 30 a.
während die Baumgruppen, welche rechts unter dem steilen Ufer
stehen, in tiefen Schatten gehüllt sind. Bezeichnet links unten:
A. Calame 1854.
Leinwand: h. 1,40; br. 2,00. — 1^77 im Kunsthandel aus Berlin.
Jos. Rudolf Koller.
Geb. zu Zürich den 21. Juni 1828; lebt daselbst. Schüler der
Düsseldorfer Akademie, insbesondere Karl Sohn's. Weitergebildet
in Paris. München und Rom.
4b*
756 Ausländische Schulen. XIX. Jahrhundert.
2389. Vier pflügende Ochsen. Weites Feld. Im Hintergrunde links
(2274.) ein Kirchturm zwischen kahlen Bäumen. Die vier kräftigen Stiere
26 c. stehen vorn vor ihrem Pfluge, den ein Ackerer lenkt, während ein
anderer im blauen Kittel vorn rechts die Peitsche schwingt.
Krähen in der Luft und auf dem Felde. Bezeichnet rechts unten :
R. Koller (das R nach links gewandt am K) 1868. (20 Aust.)
■>T" Leinwand; h. 1.35; br. 2,04. — 1877 von Herrn Otto Wesendonck, jetzt in
Berlin, geschenkt.
III. Niederländische Schule.
Fr. de Leeuw.
An Lebensnachrichten über diesen niederländischen Künstler der
ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts fehlt es uns gänzlich.
2390. See im Mondschein. Weite, leichtgewellte Wasserfläche, in
C.-Z. welcher der Vollmond sich spiegelt. Rechts ein Stück üfer. In
der Mitte davor Fischerbarken mit Fischern, die Netze auswerfen.
Bezeichnet links unten: Fr, de Leemv, 1845,
Leinwand: h. 0.14; br. 0,1772. — 1884 als Vermiichtniss des Herrn ^foritz
Winekler in Dresden. — Gegenstück zu folgenden.
2391. Winterlandschaft. Vorn ein gefrorener See, auf dem ein
^•■^' Mädchen geht. Im Mittelgrunde links Waldrand, in der Mitte
ein Haus neben einer Brücke. Rechts in der Ferne eine Stadt.
Bezeichnet rechts unten: Fr. de Leeuw. 1845.
Leinwand; h. 0,14; br. 0,1772- — 1884: als Verniächtniss des Herrn Moritz
Winekler in Dresden. — Gegenstück zum vorigen.
DRITTER HAUPTTEIL.
Die Pastelle, Miniaturen und
gewebten Tapeten.
Erster Abschnitt.
I>ie Pastelle.
I. Die italienische Schule.
Guido Reni.
Geb. den 4. November 1575 zu Calvenzano bei Bologna; gest.
zu Bologna den 18. August 1642. Schüler Dionys Calvaert's
und Ludovico Carracci's in Bologna. In Eom unter dem Ein-
flüsse Caravaggio's und Annibale Carracci's weitergebildet.
Thätig hauptsächlich in Eom und in Bologna.
Der heil. Franclscus. Brustbild ohne Hände, fast von vorn, | ,
auf gelbgrauem Grunde. Braune Kutte, kurz geschorenes Haupt- (1.)
und Baarthaar. Der Blick ist gen Himmel gewandt. 40 a.
Papier; hochoval mit schwarzen Eckeu; h. 0,58; br. 0,47. — 1746 aus der
herzoglichen Galerie zu Modena. — Schon im Modeneser Inventar von 1743 (Ven-
turi p. 360) als r^Guido Reni.« — Die Zeichnung ist mit farbigen Stiften ausgeführt,
doch sind die Striche noch nicht nach der Art der späteren eigentlichen Pastell-
malerei, der die folgenden Bilder angehören, vertrieben. — Phot. Braun XV, 2.
Rosalba Carriera. "^
Gf'b. zu Venedig den 7. October 1765; gest. daselbst den
15. April 1757. Schülerin des Cav. Biamantini und des
Ant. Balestra. Arbeitete in Venedig, in Versailles, in Wien.
Mitglied der Akademien von Paris, Bologna, Rom.
Die folgenden 1.57 PastoUbildor d'T ihrer Zeit berühmten Meisterin stehen
-ammtlich schon im »Catalogue« A'on 17G5, in diesem aber auch zuerst verzeichnet.
Nur hei einem von ihnen, N. »U (63), lässt sich der Ursprung näher nachweisen.
760 Die Pastelle.
Auch sind sie alle auf Papier gemalt. Es kann dalier darauf verzichtet werden, bei
■ jedem von ihnen die Angabe der Herkunft und des Materials, auf dem sie gemalt,
zu wiederholen.
2. Friedrich Christian von Sachsen als Kurprinz. Halbfigur
(24.) nach rechts auf grauem Grunde. Xur die linke Hand ist
40 a. sichtbar. Harnisch mit rotem Brustband, braun- und weiss-
geblümter Eock mit blauem Ordens-Brustbande; blauer Hermelin-
mantel.
H. CGSVi; br. 0.51Vj. — Phot. Braun XIII, 11.
3. Anna Amalia, Prinzessin von Modena. Brustbild ohne Hände
(25.) nach links auf grauem Grunde. Ausgeschnittenes Kleid von
40 c. hellgelbem, weissgeblüuiteni Seidenstoffe und blauer Hermelin-
mantel. Ein Blumenkranz fallt von ihrer rechten Schulter
über ihre Brust herab.
H. 0,5573 : br. 0.42Vj.
4. Ein venezianischer Procurator. Halbfigur nach rechts auf
(26.) graubraunem Grunde. Im Hintergrunde Bücher. Graue AUonge-
40 a. perrücke, feuerroter Rock; die rechte Hand deutet bildein wärts.
H. 0,72 ; br. 59Vj.
5. Königin IVIaria Josepha. Tochter Kaiser Joseph's L. Gemahlin
(27.) König August's III. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
41 a. dunkelgrauem Grunde. Helle Augen; im weissgepuderten Haar
j ein reicher Schmuck von Perlen und hellroten Steinen. Weisses
Atlaskleid. Herraelinmantel.
H. O.53V2; br. 0,42Vj. — Phot. Ges.
6. Der Abbe Sartorius. Brustbild ohne Hände fast von vorn
(28.) auf graublauem Grunde. Haar und Augen braun; Rock schwarz;
40 b. Halsbinde weiss.
H. 0,30Vj; br. 0.27.
7. König Friedrich IV. von Dänemaric. Brustbild ohne Hände
(29.) nach links auf blaugrauem Grunde. Blaue Augen, graublonde
40 b. AUongeperrücke und Hermelinmantel; feuerrotes Ordensband.
H. 0,53Vj: br. 0,37.
8. Der Abbe Metastasio. Brustbild ohne Hände nach links
(30.) auf blaugrauem Grunde. Schwarzer Rock; schwarze Kappe auf
41 a. weissem Haar; helle Augen.
H. 0,32 : br. 0,25Vj.
i
1. Italienische Schule. 761
Louis XV. von Frankreich als Dauphin. Brustbild ohne Hände 9.
nach links auf iiraublauem Grunde. Braune Augen. Dunkel- (31.)
blonde AUongeperrücke. Hellbrauner Eock mit zurückgeworfenem 40 b.
Hermelimnantel. Weisses Spitzenhalstuch, blaues Ordensband
und ein Ordensstern.
}[. (1 -,(11 • )„■ ir:\<y'^.
Der Herzog Rinaldo von Modena. Brustbild ohne Hände |0.
nach links auf graublauem Grunde. Braune Augen, schwarze (32.)
AUongeperrücke. Gelber Eock mit weissem Spitzenhalstuch. 41 c.
11. o.24Vj: br. o.ts.süoM nov ni886xnnS .ß^96ol BilfimA finnA 8l
Der Cardinal von York. Halbfigur ohne Hände nach links | |,
auf hellblauem, graubewölktem Grunde. Braune Augen, grau (33.)
gepudertes Haar. Gelbgeblümter Rock, blaugeblümte Weste. 40 b.
Ordensstern und blaues Ordensband.
H. 0..-,5; l.r. 0,42.
i .rtJ9dr.«il3 nns8iB>i f* i
Graf Pietro Minelli. Brustbild nach links ohne Hände auf 12.
hellblauem, graubewölktem Grunde. Blaue Augen; weisse Allonge- (34.)
perrücke ; brauner Rock, Halstuch mit gestickten Enden. ^^ ^•
H. 0,53: br. 0,43. — Ciegenstück zum folgenden.
Gräfin Camilla Minelli. Brustbild ohne Hände nach links 13.
auf grauem Grunde. Braune Augen, gepudertes Haar. Hell- (35;)
geblümtes Kleid, blauer Mantel. Blumen im Haar und an 41 a.
der Brust.
H. 0.54'/j: br. 0.42V2. — Gegenstück zum vorigen.
Die Gräfin Reoanati. Brustbild oline Hände auf hellblauem, 14.
gelb- und grauschattirtem Grunde. Schwarze Augen; schwarzes, (36.)
mit Perlen und blauem Bande geschmücktes Haar. Blauer, 40 b.
mit braunem Pelz besetzter Mantel.
H. 0,42 ; br. 0.32Vj.
Gräfin Leopoldine von Sternberg. Brustbild ohne Hände auf 15.
grauem Grunde. Der Körper nach rechts, der Kopf nach links (37.)
gewandt. Helle Augen, feuerrotes Band im weissgepuderten 41 b.
Haar; auf feuerrotem Grunde weissgeblümtes Kleid und feuer-
rote und weisse Blumen an der Brust.
H. 0,46 : br. 0.34.
762 Die Pastelle.
1 6. Venezianerin aus dem Hause Barbarigo. Brustbild ohne Hände
(38.) fast von vorn auf blaiigrauem Grunde. Hellbraune Augen, dunkei-
40 b. blondes Haar. Keicher Perlenschmuck. Vorn mit roten Bändern zu-
sammengehaltener blauer Mantel, dreieckiger schwarzer HeiTenhut.
H. 0,42; br. 0,33. — Phot. Braun XIV, 10.
17. Henriette, Prinzessin von Modena. Brustbild ohne Hände
(39.) nach links auf grauem Grunde. Braune Augen. Hellgrün ge-
40 b. blümtes Kleid mit einem Blumenstrauss an der Brust.
H. 0,53; br. 0,41. — Gegenstück zum folgenden.
18. ' Anna Amalia Josefa, Prinzessin von Modena. Brustbild ohne
(40.) Hände fast von vorn auf grauem Grunde. Blaue Augen; weiss
41 a. gepudertes Haar mit einem Blumenstrauss. Weisses Damastkleid
mit blauem Bande, mit Spitzen und mit einem Blumenstrauss an
der Brust.
H. 0,53; br. 0,41. — Gegenstück zum voriger.
19. Kaiserin Elisabeth. Halbfigur ohne Hände nach rechts auf
(4 1 .) grünlich-grauem Grunde. Die blauäugige Gemahlin Kaiser Karls VI.
41 a. trägt ein ausgeschnittenes, auf hellrotem Grunde weiss geblümtes
Seidenkleid, einen gelben Mantel und einen kostbaren Perlenschmuck
an der Brust und im gepuderten Haar.
H. 0,57Vj; br. 0,45.
20. Kaiserin Amalie. Halbfigur ohne Hände auf grauem Grunde.
(42.) Die Figur nach links, der Kopf nach rechts. Die Gemahlin Kaiser
41 a. Josefs I, trägt ein ausgeschnittenes schwarzes Trauerkleid, einen
schwarzen Schleier im weissen Haar und einen Hermelinmantel.
H. 0,G5Vj; br. 0,51Vj-
21. Kurfürst Klemens August von Köln, Halbfigur ohne Hände
(43.) nach links auf grauem Grunde. Der bairische Prinz tragt eine
40 0. weisse, die Ohren bedeckende Perrücke, einen scharlachroten
Hermelinmantel und auf der Brust ein Kreuz von Perlen und
Edelsteinen.
H. 0,57 ; br. 0,45.
22. Der Graf von Villiers. Brustbild auf blaugrauem Grunde.
(44.) Die Figur leicht nach rechts, der Kopf nach links. Der grau-
40 c. haarige Herr trägt einen braunen Rock, eine blaue Schärpe um die
rechte Schulter und legt die Linke an seinen Degen.
H. 0,56V,; br. 0,45.
I. Italienische Schule. 763
Die Fürstin Moncenigo, geb. Carrara. Brustbild ohne Hiinde 23.
nach links auf ijTauem Grunde. Ausgescliuittenes, auf gelbem (45.)
Grunde zartgeblümtes Kleid; der Hermelin um die rechte Schulter ; 40 c.
reicher Perlenschmuck an der Brust und im gepuderten Haar.
H. 0,52; br. 0,41.
Die Tänzerin Barberina Campani. Später verehelichte Cocceji. 24.
Halbfigur last von vorn auf gelbgrauem Grunde. Schwarze Augen, (46.)
schwarzes Haar. Ausgeschnittenes kornblaues Kleid mit hellblauen 41 c.
Schleifen. Blumen hält sie vor sich in hellblauem Tuche.
H. 0.56i'2; br. 0,46iV.
Die Gräfin Orzelska. Halbfigur fast von vorn auf grauem 25.
Grunde. Die schwarzhaarige, schwarzäugige Königstochter, nach- (47.)
malige Herzogin von Holstein, trägt ein buntgeblümtes Kleid mit 40 b.
blauem Bande und einen roten Hermelinmantel, den sie mit der
Linken festhält. Blumen an der Brust und im Haar, Perlen in
den Ohren und im Haar.
H. 0,64; br. 0,51. — Phot. Braun XII, 16.
Die Fürstin von Teschen. Halbfigur ohne Hände nach links 26.
auf grauem Grunde. Die blauäugige frühere Fürstin Lubomirska (48.)
trägt ein ausgeschnittenes, auf weissem Grunde rosa, blau und 40 c.
grün geblümtes Kleid und einen blauen Hermelinmantel.
H. 0,5712; It. 0,46. — Phot. Braun X, 10.
Die Sängerin Faustina Hasse, geb. Bordoni. Brustbild ohne 27.
Hände von vorn auf grauem Grunde. Helle Augen, braunes, mit (49.)
einem Lorbeerkranz und mit Perlen geschmücktes Haar. Spitzen- 41 b.
kleid und blauer Mantel.
H. 0.30; br. 0,2672- — Phot. Ges. ^^
Eine Tiroler Wirtin. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf 28.
hellblauem, grau beschattetem Grunde. Blondes Haar. Spitzen- (50.)
kleid und schwarzer Mantel. Spitzenhaube mit Perlenrosette. 40 b.
H. 0,:?3; It. 0,27.
Selbstbildniss der Künstlerin. Brustbild nach links ohne Hände 29.
auf blaugrauem Grunde. Blaue Augen. Blaue, mit lockerem (51.)
weissem Federpelz besetzte Mütze und ebenso besetzter blauer 41 b.
Mantel.
H. 0,46«;2; br. 0,34.
764 Die Pastelle.
30. Eine alte Frau. Brustbild nach linlvs'öliiie Han'3e auf graii-
(52.) blauem Grunde. Blaue Augen, weisses Haar: schwarzes Mieder.
41 c. weisse Aermel. heller Spitzenschleier.
H. 0,321/2: hr. 0.261/2-
31 — 34. Die vier Weltteile.
31. Europa. Brustbild fast von vorn auf graublauem Grunde.
(53.) Die blauäugige, mit einem Diadem im gepuderten blonden Haar,
41 b. mit Perlen um den Hals und in den Ohren geschmückte Herrscherin
trägt den Hermelinmantel um die Schultern, ein Scepter in der
allein sichtbaren Rechten.
H. 0,34: br. 0,28.
32. Asien. Brustbild fast von vorn auf graublauem Grunde. Die
(54.) braunäugige Schöne von dunklerer Hautfarbe trägt einen Blumen-
41 b. kränz im braunen Haar, Edelsteine in den Ohren und ein gold-
gelbes Kleid mit blauem Mantel. In der allein sichtbaren Eechten
erhebt sie ein Eäucherfässchen.
H. 0.331/ 2; ]jr. 0.271/i.
^5^ Afrll<a. Brustbild von vorn auf rötlich blauem Grunde. Die
(55.) üppige Schwarze, welche den Kopf nach rechts neigt, trägt Perlen
41 b. und Korallen um den Hals und einen weissen, mit Federn ge-
schmückten Turban. In der allein sichtbaren Linken hält sie
Schlangen.
H. 0,34; hv. 0.28.
34. Amerika. Brustbild fast von vorn auf blauem Grunde. Die
(56.) bräunliche helläugige Schöne trägt ein Federdiadem im dunklen
41 b. Haar und hält in der allein sichtbaren Rechten einen Pfeil erhoben.
H. 0,33i|2: br. 0,27i|2.
35. Klio. Halbfigur fast von vorn auf graublauem Grunde. Die
(57.) mit einem Lorbeerkranz im dunkelblonden Haare geschmückte
41 c. Muse der Geschichte trägt ein weisses Gewand. Sie hält mit der
' Linken ein aufgeschlagenes Buch, in der Rechten eine Feder.
H. 0,621/2; br. 0,50.
36. Die Wachsamkeit. Halbfigur nacli rechts auf grauem Gninde.
(58.) Blumen im dunkelblonden Haar. Das Gewand lässt die linke
41 c. Schulter unbedeckt. Sie drückt einen schwarzen Hahn, als Symbol
der Wachsamkeit, an ihre Brust.
H. 0.55: br. 0,41.
I
I. Italienische Schule. 765
Vier Tugenden. 37 — 40.
Die Weisheit. Brustbild der Gottin Minerva fast von vorn auf 37.
graublauem Grunde. Schwarzes Lockenhaar. Helm, Schild, Speer. (59.)
H. o.au'o: l'i-- O.L'7. 41 b.
Die Gerechtigkeit. Brustbild fast von vorn auf blaug-rauem 38.
Grunde. Ein Diadem im dunkelblonden Haar. Blauer Mantel. (GO.)
Beil und Fasces. 41 b.
H. o.:;4: hv. 0.2S.
Die Massigkeit. Brustbild nach rechts auf graublauem Gmnde. 39.
Blumen im dunklen Haar; ein blauer Mantel um die linke Schulter. (61.)
In der Eechten hält sie einen Becher, in den sie mit der Linken 41 b.
aus einer Kanne Wasser giesst.-
Die Wahrhaftigkeit. Brustbild fast von vorn auf graublauem 40.
Grunde. Ein Diadem und Blumen schmücken ihr dunkles Haar, (62.)
ein blauer Mantel ihre linke Schulter. Li der Eechten hält sie 41 b.
einen Spiegel. ^■^^ --,
H. Ö.34; br. n.27i'r.
Die Vergänglichkeit an der Hand der Ewigkeit. Halbfiguren 41.
auf blaugrauem Grunde. Die Ewigkeit steht links vorn im blauen (63.)
Gewände. Ihr gen Himmel gewandtes Haupt umleuchtet ein 41 b.
Sternennimbus. Fest reicht sie ihre Rechte der hinter ihr auf-
tauchenden, schmächtigen, blonden, mit Blumen geschmückten,
flüchtig bewegten Gestalt in hellrotem Gewände, welche die Ver-
gänglichkeit darstellt.
H. <"'. 631/2; ^Ji"- *^-51- — CTp^enstüf^k znm folgenden. — Phot. Braun XIV, 11.
Die Liebe an der Brust der Gerechtigkeit. Halbfiguren auf 42.
blaugrauem Grunde. Rechts steht die Gerechtigkeit in rötlichem (64.)
Gewände, mit der Linken auf das Beil und die Fasces gestützt, ^^ ^-
mit der Rechten die Liebe umannend, die in weissem Gewände mit
blauem Mantel links vor ihr steht, ihre Lippen küsst und einen
Oelzweig in der Linken hält.
H. 0,t'.l"2: ''!■• o.'A^ 2- - Oo!.'-en>tü<-k zum voiig-pii. — Phot. Braun IX. l!l.
Die vier Jahreszeiten. 43 — 46.
Der Frühling. Brustbild nach rechts auf graublauem Grunde. 43.
Die braunäugige Gestalt, über deren Rücken ein weisses Gewand (65.)
herabföllt. trägt üppige Frühlingsblumen im schwarzen Haar und 41 b.
hält in der Linken einen Rittersporn.
H. 0.20' '.,; l.r. '».27.
766 Die Pastelle.
44. Der Sommer. Brustbild nach links auf graublauem Grunde.
(66.) Die grauäugige Gestalt über deren Rücken ein rötliches Gewand
41 b. herabfällt, trägt Aehren, Blumen und Perlen im blonden Haar
und hält Sommerblumen in der Rechten.
H. 0,30»|2; lir. 0,26iJ2.
45. Der Herbst. Brustbild nach links auf blauem Grunde. Die
(67.) grauäugige Gestalt, deren rechte Schulter ein hellfarbig schillerndes
41 b. Gewand bedeckt, trägt Weinlaub im blonden Haar und hält reife
Trauben mit der Linken.
H. 0,3ÖV,; br. 0.26'/,.
46. ' Der Winter. Brustbild nach rechts auf dunklem Grunde.
(68.) Die hell braunäugige Gestalt, welche in einen roten Mantel gehüllt
4:1 b. ist, trägt eine weisse Haube mit roten und blauen Bändern auf
dem Kopfe und wärmt sich die Linke an dem rechts vor ihr
lodernden Feuer.
H. 0,30Vj; br. 0,27.
47—49. Die drei Parzen.
47. Klotho. Brustbild fast von vorn auf grauem Grunde. Die
(69.) Parze, welche mit der Linken den rechts vorn sichtbaren Lebens-
41 b. faden spinnt, trägt ein blaues Gewand um die Schultern und
Blumen im blonden Haar.
H. 0,34; br. 0,27V2.
48. Lachesis. Brustbild fast von vorn auf grauem Grunde. Die
(70.) Parze, welche mit der Linken den rechts vorn hängenden Lebens-
41 b. faden aufwindet, trägt ein gelbes Gewand um die Schultern und
weisse Blumen im braunen Haar.
H. 0,33Vj ; br. 0,27«/,.
49. Atropos. Brustbild nach rechts auf grauem Grunde. Die
(71.) Parze, welche mit der Scheere in der Linken den rechts vorn
41 b. schwirrenden Lebensfaden durchschneidet, trägt ein schwarzes
Gewand um die Schultern und eine anliegende weisse Haube auf
dem Kopfe.
H. 0,33 ; br. 0,26il2.
50 — 53. Die vier Elemente.
50. Die Luft. Halbtigur fast von vorn auf blaugrauem Grunde.
(72.) Blondes Haar; loses rosa Gewand. Den Blick und die Linke er-
41 a. hebt sie zu dem über ihrer linken Schulter schwebenden Vogel.
H. 0.5G; br. 0.4G.
I. Italienische Schule. 767
Das Wasser. Halbfigur fast von vorn auf hellblauem Luft- 5 I .
grund. Braunes Haar; weisses und graues Gewand. Hinter ihr (73.)
spriesst Schilf. Rechts neben ihr liegen Fische, von denen sie 41 a.
einige mit ihrer Rechten erhebt.
H. (»..")•;: )<v. 0.4'i.
Die Erde. Halbfigur vor grauem Grunde. Der Körper nach 52.
links, der Kopf halb nach rechts. Blumen im dunklen Haar, (74.)
weisses Kleid, blauer Mantel. Mit der Linken greift sie nach den 41 a.
Früchten, die links vor ihr liegen,
H. 0.5''.: br. 0.4G.
Das Feuer. Halbfigur fast von vorn auf blaugrauem Grunde. 53,
Blondes Haar: feuerrotes Gewand, blaugrauer Mantel. In der (75.)
Rechten ein Gefass, in dem Feuer brennt. 41 a.
][. 0.5<;: br. 0.4G.
Die Siegesgöttin. Halbfigur nach links auf grauem Grunde. 54.
Flügel an den Schultern; rotes und weisses Gewand, blauer Mantel. (7G.)
Ein Lorbeerkranz im blonden Haar, ein Speer in der Rechten, 41 c.
ein Füllhorn in der Linken.
II. O.OOVi: l'i-. 0.53. — Phot. Braun XV. 10.
Christus. Brustbild ohne Hände von vom auf grauem Grunde. 55.
Blondes, von hellem Lichtschein umflossenes Lockenhaupt; feuer- (77.)
rotes Unter-, blaues Obergewand. 41 a.
H. 0.30'/,: br. 0.23.
Maria, gen Himmel blickend. Brustbild ohne Hände nach 53,
rechts auf bräunlichem Grunde. Rotes Kleid; blauer Mantel; (78.)
braunes Kopftuch. 40 b.
H. 0.44: br. 0.33«/,.
Maria mit gesenktem Blicke. Brustbild ohne Hände auf 57,
dunkelgrauem Grunde. Die Gestalt nach links, der Kopf nach (79.)
rechts. Rotes Kleid ; blauer Mantel ; weisses Kopftuch ; blondes Haar. 40 c.
U. 0.20; br. 0.23.
Maria mit der rechten Hand an ihrer Brust. Brustbild nach 58.
links auf dunkelgrauem Grunde. Blauer Mantel, bräunlicher (80.)
Schleier. 40 b.
H. 0.34 : br. 0.2S.
Maria mit einem Buch in den Händen. Brustbild fast von 59.
vom auf grauem Grunde. Rotes Kleid; blauer Mantel, graues (81.)
Kopftuch. 40 c.
H. 0.33; br. 0.2C'/,.
768 Die Pastelle.
60. Maria als Schmerzensmutter. Halbfigur fast ron vorn auf
(82.) grauem Grrunde. Der Kopf nach links geneigt; die Hände auf
40 c. der Brust gekreuzt. Feuerrotes Kleid, blauer, auch über den Kopf
gezogener Mantel.
H. 0,58V2; tr. 0,48. — Phot. Braun XV, 11.
61. Magdalena mit dem Buche. Halbfigur nach rechts auf
(83.) grauem Grunde. Langes dunkelblondes Haar. Rechts über dem
40 0. Buch, in dem die Heilige liest, ein Stück roten Gewandes. Links
oben Kreuz und Totenkopf.
H. 0,57 ; Ijr. 0,46Vi. — 174.3 durch Algarotti vom Kunsthändler Capretti in
Venedig. — Phot. Braun XV, 9. " r
62. Magdalena mit dem Totenkopfe in der Hand. Brustbild fast
(84.) von vorn auf gelbem Grunde. In der Rechten hält sie einen Toten-
40 b. köpf, den sie betrachtet. Dunkelaschblondes Haar fliesst über
ihre Schultern herab.
H. 0,41 ; br. 0,32Vj. - Phot. Braun XIII, 10.
63. Magdalena mit dem Kreuz in den Händen. Halbfigur nach
(85.) links auf hellblauem, gelb und grau schattirtem Grunde. Ihr
40 c. dunkelblondes Haar fällt auf ihre Schultern herab. Die Augen
wendet sie schmerzerfüllt gen Himmel. Mit beiden Händen presst
sie ein Kreuz an ihre Brust. Rechts ein Stück roten Gewandes.
H. 0,46 ; br. 0,33Vi.
64. Der kleine Johannes. Halbfigur auf blauem Grunde; den
(86.) Körper nach links, den Kopf nach rechts. Ueber der linken Schulter
41 b. trägt er den Kreuzesstab, über der rechten das Fell. Mit der
Linken deutet er zurück.
H. 0,31Vi; br. 0,24«/^.
65. Maria mit der linken Hand an ihrer Brust. Brustbild fast
(87.) von vorn auf dunkelgrauem Grunde. Feuerrotes Gewand, blauer,
40 b. um den Kopf gezogener Mantel, gelbbrauner Schleier.
H. 0,5.3; br. 0,4172.
66. Der Heiland, die Welt segnend. Brustbild von vorn auf gelb-
(88.) grauem Grunde. Der blondgelockte Heiland, dessen Antlitz von
40 c. leichtem blonden Bart umrahmt wird , trägt ein feuerrotes
Unter-, ein blaues Obergewand. Links vorn neben der Weltkugel
erhebt er segnend die Rechte.
H. 0,32; br. 0,27.
I. Italienische Schule. 769
Christus mit langem Haare. Brustbild ohne Hände fast von 67.
vorn auf blaugraueni (irunde. Lange blonde Locken, die auf die (89.)
Schultern herabfallen, und ein leichter Bart umrahmen das Antlitz 40 c.
des Heilands. Rotes Unter-, blaues Obergewand.
Joseph. Brustbild nach rechts auf blauem Grunde. Der 68.
graubärtige Kahlkopf trägt eine violette Tunica mit gelbem Mantel (90.)
und hält ein blühendes Reis in der allein sichtbaren Linken. 41 c.
11. ('.21 : br. O.lO'/j.
Maria mit gesenktem Blicke. Brustbild ohne Hände nach 69.
rechts auf braunem Grunde. Rotes Kleid, blauer Mantel, brauner (91.)
Schleier. 41 b.
H. ('.2:JV,: l»r. O.IS»,^-
Maria, betend. Brustbild nach links auf grauem Grunde. 70.
Blauer Mantel, brauner Schleier. Links vorn die betend zusammen- (92.)
gelegten Hände. 40 c.
H. 0.82'/,: )>i\ 0,2SVV
Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände, leicht nach rechts 7 I .
gewandt, auf grauem Grunde. Gelber Rock mit weisser Halsbinde, (93.)
blauer Mantel, weisse Allongeperrücke. .40 b.
H. 0.547»; br. 0.42.
Ein junger Krieger. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 72.
blauem, grau beschatteten Grunde. Fahles, laug auf die Schultern (94.)
herabfallendes Haar. Violetter Mantel und goldgelbes Brustband 40 b.
über dem Harnisch.
H. (i.."2'/j: l.r. (K?,<.
Männliches Bildniss. Halbfigur nach links auf grauem Grunde. 73.
Graue Ohrenperrücke, schwarzer Rock, weisses Hemd; ein weisser (95.)
Handschuh in der Rechten. 40 a.
H. 0.73 : 1.1-. O.G<''/,.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach links auf 74.
graublauem Grunde. Helle Augen; Blumen im gepuderten Haar; (96.)
weiss und blau geblümtes Seidenkleid; blauer Mantel; ein Blu- 40 c,
menstrauss an der Brust.
II. (1. .")(;'/,: l.r. 0.4."j.
Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände von vorn auf 75.
grauem Grunde. Langes graues Haar. Weisses Hemd, violette (97.)
Weste, gelber Rock, alle drei vorn geöffnet. 41 c.
H. 0.24'/,: l.r. 0.1'..».
49
770 Die Pastelle.
76. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände fast von vorn
(98.) auf dunkelgrauem Grunde. Braune Augen; Blumen im gepuderten
40 b. Haar. Weisses Kleid; blauer Hermelinmantel, eine Kette von
Edelsteinen quer über der Brust.
H. 0,55Vj; br. 0,42.
77. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände auf dunkelblau-
(99.) grauem Grunde. Ausgeschnittenes grünliches Kleid, blauer, rosa
40 c. gefütterter Mantel, blaues Band im gepuderten Haar.
n. 0,57 ; br. 0,48.
78. . Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(100.) grünlichem Grunde. Braune Augen, graue Perrücke mit schwarzem
40 b. Band, feuerroter Eock, weisses Spitzenhalstuch.
H. 0,56Vj ; br. 0,45.
79. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände von vorn auf
(101.) grauem Grunde. Sclnvarzes Haar. Gelber Mantel, ausgeschnittenes
40 c. blaues Kleid mit roter Schleife.
H. 0,51; br. 0,39'/,.
80. Ein Mädchen mit einem Kätzchen. Brustbild fast von vorn
(102.) auf grauem Grunde. Das blonde, blauäugige Mädchen mit
41 c. Blumen im Haar trägt ein rotes Kleid und drückt in ihrem
blauen Mantel mit der Linken ein Kätzchen an die Brust.
H. 0,'23; br. 0,19.
8 1 . Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts
(103.) auf grauem Gnmde. Braune Augen, gepuderte Löckchen mit
41 c. roter und blauer Schleife ; eine Brillantenkette um den Hals,
eine rote Schleife an der Brust.
II. 0,32V2; br. 0,2CV,.
82. Diana. Brustbild ohne Hände nach links auf gTaublauem
(104.) Grunde. Die blonde Gottin trägt ein rosa Gewand um die
41 c. rechte Schulter, ihren Köcher auf dem Rücken.
H. 0,30; br. 0.26Vj.
83. Eine Muse. Brustbild ohne Hände nach rechts auf hell-
(105.) blauem (Irunde. Helle Augen; im blonden Haar ein Lorbeer-
41 c. kränz; blaues Gewand; Halskette.
H. 0,29Vj; br. 0.25V2.
84. Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände fast von vorn
(106.) auf blaugrauem llrunde. Blaue Augen; graue Allongeperrücke :
41 a. o-elb und roter Rock, weisses Spitzonhalstuch. brauner Mantel.
H. 0,54»/,; br. 0,43.
I. Italienische Schule. 771
Weibliches Bildniss. Brustbild ohue Häudo fast von vorn 85,
auf i^rauoui Grunde. Blumen im gepmlerten blonden Haar; (107.)
l)lauer Mantel; Perlenhalskette. 40 b.
H. 0.41 : br. 0.32.
Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände etwas nach 86.
rechts auf blau.arauom Grunde. Rotes Gesieht; fahle Allonge- (108.)
perrücke. Augen braun. Rock und Mantel mit Goldbesatz. 41 a.
H. n,.50: br. 0,39 Vi-
Weibliches Bildniss. Halbfigur fast von vom auf blau- 87.
grauem Grunde. Schwarze Augen; Blumen im braunen Haar; (109.)
ausgeschnittenes seegrünes Kleid; Blumen im Bausch des 41 a.
Illauen Mantels.
JI. 0.67Vj: tr. 0.50Vj.
Weibliches Bildniss. Brustbild fast von vorn auf dunkel- 88.
i^rauem Grunde. Braune Augen; Blumen im grauen Haar: (110.)
lusgesclmittenes braunes, bunt geblümtes Kleid. Die rechte 41 a.
Hand an der Brust.
H. 0,55: br. 0.41.
Eine Dame mit einem Blumenkorbe. Halbfigur nach links 89.
auf blauem Himmelsgrunde. Rechts grüne BauniAvipfel. Die (111.)
lielläugige Dame, deren blondes Haar bunte Blumen und ein 41 a.
blaues Band schmücken, trägt ein weisses Kleid mit gelbem
Mantel, erhebt die Rechte an ihre Brust und hält mit der
Linken einen Korb Blumen vor sich.
Jf. 0,64; br. 0,49.
Weibliche Studie. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 90.
blauem Grunde. Nur ein blauer Mantel um die linke Schulter, (112.)
perlen im blonden Haar, ein Edelstein im Ohre. 41 b.
H. 0,30: br. 0.26.
Eine Muse. Brustbild ohne Hände nach rechts auf blau- 91.
üTauem Grunde. HellgTaubraune Augen, gen Himmel erhoben. (113.)
ljl(»ndes Haar mit feuerrotem Bande und einem Lorbeerkranze. 41 b.
Ein hellrotes Gewand um die linke Schulter.
H. 0,29V2; br. 0,24V2.
Mädchen im Strohhut. Brustbild ohne Hände nach rechts 92.
auf blauem (Trundo. Graubraune Augen: dunkelblondes Haar; (114.)
i2ell)es Kleid mit roten Bändern, Aveisses Spitzentiirb. Der 41 b.
Strohhut kokett aufs linke Ohr gesetzt.
il. 0,41»/»: br. 0,:53.
772 Die Pastelle.
93. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände von vom auf
(115.) lieilgrauem Grunde. Hellbraune Augen; weissgepudertes Haar
41 b. mit blauem Bande; ein blauer Sbawl um die rechte, der
Hermelin um die linke Schulter.
H. 0,4172: br. 0,33.
94. Eine Muse. Brust1)ild ohne Hände nach rechts auf blauem
(IIG.) Grunde. Hellbraune Augen; ein Lorbeerkranz und ein rosa
41 b. Band im Hacir; ein hellvioletter Mantel um die linke Schulter.
Der Kopf leicht geneigt.
H. 0.29; br. 0,2472.
95. ' Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände fast von vorn
(117.) auf braunem Grunde. Braune Augen; blaue Bänder im schwarzen
41 b. Lockenhaar, Perlen im Ohr, ein Saphir als Knopf am Hals;
ein roter Mantel mit braunem Besatz um die linke Schulter.
H. 0.287j: br. 0,2275.
96. Ein junges Mädchen. Brustbild ohne Hände halb nach
(118.) rechts auf blauem Grunde. Braune Augen; bunte Blumen im
41 b. ])londen Lockenhaar; grün und rot schillernder Mantel über
weissem Hemde.
H. 0,30; br. 0.2G.
•97. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände von A'orn auf
(119.) grauem Grunde. Braune Augen, rosa Bänder im schwarzen
41 b. Haar; rosa Mantel über hellblauem Kleide, feuerrote Blumen
an der Brust.
H. 0.4G; br. 0.35.
98. Eine Diana. Brustbild ohne Hände nach rechts auf grün-
(120.) blauem Grunde. Der Köcher auf dem Rücken; im dunklen
41 b. Haar ein Blütenzweig. Um die rechte Schulter ein weisses,
um die linke ein blaues Gewand.
H. 0,30; br. 0,26.
99. Ein blonder Jüngling. Brustbild ohne Hände nach rechts
(121.) auf hellgraublauem Grunde. Der blauäugige, blonde, bartlose.
41 b. aber kräftige junge Mann trägt über weissem Herade einen
grauen Brustharnisch und um die Schultern einen l)lauen Mantel.
iL 0,337j: br. 0.207,.
100. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände im Profil nach
(122.) links auf hellgraublauem Grunde. Hellbraune Augen. Blumen
41 b. iiii dunkelblonden Haar. Ein dünnes hellrotes Gewand um
die Schultern.
H. 0.32; br. 0.287,.
I. Italienische Schule. 773
Weibliches Bildniss. Brustbild fast von vom auf dunkel- IOI.
iiraulilauem (tiiuuI«'. Braune Auii'en. C4rau gepudertes Haar. (123.)
Brillanten in den Ohren. Blaues aus*^-eschnittones Kleid. In 41 b.
der Rechten ein Sjueiiel.
H. 0.47 : br. t\34.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hiinde nach links auf 102.
blaui^raueui (xrunde. Helli)raune Augen. Perlen und ein hell- (124.)
rn>a Bändehen im dunkelblonden Haare. Ausgeschnittenes, 41 b.
weiss und ])lau geblümtes Kleid mit mächtigem Blumenstrausse
an der Brust; um die Schultern der Hermelin.
n. 0.45: br. O.O.j.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände fost von vorn 103.
auf grauem (4runde. (^raue Augen, braunes Haar, rötliche (125.)
Steine in den Ohren. Kornblaues, mit reicher Spitzenunterlage 41 b.
versehenes Kleid.
H. O.44V2: br. 0.36Vj.
Diana. Brustbild ohne Hände nach links auf gTaublauem «O^-.
Gninde. Bogen und Köcher auf dem Ilücken. Braune Augen; (1-^0
blauer Mantel; ein Perlendiadem im schwarzen Haar. *
H. 0,29»/,; br. 0.26.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 105.
graublauem Grunde. Dunkelgraue Augen; schwarzes Haar; (127.)
ein Perlenschmuck im Ohr; eine dünne Goldkette um den Hals. ^^ ^•
H. O.20", : br. 0.20.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände fast von vorn 106.
auf blaugrauem Grunde. Braune Augen; Perlen und Federn (128.)
im weissgepuderteu Haar. Bräunliches Kleid, ein blauer 41 b.
Mantel, ein breite rosa Schleife an der Brust.
H. 0..-,iV,: br. 0.40"j.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 107.
grauem Grunde. Hellbraune Augen, Perlen im weiss gepuderten (129.)
Haar; rot und gelb geblümtes Kleid, Hermelinmantel. ^^ ^•
H. 0..-,2: br. 0.41.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände von vorn auf 108.
blaugrauem Grunde. Dunkle Augen; Blumen im dunklen (180.)
Haar. Ausgeschnittenes, auf blauem Grunde hellgeblümtes 40 b.
Kleid mit rosa Einfassung. Dünnes Spitzentuch.
U. 0,57; br. 0,44'/,.
774 Die Pastelle.
109. Weibliches Bildniss. Brustbild auf blaugrauem Grunde;
(131.) der Körper nach rechts, der Kopf nach links. Dunkelbraune
40 b. Augen. Schwarzes Haar mit blauem Bande. Blauer Mantel;
ausgeschnittenes, grauviolettes Spitzenkleid mit Blumen an
der Brust.
H. 0,5ß; br. 0,44 Vi-
I 10. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände auf grauem
(132.) Grunde. Der Kopf nach links, der Körper nach rechts. Dunkle
40 c. Augen. Rosa Band im dunklen Haar. Ausgeschnittenes
.schwarzes Spitzenkleid mit rosa Schleife an der Brust.
H. 0,4SV2; br. 0.40.
III, Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach links auf
(133.) blaugrauem Grunde. Braune Augen; AUongeperrücke; roter,
40 b. reich gemusterter Rock.
H. 0,58; br. 0,467,.
I 12. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände fast von vorn
(134.) '^^if dunkelgrauem Grunde. Braune Augen; weissgepudertes
40 b. Haar. Weisse Kleidspitzen; blauer Mantel; eine Edelsteinkette.
H. 0.41: br. 0,34.
I 13. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(135.) hellgrauem Grunde. Hellblaue Augen. Braunes, leicht ge-
40 b. pudertes Haar mit rotem Bande. Weiss und gelb geblümtes Kleid.
H. 0,41V2: br. 0,33.
I 14^ Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts
(136.) ^^^ blaugrauem Grunde. Blaue Augen, langes blondes Haar
40 b. mit schwarzer Schleife. Grauer, vorn mit Gold bestickter Rock
und bauschiger blauer Mantel.
H. 0,56Vj; In-. 0,4GVi.
I 1 5. Weibliches Bildniss. Halbfigur von vorn auf grauem Grunde.
(137.) Braune Augen; blauer Mantel; ausgeschnittenes, hellgeblümtes
40 a. Seidenkleid mit einem Blumenstrauss an der Brust.
H. 0,75Vj: br. 0,G4.
I 16. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts
(138.) auf grauem Grunde. Helle Augen: Blumen im gepuderten Haar:
40 c. ein Orangeublütenstrauss vorn am ausgeschnittenen rosa Kleide.
H. 0,57V,; br. 0,4G.
I. Italienische Schule. 775
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf I 1 7.
grauem Grunde. Braune Augen; blaues Band, Perlen und (.130.)
Federn im kurzen weissen Haare; ausgeschnittenes hellgell)es 40 b.
Kleid mit blauen Bändern.
H. 0.537,: br. 0.42V'j.
Eine Sängerin. Brustbild nach rechts auf graublauem | 18.
Grunde. Braune Augen; Blumen und blaues Band im braunen (140.)
Haar. Blauer Mantel: rotes Schulterband; ein Notenbeft in 41 c.
der Rechten.
H. 0.44"/,; br. 0,33»/,.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände fast von vorn I 19.
auf hellgrauem Grunde. Braune Augen, gepudertes Haar; (141.)
blauer Mantel, weisse Kleidspitzen. 40 b.
H. 0.41«/,; br. 0.33V2-
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände auf blaugrauem 120.
Grunde; der Körper nach rechts, der Kopf nach links. Helle (142.)
Augen: lielles Haar; buntgeblümtes Kleid. 40 b.
H. 0.41: br. 0.32'/,.
Ein Türke. Brustbild nach links auf grauem Grunde. 121.
Wasserblaue Augen; rötliches Haar und kleiner Schnurrbart. (143.)
Perlen und Federn am weiss und roten Turban. Buntgeblümter 41 c.
Rock: eine Tasse in der Rechten.
H. 0,56»/,: br. 0.44.
Ein Krieger. Halbfigur ohne Hände nach rechts auf grau- 122.
blauem Grunde. Blaue Augen; AUongeperrücke; blauer Mantel (144.)
über grauem Harnisch. ^^ ^•
H. 0.79: br. 0.05.
Diana. Brustbild ohne Hände auf blauem Grunde. Der 123.
Körper nach rechts, der geneigte Kopf nach links. Auf dem (145.)
blonden Krauskopf der Halbmond und ein Perlendiadem. Um ^^ ^•
die Schultern ein ))lauer Mantel und eine Perlenschnur.
H. 0.30: br. 0.2C.
Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach links auf 124.
hellgrauem Grunde. Braune Augen; gepudertes, zurückgestrichenes (146.)
Haar mit schwarzem Bande. Weisses Spitzenhemd, hellgeblümte ^^ *^'
Weste, roter, reich gestickter Rock.
H. 0.5G: br. 0.44'/,.
776 Die Pastelle.
125. Eine Muse. Brustbild ohne Hände auf blaugrauem Grunde.
(147.) Der Körper nach rechts, der Kopf nach links, der Blick gen
41 b. Himmel gewandt. Graue Augen; rotes Gewand; ein Lorbeer-
kranz in den blonden Locken.
H. 0,29V2; IJi-- 0,24»/,.
126. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände von vorn auf
(148.) grauem Grunde. Blaue Augen; bunte Blumen im gepuderten
41 b. Haar; eine blaue Schleife vorn an der Brust; ein gelber Hermelin-
mantel um die Schultern.
H. 0,42; br. 0,31Vj.
127. Ein Mädchen mit einem Papagei. Brustbild fast von vorn
(149.) auf dunkelgrauem Grunde. Braune Augen; braunes Haar mit
41 b. Perlen und rotem Bande; Perlenhalskette; auf der rechten Hand
ein kleiner grüner Papagei.
H. 0,33'A; br. 0,26'A.
128. ■ Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(150.) grauem Grunde. Braune Augen; braunes Haar mit rotem Bande;
41 b. Perlenhalskette. Rot-gelbes Kleid mit Pelzbesatz.
H. 0,31Vj; br. 0,25.
129. Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach links auf
(151.) grauem Grunde. Braune Augen; AUongeperrücke : dunkelgelber
41 c. Rock; weisses Halstuch.
H. 0,24; br. 0,19.
130. Weibliche Studie. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(152.) blauem Grunde. Das hellblonde Haupt mit grauen Augen ist
41 b. leicht geneigt. Blumen im Haar, Perlen am Ohr; ein weisses
und ein blaues Gewand an den Schultern.
. : H. 0,30; br. 0,26. y
131. Weibliche Studie. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf
(153.) graublauem Grunde. Der Kopf leicht nach rechts geneigt. Hell-
41 b. blaue Augen, Blumen im blonden Haar, Spitzen und ein Schmuck
am Hals. Violettes Gewand.
H. 0,32; br. 0,20'/,.
132. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf
(154.) dunkelgrauem Grunde. Graue Augen, blaues Band im gepuderten
41 b. Haare; blauer Mantel; Perlenhalskette.
H. 0,30; br. 0,25V2.
I. Italienische Schule. 777
Diana. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf granblauem 133.
Gninde. Der Köcher auf dem Rücken. Hellbraune Augen : dunkel- (1.55.)
blondesHaar; purpurrotes Gewand ; Blumen imHaar, Perlen imOhr. 41 c.
H. 0.:i<>: l,r. 0.-2»^.«/,.
Weibliche Studie. Fast nackte Halbfigur nach rechts auf |34.
blaugrauem Grunde. Blondes Haar, helle Augen; wenig weisses (156.)
Gewand; blaues Schulterband. 41 c.
H. H.23»/j: br. u.lS.
Diana. Brustbild ohne Hilnde nach rechts auf grünlich blauem 1 35.
Gninde. Skizzirte Bäume neben ihr. Der Bogen auf dem Rücken ; (157.)
graue Augen, hellblondes Haar, braunes Gewand. 41 c.
H. Ö.80V,; br. 0,26V2.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf |36.
blauem Grunde. Hochoval mit schwarzen Ecken. Braune Augen; (158.)
rotes Band im schwarzen Haar; weisses Gewand; Perlen in den 41 c.
Ohren.
H. 0.211/,: br. O.lTVo-
Eine Muse. Brustbild ohne Hände nach links auf graublauem 1 37.
Grunde. Graue Augen; gelbrotes Gewand ; ein Lorbeerkranz mit (159.)
goldgelbem Bande im braunen Haare. ^^ ^•
H. 0.29: br. 0.2-4V2-
Ein Bauernbursche. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf 1 38.
blauem Grunde. Blondes Haar, blaue Augen, nackte Brust, weisses (160.)
Hemd, rotbrauner Rock, kleine goldene Ohrringe. 41 c.
H. 0.231/2; 1)1-. 0,171/2.
Ein rothaariges Mädchen. Brustbild ohne Hände nach links 139.
auf blaugrauem Grunde. Blaue Augen; rotes Haar mit blauer (161.)
Schleife ; weisses Kleid mit blauen Bändern und Rosen. ^^ ^•
H. 0.23: br. 0. 171/2-
Diana. Brustbild ohne Hände auf grauem Grunde. Der 140.
Körper ist nach rechts, der hellblonde, grauäugige Kopf mit dem (162.)
Halbmond über der Stirn nach links gewandt. Das Gewand ist blau. ^^ ^^
II. 0.2.51/2; 'ji-- 0,191/2.
Weibliche Studie. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf 141.
blauem Grunde. Blaue Augen. Hellblondes Haar mit rotem Band. (16.3.)
Weisse und blaue Gewandstücke. Ein rotes Band an der Schulter. 41 b.
H. 0,30: br. 0,20.
778 Die Pastelle.
142. Weibliches Bildniss. Halbfigur fast von vorn. Die helläugige,
(1 64.) braunhaarige Dame trägt über weissem Kleide einen blauen Mantel,
41 c. in dessen Falten links vor ihr Blumen liegen: mit der Linken
erhebt sie einen kleinen Strauss an ihre Brust.
H. 0,641/2; >'r- 0,51.
143. Eine Dame mit einem Papagei. Brustbild auf grauem Grunde.
(165.) Der Körper nach rechts, der Kopf nach links. Graue Augen; im
41 ('. hellblonden Haar ein Lorbeerkranz; blauer Mantel über weissem
Kleide ; auf der Rechten ein grün-bunter Papagei.
H. 0,541/2: br. 0.41.
1 44. Weiblicher Studienkopf. Blau-graues Hochoval mit schwarzen
(166.) Ecken. Kopf mit offenem Munde im Profil nach links. Blondes
41 c. Haar; hellblaue Augen; eine Perle im Ohr.
H. 0,211/2; l>r. 0,18.
145. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände von vorn auf
(167.) graublauem Grunde. Braune Augen. Blumen im weiss gepuderten
41 c. Haare. Ein Pelz am Halse.
H. 0,30; br. 0,251/2.
146. Weiblicher Studienkopf. Blauer Grund. Der Kopf ist nach
(168.) links emporgewandt. Blondes, hinten geflochtenes Haar. An der
41 c. Schulter ein Stück grau-violett schillernden Gewandes.
H. 0,30; br. 0,2G.
147. Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(169.) blauem, grau umflorten Grunde. Graue Augen; fahle AUonge-
40 b. perrücke; über dem Harnisch ein roter Hermelin mantel.
H. 0,531/2; br. 0,41.
148. Weibliches Bildniss. Hochoval. Brustbild ohne Hände auf
(170.) grauem Grunde nach links. Braune Augen. Grau gepudertes
40 b. Haar; Perlenschnur; blauer Mantel.
H. 0,40; bv. 0..'}3.
149. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(171.) blauem, grau umflortem Grunde. Braune Augen ; graues gepudertes
40 b. Haar mit weissen Blumen. Blaues Kleid mit braunem Pelz.
Perlenhalskette. Ein Orden mit feuerroter Schleife.
11. 0,41; br. 0,311/0.
I. Italienische Schule. 779
Ein Knabe. Brustbild auf blaugrauem Grunde. Der Körper 1 50.
Dach rechts, der leicht geneigte Kopf nach links. Blondes Haar. (172.)
graue Augen. Ueber dem vorn geöffneten Hemd ein grau und 40 b.
roter Eock.
H. 0,351/2; br. 0.28V2-
Männliches Bildniss. Brustbild nach rechts ohne Hände auf 151.
blauem, grau umwölktem Grunde. Hellbraune Augen; helle (173.)
Ohrenperrücke mit schwarzer Schleife; gelbe Weste, violetter Rock, 40 c.
weisses Spitzenhalstuch.
H. 0.57: br. 0.44V2-
Männliches Bildniss. Brustbild ohne Hände, leicht nach rechts, 1 52.
auf grauem Grunde. Helle Augen; kurze, hinten mit schwarzem (174.)
Bande versehene Perrücke; weisses Hemd mit blauem Bande, 40 c.
violetter Mantel.
H. 0.57: 1)r. 0.4*;.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf 1 53.
dunkelgrauem Grunde. Hellbraune Augen. Blumen im hellblonden (175.)
Haar. Ausgeschnittenes weisses Damastkleid und roter Hermelin- 40 b.
mantel.
H. 0,45: br. 0,34V2.
Diana. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf blaugrauem 1 54.
Grunde. Kr»cher und Bogen auf dem Rücken. Braune Augen; (176.)
Blumen und blaues Band im schwarzen Haar; durchsichtiges 40 b.
buntgeblümtes Tuch über dem ausgeschnittenen hellen Seidenkleide.
H. 0,45: br. 0,34.
Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach links auf 155.
grauem Grunde. Braune Augen. Blumen im schwarzen Haar; (177.)
blaues Gewand, ein Blumenstrauss an der Brust. 40 b.
H. 0.44; br. 0.33V2-
Diana. Brustbild ohne Hände auf hellblauem Grunde. Der 1 56.
Körper nach rechts, der geneigte Kopf nach links. Graue Augen, (178.)
hellblondes Haar, rosa Gewand. Der Köcher auf dem Rücken, 40 b.
der Halbmond auf dem Kopfe. Bezeichnet inwendig auf der Rück-
seite: Rosalba Carriera renetiana fecit anno 1725.
U. O.40V2: br. 0.32.
780 Die Pastelle.
157. Weibliches Bildniss. Brustbild ohne Hände nach links auf
(179.) grauem Grunde. Frische Gesichtsfarbe, blaue Augen, lange blonde
40 b. Locken. Weisses Damastkleid mit reichem Schmuck an der Brust;
ein Mantel über der rechten Schulter.
H. 0,52; br. 0,-40V2-
1 58. Ein ältlicher Herr. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf
(180.) grauem Grunde. Blaue Augen, graue AUongeperrücke : brauner
40 c. Rock, gelbe Weste, weisses Spitzenhalstuch.
H. 0,531/2; It. 0,42.
IL Die französische Schule.
Jean-Etienne Liotard.
Geb. 1702 zu Genf; gest. daselbst um 1789. Seit 1725 Schüler
Masse's und Le Moine's in Paris. Arbeitete in Paris, Genf, Rom,
Venedig, Neapel, Constantinopel, Wien, London u. s. w.
159. Selbstblldniss des Meisters. Die Tracht, welche er in Cour
(17.) stantinopel trug. Brustbild nach links auf grauem Grunde.
41 a. Der graubärtige Meister trägt einen scharlachroten Pelzrock und
eine Pelzmütze; er hält den Stift in der erhobenen Rechten.
Papier; h. OiöO^a; T^i*- 0,'iQ^\2- — 1747 durch den Herzog yon Riehelieu. H.
— Zuerst im »Catalogue< von 1765. — Phot. Braun XI\', 14 und Phot. Ges.
160. Graf Moritz von Sachsen, Marschall von Frankreich. Knie-
(18.) stück nach links vor landschaftlichem Grunde. Himmelblauer
41 a. AVaffenrock mit roten Aufschlägen. Auf die Rasenbank links vor
ihm stützt er sich mit seinem französischen Commandostabe. Mit
der Rechten hält er seine Kopfbedeckung. Links ein Zelt. Rechts
im Hintergrunde drei Reiter.
Pergament; h. 0,64; br. 0,53. — Zuerst im ^l'ataloguev-: von 1765. — Phot.
Braun XIII, 13 und Phot. Ges. — Ein gleiches Pastell des Meisters im Amsterdamer
Roichsmusouni.
161. Das Chokoladenmädchen. Ganze Gestalt nach rechts vor
(19.) hellgrauer Wand auf braungrauem Fussboden. Mit beiden
41 a- Händen hält sie vor sich ein Präsentirbrett, auf dem ein Glas
Wasser und eine Tasse Chokolade stehen. Sie trägt ein graues
Kleid, eine gelbe Jacke, eine weisse Schürze, ein weisses Brust-
tuch, eine rosa Haube und gelbliche Schuhe mit hohen Absätzen.
II. Französische Schule. ^4JJ.
Perffament : h. 0.82'/2; ')r. 0,52i/2- — 1"-1J tUuch Algarotti aus Veuedif? als
>Stouhenipnphe<^ (Stubenmenseh, ätubeiuuädelieu). Später auch als das »Wiener«
ChokoladeumUdchen Baldaiif< Ijezeichnet. — lu ('luomolithographie von Leoi). Hoder-
maiiu in Dresden. — Phot. Brauu X. 14 und Phot. Ges.
Die schöne Leserin. Es ist Maderaoiselle Lavergne. die 162.
Nichte des Künstlers. Halbfigiir nach rechts auf grauem (20.)
Grunde. Das hübsche Mädchen sitzt im Sessel und hält in 41 a.
der allein sichtbaren Linken ein Buch, in dem sie liest. Sie
trägt ein blau- und weissgeblümtes, vorn gei)ffnetes Mieder,
darüber ein vor der Brust mit roten Schnüren auseinander-
gehaltenes graues Kleid und ein rotes Band im schwarzen Haar.
Pergament: li. 0.37'|o: br. 0,30V2- — 1""^" durch den Herzog von Richeliou. H.
— Zuer«;t im ^Catalogue- von 17G5.'— Auf der. Rückseite des Bildes steht: ,,Liseuse.
Eh habit de Pai sänne Livunaise, peinte j)a.r Liotard de Gemve, Surnomme le 2^''»-trc
■Türe, u Lion 17 40. — Das Bild ist auch unter dem Namen der Schönen Lyouerin<
bekannt. — Das gleiche Bild, etwas länger und breiter, bezeichnet: /. E. Liotard,
Li'Di 174C). besitzt das Amsterdamer Reichsmuseum. — Phot. Brauu XI. 4 u. Phot. Ges.
Maurice Quentin De la Tour.
Geb. zu St. Quentin den 5. Sept. 1704; gest. daselbst den
18. Febr. 17S8. Seit 1738 agree, seit 1746 ordentliches
Mitglied der Pariser Akademie; 1784 zog er sich von Paris
nach seiner Geburtsstadt zurück.
Maria Josepha, Dauphine von Frankreich. Sie war die Tochter |63.
August III. von Sachsen und Polen, die Mutter König Ludwig XYI. (22.)
von Frankreich. Halbfigur leicht nach rechts vor grauem 40 a.
Grunde. Links hinter ihr die rot gepolsterte Stuhllehne. Sie
•trägt ein weisses Spitzenkleid und eine weisse Spitzenhaube mit
blauen Schleifen. In der allein sichtbaren Rechten hält sie
vor sich ein Heft.
Papier: h. 0.60^2; br. 0.4915. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Phot.
Braun XIII. 14.
Graf Moritz von Sachsen, Marschall von Frankreich. Halb- 164.
figur ohne Hände. Der blauäugige Feldherr trägt einen roten (23.)
Piock mit braunem Pelze. Vorn blickt ein Stück blauer Unter- 40 a.
kleidung hervor.
Papier: li. o,.')'»'^: ),r. 0,49. — Zuerst im C'atalogiie« von 17G.'j. — Phot. Ge>.
782 Die Pastelle.
III. Die deutsche Schule.
Anton Raphael Mengs.
Geb. den 12. März 1728; gest. zu Rom den 29. Juni 1779.
Schüler seines Vaters Ismael Mengs zu Dresden und in Rom,
wohin der letztere ihn schon in jungen Jahren wiederholt
führte. Dann Hofmaler in Dresden, bald aber wieder in Rom,
wo er ansässig blieb, wenngleich er 1761 — 1770 und 1772
bis 1775 als Hofmaler in Madrid arbeitete.
165. Bildniss seines Vaters Ismael Mengs. Brustbild ohne Hände
(2.) auf grauem Grunde, mit dem Körper nach rechts, mit dem
40 a. Blicke leicht nach links gewandt. Die grauen Locken des
braunäugigen Künstlers hängen auf seine Schultern herab. Er
trägt einen braunen Pelzrock, unter dem an der Brust das
Hemd zum Vorschein kommt.
Papier; h. 0,5572; tr. 0,42i/2- — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Phot.
Braun XIV, 16 und Phot. Ges.
166. Selbstbildniss des Künstlers. Brustbild ohne Hände auf
(3.) grauem Grunde, mit dem Körper nach links gewandt, doch
40 a. den Beschauer anblickend. Der jugendliche, braunäugige Künstler,
dessen dunkelblondes Lockenhaar ihm auf die Schultern herab-
fällt, trägt einen gelben Rock und einen blauen Mantel.
Papier; h. 0,55Vj; br. 0,4ÜV2- — Zuerst im ^>Catalogue« von 1765. — Ge-
stochen von L. Grüner ^ III, 30. — Phot. Ges.
167. Selbstbildniss des Künstlers. Brustbild ohne Hände auf gelb-
(4.) grauem Grunde, mit dem Körper nach rechts gewandt, doch den
40 a. Beschauer anblickend. Der jugendliche, braunäugige Künstler,
dem dunkelblonde Locken auf die Schultern herabfallen, trägt
einen vorn geöffneten gelben Rock und einen roten Mantel.
Papier; h. 0.55; hr. 0,42, - Zuerst im »Catalogue^< von 1765. — Phot.
Braun XIII, 16 und Phot. Ges.
1 68. Frau Thiele. Die Gattin des Hofkommissars und Landschafts-
(5.) maiers Alexander Thiele. (Vergl. oben S. 653.) Brustbild ohne
40 a. Hände nach links auf braungrauem Grunde. Geblümtes Kleid;
Tüllhaube mit roten Bändchen; Perlenhalskette.
Pergament; h. 0,49Vj: br. 0,38Vj. — Zuerst im »Cataloguos von 1765. —
Phot. Braun XV. 16 und Pliot. Ges.
III. Deutsche Schule. 783
Herr von Hoffmann. Der Gatte der Pa stell malerin Felicitas 169.
Sartori aus Venedig. Brustbild ohne Hände nach rechts auf (G.)
grauem Grunde. Blaue Augen; weisse Perrücke; brauner, vorn 40 a.
mit Gold bestickter Rock, weisses Spitzenhalstuch.
Papipr: h. 0,54: >>r. 0,43. — Zuoi>t im xCatalogne« von 1765. — Phot.
Braun XTTT. 17.
Die Sängerin Catarina Regina Mingotti. Brustbild nach links 1 70.
auf grauem Grunde. In der allein siclitbaren Linken hcält sie ein (7.)
Notenheft. Ihre von einer Perlenschnur durchwundenen grau- 40 a.
gepuderten Locken fallen auf die Schultern herab. Sie trägt ein
ausgeschnittenes weisses Seidenkleid mit rosa Futter und einen
Blumenstrauss an der Brust.
Papier; h. 0.55V'i: br. 0.42'/2. — Zuerst im :)Catalogue« von 1765. — Auf der
Rückseite, ebenfalls unter Glas, die Kohlenzeinhnung einer heiligen Familie. — Phot.
Braun XIV, 17.
Der Sänger Domenico Annibali. Brustbild ohne Hände nach 1 7 I .
liuks auf grauem Grunde. Braune Augen, weisse Perrücke mit (8.)
schwarzem Bande. Brauner Sammetrock; blaue, goldgestickte 40 a.
Weste. Weisse Hemdspitzen.
Papier; h. 0,55; br. 0.42. — Zuerst im ;>Catalogue« von 17G5.
Louis de Silvestre. Der berühmte sächsische Oberhofmaler. 1 72.
(Vergl. oben S. 252.) Brustbild nach rechts auf gelbgrauem (9.)
Grunde. Vor sich hält er in der Linken ein Zeichenbuch, in der 40 a.
Rechten den Stifthalter. Der braunäugige Künstler trägt einen
braunen Rock, bauschige weisse Hemdärmel, einen Purpurmantel
mit Goldbesatz und eine braune Mütze mit schwarzem Rande.
Papier; h. 0.«')2i/2; br. O.Sni/o. -Zuerst im ->Catalogue< von 1765.
König August IM. Brustbild ohne Hände, etwas nach rechts, 1 73.
auf hellblauem, grau umwölkteni Himmelsgrunde. Der König von (10.)
Polen und Kurfürst von Sachsen trägt über seinem Harnisch einen 40 a.
auf der linken Schulter zusammengehaltenen blauen Hermelin-
raantel und eine anliegende weisse Perrücke, von der hinten ein
schwarzes Band herabhängt.
Paiiier: h. 0.55V2; br. 0.42. — Zuerst im /■atalogue< von 1765.
Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen. Brustbild ohne 1 74.
Hände, fast von vorn auf hellblauem, graubewölktem Himmels- (11.)
gründe. Der Fürst trägt über seinem Harnisch einen blauen 40 a.
784 Die Pastelle.
Hermelinmantel mit grossem Ordenstern. Von seiner Perrücke
hängt hinten ein schwarzes Band herab.
Papior; h. 0.551/2? l>r. 0.4472- — Zuerst im Katai'^g \uu 18:35. — (jegeastück
zum folgenden.
175. Kurfürstin Maria Antonia. Prinzessin von Bayern. Gemahlin
(12.) Friedrich Christians von Sachsen. Brustbild ohne Hände etwas
40 a. nach links auf grauem Grunde. Sie trägt ein ausgeschnittenes,
auf weissem Seidengrunde gelb und blau geblümtes Kleid mit
weissen Sj^itzenärmeln, einen blauen Hermelinmantel, einen reichen
Smaragden- und Brillantenschmuck im gepuderten Haar und in
den Ohren.
Papier: h. 0, 551/2; l^r. 0,44V'2. — Zuerst im Katalog von 1835. — Gegenstuck
zum vorigen.
1 76. Friedrich August der Gerechte als Kind. Unter einem Purpur-
(13.) Vorhang auf einem Purpurkissen sitzt der zehn Monate alte Prinz
40 b. nach rechts gewandt im Hemdchen und in weissem mit blauen
Bändchen geschmückten Häubchen. Links neben ihm am Boden
ein Teller mit einem Blumenglase und einer Orange. Rechts
neben ihm der blaue Hermelinmantel und eine kleine Krone.
Papier; h. 0,63Vj; br. 0,75'/,. — Zuerst im Katalog von 1812. — Phot. Ges.
177. Amor, einen Pfeil schleifend. Halbfigur auf gelbgrauem
(14.) Grunde. Der kleine Gott mit buntschillernden Flügeln blickt nach
41 a. links empor, während er, nach rechts gewandt, von rotem Gewände
leicht umwallt, mit der Linken einen Schleifstein festhält und in
der Rechten den goldenen Pfeil emporhält, den er schleift.
Papier: h. 0,411/2; br. 0,35V2- — Zuerst im »Catalogue- von 17G5. — Ge-
stochen (zwei Mal) von J. F. Bause )|k III. 14. — Phot. Ges.
Theresia Concordia Maron, geb. Mengs.
Geb. 1725 (in Aussig?); gest. 1806 in Rom. Tochter und
Schülerin des Ismael Mengs, Schwester des Anton Raphael Mengs.
Gattin des Malers Anton Maren (geb. 1733 in Wien, gest. 1808
in Rom). Lebte in Rom.
178. Selbstbildniss. Brustbild ohne Hände nach links auf gelb-
(15.) grauem Grunde. Die braunäugige Künstlerin trägt ein blaues
41 a. Kleid mit weisser Rüsche und eine Spitzenhaube mit rotem Bande.
Papier: h. 0.41 V2; br. 0,o3. — Zuerst im H'atalogne.; von 17G5. — Gegenstück
zum folq:onden. — Phot. Braun XV. 17 und Phot. Ges.
III. Deutsche Schule. 785
Julia Mengs. Jüugere Schwester der Künstlerin; ging in's 179.
Kloster. Brustbild ohne Hände nach rechts auf gelbgrauem Grunde. (16.)
Hellbraune Augen : braunes Baar. Braunes Kleid, weisses Brust- 4:1a
tuch; grosse weisse Haube mit blauen Kinnbändern.
Papier: h. 0.42: br. O.H^ii^ Zuei>>t im vCataloguec: von 176Ö. — Gegenstück
/um vtirigen. — Phot. Ges.
Joh. Heinrich Schmidt.
Geb. zu Hildburghausen den 14. Febr. 1749; gest. zu Dresden
den 28. Oct. 1829. Schüler seines Vaters Joh. Thomas Schmidt;
in Paris weitergebildet; seit 1775 sächsischer Hofmaler in Dresden.
Auch Mitglied der Dresdener Akademie.
Prinzessin Augusta von Sachsen als Kind. Das zweijährige 180.
Töchterchen Friedrich August des Gerechten sitzt, fast von vorn (2 1 .)
gesehen, mit einem Hemdchen bekleidet, mit Rosen im Schooss, auf ^^ b.
blauem, mit Gold besetztem Kissen. Links ein blauer Vorhang.
Rechts an grauer Wand ein Steinmonument. Links ist eine Rose
der erhobenen Rechten der Prinzessin entfallen; eine andere liegt
vorn rechts am Boden. Bez. links unten: H. Schmid. f. 1783.
Papier: h. 0.621/5: br. 0.G5. — ZueM im Katalog von 1812.
Daniel Caffe.
Geb. ZU Küstrin 1750; gest. zu Dresden 1815. Erst seit 1782
in Dresden unter Casanova und GrafP ausgebildet. Arbeitete in
Leipzig und Dresden.
Bildniss des Julius Athanasius Dietz. Er war akademischer 181.
Zeichenlehrer in Leipzig. Brustbild ohne Hände nach links auf (184.)
grau umwölkten! . gelblich angehauchtem Himmelsgrunde. Der 41 c.
bartlose, grauhaarige, blauäugige Künstler trägt einen braunen
Rock, eine weisse Halsbinde und eine lebhaft blau und grün
schillernde Mütze.
Papier: h. 0.48: hv. 0.38. — 188,5 von Herrn Fabrikanten J. Chr. Richter iu
I »realen geschenkt.
Bildniss der Frau Caroline Ruquet. geb. Lötze. Geb. zu 182.
Cbarlotten))urg den 2G. März 1878; gest. zu Dresden den 41 a.
2G. December 184G. als Wittwe des 1824 verstorbenen Leipziger
Kaufmanns Ruquet. Kniestiick nach links auf grauem Grunde.
ÖO
786 Die Pastelle.
Ausgeschnittenes weisses Seidenkleid, Spitzenhaube mit rosa
Bändern, feuerrotes Umschlagetuch.
Papier; h. 0,93; br. 0,70. — 1887 Verxnächtniss des Frl. D. M. Beier in der
Niederlössnitz.
David Friedrich Weller.
Geb. zu Kirchberg den G. Juli 1759; gest. zu Dresden den
21. April 1789. Ausgebildet an der K. Porzellanmanufaktur zu
Meissen. Wurde sterbend zum Hofmaler ernannt. Arbeitete in
Meissen und Dresden.
183. Der stürzende Frucht- und Blumenkorb. Auf einer grauen
(183.) Steinmauer hat ein Korb voll der prächtigsten Blumen und Früchte,
40 a. überragt von einer Sonnenblume, gestanden. Von links springt
ein Kätzchen herauf und reisst den Korb herunter. Schon stürzt
er; und ihm voran fallen Trauben, Quitten, Rosen, blaue Winden
und grosse Wassertropfen hinab.
Papier; h. 0,94; br. 0,74»/,. — Zuerst im Katalog von 1812. — Dieses Bild
ist, wie hervorgehoben werden muss, nicht mit Pastellstiften, sondern in Gouache gemalt.
Felicitas Robert, geb. Tassaert.
Tochter des Bildhauers Tassaert, Gattin des Justiz-Commissars
Robert in Berlin, wo sie in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhun-
derts lebte. Nähere Lebensumstände unbekannt.
184. . Der Besuch der Frauen. Elisabeth steigt, nach links ge-
(181.) wandt, die Stufen ihres Hauses hinab und begrüsst mit beiden
40 c. Händen die im Hut nahende heil. Jungfrau. Ueber den Frauen
schwebt ein Engelreigen.
Papier: h. 0,5872; br. 0,47V2. — Zuerst im Katalog von 1835. — Die Motive
sind einem Gemälde des P. P. Rubens entlehnt.
185. Die alte Köchin. In weisser Schürze und Haube mit blau
(182.) und weissem Brusttuch steht sie links, nach links gewandt, an
40 c. ihrem Holztisch und schält einen Apfel. Links vorn zu ihren
Füssen ein Blecheimer mit Mohrrüben, ein Korb mit Kohl, Gurken
und Geflügel.
Pallier: h. 0.72".; br. 0.7+",. — Zuerst im Kataloi,' von 18:].").
Zweiter Abschnitt.
Die Miniaturen.
(Der Miniaturen-Schrank ist in dem Zimmer des Erdgeschosses
hinter Eaiini 43 aufgestellt und bis auf AVeiteres jeden Dins-
tag geöffnet.)
Die Miniaturensammlung der Königl. Gemäldegalerie ist aus
vier zu verschiedenen Zeiten vermachten oder geschenkten Samm-
lungen und einigen wenigen einzeln erworbenen Bildchen zu-
sammengesetzt. Die vier Hauptsammlungen, aus denen sie be-
steht, sind:
1. Die alte Kurfürstliche Sammlung. Allem Anschein
nach war es der Kurfürst Christian (regierte nur vom 5. Oct.
bis 17. Dec. 1763), welcher, wie der bei den Akten der
Generaldirection befindlichen, unzweifelhaft bald nach 1763
aufgestellten »Consignatio« zu entnehmen ist, seine Emaille-,
Porcellain-, Mignatur und auf Mignatur-Art schwarz tou-
chirten Bilder« »zur Bilder-Gallerie gegeben«. Das Ver-
zeichniss der -Consignatio« umfasst 349 Nummern, von
denen jedoch laut dem vom Inspector Gustav Otto Müller
verfassten -Inventar der von der Königl. Gemälde-Galerie
abgegebenen Miniaturen im Jahre 1872 der grössere Teil,
weil er seinem sittlichen und künstlerischen Werte nach der
Galerie nicht würdig zu sein schien, veräussert wurde.
Gegenwärtig befinden sich noch 76 Nummern dieser Samm-
lung im Miniaturenschranke der Königl. Gemäldegalerie.
50*
788 Die Miniaturen.
2. Die von Römer'sche Sammlung. Sie wurde am 4. April
1857 von Herrn Rittergutsbesitzer Rudolf von Römer auf
Löthain und Neumark der Galerie geschenkt und besteht
aus sieben Miniaturbildchen von der Hand der Sophie
Friederike Dinglinger. Inv. 1855 ff. S. 12 — 13.
3. Die Preuss'sche Sammlung. Dieselbe wurde am 2. Nov.
1843 vom Herrn Geheimrat Friedrich Preuss der Galerie
geschenkt. Sie besteht aus 49 Bildnissen berühmter Herr-
scher aller Zeiten. Miniaturcopien von der Hand verschiedener
Künstler, zum Teil eines geschickten Dilettanten, des Ober-
steuerexaminators Ernst Christian Weser, nach an ver-
schiedenen Orten erhaltenen Original gemälden alter und
neuer Meister. Inv. 1855 ff. S. 3^8—40.
4. Die von Reitzenstein'sclie Sammlung. Sie gelangte
im März 1858 durch Vermächtniss des Oberhofmarschall
Carl Leopold Christoph von Reitzenstein zur Galerie und
besteht aus G3 Miniaturbildnissen hochstehender und be-
deutender Persönlichkeiten des XVIL und XVIII. Jahr-
hunderts, denen noch drei durch Ijesonderes Vermächtniss
nachträglich hinzugefügt wurden, so dass alles in allem
66 der im Miniaturenschrank aufbewahrten Bilder aus der
Sammlung Reitzenstein stammen. Inv. 1855 ff. S. 25 — 30.
5. Bei verschiedenen Gelegenheiten einzeln erwor-
bene Bildchen. Es sind nur vier im Ganzen, unsere
Nummern 199 — 202. (Die Hübnefschen Nummern 40a,
43, 44, 147.)
I. Die alte Kiirfürstlielio Saiuiiilun^.
Dieselbe nimmt den ganzen Mittelteil des Schrankes und die
Auslagen unter demsel1)en ein. Auch im oberen Teil der beiden
Schrankthüren sind einige Bildchen dieser Sammlung angebracht.
Die Buchstaben unter den Nummern des Katalogs verweisen auf
die verschiedenen Schrankfelder.
Felice Ramelli (Rameli).
Geb. zu Asti 1666; gest. zu Rom 1740. Schüler des Miniatur-
malers Dion. Rho. Der Padre Fei. Ramelli war Canonicus von
S. Giovanni in Laterano zu Rom.
I. Alte Kurfürstliche Sammlung. 789
Eine Dame im Federhut. Brustbild ohne Hände nach links. |.
Schwarzes Kleid mit weiss und goldengestreiften Aermeln; grosse (142.)
Spitzenhalskrause: schwarzer Hut mit weisser Feder. E.
Hochoval: li. 0,lu3: It. 0.077. — Coiisifrnatio 134.
Rosalba Carriera.
Geb. zu Venedig den 7. Oct. 17G5; gest. daselbst den 15. April
1757. Schülerin des Cav. Diamantini und des Ant. Balestra.
Arbeitete in A^enedig, AVien, Versailles. Mitglied der Akademien
von Bologna, Paris und Rom.
Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Das Christ- 2.
kind auf Maria's Schoosse spielt nach rechts gewandt, mit dem (31.)
Kreuze und dem Spruchbande, welche der vor ihr stehende Johannes- C.
knabe ihm gebracht hat. Links oben Engelsköpfe im goldenen
Lichtglanze.
H. 0.136; br. 0,111. — Consignatio 75a.
Apollon und Daphne. Kniestück. Der Gott verfolgt die 3.
Nymphe nach rechts gewandt. Aus den Fingern ihrer rechten (136.)
Hand spriesst bereits der Lorbeer, in den sie verwandelt wird. E.
Hochoval; h. 0,109; hr. 0.089. — Cons. 74.
Venus und Amor. Kniestück. Venus sitzt nacli links ge- 4.
wandt in weissem Hemd vor blassrotem Vorhang und blickt, sich (139.)
zurückwendend, in den Spiegel, den Amor ihr vorhält. E.
llo.-hova]: h. 0.000; br. 0.071. — r'on^. G4. ^'
Friedrich Christian von Sachsen als Kurprinz. Halbfigur 5.
nach rechts. Harnisch mit rotem Ordensbrustband, hellgemusterter (137.)
Rock mit blauem Ordensbrustband; roter Hermelinmantel. E.
Hof!ho\al; h. '1.109; br. "».OftO. — (■oiitif,'n. 71.
Ludwig XIV. von Frankreich. Brustbild ohne Hände nach links. 6.
Blauer Hermelinmantel, goldene Ordenskette, Allongeperrücke, (145.)
weisses Spitzenhalstuch. Nach Rigaud. E.
Hochoval : h. 0,09G ; br. 0,074. — < 'ons. 72.
Ein Herr im Schlafrock. Brustbild ohne Hände nach rechts. 7.
Koter, geblümter Schlafrock, weisse Spitzenwäsche, graue Allonge- (IIS.)
perrücke. ' ^•
Hoohüval; h. 0,083; br. 0,057. — Cous. t)6.
790 Die Miniaturen.
8. Eine Dame mit einem Kaninchen. Halbfigur nach links; der
(119.) Kopf leicht nach rechts. Breiter Strohhut mit bunten Blumen;
D. blaues Kleid; ein Kaninchen im linken Arme.
Hochoval: li. 0.084; br. 0.063. — Cons. 67.
9. Eine Dame mit Amor. Kniestück, fast von vorn. Auf dem
(121.) Schoosse der blonden Schönen ein aufgeschlagenes Buch mit der
D. üeberschrift: >ESCOLE D'AMOUR«. Links steht Amor an ihren
Knieen und deutet belehrend mit der Eechten in's Buch.
Hochoval; h. 0,0S4: Lr. 0.0G5. — Cons. 68.
10. Eine Dame mit einem Hündchen. Halbfigur leicht nach links.
(122.) Die schwarzäugige Schöne hält mit beiden Händen ein in einen
D. gelben Mantel eingewickeltes Hündchen auf ihrem Schoosse. Hinter
ihr ein eifersüchtiger Papagei.
Hochoval; h. 0,087; br. 0,065. — Cons. 60.
I I. Eine Dame mit einem Spiegel in der Hand. Brustbild nach
(123.) links. Die Dame im rotgeblümten Goldkleid und Purpurhermelin
D. hält in der Linken einen Spiegel (nach der >X'onsignatio« ; nach H.
ein »Medaillon«; vielleicht ein Bildchen).
Hochoval: h. 0.077; br. 0,057. — Cons. 59.
12. Ein Herr in blauem Rocke. Brustbild ohne Hände nach links.
(124.) Weisses Spitzenhalstuch; mächtige Allongeperrücke;
D. Hochoval: h. 0,079; br. 0,061. — Cous. 62.
13. Venezianische Fruchtverkäuferin. Kniestück nach rechts. Das
(135.) Mädchen im Strohhut hält mit der Rechten die Früchte in dem
E. auf ihrem Schoosse stehenden Fruchtkorbe fest.
Hochoval; h. 0,106: br. 0.079. — Cons. 70:
14. Eine Dame am Frühstückstisch. Kniestück. Das Tischchen
(140.) niit dem Porzellangeschirr steht rechts. Die Dame hält in der
E. Rechten eine Tasse, in der Linken einen Löffel. Hinter ihr auf
der Stuhllehne sitzt ein Kanarienvogel.
Hochoval: li. 0,08:^: br. 0.062. — Cons. 69.
15. Eine Dame mit einem Vögelchen auf der Hand. Halbfigur
(141.) fast von vorn in blauem Mantel. Auf dem Zeigefinger der rechten
E. Hand ein buntes Yögelcheu.
Hochoval: h. 0.070: br. 0,052. — Cons. G:i.
I. Alte Kurfürstliche Sammlung. 791
Eine Dame am Klavier. Halbfigur nach rechts, mit dem 16.
Kopfe zurückgewandt. Links hinter ihr auf der Stuhllehne sitzt (143.)
ein Papagei. Das Klavier steht rechts. E.
H'>i-hoval: h. o.uiO.: br. 0.072. — Cons. 73.
Herrenbesuch bei der Toilette. Kniestück. Links die blonde |7.
Dame in blauem Kleide beim Ordnen ihres Haares. Rechts vor (116.)
ihr auf rotem Sessel ein Herr in gelbem Rocke und grauer D.
Allongeperrücke.
Breitoval: li. ö.(i,'3',i: In. o.t.;,-,. — toii>. 751;.
Eine Dame als Diana. Halbfigur nach rechts. Hellgeblümtes |8.
Kleid, blauer Mantel: der Köcher auf dem Rücken, ein Pfeil in (117.)
beiden Händen. D.
Hoehoral: h. 0,070: hr. O.OCO. — Cons. G5.
FelJcitas HofFmann, geb. Sartori.
Das Geburtsjahr dieser Künstlerin ist nicht bekannt. Sie war in
Venedig geboren und dort eine Schülerin der Rosalba Carriera.
kam aber durch ihre Verheiratung mit dem sächsischen Hofrat
Hoffmann nach Dresden, wo sie um 1760 starb.
Selbstbildniss der Künstlerin. Halbfigur ohne Hände etwas I9.
nach rechts. Lila Kleid, blauer Mantel, eine rote Schleife hinten im (138.)
braunen Haar. Auf der Rückseite bezeichnet: Felicifä Hoffmann E.
natta Sartori in etta di 27 anni e dipinta dalla sfessa.
H. 0.116: br. 0.092. — Cons. 82.
Selbstbildniss der Künstlerin in türkischem Maskenanzug. 20.
Halbfigur fast von vorn. Weisser Turban. Enganliegendes weisses (130.)
Kleid mit violett gefüttertem, bunt auf grünem Grunde geblümtem D.
Ueberwurf. In der Rechten eine schwarze Maske. Auf der Rück-
seite gezeichnet: Felicifä Hoff mann. Natta Sartori, fecit.
H. 0.131: br. 0.101. — Cons. 86.
Die Sängerin Faustina Hasse, geb. Bordoni. Halbfigur ohne 21.
Hände nach rechts. Seegrünes Kleid, blauer Mantel; rote Blumen (126.)
an der Brust. D.
H. 0.11:5: br. 0,8,s. — Cons. 84. — N'arli H. von Rosalba Carriera. — Das
zeitjjenös.sis('he Inventar (die -Consignatio« ) aber schreibt es, ancli ans anderen
Gründen wahrscheinlicher, der Felicita Hoftmann zu. der wir es zurückt:eb<Mi. — .
(iegenstünk zniu folgenden.
792 Die Miniaturen.
22. Der Kapellmeister Joh. Adolf Hasse. Halbfigur ohne Hände
(127.) nach links. Gatte der vorigen. Rot-blau-goldene Weste, brauner
D- Sammetrock, purpurroter Mantel.
H. 0,113; br. 0,090. — Cons. 85. — Nach H. von liosalba (arriera. — Allein
nicht nur das zeitgenössische Inventar (die >/<.'onsignatio <), sondern auch noch das
Inventar von 1855, S. 32 N. 13. schreibt es der Felicita Hofimann zu. — Gegenstück
zum vorigen. — Der dargestellte Künstler, berühmt als »il divino Sassone<', war den
25. Mai 1696 zu Bergedorf geboren und starb den 10. December 1783 zu Dresden.
23. Der segnende Heiland. Halbfigur von vorn. Blonde Locken,
(36.) blaues Ober-, rotes Untergewand. Die Rechte segnend erhoben.
C. H. 0,104; br. 0,084. — Cons. 89. — Copie nach Fo-alba ('arriera. — r^egen-
stück zum folgenden.
24. Die Jungfrau Maria. Halbfigur nach links. Die Blicke ge-
(37.) senkt, die Hände vor der Brust gekreuzt. Rotes Kleid, blauer,
C. über den Hinterkopf gezogener Mantel.
H. 0.103; br. ^,084. — Cons. 90. — Copie .iach Rosalba Carriera. — Gegen-
stück zum vorigen.
25. Der Winter. Weibliche Halbfigur mit dem Körper nach
(12.) links, mit dem Kopfe nach rechts. Dunkelblondes Haar; nackter
B. Oberkörper; glutroter Pelzmantel. Bezeichnet auf der Rück-
seite: Felicita Hoffmann, yafta Sartor L Fecit.
H. 0,115; br. 0,096. — Cons. 95.
26. Flora. Kniestück nach links. Weisses Unter-, gelbes
(13.) Obergewand; ein Blumenkorb im Schoosse. Bezeichnet auf der
B. Rückseite: Felicita Sartori. Fecit.
H. 0,124: br. 0,097. — Cons. 88. — Copie nach unserem Pastellbilde N. 89
(111) von Rosalba Carriera. — Als Flora- in der Consignatio.« Bei H. als .Der
Frühling.«
27. Der Frühling. Weibliches Brustbild nach rechts ohne Hände.
(131.) Weisses Unter-, blaues Obergewand, rosa Schärpe. Frühlings-
E. blumen im blonden Haar. Bezeichnet auf der Rückseite : Felicita
Hoff'mann. Natta Sartori. Fecit.
H. 0,093 ; br. 0,068. — Cons. 92. — .Gegenstück zu den folgenden dreien. —
Alle vier sind Copien nach Rosjflba Carriera.
28. Der Sommer. Weibliches Brustbild fast von vorn. Ausge-
(132.) schnittenes rotes Kleid, blauer Mantel. Goldne Aehren und
E. Sommerblunien im braunen Haar. Bezeichnet auf der Rückseite:
Felicita Hoffmann. Natta Sartori. Fecit.
H. O,093; br. 0,067. — Cons. 94. — Gegenstück zum vorigen und zu d^u
folgenden beiden. — Es sind Copi<^ii nach Rosalba Carriera.
1. Alte Kurfürstliche Sammlung. 793
Der Herbst. Weibliches Brustbild von vorn mit dem Kopf 29.
nach links. AYeisses Kleid mit gelbem Mantel. Herbstblumen im (133.)
dunkelblonden Haar, Reife Trauben in der Linken. Bezeichnet E.
Awf der Rückseite : Fei icita Hoff mann. Xatta Sartori. Fecit.
H. 0.093: br. 0.067. — Cons. 93. — Gegenstück zum folgenden iind 2u den
beiden vorigen. — Es sind Copien nach Ro:4aU)a Camera.
Der Winter. "Weibliches Brustbild von vorn, Purpur-Pelz- 30.
mantel: braunes Haar mit violettem Baude. Bezeichnet auf der C134.)
Rückseite: Felicitä Hoff'mann. Natta Sartori. Fecit. E.
H. 0.093: br. 0,008. — Cons. 95. — Gegenstück zu den vorigen dreien. —
Es sind »'opien nach Kosalba Camera.
Diana mit dem Windhunde. Kniestück von vorn. Die blonde 3 I .
Jungfrau mit dem Halbmond über der Stirn sitzt vor einem Garten (1 29.)
und liebkost den Windhund, der an ihrem Schoosse emporstrebt. D.
H. 0,123; br. 0,093. — Cons. 87. — Copie nach Rosalba Carriera.
Die Madonna mit dem hl. Georg. Copie nach dem Bilde des 32.
Antonio Allegri da Correggio in der Dresdener Galerie (10.)
N. 153. B.
H. 0.321 ; br. 0..225. — Cons. 76.
Familienbild. >AVie die Alten sungen. so zwitschern die 33.
Jungen.: Copie nach dem Bilde des Nik. Knupfer in derDres- (23.)
dener Galerie N. 1258. C.
H. 0.177 : br. n.2:^l. — < on^. 70.
Venus mit zwei Amoretten. Copie nach P. Liberi. Knie- 34.
stück. Die Göttin hält einen kleinen geflügelten Amor, der lachend (29.)
ein Spielvögelchen an sich drückt, welches ein von links nahender C.
zweiter ihm entreissen will.
H. 'i.l<Mi: '.r. II. (1^1. — <.on?. 83.
Joseph und Potiphars Weib. Copie nach Carlo Cignani's 35.
Gemälde in der Dresdener Galerie N. 387. (38.)
H. 0,180; br. 0,180. — Cons. 80. F.
Apollon und Marsyas. Copie nach Giov. Batt. Langhetti's 36.
Gemälde in der Dresdener Galerie N. 663. (39.)
H. 0.2.>}: br. 0.304. — Cons. 78. F.
Merkur und Argus. Copie nach P. P. Rubens' Gemälde in 37.
der Dresdener Galerie N. 964. (40.)
11.0,172; br. 0,230. — Cons. 81. F-
794 Die Miniaturen.
Martin von Mytens (Meytens).
Geb. zu Stockholm den 24. Juli 1695; gest. zu AVien den
23. März 1770. Schüler seines Vaters, des in Stockholm an-
sässigen Haager Malers P. M. Mytens. Seit 1732 Kammermaler,
seit 1759 Akademiedirector in Wien.
38. Maria, das Kind anbetend. Kniestück. Freie Copie nach
(25.) Guido Reni. Vergl. I. X. 365 der Kaiserl. Galerie zu Wien;
C. doch auch unser Bild N. 326.
Breitoval; h. 0,124: br. 0,149. — Cons. 138.
Ismael Mengs.
Geb. zu Kopenhagen 1690; gest. zu Dresden den 26. Dec. 1764.
Schüler des Franzosen Benedict Coiffre in Kopenhagen. Hofmaler
in Dresden. Vater des Raphael Mengs.
39. Die Sclimerzensmutter. Kniestück von vorn. Maria in vio-
(2.) lettem Unter-, blauem Obergewande und gelbbraunem Kopftuche
A. erhebt weinend die Rechte; ein Engelknabe legt ihr ein Tuch mit
der Dornenkrone des Heilands auf den Schooss.
Email. Hochoval; h, 0,132; br. 0,107. — Cons. 1.
40. Maria Magdalena. Kniestück, Die halbnackte blonde Büsserin
(7.) steht in ihrer Felsengrotte nach rechts gewandt mit gefalteten
A. Händen vor ihrem Altar und blickt in das vor ihr aufgeschlagene
Buch hinab, auf dem ein Totenkopf liegt.
Email. Hochoval; h. 0,163; hr. 0,137. — Cons. 62.
41. Die Verkündigung, a; Maria. Halbfigur nach links. Links
(11.) steht das Betpult. Maria blickt erschreckt zurück.
t^ Der Engel. Halbfigur nach links. Mit der Lilie in der
Linken und erhobener Rechten redet der Engel Maria an.
Kmail. Zwei breitdvalo IJildchen, jodos h. O.lOö: ^>v. 0.135. — Cons. 3 ii. 4.
42. Christus als Weltheiland. Kniestück von vorn. Der Heiland
(30.) trägt ein purpurnes Unter-, ein blaues Obergewand. Die Linke
C. legt er auf die rechts neben ihm ruhende Weltkugel, die Rechte
erhebt er.
n. 0,113; br. 0,088. — Cons. 110.
I. Alte Kurfürstliche Sammlung. 795
Der Apostel Bartholomäus. Halbfigur nach links. Dunkel- 43.
braunes Haui)thaar und Vollbart; grau- violettes Unter-, blaues (14.)
Obergewand. Sein Messer in der Eechten. B-
H. 0.113: hr. 0.08'.'. - Coiis. 112.
Der Apostel Matthäus. Kuiestück von vorn. Der grauhaarige, 44.
graubärtige Apostel trägt ein violettes Unter-, ein goldgelbes Ober- (15.)
gewand und hält in der Linken sein Beil. B-
H. 0.113: ^r. 0.090. — Cons. 106.
Der Apostel Jacobus d. ä. Kniestück nach rechts. Der Apostel 45.
mit ergrauendem blonden Haar und Vollbart trägt ein graues (16.)
Pilgergewand mit Muscheln am Kragen und einen braunen Mantel. B-
In der Eechten sein Stab.
H. 0,114: l.r. O.OSO. — Coiis. 104.
Der Apostel Thomas. Kniesttick fast von vorn. Der Apostel 46.
träg-t ein rotes Unter-, ein blaues Obergewand. Mit beiden Händen (17.)
hält er ein Buch und im linken Arme ruht sein Speer. B-
H. 0,113: br. 0,088. — Cons. 103.
Der Apostel Philippus. Kniestück nach links. Der alte Apostel 47.
trägt ein violettes Unter-, ein goldgelbes Obergewand und stützt (18.)
sich mit der Linken auf seinen Speer. B.
H. 0.114: hr. 0,092. — Cons. 113.
Der Apostel Matthias. Halbfigur von vorn mit dunklem Haar, 48.
ergrauendem Bart. Er trägt ein violettes Unter-, ein dunkelgraues (19.)
Obergewand und hält seine Lanze im Arm. B.
H. 0,10S: br. 0,084. — Cons. 105.
Der Apostel Judas Thaddaeus. Halbfigur von vorn. Der 49.
graubärtige Kahlkopf trägt einen graubraunen Kock und einen (20.)
blauen Mantel. Beide Hände stützt er auf einen Kolben. B.
H. 0.114: br. 0.0s!». — Cons. 102.
Der Apostel Simon. Halbfigur nach links. Dunkelgrauer 50.
Piock, dunkelgelber Mantel. Mit der Linken auf die Säge gestützt. (21.)
II. 0,114; br. O/Jbl». — Cons. 101. B.
Der Apostel Petrus. Kniestück nach rechts. Der graubärtige 5 I .
Kahlkopf trägt ein blaues Unter-, ein gelbes 01)ergewand. Er (32.)
drückt beide Hände an seine Brust und blickt schmerzlich gen 0.
Himmel.
H. 0,113: br. 0.08Ö. — Cons. 107.
796 Die Miniaturen.
52. Der Apostel Andreas. Kuiestück nach rechts. Rotes Unter-,
(33.) grünes Obergewand. Die Linke umklammert das mächtige Kreuz.
C. H. 0.114: br. 0.089. — Cons. 109.
53. Der Apostel Johannes. Kniestück nach rechts. Der schwarz-
(34.) lockige bartlose Jüngling in rotem Mantel über blauem Eocke
C- hält den Kelch in der Linken.
H. O.IKJ: br. 0,089. - Cons. 110.
54. Der Apostel Jakobus d. j. Kniestück nach links. Der schwarz-
(35.) haarige, schwarz bärtige Apostel im blauen Mantel stützt sich mit
C. . der Rechten auf seinen Stab und deutet mit der Linken über seine
rechte Schulter.
H. O.IU: br. 0,089. — Cons. 111.
55. Diogenes. Kniestück nach rechts. Weisses Untergewand.
B- grünes Obergewand. Die Schriftrolle in der erhobenen Rechten,
die Laterne in der gesenkten Linken. Links das Fass und ein
Hund. Rechts Blick in die Landschaft.
H. 0,109: br. 0,085. — Cousignatio 117. — Fehlte in H.'s Katalog, -vveil es
sich in's Kupferstich-Cabinet verirrt hatte, von wo es 1885 zurückgenommen wurde.
56. August der Starke. Brustbild ohne Hände fast von vorn.
(146.) Harnisch, graue Allongeperrücke, roter Mantel.
E. Hochoval; h. 0,034: br. 0,029. — Cons. 6.
57. E'ne Dame mit ihrem Sohn. Kniestück fast von vorn. Rotes
(125.) Kleid und blauer Mantel. Die Dame hält ihren Sohn auf dem
D. Schoosse und reicht ihm eine Aprikose.
Hochoval; h. 0,123; br. 0,091. — Cons. 122. — Aus der Consignatio geht
nicht hervor, dass die Dargestellten, wie H. frageweise annahm, die Gräfin Cosel
und ihr Sohn seien, wohl aber, was H. übersah, dass Ismael Mengs das Bildchen
gemalt hat.
Anton Raphael Mengs.
Geb. zu Aussig den 12. März 1728; gest. zu Rom den 29. Juni
1779. Sohn und Schüler seines Vaters Ismael Mengs, der ihn in
seiner Jugend wiederholt nach Rom führte. Später Hofmaler in
Dresden; doch kehrte er bald nach Rom zurück, wo er mit Ausnahme
der Jahre von 1761 bis 1770 und von 1772 bis 1775, während
welcher er als Hofmaler in Madrid thätig war, ansässig blieb.
58. August III. von Sachsen und Polen. Brustbild ohne Hände
(144.) halb nach rechts. Weisse Ohrenperrücke; blauer HermelinmanteL
E. Ilochoval; h. 0,099; br. 0,060. — Cons. 100.
I. Alte Kiu'tür st liehe Sammlung. 797
Maria mit dem Kinde und dem kleinen Johannes. Kniestück. 59.
Maria in feuerrotem Kleide und blauem Mantel hält, nach links (3.)
L'-t^wandt. das Christkind auf ilirem Schoosse. Links der kleine A.
Johannes.
llochoval; h. O.K37: br. 1,138. — Cons. 96.
Die hl. Magdalena. Kniestück. Felsenhintergrund. Die 60.
halbnackte hellblonde Büsserin beugt sich, nach links gewandt, (S.)
über ihren Altar. Die Arme kreuzt sie auf der Brust, in der A.
Linken hält sie ein Kreuz.
ir. 0.1^.-,: l,r. 0.112. — Cous. 97.
Heilige Familie. Copie nach RaphaeFs Bild im Museo nazio- 6 I .
Dale zu Neapel Maria mit dem Christkinde, Elisabeth und (9.)
Johannes. Joseph im Hintergrunde. B.
H. 0.2-2«: ].]•. D,!-^:-). — ron>. 99.
Die Madonna delia Sedia. Copie nach Kaphael's Bild im 62.
Palazzo Pitti zu Florenz. Kniestück. Maria mit dem Kinde und (22.)
Johannes. C.
Hbchoval; h. 0,103: br. 0,i:iS. — Cons. 98.
Therese Concordia Maron, geb. Mengs.
Geb. 1725; gest. 180G in Rom. Tochter und Schülerin des
Ismael Mengs, Schwester des Anton Raphael Mengs. Gattin des
Malers Anton Maron (geb. zu Wien 1733; gest. zu Rom 1808).
Maria mit dem Kinde, dem hl. Hieronymus und der hl. Magda- 63.
lena. Copie nach Correggio's auch unter dem Namen »Der Tag« (5.)
berühmtem Bilde in der Galerie zu Parma. Maria mit dem Christ- A.
kind zwischen Engeln in der Mitte unter rotem Vorhang. Rechts
Magdalena, sich an das Christkind schmiegend, links der hl.
Hieronymus.
n. 0.217; hl. (j.l>:j. — Cons. 77.
Die hl. Nacht. Copie nach Correggio's berühmtem (Gemälde 64.
der Dresdener Galerie N. 152. (-4.)
H. 0.247; br. 0,184. — Cons. 140. C.
Unbekannte Meister des vorigen Jahrhunderts.
Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Maria sitzt 65.
na^h links gewandt vor üppiger Landschaft. Das Christkind (6.)
steht nach rechts gewandt auf ihrem Schoose. Vorn rechts der A.
kloine Johannes mit dem Spruchband.
H. 0,198: br. «\U1. — ' ons. 174.
798 Die Miniaturen.
66* Der hl. Franciscus. Der Heilige kniet in brauner Kutte
(1.) nach links gewandt mit gefalteten Händen unter einem Felsen.
A. Rechts die von kühlen Strahlen erleuchtete Landschaft.
lüeisrund; h. 0,141; br. 0,141. — Cons. 5G. — Geschmackvoller Porzellan-
rahraen. — Nach H. vom sächsischen Hofmaler J. M. Heinrici, von dem die Samm-
lung Porzellanbilder von 1750 und 1756 besass. Dass jedoch auch dieses Bild von
ihm herrührt, geht aus der »Consignatior nicht deutlich hervor.
67. Portla. Die Gemahlin des Brutus, welche sich tötete, in-
(4.) dem sie glühende Kohlen verschlang. Rechts vorn steht das
A. ^ Kohlenbecken, dem sie die glühende Kohle entnommen, welche
sie, einen schmerzlichen Blick gen Himmel richtend, zum
Munde führt.
H. 0,206; br. 0,171. — Cons. 175. — Es soll nach H. ein Gemälde von Guido
Reni, nach anderen eins von Tischbein zu Grunde liegen.
68. Galileo Galilei. Kniestück halb nach links. Der grau-
(26.) haarige, graubärtige Gelehrte sitzt im schwarzen Rocke auf
C- einem Stuhle und hält sein Fernrohr in der Rechten.
H. 0,133; br. 0,109. — Cons. 127.
69. Ein Flötenbläser. Halbfigur nach links. Goldbrauner Rock;
(27.) graue Perrücke; hohe schwarz und rote Mütze.
C. H. 0,132 ; br. 0,100. — Cons. 125.
70. Belisar. Kniestück nach rechts. Der blinde Feldherr im
(28.) Harnisch und in Hemdsärmeln stützt die Rechte aufs Schwert
C. Lind streckt die Linke bettelnd aus. Angeblich nach Livens.
H. 0,126; br. 0,096. — Cons. 12G.
7 I . Ludwig, Dauphin von Frankreich. Halbfigur nach links ohne
(120.) Hände. Blanker Harnisch, blaues Ordensbrustband, rotes Ordens-
D. halsband.
H. 0,059; br. 0,078. — Cons. 129.
72. Die Sängerin Coralli. Halbfigur nach rechts. Im Hintor-
(128.) gründe der Zwinger. Die Sängerin Maria Antonia Laurenti,
D. genannt Coralli, hält in lebhafter Bewegung mit beiden Händen
vor sich ein Notenblatt, auf dem die Worte stehen : . Viva, riraj
vivitj Sita Ältezza il Serenissimo, sua Altezza il Seri -
nissimo Principe Reale.
H. 0,114; br. 0,089. — Cons. 203.
II. V. Römer'sche Sammlung. 799
Ein rotgekleideter Pole. Halbfigur ohne Hände nach rechts. 73.
Der glattrasirte Herr trügt einen rotbraunen Pelzmantel und B-
eine Pelzmütze von derselben Farbe mit einer Feder.
H. 0,093; br. 0,074. — Cons. 207. — Nicht bei fl. Erst 1885 aus dem Kupfer-
stich-Cabinet, wohin es sich verirrt hatte, wieder zur Galerie.
Eine alte Frau im breiten Hut. Halbfigur fast von vorn. 74.
Die Alte trägt einen rot-violetten Schnürleib, einen blauen B.
Pelzmantel, ein buntes Halstuch, einen mächtigen, turban-
artigen Federhut.
H. O.OöG: br. 0,0»j7. — Cons. 137. — .angeblich nach Rembrandt. — Erst 1885
wieder zur Galerie. Vergl. die Bemerkung zum vorigen.
Galante Scene im Freien. Ein Herr sitzt mit zwei Damen 75.
in einem Park auf einer Bank. In der Rechten hält er eine ß.
Flasche, in der Linken ein Glas, welches er einer der Damen
anbietet. Grau in Grau mit wenigen leichten Farbenandeutungen.
H. 0.245: I>r. 0.065. — Cous. 288. — Nur dieses uud das folgende von
16 Gegenstücken sind erhalten. — Erst 1885 wieder zur Galerie. Vergl. die Bemer-
kung zum vorigen.
Tanz im Freien. Vor einem ländlichen Hause führen Bauern- 76.
Burschen und -Mädchen einen Ringeltanz auf. Links küsst B.
feiner sein Mädchen, Fast grau in grau.
H. 0,042: br. 0.064. — Cons. 289. — Vergl. alle Bemerkungen zum vorigen,
-'•inem Gegenstück.
II. Die von Röniersche Saiiimluiig.
Sie ist unten in der Mitte des rechten Schrankflügels
aufgestellt. Alle ihre Bilder im Inv. 1855 ff". S. 12 — 13.
Sophie Friederike Dinglinger.
Geb. 1736 zu Dresden; gest. daselbst den 10. März 1791.
Schülerin Oeser's in Leipzig.
Bildniss des Joli. Melciiior Dinglinger. (1664—1731.) Er 77.
war Hofjuwelier August des Starken und August III. und der (92.)
Grossvater der Künstlerin. Halbfigur fast von vorn. Graue G.
Allongeperrücke, weisses, an der Brust ofTenes Hemd, goldgelber
Rock, bauschiger violetter Mantel.
H. 0.117: br. 0,006.
800 Die Miniaturen.
78. Bildniss des Joh. Friedr. Dinglinger. (1702 — 1767.) Er
(93.) war als Hofjuwelier der Nachfolger seines Vaters Joh. Melchior
(i- Dinglinger und der Vater der Künstlerin. Brustbild ohne Hände
nach links. Brauner Rock, braune Weste, violettes Halstuch,
grüne Mütze.
Hochoval: h. 0.054: Lr. 0,041.
79. Frau Joh. Fr. Dinglinger. Sie war die Gattin des vorigen, die
(94.) Mutter der Künstlerin. Brustbild ohne Hände nach rechts.
G. Schwarzes Kleid, weisser Hut mit blauer Bandrosette.
Hochoval; h. 0,054; br. 0.041.
80. Charlotte Dinglinger. Sie war die Tochter Joh. Melchior
(95.) Dingiinger's, die Tante der Künstlerin. Brustbild ohne Hände
G. nach links. Blaues Kleid mit durchsichtigem Brusttuch ; violettes
Band im dunkelblonden Haar.
Hochoval: h. 0,042: br. 0.033.
81. Sophie Friederike Dinglinger. Selbstbildniss. Brustbild ohne
(96.) Hände. Die schwarzhaarige Künstlerin trägt ein graues Kleid
G. und eine weisse Haube.
Hochoval : h. 0.03G : br. 0.030.
82. Anna Poppe, geb. Dinglinger. Sie war die Tochter Joh.
(97.) Melchior Dingiinger's, die Gattin des Kaufmanns Fr. Poppe, die
G. Tante der Künstlerin. Brustbild ohne Hände nach links. Blaues
Kleid, Perlenhalsband, weisse Spitzenhaube.
Hochoval; h. 0,0:38 : br. 0,032.
83. Der Kaufmann Franz Poppe. Er war der Gatte der vorigen
(98.) und dadurch der Oheim der Künstlerin. Brustbild ohne Hände
G. nach rechts. Violetter Rock, Spitzenwäsche und graue Perrücke
mit schwarzer Schleife.
Hochoval; h. 0,047; br. 0,039.
III. Die PrtHiss'sehc Saiimiluiiü;.
Ihre 49 Bilder sind sämmtlich im linken Schrankflügel auf-
gestellt. Die Copien rühren nach Aussage des Geh. Eat Preuss'
selbst von verschiedenen Künstlern her; manche von ihnen von
Ernst Christian Weser.
Geb. zu Dresden den 12. Nov. 1783: gest. daselbst am 23. Dec.
1860. Dieser geschickte Copist angeblich aller Bildchen dieser
III. Preuss'sche Sammlung. 801
Sammlung war Königl. Sachs. Obersteuerexaminator und als Maler
mehr Dilettant als Künstler.
Den folgenden 40 Herrscherbildnissen liegen durchweg andere, grössere, zum
Teil berühmte Originale zu Grunde. Mit Ausnahme des Papstbildes N. 85 sind es
Brustbilder ohne Hiiude ; alle sind auf Elfenbein gemalt. Im Hübner'schen Katalog
waren sie nicht einzeln aufgeführt und daher auch nicht numerirt.
Papst Julius II. Nach rechts. Roter Mantelkragen, rote 84.
Mütze. Nach RaphaeFs Bild im Palazzo Pitti zu Florenz. F.
H.0.07S; It. 0,000.
Papst Clemens XIV. Nach rechts mit segnend erhobener 85.
Rechten. Roter Mantelkragen, rote Mütze. Nach dem Bildnisse F.
auf einer römischen Tabaksdose.
H. 0,077 ; br. 0,060.
Papst Leo X. Nach links. Roter Mantelkragen, rote Kappe. 86.
Nach RaphaeFs Bild im Palazzo Pitti zu Florenz. F.
H. 0,077 ; br. 0.060.
Papst Pius VII. Halb nach links. Rote Amtstracht mit 87.
weissem Pelze und weisser Kappe. Nach einem Bilde Wicar's F.
in Paris.
H. 0,075 ; br. 0,055.
Kaiser Rudolf von Habsburg. Fast von vorn. Die Krone 88.
im langen blonden Haar. Hellroter Rock, grüner Mantel. Bez. F.
rechts mit einem aus 0 und G zusammengesetzten Monogramm.
Nach einem Bilde im Germanischen Museum zu Nürnberg.
11. 0.077 : br. 0,060.
Kaiser Sigismund. Nach links. Die Krone auf dem Haupte. 89.
B Grauer, rot eingefasster Rock, goldner Mantel. Bezeichnet links F.
mit Dürer's, rechts mit einem aus G und K zusammengesetzten
Monogramm. Nach Dürer's Bild im Germanischen Museum zu
Nürnberg.
H. 0.077: br. 0.003.
Kaiser Maximilian. Nach links. Brauner Rock, feuerroter 90.
Mantel, goldne Kette, schwarzer Hut, Bezeichnet links mit F.
Düror's, rechts mit einem aus H und K (Hans v. Kulmbach?)
zusammengesetzten Monogi\amm. Nach einem Bilde im Germa-
nischen Museum zu Nürnberg.
II. 0,077; br. 0.059.
51
802 Die Miniaturen.
9 1 . Kaiser Karl V. Nach rechts. Graues Haar, kurzer grauei'
F. Vollbart. Schwarzer Rock, schwarze Kopf bedeckung. NachTizian's
Bilde in der Kaiserl. Galerie zu Wien.
H. 0,075; br. 0,056.
92. König Heinricii IV. von Frankreich. Fast von vorn. Kurzes
F. graues Haupthaar und kurzer grauer Vollbart. Dunkler Rock,
kleine Halskrause, blaues Ordenshalsband. Nach dem Bilde des
Frans Pourbus im Louvre zu Paris.
H. 0,075; br. 0,050.
93. . König Gustav Adolf I. von Schweden. Nach rechts. Rot-
F. blondes kurzes Haupthaar. Schnurr- und Kinnbart von der-
selben Farbe. Harnisch mit weissem Klappkragen und gelber
Feldbinde. Nach dem Porträt van Dyck's in der Münchener
Pinakothek.
H. 0,075; br. 0,05G.
94. König Johann Sobiesky von Polen. Nach rechts. Kurzes
F. dunkelblondes Haar; Schnurrbart von gleicher Farbe. Harnisch;
rot und blauer Pelzmantel. Nach einem Bilde im Königl.
Schlosse zu München.
H. 0,075; br. 0,057.
95. König Wilhelm III. von England. Nach rechts. Grünlicher
F. Harnisch ; weisses Spitzenhalstuch ; lange braune Allongeperrücke.
Angeblich nach einem Bilde Phil, van Dyck's in Dresden.
H. 0,075; br. 0,057.
96. König Heinrich VIII. von England. Von vorn. Feuerroter
F. Hermelinrock mit goldner Kette; schwarzes Barett mit weisser
Feder. Nach der Copie nach Holbein in der Dresdener Galerie.
H. 0,077 ; hr. 0,055.
97. König Christian II. von Dänemark. Nach rechts. Haar und
F. Vollbart braun. Rock braun; Hut und Mantel schwarz. Nach
einem Bilde im Germanischen Museum zu Nürnberg.
H. 0,077 ; br. 0,062.
98. König Franz I. von Frankreich. Haar und Vollbart kurz,
F. kraus und blond. Weisser Rock mit goldener Kette, blauer Her-
melinmantel, schwarzes Barett. — Frei nach Tizian's Bild im
Louvre zu Paris.
H. 0,077 ; br. 0,060.
III. Preuss'sche Sammlung.
803
König Gustav Wasa von Schweden. Brust nach links, Kopf
nach rechts. Langer dimkelblouder Vollbart. Schwarzer Rock,
schwarzes Bnrett mit weisser Feder. Nach einem Original im
Museum zu Stockholm.
H. 0.077 ; br. 0.060.
Zar Peter der Grosse von Russland. Nach links. Kleines
Schnurrbärtchen. Roter Pelzmantel und blaues Ordensband
über dem Harnisch. Angeblich nach einem Original der
Dresdener Galerie.
H. 0,075; br. 0.057.
König Ludwig XIV. von Frankreich. Nach rechts. Harnisch
mit blauem Ordensbrustband. AUongeperrticke. Nach einem
Originale Petitofs.
H. 0.076; br. 0.056.
König Karl XII. von Schweden. Brust nach links. Kopf
noch rechts. Kurzgeschorenes blondes Haar. Ueber blankem
Harnisch ein offener blauer Rock und eine schwarze Halsbinde.
Angeblich nach einem Original der Dresdener Galerie.
H. 0.075; br. 0.056.
König August II. (der Starke) von Polen, Kurfürst von Sachsen.
Brust leicht nach links. Kopf leicht nach rechts. Graue
AUongeperrticke. Roter, vorn offner Rock über blankem Harnisch.
Nach unbekanntem Original.
H. 0,075; br. 0.057.
Kaiser Joseph II. Brust nach rechts, Kopf nach links.
Grüner Waffenrock m.it rotem Kragen. Nach einem Original
Jos. Hickel's in Wien.
H. 0.075: br. 0,0.56.
König Friedrich II. (der Grosse) von Preussen. Nach links.
Weisse Perrücke, hinten mit schwarzer Schleife. Schwarzer
Rock mit Ordensstern. Weisse Halsbinde,
im Kaiserl. Schlosse zu Wien.
H. 0.075 : br. 0,055.
König Georg III. von England. Nach
den Hals zugeknöpfte Weste mit
Nach einem Original
an
Dunkelblauer Rock mit rotem
Kragen.
rechts,
blauem
Weisse
Weisse, bis
Ordensband.
Perrücke mit
schwarzer Schleife.
H. 0,074: br. 0,056.
Nach einer Tabaksdose.
99.
F.
100.
F.
101.
F.
102.
F.
103.
F.
104.
F.
105.
F.
06.
F.
,51
804 Die Miniaturen.
107. König Ferdinand IV. von Neapel. Nach links. Dunkelblauer
F. Kock mit rotem Kragen; schwarze Halsbinde. Nach einer
Tabaksdose.
H. 0,075 ; hr. 0,054.
108. König Karl XIII. von Scliweden. Nach links. Blauer, fest
F. zugeknöpfter Rock mit hohem Kragen und weissem Ordens-
brustband. Nach einer Tabaksdose.
H. 0,075; br. 0,056.
109. Angeblich Königin Catarina Cornaro von Cypern. Nach links.
F. Schwarzes Wittwenkleid und schwarzer Wittwenschleier vor rotem
Vorhang. Nach Pordenone's Bild in der Dresdener Galerie.
H. 0,077; br. 0,059.
I 10. Königin Maria Stuart von Schottland. Nach rechts. Sie
F. trägt ein schwarzes Kleid und weissen Kragen, eine weisse
Haube, ein goldenes Kreuz an blauem Bande. Nach nicht be-
kanntem Original.
H. 0,075; br. 0,056.
IM. Königin Christine von Schweden. Nach rechts. Blonde,
F- auf die Schultern herabftiUende Locken; Perlenhalsband; aus-
geschnittenes dunkles Kleid mit weissem Brusttuch. Angeb-
lich nach einem Original J. G. Beck's.
H. 0,075; br. 0,057.
I 12. Kaiserin Maria Theresia von Oesterreich. Nach links.
F- Schwarzes Trauerkleid und schwarze Trauerhaube. Nach einem
Original Jos. Hickel's in Wien.
H. 0,075; br. 0,056.
113. Kaiserin Katharina II. von Russland. Fast von vorn. Grüner
F. Lorbeerkranz im grauen Haar, dessen Locken auf die Schultern
herabfallen.. Hermelinmantel mit Ordenskette. Nach einem
Original J. B. Lampi's in Wien.
H. 0.074: br. 0.055.
I 14. König Friedrich VI. von Dänemarl<. Fast von vorn. Kurzes
F. rotblondes Haar. Feuerroter Waffeurock mit blauem Kragen
und Bruststück, blauem Ordensbrustband, silbernen Epauletten.
Nach einer Tabaksdose.
H. 0,075: br. 0.0;)0.
III. Preuss'sche Sammlung. 806
König Friedrich Wilhelm III. von Preussen. Nach links. | 15.
Dunkelblauer Wafi'enrock mit rotem, silberbesetztem Kragen F.
und silbernen Epauletten. Nach einer Tabaksdose.
H. 0.075: br. 0,056.
König Maximilian Joseph von Baiern. Nach rechts. Dunkel- | |6.
blauer WafFenrock mit scharlachrotem Bruststück, rotem, silber- F.
besetztem Kragen, rotem Ordensbrustband, blauweisser Schärpe.
Nach einem Originale Joh. Fr. Stieler's in München.
H. 0.075: br. 0.057.
König Friedrich August der Gerechte von Sachsen. Nach | I7.
rechts. AVeisser Waffenrock mit feuerroten Aufschlägen und F.
grünem Ordensband. Nach dem Originale A. Graff's in der Dres-
dener Galerie.
H. 0,075; br. 0,057.
König Friedrich von Würtemberg. Brust nach links, Kopf I 18.
nach rechts. Dunkler Waffenrock mit silbernen Epauletten, F.
schwarz- und silbernem Kragen und Bruststück, rotem Ordens-
brustband. Nach einem Original in Stuttgart.
H. 0,075: br. 0,056.
König Karl I. von England. Nach rechts. Langes rotes Haar. | 19^
Kinn- und Schnurrbart von gleicher Färbung. Schwarzer, auf- F.
geschützter Eock mit weissem Faltenkragen und blauem Ordens-
halsbande. Frei nach einem der Originale van Dyck's.
H. 0.075: br. 0.055.
König Ludwig XVI. von Frankreich. Nach links. Graue |20.
Perrücke. Blauer Hermelinmantel mit goldner Kette und weissem F.
Spitzenhalstuch. Nach dem Original Luca Sicardi's in Paris.
H. 0,075: br. 0.055.
König Gustav Adolf II. von Schweden. Nach links. Bartloses 121.
Gesicht, hellblondes Haar. Koter Eock mit weissem Klappkragen: F.
schwarzer Mantel. Nach einem Original von J. B. Lampi in Wien.
H. 0,075; br. 0,055.
König Karl IV. von Spanien. Nach rechts. Dunkelblauer 122.
Waflenrock mit feuerroten und silbernen Aufschlägen, blau-weiss- F.
blauem Ordensbrustband. Angeblich nach einem Originale Goya's.
H. 0,075: br. 0,057.
806 Die Miniaturen.
123. König Victor Emanuel von Sardinien. Nacli rechts. Weisses
F. Haar. Dunkelblauer Waffenrock mit hohem, gleichfarbigem
Kragen, silbernen Epauletten, blauem Ordensbrustband. Nach
einer Tabaksdose.
H. 0.075; br. 0,056.
124. Kaiser Karl der Grosse. Von vorn. Blonder Vollbart; lange
F. blonde Locken. Reich in Gold gestickter Mantel. Goldene Krone.
Nach dem Original Dürer's im Germanischen Museum zu Nürnberg.
H. 0,075; br. 0.055.
125. Oliver Cromwell, Protector von England. Brust von vorn,
F. Kopf nach rechts. Dünnes braunes Haar. Harnisch mit weissem
Klappkragen. Nach Andreas Möller's Copie in der Dresdener
Galerie nach einem Originale Kob. Walker's in London.
H. 0,077; br. 0,050.
126. Der schwarze König Christoph von Haiti. Weisse Perrücke.
F. Europäischer dunkelblauer Waffenrock mit goldenem und rotem
Brusteinsatz und Kragen, goldenen Epauletten und einem Ordens-
stern. Nach einem englischen Kupferstiche.
H. 0,077: br. 0.060.
127. Kaiser Napoleon i. von Frankreich. Brust von vorn, Kopf
F. nach rechts. Scharlachroter Hermelinmantel mit goldener Ordens-
kette. Goldener Lorbeerkranz im kurzen braunen Haar. Nach
Isabey.
H. 0,074; br. 0,056.
1 28. Kaiser Alexander I. von Russland. Nach links. Kurzes hell-
F. blondes Haar. Grüner Waffenrock mit rotem Kragen, goldenen
Epauletten, blauem Ordensbrustband. Nach einem Originale St.
Aubin's in Paris.
H. 0.075 ; br. 0,055. •
129. Kaiser Franz I. von Oesterreich. Nach links. Spcärliches
F. graues Haar. Grüner Waftenrock mit rotem Kragen. Nach einem
Originale in Wien.
H. 0,076; br. 0,056.
130. Sultan IVIahomet II. Nach rechts. Seh warzer Vollbart; schwarz
F. und weisser Turban. Hellblauer Rock mit schwarzem Pelzkragen.
Nach einem Bilde, welches Graf Italiuskv in Constantinopel hatte
anfertigen lassen.
H. 0,077 ; br. 0.059.
IV. V. Reitzen stein 's che Sammlung. 807
König Ludwig XVIII. von Frankreich. Nach links. Graues, 131.
spärliches Haar. Dunkelblauer Rock mit hohem Kragen, goldenen F.
Epanletten. blauem Ordensbrustband. Nach einem Originale
Gerard's in Paris.
H. 0.077 : br. 0,060.
König Ferdinand VII. von Spanien. Nach links. Kurzes 132.
schwarzes Haar. Dunkelblauer Waffenrock mit silberbesetztem F.
rotem Kragen und Bruststück, sowie blau-weiss-blauem Ordens-
bande. Nach einer Tabaksdose.
H. 0.075: br. 0,057.
IV. Die von Heitzeiisteiii'sche Sammlung-.
Ihre 66 Bildchen sind im rechten Schrankflügel (G) unter-
gebracht.
A. Bildchen bekannter Künstler.
Jean Baptiste Jacques Augustin.
Geb. den 15. Aug. 1759 zu St. Die in Lothringen; gest. zu
Paris den 13. April 1832. Autodidakt. Berühmter französischer
Miniaturenmaler der Kaiserzeit.
Kaiser Napoleon I. Brustbild ohne Hände fast von vorn, den 133.
Kopf leicht nach rechts gewandt. Kurzes dunkles Haar. Grüner (59.)
Waffenrock mit goldenen Epauletten und Knöpfen, rotem Kragen ^^
und roter Weste. Bez. links in der Mitte: Augustin.
H. 0,063 ; br. 0,044. — Die.ses Bild bildete mit dem folgenden, seinem Gegen-
stücke, die Deckel eines Notizbüchleins, welches Kaiser Napoleon I. der Königin
Amalie von Sachsen verehrte.
Jerome, König von Westfalen. Brustbild ohne Hände fast 134.
von vorn. Dunkler Krauskopf. Weisser Waffenrock mit goldener (60.)
Stickerei und goldenen Epauletten, schwarzem goldbestickten ^•
Kragen, rotem Ordensbrustband. Bez. links i. d. M.: Augustin.
H. 0,0ß4 ; br. 0,044. —Vergl. die Bemerkungen zum vorigen, seinem Gegenstücke.
Jean Baptiste Isabey.
Geb. zu Nancy den 11. April 1767; gest. zu Paris 1855. Als
Miniaturist Schüler des Jacques Dumont, peintre du roi, in Paris.
Er gehörte zu den berühmtesten Miniaturenmalern seiner Zeit.
808 Die Miniaturen.
135. Jerome, König von Westfalen. Brustbild ohne Hände etwas
(47.) nach links. Dunkler Krauskopf. Weisser, mit Gold bestickter
G-. Waffenrock, goldene Epauletten, rote Weste. Bezeichnet rechts
oben: Isahey,
Hochoval: h. 0.050: br. 0,041.
Johann Waich.
Geb. zu Kempten 1757; gest. zu Augsburg 1816. Schüler der
Akademie zu Augsburg, wo er sich nach längeren Reisen 1786
niederliess.
1 36. Erzherzog Karl von Oesterreich. Brustbild ohne Hände nach
(62.) links. Weisser Waffenrock mit blauem Kragen und rot-weiss-
G. rotem Ordensbrustband. Bez. r. i. d. Mitte: Walch.1799.
Kreisrund; h. 0,073; br. 0,073.
Günther.
Es ist nicht bekannt, von welchem der verschiedenen Maler dieses
Namens, welche um die Wende des XVIII. und XIX. Jahrhunderts
lebten, die nachfolgenden Bildchen herrühren. Chr. August
Günther (geb. zu Pirna 1760, gest. zu Dresden 1824) erscheint,
da er Landschaftsmaler war, weniger wahrscheinlich als Job.
Georg Günther (Gündter), der 1766 zu Altraannstein in Bayern
geboren wurde und 1832 als Inspector der Augsburger Galerie starb.
137. Erzherzog Karl von Oesterreich. Brustbild ohne Hände nach
(42.) links. Spärliches weisses Haar. Weisser Waffenrock mit blauem
G. Kragen und rot-weiss-rotem Ordensband. Bezeichnet rechts unten :
Günther 1793 (nicht 1799).
Hochoral; h. 0,086; br. 0,066.
1 38. Graf Laudon, österreichischer Feldmarschall. Brustbild ohne
(105.) Hände nach links. Dunkelgrüner Waffenrock mit rotem Kragen,
G. blauem und rot-weiss-rotem Ordensbrustband. Bezeichnet links
in der Mitte: Günter 17 . . (Jahreszahl undeutlich).
Oben abgerundet: h. 0,101; br. 0,088.
Jeremias Alexander Fiorino.
Geb. zu Cassel den 19. April 1793; gest. zu Dresden den
24. Juni 1847. Näheres unbekannt.
IV. V. Reitzenstein'sche Sammlung. 809
Prinz Maximilian von Sachsen. Brustbild ohne Hände nach 139.
rechts. Graues, zurückgestrichenes Haar. Weisser Waffenrock (73.)
mit goldgesticktem grünen Kragen, goldenen Epauletten, einem G.
Ordensbrustbande. Bez. rechts in der Mitte: Fiorino . p.
Hochoval; h. 0.035: br. 0,022.
C. Oppermann.
Nagler's Künstlerlexikon nennt einen um 17G5 in Braunschweig
geborenen Miniaturenmaler Oppermann, dessen Taufnamensinitialen
(J. H. N.) aber mit denjenigen unseres Künstlers nicht überein-
stimmen.
Kaiser Alexander I. von Russland. Brustbild ohne Hände |40.
nach links. Ergrautes Haar. Blauer Waffenrock mit rotem, gold- (71.)
gesticktem Kragen, goldenen Epauletten, blauem Ordensband. Gr.
Bezeichnet rechts in der Mitte: C. (im C scheint noch ein J zu
stehen) Oppermann . 1809.
Hochoval; h. 0.056: br. 0,043.
M. Winberg.
Wir konnten bis jetzt keine Lebensnachrichten dieses Künstlers
ermitteln.
Kaiser Alexander II. von Russland. Brustbild ohne Hände tAi
Ivon vorn. Der blauäugige dunkelblonde Zar trägt einen schwarzen r^^ ^
Waffenrock mit rotem, goldgesticktem Kragen, goldenen Epau- q^
letten und blauem Ordensbrustband. Bezeichnet rechts in der
Mitte: M. Whiherg.
Hochoval; h. 0,044; br. 0,030.
B. Bildchen unbekannter Meister.
Die Bilder, bei denen nichts anderes angegeben ist, sind
Brustbilder oder Köpfe ohne Hände. — Die Benennungen be-
ruhen, wo nichts anderes angegeben ist, auf dem Inventar von
1855 ff.
Carl Leopold Christoph von Reitzensteln. Rittmeister im kur- 142.
sächsischen Kürassier-Regiment von Brenkenhoff. Halbfigur fast (45.)
von vorn. Brustharnisch unter gelbem Rock mit l)lau-silbernen ^•
Aufschlägen. In der Landschaft ein Zeltlager.
Oelbild auf Leineu : h. 0,255; br. 0.215.
810 Die Miniaturen.
143. Prinzessin Marianne von Sachsen. Nach links. Blaues Kleid
(41.) mit Ordenskreuz, Purpurmantel, weisser Kopfputz mit Federn.
Gr. H. 0,100; br. 0,080.
144. Prinz Albrecht von Sachsen -Teschen. Halbfigur nach links.
(48.) Er trägt eine Perrücke, eine gelbe Weste und einen roten
G. Rock mit grünen Aufschlägen. Die rechte Hand stützt er auf
seinen Stock.
Hochoval; h. 0,073; br. 0,058. — Gegenstück zum folgenden.
145. * Erzherzogin Christine von Oesterreich, Gemahlin des Prinzen
(46.) Albrecht von Sachsen -Teschen. Halbfigur nach rechts in blauem
G. Kleide mit Spitzen.
Hochoval: h. 0,071; br. 0,057. — Gegenstück zum vorigen.
146. Gräfin Corvin-Krasinska. Ein wenig nach rechts. Schwarzes
(49.) Tülltuch über gelbem Kleide. Spitzenbaube mit blauen Bändern.
G. Hochoval; h. 0,050; br. 0,041. — Erst im Hühner "sehen Katalog als die Gräfin
Corvin. Im Inventar 1855 ff. S. 246 als unbekanntes Bildniss.
147. Maria Leczinska, Königin von Frankreich. Fast von vorn.
(50.) Blonde, mit Perlen durchflochtene Locken. An der linken Schulter
G. ein gelb und blaues, an der rechten ein weisses Gewandstück.
Hochoval ; h. 0,Ö3G ; br. 0,030.
148. Kurfürstin Elisabeth von der Pfalz. Etwas nach links.
(51.) Eine durchsichtige helle Haube auf hoher Perrücke; ein
G. schwarzes Band um den Hals. Ein dünnes Brusttuch über
blau-weissem Kleide.
Hochoval; h. 0,062; br. 0,051.
149. Oberlandfischmeister von Wolfersdorff. Nach links. Auf
(52.) grünem Rock ein blaues Ordensbrustband; hinten an der
G. grauen Perrücke eine schwarze Schleife.
Hochoval; h. 0,052; br. 0,042.
150. Gräfin von Hrzan und Harras, geb. Gräfin Colonna. Nach
(53.) rechts. Weisses Kleid; durchsichtiges weisses Brusttuch; weisse
G. Haube im weissen Haar.
Hochoval; h. 0,04!): br. 0.0;W.
151. Antonie Gräfin von Hrzan und Harras. Halb nach links.
(54.) Blaues Kleid; bläuliche Haube; blauschattiges Gesicht.
G. Hochoval; h. 0,061 ; br. 0,048.
IV, V. Reitzenstein'sche Samraliincr. 811
König Max I. von Baiern. Nach rechts. Spärliches, kurzes 152.
braunes Haar. Bhiuer Watfenrock mit rotem Bruststück. (55.)
Hochüval: h. 0.045; br. 0.032.
G.
König Friedrich August der Gerechte von Sachsen. Nach |53.
links. Weisse Perrücke. Weisser Waffenrock mit rotem Brust- (56.)
stück und Kragen, goldenen Epauletten, grünem Ordensbrustband. Gr.
Ho-hoval; h. 0.0.52: br. 0.083.
König Ferdinand VII. von Spanien. Nach rechts. Kurzes 154.
braunes Haar. Dunkler, mit Gold bestickter Eock mit blau- (57.)
weiss-blauem Ordensbrustband und roter Gürtelschärpe. Gr.
Hochoval ; h. 0,057 ; br. 0,032.
König Ludwig I. von Baiern. Nach links. Dunkelblonder 155.
Krauskopf. Blauer Waifenrock mit rotem, silberbesetztem (58.)
Kragen. Viele Orden an der Brust. ^•
Hochoval; h. 0,054; br. 0,033.
Königin Amahe von Sachsen. Von vorn in blauem Kleide |56.
mit braunem Pelze. (öl.)
Hochoval; h. 0,047; br. 0.037. Gr.
Herzogin Amalie von Zweibrüoken. Fast von vorn in weissem |57.
Hemde und rotem, vorn geöffneten Morgenkleide mit Pelzbesatz. (63.)
Hochoval: h. 0,052; br. 0.041. ^•
Prinzessin Marianne von Sachsen. Nach rechts. Weisser |58.
Hut mit einer roten Rose, violettes Kleid mit rosa Gürtel- (64.)
Schärpe und weissem Brusttuch. Gr.
Hochoval; h. 0,072; br. 0,058.
Prinz Clemens von Sachsen, Kurfürst von Trier. Nach links. 159.
Schwarzer liock mit goldenem Kreuz auf der Brust und (65.)
rotem Brusteinsatz. ^•
Hochoval; h. 0,078; br. 0.06G.
Kurfürstin Marie Antonie von Sachsen. Halbfigur nach links 160.
auf grünem Stuhl. Die alte Dame stützt sich mit der er- (66.)
hobenen Rechten anf einen Stock. Sie trägt ein helles, bunt- G^-
geblümtes Kleid, eine schwarze Tüll-Mantille und eine kleine
Haube mit blau-vveissen Bändern.
Hochoval; h.O,0«J0: br. 0,050.
812 Die Miniaturen,
161. Kaiser Nikolaus von Russland. Nach rechts. Braunes Haar,
(67.) blaue Augen. Dunkler Waffenrock mit rotem, goldgesticktem
Gr. Kragen, goldenen Epauletten, blauem Ordensbrustband.
Hochoval; h. 0,041; br. 0,035.
162. Kaiserin Alexandra Feodorowna von Russland. Die Gemahlin
(68.) des Kaisers Nikolaus. Fast von vorn vor rotem Vorhang.
Gr. Auf dem Kopfe eine kleine Krone, eine Perlenschnur um den
Hals. Ausgeschnittenes weisses Kleid mit blauem Ordensband
.unter dem Hermelin.
Hochoval ; h. 0,041 ; br. 0,028.
163. König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen. Nach rechts,
(70.) halb von hinten. Blauer Waffenrock mit rotem, goldgesticktem
0. Kragen und mit orangefarbenem Ordensband über dem Kücken.
Hochoval; h. 0,040; br. 0,032.
164. Prinzessin Elisabeth von Sachsen. Leicht nach rechts.
(72.) Grau gepudertes Haar. Hellblaues ausgeschnittenes Kleid mit
G. durchsichtigem weissen Brusttuch. ^
Hochoval; h. 0,050; br. 0,040.
165. Prinzessin Elisabeth von Sachsen. Halbfigur fast von vorn
(74.) ohne Hände. Ausgeschnittenes kornblaues Kleid mit Pelzbesatz.
G. Links im Hintergrunde eine Säule, rechts grüne Büsche.
H. 0,056; br. 0,067.
166. Weibliches Bildniss. Halbfigur ohne Hände nach links.
(75.) Weisses Kleid mit hellroter Pelzjacke. Kopfschmuck mit dunklen
G. Federn und weissem Schleier.
Hochoval; h. 0,063; br. 0,051.
167. Kurfürst Maximilian Josef von Baiern. Nach rechts. Langes,
(76.) auf dem Rücken gebundenes Haar. Blau und roter Rock.
G. Hochoval; h. 0,018; br. 0,015.
168. Herzog Karl von Pfalz-Zweibrücken. Nach rechts. Hellblauer,
(7.7.) mit Gold besetzter Rock; darunter ein rot-weiss-rotes Ordens-
G. brustband.
Ilochoval; h. 0,029; br. 0,023.
169. Baron Fersen. Schwedischer Oberkammerherr. Im Profil
(78.) nach links. Graue Perrücke: blau und gelber Rock.
G. Hochoval ; h. 0,017 ; br. 0,014.
IV. V. Reitzenstein'sche Sammlung. 813
Kurfürstin Elisabeth von der Pfalz. Fast von vorn. Grau |70.
gepudertes Haar. Ausgeschnittenes weisses Kleid; Hermelin- (79.)
raantel; feuerrotes Ordensband. G.
Hochoval ; h. 0,029 : br. 0,023.
Weibliches Bildniss. Nach links. Blaues Band im Haar, 1 7 1 .
dessen helle Locken auf die Schultern herabfollen. (80.)
Uochoval: h. 0,018; br. 0,01G. G.
König August III. von Polen, Kurfürst von Sachsen. Halb- |72.
tigur ohne Hände nach rechts. Ueber die Ohren gezogene Perrücke. (81.)
Grauer Stahlharnisch mit feuerrotem Ordenshalsband und blauem G.
Hermelinmantel.
Obea abgerundet; h. 0,055; br. 0,067. — Gegenstück zum folgenden.
Kurfürstin Maria Anna von Baiern. Halbfigur nach links. 1 73.
Sie tragt ein ausgeschnittenes grünes Kleid und stützt sich mit (83.)
der erhobenen Rechten auf einen Stock. Links ein Hund. Im G.
Hintergrunde Bäume.
Oben abgemndet; h. 0,05G ; br. 0,067. — Gegenstück zum vorigen.
Kurfürstin Marie Antonie von Sachsen. Halbfigur nach links 1 74.
auf gelbbezogenem Stuhle. Sie trägt ein blaues, braun besetztes (82.)
Kleid, einen schwarzen Schleier im grauen Haar und stützt sich G.
mit erhobener Rechten auf einen Stock. Links liegt ihre Krone
auf blauem Mantel.
Breitoval; h. 0,043; br. 0,054.
Weibliches Bildniss. Fast von vorn. Hut und Kleid von |75.
hellroter Farbe. (84.)
Hoehoval; h. 0.040; br. 0,030. G.
Prinzessin Elisabeth von Sachsen. Fast von vorn. Blaues 1 76.
Kleid mit braunem Pelz; ein Rosenkranz im hochfrisirten grau (85.)
irepuderten Haar. G.
Hofhoval : h. 0,020 : br. 0,020.
Prinzessin Christine von Sachsen. Sie war Aebtissin von |77.
Rerairemont. Nach rechts. Sie trägt ein ausgeschnittenes rotes (86*)
Kleid. Hinter ihr vor braunem Vorhang liegt eine Hermelinkrone G.
auf violettem Kissen.
Uochoval; h. 0.037 ; br. 0,031.
814 Die Miniaturen,
1 78. Kurfürst Karl Theodor von Baiern. Nach links. Das feuer-
(87.) rote Gesicht A^on weisser Perrücke umralimt. Eine goldene Kette
Cr. auf weissem Gewände.
Hochoval; h. 0,0^1 ; br. 0,026. — Gegenstück znm folgenden.
1 79. Kurfürstin Elisabeth von Baiern. Nach links. Blaues Kleid
(88.) mit rot-blauer Ordensschleife. Brauner durchsichtiger Schleier.
G. Hochoval; h. 0,031; br. 0,026. — Gegenstück zum vorigen.
180. König Friedrich August der Gerechte von Sachsen. Nach
(89.) rechts. Weisser Waffenrock mit rotem Bruststücke, goldenen
G. .Knöpfen, blauem Ordensbrustband.
Hochoval; h. 0,042 ; br. 0,032.
181. König Friedrich August der Gerechte von Sachsen Nach
(90.) rechts. Weisser Waffenrock mit rotem Bruststücke, goldenen
G Knöpfen, blauem Ordensbrustband.
Hochoval; h. 0,0.37: br. 0,030.
182. Kurfürst Maximilian Josef von Baiern. Nach rechts. Blauer
(91.) Rock, roter Mantel mit feuerrotem Ordenshalsbande.
G. H. 0,026; br. 0,032.
183. Prinz Albrecht von Sachsen-Teschen. Nach rechts. Hermelin-
(99.) mantel mit grün-rot-grünem Ordensband. Am Hinterkopf eine
G. schwarze Schleife.
Hochoval: h. 0,065 ; br. 0,046. — Gegenstück zum folgenden.
1 84. Erzherzogin Christine von Oesterreich. Gemahlin des Prinzen
(100.) Albrecht von Sachsen-Teschen. Nach links. Weisses Kleid,
G. weisse Haube, graue Locken.
Hochoval ; h. (»,067 ; br. 0,046. — Gegenstück zum vorigen.
185. König August II. (der Starke) von Polen, Kurfürst von Sachsen.
(101.) Nach links. Harnisch, Purpurhermelin und mächtige AUonge-
G. perrücke.
Hochoval; h. 0,029; br. 0,023.
186. König Friedrich August der Gerechte von Sachsen. Nach
(102.) rechts. Weisser Waffenrock mit rotem Kragen und grünem
G. Ordensbrustband.
Hochoval; h. 0,041: br. 0.032.
187. Prinzessin Marianne von Sachsen. Fast von vorn. Feuer-
(103.) rotes Kleid mit braunem Pelzbesätze, weisser Tüllschleier mit
G. Rosen auf der nicächtigen grauen Frisur.
Hochoval; h. 0,038; br. 0,033.
IV. Y. Reitzenstein'sclie Sammlung. 815
Kurfürst Maximilian Josef von Baiern. Halbtigur nach rechts. I88.
Harnisch und Puipurhernielin mit blauem Ordensbrust- und (104.)
dunkelgelbem Ordensbaisbande vor blauem Vorhang. G.
H. 0,056: br. 0,067.
Maria von Toscana und Friedrich August von Sachsen als |39,
r Kinder. Kniostück, halb nach rechts. Arm in Arm ^ehen die (106.)
f prinzlichen Kinder in weissen Kleidern da. G.
Kreisrund: h. 0.064; br. 0.064.
, König August III. von Polen, Kurfürst von Sachsen. Nach (QQ.
. rechts. Weisse, die Ohren bedeckende Perrücke, Ein kleines Stück (107.)
des blauen Mantels sichtbar. G.
l Hüchoval : h. (',024: br. U.Ol**.
Kurfürstin Maria Anna von Baiern. Nach links. Weisses 1 9 1 ,
Kleid mit blauem Bande und durchsichtigem Brusttuche. (108.)
Hoch achteckig; h. 0,031: br. 0,011). G.
Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen. Nach links, |92.
Weisse Perrücke. Nur ein kleines Stück der Kleidung am Hals (109.)
sichtbar. G.
Hochoval: li. 0,026: br. O.Ol!).
Prinz Maximilian von Sachsen. Nach links, W^eisser Waffen- 193
rock mit gel})em Kragen, goldenen Epauletten, blauem Ordens- (HO.)
brustband. G.
Hoch achteckig; h. 0,020; br. 0,017.
Kurfdrstin Marie Antonie von Sachsen. Nach links. Aus- |94.
geschnittenes blaues Kleid; schwarzer Schleier, der von ihrer (111.)
weissen Haube herabfällt. G.
Hochoval; h. 0,23: br. 0,019.
Prinzessin Karoline von Parma. Gemahlin des Prinzen |95.
Maximilian von Sachsen, Nach rechts, Blaues Kleid mit weissem (112.)
Brusttuch und einer mit einer Perle geschmückten blau-weissen G.
Schleife.
Hoclioval; h. 0.0.5.5 ; br. 0,046.
König Maximilian I. von Baiern. Nach rechts. Spärliches |96.
braunes Haar. Blauer Waftenrock mit rotem Bruststück und (113.)
Kragen, rotem Ordensbrustbande, ^■
Hochoval; h. 0,048; br. 0,029.
816 Die Miniaturen.
197. Herzogin Christine von Sachsen-Teschen. Nach links. Lila,
(114.) mit Spitzen besetztes Kleid; lila Federhut im hochfrisirten Haar.
G. Hochoval; h. 0.047; br. 0,037.
198. König Maximilian I. von Baiern. Fast von vorn. Weisser
(115.) Waffenrock mit rotem Kragen und Brusteinsatz. Auf der Brust
G. ein roter und ein blauer Ordensstern.
Hochoval; h. 0,075; br. 0,058.
y. Einzeln erworbene ^liniaturbilder.
Jer. Alex. Fiorino.
Lebensdaten oben zu N. 139 (73).
199. Der Sänger Filippo Sassaroli. Brustbild ohne Hände nach
(147.) rechts. Der schwarzhaarige Sänger trägt eine weisse Weste, einen
E. blauen Rock mit goldenen Knöpfen, Vatermörder und eine weisse
Halsbinde.
H. 0,056 ; br. 0,045. — 1866 als Vermächtniss des Fräulein Charlotte Hasse.
Die Benennung des Künstlers beruht auf dem Inventar 1855 ff. S. 51.
Friedrich Moritz August Retsch.
Geb. zu Dresden den 9. Dec. 1779; gest. in der Lössnitz den
11. Juni 1857. Schüler der Dresdener Akademie, besonders
Grassi's, seit 1798.
200. Frau von Somaruga. Brustbild ohne Hände nach links. Die
(40 a.) dunkelblonde Dame trägt ein weisses Kleid und einen grünen
F. Mantel.
Hochoval; h. 0,077 ; br. 0,064. — 1879 von Frau von Somaniga, geb. von
Ploetz, selbst der Galerie geschenkt.
Unbel<annte Künstler.
20 1 . Graf Camino IVIarcolini. Brustbild nach links vor einer
(43.) Mauer, neben welcher man links in die Landschaft blickt.
. G. Schwarzer Rock mit Ordensstern, blaue Weste, rotes Ordens-
halsband. An der Brust ist die Rechte sichtbar.
Papier; h. 0,027 ; br.O ,251. — 1873 als Geschenk aus dem Nachlasse des
höchstseligen Königs Johann.
V. Einzeln erworbene Miniat Urbilder.
817
Schloss Nymphenburg bei München. Ansicht aus der Vogel- 202.
perspective. Vorn der Weiher mit Schwänen und einer Gondel. (44.)
Im Mittelgrunde hinter den Gartenanlagen das rotdachige Schloss G.
mit seinen Nebengebäuden. Im Hintergründe die weite Landschaft.
Papier; h. 0,232: br. 0.190.
zur • Valerie sreliefert.
— 17S0 durch deu Kamiuerherru vou Nitsche
52
Dritter Abschnitt.
I>ie gewebten Tapeten.
Die gewebten Tapeten sind im Kuppelsaal der Königlichen
Gemäldegalerie aufgehängt. Die altniederländische Folge nimmt
die untere, die Raphaelische Folge die obere Reihe ein.
I. Altniederländische gewebte Tapeten.
Es sind sechs reich mit Goldfäden durchwirkte Wand-
behänge aus dem Anfange des XVI. Jahrhunderts. Die erste
Gruppe derselben bilden die zusammengehörigen vier grösseren
a, ö; c, d, die zweite Gruppe die ebenfalls zusammengehörigen
zwei kleineren e^ /'. — Die Künstler, welche die Vorlagen zu
diesen Geweben geschaffen, stehen nicht fest. Bei den vier
grösseren hat man an Quinten Massys (vor 14G0 — 1530)
gedacht; vielleicht nicht mit Unrecht; jedenfalls gehören sie
der Zeit- und Schulrichtung dieses Meisters an; die beiden
kleineren zeigen eine schwächere Hand; wegen der Eulen im
Rande der einen derselben diese oder gar einige der grösseren
dem Hendrik Bles, dessen Merkzeichen die Eule war (Civetta;
oben S. 2G7), zuzuschreiben, wie Alfr. Michiels wollte, liegt stili-
stisch nicht der mindeste Grund vor. — Seit wann diese altnieder-
ländischen Wandbehänge sich im Besitze des sächsischen Königs-
hauses, dessen Eigentum sie sind, befinden, ist nicht ermittelt.
Sie wurden zuerst 1790 vom Hausmarschall Freiherrn von Rack-
nitz an's Licht gezogen, gerieten dann aber in Vergessenheit. Erst
Alt niederländische gewebte Tapeten. 819
1854 wurden sie zufällig- in den Zimmern der Garde-Meubles
im Biiihrschen Palais wieder aufgefunden und dann, bei Eröff-
nung- des neuen Museums, diesem zur Aufbewahrung- und zur
Ausstellung im Kuppelsaale überwiesen.
a) Die Kreuzigung. In der Mitte das Kreuz, an dem,
leicht nach links gewandt, von langbekleideten Engeln um-
flattert, der sterbende Heiland hängt. In tiefem Schmerze
umringen seine Angehörigen und Freunde das Kreuz, dessen
Stamm Maria Magdalena umfängt. Die Mutter des Heilands
bricht links, von zwei Frauen gestützt, in sich zusammen.
Rechts zeigt die hl. Veronica zwei Männern das Schweiss-
tuch. Johannes steht, weiter zurück, ganz zur Linken. —
Der Eand besteht aus einem von Flügelknäbchen belebten
Blumengewinde.
H. 3,36; br. 3,29.
b) Die Kreuztragung. Rechts das Thor, aus dem der
lebhaft bewegte Zug, nach links gewandt, herauszieht.
Vorn in der Mitte stürzt Christus im Goldgewande, sich
mit der rechten Hand aufstützend, unter der Last des Kreuzes
zu Boden. Das Antlitz wendet er nach rechts zurück, w^o
die hl. Veronica mit ihrem Schweisstuche steht. Nach links
sucht ein Henker ihn am Stricke emporzuziehen. Ganz
rechts bricht Maria in Johannes' Armen zusammen. —
Den Rand bildet ein Blumen- und Traubengewinde.
H. 3,44; br. 3,38.
c) Die Anbetung der Hirten. Links der vorn geöffnete,
' mit einem Holzdach versehene Stall, über dem der Stern steht.
Rechts die Landschaft, aus welcher die Hirten heranziehen.
Links im Stalle kniet Maria, nach rechts gewandt, an der
Krippe, in welcher das Christkind liegt. Hinter ihr kniet,
auf seinen Stab gestützt, einer der anbetenden Hirten.
Andere musiciren ganz links vor den Fenstern. Die
meisten aber drängen sich rechts im Vordergrunde. —
Den Rand bildet ein Blumen- und Traubengewinde.
H. 3.47; br. 3,36.
dj Die Himmelfahrt Christi. In der Mitte hat der Hei-
land, von vorn gesehen, sich, gen Himmel schwebend, gerade
52*
820 Die gewebten Tapeten.
von dem Felsen erhoben, den die Zurückbleibenden, welche
ihre Hände teils dem Heiland nachstrecken, teils zum Gebete
erheben oder erstaunt und geblendet an die Stirn legen,
knieend umringen. Unter den Aposteln kniet rechts vorn,
fast von hinten gesehen, des Heilands Mutter. — Den
Rand bildet ein Blumen- und Traubengewinde.
H. 3,42; br. 3,33.
ej Die Himmelfahrt Christi. Christus schwebt, als Halb-
figur sichtbar, mit dem Kreuzesstabe in der Rechten, schon
' oben in den Wolken. Die Apostel umknieen unten in leb-
hafter Bewegung die heilige, mit bunten Blumen gefüllte
Stelle. — Den Rand bildet ein reiches, loses Gewinde von
Blumen, Früchten und Vögeln, in dem unten an jeder Seite
ein Papagei sitzt.
H. 2.96: br. 2,88.
fj Das Abendmahl. In einer Halle, durch dessen Bögen
man in's Freie hinausblickt, sitzt Christus, von vorn ge-
sehen, an der Mitte der Tafel unter einem Thronhimmel.
Johannes liegt rechts an seiner Brust. Die übrigen Apostel
füllen, die vordere Mitte freilassend, beide Seiten der Tafel.
— Den Rand bildet ein reiches, loses Gewinde von Blumen.
Früchten und Vögeln. Unter den letzteren in der Mitte
links und rechts je eine Eule, unten links und rechts je ein
Papagei.
H. 3,05; br. 2.84.
II. Die Raphaelischen Tapeten.
Es sind Wiederholungen von sechs der zehn Wandbehänge
mit Darstellungen aus der Apostelgeschichte, welche Leo X. nach
den 1515 — 1516 von Raphael in Rom gemalten Cartons in
Brüssel für die Wände der Sixtinischen Capelle des Vaticans
weben Hess. — Sieben der zehn Original - Cartons RaphaeVs,
unter ihnen die sechs zu unseren Tapeten, haben sich erhalten
und werden im South-Kensington-Museum zu London aufbewahrt.
— Die ursprünglichen zehn Gewebe, welche mit Goldfäden durch-
wirkt sind, befinden sich gegenwärtig im vaticanischen Museum.
Gute alte Wiederholungen, ebenfalls noch mit Gold durchwirkt,
befinden sich in der Rotunde des Berliner Museums: andere
IT. Die Rai)haf'lischen Tapeten. 821
im Königlichen Palaste zu Madrid, in Wien und in der Kathe-
drale zu Loreto. — unsere sechs ohne Goldfäden gewirkten Ta-
peten, deren mit Apostelgestalten, mit Cartouchen. Relief- Dar-
stellunsren. Fruchtgewinden und Putten links, rechts und oben
geschmückte Rander nicht auf Zeichnungen RaphaeFs zurück-
geführt werden können, sondern aufs siebzehnte Jahrhundert
hinweisen, sind offenbar erst in dieser späteren Zeit entstandene,
wahrscheinlich in England gewebte Wiederholungen. Aus England
kamen sie ganz zu Anfang des vorigen oder Ende des XVII.
Jahrhunderts in den Besitz des Kardinals Fürstenberg in Paris.
Aus dessen Nachlass erstand der Premierminister und Feldmar-
schall August's des Starken, Jakob Heinrich Graf von Flemming,
sie 1723 für weniger als 3000 Thaler; August der Starke aber
kaufte sie ihm 1728 für 12 000 Tlialer ab. — Später gerieten
sie in Vergessenheit. Erst im Jahre 1790 wurden sie vom
Hausmarschall Freiherrn von Racknitz wieder aufgefunden; sie
wurden nun in einem Saale des Brührschen Palais aufgestellt
und dem Publicum zu goAvissen Zeiten zugänglich gemacht;
einen allgemein zugänglichen, ihrer würdigen Platz aber fanden
sie erst als nunmehrige Bestandteile der Königlichen Gemälde-
galerie im Kuppelsaale des Semper'schen Museumbaues.
g) Die Heilung des Lahmen. Apostelgeschichte Cap. 3, v. 1.
Der Vorgang spielt in der Tempel vorhalle unter den mächti-
gen gewundenen Säulen, zwischen denen das Volk in ver-
schiedenen Gruppen sichtbar ist. In der Mitte zwischen
den beiden vorderen Säulen stehen Petrus und Johannes;
vor ihnen am Boden hockt der Lahm geborene, dem Petrus,
ihn heilend, die Hand reicht. Ein zweiter Krüppel harrt
links vorn. — Oben im Rande links Petrus, rechts Johannes.
H. 4.23; br. 6,35.
hl Die Bestrafung des Elymas. Apostelgeschichte Cap. 13,
v. G — 12. In der Mitte, leicht nach links gewandt, thront
der Landpfleger. Links vorn, nach rechts gewandt, greift der
infolge seines Streites mit Paulus plötzlich erblindete Zau-
berer Elymas tastend in die Luft. Hinter ihm die Zuschauer.
Unter dem Throne des Landpflegers die Inschrift: L. SERGIVS
PAVLVS ASIAE PROCOS : CHRISTIANAM FIDEM
AMPLECTITVR PAVLI PREDICATIONE. — Die rechte
822 Die gewebten Tapeten.
Hälfte der Composition Raphael's zu dieser Tapete, welche
Paulus zeigt, wie er gebietend und wunderwirkend die Hand
gegen Elymas ausstreckt, fehlt unserem Exemplar. — Oben
im Eande links der Apostel Simon, rechts Matthäus (?).
H. 4,23; br. 3,30.
i) Das Opfer zu Lystra. Apostelgeschichte Cap. 14, v. 8
bis 18. Kechts auf den Stufen des Hauses stehen Paulus
und Barnabas. In der Mitte die Vorbereitung des Opfers,
das die Heiden ihnen schlachten wollen, weil sie sie ihrer
, Wunderthaten wegen für Jupiter und Merkur halten. Links
in der Volksmasse der Geheilte, welcher die Hände anbetend
erhebt. — Oben im Eande links der Apostel Jacobus minor (?),
rechts Judas Thaddäus.
H. 4,23; br. 6,35.
k) Der wunderbare Fischzug. Evang. Lucae Cap. 5, v. l
bis 11. Vorn rechts das Boot, in dem der Heiland nach
links gewandt sitzt, Petrus sich vor ihm auf die Kniee wirft,
Andreas mit hingebender Geberde hinter seinem Bruder steht.
Links das Boot, an dessen Steuer ein Mann mit nacktem
Oberkörper sitzt, während zwei Fischer im Begriffe sind,
das schwere Netz mit kräftigen Armen in's Boot zu ziehen.
Links vorn am Ufer einige Kraniche. — Oben im Eande
links der Apostel Barnabas (?), rechts Bartholomäus.
H. 4,23; br. 5.00.
l) „Weide meine Schafe!" Evang. Johannis Cap. 21, v. 15
bis 24. Eechts steht, von vorn gesehen, der Auferstandene
in weissem Gewände neben seinen Schafen. Vor ihm kniet
Petrus, die Weisung empfangend. Links stehen die übrigen
Apostel in der Landschaft. — Oben im Eande links der
Apostel Thomas, rechts Philippus.
H. 4.23: br. 6,15.
m) Des Paulus Predigt in Athen. Apostelgeschichte
Cap. 17, V. 22 if. Eechts auf der Treppe steht Paulus,
nach links gewandt, mit erhobenen Händen predigend. Unten
stehen links vorn, rechts weiter zurück, die andächtig und
bewegt lauschenden Zuhörer. — Oben im Eande links der
Apostel Andreas, rechts Jacobus major.
H. 4.23: br. 5.23.
Beriehtiguugen und Zui^ätze.
Seite
Seite
54 zu Fraucesco TJbertini. Es ist hinzuzufügen, dass er
oft unter seinem Beinamen Bacchiacca erwähnt wird.
88 am Rande zu N. 170 lies E 2 statt E 3.
88 N. 171 „ E 2 „ E 4.
89 ,. ,. „ N. 172 ,, E 2 „ E 4.
93 Zeile 1 von oben ist »Knie stück« einzuschalten.
97 ., 7 ,, unten ist »Kniestück« einzuschalten.
99 am Rande zu N. 200 lies E 3 statt E 2.
111 ,.
,, N. 233
„ E 4 „ E 2.
111 ..
., N. 236
„ E 4 ,, E 2.
113 ..
. „ N. 242
„ 33 c „ 33 b.
115 ..
„ N. 250
„ C 3 „ C 1.
121 ..
„ K 272
„ R 11 „ R 21.
.. 124 zu Leandro Bassano. Es ist aus Versehen nicht ange-
führt worden, dass auch sein Familienname, wie der-
jenige der übrigen Bassani, da Ponte war.
Seite 126—127. Das Bild N. 292 (40) gehörte nach Schmar-
sow's Aufsatz in »Vom Fels zum Meer« 1887 Seite
885 — 895 nicht der mailändischen , nicht der
Schule Leonardo da Vinci's, sondern der ferraresi-
schen Schule an, stellte die Lucrezia Borgia dar
und wäre ein Original von der Hand Dosso Dossi's,
nach Massgabe von dessen grossem Altarwerke aus
S. Andrea in der Pinakothek zu Ferrara. Der Ver-
fasser dieses Katalogs, welcher das Bild der mailän-
dischen Schule nicht zugewiesen, sondern gelassen hat,
war bisher von der Richtigkeit dieser Zuweisung über-
zeugt und kann sich bis Jetzt die Ansicht Schmarsow's
824 Berichtigungen und Zusätze.
auch noch nicht aneignen, da ihm weder die Model-
lirung noch auch gerade dieses Helldunkel und
diese Färbung Dossisch zu sein scheinen; doch giebt
er nach nochmaliger Prüfung zu. dass Zweifel an dem
mailändischen Ursprung des Bildes möglich sind und
behält sich eine erneute Untersuchung der Frage vor.
Seite 141. Zu N. 342 zum Schluss hinzuzufügen: ^ III, 33.
„ 141. Zu N. 343. In Zeile 5 von unten ist der Satz »Ge-
stochen von — 23« zu streichen.
t, 166 Zeile 12 von oben ist »Kniest ück« einzuschalten.
„ 193 am Rande zu N. 547 lies 51 c statt H 1.
„ 233 zu Moya. Schon die Tracht des in unserem Bilde Dar-
gestellten scheint auf eine spätere Zeit, als diejenige
Moya's hinzudeuten.
Seite 236 am Rande zu N. 713 lies 21b statt 28 b.
„ 237 „ ., „ N. 716 „ 46 a „ 36 a.
,, 252. Ueber »Louis de Silvestre« ist die Ueberschrift :
»EL Meister des XVIII. Jahrhunderts«
ausgefallen.
Seite 253 Zeile 12 von oben ist »Gestochen von L. Zucchi«
hinzuzufügen.
„ 263 Zeile 8 von unten. Das von uns mit einem Frage-
zeichen versehene Zeichen X (in dem oben noch ein
kleines i sichtbar ist) ist unzweifelhaft das bekannte
Zeichen für »Christus« und hier »Christi« (richtiger
wäre »Christum«) zu lesen.
„ 263 Zeile 14 von unten. Das Wappen gehört, wie Herr
Geheimrath Dielitz die Güte hatte uns mitzuteilen,
der genuesischen Familie Giustiniani an.
Seite 264 Zeile 6 von oben ist »Radirt von H. Bürkner«
(noch in Arbeit) hinzuzufügen.
„ 277 am Rande zu N. 838 lies 0 2 statt Q 2.
„ 316. Zu N. 970: Gestochen von C. F. Stölzel ^ III. 13.
„ 827 am Rande zu N. 1004 lies M 3 statt M 2.
„ 333. Zu N. 1026: Gestochen von C. S. Raspe ^ III, 16.
., 370 zu Gillis Neyts ist in Klammern »Aegidius« hinzu-
zufügen.
,, 4 32 zu Tilius. Er Avar nach van Gool ein Schüler Slingeland's.
Berichtigungen und Zusätze. 825
Soito 490 zu Dubbels. Der Meister steht ausserlialb der chrono-
logisclien Reihe, weil sein Geburtsjahr dem Verfasser
erst bekannt wurde, als es zu spät war,, die Nunimern-
tolge zu andern.
Seite 510 zu Jacob van Durste. Nach noch neuerer Mitteilung-
des Herrn Abraham Bredius in Amsterdam ist der
Rembrandt-Schüler Drost sicher ein anderer Meister,
da sich herausstellt, dass sein Taufname »Cornelis«
war. Jedenfalls bleiben Cornelis Drost und Jacob
van Dorste ihrer Kunstweise nach sich nahe stehende
Meister.
Seite 524 Zeile 2 von oben. Nach »Oud Holland« IV, p. 217
scheint es. als sei Willem van de Velde d. j. noch, wie
sein Vater, in Leiden geboren und mit diesem als
Knabe nach Amsterdam gekommen.
iSeite 585 zum Facsimile. Die zweite, im bisherigen Katalog
als Facsimile gegebene Inschrift im Buch lautet auch
hier: ,, Broder Mathisen fecit/'
Seite 602. In der Ueberschrift ist »um 1519« zu streichen.
„ 625. Die hier beginnende ganze Unterabteilung ist irr-
tümlich als >F« den übrigen unter A — G gleich-
geordnet worden, wogegen sie sich als II der Abtei-
lung I auf Seite 590 anschliessen sollte.
Seite 720. Zu N. 2206. Der Stich von Friedrich ist ^^ Neues
G.-W. III. 7.
l>riickfehler.
Seite 3 Zeile 7 von unten lies 1701 statt 170.
.. 3 .,16 „ ,, „ des XVIII. Jahrhunderts
statt »des Jahrhunderts. <
„ 12 Zeile 7 von oben lies 1742 statt 1782.
,. 13 „ 4 ;, unten ., im statt in.
„ 31 „ 13 '„ oben ,. 30^.2 statt Sd^j'^.
„ 58 ,, 5 ,,, .. ., 1857 ., 1757.
., 102 ,, 15 ,, ,. ;, Bergomaskischen statt
Bergamoskischen.
,. 141 „ 5 .. unten lies 33 statt 23.
., 146 „ 6 ,, ,, ,,. 1,32 ,, 0,32.
„ 202 „ 6 „ „ „ III, 50 statt 3, 50.
„ 225 „ 18 „ ,, „ XVII. statt XVI.
,, 239 „ 11 .. oben lies Telamonier statt Telo-
monier.
,, 256 ,, 20 ;. „ ,, rechten statt rechteu.
„ 272 ,, 18 ,. .. .. Frans statt Franz.
„ 426 ., 7 „ „ ,. 1783 statt 1873.
,, 443 ., 1 ,, ., .. Miensze statt Miense.
„ 445 ad 1391 am Eande lies (2319) statt (1604).
„ 470 Zeile 9 von unten lies Deich (Damm) statt Teich.
„ 474 .. 10 „ .. „ 1754 statt 1854.
„ 477 ,, 11 „ ,, ,. Netz ge wölbe statt Stirn-
a-ewölbe.
,, 581 in der Ueberschrift lies holländischen statt hol-
ländischer.
Register.
A.
Seite
A. B. (schwäbischer Mono-
grammist) . . . .601
Abate, Niccolo delF (Abati) 85
Abati. Niccolo (deir Abate) 85
Achenbach, Andreas . .721
Achenbach, Oswald . .725
Achtschelincx, Lukas . .373
Aelst, Willem van . . .423
— Art desselben . .424
Aertsen, Pieter. Art des. . 280
Agricola, Christian Ludwig 649
Albano, Francesco . . .139
— dessen Schule . .142
Allegri, Antonio (Correggio) 7 8
— angeblich Antonio
Allegri da Correggio 82
— nach ihm .... 82
— Schule des Correggio 83
Altniederländische Tapeten 818
Amberger, Christoph . .601
Amerighi (Amerigi,Merisi),
Michel Angelo. da Cara-
vaggio 158
— Schüler u. Nachalimer
desselben . . . .159
Seite
Angeli, Andrea (del Sarto) 53
— nach ihm .... 54
Angeli, Heinrich von . .746
Antonello da Messina . . 43
Apsho ven.Ferdinand van,. IL 356
Apshoven. Thomas van . 389
Arnold, Heinrich Gotthold 688
Arpino, il Cavaliere d' (Giu-
seppe Cesari) ... 65
Arthois, Jaques d' . . .369
Asselyn, Jan (Crabbetje) . 504
Ast, Balthasar van der . 402
Augustin, Jean-Baptiste
Jacques ^07
Avercamp , Hendrik (de
Stemme van Kampen) . 577
B.
B.. A. (Monogrammist)
B., H. (Monogrammist)
Bacchiacca, .Francesco
(Ubertini) . . . .
Backer, Jacob Adriaensz .
— wahrscheinlich von
demselben . . . .
— angeblich von dems.
601
489
54
501
503
503
828
Baehr, Carl Johann
Baen, Jan de ... .
Bagnacavallo (Bartolom-
raeo Eamenghi) .
Baischj Hermann .
Backhuysen, Ludolph .
Baien, Hendrik van, d. ä.
— Nachahmer desselben
Bamboccio (Bieter van Laer)
Barbarelli, Giorgio (Gior-
gione)
— nach ihm ....
Barbari. Jacopo de' (Walch)
Barbieri Francesco (Guer-
cino)
— nach ihm ....
— angeblich dess. Schule
Baroccio, Federigo .
— nach ihm ....
— angeblich von ihm .
Bassano. Francesco (da
Ponte) . . . . .
Bassano, Jacopo (da Ponte)
— dessen Werkstatt
Bassano, Leandro (da Ponte)
Battaglie, delle (Michel-
angelo Cerquozzi) .
Battoni, Pompeo
Becker, Karl L. F. .
Bedolo (Bedullo), Girolamo
(Girolamo Mazzuoli)
Beerstraten, Jan
— Art desselben
Bega, Cornelis .
Begeyn, Abraham .
Beiotto , Bernardo (Cana-
letto)
Register.
Seite
Seite
695
Bellini, Giovanni, Schule
429
desselben
44
i
Belluccio, Antonio . . .
192
66
Bemrnel, Willem van . .
633
749 1
Bendemann, Eduard
709
522 1
Berckheyde, Gerrit .
480
301 i
Berckheyde, Job . . .
477
303 1
Bergamo, Andrea da (Pre-
437 !
vitali)
46
Bergen, Dirk van .
477
93
Berchem, Claes Pietersz .
466
94
Berettini, Pietro, da Cor-
45
tona
162
Berettoni, Niccolo .
166
145
Bertin, Nicolas ....
251
149
Beukelaar, Joachim . .
275
149
Beyeren, Abraham van
428
64
Biagio, Bernardino di Betto
65
(il Pinturicchio)
38
65
Biagio, Vincenzo di (Catena)
Bigordi, Domenico di Tom-
48
129
maso, gen. Ghirlandajo,
116
Schule desselben . .
32
118
Biscaino, Bartolommeo
219
124
Bissolo, Pier Francesco .
47
] Bles, Hendrik (Civetta) .
267
163
Bloom aert, Abraham .
397
169
Bloemaert, Hendrik
413
741
Bloeraen, Bieter van (Stan-
dard)
360
86
Bloemen, Jan Frans van
516
] (Orizzonte) . . . .
376
516
■ Bokelmaun, Chr. Ludwig .
728
465
Bol, Ferdinand . . . .
509
551
j Bol, Hans
1 Bolognese, unbestimmter.
272
204
1 XVI. Jahrh
69
Register
82i>
Seite
Bolognose. unbestinmiter.
XVIII. Jahrb. ... 158
Bolougier. Jan. angeb-
lich ... . ^ . 439
Bonifazio Veneziano . .104
Bonifazio Veronese. d. ä. 102
Bonifazio Veronese. d. j. 103
Bonvicino. Alessandro (il
Moretto) 100
Boom. AdriaenH.(^Verboom) 520
Boonen. Arnold . . .560
Bondone. Giotto di. Schule
desselben 29
Borch.Ter.Gerard(Terborch) 577
Bordone. Paris . . . . ] 00
— Art desselben . .102
Borgognone, Ambrogio (da
Fossano), Art desselben 49
Both. Johannes . . . .407
Botticelli. Sandro (Filipepi) 30
— Schule desselben . . 31
Boudewyns. Adriaen Frans 374
Bourdon. Sebastian . . . 245
Bourguignon, le (Jacques
Courtois) 246
— Schüler u. Nachahmer
desselben 247
Bout. Pieter . . . .374
— Derselbe und Schüler
des Poelenburgh . .400
Bramer. Leonhard . . .421
Brandi. Giacinto . . .165
Brandt. Joseph . . . .735
Brav, Jan de . . . .449
Bray, Salomon de . . .436
Bredael, Jan Frans van . 363
Breenbergh. Bartholomäus 4H9
Brekelenkam, Quirin van 548
Brescianer. unbestimmte.
XVI. Jahrh 106
Breydel, Frans . . . .356
Brii. Paul 287
— Schüler u. Nachahmer
desselben 288
Bril. Paul und Matthäus,
Art der Brüder . . .288
Brisighella. Carlo (Eis-
mann. Lismann) . .196
Broers. Jaspar . . . .362
Bronzino,Angelo(diCosimo) 55
Brouwer. Adriaen . . .342
— nach ihm .... 344
Brueghel. Pieter. d. ä.
(Bauernbrueghel) . .271
— Nachahmer desselben 272
Brueghel. Pieter. d. j.
(Höllenbrueghel) . .291
Brueghel. Jan d. ä. (Sammet-
brueghel) 292
— Schüler u. Nachahmer
desselben 298
Brueghel, Jan. d. j. . .297
Brun. Charles le . . .246
Bruyn. Bartholomäus . .624
Buonarroti; Michel Angelo.
nach ihm . . . . 51
Buonvicino, Alessandro (il
Moretto) 100
Burgkmair, Hans . . .596
Buti 171
Bvzantinische Schule . . 27
830
Register.
C.
Seite
Caffe. Daniel .... 785
Cagnacci (Guido Canlassi).
angeblich . . . .149
— nach ihm . . . .150
Cäiro. Francesco . . .214
Calabrese. il (Mattia Preti) 173
Calame. Alexandre . . .755
Caldara, Polidoro (da Cara-
vaggio). angeblich . . G3
Caliari Paolo (Veronese) . 107
— nach ihm . . . .112
— seine Erben (Heredes
Paoli) 112
— seine Schule . . .114
Callot. Jacques, nach ihm 237
Calvaert, Dionisio (il Fiam-
mingo) 68
— derselbe nach Eaphael 60
Camphuysen, Raphael . .488
Canale. Antonio,, da (Cana-
letto) ..... 200
Canaletto (Antonio da Ca-
nale) 200
Canaletto(Bernardo,Belotto) 2 04
Canlassi. Guido (Cagnacci),,
angeblich . . . .149
— nach ihm . . . . 1 50
Cano, Alonso . . . .232
— dessen Schule . . .232
Cantarini, Simone (}\ Pesa-
rese) 152
Capponi Ratfaellino de', gen.
del Garbo .... 34
Seite
Caravaggio, Michelangelo
da (Amerighi, Amerigi,
Merisi)
— Schüler u. Nachahmer
desselben
Caravaggio, Polidoro da
(Lanzani), angeblich
Card u cho (Carducci) , Vicente
Carlevaris, Luca. da Casa
Zenobio
Carlotto (Karl Loth) . .
Carolsfeld, Julius Schnorr
158
159
von
Carobfeld, Ludw. Ferdinand
Schnorr von ....
Caroto, Giovanni Francesco
Carpi, Girolamo da (de' Sel-
lari oder de' Livizzani)
Carpione, Giulio
Carracci, Lodovico .
Carracci, Annibale .
Carracci, Schule derselben
Carriera, Rosalba (Pastelle)
— (Miniaturen) . . .
Carus, Carl Gustav, Dr.
Casanobrio (da Ca Zenobio),
(Luca Carlevaris)
Castiglione, Giovanni Bene-
detto
— Schule desselben .
Castiglione, Francesco .
Catena.Vincenzo (di Biagio)
Cavazzola, il (Paolo Mo-
rando)
Celesti. Andrea ....
Cerquozzi. Michel Angelo.
(Delle Battaglie) ^ .
63
225
194
635
692
744
48
75
190
130
130
133
759
789
691
217 I
218
218
48
100
192
163
K e iT i s t e r.
«31
Cesari. Giuseppe (Cavaliere
(VArpino^ G")
• 'ulen. Cornelis Jonsoii
(Janssens. Jansoni van 486
Cbiari. Giuseppe . . .107
Choulant. Theodor . . .710
Ciccio. TAbbate (Francesco
Solimena) . . . .181
— nach ihm . . . .183
— Schule des ... 183
Cignani, Conte Carlo . .153
Cima, Giovanni Battista da
Conegliano . . . . 47
Cittadini. Pietro Francesco
(il Milanese;» . . .152
Civetta (Hendrik Bles) .207
< laesZ; Pieter . . . .430
Clouet. Franr-ois, Schule
des 230
Codagora, Viviano . . .104
Codde. Pieter .... 444
Conca. Bastiane . . .183
Conegliano. Cima da . . 47
Coninxloo (Koningsloo),
Gillis van .... 280
Coques oder Cocx. Gonzales 354
Cordella (Cordeliaghi) An-
drea di (Previtalij . . 40
Cornelisz,. Cornelis. van
Haarlem 282
— nacli ihm .... 284
Cornelius, Peter von . .719
Correggio, Antonio Allegri
da 78
— ansfoblich von ihm . s2
— nach ihm . . . . 82
— seine Schule . . .83
Seite
Corticelli (Sacchi. Regillo.
Licinio), Giov. Antonio
(da Pordenone) . . . 99
Cortona, Luca da (Signo-
relli) 37
Cortona, Pietro da (Be-
rettini) 102
Cosimo. Angelo di (Bron-
zino) 55
Cosimo. Piero di . . . 33
Cossa, Francesco ... 39
— Schule des ... 40
Courtois. Jacques (le Bour-
gnignon) 240
— Schüler u. Nachahmer
desselben 247
Courtois, Guillaume . . 248
Crabbetje (Jan Asselijn) . 504
Cranach, Lucas d. ä. . .005
— Werkstatt desselben 009
— Art desselben . . .014
Cranach. Lucas d. j. . .015
— Nachfolger desselben 019
Credi, Lorenzo di . . . 31
Crespi, Giuseppe Maria (lo
Spagnuolo di Bologna) J55
Cristofano , Francesco di
(Franciabigio) '. . . 52
Crivelli, Angelo Maria . 210
Croce, Girolamo da Santa 45
Cuyp, Aelbert . . . .503
— nach ihm .... 503
— angeblich derselbe . 504
Cuyp, Benjamin . . .502
832
Register.
D.
Seite
Dahl, Johaun Christian
Clausseri G89
Dahl, Johannes Siegwald . 710
Danedi,, Giuseppe (Mont-
alti) 214
Dapper (Franz Werner
Tamm) 645
D'athan. Georg . . . .060
Decker, Cornelis . . .450
Defregger, Franz . . .732
Deiters, Heinrich . . .727
Delft, Jan Vermeer van . 425
Denner. Balthasar . .651
Deuren, 0. van . . . 584
Deutscher, unbekannterMei-
ster, XVIII. Jahrhundert 650
Diamantini, Giuseppe . .194
Dieck Tom, August Ohrist.
Herrn 713
Dieponbeeck, Abraham van 330
Diethe, Alfred . . . .715
Dietrich (Dietricy), Chri-
stian Wilh. Ernst . .661
Dill, Ludwig . . . .738
Dinglinger, Sophie Fried. 799
Distelblum (Carlo dai Fiori).
angeblich . . . .166
Divino, el (Luis de Morales) 222
Diziani, Gasparo . . .197
Doerr, Otto C. F. A. . . 743
Dolci, Carlo . . . .184
— Schule des, vielleicht
Agnese Dolci . . .185
Domenichino ( Domenico
Zampieri} . . . .143
— dessen Schule . . .144
di
Dorste, Jacob van
Dossi. Dosso (Giovanni
Niccolo Lutero)
— seine Schule
Douzette, Louis
Dou , Gerard
— nach ihm
— unbekannter Nachahmer
desselben
Dreher, Heinrich Franz
Droochsloot, Joost Cornelisz
Drost, Cornelis, angeblich
Dubbels, Hendrik
Duc. J. A. le .
Duck, Jacob
Dücker, Eugen G.
Dürer, Albrecht
— nach ihm
— Schule des .
— angeblich derselbe
Dürer, Hans, vielleicht
Dughet, Gaspard (Gaspard
Poussin)
— Schüler und Nachahmer
desselben
Du Jardin, Karol .
Dusart, Cornelis
Duyster (Duster). Willem
Cornelisz
Dyck, Anton van .
— nach ihm von Sir Peter
Lely
Dyck. Anton van, angeblich
E.
E., Y. (Monogramm ist)
Eeckhout. Gerbrand van den
Seit*
510
70
72
743
541
545
545
704
402
510
490
443
443
727
590
592
593
596
594
244
244
519
484
489
330
337
337
241
514
Register.
833
Seite
Eichler. fernst Ferdinand 718
Eismann, Carlo (Brisi-
ghella) 196
Eismann, Johaon Anton . 638
Elligen Ottmar, d. ä. . . 392
Elsheimer, Adam . . . 627
Escalante , Juan Antonio
angeblich . . . .234
Espinosa. Jac. Jeronimo de 231
Everdingen. Allart van . 580
Everdinsren. Caesar van . 579
Evck, Jan van
262
F.
Fabriano, Gentile da. Art
des 37
Fabritius, Bernaert . . 504
Faccini, Pietro, angeblich 135
Faistenberger, Anton . .650
Falens, Karel van . . .363
Farinati,, Paolo . . .107
Fasolo, Giovanni Antonio . 115
Fa Presto (Luca Giordano) 175
Ferabosco (Forabosco), Gi-
rolamo 191
Ferg, Franz de Paula . .654
Ferrari, Gaudenzio, angeb-
lich 127
Feti, Domenico . . .160
Feuerbach, Anselm . . 745
Fiammingo, Dionisio (Cal-
vaert) 68
— Derselbe nach Raphael 60
Fiebiger, Julius . . .702
Fiesole, Fra Beato Giovanni
da, Schule des . . . 20
Seite
Filipepi , Sandro. genannt
Botticelli 30
— Schule desselben . . 31
Fiori, Carlo dai, genannt
Distel blum, angeblich . 166
Fiorino, Jeremias Alexan-
der .... . 808, 816
Flemal, Bartholet ... 394
Flinck, Govert .... 507
Florentiner, unbestimmter,
um 1500 .... 34
Florentiner, unbestimmter,
Ende des XVI. Jahrh. . 58
Floris, Frans (de Yriendt) 270
— Nachahmer desselben . 271
Fontana, Prospero ... 67
Fontana, Lavinia ... 69
Forabosco (Ferabosco), Gi-
rolamo 191
Fossano, Ambrogio da (Bor-
gognone), Art des . . 49
Franceschini, Marcantonio 154
Francia, Francesco (Raibo-
lini) 41
Francia , Giacomo (Raibo-
lini) 42
Franciabigio (Francesco di
Cristofanoj . . . . 52
Francisque(Fran9oisMillet) 249
Francken (Franck) L, Frans 285
Francken (Franck) IL, Frans 307
Francken, Hieronymus, d. A. 285
Fran^oys (Franchoys), Peter 339
Franz-Dreber, Karl Heinr. 704
Französische Meister, unbe-
stimmte, XVIII. Jahr-
hundert 200
53
834
Register.
Seite
Französische Schule, XVII.
Jahrhundert . . . .252
Friedrich, Kaspar David . 680
Friedrich, Caroline Friede-
rike 679
Friedrich, Gustav Adolf .707
Fritsch, Daniel (von Tor-
gau) 621
Furini, Francesco . . .184
Fyt. Jan 387
— angeblich derselbe . .389
G.
Gabbiani, Antonio Dom. . 185
Gärtner, Heinrich Johann 742
Garbo, Eaffaellino del (de'
Capponi) 34
Garofalo, Benvenuto da (Tisi) 7 2
— dessen Schule
Gaubert (Gobert), Pierre .
Gebhardt, Eduard von .
Gebier, Friedrich Otto .
Gelder, Aert (Arent) de
Gellee, Claude (Claude Lor-
rain)
— nach ihm ....
Gennari, Benedetto, angeb-
lich
Genovese, il Prete (Ber-
nardo Strozzi) .
Gentile da Fabriano, Art des
Gentz, Wilhelm Karl .
Georgi, Friedrich Otto .
Gerard, Fran^ois .
Gessi, Francesco .
251
727
734
565
242
243
148
216
37
741
703
754
144
Ghering, Anton
Ghirlandajo, Domenico di
Tommaso Bigordi, Schule
desselben
Ghislandi, Fra Yittore
Ghisolfi, Giovanni .
Gille, Christian Friedrich
Giordano, Luca (Fa Presto)
Giorgione (Giorgio Barba-
relli)
— nach ihm ....
Giotto di Bondone, Schule
desselben
Giovine, Palma, Jacopo .
Glauber, Johannes (Polj^dor)
Gliemann, Philipp Albert
Gobert (Gaubert), Pierre .
Gossaert, Jan (Mabuse), Art
desselben
Götz, Theodor von .
Goyen, Jan van
Graff, Anton . .
Grandi, Ercole de' Koberti
— nach ihm . . . .
Grassi, Joseph . . . .
Grebber, Pieter de . . .
Greco, il (Domenico Theo-
tocopuli)
Grenze, Jean Baptiste .
Griffier, Jan . . . .
Grimou, Alexis . . . .
Grosse, Franz Theodor, Dr.
Gröger, Friedrich Karl
Grund, Norbert
Gude, Hans Fr. . . .
Gudin. Jean Antoine Theo-
dore
Seite
380
33
193
174
696
175
93
94
29
115
586
704
251
266
709
540
674
40
41
681
440
122
259
534
254
711
752
672
741
754
Register.
836
Seite
Guercino, il (Francesco Bar-
bieri) 145
— nach ihm . . . .149
— angeblich dessen Schule 149
Günther 808
Gurlitt, Louis . . . .753
Gvseis (Gevselsl, Peter . 371
Gysis, Nikolaus . . .736
Heinrici, Joh. Martin, an-
geblich
H.
H.. B. (Monogranimist)
Haarlem . Cornelis Corne-
lisz, van
— nach ihm ....
Hackaert, Jan ....
Haensbergen. Johannes van
Hagen , Theodor Joseph
Hahn, Karl Wilhelm . .
Hahn, Gustav Adolf .
Halder
Hals, Frans, d. ä. . . .
— nach ihm ....
— Schüler und Nachfol-
ger desselben
Hals, Frans, d. j. .
Hamilton, John George de
Hammer, Edmund Guido .
Hartmann, Ferdinand .
Hauschild, Max
Heda, "Willem Claesz .
Heem, Jan Davidsz de
— Art desselben
Heem, Cornelis de
Heemskerk, Egbert van, d. j.
Heerschop, Hendrik . .
439
282
284
522
416
751
711
703
636
433
434
434
435
647
704
686
700
435
404
407
391
481
470
Heinz, Joseph . . . .
Heiss, Johann . . . .
Helst. Bartholomäus van der
Hennig, Gustav Adolf .
Herrera, Francisco de, el
Viejo, angeblich
Heyde, Jan van der .
Hobbema, Meindert
Hoet, Gerard . . . .
Höllen - Brueghel ( Pieter
Brueghel d. j.) .
Hott, Karl
HofFmann, Felicitas, geb.
Sartori
Hofmann, Johann Michael
Heinrich
Holbein, Hans, der jüngere
— nach ihm ....
Holländer, unbestimmte, um
1500 .....'.
Holländer, unbestimmter,
um 1548 . . . .
Holländer , unbestimmter,
um 1563 ....
Holländer, unbestimmte,
XVII. Jahrhundert .
Holländer, unbestimmter,
XVIII. Jahrhundert .
Hondecoeter, Melchior d' .
Hondecoeter, Gillis d' .
Hondt (Hondius), Abrah. de
Hondt, L. de . . . .
Honthorst, Gerard van .
— Art desselben
Horemans, Jan Joseph .
53*
Seite
798
620
638
505
693
225
529
530
418
291
749
791
706
597
600
278
281
282
587
589
415
486
572
361
401
401
357
836
Renrister.
Seite
Huchtenburgh , Jan van . 482
Hübner. Rud. Julius Benno 697
Huijsmans, Cornelis . . 374
Hutin, Charles . . . .259
Huysum, Jan van . . .538
I.
Isabe}', Jean Baptiste
J.
807
38G
Jacobson , Juriaen .
Jacobszj Lucas (van Ley-
den), nach ihm . . .279
Jäger, Gustav . . . .700
Janssens [Janson, Jonson),
Cornelis, van Ceulen . 486
Jardin, Karel du . . .519
Joerdans, Hans . . . .307
Jongh, Ludolf (Leuff, Lieve) 569
Jonson (Janson, Janssens),
Cornelis, van Ceulen . 486
Jordaens (Joerdaens), Hans 307
Jordaens, Jakob
— Art des ... .
Jordan, Rudolf . . . .
Juanes, Juan de (Vicente
Juan Macip) . . . .
K.
Kalf, Willem . . .
Kameke, Otto W. H. von
Kauffmann, Angclica .
Kaulbach, Fritz August
Keirincx, Alexander .
328
330
720
222
522
75 L
678
739
367
Keller, Ferdinand .
Kern, Anton i Körne; .
Kerrincx. Alexander
Kessel, Jan van, d. ä. .
Keyser, Thomas de
Kiessling, Joh. Paul Adolf
Klengel, Johann Christian
Klomp, Aelbert Jansz .
Knaus, Ludwig . . . .
Knupfer, Nikolaus .
Koller, Jos. Rudolf .
Koninck, Daniel, IL
Koninck, Salomon .
Koningsloo (Coninxloo). Gil-
lis van
Körne, Anton (Kern) .
Kranach, Lukas, d. ä. .
— Werkstatt desselben .
— Art desselben .
Kranach, Lukas, d. j. .
— Nachfolger desselben
Krell, Hans . . .
Krüger, Joh.- Heinrich Karl
Krodel, Matthias . . .
Kugel gen, Gerhard von
Kummer, Karl Robert .
Kuntz, Gustav Adolf .
Kupetzky, Johann .
Kurzbauer, Eduard
Seite
749
661
367
390
487
714
680
511
742
403
755
538
503
286
661
604
609
614
615
619
620
740
621
685
701
746
648
735
L.
L. D. (Monogrammist) (Le
Duc) 444
L., P. V., oder P. Ml. (Mouo-
grammist) .... 438
Laer, Pietervan (Bamboccio) 437
R e üT i s t e r.
837
Lairesse, Gerard
Laueret. Nicolas
Laug, Heinrich
LanfrancOj Giovanni
Lang-etti. Giovanni Battista
Lanzani . Polidoro ( Tene-
ziano)
Largilliere, Nicolas de .
Lasch. Johann Karl
Latour. Maurice Quentiu de
Leal (Juan de Valdes) .
Le Brun, Charles .
Le Duc (Jacob?) . . .
Leibl, Wilhelm . . . .
Leineweber. Anton Robert
Lelienbergh, Cornelis .
Lely, Sir Peter (van der
Faes), nach van Dyck
Leonardo da Vinci. Schule
des
Leonhardi, August Eduard
Lessing, Karl Friedrich
Leyden. Lukas van, nach
ihm
Leypold, Carl Julius von
Liberi, Pietro .
Lichtenheld, Wilhelm .
Licinio, Bernardino (da Por-
denone) ....
Licinio, Giovanni Antonio
(da Pordenone) .
Lier, Adolf ....
Lievens (Livensz), Jan
Limborch, Hendrik van
Lin, Hermann van (Stilheid)
Lingelbach, Johannes .
Liotard, Jean-Eticnne .
Seite
:S95
257
734
143
219
104
250
723
781
233
24C
443
737
718
427
337
12G
708
747
279
698
189
730
99
99
732
501
433
414
517
780
Lippi, Filippino, Schule des
Lissandrino (Alessand ro Ma-
gnasco)
Livensz (Lievens), Jan .
Longhi, Luca ....
Longhi, Pietro ....
Loo, Jacob van ....
Loo, Jean Baptiste ^ an
Looten, Jan van .
Lorrain, le (Claude Gellee)
— nach ihm ....
Loth, Johann Karl (Carlotto)
Lotto, Lorenzo ....
— Art des ... .
— nach ihm ....
Lucchese, il (Pietro ßicchi)
Luciani , Sebastiane (del
Piombo)
Luckx oder Luyx, Carstian,
David Teniers d. j. und
Nik. van Veerendael .
Ludwig, Karl ....
Lundens, Gerrit ....
Lutero, Giovanni di (Dosso
Dossi)
— seine Schule
Luti, Benedetto
Luyx oder Luckx, Carstian,
David Teniers d. j. und
Nik. van Veerendael . .
Lys, Jan, gen. Pan .
Seite
33
215
501
66
203
507
255
511
242
243
635
97
98
98
151
62
351
744
517
70
72
185
351
581
M.
Maas, A. V 523
Mabuse (Jan Gossaert), Art
des 266
838
R e g i rs t e r.
Macip, Vicente Juan (Juan
de Juanes) ....
Maes, Nicolas ....
— angeblich derselbe .
Maffei, Guido von . .
Magnasco, Alessandro (Lis-
sandrino)
Mailänder, unbestimmter.
XVI. Jahrhundert . .
Mantegna, Andrea .
Maus, Fred. H
Manyoki, Adam
Mariae, Meister des Todes .
Maratti (Maratta), Carlo .
— Carlo, angeblich, und
Carlo dai Fiori (Distel-
blum)
Marseus, Otto (van Schrieck)
Marescalco, Pietro (Lo Spada)
— angeblich derselbe .
Marienhof, A
Marinus van Roymerswale
Maron, Theresia Concordia,
geb. Mengs (Pastelle) .
— (Miniaturen) .
Marseus od. Marceliis, Otto,
van Schrieck, genannt
Snuffelaer ....
Massjs, Quinten, Werkstatt
des
Matthisen, Broder .
Matthäi, Friedrich . . .
Mazzolini, Ludovico
Mazzuoli, Francesco (il Par-
meggianino) ....
— nach ihm ....
— seine Schule . . .
Seite
222
523
523
734
215
126
43
586
649
622
165
166
512
124
125
418
269
784
797
512
266
584
687
69
84
85
85
Seite
Mazzuoli, Girolamo (Bedolo.
Bedulla) ..... 86
Meer, Jan van der (Vermeer).
van Delft . . . .425
Meer, Jan van der. van
Haarlem, d. ä. . . .476
— angeblich derselbe . 476
Meer, Jan van der, van
Haarlem, der jüngere (de
jonghe) 483
Meiren, Jan Baptist van der 362
Meissner, Adolf Ernst . .733
Meister des Todes Mari« . 622
Meldolla (Medolla), Andrea
(Schiavone) . . . .122
Memlinc, Hans, nach ihm . 264
— Werkstatt oder Schule
desselben 265
Mengs, Anton Raphael . 673
— derselbe nach Eaphael 60
— desselben Pastelle . 782
— desselben Miniaturen 796
Mengs, Ismael . . . .655
— desselben Miniaturen 794
Mengs (Maron), Therese
Pastelle . . . . .784
— ders3lben Miniaturen 797
Merisi (Amerighi, Amerigi\.
Michelangelo da Cara-
vaggio 158
— Schüler und Nachahmer
desselben 159
Messina, Antonello da . . 43
Metsu, Gabriel . . . .549
Meulen, Adam Frans van der 359
— nach ihm . . . .360
Mever, Claus . . . .739
Register.
839
Meytens, Martin von. an-
geblich
— desselben Miniatur
Michel Angelo Buonarroti,
nach ihm ....
Miel, Jan
Miere velt, Michiel Janszoon
— Schüler und Nachfol-
ger desselben
Miereveit. Pioter .
Mieris. Frans van . d. ä. .
— nach ihm ....
Mieris, Willem van
Migliori, Francesco
Mignon, Abraham . . .
Milanese, il (P. F. Cittadini)
Millet, Francois (Francisque)
Minderhout. Hendrik van .
Miniaturbilder ....
Mirandolese, il (Pietro Pal-
tronieri)
Ml. P. oder P. v. L. (Mono-
grammist)
Möller, Andreas
Mola, Pier Francesco .
Molanus, Mattheus . .
Molenaer, Jan Miensze
Molinari, Antonio .
Molinari, Giovanni Battista
Molijn, Pieter d. j., angeb-
lich (Pieter Mulier, gen.
il Cavaliere Tempesta) .
Molyn, Pieter d. ä. (Mono-
grammist P. Ml. oder
P. V. L.) ....
Momper, Josse (Joes. Joost,
Jodocus) de ... .
Seite j
656 [
794 j
51 I
581 1
419 :
420 '
420 ;
551
555
558 i
198
639
152 !
249 I
373- j
787
158
438
650
151
562 '
443
194
191
478
438
289
Montalti (Giuseppe oder Ste-
fano Danedi) ....
Moor, Karel de, d. j. .
Mor (Moro), Antoon .
Morales, Luis de (el Divino)
Morando, Paolo (il Cavaz-
zola)
Moreelse, Paulus
Moretto da Brescia. il (Ales-
sandro Bonvicino) .
Moroni, Giovanni Battista .
Mostert, Jan ....
Moucheron, Frederik de, d. ä.
Moucheron, Frederik de, d. j.
Moucheron. Isack de, an-
geblich
Moya, Pedro de, angeblich
Mulier, Pieter ( Cavaliere
Tempesta) ....
Murillo, Bart. Est. . .
— nach ihm ....
Mühlig, Meno ....
Müller, Kari Wilhelm . .
Müller, Heinrich Eduard .
Müller, Moritz (Steinla) .
Müller, Moritz . • . . .
M}i;ens, wahrscheinlich (viel-
leicht Isack Mytens)
Mytens (Meytens), Martin
von. angeblich .
— desselben Miniatur .
Seite
214
558
281
222
100
397
100
102
277
524
526
526
232
478
233
233
705
715
705
691
708
426
656
794
N.
Naecke (Naeke), Gust. Heinr. 689
Naiwinx (Nouwinx), H. .582
Naldini. Battista ... 57
840
Register.
Nattier.. Jean Marc
Nazari, Bartolo
Neapolitaner, unbestimmter,
um 1500 . . . .
Neck, Jan van ....
Nefs (Neeffs), Lodowyk .
Nefs (Neeffs). Peter, d. ä. .
Neer, Aert van der .
Neer, Eglon Hendrik van der
Negri, Pietro ....
Netseber, Kaspar . . .
— nach ibm ....
Neyts (Nijts), Gillis . .
Niederdeutscher, unbestira ra
ter, XV. Jahrhundert
Niederdeutscher, unbestimm
ter, XVI. Jahrhundert .
Niederländer, unbestimmter,
XVI. Jahrhundert .
Niederländer, unbestimmter
( Monogramniist ) , um
1638
Niederländer, unbestimmte,
XVII. Jahrhundert .
Nikkei en, Jan van . .
Nogari, Giuseppe .
— angeblich derselbe
Nordgren, Axel . .
Nouwinx (Naiwinx), H.
Seite
257
201
50
527
380
378
491
532
200
429
432
370
625
625
277
340
341
485
202
203
725
582
0.
Oberdeutsche, unbestimmte,
XVI. Jahrhundert . . 603
Oberdeutscher, unbestimm-
ter, um 1600 ... 627
Oberitaliener, angeblicher,
XVI. Jahrhundert .
Oberitaliener, unbestimmte,
XVI. Jahrhundert .
Oberitaliener, unbestimmte,
XVII. .Jahrhundert .
Ochtervelt, Jacob .
Oehme, Ernst Ferdinand .
Oehme. Ernst Erwin .
Oehmichen, Hugo .
0er, Theobald von .
Oeser, Adam Friedrich
Oosterw3'ck, Maria van
Oppermann, C
rOrbetto (Alessandro Turchi)
— Schule des
Orley, Barend van .
Orizzonte (Jan Frans van
Bloemen)
Orsi, Bernardino, angeblich
Orrente, Pedro . . . .
Ossenbeck, Jan oder Joost .
Ostade, Adriaen van .
— nach ihm ....
— N'achahmer desselben
Ostade, Isack van .
Oury, Jean Libert .
Seit«
129
127
220
572
693
713
728
699
672
424
809
186
188
268
376
129
224
571
446
448
448
470
713
P.
P. V. L. oder P. Ml. (Mono-
grammist) . . . .438
Paccia, Pietro. angeblich .>i83
Padovanino, il (Alessandro
Varotari) 188
— Schule desselben . .188
Register.
Ö41
Seite
Pai!ani. Paolo . . . .215
Palamedesz. Antonie. Art des 422
Palamedesz. Palaniedes Ste-
vaerts 422
Palma. Jacopo. il Yecehio 95
— seine Sehnle . . . 97
Palma. Jacopo. il Giovine 115
Palmezzano, Marco, da
Forli.. ang'eblicli . . 39
Palti'onieri . Pietro (il Mi-
ra ndolese) . . . .158
Pan (Jan Lys) . . .581
Papperitz, Gustav Friedrich 701
Parmeggianino. il (Fran-
cesco Mazziioli) . . 84
— nach ihm . . . . 85
— seine Schule ... 85
Pasqualino (Pasquale Rossi) 167
Passarotti, Bartolommeo . 67
Pastellbilder . . . .759
Pater, Jean Baptiste Jos. 258
Paudiss,. Christoph . .632
Paula Ferg. Franz de .654
Pauwels. W. Ferdinand . 712
Peeters, Buonaventura . 370
Peeters, Gillis . . . .368
Pelleg-rini, PellegTino (Ti-
baldij ..... 68
Pencz (Penz), Georg . . 595
Pereira, Vasco . . . .223
Perugino, Pietro (Vanucci),
Schule des . . . . 38
Pesarese, il (Simone Cantarini) 1 5 2"
Peschel, Karl Gottlob . . 693
Fesne, Antoine . . .254
Piazetta, Giovanni Battista 197
Pietro. Sano di . . . . 35
Pigiioni, Simone
Pinturicchio, il (Bernardino
di Betto Biagio)
Piombo, Sebastiano del (Lu
ciani)
— nach ihm .
Pippi, Giulio (Romano)
Pittoni, Giovanni Battista
Plazer, Johann Georg .
Plüddemann. Hermann
Pochmann, Traugott Lebe
recht
Poel, Egbert van der .
Poelenburgh, Cornelis van
— Schüler desselben
Pohle, Friedrich Leon .
Polidoro Yeneziano (Lan-
zani)
Polydor (Joh. Glauber)
Ponte, Jacopo da (Bassano
— seine Werkstatt .
Ponte, Francesco da (Bas-
sano)
Ponte, Leandro da (Bas-
sano)
Poorter, Willem de .
Pordenone, Giovanni Anto-
nio da (Sacchi, Regillo
Corticelli, Licinio) .
Pordenone, Bernardino Li-
cinio da .
Porta, Giuseppe (vSalviati)
Portelli, Carlo .
Potasch, angeblich .
Potter, Paulus .
— nach ihm
Pourbus, Frans, d. ii. .
Seite
184
38
62
51
63
199
659
720
685
423
398
400
716
104
586
116
118
123
124
445
99
99
57
56
643
518
519
276
«42
Register.
Seite
Pourbus. Frans, d. ä.. Art
des ...... 276
Pourbus, Pieter. Art des 269
Pourbus, Art der . . .277
Poussin, Gasi)ard (Gaspard
Dughet) . . . . .244
— Schüler und Nachahmer
desselben 244
Poussin, Nicolas . . .238
— Schüler und Nachahmer
desselben 240
Pozzo, Andrea . . . .167
Preller, Friedr.. der ältere 750
Preller, Friedr., der jüngere 715
Presto, Fa (Luca G-iordano) 175
Preti, Mattia (il Cavaliere
Calabrese) . . . .173
Previtali, Andrea (Cordella.
Cordeliaghi, di Bergamo 46
Procaccini, Camillo . .213
Procaccini, Giulio Cesare . 212
— aus seiner Schule . 213
Pröll-Heuer, Max Heinrich
Eduard 696
Pu}TOche , Elise . geborne
Wagner 755
ü.
Quellinus, Erasmus. angeb-
lich 339
Querfurt, August . . .657
R
Raibolini. Francesco (Fran-
cia) 41
Seite
Raibolini. Giacomo (Francia ) 42
Rameli. Feiice . . . .788
Ramenghi, Bartolommeo TBa-
gnacavallo) . . . . 66
Raphael Santr von Urbino 59
— nach ihm von Dionv-
sius Calvaert . . . 60
— nach ihm von A. R.
Mengs 60
— nach ihm von unbe-
kannten Meistern . . 00
— angeblich nach ihm . 61
— angeblich seine Schule 62
Raphaelische Tapeten . .820
Rasmussen. G. Anton . .728
Raupp, Karl . . . .733
Ravesteni, Jan van. Art des 426
Regillo. Giovanno Antonio
(da Pordenone) ... 99
Reiner. Wenzel Lorenz . 654
Rembrandt Harmensz van
Rijn ...:.. 492
— nach ihm . . . .499
— unbestimmte Schüler
desselben . . . .499
— unbestimmte Meister
unter seinem Einflüsse 500
Reni. Guido . . . .135
— nach ihm . . . .138
Reni. Guido (Pastell) . .759
Retzsch. Friedrich Moritz
August 816
Ribalta, Juan de, angeblich 229
Ribera. Jusepe de (lo Si)a-
gnoletto) 22o
— Schüler und Nachahmer
desselben . . . .228
Resrister.
843
Seite
Ricchi, Pietro (il Lucchese) 151
Ricci, Sebastiane . . .103
Ricci, Marco . . . .195
Richter, Adolf . . . .722
Riclitor, Adrian Ludwig- . 095
Richter. A neust . . .094
Riclitor. Caroline Therese . 088
Ridolti. Claudio . . . 125
Riefstahl. Wilhelm Ludwig-
Friedrich 748
Rig-aud, Hyacinthe . . . 250
Rijn, Rembrandt Harmensz
van
— nach ihm .
— imbestimmte
desselben .
— unbestimmte
unter seinem
Rijsbrack. Peter
Ring, Pieter de
Ritscher, Gottlob
Robei-t, Felicitas.
Tassaert
Roberti, Domenico .
— Art desselben
Robusti, Jacopo (il Tinto-
retto)
— nach ihm ....
Roelas, Juan de las .
iRoepel, Coenraet .
Roessler (Rösler). Johann
Karl
iRöting, Julius Robert .
iRoger van der Weyden .
Rokes (Hendrik Martonsz
Sorg-h) 570
Romano. Giulio (Pfp))!) . 03
Schüler
Meister
J]intlusse
Moritz .
»•eborne
492
499
499
500
376
540
710
786
170
171
119
121
223
432
087
722
204
Seite
Rombouts. Gillis (Jillis) .477
Romeyn, Willem . . .481
Roos. Johann Heinrich . 634
— angeblich derselbe . 035
Roos, Johann Melchior . 040
Roos, Joseph . . . .074
Roos, Philipp Peter (Rosa
di Tivoli) 044
Rosa, Salvator . . . .173
— Schule des . . .174
Rosa di Tivoli (Philipp
Peter Roos) . . . .044
Rosenfelder, Karl Ludwig
Julius 740
Rossi, Francesco de' (Sal-
viati) 50
Rossi, Pasquale (Pasqua-
lino) . . . . . .107
Rotari. Pieti'o, Graf . .203
Rotermund, Julius Wilhelm
Ludwig 708
Rotten hammer, Johann . 020
Roymerswale, Marinus van 209
Rubens, Peter Paul . .311
— nach ihm . . . .322
— Schüler und Nachahmer
desselben 320
Rudow, Gustav Ludwig . 717
Rugendas, Georg Philipp . 048
Ruijsdael, Salomon van . 442
Ruisdael, Jacob van . .471
— angeblich derselbe . 475
— nach ihm . . . .475
Ruthart, Karl . . . .030
Ruths, Joh. Georg Valentin 752
Ruysdi. Raobel . . .537
Ryckaert. David, d. j. . . 352
844
Register.
Seite
Ryn, Rembrandt Harinensz
van (siehe unter Rijn) 492
Rvsbrack, Peter . . .376
S.
G8
99
Sa-bbatini. Lorenzo .
Sacchi. Giovanni Antonio
de' (da Pordononej .
Saftleven ( Zachtleven ), Cor-
nelis 568
Saft-Leven (Zachtleven). Her-
man 409
Saiter. Daniel . . . .644
Salvi , Giovanni Battista
(Sassoferrato) . . .164
Salviati, Francesco (de"Rossij 56
Salviati, Giuseppe (Porta) . 57
Sammacchini . Orazio . . 67
Sammet-Brueghel (Jan Brue-
ghel d. ä.) .... 292
— Schüler und Nachahmer
desselben 298
Sano di Pietro . . . . 35
Santa Croce, Girolamo da 45
Santi. Raphael. von ürbino
— nach ihm von Diony-
sius Calvaert
— nach ihm von A. R.
Mengs
— nach ihm von unbe-
kannten Meistern .
— angeblich nach ihm .
59
60
60
— angeblich seine Schule
Sart. Cornelis du .
60
61
62
484
Seite
SartO; Andrea del ( Angeli,
d'Angelo) 53
— nach ihm . . . . 54
Sartori, Felicitas Hoffmann,
geborne 791
Sassoferrato (Giov. Battista
Salvi) 164
Savery, Roelant . . .303
Savoye, Daniel de . . .249
Scarsella, Ippolito (Scarsel-
lino) 77
Schalcken, Godfried . .564
Schaubroeck, Peter . . . 30<J
— .\rt des . . . .300
Schedoni, Bartolommeo . 86
Schenker, Jacques Matth. 719
Schiavone, Andrea (Meldolla) 122
Schick, Karl Fr. . . .724
Schidone, Bartolommeo . 86
Schietzold, August Robert
Rudolf . \ . . .736
Schleich. Eduard . . .730
Schmidt, Johann Heinrich 785
Schnorr von Carolsfeld, Jul. 692
Schnorr von Carolsfeld, Lud-
wig Ferdinand . . .744
Schön. Friedrich Wilhelm 729
Schönfeldt, Johann Heinr. 630
— angeblich derselbe . 631
SchönheiT, Karl Gottlob . 707
Schönleber, Gustav . . .750
Schoorle (Jan van Scorel) . 280
Schrieck, Otto Marseus van 512
Schubruck ( Schaubroeck ) .
Peter 300
— Art des .... 30»)
Schuch, Werner Wilh. Gust. 737
Resfister.
845
Schiiriii'. Kali ^\'ilht'lm
Schuster, Ludwig Al)»re<iit
Schut. Cornelis. angeblich
und
SchAväbischer Meister A. B.
Schwäbische Meister, unlje-
stimmte, XVI. Jahrhund.
Schwarz Christoph .
Scorel, Jan van (Schoorle)
Screta, Karl . . . .
Seenian. Enocli . . . .
Seghers, Daniel
— Xachahmer desselben .
Seibold. Christian .
Seiter (Saiter). Daniel .
Sevbold, Christian .
Seydel. Gustav Eduard
Sienesen , unbestimmte .
XIV. Jahrhundert . .
Sienesen , unbestimmte ,
XV. Jahrhundert . .
Sienese , unbestimmter,
XVI. Jahrhundert . .
Sig:norelli, Luca
Silvestre, Louis de .
Simonson, David .
Sirani, Elisabetta .
Skreta, Karl . . . .
Smout, Lucas, d. j.
Slingeland, Pieter van .
— nach ihm . . . .
Snayers, Peter . . . .
Snvders, Frans . . . .
— nacli ilim . . . .
— Xachahmer desselben
Sohn, Wilhelm . . . .
Sole, Giov. Giuseppe dal .
Seite
702
706
327
330
GOl.
602
625
280
628
.587
384
385
658
644
658
722
36
37
58
37
252
712
154
628
376
556
557
S57
381
382
383
726
155
Solimena. Francesco (FAb-
])ate Ciccio) ....
— nach ihm ....
— Schule des .
Son. Joris van ....
Sorgh, Hendrik Martensz
(Rokes) . . . . .
Spada, Lo (Pieü'oMarescalco)
— angeblich derselbe .
Spada. Leonello
Spagnoletto, Lo (Jusepe de
Ribera)
— Schüler und Xachahmer
desselben
Spagnuolo. Lo, di Bologna
(Giuseppe Maria Crespi)
Spanier, angebliche. XVII.
Jahrhundert ....
Spanier, unl)estimmte. XVI.
Jahrhundert ....
Spanier, unbestimmte. XVII.
Jahrhundert ....
Sperling, Johann. Christian
Spitzweg, Karl ....
Ssotnowsky, Ritter, von Za-
worzic (Karl Skreta) .
Stalbemt, Adriaan van . .
Standard (Peter van Bloom en)
Stanzioni, Massimo
Steen, Jan
Steenwijck. Hendrik van, d. j.
Steffau, Johann Gottfried .
Steinla (Moritz Müller) .
Stevaerts, Antonie Palame-
desz
Stevaerts, Palamedes Pala-
medesz
Seite
181
183
183
389
570
124
125
138
99;^
228
155
234
224
234
656
729
628
306
360
172
546
378
730
691
422
422
846
Register.
Stilheid (Hermann van Lin)
Stemme, de. van Kami)en
(Hendrik Avercampj .
Stoom, Matthaeus . . .
Stoop, Cornelius, angeblich
Stoop, Dirk (van der Stoo]))
Storck, Abraham .
— angeblich derselbe .
Strozzi, Bernardo (il Prete
Genovese) ....
Strudel, Peter (von Stru-
"dendorff)
Sturzkopf, Franz . . .
Subleyras, Pierre .
Swanevelt, Herman van .
Seite
414
577
585
409
408
533
533
216
646
752
258
582
T.
Tamm , Franz Werner
(Dapper) ....
Tapeten, gewebte
Tassaert, Felicitas Robert,
geborne
Tempesta, il Cavaliere (Pie-
ter Mulier oder Molijn d.j.)
Teniers, Abraham .
Teniers, David, d. ä. .
Teniers, David, d. j. .
— nach ihm . .
— Schüler und Nachahmer
desselben ....
Teniers, David, d. j., Nik.
van Veerendael und Car-
stian Luvx ....
645
718
786
478
355
342
344
350
350
351
Seite
Ter Borch, Gerard . .577
Theotocopuli , Domenico (il
Greco) . . . . . 122
Thiele, Johann Alexander 653
Thiele, Julius Arthur . .716
Thomas, Karl Gustav Adolf 714
Tiarini, Alessandro . .139
Tibaldi. PellegTino . . 68
Tiepolo, Giovanni Domenico 211
Tilborch, Egidius, oderGillis 354
Tilius, Johannes . . .432
Tintoretto, il (JacopoRobusti) 119
— nach ihm . . . .121
Tisi, Benvenuto (Garofalo) 72
— Schule desselben . . 75
Tivoli, Rosa di (Philipp
Roos) 644
Tiziano Vecelli da Cadore 87
— nach ihm .... 90
Todes Mariae, Meister des 622
Törmer, Benno Friedrich . 696
Toi, Dominicus, van . .555
Tom Dieck, Aug. Christian
Hermann 713
Toorenvliet, Jacob . . .555
Torre, Flaminio . . .150
Toscaner, unbestimmter,
XIII. Jahrh 35
Tour, Maurice Quentin de la 781
Trevisani, Francesco . .167
Triva, Antonio . . . .153
Troy, Fran^ois de . . .250
Turchi Alessandro
(FOrbetto) . . . .186
— Schule des . . .188
Register.
847
ü.
Ubertini, Francesco (Bac-
chiacca)
Uden, Lucas vau .
Ulft, Jacob vau der .
ritenwael,JoachiuiAntouisz
rteuwael, Joachim Autouisz
Utrecht (Uytrecht\ Adriaeu
van
V.
i
V. E. (Monogrammist)
Vaccaro. Andrea
Vaillant, Wallerand
Valdes, Leal, Juan de
Valentin, le . . . .
Valkenborch, Martin van
Van Loo, Jacob
Van Loo, Jean Baptiste
Vanni, Francesco .
Vanucci, Pietro (il Peru
gino). Schule des .
Varotari, Alessandro (il
Padovanino) .
— Schule desselben .
Vasari, C4iorgio .
Vautier, Benjamin .
Vecchia, Pietro della .
Vecchio, Palma, Jacopo
— dessen Schule
Vecelli. Francesco, da Ca-
dore, angeblich . . .
I Seite
t
Vecelli, Tiziano (da Cadore) 87
— nach ihm .... 90
Seite Veerendael, Nik. van . .393
Veerendael Nik., David Te-
54 iiiers d. j. und C. Luyx 351
305 Velazquez, Diego de Silva 230
583 Velde, Adriaen van de .527
284 Velde, Willem van de, d.j. 524
284 Venezianer, unbestimmte
um 1500 .... 49
385 Venezianer, unbestimmte,
; XVI. Jahrh. . 105, 125
i Venezianer, unbestimmte,
i XVII. und XVIII. Jahr-
hundert 212
Veneziano, Bonifazio . .104
241 Veneziano, Polidoro (Lan-
172 zani) 104
394 Venus, August Leopold . 717
233 i Verboom, Adriaen H. . 520
237 Vereist, Pieter .... 428
275 Verendael, Nikolas van . 393
507 Verendael, Nik. van, Dav.
255 j Teniers und C. Luyx .351
58 Verkolje, Jan . . . .533
Verkolje, Nikolas . . .538
38 Vermeer, Jan, van Delft 425
Vermeer, Jan (van der Meer),
188 van Haarlem, d. ä. . . 476
188 ' — angeblich derselbe . 476
5 5 Vermeer, Jan ( van der Meer),
726 van Haarlem, d.j. . .483
189 ' Vernet, Claude Joseph . . 259
95 Veronese, Bonifazio, d. ä. 102
97 Veronese, Bonifazio, d. j. 103
Veronese, Paolo (Caliari) 107
93 — nach ihm ... . 112
848
Register.
Seite
Veronese, Paolo,, seine Erben
(Heredes Paoli) .
112
— seine Schule .
114
Verschuring, Hendrik .
413
Verlangen . Daniel .
402
Viani, Dom. Maria .
157
Victor, Jacomo ....
513
Victors, Jan ....
513
VincJ?-Boons, David . .
305
Vinci, Leonardo da, Schule
des
126
Viviano, Codagora ,
164
Vlämische Meister, unbe-
stimmte um 1500 .
267
Vlämischer Meister, unbe-
stimmter um 1520
268
Vlämische Meister, unbe-
stimmte um 1600 . .
310
Vlämischer Meister, unbe-
stimmter um 1638
341
Vlämischer Schlachtenmaler,
unbestimmter, XVII.
Jahrhundert . . . .
364
Vlämische Landschafter,
unbestimmte, XVII.
Jahrhundert ....
377
Vlieger, Simon de . . .
490
— angeblich derselbe .
490
Vogel, Christian Leberecht
681
Vogel von Vogel stein, Karl
690
Vois, Ary de ... .
548
Voltz, Friedrich Joh. . .
731
Vonck, Jan
521
— angeblich Vonck
521
Vorstermans, Jan, angeb-
lich . . . . ^ .
417
1
Vos. Martin de. angeblich
272
Seite
Vos. Pauwel de . . .383
Vouet, Simon . . . .236
Vrancx, Adriaen. angeblich 300
Vriendt, Frans de (Floris) 270
— Xachahmer desselben 271
Vries, Abraham de . .488
Vroom, Maltheus. angeblich 359
W.
Wagner , Maria Dorothea
geb. Dietrich
Wagner, Elise PuNroche
geborne ....
Walch. Jacob (Barbari)
Walch, Johann .
W^atteau, Antoine .
Weber, Anton .
Weenix, Giovanni Battista
— vielleicht derselbe
Weenix, Jan
— angeblich Schüler
desselben ....
Wegener, Joh.
AVilhelm . .
Wehme, Zacharias
Weiser, Joseph Eraanuel
Weishaupt. Victor .
Weller, David Friedrich
Wendler, Friedrich Moritz
Werff, Adrian van der
Werft", Pieter van der
Weser, Ernst Christian
Weydeu, Roger van der
Wichmann, Adolph Fried
rieh Georq* .
Friedrich
673
755
45
808
256
718
514
515
530
532
701
621
737
738
786
702
573
576
800
264
703
Register.
849
Seite
Wiebko,, ßartholt .
. . 043
Wilborg. Christian
. 743
Wildens, Jan . .
. 364
Willacrts, Adam ,
. 305
Willmann , Michael
. 633
Winberg, M.
. 809
Wislicenus, Hermann
. . 723
Wit, Jacob de . .
. 539
Wolfvoet. Victor
. 340
Wouwerman, Philips
. 450
— nach ihm .
. 464
— Art desselben
. 465
Wttewael (Uitenwael), »
Toa-
chim Antonisz .
. . 284
Wyck. Thomas . .
.448
Wynants, Jan .
. 438
W^^lants. Jan, angeblich
Wvtmans. Matheus
Seite
439
418
Z.
Zampieri, Domenico (il
Dominichino)
— Schnle desselben .
Zeeman, Enoch ....
Zeeuw, van (Marinns van
Ro3merswa]e)
Zimmennann, Ang. Albert
Zimmermann, Aug. Richard
Zimmermann, Ang. Robert
Zimmermann, Ernst K. G.
Zurbaran, Francisco de
143
144
587
269
745
731
731
739
230
Nachträi;li(*ho Bi'richtii^uiii^'eii und Zusätze.
(Vgl. oben S. 823 — 825.)
Seite 52 Zeile 15 von oben. — Man vergleiche auch die mitVonusti's
Namen bezeichnete Madonna im Leipziger Museum.
„ 308 am Rinde zu N. 943 lies P8 statt Fl.
„ 316 „ „ „ N. 971 „ M2 „ J 3.
406
N. 1266
47b
7 b.
429 Zeile 5 von unten lies 1662 statt 1660.
54
Vergleichendes
N u m m e r n - V e r z e i c h n i s s .
1. Die alten und neueren (xemälcle.
Die alten Nummern sind diejenigen des Katalogs von 1880 und 1884.
Ute
Neue
Alte
Neue
Alte
Neue
Alte
Neue
Num
mer.
Nummer.
Nummer.
Nummer.
25a
36
49
71
74
508
1
1
25b
37
50
74
75
509
2
2
26
38
51
72
76
510
3
3
27
89
52
73
77
511
4
4
28
40
53
75
78
513
5
23
29
34
54
80
79
514
6
27
30
35
55
76
80
93
7
6
31
41
56
77
81
99
8
24
32
11
57
296
82
94
9
.25
33
12
58
65
83
97
10
26
34
9
59
90
84
100
11
28
35
8
60
78
85
96
12
29
36
JO
61
79
86
95
13
30
37
294
62
84
87
92
14
31
38
16
63
81
88
101
15
32
39
13
64
82
89
98
16
5
40
292
65
844
90
295
17
17
41
89
66
83
91
105
18
18
42
66
67
85
92
125
19
7
43
22
68
87
93
124
20
38
44
14
69
88
94
104
21
43
45
15
70
91
95
103
22
44
46
19
71
506
96
106
23
47
47
21
72
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54
852
Vergleichendes Nummern -Verzeichniss.
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Nummer.
Alte Neue
Nummer.
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Nummer.
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Vergleichendes Niimraeru-Verzeichn i ss.
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Vergleichendes Nummern-Verzeichniss.
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1954
1954
Vergleichendes Niimmern-Verzeichniss.
865
Alte Neue
Nummer.
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I
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2000
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1996
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2001
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2002
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2003
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866
Vergleichendes Nummern -Verzeichnis s.
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Neue
Alte
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Nummer.
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Nummer.
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117
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182
TTI. Die MiiiiaturMlder.
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60-
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45
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51
870
Vergleichendes Nummern-Verzeichniss.
Alte
Neue
Alte
Neue
1
Alte I
Neue
Alte !
Neue
Nummer.
Nummer.
Nummer.
Nummer.
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118
7
147
199
Letzte Bericlitigungeii und Zusätze.
(Vgl. oben S. 823 — 825 und S. 849.)
S. 422 unten. Palamedes Palamedesz wurde geboren, während
seine Eltern in London lebten, kam aber schon als Knabe
nach Delft zurück.
S. 423 unten. Da W. van Aelst schon 1643 der Delfter Gilde
beitrat, hat er sich 1678 aus Anlass seiner Verheiratung
wahrscheinlich einige Jahre jünger gemacht, als er war.
S. 424 unten. Druckfehler: Marie van Oosterwyck wurde nach
Houbraken nicht am 21. Aug. 1631. sondern am 20. Aug.
1630 geboren und starb nicht in Geldern, sondern in
Eutdam.
Verzeichniss
der von der Generaldirektiou der Königl. Sammlungen
herausgegebenen
Kupferstiche nach Gemälden der K. Galerie
(verkäuflich durch den Galerie-Sekretär,
auch in einzelnen Blättern).
I. Das alte Galeriew^erk
unter dem Titel:
Recueil d'estampes d'apres lesTableaux originaux de la Galerie royale.
Begonnen 1753. Beendet 1870.
Drei Abteilungen zu je 51 Blatt in Gross-Folio, mit Text in
französischer Sprache.
Preis des ganzen Werkes:
weiss, gebunden 580 Mark, ungebunden 490 Mark
chines. „ 830 „ „ 740 „
Preise der einzelnen Abteilungen:
Abteilung I weiss, gebunden 190 Mark, ungebunden 160 Mark
l
chines.
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290
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JJ
260
II weiss
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III weiss
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210
chines.
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370
V
JJ
340
Eine Auslese aus dem ganzen Werke, welche 24 der beliebtesten
in diesem Verzeichnisse mit einem Stern (*) bezeichneten Blätter enthält,
kostet, ungebunden, auf weissem Papier 1 26 Mark, auf chinesischem 168 Mark.
874
Verzeichnis^ der verkäuflichen Kupferstiche.
Np.
I. Tit.
5J
3.
J>
4.
V
5.
?J
6.
V
7.
. 9.
„ 10.
„ 11.
Erste Abteilung.
ßi;S;'aud. August III.. als Kronprinz im
Jahre 1715
Von J. J. Balechou gest. (Kat.-N. 760.)
Correg'gio. Madonna des heiligen Fran-
ciscus
Von E. Fessard gest. (150.)
Derselbe. Madonna des heiligen Georg .
Von N. D. Beauvais gest. (153.)
Derselbe. Madonna des heiligen Sebastian .
Von P. A. Kilian gest. (151.)
Derselbe. Magdalena
Von J. Daulle gest. (154.)
Crirolamo Mazzuoli. Maria mit dem
Kinde und Heiligen
VonN.leMirealsFranc.MazzuoIigest.(166.)
Nie. Abati. Die Hinrichtung der Apostel
Petrus und Paulus ......
Von Jac. Folkema gest. (165.)
Cateiia. Heilige Familie
VonP.E.MoittealsAndr.delSartogest.(65.)
Andrea del Sarto. Abrahams Opfer .
Von L. Surugue d. ä. gest. (77.)
Criul. Koiuauo. Heilige Familie, genannt
>^ Madonna della Catina<
Von .J. J. Flipart gest. (103.)
Tizian. Heilige Familie mit der Stifter-
familie
Von E. Fessard gest. (175.)
Derselbe. Bildniss einer Dame in Trauer .
Von P. F. Basan gest. (174.)
Preis
weiss
in Mark.
I chiu.
I
12
6
6
6
6
4
6
3
5
9
12
Verzeichniss der verkäuflichen Kupferstiche.
875
i Nr.
; I. 12.
„ 13.
,, 14.
,, 15.
Preis
weiss
in Mark,
chin.
I
JJ
16.
JJ
17.
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18.
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19.
>?
20.
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21.
55
22.
55
23.
55
24.
55
25.
Tizian. Bildniss einer Neuvermählten
Von P. F. Basan gest. (170.)
Derselbe. Biidniss von Tizian's Tochter
Lavinia
Von demselben gest. (171.)
Paolo YerOliese. Anbetung der Könige
Von P. A. Kilian gest. (225.)
Derselbe. Die Familie Cuccina (von Glaube,
Liebe und Hoffnung umgeben, zu den
Füssen der heiligen Jungfrau) .
Von demselben gest. (224.)
Derselbe. Die Kreuztragung
Von J. M. Preissler gest. (227.)
Gr. C. Proeaeeiiü. Die heilige Familie .
Von J. Camerata gest. (043.)
AiHiibale Carraeei. Christus von Engeln
gestützt
Von M. Keyl als Lod. Carraeei gest. (802.)
Derselbe. Mariae Himmelfahrt ....
Von J. Camerata gest. (303.)
Derselbe. Madonna mit Matthäus
Von X. Dupuis gest. (304.)
Derselbe. Der heilige Rochus, Almosen
spendend
Von J. Camerata gest. (305.)
(juido Eeili. Der Auferstandene vor
seiner Mutter
Von J. Tardieu gest. (322.)
Derselbe. Maria auf dem Throne mit
Heiligen
Von P. L. Surugue d. j. gest. (328.)
Derselbe. Der kleine Bacchus ....
Von J. Camerata gest. (327.)
Vaimi. Heilige Familie
3
5
9
12
9
12
9
12
4
G
2
3
5
IT
3
5
Von P. E. Moitte gest.
(91.)
876
Verzeichniss der verkäuflichen Kupferstiche.
Nr.
. 26.
27.
28.
2'9.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
86.
37.
38.
39.
40.
41.
42.
Feti. David mit dem Haupte Goliath's .
Von J. Camerata gest. (415.)
Ribera. Jacob mit Laban's Schafen
Von S. Fokke gest. (689.)
Derselbe. Die Marter des heil. Bartholomäus •
Von M. Pitteri gest. (690.)
Derselbe. Die Marter des heil. Lorenz . '
Von M. Keyl gest. (686.) I
Derselbe. Maria Magdalena i
Von M. Pitteri gest. (683.) !
Derselbe. Diogenes .......'
Von J. DauUe gest. (682.) |
Mattia Preti. Die Befreiung Petri aus |
dem Gefängniss
Von P. Campana gest. (467.) I
Derselbe. Die Marter des heil. Bartholomäus j
Von C. L. Wüst gest. (465.) |
Derselbe. Der Unglaube des Thomas
Von Jos. Canale u. J. Beauvarlet gest. (466.) |
Luca Griordano. Jacob und Rahel am ;
Brunnen
Von Jos. Wagner gest. (491.) 1
Derselbe. Eebecca mit Abraham's Knecht i
Von demselben gest. (488.) |
Derselbe. Lucrezia und Tarquinius . . j
Von P. Tanje gest. (486.) i
Derselbe. Seneca I
Von P. A Veline gest. (487.) '
Derselbe. Ariadne von Bacchus überrascht
Von Fr. Basan gest. (475.)
Derselbe. Herkules und Omphale . . . |
Von Cl. Dutlos gest. (474.) j
Carlo l)oU*i. Der Heiland das Brod segnend
Von Fr. Basan gest. (510.)
Derselbe. Die Tochter der Herodias . . ;
Von P. A. Kilian gest. (508.) |
Preis ir
weiss
6
i Mark,
chin
9
3
5
2
3
3
5
4
6
4
6
3
5
2
3
4
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3
5
4
6
4
6
3
5
3
5
4
6
4
G
Verzeichnis?? der verkäuflichen Kupferstiche.
877
— .......
Preis in Mark.
Nr.
weiss
chin.
I. 43.
Carlo I)i>lei. Die heil. Cäcilie . . .
Von P. A. Kilian gest. (509.)
4
6
*
„ 44.
Carlo Maratti. Die heil. Xaeht . .
Von Cl. Jardinier gest. (486.)
6
9
.. 45.
Derselbe. Maria mit dem Kinde . . .
Von J. Daulle gest. (487.)
3
5
,, 46.
Cigiiaili. Joseph und Potiphar's Weib .
Von P. Tanje gest. (887.)
8
5
,.. 47.
Laiiffotti. Apoll und Marsyas . . .
Von L. Zucchi gest. ^ (668.)
2
8
„ 48.
Rubens. »Quos ego<
Von J. Daulle gest. (966.)
6
9
,,. 49.
Derselbe. Die Alte mit dem Kohlenbecken
Von C. Fr. Boetius gest. (958.)
8
6
*
„ 50.
IL Tit.
Derselbe. Die beiden Söhne des Rubens .
Von J. Daulle gest. (975.)
Zweite Abteilung.
L. de Silvestre. Maria Josepha von
6
9
Oesterreich, als Kurprinzessin . .
6
9
Von J. Daulle gest. (771.)
*
„ 1.
Correg-2:io. Die heil. Xacht ....
Von Surugue d. j. gest. (152.)
6
9
9
Derselbe? Der sogen. Arzt des Correggio
Von P. Tanje gest. (155.)
4
6
. 3.
Pariiiei^i;'iaiiiiio. »La Madonna della
Rosac
8
5
Von J. Ch. Deucher gest. (161.)
,. 4.
Seliiile des Corre^-g:io. Madonna mit
dem knieenden Georg
2
3
Von M. AuberalsGir.Mazzuoli gest. (159.)
*
V 5.
H. Holbeill d. j. Bildniss des Morette
Von.LFolkemaalsL.daVinci gest. (1890.)
6
9
878
Verzeichniss flfr ver käut liehen Kupferstiche.
Nr.
IL 6.
Preis i
weiss
8.
9.
Ciiiia da Coiiegliano. Der Heiland .
Von J. Folkema gest. (61.)
Bosso Dossi. Vision der vier Kirchen-
väter
Von P. A. Kilian gest. (128.)
Tizian. Maria mit dem Kinde und vier
Heiligen
Von J. Folkema gest. (168.)
Paolo Teronese. Die Hochzeit zu Cana
n Mark.
i chin.
6
1 ''
10. '
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11.
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12.
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13.
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15.
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16.
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17.
J?
18.
JJ
19.
J)
20.
Von L. Jacob gest.
(226.)
Derselbe. Bildniss des Daniele Barbaro .
Von J. Houbraken gest. (236.)
Tintoretto. Die Ehebrecherin vor Christo
Von P. A. Kilian gest. (264.)
Crius. Porta, gen. Salviati. Christus
von Engeln beweint
Von P. Tanje gest. (86.)
Franc. Bassano. Vertreibung der Händler
aus dem Tempel
Von P. Chenu und Kilian gest. (277.)
Derselbe. Die Anbetung der Hirten .
Von P. Chenu gest. (278.)
Turelli. Venus und Adonis ....
Von J. Beauvarlet gest. (521.)
Ricci. Christi Himmelfahrt ....
Von J. Punt gest. (548.)
Gfarofalo. Poseidon und Athene . .
Von J, Folkema gest. (132.)
Cani. Procaccini. Der heil Rochus
Pestkranke heilend
Von J. Camerata gest. (645.)
Ann. Carracci. Der Genius des Euhmes
Von C. D. Jardinier gest. (306.)
Onido Roni. Xinus tritt der Semiramis
seine Krone ab
Von J. M. Preissler gest. (540.)
Verzeichniss der verkäuflichen Kupferstiche.
879
Preis in Mark.
Nr.
weiss
chin.
=>:
n. 21.
Albaiii. Amoretten beim Baube Pro-
serpina's
9
12
Von P. Tanje gest. (337.)
., 22.
Griiereiiio. Kephalus an der Leiche der
Prokris
4
6
i
Von L. Lempereur gest. (361.)
. 23.
Derselbe. Venus an der Leiche des Adonis
Von demselben gest. (364.)
4
6
V 24.
Lailfraiieo. Der reuige Petrus . . .
Von J. Daulle gest. (349.)
2
3
„ 25.
Tiarilli. Medoro und Angelica . . .
Von Ant. Kadigues gest. (336.)
3
5
... 26.
Siiii. Caiitariiii. gen. il Pesaro. Joseph
und das Weib Potiphar's ....
2
3
Von J. Camerata gest. (382.)
,, 27.
SearselliiiO. Die heilige Familie mit
Heiligen
2
3
Von Et. Fessard gest. (148.)
*
,, 28.
Caravaggio. Der Falschspieler . . .
Von P. Tanje gest. (408.)
6
9
., 29.
Dom. Feti. Der verlorene Groschen .
Von J. Camerata gest. (4:18.)
2
3
,,. 30.
Derselbe. Der Arbeiter im Weinberge . .
Von demselben gest. (423.)
2
3
... 31.
(f, B. Castiglioiie. Vor der Arche
Noah's
3
5
Von P. Aveline gest. (659.)
,, 32.
Derselbe. Jacob's Heimzug
Von demselben gest. (660.)
3
5
V 33.
B. BiseaiilO. Die Ehebrecherin vor Christo
Von J. Camerata gest. (664.)
3
5
... 34.
Ribera. Die Befreiung Petri . . .
Von M. Pitteri gest. (684.)
2
3
,, 35.
Derselbe. Der heil. Franciscus auf den
Dornen
2
3
Von demselben gest. (685.)
880
Verzeichniss der verkäuflichen Kupferstiche.
Nr.
n. 36.
37.
38.
'39.
40.
41.
42.
43.
44.
45.
46.
47,
48.
49.
50.
Andr. Yaecaro. Christus mit den Er-
lösten der Vorhölle vor seiner Mutter
Von J. Camerata gest. (464.)
Luca (riordano. Loth mit seinen Töchtern
Von J. Beauvarlet gest. (490.)
Derselbe. Susanne mit den beiden Alten .
Von demselben gest. (477.)
Derselbe. Perseus und Phineus
Von demselben gest. (476.)
Derselbe. Der Raub der Sabinerinnen
Von D. Sornique und Gaillard gest. (485.)
Solimeiia. Maria in Wolken über Hei-
ligen ...
Von P. A. Kilian gest. (497.)
Pagani. Magdalena
Von N. Tardieu gest. (648.)
H. Hollbeiii d. j. Die Madonna des
Bürgermeisters Meyer
Von Ch. F. Boetius gest. (1892.)
Rubens. Die Krönung des Helden . .
Von P. Tanje gest. (956.)
Yelazqiiez. Männliches Bildniss.
Rillbens. Weibliches Bildniss . .
Beide als Rubens von F. Zucchi gest.
(698 u. 1004.)
Rubens. Landschaft mit wilden Tieren .
Von J. E. Ridinger gest. . (982.)
Rembrandt. Das Opfer Manoah's . .
Von J. Houbraken gest. (1563.)
Derselbe. Bildniss eines Alten mit einem
Stock
Von P. Tanje gest. (1571.)
Yan l)yek. Der heil. Hieronymus . .
Von N. de Beauvais gest. (1024.)
Berg'heni. Landschaft mit Tieren . .
Von J. Aliamet gest. (1483.)
Preis in
L Mark.
weiss
chia.
2
3
3
5
3
5
3
5
6
9
2
3
6
9
6
9
3
6
4
6
6
9
Verzeirhnias der vorkit nf liehen fC iipfer«ti>he.
881
Nr.
Dritte Abteilung.
HI.Til. Allt. («raff. Köni^ Friodridi August dpr
Gerechte
Von J. F. Bausp gest.
1. Kapliael. 8i\tiiiische Madonnn . . .
I Von C. G. Schulze gest. (9.^.)
„ 2. ! Rouibraildt. (ran.vinod in dcii Fiing-en
des Adlers
! Von demselben gest. (1558.)
,, ^. U, Allt. da PordoiioiKS Fine Dame
in Trauer .........
Von demselben gest. (198.)
„ 4. Uiiido Reiii. »Ecce homo« . . . .
Von demselben gest. (329.)
„ 5. All. Carraeei. Christuskopf . . . .
Von demselben gest. (309.)
„ 0. Viani. Venus mit zwei Amoretten
Von demselben gest. (404.)
„ 7. Ana;. Kailffuiailll. Weihliches Bildniss,
I als Vestalin
Von demselben gest. (2182.)
„ «. Dieselbe. Die verlassene Ariadne . .
Von F. (I. Krüger gest. (2183.)
„ 9. Fc^rd. Bol. Jakob vor Pharao . . .
; Von demselben gest. (1605.)
„ 10. I Kasp. Netscdier. Singende Dame mit
einem Lautenspieler
Von demselben gest. (1347.)
„11. A. Pesue. Die Wahrsagerin. . . .
Von C. F. Stölzel gest. (778.)
„ 12. Ad. van der W«M'if*. Magdalena . .
Von demselben gest. (1817.)
„ 13. RiiImmis. Bildniss einer Frnu mit gc-
llochtenem Haar
Von demselben gest. (970.)
Preis in Mark,
(^hin.
1.^
12
6
20
15
3
0
0
9
3
0
3
5
4
2
4
2
15
G
9
3
0
3
G
56
882
Verzeichniss der verkäuflirliftn Kupferstiche.
Nr.
III. 14.
„ 15.
„ 10.
„ 17.
„ 18.
„ 19.
„ 20.
„ 21.
„ 22.
)j uö.
., 24.
„ 25.
„ 26.
A. R. Mengs. Amor einen Pfeil schleifend
Von J. F. BauRe gest. (177.)
Vor der Schrift ....
Vau l)yck. Bildniss eines Mannes im
Pelz (sogen. R3'ckaert)
Von C. S. Easpe gest. (1035.)
Derselbe. Bildniss eines Feldheirn mit roter
Armbinde
Von demselben gest. (1020.)
Pesiie. Mädchen mit Tauben ....
Von demselben gest. (778.)
(jfuerciilO. ' Die verwundete Dorinda.
Scene aus Guarini's Pastor Fido .
Von C. F. T. Uhlemann gest. (367.)
Treylsani. Maria mit dem Kinde und
Johannes
Von J. G. Schmidt gest. (448)
E. Seemann. Selbstbildniss des Künstlers
Von demselben gest. (1856.)
Bergliem. Fischer am See ... .
Von C. G. Geyser gest. (1482.)
Bietriell. Schäfer und Schäferin . . .
Von C. A. Günther gest. (2114.)
Vor der Schrift
Pll. Wouwermaii. Landschaft mit dem
i'otbedeckten Wagen
Von demselben gest. (1408.)
Adr. V. d.Velde. Viehweide mitder Melkerin
Von H. F. Laurin gest. (1655.)
Schule v<Mi ('. Poeleiiburu^, Figuren
von P. Boilt. Heorden im Flusse
Von .1. G. A. Frenzel gest. (1250.)
(xllido Reili. ('hristuskopf mit der Dornen-
krone
Von Ant. Krüger gest. (323.)
Vor der Schrift
Preis in Maik.
weiss I (hin.
4 ! 6
0
9
4
3
3
3
4
3
6
12
2
3
Vorzcicbiiiss der vorkäiiflichcn K' iipfoist iclio.
888
Nr.
111.27.
„ 28.
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29.
1
30.
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J?
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80.
J>
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J)
88.
» 80.
.lac. KuisdjM'I niul A<lr. v. d. Volde.
Die Jagil
Von C. A. Günther ^'•cst. (141)2.)
Vor d(^r Schrift ....
Italieilisi'lK' Schule, XVI. Jahrh. Maria
mit dem Kinde und Johannes
Von E. G. Krüger als Vincenzo da S. Gi-
niignano gest. (295.)
Vor der Schritt ....
Tizian. Der Zinsgroschen . . . .
Von M. vSteinla gest. ( 1()9.)
A. K. Meilii's. Selbstbildniss des Künstlers
Von L. Grüner gest. (166.)
Vor der Schrift ....
Staii/i<Mii. Die Naturkunde. Allegorie .
Von J. Canale als Domen ich ino gest. (468.)
Kihera. Ein Gelehrter
Von demselben gest. (692.)
Albani. Vertreibung aus dem Paradiese
Von demselben gest. (842.)
Jat'. van f^OO. Paris und Oenone . .
Von demselben gest. (1599.)
A. V. d. ^Vcrff*. Maria mit dem Jesus-
knaben und Johannes
Von J. Canale gest. (1819.)
Anji'. Kauffiuann. Weibliches Bildniss,
als Sibylle
Von demselben gest. (2181.)
Kllbens. Das Urteil des Paris . . .
Von P. E. Moitte gest. (977.)
Tizian. Bildniss eines Jungen Mädchens
mit einer Vase
Von Syl. Pomarede gest. fl78.)
Ruisdael. Der Kirchhof
Von L. Friedrich gest. (1502.)
Vor der Schrift ....
rieis in Mark
weiss Chili.
9
12
15
8
6
9
9
12
8
8
2
12
19
56*
881
VorzcicliiHHS der verkäuflichen Kupferistichc.
Preis in Mark.
Nr.
weiss
chiii.
III.40.
liiiisdael. Das Kloster
Von C. Krüger gest. (1494.)
Vor der Schrift ....
9
15
12
„ 41.
Volaztiuez. Männliches Bildniss
Von E. Mohn gest. (697.)
Vor de) Schrift ....
9
15
12
. 42.
Murillo. Der heil. Kodriguez . . .
Von Th. Langer gest. (704.)
Vor der Schrift ....
12
19
15
*
„ 4:^.
S. KoiliiU'k. Der Eremit ....
Von G. Planer gest. (1589.)
9
12
„ 44.
Palma Yeccllio. Die drei Schwestern
Von A. Semmler gest. (189.)
Vor der Schrift ....
12
19
15
*
„ 45.
„ 4(3.
Derselbe. Jacob und Rahel
Von Th. Langer als Giorgione gest. (192.)
Vor der Schrift ....
Schule Leonardo da Yinei's. Die
12
19
15
Tochter der Herodias
12
12
Von C. R. Petzsch gest. (292.)
Vor der Schrift ....
15
*
., 47.
» 48.
Dürer. Christus am Kreuz ....
Von Th. Langer gest. (1870.)
Fraiieescllilli. Die büssende Magda-
6
7
lena
12
15
Von E. Büchel gest. (389.)
Vor der Schrift ....
18
,, 49.
Ribera. Der heil. Andreas . .
Von P. Campana gest. (688.)
6
9
„ 50.
No^ari. Der Sparsame. — Die Alte mit
dem Kohlenbecken
8
12
Von J. C. Gudeborn gest. (591. 592.)
Verzeiihniss der verkäuflichen Kupferstiche. 885
TL Das neue Galeriewerk
unter dem Titel:
Kupferstiche nach Werken neuerer Meister in der Königlichen
Gemäldegalerie lu Dresden.
In Gemeinschalt mit deui Kpl. Ministerium des Innern herausgegeben.
Mit biographischem Text von IV. Rossmailll und W. v. Seidlitz.
(Im Commissionsverlag von A. Gutbier.)
Begonnen 1881. Beendet 1886.
Vier Lieferungen zu je H Blatt in Gross-Folio.
Preis des ganzen Werkes: ^'^'' "^ ^^^^^
weiss ebin .
mit Schrift 120 160
vor der Schrift 240 320
Künsterdrucke 480
Preise der einzelnen Abteilungen:
Lieferung 1 mit Schrift 30 40
vor der Schrift 60 80
Künstlerdrucke 120
„ II mit Schrift 25 35
vor der Schrift 50 70
Künstlerdrucke 100
„ III mit Schrift 30 40
vor der Schrift 60 80
Künstlerdrucke 120
„ IV mit Schrift 40 50
vor der Schrift 80 100
Künstlerdrucke 150
Erste Lieferung.
1. A. Calame. Der Waldstrom . : . . (Kat.-N. 2388) 12 15
Von L. Friedrich gest. Vor der Schrift ... 24 30
Künstlerdruckc .... 45
886 Vcrzciclinih.s clor verkauf lichoii Kupferstiche.
l'reis \u
woiss
2. F. Painvcls, Im Hobpifcil (2271.) 12
Von Th. Liingor ^^csi. Vor der Schrilt ... 24
Künstlerdruckc ....
3. 0. A. Kunlz. Ein Oruss aus der Welt . . (2::;U4.J 12
Von E. ßtichel c-est.
Vor der Schrift
Künstlcrdrucke .
24
Zweite Lieferung.
4. Fi. Richter. Ucberlahrt beim Schrcckcnstein . (2220.) 10
Von H. Bürkner gest. Vor der Schrift . . . .20
Künstlerdrucke ....
5. P. Kiessliii«'. Mignon (2227.) 10
Von F. Seifert gest. Vor der Schrift .... 20
Künstlerdrucke ....
6. E. Kiirzbauer. Die Verleumdung .... (2223.) 12
Von Th. Langer gest. Vor der Schrift .... 24
Künstlerdrucke ....
Dritte Lieferung.
7. R. Jordan. Rettung aus dem Schiffbruch . . (2296.) 12
Von L. Friedrich gest. Vor der Schrift .... 24
Künstlerdrucke . .
8. H. Ochmiclieii. Der Steuerzahltag .... (23
Von C. K. Petzsch gest. Vor der Schrift .
8.) 10
. 20
Künstlordrucke . .
9. F. DeflTg'g'er. Der Abschied von der Sennerin. (2328.) 12
Von H. Bürkner gest. Vor der Schrift .... 24
Künstlerdruckc . .
Vierte Lieferung.
10. A. F(MlcrUaell. Madonna (23(52.) 18
Von F. Büchel gest. Vor der Schrift . , . . 3(j
Künstlerdruckc ....
11. 11. Hofuiailll. Die Fhcbrccherin vor Christo . .(2254.) 18
Von F. Mohn gest. Vor der Schrift .... 30
. Künstlerdrucke ....
12. 0. (leUler. Zwei Wilderer (2334.) 10
Von C. K. Petzsch gest. Vor der Schrift .... 20
Künstlerdruckc ....
Mark
(■hin.
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40
60
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36
Verzeirlniiss der verkii uflirhon Kupferstiche. 887
IIL Einzelne Blätter.
(Zum Teil in fiemeinschaft mit dem Kgi. Ministerium des Innern
lierausgegeben.) ''^'«^f ^" ';"!>'^
'^ " weiss chin.
m. H. Vautier. Die Tanzpause (231P>.)15 18
\'on H. Biirkner gest. Vor der Schrift .... 40
Künstlerdrucke .... 00
14. Caiialetto. Das Innere des Zwingers . . . (029.) 10 12
Von L. Schulz gest. V(»r der Schrift .... 25
Künstlerdrucke .... 40
15. ii. A. Kiilltz. Betende Pilgerin ..... (2300.) 2 3
Von H. Bürkner gest. Vor der Schrift .... 4 5
Künstlerdrucke .... 0
10. Mailte^'lia. Heilige Familie (51.) 12 15
Von Th. Langer gest. Vor der Schrift .... 24 30
Künstlerdrucke .... 45
17. Caiialetto. Ansicht der Ruinen der Pirnaischen Vorstadt 0
Von ihm selbst radirt.
18. Derselbe. Ansicht des Sonnensteins über Pirna . (020.) 4
Desgleichen.
1 9. Derselbe. Ansicht von Pirna mit dem Oberthor . (024.) 4
Desgleichen.
20. C'orradilli , Bildhauer. Die Kentaurengruppen aus dem
KOnigl. Grossen Garten. Zwei Blätter, zusammen 4
Von Gh. Ph. Linderaann gest.
21. Derselbe. Die Zeit enthüllt die Wahrheit 2 4
Von demselben gest.
22. Balestra. Die Zeit entführt die Schönheit .... 2 4
Von G. M. Preisler gest.
23. Cirspi. Das Sacrament der Priesterweihe . . . (393.) 2
Von L. Zucchi gest.
ö'
Ferner in Vorbereitung (1887):
24. Metsu. (1732.) Im Wirtshaiise. Stich von K. Mohn.
25. J. V. Kyok. (799.) Madonna Stich von E. Bürkner.
20. Hofiiiailll. (2255.) Christus im Tempel. Stich von FA. Büchel.
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l>nicl( von Wilhelm Iloffinann in Dipsden.
NACHTRAG
ZUM KATALOG DER
KÖNIGL. GEMÄLDEGALERIE
zu
DRESDEN.
KURZES VERZEICHNIS
DER
1887—1891
NEU EEWORBENEN GEMÄLDE
VOM DlRECTOR KARL WOERMANN.
HERAUSGEGEBEN VOM DER GENERALDIRECTION DER KÖNIGLICHEN
SAMMLUNGEN FÜR KUNST UND WISSENSCHAFT.
DRESDEN
DRUCK VON WILHELM HOFFMANN
1891
Vorbemerkung.
Uen Besuchern der Dresdener Galerie wird es erwünscht
sein, ausserdem Verzeichnis der 1887 — 1891 neu erwor-
benen Gemälde, auch eine Übersicht über die inzwischen
nutwendig gewordenen Umhängungen zu erhalten. Eine
solche Übersicht sei hier in wenig Worten gegeben.
Hinzugekommen sind die Ende 1890 neu eröffneten,
ehemals den Gipsabgüssen eingeräumt gewesenen Säle
der östlichen Hälfte des Erdgeschosses des Hauptbaues.
Diesen neuen, mit besonderem, der Haupteingangs-
thür an der Durchfahrt gegenüber liegendem Eingang
versehenen Räumen (52 — 69) sind sämmtliche Gemälde
des achtzehnten Jahrhunderts überwiesen worden, die
nunmehr in ihnen eine abgeschlossene Abteilung für sich
bilden.
4 Vorbemerkung.
Im ersten Hauptstockwerk sind Yeränderungen nur
vorgenommen worden, soweit sie durch die Entfernung
der Gemälde des achtzehnten Jahrhunderts bedingt wurden.
Auch aus dem zweiten Stockwerke sind alle Gemälde
des achtzehnten Jahrhunderts, ausserdem aber auch, aus
den Sälen 32 — 36, die schwächeren Bilder der früheren
Italiener entfernt worden. Das ganze zwdte Stockwerk
ist nunmehr ausschliesslich den Gemälden des neunzehn-
ten Jahrhunderts vorbehalten.
Die alten Erdgeschossräume 39 — 43 haben ebenfalls
alle Gemälde des achtzehnten Jahrhunderts, einschliesslich
der Pastelle und Miniaturen , an die neuen Räume 52 bis
69 abgegeben und dafür die schwächeren Italiener aus
dem zweiten Stockwerke aufgenommene
Erster Hauptteil.
Die alten (jemälde, bis zum Ende des achtzehnten
Jahrhunderts.
Die Zahlen und Buchstaben neben den Bildern beziehen sich, da die letzteren noch nicht
nammerirt werden können, nur auf die Räume und Wände, an denen sie hängen.
I. Holländische Schule.
Croos, Anthony. Geboren 1606 oder 1607. Im Haag
nachweisbar 1634—1662.
Flusslandschaft. Bezeichnet: Ä. v. Croos. 8 C
Holz; h. 0,22'/,; br. 0,35«/».
II. Englische Schule.
Reynolds, Sir Joshua. Geboren zu Plymton 1723; ge-
storben zu London 1792,
Männliches Bildnis. Um 1759 gemalt. 58 a
Leinwand ; h. 1,11 ; br. 0,80.
6 111. Deutsche Schule.
III. Deutsche Schule.
GrafF, Anton. Geboren zu Winterthur 1736; gestorben
zu Dresden 1813.
55 C Brustbild des Leipziger Professors E. Platner (1744 — 1818).
Leinwand; h. 0,62*/»; br, 6,52. — Geschenk des Herrn Heinrich Seidel in
Striesen.
Tischbein, Johann Friedrich August. Geboren 1750 zu
Mastricht; gestorben 1812 zu Heidelberg. Leipziger
Akademiedirector.
68 a Brustbild der Frau Christiane Caroline Friederike Mesmer.
Bezeichnet: Tischbein p. 1804.
Leinwand; h. 0,69'/»; br. 0,54. — Vermächtnis der Frau Land, geb. Mesmer.
Zweiter Hauptteil.
Die neueren Geniälde, seit dem Anfang des neun-
zehnten Jahrhunderts.
Deutsche Schule.
Die Meister sind in alphabetischer Reihenfolge verzeichnet.
Bantzer, Carl L. N. Geboren zu Ziegenhain in Kurhessen
1857; lebt in Dresden.
Wallfahrer an einem wunderthätigen Grabe. Bezeichnet; 33 a
1888.
Leinwand: h. 1,.55V, : hr. 2.30.
BÖCklin, Arnold. Geboren zu Basel 1S27; lebt in Zürich.
Frühlingsreigen. Ein Stück griechisch-anthropomorphischer 26 a
Naturpoesie. Bezeichnet. 1869 gemalt.
Leinwand; h. 2,26; br. 1,37.
Bracht, Eugen. Geboren zu Morges 1842; lebt in Berlin.
Herbsttag an der englischen Südküste. Bezeichnet. 27 C
Leinwand: h. 1,20'/,: br. 2,01.
Darnaut, Hugo. Geboren in Anhalt-Dessau 1851; lebt
in Wien.
Waldinneres. Bezeichnet. 1888. 26 d
Lindenholz; h. 0,5.5«/,: br. 0,40.
8 Deutsche Schule.
Dreber, Heinrich Franz-. Geboren zu Dresden 1822,
gestorben zu Rom 1875.
22 b Landschaft mit altem Sänger und lauschendem Hirtenvolk.
Bezeichnet. 1858.
Leinwand; h. 1,64: br. 2,49.
Dücker, Eugen. Geboren bei Kiga 1841, lebt in Düs-
seldorf.
36 d Sonnenaufgang auf Rügen. Bezeichnet. 1887.
Leinwand: h. 0,84; br. 1,33.
Feddersen, Hans Peter. Geboren in Schleswig-Holstein
1848; lebt in Kleister-Koog ebenda.
35 d Nordfriesische Landschaft. Bezeichnet. 1884.
Leinwand; h. 0,67; br. 1,02.
Fellmann, Aloys. Geboren zu Oberkirch, Schweiz, 1855:
lebt in Düsseldorf,
33 C Das Gelübde eines Benediktinermönches. Seine Aufnahme in
den Orden. Bezeichnet.
Leinwand; h. 1,86; br. 2,62.
Friese, Richard. Geboren zu Gumbinnen 1854; lebt in
Berlin.
37 d Die Wüstenräuber. Bezeichnet. 1884.
Leinwand; h. 1,91; br. 2,95.
Grützner, Eduard. Geboren zu Gross-Karlowitz in Schle-
sien 1846; lebt in München.
33 d In der Klosterbibliothek. Bezeichnet. 1888.
Mahagoniholz: h. 0,76; br. 0,63.
Kröner, Joh. Christ. Geboren zu Rinteln 1838; lebt in
Düsseldorf.
35 C Herbstlandschaft mit Hochwild. Bezeichnet. 1887.
Leinwand: h. 0,80; br. 1,05.
Kowalski, Alfred von Wierusz-, Geboren zu Suwalki
in Polen 1849; lebt in München.
25 a Kurze Rast im Schnee. Bezeichnet.
Buchenholz; h. 0,31; br. 0,20.
Deutsche Schule. 9
Lenbach, Franz von. Geboren zu Markt Schrobenhtausen
1836; lebt in München.
Bildnis des italienischen Ministers und Kunstschriftstellers 36 a
Marco Minghetti. Bezeichnet. 1885.
Loinwand; h. 1,18; br. 0,93Vi-
Makart, Hans. Geboren zu Salzburg 1840; gestorben zu
Wien 1884.
Der Sommer. 38 b
Leinwand ; h. 3,71; br. G,31.
Max, Gabriel. Geboren zu Prag 1840; lebt in München.
Ein Vaterunser. Bezeichnet. 1887. 25 d
I^inwand ; h. 1,.56 ; br. 1,09.
Munkacsy, Michael. Geboren zu Munkacs in Ungarn 1846 ;
lebt in Paris; ausgebildet in Düsseldorf und München.
Christus am Kreuze mit den Seinen. Bezeichnet. 28 b
Leinwand: h. 4,00; br. 2,21»/».
Normann, Adelsteen. Geboren zu Bodo 1848; lebt in
Berlin.
Rafssund am Närofjord in Norwegen. Bezeichnet. 37 b
Leinwand: h. 2,14'/,; br. 3,21.
Putz, Ludwig. Geboren zu Wien 1866; lebt in München.
Eroberung einer französischen Batterie durch thüringische 36 C
Infanterie in der Schlacht bei Sedan. Bezeichnet. 1888.
Leinwand; h. 0,73 ; 0,99.
Schenker, Jacques Matthias. Geboren zu Luzern 1854;
lebt in Dresden.
Frühlingslandschaft. Bezeichnet. 1889. 35 d
Leinwand; h. 0,64*/,; br. 1,00.
Schönherr, Karl Gottl. Geboren zu Lengefeld 1824;
lebt in Dresden.
Die Legende von Petrus Forschegrund (dem Mönche, der 32 d
ohne es zu merken, 1000 Jahre dem Gesänge eines Vög-
leins gelauscht). Bezeichnet.
Leinwand (Temperafarben); h. 0,967»; br- 0,55.
Dritter Hauptteil.
Pastelle und Miniaturen.
I. Pastelle.
CaflTe, Daniel. Geboren zu Küstrin 1750; gestorben za
Dresden 1815.
52 C Männliches Bildnis. Halbfigur in halber Lebensgrösse.
Pergament; h. 0,75; br. 0,57. — Vermiichtnis des Rentners Fr. Aug. Dümbte.
Wauters, Emile. Geboren zu Brüssel 1846: lebt in Paris.
52 C Selbstbildnis. Halbßgur in halber Lebensgrösse.
Papier auf Leinen ; h. 0,50Vi ; br. 0,38.
II. Miniaturen.
Fiorino, Jerem. Alex. Geboren zu Cassel 1793; gestorben
zu Dresden 1847.
52 d König Anton von Sachsen in roter Uniform. Bezeichnet.
Fach D Hochoval; h. 0,044; br. 0,032.
52 d König Anton von Sachsen in weisser Uniform. Bezeichnet.
Fach D Hochoval; h. 0,053; br. 0,032.
II. M i ni at ureii. 11
Grahl, August. Geboren in Mecklenburg 1791; gestorben
zu Dresden 1SG8.
Die naohfolgeiulen sieben Miniaturbildnisse sind ein Geschenk der Wittwe des
Künstlors, der Frau Elisabeth Grahl in Dresden.
Bildnis des Tonsetzers Sigismund Neukomm. Bezeichnet. 1826. 52 d
Ellenbein; h. (M45: br. 0,115. ^^^^^ ^
Bildnis des Bildhauers Bertel Thorvaldsen. Bezeichnet. 1830. 52 d
Elfenbein; h. 0,2G0; br. 0,195. Fach A
Bildnis der Kronprinzessin (nachmaligen Königin) Elisabeth 52 d
von Preussen. 1831 gemalt. ^^''^^ ^
Elfenbein: h. 0,190: br. 0,145.
Bildnis der Kaiserin von Russland (Gemahlin Nikolaus I.). 52 d
Elfenbein: h. 0,040: br. 0,040; rund. ^ ^'ach A
Bildnis der Mrs. Waddington. 1831 gemalt. 52 d
Elfenbein: h. 0,155: br. 0,140. Fach A
Bildnis des Dr. Motherby in Königsberg. 1832 gemalt. 52 d
Elfenbein; h. 0,150; br. 0,110. Fach A
Bildnis der Gräfin Potozka. 183G gemalt. 52 d
Elfenbein: h. 0,190; br. 0,145. Fach A
Retzsch, Moritz. Geboren in Dresden 1779; gestorben
zu Hoflössnitz bei Dresden 1857.
Bildnis der Frau Ad. Güntz. 52 d
Elfenbein; h. 0.165: br. 0,155. — (Jeschenk des Herrn Stabsarztes Dr. J. E. Güntz Fach A
in Dresden.
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